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F. C. Keller,

Verfasser der Monographien „Die Gemse“, „Der Bartgeier“ etc.

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Herausgegeben vom naturhistorischen Landesmuseum von Kärnten.

Klagenfurt.

Druck von Ferd. v. Kleinmayr.

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Sr. Excellenz

dem hochwohlgeborenen Herrn

Feranz Fereiherr v. Sehimidt - 7 abiero@,

k. k. Landespräsidenf in Kärnten,

Sr. k. u AR. Apost. Majestät wirklicher geheimer Rath, Ritter des Ordens der Eisernen Krone II. Classe, Ritter des grossherz. badischen Ordens des Zähringer Löwen, Resifzer der Giroler

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Landesvertheidigungs- Medaille vom Jahre 1848 mit der Kriegsmedaille,

Ehrenbürger der Ar emeinden

Köfschach, Hermagor, Rattendorf, Ferlach und Pörfschach a. 8. MO 1. 5. ER,

Ehrenmitglied des naturhistorischen Landesmuseum von Kärnten,

dem weisen und hochherzigen Förderer aller nlernehmungen zum Wohle des Landes

in Dankbarkeit und Verehrung gewidmet

vom Oerfasser.

INHALT.

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I. Allgemeine Bemerkungen .

II. Specieller Theil. Verzeichniss ee Br er in senden

beobachteten Vögel I. Ordnung. Rapaces, Baubrösch

I. II. IV;

V; VI.

v2. VI. IX.

XII. XIV. XV. XVI. Nachtrag

Fissirostres, Spaltschnäbler Insessores, Sitzfüssler Coraces Krähenartige Vögel Scansores. Klettervögel . Captores. Fänger

Cantores. Sänger Crassirostres, Dioksehnbler Columbae. Tauben . Rasores. Scharrvögel . Grallae. Stelzvögel .

Grallatores. Reiherartige Vögel

Scolopaces. Schnepfenvögel Anseres. Gänseartige Vögel . Colymbidae. Taucher Laridae. Mövenartige Vögel

III. Die ornithologisehe Eileratus Kärmntens IV. Alphabetisches Register

Seite

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21 21 49 54 58 68 75 90 134 168 173 196 207 234 257 289 299 310 314 318

I.

Allgemeine Bemerkungen.

Das Herzogthum Kärnten erfreut sich zwar keiner hervor- ragend grossen Flächenausdehnung, da es nur 10.373°32 Quadrat- Kilometer umfasst, bleibt aber trotzdem ein herrliches Fleckchen Erde, welches nicht bloss seiner hohen landschaftlichen Schön- heiten wegen Beachtung verdient, sondern auch in faunistischer, speciell ornithologischer Beziehung besser gewürdigt werden darf, als dies bis jetzt vielseits der Fall gewesen ist. Zwar zählt Kärnten selbst unter seinen Bewohnern eine grosse Anzahl von Vogelfreunden, aber die wenigsten davon haben Zeit und Musse genug, das Stadium der heimischen Vogelwelt systematisch und umfassend zu betreiben. Dies geht am deut- lichsten aus den kleinen Vogelsammlungen hervor, welche sich zerstreut bei einzelnen Vogelfreunden vorfinden und zumeist nur Repräsentanten jener Classen und Ordnungen enthalten, welche in Folge localer Verhältnisse am leichtesten zu er- halten waren oder sich zu besonders hübschen Schaustücken eigneten. Dem entsprechend sind in den Privatsammlungen am meisten die Hühnerarten und Raubvögel vertreten, letztere ganz besonders bei Jagdinhabern und -Pächtern, die sich eine pflegliche Behandlung ihrer Reviere angelegen sein liessen, daher stets auf die Decimirung von Raubvögeln bedacht waren, gleichviel, ob jetzt dieselben als Standvögel hausten oder ob sie als flüchtige Durchzügler bemerkt wurden. So inter- essiren sich viele Vogelfreunde schliesslich nur für das Zunächst- liegende, ceultiviren nur einen speciellen Zweig mit besonderer Vorliebe, entschliessen sich aber nicht dazu, ihre gemachten Erfahrungen und Beobachtungen zu veröffentlichen. Daraus

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erklärt sich einerseits die noch viel zu wenig verbreitete allgemeine Kenntniss der in Kärnten vorkommenden Vogel- arten, andererseits die verhältnissmässig nicht reiche Literatur, welche dem angehenden Forscher zur Verfügung steht und ihm Behelfe in seinem Bestreben bieten soll. Was hievon vorhanden ist, datirt zumeist aus neuerer und neuester Zeit, wie aus dem später folgenden Literatur- Verzeichnisse er- sichtlich wird.

Das erste Verzeichniss der in Kärnten vorkommenden Vogelarten hat der um die heimische Ornithologie hoch- verdiente Leopold v. Hueber im „Jahrbuche des natur- historischen Landesmuseums, Heft IV, 1859* veröffentlicht. Obwohl dasselbe nicht vollständig genannt werden kann, enthält es doch schon 235 Arten, Zeugniss genug, dass der Ver- fasser durch Jahre hindurch fleissig beobachtet haben muss. Zu diesem Verzeichnisse verfasste Dr. Ignaz Tomascheck einen Index mit Bezugnahme auf die Abbildungen in J. Naumann’s Naturgeschichte der Vögel Deutschlands. Von da an beginnt aber eine längere Periode, in welcher sich die ornithologische Wissenschaft sehr zurückgezogen haben musste, da die vor- handene Literatur so lange nichts mehr zu erzählen weiss. Tauchte irgendwo etwas auf, so waren es vereinzelte Nach- richten über die Erlegung des einen oder anderen auffallenden Vogels und selbst diese wenigen Notizen erschienen zerstreut in den Blättern des In- und Auslandes, theils in Tagesblättern, theils in Jagdzeitungen oder naturwissenschaftlichen Journalen, wodurch dem einzelnen Sammler seine Arbeit eben nicht er- leichtert wurde, da nicht jeder Freund unserer Vogelwelt die sanze ornithologische Literatur im Auge behalten und ver- folgen kann. Da ein älteres Verzeichniss über die ornithologische Literatur Kärntens meines Wissens nicht existirt, mögen manche Notizen auch ganz verloren gegangen sein und wir können uns nur an das nachweisbar noch Vorhandene in wenigen Fällen anklammern. Bezüglich der Nachrichten über die heimische Vogelwelt ist es in neuester Zeit etwas besser geworden, seit in der illustrirten Jagdzeitung „Waidmanns Heil“ seit 1881 im Lande selbst ein Centrum für solche Mittheilungen geschaffen wurde, worin jede Erscheinung auf diesem Gebiete gerne notirt wird. Mit Hilfe dieser Zeitschrift ist es mir gelungen, manchen interessanten Fall der Vergessenheit zu entreissen, durch den Hinweis auf besondere Erscheinungen specielle Beobachtungen anzuregen und die früher vorhandene Scheu gegen öffentliche Mittheilungen etwas zu bannen. Zu- gleich bin ich dadurch manchen Vogelfreunden und Kennern persönlich näher getreten und konnte als Resultat hievon manche wichtige Notiz meinen Beobachtungen einverleiben,

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erhielt auch manches seltene Stück, welches sonst verloren gegangen wäre.

Als im Anfange dieses Decenniums unter dem Protec- torate des leider allzufrüh dahingeschiedenen Kronprinzen Erzherzog Rudolf ornithologische Beobachtungsstationen ge- sründet und die Berichte derselben in den „Jahresberichten“ seit 1882 in der „Ornis, Internationale Zeitschrift für die gesammte Ornithologie*, I. Jahrg. 1885 veröffentlicht wurden, gelangten wieder manche Beobachtungen zur Aufzeichnung. Hieran betheiligten sich besonders die Herren Grafen Hieronymus und Josef Platz, Herr k. k. Landesschulinspector Dr. Josef (sobanz und ich, seit 1886 Herr Thierpräparator Anton Zifferer. Werthvolle Beiträge lieferten mir ferner meine geschätzten Freunde, Herr Carl Praitschopf in Maria Saal und Herr Verwalter Josef Hey auf Sonnegg.

Auf Grund der vorhandenen Literatur, der mir gewordenen Mittheilungen und zahlreicher Reisen nach verschiedenen Theilen des Landes konnte ich nach fünfzehnjähriger Arbeit darangehen, das gesammelte Materiale zu sichten und ein umfassenderes Verzeichniss zusammenzustellen. Ich bin weit entfernt, behaupten zu wollen, dass es nun ein zuverlässig vollständiges sei und kann nur sagen, dass ich nach dem Stande der heutigen Wissenschaft nach besten Kräften bestrebt war, das Verzeichniss so vollständig als möglich zu gestalten. Die gemachten Angaben beruhen entweder auf unbedingt verlässlichen Mittheilungen oder auf eigenen Beobachtungen, die ich durch fünfzehn Jahre hindurch in verschiedenen Theilen Kärntens sorgfältig sammelte; nicht ganz sichere Beobachtungen oder nicht durchaus verlässliche Angaben Anderer habe ich dabei unberücksichtigt gelassen, weil hier nur richtige Daten einen Werth haben.

Leopold v. Hueber hat in seinem mehrgenannten „Verzeichnisse der Vögel Kärntens“ den Wunsch ausgesprochen:

„Eine ausführliche Beschreibung der Vögel Kärntens und ihrer Lebensweise, welche der Jugend und angehenden Jüngern der Ornithologie zur Belehrung und als Leitfaden bei ihren wissenschaftlichen Wanderungen dienen soll, möge ein künftiges Jahrbuch in seinem Raume aufnehmen.“

Dieser fromme Wunsch ist bisher unberücksichtigt ge- blieben und auch ich konnte mich nicht dazu entschliessen, demselben in seinem ganzen Umfange gerecht zu werden. So habe ich von der gewünschten ausführlichen Beschreibung gänzlich Umgang genommen, weil durch Aufnahme einer solchen die Arbeit um ein sehr Bedeutendes angeschwollen wäre und doch schliesslich nicht mehr den Werth haben würde, den sie vor vierzig Jahren gehabt hätte, weil uns gegenwärtig

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weit mehr als damals Werke zu (Gebote stehen, welche genaue Beschreibungen enthalten, somit das sichere Erkennen eines erlegten oder gefangenen Vogels leicht ermöglichen. Die Werke von Brehm, der Gebrüder Carl und Adolf Müller und noch manche Andere befinden sich heute doch in den Händen eines jeden Vogelfreundes und enthalten be- züglich der Beschreibung doch das Nothwendige, wenn sie auch nicht mit der classischen Genauigkeit eines Naumann oder Fritsch in Wort und Bild durchgeführt sind. Dagegen bin ich mehr der Lebensweise unserer Vögel näher getreten. Es ist eine bekannte Thatsache, dass die meisten Vögel ihre Lebensweise einem bestimmten Wohngebiete anbequemen, sich den gegebenen Verhältnissen bis zu einem gewissen Grade accommodiren, ihre Eigenthümlichkeiten mithin vielfach modi- ficiren nach den Terrainverschiedenheiten des Aufenthalts- sebietes, nach der gebotenen Nahrung und vor Allem im Hin- blicke auf die individuelle Sicherheit, welche ein ganz be- sonders ausschlaggebendes Moment im Leben der Vögel überhaupt bildet. Es gibt wohl einzelne allgemeine Normen, an welche sich mehr oder minder streng jeder Vogel seiner Gattung hält, weil sie in seiner individuellen Veranlagung und Constitution begründet sind, im Uebrigen aber weichen die localen Lebensgewohnheiten oft so ab, dass man aus den- selben einen Vogel kaum mehr zu erkennen vermöchte. Wer z. B. den Bartgeier in den Schweizer Alpen kennen gelernt hat, wo er fast ausschliesslich nur lebende Thiere schlägt und verzehrt, der wird kaum glauben, den nämlichen stolzen Riesen der Lüfte vor sich zu haben, wenn er ihn in Rumänien oder anderen südlichen Gegenden auf einem übel duftenden Aase antrifft. Nicht weniger wird man staunen, wenn man andere grosse Geier, welche in ihren südlichen und östlichen Aufenthaltsgebieten ausnahmslos auf Bäumen horsten, als verschlagene Paare in den Alpen findet und bemerkt, wie sie ihren Horst einem unzugänglichen Felsen anvertrauen. Der Kuttengeier Rumäniens und Siebenbürgens ist in Bezug auf seine Lebensgewohnheiten ein ganz anderer als jener, den ich in den Pyrenäen, namentlich in den noch wenig betretenen Gebieten des Maladettastockes zu beobachten Gelegenheit hatte. Bei dem allgemein bekannten Birkhahn behauptet seiner grossen Scheuheit wegen das Volk, dass er auf jeder Feder ein Auge habe und deutet damit hinlänglich die Schwierigkeit an, einem solchen Vogel zu nahen. In den Ur- wäldern des Karpathengebietes, besonders aber in den Pansker- Sümpfen im westlichen Russland, habe ich denselben zu wiederholten Malen unter der denkbar schlechtesten Deckung angepürscht und von seinem luftigen Sitze heruntergeholt.

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In den Sümpfen der unteren Theiss, Donau, Drau und Save habe ich manchen Schwimm- oder Sumpfvogel mit Leichtigkeit vor’s Rohr gebracht, mit dem ich in unseren kärntischen Ge- bieten ein schweres Stück Arbeit hatte. Die Stockente, welche auf unseren Flüssen und Sümpfen dem Jäger das Erlegen oft schwer genug macht, kann in den westrussischen Sümpfen von jedem ungeübten Laien ohne Mühe übertölpelt werden.

Solche und ähnliche Beispiele liessen sich noch zu hunderten anführen. Ich begnüge mich jedoch mit den wenigen, weil diese es schon hinreichend rechtfertigen, dass ich der Lebensweise mehr Beachtung geschenkt und auch das Auf- enthaltsgebiet bei manchen Arten besonders berücksichtigt habe. Das Aufenthaltsgebiet zu kennen, ist namentlich für den angehenden Forscher ungemein wichtig, nicht nur weil aus demselben so mannigfach verschiedene Lebensäusserungen resultiren, sondern auch darum, weil dieses es in sehr vielen Fällen sehr wesentlich erleichtert, einen bestimmten Vogel aufsuchen und auch sicher finden zu können. Es gibt fast in jeder grösseren Localität gewisse Punkte, an denen man bei den Zugszeiten im Frühjahre und im Herbste den einen oder anderen Vogel nahezu ganz bestimmt finden, bei einiger Uebung sogar förmlich erwarten kann, während man ihn an anderen Oertlichkeiten nie zu Gesicht bekäme.

Ferner gibt es in Kärnten entsprechend der Verschieden- heit der territorialen Verhältnisse Lagen, in denen sich eine bestimmte Vogelart als Standvogel etablirt hat, während die- selbe Art in einer anderen Gegend schon wieder als Strich- vogel auftritt. Mehrere Arten, welche z. B. in den milderen Lagen Unterkärntens ruhig und regelmässig überwintern, werden in den rauheren Thälern Oberkärntens ausnahmslos nur im Sommer angetroffen, so dass man sie dort schon als förmliche Zugvögel betrachtet, wenn man sie eben nur von dieser einen Gegend aus kennt.

Solche und ähnliche Eigenthümlichkeiten der Vögel in einem bestimmten Wohngebiete zu kennen, ist für jeden Vogelfreund von Interesse, für jeden angehenden Beobachter von grosser Wichtigkeit. In den meisten Naturgeschichten ist das Leben der Vogelarten nur in allgemeinen, charakteri- stischen Umrissen gezeichnet, den localen Eigenthümlichkeiten konnte meist im Hinblicke auf den verfügbaren Raum kein Platz angewiesen werden oder es waren auch manche locale (sewohnheiten bisher noch zu wenig bekannt und gewürdigt, um Aufnahme zu finden. Erst in neuerer Zeit hat man über- haupt den in verschiedenen Localitäten begründeten Ver- schiedenheiten eine gebührende Aufmerksamkeit geschenkt und damit ein bisher vernachlässigtes, hochinteressantes

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Capitel der Naturgeschichte in den Vordergrund gerückt. Mancher junge Beobachter wird nicht selten an seiner Natur- geschichte irre, wenn er in derselben Eigenthümlichkeiten des einen oder anderen Vogels verzeichnet findet, welche er in seiner Gegend nicht zu beobachten Gelegenheit hatte und beginnt an dem früher wie heilig gehaltenen Autor zu zweifeln. Wenn auch solche Zweifel zumeist nur zu noch eifrigerem eigenen Nachforschen anspornen, so gibt es doch auch Fälle, wo die Wirkung eine negative ist und das Interesse verloren geht, was darum schade ist, weil gerade die Erforschung der localen Eigenthümlichkeiten nebst ihrem ursächlichen Zusammenhange ein erhöhtes Vergnügen und ein lebhaftes Interesse für den Forscher gewährt. Angesichts dessen dürfte es also gerechtfertigt erscheinen, wenn ich diesem Punkte mehr Aufmerksamkeit zuwendete, als der trockenen Beschreibung, welche man leicht in jeder allgemeinen Naturgeschichte finden kann.

Schon vielfach ist die Behauptung aufgestellt worden: „Kärnten ist arm an Vögeln“. Als Ursache hievon wurde meist die Nähe von Italien angegeben. Für den Nicht- beobachter haben diese beiden Behauptungen allerdings einigen Anschein der Wahrheit. Zum Glücke kann ich jedoch die leicht erweisbare Gegenbehauptung aufstellen: Kärnten ist nicht so arm an Vögeln, als dies fast allgemein angenommen wird; es birgt vielmehr in seinen Gauen ein sehr achtens- werthes Vogelcontingent, sowohl im Hinblicke auf Individuen-, als auf Artenzahl. Es mag allenfalls wahr sein, dass einzelne Arten an Zahl abgenommen haben gegen die früheren Jahre, weil bestimmten Arten vielleicht in gewissen Localitäten manche Lebensbedingungen entzogen wurden. Tausende hohler Bäume sind gefallen, welche früher den Höhlenbrütern will- kommene Niststätten boten, buschreiche Raine, reich mit Strauchwerk aller Art bewachsene Hutweiden sind den culturellen oder agricolen Interessen zum Opfer gefallen, wodurch manchem Vogelpaare sein Wohngebiet zerstört wurde, die Trockenlegung des Waidmannsdorfer und Tigringer Mooses, die Regulirung einzelner Flussläufe hat vielen Sumpf- und Wasservögeln ihr stilles Heim entrissen, hat allerdings eine Verminderung der Vögel im Gefolge gehabt, aber diese Verminderung ist nur eine locale und für die Allgemeinheit nicht von jener hohen Bedeutung, wie man auf den ersten Blick annehmen möchte. Gleiche oder doch ähnliche Localitäten wie jene, aus welchen einzelne Vogelarten verdrängt wurden, finden sich in Kärnten noch zur Genüge und an manchen Orten ist es nachweisbar, dass sie in dem Masse mehr be- völkert wurden, in welchem z. B. eine Nachbarschaft ent-

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völkert wurde. Die trocken gelegten Moore beherbergen aller- dings keine Sumpfvögel mehr, dafür aber haben andere Arten von diesen Stellen Besitz ergriffen und sich heimisch gemacht. Durch die Vernichtung der Heimstätte einer be- stimmten Vogelart wird eben in sehr vielen Fällen wieder eine solche für eine andere Art geschaffen und die verdrängte hat sich in einem anderen Gebiete zu den dort schon vor- findlichen Artengenossen gesellt, hat also ein zweites Gebiet dichter bevölkert. Meine fünfzehnjährigen Beobachtungen zu jeder Jahreszeit, am Tage sowohl, als in den stillen Nächten, und ich habe deren hunderte geopfert, haben mir die feste Ueberzeugung verschafft, dass Kärnten eine reichere Vogel- welt beherbergt, als manches andere Kronland der Mon- archie.

Kärnten ist aber auch zur Beherbergung einer reichen Vogelwelt vermöge seiner Lage und seiner territorialen Ver- schiedenheiten wie von der Natur geschaffen. Schon seine Lage ist eine überaus günstige. Wie ein Blick auf die Land- karte zeigt, ist das Herzogthum Kärnten zwar in der Richtung von Norden nach Süden verhältnissmässig schmal, hat aber dafür von Westen nach Osten eine umso bedeutendere Länge. Die Nordseite begrenzen Salzburg und Steiermark, zwischen welchen Grenzländern die eisgekrönten Riesen des Tauern- gebietes und die langgezogene Kette der norischen Alpen sich einschieben. Ein grosser Theil der Ostgrenze gegen Steiermark zu wird von den Muralpen flankirt. Den Süden begrenzt ein mächtiger Gebirgswall, welcher die Bezeichnungen trägt: Steiner Alpen, Karawanken und karnische Alpen. Zwischen die beiden Thalöffnungen des Westens schiebt sich der Zug der Gailthaler Alpen, während nördlich vom Drau- flusse die Widerlager der Tauern den oberen westlichen Theil abschliessen. Die Hauptgebirgszüge im Norden und im Süden verlaufen mit nur geringen Abweichungen von Westen nach Osten; die nämliche Richtung verfolgt, wenn auch mit grösseren Abweichungen, der Hauptfluss des Landes, die Drau, welche durch den Thaleinschnitt bei Oberdrauburg das Land betritt und es dann bei Unterdrauburg wieder verlässt. Die Streichung der Gebirge, sowie die Richtung des Hauptflusses sind insoferne von Bedeutung, weil sie von grossem Einflusse auf die Zugsrichtung der Vögel sind.

Innerhalb der Grenzgebirge, welche wie ein Riesenwall nahezu das ganze Land umschlingen, nach allen vier Welt- segenden aber tiefe Einsattelungen natürlichen Pforten gleich öffnen, liegen fruchtbare, lachende Thäler, bewässert von zahlreichen Bächen und Flüssen, spiegeln sich eine Anzahl srösserer und kleinerer Seen im goldenen Sonnenlichte.

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Vereinzelt breiten sich grössere Moor- und Sumpfgebiete aus. Bewaldete Vorberge lagern vor dem mit rauschenden Wäldern und leuchtend grünen Hochwiesen durchzogenen Mittelgebirge. Darüber thürmen sich die eigentlichen Hochgebirge mit ihren grauen Felsenwildnissen und den glänzenden Gletscherstirnen. In territorialer Beziehung bietet somit das Land eine wahre Fülle von Abwechselung, ganz vorzüglich geeignet, den ver- schiedenartigsten Vogelarten zum Wohngebiete zu dienen, da ja jede derselben in irgend einem Theile des Landes ein Gebiet findet, welches deren Anforderungen entspricht. So vertheilen sich die meisten Schwimmvögel auf den Wörther- und Össiachersee, dieSumpfvögel über die schilfigen Niederungen der Drau und ganz hervorragend über das Maria Saaler Moos, die meisten Singvögel auf die an Bäumen, Gebüschen, Vor- hölzern und Bergwaldungen reichen Thäler, die grösseren Raubvögel, wie Steinadler, Geier ete., vorwiegend über die Karawanken, die karnischen Alpen und das an Gletschern und schroffen Felsenhäuptern so reiche Tauerngebiet.

Alle jene Vögel, welche nicht grössere Gesellschaft lieben, sondern mehr einsam, im Frühlinge höchstens paar- weise umherstreifen, trachten für sich ein bestimmtes Gebiet scharf abzugrenzen und bekämpfen jeden Eindringling so lange, bis er sich anderswo ein Asyl sucht. Wird ein ein- zelner Vogel oder ein Paar in einem bereits abgegrenzten (sebiete verscheucht, so wird man in den meisten Fällen wahrnehmen, dass ein anderer Vogel oder ein anderes Paar oft schon nach wenigen Tagen die verlassene Stelle ein- genommen hat, ein Zeichen, dass namentlich in den Frühlings- Monaten immer eine Anzahl von Vögeln herumstreift, um sich ein Wohngebiet auszukundschaften.

Anders ist es mit jenen Vögeln, welche mehr die Ge- sellschaft lieben. In solchen Lagen, welche den Winter über völlig vogelleer sind, werden sich auch im Frühlinge nicht viele Wanderer finden, sondern dieselben werden sich weit lieber dort einfinden und für den Sommer ansiedeln, wo sie bereits eine grössere Anzahl von Stand- oder Strichvögeln vorfinden, mithin nicht blos Gesellschaft antreffen, sondern im vorhinein die Gewissheit haben, dass sie hier Alles vor- finden werden, was ihnen für einen Sommeraufenthalt wünschenswerth erscheint.

Gerade diese Wahl der Wohngebiete ist jedoch ein Punkt, der dem ernsten Forscher noch so manches Räthsel aufgibt, dessen Lösung in den allermeisten Fällen eine sehr schwierige ist.

Ganz besonders ist es die Vogelwelt der Alpen, welche uns noch Schritt für Schritt unliebsam an die Unzulänglichkeit

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unseres Wissens erinnert. Wir kennen die Alpenvögel, haben einzelne Züge aus ihrem Leben erforscht, haben uns damit einen skizzenhaften Umriss von ihrem Leben geschaffen, aber nicht einen Vogel kennen wir, von dem wir behaupten könnten, dass wir sein ganzes Thun und Treiben bis in’s Kleinste Detail erforscht hätten und über ihn endgiltig die Acten schliessen könnten. Angesichts dieser zu stets neuen For- schungen anregenden Thatsache müssen wir jede, auch die kleinste Erfahrung, mit Freuden begrüssen und sollte kein Alpenwanderer seine auf Ornithologie bezüglichen Beob- achtungen in seinem Notizbuche verschliessen, sondern sie durch Veröffentlichung zum Gemeingute zu machen trachten.

Ein Punkt von hervorragendem Interesse, der bis jetzt noch sehr wenig allgemein beachtet worden zu sein scheint, ist zum Beispiel das gegenseitige Verhältniss der Fauna und Ornis in den Alpen zu einander. Individual-Beobachtungen sind von fleissigen Forschern manche zusammengetragen worden, aber dem Verhältniss der Gegenseitigkeit im Leben der Individuen ist noch wenig Beachtung, viel zu wenig ein- gehendes Studium zugewendet worden. Es ist allerdings richtig, dass jeder Alpenvogel gleichsam eine Welt für sich darstellt, zu deren Erforschung die kurze Spanne eines Menschenlebens zum mindesten vollauf in Anspruch genommen werden kann, aber schliesslich ist dieser eine Vogel doch wieder nur ein vereinzeltes Glied aus der Kette der alpinen Fauna, mit der es auf die mannigfachste Weise zusammen- hängt, mit der es in engerer oder weiterer Verbindung steht, deren Verhalten in seinen mannigfaltigen Modificationen ent- weder die Existenzmöglichkeit schafft, oder doch dieselbe erleichtert. Jeder Vogel ist wohl ebenso gut ein Kettenglied der gesammten Fauna, von der es sich nicht ungestraft trennen darf, an die es sich vielmehr halten muss, wenn es seine eigene Existenz nicht auf das Spiel setzen will.

Für den oberflächlichen Blick scheint jedes Einzelwesen rein nur sich und seinen egoistischen Zwecken zu leben, einzig und allein in der Erhaltung seiner Existenz und der Vermehrung der Art seinen eigenen Lebenszweck zu finden. Factisch jedoch ist es auch für seine Mitwelt da, der es ent- weder instincetiv oder mit ausgesprochener Absicht dienstbar werden kann. Sowohl einzelne Vogelarten, als auch die Vier- füssler des Gebirges stehen vielfach in einem gegenseitigen Verhältnisse zu einander, unterhalten instinetive Verbindungen, wodurch sie sich gegenseitig nützlich werden können.

Ueber diese gegenseitigen Verhältnisse wissen wir bis jetzt noch so wenig, dass es wahrlich die Mühe lohnen würde, mit dem ganzen Aufgebote unserer Kraft diesen geheimen

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Fäden nachzuspüren und damit ein tief umschleiertes Ge- heimniss der Natur zu entreissen.

Wir wundern uns oft, in einem bestimmten Alpentheile einen gewissen Vogel zu vermissen, den wir doch nach der örtlichen Lage, den Nahrungsverhältnissen, sicher zu finden erwartet haben. In anderen Gebieten, die uns entschieden ungünstiger erscheinen, die eine rauhere Lage haben, un- günstigere Nahrungsverhältnisse aufweisen, mehr tellurischen und klimatischen Unannehmlichkeiten ausgesetzt sind, finden wir diese eine Art wieder in grösserer Zahl vertreten. Warum nun meidet diese eine Vogelart das Gebiet, in welcher ihr scheinbar die leichteren und besseren Existenz- Bedingungen geboten sind? Warum lässt sie sich dort nieder, wo die Ernährung für sie schwerer wird? Dieser Er- scheinung muss doch eine gewisse Ursache zu Grunde liegen. Die Anhänglichkeit an die Geburtsstätte allein kann es kaum sein, da vielfältige Beobachtungen dieser Annahme wider- sprechen. Es muss noch irgend eine Ursache für dieses Ver- halten vorliegen, die uns bis jetzt verborgen geblieben ist.

Forschen wir genauer nach, so werden wir finden, dass nebst der gesuchten Vogelart noch eine andere Thier- oder Vogelart fehlt oder doch nur spärlich vertreten ist, der wir aber dort wieder begegnen, wo wir den gesuchten Vogel unter ungünstigeren Verhältnissen finden. Diese Beobachtung kann keinesfalls blos vereinzelt gemacht werden. Es bieten sich hiezu Gelegenheiten in jedem Alpenzuge. Zwischen den Thieren und Vögeln eines Gebietes muss also ein gewisses gegenseitiges Verhältniss bestehen, dessen Lockerung von den betreffenden Individuen schwer empfunden wird. Die blosse, durch Angewöhnung entstandene Sympathie kann es nicht sein, denn der von Jugend an neben einem Vogel der Ebene aufgezogene Alpenvogel gewöhnt sich an seinen Mitpflegling ebenso gut, wird aber eine Trennung trotzdem nicht schwer empfinden, wenn ihm aus der gegenseitigen Gemeinschaft keine nennenswerthen Vortheile erwachsen sind, hat er da- gegen solche in irgend einer Weise an seinem Gesellschafter herausgefunden, so wird er nach dessen Entfernung noch lange um denselben trauern.

Sollte nicht das Verhältniss des gegenseitigen Nützlich- werdens auch in der freien Natur seine Rolle spielen und auf den Aufenthalt gewisser Arten in bestimmten Territorien seinen Einfluss ausüben? Kann das, was uns bei den noch unzureichenden Beobachtungen das Ergebniss reinen, blinden Naturtriebes zu sein scheint, nicht auch in den einer Ver- gesellschaftung entsprungenen Vortheilen seinen Grund haben ? Beobachtungen an den Vögeln des Tieflandes scheinen eine

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solche Annahme nicht als zu gewagt erscheinen zu lassen. Warum hält sich z. B. Ardea ralloides in manchen Theilen der ungarischen Ebene mit Vorliebe neben und unter den im Schlamme wühlenden Schweinen auf? Warum nimmt er mit kluger Berechnung, wenn er verfolgt wird, seine Zuflucht consequent und mit einer gewissen Hartnäckigkeit gerade mitten unter den grunzenden Borstenträgern? Einerseits hat dies offenbar seinen Grund in den zahlreichen Schma- rotzern, welche das Borstenthier stets beherbergt und die dem Rallenreiher eine willkommene Nahrung bieten, anderer- seits in dem Umstande, dass ihm in dieser schmutzigen Ge- sellschaft am meisten Schutz und Sicherheit für sein Leben und Wohlbefinden geboten ist. Hier ist er ja sogar vor dem Blei des Jägers geborgen und das weiss er nur zu wohl zu würdigen. Bringt man dagegen den jungen Reiher in Ge- fangenschaft, bietet ihm seine Lieblingsnahrung zur Genüge, schützt ihn vor lästiger Beunruhigung, so wird er wenig Sympathien für eine Schweineheerde an den Tag legen, wenn er auch unschwer dazu gelangen könnte. Einer meiner erst im flugbaren Zustande eingefangenen Rallenreiher legte später sogar einen gewissen Widerwillen gegen die Schweine an den Tag. Er bedurfte ihrer weder zur Nahrung noch zum Schutze und ging derselbe eine Vergesellschaftung nicht ein. Aehn- liche Beobachtungen kann man bei dem in Aegypten zu tausenden und aber tausenden vorkommenden Kuhreiher, Ardea bubulcus und an vielen anderen Vögeln ohne be- sondere Schwierigkeiten anstellen.

Sollte nun das, was beim Vogel des Tieflandes der Fall sein kann, nicht auch beim Alpenvogel der Fall sein können ? In dem Umstande, dass uns bis jetzt so manche Beziehungen zu und unter einander noch unbekannt geblieben sind, vermag ich keinen vollgiltigen Gegenbeweis zu erblicken. Thiere und Vögel der Alpen treten ebenso gut in einen, wenn auch scheinbar lockeren Verband der Gegenseitigkeit, als jene des an günstigen Bedingungen für das Fortkommen ungleich reicheren Tieflandes.

Aehnliche, wenn auch weniger auffallende Bemerkungen über die Wahl der Wohngebiete kann man nahezu bei jeder Vogelart auch in der Ebene, in den Thälern machen. Wir wundern uns nicht selten über die auffallend zu Tage tretende Vogelarmuth eines oft eng begrenzten Gebietes und ver- mögen uns über die Grundursache nicht genügend klar zu werden.

Ich habe diesen Punkt gerade hier eingehender berührt, um auch andere Vogelfreunde hierauf aufmerksam zu machen und auch sie zu eingehenden Beobachtungen zu veranlassen.

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Vereinte Kräfte vermögen oft zu lösen, wo sich die ver- einzelte Kraft erfolglos, oder doch mindestens mit geringen Endresultaten abmüht. Je grösser die Summe von Beob- achtungen ist, je vielseitiger sich dieselben darstellen, desto leichter und sicherer kann man zu einem Schlusse gelangen, kann man den Schlüssel zur Lösung des einen oder anderen Räthsels finden.

Die Massenverschiebungen in der Vogelwelt, welche all- jährlich im Frühjahre und im Herbste sich zeigen, und welche wir mit dem einfachen Worte „Zug“ zu bezeichnen gewohnt sind, bieten dem denkenden Forscher jedesmal neues, reiches Materiale zu Beobachtungen. Ueber die Ursachen, welche dem alljährlichen Zuge der Vögel zu Grunde liegen, glaube ich hier umso eher hinweggehen zu können, da ich mich schon bereits einmal, und zwar im Jahrbuche des kärntischen Landes- museums, Heft XIX, 1888, ausführlicher verbreitet habe und nun der Kürze halber hierauf verweise.

Wenn auch die Erscheinung des Vogelzuges alljährlich mit einer gewissen Regelmässigkeit wiederkehrt, so zeigt doch der Zug selbst eine fast unabsehbare Reihe von Verschieden- heiten, welche allerdings für die grosse Menge nicht auf- fällig sind, dem aufmerksamen Beobachter jedoch nicht ent- gehen. Der Frühjahrszug tritt entsprechend den herrschenden tellurischen und klimatischen Verhältnissen bald früher, bald später ein. In dem einen Frühjahre werden die Zugvögel förmlich in unsere Gegenden hereingeworfen, werden überall plötzlich in grossen Mengen bemerkt, während sie in einem anderen Jahre so vereinzelt erscheinen, sich vertheilen und wieder abziehen, dass das geschärfte Auge eines Beobachters dazu gehört, um die Ankunft zeitgerecht constatiren zu können. Bald kommt eine bestimmte Vogelart in Schwärmen oder doch in kleineren Flügen, bald erscheint sie wieder in einzelne Paare aufgelöst, so still und heimlich, als hätte sie ein süsses Geheimniss unseren Augen zu verbergen. Jene Vogelarten, welche sich nicht bei uns heimisch machen, sondern ihren Weg weiter verfolgen, erfreuen uns das eine Mal durch einen längeren Aufenthalt, das andere Mal gönnen sie sich kaum Zeit zu der nothwendigen Rast, um hernach sofort raschen Fluges wieder zu enteilen. Aehnlich ist es auch mit dem Zuge im Herbste. Er fällt zwar regelmässig in gewisse Monate, wechselt aber doch nicht selten um zwei bis drei Wochen ab. Die Vögel erscheinen im einen Jahre in grossen Mengen, während sie in dem andern sich nur in vereinzelten kleinen Zügen ihren Winter-Quartieren nähern. Es kommt vor, dass unsere einheimischen Vögel abreisen, bevor die Zügler aus den nördlicheren Gebieten eintreffen; dagegen

kann man wieder beobachten, dass unsere Vögel ruhig die Ankunft ihrer nördlichen Gefährten abwarten, sich dann den- selben anschliessen, oder auch erst ein paar Tage später nachfolgen. An nebligen trüben Herbsttagen kommen nicht selten nordische Wanderer an, welche bei klarem, heiterem Himmel ihre Reise nur zur Nachtzeit machen, sich also ebenso dem Schutze des dichten Nebels anvertrauen, wie sie es sonst dem Dunkel der Nacht gegenüber zu thun gewohnt sind. Vögel, welche gewöhnlich nur am Tage ziehen, entschliessen sich unter Umständen wieder zu einer Reise zur Nachtzeit, besonders dann, wenn plötzlich hereinbrechende Schneestürme oder feuchtkalte Regentage einen längeren Aufenthalt nicht mehr gerathen erscheinen lassen.

Einzelne Vogelarten benützen im Frühjahre und im Herbste regelmässig eine und dieselbe Zugsstrasse,; andere er- scheinen nur im Frühjahre und nehmen im Herbste eine andere Richtung, oder man kann sie im Frühjahre nicht be- merken, dafür aber wieder im Herbste, aber nur selten in grösserer Zahl. Worin diese Eigenthümlichkeit ihren Grund hat, ist bis jetzt noch nicht genügend erforscht. Möglich, dass (die ornithologischen Beobachtungsstationen mit der Zeit etwas mehr Licht in diese Frage bringen werden.

Ebenso eigenthümlich ist das plötzliche Erscheinen ein- zelner Vogelarten und dann wieder ein jahrelanges Ausbleiben (derselben, wie wir es beispielsweise beim Seidenschwanze und bei der leichtschnäbeligen Form des Tannenhehers zu verzeichnen haben. Diese beiden Vögel kommen gewöhnlich, wenn sie überhaupt erscheinen, im Herbste oder auch im Winter, treiben sich eine Zeit lang in unseren Gegenden herum, um dann plötzlich wieder zu verschwinden. Bei diesen nimmt man allgemein an, dass sie der Nahrungsmangel aus ihren Wohngebieten vertreibe und zu ausgedehnten Wan- (lerungen veranlasse.

Nieht unerwähnt will ich hiebei lassen, dass im Früh- jahre und im Herbste 1885 in verschiedenen Theilen Oester- reichs und Deutschlands plötzlich das central-asiatische Steppenhuhn (Syrrhaptes paradoxus 11.) erschien, nachdem es sich schon einmal im Jahre 1863 bemerkbar gemacht hatte. Die Einwanderung im Jahre 1888 scheint in grossem Massstabe erfolgt zu sein, da die Steppenhühner an sehr vielen Orten beobachtet wurden und sich über einen namhaften Theil von Europa verbreiteten.

Sobald ich von der Einwanderung des Steppenhuhnes Kunde erhielt, machte ich mehrere Freunde aufmerksam und gab mir alle Mühe, Kenntniss von einer eventuellen Ein- wanderung in Kärnten zu erhalten. Leider blieben meine

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Nachforschungen erfolglos. Eine einzige Nachricht erhielt ich von meinem Freunde, Herrn Verwalter Josef Hey auf Sonnegg, worin er mittheilte, dass am 16. September Vormittags zwei ihm unbekannte Vögel gegen den Schlossberg heranstrichen, eine Zeit lang wie spielend in der Luft sich schaukelten und dann verschwanden, bevor es ihm gelang, einen derselben zu erlegen. Die Beschreibung des Flugbildes, sowie des Rufes, den sie vernehmen liessen, legte mir den Gedanken an Steppenhühner nahe, aber Gewissheit konnte ich leider nicht erlangen. Ich konnte nicht mit Bestimmtheit feststellen, ob das Steppenhuhn auf seiner Wanderung Kärnten besucht habe oder nicht.

Viel leichter ist es, namentlich für den Anfänger, den Frühjahrszug zu beobachten, als jenen im Herbste. Wenn der Frühling, namentlich in den gebirgigen Gegenden auf seiner Riesenorgel jene gewaltige, erschütternde Symphonie ausgespielt hat, zu welcher die schäumenden Bergbäche, die donnernden Lawinen und die stürzenden Gletscher den Contrabass gesungen, wenn statt der öden Schneeflächen in den tieferen, wärmeren Lagen saftiges Grün die Hänge deckt, dann erhalten wir zahlreichen, wenn auch oft nur vorüber- sehenden Besuch von so manchen Wanderern, welche des Winters rauhe Tage in dem gluthauchenden Süden verlebt. Wenn des eisigen Nordens erstarrender Hauch nicht mehr über unsere Fluren fegt, sondern des Südens mildere Lüfte auf leichten Schwingen einziehen, dann duldet es die Vögelein nicht mehr in den immergrünen Tropenwäldern, es zieht sie hin, wo im sprossenden, grünenden Busche ihre Wiege gestanden, wo sie im dichtbelaubten Strauche ihre ersten Lieder gesungen haben. Ist die Reise auch weit, ist sie auch mit vielen Fährlichkeiten verbunden, was kümmert das ein freies Vogelherz! Weit her über des Oceans Wogen nehmen sie ihren Flug, um selbst erfreut und uns erfreuend die Ankunft des ersehnten Frühlings zu künden. Mit frohem Sange grüssen sie unsere Triften, Auen und Wälder, und wenn auch von den Alpen noch des Winters flockige Mantelfetzen niederflattern, wenn sie ihr Weg auch in der Nähe der beschneiten Riesen vorbeiführt, sie lassen sich nicht irre machen, denn sie wissen, dass sich die Scenerie gar bald ändern wird, dass leuchtend grüne Matten und Milliarden lachender Blütenköpfchen in kurzer Zeit den Fuss der meisten Riesen umkränzen werden.

Bei weitem nicht alle Vogelarten pflegen die zur Zugs- zeit im Frühjahre noch tief verschneiten Alpen zu überfliegen ; die meisten davon suchen sich die tiefen Einsenkungen der südlich vorgelagerten Gebirgsketten auf, um durch diese

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natürlichen Pässe in’s Land zu kommen, ohne die höchsten Kämme überfliegen zu müssen. Dies hat vielfach eine be- deutende Ablenkung von der südlichen Zugsrichtung zur Folge. Weite Strecken streichen die Wanderer den Alpen entlang, um dann an einer niedrigen Stelle das Hinderniss zu nehmen. Wieder andere Vögel, welche überhaupt sehr hoch ziehen, verfolgen wohl mehr die direete Richtung und streichen sogar noch hoch über die höchsten Gipfel der Alpen hinweg.

Im Allgemeinen ist die Zugsrichtung nicht, wie man oft annimmt, direct von Süden, sondern mehr der Südost, in einzelnen Thälern sogar direct den Gebirgszügen folgend der Ost. Im Innern des Landes selbst modifieirt sich der Haupt- zug in Hinsicht auf die Richtung meistens nach den grösseren Gebirgszügen und Flussläufen. Diese geben meistens die Direction, welche eingeschlagen wird. Nur wenige Vögel kommen direct südlich in’s Land gezogen. Die grössten Vogel- schaaren kommen mit nur wenigen Ausnahmen in südöstlicher Richtung zu uns und halten dabei meist gewisse Pässe ein, gleichviel, ob sie jetzt bei Tage oder in der Nacht ihre Reise machen. Ein sehr stark frequentirter Pass, sowohl für die heimischen, als auch für die noch weiter nach Norden eilenden Wanderer ist der Einschnitt bei Unterdrauburg, durch welchen sich die Drau ihren Weg in die grüne Steiermark bahnt. Die hier einfallenden Zugvögel bevölkern vorzugsweise das Lavantthal oder ziehen längs des Koralpenzuges weiter nach Ober- steiermark. Ein höher gelegener, aber kaum weniger benützter Uebergang liegt in den Einschnitten der Steiner Alpen, wo man an den schneefreien Plätzen oft tausende von Vögeln beobachten kann. Diese Pässe benützen vorzugsweise jene Vögel, welche über Kleinasien und Griechenland ziehen, also schon von dorther mehr eine südöstliche Zugsrichtung bei- behalten. Für die etwas directer aus dem Süden kommenden Vögel sind die beliebtesten Zugsstrassen über den Loibl und auch durch die Schluchten der Tarviser Gebirge. Die Thalenge Pontafel-Pontebba dagegen erfreut sich als Zugsstrasse keiner besonderen Beliebtheit; ebenso wenig die grösseren Einschnitte in den karnischen Alpen, der Kronhofer Graben und der enge Felsenpass Plöcken. Hier ziehen höchstens die immer spärlich eintreffenden Störche, Reiher und Thurm- schwalben.

Im Herbste vollzieht sich der Zug in umgekehrter Richtung, nämlich nach Südosten, ein Umstand, der für unser Land insoferne von Bedeutung ist, weil bei dieser Reiseroute nur die allerwenigsten Vögel Italien berühren und so der dort in Permanenz stehenden Gefahr der Gefangenschaft ent- gehen. Von den Millionen von Vögeln, welche Italien all-

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jährlich zur Würze der trockenen Polenta opfert, stammen glücklicherweise nur wenige aus Kärnten. Schon ein grosser Theil jener Zugvögel, welche sich das östliche Tirol, nament- lich das Pusterthal mit seinen Nebenthälern als Wohngebiet erkoren haben, wandern nicht dem Süden zu, sondern passiren die Thalenge bei Oberdrauburg, setzen dort ihre Reise durch das Drauthal fort oder benützen die Einsattelung am Gail- berge, um durch diesen Einschnitt in’s Gailthal einzufallen und von dort, den karnischen Alpen folgend, in die Villacher Ebene einzustreichen. Die aus Salzburg kommenden Vögel benützen die Einschnitte des Tauerngebietes und folgen der Möll und Liser zur Drau. Von den Vögeln der grünen Steier- mark passiren ebenfalls viele unsere heimatlichen Gaue. Aus Öbersteier fallen sie oft in grossen Flügen auf dem Krapp- und Zollfelde und im Lavantthale ein, aus welch’ letzterem sie wieder durch die Thalöffnung bei Unterdrauburg durch Untersteiermark weiter segeln.

Die anderen Zugvögel aus Mittelkärnten suchen mit wenig Ausnahmen ihren Zugsweg durch die Karawankenkette, wo sie den Bächen und Schluchten folgen und dann an den niedrigen Stellen die Kämme übersetzen. Viele von den Vögeln, welche gleich hoch in einem Zuge über die Alpen- region hinwegsegeln, sind nordische Durchzügler, darunter auch die nordische Alpenlerche, welche jedoch die Gewohn- heit hat, an einzelnen Punkten des Gebirges einzufallen und daselbst einen oder mehrere Tage Rast zu halten, als wollten sie sich noch stärken zum Fluge über die weite Ebene hin- weg. Im Frühjahre, wenn sie aus dem Süden wiederkehren, fallen sie in den karnischen Alpen oft zu Tausenden so er- müdet ein, dass sie einige Tage der Ruhe pflegen, bevor sie ihre Reise nach Norden fortsetzen.

Ueber andere Ursachen, welche den Zug regeln oder auch vielfältig modificiren, welche überhaupt eine bestimmende Rolle spielen, habe ich zwar schon früher einmal”) einige Ge- danken niedergelegt, setze dieselben aber nochmals her, theils der Vollständigkeit halber, theils auch deshalb, weil die vor- liegende Arbeit als selbstständiges Buch bei manchem Vogel- freunde Einzug halten und ihm erzählen soll von unserer lieben Vogelwelt. An der betreffenden Stelle habe ich mich damals folgendermassen geäussert:

„Es ist unstreitig, dass jeder Vogel nebst einem äusserst scharf entwickelten Sehvermögen einen ausserordentlich ausge- bildeten Ortssinn besitzt: Tausende von Beispielen beweisen, dass der Ortssinn der Vögel noch viel umfassender, ausgebreiteter,

*) Jahrbuch, XIX. Heft, Seite 15—17.

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schärfer ausgeprägt ist, als bei jedem anderen Geschöpfe, den Menschen selbst nicht ausgenommen. Jedes Jahr hat der Beobachter der Vogelwelt Gelegenheit, zu den bereits be- kannten Beispielen wieder neue hinzuzufügen. Ebenso bekannt ist, dass die verschiedenen Vogelarten unter An- führung älterer Vögel reisen, welche den weiten Weg jeden- falls schon mehr als einmal gemacht haben. Ob nun eine Vogelart in zerstreuten Exemplaren, in unregelmässigen Flügen oder in streng geordneten Ketten zieht, immer sind es alte Senioren, welche vorausfliegen und für die Nach- kommenden die Direction anzeigen. Selbst die scheinbar ver- einzelten Zügler gehen nicht so weit auseinander, dass eine Verbindung gänzlich unmöglich wäre. Ob sie sich etwas mehr rechts, links oder rückwärts bewegen, immer sind sie älteren Vögeln so nahe, dass sie deren Zugsrichtung wahr- zunehmen und ihnen zu folgen vermögen. In den Alpen- ländern geben Flussläufe oder lang sich hinziehende Gebirgs- ketten die untrüglichsten Wegweiser, da sie den ersteren mit Vorliebe folgen, so lange sie nicht eine conträre Richtung einschlagen, und die letzteren nicht gerne überfliegen, sondern ihren Zug längs der Hänge nehmen, bis sie zu einem Gebirgs- einschnitte gelangen, den sie ohne besondere Anstrengung überfliegen können, ohne in die kalte Schneeregion zu gelangen. Für jene Vögel, welche hoch in den Lüften ziehen, gilt im Allgemeinen die gleiche Zugsrichtung. Auch sie scheinen die Flüsse oder Gebirgszüge zur Bestimmung ihrer Richtung festzuhalten, da alle nur mit kaum nennenswerthen Ab- weichungen ihre Luftstrassen ziehen, die in ihrer Axe mit jener eines Flusses oder Gebirgskammes auf gewisse Strecken übereinstimmen.

Auch die Windrichtung wird vielfach in Betracht ge- zogen. Manche Naturforscher erblicken in ihr den fast alleinigen Leiter der leichtbeschwingten Reisenden. In der That ist in den Herbstmonaten die Hauptwindrichtung so, dass die Strömung vom Nordpol gegen den Gleicher hin die weitaus vorwiegende ist. Wenn auch diese Windrichtung durch grosse Wasserläufe, durch Thäler mit hohen Gebirgen vielfach örtlich verändert wird, so ist sie doch für einen südlichen Zug immer noch nicht ungünstig, da die Vögel mit halbem Winde immerhin noch sehr leicht ziehen, vielleicht sogar noch leichter, als mit dem directen Winde. Schwacher Gegenwind vermag allerdings einen Zug nicht aufzuhalten, aber oft beobachtet man, dass sie hiedurch von ihrer ge- wohnten Richtung abgelenkt werden. Die von Norden nach Süden gehende Luftströmung kann immerhin von den Vögeln in der Weise ausgenützt werden, dass sie nach ihr unter

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Zuhilfenahme des bekannten ÖOrtsgedächtnisses und Beob- achtung anderer Zugsgenossen ihre Richtung zu regeln wissen. Besonders günstig ist hiefür ferner der Umstand, dass die Luftströmung keine direet südliche ist, sondern durch die Umdrehung der Erde bedeutend modifieirt wird. So viel ist gewiss, dass die Hauptzugsrichtung mit der Luftströmung so ziemlich übereinstimmt. Warum sollten also die Vögel sich ihr nicht anvertrauen, sich von ihr nicht leiten lassen ? Sie sind ja im Stande, immer jene Luftschichte aufzusuchen, die ihrem Zwecke am besten Vorschub leistet. Dass die Reisenden dies ganz gut auszunützen wissen, darüber kann man kaum im Zweifel sein. Man beobachte einen Flug, der mit un- eünstigem Winde niedrig über eine Thalsohle zieht. Eine Zeit lang wird er den Widerstand durch Zickzacklinien zu überwinden suchen, plötzlich aber werden einzelne in die Höhe steigen, daselbst wie unschlüssig Flugcurven nach ver- schiedenen Richtungen ausführen, werden sehr hoch steigen, wieder fallen und schliesslich, wenn sie die ihnen zusagende Strömung gefunden haben, vorwärts eilen. Bald wird ihnen der ganze Flug gefolgt sein und ihnen nach die Luftwege ziehen. So beobachtet man auch, dass bei nebligem Wetter die Vögel tiefer ziehen, als bei einer ruhigen, klaren Atmosphäre. Dass z. B. Schnepfen, Wildgänse etc. bei trübem, nebligem Wetter so tief streichen, dass sie mit einem guten Schusse erreicht werden können, ist eine jedem Jäger wohlbekannte Thatsache.

Starke Gegenwinde vermögen entschieden einen Zug zeitweise ganz aufzuhalten. Werden die Reisenden von einem solchen betroffen, kämpfen sie wohl gegen denselben an, gruppiren sich im Fluge auf verschiedene Weise, wenn es aber gar nicht gehen will, senken sie sich nach allen Richtungen lavirend nieder und fallen endlich im Thale oder an einer ihnen zusagenden Berglehne ein. Hier verweilen sie in der Regel, bis ihnen ein anderer Wind ein leichteres Vorwärtskommen ermöglicht. Von sturmartigen Winden werden oft ganze Züge von ihrer Richtung gänzlich verschlagen. Daraus erklärt sich das öftere Einfallen einer Vogelgattung in einer Gegend, wo sie sonst seit Jahrzehnten nicht beobachtet wurde. Am 15., 16., 17. und 18. September 1882, den bekannten Tagen der oberkärntischen Ueberschwemmungs-Katastrophe, war der Vogelzug im besten Gange, aber der herrschende Wind stand der Zugsrichtung mit einer unüberwindlichen Stärke entgegen. Die Vögel kamen nicht weiter und manche andere sah man mit dem Winde willenlos einhertreiben. Unter diesen befanden sich mehrere Arten, zum grössten Theile der hochnordischen Ornis, welche in Kärnten entweder

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noch nie oder doch sehr selten beobachtet wurden. Von diesen Gästen verdienen besonders erwähnt zu werden: Cypselus melba Linn., Hirundo rupestris Scop., Pastor roseus L., Agrodroma campestris Bechst., Citrinella alpina Scop., Linaria rufescens Schl. & Bpte., Otis tetrax Linn., Aegialites hiaticula Linn., Ardea purpurea Linn., Ard. egretta Bechst., Ard. garzetta Linn., Nyceticorax griseus Strickl., Gallinula minuta Pall., Calidris arenaria Linn., Anser albifrons Bechst., Anser segetum Meyer, Anas acuta Linn., Fuligula marila L., Ful. cristata Leach, Harelda glacialis Leach, Mergus serrator Linn., Colymbus glacialis Linn., Carbo cormoranus M. & W., Lestris Buffoni Boie, Larus argentatus Brünnich und Hydrochelidon leucoptera Meisn. & Schinz. Einzelne Flüge wurden damals sogar total zurückgeworfen und mussten sich weit zurücktreiben lassen, ehe es ihnen nur gelang, sich auf dem Boden niederzulassen. Ihr vollständig durchnässtes Federkleid schien ihnen die gewohnte Flug- fertigkeit, mit der sie sonst selbst gegen orkanartige Winde laviren, gänzlich geraubt zu haben. Zu Tode ermattet, ver- krochen sie sich in’s dichte Gebüsch, unter Baumwurzeln und halbverfaulte Stöcke.

Damals bemerkte man auch, dass mit Ausnahme aller schon frühzeitig aufgebrochenen Zügler, plötzlich alle mit einem Male in stürmischer Eile unser Gebiet zu verlassen trachteten, während sonst in normalen Herbstmonaten der Zug nur ein sehr vereinzelter ist.“

Soviel kann man mit Bestimmtheit behaupten, dass die Windrichtung ein wichtiger Factor bei der grossen Reise ist.

Noch erübrigt mir, ein Wort über die in Kärnten be- stehenden Vogelsammlungen zu sagen. Dieselben sind leider nicht zahlreich. Die reichhaltigste befindet sich im naturhistorischen Landesmuseum zu Klagenfurt. Wenn sie auch noch nicht vollständig alle in Kärnten vorkommenden Arten enthält, so gewährt sie in ihrer sach- semässen Aufstellung und bei der Sorgfalt, welche auf sie verwendet wird, ein schönes Bild.

Alle anderen Sammlungen beschränken sich auf eine geringere Anzahl von Exemplaren, enthalten aber hie und da Seltenheiten. Ich führe die mir bekannt gewordenen hier an, ohne Rücksicht darauf, ob dieselben viele oder nur wenige Exemplare oder Arten enthalten.

Eine grössere Anzahl von ausgestopften Vögeln finden wir im Schlosse Rose gg, ferner in den Schlössern Wernberg bei Villach, Mannsberg bei Launsdorf und in der Schul- sammlung des Stiftes St. Paul im Lavantthale. Eine recht hübsche Sammlung von Raub- und Jagdvögeln besitzt Herr

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Wilhelm Hladnig in Feldkirchen. Ausser diesen wären als Besitzer theils seltener, theils gewöhnlicher Arten zu nennen: Die Herren Carl Praitschopf, Distrietsarzt in Maria Saal, Werksdirector Edmund Makuc in Bleiberg, Oberlehrer Franz Unterkreuter in Malborgeth, Graf Hugo Henkel von Donnersmark in Wolfsberg, Dechant und geistl. Rath Josef Zojer in Wolfsberg, Oberlehrer Franz Zahn in Ettendorf im Lavantthale, die Mittelschulen in Klagenfurt und Villach und in Klagenfurt die Herren Advocat Dr. Friedrich Horrakh, Forstmeister Josef Grün und Kaufmann Karl Reichel.

Es mögen sich ausser den genannten vielleicht noch da und dort einzelne kleine Sammlungen befinden, dann sind mir dieselben unbekannt geblieben. Ich habe mein Möglichstes gsethan, um Daten aus allen Theilen des Landes zu erhalten, habe in den gelesensten Landesblättern wiederholt die Bitte um gefällige Nachrichten einrücken lassen, aber nicht mehr als die oben mitgetheilten Namen erfahren können. Sollte ich noch weitere nennenswerthe Sammlungen in Erfahrung bringen, so werden dieselben in einem Nachtrage verdiente Beachtung finden.

Bezüglich der in der folgenden Aufzählung genannten Vögel bemerke ich noch, dass ich mich hinsichtlich der Nomen- clatur dem „Verzeichnisse der österreichischen Vögel“ von Vietor Ritter v. Tschusi zuSchmidhoffen und E. F. v. Homeyer (Ornis, II. Jahrg. 1886, S. 149—179), angeschlossen habe.

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Specieller Theil.

Verzeichniss der bis jetzt in Kärnten beobachteten Vögel. I. Ordnung. Rapaces. haubvögel.

Vulturidae. Geier.

I. Vultur monachus Linn. (V. niger Briss,, V. cinereus L.) Grauer Geier, schwarzer Geier, Mönchs- oder Kutten- Geier.

Ueber diesen für Kärnten immer seltener werdenden Vogel schrieb L. v. Hueber 1859 in seinem „Verzeichnisse der Vögel Kärntens“: „Wenngleich nicht heimisch in Kärnten, erscheint derselbe doch öfters in diesem Lande, wohin er durch heftige Stürme aus seiner Heimat gerathen mag. So erhielt ich 1840 ein Exemplar, das bei Hainburg geschossen wurde.“ Ob er seit dieser Zeit noch öfter beobachtet wurde, ist nicht mehr festzustellen, da die Literatur in unserem Lande darüber vollständig schweigt. Ich beobachtete den seltenen (ast zum ersten Male 1883 in den Gailthaler Alpen, wo an einer unzugänglichen Stelle östlich vom Thorkofel ein Paar seinen Horst aufgeschlagen hatte. Das Weibchen mit noch deutlichen Brutflecken wurde im Juli erlegt und gelangte in meinen Besitz. Ich konnte mir die ausserordentliche Seltenheit, diesen Geier als Brutvogel zu finden, nur durch den Umstand erklären, dass in diesem Frühjahre bei der mangelhaften Weide und dem ungünstigen Wetter im Vorsommer zahlreiche Stücke von Weidevieh eingingen, so dass an Aase im Gebiete kein Mangel war und so wahrscheinlich hiedurch das Paar zum Bleiben veranlasst wurde. Im Sommer des Jahres 1887 erschienen wieder drei Exemplare, anscheinend ein altes Paar mit einem Jungen, im Gebiete der Koralpe. Einer dieser Geier wurde erlegt und steht im Jagdsalon des Herrn Grafen Henkel-Donnersmark im Schlosse zu Wolfsberg neben einem prächtigen Steinadler. Ein zweiter Vogel entkam schwer

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angeschossen und wurde nicht aufgefunden. Das dritte

Exemplar war bald darauf spurlos verschwunden. Ob dieses

Paar in Kärnten gebrütet oder ob es mit seinem Jungen von

anderwärts zugestrichen kam, liess sich trotz meiner eifrigen

Nachforschungen nicht feststellen.

2. Gyps fulvus Gmel. (Vultur fulvus L.) Brauner Geier, weiss- köpfiger Geier, „Lämmergeier“.

Dieser Vogel erscheint fast alljährlich im Sommer in den Hochalpen von Oberkärnten. Anfang August 1876 bei Gmünd Const. Graf Lodron. Ein schönes Exemplar besitzt das naturhistorische Landesmuseum aus dem Kanalthale. Im Juli 1877 beobachtete ich am Zollner bei einem Aase sechs Stück, 1881 wurde ein Exemplar im Lesachthale, 1883 ein zweites in der Grenzalpe Cordin erlegt. Am 18. Jänner 1885 erschien ein Exemplar nach einem starken Schneefalle und strich niedrig über das Dorf Laas hin der Ruine Pittersberg zu, wo es sich einige Zeit aufhielt. Dieser ist der einzige bis jetzt beobachtete Fall, dass ein brauner Geier im Winter erschien.

3. Neophron percnopterus Linn. (Cathartes percnopterus Temm.)

Äasgeier.

Der Aasgeier ist ebenfalls ein fast alljährlich vereinzelt auftretender Besucher der Hochalpen. Im Jahre 1880 wurde ein Exemplar in den karnischen Alpen erlegt, nach Hermagor gebracht und dort förmlich gerupft, so dass an das Präpariren nicht mehr zu denken war. Im Juli 1884 hielt sich ein Aas- geier durch neun Tage im Zollnergebiete auf. Am 15. August desselben Jahres kreisten drei Exemplare zwischen Mooskofel und Plenge über einem Aase. Im Herbste 1888 fing ich ein altes Z in einem Eisen, welches ich nach einem Schneefalle für einen öfters beobachteten Steinadler fängisch gestellt hatte.

Gypaötidae. Bartgeier.

4. Gypaötus barbatus Linn. Bartgeier, bärtiger Geieradler,

„Lämmergeier“.

L. v. Hueber sagt in seinem „Verzeichnisse“ über den Bartgeier: „Wird nicht selten auf den Gebirgen Ober- kärntens beobachtet und auch erlegt, wohin er von seiner Heimat Tirol, Salzburg und der Schweiz auf seinen weiteren Ausflügen gelangt.“ Wenn v. Hueber den Bartgeier 1859 nur mehr als zeitweiligen Besucher kannte, so steht doch fest, dass dieser Vogelriese früher in Kärnten Brutvogel war. Nach einer Mittheilunge des hochw. Herrn Dechant Josef Zojer in Wolfsberg wurden 1866 zwei Bartgeier in der Himmelberger Alpe (Lesachthal) in einem Eisen gefangen. Der Jäger Sylvester Mattweber in Bierbaum beobachtete den

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Bartgeier öfter noch bis in die Mitte der Siebziger Jahre. Im Frühlinge 1880 erschien wieder ein Paar und erbaute seinen Horst in einem unzugänglichen Felsen oberhalb vom Wolajasee, wo es ein ‚Junges erbrütete, welches am 15. Juni flugbar wurde. 1881 beobachtete ich in dem nämlichen Gebiete noch durch einige Zeit hindurch ein Exemplar im Jugendkleide. Seit dem Verschwinden desselben ist der Bartgeier in Kärnten nicht mehr beobachtet worden und wir müssen diesen Vogel für unser Gebiet als ausgestorben betrachten. (Nähere Mit- theilungen über den aus unserer Avifauna Geschiedenen sind enthalten in meiner Monographie „Der Bartgeier“, Encyklopädie der gesammten Forst- und Jagdwissenschaften, Band I., ferner in den Skizzen „Am Horste, Zeitschrift für die gesammte Ornithologie“ 1886, Heft I. und „Die Letzten ihres Stammes“, Jahrbuch des kärntn. Landesmuseums, Heft XVIII, 1886.)

Falconidae. Falken.

5. Milvus regalis Auct. Rother Milan, Gabelweihe.

Der rothe Milan ist ein zwar völlig alle Jahre er- scheinender, nirgends aber zahlreicher Zugvogel, der gewöhn- lich gegen Ende März erscheint. 1853 und 1884 beobachtete ich ihn als Brutvogel auf der Missaria-Alpe bei Mauthen. Sein Rückzug fällt in die erste Hälfte des Monates October. Im Thale habe ich nie ein Exemplar dieses Vogels bemerkt. Am Frühjahrs- und Herbstzuge scheint er hier ausnahmslos den Gebirgszügen zu folgen und zwar in der mittleren Gebirgsregion und in den Voralpen. Im Hochsommer kreist er auch in den Hochalpen, wo er nach Schneehasen (Lepus variabilis L.) jagt. In einem Horste fand ich einen halb- erwachsenen Schneehasen nebst Federn von Steinhühnern.

6. Milvus ater Gmel. (M. niger Briss.) Schwarzbrauner Milan,

„brauner Geier“.

Dieser seltene Zugvogel erscheint gegen Ende März und besucht unsere Gegenden wieder in der zweiten Hälfte Oc- tober. Zu seinem zeitweiligen Aufenthalte wählt er gerne die ruhigen Waldungen der Vorberge, von wo aus er zu einem nahen Flusse oder fischreichen Bache streichen kann. Das Geschäft des Fischfangens betreibt er mit einer wahren Virtuosität. Mittelst eines Fischköders fing ich ein Exemplar in einem kleinen Wassertümpel in einem Raubvogeleisen. Bis jetzt ist der schwarzbraune Milan als Brutvogel in Kärnten noch nicht hinreichend nachgewiesen worden. Vereinzelte Exemplare verbleiben in gelinden und schneearmen Wintern auch im Lande, treiben sich an den sonnigen Hängen der Vorberge herum und besuchen offene Wasserstellen zum Fisch- fange, verschwinden aber von solchen Stellen sofort wieder,

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wenn Schneefälle oder eine Eiskruste dieselben unzugänglich machen. Am 20. August 1886 erhielt Präparator Anton Zifferer in Klagenfurt ein d, das bei der Aufhütte in Krastowitz geschossen wurde. Das ? wurde längere Zeit herumstreichend beobachtet. Ersteres, von P. Blasius Hanf in Mariahof bestätigt, befindet sich nun in der Sammlung des naturhistorischen Landesmuseums.

7. Gerchneis tinnunculus Linn. (Tinnunculus alaudarius Gray.)

Thurmfalke, Rüttelfalke.

Ende Februar, häufiger jedoch erst im März erscheint der Thurmfalke in unseren Gegenden. In den ausgedehnten Auen der Ebene wie in den Waldungen der collinen und montanen Region ist er ziemlich gleichmässig anzutreffen, scheut aber auch die Nähe der Ortschaften und Dörfer nicht, besonders wenn sich dort hohe Bäume finden, auf denen er serne aufhackt oder sie fliegend umkreist und dabei seine Stimme hören lässt. Bald nach der Ankunft schreitet er zur Paarung, wenn er nicht, wie es in späten Frühjahren oft der Fall ist, schon gepaart eintrifft. Im Standorte seines Horstes ist er nicht wählerisch. Er legt denselben bald offen auf Fichten, Pappeln oder Eichen an, bald benützt er wieder hohle Bäume, Kirchthürme, Ruinen, Mauerlöcher, Ritzen und Felsen- spalten, man hat sogar Beispiele, dass sich einzelne Paare in aufgethürmten Reisighaufen häuslich eingerichtet haben. Er ist so ziemlich gleichmässig im Lande verbreitet, im offenen Lande wie in den entlegenen engen Thälern, steigt mitunter sogar hoch in die alpine Region hinauf. Nach einer Mittheilung des Herrn k. k. Landesschulinspectors Dr. Josef Gobanz ist der Thurmfalke namentlich im Jaunthale sehr häufig. Aus den Kirchthürmen von Gösselsdorf und Eberndorf vertrieb er eänzlich Cypselus apus Linn., die Thurmschwalbe, weil er daselbst, nicht aus Raub- oder Mordlust, sondern in den Tagen der Noth deren Nester plünderte. Im Herbste sieht man den Thurmfalken auch sehr häufig auf den grasreichen Triften der Saualpe, wo er sich angelegentlich mit dem Heu- schreckenfange beschäftigt. Der Herbstzug fällt in den Monat October. Obwohl er meist vereinzelt zieht, kann man doch an schönen Herbsttagen in bevorzugten Lagen deren mehrere beisammen sehen, wie sie dem Heuschrecken- und Grillenfange obliegen, sich nicht selten auch mehrere Tage in einem kleinen (ebiete aufhalten. Einzelne Nachzügler kann man den ganzen November hindurch, oft sogar noch im December beobachten. In milden Wintern verbleiben auch einzelne der späten Zu- zügler ganz im Lande. Da sie Insectennahrung nicht mehr finden, verlegen sie sich darauf, Goldammern, Haubenlerchen und Sperlinge zu jagen und thun so den einheimischen Stand-

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vögeln Abbruch. Nach A. Zifferer in der Stadt Klagenfurt Brutvogel. Einzelne alte Exemplare überwintern. Am 15. De- cember 1886 ein altes ?, am 22. Jänner 1837 ein ungewöhn- lich grosses ? von Forstverwalter Hey in Sonnegg er- halten. ;

8. Cerchneis cenchris Naum. (Falco tinnunculoides Temm.)

Röthelfalke, „kleiner Falk“.

An schönen Tagen zu Beginn des Märzmonates kann man gewöhnlich schon die Ankunft des Röthelfalken bemerken. Die eintreffenden Paare blocken gerne auf vereinzelt stehen- den Heustadeln oder sitzen auf den Baumwipfeln von kleinen Wäldchen, welche von Weidetriften oder aufgebauten Saat- feldern umgeben sind. In Unter- und Mittelkärnten ist er am Frühjahrszuge nicht gerade selten, in Oberkärnten dagegen darf er als eine mehr seltene Erscheinung bezeichnet werden. Ueberhaupt scheint der Röthelfalke, auch wenn es sich nur um einen vorübergehenden Aufenthalt von ein paar Tagen handelt, in den Oertlichkeiten sehr wählerisch zu sein. Oft trifft man in einem Gebiete nahe beisammen mehrere Paare, dagegen wird man ihn wieder stunden-, ja meilenweit in der Runde vergeblich suchen. An den bevorzugten Plätzen jedoch kann man ihn alljährlich mit ziemlicher Sicherheit erwarten. In Kärnten bevorzugt er besonders das Krappfeld und das untere Lavantthal, wo man fast alljährlich einen Horst finden kann. Derselbe steht gewöhnlich auf den höchsten Bäumen des Aufenthaltsgebietes, wohl auch in den Ritzen der Burg- ruinen oder in den Thürmen solcher Kirchen, welche auf An- höhen stehen und nur zeitweilig von Menschen besucht werden. Von seinem Horste entfernt sich der Röthelfalke selten weit, so dass ein Paar nur ein kleines Gebiet in Anspruch nimmt. Erst nachdem die Jungen flugbar geworden sind, dehnen sie ihre Ausflüge mehr und mehr aus, bis sie zu Ende August oder Anfang September wieder abziehen, jedoch meist ver- einzelt, hie und da auch in Gesellschaft von Abendfalken. Am Frühjahrszuge nach A. Zifferer bei Klagenfurt ziemlich häufig. 26. April 1887 bei Harbach JS und ?? A. Zifferer. In der letzten Aprilwoche 1888 kam ein grosser Zug in Klagenfurt an. 1889 erhielt A. Zifferer das erste Pärchen d‘ und ? vom Miklauzhof am 5. April.

9. Erythropus vespertinus Linn. (Falco rufipes Beseke.) Roth- fussfalke, „Strichfalk*“.

Ende April oder zu Anfang Mai kann man in hügeligen Terrainen, wo Wiesen, Aecker und kleine Wäldchen mit einander abwechseln, kleinere oder grössere Flüge von Rothfussfalken beobachten, gewöhnlich 8 bis 15 Stück, seltener 20 oder mehr. Von Sonnenaufgang bis in den Vormittag hinein suchen sie

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eifrig nach Insecten, verschwinden dann in einem Wäldchen, kommen etwa um 4 Uhr wieder zum Vorscheine und suchen die Gegend nach Nahrung ab bis zum Sonnenuntergang, um dann den erkorenen Schlafplätzen zuzueilen. Als solche werden hohle Bäume oder die Mauerlöcher von Ruinen be- sonders bevorzugt. Tritt unerwartet recht schlechte, nasskalte Witterung ein, so bleiben sie oft tagelang in ihren Schlaf- löchern liegen. In grösseren Hohlräumen kann man da nicht selten die ganze Gesellschaft beisammen finden. Dabei liegen sie so fest, dass sie durch Anklopfen nicht einmal heraus- getrieben werden können. Erst wenn man mit einem festen (segenstand herumstochert, streichen sie schreiend heraus. Der Aufenthalt in einem Gebiete dauert gewöhnlich einige Tage, wird aber auch zu einer Woche und noch länger aus- sedehnt. Der Rothfussfalke erscheint in einzelnen Jahren in nicht geringer Anzahl, bleibt dann aber nicht selten wieder mehrere Jahre nach einander gänzlich aus. Im Herbste scheint er eine ganz andere Zugsrichtung einzuhalten, wenigstens gehört es zu den grossen Seltenheiten, denselben am Herbst- zuge zu bemerken. Wenn dies geschieht, so ist es vorwiegend im unteren Lavantthale der Fall. In Kärnten ist der Roth- fussfalke bis jetzt nur selten brütend beobachtet worden und muss im Allgemeinen unter die seltenen Durchzügler gerechnet werden. Zieht nach A. Zifferer im Frühjahre und Herbste in grösserer Anzahl durch. Im Jahre 1885 im Opferholz bei Vietring horstend getroffen. 10. April 1886 ein d und ein 2 vom Maria Saaler Moos erhalten. Am 29. April 1857 wurden bei Waidmannsdorf vier und am 7. Mai sechs Stück geschossen. Mitte April 1886 bei Klagenfurt Felfernigg. Im Museum befindet sich ein von Kaufmann Krippl gespendetes altes dunkles d.

I0. Hypotriorchis aesalon Tunst. (Falco caesius Wolf.) Zwerg-

falke, Merlinfalke, Blaufalke.

Diesen überaus seltenen Durchzügler, welchen ich schon fast lieber Irrgast nennen möchte, konnte ich nur zweimal beobachten. Das erste Exemplar traf und erlegte ich 1874 am Leidenberg (Lavantthal), das zweite Stück sah ich im Herbste 1877 auf der Martinswiese bei Villach, wie es in unmittelbarer Nähe einer exercirenden Truppe die auf- gescheuchten Lerchen verfolgte. Da ich diesem kecken Räuber zusah, anstatt meinen Zug zu drillen, wurde mir diese Beob- achtung durch einen gewaltigen „Rüffler“ des Lieutenant B. in guter Erinnerung erhalten. Ende October 1888 St. Georgen am Längsee A. Zifferer. Dieser schöne Falke ist in der Sammlung des naturhistorischen Landesmuseums bisher noch nicht vertreten.

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Il. Falco subbuteo Linn. Lerchenfalke, Baumfalke, „Stössel“,

„Falk“.

Ende März, gewöhnlich aber erst um Mitte April er- scheint dieser mordlustige Raubvogel in den Auen und Berg- wäldern, wo er sich sehr leicht durch die unter den kleineren Vögeln verursachten Störungen und Beunruhigungen dem Beobachter verräth. In der Nähe der Dörfer verräth ihn am leichtesten Cypselus apus, indem sie bei seinem Herannahen unter schrillen Rufen in weiten Kreisen in die Höhe steigt, um sich so den Verfolgungen zu entziehen. Der Lerchenfalke ist ziemlich gleichmässig im ganzen Lande verbreitet, be- wohnt die Thalsohle wie die Wälder der Vorberge, steigt sogar hoch in die montane Region auf, kann sogar im (rebiete der Alpen getroffen werden, was bei seinem leichten, ge- wandten und ausdauernden Fluge sich leicht erklären lässt. Von den am Zuge erscheinenden Lerchenfalken bleibt ein grosser Theil zurück, um in unseren Waldungen zu brüten. Zur Anlage des Horstes bevorzugt er besonders Fichten und Tannen mit dichter Beastung, welche ihm ein fast un- bemerkbares Zu- und Abstreichen gestattet. Für das Gelege zeigt das Weibchen eine solche Anhänglichkeit, dass es das- selbe sogar bei oftmaliger Beunruhigung nicht verlässt. Von einem guten Flugschützen kann es am Horste leicht erlegt werden. Die Jungen werden vorwiegend mit kleinen Vögeln geatzt. Männchen und Weibchen vereinigen sich zur Zeit der Jungenpflege zu gemeinsamer Jagd und treiben sich die an dder Erde oder in den Gebüschen sitzenden Vögel mit kluger - Berechnung zu. Vom Zaunkönig bis hinauf zur Schwarz- amsel und den verschiedenen Drosselarten ist kein Vogel vor seinen Nachstellungen sicher. Die flugbaren Jungen werden zuerst gerne auf grasreiche T'riften geführt, wo sie im Fangen der verschiedenen Insecten und in der Vogeljagd ihren Unter- richt erhalten und darin auch bald eine gewisse Meisterschaft entfalten. Dieser bedeutende Schädling verlässt unsere Gegenden gewöhnlich schon im September, indem er den scheidenden Schwalben nachzieht und unterwegs die Flüge arg deeimirt. Einzelne alte Vögel überwintern auch in gelinden, schnee- armen Jahren. In der Nähe meiner Futterplätze habe ich schon öfter in den Wintermonaten Lerchenfalken erlegt oder in einem Pfahleisen gefangen. Im Interesse der kleinen Vogelwelt kann die Vertilgung dieses kühnen Räubers nur wärmstens empfohlen werden. Präparator A. Zifferer schoss am 3. December 1886 bei heftigem Schneegestöber in Gösseling: am Kreuzbergl bei Klagenfurt ein 2, d beobachtet. Bezieht sich nach Tschusi im fünften Jahresbericht 1886, S. 47, vielleicht auf den Zwergfalken, Hypotriorchis aesalon, welcher über-

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wintert, während der Lerchenfalke ein Zugvogel ist. Es war

aber ein echter Lerchenfalke. Ein Exemplar geschossen bei

Vietring in der zweiten Maiwoche 1888 A. Zifferer.

12. Falco peregrinus Tunst. (Hierofalco peregrinus Cuv.) Wander- falke, Edelfalke, „Falk“, „Taubenfalk“.

Der Wanderfalke gehört in Kärnten zu den seltenen Erscheinungen und ist am Zuge hauptsächlich nur im Früh- jahre zu beobachten, viel seltener im Herbste. Er erscheint schon im März, stellt nebst den kleineren Vogelarten auch den Reb- und Haselhühnern nach, weiss im Falle der Noth sogar Nebel- und Rabenkrähen mit Leichtigkeit zu bemeistern und ist überhaupt ein arger Feind der Vogelwelt. Als Brut- vogel ist der Wanderfalke in Kärnten nicht nachgewiesen. Sein Herbstzug fällt in den September und October ; aus- nahmsweise bemerkt man ihn auch noch im November; 1881 überwinterte sogar ein Männchen im oberen Gailthale. Die Kühnheit des Wanderfalken geht so weit, dass er sogar dem Jäger geschossene Vögel sozusagen vor dem Rohre weg holt. Am 25. September 1837 flügelte ich einen Haselhahn. Noch hatte sich der Rauch nicht vollständig verzogen, als auch schon ein Wanderfalke auf den Hahn stiess, worauf ich ihn mit dem zweiten Laufe erlegte. 1883 wurde von Herrn Forst- verwalter Hey ein weisser Wanderfalke beobachtet. Das naturhistorische Landesmuseum erhielt Wanderfalken Anfang April 1881 von Kaufmann Krumpl, 17. Mai 1882 von Feistritz im Rosenthale von Förster Bohatta und Anfang September 1883 von Herrn Struger. Am 12. März 1887 bei Grafenstein 1 d A. Zifferer.

13. Falco laniarius Pall. (Falco sacer Gmel., Hierofalco laniarius Cuv.) Würgfalke.

Dieser im Nordosten von Afrika, in Mittelasien und im Südosten von Europa einheimische Falke zählt für unsere (sebiete zu den grössten Seltenheiten. In mehreren Gegenden Ungarns ist der Würgfalke oder Blaufuss noch Brutvogel, wenn auch nirgends in grosser Anzahl, scheint aber auch dort so ziemlich seine westliche und nördliche Verbreitungsgrenze, wenigstens für die österreichischen Länder, gefunden zu haben. In den Berichten der ornithologischen Beobachtungsstationen finden sich in jedem Jahrgange Beobachtungen aus Ungarn. Aus den übrigen Ländern der österreichisch-ungarischen Monarchie dagegen sind die Nachrichten über sein Vorkommen äusserst spärlich. Nur der erste Jahresbericht (1882) enthält zwei Notizen, und zwar aus Dalmatien und Krain. Herr Professor Kolombatovi@ in Spalato sagt: „Bekam, ein einziges Exemplar, welches im strengen Winter 1875 erbeutet wurde.“ Die zweite Notiz stammt von Herrn Wokral in Schneeberg

SO.

und lautet: „Hier wurde ein Exemplar im September erlest, sonst nicht beobachtet.“ Der Umstand, dass in diesen fünf bis jetzt erschienenen Jahresberichten aus allen anderen dies- seits der Leitha gelegenen Ländern Beobachtungen fehlen, spricht deutlich genug für die Seltenheit des Vogels. Aus Kärnten erhielt ich zweimal Nachrichten über das Vorkommen des Würgfalken, erbat mir dann die beiden erlegten Exem- plare, welche das gehegte Misstrauen bestätigten, denn beide für Würgfalken angesprochenen Stücke waren halbvermauserte Wanderfalken (Falco peregrinus Tunstall). Den ersten sicheren Beweis von dem wirklichen Vorkommen des Würgfalken in Kärnten lieferte Herr Verwalter Robert Zdarek, welcher ein im September 1888 an der Hungerlacke bei Paternion erlegtes Exemplar, das eben im Stossen auf Wildenten be- griffen war, aber zum Ausstopfen leider zu spät, in die Hände bekam. Ein weiterer Fall von der Erlegung eines Würgfalken ist mir bis jetzt nicht bekannt geworden.

14. Astur palumbarius Linn. Habicht, Hasenhabicht, Tauben-

falke, „Hühnergeier“.

Der Habicht ist im grössten Theile von Kärnten Stand- vogel. Die hochgelegenen, rauhen Thäler Oberkärntens ver- lässt er dagegen öfter zur Zeit strenger Kälte und grossen Schneefalles, trifft aber nicht selten mitten im Winter wieder ein, wenn sich mildere Witterung bemerkbar macht. Er ist im ganzen Lande ziemlich gleichmässig verbreitet, zum Glücke jedoch nirgends häufig. Er ist einer der gefährlichsten und schädlichsten Raubvögel. Während der Zugszeiten im März und October kann man ihn etwas häufiger als zu den anderen Jahreszeiten bemerken. So erleste ich am 24. October 1888 bei der Aufhütte in einem halben Tage vier Stücke, 3 9 und 1 d, sämmtlich alte Vögel, die offenbar von weiter her zu- sewandert waren.

Zum Hauptwohngebiete ersieht sich der Habicht hochstämmige, ruhige Bergwälder, wo er auf den höchsten Nadelbäumen seinen Horst baut und von dort aus seine Raubzüge in’s Thal unternimmt, entgegengesetzt aber auch bis in die höchsten Alpen ausdehnt, wo er es besonders auf Alpenhasen (Lepus variabilis L.), auf Stein- und Schnee- hühner abgesehen hat. In der Mittelregion stellt er mit Vor- liebe dem jungen Auer- und Birkgeflügel nach. Wir haben also ausser den grösseren Räubern nicht eine Vogelart, welche nicht unter seinen unersättlich scheinenden Raubgelüsten zu leiden hätte, ja er versteigt sich sogar so weit, Angriffe auf junge Rehe zu unternehmen. Treffen zufällig zwei Paare in einem Gebiete zusammen, so beunruhigen sie sich gegenseitig so lange, bis sich das eine zur Auswänderung entschliesst.

Der Habicht beansprucht für sich ein weites Gebiet, das er alltäglich nach Beute abjagt. Ist diese etwas spärlich, so erscheint er keck in der Nähe der menschlichen Wohnungen, holt sich sogar seinen Raub aus den Hühnerhöfen inmitten der Dörfer oder aus den Taubenschlägen vor den Augen des Taubenzüchters. Zahme und wilde Enten holt er vom Teiche, junge Gänse von der Weide. Den Jungen trägt er oft mehr Raub zu, als dieselben zu bewältigen vermögen. Der Ueber- fluss bleibt in den Reisern des Horstes liegen und wird in weniger ergiebigen Tagen dann wieder hervorgeholt, un- bekümmert darum, wenn es auch schon von Maden wimmelt. Ueberhaupt scheut der Habicht auch das Aas nicht, kann daher an Luderplätzen nicht selten erlegt werden, namentlich im Spätherbst und Winter, wenn der Raub ihm spärlicher zu (Gebote steht.

Während der PBrütezeit lösen sich beide Gatten beim Brutgeschäfte ab, sind einander treu behilflich bei der Pflege der Jungen, sobald diese aber vollkommen selbst- ständig gew orden sind, zerstreut sich die Familie nach allen Richtungen der Windrose. Nach A. Zifferer um Klagenfurt gemein. Am 29. October 1886 kreiste ein Exemplar, verfolgt von 8—10 Dohlen, Lycos monedula L. und Nebelkrähen, Corvus corone L., über dem südlichen Stadttheile. Am 6. De- cember 1886 verfolgte ein solches einen Schwarm Tauben mitten in der Stadt, kaum 2 m über den Köpfen der Markt- besucher, erfolglos. 30. März 1887 ein ®@ von Bleiberg, 31. März 1837 von St. Paul eingesendet.

Bei den Hasenjagden im Herbste kann man den Habicht öfter beobachten, wie er den Jagden folgt und angebleite Hasen schlägt, ohne sich um den Lärm der Treiber oder Hunde sonder- lich viel zu kümmern. Seine Kühnheit und Mordlust lassen ihn häufig die sonst beobachtete Vorsicht vergessen. Das Er- legen der Habichte geschieht am Horste, bei der Aufhütte und am Luderplatze. Im Walde kann er auch durch das Nachahmen des Hasengeschreies vor’s Rohr gebracht werden. In der Nähe der Geflügelhöfe und Futterplätze für Stand- vögel empfiehlt sich ganz besonders das Aufstellen von Pfahl- eisen oder der Habichtskorb.

15. Accipiter nisus Linn. (Nisus communis Cuv.) Sperber,

Finkenhabicht, „Stössel“, „Vogelgeier“.

Dieser überaus schädliche Stand- und Brutvogel bewohnt alle Gaue Kärntens in nicht geringer Anzahl. In manchen Gegenden, wo er nicht verfolgt wird, decimirt er die kleineren Standvögel derart, dass seine Räubereien, örtlich wenigstens, als eine Hauptursache der Verminderung unserer Standvögel betrachtet werden dürfen. Seine Verwegenheit im Winter

geht so weit, dass er gegen die Winterfenster stösst, wenn zwischen denselben Vögel gehalten werden. Einen Sperber erschlug ich sogar einmal in meinem Zimmer. Derselbe ver- folgte im Sommer eine Schwalbe, welche sich durch das offen stehende Fenster rettete. Ich sass gerade am Schreibtische und beide Vögel sausten über meinem Kopfe hinweg. An der gegenüberliegenden Wand schlug sich der Sperber in seiner ungezügelten Hast so an, dass er stürzte und abgethan werden konnte.

Zu seinem Aufenthalte im Sommer bevorzugt der Sperber Feldhölzer, Bergwälder oder ausgedehnte Auen, in deren Nähe Felder oder grasreiche Wiesen bequemen Raub ver- sprechen. Der Horst steht meistens auf einem hohen Nadel- baume, welcher nach allen Seiten freien Ausflug gewährt. Nicht selten werden die Horste von Krähen und Eichhörnchen zu Wohnungen verwendet, nachdem dieselben etwas aus- gebessert worden sind. In den Jahren, in welchen der Frühling zeitig seine Rechte geltend zu machen vermag, findet man das vollständige Gelege des Sperbers schon im April. In diesem Falle werden die Jungen bis im Juni ganz selbst- ständig, und das Paar schreitet zu einer zweiten Brut, welche jedoch weniger zahlreich zu sein pflegt. Das erste Gelege besteht durchschnittlich aus vier bis sechs Eiern, das zweite gewöhnlich nur aus drei Eiern. Zur Aufatzung der beiden Bruten muss eine grosse Zahl von Sängern, Alt und Jung, ihren Tribut an die Räuber abgeben. Verunglückt durch einen Zufall das erste Gelege, so wird rasch ein neuer Horst erbaut, der innerhalb 14 Tagen schon wieder belegt ist.

Im Spätsommer trennen sich die Familien, um sich im Gebiete zu verstreuen. Zu den Zugszeiten im Frühjahre und Herbste lässt sich eine starke Bewegung unter den Sperbern, so wie ein Zuzug aus anderen Gebieten wahrnehmen. Wahr- scheinlich streichen die einheimischen Vögel etwas mehr nach Süden und werden durch nördliche Zuzügler wieder ersetzt. Starke Schneefälle vermögen sie zeitweilig aus ihren aus- ersehenen Standorten zu verdrängen. Bei ihrem Herumstreichen überfliegen sie auch im tiefsten Winter die höchsten Alpen- züge. Als Beweis dafür habe ich Exemplare, welche dahier ankamen und in ihrem Gefieder noch die Leimspindeln italienischer Vogelfänger hängen hatten, mithin die karnischen Alpen überfiogen haben mussten. Mit dem ersten Schneefalle am 1. December 1886 stellte sich nach A. Ziffer er der Sperber in grosser Menge an den Futterplätzen und in den Gärten der Stadt Klagenfurt und Umgebung ein. Drei Exemplare stiessen sich im Verfolgen einer Beute am Fensterkreuz die Brust ein. Interessant ist die Färbung eines g, erlegt bei Hullegg von

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Herrn Leo Schneider, das selber Ende September 1886 zum Ausstopfen erhielt. Selbes ist dunkelrostroth und selbst der Rücken stark röthlich und befindet sich nun in der Sammlung des naturhistorischen Landesmuseums Rudolfinum.

Die Vertilgung des Sperbers geschieht am Horste, bei der Krähenhütte, sowie durch Pfahleisen und Habichtskorb. Für Taubenzüchter empfehlen sich täuschend nachgeahmte Holz- tauben, auf deren Rücken scharfe Eisenspitzen so angebracht sind, dass sich der Sperber bei dem vehementen Stosse auf denselben selbst aufspiesst.

16. Pandion haliaötus Linn. (Aquila haliaötos L.) Fischadler,

Flussadler.

Der Fischadler ist ein seltener Besucher unserer Seen und Flüsse. Er erscheint Ende März oder Anfang April, nimmt in den Auwäldern oder in solchen, welche in der Nähe eines grösseren Gewässers stehen, einen vorübergehenden Aufenthalt, wo er für den Beobachter durch den ohrzerreissenden Lärm der Raben- und Nebelkrähen sehr bald verrathen, oft auch ganz vertrieben wird. Der Flüchtling wird dann auf weite Strecken hin schreiend und stossend verfolgt.

Als Brutvogel ist der Fischadler in Kärnten bis jetzt noch nirgends beobachtet worden. Im Herbste erscheint der Fisch- adler noch viel seltener als im Frühlinge, scheint also zum Rückzuge eine andere Richtung einzuschlagen oder unsere Gaue ganz zu überfliegen. Das naturhistorische Landesmuseum erhielt Fischadler Mitte September 1871 einen bei St. Paul von Marcell v. Steffen und am 9. October 1882 einen bei Gmünd erlegten von Johann Leon.

17. Aquila pennata Gmel. Zwergadler.

Von diesem äusserst seltenen Irrgaste sagt Leopold von Hueber: „Ist zwar in Kärnten nicht heimisch, erscheint jedoch öfters auf seinem Zuge aus dem Oriente.“ Wenn dies seinerzeit (1859) richtig war, muss gegenwärtig der Zwerg- adler entschieden seltener geworden sein. Im Verlaufe von fünfzehn Jahren habe ich ihn nur ein einziges Mal beobachtet. Am 11. December 1884 erschien nämlich ein Exemplar in meinem Beobachtungsgebiete und hielt sich durch acht Tage in der Gegend von Kötschach und Mauthen auf. Da einige Tage vorher furchtbare Stürme tobten, welche namentlich in einigen Gegenden von Niederösterreich und einem Theile von Steiermark noch lange im Andenken bleiben werden, so wurde dieser überaus seltene Adler wahrscheinlich von den entfesselten Elementen hieher verschlagen. Ausser diesem Falle konnte ich trotz eifriger Umfrage keine Nachricht über ein Erscheinen des Zwergadlers in Kärnten erhalten,

ar ra Aldle,

rechne ihn daher mit guten Gründen zu den seltensten Irr- gästen.

18. Aquila naevia Wolf. Schreiadler, Rauhfussadler.

Diesen Adler hatte ich in Kärnten nie zu beobachten (Gelegenheit, auch keine verlässlichen Nachrichten über dessen Erscheinen erhalten können. Eine Nachricht über das Vorkommen desselben gibt in „Vögel des Furtteichs“ und im „III. Jahresberichte des Comites für ornithologische Beob- achtungsstationen, Ornis, 1887, S. 41“, der hochverehrte Örnithologe P. Blasius Hanf mit den Worten: „Ein 2 wurde am 31. März 1877 in St. Georgen am Längsee in Kärnten in einem Fuchseisen gefangen.“ Kaufmann A. Messiner in Bleiburg erlegte einen Schreiadler am 4. November 1853 in dortiger Gegend und sandte denselben an das naturhistorische Landesmuseum.

19. Aquila imperialis Bechst. (A. chrysaötos L.) Königsadler. Der Königsadler ist ein sehr seltener Besucher und scheint sich nur auf die südlichen Alpenketten des Landes zu beschränken. Am 25. Juli 1878 erlegte ich in der Nähe des Reisskofels ein etwa ein Jahr altes Männchen. Am 10. Juli 1850 schoss ich am Zollner auf ein zweites Exemplar, welches schwer angeschossen entkam, sechs Tage später jedoch in einem Zustande aufgefunden wurde, in welchem an eine Er- haltung nicht mehr zu denken war. Ich konnte nur noch constatiren, dass es ein Königsadler und zwar ein altes Männchen war. Da ich später diesen Adler nicht mehr beob- achtete, auch aus anderen Gegenden Kärntens hierüber keine Nachrichten erhielt, hatte ich es in den beiden Fällen mit verstrichenen oder verschlagenen Exemplaren zu thun.

20. Aquila fulva Linn. Steinadler, „Adler“.

Dieser schöne Adler wird von Jahr zu Jahr seltener. Mehrere noch vorhandene Horste sind seit Jahren unbewohnt, darunter einer in der Kreuzeckgruppe und ein anderer in den Lesachthaler Alpen. 1883 stand ein bewohnter Horst in dem Gefelse ober dem Wolajasee, ein zweiter am grossen Ball, welcher nach einer Unterbrechung im Jahre 1886 und 1887 wieder bezogen wurde, zum grossen Jammer der italienischen Alpenpächter, denen das Paar im Verlaufe beider Jahre eine grössere Anzahl Lämmer und Zicklein raubte. Hie und da findet sich auch noch ein Horst in den Karawanken. Im Juli 1884 wurde vom Jäger Fuchs im Kankerthale ein Horst aufgefunden und das Junge demselben entnommen, die beiden Alten erlegt. Ueber das zeitweise Vorkommen dieses. Adlers in Unterkärnten gibt Aufschluss eine Notiz des P. Blasius Hanfim „III. Jahresberichte des Comites der ornithologischen

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Beobachtungsstationen, pag. 43“, wo es heisst: „Wurde mir am 1. Mai 1859 und am 27. September 1876 von der Saualpe in Kärnten zur Präparation eingesendet. Ich selbst habe diesen Adler nur dreimal auf dem Sirbitzkogel und auf der Grebenzen gesehen.“ Juli 1853 Gemeindewald Leywald im Lavantthale von Förster Anton Painsi. N. L. M.

In neuerer Zeit wurden noch Steinadler erlegt 1879 in Malnitz und 1853 bei Ferlach. 1884 erlegte im Lesachthale ein Wilderer ein schönes d. Im Frühjahre 1883 wurde noch ein Steinadler vom Jäger Sylvester Mattweber beobachtet, wie derselbe auf einen balzenden Birkhahn, im Jahre 1884 wieder, wie ein solcher auf einen balzenden Auerhahn stiess. In beiden Fällen entkam der Adler, bevor der Jäger einen Schuss an- bringen konnte. In der zweiten Novemberhälfte 1887 ver- wundete ein Bauer in Faak einen Steinadler mit einem Schrotschusse und wurde noch längere Zeit am Leben erhalten. Als letzte Beobachtung notirte ich: Am 24. Jänner 1888 nach einem starken Schneefalle trieben sich drei Steinadler am Celonkofel und am Ball durch mehrere Tage umher, wo sie täglich von der Mautner Finanzwache beobachtet wurden. Im Herbste 1887 erhielt ich durch die Güte des Herrn Forst- verwalters Franz Koffler aus den Sulzbacher Alpen das (Gewölle eines Steinadlers, welches von einem Jäger auf einer, Felsplatte gefunden wurde. In demselben war nebst ver- schiedenen Fragmenten ein Ständer von einem Auerhahn voll- kommen sicher erkennbar. Ein Ei wurde 1881 an einer Fels- wand am Zwersche ober der Bricciuskapelle gefunden und be- findet sich im naturhistorischen Landesmuseum als Geschenk des Lehrers Ambros Zussner.

Der Steinadler ist entschieden der kühnste und raub- sewandteste Vogel des ganzen Alpengebietes. Majestätisch ın den Lüften kreisend durchspäht er sein Gebiet. Hat er einen Raub entdeckt, so saust er wie ein Pfeil hernieder, erfasst die Beute mit den starken Fängen und entführt dieselbe wieder hoch in die Luft und hin auf eine sichere Felsenzinne, wo der Raub gemächlich gekröpft wird. Zur Sommerszeit stellt er den Lämmern und Zicklein der auf den Almtriften weidenden Heerden nach und schlägt selbst halberwachsene Thiere. Auer- und Birkgeflügel ist ihm auch stets willkommen. Vom Reh- und Gemswilde erliegt manches Kitz seinen mörderischen Fängen, ja sogar ältere Stücke werden seine Beute, wenn er sie von schmalem Felsenrande in die dräuende Tiefe drängen oder im Winter im hohen Schnee auf freiem Plane überraschen kann. Wenn sich der Steinadler auch vor- wiegend an lebende Thiere hält, so lange er solche eben er- halten kann, so verschmäht er doch im Nothfalle auch ver-

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endetes Wild oder gefallenes Vieh nicht, selbst wenn die Cadaver schon erheblich anbrüchig geworden sind. An Stellen, wo ein Cadaver liegt, pflegt er erst vorsichtig zu kreisen und dann plötzlich niederzuwirbeln, wenn die ebenfalls sehr vorsichtigen Joch- oder Kolkraben sich vertraut um dasselbe sesammelt haben. Im Spätherbste kann man den Steinadler unschwer bei einem ausgeworfenen Luder erlegen, darf sich jedoch nicht verleiten lassen, auf die in der Regel zuerst er- scheinenden Jochraben zu schiessen. Ein beim Luder fängisch gestelltes Eisen thut ebenfalls gute Dienste.

Wenn es auch im Hinblicke auf die Schädlichkeit rathsam erscheint, dem Steinadler mit allen Mitteln nachzustellen, so wäre es doch für den Naturfreund schade, wenn er den majestätischen Sonnenflieger, der kühn seine weiten Kreise im blauen Aether zieht, gänzlich in den Alpen missen müsste. Vorderhand ist indess die völlige Ausrottung des Steinadlers in den kärntischen Alpen noch nicht zu befürchten, weil er noch immer Felsenwildnisse findet, in welchen er ungestört hausen und seine Nachkommenschaft grossziehen kann.

2I. Haliaötus albicilla Linn. (Aquila albicilla L.) Seeadler.

Das Erscheinen des Seeadlers darf als eine grosse Selten- heit betrachtet werden. Dem naturhistorischen Landesmuseum wurden übergeben ein 1854 bei den Lieschakirchen von Förster Jakob Pernikarz, ein am 10. September 1881 am Nordufer des Wörthersees unweit der Villa Longo von Max Seeland mit 22 m Spannweite und ein Mitte October 1881 bei Feld- kirchen von Notar Theodor v. Webenau erlegter Seeadler. Am 15. November 1887 erschien ein verflogenes Exemplar in meinem Beobachtungsgebiete im oberen Gailthale. Für Kärnten ist der Seeadler nur als ein höchst seltener Irrgast zu be- trachten.

22. Circaötus gallicus Gmel. Schlangenadler.

Ebenso selten wie der vorige scheint auch der Schlangen- adler unsere Gegenden zu besuchen. Mir ist derselbe ein einziges Mal, und zwar am 24. August 1885 in der Valentin- Alpe begegnet. Aus anderen Gegenden Kärntens sind mir keine Beobachtungen über den Schlangenadler bekannt ge- worden und betrachte ich denselben daher wie den Seeadler nur als einen höchst seltenen Irrgast.

23. Pernis apivorus Linn. (Buteo apivorus L.) Wespenbussard,

Bienenfalke.

Der Wespenbussard erscheint in der zweiten Hälfte des Monates April hauptsächlich in den Feldgehölzen des mehr offenen Landes, seltener in den entlegenen, engen Thälern. Im ersten Frühjahre ist er ein ausgesprochener Vogel der

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Ebene. Erst nach erfolgter Paarung zieht er sich in die Wälder der Vorberge und auch bis in’s Mittelgebirge zurück, wo er zunächst bei den Ameisenhaufen, später bei den Wespennestern seine Nahrung sucht. Nach kurzen, gelinden Wintern kommt er vereinzelt, in späten Frühjahren dagegen schon gepaart in den Thälern an. Als Passant ist dieser Bussard ziemlich regelmässig, als Brutvogel jedoch selten. Ich habe ihn brütend am Rabenstein bei St. Paul und auf der Missaria bei Mauthen in vereinzelten Paaren gefunden. In Bleiberg ist selber häufig, R. Zdarek, bei Klagenfurt nach A. Zifferer so gemein als der Mäusebussard (Buteo vulgaris L.). Im Spätsommer findet man ihn gewöhnlich auf der Heuschreckenjagd oder bei den Wespennestern, wo er sich so eifrig beschäftigt, dass man ihm oft ziemlich nahe kommen kann, bis er sich zum Abstreichen veranlasst fühlt. Die einheimischen Wespenbussarde verlassen unsere Gegenden im October. Im November, ja selbst im December kann man dagegen noch Durchzügler beobachten, welche, aus nördlicheren Gebieten kommend, ihren Winterstationen zueilen. Am häufigsten kann man den Wespenbussard am Zuge beobachten in der Thalenge bei Unterdrauburg, wo er dem Laufe der Drauebene folgt.

24. Archibuteo lagopus Brünn. Rauhfussbussard, „Geierle“,

„Schneegeier“.

Kaum ist des Winters starre Macht auch nur so weit gebrochen, dass sich eine Wendung zum Besseren verspüren lässt, zumeist schon in der zweiten Hälfte Februar, so kann man den Rauhfussbussard in der Ebene auf den Stangen der Heuschober, auf Heustadeln und ähnlichen erhöhten Punkten sitzen sehen. Stundenlang rührt er sich kaum, nur sein Kopf dreht sich langsam, Alles scharf abspähend, nach allen Seiten herum. Sein Aufenthalt in einer gegend dauert bald zehn oder mehr Tage, bald wieder ist er nur ein sehr kurzer, je nachdem Witterungs- und Nahrungsverhältnisse ihm gerade zusagen. Als Brutvogel ist der Rauhfussbussard bis jetzt in Kärnten noch nirgends nachgewiesen worden.

Im November, nicht selten auch erst im December, er- scheint der Rauhfussbussard wieder am Rückzuge, hat es aber mit der Reise eiliger, als im Frühjahre. Besonders gelinde Winter, namentlich solche nach mäusereichen Jahren, ver- anlassen hin und wieder einzelne Exemplare, die wenigen Monate ganz bei uns zu verbleiben und die Reise weiter nach Süden aufzugeben. In ganz Unter- und Mittelkärnten ist dieser Vogel zu den Zugszeiten durchaus keine Seltenheit; weniger häufig erscheint er in Oberkärnten, wo gewöhnlich zu dieser Zeit noch mehr Schnee liest, welcher dem Wanderer nicht

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einladend erscheinen mag, weil ihm der Mäusefang erschwert ist. Kann er diese nicht mehr erhalten, so stellt er den vor- handenen Standvögeln nach, schlägt sogar Rebhühner und schwächere Hasen. In der Nähe der Fasanerien wird er in solchen Zeiten zu einer förmlichen Plage. 12. Jänner 1888 wurde in der Satnitz von A. Zifferer ein Exemplar erlegt. 25. Buteo vulgaris Bechst. Mäusebussard, „Mausgeier“, „Schnee- geier“.

Ende Februar oder längstens Anfang März verkündet der Mäusebussard durch sein bekanntes „Giä“ uns seine An- kunft. Auf den Randbäumen der Bergwälder, Ueberständern von Auen oder irgend welchen erhöhten Punkten der grösseren Ebenen kann man ihn gar bald bemerken. Sollte man ihn da übersehen, so wird er bald von den Nebel- und Rabenkrähen mit lautem Geschrei begrüsst und hassend verfolgt. Er ist in allen Theilen Kärntens eine allgemein bekannte Vogelfigur. Zu den Zugszeiten erscheint er in manchen Jahren häufig. Viele von den Wanderern setzen ihre Reise weiter nach Norden fort, viele aber vertheilen sich in unseren Thälern und Vorbergen, um daselbst ihren Stand zu nehmen. Die zurückbleibenden Bussarde schreiten bald zur Paarung, so dass man gegen Ende April schon den Horst mit vollendetem Gelege auf den höchsten Nadelbäumen der Auen- und Berg- wälder finden kann. Zwischen dem milderen Lavantthale und dem mit einem rauheren Alpenklima bedachten Gailthale differirt der Beginn der Brütezeit um acht bis zwölf Tage. Bis zur Zeit des Horstbaues kann man häufig beobachten, dass der eine Paarvogel der Jagd nach Mäusen etc. nachgeht, während der andere auf einem erhöhten Punkte des Revieres aufblockt, dortselbst scharfe Umschau hält und den Gefährten vor einer sich zeigenden Gefahr durch einen schrillen Ruf warnt. Haben sich die Vögel dagegen von der unbedingten Gefahrlosigkeit überzeugt, so liegen auch beide gleichzeitig der Jagd ob. Im Frühjahre stellt der Mäusebussard mit Vor- liebe den jungen Hasen nach, verschmäht aber auch Vögel nicht, wenn er solche erhalten kann. Im weiteren Verlaufe weiss er junge Rebhühner vollkommen zu würdigen, wie er auch Gelege und Junge aller Erdbrüter sich anzueignen versteht. Durch den Mäusefang leistet der Mäusebussard der Landwirthschaft allerdings einen unbestrittenen Nutzen, richtet aber durch Vertilgung anderer unbedingt nützlicher Vögel auch wieder Schaden an. Ganz besonders ist dies zur Zeit der Jungenpflege der Fall, wo er nicht selten zu einem ge- fährlichen Räuber wird. Ob bei ihm der Nutzen oder der Schaden überwiegend sei, darüber sind bis jetzt die Meinungen noch getheilt; manche Forscher verhimmeln den braunen

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Gesellen, während andere ihn ganz unbedingt verdammen, wobei jede Partei ihre schwerwiegenden Gründe in’s Treffen führt. Selbstverständlich sind dieselben je nach den Stand- punkten der Forscher auch ganz verschiedene; der Eine sieht als weniger wichtig an, was der Andere als sehr gravirend bezeichnet. Ich meinestheils erkenne den durch den Mäusefang für die Landwirthschaft gestifteten Nutzen vollkommen an, muss aber doch gestehen, dass mir ein häufiges Auftreten dieses Vogels im Interesse der kleineren Vogelwelt entschieden nicht angenehm wäre. Von dem speciellen Standpunkte des Jägers, dem er seine Hasenbestände, Reb- und Haselhühner- ketten empfindlich decimirt, ist der Mäusebussard entschieden zu verurtheilen, und wir dürfen es dem hegenden Waidmanne nicht verargen, wenn er diesem Bussarde nach Kräften nachstellt.

Unter den Mäusebussarden bemerkt man häufig lichter und dunkler gefärbte Exemplare; die lichter gefärbten er- scheinen in unseren Gegenden grösstentheils im October und November, während sich die dunkelfärbigen mehr verstreichen. Das Volk bezeichnet die dunkelgefärbten Vögel als „Maus- geier“, die helleren als „Schneegeier“. Von den zugestrichenen Bussarden kann man einzelne Exemplare den ganzen Winter hindurch bemerken, wenn derselbe nicht besonders streng auftritt. In strengen Wintern streichen sie den milderen Thälern zu oder verlassen das Land auch gänzlich, um erst nach dem Eintritte einer milderen Witterung wieder zu erscheinen. Bei Klagenfurt ist der Mäusebussard nach A. Zifferer bei weitem der gewöhnlichste Raubvogel, der bei der Uhuhütte oft in mehreren Exemplaren erlegt wird. Z. fand 1886 nicht weniger als drei Horste mit Jungen. Von 16 Stücken, die Z. bezüglich ihres Mageninhaltes untersuchte, fand er bei einem einzigen, im Frühjahre geschossenen, sehr licht gefärbten Vogel Reste des Rothkehlchens (Dandalus rubecula L.), welches er bei verspätetem Schneefalle, wahrscheinlich ermüdet und halbverhungert, gefunden und gekröpft hatte. Alle anderen hatten Reste von Mäusen, Maulwurfsgrillen, Grillen und Mist- käfern, einer eine Ringelnatter im Leibe. 8. Februar 1887 bei Grafenstein 1 J A. Zifferer.

26. Buteo desertorum Daud. (Falco desertorum Daud., Buteo tachardus Bonap., Buteo cirtensis Leavill.) Steppen- bussard, Wüstenbussard.

Der Steppenbussard darf für Kärnten als einer der seltensten Irrgäste bezeichnet werden. Ich hatte nie Gelegenheit, denselben selbst zu beobachten. Dass er nicht nur für Kärnten, sondern für ganz Oesterreich-Ungarn eine Seltenheit ist, beweist der Umstand, dass in den bis jetzt erschienenen fünf Jahres-

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berichten der ornithologischen Beobachtungsstationen 1881 bis 1886 seiner nur zweimal Erwähnung gethan wird. Dies ist im fünften Berichte für 1886, wo sich folgende Notiz von Herrn Ludwig Baron Lazarini in Innsbruck vorfindet: „Am 21. November 1886 wurde aus einer in der Höttingerau bei Innsbruck gelegenen Aufhütte ein auffallend kleiner, dunkelbraun und röthlich gefärbter Buteo erlegt und mir vom Erleger freundlichst zugeschickt. Derselbe hatte eine Körper- und Schwanzlänge von 48 Centimetern und aussen gemessen eine Flügellänge von 38 Centimeter. Nachdem der Vogel präparirt war, sandte ich ihn zur genaueren Untersuchung an die Herren: Ritter v. Tschusi in Hallein, August von Pelzeln, Custos am k. k. naturhistorischen Hofmuseum in Wien und Eugen Ferdinand v. Homeyer in Stolp, Pommern und wurde er von allen genannten Herren als Buteo desertorum erkannt und bestimmt. Das Exemplar wurde der Sammlung des hiesigen Landesmuseums „Ferdinandeum“ einverleibt.“ (S. auch Bar. Lazarini Buteo desertorum Daud. in der „Zeitschrift des Ferdinandeums“, Heft 31, 1887, S. 237— 241.) Die zweite weitere Notiz stammt von Herrn Szikla in Stuhlweissenburg, wornach im Februar 1887 in Velence ein Steppenbussard erlegt wurde. Diese Notizen sprechen deutlich genug für die Seltenheit des Vogels, als dessen eigentliche Heimat das südliche und südwestliche Russland, der Kaukasus und das südwestliche Asien angesehen werden. Manche Forscher belegen auch den in Afrika lebenden kleinen Bussard mit dem gleichen Namen, während andere ihn als Buteo cirtensis von jenem nördlicheren unterscheiden. Wie es den Anschein hat, besucht der Steppenbussard am Durchzuge das mittlere Europa nicht allzu selten, wobei jedoch bisher nur einzelne erlegte Exemplare als solche erkannt werden. Ausser dem von Oberförster von Riesenthal, welcher diese Art in seinem Werke „Die Raubvögel Deutschlands“ ausführlicher behandelt, angegebenen Erlegungen solcher Bussarde, fand Baron Lazarini ]. c. S. 241 noch einen Fall aus neuerer Zeit in der „Illustrirten Jagdzeitung“, 13. Jahrg., S. 235, erwähnt, wo noch im Februar 1886 in der Gegend von Schwiebus (im Regierungsbezirke Frankfurt a. ©.) ein Buteo tachardus geschossen wurde. Baron Lazarini schliesst seinen Aufsatz mit den auch für Kärnten geltenden, zu beherzigenden Worten: „Möge der vorliegende Fall auch für weitere Kreise Anregung geben, erleste Bussarde und andere nicht genau gekannte Vögel dem heimatlichen Museum (Rudolfinum) zu- zuwenden oder wenigstens Fachmännern zur Besichtigung vorzulegen, bevor sie durch Ausreissen einiger an sich werth- loser Federn entstellt sind.“

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Der von Thierpräparator A. Zifferer als Buteo desertorum Daud. angesprochene Bussard befindet sich als Balg noch in dessen Besitze und wurde im Frühjahre 1887 bei Grafenstein erlegt.

27. Circus aeruginosus Nils. (C. rufus Briss., ©. arundinaceus

Bechst.) Sumpfweihe, Rohrweihe.

Die Sumpfweihe ist für Kärnten ein unregelmässiger Durchzugsvogel. In einzelnen Jahren kann sie in verschiedenen Gegenden, jedoch nie zahlreich beobachtet, in anderen Jahren wieder gar nicht gefunden werden. Durchschnittlich kann ihr Erscheinen im Frühjahre häufiger, als am Herbstzuge constatirt werden. Der Frühjahrszug fällt in die erste Hälfte April, der Rückzug in den September und October. Am sichersten ist diese Weihe noch im unteren Lavantthale zu den Zugszeiten zu beobachten.

28. Circus cyaneus Gmel. (GC. pygargus Linn. Strigiceps cyaneus Bonap.) Kornweihe, „Wehen“, „Wechl“, „Wachl“.

Wie die vorige, so ist die Kornweihe nur ein seltener Durchzugsvogel, welcher in der zweiten Hälfte des Monats März oder erst im April, immer jedoch nur in vereinzelten Jahren erscheint. Unter den ersten Ankömmlingen findet man in der Regel nur Männchen, unter den Nachzüglern fast aus- schliesslich nur Weibchen. Am Herbstzuge, welcher in die Mitte October fällt, gestaltet sich dieses Verhältniss gerade umgekehrt. Mitte April 1881 Vietring Struger; Mitte Juli 1885 Zifferer. Bei Klagenfurt nach A. Zifferer nur im Frühjahre und Herbste. 4. October 1886 sah selber einen auf der Satnitzwiese, 5. April 1887 bei Grafenstein 1 d. In der ersten Aprilwoche 1888 ein junges d bei Paternion geschossen, Zdarek.

29. Circus pallidus Sykes. (C. Swainsonii Aut., Strigiceps pallidus Bonap.) Steppenweihe.

Noch seltener als die vorhergehenden beiden Arten er- scheint in unseren Gauen die Steppenweihe und darf als einer der seltesten Irrgäste bezeichnet werden. Ich hatte nur ein einziges Mal Gelegenheit, diesen seltenen Gast in der Nähe von Wolfsberg beobachten zu können. Herr Präparator Anton Zifferer in Klagenfurt bestätigte mir ebenfalls das äusserst seltene Vorkommen der Steppenweihe in Kärnten.

30. Circus cineraceus Mont. (Strigiceps cineraceus Bonap.)

Wiesenweihe.

Die Wiesenweihe erscheint gegen Ende April, aber selten als Durchzugsvogel. In manchen Jahren bleibt sie ganz aus. Wo sie sich zeigt, geschieht dies auf den längs der Wasser- läufe sich ausbreitenden Wiesen oder auf den durch Wasser-

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tümpel unterbrochenen Moorgründen. Am Frühjahrszuge be- merkt man sie am ehesten längs den Ufern der Lavant und Glan und in der Nähe des Maria Saaler Mooses. Im oberen Gailthale habe ich sie gewöhnlich nur am Rückzuge im Oc- tober beobachtet.

Strigidae. Eulen.

3l. Surnia nisoria Wolf. Sperbereule.

Von dieser Eule sagt Leopold v. Hueber: „Ist nur im Norden heimisch, kommt jedoch auf ihrem Zuge auch öfters in Kärnten vor.“ Neuere Beobachtungen über die Sperbereule sind mir nicht bekannt geworden. Ich bemerkte sie nur ein- mal und zwar am 12. December 1884 in meinem Beobachtungs- gebiete im oberen Gailthale.

32. Athene passerina Linn. (Strix pygmaea Bechst., Glau- cidium passerinum Boie.) Sperlingseule, Zwergkauz, „Beckl“.

Diese schöne Eule ist ein nicht häufig vorkommender Stand- und Brutvogel in den höheren Bergwaldungen, wo sie häufig gar nicht beachtet, bei ihrer versteckten Lebensweise noch häufiger gänzlich übersehen wird, wenn man nicht ihre eigenthümlichen Rufe Morgens und Abends vernimmt. Brehm verdolmetscht denselben in den Silben „Hi, hu hu hu“, „Hi hi hi hi“ und „Tiwüt, tiwüt, tiwüt, tiwüt“, während Joh. von Csato ihre Stimme der eines kleinen Hundes ähnlich findet. Ausser den genannten Stimmlauten, die sich gleichmässig gedehnt zu einer förmlichen kunstlosen Gesangsstrophe an- reihen, vernimmt man noch zeitweilig ein scharf hervor- gestossenes „Iss“ oder ein leises „Hi, hu“, letzteres nur dann, wenn man sich in unmittelbarer Nähe befindet. Diese Rufe sind charakteristisch genug, um an denselben diese niedlichste und zierlichste unserer Eulen sicher zu erkennen. Wer ihn einmal deutlich vernommen hat, wird ihn nicht mehr mit dem Rufe einer anderen Eule verwechseln.

Im Frühjahre findet man die beiden Gatten meist nahe beisammen oder hört sie sich gegenseitig locken. Im Herbste sieht man öfters vier bis sechs Stücke beisammen, die an schönen Abenden sich durch ihren seltsamen Gesang unter- halten. In den Tagen des Spätherbstes geschieht dies übrigens auch im warmen Sonnenscheine. Die Sperlingseule ist, wenn auch überall selten, doch über die ganze montane Region Kärntens verbreitet. Nach J. und H. Graf Platz wurde sogar ein d‘ am 10. December 1883 am Kreuzbergl bei Kla- gsenfurt geschossen. A. Zifferer erhielt am 26. October 1856 ein Stück zum Ausstopfen. Nach selbem in den höher gelegenen Wäldern um Klagenfurt nicht selten.

