liiiiiiiiliillillliiliiliÄ apiiiiiiiliiiipiiiiis^^^ aiSipspasiispiiiifegi ,vtMiK|i\:;u,ti..iiv*'>i;'»-'7 5;iiSli{'i}aiiiiyä!ä5:f|kä“;!p'?yHivi^ ( l'' i' ' 5 7 f\ x.tjI- Ornithologisches Jahrbuch. ORGAN für das palaeai’ktische l^aunengebiet. Herausgegeben und redigiert von Victor Ritter von Tscbusi zu SchmidhofFen, früherer Präsident d. „Com. f. ornith, Beob.-Stat. in Oesterr. -Ungarn,“ Ehreumitgl. d. „Ungar, ornith. Centrale“ in Budapest, des oruith. Ver. in München, des Ver, f. Vogelk. in Innsbruck, des Ver. f. Vogelk. & Vogelsch. in Salzburg, ausserord. u correspond, Mitgh d. „Deutsch. Ver. z. Schutzo d. Vogelw.“ in Halle ajS., der ».Naturf.-Gesollsch. d. Osterlandes“ des Siebenb, Ver. f. Naturw. in Hermannstadt, Corresp Memb, of the „Amer. Ornithol. Union“ in New-York, Mitgl. d. „Allgem deutsch, ornitli. Gesellsch.“ in Berlin, etc, -- — 5^111. Jahrgang. 1902. Mit einer Tafel. Halleiu 1902. Bruok von Igiiaz Hartwig in Froudenthal (Schles.). Kirohenplatz 13. Verlag des Herausgebers. Inhalt des XJII. Jahrganges. Aufsätze und Notizen. Pag. A. Bau: Ist der Kuckuck nützlich? (Antwort) 61 — 65 H. Fisch er-Sigvvart: Zwei Seltenheiten der Schweizer Ornis . 235 H. Goebel & N. Ssmirnow: Die Wintervögel der Murmanküste 44 — 49 — Zip Nawolok 107 — 126 R. Hänisch: Über den Winterkleid-Isabellismus von Jnas hoscas 65—67 C. E. Hellmavr: Untersuchungen über einige palaearktischc Vögel 26 — 43 — Die Formen von Passer petronins 126 — 129 O. Herrn an: (An den Herausgeber) 239 G, Jan da: Weitere Berichte über den Röthelfalken in Süd-Mähren 49—56 H. Johansen: Ornithologisches von der sibirischen Eisenbahn . 1 — 26 — Ornithologische Beobachtungen im Gouvernement Tomsk während des Jahres 1899 (m. einer Tafel) 161 — 189 K. Knezourek: Weitere ornithologische Notizen aus der Umge- bung von Starkoc bei Caslau 135 — 141 Th, Kormos: Zehn Tage an der Maros 141 — 147 K. Loos: Einiges über einen Fundort von Krähenauswürfen ; . 58 — 61 H. Bar. Loudon: Ergebnisse einer ornithologischen Sammelreise nach Central-Asien 81 — 106, 190 — 233 H. Bar. Loudon & Vict. Ritt. v. Tschusi zu Schmidhoffen: Coracius garrulus semenowi nov. subsp. . . , 148 — 150 J. Luzecki: Ornithologisches aus der Bukowina 150 — 151 P. E. Schmitz; Aus dem Vogelleben der Insel Porto Santo . . 130 — 135 Vict. Ritt, V. Tschusi zu Schmidhoffen: Über palaearktische Formen 1 68 — 72 Ornithologische Notizen 72 — 73 — Über palaearktische Formen II 234—235 — Weitere Bereicherung der Madeira-Ornis 235 N, Zarudny: Über einen neuen Wasserschwätzer 57—58 — Über eine wenig bekannte Form von Emheriza citrinella 58 772 2 IV, Literatur. Berichte und Anzeigen. fas- F. Anzinger: Über den Ursprung deutschtirolischer Vogcinninen 156 E. Arrigoni degli Oddi: Atlante Ornitologico 236 —237 A. Bau: Beitrag zur Kenntnis des Eri/thaciis cairii 152 R. Berge: Die Vogelsiedlung des Neusatzer Riedes in Ungarn . 156 M. de Claybrooke; III. Congres international ornithologique 153 St. Chernel v. Chernelhäza: Über das Nisten der Wachhol- derdrossel in Ungarn , . . 155 — Vögel mit difformen Schnäbeln 155 G. Damiani: Note ornitologiche dell’Isola d’Elba (1899 — 1900) . 76 — La collezione ornitologica italiana del Prof. Conte E. Arrigoni degli Oddi in Caoddo 152 ■ — 11 „Turdus swttinsoni“ all’ isola d’Elba 158 H. Fi s c h e r - S i g w a r t: Ornithologische Beobachtungen vorn Jahre 1900 76 — Biologie der Ornis von Zofingen nähe- rer und weiterer Umgebung ... 156 G. Gaal de Gyula: Der Phahtropus Juhatus in der Vogelfauna des Balaton-Sees 155 H. Goebel: Zur Ornis Lap)pland’s und der Solowezky’schen Inseln 238 V. Häcker: Der Gesang der Vögel 73 — 74 E. Hartert: Über das Studium der LTnterarten 76 — Die Fauna der Canaren 78 — &0. Klein Schmidt: The Brehm collection . . 79 — Über Zweck nnd Methode zoogeographischer Studien 79 — Über die Bedeutung der Kleinschmidt’schen For- menkreise 80 F. Helm: Gelegenheits-Beobachtungen auf Helgoland 80 — Über einige ornithologische Beobachtungen auf Helgoland 80 — Weitere Beobachtungen über die Beweise Gätke’s für die Höhe und Schnelligkeit des Wanderfiuges der Vögel 80 C. R. He nn icke: Naumann’s Naturgeschichte der Vögel Mittel- Europa’s 238 O. Her man: A madarak hasznäröl es Käräröl 75 — Vogelschutz 153 — 154 — Vom Nutzen und Schaden der Vögel 154—155 J. Jablonowski: Die landwirtschaftliche Bedeutung der Krähen 155 Knotek cfr. Reiser. F. Koske: Ornithologischer Jahresbericht über Pommern für 1900 76 F. Lindner: Erster Nachtrag zur Ornis des Fallsteingebietes I., II. 77 — „ „ „ III. 79 — Kreuzschnabelbildungen 156 'O ■' II ’i 1 ' V Pag. F. Lindner; Zum Vorkommen der Steppenweihe in Mitteleuropa 156 C. Loos; Etwas über Auswürfe der Nebelkrähe . 77 — Eichelheher und Nonnenfalter 153 L. Lorenz Ritt. v. Liburnau: Die Schwalbe. N. F. II. 1900 — 1901 151 F. V. Lucanus: Die Höhe des Vogelzuges auf Grund aeronauti- scher Beobachtungen 156 — 157 Arm. Lucifero: Avifauna calabria 158 J. V. Madaräsz; Über einen neuen palaearktischen Vogel: Acanthopneuste liuella 178 G. Martorelli; Due nuovi d’ibridisimo negli Uccelli .... 76 E. Oustalet & J. de Claybrooke: III. Congres ornithologique international 158 C. Parrot; II. Jahresbericht des »Ornitholog. Vereines« München für 1899 und 1900 152 j. V. PI eye 1: Ein Beitrag zur Ornis Vindobonensis ..... 157. — 158 O. Reiser & J. Knotek: Ergebnisse der ornithologischen Zug- beobachtungen in Bosnien und der Herccgovina 151 — 152 E Rößler: Hrvatska Ornitoloska Centrala. I. Godisnje izvjestai 237 — 238 H. Schalow: Beiträge zur Vogellauna Central-Asiens 78 R. Bar, Snouckaert van Schauburg; Waarnemingen van 1 Mai 1900 bis 30 April 1901 gedaan .... 77 j. Thienemann: Vogelwarte Rossitten 79 — „ „ 152 — Über das Aufwachsen und den Federwechsel der Märzente 152 — Einiges über die Steppenweihe 153 — I. Jahresbericht (1901) der Vogelwarte Rossitten 237 ri. Winge: Fuglene ved de danske Fyr i 1900 77 H. F. Witherby: Bird-Hunting on the White Nile 238 All den Herausgeber eiiigegangene Drneksclirifteii. p. 158 — 160, 240. Oorrigeiida. p. 58, Zeile 1 von oben muß es heißen: Gould, statt Goud. p. 90, Zeile 17, p. 99, Zeile 6 von unten, fi. 102, Zeile 19 von oben und p. 195, Zeile 12 von oben muß es heißen: Pasner hispjaniolensis transcaftpicus. ■ ^ Ausgegeben am 19. Januar 1902. ORGAN für das palaearktisehe gaunengebiet. Herausgegeben von Victor Ritter von Tschusi zu Schmidhofien, rüherer Präsident d. „Com. f. ornith. Beob.-Stat. in Oesterr -TJngarn,“ Ehrenmitsl. d „Ungar, ornith, Centrale‘‘ in Budapest, des ornith. Yer. in München, des Ver f. Vogelk. in Innsbruck, des Ver. f, Yogelk. & Vogelsch. in Salzburg, ausserord. u, correepoud. Mitgl. d *,1^6utsch Ver. z. Schutze d. Vogelw.“ in Halle a|S., der „Naturf. GesellBch. d. Osterlandes,“ des Sieben!), Ver. f Naturw in Hermannstadt, Corresp. Memb. of the „Amer. Ornithol. Union“ in 2^ew-Yörk, Mitgl. d. „Allgem. deutsch, ornith, Gesellsch.“ in Berlin, etc. XIII. Heft 1, 2. — Jahrgang. Januar- April 1902. Das „Ornithologische Jahrbuch“ bezweckt ausschliesslich die Pflege der palaearktischen Ornithologie und erscheint in 6 Heften in der Stärke von 2 Vj Druck- bogen, Lex. 8. Eine Vermehrung der Bogenzahl und Beigabe von Tafeln erfolgt nach Bedarf. — Der Preis des Jahrganges (6 Hefte) beträgt hei directem Bezüge für das Inland 10 Kronen, für das Ausland 10 Mk. = 12.50 Frcs. = 10 sh. = 4.50 Rhl. prännmerando, im Buchhandel 12 Krönen = 12 Mark. Lehranstalten erhalten den Jahrgang zu dem ermässigten Preise von 6 Kronen = 6 Hk. (nur direct). Kauf- und Tauschanzeigen Anden nach vorhandenem Baume auf dem Umschläge Aufnahme. Beilagen- und Inseraten- Berechnnng nach Vereinbarung. Alle Zusendungen, als Manuscripte, Druckschriften zur Besprechung, Abon- nements, Annoncen und Beilagen bitten wir an den Herausgeber, Villa Tännen- hof bei Hallein, Salzburg, zu adressieren. Hallein 1902. Druck von Ignaz Hartwig in Freudenthal (Schles.), Kirchenplatz 13. Verlag des Herauegebere Die noch mehrfach ausständigen Abonnements ersuchen wir, ehestens^beg^eichen zu wollen. ' Subsoriptions-Einladung auf das in ung*arischer Sprache erscheinende Werk von Dr. Julius von Madanäsz. (Die Vögel Ungarns), Leitfaden zur Keiiutiiis der heimiselieu Vogel weit. Das Werk erscheint in vornehmer Ausstattung- in Quart- Format. mit Original-Zeichnungen und colorierten Tafeln vom Verfasser, in 10—12 Lieferungen mit einer deutschen Revue. Die bisher zur Ausgabe gelangten fünf Hefte umfassen auf 308 Seiten die Passeriformes, Coraciaeformes, Cuculiformes, Piciformes, Strigiformes, Accipitriformes. Pelecaniformes und Anseriformes mit zahlreichen Original-Abbildungen in Holz- schnitt. 3 in Autotypie und 5 Tafeln in Handcolorit. Subsepiptions«Ppeis : Pro Heft 3 Kronen ö. W., für das ganze Werk 30 Kronen. Subscriptionen sind an den Verfasser; Budapest, Ungar. Nation. -Museum, zoolog. Abtheilung, zu richten. ==== Auf Verlangen wird das erste Heft zur Ansicht gesendet. — j...... y g Fischzucht ist dev lohnendste fLeheneviixevh det» IiandmiPtsehaft. Ucdei® jeder ^portsan^ler abonniere die Organ für die gesammte Binnenfischerei. Herausgegeben unter Mitwirkung erster Autoritäten auf fische- reiwirtschaftlichem und fischereisportlichem Gebiete. Aboniiementspreis Vi Jahr 6.— Mk. Votre-^ummeni kostenfrei! — g. flauseii, Jpesdeii 19. ORGAN für das palaearktische Faunen^obiet. Jahrgang XIII.; Januar — April 1902. Heft I, 2. Ornithologisches von der sibirischen Eisenbahn. Von Herm. Johansen in Tomsk. In mehr oder weniger west-östlicher Richtung wird das Tomsker Gouvernement nahezu in seinen mittleren Theilen auf einer Strecke von ca. 950 Wer.^t (1013,5 km.) von der trans- sibirischen Eisenbahn durchschnitten, welche dabei wesentlich verschiedene Gebiete berührt. Im Westen die einförmige, flache, mit inselartigen Birkenwaldungen bestandene, mit P'lüsschen und Seen bedeckte, ornithologisch so interessante, reiches und ver- schiedenartiges Vogelleben aufweisende, unpassend StejDpe ge- nannte Baraba, im Osten das hügelige, mehr oder weniger hoch gelegene, an die Vorberge des Altai in vielen Beziehungen erinnernde Terrain im Gebiete des Flusses Tschulym, ungefähr in der Mitte die Reste des Urwaldes, der Taiga, welche der dort gelegenen, grösseren Eisenbahnstation den Namen gege- ben, das ist in kurzen Worten das Gepräge des von der Bahn innerhalb der Grenzen des Gouvernements berührten Geländes. Im Laufe des Sommers 1899 wurde von dem Profe.ssor der Zoologie der Tomsker Universität, Dr. med. et zool. N. Th. Kastschenko, eine Expedition ausgerüstet zum Zwecke der Erforschung der Thierwelt, hauptsächlich der Wirbelthierfauna im Gebiete der sibirischen Bahn. Mir als As.sistenten wurde der Auftrag zutheil, meine besondere Aufmerksamkeit der Vogelwelt zu widmen. Das Zusammenbringen einer ornitholo gischen Collection, das Führen eines ornithol. Tagebuches, die Bestimmung des zusammengebrachten Materials, sowie die Ver- öffentlichung der ornithologischen Ergebnisse zählen zu meinen 1 2 H e r m, J o h a n s e n; Ornithologisches von der^sibirischen Eisenbahn. Pflichten. Am Zusammenbringen ornithologischen Materials betheiligten sich ausser Prof. Kastschenko und dem Ver- fasser dieses Berichtes ein recht gewandter Schütze und Präpa- rator, der Diener des zool. Museums M. Tolmatschew, am Präparieren ausser dem soeben Genannten und dem Verfasser der stud. pharm, der Tomsker Universität K. A. Schawrow, ein Anfänger in dieser Kunst. Am Sammeln des zoologischen, theilweise auch ornithologischen Materials waren ferner bethei- ligt Herr Dr. med. S. M. Tchugunow und dessen Sohn M., Primaner des Tomsker Gymnasiums. Zur Verfügung der Exj^edition stand für die ganze Dauer derselben der Waggon III. Classe Nr. 404 der mittelsibirischen Bahn, einer jener so äusserst bequemen Eisenbahnwagen, die bekanntlich auf der Pariser Weltausstellung 1900 die Aufmerk- samkeit auf sich zogen. Dank der Liebenswürdigkeit seiner Excellenz, des Herrn Ministers der Wegecommunicatiohen, des Fürsten M. J. Chilkow, dem sich der Chef der Expedition am 2S. Juni auf der Station Tatarskaja vorstellte, und dem Entgegenkommen der Beamten der Bahnverwaltung wurden den Gliedern der Expedition diverse Vergünstigungen zutheil. Wenn ich in Eolg'endem über den Verlauf/ der Reise und die Resultate, soweit dieselben bis jetzt festgestcllt sind, be- richte, so will ich diese Arbeit doch nur als vorläuflgen Bericht betrachtet wissen, da die ausführliche Bearbeitung seiner Zeit in russischer Sprache in den Arbeiten der Tom.sker Univer- sität erscheinen soll. Die Daten sind in diesem Berichte, wie in allen in dieser Zeitschrift von mir erscheinenden Abhandlungen nach dem neuen Stil. Die Expedition war sammlerisch thätig an folgenden Stationen der Bahn innerhalb des Tom.sker Gouvernements: Station Tatarskaja ,, Ubinskaja ,, Kotschenewo ,, Ssud.shenka ,, Ishmorskaja ,, Krassnaja 904 Werst 1128 „ Von Tscheljabin.sk (der An- 1285 „ fangsstation der tran.ssibi- 1584 rischen Bahn) ostwärts g'e- 1617 „ rechnet. 1841 Herrn. Johansen: Ornithologisches von der sibirischen Eisenbahn. 3 Von diesen Stationen ist Tatanskaja der westlichste Punkt des Gouvernements To.nsk an der Bahn, w’ährend Krassnaja die östlichste Station darstellt. Die Umgegend jener grenzt an das Gouvernement Tobolsk, während diese vom Gouvernement Jenisseisk bloss durch den Fluss Tschulym g'eschieden ist. Die Expedition untersuchte ferner die Umgegend der Station Kalat- schinskaja (820 Werst) im Gouv. Tobolsk. Der Verfasser die- ses Berichtes hielt sich kurze Zeit in den .Städten Omsk (746 Werst), Mariinsk (1686 Werst) und Atschinsk (1(S74 Werst) auf. Im mittleren Theile der Bahn, zwischen Kotschencwo und Ssudshenka hielt sich die Expedition nicht auf, theilweise aus Zeitmang-el, theilweise weil vorausgesetzt werden kann, dass in faunistischcr Hinsicht dieses Gebiet wenig Neues und Interes- santes im Verg'leich zu der Fauna der Umgegend der Stadt Tomsk bieten würde. Am 18. Juni waren alle Vorbereitungen zur Reise been- det, der Waggon stand in der Abfahrtsstation Mesheninowka bereit uns aufzunehmen. Ein Theil der Mitglieder der Expedition war schon eingetroffen, der andere noch in den gastlichen Räu- men der Villa des Chefs der Expedition zu einem Abschieds- mahl vereinigt. Gegen Abend fand die Abreise statt. Als erstes Ziel hatten wir uns die Station Ubinskaja gesteckt. Der Weg dahin, soviel vom Wag'gonfenster zu sehen war, bot nicht viel des ornithologisch Interessanten. Zwischen den Stationen Ssokuv - und Obj (etwa 1350 Werst von Tscheljabinsk) sahen wir einen Kiebitz (Vanelliis vanellus (L.), auf den Tümpeln und Seen trieben sich diverse Enten (Anas boscas L., An. crecca und circia \^.) umher, auch eine Kronschnepfe (Niimcniiis arcualus, wohl Imeatiis Cuv.J wurde beobachtet. Die zoologischen Unter- suchungen in Ubin,skaja (Station und Kirchdorf im Kainsker Kreise) begannen am 20. Juni. Die Nebelkrähe (Corvus cornix L.) war häufig in der Nähe der Stationsgebäude und zwar in sehr hellen Exemplaren: Das Grau der bei Tomsk vorkom- menden Exemplare erscheint mir von einem dunkleren Farben- ton. Wir hörten den Ruf des Kuckucks (Citciilus canoriis L.) wiederholt, doch vermisste ich das heisserc Tu-tu-tu des klei- neren östlichen Kuckucks (Ciicuhts intermeduis Vahh), und meine diesbezüglichen Erkundigungen bei den Bewohnern des Ortes führten zu Feinem Resultat; diese Species scheint in 1* 4 Herrn. Johansen: Ornithologisches von der sibirischen Eisenbahn. Ubinskaja nicht vorzukommen. Nadelwald findet man an der sibiri.schen Bahn im westlichen Theil des Tomsker Gouverne- ments bloss in der Umgegend von Ubinskaja; doch kommt bloss die Kiefer (Pinus sylvestris) vor. Die ganze gewaltige Strecke zwischen dem Riesenstrom Obj und der Anfangsstation Tscheljabinsk weist nur bei Ubinskaja Vertreter des Genus Pifius auf, sonst ist, wo überhaupt Wald vorhanden, nur die Birke zu sehen. Diese Laubwaldungen ermüden das Auge des Reisenden, und vergebens schaut er nach den satteren P'arben der immergünen Nadelbäume aus. Der bei Ubinskaja stehende Kiefernwald, im Torfgrund einer Tundrainsel mit eigenthümli- cher Flora wurzelnd und aus krüppelhaft schwachen, wenn auch alten Stämmen bestehend, erschien mir besonderer Beachtung wert, und in ihn lenkte ich meine Schritte. Doch hatte ich mehr zu finden gehofft! ln diesem, die Bezeichnung „Rjam“ führenden Walde war wenig Vogellcben zu merken. Vom Aste einer Kiefer ertönte der Gesang- einer Sylvia cinerea fiis- cipilea (Landb.) und den Sänger, ein altes Ö (Flügellänge 73 mm.) erbeutete und präparierte ich für die Sammlung-. Eniberiza leiicocephala Gm. war häufig. An einem Entwässerungsgraben fand ich Motacilla alba L. mit schon flüggen Jungen. Auffal- lend erschien mir das Fehlen von Drosseln und Spechten. An waldfreien Stellen in der Umgegend der Station ertönte der R.\xi \on Crex erex (L.) und Cotiirnix coturnix (L.\ an dem .See bei der Station trieben sich Enten und Totaniis ochropus L. um- her. Im sumpfigen Terrain, an einem der Gräben, erbeutete ich Saxicola oenanthe L. in einem 6 ad. — Durch den Bau der Bahn und Trockenleg-ung vieler Gebiete sind diesem Stein- schmätzer günstige und zusagende Aufenthaltsorte geschaffen worden, sein Verbreitungsgebiet hat sich ausgedehnt und die Anzahl der Individuen ist eine grössere geworden. Die alten Steinschmätzer waren mit dem Füttern ihrer Nachkommen- schaft beschäftigt. Professor Kastschenko kehrte von einer Excursion mit zwei Exemplaren von Pratincola. mnura (Pall.), einem ö ad. des Fichtenammers (Emb. leucocephala GmeU und einem Spornpieper (Anilins richardi Vieill./i mit interessanten symmetrischen Hornsubstanzwucherungen an den Tarsen beider f'üsse zurück. Am .See wurde ferner erbeutet Charadrius minor M. et \V. — Auch die Einwohner des Ortes fingen an, uns bei Herrn. Johansen: Ornithologisches von der sibirischen Eisenbahn. 5 der Erwerbung- von zoologischen Objecten Dienste zu leisten. Herr J. L. Nesluchowski sandte uns eine für die Sammlung- freilich nicht mehr brauchbare, aber sonst immerhin interessante Haut der Kolbenente (Fuligtiln rufina Pall./ Das Exemplar war fünf Tag-e vor unserer Ankunft auf dem See bei der Sta- tion aus einer Gesellschaft von sieben Stück geschossen wor- den. Unser Diener, vom See zurückkehrend, brachte 3 pulli von Anas boscas L. heim. Vanellns vandhts (L.) war recht häu- fig bei der Station, über Vanelh/s gregarius Pall, konnte nichts in Erfahrung gebracht werden. Nach den Erzählungen hier ansässiger Leute zu urtheilen, kommt bei Ubinskaja eine Art Beutelmeise (Aegithalus sp.) vor, deren Nester von den Bauern gesucht werden sollen. Wir erhielten jedoch keine. Einige Hinweise auf das Vorkommen von Upupa epops L. fehlten nicht, doch konnten sich die Glieder der Expedition nicht von der Anwesenheit des Wiedehopfs überzeugen. Auch wurd ■ berichtet, dass man im Laufe der letzten fünf Jahre einigemal den weissen Kranich (Grus leucogerarms PalU gesehen habe, doch nie wäre jemand zu Schuss gekommen, da der \^ogel sehr scheu sei. Einen Rüttelfalken .sah ich auf einer Birke sitzen, doch blieb unentschieden, ob es Fnico tiunnnciilus L. war. [\isscr mon- tanus L. und domcsh'cns L. trieben beide ihr We.sen im Dorfe, auch Hinmdo ruslica L. fehlte nicht. Der grosse Brachvogel kommt häufig vor, Saatkrähen (Corvns fritgilegiis L.l di.igcgcn, wie uns mitgctheilt wurde, selten. Während der folgenden Tage gelangten in der Umgegend- der Station Ubinskaja folgende Vögel zur Beobaclitung-, resp bereicherten die Sammlung. Cardiielis carduclis uinjor '^Tacz.) trieb sich am Graben des Bahnkörpers umher, sich auch auf der Tclegraphenleitung- nie- derlassei-id, Cuculus canorus 1.., Embcriza leucocephala Gmel., Turdiis pilaris L., Alauda arvensis L., Grus grus (L.), Bud^'l^•s flnvus beema (Sykes), Sylvia cinerea fuscipilea (Landb.). (Flügel- länge 74 mm., ö ad.), Einberiza aureola Pall., Anthus trivialis L. waren in den Birkenwaldung'en ausserhalb des „Rjam“ und auch auf den baumlosen offenen Flächen mehr oder weniger häufig. Nach den Aussagen der Bewohner kommt der Schwan (Cygnus musicus Bechst.y) als Brutvogel vor. Der unmittelbar bei der Station befindliche Urakow’sche See lockt bloss wenig 6 Herrn. Johansen: Ornithologisches von der sibirischen Eisenbahn. Möven an. Ein Larus canus nivetis (Pall.) wurde am 21. übi r den See fliegend g'esehen, ein paar Tage später auch Larus ridibiindus L. Haustauben sind wie überall in russischen Dör- fern auch hier vorhanden; sämmtliche haben weisse Bürzel. Ich vermisse Sprosserschlag, der um diese Zeit die Umg'egend von Tomsk so herrlich belebt. Zum Kauf angeboten wurde uns die Haut eines alten Astur paliimbarius L., auch die noch immer einen begehrten Handelsartikel bildenden Häute von Pica pica leucoptera (Gould.) Ein ausgestopftes Exemplar von Colymbus nrcticus L. (im Herbste iSlhS geschossen), wurde uns g'ezeigt. Charadrius minor M. et W. treibt sich auch auf dem trocknen Bahnkörper zwischen den Schienen umher. Da die nächste Umgegend der Station mehr oder weniger genau durclisucht war und nicht mehr viel zu versprechen schien, dünkte ein etwas grösserer Ausflug recht zweckent- sprechend, und als Ziel diente der g'rosse Ubin’sche »See. Am Abend des 21. Juni machte ich mich in Begdeitung des Dieners auf einem guten Zweige.spann zum See auf. der von der Station circa 15 bis 18 Werst in ungefähr nördlicher Richtung ent- fernt liegt. Am Wege dahin trafen wir zwei Kaiseradler (Aquila melinactus L./< an, die auf Birken bäumend, uns ziem- lich nah heranliessen, doch nicht so nah, dass unsere Schüsse ihnen etwas anthun konnten, weil die Ladungen zu schwach und bloss Schrotpatronen mitgenommen worden waren. Corvus mone- dul'i collaris (Jdxwm) war recht häufig, doch das Halsband recht schwach entwickelt, fast fehlend. In einer Entfernung von bloss 30 Schritten vom Weg’e sass im Grase ein alter Birkhahn, doch verfehlte ihn mein Schuss trotz der geringen Entfernung', w-eil es ein Ding der Unmöglichkeit war sicher zu schiessen, aus keinem anderen Grunde, als der M5n'iaden von blutdürstigen Stechmücken wegen, die uns die ganze Excursion an dem See gründlich verleideten und den Aufenthalt im Freien an einigen Stellen zu Folterqualen machten. Beim Richten des Gewehres auf den zu schiessenden Vog'el stachen sie nicht nur Gesicht, Augen, Hals und Hände, wobei keine einzelnen Stiche, nur all- gemeiner Schmerz empfunden wurde, sondern sie bedeckten den ganzen .Schützen, sogar dessen Gewehr. Die Läufe meines Gewehres waren mit einem grauen Mückeupelz förmlich bezo- gen, und das Zielen wurde nicht wenig erschwert, da das Korn Herin. Joliansen: Oi'nithologisches von der sibirischen liisenbahn. 7 durch die Menge der auf der Flinte sitzenden Mücken unsicht- bar war. Nicht leicht ist es in der Barfiba um diese Jahres- zeit zu sammeln! — In den zu beiden Seiten des Weges sich hinziehenden Birkenbeständen waren häufig' Ciiciihis canoriis L. und Falco tiininnculus L., gehört wurde Oriolus on'olns (L.), er- beutet AntJms irivialis L. In grossen Gesellschaften machte sich Corvus cornix L. bemerkbar. Je näher wir zum Ubin’schen See kamen, der bei den Bewohnern die stolze Bezeichnung „Meer“ trägt, (wie in Sibirien üblich, wird diese Bezeichnung ja auch anderen Seen, z. B. dem Baikalsee beigelegt), desto häufiger hörten wir den Ruf des grossen Brachvogels. Unweit des Weges auf einem Acker sahen wir einen Trupp von circa 8 Laritx emrus niveus (Pall.), herrliche Vögel, die mit dem Sam- meln von Insecten beschäftigt waren. In einem prachtvolfim Contrast stand die theilweise schneeweisse Färbung dieser nor- dischen Möven mit dem schwarzem, vor kurzem erst aufgewor- fenen Erdreich des Ackerfeldes. Trotz aller Mücken schoss ich aus der Schar ein 9. Während ich das Exemplar vom Boden aufhob und mit Kartoffelmehl die Wunden bestreute, damit das schöne Gefieder keine Blutflecken erhalte, kreisten die Genossen der Geschossenen mit kläglichem Geschrei in geringer Höhe über mir. Als Mageninhalt fand ich ausschliesslich Reste von Insecten, einen Cantbus sp., eine Libelliila sp. und dergl. Leicht hätten noch weitere Exemplare geschossen werden können ; da aber unser Patronenvorrath kein sehr grosser war, Hessen wir hier die Möven in Ruhe und langten bald in dem am Ufer des Sees gelegenen, P. K abanow g'ehörenden Gehöft an, wo eine Fischer- familie lebt. Die Ufer des Sees, wie die ganze Gegend sind ungemein flach, man hat gar keinen Ausblick auf den .See; ich stand mit meinen Stiefeln während der Excursonen mehrfach im Wasser des Sees, habe dessen Wasserfläche aber überhaupt nicht zu Gesicht bekommen, denn das Ufer ist mit einer hohen Wand Rohr und Schilf bestanden, die weder über sich hinweg- sehen Hess, noch Durchblicke gewährte. Diese Schilf- und Ried- graszone ist recht breit und innerhalb derselben gleiten auf schmalen, pfadartigen Wasserstreifen die Fischer täglich auf den See hinaus, um ihrer Beschäftigung und fast einzigen Er- werbs- und Nahrungsquelle nachzugehen. Im Gehöft angelangt, machte ich mich ohne Zeitverlust mit der Flinte auf, um die 8 Herrn. Johansen; Ornithologisches von der sibirischen Eisenbahn. Umgeg-end kennen zu lernen. Lharadriiis viinor M. et W. war auch hier häufig-, in Mengen sah iclt Vanellus vanellus (L.), aller- seits ertönte das Paarungsgebrüll der Rohrdommel (Bofaurns stellaris (L./ Diese Töne hörten wir während der ganzen Nacht, am Morgen und sogar während der Mittag-szeit. An Mücken war auch hier leider kein Mangel, und als ich auch hier einen Fehlschuss gethan, hörte ich plötzlich ein seltsames Lachen. Ich war anfangs ganz überrascht, wusste ich mich doch allein. Das Lachen wiederholt sich, es nähert sich, es ertönt über mir. Mich und mein Treiben am See hatte die schönste, grösste und prächtigste der Rarabamöven verlacht. Mit fast mensch- lichem Gelächter flog über mir dahin, vom See kommend, die grosse Silbermöve (Larus cachinnans Pall.T Die Lokalbenen- nung dieser Art am See ist russisch „Kluscha.“ Ein Fischer schoss für uns ein schönes Ö ad., das von mir für die Samm- lung präpariert wurde. Die Maasse dieses Exemplares sind : Culmen 65 mm., Mundspalte 81 mm., Flügel 430 mm., Steuer 176 mm., Tarsus 68 mm. Die Färbung des Schnabels entspricht nicht ganz der von Prof. v. Menzbier entworfenen Beschreibung, und die rothe Färbung- der unteren Schnabelhälfte wird von ihm gar nicht erwähnt. Ausser dieser Art flogen am See auch Larus canus niveiis (Pall.) und relativ wenig Larus ridibundus L. umher. Unweit der Umzäunung des Gehöftes sass auf einem Pfahl eine Rohrweihe (Circus acruginosus L.). Seit 3 Uhr morgens am 22. waren wir am See sammlerisch thätig, doch auch in den Morg-enstundcn machten sich die Mücken nur all- zusehr bemerkbar. Ausser Möven wurde erbeutet ein 9 der gelben Bachstelze, das mit dem bald darauf erbeuteteh ö znr Subspecies Budytes flavus beenia {Sykes) gehört. Ich bemühte mich längere Zeit, einen im Rohr singenden Acrocephalus zu erbeuteu, und als ich den Vogel geschossen, konnte ich ihn leider nicht finden. Die Pflanzenzone des Ufers war von vie- len Exemplaren verschiedener >Schilf- und Rohrsänger bevöl- kert, doch erheben sie sich nur selten fliegend über die dichte Gewächsmasse. Ein Ö des grossen Brachvogels {Niimenius arcuatus lineafus (Cuv.) wies folgende Dimensionen auf: Tarsus 84 mm., Flüg-el 300 mm., Schwanz ca. 135 mm., vSchnabel von der Stirnbefiederung an in der Medianlinie bis zur Spitze in ge- rader Linie mit dem Zirkel gemessen 130 mm. Die Stare Herrn. Johansen; Ornitholo^'isches von der siliirischen Eisenbahn. 9 (Stunius nienzbicri Sh.) in riesig'cn, mehrere hundert Individuen starken Flügen halten sich im Rohr auf, auch auf der Wiese beim weidenden Rindvieh, wo sie sich durch Vertilgen des überaus lästigen Dipterengcschmeisses sehr nützlich machen. Die braunen, ganz Üeckenlosen Jungen sind vollkommen Ilüg'g'e. Beim Gehöft sind einzelne Starkästen angebracht. Flirinido rustica L. trägt, obgdeich in vielen Raren nistend, offenbar doch nur wenig zur Decimierung der dem AVasser des Sees entstei- genden Unmengen von Mücken bei. Enten in allen Arten giebt es sehr viele am See, auch Gänse wurden von uns gesehen, sowie theilweise mausernde Kraniche (Gi'us grns([^.). Schwäne sollen auf dem See brüten. Häufig' sind ferner am See Kampf- hähnc (Machetes pugnax (L.J und die schwarzschwänzige Pfuhl- ■schnepfe (Liniosa mehunira Leisl.J. In die Fischernetze gera- then beim Tauchen häufig der Polartaucher (Colymbns arcticus L.), dessen Localbenennung hier ,,Gaga-utsch“ ist, und der Ilaubenstcissfuss (Podicef s crisfatns Lj, hier ,,Gagara“' genannt. Beide Arten haben den Hass der Fischer auf sich gezogen und werden, wo es nur angeht, getödtet, weil sie beim Tauchen kleinere Netze in Unordnung bringen. Häufig sollen diese Vögel in grösseren Fischernetzen ihren Tod finden und werden dann von den Leuten g'ewöhnlich an's Ufer geworfen. Zwei solche am Ufer liegende, schon theilweise in Fäulnis übergegangene Cadaver wurden dem xAnatomen der Expedition, Herrn Dr. Tschugnnow, zur Anfertigung von Skeletten für dtis zool. Mu- seum übergeben. Im Magen des Polartauchers wurden kleine Steinchen gefunden; der Magen des Haubensteissfusses enthielt Federn, Theile von Käfern, Fischg'räten und -.Schuppen. Uber die Bedeutung dieser im Magen beständig angetroffenen Federn spricht sich in einem sehr lesenswerten Artikel R. Biedermann im Jahrg. 1897, p. 6, 7 und 8 dieser Zeitschrift aus. Dr. Susch- kin in „den Vögeln des Gouv. Ufa“ p. 1 hält es für besonders erwähnenswert, dass Podiceps crisfatns auch auf grösseren, offe- nen Wasserbecken brüte, was offenbar auch für den Ubin’schen See Giltigkeit hat. — Beim Gehöft hörten wdr sowohl Cofiir- nix cofurnix (L.l, als auch Crex crex (L.). Im Laubwalde beim Gehöft waren weissflügelige Elstern vorhanden (Pica pica Icii- coptera (Gould.). Die Fischerbevölkerung- des Sees nährt sich im Frühlinge von den Eiern der verschiedensten Wasservögel; trotz- 10 Her in. Johansen; )Ornithologisches vun der sibirischen Eisenbahn. dem sind die Vogelmcng'en noch immer beträchtliche. Ich will meine kurze Schilderung des Besuches dieses Sees nicht schlies- sen, ohne der Bewohner gedacht zu haben. Es .sind russische Fischer, die ausser dem Fischfang etwas Ackerbau und Vieh- zucht treiben. Den F'ischfang treiben sie das ganze Jahr hin- durch. In der warmen Jahreszeit werden die Fische \on der Rückenseite gespalten und an der vSonne auf besonderen Ge- stellen gedörrt. So kommen sie auch in den Handel. Im Win- ter bereiten die Fische wenig-er Mühe, da man die Beute ein- fach gefrieren lässt. Der See enthält Karauschen, Hechte, Schleihcn, Barsche und dergk, edlere Fischsorten kommen nicht vor. Ausser gebratenen Karauschen wurde uns von unseren liebenswürdigen Wirten prachtvoller Hechtcaviar vorgesetzt. Die Fläuser der Fischer sind meist recht reinlich, die Dielen mit sauber und ordentlich gearbeiteten Schilfmatten Ijcdeckt. Auch in prähistorischen Zeiten sind die Ufer dieses Sees besiedelt gewesen. Gegen öO sogenannter Tschudengräber als Über- bleibsel läng'st entschwundener Geschlechter sind in der Nähe des Gehöftes zu sehen, und beim Ackern sind in dieser steinlosen Gegend granitene Mahlsteine und andere Steinwerkzeug'e und -Waffen gefunden worden. Am 1’4. Juni flog während einer Excursion vor meinen Fü.ssen eine Bekassine auf, doch wurde das Exemplar leider nicht erlegt. Doppelschnepfen sollen in der Umg'egend von Ubinskaja nicht Vorkommen. Eine von Prof. Kastschenko am 24. Juni geschossenes 9 von Anthus trkialis E. enthielt ein legreifes Ei. Auch Emb. leiicocephala Gm. mit fast fehlender Bauchbeliederung enthielt im Eierstock grosse Eier. Prof. Kastschenko beobachtete einen, eine Feldmaus in den Fängen tragenden Rothfussfalken (Faico vespertinus L.). Am 25. ge- langten zur Beobachtung Circus aerugiuosus L., Ckarad.i ms minor M. et W., flügge junge Saxicola oenanihe L. An diesem Tage waren die Mitglieder der Expedition für mehrere Stunden der Zoologie untreu geworden, galt doch unsere Aufmerk- samkeit der Eröffnung eines Tschudengrabhügels, der unweit der Station in offener, baumloser Fläche sich erhob und dessen Inhalt (das Skelett eines hier vor Jahrtausenden bestatteten Reitersmannes mit eisernen Zaum- und Steigbügelresten, mit bronzener Lanzenspitze und ebensolchen Verzierungen der En- Herrn. Johansen: Ornithologisches von der sibirischen Eisenbahn. 11 den der Steigbügelriemen auf einer Kohlenschicht) für das ar- chaeologische Museum der Tomsker Universität mitgenommen Averden sollte. Zur Eröffnung- des Hügels Avar aus der Stadt Kainsk ein Kenner prähistorischer Fundstätten und auch natur- historisch gebildeter Mann, Herr A. A. ArgunoAAr, angekommen, und im Gespräch mit dem Herrn erfuhren Avir vieles auch für die Ornis der Umgegend von Kainsk, avo der Herr viele Jahre lebt. Wichtige. So bot sich ihm vor circa 10 Jahren die Gelegenheit, bei einem Landmannc auf dem Markte in Kainsk die Haut eines in der Umgegend vor kurzem erlegten Flammingo’s (Phoenicoptertis roseits Pall.) zu kaufen. Als in der Umgegend dieser Stadt vorkommend wurden von ihm ferner ang-eführt: Gnts Icucogeranits Pall, u Otis tarda L. Das Gebiet der grossen Trapps erstrecke .sich bis zu dem grossen Barabasee Tschany; einmal habe Otis tetrax L. bei Kainsk gebrütet. Auch Svrr- haptes paradoxus (Pall.) sei bei dieser Stadt angetrofl'en Avorden. Ständiger Brutvogel bei Kainsk ist das Rephuhn (Perdix per- dix (L.). Während Birkwild in Mengen vorkommt, fehlt in der Umgegend \mn Kainsk Auerwild gänzlich. Die Turteltaube (Turtur ferrago Eversm.) ist dag'egen nach ArgunoAV bei Kainsk häufig. x\m 26. Juni wurde ausser diversen, schon mehrfach er- wähnten Vögeln für die Sammlung von mir ein Schilfrohrsän- gcr ( Acrocephatus schoenobaenns (L.) gescho.ssen. Es Avar ein altes 6, dessen Erbeutung mir in dem mit Weidengebüschen und Rohrdickicht bestandenen sumpfigen Terrain an der Eisen- bahnlinie nicht Avenig Mühe machte. Es wurde Avährend seines Gesanges erlegt. (Flüg-ellänge 64'5 mm., 2te Schwinge gleich der 4ten, beide kürzer als die 3te.) Was den Gesang und das Auffliegen dieses Sängers betrifft, so giebt davon Menzbier p. 882 (Vögel Russland’s) eine naturgetreue Beschreibung. In der Nacht des 26. /27. Juni fuhren wir nach Tatars- kaja. Auch bei dieser Station ist die Gegend flach, mit Bir- kenwaldungen bestanden oder offen, baumlos. Unweit der Sta- tion und des Kirchdorfes befindet .sich ein kleiner, fast ganz mit Rohr- und Schilfmassen bedeckter .See. In der Umgegend noch einige kleine .Seen gleichen Charakters wie bei der Sta- tion, mit fast identischer ikvifauna, von denen ein 6 Werst ent- fernter besucht wurde. Die Vogelwelt der Umgegend dieser 12 Heim. Johansen: Omitho!o"isclics von der sibirischen Eiseni)ahn. Station setiitc sich nach unseren Beobachtuno-cn folycn dermassen zusammen. In den Weiden- und Birkengebüschen südlich von der Eisenbalinlinie waren häufig; Passer monfaniis L., Enib. aurcola Pall, und Alotacilla citreoloidcs Hodgs. (7' mit grossem Brutfleck), Anlhns frknalis L. An Gräben unweit des Bahn- körpers wurde erbeutet Cyaneenia coentlecitla (Pall.) Prof. Kast- schenko kehrte von einer Excursion mit Hypolais caligatn (Licht.), Cya necula cocntleciiln (Pall.) und Pratmcola innnra (Pall.) zurück. Gebracht wuirde uns ein geflügelter Circus acrugiuosus L. und ein Machefes pugnax (L.), dessen Kragen schon bedeutende Lücken autwies; ferner Falco vespcrtinus L. und Fnico sitbbuteo L. Erkundigungen bei Jägern ergaben, dass zw’ei Wochen vor unserer Ankunft Grus leiicogeranus Pall, daselbst geschossen und — verspeist worden sei. Ferner kämen bei Tatarskaja vor: Aquihi melnnac! us L. (?), Astiir palumbarius L., Bubo biibo Sibiriens (.Schl.), Anlca cinerea L., Grus grus (L.) und im Herbste auch Olis fetrax L. Geg'cn Abend hörten wir Porzaua maruella [{..), Cofuru ix cofurnix uni\ Crex crex (L.) Unsere Aus- beute wmrde immer interessanter. Es erwfies sich, dass am Sec eine ganze Kolonie Hvdrochelulon leucoplcra (Sch.) lebt. Nach Prof. Menzbier’s Angaben in den ,, Vögeln Russland’s“ ist diese wmissflügelige Secschwalbc bloss an der .Südgrenze Sibiriens Brutvügel. Das Brutgebict ist nach unserem Funde also grösser. Wir brachten eine hübsche Suite dieser netten Vögel zusam- men. Am ,See waren ferner häufig- Stiirnus luenzbieri Sh. und JGncllus vancllits (\...) Von Möven wmren sehr häufig die schöne Zwerg-möve (Larus ininufus Pall.) und auch Larits ridibiindus. Prof. Kastschenko erbeutete ein altes p der Wiesenweihe (Cncus cincraceus Mont.), sowie ein Ö von Ijmosa nielanura Leisl., deren X^crbreitung.sgebict in Prof. Menzbier’s eben g‘e- nanntem AVerke insoferne nicht g'anz richtig angegeben ist, als er als Ostgrenze den Irtysch setzt, der jedenfalls von dieser Pfuhlschnepfe als Brutvogel überschritten wird. In Tatarskaja, wde auch in Ubinskaja ist die russische Localbencnn ;ng- ,,arv- doschka.“ Als häufig wurden constatiert: Passer doinesticus L., Perdix perdix (L.) und Numenius arcuatus E. .Eine Excursion zu dem in einer Entfernung- von circa 6 Werst von der Sta- tion befindlichen See ergab auch h.ier wieder eine grosse Brut- colonie von Hydrochelidon leucoptera (Sch.), zu denen sich auch Herrn. Johansen; Ornithologisches vun der siliiri^ichen Eisenbahn. 13 einige schwarze Sceschwalbcn (Hydrochelidon ntgra (f..) gesellt hatten. Ungezählte Scharen der schönen weissflüg'eligen .See- sclnvalbe rütteln und fliegen über dem Rande des schilt- und rohrbedeckten Sees. Männchen und Weibchen scheinen mit Vorliebe in getrennten Gesellschaften umherzuttiegen, wenig- stens trifft man an einigen Stellen bloss die ersteren, an ande- ren diese an. Larus )niniitiis Pall, ist auch an diesem See die häufigste Mövenart; auch die Zwergmöve zieht das Ufer des .Sees dessen mittleren Theilen vor, und Trupps \'on gegen ln .Stück gehen in Schussweite am Rande kleiner Uferlachen ihrer Nahrung' nach oder fliegen langsam umher. Im Pflanzendickicht des .Sees er- tönt die .Stimme des Ac rocephalns schoenohaenus (P,); am Ufer lässt sich ferner J^amd/us 7v/;?c////.v (L.) in mehreren Exemplaren hören ; ilort treiben sich auch Mcng'i.-n von MotaciIIa cifrcoloidcs und Bud\des ffaviis beema (.Sykes) umher. Dazwischen bringt in diese Vogelscharcn einige Unruhe ein aus dem Rohr erschei- nender Ci/cus acrmyniüsus L. Als Mageninhalt bei dieser Art, wie auch bei C. cuieracens Mont., fand ich Reste kleiner Vögel (Anthiis sp. juv.?). Aus dem nahen Piirkenwäldchen ertönte das Gekreisch von Oriolns oriolus (L.), der Ruf des Ciiculiis canoras L. — Alaiida arvensis L. ist auf offener Fläche an die- sem .Sec häufig'^ Pc/'dix pcrdix (1..) kam unweit des .See’s am da- hin führenden Wege zur Beobachtung. Falco vespertinus L., Emb. aurcoin Pall., Prafincola maura Pall, und d.aniiis ininor Gmel. auf dem Telegraphendraht der unweit des Sees voi'bei- ziehenden Bahnlinie, vervollständigen das Bild anmutigen Vogel- lebens in dieser Westecke des Tomsker Gou . ernements. Die reiche Vogelwelt der Umgegend veranlasste immer häufigere Streifzüge. Die Sammlung vermehrte sich in ei'freu- licher Weise. Prof. Kastsekenko brachte 7'it rtn r ferrago ausser Alauda an’etisis L.; das .Schnurren von Caprimulgiis europaeus L. war von Prof. Kastschenko wähi'end der Excur- sion vernommen worden. Herr L. J. Nowicki, ein Bahnbe- amter, vervollständigte unsere Sammlung durch ein interes- santes Exemplar eines Bussard’s, das er am 29. Juni wäh- rend eines Jag'dausfluges erlegte. Färbung und Dimensionen nähern diesen Bussard bedeutend zu Buteo budeo (L.), dessen Verbreitungsgebiet nach Prof. v. Mcnzbier’s Angaben jedoch .Sibirien nicht berührt. Ohne genügendes Vergleichsmaterial 14 Herrn. Johansen: Ornithologisches von der sibirischen Eisenbahn. ZU besitzen, kann ich mich über die Zugehörig-keit zu dieser oder jener Form nicht äussern. — Während des freilich nicht ganz weidg'erechten, weil etwas verfrühten Jagdausfluges, hatte genannter Beamter, wie mir mitgetheilt wurde, ! einiges an Birkwild erbeutet. Ich eilte, seine Beute zu besichtigen und fand auch ein Tetrao tetrix tschusii 9, sowie einen Lago- pus albus Gmeh, eine Kronschnepfe und eine Limosa mela^iura Lei.sl. vor. Leider waren die übrigen Birkhühner schon in die Küche gewandert. Unser Diener schoss Auas cucia 1^. 9, zwei Lanius niiuor Gmel. Ö et 9. Der 1 . Juli brachte für die Sammlung ein ö von Cotur- nix cofuruix (L.) mit beträchtlich entwickelten Testikeln. Prof. Kastschenko schoss aus einer gemischten Gesellschaft, beste- hend aus Nebelkrähen und Saatraben, einen Corvus frtigilegus L.; dieses Exemplar kam insoferne besonders erwünscht, als das Tomsker zoologische Museum bis dato noch kein Exemplar di,eses bloss in den westlichen Theilen des Gouvernements vor- kommenden Vogels besass. Am folgenden Tage erhielten wnr zwei Wachteleier im letzten .Stadium der Bebrütung. Die Em- bryonen wmren schon mit Plaumfedern bedeckt. Das Gelege soll aus 11 Eiern bestanden haben. Am 3, Juli sah ich am See bei der Station zwmi Flusseeschwalben (Sterna hirundo L.); in die Sammlung kamen ein weiteres Exemplar von Corvus friigilegus L. und Falco tinnunculiis L. In der Nacht des 4./5. Juli verliessen wir die Grenzen des Tomsker Gouvernem.ents und setzten unsere Untersuchungen bei der Station Kalatschinskaja im Gouvernement Tobolsk fort; doch begünstigte die Witterung unsere Arbeiten keineswegs. Auffallend war die Menge von Saatkrähen (Corvus ftugilegus L.) in der Umgegend dieser Station. Da das Wetter sich nicht zu verbessern versprach, wir in den letzten Tagen viel gear- beitet und präpariert hatten, so wurde beschlossen, der Haupt- stadt des Steppengebietes West-Sibiriens, Omsk, einen Besuch abzustatten, um dort die Sammlungen der Westsibirischen Ab- theilung der kaiserlich russischen geographischen Gesellschaft in Augenschein zu nehmen, die für uns viel des Interessanten enthalten. Zu unserem Leidwesen wurde das Gebäude der Ge- sellschaft renoviert, die Sammlungen waren verpackt, theil- Herrn. Johansen: Ornitliologischcs von der sibirischen hiscnbahn, 15 weise sog'ar aus dem Museumsgebäude entfernt, und wir be- kamen ausser der Person des Präsidenten der Gesellschaft, des Plc-rrn Obristen J. A. Schmidt, nichts zu sehen. In Omsk, wo ich vor dreissig und einigen Jahren das Licht der Welt er- blickte, konnte ich bloss einige Sterna fiuviafdis Naum., eine }Iydrochclidou nigra (L.) und eine Menge Corvus frugilegits L. constatieren. In Kalatschinskaja, wohin wir am Abend des 6. Juli zurückkehrien, wurde uns ein prächtiges Exemplar von ßnbo biiho Sibiriens ,Schl. lebend zum Verkaufe angeboten. Es wurde für die Sammlung erworben. Es ist ein Ö ad. mit einer Elügellänge von 460 mm. Das Exemplar ist ein sehr lichtes, die Befiederung der Eüsse relativ wenig dicht im vergleich zu Tomsker Winterexcmplaren, was wohl eine Eolge der warmen Jahreszeit ist. Wir verweilten bloss einen Tag auf dieser Station und beobachteten, beziehungsweise sammelten Corvus cornix l. , Corvus J ragilegus E., ^llauda a/- vensis L., Aquila ehrysa'etos (I..) an einem schon fast gänzlich skelettierten Pferdecadaver, eine grosse Colonie Clivicola ripa- ria JUritndo riistica L., T^ane/tus vaneUiis (L.), Larns minii- tus Pall., Sterna fhiviatilis Naum., Charadrins niinor M. et W., Tütanus ochropus E., Hausspcrlinge und Haustauben. Das Dorf liegt am Elusse Omj. Ausser diesem Elusse sind einzelne kleine Seen vorhanden. Die Witterung war unseren Arbeiten noch immer ungünstig. Bei heftigem Winde regnete und hagelte es in Intervallen. Prof. Kastschenko kelirte von inner Excursion mit vier Exemplaren Farns evanus Pall, au.sser anderen schon erwähnten Specics zurück. Die Easurmeiseng'csellschaft, aus etwa 10 Stück bestehend, wurde in einer aus Birken und Wei- den bestehenden Baumgruppe gefunden. Die erbeuteten Exem- plare erwiesen sich alle al.-i juv. (.Scheitel grau, von einem breiten weisslichen .Streifen umgeben.) Am Abend des 7. Juli waren wir schon wieder in Tatars- kaja, deren Llmgcgend uns in zoologischer Hinsicht bedeutend reicher erschien, als die ausserhalb ih r Grenzen des Tomsker Gouvernements liegenden Ortschaften, so dass beschlossen wurde, hier noch einige Zeit zu arbeiten. Unsere Sammlungen wurden hier vervollkommt und vervollständigt durch Exemplare, resp. Suiten folgender Arten: Budytes ftavus beenia (Sykes), Hypo- lais caligata (Licht.), Hydrochelidon leucoptera (Schinz.), Cuculus 16 Herrn. Johansen: Ornitholoyisches von der sibirischen Eisenbahn. ca77orns L., Dendrocopiis leuconohis cirris Pall.) 6, Einher iza anreola Pall., Anthus frivialis L., ^\nthus richnrdi N\A\W.^ Acro- cephalus schoenohacnus (L.) (p/iraoinifisV>&c\\^t.),Cyanecnlacoeru- lecitla (Pall.) juv. F*rof. Kast.schenko erwarb käuflich einen am 6. Juli von einem Landmanne geschossenen Schelladler (Aquüa clanga Pall ). Es ist ein 9 und enthielt im Magen eine E dechse (Laccrta vivipara) und den Schädel nebst den Krallen des im Altai und im Steppengebiet des Gouvernements weit verbrei- teten Nagers Siphneus aspalax (Pall.) Prof. Kastschenko erbeutete ferner einen Phylloscopus sp.\ das Exemplar erwies sich leider als zu zerschossen, so dass von der Präparation Abstand ge- nommen werden musste. Die E'ärbung des Flügelbuges war lebhaft citronengclb, Kehle und Oberbrust bräunlich, Füsse hell, Sohlen ockergelb. Die Colonie der weissflügeligen Seeschwalbe (Hydrocheli- don leiicoptera (Sch.) fesselte meine Aufmerksamkeit in hohem Grade. Die schönen Vögel fiengen an, im Gegensätze zu früher, sich immer mehr über trockenen, fern von Wasser befindlichen Stellen zu zeigen. Ein anziehendes Bild gewährte z. B. eine vSchar von gegen 20 über einer salzinkrustierten Stelle in der Nähe eines Birkenhaines rüttelnder Seeschwalben. Fast alle Mitglieder der Expedition hatten Gelegenheit, bei Excursionen diese Art auf Ackern anzutreffen, wo sich die Seeschwalben durch V erdigen von Insecten nützlich machten. Ein Bundes- genosse der Hydrochelidon ist die Zwergmöve (Lariis minutus Pall.). Die durch einen Schuss aufgeschreckten und durch den Fall getödteter Artgenossen beunruhigten Gesellschaften der Seeschwalben enthielten immer eine oder mehrere der niedlichen Zwergmöven, die zusammen mit den ersteren über dem Stören- fried der Colonie umherflogen. Hydiochelidon lernt bald ihnen gefährliche Personen von ungefährlichen unterscheiden. In den ersten Tagen meiner Anwesenheit in Tatar.skaja dauerte es län- gere Zeit, bis ich eine Schar dieser Vögel um mich hatte. Durch mein wiederholtes Schiessen hatten sie mich so gut kennen gelernt, dass sie mich sofort umringten, sowie ich mich in der Nähe des Sees zeigte. Mit dem bei Prof. Menzbier nicht angeführten, aus den Lauten ,,krja, krja“ bestehenden Geschrei flogen immer neue und neue Scharen vom See mir entgegen. Herrn. Johartsen: Ornithologisches von der sibirischen Eisenbahn. 17 Unsere Erkundigungen nach Spechten führten zu dem Resultate, dass bei Tatarskaja ausser dem schon erwähnten Dcndrocopns leuconohis cirris (Pall.) noch Dendrocopns minor pipra (Pall.) und Picus canits Gm. Vorkommen. Am 10. Juli wurden uns vier vollkommen flügge junge Falco ii7ifiii7iculiis L. gebracht. Ein an diesem Tage erbeutetes 9 von A7ithiis ricJtardi Vieill. enthielt im Eierstock Eier mit viel Nahrungsdotter, so dass die Legezeit dieses Piepers zum bezeichneten Termin Avohl kaum als beendet anzusehen ist. Ein Beamter der Eisenbahn, Herr vS. A. Pogoshew, zeigte uns ein lebendes junges Moorschneehuhn (Lagopiis albus (Gmeh), das er etwa einen Monat im Zimmer hielt. Ich notierte mir die Eärbung des interessanten netten Thierchens : Scheitel dunkel, fast schwarz, hell gefleckt. Vom Mundwinkel an auf der Hälfte der Strecke bis zum Auge ein schwarzer Zügelstreif, Kinn und Kehle weissgrau, das übrige Gefieder schwarz, braun, gelb und weiss. Einzelne hervorragende Schwingen, je eine auf jeder Seite, weiss mit schwarzen Schäften, die übrigen Schwin- gen der Körperfärbung entsprechend, nämlich schwarz, bräun- lichgelb und weiss. Superciliarstreifen bis in den Nacken breit, schmutzigweiss, doch nicht am Mundwinkel, sondern kurz vor dem Auge beginnend. Bei fast allen Eisenbahnbeamten der Station Tatarskaja genossen wir eine Gastfreundschaft, die alles übertrifft, was ich bisher in dieser Hinsicht erlebte. Es ist, als wären wir bei liebenden Verwandten, denen es schwer fällt uns fortzulassen, die uns in fürsorglichster Art mit allem versehen, was uns in irgend welcher Hinsicht von Nutzen sein könnte. Obgleich sie wissen, dass wir nicht Mangel leiden, bauen sie uns im Waggon zum Abschiede geradezu einen Ostertisch auf und schmücken uns mit duftenden Blumensträussen. Mit warmer Herzlichkeit wird uns zum letzten Male die Pland gedrückt, und als Abschieds- ruf hören wir die Worte, dass uns hundert Sünden vom Him- mel vergeben werden, wenn wflr mit unserem ,, gelehrten Wag- gon“ wieder ankommen. Die russische Gastfreundschaft sucht vergeblich ihresgleichen, die in Tatarskaja genossene steht einzig da ! Am Abend des 11. Juli wurde Prof. Kastschenko durch ein Telegramm, das einen schweren Krankheitsfall in seiner 2 18 Herrn. Johansen: Ornithologisches von der sibirischen Eisenbahn. Familie meldete, nach Tomsk zurückgerufen und mir die fer- nere Leitung und Führung der Expedition übertragen. Von den sechs ursprünglichen Mitgiiedern der Expedition blieb mir nur der Diener, mit dem ich die Reise zum Abschlüsse brachte. Die zoologischen Untersuchungen wurden am 12. Juli auf der Station Kotschenewo (im Tomsker Kreise) fortgesetzt. Da im Waggon nur 2 Personen nachgeblieben, so konnten Excur- sionen nur allein, bald von mir, bald vom Diener unternommen werden. Der im Waggon bleibende präparierte und conser vierte während seiner Dejour, während der andere sammelte. Die Gegend bei Kotschenewo trägt einen stark .steppenartigen Charakter und ist relativ hoch, da von Süden sich erstreckende Erhebungen bis hierher Vordringen. Seen fehlen hier; als sol- chen könnte man nur die künstliche Wasseransammlung be- zeichnen, die von der Verwaltung der Bahn durch einen Damm zwecks Versorgung der Locomotiven mit Wasser 3 — 4 Jahre vor unserer Ankunft daselbst aus einem kleinen Bächlein zu Stande gebracht worden ist. Bei unserer iVnkunft bemerkten wir vom Waggonfenster aus eine Turteltaube (Tiirtiir ferrago Eversm.) und Rothfussfalkcn (Falco vespeytinus L.) sassen in Rei- hen auf den Drähten der Telcgraphenleitung. Das Wetter wmr uns nicht günstig ; es regnete in schweren, grossen Tropfen. Erst g'egen Abend hellte es sich auf, und eine zum ,,See“ unter- nommene Excursion bereicherte unsere Sammlung durch einen interessanten, ganz unerwarteten Vogel. Aus einem Trupp von circa 20 Stück erbeutete mein Diener einen dünn.schnäbeligen Brachvogel (Nu/ncnins fe/imrosfns Viell.), dessen Bestimmung nach Menzbier’s ,, Vögel Russland’s“ ausgeführt ist. Als Merk- male werden daselb.st (p. 326) angeführt: ,, Scheitel ohne hellen Mittelstreifen, Tarsus unter 3 Zoll, die unteren Elügeldecken weiss.'‘ Diese Merkmale weist das nunmehr in der Sammlung der Universität aufgestellte Exemplar auf Es ist ein juv., dessen Geschlecht nicht bestimmt werden konnte. Die Läng'e des Schnabels ist 63 mm., des Tarsus gdeichfalls 63 mm., des Flügels 232 mm. Bis jetzt ist dieser Brachvogel im Osten Russland’s nach Prof. Menzbier östlich vom Ural nur bis Tscheljabinsk und im Schadrinsker Kreise gefunden worden. Nach unserem Funde ist die Ostgrenze bedeutend weiter, näm- lich bis zum Riesenstrome Obj, zu rücken. Herrn. Johansen: Ornithologisches von der sibirischen Eisenbahn. 19 Von gewöhnlicheren Arten wurden beobachtet, resp. erbeu- tet folgende Formen : ]"ancllns vanellus (L.), Anfhiis richardi Vieill., die sich von Fischen ernährende Sterna fluviatilis Naum., Emberiza citnnella L., Pratincola manra (Pall.), Saxicola oenaiithe L., Larus minutus Pall., Cnculus canorus L , Coturnix coturnix ... ' (L.), Sturnus yne^izbieri Sh., Hvpolais cahgata (Licht.), Otus otus (L.) Von Interesse war das Auffinden von Anthus campestris L. ((5) und Circus macrurits Gmel. Q- Mageninhalt der Steppenweihe notierte ich mehrere Aläuseschadel und Theile eines Vogelschnabels. Am 15. Juli unternahm ich eine h'ahrt zum Dorfe Kasa- kowo und verzeichnete P/ atincola maura (Pall.) als sehr gewöhn- lich neben Passer domesticiis L längs der Bahn. Der Weg führte meist durch Getreidefelder, wo ich eine Gesellschaft von 10 — 11 Grus griis (L.) antraf. Die Wiesenweihe (Circus cinera- Mont.) war in jung'en Exemplaren mit seidenweichem Ge- fieder überaus häufig; ich konnte in kurzer Zeit 3 Stück erle- gen. (Mageninhalt: Mäuse und Mäuseembryonen bis zu 7 St.) In einem Sumpfe unweit des genannten Dorfes sah ich Embe- riza schoeniclus L. und A/uis boscai L. Innerhalb der Umzäu- ung des Dorfes trieb sich in Mengen der Kiebitz (Vanellus vanellus (L.) und Hirundo rustica L. umher. An einem kleinen Bächlein daselbst erbeutete ich aus einem Fluge von 6 Stück einen Totanus glareola L. x\us einer Gesellschaft von 6 Stück wurde auch ein Charadrius minor M. et W. geschossen. Dort sah ich ferner 2 Totanus ochropus L. und mehrere Budytes flavus bcema (Sykes.) Von einem Jäger wurde in Erfahrung gebracht, dass eine schwarze Kranichart, wohl der Mönchskranich (Grus monaclms Temm.), in einer Entfernung von 8 Werst vom Kirchdorfe Kotschenewo vor einiger Zeit geschossen worden sei. Am ,,See“ wurde von uns u. a. erbeutet Tringa subar- cuata Güld. Diese Strandläuferart war recht zahlreich vertreten und machte sich durch häufiges Fliegen über der Wasserfläche recht bemerkbar. Trupps aus 50 — 70 Individuen bestehend, flogen von einem Ufer zum anderen. Mehrmals wurde daselbst auch Charadrius minor M. et W. angetroffen. Einmal scheuchte ich auch eine Galhnago- hxt auf; der Vogel kam mir aber so unerwartet, dass ich ihn leider nicht erbeuteto Es war wohl 2* 20 Herrn. Johansen; Ornithologisches von der sibirischen Eisenbahn. eine der asiatischen Bekassinen (Gallinago helerocerca Cab. oder G. stenura Temm.). Ferner waren daselb.st nicht selten ; Totaiitis calidris L., Totanus stagnatilis Bechst., Totaniis glare- ola L. und Terekia cmerea (Güld.). V on Enten wurde Anas penelope L. erbeutet. Am Morgen des 15. Juli begann es wie- derum zu regnen, es erhob .sich ein heftiger Wind, über der Station entlud sich ein Gewitter nach dem anderen, es regnete in Strömen, so dass bloss präpariert werden konnte. Auch am folgenden Tage war das Wetter nicht besser, dennoch wurde eine Excursion unternommen und Cyanecula coerulccula (Pall.) juv. und ad., Terekia cinerea (Güld.) und ein 9 von Buteo sp. mit beiderseitigem Eierstock der Sammlung einverleibt. Der Bussard steht der Färbung und den Grössenverhältnissen nach Buteo buteo nahe, doch ohne Vergleichsmaterial zu haben, kann ich mich über die Form nicht äussern. Vom Telegraphendraht schoss ich einen Anthus richardi Viel!., am ,,See“ zwei Zwergstrandläufer (Tringa minuta Leisl.) 6 ad. und Ö juv., der mir Brutvogel an diesem See zu sein scheint und in grossen und kleinen Gesellschaften sich daselbst umhertrieb, ferner Tringa canutus?? juv. sex? und vervollständigte die Reihe der Enten durch eine im Fluge herunter g'eholte Spiess- ente (Anas acuta L.) 9 ad. Der vom Diener geschossene Numeniiis tennirosfris Vieill. spornte mich zu weiteren Nach- forschungen nach dieser Art an; ich fand am See auch eine grössere Gesellschaft dieser Kronschnepfen, konnte mich aber nicht so nahe heranschleichen, um einen sicheren Schuss abzufeuern. Am 17. Juli verliessen wir Kotschenewo, und da mittler- weile unsere Sammlungen ziemlich umfang-reich, dagegen Con- servierungs- und Verpackungsmaterial nicht mehr in g'enügen- der Quantität vorhanden war, so fuhren wir nach Tomsk, von wo nach einigen Rasttagen die Reise fortgesetzt wurde. Die Arbeiten wurden auf der Station Ishmorskaja wieder aufgenommen. In nächster Umgegend dieser Station g'elangten zur Beobachtung, resp. wurden gesammelt: Falco vespertinus L., Corvus vionedula L., Mofacilla alba L., Lanius excubitor homey- eri {Qdihp Hir und o rustica L., Anthus trivialis Emberiza citri- nellaG., Pica picaleucoptera (Gould.), Coturnix coturnix (L.), Asio accipitrinus (Pall.), Nyctala tengmalmi {Gmel.), Oriolus oriolus (L.), Corvus cornix L., Emberiza aureola Pall., Totanus hypoleucus L., Hypolais caligata (Licht.) Herrn. Johansen: Ornithologisches von der sibirischen Eisenbahn. 21 Von besonderem Interesse war für mich hier das Auffin- den von Lusciniola fuscata (Blyth.) am 27. Juli, deren Verbrei- tung" innerhalb des Gouvernements ganz besondere Beachtung verdient. Ich traf ein Pärchen in den Gebüschen unweit der Station, schoss beide, konnte aber bloss das 6 ad. auffinden, welches mit dem Ernähren der Jungen offenbar beschäftigt war, denn es trug eine grüne Schmetterlingsraupe im Schnabel. Die Flügellänge dieses Exemplars beträgt 59 mm. Acroccphaliis diunctorum Blyth. war in den Espen- und Weidengebüschen unweit der Station gleichfalls häufig, meist in jungen Exemplaren. Mein Gehlife erbeutete am 27. Juli nicht weniger als 4 Stück. Endlich, am 28. Juli, nachdem am Abend vorher die Sonne roth untergegangen, war ein schöner, sonniger Tag! Die Regenperiode, die uns schon während des Aufenthaltes in Kot- schenewo beim Sammeln hinderlich war und uns bis Ishmors- kaja verfolgte, schien einen Abschluss gefunden zu haben. Mich hielt’s nicht länger im Waggon und in der nächsten Umgegend der Station, ich liess einen Wag'en anspannen und fuhr am Vormittag eine Strecke von etwa 20 Werst ab, um die weitere Umgegend in y\ug"enschein zu nehmen. Die Gegend ist stellen- weise, besonders in der Nähe des Dorfes Nishne-Potschitans- kaja, wo ich Passer domesticus L. und llirimdo riistica L. be- merkte, bebaut. Hafer, Roggen, Gerste, Weizen, Hanf, Buch- weizen und Flachs wechseln miteinander. Am Flusse Jaja er- hebt sich ein Zeuge längst entschwundener Vergangenheit in Gestalt eines sich ca. 20 bis 25 Meter über dem Niveau des Flusses erhebenden ,,Tschuden“-Grabhügels, der von der Bahn aus gesehen, die Form eines Trapezes hat. Die ganze Südseite ist mit Wermut bewachsen. Viele Sagen knüpfen sich an die- sen von Menschenhand aufgeworfenen Plügel, auf dessen Pla- teau ich eine CHvicola riparia (L.) für unsere Sammlung im Fluge erbeutete. Eine ganze Colonie der Minierschwalben war an der Jaja noch theilweise mit dem Auffüttern der Nachkom- menschaft beschäftigt, denn sie flogen ein und aus. Auf den Getreidefeldern trieben sich Circus cineraceus Mont, umher. Ein prächtiger Eisvogel flog, einem funkelnden Juwel ver- gleichbar, ausser Schussweite über dem lehmgelben Wasser der Jaja, das erste mir in diesem Sommer zu Gesicht 22 Herrn. Johansen' Ornithologischcs von der sibirischen Eisenbahn. gekommene Exemplar. Am Ufer bemerkte ich Totaniis liypo- leiicus L. In den Gebüschen am Flusse erbeutete ich Lanüts phocnicurus Pall. (9) und Pratincola maiira (Pall.); in einer Gruppe hoher Birken und Lärchen pfiff und kreischte Oriolus (L.), auf den Telegraphendrähten hockte Lanias excubitor homeyeri {pZdCo.)'m\ Vereine mit Falco tiiniiinculus L. vesper- tinus L. Das waren die am meisten die Aufmerksamkeit auf sich lenkenden Vogelge.stalten. Von meinem Gehilfen, der gegen Abend desselben Tages eine Excursion zum Bache Altscheda t unternommen hatte, wur- den mitgebracht Parus inajor I.., Turtur ferrago Eversm., To- tanus ochropus L., Anfhus trivialis L. Einen Dryocopus mar- tius L. hatte er gesehen. Was das Vorkommen der Raben- krähe (Corviis corone orieyitalis (Eversm.) anbetrifft, so erfuhr ich, dass bei Ishmorskaja diese Vögel nicht nur im Winter, sondern, aber bloss vereinzelt, auch im Sommer angetroffen werden. Der Bauer, dem ich diese Mittheilung verdanke, erzählte mir ferner, dass er im Laufe von 48 Jahren, die er hier verbraent. keine Saatkrähe (Corvus frugilegiis L.) gesehen habe. Mit diesen Vögeln sei er als im Gouvernement Pensa aufgewachsen, gut bekannt. Für mich waren diese Mittheilungen insoferne wert- voll, als daraus zu ersehen ist, dass eine Verwechslung der Raben- und Saatkrähe ausg'eschlossen ist. Während der Excursionen am 29. und 30. Juli wurden erbeutet, resp. beobachtet: Turdits pilaris L., Tetrao tetrix subsp. ?, Lanius ptioeiiiciiriis Pall., Oriolus oriolus (L.), Circus cyaneus L. mit Überresten von Antlms trivialis L. juv. als Mageninhalt, Turtur ferrago Eversne, Dryocopus martius C. fast offener Pläche innerhalb einer kleinen Baumgruppe, Tur- dus atrigularis L>ium., Emberiza citrinella L., Dendrocopus major cissa (Pall.), Sitta uralensis Licht., Fringilla montifringilla L. und Motacilla boarula nielanope (Pall.) Den 31. Juli reisten wir aus Ishmorskaja ab, um in Mari- insk, der kleinen Kreisstadt unseres Gouvernements, einige Stunden zu veiuveilen. Unterwegs an einigen Stationen, wie z. B. Berikulskaja, hörte ich im nahen Gesträuch Lanius phoe- nicurus Pall., der auch in der Umg'egend von Mariinsk sehr gewöhnlich war. In diesem Städtchen sah ich einen Bastard zwischen Corvus cornix L. und Corvus corone orientalis (Eversm.); Herrn. Johansen: Ornithologisches von der sibirischen Eisenbahn. 23 auch hier .sah ich am Flusse Kija noch die gewöhnliche Mota- cilla alba L. und spähte vergebens nach Motacilla perso-nata Gould. aus. Am Tage darauf waren wir schon in Atschinsk, ausserhalb der Grenzen unseres Gouvernements. Flier erfuhr ich die Adresse eines jungen, leidenschaftlichen, begeisterten Naturfreundes und Anfängers in ornithologicis, des Herrn K. M. Ssucharew. Ich beeilte mich, ihn aufzusuchen, traf ihn aber leider nicht zu Hause an, da er, einen Feiertag- benutzend, zu einem ornithologischen Ausflug'e die Stadt verlassen hatte. Seine Sammlung ausgestopfter Vögel konnte ich in seiner Ab- wesenheit jedoch in Augenschein nehmen und fand viel des Interessanten darunter. Ich erwähne hier blo.ss einige Arten, die zur Ergänzung- dieses Berichtes beitragen und behalte mir vor, in einer kleinen Notiz über die Ornis der Umgegend von Atschinsk auf Grund der .Sammlung-en und Beobachtungen des genannten Herrn in dieser Zeitschrift zu berichten. Ich notierte mir beim Beschauen der Sammlung folgende Arten: Corvus corax L., Syrniiim iiralense Pall., Syrnium lapponicum Retz., Phalaropiis hyperboreus L., Uragits Sibiriens Pall., Ampelis gar- riihis L., Coccothraustes coccothraustes (L.), Panis ater L., Pan- dion haliaefos L., Alcedo ispida spntzi König-, jicrediila caudata niacritra (Sech.), Porzana maruetta L., AJotacilla personata Gould., Motacilla. citreola- Pall., Alanda arvensis L., Perdix davitrica Pall., Lariis caniis niveits (Pall.). I.ociistella certhioIa'Pa.W. Capri- iHulgiis eiiropaeiis I.., Picoides tridactyliis crissolcucos (Qy’.), Podi- ceps auritus L. und Anthiis trivialis trivialis (L.) Brieflich er- fuhr ich, dass die Sammlung ausschlie.sslich in der Umgegend von Atschinsk zusammengebracht worden ist. Aus Atschinsk fuhren wir bloss .83 Werst in westlicher Richtung, um an der Station Krassnaja unsere Sammlungen fortzusetzen. In Atschinsk wie in Krassnaja erblickte ich echte Motacilla personata Gould., obgleich auch Alotacilla alba L. d^l- selbst vorkommt. Während eines Ausfluges an den Fluss Tschulym sah ich viele Rabenkrähen (Corvus corone orientalis (Eversm.), die, wie mir mitgetheilt wurde, sich hier das ganze Jahr hindurch aufhalten, während Corvus coruix L. bloss im Sommer vereinzelt angetroffen wird, im Winter dagegen fast gänzlich fehlt. Uie von mir hier beobachteten Dohlen waren schwarzbäu- 24 Heim Johanscn; Ornilhologisches von der sibirischen Eisenbahn. eilig (Corvits monedtila collaris (Drumm.). Motacilla boarula vie- lanope (FaAl.) und Panis major L. wurden beobachtet und erbeu- tet, ferner 'lurchis pilaris L., Tetrao tetrix subsp.?, Milvus me- lanotis Temm. & vSchh, Orioliis orioliis (L.), Totanus glareola L., Tiirtur ferrago Eversm. Fiilica atra L. ist sehr häufig. Neu für das Tomsker Gouvernement erwies sich die Kanitschatka- Seeschwalbe (Sterna longipennis Nordrn.), deren Mageninhalt ausschliesslich Fische bildeten. Von Interesse war auch hier das Erbeuten von einigen Locustella- certhiola Pall, und eines 9 ad. von Luscintola fuscata Blyth. mit wahrnehmbaren Spuren der Querbänderung auf den Steuerfedern. Am Tschulym wurde angetroffen der g-rosse Brachvogel (Numeniiis arcuatus lineatus (Cuv.), Totaniis ochropus L. und Tringa temmincki Leisl. Ganz unerwartet war für mich ein gleichfalls im Tomsker Gouver- nement früher nicht nachgewiesener Vogel, den ich am 4. Au- gust in einem kleinen Gebüsche unweit der Station schoss, nämlich ein 9 ad. von Lusciniola (Arrmdinax) aedon (Pall ) In einem W eiden- und Espengebüsch hörte ich einen mir total unbekannten lauten Ruf; ohne den Urheber deutlich se- hen zu können, da der Vogel fast gänzlich durch Aste gedeckt war, drückte ich ab und erlegte auf diese Weise den wenig bekannten, interessanten ostsibirischen Rohrsänger. Die Füssc des Exemplars waren bleigrau. Weitere Exemplare konnten leider nicht erbeutet werden. Pallas (1776. Reise. III. p. 695) gibt unter Muscicapa aedon Pallas als Fundort ,,in rupestribus Dauuriae“ für unsere Art an. Schrenk (1860) fand unseren Vogel am Amur. Przew alski fand Mitte August 1873 ein auf dem Durchzuge an Nahrungsmangel zugrunde gegangenes Exemplar in der mittleren Gobi. Th. Pleske (1891, p. 381) gibt als Verbreitungsgebiet dieser Art den südlichen Theil Sibiriens vom Thale des Jenissei im Westen bis zu den Gesta- den des Stillen Oceans im Osten an. Diese Angaben sind nach meinem Funde also dahin zu corrigieren, dass das Thal des Tschulym im Mariinsker Kreise des Gouvernements Tomsk bis jetzt die Westgrenze des Verbreitungsgebietes von Lusciniola aedon (Pall.) bildet. Der Diener brachte u. a. aus dem Thale des Tschulym ein Exemplar von PJiylloscopiis tristis Blyth. 6 juv. (Flügellänge 61 mm.). Am folgenden Tage bestand die Beute aus Lanius Heim. Johansen: Ornithülogisches von (.1er sibirischen Eisenbahn. 25 exciibifor homeyeri (Cab.), Circus cyaneits L. juv., mausernden Cyaneciila coerulccula (Pa\\.), Emberiza aureola Pall., Acroceplialus dn»ietorm)i Blyth. (2 9 ad.) und Sylvia curruca afßnis (Blyth.) (6 ad. mausernd). Mein Gehilfe sah einen Stieglitz, konnte aber über die Färbung des Kopfes keine Angaben machen, so dass es unentschieden blieb, welche Art es war. Der ganze alte sogenannte ,,Irkutzker Trakt“, die Heer- strasse Sibiriens, die ich hier mehrfach zu befahren Gelegen- heit hatte, dient von Mitte Juli an bis in den Herbst hinein, von Tom.sk angefangen und bis an die Ostgrenze des Gouver- nements, vielleicht auch noch weiter, ungezählten Raubwürgern (Laniits exciibifor homeyeri (Cab.), Drosseln, Staren etc. als Sitz- platz mit seinem jetzt bloss wenig gebrauchten Tclegraphen- draht. Wie es um dieselbe Zeit im Westen des Gouvernements an der Heerstrasse aussieht, weiss ich nicht, doch dürfte sich dort unter den vielen Vogelgestalten auch Lau ins minor Gmel. blicken lassen. Die letzte Station, deren Umgeg'end weniger in ornitholo- gischer, als in ichthyologischer und herpetologischer Beziehung untersucht werden musste, war Ssudshenka, wo der Waggon vom 8. bis zum 12. August hielt. Ssudshenka geniesst als Centrum eines der reichsten Steinkohlenlager unter den in der Nähe der transsibirischen Bahn gelegenen, einen wohlverdienten, weit über die Grenzen des Gouvernements verbreiteten Ruf. Die Gesammtdicke der Kohlenschichten hier stellt sich auf 32 Meter. Von meinen gefiederten Lieblingen wurden hier beobachtet, resp. erbeutet: Laniits phoenicitrits Pall., Cotyle riparia (L.), Ilirundo rustica L., Locustella certJiiola (Pall.), Turdiis pilaris L., Totanus ochropiis L., Circus cineraceus Mont., Grus grus (L.) Als waldreiches, nahe der Taiga gelegenes Gebiet enthält die Umgegend dieser Station viel Auer-, Birk- und Haselwild. Auerhühner und Birkwild wird von den Zugführern auf der Hauptbahn wie auf dem zu den Kohlengruben führendem Seitenstrange direct von der Locomotive geschossen. Ich hielt derartige Erzählungen für kleine Münchhauseniaden, musste mich aber bald von der Wahrheit derselben überzeugen, denn während einer Fahrt zum Kohlenwerke, an der ich mich be- theiligte, wurden zwei Birkhennen in meiner Gegenwart von der Locomotive geschossen. Auerwild soll besonders häufig 26 C. E. Hellmayr; Untersuchungen über einige paläarctische Vögel. im Frühjahre auf dem Bahndamme zu sitzen lieben, wc cs Stcinchen und Sand verschluckt. Mein Gehilfe brachte von einer Excursion am 9. August folgende Vögel mit: Dcndrocopns major cissa (Fall.) juv., Pt/ti- cola crythrinus (Pall.) juv., Pratincola maura (Pall.) juv., Boriasa cnnesccits (Sparrm.), Dryocopus marfinx f.., Lanins phöcnicurus Pall. juv. Am 10. August erhielten wir Crex crex (L.), A/cedo ispida spaPi König, MofaciUa boantia melanope (Pall.), Pratincola niaiim (Pall.), Turdns untsinis L., Jxrnius phoeniciirns Pall. 7 ciO. und Nucifraga caryocatactcs macrorhynchns (Brehm.) Tomsk, 1. October 1001. Iditersiu' Innige II iibei* einige paläarctiselie Vögel. Von C. E. Hellmayr. Nachstehende Notizen gründen .sich vorzug'sweise auf das Mat(ndale, welches mir die Herren Graf Arrlg'oni degli Oddi, V. Ritter von Tschusi zu Schmidhoffen, Dr. von Madarasz und O. Reiser im vergangenen Jahre freundlichst zur Untersuchung überliessen. Ich ergreife gerne die Gelegenheit, den genannten Herren auch hier meinen besten Dank auszudrücken. 1. Weidenmeisen (Farus montanus Baldenst ). Ein h von Corsica (Mountains, Bastia, 10. XIL I.SOO, Eecheux coli. Nr. 27, Coli. Graf Arrigoni) befindet sich leider in abgeriebenem Gefieder, lässt sich aber merkwürdiger Weise von skandinavischen P. borealis nicht unterscheiden. Es mi.sst 62/56 mm. Es i.st nicht anzunehmen, dass eine der nordischen so ähnliche Form in Corsica Vorkommen sollte, und ich möchte beinahe an eine Verwechslung der Etiquetten glauben, doch versicherte mir Graf Arrigoni die völlige Zuverlässigkeit der Angaben. Weitere Exemplare in frischem Herbstkleide sind dring'end erwünscht und werden uns vermuthlich über die cor- sicanische Mattkopfmeise aufklären. Von hohem Interesse ist ein Ö aus Pontebba (Coli. Arri- C. E. Hcllmayr: Untersuchungen über einige paläarctische Vögel. 27 goni Nr. 35; 1^3. II. 1898), das ich anfangs aus Mangel an ech- ten P. !/!. monta7ius zum Vergleich, als zu dieser Form gehörig bestimmte. Zum Theile verleitete mich auch die Grösse des Exemplares dazu. Herr von Tschusi jedoch, der alle Meisen, die mir Vorgelegen hatten, gleichfalls untersuchte und im wesent- lichen meine Bestimmungen bestätigte, erkannte den Vogel als assimilis, zu welcher Form er auch auf Grund der schmalen Schwanzfedern unbedingt gezogen werden mu.ss. Die Färbung nähert ihn dagegen einigermassen der Alpenform montanus. Masse: 68/60 mm. Die Reinheit der P’arben, welche für assimilis so charak- teristisch ist, tritt viel deutlicher bei vier Kronstädter Vögeln (Nr. 22, 31 — 33 Coli. Arrigoni, Februar und October) hervor. Identisch mit diesen Ist ein ad. aus Erdöly (Siebenbürgen, Com. Küküllö) des Fester Museums. Die Herbstvögel zeichnen sich durch starken Seitenanflug' und seidenartig schwarze Kopfplatte aus. Die Siebenbürger Mattköpfe scheinen in der Regel grös- ser zu sein als die sogenannten umrintis von Mähren, Böhmen und Schle.sien, wenngleich sie, wie Kleinschmidt’s Masstabelle (Orn. Jahrb. 1897, p. 99) beweist, bedeutenden Schwankungen unterworfen sind. Die Vögel von Arva und Somorja stehen in Grösse und Färbung' in der Mitte zwischen accede-)is (=nitin- nus) und assimilis^ jenem aber näher, weshalb ich sie mit ersterem vereinige. Der Typus von assimilis stammt von den galizischen Kar- pathen, und es wäre nicht unmöglich, dass er gewisse Bezie- hungen zu accedcns (=mnrinus Klschm.) zeigt, vielleicht .steht er in der Reinheit der Farben hinter assimilis von Siebenbür- gen zurück, wo diese Form ihr Verbreitungscentrum zu besit- zen und in der typischen Gestalt aufzutreten scheint, um im Westen in die Nachbarform accedens (—muriniis) überzugehen. Ein rostgelbliches Nackenband, das bei dem Sarajevo- Vogel v. Tschusis so deutlich auftritt, ist auch bei den obenerwähnten Exemplaren von Somorja und Hofinoves vorhanden, eine An- deutung davon findet sich bei denen aus Kronstadt. Ein zwei- tes ad. aus .Somorja (Budapester Museum) stimmt mit dem der Tabelle in jeder Hinsicht überein. Zu erwähnen wäre noch, dass assimilis auch im Süden 28 C. E.'Hellmayr: Untersuchungen über einige [laläarctische Vögel. sich dem benachbarten montaniis nähert, wie die Vög'el aus Bosnien (Coli. v. Tschusi) und Pontebba (Coli. Arrig'oni) zu beweisen scheinen. Aus dem Occupationsgebiete konnte ich dank der Freund- lichkeit Herrn O. Reisers neuerdings vier Exemplare unter- suchen, von denen leider nur eines im frischen Herbstkleide steht, aber auch das im Februar erlegte 9 zeigt noch wenig von dem Grau des Frühjahrsgefieders. Alle diese Stücke stehen den assimilis aus Kronstadt entschieden näher als nccedevs, was schon von Tschusi hervorhebt (Orn. Jahrb. 1901, p. -11, An- merkung 1), ohne aber mit ihnen vollständig übereinzustimmen. Jene zeichnen sich durch viel hellere und reinere Rückenfär- bung aus, die den typischen assimilis so gut charakterisiert; dieses Merkmal ist nun bei den vorliegenden bosnischen Stü- cken und dem ö von Pontebba bereits verwischt, die etwas dunklere Oberseite besitzen. Bei allen meinen Mattköpfen des Balkan findet sich im Nacken eine helle, rostfarbige Zone wie bei dem schon mehrfach erwähnten Stücke aus Sarajevo in der Collection v. Tschusi. Der frisch vermauserte Septem- bervogel hingegen lässt nur eine schwache Spur davon er- kennen, wenn man die Federn emporhebt, und zeichnet sich durch mehr braunen Rücken aus; die wmissen Partien zu bei- den Seiten der Kopfplatte sind rahmfarbig überlaufen, was an salicarius zu erinnern scheint. Die Mattköpfe des Balkan scheinen im Durchschnitte etwas kleiner zu sein als assimilis der , transsylvanischen Alpen. Zur Montanus-ijxw^^Q gehören ferner vier leider nicht ganz alte Vögel aus Bulgarien und Ostrumelien, die in der Schnabelform mit den ebenerwähnten aus Bosnien ganz übereinstimmen und bereits einen schwachen, rostfarbigen Anflug im Nacken aufweisen, sowie wahrscheinlich einige juv. aus dem Occupationsgebiete. Von accedens weichen die Bewohner des Balkan durch die bedeutendere Grösse, die hellere Rückenfärbung und den etwas stärkeren Schnabel ab. Wahrscheinlich wi^-d es richtiger sein (wie bereits v. Tschusi betont hat), sie als besondere Form von assimilis zu trennen, mit welchem sie bisher vereinigt wurden. Nachstehend die Masse einiger Exemplare aus dem in Betracht kommenden Gebiete; C E. Hellmayr: Untersuchungen über einige paläarctische Vögel. 29 „assliiiilii: ‘ typisch „ünshiiil is'‘ Zwischen beiden accedtiis! Starigrad b Sarajevo, 22. II. 1 899, Q mm. (Mus. Sarajevo) 65 Vukovo(Vitoroga Planina).3. IX 1 893, Q ;“mm. ,, ,, 64 Jedovnik b. Grahovo, 1 3. V. 1901, (5:-^!mm. ,, ,, Uilica Planina, 15. V. 1901, rS : min. ,, ,, 60 6,5 Vitosa PI b. Sofia, 14. V. 1890 Vs iun, : mm. ,, ,, 62 -4- X Samoküw, 17. VII. 1893, Q jun.: ^ — mm. ,, ,, .55 -f ^ 64 Rliodopc Geb., 9. VII. 1893, (5 jun.:-^mm. ,, ., Rhcüope Geb., 2. VII. 1893, (5 jun.:-^mm. ,, ,, / Türkös (Siebenb.) 