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33. Athene noctua Retz. (Strix noctua Retz.) Steinkauz,

„Lschubitl“, „Todtenvogel“.

Der Steinkauz ist namentlich in Oberkärnten ein ziemlich gemeiner Stand- und Brutvogel, welcher sich in Burgruinen, zerfallenen Baulichkeiten, Felsenlöchern und Steinbrüchen aufhält und dortselbst seine Jungen erbrütet. Wo er wohl gelitten ist, nistet er auch in dem verborgenen Winkel einer Scheune, ohne sich sonderlich viel um die zeitweilig dort er- scheinenden Menschen zu kümmern. Im Allgemeinen jedoch wird er vom Landvolke nicht gerne gesehen, weil ihn noch immer der Fluch des Aberglaubens verfolgt. Durch sein nächtliches Rufen und da und dort vorkommende Anstossen an die erleuchteten Fenster erregt er abergläubische und furchtsame Gemüther, die ihn dann wieder am Tage, wo er sich blicken lässt, nach Kräften verfolgen, was umsomehr zu bedauern ist, weil sich dieser Kauz durch das Wegfangen von Haus-, Feld- und Waldmäusen überaus nützlich macht. Er verfolgt diese schädlichen Nager so eifrig bis in die ver- borgensten Schlupfwinkel hinein, dass er nicht selten dabei selbst in die Klemme geräth. Im strengen Winter kommt es allerdings auch vor, dass sich der Steinkauz auf die Spatzen- jagd verlegt, doch darf man ihm für diese kleine Sünde un- bedenklich die Absolution ertheilen im Hinblicke auf den vielfältigen Nutzen, welchen er im übrigen Theile des Jahres für uns schafft. Obwohl er vorwiegend Nachtvogel ist, scheut er doch das Sonnenlicht nicht, kann sogar zur Zeit der Jungenpflege oft selbst im freien Felde auf der eifrigen Mäusejagd beobachtet werden. Um Klagenfurt nach Anton Zifferer wahrscheinlich wegen Mangel an geeigneten Brüte- plätzen sehr selten.

34. Nyctale Tengmalmi Gmel. (Nyct. funerea Bonap., Nyct. dasypus Bechst.) Rauhfusskauz.

Früher hielt ich diesen Kauz nur für einen seltenen Besucher unseres Landes. Als ich ihn jedoch im Jahre 1884 in dem Buchenwalde auf dem Wege nach der Plöcken bemerkte, begann ich ihm meine ganz besondere Aufmerksamkeit zu schenken und hatte schon im Jänner des Jahres 1885 die Freude, dessen Ueberwintern in diesen Waldungen constatiren zu können. Da dieser Kauz an seinem eigenartig trillernden Rufe leicht und sicher zu erkennen ist, konnte ich ihn die folgenden Jahre hindurch unschwer in Evidenz halten, bis es mir 1887 auch gelang, denselben als Brutvogel zu finden.

Die Zeit der Liebe verlebt der Rauhfusskauz in den höher gelegenen Bergwaldungen, liebt namentlich geschlossene ge- mischte Bestände, wo es nicht an hohlen Stämmen fehlt, in denen das Weibchen das Gelege bergen kann. Bei Tage trifft

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man ihn hie und da im dichten Unterholze auf einem niedrigen Busche sitzend und wahrscheinlich schlafend; wenigstens ist es mir wiederholt gelungen, mich in seine allernächste Nähe heranzupürschen, bis er erschreckt aufflog. Zur Zeit der Jungenpflege liegt er ebenfalls am Tage dem Kerfen- und Mäusefange ob. In dem schneereichen Winter 1888 habe ich den Rauhfusskauz sehr oft in hellen Mondnächten in der Ort- schaft selbst beobachtet. Aus den meisten anderen Theilen Kärntens fehlen zwar noch sichere Beobachtungen, doch glaube ich, dass seine Verbreitung viel allgemeiner ist, als man an- nimmt. Aus Klagenfurt berichteten 1883 die Herren Grafen J. und H. Platz, dass ein Exemplar am 15. Februar 11'/, Uhr Nachts bei der Artilleriekaserne erschienen sei. 1888 habe ich in meinem Beobachtungsgebiete schon am 15. März den Paarungsruf vernommen. Saager bei Grafenstein erste Deemberwoche 1887 Dr. Ernst Ritter v. EdImann, Bleiberg R. Zdarek.

35. Syrnium uralense Pall. (Strix macroura Natt.) Uraleule,

Habichtseule, „Habergais“, „Teufelskrah“.

Die ersten sicheren Nachrichten über das Vorkommen der Uraleule in Kärnten gibt P. Blasius Hanf in „Die Vögel des Furtteiches“. Dieser eifrige Forscher erhielt nämlich im Jahre 1864 zwei alte Weibchen, von denen eines durch Herrn v. Webenau in Feldkirchen, das andere durch Gust. Graf Egger erlegt wurde. Früher war sie zwar Leopold von Hueber bekannt, der jedoch keine bestimmten Daten über dieselbe lieferte. Lange hörte man dann über diese Eule nichts mehr, bis die Herren Grafen J. und H. Platz im November 1883 von einer vom verstorbenen Sattler Zeman angeschossenen Uraleule aus Klagenfurt berichteten, die eine Weile lebte. Wolfsberg, Winter 1872—1873 zwei Exemplare Dr. Mann und G. Höfner. Bei Krastowitz wurde nach A. Zifferer im Juli 1885 ein 2 geschossen, welches deut- liche Brutflecken hatte. Im hiesigen naturhistorischen Landes- museum befindet sich eme dunkelkaffeebraune Habichtseule von Klagenfurt, eine Art Melanismus. Eine anregende Schilderung aus dem Thierleben : „Uraleule und Bilch“ gab A. Zifferer in „Waidmanns Heil“ 1887, Nr. 22, S. 283.

Im Allgemeinen ist der Uraleule bis jetzt noch viel zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt worden, daher die spärlichen Nachrichten über sie. Im Lavantthale habe ich sie trotz eifriger Nachforschungen nie getroffen, im Gailthale dagegen noch jedes Jahr beobachten können, wo sie vorwiegend die südliche Gebirgskette mit den gemischten Waldbeständen zu ihrem Aufenthalte erkoren hat. Am häufigsten findet man sie

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in den Buchenwäldern zwischen „Eder“ und Plöcken. Da- gegen habe ich sie im Winter noch nie beobachten können und vermuthe, dass sie nach den ersten bedeutenden Schnee- fällen dem weniger verschneiten Tieflande zustreiche. Fallen ja auch die aus Unterkärnten bekannten FErlegungen in den Monat November, was zwar kein vollgiltiger Beweis für die Richtigkeit meiner Ansicht ist, aber doch einige Wahr- scheinlichkeit für sich hat.

Im März oder April erscheint die Uraleule wieder in meinem Beobachtungsgebiete, wo sie sich bald genug durch ihr Geschrei verräth und auch bald zur Fortpflanzung schreitet. Die Gelege findet man in Steinklüften oder Baumlöchern, hie und da aber atıch in alten Raubvogel- und Krähenhorsten, welche zum Zwecke des Brütens nothdürftig hergerichtet werden. So bald die Jungen ausgefallen sind, sieht man die Alten auch am Tage ausfliegen und nach Atzung suchen. Dabei bewegen sie sich im Tageslichte mit vollkommener Sicherheit, streichen sogar mit einer gewissen Gewandtheit durch die dichten Ast- und Zweigpartien des Hochwaldes, so dass man sie im Fluge kaum für eine Eule halten möchte.

Gegen Ende October, wenn sich der Winter durch die ersten Schneefälle ankündigt, ist plötzlich keine Uraleule mehr im Gebiete bemerkbar. Ob sie nur streichen, oder ob sie eigentlich ziehen, konnte ich mit Sicherheit nicht fest- stellen und sei hiemit diese Frage der sorgfältigen Beob- achtung der heutigen und späteren Forscher empfohlen.

36. Syrnium aluco Linn. (Strix aluco L.) Waldkauz, Nachtkauz,

„Huh“, „Tschusch“.

Der Waldkauz ist als Stand- und Brutvogel in ganz Kärnten vertreten von den Wäldern der Ebene bis in die entlegensten Thäler. An sein Wohngebiet macht er keine sonderlichen Ansprüche, findet sich vielmehr in den Berg- waldungen, Steinhöhlen, Burgruinen, Feldstadeln, Scheunen und selbst auf den Dachböden bewohnter Häuser ganz prächtig zurecht. Für sein Gelege sucht das Weibchen Mauerlöcher oder Baumhöhlen auf, begnügt sich aber im Nothfalle auch mit alten Raubvogel- oder Krähenhorsten. Unter den Dächern der Scheunen ist er ebenfalls zu finden. Ein Beispiel erlebte ich sogar, dass ein Paar seine Jungen unter einem Dach- sparren eines im Betriebe befindlichen Sägewerkes gross- gezogen hatte. Ich lockte das Paar durch das sogenannte „Mäuseln“ oft in meine nächste Nähe und beobachtete mit Vergnügen das eifrige Spähen nach der vermeintlichen Maus. Obwohl der Waldkauz als fleissiger Mäusefänger bekannt ist, wird er doch leider noch gerne von den Bauern an’s Scheunenthor genagelt. Uebriges sind die Meinungen über die überwiegende

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Nützlichkeit oder Schädlichkeit noch getheilt. Professor Altum z. B. fand in 208 untersuchten Gewöllen Reste von 1 Hermelin, 6 Ratten, 1 Eichhörnchen, 407 Mäusen und Maul- würfen, 18 Singvögeln und 27 Käfern und folgert daraus die vorwiegende Nützlichkeit, obwohl die Gewölle allein noch keinen unbedingt sicheren Anhaltspunkt zur Beurtheilung bieten, da sich in denselben manche von den verdauten Stoffen nicht mehr nachweisen lassen. So z. B. weisen alle diese Gewölle gar nichts von Fischnahrung auf und doch ist es evident, dass der Waldkauz ein Liebhaber von Fischen ist, solche selbst verzehrt und auch seinen Jungen zuträgt. Neben den Mäusen, Fröschen, Fischen und verschiedenen Kerfen habe ich leider häufig auch verschiedene junge und alte Singvögel, ja sogar Junghasen bemerken können, welche den Jungen zugetragen wurden. Zu seinem Vortheile spricht ferner auch der Umstand nicht, dass er kleinere und ganz entschieden nützlichere Eulen aus seinem Wohngebiete verdrängt, respective deren Ansiedelung verhindert. Um zu sehen, welch’ grosser Vogelliebhaber der Waldkauz im Winter ist, braucht man blos Zimmervögel zur Nachtzeit in die erleuchteten Fenster zu bringen. Die erschreckt aufflatternden Vögel im Bunde mit den zertrümmerten Fensterscheiben werden gar bald von den erfolgten Angriffen Zeugniss ablegen. Indess, wo der Waldkauz nicht häufig vorkommt, möchte ich ihn gerade nicht unbedingt zur Vernichtung verurtheilen, aber noch weniger fiele es mir ein, denselben zu züchten, wo er bis jetzt noch nicht vorhanden ist.

In den meisten Theilen des Landes findet sich der Wald- kauz in dem bekannten lichten, wie in dem dunkeln Kleide vor. Oefters habe ich auch beobachtet, dass sich dunkle 2 mit hell gefärbten J und umgekehrt ohne zwingende Nothwendigkeit paaren und dass die Jungen bald beide Farben, bald nur eine derselben erkennen lassen. Worin die Ursache für diese Erscheinung liegt, hat sich bis jetzt nach der Naturforschung nicht gezeigt. Um Klagenfurt nach A. Zifferer gemein. 37. Strix flammea Linn. Schleiereule, Perleule.

Die Schleiereule ist eine jener Eulen, welche zwar im ganzen Lande verbreitet ist, in keiner Localität aber zahlreich angetroffen werden kann. In einem weiten Umkreise pflegt in der Regel nur ein Paar zu horsten und verräth sein Dasein durch ein rauhes, räusperndes und hässliches „Chruiii“, das oft dem nächtlichen Wanderer wie ein unheimlicher Geisterruf aus dem Walde an’s Ohr schlägt. Mit dem Wald- kauz scheint die Schleiereule stets in einem gespannten Ver- hältnisse zu leben und als der weniger aggressive Theil dem- selben auszuweichen, wenigstens trifft man die Beiden höchst

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selten in einer und derselben Localität. Einmal beobachtete ich, dass die Schleiereule nach öfteren Besuchen durch einen Waldkauz ihren bereits bezogenen Brutplatz verliess, welcher dann auch ohne Weiteres von dem Störefried selbst ein- genommen wurde. Zum Brüteplatze sucht sich die Schleiereule Ruinen, Schlupfwinkel in Kirchthürmen, Scheunen u. dgl. aus, nimmt aber im Nothfalle auch mit Felsenspalten und hohlen Bäumen vorlieb. Da sie ausser der Zeit, in welcher sie ihren unschönen Ruf ertönen lässt, überaus still ihr Wesen treibt, wird ihr Geniste selten entdeckt, dafür aber von Wieseln und Iltissen umso häufiger gefährdet. Eine bemerkenswerthe Eigenthümlichkeit der Schleiereule besteht darin, dass sie sich nicht wie die meisten anderen Vögel an eine bestimmte Brütezeit bindet, sondern hiebei scheinbar ganz willkürlich vorgeht. Bald findet man ihr Gelege schon im April, bald erst im Juni, sogar noch im August und September. Am 26. Oc- tober 1881 fand ich noch einen Horst, in welchem sich drei Junge im Dunenkleide befanden, und welche in Folge der eintretenden Kälte zu Grunde gingen. Ein Ei wurde von Oberförster Posch im August 1881 in Kadutschen bei Bleiberg aufgefunden.

Die Schleiereule ist eine Nachteule im vollsten Sinne des Wortes; die Nacht ist ausschliesslich ihr Element, in welchem sie sich frei und wohlgemuth bewegt. Bei Tage kann sie in ihren Schlupfwinkeln mit Leichtigkeit gefangen werden, was leider da und dort geschieht, weil man ihr still verborgenes Wirken viel zu wenig zu würdigen weiss. Die Schleiereule ist eine der unbedingt nützlichsten Eulen und sollte überall geschont werden. Wenn sie sich im Winter hie und da einen Sperling von seinem Schlafplatze holt, kann man ihr dies leicht verzeihen, weil an diesem Vogel kein Mangel ist. In normalen Wintern verbleibt die Schleiereule an ihrem Stand- orte. Strenge Kälte im Bunde mit hohen Schneemassen kann sie veranlassen, ihren Stand zu wechseln, sie kehrt jedoch gerne wieder mit Eintritt milderer Witterung in ihr bekanntes Heim zurück. Um Klagenfurt nach A. Zifferer sehr selten, horstend noch gar nicht beobachtet. Im Sommer 18855 erhielt selber eine Schleiereule von St. Veit, im Juli 1887 eine aus dem Möllthale.

38. Bubo maximus Sibb. (Strix Bubo L.) Uhu, „Puhu“,

„Bukit),Auf®.

Der Uhu gehört zu den gewandtesten, stärksten und mordgierigsten Raubvögeln. Von der Maus bis zum Reh- und Gemskitz, vom Sperling bis zur Gans und zum Schreiadler ist kein Geschöpf gesichert vor seinem starken, mordgewandten Gewaff und darf man ihn mit vollem Rechte als einen der schädlichsten Vögel bezeichnen. Obwohl er in geeigneten

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Localitäten überall im Lande verbreitet ist, so ist doch zum Glücke seine Individuenzahl im Verhältniss zum Verbreitungs- gebiete nur eine geringe zu nennen, einerseits weil demselben sehr stark nachgestellt wird, andererseits weil die Oertlich- keiten, an denen er sein Gelege unterbringen kann, immer seltener werden. Zum Nistplatze verlangt er ein möglichst wenig beunruhigtes Plätzchen in einer Burgruine oder in einer unzugänglichen Felsenspalte, verlegt daher nicht selten seine Brüteplätze bis hoch hinauf in die alpine Region. Als sehr gewandter Flieger ist es ihm ein Leichtes, ein sehr grosses Terrain in einer Nacht abzusuchen und zu beunruhigen. Dabei weiss er sich in den Schilfwildnissen und Rohrwäldern der Flussniederungen, im dichten Forste, wie in den Klüften der Felsenwildnisse mit der gleichen Sicherheit zu bewegen, ist mit einem Worte überall zu Hause, in allen Sätteln gerecht, wie ein echter und rechter Strauchdieb ersten Ranges. In Kirchbach wird nach Aussage des dortigen Herrn Pfarrers und anderer verlässlicher, älterer Leute schon seit mehr als 40 Jahren ein Uhu beobachtet, wie er jeden Tag über dem nämlichen Felskopfe aus der Sausing herausstreicht und seinen Curs auf das Tressdorfer und Rattendorfer Moos nimmt. Das naturhistorische Landesmuseum besitzt Uhus von St. Veit, Weissenhof und von Liesing im Lesachthale, Ende October 1883 von Lehrer Lexer eingesendet. Den ganzen Sommer 1857 meldete sich ein Uhu an der Felswand nördlich von Launsdorf Reichl.

Der Uhu wird am leichtesten und sichersten vertilgt am Horste oder in Fuchseisen gefangen. Im Walde wird sein Sitz auch bei Tage von den verschiedenen Vögeln verrathen und kann so zum Abschuss gebracht werden.

39. Scops Aldrovandi Willoughby. (Strix scops L.) Zwerg- ohreule, kleine Ohreule.

Diese niedliche, allerliebste Eule ist bis in den Winter noch nie im Lande beobachtet worden. Ob sie als eigentlicher Zug- vogel zieht, was ich vermuthe, oder ob sie blos etwas weiter nach Südosten streicht, ist bis jetzt noch eine ungelöste Frage. In normalen Frühjahren kommt sie in der ersten Hälfte April in ihren Standgebieten an, lässt aber erst später ihren Paarungsruf erschallen, durch welchen man gewöhnlich erst auf sie aufmerksam gemacht wird. In Öberkärnten kann sie bei einiger Aufmerksamkeit fast alljährlich beobachtet, selten auch brütend angetroffen werden. In Mittel- und Unterkärnten ist sie weniger selten, kommt auch in der Umgebung von Klagenfurt vor, wo sie von den Grafen J. und H. Platz wenigstens gehört wurde. Im Lavantthale ist sie ein nicht seltener Brutvogel, der sogar in den hohlen Obstbäumen in

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der Umgebung von Wolfsberg und St. Paul öfter nistend an- getroffen wurde.

Da die Zwergohreule vielleicht von allen ihren Ver- wandten am meisten Tageule ist, scheut sie das Tageslicht durchaus nicht und kann in ihren Brütegebieten nahezu in jeder Tageszeit beobachtet werden. Obgleich sie nicht selten in der Ebene getroffen wird, zieht sie doch die höher ge- legenen Nadelwälder zu ihrem eigentlichen Aufenthaltsorte den unruhigen Ebenen vor. Bei vereinzelten Bauerngehöften nimmt sie auch nicht ungerne ihren Stand, wenn sie dort nicht verfolgt wird. Sie nistet in hohlen Bäumen, seltener in Ruinen oder unter den Schlupfwinkeln der Strohdächer. Im Jahre 1875 machte sich ein Paar bei Pfaffendorf in einem Nistkasten für Staare heimisch. Im Thale bemerkt man die Zwergohreule im Herbste häufiger, weil die in den höheren Nadelwaldungen den Sommer über lebenden Exemplare sich langsam herab- ziehen. In der zweiten Hälfte October verschwinden sie aus ihren Brütegebieten. Da diese kleine Eule trotz ihres winzigen Körperchens eine Menge schädlicher Insecten (namentlich Forstschädlinge) vertilgt, verdient sie es vollkommen, dass man ihr überall unbedingten Schutz angedeihen lasse. Um Klagenfurt nach A. Zifferer häufiger Brutvogel, 1886 am 10. September die letzte erhalten.

40. Otus vulgaris Flemm. (Strix Otus L.) Waldohreule, mittlere

Ohreule, „Tschusch“.

Die Waldohreule ist als Stand- und Brutvogel überall in Kärnten verbreitet, wo ihr nur halbwegs günstige Be- dingungen für ihren Aufenthalt geboten sind. Ihr liebster Aufenthalt sind dichte Bergwaldungen, zwischen welchen kleinere oder grössere Waldblössen oder Wiesencomplexe wechseln, auf denen sie sich gerne zum Zwecke des Mäuse- fangens herumtreibt. Um Klagenfurt ist selbe nach A. Zifferer semein. Selber erhielt vom 1. bis 15. December 1886 vier Stücke. Bei normalen tellurisch-klimatischen Verhältnissen hört man schon im Februar ihren lauten Paarungsruf, mit dem sich die Geschlechter gegenseitig anlocken. Kommen mehrere Liebeswerber bei einem Weibchen zusammen, so raufen sich die Rivalen unter giftigem Fauchen weidlich herum. Dabei sind sie von der Austragung ihres Liebeshandels so in An- spruch genommen, dass man bis in unmittelbarste Nähe ge- langen kann, bis man endlich bemerkt wird.

Im Monate März, seltener erst im April, pflegt das Ge- lege fertig zu sein, welches in Baumlöchern sich befindet. Finden sich geeignete hohle Bäume nicht vor, so werden Krähen- und Raubvogelhorste, sogar solche von Eichhörchen gerne adaptirt. Das Weibchen brütet mit vieler Hingebung,

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wird vom Männchen vorsorglich mit Nahrung versehen und getreulich bewacht. Namentlich am Tage kann man das Männchen nahezu immer in der Nähe des brütenden Weibchens auf einem Aste sitzen sehen.

Die Waldohreule nährt sich vorwiegend von Mäusen, Kerfen u. dgl., verschont aber gegebenen Falles auch Vögel und junge Hasen nicht. Nach den bisherigen Beobachtungen scheint der Nutzen doch den Schaden zu überwiegen.

4l. Brachyotus palustris Forster. (Strix brachyotus L.) Sumpf- ohreule, kurzöhrige Ohreule.

In der zweiten Hälfte des Monates Mai pflegt die Sumpf- ohreule in den sumpfigen Flussniederungen oder in anderen moorigen Localitäten einzutreffen und daselbst einen kurzen Aufenthalt zu nehmen. In reine Gebirgsgegenden, in welchen weit entfernt keine Sümpfe sich finden, verstreicht sie sich nur selten oder nimmt wenigstens keinen längeren Aufenthalt daselbst, da ihr reine Gebirgswaldungen nicht zusagen. Am Rückzuge kann die Sumpfohreule in der Regel im Monate October wieder für kurze Zeit beobachtet werden. Zu den Frühjahrs- und Herbstzugzeiten bleibt sie indess in manchen Jahren gänzlich aus, ist also kein regelmässiger Besucher unseres Landes. Im Allgemeinen kann man die Sumpfohreule als einen seltenen Durchzugsvogel bezeichnen. Im Frühjahre und Herbste 1886 erhielt Präparator A. Zifferer mehrere Exemplare zum Ausstopfen, eines am 22. März. Am 20. März 1857 wurde eine Sumpfohreule bei St. Donat, in der letzten Aprilwoche 1888 auf den Feldern gegen das Kreuzbergl ein Stück erlegt, 24. März 1889 auf dem Waidmannsdorfer Moose geschossen A. Zifferer.

II. Ordnung: Fissirostres. Spaltschnäbler.

42. Caprimulgus europaeus Linn. (C. punctatus Meyer.) Nacht- schwalbe, Ziegenmelker, getüpfelter Tagschläfer.

Die Nachtschwalbe erscheint als Durchzügler ziemlich regelmässig im Monate Mai und macht sich durch ihr Schnurren leicht bemerkbar. Verspätete Exemplare lassen sich ab und zu verleiten, in unseren Gegenden zu brüten, doch ist dies nicht Regel, sondern eher eine Ausnahme. Im Sommer 1886 brachte mir Herr Oberst Stejsskal ein Weibchen, dessen Gefieder noch deutliche Zeichen der Brutthätigkeit trug. Am 12. September 1886 erhielt A. Zifferer ein Stück zum Aus- stopfen. Nach demselben in den Waldblössen und Jungmaisen um Klagenfurt nicht selten. Eine anziehende Schilderung ihrer Lebensweise ist von A. Zifferer in „Waidmanns Heil“, 1888, Nr. 18, Seite 243, enthalten. Der Rückzug erfolgt

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zu Ende September oder Anfang October, in manchen Jahren auch schon früher.

43. Cypselus melba Linn. (©. alpinus Meyer.) Alpensegler,

Alpenhäckler.

Zu Anfang Mai trifft der Alpensegler bei uns zu einem kurzem Aufenthalte ein. Einzelne Paare verbleiben in den Gebirgslagen, um daselbst dem Brütegeschäfte zu obliegen. 1883 brütete ein Paar in der Kirche zu St. Lorenzen im Lesachthale, 1884 drei Paare in dem halbverfallenen Kirchlein in Wetzmann bei Kötschach. Häufig um den Gipfel des Eisen- huts kreisend K. Reichl. Der Kückzug der Alpensegler fällt sesen Ende September.

44. Cypselus apus Linn. Mauersegler, Mauerhäckler, „Spir“,

„Speier“.

Dieser so ziemlich über ganz Kärnten verbreitete Segler kommt im April von seiner Wanderung zurück und verkündet seine Ankunft durch die grellen Rufe, die er fliegend ertönen lässt. Tritt bald nach der Ankunft, wie es namentlich in den Thälern Oberkärntens öfter vorkommt, nasskalte Witterung mit abwechselnden Schneefällen ein, so verkriechen sie sich zwischen den Sparren der Kirchthürme und warten da bessere Witterung ab.

Der Mauersegler nistet am liebsten in Schloss- und Kirchthürmen, wo er keine Beunruhigung am Neste zu er- fahren hat. Die flügge gewordenen Jungen sind namentlich gegen den Regen sehr empfindlich, am allermeisten gegen die oft unerwartet niederprasselnden Platzregen. Werden sie auf einem weiteren Ausfluge von einem solchen überrascht, so fallen sie nicht selten zu Boden und suchen sich mühsam nach einem trockenen Schlupfwinkel zu schleppen. Unter Zäunen, Gebüschen etc. kann man dann die armen Dingerchen mit der Hand ergreifen. Zu wiederholten Malen fand ich aber auch alte Mauersegler, welche ich mit ganz durchnässtem Gefieder auflas, sie in der Tasche nach Hause trug, wo sie sich bald nach dem Abtrocknen vollständig erholten und munter wieder davonflogen, wenn ich das Fenster öffnete. In solch’ kritischen Momenten werden sie mit Vorliebe von den kleineren Raub- vögeln verfolgt und mit Leichtigkeit gefangen.

Die Mauersegler leben zwar mit den Schwalben in einer und derselben Localität beisammen, ziehen aber als Nistplätze solche Baulichkeiten entschieden vor, welche nicht von den Schwalben bewohnt werden. Durch öftere Störungen können sie auch ganz von ihren Brüteplätzen vertrieben werden. In Mauthen, wo sie früher sehr häufig im Kirchthurme nisteten, wurden mehrere Jahre hintereinander die Nester muthwilliger

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Weise zerstört, worauf sie endlich ganz ausblieben. Seit acht Jahren hat in diesem Thurme kein einziges Paar mehr ge- brütet.

Der Abzug erfolgt in den meisten Jahren schon im August. Nur bei einem besonders günstigen Nachsommer kann man zu Anfang September noch Mauersegler beobachten.

45. Hirundo rustica Linn. Rauchschwalbe, „Schwalm“.

Die Rauchschwalbe ist in allen Thälern Kärntens ein erklärter Liebling der Bevölkerung. Fromme Sagen, welche sie umweben, die Zutraulichkeit, welche sie sogar mitten im Gewühle des Stadtlebens ihr Heim gründen lässt, und dann vorwiegend der allgemein im Volke verbreitete Glaube, dass der Blitz in solche Häuser nicht einschlage, in welchen die Schwalbe nistet, schützen sie vor muthwilligen Verfolgungen und sichern ihr überall eine freundliche Aufnahme.

In den milderen Thälern und Lagen von Unter- und Mittelkärnten erscheint sie durchschnittlich um mehrere Tage früher als in den rauheren Lagen Oberkärntens. Im Nach- stehenden gebe ich ein kurzes Bild von dem Erscheinen und dem erfolgten Rückzuge der Rauchschwalbe im oberen Gail- thale:

Jahr: Ankunft: Rückzug: 1877 26. März 20. September 1878 2. April 11. 5 1879 DC 24. 5 1880 105, ; 15, N 1581 31. März 2 Rn 1882 6. April I A 1883 DI {R x 1884 Aa 6. A 1885 * 27. März 12. H 1856 RI 14. e 1887 10. April 8.

Für das Erscheinen sind jene Tage bezeichnet, an welchen die ersten Rauchschwalben eintrafen, unter Rückzug aber diejenigen, an welchen die Hauptschwärme unsere Gegend verliessen. Einzelne Paare bleiben in jedem Jahre hinter dem Hauptschwarme zurück, weil die Jungen der zweiten Brut oft noch zu schwach sind, um die Reise wagen zu können, daher einige verbleiben, bis ihre Schwingen hinreichend er- starkt sind. In stürmischen Octobertagen werden ab und zu auch noch kleine Flüge von Rauchschwalben in’s Thal ge- worfen, von denen nicht selten ein grosser Theil zu Grunde geht, obwohl sie sich durch Verkriechen in Spalten, Baum- höhlen ete. vor Nässe und Kälte zu schützen suchen.

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46. Hirundo rustica Linn. var. pagorum Chr. L. Br. Rost- gelbbäuchige Rauchschwalbe. Von dieser äusserst selten erscheinenden Schwalbe hatte ich das Glück, am 10. October 1887 bei Mauthen zwei Stücke zu beobachten.

47. Hirundo urbica Linn. (Chelidon urbica Boie.) Stadtschwalbe,

Mehlschwalbe.

Diese ebenfalls im ganzen Lande verbreitete Schwalbe erscheint fast zu gleicher Zeit wie H. rustica, und nicht selten kann man an einem Hause, natürlich an verschiedenen Theilen, beide Arten nisten sehen.

Zum Vergleiche der Ankunft und des Rückzuges setze ich auch hier diese Zeiten in den nämlichen Jahren wie bei H. rustica an, hiebei bemerkend, dass die angegebenen Daten für das obere Gailthal giltig sind.

Jahr: Ankunft: Rückzug: 1877 27. März 24. September 1878 1. April 15. : 1879 Be, 21. N 1880 28. März 16. S 1881 2. April S ir 1882 DR 9, h 1883 SOMEER:, 10. ? 1884 28. März 6. r 1885 20m, lo). ns 1886 4. April 20. 3 1887 Jana 8. hs

Einen hochinteressanten Zug aus dem Leben dieser Schwalbe danke ich dem Herrn k. k. Landes-Schulinspector Dr. Josef Gobanz, welcher mir schreibt: „In den Hohl- räumen der architektonischen Verzierungen des ersten Stock- werkes des neuen Sparcassegebäudes in Klagenfurt haben sich mehrere Pärchen von H. urbica wohnlich eingerichtet und vollzogen da allsommerlich das Brutgeschäft. Im Früh- jahre 1883 fand nun ein Schwalbenpaar sein altes Nest bereits von einem Sperlingspärchen oceupirt. Das Weibchen des letzteren sass im Neste und wehrte mit kräftigen Schnabel- hieben, vom erweiterten Flugloche aus, alle zu einer Ver- treibung unternommenen Versuche ab, während das Männchen sich in der Nähe aufhielt. Nach mehrstündigem vergeblichem Bemühen des Schwalbenpaares, in den Besitz seines alten Nestes zu gelangen, wurde zuerst das Spatzenmännchen von mehreren Schwalben energisch angegriffen, in die Flucht gejagt und verfolgt, während vor dem Neste eine grössere Anzahl von Schwalben erschien und das Weibchen zum Rück-

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zuge in das Innere des Nestes zwang. Kaum war dies ge- schehen, so fingen die Schwalben an, den Nesteingang durch aufgestrichenen Strassenkoth zu verschliessen. Als es im Neste immer dunkler wurde, mochte es dem Sperlingsweibchen um sein endliches Schicksal bange werden, es versuchte zu ent- fliehen; allein hiezu war es schon zu spät, denn es brachte durch die bereits verengte Oeffnung nur mehr Kopf und Hals heraus, aber auch nicht mehr zurück und verendete in dieser Lage. Tagelang sah man Kopf und Hals des verendeten Sperlingsweibchens vom Nesteingange herabhängen und Schaaren von Menschen besuchten die Stelle um das Opfer einer so eigenthümlichen Lynchjustiz zu sehen.“ Aehnliches ereignete sich 1887 in Lavamünd. Kamen am 14. April 18588 und am 25. März 1889 in Klagenfurt an.

48. Hirundo riparia Linn. (Cotyle riparia Boie.) Uferschwalbe.

Die Uferschwalbe erscheint in unseren Gauen gewöhnlich in der zweiten Hälfte des Monates April, oft sogar erst im Mai. Nach kurzem Aufenthalte setzt sie ihre Reise fort. Sie ist für uns nur ein Durchzugsvogel, und bis jetzt ist noch kein Fall bekannt geworden, dass sie im Lande gebrütet hätte.

Der Rückzug erfolgt um Mitte September. Ausnahmsweise kann man noch zu Anfang October Uferschwalben auf ihrem Zuge nach Süden beobachten. Am Rückzuge scheinen viele Uferschwalben eine andere Reiseroute als im Frühjahre zu nehmen, wenigstens sind sie viel weniger zahlreich, als am Frühjahrszuge zu beobachten.

49. Hirundo rupestris Scop. (Cotyle rupestris Boie.) Felsen- schwalbe, „Stanschwalm“.

Diese Schwalbe kann man in den Gebirgen von Ober- kärnten sowohl am Frühjahrs-, als am Herbstzuge beobachten, meist jedoch nur in wenigen Schwärmen. Ihre Ankunft erfolgt erst gegen Ende April.

Als Brutvogel konnte ich sie in kleinen Colonien con- statiren am Monte Canin, an der Kellerwand, am Colinkofel und am Monte Paralba. Durch Jahre hindurch nisteten all- jährlich auch einige Paare am Reisskofel. Da jedoch die Wand abstürzte, an welcher sich die Nester befanden, haben sie sich in diesem Gebiete nicht wieder angesiedelt. An einem Herbst- tage gewahrte ich auch im Möllthale einen starken Flug Felsenschwalben; ob dieselben in den dortigen Gebirgen als Brutvögel vorkommen, konnte ich jedoch leider nicht er- fahren.

Der Abzug von den hiesigen Brütecolonien erfolgt ziemlich regelmässig gegen Ende September.

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III. Ordnung. Insessores. Sitzfüssler.

50. Cuculus canorus Linn. Kukuk, „Guggu“.

Als beliebter Frühlingsbote wird der Kukuk stets mit Freuden begrüsst. Der Volksglaube im Bunde mit der Sage haben seinem ersten Rufe die Würde eines Volksorakels ver- liehen, so dass Alt und Jung demselben lauscht. Der knospenden Jungfrau soll er die ersehnte Zeit des Brautstandes, dem ab- gelebten Mütterchen die ihm noch zum Leben verbleibenden Jahre anzeigen und manches Andere mehr. Allgemein ver- breitet ist auch noch das Märchen, dass der Kukuk im Sommer sich in einen Raubvogel (Sperber) verwandle.

In Unter- und Mittelkärnten erscheint der Kukuk ge- wöhnlich etwas früher als in dem rauheren Oberkärnten, wo er gegen Ende April einzutreffen pflegt. Im Nachfolgenden gebe ich eine Uebersicht der Zeiten der ersten Rufe und jener des Abzuges aus dem oberen Gailthale:

Jahr: Erster Ruf: Abzug: 1877 27. April 16. August 1878 IE 4. September 1879 1. Mai 31. August 1880 28. April 17. *

1881 18, 30. a

1882 2D. um 19. hr

1883 3. Mai 2D. x

1884 24. April 24.

1885 1820 20. u.

1886 2. Mai 2. September 1887 21. April 30. August.

Die allgemein bekannte &epflogenheit des Kukuks, seine Eier von anderen kleineren Vögeln ausbrüten zu lassen, über- hebt ihn der Sorge für seine Nachkommenschaft. In neuerer Zeit stellt jedoch Adolf Walter die Behauptung auf, dass das Kukuksweibchen für die abgelegten Eier dadurch sorge, dass es später wieder an dem von ihm belegten Neste er- scheine und die Eier des Brutvogels oder dessen Nestlinge herauswerfe, damit der junge Kukuk nicht in der Atzung verkürzt werde. In vielen Fällen hat man die Bemerkung semacht, dass die Eier des Kukuks mit jenen des aus- ersehenen Brütevogels einige Aehnlichkeit in Farbe und Zeichnung besitzen, woraus das Märchen entstand, das Kukuks- weibchen setze sich zu dem auserkorenen Neste und fixire so lange die darin befindlichen Eier, bis durch die Kraft des „Versehens“ das eigene legereife Ei die gleiche Farbe erhalte.

Ist für den Kukuk die Zeit der Liebe vorüber, so trennen sich die Gatten wieder gänzlich, nachdem sie für einige Zeit

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hindurch ein zum mindesten sehr lockeres Band verbunden hatte. Jeder Kukuk lebt nun wieder als vollendeter Einsiedler, jede Annäherung von seinesgleichen streng abwehrend. Ebenso einsiedlerisch ist er am Zuge, und es gehört die gespannteste Aufmerksamkeit und genaue Kenntniss des Beobachtungs- gebietes dazu, um seinen Abzug feststellen zu können. Treten zur Zeit des Zuges Stürme oder sehr ungünstige Windrichtung ein, so kann es sich ereignen, dass eine grössere Anzahl Kukuke zusammenkommen und eine Zeit lang in Gesellschaft ziehen. Freiwillig thun sie sich jedoch nie zu grösseren Flügen zu- sammen; wenn es je geschieht, gehorchen sie nur einer äusseren zwingenden Ursache und die Verbindung lockert sich wieder, sobald jene behoben ist. 10. September 1879 wurde noch ein junger Kukuk bei Welzenegg gefangen G. A. Zwanziger.

5l. Merops apiaster Linn. Bienenfresser.

Dieser schöne Vogel ist als Durchzügler in Unterkärnten weniger selten als in Oberkärnten. Im Lavantthale hatte ich oft Gelegenheit, denselben zu beobachten; im oberen Gailthale erscheint er nicht alle Jahre. Das Eintreffen des Bienen- fressers fällt in das Ende des Monats April oder in den Anfang des Mai. Sie kommen entweder in grösseren Flügen oder schon gepaart an. Ist das erstere der Fall, so verräth sich dieser Vogel leicht durch seine Stimme, welche er vom Morgen bis tief in den Vormittag hinein hoch in den Lüften fliegend erschallen lässt. Am Mittage fallen sie in den Auen- wäldern ein, um daselbst für einige Stunden Siesta zu halten. Am Nachmittage erheben sie sich wieder hoch in die Luft, fliegen bis zum Abend herum und lassen fleissig ihre Stimmen erschallen, so dass sie unschwer zu bemerken sind.

Der Rückzug erfolgt zu Anfang September.

In Kärnten ist der Bienenfresser bis jetzt noch nirgends brütend gefunden worden.

52. Alcedo ispida Linn. Eisvogel, Königsfischer.

An unseren Flüssen und Bächen kann man so ziemlich zu jeder Jahreszeit dem Eisvogel begegnen, wie er einem leuchtenden Rubine gleich über den Wasserspiegel hinflegt, oder mit stoischer Ruhe auf einem Aste, Pfahle oder Steine sitzt. Er bewohnt unsere Flussgebiete bis in die montane Region hinauf, ist aber nirgends häufig. In einer bedeutenden Strecke des Wasserlaufes hat gewöhnlich ein Pärchen seinen Sitz, den es auch ernstlich gegen etwaige Eindringlinge zu vertheidigen weiss. Nur im Winter, wenn der Oberlauf der Bäche und Flüsschen gänzlich zugefroren ist und die Vögel mehr stromabwärts getrieben werden, um wieder offene Stellen zu finden, kann man ihrer mehrere auf einer kurzen Fluss-

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strecke antreffen. Sobald aber der Oberlauf seine Eisfesseln sprengt, eilt jeder Vogel wieder in sein Wohngebiet.

Sein Nest baut der Eisvogel in Uferlöchern, welche er selbst aushöhlt. Oft gräbt er ziemlich lange Gänge, um am Ende erst das Nest in einer geräumigeren Erweiterung an- zulegen. Während das Weibchen brütet, treibt sich das Männchen gerne in dessen Nähe umher, sitzt vor dem Einflug- loche auf einem Zweige und gibt dabei wohl auch sein kunst- loses Liedchen zum Besten. Das Weibchen brütet allein und mit sehr vieler Hingebung, wird aber vom Männchen während der Brütedauer stets mit Atzung versehen.

In die Jungenpflege theilen sich beide Gatten und tragen den kleinen Schnäbeln allerlei Wasserinsecten und Larven, später auch kleine Fische zu. Der letztere Umstand ist dem Eisvogel in neuerer Zeit dort, wo man die Fischerei intensiver zu betreiben begonnen hat, hoch, ja wie mir scheinen will, allzuhoch angerechnet und ihm auf’s Kerbholz gebrannt worden. Man hat ihn vielfach als bösen Fischereischädling ausgegeben und dessen Ausrottung angelegentlich empfohlen. Ich will nicht leugnen, dass der Eisvogel gerne kleine Fische verzehrt, möchte aber dabei bemerken, dass er durchaus kein Fein- schmecker ist und sich auch mit minderwerthigen oder fast ganz werthlosen Fischen gerne begnügt und dadurch seinen Schaden auf ein kaum nennenswerthes Minimum herabsetzt. Auch dort, wo er aus Mangel an werthlosen Fischen sich an den Edelfischen vergreift, wird der Schaden meistens über- schätzt. Wenn man ihn auch in der Nähe von Teichen mit künstlicher Fischzucht nicht dulden will, so sollte man ihm doch ein ruhiges Plätzchen am grösseren Flusse oder am stillen Gebirgsbache gönnen, wo seine Ernährungsweise doch ganz gewiss nicht schwer in’s Gewicht fallen kann, da er ja nirgends in grosser Anzahl auftritt. Hier sollte man doch wenigstens das ästhetische Moment zur Geltung Kommen lassen, wenn unsere realistische Zeit sonst keinen Duldungs- grund mehr finden zu können glaubt. Der schönste Bewohner unserer Fluss- und Bachufer sollte doch wenigstens in seinem herrlichen Gefieder den Grund seiner Weiterexistenz tragen! Diese wird aus gleichem Grunde so manchem Geschöpfe un- angefochten gewährt, darum schenke man auch die Existenz- berechtigung dem buntschillernden Einsiedler am Bache. 18. November 1886 vom Maria Saaler Moos A. Zifferer. 53. Coracias garrula Linn. Mandelkrähe, Blauracke, „Racker“.

Als einer der späteren Zugvögel lässt die schöne Blau- racke bis in die erste Hälfte des Monates Mai auf ihre Ankunft warten. Sie ist in allen Theilen des Landes ein mehr seltener Gast, der nur in vereinzelten Paaren zurückbleibt, um

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in unseren Gauen dem Brütegeschäfte obzuliegen. In Unter- und Mittelkärnten ist sie als Brutvogel häufiger vertreten als in den Thälern von Oberkärnten. Gewöhnlich bleiben die zuletzt am Zuge eintreffenden Vögel als Brüter zurück, während die früher eintreffenden Wanderer fast ausnahmslos nach kurzem Aufenthalte weiter eilen. Brütet nach A. Zifferer alljährlich im Schlossparke zu Krastowitz in einem Astloche. 2. Mai 1887 ein Stück erhalten van Gurnitz A. Zifferer. Zu ihrem Aufenthalte scheint die Blauracke die Föhren- waldungen zu bevorzugen, verschmäht aber auch andere ge- mischte Bestände nicht, soferne ihr dieselben die gewünschten Hohlräume für ihr Geniste bieten. Ist Mangel an geeigneten Brütestellen, so setzt es um den Besitz derselben hie und da arge Zausereien ab. Während der nun folgenden Brütezeit sitzt das Männchen gerne in der Nähe der Nisthöhle oder

* führt dort seine absonderlichen Flugspiele auf, indem es fast

gerade in die Höhe steigt und sich dann förmlich überstürzend wieder herabfallen lässt. Nach dem Ausfallen der Jungen be- theiligt es sich bei der Fütterung derselben und nimmt regen Antheil an der Führung, wenn die Jungen so weit heran- gewachsen sind, dass sie mit den Alten die umliegenden Wiesen besuchen können. Der Rückzug erfolgt in den meisten Jahren um Mitte September, seltener erst zu Ende dieses Monates.

54. Oriolus galbula Linn. Gelber Pirol, Pfingstvogel, Gold-

amsel, „@oldamschl“.

In Unterkärnten kann man die Goldamsel in der ersten Hälfte Mai, in Oberkärnten dagegen erst in der zweiten Hälfte dieses Monates bemerken. Vereinzelte Exemplare kann man wohl auch früher sehen, doch ist dies eine Ausnahme. Wenn auch über alle Thäler des Landes verbreitet, ist dieser schöne Vogel doch nirgends häufig, als Brutvogel noch seltener als am Zuge.

Den Lieblingsaufenthalt der Goldamsel bilden kleine Feldgehölze mit Laubholz, in dessen Geäste das zierliche, hängende Nest angebracht wird. In den Morgenstunden zwischen 6 und 9 Uhr arbeiten beide Gatten sehr emsig an dem kleinen Kunstwerke, und Schnabel und Füsschen sind sleichmässig thätig, den Baustoffen die gewünschte Lage zu geben. Die Beobachtung des Nestbaues dieser Vögel gewährt jedem Naturfreunde ein hohes Vergnügen und ist ganz geeignet, mit stiller Bewunderung zu erfüllen über die hohe Kunst- fertigkeit, welche da zu Tage tritt.

In der Erbrütung des Geleges wechseln beide Gatten in der Weise ab, dass dem Männchen die Morgenstunden, dem Weibchen der übrige Theil des Tages als Brütezeit zufällt.

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Da diese Vögel am Neste sehr empfindlich sind, sollte die Beobachtung mit vieler Vorsicht geschehen, damit sie nicht vom Nestbaue oder dem bereits fertigen Gelege vertrieben werden. Mit den flügge gewordenen Jungen ziehen sie gerne auf die gelichteten Schlagflächen im Walde, wo sie Beeren aller Art finden, erscheinen aber auch häufig in unseren Obst- gärten, wo sie sich munter durch die Zweige tummeln. Der Abzug beginnt schon Ende August oder zu Anfang September, doch kann man noch die von etwas verspäteten Bruten herstammenden Jungen fast den ganzen Monat hindurch beobachten.

IV. Ordnung. Coraces. Krähenartige Vögel.

55. Pastor roseus Linn. Rosenstaar, Rosenamsel, rosenfärbiger

Viehvogel.

Das Erscheinen des Rosenstaars in Kärnten ist ein sehr unregelmässiges. Wo man ihn in einem Jahre beobachtet, kann man ihn nicht selten wieder mehrere Jahre vergebens suchen. Die erste Nachricht über sein Auftreten gibt uns Leopold v. Hueber mit den Worten: „1834 wurden mehrere im unteren Rosenthale bei Ferlach beobachtet und mir auch ein erlegtes Exemplar überbracht.“ P. Blasius Hanf berichtet über ein Exemplar, welches er vom Grafen Egger in Treibach erhielt. Ich sah das erste Mal in Kärnten den Rosenstaar bei Gabriel Höfner in Wolfsberg 1873, das Stück war von Höfner zwischen Wolfsberg und St. Andrä erbeutet worden. Später beobachtete ich den seltenen Gast auch im oberen Gailthale, theils am Frühjahrs-, theils am Herbstzuge vereinzelt in (esellschaft von Sturnus vulgaris L.

Sowohl am Frühjahrs-, als am Herbstzuge scheint er, wenn er nicht mit anderen Staaren zieht, eine bestimmte Zeit nicht einzuhalten, ist daher schwer zu beobachten und dürfte öfters gar nicht bemerkt werden. Das Uebersehen ist umso leichter, da nur wenige Vogelkundige sich mit der speciellen Beobachtung des Vogelzuges befassen.

56. Sturnus vulgaris Linn. (St. varius Wolf.) Staar, „Starl“.

Im März, seltener schon im Februar, kehrt der Staar aus dem Süden in unsere Gebiete zurück und verkündet seine Ankunft, indem er sein Liedchen recht lustig von einem vor- ragenden, noch blätterlosen Aste herab ertönen lässt.

In manchen Gegenden von Kärnten ist er noch Brutvogel, doch hat er sich als solcher sehr vermindert, weil es ihm als einem ausgesprochenen Höhlenbrüter nur zu oft an geeigneten Nisträumen mangelt. Vereinzelte Vogelfreunde stellen für ihn Nistkästchen auf, doch ist dieser empfehlenswerthe Vorgang

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bei uns nicht so allgemein, als man es in manchen anderen Ländern, z. B. im Salzburgischen findet. Da er gerne in srösserer Gesellschaft lebt, werden oft vereinzelt stehende Nistkästen gar nicht bezogen.

Die Ankunft der Staare erfolgt meist in grossen Flügen, welche alljährlich auf den nämlichen Wiesen und Triften ein- zufallen pflegen, daher leicht zu beobachten sind. Nach einem mehrtägisen Aufenthalte streichen diejenigen Vögel, welche im Gebiete nicht als Brutvögel verbleiben, weiter ihren nörd- lichen Heimstätten zu. Da der Staar jährlich zwei Bruten macht, ist seine Vermehrung eine verhältnissmässig rasche. Er nährt sich vorwiegend von Insecten, ist daher für die Landwirthschaft von sehr bedeutendem Nutzen. In Gegenden mit reichen Kirschenpflanzungen kann er als besonderer Lieb- haber dieser Früchte allerdings oft lästig, in Weinbergen sogar schädlich werden, wenn er in unzählbaren Schaaren in dieselben einfällt. In Kärnten jedoch ist weder die Cultur der Kirsche, noch der Weinbau in einem solchen Stande, dass diese Liebhabereien des Staares deswegen in Betracht kämen und steht dem Bestreben, durch Aufstellen von Nistkästen diesen Vogel zum häufigeren Verbleiben im Lande zu ver- anlassen, so gut wie gar nichts im Wege. Die Herbst- wanderung der Staare fällt in normalen Jahren in den Monat October ; ausnahmsweise erscheinen auch noch grössere Flüge im November. Im Jahre 1885 siedelten sich nach A. Zifferer zwei Paare in Victring an und erzogen ihre Brut glücklich; sonst werden die Staare bei Klagenfurt wegen Mangel an geeigneten Brutkästchen nur als Durchzügler im Herbste beobachtet.

57. Pyrrhocorax alpinus Linn. Alpendohle, Schneedohle, Schnee- rabe, „Dachl“, „Schneedachl“.

Die Alpendohle ist eine ausgesprochene Bewohnerin der höchsten Alpen, daher ihr Verbreitungsgebiet vorwiegend auf die Karawanken und die Alpen Oberkärntens beschränkt ist, wo sie ein zwar nicht sehr häufiger, aber in geeigneten Oertlichkeiten doch allgemein verbreiteter Stand- und Brut- vogel ist. Vor starken Schneefällen, namentlich im Nachwinter, erscheint sie in Schwärmen in den Thälern und gilt daher ne Jägern und Alpenhirten stets als ein Vorbote stürmischer

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Die Alpendohle ist ein überaus lebendiger, beweglicher und amüsanter Vogel, der namentlich zur Paarzeit durch seine eleganten Flugspiele das Auge des Beobachters entzückt. Ihre Neigung für lärmende Gesellschaft behält sie auch während der Brütezeit bei, nistet daher gerne in grösseren Colonien in Ritzen, Spalten und Höhlen der Felsen. Sie belebt die

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meist vogelarmen Felsenterraine und öden Kare in erfreulicher Weise. Leider wird namentlich in den karnischen Alpen ihren Gelegen von italienischen Eiersammlern stark nachgestellt.

Prof. P. Rainer Graf sagt im 3. Hefte des Jahrbuches des naturhistorischen Landesmuseums 1854, S. 179, vom Stein- raben, dass man selben die Gipfel der Alpen, besonders in den Morgenstunden, in Schaaren umkreisen sieht. Auf dem Gipfel des Harlouz beobachtete er dieselben an einem; schwülen Augusttage näher, indem sie um die Mittagsstunden die bei- nahe senkrecht aufsteigenden Felsenwände, wohin die Sonne am heissesten brannte, aufsuchten, um sich zu sonnen. Hier verweilten sie stundenlang, ihren Körper in den drolligsten Stellungen den Strahlen der Sonne aussetzend und, wenn sie auch verscheucht wurden, kehrten sie gleich wieder an ihre frühere Stelle zurück. Dies gilt jedoch bei den Alpenbewohnern als ein sicheres Vorzeichen für baldiges Regenwetter, was auch diesmal wirklich eintraf. Ein anderes Mal beobachtete P. R. Graf grosse Schaaren noch vor Sonnenaufgang emsig auf den Schneefeldern der höchsten Alpen umherlaufen und mit Hast Nahrung auflesen. Bei näherer Untersuchung ergab es sich, dass es zahlreiche Exemplare der Noctua (Tryphaena) pronuba L. (eines Eulenfalters, der Hausmutter) waren, die wahrscheinlich durch Sturm auf die Schneefelder verschlagen, im erstarrten Zustande, bevor sie noch von den Strahlen der Sonne belebt werden konnten, diesen munteren Vögeln zur Nahrung dienten. 5. Jänner 1888 erhielt A. Zifferer eine Alpendohle aus dem Rosenthale.

Im Winter 1887 brachte mir mein Jäger als eine beachtens- werthe Seltenheit eine Alpendohle mitnahezu ganzschwarzen Ständern.

(Eine eingehendere Monographie über diesen Vogel er- schien in der Encyklopädie der gesammten Forst- und Jagd- wissenschaften unter dem Schlagworte „Alpendohle“.)

58. Pyrrhocorax graculus Linn. Alpenkrähe, „Felsenhahnl“.

Dieser für Kärnten sehr seltene Vogel beschränkt sich mehr auf die südlichen, höchsten Alpenketten und ist vor- wiegend im Gebiete der karnischen Alpen anzutreffen, ist aber auch dort in merklicher Abnahme begriffen. Von mehreren regelmässig bezogenen Brüteplätzen wurde sie von einem italienischen Eiersammler gänzlich vertrieben und beschränkt sich gegenwärtig noch auf einige Localitäten, wie z. B. die wilde Wolaja, wo ihre Nistplätze vermöge ihrer Lage sesen solche räuberische Eingriffe geschützt sind. Den Be- wohnern unserer Alpen gilt das „Felsenhahnl“ als heilig und ist gegen alle wie immer heissenden Nachstellungen hinlänglich geschützt.

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(Eine eingehendere Abhandlung über diese hochinteressante Alpenbewohnerin veröffentlichte ich in der Encyklopädie für die gesammte Forst- und Jagdwissenschaften unter „Alpen- krähe“,)

59. Lycos monedula Linn. Dohle, Thurmrabe, „Dachl“.

Von der Dohle sagt Leopold v. Hueber: „Lebt in Kirchthürmen und Ruinen, auch in lichten Buchen- und Eichen- wäldern. Nest in den Ritzen und Löchern alter Gebäude, auch in alten Buchen und Eichen, mit vier bis sieben bläulich- grünen und besonders am stumpfen Ende mit dunkelbraunen, fast schwärzlichen und dunkelaschgrauen Punkten und Flecken bestreuten Eiern.“ Nach dieser Notiz möchte man sie für einen gewöhnlichen Brutvogel halten, was jedoch nicht der Fall ist. Ich habe die Dohle in Kärnten selbst nie brütend beobachtet und von anderwärts keine unbedingt verlässlichen Daten hierüber erhalten können. Es ist immerhin möglich, dass sie noch da und dort brütend im Lande vorkommt, doch ist mir, wie bemerkt, kein Ort verlässlich als Brütestätte bekannt.

Ich kenne die Dohle nur als Durchzügler, als welcher sie schon im März erscheint, meistens aber nach kurzem Auf- enthalte ihre Reise wieder fortsetzt. Der Rückzug erfolgt im October, seltener erst im November in grösseren Schwärmen. Nach A. Zifferer bei Klagenfurt nicht Brutvogel, beobachtet am 29. October und 2. December 1886.

60. Corvus corax Linn. Kolkrabe, Jochrabe, „Rab“.

Der Kolk- oder Jochrabe, der stärkste Vertreter seiner Sippe, ist ein gemeiner Standvogel der kärntischen Hoch- gebirge und lässt sich nur von den allerstrengsten Wintern dazu bestimmen, seinen zeitweiligen Stand etwas tiefer in den Bergen zu nehmen. Da er ein guter Flieger ist, wird es ihm nicht schwer, täglich ein grosses Gebiet zu durchstreifen und so seinen Raub zu suchen, wobei ihn sein bewunderungs- würdig scharfes Auge und seine Intelligenz wesentlich unter- stützen und ihn so zu einem starken, gewandten und allgemein gefürchteten Räuber qualificiren. Von der Maus bis zum jungen Reh oder der jungen Gemse, von der Alpenbraunelle bis zur Birk- und Auerhenne müssen alle Geschöpfe den Tribut für seinen unersättlichen Magen tragen. Dem Gemsenjäger folgt er in sicherer Entfernung und stürzt sich nach dem Schusse auf die todeswunde Gemse. Liegt wo im Gebiete ein Aas, so ist der Kolkrabe gemeiniglich der erste, welcher es aufstöbert und sich über dasselbe hermacht. Nichts ist ihm zu klein, nichts zu schlecht für seinen Magen. Doppelt gefährlich wird der Kolkrabe seinen Mitgeschöpfen, wenn ein Horst mit schreienden Jungen seiner Pflege harrt. Um diese Zeit leistet

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er in Bezug auf die Kühnheit seiner Angriffe und durch schlaue Combination das denkbar Möglichste. In seinem Horste, welcher in Felsenspalten und Höhlungen oder auf hohen Bäumen steht, findet man Ueberbleibsel der verschieden- artigsten Thier- und Vogelarten und kann sich überzeugen, dass der Kolkrabe seine Nachkommenschaft keineswegs knapp hält, soferne nur ein Raub zu beschaffen möglich ist. Die flugbar gewordenen Jungen entwickeln sich unter Führung der Alten sehr rasch zu vollendeten Gaudieben und zerstreuen sich dann im Gebirge, um auf eigene Faust das Strauchritter- sewerbe auszuüben.

Wegen der unbestritten weit überwiegenden Schädlichkeit erscheint es geboten, den Kolkraben zu vernichten, wie und wann sich Gelegenheit dazu bietet. (Näheres hierüber enthält meine Monographie „Kolkrabe* in der Encyklopädie der ge- sammten Forst- und Jagdwissenschaften.) 20. November 1886 Miklautzhof A. Zifferer, 3. Februar 1887 Untertauern bei Heiligenblut Ambros Zussner, 7. Februar 1887 von Lölling A. Zifferer, Mitte März 1889 Rosenthal Ernst Canaval. 6l. Corvus corone Linn. Rabenkrähe, „Krah“, „Rab“.

Diese in ihrem ganzen Gebahren sich als echter Rabe kennzeichnende Krähe verbindet in sich so ziemlich alle Un- tugenden des ränkevollen Rabengeschlechtes. List, Diebs- gelüste und Bosheit sind ihre hervorragendsten Charakter- züge, wovon sich Jeder aus eigener Erfahrung überzeugen wird, der sich die Mühe nimmt, junge Rabenkrähen gross zu ziehen.

Die Rabenkrähe ist in ganz Kärnten überall in nicht geringer Anzahl das ganze Jahr hindurch vertreten. Im Herbste bemerkt man zwar, dass sich ein Theil davon verzieht, diese werden jedoch von nachrückenden Vögeln bald wieder ersetzt. Die gleiche Bewegung unter den Rabenkrähen kann man auch im Frühjahre beobachten.

Wenn man einerseits die nutzbringende Thätigkeit der Rabenkrähe als Vertilgerin zahlloser schädlicher Insecten vollauf würdigt, so kann man andererseits auch nicht ver- hehlen, dass ihre Frevelthaten wieder sehr schwer in die Wagschale fallen, in manchen Oertlichkeiten sogar die Wohl- thaten entschieden überwiegen und sie zu einem Schädlinge stempeln. Ihre Räubereien an Vogelnestern aller Arten sind zahllos. In den Gegenden mit vorwiegendem Maisbaue ist sie allgemein verhasst, weil sie im Frühjahre Zeile für Zeile die keimenden Maiskörner auszieht. Bei den Horsten kann man die Keime zu Hunderten aufgespeichert finden. Im Herbste enthülst sie wieder eine Unzahl von Kolben und lebt so durch mehr als einen Monat lang lediglich auf Kosten des Land-

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mannes, der vergebens sein Gehirn zermartert, um ein aus- giebig wirkendes Mittel gegen die Uebergriffe dieser schwarzen Gesellen zu finden. In wenig besserem Ansehen steht die Rabenkrähe beim Fischer, denn sie versteht es meisterhaft, die Gewässer zu zehenten und Fische von bedeutender Grösse zu überwältigen. Der Jäger betrachtet sie ebenfalls als einen ausgesprochenen Jagdschädling und macht dem entsprechend kurzes Federlesen mit ihr. Im Winter 1884—85 salı Forst- verwalter Godez in Unterdrauburg auf der Bahnstrecke gegen Saldenhofen unter einer Schaar schwarzer Krähen auch eine weisse, die er weit nach Steiermark hinein verfolgte, ohne jedoch zum Schusse gelangen zu können.

(Ein eingehender monographischer Beitrag findet sich unter „Rabenkrähe* in der Encyklopädie der gesammten Forst- und Jagdwissenschaften.)

62. Corvus cornix Linn. Nebelkrähe, „graue Krah“.

Die Nebelkrähe theilt bei uns ganz das Verbreitungs- gebiet der Rabenkrähe; wo die eine Art vorkommt, wird man auch die andere nicht lange suchen müssen, da sie neben- einander vorkommen, sich sogar häufig auch ohne eine zwingende Nothwendigkeit mit einander paaren. Da die Lebensweise der Nebelkrähe so ziemlich die gleiche wie der vorigen Art ist, Steht auch sie beim Vogelfreunde, beim Land- manne, Fischer und Jäger nicht am besten angeschrieben und wird allgemein eine Decimirung verlangt. Wenn sie auch von Haus aus nicht eine so leidenschaftliche Plünderin der Vogel- nester wie die Rabenkrähe ist, so eignet sie sich doch im steten Umgange mit dieser sowohl jene, wie überhaupt alle von ihren Untugenden an.

Der Horst der Nebelkrähe steht wie jener der vorigen Art auf hohen Bäumen, welche freien Auslug und un- sehinderten Ausflug nach allen Seiten gestatten. Unter den Jungen einer Mischehe zwischen J ©. cornix und 9 C. corone fand ich zwei im schwarzen und eines im grauen Kleide.

Eine eigenthümliche Beobachtung hatte ich im Frühjahre 1889 zu machen Gelegenheit. Eine Nebelkrähe sass auf dem Geländer der über die Lavant führenden Brücke. Sie machte unaufhörlich durch längere Zeit hindurch jene bekannten Be- wegungen, die man beim Schreien dieser Krähen beobachtet. Trotz aller Bewegungen brachte diese Nebelkrähe aber keinen Ton hervor. Ich verfolgte sie durch mehrere Tage, sah öfter die Bewegungen, hörte aber nie einen Ton. Für mich unter- lag es keinem Zweifel mehr, dass ich es hier mit einer stummen Krähe zu thun hatte. Ich erlegte dieselbe und fand, dass die Stimmbänder bedeutend schmäler waren, als dies sonst der Fall ist und dazu waren sie noch viel härter als

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im normalen Zustande, zu Schwingungen gänzlich ungeeignet. Alle übrigen Theile waren in normalem Zustande, bis auf drei Ringe der Trommel, welche ebenfalls Verhärtungen zeigten. Ob diese Verhärtungen in Folge einer Verletzung sich gebildet hatten, war nicht zu ermitteln. Auf mich machte es den Eindruck, als wäre die Krähe schon mit mangelhaften Organen dem Ei entschlüpft. Es war ein Weibchen mit einem sehr stark entwickelten Ovarium, musste sich daher sonst ganz gesund gefühlt haben, da es bereits an’s Brütegeschäft dachte.

Da mir eine ähnliche Beobachtung nicht bekannt ist, erscheint sie mir bemerkenswerth genug, um hier einen Platz zu finden.

(Eine Monographie über diese Krähe findet sich unter „Nebelkrähe“ in der Encyklopädie der gesammten Forst- und Jagdwissenschaften. )

63. Corvus frugilegus Linn. Saatkrähe.

Wenn der Winter in unserem Lande seinen Einzug hält, dann erscheint in den Thälern auch sicher die Saatkrähe, um daselbst ihren Winterstand zu nehmen. Sie kennzeichnet sich schon auf den ersten Blick durch die unschön abstechende, kahle Schnabelwurzel, von welcher sie beim Wühlen im Erd- boden das ganze Gefieder rein abgerieben hat. Sie macht sofort nach ihrer Ankunft gute Gesellschaft mit den Raben- und Nebelkrähen, so dass man alle drei Arten in friedlichem Einvernehmen beisammen findet. Bei der Ankunft sind die Saatkrähen weniger scheu als die beiden einheimischen Arten, gewöhnen sich aber nach erfahrenen Nachstellungen recht bald deren kluge Vorsicht an. Zu Ende des Winters ver- schwinden die Saatkrähen fast ausnahmslos aus unserem Ge- biete, um wieder weiter nördlich zu ihren Brutstätten zu wandern. Bei uns hat man sie zwar schon brütend gefunden, doch gehört dies zu den seltenen Ausnahmen.

(Monographie „Saatkrähe“ in der Encyklopädie der ge- sammten Forst- und Jagdwissenschaften.)

64. Pica caudata Boie. Elster, „Oglastr“.

Das Hauptverbreitungsgebiet der Elster in Kärnten um- fasst den unteren und mittleren Theil des Landes, erstreckt sich auch noch durch das Drau- und Gailthal, nicht aber in die höheren Nebenthäler. Im Gailthale z. B. kommt sie seit Jahren nur noch bis Dellach-Nölbling vor und meidet den weiteren westlichen Theil gänzlich; das Lesachthal besucht sie gar nicht. Wo sie vorkommt, ist sie auch Stand- und Brut- vogel und hält an den einmal erkorenen Aufenthaltsorten mit einem gewissen Eigensinne fest, andere naheliegende, scheinbar ebenso geeignete Localitäten consequent verschmähend.

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Die Elster vereint in sich die List und Bosheit der Raben- arten und die ungezügelte Mordlust eines echten Raubvogels, besitzt mithin alle jene Eigenschaften, welche sie für ihre kleineren Mitgeschöpfe in hohem Grade gefährlich erscheinen lassen. Leider ist sie durch Sagen und Aberglauben in ihrem Dasein geschützt, so dass mit Ausnahme des vorurtheilslosen Jägers Niemand daran denkt, ihrer Vermehrung Einhalt zu thun. Diesem Umstande verdankt sie es, dass sie ruhig selbst inmitten der Dörfer und der anstossenden Baumgärten ihr Unwesen treiben, dort ungestraft ihre Räubereien ausführen kann. Stiehlt sie dabei die jungen Enten vom Teiche oder die Küchlein aus dem Hofe, so weiss sie es in den meisten Fällen so einzurichten, dass der Verdacht auf einen anderen Vogel selenkt wird, sie selbst aber frei ausgeht.

Hat die Elster endlich noch ihre Jungen zu versorgen, dann kennt ihre Raublust keine Grenzen und eine Unzahl von Gelegen oder Nestlingen anderer Vögel fällt ihr zum Opfer. Da sie in allen Schlupfwinkeln ihres Gebietes zu Hause ist, so weiss sie selbst die verstecktesten Vogelnester zu ergattern. Ist ihr ein recht verschmitzter Raub gelungen, so sitzt sie plappernd oder rätschend auf einem Baume, sich nach echter Spitzbubenart ihrer Unthat freuend. So leid es dem Natur- und Vogelfreund um die schöne Vogelgestalt thut, so muss er sie doch unbedingt verurtheilen, weil ihr schädliches Treiben die Grenzen des Erlaubten allzuweit überschreitet. Um Klagenfurt nur bei Grafenstein als Brutvogel A. Zifferer.

(Einen monographischen Beitrag über diesen Vogel enthält die Enceyklopädie der gesammten Forst- und Jagdwissen- schaften unter „Elster“.)

65. Garrulus glandarius Linn. Eichelheher, Nussheher, „Tschoja“,

SLschut”.

Ein ebenso verschmitzter Geselle wie die Elster ist auch der Eichelheher, welcher mit Ausnahme der Hochalpen im ganzen Lande zu finden ist. Um Klagenfurt nach Anton Zifferer gemein. Im Juli 1883 erhielt das naturhistorische Landesmuseum von Herın For stinspector Karl Fercher einen jungen Albino, im März 1889 einen solchen bei Maria Rain in der ersten Märzwoche geschossenen von Herrn Thier- präparator A.Zifferer, var. variusNaum., mitgraubraunem Hinterkopf und Hals, dunkler braunem Schweife und nur ganz leise angedeuteten himmelblauen Deckfedern, sonst ganz weiss. Seinen Lieblingsaufenthalt bilden ausgedehnte Auen und die unteren und mittleren Waldgürtel der Gebir eslehnen. In diesem Gebiete ist er ein gemeiner Brutvogel. Den ganzen Tag schlüpft er im Gezweige der Bäume herum, dort in aller Stille seine Missethaten verübend. Jedes Nest, dessen er

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habhaft werden kann, wird rücksichtslos geplündert, gleichviel ob dasselbe Eier oder Nestjunge enthalte. Mit der Plünderung der Nester kleiner Vögel begnügt er sich nicht, sondern raubt sogar die Eier von Reb-, Hasel-, Birk- und Auerhühnern, lässt sich auch junge Hasen vortrefflich schmecken. Im Herbste steigt er in die Thäler herab und wagt sich bis in die Baum- särten. In Gegenden mit Maisbau richtet er um diese Zeit bedeutenden Schaden an, weil er die Maiskolben aufreisst und mit den Körnern seine verborgenen Vorrathskammern anfüllt. In hohlen Bäumen, Steinspalten etc. kann man oft sehr bedeutende Mengen von Haselnüssen, Maiskörnern und Bucheckern aufgespeichert finden, welche dieser Heher im Verlaufe des Herbstes dort zusammengetragen hat.

Im Spätherbste vermindert sich zwar die Zahl der Eichel- heher, aber ein Theil bleibt immer an den gewohnten Stand- orten zurück. Sind im Winter die Vorrathskammern geleert, so machen sie sich im Walde über die Haufen der grossen Holzameisen her und miniren tiefe Gänge, um zu den Ameisen zu gelangen. Dabei setzt es häufig ganz ernste Keilereien mit dem Grünspecht ab, welcher sich um diese Zeit ebenfalls mit den Ameisenhaufen zu schaffen macht. Im Interesse der kleinen Vogelwelt erscheint die Decimirung des Eichelhehers dringend geboten.

(Näheres enthält meine Monographie in der Encey- klopädie der ges. Forst- und Jagdwissenschaften unter „Eichel- heher“.)

66. Nucifraga caryocatactes Linn. Tannenheher, gefleckter Nussknacker, „schwarze Tschoja“, „Nussgringl“, „Nuss- krah“, „Hohlkrah“.

Der Tannenheher ist ein zwar nirgends häufiger, dafür aber allgemein verbreiteter Bewohner unserer Gebirgs- waldungen. Sein ausgesprochener Lieblingsaufenthalt sind die Zirbenbestände, deren Früchte er ganz besonders liebt. Wo sich solche Waldungen nicht finden, da nimmt er auch mit anderen geschlossenen Waldcomplexen vorlieb und etablirt sich als Standvogel.

Schon im Februar, ganz unbekümmert um Eis und Schnee, feiert der Tannenheher seine stille Hochzeit. Um Mitte März kann man in den meisten Lagen schon das Nest mit voll- ständigem Gelege finden. Einmal jedoch fand ich ein halb- vollendetes Nest erst am 19. März. Weil um diese Zeit die Gebirgswälder wegen der noch lagernden Schneemassen meistens schwer oder gar nicht zugänglich sind, wird das Nest selten aufgefunden und bilden daher die Gelege einen sehr gesuchten Artikel für Oologen.

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Zur Zeit der Haselnussreife wagt sich der Tannenheher auch in die tiefer gelegenen Vorwälder, lässt sich sogar bis unmittelbar in die T’halsohle verlocken, zieht sich dann aber nach der erfolgten Plünderung der Haselbüsche wieder höher in den Bergwald zurück.

Der Tannenheher besitzt trotz seines derb und ungelenk aussehenden Schnabels ein ausgesprochenes Talent zur Nach- ahmung verschiedener Töne und Vogelstimmen und weiss den Gesang einzelner Vogelarten mit grosser Naturtreue wieder- zugeben. Wozu ihm diese Eigenheit von der Natur gegeben ist, oder welche Zwecke er mit dem Nachahmen der Vogel- - stimmen ver folgt, ist bis jetzt noch nicht genügend erforscht. Wahrscheinlich” erleichtert ihm dieses Talent den Kampf um’s Dasein, denn obwohl er sich im Herbste besonders gerne an Haselnüsse, Eicheln, Bucheckern und Arvennüsse hält, so verschmäht er zu anderen Jahreszeiten doch keineswegs kleinere Vögel, thut diesen auch factisch viel mehr Abbruch, als man gemeiniglich annimmt.

Als eine bemerkenswerthe Seltenheit erscheint in einzelnen Jahren in Mitteleuropa eine dem hohen Norden angehörende, leichtschnäbelige Form des Tannenhehers. Obwohl dieser im Gefieder nicht wesentlich abweicht, so ist er doch an seiner gracilen Form, dem leichten Schnabel und der überall zu Tage tretenden Vertrautheit sehr leicht von unserem derben und scheuen Waldbewohner zu unterscheiden. Obwohl dieser nordische Gast in manchen Theilen von Oesterreich und Deutschland sich schon öfter zeigte, ist er in Kärnten früher nicht beobachtet oder übersehen, vielleicht auch nicht erkannt und mit unserem robusten Waldgesellen verwechselt worden.

Erst im Herbste des Jahres 1887 hatte ich die Freude, diese nordische Form in meinem Beobachtungsgebiete zu be- merken, wo sich bei dreissig dieser feinen Wanderer durch einige Zeit herumtrieben und allgemein durch ihre geringe Scheuheit auffielen. Obwohl ich dieses Erscheinen in der von mir redigirten Zeitschrift „Waidmanns Heil“ anzeigte und zu einer aufmerksamen Beobachtung aufforderte, ging mir aus Kärnten keine Nachricht über eine solche Beobachtung zu, wie dies in verschiedenen anderen Ländern geschehen ist, und glaube ich ganz bestimmt, dass der nordische Heher auch in anderen Theilen des Landes erschienen ist, aber wahr- scheinlich übersehen wurde, was sehr zu bedauern ist.

Um den Unterschied dieser nordischen Form unserem Tannenheher gegenüber zu fixiren, lasse ich neben den Massen eines typischen Exemplares jene von zwei von mir erlegten Wanderern hier folgen:

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Typisch Wanderer

d Jg Q Motalläange: 14: 1. ee 7358 335 328 mm Hlusweite o) (2 Koma Meer NE 70582 526 520.7, Stosslänge . ee 25 118 1190) Länge des Oberschnabels vom Mundwinkel zur UN St 53 48 AD Parsuslänge 770°: ER 44 40 36

Um Klagenfurt rare die dünnschnäblige Abart var. macror hyncha Brehm weder 1855 noch sonst beobachtet und besitzt das naturhistorische Landesmuseum nur lauter kurzschnäblige Tannenheher var. brachyrhyncha Brehm.

(Als specielle Arbeiten über den Tannenheher seien hier angeführt: „Der Wanderzug der Tannenheher durch Europa im Herbste 1885 und Winter 1885/86“ von Dr. Rudolf Blasius in der „Ornis“, II. Jahrg. 1886, S. 437—507, die ausgezeichnete Monographie des Tannenhehers von Ritter von Tschusi, „Ueber die Nahrung des Tannenhehers“ Biol. Central- blatt 1887, S. 464—466, 695—699 von Della Torre und mein monographischer Beitrag in der Encyklopädie der gesammten Forst- und Jagdwissenschaften unter „Tannenheher“.)

V. Ordnung. Scansores. Klettervögel.

67. Gecinus viridis Linn. Grünspecht, „Bambeck“.

Der Grünspecht ist ein ziemlich häufiger Standvogel in allen Theilen des Landes und verbreitet sich von der Thal- sohle bis hoch in die montane Region. In den Vorbergen und Gebirgswäldern sucht er in hohlen Bäumen seine Nistplätze, wo das Weibehen in der ersten Hälfte Mai über seinen drei bis vier weissen Eiern brütet. Den Sommer hindurch streicht die Familie in lockerer Verbindung durch die Bergwälder und die grasreichen Triften der Gehänge, wo sie ihre Nahrung sucht. Im Herbste erscheint der Grünspecht vereinzelt in den Auen der Flussniederungen und selbst in unseren Baumgärten, diese von Ungeziefer säubernd.

Mit dem Eintritte des Winters vermindert sich die Zahl der Grünspechte ganz erheblich, doch bleibt noch immer eine ganz nennenswerthe Anzahl zurück, um mit uns die Leiden des harten Winters zu ertragen. Zu dieser Zeit ist er ein häufiger Gast bei den grossen Ameisenhaufen, die er selbst aus dem tiefen Schnee herauszugraben weiss. Dabei minirt er lange und tiefe Gänge, um zu den vor der Winterkälte sich zurückgezogenen Ameisen zu gelangen. Im tiefen Winter erscheint er wohl auch mitten in den Dörfern, um in den titzen und Spalten an der Aussenseite der Häuser seine spär-

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liche Nahrung zu suchen und sich so durchzuschlagen. Bei Klagenfurt nach A. Zifferer ziemlich häufig. 68. Gecinus canus Gmel. Grauspecht.

Etwas weniger zahlreich als der vorige ist in unserem Lande der Grauspecht verbreitet. Er ist nicht recht eigentlich Stand-, sondern vielmehr Zugvogel und erscheint als solcher schon Ende Februar oder im März, um entweder nach kurzem Aufenthalte weiter zu ziehen, oder um in unseren Laubwäldern für den Sommer sein Standquartier zu nehmen. Als Brutvogel darf er für selten bezeichnet werden und unregelmässig zu- gleich, weil er da, wo er in einem Jahre brütet, oft wieder mehrere Sommer hintereinander ausbleibt. Im Herbste treibt sich der Grauspecht gerne in den Waldungen der Ebene oder in den Auen herum und erscheint dabei auch in unseren Baumgärten. Im October zieht er wieder ab; einzelne Nach- zügler indess machen sich bei schönem Wetter auch noch im November bemerkbar. Einzelne Exemplare verbleiben oft auch den Winter über in den Thälern und kommen dann bis in die Dörfer, wo sie sich an den Kirchthürmen und auf den Haus- dächern eifrig zu schaffen machen. Neben dem Grünspecht bei Klagenfurt nicht selten und Brutvogel in Vorhölzern, be- sonders in Laubwäldern A. Zifferer.

69. Dryocopus martius Linn. Schwarzspecht, Holzkrähe, „Hohl- krah“.

Der Schwarzspecht ist ein allgemein im Lande ver- breiteter, aber nirgends häufiger Standvogel, der mit Vorliebe die dichten Laubwälder bewohnt, aber auch ruhige, hoch- stämmige Nadelwaldungen der montanen und subalpinen Region zu seinem Aufenthalte erwählt, wo er in morsche Ueberständer seine ziemlich geräumige Nisthöhle hackt. Seine Brütezeit variirt bei uns sehr bedeutend. Ich fand schon vollzählige Gelege Ende März, auch in der ersten und zweiten Hälfte April neben solchen, welche erst Anfang Mai vollständig waren. Da hiebei nach meinen Erfahrungen die Witterungs- verhältnisse einen kaum nennenswerthen Einfluss ausüben, glaube ich annehmen zu dürfen, dass die früh brütenden Paare alte, die später brütenden aber jüngere Vögel seien, namentlich solche, welche ihr erstes Gelege machen.

Der Schwarzspecht ist ein ausgesprochener Einsiedler, der am liebsten allein sein weites Gebiet durchstreift. Nur zur Zeit der Liebe findet sich ein Paar zusammen, welches sich sein Wohngebiet scharf abgrenzt und darin weder einen vereinzelten Schwarzspecht, noch ein solches zweites Paar duldet. Da jedes Paar einen grossen Wohnbezirk für sich in Anspruch nimmt, erklärt sich leicht das nicht häufige Vor- handensein dieser Waldeinsiedler. Der Schwarzspecht lässt

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besonders im Frühjahre gerne und häufig seinen scharf klingenden, hellen Ruf ertönen, wodurch sich jeder Eindringling in dem Gebiete eines bereits besetzten Wohnplatzes verräth und von dem vorhandenen Paare sofort in die Flucht gejagt wird. Wenn die Jungen selbstständig geworden sind, löst sich die ganze Familie auf und jedes Glied derselben sucht sich allein sein Fortkommen, ohne ein Bedürfniss des An- schlusses an andere von seinesgleichen zu bekunden.

Im Sommer findet man öfters Schwarzspechte, deren Schnabel zahlreiche Risse oder bereits abgeworfene Stückchen von äusseren Horntheilen aufweist, was auf eine langsam ver- laufende Schnabelmauser schliessen lässt.

Eigenthümlich ist der Umstand, dass der grelle Ruf des Schwarzspechtes von den Gemsen gar nicht beachtet wird, während sie sonst gegen manche andere Vogelstimmen sehr empfindlich sind. Die Alpenjäger ahmen daher häufig den Ruf des Schwarzspechtes nach, wenn sie sich gegenseitig im Jagd- gebiete avisiren wollen, sie pfeifen „die Hohlenkrah“. Bei Klagenfurt nach A. Zifferer Stand- und Brutvogel, wenn auch ziemlich vereinzelt.

70. Picus major Linn. Grosser Buntspecht, rothhosiger Specht,

„Bamhackel“.

Etwas häufiger als der Vorige ist in unseren Laub- und Nadelwaldungen der grosse Buntspecht vertreten, welcher von der 'Thalsohle bis zur Holzgrenze überall als Brutvogel zu finden ist. Die Paarung erfolgt schon Ende März, worauf das Paar noch einige Zeit tändelnd im Gebiete umherschweift, bevor es endlich an das ernstliche Aufsuchen eines Nistplatzes seht. Finden sich passende Hohlräume in den Bäumen nicht, so wird an einer morschen Stelle ein entsprechendes Loch gehackt. Die Eierlage beginnt im April, bald in der ersten, bald in der zweiten Hälfte dieses Monates. Der Nistplatz ist leicht zu finden, weil die weit herumliegenden Holzspäne den- selben sicher kennzeichnen.

Im Sommer schweifen die Buntspechte in den Waldungen der Gebirgsregion herum, daselbst eifrig nach Insecten oder deren Larven suchend. Morsche Aeste werden oft ganz ent- rindet, um die darunter verborgenen Baumverderber heraus- zufangen. Kommt der Herbst, so erscheinen sie häufiger in der Thalsohle und besuchen gerne unsere Obstgärten. Den Winter hindurch schweifen sie unstät umher, sind daher eher zu den Strich- als zu den Standvögeln zu zählen. Um Klagenfurt nach A. Zifferer ziemlich zahlreich.

71. Picus leuconotus Bechst. Weissrückiger Buntspecht, Weiss- specht. ;

27.2,

Der weissrückige Buntspecht muss in Kärnten entschieden zu dem selteneren Erscheinungen der Vogelwelt gezählt werden. Obwohl er so ziemlich alle Gegenden des Landes besucht, ist sein Auftreten doch überall nur ein zufälliges und kann in einem und demselben Gebiete nicht alljährlich beobachtet werden. Da er immer nur vereinzelt herumstreift und sich nicht auffallend bemerkbar macht, so wird er oft auf seinen Wanderungen und Streifereien auch gänzlich über- sehen. Am sichersten kann man ihn in den höher liegenden Bergwaldungen in der zweiten Hälfte April beobachten. Ob er dortselbst auch brütet, ist bisher noch nicht sichergestellt; ich möchte es noch immer stark bezweifeln.

Im October erscheint der weissrückige Buntspecht wieder vereinzelt für kurze Zeit in unseren Waldungen, um dann wieder zu verschwinden. Ob er nur streicht, oder ob er eigentlich zieht, konnte ich nach den bisherigen Beobachtungen nicht mit Sicherheit feststellen.

72. Picus medius Linn. Mittlerer Buntspecht.

Fast so spärlich wie der Vorige ist auch der mittlere Buntspecht bei uns vertreten. Er besucht vorwiegend nur die srösseren Laubholzbestände, wo er auch brütet. Da ich noch in jedem Winter aus verschiedenen Theilen Kärntens einzelne dieser Buntspechte erhielt, glaube ich, dass er das Land zur Winterzeit nicht ganz verlässt. Die Beobachtungen über diesen Specht sind indess, wenigstens bei uns zu Lande, noch lange nicht als abgeschlossen zu betrachten.

73. Picus minor Linn. Kleiner Buntspecht, Grasspecht.

Diese niedliche Vogelerscheinung hat ihr hauptsächliches Verbreitungsgebiet in Unter- und Mittelkärnten, kommt aber auch, obwohl weniger allgemein, in Oberkärnten alljährlich vor. Er bewohnt die Laub- und Nadelwaldungen von der Thalsohle bis in die hochmontane Region und ist in diesem Gebiete ein ziemlich regelmässiger Brutvogel, wenn auch die Anzahl der Paare in einem bestimmten Territorium von Jahr zu Jahr sehr erheblich wechselt.

Die Ankunft des kleinen Buntspechtes in Oberkärnten erfolgt zu Anfang oder Mitte März, worauf einige Wochen später die eifrigen Liebeswerbungen beginnen, welche wegen ihrer drollig-komischen Art sehenswerth sind. Den Sommer hindurch treiben sich die Familien mit Vorliebe in den Laub- waldungen herum, kommen gegen den Herbst hin in unsere Thäler, wo sie Auen und Baumgärten besuchen, bis sie sich im November oder Anfang December wieder verlieren. Wahr- scheinlich streichen sie um diese Zeit in die Waldungen der tiefer gelegenen Thäler oder auch den ferneren Niederungen zu. Im Lavantthale konnte ich den ganzen Winter hindurch

einzelne Exemplare beobachten, sogar sehen, wie sie die Ritzen der Strohdächer durchstöberten.

74. Picoides tridactylus Linn. Dreizehiger Buntspecht.

Diesem für Kärnten überaus seltenen Alpenbewohner begegnete ich das erste Mal 1883 gelegentlich einer Reh- pürsche auf der Missaria-Alpe. 1887 bemerkte ich im Drosg in der Nähe des Polinigs ein Paar und hatte die grosse Freude, dort auch ein Nest aufzufinden. Den Sommer über beobachtete ich die neue Familie öfter in der obersten Holz- grenze, wie auch in den felsigen Karen des Polinigs. Das letzte Mal sah ich sie Ende September gelegentlich einer Gemsjagd. Ein Exemplar, welches 1884 am Reisskofel erlegt wurde, soll dort längere Zeit bemerkt worden sein.

75. Junx torquilla Linn. Wendehals, Natterfink.

Um die Mitte April verkündet der Wendehals durch seine charakteristischen Rufe die Ankunft. Die Vögel kommen in den allermeisten Fällen schon gepaart an, hängen mit inniger Liebe aneinander und rufen, wenn Eines das Andere verliert, so lange und ängstlich, bis sie sich wieder zusammen- gefunden haben. In manchen Jahren erscheinen die Paare sehr zahlreich, so dass man von allen Ecken und Enden her die Rufe vernehmen kann, in einzelnen Jahrgängen wieder sind sie nur spärlich vertreten.

Zum Lieblingsaufenthalte erwählt sich der Wendehals die Ebenen mit Waldwuchs, die Auen mit alten Bäumen, die Laubwaldungen der Vorberge und grössere Baumgärten. Sein Nest baut er in den Hohlräumen alter Bäume, nimmt aber auch dankbar mit den Nistkästen für Staare und Meisen vorlieb, wenn er dieselben bei seiner Ankunft nicht bezogen findet, ist daher unschwer zur Ansiedelung zu bringen in Gegenden, in denen er sonst als Brutvogel fehlt; namentlich ist dies in den milderen Lagen der Fall, wo er, wie in Unter- kärnten, am Zuge regelmässig erscheint.

Zu Anfang October verlassen die Wendehälse unser Gebiet wieder und eilen dem Süden zu. Da dieser Vogel oft rasch und eigenthümlich unvorsichtig fliegt, stösst er nicht selten an die Drähte der Telegraphenleitungen und zwar mit solcher Vehemenz, dass er betäubt oder gar todt niederfällt. Ein solches Exemplar salı ich vor ein paar Jahren in der Kreuzberg] - Allee in Klagenfurt, welches an der Schnabel- wurzel stark verwundet war, zwar noch lebte, aber das eigent- liche Bewusstsein verloren zu haben schien, da es sich weder um seine Umgebung kümmerte, noch ein anderes Zeichen seelischen Lebens bemerken liess. Um Klagenfurt nach Anton Zifferer nicht selten.

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76. Sitta europaea Linn. var. caesia Meyer. Gelbbrüstige Spechtmeise, bläulicher Kleiber, „Kleiber*, „blauer Schuster“, „blauer Baumklocker“.

Die gelbbrüstige Spechtmeise ist in ganz Unter- und Mittelkärnten ein allgemein verbreiteter Standvogel; nur in den rauheren Lagen von ÖOberkärnten wird sie zum Strich- vogel, der in den schwersten Wintermonaten auf einige Zeit verschwindet.

Im Frühjahre bevorzugt diese Spechtmeise die Waldungen der Vorberge, steigt auch höher in die Wälder der montanen Region hinauf, kommt aber im Herbste in grösserer Anzahl wieder in die Thäler und verweilt gerne in den Baumgärten o@er in der Nähe vereinzelt stehender Häuser, an denen er alle Ritzen und Spalten durchstöbert, auch gerne kleine Diebereien ausübt, wenn die Hausfrauen verschiedene Sämereien zum Trocknen ausgelegt oder wo aufgehängt haben. Durch die vorgelegten Kürbiskerne lässt sie sich verlocken und wird häufig in den Meisenkästen gefangen, jedoch meistens wieder ohne weiteres von den Fängern in Freiheit gesetzt. Bei Klagenfurt nach A. Zifferer Stand-, beziehentlich Strich- vogel.

77. Tiehodroma muraria Linn. (T. phoenicoptera Temm.) Alpen- mauerläufer, Karminspecht.

Die gesammten eigentlichen Hochalpen des kärntischen Oberlandes beherbergen die „lebendige Alpenrose“, wie Dr. Girtanner diesen Vogel ebenso poetisch als treffend bezeichnet. Hier ist seine Verbreitung eine ziemlich gleich- mässige, jedoch nirgends häufige, weil er als echter Einsiedler weder die Gesellschaft noch die Nähe von seinesgleichen liebt. Ausser der Paarzeit wird man nur äusserst selten zwei (dieser reizend schönen Vögel beisammen sehen können. Nur die Zeit der Liebe vermag den Trieb nach Einsamkeit zu überwinden. Männchen und Weibchen bleiben beisammen, bis das Nistgeschäft vorüber ist und die Jungen flügge geworden sind, dann aber trennt sich die Familie nach allen Wind- richtungen, um allein den Kampf um’s Dasein zu wagen.

Zum Schlafen sucht sich jeder Vogel ein Felsloch aus, zu welchem er regelmässig wiederkehrt und es auch den ganzen übrigen Sommer einhält, wenn er in demselben nicht gestört wird. Dabei ist er ein ausgesprochener Langschläfer. Sein Schlaf scheint selbst noch in den Morgenstunden ein fester zu sein. An einem Augusttage stieg ich zu einem bekannten Schlafloche empor und fand den Vogel noch um halb sechs Uhr Früh so fest schlafend, dass ich ihn ergreifen konnte, ehe er erwachte. Merkwürdig ist auch, dass er nicht wie die meisten anderen Vögel sitzend schläft, sondern auf dem Bauche

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mit einer schwachen Wendung seitwärts liegt, den Kopf gerade ausgestreckt und ebenfalls auf den harten Fels ge- bettet.

In den Hochalpen sucht sich der Alpenmauerläufer gerne das wildeste Gefelse zu seinem Aufenthalte auf. Hier läuft oder schwebt er mit grosser Sicherheit die senkrecht ab- fallenden, hohen Felsenwände hinan, jedes Ritzchen nach kleinen Inseeten und Larven durchspähend. Seine Vorliebe für die Felsen ist eine so grosse, dass selbst der hervor- ragende Alpenforscher Dr. med. A. Girtanner glaubte, dass dieser Vogel nie einen Baum anfliege. Auch ich habe dies bei meinen jahrelangen Beobachtungen nie bemerkt. Bis jetzt selang es nur dem eifrigen Ornithologen Ritter v. Tschusi, einen Alpenmauerläufer auf einem Baume zu beobachten.

Kommt der Winter mit seinen kalten Tagen, seinen brausenden Stürmen, wildem Schneegestöber und seinen Schreck- nissen, dann muss selbst dieser so zähe an seinem Wohngebiete festhaltende Vogel die Segel streichen und seine geliebten Felsenzinnen mit den tieferen Lagen vertauschen. In recht strengen Wintern kommt er sogar bis in’s Thal herab und macht seine Kletterübungen an Kirchthürmen und Häusern. Wie weit er sich dabei in’s Land verfliegen kann, zeigt am besten die Thatsache, dass er schon am Stadtpfarrthurme in Klagenfurt beobachtet wurde. 30. November 1886 nach A. Zifferer am Aussichtsthurme am Kreuzbergl.

Sobald die Strenge des Winters nur halbwegs gebrochen ist, eilt der Alpenmauerläufer wieder seinen Bergen zu, dort langsam aufwärts schreitend, bis er wieder das Gebiet seines Sommeraufenthaltes erreicht hat.

78. Certhia familiaris Linn. Langzehiger, graubunter Baum- läufer.

Der langzehige Baumläufer ist in einzelnen Lagen ein fast gemeiner Standvogel, während er in anderen Gegenden nur spärlich als Strichvogel vertreten ist. Wenn auch seine Verbreitung im Lande eine sehr ungleiche ist, so fehlt er doch in keinem Landestheile gänzlich. Seinen Lieblings- aufenthalt bilden ausgedehnte, zusammenhängende Nadelwälder, wo er in Baumlöchern, wohl auch unter Wurzeln und in Steinritzen gegen Ende April sein Nest anlegt. Hohe Schnee- lagen mit starken Frösten vermögen ihn zwar zeitweilig von seinen Standorten zu vertreiben und zum Streichen zu ver- anlassen, aber so bald als möglich sucht er sein altes Wohn- gebiet wieder auf. Ein Stück erhielt A. Zifferer am 2. December 1886.

79. Upupa epops Linn. Wiedehopf, „Hirschenkukuk“. Da der Wiedehopf alljährlich seine gewissen Gebiete

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regelmässig aufsucht und sich überdies durch seinen eigen- thümlichen Ruf ankündigt, ist er leicht und mit Sicherheit zu beobachten. Die erste Hälfte des Monats April ist die ge- wöhnliche Zeit seines Erscheinens. In den Auen und Wäldern der Vorberge ist er im ganzen Lande und zwar nirgends selten anzutreffen. Häufig kommt er auch in die Obstgärten und in die Nähe der Häuser, wie er auch stark befahrenere Strassen gerne aufsucht, um daselbst die Exceremente der Pferde zu durchwühlen. Sein Nest steht in hohlen Bäumen; die in demselben herrschende Unsauberkeit hat ihm einen nicht näher zu bezeichnenden Namen im Volke beigelegt. Der Rückzug erfolgt Ende August und Anfang September.

VI. Ordnung: Captores. Fänger.

80. Lanius excubitor Linn. Raubwürger, grauer Würger,

„Sperelster“.

Der Raubwürger ist in den Auenwaldungen, Feld- und Vorhölzern im ganzen Lande ziemlich allgemein verbreitet, tritt jedoch uirgends häufig auf, namentlich nicht als Brut- vogel, als welcher er oft in grösseren Terrainen höchstens in zwei bis drei Paaren zu finden ist. Hie und da kommt es auch vor, dass er sein Nest in unseren Baumgärten in der Nähe der Häuser anlegt. Er erscheint zu Ende April oder Anfang Mai, häufiger schon gepaart als in vereinzelten Exemplaren und sucht regelmässig die alten Standquartiere wieder auf. Die auf Dornsträuchern etc. aufgespiessten Mäuse und Käfer verrathen bald seine T'hätigkeit. Im Herbste verlässt er uns gewöhnlich schon Ende August. Fremde Durchzügler kann man jedoch noch im September, vereinzelt sogar noch im October beobachten. So wurde nach A. Zifferer am 29. October 1886 bei Waidmannsdorf ein auf einen Grünling stossendes 2 lebend gefangen. Ein Weibchen wurde 1883 noch zu Anfang December am Wörthersee erlegt und durch Herrn Grafen Platz der Wissenschaft gerettet, was umso werthvoller war, da dieses Weibchen eine sehr be- achtenswerthe Farbenabänderung aufwies. Herr v. Tschusi beschreibt dieses interessante Stück in den „Mitth. des ornith. Vereines“ mit folgenden Worten:

„Lanius exeubitor Linn. © ad. Die bei dem normal ge- färbten Vogel grauen und weissen Partien des Ober- und Unterkörpers sind schmutzig weiss, blass gelblichbraun über- flogen; die Längsbinde vom Schnabel durch die Augen bis in die Ohrengegend braungrau; die Flügel bis zum Ende der weissen Doppelbinde eraubraun, aussen breit hellbräunlich oder schmutzigweiss gesäumt; von da an sind die grossen

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Schwingen blassbräunlich, aussen weisslich gesäumt und gegen die Spitze zu ganz schmutzigweiss; Schwingen II. Ordnung braun, mit weisslichen Enden und feinen gleichgefärbten Säumen, die sich nach obenzu rasch verbreiten, so dass an den obersten die braune Färbung ganz verdrängt ist und die schmutzigweisse Farbe an ihre Stelle tritt ; die beiden mittleren Steuerfedern sind bräunlich-schmutzigweiss, die übrigen haben die normale Zeichnung in dunkelbraun, mit lichterer Aussen- seite. Beine, Nägel und Schnabel sind braun, die Seiten des Unterschnabels heller.“

8l. Lanius excubitor Linn. var. major Cab. Einspiegeliger

Raubwürger.

Der einspiegelige Raubwürger dürfte wahrscheinlich in Kärnten häufiger vorkommen, als man gemeiniglich glaubt. Bis jetzt ist er ganz entschieden schon oft übersehen worden, da ihm eine specielle Aufmerksamkeit kaum je geschenkt wurde. In meinem Beobachtungsgebiete erscheint er beinahe jedes Frühjahr gleichzeitig mit der vorigen Art, treibt sich auch mit derselben herum; d‘ von var. major suchen auch eifrig mit den 2 von L. excubitor Gemeinschaft zu machen und verfolgen dieselben mit Liebesanträgen.

82. Lanius excubitor var. Homeyeri Cab. Homeyer’s Raub- würger.

Einer der seltensten Vögel Oesterreichs ist zugleich auch der allerseltenste Vogel Kärntens. Ich hatte nur ein einziges Mal das Glück, in dieser Gegend Homeyer’s Raub- würger zu constatiren durch ein Exemplar, welches am 30. August 1884 nahe an der italienischen Grenze gefangen wurde.

Dieser im „Journal für Ornithologie* 1873, XXT, pag. 75 zuerst von Dr. Cabanis als eigene Art beschriebene Vogel wurde in Oesterreich-Ungarn zum ersten Male von meinem hochgeschätzten Freunde Joh. v. Csato in Nagy-Enyed in Siebenbürgen beobachtet und erlegt am 13. April 1884; ein zweites Exemplar (1 ©) erlegte derselbe Forscher noch im nämlichen Jahre am 10. September. Als besonders charak- teristische Merkmale des zuerst erlegten d hebt v. Osato hervor: „Die aschgraue Farbe des oberen Körpertheiles ist lichter als beim L. excubitor, die äusseren zwei Steuerfedern sind ganz weiss, nur am Schafte gegen die Mitte desselben schwarz, die zwei folgenden sind an der Aussenfahne weiss, an der Innenfahne oberhalb der Mitte mit schwarzem, am Rande hin nach unten verlängertem Bande, die dritten haben eine beinahe drei Centimeter lange, durch die Mitte ziehende Zeichnung; die vierten sind schwarz, die Spitzen weiss und

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sind in der äusseren Fahne drei, an der inneren vier Centi- meter lang; die fünften beiläufig mit einem Centimeter langen Fleck, an der Spitze der mittleren Feder ebenfalls mit weissem Fleck. Wenn man also die Steuerfedern ausbreitet, so ist ein auffallend schmälerer schwarzer Keilfleck am Schwanze zu sehen, als am Schwanze eines L. excubitor.“

Das hiesige Exemplar stimmte mit dieser Beschreibung, sowie mit einer vorliegenden Zeichnung überein, nur mit dem Unterschiede, dass die äusseren zwei Steuerfedern ganz weiss waren, ohne schwarzen Schaft, und dass die Länge der übrigen weissen Flecken um zwei bis drei Millimeter variirte.

83. Lanius minor Linn. Kleiner Grauwürger, schwarzstirniger

Würger, spanischer Dorndreher, „kleine Sperelster“.

Der kleine Grauwürger erscheint am Zuge zu Anfang des Monats Mai und verbreitet sich über alle Thäler des Landes. Ein grosser Theil der eingetroffenen Vögel setzt zwar wieder bald seine Reise weiter fort, eine erkleckliche Anzahl aber bleibt noch immer im Lande als Brutvögel zurück.

Der Lieblingsaufenthalt des Grauwürgers sind dichte Vorhölzer, Auenwälder, von den Häusern entfernt stehende Baumgärten und mit hohen Buscharten bewachsene Hutweiden, wo er möglichst ungestört sein Nest anlegen kann. Für das- selbe scheint er mit Vorliebe die verschiedenen Pappelarten auszusuchen, wenn er solche in seinem Wohngebiete findet. Von weniger kundigen Leuten wird er häufig mit Lanius excubitor Linn. verwechselt, auf dessen Rechnung auch ver- folgt und muss so der arme Tropf unschuldig manchmal für die Sünden büssen, welche sein raubsüchtiger Vetter begangen hat. Es ist diese Verwechslung umsomehr zu bedauern, weil der kleine Grauwürger ein sehr eifriger Insectenvertilger ist und als solcher unsere Schonung verdient. Ende August, ge- wöhnlich jedoch in der ersten Hälfte September verlässt dieser Würger unsere Gegenden, um sie mit südlicheren Land- strichen zu vertauschen.

84. Lanius rufus Briss. (L. ruficeps Retz.) Rothköpfiger

Würger.

Als Durchzügler erscheint der rothköpfige Würger wohl in verschiedenen Theilen des Landes, jedoch nie in grosser Anzahl und auch nicht regelmässig. Brutvogel schemt er in unseren Gebieten nicht zu sein. Am Rückzuge kommt er noch seltener vor, als im Frühlinge. Am 26. August 1884 beobachtete ich ausnahmsweise vier Exemplare. Klagenfurt Mitte Mai 1888 A. Zifferer.

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85. Lanius collurio Linn. (IL. spinitorquus L.) Rothrückiger

Würger, Dorndreher, „Dorndrall“.

Der rothrückige Würger oder Dorndreher ist in allen Theilen des Landes ein gemeiner Zug- und Brutvogel. In Frühjahren mit sehr günstiger Witterung kommt er schon im April, häufiger jedoch erst im Mai an. Sein Lieblings- aufenthalt sind die gebüschreichen Haiden und Weidetriften oder Feldgehölze, in deren Nähe sich grasreiche Wiesen be- finden. Da sitzt der Würger gerne auf einem vorragenden Aste, einem in der Wiese stehenden Pfahl, wo er nicht verfolgt wird, sogar in. der Nähe der Strasse auf den Telegraphendrähten und lauert auf seinen Fang. Bei Klagen- furt ist der Dorndreher nach A. Zifferer ein durch Ver- tilgung der Brut und Abschiessen schon ziemlich selten ge- wordener Brutvogel.

Das Nest des rothrückigen Würgers findet man häufig in dichten Weissdornbüschen, Berberitzenstauden oder in den durch das Weidevieh verbissenen und dadurch verkrüppelt und dieht verwachsenen Fichten der Hutweiden. Wo er solche Nistorte nicht findet, da baut er sich auch höher auf Wald- und Gartenbäumen an, wo er dann andere kleinere Vögel entweder durch häufige Belästigung vertreibt oder deren Nester plündert. Er wird zwar einerseits durch das Fangen von Mäusen und allerlei Insecten nützlich, aber seine Missethaten an den Gelegen oder Jungen kleinerer Singvögel sind andererseits wieder so zahlreich, dass man ihm un- möglich Schutz gewähren kann. Eine Gegend, welche reich an dem rothrückigen Würger ist, wird stets arm an anderen Singvögeln sein. Wo man diese Würger dagegen schonungslos vertilgt, da wird man bald durch den Zuzug anderer Sing- vögel erfreut werden. Neben den Gelegen und Jungen ver- greift sich dieser Würger auch noch an alten Singvögeln; ich fand schon Blau- und Kohlmeisen, Schwarzblättchen und Rothschwänzchen, welche er auf Dornen gespiesst hatte. Die Eigenthümlichkeit, einen Theil seiner Beute auf Dornen zu spiessen, scheint nicht lediglich den Zweck der Aufbewahrung zu haben, da er ja solche Frassstücke häufig gar nicht mehr verzehrt, sich vielmehr nur in deren Nähe aufhält. Die ge- spiessten Vögel, Mäuse, Käfer, Raupen etc. locken eine Menge verschiedener Insecten an, die dann der Würger ganz bequem hier abfangen und verzehren kann. Da er im Fangen der Fliegen etc. eine grosse Gewandtheit besitzt, wird es ihm leicht, sich auf diese Weise zu sättigen, ohne sich mit der Suche besonders anstrengen zu müssen. Die aufgespiessten Thierleichen scheinen hauptsächlich den Zweck zu haben, verschiedenes Geschmeiss anzulocken und so dem Würger

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einen stets gedeckten Tisch zu bereiten. Der Abzug des rothrückigen Würgers fällt durchschnittlich in die Mitte des Monats September, doch kann man auch noch später solche, namentlich junge Würger beobachten.

86. Muscicapa grisola Linn. Grauer Fliegenfänger, Fliegen- schnäpper.

In Feldgehölzen, den Wäldern der Vorberge, Auen und buschreichen Hutweiden kann man auf den hervorragenden Punkten gewöhnlich Anfangs Mai den Fliegenschnäpper be- merken. Verhält man sich ruhig in einem Verstecke, fängt er unter hörbarem Zuklappen des Schnabels die Fliegen in der Nähe weg und eilt dann wieder auf seinen Hochsitz, von wo aus er nach weiterer Beute Ausschau hält. Am Zuge besucht er vorwiegend die Thäler und niedrigen Vorberge; nur diejenigen Paare, welche als Brutvögel bei uns ver- bleiben, ziehen sich zum Nistgeschäfte gerne etwas höher in die Tannen- und Fichtenwaldungen hinauf, Als Zugvogel kann der graue Fliegenschnäpper in allen Thälern des Landes beobachtet werden, als Brutvogel dagegen ist er entschieden seltener und kann nirgends in grösserer Zahl angetroffen werden. Verhältnissmässig am stärksten ist er als Brüter am Krappfelde und im Lavantthale verbreitet.

Wenn die Jungen vollständig flügge geworden sind, zieht sich die Familie wieder mehr den Tieflagen zu und erscheint auf den Hutweiden, in den Auen und Obstgärten, wo sich die munteren Vögel herumtummeln bis zum Abzuge, welcher gewöhnlich in der zweiten Hälfte September erfolgt. Brütete 1886 neben der Wohnung von A. Zifferer unter einem Dachsparren und fing für seine Jungen Fliegen und Mücken von dessen Fenster weg, zog die Brut glücklich auf und verschwand Anfangs September mit den Jungen.

87. Muscicapa parva Linn. Zwergfliegenschnäpper.

Der Zwergfliegenschnäpper ist in Kärnten ein sehr seltener Durchzügler, der ab und zu im Lavantthale und am Krapp- felde um die Mitte Mai herum angetroffen werden kann, jedoch nicht regelmässig in jedem Jahre. In Oberkärnten ist er geradezu eine Seltenheit und erscheint vorwiegend nur in solchen Frühjahren, in welchen anhaltende, stärkere Ost- winde streichen. Als Brutvogel ist der Zwergfliegenschnäpper bis jetzt meines Wissens noch nie im Lande beobachtet worden. Am Herbstzuge, welcher in den Anfang September fällt, erscheint der Zwergfliegenschnäpper noch viel seltener als im Frühlinge und es vergehen oft mehrere Jahre, bis diese seltenen Durchzugsgäste wieder beobachtet werden können.

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88. Muscicapa luctuosa Linn. Schwarzrückiger Fliegen- schnäpper.

Fast ebenso selten wie M. parva erscheint in unseren Gebieten der schwarzrückige Fliegenschnäpper, ist auch ebenso wie dieser in den einzelnen Thälern ein sehr unregel- mässiger Durchzügler. Am liebsten besucht er am Zuge das Lavant- und Görtschitzthal. Sein Durchzug fällt gegen Ende April oder Anfang Mai. Wo er sich niederlässt, pflegt er nur kurze Aufenthalte zu machen und reist dann wieder weiter. Brütend habe ich den schwarzrückigen Fliegenschnäpper in Kärnten nicht gefunden, auch nie Junge bemerkt. Ende August bis Mitte September kann man ihn am Rückzuge in einzelnen Jahren beobachten.

89. Muscicapa albicollis Temm. Weisshalsiger Fliegen- schnäpper.

Der weisshalsige Fliegenschnäpper ist für Kärnten noch seltener, als die beiden vorgenannten Arten und beschränkt sich vorwiegend auf das Jaun-, Görtschitz- und Lavantthal und die Klagenfurter und Villacher Ebene. In Oberkärnten erscheint er nur, wenn scharfe Ostwinde ihn verschlagen. Seine Frühjahrszugszeit ist Ende April und Anfang Mai. Der Rückzug erfolgt schon in der zweiten Hälfte August. 90. Bombyeilla garrula Linn. Seidenschwanz, „Seidenvogel“.

Merkwürdiger Weise scheint man bei uns zu Lande von dem Erscheinen dieses schönen und seltenen Gastes durchaus keine Notiz genommen zu haben. Dass er ganz übersehen worden sein sollte, ist nicht anzunehmen, da der Seiden- schwanz schon an sich auffällig genug ist und dazu noch in der allernächsten Nähe der Häuser sich zu schaffen macht, wenn er in unsere Gegenden gelangt. Trotzdem gibt uns die in Kärnten schon so früh hochentwickelte Literatur Keine Aufschlüsse über die Züge des Seidenschwanzes. Auch Leopold v. Hueber führt keine solchen Züge an, sondern sagt von diesem Vogel nur: „Kommt, wenn gleich nicht alljährlich, doch öfters im Winter aus seiner Heimat, den Ländern des arktischen Kreises.“ Nach dem Wortlaute dieser Notiz scheint der Seidenschwanz früher häufiger als in der neueren Zeit sich gezeigt zu haben. Nach gütiger Mittheilung des Herrn Gabriel Höfner in Wolfsberg kamen die Seidenschwänze im Jahre 1865 und dann wieder 1872 in grossen Zügen aus Steiermark in das Lavantthal. Die ersten Flüge wurden bereits im September bemerkt und zwar auf der Pack an der steirischen Grenze, von wo sie allmälig nach Breitenegg und Theissenegg, nach Kamp und Gösel, jedoch nicht in’s Thal kamen. Meist blieben sie in einer Höhe von 1100 bis 1400 m, wo sie auf die Vogelbeerbäume (Sorbus aucuparia L.)

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anflogen und zu Hunderten gefangen, geschossen und er- worfen wurden und Samstags den Wolfsberger Wochenmarkt zierten. Viele wurden auch lebend verkauft und dann zwischen den Fenstern gehalten, wo noch 1875 welche zu sehen waren. Am 10. December 1876 fiel ein mehr als hundert Stücke starker Schwarm am Forst ein und hielt sich durch längere Zeit im Gebiete der Saualpe auf. Einige Zeit früher war der Seidenschwanz auch bei Graz und im Kainachthale in Steier- mark in grösserer Anzahl bemerkt worden. Ob unser Schwarm mit jenem aus diesen Gegenden in irgend welcher Beziehung stand, konnte nicht ermittelt werden, weil alle Zwischen- punkte fehlten. Mitte Jänner 1878 erschienen starke Flüge in oberen Gailthale, strichen jedoch nach kurzem Aufenthalte westlich bis in’s Lesachthal, wo sie ebenfalls bemerkt wurden. Am 6. Jänner 1883 kamen fünf Stück durch den Plöcken- Pass aus Italien und zogen vom Thale aus ebenfalls west- wärts. Diese Erscheinung ist umso eigenthümlicher, weil die Gesellschaft eine so kleine und der Winter kein besonders strenger war. Gewöhnlich erscheint dieser nordische Gast sonst nur in strengen und schneereichen Wintern. Am 20. Fe- bruar 1888 erschien nach einem zwei Meter hohen Schnee- falle wieder ein starker Flug im oberen Gailthale und hielt sich drei Tage in der Nähe von Mauthen auf. Wohin er sich schliesslich wendete, konnte ich nicht beobachten, weil weitere neue Schneefälle jede Passage einfach unmöglich machten.

91. Accentor alpinus Bechst. Alpenbraunelle, Alpen-Fluevogel,

„Alpenlerche“.

Die Alpenbraunelle ist auf der Kor- und Saualpe und wahrscheinlich auch in einem Theile der Karawanken Stand- vogel. In den Alpengegenden von Oberkärnten kann man sie im Winter nicht beobachten. Sie erscheint Ende März oder Anfang April, brütet in der hochmontanen und alpinen Region und verschwindet Ende October oder im November wieder. Im Spätsommer steigt die Alpenbraunelle bis hinan zu den höchsten Alpengipfeln und weilt gerne in den öden Karen. Nach einem Berichte der Grafen J. und H. Platz wurde eine Alpenbraunelle auch am 1. August 1883 auf dem Gipfel der Obir bei Sonnenaufgang beobachtet. An jenen Standorten, wo die Alpenbraunelle überwintert, wird sie von anhaltenden Schneefällen in die tieferen Lagen, sogar bis in die Thäler herabgetrieben.

92. Accentor modularis Linn. Heckenbraunelle, „Russvogel“,

„Russerl“.

Ende März, Anfang April, seltener erst in der zweiten Hälfte April erscheint die Heckenbraunelle in unseren Gegenden

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und kündet ihre Ankunft durch die leicht erkennbaren Lock- töne an. Sie zieht meist in kleinen Gesellschaften, treibt sich in der ersten Zeit in den Auen und mit Gebüsch durchsetzten Vorwaldungen herum und steigt mit der fortschreitenden Schneeschmelze höher in’s Gebirge bis in die Krummholz- Region empor. Die Heckenbraunelle ist so ziemlich in allen Landestheilen Brutvogel, findet sich als solcher sogar hie und da in der Ebene oder in den niedrigen Vorbergen; häufiger brütet sie in der montanen Region und in den niedrigen Krummholzbeständen, welche ihr besonders zn behagen scheinen. Trotzdem sie ihr Nest oft recht gut zu verbergen weiss, wird dasselbe doch von dem Kukuksweibchen erspäht und mit einem Ei belegt, freilich nur in vereinzelten Fällen und wahrscheinlich nur dort, wo wenige andere Vögel nisten. Bei Klagenfurt nach A. Zifferer nur als vereinzelter Brut- vogel.

Mit Beginn des Herbstes wandern die kleinen Gesell- schaften wieder thalwärts, durchstöbern die Gebüsche der Auen und ziehen Ende October ab. Ausnahmsweise kann man noch im November und selbst im December den Vogel an- treffen.

93. Troglodytes parvulus Linn. Zaunkönig, „Pfutschekinig“,

„Pfutschepfeil*, „Zaunschlupfer*, „Königl“.

Der Zaunkönig ist in Kärnten allgemein verbreitet und bewohnt die Waldresion so ziemlich gleichmässig bis nahe an die Holzgrenze. In der Krummholzregion wird er nicht mehr so häufig angetroffen. Das hübsche Nestchen verbirgt er gerne unter etwas emporragenden Baumwurzeln. Neben dem fertigen Neste bemerkt man ab und zu noch die Anfänge zu einem zweiten Neste, das aber nicht fertig gebaut wird und wahrscheinlich nur dem Männchen zum Nachtquartiere dient. In selteneren Fällen werden dem kleinen Zaunkönig Kukukseier unterschoben, die wirklich erbrütet werden. Sobald aber der junge Kukuk sich in der bekannten ungestümen Weise zu dehnen beginnt, bricht der zarte Moosbau und der Eindringling fällt zur Erde. In einem Falle beobachtete ich, dass so ein junger Usurpator nebst dem geborstenen Nestchen in einem Erdloche sass und dortselbst von den Adoptiveltern durch zehn Tage gefüttert wurde. Um Klagenfurt nach A. Zifferer nicht seltener Brutvogel, der sich im Winter gern bei den Häusern herumtreibt.

Mit dem Eintritte der rauheren Jahreszeit ziehen sich die Zaunkönige der höheren Gebirgsregion mehr in die Wälder der Vorberge und der Ebene herab, verleben sogar nicht selten den ganzen Winter in unmittelbarer Nähe der Häuser. In diesem Falle gewöhnen sie sich so an die Nähe der

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Menschen, dass sie sich in die Häuser selbst wagen, sich in den Winkeln ihre spärliche Nahrung suchen und Mauerlöcher zu Schlafplätzen benützen. Seit Jahren bewohnten einige solche Wintergäste als ständige Einwohner meine Holzremise, in welcher sie mit Ameisenpuppen etc. gefüttert werden.

94. Cinclus aquaticus Linn. Bachamsel, Wasserschwätzer,

„Wasseramschl“, „Bachamschl“.

Wenn oft noch im Monate März recht empfindlich scharfe Winde wehen, schmettert doch schon das Männchen der Bachamsel seinen feurigen Liebesgesang von einer Eis- scholle herab oder durchstöbert mit seinem bereits angetrauten Weibchen die Bachufer, um ein passendes Loch zum Unter- bringen des Nestes ausfindig zu machen. In recht gelinden Wintern indess brütet die Bachamsel auch schon im Februar und macht dann noch gegen Mai ein zweites Gelege. Sie bewohnt die Flüsse und Bäche von der Ebene bis hoch in die Gebirgsregion hinauf. Jedes Paar grenzt sich genau sein Wohngebiet ab und duldet kein zweites Paar innerhalb des- selben. Wird jedoch während der Paarzeit ein Vogel ab- geschossen, so erscheint in der Regel schon nach ein oder zwei Tagen wieder ein anderer, der an die Stelle tritt. Nach A. Zifferer an der Glan und Glanfurt eine regelmässige Wintererscheinung, ohne daselbst zu brüten. 31. Jänner 1887 zwei Stück am Abflusse des Wörthersees geschossen A. Zifferer.