23. II. 1 898, (5 (Coli. Arrig. Nr. 22) 67, 67 mm. I ,, ,, 23. II. 1898, 5 ( ,, ,, „ 31) 68, 58 + X mm. I Kronstadt „ 25.X1899, 5( ,. ,, „ 32) 67, 57 + x mm. ,, „ 25. X. 1899, 9 ( „ ., „ 33) 65, 56 + x mm. ( Somorja ( VV -Ungarn) 22.11.1900 ad (Wien. Mus. Nr. 13261)61 , 55 mm. \ Arvä (N. -Ungarn) 2 II. 1887 (Coli. v. Tschusi Nr. 557) 61, 55*) mm. Hofinoves (N.-O. -Böhmen) 29. 11. 1893 (Wiener Mus. Nr. 11449) I 57, 56 mm. I **) Dubravic ( „ ) 24 X. 1892(*) ,, „ „ 11089) 64, 60 mm. Von meinen Excursionen auf die .Berg'e Niederösterreich’s war mir eine durch den Lockton von dem gewöhnlichen Glanz- kopfe verschiedene ,, Al].' ensumpfmeise“ wohlbekannt, leider trieb ich damals noch keine Balgstudien und begmügte mich mit der Constatierung des ,,P. alpcsfn'x‘\ wie ich ihn in meinen Notizen bezeichnete, auf dem Schneeberge, der Rei.salpe etc., wo er nur in den Nadelwäldern der mittleren Region angetroffen wurde. Dieselbe Form beobachtete ich dann im Herbste in den Donau- auen bei Wien, wohin sie wohl von den Bergen zuwanderte. Im Wiener Museum fand ich nun zwei Exemplare, unzweifel- hafte P. ni. acccdcns, und die von mir beobachteten Bergvögel gehörten wohl auch dieser Form an. *) Meine Masse, die ich ein halb dutzendmal abnahm, differieren von denen, die Kleinschmidt für dasselbe Exemplar angibt (Orn. Jahrb. 1897, p. 99, sub „assiinih's“ Arvä c.). **) Die Provenienz dieser Exemplare, die dem Hofmuseum von Prazäk zukamen, ist etwas zweifelhaft; besonders erregen die grossen Dimensionen von Nr, 1 1089 meine Bedenken. Hellm. 30 C. E. He 1 1 m ay r: Untersuchungen über einige paläarctische Vögel. (5 Kampalpe (N.-Öst.) Jul. Finger, Nr. 989 (Wien. Mus.) 60, 55 mm. ad. Schneeberg (N.-Öst.) Zelebor, Nr. 990 (Wien. Mus ) 60, 53 mm. Accedens'^) .scheint sich demnach über die Vorberg'e der x'\lpen bis gegen Wien zu verbreiten. 2. Nonnenmeisen (P. communis Baldenst.) Von ungarischen Glanzköpfen untersuchte ich 52 Exem- plare aus diversen Theilen des Landes und von allen Jahreszeiten. Vier von Dr. v. Madaräsz im Baranya-Comitate (zwischen Drau und Donau) erlegte Herbstvögel sind zweifellos als P. c. subpahistris zu bestimmen, drei davon gehören zum kleinwüch- sigen Schlage. Dieselben messen : a. <5 17. IX. Baranya, a. 61, c. 54. 5 mm. b. 5 17. IX. ,, a. 63, c. 55 c. 9 19. IX. „ a. 62, c. 53 d. ö 5. IX. Alsofeher a. 69, c. 58. j Nach V. Madaräsz’ Versicherung sollen die in Croatien vorkommenden Nonnenmeisen noch dunkler und kaum von dresseri zu unterscheiden sein. Offenbar handelt es sich hier blo.ss um eine dunkle Rasse von P. c. subpalitsfn's, das Vor- kommen einer anderen Form halte ich für ausgeschlossen. Auffallend bleibt jedenfalls das Vorkommen der mitteldeutschen Subspecies so weit im Osten, während alle übrigen ungari- schen Glanzköpfe, von denen ich frisch vermauserte Herbst- vögel aus Siebenbürgen (Comitat Hunyad, Nagy Enyed) und West-Ungarn (Rohrbach, .Sommerein) sah, echte P. c. sfagnatilis sind. Diese Form verbreitet sich nach den vorhandenen Beleg- stücken über den grössten Theil Ungarns. Zu sfagnatilis g'ehören auch 15 serbische Glanzköpfe des Museums von Sarajevo und der Collection Conte Arrigoni’s. Die Dimen.sionen derselben schwanken beträchtlich: a. 62 — 68, c. 50—60 mm. Nr. 19 Collection Conte Arrigoni (Sabaö, 15. II. 1894, 9, ges. V. Bojodovich) ist das kleinste aller untersuchten Stücke aus Serbien 60/51 mm), sonst aber ganz typisch sfagna- *) Herr Kleiiischmidt hat kürzlich (Orn. Monatsber. 1900, p. 168) den rheinischen von dem mitteldeutschen salicarius Brehm. abgetrennt; wollten wir so verfahren, dann müssten wir den nordostrussischen horealis auch als besondere Form trennen, der (wie der Vogel vom Rhein zwischen dem englischen und mitteldeutschen Mattkopf) sich ebenso zu horealis u. haicalmsis erhält. C. E. Hellmayr: Untersuchungen über einige paläarctische Vögel. 31 tilis. Schnabel an der Spitze deutlich abgfeiiacht wie bei den beiden g'alizischen Vögeln (Nr. 1 1699, 1700, Mus. Viiidob.) ])as nunmehr untersuchte reiche Material dieser Form, besonders die grosse Anzahl frisch vermauserter Hcrb.stvögel bewies, dass ich auf die Abflachung des Schnabels zuviel Gewicht gelegt hatte; unter den serbischen Exemplaren (Sept. Oct.) finden sich viele, die keine Spur dieses Merkmales erkennen lassen. Ein sicheres Kennzeichen für stagnatilis gibt es anscheinend nicht, wie Kleinschmidt sehr richtig bemerkt, und die Form ist oftmals schwer gegen P. c. subpalustris abzugrenzen. Frische Herbstvögel aus Rohrbach ((Ödenburger Comitat) und Sieben- bürgen (Hunyady Com. und Kronstadt) stimmen völlig mitein- ander überein und charakterisieren sich durch die Reinheit der Farben. In dieser Jahreszeit ist stagmitilis oberseits entschieden heller und weniger braun als snbpixliistris. (Auch die östliche Form der ///^.'/zC/z/z/'r-Gruppe, assiniilis Bm. fällt durch reinere P'arben den westlichen Vertretern gegenüber auf) Q Kronstadt, 25. X. 1899, Nr. 2t, Coli Conte Arrig , a. 64, c. 56 mm. ad, Rohrljach, 26. X. 1890, Nr. 12717, Mus. Vindob., a. 65, c, 56 ,, ad. Hunyadv, tember hat lüshcr kein (Jrnithologe ausser mir liier g-eweilt. We il i('h nun selbst aber auch bisher erst Mitte October bSSM die Küste* verlassen hatte unel Anfang März bSflß angelangt war, so konnte ich bisher \ on Beobachtung'en e'ig'cntlicher Wintervögel nicht sprechen, denn der Winter nach dem Kalender entspricht hier nicht der eigentlichen Winterzeit. Nimmt man sie wie jede Jahreszeit zu .'1 Monaten an, so müssen wir hier als Winter die Zeit bezeichnen, in der die Polarnacht herrscht, mit den nächsten Wochen vor Sonnenuntergang und nach Sonnenaufgang. Die Polarnacht dauert in Alexandrowsk, c. G9’/J" n. B,, ca. 2 Monate, in Jeretiki, c. öO'/,'’ 'i- B-, etwas längere, in Kola ca. G!D n. B. etwas kürzere Zeit. Daher nenne ich Winter die Zeit \'om 7. November bis 7. Februar, wie ich Sommer die Brutzeit der \'"ögel nenne, deren früheste Brüter C. corax, L. mtninits, R. fridacfyla, Carbo corutoranus in der zweiten Maiwoche zu legen beginnen, während die spätesten C. septcntrionalis, Ac. linaria, T. pilaris noch in der ersten ,'Vugustwoche lirütend angetroffen werden. Die Zwischen- zeiten bezeichne ich als Frühling- und Flcrbst. Diese Winter- bczeichnung ist hier die richtigste, da man nicht nur bemerken kann, wie die spätest bleibenden Zugvögel uns etwa 2 Wochen vor Sonnenuntergang- verlassen, sondern auch die Anzahl der zu den bleibenden Arten gehörigen Individuen sich schnell zu dieser Zeit zu vermindern beg-innt. Wenn wir von C. corax und cornix absehen, deren Anzahl an der Küste im Winter grösser als im Sommer ist, so dürften wohl kaum mehr als 5®/o von der Vogelmenge bleilien, cku' im Sommer die Küsten bevölkert. Von S. motlissima , llarchia glacialis uml einigen anderen Arten bleibt wohl eine grössere Meng-e da, dafür aber wieder von vielen bloss einzelne Individuen, weshalb im Durchschnitte 5"/„ eine ziemlich richtige Bezeichnung des Verhältnisses der Winter- zu den Sommervögeln sein dürfte, wenigstens in Bezug auf den grössten Theil des Winters, für die Polarnacht. — Die Bezeich- nung jjWintervögel der Murmanküstc“ bezieht sich speciell H. Goebel und N. Ssrnirnow: Die Wintervögel der Murmanküste. 45 auf die Mündung'sg'egend des Kola-Motka-Urafjordes, sowie auf den zur Regio sylvatica gehörenden Theil des Kolafjordes, mit dem Schlusspunkt Kola. — f-fier verbrachte ich den Winter 1899/1900 beobachtend, während ich in dem in Alexandrowsk verlebten Winter 1900/1901 eine kräftige Unterstützung in der Person des jungen Assistenten an der Murmanexpedition, Herrn Nestor Ssrnirnow fand, mit dem ich gemeinschaftlich, systematisch die Arbeit theiUnd, brolrachtete A. Bloss am Kolafjord beobachtet, soweit die Regio sylvatica reicht, d. h. bis ca. 10 Km. südlich von Alexandrowsk: 1. Tetrao urogallus. Bis G Kilometer nördlich von Kola. 2. ,, tetrix. Spuren auf dem Schnee und Losung .am Lawaflusse, ca. 1 0 Kilometer n.-w. von Kola. 3 ,, bonasia. Bis Ssrendnaja Guba, 10 Kilometer südl. Alexandrowsk. 4. Pica pica. 1895/96 bei Kola zahlreich, 1897/98 bloss in 1 Exemplar, 1899/1900, 1900/1901 gar nicht überwinternd. 5. Pinicola enucleator . 3 Kilometer südlich von Kola nach Mittheilung von Holzfällern 1899/1900, G Kilometer nördlich von N. Ssrnirnow am 2 1 ./I. 1901 in 6 Exempl. beobachtet. G. Perisoreits iufanstiis j Von mir (Goebel) beobachtet bis 7. Apttrnus indactvliis ! Bjeli Kamen, 25 Kilometer nord- 8. Parus lapponiciis ] wärts Kola. B. Am Fjord sowohl innerhalb der R. sylvatica, wie auch im Aleeresrayon: 9. Corvus corax. Südlich bis 5 Kilometer vor Kola beob- achtet. In Kola 1899/1900, 1895/96 kein Ex- emplar. Soll bloss äusserst selten einmal im Herüberfliegen im Winter bemerkt werden. 10. U. rr?/7/Lr. Ueberall in derNähemenschlicher Wohnungen. 11. Lagopus albus. Zahlreich am Ufer de»-; Fjordes, soweit Baum- und Strauchwuchs bis ans WW.sser heranreicht. — Näher zum Meere, wo bloss g'elegentlich Baumwuchs zeig'ende l.liäler zum Fjorde münden, wird es selte- ner und ist sehr selten amUfer desMeeres. 46 H. Go eh ei und N. Ssmirnow: Die Wintervögel der Murmanküste. 12. L. mutus. Im Gegensätze zu L. albus an Menge in dem Masse zunehmend, als man sich dem Meere nähert. 13. Cinclus viela7iogaster. Beobachtete ich (Goebel) 1899/1900 anderStromschnelle des Kolaflusses kurz vor seiner Mündung. Nach Aussage der Colonisten soll er am Fjorde an zusagenden Plätzen bis zu den Torosinseln Vorkommen, I I. Aca??lhi’s liniarin. Beobachtete Goebel beiKola 1899/1900 und am 30. /I. 1901 in einem Birkenhaine an der Palabay unfern Alexandrowsk. 15. Alca to)'da. 2 Exemplare am 21./I. 1901, 5 Kilometer nordwärts Kola. 20. /I. 1001 4 Exemplare auf dem Fjord, 1 Exemplar am 4. /XII. 1900 auf der Katharineninsel, halb verzehrt von einem Raubvogel, g'efundcn. (Ssmirnow.) 1(). Larus ca^ius. 17. L. glauciis. 18. Rissa tridactyla. 19. Harelda glacialis. 20. Uria brihtnichi. 21. Uria. gryllc. C. Bloss in der M und M o t k a - F j o r d e s bis Alexandrowsk; Regelmässig'e Erscheinungen im Ka- tharinenhafen sowohl, wie in des- sen GMig'egend 1899/1000 gesehen. Innerhalb der R. sylvatica keine be- obachtet. L. ca uns am 21./L 1001, 5 Km n erdwärts Kola g'eschen, die übri- gen am 20./L 1 90 1 bis 20 Km .südwärts von Alexandrowsk (Ssmirnow). ündungsgegend des Kola,-Ura- 10 Kilometer südwärts von 22. Ilalia'etus albicilla. 23. Carbo connoranus. 24. Falco gyrfnlco. 25. Larus argentatiis. 26. Mergulus alle. 27. Uria viandti. 28. Tringa 77iaritima. 29. Soinateria 77iollissima. Regelmässige Erscheinungen in der Umgegend des Katharinen- hafens, wie auch theilweise in dem Hafen selbst. 30. S. spectabilis. 3 1 , Sfclleria di spar. I / Seltener als mollissmia. II. Goebel und N. Ssmirnow: Die Wintervögel der Murmanküste. 47 32. A'iiitr palnmharius. 1 Kxempl. 27. /T. 1901, den Hafen- saum entlang' streichend und alle stän- digen Bewohner wie: Krähen, Möven, Lummen etc. in grosse Aufregung ver- setzend, die sich scharenweise vereini- gend, zum Theil hoch in die Lüfte erho- ben, theilweise nntertauchten. (Goebel.) 33. Carbo cristatus. 1 Exemplar 4 L 1901. (.Ssmirnow.) \\\. Pagophihi ebnrnea. Ü Exemplare 6./L 1901. (Goebel.) 3.Ü. Uriaafor glacfalls. 2 Exemplare 3./I. 1901. (.Ssmirnow.) 3(1. Un'na/or adamsi. 3 Exempl. 20. /XII. 1900. (.Ssmirnow.) 2 Exemplare 16 /1. 1900. (Goebel.) 37. Con'/is friigilegus. 1 Exemplar 1 ./II. 1901 am Ufer de.s Hafens vor dem Expeditionsgebäude, zuerst in Gesellschalt von 2 ('. corax, dann von 3 C. conn'x. (Goebel). Wurde später von .Ssmirnow angescho.ssen und last mit den Händen ergrilfen, g'icng aber doch verloren, da es sich ermannte, weiterflog und zwi- schen tlen Klijtpen verschwand.*) 3(S. Fuligula hisfrionica. 1(1. /XL 1900 4 Plxempl. (.Ssmirnow.) Liessen si('h furchtlos auf wenig'c .Schritte Entfernung betrachten. Ähnlich furcht- los waren auch 10 .Stück, die vom 12. — 15. Mai sich an meiner Landungsbrücke in Jeretiki authiclten und kaum dem Boote aus dem Wege giengen. 39. Tringa canufus. 1 Exempl. 16./I. 1901. Katharinen- insel. (Goebel.) Larus marinus. 2 Exemjil. 20. /I. 1901 im Hafen, 30./I. Polabay bei Alexandrowsk. (Goebel.) \ L. afims? \ 26./XI. 1900. ' \ L. f USCHS? I 7./X1I. 1900. Je 1 altes Exemplar (Ssmirnow), doch nicht genau erkannt, dabei fraglich, ob beide *) W'ui'(.le später häutig gesehen, 1 Exemplar geschossen. Der Vogel dürfte hier lirüten, da ich noch am 23. Mai ein gepaartes Paar sah und am 23. ein Exemplar anscheinend mit Nistmaterial im Schnabel flcg, (Goebel.) 48 H. Goebel und N. Ssmirnow: Die Wintervögel der Murmanküste. Arten im Winter Vorkommen. — Im Sommer wurde bisher bloss L. fuscus beobachtet. 42. L. fuscus. 24. /I. 2 Exemplare 1901 im Hafen beob- achtet. (Goebel.) D. Bloss von Jeretiki an der Mündung des Ura- fjordes, bisher im Winter bekannt: 43. Turdus torquatus. 1 Exempl. Winter 1895/96. 44. Nyctea scandiaca. 2 Exempl. Winter 1882/83. 45. Larus leucopterus. 1 Exempl. Winter 1883/1884. E. Bloss auf dem Meere von der Mündung des Fjordes an bis zum 73“ (11. December 1900) und TdVj“ (am 20. März 1901): 46. Procellaria glacialis bei jeder Excursion auf die hohe See hinaus. Fraglich ist es, ob Una troile auch überwintert. Alle ge- schossenen Uria gehörten zu brünnichi; eben so fraglich bleibt es, ob in beerenreichen Jahren nicht auch Turdus pilaris überwintert. Vom 27. — 30. October 1899 beobachtete ich auf der Katharineninsel an dem mit beerenreichen Junipertis bewachsenen Abhange zum Hafen wenigstens ein Dutzend Exemplare von T. pilaris, die hier täglich in Gesellschaft von T. torquatus ästen. Felder war niemand da, der später hätte Beobachtungen anstellen können. Im Winter 1900/1901 fehlten die Drosseln, es fehlten aber auch Beeren. Auf der Tour, die Ssmirnow an Bord des Fangkutters ,,Pomor“ nach den Robbenfangplätzen ins Weisse Meer unter- nahm, (er lief am 15. /III. aus und kehrte am l./V. 1901 zurück)"*"') beobachtete er fortwährend im Treibeise Xema sabinii vom Ende März ab, als der Kutter nahe der Terschenküste bei Mor- schowez sich befand, wo er den Fang begann, bis Charlowka an der Ost-Murmanküste, bis wohin er allmählich mit dem aus dem Weissen Meere hinaustreibenden Eise g'elangend, sich aus ihm befreite. Der Vogel dürfte also wohl im Treibeise oder an seinen Rändern in der Mündungsgegend des Weissen Meeres überwintern. Sehr zahlreich war auch Pagophila eburnea in der- selben Gegend, und wurde letztere, die so selten .sich am Fände zeigt, überall, auch an den Rändern des Treibeises an- *) Vgl. il. Journ. XII. p. 201—212. G-, Jan da; Weitere' Berichte über den Röthelfalken in Süd-Mähren. 49 getroffen, welches der Expeditionsdampfer ,, Andrei Perwoswanny“ im Frühlinge be uchte, wobei er auf dem Kolameridian auf das 'f reibeis erst unter dem n. B stiess, am (20./HI.), während es auf der Höhe von Tiriberka und Ostlitza schon bis zum TI'/.,'' herabreichte (23. /III.) und am 27. /IV. bis circa 50 Kilom. westlich von Ostlitza sich bis Charlowka vorgeschoben hatte, die Küste blockierend Letzeres war Weissmeer-Treibeis, wäh- rend das bis zum 23. TH beobachtete Polarmeer-Treibeis war. Alexandrowsk, 15. /VI. 1901. Weitere Berichte über deii Rötlielfaikeii in Öiid-Mähreii. Von Professor G. Janda, Brüuu. In meinem vorjährigen Berichte*) habe ich fast mit Sicher- heit ausgesprochen, dass die Falken auf Bäumen im Eisgruber Walde nisten. Im heurigen Frühjahre sollte .sich diese meine Wr m u th u ng best ä t ige n . Am O./IV. waren mir die ersten Ankömmlinge avisiert, die auch sogleich in der Zahl von ca. 30 .Stück auf früher schon genannten Nu.ssbäumen übernachteten. Die Tage waren warm und ruhig — ca. 6 — b" R bei Südwind — und bis 12. d. M. waren schon alle Falken am Platze. Am 20. April besuchte ich zum erstenmale wieder die schönen Auen von Eisgrub. Die Wiesen waren noch immer unter Wa.sser und von zahlreichen Anas boicas, crecca, seltener circia und elypeata belebt. Larus ridibundiis tummelte sich um den Entenfang herum, und spitzige Landzungen des allmählig auftretenden Wiesengrundes waren von verschiedenen Totani- den besetzt. Vanellus und Sfunius waren viel spärlicher wie voriges Jahr, und besonders der erstere litt ung'emein durch heu- rige Frühjahrsfröste. Wo gewöhnlich Hunderte anzutreffen waren, gaukelten diesmal höchstens 20 — 30 Stück. Nur Dohlen schie- nen keine Notiz vom Frühlingsunwetter genommen zu haben und flogen in Unmassen von Feld zu Feld. Im Walde erschie- nen Thurm- und Röthelfalken, in Paaren über den Kronen von alten Eichen sich herumjagend. Es ist merkwürdig, dass man nur mit grösster Mühe und das nur dann, wenn beide Gattun- *) XI. 1900. pp. 189—195. 4 50 G. Janda: Weitere Berichte über den Röthelfalken in Süd-Mähren. g-en dicht nebeneinander kommen, g'anz be5;timmt beide von ein- ander unterscheiden kann. Icli weiss niclit, ob vielleicht eine zu geringe Erfahrung- bei mir schuld daran ist - aber einen einzelnen h'alken dieser zwei ffattungen ausser .Schussweite sicher anzusprechen, ist mir sehr schwer. Nach vielfachen, vergebenen Versuchen, einem Falken auf Schussweite beizukommen, begaben wir uns gegen Abend über Rampersdorf nach deren Schlafstelle auf den Nussbäumen. Gegen ‘/^8 Uhr angekommen, trafen wir schon einen Theil der Nacht- lagerer aufgebäumt. Die Bäume waren noch kahl, und deutlich sah man mittelst des Glases die dunklen Ge.stalten der ruhen- den Vögel. \us einem Nussbaume erhob .sich auf ca. 150 Schritt ein .Schwarm von ca. 60 .Stück, urn nach einigem Herum- kreisen in die nahe niedrige Akazienallee einzufallen. Aus dem anderen flog ein .Schwarm von gegen 40 .Stück und gesellte sich nach einer Weile zu dem vorigen. Ich stellte mich nun unter dem noch freien Baume an, der Heger und Herr Dostäl unter die zwei anderen, bisher noch unbesetzten Bäume. Zwi- schen '/2 Uhr erschien über den Feldern ein neuer Schwarm, ca. BO Stück, aus welchem ein Männchen auf meinem Baume einhel und sofort lu-runtcrgeschossen wurde. Die Übri- gen kreisten einige Zeit lK>ch herum — ich muss bemerken, dass ich bei dieser Gelegenheit, wie auch früher bei den Schlaf- bäumen keinen einzigen Baut von den Falken vernommen habe, obzwar sie immer als Vielschreier beschrieben werden — und verschwanden dann am dunkelnden Horizonte. Nach einigen Minuten fielen wieder zwei .Stück auf meinem Baume ein, von welchen ich eines im Sitzen, das andere im Wegfliegen herun- terholte. Beide waren wieder Männchen. Inzwischen erlegte Herr Dostäl zwei Weibchen von seinem Baume. Da mein Zweck erfüllt war, verliessen wir die Schlafstelle, um nicht umsonst die Vögel zu beunruhigen. Alle fünf Vögel waren ziemlich jüngere Exemplare (bis auf Nr. 3), besonders das eine Weibchen (Nr. 4), welches stark abge- nutzte Steuerfedern aufwies.*) Die Genitalien waren bei allen *) Uber den Federwechsel bei diesem Falken wenle ich später etwas eingehender berichten. Bei dieser Gelegenheit erlaube ich mir den beschei- denen Wunsch auszusprechen, dass, wenn einige der geehrten Herren I.eser vielleicht über ein grösseres Material von Bälgen des Thurmfalken und Röthel- falken verfügen, mir selbes im Laufe des Winters zum Vergleiche gütigst leihen möchten. Meine Adresse ist: Prof G. Janda, ßrüniv. G Janda: Weitere Berichte über den Röthelfalken in Süd-Mähren. 5l nueb reclit wenig- entwickelt, ilie Eierstöcke z. B. enthielten nur mohngTosse Eier. Der Mtigen war wieder nur mit Insec- tenre.sten ang-elüllt. Die Hauptmasse bildeten abermals Grillen und Maulwurfsgrillen. Masse; 1 .-6Ge.sammtlänge .'i 1 cm, bdiiged 23 ** cm., Schwanz 1 5 cm Durch Berufsangelegenheiten verhindert, konnte ich län- gere Zeit meinen E'alken keine Aufmerksamkeit widmen. Desto sehnsüchtiger erwartete ich Berichte von meinem E'reunde, Herrn Lehrer Dostäl in Rampersdorf, welcher nicht Mühe und Zeit .sparte, etwas über die Nistweise dieses E'alken zu erfahren. Endlich bekam ich am 19. Mai eine freudige Nachricht: Eier gefunden! Sofort fuhr ich mit dem Nachmittagszuge hinaus — jedoch welche Enttäuschung, die sehnsüchtig erwarteten Eier gehörten dem gewöhnlichen Thurmfalken an! Schon am Wege war meine Hoffnung etwas gesunken, denn die Zeit war etwas zu frühe. Es blieb nichts übrig, als wieder zu warten. Mit gespannter Erwartung fuhr ich am 29. Mai hinaus. Jetzt mussten schon nach meinen Berechnungen die Röthelfal- ken sitzen, wenn sie überhaupt in den Eisgruber Auen nisteten. Es war ein bitteres Stück Arbeit. In der ganzen Umgebung war kein geeigneter Kletterer zu finden, und das Indivi- duum, welches wir mit guten Worten und noch besserem Gelde dazu bewogen, erwies sich als sehr ungeschickt. Von Eiche zu Eiche, wo sich nur ein Ealkenpaar zeigte, von Espe zu Espe wanderten wir den ganzen Tag, aber nur auf wenige Nistbäume wagte sich der vortreffliche Mann, obzwar er mit .Seilen und Steigeisen ausgerüstet war. Zwar waren die .Stämme ungemein breit und glatt, höher dann, wo schon die abgebrochenen Aste Nistgelegenheiten boten, war die Rinde wieder locker und löste sich unter den .Steigeisen in g'anzen Tafeln ab. Zum Unglücke hatten wir vor Aufregung auch „schiefe .Schrote“ und drei der aus den erreichten Ne.stern herausfliegenden E'alken suchten unverletzt das Weite. Das waren auch die einzigen wenigen Nester, welche unser „unerschrockener Wagehals“ zu besteigen den Muth hatte. .2. Ö 8. Ö - T'.-.9 ■ 5;-9- 90-5 23 4* 52 G. Janda: Weitere Berichte über den Röthelfalkcn in 3üd-Mähren. ,.Was ist drinn ?“ „Drei Junge und ein Ei!“ „Herunter mit dem Ei!“ Tn einer an starkem Bindfaden befestigten Schachtel kam das Ei herunter. „Tiuirmfalk !“ war das einzige mit tie- fem Seufzer ausg'estossene Erkennungswort ! So gieng es von TTaum zu Baum. Entweder fanden sich junge Thurmfalken oder ihre stark bebrüteten Eier. Endlich langten wir bei einer uralten Eiche an, die isoliert auf einer kleinen Waldwitse stand. Aus dieser sollte nach Aussage des Herrn Dostäl ein sicher erkannter Röthelfalke beim Anklopfen herausgeflogen sein. Wir postierten uns um den Baum herum und der Heger klopfte an. Erst nach längerem Türm schoss ein Falke hervor, um so- fort in den dichten Zweigen der nebenstehenden Baumgruj^pe zu verschwinden. Zwei Schüsse krachten, jedoch vergebens! Unser T\letterer sah sich den Baum gut von allen Seiten an und erklärte feierlich, dass er, wegen den massenhaft auf- und abspazierenden Ameisen nicht um ein I^önigreich hinaufkraxeln würde! Die Expedition war zu Ende! Es war ein köstlicher Tag. Die Sonne stand glänzend hoch im wolkcnlreien b'irmamente, kein Blättchen rührte .sich, und im fri,schen Kleide prangten die riesenhaften Tiichen und Espen. Hoch oben im Äther kreiste ein Paar Störche; Dohlen, Stare, Thurmfalken, Blauracken und .Möven zogen ihre kunst- vollen Kreise, kaum dem Auge sichtbar, voll Schadenfreude, wie es uns schien, über unser Mis.sgeschick ! Doch wie angenehm war ich überrascht, als ich am 8. Juni ein Kistchen mit dem Poststempel ,, Kostei“ bekam. Darin lag'en 4 allerliebste, wirkliche 14öthelfalkeneier sammt Nistma- terial und dem treuen, aus Liebe zu seinen Kündern durch jähen Tod ereilten Männchen ! Die Freude, die ich beim Aufmachen des Kistchens e upfand, versteht nur ein Colleg'a in ornitholo- gicis richtig zu ermessen! Mein Freund, Herr Dostäl, dem ich hier öffentlich meinen Dank ausspreche, ruhte nicht eher, als bis es ihm gelang, das- selbe Nest, vor welchem wir damals so rathlos dastanden, aus- zuheben. Es war am 2. Juni vormittags, als der nach langem Klopfen herausfahrende T^ülke durch einen meisterhaften Schuss erlegt, zu Boden sank. Und merkwürdig, es war ein Männ- chen! In der Literatur*) finde ich, dass nur das Weibchen *) Naumann, Neue Ausgabe. G. Janda: Weitere Berichte über den Rötheltalken in Süd-Mähren. 53 sitzt, was damit g"länzend widerlegt wird. Beim Untersuchen erwies sich, dass das Männchen einen ordentlichen Brutfleck besass, also — und nach dem festen Sitzen zu urtheilen — auch bestimmt, vielleicht nur in den Vormittags- stunden an dem Brutgeschäfte Antheil nimmt. Das Nest befand sich in der Höhlung eines dürren, abgebrochenen Astes, ca. 8 m hoch und so tief, dass der Ausnehmer mit der ganzen Hand bis zum .Ellenbogen hineinlangen musste, bevor er die Eier be- rührte. Der Eingang war so schmal, dass einige moderige Stücke Holz früher abgebröckelt werden mu.ssten. Die Nest- mulde war voll Holzmehl im Grunde und darauf unter den Eiern eine ca. 20 cm hohe Schichte von kleinen Reiserchen, trockenen Blättern, Heu und kurzen Hähnchen. Nur einige P'ederchen, welche .sich wohl erst beim Brüten lösten, fand ich in dem Materiale. Der gesammte Baustoff füllte eine gewöhnliche Cigarrenschachtel voll. Die vier Eier gleichen in der Gestalt und Zeiclinung vollkommen denen des Thurm- falken, unterscheiden sich jedoch sofort durch intensiver roth- braune Sprenkelung und besonders durch geringere Dimensio- nen: 84’5^20 mm, 35xl'9‘5 mm, 84‘5x2'.l mm, 35x29 mm. Ein Gelege des Thurmfalken aus derselben Localität misst: 40x30 mm, 41x30 mm, 41x30 mm, 39x29 mm, 40x29 mm. Die rostrothen Punkte und Tüpfelchen sind dicht, fast gleichmä.ssig auf gelblich weisser Unterlage vertheilt, gegen das dickere Ende jedoch zu einem undeutlichen breiten Fleckenkranze an- gehäuft. Nur ein Ei zeigte eine undeutliche Längsstreifung. Mitte Juli bekam ich die Nachricht, dass si(.'h schon neue Familien von Röthelfalken im Walde zeigen. Am 17. des ge- nannten Monates besuchte ich abermals die Eisgruber Auen. Die Unmassen von Dohlen, welche mit ihren Nestlingen g-rosse Verheerung'en auf den Feldern verursachten, verzogen sich schon anfangs des Monates gänzlich und nur hie und da war noch eine verspätete Familie zu sehen. Ein anderer Vogel machte sich inzwischen allerorts bemerkbar. Es waren junge und alte Fasanen, die man Schritt für Schritt aus dem Grase aufstiess und welche für den vorsichtig umherspähenden Orni- thologen ein wahrer Greuel sein können, wmnn sie im entschei- denden Momente mit ihrem widerwärtigen Gegacker auffahrend, eine lang verfolgte Beute gänzlich verscheuchen. Hastigen 54 G. Janda: Weitere Berichte über den Röthelfalken in Süd-Mähren. Fluges wechselten einige Röthelfalken von den Wiesen und P'eldern gegen den Wald, und mit vielem Geschrei über einzel- nen Gruppen grosser Bäume sicli drehend, signalisierten sie die nahende Gefahr. Drei odttr vier Familien .sah ich gleich auf der ersten Waldwiese, und die Alten waren sehr bemüht, ihre sorgdos auf dürren Asten der hohen Fichen sitzenden Jungen möglichst bald fortzuschaffen. Erst nach langem Herumschlei- chen g'elang es mir und nuünem Freunde Dostäl, je ein Junges zu schiessen. Dimensionen: 1. Gesammtlänge ‘28“ cm, Flügel 19’^ cm, Schwanz 10'® cm. 2. Gesammtlänge 30'- cm, Flügel 22''> cm, Schwanz 12' ' cm. Bis ^luf die noch feinere Zeichnung und den g'anz rostrothen Bürzel g'leichen sie in der Farbe den jüngeren Weibchen, Bauch und Hosen gelblich, beim stärkeren Exemplare gestri- chelt, beim anderen rein weiss. Füsse hellgelb, Krallen weiss, i\ugenlider und Wachshaut weisslich mit einem grün- lich-bläulichen Anhuge, der Schnabel weiss mit einem durch- schimmernden dunklen Kern. Die Zahnung nicht so scharf. Im Magen hatte das schwächere Stück lauter Insecten- reste, das stärkere Inscctcn und cinig'c Theile von einer Feld- maus. Es ist das erstemal, dass ich im Magen dieser Falken etwas Anderes als Tnsecten fand. Hiemit ist also ausser allem Zweifel festgestellt, dass die niedlichen Röthclfalken bei uns in Mähren zu den einheimischen Vögeln gezählt werden dürfen und müssen. Über das Alter dieser Colonie lässt sich mit ziemlicher Sicherheit annehmen, dass selbes ein ziemlich hohes ist, denn nach Erzählungen des ältesten Jagd-Personales sollen die Thurmfalkcn (— Röthelfalken), so- weit sich die betreffenden Personen erinnern können, immer so massenhaft erschienen sein und früher eine jetzt längst schon verschwundene Schwarzpappelallee, die' in nächster Um- gebung der jetzigen Nussbäume existiert hatte, am Abend bezogen haben. Es ist wirklich schwer zu begreifen, dass diese schönen Südländer so lange nicht erkannt worden und der Aufmerksamkeit der Fachornithologen entgangen .sind. Das meiste, glaube ich, hat dazu beigetrag-en, dass dieser Falke bei Eröffnung der Rebhühnerjagd schon längst verschwunden ist und, G Janda: Weitere Berichte über den RötheKalken in Süd-Mähren. 55 wie da.s einzige von Talsky*) erwähnte Stück beweist, dann nur zufällig hie und da auftaucht. Auch sind die Forste von Eis- grub wegen intensiver Wildhege für Fremde ziemlich unzugäng'- lich, und so trieb sich der liebliche Falke ganz unbemerkt Jahre lang bei uns umher, um nur dann und wann einzelnen Hegern Schussgeld mit seinen Fängen einzutragen. Es scheint, dass die Röthclfalkcn manche gemeinsame Eigenschaften mit anderen Bewohnern derselben Auen haben. Gerade so übernachten die Dohlen**) in unübersehbaren Schwärmen in kleinen Feldgehölzen und nisten im Hochwalde, um dann, wenn die Jungen flugfähig sind, aus der Gegend zu verschwinden. Eine Erklärung ist für diesen Fall ziemlich schwer. Vielleicht wollen die Männchen, denn diese sind es und die zufällig nicht fortpflanzungsfähigen Weibchen, durch ihre nächtliche Abwesenheit beim Neste mehr die Aufmerksam- keit des R^lubzeuges auf sich richten, oder wollen überhaupt die Vögel der peinlichen Gelsenqual entgehen, denn im Anfänge vor der Brutperiode, übernachten beide Geschlechter gemein- schaftlich in den Feldhölzern. In der Gefangenschaft erinnert der elegante Röthelfalke gänzlich an seinen robusteren Verwandten, wie ich es an einem voriges Jahr leicht angeschossenen Weibchen lieobachten kemnte. Au.sserst scheu hielt sich der Falke die erste Zeit nur im Hin- tergründe der g'eräumigen Voliere, und nur zum Fressen bequemte er sich auf den Boden. Wenn er .sich nicht bemerkt glaubte, machte er auch unbeholfene Versuche, um sich zu befreien. Sonst fixierte er ärgerlich ununterbrochen jede Person, die sich dem Käfige näherte, ohne .sich jedoch von seinem Platze zu rühren. Erst nach Wochen frass er in meiner Geg'enwart und das nur im Hunger. Die Mauser, in welcher er eben be- griffen war, als ich ihn erbeutete, stockte sofort, und erst im Jänner d. J. fieng er an, auf einmal sehr stark zu mausern. Bevor er jedoch noch das neue Kleid, welches sich sehr schön zeigte, anlegte, starb er nach kurzem Unwohlsein geg'en Ende Februar. Wenig Bewegung bei reichlichem butter und beson- *) Siehe diese Zeitschrift, XI. 1900. p. 235. **) Sogar einige Ringeltauben, welche dort nur im Hochwalde nisten, habe ich aus den Feldhölzern am Abende aufgescheucht. 56 G. Janda: Weitere Berichte über den Röthelfalken in Süd-Mähren. ders Mangel an Insectenkost waren vielleicht die Ursachen. Vom ersten Augenblicke an nahm der Falke nur Fleisch zu sich und verschmähte vorgelegtc Insecten gänzlich, höchstens dass er sie tödtete. Desgleichen wmr er nicht an ein Insecten- fresser-Mischfutter zu gewöhnen.*) Einen starken alten Sperling erdrosselte er im Augenblicke, und besser ergieng es auch einer Grauammer nicht. So viel es mir möglich war, fütterte ich ihn mit Spatzen. Als ich im Sommer einen jungen Vogel seiner Art ihm zugesellte, war mein Pflegling äusserst glücklich ünd be- gann, da der Genannte ganz zahm war, sich auch viel freier zu bewegen. Leider entwischte der junge Röthclfalke nach einigen Wochen durch ein nicht volle vier cm grosses Loch, und das Weibchen fieng wieder an, sein einsames scheues Leben im Hintergründe der Voliere zu führen. Das merkwürdigsttt bleibt jedoch dabei, dass ein nach meinen Erfahrungen wenig- stens im Freien nur von Insecten lebender Vogel so eine Blutgier und Verlangen nach Fleisch an den Tag legte. Schade, dass zu befürchten ist, die schöne Colonie mit den uralten Eichen und Espen könnte auch aus der Eisgruber Gegend verschwinden. Bei der bekannten Vorliebe des hohen Besitzers, des regierenden Fürsten Liechtenstein, für alles Schöne und Erhabene, wie cs unbestreitbar die wunderschönen Auen von Eisgrub mit ihren hundertjährigen Bäumen sind, können wohl unsere niedlichen Falken jetzt noch unbesorgt ihre Baumhöhlen beziehen. Über den Wegzug der Falk(.‘n habe ich keine sichere Be- obachtung gemacht. Nach Aussage der Heger sollen sie in der ersten Hälfte des August verschwinden. Heuer sollen sie nach dem 14. Juli nicht mehr auf den Schlafbäumen angetroffen worden sein, w’as jedoch darauf zurückgeführt werden kann, dass in nächster Umg'ebung' der Bäume eine Dampfdreschmaschine aufgestellt war, welche tagtäglich bis zur Dämmerung arbeitete. Zum Schlüsse erlaube ich mir auch, dem Herrn Oberför- ster Janda und dem liebenswdirdigen Herrn Förster Hörler für alle opferwillige Zuvorkommenheit meinen herzlichsten Dank auszusprechen. *) Brehm fütterte mit ErfoljJ diese Falken mit Mischfutter, und ich selbst erhielt 4 Jahre lang mit demselben Futter ein Paar Rothfusstaiken. N. Zarudny; Über einen neuen Wasserschv\ ätzer. 57" Über einen neuen Wasserseliwätzer. Von N. Zaradny. Cinclus bilkevitchi sp. nov. Ö ad. (Altai. Tau-Tekele. 16. (2cS.) VII. 18ü4.) Der Obcr- kopf und die Kopfseiten, die entsprechenden Theile des Halses und der vordere Theil der Rückenbefiederung- chokoladebraun, blasser als bei C. sordidns Gould. in der ent.sprechenden Be- fiederung. Der hintere Theil der Rückenbefiederung chocola- debraun mit schieferfarbener Beimischung. Der Hinterrücken bräunlich Schieferfarben. Der Bürzel und die Oberschwanz- deckfedern dunkel schieferfarben. Die Schulterfedern von der- selben Farbe wie der Hinterrücken, aber mit geringerer bräun- licher Beimischung. Die Kehle, der Hals, die Brust trübweiss mit breiten, blass bräunlichen verwaschenen Schaftstreifen, wo- bei die blass bräunliche Farbe an den Brustseiten völlig oder beinahe völlig die weisse verdrängt. Das beschriebene Brust- und Kehlplastron hebt sich scharf von dem dunklen Grunde der umgebenden Theile ab. Der vordere Theil des Bauches in seiner ganzen Breite ist chocoladebraun, der hintere aber mit starker dunkel schieferfarbener Beimischung. Die Unterschwanz- deckfedern dunkel schieferfarben. Die obere Seite des zusam- mengelegten Flügels grauschieferfarben, bedeutend bla.sser als alle umgebenden Theile. Die kleinen Oberflügeldeckfedern mit bräunlichen Endsäumen, die grossen aber mit bräunlichen Säu- men auf den äusseren Fahnen. Die Unterflügeldeckfedern bräunlich schieferfarben. Die Steuerfedern dunkel schieferfarben. Masse: Schnabel (von der Stirn) 22'5 mm; Flügel 84 mm; Schwanz 58 mm; Tarsus 29 mm. Vom typischen C. sordidus unterscheidet sich dieser Wasser- schwätzer sofort durch das sehr helle und gefleckte Brust- und Kehlplastron und die starke Ausdehnung der schieferfarbenen Farbentöne auf den Flügeln, dem Bauche, dem hinteren Theile des Rückens und dem Bürzel. Dieser Wasserschwätzer ist nach Herrn St. Bilkevitch benannt, welcher ihn in mehreren Exemplaren erbeutete. Es ist zu bemerken, dass Taczano wski'-^) unter der Be- ■) Fauna orn. Sibör. Orient., p. 214. 58 Kurt Loos: Einiges über einen Fundort von Krälienauswürfen ncnnung von C. sordidus Goud. nur drei Exemplare beschreibt, wobei zwei von diesen, nach der Beschreibung zu urtheilen, sehr meinem Cinclns hilkcvitchi ähneln. Über eine wenig bekannte Foi in von Kraberiza citrinella L. (Etuheriza citrinella niollessoni Zard *) Von N. Zarudny. Im Orenburger Gebiet trifft man zuweilen eine solche Ab- änderung dei Emberiza citrinella an, welche auffallender und interessanter Weise ähnlich der Emberiza leucocephala Gmel. ist. In ihrer vollen Entwicklung unterscheidet sich diese Ab- änderung momentan von allen anderen durch die starke Aus- dehnung der rostkastanienbraunen E'ärbung auf dem Kopfe. Diese Earbe nimmt den ganzen unteren 'l'heil desselben ein, und indem sie nur den ()hr- und Wangenfedern die Normal färbung belässt, erstreckt sie sich nach oben, nimmt den gan- zen Zügel ein, bildet einen schmalen .Streifen unter dem Auge und einen sehr breiten üljcr demselben; darauf senkt sie sich von den hinteren Enden der Aug'cnbrauenstrcifen in einem schmalen und ununterbroclu iu'u .Streifen hinter den Ohrtedern längs der -Seiten des Minterkcjpfes und tler Halsseiten zur unteren (legeud des Kopfes. Mit einem Worte, der Kopf und tler Hals sind so gefärbt wie bei den sehr alten Männchen von E. Irncoccphala, nur mit denn Unterschiede, dass die weissen Earbentöne tler k'tztcren hier dutch leuchtend schwefelgelbe ersetzt sind. Kiliige.s übt'r einen Fundort von Krälieminswiirten. Von Knrt Loos. In einem etwa äOjährigeii und ung'efähr 1500 QMeter grossen Kiefernbestande, welcher ringsum weithin von E'eldern umgeben ist, wurden am Boden liegend viele Tausende von Krälienauswürfen vorgefunden Während des Winters nament- lich bildet dieses nahe bei dem Nachbarstädtchen Wegstädtl gelegene Wäldchen den -Sammelplatz der Nebel- und -Saat- *) Ergänzungen zur >Ornithologischen Fauna des Orenburger Gebietes.« p. 74. 1897. (russ.) Kurt Loos: Einiges über einen Fundort von Krälienauswurfen. bV krähf'ii der Umgebung, und in diesem Wäldchen linden sich die Krähen mitunter zu Hunderten zusammen. Von dort aus unternelimen sie ihre Beutezüge nach Nahrung und dort ver- sammeln sic sich auch in der Regel gegen Abend, um von da aus das gemeinschaftliche Nachtlager in der Bora, dem benach- barten herrschaftlichen Walde, zu beziehen. Am meisten fallen zunächst jene Auswürfe in das Auge, die hauptsächlich aus Getreideresten bestehen. Sie sind daselbst auch bei weitem am häufigsten vorhanden. Vielfach iindet man ferner Auswürfe, die den Gewöllen der Raubvögel sehr ähneln, sich aber von diesen durch die Beimengung von Getreidespel- zen charakteristisch unterscheiden. Solche bestehen zumeist aus Mäusehaaren, denen Mäuseknochen und Mäusezähne vielfach beigemengt sind. Viele Auswürfe setzen sich vorherrschend aus Steinen ver- schiedener Herkunft, sc'lten jedoch aus erdig'cn (lehmigen) Bestandtheilen zusammen ; einige andere wiederum haben fast ausschliesslich aus Schweineborsten bestanden. Den Kern die- ser Auswürfe bildeten einige grössere Steinchen. um welche die Schweinsborsten herumgewickelt waren. Zwei Auswürfc' wurden vorzüglich aus Kalbshaaren g'ebildet. in zwei Bällen setzten sich die AuswürJe hauptsächlich aus unverdaulichen, runden, schwarzen Sämereien von Hühnerschrotgrösse zusammen. Auf einer hdäche von 1 Meter wurden 32 Stück mehr oder weniger unversehrte Auswürfe aufgelesen und an ' )rt und Stelle untersucht. Nicht in Betracht kamen hierbei die vielen auf dieser Fläche vorhandenen, gänzlich zerweichten und zer- fallenen Auswürfe. ln der folgenden Zusammenstellung sind die Ergebnisse der Untersuchung der 32 Auswürfe enthalten, wozu bemerkt sei, dass die räumlich am stärksten vertretenen Bestandtheile in erster Reihe, die übrigen ihrem Raumgehalt nach folgend, verzeichnet sind: 1. Getreidereste, Ziegelbrocken. 2. ,, Steinchen. 3. ,, viele kleine Basalt- und Kalksteinchen. 4. ,, Steinchen, zwei Weinbeerkerne, 5. ,, Steinchen. 6. >5 V 60 Kurt Loos: Einiges über einen Fundort von Krähenauswürfen 7. Getreidereste, lehmartige Bestandtheilc, Steinchen. S. ,, Kalk-, Basaltsteinchen und Knochenthcile. 9. ,, Ziegelbrockcn und Kalksteine. 10. ,, Kalksteine, Schweinsborsten. 11. ,, Kalksteine. 12. Kohlenstücke, Kalksteine, Wirbelknochen eines 13. 11. lö. Kleinthieres. K alksteine. Muscheltheile. Basalt- und Quarzkörner, Kohlen.stückchcn. Basalt- und Quarzkörner. 17. Ziegelbrocken. 18. ? ? 19. 20. 21. Basaltkörner. Kalksteinchen, Mäuseknochen u. Mäusezähne. Ba.salt-, Quarz- und Kalkkörncr. 22. Mäusereste, Zieg'elbrocken, Getreidereste. 23. Mäusehaare und drgd. Knochen, Steinchen, Getreidereste. 24. Mäuse- und Getreidereste. 2.Ö. Mäusehaare, -Knochen und -Zähne, kleine Steinchen 20. Mäuserestc, Steinchen, 2 Blattwcspencocons, wenige Ge- treidcrcste. 27. Basaltstücke, Ziegelbrocken, Getreid reste. 28. Kalksteine, Getreidereste 29. Ziegelbrocken, Sandsteine, erdige Thcile, wenige Getreidereste. 30. Kalksteinbrocken, Quarzkörner, Getreidereste. 31. Ziegelbrocken, Kalksteine, Getreidereste, Knochentheile. 32. Erdige Bestandtheilc, .Steinchen, Mäusezähne. Von den 32 untersuchten Auswürfen enthielten 31 .Stück .Steine, zum Theil in beträchtlicher Menge und nicht selten bis 1 cm lange, mitunter auch noch grössere Stücke. Es waren hauptsächlich vertreten Kalk, Basalt, Quarz, Ziegelbrocken und Koblenstücke. Zweimal konnten erdige Bestandtheilc in den Auswürfen bestätigt werden. In 30 Fällen waren Getreidereste vorhanden, und zwar in 21 Fällen vorwiegend solche. Au.sser diesen pflanzlichen Be- standtheilen wurden in einem Auswurfe zwei Weinbeerkernc vorgefunden, ln 7 Auswürfen wurden Mäusereste bestätigt, fünf hiervon bestanden hauptsächlich aus solchen. Ferner Alexander Bau: Ist der Kuckuck nützlichr’ 61 wurden von tliierischen Bestandtheilen aufgefunflen : Je ein- mal Schweinsborsten, Theile einen* Flussmuschel, und 2 Blatt wespencocons. Überdies wurden noch eine g'rossc Anzahl anderer Aus- würfe -untersucht und darin noch nachfolgende bemerkenswerte Stoffe bestätigt: Je einmal ein IB □Centimeter grosses Stück Handschuhleder. Schneckengehänsetheile, Kerne eines Stein- obstes (Primus spinosa), ferner zweimal Reste von Geotnipes, wiederholt grosse bis 3 cm lange Knochenbruchstücke vom Schwein, Kalb oder Rind, sowie Unterkieferknochen vom Maulwurf. Besonders auffallend und bemerkenswert ist der li^mstand, dass die meisten der Knochen, welche die Auswürfe enthielten, von den schädlichen Nagern, den Mäusen abstammten, neben welchen mir einigemale solche vom Maulwurfe vorkamen, dass dagegen keine von Vögeln herrührend vorgefunden worden sind. Auch verdient der gänzliche Mangel an Hasenwolle in den etwa 70 Stück untersuchten Auswürfen, welche hauptsäch- lich der Winterszeit entstammen, hervorgehoben zu werden. Liboch, a. d. Elbe, 14. Juni 1001. Ist (lor Kuckuck iiützJicli? Antuaopt auf die laoos’sehe Kritik. Von Alexander Bau. Meine Abhandlung (Ornith. Jahrb,, 1001, p, 20 u. ff.) ist ebenda (p. 221 u. ff.) durch Herrn Forstmeister Kurt Loos einer abfälligen Kritik unterzogen worden, deren Resultat da- rin gipfelt, dass selber glaubt, meine Behauptungen entkräftet zu haben. Ob und wie ihm diese ,, Entkräftung*“ gelungen ist, soll im Nachstehenden gezeigt werden. Ad 1 habe ich, um dem Vorwurfe zu entgehen, durch ungeheure Zahlen absichtlich geg*en den Kuckuck ein nehmen zu wollen, an einem ang'enommenen Beispiele gezeigt, dass schon bei glcicha r tiger Entwicklung die Schmarotzer die Raupen in kurzer Zeit unterdrücken können. Loos scheint mir das jedoch als Unwissenheit auszulegen und belehrt mich nun, dass schon mit einer einzigen vernichteten Eleischflic- genlarve für das 2te folgende Jahr 30 Millionen Nach- 62 Alexander Bau: Ist der Kuckuck nützlich? kommen zugrunde g-ehen. Wie ungeheuer gross stellt sich diese Zahl vernichteter Nachkommen der nütz.lichsten Tnsecten erst bei einer Massen Vertilgung gestochener Raupen durch die Kuckucke! Einen besseren Beweis für meine erste Behaup- tung: „Die Frassthätigkeit der Kuckucke bei. Raupenplagcn sei eine unbedingt schädliche“ hätte "wohl niemand bringen können, als Loos selbst mit seiner Rechnung. Freilich sagt er vorsichtigerweise, der Kuckuck fresse keine gestochenen Rau- pen, da die Lebensweise der letzteren mehr oder weniger stark von der der ungestochenen abweiche. L.e.tzteres ist völlig' unzutreffend, und Loos würde das wissen, wenn er jemals Raupen gezüchtet und beobachtet hätte. Ich habe leider (ibid. p. 25) statt ,, gestochene“ den unpassenden Ausdruck ,, kranke“ Raupen gebraucht, was Loos auf den Gedanken ge- bracht zu haben scheint, dass sich solche Raupen auch von den anderen unterscheiden müssten. Eine gestochene Raupe ist ebensowenig als krank zu betrachten, als man etwa ein mit vielen Bremscnlarven besetztes Rind krank nennen würde. Dass gestochene Raupen in ihrer Lebensweise nicht von den ungestochenen abweichen, ist leicht zu beweisen durch fol- gende, feststehende Thatsachen: 1. ) Wenn eine Raupenart von langer Lebensdauer in jugendlichem Alter durch eine Schmarotzerart von kürzerer Lebensdauer angestochen wird, so müssen die Larven der letz- teren früher verpuppungsreif werden, als die Raupe. Sie ver- lassen die Raupe dann oftmals, während dieselbe oft noch mitten im Fressen ist, also ohne sich vorher zu ver- kriechen. Das ist jedem Raupenzüchter bekannt. 2. ) An den bekannten Kohlweisslingsraupen kann jeder leicht beobachten, dass sie sich anspinnen und mit dem sog'e- nannten Gürtel umgeben, also sich verpuppen wollen, und dass dann erst die Microgaster-\^diXv^n hervorkommen. Verlassen diese die Raupe aber infolge vorzeitiger Entwicklung .schon vor der Verpuppungsreife der Raupe, so finden wir ihre Cocons bereits auf den .Kohlblättern selbst vor. Sobald sich mithin erwachsene Raupen hinter Rindenspalten u. drgl. ver- kriechen, so thun .sie das eben, um sich zu verpuppen, und nicht der Schmarotzerlarven wegen, denn die Raupe kann nicht w issen. w a n n diese au.sgebildct sind. Alexander Bau: Ist der Kuckuck nützlich? 63 B.) Bei d(‘n Scli marotzerarten, deren Larven in die Selimetterlingspnppe überg'elien, zeigt sich, dass friscdi o-(‘])iIdete, gestoehone s t e t s g 1 e i c h z c i t i g mit ungestoehenen Ihippcm ge Innden werden und zwar g'enan in gleicher (Tr(”>sse tind Aus- l)ildung. Auch bei Raupenarten, die sehr feste und künstlielie Gespinnste lierstellen, sind solche von gpstocheneu und unge- stochenen Raupen nicht zu unterscheiden. Raupen aber, die normale Puppen und Ge.spinnste liefern, müssen nothvvendi- ger eise - auch normal ausgebildet .sein, mithin normal ge- lebt haben. Durch sorgfältige Magenuntersuchungen (ibid. p. 127) ist bewiesen, dass verschiedene Veigel (rlie Krähen z. B. in recht erheblicher Anzahl) nicht allein g'estochene Raupen, sondern auch die aus diesen hervorkommenden .Schmarotzerlarven direct aufnehmen. Dies ist ja titu h gar nicht anders denkbar, denn sobald ein Vogel nicht nur Raupen alh-in, st)ndern auch andere Larven tmd Inseeten frisst, so wird er .Schmarotzerlarven eben- falls verspeisen. Können aber andere Xh’ig'el gestochene Rau- pen nicht als solche erkennen, oder verschmähen .sie dieselben als Nahrung nicht, so wird der als grosser Fresser bekannte Kuckuck keine Ausnafmie machen .Sollten sich nach Loos’ Ansicht g'estochene Raupen wirklich irgendwo einmal etwas frü- her verkrochen habt*n, als die ungestoehenen, so wird er doch zugeben müssen, dass auch bereits die jüngeren Raupen mit jungen Schmarotzerlarven besetzt waren, und da.ss der Kuckuck keineswegs so lange hungernd auf dem Baume sitzt, bis die gestochenen Raupen erwachsen sind und sich verkrochen haben. Ad 2. Meine Annahme, da.ss in normalen Jahren, d. h. wo die betreffende Raupenart weder sehr selten auftritt, noch durch vermehrten Frass auffällt, etwa lOVo Raupen gestochen sind, stützt sich auf die Erfahrungen, die ich während einer 30jährigen Thätigkeit als Raupen- und Puppenzüchter g'emacht habe. Um diese Annahme zu entkräften, führt Loos eine be- reits ausgebrochene Calamität an, welche zunächst nur 8®/o gestochener Raupen enthielt. Nun fällt aber die Flug'zeit der h'alter mehrere bis viele Wochen früher als die der correspon- dierimdcn Schmarotzer. Eine btü der Ealterflugzeit herrschende günstige Witterung, welche die schnelle Eierablage nnd Ivnt- wicklung der Eier ung-emein fördert, braucht keineswegs bis 64 Alexander Bau: Ist der Kuckuck nützlich? zur späteren Flugzeit der Schmarotzer zu währen. Werden diese aber z. B. durch anhaltendes Regenwetter zum Theile vernichtet, bevor sie ihre Eier ablegen konnten, so ist es selbstverständlich, dass die Zahl der g'estochenen Raupen zunächst unter die Norm herabgehen muss. Tritt im folgenden Sommer bei der Schmarotzerflugzeit dann nur einigermassen gutes Wetter ein, so können die Schmarotzer an den zahlreicher vorhandenen Raupen ihre Eier in kürzester Frist absetzen, bevor sie selber durch Feinde vernichtet werden. Dass jetzt die Zahl der ge- stochenen Raupen ganz ausserordentlich steigt, zeigt das Loos- ’sche Beispiel, wonach im 2ten Jahre bereits 30°/„ Raupen gestochen waren. P. 225 versuchte Loos nachzuweisen, dass vor dem Aus- bruche einer Raupenplage keine gestochenen Raupen (oder doch nur sehr wenige) vorhanden sind, um dadurch die Nütz- lichkeit raupenfressender Vög'el in das rechte Licht zu stellen. Bei der Begründung' dieses Beweises zeigt er jedoch eine stau- nenswerte Unkenntnis von dem Leben der Schmarotzerinsecten. Er sagt nämlich: ,, Begreiflicherweise werden in solchen Wald- gebieten die monophagen (wichtigsten) Schmarotzer zumeist ganz fehlen“, nind bekräftigt das weiter unten mit den Worten: ,, bis sich allmählich die noch nicht vorhandenen wirkungs- vollsten (also monophag'en) Schmarotzer eingefunden haben.“ Ferner sagt er: ,,Wird die Vermehrung der von den poly- phag'en Schmarotzern wenig behelligten Raupen u. s, w.“ Dazu möchte ich ITerrn Loos bemerken, dass mono- phage Schmarotzer stets bei ihren Wirten zu finden sein müssen, sonst sind cs eben keine monophagen. F'ehlen sie aber ganz und sind nicht vorhanden, dann können sie sich auch nicht allmählich wieder einfinden. Polyphage Schmarotzer hingegen belegen jede ihnen passend erscheinende Rau- penart mit ihrer Nachkommenschaft, unbekümmert darum, ob dieselbe in geringer Anzahl oder in Masse vorhanden ist. Endlich sagt Loos p. 225 sub b): ,,Die Vögel begegnen dem Ausbruche der Plage erfolgreich dadurch, dass sie ihn so- lange verzögern, bis die Schmarotzer schliesslich des Schädlings Herr werden“, und weiter: ,,Sind dies die Vögel nicht im Stande“ (nämlich dem Ausbruche erfolgreich zu begegnen). R. Hänisch: Winterkleid-Isabellismus zweier Anas boscas L. 65 r,oos gibt '•damit doch selbst zu, dass die Vögel eine Kaupenplage nicht verhindern können und hat mithin meine Behauptungen nicht entkräftet wie er glaubt, sondern unterstützt! Ausserdem sind seine Folgerungen auch unlo- gisch, denn eine erfolgreiche Begegnung muss den Aus- bruch unterdrücken, aber nicht verzögern, sonst ist sie eben nicht erfolgreich. Auf die Loos’schen Schlussworte möchte ich erwidern, dass ich auf Grund vorstehender Ausführungen wohl berechtigt sein dürfte, die mir vorgeworfene Leichtfertigkeit Herrn Loos zu eigener, besserer XAmwendung zur Verfügung' zu stellen. Auf der Ruggburg bei Bregenz, Ende November 1901. Über den Wiiitei kleid-Isabellismus zweier in aiistroadriati- seheii Lagunen erbeuteten Exemplare von Auas boscas L. Von R. Hänisch. Erstes Belegstück. a. Allgemeines, Am letzten Januar d. J. fand ich bei einem Triester Wildprethändler unter einer aus den Sumpf- revieren südwestlich von der Isonzo-Mündung eingelangten Partie verschiedenartiger Anatidae eine ganz abnorm gefärbte Stock- ente (9, ad.), die ich sofort erstand und dann vom städt. Museal- Präparator dermoplastisch verewigen Hess u. z. als „Stilleben“, damit an dem vor einem Wandschilde hängenden Vogel alle Gefiedergruppen leicht besichtigt werden können. b. Abmessungen. Körperlänge 55 cm., Spannweite 89 cm., Fittiglänge 26 cm. und Schwanzlänge 9 cm. — Gewicht 950 Gr. — Das Wildpret, obwohl schon bei 10 Tage abgelegen, war (nach Aussage des Präparators) äusserst zähe, was auf ein) Matronenalter hinweist. c. Unbefiederte Körpert heile. Der Schnabel hat normale Form und Färbung (Wurzel und Rücken dunkeloliven- g'rün, schmutziggelb umrandet — Nagel glänzend schwarzbraun wie bei alten 9. Die Augen waren bereits eingetrocknet, so dass die Farbe der Regenbogenhaut nicht bestimmt werden konnte. Ständer und Latschen sind wie gewöhnlich meiuiigroth gefärbt. 5 66 R. Hänisch: Winterkleid-Isabellismus zweier Anas buscas L. d. C ol o r i t der verschiedenen F e d e r f 1 u r e n. Stirn. Scheitel und Hinterkopf .sind gdatt-dunkelgraubraun (choco lade-farbig), Zügel- und vSchläfengeg.end sind wie die \\''an- gen auf lichtrostfarbigem Grunde zart graubraun getüpfelt und von einem f.i cm. langen und 4 mm. breiten schwarzFraunem Augenstreifen in flachem Bogen durchquert. Kinn und Kehle sind hell-isabellfarbig (ohne -Punktie- rung oder Strichelung). U nterhals und Kropfgegend sind glänzend rostbraun, graulich zart moiriert. B r us t, Bauch, Flanken und Steiss- geg'end sind licht-isabellfarbig', kaum merkbar grau gewässert. Nacken, Oberrücken und Schulterfedern sind matt-graubraun — am Unter rücken aber bis zum Bürzel prävaliert ein dunkel-aschgraues Pigment der schuppenartig angeordneten, bräunlich geränderten Federn. Die oberen Schwanzdecken sind matt graubraun mit hellerer Fladerung. Die unteren sind ebenso, aber licht- i.sabellfarbig' mit wenigen graubraunen Längsstreifen. Die Schwanzfedern sind oberhalb dünkler — unterhalb lichter — bräunlichweiss gefärbt und an den Fahnen leicht graubraun gefladert. Die Schäfte aber sind elfenbeinweiss. Die Achselschwingen, oberen Flügeldecken und die Bugfedern sind an ihren Schäften und Fahnen gleich; mässig matt aschgrau. Die Mittelarmschwingen bilden mit ihren (an der convexen Seite liegenden) Aussenfahnen, einschliesslich der dunklen Schäfte, einen völlig glanzlosen, schwärzlich grauen Spiegel, den in der Flügelmitte ein 6 mm. breiteSj schmutzig weisses, am P'lügelrande aber ein 10 mm. breites, reinweisses .Band abgrenzt. Alle Innenfahnen sind hellgrau. Die Handschwing'en zeigen eine mausgraue Färbung mit bräunlicher Lasierung' an den Federspitzen (auf ca. 2 cm. Länge), bis wohin die weissen Plttig-Federschäfte hell hervortreten. Alle unteren F' 1 ü g e 1 d c c k e n sind vollständig weiss. yVls characteristisch für diese Stockenten- Varietät ist schliess- lich noch anzuführen, dass die Flügeloberflächen aussehen, als wären .sie mit Weissmehl fein bestäubt. Diese Colo- rit 'remjicrierung- erstreckt sich auch über einen Theil des Rückengefieders. R. Ilänisch: Winterkleicl-lsabellismus zweier Aiic/s boscas L. 67 Zweites Belegstück. a., 1). Allgemeines. Dasselbe gehört der die küsten- ländische Avifauna fu-treffenden AlAheilung der reichhaltigen ornithologischen Sammlung des hiesigen städt. Museums an und entspricht als Schaustück präpariert, dem Habitus einer alten Ente (9) normaler Dimensionen (Fittiglänge 25 cm.). . In der zweiten Februarwoche 18S5, von einem Sumpf- jäger unweit der Narenta-Mündung (Dalmatien) erlegt, war dies rare Exemplar durch meinen damals in Fort opus domici- lierenden Bruder Gustav erworben und sofort an den hiesigen Musealdirector Ht'rrn Dr. Carl von Marchesetti eingeschickt worden. Durch die Güte des letzteren bin ich nun in der Lage, aus dem mir zur Verfügung gestellten Vergleichs-Mate- riale noch diese Aberration in kurzer Beschreibung hier h er vorzu heben. c. Der Schnabel ist trüb wachsg'elb, nur im Mittelfirst und am Nagel hornbraun gefärbt. d. Colorit des Gefieders. Fast die ganze Körperober- fläche hat eine auffallend lichte Isabellfarbe (wie weissester Milchkaffee) als Grundton — der an der Unterseite (vom Kropfe bis zum Steiss) zart lichtbraun gewellt und gestrichelt ist — an der Oberseite (den Schultern und dem Rücken entlang) aber eine kräftige, korkbraune, theils sichel-, theils pfeilförmige Fleckung trägt. Kopf und Hals sind von normaler Färbung und Strichelung. Die Spiegel zeigen ein mattes schwarzbraunes Colorit und bloss im oberen der Schulter zugekehrten Drittel eines jeden Feldes ist ein schwacher, dunkel-violetter Metallglanz bemerkbar. Bei geschlossenen Flügeln erscheinen die Mittel- armschwingen (als Spieg-elträger) von je 2 reinweissen Saum- bändern (10 mn>. breit) durchquert. Die Handschwingen haben milchweisse Fahnen an gelblich weissen Schäften. Die unteren Ansichtsflächen der Flüg'el sind schneeweiss. Dieses Belegstück trägt keine einzig'e graue Feder. Ich glaube annehmen zu dürfen, dass die oben beschriebenen zwei Sammlung.s-Objectc von „generellem Stockenten-Tsabellis- mus“ zu den besonderen Seltenheiten unserer küstenlän- dischen Avifauna zu zählen seien. Triest, im Juni 1901. 5* 68 V. Tschusi: Über paläarctischc Formen. Über ])a1äarctische Formen. Von Vict. Ritter v. Tschusi zu Schmidhoffen. I. Unsere geg-enüber der früheren subtilere Unterscheidungs- weise V'Orhandener Abweichungen der Thierformen hat dank des für thatsächliche Unterschiede geschärften Auges viele neue, bisher übersehene Formen zu unserer Kenntnis gebracht und wird noch lange solche bringen, selbst aus dem Bereiche der paläarctischen Region, deren Formen- bezw. Artenkennt- nis früher geradezu erschöpft schien. Dieser scheinbar plötzlich auftauchende Reichthum an Formen längst bekannter Arten beruht aber nicht auf dem schärferen Sehen und Unterscheiden unserer Tage allein, sondern vorwiegend in der veränderten, wissenschaftlicheren Sammelmethode unserer Zeit. Galt es frü- her selbst an grossen Museen für ausreichend, eine Art in eini- gen Stücken, zumeist im Prachtkleide zu besitzen und, wenn es sich um einheimische Arten handelte, gewöhnlich nur in aus der Umgebung g'esammelten Individuen, .so genügt dies heute nicht mehr. Unsere Anforderungen sind andere, weitere gewor- den; man ist bestrebt, die Art aus ihrem ganzen Verbreitungs- gebiete zu erlangen, um die Veränderungen kennen zu lernen, denen sie unterworfen ist. Ich habe für diese Sammlungs- weise schon vor drei Decennien plädiert, habe in dieser Weise gesammelt und war bestrebt, innerhalb der durch das palae- arctische Faunengebiet gezogenen Grenzen diesen Plan durch- zuführen. Ein derartiges Sammeln gewährt nicht nur tiefe Einblicke in die Variabilität der Art, sondern die local vor sich gehenden, zumeist die Farbe und Grösse betreffenden Veränderungen liefern uns allmählich auch den Schlüssel zu ihrem Verständni.sse in die Hand. Aber auch für die Erfor- schung des Vogelzuges ist die genaue Formenkenntnis von hervorragendem Werte, da die Zugrichtung derselben in vielen Fällen eine verschiedene i.st. Die scharfe Sonderung constanter Abweichungen hat daher einen hohen wissenschaftlichen Wert, den heute wohl niemand zu bestreiten versuchen wird; denn die Thatsachen sprechen eine zu deutliche Sprache, der jeder ernste Forscher sein Gehör leihen mu.ss. Soll die Unterscheidung von Formen auf .sicherer Basis beruhen, so ist ein genügendes Wrgleichsmaterial Bedingung; es ist aber bei den oft subtilen Unterschieden, um vor Irrungen bewahrt zu bleiben, uneidäss- V. Tschusi; Über paläarctische Formen. 69 lieh, fri.se h verfiederte Exemplare vor sieh zu haben, denn nur da kommt die Abweichung voll zum Ausdrucke, die im abgetrag'enen Kleide mehr oder weniger verwischt wird. Zur Unterscheidung der Formen ist also nach Möglichkeit jenes Kleid heranzuziehen, das uns dieses in seiner vollsten Reinheit zeigt. Wie wichtig die Berücksichtigung dieses Umstandes ist, demon- strieren uns am besten die Graumeisen, deren Formen gegen das Frühjahr zu, wo die bräunlichen Farbentöne den grauen Platz machen, ohne Kenntnis der Herkunft oft kaum mit völliger Sicherheit zu bestimmen sind. Die Unterscheidung, bezw. Beschreibung' einer Subspecies erfordert in vielen Fällen ein weit grösseres Vergleichsmaterial als das einer Art, weil die Unterschiede eben feinere .sind und erst durch Untersuchung grösserer Reihen genügend fixiert werden können, wobei auch das individuelle Variieren in Betracht gezogen werden mu.ss. Ich möchte aber an dieser .Stelle auch warnen, die Sonderung so weit auszudehnen, dass ein Unterscheiden kaum mehr möglich, bezw. der minimalen Differenzen in Färbung und Grösse wegen geradezu illusorisch ist, sonst gerathen wir auf Abwege. Nur ein Sammeln, wenn auch auf wenige Familien be- schränkt, aber in diesem Rahmen über das ganze ViTbreitungs- gebiet der Art ausgedehnt, vermag die WLssenschaft wesent- lich zu fördern und verleiht einer derartigen .Sammlung blci- bfenden wissenschaftlichen Wert. Cinclus cinclus britannicus nov. subsp. Anfangs der 80er Jahre erhielt ich von Mr. Rob. .Ser- vice in Maxwelltown (.Schottland) zwei Wa.sserschwätzer, die mir schon damals durch ihre Färbung aufgefallen waren. In den letzten Jahren konnte ich drei englische Exemplare von Mr. Bowdler Sharpe meiner Sammlung' beifügen und wei- tere .Stücke aus der Collection des Conte Arrigoni degli Oddi in Monselicc untersuchen, die .sich alle - abge.sehen von den durch Alter und Jahreszeit bedingten Abweichungen — so auffallend von continentalen Wasserschwätzern, deren ich selbst über 70 Stück besitze, unterscheiden, tla.ss eine .Sonde- rung voll berechtigt erscheint. Mr. B. .Sharpe ist der auffallende Unterschied der briti- schen Exemplare nicht entgangen, wie aus seiner Bemerkung 70 V. T$chusi: Uber paläarctische Formen im VI. Bd. des „Cat. B. Brit. Mus.“ (1881) p. 309, klar erhellt: „The English specimens are much the finest in colour underneath, and form, to the experienced eye, an easily recognizable race“, doch hat er es unterlassen, diese Form zu benennen. Mr. H. E. Dressur hat sich — Birds of Europe, II. p. 168—170 (1874); The Ibis, 1892, p. 380-387 und Suppl. B. Eur. P. I. p. 13 (1895) — sehr eingehend mit den Wasserschwät- zern beschäftigt und stand ihm dabei ein grosses Vergleich.s- material zu Gebote; trotzdem zieht er die britischen Cinclus /.n aquaticus Bechst., zu welcher Form er die Wasserschwätzer Deutschlands, Hollands, Belg'iens und Frankreichs zählt. Der britische Wässerschwätzer hat nun durchaus nichts mit dem deutschen zu thun, von dem er sich sehr wesentlich unterscheidet, indem er bis auf das Rostroth auf der Unterseite in allen übrigen vStücken dem nordischen Cincliis cinclus (L.) (nielanogast'er Br.) sehr gdeicht, d. h. sehr dunkel ist. (5 Kopf, Nacken und Hinterhals .schwärzlichbraun, Rücken und Bürzel so dicht schwarz geschuppt, dass bei manchen (frisch verinauserten) Stücken diese Theile fast ganz schwarz erscheinen und die graue Grundfarbe kaum zum Vorscheine kommt. Unter.seite unter dem weissen Plastron rostroth.*") Bauch schwarz; Seiten dunkel- bis schwärzlichgiau. Typen: <5 kaum vom ^ vcrsclüeden. (5 Beaufort Castle (Engl ), 22. X. 1899 {Nr. 4300, Collect. Tschusi) ad, Argyleshire (.Schottl.), Winter, 1885. (Collect. Arrigoni.) Upupa epops loudoni nov. subsp. Herr Baron Harald London auf Lisden in Livland brachte von seiner in diesem Jahre nach Transkaspien und Persien unternommenen Sammelrei.se eine ansehnliche äVusbeute mit, die ich zum grossen Theile einzusehen, das Vergnügen hatte. Die aus ersterem Gebiete stammenden Wiedehopfe unterschei- den sich so auffällig von europäischen, deren eine ziemliche Anzahl aus verschiedenen Gegenden mir vorliegt, dass selbe gesondert werden müssen. Die neue Form, die ich zu Ehren ihres Entdeckers benenne, ist an dem Vor wiegen der weissen Farbe auf den oberen Flügelpartien jeder- zeit leicht kenntlich. *) Im Frühjahr bis zur Zimmtfarbc verbleichend, auch der Kopf fahler. V. Tschusi; Über paläarctische Formen. 71 (5- Haube vorne blass rostgelblich, hinten lebhaft rostfarben. Kojif- scitcn blass rostgelblich, am Hinterhalse und den Halsseiten mit vveinröth- licher Beimischung, auf dem Rücken hinunter allmählich in ein fahles Bräun- lichgrau übergehend, das nach unten zu durch eine an den Seiten schwärzere, nach unten zu undeutliche schwärzlich braune Binde abgegrenzt wird. Kinn weiss. Kehle bis Oberbrust mit weinröthlichem Anfluge, übriger Unterkörper weiss mit nur schmalen schwärzlichen Seitenschaftflecken. Die Flügel fallen sofort durch ihr vieles Weiss auf den Secundarien auf und zwar kommt dabei die oberste, bezw. die letzte besonders in Betracht. Ihre Aussenfahne ist ziemlich breit weiss gesäumt, hat längs des Schaftes einen grossen, nach unten zu sich verschmälernden und da verlaufenden schwarzen Längsfleck; die Innenfahne ist lehmgelb längs des Schaftes, an der verdeckten Seite einen schmalen, spitz zulaufenden schwarzen Schaftfleck aufweisend. Der sich daran anschliessende breite äussere Theil der Innenfahne ist in seiner oberen Partie schwarzbraun, verblasst nach unten zu in Graubraun und schliesst mit einem weissen Rande ab. Die weissen Partien nehmen bei dieser Form einen grossen Theil der Secundarien und Decken ein und gehen nach innen zu in's Rostgelbliche über. Die schwarzen Primarien zeigen am Ende einen braunen Ansatz. Flügel 15 cm. Q. In allen Theilen blasser, bezw. fahler; auch die Flügelfedern, bezw. Secundarien weisen ein nach innen und oben mehr in Braun abtönendes Schwarz auf, während die weissen Partien auf den Innenfahnen der Federn einen nur blassen, gelblichen Anflug zeigen. Unterseiteminder rein, Seiten stärker und mehr braun gestreift. Flügel 13,8 cm. Typen: Jelotau, Transkas|»., 30. 111. 1001 (Nr. 4766, Collect. Tschusi.) <5 Aurenowo, ,, 0, III. 1901 (Nr. 1767, ,, ,, ) Heimat: Transkaspien. In seiner kürzlich er.schienenen Arbeit „Die Fauna der canarischen Inseln“ (Nov. Zool. Vll. 1901, p. 328) .spricht Herr E. Hartert Zweifel an der Unterscheidbarkeit dt'r Erlan- ger’schen Upufa epops pallida aus Tunesien aus, Herr .Baron Erlanger hatte die Güte, mir die im J. f O. 1899, Tab. X. abgebildete Type, zur Ansicht einzusenden. Das mir vorge- legene Exemplar ohne Geschlechtsangabe ist allerdings lichter gefärbt als mitteleuropäische Stücke, namentlich ist die Haube blasser, vorwiegend an der Stirne ; auch der Rücken ist heller und weniger braun tingiert. Kehle, llalsseiten und Hinterhals sind oben fast weinröthheh, nach unten zu verblassend. Die Schwingen, besonders die Secundarien sind an den Innenfahnen schwarzbraun und tönen in Braun ab. Die graue Partie hinter dem Auge tritt nur schwach hervor, zum mindesten nicht so lebhaft als auf der Abbildung. 72 V. TsctiLisi; Ornitholooischc Notizen. Ausser diesem einen Exemplar konnte ich bisher kein weiteres untersuchen. Baron E r 1 a n g e r ’ s 5 Exemplare stammen aus dem Mai. Es wäre jedenfalls erwünscht, früh- zeitiger erlegte .Stücke im frischen Kleide untersuchen zu können, die über die Berechtigung dieser Form besseren Auf- schluss geben dürften. Der Wiedehopf der Canaren ist nach Hartert 1. c. \mn europäischen nicht verschieden. Ich besitze nur ein von P'loe- ricke (Mercedes, 7. II. l'JOl) gesammeltes 9; dessen Oberseite kaum von mitteleuropäischen verschieden, vdelleicht nur etwas dunkler ist ; die Kehle und die Kropfpartie scheint mir jedoch einen intensiveren weinröthlichen Anflug zu haben, der bei dem 5, welches ja stets lebhaftere Farben aufweist, in noch erhöh- tem Grade zur Gehung kommen dürfte. Villa Tännenhof bei Hallein, December 1901. Oriiitliologische Notizen. Otis tetrax im Marchfelde brütend. In den „Daten über d(m Zug der Vögel vom F'rühjahre 1897“ in der „Schwalbe“ (Neue Folge I. 1898 — 99, p. 64) fand ich von dem Beobachter aus Ober-.Siebenbrunn im Marchfelde (N.-Ö.), Herrn F'r. Kri.sel, fürstbi.sch. Revierförster, folgende kurze Notiz über die Zwergtrappe: „16. Mai ca. 6 .St. geblie- ben. Die Art brütet hier.“ Obgleich zwar ab und zu Zwergtrappen in Niederöster- reich, besonders dem Marchfelde erlegt werden, so war doch das Brüten dieses interessanten V^ogels meines Wissens für das Gebiet bisher nicht nachgewiesen und galt die Zwergtrappe nur als seltener Passant*) Wie mir nun Herr Revierförster F'r. .Krise! auf meine Anfrage mittheilt, kennt er die Zwergtrappe bereits über 15 Jahre im genannten Reviere als Bratvogel, der gegen Ende April erscheint, um welche Zeit man den Ruf, ein weit ver- nehmbares „Kröpp“ hört. .Sie hält sich grösstentheils an den Rändern frischer Kornsaat, auf I lutweiden und unter vorsprin- *) Cfr. V. Pelzein und Gf. Marschall, Ornis vidobonensis. — Wien, 1882. p. 105. l.iteratur ■73 genden Rasenrainen auf, ist sehr scheu und lässt sich kaum auf 100 Schritte anschleichcn. Herr Krisel hatte trotz seines 21jährigen Aufenthaltes auf jenem Besitzthume noch nicht Gele- genheit, ein Stück zu erlegen. Da es als sicher anzunehmen ist, dass die Zwergtrappe über das ganze Marchfeldgebiet verbreitet ist, wäre es höchst erwünscht, weitere Naclirichten über ihr dortiges Vorkommen, ihre ungefähre Zahl, ihre Ankunft und ihren Abzug, sowie über die Lebensweise zu erhalten. Es seien daher alle jene, die solche zu geben vermögen, darum gebeten. V. Tschusi zu Schmidhoifen. Aberration von Corvus corone. Am 22. September 1900 beobachtete ich von meinem Fen- ster aus auf dem ca. 100 Schritte gegenüber liegenden frisch gepflügten Acker unter den dort eingefallenen Rabenkrähen ein Exemplar, das mir in seiner Färbung abweichend erschien und das ich deshalb erlegte. Ich hatte mich nicht geirrt, denn das vom Boden aufgehobene Stück erwies sich als eine ganz interessante Farbenabweichung' und zwar als juv. Bei sonst normaler Färbung- des Körpers weisen die Flügel ein graubraunes Colorit, das insbesonders auf ilen gro.ssen Decken und dann auf den inneren Secundarien, hier speciell geg._n die Spitzen zu, in Fahlbraun abtönt, während die äusseren und die Primarien bis auf die Spitzen, ebenso die Steuerfedern eine graubräunliche P'ärbung mit undeutlicher Bänderung zeigen. Auch die Schnabelborsten .sind an den Spitzen braun. Das Pixemplar befindet sich in meiner Samm- lung. v. Tschusi zu Schmidhoffen . Literatur. Berichte und Anzeigen. Valentin Häcker. Der Gesang der Vögel, seine anatomischen und biologischen Grundlagen. — Jena, 1900. 94 pp. m. 13 Abbild. Der Freiburger Zoologe, dem wir bereits verschiedene Arbeiten über die Anatomie der Vögel verdanken, behandelt im vorliegenden Buche in streng wissenschaftlicher, ebenso gründlicher wie klarer Weise das bedeut- same Thema des Vogelgesanges, eines für die Erhaltung der Art wich- 74 Literatur, liuen Instinktes, der allerdin^JS duich Hinzutritt höherer psysiscircr Re^iin- uen in Gestalt der sogenannten Associationen wenigstens theilwcise zu einer Art Verstandsthätigkeit sich ausgebildet hat. Nach eingehender Schilderung des Baues des S t i in m a p p a r a te s und des Vorganges der Stimmerzeugung, wobei die neuesten ein- schlägigen Forschungen berücksichtigt werden, bespricht Verl', die dem Sing- instinktc verwandten, auf niederer Entwicklungsstufe stehenden Lautäusse- rungen. — Je nach der Complication des Syrinx-Muskel-Apparates unter- scheidet Verf. 3 Gruppen von Vögeln: Möven, Reiher, Limicolen, Raubvögel, Spechte, Kuckucke, dann die Papageien und manche Schreivögel und schliess- lich die Mehrzahl der letzteren und die echten Singvögel — geht auf die specivischen Unterschiede ein und äussert sich über Bedeutung und Tragweite des sexuellen Dimorphismus, der sich übrigens erst secun- där entwickelt zu haben scheint und sich oft nicht mit einer verschiedenen Modulierbarkeit der Stimme deckt. Lässt sich vom einfachen Lock- und Paarungsruf bis zum vollkommenen Gesang eine fortlaufende Reihe herstellen, so ist anzunehmen, dass dementsprechend sich auch die stammesge- schichtliche Entwicklung des Vogelgesanges vollzogen hat Verf. entwickelt die Theorien, welche über die Bedeutung dieses In- stinktes — im Grunde hat man es mit einer complicierten Reflexthätigkeit zu thun — aufgestellt wurden. Als Act der natürlichen Zuchtmahl scheint eine unwillkürliche Auslese der sexuell am stärksten erregenden Männchen seitens der Weibchen statt- zufinden, wodurch die sexuelle Auslese entsteht. So innig aber von Haus aus der Singinstinkt mit der Geschlechtsspähre verknüpft ist, so hat er sich doch einigermassen davon losgelöst; das Singen ist zu einem Vergnügen geworden, das als Ausdruck gesteigerten Lebensgefühles zur Ableitung über- schüssiger Nervenkraft dienen könnte. Nach Häcker ist der e x t r a n u p t i a 1 e Gesang als ,,ein für die Erhaltung der Art indifferentes Nebenresultat der Entwicklung'' aufzufassen; so spielen auch die einfachen Stimmelemente, soweit sie nicht als Arterken- nungsmerkmale zu betrachten sind, in Gestalt der Locktöne als Warnungs- und Verständigungsmittel — diese werden ausführlicher geschildert — im aussersexuellen Leben eine ungleich bedeutendere Rolle als der Gesang selbst. Lock- und Paarungsruf bilden die Grundlage für dessen Entwicklung. Wie er als einfaches Gesenwätze, als unrythmischer Gesang oder als scharf accentuierter, in Strophen gefasster Schlag in die Erscheinung tritt, erörtert Verf. eingehend an der Hand bekannter Beispiele. — 13er letzte Abschnitt des Buches ist der Schilderung der übrigen Bewerbungserschei- nungen, welche als musikalische Geräusche, Flug- und Tanzkünste, Entfal- tung des Feder- und F'arbenschmuckes mit der Stimme in Cornbination treten oder ohne diese als richtige Schaustellung (Kampfsifiele etc.) imponie- ren, gewidmet. — Ref. gedenkt, an anderem Orte auf den Inhalt dieser ent- schieden ungewöhnliches Interesse beanspruchenden Arbeit ausführlicher zurückzukommen. Dr. Parrot. Literatur. 75 Otto Herman. A madarak hasznarol es kardrül. — Über Nutzen und Schaden der Vögel, Im Aufträge des kgl. ung. Ackerbauministers t. von Daränyi, verfasst von Otto Herman, illustriert von Titus Csörgey. — Budapest, 1901. S". mit 100 Abbildungen (Zinkogr.), 279 pp. Verlag des kgl. ung. Acker- bauministeriums. Preis 3 Kronen. Der um die Verbreitung ornithologiscber Kenntnisse in Ungarn so hochverdiente Ungar. Ackerbauminister Dr. 1. von Daränyi, dem ja auch die Herausgabe des grossen, mit farbigen Tafeln reich geschmückten Werkes: „Die Vögel Lbigarns, mit besonderer Berücksichtigung ihrer wirtschaftlichen Bedeutung“ aus der Feder Stefan Chernel von Chernel häza’s zu ver- danken ist, richtete sein Augenmerk auch auf die tieferen Volksschichten, wohl erwägend, dass ja die Hauptbedingung eines wirksamen Vogelschutzes die nöthigen elementaren Kenntnisse der Vögel bezüglich ihres Nutzens und Schadens etc. bei dem gemeinen Manne zur Voraussetzung hat. Von diesem Gedanken aus geleitet, gab er an den berufenen Chef der ung. ornith. Cen- trale, Otto Herman, den Auftrag, ein Werk in solchem Sinne zu verfassen. Otto Herman, der so viel mit dem Volke verkehrt und so recht und echt die Art und Weise, sich mit dem Volke zu verständigen, innc hat, erledigte sich seiner Aufgabe mit Meisterschaft. Das Büchlein ,,Zum Gebrauche für den ungarischen Landmann, Gärtner, Fischer und Hirten“ Jäger ' würde vielleicht auch zu erwähnen erwünscht gewesen sein), weisst folgende Abschnitte auf: Vorwort. — Das ungarische Volk und der Vogel. — Der Sinn der Vogelstimmen. — Der Nutzen und Schaden. — Familienleben des Vogels, — Der Vogelzug. — Schützet die Vögel. — Füttert die Vögel. — Wie viele Vögel benamset das Volk? — Der Vogel als Werkzeug. — Die Gestalt und die Körpertheile des Vogels. ■— Die Beschreibung der Vögel. — Betrachtung. -- Wie viele Sprichw'örter und Redensarten haben wir? — \\'ie viele Vogelarten hat das Land-’ — Alphabetisches Register. — Als Anhang: Circular-Verordnung des kgl. ung. Ackerbauministers, Nr. 24655, VII. 1. 1901, liezüglich des .Schutzes der land- wirtschaftlich nützlichen Thiere. Wie aus dem Inhalte ersichtlich, will das Werk - wie es ja das gesteckte Ziel verlangt — rein populären Anforderungen entsprechen; und dennoch wird es auch der Fachmann mit Genuss lesen In einschmeicheln- der, das Herz und den Verstand gleichzeitig berührender Sprache wendet sich der Verfasser an die einfachen Leute, spricht mit ihnen so ungezwmngen, unmittelbar und überzeugend, kurz gefasst, bündig, jedoch auf alles bezug- nehmend, als hörte man ein trauliches Plauschen unter freiem Himmel, auf der Weide, im Walde, auf der Puszta, dem Felde, am Seestrande oder im Kahne zwischen flüsterndem Rohr. Es werden 83 Arten in knapper Darstel- lung — auch bildlich — vorgeführt, die auffallendsten Eigenheiten ihrer Lebensweise hervorgehoben, mit Hinweis auf ihre wirtschaftliche Bedeutung. Auch wird das zwischen der betreffenden Art und dem Volke bestehende Verhältnis durch folkloristische Elemente apostrophiert. Das Buch, dem eine grosse Anzahl reizender Vogelbilder beigefügt ist, wurde in 20.000 Exemplaren gedruckt, ist also berechnet, eine weite Verbrei- tung zu finden. Für den Vogelschutz und mittelbar auch für die Entwicklung der Ornithologie in Ungarn ist dieses Büchlein von eminenter Bedeutung. X. 76 l^iteratur. E. Hartert. Über das Studium der Unterarten. (Sep. a.: >J, f. O.