Die Bachamseln der Gebirgsbäche rücken im Spätherbste mit der zunehmenden Vereisung thalwärts, wenn sie nicht unterwegs offene Stellen im Bache finden, welche einen Aufenthalt für den Winter erlauben. Im harten Winter, wenn nur wenig offene Stellen am Wasser vorhanden sind, kann man an einer solchen Stelle auch mehrere Vögel beisammen finden. Bei der strengsten Kälte singen sie ganz munter ihr kunstloses Liedchen oder tauchen im Wasser, um ihre Nahrung zu suchen.

Seit man vielorts mit einem rationelleren Betriebe der Fischerei begonnen hat, betrachtet man diesen anmuthigen Bewohner unserer Flüsse und Bäche zum mindesten mit misstrauischen Blicken, wenn man sich nicht gar gegen ihn in offene Kriegsbereitschaft stellt. Nicht selten hört man sogar den unerbittlichen Vernichtungskrieg predigen. Damit geht man, ganz allgemein genommen, denn doch entschieden zu weit. Die Bachamsel nimmt allerdings ab und zu ein kleines Fischehen auf, aber ihre Hauptnahrung in den aller- meisten Gebieten bleiben doch die verschiedenen Wasser- insecten. Von den von mir untersuchten Exemplaren standen diejenigen, deren Magen nur Fischreste enthielt, in einer so

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geringen Minderzahl, dass ich sie gerne in Schutz nehme. Dass die Bachamsel sich nicht speciell an Fischnahrung hält, beweist auch der Umstand, dass sie sich an gänzlich fisch- leeren Bächen ebenso aufhält, wie an fischreichen Gewässern. Hier z. B. lebt im Zollner-Seebach, im oberen Theile der Valentin und im Wolaia-Seebach das ganze Jahr auch nicht ein einziges Fischehen und doch hat die Bachamsel an allen drei Bächen ihren ständigen Aufenthalt. Es mag zwar für den Fischer kein Grund vorhanden sein, die Bachamsel an gerade besonders wohlbesetzten, von Jungfischen wimmelnden Stellen gerne zu sehen, aber deswegen ist eine allgemeine Verfolgung und Vernichtung noch durchaus nicht gerechtfertigt und möchte ich eine solche nach den bisherigen Erfahrungen nicht befürworten.

In den Bächen der Karawanken und der karnischen Alpen findet man ab und zu auch die südliche Form der Bachamsel (Cinclus aquaticus L. var. meridionalis Chr. L. Br.) vertreten, welche sich durch die lebhafte, intensiv rost- braune Unterseite kennzeichnet. In ihrer Lebensweise gleicht sie ganz unserer Art, ist aber weit seltener als diese und kann an einem und demselben Bache auch nicht in jedem Jahre angetroffen werden.

95. Poecile palustris Linn. Sumpfmeise, Kothmeise, „Koth- masl“.

Die Sumpfmeise bewohnt ganz Kärnten, wo sie halbwegs günstige Localitäten für ihren Sommeraufenthalt findet. Im Sommer gibt sie namentlich den Laubwaldungen den Vorzug, ebenso im Herbste, wenn die Hülsen der Buchnüsse sich öffnen. Später erscheint sie in den Fichten- und Lärchen- beständen, denen sie auch im Winter treuer bleibt, weil die Samen ihr trotz der festen Hülsen wohl zugänglich sind. Im Herbste schaaren sie sich zu grösseren Flügen zusammen und verleben die Winterzeit in Gesellschaft. Sie kommen in die Baumgärten und Auen, wie in die Nadelwaldungen der Ebene, führen überhaupt ein unstetes Leben. Oft rotten sie sich auch mit anderen Meisenarten zusammen und streichen so den ganzen Winter herum, überall sich dort für einige Zeit auf- haltend, wo ihr Tisch gedeckt erscheint. Gewöhnlich erst zu Ende März lösen sich die Flüge in die einzelnen Paare auf und suchen ihre Brüteplätze auf.

96. Parus ater Linn. Tannenmeise, „Waldmoas“.

Häufiger als die vorige Art ist im ganzen Lande die Tannenmeise als allgemein bekannter Brut- und Strichvogel vertreten. Im Sommer gibt sie den Tannen- und Fichten- waldungen entschieden den Vorzug, zieht hier ihre Jungen

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gross und vereinigt sich dann mit ihresgleichen zu grösseren Flügen, mischt sich aber auch unter andere Meisenarten, wenn sie selbst weniger zahlreich in einer Localität vertreten ist. In den meisten Gebirgen steigt sie so hoch hinauf, als sie geschlossene Schwarzwaldungen vorfindet. Im April oder zu Anfang Mai findet man selbst in höheren Lagen das vollendete Gelege. Sobald die Jungen flügge geworden sind, beginnt die Familie im Gebiete herumzuschweifen, vereinigt sich mit anderen Familien u. s. w. und schliesslich erscheint im Herbste ein starker Flug in den Vorbergen, in unseren Öbstgärten und in den Wäldern der Ebene. Diese Gesell- schaften streichen den ganzen Herbst im engeren Gebiete umher, verschwinden bei den ersten starken Schneefällen für einige Zeit, kehren aber bald wieder zurück oder werden durch andere Zuzüge ersetzt, so dass man sie den ganzen Winter hindurch beobachten kann. Bei sehr starken Schnee- fällen flüchten sie sich in die dichtesten Fichten- und Tannen- waldungen, hüpfen hier in das dichteste Gezweige und sitzen tagelang mit aufgebauschtem Gefieder beisammen, bis der Schneefall etwas nachlässt. Ist die Lichtstellung der Wälder derart, dass sie nur schlechten Schutz bieten, so verkriechen sich die Tannenmeisen auch in etwa vorhandene Hohlräume, in Scheunen u. dgl. und warten dort den Eintritt einer günstigeren Witterung ab.

97. Parus cristatus Linn. Haubenmeise, Schopfmeise, „Schopf-

moas“.

In Gesellschaft der vorigen Art findet man häufig die Haubenmeise in nicht geringer Zahl. Im März lösen sich die Gesellschaften in Paare auf. Es ist äusserst possirlich, die Beweglichkeit, das Haubenspiel und das ganze erregte Be- nehmen des werbenden Männchens zu beobachten oder die förmliche Wuth zu bemerken, mit welchem ein Männchen über einen Nebenbuhler herfährt. Die Paare verziehen sich in die dichtesten Tannen- und Fichtenbestände, wo sie in den Hohlräumen der Bäume oder in alten Stöcken ihre Nester bauen, wozu das meiste Material vom Männchen gesammelt und dann vom Weibchen verarbeitet wird. Um die Mitte, oder doch noch in der zweiten Hälfte Mai kann man ge- wöhnlich schon flügge Junge finden. In manchen Jahren kann man ein zweimaliges Brüten beobachten.

Die Haubenmeise zeigt eine solche Anhänglichkeit an den Nadelwald, dass sie denselben im Sommer fast gar nicht verlässt. Im Herbste, wenn das Herumstreichen beginnt, wenn später in den Hochlagen der Schnee massenhaft auftritt, dann verlassen die Gesellschaften ihren Lieblingsaufenthalt zwar, suchen aber auf ihren Streifzügen stets wieder die anderen

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Nadelwälder auf. Hie und da nur findet man sie auch für kurze Zeit in den Auenwäldern, besonders dort, wo solche nahe dem Schwarzwalde gelegen sind. Grosse, waldlose Distriete überfliegen sie nur ungern. Den Zügen der Waldungen folgend, streichen sie den ganzen Winter umher, wobei sie sich die Gesellschaft anderer Pariden gerne gefallen lassen. 98. Parus major Linn. Kohlmeise, Spiegelmeise, „Speck- oder

Spiegelmoas“.

Diese Meise ist von der 'T'halsohle bis hinauf in die Waldungen der unteren alpinen Region ein allgemein bekannter Brutvogel.e. Wenn sie auch dem dichten Laubwalde zum Sommeraufenthalte den Vorzug gibt, so versteht sie sich doch auch dazu, in unseren Baumgärten das Brütegeschäft zu be- sorgen und ihre Nachkommenschaft gross zu ziehen, welche keine geringe ist, da nahezu regelmässig zwei Bruten in jedem Jahre erfolgen. Wo ausgedehnte Baumgärten und grössere lLaubwaldungen mangeln, nehmen die Kohlmeisen auch mit dem Nadelwalde vorlieb. Im Herbst und Winter ist die Kohlmeise Stand- oder Strichvogel, je nachdem ihr das Auf- finden der Nahrung erleichtert oder erschwert wird. Leidet sie keinen Mangel, so bleibt sie an ihrem Standorte, im anderen Falle streicht sie herum, bis sie eine andere ihr zu- sagende Stätte findet. Diejenigen Kohlmeisen, welche in der Nähe menschlicher Wohnungen erwachsen sind, bleiben gerne daselbst, kommen im Winter vor die Häuser, fliegen sogar an die Fenster, als wollten sie uns zur Herausgabe von Futter ermahnen.

In höher gelegenen Thälern kommt es im Winter bei recht starken und anhaltenden Schneefällen bisweilen vor, dass plötzlich ein Flug Kohlmeisen in einer Ortschaft er- scheint und sich im Nothfalle bei den Sperlingen einbettelt. Dies sind die Bewohner der höheren Bergwaldungen, die durch ungenügende Nahrung zu einem solchen Ausfluge ge- zwungen wurden. An schönen Herbsttagen kann man häufig grosse Flüge von Kohlmeisen beobachten, welche die Thäler durchstreifen. Bei solchen Gelegenheiten bemerkt man aber am deutlichsten, wie sehr diese Meise im Abnehmen begriffen ist. Noch vor 20 oder 30 Jahren waren z. B. im Gailthale die Kohlmeisen noch so massenhaft, dass die Herren Pfarrer mit ihren Ministranten an einem Morgen 800 bis 1000 Kohl- meisen zu fangen vermochten. Dass gerade die Herren Pfarrer es waren, welche gerne den Massenmord für die Küche be- trieben, ist urkundlich nachzuweisen und wird von jetzt noch lebenden, vollkommen vertrauenswürdigen Leuten bestätigt. In Grafendorf, St. Daniel und in den Valentinfeldern bei Mauthen hatten die Herren Fangvorrichtungen aufgestellt,

welche denen ihrer italienischen Brüder in nichts nach- standen.

Gegenwärtig ist die Kohlmeise noch überall ein ziemlich freies Fangobject für alle Dorfbuben. Da sich diese Meise so leicht fangen lässt, fällt alljährlich eine nicht geringe Anzahl den Meisenkästen, Sprenkeln und Schlingen zum Opfer, was man nur bedauern kann.

99. Parus coeruleus Linn. Blaumeise, „Bläuerl“, Blaumas.

Die Blaumeise verbreitet sich ziemlich gleichmässig über alle Laub- und Schwarzwälder des Landes, ist aber doch etwas seltener als die vorigen Arten, mit denen sie beim Herumstreichen im Herbst und Winter gute Kameradschaft hält. Zeitig im Frühjahre jedoch trennen sich die Flüge, so dass um die Mitte März schon die Paarung erfolgt ist. Um Mitte April kann man schon vollständige Gelege antreffen, aber auch wieder solche, welche erst im Mai fertig werden. Ausnahmsweise traf ich einmal schon am 4. Mai flügge Junge. Wenn die erste Brut nicht allzuspät erfolgt, so kann man regelmässig noch eine zweite, jedoch weniger zahlreiche Brut finden. Gegen den Herbst hin thun sich die Familien ent- weder zu Flügen zusammen, oder aber sie mischen sich unter die anderen herumstreichenden Meisenarten, denen sie auf ihren Strichen folgen. Wo die Blaumeise mehr selten ist, trifft man sie ausschliesslich den Herbst und Winter hindurch bei den anderen Pariden, wie dies z. B. im Lavantthale der Fall ist.

100. Acredula caudata Linn. Schwanzmeise, Schneemeise,

„Pfannenstiel“.

Die mit verschiedenem Unterholz bestockten Feldgehölze und die Laubwälder des Mittelgebirges sind der Lieblings- aufenthalt der Schwanzmeise. Sie ist zwar nirgends häufig, fehlt aber dafür in keiner Gegend, welche ihr halbwegs ent- sprechende Aufenthaltsorte bietet. Streicht um Klagenfurt nach A. Zifferer im Herbste und Winter in Schaaren von 5 bis 30 und darüber von Baum zu Baum, emsig Nahrung suchend. Zur Brütezeit und für den Sommeraufenthalt be- vorzugt sie hier besonders die reinen Buchenwälder, weil sie darin am leichtesten geeignete Brütestätten findet. In gün- stigen Frühjahren besinnt der Nestbau schon zu Anfang März. Zu dem kleinen Kunstwerke, welches aussen gerne mit den Flechten desselben Baumes, auf welchem das Nest steht, verblendet wird, brauchen sie in der Regel acht bis zwölf Tage. Doch habe ich auch ein Paar beobachtet, welches damit in sechs Tagen fertig wurde, dafür aber auch an einem Regentage fleissig arbeitete, was sonst nicht zu ge- schehen pflegt.

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Die Schwanzmeise macht fast regelmässig in jedem Sommer zwei Bruten. Ist die zweite Brut flügge geworden, beginnen die Familien im Gebiete herumzuwandern und auch serne die Nadelwaldungen zu besuchen, wo sie mit grosser Virtuosität die verschiedenen Insecten, Eier, Raupen und Puppen ablesen. Als Vertilgerin des Fichtenblattsaugers (Chermes abietis) darf die Schwanzmeise besonders hoch geschätzt werden, da sie nicht nur sehr eifrig den aus- gewachsenen Thieren nachstellt, sondern auch die Eier von den Zweigen streift und die halbgeöffneten Gallen gründlich entleert. Im Herbste erscheint sie auch gerne in unseren Baumgärten, wo sie oft in den possirlichsten Stellungen Zweig um Zweig nach dem kleinen Ungeziefer absucht.

Im Verlaufe der Streifereien im Herbste schlägt sich die Schwanzmeise auch zu den Flügen anderer Pariden, ohne aber mit besonderer Vorliebe lange Zeit bei ihnen zu ver- bleiben. Den Winter über streichen sie in ihrem Aufenthalts- sebiete unstät umher und suchen gegen Ende Februar ihre Brüteregionen wieder auf. Zur Zeit starker Schneefälle halten sie sich am liebsten in recht dichten Nadelwaldungen auf, welche ihnen Schutz vor den niedertanzenden Flocken ge- währen.

101. Acredula caudata var. rosea Biyth. Schwarzzügelige

Schwanzmeise.

Diese an ihrem schwarzen Kopfstreifen leicht erkennbare Form kommt zwar nicht so häufig vor als die vorige, ist aber keineswegs selten, kann vielmehr alljährlich beobachtet werden. Ihre Lebensgewohnheiten sind ganz gleich wie bei A. caudata; auch paaren sich beide Formen ohne zwingende Nothwendigkeit mit einander, streichen auch in Gesellschaft umher. So oft ich die schwarzzügelige Schwanzmeise beob- achtete, war dies stets in Gesellschaft der A. caudata, d. h. zu jenen Zeiten, in welchen die Schwanzmeisen in grösseren (Gesellschaften herumstreichen. Einen reinen Flug von nur var. rosea hatte ich nie zu beobachten Gelegenheit und dürfte dies wahrscheinlich nur in solchen Localitäten vorkommen, wo zufällig nur die Varietät brütet, wenn sich überhaupt ein solcher Zufall je einmal ereignete, woran übrigens zu zweifeln ist, da diese Form nirgends einen besonderen Hang zur speciellen Absonderung bemerken lässt.

102. Aegithalus pendulinus Linn. Beutelmeise.

L. v. Hueber führt die Beutelmeise in seinem Ver- zeichnisse der kärntischen Vögel nicht an, auch das Landes- museum besitzt hievon kein Exemplar. Ich selbst bekam den überaus seltenen Gast nur einmal zu Gesicht; ich hatte am 16. August 1857 das seltene Glück, ein Männchen dieser

Meisenart bei der „Lache“ auf dem Gailberge zu erlegen und meine Sammlung damit zu bereichern.

Wenn auch ein öfteres Erscheinen namentlich am Herbstzuge wahrscheinlich ist, so darf sie doch immer zu den grössten Seltenheiten in unserer Avifauna gerechnet werden. Am wahrscheinlichsten dürfte das sporadische Er- scheinen der Beutelmeise auf dem Maria Saaler-Moose und im unteren Lavantthale bemerkt werden können und seien daher diese Plätze auf den beachtenswerthen Gast ganz be- sonders aufmerksam gemacht. Der sicherste Beobachtungs- punkt wäre höchst wahrscheinlich die Thalenge bei Unter- drauburg. Von P. Bl. Hanf auch bei Mariahof beobachtet.

103. Regulus cristatus Koch. (R. aureocapillus Meyer, R. flavi- capillus Naum.) Gelbköpfiges Goldhähnchen.

Das gelbköpfige Goldhähnchen bewohnt hauptsächlich die Nadelwaldungen der gesammten kärntischen Gebirge; in den Laubwaldungen wird es während des ständigen Auf- enthaltes weit seltener angetroffen. Im März schreiten die Vögelchen schon zur Paarung und bald darauf findet man das allerliebste Nestchen, hängend an einem Zweige, jedoch meistens mit zarten Flechtenfasern so verfilzt, dass es sich von der Umgebung gar nicht abhebt, daher sehr häufig selbst in nächster Nähe übersehen wird, wenn die unruhig flattern- den Vögelein dasselbe nicht verrathen. In einem Sommer er- folgen gewöhnlich zwei Bruten, von denen die zweite weniger zahlreich als die erste ist. Wenn die Jungen vollkommen flügge geworden sind, dann beginnt das Herumstreichen im Brütegebiete, familienweise oder in grösseren Trupps, wie sie sich gerade zusammenfinden. Mit dem Fortschreiten des Herbstes steigen die Gesellschaften in die waldigen Vorberge und selbst in die Ebene herab, wo man sie dann auch in Baumgärten über den Zweigen schwebend bemerken kann. Während der Strichzeit kommen sie nicht selten auch mit den Pariden, namentlich mit Parus ater und P. cristatus zu- sammen, in deren Gesellschaft sie sich herumtreiben. In einzelnen Gegenden kann man im Herbste reine Flüge von 40 bis 50 Stück beisammen antreffen. Da das gelbköpfige Goldhähnchen nur Strichvogel ist, kann man dasselbe in geeigneten Localitäten in jedem Wintermonate beobachten.

104. Regulus ignicapillus Chr. L. Brehm. Feuerköpfiges Gold- hähnchen.

Dieses niedliche Vögelchen theilt das Wohngebiet mit der vorigen Art, ist aber überall schwächer vertreten und steigt auch weniger hoch in die Bergwaldungen empor. Sonst führt es nahezu die gleiche Lebensweise. Im Herbste und

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Winter kann man nicht selten beide Arten vereint in einem Fluge antreffen. Am 20. Februar 1888 fiel bei einem gräu- lichen Schneewetter ein starker Flug von R. cristatus und R. ignicapillus im Garten ein und verkroch sich in einen sehr dicht verzweigten Strauch, den sie durch zwei Tage hindurch nicht verliessen. Erst als der allerdichteste Schnee- fall etwas aufgehört hatte, erhoben sie sich und strichen dem nahen Fichtenwäldchen zu.

VII. Ordnung: Cantores. Sänger.

105. Phyllopneuste sibilatrix Bechst. (Ficedula sibilatrix K. und Bl., Sylvia sylvicola Lath.) Waldlaubvogel, Weiden- zeisig.

Der Waldlaubvogel, welcher seine Anwesenheit sehr bald durch seinen charakteristischen Gesang verräth, gehört für Kärnten zu den selteneren Durchzüglern und ist in den wenigsten Beobachtungsgebieten alljährlich regelmässig zu bemerken. Oft sucht man ihn im Frühjahre vergebens, oft wieder im Herbste. Seine Ankunft im Frühlinge erfolgt ge- wöhnlich gegen Ende April, worauf nach kurzem Aufenthalte die Weiterreise vor sich geht. Der Rückzug im Herbste fällt in die zweite Hälfte des Monats September und erfolgt meist etwas zahlreicher als im Frühjahre, wenn der Vogel über- haupt in einer Gegend erscheint. Verhältnissmässig noch am regelmässigsten ist der Durchzug zur Frühjahrszeit im Laavantthale, wird aber dagegen dortselbst im Herbste nur äusserst selten bemerkt. Ein Fall, dass der Waldlaubvogel in Kärnten gebrütet hätte, ist mir bisher nicht bekannt ge- worden.

106. Phyllopneuste trochilus Linn. (Sylvia fitis Bechst., Ficedula fitis Koch.) Fitislaubvogel.

Weniger selten als die vorige Art ist der Fitislaubvogel, obwohl auch er nirgends zahlreich angetroffen wird. Er er- scheint um die Mitte des Monats April, lässt sich in den Auen und Baumgärten sehen und bezieht dann die Laub- waldungen, wo er auch brütet. Sehr selten habe ich ihn auch in den höheren Fichtenwaldungen angetroffen, ihn jedoch nie brütend daselbst gefunden. Im Allgemeinen ist der Fitis- laubvogel sowohl als Durchzügler wie als Brutvogel in Ober- kärnten seltener vertreten als in den unteren Theilen des Landes. Am zahlreichsten ist er in der Umgebung von Villach und Klagenfurt, am Krappfelde und im unteren Lavantthale. Der Rückzug fällt in den September; ausnahms- weise kann man einzelne Nachzügler auch noch im October bemerken.

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107. Phyliopneuste rufa Lath. (Curruca rufa Br., Sylvia rufa

Lath., Ficedula rufa K. & Bl.) Weidenlaubvogel.

Der Weidenlaubvogel ist unter allen Laubvögeln der erste, welcher durch seine hellen Rufe uns seine Ankunft verkündet. Am Zuge folgt er, wenigstens hier im Lande, fast ausschliesslich dem Laufe der Flüsse und den grösseren, mit Weiden oder anderem Gebüsch flankirten Bächen, kann daher in den Flussniederungen zuerst beobachtet werden. Dort er- scheint er in manchen Jahren schon Ende März; die Durch- schnittszeit seines Eintreffens ist der Anfang April. In dichten Auen oder in den Weidenhegern längs der Flüsse siedelt sich da und dort ein Pärchen an und baut sein Nest in den Laubabfällen und auf der Erde. Ausschliesslich beschränkt er sich jedoch nicht auf die Nähe der Flüsse, findet sich viel- mehr, wenn auch seltener, dort und da auch in den Waldungen mit diehtem Unterwuchse bis hinauf in’s Mittel- gebirge. Als Durchzügler ist er entschieden viel häufiger wie als Brutvogel; als solcher findet er sich namentlich längs der Drau von Villach bis zu ihrem Austritte nach Steiermark, dann längs der Glan und Lavant. In Oberkärnten ist er be- deutend seltener. Im Herbste kommen jene Weidenlaubvögel, welche den Sommer in den Bergwaldungen zugebracht haben, mit dem jungen Nachwuchse wieder in die Thäler und in die Flussniederungen, besuchen dabei auch gerne die Obstgärten oder buschigen Anlagen, wo sie mit Vorliebe den Blattläusen auf den Leib rücken. In normalen Jahren rüsten sie sich erst segen Ende October zum Abzuge.

108. Phyliopneuste Bonellii Vieill. (Ph. montana Brehm.) Berg- laubvogel. In der ersten Hälfte des Monats Mai pflegt erst der Berglaubvogel bei uns einzutreffen. In manchen Jahren ist er ziemlich zahlreich, in anderen wieder spärlich vertreten. Sein Aufenthaltsgebiet sind die Nadelwälder des Mittel- gebirges, am liebsten siedelt er sich in grösseren Lärchen- beständen an, wo er auch ziemlich regelmässig als Brutvogel auftritt. Nach seinem Eintreffen macht sich der Berglaubvogel in der Regel recht bald an den Nestbau. Das Nest scheint auch vom Kukuk besucht zu werden, wenigstens bemerkte ich im Jahre 1884 einen solchen, welcher angelegentlich um ein solches Nest herumspionirte, bis ich ihn herunterschoss. Das erlegte Exemplar war ein Weibchen und trug ein voll- kommen legereifes Ei. In der zweiten Hälfte August pflegt der Berglaubvogel schon wieder unsere Gaue zu verlassen und zerstreut gegen Süden zu wandern. Schon im Monate September kann man nur selten einen Berglaubvogel am Zuge bemerken und dies höchstens dann, wenn der Nachsommer

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auffallend heiss, trocken und die Morgen noch vollständig

nebelfrei sind. Unterscheidet sich von Ph. fitis und rufa nach

P. Bl. Hanf durch den rein weissen Unterleib, den Nestbau und

die Eier und ist bei uns zuweilen auch die Ziehmutter des

Kukuks.

109. Hypolais salicaria Bpte. (Hypolais icterina Brehm, Sylvia hypolais Lath., Ficedula hypolais Schleg.) Gartenspötter, gelber Spottvogel, Sprachmeister.

Um die Mitte Mai verkündet der Gartenspötter in unseren Auwäldern und Vorhölzern seine Ankunft. Auf seinem Zuge folgt er mit Vorliebe den Flussläufen, deren Weiden- heger oder ausgedehntere Auen ihm die erwünschten Plätzchen für einen kürzeren oder längeren Aufenthalt bieten. Er ist weder ein häufiger noch ein regelmässiger Durchzugsvogel, kann daher nicht zu jeder Zugszeit beobachtet werden. Seine Hauptzugstrasse für Kärnten ist das Lavantthal, das er, dem Laufe der Lavant folgend, in seiner ganzen Länge durchzieht. Ist er schon dort keine gewöhnliche Erscheinung, so ist er in den Thälern von Oberkärnten ein noch seltenerer Gast. Er- scheint er gerade zur Zeit, in welcher die Obstbäume in Blüte stehen, kommt er gerne in die Baumgärten und ist an seinem Gesange leicht zu erkennen. Gegen Ende August treffen schon wieder vereinzelte Rückzügler ein, die Haupt- zugzeit fällt indess gewöhnlich in die ersten T’age des Monats September.

II0. Acrocephalus palustris Bechst. (Calamoherpe palustris Boie.) Sumpfrohrsänger.

In der zweiten Hälfte Mai, wenn das Rohr und Schiüf an den versumpften Flussläufen lustig schosst, kann man den Sumpfrohrsänger erwarten. Finden sich ausgedehntere Weiden- bestände, so fällt er dort ebenfalls gerne ein und klettert in den Weidenkronen umher, wobei er seine eigenthümlichen Lockrufe ertönen lässt. Vorübergehend stattet er wohl auch unseren Gärten einen kurzen Besuch ab, worauf er weiter eilt. Der Rückzug im Herbste fällt in die erste Hälfte des Monats September. Zu dieser Zeit kann er etwas häufiger als im Frühlinge bemerkt werden, gewöhnlich in kleinen Gesell- schaften. Ob der Sumpfrohrsänger in Kärnten brütet, konnte ich bisher nicht mit Sicherheit feststellen. Sollte dies wirklich der Fall sein, so dürften seine Gelege am ehesten am oberen Ende des Wörthersees oder im Maria Saaler-Moose gefunden werden.

Ill. Acrocephalus arundinaceus Naum. (Calamoherpe arundinacea Boie., Sylvia arundinecea Lath.) Teichrohrsänger.

Wo sich grössere Moore, Sümpfe oder ausgedehnte Ver- sumpfungen an Flüssen befinden, kann man hie und da den

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Teichrohrsänger als einen seltenen Gast begrüssen. In Ober- kärnten, wo solche Sumpfgebiete von nennenswerther Aus- dehnung völlig mangeln, muss er als ein sehr seltener Durch- zugsvogel bezeichnet werden. Der Herbstzug des Teichrohr- sängers fällt in das Ende des Monats August. Selten lässt er sich in den ersten Septembertagen mehr beobachten. Mit ziemlicher Sicherheit können wir annehmen, dass er in Kärnten nicht brütend vorkommt.

II2. Acrocephalus turdoides Meyer. (Sylvia turdoides Meyer, Calamodyta turdoides M. W., Turdus arundinaceus L.) Drosselrohrsänger, Rohrdrossel.

Wo sich in einer Gegend schilfige Sümpfe oder Rohr- gebiete ausdehnen, da findet sich zu Anfang Mai der Drossel- rohrsänger ein. Da er nur vereinzelt zieht, sich meistens nur in den dichten Rohrstellen herumtreibt, wird er wenig beob- achtet, ist sogar manchem Vogelfänger völlig unbekannt. Zwar lässt er am Tage und oft bis tief in die Nacht hinein seinen eigenthümlichen Gesang hören, dieser wird aber meistens anderen Sumpfbewohnern zugeschrieben, da er an aus weiterer Entfernung herklingendes Froschgequacke erinnert, vor diesem aber durch das mehr hervortretende Schnarren leicht unterschieden werden kann. Wer die Stimme dieses Vogels kennt, kann daher denselben unschwer auffinden und ihn bei seinem Treiben umso leichter beobachten, da er sich gegen den Menschen auffallend vertraut zeigt und von dem Beob- achter, falls dieser nur halbwegs vorsichtig ist, gar keine Notiz nimmt. Der Rückzug des Drosselrohrsängers erfolgt im Herbste von Mitte August bis Mitte September. Zu beiden Zugszeiten ist er am sichersten in dem sumpfreichen Gebiete des Glanflusses zu finden, aber auch dort scheint er zu den mehr seltenen Durchzüglern zu gehören; in Oberkärnten darf sein Erscheinen entschieden zu den Seltenheiten gerechnet werden.

L. v. Hueber sagt in seinem Verzeichnisse der Vögel Kärntens vom Drosselrohrsänger: „An Teichen, Flüssen und Morästen im Schilf und Rohr. Nest zwischen drei bis vier Rohrstengeln befestigt, mit vier bis sechs grünlich- oder hell- weissen, mit olivenbraunen und aschgrauen Flecken bestreuten Eiern.“ Ob man daraus folgern darf, dass der Drosselrohr- sänger auch in Kärnten brüte, muss ich dahingestellt sein lassen. Ich habe ihn weder als Brutvogel beobachtet, noch habe ich je eine sichere Nachricht über das Brüten in den heimischen Rohrgebieten erlangen können. Nach meinen Er- fahrungen kann ich ihn nur als Durchzügler betrachten.

II3. Locustella naevia Bodd. (Locustella Rayi Gould, Sylvia locustella Lath.) Heuschreckenrohrsänger.

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Durch längere Zeit hindurch vermuthete ich diesen Rohrsänger als Durchzügler, weil ich öfter ein eigenthüm- liches Schwirren vernahm, das meiner Ansicht nach nur diesem Vogel angehören konnte, erlangte aber so lange keine Gewissheit, bis nicht mein Vorstehhund einen solchen aus den Furchen eines Kartoffelackers herausstöberte und mir zum Schusse brachte. Wer nicht auf dieses Schwirren achtet, wird den Heuschreckenrohrsänger immer übersehen, weil er sich fast ausschliesslich auf solchen Plätzen aufhält, welche von dichtem Pflanzenwuchse überwuchert sind und unter dem- selben mit mausartiger Geschwindigkeit herumstöbert, so dass man ihn nur höchst selten zu Gesicht bekommt.

Am Frühjahrszuge erscheint der Heuschreckenrohrsänger nur sehr selten und nicht regelmässig, etwas öfter dagegen im Herbste gegen Ende August, wo er mit Vorliebe die Kartoffel- und Buchweizenäcker zu seinem vorübergehenden Aufenthalte aufsucht. Weit seltener ist erim Rohre anzutreffen. Als Brutvogel ist er bis jetzt in Kärnten noch nirgends beob- achtet worden.

II4. Locustella luscinioides Sav. (Lusciniopsis Savii Bpte.,

Salicaria luscinioides K. & Bl.) Nachtigallenrohrsänger.

Da ich trotz eifriger Nachforschungen selbst den Fluss- rohrsänger (L. fluviatilis M. & W.) nie beobachten konnte, galt mir das Fehlen des Nachtigallenrohrsängers in der kärntischen Avifauna beinahe für gewiss, bis ich am 25. August 1856 ein schönes Männchen aus dem Moose bei Tressdorf im Gailthale erhielt. Es ist dies meines Wissens das einzige Exemplar, das in Kärnten beobachtet wurde, und hatte ich es in diesem Falle unzweifelhaft mit einem für Kärnten über- aus seltenen Irrgaste zu thun. Nach P. Bl. Hanf auch bei Mariahof.

115. Calamoherpe aquatica Lath. (Sylvia salicaria Bechst.,

Calamodyte aquatica Bpte.) Binsenrohrsänger.

Wenn der Binsenrohrsänger im Frühjahre überhaupt er- scheint, was nach den bisherigen Beobachtungen nicht regel- mässig der Fall ist, so fällt seine Ankunft in das Ende des Monats April. Etwas weniger selten ist er im Herbste, wo er von Ende August bis Mitte October vereinzelt in schilf- bewachsenen Gegenden bemerkt werden kann. Am sichersten trifft man ihn im unterkärntischen Draugebiete und in den ausgedehnten Versumpfungen längs der Glan. In Oberkärnten lässt er sich immer seltener beobachten, seit die Fluss- regulirungen das Terrain bedeutend verändert und die ihm zusagenden Localitäten sich vermindert haben.

II6. Calamoherpe phragmitis Bechst. (Sylvia phragmitis Bechst.,

Acrocephalus phragmitis Bechst.) Schilfrohrsänger.

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Der Schilfrohrsänger ist für Oberkärnten ein seltener Passant, häufiger dagegen findet er sich in Unterkärnten, wo er am Zuge der Drau, Gurk, Glan und Lavant folgt und dann seine Reise weiter in die grüne Steiermark fortsetzt. Am häufigsten frequentirt er sowohl am Frühjahrs- als am Herbstzuge das Lavantthal, ohne jedoch daselbst längeren Aufenthalt zu nehmen, weil er zu wenige ihm zusagende Oertlichkeiten vorfindet. Seine Ankunft im Frühjahre fällt in die zweite Hälfte des Monats April, in ungünstigen Frühlingen auch noch in die erste Hälfte des Mai. Am Rückzuge kann man ihn von Mitte September bis Mitte October beobachten. Brütend ist er in Kärnten noch nie beobachtet worden.

117. Sylvia curruca Linn. (S. garrula Bechst.) Zaungrasmücke,

„Müllerl“.

Wenn zu Ende März schöne Tage das Herannahen des Frühlings verrathen, dann erscheint auch, freilich noch ver- einzelt, die Zaungrasmücke in unseren Gärten, um uns mit frohem Sange die Freudenbotschaft von der Ankunft des Frühlings zu verkünden. Von Tag zu Tag machen sich neue Zuzügler bemerkbar, bis man um Mitte April den Zug für diesen Vogel als geschlossen betrachten darf. Wo sich nur immer laubige Hecken, gebüschreiche Triften oder mit Dorn- gestrüpp bestandene Hutweiden finden, kann man das „Müller!“ sicher als Brutvogel antreffen. Sie verbreitet sich im ganzen Lande ziemlich gleichmässig von der Thalsohle bis merklich über die colline Region hinauf, nistet sogar häufig in lebenden Zäunen oder in den Stachelbeerbüschen unserer Gärten, wo sie sich bei genügender Schonung recht bald ganz vertraut segen den Menschen zeigt. Der Rückzug der Zaungrasmücke dauert so ziemlich den ganzen September hindurch. Unsere einheimischen Sommergäste reisen in der Regel erst dann ab, wenn sich aus anderen Gebieten der Zu- und Durchzug be- merkbar macht.

118. Sylvia cinerea Lath. (Curruca cinerea Gr.) Dorngrasmücke,

„Grasmuck“.

Die Dorngrasmücke trifft bei uns Ende April oder zu Anfang Mai in nicht geringer Zahl ein und vertheilt sich in den Auen, auf Hutweiden, Vorhölzern und solche Waldstrecken, welche starken buschigen Unterwuchs aufweisen, wo sie im dichten Gezweige oder auch in vereinzelten Hecken ihr Nest baut. Findet diese ihre Lieblingsniststätten nicht oder nur in geringer Anzahl, so baut sie sich auch in den Kornfeldern an, was namentlich im Lavantthale nicht selten vorkommt, wo ich das Brüten im Korn zum ersten Male beobachtete. Den ganzen Sommer verweilt die Dorngrasmücke in ihrem Brütegebiete, kommt im Herbste ziemlich häufig in die

Baumgärten und wandert Ende September wieder dem

Süden zu.

119. Sylvia nisoria Bechst. (Adophoneus nisorius Kaup.) Sperber- gsrasmücke.

Etwas seltener als die vorige ist bei uns die Sperber- grasmücke vertreten. Sie kommt zu Anfang Mai an, bewohnt die buschreichen Triften, Heiden und Vorhölzer und fällt am meisten dadurch auf, dass sie sich oft singend in die Luft wirft und wieder niederwirbelt, um das nette Spiel von neuem zu wiederholen. Hoch in die Luft erhebt sie sich jedoch bei dieser ihrer Unterhaltung nicht. Obwohl sie als Brutvogel so ziemlich überall verbreitet ist, wo entsprechende Brütestellen sich finden, so ist sie doch nirgends häufig. In der ersten Hälfte September verlieren sich die Sperbergrasmücken wieder fast unbemerkt aus dem Gebiete und wandern wenig auffällig dem Süden zu.

120. Sylvia atricapilla Linn. Schwarzköpfige Grasmücke, Mönch,

„Schwarzblattl“, „Schwarzkopf“.

Gewöhnlich schon um die Mitte April erfreut uns der wechselvolle und melodienreiche Gesang des Schwarzblättchens, den es von den Wipfeln der Büsche herunter ertönen lässt. In Auen, Feldhölzern, sowie in den Laubwaldungen oder gebüschreichen Hängen unserer Mittelgebirge ist dieser lieb- liche Sänger überall, wenn auch leider nirgends mehr in grosser Anzahl vertreten, da demselben von Seite des Vogel- fänger mit allen erdenklichen Mitteln nachgestellt und er auch sehr häufig seiner Nestjungen beraubt wird. Hier z. B. sind nach jedem „Schwarzblattl“, das seinen herrlichen Gesang ertönen lässt, gleich einige Fänger her und in weiter Runde bleibt kaum ein Nest ungeschoren, obwohl die Erfahrung schon vielfach gezeigt hat, dass unter den Händen dieser mit den Vögeln nicht halbwegs vertrauten Leuten über 90 Percent der dem Neste entnommenen Vögel dem Tode geweiht sind. Ein Glück ist es noch zu nennen, dass die schwarzköpfige Grasmücke in jedem Sommer zweimal brütet, wodurch doch etwas mehr Aussicht wenigstens für die Erhaltung dieses Vogels erhalten ist. In dieser Gegend macht das Schwarz- blättchen sein erstes Geniste fast regelmässig in den dichten Auen am rechten Gailufer, wandert dann aber fast ausnahms- los höher in’s Gebirge empor, wo die zweite Brut bewerk- stelligt wird. Von diesen Bruten werden wohl die meisten Jungen glücklich gross gezogen, da höher in den Gebirgs- waldungen die Nachstellungen von Seite unserer Vogelfänger doch eher aufhören und schon die Entdeckung der Nester ungleich schwerer als in den Auen wird, da die weiten T'erraine die Mühe des Suchens in den meisten Fällen ordentlich

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sauer machen. Leider verfallen aber auch dann noch viele Vögel ihrem Schicksale, wenn sie im Herbste wieder in den Vorbergen oder im Thale erscheinen und sich verleiten lassen, die traubenschweren Hollunderbüsche zu besuchen und dabei in die Gefangenschaft gerathen. Gegen Ende Sep- tember verlassen die anmuthigen Sänger wieder unsere Fluren, welche sie in den Frühlings- und Sommermonaten mit ihren reizenden Melodien belebten.

I2l. Sylvia hortensis Lath. (Curruca hortensis Becht.) Garten-

grasmücke, „Grasmuck“.

In günstigen Jahren erscheint die Gartengrasmücke bei uns schon Ende April, gewöhnlich aber erst im Mai. Sie ist als Brutvogel ziemlich gleichmässig über ganz Kärnten ver- breitet und findet sich an günstigen Stellen auch noch in der montanen Region. In dem regenreichen Sommer 1832 machte ich eine Beobachtung, welche bereits im ersten Jahresberichte d. €. f. ornith. Beobachtungsstationen 1882 erwähnt wird: Auf einem meiner gewöhnlichen Spaziergänge fand ich nahe am Wege ein Nest einer Gartengrasmücke. Als die Jungen ausgefallen und theilweise schon mit starkem Flaum bedeckt waren, bemerkte ich eines Tages ein ganz eigenthümliches Benehmen der alten Vögel. Sie flogen kreischend auf, stürzten wieder zum Neste nieder, kreisten um den Busch, und endlich sah ich, wie das Männchen ein Junges über den Nestrand warf. Ich schlich hinzu und fand das Vögelchen todt, die vier noch im Neste befindlichen aber auch fast regungslos, die Schnäbelchen auf den Nestrand gelegt. Bei näherer Unter- suchung gewahrte ich bei dem todten Vögelchen, dass es voll von Maden war. Dieselben waren schmutzigweiss mit braunem Kopfe, sechs bis acht Millimeter lang, einen Millimeter dick und steckten unter den Flügeln, zwischen den Beinchen und eine am Hinterkopfe bis zur halben Länge in dem Vogelkörper. Mit einer Pincette förderte ich 16 solcher Maden aus dem Vögelchen und offenbar waren es diese, welche den Tod ver- ursacht hatten. Nun untersuchte ich noch die anderen und fand alle mehr oder weniger damit behaftet. Ich entfernte die Maden, da aber trotzdem noch zwei Vögelchen starben, ver- liessen die Alten tags darauf das Nest. Die zwei übrigen nahm ich mit nach Hause und nach etwa acht Tagen waren sie vollkommen genesen. Nun durchsuchte ich alle mir be- kannten Nester der Gartengrasmücke Ich fand noch ein zweites mit vier Jungen, welche ebenfalls mit der nämlichen Made behaftet waren. Eines hatte deren zwei, das zweite fünf, das dritte eine, das vierte sieben Maden unter den Flügeln eingebohrt. Ich reinigte die Vögelchen, während ich von den Alten schreiend umkreist wurde, die sich, als ich

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mich entfernte, wieder ruhig niederliessen, die Jungen atzten und sämmtliche grosszogen. Mehrere Vogelliebhaber dahier haben solche Maden bei den Grasmücken beobachtet. Im III. Jahresberichte bemerkte zu dieser Notiz P. Blasius Hanf: „Wie Herr F.C. Keller (vgl. I. Jahresbericht 1882, p. 104), so habe auch ich solche Maden an den Flügeln und Köpfen junger Gartenrothschwänze schon als Studiosus beobachtet.“ Herr Vietor Ritter v. Tschusi bemerkt (pag. 183) dazu: „Der bekannte Dipterologe, Prof. J. Mik, an den ich mich bezüglich Aufklärung über diese Made wandte, hält sie einer Calliphora-Art angehörig, welche Fliege als Made auf jungen Vögeln schmarotzt. Es wäre gewiss von Interesse, vorkommen- den Falles die Fliege zu ziehen.“

Ich gebe diesen Bemerkungen hier Raum, um nochmals zu eingehenden Beobachtungen anzuregen.

122. Merula vulgaris Leach. (Turdus merula L.) Kohlamsel,

„Amschl“, „Schwarzamschl“.

Die Kohlamsel zählt in allen Theilen des Landes zu den bekanntesten Vögeln, da sie nirgends selten ist, wo ihr nur halbwegs die Bedingungen für ihr Fortkommen geboten werden. In den milderen Gebieten von Unterkärnten darf man sie als Standvogel bezeichnen, da sich die Zahl während der Wintermonate nicht nennenswerth verändert. In den rauheren Gegenden von Oberkärnten dagegen ist sie mehr Strichvogel. Einzelne Exemplare sind wohl den ganzen Winter über zu finden, aber die Hauptmasse ist beständig auf dem Striche begriffen. In abnorm strengen Wintern folgen sie den Auen längs des Gailflusses bis in die Villacher Ebene, wo die Schneemassen gewöhnlich nicht mehr so hoch liegen. Sobald sich jedoch die ungünstigen Verhältnisse zum Bessern wenden, kehren auch die Kohlamseln zu ihren gewohnten Standorten zurück.

In den letzten Tagen des April oder doch sicher zu Anfang Mai findet man die fertigen Nester. Nach dem Aus- fliegen der ersten Brut schreitet das Paar sehr bald zum zweiten Male zum Nestbaue. Das zweite Nest wird sehr häufig nur schleuderisch und in sichtlicher Eile angelegt, gerne in der Nähe des alten Nestes, wenn daselbst das Paar während der ersten Brütezeit keine Beunruhigung erfuhr. Verunglückt ein Nest, so wird rasch ein zweites, sogar ein drittes hergestellt. In einem Falle beobachtete ich, dass ein Paar in kurzer Zeit vier Nester baute; in das letzte legte das Weibchen noch zwei Eier und erbrütete beide.

Mehrfach ist behauptet worden, dass die Kohlamsel sich an kleinen Singvögeln vergreife, dieselben auch von

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ihren Brüteplätzen vertreibe. Diese Behauptung fand ich trotz jahrelanger, sehr eifriger Beobachtung nicht bestätigt. Seit Jahren brüten zwei bis drei Paare im Garten, daneben zahl- reiche andere kleine Sänger, aber nie konnte ich bemerken, dass dieselben von den Amseln verdrängt oder irgendwie verfolgt worden wären. In einem Falle stand das Nest eines Girlitzhänflings und das einer Amsel nur zwei Meter entfernt, und beide Paare brachten friedlich ihre Gelege aus. Nach meinen Erfahrungen kann man die Kohlamsel ganz ruhig an ihren Brüteplätzen belassen. In gewisser Beziehung ist sie sogar ein Schutz für die anderen Sänger. In Gärten, wo ver- schiedene kleinere Vögel neben den Amseln sich finden, stossen nämlich die Sperber fast regelmässig nach den Amseln, die indess sehr häufig ihrem Feinde entkommen. Während dem haben die kleineren Vögel hinreichend Zeit, im dichten Gezweige Schutz vor dem gemeinsamen Feinde zu suchen.

Im October macht sich fast alljährlich ein bedeutender Zuzug von Norden her bemerkbar. In den Auen am rechten Gailufer, wo Weissdornbüsche in grosser Anzahl vorhanden sind, kann man in manchem Herbste hunderte von Kohlamseln beisammen finden, welche da so lange verbleiben, bis die Beeren von den Weissdornbüschen sämmtlich aufge- zehrt sind.

123. Merula torquata Boie. (Turdus torquatus L.) Ringamsel,

„Kranzamschl“.

Gegen Ende März oder zu Anfang April kann man in allen etwas höher gelegenen Thälern Kärntens die Ringamsel erwarten. Sie erscheint entweder in kleinen Gesellschaften allein oder auch unter die Flüge von Mer. vulgaris gemischt. Erfolgt die Ankunft bei vorherrschendem, namentlich starkem Südwinde, so kann man wohl auch grosse, nur aus Ringamseln bestehende Flüge bemerken. Ich sah schon öfter solche, wo mehrere hundert Stück in einem Fluge vereint waren. Am 3. April 1882 bemerkte ich auf der Fahrt nach Hermagor in der ganzen mehr als 30 Kilometer langen Strecke hunderte und hunderte der eben angekommenen Ringamseln. In manchen Jahren indess werden die Ringamseln in der Thalsohle gar nicht bemerkt, weil sie, wenn die Gebirgslehnen schneefrei sind, längs derselben höher dahinziehen und die Ebene ganz vermeiden. Sobald es die Verhältnisse gestatten, eilen die Ankömmlinge der alpinen Region zu, wo sie an der oberen Baumgrenze oder auch noch ober "derselben ihren Stand nehmen. Sobald sie ihre Hochreviere bezogen haben, lösen sich die Flüge oder Gesellschaften in die einzelnen Paare auf, von denen sich ein jedes ein Wohngebiet einzeln oder in

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Gesellschaft, wie es gerade passt, aufsucht. Sie nisten ent- weder in den Fichten der höchsten Gebirgswälder oder droben in der Krummholzregion, wo man gegen Ende Mai ihre ge- wöhnlich nicht hoch stehenden Nester finden kann. Bei den Ringamseln, welche gleichzeitig in einem Gebiete eintreffen, herrscht indessen in Bezug auf die Brütezeit nicht selten eine merkliche Verschiedenheit, da man noch in der zweiten Hälfte Juni Gelege antreffen kann, welche erst vollzählig ge- worden sind.

Bei der Eigenthümlichkeit der Ringamsel, auf einem Wipfel des Baumes stehend ihr lärmendes Lied ertönen zu lassen, ist sie dem Stossen der Raubvögel sehr ausgesetzt. Bemerkt sie indess einen solchen Feind noch zeitig genug, so lässt sie sich selbst frei fallen, wie wenn sie herabgeschossen wäre und bleibt regungslos liegen, bis sie jede (efahr vor- übergegangen glaubt. Bei dem sehr rasch erfolgenden Nieder- fallen ist der Raubvogel nicht im Stande, seine Flugrichtung so rasch zu ändern, stösst vielmehr über das Ziel hinaus und wird in vielen Fällen durch diese Finte um seine Beute be- trogen.

Folgen im Frühjahre nach der Ankunft der Ringamsel noch bedeutende Schneefälle, so kommen die Vögel bis in die Thalsohle herab, nicht selten ganz in die Nähe der Ortschaften. Aehnlich verhalten sie sich auch, wenn im Nachsommer all- zufrühe und bedeutende Schneefälle eintreten. Bei normalen Witterungsverhältnissen erfolgt der Rückzug im October, nachdem sich schon einige Zeit vorher die Vögel zu grösseren Gesellschaften vereinigt und in den schönen Herbsttagen aus- dauernde Flugtouren unternommen haben, als wollten sie sich speciell für die bevorstehende Reise vorbereiten.

124. Turdus pilaris Linn. Wachholderdrossel, „Kranewitter“,

„ZArer”.

Besonders günstige Frühjahre bringen die Wachholder- drossel schon im Februar; die gewöhnliche Zeit ihres Er- scheinens ist indess der März. Der Frühjahrszug erfolgt bald in einzelnen Paaren, bald in grösseren Gesellschaften, seltener in grossen Flügen; letzteres ist hauptsächlich dann der Fall, wenn ungünstige Witterung den Zug längere Zeit aufgehalten hat, wie dies in den Gebirgsgegenden von Oberkärnten öfter der Fall ist. Obwohl die Wachholderdrossel bei uns kein all- gemein verbreiteter Brutvogel ist, kann man sie doch in ein- zelnen ihr besonders günstigen Lagen auch brütend antreffen. Wo dies der Fall ist, geschieht es zumeist in kleinen Colonien in ruhigen Vorhölzern. In meinem Beobachtungsgebiete habe ich solche Colonien schon öfter angetroffen. Noch im Jahre

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1887 nisteten fünf Paare in einem Gehölz am Eingange des Kronhofer Grabens, der Anfang eines Passes, welcher aus dem oberen Gailthale nach Italien führt. Das niedrigste Nest stand drei Meter, das höchste sieben Meter hoch vom Boden.

Wenn auch die Wachholderdrossel als Brutvogel in Kärnten noch wenig beobachtet worden ist, so glaube ich doch bestimmt, dass es weiteren Forschungen gelingen wird, sie auch noch an anderen besonders geeigneten Plätzen brütend aufzufinden, sobald man nur dem Vogel eine specielle Aufmerksamkeit schenken und ihn genauer beobachten wird, als dies bis jetzt geschehen ist.

Der Herbstzug der Wachholderdrossel fällt bei normaler Herbstwitterung in den November und December. Einige Fälle von früherem Eintreffen hatte ich zu beobachten Gelegenheit, und die nachfolgenden europäischen Witterungsberichte be- stätigten, was ich gleich vermuthet hatte. Frühzeitig einge- troffene und anhaltende Schneestürme in den nördlicheren Gebieten hatten die Vögel zu einem rascheren Abzuge von den Brüteorten veranlasst. In einem solchen Falle trieb sich ein Flug von mehr als hundert Stück etwa drei Wochen lang im oberen Gailthale herum und verschwand dann beim Ein- treffen der Schneestürme am 8. November. Am Herbstzuge beobachtet man die Wachholderdrossel zumeist in sehr an- sehnlichen Flügen, nicht selten sogar in grossen Schaaren. Ich habe in solchen Spätherbsttagen, in denen die plötzlich ein- getretene schlechte Witterung den Zug allgemein beschleunigte, schon Schaaren beobachtet, welche ich auf tausend und mehr Stück schätzen durfte, ohne fürchten zu müssen, in der Schätzung zu hoch gegriffen zu haben. Die Wachholder- drosseln der etwas südlicher gelegenen Brütegebiete warten den Zuzug der anderen Wanderer ab, vereinigen sich dann mit den Ankömmlingen und verschwinden mit denselben. Im Lavantthale kann man in besonders günstigen Wintern ein- zelne Exemplare auch überwinternd antreffen, doch gehört dies nach meinen Beobachtungen immerhin zu den Selten- heiten. A. Zifferer erhielt am 5. December 1886 ein Stück, Ende März 1839 mehrere.

125. Turdus viscivorus Linn. Misteldrossel, „Zarer“, „Zarker“,

„Beervogel“.

Die Misteldrossel ist einer der ersten Vögel, welcher uns die erfreuliche Kunde bringt, dass es Frühling werden will. Häufig schon im Februar, beinahe regelmässig aber zu Anfang des Monats März kann man sie in zahlreichen Flügen beobachten, wie sie sich entweder an den sonnigen Halden

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herumtreiben oder an Waldrändern ihre Spiele aufführen, sich bald zu grossen Schaaren vereinen, bald wieder in kleinere Flüge absondern. Die Misteldrossel vertheilt sich ziemlich gleichmässig über alle Theile des Landes. Sie findet sich in den Wäldern der Ebene ebenso wie in den Wäldern der Vor- berge und steigt in den allermeisten hohen Gebirgszügen des Landes bis zur Holzgrenze hinauf, ja sogar noch über diese hinaus in’s Gebiet der verkrüppelten Krummholzkiefer. Sie macht alljährlich zwei Bruten und zwar die erste um Mitte April, die zweite gegen Ende Juni. Bei der Anlage des Nestes scheint sie kaum einen Baum besonders zu bevorzugen, wie man dies bei manchen anderen Vögeln beobachten Kann. Ich fand ihr Nest nicht bloss auf Fichten, Tannen, Lärchen, Föhren, Buchen, Eichen, Ahornen und Linden, sondern auch im dichten Krummholz, in Weissdorn- und Haselgebüsch. Sobald die zweite Brut vollständig flügge geworden ist, be- ginnen sich die Misteldrosseln in grössere Flüge zusammen- zuschlagen und führen ein wahres Schlaraffenleben, immer munter, immer fröhlich, bis der Herbst kommt, um welche Zeit sich das Contingent durch Zuzügler aus dem Norden sehr wesentlich vermehrt. Da der Herbst den Tisch mit lockenden Beeren aller Art reichlich gedeckt hat, schweifen sie heute da, zehenten morgen dort und verbleiben so, bis der Spät- herbst ernste Saiten aufzieht und der Winter seine strengen Vorboten sendet. Gegen Ende October, meist aber erst im November rüsten sie sich zum Abzuge. Häufig kann man noch im December grosse Flüge wahrnehmen. In den rauhen Hoch- lagen von ÖOberkärnten verschwinden sämmtliche Mistel- drosseln für die strengen Wintermonate; in Mittelkärnten dagegen trifft man da und dort solche an, welche überwintern. In Unterkäinten, namentlich im Lavantthale, kann man sie völlig als Standvogel betrachten und in jedem Wintermonate auf bestimmten Plätzen finden, ganz besonders dort, wo die Mistel, Viscum album, welche die ausgesprochene Lieblings- nahrung bildet, sich in grösseren Mengen findet. Diese Pflanze scheint es namentlich zu sein, welche eine Anzahl von Mistel- drosseln in unseren heimatlichen Gauen auch den Winter über zurückhält. Wo sie indess im Herbste starke Nach- stellungen erfährt, da entschliesst sie sich nicht, den Winter über zu verbleiben.

126. Turdus musicus Linn. Singdrossel, „Droschl“, „Dreschl“,

„Dreschele*“.

Dieser allgemein beliebte Sänger pflegt in normalen Frühjahren um Mitte März bei uns einzutreffen und verkündet uns mit freudig schmetterndem Sange seine Ankunft. Anhaltend schwere, schneereiche Nachwinter vermögen oft ihren Zug um

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acht bis vierzehn Tage hinauszuschieben. In Unterkärnten fällt ihre Ankunft in den allermeisten Jahren um ein bis zwei Wochen früher als in Oberkärnten, weil der dort länger lagernde Schnee sie vor dem Einzuge abschreckt und die sehr rauhen Winde ihr nicht behagen. Die Ankunft erfolgt bald in kleinen Flügen, bald in grösseren Schwärmen. Mitunter reisen sie auch in Gesellschaft von verwandten Arten. Anfangs verbreiten sich die Ankömmlinge über die T'häler, steigen dann aber mit vorrückendem Frühjahre in die Wälder der Vorberge und endlich in die Bergwaldungen hinauf. Den Schwarzwald in reinen ungemischten Beständen lieben sie nicht sonderlich, geben vielmehr den Laubwäldern oder den gemischten Bestandesorten entschieden den Vorzug.

Einen Monat nach ihrer Ankunft, also um die Mitte April, schreitet die Singdrossel zum Nestbaue, welcher zwölf bis fünfzehn Tage in Anspruch nimmt. In seltenen Fällen, wenn die Brütezeit drängt, kann das Nest auch schon in acht Tagen fertig sein, beweist aber dann in seiner ganzen Anlage und Ausführung die dabei gehabte Eile. Bei verspätetem Nestbaue kommt es auch öfter vor, dass die Weibchen lege- reife Eier, die im Neste noch nicht Aufnahme finden können, auf den flachen Boden ablegen, ohne sich dann weiter darum zu kümmern, weil sie von dem Nestbaue zu sehr in Anspruch genommen sind. Die Brütezeit dauert sechzehn Tage. Späte Schneefälle, wie solche namentlich im Gail- und Möllthale häufig vorkommen, zerstören nicht selten die erste Generation, weil entweder die Eier erkalten oder die noch unbefiederten Jungen erfrieren. Ist die erste Brut auf irgend eine Weise verunglückt, so schreitet das Paar in kurzer Zeit zu einem neuen Nestbaue und zu einer zweiten Brut. Ueberhaupt brütet die Singdrossel zweimal, doch pflegt das zweite Gelege stets weniger zahlreich als das erste zu sein. Wenn die Jungen der zweiten Brut flügge geworden sind, ziehen die einzelnen Familien gerne etwas höher in die Gebirge hinauf, wohin sie die verschiedenen saftigen Beeren verlocken mögen. Hier vereinigen sie sich wieder zu grösseren Flügen und streichen in einem meist ziemlich engen Gebiete umher, spielend und Nahrung suchend.

Das Verlassen einer bestimmten Gegend hängt nicht strenge von einer gewissen Zeit ab, sondern wird vielmehr durch die herrschenden Nahrungsverhältnisse bestimmt. Ist die beliebte Nahrung in Fülle vorhanden, so werden die Gesellschaften so lange bleiben, als dies die tellurisch- klimatischen Verhältnisse nur immer zulassen. Steht es da- gegen mit der Nahrung knapp, so beginnen die Flüge zu streichen, um ergiebigere Plätze aufzusuchen. Dabei entfernen

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sie sich natürlich immer weiter aus ihrem Brütegebiete und der aufmerksame Beobachter wird seine Lieblinge vielleicht schon um Mitte September vermissen. Sie zogen in diesem Falle jedoch noch nicht, sondern hatten sich nur auf der Suche nach ausgiebiger Nahrung aus einem Gebiete ver- strichen. Der Hauptzug der Singdrossel fällt in Oberkärnten in die Mitte des Monats October, in den unteren, tiefer liegenden Theilen des Landes gegen Ende dieses Monats. Ist der Herbst mild, wenig durch Stürme beunruhigt, so ziehen viele Singdrosseln noch im November, vereinzelte Flüge lassen sich an besonders günstig situirten Stellen noch bis in die erste Hälfte des Monats December hinein beobachten. Ver- einzelte Singdrosseln kann man um diese Zeit auch in den Flügen der Misteldrosseln bemerken.

Da die Singdrosseln als Sänger und Stubenvögel sehr geschätzt werden, so stellen die Vogelsteller den Nestjungen eifrig nach und nehmen dieselben meistens schon viel zu früh aus, was zur Folge hat, dass ein hoher Percentsatz der aus- genommenen Jungen zu Grunde geht, das Leben derjenigen Exemplare, welche wirklich fortkommen, somit viel zu theuer erkauft werden muss.

127. Turdus iliacus Linn. Weindrossel, Rothdrossel, in Ober- kärnten „wallische Dreschl“ genannt.

Während meiner Beobachtungszeit in Kärnten habe ich die Weindrossel noch nahezu in jedem Jahre beobachtet oder wenigstens verlässliche Nachrichten über ihr Eintreffen er- halten. Im Frühjahre ist der Zug, wenigstens nach meinen Beobachtungen, immer ein spärlicher zu nennen. Da selten grössere Flüge von Weindrosseln erscheinen, so schliessen -sich die wenigen Wanderer, welche am Zuge unser Land be-. suchen, gewöhnlich anderen Drosselarten an und werden unter denselben jedenfalls oft übersehen, obwohl es für ein geübtes Auge nicht gerade schwer ist, diesen Gast aus seinen Ver- wandten herauszufinden. Ihre Zugszeit ist von Mitte bis Ende März. Am 5. Mai 1883 erlegte ich noch ein vereinzelt herum- schwärmendes Weibchen, das aus irgend einem zwingenden Grunde von der Winterreise zurückgehalten sein mochte. Eine Verletzung war an demselben nicht zu bemerken; nur der Eierstock war ganz verkümmert und nahezu zusammen- geschrumpft.

Die Weindrossel ist in Kärnten nicht Brutvogel. Am Herbstzuge ist die Weindrossel etwas leichter als im Früh- jahre zu beobachten, obwohl sie auch da meist nur in geringer Zahl erscheint. L. v. Hueber sagt in seinem mehrgenannten Verzeichnisse der kärntischen Vögel von der Weindrossel: „Ist nur im Norden von Europa heimisch, woher sie im

s

15°

October in grossen Schaaren nach wärmeren (Gegenden zieht.“ Möglich, dass sich die Verhältnisse seitdem geändert haben; gegenwärtig zählt das Erscheinen von „grossen Schwärmen“ unbedingt zu den Seltenheiten. Nur einmal, am 2. November 1884, beobachtete ich im oberen Gailthale einen Flug, welcher bei hundert Stück zählen mochte. Häufiger als in selbst- ständigen Gesellschaften findet man sie auch im Herbste unter anderen Drosselarten, denen sie sich am Zuge anschliesst und mit ihnen sichtlich gute Kameradschaft hält. Verhältniss- mässig noch am häufigsten findet man sie im Lavantthale. Im Allgemeinen darf sie zu den mehr seltenen Durchzugs- vögeln gerechnet werden. Am 28. December 1886 erhielt A. Zifferer bei mässigem Südwinde und geringem Schnee- falle ein Stück. Anfangs October 1888 wurde von Verwalter Robert Zdarek bei Paternion ein Zug ermatteter Wein- drosseln angetroffen, von denen eine von einem Sperber herabgestossen wurde.

128. Monticola cyanea Linn. (Turdus cyaneus mel.) Blaudrossel,

„Blaublattl“, „einsamer Spatz“.

L. vv. Hueber sagt in seinem Verzeichnisse der kärntischen Vögel von der Blaudrossel: „Ist zwar nicht heimisch in Kärnten, erscheint jedoch öfter aus Tirol, ihrem Vaterlande, auf den Felsgebirgen Oberkärntens.“ Oefter fand ich den schönen Vogel bei Liebhabern, hörte von denselben auch immer, dass ihre Lieblinge aus Tirol verschrieben worden seien, war daher lange geneigt, den Angaben L. von Hueber’s Glauben beizumessen. Im oberen Gailthale hörte ich von den dortigen Vogelfreunden später sehr häufig von dem „einsamen Spatz“ schwärmen, die Art und Weise aber, wie sich die Kerle gegenseitig anlateinerten, liess mich vermuthen, dass keiner von ihnen die Blaudrossel im Freileben gesehen habe; was sie von ihr zu erzählen wussten, klang sagen- und märchenhaft, wie Traditionen aus längst vergangenen Zeiten. In den italienischen Grenzdörfern Timau (Tischlwang), Collina und Pontebba bemerkte ich den vielbegehrten Vogel öfter in Käfigen und erfuhr, dass die meisten davon in dem Zuge der carnischen Alpen und zwar im kärntischen Gebiete gefangen worden seien. Von da ab suchte ich die Blaudrossel förmlich in dem grauen Felsgewirre und hatte dann richtig die Freude, dieselbe an mehreren Punkten aufzufinden. In den Sommertagen bemerkte ich öfter junge und alte Vögel, ver- muthete daher sicher, dass die Blaudrossel in diesen Gebieten brüte. Lange wollte es mir nicht gelingen, ein Nest derselben aufzufinden. Im Frühjahre 1884 wurde von Herrn Landes- Thierarzt F. J. Oertl ein Nest mit Jungen auf der Fondril- Alpe aufgefunden und vom Finanzwach-Oberaufseher Warto

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nach Mauthen gebracht. Das war der erste für mich sehr werthvolle Beweis, dass die Blaudrossel in Kärnten brüte. In den folgenden Jahren fand ich einige Male Nester theils mit Eiern, theils mit Jungen. Die Blaudrossel ist somit nicht bloss ein vorübergehender Besucher unserer Alpen, sondern ein in Kärnten einheimischer Vogel.

129. Monticola saxatilis Linn. (Turdus saxatilis L.) Stein-

drossel, „Steinröthel“.

Ein beinahe ebenso gesuchter Vogel wie der „einsame Spatz“ ist auch die Steindrossel. Die meisten Exemplare, welche sich bei unseren Vogelliebhabern vorfinden, stammen aus Tirol, wesshalb sich vielseitig die Ansicht verbreitet hat, das „Steinröthel“ sei kein kärntischer Vogel. L. v. Hueber sagt von der Steindrossel einfach: „Auf Felsenspitzen, alten Ruinen und Steinhaufen. Nest in Felsenritzen und Steinklüften mit vier bis fünf bläulich grünen Eiern.“ Hieraus schliesse ich, dass er die Steindrossel als kärntischen Brutvogel kannte. Häufig ist sie im Lande allerdings nicht, aber auch keines- wegs so selten, wie man allgemein anzunehmen beliebt. Das erste Mal beobachtete ich die Steindrossel im Saualpengebiete im Jahre 1874 und zwar in mehreren Exemplaren in der Umgebung des Geierkogels und Hohenwart. Damit stimmt es vollständig überein, wenn der tüchtige Ornithologe Blasius Hanf sagt, dass er den Vogel auf einem Ausläufer des Sirbitz- kogels im Alpengebiete gesehen habe. {Dritter Jahresbericht (1884) des Comites für ornithol. Beobachtungsstationen.) Dies beweist zugleich, dass die Steindrossel im Gebiete des Sau- alpenzuges eine grössere Verbreitung hat. Ausserdem bewohnt sie einen Theil der kärntisch-steirischen Alpen, nahezu das ganze Tauerngebiet, wo ihr halbwegs die ihren Anforderungen entsprechenden Terraine geboten sind, die Hochstadelgruppe und die ganze Kette der carnischen Alpen. Ob sie in den Steineralpen und den Karawanken vorkommt, darüber Konnte ich keine bestimmten Nachrichten erhalten, glaube aber sicher, dass sie in den Karawanken zu finden sein wird, da sie jedenfalls zahlreiche geeignete Aufenthaltsgebiete vorfindet. In dieser Ansicht bestärkt mich ferner Herr Th. Wokral zu Schneeberg in Krain, wenn er schreibt: „Kommt auf den Hutweiden am Rande des Laaserthales und auch am Karste vor.“ (Erster Jahresbericht (1882) des Comites für ornithol. Beobachtungsstationen.)

Die Steindrossel erscheint in unseren Gebirgen Ende April oder zu Anfang Mai. Am Frühjahrszuge habe ich sie nie anders als schon gepaart beobachtet. Schon kurze Zeit nach der Ankunft schreitet das Paar zum Nestbaue, und gegen Ende Mai kann man schon die vollzähligen Gelege

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finden. Von den zwei Paaren, welche ich im Jahre 1887 am Celonkofel beobachtete, hatte das erste Paar sein Gelege am 20. Mai, das zweite am 28. Mai vollzählig. Dagegen fand ich ein Nest am Zollner, in welchem sich am 5. Juni erst zwei Eier befanden. Die Steindrossel ist in ihrem Freileben ein höchst possierlicher Vogel und eine anmuthige Zierde der grauen Steinkare und öden Geröllhalden, in denen sie nach Kerfen, Heuschrecken u. s. w. jagt. Die Familie bleibt den Sommer hindurch in einem losen Verbande, bald aufwärts zu den Felsenzinnen, bald abwärts auf die duftigen Matten streichend, und verlässt das Gebiet in der zweiten Hälfte des Monats September.

130. Ruticilla tithys Linn. (Sylvia tithys Latham.) Hausroth-

schwänzchen, „Brandnerl“, „Brandvogerl“.

Das Hausrothschwänzchen gehört zu den bekanntesten Erscheinungen der Vogelwelt, da es überall häufig vorkommt, sich zutraulich auf den Hausgiebel oder Gartenzaun setzt und uns den ganzen Sommer über Gesellschaft leistet, dabei nicht selten so zahm wird, dass es die hingeworfenen Bissen vor den Füssen wegholt. Es erscheint gegen Ende März oder zu Anfang April, gewöhnlich mit Südwestwinden und in manchen Jahren in auffallend grosser Zahl, so dass man überall nur „Brandnerln“ bemerkt, wo man hinsieht. Es be- wohnt in ziemlich gleichmässiger Vertheilung die Thäler, Vorberge und das eigentliche Gebirge bis in die Alpen hinauf, wo es sich noch gerne in den Sennhütten einheimisch macht und dort wohl gelitten ist. Sogar der lascive Halterbube getraut sich nicht, an dem Nestchen zu stören, denn eine altehrwürdige Sage weiss zu melden, dass die Kühe rothe Milch geben, wenn dem „Brandnerl“ oder seinem Neste ein Leid zugefügt würde. Einer anderen oberkärntischen Sage zu- folge soll jedes Haus oder jede Scheune vor dem Abbrennen ge- sichert sein, so lange als das „Brandnerl“ in demselben nistet.

Das Hausrothschwänzchen macht alljährlich zwei Bruten. Einmal hatte ich sogar Gelegenheit, eine dritte Brut zu beobachten, nachdem das zweite Gelege, bevor es vollständig fertig war, zerstört wurde. Männchen und Weibchen zeigen grosse Anhänglichkeit an die Jungen, so dass in dem Falle, dass eines von den beiden verunglückt, der überlebende Vogel die Brut allein grosszieht. Vielseitig glaubt man, dass nur das Weibchen dies thue; dass es aber auch das Männchen übernimmt, ganz allein für die Jungen zu sorgen, hatte ich zu beobachten Gelegenheit. Hinter einer Verzierung ober der Thüre des Gartenhäuschens baute ein Paar sein Nest und arbeitete vollständig ungenirt, trotzdem ich oft ganz in der Nähe sass. Als die Jungen zwei

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Tage alt waren, haschte ein Sperber vor meinen Augen das

Weibchen. In der Eile schleuderte ich ihm das eben zur

Hand liegende Notizbuch nach, worauf er seine Beute fallen

liess. Das Vögelchen machte nur noch einige Zuckungen, dann

war es verendet. Das Männchen flog lockend überall herum, aber schon am nächsten Tage widmete es seine ganze

Sorgfalt der jungen Nachkommenschaft. Von früh bis spät

am Abend flog es durchschnittlich in einer Stunde fünfzehn

Mal zum Neste und brachte jedesmal mindestens zwei bis

drei Raupen mit. Als die Jungen flügge geworden waren,

führte es dieselben durch die Büsche und Bäume des Gartens, sie noch mehrere Tage auf den Aesten und Zweigen atzend.

An diesem Beispiele bekam ich gleichzeitig den besten

Massstab für die Beurtheilung der Nützlichkeit dieses

Vögelchens.

Als besonders bemerkenswerth darf hier noch angefügt werden, dass beim Hausrothschwänzchen hie und da hahnen- fedrige Weibchen vorkommen, welche in ihrem Gefieder dem Kleide des Männchens nahe kommen. Trotzdem das Haus- rothschwänzchen häufig in Häusern, Scheunen, überhaupt an Stellen brütet, wo mehr oder weniger Menschen verkehren, weiss doch das sonst so scheue Kukuksweibchen das Nest ausfindig zu machen und sein Ei in dasselbe einzuschmuggeln. Mir sind mehrere Fälle bekannt, dass in Scheunen, wo es den grössten Theil des Tages sehr belebt war, junge Kukuke von den Hausrothschwänzchen erbrütet und gross gezogen wurden.

Der Herbstzug des Hausrothschwänzchens fällt in die zweite Hälfte September und die erste Hälfte October. Er erfolgt zumeist zerstreut in lockerer Gesellschaft. Nur nach vorhergegangenen Stürmen werden oft zahlreiche Vögel auf einmal in eine Gegend geworfen. Gegen Ende October, hie und da sogar noch zu Anfang November kann man einzelne Nachzügler beobachten. Vereinzelte Exemplare können in milden Lagen bei leichten Wintern auch überwinternd an- getroffen werden. Bei Schneefällen suchen sie dann meist in Häusern und Scheunen eine Zuflucht.

131. Ruticilla tithys Linn. var. montana Chr. L. Br. (Ruticilla Cairii Gerbe, var. montana Chr. L. Br.) Bergroth- schwänzchen.

Diese von Chr. L. Br. von dem gemeinen Hausroth- schwänzchen geschiedene Form findet sich hie und da in der oberen Berg- und der niederen Alpenregion, bewohnt die nämlichen Localitäten wie das „Brandnerl* und führt auch ganz dieselbe Lebensweise. Was diese Form oder Varietät, wie man sie nennen will, von dem vorhergehenden unterscheidet

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und leicht kennbar macht, ist das Männchen, weil dieses nie in dem bekannten schwarzen Kleide prangt, sondern mehr, wenigstens für den oberflächlichen Beobachter, dem Weibchen ähnelt. Ich habe dasselbe bis jetzt nur in den carnischen Alpen angetroffen, zweifle aber nicht, dass es sich auch ander- wärts sporadisch vorfinde. Es wäre daher von Interesse, dem- selben eine specielle Aufmerksamkeit zu widmen. Die Beob- achtung fällt nicht sonderlich schwer, besonders in der Nähe der Nester, wo man häufig Männchen und Weibchen beisammen finden, sie beobachten und sich so über das Geschlecht ver- gewissern kann, ohne dass man das Vögelchen behufs Unter- suchung zu tödten braucht. Dass sich die Varietät montana von tithys in Bezug auf die Grösse wenig unterscheidet, möge aus folgenden Zahlen entnommen werden:

d von R. tithys. dg von var. montana.

urallanse rer... 102. mn. ., .0 0... 100 90m LITE ee EN > Bis SI HweHzlaDE Bars Son Fan 5,200 2 ae a Br. 0 a ca SCHNABEL") 2 73.5.1000, 150

Beide Männchen wurden zum me: der Vergleichung am 20. März 1887 in einer und derselben Localität erlegt und frisch gemessen. Die Gewichtsdifferenz zwischen beiden Vögeln betrug nur drei Gramm, um welche R. tithys schwerer war als var. montana.

132. Ruticilla phoenicura Linn. (Sylvia phoenicurus Lam.) Garten- rothschwanz, Gartenröthling, „Weissblattl“, „Garten- brandnerl*“.

Das Gartenrothschwänzchen ist zwar im Allgemeinen nicht so häufig vertreten wie das Hausrothschwänzchen, ist aber doch nirgends gerade selten und so ziemlich wie dieses verbreitet. In manchen Gegenden kommen beide Arten un- mittelbar neben einander vor. Der Gartenrothschwanz hält sich mehr in den Thälern und Vorbergen auf und steigt nicht so hoch in’s Gebirge empor wie der Hausrothschwanz. Im Frühlinge erfolgt die Ankunft ebenfalls um einige Tage später, gewöhnlich zu Anfang April. In der ersten Hälfte Mai pflegt das Gelege vollzählig zu sein. Wie die vorhergehende Art, so macht auch das Hausrothschwänzchen in jedem Sommer zwei Bruten, wovon jedoch die zweite minder zahlreich als die erste ist.

Ganz beachtenswerth ist das ausgesprochene Spötter- talent, welches zahlreiche Exemplare des Gartenroth- schwänzchens zuweilen entwickeln, doch scheinen sich in solchen Extravaganzen nur die Männchen zu üben. Herr

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Victor R.v. Tschusi sagt im „vierten Jahresberichte“, dass er täuschende Nachahmungen bemerkt habe, und zwar wurden nachgeahmt die Rufe von Phyllopneuste Bonellii, Rutieilla tithys, Loxia curvirostra, Parus ater und Sitta caesia. Ich bemerkte öfter die Nachahmungen einzelner Rufe von Sperling, Rothkehlchen, Wiesenbraunelle und vom rothrückigen Würger. Ein Männchen beobachtete ich, welches sich über eine Stunde lang abmühte, den Triller des Edelfinken nachzuschmettern, was ihm indess nur mangelhaft gelang. Ob dies Nachahmen einzelner Rufe oder kurzer Gesangsstrophen eine über- müthige Laune sei, oder ob die endlich erlernte Kunst einem bestimmten Zwecke diene, das zu entscheiden, ist vorläufig nicht möglich, denn es liegen bis jetzt hierüber noch viel zu wenig Beobachtungen vor. Die Sache ist indess interessant genug, um hier kurz erwähnt zu werden. Vielleicht gibt die kleine Bemerkung dem einen oder anderen Vogelfreunde Ver- anlassung, hierüber eingehendere Beobachtungen anzustellen und das Resultat derselben zu veröffentlichen.

Ein zweiter Punkt, der bis jetzt noch viel zu wenig Beachtung gefunden hat, ist die Hahnenfedrigkeit der Weibchen. Diese tritt mitunter so hochgradig auf, dass ein weniger geübtes Auge ein in Androgynie befindliches Weibchen ohne weiteres für ein Männchen ansprechen würde. Die Ur- sachen, welche der Androgynie oder Hahnenfedrigkeit, auch Mannweiblichkeit genannt, zu Grunde liegen, sind bis jetzt noch nicht hinlänglich erforscht. Bis jetzt nimmt man vielfach an, dass Androgynie auftrete, sobald die Zeugungskraft auf- höre. Um diese Annahme zu erhärten, ist schon vielfach auf Anologien hingewiesen worden, wie sie bei Säugethieren mehrfach beobachtet worden sind; sogar der Bart der Menschen- weibchen wurde, gewiss nicht zur Freude der Trägerinnen, mit in’s Treffen geführt. Imwieferne sich die Annahme be- wahrheitet, werden erst fortgesetzte und genaue Forschungen zu zeigen vermögen. Herr Vietor R. v. Tschusi sagt hier- über: „Nicht immer ist Hahnenfedrigkeit eine Folge der Sterilität, vielmehr tritt sie nicht selten bei Individuen auf, die sich des ungeschwächten Fortpflanzungsvermögens er- freuen, wie ich dies mehrfach Gelegenheit hatte, zu con- statiren.“ (Ornis, Zeitschr. für die gesammte Ornithologie, Jahrg. 1886, pag. 220.) Ich stimme diesen Worten bei, nach- dem ich bereits Gelegenheit hatte, selbst unzweifelhaft fünf Fälle zu constatiren, in denen hahnenfedrige Weibchen das Lege- oder Brütegeschäft ganz normal aus- und durchführten.

Von den Weibchen des Gartenrothschwänzchens, welche eine mehr oder weniger ausgeprägte Hahnenfredigkeit auf- wiesen, führe ich hier nur zwei an: a

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Nr. 1. Erlegt bei Dellach im oberen Gailthale am 5. April 1888. Oberkörper graubraun, zart lichtbräunlich überhaucht; Kinn, Kehle und Gurgel schwarzgrau, durch die weisslichen Federränder gewellt und fein gewässert erscheinend ; Oberbrust stark ausgesprochen rostroth, nach den Seiten sich in einen blasseren Ton verlierend; Stirn nahezu weiss, Hinterkopf und Halsseiten schiefergrau mit einem hellaschgrauen Schimmer. Bei diesem Weibchen war der Eierstock ganz normal ent- wickelt und ich glaube sicher, dass es in diesem Frühjahre noch gebrütet haben würde.

Nr. 2. Erlegt in Lavamünd am 15. Mai 1889. Bei diesem Exemplare waren Kinn, Kehle und Gurgel tief schwarzgrau, noch bedeutend dunkler als bei Nr. 1, die Federränder nur sehr zart weiss gesäumt, daher die Wellenzeichnung nur schwach wahrnehmbar; Oberbrust und Seiten stark roströthlich, etwas gelblich überflogen; Seiten etwas heller gefärbt; ein weisslicher Streifen über der Kopfmitte deutlich wahrnehmbar ; Hinterkopf und Halsseiten grau, der Oberkörper etwas dunkler, schwach gewellt durch die intensiver gefärbten Federränder. Im Ovarium befand sich ein vollkommen legereifes Ei. Drei andere liessen deutlich erkennen, dass sie ebenfalls zur vollen Entwicklung gelangt wären.

Da sich die Gartenrothschwänzchen gerne bei den Bienenstöcken zu schaffen machen, ihre Nester auch gerne in der Nähe von Bienenständen anlegen, sind die Bienenzüchter nicht Freunde dieses sonst so nützlichen Vögelchens. Dass ‚sie da und dort einzelne Bienen wegschnappen, lässt sich nicht leugnen. Einmal sah ich durch längere Zeit einem Männchen zu, wie es an einem trüben Regentage sich auf die Flugbretter der Bienenstöcke setzte, dort durch Klopfen mit dem Schnabel einzelne Bienen hervorlockte und dann rasch erfasste. An Tagen, wo Nahrungsmangel nicht eintritt, sind sie den Bienen weniger gefährlich und begnügen sich meistens damit, die herausgerissenen Bienenlarven vor den Stöcken aufzulesen.

Der Herbstzug des Gartenrothschwänzchens erfolgt etwas früher als beim Hausrothschwänzchen und fällt gewöhnlich in die zweite Hälfte September. Dass einzelne Exemplare auch bei uns überwintern, wie vielfach behauptet wird, habe ich nie zu beobachten Gelegenheit gefunden. Ueberhaupt er- scheint mir das Vögelchen viel zu zart, um unsere meist rauhen Winter ertragen zu können.

133. Luscinia minor Chr. L. Br. (Sylvia luscinia Latham.,

Luseinia philomela Bonap.) Nachtigall.

Die Nachtigall ist ein regelmässiger, wenn auch nirgends häufig vorkommender Gast in unseren Gauen. Ende April

112.

oder zu Anfang Mai lässt sie, wo sie sich vorübergehend zu kürzerer oder längerer Rast niedergelassen hat, ihren melodischen Gesang ertönen, der für sie leider oft verhängniss- voll wird, weil sie dadurch den Vogelstellern ihre Anwesenheit verräth und in der Regel bald darauf in einem Schlagnetze zappelt. Einerseits die unbezähmbare Neugierde, andererseits die Lust, das als Köder dienende Mehlwürmchen zu kapern, locken die Nachtigall sicher in’s Verderben. Wenn man den Nachtigallenschlag hört, die Eigenthümlichkeiten des Vogels kennt und damit rechnet, so ist man in kurzer Zeit im Be- sitze dieses allgemein beliebten Sängers. Ein hervorragender Punkt für den Nachtigallenfang ist die Thalenge bei Ober- drauburg. Schade, dass der liebliche Sänger so oft den Ver- folgungen ausgesetzt ist und damit wahrscheinlich aus manchen Oertlichkeiten vertrieben wird, wo sie sich sonst niederlassen könnte. Das erste Mal fand ich die Nachtigall brütend im Frühjahre 1875 in einem abgelegenen Theile des Graf Henkel’schen Parkes in Wolfsberg. In den späteren Jahren gelang es mir, sie an einigen Stellen des Lurnfeldes als Brutvogel zu constatiren. Nach den Angaben des Herrn Forstwartes Moser brüten alljährlich Nachtigallen bei Unterdrauburg. Sonst sind mir keine Localitäten bekannt geworden, in denen Nachtigallen gebrütet hätten. Nach meinen Beobachtungen ist sie als Brutvogel sehr selten und auch nicht regelmässig, muss daher für uns mehr als ein Durch- zugsvogel angesehen werden. Herr Präparator A. Zifferer in Klagenfurt sagt von ihr: „Nur am Zuge bemerkbar; zieht von Ende April bis Anfang Mai und von Mitte September bis Mitte October in grösserer Anzahl. Erwähnenswerth ist die Beobachtung, dass sie manches Jahr westlich von Klagen- furt (St. Martin bis zum Ufer des Wörthersees) in grösserer Menge erscheint, dagegen östlich (in der Gurnitz) fast gänzlich ausbleibt, hinwieder oft in Gurnitz zahlreich zieht und west- lich ausbleibt; dies gilt vom Frühjahrszuge.“ (V. Jahres- bericht (1886) des Comites für ornithol. Beobachtungsstationen.) Aehnliche Unregelmässigkeiten beobachtet man auch im Krappfelde, wo sie im Frühlinge häufig ausbleibt, dagegen im Herbste in grösserer Anzalıl erscheint. Im Lavantthale folgen sie am Frühjahrszuge gerne dem Fusse des Koralpenzuges, während sie am Herbstzuge wieder mehr auf der Seite der Saualpe zu bemerken sind. In Oberkärnten zieht die Nachtigall in manchen Jahren schon gegen Ende August; in Unterkärnten erfolgt der Zug meist etwas später und weniger vereinzelt. 134. Luscinia philomela Bechst. Sprosser. Dieser herrliche, mit einer prachtvoll metallischen Stimme ausgerüstete Sänger ist leider ein seltener Gast in unserem

Be >=

TLaande. Namentlich ist es der Frühjahrszug, welcher uns den Sprosser nur selten und stets nur in wenigen Exemplaren bringt. Er erscheint zu Anfang Mai und eilt nach kurzem Aufenthalte weiter. Gegen Finde August erscheint er wieder am Herbstzuge, zwar etwas häufiger als im Frühjahre, aber immerhin noch selten und auch nicht in jedem Jahre. Bald zieht der Sprosser zwei bis drei Jahre regelmässig hinter- einander, bald bleibt er wieder ebenso viele Jahre gänzlich aus. Da er sich meist in dichten Auen und Vorhölzern nieder- lässt, dort stets durch’s dichteste Gezweige huscht, ist er schwer zu beobachten und wird häufig übersehen, wenn man namentlich im Herbst nicht auf seinen schrillen Ruf horcht, welcher nach einem ganz eigenartigen Uebergange in ein etwas rauh klingendes „trr-trrer* übergeht. Wo er sich da- segen am Frühjahrszuge zeigt, macht er sich durch seinen schmetternden Schlag weithin erkenn- und bemerkbar.

135. GCyanecula suecica Linn. (Sylvia cyanecula Wolf.) Roth-

sterniges Blaukehlchen.

Das rothsternige Blaukehlchen ist nicht blos für Kärnten, sondern für ganz Oesterreich eine seltene Erscheinung am Zuge. Der Jahresbericht der ornithol. Beobachtungsstationen vom Jahre 1885 enthält beispielsweise hierüber nicht eine einzige Notiz, während die übrigen Berichte ebenfalls nur spärliche Beobachtungen enthalten.

L. v. Hueber nennt das rothsternige Blaukehlchen in seinem Verzeichnisse gar nicht unter den kärntischen Vögeln und auch die übrige Literatur schweigt «gänzlich darüber. Das erste Exemplar, ein sehr schönes Männchen, erhieit ich durch einen Vogelfänger in Oberdrauburg. Dasselbe war am 28. April 1884 dortselbst gefangen und von dem sonst sehr vogelkundigen Fänger nicht erkannt worden. Nach A. Zifferer am Frühjahrszuge um Klagenfurt nicht selten.

136. Cyanecula leucocyanea Chr. L. Br. Weisssterniges Blau- kehlehen, „Blaukröpfl“.

- In der ersten Hälfte des Monats April kann man ge- wöhnlich schon dieses überaus niedliche und possierliche Vögelchen beobachten, wie es durch die Büsche huscht und dabei seinen Gesang hören lässt. Es folgt am Zuge mit Vor- liebe den mit Weiden und anderen Gebüschen bewachsenen Flussufern, folgt überhaupt mehr den Wasserläufen, als den Thalgeländen und Waldstreifen. Ab und zu besucht es auch die in der T'halsohle gelegenen, gebüschreichen Gartenanlagen und nimmt in denselben zeitweiligen Aufenthalt, uns dabei mit seinem lieblichen Gesange erfreuend. Da dieses Blau- kehlchen ein überaus angenehmer Zimmergenosse ist, wird demselben namentlich in Oberkärnten von den Vogelliebhabern

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stark nachgestellt. Ks hält sich in der Gefangenschaft ziemlich leicht und ahmt gerne und mit vielem Geschick den Gesang anderer Stubenvögel nach und trägt denselben entweder rein vor, oder untermischt einzelne Rufe oder Strophen in recht komischer Weise mit dem eigenen Gesange. Ich machte die Erfahrung, dass die geschicktesten Nachahmer meist auch selbst die brillantesten Sänger sind. Aber nicht bloss in der (sefangenschaft pflegt es seine Zimmer- und Käfiggenossen zu copiren, sondern eignet sich auch im Freien gar manche Rufe und Gesangstrophen anderer Vögel an, die es dann gerne mit seinem (sesange vermengt. Herr Baron Washington beob- achtete ein weisssterniges Blaukehlchen im Riede und sagt, dass er bei demselben die Gesänge der folgenden Arten ganz (deutlich unterscheiden konnte: Alauda arvensis, Turdus musicus, Phyllopneuste trochilus, Emberiza eitrinella, Hirundo rustica, ferner die Lockrufe von Starna cinerea, Goturnix dactylisonans, Passer domestieus, Acredula caudata und ausserdem noch einige andere Gresänge, welche ihm nicht bekannt waren. (Vergl. I. Jahresbericht 1882) des Comites der ornitholog. Beob- achtungsstationen.)

Das weisssternige Blaukehlchen ist in Kärnten nur ein Durchzügler; als Brutvogel ist es meines Wissens nie beob- achtet worden.

Der Rückzug des weisssternigen Blaukehlchens fällt in die zweite Hälfte August und zu Anfang September. Um diese Zeit findet man die Wanderer am sichersten in den Kartoffel-, Erbsen- und Buchweizenäckern, wo sie mit Vorliebe während der Zeit ihres Aufenthaltes herumstöbern. 14. April 1886 ein Stück A. Zifferer. Nach Letzterem auf dem Frühlings- und Herbstzuge die häufigste Abart.

137. Cyanecula leucocyanea Chr. L. Br. var. Wolfii Ch. L. Br.

Wolf’s Blaukehlchen.

Wolf’s Blaukehlchen ist bedeutend seltener als ©. leuco- cyanea, hält aber die gleichen Zugszeiten wie dieses ein, führt überhaupt die gleiche Lebensweise und kann von einem weniger scharfen Beobachter sehr leicht übersehen werden. Obwohl das Fehlen des charakteristischen weissen Fleckens ddas Vögelchen hinreichend kennzeichnet, achten doch selbst, wenigstens uneingeweihte, Vogelkenner auf dieses leicht in’s Auge fallende Merkmal nicht. So konnte ich einmal von einem sonst mit allen Salben geriebenen Vogelfänger ein solches Kxemplar leicht erhandeln, weil er dasselbe für ein gewöhn- liches Blaukehlchen gehalten hatte. Die Anzahl der Exemplare, welche ich zu erhalten oder zu beobachten Gelegenheit hatte, berechtigen mich zu dem Schlusse, dass das Wolf’sche Blau- kelchen in Kärnten zwar selten, aber keineswegs so selten

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ist, wie man gewöhnlich annimmt. Der Grund, warum es sonst so selten beobachtet wird, liegt einfach darin, dass es übersehen und der Mangel des weissen Fleckchens selten beachtet wird. Da es sowohl im Frühjahre als im Herbste serne in Gesellschaft des weisssternigen Blaukehlchen zieht, wird es für gleich mit demselben gehalten und nicht weiter beachtet. Es wäre sehr zu wünschen, dass dieses Vögelchen allgemein eine schärfere Beobachtung erführe. Namentlich wäre es von Werth, wenn an den Brüteplätzen zahlreiche und scharfe Beobachtungen darüber angestellt würden, ob sich var. Wolfii nur unter sich paart oder ob es sich auch ohne zwingende Nothwendigkeit mit Cyan. leucocyanea mischt und fortpflanzungsfähige Junge erzeugt. Das Fehlen oder Wieder- auftreten des weissen Fleckchens sollte bei solchen Beob- achtungen streng controlirt und nicht aus dem Auge gelassen werden. Nach A. Zifferer auf dem Frühlings- und Herbst- zuge die seltenste Abart.

138. Dandalus rubecula Linn. (Sylvia rubeeula Latham.) Roth-

kehlchen, „Rothkropf“, „Rothkröpfi“.

An schönen Fr ühlingstagen, gewöhnlich zwischen Mitte und Ende März erfreut uns in den Gärten schon der freudig begrüsste Gesang des Rothkehlchens. In recht frühen und eünstigen Frühjahren kann man dasselbe auch schon zu Anfang März beobachten. Es ist ziemlich ‚gleichmässig über ganz Kärnten verbreitet, bewohnt die T'häler, Vorberge und Gebirge bis ziemlich hoch in die alpine Region hinauf. Im Frühjahre verweilen die Ankömmlinge so lange in den Thälern, bis es ihnen möglich wird, weiter in die Gebirgsregion vor- zudringen. Gewöhnlich kommen sie mit Südwestwinden an, bevölkern an besonders günstigen Zugstagen alle Büsche, Auen und Vorhölzer in sehr grosser Anzahl. Sind die Roth- kehlchen schon etwas in’s Gebirge vorgedrungen und tritt, wie dies namentlich in Oberkärnten sehr häufig vorkommt, starker, anhaltender Schneefall ein, so drücken sie sich wieder in die Thäler herab, kommen in die Nähe der Ortschaften, sogar mitten in dieselben, bei anhaltendem Frost mitunter in die menschlichen Wohnungen selbst und nehmen dort dankbar die Krümchen in Empfang, welche ihnen eine mitleidige Hand darreicht. Diese Zutraulichkeit bezahlen aber viele mit der Freiheit, da es gar zu verlockend erscheint, das „Rothkröpfl“ im Käfie zu haben. Von den im Frühjahre gefangenen und eingesperrten Vögeln gehen aber viele elend zu Grunde, theils an der Macht des Freiheits- und Fortpflanzungstriebes, theils an der verkehrten Fütterung und Wartung, welche den armen Gefangenen oft zu Theil wird. Sind die schlimmen Tage der Schneefälle vorüber, dann eilen die den Fängen

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der Menschen glücklich entronnenen Vögelchen jubelnd den freien Wäldern und Bergen zu.

Das Rothkehlchen ist in allen Theilen des Landes ein ziemlich häufiger Brutvogel und macht gewöhnlich zwei Bruten. Es nistet sowohl in Baumgärten als in Auen, Nadel- und Laubwäldern, macht mithin an seinen Aufenthaltsort keine besonderen Ansprüche. Wo es sich wohl gelitten weiss, bleibt es den ganzen Sommer über sehr zutraulich und nimmt hingeworfene Ameisenpuppen knapp vor den Füssen weg. Kin. Paar, das im Garten brütete, nahm es durchaus nicht übel, dass mein Sohn Rudolf täglich in unmittelbarer Nähe des Nestes Futter streute und lachend zusah, wenn das Pärchen recht tapfer darüber herfiel. Als die Jungen flügge waren, führten die Alten dieselben zu dem nun vorsorglich ausgewählten Futter zum grossen @audium des Knaben. Nach A. Zifferer bei Klagenfurt häufiger Brutvogel; den letzten am 12. October 1886 Sesehen.

Der Hauptzug der Rothkehlchen fällt gewöhnlich in den Monat October. Ist Jedoch der Herbst rauh und kalt mit viel Regen, so entschliessen sie sich wohl auch schon im September zum Abzuge. In normalen Jahren kann man noch den ganzen November hindurch Nachzügler beobachten, ja es ist keine besondere Seltenheit, solche noch im December zu sehen. Einzelne Exemplare überwintern auch und kommen an kalten Wintertagen zu den Futterplätzen oder auch in die Häuser.

Als bemerkenswerthe Farbenabweichungen habe ieh öfter schon Exemplare mit weissen Spiegeln beobachtet.

139. Saxicola oenanthe Linn. Grauer Steinschmätzer, „Weiss- kehlchen“.

Gegen Ende März, längstens bis 10. April ist der graue Steinschmätzer in normalen Frühjahren in unseren Gebieten eingezogen und macht sich überall leicht bemerkbar durch seine unaufhörlichen Verbeugungen, wobei das leuchtende Weiss seines Schwanzes weithin sichtbar wird und den Vogel selbst in den grauen Geröllhalden verräth, wo er sonst leicht übersehen worden wäre. Am Zuge erscheint er nicht häufig in der Thalsohle, sondern zieht mehr längs den Bergketten, bald höher, bald tiefer, wie es ihm die herrschenden Ver- hältnisse besser erscheinen lassen. Er sucht hiebei namentlich felsige Triften, Murgänge, sonnige Geröllhalden, Abrutschungen und Lawinenzüge auf. Er zieht meist vereinzelt oder in Paaren, sehr selten in grösserer Gesellschaft.

So zeitig als nur möglich macht er sich in die Alpen- region hinauf. Sein Nest haut er schon zu Anfang Mai in Felsenritzen, Löcher, Spalten und Schrunden des (sesteins, oder zwischen die kunterbunt über einander liegenden Fels-

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trümmer, oft sehr tief, so dass es in vielen Fällen absolut

unmöglich ist, zu demselben zu gelangen, ist also gegen

Menschen, sowie gegen die Uebergriffe der Raubthiere und

der nestplündernden Vögel wohl geschützt. ‚Je steiniger,

verworfener sein Wohngebiet ist, desto lieber scheint es

diesem sonderbaren Vogel zu sein, doch bequemt er sich im

Nothfalle auch den wellenartig verlaufenden, mit Gras

bewachsenen Gebirgszügen an. Er bewohnt alle Alpenzüge

unseres Landes so ziemlich gleichmässig, ist nirgends häufig, aber auch nirgends gerade selten, wo ihm nur ein halbwegs passendes Wohngebiet geboten wird.

Wenn die Jungen flügge geworden sind, durchziehen sie die kurzrasigen oder von Steinen besäeten Berglehnen, rücken langsam weiter bis zu den trotzigen Felsenstirnen und grauen Karen hinauf, wo sie sich eine Zeit lang förmlich zerstreuen. Ende August oder Anfang September rüsten sie sich zum Abzuge, kommen tiefer, oft bis in die Thalsohle herab und verschwinden dann geräuschlos, wie sie gekommen sind. Im Herbst kann man am Zuge auch grössere Gesell- schaften beisammen antreffen.

140. Pratincola rubetra Linn. (Saxicola rubetra L.) Braun- kehliger Wiesenschmätzer, „Braunkehlchen“, „Braun- kropf*“, „Krautvögerl“.

Der braunkehlige Wiesenschmätzer verbreitet sich über alle kärntischen Gaue, ist aber in denselben sehr ungleich vertreten. In einer Gegend kommt er sehr häufig vor, in einer anderen wieder sind verhältnissmässig nur wenige Exemplare zu bemerken. Trotzdem oft zwei Gegenden anscheinend ganz die gleichen oder doch mindestens sehr ähnliche Lebens- bedingungen bieten, zieht er die eine der anderen vor. Am Zuge, welcher in die zweite Hälfte des Monats April fällt, ist er gewöhnlich überall ziemlich häufig, aber ein grosser Theil derselben wandert nach kurzem Aufenthalte weiter und nur ein kleiner Theil bleibt bei uns. Dieser Wiesenschmätzer ist in der Wahl seines Aufenthaltsgebietes ziemlich wählerisch und liebt besonders üppige Wiesen, welche von (Gebüschen durchzogen oder von kleinen Wäldchen mit diehtem Unter- holze begrenzt oder umgeben sind. Auch dichte Auenwälder, sowie schilfige Flussufer und grössere Rohrpartien sumpfiger Gegenden sagen ihm zu. Er meidet beharrlich die modern xewordenen einförmigen Waldbestände, bequemt sich dagegen noch in den Vorbergen jenen Waldungen an, welche keine eigentlich geschlossenen Bestände bilden und den Proletariern des Waldes freie Entwicklung gewähren. In’s Gebirge steigt er nicht besonders hoch hinauf und wird über 1200 Meter nur mehr selten und in besonders geeigneten Lagen angetroffen.

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Wenn der braunkehlige Wiesenschmätzer früh erscheint und das Frühjahr überhaupt ein günstiges ist, so macht er im Verlaufe des Sommers zwei Bruten. Ganz regelmässig scheint das aber nicht der Fall zu sein, vielmehr variirt die Brütezeit oft bedeutend. Nicht selten brütet das Weibchen eines Paares schon fest, während ein anderes noch mit dem Nestbaue beschäftigt ist. So kann man oft den ganzen Juni und einen grossen Theil des Monates Juli hindurch frisch ausgeflogene Junge bemerken. Das Nest weiss dieser Wiesen- schmätzer sehr geschickt unter Grasbüscheln zu verbergen. Leider hat dasselbe häufig von der Sense des Mähders zu leiden, namentlich in den Lagen, in welchen die Heuernte später als in den T'hälern beginnt. Sobald die Jungen voll- kommen flugtüchtig geworden sind, verlässt die Familie die (Gegend und steigt für einige Zeit noch höher in’s Gebirge hinauf.

Um Mitte September rüsten sich die braunkehligen Wiesenschmätzer schon zum Abzuge, erst vereinzelt oder in kleinen Trupps beisammen. Erst später, wenn die Wanderer aus den nördlich oder nordwestlich gelegenen Gebieten ein- treffen, kann man an manchen Tagen grössere (Gesellschaften beobachten. Einzelne verspätete Bruten findet man noch etwas später, da es hie und da vorkommt, dass die noch schwachen Jungen dem Hauptzuge noch nicht recht zu folgen vermögen und daher zu einem längeren Aufenthalte in unseren (segenden gezwungen sind. In solchen Fällen haben dann die Vögelein sichtlich Eile und trachten ihre Jungen so rasch als möglich vorwärts zu bringen.

141. Pratincola rubicola Linn. (Saxicola rubicola L.) Schwarz- kehliger Wiesenschmätzer, „Schwarzkehlchen“.

Der schwarzkehlige Wiesenschmätzer zieht im Frül- Jahre meistens sehr zerstreut und so unauffällig, dass er häufig gar nicht bemerkt wird. Um Mitte März kann man in frühen Frühjahren schon die ersten Ankömmlige beobachten und später immer vereinzelte Paare bis über die Hälfte April hinaus. Am Zuge folgt dieser Wiesenschmätzer mit Vorliebe den mit Weidenhegern und anderem Gebüsche bewachsenen Flussläufen oder den Wäldern am Fusse der Vorberge. Seine Raststationen macht er gerne auf Wiesen, in deren Nähe (sebüschparcellen stehen oder kleine Wäldchen eingesprengt sind. Erst später steigt er höher in’s Gebirge hinauf, wo er mit Vorliebe steinige Hänge, grössere Lawinenrisse oder die nur halb verwachsenen Abrutschungsflächen zu seinem Aufenthalte wählt. Diesen seinen Lieblingsplätzen entsprechend ist er häufiger in den Gebirgen von Oberkärnten und den Karawanken als in den anderen T'heilen des Landes. Auf der Kor- und Saualpe z. B. ist er eine seltene Erscheinung.

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Dieser. Umstand war mir stets umso auffallender, nachdem ich diesen Vogel auf meinen Reisen durch Ungarn, Sieben- bürgen und Croatien sehr oft im Hügellande und selbst in der Ebene bemerkte, ja ihn sogar auf den Telegraphendrähten sitzen sah.

Als Brutvogel scheint der schwarzkehlige Wiesen- schmätzer in Kärnten noch nicht häufig beobachtet worden zu sein. L. v. Hueber sagt in seinem Verzeichnisse der kärntischen Vögel von ihm: „In gebirgigen, steinigen Gegenden, die an Holzungen und Flüsse grenzen. Nest in Felsenritzen, unter Steinen und Büschen, mit fünf bis sechs grünlichweissen, sparsam gelbroth gefleckten Eiern.“ Präparator A. Zifferer berichtet nur, dass am 13. October 1856 bei Waidmannsdorf ein Weibchen gefangen worden sei. (Vergl. V. Jahresbericht (1886) des Comites für ornithologische Beobachtungsstationen.) Die Notiz L. v. Hueber’s spricht sich bezüglich des Brütens in Kärnten nicht direct aus, da wir in dem genannten Ver- zeichnisse auch ähnliche biologische Notizen finden von Vögeln, welche absolut nie im Lande gebrütet haben, und aus der zweiten Notiz glaube ich zu entnehmen, dass Herr Zifferer diesen Wiesenschmätzer, wenigstens in der Umgebung von Klagenfurt, bloss für einen Durchzügler hält. Ich fand den schwarzkehligen Wiesenschmätzer brütend am Eingange des Kronhofer Grabens im oberen Gailthale, wo ich am 28. April 1854 ein Nest mit zwei Eiern entdeckte. Andere Brütestellen sind mir trotz eifriger Um- und Nachfrage nicht bekannt geworden.

Der Abzug fällt in die zweite Hälfte September oder zu Anfang October, und zwar meistin sehr locker fliegender Gesell- schaft. Nur wenn der Zug in einem Thale durch Schneefälle beschleunigt wird, kann man grössere (Gesellschaften bei- sammen bemerken.

142. Motacilla alba Linn. Weisse Bachstelze, „Bauvögerl“,

„Stelze*, Schofhalterl“.

Zu Anfang April, seltener Ende Februar, erscheint die weisse Bachstelze, trippelt an den Flüssen und Bächen umher oder durchsucht eifrig die Ritzen der Hausdächer und wippt dabei mit ihrem langen Schwanze. Sie ist einer der ersten Vögel, welcher trotz Schnee und Nachtfrösten bis tief hinein in die verschiedenen T'häler dringt, dort ein frohes Frühlings- ahnen weckt, wenn auch der Schnee noch hoch über Feldern und Triften liegt, wo nicht einmal der Bach vollständig seiner Eisfesseln Herr geworden ist. Rücken sie mit den Süd- oder Südostwinden an, so bevölkern sie alle Wasserläufe, Moore und sumpfige Wiesen in grosser Anzahl. Die schneefrei ge- wordenen Stroh- und Schindeldächer werden mit vieler

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Sorgfalt abgesucht, um die in den Ritzen steckenden Insecten- eier, Larven etc. herauszubekommen. Nach und nach verliert sich ein grosser - Theil dieser quecksilberig trippelnden Wippehen und an unseren Flüssen und Bächen bleibt nur die sewohnte Besatzung zurück. Wo nur eine kleine Wasserader zieht, eine frische Quelle sprudelt, da gründet sie sich ihr neues Heim, kann daher in Städten und Dörfern, auf Weiden und Triften, in Wäldern und an den Bergeshängen überall angetroffen werden. Sie ist im ganzen Lande überall in den Thälern und Vorbergen allgemein verbreitet, steigt an geeig- neten Stellen auch hoch in’s Gebirge hinauf, bewohnt sogar noch viele der hochgelegenen Alpenseen und deren Umgebung.

Nach ihrer Ankunft treiben sich die Bachstelzen in munteren Spielen umher, werden aber bald erregter, unruhiger, kleine Raufereien und Zausereien treten an die Stelle des früheren Friedens: die Paarung beginnt. Nach dem sich die Paare gesondert haben, sucht sich jedes ein Brütegebiet aus und schreitet gegen Ende April zum Nestbaue. In der Wahl des Nistplatzes ist die Bachstelze nicht wählerisch, falls nur ein Wässerchen in der Nähe ist. Unter den Dachsparren eines Hauses oder einer Scheune, in Felsen- und Steinlöchern, in hohlen Bäumen oder in aufgeschichteten Hölzern, überall findet sie ein Plätzchen, wo sie ihr einfaches Nestchen an- bringen kann. Es sind sogar Fälle bekannt, wo sie zwischen die Schaufeln der längere Zeit stehenden Wasserräder bei Mühlen- und Sägewerken unbesorgt ihr Nest baute. Sie macht in jedem Sommer gewöhnlich zwei Bruten. Da sie oft ganz in der Nähe der Gewässer und auch ganz niedrig ihr Nest in Ueberfallwehren etc. anbringt, so gehen zur Zeit der Schneeschmelze, welche einen höheren Wasserstand zur Folge hat, viele Bruten zugrunde und man sieht das besorgte Elternpaar schreiend die Stelle umkreisen, an welcher die trüben Wasserfluten das vermeintlich sicher geborgene Nest verschlungen hatten.

Im October rüsten sich die reizenden Wippchen wieder zum Abzuge, wobei sie fast ausnahmslos den Wasserläufen folgen und gewöhnlich keine besondere Eile bekunden. Auch ist es keine Seltenheit, noch im November weisse Bachstelzen zu sehen. Da und dort kommt es auch vor, dass einzelne Bachstelzen überwintern. In diesem Falle halten sie sich in der Nähe solcher (uellen auf, welche selbst im strengen Winter nicht einfrieren. Mitte April 1888 wurde am Pfannhof bei St. Veit ein unvollständiger Albino der weissen Bachstelze mit ganz weissem Leibe mit Ausnahme mehrerer grauen Stellen an den Schwingen und schwarzen mittleren Schwanzfedern seschossen. A. Zifferer.

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Eine eigenthümliche, mich wirklich frappirende Beob- achtung machte ich im Mai 1889 in der Nähe von Lavamünd. Ich bemerkte auf dem Dachfirste einer nahe an der Lavant gelegenen Scheune ein Weibchen der weissen Bachstelze, welches von zwei muthwilligen Spatzenmännchen verfolgt und geneckt wurde. Auf einmal machte eines der Männchen den Versuch, die Bachstelze zu treten, was (diese nicht bloss gut- willig geschehen liess, sondern dureli den hochgehobenen Schwanz, den aufwärtsgebogenen Hals, rückwärtsgedrehten Kopf und eifriges Schnäbeln seine Freude hierüber kund gab. Auch das zweite Männchen machte den nämlichen Versuch, ohne abgewiesen zu werden. Dies wiederholte sich zu meiner grossen Verwunderung sechs Mal hintereinander in Kurzer Zeit, worauf die beiden kecken Freier abflogen, während die Bachstelze auf dem Dachfirste sitzen blieb. Tags darauf suchte ich das sonderbar männersüchtige Weibchen wieder auf, fand dasselbe nach langem Herumsuchen abermals in Gesellschaft eines Spatzen, der ihm wieder muthwilligerweise galante Anträge machte und keine Abweisung erfuhr. Ein Schuss machte endlich der verliebten (Geschichte ein Ende. Das Bachstelzenweibehen hatte, wie eine genaue Untersuchung ergab, einen gänzlich verkümmerten Eierstock, war also voll- kommen steril. Sollte dies die Ursache dieser mehr als abnormen Liebeslust gewesen sein? Ich habe für diese sonderbare, genau in der Nähe beobachtete Thatsache einfach keine Er- klärung gefunden.

143. Motacilla sulphurea Bechst. (Mot. boarula Penn.) Gebirgs- bachstelze.

Diese schöne Stelze ist an ihrem schwefelgelben Kleide leicht erkennbar und besucht unser Land am Frühjahrszuge in nicht geringer Zahl. Sie erscheint gewöhnlich etwas später als die graue Bachstelze, öfter erst nach Mitte, als vor Mitte März. Sie ist ein überaus munteres Vögelchen und treibt ihr Wesen am liebsten am stillen, von dem Treiben der Menschen wenig berührten Gebirgsbache, doch legen sie auch die Scheu vor dem Menschen etwas ab. sobald sie sicher wissen, dass ihnen von seiner Seite weder Gefahren noch Störungen drohen. Obwohl die Gebirgsbachstelze ziemlich allgemein im Lande verbreitet ist, so sind ihre hauptsächlichsten Wohngebiete doch immer die klaren, stillen Gebirgsbäche, welchen sie bis hoch in’s Gebirge folgt. Da sind diese Stelzen ungleich häufiger als an den Flussläufen und Bächen des Thales, wo man ge- wöhnlich nur vereinzelte Paare in grossen Abständen von einander treffen kann. In der Nähe der Gebirgsbäche dagegen kann man an besonders geeigneten Stellen auch mehrere Paare in kurzen Entfernungen von einander brütend beobachten. So

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traf ich bei einem Besuche der Valentinschlucht bei Mauthen auf einer Strecke von einer Viertelstunde nicht weniger als sechs Paare an, welche dortselbst nisteten.

Ende März oder Anfang April schreitet die Gebirgs- bachstelze zum Nestbaue, welcher nicht sonderlich lange Zeit in Anspruch zu nehmen pflegt. Um die Mitte April ist in der Regel das Gelege schon vollzählig und beginnt die emsige Erbrütung desselben. Beim Eintragen der Nistmaterialien, so- wie überhaupt beim Ab- und Zufliegen von und zum Neste benehmen sich die Gebirgsbachstelzen äusserst vorsichtig, und wenden alle Finten an, um ja den Nistplatz nicht zu ver- rathen. Sobald die erste Brut flügge geworden ist, zerstreuen sich die Jungen und das Paar schreitet zu einer zweiten Brut, welche jedoch weniger zahlreich als die erste ist.

Nach Vollendung der zweiten Brut durchstreifen die (Gebirgsbachstelzen in losen Gesellschaften ihr Wohngebiet und dessen Umgebung und können zu dieser Zeit nicht selten auf nassen Bergwiesen und ähnlichen Localitäten beobachtet werden. Gegen Ende September rüsten sie sich langsam zum Abzuge. Der Hauptzug fällt in den Anfang des Monats Oc- tober. Am Zuge kann man die Gebirgsbachstelze häufig in (sesellschaft der grauen Bachstelze bemerken.

Im II. Jahresberichte des Uomites für ornithologische Beobachtungsstationen sagen die Herren J. und H. Graf Platz, denen Kärnten manche werthvolle Beobachtung ver- dankt, von der Gebirgsbachstelze Folgendes: „Scheint Stand- vogel zu sein. Den 30. Jänner ein bis zwei Stücke; 24. Fe- bruar fünf Stücke und später sehr gemein, meistens an fliessendem Wasser.“

Obwohl einzelne Exemplare von der Gebirgsbachstelze an geeigneten Plätzen überwintern, zieht doch das Gros der- selben fort, um die rauhesten Wintermonate in wärmeren Gegenden zu verleben, weshalb ich sie zu den Zug- und nicht zu den Standvögeln rechne In der Umgebung von Klagenfurt, welche geeignete Ueberwinterungsplätzchen in Fülle bietet, mögen sich mehr als anderswo verspätete Wanderer zusammenfinden, so dass es den Anschein gewinnt, als wäre diese Stelze dort wirklich ein Standvogel. Diese wenigen jedoch geben den Tausenden gegenüber, welche fort- ziehen, keinen Ausschlag.

144. Budytes flavus Linn. (Motacilla flava L. Mot. boarula L.) (selbe Schafstelze, „Schafhalterl“, Sauhalterl“. Die gelbe Schafstelze, von der vorigen durch den grossen, tiefschwarzen Fleck auch auf grössere Entfernung leicht zu unterscheiden, hält ihre Zugszeiten sehr unregel-

os

mässig, kommt bald Anfang, bald Mitte, bald erst Ende April und sogar zu Anfang Mai können noch solehe Wanderer beobachtet werden. Gewöhnlich fallen sie auf nassen Wiesen, in Sumpfgebieten und auf Hutweiden ein, wo sie sich lustig zwischen den weidenden Schafen herumtummeln und sich gegen dieselben sehr vertraulich zeigen. Da sie meistens in srösserer Gesellschaft zieht, ist sie nicht schwer zu beob- achten. Ihr Aufenthalt in den Sumpfgebieten und feuchten

Wiesen dauert gemeiniglich nicht sehr lange, da bei normaler

Witterung die meisten Wanderer rasch vorwärtsstreben. Im

oberen Gailthale habe ich die gelbe Schafstelze wiederholt

brütend gefunden, jedoch die Bemerkung gemacht, dass es fast immer verspätet eingetroffene Exemplare waren, welche sich zum Brüten entschlossen. Aus anderen Gegenden Kärntens konnte ich über beobachtete Bruten keine sichere Nachricht erhalten und vermuthe, dass sie in Unter- und Mittelkärnten nicht Brutvogel ist, obwohl ihr zusagende Localitäten zur

(enüge geboten wären.

Der Herbstzug beginnt Ende August und hält den ganzen September hindurch an. Um diese Zeit pflegen sich die Schaf- stelzen länger in unseren Gegenden aufzuhalten, als dies im Frühjahre der Fall ist.

145. Budytes atricapillus Brehm. (Bud. nigricapillus Bonap. Mostacilla atricapilla Feldegg. Mot. melanocephala Savi.) Schwarzköpfige Schafstelze.

Kommt nach Leop. v. Hueber nur zu Zeiten auf der Wanderung aus Dalmatien, ihrem Vaterlande, nach Kärnten.

146. Budytes borealis Sundew. Nordische Schafstelze.

In Gesellschaft der gelben Schafstelze findet man hie und da ein oder einige Exemplare der nordischen Schafstelze, welche zunächst daran kenntlich ist, dass auf dem schwarzen Kopfe der weisse Streifen ober dem Auge fehlt. Sie ist kein regelmässiger Besucher Kärntens und darf als eine Seltenheit betrachtet werden. Das erste Mal beobachtete ich diese Stelze am 30. September 1884 auf den Hutweiden ober Kötschach, wo sich zwei Exemplare in Gesellschaft von Budytes flavus herumtrieben. Am 15. Mai 1889 beobachtete ich wieder ein Exemplar in der Nähe von Lavamünd. Möglich ist allerdings, dass die nordische Schafstelze in manchen Jahren übersehen wird, da sie stets nur in geringer Zahl erscheint und nicht besonders stark von der Gesellschaft absticht, in welcher sie zu reisen pflegt.

147. Anthus aquaticus Bechst. Wasserpieper.

In den ersten Tagen des Monats März pflegt der Wasser- pieper in Kärnten zu erscheinen, und zwar oft in grossen

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(sesellschaften. Diese halten sich mit Vorliebe an moorigen Stellen, stehenden Wasserlacken und feuchten Wiesen auf und huschen gerne an den Abzugsgräben, Canälen etc. herum. Hie und da erscheinen die ersten Vorboten auch schon Ende Februar, wenn gelindes Wetter vorherrscht. Durch einige Zeit hindurch verweilen sie in den Tieflagen, steigen allmälig höher in die Gebirge hinan bis hoch in’s Alpengebiet hinauf, wo man sie schon häufig beobachten kann, wenn die Balze des Birkhahnes im besten Zuge ist. Einmal fand ich ein Ge- lege schon am 27. April. Das Nest weiss dieser Pieper unter vereinzelt stehenden Büschen, unter den durch das alljährliche Verbeissen hexenbesenartig verwachsenen Jungfichten oder unter dem Krummholze recht gut zu verbergen, so dass es in vielen Fällen schwer zu finden ist. Besonders gerne macht sich das Paar in der Nähe der Alphütten zu schaffen, so lange dieselben noch nicht bezogen sind. Wo er nach dem Aufzuge der Hirten öfter verscheucht oder verfolgt wird, da zeigt er sich bald als ein überaus scheuer Vogel, während er dort, wo er keine Anfeindungen erfährt, gewöhnlich sehr vertraut wird und die Nähe des Menschen durchaus nicht meidet. In der Nähe der Zollnerhütte beobachtete ich ein Paar, welches sein Nest kaum zehn Schritte entfernt angelegt hatte, dort seine ‚Jungen grosszog und dieselben vor die Hütte brachte, sobald sie flügge geworden waren.