« 1900. p. 129—134 ) Verf. erörtert eingehend die Bedeutung des Studiums der Unterarten und deren Wichtigkeit für die Wissenschaft. T. G. Damiani. Note ornitologiche dell’Isola d’Elba fl899 — 1900). (Sep. a.; »ßüll. soc. zool. ital.« X. 1901. p. 45 — .97.) Berichtet über die in den letzten zwei Jahren auf Elba gemachten Beobaclitungen und Erwerbungen in chronologischer Reihenfolge, woran sich Bemerkungen über einzelne Arten schliessen. T. G. Martonelli. Due nuovi d’ibridismo negli Uccelli, (Sep. a. : >Atti soc. ital. sc. natur.« Milano. XL. 1901. 23 pp. con. 1 Tav.) Tnrc/its pIlnrisxMcriüa nigra, den 7. XI. 1900 auf dem Mailänder Markte gekauft und Anas boscasxDgfi/a acuta den 13. III. 1901 von Enrico Pezzoli bei Gaggiano erbeutet und nun im Mailänder Museum aufgestellt, werden ein- gehend behandelt und weitere Fälle aus der Literatur besprochen. Eine vom Autor herrührende colorierte Tafel bringt die beiden Hybriden, deren ersterer den Eindruck einer schwarzen Aberration macht. T. H. Fischer-Sigwart. Ornithologische Beobachtungen vom Jahre 1900. (Sej). a. : »Schweiz. Bl. Ornith.« 1901. 8 68 pp.) Die schon seit einer Reihe von Jahren vom Verf m Verbindung mit anderen Beobachtern zusammengestellten und jährlich zur Veröffentlichung gelangenden Berichte aus der Schweiz begrüssen wir immer mit Freude, da sich in jedem derselben eine Fülle interessanten biologischen Materials findet. V'on Interesse wird es für Oologen sein, zu erfahren, dass nach Prof. Heim in Ebnat (Toggenburg) ein Kuckuck 1899 zum drittenmale sein Ei zu einem Starengelege in einen Starenkasten gelegt hatte, aus dem dann der junge Kuckuck nur nach Aufschrauben des Kästchens herauskam. Im Neste des Berglaubvogels hat Pfarrer Naef in Otelfingen bereits 5mal je 1 Kuckucksei gefunden. Den ersten derartigen Fund machte meines Wissens Pfarrer Bl. Hanf in Mariahof Als Anhang zu vorstehendem Jahresberichte sind beigefügt: Über gemischte Meisenzüge; der Nussheher, Nucifraga canjocatacte-s (L.) im Solo- thurner Jura; das Storchennest auf dem Chordache in Zofingen im Jahre 1900. T. F. Koske. Ornithologischer Jahresbericht über Pommern für 1900. (Sep. a. : »Zeitschr. f Orn.« Stettin, 1901. 8. 32 pp.) Die seit vielen Jahren schon erscheinenden »Jahresberichte aus Pom- mern«, denen auch meteorologische Daten beigefügt sind, geben stets eine gute, nach Monaten geordnete Übersicht über alle ornithologischen Erschei- nungen in der Provinz. Auch die Literatur wird berücksichtigt und manches interessante biologische Moment geschildert. T. Literatur. 77 R. Bar. Snouckaert van Schauburg. Waarnemingen van l Mei IQOO tot en met 30 April 1901 gerlaan. iSep. a.: »Tijdschr. Ned. Dierk. Vereen.« (2 ) Dl. VII, AH, 2. p. 29—49.) Schildert nach eigener Erfahrung und nach Mittheilungen befreundeter Beobachter die während oben genannten Zeitraumes in Holland erbeuteten interessanten Arten und bespricht selbe zum Theile eingehender. Zum ersten- male für die Niederlande wird Puffhnis grisens 15. X. bei Hornhuizen ge- fangen, angeführt Als Seltenheiten seien noch erwähnt: Faico gyrfnlco, Flegadis falcivelhis, Glarcola pratincola, Charadrius dominicits iidmis, Anus hoscasXiMareca peneh'pe, Anas hoscasxNettion c.ecca. T. Fr. Lindner. Erster Nachtrag zur Ornis des Fallsteingebietes. I, Neue Arten; II. Phänologisches. (Sep. a.: »Orn Monatsschr.« 1901. 8. 7 pp.) Haematnims ostrahgus und Cyanecula suecica werden in je einem Exem- plare für das Gebiet nachgewiesen. Die phänologischen Aufzeichnungen umfassen die Zeit vom 1. X. 1900 -I. VI. 1901. T. C. Loos. Etwas über Auswürfe der Nebelkrähe. (Sep. a.: »Orn. Monatsschr.« XXVI. 8. 4 pp.) Verfasser, der sich schon lange mit der Untersuchung der Gewölle und des Magen- und Kropfinhaltes, insbesondere der krähenartigen Vögel beschäftigt, gibt hier nach Schilderung der Form, der Dimensionen und des Gewichtes der »Auswürfe«: der Nebelkrähe die in 10 Stücken jener gefun- denen mineralischen-, pflanzlichen- und thierischen Bestandtheile an. T. Herluf Winge. Fuglene ved de danske Fyr i 1900. 18de Aarsberet- ning om danske Fugle. (Sep. a.: » Vidensk-Medd. fra den naturh. Foren, i Kbhvn.« 1901. 8. p. 67 — 128 m. 1 Karte.) Das Jahr lieferte von 32 Leuchtfeuern 700 Vögel in 53 Arten, die an das Museum in Kopenhagen gelangten. Über 1000 Stück sind im ganzen verunglückt. Die Zahl der in den letzten Jahren durch Anfliegen verunglück- ten Arten steigert sich durch drei neu hinzukommende — Sterna anglica, Accipiter nisus und FSucifraga cargocatactes — auf 144. Am zahlreichsten waren angeflogen: Älauda arrensis 144 Stück (bezw. gegen 256), Turdus musicHS 122 Stück (bezw. 141), T. pilaris 116 Stück (bezw. 147), Slurmis vul- garis 48 Stück (bezw. 114), Eritincus ruherula 48 Stück (bezw. 52). Als Seltenheiten des Jahres werden angeführt: Otis tarda ^ ad. bei Klausbölle am 14. 1., Faico ggrfalco tipicus jun, bei Skagen am 30. XI. Surnia ulula Q ad. bei Höjerup am 22. IX. geschossen. Niicifraga cargoca- tactes leptorhgnchiis zog Ende September und October in grosser Menge durch Dänemark und war gegen den halben November nur mehr einzeln zu sehen. Eine grosse Zahl von Daten wird angeführt. Von den Färöern bekam das Museum in Kopenhagen Diomedea mela- nophrgs I I0/V.>, I'tißinus griseas und Phiilnropiis fulicarius. Die Eintheilung des Berichtes gleicht dem vorhergehenilen (cfr, Orn. Jahrb. XII, p. 112) T. 78 Literatur. J. V. Madaräsz. Über einen neuen palaearctischcn Vogel: Acrinthoimeitste piu'Ua n, sp. (Sep. a. : »Termeszetr. Füzet.« XXV. 1902. 3 pp.) Mit A. coroHdtK in der Grösse übereinstimmend, jedoch mit einfarbigem Oberkopf, röthlicher Färbung der Rückenseiten und anderen Schwingenver- hältnissen, 2 (5 aus der Umgebung von Wladivostock vom 20. /IV. und 7./V. 1901 im Budapester Museum. T. H Schalow. Beiträge zur Vogelfauna Centralasiens. Übersicht der von Herrn Oberamtmann Dr. Holderer während einer Durchquerung Asiens ge- sammelten Vögel. (Sep, a : »J. f. O.« 1901. 8. p. 392 — 4.56 m. Taf. III., IV.) Nach einer orientierenden Übersicht über die Reiseroute, in der auch die für selbe characteristischen Vogel Erwähnung finden und Anführung der wichtigsten Sammelstationen und chronologischer Aufzählung der auf die berührten Gebiete und Nachbargegenden bezüglichen neueren Arbeiten wen- det sich Verf den von Holderer gesammelten Vögeln zu, die zum Theile dem Berliner-, zum Theile dem Karlsruher Museum übergeben wurden und 88 Arten umfassen. Bei jeder Art werden die wichtigsten Nachweise aus der Literatur gegeben, dann die einzelnen Stücke mit Angabe von Geschlecht, Fundort, Datum und Massen, Färbung der nackten Theile, Mageninhalt ange- führt, woran sich zum Theile kritische Bemerkungen des Verf, anreihen, Neu beschrieben werden Phnsianus holder! , Archihuteo holder!, liuticilla ruß- ventrif) ■pleskei. T. E. Martert. Die Fauna der Canaren. (Sep. a. : »Nov. Zool.« VlI. I. 1901. p. 303—335.) Behandelt vorerst die umfassendere Erforschung der Ornis der Inseln in den letzteren Decennien; das durch die geographische Lage bedingte Vorwiegen europäischer Elemente in der Vogelwelt der Canaien; den Zug, bezw. Durchzug europäischer Formen; die unsicheren, bezw. fälschlich ange- gebenen Arten; die den einzelnen Inseln eigenthümlichen Formen, wobei Parus coeruleus degener (Fuertaventura und Lanzarotte) und Lanius alger. koenig! (Canaren überhaupt) beschrieben werden; Widerlegung der Annahme Koenig’s von dem Vorhandensein eines amerikanischen Elementes in der Fauna der Canaren. Für die Canaren können ungefähr 160 — 170 Arten im ganzen angenommen werden. Hierauf geht Verf auf die Brutvögel des näheren ein, deren er 63 Arten aufzählt und erörtert selbe kritisch, bei einigen derselben auch deren gesammte Formen angebend. Nicht zu billigen vermögen wir es, dass Verf, hierbei Gelegenheit nimmt, zwei fremde Formen (Erithacus rube.cula melophi- Ins (Britische Inseln) und Petronia jx’tr. intermedia (Kashmir und Kandahar) zu beschreiben, da selbe wohl niemand in einer Arbeit der Canaren suchen wird. Von ilen Canaren werden beschrieben: Turdus meriila cahrerae {Canav. und N.-W. Afr.), Motacilla boarula canmvensis (Canar.), Acanthin canhnhina- meadeivaldo! (Tenerife) und die zwei oben erwähnten, sowie von den Cap- verden Apus »nicolor alexandri. Am Schlüsse stellt Verf die sich aus der Ornis der Canaren ergebenden Resultate kurz zusammen und gibt eine dan- kenswerte Zusammenstellung der ornithologischen Literatur, T. Literatur. 79 J. Tliienemann. Vogelwarte Rossitten. (Sep. a. : »Orn. Monatsschr.» IQOl. p. 153 — 154 und p. 165 — 166.) Biidi/lcs II. horealis' und Slercoi’cin'iif, pomalorhinus werden für die kuri- sehe Nehrung nachgewiesen. Veif. wundert sich über das späte Vorkommen ersterer Form (14. bis Ende Mai). Ich erlegte hier in Hallein 1896 Exem- plare zwischen dem 4. — 23. V. Sieben Stück aus Cremona wurden alle im Mai erbeutet, 2 (5 Ö ä*-'® Helgoland am 22. und 24, Mai. Diese nordische Form zieht spät durch. -- Weiters wird über das Erscheinen von Tannen- hehern (der erste schon am 30. VII.) und über einen grösseren Durchzug der Steppenweihe mit Angabe der Masse und des Magen- und Kropfmhaltes der erlegten berichtet. Ein zweiter Bericht behandelt die Erlegung eines Q ad. der Steppen- weihe (der ersten adulten) und die Schädlichkeit der Art für das Federwild. T. Fr. Lindner. Erster Nachtrag zur Ornis des Fallsteingebietes. III. (Seji a. : »Orn. Monatsschr.« 1901. p. 350 — 357.) Weitere Ergänzungen zu des Verf. Arbeit über obiges Gebiet. Die von ihm erwähnte Schafstelze mit schwärzlichgrauer Scheitelfärbung dürfte wohl zu horcalis gehören. T. E Hartert und 0. Kleinschmidt. The Brehm collection. (Sep. a.: »Novit. Nat.i: VIII. 1901. p. 38— -48.) Die beiden Verfasser haben sich der ebenso dankenswerten als wich- tigen Aufgabe unterzogen, die in den Besitz des Tring- Museums gelangte Sammlung Chr. L. Brehm’s einer eingehenden Prüfung zu unterziehen und selbe zu bearbeiten und zwar in Form eines kritischen Katalogs. Wohl jeder Ornithologe, der sich mit palaearctischer Vogelkunde beschäftigt, wird diese Nachricht mit Freuden begrüssen; denn die so überaus wichtige, an 10.000 Exemplare umfassende Sammlung, die bislang der Wissenschaft verschlossen war, soll nun dieser zugänglich gemacht werden. Für die exacte Durchfüh- rung ihres Vorhabens bürgen uns die Namen beider Verfasser. Die Arbeit, der eine in englischer Sprache verfasste Einleitung vorangesetzt ist, er- scheint deutsch. Die erste Publication behandelt die P'ormen von Corvus eorax L. Nach genauen Angaben über die in der Sammlung befindlichen Stücke folgen Bemerkungen über selbe und daran anschliessend unter Heranziehung weiteren Materials eine kritische Übersicht der cona.c-F'ormen. Beschrieben werden C. c. canariensis nom.-nov. und C c. h 'spanus subsp. nov. T. E. Hartert. Über Zweck und Methode zoogeographischer Studien. Vor- trag, gehalten a. d. VII. Internat. Geographen-Congresse in Berlin im Jahre 1899. (Sep, a.; »Verh. VII. intern. Geogr.-Congr. Berlin.« 1900. 8. p. 467—472.) Nach kurzer Skizzierung des Zweckes zoogeogr. Studien und der Me- thode derselben erörtert Verf. eingehend und an der Hand von zahlreichen Beispielen, dass es gegenwärtig für den Geographen nahezu ausgeschlossen erscheint, brauchbares Material den meisten zool. Arbeiten zu entnehmen und »dass nur der Specialzoologe auf seinem eigenem Gebiete über die geographische Verbreitung mit einiger Sicherheit reden kann.« T. 80 Literatur. E. Hartert. Über die Bedeutung der Kleinschmidt’schen Formenkreise, fSep. a.: »J. f. 0.< 1901, p, 216-220.) Verf. erblickt in Kleinschmidt’s »Formenkreisen« und Nomenclatur- Form eine zwecklose Neuerung, da die Begriffe Species und Subspecies den dermaligen Bedürfnissen vollkommen Rechnung tragen. T. F, Helm. Gelegenheits-Beobachtungen auf Helgoland. (Sep, a : »Orn. Monatsschr.« 1901, 10 pp.) Während eines kurzen Aufenthaltes (23, — 27. VII, 1900) auf Helgoland angestellte Beobachtungen, die sich auf 19 Arten erstrecken. Bei der Silber- möve erörtert Verf ihren Schwebeflug. T. F. Helm. Über einige ornithologische Beobachtungen auf Helgoland. (Orn. Monatsber. IX. 1901. Nr. 10. p. 149—151.) Behandelt einige vom 23. — 25. VII. 1901 beobachtete Vogelarten. T. F. Helm. Weitere Beobachtungen über die Beweise Gätke’s für die Höhe u. Schnelligkeit des Wanderfluges der Vögel. (Sep. a.: »J. f. O.« 1901. p. 289 — 303.) Vorerst ergänzt Verf seine Nachweise über das Vorkommen rothster- niger Blaukehlchen (cfr. J. f O. 1900. p. 435). Was die Angaben über die citier- ten böhm, Daten Schier’s und Pciter’s anbelangt, so beziehen sich die des ersteren offenbar auf die weissternige Form und für die des letzteren fehlt uns der Glaube. Wir werden darauf ausführlicher in den »ürn. Monatsber.« zu sprechen kommen. Ausserordentlich interessant sind die Zusammenstellungen verbürgter Fälle aus der Literatur über die Fluggeschwindigkeit der Schwalbe und der Taube und Eule, Bezüglich der Höhe des Wanderfluges weist Verf unter Benützung der Ergebnisse der in letzter Zeit angestellten internationalen Ballonfahrten nach, da.ss in grossen Höhen so ausserordentlich tiefe Tempe- raturen herrschen, dass diese einen Zug in jenen ausschliessen. Verfasser erhofft mit Recht von den internationalen Ballonfahrten auch für die Klärung des Vogelzuges wichtige Aufschlüsse und stellt zum Schlüsse einige diesbe- zügliche Fragen, deren Beantwortung er den wissenschaftliche Fahrten aus- führenden Luttschiffern an’s Herz legt. Leider vermögen wir an dieser Stelle uns über diese so interessante Arbeit nicht weiter zu äussern und können die Leetüre derselben nur jedem wärmstens empfehlen. T. Errata im 6. Hefte des vorigen Jahrganges Pag. 204, Zeile 1 von oben, Zeile 7 von unten und ,, 205 und 206, Zeile 9 von unten muss es heissen Jokausky’sche statt Zokauskysche Inseln. ,, 206, Zeile 12 und 19 von oben muss es heissen Tiriberka, statt Tiribeska- ,, 209, ,, 9 von unten muss es heissen merganser, statt albdlus. ,, 210, ,, 3 ,, oben ,, ,, ,, E. morinellus (flügge Junge), statt flügge Junge von Mergus merganser. ,, 2l6, Zeile 3 und 4 von unten muss es heissen Ingens, statt Ingens. Verantw, Redacte'ir, Herausgeber uud Verleger : Vietur Ritter von Tschusi zu Öchujidboßen, tlalleiu Druck von Igaas Hartwig, Freudenthal, Kirciienplatz 13, PpeisMEt^mässigung. F AriTlnfVAt-’c unterscheidenden r . Anzmger S, Kennzeichen der Vögel Mittel-Europa’s in analitischen Bestim- mungstabellen. Bei Abnahme eines grösseren Postens obigen Buches tritt bei directeni Bezüge von 10 Stück eine Preisreduction von 200|,). bei Bestelluiiff von 25 und mehr Stück von SO^jo ein. Sonstiger Preis 2 Mk., für das Inland 2 Kr. Separatabdrücke der iu der „Schwalbe^' erscliie- neneu Arbeit: Prof. V. Dalla-Torre u. F. Anzinger, „Die Vögel von Tirol und Vorarlberg“ sind um den Preis von 3 Mk , für das fnland iin\ 3 K erhältlich. Der .Vereint. Vogelkunde' in Innsbruck. il.H. ß.Krohn Kamburg-St. Seorg Schmilinskystrasse Kf- 54. Lager und Bezugsquelle von zoologischen Objecten aller Art, speciell Vogeleiern, Vogelbälgen, ausge- stopften Vögeln, Conchylien und Sceletten. Anlcauf von Sammelausbeuten und gan- zen Sammlungen. Preisliste auf Wunsch. Sa®-®iern inJ ycbbabcri ¥0ß fofcltltrn, die ihre Sammlungen durch Kauf oder Tausch bereichern oder die selbstge- sammeltes Material verkaufen wollen, empfiehlt sich als einziges seit 11 Jah- ren erscheinendes Fachorgan die Zeitschrift für Oologie, herausgegeben von H. Hocke, Berlin C , Münz Strasse, 8, welche seit April 1901 in einem vermehrten Umfange erscheint. Der Abonnementspreis beträgt für das lahr bei directer Zusendung 3 Mark nach den Ländern des Weltpostvereines 4'25 Francs pränumerando. ’ Die Zeitschrift bringt aus Fachkreisen belehrende und einschlägige Artikel, Brut- und Sammelnotizen, Merkmale schwer zu unterscheidender Eier, Literatur, sowie eine grosse Anzahl Kauf-, Verkaufs- und Tausch-Anzeigen. Probenammern werden anf Wunsch frei zngesendet. 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Ssmirnow; Die Wintervögel der Murmanküste . . 44.. G. Janda: Weitere Berichte über den Röthelfalken in Süd-Mähren , . 49 V N. Zarudny: Über einen neuen Wasserschwätzer ......... 57'«' — — Über eine wenig bekannte Form von Emberiza citrindla L. 58 4 Kurt Loos: Einiges über einen Fundort von Krähenauswürfen .... 58 k' Alexander Bau; Ist der Kuckuck nützlich? (Antwort.)' 61 R. Hänisch: Über den Winterkleid-Isabellismus von Anan boscas . . . 65:f V. Ritter v. Tschusi zu Schmidhoffen: Über paläarctische Formen 68 t — — — — — — Ornithologische Notizen . 72 Literatur 73 : Zur gefälligen Benachrichtigung I Jene, welche die ihnen fehlenden Jahrgänge des „Ornitholog. Jahrbuches“; zu ergänzen wünschen, können selbe — mit Ausnahme des 1. und der je- V; weiligen 2 letzten abgeschlossenen, für welche der Abonnementspreis gilt — '• zum ermässigten Preise von je 7 Mk. pr. Jahrgang beziehen. Bei Abnahme V der ganzen Reihenfolge tritt noch eine kleine Preisreduction ein. Einzelne 7 Hefte älterer Jahrgänge werden, soweit sie noch vorhanden sind, zu 0.80 Mk. 7 abgegeben. Die Redaction des »Ornithol. Jahrbuches«. x\ii den Herausgeber eiugelangte Druckschriften. J. L. Bonhot: On the Evolution of pattem in feathers (Proc. zool. soc- London, 1901). A. Bau: Beitrag zur Kenntnis des Erithucua cairii. (Sep. a. : >Orn. Monats. ; ber. 1901.) > K. Andersen: Sysselmand H. C. Müller’s haandskrevne Optegnelser om 7' Faeroernes Fugle. (Vidensk. Medd. naturh. Foren. Khbvn. ) 1901.) iß — Meddelelser om F'aeroernes Fugle. 4. Raekke. (Videnk. Medd. . naturh. Poren. Khbvn. 1901.) E. Harter!; A correction (Nov. Zool. 1901.) O. Reiser und J. Knotek: Ergebnisse der ornith. Zugsbeobachtungen in ;.: Bosnien und der Hereegovina. (Wissenschaft!. •' Mitth. Bosn. u. Hereegov. VIII. 1901.) *'■ C. Parrot: II. Jahresbericht des Ornitholng. Ver. München (1899—1900.) ( G. Damian i: La Collezionc ornit. ital. del pjrof. conte Arrigoni (Avicula V.) ' J. Thienemann: Über das Aufwachsen und den Federwechsel der März- - ente (Anas boscas.) (D. Jäg.-Zeit. 1901.) — Vogelwarte Rossitten (Orn. Monatsschr. 1901). ß C. Loos: Eichelheher und Nonnenfalter. (Centralbl. ges. F'orstw. 1901) M. de Claybrooke. III. Congres international ornithologique tenu ä Paris 1900. J. Thienemann Einiges über die Steppenweihe (Ciretts macrurns). (D. V Jäg.-Zeit. 1901.) ,V Varamw. Redacteur, Herausgeber und Verle^r; Victor Ritter tou Tschusi zu SchmidhoBen, Haiiein. Druck von Ignaz Hartwig in Freudenthal (österr. Schlesien) Kirchenplatz 13. Ausgegeben am 22. Mai 1902. I ORGAN für das palaearktisehe gaunengebiet. Herausgegeben von Victor Ritter von Tschusi zu Schmidhoffen, früherer Präsident d, „Com. f ornith. Beob.-Stat. in Oesterr.-TTngarn,“- Ehrenmitcl. d „Ungar ornith. Centrale** in Budapest, des ornith. Ver. in München, des Ver f Vogelk, in Innsbruck des Ver f. Vogelk. & Vogelsch. in Salzburg, ausserord. u. correspond. Mit^l, d „Deutsch Ver. z. Schutze d. Vogelw “ in Halle ajS., der „Naturf.-Gesellsoh. d. Osterlandes,** des Siebenb. Ver. f Naturw iu Herinannstadt, Corresp. Memb. of the „Amer. Ornithol. Union“ in New-York, Mitgl. d. „Allgem. deutsch, ornith, Gesellsch*“ in Berlin, etc. XIII. Jahrgang. Heft 3, 4. — Mai- August 1902. Das „Ornithologische Jahrbuch“ hezweckt aussohliesslioh die Pflege der palaearktisohen Ornithologie und erscheint in 6 Heften in der Stärke von 2 ‘4 Druck- bogen, Lex. 8. Eine Vermehrung der Bogenzahl und Beigabe von Tafeln erfolgt nach Bedarf. — Der Preis des Jahrganges (6 Hefte) beträgt bei directem Bezüge für das Inland 10 Kronen, für das Ausland 10 Mk. = 12.50 Frcs. = 10 sh. = 4.50 Rbl. pränumerando, im Buchhandel 12 Kronen = 12 Mark. Lehranstalten erhalten den Jahrgang zu dem ermässigten Preise von 6 Kronen = 6 Mk. (nur direct). Kauf- und Tauschanzeigen finden nach vorhandenem Baume auf dem Umschläge Aufnahme. Beilagen- und Inseraten- Berechnung nach Tereinharung. Alle Zusendungen, als Manuscripte, Druckschriften zur Besprechung, Abon- nements, Annoncen und Beilagen bitten wir an den Herausgeber, Villa Tännen- hof bei Hai lein, Salzburg, zu adressieren. Hallein 1902. Druck vonIgnaz Hartwig in Ereudenthal (Schles.), Kirchenplatz 13. Verlag ,(k'S Herausgebers 0:;^ Die noch mehrfach ausständigen Abonnements ersuchen wir, ehestens begleichen zu wollen. Subscriptions-Einladung auf das in ung-arischer Sprache erscheinende Werk von Dr. Julius von Madanäsz. (Die Vögel Ungarns), Leitfaden zur Kenntnis der heimischen Vogelwelt. Das Werk erscheint in vornehmer Ausstattung in Quart- Format, mit Original-Zeichnungen und colorierten Tafeln vom Verfasser, in 10—12 Lieferungen mit einer deutschen Revue. Die bisher zur Ausgabe gelangten zehn Hefte umfassen auf 412 Seiten die Passeriformes, Coraciaeformes, Cuculiformes, Piciformes, Strigiformes, Accipitriformes, Pelecaniformes, Anseri- formes, Ardeiformes, Gruiformes, Charadriiformes, Lariformes, Alciformes und Procellariiformes mit zahlreichen Original-Abbil- dungen in Holzschnitt, 3 in Autotypie und IX. Tafeln zum Theil in Handcolorit. Subseriptions-Ppeis : Pro Heft 3 Kronen ö. W., für das g'anze Werk 30 Kronen. vS u b s c r i p t i o n e n sind an den Verfasser; Budapest, Ungar. Nation. -Museum, zoolog. Abtheilung, zu richten. : Auf Verlangen wird das erste Heft zur Ansicht gesendet. =z== Den Naturfreund. Raturwissenschahliche Haibmonatsschrift für alle Stände, Herausgegeb. von Dr. Wilh. Lorch, Witten a. d. Ruhr. Der Naturfreund erscheint monatlich zweimal und kostet halbjährig Mk. 1.85. hehrmittehSammler. Zeitschrift für die 6esammt=interessen des Lehrmittel* Sammelwesens. Herau.sgegeb. von G. Settmacher, Petersdorf b. Trautenau (Böhm.). 12 Nummern jährlich. 2 Kr. 50 h. Organ für die gesammte Binnenfischerei. Heramsgegeben unter Mitwirkung erster Autoritäten auf fische- reiwirtschaftlichem und fischereisportlichem Gebiete. Abonneineiitspreis Vi Jalir 6.— Mk. Yobe-Ämnmeni kostenfrei! — ferlan: 1. ©lausen, Dresden 19. r» eO / «Xi»*' rfliologisdies lahrbch ORGAN für das palaearktische Faunengebiet. JahrgangXIII. Mai — August 1902. Heft 3, 4. Krgel)iiisse einer ornithoJogisclien Saniinelreise nacli ('entral-Asieii (1901). Von Harald Baron Loudon. Seit dem Frühjahre 1896, wo es mir vergönnt war, den Kaukasus, Transkaspien, Buchara und die Umgegend Samar- kand’s, sowie einen kleinen Theil N.-O. -Persiens kennen zu lernen, war es mein grösster Wunsch, noch einmal diese Gegen- den zu besuchen und speciell ihre ornithologischen Verhältnisse persönlich zu erforschen. Durch meinen Freund Zaroudnoi, de.ssen Bekanntschaft ich damals in Aschabad machte — er stand gerade im Begriffe, eine Excursion nach S.-O. -Persien zu unternehmen — wurde mein Interesse für jene Länder noch mehr angefacht. Mehrmals hatte ich Gelegenheit, seine prachtvolle, immense Balgsammlung zu bewundern und endlich auch seine Arbeit: „Ornithologische Fauna des transkaspischen Gebietes“, Mos- kau, 1896 (russ.) zu studieren, die ich in der Folge bei dieser Reise als unersetzliche Idteratur schätzen lernte. Seit 1896 wurde jedes Jahr meine Reise geplant, zerschlug sich aber immer wieder an allen möglichen Hindernissen, die sich als unüberwindlich in den Weg stellten, bis ich sie endlich im Vorjahre doch zur Ausführung bring'en konnte. Wenn es mir auch nicht vergönnt ist, im Nachfolgenden viel neues zu bieten, so soll doch diese Arbeit den Zweck haben zu zeigen, wie interessant und bearbeitung'sbedürftig die Fauna Centralasien's noch ist. In der kurzen Zeit meiner Reise gelang es mir, über 500 Vogelbälge zusammenzubringen, abge- 6 82 Baron London: Ergebnisse einer ornithologischen Sammelreise. sehen von dem übrigen zoologischen Materiale an Käfern, Schmetterlingen etc,, die nach Möglichkeit nebenbei gesam- melt wurden. Wenn ich jetzt in der Lag-e bin, auf meine Reise zurück- zublicken, deren Ergebnisse mich nicht allein vollständig be- friedigen, sondern meine Erwartungen um ein sehr bedeutendes übersteigen, so habe ich solches nicht zum mindesten Sr. hohen Excellenz Peter Petrowitsch .Semenow, Vicepräses der kaiserlich russischen geographischen Gesellschaft zu St. Petersburg, der mich mit Rath und Hilfe unterstützte, zu verdanken. Eerner sei auch ein warmer Dank folgenden Herren ausgesprochen; Sr. Excellenz Wassili Ottonowitsch Struwe, Sr. Excellenz Ale- xander Wasiljewitsch Grigorjew, Sr. Excellenz Nicolai Alexan- drowitsch Komarow, dem ehemaligen persischen Gesandten in Petersburg, Prinzen Mirza-Riza- Chan und seinem Gesandtechafts- rathe Samad-Chan, ferner dem Chef des transkaspischen Ge- bietes, Generallieutenant Bogoljubow, und den vielen auf der Reise mit mir bekannt gewordenen Herren; sie alle haben zum guten Gelingen meines Unternehmens beigetragen, sie alle haben mich durch Rath und Gastfreundschaft verpflichtet. Wir finden auf dieser verhältnismässig kleinen Landstrecke, gerechnet vom kaspischen Meere bis östlich zum Amu-Darja (inclusive) und vom Aralsee bis zur Grenze Afghanistan’s und dem Nordrande des persischen Gebirges einen Vogelreichthum an Arten, wie man ihn wohl selten anderswo antreffen dürfte. Zugleich sind jene Länderstrecken in zoologischer Beziehung noch mit am wenigsten wissenschaftlich bearbeitet und bieten für die Ee.ststellung der Zugverhältnisse, der geographischen Verbreitung- und vor allem die vieler Subspecies noch ein weites Arbeitsfeld. Führt schon Zaroudnoi 445 Vogelspecies in seinem oben- genannten Werke an, so dürfte die Zahl um einige Subspecies, eventuell durch Zufallsg'äste noch um ein Bedeutendes erhöht werden können. Leider lebt in Transkaspien meines Wissens niemand, der sich eingehender mit der Ornithologie beschäftigt, was die Kenntnisse in dieser Beziehung bedeutend rascher fördern müsste, da doch der reisende Forscher und Sammler, mit Arbeit überbürdet, beengt in seiner Zeit ist und vor allem selten Ge- legenheit hat, das runde Jahr seine Beobachtung-en in gewünsch- Baron London: Ergebnisse einer ornithologischen Sammelreise. 83 ter Weise, gerade was den Vogelzug" betrifft, anzustellen; des- halb entg-eht ihm nicht nur vieles, sondern es wird auch wegen Zeitmangels einfach übersehen. Die Mannig'faltig'keit an Species ist überall durch die geographische Lage, das Klima, die ver- schiedenartige Bodenbeschaffenheit und durch das Vorhanden- sein von Wasser bedingt. Ganz besonders aber ist in unserem Gebiete der letzte Faktor von hoher Bedeutung. Haben wir hier doch das Meer, den Kaspi- und Aralsee, die Steppe, die Wüste, das Gebirge und die Flu-ssläufe, von denen jedes, wenigstens zumtheil, neben den gemeinsamen auch seine eige- nen charakteristischen Bewohner aufweist. Ausserdem haben wir noch den ganzen Durchzug nach dem Nordosten Europa’s und Norden Asien’s und die Wintergäste jener Breiten, welche die kalten Monate ihrer Heimat hier verbringen. Wie rasch die Fauna schon nach kurzer Entfürnung einen ganz anderen Charakter an nimmt, ist mir nirgends so krass auf- gefallen, wie gerade hier und nicht allein bezüglich der vorhin angeführten territorialen Bedingungen, sondern auch in Hin- sicht von Osten nach Westen oder umgekehrt. Was den Durchzug" anbelangt, so gibt dei"selbe noch man- ches Räthsel zu lösen, z. B. hinsichtlich der Zugrichtung", die sich vorzugsweise von S.-W. nach N.-O. erstreckt, da der Zug- vogel das Gebirge Persiens verlassend, nur einen schmalen Streifen der Steppe vor sich sieht, die kleinen aus dem Ge- birge kommenden Bäche bald in den Bewässerungsgräben der Turkmenenfelder verschwinden und ganz unvermuthet befindet er sich plötzlich am Rande der Wüste. Westlich und östlich erstrecken sich fast in gleicher Höhe Flüsse und grünes Land, nun biegt der Vogel seitwärts von der anfangs nördlich eingc- schlagenen Richtung" ab, erreicht dann entweder das kaspische Meer oder den Endvcrlauf des Tedschen, weiter die Merw Oase und zum vSchlusse den Amu-Darja, indem er den schmäl- sten Theil der Kara-Kum-Wüste, zwischen Merw und Tschard- schui am Amu durcheilt und dann dem I.aufe dieses grossen Stromes bis zum Aralsee folgt. Daneben gibt es nicht wenige Arten, die scheinbar ohne Furcht die breite hefsse Wüste zwischen N.-O. -Persien und Chiwa forcieren, darunter gerade einige .Species, von denen man solche Leistungen am wenigsten voraussetzen würde; ge- 6* 84 Baron London: Ergebnisse einer ornithologischen Sammelreise. hören doch zu die.sen mehrere der kleinen zarten Säng-er. Viele bezahlen allerding-.s auch diese Ignorierung- ungeheuerer Hindernisse mit ihrem Leben und hängen später als ausg-etrock- nete Mumie in irgend einem Dornenstrauche (.Saxaul). Es kommt sogar auch vor, dass man gelegentlich selbst stärkere, grössere Vogelarten so verdurstet und vertrocknet findet. Ausgerüstet mit wertvollen Empfehlungsschreiben von der kaiserlich russischen geographischen Gesellschaft zu St. Peters- burg, einem ministeriellen Passe und einem Begleitbriefe vom damaligen persischen Gesandten Prinzen Mirza-Riza-Chan, ver- liess ich Mitte Februar 1901 begleitet von meinem lettischen Conservator, Livland. Meine Ausrüstung- hatte ich auf das Allernothwendigste beschränkt, weshalb das Gewicht derselben auch etwa bloss 80 rus.sische U. betrug. Eine Flinte, Cal. 20, ein Drilling mit Büchsenlauf 1 1 mm. und ein Revolver bildeten nebst den dazu gehörigen Utensilien die Bewaffnung-; ein photographischer Apparat, Krimstecher und Mundvorrath nebst Theeke.ssel das Handgepäck. Von der Beschreibung- der Fahrt durch das europäische Russland muss ich Abstand nehmen, da die Eintönigkeit der- selben fast durchwegs eine gleiche ist und noch ganz besonders im Februar, wo alles unter g-leichmässiger Schneedecke be- graben lag-. Die befiederten Bewohner der Küste schienen sich alle versteckt zu haben, und weit und breit Hess sich fast nichts blicken. Durch das ganze Gebiet der Schwarzerde und .Steppe hin- gegen bemerkte ich zahlreiche .Sperlingsnestcr im Gesträuch und in den Bäumen hängend, die auffallend an diejenig-en von Passer indiens erinnern; oft sah man solche auch weitab von den Stationen, wo längs des Bahnkörpers str^luchartige Alleen zum Schutze gegen Schneeverwehungen gepflanzt sind. In der Nähe des Asowmeeres begann der Schnee zu schwinden und man konnte auf vielen Stationen schon Gale- rida cristata beobachten und singen hören, die mir ganz beson- ders durch ihre ausserordentliche Körpergrösse auffielen ; soweit ich nach Augenma.ss urtheilen konnte, standen dieselben der Wüstenhaubenlerche Galerid^a ma^na kaum nach. Besonders C> Baron London: Ergebnisse einer ornithologischen Sammelreise. 85 zahlreich fiengcn liier Elstern an vorzukommen, die ich mit eini- ger Sicherheit für Pica pica leucoptera anzusprechen glaube. Im Bereiche des Kaukasus, etwa bei Mineralnija Wodü, war kein Schnee mehr und begann es grün zu werden. Ler- chengesang erfüllte die Luft, Raubvögel wurden zahlreich kreisend und auf den Telegraphenstangen hockend beobachtet. Auf der weiten Fahrt in der Gegend von Derbent flogen sogar 2 Fasanenhähne ( Phasianiis colchicus) hart am Zuge auf; eine Gruppe grosser Geier hatte sich an einem Cadaver niederge- lassen; Enten und Wasserhühner zeigten sich zahlreich auf allen sichtbaren Wassertümpeln und so gab es hier immer etwas durch den Krimstecher zu beobachten und die Langeweile gänzlich zu verbannen. In Baku am Abend angekommen, war cs schon ganz dunkel und dabei stürmisch geworden. Sofort begab ich mich auf das bereitstehende Schiff, das fahrplanmässig jede Nacht nach Krassnowodsk abgeht, entschloss mich aber doch, diese Nacht hier zu bleiben, da der Seegang sehr stark war und mir ohnehin schon Secschwachem das Schaukeln des Schiffes im Hafen beinahe zu viel wurde; dazu traf ich noch eine Menge „Eahrunlustiger“, die auf Deck eifrig über das pro und contra dieses Wagestückes debattierten. Kurz entschlossen machte ich Kehrt und suchte das „Grand-Hotel“ auf, das mir als bestes Absteigequartier Baku’s empfohlen worden war, in Wirklich- keit sich aber als sehr mangelhaft erwies. Zu guterletzt stellte es sich noch heraus, dass unsere Bagage nicht ongekommen war und wir derentwegen schon hätten hier bleiben müssen. Abgesehen von alledem, erschien auch eine ruhige Nacht nach fa.st einer Woche ununterbrochener Eisenbahnfahrt als durchaus erforderlich. Den ganzen darauffolgenden Tag verbrachten wir damit, die Sehenswürdigkeiten der Stadt in Augenschein zu nehmen. Dabei gelang es mir, auf dem armenischen Bazar für wenige Kopeken einen prachtvollen Phoenicopteriis roseus, jedenfalls irgendwo in der Umgegend erbeutet, zu erstehen, der auch sofort im Hotelzimmer unter primitivsten Bedingungen als Balg gemacht wurde, da doch mein ganzes Gepäck noch unterwegs war. Ich konnte mich glücklich schätzen, dasselbe doch noch am xAbend richtig zu erhalten. 86 Baron London: Ergebnisse einer ornit,holo<'ischen Sainmclreise. Im Hafen tummelte sich eine Masse Möven, aber fast nur Larus canits, umher. Bedeutend stiller war der Kaspi allerding's, als am vor- herg'ehenden Tage, verlangte aber trotzdem Aufbietung aller Kräfte, um dem Meere doch nicht tributpflichtig zu werden. Dies war um so schwieriger, da sich ausser uns vier Europäern noch 16 Perser in der gemeinsamen Kajüte befanden, deren höchst unangenehme Gewohnheiten die Seekrankheit bis aufs äusserste Maas zu zwing'en drohten. Als interessante Merkwürdigkeit auf dieser Kaspifahrt sei folgendes erwähnt: Aus Baku waren wir bei stockfinsterer Nacht ausgefahren, und am nächsten Morgen begab ich mich bei recht starkem Seeg'ang auf Deck, um frische Luft zu schöpfen. Dort angelangt, zog eine Gruppe Menschen, die eifrig' irgend etwas beobachteten, meine Aufmerksamkeit auf sich, und bald erkannte ich auch den fraglichen Gegenstand in Gestalt einer Plaustaube, die ängstlich das Schiff in kleinen Bogen umkreiste und sich nur dann und wann auf kurze Zeit auf einen Mast niederliess. Das arme Thier hatte jedenfalls bei der Abfahrt aus Baku auf dem Schiffe geschlafen und im Dunkeln nicht auf- flieg'en wollen. Die Taube setzte ihre Kreise solange fort, bis am späten Nachmittage das schwarze Massiv des Cuba-Dagh-Gebir- ges und der grosse Balchan aus dem Meere auftauchten. Erst in der Nähe von Krassnowodsk flog' sie dem Lande zu. Im Angesichte der asiatischen Küste wurden die einzigen Vögel notiert: Eine kleine Schar Sterna^ deren Species zu er- kennen die Entfernung nicht erlaubte, und eine Anas crecca kurz vor der Landung des Schiffes. Krassnowodsk. Das Cuba-Dagh-Gebirge. Fahrt über Aschabad bis Utsch Adschi. 24. 11. bis 27. II.*) Krassnowodsk erreichten wir bei hereinbrechender Däm- merung und es lag eigentlich in meiner Absicht, direct über Aschabad nach Utsch- Adschi zu gehen; doch entschloss ich mich noch in letzter Stunde, den liebenswürdigen Aufforderun- gen eines Herrn, ein paar Tage die Umgegend der Stadt und das Gebirge Cuba-Dagh abzusuchen, folge zu leisten. Hart *) Alle Daten sind alten Stils. Baron London: Ergebnisse einer ornithologischen Sarnmelreise. 87 am Rande des Städtchens steigt das Gebirge schroff an, eben- so steil zum Meere hin abfallend, in welches es sich gleich einer Halbinsel erstreckt. IGisch gekräftigt durch den unge- störten Schlaf im Rette, erwachte ich am anderen Morgen des 24. IL und nun sollte der bedeutungsvolle Anfang meiner Expe- dition gemacht werden. Das Wetter war herrlich milde, warmer Sonnenschein herrschte, das Meer erschien sjjiegelglatt, und die Temperatur war wie bei uns im Mai; durch das geöffnete Fenster hörte ich vereinzelte Passer peironi/is*) von verschiedenen Stellen des neben dem Hause ansteigenden Berges locken. Nun gab es auch kein Halten mehr; schnell ein Stück Brod in die Tasche gesteckt, was aus der nächsten offenen Kiste an Patronen zu erlangen war, in den Patronensack geschüttet (eine Patronen- tasche schien mir in meinem Optimismus hier nicht mehr aus- reichend) und nun vorwärts! Meine Erwartungen wurden jedoch leider auf’s bitterste getäuscht. Die Natur war allerdings unvergleichlich schön und imposant, das schroff zerrissene Ge- stein des Cuba-Dagh jedoch vollkommen todt, geradezu wie aus- gcstorben. Nach mühseligem mehrstündigen Umherklettern hatte ich nichts weiter gesehen als 3 Exemplare Saxico/a picafa, die eifrig sangen, mich aber nicht auf Schussweite her- ankommen Hessen und .sich zuletzt nach mehrmaliger Störung auf Plätze begaben, die weder für mich, noch meinen Schuss erreichbar waren. Mehrere Paare Caccabis chukar flogen auf, und die Hähne lockten zuletzt von den l'.öchsten Höhen der steilen Grate, auf denen sie sitzend sich gleich Silhouetten gegen den Himmel abhoben; mir blieb nur das Beobachten durch meinen scharfen Krimstecher. In mächtigen Schichten lag überall loses, scharfes Gestein umher und zerschnitt mir Kleider und Schuhzeug, und meine Hände hatten bald blutende Schrammen, so dass ich mich tief enttäuscht entschloss, vorsichtig abwärts kletternd mich auf den Rückweg' zu begeben. Mein Präparator, der mittlerweile sein Handwerkzeug schon in Bereitschaft hatte, staunte nicht wenig, mich mit leeren Händen heim.kehren zu sehen. Nach einer Stunde betraten wir trotz alledem gemeinsam nochmals denselben Weg. Wenn es hier auch wenig zu erbeu- ten gab, so wollte ich doch wenigstens möglichst viel beob- achten und mein Tagebuch bereichern. exiguus Hellm. D. Herausg. 