Der Wasserpieper vertheilt sich ziemlich gleichmässig über alle Alpenzüge des Landes, bewohnt die wellig ver- laufenden Rücken der Kor- und Saualpe, wie die kahl auf- strebenden Karawanken und die gesammten hohen Alpenzüge des ganzen Oberlandes. Wenn er auch fast nirgends gerade häufig vorkommt, so fehlt er doch in keinem Gebirgszuge gänzlich. Da oder dort findet er überall ein verstecktes Plätzchen, wo er sich ansiedeln kann. Den Sommer über schweifen die Alten und die fHügge gewordenen ‚Jungen auf den Alpentriften umher und drücken sich mit dem nahenden Herbste immer mehr thalwärts. Gegen Ende September oder zu Anfang October erscheinen sie in den Thälern, wo sie noch für einige Zeit an den Ufern der Bäche und Flüsse oder an sprudelnden Quellen ihren Aufenthalt nehmen. Ist der Herbst nur halbwegs günstig, so erfolgt der Herbstzug erst im No- vember, um welche Zeit man diese Vögel oft in grosser Anzahl beobachten kann. Sogar im December kann man noch einzelne verspätete Nachzügler bemerken. So bemerkt auch A. Zifferer in Klagenfurt, dass noch am 6. December 1886 ein gesundes, wohlgenährtes Exemplar bei Waidmannsdorf geschossen worden sei. Dieses Exemplar wäre, wenn es sein Verhäneniss nicht ereilt hätte, wahrscheinlich in jener Gegend

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überwintert. Vereinzelte Exemplare kann man jeden Winter beobachten, welche mit stoischer Ruhe unserem rauhen Klima Trotz bieten und im Frühlinge dann den Ankömmlingen aus dem Süden froh entgegen jubeln. Die Ueberwinternden sind fast ohne Ausnahme sehr wohlgenährte alte Vögel, darunter auch mehr Männchen als Weibchen. Nur ein einziges Mal habe ich unter den Ueberwinternden einen jungen Vogel ge- funden, welcher aber der Kälte erlegen war und verendet bei einer Quelle gefunden wurde. Nach P. Blasius Hanf ist der Wasserpieper d und © wohl nicht selten, brütet in den Alpen- regionen und hält sich im März und Ende October in den Niederungen auf.

148. Anthus pratensis Linn. \Wiesenpieper.

In Gesellschaft des Wasserpiepers oder sechs bis zehn Tage nach demselben pflegt auch der Wiesenpieper ein- zutreffen. Zieht er nicht in Gesellschaft anderer Pieper, so bildet er zumeist Flüge von 20, auch 30 oder 40 Stück und macht sich daher leicht bemerkbar, weshalb es mir un- erklärlich ist, dass L. v. Hueber diesen Vogel in seinem Verzeichnisse nicht anführte. Nach kurzem Aufenthalte eilt der Wiesenpieper gewöhnlich weiter. Als Brutvogel ist er nur sehr vereinzelt und nicht in jedem Jahre anzutreffen. Wird er je als solcher gefunden, so sind es regelmässig ver- spätete Wanderer, welche nicht mehr in grösserer Gesellschaft, sondern schon gepaart ankommen.

Am Herbstzuge erscheinen die Wiesenpieper wieder in der zweiten Hälfte October und Anfang November entweder in kleinen Flügen oder in Gesellschaft von Anthus aquaticus. Ungünstige Winde halten den Wiesenpieper nicht selten längere Zeit zurück. In diesem Falle bemerkt man an den Vögeln eine auffallende Unruhe ; tritt dann endlich eine gün- stige Brise ein, so sind mit einem. Schlage alle mitsammen verschwunden.

Bemerkenswerth erscheint mir, dass dieser Pieper sowohl am Frühjahrs-, als am Herbstzuge seit etwa zehn Jahren immer seltener zu werden beginnt. Da eine eigentliche Ver- minderung kaum denkbar ist, so möchte ich annehmen, dass er im Laufe der letzten Zeit zum Theile seine Zugsstrasse gewechselt hat, wie man dies ja auch hie und da bei anderen Vögeln bemerken kann. Ob dies in den häufigen, mit Schnee- fällen verbundenen Frösten im Frühjahre, den frühen Schnee- fällen im Herbste oder in anderen bis jetzt noch nicht hin- länglich erforschten localen Ursachen zu suchen sei, wage ich nieht zu entscheiden. In einem Theile der benachbarten Steiermark scheint ein ähnlicher Fall zu sein; wenigstens

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bemerkt Herr Baron Washington in Pöls im „ersten Jahresberichte (1882) des Comites für ornithologische Beob- achtungsstationen* Folgendes: „Seit 1875 im Beobachtungs- eebiete nicht mehr zu sehen; war früher auch Brutvogel.“ Ueber die Ursachen des Verschwindens hat sich dieser Beob- achter nicht geäussert.

149. Anthus cervinus Pall. (A. rufogularis Brehm.) Roth- kehliger Pieper.

Der rothkehlige Pieper .ist für unser Land ein sehr seltener Passant. Ich war daher nicht wenig erstant, als ich am 4. Mai 1884 nicht blos den Vogel bemerkte, sondern auch Nest und Gelege am Zusammenflusse der Gail und Valentin auffand. Eine Verwechslung ist hier absolut aus- geschlossen, da ich täglich das Paar beobachtete, oft in aller- nächster Nähe, es auch bei der Jungenpflege belauschte. So- bald die Jungen flügge waren, wurden sie zu den seichten Ufern der stehenden Wassertümpel geführt und waren dann nach wenigen Tagen verschwunden. Wahrscheinlich folgte die Familie dem Gailflusse abwärts und entschwand so aus meinem damaligen Beobachtungsgebiete. Bereits P. Blasius Hanf in Mariahof macht in der „Carinthia“, 1882, Nr. 10, 8. 252, „Zur Ornithologie Kärntens“ auf diesen Pieper aufmerksam, da bei ihm g und 2 sehr selten, wahrscheinlich aber auch in Kärnten vorkommt und in den letzten Tagen des April und Anfangs Mai sich an den Ufern seichter und stehender Gewässer im Grase herumtreibt. Von den übrigen Pieperarten ist er durch seinen eigenthümlichen Lockruf „biis“ leicht zu unterscheiden, da die übrigen Arten „ist ist“ haben.

150. Anthus arboreus Bechst. Baumpieper, „Ziepe“.

Um die Mitte des Monats April kann man gewöhnlich den ersten Gesang des Baumpiepers vernehmen. Der Zug ist sehr ungleichmässig; in manchen Jahren erscheint er zahl- reich und in Flügen, in anderen dagegen wieder spärlich und mehr vereinzelt oder in Paaren. Aehnlich verhält es sich mit dem Brüten desselben. Während er in einem Jahre ver- hältnissmässig häufig brütend gefunden wird, Kostet es in einem anderen Jahre wieder viel Mühe und die sorgfältigste Suche, wenn man ein Nest auffinden will. Im ersten Früh- Jahre bevölkert der Baumpieper die Thäler und Ebenen, steigt dann aber mehr in die Vorberge empor, wo er bewaldete (segenden zu seinem Aufenthalte wählt. Bis in die alpine Region scheint er nicht hinaufzusteigen, wenigstens habe ich ihn auf meinen zahlreichen Touren dortselbst nie bemerken können. Zu seinem Aufenthalte gibt er den Laubwäldern oder den gemischten Beständen den Vorzug vor dem Schwarzwalde,

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wird aber merkwürdigerweise hie und da auch in Gegenden gefunden, welche auf weitere Strecken keinen Wald, höchstens verkrüppeltes (ebüsch aufweisen und belebt diese öden Strecken durch seinen fröhlichen (sesang.

Das Nest steht auf der Erde, sehr gerne im wuchernden Heidekraut oder unter diehten Büschen, meistens recht gut verblendet. Beim Zufliegen zum Neste lässt sich das Weibchen förmlich niederfallen, wie wenn es betäubt worden wäre. Die Farbe der Eier variirt so sehr, dass man selten zwei Gelege auffinden kann, in welchen sich die Eier vollständig gleich sind.

(Gegen Ende August verlassen die Baumpieper ihr Brüte- gebiet und wandern langsam den niederen Vorbergen oder den Thälern zu, wo man sie dann in den Haferfeldern, Mais- und Kartofteläckern bemerken kann, wie sie sich lustig herum- tummeln, wie es scheint fast nur zum Spiele, da dieser Pieper seine Nahrung hauptsächlich am Boden aufnimmt. Wenn dann Ende September oder in der ersten Hälfte October die Wanderer aus den nördlicheren (Gebieten eintreffen, dann erfasst auch die einheimischen Vögel der Wandertrieb. Sie ziehen langsam und folgen dabei mit Vorliebe den Flussläufen, neben welchen sie sich besonders gerne auf den nassen Wiesen niederlassen, um auf denselben noch Nahrung zu suchen. Hierin liegt offenbar der Grund der sehr zerstreuten Zugsweise "reten während des Zuges kalte Nordwinde oder Schneefälle ein, dann beschleunigen sie ihre Reise und ziehen hie und da in grösseren (Gesellschaften weiter, ohne die sonst üblichen Auf- enthalte zu nehmen. Am Zuge erheben sie sich selten zu einem Fluge in grosser Höhe, sondern streichen meistens mehr niedrig dahin. Bei starkem Nebel ziehen sie stets tiefer als an trockenen, sonnigen Tagen.

151. Agrodroma campestris Bechst. (Anthus campestris Bechst.)

Brachpieper. -

Der Brachpieper besucht unser Land am Frühjahrszuge um die Mitte oder gegen Ende April und verräth seine An- kunft sehr bald durch den eigenthümlichen Gesang, welchen er öfter während des Fliegens ertönen lässt. Senkt er sich irgendwo zu einem vorübergehenden Aufenthalte, so geschieht es auf trockenen Hutweiden oder auf grösseren Kahlschlägen und wo solche nicht vorhanden sind, auf Aeckern, die er dann emsig nach Nahrung absucht, wobei er fleissig seinen Lockruf ertönen lässt. Er ist für Kärnten ein mehr seltener Zugvogel, der sich stets nur in wenigen Exemplaren beobachten lässt. In Oberkärnten ist er entschieden seltener, als in Unter- kärnten. Am sichersten trifft man ihn noch im Lavantthale,

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wo man ihn auf sandig trockenen, schwach mit Föhren be- wachsenen Hügeln zu erwarten hat, falls man seine Ankunft constatiren will. Brütend habe ich den Brachpieper nie ge- funden, auch nie eine bestimmte Nachricht hierüber erhalten können. Er verlässt unsere Gegenden regelmässig nach einem kurzen Aufenthalte. Er zieht vereinzelt oder in Paaren, je nachdem er früher oder später bei uns eintrifft.

Der Rückzug im Herbste erfolgt gegen Ende September und Anfang October. Um diese Zeit ist er etwas weniger selten, als im Frühjahre und besucht gewöhnlich wieder die nämlichen Plätze, an denen er im Frühjahre seine Rast- stationen gemacht hat. In manchen Jahren jedoch kann er in einem bestimmten Gebiete gar nicht beobachtet werden. Ob er in diesem Falle eine andere Zugsstrasse einschlägt oder ob er in bedeutender Höhe zuweilen ein T'hal überfliegt, muss ich dahingestellt sein lassen. Zweifellos habe ich auch beobachtet, (dass er ausnahmsweise auch in hellen Mondnächten zieht und dann den Tag über auf einer ihm jedenfalls schon bekannten Raststation verbleibt, da sich ausruhend und die nöthige Nahrung aufnehmend.

152. Corydalla Richardi Vieill. Sporenpieper.

Noch ungleich seltener als der Brachpieper pflegt unser Land der Sporenpieper zu besuchen. Er ist nicht bloss in Kärnten, sondern überhaupt in ganz Oesterreich-Ungarn eine Seltenheit. Die Nachrichten über die Beobachtung des Sporen- piepers sind in jedem Jahre selten; in einzelnen Jahren laufen aus der ganzen Monarchie gar keine Berichte über ihn ein. Am 26. October 1884 hatte ich das seltene Glück, zwei Exemplare im oberen Gailthale zu beobachten. Seitdem habe ich ihn nicht wieder bemerkt und glaube ihn daher zu den sehr seltenen Irrgästen rechnen zu dürfen. Von P. Blasius Hanf auch bei Mariahof beobachtet.

153. Galerida eristata Linn. (Alauda cristata 1.) Haubenlerche,

Kothlerche, „Schopflerche“, „Tschopferl“.

L. v. Hueber sagt in seimem mehrgenannten Ver- zeichnisse kärntischer Vögel von der Haubenlerche: „In Kärnten nicht heimisch ; erscheint jedoch alljährlich zur Zeit ihrer Wanderung aus dem nördlichen Deutschland.“ Ich hege durch- aus keinen Zweifel, dass diese Worte im ‚Jahre 1854, wo sie niedergeschrieben wurden, auch richtig gewesen sind, obwohl dies heutzutage entschieden nicht mehr der Fall ist. Die Haubenlerche ist für unsere heimische Ornis ein neuerer Ein- wanderer, der sich an den ihm besonders zusagenden Stellen heimisch niedergelassen hat. Von hohem Interesse ist das, was Dr. William Marshall in seinem Vortrage „Deutschlands

reg

Vogelwelt im Wechsel der Zeit“ von der Haubenlerche sagt: „Von ganz hervorragendem Interesse ist die Einwanderungs- geschichte der Haubenlerche (Galerida cristata) nach Mittel- Europa: sie ist ein häufiger Standvogel vom Fusse der chinesischen und mongolischen Gebirge, durch Turkestan (als eigene Localrace 6. magna Hum.), Persien, das transkaspische (Gebiet bis nach Südrussland, aber sie fehlt in Ostsibirien und wahrscheinlich bildet hier der Uralfluss, vielleicht schon die Wolga, die Ostgrenze. Von ihren südöstlichen Heimats- ländern ist sie auf drei, möglicherweise auf vier Einfallslinien nach Europa gekommen; vielleicht vor einigen Jahrtausenden schon auf der südlich von den Alpen gelegenen, von Bulgarien und Kleinasien um das Mittelmeerbecken herum bis zum atlantischen Ocean, und sie hat hier und aus ähnlichen Gründen, wie sie oben für die südlichen Racen des Haus- sperlings erwähnt werden, 'eine ganze Reihe von Racen (Arten der Speciesfabrikanten!) gebildet, die sich durch Färbung, Grösse, merkwürdigerweise auch durch Gesang und andere Tiebensgewohnheiten (z. B. setzt sie sich in Portugal, wo sie häufig ist, nach Rey gern auf Bäume, was sie hier zu Lande niemals thut!), sowohl unter einander, als von der cisalpinen unterscheiden. Von diesen Eindringlingen werden auch in diesem Falle die Exemplare der südlichen Steiermark (und ebenso sicher jene von Kärnten. D. Verf.) abstammen und die wenigen der Schweiz, in der die Haubenlerche nach Tschudi mehr den ärmeren Gegenden angehört und sich nur sehr vereinzelt in den milden Bergthälern Grau- bündens zeigt.

Die zweite Einfallspforte, die unser Vogel zur Ein- wanderung nach Westen wählte, ist so zu sagen das eiserne Thor, aber auf dieser Strasse ist er noch nicht sehr weit ddonauaufwärts gekommen: 1864 war er noch nicht bei Arns- dorf im Wienerwaldkreis, wo er aber schon sechs Jahre später anfing häufiger zu werden und 1879 tritt er häufig in der Umgegend Wiens auf.

Die dritte Einzugslinie könnte man die norddeutsche nennen, sie geht entlang der Oder, vielleicht auch eine vierte entlang der Weichsel und wendet sich dann westlich, um zunächst der Seeküste zu. folgen. Bei St. Petersburg fehlt die Haubenlerche noch, in Schweden und in England ist sie nur ein seltener Irrgast, im Schleswig’schen lässt sie sich nur im Winter, dann aber häufig sehen, brütet jedoch schon 1850 in Holstein, 1856 einzeln auf Sylt; seit 1820 tritt sie in Olden- burg auf, anfangs sehr selten, aber bereits 1853 ist sie sehr zahlreich. Seit 1840 ist der Vogel in der Priegnitz (Mark) häufig geworden und sieben Jahre später erschien er bei

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Seppenrade in Westphalen als Brutvogel. Am Ende des vorigen ‚Jahrhunderts war das Thier in ganz Thüringen nur Winter- gast und ist noch in Südthüringen nur während strenger Winter eine seltene Erscheinung, während sie im Nordwesten bei Schlotheim unweit Mühlhausen schon 1854 häufig brütete. Bei Neuwied fand er sich bereits 1841 als Brutvogel und 1878 war er bis Saarbrücken vorgedrungen.

Es ist die Haubenlerche in höherem Grade ein Steppen- thier als die übrigen von Südosten her vorgedrungenen Vögel und es ist eine sehr richtige Beobachtung, dass sie mit Vor- liebe den grossen Heerstrassen westwärts folgt und mit Vor- liebe in deren Nähe brütet, denn sie haben den ausgesprochenen Charakter so öder Steppen, wie die chinesische und mongo- lische sind. Aber gerade durch diese Gewohnheit hat der immerhin fremdartige, den Fahrwegen entlang trippelnde Vogel mit auffälliger Stimme und Kopfbefiederung die Auf- merksamkeit des Volkes auf sich gelenkt, dem auch sein plötzliches Erscheinen nicht entgangen ist, so glaubt in Thüringen der gemeine Mann, die Haubenlerche sei 1815 während der Freiheitskriege im Gefolge der Russen ein- gezogen, wie ja das auch Ähnlich von der Küchenschabe be- hauptet wird.

Südlich von einer Linie, die von Metz bis in die Leipziger Gegend gezogen wurde, scheint der Vogel in Deutsch- land nistend nicht gefunden zu werden: er fehlt wenigstens im Westerwald, bei Barchfeld im Werrathale und bei Neuburg in Schwaben; bei Klingenbad in Baiern, auch in der nörd- lichen und westlichen Schweiz bis Genf zeigt er sich nur im Winter.“

In Kärnten ist die Haubenlerche, unzweifelhaft von Steiermark aus, durch die Thalenge bei Unterdrauburg ein- gezogen, hat von Lavamünd aus zunächst das Lavantthal be- völkert und ist dann weiter dem Strassenzuge nach Westen gefulgt. Das Drauthal bevölkerte sie zur Zeit des Kisenbahn- baues und verpflanzte sich auch in das Gailthal. Im Ganzen und Grossen hat die Haubenlerche aber ihren zigeunerartigen Charakter noch nicht ganz abgelegt. In den Jahren 1873 bis 1880 war sie im mittleren Lavantthale ein häufiger Brut- und Standvogel, heutzutage ist es wieder eine Seltenheit, sie in der nämlichen Gegend noch brütend zu finden. Dagegen kommt sie im Winter häufig vor und rauft und schreit mit den Sperlingen um die Wette. Im oberen Drau- und Gailthale ist sie im der Mitte der Siebziger Jahre zum Standvogel ge- worden, ist aber seit sechs Jahren, als Brutvogel wenigstens. in auffälligem Abnehmen begriffen. Wo sie zur Zeit noch Standvogel ist, verbreitet sie sich nicht gleichmässig über

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eine Gegend, sondern bildet oft scharf abgegrenzte Inseln. In einem Dorfe und dessen Umgebung brütet sie, während im Nachbardorfe kein einziges Paar zu erblicken ist. Im Liesachthale fehlt sie bis heute noch gänzlich. Sie ist demnach nicht in ganz Kärnten Stand- und Brutvogel, sondern nur in einzelnen Theilen und grösseren Landstrichen, bildet aber schon ein ganz ansehnliches Contingent.

Im November, oft auch erst im December kommen zahl- reiche Zuzügler aus den nördlicheren Gegenden, um in Kärnten ihren Winterstand zu nehmen. Hiebei kommen sie allerdings da und dort in abgelegene Winkel und enge Thäler, halten sich aber in der Hauptmasse in der Nähe der Hauptverkehrs- strassen und Eisenbahnlinien. Die Futterplätze und Ablade- stellen haben sie bald herausgefunden und bleiben gern in der Nähe derselben. Da sie sehr schnell mit den Menschen vertraut werden, nehmen sie auch gerne in Wirthschaftshöfen und Meiereien für einige Monate Quartier und theilen mit den Sperlingen die verschiedenen Abfälle. Erschien, wie fast all- jährlich beim ersten Schneefalle, nach A. Zifferer Anfang October 1886 bei trübem, regnerischem Wetter zum ersten Male in der Stadt. Gegen Ende Februar, wenn die Sonnen- strahlen wieder etwas intensiver zu wirken beginnen, brechen die Wintergäste in aller Stille wieder auf, um weiter nach Norden zu wandern.

Unter den Haubenlerchen von normaler Farbe findet man ab und zu Exemplare mit schöner Isabellfärbung.

154. Lullula arborea Linn. (Alauda arborea L., Al. nemorosa

(mel.) Heidelerche, „Lerch“, „Waldlerch“.

Zwischen Mitte März und Mitte April ist die Zeit, in welcher uns die Heidelerche mit schmetterndem Gesange ihre Ankunft verkündet. Sie erscheint gewöhnlich nicht besonders zahlreich, nimmt gern in den Wäldern der Ebene oder in Vorhölzern ihren Stand und singt häufig bis tief in die Nacht hinein. Ihre Verbreitung in Kärnten ist eine ziemlich un- regelmässige. Sie steigt nicht hoch in’s Gebirge hinauf, hält sich vielmehr in heidenartigen Ebenen, in niederen Schwarz- wäldern und in den Vorbergen auf, wenn sie den ganzen Sommer über bei uns verbleibt. Als Brutvogel ist sie nirgends im Lande häufig. Am liebsten brütet sie in verlassenen Kahl- schlägen oder in den mit Heidekraut dicht bewachsenen Berg- lehnen, sowie auf den heidenartigen :Flächen der Ebene. Ihr Nest weiss sie so vortrefflich zu verstecken, dass man dasselbe nur sehr schwer auffindet.

Der grösste Theil der im Frühlinge erscheinenden Wanderer setzt nach kurzem Aufenthalte seine Reise weiter fort; die Plätze, an denen sie ihren vorübergehenden Auf-

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enthalt nimmt, hält sie so regelmässig ein, dass man sie förmlich an denselben erwarten kann. Treten jedoch sehr be- deutende Veränderungen, wie grössere Kahlschläge etc., ein, so wählen sich die Wanderer eine andere Stelle zum Einfalle. (ar nicht selten fällt die Ankunft der Heidelerche in die erste oder zweite Stunde nach Mitternacht. Ich habe öfters beob- achtet, dass sie um diese Zeit erschienen und die ihnen jeden- falls wohlbekannte (segend mit lauten Rufen begrüssten. Auch in der Morgenfrühe pflegen sie oft einzutreffen, seltener zu späteren Stunden des Tages. Einen Einfall am Abende habe ich nur ein einziges Mal im Lavantthale beobachten können.

Der Herbstzug fällt ziemlich regelmässig in die Mitte October. Sind warme, sonnige Tage, so nehmen die Wanderer einen mehrtägigen Aufenthalt. Weht dagegen schon ein frischer Nord oder kommen gar schon Schneefälle, dann sind alle mit einem Schlage verschwunden. Am Zuge folgt sie fast ausnahmslos der Drauebene durch das ganze Land von Ober- bis Unterdrauburg.

155. Alauda arvensis Linn. Feldlerche, „Lerchl*.

Die Feldlerche ist einer der ersten Frühlingsboten und wird daher stets mit lebhafter Freude begrüsst. Häufig erscheint sie schon Ende Februar. In Unter- und Mittelkärnten kommt sie gewöhnlich früher an, als in Oberkärnten, wo gegen Ende Februar sehr häufig noch wilde Schneestürme toben, daher (lie Ankunft in einzelnen Jahren sehr verschieden ist. Nach- stehende Beobachtungen aus (dem oberen (ailthale mögen die Zeitunterschiede zeigen:

Jahr: Ankunft: zu:

1878 6. März Ss. October 1579 24. Februar 30. September 1880 28. 3 25. October 1881 Ss. März 20.

1882 I fg 19. dis 19. September 1883 24. April 15. October 1884 6. und 15. Februar 12. a

1385 6. März 20. 4

1886 25. Februar 18. =

1587 28. 4 14. a

1888 19. März 17. ei

In einzelnen Jahren fallen in den Monat März, namentlich im oberen Drau-, Möll- und Gailthale noch anhaltende Schnee- stürme, welche die armen Frühlingsboten zu einem temporären Rückzuge zwingen. In diesem Falle ziehen sie jedoch nur 30 weit zurück, bis sie aus der Sturmzone hinauskommen und

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dringen wieder vorwärts nach ihrem erkorenen Gebiete und lassen trotz des noch lagernden Schnees recht lustig ihre frohen Lieder hoch aus den Lüften ertönen.

Die Verbreitung der Feldlerche ist eine ungleichmässige im ganze Lande und beschränkt sich hauptsächlich auf die (Gebiete des Getreidebaues. Höher hinauf steigt sie nur in sehr seltenen Fällen. Sie ist ein ausgesprochener Vogel der (Getreidezone. Je intensiver und ausgebreiteter der Ackerbau ist, desto häufiger kommt die Feldlerche vor. Dem entsprechend ist sie in Unterkärnten ungleich häufiger, als in den oberen Theilen des Landes, wo der Getreidebau schon ein be- schränkterer wird. Das Lavantthal, das Krappfeld, die Kla- senfurter und Villacher Ebene sind die Gegenden, in denen man die Feldlerche am allerhäufigsten beobachten kann. Wenn da Hunderte von Lerchen jubilirend durch die Lüfte wirbeln, dann weitet sich das gepanzertste Herz und öffnet sich den Eindrücken des Frühlings.

In der Getreidezone ist die Feldlerche überall Brutvogel und erfreut sich eines anerkennenswerthen Schutzes von Seite des Landmannes. Auch ist die Speculation zum Glücke noch nicht so weit herangediehen, dass die frohen Frühlingsverkünder gefangen und auf den Markt gebracht werden, wie dies trotz Vogelschutzgesetz noch in mehreren T'heilen von Oesterreich und Deutschland geschieht. Sie erfreut sich so zu sagen einer unbedingten Schonung. Nur an den Plätzen, an welchen die italienischen Arbeiter ihre rauchigen Barracken aufgeschlagen haben, ist sie argen Verfolgungen ausgesetzt.

Der Abzug erfolgt, wie obige Tabelle zeigt, in den meisten Jahren im October, ist von den herrschenden Witterungsverhältnissen abhängig und wird gewöhnlich in grösseren Flügen ausgeführt, kann daher unschwer beobachtet werden. Hie und da verspäten sich auch einzelne Exemplare und fristen sich armselig fort oder gehen elend zu Grunde. Präparator A. Zifferer'schreibt im „fünften Jahresberichte“, dass am 15. November noch ein halbverhungertes, abgemattetes Exemplar bei Ehrenbichel gefangen worden sei.

156. Melanocorypha calandra Linn. Kalanderlerche.

Die Kalanderlerche ist ein unregelmässiger und seltener Besucher Kärntens.. Im Sommer 1883 erhielt ich von einem Vogelfänger zwei junge ihm und mir unbekannte Vögel. Iclı zog dieselben mit vieler Sorgfalt gross und hatte die Freude, constatiren zu können, dass es Kalanderlerchen waren. Was da ein Paar veranlasst haben mochte, in unseren Gebieten zu brüten, bleibt mir unerfindlich, denn wir können diesen Vogel unbedingt nicht zu den heimischen Brutvögeln zählen.

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Am 16. Mai 1884 erschienen abermals einige Exemplare im oberen Gailthale, verschwanden aber nach kurzem Auf- enthalte aus dem Beobachtungsgebiete. Seit dieser Zeit habe ich die Kalanderlerche nicht mehr beobachtet, auch von ander- wärts nie eine Kunde über ihr Eintreffen erhalten. Wir dürfen, was unser Land betrifft, die Kalanderlerche zu den sehr seltenen Irrgästen zählen.

157. Calandrella brachydactyla Leissl. Kurzzehige Lerche.

Wie die Kalanderlerche, so gehört auch die kurzzehige lerche zu den seltensten Erscheinungen in unserem Lande. Am 4. Mai 1884 hatte ich das Glück, mit einem Schusse zwei Exemplare zu erlegen, nachdem ich dieselben durch längere Zeit beobachtet, aber nicht sicher erkannt und mithin des sicheren Erkennens wegen geopfert hatte. Früher und auch später habe ich sie nicht wieder beobachtet. P. Blasius Hanf führt selbe auch von Mariahof an.

158. Phileremos alpestris Linn. (Otocorys alpestris Bonap.)

Alpenlerche.

Die Alpenlerche gehört zu den wenigen Vögeln, welche am Frühjahrszuge ihren Cours direct von Süden nach Norden nehmen, wenigstens soweit dies Kärnten betrifft. Sie kommt im Frühjahre gewöhnlich in grossen Flügen, überfliegt wahr- scheinlich in einem Zuge die weite italienische Ebene und fällt dann ermattet in den carnischen Alpen ein, wo sie ge- wöhnlich eine längere oder kürzere Raststation macht, je nach- dem die Witterung günstiger oder ungünstiger ist. Ein Lieblingsplatz für die temporäre Niederlassung ist das Plateau am Zollner. Hier fallen sie oft so ermattet ein, dass man die Vögel beinahe ergreifen kann. Nach dem Aufenthalte erheben sich die Vögel wieder hoch in die Luft und steuern weiter direct nach Norden. Ihr Flug ist so hoch, dass man sie vom Thale aus unmöglich bemerken kann. Hierin mag auch der Grund liegen, warum die Alpenlerche so selten beobachtet wird. Am Rückzuge ist sie auch in den carnischen Alpen weit seltener, als im Frühjahre zu bemerken.

VIII. Ordnung: Crassirostres. Dickschnäbler.

159. Miliaria europaea Swains. (Kmberiza miliaria L) Grau- ammer.

Der Grauammer ist ein in der Ansiedlung begriftener Vogel. Ueber die Einwanderung desselben nach Europa sagt Dr. William Marshall in „Deutschlands Vogelwelt im Wechsel der Zeit“ Folgendes: „Gleichfalls der Cultur und speciell dem Getreide- und Kleebau folgend, dringen von

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Osten der melancholische Grauammer und der wohlschmeckende (sartenammer nach Westen vor, aber, da sie einen weniger guten Kampf um das Dasein zu kämpfen scheinen, sich auch nicht in so hohem Grade an den Menschen anschliessen können, mit einem Worte nicht so unverschämt sind, wie der Spatz, so haben sie es auch noch nicht so weit gebracht, wie dieser. Beide Vögel scheinen in Mitteleuropa zuerst in das nördlich zelegene Flachland, und zwar der Grauammer nicht ganz so weit nördlich wie der Ortolan, später erst in das südlichere Bergland eingewandert zu sein; in Südrussland und Westasien sind beide Ammern gemein und hier wird wohl auch die Stelle ihres Ursprunges sein; in Westgothland ist 1851 der (artenammer noch selten, während der Grauammer fehlt, auch sechs Jahre später ist dieser noch nicht vorhanden, obgleich der Ortolan ein häufiger Brutvogel geworden ist, beide Arten sind aber einige Jahre vorher in dem nur wenig südlicher gelegenen Schonen durchaus nicht selten. 1837 kommt Em- beriza miliaria in Grossbritannien zahlreich vor, während Emb. hortulana als Brutvogel noch vermisst wird und ganz so ist es 20 Jahre später auf Sylt.

Zu Bechstein’s Zeit, gegen Ende des vorigen Jahrhundertes, nistete noch kein Grauammer in Thüringen, aber wohl schon bei Berlin; 1840 brütete er zuerst im nordöstlichen Thüringen im Saalthal bei Naumburg, 1855 bei Schmölln, 1846 ist er von hier südwestlich bereits bis Gera vorgedrungen; im Münsterlande hat er sich seit Anfang der Siebziger Jahre, seit dem Verschwinden der Wallhecken, niedergelassen und vermehrt sich mit jedem Sommer, und seit 1879 erst erscheint er bei Feldrom im Teutoburger Walde, obwohl er 25 Jahre früher schon bei Neuwied am Rhein brütete. In Böhmen ist er, wahrscheinlich auf einer anderen Strasse, nämlich von Ungarn herauf der Donau entlang und von dieser seitlich durch das March- und Moldauthal zur Elbe vordringend, seit 16 Jahren häufig und seit 1879 zeigt er sich bei Wien massenhafter als Haus- und Feldsperling. Vor 50 Jahren brütete er noch nicht in Schwaben und der nördlichen Schweiz.“

Die dem Laufe der Donau folgenden Einwanderer theilten sich offenbar am Zusammenflusse der Drau und oceu- pirten zunächst Untersteiermark und gelangten im weiteren Verlaufe nach Kärnten. Wann diese Einwanderung vor sich sing, lässt sich nicht mehr feststellen. L. v. Hueber be- trachtete jedoch den Grauammer schon als heimischen Vogel. Trotz der langen Anwesenheit hat er sich aber noch nicht ganz vollständig im Lande eingebürgert. In Unter- und Mittel- kärnten schon lange heimisch, hat er sich doch erst seit zehn

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Jahren mehr in dem westlichen Oberkärnten verbreitet, zeigt aber seine Wandernatur noch dadurch, dass er Gegenden, welche er zwei bis drei Jahre bewohnte, plötzlich wieder verlässt und in einer anderen Gegend auftaucht, wo er früher fehlte. Im Drauthale war er schon 1875 ein, wenn auch nicht sehr häufiger Brutvogel, während er das Gailthal erst 1887 spärlich besiedelte und dort brütete. Doch bewohnt er das Land durchaus nicht gleichmässig, sondern ist in einzelnen stärkeren oder geringeren Colonien inselartig eingesprengt. Sein erklärter Feind scheint der Feldsperling zu sein, wenigstens beobachtete ich, dass er eine zweijährige Colonie verliess, als der Feldsperling in grösserer Anzahl auftrat und sich heimisch machte.

Als Durchzügler ist der Grauammer häufiger, wenn er auch nicht zu den allgemeinen Erscheinungen gerechnet werden darf. Der Frühjahrszug fällt in die zweite Hälfte April, der Herbstzug gegen Ende September oder Anfang October. Es wäre von Interesse, noch weitere genaue Nachrichten über die Brütestellen in Kärnten zu erhalten, um auf Grund des bereits vorhandenen und des noch neu hinzukommenden Materials ein genaues Bild über die heimische Verbreitung des Grauammers entwerfen zu können. Ich würde jede ver- lässliche Mittheilung mit besonderem Danke entgegennehmen. 160. Emberiza citrinella Linn. Goldammer, „Ammer“, „Am-

mering“.

Der Goldammer ist ein allgemein bekannter und über ganz Kärnten verbreiteter Stand- und Brutvogel, der nahezu so gemein ist, wie der Sperling. Er bewohnt die abgelegensten Thäler, steigt auch an manchen Orten bis über die colline Region hinauf. Da er sich sehr häufig in Gesellschaft des Sperlings befindet, hat er sich auch schon manche seiner Un- arten angeeignet.

Schon um’ Mitte April beginnt der Goldammer seinen Nestbau und mit oder gegen Ende Mai ist auch schon die erste Brut flügge geworden. Dieser folgt binnen kurzer Zeit eine zweite Brut, in selteneren Fällen sogar noch eine dritte. Sein Aufenthalt ist um diese Zeit der Wald oder von zalıl- reichen Gebüschen besetzte oder berandete Wiesen und Hut- weiden. Zur Brütezeit ist er etwas scheuer und vorsichtiger, als im übrigen Theile des Jahres. Wenn das Getreide seiner Reife entgegengeht, besucht er gerne die wogenden Getreide- felder und treibt sich in Gesellschaft des Feldsperlings herum. Die Jungen der ersten Brut halten schon ihre Nachtruhe auf den Feldern, während die Alten noch fast immer im Walde übernachten. Viele der am Boden schlafenden Vögel werden eine Beute des Uhus und der Sumpfohreule, welche beide

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gerne an offenen Plätzen nächtliche Nachsuche halten, so nahe am Boden vorbeihuschen, dass sie mit ihren Schwingen die (rasbüschel streifen und damit die darunter schlafenden Ammern herausschrecken. Am Tage fallen viele dem herum- saunernden kleinen und grossen W iesel zur Beute. Zur Nacht- zeit wird ihnen auch wieder der TIltis eefährlich, der mit vielem Geschicke ihre Schlafplätze aufzuspüren weiss.

Gegen den Herbst hin schaaren sich die Goldammern etwas mehr zusammen, streifen über die Fluren und Felder, ziehen sich aber näher den Ortschaften, sobald der Spätherbst mit rauhen Winden und Schneegestöber heranrückt. Im Winter machen sie sich in den Gärten und in den Ortschaften selbst heimisch und gewöhnen sich sehr rasch wieder an die Gesellschaft des Menschen. Im strengen Winter, wenn sie vollauf mit der harten Nahrungssuche beschäftigt sind, wenn tiefer Schnee Au, Feld und Wald bedeckt, der Tisch für alle Vögel sehr spärlich wird, dann fangen nicht selten Elstern und Rabenkrähen die nach Nahrung herumhüpfenden Gold- ammern weg unter dem lauten Schelten des Gassenbuben Spatz, welcher bei all’ seiner unverschämten Keckheit doch noch immer vorsichtiger als der Goldammer ist und meistens entwischt, während dieser zur sicheren Beute wird. Bei Kla- senfurt nach A. Zifferer Brut- und Standvogel.

161. Emberiza cia Linn. Zippammer.

Von dem Zippammer sagt L. v. Hueber in seinem mehrgerannten Verzeichnisse: Mehr in gebirgigen, als in ebenen Gegenden auf Hecken und Bäumen. Nest unter Büschen an der Erde, mit vier bis fünf schmutzig bräunlichen, mit schwarzen Flecken marmorirten Eiern.“ Ich bin im Zweifel, was ich aus diesen Worten schliessen soll. Betrachtete er den Zippammer als Brutvogel oder nicht ? Fast möchte man auf das erstere schliessen, aber dann wäre es mir unerfindlich, wie und warum sich die Sache seit nicht ganz vierzig Jahren so geändert haben sollte. Ich konnte ihn als Brutvogel absolut nirgends. in Kärnten constatiren, muss ihn vielmehr, wenigstens nach meinen eigenen Erfahrungen, als einen seltenen Durch- zügler bezeichnen, der stets nur in geringer Anzahl und dazu nicht einmal in jedem Jahre beobachtet werden kann. P. Blasius Hanf, dessen Beobachtungsgebiet doch sehr viel Aehnlichkeit mit manchen Gegenden Kärntens hat, nennt den Zippammer ebenfalls einen seltenen Passanten und besitzt in seiner hochinteressanten Sammlung nur ein einziges Exemplar.

Ich erbeutete ebenfalls nur ein einziges Stück, und zwar am 24. November 1884. Dasselbe ist ein Weibchen und hat folgende Masse:

Länge 1... een, Eee Klügelänge?2732..2, 177: 12019:06% Sehwanzlängpit . a... ge ARSEB ala Sa ERDE Schnabellänge . I

Mein Exemplar ist somit bedeutend stärker, als jenes, von welchem B. Schia vuzzi aus Monfalcone die Messungen angibt. Der genannte Beobachter führt von einem erlegten Paare, Männchen und Weibchen, im „II. Jahresberichte 1883 des Comite für ornithologische Beobachtungsstationen“ fol- sende Grössenverhältnisse an:

? Jg Banee el e 0, 10a N 11 = Re er Ra 3 DES ET Schwanz ENT a RE ER EN Mn Varsns 2°. .0 DEN AR SS Schnabel 4 Je N De

Nach den bis jetzt erschienenen „Jahresberichten* ist der Zippammer in den meisten Theilen Oesterreichs eine ziemlich seltene Erscheinung.

162. Emberiza hortulana Linn. Gartenammer.

Der Gartenammer ist wie der Grauammer in einer langsam vor sich gehenden Einwanderung begriffen. IL. von Hueber hat diesen Vogel in seinem „Verzeichnisse“ nicht aufgeführt, während er den Grauammer schon als kärntischen Vogel kannte. Aus diesem zu schliessen müsste die Ein- wanderung des Gartenammers erst seit den Fünfziger Jahren erfolgt sein. Ueber die Einwanderung dieses Vogels entwirft Dr. William Marshall in „Deutschlands Vogelwelt im Wechsel der Zeit“ folgendes Bild: „Der Gartenammer war 1835 bei Berlin, Potsdam und Charlottenburg schon ein häufiges Thier, fehlt jedoch noch im Anhalt, aber bereits zwölf Jahre später ist er bei Zerbst keine Seltenheit mehr; 1885 wird constatirt, dass er in Oldenburg von Jahr zu Jahr zunimmt. Bei Frankfurt a. M. und bei Mainz wird er 1853 noch ver- misst, doch haben sich einzelne Pärchen schon im Odenwalde angesiedelt; um dieselbe Zeit ist er in der Lausitz schon gemein, kommt aber vier bis sechs Jahre später erst nach Böhmen. Südlicher scheint er noch vollkommen zu fehlen, wenigstens in der Schweiz und Schwaben war er vor 50 Jahren nicht vorhanden, bei Wien auch 1879 noch nicht. Es verdient darauf hingewiesen zu werden, dass der Ortolan bisweilen sporadisch in einer egend als Brutvogel auftritt, um dann wieder auf eine Reihe von Jahren zu verschwinden, eine Thatsache, die auch dafür spricht, dass der Vogel in unserer

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Fauna noch ein Neuling ist und noch nicht so recht festen Fuss gefasst hat. In Südeuropa sind beide Vögel (Garten- und Grauammer) weit zahlreicher und weit allgemeiner, bis an die Gestade des atlantischen Oceans verbreitet, also wohl auch früher eingewandert. Von diesen südlichen Einwanderern dürften, ausser den zahlreichen Exemplaren der Provence, die bei Genf, in Südtirol und Südsteiermark brütenden ab- stammen.“

Die Vertheilung dieses Vogels in Oesterreich ist noch heutzutage eine sehr eigenthümliche. Als Brutvogel findet er sich in einzelnen T'heilen von Böhmen, Niederösterreich, Süd- tirol, Croatien, Dalmatien und Siebenbürgen, jedoch nicht in allgemeiner Verbreitung, sondern sporadisch in einzelnen (segenden eingestreut, gleichsam Inseln bildend. Auch in Süd- steiermark ist er als Brutvogel keineswegs häufig, sondern nur auf wenige Localitäten beschränkt. Als blosser Durch- zügler wird er gegenwärtig notirt in Vorarlberg, Tirol, Salz- burg, Obersteier (P. Blasius Hanf in Mariahof nennt ihn sogar einen seltenen Passanten), Mähren, wo er 1886 zum ersten Male bei Oslavan erschien und auch in einigen Theilen von Siebenbürgen.

In Kärnten ist er jedenfalls vor kurzer Zeit erst ein- gewandert. Leider ist sein erstes Erscheinen nicht mehr eruirbar, aber sein spärliches Vorkommen, sowie die Un- beständigkeit in den Aufenthaltsorten zeichnen ihn deutlich genug als Neuling. Im Jahre 1882 beobachtete ich den Garten- ammer noch ausschliesslich als Durchzügler, im Sommer 1884 aber fand ich ihn in mehreren Paaren brütend im oberen Gailthale; 1885 erhielt ich ein Gelege auch aus dem Drau- thale. In den Siebziger Jahren war er noch in beiden Thälern unbekannt. Die Brüteplätze im oberen Gailthale hat er jedoch schon wieder im Jahre 1837 aufgegeben und ist 1885 wieder nur als Durchzügler in wenigen Exemplaren erschienen. Auch im Jahre 1839 habe ich den Vogel in Unterkärnten (Miess- und Lavantthal) nur als Durchzugsvogel: constatiren können.

Als Durchzügler kommt er im Frühjahre Ende April oder Anfangs Mai an und setzt seine Reise rasch fort, kann daher leicht übersehen werden. Um die Mitte September findet man den Gartenammer schon wieder am Rückzuge, wobei er sich jedoch weniger, als im Frühjahre beeilt.

163. Schoenicola schoeniclus Bonap. (Emberiza schoenielus L.) Rohrammer, „Rohrspatz“. L. v. Hueber sagt in seinem „Verzeichnisse“ vom Rohrammer: „In Hecken, die an Teichen liegen, in Rohr und Binsen der Flüsse, Seen und Teiche. Nest in den Wurzeln

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der Weidenbüsche oder im Grase, mit vier bis fünf graulich weissen Kiern mit braunen Flecken und winkligen Strichen.“ Auch hier weiss man wieder nicht, ob er den Rohrammer als Brutvogel angegeben haben will oder nicht. Trotz eifriger Nachforschungen ist es mir bis jetzt noch nicht gelungen, den Rohrammer als Brutvogel in Kärnten zu constatiren, muss ihn daher bis zur Erlangung unzweifelhafter Beweise nur als einen Durchzugsvogel betrachten.

Am Zuge erscheint der Rohrammer gewöhnlich um Mitte März, meistens vereinzelt, selten in grösserer Gesellschaft. Er wählt moorige Gegenden, riedartige Wiesen oder Flussufer, welche mit Schilf und Rohr bewachsen sind, zu seinem vor- übergehenden Aufenthalte. Er klettert mit grosser Behendigkeit in den Rohrstengeln, setzt sich auf die Spitze derselben und lässt munter seinen etwas einförmigen Gesang ertönen, welcher serade nicht so unangenehm ist, um das Volksspriehwort zu rechtfertigen: „Der schimpft wie ein Rohrspatz“. Nach kurzem Aufenthalte setzen die Rohrammern ihre Reise fort.

Im Herbste erscheint der Rohrammer wieder zwischen Anfang und Mitte October, hie und da in grösserer Zahl als im Frühlinge, mitunter aber auch noch spärlicher. Im Ganzen und Grossen kann man ihn einen unregelmässigen Durchzügler nennen, obwohl er gänzlich kaum in einem Jahre ausbleibt, aber manchmal so spärlich erscheint, dass er sehr leicht über- sehen werden könnte. Im Herbste ist für einige Tage sein Lieblingsaufenthalt das Maria Saaler Moos, wo man ihn zur Zugszeit alljährlich am sichersten finden und beobachten kann. P. Blasius Hanf erwähnt in der „Carinthia* 1882, S. 253, auch Schoenicola (Emberiza) pyrrhuloides Pall. (Emb. palustris Ant.) von Mariahof, welche Ammer sich fast nur durch den dieken Schnabel von der gewöhnlichen Rohr- ammer unterscheidet.

164. Schoenicola intermedia Mich. Mittlerer Rohrammer, dick- schnäbeliger Rohrammer.

Am 20. October 1884 erbeutete ich ein Männchen und ein Weibchen dieses als selten geltenden Ammers. Bei der fortgesetzten Aufmerksamkeit, w elche ich ihm fortan widmete, gelang es mir noch öfter, denselben am Zuge zu beobachten. Seine versteckte Lebensweise, sowie der Umstand, dass er mit der vorigen Art verwechselt werden kann, entziehen ihn vielleicht sehr oft der Beachtung. Wenn man indess auf den

tuf hört, welcher sich ganz markant von jenem des Rohr- ammers unterscheidet, wird man nicht Gefahr laufen, die beiden Vögel mit einander zu verwechseln.

Im Frühlinge habe ich den mittleren Rohrammer nur ein einziges Mal beobachtet, und zwar auf dem Maria Saaler

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Moose. Nimmt er im Frühjahr einen anderen Cours, oder durch- eilt er das Land so schnell, dass man seine Anwesenheit, respective Durchreise gar nicht bemerkt? Ich könnte weder das Eine noch das Andere mit Sicherheit behaupten, muss daher die Frage often lassen. Ich weiss nur mit Bestimmtheit, dass er am Herbstzuge, welcher zwischen den 15. und 30. Oc- tober fällt, öfter als im Frühjahre beobachtet werden kann. Alljährlich indess erscheint er in unseren Gebieten nicht und bleibt für uns immerhin ein seltener Vogel, der aber gerade deswegen eine besonders aufmerksame Beobachtung ver- dient.

165. Plectrophanes nivalis Linn. Schneesporenammer.

Ueber diesen Vogel schreibt L. v. Hueber in seinem „Verzeichnisse der kärntischen Vögel“: „Ist nicht heimisch in Kärnten, sondern kommt in strengen und schneereichen Wintern aus dem Norden, wohin er im April wieder zurück- kehrt.“

Ich muss leider gestehen, dass ich nie das Glück hatte, diesen, nicht bloss für Kärnten, sondern für ganz Oesterreich sehr seltenen Vogel selbst beobachten zu können. Nichts- destoweniger will ich das zeitweise Vorkommen des Schnee- sporenammers in Kärnten nicht in Abrede stellen und glaube obenstehender Notiz ihre Berechtigung zusprechen zu dürfen. Solche Vögel erscheinen oft einmal oder auch öfter nach- einander, bleiben aber dann nicht selten wieder eine lange Reihe von Jahren gänzlich aus, bis sie wieder von Ver- hältnissen, welche bis jetzt noch nicht vollständig erforscht sind, gezwungen werden, unsere Breiten aufzusuchen.

Bei einem eventuellen späteren Wiedererscheinen sollte es sich jeder beobachtende Vogelfreund zur Pflicht machen, seine Wahrnehmungen bekannt zu geben. Am 26. Februar 1885 wurde in der Nähe vom „Jahrmarkt“ bei Klagenfurt ein Schneesporenammer von einem ganzen Zuge lebend ge- fangen und von Präparator A. Zifferer im Käfig längere Zeit am Tieben erhalten.

166. Montifringilla nivalis Chr. L. Br. (Fringilla nivalis Linn.)

Schneefink, „Alpenspatz“.

Schon L. v. Hueber kannte den in Oesterreich-Ungarn nicht häufig vorkommenden Schneefinken als kärntischen Vogel. Ob er ihn als Brut- oder Standvogel bezeichnet wissen will, geht aus seinen Worten allerdings nicht hervor, doch vermuthe ich, dass er ihn mindestens als Brutvogel ansah. Dieser Vogel ist so ziemlich über alle Hochgebirge Kärntens verbreitet,. aber sehr unregelmässig, da er in dem einen (sebirgszuge nur selten vorkommt, während er in einem -

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anderen wieder eine ziemlich gewöhnliche Erscheinung ist. Am häufigsten findet er sich in den wilden Gebirgen Öber- kärntens, wo er die grauen Steinkare und weiten Felsen- wildnisse bewohnt und von den scharfen Felskanten herunter sein einfaches Liedchen ertönen lässt, wodurch er dem Alpen- wanderer seinen Aufenthalt verräth.

Im April schreitet der Schneefink zur Paarung und vertreibt sich einige Zeit hindurch mit verliebten Spielen die Frühlingstage. Mitte Mai ist gewöhnlich das Nest fertig, welches in Ritzen und Felsenspalten vorsorglich geborgen ist. Hat einmal das Eierlegen begonnen, so entfernen sich die besorgten Gatten nicht mehr weit von dem Neste. Wenn die Jungen flügge geworden sind, schlagen sich oft zwei, drei oder noch mehr Familien zu einem Fluge zusammen und (durchstreifen in (Gesellschaft zigeunerartig das Alpengebiet. Kommt der Herbst mit den ersten Schneefällen, dann lassen sie sich etwas in die Tiefe drücken, wo es ihnen noch möglich ist, Grassamen und dergleichen aufzulesen. Im strengen Winter kommen sie gerne zu den in den Alpen zerstreut stehenden Sennhütten, dringen auch in dieselben, um dort wo möglich irgend ein Krümchen aufzufinden. Als ich einmal zu Anfang Jänner eine hochgelegene Alphütte besuchte, stoben über fünfzig Schneefinken durch die Oeffnungen unter dem Dache hinaus. Nach allen vorhandenen Zeichen zu schliessen, musste die Gesellschaft für längere Zeit da ihren Aufenthalt ge- nommen haben. Wo im Alpengebiete die bekannten Heuschober stehen, da geben sie sich ebenfalls ein Stelldichein, klettern und schlüpfen an denselben herum, um die verschiedenen Sämereien aufzulesen. In den carnischen Alpen kommt es sehr oft vor, dass die Heuzieher die Schober förmlich von den Schneefinken belagert finden und während des Auflegens von denselben umflattert werden. Mehrere Male brachten mir diese Burschen solche Vögel mit, welche sie mit den Hüten ge- fangen hatten. In manchen Jahren kommen im Spätherbst und Winter zahlreiche Zuzügler, welche wahrscheinlich aus dem benachbarten Tirol für einige Zeit bei uns einwandern. So lange es nur halbwegs möglich ist, halten sich die Schnee- finken im Alpengebiete und erst, wenn es ihnen absolut un- möglich wird, die nothwendige Nahrung zu finden, kommen sie in die Baumregion, wohl auch ganz in die Thäler herunter. Der Hunger macht sie so dreist, dass sie schwarmweise wie die Spatzen in die offenen Scheunen, Futterschuppen etc. ein- fallen, wo sie glücklicher Weise von den meisten Leuten ruhig geduldet werden, da jeder Bergbewohner diesen Vogel hinreichend kennt und zur Zeit der bitteren Noth mit den armen Alpenkindern Erbarmen fühlt.

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Wenn der harte Grimm des Winters ein wenig nach- lässt, dann verziehen sich die Schneefinken sofort wieder und eilen vergnügt den hohen Lagen zu, wo sie herum- streichen. Gegen den April hin kommt eine auffallende Unruhe in diese Gesellschaften. Alle Augenblick gibt es eine kleine Rauferei oder Zauserei. Dies ist das erste Vorspiel zur Auf- lösung der Gesellschaften. Paar um Paar trennt sich vom Fluge ab und sucht sich einen ihm zusagenden Platz auf, wo es dann still und allein die Freuden der Flitterwochen geniesst.

167. Passer montanus Linn. (Fringilla montana L. Pyrgita montana Bonap.) Feldsperling, „Feldspatz“.

Der Feldsperling ist ein häufiger Bewohner unserer Felder und Fluren, der sich in einer Gegend um so diehter ansiedelt, je intensiver der Getreidebau in derselben ist. Mehr arme Gegenden, wo nicht ein wogendes Saatfeld an das andere grenzt, sind nicht nach seinem Sinne. Er will. wenn möglich, im Ueberflusse schwelgen. Dieser Eigenschaft ent- sprechend, verbreitet er sich sehr zahlreich in Unter- und Mittelkärnten, wird seltener in Oberkärnten, findet sich über- haupt nur, soweit der Getreidebau reicht. Ganz besonders bevorzugt er zu seinem Aufenthalte solche Felder, welehe von Gebüschpartien durchzogen werden oder wo sich streifen- artig kleine Feldgehölze einsprengen.

Zeitig im Frühjahr: e schreitet der Feldsperling zur Paarung, wobei es nach echter Spatzenart sehr laut und unruhig her- zugehen pflegt. Neckereien und Zausereien sind an der Tages- ordnung. Das Nest baut der Feldsperling in hohle Bäume, unter die Dachsparren leer stehender Scheunen und Schuppen. Bei Lavamünd habe ich sogar zwei Nester in den aus- gewitterten Löchern eines Conglomeratfelsens gefunden. Diesem Platze bequemten sich die Paare sicher nur darum an, weil hohle Bäume sehr selten sind, andererseits die reichen Ge- treidefelder ihre Anziehungskraft geübt haben mochten. Wenn die Jungen flügge geworden sind, werden sie noch kurze Zeit von den Alten geführt, thun sich dann aber zu Flügen zu- sammen und suchen ihr Fortkommen selbst, während die Alten zu einer zweiten, hie und da auch zu einer dritten Brut schreiten.

Den ganzen Sommer über schwärmen die Feldsperlinge in den Gebüschen und Getreidefeldern umher, welch’ letztere sie nicht selten ganz empfindlich zehenten. Wo der Feld- sperling in grossen Mengen vorkommt, richtet er in den Ge- treidefeldern einen sehr bedeutenden Schaden an. Den Nutzen, den er im Frühjahre durch Verzehren von Raupen stiftet, vermag den über den Sommer hindurch angerichteten Schaden

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nicht mehr aufzuwägen und es scheint deshalb geboten, einer allzustarken Vermehrung entgegen zu treten.

Im Spätherbste und Winter, wenn Felder und Fluren aufhören, reichliche Nahrung zu spenden, dann kommen die Feldsperlinge in die Nähe der Gehöfte, Dörfer und grösseren Ortschaften, wo sie sich mit echter Spatzendreistigkeit ohne Weiteres einquartieren und sofort breit machen. Die Getreide- böden wissen sie bald auszukundschaften, finden Zugänge zu dem aufgehängten Kukuruz und verwüsten und verderben noch mehr als sie fressen.

Beim Feldsperling findet man öfters Exemplare, welche auffallend viel Weiss in ihrem Gefieder haben, auch solche, welche gelblich weiss sind oder auch vollständigen Albinismus zeigen.

168. Passer domesticus Linn. (Fringilla domestica IL. Pyreita domestica Cuv.) Haussperling, „Spatz“.

Der Haussperling repräsentirt in. seinem ganzen Thun und Lassen das Prototyp eines in allen Sätteln gerechten Proletariers. Er ist der wahre Ueberall und Nirgends. Von den tiefen T'hälern bis hinauf in die höher gelegenen Ort- schaften findet man ihn überall, wo es etwas für den kecken Schnabel zu ergattern gibt. Auffallende Keckheit und raffinirt verschmitzte Schlauheit sind seine Hauptcharakterzüge. Zu- traulich da, wo er sich wohl gelitten weiss, aufsichtig und scheu, wo er Verfolgungen erfahren hat, weiss er sich überall (urehzuschlagen, sich mit einer bewunderungswerthen Schlau- heit zu erhalten. Im Hofe kennt der Spatz jede Person, weiss dieselbe auch sehr bald zu taxiren, ob sie ihm indifferent oder feindlich entgegenstehe und dem entsprechend richtet er stets sein Verhalten ein. Im Winter bevölkert er Städte, Dörfer und einzelne grössere Gehöfte in ansehnlicher Zahl. Man ist an seine Erscheinung schon so gewohnt, dass einer (segend etwas zu fehlen scheint, wenn man den kecken Burschen nicht herumhüpfen sieht oder schreien und schelten hört. Durch sein Eindringen durch alle Ritzen und Spalten wird er oft recht lästige. Kommt er zu den Kukuruz- oder (setreidevorräthen, so wirthschaftet er recht arg in denselben. Nimmersatt, wie er schon ist, braucht er viel für seinen leistungsfähigen Magen und verdirbt dazu noch viel in seinem schwelgerischen lieichtsinne.

Im Frühlinge schreitet er schon früh zur Fortpflanzung, und da er in einem Sommer zwei bis drei Bruten grosszieht, so ist nicht blos die Vermehrung eine sehr bedeutende, sondern auch der Consum ein ganz beachtenswerther. Im Frühjahre bequemt er sich zwar dazu, sich eine Zeit lang von Raupen und

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verschiedenen Insecten zu nähren, vertilgt auch eine grosse Zahl von Maikäfern, aus deren Körper er nur die zartesten und schmackhaftesten Theile heraushackt, die übrigen Theile aber wegwirft. Gleichzeitig aber vernichtet er an den Apfel- und Birnbäumen Tausende von Blütenknospen, indem er die- selben wund pickt oder ganz herunterreisst, dadurch un- zweifelhaft einen nicht zu unterschätzenden Schaden anrichtet. Beginnen Kirschen oder ähnliche Früchte zu reifen oder treten die Getreidekörner in die Milch, dann fällt es ihm kaum mehr ein, nach einer Raupe oder nach einem Käfer zu greifen. Es wird kaum zu viel gesagt sein, wenn man behauptet, dass der Spatz drei Viertheile des Jahres fast ausschliesslich auf Kosten des Landmannes lebt, ohne ihm für diese Zeit ein Aequivalent für den angerichteten Schaden zu bieten. Die wenigen Wochen, in welchen der Spatz den Insectenjäger spielt, verschwinden nahezu ganz gegen die lange Zeit, in welcher er beinahe ausnahmslos nur als Zerstörer und Ver- derber auftritt. Es war daher gewiss gerechtfertigt, dass die kärntische Landesgesetzgebung ihm jeden Schutz entzog und der freien Vertilgung überlieferte. Eine allgemeine Ausrottung des Sperlings möchte ich aber trotz Allem nicht predigen, weil ich, und mit mir jeder Vogelfreund, den possirlich kecken Burschen gewiss ungern ganz vermissen würde. Eine Deei- mirung ist hinreichend, um vor nennenswerthem Schaden zu bewahren, und so bald ein solcher nicht mehr vorliegt, soll sich auch dieser Erzproletarier seines Lebens freuen. An eine gänzliche Ausrottung ist übrigens auch kaum zu denken, da er sich mit raffinirter Schlauheit vielen Verfolgungen zu ent- ziehen weiss.

Sein Nest baut der Sperling, wo es ihm gerade einfällt: in Ritzen, Spalten, Mauerlöcher, unter Dachsparren, in die für andere Höhlenbrüter aufgehängten Nistkästen, vertreibt auch häufig die Schwalben aus ihren Nestern, um sich darin bequem zu machen. Zur gerechten Strafe wird hie und da so ein Eindringling eingemauert und muss seine Unverschämtheit mit dem Leben bezahlen. Findet der Haussperling nicht gleich (elegenheit zum Nisten in Höhlen, so findet er sich auch im offenen Baume zurecht. Er baut da ein unförmlich grosses Nest, ähnlich wie der Horst eines Eichhörnchens, aus Halmen, Heu u. dgl., überwölbt es sorgfältig, lässt auf einer Seite ein kleines Schlupfloch offen und füttert es mit feinen Halmen, Hühner- und Taubenfedern sehr verschwenderisch aus. Hat er einen Platz zur Niststelle ausersehen, so hält er eigensinnig an demselben fest. Wenn man ihm auch öfter das Nistmaterial hinauswirft, so wird er stets wieder neues Geniste eintragen und verarbeiten.

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Die Jungen der ersten Brut machen gewöhnlich noch in demselben Sommer schon ein Gelege und ziehen, selbst nur einige Monate alt, eine Familie auf. Dieser Umstand ist es sanz besonders, welcher die rapide Vermehrung der Spatzen- welt erklärlich erscheinen lässt.

Im Herbste kehren diejenigen Haussperlinge, welche einen Theil des Sommers in den Fluren verbummelt haben, wieder in die Ortschaften zurück und beginnen ihre lästigen Diebereien. Werden ihrer zu viele, so dass die Nahrung knapp zu werden beginnt, so entschliesst sich ein Theil zur Aus- wanderung nach einer anderen Gegend. In der ausersehenen neuen Heimat setzt es längere Zeit andauernde Kämpfe mit den dort bereits vorfindlichen Spatzen ab, welche sich den fremden Zuzug nicht gefallen lassen wollen. In seltenen Fällen jedoch gelingt es, die Einwanderer zu vertreiben. Schliesslich gewöhnen sie sich aneinander und leben so ein- trächtig, als es überhaupt bei dieser rauflustigen Bande möglich ist. Das naturhistorische Landesmuseum besitzt einen Anfang October 1876 bei Silberegg erlegten und von Herrn Weber gespendeten ganz weissen Albino mit nur wenigen bräunlichgrauen Federn, der nach den Grössenverhältnissen wohl ein echter Haussperling und kein Feldsperling ist.

169. Passer cisalpinus Temm. Italienischer Haussperling.

Dieser, im österreichischen Litorale hie und da, in einem srossen Theile von Italien allgemein vorkommende Sperling verstreicht sich selten über unsere Alpen herüber, zeigt über- haupt keine Neigung, sich in nördlicher gelegene Gegenden zu verpflanzen. Ein Paar, Männchen und Weibchen, erhielt ich im Jahre 1886 aus dem an der italienischen Grenze ge- legenen Dorfe Pontafel, wo es neben anderen gewöhnlichen Spatzen unter einem grossen Siebe gefangen wurde.

Die beiden Exemplare ergaben folgende Messungen:

Totallängei 3%. 2. 166 man 2 62 Mügellängse in... E29 Fe ana Schwanzlänge . . De HH

Ausser diesem Falle ist mir nicht bekannt geworden, dass der italienische Haussperling anderwärts einmal beob- achtet worden wäre. Dieses Paar machte somit eine Aus- nahme, als es die Pontebbana überstrich, um auf kärntischen Boden sein Fortkommen zu versuchen.

170. Fringilla coelebs Linn. Buchfink, Edelfink, „Fink“.

Der Buchfink zählt zu den bekanntesten Erscheinungen der heimatlichen Vogelwelt, da er von den Tieflagen bis hinauf in die Gebirgsregion überall vertreten ist und nirgends selten vorkommt. Seine Verbreitungsgrenze im Gebirge fällt

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so ziemlich mit jener des Obstbaues in eine Linie; hie und da gibt es Lagen, in denen er allerdings etwas höher hinauf- steigt, wenn ihm die Waldbestände besonders zusagen.

Kaum ist der Grimm des Winters gebrochen, so hört man in den Baumgärten das fröhliche Liedchen des Edel- finks. Bald werden auch Auen und Wälder lebendig, denn es macht sich ein bedeutender Zuzug von Südosten her bemerkbar. In der zweiten Hälfte März oder ersten Hälfte April schreitet der Buchfink zum Nestbaue, wobei beide Gatten überaus eifrig arbeiten und sich gegenseitig im Tragen des Nist- materiales unterstützen. Das kleine Nestchen ist wahrhaft ein kleines Kunstwerk und gewöhnlich so mit Flechten ver- blendet, dass es von seiner Umgebung nur wenig oder gar nicht absticht. Da es sehr häufig in die weit vom Stamme abstehenden Astverzweigungen gebaut wird, ist es zwar den Angriffen der Katzen, Marder etc. entrückt, dafür aber wieder der Gefahr ausgesetzt, von Stürmen heruntergeworfen zu werden, was nur zu oft, namentlich in den Baumgärten vor- kommt. In den Gegenden, wo der Buchfink nie gestört oder vertrieben wird, baut er mit Vorliebe in den dicht bestandenen Obstgärten; trotzdem aber findet man auch zahlreiche Nester in den Auen, Vorhölzern, sowie Buchen- und Fichtenwaldungen. Zwischen dem 4. und 10. Mai findet man.nicht selten schon flügge Junge, welche noch so lange von den Alten geführt werden, bis sie selbst den Kampf um’s Dasein aufnehmen können. Ist dieser Zeitpunkt eingetreten, so schreitet das alte Paar zur zweiten Brut. Zur Unterbringung des Geleges benützt es entweder das alte Nest, welches einfach einer theilweisen Restauration unterzogen wird, oder es baut ein neues Nest, welches jedoch in vielen Fällen weniger kunst- voll als das erste gearbeitet wird, besonders wenn die Eierlage drängt, mithin keine Zeit mehr zu verlieren ist.

Gegen den Herbst hin thun sich die Buchfinken zu kleineren oder grösseren Flügen zusammen und streifen durch Baumgärten, Auen und Felder. Ende September und im Oc- tober erscheinen zahlreiche Zuzügler aus den nördlicheren Gegenden, und mit diesen wandert ein Theil der Weibchen und die meisten jungen Vögel, mitunter auch alte Männchen, weiter nach Südosten. Viele Männchen überwintern, während um diese Zeit die Weibchen selten sind. Dies gilt namentlich von den rauhen Lagen ÖOberkärntens. In Mittel- und Unter- kärnten dagegen sind Finkenweibchen im Winter durchaus keine Seltenheit, wie man sich an jedem Futterplatze über- zeugen kann. Vollständig jedoch ist die Zahl des Sommer- bestandes nie; ein Theil zieht immer ab, wahrscheinlich wegen der knappen Winternahrung. Weit scheint indess ihre

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Wanderung nicht zu gehen, denn in gelinden Wintern er- scheinen ihrer viele wieder gegen Ende Jänner oder doch wenigstens im Monate Februar. Die überwinternden Buch- finken halten so ziemlich ihre gewohnten Thalstreifen zum Durchfliegen und Suchen nach Nahrung bei, bis der kalte Winterfrost anrückt, dann aber drängen sie sich in Städte und Dörfer, suchen da die Gassen und Strassen nach Nahrung ab und erscheinen in grosser Anzahl an jenen Plätzen, an welchen eine milde Hand täglich ein paar Krümchen streut. So verleben sie oft kümmerlich die Zeit des strengen Winters. Nach A. Zifferer auf den Futterplätzen der Stadt Klagen- furt Männchen und Weibchen sehr zahlreich.

Unter den Buchfinken findet man oft abnorm gefärbte Exemplare, namentlich hahnenfedrige Weibchen, welche in diesem Gefieder oft dem Kleide des Männchens nahe kommen. Hahnenfedrige Weibchen habe ich wiederholt brütend beob- achtet, dagegen aber auch solche bemerkt, welche sich im Frühlinge nicht mehr paarten, sich aber gerne in der Nähe anderer Finkennester herumtrieben, sogar die Jungen des einen oder anderen Nestes atzen halfen. Obwohl unbemannt, war ihnen also doch der Bemutterungstrieb nicht ganz ver- loren gegangen.

171. Fringilla montifringilla Linn. Bergfink, „Igowitz“, „Nieo- witz“.

In der benachbarten Steiermark gibt es einige Gegenden, in welcher dieser Vogel Kärntnerfink genannt wird, wahr- scheinlich deshalb, weil er oft in grossen Schaaren aus unseren Gauen in die grüne Steiermark hinüberstreicht, wenn er am Zuge seinen südöstlichen Cours verfolgt. Diese Richtung ver- folgen indess nur jene Vögel, welche sich im östlichen Theile von Kärnten zeitweilig auf ihrer Wanderung niedergelassen hatten. Andere Tausende von Bergfinken dagegen ziehen wieder direct südlich, indem sie sehr wahrscheinlich das Land seiner ganzen Breite nach in einem Zuge ohne Aufenthalt durchfliegen. Solche Schwärme ziehen oft sehr hoch, so dass sie vom Thale aus kaum oder gar nicht bemerkt werden können. Als ich einmal im Spätherbste nahe unter der Spitze des Hohen Trieb (Monte diabolo) sass, bemerkte ich eine eigenthümlich geformte Wolke in riesiger Höhe direct von Norden einhertreiben. Beinahe über mir schien die Wolke langsam stille stehen zu wollen, wurde dann plötzlich dunkler, senkte sich tiefer und bald erkannte ich einen Schwarm von Tausenden von Bergfinken, welcher sich auf dem unter mir liegenden Plateau des Hochzollner niederliess. Das weit über eine Stunde lange Hochplateau war buchstäblich von Berg- finken übersäet. Auch die dort stehenden Lärchen und Fichten

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waren voll von solchen Vögeln. Es war Nachmittags zwei Uhr. Der Schwarm verblieb den ganzen Nachmittag und Abend und übernachtete dortselbst. Die spärlichen Bäume und Gebüsche waren ganz voll, und viele übernachteten noch am Boden. Früh am anderen Morgen erstieg ich den Monte Promosio, um dort auf Gemsen zu jagen. Kaum hatte ich Morgens sieben Uhr meinen Stand erreicht, erschien auch schon wieder der nämliche Schwarm in ungeheuerer Höhe und flog direct dem Süden zu.

Die Ankunft der Bergfinken hängt sehr von den Witterungsverhältnissen ab, welche in den nördlichen Breiten herrschen. Bei Eintritt früher Nordstürme erscheinen sie schon im October, häufiger erst im November, ja selbst im December kann man grosse Flüge beobachten, die entweder dem Süden zueilen, oder der langen Reise müde, bei uns ihr Standquartier über den Winter aufschlagen. Sie gesellen sich zu den Sper- lingen, Ammern und Finken und dringen mit diesen unverzagt bis mitten in die Ortschaften, bei strenger Kälte und Nahrungs- mangel sogar bis in die Häuser, ohne eine besondere Scheu an den Tag zu legen. Offenbar macht sie das Beispiel der einheimischen Kameraden erst keck, denn gleich nach ihrer Ankunft zeigen sie diese Vertrautheit nicht. An den Futter- plätzen, welche sie in oben genannter Gesellschaft besuchen, benehmen sie sich bald, wie wenn sie dort vollkommen zu Hause wären. Dies geschieht nicht blos in kleinen Ortschaften, sondern auch in belebten Städten. Nach Anton Zifferer be- suchen sie sogar in Gesellschaft von Fringilla coelebs die Futterplätze in der Stadt Klagenfurt.

Die bei uns überwinterten Berefinken verziehen sich, wenn nur einigermassen annehmbare Witterung herrscht, schon gegen Ende Februar. Im März und zu Anfang Februar kann man dann noch zahlreiche Flüge beobachten, welche entweder direct nach Norden eilen oder zu kurzem Aufenthalte auf den schneefrei gewordenen Stoppelfeldern einfallen. Gegen Mitte April ist gewöhnlich der Zug als geschlossen zu be- trachten.

L. v. Hueber sagt vom Bergfinken in seinem oft ge- nannten Verzeichnisse: „In Fichten- und Tannen-, auch Buchenwäldern. Nest auf den dichtesten Fichten und Tannen, mit fünf grauweissen, gelblich gefleckten Eiern.“ Nach dieser Notiz möchte man glauben, L. v. Hueber habe diesen Vogel als einheimischen Brutvogel betrachtet. Ich kann und will die Möglichkeit nicht bestreiten, will aber doch nicht verschweigen, dass es mir trotz der eifrigsten Nachforschungen nicht gelang, den Bergfink in Kärnten als Brutvogel zu constatiren. Würde er häufiger brüten, so müsste dies doch unschwer zu erfahren

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sein, nachdem jeder Bauer und jeder Hirte den „Nigowitz“ sehr gut kennt, also sicher von seinen Artgenossen zu unterscheiden weiss. JIn einigen Gegenden Kärntens ist der Bergfink ein beliebter Zimmervogel und wird während der Zeit des Herbstzuges gefangen, bleibt dagegen im Frühjahre vollständig unbehelligt, weil die Vogelfänger behaupten, dass die im Frühjahre gefangenen Vögel sich unter keinen Um- ständen zu halten vermögen.

172. Coccothraustes vulgaris Pall.e (luoxia coccothraustes L.)

Kirschkernbeisser.

Gegen Ende Februar, längstens zu Anfang März, besucht der Kirschkernbeisser unsere Gegenden, wenn er in kleineren oder grösseren Flügen aus seinen südlichen Winterquartieren wieder nordwärts eilt. Er erscheint jedoch ziemlich unregel- mässig; in einem Jahre tritt er massenhaft auf, während er im anderen sehr selten zu finden ist.

In allen jenen Gegenden Kärntens, welche gemischte Vorhölzer oder grössere Laubwaldungen aufweisen, lässt er sich zum Brutgeschäfte nieder, bald häufig, bald selten, je nachdem die localen Verhältnisse ihm gerade zusagen. Einen entschiedenen Vorzug gibt er den grösseren, reinen Buchen- beständen, welche aber leider mehr und mehr verschwinden und dem Lose des „Versilberns“ auheimgefallen sind. Mit dem Verschwinden der Buchenwälder aus einer &egend wird auch der Kirschkernbeisser seltener, obwohl sich noch einzelne Paare halten und ihr Nest auf anderen Laubholzgattungen aufschlagen.

Nachdem die Jungen flügge geworden sind, streicht die Familie in dem Brütegebiete umher und sucht zur Zeit der Fruchtreife gerne die Kirschbäume auf. Wenn er in grosser Zahl auftritt, zehentet er die Kirschen in ganz empfindlicher Weise, wird daher von den Besitzern solcher Bäume nicht serne gesehen. Ist die Kirschenzeit vorüber, so streifen die Kirschkernbeisser weiter im Gebiete herum, um andere Nahrung aufzusuchen.

Gewöhnlich erst in der zweiten Hälfte October rüsten sich diese Kernbeisser zum Abzuge. Im November und selbst noch im December kann man nicht selten noch Kirschkern- beisser bemerken, welche auf der Wanderung nach Süden begriffen sind. So erhielt A. Zifferer, nach welchem selber in den Buchenwaldungen um Klagenfurt häufig ist, am 28. De- cember 1886 ein Stück. Vereinzelte Exemplare kann man den sanzen Winter hindurch bemerken. Wahrscheinlich sind dies zurückgebliebene Exemplare von den verspäteten Zügen. In Unter- und Mittelkärnten sind die überwinternden Kirsch-

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kernbeisser ungleich häufiger als in Oberkärnten. Wenn im November oder zu Anfang December bedeutende Schneefälle mit starker Kälte eintreten, kommen hie und da solche Wanderer halb verhungert und so ermüdet an, dass sie da, wo sie einfallen, sich mit Händen greifen lassen und werden eine leichte Beute der überall herumlungernden Hauskatzen. 173. Ligurinus chloris Linn. (Loxia chloris L.) Grünling,

(rünfink.

Im März und April verkünden uns eigenthümlich tiefe Rufe die Ankunft des Grünlings. Er erscheint in grösseren Gesellschaften, wohl auch in grossen Flügen und macht sich überall leicht bemerkbar, namentlich bei Obstbaumschulen und Wald-Saatkämpen, wo er die bereits ausgesäeten Samen zu sewinnen trachtet, und zwar nicht selten mit solchem Erfolge, dass einzelne Beete und Kämpen nahezu vollständig entleert werden. Diese allerdings üble Gewohnheit hat ihm viele Baum- schulenbesitzer und Fortmänner zu entschiedenen Feinden semacht und ist auch der Grund, dass da und dort gegen ihn zu Felde gezogen wird. Wenn auch jedem Besitzer das Recht zuerkannt werden muss, seine Saatkämpen vor den Ueber- griffen der hungrigen Ankömmlinge zu schützen, so wäre es doch nicht zu rechtfertigen, wenn man diesem Vogel den Kampf bis auf’s Messer erklären wollte, da sie andererseits durch einfrige Vertilgung von Unkrautsamen wieder einen nicht zu unterschätzenden Nutzen stiften, oft sogar den in einer Oertlichkeit angerichteten Schaden wieder mehr als wett machen.

Bald nach der Ankunft schreitet der Grünling zur Paarung, wobei das Männchen durch allerlei lustige Capriolen die Gunst des Weibchens zu erringen trachtet. Ist dies ge- lungen, so setzt sich das Weibchen häufig unter zitternden Flügelschlägen auf einen Zweig und lässt sich von dem er- korenen Gemal mit Sämereien füttern, schreit mitunter sogar recht ungebärdig, wenn es diesem nicht gleich gelingt, den aufgesperrten Schnabel hinreichend mit Atzung zu versehen. Der Nestbau nimmt nicht sonderlich viel Zeit in Anspruch. Zwischen dem 10. und 20. Juni kann man nicht selten schon flügge Junge finden, welche von den Alten auf solche Plätze geführt werden, wo Unkraut- und andere Sämereien in ent- sprechender Menge zu finden sind. Während der Grünling im Frühjahre den Auen, Vorhölzern und Laubwäldern den Vorzug einräumt, sucht er später die offenen, an Unkrautsamen reichen Feldparcellen auf, ganz besonders dann, wenn dieselben von kleinen Horsten und Schachen durchzogen oder gruppenweise durchsetzt sind. An eine bestimmte Oertlichkeit bindet sich indess die immer hungrige Familie nicht, schweift vielmehr

in einem Gebiete umher, sich überall da niederlassend, wo sich etwas für die Schnäbel findet. Ist eine Localität ge- zehentet, so streichen die Vögel weiter zu einer anderen, kehren vielleicht nach Wochen wieder zurück, um dann im Verlaufe des Sommers und Herbstes dieses Manöver öfter zu wiederholen. Bei dem beständigen Herumschweifen vereinigen sich die zuerst vereinzelten Familien mit anderen Art- genossen und bilden schliesslich mitunter recht ansehnliche Flüge, 20, 30 und noch mehr Stück beisammen, welche zur Reifezeit der Gemüsesämereien in die Gärten Klagenfurts auch noch in grösseren Zügen einfallen und sich mit besonderer Vorliebe dem Abnehmen des Rettigsamens widmen, um den Gärtnern diese Arbeit zu ersparen, obwohl sie auch die übrigen ölhaltigen Kugelsamen der verschiedenen Kohlarten, Salat- samen u. dgl. durchaus nicht verschmähen.

In solchen Flügen kann man neben recht gut aus- gefiederten Jungen auch solche finden, welche bedeutend jünger sind, also jedenfalls von einer zweiten Brut her- stammen, doch sind diese bedeutend weniger zahlreich als erstere. Auch ist es keine besondere Seltenheit, recht schön hahnenfedrige Weibchen anzutreffen. Die bei genauer Be- trachtung zu Tage tretenden Verschiedenheiten in dem Gefieder mögen vielleicht verschiedene Stadien der Hahnenfedrigkeit, andeuten. Hie und da findet man auch überwinternde Exemplare. Die ersten abziehenden grösseren Flüge beobachtete Anton Zifferer am 18. October 1886 in Freudenberg.

174. Serinus hortulanus Koch. (Loxia serinus Scop.) Girlitz,

„Hirngrill“, Hirngrillerl“.

Der Girlitz erscheint am Frühjahrszuge gegen Ende März oder in der ersten Hälfte April und verräth seine An- wesenheit sehr bald durch seinen zarten Gesang, den er in Baumgärten, Auen und Vorhölzern ertönen lässt. Bald in ein- zelnen Paaren, bald in Gesellschaften oder Flügen ankommend, scheint sich der Girlitz diesbezüglich am Frühjahrszuge an keine feste Regel zu binden. Er verbreitet sich über einen grossen Theil Kärntens, soweit dies Thäler und Ebenen betrifft, steigt indess in’s Gebirge kaum einmal hinauf, bevorzugt vielmehr die von Flüssen durchzogenen Niederungen, wo sich grössere mit Erlen bestockte Auen oder ausgedehnte Weiden- heger vorfinden. Als Brutvogel ist er gerade nicht häufig, aber doch in geeigneten Lagen überall zu finden. Da er dort, wo er keine Verfolgungen erfährt, wenig scheu ist, baut er sein Nest auch häufig in den Bäumen von Gärten, welche sehr häufig besucht werden. Im Frühjahre 1889 nistete ein Paar in einem niedrigen Taxusbäumchen meines Gartens, ein

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zweites auf einer nahen Salweide am Lavantufer. Beide Paare waren so wenig scheu, dass sie die vorgelegten Sämereien in der Nähe des Gartenhauses zusammensuchten und sich nicht einmal stören liessen, wenn meine Kinder dabei jubelnd in die Hände klatschten. Als die Jungen flügge geworden waren, brachten sie dieselben auf dem ersten Ausflug zu dem Garten- hause.

Bald nach der Ankunft schreiten die einheimischen Paare zum Nestbau, so dass man Kinde April oder Anfang Mai schon fertige Nester finden kann. Der ersten Brut folgt eine zweite, in selteneren Fällen sogar eine dritte, doch sind die letzteren in der Regel weniger zahreich als die erste. Hiebei verdient bemerkt zu werden, dass der Girlitz innerhalb zehn Jahren an Verbreitung bedeutend gewonnen hat und als Brutvogel in Kärnten seit dieser Zeit in ganz namhaft grösserer Anzahl auftritt, als dies früher der Fall war.

Der Hauptzug im Herbste fällt zwischen Mitte September und Mitte October. Um diese Zeit kann man sie schwarm- weise beobachten; sie kommen gerne in die Gärten, um die verschiedenen Sämereien abzulesen. Während der Grünling die ölhaltigen Samen des Rettigs und der Kohlarten bevorzugt, ist das Hirngrillerl der erklärte Freund des Salatsamens und sind daher beide die von den Gärtnern bestgehassten Vögel, gegen welche auch Schnurnetze nicht viel helfen, da sie unter- halb zu Hunderten hinein- und herausschlüpfen. Ebensowenig hilft ein ausgestopfter Habicht oder Bussard, da sie es bald herausfinden, dass ihnen ein todter Raubvogel ungefährlich ist. Vereinzelte Schwärmer kann man noch bis Ende October, bei günstiger Herbstwitterung sogar noch bis in den November hinein bemerken. Nach A. Zifferer von Mitte September bis Mitte October in den Gärten der Stadt Klagenfurt zahl- reich auf Salatsamen.

175. Citrinella alpina Scop. (Fringilla alpina Scop., Chlorospiza

citrinella Kays.) Zitronenzeisig, „wälsches Hirngrillerl“.

Der Zitronenzeisig ist ein Vogel, welcher in Kärnten erst in der Einwanderung begriffen ist und darin entschieden sehr schwache Fortschritte aufzuweisen hat. Bis jetzt ist, es mir nur gelungen, das niedliche Vögelchen in der das Gail- und Lesachthal im Süden begrenzenden Alpenkette aufzufinden. Weiter scheint es sich bis jetzt noch nicht vorgewagt zu haben, da es schon in den nur um weniges nördlicher liegenden (ailthaler Alpen nicht mehr vorkommt, oder doch wenigstens bis jetzt noch nicht beobachtet worden ist.

. In der nach Kärnten einfallenden Abdachung der car- nischen Alpen erscheint der Zitronenzeisig gegen Ende März

= Ki =

oder Anfang April, wird aber nicht selten von späten Schnee- stürmen wieder für einige Zeit über die italienische Grenze zurückgedrängt. Nach der Ankunft kann man noch für kurze Zeit kleine Gesellschaften beobachten, welche sich aber bald in die einzelnen Paare auflösen. Da die Vögelchen beständig locken oder ihren eigenthümlichen (Gesang ertönen lassen, sind sie nicht schwer zu bemerken. Der Gesang ist schwer zu beschreiben, aber wer ihn nur einmal vernommen hat, wird ihn auch sofort wieder sicher erkennen, wenn er an sein Gehör schlägt. Recht gut charakterisirt diesen Gesang Alexander v. Homeyer, wenn er ihn als aus drei T’heilen zusammen- gesetzt schildert, von denen der erste an das Lied des Girlitz, der zweite an jenes des Stieglitzes erinnert, während der dritte so ziemlich zwischen beiden in der Mitte steht. A. von Homeyer sagt: „Der Stieglitz singt und schnarrt, der Girlitz lispelt und schwirrt, der Zitronenzeisig singt und klirrt. Der Ton des ersteren ist hell, laut und hart, des zweiten schrillend, des letzten voll, weich und klangvoll. Die Locktöne „Ditae, ditae, wit“ oder „Vitaetätott* sind weich und nicht laut; der Ruf „Ziüb*“ ist glockenrein und von ausserordentlichem Wohlklange. Der Zitronenzeisig also hat einen eigenthümlich klirrenden Gesang, in welchem Stieglitz- und Girlitzstrophen wechseln und ineinander übergehen, gehört jedoch nicht zu den vorzüglichen Sängern des Finkengeschlechtes, sondern zu denen zweiten Ranges.“

Bezüglich des Werthes als Sänger jedoch stimmen die Bewohner der Grenzalpen cis und trans nicht mit Herrn A. v. Homeyer überein, sondern schätzen den Zitronenzeisig, wahrscheinlich gerade wegen des eigenthümlich gemischten (sesanges, sehr hoch, stellen demselben eifrig nach und be- zahlen für denselben verhältnissmässig hohe Preise, sich dabei glücklich schätzend, überhaupt einen solchen Vogel erhalten zu haben.

In den carnischen Alpen beginnt der Zitronenzeisig gewöhnlich um die Mitte Mai herum mit dem Nestbaue. Das Nest fand ich ausschliesslich auf Fichten (Tannen fehlen in dem Gebiete seines Aufenthaltes nahezu gänzlich), und zwar immer in dem dichtesten Geäste wohl verwahrt und versteckt, so dass es keine kleine Aufgabe ist. ein solches Nest auf- zufinden. Das Gelege besteht aus ein bis fünf Eiern, welche jenen des Stieglitzes ähnlich, aber etwas kleiner sind und auf blassgrünlichem Grunde bräunliche, hellere und duuklere Pünktchen zeigen. Sind die Jungen nach verhältnissmässig langer, sehr sorgfältiger Pflege endlich flügge geworden, so werden sie auf die saftiggrünen, von Tausenden von Blumen durchwirkten Hochwiesen geführt, welche nicht durch den

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Auftrieb von Vieh beunruhigt, zertreten und abgegrast werden. Hier tummeln sie sich mit grosser Vorliebe um die samen- tragenden Köpfchen des Löwenzahnes und der verschiedenen Habichtskräuter, nehmen aber auch andere Sämereien auf. Allmälig steigen sie höher aus der Zone des Nadelwaldes in die Krummholzregion oder die waldlosen Matten hinauf. Die ein- zelnen Familien vereinigen sich zu Gesellschaften und streichen, rufend und klirrend, in einem Gebiete umher, das bald eng begrenzt, bald ziemlich ausgedehnt ist, je nachdem die vor- handenen Sämereien für ihren Unterhalt besser oder geringer hinreichen. Im Herbste findet man sie besonders an den Stellen, wo viel Edelweiss vorhanden ist. Da sind sie eifrig bemüht, die zarten Samen aus den weissen Sternchen zu zupfen.

Von den ersten Schneefällen im Herbste lässt sich der Zitronenzeisig gewöhnlich noch nicht aus seinem (rebiete vertreiben. Kommen dann aber die Schneefälle immer dichter und wird die Kälte empfindlicher, dann ziehen die Vögelchen durch die niedrigsten Uebergänge und Einschnitte im Gebirge nach Italien hinüber, wo schon längst zahllose Fangapparate ihrer harren und sie in Empfang nehmen. Da der Zitronen- zeisig alljährlich durch die nämlichen Schluchten zieht, fast ausnahmslos an den nämlichen Plätzen sich niederlässt, kann er förmlich erwartet werden. Im Uebrigen thun dann die Leim- spindeln ihre Pflicht und Schuldigkeit.

In diesem Umstande dürfte eines der Hauptmomente liegen, warum dem Zitronenfink seine Einwanderung nach Norden so langsam gelingt, da ja in jedem Jahre ein grosser Theil der nach Süden wandernden Vögelein den unbarmherzigen Fängen unserer dortigen Nachbarn verfallen ist.

Da ich durch acht Jahre hindurch absolut nur einen Zitronenfink im Thale selbst beobachten konnte, erscheint es nur des seltenen Falles wegen bemerkenswerth, dass ein schönes Männchen an einem Nachmittage im Schankgarten des Josef Postemer in Mauthen einfiel und dort, zu Tode er- mattet, zwischen drei leer stehenden Biergläsern sich verkroch, wo es leicht gefangen werden konnte. Da die wenigen an- wesenden Gäste den Vogel blos für ein gewöhnliches „Hirn- grillerl“ ansahen, wurde es mir leicht, den seltenen Gast zu acquiriren. Leider ging der Vogel am kommenden Tage ein. Wahrscheinlich war derselbe von einem Raubvogel verfolgt worden und die Anstrengungen bei der Flucht, sowie der ausgestandene Schreck dürften dem armen Vögelchen den zarten Lebensfaden durchschnitten haben. Das natur- historische Landesmuseum erhielt Mitte Juni 1881 einen Zitronenzeisig von Herrm Rittmeister Alfons Schindler von Kunewald.

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176. Chrysomitris spinus Boie. (Fringilla spinus L.) Erlen- zeisig, „Zeiserl“.

Der Krlenzeisig ist so ziemlich in allen Theilen des Landes ein allgemein bekannter Vogel und wer sich einen anspruchslosen gefiederten Zimmergesellen wünscht, der wird sich sicher ein „Zeiserl“ von einem Vogelfänger um niedrigen Preis erhandeln. Das Vögelchen macht wenig Ansprüche, wird bald gegen seinen Pfleger sehr zutraulich und gibt in gesang- licher Hinsicht, was es eben zu geben vermag; in dieser schlichten Einfachheit ist es ein Liebling jener Volksclassen seworden, welche gerne ein Vögelchen halten, aber wenig (seld auf dessen Ankauf und Ernährung verwenden können oder wollen.

Der Erlenzeisig schreitet schon im März zur Paarung, eilt aber nicht besonders mit dem Nestbaue, da dieses erst um die Mitte des Monats April fertiggestellt wird. Hie und da findet man es jedoch schon Ende März. Er weiss sein kleines Heim in den dicht belaubten Erlen oder recht dicht verästelten Fichten so gut zu verbergen, dass man es nur mit Mühe auffinden kann. Im Volke lebt der Glaube, dass es ganz unmöglich sei, ein Zeisignest aufzufinden, weil "dasselbe durch die Kraft einer Z auberwurzel unsichtbar gemacht werde. ' Eine andere Variation eibt die Möglichkeit der Auffindung eines Zeisignestes zwar zu, aber nur unter sehr erschwerenden Umständen; auch will man mit demselben verborgene Schätze entdecken oder sich selbst unsichtbar machen können.

Die erste Brut macht der Erlenzeisig gerne in den Erlen- auen des Thales oder in den Nadelhölzern der V orberge. Ist diese flügge geworden, streicht die Familie höher in’s Gebirge hinauf, wo dann das alte Paar bald wieder zur zweiten Brut schreitet. Im höheren Gebirge steht das Nest in den meisten Fällen hoch in den Gipfeln der Fichten, namentlich solcher, welche von der Bartflechte (Usnea barbata) dicht verhängt sind. Unter dem Schutze dieser Flechten ist das Nestchen wohl geborgen und nur schwer auffindbar. Unsere Vogelfänger stellen mit besonderer Vorliebe den im Hochgebirge erbrüteten Zeisigen nach und behaupten, dass diese viel bessere Sänger als jene werden, welche in den Tieflagen erbrütet werden. Nach meinen Erfahrungen ist jedoch diese Ansicht ebenso unbegründet, wie manche andere uralte Tradition unserer Vogelfänger, bei denen überhaupt die Fabulirungslust noch immer eine sichere Heimstätte findet.

Im Spätsommer vereinigen sich die Familien eines Ge- bietes zu Flügen von vierzig, fünfzig order sechzig Stück, doch gibt es nicht selten auch solche, in denen tausend und mehr Stück beisammen sind. Im Herbste durchstöbern sie

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hauptsächlich die Nadelwaldungen des Mittelgebirges und rücken bei den Schneefällen im Hochgebirge immer tiefer herab, bis sie wieder in unseren Gärten, Feldhölzern und Auen erscheinen. Für die Vogelfänger ist dies die Zeit, in welcher sie mit ihren Leimruthen in’s Feld rücken und nicht selten eine grössere Anzahl der niedlichen Vögelchen fangen. Da sich auf den Leimruthen auch viele Weibchen fangen, die für den Verkauf aber nicht geeignet sind, werden sie einfach von den Ruthen herabgerissen und weggeworfen, ohne von dem Vogelleim gereinigt zu werden. Diese armen Vögelchen sind meist nicht im Stande, das verklebte Gefieder zu reinigen und gehen elend zu Grunde. Wieder andere Fänger drücken den gefangenen Weibchen einfach die Köpfe ein, stecken sie in einen Sack, um dann zu Hause die trockene Polenta damit zu würzen. Da ein solcher Vorgang in einem ganz ent- schiedenen Widerspruche mit unserem Vogelschutzgesetze steht, wäre es wünschenswerth, dass sich Flurschützen, Gen- darmerie etc. etwas eifriger nach solchen Vogelfängern um- sehen und ihnen ihr Handwerk legen möchten. Die wenigen Vogelfänger von Profession, welche den ganzen Sommer und Herbst herumziehen, sind gewöhnlich arbeitsscheue Individuen, die wegen ihrer lockeren Begriffe über Mein und Dein selbst weggefangen zu werden verdienen. Nach A. Zifferer bei Klagenfurt Brut- und Strichvogel, im Herbst und Winter, in Flügen von etwa 6 bis 50 Stück, die mit Erlenbeständen be- wachsenen Wälder und Niederungen durchstreifend.

177. Carduelis elegans Steph. (Fringilla carduelis Linn.) Distel-

fink, Stieglitz.

Als Zimmergenosse ist der Stieglitz in manchen Thälern Kärntens noch beliebter als der Erlenzeisig und wird sehr häufig im Käfig gehalten. Er bedarf nur einer sehr einfachen Pflege, kann also leicht fortgebracht und erhalten werden. Was ihm diese Beliebtheit verschafft, ist weniger der Gesang, sondern vielmehr das bunte Federkleid.

Der Stieglitz verlebt den Winter als Strichvogel in kleineren oder grösseren Flügen. Dieser Gesellschaftsverband beginnt sich im April zu lockern, indem sich zuerst die älteren, dann die jungen Vögel vom vergangenen Jahre in Paaren abtrennen und rasch zum Nestbau schreiten. In der Wahl ihres Nistortes sind die Vögel nicht sehr wählerisch, soferne sie nur keine Störungen oder Verfolgungen zu erleiden haben. Sie nisten gerne auf den Bäumen in der Nähe grösserer (zehöfte und Ortschaften, machen sich aber auch inmitten belebter Märkte und Städte heimisch, wo sie auf Pappeln, Rosskastanien und anderen Zierbäumen ihr Nest anlegen und sich vor den Menschen nur wenig scheuen, gerne die Gärten

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besuchen, um dortselbst die verschiedenen Sämereien auf- zulesen. In der ersten Hälfte des Monates Juni kann man schon flügge Junge finden, welche noch eine Zeit lang von den Alten sich führen lassen, dann aber selbständig herum- zustreichen beginnen. Die Alten dagegen ziehen sich zurück und machen noch eine zweite Brut, mit welcher sie dann, so bald sie flügge wird, im Gebiete herumstreifen. Bei dieser Gelegenheit kommen sie mit anderen Familien oder mit den Jungen der ersten Brut zusammen und vereinigen sich zu Gesellschaften, welche den folgenden Herbst und Winter bei- sammen bleiben. Im Spätherbste suchen sie mit grosser Vor- liebe die verschiedenen Distelarten auf, deren Samen sie gerne aufnehmen. Diese Vorliebe benützen die Vogelfänger, bestecken die Disteln mit Leimruthen und stellen einen Lockvogel in der Nähe auf; auf diese Weise werden viele eingefangen und dann an Liebhaber verkauft.

Als Brutvogel ist der Stieglitz in Oberkärnten viel seltener, als in den mittleren und unteren Theilen des Landes. Im Drau- und Gailthale kommt er im Spätherbste aus Tirol eingestrichen, verschwindet aber wieder mit dem Eintritte der strengen Winterszeit. Viele von den einheimischen Flügen streichen namentlich im Osten über die Landesgrenzen hinaus, werden aber in der Regel wieder durch neue, aus dem Norden kommende Zuzügler ersetzt. Nach A. Zifferer in den Stadt- geräben von Klagenfurt Brutvogel, 1886 auffallend wenige.

178. Cannabina sanguinea Landb. (Fringilla cannabina Linn., Fringilla linata L.) Bluthänfling, „Schusserl“, „Schuss- vogerl“, „Rothblattl*.

Im Anfange des Monates März machen sich in manchen Jahren grosse Flüge von Bluthänflingen bemerkbar, welche sich entweder in unseren (Gauen zerstreuen, oder in ge- schlossener Gesellschaft nach kurzem Aufenthalte weiter nörd- lich wandern. Der Zug ist sehr unregelmässig, da er in ein- zelnen Jahren nahezu spärlich erscheint, in anderen dagegen in Flügen von zwei- bis dreihundert Stück eintrifft. Eine Eigenthümlichkeit dieser Wanderer besteht darin, dass sie an den Ruheplätzen für die Nachtherberge gerne jene Lagen und Plätze aufsuchen, welche von den Feldsperlingen zum Nacht- quartier ausersehen werden. Man kann daher nicht selten Bluthänflinge und Feldspatzen in bunter Mischung bei ein- ander sehen, wobei es allerdings nicht immer friedlich her- geht, vielmehr Abends um die Schlafstellen lang andauernde /.ausereien absetzt.

In Oberkärnten ist der Bluthänfling kein häufiger Brut- vogel, kommt aber als solcher in den mittleren und unteren

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Theilen- des Landes umso häufiger vor. Auen, dichte Obst- särten und die mit starkem Unterholz durchwachsenen Feld- sehölze und Wälder der Vorberge sind sein Lieblingsaufenthalt. Hier erbaut das Paar sein Nestchen in dichte Gebüsche, ver- bissene und verkrüppelte Fichten, hie und da auch in den dichtesten Zweigen der Bäume in den Gärten. Gegen Ende April ist das Gelege schon fertig. Das künstliche Nestchen ist schwer aufzufinden, da die Vögelchen dasselbe meisterhaft zu verstecken wissen. Die ausgeflogenen Jungen treiben sich in Feldern und Triften herum, während die Alten zur zweiten Brut schreiten. Ist dann auch diese glücklich grossgezogen, so beginnt ein lustiges Herumstreifen im Brütegebiete und die Vereinigung zu Flügen. Die abgeernteten Stoppelfelder bilden fortan ihren Lieblingsaufenthalt, weil sie da Unkrautsämereien aller Art in Menge finden und durch das Auflesen derselben einen nicht zu unterschätzenden Nutzen stiften. „Zum Glücke erfreut sich dieser Vogel von Seite des Volkes besonderer Schonung. Nur wenige werden gefangen, um als Käfigvögel gehalten zu werden. Am ehesten geschieht dies noch in jenen Thälern Oberkärntens, wo er seltener vorzukommen pflegt, (daher gewissermassen von den Vogelliebhabern als sogenannte Rarität betrachtet wird.

Im October und November, nicht selten auch noch im December, kommen zahlreiche Flüge aus den nördlicheren Brütegebieten an, durchstöbern Aecker und Stoppelfelder und wandern dann wieder weiter. Zweifellos ziehen viele Blut- hänflinge, welche in unseren “auen brüteten oder erbrütet wurden, mit diesen Schaaren nach Süden, doch verbleiben auch kleine Flüge, um hier zu überwintern. Im December kann man bemerken, dass sich diese Gesellschaften wesentlich ver- stärken, was darin seinen Grund haben mag, dass die ver- spätet eintreffenden Nachzügler sich mit ihnen vereinigen und sich ebenfalls zur Ueberwinterung in unseren Gauen ent- schliessen. Nach A. Zifferer bei Klagenfurt Stand- und Brutvogel.

179. Cannabina flavirostris Linn. Berghänfling.

In Gesellschaft des Bluthänflings kann man in seltenen Fällen einen Wanderer antreffen, den man als eine grosse Seltenheit ansehen muss, nämlich den Berghänfling. Dieser ist nicht blos für Kärnten, sondern für ganz Oesterreich eine der seltensten Erscheinungen. Diesen Irrgast beobachtete ich das erste Mal am 30. October 1852 im oberen Gailthale, kurz nach der Zeit, in welcher ganz abnorme Niederschläge die bekannte Hochwasser - Katastrophe über Ost- und Süd- Tirol und Westkärnten verbreitet hatten. Es waren sechs Stücke unter einem Fluge Bluthänflinge, welche, ermattet und

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mit rauhen Winden kämpfend, in das Thal eingestrichen kamen. Da ich meinen Augen nicht trauen wollte, erlegte ich zwei dieser seltsamen Gäste, um mir über meine Ver- muthung unbedingte Gewissheit zu verschaffen.

Das zweite Mal bemerkte ich drei Exemplare des Berg- hänflngs am 22. November 1884, nachdem vorher durch mehrere Tage hindurch wilde Stürme getobt hatten. In beiden Fällen hatte ich es ohne Zweifel mit von den Stürmen verschlagenen Exemplaren zu thun und rechne den Berg- hänfling für unser Land zu den seltensten Irrgästen. 180. Linaria alnorum Chr. L. Br. (Fringilla linaria 1.) Nordischer

Leinfink.

Der nordische Leinfink ist einer jener Gäste, welche erst mit Einbruch des Winters ihre Ankunft anzumelden pflegen. Regelmässig geschieht es jedoch nicht; bald erscheint er in zahlreichen Flügen oder starken Schaaren, bald zeigt er sich wieder spärlich oder bleibt mitunter wohl auch ganz aus. In unsere Gegenden kommt der nordische Leinfink, wenn in den nördlicher gelegenen Gebieten der Winter mit seiner vollen Strenge hereingebrochen ist. Trotz Unwetter, Sturm und Kälte tummelt er sich munter in den Erlenauen und grösseren Birkenbeständen, wo er die Samen herauspickt und recht lustig ist, so Jange er davon eine hinreichende Menge vorfindet. Auf Weidetriften, wo Disteln und andere Unkräuter stehen ge- blieben sind, macht er ebenfalls seine Besuche, streicht und schwärmt herum, so lange er etwas für seinen Schnabel findet. Ist dies nicht mehr der Fall, so streicht er weiter, bald den Auen und Gebüschen folgend, bald wieder hoch in die Luft zu weiterem Fluge sich hebend. Oefter bemerkt man Flüge, welche sehr hoch in der Luft ein ganzes Thal vollständig übersetzen, ohne sich eimmal niederzulassen. Bemerkt die Gesellschaft während des Fliegens einen grösseren Birken- bestand oder einen Jungwald, in welchem viele Birken ein- gesprengt sind, so senken sie sich plötzlich nieder und begrüssen mit freudigen Rufen die neue Nahrungsquelle. Je strenger ein Winter im Allgemeinen ist, desto zahlreicher ist in der Regel der nordische Leinfink vertreten. In Oberkärnten kommt er seltener vor, als in Unterkärnten, wahrscheinlich, weil sich dort weniger Birken und Erlen vorfinden, als in dem unteren Theile des Landes.

In der zweiten Hälfte Februar, wenn der ärgste Grimm des Winters gebrochen ist, eilen die Schaaren wieder dem Norden, ihren Heimstätten, zu.

181. Linaria rufescens Schl. & Bp. Südlicher Leinfink.

Entgegen dem vorstehend besprochenen nordischen Winter- gaste besucht uns dessen Verwandter, der südliche Leinfink,

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im Frühjahre. Seine Ankunft erfolgt um die Mitte April, aber nie sehr zahlreich, in den meisten Jahren sogar nur spärlich. In geeigneten Gegenden lässt er sich für den Sommer nieder und brütet in wenigen Paaren. Im oberen Gailthale fand ich einmal drei Nester mit Jungen, alle drei nicht weit von ein- ander entfernt, aber sonst in der ganzen Gegend kein einziges Nest mehr.

Der Herbstzug bewegt sich sehr vereinzelt. Von Mitte September bis Mitte November dehnt sich derselbe aus. Meistens sieht man nur wenige Exemplare beisammen. Sucht man ununterbrochen in einer Gegend, in welcher sich der Zug bewegt, so kann man im Verlaufe eines Tages dreissig bis vierzig Stück beobachten. A. Zifferer sah am 17. October 18586 sechs Stück.

182. Pyrrhula major Chr. L. Br. Nordischer Gimpel.

Zu den ebenfalls selteneren Erscheinungen in unserem Avifaunengebiete gehört der nordische Gimpel. Hie und da mag er jedenfalls übersehen oder mit Pyrrhula europaea Vieill. verwechselt werden, obwohl P. major bedeutend grösser ist und an der Unterseite der äusseren Steuerfedern meist weisse Längsstreifehen trägt. Ich bemerkte diesen Vogel zum ersten Male am 14. Jänner 1884, an welchem Tage ich in einem Wäldchen oberhalb Wetzmann im oberen Gailthale sechs solche Gimpel bemerkte, welche mir durch ihre Grösse auffielen, wes- halb ich zwei davon erlegte. Durch Zufall erbeutete ich beide Stücke mit einem Schusse, Männchen und Weibchen. Das Männchen trägt an den äusseren Steuerfedern die weissen Längsstreifen ziemlich gleich breit, während sie beim Weibchen schwach keilförmig erscheinen.

Da die Grössenverhältnisse zwischen P. major und P. europaea nicht zu übersehen sind, stelle ich die vor- genommenen Messungen nachfolgend einander gegenüber:

P. major P. europaea d Q ee ae ee ee tr... 18200873197. 105

Flügellänge . ge Re EN a RR 897190 Schnabellänge (von der Spitze bis

RE NUHOWIHRenIe ern. en 10.105 Be na ch A ee N SS | ae 3) 69 68 a eK TE Lo Mi

Diese Masse weichen nur unbedeutend ab von den Messungen, welche Herr Baron Washington im „Vierten Jahresberichte“ über Exemplare aus Steiermark gibt und die ich hier als weiteres Vergleichsmaterial anfüge:

11

—. 12

Nr. 1 | Nr. 2] Nr. 3 | Nr. 4 | Nr. 5| Nr. 6 ls Miet Jg ? ENG, 28. Dee. 6. Jänner 8.Jänner|28. Dec. |6.Jänner 8.Jänner 1885 | 1886 1856 1885 1886 | 1886

P. minor P. major P. major'P. minor,P. major|P. major

an

Länge der Firste des Ober- kiefers . .. 0:009 | 0'010 |0:010 | 0'010 | 0:011, 0.010 ı Länge des Schnabels (von der i Spitze bis zumMundwinkel | 0.010 | 0'011 |0:013 | 0'011 | 0'014 | 0:013 Länge des Unterkiefers bis

zum Kieferastwinkel . . 0'005 | 0'005 | 0'006 |0:005 |0:007 | 0:006 Höhe des Schnabels an der Basis . - 10008; | 0'009 | 0010 | 0:008 | 0011 | 0'010 Grösste Breite "des Unter- kieferss . . » 2 2.2 ./0'009 | 0:009 | 0:010 | 0'008; | 0:010; | 0 010

| Totallänge . . 0158 |0 770 |0180 10'156 | 0'178 | 0172 Flügellänge (am zusammen- | ' gelegten Flügel gemessen) | 0 091; | 0:095 | 0095 |, 0'090 | 0:097 , 0'095 | Schwanzlänge . . . . . 10'069 | 0:071 | 0.076 | 0'069; | 0'072 | 0075 Tarsenlänge . . . . . .!0016 | 0'016 |0017 |0 019 | 0:01 | 0:019

Hiezu macht Herr Baron Washington noch folgende Bemerkung:

„Die unter 2 und 3 angeführten Individuen zeichnen sich durch sehr intensives Roth, namentlich der oberen Brust- partie aus. Alle Exemplare besassen graue Flügelbinden, keines dagegen Streifen an den Steuerfedern. Ein Ende vorigen Jahres erlegtes d, welches sich in Bezug auf die Grössen- verhältnisse zwischen P. major und minor stellte, trug einen derartigen weissen Streifen an der Seite blos einer der Eck- steuerfedern. Unter den vorerwähnten sechs Exemplaren zeigt, wie aus der Tabelle ersichtlich, das $ Nr. 5 die be- deutendsten Schnabeldimensionen.“

Die vorliegenden Bemerkungen und Messungen dürften vollständig genügen, um gegebenen Falles die beiden Formen sicher auseinander halten zu können und erachte ich es daher für überflüssig, weiteres diesbezügliches Material hier anzu- führen.

Wenn der nordische Gimpel bei uns zu Lande erscheint, so geschieht es gewöhnlich im December und Jänner. Die Fremdlinge benehmen sich in ihrem Thun und Lassen sogleich wie unsere gewöhnlichen Gimpel, sind auch in den gleichen Localitäten, hie und da sogar nahe beisammen, anzutreffen. Es verlohnt sich für Vogelfreunde jedenfalls der Mühe, den vorkommenden Gimpeln eine ganz besondere Aufmerksamkeit zu schenken.

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183. Pyrrhula europaea Vieill. (Loxia pyrrhula Linn., Pyr- rhula rubrieilla Pall.) Mitteleuropäischer Gimpel. Der mitteleuropäische Gimpel ist eine allgemein bekannte, bei Vogelfreunden ziemlich beliebte Vogelgestalt, wohl haupt- sächlich des hübschen Kleides wegen, das übrigens in der

- Gefangenschaft bald verblasst und sogar nahezu schwarz wird,

was hie und da einen Vogelhalter veranlasst, einem solch’ unschönen Exemplar die Freiheit zu geben, woher es kommen mag, dass in allerdings seltenen Fällen schwarze Gimpel im Freien beobachtet werden. Alle Exemplare, welche ich hievon erhielt, trugen ausnahmslos die Kennzeichen der Gefangen- schaft. Einen in der Freiheit aufgewachsenen Gimpel, welcher diese schwärzliche Färbung getragen hätte, habe ich nie beobachtet.

Im März steigen die in unseren Gebieten vorkommenden Gimpel aus den Thalniederungen in die Gebirge empor, wo sie dann in den Fichten- und Tannenwäldern verhältnissmässig spät zu brüten beginnen. Unter den Nestern findet man solche, welche aus Moos gebaut sind und solche, welche mit Rosshaaren durchflochten sind. Diese Eigenthümlich- keit ist unseren Vogelfängern, welche den jungen Gimpeln eifrig nachstellen, wohl bekannt und sie unterscheiden nach dem Baum des Nestes Moos- und Rossgimpel. Erstere sind bei ihnen besonders beliebt, weil sie leicht andere Gesänge erlernen sollen, letztere dagegen werden nicht ausgenommen, weil eine alte Vogeltradition sie als dumm und ungelehrig bezeichnet, sie mithin die auf sie verwendete Mühe und Arbeit nicht lohnen. Bei aller Achtung vor den altväterlichen Ueber- lieferungen, kann ich dieser keinen Glauben schenken, weil ich unter beiden ganz gelehrige Vögel und auch recht elende Stümper gefunden habe, die mir mehr Aerger als Freude be- reiteten. Im Allgemeinen habe ich gefunden, dass in den Lagen, in welchen viele Pferde auf die Weide getrieben werden, mithin das Rosshaar leicht erhältlich ist, die weitaus meisten Gimpelnester mit Rosshaaren durchflochten sind, während es bei jenen Vögeln fehlt, welche in einer Localität brüten, wo entweder gar keine oder nur sehr wenige Pferde hinkommen und daselbst keinen langen Aufenthalt haben. So klagte mir ein alter Vogelsteller, dass früher auf der Missaria (Obergailthal) nur die begehrten Moosgimpel gefunden worden seien, während man jetzt lauter Rossgimpel antrefte. Dass die Missaria in der Zwischenzeit in eine Rossalpe umgewandelt wurde, wo den ganzen Sommer hindurch eine ansehnliche Zahl von Pferden ihre Weide suchte, das hatte der gute Alte ganz übersehen, so richtig er sonst oft zu combiniren pflegte.

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Wenn die Jungen flügge geworden sind, durchstreifen sie mit den Alten unsere (Gebirgswälder und steigen auf ihren Streifereien bis zur Holzgrenze empor. Im September drücken sie sich langsam mehr den Thälern zu und im Oc- tober kann man schon grössere Gesellschaften in den untersten Vorhölzern, den Wäldern der Ebene und in Baumgärten er- blicken. Um diese Zeit suchen sie mit Vorliebe jene Gegenden auf, in welchen noch beerentragende Sträucher stehen, welche gewöhnlich gänzlich abgeleert werden. Ist an einem Orte die Nahrungsquelle versiegt, so streicht der Flug so lange weiter, bis er wieder gedeckten Tisch findet. Da es dem Gimpel im strengen Winter oft herzlich schlecht ergeht, so sieht er sich gezwungen, sich den Ortschaften zu nähern. Er wird dabei allmälig etwas kecker, so dass er sich schliesslich in die allernächste Nähe der Städte wagt, in die Dörfer selbst dringt und dort die etwa vorfindlichen Futterplätze aufsucht, um ein Krümchen für seinen hungrigen Magen zu ergattern. Nicht selten fällt er auf Kirsch-, Zwetschken- und Pflaumen- bäumen ein, wo er die Knospen verbeisst und herunterwirft, dass der Boden von den verbissenen Knospen förmlich bedeckt ist. Auch später noch, wenn ihn die Noth nicht mehr zum Abpflücken der Baumknospen zwingt, setzt er diese lästige (sewohnheit aus Leckerei oder Spielerei noch fort und kann dadurch örtlich einen bedeutenden Schaden anrichten, weshalb man es den Besitzern kaum verargen kann, wenn sie den un- sebetenen Gast von ihren Baumgärten zu vertreiben und ferne zu halten trachten. Ende December 1886 erhielt Anton Zifferer drei lebende Gimpel, von denen zwei merklich grösser waren, vielleicht Pyrrhula major Chr. L. Br.

184. Loxia pityopsittacus Bechst. Föhrenkreuzschnabel.

L. v. Hueber sagt in seinem „Verzeichnisse“ vom Föhren- oder Kiefernkreuzschnabel: „In gebirgigen Kiefern- waldungen. Nest auf den Gipfeln der höchsten Kiefern mit drei bis vier graulichweissen, blutroth gefleckten oder punk- tirten Eiern.“ Wer daraus, wie es bei der unbestimmten Fassung leicht möglich wäre, den Schluss ziehen wollte, dass der Föhrenkreuzschnabel in Kärnten Brutvogel sei, der würde einem ganz entschiedenen Irrthume verfallen, denn bis jetzt ist er noch nirgends als solcher constatirt worden. Bis jetzt ist der Föhrenkreuzschnabel in Kärnten ausschliesslich als Wintergast bekannt, der allerdings in den meisten Jahren ankommt, aber doch auch wieder in einzelnen Jahren völlig oder ganz auszubleiben scheint. Wenigstens gibt es Winter, in denen von diesem Gaste absolut nichts zu bemerken ist. Wenn er ankommt, treibt er sich gerne in der Gesellschaft des Fichtenkreuzschnabels herum, wird aber auch allein in

15 °

kleinenFlügen beobachtet. Am liebsten besucht er solche

Gegenden, in denen ausgedehntere Föhrenbestände zu finden

sind, meidet aber auch die Fichtenwaldungen nicht ganz,

räumt vielmehr nur den ersteren den Vorzug ein, wenn ihm zwischen beiden die Wahl offen steht. Seine Ankunft fällt in den Monat December. In armen Samenjahren kann man nur wenige Föhrenkreuzschnäbel finden, weil sie wahrscheinlich weiter südwärts oder südostwärts wandern, sobald sie wenig Zapfen finden und nicht Aussicht auf einen guten Winter- stand haben. In guten Samenjahren dagegen findet er sich öfter, weil die nordischen Wanderer offenbar das Dableiben beim gedeckten Tische einer weiteren Wanderung vor- ziehen. Während der Zeit seines Winteraufenthaltes erweist er sich als der nämliche Zigeuner, wie sein Vetter, der Fichten- kreuzschnabel, und weicht von diesem nur darin ab, dass es ihm nicht einfällt, im strengen Winter inmitten von Eis und

Schnee zu brüten, sondern verschiebt dies Geschäft bis zu

seiner Ankunft in der nordischen Heimat, wohin er Ende

Februar oder im März wieder abreist. Wurde nach Anton

Zifferer beinahe alljährlich mit Loxia curvirostra beobachtet,

blieb aber 1886 gänzlich aus.

185. Loxia curvirostraLinn. (Crucirostra media Brehm.) Fichten- kreuzschnabel, „Kreuzschnabel“, Krummschnabel“, „Kreuz- vogel“.