88 Baron London: Ergebnisse einer ornitliologisclicn Sammdreise. An weiteren Species wurden bald ein Pärchen j:[quila fulva über einen Bergkamm ziehend gesehen, rine Mcrula iiitermedia erbeutet, ein Pärchen Corvus corax trieb sich in der Gegend des Schlachthauses umher und Haliactus albicilla hockte auf einem isolierten Felsblocke im Meere. An P'alken kam mir nur einer zu Gesicht, den ich mit ziemlicher Sicherheit als Falco peregriniis anzusprechen glaube; er jagte auf Steinhühner und hockte mehrmals auf Felsspitzen auf. Ausserordentlich auffallend ist hier die Masse der Knochen und Knochenfragmentc, mit denen geradezu alle Schutthalden übersäet sind. Auf dem Meere wimmelte es von allen möglichen Durch- züglern, von denen Fulica afra Haupteontingent bildete. Enten waren bedeutend weniger vertreten und wurden folgende notiert: Flarelda glacialis, Fuligula clangiila, cristata, nianla^ riifina, Anas boscas, crecca., qiierguedula, acula, strepera, Oidemia fiisca, Tadorna casarca^ ausserdem Anser anser und ein vereinzelter Schwan, den ich für Cyxniis olor hielt und Phalacrocorax carbo. An Möven gab cs sehr wenige, hauptsächlich Larus canus, die einzeln längs dem Strande hin und herflogen. Perner sah ich eine kleine Schar Sfernn nilotica und eine vereinzelte Sf. caspia. Dabei entgieng mir trotz meines galten Glases noch eine grosse ^\lenge anderer Wasservög'el, die ich theils der weiten Entfer- nung und theils sonstiger nicht erkennbarer Merkmale wegen nicht unterscheiden oder nicht sicher bestimmen konnte. In der Umgebung des Bahnhofes sah man noch einige wenige Passer indicus und P. montanus dilutus. Am nächsten Tage erlegte ich noch am Strande 2 Tringa rninuia und eine Calidris arenaria. Auf meinen Streifzügen durch die Stadt, nach Nahrungs- mitteln suchend, entdeckte ich in einer Jorundenhandlung eine riesig'e Meng-e A'^ogelbälge in Ballen verpackt, die ich mir ein- gehender betrachtete und darunter folg'ende constatierte : Bubo turcomanus, Gypaefus barbadiis, Vultur monachus, Gyps fulvns, Aquila hiperialis, Aq. pennata, verschiedene Tauchenten, ferner PJiasiaiuis persicus und principalis, Colymbus arcticus, septen- trionalis, Podiceps aurifus, nigricollis, cristatus und griseigena, kurz eine Unmasse, allein in abschreckendem Zustande, voller Dermestiden und Motten. Abgesehen davon, haben die Bälge Baron Loudon: Ergebnisse einer ornithologischen Sammelreise, S9 wenig wis.senschaftlichen Wert, da grosse Stücke vollständig fehlten, so z. B. bestanden die meisten bloss aus den beiden Flügeln, Brust, Stoss und Kopf. Vbele dieser Bälge stammten nach den Aussagen der Verkäufer aus dem Innern des Landes, aus dem Balchan und Copeth-Dach. Zwei Tage verbrachten wir im g-anzen hier. Der Abendzug brachte uns weiter uml zwar sollte die Reise zunächst bis Aschabad gehen, woselbst ich mich beim Chef des transkaspischen Gebietes behufs Frlang'ung weiterer Vollmach- ten vorzustellen hatte. Auf dieser weiteren Fahrt gab es schon recht viel zu beobachten; wurde doch Wüste, Steppe und Kulturland durchquert, deren typische Bewohner bald in die Augen fallen. Bei Bami kreisten mehrere Gyps fulvus^ und Alauda gulgiila, und Galerida magna sangen hier zahlreich. Ein Neophron perciiopterus suchte in den alten Lehmruinen der Tekinzenfestung- Geck-Tepe nach Beute. In Aschabad waren Corvus frugilegus in grossen Mengen vertreten, die auch dort auf den no'.h unbelaubten grossen Bäumen in der Nähe des Bahnhofes dichtg'edrängt übernachteten. Eine Merula meriihi schmetterte ihre melodischen Strophen von den Zweigen eines in voller Rosa-Blüte stehenden Mandelbaumes. Am ihi. II. war ein klarer, heisser Tag in Aschabad und wurde dazu benützt, alle Geschäfte und Einkäufe zu erledigen. Von St. Petersburg aus waren hier über meine Reisezwecke bereits Nachrichten eingetroffen. Der Chef des tianskaspischen Gebietes, Excellenz General-Lieutenant Bogoljubow, empfieng mich in liebenswürdigster Weise, meine ihm bereits bekannten Wünsche in vollstem Masse erfüllend. Ein Waggon wurde mir für die ganze Dauer meines Aufenthaltes in Transkaspien freund- lichst zur Verfügung gestellt und sollte von nun ab mein fah- rendes Haus bilden. Schiesspulver, das hier nicht verkauft werden darf, erhielt ich auf eine Anweisung hin aus der Kron- niederlage, und jede Bitte wurde mir hier geradezu von den Aug'en abgelesen. Verschiedene andere Besorgungen, wie die von Conserven, diversen Lebensmitteln, einer Theemaschine, .Schreibmaterialien u. s. w. gab es auch noch zu erledigen. Be- sonders froh war ich, mich schon in Riga mit ganz feinem .Schrot versorgt zu haben, da sich hier nirgends solches entdecken Hess und nur die gröbsten Nummern meinen Bedarf ergänzen mu-ssten. 90 Baron Loudon: Ergebnisse einer ornithologischen Sammelreise. Zufällig war ich gerade zugegen, wie das P'ell eines eben geschossenen Panthers, Felis pardus^ von 2 Turkmenen getragen, dem Gebietschef dargebracht wurde. Auf dem Bazar hatte ich auch im Laufe des Tages mehrmals Geleg'enheit, solche Felle zu sehen, ebenso ein prächtiges Exemplar vom König'stiger ; leider waren alle im Haar recht mang'elhaft, da auf das Trocknen viel zu wenig Sorgfalt verwandt wird und sich später infolge- dessen kahle Stellen bilden. Hörner von Antilopen, Gazella subgiiftu?'osa, Bergschafen, Ovis arkal, Wildzieg'en, Capra aegar- gtis, u. s. w. konnte man überall an den Läden häng'en sehen. Den Nachmittag benutzte ich zu einem kleinen Ausfluge östlich von der Stadt und beobachtete Motacilla personata und AJof. diiJihnnensis in g'ro.ssen Scharen ziehend, ebenso Turd/is atrignlaris. Upupa epops loudoni wsly überall, aber vereinzelt, zu- gleich zum erstenmal zu sehen. Ein Fidica afra hatte sich in die Aryks (Bewässerungsgräben) verirrt und wurde so lange von den Turkmenen hin und her gejag't, bis es einem gelang, sic mit seiner vorsündfluthlichen Flinte zu tödten. Lerchengesang erfüllte die ganze Luft, und ich bemerkte noch viele Saxicola isabellina^ die auf den Rändern der Aryks munter umherliefen. Sperlinge lärmten im Gesträuch, darunter hier das erste Mal Passer hispniiiolensis, von denen ich ein 6 erbeutete. Den Gesang von Emberiza calandra konnte man in allen Richtung-en vernehmen. Der Abend-Postzug' .sollte uns weiter nach 0.sten befördern. Zu meinem vorläufigen Beobachtungsbezirke hatte ich den Wüstenstreifen zwischen dem Amu-Darja und der Merw-Oase gewählt. Da mein .Salonwagen von einer anderen Station her- beigeholt werden musste, quartierte man uns in eine Abthei- lung erster Classe ein, an die Station Utsch-Adschi wurde amtlich um die Reservierung' eines Zimmers telegraphiert und dann gieng es vorwärts. Die Dämmerung brach herein, wir verzehrten unsere Abendmahlzeit und freuten uns über die vielen Carine noctua baciriana, die sich vom vorüberfahrenden Zuge absolut nicht stören Hessen und auf den Telegraphen- stangen oder Drähten ruhig sitzen blieben. Einige heute erbeu- tete Vög'el mussten noch zu Bälgen gemacht werden, was mit vereinten Kräften bald erledigt war. Baron London; Ergebnisse einer ornithologischen Sainmelreise. 91 Die Sandwüste Kara-Kum, Zwischen der Merw-Oase und dem Amu-Darja. I. Die Station U t s c h - A d s c h i. Die Umgeg'end dieser Station ist bereits recht kald, der frühere schöne Bestand des Saxauls (Ammodendron) hat der Axt weichen müssen, da das Holz hier sehr wertvoll ist; auch der Charakter der Wüste hat mit seinem Schwinden einen ernsteren, stilleren, ja todten Anstrich angenommen. Der Holzbedarf Transkasjoiens, der aus dieser Wüste gedeckt wird, hauptsäch- lich zwar g-erade aus dieser Gegend, ist wie man sich wohl vorstellen kann, ein ganz gewaltig grosser. Nur um nun das sichere Versanden jener Strecken, die von der transkaspischen Bahn durchschnitten werden, zu verhindern, ist es jetzt ver- boten, Holz näher als 15 Werst von der Bahnlinie entfernt zu holen. Die energische Durchführung' dieses Verbotes sollte schon aus Selbsterhaltungsrücksichten mit aller Energie und rücksichtsloser Strenge beobachtet werden. Gerade liier findet man fast im Umkreis von 12 Werst selten Stämme, die Armes- dicke oder eine grössere Stärke erreichen. Die Gegend ist hügelig-bergig', dünenartig' reihen sich die Sandkuppen aneinander, bilden Thäler und Kessel, und überall ist der Sand in steter Beweg'ung. Kleine niedrige vSträuclier stehen vereinzelt umher, zum grössten Theil .Saxaul, Tamarix- gebüscli ist weniger vertreten. Am 27. II. frühmorgens erreichten wir diesen Ort, und ich war nun endlich an dem Punkte meiner Reise angelangt, der Wochen und Monate schon mich wachend und träumend beschäftigt hatte. Nun war sie erreicht, die Wüste mit ihren Wundern, Entbehrungen und Schrecken. Die Arbeit konnte beginnen und sollte auch keine Stunde unnütz verzögert werden. Das Zimmer, welches bestellt worden war, stand bereit, der Chef der Station und die Träger harrten bereits unser. Nachdem unsere Sachen ins Haus gebracht worden waren, traten wir ohne Säumen die erste Excursion an. Begleitet von meinem Conservator wanderten wir in einem Abstande von einem halben .Kilometer von einander entfernt geradeaus in nördlicher Richtung. Als erste Beute erlegte ich eine Saxicola isabellinn^ gleich darauf 2 Exemplare Saxicola deserti. Bei meinem Begleiter knallte es unausgesetzt, und als ich den 92 Baron London: Ergebnisse einer ornithologischen Sammelreise. nächsten Hüg-elrücken erklomm, um nach der Ursache seines Schiessens zu schauen, sehe ich wie er in seinem Unverstände auf die hier überall massenhaft vorkommenden Meriones sich vergeblich abinüht. Als echtes Kind seiner lettischen Heimat, als leidenschedtlicher Jäger, auch aus Neugier und ausserdem frappiert durch die Menge dieser verhältnismässig grossen Thiere, hatte er sich hinreissen lassen, mein jetzt so wertvolles Feinschrot unnütz zu verknallen. In jeder Niederung befinden sich zahlreiche Baue, womöglich von noch zahlreicheren Indi- viduen bewohnt, die sonst ung'estört in der Nachbarschaft geschwinde umherlaufen, aber im Anzuge einer Gefahr sofort den Eingang- ihrer Röhren aufsuchen, sich gleich einem Säck- chen aufrichten und ihren originellen, monotonen Pfiff erschallen lassen. Oft schiesst man aus nächster Nähe aut so ein Thier, kann jedoch sicher sein, dass e:i noch genügend Kraft besitzt, sich in die Röhre zu wmrfen und auf Nimmerwiedersehen zu verschwinden. Daraufhin begab ich mich sofort zu meinem Conservator und erreichte ihn gerade, wie es ihm eben, ein Exemplar zu erlegen, geglückt war. Vor uns erstreckt sich nun ein langer Höhenzug mit kahlem Flugsande, auf dem einzelne halb verwehte Saxaul- sträucher stehen. Hier erblickten wir die ersten Podoces pan- deri in drei Exemplaren. Sie verschwanden aber auch sofort hinter der nächsten Hügelreihe und Hessen sich trotz eifrigen Absuchens nicht mehr auffinden; die Erde hatte sie geradezu verschlungen. Alaiida arvensis zieht in kleinen Vereinen, auch einzeln in NO.-Richtung-. Galerida magna bilden mit Saxicola isabellina. das Gros der gefiederten Bewohner dieser Einöden. Motacilla alba und dukhunensis ziehen auch in lockeren N ereinen niedrig fliegend. Sylvia 7iana bewohnt das niedere dichte Gebüsch und erfreut uns durch ihren fast unausgesetzten Gesang-. Inzwischen ist die Mittagszeit herangerückt — ungefähr 10 Kilometer haben wir uns von der Station entfernt — die Sonne brennt bereits gehörig, und da sich auch der Hunger einstellt, so wird das Frühstück hervorgeholt und ganz beson- ders der Wasserflasche zugesprochen. Dann trennen wir uns wieder, mein Conservator schickt sich an, mit der Beute nach Hause zu gehen und ich begebe mich weiter, in grossem Bogen Baron London; Ergebnisse einer ornithologischen Sammelreise. 93 erst in nordöstlicher Richtung und dann nach SW. mich wen dend, um auf tliesc Art die Bahnlinie zu erreichen. Unter einem schattigen Strauch sitzend, schaute ich dem sich Entfernenden noch lange nach. Kein Lüftchen regt .sich, die Sonne brennt heiss, kein Laut ist zu vernehmen, kein Vogel zu sehen, alles hat sich in der Mittagszeit zurückg'ezogen, nur die schon erwähnten Meriones sind die einzigen lebenden Wesen, die etwas Abwechslung in diese Grabesstille bringen, die trotz der Glut auch jetzt noch ganz munter umherlaufen, beim Anblick eines Menschen jedoch zuerst wie aus Marmor gemeisselt vor ihren Röhren sitzen bleiben, um im nächsten Moment mit grosser Geschwindigkeit in der Tiefe zu verschwinden. Eine Schar Passer ammodendri fliegt lärmend neben mir aus dem Gebüsch auf, eine andere zieht in grosser Höhe dem Amu- Darja zu. Ich erklimme einen besonders hohen Sandberg', von dessen Kuppe sich vor meinen Aug'en ein prachtvolles, wenn auch dabei trauriges Bild entrollt. In einer Ivntfernung von mehreren Kilometern erscheint der Wasserthurm der .Station gleichsam im Thale stehend, daneben die beiden einzigen kleinen Häuschen und \'orüberlaufend die endlose Reihe der Telegraphensäulen, sonst soweit das Auge reicht welliges, san- diges, graues Terrain, mit vereinzelten .Sträuchern und Büschen und hin und wieder grünliche Grasj^artien, deren Hälmchen vereinzelt aus dem .Sande hervorragen und von der noch vor- handenen Winterfeuchtigkeit zehren. In der Nähe der Bahnlinie angelangt, wird das Vogelleben wieder abwechslungsvoller. Hier sitzt gleich eine Cari/ie ^lochta. bactriana nicht weit auf einer Telegraphensäule wie in tiefes Nachdenken versunken und lässt sich von der Sonne bescheinen. Auf meinen Schuss streicht sie krank zur Erde und verschwin- det zu meiner nicht geringen Verzweiflung im nächsten Meriones- bau. Mit aller Anstrengung- scharre ich die Erde fort, ermüde aber bei der grossen Hitze bald und da au.sserdem der Gang in die Tiefe geht, so gebe ich erschöpft diese aussichtslose x\rbeit auf. Passer niontanus dilutus wird noch in einigen Exemplaren auf dem traurigen Kirchhofe bei der .Station gesehen und erbeutet, dann steuere ich meiner Wohnung zu, erhole mich in der Kühle des Zimmers und notiere das Beobachtete. 94 Baron London: Ergebnisse einer ornithologischen Sammelreise. Der Abend gilt nur der nächsten Umgebung. Hier erblickte ich ein Pärchen Corvus umbrinus^ die schon mein Conservator mehrmals am Tage bei den Cisterncnwagen beobachtet hatte. Ebenso trieben sich auch vereinzelte Corvus frugilegus umher. Nach ersterem wurde natürlich mit besonderem Eifer gefahndet. Saxicola nionfana wird in einem Exemplare geschossen. Mota- cilla dukhunensis erscheint in einem grossen Schwarme am Abend und nächtigt in den grossen Saxaulstapeln. Buteo ferox streicht in zwei Exemplaren umher. Ein Exemplar Circus cineraccHS zieht vorüber, mehrere Schwärme Sturnus ziehen noch spät in nordöstlicher Richtung. Meine Beobachtung vom Morgen fand ich jetzt auch voll- kommen bestätigt und zwar bestand dieselbe in E'olgendem : Je weiter man sich von der Bahnlinie entfernte, desto mehr ver- ringert sich die Vog'elzahl an Individuen und Arten und schon nach einigen Kilometern bleiben nur noch wenige Wüstencharak- tervögel übrig, während läng's der ganzen Bahnlinie, besonders in der Nähe der Stationen und Wächterhäuschen, ihre Zahl bedeutend zunimmt. Auch mit Z a r o u d n o i sprach ich darüber und wir stimmten vollkommen darin überein, dass sich hier die Vogelwelt hauptsächlich längs der Bahnlinie concentriert, weil es wohl in diesem Strich jedenfalls bedeutend mehr Nahrung gibt; doch scheint entschieden den Elauptanziehungspunkt das Wasser zu bilden, das aus den meisten Cisternenwaggons rieselt und besonders an deren Standorten oft kleine Pfützen anlaufen lässt. Ausserdem muss ich hier noch bemerken, dass alle Vögel und besonders darunter Podoces und die Gruppe Saxicola sich hier durch ganz beispiellose Scheu vor dem Menschen aus- zeichnen. Um einen Vogel hier zu beschleichen, muss man viel Geduld haben. Deckung gibt es kaum, dabei fliegt der Vogel fast immer ausser Schussweite vor einem her oder ver- schwindet plötzlich hinter einem Sandrücken und ist einfach nirgends mehr zu entdecken; später taucht er jedoch wieder an derselben ersten Stelle auf. Ich habe alle hiesigen Saxicola im Verdacht, dass sie verfolgt, sich in die Merionesbaue retten und solches wohl auch in ganz gesundem Zustande thun ; an krankgeschossenen Vögeln habe ich es wenigstens mehrmals beobachten können. Viele Arten nisten übrigens auch und übernachten in verlassenen Röhren. Die Sonne brennt Baron London: Ergebnisse einer ornithologischen Sammeireise. 95 heiss, es ist g'anz Avindstill, der Schweiss trieft von der Stirne, und ist die Mühe mehrmals vergeblich gewesen, schaut man wohl dem seltenen wertvollen Exemplar halb grimmig', halb sehnsüchtig zu, wie es auf erhabenem Zweige von der nächsten IDüne seinen Ruhestörer betrachtet. Der Gang- führte mich am Kirchhofe vorüber, der kaum ein Dutzend Gräber, auf kahlen, sandigen Hügeln gelegen, birgt. Rohe Holzkreuze, theils aus Budenbrettern herg-estellt, stehen am Ende des lockeren Grabhügels; kein Baum, kein Strauch, keine Blume ziert das Grab, keine Inschrift verräth den Namen des bedauernswerten Menschen, der hier einsam und verlassen starb. Lange stand ich hier, meinen Gedanken freien Lauf lassend und meiner Lieben in der fernen baltischen LIeimat gedenkend, die vielleicht mit ähnlichen Gedanken mich in die fernen Wüsten Asiens hatten ziehen sehen. Doch noch einen traurigeren Lriedhof hatte ich schon bei Usun-Ada am Kaspi- schen Meere, auf meiner ersten Reise gesehen ; im reinen Llugsande gelegen, ein Theil der Gräber bis an die Spitze des Kreuzes vom Sande verschüttet, ein anderer bis an die Särg-e aufgedeckt, dazu das unheimliche Rauschen der trockenen Kränze im Winde. Usun-Ada war damals auch noch der Lan- dungsplatz der Schiffe und bildete den Anfangspunkt der trans- kaspischen Militär-Bahn, während es jetzt von allen Menschen verlassen ist, da der bewegliche Sand und das damit verbun- dene Llacherwerden des Hafens ein längeres Halten dieses Ortes ganz unmöglich machte. Die Nacht bricht hier schnell herein, es ist still und sternen- klar, dabei im Lebruar und iVnfang März empfindlich kühl. Carine -noctua bactriana ruft weithin schallend, auf einem Tele- g'raphenstocke oder Sandhügel Saxicola isa.hcUma Cw\^\. hin und wieder eine kurze Strophe wie im Halbschlafe; die Abende sind herrlich. Während wir unsere Mahlzeit einnehmen, flieg'en zahllose Käfer und Nachtschmetterlinge durch die Len- ster an’s Licht und überraschen durch schönes Aussehen, wie auch oft durch ihre bedeutende Grösse und Lremdartigkeit. Übermüdet schläft man ungestört bis zum nächsten Morgen. Am 28. II. gelingt es mir endlich, in S. Richtung, etwa zwei Werst von der Station, Cvwqw Podoces panderi zw nachdem ich beinahe schoji die Hoffnung- aufgegeben hatte, 96 Baron London: Ergebnisse einer ornithologischen Sammelreise. hier ein Exemplar dieses wertvollen und interessanten Vogels zu bekommen. Nach mühevoller Wanderung bei glühender Sonnenhitze im heissen Sande watend, erblickte ich zwei Stück auf der Spitze eines Saxaul-Busches. Hier gerade gdaube ich mit Sicherheit die Beobachtung' gemacht zu haben, dass sich die Vög'cl verfolgt in Meriones- oder Dipusbaue retten. Das andere Exemplar verschwand mir nämlich vollkommen aus den Augen und zw’ar auf freier Eläche, kam mir auch nicht mehr zu Gesicht, trotzdem ich alles auf das Genaueste in der Umge- bung absuchte und zuletzt noch auf der Schusstelle über eine .Stunde wartete. Au.sserdem wurde an dem Tage noch meine Sammlung um 2 Scotocerca inquieta bereichert, die ich vorher nicht bemerkt hatte. Um die heisseste Tageszeit, etwa von 11 — 5 Uhr nach- mittags, lohnt sich die Jagd überhaupt nicht und zu beobachten gibt es kaum etwas, bis auf Galerida magna und Saxicola isabellina, die ganz gemein sind. Kaum ein Vogel singt um diese Tageszeit, und ich habe wohl nirgends eine g'rössere Stille erlebt, wie um diese .Stunden in der Wüste; selbst der Wind scheint eingeschlafen zu sein. Etwa von 5 Uhr an kann man schon sicher sein, wenn man mit dem Krimstecher die lange Reihe der Telegraphen- säulen absucht, einige Carine irgendwo auf ihnen oder den Drähten sitzen zu sehen. Upiipa epops loudoni bemerkte ich heute zum ersten Male, Mofacilla dukhnnensis zieht zahlreich, 2 Exemplare Stiirnus purpiirascens trieben sich bei den Saxaul- Stapeln umher. Ein Aquila nipalcnsis^ zu deren richtiger Bestimmung ich doch ein kleines Eragezeichen stellen muss, kreist lange um die Station. Am 1. III. war sehr heisses W^etter, nur schwacher S.-O.- Wind. Die ersten Alotacilla personata kommen an und ziehen rasch weiter; zwei Corvus umbrinus erscheinen um die Mittags- zeit bei der Station, um an den Pfützen des Cisternenwag'ens zu trinken. Da durch diesen ganzen Wüstenstreifen nirgends in genügender Menge süsses Wasser zu finden ist, hat die Bahn Cisternenwagg'ons in den Betrieb gestellt und fahren täglich lange Züge mit Wasser in jeder Richtung, um alle Stationen und Wächterhäusor damit zu versorg'en. Baron London: Ergebnisse einer ornithologischen Sammelreise. 97 Von der Familie der Sperlinge ist an dieser Station nur Passer montanus dilutus vertreten, wenigstens als Standvog'el. Dagegen sah und hörte ich grosse Schwärme dieser Art oft in grosser Höhe ziehen, die wohl ihrem Gros nach zu Passer amrnodendri und Passer indicus gehörten. Hier gab es nun kaum mehr Aussicht, einen Podoces zu erbeuten und da fast alles, was mir an Repräsentanten der hiesigen Vogelfauna zu Ge.sicht gekommen war, auch schon einen Platz in meiner Sammlung gefunden hatte, so entschloss ich mich, die nächste Nacht, da auch mein Waggon zu erwarten stand, weiter ostwärts bis Repetek zu reisen, um dort mein Glück zu versuchen. II. Repetek. Um Mitternacht traf mein Waggon mit dem gerade fälli- gen Warenzuge ein, schnell wurde unser Gepäck placiert und bald gieng es vorwärts. Bei aufgehender Sonne erreichten wir Repetek, wo man unseren Wagen auf ein Nebengeleise stellte. Wir stärkten uns in Eile durch ein Frühstück und darnach unternahm ich gleich einen Gang in die Wüste, die wohl hier einen ganz anderen Charakter trägt als bei U t s c h - A ds c h i. Die Station selbst be.steht aus bedeutend mehr Gebäuden — hier ist ein Depot und Naphtareservcir von grösseren künst- lichen Anlagen umgeben — und vor allem ist die Bevölkerung recht zahlreich. Zu beiden Seiten der Station im Abstande von über einem Kilometer bildet die Wüste ca. 100 Fuss hohe Dünenrücken mit versandeten Kuppen. Das dazwischen liegende Thal ist hier recht dicht, stellenweise geradezu dickichtartig mit Tamarix und Saxaul bestanden. Wir schreiben heute den 2. III., haben es herrlich becpiem in unserem Waggon, der 3 Räume als Arbeitszimmer, .Schlaf- und Ankleideraum aufweist, in denen sich auch drei Lager- stellen befinden. Am Ende des Wagens ist eine grosse Spie- gelscheibe eingelassen, vor der der geräumige Arbeitstisch, und zu dessen beiden Seiten zwei Wiener Stühle stehen. Alle Sachen erhalten ihren bestimmten Platz. Anstatt der Bilder hängen lange Reihen fertiger Bälge zum Trocknen an den Wänden. Sogar einen Kochofen besitzen wir, und bald dampft lustig die Theemaschine! Unser bewegliches Heim macht einen sehr gemüthlichen Eindruck. 7 98 Baron London: Ergebnisse einer ornithologischen Sammelreise. Heute herrscht aber eine sehr grosse Hitze, im Waggon wird es fast unerträglich {-\~ 27« R), die Nacht hingegen ist wieder empfindlich kalt. Gleich auf der ersten Excursion erblickte ich, kaum 300 Schritte von der Station, auf der dürren Spitze eines Saxaulstrauches einen Podoces panderi. Er liess mich verhältnismässig nahe heran, flog dann zur Erde und trachtete durch Laufen zu entkommen. In der Übereilung fehlte ich ihn und er wurde nachher so scheu, dass ich die Versuche heranzukommen, aufgeben mu.sste. Um meine damalige Stimmung am getreuesten wiederzu- geben, schreibe ich hier wörtlich aus meinem Tagebuche: „So ein Podoces ist im stände, mich eben in grössere Aufre- gung zu versetzen, als etwa jedes andere Wild. Man stelle sich nur vor, mehrere Stunden bei einer fast unerträglichen Hitze den einen Sandberg hinauf, den anderen herabzurutschen, dabei kein Schatten, und das Stehenbleiben ist noch unangenehmer, da man sich dann wie in einem Backofen eingeschlossen fühlt, die Kleider kleben am Leibe, der Durst wird von Minute zu Minute grösser, die Flintenläufe glühen so stark, dass man sich überwinden mu.ss, sie überhaupt zu berühren, und doch fühle ich einen eigenthümlichen intensiven Trieb in mir, der alle Mühsalc klein erscheinen lässt, dem ersehnten Moment gegen- über, nach wohlgezieltem Schuss, den seltenen vielbegehrten Vogel aufheben zu können. Erblickt man ihn noch recht weit auf der Spitze irgend eines Dornbusches sitzend, oder was häu- figer vorkommt, hört man seine schwirrende Stimme, so ist im Augenblick alle Hitze, Durst und Müdigkeit vergessen und mit äusserster Vorsicht wird angeschlichen, was auch anfangs ganz gut geht. Der Vogel bleibt ruhig sitzen und schaut in die weite Welt, — noch bis zum nächsten Strauch, der sich auf sicherer Schussweite von ihm befindet, schon hebe ich die Flinte, da — mit einem Sprung ist der Vogel zur Erde geglit- ten, mit g'elüfteten Flügeln rennt er, gleich einem blauschillern- den Pfeile, zum nächsten Strauch und — der Sand hat ihn verschlungen. Einen Podoces im Laufen zu schiessen, ist jeden- falls schwerer, als die schnellste Bekassine zu erlegen. Mittler- weile hat er sich wieder nicht allzuweit einen anderen Sitzplatz erkoren, von neuem schwirrt sein Liedchen, das Beschleichen beginnt wieder, er lässt aber einen jetzt lange nicht mehr so nahe Baron London: Ergebnisse einer ornithologischen Sammclreise. 99 an sich heran und ist bald wieder ganz vei'schwunden ; über- müdet gibt man die Jagd auf, besieht sich etwas die Umg'e- gend und erholt sich eine kleine Weile, — da plötzlich wieder der schwirrende Gesang, der Betrüger hat sich weit hinten auf seinem ersten Platze niedergelassen und verspottet gleich- sam von dorther die vergeblichen Bemühungen seines Stören- friedes. Wandert man nun einige Kilometer weiter, so taucht bald hier, bald dort wieder ein Podoces auf und meist wieder- holt sich das eben beschriebene Spiel.“ Eine ganze Menge Vögel wurden heute beobachtet und erbeutet: Eine Hubara maqueeni scheuchte ich auf und sie flog nach O.-N.O. ab. Alotacilla alba, dukhiinensis und personata zieht, aber weniger zahlreich als sonst, ebenso Sfuruits vulga- ris. Corvus CO) nix bemerkte ich in einzelnen Exemplaren mit mehreren C. umbrinus bei der Station. Ein umbrinus wurde sogar aus dem Fenster des Waggons erlegt, w’ährend der Vogel nach den fortgew'orfenen Vogelcadavern fahndete. Gale- rida magna ist sehr häufig, Sylvia miniscula und nana sind zahlreich in den dichteren Sträuchern. Motacilla perso]iata zieht in grossen Scharen, darunter einzelne Budytes borealis, beona, melanocephalus und eine citreola. Die Schmätzer bemerkte ich heute origineller Weise in keinem einzigen Repräsentanten. Überall gab es unglaublich viel Eidechsen, meist von ge- ringerer Körpergrösse, die sich im Sande behaglich sonnten, aber bei Annäherung eines Menschen hastig die Flucht er- griffen. Spuren von Gazella siibgutturosa kreuzten einzeln und paarweise häufig die Gegend, doch kamen mir leider keine zu Gesicht, weil meine häufigen Schüsse wohl alles grössere Wild schon zeitig genug' gewarnt hatten. Die Familie der Sperlinge war hier äusserst zahlreich ver- treten, was ich hauptsächlich den hier grösseren Parkanlagen zuschreibe; so gab es Passer montanus dilutus und indicus, am häufigsten Passer ammodendri.^ letztere in dichtem Gebüsch überall an den steilen Abhängen der Sanddünen. Passer hispa- niolensis war vielleicht am schwächsten vertreten. Alle Klein- vögel sind auch hier nur in unmittelbarer Nähe des Bahnkör- pers anzutreffen, mit Ausnahme von Scotocerca Diquiefa., Syl- via nana und Sylvia ininiiscula; diese 3 Arten scheinen die Schrecken der Wüste am meisten zu ignorieren. Corvus fru- 7* 100 Baron London: Ergebnisse einer ornithologischen Sammelreise. gilegus und ein umbrinus nächtig'ten auf den Parkbäumen bei dem Stationsgebäude. Carine noctua hactriana ruft die ganze Nacht hindurch. 3. III. Kühleres Wetter mit N.-Wind, der zum Abend in Sandsturm übergeht. Erbeutet werden Lanius assimüis und hemileucurus, Parus bocharensis, letztere mit bereits starkem Brutfleck, Passer aimnodendri, Scotocerca inquieta^ Sylvia nana, Sylvia ninuscula etc. Der Vogeldurchzug ist heute wohl infolge des contrairen Windes sehr schwach; einige Motacilla dukhunensis ziehen, Buteo ferox werden in der Ferne gesehen, und 2 Exemplare Hubara niacqueeni sind zu notieren. Verhältnismässig sehr zahl- reich wurden auch heute Podoces panderi beobachtet, sogar in unmittelbarer Nähe der Bahnlinie bezw. der Station; ich glaubte, wenigstens S verschiedene Exemplare gezählt zu haben. Am Nachmittage hält sich die ganze Vogelwelt verborgen, der Sandsturm hat an Stärke bedeutend zugenommen, selbst die zahlreichen Sperling'e sind verschwunden. Der Sand rieselt über die Schienen, ganz wie der Schnee in meiner nordischen Heimat, durch alle kleinsten Ritzen dringt er ein; sogar in meinem Waggon ist die ganze Atmosphäre trübe geworden, alles ist mit einer dicken .Staubschicht überzogen, durch die Kleider und Wäsche dringt der Sand und erzeugt ein empfind- liches Jucken am ganzen Körper. Der Aufenthalt im Waggon beginnt äu.sserst unangenehm zu werden, dabei ist draussen die Temperatur stark gesunken. Trotz des schlechten Wetters liess ich mich doch nicht abhalten, meinen gewöhnlichen Gang zu unternehmen, wagte es aber nicht, mich w'eit zu entfernen, da schon auf 200 Schritt Entfernung jeder Gegenstand in feinem Staubnebel verschwand. So durchstreifte ich denn die unmittelbare Umgebung der .Sta- tion, wo sich be.sonders dichtes Gebüsch befand. Dabei machte ich eine Menge Wüstenhasen rege, die hier in grosser Zahl Vorkommen sollen (Lepus tolai). Ein Korsak, der die Dämme- rung benutzend, gerade auf seinem Raubzuge mir begegnete, erhielt leider bloss eine Ladung* Dunst; dabei war die Entfer- nung für den schwachen Schuss doch eine zu gro.sse, so dass er weiter trollte. Die darauffolgende Nacht war bitter kalt. Schon um 2 Uhr morgens erwachte ich frierend, und da an Baron Loiulon: Ergebnisse einer ornithologischen Sammelreise. 101 Schlafen nicht mehr zu denken war, besrab ich mich hinaus, um im Dunkeln nach heizbarem Material zu suchen. Endlich nach grosser Mühe gelang es mir, den dejourierenden Wächter aus seinem festen Schlafe zu erwecken und ihn zu bewegen, uns Saxaulholz zu bringen und einzuheizen. Mein Conservator, der inzwischen auch munter geworden war, stopfte den bald ausgebrannten Ofen nochmals voll, und der Raum war in einer halben Stunde in Kopfeshöhe geradezu schon glühend, hinge- gen am Fussboden noch immer empfindlich kalt. Zugleich be- gann es aber brenzlich zu riechen und es wurde constatiert, dass die Lage über dem Ofen, wo die Rauchrohre hindurchgeht, so heiss war, dass man die Hand nicht anlegen konnte und dass die Hitze bei der Röhre dabei mit jeder Minute stieg, weshalb der Ausbruch eines Feuerschadens unvermeidlich schien. Nur ener- gischer Eingriff beseitigte glücklich die Gefahr. Bald hatten wir uns auch wieder beruhigt, lustig dampfte endlich die Thee- maschine, und das P'rühstück wurde in aller Gemüthlichkeit eingenommen. Mittlerweile begann es auch hell zu werden, die Uhr zeigte schon 5. Der Sturm hatte bedeutend nachge- lassen, und mit anbrechendem Tageslichte erschien die ganze I.andschaft in dichten stehenden Sand-Nebel gehüllt. In Begleitung des Stationschefs, der sich mir als Jäger anschloss, unternahmen wir eine weite Excursion in N.-O.- Richtung. Hier stehen herrliche alte, oft über drei Meter hohe Saxaulbäume von beträchtlicher Dicke und bilden grosse Wäl- der, die sich über Schluchten, Thäler und Höhenzüge erstrecken. Als durchziehend wurden notiert: Passer ammodendri sehr zahlreich, dann Moiacilla personata und eine Budytes citre- olus. Galerida magna ist hier überaus zahlreich und singt; Lanius assimilis und heniileucurus wird in sehr vielen Exem- plaren gesehen und erbeutet, ein Paar Otomela phoenicu- roities romanowi, zum ersten Male hier, Upupa epops lou- doni in kleinen Vereinen überall in den Dickichten beobach- tet. Zum ersten Male begegne ich hier einem Paar Picus leucop- terus, die beständig schreien, recht scheu sind und an den dicken Saxaulbäumen umherklettern. Mehrere Paare Parus bocharensis wurden hier constatiert. Aegithalus atricapillus zieht in einem grossen Schwarm von Gebüsch zu Gebüsch, 102 Baron London; Ergebnisse einer ornithologischen Sammelreise. Ein Paar Bufeo ferox streicht von einem grossen Horste ab, worin sich aber noch keine Eier befinden. Das Nest war ganz frisch erneuert und stand auf einem riesigen Saxaul, woiil drei Meter über der Erde. In der Nähe desselben fand ich bald noch einen anderen, aber auch leeren Horst Mit Beute schwer beladen, machte ich mich auf den Heimweg und beobachtete noch einen Picus leucopterns, an einer Telegnaphenstange empor- kletternd. Auffallend war es jedenfalls, dass in dem ganzen eben durchstreiften Revier kein Podoces sich zeigte. Sollten sie etwa dichtbewachsenes Terrain meiden und zerstreuter ge- legenes Gebüsch bevorzugen! Jedenfalls waren auch hier nir- gends Spuren von ihnen im Sande zu bemerken, die man sonst an ihrem etwaigen Aufenthaltsorte massenhaft findet. Am 5. März war das Wetter wieder schön geworden, bei schwachem Ost-Wind sehr warm, obgleich es die Nacht vorher Eiszapfen an den Cisternenwaggons g‘ab. Auch der Vogelzug ist jetzt, nachdem er zwei Tage aufgehalten worden war, in vollem Gange. Motacilla, Budytes, Upupa, Passer ammodendri, indiciis, hispa7iiolensis, Aegithalus ziehen massenhaft. Ein Accen- tor atrogiilaris wurde erbeutet, ebenso Ruticilla crythronota. La7tms hemileiicurus hat bedeutend an Zahl zugenommen, Oto- viela ph. roifiaitowi ist dagegen immer noch spärlich vertreten. Ein Stück meines Weges Hess ich mich von der Locomo- tive eines Warenzuges mitnehmen und gelangte auf diese Art sehr bequem und bedeutend schneller in mein ergiebiges Jagd- revier. Es sollte auch heute noch möglichst viel beobachtet werden, denn die Zeit drängte, da ich am darauffolgenden Tage beabsichtigte, wieder nach Utsch-Adschi zurückzukehren. Reich beladen mit Beute und wertvollen Notizen erreichte ich spät nachmittags, hungrig und durstig endlich mein fah- rendes Heim. Da uns schon der Nachtzug- nach Utsch-Adschi bringim sollte, wurde unser Wag-gon gleicli umgedreht. Bis zu dem Orte begleitete uns noch ein Jäger aus Repetek, der durch seine schönen Schilderungen meine Erw^lrtungen auf’s höchste spannte. Es sollte nämlich eine Excur.sion zu dem 7 — 10 Werst entfernten, jetzt verlassenen Wasserthurme unternommen werden, wo nach seiner Aussage zahlreiche Tauben ihr Domicil aufge- schlagen haben sollen. Baron London: Eraeirnisse einer ornithologischen Sammelreise. 103 III. Utsch- Adschi. Tn frühester Morgenstunde langten wir in Utsch-Adschi an. Gleich sollten wir ausgehen. Die uns schon bekannten ßahnbeamten rüsteten sich gleichfalls, um uns zu begleiten. Hier erfuhr ich, dass am Abend vorher ein grosser Schwarm Phalacrocorax carho sich auf dem Semaphor der Station nieder- gelassen haben sollte und dann in N.-O. -Richtung- weiter- geflogen sei. Schon bei Sonnenaufgang war es recht heiss, kaum merk- licher Ost-Wind und kein Wölkchen am Himmel. Mit meinem Begleiter aus Repetek machte ich mich denn auf, da die Bahn- beamten leider plötzlich abgehalten wurden. Wir wanderten nun in der uns angedeuteten Richtung, gut instruiert vorwärts. Erbeutet wurden: Lepiis lehmanni, Saxicola montana, Ruticüla rufiroentris, letztere zugleich als erstes Ankunftsdatum; Saxi- cola deserti und isabellina haben an Zahl zugenommen, ein Zeichen, dass doch nicht alle hier überwintern ! — Ein unbe- wohnter Horst von Bitfco ferox ist in dem lichten, wenig ber- gigen Terrain sehr weit sichtbar. Ein Paar Parus bocharensis war hier auch in niederem Gebüsch vertreten. Wir mochten wohl reichlich 10 Kilometer gewandert sein, doch vom angeblichen Wasserthurm war noch immer nichts zu sehen. Sogar vom nächsten Höhenzuge, der einen überaus weiten Ausblick ermöglichen sollte, konnten wir nichts ent- decken, das auf das Vorhandensein eines solchen hätte schlie- ssen lassen. Die Sonne brannte glühend, die Wasserflasche war schon lang'e geleert; meine Handflächen, die seit mehreren Tagen einen gründlichen ,Sonnenstich weg hatten, begannen empfindlich zu brennen. Auch der Beamte, der uns einholen sollte, lie.ss sich nicht blicken, und so fassten wir denn den Entschluss, in grösserem Bogen zurückzukehren, da wir einer hier weidenden Karakulschafherde mit ihren zahlreichen Hun- den unbemerkt ausweichen mussten, die meinem Begleiter grossen Respekt einflössten. In diesem Wüstentheile ist näm- lich im P'rühjahre stellenweise spärlicher Graswuchs vorhanden, was die bucharischen Herdenbesitzer sich zu nutz machen; täg- lich .stiess ich auf meinen Gängen auf wenigstens 1 — 2 solcher Herden. Nach mühseliger Wanderung, wobei es weder etwas zu hören, noch zu sehen gab, erreichten wir am Nachmittage 104 Baron London: Erj^ebnisse einer ornithologischen Samrnelreise. vollkommen erschöpft unseren Waggon. Hier erfuhren wir, dass sich unser verspäteter Führer doch noch aufgemaciit hatte, uns aber nicht fand und erst sehr spät kehrte derselbe zurück und überbrachte in seiner Tasche eine blutige, vertrocknete und ganz verrupfte Taube, die ich als Turtur anritus bestimmte. Den Abend verbrachte ich mit Käfersammeln, die in der Dämmerung auf allen mit Gras bewachsenen Plätzen in Massen erscheinen. Der Conservator hat alle Hände voll zu thun und bewältigt jetzt kaum die Menge Vögel. Als seltene Beobach- tung sei hier erwähnt, dass es mir eines Tages darauf glückte, 2 Wildpferde (Equus hemionus) auf einem Ausgange zu sehen. Es kamen täglich unzählige Karawanen mit Saxaulholz und deren Führer hatten schon mehrmals die Anwesenheit solcher Wildpferde erwähnt, so dass ich mich entschloss, mit ihnen zu gehen. Auf einem Esel der Kameelkarawane vorausreitend, wandten wir uns nach Süden, doch Hess sich leider nichts von den ersehnten Thieren erblicken. Da meine Zeit mir doch zu kostbar war, stieg ich nach 2 Stunden ab und machte mich seitwärts auf den Heimweg, wobei die erwähnten beiden Exem- plare aufgescheucht wurden und in wildem Galopp davonrann- ten. Weit ausser Schu.ssweite blieben sie stehen, doch konnte ich sie, dank meines guten Glases sehr genau betrachten. Am Abend des letzten Tages in Utsch-Adschi zogen 2 Möven, Larus cachinnans der Bahnlinie folgend, dem Amu-Darja zu. Bei tiefer Dämmerung sahen wir 6 Kraniche, die ihrer merkwürdigen Stimme nach nicht Grus grus sein konnten ; sie Hessen sich am Utsch-Adschi-Kuju (Brunnen) nieder, doch war es in der Dunkelheit nicht mehr möglich, einen Vogel auf der Erde zu erkennen. Weit über Schussweite flogen sie auf und verschwanden gleich Gespenstern in nördlicher Richtung, wo nach Aussage meines Begleiters sich mehrere Brunnen befinden sollten. IV. Annenkowo. Am 7. III. erwachten wir früh morgens dadurch, dass unser Waggon plötzlich still stand; wir waren in Annenkowo angelangt und auf ein Nebengeleise gestellt worden. Im Osten röthete sich bereits der Himmel, und nur eine kleine Strecke sind wir noch vom Rande der Merv-Oase entfernt. Der ganze Baron Lou(ion: Ergebnisse einer orniihologischen Saminelreise. 105 Charakter der Landschaft hat sich wiederum verändert, der Sand hat zum grossen Th^ile der harten Lelimfläche weichen müssen und tritt überhaupt recht wenig zu Tage, vorherrschend aber in östlicher Richtung. Die Umgegend ist grösstentheils eben wie ein Brett, hin und wieder mit ausblühendem Salz (Takyr) bedeckt. Die sandigen Partien sind stellenweise recht dicht mit Tamarix und Saxaul bestanden. Der Vogelreichthum ist hier grösser, als an den anderen von mir bisher besuchten Orten, was wohl auf die relative Nähe des Endverlaufes des Murg-Ab zurückzuführen ist. Ziehend werden beobachtet: Aegithalus atricapillus in grossen Scharen von Busch zu Busch fliegend, Passer ammo- dendri scharenweise in beträchtlicher Höhe; Up^^pa epops lou- doni rastet allenthalben im Gebüsch; Saxicola isabellina und Galerida magna sind gemein. Lanius hemileucurus und Ruticilla rufiventris sind häufiger als bisher, besonders zahlreich ist letz- tere bei der nächsten Bahnwärterbude Nr. 5, wo wieder san- dig-welliges Terrain mit starkem Saxaul bestanden ist Drei Horste von Buteo fe^ox mit 4, 5, 5 stark bebrüteten Eiern werden unmittelbar am Bahnkörper gefunden und ein 6 und 9 der Art erbeutet. Die ganze Gegend hier ist voller Raub- vogelhorste, die sehr exponiert auf den Wipfeln der Saxaul- Stämme stehen und schon aus grosser Entfernung sichtbar sind. Ferner notierte ich als durchziehend auch hier einen Larus cachinnans und einen grossen Schwarm Larus ridibundus. Es macht einen ganz absonderlichen Eindruck, mitten in der Wüste reine Wasservögel anzutreffen. Sehr häufig sind in der Umgegend Corvus iiinbriniis und frugüegus und Milvus korschun wird in mehreren Exemplaren öst- lich ziehend beobachtet. Sehr oft passierte mir hier, dass ich, als ich einen kreisenden Raubvogel mit dem Fernglase ver- folgte, ganze Schwärme kleiner Singvögel in unglaublicher Höhe, dem unbewaffneten Auge nicht sichtbar, scharenweise ziehen sah ; nur selten drang ein schwacher Lockruf bis zur Erde herab. Corvus cornix ist hier, wie auch in Repetek und Utsch-Adschi sehr vereinzelt zu bemerken. Mit dem heutigen Tage beginnen die .Schildkröten (d'estiido horsfieldi) ihre Winterschlupfwinkel zu verlassen und erscheinen 'T'06 Baron' London: Ergebnisse einer ornitliologischen Sammelreise. gleich in grossen Mengen; dazu liegen hier überall leere Schild- krötenpanzer, weiss gebleicht, umher, auch finde ich hier die vertrocknete Haut eines Igels (Erinaceiis albulus). Am Abend iiiegen ganz besonders viel Schmetterling'e an das Fenster. Carine noctua baclriana ist hier häufiger als bisher. Parus bocharensis sehr zahlreich in alten Saxaulbeständen östlich von der Station, hat stark bebrütete Eier, Turdus afrigularis hält sich zahlreich daselbst auf. Die obenerwähnten drei Florste von Buteo ferox stehen alle, kaum hundert Schritte von der Bahnlinie entfernt, auf starken Saxaulstämmen, 2 — 3 Meter über der Erde und sind schon aus grosser Entfernung sichtbar. Überhaupt gibt es hier in der Umgegend zahlreiche Raubvogelhorste; die übrigen untersuchten sind aber alle' leer, obgleich an vielen frische Reparaturen zu bemerken sind. Mir fiel es gleich auf, dass gerade in der nächsten Nachbarschaft dieser Horste, speciell auf demselben Baume, sich zahlreiche alte Singvogelnester vor- fanden und dass ebenso auch an der Peripherie der Horste selbst solche, ähnlich denen unserer Sperlinge in den Storch- nestern, sich zeigten. Diese Bussardhorste sind auffallend gross, übertreffen an Volumen bedeutend diejenigen der Schell- und Schreiadler. Die Unterlage besteht aus stärkeren Knüppeln des Saxauls, obendrauf liegen feinere Reiser von Dschungus und Kajan-Sujuk; die Nestmulde hat als Unterlage Bast, Wolle, Theile alter Turkmenen-Pelzmützen, Lappen und Papier; ich fand sogar auf einem Neste die ganze Hülle eines Pfund ge- meinen russischen Tabaks nebst .Banderolle. Die meisten Eier waren schon so stark bebrütet, dass das Ausblasen auf ge- wöhnlichem Wege nicht mehr möglich war. Ihre Form ist stark kugelig, auf blauweissem Grunde mit vereinzelten grossen braunen Flecken, die am stumpfen Ende näher zusammenstehen. Am Nachmittage bedeckte sich der Himmel, dabei w'ar es recht warm und W.-Wind. Gegen Abend fiel ein wenig' Reg'en, der die ganze Natur wie mit einem Zauberschlage veränderte. (Fortsetzung folgt.) H Goebel; Zip Navvülok. 107 7A\) Na>vo]ok. Ein Bnutplatz dep Stellepia dispap, Tpinga subapeuata, minuta und cuahpseheinlieh Calidpis apenapia u. a. m. Vun H. Goebel. Bis vor 3 Jahren bezweifelte ich gar nicht das häufige Brüten der Sfelleria dispar im Varang'erfjoi-d und überhaupt in der westlichen Hälfte der Murmanküste, wenngleich ich davon überzeugt war, dass man mit den durch Nordvi in den Han- del gebrachten Eiern sehr vorsichtig sein müsse, da sowohl mir, wie Me wes von Nordvi’schen Stelleria-EÄQxn bloss solche be- kannt waren, die der Harelda glacialis angehörten, während Eier, die mir zur Bestimmung durch Sandeberg zug'esandt wurden, aus der Chotkabai stammend, dem Alergus serrator angehörten, wie ich nach näherer Untersuchung derselben leicht erkannte, während ich sie, anfangs bloss flüchtig' besehend, als möglicher Weise der St. dispar angehörig erklärte. Ich glaube, dass auch das Sandeberg’sche Gelege von Nordvi stammte, den ich als einen Herrn kenne, welchem, ohne ihm üble Absichten unterschieben zu wollen, eine gründliche Por- tion Leichtsinn nicht abzusprechen ist. Das genierte mich aber durchaus nicht, an das häufige Brüten der Stellerente zu glauben, weil ich sie ja bis tief in den Sommer hinein, sowie früh im Herbste beobachtet hatte. Ich bedauerte bloss, dass mir, durch meine Geschäfte verhindert, nie Gelegenheit ward, die angegebenen Brutplätze: Zip Nawolok, Subow-Inseln, Henö- oder Aina-Inseln, Petschengabusen u. a. m. zur Brut- zeit zu besuchen. Seit 1899 konnte ich mich speciell mit der Erforschung der Vogelwelt Lappland’s beschäftigen. In diesem Jahre jedoch verhinderte mich die gründliche Untersuchung vorherrschend der Umgegend Jeretiki’s und der Urabai an weiteren Aus- flügen. Erst 1900 nahm ich unter anderm auch Stellcria dispar auf das Korn und fand zu meiner grossen Überraschung, dass die Stellerente, wenn überhaupt brütend, was nach dem einen an Professor Newton mit dem Dunenneste gelangten Gelege ziemlich feststand, nur als höchst seltener Brutvogel anzusehen sei. All’ die angegebenen Plätze wurden theils von mir, theils von einem ornithologisch gebildeten Herrn, de;" Arzt an Bord 108 H. Goebel: Zip Navvolok des Kreuzers „ Paclitussow“ war, erfolgdos besucht, und ein- stimmig erklärten die örtlichen Bewohner von Zip Nawolok, Sendjanaja (unfern der Aina-Inseln), Petschenga, dass die Ente wohl das ganze Jahr hindurch, mit Ausnahme etwa zweier Sommermonate, gesehen werde, dass nie aber von ihr Nester gc- tunden worden seien, solange die Colonien beständen, d. h. seit etwa 80 Jahren. Schon war ich geneigt, an ein Brüten der Ente überhaupt zu zweifeln, als ich aus sicherer Quelle die Nachricht erhielt, dass ein Ei bei Kola, ich glaube 1887 gefun- den worden sei. Deshalb beschloss ich nochmals, aber gründ- lichst die Umgebung eines der angegebenen Plätze zu durch- forschen und wählte hiezu Zip Nawolok mit den nahen Subow- Tnseln (20 Kilometer weit), das mir von meiner vorjährigen Recognoscierung und den Sammelerfolgen meiner dort zurück- gelassenen Pflegetochter als vogelreich bekannt war. Mein Sammelplan für 1901 war folgender: Nach Constatierung des Beginnes des Brutgeschäftes von Larus mai'inus bei Alexan- drowsk, das gegen Mitte Mai zu erwarten stand, Benützung des Lokaldampfers zum x-Vusflug nach Jeretiki mit Aufenthalt vom 14. bis 17. Mai; am 18. Rückkehr, am 20. Excursion nach der Carbo cortiwranus-Co\o\\\ der Uberseite stark ins Staubgraue ziehend, der lelnnfarluge Ton fast gairz fehlend, die dunklen Kopfstreiren etwas lieller, der Sclmabcl ein wenig stärker, rypus: Nr. 4763 Coli. v. Tschusi, Q 19. II. 1901, Rostow a. Don. Wei- tere Exemplare: Nr. 4846 Coli. v. Tschusi, ^ 24. 11 1900, Giatigorsk, N. -Kaukasus, zwei ((5 9 von derselben Localität und ein von Radde gesammeltes Stück im Wiener Museum. Von den g-eographisch benachbarten P. petrotiius inter- mediiis (Hart.) unterscheidet sich die kaukasische xAbart sofort durch den staubgrauen Anflug und die dunklere, markante Fleckung der Oberseite. Harter! beschrieb letztere Form aus Gilgit (Typus) und Kandahar. Ich sah zwei Stücke aus Tur- kestan (Zordali) in unserem Museum und ein von Zarudny im nördlichen Persien gesammeltes Exemplar in der prächtigen Sammlung v. Tschusi. Ihre Identität mit intiirmedius habe ich durch Vergleich des Typus festgestellt, den mir der Autor mit gewohnter Liebenswürdigkeit übersandte. Intennedius sehr ähnlich ist barbarus Erl., von dem nur 10 Stücke Vorlagen. Letzterer unterscheidet sich nur durch etwas dunklere Kopfstreifen, besser durch die verwaschene, undeutlichere Fleckenzeichnung des Rückens. Der Schnabel scheint allerdings stets stärker zu sein als bei intermedius ; allein in einer Serie von 10 puteicola ist die Schnabelgrösse keineswegs constant, und ich möchte deshalb auf dieses Merkmal nicht so viel Gewicht legen wie Harter!. Brevirostris aus Ost-Sibirien scheint mir genügend charak- terisiert. Der Schnabel ist nun allerdings nicht schwächer als bei manchen europäischen Stücken, aber im Vergleich zu dem starkschnäbeligen Nachbar, intermedius^ auffallend klein. Die P'ärbung ist noch blasser als bei diesem, besonders die Kopf- streifen nicht so dunkelbraun und die Flügel wesentlich kürzer. Von allen be,sprochenen Formen unterscheidet sich p2ifei- cola Festa sofort durch die sandfarbige, helle Oberseite, die des Ichmfarbigen Tones ganz entbehrt. vSchnabel durchschnittlich stärker als bei barbarus. Wir haben demnach zu unterscheiden : 1. Passer petronius madeirensis (Erl.) Oben sehr dunkel, stark lehmgelb überlauten, schwarze Fleckung sehr markant. Besonders dunkel lehmfarbige Kopfseiten, Am kleinsten : Fl. 90—95 mm. Madeira und Canaren. (Untersucht wurden: 4 Vögel der Coli. Erlanger find. Typus), 2 in Coli. V. Tschusi, 3 in Mus. Wien, alle von Madeira.) C. E. Hellmayr: Die Formen von Passer petronius. 129 2, Passer petronius petronius (L.) Heller, besomlers Kopfseiten lichter. Lehmfarbe schwächer. Grösser: Fl. 90—98 mm. Mittel- und Südeuropa, Kleinasien. (1 Stück Kleinasien (Coli. v. Tschusii, 2 Thüringen (Coli. Tsch.), 2 S.- Tirol (Coli. Tsch.), 13 Italien (Coli. Tsch., Erlanger und Mus. Wien), 1 Sce- alpen (Coli. Tschusi), 1 Provence (Wien), l Nizza (Wien), 1 Albanien (Mus. Sarajevo), 21 Griechenland (Mus. Sarajevo, Wien und Coli. Erl.). 3. Passer petronius exiguus Hellm. Aehnlich Nr 2. Lehmfarbe fast fehlend. Oberseite staubgrau überlaufen. Fl. 96—99 mm. Schnabel etwas stärker als bei Nr. 2. Kaukasien. (Material: 3 Stück (Mus. Wien), 2 Stück (Coli. Tsch. incl. Typus) Kaukasus. Diese Form ist nicht unähnlich den Vögeln aus Thüringen, aber überall viel lichter und grauer. Interessant müsste rler Vogel von Erzerum im Brit. Museum sein, der vielleicht ein Zwischenglied von petronius, exiytius und intennnlius darstellt! 4 Passer petronius intermedius (Hart ) Etwas heller und grösser als Nr. 2, schwarze Fleckung etwas undeut- licher, Schnabel stärker. Fl 98 — 102 mm. Persien, Afghanistan, Turkestan und Kaschmir. (Material: 2 Stück Gilgit (Mus. Tring.; Typus!), 2 Turkestan (Mus. Wien), 1 N. -Persien (Coli. Tschusi.) 5. Passer peironius brevirostris (Tacz ) Noch etwas blasser als Nr. 4. Kopfstreifen nicht so dunkelbraun. Schnabel klein und schwächer, etwa wie bei 2. Flügel etwas kürzer, 90 mm. Ost-Sibirien und Mongolei. (Material: 1 Stück Argun-Fl. (Mus. Braunschweig ex. E. F'. v. Homeyer Coli.; typ. Exemplar.) 6. Passer petronius barbarus (Erl.) Von Nr. 4 nur durch verwaschenere Fleckung der Oberseite und dunklere Kopfstreifen, von Nr. 5 durch den slarken Schnabel, längere Flügel und dunklere Kopfstreiferi verschieden. Fl. 95 — 100 mm. ' Nord-Afrika. (Material: 8 Stück Coli. Erlanger (incl. Typen), 2 Mus. Wien, alle aus Tunis.) 7. Passer petronius puteicola (Festa ) Bedeutend heller als Nr. 1 — 6, sandfarbig, was besonders auf den mitt- leren Schwanzfedern auffällt, die erdbraun anstatt schwarzbraun sind, Schnabel stark, Flügel lang: 96—103 mm. Palästina. (Material: 8 Vögel (Coli. Erlanger), 1 Stück (Mus. Wien), 1 (Coli. Tschusi). Zum Schlus.se danke ich jenen Herren, die mich durch Ueberlassung' von Material unterstützt haben, nämlich Prof. W. Blasius, Baron v. Erlanger, E. Hartert, O. Reiser und V. von Tschusi zu Schmidhoffen. 9 130 P. E. Schmitz, A. de Noronha: Vogelleben von Porto Santo. Aus dem Vogelleben der Insel Porto Santo. Tagebuch-Notizen des Herrn Adolpho de Noronlia. Übersetzt und mit Vorwort von P. Ernest Schmilz. Die etwa 30 Quadratkilometer g'rossc In.sel liegt 23 geogr. Meilen nordöstlich von der Insel Madeira, Sie hat nur 2000 Einwohner und diese wohnen fast alle beisammen in einem bescheidenen Städtchen im Südosten der Insel, nahe bei einer 5 km sich ausdehnenden sandigen Bucht Das Städtchen ist umgeben von ziemlich sandigen Gärten und Saatfeldern (Unter- und Ober-Feld), sowie von noch sandigeren, aber fruchtbaren Weinbergen. Abgesehen von einigen Palmen und anderen vereinzelten grösseren Bäumen besitzt die Insel fast keinen Baumwuchs; denn die Tamarisken, die in der Nähe der unbe- deutenden und im Sommer meist verschwindenden Wasscrläufe wachsen, sind nur hohes Gesträuch. Noch vegetationsloser ist das Innere der Insel, deren Hauptma.sse aus trachytischen Lavabänken, Agglomeraten und kalkreichem Tuff besteht und verschiedene weite Sandebenen aufweist. Gegen die Mitte und nach Norden hin erhebt sich die Insel in einzelnen Kegiln bis zu 400 und 500 Meter, besonders in dem Tacho, Castello, Anna Ferreira und Juliana-Bergc. Mit Ausnahme der obigen grossen Bucht zeigt die Küste fast überall hohe steilabfallende Fels- wände. Der Hauptinscl vorgelagert liegen die kleinen felsigen unbewohnten Eilande : Baixo, Cima, Ferro, Fonte und Nordeste, von welchen nur das erstere grösser als ein knG ist. Das 1. flankiert südlich, das 2. östlich die grosse Bucht, beide in geringer Entfernung. Das 3. lieg't westlich, das 4. nordwestlich und das 5. nordöstlich von Porto Santo, die beiden letzten in grösserer Entfernung'. Der ganze Naturcharakter ist also wesentlich verschieden von dem der Hauptinsel Madeira, und darum ist es nicht befremdlich, dass einige Vögel, ein Puffinus assiinilis, Chara- drius alexandrirms etc. ausschliesslich in Porto Santo brüten, während anderseits fast ein Drittel der hiesigen Madeirabrut- vögel (ctr. Orn. Jahrb. 1899, H. 1) in Porto Santo weder brüten, noch überhaupt oder doch sehr selten anzutreffen sind. Es sind das besonders solche, die reichen Baumwuchs und Waldungen lieben, wie mehrere Sylvien und Fringillen, Titrdus mcrula, Columba palumbus und trocaz, Scolopax ruslicula, sowie die Rapaces au.sser dem Thurmfalken. P. E. Schmitz, A. de Noronha: Vogelleben von Porto Santo. 131 Auf meine Bitten hin hat mir Herr Adoljoho de Noronha seine im Jahre 1900 auf Porto vSanto angestellten Beobachtun- gen in liebenswürdig'cr Weise zur Verfügung gestellt, die hier in Uebersetzung- folgten und weitere zugesagt. 1900. 18. I. An der Mündung des Stadtflüsschens wurden 2 Alotacilla alba beobachtet. If). II. Ich fand ein Anthus i5^;'//?z’/z»//-Nest und am 7. III. ein zweites, dieses bereits mit bebrüteten Eiern. Unter den Porto Santo-Singvögeln ist wohl dieser der früheste Brüter. Da die Temperatur Porto Santo’s nach meinen Beobach- tungen seit letztem November fast stets um 1 Grad Celsius höher ist als die Madeira’s, so ist nicht zu verwundern, dass im allgemeinen hier das Brutg'eschäft etwas früher beginnt. 10. III. E'ischer von ganz verschiedenen Booten ver- .sichern, am frühen Morgen dieses Tages bei den Felsen der E'erro-lnsel das Geschrei der Sterna hirundo vernommen zu haben. 13. III. Ich beobachte dieses Frühjahr die ersten durch- ziehenden Ckelidonaria urbica. Sie erscheinen in grosser Zahl und belebten 5 Tage hindurch die um die Stadt liegenden Saat- felder. 21. III. Sah eine einzige Chelidonaria urbica-, die vorher beobachteten sind spurlos verschwunden. 22. III. hatte ich ein Exemplar Strepsilas interpres auf der Baixo-Insel gesammelt und am 3. IV. mehrere auf den Nordeste-Inseln beobachtet. IV. Einig'e Gallinula chloropus treiben sich auf dem Lombos-Teiche bei der Stadt herum. 13. V. In der Bucht lassen sich 2 Hausschwalben blicken. 16. V. In einem Dornstrauch unweit der Pfarrkirche singt eine Sylvia atricapilla 20. V. Ich erbeute in den wilden Felsklüften der Fero- Insel ein Dunenjunges von Puffiniis assimilis. Auf der Hochebene derselben Insel ist ein Anthus hertheloti noch mit seinem Nestbau beschäftigt. 23. V. Da der Wind von NW. plötzlich nach OSO. um- schlug, zeigen sich von neuem einige Chelidonaria itrbica. 26. V. Heute Hessen sich grosse Flüge der Haus- 9* 132 P. E. Schmitz, A. de Noronha: Vogelleben von Porto Santo. und Rauchschwalbe auf unserer Insel nieder. Gegfen Abend fieng' ich 3 Hausschwalben am Dachrande eines alten Hauses. Jede erhielt ein feines 4sprachiges Zettelchen angebunden zum Beweis des Durchzuges auf Porto Santo. 31. V. Seit heute werden durchziehende Schwalben immer seltener. 19. VI. Ich beobachte nochmals 2 Plausschwalben. 1. VII. Noch einige dieser Durchzügler werden an der Münclung des Stadtflüsschens beobachtet. 1. IX. Jemand versichert mit Bestimmtheit, im Süd- westen der Insel einen Apiis nielba beobachtet zu haben. Da diese Art aber für Madeira noch nicht nachgewiesen ist, müssen weitere Beobachtungen abgewartet werden. 13. X. Am Meeresufer fliegen einig'e Hausschwalben und auf einigen Ackerfeldern nahe bei der .Stadt beobachtete ich 2 Feldlerchen. 15. X. Zum 1. Male diesen Herbst hörte ich eine Sylvia africapüla singen. 7. XI. In der Bucht sah ich noch einige Puffinus kuhli und Sterna hirundo fliegen. 12. XI. Es werden 2 Hausschwalben beobachtet. 14. XI. Auf einem Saatfelde wurde ein fast völlig weisser Sperling erlegt. Da Passer dornesficiis im Madeira- Archipel ein höchst seltener Gast ist, wird es wohl Petronia peironia ■maderensis mit Albinismus sein. Vor wenigen Jahren wurde ein ähnliches Exemplar hier beim Nestbau an einem Hausdachc im Norden der Insel beobachtet und vor 2 Jahren noch ein anderes, ebenso beim Brutgeschäft an einem Dachfirst nahe beim Tanque, Mittelpunkt der Insel. In demselben Jahre wurden noch 2 solche an der Ponta, dem äussersten Südwestpunkt der Küste, und schliesslich noch vor wenigen Tagten 3 weisse Sperlinge in der Mattas-Geg'end, wo auch der oben zuerst er- wähnte erlegt wurde, der hier vor mir Hegt, gesehen. 15. XI. Erlegte einen Numenius phaeoptis an der Meeres- durchfahrt zwischen Porto Santo und dem Cima-Eilande. Im Magen fand ich .Schnecken und Beine von Krustenthieren des Gestades. 16. XI. Im Eelsgeklüfte im Osten der Cima Insel fand ich ein Ei von Oceanodroma Castro. P. E Schmitz, A. de Noronha: Vogelleben von Porto Santo. 133 20. XI. Auf einem Donistrauche hat sich heute morgens eine Schwarzamse] niedergelassen, und sehe ich eine Feldlerche ihren Flug über die Wohnhäuser nehmen. 2 1 . XI. Ich habe 3 Laubsänger beobachtet, die mir Phylloscopus superciliosiis zu sein scheinen. Auf Weizenfeldern bei einem Bache wurden einig'e Motacilla alba g'esehen. 22. XI. In einem Bachbette treffe ich eine Mota- cilla melanope an. Abends höre ich eine Schar von Pucffinus assimilis gemischt mit Oceanodroma Castro rings um das Gebäude des Cima-Leuchtthurmes. Vom 15. — 17. desselben Monates, wo ich mich abends daselbst aufhielt, habe ich keine Pujfine nachweisen können. 22. XI. Im äussersten Süden der Cima-Insel schoss ich 3 Strepsilas mterpres. Mageninhalt: Stücke von kleinen Seekrebsen und besonders zahlreiche Littorina-Muschelchen. Zu- gleich mit diesen viele Opercula von grösseren Univalven, was zu beweisen scheint, dass der Vogel den fleischigen Theil von der eigentlichen Muschelschale zu trennen versteht. 23. XI. Frühmorgens entdecke ich auf der Cima-Hoch- ebene zwischen Artemisia «/-^^fcVzArt-Pflanzen, die dort üppig wachsen, einen ütiis brachyotiis. Mit einem Gefährten ver- folgte ich ihn verg'ebens. Er liess sich nicht auf Schussweite herankommen. Kaum bemerkten ihn die Steinsperlinge, als sie ihn umringten uml angriffen und nöthigten, sich niederzulassen. Nachdem wir ihn kreuz und cpier auf der Insel verfolgt, wurden wir abg'clöst durch einen Thurmfalken, der ihn in unzug'äng- liches Felsgeklüft trieb, fort aus unserem Gesichtskreise. Später fanden wir Ueberreste von Oceanodroma Castro, frisch zerrissen und unzweifelhafte Beweisstücke der Jagd, die die Eule in der verflossenen Nacht auf diese Vögel gemacht hatte. 27. XL Einer meiner Bekannten schoss auf 2 Otns brachyotiis auf der Baixo-Insel. Einer fiel verwundet ins Meer und war bald von vielen Larus cacJnnnans umgeben, die ihm den Garaus machten und ihn verschlangen. Das andere Exemplar, ein 9, wurde mir gebracht, und ich besitze noch seinen Balg. Im Magen fand ich eine Maus oder richtiger fast nur das Skelet derselben. Am selben Tage beobachtete ich am Gestade eine Rissa tridactyla. 4. XII. Ich beobachte für diesen Winter den ersten 134 P. E. Schmitz,, A. de Noronha: Vogelleben von Porto Santo Ivanaricnwildling auf der Insel. Ich \crnuiLhe, dass die.sr- Art auf den Nebi.’iiinseln brütet und in der Regenzeit /um grossen Thcil auf die Htiuptinsel kommt. — ln einer .Strasse ttimmcln sich 2 Hausschwalben. 5. XII. Auf einer Tamarix gallica lieobaclite ich ein Schwarzdro.ssel-b. 9. XII. Auf dem sog. Untt'rield (Campo de baixo) llieg'en 2 Hausschwalben in Gesellscliaft eines palhdus oder 7inicoIor hin und her. Gegen Abend Hess sich ein Laubsänger, anscheinend Phylloscopiis snperciliosns auf einem Fcig'enbaum meinem Fenster gegenüber nieder. 1 1. XII. Im Unterfeld sucht eine .Schar l^eldlerchen auf kürzlich umgegrabenen Aeckern ihre Nahrung. Sieben .Stück wurden erlegt. Von 2 derselben bewahre ich die Bälge. Beide .sind 9i ausser vielen Körnern und .St(ünchen hatten sie .Schneckengehäuse im Magen. 13. XII. Mitten in einer Schar Apus unicolor sehe ich eine Flausschvvmlbe. — Auf einem VVeizenacker nahe bei einem Bache läuft eine weisse Bachstelze einer Acanthis cannabina nach, die sic zu verfolgen scheint. — Ein Angestellter des Cima-Leuchtthurmes findet heute ein Dunenjunges von Ocemiodroma Castro und alte Exemplare brütend auf ihren Eiern. Eines hatte oben auf der Hochebene in einer 2 Spannen tiefen Kaninchenhöhle genistet. — Ein Passag'ier an Bord einer von Madeira kommenden Prachtbarke versichert mir, zwischen beiden Inseln einige Oestrellata aiollis iJerArSid) gesehen zu haben. 14. XII. Auf der Cima-Hochebene wurde diesen Morgen eine Eule beobachtet; vielleicht war es dieselbe, die ich schon am 23. XI. gesehen hatte. Auf dem Boden fanden sich Flügel und sonstige Ueberreste von PiiP^\ assimilis und O. Castro. — Wiederum lässt sich auf dem Feigenbäume vor meinem Fenster ein Phylloscopiis nieder, den ich als snperciliosus glaube an- sprechen zu können. 16. XII. Mitten unter einer grossen Schar von .Stein- sperlingen, Kanarien und Hänflingen beobachte ich einen Star. 17. XII. Im Bette des Tanque-Baches beobachte ich eine weisse Bachstelze. 22. XII. Während meines vom 19. bis heute dauern- den Aufenthaltes auf der Cima-Insel bemerke ich nur wenige Karl Knezouiek: Ornithologische Notizen etc. 135 O. casfro und gar koinen assimilis iiuf der Hochebene. Da- gegen lie.ssen sich viele von beiden Arten an den nach dem Meer steil abfallenden Felswänden vernehmen. Sollte die Eule sie zu diesem Zuliuchtsort getrieben haben? Während der Tage sah ich regelmässig einen kleinen Flug von 6 Feldlere.hen mitten unter den Wildjiflanzen. Wi'ilerh oriiitlio]ogisehe Notizen ans der Unigebniig von kStarkoc bei Caslan. Von Oberlehrer Karl Knezourek. Vom Jahre 1897, als ich meine ornithologischen Notizen über die ä verg-angenen Jahre meines hiesigen Wirkungskreises zusammenstellte*), kamen einige neue Arten in unserer Umge- bung hinzu, deren ich in Kürze erwähnen will. Ich bemerke gleichzeitig, dass ich die g-rössere Zahl folgender Vögel selbst bei den Präparatoren gesehen habe. 1. Ruticilla fhoenicurus (L.) Ich beobachtete sie sowohl während des Frühlingszuges vom 4.-6. V. 1899 und 3. V. 1900. als auch während des Herbstzuges am 27. und 28. IX. 1899, ja mein Coli. Krejci in Tfebonin sah sie sogar noch am 24. X. 1900. 2. Pratincola mbicola (L.) Vom Jahre 1893 (Frühlingszug) beobachtete ich sie erst am 21. VII. 1899 und zwar das g'anze Paar nächst Zbyslav in „Obora“ und folgere daraus, dass sie dieses Jahr hii-r gebrütet hat, da dieser Beobachtung.sort für sie wie geschaffen ist. 3. Moiiticola snxatilis (L.) Dieser seltene Vogel erschien in unserer Geg'end im März (vor 5 Jahren — 1896.) Ich schoss ihn an, bekam ihn aber nicht. Es war ein schön ausgefärbtes (5 dieser Art. 4. Regulus ignicnpillus (Brehm). Am 17. X. 1900 erlegte ich ihn in meines Nachbars Garten während des Zuges. Es scheint, dass er sich hier jedes Jahr zeigt. 5. Locustella naevia (Bodd.) Auch diese Art erscheint hier auf dem Zuge, denn ich sah und hörte sie den 17. V. 1900 in einem Schwarzdorngebüsche in „Obora“ bei Zbyslav und zwar das erstemal nach 7 Jahren. *) cfr. Ornith. Jahrbuch, IX. 1898, pag. 24—44. 136 Karl KnSzourek: Ornilholotjische Notizen ctc. 6. Sylvia nisoria (Bechst.) Am 2S. VI. 1900 hörte ich im Nachbargarten auf einem alten Nussbaume das Weibchen eines Neuntödters schreien, welches auf eine unter dem Baume aui einem Holzstosse ruhende Katze fortw'ährend eindrang. Nach längeren Versuchen gelang es mir, den unruhigen Vog'el zu schiessen. Wie sehr wunderte ich mich aber, als ich statt eines Neuntödterweibchens das Weibchen einer Sperbergrasmücke, welche Brutflecke besass, aufhob. Es ärg-erte mich zwar, doch es war zu spät ! Ich war der festen Meinung, dass sie hier wirklich brüten müsse, da ich mich erinnerte, dass ich bereits seit dem 6. V. hier sehr oft den ang-enehmen Gesang einer Grasmücke gehört hatte. Ich glaubte nämlich, es wäre dies die .Strophe einer Gartengrasmücke, doch es war allem Anscheine nach die dieser Sylvia-K.rt. Das Nest konnte ich trotz aller Mühe nicht auffinden. 7. Motacilla melanope Pall. Während eines milderen Winters pflegt sic bei uns zu überwintern, so im Jahre 189S (24. I.) am Bache in Podhofau und IS99 (12. l.) am Donbravka- Flusse und am Drobovicer Bache (nächst Caslau), wo etwa 6 Stück mit w'eissen Bachstelzen zusammen sich, auf hielten, 8. Emberiza schocuichis L. Ich beobachtete am 12. IV. 1900 ein Paar am hiesigen Bache „na Dolcich“. Hier brütet er in der ganzen Umgebung nirgend.s. 9. Emberiza horfiilaua L. Nistet hier alljährlich zahlreich. Am 24. VI. 1900 fand ich ein Nest mit 4 befiederten Jungmi in einem Weizenfelde, 7 .Schritte von der Eeldweg'allee entfernt. Ich dachte immer, dass dieser Vogel nur in Getreidefeldern nistet; am 18. VI. 1901 wurde mir jedoch ein Nest mit 4 Eiern gebracht, welches Feldarbeiter auf einem Rübenfelde aut gefunden hatten. Es stand unter den breiten Rübenblättern sornfältip' versteckt. Die Eier befanden sich im ersten o o Bebrütungsg'rade. 10. Pynhiila pyrrhula eiiropaca (Vieill.) Während des hohen Schnees am 17. I. 1900 erschienen im Dorfe 5 Stück. Am 7. und 8. II. 1900 zeigten sich wieder 8 .Stück, von denen ich 2 (j5 1 9 für meine eigene .Sammlung schoss. 11. Acanfhis cannabina (L.) Nistet hier nicht, erscheint aber im Sommer auf den Rapsfeldern (Ende Juni 1898— 1901) und während des Herbstes auf dem Durchzuge und des Winters Karl Knezourek: Ornithologische Notizen etc. 137 auf dem Striche, da violc bei uns überwintern. Am 13. 11. 1898 beobachtete ich etwa 40 Stück auf den Strassen, Feldern und Feldwegen unter den Ammern, Berg- und Buchfinken. Am 6. X. 1899 sah ich eine Schar auf dem Zug-e und am 10. IL 1901 ein 9 emsig auf den verschiedenen Pflanzenstengeln an der Strasse Samen picken. Es lag damals viel Schnee und herrschte dabei frostig-es Wetter. Es ist interessant, dass in Mesno bei Rokycan (südwestl. Böhmen) der Flänfling ein gemeiner Feldvogel ist, wie bei uns die Groldammer. 12. Acanthis linaria (L.) Seit dem Jahre 1890 sah ich den Birkenzeisig nicht mehr hier. 13. Coccothraiistes coccofhrausfes {L.) Am 17.1. 1900 erlegte ich ein prächtig ausgefärbtes ö für meine Sammlung. Es herrschte damals ein strenger Winter. Der Kirschkernbeisser kommt bei uns genug selten vor. Am 8. VE 1901 erschien ein Stück in den Kirschenanlagen ringsum das Schulgebäude und im nahen Podhofan wirtschafteten heuer viele sehr arg auf den Kirschbäumen, was die gros.se Menge von Halbschalen unter manchen Bäumen bezeugte. 14. Passer inontanus (L.) Im April 1899 wurde ein zVlbino bei Zehu.sic erlegt. Die kastanienbraunen Kopf- und Genick- partien sind schwach gelbbraun, das andere Gefleder ist schnee- vveiss. Befindet sich in meiner .Sammlung'. 15. Passer domesticus (L.) Am 9. VI. 1898 beobachtete ich unter einer .Sperlingschar in Potöh bei Caslau einen jungen Vogel, welcher als totaler Albino sich präsentierte. Am 1. IX. 1899 flügge Junge HL. Generation. 10. Nncifraga caryocatactes macrorhyncha i^Brehm) erschien in der Umgebung im November 1899; ein .Stück wurde vom gräfl. Waldheger auf „Vedralka“ geschossen. Im Jahre 1900 zeigte er .sich viel zahlreicher, denn am 1. X. wurden 2 .Stück bei Weis.s-PodoI, 13. X. und 19. X. je ein Stück bei .Semte.s unweit Weiss-Podol erlegt, ferners bei Zieh und bei Tfebonin je 1 .Stück. Am 7. XI. beoliachtete College Nemec 2 .Stück bei Bfezinka, und am 11. XI. wurde ein Exemplar unweit Urbanic erlegt. 17. Lanins Senator T.. Bis jetzt beobachteteich ihn nur auf dem Zuge, aber heuer (1901) nistete er auch bei uns und zw^lr auf einem Zwetschkenbaume in der Allee eines sehr frequen- 138 Karl Knezourek: Ornithologisclic Notizen etc tieitcn Feldwt'g'cs, etwa L''/„ m hoch von der Erde. .Sein hübsches und sorgtältig g'cbautes Nest wurde am ä. VII. g-e- funden und den !l. VJl. war das ganze Gelege (ä Eier) schon darin. Dieses Paar verweilt hier vom 5. V. 18. L'iin/is mniur Gm. Nistete hier bereits schon zwei Jahre (bStU) und 1 UÜO) hindurch bei Loucic. Am 18. VII. 11)00 wurde die ganze Familie (7 Stück) in einer Feldbaumallee zwi- schen Starkoc und Loucic beobachtet. Auch am 25. X. wurden 7 Stück und am 5. XI.*) hier noch 2 Stück gesehen. Heuer gar nicht beobachtet. 10. Ijinins excithitor inajor Pall. Vom ß. \GI. 1901 hielten .sich ganz Oügge Jungen**) sammt den Alten, im ganzen 0 Stück, hier auf den Wiesenbäumen (Pappeln und Kopfweiden) auf. FLin junger Vog'el (einspiegelig) wurde davon erlegt. Nebst dieser sibirischen F'orm erscheint hier manchmal während des Winters auch die typi.sche F'orm, Lanius excubitor L., mit zwei Flügel- spiegeln und wurde schon paarmal erlegt. 20. Muscicapa atricapilla L. Nur während der beiden Züge, im Frühjahre zahlreicher und auffallender als im Herbste beobachtet. Am F. V. 1899 sah ich um ’/^S abends bei reg-- nerischer W^itterung im Garten 8 Stück, als sie herangeflogen kamen und sich ein Nachtlager unter der Baumlaube auf- suchten. Der damalige Frühlingszug war stark und zahlreich, was mir auch von anderen Seiten mitgetheilt wmrde. Sehr viele kannten diesen niedlichen Vogel nicht. Der Zug- endete geg'en den 12. V. Zuvor wmrde dieser Trauerfliegenschnäpper niemals hier angetroffen. Irn Herbste am 0. IX. 1899 auf dem Rückzuge bei Vrdy-Bucic gesehen. Im Jahre 1900 am 30. IV. erstes Paar, am 15. V. letztes beobachtet. Im Jahre 1901 notierte ich am 27. IV. 1 Paar. 21. Bonibvci/la garrula (L.) Dieser Wintergast erschien den 14. II. 1898 im Zehusicer Thierg'arten in 3 Scharen zu 30 — 40 Stück. Sie nährten sich in der Fasanerie von Ligusterbeeren. Vom 3. II. 1899 hielt sich eine Schar von etwa 25 Stück wie- derum ungefähr 14 Tage dort auf. 22. Alcedo ispida L. Hält sich hier im Winter und *) Auffällige Daten, da dieser Würger zu den zeitig abziehenden Arten gehört. D. Herausg. *+) Wenn ein Irrthum ausgeschlossen, müsste man das Brüten dieser Form in der Gegend annehmen, was bisher für Österrcich-T Ingarn noch nicht nachgewiesen wurde. D. Herausg. Karl Knezourek: C)rnithologische Notizen etc. x-' 139 Summer auf. Es scheint, dass er an dem nahen Doubravka- Elusse nistet. Im Jahre ISil'.l ülierwinterten '2 vStück liinter dem Dorfe am Bache. Interessant ist es, dass ich einmal nach einem schoss, der auf einem hohen Bnrn bäume sa.ss, ungefähr HÜU Schritt vom Bache entfernt. 23. Pisof'Iiifia s^ops (L.) In der Vogelsammlung der Zehusicer V’'()lksschule fand ich am H. VIU'. 189h ein Exemplar dieser seltenen Zwergohreule. Auf meine Nachforschungen nach ihrer Herkunft erfuhr ich, dass sie der Lehrer Otto Benes im Herbste des Jahres 1889 auf einem Cichorienfelde bei Zehusic zwischen de»* dortigam Kirche und dem Brsleiika-Bache während einer Rebhuhnjagd geschossen habe. Er selbst stopfte sie für die dortige Schulsammlung aus, und man hielt sie für eine jung'c Waldohreule. Es ist also das sechste Belegstück für Böhmen. Professor Adalbert Princ in Prag*) führt nur 5 sichere Fälle an. 24. Falco vespertinus L. Ein Exemplar wurde im Frühling 1901 bei Kauk (Kuttenberg) geschossen und befindet sich in der Sammlung der Hlizover Schule. Niemand kannte diesen Vogel. 25. Aqnila maculaia (Gm.) Am 24. VIIT. 1900 wurde im Zehusicer Thierg'arten bei der Uhuhütte ein junger Vog'el erbeutet, wo schon früher öfters welche erlegt worden waren. 26. Arcliibuteo lagopiis (Brünn) und 27. Buteo buteo (L). Laut ikngabe meines Collegen Noväk, des Schwiegersohnes des Försters Mare.s, wurden am 24. IX. 1899 vormittags bei derselben Uhuhütte 1 3 Stück Rauhfussbussarde und Mauser zusammen geschossen. Von diesen Vögeln wird jedes Jahr in dem obengenannten Thiergarten und der Fasanerie eine grosse Menge erbeutet, und diejenigen, welche hier dem Blei entgehen, werden dann theils in der fürstlich Auersperg’- schen E’asanerie im Skovic, theils in Zieh oder Zak erlegt. 28. Pernis apivoriis (L.) Er wird oft an der Uhuhütte geschossen. Mitte Juni 1900 wurde ein Paar in Zak, 1 Stück unweit Louöic und 3 Stück in demselben Jahre im Zehusicer Thiergarten erlegt. ö ö 29. Ardea purpurea L. Wurde den 4. IX. 1899 abends bei Vrdy am Doubravka-Flusse in dem Augenblicke geschossen, als er .sich auf eine Kopfweide niederliess, um hier zu über- *) V. Princ. Sovy. ceske (Eulen Böhmens). Sep. -Abdruck des IX. Jahres- berichtes k. k. Obergymnasium in Prag, Korngasse. 1896, p. 10, 140 Karl Knezourek: Ornithologisclic Notizen etc nachten, Es war ein jung-er Vogel. An demselben Abend sah ein Mann in Zbyslav 8 Stück sehr niedrig- gegen Süden fliegen. 30. Ardca cinerea L, kommt bei uns sehr selten vor und da nur während des Zuges. Tm Februar 1898 wurden im Thier- garten 2 Stück und im .August und September eben daselbst je 1 Stück erlegt. 31. Ciconia nigra (L.) Am 2. VI. 1900 schoss ein Wald- heger bei Tfebonin (südwestlich von Caslau) ein prächtiges Ö und schenkte es dem dortigen Schulleiter. 32. Gallmnla chloropus (L.) Erscheint hier während des Zuges ziemlich spät und nicht zahlreich; am 19. XII. 1899 wurde 1 Stück bei Vrdy an der Doubravka geschossen. 33. Oedicneinus oedienemus (L.) Wurde den 5. V. 1899 bei Hrabüsin erlegt. Am 5. IV. 1900 wmrde ein Q bei Zafican noch lebend, aber vom Hunger entkräftet im Schnee gefunden, der damals massenhaft und ziemlich lang-e lieg-en blieb. Am 3. X. und 10. X. 1900 bekam College Vostry aus der Gegend von Golb-JeniVau je 1 .Stück zum Ausstopfen, und am 1. XI. 1900 fanden die .Schulknaben auf einem Felde bei .Starkoc ein schönes 5 todt. Vielleicht verg-iftete es sich mit einer F'eldmaus, von denen sich in dem Jahre bei uns eine Unmasse in den F'eldern aufhielten. 