Der Fichtenkreuzschnabel ist der entschiedenste und echteste Zigeuner unter den einheimischen Vögeln, ein wahrer Ueberall und Nirgends, ein Bursche, der in einer Gegend höchstens so lange Ruhe findet, als er durch Nestbau, Brut- geschäft und Jungenpflege gebunden ist, also dann absolut nicht weiter wandern kann. Eine weitere ganz hervorragende Eigenthümlichkeit dieses Vogels ist auch die, dass er sich bezüglich seines Brütegeschäftes an keine Jahreszeit bindet. Bald nistet und brütet er, umgeben von den unter dem Früh- lingshauche erwachten Knospen, bald in der Sommerhitze, bald aber auch wieder, wenn der Reinfrost die Bäume mit krystallenem Puder deckt, wenn hoher Schnee auf dem dichten Geäste lastet, oder wenn Tausende von Eiszapfen auf allen Seiten von den Aesten und Zweigen niederhängen. Er liebt und freit, wenn alle Vögelein ihr kleines Herz dem mächtigen Triebe öffnen, liebt und freit, wenn jeder andere Vogel schweigt, wenn die ganze Natur in einem todesähnlichen Schlummer sich wiegt. Die einzige Rücksicht, welche er auf die Jahreszeit nimmt, ist diese, dass er sein Nest im Winter viel dichter und fester baut, als im Sommer, wo es keine Kälte abzuhalten braucht. Ich fand Nester, Gelege oder Junge noch in jedem Monate des ganzen Jahres, im Sommer wie im

166

tiefsten Winter. Das Nest des Fichtenkreuzschnabels steht meistens auf hohen Fichten, in deren dichtem Geäste und dem Gewirre der herabhängenden Bartflechten es wohl ge- borgen ist und nicht leicht aufgefunden werden kann. Bemerkt sich der Vogel in der Nähe seines Nestes beobachtet, so lässt er sich plötzlich wie ein Bleiklumpen fallen, streicht dann im Unterholze fort und kommt auf einer anderen Seite wieder zum Vorschein, dort dasselbe Manöver wiederholend, wenn man Miene macht, ihm näher zu kommen. Gelingt es ihm, den Beobachter durch diese Finten weit genug weg vom Nistbaume zu locken, so hebt er sich hoch und fliegt zurück zum Neste.

Die strengste Winterzeit verlebt der Kreuzschnabel in den Wäldern der Ebene und in den Fichtenwaldungen der Vorberge, wo er eifrig die Zapfen bearbeitet, um die ge- flügelten Samen herauszubekommen. Auch die Zapfen von Tannen, Föhren und Lärchen sind ihm stets willkommen. Ein- mal sah ich eine Familie, welche die Zapfen einer Weymouths- Kiefer emsig enthülste und damit ebenfalls ganz leicht fertig wurde. Im Frühjahre geht der Fichtenkreuzschnabel wieder höher in’s Gebirge hinauf bis dahin, wo die Holzgrenze seinem Aufwärtswandern ein Ziel setzt. In diesen Hochregionen herumstreichend, verlebt er die schönen Sommermonate und weicht mit dem Eintritte der rauhen Witterung wieder in die tiefer gelegenen Waldungen herab.

In manchen Jahren sind in eimem bestimmten Gebiete nur sehr wenige Fichtenkreuzschnäbel anzutreffen, während sie in anderen Jahren in derselben Localität häufig auftreten. Diese Verschiedenheit hat ihren Grund offenbar in den ge- ringeren oder reicheren Samenjahren, da in jedem guten Samenjahre die Kreuzschnäbel häufig vorkommen, dagegen aus der Gegend verschwinden, sobald sich der Mangel an Waldsamen fühlbar zu machen beginnt. Es bleiben in dem Falle, wenn eine Gegend ausgebeutet ist, nur noch jene Vögel zurück, welche durch das Nistgeschäft oder durch die Jungen- pflege an der Auswanderung gehindert sind.

Beinahe jeden Herbst macht sich auch ein stärkerer Zuzug der Fichtenkreuzschnäbel aus nördlicheren Gegenden bemerkbar, und doch zeigt sich in keinem Gebiete jene An- häufung, wie man sie nach der Zahl der Zuzügler voraus- setzen sollte. Sollte da nicht ein gewissser Wechsel statt- finden? Es wäre ja leicht möglich, dass ein Theil unserer einheimischen Vögel aus dem Gebiete weicht, wenn neue Ein- wanderer sich in demselben niederlassen. Da der Vogel durchaus an keiner Heimstätte hängt, vielmehr sich überall wohl befindet, wo es ihm gut geht, eine echte Zigeunernatur

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zur Sehau trägt, wäre ein solcher Wechsel durchaus nicht undenkbar. Ich möchte nach langjährigen Beobachtungen so etwas vermuthen, doch stehen mir zu wenig positiv sichere Beobachtungen zu Gebote, um diesen Gedanken als eine feste Behauptung aussprechen zu können. Ich erwähne hier meine Vermuthung blos aus dem Grunde, um dadurch zu weiteren sorgfältigen Beobachtungen in dieser Richtung anzuregen.

Der Fichtenkreuzschnabel ist trotz seines ungeschlachten Benehmens im Käfige ein ausgesprochener Liebling unserer Gebirgsbewohner. Eine fromme Sage meldet, ein Kreuzschnabel habe, als Christus am Kreuze hing, demselben die Nägel aus- ziehen wollen und durch die Ueberanstrengung sich den Schnabel kreuzförmig verbogen. Von dieser Stunde an sollen zum ehrenden Andenken alle seine Geschlechtsgenossen den sekreuzten Schnabel erhalten haben.

186. Loxia bifasciata Ch. L. Br. (L. leucoptera Gmel.) Weiss- bindiger Kreuzschnabel.

Diesen seltenen, in Osteuropa und Sibirien heimischen Vogel glaubt A. Zifferer vor mehreren Jahren unter anderen Kreuzschnäbeln lebend bekommen zu haben und machte mich auf denselben besonders aufmerksam.

Ich widmete den Kreuzschnäbeln namentlich im Spät- herbste und Winter eine ganz besondere Aufmerksamkeit, konnte aber den weissbindigen Kreuzschnabel nie bemerken. Im October 1889 stand ich bei einer Jagd auf einer grösseren Waldblösse, als plötzlich ein Flug von Kreuzschnäbeln in der Nähe einfiel. Sofort fiel mir auf, dass zwischen den ge- wöhnlichen Rufen auch solche vernehmbar waren, welche dem Klange nach sich ganz erheblich unterschieden, mithin un- möglich dem Fichtenkreuzschnabel angehören konnten. Während ich noch auf diese Rufe lauschte, rief auch schon mein Nachbar- schütze, ich solle hinkommen und die sonderbaren Kreuz- schnäbel ansehen, es seien solche darunter, welche länger und anders gefärbt seien. Ich eilte auf den Nachbarstand und sewahrte zu meiner unaussprechlichen Freude, dass sich in Gesellschaft der Fichtenkreuzschnäbel einige Exemplare des lange gesuchten nordischen Gastes befanden. Täglich besuchte ich nun die Waldstrecken, in denen ich Kreuzschnäbel anzu- treffen hoffen konnte, und wirklich gelang es mir, Loxia bi- fasciata noch öfter anzutreffen. -Jedesmal beobachtete ich ein oder mehrere Exemplare dieses Gastes in Gesellschaft der Fichtenkreuzschnäbel. Einen einzigen Flug beobachtete ich, wo der weissbindige Kreuzschnabel die Mehrzahl der Gesell- schaft bildete. Sobald ich die Anwesenheit des nordischen Wanderers festgestellt hatte, avisirte ich davon einige Be-

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kannte und erhielt bald darauf aus Breitenegg die Nachricht, dass der weissbindige Kreuzschnabel auch dort beobachtet worden sei. Damit ist festgestellt, dass dieser Gast an mehreren Orten des lavantthales eingetroffen war und sich vorübergehend niedergelassen hatte. Aus anderen Thälern Kärntens konnte ich leider bis jetzt keine Nachricht über das Eintreffen dieses Vogels erhalten. Gegen Ende November scheint der weissbindige Kreuzschnabel aus dem Lavantthale wieder verschwunden zu sein; wenigstens gelang es mir später nicht mehr, denselben zu beobachten.

IX. Ordnung. Columbae. Tauben.

187. Columba palumbus Linn. (Palumbus torquatus Kaup.)

Ringeltaube.

Ende Februar kann man nach gelinden Wintern schon vereinzelte Ringeltauben beobachten. Die meisten erscheinen im März, und zwar entweder in Paaren oder in kleinen Flügen. Sie nehmen ihr vorläufiges Standquartier in Feldern, Auen und Vorhölzern und haben oft ihre liebe Noth, hinreichende Nahrung zu finden. Kommen noch späte, anhaltende Schnee- fälle mit grösserer Kälte, so ergeht es den armen Gästen wirklich schlecht. Bei aller Noth scheinen sie sich in solchen Fällen nur schwer zu einem temporären Rückzuge zu ent- schliessen, da man gänzlich verhungerte Exemplare finden kann, welche lediglich an Nahrungsmangel eingingen. Zu solchen Zeiten findet man sie sogar bei den Ameisenhaufen, welche entweder die Spechte geöffnet oder die Krähen aus- einander gescharrt haben.

Mit dem fortschreitenden Frühling verbreitet sich die Ringeltaube über das Mittelgebirge und einen Theil der eigentlichen Bergregion, steigt jedoch sehr hoch nicht hinauf. Im April schreiten sie zum Nestbaue. Dieses ist gewöhnlich zu Ende April schon fertig und wird sowohl in Buchen- waldungen, als in gemischten und reinen Fichtenbeständen gefunden, am häufigsten dort, wo cultivirte Felder die Waldungen begrenzen oder durchziehen. Die Nähe mensch- licher Ansiedlungen lieben sie nicht besonders, als würden sie unser Sprichwort kennen: „Weit weg ist sicher vor dem Schuss“. Die vielen Nachstellungen, welche sie erfahren, be- gründen hinreichend dieses Misstrauen.

Zu Anfang Juli findet man die flugbaren Jungen, welche von den Alten in die Felder geführt werden, um daselbst ihre Nahrung suchen zu lernen. Um diese Zeit sind sie da, wo sie schon Nachstellungen oder Beunruhigungen erfuhren, noch scheuer als früher, wie namentlich jeder Bauernschütze

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es erfährt, wenn er sich durch seinen groben Hagel rächen will für den angeblich im Felde angerichteten Schaden. Viele Grundbesitzer sind dieser schönen Taube gram und wollen ihr den Aufenthalt im Felde nicht gestatten, weil sie behaupten, dass sie sich nur von den Körnern der Getreidearten nähre. Dies ist entschieden unrichtig. Die Ringeltaube mag allerdings da und dort ein paar Getreidekörner mitlaufen lassen, aber ausschliesslich nährt sie sich nicht davon, nimmt vielmehr hauptsächlich die Unkrautsamen auf, wie man sich an erlegten Exemplaren leicht überzeugen kann. Ein weiterer Beweis dafür, dass diese Tauben ganz besonders den Unkrautsämereien nachziehen, liegt schon in dem Umstande, dass sie sorgfältig rein gehaltene Aecker nicht häufig und dann nur vorüber- gehend besuchen, sich dagegen fast beständig dort aufhalten, wo ein recht verluderter Acker zu finden ist. Die Besitzer solcher mehr als zweifelhafter Parcellen sind es gewöhnlich auch, welche am lautesten die Ringeltauben anklagen, wo sie doch froh sein sollten, dass die Tauben wenigstens einen Theil der eigenen Vernachlässigung corrigiren. Am lästigsten werden die Ringeltauben zweifellos im Herbste, wenn die ‚Wintersaaten bestellt werden und sie dann in grosser Zahl auf denselben erscheinen, um den herrschenden Mangel an Wildsämereien durch das Aufnehmen von Körnern wett zu machen. In solchen Fällen ist es jedoch nicht schwer, einen mit Vorliebe angefallenen Acker vor diesen Besuchern zu schützen. Ein paar Schuss Pulver thun da immer ihre Wirkung.

Der Herbstzug dauert nahezu den ganzen October hin- durch. Oft kommen grosse Flüge, oft nur kleine Gesellschaften, wie sie sich gerade zusammenfinden. So sah A. Zifferer am 16. October 1886 in der Ebenthaler Allee die letzte Ringel- taube.

Schliesslich sei es mir noch gestattet, zweier, wenigstens für mich seltener Beobachtungen zu erwähnen. An einem Novembertage erschien eine Ringeltaube in der Nähe eines Taubenschlages meines Nachbars, trieb sich durch ein paar Tage dort herum und als plötzlich starker Schneefall eintrat, bettelte sie sich bei den Haustauben ein, besuchte mit diesen die Futterstelle, zuerst sehr zaghaft, dann endlich ganz dreist und verblieb den ganzen Winter über in dieser Gesell- schaft, trotz der vielen Neckereien und Chicanen, welche sie von den als so sanft gescholtenen Haustauben zu erdulden hatte. Im Hinblicke auf die draussen herrschende Noth ertrug sie Alles mit stiller Resignation. Als dann am 5. März ein Flug Ringeltauben über der Ortschaft hinzog, liess sie ein fröhliches Gurren vernehmen, warf sich mit raschem Schwunge in die Luft und war mit ihren Artgenossen verschwunden.

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Die zweite Beobachtung machte ich bei einem Weibchen am Neste. Bekanntlich ist die Ringeltaube am Neste sehr empfindlich und verlässt selbst das Gelege, sobald sie nur beunruhigt wird. Eines Tages entdeckte ich auf einer am Waldrande stehenden Fichte das Nest einer Ringeltaube. Da ich die Alten abwesend vermuthete, liess ich einen Burschen hinaufsteigen, um nachsehen zu lassen, wie weit das Gelege schon sei. Der Bursche meldete mir zwei Eier und begann dann herabzusteigen, war aber kaum drei Meter vom Neste entfernt, als schon das Weibchen angeflogen kam. Kaum hatte es den Kletterer erblickt, begann es zu flattern, wie wenn es angeschossen worden wäre, senkte sich dabei nahezu bis zur Erde und flatterte so unruhig hin und her, bis wir uns beide entfernt hatten. Als dies geschehen, flog die Taube ganz flott wieder auf und eilte dem Neste zu. In der Meinung, dass sie nun das Nest verlassen werde, besuchte ich es zwei Tage später wieder. Als ich in die Nähe des Baumes kam, schlüpfte das Weibchen aus dem Neste, liess sich förmlich durchs Geäst herunterfallen und wiederholte das nämliche Manöver, bis ich mich entfernt hatte. Bei einem dritten Besuche führte das Weibchen die nämliche Komödie auf, was mich dann ver- anlasste, das Täubchen ungestört das Brütegeschäft vollenden zu lassen. Dieser Fall war mir von hohem Interesse, weil ich sonst, wie bereits früher bemerkt, die Ringeltaube stets als am Neste sehr empfindlich kennen gelernt hatte.

188. Columba oenas Linn. Hohltaube, „Wildtaube“.

Beinahe gleichzeitig mit der Ringeltaube, also Ende Februar oder Anfang März, erscheinen vereinzelte Hohltauben, denen einige Zeit später stärkere Flüge nachfolgen. Zur besten Zugszeit beobachtet man nicht selten Ringel- und Hohltauben vereint in einem Fluge. Sie besuchen gerne mehr offene, frei liegende Felder und zerstreuen sich in einer Gegend, um Nistplätze aufzusuchen, oder sie ziehen nach kurzem Aufenthalte wieder weiter. Als Brutvogel hat sich die Hohltaube in Kärnten entschieden sehr vermindert, weil die intensivere Holznutzung ihre Brütestätten mehr und mehr zerstört. So ein Paar hat oft seine liebe Noth, in einem weiten Umkreise auch nur einen hohlen Baum zu finden, dem es sein Gelege anvertrauen könnte. Sehr gerne brüten sie auch in den alten Burgruinen, wenn solche nicht beunruhigt werden. Die meisten Hohltauben beobachtete ich noch heuer (1889) auf der Ruine Sonnegg, wo sie unter dem Schutze meines verehrten Freundes, des Herrn Verwalters Hey, eine förm- liche Colonie bilden, bei welcher ich vergnügte Morgenstunden verlebte. Würde diese Taube auch anderwärts ähnlichen Schutz und sorgfältige Hege erfahren, so würde sie entschieden viel häu-

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figer vorkommen. Die meisten werden schon im ersten Frühjahre vertrieben, weil sie bei dem Zustehen auf den Ruf gerne be- schossen werden. Eine unbedingte Schonung im Frühjahre würde sich reichlich lohnen durch einen späteren Abschuss, wenn einmal die Jungen flugbar geworden sind.

Da die Hohltaube schon zu Anfang April mit der Eierlage beginnt, kann man schon früh im Sommer die ersten flug- baren Jungen auf dem Felde bemerken. Obwohl die Hohl- taube in einer Brut gewöhnlich nur zwei Junge grosszieht, so ist die Vermehrung doch nicht so langsam, da sie in einem Sommer mindestens zwei, häufig-aber auch drei Bruten macht. Ihren Feinden weiss sie meisterhaft zu entgehen, da sie gerne solche Wiesen und Felder zu ihrem Aufenthalte wählt, welche in der Nähe von Waldungen stehen. Bei dem ihr eigenen schnellen Fluge ist in dem Falle, dass ein Raubvogel auf sie stösst, bald der Wald erreicht und hier rast sie mit einer solchen Vehemenz und Geschicklichkeit durch das dichteste Geäst, dass kaum ein beschwingter Räuber ihr zu folgen vermag. Verunglücken nicht ihre Eier oder Jungen durch Eichhörnchen, Steinmarder, Elstern oder Rabenkrähen, so ist der Bestand schon hinreichend gesichert.

Nach dem Flugbarwerden der letzten Brut ziehen sich die Hohltauben eines Gebietes in Gesellschaften zusammen und verleben den Rest des Sommers beisammen, friedlicher, als wir es bei anderen Taubenarten zu sehen gewohnt sind. Neben den Wald- und Unkrautsämereien nehmen sie wohl auch verschiedene Getreidearten auf, doch wird meistens der Schaden im Hinblicke auf den anderwärts gestifteten Nutzen vielfach sehr übertrieben. Gewöhnlich wird so ein Kropf voll Getreidekörner sehr hoch angeschlagen, während ihr anderer Nutzen ganz unbeachtet bleibt. Da sie übrigens zu den jagdbaren Vögeln gerechnet wird, so ist es vorwiegend Sache der Jäger, ihr eine vernünftige Schonung angedeihen zu lassen.

Gegen Ende September oder im October ziehen die Hohltauben wieder fort, und zwar entweder in selbstständigen Flügen, oder sie gesellen sich solchen zu, welche aus den nördlicheren Gegenden zu uns kommen.

189. Columba livia Linn. Felsentaube.

Dr. Carl Russ sagt in seinem Buche „Vögel der Hei- mat“, dass die Felsentaube in einigen Höhlen von Krain und Kärnten vorkomme. Der genannte Forscher hält sie wahr- scheinlich für einen Brutvogel in Kärnten. Dass sie in den Höhlen von Krain als solcher vorkommt, ist hinreichend be- kannt und oft genug nachgewiesen worden. Weniger sicher

ist dies dagegen in Kärnten geschehen. L. v. Hueber nennt die Felsentaube in seinem Verzeichnisse der kärntischen Vögel gar nicht, hat sie also weder als Durchzügler, noch als Brutvogel je bemerkt. Ich stellte eifrige Nachforschungen über diesen Vogel an, aber nirgends konnte ich eine Nach- richt erhalten, dass die Felsentaube brütend beobachtet worden sei. Im Frühjahre 1878 erlegte ich ein vereinzeltes Männchen am Reisskofel und im Herbste 1852 ebenfalls ein Männchen in der Nähe des wilden Monte Canin. Das sind die zwei einzigen Felsentauben, welche ich überhaupt in Kärnten be- merkt habe, und von diesen vermuthe ich, dass es verschlagene Exemplare waren. Die Felsentaube darf als ein sehr seltener Besucher unseres Landes bezeichnet werden.

190. Turtur auritus Ray. (Columba turtur L.) Turteltaube,

„Lurterl“.

Die Turteltaube ist ein zwar ziemlich regelmässiger, aber durchaus nicht häufiger Besucher unseres Landes. Sie er- scheint in der zweiten Hälfte April oder auch erst zu Anfang Mai, wo sie dann in ausgedehnteren Auen oder in Wäldern für kurze Zeit beobachtet werden kann. Die meisten von den Wanderern ziehen weiter nach Norden. Für einen grossen Theil Kärntens ist sie nur Durchzugsvogel. Als Brutvogel habe ich sie nur im Lavantthale gefunden und auch da selten. Auch Herr Othmar Reiser bemerkt im „Vierten Jahres- berichte“, dass er am 25. Mai 1885 ein fast frisches Gelege bei Unterdrauburg gefunden habe. Dies ist die gewöhnliche Zeit, in welcher im Lavantthale die Gelege fertig zu werden pflegen. Nur einmal (1875) habe ich schon am 10. Mai ein fertiges Gelege gefunden, alle übrigen später, ausnahmsweise auch noch eines am 30. Mai, frisch und nicht angebrütet.

Wenn die Jungen flugbar geworden sind, erscheint die ganze Familie in den Feldern, Auen, Vorhölzern und ruhigen Baumgärten. Mancher Landmann betrachtet die Turteltaube mit scheelen Blicken, weil er sie im Verdachte hat, dass sie ihm die Samenkörner 'wegstehle. Dieser Ver- dacht ist nicht begründet, da die Turteltaube hauptsächlich die Unkrautsämereien aufnimmt, wodurch sie nur nützlich wird, verdient daher nur Schonung, nicht aber Verfolgung.

Ein ganz eigenthümlicher Aberglaube ist über die Turtel- taube verbreitet. Das Volk glaubt nämlich, dass die Turtel- taube die Eigenschaft habe, die Schmerzen kranker Personen auf sich ziehen zu können. Die Leute behaupten, dass die Taube mit leide, der Kranke daher in jenem Masse Er- leichterung fühle, in welchem die Taube den Schmerz mit- empfinde. Aus diesem Grunde wird die Turteltaube gern in

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Käfigen gehalten und bei Erkrankungsfällen von Haus zu Haus getragen, wobei die arme Taube allerdings oft arg leidet, weniger jedoch unter dem Drucke der mitgetheilten Schmerzen, als unter der unsinnigen Behandlung, welche sie von den Leuten zu erdulden hat.

X. Ordnung. Arasores. Scharrvögel.

191. Tetrao urogallus Linn. Auerhuhn, Auerhahn, „grosser Hahn“.

Das Auergeflügel ist in den gebirgigen Gegenden Kärntens überall da vertreten, wo es die ihm zusagende Aesung nebst der erforderlichen Ruhe findet. Da namentlich die letztere in neuerer Zeit durch culturelle Bestrebungen gestört wird, eine Waldstrecke nach der anderen der uner- bittlichen Axt zum Opfer fällt, ist es aus vielen Gegenden vertrieben worden, wo es früher einheimisch war. Der Bestand des Auergeflügels in Kärnten hat seit fünfzehn Jahren im Allgemeinen ganz merklich abgenommen, trotzdem manche Waidmänner weder Mühen noch Kosten scheuen, dasselbe im Reviere zu erhalten oder wieder neu anzusiedeln. Diese an sich so schönen Bestrebungen stehen leider einem förmlichen Heere schädigender Einflüsse gegenüber, dass eine gute Wirkung allgemein nicht zum Durchbr uche gelangen kann; in einzelnen, günstig situirten Localitäten allein können Er- folge erzielt werden und damit muss sich der hegende Waid- mann begnügen, bis eine gründliche Reform der Jagd- und Forstgesetze wieder andere Zustände herbeiführt, vor Allem jene Miniaturausgaben von Jagdrevieren unmöglich macht, wie sie die heutigen Gesetze erlauben.

Bemerkenswerth ist die Thatsache, dass das Auer 'geflügel seit zwanzig bis dreissig Jahren ganz entschieden in einen Höhengürtel emporgedrängt wird, in dem es früher kaum mehr heimisch war. An den Balzplätzen, wo noch unsere Väter den stolzen Urhahn im Dämmerlichte des Mor gens mit einem wohlgezielten Schusse vom Balzbaume warfen, wird man heute keine Feder dieses edlen Wildes mehr finden, sondern wird es um ein bis zwei Stunden höher oben suchen müssen, wo früher fast ausschliesslich nur das Birkwild ver- treten war. Hier waren es überall die gesteigerten Cultur- bestrebungen, welche dem Auergeflügel sein uraltes Heim kündeten und es zwangen, höher hinauf zu rücken, wenn es die Gegend nicht ganz verlassen wollte. Gegenwärtig hat es sich bereits an seinen höheren Stand gewöhnt, hat aber an vielen Stellen die Gewohnheit angenommen, mit Eintritt des strengen Winters den Sommerstand zu verlassen und z. B. die trübe, kalte Schattseite mit der doch noch eher annehm-

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baren Sonnseite zu vertauschen. Hie und da findet man auch einen alten Hahn, welcher nach Beendigung der Balze sich wieder tiefer herablässt und dort selbst unter ungünstigen Verhältnissen den Sommer über aushält, als wollte er das ihm von der Agricultur entrissene Gebiet Schritt für Schritt wieder erobern, wie es ihm entrissen worden war. Bei den Herbstjagden kommt es hie und da vor, dass Auerhähne in Lagen zufällig geschossen werden, wo sie früher wohl heimisch waren, gegenwärtig aber gar nicht mehr dort vermuthet werden. Solche verstrichene Hähne erinnern unwillkürlich an jene Gemsen, welche hie und da ohne einen für uns erklär- lichen Grund im Hochgebirge Reissaus nehmen und plötzlich im Thale erscheinen. Solche verstrichene Auerhähne kommen in den allermeisten Fällen aus den höchsten Ständen herab, was sich durch die im Magen befindlichen Steinchen und Sandkörner sehr leicht und sicher feststellen lässt, wenn man sich die Mühe nimmt, diese Steinchen mit der geognostischen Zusammensetzung des einen oder anderen Höhengürtels zu vergleichen. Das Auergeflügel ist, wie man sagt, von Haus aus kein Geschöpf der Hochlagen, sondern hat sich dort erst langsan acclimatisirt, wo man es heute oft vorfindet; es ist der Cultur und ihren Störungen aus dem Wege gegangen, aber nicht plötzlich, sondern nur Schritt für Schritt, von (seneration zu Generation. Nicht selten beobachtet man auch, dass namentlich die Auerhähne der höchsten Stände eine geringere Grösse aufweisen, als jene, welche noch ungestört in den Tieflagen hausen. Die Angabe von Dietrich aus dem Winkell, dass starke Gebirgshähne schwerer werden, als jene der tieferen Lagen, mag vielleicht örtlich seine Richtigkeit haben, bei uns in Kärnten jedoch ist sie nur in den seltensten Fällen zutreffend, was auch erklärlich ist, wenn man bedenkt, dass unsere Hochlagen dem Hahne nie jene günstigen Aesungs- verhältnisse bieten, wie er sie in den tieferen Lagen zu finden vermag. Am 10. October 1886 wurde im Schieflinger Schachterl im Keutschacher Thale auf einen Auerhahn geschossen, ebenso verirrte sich ein Hahn Mitte October 1886 bis in die Nähe von Victring und wurde daselbst erlegt, wie auch im Sep- tember 1889 solche bei Eberstein und auf der Koralpe.

Der Auerhahn führt ausser der Balzzeit ein aus- gesprochenes Eremitenleben, meidet es ängstlich, mit dem Menschen in Berührung zu kommen und trachtet möglichst versteckt zu leben im traulich stillen Walde. Mit Recht singt (Graf Waldersee:

„Dort weilet tief versteckt der Auerhahn, Den selten nur am Tag ein Auge sah.“

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Da nur mehr in wenigen (Gegenden Kärntens die Waldungen so beschaffen sind, wie sie das Auergeflügel be- sonders liebt, musste es sich im Verlaufe der Jahre an schüttere Bestände und an theilweise offene oder doch wenig geschützte Lagen gewöhnen, ist aber dadurch ganz entschieden noch misstrauischer und scheuer geworden. Ich habe das Auergeflügel beobachtet in dem gewaltigen Pyrenäenstocke in Spanien, in den versumpften Waldgebieten an Pripet und im Bialowiezer Walde in Russland, in den majestätischen Ur- wäldern der Karpathen, wie in den abgelegensten Theilen Rumäniens und Montenegros, also in Lagen, wo es noch in seinem eigentlichen Urzustande lebt, wo es den culturellen Bestrebungen der Gegenwart noch für lange Zeit entrückt bleibt, und habe es dort nirgends so scheu, wild und miss- trauisch, wie in unseren Wäldern gefunden. Und auch wieder bei uns kann man bemerken, dass sich das Auergeflügel um so scheuer zeigt, je offener die Lage, je weniger es durch dichte Waldbestände geschützt und geborgen ist. Hier muss die erhöhte Aufmerksamkeit den Mangel einer hinreichenden Deckung ersetzen.

Alte, verlässliche Hahnenjäger behaupten, dass unsere gegenwärtigen Auerhähne durchschnittlich leichter seien, als früher, etwa vor dreissig bis vierzig Jahren. Inwiefern dies richtig sei, vermag ich nicht ganz sicher zu beurtheilen, da mir zu wenig genaue Gewichtsangaben aus früheren Zeiten zu Gebote stehen. In einer Abschussliste der Herrschaft Möderndorf im Gailthale aus dem Jahre 1789 finde ich das @ewicht eines Auerhahnes mit 18 Pfund und 4 Loth an- segeben. Eine andere Schussliste aus dem Jahre 1805 gibt das Gewicht eines Auerhahnes mit 19 Pfund und 26 Loth an. Das mögen allerdings Ausnahmen gewesen sein, denn sonst hätten sich die Leute wahrscheinlich nicht die Mühe genommen, die Hähne zu wägen und ihr Gewicht in den Schusslisten zu notiren. Aus unserer Zeit sind mir nur aus den besten Ge- genden wenige Fälle bekannt, dass Auerhähne mit mehr als acht Kilogramm erlegt worden wären.

Eine ganz besonders bemerkenswerthe Eigenthümlichkeit ist auch beim Auergeflügel das Vorkommen hahnenfedriger Hennen, bei denen sich das Bestreben der Natur erkennen lässt, an dem Körper der Henne das Hahnengefieder zu copiren. Im Frühjahre 1582 bemerkte ich eine solche hahnen- fedrige Henne, welche ich aufmerksam beobachtete. In ihrem Neste fand ich sie auf drei Eiern, welche, wie sich später herausstellte, taub, also unfruchtbar waren.

Im folgenden Jahre fand ich zur Balzzeit diese Henne wieder, beobachtete sie längere Zeit und salı oft, dass sie

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sich ernstlich um die Gunst des Hahnes bewarb, ohne dass sich dieser darum weiter kümmerte. Wurde sie ihm zu zu- dringlich, so verjagte er dieselbe. Nach und nach versuchte sie ihr Glück auf mehreren Balzplätzen, war aber nirgends serade willkommen, höchstens bei den sogenannten Schneidern, welche es noch nicht wagten, den Balzplatz zu betreten. Da sie dann zur Zeit, als die anderen Auerhennen alle schon brüteten, noch immer im Gebiete herumstrich, schloss ich, dass sie kein Gelege mehr gemacht habe und erlöste sie von ihrer nicht freiwilligen, enthaltsamen Wittwenschaft.

Eine andere hahnenfedrige Auerhenne beobachtete ich 1885. Mein Jäger hatte mir gemeldet, dass in einem Revier- theile ein ihm unbekanntes „Vieh schreie“. Ich dachte an einen Rackelhahn, war daher nicht wenig erstaunt, als ich in dem „Vieh“ eine hahnenfedrige Auerhenne erkannte, welche die Balzlaute des Hahnes nachzuahmen versuchte, was ihr indess herzlich schlecht gelang. Sie vermengte das gewöhnliche Gocken der Henne mit einem vibrirenden, drei Secunden lang dauernden Zischlaut, welcher sich oft 15 bis 20 Mal nach- einander wiederholte. Nach mehrstündiger Beobachtung ent- schloss ich mich dazu, krumm zu machen, da ich mir eine solche Seltenheit nicht entgehen lassen konnte. Bei einer ge- nauen Untersuchung konnte ich zweifellos Hermaphroditismus constatiren. Dieser seltene Fall war zugleich auch der einzige, den ich zu beobachten das grosse Glück hatte. Im Jahre 1888 trat wegen des schlimmen, schneereichen Winters und Frühlings in der Hahnenbalze eine starke Verspätung ein und dürfte vor Mitte April kaum ein grosser Hahn geschossen worden sein. Die Hähne gingen des vielen Schnees im Hochgebirge wegen sehr tief herab, so bis Osterwitz und zeigten die erlegten durch Magerkeit den erlittenen Nahrungsmangel deutlich an. 1888 waren die Hähne dagegen sehr gut im Fleische.

192. Tetrao tetrix Linn. Birkhuhn, „Spielhahn“, „Kleiner

Hahn“.

Das Birkwild ist in Kärnten in allen Hochgebirgszügen vertreten, ziemlich zahlreich oder selten, je nachdem es geschont oder unablässig verfolgt wird. Viele Waidmänner setzen einen besonderen Stolz darein, gute Hahnenreviere zu besitzen und nehmen selbst in gut besetzten Revieren nur einen mässigen Abschuss vor. Da die „krumben Federn“ beim Gebirgsbewohner sehr beliebt sind, muss mancher Hahn durch die Hand des Wilderers fallen. Zahllos sind die Lieder und Vierzeiler, welche über den Birkhahn im Schwunge sind und Zeugniss davon ablegen, wie allgemein begehrt der schöne Vogel ist.

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Das Birkwild hat seinen Stand höher im Gebirge als das Auergeflügel und beansprucht zu seinem Aufenthalte nicht wie dieses dichte, ausgedehnte Wälder, kann daher leicht bis hinauf zur Holzgrenze steigen und einen grossen Theil des Alpengebietes bevölkern.

Gegen tellurische und klimatische Einflüsse ist das Birkwild nicht sonderlich empfindlich, kann daher leicht in höheren Lagen noch aushalten. Im Winter kriecht es gerne in die fast undurchdringlichen Diekungen der Krummholz- kiefern, wo es, da diese meist mit hohen Schneelagen über- deckt und überwölbt sind, vor Sturm und Kälte geschützt ist und auch die nothwendige Aesung findet. In einer solchen Krummholzdickung gibt es Sämereien, Knospen und Wurzeln so viele, dass das Birkwild nicht Noth zu leiden braucht; man braucht sich daher nicht zu wundern, dass es wochen- lang und noch länger ein mehr unterirdisches, als oberirdisches Leben führt. Auch in mehr offenen Lagen lässt es sich häufig einschneien und kommt erst hervor, wenn es nicht mehr ge- nügende Aesung findet. Kommt nach einem hohen Schneefalle noch der bekannte kalte Sprühregen und folgt diesem eine kalte, klare Nacht, so überzieht sich der Schnee mit einer harten Kruste, welche das Birkwild von innen heraus nicht mehr zu durchbrechen vermag und in diesem Falle elend zu Grunde gehen muss. Die Rudera von ganzen Ketten Birkwild, welche man im Frühjahre hie und da auffindet, stammen in den meisten Fällen von einem solchen Unglücksfalle her. Gewöhnlich jedoch verlässt das Birkwild mit Einbruch des strengen Winters die freien, blos kurzberasten Lagen und streicht entweder dem Hochwalde oder den Dickungen der Krummholzkiefer und Alpenerle zu, wo es gegen die Unbilden des Winters wenigstens halbwegs geschützt ist und sein Fortkommen findet. Dabei verstreicht es sich aus seinem eigentlichen Standgebiete nur äusserst selten so weit, als dies bei dem Auergeflügel der Fall ist. Hat die Kette einen nur halbwegs entsprechenden Stand, so verlässt sie denselben gar nicht, gleichviel, ob er jetzt sonnseitig oder schattseitig ge- lesen sei. Im Allgemeinen sind die in den höchsten Lagen stehenden Birkhähne um etwas geringer, als die Hähne der tieferen Lagen, was wohl in den ungleichen Aesungsverhältnissen seinen Grund haben mag.

Das Birkwild ist sehr scheu, so dass man das Sprichwort erfunden hat, der Hahn habe auf jeder Feder ein Auge. Thatsächlich ist er selbst in den Momenten höchster Ver- zückung nicht sorglos, wie jeder Jäger nur zu gut weiss. Nur die Eifersucht, wenn er sich m blinder Wuth in einen Gegner verbissen hat, lässt ihn auf Momente die ganze

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Aussenwelt vergessen. Während des Balzens ist er nicht taub und blind, sondern äugt und vernimmt sehr scharf, im Gegen- satze zum Auerhahne, welchem der verlängerte Unterkiefer- fortsatz beim Oeffnen des Schnabels den Gehörgang förmlich verschliesst. Beim Birkhahne ist dieser Fortsatz kürzer und die Schwellfalte nur schwach entwickelt, daher eine Ver- schliessung der (Gehörwerkzeuge nicht erfolgen kann. Hie und da kommen zwar Fälle vor, dass Birkhähne nach einem vollständigen Fehlschusse nicht abreiten, aber der Grund hiefür ist nicht in einer vermeintlichen Taubheit zu suchen.

In einem eigenthümlichen Gegensatze zu der mit vollem Recht sprichwörtlich gewordenen Scheuheit des Birkwildes steht der Umstand, dass einzelne Hennen ihre Nester zeit- weilig gerade dort ausscharren, wo ein Fussweg, Viehtrieb etc. vorbeiführt. Ob dies berechnete Absicht oder unverantwortliche individuelle Dummheit sei, ist in manchen Fällen sehr schwer zu entscheiden. Ganz entschieden bestimmt ist, dass das Birkwild locale Eigenthümlichkeiten, so wie die Gewohnheiten anderer Thiere ganz gut für seine Zwecke auszubeuten weiss. Hievon will ich aus einer grösseren Anzahl von Beispielen nur einige anführen.

Im Jahre 1880 hatte eine Birkhenne ihr Nest in einer Lage, in welcher sie vor jeder Beunruhigung von Seite des Menschen und der Viehherden so ziemlich gesichert war. Sie erfuhr jedoch eine Beunruhigung von einem Fuchse, wie ich aus der in der Nähe des Nestes befindlichen Losung schliessen konnte. Meister Reinecke hatte sich die schon stark an- sebrüteten Eier geholt. Die Henne trieb sich den ganzen Sommer in diesen Halden umher, und im folgenden Jahre baute sie ihr Nest etwa hundert Schritte von dieser ersten Stelle entfernt, wo es abermals geplündert wurde. Diesen Sommer hielt sie sich dann mehr auf einer kleinen Bergkuppe auf, welche von spärlichem Holzwuchse bestanden war und insoweit als unruhig bezeichnet werden durfte, weil die Hirten täglich mit ihren Herden vorbeizogen und zeitweise die Hänge der Kuppe beweideten. Anfangs veranlasste dies die Henne allerdings zum Abstreichen, später aber konnte ich öfters beobachten, wie sie ganz ruhig den Weidethieren zusah und sich selbst um das Schreien und Jodeln der Hirten nicht kümmerte. Im folgenden Frühjahre baute sie nun unter dem (sebüsche am Rande dieses schütteren Gehölzes ihr Nest. In der Balzzeit hatte ich öfter einen Hahn in der Nähe bemerkt, er verschwand aber von dorten, sobald die Henne zu brüten begann. Kühe und Ziegen kamen in unmittelbare Nähe des Nestes, ebenso die Hirten, welche ich jedoch gegen klingenden

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Dank’ um Schonung desselben gebeten hatte. Die Henne brachte glücklich ihre Jungen aus und zog sie gross. Im Jahre 1883 wählte sich die Henne wieder nahezu ganz die gleiche Brütestelle, ebenso 1884 und 1885 und brachte jedes Mal die Brütezeit glücklich zu Ende. Hier hatte sie von den Füchsen nie zu leiden, weil dieselben entweder das Nest nicht fanden, oder der steten Beunruhigung wegen diese vereinzelt neben der Hütte stehende Kuppe überhaupt mieden. Früher war im ganzen Gebiete das Birkwild sehr selten, nun ist es in erfreulicher Weise vertreten. Die öftere Frequentirung dieses Plätzchens als Niststelle konnte sehr leicht aus der einmaligen Erfahrung resultiren, dass die hierher kommenden Weidethiere nicht blos ungefährlich seien, sondern dass die- selben vielmehr für sie einen Schutz gegen den räuberischen Fuchs bildeten.

Einen weiteren Fall, dass das Birkwild aus dem Vor- handensein anderer Thiere Nutzen zu ziehen weiss, beob- achtete ich auf dem Hochplateau des Zollner, der als beliebter Balzplatz seit jeher galt. Ein starker Hahn mit prächtigem Stosse balzte mehrere Jahre hinter einander mehr rückwärts auf einer vereinzelten Lärche. Die Jäger hatten denselben oft durch das Fernglas beobachtet, aber nie erlegen können, und so gerieth der geriebene Bursche schliesslich in den Ruf des Verhextseins. Eines Morgens versuchte auch ich diesen Hahn anzupürschen während der Morgenbalze, da alle anderen Kniffe vergeblich verschwendet waren. Ich war dem Hahne gut gedeckt auf circa 200 Schritt nahe gekommen, als plötzlich ober mir der erschreckte Pfiff einer Gemse, die sich in der Nähe stets aufhielten, zu mir herabtönte. In dem nämlichen Augenblicke ritt auch der Hahn ab, während er noch zwei Secunden früher gebalzt hatte. Am folgenden Morgen traf ich ihn etwas von dieser Stelle entfernt, abermals unweit des Gemsrudels. Abermals genügte ein einziger Pfiff einer Gemse, um den Hahn verstummen und sichern zu lassen; auf einen weiteren Pfiff strich er ab und ich hatte wieder das Nach- sehen. So foppte mich der Bursche einige Male und entging glücklich meiner Büchse. Im folgenden Jahre galt mein erster Gang zur Balze wieder diesem schlauen Gesellen. Erst recognoseirte ich den Stand der Gemsen und fand dabei, dass der Hahn wieder unter ihrem Schutze seine Balzplätze gewählt hatte. Ein Anpürschen von der gewohnten Seite wäre also von Anfang an aussichtslos gewesen. Tags darauf pürschte ich von der entgegengesetzten Seite mit gutem Winde auf einer äusserst beschwerlichen Passage den Burschen wieder an.

Die Gemsen bemerkten mich nicht, obwohl ich sie auf 600 Schritte durch mein Glas beobachten konnte. Sie hatten

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sich vollkommen vertraut niedergethan und der Hahn balzte im Vollgefühle einer solchen Sicherheit, dass er das Klängen eines unter meinem Fusse lose gewordenen Steines gar nicht beobachtete. Als ich dies bemerkte, pürschte ich vorwärts und kam ohne ganz besondere Vorsicht so nahe, dass ich ihn mit einem Schrotschusse von seinem luftigen Balzthrone herabstürzen konnte. Der schlaue Bursche, der so lange aller Jägerkniffe gespottet, hatte sich offenbar auf die Auf- merksamkeit der Gemsen so sehr verlassen, dass er seinerseits eine besondere Vorsicht für unnöthig hielt.

In dem darauf folgenden Herbste pürschte ich zweimal eine Kette von Birkwild an. In der Nähe derselben und gedeckt unter einem Legföhrenbusche liess ich selbst den Gemspfiff ertönen. Alle Stücke fuhren aus ihrer sorglosen Sicherheit wie elektrisirt empor, streckten die Hälse hoch auf und sicherten nach allen Seiten über zehn Minuten lang. Ich liess die Kette ruhig werden und stiess dann plötzlich und rasch einen Doppelpfiff aus. In demselben Augenblicke ging die ganze Kette auch erschreckt auf und zog rauschend zischenden Fluges dem nächsten Holzbestande zu. Beide Male hatte der Pfiff der Gemse die ganz gleiche Wirkung.

In einem anderen Gebiete, wo Gemsen neben dem Birk- wilde selten vorkamen, wurde eine Kette auf den nämlichen Pfiff wohl etwas unruhig, stand aber nicht auf. Als ich den- selben in grösseren Zwischenräumen öfter wiederholte, reckten sie einfach einmal den Kopf in die Höhe und zupften dann ruhig an den Rhododendronbüschen weiter.

Im ersteren Falle galt dem Birkwilde das ihm wohl- bekannte Pfeifen als ein Warnruf, im anderen Falle machte er seine Wirkung nicht, weil die dortigen Exemplare nie (Gelegenheit gehabt hatten, die Bedeutung desselben kennen zu lernen.

Da die Gemse ihren Pfiff nicht blos vor dem Menschen, - sondern auch vor dem Fuchse, wie vor jedem grösseren Raub- vogel ertönen lässt, so wird er dem in der Nähe lebenden Birkwilde zum Warnrufe gegen sehr mannigfaltige Gefahren, und verfehlt darum nie, seine Wirkung zu äussern. In den carnischen Alpen sind auch dem entsprechend die besten Birkwildbestände gerade dort, wo die Gemsen ihre haupt- sächlichsten Frühjahrsstände haben, welche verhältnissmässig tief liegen und erst später, wenn die Herden ankommen, mit den höher gelegenen Sommerständen vertauscht werden.

Andererseits verschmähen es aber auch wieder die Gemsen nicht, die Rufe der Birkhenne oder das schneidige Einherstreichen eines Hahnes zu beobachten. Schon mehr als

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einmal hat mir eine plötzlich aufstehende und warnende Birkhenne die schönste Pürsche auf Gemsen gründlich ver- dorben, so dass mir dieser fatale Ruf noch unlieber ist, als der zum mindesten sehr zweifelhafte halbe Wind.

Eine weitere Eigenthümlichkeit des Birkwildes liegt auch darin, dass der Hahn an sonnigen, lieblichen Herbst- tagen wieder eifrig zu balzen beginnt. Auf dem Moore am Hochzollner beobachtete ich oft die Birkwildketten, wie sie unter den Rhododendron- und Heidelbeerbüschen herumkrochen, während ein alter Hahn auf einer nahen Fichte stand und lustig balzte, als wäre es Frühling und Zeit der Alles er- regenden Minne.

Als bemerkenswerthe, aber selten vorkommende Ab- normitäten verdienen verzeichnet zu werden Hähne mit weiss- fleckigem, scheckigem oder nahezu ganz weissem Gefieder ; ferner die höchst. selten vorkommende Doppelfahnigkeit ein- zelner Stossfedern.

Wie unter den Auerhennen, so bemerkt man auch unter den Birkhennen hahnenfedrige Exemplare. Diese sind meistens etwas stärker, als die gewöhnlichen Birkhennen und lassen sich an dem, dem Hahne etwas nähernden Federkleide leicht erkennen.

193. Tetrao medius Meyer. (T. hybridus Sparm.) Rackelhahn, mittleres Waldhuhn.

Das Auftreten des Rackelhahnes ist in Kärnten, wie auch in unseren Nachbarländern, nur ein sehr sporadisches. Das Rackelwild findet sich nur dort, wo die Balzplätze des Auer- und Birkgeflügels nahe beisammen liegen, es mithin einem jüngeren unbeweibten Birkhahne nicht allzuschwer werden dürfte, bei einer Auerhenne die Erfüllung seiner heissen Wünsche zu finden. Solchen Mischehen entstammt dann das Rackelwild. Sicher hat es auch früher schon solches gegeben, aber man war auf den sonderbaren Hahn nicht sonderlich aufmerksam und sein Los war es, einfach in die Küche zu wandern. Dass dies früher leicht möglich war, mag um so begreiflicher erscheinen, wenn man bedenkt, dass noch im Jahre 1887 ein prachtvoller Rackelhahn in eine herrschaft- liche Küche wanderte und dort als Auerhahn in aller Seelen- ruhe verspeist wurde. In den Jahren von 1880 bis 1888 sind im Lesachthale drei Rackelhähne beobachtet und zwei davon erlegt worden. Einen Rackelhahn beobachtete ich im -Früh- jahre 1883 auf dem Zollnerplateau, konnte aber nicht in den Besitz desselben gelangen. Ein prachtvolles Exemplar wurde am Dobratsch im Mai 1882 von Herrn Wilh. Hladnig erlegt und von Herrn Forstinspector Karl Fercher dem natur-

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historischen Landesmuseum in Klagenfurt gespendet. Nach einer Mittheilung des Herrn Präparators A. Zifferer wurde ein sehr schönes, mehr dem Tetrao tetrix ähnelndes Exemplar im Spätherbste 1856 bei Krastowitz erlegt und befindet sich im Besitze Sr. Excellenz des Herrn Baron Reyer, ein zweites wurde bei Feldkirchen geschossen.

Wenn man die verschiedenen Nachrichten aus den Jagd- Zeitungen Oesterreichs und Deutschlands durchsieht, so möchte man glauben, es seien in Kärnten weit mehr Rackelhähne erlest worden. Von diesen Zeitungsnotizen, welche von der Erlegung von Rackelhähnen sprechen, beziehen sich jedoch oft ihrer mehrere auf einen und denselben Hahn, wenn auch die Localitäten hie und da verschieden angegeben werden, in denen ein solcher Rackelhahn erlegt wurde.

Bei dem Umstande, dass immer nur Rackelhähne erlegt, Rackelhennen aber nicht bemerkt wurden, war man völlig zu der Annahme (wenigstens in waidmännischen Kreisen) geneigt, dass es nur Rackelhähne, aber keine solchen Hennen gebe, bis weiland Se. kaiserliche Hoheit der Kronprinz Erzherzog Rudolf über eine von ihm beobachtete Rackelhenne be- richtete. Von da ab schenkte man diesen Bastardformen eine noch erhöhtere Aufmerksamkeit und konnte denn auch das Vorhandensein von Rackelhennen, wenn auch nur in wenigen Exemplaren, constatiren. Bei der mehr stillen Lebensweise jedoch ist die Auffindung einer Rackelhenne immer schwieriger, als bei dem sich durch seine absonderlichen Stimmlaute schon auf grössere Entfernung verrathenden Hahne. Aus diesem Grunde mag hie und da eine solche Henne wohl vorhanden sewesen sein, ohne beobachtet zu werden. Thatsächlich kannte man bis zum Jahre 1887 kein Exemplar, das in Kärnten sicher beobachtet worden wäre. Es war mir daher von be- sonderem Interesse, als mir im Jahre 1886 der als aus- sezeichneter Hochgebirgsjäger bekannte Förster Sylvester Mattweber in Bierbaum die Mittheilung machte, dass er im Reviere neben einem Rackelhahne auch eine Rackelhenne bemerkt zu haben glaubte. Ich ersuchte ihn, dieser Henne eine sanz besondere Aufmerksamkeit zu schenken. Erst in der Balzsaison 1887 gelang es ihm wieder, diese Henne in seinem Reviere im Lesachthale aufzufinden. Er berichtete mir darüber Nachstehendes: „Am 8. Juni d. J. (1857) ging ich zum letzten Male auf die Birkhahnbalze. Bald nach drei Uhr Morgens erlegte ich rasch nacheinander zwei Birkhähne, da aber in der Umgebung noch mehrere Hähne ziemlich eifrig balzten, pürschte ich mich auf einen mit Lärchen bewachsenen Hügel- vorsprung. Ich setzte mich nieder und versuchte den zunächst balzenden Hahn heranzulocken. Er nahm jedoch weder von

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meiner Herausforderung, noch von dem nachgeahmten Rufe der Henne Notiz. Endlich fing ich wieder frisch zu „blasen“ an, worauf neben mir ein Stück aufbaumte. Bald vernahm ich einen Laut, welcher jenem einer Henne ähnelte, aber doch weder jenem der Birk-, noch jenem der Auerhenne vollkommen gleich war, vielmehr etwas von der einen und etwas von der anderen erkennen liess. Plötzlich strich der Vogel ab und in gerader Richtung einem noch eifrig balzenden Birkhahne zu, den ich jedoch, da es nur ein einjähriger Hahn war, mit meinem Blei verschonte. Er stand auf einer Lärche und nicht weit von ihm die Henne mit den eigenthümlichen Stimm- lauten. Auf circa 150 Schritte bei guter Beleuchtung be- trachtete ich sie durch das Fernrohr, konnte sie aber weder für eine Birk-, noch für eine Auerhenne bestimmt ansprechen, was mich veranlasste, einen Kugelschuss zu wagen. Meine Kugel traf wohl, aber leider so unglücklich, dass die Henne förmlich in zwei Theile gerissen wurde. Als die Stücke vor mir lagen, glaubte ich die Henne unzweifelhaft als eine Rackelhenne ansprechen zu dürfen. In Bezug auf die Grösse stand sie so ziemlich in der Mitte zwischen Auer- und Birk- henne. Die Schwingen und das Rückengefieder waren völlig ganz gleich mit jenem der Birkhenne, während der Stoss jenem einer Auerhenne vollkommen glich. Nur die unteren Stossdeckfedern glichen weder jenen der Auer-, noch der Birkhenne, waren vielmehr weiss, schwarz, braun und grau in bunter Mischung gefleckt. Die Brust war sehr dunkel sefärbt, ganz fein schwarz gerändert und undeutlich ge- wässert. Der Kopf kam jenem der Auerhenne gleich, der Schnabel jedoch wäre von dem einer Birkhenne nicht zu unterscheiden gewesen Der Eierstock war ziemlich. stark ausgebildet und enthielt 16 bis 20 Eier, von denen das grösste einer Kirsche gleichkam. Da ich das Rackelwild bisher immer nur an den Balzplätzen des Auer- und Birkwildes fand, bei der im letzten Jahre beobachteten Henne keine Fortpflanzung bemerkte, hielt ich sie als Bastardproduct für steril, wunderte mich daher nicht wenig, einen regelmässigen Eierstock zu finden, der seiner ganzen Beschaffenheit nach doch beinahe eine Fruchtbarkeit anzudeuten schien. Zu behaupten wage ich dies jedoch nicht, da ich weder legereife Eier, noch eine Erbrütung zu beobachten Gelegenheit hatte.“ So weit mein Berichterstatter. Da der Jäger Mattweber ein sehr scharfer Beobachter ist, das Auer- und Birkgeflügel ab ovo kennt, wie nur wenige Gebirgsjäger, so bin ich der festen Ueberzeugung, dass man es da mit einer wirklichen Rackelhenne zu thun hatte, in deren Existenz einen Zweifel zu setzen durchaus unnöthig ist.

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194. Tetrao bonasia Linn. (Bonasa sylvestris Brehm.) Hasel- huhn.

Dieses niedliche Waldhuhn erfreut sich in Kärnten noch einer ziemlich starken Verbreitung, obwohl man in dem letzten Jahrzehent eine wesentliche Zunahme desselben vielleicht wohl gerade local, aber allgemein nicht bemerken konnte. Es be- wohnt so ziemlich das ganze bewaldete Mittelgebirge, kommt in den höher gelegenen Thälern auch völlig bis zur Thalsohle herab. Eines wurde von A. Zifferer sogar in den Kreuzbergel- Anlagen, also in unmittelbarer Nähe der Stadt Klagenfurt beobachtet. Unter- und Mittelkärnten bieten dem Haselhuhne entschieden mehr günstige Stände als Oberkärnten, aber doch ist der Besatz kein sonderlich starker, weil es als besonderer Leckerbissen betrachtet und daher vom Jäger gerne erlegt wird. In Oberkärnten, namentlich im Gailthale geschieht dies weniger, es bleibt aber doch der Bestand nur ein mittel- mässiger, weil es von den oft ausserordentlich strengen Wintern vieles zu leiden hat und weil es, wie ich mich sehr oft selbst überzeugte, von den als heilig geltenden Mäuse- bussarden fort und fort verfolgt wird. Ganz besonders sind es die Jungen, denen dieser braune Bursche unablässig nachstellt. Ich war bei aller Schonung und Hege nicht im Stande, in meinem Reviere einen Bestand von Haselhühnern zu erziehen, bis ich den Bussarden schonungslos den Krieg erklärte und sowohl mit Pulver, als mit Pfahleisen an ihrer Decimirung arbeitete. Als ich mit diesem Gesindel halbwegs fertig geworden war, hob sich mein Haselhühnerbestand recht rasch. Von Füchsen, Mardern, Iltissen und Wieseln hat das Haselhuhn ebenfalls bedeutend zu leiden, daher ihre möglichste Ausrottung dringend geboten ist, wenn man den Haselhühner- bestand einer nennenswerthen Vermehrung zuführen will.

Das Haselhuhn liebt zu seinem Aufenthalte vor Allem solche Waldparcellen, welche mit dichtem Unterwuchse und besonders beerentragenden Sträuchern reichlich bestockt sind. Die reinen Bestände liebt es nicht, weil diese ihm zu wenig Schutz vor seinen Feinden bieten. Wo ihm geeignete Auf- enthaltsplätze geboten sind, steigt es auch über die Mittel- gebirgszone empor. Ich fand schon öfter Ketten in einer Höhe von 1000 bis 1200 Meter, aber nur im Sommer. Im Herbste ziehen sich die in solchen Hochlagen erwachsenen Haselhühner wieder in die niedrigere Waldzone herab, wo sie den Winter über verbleiben und im folgenden Frühjahre wieder langsam in die Höhe ziehen. Die Haselhühner der Hochlagen brüten auch bedeutend später, als jene in den tieferen Waldungen. In Bezug auf die Grösse der Haselhühner konnte ich zwischen denen des Mittelgebirges und jenen der höheren Lagen einen

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wesentlichen Unterschied nicht bemerken; ich fand unter beiden starke und schwache Hähne. Ueberhaupt schwankt das Grössenverhältniss im Allgemeinen ziemlich bedeutend. An den Haselhühnern verschiedener Länder, welche ich selbst einer sorgsamen Messung unterzog, konnte ich nachstehende Zahlen ermitteln:

a S Z A : elrasr? . : Rx Kärnten | Schwe- frussland| Spanien | Italien | Schweiz | Yorarl Tirol |Bosnieu | Herze den berg gowina

gielgalelg|eiglelgieizglelgjelgieigieig es, Total- | länge |890| 330] 365| 310] 3558| 298] 378| 305] 398) 330] 397| 332 391| 328 345, 2851 400, 330] 396| 320 länge |200) 160] 208) 172] 196 155] 190) 160) 194 15S| 195) 160] 190] 159] 172, 150 210| 170] 200) 166 länge 132| 124] 130, 110] 125| 115] 127) 116] 129) 120] 130) 122] 128) 120] 120 108 135, 126 128; 116 bel 3232| 31 31 301 30 301 311 301 22] 321 31) 30] 32) 32] 30) 30) 32! 32] 32) 31

sus 54| 52] 53) 51] 54) 521 52) 51) 51) 51f 53, 51j 52) 52] 50) 50] 54) 54] 53 52]

Man findet allerdings häufig Haselhühner, welche nicht diese Masse erreichen, nicht selten aber auch solche, welche diese Zahlen überschreiten. Der grösste Haselhahn, der mir je unter die Hände gekommen ist, stammte aus Schweden und wies folgende Masse auf: Totallänge 440, Fittichlänge 246, Stosslänge 135, Schnabellänge 36 und Tarsuslänge 56 mm. Dabei hatte er ein Gewicht von 2 kg, während dasselbe sonst 1 bis 1:5 kg nur selten überschreitet.

Die jungen Haselhühner besitzen, wenn sie gestört werden, eine staunenswerthe Fertigkeit im Verstecken. Jede Vertiefung, jedes dürre Blatt wissen sie meisterhaft zu be- nützen. Im Volke ist der Glaube verbreitet, das junge Hasel- huhn lege sich bei solchen Gelegenheiten auf den Rücken und halte mit den Ständerchen ein Laubblatt wie einen schützenden Schirm über sich. Dieser Glaube ist jedenfalls dadurch entstanden, weil sich die Hühnchen gerne unter das am Boden liegende Laub verkriechen und dortselbst verharren, bis sie von der Henne wieder durch einen besonderen Laut gerufen werden.

Während die meisten anderen Vögel sich vereinzelt durch den Winter schlagen oder in lockerer Gesellschaft in Flügen im Frühjahr aus dem gluthauchenden Süden wieder- kehren, gewöhnlich dann erst von der geschlechtlichen Er- regung erfasst werden und zur Paarung schreiten, suchen sich die jungen Haselhühner schon im September und October ihre Gefährtinnen aus, und selbst die alten Hähne knüpfen das Band der Zusammengehörigkeit mit einer Henne etwas

fester, obwohl dies bei weitem nicht so auffallend bemerkbar wird, als dies bei jungen Hähnen der Fall ist.

Findet sich in einem Reviere nur ein Paar vor, das etwa von wo anders her eingewandert ist und sich ein neues Heim gesucht hat, so kann man am besten beobachten, wie sie den ganzen Herbst und Winter hindurch treulich zu- sammenhalten, sich nur selten in grösserer Entfernung von- einander herumtreiben, sich sogar bei der Nahrungssuche eifrig unterstützen. Aus dem Umstande, dass sich in den Herbstmonaten die Paare zusammenthun, dass der Hahn auf den Lockruf nicht selten ziemlich hitzig zusteht, hat man den falschen Schluss gezogen, dass die eigentliche Balzzeit im September oder October eintrete. In diesen Monaten jedoch findet nur eine Annäherung der Paare statt, ohne dass eine wirkliche geschlechtliche Erregung zum Durchbruche kommt. Der Anschluss während des Winters ist ein umso innigerer, je mehr die einzelnen Paare mit Nahrungsmangel, starken Schnee- fällen und anderen Fährlichkeiten zu kämpfen haben ; im Gegen- theile gestaltet sich derselbe dort wieder um so lockerer, je leichter es ihnen wird, die genügende Aesung zu finden oder den Kampf um’s Dasein ohne besondere Beschwerden durchzufechten.

Im Spätherbste und auch noch während des Winters findet man häufig vereinzelte Haselhühner; dieses sind in den allermeisten Fällen überzählige Hähne, die, so gut es eben geht, ihr gezwungenes Cölibat verleben, sich bald da, bald dort einzuschmuggeln versuchen, von dem bereits angepaarten Hahne aber stets vertrieben werden. In diesem Punkte versteht der Haselhahn wenig Spass, ist vielmehr auf sein Eherecht in ziemlich hohem Grade eifersüchtig. Jede unberufene An- näherung wird von ihm hitzig zurückgewiesen. Solche nirgends gern gesehene Cölibatäre unternehmen im Laufe des Spät- herbstes und Vorwinters nieht selten sehr bedeutende Wan- derungen auf der Suche nach einer Braut. Wenn man sich die Mühe nimmt, einen solchen vereinzelten Hahn mit dem Rufe der Henne anzulocken, ihn zu erlegen und die im Magen vorfindlichen Steinkörner genau auf ihren Ursprungsort prüft, so ist es bei geoenostischen Bodenverschiedenheiten oft ganz leicht, seine eigentliche Heimat zu constatiren. Bei solchen Untersuchungen kann man zweifellos feststellen, dass z. B. ein vorliegender Hahn 4—5, ja sogar noch mehr Meilen weit herbeigestrichen sei. Er führt eben ein ungestümes Wander- leben, wird überall verjagt, wo er sich niederlassen will, und so kommt er von einem Gebirgszuge zum andern, aus einem Thale in das nächste, sogar noch in das folgende, bis es ihm endlich gelingt, eine einzelne oder verwittwete Henne aus- findig zu machen.

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Die Haselhähne sind im Verhältniss zu den Hennen immer in bedeutender Ueberzahl vorhanden, wohl vielleicht hauptsächlich aus dem Grunde, weil die an der Erde brütende und dann mit der Führung der Jungen beschäftigte Henne ungleich mehr Gefahren ausgesetzt ist, als der Hahn.

Wie auffallend mitunter das geschlechtliche Miss- verhältniss zu Tage tritt, mag am besten folgender Fall darthun. Ich bemerkte in einem Frühlinge in meinem Reviere eine auffallend grosse Anzahl von Haselhähnen und wenig Hennen, weshalb beständige Kämpfe stattfanden. Haupt- sächlich zum Zwecke der Beobachtung erlegte ich einen bereits angepaarten Hahn. Schon am andern Morgen war die hiedurch zur Wittwe gewordene Henne mit einem neuen Gemal an der nämlichen Stelle, als ob gar nichts geschehen wäre. Auch dieser zweite wurde geopfert, ebenso ein dritter und vierter. Am fünften Tage feierte die Henne mit dem fünften Gemal ihre Hochzeitsfreuden. Da ich nun nicht mehr weiter störend eingriff, ging das Brütegeschäft ganz normal vorwärts.

Im strengen Winter haben die Haselhühner in schnee- reichen Lagen Mühe, genügende Aesung zu finden, trotzdem sie durchaus keine Kostverächter sind. An Insecten, Heidel- und Preisselbeeren ist um diese Zeit nicht mehr zu denken, sie suchen daher die Wachholderbeeren, Hagebutten und Schlehen (Prunus spinosa) auf. Mit bewunderungswürdigem Scharfblicke wissen sie diese Sträucher selbst im tief ver- schneiten Zustande von dem anderen Unterholze zu unter- scheiden. Sie setzen sich auf einen Wipfel und schlagen mit den Schwingen in den Schnee, bis derselbe abfällt und so die Beeren blossgelegt werden. Gerne suchen sie auch die Früchte ‘der Mistel (Viscum album), die sie auf ähnliche Weise, wie früher gesagt, auszufreien wissen. Bekommen sie solche Aesung nicht mehr, so greifen sie zu den Knospen der ver- schiedenen Laub- und Nadelhölzer, füllen sich im Nothfalle sogar den Magen mit Nadeln von Tannen und Fichten an. Geht es gar zu knapp, so entschliessen sie sich wohl dazu, ihr gewohntes Aufenthaltsgebiet zu verlassen. In solchen Fällen beschränken sie sich jedoch mit wenig Ausnahmen darauf, ihren Aufenthalt in der Schattenseite mit einer sonnseitigen Lage zu vertauschen, die ihnen günstigere Chancen für ihr Fortkommen bietet. Mit Eintritt des Frühlings streichen sie dann gewöhnlich wieder zurück.

Von besonderem Interesse war es mir, zu beobachten, wie geschickt sie die Arbeiten des Grünspechtes für sich aus- zunützen wissen. Dieser gräbt bekanntlich bei den Haufen der grossen Waldameise oft lange Gänge, um zu den Ameisen, zu deren eigenen und bei ihnen zu Gaste weilenden Larven

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und Puppen zu gelangen. Diese Gänge benützen die Hasel- hühner, schlüpfen durch dieselben hinein und scharren sich dann weiter, bis sie zu den in der Tiefe weilenden Ameisen gelangen. Ein solcher Ameisenhaufen wird so lange besucht, als er überhaupt eine Ausbeute liefert. So wird der Grünspecht gleichsam zum Mineur, der den Haselhühnern ihre Stollen und Schachte gräbt, die sie dann fleissig ausbeuten.

Zur Zeit recht starker Schneefälle lassen sie sich auch, neben einen Baumstamm oder einen Strunk gedrückt, ein- schneien, lieber jedoch in einem recht dicht verästeten grösseren Baume. Im letzteren Falle verlassen sie den Baum nicht selten eine ganze Woche nicht und begnügen sich mit den harten Nadeln desselben.

Das Haselhuhn geniesst in Kärnten eine sechsmonatliche Schonzeit. Im Interesse einer stärkeren Vermehrung dieses nützlichen und schönen Waldhuhns dürfte es gelegen sein, wenn die Schusszeit noch um anderthalb bis zwei Monate abgekürzt würde.

Eine eingehendere Monographie über das Haselhuhn ver- öffentlichte ich in der „Encyklopädie der gesammten Forst- und Jagdwissenschaften“ unter dem Schlagworte „Haselhuhn“ (IV. Band).

195. Lagopus alpinus Nilss. (Tetrao lagopus L., Lagopus mutus

Leach.) Alpenschneehuhn, „Schneehuhn“.

Hoch droben in den Alpen, wo die grauen Felsenzinnen in grotesk-bizarren Gestalten in die Lüfte ragen, zwischen denen kurzberaste, von Azalea procumbens überwucherte Hoch- wiesen sich einbetten oder weite Geröllhalden sich ausbreiten, da ist die eigentliche Heimat des Alpenschneehuhns. Hier liegt es zwischen Steinen, verkrüppelten Gebüschen, drückt sich in eine Bodenvertiefung oder läuft mit grosser Gewandtheit die steinigen Halden entlang. Obwohl zur Gruppe der Wald- hühner gehörig, hält es sich doch zumeist über der Holz- grenze auf und steigt nicht selten bis hinauf in die unmittel- bare Nähe der Firne und Gletscher, wo es mit den bekannten, seltsam klingenden Lachtönen die Kämme entlang schnurrt, wenn es vom Alpenwanderer aufgegangen wird.

Die Schneehühner leben in Monogamie und sondern sich schon zeitig im Frühjahre nach Auflösung der Ketten in Paare ab. Im Kampfe um die Hennen sind die Hähne sehr tapfer, in der ersten Zeit auch sehr zärtliche Gatten, doch hält diese Eigenschaft nicht lange vor. Sobald die Henne unter Büschen oder überhängenden Steinen eine flache Erd- mulde ausgescharrt, einige Blätter oder dürre Halme darüber geworfen hat und das Gelege beginnt, zieht sich der Hahn

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allmälig zurück. Sein Balzruf verstummt, nur die Eifersucht gegen etwa nahende fremde Hähne bleibt noch wach. Ist das aus 8 bis 14 gelblichweissen, mit schwarzbraunen Flecken be- spritzten, etwa 42/33 Millimeter grossen Eiern bestehende Gelege fertig und beginnt die Erbrütung, dann verlässt der Hahn seine Henne und streicht mit seinesgleichen in loser Gesellschaft den höheren Regionen zu. Er bekümmert sich nun weder um die (@attin, noch um seine Nachkommenschaft. Nach einer zwanzig- bis vierundzwanzigtägigen Brütedauer fallen die Jungen aus und die Mutter hat mit der Versorgung derselben ihre schwere Noth. Die Jungen wachsen unter der sorgsamen Pflege ziemlich rasch heran. Die Familien halten einen grossen Theil des Sommers zusammen, bis sie sich zu grösseren Ketten oder mit einzelnen herumvagabundirenden Hähnen vereinigen.

Durch die Einflüsse von Regen, Sonnenschein, die Reibung im Sandbade etc. ist das Gefieder bis gegen den Herbst hin merklich abgeblasst; auch haben sich an einzelnen Stellen vollständig neue Federn vorgeschoben, so dass das Gefieder fast immer der Localität des Aufenthaltes und der immer mehr zurückgehenden Vegetation entspricht. In der zweiten Hälfte August oder in der ersten Hälfte September erleidet es aber eine ganz bemerkenswerthe Veränderung; es bildet sich das Herbstkleid. Beim Hahne ist das intensive Roth des Kammes gewichen, Kopf und Hals erscheinen schiefergrau, rostfarben überhaucht, während Brust, Hinterhals, Rücken und Seiten das Grau der Felsen copiren. Die mattschwarzen Steuerfedern erhalten einen weissen Saum, Schwingen, Bauch- und Stossdeckfedern bleiben weiss. Das ganze Gefieder ist überdies dunkelgrau und schwarz melirt und gewellt. Bei der Henne verlieren sich die wellenförmigen Zeichnungen und an ihre Stelle treten unregelmässige Fleckchen, so dass sie ganz gesprenkelt erscheint.

Bis gegen den November hin haben die Schneehühner auch wieder ihr Herbstkleid verloren; einzelne Federn ver- blassen, andere reiben sich ab, fallen aus und überall er- scheinen solche von rein weisser Farbe. Das ganze Gefieder ist nun schneeweiss, nur der überdeckte Stoss ist schwarz mit weissem Saume. Der Hahn trägt überdies einen tief- _ schwarzen Zügel, welcher bei der Henne nur durch einen schwachgelblichen Anflug angedeutet wird. Mit Ausnahme des Winters herrscht, einzelne Grundzüge ausgenommen, eine so grosse Mannigfaltigkeit im Gefieder, dass man kaum zwei Schneehühner findet, welche sich vollkommen gleichen.

Wenn dann wieder im Frühlinge die linderen Lüfte die eisumpanzerten Bergriesen umfächeln, die Sonne mit kräftigerem

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Strahle die stolzen Gletscherstirnen küsst, da und dort eine Alpenerle oder eine Krummholzkiefer die Schneelast ab- schüttelt, Lawinen unter betäubendem Tosen bergab brausen, dann schreiten die Schneehühner zum Hochzeitsfeste, das ge- wöhnlich in die zweite Aprilhälfte fällt. Der Hahn und die Henne prangen im schönsten Frühlingskleide. Kopf, Hals und Brust sind schön schwarz und tönen sich über den Rücken und die Seiten etwas schwächer ab. Ueber dem Auge prangt der leuchtend rothe, feingezähnelte Kamm. Die Kehle leuchtet weiss, während sich sonst am Halse nur vereinzelte weisse Federn zeigen. Die Steuerfedern der Schwingen sind schwärzlich, die mittleren weiss berandet. Bauch, Unterbrust und die unteren Stossdeckfedern, sowie die bis auf die Scharrnägel befiederten Ständer sind weiss. Der achtzehnfedrige Stoss ist von schwärz- lichen, schwach braungewellten Federn bedeckt. Die Henne hat den kurzen, seitlich gedrückten, mattschwarzen Schnabel mit dem Hahne gemein, unterscheidet sich aber auf den ersten Blick von demselben, da dieser einen schwarzen Zügel trägt, welcher der Henne entweder ganz fehlt oder nur schwach an- gedeutet ist. Kopf, Hals und Brust sind schwärzlich, rostig überhaucht und fein gewässert. Einzelne weisse Federn stechen da und dort aus dem Gefieder.

Eigenthümlich ist, dass die Schneehühner nicht blos im trockenen Sande, sondern auch im Wasser gerne baden. Erst in neuerer Zeit ist auf diese Eigenthümlichkeit aufmerksam gemacht worden. Auf dem eirca 1800 Meter hoch am Fusse des Hohen Trieb gelegenen Zollnersee hatte ich zu wieder- holtenmalen dies zu beobachteu Gelegenheit. Sie tummeln sich recht lustig im Wasser und schwimmen bedeutende Strecken.

Nicht unerwähnt mag es bleiben, dass sich im Frühjahre abgekämpfte Birkhähne bis in die Reviere der Schneehühner verstreichen und dortselbst hochzeitlich unter den Schnee- hennen verweilen. Ob diese Extravaganzen von Consequenzen begleitet sind und wie sich dieselben gestalten, darüber fehlt mir leider eine hinlängliche Zahl eigener Beobachtungen, um mich positiv darüber aussprechen zu können. 196. Perdix saxatilis M. & W. (Caccabis saxatilis Gray.) Stein-

huhn.

Nahezu die nämlichen Localitäten wie Lagopus alpinus bewohnt auch das schöne Steinhuhn, nur ist sein Verbreitungs- gürtel etwas breiter, da es noch in niedrigeren Lagen vor- kommt und wieder gleich hoch hinaufsteigt wie das Alpen- schneehuhn. Nicht selten kann man diese beiden Höhenbewohner nahe beisammen in einer Oertlichkeit antreffen, obwohl sie sich gegenseitig gerade nicht aufsuchen, sondern lieber trennen,

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wenn ‚das Aufenthaltsgebiet dies gerade gestattet. Das Stein- huhn ist so ziemlich in allen nennenswerthen Höhenzügen des Landes vertreten. Man findet es von der Kor- und Saualpe bis hinein in’s Herz des Tauerngebietes, von den Karawanken bis hinauf zu der silberglänzenden Spitze des Monte Paralba. Das Verbreitungsgebiet ist somit ein grosses, die Individuen- anzahl dagegen nur in sehr wenigen besonders bevorzugten (segenden eine grosse. Der grösste mir bekannt gewordene Bestand an Steinhühnern befindet sich an den Hängen des Kollinkofels und in einigen Widerlagern der Kellerwand in den carnischen Alpen. Dort erfuhren die schönen Hühner durch Jahre hindurch eine besondere Schonung, wurden nie beunruhigt und konnten sich daher zu namhafter Zahl vermehren. In den übrigen Gebirgszügen beherbergt meist ein grosses Gebiet nur wenige Paare oder Familien.

Das Steinhuhn ist in Kärnten Brut- und Standvogel. Nur in den carnischen Alpen bemerkte ich, dass die Hühner im strengen Winter auf die sonnigen Lagen der italienischen Gebirge hinüberstrichen, sehr zeitig im Frühjahre aber wieder herüberkamen. Auch in den Karawanken dürfte in den schatt- seitigen Hochthälern der nämliche Standwechsel stattfinden, da dieses Huhn zum Winteraufenthalte den sonnigen Lagen unbedingt den Vorzug gibt. Da sich dieses Huhn leichter als das Alpenschneehuhn aufziehen lässt, findet man es hie und da bei Vogelfreunden. Jung eingefangen wird es sehr zahm und ist ein angenehmer Zimmergenosse. Aber auch ältere Hähne gewöhnen sich bald an die Gefangenschaft und werden sehr zutraulich. Ein alter Hahn, den ich mir zu Beobachtungs- zwecken einfing, wurde innerhalb fünf Monaten so zahm, dass ich ihn frei im Hause laufen lassen konnte. Oefter folgte er mir auch in den Garten, wo er verschiedene Sämereien auf- suchte und dann wieder auf meinen Ruf auf meine Achse] flog, um sich in’s Zimmer tragen zu lassen.

Zwischen den Steinhühnern der Kor- und Saualpe und jenen der carnischen Alpen herrscht ein bemerkenswerther Unterschied. Bei den Hühnern der carnischen Alpen ist nämlich auf der Oberseite ein schönes Steingrau viel ausgesprochener, als bei jenen, welche die bis zum höchsten Gipfel gleichmässig beraste Koralpe bewohnen. Der beständige Aufenthalt in den grauen Steinwüsten scheint also auch hier- seine Wirkungen an den Tag treten zu lassen.

197. Starna cinerea Linn. (Perdix cinerea Lath.) Rebhuhn.

Das Rebhuhn ist in Kärnten kein seltener Brut- und Standvogel; in Revieren, wo es eine waidmännische Hege geniesst und vor zwei- und vierläufigem Raubzeug geschützt ist, kommt es sogar verhältnissmässig häufig vor, so dass

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schöne Jagdresultate erzielt werden können und doch noch immer ein entsprechender Bestand übrig bleibt. Das Rebhuhn liebt besonders Getreidefelder, Kleeäcker, die mit viel Unkraut bewachsenen Rodestellen und Auen, findet sich aber auch da und dort noch in Vorhölzern. Hoch in’s Gebirge steigt es in der Regel nicht hinauf. Nur selten findet es sich in Hochlagen und wo dies der Fall ist, nur im Sommer. Schon der rauhe Spätherbst zwingt die in Hochlagen erwachsenen Ketten thal- wärts zu ziehen. Dort finden sie nirgends jene Terraine, wie sie dieselben von ihrem Sommeraufenthalte her gewohnt waren, fühlen sich daher auch nirgends so recht behaglich, streichen vielmehr ungestüm umher, tauchen heute da auf, morgen dort, sind meist sehr scheu, halten vor dem Vorstehhunde schlecht und streichen, wenn sie einmal aufgegangen werden, viel weiter aus, als die Hühner, welche in der Ebene aufgekommen sind. Unsere Jäger nennen diese aus den Hochlagen ein- sestrichenen Hühner „Strich- oder Zughühner“ und unter- scheiden dieselben schon im Fluge sehr genau. Ob diese unsere Zugrebhühner mit jenen identisch sind, welche oft auch in anderen Ländern bemerkt werden und über deren plötzliches Auftauchen und Verschwinden schon viel geschrieben wurde, wage ich nicht zu entscheiden. Ich kann nur mit Bestimmtheit behaupten, dass unsere in den Hochalpen erbrüteten Rebhühner im Herbste in die Thäler streichen, dort den Winter über ein unstätes Leben führen und im Frühlinge wieder den Hochlagen zustreichen. Wo die hergerichteten Futterstellen im Winter von den gewöhnlichen Rebhühnern besucht werden, konnte ich nie bemerken, dass dort die Zughühner eingetrichen wären. Ueber- haupt scheinen sie die Hühner der Ebene mehr zu fliehen, als deren Gesellschaft aufzusuchen. Bei den Zughühnern be- obachtet man auch öfter, dass sie in Vorhölzern oder Auen- wäldern aufbaumen, was man bei dem Rebhuhne der Ebene nur in äusserst seltenen Fällen bemerken kann. Das ganze Temperament ist eben viel wilder, ungestümer, ihr ganzes Wesen scheuer, als bei dem Huhne der Ebene. Nach Anton Zifferer in geeigneten Lagen um Klagenfurt nicht selten. Im Jahre 1884 wurden von einer Jagdgesellschaft etwa vierzig Paare aus Böhmen importirt, wovon jedoch viele eingingen. Die Bruten, weil zu spät begonnen, wurden zum grössten Theile vernichtet; das Uebrige thaten Winter und Raubzeug. Unsere Hühner sind allem Anscheine nach härter gegen Witterungseinflüsse und vorsichtiger gegen Raubzeug, ebenso merklich grösser und stärker als die böhmischen.

Da die Brütezeit des Rebhuhnes in manchen Jahren mit der Mahd- oder Getreideschnittzeit zusammenfällt, so werden manche Gelege ausgemäht oder von den Schnittern zerstört,

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indem sie als guter Fang betrachtet und einfach ausgetrunken werden, falls die Erbrütung noch nicht allzuweit vorgeschritten ist; kommt dieser Fall vor, so werden die Eier gewöhnlich zerschlagen und weggeworfen. Dadurch gehen in manchen Sommern eine Unzahl von Gelegen zu Grunde und macht dieser Vorgang nicht selten die eifrigsten Bemühungen des hegenden Jägers gänzlich illusorisch.

In strengen Wintern haben die Rebhühner oft bitter zu leiden. Auf Einschichten und zerstreuten Höfen werden viele Rebhühner ein Opfer der verdammungswürdigen Schlingen- stellerei. Nicht um sehr vieles nobler ist die Methode, die hungrigen Rebhühner in die Scheune zu locken und dort zu erschlagen, wie es nicht gerade selten vorkommt.

198. Coturnix dactylisonans Meier. (Perdix coturnix Lath.,

Coturnix communis Bonn.) Wachtel.

In der zweiten Hälfte April, seltener erst Anfang Mai, hört man aus den mit Wintersaaten bestandenen Aeckern den allbekannten Schlag der Wachtel, welchen sich der Volks- mund in dem Verslein zusammenreimt:

„Tritt wi nit, tritt mi nit, Bin so klan, du siegst mi nit.“

In manchen Jahren erscheint sie am Frühjahrszuge in sehr grosser Anzahl, während sie in anderen Frühjahren wieder mehr spärlich auftritt. Woher dies rührt, das entzieht sich der directen Beobachtung. Ob das verminderte Erscheinen in massenhaften Unglücksfällen oder in einer Veränderung der Zugsrichtung in Folge ungünstiger Winde etc. zu suchen sei, wage ich nicht zu entscheiden. Möglich ist es, dass beide Faetoren hier zusammenhelfen und uns dann nur einen spär- lichen Bestand der geliebten Wachteln zusenden.

Die Wachtel ist der Charaktervogel des Getreidefeldes. Je intensiver der Getreidebau ist, um so häufiger tritt in der Regel die Wachtel auf. Sie bevölkert nicht nur die saatreichen Thäler, sondern steigt, wo der Getreidebau noch auf den Bergen namhaft betrieben wird, in die Berge hinauf und findet ihre Ver- breitungsgrenze erst mit dem Aufhören des Haferbaues, verbreitet sich also in günstigen Lagen noch vielfach ziemlich hoch in’s Gebirge. In Unter- und Mittelkärnten ist die Wachtel ent- schieden viel häufiger als in den mehr rauheren, weniger mit Saaten bestellten Thälern Oberkärntens, wo sie auch dem rauheren Klima entsprechend im Frühjahre bemerkenswerth später erscheint. So z. B. treffen die Wachteln im oberen Gailthale fast ausnahmslos erst im Mai ein. Im Jahre 1884 hörte ich sogar trotz eifrigen Suchens den ersten Wachtel- schlag erst am 31. Mai, während im unteren Theile des Landes

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die Ankunft beinahe ohne Ausnahme in den April fällt. Die in den milderen Lagen angekommenen Wachteln verweilen dort so lange, bis aueh die ungünstiger gelegenen Gegenden besucht werden können. In jeder Tieflage kann man beobachten, dass zwischen dem 1. und 15. Mai eine leicht bemerkbare Ver- minderung der Wachteln eintritt, sie mithin weiter gezogen sind.

In einzelnen Gegenden fällt auch bei der Wachtel nicht selten die Brütezeit mit der ersten Heuernte zusammen, wobei viele Gelege zu Grunde gehen. Verunglückt ein solches, bevor (lie eigentliche Erbrütung begonnen hat, so macht das Paar noch ein zweites, aber weniger zahlreiches Gelege.

Mehrfach ist beobachtet worden, dass junge Wachtel- weibchen schon im ersten Sommer noch brüten. Solche Be- obachtungen sind aber andererseits wieder auf Zweifel ge- stossen, was den bekannten Ornithologen P. Blasius Hanf veranla ısste, im „Dritten Jahre sberichte“ Folgendes zu bemerken: „Meine, auf vielfacher Beobachtung ber uhende Ueberzeugung, dass sich Wachteln bisweilen in ihrem Geburtsjahre noch fort- pflanzen, bestätigte auch eine im Herbste 1854 gemachte Be- obachtung, indem mein nicht fermer Hund am 10. September eine junge Wachtelmutter und ich ein Junges derselben noch im vollkommenen Dunenkleide fing. Dass ich eine junge von einer alten Wachtel unterscheiden kann, glaube ich, wird man nicht leicht bezweifeln können. Möchten nur die vogelkundigen Jagdfreunde sich die Mühe nehmen, jede Feder, besonders die Schwung- und - Steuerfedern näher zu besichtigen, sie würden eine gewisse Regelmässiekeit im Wechsel derselben finden

und den jungen von dem alten Vogel leicht unterscheiden. Dass

man in anderen Gegenden diese Beobachtung nicht gemacht hat, mag wohl die Ursache sein, dass man dieses gemeine Federwild näher zu betrachten nicht der Mühe werth fand. Dass niedere, aber nicht südlicher gelegene Gegenden günstiger für obige Beobachtung sein sollten, möchte ich, ohne anmassend zu sein, bezweifeln, da die Wachteln als echte Zugvögel in meinem zwar hoch, aber doch südlich gelegenen Beobachtungs- sebiete eben so früh ankommen, als in anderen nicht südlicher selegenen Gegenden; andererseits die hiesigen Verhältnisse für die Fortpflanzung einer jungen Wachtel sogar günstiger sind, weil Ende August und Anfang September Hafer und Erbsen und das Sommergetreide noch grösstentheils auf den Wurzeln stehen, wodurch sie daher für ihr Gelege noch voll- kommen Schutz findet und nicht so früh, wie in niederer ge- legenen Gegenden, durch den Schnitt des Getreides vertrieben wird.“

Ich reproducire diese Bemerkungen absichtlich, weil wir in Kärnten manche Lagen haben, welche denen in und um

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Mariahof nahezu gleichkommen, manche aber auch, welche un- günstiger und wieder solche, welche günstiger sind. In Ober- kärnten habe ich junge Wachteln beim Brüten nicht beobachtet, wohl aber junge Wachteln erlegt, welche verhältnissmässig spät ausgefallen sein mussten, jedoch nicht so spät, um von einer jungen Wachtel herrühren zu können. Ich sprach diese stets für als einem zweiten Gelege entstammend an, nachdem das erste auf irgend eine Weise verunglückt sein mochte. In Unterkärnten dagegen konnte ich zweimal ganz zweifellos con- statiren, dass junge Wachteln noch in dem nämlichen Sommer sebrütet hatten. Dass dies häufig vorkomme, will ich nicht behaupten, dass es aber in günstigen Lagen wirklich der Fall sein kann, das steht nach meinen Beobachtungen ausser jedem Zweifel.

Der Abzug der Wachtel erfolgt gegen Ende September oder in der ersten Hälfte October, doch sind in einzelnen Jahren auch später noch Nachzügler zu bemerken, darunter ausnahmsweise noch so schwache, dass man daran zweifeln muss, ob sie wohl die Beschwerden einer so langen Reise zu ertragen vermögen werden. Ob solche schwache Vögel von einer verspäteten Brut oder schon von einem jungen Weibchen herrühren, das entzieht sich selbstverständlich einer sicheren Beurtheilung. In seltenen Fällen kann man noch im November vereinzelte Wachteln bemerken, welche aus irgend welchem Grunde früher von der Reise zurückgehalten wurden, sich meist in einem elenden, halbverhungerten Zustande befinden und die zweifellos zu Grunde gehen, bevor sie ihr fernes Reiseziel erreicht haben.

199. Syrrhaptes paradoxus Pallas. Steppenhuhn, Fausthuhn.

Ob das Steppenhuhn unser Land Kärnten auf seinen Zügen einmal besucht hat, ist bis jetzt noch nicht mit Sicherheit festgestellt, da noch kein Exemplar im Lande selbst erlegt wurde.

Als das Steppenhuhn im Jahre 1863 in Mitteleuropa in grösserer Anzahl erschien, scheint es Kärnten nicht berührt zu haben, wenigstens findet sich nirgends. ein präparirtes Stück und auch keines der damals existirenden Blätter hat eine Notiz darüber gebracht, was doch wahrscheinlich erfolgt wäre, wenn dieser auffallende Gast einmal beobachtet oder erlegt worden wäre.

Im Jahre 1888 erschien das Steppenhuhn abermals in grösserer Anzahl in Mitteleuropa und auch in mehreren öster- reichischen Ländern. Ich gab mir alle Mühe, zu erfahren, ob es auf seinem ausgebreiteten Zuge auch Kärnten berührt habe, konnte aber weder ein Exemplar, noch eine positiv sichere

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Kunde hierüber erhalten. Nur mein geschätzter Freund, Herr Verwalter Josef Hey in Sonnegg, schrieb mir, dass er am 17. September 1888 zwei Vögel fliegend bemerkt habe, welche, allmälig sich hebend, gegen den Schlossberg hinanstrichen und dabei einen quickend pfeifenden, zweisilbigen Ton von sich gaben. Die beiden Vögel hatten nicht ganz die Grösse der Ringeltauben. Aus dem Gebahren glaubte Herr Hey schliessen zu dürfen, dass es Steppenhühner seien, konnte aber leider keines derselben erlegen. Da Herr Hey jeden kärntischen Vogel genau kennt, jeden auch aus bedeutender Ferne noch mit grosser Sicherheit anspricht, überhaupt ein sehr scharfer und gewissenhafter Beobachter ist, erscheint es mir wahr- scheinlich, dass er wirklich zwei am Zuge befindliche Steppen- hühner gesehen habe.

XI. Ordnung. G@rallae. Stelzvögel.

200. Glareola pratincola Briss. (Gl. torquata Briss.) Halsband- Giarol, Brachschwalbe.

Der Halsband-Giarol gehört in Kärnten zu den seltensten Erscheinungen und kann füglich als ein Irrgast bezeichnet werden. Am 20. Mai 1874 erlegte ich in der Nähe der Lavant einen Vogel, welcher mir viel Kopfzerbrechen machte. Ich konnte ihn absolut nur als Halsband-Giarol bestimmen, wollte aber selbst der sorgfältigsten Bestimmung keinen recht sicheren Glauben schenken, weil ich diesen sonst nur in südlicheren (egenden vorkommenden Vogel im Lavantthale nie ver- muthet hätte. Als ich jedoch später den liebenswürdigen Ornithologen Herrn Blasius Hanf in Mariahof besuchte und dortselbst ein von ihm am 16. Mai 1870 in der Nähe der Hungerlacke erlegtes Exemplar sah, war ich endlich meiner Sache vollkommen sicher. Später habe ich den Halsband- Giarol in Kärnten nie wieder beobachtet, auch nicht erfahren, dass wo anders im Lande noch ein weiteres Exemplar bemerkt oder erlegt worden wäre.

201. Otis tarda Linn. Grosstrappe.

Leopold v. Hueber hat in seinem oftgenannten „Ver- zeichnisse“* weder den Halsband-Giarol noch die Grosstrappe angeführt. In keinem Blatte ist je eine Nachricht darüber er- schienen. Die Grosstrappe wäre doch gewiss auffällig genug, um sofort bemerkt zu werden, auch würden eine solche Nach- richt gewiss die Zeitungen für interessant genug gehalten haben, sie zu veröffentlichen, wenn sie überhaupt etwas davon erfahren hätten. Auch mir ist es nie gelungen, eine Gross- trappe aufzufinden, trotzdem ich gerade zu den Zugszeiten

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alljährlich in verschiedenen Theilen des Landes zu Beob- achtungszwecken mich aufhielt.

Die einzige Nachricht über die Grosstrappe in Kärnten stammt aus dem Jahre 1862, in welchem ein Männchen am 11. December bei Feldkirchen erlegt wurde. Dieses kostbare Beutestück gelangte an P. Blasius Hanf in Mariahof und ziert dessen schöne Sammlung.

202. Otis tetrax Linn. Zwergtrappe.

Die Zwergtrappe ist für Kärnten ein ebenso seltener Gast, wie sein grösserer Vetter. In dem Verzeichnisse L. v. Hueber’s wird sie ebenfalls nicht genannt. Ich hatte nur ein einziges Mal das Glück, eine Zwergtrappe in Kärnten zu beobachten, und zwar war dies nach einer längeren Reihe stürmischer Tage am 16. September 1882. Trotz des heulenden Sturmes und niederprasselnden Regens machte ich mehrere Stunden auf dieselbe Jagd und war endlich so glücklich, den seltenen Gast, welcher jedenfalls von den anhaltenden Stürmen in das obere Gailthal verschlagen worden war, zu erlegen. Von anderwärts habe ich nie eine Nachricht erhalten, dass eine Zwergtrappe in Kärnten beobachtet oder erlegt worden wäre.

203. Oedienemus crepitans Linn. Triel, Dickfuss, Haidhuhn,

„Sandhenn“.

Ende März oder in der ersten Hälfte April erscheint bei uns zu Lande der Triel und kann namentlich an den sandigen oder steinigen Uferstellen beobachtet werden. Am Zuge folgt er fast ausschliesslich dem Laufe der Flüsse und nimmt in den Auen oder den nahe liegenden Wiesen und Feldern seinen Aufenthalt. Sein Flug erscheint etwas schwer- fällig, ist aber doch fördernd. Im Laufen dagegen ist er un- gemein gewandt, ebenso im Drücken und Verstecken, wenn er sich verfolgt glaubt. Er ist ungemein scheu, daher schwer zu erlegen.

Leopold v. Hueber sagt in seinem „Verzeichnisse“ von dem Triel oder Dickfuss : „Keineswegs heimisch in Kärnten, erscheint jedoch jährlich auf seiner Wanderung im April und September an grossen Haideplätzen.“ Ich erlaubte, nie Ver- anlassung zu haben, an diesen Angaben zu zweifeln und halte sie auch heute noch im Allgemeinen für richtig, obwohl es mir einmal, und zwar 1889 gelang, ein brütendes Paar auf- zufinden,

Als ich an einem schönen Aprilabende mit meiner Büchse oberhalb Lavamünd der Drau entlang schlenderte, hörte ich mehrmals nacheinander ein scharfes „Kräiit“ ertönen, welches von einem etwas minder scharf ausgestossenen Tone beant-

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wortet wurde. Ich folgte diesem wohlbekannten Rufe und entdeckte endlich auf einem der grösseren aus dem Draubette herausragenden Felsen ein munteres Trielpärchen. Obwohl ich den einen Vogel mit meinem Blei noch hätte erreichen können, unterliess ich doch den Schuss, weil mir der Vogel sicher in den Fluss gefallen wäre, und ich ein kaltes Bad nicht riskiren wollte. Die folgenden Tage bemerkte ich das Paar wieder, das sich beständig an dem nämlichen Platze herumtrieb. Ich beunruhigte es weiter nicht mehr, behielt es aber scharf im Auge. Zu Ende April hatte es bei dem Felsen unter einem überhängenden Weidengesträuch sein Nest an- gelegt und am 18. Mai sah ich die Jungen neben den Alten auf den weiten sandigen Plätzen herumtrippeln. Im Verlaufe des Sommers hatte ich häufig Gelegenheit, die Familie auf den sandigen Uferstellen zu beobachten und ihre Rufe zu vernehmen. Das Brüten dieses einen Paares ist demnach un- zweifelhaft festgestellt. Es ist das erste, das ich brütend ge- funden habe und möchte den Fall als eine Ausnahme von der Regel betrachten. In Steiermark brütet der Triel öfters, bei uns in Kärnten vielleicht darum weniger, weil ihm nur wenige geeignete Brütestellen an unseren Flüssen geboten sind. Hier auf den Draufelsen, in deren Nähe sich seichte und sandige Ufer verlaufen, welche von Wiesen und Aeckern, jedoch be- deutend erhöht, begrenzt werden, ist das Terrain wie ge- schaffen dazu, diesem so wählerischen Vogel Aufenthalt und Brüteplätze zu bieten. Auf den wie Inseln aus dem Drau- flusse herausragenden, dem Wasser zu versandeten Felsen ist ihnen unbedingte Sicherheit geboten und die umliegenden Feldungen werden so wenig beunruhigt, dass sie sich auch dort ziemlich ungestört herumtreiben können.

Der Triel ist ein überaus beweglicher, lebhafter Vogel, der selbst bei der Nacht nicht Ruhe findet. Nahezu in jeder Stunde der Nacht kann man den Ruf desselben vernehmen. Als dem oben genannten Paare die Fischer in einer Nacht mit ihren Fackeln etwas nahe kamen, wurden sie wild schreiend von beiden Vögeln umkreist, so lange, bis sie weit aus dem Wohnbereiche gekommen waren. Erst als die Fischer etwa fünfhundert Schritte von dem Draufelsen ‚entfernt waren, be- ruhigte sich das Paar und kehrte zu seinem Nistplatze zurück» 204. Charadrius squatarola Linn. (Squatarola helvetica Gray.)

Kiebitz-Regenpfeifer.

Der Kiebitz-Regenpfeifer ist ein seltener Besucher unseres Landes. L. v. Hueber hat ihn in sein mehrgenanntes „Ver- zeichniss“ nicht aufgenommen, ein Beweis, dass er ihn nie beobachtete. Das erste Mal begegnete ich diesem sehr seltenen Gaste an einem stürmischen Herbsttage, am 28. October 1882,

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also am Ende jener Sturmtage, welche so manchen seltenen Vogel damals in unsere Gegenden verschlugen. Ein zweites Stück erbeutete ich am 20. September 1884. Beide Exemplare erlegte ich im oberen Gailthale.. Von anderwärts habe ich von dem Vorkommen dieses Vogels keine Kunde erhalten und slaube daher, denselben nur für einen Irrgast betrachten zu dürfen.

205. Charadrius pluvialis Linn. (Ch. auratus L.) Gold-Regen-

pfeifer.

Der Gold-Regenpfeifer ist ein regelmässiger Besucher unseres Landes, kommt jedoch nie in grosser Zahl, sondern meist nur vereinzelt vor, wie er überhaupt mit seinesgleichen nie zusammenhält, ausser der Brutzeit. Er wird entweder allein oder in Gesellschaft der Moosschnepfe angetroffen, hält aber auch mit diesen keine feste Reiseverbindung, sondern reist mit denselben nur so lange, als es ihm eben behagt. Da ich den Gold-Regenpfeifer während der Frühjahrs- und Herbst- wanderung sehr oft, aber beinahe immer vereinzelt beobachtet hatte, war ich sehr erstaunt, diesen Vogel im Spätherbste im südlichen Ungarn in mehreren ziemlich starken Flügen auf- zufinden, eine Beobachtung, die ich, wie bereits früher an- gedeutet, in Kärnten nie gemacht habe. Er scheint also mit seinem Vorrücken nach Süden den Hang zum Einsiedlerleben abzulegen.

Die Ankunft im Frühjahre erfolgt im März oder in der ersten Hälfte April. Er nimmt seinen vorübergehenden Auf- enthalt gerne auf Hutweiden, feuchten Wiesen, halbeingetrock- neten Mooren und ähnlichen Oertlichkeiten, macht aber bei normalen Witterungsverhältnissen nie einen langen Aufenthalt, sondern beschleunigt fast immer seine Reise, auf welcher er entweder den Flussläufen oder den Thalniederungen folgt.

Im September und October kommt er wieder am Rück- zuge, und zwar gerne gerade in jene Lagen, welche er im Frühjahre besucht hat. Der Rückzug wird ebenfalls meistens vereinzelt bewerkstelligt. Da er einerseits sehr scheu ist, andererseits sich trefflich zu drücken weiss, wenn ihm das Auffliegen nicht mehr recht rathsam erscheint, so wird er in vielen Fällen gar nicht bemerkt. Einmal bemerkte ich, wie ein in’s Kreuzfeuer gerathener Gold-Regenpfeifer plötzlich aus der Luft auf die Erde schoss, dort eine Moosschnepfe zum Aufstehen veranlasste, selbst aber auf dem nämlichen Punkte fest liegen blieb, von welchem er die Schnepfe durch sein ungestümes Einstürmen vertrieben hatte. Ob dies blosser Zufall war, oder ob dem plötzlichen Niederfahren eine gewisse Absicht zu Grunde lag, will ich nicht zu erörtern versuchen, da die Beobachtung eines einzigen Falles nie zu irgend welchem

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Schlusse berechtigt, besonders dann nicht, wenn es sich nm das psychische Wesen irgend eines Vogels handelt.

Als Brutvogel ist der Gold-Regenpfeifer meines Wissens in Kärnten nie beobachtet worden. Anfang September 1885 wurde nach A. Zifferer ein Stück am Waidmannsdorfer Moore geschossen.

Am 15. November 18837 zogen grosse Schaaren laut pfeifender Gold-Regenpfeifer über die Stadt Klagenfurt, an- gezogen durch die Gasbeleuchtung. Der Tag war sehr regnerisch. Am Morgen des nächsten Tages zogen die lauten Gäste nach Süden. Ein kleiner Zug, vermischt mit Wildgänsen und Strandläufern, kam am 1. September 1883. Im Jahre 1889 hörte man bereits Mitte August einzelne Regenpfeifer über der Stadt.

206. Eudromias morinellus Linn. (Charadrius morinellus L.)

Mornell, Mornell-Regenpfeifer.

In dem „Verzeichnisse“ sagt Leopold v. Hueber vom Mornell-Regenpfeifer: „Kommt nur auf seinem Zuge nach Kärnten und nistet in den nördlichen Gegenden von Russland.“ Da ich diesen Worten früher unbedingt Glauben schenkte, achtete ich ausser der Zugszeit nicht auf diesen Vogel. Als jedoch P. Blasius Hanf ihn als Brutvogel am Zirbitzkogel nachwies, begann ich wieder, dem Mornell eine besondere Aufmerksamkeit zu schenken. Nach mehreren resultatlosen Gängen hatte ich endlich die Freude, den Mornell an zwei Stellen des Saualpenzuges ebenfalls brütend aufzufinden. Von da an konnte ich in jedem Frühjahre einige Paare auffinden, am Zuge jedoch nur selten beobachten.

Im Jahre 1883 fand ich den Mornell zu meiner grossen Ueberraschung in drei Paaren brütend auf dem Plateau des Zollner in den carnischen Alpen. Auch dort konnte ich ihn in den folgenden Jahren regelmässig in einigen Paaren an- treffen und den Sommer hindurch beobachten, was mir stets eine helle Freude machte. Da die Färbung des Rückengefieders vorzüglich der Färbung unserer Alpentriften angepasst ist, wird der Vogel sehr leicht übersehen und er bleibt sicher unbemerkt, wenn man nicht auf seine Stimme achtet. Dank seiner Färbung weiss er sich so prächtig zu drücken, dass er von Einem, welcher den Vogel nicht gerade sucht, auf drei Schritte weit übersehen werden kann. Der Mornell ver- traut aber auch seinem Kleide so viel, dass er erst unmittelbar vor den Füssen herausfährt, wenn ihm die Gefahr droht, zertreten zu werden. Oft lagerte ich mich absichtlich auf vier bis fünf Schritte neben dem brütenden Weibchen, welches dabei ganz ruhig sitzen blieb, obwohl das Männchen scheltend

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und rufend unter einem Grasbüschel sass. Wo der Mornell- Regenpfeifer sich wohl gelitten weiss, da ist er überhaupt nicht scheu und beachtet den Menschen nur, wenn er in seine Nähe kommt. Wenn man den Vogel so bemerkt, wie er mit angstvollen Aeuglein den ihm nahe kommenden Menschen betrachtet, so möchte man ihn im ersten Augenblicke für bodenlos dumm ansehen, würde aber mit solch’ einem vor- schnellen Urtheile entschieden im Unrechte sein, denn der Vogel ist durchaus nicht dumm, weiss vielmehr recht gut sich der Gefahr zu entrücken, wenn er eine solche kennen gelernt hat.

Das Weibchen ist eine Meisterin im Verstecken und im Verstellen, wenn es sich darum handelt, entweder das eigene kleine Ich oder die zärtlich gehüteten Jungen einer Gefahr zu entreissen. In einem solchen Falle flattert die besorgte Mutter so nahe vor den Füssen herum, dass man meint, sie jeden Augenblick greifen zu können, macht man aber den Griff, so ist es ganz gewiss immer ein Fehlgriff. Ich machte mir oft das Vergnügen, diese Verstellung zu provociren und dabei zu sehen, mit welcher Fertigkeit die kleinen Dingerchen jedes Grübchen, Steinchen oder Binsenbüschelchen benützten, um sich dahinter zu drücken. Greift man eines der Jungen an, so stösst dasselbe einen ängstlichen Ruf aus, worauf die Mutter sich vom Boden erhebt und flatternd und klagend den Störefried umkreist, bis er ihr das Junge wieder auf den Boden setzt. Diese Vögel wurden in kurzer Zeit meine aus- gesprochenen Lieblinge, bei denen ich manche Stunde beob- achtend zubrachte und es nie mehr über mich gewinnen konnte, für auswärtige Sammler und Freunde auch nur einen Vogel oder ein Ei zu opfern, was mir freilich mehrseits völlig übel vermerkt wurde.

Die Ankunft des Mornell-Regenpfeifers fällt in die zweite Hälfte April, und zwar erfolgt die Ankunft gewöhnlich in der Nacht, wie ich mich mehrmals ganz zweifellos überzeugen konnte. Ende August oder zu Anfang September rüsten sich die Vögel wieder zum Abzuge. Die am Zollner brütenden Paare und Junge waren gewöhnlich alle in einer Nacht ver- schwunden. Einmal beobachtete ich den Abzug. Eines Abends hatte ich an den Vögeln eine auffallende Unruhe bemerkt. In der Hütte angekommen, war es mir in derselben zu dumpf und zu rauchig, weshalb ich beschloss, in dem fast taghellen Mondscheine noch einen Spaziergang gegen den See hinauf zu machen. In das Anschauen des herrlichen Nachtbildes ver- sunken, weilte ich, bis mich um eilf Uhr der Ruf mehrerer Mornelle aus meinen Träumereien riss. Das Rufen wurde von mehreren Seiten beantwortet. In den Lüften kreisend, hoben

Be

sich die Vögel immer höher und eilten endlich im scharfen Zuge gegen Südosten davon. „Auf’s Wiedersehen!“ damit eilte ich meiner Hütte zu, um noch ein paar Stunden zu schlafen. Am andern Morgen war wirklich im ganzen Gebiete kein einziger Mornell mehr zu entdecken.

207. Aegialites cantianus Lath. (Charadrius albifrons Wolf & Meyer.) Seefluss - Regenpfeifer, weissstirniger Regen- pfeifer.

L. v. Hueber sagt in seinem „Verzeichnisse“ vom See- Regenpfeifer (oder weissstirnigen Regenpfeifer, wie er ihn nannte): „Erscheint alljährlich auf seiner Wanderung in Kärnten und nistet in Ungarn an den Seen.“ Dieser Notiz nach zu schliessen, muss der See-Regenpfeifer früher unbedingt häufiger gewesen sein, als jetzt. Gegenwärtig müssen wir ihn unbedingt zu den seltenen Erscheinungen in unserem Lande zählen. Es ist möglich, dass ich ihn in manchem Jahre am Zuge übersehen habe, was kaum der Fall gewesen wäre, wenn er zahlreicher erschienen wäre. Mir gelang es nur, zwei ein- zige Exemplare zu erlegen, und zwar ein Weibchen am 20. April 1875 an den Ufern der Lavant und ein Männchen am 30. April 1857 im oberen Gailthale. Das sind die einzigen Fälle, in welchen ich den See-Regenpfeifer bemerken konnte, und auch von anderwärts sind mir nie Nachrichten über sein Erscheinen zugekommen. Auch P. Blasius Hanf nennt ihn für sein Beobachtungsgebiet an den Furtteichen einen seltenen Passanten, was für uns aus dem Grunde von Interesse ist, weil im Frühlinge viele Vögel aus Kärnten nach dieser Richtung hineilen und im Herbste wieder von dorten an- kommen.

208. Aegialites hiaticula Linn. (Öharadrius hiaticula L.) Sand-

Regenpfeifer.

Im April, bald etwas früher, in manchen Jahren später, erscheint der Sand-Regenpfeifer in unserem Lande, nimmt an den sandigen Fluss- und Seeufern einen meist kurzen Auf- enthalt und eilt dann, den grösseren Flussläufen folgend, weiter. Leopold v. Hueber sagt von ihm: „An, Flüssen, Teichen und Seen, welche flache, sandige Ufer haben. Nest am Ufer im Sande, Gras oder Schilf, zuweilen auch einige hundert Schritte weit vom Wasser entfernt auf dürren Sand- und Brachfeldern, in einer kleinen, artig mit Steinchen ausgelegten Vertiefung, mit drei bis fünf grünlich schmutziggelben Eiern, welche mit vielen grossen, braunen Punkten und Strichen gesprenkelt sind“.

Nach diesen Bemerkungen könnte man annehmen, dass L. v. Hueber den Sand-Regenpfeifer als einen nicht gerade

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seltenen Brutvogel angesehen habe. Möglich, dass dieser Regen- pfeifer früher vor der Trockenlegung des Waidmannsdorfer und Tigringer Mooses, sowie vor der Regulirung grösserer Flussstrecken in Kärnten häufiger war und auch an geeigneten Plätzen gebrütet hat. Mir ist es leider nie gelungen, einen brütenden Sand-Regenpfeifer ausfindig zu machen, oder einen solchen während der Sommermonate auch überhaupt nur zu sehen, sondern habe den Vogel ausschliesslich nur zu den beiden Zugszeiten und auch dann nie häufig beobachten können. Ich wäre geneigt, das Nisten des Sand- -Regenpfeifers in Kärnten so lange noch in Zweifel zu ziehen, bis ich ein nachweisbar, im Lande selbst aufgefundenes Gelege erhalten kann.

Der Herbstzug des Sand-Regenpfeifers fällt gegen Ende August oder in den September und ist in manchen Jahren etwas zahlreicher, als der Zug im Frühjahre.

209. Aegialites minor M. & W. (Charadrius minor M. & W.) Fluss-Regenpfeifer, kleiner Regenpfeifer.

Der Fluss-Regenpfeifer ist der häufigste unter den Regen- pfeifern und verbreitet sich auch über einen grossen Theil des Landes, soweit er nur sandige Flussufer, breite Bachbette, Seen und Teiche findet. Von den eigentlichen Wildbächen dagegen ist er kein sonderlicher Freund, wahrscheinlich darum, weil deren Bette stets mit grossen Steinen oder mindestens recht grobem Gries bedeckt ist und Stellen mit feinerem Sande sich nur ausnahmsweise oder gar nicht finden. Da er solche Aufenthaltsorte nicht liebt, kann er in’s Gebirge aller- dings nicht emporsteigen, findet dafür aber in jedem Thale eine grössere Anzahl von Plätzen, welche seinen Anforderungen entsprechen.

Der Fluss-Regenpfeifer erscheint um die Mitte April und verräth seine Anwesenheit gar bald durch seinen pfeifenden Ruf, der wie „diä—diä* klingt, sich wohl auch zu einer freilich kunstlosen Strophe erhebt, wenn das Feuer der Liebe seine Macht äusserst. Die Vögel kommen meist schon gepaart in unseren Gegenden an, vertreiben noch eine kurze Zeit mit den Liebeständeleien, machen sich dann aber daran, ihre Nestgrübchen auszuhöhlen. Finden sie tiefere Fussstapfen von Menschen oder Thieren, so werden dieselben gerne benützt, um so die mühevolle Minirarbeit zu ersparen. Zwischen dem 1. und 10. Mai kann man gewöhnlich schon die vollständigen (selege finden. Da um diese Zeit die meisten kärntischen Flüsse in Folge der Schneeschmelze im Gebirge einen höheren Wasserstand erhalten, werden manche von den Nestern unter Wasser gesetzt und gehen so zu Grunde. Nach einem solchen Unglücksfalle schreitet das Paar in kurzer Zeit zu einer

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zweiten Brut, welche meistens glücklich davon kommt, weil das Nest an den höheren Uferstellen angelegt wird. Der Fluss- Regenpfeifer macht aber auch dann eine zweite Brut, wenn die erste glücklich durchgekommen ist. Während das Paar zum zweiten Male brütet, treiben sich die Jungen der ersten Brut an den Ufern und den nahe gelegenen Feldern umher.

Als eine ganz abnorme Erscheinung sei hier noch er- wähnt, dass ich am 4. September 1886 noch ein Nest mit drei anscheinend ganz frischen Eiern fand. Das Weibchen besuchte das Nestchen noch, brütete aber täglich nur in den Nach- mittagsstunden; die übrige Zeit trieb es sich mit den anderen Artengenossen an den Flussufern und auf den Wiesen umher. Am 15. September fand ich das Nest verlassen. Da ich auch in den folgenden Tagen das Weibchen nie mehr beim Neste bemerkte, untersuchte ich das Gelege. Zwei von den Eiern waren ungefähr bis zur Hälfte erbrütet, das dritte war un- befruchtet. Mochte das Weibchen eine Ahnung gehabt haben, dass die Zeit der Abreise zu nahe sei, um noch Junge auf- bringen zu können?

Der Abzug des Fluss-Regenpfeifers fällt in die zweite Hälfte September oder in den October. Unsere einheimischen Vögel ziehen gewöhnlich ab, sobald die ersten Artgenossen aus den nördlicheren Brütegebieten hier eintreffen. Vereinzelte Nachzügler kann man Ende October noch antreffen. Darunter befinden sich nicht selten noch so schwache Exemplare, dass ihnen die weite Reise schwer genug wird. Einmal fand ich noch am 5. November ein total verhungertes Exemplar; es war ein junges Männchen.

210. Vanellus cristatus Linn. (Tringa vanellus L.) Kiebitz,

„Kiewit“.

Zu Anfang oder gegen Mitte März kann man in jedem Jahre schon den Kiebitz erwarten. Langsam zieht er unseren Flüssen entlang und macht sich durch seine auffallende Gestalt und Färbung leicht bemerkbar, wie er sich auch durch seinen Ruf, namentlich an schönen Abenden, bald genug verräth. Ob- wohl der Kiebitz fast die ganzen Nächte hindurch unruhig ist, habe ich ihn doch nie in der Nacht ziehend bemerkt, sondern stets nur am Tage. Mit seiner Reise macht er sich keine sonderliche Eile, hält vielmehr überall in kurzen Ent- fernungen Rast, wenn er halbwegs geeignete Plätze dazu an- trifft. In den rauheren Lagen von Oberkärnten kommt es häufig genug vor, dass diese Wanderer noch von Schnee- stürmen überrascht werden. In solchen Fällen verkriechen sie sich in Gesellschaft unter die dichtesten Ufergebüsche, wo sie einen Tag und eine Nacht, mitunter auch länger, resignirt

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aushalten. Wendet sich aber dann das Wetter nicht zum Besseren, so entschliessen sie sich zu einem temporären Rück- zuge und setzen dann ihre Reise wieder fort, wenn die Witterung günstiger geworden ist.

L. v. Hueber sagt in seinem „Verzeichnisse“ von dem Kiebitz: „An grossen sumpfigen Weideplätzen, wasserreichen Wiesen, moorigen Rieden und am Strande der Landseen. Nest auf einem Hügelchen zwischen Binsen oder in einem Maulwurfs- haufen, auch im Schilfe an den Teichufern oder im Riedgras, mit drei bis vier olivengrünen, schwarzbraun und schwarzblau sefleckten Eiern.“

Daraus möchte man entnehmen, dass L. v. Hueber den Kiebitz noch in den Fünfziger Jahren als einen ziemlich ge- wöhnlichen Brutvogel gekannt habe. Dies ist heutzutage freilich nicht mehr der Fall. Die immer weitere Kreise ziehenden culturellen Bestrebungen haben dem Vogel sein Gebiet streitig gemacht, haben ihm die Nistplätze entzogen und so zum Weiterwandern gezwungen. Der Kiebitz findet in unserem Lande nur wenige Plätze mehr, wie er sie für einen Brüte- aufenthalt beansprucht und auch diesen wenigen Plätzen hat er seit Jahren Valet gesagt.

Ich habe ihn selbst in den geeignetsten Lagen nie brütend angetroffen, auch durch meine zahlreichen und stets hilfbereiten Freunde nie ein Gelege erhalten können.

Am Rückzuge erscheint er in Oberkärnten spärlicher, in Unterkärnten dagegen zahlreicher, als im Frühlinge. Der October, wohl auch erst der November ist die gewöhnliche Zeit der Durchreise. Er folgt gerne den Richtungen der Haupt- thäler, überfliegt aber auch höhere Gebirgszüge, wenn er durch deren Richtung allzusehr von seinem Course abgelenkt würde. Am 24. October 1886 erhielt A. Zifferer ein Weibchen vom Miklauzhof. Merkwürdig war das Vorkommen eines Kiebitzes in der zweiten Jännerwoche 1888 bei Maria Rain.

2ll. Strepsilas interpres Ill. (Strepsilas collaris Temm., Cinelus morinellus Gr.) Steinwälzer.

Leopold v. Hueber führt diesen Vogel unter dem Namen Halsband-Morinelle (Steinwälzer)Morinellacollaris Temm. auf und sagt von ihm: „Erscheint nur als Zugvogel aus den nördlichen Meeresgegenden“. Ich habe diesen Vogel in Kärnten lange vergebens gesucht.

Am 25. Mai 1889 hatte ich ein paar Stunden darauf verwendet, das Leben und Treiben des an den Draufelsen brütenden Trielpaares zu beobachten, als ich plötzlich in der . Nähe des Flusses einen Vogel erblickte, welcher seiner ganzen ‚Figur nach an die Regenpfeifer erinnerte und eben damit be-

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schäftigt war, die am Ufer liegenden platten Steinchen der Reihe nach umzuwälzen. Wenn er von Zeit zu Zeit einmal eine kurze Strecke überflog, liess er einen schneidenden, etwa wie „kin“ oder „ki“ erklingenden Pfiff ertönen, woran ich den Vogel schon erkannt hätte, wenn ich auch die Art seiner Be- schäftigung nicht gesehen hätte, da ich an den nordischen Meeresküsten oft genug Gelegenheit gehabt hatte, diesen Vogel zu beobachten. Durch die Ufergebüsche gedeckt, pürschte ich (den seltenen Gast an und war so glücklich, denselben zu er- legen. Dies ist der einzige Steinwälzer, welchen ich in Kärnten zu erlegen Gelegenheit hatte. Er gehört entschieden zu den allerseltensten Vögeln des Landes. Das erlegte Männchen (dürfte jedenfalls ein verflogenes oder verschlagenes Exemplar gewesen sein.

212. Grus cinereus Bechst. (Grus vulgaris Pall.) Grauer Kranich.

Der graue Kranich ist ebenfalls ein sehr seltener Besucher unseres Landes. Ob und wo er früher erschien, darüber fehlen uns alle Nachrichten. Auch L. v. Hueber hat ihn in seinem „Verzeichnisse“ nicht angeführt. Die erste Nachricht über das Vorkommen des grauen Kranichs verzeichnet die Jagd- zeitung „Waidmanns Heil“, Jahrgang 1881, Seite 71, wo es heisst: „In Spittal wurde vor drei Wochen (also im April) ein prächtiger Kranich durch Herrn W alter geschossen. Dieser in unseren Alpen gewiss sehr seltene Gast ist zur bleibenden Erinnerung ausgestopft erhalten.“ In wessen Besitze sich der seltene Vogel gegenwärtig befindet, ist mir nicht bekannt geworden.

“ine weitere Notiz über den grauen Kranich enthält ebenfalls „Waidmanns Heil“, Jahrgang 1886, Seite 37, wo es heisst: „Für Ornithologen und Freunde der Vogelwelt dürfte es von besonderem Iuteresse sein, dass in der Nähe von Wolfsberg ein grauer Kranich, Grus cinereus, erlegt wurde. Der als passionirter Waidmann bekannte Herr Dechant Josef Zojer frequentirte die Schnepfensuche, durchstrich das an der Lavant stehende Gebüsch und erblickte plötzlich im Flusse einen Vogel, der ihm durch seine Grösse besonders auffiel. Obwohl für einen so grossen Vogel nicht vorbereitet, riskirte der Schütze doch einen Schuss mit Schnepfenschrot und hatte die Freude, die seltene Beute von seinem Hunde apportiren lassen zu können. Jetzt erst wusste er, dass der erlegte Vogel ein Kranich war. Derselbe wurde in Graz ausgestopft und misst nun in seiner aufrechten Stellung einen Meter in der Höhe. Die Flugweite soll zwei Meter betragen haben.“ Dieses Exemplar befindet sich noch gegenwärtig im Besitze des glücklichen Erlegers, des Herrn Dechant und geistlichen Rathes Zojer in Wolfsberg. Das naturhistorische Landesmuseum

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besitzt zwei im Krappfelde erlegte und von den Herren Gustav Graf Egger und Albert Baron Dieckmann gespendete Kraniche. Ausser diesen Fällen ist mir nicht bekannt geworden, dass ein grauer Kranich in Kärnten beobachtet oder erlegt worden wäre.

In den benachbarten Gebieten von Obersteiermark scheint der graue Kranich etwas weniger selten, als bei uns zu sein, denn P. Blasius Hanf berichtet aus Mariahof im „Dritten Jahresberichte“ (1884) über diesen Vogel: „Ein seltener Passant und gewöhnlich nur einzelne Individuen; nur einmal waren drei und ein andermal vier Exemplare anwesend. Früheste Beobachtung am 22. März 1842, späteste am 19. April 15854. Im „Ersten Jahresberichte“ (1582) schreibt auch Herr Baron Washington aus Pöls in Steiermark: „Als Durch- züugeler im Herbst nichtselten. Vergangenes Jahr beob- achtete ich einen Zug Kraniche am 25. August, welcher eine südwestliche Richtung einhielt.“ Wir sind somit, was diesen Vogel anbelangt, gegen die grüne Steiermark zurück.

XH. Ordnung. G@rallatores. Reiherartige Vögel.

213. Ciconia alba Bechst. (Ardea ciconia L.) Weisser Storch.

Dem Storch ist der eigenthümliche Vorzug beschieden, dass jedes Kind seinen Namen nennt, jedes sein Bild kennt, wenn es auch noch nie in seinem Leben einen wirklichen Storch gesehen hat, der statt des eingebildeten, mitunter wohl auch nicht gerade ersehnten Brüderchens etwas Anderes in seinem langen Klapperinstrumente trägt. Es scheint, dass der Storch von Jahrzehnt zu Jahrzehnt seltener werden wolle. Wie mir alte Leute versicherten, waren die Störche vor fünfzig bis sechzig Jahren zu den Frühjahrs- und Herbstzeiten durchaus keine Seltenheit, haben aber auch schon damals nicht mehr im Lande gebrütet. Dass dies seinerzeit der Fall war, dürfte kaum in Zweifel zu ziehen sein, da ja in alter Zeit weite Sümpfe und ausgebreitete Moore sicher ihre Anziehungskraft geübt haben dürften. Auf einem aus dem Ende des sechzehnten Jahrhunderts stammenden Bilde des Schlosses Wolfsberg balancirt neben einem umfangreichen Storchneste noch Meister Langbein in aller Grazie auf dem Dache. Wann der Storch aufgehört. hat, in unserem Lande Brutvogel zu sein, dürfte sich nicht mehr ermitteln lassen, da uns alle Aufzeichnungen fehlen. Dass er schon lange ein seltener Vogel geworden ist, steht ausser allem Zweifel. L. v. Hueber schrieb 1854 vom weissen Storch: „Ist zwar nur in Spanien und in den süd- lichen Ländern gleichen Grades heimisch, erscheint jedoch beinahe alljährlich auf seiner Wanderung auch in Kärnten.“

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Er scheint somit schon damals nicht mehr ein regelmässiger Durchzugsvogel gewesen zu sein. Eilf Jahre später, also 1865, schon brachte die damals in Klagenfurt erscheinende ‚Dr aupost® die Mittheilung, dass ein weisser Storch an der Glan erlegt worden sei, wie eine völlige Sensationsnachricht, was jeden- falls als ein Zeichen der damaligen Seltenheit angesehen werden darf. In der Mitte der Siebziger Jahre erlegte Herr OÖberlehrer Zahn in Ettendorf an der Lavant ebenfalls noch einen Storch und präparirte denselben für seine Sammlung. Am 24. August 1886 erhielt Herr Präparator A. Zifferer ein weiteres Exemplar, welches in der Umgebung von Völker- markt erlegt worden war, Mitte September 1889 ein Stück vom Miklauzhof.

Am Zuge beobachtete ich einen Storch am 5. März 1882 und drei weitere Exemplare nach einem rasenden Weststurme am 18. und 19. September desselben Jahres. Die letzte Beob- achtung notirte ich am 20. August 1884. Aus alldem geht zur Genüge hervor, dass der weisse Storch nur mehr ein seltener Besucher des schönen Kärntnerlandes ist.

Das naturhistorische Landesmuseum erhielt einen im Lavantthale 1874 erlegten Storch von Paul Baron Herbert, einen weiteren bei Moosburg Mitte Mai 1878 geschossenen von Dr. Luschin. Am 24. August 1886 wurde ein Männchen bei Völkermarkt erlegt, A. Zifferer. Mitte Mai 1888 wurde bei Paternion ein Storch erlegt und mehrere auf den Sumpf- wiesen vor der Satnitz gesehen.

214. Ciconia nigra Linn. (Ardea nigra L., Ciconia fusca Br.)

Schwarzer Storch.

Vom schwarzen Storche sagt L. v. Hueber in seinem Verzeichnisse: „Zwar seltener als der Vorhergehende, berührt auch dieser auf seinem Zuge die feuchten Wiesen und moorigen Gründe Kärntens.“ War er schon damals selten, so ist er seitdem entschieden noch seltener geworden. Im "Frühjahre 1875 bemerkte ich ein Exemplar auf den moosigen Wiesen hinter Siegelsdorf im Lavantthale. Am 25. August 1875 beob- achtete ich wieder ein solches Stück auf dem Grafendorfer Moose im Gailthale und pürschte ihm mehrere Stunden nach. Da es mir selbst im Sumpfe kriechend nicht möglich war, auf gute Schussdistanz anzukommen, riskirte ich einen weiten Kugelschuss, worauf der Storch, sichtlich krank geschossen, die Gail überstrich und seine Richtung gegen Grimminizen nahm.

‘s war mir nicht mehr möglich, die, heissersehnte Beute auf- zufinden. Fünf Tage später brachte mir ein Halterbube den Storch, aber in einem so elenden Zustande, dass an eine Er- haltung nicht mehr zu denken war. Dies sind die beiden ein- zigen Fälle, in denen ich das Glück hatte, einen schwarzen

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Storch in meine Sehweite zu bekommen. Bemerkenswerth mag noch erscheinen, dass bei dem Kärnten nahe gelegenen Juden- burg am 27. August 1886 ein junges Exemplar erlegt wurde. 215. Falcinellus igneus Leach. (Ibis faleinellus L., Tantalus

faleinellus L., Plagadis faleinellus Kaup.) Dunkelfarbiger

Sichler, Sichelschnäbler.

Dieser hübsche Vogel ist ein Bewohner des Südens und Südostens unserer Monarchie. In mehreren Gegenden Ungarns kommt er als regelmässiger Brutvogel vor. Bei uns zu Lande ist er eine seltene Erscheinung. Ich hatte leider nie Gelegenheit, diesen Vogel im Lande selbst zu beobachten. Nach einer freund- lichen Mittheilung des Herrn G. A. Zwanziger in Klagenfurt ist der dunkelfarbige Sichler indess doch schon öfter in Kärnten erlegt worden. So erhielt das naturhistorische Landesmuseum im Jahre 1872 ein Exemplar aus Spittal a. d. Drau, Mitte Mai 1878 und zu Anfang Mai 1881 .je ein Exemplar vom Maria Saaler Moos.

Es ist leicht möglich, dass der dunkelfarbige Sichler in den grösseren Sumpfgebieten des Landes zur Zugszeit öfters vorkommt, dabei aber, wie es nur zu häufig vorkommt, übersehen oder nicht erkannt wird. Weitere Daten über das Vorkommen dieses Sichlers in Kärnten wären mir von besonderem Interesse, ersuche daher alle Vogelfreunde, mir nähere Mittheilungen über verlässliche Beobachtungen zukommen zu lassen.

216. Ardea cinerea Linn. (Ardea major Gm., A. cristata Br.) Aschgrauer Reiher, Fischreiher, „Reigl“, „Fischreigl“, „Roager“.

In den Monaten März und April ist die Zeit, in welcher die grauen Reiher bei uns ihren Einzug halten. Sie kommen meistens in den Abendstunden oder in der Nacht an und suchen sich solche Gegenden zum Aufenthalte aus, wo ihnen erstens Gelegenheit zu einem befriedigenden Fischfange winkt, zweitens wo die Situation derart beschaffen ist, dass Fisch- plätze und Schlafbäume schwer zugänglich sind, mithin auch für Sicherheit wenigstens halbwegs vorgesorgt ist. Am Zuge folgen sie wohl gerne den Flüssen, verbreiten sich aber auch weit über das Land, um den ver schiedenen Seen, Mooren und Sümpfen einen vorübergehenden Besuch abzustatten. Am zahlreichsten scheinen diese Reiher noch das Maria Saaler Moos zu besuchen, denn dort kann man fast jeden Morgen sechs, acht bis zehn Stück der langgeständerten Gesellen beobachten, die entweder in den Gewässern fischen oder ihren Standbäumen zueilen. Wo ihnen der Aufenthalt ‚zusagt, da verweilen sie öfter acht bis vierzehn Tage, bevor sie weiterziehen. In solchen Gegenden dagegen, wo ihnen entweder die Nahrung nicht gespendet wird, oder wo es mit der Sicherheit nicht so bestellt ist, wie es

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diese scheuen Vögel wünschen, da lassen sie sich entweder gear nicht oder nur für kurze Zeit nieder und setzen dann ihre Reise fort. Bei schönem Wetter fliegen sie viel höher und machen weniger Raststationen, als an solchen Tagen, wo mehr oder weniger dichter Nebel liegt, sie also vor Verfolgungen mehr geschützt sind.

Die Bemerkung in dem „Verzeichnisse“ L. v. Hueber’s: „Nistet auf hohen Bäumen, mit drei bis vier grünlichen Eiern“, darf man wohl nicht auf Kärnten beziehen, denn er ist im Lande längst nicht mehr Brutvogel. Wenigstens ist es mir trotz vieler Umfragen nicht gelungen, etwas von einem Reiher- stande oder einer Reihercolonie zu erfahren. Hie und da kann man zwar noch im Mai vereinzelte Reiher herumschweifend antreffen, aber auch diese bleiben nicht in unseren Gebieten, sondern reisen noch ihren Vorgängern nach. In manchen Fällen mögen diese späten Nachzügler Männchen sein, welche bis dahin noch keine „zweite Hälfte“ gefunden haben und also noch suchend umherirren, um das zu suchen, was die Glücklicheren ihres Geschlechtes bereits erobert haben.

Es steht ausser Zweifel, dass der graue Reiher an Fisch- wässern, wo er längeren Aufenthalt nimmt, einen nicht un- erheblichen Schaden anrichtet, da er mit einem geradezu phänomenalen Appetite gesegnet ist und andererseits im Fisch- fange eine grosse Gewandtheit und Geschicklichkeit an den Tag legt. Zum Glücke ist er so scheu, dass er solche Gegenden gerne rasch verlässt, in welchen er mit dem Feuerrohre des Menschen eine nähere oder entferntere Bekanntschaft gemacht hat. Da man ihm meistens nur höchstens auf eine gute Kugel- distanz nahe kommt, sein Körper aber ein kleiner ist, so darf man sich nicht wundern, dass weit mehr Reiher beschossen, als wirklich erlegt werden. Dazu haben die Bursche ein sehr zähes Leben und machen sich aus einer Verwundung, welche nicht edlere Theile trifft, nicht gar viel. Einmal rasirte ich so einem Reiher mit einer Kugel den rechten Flügel förmlich weg und konnte seiner trotzdem nicht habhaft werden. Ein anderer Reiher war auf seinem nächtlichen Beutezuge meinem Fischottereisen so nahe gekommen, dass die zuschlagenden Bügel eine Mittelzehe erfassten und abschlugen. Die starke Flechse jedoch hatte das Eisen nicht abgeschlagen und hielt also den Reiher an der abgeschlagenen Zehe noch gefangen. Der Bursche schien jedoch wenig Lust zu haben, in dieser Situation den Morgen zu erwarten, arbeitete vielmehr in seiner unbändigen Wildheit so lange, bis die Sehne hoch oben im Ständer abriss und sich durchzog. Das an der Zehe noch befindliche Sehnenstück hatte eine Länge von 32 Centimeter. Welche Wildheit gehört dazu, ein so langes Sehnenstück’ aus

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einem Ständer zu reissen. Drei Tage später schoss ich mit der Kugel auf einen anscheinend ganz gesunden Reiher, war daher nicht wenig erstaunt, als ich beim Aufheben bemerkte, dass dem Burschen die nämliche Zehe fehlte, welche ich vor drei Tagen in meinem Eisen gefunden hatte. Die Wunde war schon ziemlich gut vernarbt.

Wird ein Reiher angeschossen und nur so verwundet, dass er weiter zwar nicht mehr kann, aber auch nicht sofort verendet, entwickelt er eine entsetzliche Wildheit und hackt mit seinem scharfen Schnabel derart nach der ihn haschen wollenden Hand, dass es schwere Wunden absetzt und ein unvorsichtiges Ergreifen oft theuer bezahlt wird. Hat der Jäger einen Vorsteh- hund bei sich, so macht er in der Regel kurzes Federlesen und schickt seinen Hund in’s Wasser um die Beute apportiren zu lassen. So natürlich dieser Vorgang scheint, so entschieden muss man davon abrathen. Wenn der beschossene Reiher bei der Ankunft des Hundes noch lebt, so rafft er seine letzte Kraft zusammen und attaquirt den Hund mit fürchterlichen Schnabelhieben. Zu allem Ueberflusse sind dieselben stets un- mittelbar gegen die Augen des Hundes gerichtet, und so ein KReiher trifft mit seinem sehr scharfen Schnabel das ausersehene Ziel mit einer verzweifelten Gewissheit, so dass selten ein zweiter Schnabelhieb erforderlich ist. Mancher brave Vorsteh- hund hat auf diese Weise ein oder auch beide Augen verloren. Man sollte daher einen angeschossenen Reiher nie früher apportiren lassen, als bis man mit Sicherheit annehmen kann, dass derselbe verendet sei, denn der Cadaver eines Reihers ist mit dem werthvollen Auge eines treuen Hundes schliesslich doch allzu theuer bezahlt.

Die Grösse des grauen Reihers erscheint nach Alter und Geschlecht ziemlich veränderlich und scheint auch in den ver- schiedenen Ländern eine ungleiche zu sein. Wenigstens geht dies aus den Messungen hervor, welche ich vorzunehmen Ge- legenheit gefunden habe. Nachstehende Zahlen, welche ich bei der Messung an grauen Reihern aus verschiedenen Ländern ermitteln konnte, mögen dies am deutlichsten darthun:

Kärnten Nubien Egypten Persien nes Ungarn berg :

sIelslelslelslelglelsle

ı Totallänge . . 1110011030|1100 1060|1200 1000[1085|1060|109011070[1098 1080| ı Fittichlänge .| 548) 532] 540) 532| 550, 520] 540 530] 546| 526] 538 530 Stosslänge . .| 190) 180] 190 1835| 194| 186| 186| 185| 186] 185] 186| 182 Schnabellänge | 130) 120] 130) 126| 132 12S| 125) 120| 126] 122] 128) 125 Lauflänge. . .| 172) 160] 170 165] 176 160| 169) 160| 170] 166] 169) 164

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Der Rückzug des grauen Reihers fällt in den Monat October. Dabei besucht er mit Vorliebe wieder jene Plätze, an welchen er im Frühjahre seinen knurrenden Magen befriedigt hatte. Da er im Herbste gerne in grösserer Gesellschaft reist, ist so ein hochstelziger Besuch an einem intensiv bewirth- schafteten Fischwasser allerdings nicht nach dem Geschmacke des Besitzers oder Pächters. Wie man im Frühjahre öfters Nachzügler bemerken kann, so ist dies auch im Herbste noch der Fall und im November kann man ab und zu noch so einen grauen Reiher beobachten, der allein ohne Begleitung dem Winterquartier zustrebt. Herr Präparator A. Zifferer in Klagenfurt erhielt im Jahre 1886 sogar noch ein Weibchen des grauen Reihers, welches am 30. December erlegt wurde.

217. Ardea purpurea Linn. (A. caspica Gm.) Purpurreiher.

Etwas weniger zahlreich als der graue Reiher erscheint der schöne Purpurreiher in unseren Gebieten, ist aber doch immerhin ein ziemlich regelmässiger Besucher unseres Landes. Da er nur vereinzelt oder höchstens paarweise durch unsere Gegenden zieht, mit Vorliebe bei Nebel oder zur Nachtzeit reist, dabei auch wenig Lärm macht, so wird er in vielen Fällen gar nicht bemerkt. Selbst an solchen Stellen, wo er sich zu einem temporären Aufenthalte niederlässt, macht er sich nur wenig bemerkbar. Seine Nahrung sucht er sich in aller Morgenfrühe und am späten Abend, oft auch bis tief in die Nacht hinein. Untertags sitzt er still und ruhig in seinem Verstecke, welches er nicht gerne verlässt, aber immer scharf beobachtet, was um ihn vorgeht. Eine zufällige ungefährliche Beunruhigung weiss er recht wohl von einer wirklichen Gefahr zu unterscheiden, lässt einen Landmann oder Fischer mit aller Seelenruhe an sich vorüberziehen, sucht dagegen möglichst gedeckt eine entfernte Diekung im Schilfe zu erreichen und sich in den noch niedrigeren Schilfblättern zu drücken, sobald er den Jäger mit seinem Hunde bemerkt.

Die Ankunft des Purpurreihers erfolgt gewöhnlich etwas später, als jene des grauen Reihers, so um Mitte Mai herum. Der Aufenthalt hängt sowohl von der Windrichtung, als von dem Vorhandensein der genügenden Nahrung ab. Bei nebligem Wetter reisen sie oft bei Tage ab, bei schönem Wetter da- gegen lieber zur Nachtzeit, und so kommen sie unangefochten weiter.

Der Purpurreiher ist in Kärnten meines Wissens noch nie brütend beobachtet worden, ist mithin nur als ein Durch- zugsvogel zu betrachten. Der Rückzug fällt in die Monate September und October, öfter auch wieder vereinzelt, als in

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Gesellschaft. Einzelne Purpurreiher machen dabei auch Auf- enthalte von ein bis zwei Wochen, wenn sie ungestört an einem reichliche Nahrung spendenden Platze verweilen können. Nachzügler kann man, falls noch nicht besonders kaltes Wetter eingetreten ist, auch noch im November beobachten. Das naturhistorische Landesmuseum erhielt ein Stück von Herrn Raunecker am 10. October 1881, A. Zifferer ein solches Mitte August 1856.

Eine eingehendere Monographie über den Purpurreiher, so wie über den grauen Reiher bearbeitete ich für die „Ency- klopädie der gesammten Forst- und Jagdwissenschaften“.

218: Ardea egretta Bechst. Silberreiher.

Dieser Reiher erscheint in dem „Verzeichnisse“ . von L. v. Hueber nicht aufgeführt, ist aber auch ein seltener Besucher unseres Landes. Das erste in Kärnten beobachtete Exemplar erlegte ich am 19. September 1882; es war ein Weibchen mit etwas zerwettertem Gefieder, welches deutlich zeigte, dass es ihm in den vorhergegangenen Sturm- und Regentagen nicht am besten ergangen war. Am 20. April 1883 bemerkte ich in den Auen zu den Seiten des Gail- flusses zu meiner grossen Verwunderung wieder drei Silber- reiher, welche ich auf circa zweihundert Schritte Entfernung durch mein Glas mit positiver Sicherheit als solche ansprechen konnte. Leider waren meine Bemühungen, wenigstens einen dieser seltenen und prächtigen Gäste zu erlegen, vergebens. Nur eine zurückgelassene Feder war die Abschiedskarte für meinen allerdings sehr riskirten Schuss. Am 12. September 1884 erlegte ich in den Nölblinger Auen im oberen Gailthale abermals ein sehr schönes Männchen. Später habe ich den Silberreiher in Kärnten nie wieder beobachtet. Auffallend war mir der Umstand, dass der in unserer Zone überhaupt sehr seltene Silberreiher in drei aufeinander folgenden Jahren erschien, vorher aber nie sich zeigte und auch später nicht mehr bemerkt werden konnte. Auch aus den übrigen Theilen Kärntens ist mir nie eine Nachricht über das Auftreten des Silberreihers zugekommen.

219. Ardea garzetta Linn. (Egretta garzetta Bp.) Seidenreiher,

kleiner Silberreiher.

Den Seidenreiher oder kleinen Silberreiher kannte auch L. v. Hueber als einen zu den Zugszeiten jährlich in Kärnten erscheinenden Vogel. Ist er auch nicht so selten wie sein srösserer Vetter, so dürfen wir ihn doch immer als eine Seltenheit bezeichnen. Im Verlaufe der letzten zehn Jahre scheint mir das Erscheinen, sowohl an Regelmässigkeit, als an Anzahl nennenswerth abgenommen zu haben. Zu Anfang

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der Siebziger Jahre hatte ich fast alljährlich zu der einen oder anderen Zugszeit Gelegenheit, diesen Vogel zu bemerken, was seither nur selten mehr der Fall ist. Ein prachtvolles Männchen erlegte ich im oberen Gailthale noch am 18. Sep- tember 1882.

Die Ankunft des Seidenreihers fällt in den Monat Mai. Er folgt am Zuge fast ausschliesslich den Flussläufen und weiss sich sehr gut zu verbergen, weshalb er schwer zu beob- achten ist. In den südlichen Ländern habe ich mehrmals beobachtet, dass der Seidenreiher in kleineren oder grösseren Gesellschaften zieht, was ich in Kärnten wieder nicht bemerken konnte. Alle Exemplare, welche ich zu sehen Gelegenheit hatte, zogen vereinzelt. Warum er hier seine Reisetaktik ändert, ist schwer zu erklären, wenn man nicht annehmen will, dass nur solche Seidenreiher unsere (segenden mit ihrem Besuche beehren, welche durch irgend eine Ursache von ihrer Gesellschaft getrennt wurden. Diese Ursachen können sehr mannigfaltig, im Frühling und Herbste auch ganz verschieden sein, aber sie entziehen sich, wie leider so vieles in der viel- sestaltigen Vogelwelt, unserer directen Beobachtung. Der Rückzug dieses niedlichen Reihers erfolgt schon Ende August oder im September.

220. Ardea ralloides Scop. (Buphus ralloides Bp., Ardea comata Pall.) Rallenreiher.

Der Rallenreiher ist in Kärnten gerade nicht häufig, doch aber auch keine besondere Seltenheit, da er sich nahezu alle Jahre entweder vereinzelt oder in Paaren zeigt. Namentlich ist dies in Unter- und Mittelkärnten der Fall, während er sich in dem westlichen Theile des Landes nur selten zeigt. Im Gailthale beobachtete ich diesen Reiher nur im Jahre 1882, und zwar am 10. Mai und dann wieder am 12. September. Am 26. Mai 1887 brachte mir mein Jäger wieder ein Exemplar, welches er in der Nähe des Gailflusses erlegt hatte. Es war ein Männchen im ersten Prachtkleide, das noch nicht ganz vollständig entwickelt war. Namentlich am Halse steckten noch viele Federn bis zur Hälfte in den bekannten Hüllen, weshalb sich die Befiederung an manchen Stellen etwas spärlich zeigte. Am schönsten waren die langstrahligen Federn der Rückenpartie entwickelt und bedeckten Schwingen und Stoss. Die Maasse des Vogels waren folgende:

Totallänge. 1: er ra Flugbreitessn. u.a Se Fittichlänge . . Ba 0

Schnabellänge von der Mundspalte RR: 2)

Stosslänge »

215

Die Maasse dieses Vogels überschritten die Durchschnitts- erösse, welche ich an den Vögeln anderer Länder zu bemerken Gelegenheit hatte, was mir umsomehr auffiel, da ich es nicht mit einem alten Vogel zu thun hatte. Um in Bezug auf die Grösse einen Vergleich zu ermöglichen, führe ich nachstehend die Resultate von Messungen an, wie ich sie an Rallenreihern aus verschiedenen Ländern ermitteln konnte:

Kaspisches Syrien Schwarzes | Spanien Ungarn Dalmatien Meer Meer

ARE BIER FIETEIED FIT FAR |

| | | Totallänge . „490 | 476 | 500 | 480 | 512 485 | 470 | 460 | 508 | 480 | 490 | 480 Fittichlänge .|215 204 | 210 | 200] 220 210 | 200 196 | 212 203 | 209 200

Stosslänge ..| 88| 86] 87| 84| 89 86| 84| 84| 86| 85] 87 84 Schnabellänge | 78 | 77| 77| 73] 7977| 75| 74| 78| 74| 78 74

Lauflänge ..| 68) 66| 68| 65| 69 67| 66| 64| 68| 66| 67, 65

Der Herbstzug des Rallenreihers fällt in die zweite Hälfte August oder in den September. Man beobachtet ihn entweder in vereinzelten Exemplaren oder in kleinen Gesell- schaften. Seine Hauptzugsrichtung fällt bei uns zu Lande so ziemlich mit jener der grösseren Flüsse zusammen.

22l. Ardetta minuta Linn. (Ardeola minuta Bp.) Zwerg- reiher.

Der Zwergreiher, auch kleiner Reiher oder Zwergrohr- dommel genannt, ist zwar kein gerade häufiger Besucher unseres Landes, er ist aber auch keine Seltenheit, da er sich so ziemlich alljährlich beobachten lässt. Ende April, meist aber erst im Mai erscheinend, folgt er dem Laufe unserer Flüsse und nimmt da, wo er grössere Sümpfe, Moore oder mit Schilf umrandete Teiche findet, einen temporären Aufenthalt. Er lebt sehr still, weiss sich vortrefflich zu verstecken und wird daher in sehr vielen Fällen gar nicht bemerkt. Ein weniger geübtes Auge weiss ihn selbst auf kurze Entfernung von den Schilfstengeln und Strünken im Sumpfe nicht zu unterscheiden, da er, wenn man ihm zufällig naht, wie ver- steinert sitzen bleibt, den Schnabel in die Höhe richtet, das Gefieder stroff anzieht und so in diesem Zustande sich von der Umgebung durchaus nicht auffallend abhebt. Hat man einmal den Zwergreiher suchen gelernt und sich die Localitäten gemerkt, in denen man ihn fand, wird man ihn fast alljährlich an den nämlichen Plätzen wieder auffinden können. Meine in verschiedenen Theilen des Landes gemachten Beobachtungen überzeugten mich, dass dieser niedliche Reiher nicht so selten

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ist, wie man allgemein glaubt, aber nur selten beobachtet wird, weil er sich in stiller Lebensweise und dem fast immer recht gut versteckten Aufenthalte in den meisten Fällen der Beobachtung zu entziehen weiss. Im oberen Drau- und Gailthale ist er seltener, als in den meisten anderen Theilen des Landes. Am sichersten findet man ihn am Zuge an der Ostgrenze des Landes, wo er dem Drauflusse entlang seinen Einzug hält. Da er jedoch meistens zur Nachtzeit zieht, so gehört entweder ein scharfes geübtes Ohr oder eine helle Mondnacht dazu, den Passanten zu bemerken. Die Hauptraststation scheint das Maria Saaler Moos zu sein. Wenigstens ist er dort bis jetzt noch am öftersten bemerkt und auch erlegt worden.

Leopold v. Hueber sagt in seinem „Verzeichnisse“ von dem Zwergreiher: „An Sümpfen, Seen, Flüssen und Teichen, welche stark mit Rohr und Riedgras bewachsen sind. Nest im Rohr, mit drei bis vier grünlichen Eiern.“ Der letzte Passus könnte dazu verleiten, den Zwergreiher als kärntischen Brutvogel anzusehen, was nach meinen Beobachtungen nicht richtig wäre. Ich habe den Zwergreiher nie brütend beobachtet, habe ihn überhaupt während der Sommerzeit nie gefunden und auch aus den anderen Theilen des Landes nie eine Nachricht darüber erhalten, dass solche Reiher im Sommer überhaupt einmal bemerkt worden wären. In der benachbarten Steiermark brütet er zwar im Murriede, aber schon an der Ostgrenze des Landes sucht man ihn als Brutvogel vergebens, obwohl ihm an einzelnen Stellen ganz günstig gelegene Brüteplätze ge- boten wären. Es wäre von besonderem Interesse, überall bei Flüssen mit schilfigen Ufern, Sümpfen, Mooren und Teichen dem Zwergreiher eine ganz besondere Aufmerksamkeit zu schenken, um endlich auf Grund vielseitiger Beobachtungen diese Frage endeiltig entscheiden zu können. Ich möchte ihn bis jetzt, wie aus den früheren Bemerkungen hervorgeht, nicht unter die kärntischen Brutvögel zählen.

Der Herbstzug des Zwergreihers fällt in den September, bald in die erste, bald in die zweite Hälfte. Um diese Zeit ist er gewöhnlich seltener als im Frühjahre zu bemerken. Er zieht entweder in kleinen Gesellschaften oder vereinzelt, meistens zur Nachtzeit, in mondhellen Nächten still, während man in finsteren oder nebeligen Nächten öfter seine Rufe ver- nehmen kann, namentlich in der Nähe derjenigen Stellen, welche als Raststationen ausersehen worden sind. Sind die Durchzügler einmal im Rohre oder Schilfe eingefallen, so ver- halten sie sich ebenso still, wie im Frühjahre, suchen die dichten Schilf- und Rohrpartien auf und können dann nicht mehr bemerkt werden, wenn nicht ein ganz besonders günstiger Zufall einen solchen Reiher vor’s Auge bringt. Am ehesten

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selingt*dies, wenn man vor der Abenddämmerung oder in aller Morgenfrühe den Ruf der Zwergreiher in der Nähe der Rohrdickungen nachahmt, wodurch sie verleitet werden, eine Antwort zu geben und dadurch ihr Versteck zu verrathen. Auf diese Weise habe ich mir schon mehrere schöne Exemplare vor’s Rohr gelockt. Am 8. April 1886 erhielt A. Zifferer zwei Stück vom Maria Saaler Moos.

222. Nycticorax griseus Strickl. (Ardea nycticorax L.) Nacht- reiher, Nachtrabe.

In den Aprilnächten kann man hie und da ein eigen- artiges, an den Raben erinnerndes, aber doch wieder von diesem verschiedenes Geschrei in den Lüften vernehmen. Der schlichte Landmann, wenn er sich gerade unterwegs befindet, schlägt ein Kreuz nach dem andern und murmelt ein kräftig Stossgebetlein, denn er meint jene unheimlichen Gestalten zu vernehmen, welche dem „wilden Gjoad“ voraneilen, also quasi den Vortrab des ausreitenden Gottseibeiuns bilden. In Wirk- lichkeit sind dies aber nur die Rufe einer Gesellschaft von Nachtreihern, welche aus ihren Winterquartieren dem Norden zueilen und dabei ihre eigenthümliche Stimme ertönen lassen. Häufig ist es indess nicht der Fall, dass man bei uns grössere Gesellschaften zu hören bekommt. Die Hauptreiseroute nach Norden scheint nicht über Kärnten zu führen, denn gewöhnlich sind es nur vereinzelte Exemplare, welche man zu sehen oder zu hören bekommt und auch dies ist nicht zu jeder Zugszeit der Fall. Die vereinzelt eintreffenden Nachtreiher folgen den grösseren Flüssen und nehmen an Seen, Sümpfen, Mooren und Teichen einen meist kurzen Aufenthalt. Nur wenn er an Fischen an einer Stelle gerade Ueberfluss findet, entschliesst er sich dazu, ein paar Tage zu bleiben und das Fischwasser zu zehenten, verräth sich aber in diesem Falle nur selten durch sein Geschrei. Am Wasser oder im Rohre darf man den Nachtreiher am Tage nicht suchen, wohl aber auf den Bäumen, welche in der Nähe einer grösseren Wasserfläche gelegen sind. Hier sitzt er apathisch auf einem Aste und kann bei seiner eigenthümlichen Stellung leicht übersehen oder für einen ab- gedorrten Ast angesehen werden. Bei der Nacht erwacht dieser scheinbar träge Vogel zu frischem Leben und betreibt die Fischerei mit einer wirklichen Virtuosität und so geräuschlos, dass man ziemlich nahe neben einem solchen Reiher stehen kann, ohne von seiner Fischerei ein Geräusch zu vernehmen. Wie er überhaupt ein Feind des hellen Tageslichtes ist, so macht er auch seine Reisen nur zur Nachtzeit, wird daher manchmal ganz übersehen und jedenfalls nicht so oft beobachtet, als er factisch vorkömmt.

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L. v. Hueber sagt in seinem oftgenannten „Ver- zeichnisse*“ vom Nachtreiher: „An Flüssen, Seen, grossen Sümpfen und Teichen, welche mit vielem Schilf und Gebüsch bewachsen sind. Nest in Sümpfen, im @ebüsch und Rohr, mit drei bis vier blassblauen, gefleckten Eiern.“ Wollte man aus der letzten Bemerkung schliessen, dass der Nachtreiher in Kärnten Brutvogel sei, so wäre man ganz entschieden im Irr- thume, denn er brütet gegenwärtig nirgends im Lande und hat schon seit vielen Jahren nicht mehr gebrütet. Vor Jahr- hunderten mag dies allerdings der Fall gewesen sein, aber die fortschreitende Cultur und die schon längst modern ge- wordene Wälderdevastation haben ihm längst sein letztes Asyl gekündet. De facto wüsste ich im Lande kaum noch einen Ort, welcher den Anforderungen entspräche, welche eine Reihercolonie an ihren Brüteplatz stellt. Am 26. April 1886 erhielt A. Zifferer ein Stück von Bleiburg.

Eine eingehende Monographie dieses Reihers, sowie der vor- hergehenden Reiherarten bearbeitete ich für die „Encyklopädie der gesammten Forst- und Jagdwissenschaften“.

223. Botaurus stellaris Linn. (Ardea stellaris L.) Rohr- dommel.

In der zweiten Hälfte März oder im April erscheint die Rohrdommel am Zuge in unseren Gegenden. Wenn sie auch nicht gerade zu den hervorragenden Seltenheiten gehört, so ist sie doch kein häufig vorkommender Vogel besonders in (Gegenden, in welchen sich keine grösseren Sümpfe, ausgedehnte Moore oder versumpfte Flussläufe befinden. Am sichersten trifft man sie in der Umgebung von Feldkirchen, am Maria Saaler Moos und im unteren Lavantthale.. Da kann sie bei genauer Durchstöberung dieser Terraine mit einem praktisch seschulten Hunde nahezu in jeder Zugszeit aus ihren Verstecken herausgebracht werden. Sie macht dabei dem Hunde allerdings die Arbeit sauer, da sie ihre Schlupfwinkel nur ungern verlässt und vor ihrem Verfolger so lange herumschlüpft und herum- klettert, als dies überhaupt möglich ist. Ohne Hund eine Rohr- dommel in den Sümpfen und Morästen suchen zu wollen, wäre ein ziemlich zweifelhaftes Beginnen und gewiss nur einem seltenen Zufalle wäre es zu danken, wenn man dabei eine einem verwitterten Pfahle ähnlich im Schilfe sitzende Rohr- dommel vor die Augen bekäme. Zu all’ dem erschwert noch das Aufsuchen der Rohrdommel der Umstand, weil die Zeit ihres Erscheinens in einem Jahre gegen das andere um einen vollen Monat differiren kann, so dass man sich bald zu früh, bald wieder zu spät auf die Suche begibt. Diese Umstände machen es leicht begreiflich, dass bei uns zu Lande so selten Rohrdommeln beobachtet oder erlegt werden.

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Fällt die Paarung in die Zeit des Zuges, was wohl hie und da, aber nicht in jedem Jahre vorzukommen pflegt, dann ist es allerdings wieder leicht, sich von dem Vorhandensein der Rohrdommel Gewissheit zu verschaffen. Sie erhebt in der Nacht ihr eigenthümliches Gebrülle, welches auf eine bedeutende Entfernung hin vernommen werden kann. Hieran ist die Rohr- dommel unter allen Umständen sicher zu erkennen, denn es gibt keinen Laut, mit welchem das Gebrülle der Rohrdommel verwechselt werden könnte. Die in der Nähe ausgedehnterer Sümpfe wohnenden Landleute kennen wohl dieses Gebrülle, schreiben es aber nicht der Rohrdommel oder einem irdischen Wesen überhaupt zu, sondern dem leidigen Gottseibeiuns oder einem unheimlichen Wesen aus dessen Anhange, schlagen daher ein Kreuz um das andere, wenn sie bei der Nacht dieses Gebrülle hören. Sie behaupten steif und fest, dass irgend ein Unglück geschehen müsse, nachdem sie diesen sonderbaren Paarungsruf vernommen haben. Mit diesem Aberglauben stehen übrigens unsere Leute nicht allein da; ich fand denselben auch in dem westlichen Russland weit verbreitet.

Die Rohrdommel kommt bei uns stets nur zur Nachtzeit an, weilt kürzer oder länger an dem Orte, wo sie sich nieder- liess, je nachdem sie Ruhe und Nahrung findet. Der Abzug erfolgt ebenfalls wieder zur Nachtzeit, entweder allein, in Paaren oder auch in kleiner Gesellschaft, was jedoch seltener vorzukommen pflegt.

L. v. Hueber sagt in seinem oftgenannten „Verzeich- nisse“ von der Rohrdommel: „An grossen Teichen, Seen und Sümpfen, welche mit dichtem Rohr und Schilf bewachsen sind. Nest in Schilf und Riedgras mit drei bis fünf schmutzig srünlichen Eiern.“ Ich bin sehr geneigt zu glauben, dass sie zu damaliger Zeit noch häufiger als Brutvogel vorkam, da es noch vor dreissig bis vierzig Jahren so manche Oertlichkeiten gab, welche der Rohrdommel geeignete Aufenthalts- und Brüte- plätze zu bieten vermochten. Heutzutage sind viele derselben entweder ganz verschwunden oder doch nach Möglichkeit ver- kleinert worden. Diesen culturellen Bestrebungen hat der Vogel weichen müssen und damit hat er auch jene Gegenden ver- lassen, welche er ihrer Beschaffenheit nach noch bewohnen könnte. Hie und da kommt es allerdings noch vor, dass ein am Zuge sich verspätetes Paar für den Sommer niederlässt und brütet, aber dies gehört nach meinen Erfahrungen nicht mehr zur Regel, sondern muss vielmehr als eine seltene Aus- nahme betrachtet werden.

Ueber die Grössenverhältnisse der Rohrdommel in ver- schiedenen Ländern möge nachfolgende Tabelle Aufschluss geben;

Griechen- | spyani - nA Spanien Holland Ungarn

| Kärnten Persien

sel |j|etgs\lelsielel2 [812 Totallänge . .| 700| 660 728 660) 700) 654] 730) 670) 690) 680] 708) 660 Fittichlänge .! 401) 382] 403 385] 400| 380] 410) 385] 400) 380] 394 878 | Stosslänge ..[ 122) 118| 126, 120] 120) 120) 128, 121| 130, 125] 125) 120 | Schnabellänge TA 731 1.741 07212 70|: 17817512 701, van oe Lauflänge . .| 106 105| 108 102] 106 105] 110 Ed 107| 104] 106) 104

Der Herbstzug der Rohrdommel beginnt um die Mitte September, ist meist sehr spärlich und erfolgt, wie im Früh- jahre, zur Nachtzeit. Sie folgt dabei den grösseren Wasser- läufen und macht ihre Stationen in den Schilf- und Rohr- beständen, wo sie nur schwer zu entdecken ist, falls man nicht einen guten Hund zur Verfügung hat. Einen scharfen Hund sollte man indess zur Suche auf eine Rohrdommel nicht verwenden, weil sich solche allzuleicht zu einem hitzigen An- sriffe verleiten lassen, wobei sie der Gefahr ausgesetzt sind, von dem erzürnten Vogel schwer oder sogar gefährlich ge- schlagen zu werden. In erster Linie sind es die Augen, welche ein Zielobject für den scharfen Schnabel bilden.

Eine eingehendere Monographie über die Rohrdommel enthält die „Encyklopädie der gesammten Forst- und Jagd- wissenschaften“.

224. Rallus aquaticus Linn. Wasserralle.

Gegen Ende März oder zu Anfang April kann man an schlammigen Seeufern, Teichen, in Sümpfen und Mooren einen Ruf vernehmen, welcher ungefähr wie „kriii* oder „kirker“ klingt. Es ist "die Wasserralle, welche uns mit diesem Rufe ihre Ankunft anmeldet. Im offenen Lande wird man sie meist vergebens suchen, denn sie folgt fast ausschliesslich den grösseren Wasserläufen, deren schilfbewachsene Ufer ihr Deckung und sichere Rastplätze bieten. , Die Wasserralle ist im Lande nir sends häufig, gehört vielmehr zu den selteneren Durchzüglern. Ihr Aufenthalt am Frühjahrszuge ist gewöhnlich nur ein kurzer, dafür aber macht sie gerne häufigere Stationen. Es ist, als wollte sie sich bei ihrem schwerfälligen Fluge nicht ermüden. Zum Aufenthalte liebt sie besonders recht dichte Verstecke, in denen sie den grössten Theil des Tages verschläft. Erst am Abende wird sie munter und lässt, wo sie sich hinreichend sicher glaubt, ihren Ruf erschallen. Da sie eine treffliche Schwimmerin ist, scheut sie auch offene Wasserflächen nicht, tummelt sich vielmehr recht gerne auf denselben.

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Die Paarung dieser Vögel scheint schon während der Reise vollzogen zu werden, wenigstens kann man an schönen Frühlingsabenden ab und zu Männchen bemerken, welche sich wüthend gegenseitig bekämpfen und dabei hört man ein eigenthümlich Klingendes „Wuit“. Die Vögel kommen ge- wöhnlich zur Nachtzeit an und ziehen meist wieder Nachts weiter. In seltenen Fällen kann man beobachten, dass die Wasserralle bei uns zu Lande brütet. Wo dies geschieht, lebt das Paar sehr versteckt und führt seine Jungen zumeist in den versteckten Schilf- und Rohrpartien umher. Schon die noch ganz kleinen Jungen wissen sich mit mausartiger Ge- schwindigekeit in dem Schilf- und Rohrgewirre zu bewegen und prächtig zu verbergen.

Für jene kleineren Vögel, welche gerne nahe am Wasser, Schilf oder im Rohre brüten, ist die Wasserralle eine nicht ungefährliche Nachbarschaft, denn sie ist eine leidenschaftliche Nestplünderin und mit ebenso viel Keckheit, als Gewandtheit und Klugheit ausgerüstet. In ihrem ganzen Wesen ist die Schlauheit einer der hervorragendsten Charakterzüge ganz besonders dort, wo sie zu wiederholten Malen Störungen er- fahren hat. Ihre Klugheit und Berechnung scheint sie aber zu verlassen, sobald sie sich ausserhalb ihres eigentlichen Wohngebietes, der Rohr- oder Schilfdeckung befindet. So z. B. überraschte ich eine solche Ralle am flachen Drauufer. Sie flog landeinwärts und fiel dort in einem reich mit Unkraut be- wachsenen Kartoffelacker ein. Ich schickte meine Vorsteh- hündin zur Aufsuchung derselben aus. Gleichzeitig kam auch noch mein Dachshund dazu und machte durch sein Gebelfer die in einer Furche liegende Ralle so perplex, dass die Vorstehhündin dieselbe fassen und lebend apportiren Konnte. Obwohl die Ralle gänzlich unverletzt war, machte sie doch in meiner Hand lange Zeit hindurch nicht den leisesten Versuch, sich zu befreien.

Der Rückzug der Wasserralle beginnt erst Ende October und dauert so ziemlich noch den ganzen November hindurch. Sogar im December kann man noch vereinzelte Exemplare bemerken. So berichtet z. B. Präparator A. Zifferer in Klagenfurt, dass er im Jahre 18386 am 15. December vom Wörthersse und am 25. December von Harbach noch Wasser- rallen erhalten habe. Es ist schon mehrfach die Vermuthung ausgesprochen worden, dass einzelne Wasserrallen in Kärnten überwintern. Ich möchte die Möglichkeit vereinzelter Ueber- winterungen nicht gerade bestreiten, bemerke aber nur, dass ich in den Monaten Jänner und Februar nie eine Wasserralle bemerkt und auch nie eine Mittheilung erhalten habe, dass in den genannten Monaten ein solcher Vogel bemerkt oder

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erlegt worden wäre. Die Frage mag meinethalben bis auf

weitere Beobachtungen eine offene bleiben.

225. Crex pratensis Bechst. (Örtygometra crex Gr., Gallinula crex Lath.), Wiesenralle, „Strohschneider“, „Wiesen- schnarrer“, „Wachtelkönig“.

Ende April oder in der ersten Hälfte Mai kann man gewöhnlich den eigenthümlich knarrenden Ruf der Wiesenralle vernehmen. Das Volk nennt sie beinahe allgemein „Stroh- schneider“, weil der Ruf ähnlich klingt, wie das Arbeiten auf einer alten Strohschneidemaschine. Am Zuge folgt die Wiesen- ralle den Wasserläufen oder den Thälern, steigt nicht gern n’s Gebirge empor, sondern bevorzugt mehr die getreidereichen Ebenen, die feuchten Wiesen der Flussgebiete und die Getreide- felder der collinen Region. Sie ist in ganz Kärnten in der Ebene und im Hügelland so ziemlich allgemein vertreten, jedoch nicht alle Jahre in gleicher Anzahl. In einem Jahre ist sie sozusagen allgemein vertreten, während sie in einem anderen Jahre wieder seltener ist. Im Allgemeinen scheint jedoch die Zahl der Wiesenrallen in unseren Gebieten im Verlaufe der letzten zehn Jahre abgenommen zu haben. Worauf das zurückzuführen ist, wage ich nicht zu entscheiden. Die Verfolgungen, welche sie in Kärnten zu erleiden hat, können die Ursache nicht sein, denn es wird derselben nur sehr wenig nachgestellt. Sie erfreut sich im Allgemeinen einer ganz be- haglichen Ruhe. Die wenigen Exemplare, welche der Jäger vor dem Vorstehhunde schiesst, fallen so gut wie gar nicht in’s Gewicht, weil die Zahl stets nur eine kaum nennenswerthe bleibt. Die Bestrebungen der Sonntagsjäger und anderer Braten- liebhaber fallen ebenfalls nicht in Betracht, weil diese, mit den Eigenthümlichkeiten des Vogels zu wenig vertraut, nach hundert Versuchen kaum eine Ralle erlegen, daher die @eschichte recht bald lieber stehen lassen. In den Verfolgungen ist der Grund der beobachteten Verminderung jedenfalls, wenigstens bei uns zu Lande, nicht zu suchen.

Die Wiesenralle führt ein so verstecktes Leben, dass tausende unserer Bewohner, den Ruf gar wohl kennend, nie in ihrem Leben den Vogel gesehen haben. Die Ralle weiss sich mit wunderbarer Geschicklichkeit zwischen den Getreide- halmen, im Graswuchse u. s. w. zu bewegen. Kaum glaubt man auf einer Seite des Ackers den Ruf vernommen zu haben und tritt hin, so wird sie sich auch schon am anderen Ende hören lassen, ohne dass man an den Halmen eine Bewegung wahrgenommen hat, nach welcher man die Richtung ihres Laaufes hätte beurtheilen können.

Gegen Ende Juni findet man gewöhnlich vollzählige Gelege. Die ausgefallenen Jungen werden sehr sorefältig

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geführt. Muss die Familie, wie es nicht selten vorkommt, der schonungslosen Sichel der Schnitterin weichen, wandert sie zu Fuss auf die nächsten Wiesen, oder in die Klee- und Mais- äcker, wo sie fortan ihren Aufenthalt nimmt. Es ist gar possirlich, so ein Völkchen in ihrem stillen Treiben zu be- obachten; leider gelingt es nicht häufig, das Auge an einem so reizenden Bildchen zu ergötzen, denn die Wiesenralle ist überaus scheu und vorsichtig und lässt sich nur in den sel- tensten Fällen überraschen. Trotz ihrer Scheuheit ist sie aber auch wieder sehr neugierig. Hört sie ein Geräusch, das sie noch nicht kennt, oder das ihr überhaupt auffällig ist, so hat sie keine Ruhe, bis sie den Urheber desselben ausgekund- schaftet hat. Wer mit dieser Eigenschaft zu rechnen weiss, dem würde es nicht schwer, in einer kurzen Zeit alle Rallen einer Gegend vor sein Feuerrohr zu locken. Ich machte mir schon häufig das Vergnügen, eine ganze Familie aus dem schützenden Aehrenfelde heraus bis auf zehn Schritte in meine Nähe zu locken. Es ist ein äusserst unterhaltender Spass, bei solchen Gelegenheiten das neugierige Völkchen zu beobachten.

Einer weiteren Eigenthümlichkeit möchte ich noch Er- wähnung thun. Ich habe früher bemerkt, mit welcher Geschick- lichkeit und Gewandheit sich die Wiesenralle im Grase, Halmen etc. zu bewegen weiss. Nun kommt es aber nicht selten vor, dass sich in Kleefeldern und im Getreide grosse Nester der Kleeseide, eines sich dicht verfilzenden Unkrautes befinden. Werden die Wiesenrallen verfolgt, so kommt es vor, dass sie wie toll in den Kleeseidefilz hineinlaufen, sich in demselben verkriechen, dabei aber auch so verwickeln, dass sie nicht mehr vorwärts kommen und leicht mit der Hand gefangen werden können. Solch’ gefangene Vögel werden in kurzer Zeit leidlich zahm, bleiben aber immer langweilige Zimmergenossen und verlohnen die Mühe einer längeren Pflege nicht.

Der Rückzug der Wiesenrallen fällt in den September, doch kann man auch im October fast den ganzen Monat hin- durch vereinzelt ziehende Rallen auffinden. Der Zug erfolgt, wenigstens so viel ich bemerken konnte, ausnahmslos zur Nacht- zeit, bald vereinzelt, bald in Gesellschaft. Am Tage ruhen sie an solchen Stellen, welche Gelegenheit zu sicherer Deckung bieten.

Eingehendere Arbeiten über die Rallen erscheinen in der „Eneyklopädie der gesammten Forst- und Jagdwissenschaften“. 226. Gallinula pygmaea Naum. (Gall. Bailloni Temm., Porzana

pygmaea Bp.), Zwergsumpfhuhn.

Um die Mitte Mai herum hält ein hochintessanter Zwerg

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aus der Vogelwelt in unserem Lande seinen Einzug. Es ist das Zwergsumpfhuhn oder Bruchhühnchen, ein Kleiner, aber überaus possirlicher Vogel, der an schilfreichen Flussufern, Seen, Teichen und in grösseren Sumpfgebieten seinen vor- übergehenden Aufenthalt nimmt. Da es zur Nachtzeit seine Reise macht und während des Aufenthaltes am Tage ein sehr verstecktes Leben führt, ist es sehr schwer, dasselbe in seinem Verstecke zu beobachten. Die Zahl der zu jeder Zugszeit ein- treffenden Zwergsumpfhühner ist jedenfalls grösser, als man sewöhnlich annimmt. Es weiss sich eben meisterhaft der Be- achtung zu entziehen und ist oft in einem Gebiete vorhanden, ohne dass man davon eine Ahnung hat. Es gehört ein ge- schärfter Blick und eine ausdauernde Begehung eines Gebietes dazu, wenn man den Zwerg entdecken will. Bisher hat sich das Zwergsumpfhuhn derart der Beobachtung zu entziehen gewusst, dass wir nicht einmal seine Verbreitungsgrenze in ihrem vollen Umfange kennen. Auch in seinem Thun und Treiben, in seinem Liebes- und Eheleben ist uns noch Vieles unbekannt geblieben. Am Zuge besucht es nur solche Gebiete, in welchen es mit verschiedenen Wasser- und Sumpfpflanzen bewachsene Wasserflächen vorfindet. Da ruht es einen Theil des Tages, die übrige Zeit aber tummelt es sich mit maus- artiger Gewandtheit zwischen den Wasserpflanzen herum. Gegen den Abend hin wird es am lebendigsten. Zu dieser Zeit kann man auch seinen Ruf, der wie „Kiih“ oder „Ki-kik-kik* klingt, vernehmen. Einen grossen Theil der Nacht scheint es in Bewegung zu sein, wenigstens habe ich es in mondhellen Nächten beinahe zu jeder Stunde auf dem Wasserspiegel oder zwischen den noch nicht hoch empor gewachsenen Schilf- stengeln bemerken können. Stört man den possirlichen Zwerg in seinem stillen Treiben, so taucht er plötzlich mit grosser Fertickeit unter und kommt irgendwo im Schilf oder Rohre wieder an die Oberfläche, immer nach der Richtung spähend, aus welcher die Störung herangetreten war. Die Neugierde bei dem Zwergsumpfhuhn ist so gross, dass es Alles um sich beäugen will, daher seine Furcht überwindet und so nicht einmal recht eigentlich scheu genannt werden kann. Es ist mehr vorsichtig als scheu. Oft sitzt es wenige Schritte von dem Beobachter entfernt unter einem Blatte und guckt heraus und keine Bewegung des Blattes zeigt an, dass das Hühnchen unter demselben sich geduckt habe. So kann man Viertelstunden lang in dessen unmittelbarer Nähe stehen, ohne es zu Gesicht zu bekommen.

Da ich die meisten Zweresumpfhühnchen fliegend und ziehend zwischen 10 und 11 Uhr Nachts bemerkte, so ver- muthe ich, das dies die Zeit ist, in welcher sich die niedlichen

Wanderer gewöhnlich erheben, um ihre Reise fortzusetzen. Sie folgen auf der Reise den Wasserläufen und werden weit von denselben entfernt höchstens dann angetroffen, wenn sie von widrigen Winden verschlagen wurden. In diesem Falle drücken sie sich am Tage in die erste beste Vertiefung und können in einem Loche gefunden werden, welches der Tritt eines Rindes oder Pferdes in dem weichen Boden zurückgelassen hat. Bei der Annäherung eines Menschen steht es erst dann auf, wenn es direct Gefahr läuft, zertreten zu werden.

L. v. Hueber nennt das Zwergsumpfhuhn Baillonisches Rohrhuhn oder Zwergrohrhuhn und sagt von demselben: „An mit Schilf und Rohr bewachsenen Sümpfen, Seen und Teichen. Nest in Schilf und Rohr mit sieben bis acht olivenbraunen Eiern.“ Ob er damit das Zwergsumpfhuhn als einen in Kärnten brütenden Vogel betrachtet wissen will, muss ich dahingestellt sein lassen, gestehe aber, dass es mir nie gelungen ist, ein brütendes Paar zu finden, noch überhaupt in den Sommer- monaten einen solchen Vogel zu sehen, so sehr ich mir auch Mühe gab. Dass ich das Zwergsumpfhuhn gerade im Sommer übersehen haben sollte, falls es überhaupt da war, will ich nicht gerne glauben, nachdem ich es in den Zugszeiten ziemlich sicher aufzustöbern wusste. Auch habe ich aus keiner Gegend Kärntens je eine Nachricht von brütenden Zwergsumpfhühnern erhalten. Möglich ist es allerdings, dass trotz alledem der kleine Zwerg da und dort im Lande brütet und noch nie bemerkt wurde, was eben bei der versteckten Lebensweise möglich wäre. Ich muss vorläufig die Frage often lassen, bis weitere thatsächliche Beobachtungen einen sicheren Schluss erlauben.

Gegen Ende August trifft man das Zwergsumpfhuhn schon wieder am Rückzuge und fällt es am liebsten da ein, wo die Blätter von Seerosen etc. die Wasserflächen grössten- theils bedecken. Da huscht es mit bewunderungswürdiger Gewandtheit von einem Seerosenblatte zum andern oder hält sich mit den zarten Füsschen an den Blattstengeln fest und sitzt so wie unter einem schützenden Dache, ist gut verborgen und kann doch Alles wahrnehmen, was um sich her vorgeht. Der Aufenthalt im Herbste ist, falls nur die Witterung günstig bleibt, ein längerer, als im Frühjahre, so dass man in manchen Jahren nahezu den ganzen September hindurch ziehende oder ruhende Zwergsumpfhühner bemerken kann.

227. Gallinula minuta Pall. (Porzana minuta Bp., Gall. pu- silla Gr.) Kleines Sumpfhuhn.

Wie das Zwergsumpfhuhn, so gehört auch das kleine Sumpfhuhn zu jenen Erscheinungen, welche nicht gerade leicht zu beobachten sind und daher in manchen Fällen ganz gewiss

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übersehen werden. Das kleine Sumpfhuhn ist zwar etwas häufiger, als sein pygmäenhafter Verwandter, gehört aber durchaus nicht zu den alltäglichen Erscheinungen. Seine Ankunft fällt gewöhnlich in die zweite Hälfte April, und zwar ebenfalls in die Nachtzeit. In seinem Gebahren und in seinen Lebensgewohnheiten am Zuge stimmt es mit dem Zwergsumpf- huhn überein und könnte auf grössere Entfernung sogar mit demselben verwechselt werden, weshalb eine scharfe Unter- scheidung nothwendig ist, wenn man seiner Sache sicher sein will. Das kleine Sumpfhuhn führt ebenfalls ein sehr verstecktes Leben und ist beinahe noch schwerer aufzufinden, als sein kleiner Vetter, weil es der bravste Vorstehhund nur äusserst schwer zum Aufstehen bringt. Das Hühnchen flüchtet vor dem Hunde in die undurchdringlichsten Rohrpartien, wohin er nicht immer zu folgen vermag, streift ihn durch Schwimmen und Tauchen alle Augenblicke ab, so dass sich die Arbeit für den Hund zu einer wahren Marter gestaltet. Ich habe mit meinem Hunde in einem nicht grossen Sumpfgebiete stundenlang gearbeitet, bis der kleine Satan zum Aufstehen gebracht werden konnte.

An Flüssen mit schilfigen Ufern, grossen Sümpfen und Mooren kann man das kleine Sumpfhuhn hie und da auch brütend antreffen, aber wahrscheinlich nicht regelmässig. Wenigstens habe ich es in einer Localität in dem einen Jahre brütend gefunden, während dies in dem darauf folgenden Jahre nicht mehr der Fall war. Am regelmässigsten dürfte es vor- kommen auf dem Maria Saaler Mosse, einem ausgedehnten Sumpfgebiete, das bis jetzt noch nicht bis in’s kleinste Detail durchforscht ist und wo ganz leicht mehrere brütende Paare sich aufhalten können, ohne bemerkt zu werden. Wahrscheinlich ist das kleine Sumpfhuln als Brutvogel häufiger, als dies bis jetzt bekaunt geworden ist. Es wäre daher von Interesse, wenn diesem Hühnchen von Seite der Vogelkenner und -Freunde eine ganz besondere Aufmerksamkeit geschenkt würde.

Der Rückzug des kleinen Sumpfluhnes erfolgt im Sep- tember. Es reist hiebei ebenfalls zur Nachtzeit, folgt den Wasserläufen und macht seine Ruhestationen in den ver- stecktesten Dickungen, wie dies im Frühjahre der Fall war. Wo man dieses Sumpfhühnchen im Frühlinge gefunden hat, da kann man es bei der nöthigen Ausdauer und Vorsicht auch im Herbste wieder finden.

228. Gallinula porzana Linn. (Porzana maruetta Gr., Orty- gometra marmorata Leach.) Getüpfeltes Sumpfhuhn, „Rohrhendl.“

Ende März oder zu Anfang April findet man an Flüssen, Seen, Teichen, Sümpfen und Riedstrecken das getüpfelte

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Sumpfhuhn. Es verräth sich bald genug durch seine quitschend pfeifenden Rufe, welche es namentlich Morgens und Abends ertönen lässt. Bald nach der Ankunft kann man auch schon den Paarungsruf hören, von welchem Brehm sagt, dass er ähnlich klinge, wie wenn ein Tropfen in ein mit Wasser ge- fülltes Gefäss falle. Die Reise geschieht zur Nachtzeit. Wenn dieses Sumpfhuhn sich auch an die Wasserläufe, wie an eine Hauptstrasse hält, so geschieht dies doch nicht mit jener Aengstlichkeit, wie bei den vorhergehenden Hühnchen. In breiten Thälern oder in weiten Ebenen schwärmen sie vielmehr oft weit ab vom Flusse in’s Land, um nasse Wiesen und Wassertümpel aufzusuchen. Dabei geschieht es bei dem nie- drigen Fluge nicht selten, dass die Wanderer an die Telegraphen- drähte anstossen und am folgenden Morgen schwer verwundet oder verendet aufgefunden werden können. Auf Wiesen und Feldern laufen sie ähnlich wie die Wiesenrallen und wissen sich mit der gleichen Gewandtheit im dichten Pflanzenwuchse zu bewegen. Ihr eigentliches Element ist jedoch das Wasser oder der Sumpf, in welchem dichtes Schilfgewirre mit grösseren Blänken abwechselt. Mit gestelztem Schwänzchen huscht es über den Wasserspiegel dahin, bald ruhig schwimmend, bald mit blitzartiger Schnelligkeit untertauchend. Es ist sowohl im Schwimmen, als im Tauchen ein Meister, weiss sich sowohl zu Wasser, als zu Lande mit eminenter Sicherheit und Fertig- keit zu bewegen, die oft Bewunderung erregt.

Die getüpfelten Sumpfhühner kommen gewöhnlich zerstreut an und ziehen ebenso zerstreut nach einem kurzen Auf- enthalte weiter. Diejenigen Sumpfhühner, welche bei uns ihren Sommeraufenthalt zu nehmen gesonnen sind, schreiten bald nach der Ankunft zur Paarung, wobei man den früher be- zeichneten eigenthümlich geräuschartigen Ruf häufig zu hören bekommt. Ende Mai schreitet das Paar zum Nestbaue, welcher nur wenige Tage in Anspruch nimmt und vom Weibchen völlig allein besorgt werden muss, denn die Thätigkeit des Männchens darf eher eine müssige Spielerei, als eine eigentliche Mithilfe genannt werden. Das Nest wird womöglich an solchen Stellen angebracht, welche auf allen Seiten durch das Wasser geschützt sind. Im Schilfe oder zwischen den Binsenbüscheln versteckt, ruht es oft völlig auf der Oberfläche des Wassers. Die das Nest umgebenden höheren Sumpf- und Wasserpflanzen werden so durcheinander gebogen und geknickt, dass sie ein förmliches Dach über dem Neste bilden, wodurch dasselbe nicht blos von den Seiten, sondern auch nach oben zu der- artig verblendet wird, dass man selbst auf wenige Schritte Entfernung nicht im Stande ist, das brütende Weibchen zu bemerken. Dadurch ist es allerdings vor manchen Feinden

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geschützt, aber die Wasserratten, Fischottern und Ringelnattern wissen es dennoch aufzufinden und erklären es als gute Beute.

Die ausgefallenen Jungen möchte man in ihrem dunkeln Dunenkleide völlig für Mäuse halten, wenn man sie blitzschnell durch den dichten Unterwuchs huschen sieht. Das Weibchen pflegt seine Nachkommenschaft einige Zeit mit grosser Auf- opferung, während sich das Männchen höchst gleichgiltig da- gerren zeigt und an deren Erziehung einen nur Äusserst geringen Antheil nimmt. Die Familienbeziehungen gestalten sich mit jedem Tage lockerer, die Familie verkleinert sich allmälig, und bald haben sich auch die Alten zerstreut. Die Jungen haben sich vollkommen selbstständig gemacht, bevor sie noch ordentlich fliegen können, ein Fall, der nicht bei vielen Vogel- arten beobachtet werden kann. Die Jungen sind auf dem Wasser und im Sumpfe vollkommen zu Hause; damit sind sie auch zufrieden und nehmen allein den Kampf um’s Dasein auf. Sie bleiben auch nicht beisammen, sondern zerstreuen sich im Brütegebiete, jede Zusammenhaltung als vollständig unnütz betrachtend. Ohne fliegen zu können, wissen sie den aus- gezeichnetsten Hund gründlich zu martern und sind selbst mit Hilfe dieses unbezahlbaren Begleiters nur schwer zu erbeuten, wenn man sie nicht gedeckt anschleichen und auf einer Blänke überraschen kann.

Sind die Jungen flugbar geworden, so beschränken sie sich nicht mehr ausschliesslich auf Wasser und Sumpf, sondern besuchen die nassen Uferwiesen, Kartoffel- und Maisäcker, um auch dort Nahrung zu suchen. Diese Ausflüge machen die Sumpfhühner indess meistens nur in den Abendstunden, ver- weilen einen Theil der Nacht in den Aeckern und streichen dann wieder nach ihren gewohnten Aufenthaltsplätzen zurück.

Um die Mitte September beginnt der Herbstzug. Die Vögel wandern zur Nachtzeit oder auch an recht trüben, nebligen Tagen und machen sich keine sonderliche Eile. In mondhellen Nächten kann man bemerken, wie sie weite Strecken zu Fuss zurücklegen, darauf eine zeitlang fliegen, um dann abermals die Fusswanderung aufzunehmen. Mit Einbruch des Tages suchen sie eine sichere Stelle für den Aufenthalt während des Tages zu erreichen und setzen am folgenden Abende ihre Wanderung fort. Der Zug vollzieht sich in den meisten Fällen sehr zerstreut. Im October kann man bei schönem Herbst- wetter in günstigen Lagen noch getüpfelte Sumpfhühner auf- finden. Nach A. Zifferer um Klagenfurt nicht selten. 229. Gallinula chloropus Linn. (Fulica chloropus L., Stagnicola

chloropus Brehm.), Grünfüssiges Teichhuhn, „Teichhuhn“.

Das grünfüssige Teichhuhn trifft im Frühjahre gewöhnlich zwischen dem 10. und 25. April ein. Es zieht bei der Nacht

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und lässt während des Fliegens häufig ein helles, ziemlich weit hörbares „Kek-kek“ erschallen. Es wandert gerne paar- weise, doch ist es auch keine Seltenheit, einzelnen Vögeln am Zuge zu begegnen. Finden diese einsamen Wanderer indess Gelegenheit, so paaren sie sich während des Zuges und reisen dann weiter.

Das grünfüssige Teichhuhn ist in Kärnten überall zu finden, wo grössere Wasserläufe ziehen oder wo es mit Schilf umsäumte Teiche, Moore oder Sümpfe mit freiem Wasserspiegel gibt. Der Aufenthalt im Rohre allein sagt ihm nicht zu, es will vielmehr zur Abwechslung auch Blänken haben, auf denen es sich herumtummeln und seine volle Anmuth frei entfalten kann. Prächtig charakterisirt Liebe unser grünfüssiges Teich- huhn, wenn er von demselben sagt: „Erscheint der Schwan als Sinnbild stolzer Majestät, so ist das Teichhühnchen das anmuthiger Beweglichkeit. Begabt wie kaum ein anderer Vogel, taucht das rothstirnige Hühnchen mit derselben Ge- schicklichkeit, mit welcher es im Rohre und Schilfe umher- flattert. Ueber Tags schwimmt es, leicht und zierlich, fast wie eine Möve, mit dem kurzen Schwanze aufwärts wippend, zwischen den Blättern der Teichrosen und Froschkräuter dahin, bald rechts, bald links ein kleines unbekanntes Etwas erhaschend, taucht dazwischen einmal hinab und holt einen Bündel Horn- oder Tausendblatt vom Grunde herauf, um dann die Oberfläche nach Erbsenmuscheln und Wasserkerfen ab- zusuchen; während des Abends und der Nacht steigt es gern im Rohr empor und weiss dies, indem es mit den langen Zehen drei oder vier Stengel zugleich erfasst, so geschickt zu bewerkstelligen, dass man das verursachte Geräusch kaum zu vernehmen im Stande ist. Zur Paarungszeit versteigt es sich gern in die Köpfe der Weiden, welche den Weiher um- geben, und treibt sich hier stundenlang umher. Erschreckt läuft es flatternd über die schwimmenden Blätter der Wasser- pflanzen hinweg oder taucht unter und ist scheinbar vom Teiche verschwunden.“ Thatsächlich ist es eine schwierige Arbeit, so ein verschwundenes Hühnchen wieder ausfindig zu machen, weil es sich unter den Blättern der Wasserpflanzen, an deren Stengel es sich anklammert, prächtig zu verstecken weiss. Nur das klare dunkle Auge blickt zwischen der Ober- fläche des Wassers und dem Rande der nur leicht gehobenen Blattspreite hervor, so dass nur ein sehr geübtes Auge das Hühnchen zu entdecken vermag. So harrt es geduldig aus, bis man sich entfernt hat, worauf es munter herausschlüpft und seiner Nahrung nachgeht.

Nach der Ankunft schreitet das grünfüssige Teichhuhn auch bald zum Nestbaue. Männchen und Weibchen helfen sich

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dabei gegenseitig. Eigenthümlich ist der Umstand, dass man bald recht hübsche, bald aber wieder sehr schleuderhaft ge- baute Nester findet. Dieselben sind im Schilfe gut versteckt, oft ganz nahe am Wasser, so dass bei einer Steigung desselben, wie esim Frühjahre oft genug vorkommt, die Eier vom Wasser überflutet und erbrütungsunfähig gemacht werden. Kommt die Brut glücklich durch, so werden die Jungen auf’s Wasser und in’s Röhricht geführt, um daselbst in der Nahrungssuche ge- hörig unterwiesen zu werden. Die Jungen begreifen ihre Lection schnell und werden in verhältnissmässig kurzer Zeit selbst- ständig. Auch bei diesem Hühnchen kommt es vor, dass die Jungen die vollständige Selbstständigkeit erlangen, bevor sie noch recht flugbar geworden sind. Dies hat seinen Grund darin, weil das Elternpaar so rasch wie möglich zu einer zweiten Brut schreitet, mithin schon frühe die erste Brut sich selbst überlassen muss. Diese entfernt sich aber nicht weit von der Brütestelle und hält treulich zusammen. Wird dann die zweite Brut, welche gewöhnlich weniger zahl- reich ist, von dem sorgenden Elternpaare in’s Wasser geführt, so ist auch gleich die erste Generation da und hilft die Jungen füttern und führen. Die beiden Alten und die Jungen der ersten Brut überbieten sich förmlich in der Pflege der zweiten Jungen. Eine solche Doppelfamilie gewährt einen so reizenden Anblick, dass man sich lange nicht von dem herzigen Bildchen trennen kann. Die hochinteressante Familie ist da, wo sie nie gestört worden ist, gegen den Menschen nicht besonders misstrauisch ; flieht vor demselben nur auf kurze Strecken, wird aber wieder sehr scheu da, wo sie öftere Beunruhigungen, Störungen oder Verfolgungen erfahren hat. Jung eingefangene Exemplare werden in kurzer Zeit sehr zahm, schliessen sich enge an ihren Pfleger an und werden überaus possirliche, liebe Zimmergenossen, welche das Bischen auf sie verwendete Pflege reichlich lohnen.

Am häufigsten findet sich das grünfüssige Teichhuhn im Kärnten als Brutvogel im Maria Saaler Moose, am Wörther- und Ossiachersee. Auch längs des Drauflusses brüten viele an solchen Stellen, wo der Grund der trägen Abwässer mit Schilf und Rohr bestockt ist, mithin gute Verstecke bietet. In Ober- kärnten ist das Teichhuhn seltener, als in Mittel- und Unter- kärnten. Im Gailthale ist es seit der Gailflussregulirung nahezu ganz verschwunden, weil es keine passenden Brüte- plätze mehr findet.

Das grünfüssige Teichhuhn hält sich an seinen Brüte- plätzen oder wenigstens in deren Nähe bis in die zweite Hälfte October. Erst um diese Zeit denkt es an die weite Reise nach Süden. Es wandert unter dem Sehutze der Nacht

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und folgt dabei den grösseren Flussläufen oder Thaleinschnitten. Gewöhnlich kann man noch im November oder gar im De- cember vereinzelte Nachzügler finden. Unter diesen finden sich solche, welche an eine Winterreise nicht mehr denken und bei uns überwintern, wenn sie dazu ein halbwegs ent- sprechendes Plätzchen aufgefunden haben. An solchen Stellen, welche den ganzen Winter hindurch nicht zufrieren, ver- mögen sie den Winter ganz gut zu überdauern. Nach Anton Zifferer Brutvogel im Maria Saaler Moose und am Wörthersee.

Eingehendere Monographien über Gallinula pygmaea, G. minuta, G. porzana und G. chloropus schrieb ich für die „Encyklopädie der gesammten Forst- und Jagdwissenschaften“.

230. Fulica atra Linn. (Ful. aterrima L.) Schwarzes Wasser- huhn, „Blassantn“, „Blässhuhn“.

Gegen Ende März oder in der ersten Hälfte April erscheint das schwarze Wasserhuhn auf unseren Seen, Teichen, in den ruhigen Lauen der Flüsse und besonders in jenen Sümpfen, in welchen schilfige Stellen mit freien Wasser- spiegeln abwechseln. Wo sich in Kärnten nur solche Oertlich- - keiten vorfinden, da ist auch das Blässhuhn anzutreffen. Im Rohre oder Schilfe sitzend, verräth es seine Anwesenheit dadurch, dass seine Stirnblässe, wenn sie von einem Sonnen- strahle getroffen wird, weithin leuchtet und elitzert. In der ersten Zeit ihres Hierseins leben diese Wasserhühner so versteckt, als nur möglich, beobachten Alles sehr scharf, was in der Nähe vorgeht und wissen die verschiedenen Vor- kommnisse sehr scharf zu beurtheilen. So wissen sie gar bald, ob ihnen die in der Nähe verkehrenden Menschen gleichgiltig gegenüberstehen oder ob sie feindliche Absichten äussern. Da, wo das schwarze Wasserhulın keine Beunruhigung erfährt, kümmert es sich wenig um die Menschen, schwimmt und taucht ruhig auf den freien Blänken; hat es dagegen Ver- folgungen erfahren, ist es öfter beschossen worden, so hält es sich möglichst verborgen, ist scheu und vorsichtig und recognoscirt die ganze Umgebung genau, ehe es sich aus seinem schützenden Verstecke herauswagt.

Bald nach der Ankunft erfolgt die Paarung, bei welcher es in den meisten Fällen sehr erregt herzugehen pflegt, weil die Männchen hitzige Kämpfe um die Gunst und den Besitz der Weibchen führen. Ist die Zeit der Paarung vorüber, so tritt die Ruhe noch lange nicht ein, es entspinnt sich viel- mehr nochmals ein förmlicher Guerillakrieg auf allen Seiten. Es handelt sich nun um die Abgrenzung des Wohngebietes. Jedes einzelne Paar beansprucht für sich ein eigenes Gebiet,

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welches gross genug ist, um vor Nahrungssorgen zu sichern. Da nun jedes Paar seine Grenze nach Thunlichkeit aus- zudehnen versucht, setzt es nach allen Seiten hin hitzige Kämpfe ab, bis endlich die Demarcationslinie definitiv gezogen erscheint. Die genaue Einhaltung derselben wird von jedem Paare eifersüchtig überwacht. Tritt eine Grenzverletzung ein, so wird dieselbe gleich ernstlich bestraft. Es ist für den denkenden Beobachter von grossem Interesse, zu bemerken, mit welcher Genauigkeit dieses Wasserhuhn seine Gebiets- grenzen auf jeder Seite kennt.

Oft kommen in einer Oertlichkeit mehr Paare zusammen, als in derselben Platz zu finden vermögen, und es bleibt den abgekämpften Paaren in einem solchen Falle nichts übrig, als weiter zu reisen und sich wo anders ein Heim zu suchen. Das schwarze Wasserhuhn ist aber nicht blos unverträglich gegen seinesgleichen, sondern auch in hohem Grade bissig gegen andere Mitbewohner. So weiss es z. B. ein in der Nähe angesiedeltes Stockentenpaar derart zu belästigen und zu chicaniren, dass dieses es vorzieht, die Nähe des schwarzen Peinigers zu verlassen und sich anderswo anzusiedeln. Aus diesem Grunde ist das schwarze Wasserhuhn dem Jäger ein Dorn im Auge. Die Ente bringt ihm durch ihr gesuchtes Wildpret Nutzen, die Erlegung selbst einen jagdlichen Genuss, während er mit dem thranig schmeckenden Fleische des Wasserhuhnes kaum etwas anzufangen weiss, höchstens dass er es seinem Uhu vorwirft, welcher es allerdings annimmt, aber nur widerwillig und auch nur dann, wenn er nichts anderes erhalten kann. Vom jagdlichen Standpunkte aus kann man dem Waidmanne daher keinen Vorwurf machen, wenn er die ihm nützliche Ente hegt, das ihm nutzlose Wasserhuhn da- gegen wenigstens zu decimiren trachtet, um seinen Enten Ruhe zu schaffen.

Um Mitte Mai schreitet das Paar zum Nestbaue. Das Nest steht im Schilfe oder im Rohre und ist meistens liederlich zusammengefügt. Männchen und Weibchen unterstützen sich beim Nestbaue und im Brütegeschäfte sehr fleissig. Sobald die in schwarze Dunen gehüllten Jungen aus den Eiern ge- fallen sind, werden sie in’s Wasser geführt und dort in der Nahrungssuche unterrichtet. Sind dann endlich die Jungen nahe daran, flugbar zu werden, so ziehen sich die Familien allmälig zusammen, bis sich alle Wasserhühner einer Localität zu einer Schaar vereint haben. Die Grenzlinie wird vollständig aufgehoben, nachdem sie keinen Zweck mehr hat, da ja jede Wasserlache an Nahrungsstoffen das Zehnfache von dem pro- dueirt, was sie im Frühjahre geboten hat, ein Mangel mithin nicht mehr zu befürchten ist. Den Spätsommer und den Herbst

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über vertragen sich diese Gesellschaften mitsammen recht gut. Kommen Wasserhühner aus anderen Gegenden zugewandert, so vereinigen sie sich ebenfalls mit den einheimischen Schaaren und verbleiben dabei, bis alle miteinander die Reise nach Süden antreten. Die Abreise erfolgt im Monate October oder auch erst im November, je nachdem die Witterung sich mehr milde oder rauh gestaltet. Die Wanderung geschieht fast ausschliesslich zur Nachtzeit. Trotz der kurzen Flügelchen kommen die Wasserhühner noch verhältnissmässig rasch vor- wärts und vermögen grosse Strecken in einem Zuge zurück- zulegen. Sie fliegen gewöhnlich bis gegen den Morgen hin, folgen hauptsächlich den Flussläufen und trachten mit Einbruch der Dämmerung eine schilfige Stelle zu finden, an welcher sie einfallen, den Tag über ausruhen und Nahrung aufnehmen können. Verspätete, vereinzelte Wanderer kann man noch zu Ende November und im December antreffen. Hie und da über- wintern Wasserhühner auch an günstigen Stellen und schlagen sich kärglich durch unsere meist harten Winter. Wenn es aber so kalt wird, dass Alles zufriert, sich nirgends mehr offene Stellen finden, dann gehen sie freilich elend zu Grunde. Von den späten Nachzüglern werden nicht selten auch Exem- plare lebendig gefangen. Sie fliegen nämlich bis zum höchsten Grade der Ermattung. Tritt diese ein, so lässt sich der arme Wanderer förmlich niederfallen, gleichviel, wo es auch sei, und lässt sich mit Händen greifen, ohne noch einen Flucht- versuch zu machen. In der Gefangenschaft gewöhnen sie sich leicht ein, trachten aber im kommenden Frühjahre wieder zu entweichen, wenn ihre Artgenossen aus dem Süden zurück- kommen. Tritt nach A. Zifferer in manchen Jahren um Klagenfurt zahlreich auf, ohne nachweisbar hier zu brüten.

Eine ausführlichere Monographie über das schwarze Wasserhuhn schrieb ich für die „Encyklopädie der gesammten Forst- und Jagdwissenschaften“.

231. Porphyrio hyacinthinus Temm. (Porph. antiquorum Bp.,

Porph. veterum Bp.), Purpurhuhn, Sultanshuhn.

Eine überaus seltene, ja vielleicht die seltenste Erscheinung für unsere Ornis ist das Purpurhulhin. Brehm in seinem „Thier- leben“ sagt von demselben: „Das Purpurhuhn lebt in sumpfigen und wasserreichen Gegenden Italiens, Spaniens, Portugals, Süd- Russlands, Nordwestafrikas und Palästinas, verfliegt sich nicht selten nach Norditalien und Südfrankreich, ist auch schon wiederholt in Grossbritannien und einmal, im Jahre 1788, bei Melchingen im Sigmaringischen erlegt worden. Strenge Winter verbringt es in Südspanien und Nordwestafrika; bei milder Witterung verweilt es jahraus jahrein in seinem Brutgebiet.“ Aus diesen Angaben schon geht zur Genüge hervor, dass das

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Purpurhuhn in Mitteleuropa überhaupt selten ist. L. von Hueber hat dasselbe in sein „Verzeichniss* der kärntischen Vögel nicht aufgenommen. In den bis jetzt (Herbst 1889) er- schienenen Jahresberichten des Comites für ornithologische Beobachtungsstationen für Oesterreich-Ungarn wird des Purpur- huhnes nur zweimal Erwähnung gethan. Die erste Notiz stammt von Herrn Professor G. Kolombatovicd aus Spalato in Dalmatien (I. Jahresbericht, 1882) und lautet: „Aeusserst selten“. Die zweite Notiz gibt im „III. Jahresberichte (1884) unser geschätzter Ornithologe P. Blasius Hanf aus Mariahot, wo er auf Seite 309, Nr. 247 Purpurhuhn sagt: „Wurde am 20. August 1879 von Völkermarkt in Kärnten eingesendet, wo es in einem Garten erlegt worden war.“ (S. auch Pater Bl. Hanf, die Vögel des Furtteiches, 2. Theil, Mittheilungen des naturw. Vereines für Steiermark, 1883, S. 54.) Das im naturhistorischen Landesmuseum befindliche Stück stammt aus Bassora und wurde von daher von Dr. Peter Tschauko mitgebracht.

Ich selbst hatte leider nie das Glück, dieses schöne Huhn, das mir in Spanien und Südfrankreich öfter begegnete und von mir erlegt wurde, in Kärnten selbst zu beobachten. Auch aus anderen Theilen des Landes ist keine weitere Be- obachtung bekannt geworden. Dieses in Völkermarkt erlegte Purpurhuhn ist somit das einzige Exemplar, das bis jetzt in Kärnten erlegt worden ist.

XIII. Ordnung. Scolopaces. Schnepfenvögel.

232. Numenius arquatus Cuv. (Scolopax arquata L.) Grosser

Brachvogel, „Doppelschnepfe, „Hadenschnepf“.

Dieser stattliche Vogel mit dem langen, seicht gebogenen Schnabel erscheint gegen Ende März oder zu Anfang April. Er fällt am liebsten an versumpften Seen und Flussufern, in Sümpfen und Teichen ein, lässt sich aber auch auf frisch um- gebrochenen Saatfeldern sehen, wo er durch seine Figur schon auf grosse Entfernungen bemerkt werden kann. An geeigneten Stellen macht er gerne einen oder mehrere Tage Rast, bevor. er sich zur Weiterreise entschliesst. Er trifft entweder einzeln oder in kleinen Gesellschaften ein.

L. v. Hueber sagt in seinem „Verzeichnisse“ vom grossen Brachvogel: „An frei liegenden Flüssen, Seen, Teichen, Feldlachen, Brach- und Saatfeldern, Angern und Wiesen. Nest auf trockenen Stellen in Sümpfen, mit vier bis fünf oliven- grünen, bräunlich und schwärzlich gefleckten Eiern.“ Es kann meinetwegen vorgekommen sein, dass der grosse Brachvogel

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vor Jahren in Kärnten gebrütet hat, heute aber ist dies ent- schieden nicht mehr der Fall und man darf ihn nicht mehr als Brutvogel für Kärnten betrachten. Er ist ganz entschieden nur ein Durchzugsvogel und dazu noch ein mehr seltener. In manchen Jahren kann man allerdings ein oder auch mehrere Exemplare zu einer Zugszeit beobachten, in anderen Jahren dagegen wird man ihn vergeblich suchen, so sehr man sich auch Mühe gibt. Am liebsten erscheint er in solchen Früh- jahren, in welchen starke Südostwinde längere Zeit hindurch andauern.

Auch am Herbstzuge, welcher in die zweite Hälfte Sep- tember oder in den October fällt, erscheint der grosse Brach- vogel nicht ganz regelmässig. Am sichersten ist er noch zu beobachten am Maria Saaler Moos und dann im unteren Lavant- thale. In letzterem Gebiete fällt er mit Vorliebe in den Heiden- oder Maisäckern ein, weil ihm diese am meisten Deckung bieten. Am Zuge macht er sich durch seinen Doppelpfiff auf- fallend bemerkbar. Er ist sehr scheu und hält auch den Vorsteh- hund in den meisten Fällen schlecht aus. Die meisten Exem- plare, welche ich z. B. in den Draufeldern nächst Lavamünd bemerkte, standen schon in grösserer Entfernung vor dem Vorstehhunde auf und trachteten, an den Drauufern wieder eine Deckung zu finden. Ein Exemplar, das ich an einem Abende sichtlich ermüdet in einem Heidenacker einfallen sah, wurde von meinem Vorstehhunde gefangen. Es war gänzlich unverletzt, hatte also aus Mattigkeit dem Hunde nicht mehr entgehen können.

233. Numenius phaeopus Linn. Regenbrachvogel.

In dem oftgenannten „Verzeichnisse“ sagt L. v. Hueber vom Regenbrachvogel: „Dieser auf den Hochländerhügeln in Schottland und am kaspischen Meere heimische Vogel erscheint auf seinem Zuge nicht selten auf den kärntischen Sümpfen, Seen, Saat- und Brachäckern.“ Wenn der Regenbrachvogel früher am Zuge „nicht selten“ war, dann hat er sich ent- schieden vermindert, denn in den Jahren, seit ich in ver- schiedenen Gegenden Kärntens meine Beobachtungen mache, ist er mir nur selten begegnet. Er ist entschieden seltener, als der grosse Brachvogel. Auch in der benachbarten Steiermark ist er keine gewöhnliche Erscheinung, und sowohl der scharfe Beobachter P. Blasius Hanf, als Herr Baron Washington nennen den Regenbrachvogel einen seltenen Durchzügler.

Die Frühjahrszugszeit ist um die Mitte bis gegen Ende April. Um diese Zeit hat man den Regenbrachvogel mehr in den Sumpfgebieten, als in den Sturzäckern zu suchen, da er sehr scheu ist und sich nach Thunlichkeit zu verstecken sucht. Am Herbstzuge, im September und in der ersten Hälfte Oc-

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tober dagegen findet man ihn öfter in Kartoffel-, Heiden- und Maisäckern, doch gehört ein guter Hund dazu, wenn er vor den Schuss gebracht werden soll. Alljährlich wird man ihn selbst bei der eifrigsten Suche nicht finden. Es gibt Jahre, wo er sowohl am Frühjahrs-, als am Herbstzuge gänzlich ausbleibt.

234. Limosa lapponica Linn. Rostrothe Uferschnepfe.

L. v. Hueber nennt diesen Vogel „Rostrother Sumpf- wader“ (Limosa rufa Briss.) und sagt: „Kommt auf seiner Wanderung auch durch Kärnten und nistet in Lappland und an der Hudsonsbay.*“ Nach den bis im Herbste 1889 er- schienenen „Jahresberichten des Comites für ornithologische Beobachtungen in Oesterreich - Ungarn“ wurde die rostrothe Uferschnepfe beobachtet von Jos. Deschauer in Krems, Niederösterreich, von Professor @. Kolombatovi6 in Spalato, Dalmatien, und von Joh. v. Csato in Nagy-Enyed, Sieben- bürgen. Dies zeigt deutlich genug, dass die rostrothe Ufer- schnepfe selbst für Oesterreich-Ungarn zu den seltenen Zug- vögeln gehört. Ich habe den Vogel in Kärnten nur zweimal beobachtet und auch erlegt, weshalb eine Verwechslung nicht möglich war. Das erste Exemplar, ein Weibchen, erlegte ich auf einer grossen Wasserlache im Moose bei Grafendorf im oberen Gailthale am 12. September 1877, das zweite Exemplar, ein Männchen, am 24. April 1889 in der Nähe von Lavamünd am Drauflusse. Aus anderen Gegenden Kärntens habe ich nie eine Nachricht über eine erlegte oder beobachtete rostrothe Uferschnepfe erhalten, wäre daher geneigt, sie, soweit es das Land Kärnten betrifft, nur für einen Irrgast zu halten.

235. Limosa aegocephala Bechst. Schwarzschwänzige Ufer- schnepfe, Pfuhlschnepfe.

L. v. Hueber nennt die schwarzschwänzige Uferschnepfe „Schwarzschwänziger Sumpfwader (Limosa melanura Leisl.)* und sagt von ihr: „An Sümpfen, Wiesen, Teich- und Fluss- ufern, Nest auf Gras-, Schilf- oder Binsenrasen, mit vier olivenfarbigen, bräunlich gefleckten Eiern.“ Wenn man mit dieser Bemerkung jene vergleicht, welche bei Limosa lapponica angeführt wurde, könnte man glauben, L. v. Hueber habe die schwarzschwänzige Uferschnepfe als kärntischen Brut- vogel betrachtet. Das ist sie ganz entschieden nicht, sondern nur ein seltener Durchzügler. Wenn auch nicht ganz so selten als Limosa lapponica, darf man sie doch noch selten nennen, weil man sie nicht in jedem Jahre beobachten kann, und wenn dies wirklich der Fall ist, so hat man es doch immer nur mit einem vereinzelten, also höchstwahrscheinlich verflogenen oder verschlagenen Exemplare zu thun. Auch P. Blasius

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Hanf nennt diese Limose für sein Beobachtungsgebiet einen seltenen Passanten.

Die Zeit, in welcher die schwarzschwänzige Uferschnepfe bei uns erscheint, ist die zweite Hälfte des Monats April. Wenn man sie nicht mit einem Hunde aus den Ufergebüschen oder Schilflagen herausstöbert, wird man sie nicht leicht wahrnehmen. Eigenthümlich ist nur dabei der Umstand, dass sich das eine Exemplar ausnehmend scheu erweisst, während sich ein zweites wieder förmlich dummdreist benimmt und ohne besondere Mühe erlegt werden kann. Jedenfalls dürften die scheuen Vögel auf ihrer weiten Reise bittere Erfahrungen ge- macht haben und sich daher vor dem Menschen in Acht nehmen.

Der Rückzug der schwarzschwänzigen Uferschnepfe fällt in den October, bei besonders günstigem Herbstwetter auch noch in die erste Hälfte des Monats November. Auch am Rückzuge habe ich stets nur vereinzelte Exemplare beobachtet, was umsomehr auffällt, da diese Uferschnepfe doch ein Ge- sellschaftsvogel ersten Ranges ist. Daraus lässt sich schliessen, dass sich ein Hauptzug durch Kärnten nicht bewegt, mithin das Land ausserhalb ihrer eigentlichen Zugsstrasse liegt und die bei uns beobachteten Ankömmlinge nur verirrte oder ver- schlagene Wanderer sind, daher nicht als regelmässige Durch- zügler, sondern mehr als Irrgäste betrachtet werden dürfen.

236. Scolopax rusticola Linn. Waldschnepfe, „Schnepf“, „Wald- schnepf“.

Die Waldschnepfe gehört zu jenen Vögeln, deren Ankunft vielleicht am genauesten und vielfältigsten controlirt wird, denn jedem Jäger ist es quasi eine Ehrensache, wenn nicht die erste, so doch überhanpt eine Schnepfe zu erlegen und so wenigstens der Ueberreichung des etwas fatalen Häringskopfes zu entgehen. Im gewöhnlichen Sprichworte heisst es: „Oculi, da kommen sie“. Wer jedoch diesem alten Jägerspruche steif und fest vertraut, der kommt nicht selten mit „blau ange- laufenen“ Gliedern nach Hause, ohne eine Schnepfe gehört oder gesehen zu haben. Häufig kommt es vor, dass sie auch zu Lätare, wo es doch das Wahre sein soll, noch nicht da sind. Die Ankunft der Schnepfen richtet sich eben nach dem herrschenden Frühlingswetter. Dr. Julius Hoffmann gibt in seiner trefflich gearbeiteten Monographie „Die Waldschnepfe“, pag. 95, folgende Ankunftsdaten für die ersten Waldschnepfen :

Frühjahr: Stuttgart Greifswald (Württemberg): (Pommern): 1856 4. März 28. März 1857 18.8 3; er:

1858 da, Ba

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Frühjahr: Stuttgart Greifswald (Württemberg): (Pommern): 1859 7. März circa 15. März 1860 AI 2 Be 1861 ARE CIrCH or 1862 Bann a 1863 Due 1864 dr Pe 10 70 1565 4. April 4. April 1866 2. März circa 8. März 1867 24. Februar Be 1868 1. März Se 1869 27. Februar a 1870 12. März 1. April 1871 Be 10. März 1872 BE 23. Februar 1873 ER 11. März 1874 ILCRERGE 0 1875 a circa 26. 1876 112®, 7 1877 12.275 Ta 1878 27. Februar 2. 1879 15. März GL 1880 DENE 6.0 1881 ERS 192,55 1882 Erg: 1:32 1885 27. Februar ? 1884 22. I ? 1885 6. März 15. Februar 1886 BASE 26. März

Diese Zusammenstellung zeigt deutlich, wie sehr die Ankunftszeit der Waldschnepfen in den einzelnen Jahren variirt. Hieran reihe ich das Resultat zehnjähriger Beob- achtungen aus dem oberen Gailthale, und zwar erscheinen hierin jene Tage angeführt, an welchen sowohl im Frühjahre, als im Herbste die ersten ziehenden Schnepfen zu bemerken waren.

Jahr: Frühjahr: Herbst: 1878 5. März 2. October 1879 10.75; 30. September 1880 138198 15. October 1881 28. Februar 12. 5;

1882 8. März 15. September

1883 24. April 10. October

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Jahr: Frühjahr: Herbst: 18854 15. März 30. October 1885 BE 4. A 1886 BATFUR? 1: s 1887 Eh 28. September 1888 ae! 5. October

In Mittel- und Unterkärnten ist die Ankunft der Schnepfen meist etwas früher zu verzeichnen. Im Herbste streichen sie so ziemlich den ganzen October hindurch und auch noch in den ersten Novembertagen. Auffallend war mir im Herbste 1889, dass ich, ähnlich wie in dem sturm- und regenreichen Herbste von 1882 die erste Schnepfe ebenfalls am 15. Sep- tember und eine zweite am 16. September in den Draufeldern bei Lavamünd fand.

Im Frühjahre verweilen die Waldschnepfen meist einige Zeit in unseren Gauen und werben und minnen an den Abenden nach Herzenslust, verrathen sich in ihrer Liebes- tollheit durch ihre Rufe und fallen während ihrer Flugspiele dem harrenden Rohre des Jägers zum Opfer. Bei uns ist das Schiessen der Schnepfen am Frühjahrszuge gestattet, während es wieder in einzelnen anderen Provinzen Oesterreichs ver- boten ist.

Nachdem sich die Waldschnepfen einige Zeit hindurch bei uns unterhalten haben, eilen sie weiter. Einzelne verspätete Paare verbleiben wohl den Sommer über, wenn sie eine ihnen zusagende Lage gefunden haben und brüten auch; ich glaube jedoch, dass dies mehr zu den Ausnahmen, als zur Regel ge- rechnet werden müsse. Nach meinen gemachten Erfahrungen sind brütende Schnepfen in Kärnten eine Seltenheit.

Der Rückzug der Schnepfen fällt ziemlich allgemein in den October und dauert circa einen Monat lang. In einigen Landestheilen erscheinen die Langschnäbel in geringer, in anderen wieder in grösserer Anzahl, je nach dem die Lagen für einen zeitweiligen Aufenthalt günstig oder weniger günstig sind. Im November und sogar im December kann man oft Waldschnepfen antreffen. So berichtet z. B. Präparator Anton Zifferer aus Klagenfurt im „fünften Jahresberichte 1886 des Comites für ornithologische Beobachtungsstationen“ (pag. 298): „26. October scheint das Gros hier angelangt zu sein; mit 1. December (Schneefall) verschwanden sie nach und nach, wurden jedoch noch vereinzelt am 12. und 14. December in. Krastowitz bemerkt.“ In der Umgebung warmer Quellen bleiben auch ab und zu vereinzelte Waldschnepfen ganz liegen und verbleiben den Winter hindurch. So wurde am 17. Jänner 1855 bei Velden am Wörthersee noch eine Waldschnepfe

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erlegt, welche nicht etwa abgemagert, sondern noch vor- züglich im Wildpret war, mithin keine Noth gelitten haben konnte.

Für solche Jäger und Naturfreunde, welche sich ganz besonders für die Waldschnepfe interessiren, empfehle ich die Monographie „Die Waldschnepfe“ von Dr. Julius Hoffmann. 237. Gallinago scolopacina Bp. (Scolopax gallinago IL.)

Becassine, Heerschnepfe, „Moosschnepf“, „Zscharker“.

In der zweiten Hälfte des Monats März oder in der ersten Hälfte des April, bald auch etwas früher, bald noch später, hält die Becassine bei uns ihren Einzug und verräth sich gar bald durch ihre eigenthümlichen Rufe, durch ihre Liebesspiele und die dabei ausgestossenen sonderbaren Töne. Naumann schildert diese Liebesspiele in unübertrefflicher Weise, wie folgt: „Es schwingt sich das Männchen von seinem Sitze aus dem grünen Sumpfe meistens blitzschnell, erst in schiefer Richtung aufsteigend, dann in einer grossen Schnecken- linie himmelan, bei heiterem Wetter so hoch in die Lüfte, dass es nur ein gutes Auge noch für einen Vogel erkennt. In solcher Höhe treibt es sich nun flatternd im Kreise herum und schiesst aus diesem mit ganz ausgebreiteten, still ge- haltenen Flügeln, senkrecht in einem Bogen herab und hinauf, und mit einem so besonderen Kraftaufwande, dass in diesem Bogenschusse die Spitzen der grossen Schwingen in eine bebende oder schnurrende Bewegung gesetzt werden und dadurch einen zitternden, wiehernden, summenden, knurrenden oder brummenden Ton geben, welcher dem Meckern einer Ziege höchst ähnlich ist und dem Vogel zu dem Namen Himmelsziege, Haberbock und ähnlichen verholfen hat. Durch einen so kräftigen Bogenschuss ist es nun wieder in die vorige Höhe gekommen, wo es wiederum flatternd einige Male herumkreist, um Kräfte zu einem neuen, senkrechten Bogen- sturze und dem mit ihm verbundenen Summen, Brummen, Meckern oder wie man es sonst noch nennen möchte, zu sammeln, welcher sosort erfolgt. Und so wird das Kreisen in einem wagrechten Striche und auf einem kleinen Raume mit den damit abwechselnden, senkrechten Bogenstürzen und Meckern oft viertel-, ja halbestundenlang fortgesetzt, wobei noch zu bemerken ist, dass dieses Getön an und für sich wenig über zwei Secunden anhält und anfänglich in Zwischen- räumen von sechs bis acht, später aber, wenn die Kräfte an- fangen zu erlahmen, von zwanzig bis fünfundzwanzig Se- cunder wiederholt wird. Wenn es mit Silben deutlich gemacht werden soll, kann man es mit „dududududududu“, so schnell wie nur möglich gesprochen, am besten versinnbildlichen. Da das Männchen diese wunderlichen Gaukeleien nicht allein in

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der Morgen- und Abenddämmerung, sondern auch nicht selten am Tage und stets bei ganz heiterem Himmel und stillem Wetter ausübt, so hält es mit natürlich scharfem Auge durchaus nicht schwer, die wirbelnd schnurrende Bewegung der Schwungfederspitzen bei jenem heftigen Hinauf- und Herabdrängen des Vogels durch die Luft deutlich genug wahrzunehmen und sich zu überzeugen, dass diese Töne allein hiedurch hervorgebracht werden und nicht aus der Kehle des Vogels kommen.“ Ueber dieses Meckern der Becassine hat sich vor wenigen Jahren ein hitziger Streit in naturwissen- schaftlichen und jagdlichen Zeitschriften entsponnen und nimmt man nun vielfach an, dass das Meckern durch die Schwanzfedern hervorgebracht werde. Wer auf diese Laute und auf die Bewegungen des Vogels achtet, der kann den- selben immer unschwer bemerken und ihn zweifellos an- sprechen.

Die meisten Becassinen verweilen in unseren (auen ge- wöhnlich nur kurze Zeit und besuchen zu diesem Aufenthalte grössere Sümpfe, nasse Mooswiesen und ähnliche Oertlichkeiten. Sie sind in Unter- und Mittelkärnten ungleich häufiger zu beobachten, als in Oberkärnten, wo ihnen weniger geeignete Aufenthaltsplätze geboten sind. Solche Gegenden, in welchen sich gar keine sumpfigen Wiesen oder grössere Sumpfflächen vorfinden, werden in einem Zuge ohne jeden Aufenthalt über- flogen.

In besonders für den Aufenthalt der Becassine geeigneten Gebieten findet man ab und zu ein brütendes Paar, doch gehört dies immerhin zu den Seltenheiten. Es sind bis jetzt nur wenige Fälle bekannt, in welchen das Brüten der Becassinen ausser Zweifel gestellt wird.

Im September beginnt bei den Becassinen wieder der Zug, dauert durch den October hindurch bis in den November hinein, in normalen Herbsttagen sehr zerstreut, vor stürmischer Witterung oder während derselben öfter in grösseren, locker streichenden Schwärmen. Verspätete Nachzügler sind hie und da noch im December zu finden. So erhielt Präparator Anton Zifferer in Klagenfurt noch am 17. December 1886 eine Becassine. Diese wäre wahrscheinlich in Kärnten ganz über- wintert, wenn sie nicht erlegt worden wäre. Es kommt öfter vor, dass Becassinen in der Nähe von warmen Quellen, welche den ganzen Winter nicht zugefrieren, ganz gut überwintern. Tritt jedoch so abnorme Kälte ein, dass die Becassinen kein offenes Wasser mehr finden, so streichen sie unstät herum und sehen meistens elend zu Grunde. Am 24. Jänner 1888 fand mein Hund eine solche Schnepfe, welche zwar noch lebte, aber gänzlich zu einem mit Haut überzogenen Gerippe abgemagert war.

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238. Gallinago major Bp. (Scolopax media Frisch.) Grosse

Sumpfschnepfe, Mittelschnepfe, Wiesenschnepfe.

Die grosse Sumpfschnepfe scheint mir in Kärnten ent- schieden seltener, als die Becassine zu sein und beschränkt sich noch mehr als diese auf grössere Moor- und Sumpf- gegenden. Sie kommt gewöhnlich im April, seltener erst im Mai an und verweilt einige Zeit auf den grösseren Sümpfen und den flachen, von Schilf bewachsenen Seeufern. Sie zieht, bei uns zu Lande wenigstens, meistens zur Nachtzeit, liegt den Tag über träge in ihrem Verstecke und wird erst gegen Abend so recht lebendig. Die grossen Sumpfschnepfen kommen entweder schon gepaart an oder paaren sich während der Reise, wobei sie auch ihren Balzlaut erschallen lassen, aber nicht zu schönen Flugspielen hoch in die Luft sich erheben, wie dies bei den Becassinen der Fall ist. Die Balzlaute hört man im Sumpfe oder im Moore und kann so den Aufenthalt errathen oder die Schnepfe mit einem guten Hunde heraus- stöbern, falls man gerade ein Exemplar zu Studienzwecken oder für eine Sammlung erbeuten will. Hat man dieses Interesse nicht, so lässt man so wie so die grosse Sumpf- schnepfe im Frühjahre ungeschoren weiter ziehen.

Nach einem meist kurzen Aufenthalte ziehen diese Frühlingsgäste ihren Brüteplätzen zu. L. v. Hueber sagt in seinem „Verzeichnisse“ von der grossen Sumpfschnepfe: „An Mooren und sumpfigen Wiesen. Nest in grossen Brüchen auf einem Binsen- oder Grasbusch, mit drei bis vier grünlich hellbraunen, dunkelbraun gefleckten Eiern.“ Hieraus darf man nicht folgern, dass die grosse Sumpfschnepfe in Kärnten ein regelmässiger Brutvogel sei. Bis jetzt ist noch kein einziger Fall eonstatirt worden, dass diese Schnepfe in unserem Lande gebrütet hätte. Ebenso wenig sind, meines Wissens wenigstens, in den Sommermonaten grosse Sumpfschnepfen bemerkt oder erlegt worden, was doch sicher geschehen wäre, wenn öfters Bruten vorkommen würden.

Der Herbstzug fällt in den October und in die erste Hälfte November. Nur in seltenen Fällen kann man schon im September vereinzelte grosse Sumpfschnepfen finden. Im Herbste sind sie eigenthümlicher Weise noch seltener, als im Frühjahre, scheinen mithin am Herbstzuge einer anderen Reiserichtung zu folgen. Wenn sie im Herbste erscheinen, so geschieht dies gewöhnlich in kleinen Gesellschaften, vier bis sechs Stück beisammen und fallen dann in nassen Wiesen oder Sümpfen ein, aber nur da, wo sie vollkommen Deckung finden können. Vor dem Vorstehhunde liegen sie sehr fest, drücken sich ganz platt auf den Boden, den Schnabel ge- rade ausgestreckt, das grosse Auge unverwandt auf den Hund

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gerichtet. In Kärnten werden nur sehr wenige grosse Sumpf- schnepfen erlegt, da die Jagd auf dieselben nirgends besonders betrieben wird. In der zweiten Jännerwoche 1888 wurde eine Sumpfschnepfe bei Ferlach gesehen.

239. Gallinago gallinula Linn. (Scolopax gallinula L.) Kleine Sumpfschnepfe, Moorschnepfe.

In Gegenden, wo ausgedehntere Sümpfe und Moore sich finden, da erscheint alljährlich im Monate April die kleine Sumpfschnepfe, von den Jägern kurzweg „Moosschnepf“ ge- nannt. In solehen Gebieten, welche ihr zu einem temporären Aufenthalte zusagen, ist sie in keinem Jahre selten. Am Maria Saaler Moos z. B. ist sie durchaus keine Seltenheit und lässt sich zu jeder Zugszeit zu einem längeren Aufenthalte nieder. An schönen Frühlingsabenden verräth sie sich dem Beobachter gar bald durch ihre scharf ausgestossenen Rufe. Zu sehen bekommt man diese Schnepfe selten, weil sie nicht gerne aus ihrem Verstecke aufsteht. Oft liegt sie drei bis vier Schritte vor dem eifrig spähenden Beobachter, ohne sich zu rühren oder aufzustehen. Geschieht dies, so stiebt sie ge- wöhnlich erst vor den Füssen heraus, macht im Fluge ein paar rasche Wendungen und ist dann wieder in irgend einem Rohr- oder Binsenbusche verschwunden.

Im Herbste ist die kleine Moosschnepfe gewöhnlich be- deutend zahlreicher, als im Frühjahre, und gewährt in sumpfigen Gegenden die Jagd ein nicht zu unterschätzendes Vergnügen. Auch auf moosigen Wiesen, wenn noch so viel Gras steht, dass dasselbe Deckung gewährt, fallen die kleinen Sumpfschnepfen gerne ein und halten sich durch mehrere Tage hindurch auf. Manchmal kommen sie schon im September, gewöhnlich aber findet man sie erst im October und dann noch in der ersten Hälfte November. Verspätete Nachzügler kann man bis in den December hinein antreffen.

Die kleine Sumpfschnepfe liegt vor dem Vorstehhunde sehr fest, legt sich gewöhnlich auf die rechte Seite, den Kopf ebenfalls seitlich auf die Erde gedrückt. Häufig steht sie erst auf, wenn ihr ganz unmittelbar die Gefahr droht, von dem Hunde erfasst zu werden. Mit einem schrillen Rufe fährt sie dann auf, macht sehr geschickt einige Wendungen und rettet sich durch diese Finte sehr häufig vor dem Blei des Jägers, unbekümmert um die nicht sehr frommen Segenswünsche, welche ihr dieser nachsendet, wenn er entweder den richtigen Moment zum Schusse verpasst oder sie ganz gefehlt hat.

In Wintern, welche nicht sehr schneereich und auch nicht besonders kalt sind, trifft man bei warmen Quellen hie und da überwinternde Moosschnepfen an. Diese halten sich stets

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in der Nähe des offenen Wassers, drücken sich oft ganz nahe an demselben in das bereifte Gras oder auch in den Schnee. Die kleine Moosschnepfe scheint ziemlich viel Kälte zu er- tragen. Einmal beobachtete ich eine solche, welche sich ganz ruhig in der Nähe einer Quelle herumtrieb, trotzdem das Thermometer 13 Grad Reaumur unter Null zeigte.

240. Totanus fuscus Linn. Dunkler Wasserläufer.

In dem „Verzeichnisse“ von L. v. Hueber erscheint dieser Wasserläufer nicht angeführt, ist mithin früher in Kärnten nie beobachtet worden. Das erste Mal ist er meines Wisses als in Kärnten am Zuge vorkommend wirklich nach- gewiesen worden von Herrn Franz Graf Egger, welcher am 14. Mai 1881 bei Stadelhof zwei Exemplare erlegte. Lange suchte ich vergebens nach diesem Wasserläufer, bis es mir endlich gelang, einen solchen am 14. April 1854 am rechten Gailufer zu erlegen. Am 8. Mai 1889 erlegte ich ein zweites Männchen in der Nähe von Lavamünd am Lavantflusse, wo er bei einer grösseren Ueberfallswehre sich nach Sonnen- untergang herumtrieb. Das naturhistorische Landesmuseum besitzt ein am Waidmannsdorfer Moose von Herrn Ferdinand Spiess Anfangs Mai 1886 erlegtes Stück.

Wahrscheinlich besucht der dunkle Wasserläufer unser Land doch etwas häufiger, als uns bis jetzt bekannt geworden ist. Da er zur Nachtzeit reist und sich durchaus nicht auf- fällig macht, so mag er jedenfalls bei einzelnen Besuchen über- sehen werden.

241. Totanus calidris Linn. Gambett- Wasserläufer.

Der Gambett-Wasserläufer ist zwar nicht so selten, wie der vorige, aber doch kein regelmässig oder allgemein vor- kommender Vogel, gehört vielmehr noch zu den Seltenheiten im Lande. L. v. Hueber kannte ihn ebenfalls als einen in Kärnten vorkommenden Vogel und schrieb in seinem Ver- zeichnisse: „An Sümpfen, sumpfigen Wiesen und Seeufern. Nest auf Gras-, Schilf- oder Binsenrasen, auch auf Wiesen und Angern, mit vier gelbgrünlichen, braungefleckten Eiern, bei welchen unten die braunen Flecken zusammen fliessen.“ Ob nun der Gambett-Wasserläufer früher wirklich Brutvogel in Kärnten war, wie man aus dieser Notiz schliessen möchte, weiss ich nicht, möchte aber behaupten, dass dies heutzutage nicht der Fall ist. Es ist bis jetzt weder ein brütendes Paar beobachtet, noch in den Sommermonaten überhaupt ein solcher Vogel im Lande bemerkt worden. Auch die steiermärkischen Beobachter P. Blasius Hanf und Herr Baron Washington betrachten ihn als einen seltenen Durchzügler.

Die Ankunft des Gambett- Wasserläufers fällt in den April. Zu seinem zeitweiligen Aufenthalte sucht er schilfige

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Seeufer, Sümpfe oder moosige, theilweise vom Wasser über- flutete Wiesen auf. In Kärnten wäre er jedenfalls am sichersten zu bemerken am Maria Saaler Moose, welches für diese und ähnliche Vogelarten ein förmliches Eldorado genannt werden darf, bis jetzt aber leider noch keiner systematischen und sründlichen Durchforschung unterzogen worden ist. Hier wartet noch immer ein zwar sehr schweres, aber dafür auch überaus dankbares Feld auf eine gründliche Ausbeutung.

Der Rückzug des Gambett-Wasserläufers erfolgt im Oc- tober. Während er sonst gerne in Gesellschaft reist, scheint er bei uns zu Lande eine Ausnahme zu machen, da er bis jetzt nur vereinzelt beobachtet wurde. Wahrscheinlich hat dies seinen Grund darin, dass die eigentliche Zugsstrasse dieser Vögel nicht durch Kärnten führt, somit nur jene Exemplare unser Land besuchen, welche aus irgend einem Grunde am Zuge von der eigentlichen Reiselinie abgewichen sind oder auch direct verschlagen wurden.

242. Totanus glottis Bechst. (T. chloropus Meyer.) Heller Wasserläufer.

Bei diesem Wasserläufer fällt es dem Beobachter auf, dass er sich immer seltener zeigt. Ob er nun wirklich seltener geworden ist, oder ob das Gros der Durchzügler aus uns un- bekannten Gründen eine andere, unser Land nicht berührende Zugsstrasse einschlägt, will ich nicht zu entscheiden versuchen. Auch P. Blasius Hanf bemerkt an den Furtteichen eine Ab- nahme dieses Vogels. Im „dritten Jahresberichte (1884) des Comites für ornithologische Beobachtungsstationen in Oester- reich-Ungarn“ sagt er (pag. 318): „Ein in früheren Zeiten nicht seltener, gegenwärtig aber schon seltener Passant.“ In den Jahren 1875 und 1876 begegnete ich dem hellen Wasser- läufer einige Male, konnte dann aber nicht wieder einen solchen Vogel entdecken, bis mir endlich das Glück am 20. April 1857 ein Weibchen vor’s Rohr führte. Das im naturhistorischen Landesmuseum in Klagenfurt befindliche Exemplar wurde am 10. Mai 1886 erbeutet. Im April 1889 hatte ich wieder die Freude, in der Umgebung von Lavamünd mehrere Exemplare des hellen Wasserläufers durch einige Tage hindurch beobachten zu können.

Der Rückzug des hellen Wasserläufers beginnt schon Ende September und dauert so. ziemlich den ganzen October hindurch. Er folgt am Zuge den grösseren Wasserläufen und macht seine Ruhestationen an Seen, auf grösseren Flüssen und in Sümpfen.

Brutvogel ist der helle Wasserläufer in Kärnten nicht.

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243. Totanus stagnatilis Bechst. Tleichwasserläufer.

In dem „Verzeichnisse“ L. v. Hueber’s erscheint der Teichwasserläufer nicht als kärntischer Vogel aufgeführt, ist also früher nie beobachtet oder erlegt worden. Thatsächlich ist er nicht blos in Kärnten, sondern auch in Oesterreich ein seltener Vogel. P. Blasius Hanf schreibt im „dritten Jahres- bericht“, pag. 319 von seiner auch für Kärnten hochwichtigen Station Mariahof: „Sehr seltener Passant; verirrte sich erst dreimal in das Beobachtungsgebiet, und zwar am 22. Juni 1854 und am 29. April und 2. Mai 1863.“ Ich beobachtete diesen Vogel in Kärnten nur einmal, und zwar am 4. Mai 1876 auf dem Teiche in Neudau bei Wolfsberg. Aus anderen Theilen Kärntens ist mir nicht bekannt geworden, dass je irgendwo ein Teichwasserläufer erbeutet worden wäre.

244. Totanus ochropus Linn. (Tringa ochropus L.) Punktirter

Wasserläufer, Wald-Strandläufer.

Zu Ende März oder Anfang April erscheint ein äusserst niedlicher Wasserläufer an unseren Flüssen, Seen und Teichen; es ist der punktirte Wasserläufer, welcher unter allen seinen Artengenossen am Zuge den Reigen eröffnet. Merkwürdiger Weise wird dieser Wasserläufer nicht allgemein beobachtet und gilt als besonders selten, obwohl er alljährlich in Unter- und Mittelkärnten am Zuge, oft sogar noch in grösserer Gesell- schaft erscheint und durch sein anmuthiges Wesen die Blicke des Beobachters fesselt. Im westlichen Theile des Landes da- gegen ist er in Wirklichkeit eine Seltenheit, wahrscheinlich weil es an geeigneten Aufenthaltsorten mangelt. Er verweilt zur Zeit des Frühjahrszuges bei günstiger Witterung oft ziemlich lange bei uns, bevor er seinen Brütegebieten zueilt. In Kärnten ist er nicht Brutvogel.

Im September erfolgt der Rückzug des punktirten Wasserläufers. Um diese Zeit kann man den niedlichen Gast nicht blos an den Gewässern allein, sondern auch auf den nassen Wiesen und Moorgründen beobachten. Bald sind es kleine Gesellschaften, die sich da munter umhertummeln, bald wieder sind es Flüge von zwanzig, dreissig und auch noch mehr Stücken. Ist die Witterung günstig, so verweilen diese Wasserläufer einige Zeit in unserem Gebiete; bei ungünstiger Witterung jedoch verlassen sie nach einem nur kurzen Auf- enthalte das Land.

245. Totanus glareola Linn. (Tringa glareola L.) Bruch- wasserläufer. Im April und Mai trifft man auf nassen Wiesen, an ver- sumpften Flussläufen, Seen und Teichen den Bruchwasserläufer an. So sehr er das feuchte Element liebt, bewegt er sich doch

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nicht ausschliesslich in demselben, sondern weiss sich auch mit grosser Gewandtheit in den nahe an Sümpfen und Seen stehenden Wäldern zu bewegen. Er ist ein äusserst vor- sichtiger Vogel, der sich nur schwer beobachten lässt. Er führt eine sehr versteckte Lebensweise und nur selten gelingt es, ein paar Blicke in sein Thun und Treiben werfen zu können. Er ist ebenso anmuthig, wie sein kleiner Vetter, munter und flink und lässt häufig sein pfeifendes „Giffgiff“ ertönen.

L. v. Hueber nennt ihn in seinem „Verzeichnisse“ Wald-Strandläufer und sagt von ihm: „An Flüssen, Seen, Sümpfen und Teichen, welche an Waldungen grenzen. Nest in grossen Sümpfen auf Binsenkufen, mit vier gelblichgrünen, braun gefleckten Eiern.“ Diese Bemerkung über das Brüten scheint diesmal seine Richtigkeit zu haben. Ich hatte zwar nie Gelegenheit, den Bruchwasserläufer selbst brütend zu beobachten, erhielt aber am 15. Juli 1885 zwei junge Vögel, welche in der Nähe des Pressegger-Sees im unteren Gailthale erlegt worden waren. Alte Vögel bemerkte ich auch ver- einzelt in den Monaten Juni, Juli und August, im letzteren Monate auch mehrmals junge Vögel. Es wäre von besonderem Interesse, wenn Kenner und Vogelfreunde dem Bruchwasser- läufer eine ganz besondere Aufmerksamkeit schenken wollten. Dadurch würde. es möglich, die Frage: ob er in Kärnten wirklich Brutvogel sei, endgiltig zu lösen und auch jene Plätze kennen zu lernen, an welchen er brütend beobachtet werden könnte. Solche Beobachtungen wären umso werthvoller, weil uns noch Manches über diesen Vogel unbekannt geblieben ist und die Acten über ihn noch lange nicht geschlossen sind.

Im September erfolgt schon wieder der Rückzug, welcher mehr vereinzelt noch den ganzen October fortdauert. Im Herbste 1889 erschienen schon am 6. September die ersten Bruchwasserläufer und hielten sich hinter dem Siedelstein bei Lavamünd, wo der Wald unmittelbar an die ruhig fliessende Lavant grenzt, gegen drei Wochen auf. Die Vögel waren gerade nicht sehr scheu, aber doch in hohem Grade vorsichtig und wussten den Fischer oder Krebsenfänger recht gut von dem Jäger zu unterscheiden. Das naturhistorische Landes- museum besitzt ein im Mai 1880 von Franz Graf Egger bei Treibach erlegtes Stück.

246. Actitis macularius Bp. (Tringa macularia L.) Gefleckter

Strandläufer.

Leopold v. Hueber sagt von diesem seltenen nord- amerikanischen Vogel, der nach Dr. Anton Fritsch zuweilen in England und Deutschland erscheint, merkwürdiger Weise

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ziemlich regelmässig an den venetianischen Küsten beobachtet

wurde und sich im Thale des Po sogar fortgepflanzt haben

soll: „Kommt nur zu Zeiten auf seiner Wanderung von oder

nach der Hudsons-Bay.“

247. Actitis hypoleucus Linn. (Tringa hypoleucus L., Tr. leu- coptera Pall.) Flussuferläufer. |

An schönen Frühlingsmorgen bemerkt man an unseren Flüssen nicht selten einen Vogel, welcher auf ziemlich weite Strecken hin wagrecht und so knapp ober dem Wasserspiegel dahinschiesst, dass man alle Augenblicke glaubt, er müsse seine Schwingen in’s Wasser schlagen. Es ist dies der Fluss- uferläufer, welcher im Monate April, bald etwas früher, bald etwas später, bei uns seinen Einzug hält. Kommt er schon im März an, so geschieht dies in kleinen Gesellschaften, während er sich bei späterem Erscheinen fast ausnahmslos schon gepaart zeigt. Er reist ausschliesslich zur Nachtzeit und überrascht uns stets des Morgens durch sein eigenartig fast trillerndes Pfeifen, welches er, auf einer Sandbank sitzend, ertönen lässt und nebenbei seinem Weibchen durch tänzelndes Umschreiten die Cour macht. Er ist ein sehr possirlicher Vogel, den man an allen Flüssen des Landes, selbst noch an srösseren Bächen, antreffen kann. Er beschränkt sich nicht blos auf die Hauptebenen des Landes, sondern steigt längs der Nebenflüsse und Bäche bis ziemlich hoch in’s Gebirge empor. Jene Wanderer, welche entferntere Brütegebiete auf- suchen, eilen nach kurzem Aufenthalte weiter. Wo die Fluss- uferläufer in grösserer Anzahl an einem Flusse brüten wollen, da setzt es durch mehrere Tage hindurch hitzige Kämpfe ab. Zum Brüteplatze beansprucht der Flussuferläufer einerseits freies Wasser, welches gegen die Landseite zu von Gebüsch oder Rohr gedeckt erscheint. Hat nun ein Paar einen solchen Platz für die Brütezeit ausersehen, so will es kein anderes Paar in seiner Nähe dulden. Das Revier eines jeden Paares wird strenge abgegrenzt und eifrig darauf gesehen, dass eine Grenzverletzung nicht stattfinde. Kommt eine solche vor, so zieht dasin seinem vermeintlichen Heimatsrechte beeinträchtigte Paar sogleich zur Vertheidigung aus und setzt sich tapfer zur Wehre.

Ist die Ruhe nach allen Seite hergestellt, so schreitet das Paar zum Nestbaue und zur Brut, wobei sich Männchen und Weibchen nach Kräften unterstützen. Das einfach kunst- lose Nestchen steht im Ufergebüsche so wohl versteckt, dass man es selbst dann schwer auffindet, wenn man von dem er- zürnten Elternpaare flatternd und schreiend umkreist wird, mithin weiss, dass man nicht weit davon entfernt sein kann. (Gegen solche Störungen ist der Flussuferläufer sehr em-

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pfindlich; gewöhnlich reicht eine einzige hin, um das Paar für immer von Nest und Gelege zu vertreiben. Die Brütedauer umfasst dreizehn bis fünfzehn Tage. Die ausgefallenen Jungen werden nach kurzer Zeit in die dichtesten Stellen im Ufer- gebüsche geführt, wo sie mit grosser Gewandtheit mausartig herumschlüpfen und nach Nahrung suchen. Nach circa vier Wochen sind sie ausgewachsen und streichen mit den Alten im Gebiete umher, wobei sie eine grosse Vorsicht an den Tag legen. Nach und nach schlagen sich die benachbarten Familien ebenfalls dazu und schliessen Gesellschaft. Da sich selbst die grösseren Gesellschaften immer möglichst verbergen, so sind sie schwer aufzufinden, wenn man nicht einen guten Vorstehhund zu Hilfe nimmt. Obwohl die Flussuferläufer keine schlechten Schwimmer sind, so suchen sie sich doch nur in der Noth durch Schwimmen zu retten. In der höchsten Noth tauchen sie auch unter, rudern zwischen dem Wasser eine Strecke weit fort und kommen vorsichtig wieder zum Vorschein. Glauben sie die Luft rein, hüpfen sie bald wieder auf den Sandhügeln und Uferrainen herum, wippend mit den Schwänzchen, ähnlich wie man es bei den Bachstelzen be- merken kann.

Im August rüsten sich die Gesellschaften schon wieder zum Herbstzuge, indem sie langsam wandernd dem Laufe der Flüsse folgen. Noch den ganzen September hindurch, in schönen Herbsten sogar bis in den October hinein, kann man ziehende Flussuferläufer beobachten. Fällt schlechtes Wetter ein mit starken Frösten, so sind plötzlich alle Wanderer ver- schwunden. Der Herbstzug geschieht ebenso, wie jener im Frühjahre zur Nachtzeit.

248. Machetes pugnax Linn. (Tringa pugnax L.) Kampf- schnepfe.

Die Kampfschnepfe, auch Kampfhahn oder Streit-Strand- läufer genannt, erscheint erst um die Mitte oder gegen Ende Mai, bald vereinzelt, bald in Gesellschaften. In den grösseren Gesellschaften wird man weitaus überwiegend nur Weibchen antreffen, während die vereinzelt ziehenden Vögel fast aus- nahmslos Männchen sind. Die Weibchen vertragen sich friedlich mitsammen, die Männchen dagegen befinden sich nahezu in beständiger Fehde, sobald nur zwei oder auch mehrere zu- sammentreffen. Sie ziehen zur Nachtzeit und suchen an den Ruheplätzen den Tag über solche Stellen auf, wo ihnen Sumpf- und Kiedgräser hinreichende Deckung bieten und zugleich reiche Ausbeute an Nahrung versprechen. Dass die Männchen nicht blos an den Brüteplätzen sich befehden, sondern auch auf der Reise einander in die Federn gerathen, so bald sie zusammenkommen, konnte ich am 20. Mai 1889

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deutlich beobachten, wo sich zwei Männchen bis zu gegen- seitiger, vollständiger Erschöpfung bekämpften. Ein solcher Kampf bietet hochinteressante Momente und ist dabei so charakteristisch, dass man daran den Vogel sicher erkennen kann. Naumann schildert die Kämpfe in so classischer, naturgetreuer Weise, dass ich es mir nicht versagen kann, seine Worte hier folgen zu lassen. Dieser ausgezeichnete Forscher schreibt: „Das zuerst angekommene Männchen schaut sich verlangend nach einem zweiten um; ist dieses angelangt und nicht gerade rauflustig, so wird ein drittes, viertes etc. abgewartet, und bald gibt es nun Streit. Es haben sich die Gegner zusammengefunden, sie treffen sich, sie fahren auf einander los, kämpfen eine kurze Zeit miteinander, bis sie erschöpft sind und jeder nimmt sein erstes Plätzchen wieder ein, um sich zu erholen, frische Kräfte zu sammeln und den Kampf von Neuem zu beginnen. Dies geht so fort, bis sie überdrüssig werden und sich vom Platze entfernen, jedoch dies gewöhnlich nur, um bald wieder zu kommen. Ihre Balgereien sind stets nur eigentliche Zweikämpfe ; nie kämpfen mehrere zugleich gegen einander; aber es fügt sich oft, wenn mehrere am Platze sind, dass zwei und drei Paare, jedes für sich, zugleich kämpfen und ihre Stechbahnen sich durch- kreuzen, welches ein so wunderliches Durcheinanderrennen und Gegeneinanderspringen gibt, dass der Zuschauer aus der Ferne glauben möchte, diese Vögel wären alle toll und vom bösen Geiste besessen. Wenn sich zwei Männchen gegenseitig auf das Korn genommen haben, fangen sie zuerst, noch auf- recht stehend, zu zittern und mit dem Kopfe zu nicken an, biegen nun die Brust tief nieder, so dass der Hinterleib höher steht als sie, zielen mit dem Schnabel nach einander, sträuben dazu die grossen Brust- und Rückenfedern, richten den Nackenkragen aufwärts und spannen den Halskragen schild- förmig aus: so rennen und springen sie auf einander los, ver- setzen sich Schnabelstösse, welche der mit Warzen bepanzerte Kopf wie ein Helm und der dichte Halskragen wie ein Schild auffangen, und dies Alles folgt so schnell auf einander und sie sind dabei so hitzig, dass sie vor Wuth zittern, wie man be- sonders in den kleinen Zwischenräumen der mehrmaligen An- läufe, die auch schnell aufeinander folgen, deutlich bemerkt und deren mehr oder weniger, je nachdem die Kampflust bei den Parteien gerade heftiger oder gemässigter ist, zu einem Gange gehören, auf welchen eine längere Pause folgt. Der Kampf schliesst fast, wie er anfängt, aber noch mit heftigerem Zittern und Kopfnicken;; letzteres ist jedoch auch von anderer Art, ein Zucken mit dem Schnabel gegen den Gegner, welches wie Luftstösse aussieht und Drohung vorzustellen scheint.

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Zuletzt schütteln beide ihr Gefieder und stellen sich wieder auf ihren Stand, wenn sie es nicht etwa überdrüssig sind und sich auf einige Zeit ganz vom Schauplatze entfernen.“

Diese Kämpfe werden zuweilen so hitzig ausgefochten, dass die Streiter Alles um sich her vergessen. Einmal beob- achtete ich einen solchen Kampf im Beisein meines Sohnes Rudolf. Der kaum sechsjährige Knabe verfolgte lange gespannt und in tiefem Schweigen den Verlauf des Kampfes. Als endlich beide Gegner in höchster Wuth gegeneinander stürmten, klatschte er vor Freude in die Händchen. Trotzdem wir so nahe waren, dass das Geräusch unbedingt zu ihnen dringen musste, trat doch keine Pause in dem Kampfe ein, bis der- selbe regelrecht zu Ende geführt war.

L. v. Hueber sagt in seinem „Verzeichniss“ von der Kampfschnepfe: „In sumpfigen Gegenden. Nest auf trockenen Rasen- oder Binsenstellen in einer kleinen Vertiefung, mit drei bis vier birnförmigen, graulich weissen Eiern, welche mit vielen grossen und kleinen schmutzig rothbraunen Flecken besetzt sind.“ Hieraus könnte man leicht schliessen, dass die Kampfschnepfe in Kärnten Brutvogel sei, was mir mehr als zweifelhaft scheint. Der Umstand, dass man oft noch in der ersten Hälfte des Monats Juni Kampfschnepfen findet, möchte auf die Vermuthung bringen, dass sie in unseren Gebieten brüten könnten. Bis jetzt aber ist noch kein einziges Paar beim Nestbaue beobachtet und auch kein Gelege bei uns auf- gefunden worden. Ebensowenig ist je einmal in der Zeit, wo die Kampfschnepfe brütet und ihre Jungen grosszieht, ein solcher Vogel im Lande bemerkt worden. Ich kann an das Brüten der Kampfschnepfe in Kärnten so lange nicht glauben, bis ich ein nachweisbar im Lande selbst aufgefundenes Gelege erhalten kann.

Gegen Ende August und im September kommen die Kampfschnepfen wieder aus ihren Brütegebieten zurück, die Weibchen mit den Jungen in kleinen oder grösseren Gesell- schaften, die rauflustigen Männchen wieder allein. An schönen Herbsttagen nehmen sie an unseren Flüssen und in den sumpfigen Gegenden wieder einen mehrtägigen Aufenthalt, nach welchem sie dann zur Nachtzeit abziehen. Treten oft plötzliche, ausgedehnte Stürme ein, so werden fast alle Kampfschnepfen gleichzeitig förmlich in’s Land hereingeworfen, werden bei solchen Gelegenheiten zahlreicher, als gewöhnlich bemerkt und fallen mit allen Zeichen höchster Ermattung an den vom Winde geschützten Stellen ein. Bei einem Sturme, die Berghöhen waren schon verschneit, fiel noch Vormittags neun Uhr ein Flug von eirea zwanzig Stücken ein. Die Vögel waren so ermattet, dass sie an einer gedeckten Uferstelle

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förmlich „niederpatschten* und ein Stück von meinem Hunde

lebendig gefangen werden konnte. Das naturhistorische Landes-

museum erhielt ein im Mai 1880 bei Treibach erlegtes Stück

von Herrn Grafen Franz Egger.

249. Tringa cinerea Linn. Isländischer Strandläufer, asch- grauer Strandläufer.

Der isländische Strandläufer gehört in ganz Oesterreich- Ungarn zu den seltensten Erscheinungen. In den Jahres- berichten des Comites für ornithologische Beobachtungs- stationen erscheint er bis jetzt (Herbst 1889) nur ein ein- ziges Mal aufgeführt, und zwar im ersten Jahresberichte (1852), wo auf pag. 176 Herr Gustav Zimmermann aus Brüx in Böhmen sagt: „Im September erhielt ich ein bei Potscherad auf versumpften Wiesen erlegtes Exemplar.“ In einer speciellen Arbeit „Ueber den Zug, das Wandern und die Lebensweise der Vögel in den Comitaten Alsö-Feher und Hunyad (Siebenbürgen)“ macht mein hochverehrter Freund, Herr Johann v. Csato über Tringa cinerea folgende Be- merkung: „Stetter gibt in seiner Abhandlung an, ein Stück erhalten zu haben, die Angabe Adam v. Buda’s in seinem Verzeichnisse hingegen, diese Art betreffend, beruht auf einer Verwechslung mit der vorigen (Muchetes pugnax).“ Diese beiden Noten zeigen zur Genüge, mit welch’ seltenem Vogel wir es zu thun haben. L. v. Hueber sagt in seinem „Ver- zeichnisse“ : „Erscheint wie der Obige (Tringa minuta) nur auf seinem Zuge.“ Es ist schade, dass er nicht angibt, wann und wo diese Seltenheit beobachtet oder erlegt worden wäre. Mir ist kein Exemplar bekannt geworden, welches in Kärnten erlegt worden wäre, ebenso wenig hatte ich selbst Gelegenheit, im Lande einen isländischen Strandläufer zu beobachten. Sollte in der Folge ein anderer Forscher so glücklich sein, diesen Vogel zu erlegen, so wäre es von hohem Werthe, wenn das betreffende Stück dem naturhistorischen Landesmuseum von Kärnten einverleibt würde.

250. Tringa alpina Linn. (Tringa cinclus L.) Alpenstrandläufer, trillender Strandläufer.

Der Alpenstrandläufer gehört in Kärnten ebenfalls zu den sehr seltenen Erscheinungen und ist bis jetzt im Lande selbst noch wenig beobachtet worden. L. v. Hueber sagt in seinem „Verzeichnisse“ von ihm: „An Seen und Flüssen, seltener an Teichen und Sümpfen. Nest an Flussufern auf der Erde unter. Weidengesträuche und Gebüsche, mit trockenem Grase ausgefüttert, in demselben vier bis fünf gelbröthlich grüne, braun gefleckte Eier.“ Es ist leicht möglich, dass in früherer Zeit vereinzelte Paare in Kärnten gebrütet haben;

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gegenwärtig ist dies aber nicht mehr der Fall. Seit Jahren ist weder ein Paar beim Brütegeschäfte beobachtet, noch überhaupt ein solcher Vogel in der Zeit, in welcher der Alpenstrandläufer brütet, bemerkt oder erlegt worden. Er gehört auch als Durchzügler entschieden zu den Seltenheiten und erscheint weder zu jeder Zugszeit, noch in jedem Jahre. Ich begegnete diesem seltenen Gaste nur einmal, und zwar am 24. Mai 1884 im oberen Gailthale. Es waren zwei Exem- plare, ein Männchen und ein Weibchen, welche ich, um meiner Sache ganz sicher zu sein, auch erlegte. Später habe ich den Alpenstrandläufer nicht wieder bemerkt.

251. Tringa alpina var. Schinzii Chr. L. Br. Schinz’s Alpen- strandläufer.

Diese Varietät müssen wir ebenfalls als eine ganz be- sondere Seltenheit betrachten, nicht blos für Kärnten, sondern für Oesterreich-Ungarn überhaupt. Die jetzt (1889) vor- handenen „Jahresberichte des Comites für ornithologische Beobachtungsstationen* enthalten hierüber nur eine Notiz, welche von P. Blasius Hanf stammt und lautet: „Seltener Passant. Am 7. April 1847 erlegt.“ Eine weitere Notiz aus neuerer Zeit enthält die „Zeitschrift für die gesammte Ornithologie“ 1885, Heft IV“, wo Herr Johann v. Csato schreibt: „Wird wohl auch im Frühjahre das Gebiet besuchen, ich fand ihn aber um die Mitte September im Maros-Sztrigy- und Szekäthale an Flüssen und um kleine Teiche einzeln und in grösserer Gesellschaft; bei Nagy-Enyed wurden einmal auf einen Schuss aus einem Fluge von dreissig Stücken zwölf Stücke erlegt. Indem ich diesen Strandläufer immer Mitte September beobachtet habe, scheint seine Abreise um diese Zeit stattzufinden.“

L. v. Hueber erwähnt diesen Vogel in seinem „Ver- zeichnisse“ nicht, hatte ihn also nie beobachtet oder aber, was auch möglich ist, auf die Varietät kein genaueres Augenmerk gerichtet. Ich traf den Vogel nur ein einziges Mal in Kärnten an, und zwar auch nur ein Exemplar auf den unter der wilden Reppwand im Gailthale gelegenen Bodenseen, drei kleine, nahe beisammen gelegene Gebirgsseen. Häufig kommt dieser Strandläufer bei uns jedenfalls nicht vor, kann aber im Falle des Vorkommens auch leicht übersehen werden, weshalb ich auf den seltenen Gast ganz besonders aufmerksam zu machen mir erlaube.

252. Tringa subarquata Güldenst. Bogenschnäbeliger Strand- läufer. Nicht ganz so selten, wie der vorige, aber doch immerhin noch selten genug besucht der bogenschnäbelige Strandläufer

a

unser Land. L. v. Hueber schreibt in seinem „Verzeichnisse“ über ihn: „An den Ufern der Flüsse, Bäche, Seen und Teiche. Nest auf Gras- und Maulwurfshügeln, mit vier bis fünf gelb- lichen, dunkelbraun gefleckten Eiern.“ Gegenwärtig dürfen wir den bogen- oder krummschnäbeligen Strandläufer in Kärnten nicht als Brutvogel, sondern nur als einen Gast betrachten, welcher bei weitem nicht in jeder Zugszeit und auch nicht in jedem Jahre bei uns seine Einkehr hält. Das einzige Exemplar, welches ich in Kärnten erbeuten konnte, erlegte ich am 25. Mai 1876 im Lavantthale.

Für weitere Beobachtungen erlaube ich mir zu bemerken, dass bezüglich dieses seltenen Strandläufers eine besondere Aufmerksamkeit zu verwenden wäre in dem Monate Mai und zu Anfang September.

253. Tringa Temminckii Leisi. Temminck’s Zwergstrandläufer.

Dieser Zwergstrandläufer ist bis jetzt vorwiegend in den südlichen Provinzen Oesterreichs beobachtet worden. Es ist dies umso eigenthümlicher, weil er doch allgemein als ein Brutvogel der Tundra gilt. Nach den Jahresberichten steht als nördlichste Beobachtung jene des P. Blasius Hanf m Mariahof da, welcher nach seinen Angaben im „dritten Jahres- berichte“ (1884) den Vogel am 16. Mai 1849 und am 15. März 1873 bemerkte. Ich selbst erlegte ein Exemplar am 16. April 1854 im oberen Gailthale. Sonst ist mir nie etwas über Temminck’s Zwergstrandläufer in Kärnten bekannt geworden. Er scheint somit, wie die früheren Arten, für unser Land zu den seltenen Irrgästen zu zählen.

254. Tringa minuta Leisl. Zwergstrandläufer.

Etwas weniger selten als die vorigen, aber doch immer- hin noch als eine Erscheinung, die man sorgfältig suchen muss, steht der Zwergstrandläufer in unserer heimischen Ornis. L. v. Hueber sagt in seinem oftgenannten „Verzeichnisse“ über ihn: „Erscheint alljährlich auf seiner Wanderung aus dem Norden auch an den Seen und Flüssen Kärntens.“ Eigen- thümlich nimmt sich zu dieser Note die Bemerkung des P. Blasius Hanf aus, welcher doch in einem in Bezug auf den Vogelzug nachbarlichen Beobachtungsgebiete über ein gsewöhnliches Menschenalter hinaus thätig ist. Dieser sagt nämlich für sein Gebiet: „Seltener Passant; am 16. Mai 1846 und am 31. Mai 1880.“ (Siehe „dritten Jahresbericht“ (1884), pag. 323.)

Aus meinen Beobachtungen über den Zwergstrandläufer geht hervor, dass er nicht zu jeder Zugszeit und auch nicht in jedem Jahre regelmässig erscheint, vielmehr oft einige Jahre ganz ausbleibt und dann wieder zwei bis drei Jahre

le

hintereinander erscheint, um hernach abermals auszubleiben. Ueber die Ursache dieser Eigenthümlichkeit liegen zur Zeit noch viel zu wenig eingehende Beobachtungen vor, als dass man an eine auf exacten Forschungen basirende Erklärung geben könnte.

255. Limicola platyrhyncha Temm. (Lim. pygmaea Koch, Tringa platyrhyncha Temm.) Kleiner Sumpfläufer.

Der kleine Sumpfläufer, auch plattschnäbeliger Strand- läufer genannt, ist ein in der österreichischen Ornis seltener Vogel, weshalb wir uns auch nicht wundern dürfen, denselben in Kärnten so selten anzutreffen. L. v. Hueber schreibt in seinem „Verzeichnisse“ hierüber: „An Flüssen, Teichen, Seen und Sümpfen. Nest an seichten Ufern unter Gesträuch, mit vier olivenfärbigen, dunkel gefleckten Eiern.“ Diese Angabe darf man nicht so auffassen, als wenn der kleine Sumpfläufer in Kärnten Brutvogel wäre. Bis jetzt kennt man ihn als Brutvogel der Tundra und weiss, dass er an sein Brütegebiet ganz andere Anforderungen stellt, als sie ihm unser Land zu bieten in Stande wäre. Es fehlt auch jeder Beleg dafür, dass er in neuerer Zeit je im Lande gebrütet hätte. Die Annahme, dass er in Kärnten Brutvogel sein könnte, wird schon durch den Umstand widerlegt, dass er am Zuge so selten unser Land berührt. Auch in der benachbarten Steiermark ist er noch nicht oft beobachtet worden. P. Blasius Hanf in Maria- hof weiss nur von einem Exemplare, welches er am 19. Mai 1876 an der Hungerlacke erlegte. Hiezu erscheint es mir ganz besonders bemerkenswerth, dass ich zwei Tage früher, also am 17. Mai 1876 ein Exemplar am Lavantflusse erlegte und ein zweites bemerkte, welches ich ungünstiger Umstände halber nicht erlegen konnte. Diese beiden Exemplare sind die einzigen, welche ich in Kärnten beobachtet habe.

256. Calidris arenaria Linn. (Tringa arenaria L., Tr. tridactyla

Pall., Charadrius calidris L.) Ufersanderling.

Von diesem Vogel sagt L. v. Hueber in seinem „Ver- zeichnisse“ : „Erscheint jährlich auf seiner Wanderung an den Ufern der Drau, auch an Teichen; nistet jedoch nur an der nördlichen Spitze von Island.“ Wenn dies nicht schon von Haus aus auf einer Verwechslung beruhte, dann muss der Ufersanderling seit einigen dreissig Jahren seine Zugsrichtung total geändert haben. Die vorliegenden fünf „Jahresberichte des Comites für ornithologische Beobachtungsstationen“ ent- halten aus ganz Oesterreich-Ungarn nur drei Beobachtungen, darunter eine aus Ungarn, eine aus Dalmatien und eine aus Kärnten. Daraus geht doch zur Genüge hervor, wie selten dieser Vogel in dem weiten Gebiete unserer Monarchie ist

256

und dass er nicht alljährlich erscheint. Wäre dies der Fall,

so wäre er fast sicher jährlich in der einen oder in der

anderen Station doch einmal beobachtet worden.

Ich erlegte diesen überaus seltenen Gast am Gailflusse am 16. September 1882, also gerade in einer Zeit, in welcher orkanartige Stürme einen grossen Theil von Europa durch- rasten. Weder früher noch später ist mir dieser Vogel je, einmal mehr zu Gesicht gekommen. Wenn ich in Erwägung ziehe, dass der Ufersanderling nur einmal und gerade zur Zeit heftiger und territorial sehr ausgedehnter Stürme beob- achtet wurde, so glaube ich ihn mit vollem Rechte als einen sehr seltenen Irrgast bezeichnen und die Bemerkung L. v. Hueber’s berichtigen zu dürfen.

257. Himantopus rufipes Bechst. (Him. candidus Bp., Charadrius himantopus L.) Grauschwänziger Stelzenläufer, Storch- schnepfe.

Im April oder Mai kann man in einzelnen Jahren diesen Stelzenläufer an Flussufern und an Teichen beobachten. Ein regelmässiger Durchzugsvogel ist er jedoch nicht, da er nicht in jedem Jahre erscheint. Bald kommt er im Frühjahre, bald nur im Herbst, in manchen Jahren auch gar nicht. Am Zuge folgt er dem Laufe der Flüsse und macht da und dort kleine Ruhestationen. Er besucht auch gerne die in der Nähe der Flüsse gelegenen Wiesen, besonders solche, welche mehr nass und moosig sind. Nach einem kurzen Aufenthalte eilt er weiter in seine Brütegebiete. |

Gegen Ende August oder zu Anfang September zieht der grauschwänzige Stelzenläufer wieder langsam nach Süden, und zwar entweder noch in Familien vereinigt oder einzeln. Die alten Vögel sind in der Regel vorsichtig und weichen misstrauisch dem Menschen aus; die jungen Vögel dagegen zeigen sich viel weniger scheu und können, wenn man sie ver- einzelt antrifft, unschwer erbeutet werden. Etwas schwieriger wird dies aber, wenn die Alten in der Nähe sind und ihr heiseres Warnungsgeschrei erschallen lassen.

Dieser Strandläufer scheint ab und zu die meisten Ge- genden Kärntens zu besuchen. Ich beobachtete denselben im Lavantthale, am Maria Saaler Moos und im oberen Gailthale. In der Nähe des Wörther- und Össiacher-Sees dürfte er jedenfalls auch anzutreffen sein, falls dorten eifrig nach ihm gesucht würde. Wird von L. v. Hueber nicht aufgeführt. Das naturhistorische Landesmuseum besitzt ein im Mai 1865 um Klagenfurt und ein bei St. Jacob im Winter 1872—1873 erlegtes Stück. 258. Recurvirostra avocetta Linn. Ävosettsäbler.

Dieser in einigen Gegenden Ungarns brütende Vogel gehört für unsere kärntische Ornis zu den grössten Selten-

HH

heiten. Er scheint sich nur höchst selten in die westlich von Ungarn gelegenen Provinzen zu verstreichen. P. Blasius Hanf erhielt im Mai 1883 ein Exemplar aus Radkersburg in Untersteiermark. Am 10. Mai 1876 hatte ich das seltene Glück, diesen Avosettsäbler in der Nähe von St. Jacob bei Wolfsberg zu erlegen. Es ist dies das einzige Exemplar, welches ich in Kärnten zu beobachten Gelegenheit hatte. Aus den übrigen Theilen des Landes habe ich nie eine Nachricht über das Auftreten dieses Säblers erhalten können.

XIV. Ordnung. Anseres. Gänseartige Vögel.

259. Bernicla torquata Bechst. (B. brenta Steph., Anser tor- quatus Frisch.) Ringelgans.

Die Ringelgans wurde von L. v. Hueber nicht in sein Verzeichniss der kärntischen Vögel aufgenommen, ist mithin früher nicht beobachtet worden, obwohl sie zu Zeiten auch unser Land besucht. Regelmässig geschieht dies allerdings nicht; ein Besuch von ihr verdient immer als eine besondere Seltenheit verzeichnet zu werden. Ich hatte nur einmal das Glück, eine Ringelgans zu erlegen, und zwar ein schönes Männchen. Es war dies am 6. Februar 1874. Dieses Exemplar hielt sich zwei Tage bei Siegelsdorf im Lavantthale auf. Die Maasse dieses Vogels sind in der vergleichenden Tabelle er- sichtlich gemacht. Im Jahre 1888 erhielt ich von meinem hochverehrten Freunde, dem Herrn Custos Canaval, die Nachricht, dass eine Ringelgans, d, am 25. Jänner am Wörther- See von einem Bauer in dem Augenblicke lebendig gefangen worden sei, als in ihrer Hilflosigkeit auf dem Eise Krähen auf sie stiessen. Eine zweite wurde zehn Tage später eben daselbst erlegt und für das naturhistorische Landesmuseum ausgestopft. Ein mehr graues Weibchen wurde am 27. De- cember 1875 in Miess erlegt und an das Museum eingesendet. Die erste wurde eine Zeit lang von Herrn Suppan in Ge- fangenschaft gehalten.

Da ich Gelegenheit hatte, vergleichende Messungen an Ringelgänsen aus verschiedenen Ländern vorzunehmen, mögen einige derselben hier folgen:

ars Kärnten ae: Grönland] Spitz- Eohak Jenisei- | Island Bay bergen | Meer [Mündung

& \elelslels|e|slels|elgle

Länge. . . 1 610 1620 600 5901584 6.0 sool630 5961580 5741600 580 Fittichlänge . - | 355 1368 360]350|350/360|346|370|3501356 3481365|357 Schwanzlänge . | 104 [110 106|10811941105|100|110|106|106 104|1081103 Schnabellänge . 38 | 39 36| 37) 35| 38] 36] 40| 36| 38| 38| 39] 35 Lauflänge . . 60 60 57] 581 57| 61) 56] 64| 58] 60| 56] 591 57

17

258

Wie ein Blick auf obige Tabelle zeigt, stimmt mein in Kärnten erlegtes Exemplar in Bezug auf seine Grössen- verhältnisse am nächsten mit jenem aus Spitzbergen überein.

260. Anser albifrons Bechst. (Anser erythropus Steph., Anas erythropus Linn.) Blässengans.

Zu den seltensten Erscheinungen in der kärntischen und auch in der österreichisch-ungarischen Ornis gehört die Blässen- sans. In dem ganzen weiten Gebiete unserer Monarchie wird sie nicht alljährlich beobachtet. In dem „Verzeichnisse“ L. v. Hueber’s erscheint sie nicht aufgeführt. Ich hatte nur ein einziges Mal das Glück, diesen höchst seltenen Gast im oberen Gailthale zu beobachten, und zwar am 17. September 1882, also zu einer Zeit, in welcher die Stürme viele seltene Vogelarten in unsere Gaue warfen. Die Blässengans ist für unser Land als einer der seltensten Irrgäste zu bezeichnen.

261. Anser cinereus Meyer. (Anas anser Gmel‘, Anser ferus

Naum.) Graugans.

Etwas weniger selten, als die Blässengans besucht die Graugans unsere Gebiete. L. v. Hueber hat sie in sein „Ver- zeichniss“ nicht aufgenommen, was mir umsomehr auffällt, da ich schon in verschiedenen Theilen des Landes Gelegenheit hatte, die Graugans am Zuge zu beobachten. Regelmässig allerdings erscheint sie nicht, aber entweder zur Frühjahrs- oder zur Herbstzeit hat man doch gewöhnlich Gelegenheit, sie zu bemerken.

Am Frühjahrszuge kommt sie Ende Februar oder zu Anfangs März an und verräth sich bald durch ihr Geschrei. Oefter zieht sie zur Nachtzeit und folgt dabei hauptsächlich dem Laufe des Drauflusses. Nur in wenigen Fällen macht sie in Kärnten einen längeren Aufenthalt, weshalb es zu den Selten- heiten gehört, dass eine Graugans erlegt wird. Ein in Kärnten erlegtes Exemplar steht im Landesmuseum in Klagenfurt, zwei weitere sind in meinem Besitze.

An den Exemplaren aus verschiedenen Ländern, welche fech zu messen Gelegenheit hatte, konnte ich für die Graugans iolgende Grössenverhältnisse ermitteln:

Kaspi-

Gross- Kärnten | Schwe- ein: Ostsee | Nord- sches [Bodensee de nien Russland] Meer

s/e|ls|lelg|e|e|le]g| tgl elg|®

Bänge. ur 964 850]985|800 970/780 980 3001800 785 900/800 950,800 Fittichlänge . . j453 420|472/420]460 415]470|4125/460 420 466,425 460 426 Schwanzlänge. . 160 150]175 150)165150]170!150)160|146]168 150]165 145 Schnabellänge . | 65 59] 70| 63 68 60| 65| 60) 63] 60] 61] 60] 64 62 Lauflänge . ... | 88; 84] 95| 90| 72) 8s| 92] 89] 90) 86] 94! 90] 92) 90

IR nn - aut.

259

Am Herbstzuge kommt die Graugans meistens erst im December wieder zu uns. Sind ihrer mehrere beisammen, so fliegen sie in dem bekannten spitzen Winkel. Bei schönem Wetter streichen sie gewöhnlich sehr hoch, bei dichtem Nebel dagegen nur in geringer Entfernung vom Erdboden, pflegen in diesem Falle auch mehr zu schreien, als dies bei heiterem Wetter der Fall ist. In sumpfigen Gegenden, auf nassen Wiesen oder auf kleinen Inselchen in den Flüssen fallen sie zur Abendzeit gerne ein, um dort ihre Nachtruhe zu halten. An solchen Schlafplätzen sind sie sehr scheu, so dass es nur mit guter Deckung möglich ist, sich auf Schussdistanz an- zupürschen. Schon in den ersten Morgenstunden brechen sie wieder auf und eilen ihrem Reiseziele zu. Tritt plötzlich recht schlechte, kalte Witterung ein, so ziehen sie wohl auch einen Theil der Nacht hindurch und lassen hoch in den Lüften ihr Geschrei erschallen.

Eines besonderen Umstandes möchte ich hierbei noch Erwähnung thun. Auf dem Zuge kommt es nämlich sowohl im Frühlinge, als im Herbste nicht gerade selten vor, dass Graugänse bei einer Schaar von Hausgänsen einfallen und längere Zeit darunter verweilen. Ein solcher Fall war vor mehreren Jahren am Kreuzberge im oberen Gailthale zu ver- zeichnen. Ein Flug von etwa zwanzig Graugänsen fiel gegen den Abend bei einer Schaar Hausgänse ein, als letztere serade eingetrieben wurden und schon ganz nahe vor dem Stalle waren. Der Bauer erschreckte sich zuerst vor dem brausenden Anfalle, fasste sich aber schnell wieder, fing an zu schreien und mit dem Hute zu schlagen, dass ein ganzer Wirrwarr entstand, Alles wild durcheinander schrie und flatterte. - Zum Schlusse hatte er nebst seinen Gänsen noch vier junge Graugänse im Stalle.. Er hütete dieselben sehr eifersüchtig und brachte sie auch glücklich durch den Winter. Sie gewöhnten sich leicht an die Gefangenschaft, wurden auch ganz zahm und vertrugen sich mit den’ zahmen Gänsen ganz gut. Im Frühjahre bemerkte der Bauer, dass unter den Fremdlingen drei Männchen und ein Weibchen sich befinden, entfernte daher drei seiner zahmen Männchen, um die anderen zur Paarung zu veranlassen, um dadurch, wie er sich aus- drückte, „eine Extra-Race“ zu erzielen. Ein Grauganser er- oberte die Gunst des wilden Weibchens gar bald, nachdem vorher vergebliche Versuche gemacht worden waren, ihm eine zahme Gattin zu octroiren, fauchend und zischend wies es stets jede Annäherung derselben zurück. Die beiden andern ‘Männchen paarten sich mit den zahmen Gänsen, suchten sich jedoch solche mit mehr grauer Färbung aus. Da sie voll- kommen frei waren, hatte das Wildpaar eines schönen Morgens

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trotz der früheren Zahmheit das Weite gesucht. Die anderen Männchen verblieben wohl bei ihren angetrauten Gespon- sinnen, machten aber sichtlich Anstrengungen, dieselben zu einer vom Hause entfernten Brütestelle zu bewegen, was indess nicht gelang.

Die Bastarde glichen nahezu vollständig den Wildgänsen, höchstens dass sie etwas mehr weisse Federn in ihrem Ge- fieder aufwiesen, waren aber kaum flugbar, als sie durch un- stätes Herumstreichen ihre Wildnatur documentirten. Sie blieben immer den ganzen Tag aus und kamen erst in der Dämmerung zum Stalle. Im folgenden Frühjahre brütete ein Paar weit entfernt vom Hofe im Freien und verwilderte gänzlich, während die beim Hofe Brütenden noch im halb- zahmen Zustande erhalten werden konnten. Dem Bauer jedoch schien es endlich im vierten Jahre gerathener, seine „neue Zucht“ aufzugeben und die Bastarde in die Küche wandern zu lassen. 262. Anser segetum Meyer. Saatgans, „Schneegans“.

Die Saatgans besucht von allen Gänsearten am häufigsten und auch am regelmässigsten unser Land. Sie ist die einzige Art, welche L. v. Hueber in seinem „Verzeichnisse“ anführt. Er sagt von ihr: „Sobald im Norden, ihrem eigentlichen Vaterlande, der erste anhaltende Schnee fällt, erscheint sie in grossen Zügen auf Saatfeldern und Mooren und kehrt mit dem Frühlinge wieder dahin zurück.“ Im Frühjahre bemerkt man die Saatgans schon Ende Februar oder in der ersten Hälfte des Monats März. In der zweiten Februarwoche 1888 erhielt das naturhistorische Landesmuseum von der Klagenfurter Jagd- gesellschaft eine in einer Lache bei Krumpendorf erlegte Saatgans. Das Haupteinfallsthor in Kärnten ist die Thalenge bei Unterdrauburg, von wo sie dem Laufe der Drau folgt und sich nach und nach in die einmündenden Nebenflüsse vertheilt. Auf diese Weise gelangt sie so ziemlich in alle breiteren Thäler des Landes, nimmt aber selten an einer Stelle einen längeren Aufenthalt, es sei denn, dass widrige Winde oder plötzlich eingetretene Schneefälle eine Winterreise nicht rathsam erscheinen lassen. In solchen Fällen sitzen sie selbst noch bei einer Kälte von acht bis zehn Grad Reaumur resignirt auf einer Eisplatte, mit sichtlicher Sehnsucht den ersten Sonnenstrahl erwartend. Auch bei den Schaaren der Hausgänse fallen sie hie und da ein, ziehen mit ihnen auf die Weide und verweilen den ganzen Tag bei ihnen, wenn sie nicht durch Menschen gestört und vertrieben werden. Zwischen den zahmen Gänserichen und den Wildgansern entstehen in solchen Fällen gerne Zwistigkeiten und ernstliche Zausereien, bei welchen der zahme Gänserich oft unterliegen muss.

2%

Die Saatgans zieht entweder familienweise oder auch in grösseren Flügen, bei hellen Tagen hoch in der Luft in der bekannten Keilform, bei nebligem Wetter aber näher dem Erdboden. Obwohl sie vorwiegend am Tage zieht, kommt es doch auch vor, dass sie die Nacht zur Reise benützt. So be- obachtete ich am 1. März 18389 in Lavamünd, dass zwischen Abends acht Uhr und Nachts ein Uhr sechs Gesellschaften längs der Drau aufwärts zogen, alle kaum drei Meter über dem Wasserspiegel des Flusses. Von Zeit zu Zeit liessen sie unisono ihr hässliches Geschrei erschallen. Eine Gans stiess an das Drahtseil der Drauüberfuhr, patschte in’s Wasser, er- holte sich aber wieder und zog den andern nach, welche den kleinen Unfall bemerkt und sich schreiend hoch in die Luft erhoben hatten.

Im Herbste zieht die Saatgans insoweit sehr unregel- mässig, dass sie in einzelnen Jahren sich schon Ende Sep- tember bemerkbar macht, aber auch noch im October und No- vember zu beobachten ist. Den Herbstzug scheint sie sich sanz nach der in den Nordländern herrschenden Witterung einzurichten. Dem entsprechend richtet sie auch den vorüber- gehenden Aufenthalt in unserem Lande ein, reist bald ohne Aufenthalt ab, bald verweilt sie wieder längere Zeit in unseren Gauen. Am Herbstzuge, wo die passirenden Flüge öfter be- schossen werden, zeigen sich die Saatgänse noch scheuer, als im Frühjahre.

Eingehendere Monographien über die vorstehenden Gänse- arten bearbeitete ich für die „Eneyklopädie der gesammten Forst- und Jagdwissenschaften“.

263. Cygnus musicus Bechst. Singschwan.

L. v. Hueber bezeichnet diesen Schwan als schwarz- schnäbeligen Schwan oder Singschwan (Cygnus melanorhynhus Meyer) und sagt von demselben: „Erscheint zuweilen auf seinem Zuge im Winter oder Frühjahre auf den Flüssen, Seen und grossen Teichen. Liebt vorzüglich stehende Gewässer, die viel warme Quellen haben.“ Obwohl der Singschwan in dem südlicher gelegenen Nachbarlande Krain schon zu wiederholten Malen beobachtet worden ist, scheint er sich doch nur sehr selten über die Karawanken herüber zu verirren. Es gehört zu den allergrössten Seltenheiten, einen Singschwan in Kärnten aufzufinden. Bis jetzt habe ich mich vergebens bemüht, einen im Lande selbst erlegten Singschwan für meine Balgsammlung zu acquiriren.

264. Tadorna cornuta Gm. (Tad. vulpanser Flem.) Brandente. Die Brandente hat L. v. Hueber in seinem „Verzeich- nisse“ nicht aufgeführt, sie mithin im Lande nie beobachtet.

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Sie gehört nicht blos für Kärnten, sondern für ganz Oesterreich zu den bemerkenswerthen Seltenheiten.

Speciell in Oesterreich ist die Brandente in einzelnen Theilen wohl als ständiger Durchzügler, in den meisten Gauen aber nur als ein seltener Irrgast zu bezeichnen. Nach Professor G. Kolombatovie trifft man sie bei Spalato in Dalmatien von October bis Anfangs April, aber überaus selten. In den Save-Niederungen beobachtete ich einmal fünf Stück durch mehrere Tage; ebenso fand ich sie in den ausgedehnten Sümpfen an der unteren Theiss in Ungarn zweimal. Nach Dr. Eg. Schreiber erscheint sie bei Görz zuweilen in den Lagunen. Joh. v. Csato, Vicegespan in Nagy-Enyed in Siebenbürgen, glaubt, dass die Brandente alljährlich, jedoch selten dort vorkomme. In der Sammlung des Alexius v. Buda sah er ein ausgewachsenes Exemplar, das im Jahre 1848 im Sztrigyflusse erlest wurde. Später wurde die Brandente noch einige Male beobachtet, aber nicht erlegt (Zeitschrift für die sesammte Ornithologie, II. Jahrgang 1885). Nach dem ersten Jahresberichte des Comites für ornithologische Beobachtungs- Stationen 1883 wurde vor einigen Jahren auch im Oberinnthal in Tirol eine Brandente erlest. Ein weiteres Exemplar erlegte ich am Bodensee aus einem Fluge von circa fünfzehn Stück. Das letzte Exemplar kam mir im Lavantthal in Kärnten in die Hände. Es war aus einer Gesellschaft verschiedener Zugenten herausgeschossen, dann aber erst nach vier Tagen in einem schlechten Zustande aufgefunden worden. Bei diesem, sowie bei dem Exemplare aus dem Oberinnthal hatte man es offenbar nur mit verschlagenen Irrgästen zu thun, während das Er- scheinen auf dem Bodensee nicht so sehr vereinzelt dasteht. Sie dürfte in unseren Gegenden jedenfalls öfter ziehen, aber die unauffällige Art ihres Zuges, sowie die meist nächtlichen Wanderungen lassen den schönen Vogel meist übersehen.

Die Messungen an den Brandenten verschiedener Länder ergaben mir folgende Zahlen:

Kärnten Schweden Sylt am Bo-

CE EIER SER: ER nie}

Totallänge ..... 624 | 605 | 542 | 640 | 570 | 635 | 628 ı Eittichlänge ... .... 876 | 340 | 325 | 380 | 370 | 378 | 374 ‚.Schwanzlänge ....[ 110. |’ 110 | 107 #.7120: | 110]. 1352227112

| Länge des Schnabels 40 38 38 42 40 41 4 | Länge des Laufes . 46 46 44 48 48 46 46

Se N

Es wäre wünschenswerth, dass der Brandente eine ganz besondere Aufmerksamkeit geschenkt würde. 265. Spatula clypeata Boie. Löffelente.

Die Löffelente gehört zwar zu den mehr seltenen, aber doch ziemlich regelmässigen Durchzüglern. Sie erscheint ge- wöhnlich in der zweiten Hälfte des Monats März und macht an unseren Flüssen und Seen gerne kurze Ruhepausen. L. von Hueber sagt in seinem „Verzeichnisse“ von ihr: „Lebt an Seen, Flüssen, Teichen und Sümpfen. Nest aus Schilf und Grashalmen gebaut und mit Federn ausgefüttert, auf Schilf- kufen, Grashügeln und unter Gebüsch, mit sieben bis vierzehn gelblichgrünen Eiern.“ Nach dieser Notiz möchte man an- nehmen, L. v. Hueber habe die Löffelente für einen kärn- tischen Brutvogel angesehen. Die Möglichkeit hiefür wäre zwar nicht ausgeschlossen, aber die neuesten Beobachtungen sprechen dagegen. Bis jetzt hat man nur bemerkt, dass die Löffelente spärlich am Zuge erscheint, sich einen oder zwei Tage in geeigneten Oertlichkeiten aufhält und dann, ohne viel Aufsehen zu erregen, weiter zieht. Ein Gelege ist im Lande selbst nicht aufgefunden, auch kein Paar während der ge- wöhnlichen Brütezeit beobachtet worden. Nach meinen Er- fahrungen und den über meine Erkundigungen mir zugegangenen Nachrichten möchte ich sie nicht unter die kärntischen Brut- vögel zählen.

Nach den Messungen an Löffelenten aus verschiedenen Ländern konnte ich aielsande (srössenverhältnisse ermitteln:

Kärnten | Nord- Japan | Holland | Ostsee Rumä- Ungarn Amerika nien

slels|lelslels|e slelg|elgie

| Dans... 490/460]516'480[520.490]490 450 500. 465 530, 480]520 480 Fittichlänge. . . [250/240]260 225[268 2301250 2201256 230|280 235[270 236 Schwanzlänge . | 50) 78| 84| 80| 80| 75] 80, 76 78 751 85| 80| 82) 80 Schnabellänge . | 64 65] 65 62] 65, 64| 64, 64 65 64] 66| 64] 64| 64 Lauflänge....... | 37| 35| 39| 35] 40) 36 37, | 36 36] 38| 36] 38! 35

|

Am Herbstzuge ist die Löffelente seltener, als im Früh- jahre. Die bei uns vorkommenden Exemplare sind meist ver- einzelt, was den Gedanken nahe legt, dass diese Wanderer von ihrer eigentlichen Zugsrichtung abeekommen seien, was ja auch aus verschiedenen Gründen bei anderen Vogelarten vorzukommen pflegt. Eine eigentliche Zugsstrasse für die Löffelente scheint durch Kärnten nicht zu führen. Wo diese gelegen ist, das müssen erst weitere Forschungen klarlegen. In recht rauhen Herbsten kommen die Löffelenten schon im

Se),

September aus ihren Brütegebieten zurück; bei normaler Witterung jedoch reisen die wenigen vorkommenden Exemplare erst im October oder im November und machen in unseren Gebieten nur kurze oder gar keine Ruhepausen. Ihr Zug folgt dem Laufe unserer Flüsse. Hie und da schlagen sie sich zu anderen Entenarten und machen die Reise mit ihnen.

266. Anas boschas Linn. Stockente, „Wildantn“.

Die Stockente ist bei uns die bekannteste und zugleich auch beliebteste Entenart. Sie kommt in allen Theilen des Landes vor, wo sie nur einen ihr halbwegs zusagenden Auf- enthaltsort findet. Die ruhigen Seitenlauen der Flüsse, Seen, Teiche und Sümpfe mit freien Wasserspiegeln bilden ihren Lieblingsaufenthalt, weil sie hier die erwünschte Abwechslung in ihrer Aesung finden kann. Allgemein beliebt ist die Stock- ente nicht etwa ihres schönen Gefieders halber, so was hat in unserer materiellen Zeit keinen allgemeinen Anwerth mehr, sondern wegen dem ausserordentlich schmackhaften Wildpret, welches sie für unseren Tisch liefert. Dieses ist so gesucht, dass oft schon junge Enten abgeschossen werden, bevor sie für den Tisch ordentlich reif sind. Die gesetzliche Schusszeit für Kärnten beginnt am 1. Juli und endet mit dem Monate Februar.

Der Frühjahrszug der Stockente beginnt in den meisten Jahren schon Ende Februar und dauert nahezu den ganzen März hindurch. Die Enten kommen in grösseren oder kleineren Flügen angezogen und suchen sich bald heimisch zu machen. Diejenigen, welche nicht in unseren Gebieten zu brüten be- absichtigen, eilen nach kurzem Aufenthalte weiter. Die bei uns verbleibenden Enten beginnen bald nach ihrer Ankunft zu „reihen“, wie der Jäger die Paarung der Stockente be- zeichnet. Man bemerkt sie um diese Zeit häufig hoch in der Luft herumfliegen und einander nachjagen. Kurz und doch sehr be- zeichnend beschreibt dies Raoul Ritter vv. Dombrowski mit folgenden Worten: „Nach vielfachen Kreuz- und Quer- flügen, wobei ein Entvogel (Männchen) den andern an Schnellig- keit zu übertreffen sucht, indem sie der voranstreichenden Ente in gerader Richtung folgen, fällt diese endlich, ge- wöhnlich auf einem kleineren, von Gebüsch oder hohem Schilf und Rohr geschützten Gewässer ein, wo sich dann ein heftiger Kampf zwischen den Nebenbuhlern entwickelt, bis endlich einer als Sieger am Platze bleibt. Dieser umkreist dann, lebhaft mit dem Kopfe nickend, einige Zeit hindurch die be- sehrte Schöne, nähert sich ihr, schlägt zeitweilig mit den Flügeln und hackt ihr nach Kopf und Brust, bis sie sich ihm ergibt. Von diesem Augenblicke an, bis zur Zeit des Eier- legens trennt sich das Pärchen nicht mehr, und der Entvogel

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265°

weist jede Annäherung eines der Besiegten entschieden zurück. Nie sieht man nach der Paarzeit einen der beiden Theile getrennt vom andern; in der Regel ist beim Streichen der Entvogel der Ente voraus, ebenso erhebt er sich fast immer früher, als letztere.“

Zu Anfang April beginnt die Stockente mit dem Baue ihres kunstlosen Nestes, welches sie in Schilf und Rohr oder in den etwa nahen Getreideäckern zu verstecken sucht. Mit- unter legt sie dasselbe aber auch auf dicken Kopfweiden an, oder fliegt gar in den Wald, wo sie alte Krähennester adaptirt und etwas ausbessert. Die Erbrütung des Geleges nimmt 22 bis 25 Tage in Anspruch. Befindet sich das Nest auf einem Baume, so werden die Jungen entweder im Schnabel oder zwischen den Latschen (Füssen) zum Wasser getragen. Die possirlichen Dingerchen werden von der Ente mit ausser- ordentlicher Sorgfalt geführt und bei eintretenden Gefahren muthvoll vertheidigt.

Den Entvogel bemerkt man um diese Zeit nicht mehr bei der Familie, bekommt überhaupt keinen derselben zu Gesicht weder fliegend in der Luft, noch schwimmend oder grundelnd auf dem Wasser. Es ist, als wären plötzlich alle Entvögel aus einem Gebiete verschwunden. Vielfach ist factisch noch der Glaube verbreitet, dass die Entvögel für einige Zeit hindurch wieder auswandern. Der wahre Grund für dieses plötzliche Verschwinden liegt indess in der Mauser, welche beim Erpel eintritt und ihm nicht nur sein schönes Hochzeits- kleid kostet, sondern ihm auch seine Schwungfedern raubt. Der Entvogel ist nun nicht mehr im Stande, sich in die Luft zu erheben, kennt aber die vielen ihm drohenden Gefahren und sucht sich denselben dadurch zu entziehen, dass er die unzugänglichsten Schilf- und Rohrdickungen aufsucht und sich in denselben so lange versteckt hält, bis er mit den neu- gewachsenen Schwungfedern auch wieder die Flugkraft er- langt hat. Seine Färbung ist nun nicht mehr so auffallend, und das Gefieder ähnelt jenem der Ente. Ein Entvogel im Herbstkleide gleicht so sehr der Ente, dass beide Geschlechter oft verwechselt werden, was freilich dem Kenner nicht be- gegnen wird, da es noch immer hinreichende Merkmale gibt, welche eine Unterscheidung mit Sicherheit möglich machen.

An den Brüteplätzen ist die Stockente gegen Störungen empfindlich, wird nicht selten auch von dem unverträglichen Blässhuhn vertrieben. Durch die in neuerer Zeit vorgenommenen Flussregulirungen ist die Stockente aus mancher Flussstrecke gänzlich vertrieben worden und es ist keine Aussicht vor- handen, dass sie wieder dahin zurückkehrt, weil ihr die seraden Laufstrecken nicht zusagen.

266

Im October und November macht sich die Wanderung der Stockenten bemerkbar. Die Familien eines Gebietes thun sich zu Flügen zusammen oder vereinigen sich auch mit solchen Zuzüglern, welche aus den nördlicheren Gegenden am Zuge eintreffen. Oft bleiben Enten auch vereinzelt noch längere Zeit in ihrem gewohnten Gebiete. So beobachtete ich im Jahre 1883 eine Ente mit ganz weissem Kopfe und Halse den ganzen Herbst hindurch. Sie war im Spätherbste allein zurückgeblieben, und ich bemerkte sie zum letzten Male am 26. December. Ob sie dann noch abreiste, oder ob sie sonst ihr Schicksal erreichte, konnte ich nicht feststellen. Uebrigens trifft man bei offenen Gewässern die Stockenten vereinzelt den ganzen Winter hindurch an. Präparator A. Zifferer erwähnt, dass im December 1886 öfter Stockenten am Wörther- See erlegt worden seien, nämlich am 14., 16. und 20. Diese wären vielleicht überwintert, wenn sie nicht erlegt oder gestört worden wären. Jedenfalls hätten sie ihren Aufenthalt so lange ausgedehnt, bis der See zugefroren wäre. Solche verspätete Stockenten stammen indess wahrscheinlich nicht von den im Lande ausgekommenen Bruten, sondern könnten eher solche sein, welche verspätet aus nördlicheren Gebieten hier eintrafen. In gelinden Wintern schlagen sich die zurück- gebliebenen Stockenten recht gut durch, gehen aber elend zu Grunde, wenn ein sehr strenger Winter seine Macht geltend macht. Ich traf schon um Mitte Jänner Stockenten, welche rein verhungert waren. Es wird den armen Vögeln durchaus un- möglich, in den total verschneiten und vereisten Gebieten ihre nothwendigste Aesung zu finden, und wahrscheinlich mangelt ihnen dann schliesslich die Kraft, einen weiteren Flug zu unternehmen. Wenigstens trifft man in solchen Zeiten Enten, welche sich nicht mehr hoch in die Luft zu erheben vermögen und die höchstens noch zwanzig bis dreissig Schritte mühsam fortflattern, wenn sie aufgegangen werden.

267. Anas acuta Linn. Spiessente, „Schwalbenente“.

In der zweiten Hälfte März oder zu Anfang April kann man auf Seen, Teichen und Flüssen die Spiessente beobachten. Sie kommt entweder in kleinen Gesellschaften oder auch schon gepaart bei uns an. Häufig zieht sie auch gemischt mit anderen Entenarten. Ihr Aufenthalt in unseren Gauen ist meist nur ein kurzer. Höchstens dass sich Paare durch besonders reiche und zusagende Aesung zu einem Aufenthalte von einigen Tagen verleiten lassen. Da sie sich durch ihr Geschrei, das ähnlich wie „Kräck“ lautet, verrathen, kann man ihren Aufenthalt ausfindig machen. Sie besucht am Zuge hauptsächlich Unter- und Mittelkärnten. Im Lavantthale sind schon wiederholt Spiessenten erlegt worden. Anfang April 1889 wurde ein

rat

Pärchen, d und ?, am Maria Saaler Moos von Herım Josef Ohrfandl erlegt und dem naturhistorischen Landesmuseum gespendet.

Der Rückzug der Spiessente erfolgt gegen Ende October und im November, und zwar in kleineren Gesellschaften oder gemischt mit anderen Entenarten. Da sie sich überall sozusagen einzubetteln weiss, ist sie nie in Verlegenheit wegen einer Reisegesellschaft und findet eine solche überall, wo sie hin- kommt. Am Herbstzuge ist diese Ente meist spärlicher als im Frühjahre anzutreffen.

268. Anas strepera Linn. Schnatterente.

Die Schnatterente erscheint gewöhnlich erst im April. Ausnahmsweise erlegte ich ein Weibchen im Jahre 1887 schon am 5. März. Dies ist überhaupt die früheste Beobachtung, welche ich in Kärnten zu machen Gelegenheit hatte. Sie kommt selten in grösseren Gesellschaften an, vielmehr ent- weder schon gepaart oder vereinzelt in Gesellschaft anderer Entenarten. Für unser Land gehört sie nicht zu den gewöhn- lichen regelmässigen Erscheinungen, da sie in manchen Früh- jahren nicht beobachtet werden kann, besonders in solchen, in denen häufig Westwinde herrschen.

Etwas weniger selten, als im Frühjahre begegnet man ihr am Rückzuge, welcher in den October und November fällt. Zahlreich indess kommt sie auch in dieser Zeit nicht vor. Auch im Herbste schliessen sich vereinzelte Schnatterenten anderen verwandten Gesellschaften an.

269. Anas querquedula Linn. Knäckente, „Regerl“.

Die Knäckente ist in Kärnten keine Seltenheit, vielmehr in allen Theilen des Landes anzutreffen, wo ihr Seen, Flüsse, Teiche oder Sümpfe einen geeigneten Aufenthalt bieten. Sie erscheint zwischen Mitte und Ende März in kleineren oder srösseren Gesellschaften und verräth ihre Anwesenheit sehr bald durch ihr gedehntes „Knääk“, das sie öfter erschallen lässt. Bei dieser Ente kann man häufig die Bemerkung machen, dass die Geschlechter getrennt ziehen. Man findet kleine Flüge, welche ausschliesslich aus Entvögeln und wieder solche, welche ausschliesslich aus Enten bestehen. Viele Knäckenten ziehen nach einem kurzen Aufenthalte weiter, während sich andere hier niederlassen und bald nach der Ankunft zur Paarung schreiten, wobei sie sich in allerlei verliebten Spielereien gefallen. Das Nest lest die Ente in Sümpfen oder in versumpften Wiesen an und verbirgt dasselbe in Binsen oder zwischen dem Schilf, seltener in Weidendickungen.

Wo die Knäckente keinen Verfolgungen ausgesetzt ist, da zeigt sie auch wenig Scheu vor dem Menschen, lässt den-

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selben vielmehr nahe hinzu, ohne sich in ihrem Schwimmen und dem charakteristischen Kopfnicken stören zu lassen. Hat sie indess Verfolgungen oder Beunruhigungen erfahren, so wird sie bald sehr vorsichtig und scheu. In Sümpfen, in welchen die ziehenden Knäckenten im Frühjahre öfter beschossen werden, da wird man vergeblich ein brütendes Paar suchen. Bei uns wird sie gleich der Stockente im Frühjahre von den Jägern geschont und erst dann gejagt, wenn die Jungen schon flugbar geworden sind. Auch dann ist die Verfolgung keine besonders hitzige, weil das etwas thranig schmeckende Wild- pret nicht sehr gesucht wird.

Die Grössenverhältnisse der Knäckente, wie ich sie an Exemplaren aus verschiedenen Ländern ermitteln konnte, sind aus folgender Zusammenstellung ersichtlich:

Kärnten | Arabien | Sibirien PET Italien | Boden-

see

FL FIFILIF IL II FIT I2LITTL Länge: v2 ua ® 360,345 390 340 375 320 400.360 385,920 390 840 Fittichlänge ...... 190|185]210/200[200 192[215/200]198|160/208|200 Schwanzlänge ..... 80 78] 80| 76| 78| 76] 80) 77] 72| 72] 82| 75 Schnabellänge ..... 43) 43] 44) 40| 42| 40] 43| 42] 40) 40| 431 41 Iauflangen)2t.. „en. 32, 31] 33) 30 ni 31| 32] 32] 30) 301 32] 30

Wenn im Juli die jungen Knäckenten flugbar geworden sind, verweilen sie noch längere Zeit in Gesellschaft der Alten und fliegen mitsammen in ihrem Brütegebiete herum, sich bald da, bald dort zu einem kurzen Aufenthalte nieder- lassend. Gegen Ende August oder zu Anfang September schlagen sich die Familien gerne zu kleinen Flügen zusammen. Bald bemerkt man auch, dass sie mehr als früher herum- fliegen, als wollten sie sich durch tägliche Flugübungen für die bevorstehende Reise vorbereiten und ihre Schwingen zum ausdauernden Fluge stärken. Gegen Ende September treffen in manchen Jahren auch schon Zuzügler aus anderen Brüte- gebieten ein und nehmen zumeist in den Localitäten, wo sie Ihresgleichen vorfinden, einen vorübergehenden Aufenthalt. Der Herbstzug fällt gewöhnlich in die Mitte October. Um diese Zeit kommt es nicht selten vor, dass sich die an- kommenden Flüge mit den einheimischen Gesellschaften ver- einen, schliesslich zu ganz ansehnlichen Schwärmen anwachsen und dann abziehen. Bis in die Mitte November hinein kann man in den meisten Jahren noch Nachzügler beobachten.

270. Anas crecca Linn. Krickente, „Krickerl“, „Griesanterl“, „Regerl“.

269

Wie die vorige, so ist auch die Krickente ein allgemein bekannter Durchzügler. Sie erscheint am Zuge zu Anfang oder um die Mitte des Monats März und nimmt einen längeren Aufenthalt an Flüssen, Seen, Teichen und solchen Sümpfen, in welchen grössere Blänken mit Schilf- und Rohrdickungen abwechseln. Die Ankunft erfolgt entweder in reinen Flügen oder unter anderen Zugenten vermischt. Sie verweilen ge- wöhnlich bis Ende April oder auch Anfang Mai in unseren Gebieten, paaren sich und verschwinden dann in Paaren, um den eigentlichen Brütegebieten zuzueilen. Der lange Auf- enthalt im Frühlinge, sowie das Kommen und Wieder- verschwinden in ungleicher Zeit drängte mir längere Zeit die Vermuthung auf, dass die Krickente in Kärnten regelmässiger Brutvogel sei. Ein einziges Mal gelang es mir auch, ein Geheck junger Krickenten zu finden; dies war aber auch der einzige Fall, den ich beobachten konnte. Den Jägern, bei welchen ich wegen dieser Ente fleissig Umfrage hielt, war von dem Brüten in unseren Gegenden nichts bekannt. Auch L. v. Hueber sagt in seinem „Verzeichnisse“: „Kommt nur auf ihrem Zuge vom März bis in den Mai in grossen und kleinen Gesellschaften auf alle Flüsse, Seen, Teiche, Pfützen und Moräste.“ Meine Beobachtung über das Brüten dieser Ente im Lande selbst scheint nur ein Ausnahmsfall gewesen zu sein. Von Interesse wäre es, wenn allgemein der Krickente mehr Aufmerksamkeit geschenkt und die diesbezüglichen Be- obachtungen bekannt gemacht würden. Auf Grund eines mehr- jährigen Beobachtungsmaterials könnte dann die Frage, ob die Kriekente in Kärnten als Brutvogel anzusehen sei oder nicht, einer endgiltigen Lösung zugeführt werden.

Ueber die Grössenverhältnisse der Krickente konnte ich an Exemplaren aus verschiedenen Ländern die in folgender Tabelle verzeichneten Zahlen ermitteln:

Kärnten | Sibirien | China De Spanien | Ungarn

slelgs|elg|elg|e|g\ie|g!? N 314/2901325.3051334 3101320 3001316 290/300 294 Fittichlänge DENE NN 180|170|190|1741200| 1851194! 1701182|156]176/170 Schwanzlänge HE 70| 681 75| 70) 76| 72] 74 72] 74 70] 721 70 Schnabellänge ..... 36| 341 38| 36] 39) 361 36| 36] 36| 36] 35| 35 Eaptlänse- 2... 30: 301 30| 30] 31| 30] 30| 29] 30| 40] 30| 29

Der Herbstzug der Kriekente dauert gewöhnlich den sanzen October hindurch. Die früh ankommenden Wanderer machen, ähnlich wie im Frühjahre, gerne einen längeren Auf-

ne

enthalt. Im November kann man in den meisten Jahren noch vereinzelte Nachzügler bemerken. Auch am Herbstzuge findet man nicht selten vereinzelte Krickenten in Gesellschaft anderer verwandter Arten. Auf der Reise folgen die Krickenten ziemlich regelmässig dem Laufe unserer Flüsse, fliegen bei schönem Wetter gerne hoch, bei Nebel oder Regen mehr niedrig. Ein Exemplar erhielt ich, welches sich durch Anschlagen an einen Telegraphendraht beide Flügelknochen gebrochen hatte.

271. Anas sponsa Linn. (Aix sponsa Boie.) Brautente, Karolinen- ente.

Diese prachtvolle Ente, wohl die schönste aller Enten- arten, gehört eigentlich nicht unserer Ornis an. Ihre Heimat ist Amerika, wo sie häufig gefangen wird, um in andere Erd- theile versendet zu werden. Wegen ihrer Schönheit wird sie nicht blos in zoologischen Gärten gepflegt, sondern auch von Liebhabern in kleinen Gartenteichen als Ziervogel ge- halten.

In den bis jetzt (1889) erschienenen Jahresberichten des Comites für ornithologische Beobachtungsstationen befindet sich über das Auftreten der Brautente eine einzige Notiz. Dieselbe ist im „ersten Jahresberichte (1882), Seite 184“ ent- halten und stammt von Herrn Baron Washington aus Pöls in Steiermark. Der genannte, sehr eifrige Beobachter schreibt: „Vor etwa drei bis vier Jahren wurde ein Weibchen im Reviere Dobl erlegt und steht augenblicklich im Museum der Oberrealschule zu Graz. Ein anderes (3) Exemplar soll vor vielen Jahren an der Kainach aus einem Schwarm Anas querquedula Linn. geschossen worden sein. Ich konnte nicht eruiren, wohin dies Stück kam. Ob diese Exemplare als Flüchtlinge einem zoologischen Garten entronnen, oder ob sie wirkliche Amerikaner waren, lässt sich nicht bestimmen.“

L. v. Hueber nennt in seinem „Verzeichnisse“ die Braut- ente nicht unter den kärntischen Vögeln.

Am 18. September 1874 pürschte ich der Lavant entlang, um nach eventuellen Zugvögeln zu fahnden. Plötzlich bemerkte ich in einer ruhigen Bucht fünf Krickenten (Anas crecca Linn.) und darunter eine prächtige, mir noch unbekannte Ente. Ich beobachtete den illustren Gast von meinem Verstecke aus, bis ich einen sicheren Schuss abgeben konnte. Es war ein schönes Männchen der Brautente. Das Gefieder war prachtvoll, wie bei einem in vollständiger Freiheit erwachsenen Exemplare ent- wickelt. Dass ein wirklicher Amerikaner sich um diese Zeit nach Kärnten verflogen haben könne, ist kaum anzunehmen. Viel näher liegt die Vermuthung, dass es ein Flüchtling aus einem zoologischen Garten gewesen sei, der sich auf seiner

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Irrfahrt zu den Krickenten gesellte, um sich mit ihnen der goldenen Freiheit zu erfreuen.

272. Anas Penelope Linn. Pfeifente.

L. v. Hueber gibt in seinem „Verzeichnisse“ über die Pfeifente folgende Notiz: „Kommt jährlich im Herbste aus dem Norden und gewöhnlich in grosser Zahl an die grösseren Flüsse, Seen und Teiche.“ Diesem Wortlaute zufolge möchte man annehmen, dass die Pfeifente ausschliesslich nur im Herbste bei uns erscheine, was entschieden unrichtig ist, denn sie passiert unser Land auch im Frühlinge, freilich weniger häufig und auch in kleineren Gesellschaften, als im Herbste. Ihre Ankunft erfolgt gegen Ende März, gewöhnlich jedoch erst im April, meist nur wenige Exemplare beisammen, welche nach kurzem Aufenthalte wieder weiterreisen. So wurde eine Pfeifente Mitte April 1889 bei Greifenburg erlegt, A. Zifferer. Hie und da kann man die Wanderer auch schon gepaart be- obachten. Nach Oberkärnten verfliegt sich die Pfeifente selten, berührt hauptsächlich nur Mittel- und Unterkärnten auf ihrem Zuge. Zuerst folgt sie dem Laufe der Drau, um dann später eine nördlichere Zugsrichtung einzuschlagen.

An den Exemplaren verschiedener Länder, die ich zu messen Gelegenheit hatte, notirte ich folgende Zahlen:

‘ord Kaspi- | Kärnten | ‚Nord- | Island | sches | Sibirien | Türkei | Ungarn Amerika Meer

slelsLelsielslelsielsielsıe

amear ra... 528 5001550)512/536 500[528 480/554 ,507[530 482]540 500 Fittichlänge. . . |304.290/310|300|306| 290300 ,282[315 2961308/286,310.300 Schwanzlänge. . [100) 94|104100)100| 96|100.100]108) 97101) 98|100,100| Schnabellänge . | 36) 37| 35) 30] 34! 31| 33) 32] 34) 32| 38| 33| 37) 34

Lauflänge. ... | 38 38[ 40) 38] 39| 37| 39) 38] 41) 37| 40] 38] 39) 37

Am Herbstzuge erscheint die Pfeifente in einzelnen Jahren schon in der zweiten Hälfte September, gewöhnlich aber erst im October und November. Ist ein schöner Herbst mit warmen Tagen, so machen die Wanderer gerne noch einen längeren Aufenthalt in unseren Gegenden. Sie beschränken sich nicht ausschliesslich auf die unmittelbare Nähe der Gewässer, sondern fallen auch gerne tiefer im Lande auf noch grünen Rasen- plätzen und namentlich auf den Wintersaaten ein, wo sie ganz nach Art der Wildgänse das Gras oder die zarten Saaten abäsen, weshalb sie auch häufig für Wildgänse angesehen werden. Am Herbstzuge sind sie meist viel scheuer und vor- sichtiger, als im Frühjahre, wahrscheinlich deshalb, weil sie zur Zeit der allgemeinen Jagden mehr Verfolgungen und

202

Beunruhigungen zu erleiden haben, als dies im Frühjahre der Fall zu sein pflegt.

Da die Pfeifente häufig zur Nachtzeit zieht, gelangt sie auch in die Nähe grösserer, beleuchteter Städte und wird von dem Lichtscheine geblendet und erschreckt. Ein grosser Flug Pfeifenten macht bei dieser Gelegenheit gewöhnlich einen Höllenlärm. Einzelne Exemplare stossen im Fluge auch an Thürme und Schornsteine und fallen halb oder ganz betäubt zu Boden. Besitzt so ein angestossener Wanderer noch Kraft genug, sich wieder zu erheben, so irrt er gewöhnlich schreiend lange Zeit umher, bis er wieder einen Ausgang findet und erschreckt dabei abergläubische und unwissende Leute.

273. Fuligula rufina Pall. Kolbenente.

Die Kolbenente gehört nicht blos für Kärnten, sondern für ganz Oesterreich zu den seltenen Erscheinungen. In den bis jetzt (1889) erschienenen Jahresberichten des Comites für ornithologische Beobachtungsstationen wird ihrer nur dreimal Erwähnung gethan. Im „ersten Jahresberichte“ (1882) sagt Professor G. Kolombatovid aus Spalato in Dalmatien: „Eher selten und nur vom November bis März sichtbar.“ Zur gleichen Nummer schreibt Ludwig Baron Lazarini aus Innsbruck in Tirol: „Einmal ein frisch erlegtes Exemplar ge- sehen.“ Im „fünften Jahresberichte“ (1836) bemerkt Stöger aus Datschitz in Mähren: „Sehr seltener Durchzügler; am Herbstzuge am 8. September ein gesehen.“ L. v. Hueber sagt in seinem „Verzeichnisse“: „Auch diese Bewohnerin des kaspischen Meeres erscheint zuweilen im Herbst und Winter auf den kärntischen Flüssen und Seen.“

Das kärntische Landesmuseum besitzt zwei Kolbenenten, welche im Lande selbst erlegst wurden. Ein weiteres Paar, d und 2, erlegt Ende Jänner 1887, erhielt selbes von der Klagenfurter Jagdgesellschaft. Ich hatte dreimal die Freude, Kolbenenten zu erlegen und gebe die Maasse eines Paares neben anderen hiermit an:

Kaspi- E Kärnten |Ural-See| sches Grie- | Schwar- | Spanien | Ungarn eer |ehenland [zes Meer

slelslelsle|ls|slsle je 2Iele

Tanga ur. Is70 5601600 |5401590'545|540 530560 suolsse 5001568 500 Fittichlänge . . |304/290|310 290]303|2861295|240]300|280]295|2841300 280 Schwanzlänge . | 80| 73] 80 76| 76| 72| 75 70| 80, 74| 79| 74] 80) 70 Schnabellänge . | 44| 50| 50: 50| 50 48| 47| 46| 50| 46| 48 45] 50) 46 Laufläinge . .| 44 45| 45 40| 45| 43] 42] 40] 45) 40] 44 40| 45| 40

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Da die Kolbenente nicht in jedem Jahre in unserem Lande erscheint, so liegt der Gedanke nahe, dass man es in den meisten Fällen, in welchen die Kolbenente beobachtet _ wird, mit verflogenen oder verschlagenen Exemplaren zu thun habe. Meine drei Stücke erlegte ich, nachdem längere Zeit vorher anhaltende Südostwinde geherrscht hatten.

274. Fuligula nyroca Güldenst. Moorente.

L. v. Hueber nennt diese Ente weissaugige Ente (Anas leucophthalmosBorkh.) und sagt von ihr: „Lebt an grossen, schilfreichen Seen und Teichen. Nest auf Schilf- kufen, kleinen Inseln und im Rohr, mit neun bis zehn weiss- lichen Eiern.“ Diesem Wortlaute nach könnte man vermuthen, der Autor habe die Moorente als kärntischen Brutvogel be- trachtet, was entschieden ein Irrthum wäre. In mehreren Gegenden Ungarns ist sie noch ein regelmässiger und sogar häufiger Brutvogel, aber in Kärnten ist dies nicht mehr der Fall. Sie erscheint als ein mehr seltener Durchzügler um die Mitte oder gegen Ende April, nimmt auf grösseren, mit Schilf und Rohr bewachsenen Wasserflächen einen kurzen Aufenthalt und eilt dann wieder weiter. Sie kommt entweder in kleinen Gesellschaften oder schon gepaart an und macht ihre Reise bald am Tage, bald zur Nachtzeit, wie es ihr gerade günstiger erscheint. Wenn sie widrige, nicht zu überwindende Wind- strömungen unterwegs überraschen, lässt sie sich nach längerem Ankämpfen ermüdet nieder und drückt sich in Wassergräben, Wasserlachen etc., wie sie dieselben gerade findet. Wird sie da aufgegangen, so streicht sie gerne eine Strecke weit ganz nahe am Erdboden dahin, um bald wieder wo einzusitzen und dort günstigeren Wind abzuwarten. An Ufern mit feinem, fest angeschwemmten Sande ist sie zu solchen Zeiten leicht auf- zufinden, weil sie gerne auf- und abläuft und sich durch die Spur ihrer breitsohligen Latschen leicht verräth und kenntlich macht. Bei schönem Wetter und günstigem Winde steht sie gerne auf, steigt in die Höhe und streicht weit aus; bei ungünstigem Winde dagegen drückt sie sich, so lange ihr dies möglich ist.

Ueber die Grössenverhältnisse der Moorente konnte ich folgende Ziffern ermitteln:

ärnt Süd- Kärnten Egypten Baasland Pommern | Bodensee | Ungarn

FIEDEIRIEITZEIKI EI FI 3

Totallänge . .| 418| 386| 420) 380| 436| 396| 415| 386| 440 390] 426 400 Fittichlänge .| 195| 186] 205| 190] 210| 200] 200 190] 200 195| 196 190

Stosslänge ...| 60) 60] 601 60| 611 601 60) 58] 62 59] 61 59 Schnabellänge]| 49) 46] 52] 46| 531 A8| 50° 47] 49 46| 48 47 Lauflänge . .| 40) 38] 40) 38] 40] 40| 40| 37 42) 40] 40) 40

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Der Herbstzug der Moorente beginnt gegen Ende Sep- tember und dauert bis in den November hinein, ist aber in den allermeisten Jahren sehr spärlich. Die Moorenten, welche im Herbste unser Land besuchen, scheinen nur solche Exem- plare zu sein, welche sich von einer mehr frequentirten Zugs- strasse abseits verflogen haben. Würde eine Zugsstrasse für diese Enten durch unser Land .selbst führen, so müssten sie häufiger und regelmässiger vorkommen, als dies zur Herbstzeit der Fall ist. Auch P. Blasius Hanf bemerkt, dass die Moor- ente bei den Furtteichen im Frühjahre passiere, am Herbst- zuge aber gänzlich fehle. Die Zugsrichtung im Herbste muss also eine andere, als im Frühjahre sein. Wahrscheinlich ver- läuft die Herbstzugstrasse weiter im Osten.

275. Fuligula ferina Linn. (Fulix ferina Sund.) Tafelente.

Gegen Ende März und den ganzen Monat April hindurch kann man vereinzelte, ziehende Taafelenten beobachten. Grössere Gesellschaften sehören zu den Seltenheiten. Nach Mitte April dagegen findet man hie und da schon Paare, die sich offenbar während der Reise zusammengefunden haben. Die Tafelente ist im Gegensatze zu den meisten anderen Entenarten nur wenig scheu, zeigt sich aber nur äusserst selten auf dem Lande, beschränkt sich vielmehr auf grössere Gewässer. Im westlichen Theile des Landes ist sie selten, im mittleren und östlichen Theile am Frühjahrszuge zwar weniger selten, aber doch nicht häufig. Nach kurzem Aufenthalte auf unseren Ge- wässern setzt sie ihre Reise fort.

L. v. Hueber sagt in seinem „Verzeichnisse“ von der Tafelente: „Lebt an grossen Seen und Teichen.. Kunstloses Nest aus Rohr und Schilfstengeln, mit acht bis dreizehn weissen, srünlich überlaufenen Eiern.“ Trotz eifriger Nachforschungen ist es mir nicht gelungen, die Tafelente als kärntischen Brut- vogel nachweisen zu können. Auch von meinen - Freunden konnte ich nie eine Nachricht über das Brüten dieser Ente erhalten. Da ich überdies in den Sommermonaten nie eine Tafelente bemerken konnte, halte ich dafür, dass sie nicht unter die kärntischen Brutvögel zu zählen sei.

Am Herbstzuge erscheint die Tafelente in grösserer Anzahl, als im Frühjahre, ist aber mehr misstrauisch und lässt sich nicht mehr so leicht überlisten. Der Zug fällt in den October und November. Unter den ankommenden Männchen findet man öfter schon solche, welche im FOR En Hoch- zeitskleide paradiren. x

276. Fuligula marila Baird. Bergente. v. Hueber widmet der Bergente in seinem „Ver- zeichnisse“ folgende Notiz: „Diese an den nördliehen Küsten

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von Russland und Sibirien nistende Ente erscheint öfter zur Zeit ihres Zuges an den kärntischen Flüssen, Seen und Teichen.*“ Da ich mich überzeugt habe, dass diese schöne Ente in Kärnten mehrfach bemerkt, in ihren verschiedenen Kleidern aber nicht erkannt wird, weil die meisten Natur- geschichten sie zu wenig eingehend beschreiben, setze ich hier eine genauere Beschreibung bei, welche hoffentlich unsere Vogelfreunde vor weiteren Verwechslungen schützen wird.

Die Bergente präsentirt sich uns in den verschiedenen Jahreszeiten stets in einem verschieden gefärbten Gefieder oder in den Uebergängen aus einem Gefieder in das andere, darf aber in all’ den verschiedenen Stadien immer ein schöner Vogel genannt werden, fällt auch in Gebieten, wo sie selten vorkommt, besonders im Frühjahre durch ihr Prachtgefieder, sofort Jedem auf. Besonders sind es Kopf, Hals und Nacken, welche tiefschwarz glänzen und dazu noch von einem wunderbar zarten und grünen Schiller überhaucht erscheinen. Kopf und Oberbrust sind tiefschwarz, aber ohne Glanz, plötzlich in das reinste glänzende Weiss der Brust übergehend. Unterrücken, Bürzel und Steiss sind mattschwarz, Mantel und Rücken sticht in’s Grauliche, vielfach von feinen schwarzen Wellenlinien quer durchzogen; diese ziehen sich auch auf die Seiten hin, sich dort langsam und fast unbemerkt verlierend. Die Ober- flügeldeckfedern sind braunschwarz, mit einer Unzahl von weisslichen Spritzflecken besäet, mit Zickzack- und Wellenlinien vielfach durchbrochen. Die Armschwingen tragen einen grell abstechenden Spiegel, gehen aber gesen die Enden zu in ein sanftes Braunschwarz über, das durch einen grünlichen Schimmer gehoben wird. Der aus vierzehn oder sechzehn breit- fahnigen Federn bestehende, in eine stumpfe Spitze ver- laufende Stoss ist braunschwarz, mit einem äusserst zarten grauen Duft bereift. Schnabel und Füsse tragen ein mehr oder weniger lebhaftes Bleigrau; das Auge: ist leuchtend gelb. Je älter. das Männchen wird, um so intensiver färbt sich sein Hochzeitskleid, und entfaltet besonders das Metallgrün des Kopfes und der glänzend weisse Mantel die denkbar reinsten, sattesten Farbentöne. Bevor das Prachtgefieder des Männchens seinen vollendeten Farbenschmelz entfaltet, vergehen in der Regel vier bis fünf Jahre.

Kurze Zeit nach der Paarung geht das stolze Freiers- sefieder in das mattere, weniger intensiv schimmernde Sommer- kleid über. Die Farbe der Kopf- und Halsfedern geht mel in ein sattes Braun über, und. der im Prachtgefieder ‘immer. vorhandene weisse Ohrfleck tritt stark zurück oder verschwindet ganz. Die Schwingenfedern sind braunschwarz, mit schmutzig- weissen Querstrichen und feinen. Wellenlinien gezeichnet. ‘Die

18*

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Öberflügel erhalten einen schwachen Stich in’s Gelbliche. Die Tertiärschwingen tragen ein fast schwarzes Spitzenband und haben daneben einen schwachen grünlichen Schimmer. Die Schultern sind entweder unregelmässig weissgelb bekritzelt oder durch gelbbräunliche Federchen gesprenkelt. Die Brust bleibt glänzend weiss, der Bauch dunkelbraun, unregelmässig weisslich gesprenkelt. Der Schnabel zeigt ein helleres Blau und trägt an der Wurzel eine weisse Blässe. Das Auge erscheint intensiver leuchtend gelb.

Das Kleid des Weibchens ist jenem des Männchens ähnlich. Der Kopf ist dunkelbraun und lässt den rundlichen mattweissen Ohrfleck deutlich hervortreten. Der Hals ist etwas lichter, der Kropf von brauner Grundfarbe mit lichteren Federspitzen. Die Brust ist weiss, wird aber von einem leichten rostigen Anfluge etwas gedämpft. Oberrücken und Schultern sind schwarzbraun, von vielfach abgesetzten Wellen- und Zackenlinien durchzogen. Der Bauch ist schwachbraun, mit zahlreichen weisslichen Spritzflecken. Die Deckfedern und Schwingen sind grau mit mattem Silberglanz. Der Spiegel zeigt reines Weiss und hebt sich von dem dunklen Endbande sehr scharf ab. Der Schnabel ist bleiblau mit schwarzem Nagel. Die Schnabelwurzel ist von einer ziemlich breiten weissen Blässe umzogen. Das Auge ist schwefelgelb.

Das Jugendkleid ist bei den Geschlechtern kaum merklich

verschieden und ähnelt im Ganzen und Grossen jenem des Weibehens. Kopf und Hals sind dunkelbraun, Ohrfleck schwach hervortretend, Oberrücken und Schultern zeigen ein lichteres Braun, vielfach fein gewässert. Die Deck- und Oberflügel- federn weisen neben den gewöhnlichen Ziekzacklinien noch zahlreiche weisse Pünktchen auf. Der Stoss zeigt mit wenig Ausnahmen immer abgebrochene Schaftspitzen. Der Schnabel ist satt schieferschwarz mit einem grossen weissen Fleck an der Oberwurzel. Das Auge ist wenig lebhaft und gelb- braun. Die Füsse sind schwärzlich mit einem schmutzigen Anfluge. Bezüglich ihrer Grösse kann man die Bergente schon zu den grösseren Entenarten rechnen. Naumann gibt folgende Grössenverhältnisse an: Männchen 18 bis 19 Zoll lang, Breite 29 bis 32 Zoll, „während bei dem stets kleineren Weibchen jenes selten 17 Zoll übersteigt und dieses nur von 24 bis zu 26 Zoll vorkommt.“ Flügellänge 8°/, bis 9Y, Zoll, die Schwanz- länge 23/, bis 2'/, Zoll. Schnabel 1 Zoll 10 Linien, zuweilen auch 1 oder 1!/, Linien weniger. Länge des Laufes 1 Zoll 6 bis 7 Linien.

Brehm führt die Maasse wie folgt an: Länge 52 cm, Breite 75 cm, Fittichlänge 22 cn und Schwanzlänge 6 cm.

a

Am denjenigen Exemplaren, welche mir unter die Hand kamen, konnte ich folgende Grössenverhältnisse ermitteln:

Kärnten Island Nord- Schweden | Bodensee amerika

en u

Autallänge 7 2... 476 469| 475| 468] 480) 470] 470, 466| 468 472 Schwingenlänge ..... | 235| 230] 236; 232] 239| 234| 234| 230] 230) 232 Stosslänge ...... 64 62] 65] 63| 651 644 62) 60] 63] 64 Schnabellänge ....| 47) 45| 48 44] 47) 44| 46 43] 46| 47 Lauflänge......:.. 38] 38] 39] 37] 38) 3838| 38| 36| 37) 38

Von allen diesen Exemplaren trug nur ein Entvogel das durchaus vollkommene Prachtgefieder, woraus hervorgeht, dass die anderen jüngere, wahrscheinlich im vierten Jahre stehende Individuen waren. Noch ältere Exemplare mögen vielleicht bedeutendere Grössenverhältnisse aufweisen, wie dies ja auch häufig bei anderen alten Vögeln getroffen wird.

Die Bergente hat ein nicht unbedeutendes Verbreitungs- gebiet, da dasselbe den ganzen Norden von Europa und Amerika einnimmt und im Allgemeinen etwa bis zum 60. Grad n. Br. niedersteigt. Man findet die Bergente auf Island, den Faröer- und Shetlandsinseln, in Finnland und Lappland, Schweden und Norwegen, besonders in den recht tief einschneidenden seichten Buchten, ferner der Insel Kolgujew, in den Buchten des Weissen Meeres, mit sehr wenigen Ausnahmen im ganzen arktischen Russland, von wo aus sie sich auch noch in die zunächst liegenden asiatischen Gewässer verbreitet. In Jan Mayen scheint sie nur ein sporadischer Sommergast zu sein, während sie in Grönland, der Baffinsbay, der Hudsonsbay und einem grossen Theil der in’s nördliche Eismeer reichenden Inseln oft in ungeheuren Mengen angetroffen wird.

Im Winter verlässt sie die vorgenannten Brutgebiete des hohen Nordens und streicht in ungeheuren Schaaren nach Dänemark, Schleswig-Holstein, Holland, in’s Kattegat, in den finnischen und bottnischen Meerbusen, kommt auch an die Küsten des baltischen Meeres, in die Nord- und Ostsee. Man findet sie um diese Zeit auch im Norden von Grossbritannien, an den französischen und belgischen Küsten, sogar bis tief in Italien. In Deutschland ist es besonders Preussen, das sie zu längerem Aufenthalte wählt, verstreicht sich aber auch in strengen Wintern auf die Binnenseen bis tief in’s Land hinein, verbreitet sich in einzelnen Zügen völlig über ganz Mittel-Europa und scheint ihre Zugsgrenze erst auf Candia, Cypern und dem nördlichen Arabien zu erreichen. Auf den

Seen der Schweiz ist die Bergente schon zu wiederholten Malen erlegt worden.

In Oesterreich frequentirt sie besonders Dalmatien, wo sie nach Professor @. Kolombatovi@ vom October bis März alljährlich anzutreffen ist, jedoch nach dem genannten Beobachter immer seltener wird, und besonders im Jahre 1882 aussergewöhnlich schwach vertreten war, was wohl darin seinen Grund haben mochte, dass die Durchzügler durch die zahlreichen Stürme im Monate October vielfach ganz aus ihrer Zugsrichtung verschlagen wurden und in Gegenden erschienen, wo sie sonst noch nie beobachtet worden waren. So erschienen sie in einem ziemlich starken Fluge auf dem sehr ausgedehnten Moose bei Maria Saal in Kärnten. Im oberen Gailthale er- schienen ebenfalls drei Stück, wovon ich ein Pärchen erlegte. Ende October wurden auch auf dem Bodensee zwei Entvögel erlegt. Vielfach mögen sie damals in manchen Alpenthälern erschienen, aber nicht erkannt oder mit andern verwandten Arten verwechselt worden sein. P. Blasius Hanf führt die Bergente als seltenen Irrgast an den Furtteichen in Steier- mark an. Durch aufmerksame Beobachtung dürften sich in Oesterreich jedenfalls noch mehrere, wenn auch nur sporadisch besuchte Punkte feststellen lassen.

277. Fuligula ceristata Leach. (Anas fuligula L.) Reiherente,

„Schopfantn“.

Die an ihrem auffallenden Schopfe leicht erkennbare Reiherente erscheint gewöhnlich im April auf unseren Flüssen, Seen und Sümpfen, um daselbst einen kurzen Aufenthalt zu nehmen. Das naturhistorische Landesmuseum erhielt ein am 20. Februar 1876 geschossenes Stück von der Klagenfurter Jagdgesellschaft. In der zweiten Aprilwoche 18859 wurde bei Bleiburg ein Stück erlegt und zum Ausstopfen an Herrn A. Zifferer eingesandt. Sie kommt bald vereinzelt, bald in grösserer (resellschaft, selten in starken Flügen vor. Auch L. von Hueber sagt in seinem „Verzeichnisse“, dass die Reiherente sowohl einzeln, als in grossen Schaaren sich zeige. Er wird damit für seine Zeit zweifellos Recht gehabt haben, wenn wir auch gegenwärtig nicht mehr das Vergnügen haben, diese Ente in grossen Schaaren zu sehen. P. Blasius Hanf klagt, dass die Reiherente in seinem Beobachtungsgebiete immer seltener werde. Das trifft leider auch bei uns zu. Im westlichen Theile des Landes erscheint sie fast gar nicht mehr und in Mittel- und Ostkärnten gehört sie zum mindesten nicht mehr zu den häufigen Durchzüglern. Noch vor zehn bis fünf- zehn Jahren war sie ganz entschieden weniger selten. Ob sie sich nun wirklich im Allgemeinen an Zahl so merklich vermindert oder ob sie in der Hauptmasse eine andere Zugs-

richtung eingeschlagen habe, das lässt sich vorläufig nicht feststellen.

Die folgende Tabelle möge die Grössenverhältnisse mehrerer Exemplare zur Anschauung bringen:

Kärnten | Lappland En Holland Japan Baden

zlelslelalolalelz!eg

Totallänge . .| 400| 390] 410 382| 400) 3830| 420) 390] 415) 380] 396, 382 Fittichlänge .| 224| 210] 224 218| 220 216| 226 217] 220) 214] 219) 216 Schwanzlänge | 641 64] 66) 631 65 64] 68 631 64| 64] 651 63 ‚Schnabellänge | 46| 45] 50) 44| 4%! 451 51! 47] 491 46 Lauflänge.....| 36] 37| 38) 35] 39) 37| 39! 36] 37] 36

Der Herbstzug der Reiherente vertheilt sich auf die Monate October und November, doch kann man auch noch im De- cember vereinzelte Nachzügler bemerken. Nach der Individuen- zahl ist der Zug im Herbste gewöhnlich etwas stärker, als jener im Frühjahre. Bei schönem Herbstwetter halten sich sowohl vereinzelte Exemplare, als kleine Gesellschaften durch längere Zeit hindurch an unseren Gewässern auf, namentlich dann, wenn sie keine Beunruhigung erfahren. Werden sie hin- gegen einige Male beschossen, so verschwinden sie sehr bald aus dem gefährlichen Gebiete.

278. Clangula glaucion Linn. (Fulix clangula L., Anas clangula L.) Schellente.

Im Monate März pflegt die Schellente in unseren Ge- bieten zu erscheinen, bald früher, bald später, je nachdem die Witterungsverhältnisse dem Zuge günstiger oder ungünstiger sind. Die Geschlechter ziehen meistens getrennt, die Weibchen in grösseren, die Männchen in kleineren Gesellschaften. In den meisten Jahren kommen die Weibchen auch etwas früher, als die Männchen bei uns an. Nach einem kurzen Aufenthalte setzen sie ihre Reise nach dem Norden fort. Im westlichen Theile von Kärnten lässt sich die Schellente selten beobachten. Sie erscheint im Osten, folgt dem Laufe der Drau und schlägt dann ungefähr in der Mitte des Landes, die Richtung des Draulaufes verlassend, eine nördliche Richtung ein. Mit be- sonderer Vorliebe besucht sie als Ruhestationen das Lavant- thal und das Maria Saaler Moos, macht aber nirgends einen längeren Aufenthalt, wenn nicht Nordstürme mit Schneefällen ein weiteres Vordringen erschweren. Am 14. December 1886 erhielt Präparator Anton Zifferer ein 2 oder unaus- gefärbtes F vom Wörthersee. In der dritten Aprilwoche 1888

Br 2

wurde ein Pärchen J und 2 bei Paternion erlegt, ein Stück bei Bleiburg in der zweiten Aprilwoche 1889.

Im Herbst unternimmt die Schellente ihre Wanderung nach dem Süden gewöhnlich erst im November. Auch im December kann man in den meisten Jahren noch Durchzügler bemerken, aber diese sind meist vereinzelt, während sich die früher ankommenden Reisenden meistens in Gesellschaften zu- sammengethan haben.

Gleich der vorigen Art wird auch die Schellente immer seltener. Worin die Ursache dafür liegt, das entzieht sich einer sicheren Beurtheilung.

279. Harelda glacialis Leach. Eisente.

Die Eisente fehlt in dem „Verzeichnisse“ L. v. Hueb er’s, ist mithin früher nicht beobachtet worden. Diese Ente ist zu den echt nordischen Vögeln zu zählen, da ihre eigentliche Heimat zum weitaus grössten Theile über dem nördlichen Polarkreise liegt. Unter demselben steigt sie als Brutvogel nur an wenigen ganz besonders zusagenden Stellen herab. Innerhalb des Polarkreises breitet sie sich ziemlich gleich- mässig über Europa, Asien und Nordamerika aus. Von dem Norden Islands, Grönlands und den Aleuten steigt sie bis Spitzbergen empor, findet sich häufig auf Nowaja Semlja und

den meisten benachbarten Inseln. Ebenso bewohnt sie in

grossen Mengen die nördlichsten Inselgruppen des amerika- nischen Continents. Im Herbste, wenn die fortschreitende Verbreitung des Eises das Leben durchaus unmöglich macht, lässt sich die Eisente langsam den südlicheren Küsten zu- treiben und erscheint dann in grossen Schaaren in Russland, Schweden, Norwegen, Dänemark, Jütland, Schleswig-Holstein, an den sämmtlichen Gestaden der Nord- und Ostsee, verbreitet sich über die Faröerinseln, Schottland, England und Irland, besucht auch die holländischen, belgischen und französischen Küsten. In Amerika kommt sie nicht blos an die Küsten von New-York, sondern bewohnt auch einen Theil der grossen Seen im Norden des Landes. In ungünstigen Zugszeiten werden sie nicht selten verschlagen und erscheinen sodann tief im Innern von Deutschland. An der Elbe, Oder, am Main und Mittelrhein, in Schlesien und Thüringen ist sie schon öfter beobachtet worden. Auch der Bodensee wird nicht gar so selten von den Eisenten besucht. In Norditalien sind eben- falls schon solche Irrvögel erlegt oder gefangen worden. Nach G. Kolombatovict erscheint sie äusserst selten in der Um- sebung von Spalato in Dalmatien. P. Blasius Hanf zählt sie zu den seltenen Irrgästen an den Furtteichen. In Nieder- österreich erscheint sie fast alljährlich als flüchtiger Durch- zügler auf der Donau, ebenso in Ungarn am Neusiedler- und

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Plattensee, und nach Professor A. v. Mojsisovics in Bellye (Draueck), doch an allen diesen Orten immer nur in geringer Zahl und ohne sich längere Zeit aufzuhalten. In Böhmen ist sie nach W. Schier zahlreich nachgewiesen, doch immer nur als unregelmässige Erscheinung. Im Grossen und Ganzen genommen dürfte die Eisente übrigens häufiger und regel- mässiger auftreten, als man gegenwärtig annimmt. Doch wird sie sehr häufig mit der Schellente (Clangula glaucion), die gleichfalls vielerorts den Namen Eisente führt, verwechselt und müssen daher alle unter diesem Namen gemachten Angaben, wenn sie nicht aus ganz sicherer Quelle stammen, sorgsam geprüft werden.

In Kärnten habe ich die Eisente nur einmal beobachtet, und zwar am 28. October 1882, an welchem Tage zwei Exem- plare im oberen Gailthale erschienen. Mehrere Tage vorher hatten durch einige Zeit hindurch starke Nordstürme geherrscht. Ein Exemplar dieser seltenen Gäste erlegte ich und finden sich die Maasse desselben nebst mehreren anderen in folgender Tabelle aufgeführt:

Kärnten |Grönland Size Island | Schwe- [russlana|tludsons- ergen den bay

F IE |FIS IF IS|eIF|2IS IE IS | EC

Totallänge . . u 594 610,450l550 440 soolass seo 450 560 4351620 as0 Fittichlänge . . 235 |240/224|225 215]240|228]230 220[230 220 250 230 Schwanzlänge . . 300 [300| 78240 74295) 78]305, 75[308 74810 80) Schnabellänge. .| 28 | 27 25[ 26 26! 27) 27] 27| 261 26 261 28, 27 Lauflänge . . . 30 | 30) 28] 29 28, 30 30] 30| 29 5 28] 31 30)

280. Didemia nigra Leach. Trauerente.

Diese schöne Ente ist ein seltener Gast nicht nur in Kärnten, sondern in ganz Oesterreich. Die bis jetzt erschienenen „Jahresberichte“ enthalten darüber nur sehr spärliche Notizen. Hie und da kommt es auch vor, dass die Trauerente mit der Sammetente (Oidemia fusca Leach.) verwechselt wird. Im Südosten unserer Monarchie habe ich die Trauerente öfter beobachtet, in Kärnten selbst jedoch nie ein Exemplar be- merken können. Auch L. v. Hueber führt sie in seinem „Verzeichnisse der kärntischen Vögel“ nicht an. Nach gütiger Mittheilung des Herrn G. A. Zwanziger darf die Trauer- ente doch unter den kärntischen Vögeln genannt werden, da bei Velden am 20. März 1878 ein schönes Männchen erlegt wurde, welches sich als Geschenk des Herrn Wrann im natur- historischen Landesmuseum befindet. Ob die Trauerente auch noch anderwärts in Kärnten beobachtet wurde, ist mir bis

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jetzt leider nicht bekannt geworden. Weitere Nachrichten über das Vorkommen dieser Ente in Kärnten wären mir von besonderem Werthe.

281. Oidemia fusca Linn. Sammtente.

Die Sammtente gehört für unser Land ebenfalls zu den seltenen Irrgästen. L. v. Hueber schreibt in seinem „Ver- zeichnisse“ von der Sammtente: „Kommt auf ihren Wan- derungen aus dem Norden im Winter auf die Flüsse und Seen und zieht im Frühling wieder zurück.“ Ein so regelmässiger Besucher unseres Landes, wie man aus diesen Zeilen schliessen möchte, ist sie indess nicht. Ich hatte ein einziges Mal das Glück, eine Sammtente in Kärnten zu sehen und zu erlegen, und zwar war dies am 24. December 1875 am Lavantflusse unterhalb Wolfsberg. Weitere Nachrichten über das Vor- kommen der Sammtente habe ich nicht erhalten. Nur mein hochgeschätzter Freund, Herr Carl Preitschopf, erzählte mir, dass im Frühjahre 1886 eine ganz schwarze Ente auf dem Maria Saaler Moose erschienen sei. Da das Exemplar nicht erlegt wurde, so lässt sich nicht mit voller Bestimmtheit behaupten, dass diese schwärze Ente wirklich eine Sammt- ente gewesen sei, obwohl die Wahrscheinlichkeit nahe liegt. Das naturhistorische Landesmuseum besitzt ein am 4. No- vember 1871 am Furtteiche bei Mariahof von P. Blasius Hanf erlegtes und gespendetes Pärchen, S und ®.

282. Somateria mollissima Linn. Eiderente.

Die Eiderente gehört in Kärnten zu den.so gut wie gar nicht bekannten Entenarten, was mich veranlasst, hier eine Beschreibung derselben einzurücken.

Die Eiderente nimmt schon wegen ihrer bedeutenden Grösse den ersten Rang unter allen Tauchenten ein. Sie ist ein ganz stattlicher, in ihrem Prachtgefieder sogar ein schöner Schwimmvogel. Sie besitzt ein sehr dichtes, an einzelnen Körperstellen vielfach zerschlissenes, aber doch weiches Ge- fieder, das aber an den Wangen des Männchens im Pracht- kleide in eine steife abstehende, fast borstenartige Feder- partie übergeht.

Das Hochzeitskleid des Männchens steht jenen anderer Prachtenten wenig nach, obwohl dasselbe nicht durch eine reiche Farbenabwechslung zu brilliren vermag. Stirn und Schläfen- gegend sind schön sattschwarz und stechen grell ab gegen das reine Weiss an Oberkopf, Hals und Rücken. Die Wangen sind schön meergrün, durch das Abstechen der Federn und den sanften Glanz noch vortheilhaft gehoben. Auf der Vorderbrust ist das schwächere Weiss zart röthlich überlaufen. Die rein- weissen Oberflügeldeckfedern lassen die braunschwarze Farbe

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der Schwingen- und Steuerfedern scharf hervortreten. Der Spiegel ist tief sammtschwarz, Unterrücken und Bauch sind ebenfalls schwarz. Die sichelartig gekrümmten Tertiärschwingen sind glänzend reinweiss. Der Schwanz ist braunschwarz, Bürzel und Schwanzdeckfedern etwas lichter. Die Unterflügel sind weiss, die Schwingen glänzend grau, die Spitzen grau- braun. Die äusserst zarten, zerschlissenen Schulterfedern haben einen gelblichen Glanz. Am Kopfe zeigt sich eine Federpartie schwach fleischfarbig bereift. Der Schnabel ist olivengrün, auffallend gestreckt und reicht bis tief in’s Stirngefieder hinein. Das Auge ist glänzend lichtbraun, von hellen Lidern umrandet. Die Füsse sind ölgrün.

Im Sommerkleide des Männchens stechen die Farben weniger grell ab. Der Kopf ist düsterbraun, mit vereinzelten Flecken. Wangen und Kopfseiten sind schwarzbraun, und tönt sich diese Farbe unvermerkt bis unter die Kehle hinab. Der Hals ist wieder düsterbraun, mit vielen schwärzlichen Flecken und Halbmonden gezeichnet. Rumpf und Schwanz sind schwarz. Oberrücken und Schultern sind sattbraun, mit etwas lichteren Federkanten. Die Deckfedern der Oberflügel, sowie die sichel- förmigen Schwingen sind weiss. Der Uebergang aus dem Hochzeitskleide in das Sommergefieder ist ein äusserst lang- samer, so dass der Vogel völlig in jedem Monate andere Farbennuaneirungen und Uebergänge zeigt, selbst noch nach der vollständigen Ausfiederung zahlreiche Unterschiede er- kennen lässt.

Das Weibchen ist merklich kleiner als das Männchen und zeigt nie die grelle Abwechslung in den Federfarben. Es ist mehr rostfarben, zeigt an Kopf und Hals braune Längs- flecken, zwischen welche sich vielfach schwarze Halbmond- flecke einkeilen. Brust und Bauch sind braungrau, oft schwarz- braun gewölkt. Den Brustanfang markirt ein schmales, hell- rostbraunes Band. Oberrücken und Schultern sind schwach rostbraun, vielfach von unregelmässigen dunkleren Bändern und Linien durchzogen. Der Stoss ist braunschwarz, lichter berandet. Die Flügeldeckfedern sind braungrau, mit dunkleren Halbmonden, Kanten und Flecken. Der Spiegel ist schön chocoladebraun und trägt eine weisse Einfassung. Die Tertiär- schwingen zeigen ein röthliches Schwarzbraun, dunkleres und helleres Rostbraun in bunter Mischung und Verwässerung.

Im Jugendkleide sind Kopf und Wangen düsterbraun, von schwarzen Wellenlinien durchquert. Kinn, Kehle und Hals zeigen ein von einem schwachen Grau überhauchtes Schmutzig- weiss. In dem bräunlichen Nackengefieder stechen zahlreiche braune Fleckchen hervor. Kropf und Oberbrust sind hell- rostbraun, von schwärzlichen Wellenstreifen durchzogen und

durch vereinzelte weisse Flecken unterbrochen. Das Dunkel- braun an Brust und Bauch ist von weisslichen oder grauen Wellenlinien durchsetzt. Der Unterrumpf trägt in der brau- grauen Grundfärbung ein beinahe schwarzes Querband. Ober- rücken und Schultern sind dunkelbraun, mit braunschwarzen Streifen und rostfarbigen Halbmonden. Unterrücken und Bürzel zeigen braunschwarze Grundfarbe mit hellrostigen Federsäumen. Die Oberflügel zeigen in dem düsteren Graubraun wieder hellere, aber dunkler berandete Halbmonde. Der Spiegel ist chocoladefarben, vorne sehr schmal weisslich, hinten breiter und rein weiss eingefasst. Die längeren Achselfeldern und Deckfedern der Vorderschwingen sind braungrau, mit zartem Atlasglanze. Der Schwanz ist oben braunschwarz, unten glänzend schwarzbraun mit lichteren, schwachen Kanten.

Das Weibchen unterscheidet sich schon im Jugendkleide von dem Männchen, ist im Allgemeinen weniger dunkel gefärbt, verschiedenfarbig gestrichelt und gesprenkelt. Hals, Kropf, Schultern und Rücken sind frisch braunschwarz. Der Spiegel ist oben und unten von einem vollständigen weissen Quer- streifen begrenzt.

Im Dunenkleide herrscht die braungraue Farbe vor. Das ganze Körperchen ist mit einem langen, sehr weichen, aber dichten, haarartig gespitzten Flaum bekleidet. Auf dem braun- grauen Grunde setzt sich ein schwacher Stich in’s Grünliche an. Die Schläfen sind schwarzgrau, von einem helleren Striche quer über das Auge durchsetzt. Brust und Bauch sind weiss. Das der Eiderente eigenthümliche lange Gesicht ist schon scharf ausgeprägt. Das Auge ist ausdruckslos grau, Schnabel und Füsse hell bleifarbig.

Die ausgewachsene Eiderente kommt an Grösse so ziemlich der sogenannten türkischen Ente gleich. Naumann führt als Grössenverhältnisse an: Länge 23 bis 26 Zoll, Flug- breite 42 bis 45 Zoll, Flügellänge 11 bis 12 Zoll, Schwanzlänge 4 bis 4'/, Zoll. Das Weibchen ist kleiner und hat eine Länge von 20!/, bis 23 Zoll, Flugbreite 39 bis 42 Zoll, Flügellänge 10%, bis 11 Zoll und die Schwanzlänge 3 Zoll. Der Schnabel: Länge von der Spitze der Befiederung auf dem Stirnfirste bis zum Ende des Nagels 23 bis 25 Linien, vom Nagelende bis zur Spitze der Schnabelarme neben der Stirn von 32 bis 39 oder gar bis zu 42 Linien; vom Mundwinkel bis zu 35 bis 40 Linien; die Länge des Nagels 8 bis 10 Linien, dessen Breite 6'!/, bis gegen 8 Linien; die Schnabelbreite gleich hinter diesem 8 bis 9 Linien; an der Wurzel 10 bis 11 Linien; die Schnabelhöhe hier 11 bis 14 Linien, zwischen Nase und Nagel 7 bis 8 Linien. Der Lauf (von dem Buge des Fersen- selenkes bis zum gemeinschaftlichen Zehenballen) ist gewöhn-

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lich 2 Zoll lang, auch 2 bis 3 Linien darüber, aber selten etwas weniger als 2 Zoll; die Mittelzehe mit der 5 Linien langen Kralle 2°/, bis volle 3 Zoll, manchmal noch einige Linien darüber; die Hinterzehe mit der 2'/, Linien langen Kralle 9 bis 10'/, Linien lang.

Brehm gibt in seinem „Thierleben“ folgende Maasse an: Länge 63, Breite 52, Fittichlänge 29, Schwanzlänge 9 cm.

Behufs weiteren Vergleiches mögen hier noch einige weitere Maasse von Exemplaren verschiedener Länder a werden:

Gran SB | una | Sahe- | or [re ze

stelsiela elaielaislaa Totallänge ... .. [640,582 6001580 594 540 610 5rol620 585[650 645 590 Fittichlänge . . . |300/290/295|285]284 278 280 2722902801320 315 310 Stosslänge. .... . 94 90] 91) 90| 90) 88 90 86] 90. 88] 95 93) 90 Schnabellänge . . | 70, 68| 69) 68 9 681 70, 69] 70, 701 72 72, 70 Lauflänge..... 47) 46| 46| 46| 46) 46| 47! 45] 47| 46] a8) 47) 46

Bezüglich der Maasse bei den Weibchen möge hier bemerkt werden, dass sämmtliche oben angeführten zu den allergrössten gehören, und dass ich sonst zahlreiche Weibchen mass, welche stets um ein sehr Bedeutendes hinter diesen Maassen zurückblieben. Diese Zahlen wären daher so ziemlich als ein nicht allzu häufig vorkommendes Grössenmaximum zu betrachten.

Die Eiderente bewohnt den hohen Norden der gesammten Erde. Man findet sie im Norden von Europa in grosser Zahl, ebenso aber auch in Asien und Nordamerika. Vom 55. Breite- srade bis etwas über den nördlichen Polarkreis hinaus ist das Gebiet ihres Sommeraufenthaltes. Spitzbergen besucht sie nur noch in geringerer Zahl, häufiger dagegen Island, die Faröerinseln, Schottland, Schweden und Norwegen, die Lo- fodden, Hebriden, Orkaden, Scheeren, Fünen, die nördlichsten Inselausläufer von Schottland. Ferner bewohnt sie den ganzen Norden von Russland, ebenso jenen von Asien, wo sie sich besonders in tiefen Buchten und den zahllosen Halbinselchen und den nahen Inselreihen in geradezu erstaunlichen Mengen vorfindet. Den ganzen Norden von Amerika mit seinen Buchten, Golfen, Halbinseln und Inselgruppen bevölkert sie ebenso reich als Nordasien. Nordische Fischer behaupten, Stellen an- getroffen zu haben, wo auf Flächen von einer Quadratmeile und darüber Alles nur von Eiderenten wimmelte und dass sie dichten Wolken gleich niedrig über das Meer hinstrichen, wenn ein Dampfer lustig auf sie zusteuerte, oder wenn einige Boote mit raschen Ruderschlägen nahten, um mit dem

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Feuerrohre unter ihnen Beute zu machen. Ihre südlichsten Brüteplätze sind auf Sylt, Bornholm, Seeland, Northumberland. Auf ersterer Insel war sie durch den Unverstand der Be- wohner schon nahezu ausgerottet, hat sich jedoch in den letzten Jahren wieder ganz ansehnlich vermehrt, seitdem man damit begonnen hat, ihr eine vernünftige Hege angedeihen zu lassen. Eine bedeutende Abnahme bemerkt man auch auf Grönland, weil daselbst alle Rücksichten beiseite gesetzt und mit einem wahren Vandalismus an ihrer Ausrottung gearbeitet wird. Die Nester werden rücksichtslos geplündert, die Alten zu jeder Jahreszeit erlegt oder in Netzen gefangen. Einige Länder haben zum Schutze der Eiderente Gesetze geschaffen, Ver- ordnungen erlassen, die sehr wirksam sein müssten, wenn man dortselbst nicht auch das Sprichwort kennen würde: „Der Himmel ist hoch und der Czar so weit.“

Zur Zeit der Wanderung vereinigen sich nicht selten Schwärme von geradezu erstaunlicher Anzahl. Sie wandern gewöhnlich nur so weit, als sie das Eis und die zugefrorenen Buchten zwingen. Ein grosser Theil der Eiderenten des europäischen Nordens überwintert in den Buchten und Golfen im südlicheren Schweden, auf den zunächst liegenden Inseln, im Kattegat, Jütland, Dänemark, Schleswig-Holstein, in der Nord- und Ostsee, besonders dort, wo der Golfstrom immer offenes Meer erhält, kommen auch an die Küsten von Holland, Belgien und Frankreich. In Asien ziehen sie sich in die tiefsten Buchten und selbst in die Stromläufe zurück. In Ost- asien wandern sie in die Behringsstrasse, wo sie mit un- zähligen Eiderenten des amerikanischen Nordens zusammen- treffen und sich dann an den Küsten vertheilen. Diejenigen Amerikaner, welche in den Atlantischen Ocean kommen, werden in strengen Wintern sogar auf Long Island angetroffen. Ein beliebter Ueberwinterungsplatz ist auch der tiefe Einschnitt der Hudsonsbay mit seinen unzähligen Buchten und Meerzungen.

Obwohl die Eiderente ihre Wanderungen gerne auf dem Meere macht, so bequemt sie sich doch im Nothfalle auch dazu, von ihren Flügeln Gebrauch zu machen und einzelne Länderstrecken zu überfliegen. Bei dieser Gelegenheit werden ihrer nicht wenige durch widrige Winde oder Stürme so weit verschlagen, dass sie nach Oesterreich und Süddeutschland kommen und dort auf grösseren Seen oder selbst Teichen be- obachtet werden können. P. Blasius Hanf zählt die Eider- ente zu den seltenen Irrgästen in dem Bereiche des Furt- teiches. Auch auf dem Bodensee wurde sie schon wiederholt beobachtet. In mehreren Gegenden von Deutschland wurden schon vereinzelte Eiderenten erlegt, bleiben jedoch immerhin eine grosse Seltenheit.

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In Kärnten ist diese überaus seltene Ente meines Wissens nur einmal erlest worden, und zwar von Herrn L. Zimmerl in Lavamünd im Mai 1875. Das Exemplar wurde von Herrn Öberlehrer Zahn in Ettendorf präparirt.

Eingehendere Monographien über sämmtliche vorstehende Entenarten bearbeitete ich für die „Encyklopädie der ge- sammten Forst- und Jagdwissenschaften“.

283. Mergus merganser Linn. Grosser Säger, Scharfente. Wenn im Monate December der Winter mit vollen Re- gistern orgelt, der eisige Nordwind mit schneidender Schärfe durch’s Land pfeift und die meisten stehenden Gewässer in des Eises frostige Fesseln schlägt, dann kann man an den wärmeren und noch offen gebliebenen Wassern mit ziemlicher Sicherheit den grossen Säger erwarten, welcher zwar lange den Unbilden des Vorwinters im hohen Norden getrotzt hat, aber doch schliesslich die Segel streichen und weiter südwär ts wandern muss. Er erscheint bald vereinzelt, bald in grösserer Gesellschaft und ziemlich regelmässig in jedem Jahre. Dass er häufig gar nicht bemerkt und auch selten erlegt wird, das mag leicht erklärlich erscheinen, wenn man bedenkt, dass es eben. nicht Jedermanns Sache ist, in Sturm und Kälte draussen die offen gebliebenen Quellen zu controliren, während es sich

‚daheim beim warmen Ofen so behaglich und wohlig sitzen

lässt. Gerade die grimmigsten Decembertage sind aber die besten Beobachtungstage für diesen Säger. Er fällt gerne bei den offenen Quellen ein, sucht daselbst nach Nahrung und eilt dann wieder weiter. Wer ihn beobachten will, der darf Schnee, glitzernden Rainfrost und eisige Kälte nicht scheuen. Zieht er in Gesellschaft, so geschieht dies in einem Winkel, dessen einer Schenkel verlängert ist. Wie sich dabei die Ge- sehlechter gruppiren, hat Herr Chernel aus Pressburg im „V. Jahresberichte (1886) des Comites für ornithologische Beobachtungsstationen“, berichtet und wie folgt dargestellt: 3

2:8

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d DR Es kommt auch vor, dass der erosse Säger ein paar ‘Wintermonate bei: uns verlebt, wenn er offene Gewässer findet,

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' welche ihm Nahrung in eenügender Menge zu spenden ver-

mögen; gewöhnlich jedoch reist er weiter, um im Februar wieder einzutreffen. Am Rückzuge jedoch ist er seltener, als im December zu bemerken,. scheint mithin eine andere Zugs- richtung für seine Nor dfahrt einzuschlagen. Das naturhistorische

—_— 235

Landesmuseum erhielt ein Mitte Jänner 1876 bei Grafenstein erlegtes Stück von Sr. Durchlaucht Herrn Heinrich Fürsten Rosenberg, Mitte Mai 1857 ein Weibchen von Pörtschach a. S. von Herrn Ingenieur Karl Miller und Ende Februar 1889 ein auf der Drau bei Saager erlegtes Männchen im Prachtkleide von Dr. Ernst Ritt. v. EdImann. Fand sich nach A. Zifferer im November 1887 auch am Wörther- See ein.

284. Mergus serrator Linn. Mittlerer Säger.

Der mittlere Säger verlässt seine hochnordische Heimat früher als sein grösserer Vetter Mergus merganser und macht sich schon im November bei uns bemerkbar. L. v. Hueber sagt in seinem „Verseichnisse*“ von ihm: „Kommt vom No- vember bis März auf seinem Zuge auf grosse und kleine Flüsse, Teiche und Seen und kehrt dann in sein Vaterland an die nördlichen Seeküsten Deutschlands zurück.“ Der mittlere Säger zieht entweder vereinzelt oder in kleinen Gesellschaften, sehr oft nach den Geschlechtern so gesondert, dass man in einer Gesellschaft nur Männchen, in einer anderen nur Weibchen findet. Die Ankömmlinge verbringen die Winter- monate entweder bei uns, oder sie ziehen weiter, je nachdem bei uns der Winter ein strenger oder ein gelinderer ist. Häufig ist er indess nie vertreten. In manchen Jahren scheint er auch gänzlich auszubleiben, wenigstens sucht man ihn an gewissen Lieblingsplätzen vergebens. Ueberhaupt hat die Zahl der Mittelsäger, welche noch unser Land besuchen, in dem letzten Decennium ganz namhaft abgenommen. Am 14. De- cember 1886 erhielt Präparator A. Zifferer ein Stück vom Wörthersee.

285. Mergus albellus Linn. Kleiner Säger.

Mit dem Eintritte der strengen Kälte im December kommt auch der kleine oder weisse Säger wieder zu uns. Er reist entweder vereinzelt oder in kleineren Gesellschaften und sucht die warmen, eisfreien Gewässer zu seinem Aufenthalte auf. Einzelne Säger überwintern an geeigneten Stellen, andere ziehen weiter, um dann im Februar oder März auf der Rück- reise wieder zu erscheinen. In Oberkärnten ist der kleine Säger viel seltener, als in Mittel- und Unterkärnten, wo ihm allerdings mehr zusagende Aufenthaltsplätze geboten sind. Nebst den grösseren Seen sind es besonders die Drau, Lavant und Glan, welche er mit Vorliebe besucht. Am 1. Februar 1881 erhielt P. Blasius Hanf ein Männchen, welches bei Kappel an der Gurk erlegt worden war. In milden Wintern trifft der Kleine Säger immer spärlicher ein, als in recht strengen und scheint überhaupt von Jahr zu Jahr mehr an Zahl abzunehmen.

2

Ueber das frühere Auftreten des kleinen Sägers lässt uns L. v. Hueber im Unklaren, so weit es das häufige oder minder häufige Vorkommen betrifit, denn er sagt in seinem „Verzeichnisse“ einfach: „Erscheint auf seinem Zuge aus dem Norden vom December bis in den März auf Flüssen, Seen, Teichen und Bächen einzeln und in kleinen Gesellschaften.“ Nach meinen Beobachtungen weiss ich indess sicher, dass dieser Säger an der unteren Drau und Lavant vor noch fünf- zehn Jahren ungleich zahlreicher war, als gegenwärtig. Das naturhistorische Landesmuseum erhielt kleine Säger Mitte Fe- bruar 1857 von Director Peter Pöschl und am 25. Jänner 1859 von Graf Leiningen.

XV. Ordnung. Colymbidae. Taucher.

286. Podiceps cristatus Linn. Haubentaucher.

Der Haubentaucher erfreut sich eines immens aus- gedehnten Verbreitungsgebietes. Dem eigentlichen hohen Norden gehört er nicht an, wird über dem 60. Grad nördlicher Breite selten mehr angetroffen, ist aber dafür südlicher bereits in ganz Europa, in einem sehr grossen Theile von Asien und Nordamerika zu finden und bewohnt sogar grössere Striche des nördlichen Afrika. In Deutschland ist er namentlich auf den mehr südlich gelegenen Seen durchaus keine Seltenheit. Während er noch in Mittel-Deutschland als Zugvogel auftritt, hat er sich an einzelnen Stellen der Balkanhalbinsel, besonders in Griechenland und auch Spanien als Standvogel heimisch gemacht. In Schweden und Norwegen, Dänemark, Schleswig- Holstein, Holland, Belgien, Frankreich, Italien, Russland, Polen und der Schweiz ist er überall Zugvogel. Auch in Oesterreich wurde er schon oft beobachtet, und hat der „Jahresbericht für ornithologische Beobachtungsstationen“ (1882) mehrere diesfallsige Beobachtungen verzeichnet. Nach@. Zimmermann in Brüx ist er auf der Elbe in Böhmen alljährlich nicht selten und wird wegen seines Federkleides stark verfolgt. In Nieder- österreich ist er nach Josef Deschauer ebenfalls öfters bemerkt worden und in Oberösterreich konnte ich selbst sein Vorkommen am Zuge constatiren. Aus Pöls in Steiermark schreibt Baron Washington: „Seltene Erscheinung. In den letzten zwei Jahren habe ich in meinem Beobachtungsgebiete kein Exemplar wahrgenommen. Die Sammlung zu Schloss Lanach enthält 1 d und 2 2.“ P. Blasius Hanf führt ihn als ziemlich selten an den Furtteichen an. In Kärnten trifft man den Haubentaucher auf dem Wörther-, Ossiacher-, Mill- stätter- und Weissensee, ausserdem an ruhigeren Stellen der Drau und auf dem Moose bei Maria Saal, natürlich am Zuge oder auf nieht selten mehrtägiger Rast. Im Litorale, bei

19

—:, 290.

Görz ete. wird er von Dr. Eg. Schreiber ebenfalls als nicht selten angeführt. Professor @. Kolombatovid schreibt aus Spalato in Dalmatien: „Mit Ausnahme des Winters ziemlich gemein das ganze Jahr.“ Aus Oedenburg in Ungarn berichtet P. Stephan Faszt: „Scheint sich erst nach dem Wieder- erscheinen des Wassers am Neusiedlersee recht eigentlich an- sesiedelt zu haben.“ Pf. Jukovitz, der, wie bekannt, am östlichen Ufer (Apatlon) vom Jahre 1856 bis zum völligen Austrocknen des Sees beobachtete, erwähnt ihn in seinem „Verzeichniss der am Neusiedlersee vorkommenden Vögel“ gar nicht; auch andere Ornithologen führen nur einzelne Fälle an. Jetzt ist er nach Fulica atra L. der gemeinste Standvogel. P. Dr. L. Kuhn in Nagy-Szent-Miklös traf ihn als Sommer-, resp. Brutvogel bei Nagyfalu. In den ausgedehnten Sumpf- und Wassergebieten der Theiss bin ich ihm zu wiederholten Malen begegnet, und zwar als Brutvogel. Joh. v. Csäto schreibt über das Vorkommen in Siebenbürgen in der „Zeit- schrift für die gesammte Ornithologie* (1885, Heft IV): „Die Zeit seiner Ankunft ist Ende März und Anfang April. Er ist zu dieser Zeit auf den Flüssen und Teichen einzeln und nicht häufig anzutreffen, was insofern auffallend ist, als er auf den Mezöseger Teichen recht häufig brütet und auf jedem grösseren Teiche dort zahlreich zu sehen ist. Er zieht also noch un- bemerkbarer als Fulica atra durch das Marosthal, worüber er ganz sicher seinen Weg zu den Brutplätzen nehmen muss. Einige Paare werden auch im Gebiete brüten. Im September und October findet man ihn nur einzeln im behandelten Gebiete.“

Aus Tirol sind die Nachrichten über den Haubentaucher sehr spärlich, doch findet man in den Museen Exemplare, die im Lande selbst erlegt wurden. In der Sammlung des Pfarrers J. Preehensteiner in Sarnthein stand ebenfalls ein Exem- plar, das bei Kaltern erlegt wurde. In Vorarlberg kommt er auf dem Bodensee alljährlich zu beiden Zugszeiten, aber meist nur vereinzelt vor.

Als Grössenverhältnisse für den Haubentaucher konnte ich an verschiedenen Exemplaren folgende Zahlen ermitteln:

Rig RR rel, 1

Körnten | Schme- | Rügen | acor- Menges] Dann | rien

EI EIRI EIS EI EI ES I EIER 3 Totallänge . . [870/760[900|780]360 7501920 760]750, 7001850 740[880 700[850/7401880|790 Fittichlänge. . [180/165[180|156|175,160]182 163 170.154[174 ı 182|170|. Schnabellänge . | 54) 50) 56, 50j 55) 48, 56| 52, 54 50, 55 60| 54 Länge der den Schwanz vertre- | tenden Federn . | 37, 34| 38| 30 36) 32] 37| 32] 36) 30] 38) 32] 40) 35 Lauflänge 70. 681 75) 601 70, 64] 72) 68 70, 62] 72) 66] 76) 70

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u. v. Hueber nennt den Haubentaucher „gehäubter Steissfuss“ und sagt von ihm: „An Seen und Teichen, welche mit Schilf und Rohr bewachsen sind. Nest im Schilf, entweder auf alten Rohrstengeln befestigt oder schwimmend, mit drei bis vier grünlichweissen, schmutzig dunkelbraun marmorirten Eiern.“ Daraus könnte man den Schluss ziehen, der Hauben- taucher sei als kärntischer Brutvogel anzusehen, was ent- schieden unrichtig wäre, denn dieser Taucher ist in Kärnten nicht Brutvogel, sondern nur ein Durchzügler, der nicht ein- mal regelmässig erscheint, sondern in manchen Jahren gänzlich ausbleibt. Das naturhistorische Landesmuseum erhielt Ende März 1879 von Notar vv. Webenau in Feldkirchen ein Stück.

287. Podiceps rubricollis Gm. (Pod. subecristatus Bechst.)

Rothhalsiger Steissfuss.

Der rothhalsige Steissfuss wird in dem „Verzeichnisse“ L. v. Hueber’s nicht als kärntischer Vogel aufgeführt, ist also wahrscheinlich früher nie beobachtet worden. Thatsächlich sehört er für unser Land zu den grossen Seltenheiten. Ich traf diesen seltenen Irrgast in Kärnten nur einmal, und zwar am 10. April 1876 auf einer ausgedehnten Wasserlache in der Nähe von St. Michael im Lavantthale. Sonst ist mir nichts bekannt geworden, dass dieser Vogel im Lande selbst beob- achtet oder erlegt worden wäre.

288. Podiceps arcticus Boie. (P. auritus Sun.) Hornsteissfuss, sehörnter Steissfuss.

Der Hornsteissfuss gehört dem Norden der alten und neuen Welt an. Er geht weder weit nach Süden, noch steigt er so hoch wie mehrere andere Vögel in den Norden oder in die eigentlich arctische Region hinauf. Der Gürtel, den er bewohnt, ist also ein verhältnissmässig schmaler. In Europa bewohnt er als Brutvogel den grössten Theil des nördlichen Russlands, ferner jene Theile von Schweden, Norwegen und Lappland, welche nur wenig südlich vom nördlichen Polar- kreise liegen. Vereinzelt soll er auch noch an den südlicheren schwedischen Küsten ab und zu brüten, doch dürfte dieses mehr eine Ausnahme als Regel sein. Auf Island, besonders in dem nördlichen Theile, kommt er häufig vor, wie er auch Grönland in grosser Anzahl bevölkert. In Asien bewohnt er ebenfalls den Gürtel in der Nähe des Polarkreises, sich an besonders geeigneten Stellen auch noch weit unter denselben herabziehend. Das Gleiche gilt für Nordamerika. Er bewohnt dessen Norden in ungeheurer Zahl, drängt sich in den gänzlich unbewohnten Gebieten ebenfalls tief unter den Polarkreis herab, so dass er den zu höchst vordringenden Leuten der

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Be

amerikanischen Pelzjäger-Compagnie oft in grösseren Mengen begegnet.

In Deutschland ist er nur Zugvogel und wurde als solcher in den verschiedensten Gegenden des Reiches bald vereinzelt, bald in Paaren oder in kleinen Flügen beobachtet. Ein seltener Durchzügler bleibt er immerhin.

In Oesterreich ist er ebenfalls am Zuge schon in fast allen Kronländern beobachtet worden, doch ist sein Erscheinen kein regelmässiges. In manchen Jahren kommt er in einzelnen Gegenden nicht selten vor, in anderen dagegen wird er gar nicht bemerkt. Wahrscheinlich hält er seine Zugsrichtung nicht so strenge ein, wie manche andere Vögel, taucht daher in einem Jahre da auf, im andern dort; hier wird er nur im Frühjahre, dort nur im Herbste beobachtet. Einige an Seen oder grösseren Teichen reiche Reiserouten hält er indess ziemlich regelmässig ein. Nach P. Blasius Hanf ist er an den Furtteichen ein ziemlich seltener Gast; im kärntischen Lavantthale konnte er bereits regelmässig in den gleichen Jahren beobachtet werden. Aller Wahrscheinlichkeit nach sind es die nämlichen Exemplare oder kleinen Gesellschaften, welche von den Furtteichen kommen oder nach denselben ziehen. Wenigstens stimmt die Zahl und die Zeit ihres Er- scheinens im Lavantthale mit den Beobachtungen von P. Blasius Hanf in so auffallender Weise, dass man die Annahme der nämlichen Zugsstrecke völlig mit absichtlicher Gewalt von sich weisen müsste, falls man sie nicht gelten lassen: wollte. Mehrere werthvolle Notizen über das Vorkommen dieses Vogels enthält der „Jahresbericht der ornithologischen Beob- achtungsstationen“. Nach diesem wurde er beobachtet in Dalmatien (Spalato), im Litorale (Görz), in Niederösterreich (Krems), in Steiermark (Pöls und Mariahof). Von Mariahof (Furtteichen) schreibt P. Blasius Hanf: „Den 14. September (1882) acht Stück, wovon ich vier erlegte und die andern absichtlich schonte, die sich noch längere Zeit am Teiche aufhielten, da wahrscheinlich der eine oder andere Vogel ver- wundet war. Auch am 19. September 1867 war eine aus sieben Gliedern bestehende Familie am .Teiche anwesend, aus der ich ebenfalls nur zwei Stück schoss, obschon ich leicht mehrere hätte erlegen können.“ Im ganzen südlichen Ungarn habe ich ihn wiederholt sowohl am Frühjahrs-, als am Herbst- zuge beobachten können. In einem teichartigen Sumpfe an der Save unweit Agram traf ich im October 1881 ebenfalls sechs Stück beisammen. In Siebenbürgen ist er von Joh. v. Csato einmal, und zwar am 20. April 1882 beobachtet worden. Ueber Bosnien und die Herzegowina liegen bis jetzt noch keine

age

bestimmten Daten vor, doch ist an dem Vorkommen zur Zugs- zeit nicht zu zweifeln.

Die Grösse vom Hornsteissfuss gibt Naumann mit folgenden Zahlen: Länge (ohne Schnabel) 14", bis 14°/, Zoll, Breite 23 bis 24°), Zoll, Flügel von der Handwurzel bis zur Spitze 6'/, Zoll, Schnabel 11 bis 11!/, Linien, Lauf 1 Zoll 81), Linien bis 1 Zoll 11 Linien, Länge der Mittelzehe 21/, Zoll. Dem entgegen gibt Boie nur eine Länge von 11 Zoll 10 Linien (Pariser) an, ein Mass, das auf ein mässig entwickeltes ein- Jähriges Exemplar ziemlich genau passt.

Brehm im „Thier leben“ sagt: „Die Länge beträgt 33 cm, die Breite 62 cm, die Fittichlänge 15 cm.“

Behufs weiterer Ver gleichungen sei es mir gestattet, noch weitere Messungen anzuführen.

3eh- Kärnten | rıngs-

EN e N: Schwe- Hudsons-| Tsjand |Grönland] Sibirien PR | strasse

bay den

ERRSEIRIRIESEIFIEI EI EIE

Totallänge .. . |336,334[350'330]342/334[340|335[330,320|340,330[336 330

Fittichlänge. . . [150/146]164 153}160 150] 154 148[150 145[153| 148[155| 150

Schnabellänge . | 21] 22] 22) 21] 21) 20] 2ı| 21) 21| 21] 22] 21| 22] 20

Lauflänge..... | 40) 41] 46 44| 45, 43] 45| 44] 44) 42| 45| 44] 45| 44) Länge derMittel-

Beer, 50| 51| 56 54] 54| 53] 55] 54] 55| 55] 54| 531 55| 53

L. v. Hueber bemerkt in seinem „Verzeichnisse“ zum Hornsteissfuss: „An Flüssen, Seen und Teichen. Nest im Rohr, mit drei bis vier weissen, einzeln braun beschmutzten Eiern. « Diese Bemerkung darf nicht so gedeutet werden, als wenn der Hornsteissfuss in Kärnten als Brutvogel zu finden wäre, denn bis jetzt konnte er noch nirgends im Lande als solcher nachgewiesen werden.

289. Podiceps nigricollis Sundew. (Pod. auritus Lath.) Ohren- steissfuss.

Der Ohrensteissfuss gehört in Kärnten nicht zu den all- täglichen Erscheinungen. “Er erscheint am Frühjahrszuge im April oder in der ersten Hälfte Mai, gewöhnlich nur in wenigen, vereinzelten Exemplaren und setzt nach kurzem Aufenthalte seine Reise nach den nördlichen Gebieten fort.

L. v. Hueber sagt in seinem „Verzeichnisse“ von dem Öhrensteissfuss: „An Seen und grossen Teichen, welche viel Schilf und Rohr haben. Nest im dichtesten Rohr, mit drei bis vier grünlichweissen, braun beschmutzten Eiern.“ In Ungarn ist der Ohrensteissfuss noch ein nicht gerade seltener Brut- vogel, aber bei uns in Kärnten wird man ihn als solchen ver- gebens suchen. Er ist bis jetzt weder in den Sommermonaten

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beobachtet, noch ein Gelege oder Junge von ihm aufgefunden worden. Wir müssen ihn so lange, bis nicht ein neuer that- sächlicher Beweis für sein Brüten im Lande erbracht wird, lediglich als einen Durchzugsvogel betrachten.

Ueber die Grössenverhältnisse vom Ohrensteissfuss führe ich folgende Notirungen an:

Sieben-

Kärnten | Däne- [preussen| Italien Ungarn E mark bürgen |

slelslelsielsiejg'e|gle

! Lanpee une 3121308 310 3001318 3001300295334 3161320 315 Rittichlange ’, 2 13011261132\126[140 130}130)130|142 1361140 130 Schnabellänge ..... 23| 21] 22) 22| 22| 21| 22) 22] 23) 21] 22] 22 Lanftlange 3. 44| 41| 46) 42| 46 44| 45) 45] 44| 44| 44, 42

Der Herbstzug für den Ohrensteissfuss beginnt schon um die Mitte September und erstreckt sich noch über den sanzen Monat October. Zu dieser Zeit erscheint er weniger vereinzelt, vielmehr in Familien beisammen. Gewöhnlich ist er etwas weniger selten, als im Frühjahre, bleibt aber in manchem Herbste auch wieder gänzlich aus.

290. Podiceps minor Gm. Zwergsteissfuss, „Duckerl“, „Schrott- beuterl“.

Der Zwergsteissfuss darf als eine ziemlich gewöhnliche ürscheinung an unseren Flüssen, Seen und Teichen bezeichnet werden. Er ist in Kärnten in allen Thälern zu finden, soweit ihm grössere Wasserläufe ein Wohngebiet schaffen. In’s Ge- birge dagegen steigt er nicht hinauf, ist auch nur ausnahms- weise an einzelnen kleinen Seen des Mittelgebirges zu treffen, doch erhielt das naturhistorische Landesmuseum ein Mitte September 1888 bei Obervellach erlegtes Stück von Herrn Paul Grübler.

Der Zwergsteissfuss erscheint auf unseren Gewässern schon im März. Er folgt am Zuge ausschliesslich den grösseren Wasserläufen, durch welche er dann später an die Seen, Teiche und in die Sumpfgebiete gelangt. Zu seinem Auf- enthalte liebt er besonders schilfige oder mit Rohr bewachsene Stellen, welche ihm ein Versteck und Schutz vor den be- schwingten Räubern bieten. Am Frühjahrszuge wird man bei- nahe ausnahmslos nur Paare wandernd beobachten. Nur ab und zu bemerkt man vereinzelte Vögel, welche entweder noch nicht gepaart waren oder unterwegs durch einen Unfall gatten- los geworden sind. Die Paare halten innig zusammen, ent- fernen sich nicht weit von einander, warnen sich gegenseitig durch ein leises Rufen vor eventuellen Gefahren und führen

Ran

so gut als möglich ein verstecktes Leben. Häufig kommt es vor, dass sich ein Paar an einem Flusse oder Teiche häuslich niedergelassen hat, ohne dass man etwas von den niedlichen Gästen entdeckt, besonders wenn ausgedehnte Rohrpartien vorhanden sind. Wo der Vogel öfter Verfolgungen ausgesetzt ist, da wird er besonders scheu und wagt sich am Tage nahezu gar nicht aus den Schilf- oder Rohrdickungen heraus. Etwas anderes ist es, wo er sich wohlgelitten weiss; an solchen Stellen kann man oft das Paar auf den offenen Blänken schwimmen und tändeln sehen.

Als Brutvogel kommt der Zwergsteissfuss namentlich in grösseren sumpfigen Gebieten durchaus nicht selten vor, brütet auch an Flussufern, wo ihm Schilf, dichte Weidenheger etc. Schutz und Verstecke bieten. Zu Anfang des Monats Mai pflegt das Gelege vollständig zu sein und wird mit Eifer und grosser Hingebung erbrütet. Nicht selten kommt es vor, dass das kunstlose Nest förmlich auf dem Wasserspiegel liegt, so dass die Eier vom Wasser bespült werden. Durch die höheren Wasserstände zur Zeit der Schneeschmelze im Gebirge werden zahlreiche Gelege vernichtet. Droht das Wasser das Nestchen mit den Eiern wegzuschwemmen, so setzen sich Männchen und Weibchen auf ihren still gehüteten Schatz, werden aber von dem steigenden Wasser gehoben. Ich beobachtete einen solchen Fall, wo das Paar vereint das Nest zu halten ver- suchte, aber über dasselbe gehoben wurde. Von Zeit zu Zeit versuchten die Vögel zu tauchen und sich von dem Vorhanden- sein der Eier zu überzeugen. Zwei Tage hielten sie sich in der Nähe des mit Wasser überfluteten Nestes und am dritten Tage, als das Wasser noch nicht sank, entfernten sie sich von dem Platze.

Der Herbstzug des Zwergsteissfusses fällt in die Monate October, November und December. Auf den Sümpfen und Teichen halten sie sich gewöhnlich so lange, bis das Wasser einzufrieren beginnt. Ist dies der Fall, so trachten sie einen offenen Flusslauf zu erreichen, auf welchem sie sich entweder langsam forttreiben lassen oder nochmals einen Aufenthalt nehmen. In der Nähe warmer Quellen, welche den ganzen Winter über eisfrei bleiben und die nothwendige Nahrung spenden, ist es keine Seltenheit, überwinternde Paare oder vereinzelte Vögel aufzufinden. A. Zifferer berichtet im „fünften Jahresberichte“, dass er noch im December 1886 Zwergsteissfüsse erhalten habe, ein Stück zu Anfang des Monats, ein zweites am 23. Fand sich auch Ende November 1857 am Wörthersee ein. In Jahren mit gelinden Wintern jedoch gab es keinen Monat, in welchem ich nicht solche Vögel erhalten oder selbst beobachtet habe.

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291. Colymbus arcticus Linn. (Col. albogularis Meyer.) Polar- seetaucher.

L. v. Hueber führt diesen Vogel als „schwarzkehliger Seetaucher“ in seinem „Verzeichnisse“ an und sagt von ihm: „Kommt beinahe jährlich auf seinen Wanderungen aus dem höchsten Norden auch nach Kärnten, wo er einzeln an den Seen angetroffen wird.“ Am Frühjahrszuge erscheint er schon Ende Februar oder zu Anfang März, entweder in vereinzelten Exemplaren oder in kleinen Flügen, folgt dem Laufe unserer Flüsse, nimmt aber selten an denselben einen längeren Auf- enthalt. In Sumpfgebieten, wo über den Winter stehen ge- bliebenes Rohr und Schilf ihm Schutz und Deckung bieten, macht er hie und da kurze Ruhepausen, verhält sich aber dabei so still und versteckt, dass er manchmal gar nicht bemerkt wird.

Häufiger kann man den Polarseetaucher am Herbstzuge Ende October oder im November beobachten, wo er oft in grösseren Flügen erscheint und sich nicht so ängstlich wie im Frühjahre zu verstecken sucht. Auf seiner Reise macht er im Herbste gerne längere Ruhepausen auf grösseren Wasser- flächen, namentlich wenn warme, sonnige Tage vorherrschen. In vielen Fällen zeigen sich die Polarseetaucher nur sehr wenig scheu und trachten etwaigen Beunruhigungen haupt- sächlich durch Tauchen zu entgehen; seltener ist es, dass sie von ihren Flügeln Gebrauch machen. Auf Fehlschüsse tauchen sie ebenfalls unter und kommen an einer entfernten “Stelle wieder zum Vorschein. Oefteres Schiessen macht diese Taucher so scheu, dass sie beständig und sehr aufmerksam die Ufer abäugen und sofort untertauchen, wenn sie dort ein mensch- liches Wesen wahrnehmen.

Der Polarseetaucher dürfte in keinem Herbste ganz aus- bleiben, aber die Zahl der Ankömmlinge ist in den einzelnen Jahren sehr verschieden. Bald kommt er fast nur vereinzelt oder in ganz kleinen Gesellschaften, bald dagegen wieder in grossen Flügen. So z. B. sagt eine Notiz des Präparators A. Zifferer aus Klagenfurt im „fünften Jahresberichte“, dass der Polarseetaucher im Jahre 1886 am Wörthersee gar nicht bemerkt worden sei, während er 1885 zwölf Stücke von dem genannten See erhalten habe. Gewöhnlich sind es die plötzlich hereinbrechenden, mit scharfen Nordwinden ver- bundenen Fröste, welche uns den Polarseetaucher in grösserer Anzahl bringen. Bei der Anwesenheit grösserer Flüge ist es für den Liebhaber viel leichter, das eine oder andere Exemplar zu erbeuten, als wenn ihrer nur wenige anwesend sind. In grosser Gesellschaft scheinen sie sich viel sicherer zu fühlen, als einzeln, daher sie nicht jene Aufmerksamkeit zeigen, als

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man sie bei vereinzelten Exemplaren oft beobachten kann. Fand sich nach A. Zifferer Ende November 18587 am Wörther- see ein.

292. Colymbus septemtrionalis Linn. (Col. rufogularis Meyer.)

Nordseetaucher.

In dem „Verzeichnisse“ L. v. Hueber’s wird der Nord- seetaucher nicht als kärntischer Vogel angeführt und doch dürfen wir denselben zu den Besuchern unseres Landes rechnen. Im westlichen Theile des Landes gehört er zu den grössten Seltenheiten, auf den Seen, Teichen und Sümpfen von Mittel- und Unterkärnten dagegen ist er schon wiederholt beobachtet und erlegt worden. Im Frühjahre habe ich indess diesen Vogel nie bemerken können. P. Blasius Hanf schreibt aus seinem (Gebiete um Mariahof im „dritten Jahresberichte“ ähnlich, denn er sagt: „Ist im Frühjahre im Sommerkleide noch nie er- schienen. Im Herbste am 28. October 1862 ein Stück, am 10. November 1863 zwei Stück und am 28. October 1871 ein Stück.“ Diese Notiz ist für uns aus dem Grunde von Interesse, weil es sich hier um ein benachbartes Gebiet handelt. Aus Kärnten selbst stammt eine Notiz aus dem Jahre 1883 („zweiter Jahresbericht“). Dieselbe stammt von den Herren J. und H. Grafen Platz aus Klagenfurt und lautet: „Den 21. December ein Männchen am Wörthersee geschossen.“ Ich erleste zwei Stücke (Männchen und Weibchen) am 20. No- vember 1875 am Lavantflusse, ein weiteres Weibchen am 10. December 1875 am Gailflusse bei Grafendorf und ein weiteres Männchen am 10. November 1889 in der Nähe von Lavamünd. Ein Exemplar zeigte sich dann wieder zwei Tage später bei den Draufelsen, doch gelang es mir nicht, dasselbe zu erlegen.

293. Colymbus glacialis Linn. (Col. torquatus Pall.) Fis- seetaucher.

Auch dieser Taucher wird in dem L. v. Hueber’schen „Verzeichnisse“ nicht aufgeführt. Er ist nicht blos für Kärnten, sondern für ganz Oesterreich ein seltener Durchzügler. Nach einer privaten Mittheilung des Präparators A. Zifferer aus Klagenfurt erhielt er diesen seltenen Gast vom Wörthersee. Ein Exemplar wurde auch im Jänner 1878 in der Nähe von Sörg erlegt. Leider ist mir nicht bekannt, wo sich dieses Stück gegenwärtig befindet. Ich beobachtete den Eisseetaucher zum ersten Male am 12. November 18576 im Lavantthale und dann wieder in den stürmischen Herbsttagen des Jahres 1882, in welchem Jahre vom 17. bis 19. September zwei Exemplare im oberen Gailthale erschienen. Weitere Nachrichten über das Eintreffen dieses seltenen Tauchers konnte ich nicht erhalten.

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Der Eisseetaucher dürfte für Kärnten jedenfalls zu den seltensten Irrgästen zu zählen sein. Das naturhistorische Landes- museum besitzt zwei Männchen im Prachtkleide, eines an der Möll bei Heiligenblut Mitte November 1878, erlegt von Lehrer Ambros Zussner und von Hörzendorf bei St. Veit 10. No- vember 1881 von Mayer. Herr Karl Reichel besitzt ein prachtvolles, von ihm selbst in der zweiten Aprilwoche 1888 am Klopeinersee erlegtes Männchen im Hochzeitskleide. Monographische Arbeiten über sämmtliche hier genannte Steissfuss- und Taucherarten veröffentlichte ich in der „Ency- klopädie der gesammten Forst- und Jagdwissenschaften“.

294. Pelecanus onocrotalus Linn. Gemeiner Pelikan.

Der gemeine Pelikan gehört wohl zu den allerseltensten Irrgästen. L. v. Hueber sagt in seinem „Verzeichnisse“ von ihm : „Verfliegt sich zuweilen von der Donau, an welcher er sich aufhält, auch an die Landseen Kärntens.*“ Es ist leicht möglich, dass er in früheren Jahren öfter sich zeigte, gegen- wärtig jedoch ist er eine Seltenheit ersten Ranges. Ich hatte leider nie das Glück, diesen seltenen Gast selbst zu beob- achten. Vor kurzer Zeit theilte mir Herr Josef Fehr mit, dass im December 1882 ein Pelikan bei Lavamünd bemerkt worden sei. Weitere Nachforschungen bestätigten es, dass wirklich ein Pelikan auf dem Drauflusse erschien und sich in der Nähe der Ueberfuhr niederliess, wo er bemerkt und von mehreren Jägern so lange verfolgt wurde, bis er endlich von mehreren Schrottschüssen getroffen aus der Drau gefischt werden konnte. Leider wurde der seltene Vogel, statt conservirt zu werden, gerupft und verdorben. Nur die beiden Flügel desselben sind als „Rarität“ aufbewahrt worden.

295. Carbo cormoranus M. & W. (Phalacrocorax carbo Dumont.) Kormoranscharbe.

Die Kormoranscharbe gehört für unser Land ebenfalls zu den seltenen Vögeln. Sie lässt sich nicht in jedem Jahre beobachten und wenn sie wirklich erscheint, so sind es ge- wöhnlich nur vereinzelte Exemplare. Auch P. Blasius Hanf in Mariahof zählt sie zu den seltenen Passanten. L. v. Hueber dagegen sagt in seinem „Verzeichnisse“: „Kommt im Winter aus Holland, wo er ziemlich häufig angetroffen wird und auch nistet, nicht selten auf unsere Landseen und Flüsse.“ Hieraus möchte ich beinahe schliessen, dass die Kormoran- scharbe im Verlaufe der letzten vier Decennien seltener ge- worden sei. Ich selbst hatte nur drei Exemplare zu beobachten Gelegenheit, und zwar am 25. Februar 1876 an der Lavant, am 18. September 1882 am Gailflusse und am 17. Mai 1884 auf der Lacke auf dem Gailberge. Das naturhistorische Landes-

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museum erhielt von Herın Notar v. Webenau in Feldkirchen mehrere in der zweiten Aprilwoche 1871 daselbst erlegte Stücke. Nach gütiger Mittheilung des Herrn Güterverwalters Robert Zdarek- in Paternion wurde Anfangs Mai 1859 ein Stück am Weissensee geschossen.

296. Carbo graculus Linn. var. Desmaresti Payr. Südliche Krähenscharbe.

Diese Art rechne ich zu den grössten Seltenheiten für unser Land. L. v. Hueber hat sie in seinem „Verzeichnisse“ nicht aufgeführt. Ich erlegte ein einziges Exemplar, ein Männchen, am 1. April 1574 am Weissenbache im Lavantthale. Aus anderen Gegenden Kärntens habe ich nie eine Nachricht erhalten, dass eine südliche Krähenscharbe im Lande beob- achtet oder erlegt worden wäre.

297. Carbo pygmaeus Soll. Zwergscharbe.

Die Zwergscharbe wird in dem „Verzeichnisse“ L. von Hueber’s ebenfalls nicht als kärntischer Vogel angeführt. In Oesterreich wird sie gewöhnlich nur in Dalmatien, Ungarn und Siebenbürgen angetroffen; ich war daher nicht wenig erstaunt, als ich am 14. April 1889 eine solche Scharbe über den Draufluss bei Lavamünd auf- und abstreichen sah. Trotz- dem ich den Vogel von meinen südlichen Wanderungen her gut genug kannte, um ihn mit positiver Sicherheit ansprechen zu können, gab ich mir alle Mühe, den überaus seltenen Wanderer zu erlegen. Nach mehrstündigen Bemühungen erst gelang es mir, diese Zwergscharbe mit einem Schrottschusse herunterzuholen. Es war ein Weibchen, welchem am rechten Ständer eine Zehe fehlte. Nach dem noch vorhandenen Rudimente zu schliessen, dürfte der Vogel schon einmal im Feuer gewesen sein und die Zehe durch ein Schrott verloren haben.

XVI. Ordnung: Laridae. Mövenartige Vögel.

298. Lestris pomarina Temm. Mittlere Raubmöve.

In dem „Verzeichnisse“ L. v. Hueber’s wird die mittlere Raubmöve ebenfalls nicht genannt Sie gehört allerdings zu den Seltenheiten, kann aber doch ab und zu beobachtet werden. In Oberkärnten konnte ich sie nie beobachten, wohl aber im Lavantthale. Hie und da besucht sie auch den Wörther- und Ossiachersee und das Maria Saaler Moos. So oft ich sie zu beobachten Gelegenheit hatte, waren es’immer nur vereinzelte Exemplare, welche sich zeigten. In solchen Jahren, in denen die Herbstwitterung eine gelinde und ruhige ist, scheint sie bei uns nicht einzutreffen, wohl aber dann, wenn stürmische

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Tage mit lange anhaltenden Nordwinden vorherrschen. Aus diesem Umstande möchte man fast schliessen, dass man es in den meisten Fällen nur mit verschlagenen Exemplaren zu thun habe.

299. Lestris parasitica Temm. Schmarotzer-Raubmöve.

L.v. Hueber führt diese Möve in seinem „Verzeichnisse“ an und sagt von ihr: „Erscheint nicht selten, doch nur selten im Herbste, an den Flüssen, Seen und Teichen.“ Seit Jahren habe ich mir Mühe gegeben, die Schmarotzer- Raubmöve am Zuge zu bemerken oder ein in Kärnten erlegtes Exemplar zu erhalten. Meine Bemühungen waren leider immer erfolglos. Hieraus, glaube ich, geht doch zur Genüge hervor, dass diese Mövenart zum mindesten sehr selten sein muss. Wenn sie seinerzeit nicht selten war, so ist sie es seitdem unbedingt geworden. Ich verzichtete schon förmlich darauf, eine Schmarotzer-Raubmöve zu entdecken, war daher im höchsten Grade erfreut und überrascht, als ich am 12. No- vember 1889, dem Drauufer bei Lavamünd entlang schlendernd, plötzlich einen Vogel bemerkte, den ich als Schmarotzer- Raubmöve ansprechen zu dürfen glaubte. Ein rasch nach- seworfener Schuss lieferte den schlanken und überaus ge- wandten Flieger in meine Hände. Ich hatte die grosse Freude, meine Beute als ein Männchen der Schmarotzer - Raubmöve constatiren zu können. Damit schwanden endlich auch die Zweifel über das Vorkommen derselben in Kärnten.

300. Lestris Buffoni Boie. Kleine Raubmöve.

Diese Mövenart fehlt in dem „Verzeichnisse“ L. von Hueber’s. Sie gehört, wie die vorige Art, für unser Land zu den grössten Seltenheiten. Dass sie überhaupt in ganz Oesterreich überaus selten ist, dürfte aus dem Umstande hervorgehen, dass sie m den bis jetzt erschienenen fünf „Jahresberichten des Comites für ornithologische Beobachtungs- Stationen“ nur zwei Mal genannt wird. Die eine Beobachtung stammt von mir, die zweite von Herrn A. Lurtig zu Kotz- mann in der Bukowina. Dieser Beobachter bezeichnet die kleine Raubmöve als einen seltenen Passanten. Ich erlegte ein Weibchen am 28. October 1882. Da vorher durch längere Zeit hindurch starke Nord- und Nordwest-Stürme gewüthet hatten, so liegt die Annahme sehr nahe, es sei dieses Exemplar durch die Stürme im das obere Gailthal, wo ich es er- legte, verschlagen worden. Aus anderen Theilen Kärntens konnte ich nie ein® Nachricht über das Erscheinen der kleinen Raubmöve in Kärnten erhalten. Sie darf demnach für unser Land als einer der seltensten Irrgäste angesehen werden.

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30. Larus marinus L. Mantelmöve.

Ein für unsere Gegenden sehr seltener Irrgast ist auch die Mantelmöve. Als Bewohnerin des hohen Nordens verfliegt sie sich nur selten in unsere Gaue. Das einzige Exemplar, welches ich in Kärnten zu Gesicht bekam, beobachtete ich in der Nähe der Teiche bei Wolfsberg am 24. December 1873 und war auch nach längerer Jagd so glücklich, diese Mantel- möve zu erlegen. Es war ein schönes Männchen. Aus anderen (Gegenden Kärntens habe ich nie eine Nachricht über das Ein- treffen der Mantelmöve erhalten.

302. Larus argentatus Brünn. Silbermöve.

Die Silbermöve ist zwar keine häufige Besucherin unseres Landes, aber doch bei weitem nicht so selten, als die Mantel- möve. Ich beobachtete und erlegte sie schon zu beiden Zugs- zeiten im Lavantthale, am Wörther- und Össiachersee, am Maria Saaler Moose und im oberen Gailthale. In manchen Jahren bemerkt man von der Silbermöve nur einzelne Exem- plare, in anderen Jahren dagegen wieder mehrere beisammen, letzteres namentlich an Herbsttagen nach anhaltenden Nord- stürmen. Bei normalem, ruhigem Herbstwetter findet man sie selten, in manchen Jahren auch gar nicht in unseren (Gegenden.

Hiebei möchte ich besonders bemerken, dass alle Exem- plare, welche ich erlegte oder aus anderen Gegenden Kärntens erhielt, nur der nordischen Form angehörten. Die südliche Form, Larus argentatus var. Michahellese Bruch, habe ich in unserem Lande nie beobachten können und auch aus anderen Gegenden des Landes nie eine solche erhalten.

303. Larus fuscus Linn. Heringsmöve.

L. v. Hueber nennt die Heringsmöve die „gelbfüssige Möve“ (Larus flavipes Meyer seu fuscus L.) und sagt von ihr: „Erscheint zuweilen auf ihrem Zuge im Spätsommer an Seen und Flüssen.“ Im „zweiten Jahresberichte (1882) des Comites für ornithologische Beobachtungsstationen“ erwähnen die Herren J. und H. Grafen Platz, dass im November 1883 ein Exemplar am Wörthersee erlegt worden sei. Ich erlegte ein Männchen am 24. November 1875 in der Nähe von Wolfs- berg im Lavantthale, ein weiteres Männchen am 10. November 1578 bei Grafendorf im oberen Gailthale und ein Weibchen am 10. November 1889 am Drauflusse in der Nähe von Lavamünd. Im Spätsommer, wie L. v. Hueber sagt, habe ich nie eine Heringsmöve bei uns zu Lande beobachten können.

304. Larus canus L. Sturmmöve.

In dem oftgenannten „Verzeichnisse“ sagt L. v. Hueber

von der Sturmmöve: „Auch diese erscheint nicht selten auf

Er

ihrem Zuge an den kärntischen Seen.“ Dass die Sturmmöve an unseren Seen erscheint, ist allerdings richtig, aber sie kommt nie in solcher Anzahl an, dass die Angabe „nicht selten“ gerechtfertigt erscheinen würde. Im „zweiten Jahres- berichte des Comites für ornithologische Beobachtungsstationen“ berichten die Herren Grafen Platz, dass am 12. December 1883 ein junges Weibchen bei Rosegg an der Drau erlegt worden sei. Ich selbst erlegte ein Männchen am 15. December 1876 am Lavantflusse. Sonst ist mir nichts bekannt geworden, dass eine Sturmmöve in Kärnten erlegt oder beobachtet worden wäre.

Auch in dem benachbarten Beobachtungsgebiete zu Mariahof in Steiermark scheint sie sehr selten vorzukommen, denn P. Blasius Hanf bemerkt im „dritten Jahresberichte (1884) des Comites für ornithologische Beobachtungsstationen“: „Am 3. November habe ich das einzige Exemplar meiner Sammlung am Furtteiche geschossen.“

Nach dem, was mir über das Vorkommen der Sturm- möve in Kärnten bekannt geworden ist, zähle ich sie- zu den seltenen Besuchern unseres Landes.

305. Larus glaucus Brünn. Eismöve, Bürgermeister.

Diese im ganzen mitteleuropäischen Faunengebiete seltene Möve hatte ich in Kärnten nie zu beobachten Gelegenheit. Am 2. Jänner 1884 hatte aber Herr H. Graf Platz das Glück, am Ossiachersee das Weibchen einer Eismöve zu er- legen. Ausser diesem Falle ist mir nicht bekannt, dass je in einem anderen Orte Kärntens eine Eismöve beobachtet ‘oder erlegt worden wäre. Nach einer gütigen Mittheilung des Herrn Vietor Ritter v. Tschusi ist das von Herrn Grafen Platz erlegte Weibchen in die überaus reichhaltige Sammlung des erstgenannten Herrn übergegangen. Durch die Erlegung dieser Eismöve ist wenigstens das zeitweise Vorkommen derselben in Kärnten constatirt.

306. Rissa tridactyla Linn. (Larus tridaetylus L.) Dreizehige Möve.

Von der dreizehigen Möve sagt L. v. Hueber in seinem „Verzeichnisse“: „Erscheint vorzüglich zur Winterszeit an den Seen und Flüssen, wenn Hunger und Kälte sie aus ihrem Vaterlande Norwegen vertreiben. In neuerer Zeit scheint sie nicht nur in Kärnten, sondern auch in ganz Oesterreich ein gar seltener Gast eeworden zu sein, wenigstens wird sie in den bis jetzt erschienenen fünf „Jahresberichten des Comites für ornithologische Beobachtungsstationen“ nur fünf Mal unter den beobachteten Vögeln genannt. Im „ersten Jahresberichte“ (1882) stehen drei Nennungen unter folgenden Spitzmarken:

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„Litorale.e Pirano.. (Dr. B. Schiavuzzi) 28. März. Görz. (Dr. Eg. Schreiber.) Nur einmal um Görz geschossen. Nieder- österreich. Krems. (Jos. Deschauer.) Kommt hier am Zuge vor.“

„Zweiten Jahresbericht“ (1883), pag. 365: „Ungarn. Bellye. (A. v. Mojsisovies.) Sehr selten; ich erfuhr nur von einem Exemplar, das innerhalb der letzten fünf Jahre hier erlegt wurde.“

„Vierter Jahresbericht“ (1885), pag. 300: „Tirol. Inns- bruck. (Lazarini.) Am 21. October erhielt Herr Professor Dr. Carlv. Dalla-Torre ein Exemplar aus Sand im Tauferer- thal zugeschickt und im September 1878 wurde ebenfalls ein Exemplar dieser Art an einer kleinen Wasserlache bei Natters im Mittelgebirge geschossen.“

Diese wenigen Beobachtungen in dem weiten Oesterreich sprechen gewiss deutlich genug für die Seltenheit der drei- zehigen Möve. Aus Kärnten hat weder die vorhandene Literatur, noch irgend welche private Mittheilung einen Beleg für das Vorkommen dieser seltenen Mövenart geliefert. Auch ich war nie so glücklich, eine solche Möve in Kärnten beobachten zu können.

307. Xema melanocephalum Natt. (Larus melanocephalus Natt.) Schwarzköpfige Möve.

Von dieser ebenfalls sehr seltenen Möve enthält das L. v. Hueber’sche „Verzeichniss“ folgende Notiz: „Kommt bei stürmischem Wetter von den Küsten des adriatischen Meeres an die kärntischen Seen und Flüsse.“ Ich habe über das Vorkommen der schwarzköpfigen Möve aus kärntischen (Gebieten nie eine Nachricht erhalten können; ebenso wenig war es mir vergönnt, sie selbst einmal zu erlegen oder zu beobachten. Hätte ich je eine solche Möve in Kärnten zu Gesicht bekommen, würde ich sie ganz sicher auch sofort richtig angesprochen haben, da sie mir durchaus keine fremde Er- scheinung ist, nachdem sie mir auf meinen Wanderungen durch Dalmatien häufig genug begegnete und auch öfter von mir erlegt wurde. Ein Uebersehen oder eine Verwechslung meiner- seits bliebe hier von vornherein ausgeschlossen.

308. Xema minutum Pall. (Larus minutus Linn.) Zwergmöve.

Dieses überaus reizende Mövchen ist leider ebenfalls nur ein sehr seltener Gast in unserem Lande. Schon L. v. Hueber kannte die Zwergmöve als selten, denn er sagt: „Kommt im Herbst, jedoch sehr selten, an die Flüsse und Teiche.“ Auch in der engeren und weiteren Nachbarschaft unseres Landes scheint dieses Mövchen ebenso selten als hier seine Besuche zu machen, denn der überaus eifrige Beobachter P. Blasius

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Hanf sagt: „Das einzige Exemplar meiner Sammlung habe ich am 10. September 1852 am Furtteiche erlegt.“ (Siehe „dritten Jahresbericht“ pag. 348.) Am 25. October 1874 hatte ich das seltene Glück, eine Zwergmöve zwischen St. Michel und Siegelsdorf zu erlegen. Von da an beobachtete ich diese niedliche Möve in Kärnten nicht mehr bis zum 8. November 1889, an welchem Tage zwei Exemplare auf der Drau bei Lavamünd erschienen und sich dort herumtrieben, bis eines derselben meinem Blei erlag. Das zweite Exemplar strich nach dem Schusse drauabwärts weiter und ist später nicht mehr bemerkt worden.

309. Xema ridibundum Linn. (Larus ridibundus Linn.) Lach-

möve.

Die Lachmöve ist die am häufigsten in Kärnten vor- kommende Möve. Sie erscheint schon zu Anfang oder Mitte März, oft in grossen Schaaren, und verbreitet sich ziemlich gleichmässig über alle Thäler des Landes. Die grösseren Ge- sellschaften, welche bei uns ankommen, scheinen vorwiegend nur junge, noch ungepaarte Vögel zu sein, denn die älteren kommen bereits schon gepaart an, halten getreulich zusammen und mischen sich nicht unter die fliegenden und schreienden Gesellschaften. Die beständige Unruhe, welche in den Flügen herrscht, darf man wohl auf Rechnung der beginnenden Paarung schreiben. Von Tag zu Tag werden die Gesellschaften kleiner, indem sich ein Paar nach dem andern abtrennt und entweder auf eigene Faust seine Reise weiter fortsetzt oder sich irgendwo einen passenden Brüteplatz aufsucht. Schon L. v. Hueber kannte die Lachmöve als kärntischen Brut- vogel, denn in seinem „Verzeichnisse“ sagt er: „An Flüssen, schilfreichen Teichen und Seen. Nest in Felsen und Klippen, auch im Sand, in Rohr und Gras, mit zwei bis drei oliven- grünen, dunkelbraun und aschgrau gefleckten Eiern.“ Constatiren darf ich indess hier, dass seit Hueber’s Zeiten die Lachmöve als Brutvogel sich sehr bedeutend vermindert hat und dass es durchaus nicht mehr zu den ganz gewöhnlichen Vorkomm- nissen gehört, ein oder mehrere brütende Lachmöyenpaare in einer Oertlichkeit aufzufinden. Ob sie am Wörthersee noch brütet, kann ich nicht bestimmt behaupten. Präparator Anton Zifferer aus Klagenfurt sagt im „fünften Jahresberichte“ (1886) nur: „Im Frühjahre in Waidmannsdorf in Schaaren bis zu 50, 60 Stück gesehen.“ Aus dieser kurzen Bemerkung möchte ich schliessen, dass sie der Berichterstatter in seinem Beobachtungsrayon nicht brütend bemerkt hat. Auf dem Maria Saaler Moose, wo sie noch vor zwanzig Jahren ein häufiger Brutvogel war, soll sie gegenwärtig nur mehr spärlich und nicht mehr in jedem Jahre regelmässig brüten. Aus der Um-

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gebung des Millstättersees ist sie seit Jahren als Brutvogel verschwunden und besucht diesen See nur noch am Frühjahrs- und Herbstzuge. Am Weissensee haben im Jahre 1856 noch drei Paare gebrütet; ob es gegenwärtig noch der Fall ist, darüber fehlen mir weitere Nachrichten. An der Lavant zwischen St. Paul und St. Andrä habe ich die Lachmöve noch in den Siebziger Jahren alljährlich brütend gefunden, während ich im vorigen Jahre (1859) nicht ein einziges Paar mehr finden konnte. Dafür machte ich in diesem Sommer eine andere Beobachtung, welche mir erwähnenswerth scheint, wenn auch nur deswegen, weil sie mit den Angaben Brehm’s im Wider- ‚spruche steht. Dieser grosse Naturforscher sagt von der Lach- möve: „Zu Ende April beginnt das Brutgeschäft, nachdem die Paare unter vielem Zanken und Plärren über die Nistplätze sich geeinigt haben. Niemalsbrütet die Lachmöve einzeln, selten in kleinen Gesellschaften, gewöhnlichin sehr bedeutenden Schaaren, in solchen von hun- derten und tausenden, welche sich auf einem kleinen Raume möglichst dicht zusammen- drängen.“ Einen Brüteplatz, wo eine grosse Anzahl von Lachmöven beisammen brütet, gibt es meines Wissens in Kärnten nicht. Gewöhnlich sind nur drei bis vier Paare bei- sammen. Ueberdies beobachtete ich einen Fall, wo ein Lach- mövenpaar ganz vereinzelt brütete. Im Frühjahre 1889 beobachtete ich durch mehrere Tage hindurch um die Mittags- zeit ein Lachmövenpaar, welches regelmässig die Drau auf- und abwärts flog. Da die durchziehenden Möven schon längst abgereist waren, schloss ich aus diesen regelmässigen Mittags- ausflügen, dass das Paar irgendwo brüten müsse. Da es fast regelmässig zur gleichen Stunde in Lavamünd erschien, schenkte ich ihm eine besondere Aufmerksamkeit und trachtete seinen Aufenthalt auszukundschaften. Es war dies kein all- zuschweres Stück Arbeit, da mir die Vögel die Richtung hin- länglich andeuteten. Am 8. Mai fand ich in der Nähe von Wunderstätten, wo die Drau eine felsige, schwer zugängliche Bucht bildet, das Nest. Dasselbe bestand aus einem unförm- lichen Haufen von Rohr, Schilf, Laub und verschiedenen Gräsern, enthielt vier Eier und war durch einen aus einer Felsenritze sprossenden Weidenbusch ziemlich gut verblendet. In einer mehrere Stunden weiten Umgebung war den ganzen Monat Mai hindurch nie ein zweites Lachmövenpaar zu er- blicken. Dieses Paar hatte sich also hier vollständig vereinzelt zum Brutgeschäfte niedergelassen. Am 24. Mai waren die Jungen ausgefallen und am 30. Mai beobachtete ich die reizende Familie das erste Mal auf dem Wasser, ein paar Tage später auf den nassen Wiesen der Umgebung. Am

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16. Juni flogen die Jungen in Begleitung des Elternpaares schon längs dem Drauflusse herab bis nahezu nach Lavamünd. Von dieser Zeit an war die Familie täglich in der Gegend zwischen Lavamünd und Wunderstätten zu beobachten, bis sie am 16. September aus dem Gebiete verschwand. Im August verminderte sich die Familie um ein Stück, welches wahr- scheinlich von einem Hühnerhabichte geschlagen worden sein dürfte. Wenigstens bemerkte ich diesen kecken Räuber einige Male, wie er hinter den Lachmöven einherjagte, bis er eines Morgens, von meinem Blei getroffen, ein kühles Grab in den Fluten der Drau fand.

Aus diesen mit vieler Sorgfalt durchgeführten Beob- achtungen geht unzweifelhaft hervor, dass die Lachmöve unter Umständen auch in vereinzelten Paaren, ganz ferne von jeder Artennachbarschaft, brütet.

Der Herbstzug der Lachmöve fällt in die Monate Sep- tember, October und November entweder vereinzelt oder in kleinen Gesellschaften, selten in grösseren Flügen. Auf nassen Wiesen oder auf frisch aufgebrochenen Aeckern nehmen sie gerne einen kurzen Aufenthalt, um nach Nahrung zu suchen. Die Emsigkeit, mit welcher sie bei dieser Gelegenheit die verschiedenen Larven, Kerfe etc. aufsuchen, zeigt zur Genüge, dass die Lachmöve nicht vorwiegend. auf Fischnahrung be- schränkt ist. Die braunlarvige Möve Larus capistratus Temm., von welcher L. v. Hueber sagt: „Erscheint zu Zeiten an den Seen und Teichen“, soll sich nach Dr. Anton Fritsch, „Naturgeschichte der Vögel Europas, S. 467“, nur durch geringere Grösse, kürzeren Schnabel und Fuss und anders gefärbtes Jugendkleid von der gewöhnlichen Lachmöve, Xema ridibundum Boie, unterscheiden.

310. Sterna caspica Pall. Raub-Meerschwalbe.

Die Raub-Meerschwalbe gehört für die Österreichische Ornis zu den grössten Seltenheiten. In den vorliegenden „fünf Jahresberichten des Comites für ornithologische Beobachtungs- Stationen in Oesterreich-Ungarn“ wird sie im Jahre 1882 und 1883 genannt, beide Male von Professor G. Kolombatovit aus Spalato in Dalmatien. In Kärnten ist sie meines Wissens nur einmal erlegt worden, und zwar von meinem Freunde Gabriel Höfner in Wolfsberg. Er erlegte diese überaus seltene Meerschwalbe im Jahre 1870 zwischen Wolfsberg und St. Andrä in der Nähe der Lavant. Ich selbst hatte nie das Glück, die Raub-Meerschwalbe in Kärnten beobachten zu können. Auch L. v. Hueber hat sie in seinem „Verzeichnisse“ nicht angeführt. 3li. Sterna anglica Mont. Lach-Meerschwalbe.

Die Lach-Meerschwalbe wird in dem „Verzeichnisse“

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L. v..Hueber’s ebenfalls nicht angeführt. Sie gehört für unser Land zu den seltensten Irrgästen. Ich erlegte ein ein- ziges Exemplar am 20. Mai 1875 in der Nähe von Neudau bei Wolfsberg. Später habe ich diesen seltenen Gast nie wieder bemerkt, auch nie eine Nachricht erhalten, dass eine Lach-Meerschwalbe in anderen Gegenden Kärntens erlegt oder beobachtet worden wäre.

312. Sterna fluviatiliis Naum. (St. hirundo L.) Fluss- Meer- schwalbe.

Die Fluss-Meerschwalbe ist im Gegensatze zu den vorigen in Kärnten keine Seltenheit. Sie erscheint im März oder April in kleineren oder grösseren Flügen und macht nicht selten längere Aufenthalte, bevor sie ihre Reise fortsetzt. Auch Präparator A. Zifferer sagt: „Zu gewissen Zeiten um Klagenfurt nicht selten.“ Er meint damit offenbar die beiden Zugszeiten, wenn er auch beisetzt, dass sie im Jahre 1886 gar nicht erschienen sei. Mehrfach ist die Ansicht ausgesprochen worden, dass die Fluss-Meerschwalbe in Kärnten Brutvogel sei, doch ist der Nachweis bis jetzt nicht erbracht worden. In mehreren Theilen der benachbarten Steiermark ist sie als Brutvogel zweifellos nachgewiesen worden und dies legt den Schluss nahe, dass ihr Brüten auch in Kärnten, z. B. am Drauflusse, möglich wäre. Ich habe die Fluss-Meerschwalbe bis jetzt nur zu den beiden Zugszeiten beobachtet, nie aber in den Sommermonaten. Ich will die Möglichkeit, dass sie in Kärnten brütend vorkomme, nicht bestreiten, sondern mache alle Vogelkenner und Vogelliebhaber auf diesen Vogel ganz besonders aufmerksam mit der Bitte, genaue Beobachtungen anzustellen und eventuelle Brutfälle nebst den erforderlichen Belegen der Wissenschaft zugänglich machen zu wollen.

Der Herbstzug der Fluss-Meerschwalbe fällt in den Sep- tember und October und ist gewöhnlich zahlreicher, als im Frühjahre. Schöne warme Herbsttage verleiten sie nicht selten zu einem längeren Aufenthalte.

313. Sterna minuta Linn. Zwerg-Seeschwalbe.

L. v. Hueber sagt in seinem „Verzeichnisse“ von der Zwerg - Seeschwalbe: „An Flüssen, schilfreichen Seen und Teichen, die viel seichte Stellen und kiesigen Boden haben. Nest in einer kleinen ausgescharrten Vertiefung des Kieses und Sandes mit zwei bis drei, selten vier gelblichen, braun und aschgrau gefleckten Eiern.“ Nach dieser Notiz zu schliessen, hat L. v. Hueber die Zwerg-Seeschwalbe als Brutvogel in Kärnten angesehen. P. Blasius Hanf sagt aus seinem Gebiete: „Besitze nur drei Exemplare (ein altes Männchen und zwei Junge) dieser Art vom 25. Juni 1860.“ Dieser Fall scheint

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allerdings die Annahme zu erhärten, dass die Zwerg-Seeschwalbe auch in Kärnten seinerzeit gebrütet haben könnte. Ob das gegenwärtig noch der Fall sei, wage ich nicht zu behaupten, denn ich kenne sie nur als einen sehr seltenen Durchzügler, der sich oft in mehreren auf einander folgenden Jahren gar nicht bemerken lässt. Ich lasse daher die Frage, ob Brutvogel oder nicht, offen und bitte alle Freunde unserer Vogelwelt, die Zwerg -Seeschwalbe scharf im Auge behalten und über ihre Beobachtungen genauen Bericht erstatten zu wollen und dadurch der Wissenschaft einen nicht unwesentlichen Dienst zu erweisen. 314. Hydrochelidon leucoptera M. & Sch. Weissflügelige See- schwalbe. |

Die weissflügelige Seeschwalbe ist ein ziemlich regel- mässiger Gast am Frühjahrszuge, kommt jedoch selten in erösserer Anzahl vor. Ihre Zugszeit fällt erst in die zweite Hälfte Mai; manchmal findet man sogar noch solche Durchzügler zu Ende dieses Monats. L. v. Hueber sagt in seinem „Verzeichnisse“ von ihr: „An Seen und grossen Sümpfen. Nest an Sumpfufern mit drei bis vier olivengrünen, braun ge- fleckten Eiern.“ Demnach scheint es, dass L. v. Hueber die weissflügelige Seeschwalbe auch als kärntischen Brutvogel betrachtet habe. Ich gab mir viele Mühe, über diesen Vogel Näheres zu erfahren, respective ein in Kärnten aufgefundenes Gelege zu erhalten. Bis jetzt waren meine Bemühungen leider vergebens. Wo ich mich auch hinwandte, Niemand wollte etwas über das Brüten dieses Vogels wissen. Ich fand eben- falls nie ein Gelege, habe auch den Vogel in den Sommer- monaten nie beobachtet, was doch der Fall hätte sein müssen, wenn er überhaupt als Brutvogel vorkäme. Also bleibt auch bei diesem Vogel die Frage, ob er in Kärnten brüte oder nicht, vorläufig eine offene.

Der Rückzug der weissflügeligen Seeschwalbe erfolgt schon gegen Ende August, und zwar erscheint sie um diese Zeit noch spärlicher, als im Frühjahre.

315. Hydrochelidon hybrida Pall. (Hydr. leucopareia Natt.)

Weissbärtige Seeschwalbe.

Diese Seeschwalbe gehört in Kärnten zu den überaus seltenen Erscheinungen. L. v. Hueber nennt sie in seinem „Verzeichnisse“ nicht. Ich selbst beobachtete sie nur ein ein- ziges Mal, und zwar am 15. Mai 1875 im Lavantthale. Ich flügelte das Stück und brachte es endlich nach einer längeren Hetzjagd in meinen Besitz. Es war ein schönes Männchen. 316. Hydrochelidon nigra Boie. (Hydr. fissipes Gray.) Schwarze

Seeschwalbe.

In der ersten Hälfte des Monats Mai hält die schwarze

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Seeschwalbe bei uns ihren Einzug und besucht die meisten Thäler des Landes. Gewöhnlich erscheint sie in nicht geringer Anzahl, ist also ein durchaus nicht seltener Vogel. Am häufiesten wird sie in Unter- und Mittelkärnten beobachtet, besonders am Wörther- und Ossiachersee und auf dem Maria Saaler Moose. L. v. Hueber sagt von ihr: „Auf Flüssen, Seen und Teichen. Nest im Schilf und Gras, oder auch auf dem Sand, mit zwei bis vier schmutzig grünen, schwarz und grauschwarz gefleckten Eiern.“ Auch hier gab ich mir Mühe, nähere Daten über ihr Brütegeschäft, eventuell ein Gelege zu erhalten, was mir aber nicht gelang. Wenn sie noch wirklich als Brutvogel in Kärnten auftritt, so ist sie als solcher doch ganz bestimmt sehr selten und nur in wenigen Gegenden des Landes. Am ehesten dürfte sie am Maria Saaler Moose zu finden sein, wenn sie überhaupt noch im Lande brütet. Auch hier wären sichere Beobachtungen sehr erwünscht. Präparator A. Zifferer aus Klagenfurt bemerkt: „Wird alle Jahre am Wörthersee oder im Maria Saaler Moos ge- schossen.“

Der Rückzug im Herbste erfolgt gewöhnlich schon gegen Ende August; in manchen Jahren aber kann sie noch in der ersten Hälfte September beobachtet werden, da sie sich bei schöner Witterung gerne für einige Zeit in den ihr ent- sprechenden Localitäten aufhält.

Nachtrag.

Innen

Während das vorliegende Buch zum Drucke vorbereitet, theilweise auch schon im Satze begriffen war, erhielt ich noch einige Mittheilungen über in Kärnten beobachteten Vögel, hatte auch selbst Gelegenheit, noch vereinzelte Beobachtungen zu machen, welche für das Buch von Interesse sind und daher hier noch als Anhang Raum finden mögen, da sie an der Stelle, an welche sie nach der systematischen Anordnung ge- hören, nicht mehr untergebracht werden konnten.

Es ist kaum zu bezweifeln, dass in der Folge noch manche Beobachtungen gemacht werden, welche für eine Vervollständigung der Kenntniss unserer Ornis von Wichtigkeit sind. Solche Fälle eigener Beobachtungen, sowie eventuelle Mittheilungen anderer Kenner und Vogelfreunde werden daher später als „Nachträge“ in dem Jahrbuche des naturhistorischen Landesmuseums von Kärnten veröffentlicht werden.

Bis zu dem Zeitpunkte, in welchem der Druck der „Ornis Carinthiae* zum Abschlusse gelangte, habe ich nach- stehende Beobachtungen nachzutragen:

22. Circaötus gallicus Gmel. Schlangenadler.

Anfang September 1889 wurde ein Stück des für unsere Gegenden so seltenen Schlangenbussards im nahen Misslingthale erlegt und befindet sich gegenwärtig, von Präparator Anton Zifferer ausgestopft, im Besitze der Frau Anna Poglayen in Windischgraz. Nach einer Notiz der „Grazer Tagespost“ wurde im Herbste 1889 in der Nähe von Cilli ein Pärchen beobachtet und ein Stück davon erlegt.

3la. Nyctea nivea Thunb. Schneeeule.

Die Schneeeule gehört unstreitig zu den seltensten Vögeln nicht nur in Kärnten, sondern in der ganzen Österreichisch- ungarischen Monarchie. Die bis jetzt erschienenen fünf „Jahres- berichte des Comites für ornithologische Beobachtungsstationen“ verzeichnen einen einzigen Fall, in welchem dieser Eule Er- wähnung gethan wird. Im „ersten Jahresberichte“ sagt nämlich Herr Schreiber aus Görz (pag. 37): „Nur einmal gesehen.“

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Das ist das einzige, was sich in den genannten Berichten über die Schneeeule vorfindet. Auch L. v. Hueber hat in seinem „Verzeichnisse“ der kärntischen Vögel diese Eule nicht angeführt. Ich habe dieselbe auch niemals selbst beob- achtet, war daher nicht wenig erstaunt, als mir mein Freund Gabriel Höfner vor kurzem die Mittheilung machte, dass im Jahre 1867 bei Köglach in der Nähe von Wolfsberg eine Schneeeule erlegt worden sei, und zwar von dem damals bei Herrn Baron Paul Herbert bediensteten Jäger Georg Eich- kitz. Da Herr Höfner diese Eule selbst gesehen hatte, auch ornithologische Kenntnisse genug besitzt, um einen Vogel verlässlich und sicher zu bestimmen, als eifriger Forscher überhaupt in seinen Angaben ungemein gewissenhaft ist, so ist an dieser Thatsache durchaus nicht zu zweifeln. Wo dieses für Kärnten so überaus seltene Exemplar hingekommen sein mag, ist mir leider nicht bekannt geworden.

41. Brachyotus palustris Forst. Sumpfohreule.

Ein sehr gut ausgewachsenes und gefärbtes Exemplar von seltener Grösse mit 92 cm Flugweite und 42 cm Länge wurde Ende August 1889 bei Freudenberg erlegt.

55. Pastor roseus Temm. Rosenstaar.

Am 20. April 1889 beobachtete ich den Rosenstaar in zwei Exemplaren zwischen Lavamünd und Wunderstätten. Als später durch den Fürsten Ferdinand von Bulgarien ein grosser Zug Rosenstaare beobachtet und darauf auch in Croatien einige Exemplare erlegt wurden, erliess ich einen Aufruf zur allgemeinen Beobachtung, bekam aber nur eine Zuschrift aus Klagenfurt. Von dort berichtete mir nämlich Herr Andr. Semrajd folgendes: „Obzwar kein Jäger oder Forstmann, sondern nur ein stiller Beobachter der Vögel, er- laube ich mir der löbl. Redaction des „Waidmanns Heil“, zu dessen Lesern ich mich auch zählen darf, mitzutheilen, dass ich Sonntag, den 14. Juli 1889, Nachmittags nach einem Gewitterregen einen Schwarm von circa 50 bis 60 Staaren über den Garten meiner Wohnung fliegen sah, welche von Osten nach Westen sehr nieder zogen. Leider konnte ich das Einsitzen derselben, da sie hinter der Gartenmauer ver- schwanden, nicht beobachten; dass es Staare waren, habe ich am Fluge erkannt. Als ich am nächsten Morgen früh in den Garten kam, hörte ich einen aussergewöhnlichen, sehr lauten, aber stotternden Gesang, welchem ich nachging. Auf einer Fichte, gegen den Gipfel zu, bemerkte ich knapp am Stamme einen Vogel, welcher von Zeit zu Zeit sein Geschwätz hören liess und auch von den Spatzen umflogen und attaquirt wurde. Sein rother Unterkörper und die blauschillernde Färbung des Oberkörpers und der Flügel erinnerten mich an die im „Waid-

3122

manns Heil“, Nummer 13 d. J. enthaltene Notiz: „Der Be- achtung empfohlen“ und konnte ich denselben sicher als Rosenstaar (Pastor roseus) ansprechen. Als ich den Vogel zum Ueberstellen zwang, flog auch dieser der Richtung zu, wie tagsvorher die anderen. Es ist nun anzunehmen, dass dieses einzelne Exemplar vom Schwarme zurückgeblieben und demselben nachgezogen sei. Vielleicht findet sich unter den Jägern und Förstern in Kärnten bald Jemand, welcher meine Aussage durch Fang oder Erlegung des Rosenstaares be- kräftigen wird.“

56b. Sturnus unicolor Linn. Einfärbiger Staar, Schwarzstaar.

Dieser Staar scheint bis jetzt in Oesterreich-Ungarn noch nicht öfter beobachtet worden zu sein, da er in dem von Vietor Ritter v. Tschusi und Eugen Ferdinand v. Homeyer herausgegebenen „Verzeichniss der bisher in Oesterreich und Ungarn beobachteten Vögel“ nicht genannt wird.

Ueber diesen Vogel machte mir mein Freund Gabriel Höfner folgende Mittheilung: „Im Herbste 1860 befand ich mich in der Nähe von Klagenfurt beim Glanflusse, als plötzlich ein Flug Staare über mich dahinstrich. Da mir die Vögel sanz eigenthümlich vorkamen, schoss ich in den Flug hinein und erlegte ein Exemplar, welches ich zweifellos als den ein- färbigen oder Schwarzstaar bestimmen konnte.“

- 62. Corvus cornix L. Nebelkrähe, „graue Krah“.

In neuerer Zeit ist öfter darauf hingewiesen worden, dass sich namentlich bei Nebelkrähen hie und da auffallende Ver- schiedenheiten in deren Stimme bemerken lassen. Diesen Beobachtungen gegenüber möchte ich anführen, dass ich eine Nebelkrähe beobachtete, welche gar nicht im Stande war, einen Laut von sich zu geben, mithin vollkommen stumm war.

An einem Frühlingsmorgen 1889 bemerkte ich auf dem Geländer der Lavantbrücke eine Nebelkrähe, welche. jene bekannten Bewegungen machte, wie man sie an den Krähen immer bemerken kann, wenn dieselben ihr Geschrei ertönen lassen. Diese Bewegungen dauerten über zehn Minuten lang fort, ohne dass ich den mindesten Laut vernehmen konnte, obwohl ich höchstens 20 Schritte entfernt war. Da mich dieser Fall interessirte, beobachtete ich diese Krähe durch zehn Tage, so oft es mir die Zeit zuliess. Jeden Tag sah ich die charakteristischen Bewegungen, hörte aber nie einen Laut. Da ich nicht mehr den mindesten Zweifel hatte, dass es eine wirklich stumme Krähe sei, erlegte ich endlich dieselbe, um deren Stimmorgan untersuchen zu können. Ich fand die Stimm- bänder auffallend verkümmert und weit weniger elastisch, als dies bei stimmbegabten Vögeln der Fall ist. In der Trommel

313

waren die meisten Ringe stark verknorpelt, darum auffallend stark, die sie verbindenden Membranen aber nicht elastisch, sondern steif. Trotz der sorgfältigsten Untersuchung liess sich nichts entdecken, was auf eine äussere Verletzung hätte schliessen lassen. Diese stumme Krähe scheint somit entweder mit einem Naturfehler behaftet, oder durch eine innere Krankheitsursache stumm geworden zu sein. Bemerkenswerth mag es sein, dass diese Krähe nicht gleichzeitig auch taub war, sondern sehr gut hörte. Dass die Krähe sonst ganz gesund war, bewies der Umstand, dass sie (es war ein Weibchen) bereits einem Männchen angetraut war und ein bereits lege- reifes Ei in sich trug.

90. Bombyeilla garrula L. Seidenschwanz.

In Krain wurden in der zweiten Jännerwoche 1889 ganze Schaaren des „Pestvogels“ gesehen, wie auch im Februar 1656 (nicht 1856, wie irrig in der „Carinthia“ 1889, Nr. 3 und 4, S. 60), wie Valvasor nach Schönleben erzählt, dann wieder 1873 und 1875.

III. Die ornithologische Literatur Kärntens.

Aus den älteren Zeiten hat uns die heimische Literatur über die Vogelwelt nahezu gar nichts aufbewahrt. Erst in neuerer Zeit begegnet man öfter Nachrichten über das Er- scheinen des einen oder anderen Vogels. In den meisten Fällen handeln solche Berichte von jenen Vögeln, welche durch ihre Grösse, ihre ungewöhnliche Färbung oder durch massenhaftes Auftreten die allgemeine Aufmerksamkeit erregen. Der kleineren Vogelwelt scheint eine besondere Aufmerksamkeit weniger ge- widmet zu werden, oder finden es eventuelle Beobachter nicht der Mühe werth, ihre Wahrnehmungen zu veröffentlichen, was im Interesse der Sache zu bedauern wäre, denn eine kleine Beobachtung hat oft für den Kundigen einen be- deutenden Werth.

Von den Artikeln, Notizen ete., welche über kärntische Vögel erschienen, sind die meisten so in den verschieden- artiesten Zeitungen zerstreut, dass das Sammeln derselben keine kleine Aufgabe genannt werden kann. Es wäre mir auch kaum möglich geworden, mich halbwegs genau über die ornithologische Literatur unseres Landes zu informiren, wenn mich nicht hierin der als Forscher und Sammler bestbekannte Herr Vietor Ritter v. Tschusi zu Schmidhoffen s eifrig und thatkräftig unterstützt und mir eine Menge werth- voller Daten an die Hand gegeben hätte. Ich spreche dem hochgeschätzten Herrn hier für seine wohlwollende Unter- stützung meinen besonderen Dank aus.

Ich bin weit entfernt, behaupten zu wollen, dass nach- stehendes Verzeichniss Alles und Jedes enthalte, was über kärntische Vögel bis jetzt überhaupt geschrieben wurde; es enthält alles das, was ich auffinden konnte. Sollten den ge- schätzten Lesern weitere einschlägige Schriften, Notizen ete. bekannt sein, so würde ich für deren Mittheilung sehr ver- bunden sein und wäre gerne bereit, die mir zukommenden Bekanntgaben in einem Nachtrage zu veröffentlichen und dadurch das folgende Literatur-Verzeichniss zu ergänzen.

Ban,

365.

Bis jetzt sind mir nachfolgende Artikel, Notizen ete. zur

Verfügung gestanden: Bartosch H., Aufbaumen der Rebhühner, „Waidmanns Heil“ 1837, pag. 135. Berger H., Verwegenheit des Habichts. Ibid. 1885, pag. 160. Vom Uhu. Ibid. 1885, pag. 143. Brehm Chr. L., Vollständige Vogelfauna. Enthält mehrere Nachweise über kärntische Vogelarten. Brugger, Ein Adler beobachtet. „Waidmanns Heil“ 1837, pag. 339. Egger Franz Graf, Jahresbericht aus Stadlhof in Tschusi Ritter v5 „Aufzeichnungen über den Vogelzug im Jahre 1880“, Mittheilungen des ornithologischen Vereines in Wien. V., 1881, pag. 75 bis 79 und V. Jahresbericht des Ausschusses für Beobachtungen Vögel Deutsch- lands. Cabanis Journal XXX, 1882, pag. 18. Graf Rainer, Prof,, Der Steinrabe (Pyrrhocorax alpinus). Jahrbuch des BIO EREEN Landesmuseums von Kärnten. 3. Jahrgang 1854, Lg, Hanf Blasius, „Die Vögel des Furtteichs‘“ enthalten zahlreiche und werth- volle Notizen über Vögel aus Kärnten, „Zur Omithologie Kärntens.“ „Carinthia“ 1882, pag. 252, 296. Hey, Weisser Edelfalke. „Waidmanns Heil“ 1883, pag. 117. Hohenwarter, Keckheit einer Schleiereule. Ibid. 1886, pag. 26. Hueber L. v., Verzeichniss der Vögel Kärntens. Jahrbuch des natur- bistorischen Landesmuseums. IV. Heft, 5—9, 1859, pag. 1—32. Hladnig Wilb., Ein Rackelhahn. „Waidmanns Heil“ 1885, pag. 128. Jüger Josef, Eichelheher und Eichhörnchen. Ibid. 1881, pag. 120, Kalchberg Dr., Weissköpfiger Geier in Friesach. Ibid. 1881, pag. 111. Keller F. C., Ein Beitrag zur Vogelschutzfrage. Verlag des kärntischen Thierschutzvereines, 1877, pag. 44. Auerhahn und Marder. „Waidmanns Heil“ 1881, pag. 3. Hahnenbalze im Herbste. Ibid. 1881, pag. 174. Die Elster. Blätter für die Alpenländer, 1875. Zwei Rivalen. „Waidmanns Heil“ 1882, pag. 3. a abnormer Vogelzug. Ibid. 1882, pag. 193. Ibis. II. 1882, pag. 143 is 145. Die Rabenkrähe am Wasser, „Waidmanns Heil“ 1883, pag. 260. Zugsnotizen. Ibid. 1884, pag. 87. Weissköpfige Geier im Jänner. Ibid. 1885, pag. 56. Aus der Vogelwelt der Kärntner Alpen. Verlag von Joh. Leon sen. Klagenfurt. 1884, pag. 66. Ein Kranich erlegt. „Waidmanns Heil“ 1886, p. 37. Wildgänse im Gailthale, Ibid. 1886, pag. 74. Aus dem Leben des Alpenmauerläufers. Zeitschrift für die gesammte Omithologie 1885. III. Heft, pag. 329—340. Am Horste. Ibid. 1886, I. Heft, pag. 39—65. a aus den Alpen. Ibid. 1886, IV. Heft, pag. 252 is 266. Die Letzten ihres Stammes in Kärnten (Gypaötus barbatus). Jahrbuch des naturhistorischen Landesmuseums 1886, Ein Rallenreiher im Gailthale. ‚‚Waidmanns Heil“ 1887, pag. 161. Zum Tannenheherzuge. Ibid. 1887, pag. 313. Eine Rackelhenne im Lesachthale. Ibid. 1887, pag. 327. Der Zug der Vögel. Jahrbuch des kärntischen Landesmuseums 1887. Aussergewöhnliche Niststätten. „Waidmanns Heil“ Nr. 3, Band XX. Notizen über den Vogelzug. I., II. und III. Jahresbericht des Comites für ornithologische Beobachtungen in Oesterreich-Ungarn. Vom Rosenstaar. „Waidmanns Heil“ 1889, „Carinthia“ 1889, „Klagen- furter Zeitung“ und „Tagespost“.

B5| Da a >

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3516

Keller F. C., Monographien. In der „Eneyklopädie für die gesammten Forst- und Jagdwissenschaften“ erschienen circa siebzig Vogelmonographien mit Nachweisen und Bemerkungen über kärntische Vögel.

Der weissbindige Kreuzschnabel. „Waidmannsheil‘“ 1889. Tannenheher und Kreuzschnäbel. Ormnithologisches Jahrbuch. Band I.

Kohlmayer P., Der Reisskofel. Ibis IV. 1859, pag. 64.

Martinez J., Waldschnepfen bei Obervellach. „Waidmanns Heil“, 1885, pag. 96.

Matweber Sylv., Ein Rackelhahn im Lesachthale. Ibid. 1882, pag. 89.

Eırfolglose Rackelhahnjagd. Ibid. 1885, pag. 153. Für Steinhuhnpfleger. Ibid. 1886, pag. 140. Ein Rackelhahn erlegt. Ibid. 1886, pag. 192.

Mühlböck, Briefliche Mittheilungen (Alb. v. Corv. frug. aus Kärnten). Gefl. Welt. LIII. 1884, pag. 27.

Nagele Joh., Sonderbares Benehmen eines Kukuks. ‚„Waidmanns Heil“, 1884,

pag. 158.

Platz J. und H., Graf, Zugsnotizen. Zweiter Jahresbericht (1882) des Comites für ornithologische Beobachtungsstationen in Oesterreich- Ungarn.

Praitschopf Carl, Kampf zwischen Geier und Ente. Ibid. 1881, pag. 56.

Reyer, nn v., Ein Rackelhahn in Kärnten. Hugo’s Jagdzeitung 1884, pag. 378.

Seeland, Ein Seeadler am Wörthersee. Ibis I. 1881, pag. 143.

Storf, Habnenbalze im October. „Waidmanns Heil“, 1884, pag. 316.

Strammer, Späte Schnepfen. Ibid. 1885, pag. 14.

Schmidt Fr., Ornithologisches aus dem Glocknergebiete. Mittheilungen des ornithologischen Vereines in Wien. XII. 1888, pag. 41.

Talsky Jos., Die ornithologische Sammlung des Landesmuseums in Klagen- furt. Ibid. XII. 1888, pag. 6—8. _

Tomascheck Jgn., Dr., Index zum Verzeichnisse der Vögel in Kärnten. Jahrbuch des naturhistorischen Landesmuseums von Kärnten, 4. Heft, IV. bis VIII. Jahrg., 1855—1859, pag. 33—44.

Tschusi zu Schmidhoffen Vietor, Ritter v., Farbenaberration von Lanius excubitor. Mittheilungen des ornithologischen Vereines in Wien. 1886, pag. 59.

Bibliographia ornithologieca. Verzeichniss der gesammten ornitho- logischen Literatur aus Oesterreich-Ungarn. Verhandlungen der k. k. zoologisch - botanischen Gesellschaft in Wien. XXVIII. 1888. Abh. pag. 491—544.

Zeppitz Johann, Strichhühner. „Waidmanns Heil“, 1837, pag. 134.

Zifferer A., Zugsnotizen. Fünfter Jahresbericht (1886) des Comites für ornithologische Beobachtungen ‘in Oesterreich-Ungarn.

DUraleule und Bilch. „Waidmanns Heil“, 1887, Nr. 22, S. 283.

Der Ziegenmelker. „Waidmanns Heil“, 1888, Nr. 18, S. 243.

Seltene Vogelerscheinungen des Winters, Frühlings und Herbstes 1887—1888 in Kärnten. „Carinthia“, 1889 (79. Jahrg.), Nr. 3 und 4, S. 59—63 ; Jänner 1889 bis Ende Mai 1890, 1890, Nr. 6, 8. 138— 140.

Beitrag zur Ornis der Saualpe. „Klagenfurter Zeitung“, 1890, Nr. 50.

Anonyme Berichte und Notizen.

Aasgeier in Kärnten. „Waidmanns Heil“, 1883, pag. 174.

Aasgeier, Vultur fulvus in Kärnten erlegt. Alte Presse Nr. 26, VII., 1880. „Wiener Jagdzeitung‘‘ 1830, pag. 426.

Aquila fulva in Kärnten. Ibid. 1875, pag. 641.

Die höchste Schnepfe. „Waidmanns Heil“, 1885, pag. 244.

Ein seltener Vogel. Ibid. 1881, pag. 72.

317

Ein Eisseetaucher in Sörg erlegt. Blätter für die Alpenländer, 1878,

Geheilter Birkhahn. „Waidmanns Heil“, 1883, pag. 170.

Hahnenbalze im Herbst. Ibid. 1885, pag. 9.

Lämmergeier (V. fulv.) Gmünd. Mittheilungen des ornithologischen Vereines. IV., 1880, pag. 64, Zlogo Jagdzeitung, XXIII., 1880, pag. 373.

Ein seltener Gast (G. fulv.). „Waidmanns Heil“, V., 1885, pag. 56.

Rothfussfalken in Wolfsberg. „Waidmanns Heil“, IL, 1870, pag. 167.

Onel skalni (Steinadler in Kärnten). Häj. 1876, Zprävy 1, pag. 6.

Deeadler am Wörthersee erlegt. „Hugos Jagdzeitung“, XXIV., 1881, pag. 517.

Pastor roseus in Kärnten. „Hugos Jagdzeitung“, XVIIL., 1875, pag. 434.

Rackelhahn. (April 1882, Lesachthal.) „Waidmanns Heil“, II., 1882, pag. 89.

Seltene Gäste (Lar. fuse.) am Wörthersee. „Waidmanns Heil“, III, 1880, pag. 261.

Ein Minchageier. „Oesterr. Forstzeitung‘‘, V., 1887, pag. 239.

Sägetaucher. „Klagenfurter Zeitung“, 28. I. 1887, Nr. 22.

Reise-Erinnerungen aus Steiermark und Kärnten. Ibid. XI. 1888, pag. 77 bis 78, 100—106.

Plauderei aus Kärnten (Vult. monach.). „Waidmanns Heil“, XIX., 1888, pag. 161.

Aasgeier (G. fulv.). „‚Oesterr. Forstzeitung‘‘, VI., 1888, pag. 194.

Albino einer Bachstelze. „Klagenfurter Zeitung“, Jänn. 1888,

Eistaucher. „Oesterr. Forstzeitung“, VI., 1888, pag. 104.

Seltene Vogelerscheinungen dieses Winters. „Klagenfurter Zeitung“ 7. XII. 1888, Nr. 239.

Ein Rackelhahn am Dobratsch. „Waidmanns Heil“, 1882, pag. 96.

Eine Waldschnepfe am 17. Jänner. Ibid. 1885.

Ein Rackelhahn am Dobratsch. „Hugos Jagdzeitung“, 1884, pag. 383.

Ein Kranich bei Spittal erlegt. „‚Waidmanns Heil“, 1881, pag. 71.

Ein Steinadler bei Arnoldstein erlest. Ibid. 1886, pag. 210.

Rackelhahn am Dobratsch. ‚Neue deutsche Jagdzeitung‘, 1884, pag. 312.

Vom Rackelhahn. .‚Waidmanns Heil“, 1883, pag. 213.

Rothfussfalke in Kärnten. „Waidmanns Heil“, 1870, p. 167.

Seltene Gäste. „Waidmanns Heil“, 1883, pag. 261.

Seeadler am Wörthersee. „Wiener Jagdzeitung“, 1881, pag. 517.

Seeadler in Feldkirchen. Ibis 1881, pag. 580 und „Waidmanns Heil“, 1881, pag. 167.

Drei Steinadler in zwei Tagen, „Waidmanns Heil“, 1884, pag. 202.

Störche an der Glan. „Drau-Post“, 1865,

Vom Rackelhahn. Ibis III. 1883, page. 213—214.

Weisskopfgeier im Lesachthal. „Waidmanns Heil“, 1882, pag. 174.

Adler in den Karawanken. Ibid. 1882, pag. 193.

Wildgänse in St. Martin am Techelsberge. Ibid. 1882, pag. 43.

Wildgänse bei Klagenfurt. Ibid. 1881, pag. 192.

IV.

Alphabetisches Register

aller in der „Ornis Carinthiae“ angewendeten Gattungs- und

Artnamen.

Die Synonymen und die in Kärnten gebräuchlichen volksthümlichen deutschen

Vogelnamen sind mit liegender Schrift gedruckt. sind unter der fortlaufenden Zahl verzeichnet.

Aasgeier

Accentor alpinus Bechst. he modularis L.

Aceipiter nisus L.

Acredula caudata L.

,„ var. rosea

Blyth Er: Ha Acrocephalus arundina- ceus Naum.

palustris Bechst. .

phragmitis Bechst.

turdoides Meyer . Actitis hypoleucus L.

macularius Bp. Adler j Adophoneus nisorius Kaup. Aegialites cantianus Lath.

25 hiaticula L.

> minor M.& W. Aegithalus pendulinus L. Agrodroma campestris

Bechst. :

Aix sponsa Boie Alauda arborea L. .

A ar vensischL

‚eristate ar :

nemorosa Gmel. .

1 93 92 15

. 100 . 4101

Alcedo ispida L. Alpenbraunelle . Alpendohle Alpenfluevogel Alpenhäckler Alpenkrähe Alpenlerche ? Alpenmauerläufer . Alpenschneehuhn Alpensegler . Alpenspatz £ Alpenstrandläufer ; y Schinz’s

Ammer . PER Ammering . Amschl . Anas acuta L.

ONger. En

boschas L.

elangula L.

„. Cretea.lurs

erythropus L.

Fuligula L.

„.. Penelope L., 2.

querquedula L..

sponsa L.

strepera L. .

Sämmtliche Vogelarten N. bedeutet Nachtrag.

Anseres. XV Orl.. Anser albifrons Bechst. cinereus Meyer erythropus Steph. . Ferus Naum. segetum Meyer torguatus Frisch Anthus aquaticus Bechst. arboreus Bechst. campestris Bechst. cervinus Pall. pratensis L. rufogularis Brehm albieilla L. . s chrysaötos L fulva L. haliaötos L. imperialis Beehst. naevia Wolf. . pennata Gmel. Archibuteo lagopus Brünn. Ardea caspica Gmel. eiconia UL. einerea L. . comata Pall. cristata Br... . egretta Bechst. garzetta L. major Gm. . nigra 1... nycticorax L. purpurea L. ralloides Scop. stellaris L. . Ardeola minuta Bp. Ardetta minuta L. . Astur palumbarius L. Athene noetua Retz

passerina U. Avosettsäbler Auerhahn . Auerhuhn . Auf.

Bachamsel Bachamschl

. 2361 | . 262 . 259

. 140 . 148

. 259 | . 260 | 261 |

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147 | 150° 151

149 21 19 20

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319

Bachstelze, weisse Bambeck Bamhackel Bartgeier . Baumfalke Baumklocker, blauer Baumläufer, langzehiger graubunter 3 Baumpieper . Bawögerl . Becassine . Beckl . Beervogel Bergfink Berghänfling Berglaubvogel Bergrothschwänzchen . Berniela brenta Steph. 5, torquata Bechst. Beutelmeise Bienenfalke Bienenfresser Binsenrohrsänger Birkhuhn . Blassantn . Blässengans . bBlässhuhn . blaublattl . Blaudrossel Bläuerl. . Blaufalke . Zur Blaukehlchen, rothstirni- ges. weissstir niges Wolf’s

Blaukröpfl . blaumas Blaumeise Blauracke. . Bluthänfling . IR Bombyeilla garrula L. Bonasa sylvestris Brehm. . Botaurus stellaris L. . Brachpieper . Brachschwalbe . Brachvogel, grosser

. 237

32

a a ! 120) . 108 431 . 257

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. 223 . 151 . 200 . 232

Brachyotus palustris Forst. KERE Brandente".... - “ee ee Brandnerl..'...... 0 We Brandvogerl ::: ..n024130 Braunkehlchen . . . .140 Braumnkropf ==. 2... 2 140 Brautente‘. 7 = ee Bubo ignavus Forst... . 38 ‚maximus. Sibb. # 10433 Buchfink >; . 170

Budytes atricapillus Br. 145 % borealis Sundew. 146

Mi Hlavus Lu, .144

4 nigricapillus Bp. 145 Bürgermeister 4.%.%0...305 Buntspecht, grosser . . 70 dreizehiger . 74

& klemer: ......78

, mittlerer. 2.12

x weissrückiger 71 Buphus ralloides Bp.. . 220

Buteo apivorus L. . “28 eirtensis Beavill. . 26 desertorum Daud. 26 4. „tachordus»Bp. si... 26 vulgaris Bechst. . 25

Caccabis sawatilis Gray. . 196 Calamodyta aquatica Bp. . 115 % turdoidesM.W. 112 . Calamoherpe aquatica „Latb Sera le . arundinacea Naum. 111 palustris Boie. . 110 phragmitisBechst. 116 Oalandrella br a Leissl. 2; or] Calidris arenaria L. . . 256 Cannabina flavirostris L. 179 sanguineaLandsb. 178 Cantores. VII. Ordn. . 105 Caprimulgus europaeus L. 42 punctatusMeyer 42 Captores. VI. Ordn. . 80 Carbo cormoranusM.& W. 295

Carbo graceulus L.var. Des-

maresti Payr. . 296

pygmaeus Soll... . 297

Carduelis elegans Steph. 177 Cathartes perenopterus

Temme.= 3

Cerchneis cenchris Naum. 8

4 tinnuneulus L. 7

Carthia familiaris L. . 78 Charadrius nr ons Wolf.

& Meyer . 207

# auratus L. . 285

h calidris L. . 256

hiatieula L. . 208

7 himantopus L. 257

R minor M.& W. 209

morinellus L.. 206

ar pluvialis L. . 205

squatarola L. 204

Chelidon urbica Boie. . 47

Chlorospiza eitrinella Kays. 175

Chrysomitris spinus Boie.

176

Ciconia alba Bechst. . . 213 User. . 214 Sn oe en Be: Cinclus aquaticus L. . 94 „. morinellus Gr. 211 Circaötus gallicus Gm. .22N Cireus aeruginosus Nils. 27

arundinaceus Bechst. 27

eineraceus Mont. . 30

eyaneus Gm. 28

pallidus Sykes . 29

Pygargus L. . 28

Rn rufus Briss. . 27

Swainsonii Aut. 29

Citrinella alpina = 175

Citronenzeisig Be}.

Clangula elaucion L. 278 Coceothraustes vulgaris

Pall. a N RE

Columba livia L. 189

;; oenas 1... :....188

r palumbus L. 187

: burtur Le... v2 200

Columbae. IX. Ordn.. 187

321

Colymbidae.XV.Ordn. 286 GolymbusalbogularisMeyer 291 areticus L. aa glacialis L. 283 rufogularis Meyer 292 septemtrionalisL. 292

5 torguatus Pall. . 293 BOracCEes. 1V& Ordn!” ,. .55 Coracias garrula L. . . 53 Bpevus: Corax Bar. :°... 60

a LCHENIX U: 62, 62 N

Baer one. 61

„> fmmollerus.LP. 63 Corydalla Richardi Vieill. 152 Coturnix communis Bonn. 198

dactylisonans Mayer 198 Cotyle riparia Boie. . . 48

PUDeSErS.BOlB.. „49 Crassirostres. VII.

OrAn.«.2%, H3, Crex pratensis Bechst. . 225 CGueulus canorus L. . . 50

Curruca cinerea Gr. Ba 6) 7 rufa Br. 5107 Cyanecula leucocyanea Chr. L."Br.'...-136 5 var. Wolfii Chr. L;*Br.. 137 a suecica L.. . 135 Cygnus melanorhynchus Meyer . 263 musicus Bechst. . 263

Cypselus alpinus Meyer . 43

bs apus]"....,.,.,.44

2 Bielbaraıı 1.43 Dachl . ; »a7:.59 Dandalus rubecula 5: 136 Dickfs 7 203 Dickschnäbler. VII.

Ordn:--. re 159 Distelfink . ET Dobles OR en Doppelschnepfe . 232 Dornasall.2: 22.213488 Dormdreber waren

Dorndreher, spanischer . 83 Dorngrasmücke . . 118 Dreschele . 126 Dreschl . ? 126

„. walische . . 127 Droschl . j 126 Drosselrohrsänger . 412 Dryocopus martius L. , 69 Duckerl Fe „ao Ellefalkein 2.02.08 12 Edelfink . ; EP W3) Egretta garzetta Bp. ..219 Bichelkeher Hr 2 ward Eiderente . ER ETH Einsamer Spatz . 128 Eisente 279 Eismöve 305 Eisseetaucher 298 Ersvasele W322 ANISIETRA F e BA Erlenzeisig 176 Emberiza cia L. NER!

e citrinella L. . 160

55 hortulana L. . 162

5 miliaria L.. . 159

w schoeniclus L. . 163

Erythropus vespertinusL. 9 Eudromias morinellus L. 206

le m en ee Fanger, VE.0rdnt 280 Faleinellus igneus Leach. 215 Falco caesius Wolf . . 10 „. desertorum Daud. . 26 laniarına PAM. 7, -13 peregrinus Tunst.. 12 rufives Beseckee . . 9 RR ee > .. Asubbuteo: L...s-. . 11

tinnumeuloides Tomm. 8

F al conidae 5 Falk R E it, 12

kleiner le Falkewi. man. eh Fausthuhn . 199

21

N

Feldlerche . . ...- 2155| Pulix clangule T: Feldispate. .. 2. SO ferina Sund. . Beldsperling, 2.7" rer

Felsenhahnll . . . . . 58 | Gabelweihe Felsenschwalbe . . . . 49| Galerida cristata ee Felsentaube . . . . .189| Gallinago major Bp. Ficedula fitis Koch. . . 106 scolopacina Bp.

hypolais Schlegel 109 Gallinula Bailloni Temm.

r

, rufa K. & Bl. . 107 .; chloropus L.

. sibilatrix MR. x crex Lath. .

& Bl. 105 * minuta Pall. Fichtenkreuzschnabel ' . 184 a porzana L. Fink‘... EL”) r pusilla Gr. Finkenhabicht . . . . 15 pygmaea Naum. B'rachadler 1.2 Ir Gänseartige Vögel. Rischreigl... en ee XV. Ordn. . Bischreiher ch. 216 | Garrulus glandarius L. . Fissirostres. I. "Ordn. 42 ; sartenammer . Fitislaubvogel . . . . 106 | Gartenbrandnerl . Fliegenfänger, grauer . 86 | Gartenröthling .

Fliegenschnäpper, erauer 86 | Gartenrothschwanz

in schwarzrückiger 85 | Gartenspötter

weisshalsiger . 89 | Gebirgsbachstelze . Flussader . . . : .. 16 | Geeinus canus Gm. Flussregenpfeifer . . . 209 ni viridis L. . Flussuferläufer . . . . 247 |'Geier. Re Föhrenkreuzschnabel . . 184 srbraumer.. Fringilla alpina Scop. . 153 rat

4 cannabina L. . 178 „. schwarzer . is carduelis L. .: 177 weissköpfiger . N coelebs L. . . 170 | Geieradler, leer

domestica L. . 168 | @Geierle . .

linaria L. . - 179 | Giarol, Halsband- . es

Data TO GHimpel, mitteleuropäi- EN:

Y montana L.. . 167 scher montifringillalL. 171 r nordischer % nivalis L. . . 166 | Girlitz . spinus L. . . 176 | Glareola pratincola Briss. Fulica aterrima L. . . 230 „.. torquata Briss. atral... . . .230 | Glaueidium _passerinum P6hloropus B.2.: 8. 1224 Boie. I Fuligula eristata Leach. 277 | Goldammer ferina L.: . -. .275 | Goldamsel marila Baird. . . 276 | Goldamschl

nyroca Güldenst. 274 | Goldhähnchen, feuer- „zuina Pal. köpfiges Br

Goldhähnchen, en

ges‘. Goldr egenpfeifer

Grallae. XI. Ordn. Grallatores. XIl.Ordn.

. 103

. 205

. 200 213

(Grasmücke, schwarz-

köpfige . Grasmuck . Grasspecht Grauammer Graugans . Grauspecht Grauwürger, kleiner Griesanterl Grosstrappe . Grünfink Grünling Grünspecht

Grus cinerea Bechst. x

vulgaris Pall. Guggu . it Gypaötida Pe

Gypaetus barbatus “ER

Gyps fulvus Gm.

Hoabergais . Habicht Habichtseule . Hadenschnepf Hänfling Hahn, grosser „kleiner

Haidhuhn .

Haliaötus albicilla ai:

Halsband-Giarol . Halsband-Morinelle

Harelda glacialis Leach.

Haselhuhn Hasenhabicht Haubenlerche Haubenmeise Haubentaucher . Hausrothschwänzchen Haussperling:

. 120

. 118

te: . 159 . 261

68

italienischer 169

Heckenbr aunelle

42

33

Heerschnepfe 237 Heidelerche 154 Heringsmöve 305 Heuschreckenrohrsänger . 113 Hierofalco laniarius Cw. 13 ei peregrinus Cw. 12 Himantopus candidus Bp. 257 R rufipes Bechst. 257 Hirngrill . . 174 Hirngrillerl ; 174 E wälsches 175 Hirschenkukuk 19 Hirundo riparia L. . 48 M rupestris Scop. . 49 = rustica L. 45

„. var. pago- rum Chr. L. Br. 46 5 urbica L. ri Hohlkran wer}: 03066; , 69 Hohlenkrahı 049 Hohltaube 188 Holzkrähe 69 Hornsteissfuss 288 Hühnergeier 14 Huh . .: N

| Hydrochelidon ‚fissipes Gray. . 315 hybrida Pall. . 315 leucopareia Natt. 315

leucoptera M. & Sch. 314 „, nigra Boie.,; 316 Hypolais icterina Brehm . 109 salicaria Bp. . 108

Hypotri iorchis aesalon Tunst. 10 Ibis wog L; 215 Igowitz . Sayh: Insessores. II. Ordn. 50 Jochrabe 60 Junx terquilla D: 75 Kalanderlerche 156 Kampfschnepfe . 248

Karminspecht Karolinenente Kiebitz : Kiebitz- Regenpfeifer Kiewit . k Kirschker nbeisser Kleiber . \ h . bläulicher .

Klettervögel.V. Ordn. ß . 269

Knäckente Königl . . Königsadler . Königsfischer Kohlamsel Kohlmeise Kolbenente Kolkrabe . : Kormoranscharbe Kornweihe Kothlerche Kothmasl Kothmeise Krähenar tige Vögel. IV. Ordn. Krähenscharbe, südliche . Krah ; graue Kranewitter Kranich, grauer Kranzamschl . Krautvögerl Kreuzschnabel Br weissbindieer Kreuzvogel 3 Kriekente . Krickerl £ Krummschnabel . Kukuk . Kuttengeier

Lachmöve . Lämmergeier . Lagopus alpinus Nilss. mutus Leach Lanius collurio L.. exeubitor L.

Ta

EL . 210 . 204 . 210 0a

76 16 67

93 19 52

122

98

. 273

60

295

28

324

Löffelente ;

Lapius excubitor var. Ho- meyeri Cab. „.. exzeubitor major „.. minor 1.02 „. ruficeps KRetz YET NDLISS: spinitorquus L. Laridae. XVI. Ordn. Larus argentatus Brünn. 17 Gala garle, u capistratus Temm. . lavipes Meyer ‚et TTUSCHRCE. „.v. (elaueus-L. marinus L. B A melanocephalusNatt. minutus L. ridibundus L. tridactylus L. . Leinfink, nordischer RL südlicher Lerch Lerche, kurzzehige Lerchl NR Lerchenfalke ; Lestris Buffoni Boie. . Parasitica Temm. pomarina Temm. Ligurinus chloris L. . . Limicola platyrhyncha Pemm. -©* i Pygmaea Koch . aegocephala Bechst. . „„ lJapponieaalz?. „. melanura Leisl. „rufe Briss. Linaria alnorum Chr.L.Br. rufescens Schl. &

var.

Limosa

Locustella luseinioides SE RE * naevia Bodd... Rayi Gould.

307

. 308 . 309 . 306 . 180

Loxia bifaseiata Chr. L.Br.

chloris L. eoceothraustes L. eurvirostra L.

m ats

Pyrrhula L.

serinus Scop. Lullula arborea L. Luscinia minor

Bris:

philomela Bechst.

a philomela By.

Lusciniopsis Savii Bnpte. .

Lycos monedula L.

Machetes pugnax L. . Mäusebussard Mandelkrähe . Mantelmöve . Mauerhäckler Mauersegler Mausgeier . . . . Mehlschwalbe . Meerschwalbe, Fluss-

e Lach-.. > Raub- Zwerg-

Melanocor yphacalandraL.

Mergus albellus L. merganser L. „... seryator L. Merlinfalke Merops apiaster L. Merula torquata Boie.

vulgaris Leach .

Milan, rother

schwarzbrauner Miliaria europaea Sw. Milvus ater Gmel.

miger Briss.

regalis Aut. Misteldrossel ae Mönch .

Mönchsgeier . e Möve, dreizehige

„072

Bu’ la) Che, -L.

186. N

185 154 163

323

Möve, schwarzköpfige . 307 Mövenartige Vögel . ..299 Monticola eyanea L. . . 128 Ä saxatilis L.. . 129 Moorente . B . 274 Moorschnepfe 289 Moosschnepf ; . 297 Montifringilla nivalis Chr. ir Br. . 166 Morinella collaris Tamm. sat Mornell NE ern 206 »„ -Regenpfeifer . . 206 Motacilla alba L. . 442 atricapilla Feldegg 145 boarula L. ...144 % ».. Penn. 14 flava L. : 144 melanocephalaSavi 145 sulphurea Bechst. 143 Müllerl . ! 117 Museicapa albicollisTemm. 89 F erisold.u347.2.86 . luctuosa L. . 88 . paryarl7:72487 Nachtigall . : BL R Nachticallenrohrsänger . 114 Michtkauz 9 NN Nachtrabe . . 222 Nachtreiher . 222 Nachtschwalbe . 42 Nattierhnkr 000843. .875 Nebelkrähe .62,62 N Neophron per enopterus 1 Nigowitz srl Nisus commumis Cw. EA 2] Nordseetaucher . . 292

Nucifraga caryocatactesL. 66 var. brachyrhyn- cha ,Br. Ro ei var. macrorhyn- eha Brenn E68 Numenius arquatus Cuv. 232 2 phaeopus L. . 233 Aussgringt: 0822508

Nussheher 65 Nussknacker . 66 Nusskrah N 66 Nyctale dasypus Bechst. 34

».. fwnerea Bp. . 34

“5 Tengmalmi Gm. 34 Nyctea nivea Thbg. . 31a N

Nycticorax griseus Strickl 222

Dedienemus crepitans L. 203 Oglastr . A i 64 Ohrensteissfuss . 289 Öhreule, kleine . 20 kurzöhrige 41

% mittlere 40 Oidemia. fuseaL! . 2.7281 nigra Leach . 280 Oriolus galbula L. RR Ortygometra erex Gr... . 225 marmorata Leach 228 Otis tarda L. 208 „.tetrax.L. Nu 20 Otocorys alpestris Bp. . . 158 Otus vulgaris Flemm. 40 Palumbus torguatus Kaup. 187 Pandion haliaetus L.. 16 Parus ater L. 96 „.. coeruleus L. 99

1. CHIB Lats... 97

a AJOTL% 95

Passer cisalpinus Temm. 169

s.# domesticus2Li2#6168

montanus L. . 167 Pastor roseus L. DB.N. Pelecanus onocrotalus L. 294 Pelikan, gemeiner . 294 Perdix cinerea Lath. . . 197

„r "cotusmix Loth. 32498

„. saxatilis M. & W. 196 Perleule | Pernis apivorus 3 025 Pfannenstiel . 100 Pfeifente . ..272 Pfingstvogel . Basy. Pfuhlschnepfe 2a

326

Pfutschekinig . 93 Pfutschepfeil ee Phalacrocorax carbo Dwu- mon: S. 295 Phileremos alpestris 1159 Phyllopneuste DBonellii Vieill 108 montana Brehm . 108 „.. ruta‘ Bath. 107 sibilatrix Bechst. 105 trochilus:L: 7... 106 Pica caudata Boie 64 Picoides tridactylus L. . 74 Picus leuconotus Bechst. 71 emo: 70 „. medius L. 12 Pieper, rothkehliger . 149 Pirol, gelber 54 Plagadis Faleinellus Kaup. 215 Plectrophanes nivalis L. 165 Podiceps arcticus Boie. . 288 „..r.ouritus. Lath;.... 32280 E „.. ‚Dund. 288 ».seristartus:.Ir 286 „1 MINOR GE. eva „.. nigricollis Sund. 288 . rubricollis Gm. . 287 suberistatus Bechst. 287 Poecile palustris L. 95 Polarseetaucher te Porphyrio antiquorum Bp. 231 % hyacinthinus Tiemm. ,. 231 H veterum BDp. . 231 Porzana maruetta Gr. 228 „. minuta Bp. 227 „. Pygmaea bp.. . 226 Pratincola rubetra L. 140 & rubicola L. . 141 Puhi Be Puhu Ne) Purpurhuhn 23 Purpurreiher . 217 Pyrgita domestica Cw. 168 „. montana BDp. 167 Pyrrhocorax alpinus L. 57

ERIC 2, RR

Pyrrhocorax graculus L. 58 Pyrrhula europaea Vieill. 183 & major Chr. L.Br. 182 N rubricilla Pall. . 183

Rab ; 60, 61 Babenkraher.2.n., 02:61 Backelhahn: + 97 3.74.1493 Baker. 2 ana... Ballenreiher a8 ...220 Rallus aquaticus L. . 224 Bapaces.. Ordn'©..2.:7048 Rasores. X. Ordn. . : 191 Raubmöve, kleine . 300

? mittlere 298

Schmarotzer-. 299 Raubvögel. 1 Ordner 1

Raubwürger . . . s0 f; einspieg eliger s1 Homeyers . 832 Rauchschwalbe . . 45 x rostgelbbäuchige 46 Rauhfussadler 2.3.1.7: 18 Rauhfussbussard . . . 24 Hanlıtusskanz si u. 34 Mehhuhn «+... 197 Recurvirostra avocetta Er 258 Regenbrachvogel 298 Regenpfeifer, Fluss- . . 209 = Gold- . 205 klemer. N; ....209

z Kiebitz- . 204

a Mornell- . . 206

R Sand- . 208

nt Seelluss- 2....,207

= weissstirniger 207

Eger Ne LU

Regulus aureocapillus Meyer 103 „. . .eristatus. Koch: .. 103 „. flavicapillus Naum. 103 a. Chr. I Br...

: a 01 Reigl RL Reiher, aschgrauer. RB LG

eu skleiber... a. 700219 = SMPULDUT- ia

Reiher, Silber- . .. 218

Reiher artige Vögel. xI1.2Ordn. le Reiherente 277 Ringamsel ..123 Ringelgans 259 Ringeltaube . . 187 Rissa tridactyla D 306 Roager . BEN 216 Rohrammer { 163 » dickschnäbeliger 164 „. mittlerer . 164 Rohrdommel . 223 Rohrdrossel 112 Rohrhendl . 2285 Rohrspatz . 163 Rohrweihe 27 Rosenamsel BR, Rosenstaar 55, 55 N Röthelfalke 5 Rothblattl . 178 Rothdrossel Ho Rothfussfalke 9 Rothkehlchen 138 Rothkröpfl . 138 Rothkropf . 135 Rüttelfalke 7 Russerl . 92 Russvogel A 92 Rutieilla Cairii Gerbe: 131

N var. montana Chr. 131 I phoenicura L. . 132 5 tithys L. 130

Var.mon-

tana Chr. L. Br. 131 Saatgans . . 262 Saatkrähe or Salicaria luseinioides K.

& Al. tt Sammtente 281 Sandhenn . 203 Sandr egenpfeifer 208 Säger, grosser . 283

kleier 285

= u

Säger, mittlerer . . . 284 Sänger. VII. Ordn. 105 Sauhalterl . ar el Saxicola oenanthe L; ba ® rubetra L. 140 rubicola U. . 141 Scansores. V. Ordn. a, Schafhalterl TE . 144 Schafstelze, gelbe . 144 nordische 146 schwarzköpfige 145 Scharfente 283 Scharrvögel. x "Ordn. 191 Schilfrohrsänger 116 Schlangenadler . 22, 22 N Schleiereule . an Schnatterente . 268 Schneedachl BR | Schneedohle . on Schneeeule 31a N Schneefink . 166 Schneegans . 262 Schneegeier 24, 25 Schneehuhn "193 Schneemeise . . 100 Schneerabe 57 Schneesporenammer 165 Schnepf 236 Schnepfenvögel. XII Ordn... \ 232 Schoenicola intermedia Mich. le . Schoeniclus Bp. 163 Schofhalterl . 142 Schopfantn 277 Schopflerche 153 Schopfmeise . 97 Schopfmoas EN Schreiadler 15 Schrottbeuterl . 290 Schusserl 178 Schussvogerl 178 Schuster, blauer 76 Schwalbenente 267 Schwalm 45 Schwarzamschl 122

3285

Schwarzblattl . .. 120 Schwarzkopf. . 120 Schwarzmeise 100

schwarzzügelige 101 Schwarzspecht : 69 Schwarzstaar : 56b N

Scolopaces. XTI.Ordn. 232

Scolopax arquata L. . 232 „.... gallinago Di". 251 Os ER h; media Frisch. . 238 „..» rustieola un re

Scops Aldrovandi Wil- loughby BR =

Seeadler '. Ru)

Seeflussregenpfeifer . 207

Seeschwalbe, schwarze . 316 r weissbärtige 348 " weissflügelige 314

Seidenreiher . se

Seidenschwanz . 90

Seidenvogel 90

Serinus hortulanus- Koch 174

Sichelschnäbler . . 215

Sichler, I RER . 215

Silbermöve . 302

Silberreiher : . 218

® kleiner 219

Singdrossel . 126

Singschwan i 263

Sitta europaea L. var. caesia Meyer . 76

Sitzfüssler. II. Ordn. 50

Somateria mollissima L.. 282

Sp.altschnäbler.

IE: Orda® . 42 Spatula u Boie. . 265 Spatz . 168

einsamer . . 128 Specht, rothhosiger 70

Spechtmeise, Le 76

Speckmoas . 98 Speier . 44 Sperelster 80, 83 Sperber 15: Sperberente . 31

—. 329.

Sperbergrasmücke . 419 Sperlinsselle . . . . 32 Spiegelmeise . . . ..% Dnegelmoassı a... ‘5: 1.2,,28..98 Spielhahn . De N gr Spiessente BR BEIENSEE ee. AA Sporenpieper TOR Spottvogel, gelber . 2109 Sprachmeister 10 Sprosser .. . 134 Squatarola helvetica Graı y 204 SF) e 56 einfarbiger . 56b N Stadtschwalbe . . . . 47 Stagnicola chloropus Br. . 229 Bramschwalm ... „a... 27.49 Stan... . 51798 Starna einerea L. Sa Semadler un... 20 Steindrossel . 129 Steinhuhn . 5,196 SIRIn Ban. 0 san 3 Bueipnabe „ut ana, >57 Betinröbhel. 20... 129 Steinschmätzer, grauer . 139 Steinwälzer Se Steissfuss, gehörnter . . 288 $ rothhalsiger . 287 Stelze ao a re ae Le Stelzenläufer, STAu- schwänziger ; 257 Stelzvögel. XI. Ordn. 200 Steppenbussard . . . . 26 Steppenhuhn . 198 Steppenweihe :... ..02..29 Sterna anglica Mont. 311 „..» caspica. Pal. 310 fluviatilis Naum. . 312 hirundo L.. 312 er: minuta a0 er 313 Stieglitz 11 Stockente . 266 Stössel 11..19 Storch, schwarzer . 214 Si WEISSER Te 2,213

Storchschnepfe . a: Strandläufer, Alpen- . 250 % "aschgrauer . 249

bogenschnä- beliger . 252 h gefleckter . 246 5 isländischer 246 es trillernder . 250 Wald- . 244 Strepsilas collaris Temm. 241 m interpres Ill. . 211

Strigiceps cineraceus Bp. . 30 cyaneus Dp.. . 28

pallidus Bp. . 29 Sa. Re RT SEE er ad BirBz! 01000 oa RU brachyotuss L. . . 4 WiaBabohkers 1.847838 4 Bammea vl... 202.2. 22397 macroura Natt.. . 35 „.noctua Reize... ..33 OS. RR . 40 Pygmaea Bechst. . 32 Es VRR a 260 Strohschneidr . . . . 22 Sturmmöve .. 304 Sturnus unicolor L. . 56b N u var: W-olf..2.7,.96 Sa arg ua D6 Sultanshuhn . . Mat Sumpfhuhn, setüpfeltes . 228 kleines . 227 Sumpfläufer, kleiner . . 255 Sumpfmeise . . ER) Sumpfohreule At; 44 N Sumpfschnepfe 238 kleine. . 239 Sumpfwader, rostrother . 254 2 schwarzschwän- ziger ROM EN ur 20 Sumpfweihe . . DH Surnia nisoria Wolf . . 31 Sylvia arundinacea Lath. 111 „.. atricapilla L. . . 120 „= cinereas Lath.... 119

22

Sylvia curruca L. ERS] eyanecula Wolf . 135 ‚fitis Bechst. . . 106 „. garrula Bechst. . 117 hypolais Lath.. . 109 locustella Lath. . 113 luscima Lath. . . 133 .misoria Bechst.. . 119 phoenicura Lam. . 132 phragmitis Bechst . 116 rubecula Lath. . 138 „. rufa Lath. 107 „. salicaria Bechst. . 115 „. sylvieola Lath. . 105 „. tithys Lath. . 130 turdoides Meyer . 112 | Syrnium aluco L. 36 % uralense Pall. 3 | Syrrhaptes paradoxus Pall.z.: 199 Tadorna cornuta Gmel. . 264 > vulpanser Flem. 264 Tatelenter.. =, #215 Tagschläfer, setüpfelter. 42 Tannenheher . 66 Tannenmeise.. . 96 Tantalus faleinellus Bat nn IX: Qran. #187 Taubenfalk 12 Taubenfalke . . 14 Taucher. XV. Ordn. . 286 Teichhuhn, grünfüssiges. 229 Teichrohrsänger 111 Teichwasserläufer . 243 Tetrao bonasia L.. 194 »„ Aybridus Sparm. . 193 lagopus L. . 195 medius Meyer 195 „HA teirix da: 192 urogallus 191 Teufelskr ah 22, Thurmfalke 7 Thurmrabe \ | Tichodroma muraria L. . 77 phoenicoptera Temm. 77 |

330

Tinnumeulus alaudarius Gray. . 7 Todtenvogel : 33 Totanus calidris L. 241 chloropus Meyer 242 * TUSCHS RAN . 240 glareola L. ne BA glottis Bechst. 242 ;,.. OehropusiD. Sur 2 stagnatilis Bechst. 243 Trappe . 201 Trauerente . 280 Bieter, . 203 Tringa alpina Di . 250 R var.Schinzü Chr. L.- Br.”251 arenaria L. . 256 „. einclus U. 250 Kr eimereau . 249 glareola L. . 245 hypoleuca L. . . . 247 leucoptera Fall. . . 247 macularia L. 246 minuta Leis]. 254 ochropus L. . 244 platyrhyncha Temm. 255 pugnax L. 248 % subarquata@uldenst, 252 Temminckii Leisl. . 253 tridactyla Pall. 256 vonellus L. 210 | Troglodytes parvalus. L. 93 Tschoja 65 schwarze 66 Tschopferl . 153 Tschubitl 33 Tschwi . 65 Tschusch 36, 40 Turdus arundinaceus L. . 112 „. eyaneus (FM. 123 „elacus. D. 127 „„oimerula Br“ 122 „. musicus L. . . 126 „rt par 124 n SARABEHRUTG: 129 „, torgnatustiet 123

Turdus viseivorus L.. Turteltaube

Turterl .

Turtur auritus Ray.

Ufersanderling

Uferschwalbe {

Uferschnepfe, rostrothe . schwarzschwän-

zige

29:7.

Upupa epops 1

Uraleule :

Vanellus ceristatus L. . Viehvogel, rosenfär Eu x Vogelgeier . Vultur cinereus L.

Julvus L

monachus L.

„. nmiger Briss. Vulturidae.

Wachholderdrossel . Wachl . BE Wachtel Wachtelkönig . { Waldhuhn, mitteres Waldkauz £ Waldlaubvogel . Waldohreule . Waldlerch . Waldmoas Waldschnepf . Waldschnepfe Wanderfalke Wasseramschl i Wasserhuhn, schwarzes . Wasserläufer, Bruch-

$ dunkler

x (sambett- .

heller .

S punktirter

4: Teich- . Wasserpieper j Wasserralle .

. 125 . 190

3531

ı Weidenzeisig ' Weindrossel .

' Xema

Wasserschwätzer Wechl

Wehen . . Weidenlaubvog el

Weissblattl Weisskehlchen Weisspecht Wendehals Wespenbussard . Wiedehopf Wiesenpieper Wiesenralle . RN, Wiesenschmätzer, braun- kehliger 4 schwarz- kehliger Wiesenschnarrer Wiesenschnepfe Wiesenweihe Wildantn . Wildtaube . Würger, grauer i = rothköpfiger . = rothröckiger . schwarzstirniger

| Würgfalke

Wüstenbussard .

melanocephalum Nat;

minutum Pall.

ridibundum L.

Zarer

Zarker \ Zaungrasmücke . Zaunkönig Zaunschlupfer Zeiserl . Ziegenmelker Ziepe Zippammer Zitromenzeisig . Zscharker

. 124,

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