3f. Anas acuta. L. Selten. Wurde anfangs Juni 1900 bei Zehub unweit von Z.leb ge.schossen. 35. Mcrg 'US albelltis Ein Q schoss Gutsbesitzer W. Horäk jun. an der Uoubravka bei Vrdy am 22. VII. 1900. Belindet sich in der Gymnasialsammlung zu Caslau. Vor Weihnachten (lOOO) wurde auf dem Elbeflusse unweit der Gemeinde Trnävka bei Kladrub an der Staatsbahn ein ausgefärbtes Männchen des Zwergsägers erlegt. Laut der An- gabe des F'örsters Ilubäcek wurde nur dieser Vogel allein beobachtet. Dieser Vog'el schmückt die Privatsammlung des genannten F'örsters in Zdechovic (P>ez. Pfelauö). 3(3. Mcrgiis serrafor L. Von 10 .Stück dieser .Sägerart w'urden am 3, VIII. 1898 drei im .Sommerkleide bei Zdechovic am dortigen Teiche g'eschossen. Zwei davon wurden ausge- stopft, von denen das eine 67 cm, das andere 56 cm totale Länge hatte. 37. Laru\' canus L. xAm 2i. XII. 1899 bei grosser Kälte und hochliegendem Schnee wurde diese Sturmmöve von dem Theodor K o r m o s : Zehn Tage an der Maros 141 Bauer HruM-ca bei Zbyslav am Doubravka-Flusse erlegt. Nach dem Schüsse liel sic am gegenüberliegenden Ufer in den Schnee. Erst am nächsten Tage wurde sie gefunden, jedoch von Krähen zerhackt und angefressen, so dass nur Kopf, Flügel und Sclnvanz ohne Fleisch übrig blieben. Trotzdem aber war es möglich, diese Art festzustellen. Fs w'ar ein altes Männchen. 38. Colymbns fluviatilis (’runst.) Erscheint hier während des Zuges jährlich nur sparsam. Am 4. XT. 1898 wurde ein junger X'ogel bei Buche gefang-en. Starkob bei Caslan, im Augaist 1901. Zeliii Ta^’c an der Maros. Ornithologisehes aus iedep^Ungarn. Von Tueodor Kormos. Im südlichen Theile Ungarns, im xAiader Comitate, erstreckt .sich die berühmte Weing'egend, welche einst nach dem Tokajer den bald besten Wein unseres Tandes lieferte. Es ist dies ein mit Hügeln und Thälern abwechselndes Bergland, welches von der grossen Ungarischen Tiefebene mehr-weniger emporragend, Niederungarn mit dem siebenbürgischen Erzgebirge verbindet und einen w’undervollen Übergang vom Niveau der Meeres- fläche bis zur Höhe von Gletschern mit 2500 Aletern bildet. Eine Ausdehnung der Hügel, welche den Sammelnamen ,.Hegyes Dröesa“ führt, zieht sich südwärts bis zum krümmungsreichen Bette des Flusses Maros hinab und führt stets entlang- de.sselben. Die Maros bildet hier die Grenze zwischen dem Arader und Temeser Comitate. Sie ist ein toller, launenhafter Fluss, wel- cher sich in meilenweit erstreckenden Krümmungen hin und her windet, um dann wieder beinahe zum Ausgangspunkte zurückzukehren. Das W asser selbst ist unsympathisch und weist viele Wirbel auf, die unzählige Opfer fordern. Die Uferfor- mation ist höchst abwechselnd. An einer Stelle ist sie steinig, anderswo schlammig, wieder weiter schroff abgebrochen. An den Lehnen finden sich überall Weinbau- Anpflanzungen, Wei- dengebüsch und Akazienhaine, am interessantesten aber sind die ganze Waldungen bildenden Pflaumen- Anlagen. xAn der Temeser Seite, in der Nähe der Ortschaft Schön- dorf, erstreckt sich ein ausgedehntes Sumpfg-ebiet, während auf Arader Gebiete die Hügel hinter den Weingärten dicht mit Wald bewachsen erscheinen. 142 Theodor Kor mos: Zehn Tatre an der Maros. In dieser Geg'end, namentlich in Paulis {Com. Arad) ver- brachte ich im Juli dieses Jahres zehn l'ag-e und verwendete meine freie Zeit zu ornithologäschen Aufzeichnungen. Freilich sind zehn Tag'e dem Beobachter eine zu g-ering'c Zeit, und ich konnte deshalb das Vogellcbcn des Sumpfes diesmal nicht eingehend beobachten, auch in die Wälder kam ich nicht. Es gelang' mir dennoch einiges aufzuzeichnen, welches vielleicht nicht ohne Interesse sein dürfte. Ich bin daher so frei, das bescheidene Resultat im folgenden mitzutheilen, bemerkend, dass ich bei einem neuerlichen Ausflug'e in diese Gegend das jetzt Mitgetheilte durch weitere Beobachtungen ergänzen werde. 1. Pandion haliaetus (L.) Flussadler. Nur einmal (am 25. Juli) beobachtet. Er kreiste oberhalb des Schöndorfer Sumpfes und dürfte ein altes Exemplar g'ewesen sein, da ich die schneeweisse Färbung- der Bauchseite trotz der grossen Distanz bemerkte. 2. Circus aeruginosus (L.) Sumpfweihe. Am 21., als ich das Ufer entlang gieng, kam mir eine Sumpfweihe zum Schuss. I.eider waren die Schrote zu schwach, und nur die herumflie- genden Federn zeig'ten, dass der .Schu.ss getroffen. 3. Buteo buteo (L.) Mäusebussard. Scheint häufig zu sein. Ich sah ihn fast jeden Tag. Unläng'st erlegte ein Gutsbesitzer in Paulis ein Exemplar. 4. Falco vespertiniis L. Rothfussfalk. Am 18. schwmifte einer in der Dämmerung über dem Sumpfe umher, wurde aber von mir g'efehlt. Falco tinnuneuhLS L. Thurmfalk. Soll hier häufiger Brut- vogel sein. Ich sah ihn nirgends. 5. Asio accipitrinus (Pall.) Sumpfohreule. Am 20. sah ich sie auf einer Weide sitzend. 6. Corviis fnigilegus L. Saatkrähe. Ueberall gemein ; auf frischen Ackerfeldern scharenweis. 7. Corviis cornix L. Nebelkrähe. Ziemlich häufig, doch nicht so wie die vorige. 8. Pica pica (L.) Elster. Zahlreich vorhandener Brutvogel. Nistet mit besonderer Vorliebe in den Pflaumenanlagen. 9. Oriolus oriolus (L.) Pirol. Auf den buschigen Hügeln und im Pauliser Thale häufiger Brutvogel. Die Alten haben sich von ihren flüggen Jungen zum Theile noch nicht getrennt. Theodor Kormos: Zehn Ta»e an der Maros. 143 10. Prafincoht nthefra (L ) Braunkehlchen. Am 17. be- obachtete ich ein Paar im Weidengebüsch. Am ‘_’5. .sass ein 6 und ein (wahrscheinlich dieselben) auf dem Telcgrafen- drahte, zwei Junge dagegen hüpften am Boden herum Ich erlegte das Männchen. 11. Sylvia curnica (L.) Zaungrasmücke. Auf Weiden, die neben der Eisenbahn stehen, ofü sichtbar. TZ. Sylvia simplcx Lath. Gartengrasmücke. In Gärten und im Gebüsch ziemlich häufig". 18. Phylloscopits f roch Uns (L) Fitis. Am Z5. .schoss ich ein Exemplar neben der Bahnstation. 14. Hypolais philomcla (L.) Gartenlaubvogel. Am 21. stammte der letzte Vogelsang" von einem Laubvog"cl her, wel- cher noch um 8'/J Uhr abends auf der Gartenhecke herumhüpfte. 15. Acroceph'ilus antndinaceiis (L.) Rohrdrossel. In Rohr- dickichten häufig". Wenn man ruhig stehen bleibt, hört man ununterbrochen ihr Geschnatter. 16. Acrocephahts palustris (Bechst.) .Sumpfrohrsänger. Hie und da Brutvogel. 17. LocasteUa fhtvia/ilis (Wolf) Flussrohrsänger. Gemein. IS. LocnstcUa Insci inoulcs (Savi.) Nachtigallrohrsänger. .Sehr häufig. 19. Titrdns inerula L. Amsel. Charakteristischer Vogel der Weingärten Als zahlreicher Brutvogel verursacht die Amsel sehr viel Obstschaden, weshalb .sie auch von den rumäni- schen Einwohnern heftig verfolgt wird. 20. Monticola saxatilis (L.) Steindrossel. Diesen schönen Vogel beobachtete ich nur einmal. Am 17. sah ich nämlich ein Ö adult., welches auf einem felsigen Hügel sang, und sich durchaus nicht scheu zeigte. 21. Erithacus Inscinia (L.) Nachtigall. Ein hier gefangenes Exemplar sah ich in Paulis. 22. Erithacus philomcla (Bechst.) Sprosser. Am 23. sah ich ein Paar im Pauliser Thale. 23. Ruticilla phoenicura (L.) Gartenrothschwänzchen. Am 20. sah ich ein 6 im Pflaumenhain nächst des Sumpfes; cs scheinen auch auf den Pauliser Plügeln mehrere Paare genistet zu haben. 24. Panis major L. Kohlmeise. Im ganzen nur zweimal 144 Theodor Kor mos: Zehn Tage an der Maros. beobachtet. Am 22, hörte ich ihren Ruf aus einem Privat- g'arten, sah aber den Vog'el nicht. x\m 24. Iiüpfte ein Exem- plar auf einem Nussbaume vor meinem Fenster umher. 2ü. Orites cnudatiis (L.) Schwarzmeise. Am 25. zeigte sich ein Stück dieser Art im Pauliser Thale. 20. Lanius minor Gm. Kleiner Grauwürger. Am 24. flatterte derselbe auf einem Akazienbaume längs der Eisenbahn. Von weitem hielt ich den Vogel für einen Lanius excubitor ^ erst später nahm ich meinen Irrthum wahr. Am 25. fand ich im Pauliser Thale ein Paar. 27. Lanius collurw L. Dorndreher. Ueberall häufig. Scheint mit Vorliebe die Akazienhaine aufzusuchen. Im Garten hielten sich während meines dortigen Aufenthaltes ein 6, ein 9 und vier juv. auf. In drei Tagen (am 22., 24. und 25.) sammelte ich eine Suite von sieben Exemplaren, welche aus 3 Ö, 19 und 3 juv. bestand. 28. Chelidonaria urbica (L.) Hausschwalbe. Oberhalb der Pauliser Hügel halten alltäglich mehrere hundert Hausschwal- ben ihre Flugübungen. Zeitweise ruhen sie sich auf den Wein- stöcken aus, um dann auf den Ruf der Alten sich sofort wieder weiter zu schwängen. Diese wundernetten Vögelchen gleichen einem wohl geordneten Heere, welches sich nach ordnungs- mässigen Regeln wendet, richtet und bewegt. Allerliebst sind die kleinen Thiere, wenn sie auf den Weinstöcken neben ein- ander sitzend, mit ihren glänzenden Perlenaugen dem Ruhestörer entg egensehen. 29. Hirundo rustica, L. Rauchschwalbe. Ueberall gemein. Bei Nacht verschlüpfen sich viele in’s Rohrdickicht. 30. Motacilla alba L. AVeisse Bachstelze. Einer der ge- meinsten Vögel. Ueberall, besonders am steinigen Strande, ungemein häufig, in der Umgebung von Mühlen und Flössen sogar charakteristisch. 31. Anthus prate7tsis (L.) Wiesenpieper. Hie und da, 32. Chloris chloris (L.) Grünfink. x\m 21, auf einem Baume am Maros-Ufer. 33. Coccothraustes coccothraiistes (L.) Kernbeisser. Am 25. sah ich im Thale einen ähnlichen Vogel, kann aber für die Sicherheit meiner Wahrnehmung nicht garantieren. 34. Fringilla coelebs L. Edelfink. In Gärten und auf Strassen überall häufig. Theodor Kormos: Zehn Tage an der Maros. 145 35. Cardnelis cnrduelis. (L.) vSticglitz. Während der g-anzen Zeit nur zweimal beobachtet: am 18. in der Umgebung' von Schöndorf, am 25. in Paulis. 36. Chrysomifris spiuiis (L.) Zei.sig'. Nur einmal gesehen in Radna. 37. Acanthis cannabina (L.) Bluthänfling. Zahlreich. 38. Passer doinesticus (I..) Hau.ssperling. Am 22. stiess ich zwischen Steinen in einer verlassenen Eidechsenhöhle auf ein Sperlingsnest, was bei diesem Vogel ein ziemlich seltenes Vorkommnis darstellt. 39. Passer montaniis (L.) Feldsperling. Kommt vor, 40. Serinus serinns (L.) Girlitz. Sang auf einer hohen Eiche am 25. in Radna. 41. Einberiza schoeniclus L. Rohrammer. Im Weiden- gebüsch und Rohrdickicht gleichmässig allgemein. 42. Einberiza citrinella L. Goldammer. In kleinen Scharen, besonders am Ufer sehr häufig. 43. Emberiza calandra L. Grauammer. Nur einmal am 25. beobachtet, als nämlich auf der Temeser Seite einig'e über meinen Kopf hinwegflogen. 44. Alauda cristata L HaubenUrche. Ucberall zahlreich. 45. Alauda arvensis L. Feldlerche. Oefters gesehen. 46. Stiirnus vulgaris L. Star. Am 17. hielten sich die Stare scharenweis in der Umgebung des Schöndorfer Sumpf- gebietes auf, verschwanden aber in den nächsten Tagen und kamen nicht mehr in Sicht. 47. Merops apiaster L. Bienenfresser. Auf einem der Pauliser Hügel halten sich beständig 8 Exemplare auf und jagen gegen die Dämmerung zu nach Beute, wo man dann ihre scharfe Stimme von weitem hört. Ein unlängst erlegtes Exemplar befindet sich in einer Privatsammlung. 48. Caprim ulgiis europaeiis L. Nachtschwalbe. Jeden Abend sah ich ein Paar im Garten herumschweben. Sie zeigte sich auch mehrmals um den Sumpf herum. 49. Upupa epops L. Wiedehopf. Am 24. ein Exemplar in Radna. 50. Cuculus canorus L. Kuckuck. Im Pauliser Thale häufiger Brutvogel; ruft nicht mehr. 51. Picus inajor L. Grosser Buntspecht Ein ^ besucht öfters den Garten. 10 146 Theodor Kormos: Zehn Tage an der Maros. 52. Picus viridis L. Grünspecht. Am 20. vor Abend- dämmerung im Pflaumenhain nächst dem Sumpfe. Es kann aber auch G. canus gewesen sein, da die Farbe nicht mehr g-enau zu erkennen war. 53. Jynx torquilla L. Wendehals. Besonders im Pauliser Thal häufiger Brutvogel. Am 20. hörte ich schon früh morgens vor meinem Fenster ein trillerndes Gezwitscher, das ich nicht sofort erkannte. Paar Stunden später gieng ich aus und fand auf einem Kastanienbaume ein flügges Junges, von welchem die Töne stammten. Als ich mich näherte, flog er zu Boden und wurde meine Beute. 54. Columba palumbiis L. Ringeltaube. Am 17. zogen 7 Ringeltauben der Maros entlang; etwas später sah ich noch eine vereinzelte. 55. Turiiir turtur (L.) Turteltaube. Charakterisiert als ungemein häufiger Brutvogel die Pflaumenhaine und ruft jetzt nur hie und da. Die von mir gesammelten 3 Exemplare wurden bei Schöndorf erlegt 56. Columba oenas F. Hohltaube. Nicht selten, am 20. erlegte ich ein Ö beim Sumpfe. 57. Perdix perdix (L.) Rebhuhn. Am IS. flog ein ö und ein 9 vor mir im Weidengebüsch auf. Scheinen nicht zahlreich vorhanden zu sein. Ruf habe ich keinen gehört. 58. Coturnix coturnix (L.) Wachtel. Am 21. morgens hörte ich zwei schlagen. 59. Lharadrius dubius Scop. Kleiner Regenpfeifer. Dieser schöne Vogel hält sich mit Vorliebe am schlammigen Pauliser Ufer auf. Seinen Ruf (ti ti ti ti tie tie tiije) lässt er bis 9 Uhr abends und zeitlich morgens hören; er wird von den Rumänen „Samanka“ genannt. Am 21. und 24. erlegte ich je ein Exemplar. 60. Ardea. cinerea L. Fischreiher. Die gewöhnlichste Rei- herart. Man sieht ihn fast immer über der Maros oder oberhalb des Sumpfes streichend. Am 18. wurde ein schönes ö erlegt. 61. Ardea purpurea L. Purpur-Reiher. Nicht so häufig wie der vorige, doch sieht man ihn oft im Sumpfe herum- stolzieren. 62. Ardetta 7nimita (L.) Zwergreiher. Zweimal beobachtet. Am 21. zog einer über das Rohrdickicht, Hess sich mehrmals Theodor Kormos: Zehn Tage an der Maros. 147 nieder, verschwand g'eg'en Mittag-, zeigte sich aber gegen Abend wieder Am nächsten Tage sah ich ihn am seihen Orte wieder und ich denke, es war ein Exemplar, welches dort Jung-e hatte. 63. Botanrus stdlaris (L.) Rohrdrommel. Nur rufen gehört. 64. Nycticorax nycticorax (L.) Nachtreiher. Unlängst wurde ein Exemplar bei Schöndorf erlegt. 65. Ciconin ciconia (L.) Storch. Am 19. hielten sie sich scharenweise bei Glog-ovätz auf und machten Flugübungen. 66. Totaniis hypolciiCHS (L.) Flussuferläufer. Auf der Temeser Seite nächst Wasseradern und überhaupt an den Ufern überall zu finden. Am 21. erlegte ich drei Uferläufer, doch fiel einer in den Fluss und war nicht mehr zu bekommen. 67. Gallinago major Gm. Bekassine. Am 23. schoss ich ein Exemplar, sonst nicht gesehen. 68. Rallus aquaticiis L. Wasserralle. Oefters gesehen und gehört zwischen dem Röhricht. 69. Crex crex (L.) Wachtelkönig. Am 21. früh war einer im Riedgras versteckt; ich hörte schon von weitem den eigen- thümlich gedehnten Ruf 70. Ortygometra parva (Scop.) Sumpfhuhn. Ein Paar zeigte sich immer an derselben Stelle. 71. Gallinula chloropus (L.) Teichhuhn. Am 20. erlegte ich ein 9. 72. Fulica atra L. Rohrhuhn. Am 25. sah ich zwei Exemplare (wahrscheinlich Ö und 9) nicht weit von einander. 73. Podiceps cristatus (L.) Haubentaucher. Am 21. zeigte sich ein juv., tauchte aber vor dem Schuss unter und war nicht mehr zu sehen. 74. Podiceps ininor (Gm.) Zwergtaucher. Kamen öfters in Sicht, aber nicht zu Schuss; am 25. gelang- mir es endlich, einen erwachsenen Jungen zu erlegen. 75. Anas boscas L. Stockente. Ungemein zahlreicher Brut- vogel. Eine gesammelte .Suite von 5 Exemplaren enthielt lieu- rige, mehr oder weniger erwachsene Junge. 76. Anser anser (L.) Graugans. Am 18., als wir abends von der Jagd heimkehrten, erzählte der Fährmann, kaum vor einer Stunde 24 Stück gesehen zu haben. Budapest, im Juli 1901. 10* 148 Bar. v. Loudon u. v. Tschusi: Coracins garrnhis semenowt. Coracias garrulus semeiiowi i.oudoii & Tsclmsi iiov. siibsp. Von Harald Baron v. Loudon u. Viel. Ritter v. Tschusi zu Schmieihoffen. Von meiner heurigen Frühjahrsreise nach Transkaspien, deren Ausbeute zum grossen Theile dem Herausgeber dieses Journals zu Vergleichszwecken Vorgelegen hatte, brachte ich vier Blauracken mit, wovon ein 6 ad. in den Besitz des Ge- nannten übergieng und von selbem als abweichend von euro- päischen Exemplaren erkannt wurde. Da meine weiteren drei Stücke jenem vollständig gleichen, so beschreiben wir selbe als neue Form, die ich nach Sr. Eixcellenz Peter Petrowitsch Semenow, Vicepräses der kais. russischen geographischen Gesellschaft in St. Peter.sburg, dessen Einflussnahme ich den günstigen Erfolg meiner Reise zu verdanken hatte, benenne. (Loudon.) i\ls allgemeines Kennzeichen gegenüber der westlichen Form dient das durchwegs lichtere Colorirt. Die vergleichende Beschreibung- ergibt folgende Unter- schiede. C. g garruli'S (L.) C. g. fieiiieiioivi'Lond.& Tsch. Kopf, Hals, Unterseite Rücken, Schulterfedern grünlich-blau, wenig nach unten zu ver- blassend Ijläulich-grii/i., v. d. Bru-^t an sehr verblassend und in weissliches Bläulich- grün übergehend. und Hinterschwingen . lebhaft zimmtbraun matt zimmtbraun. Flügelbug lebhaft violett blass violelt-blau. Flügeldecken .... grünlich-blau matter grünlich-blau. Handdecken weisslich grünlich-blau noch weisslicher. Bürzel dunkel violett matt-violett. Schwanzdecken .... bläulich-grün bis grün gelblich-grün m. violetten Schäften. Oberer Theil der äusseren ziemlich lebhaft blau- matt bUhdtcli-grii n mit Schwanzfedern . . . grün, ohne Weiss ziemlich viel Jl'eivs auf der Ausseu- und Innen fahne besonders der ersten. Unterer Theil der äusseren Aussenfahne blau, Aussenfahne bläulich-grün Schwanzfedern Innenfahnc blau- schwarz bis grün, Innenfahne am Schafte trüb bläulich, aussen schwärzlich. Bar. V. London u. v. Tschusi: Comcias garndus semenowi. 149 Liste und Maasse der untersuchten Stücke {C. g. garriihis.) Totall. Flügell. 1 Ö Hai lein, 6. V. 1882 320 189 Coli. Tsch. Nr. 1070 0 6 Pols (Steieim.) 26. IV. 1883 335 198 „ ,, „ 1069 3 ö Galgocr (Ung.) 19. IV. 1900 202 „ ., „ 4646 4 9 Ung. 29- IV. 1884 337 204 ,, ,, „ 1067 ö Nagy-Enyed(Siebcnb.) 1.4. V. 1 895 192 ,, „ 1065 6 ad. Witebsk. Gouv. (Russl.) 16. IV. 1893 206 „ „ „ 1072 7 6 Lenkoran (Kaukas.) 7. V. 1891 100 „ ,, ,, 1071 8 ad. Barnaul (W.-Sibir.), Sommer 1899 186 „ „ „ 4330 {C. g. semeno7vi.) 1 6 Kaachka (Transkas|i.), 7. IV. 1901 a. St. 339 200 Coli. Tsch. Nr. 4810 2 6 Artyk-Küren-Kala (Transkasp.) 14. IV. 1901 a St. 330 199 Coli. London 3 ö Geok-Tepe (Tianskasp.), 16. IV. 1901 a. St. 330 200 4 9 Artyk-Küren-Kala (Transkasp ) 14. IV. 1901 a St 330 200 f Kaaclika (Traiiskas|i.), 7. IV. 1901 (Col!. Tschusi, Nr. 4810) Ty[).n. I Art.yk-Küren-Kala (Transkasp.), 14. IV. 1901 (Coli. London.) Hab.: Transkasf)icn, (Turkestan, Buchara und Persien?) Der kaukasi.sche und westsibirische Vogel gleiclit voll- kommen dem europäischen, nur ist bei dem .sibirischen der Bürzel grünblau-violett und die Schwanzdecken grün. Die von uns untersuchten europäischen Stücke haben den Bürzel durchgängig violett, wogegen die Schwanzdecken eine grüne oder mit Violett gemischte Färbung besitzen. Herr Dr. L. Lorenz Kitter v. Liburnau, Gustos am k. k. uaturhist. Hot-Museum in Wien, hatte die Güte, mir ein genanntem Institute gehöriges jüngeres im Federwechsel befind- liches Exemplar aus Turkestan (ohne Geschlecht- und Zeitan- gabe) zur Ansicht zu senden, das besonderes Interesse bean- sprucht, indem es fast die gleiche blasse blaue und braune Färbung von se)nei?07vi aufweist, der Flügelbug aber ein aus- g'esprochenes, wenn auch weit helleres Violett zeigt, das die Mitte hält zwischen dem von garruliis und dem Violettblau 150 O. J. Luzecki: Ornithologisches aus der Bukowina. von semenowi\ die Bürzelfärbung ist matt violett wie snne- nowi, und auch die Färbung der oberen Schwanzdecken gleicht der dieser h'orm und die der Schwanzfedern neigt durch die lichten, schon dem Weiss sich nähernden Partien gleichfalls mehr zu dieser. Die Untersuchung alter Turkestaner Stücke wird ergeben, ob die dortigen Blauracken zu seinenowi zu ziehen sind. Lisden und Ha 11 ein, Januar 1902. Ornithologisches ans der Bukowina. Von 0. J. Luzecki. Aqiiila cJirysaetus d^.). Im November 1900 erhielt ich ein Ö des Steinadlers mit prachtvoller goldgelber Nackenfärbung, das in Straza erlegt wurde und sich als Balg in meinem Besitze befindet. Die Körperfärbung dieses Stückes war besonders dunkel. Einige Tag'e vorher beobachtete ich in der Umgebung von Franzthal zwei sehr starke Steinadler in Gesellschaft der hier horstenden zwei Seeadler. Sie befanden sich aber wohl nur auf dem Durchzuge, da sie sich wieder verloren. Aquila melanaetus (L.). Durch Herrn Forsteleven J. Lüfteneg'ger wurde mir im Herbste 1900 ein in der Gegend Oberwickov’s geschossenes 6 ad. des Kaiseradlers zugeschickt, das sich in vollständig ausgefärbtem Kleide befand und deut- liche Schulterflecken aufwies. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass diese Art dort oder längs des Suzawaflusses gehorstet hat. Das erwähnte Stück befindet sich im Besitze des Obengenannten Aquila clanga Pall. Während der Weihnachtsfeiertage 1900 erhielt ich ein in Wanna im Übergangskleide erlegtes Exemplar. Der Vogel war g‘ut genährt. Im Magen und Kropfe fand ich Gescheide, das ich als von einem Hasen herrührend anspreche. Es ist der erste von mir mit Sicherheit im Lande constatierte Schelladler Aquila pennata (Gmeh). Der Zwergadler hor.stet in einigen Paaren in der Gegend von Franzthal. Haliaetus .albicilla (L.). In der Gegend von Franzthal hör stet schon seit Jahren ein Seeadlerpaar in der „Flrabowa“ und hat seinen Horst auf einer starken Eiche. Die Adler streichen, Literatur. 151 um zu fischen, bis an den fernen Serethfluss, wohl auch bis an den Pruth und bleiben auch den Winter über da. Mcrops apiaster L. Im September 1900 beobachtete ich bei Radautz längs des Bahndammes gehend, 2 langgestreckte Vögel auf den Telegraphendrähten sitzen, die sich bei meiner Annäherung als Bienenfresser entpuppten, aber schon in einer Ent- fernung von 60 Schritten abzogen. Eine kleine Brutcolonie, die alljährlich bezogen sein soll, befindet sich aufwärts gegen Sereth. Platalea leitcerodia L. Im Frühjahre 1898 wurde in der Gegend von Illischestie ein p des Löffelreihers erlegt, das in einer Regenlache eingefallen war und sich allein befand. Der Vogel dient jetzt ausgestopft als Zimmerdekoration. Richtigstellung'. Meine Angabe über Anscr segetiim (Orn. Jahrb. IX. 189s. p. 66,) bezieht sich nicht auf Bosnien, sondern auf die Bukowina. Literatur. Berichte und Anzeigen. Die Schwalbe. BurichtL- des (mmite’s für ornitliologische ßcolrachtungs- Staiionen in Österreich. Redigiert von Dr. L. Ritter Lorenz v. Libur- n a u. N. Folge. II. 1900 — 1901. — Wien. 1901. 4. 169 pp. mit 1 Karte. Bringt an Alrhandlungcn : Der Frühlingszug des Kuckucks, des vveissen Storches und der WaUlschnepfe 1897 und 1898 von V. Capelr; über die ersten Ankunftszeiten der Mo/arinn ath(( von /R Litschauer; st.dist. Dar- stellung der Ankunft der Rauchschwalbe 1897 und 1898 von N. Lorenz; der Frühlingszug von Tnrdita wusicus 1897 und 1898 von C. Mell; Beobach- tungen über den Herbstzug der Vogel auf der Insel Pelagosa von A. Godez; ein Beitrag zur Frage über die wirtschaftliche Bedeutung des Eichelhehers von C. Loos. Dann folgen Berichte über die Ornithologen-Versammlung in Sarajewo und über den 111 internationalen Ornithologen-Congress in Paris. Notizen und Correspondenzen bilden den Abschluss des Heftes, dessen reicher und gediegener Inhalt für die zielbewusste Leitung des Unternehmens sfiricht- T. Ergebnisse der ornithologischen Zugbeobachtungen in Bosnien und der Heicegovina. Verfasst von O. Reiser und J. Knote k. (Sep. a. : »Wissensch. Mitth. ßosn.-Hercegov.« VIII. 1901. — Wien, Lex. 8. 118 p.) Der erste Bericht der 1897 im Anschlüsse an die österr. und Ungar, ornithologischen Beobachtungs-Stationen in’s Leben gerufenen bosn.-hereegov. Beobachtungs-Stationen über die Jahre 1897 (Herbst) bis 1900 liegt in einem ansehnlichen Hefte vor uns, dessen Bearbeitung von dem Leiter derselben, 152 Literatur, Custos O. Reiser und von Prof. J. Knotek besorgt wurde. Frühjahrs- und Flerbstzug werden gesondert behandelt und zwar zuerst in System, Reihen- folge nach den einzelnen Arten und innerhalb dieser in alphabet. nach den Stationen und dann in chronologischer. Wir begrüsscn das junge Unter- nehmen und beglückwünschen seinen verdienstvollen Leiter zu dem schönen Erfolge, der sich würdig denen der beiden anderen Cumiie's anschliesst. T. A. Bau. Beitrag zur Kenntnis des Enj/haais cairii (Gerbe). — (Orn. Monatsber. IX. 1901. Nr. 11. p. 161 — 163.) Verf. berichtet aus Vorarlberg über das Vorkommen der grauen Haus- röthling-Form (?), ihren Gesang, die verschiedenen Rufe und das Nisten der- selben. Der bei 3 ^ beobachtete Gesang war vollkommen übereinstimmend, von dem t. a : »Aquila.« VIII. 1901. p. 205 — 114. Ung. und deutsch.) Verf. behandelt den Vogelschutz und die von dem kgl. ung. Minister für Ackerbau im Einvernehmen mit dem Minister des Innern und dem des Handels erlassene Circular-Verordnung, welche Gesetzeskraft besitzt und den Schutz der nützlichen Säugethiere und Vögel in Ungarn regelt. Zielbewusst sorgen, weiteren und weitesten Kreisen das nöthige Interesse und Verständ- nis zu vermitteln, die beiden im Aufträge des kgl. ung. Ackerbau-Ministeriums edierten Werke v. Chernel's und O. Herman’s, über die wir hier (cfr. XI. 1900. p. 106—118, XIII. 1902. p. 75) berichtet haben. Nicht in allem, was Freund O. Herman in seinen einleitenden Worten äussert, vermögen wnr ihm voll beizustimmen. So möchten wir z. B. die lokale Abnahme der meisten Vogelarten — die Wachteln vielleicht ausgenommen — durchaus nicht auf den Vogelfang im Süden zurückführen, weil dieser, der frü- her überall im grossen betrieben wurde und nur dort in solcher Ausdehnung mehr seine letzte Zufluchtsstätte gefunden hat, die er aber auch nicht lange Literatur. 154 mehr beliaupten wird. Aber auch dann, wenn Netze, Schlinjren und Leim den ziehenden Vocrel nicht mehr gefährden, werden die Klagen über die ört- liche Abnahme iler Vögel nicht verstummen. Zwei wichtige Faktoren sorgen dafür: Die fortschreitende Kultur, welche die Brutgelegenheiten raubt oder schmälert und ungünstige Witterung, welche die Bruten vernichtet. Man darf aber auch nicht vergessen, dass bei vielen Arten ein entschiedenes Vordrin- gen nach Norden bemerkbar ist, und damit ein weiteres Vertheilen und Ausbreiten des Brutgebietes. Auch hier um Hallein (wie in Ghymes und Nagy-Enyed) hat die Vogel- welt seit mehr als einem Decennium so w'esentliche Veränderungen zu ihren Ungunsten erfahren, dass derjenige, welcher die hiesigen ornithologischen Verhältnisse mit den früher in unseren Publicationen geschilderten vergleichen wollte, einen sehr wesentlichen Unterschied zwischen damals und jetzt finden würde, ohne dass bedeutendere Veränderungen in der Bodenausnützung be- merkbar wären. Ausser diesem zumeist langsam, bei tief eingreifenden Ände- rungen sich rasch vollziehenden Wechsel des lokalen Vogelbildes wird es dem aulmeiksamen Beobachter auch nicht entgehen, dass jährlich eine oder die andere Art örtlich in grösserer oder verminderter Zahl auftritt. Es ist die grosse Curve, der wir im Leben des Individuums, wie der Gesammtheit be- gegnen und die den Ausgleich vermittelt: das Minus ersetzt, das Plus ver- mindert. Ich kann es mir nicht versagen, an dieser Stelle es nochmals zu wiederholen: Nicht die direkten Eingriffe von Seite des Menschen — sehr wenige Fälle ausgenommen — sind es, die eine lokale Ver- minderung der Vogel weit v e r u r sa c li e n, sondern nur die in- direkten, auch wenn sie uns sehr oft nicht wahrnehmbar sind oder nicht als der Vogelwelt entgegentretend erkannt werden, und diesen gegenüber sind wir trotz allen künstlichen Ersatzes machtlos. Befremdend berührt es uns, dass der Chef der »U. O. C.« uns Ornitho- logen einen fast direkten Vorwurf macht, an der Vogelverminderung mitzu- wirken, wozu das »Serien-Sammelu'c beitragen soll. Platte dieser Vorwurf Berechtigung, dann wäre es um die Vogelwelt schlecht bestellt und sie wäre dem Untergange geweiht. Man lasse den Sammlern, die ja ohnehin nicht zu den häufigen Erscheinungen gehören, die Sammlungen, wie den Vogelfreunden ihre Lieblinge im Käfige: beide werden keinen nennenswerten Schaden ver- ursachen, wie auch der Serien sammelnde Ornithologe nicht, dessen Serien sich ja aus Individuen aus dem ganzen Verbreitungskreise der Art zusammen- setzen. Der Systematiker bedarf ebeirso der Vogel-Serien wie der Aviphäno- loge der Daten-Serien : für beide sind sie unentbehrlich, da nur auf Grund grosser Reihen ein genauer Einblick gewonnen werden kann. Die Lücken, welche das »Sammeln« in die Vogelreihen schlagen soll, vermögen wir als solche nicht anzuerkennen. T. 0. Herman. Vom Nutzen und Schaden der Vögel. (Sep. a.: »Aquila« VIII. p. 279—291 m. 7 Textb. und 3 Taf) Verf gibt eine Probe aus seinem im Aufträge .des ungar. Ackerbau- Ministeriums verfassten ungarischen volksthümlichen Vogelbuche in deutscher Sprache, die das Vorwort, ein kurzes Capitel auf Sprichwörter gestützt und Literatur. 155 die Beschreibuncr einer schädlichen und einer nützlichen Vogelart und Bilder- proben enthält. Da wir über das Buch selbst, welches in 20.000 Exemplaren verausgabt wurde und in Scnloss und Hütte Eingang gefunden hat, schon ausführlicher berichteten (cfr. H. 1, 2. p. 75), so müssen wir auf das Referat verweisen. Die vorliegende Probe genügt, jedem die Überzeugung zu ver- schaffen, dass Herman seiner Aufgabe in hervorragender Weise gerecht wurde und es trefflich versteht, zum Volke zu sprechen, für w'elches das Buch bestimmt ist. Als Volksbuch im vollsten Sinne des Wortes wird es im Lande durch Verallgemeinerung ornithologischer Kenntnisse dem Vogelschutze mehr positiven Nutzen bringen als es ein Gesetz vermag. T. J. Jablonowski. Die landwirtschaftliche Bedeutung der Krähen. (Sep. a.: »Aquila« Vlll. p. 214 — 275 m. 1 Taf. und 2 Textabb.) Verf, Director der kgl. ungar. entomologischen Versuchsstation in Budapest, hat in vorgenannter Schrift die landwirthschaftliche Bedeutung der Krähen — cs kommen hier die Nebel- und Saatkrähe in Betracht — einer sachgemässen Prüfung unterzogen. Vorerst werden die den gleichen Gegen- stand behandelnden Studien, msbesonders Rörig’s grosse Arbeit besprochen und einer eingehenden sachlichen Kritik unterzogen, die überzeugentl darlegt, dass Rörig’s Untersuchungs-Methode eine dem Zwecke nach ganz verfehlte war. Verf. sagt mit vollem Rechte: »dass die Untersuchung des Magens der Krähen allein hinsichtlich der landwirtschaftlichen Bedeutung der Krähen keine triftigen Beweise liefert. In dieser Beziehung kann in erster Reihe nur die unmittelbare Beobachtung einen sicheren Aufschluss geben; die Magenunter- suchung kann höchstens in zweifelhaften Fällen die erstere ergänzen und be- kräftigen.« Weiters bemerkt derselbe; »Ob der Nutzen oder Schaden grösser sei, das bestimmen mit Rücksicht auf das Interesse der im weiten Sinne ge- nommenen Landwirtschaft nicht allgemeine Gesichtspunpte, sondern immer das örtliche Interesse.« »Wo die Obstzucht oder der Getreidebau von Be- deutung ist, dort ist die Krähenschar niemals nützlich.« Raumeshalber müssen wir uns aut diese wenigen Angaben beschränken, empfehlen aber vorliegende Schrift, mit deren Inhalt wir vollständig sympa- thisieren, allen für den Gegenstand sich Interessierenden. T. St. Chernel v. Cherneihäza. Über das Nisten der Wacholderdrossel (Turdus pilaris L.) in Ungarn. (Sep. a. : »Aquila« VIII. p. 2 pp.) Berichtet über das zum erstenmale durch Belege nachgewiesene Brüten der Wacholderdrossel in Ungarn (Com. Eisenburg). Die Maasse des Geleges werden gegeben. T. St. Chernel v. Cherneihäza Vögel mit difformen Schnäbeln. (Ibid. VIII. 3 pp.) Angeführt w^erden Otis tarda, Urinator septentrionalis, Colijiiibns cristaliis, Laras canus, Tetrao uror/aUus, letzterer auch abgebildet. T. G. Gaal de Gyula. Der Phalaropus lobatas (L.) in der Vogelfauna des Balaton-Sees. (Sep. a. : »Aquila« VIII. 2 pp.) Ein Stück wurde vom Verf. den 27. IX. v. J. auf dem Kornyitö-See als erstes erlegt. T. 156 Literatur. F. Lindner. Kreuzschnabelmissbildungen. (Sep. a : »Orn. Monatsschr.« XXVII. 4 pp.) Erwähnt aus eigener Beobachtung derartige Monstrositäten bei einem Rebhahn, Haushuhn und einer Saatkrähe, die 2 letzteren mit Abbildungen, und fuhrt weitere Fälle aus der Literatur mit Nachweisen an. T. F. Lindner. Zum Vorkommen der Steppenweihe (Circus macrurus (Gm.) in Mitteleuropa während der letzten 12 Jahre, mit besonderer Berücksichtigung der diesjährigen Invasion. (Sep, a. ; »Orn. Monaisschr.« XXVII. 9 pp.) Behandelt unter Angabe der plast. Kennzeichen der Weihen den Durch- zug der Steppenweihe im vorigen Jahre und gibt eine chronologische Tabelle über das in den letzten 12 Jahren consta'.ierte Vorkommen mit genauen Nachweisen. T. R. Berge. Die Vogelsiedlung des Neusatzer Riedes in Ungarn. (^Sep. a.; »j. f. O.* 1902. p. 87—91.) Schildert einen im vorigen Sommer unternommenen Ausflug in das Neusatzer Ried und dessen Vogelwelt, nebst ungefährer Schätzung der Brut- paare; auch biolog. Schilderungen einzelner Arten werden gegeben. T. H. Fisdier-Sigwart Biologie der Ornis von Zofingens näherer und wei- terer Umgebung. — Zofingen, 1901, 8. 40 jrp. Der als fleissiger Ornithologe bekannte Autor bietet uns hier in seiner »Eröffnungsrede bei der 24. Jahresversammlung der schweizerischen natur- forschenden Gesellschaft in Zofingen« ein BiKl der Vogelwelt genannter Gegend, das sich vorwiegend mit deren Biologie beschäftigt und viele interessante Momente berührt, die auch allgemeines Interesse beans[)ruchen. T. F. Anzinger. Ueber den Ursprung deutsclUirolischer Vogelnamen. (Innsbr. Nachr. 49. 1902. Nr. 18, 19.) Der verdiente Innsbrucker Vogelkundige gibt uns in vorstehenden Blättern eine Erklärung der Provinzialnamen der Tiroler Vögel. T. F. V Lucanus Die Höhe des Vogelzuges aut Grund aeronautischer Beobachtungen (Sep. a : »I. f. O.« 1902, 9 pp.) Zielbewusstes Forschen hebt allmählich den Schleier von manchen uns bis in die Gegenwart herein geheimnisvoll scheinenden Vorgängen im Thierleben und setzt an Stelle des — weil uns unbekannt — scheinbar Wun- derbaren nackte Thatsachen: die Resultate kritischer Forschungen. Gätke’s Angaben über Schnelligkeit und Höhe des Wanderzuges waren in letzter Zeit, insbesonders von Seite Helm’s mehrtach Gegenstand eingehen. der Prüfungen und Erörterungen und haben manches in dieser Richtung richtig gestellt und Anregung zu weiteren diesbezüglichen Forschungen gegeben. Herr F.v. Lucanus ist in seinem, auf dem V. internationalen Zoologen-Congresse in Berlin im Vorjahre gehaltenen Vortrage der Frage über die Hohe des Wan- derfluges näher getreten. Er erhofft mit Recht von Seite der Luftschiffer Literatur. 157 bei den gegenwärtig in ganz Europa unternommenen zahlreichen Ballonfahrten zu wissenschaftlichen Zwecken wertvolle Auskünfte. Im Einvernehmen mit der »Deutsch, ornitholog. Gesellschaft« in Berlin hat nun Herr v. Lucanus ein kurzes Beobachtungs-Schema für Aeronauten verfasst und sich an die kgl. Preussische und kgl. Bayer’sche Luftschifferabtheilung und an den meteorolog. Landesdienst in Strassburg mit der Bitte gewandt, den von ihm berührten Punkten auf den Luftfahrten Beachtung zu schenken. Herr Prof. Hergesell hat ausserdem die Angelegenheit in der internat. aeronautischen Commission zur Sprache gebracht, so dass einschlägige Beobachtungen auch ausserhalb Deutschlands erwartet werden dürfen. Ausser dem vorerwähnten Schema werden im vorstehenden Berichte die dem genannten zugekommenen Nachrichten, die natürlich noch dürftig sein mussten, verzeichnet; doch zwei- feln wir nicht, dass jetzt, wo das Interesse auf derartige Beobachtungen gelenkt ist, das Material sich auch mehren und uns wichtige Aufschlüsse geben wird. Die Schlüsse, die sich aus den wenigen Beobachtungen ergeben, sprechen dafür, dass sich die Vögel nicht ausser Sehweite über die Erde erheben, deren Grenze nach oben durch die unterste Wolkenschichte bestimmt ist, der die Vögel zu ihrer Orientierung des freien Ueberblickes bedürfen. Als Gesammtresultat der bisherigen aeronautischen Beobachtung ergibt sich, dass der Vogelzug im allgemeinen wohl noch innerhalb 1000 m relativer Höhe vor sich geht. Jedenfalls wird es von grossem Interesse sein, Luftschifferbeobaclitungen aus der Zeit des Vogelzuges zu erlangen, insbesonders über grössere Vogel- züge, die den Schluss gestatten, dass es sich um ein thatsächliches »Ziehen« handelt, w'as die Beobachtung einzelner Individuen nicht zulässt. Wenn es auch ausgeschlossen erscheint, dass Vögel über den Wolken, bezw. über solchen Wolkenmassen ziehen, welche ihnen den Ausblick auf die Erde sperren, so halten wir doch die Höhe von 1000 lu relativer Höhe für gute Flieger als Zughöhe für zu gering und möchten z. B. auf jene interessante Beobachtung Hrn. Grafen Const. Thun (Orn. Jahrb. IX. p. 233) im Tiroler Hochgebirge hinweisen, der am 27. X. 1898 um 12 Uhr mittags auf der Mittagspilze (2336 m) stehend, einen aus ca. 50 Lachmöven bestehenden Flug in NS. Direction vorbeiziehen sah, der auch jenseits des Innthales, hart am Gipfel des Gilfert (ca. 2400 m) die gegenüberliegende Kette kreuzte. Wir begrüssen es freudigst, dass auch der Frage des Hochfluges der Vögel näher getreten wurde und durch aktive Betheiligung der LuftschilTer daran, wie wir hoffen, ihrer Klärung zugeführt werden wird. T. J. V. Pleyel. Ein Beitrag zur Ornis vindobonensis. (Sep. a.: Orn. Monatsschr. XXVI. 8. 42 pp.) Vor Jahren animierten wir einen jungen kenntnisreichen Wiener Vogel- liebhaber, der mit dem Wesen und den Vertretern der heimischen Vogel- liebhaberei auf das innigste vertraut war, diese in ausführlicher Weise zu schildern; denn selbe bietet so vieles Interessante und anderen Städten gegen- über Verschiedenes und Eigenartiges, dass es, abgesehen vom historischen 158 An den Herausgeber eingegangene Journale. Interesse, bedauerlich wäre, wenn dies nicht für alle Zukunft festgehalten werden würde, umsomehr als die wachsenden Vogelschutzbestrebungen mit ihren vielfachen, auch die Vogelliebhaberei treffenden Härten dieser voll- berechtigten »Passion« ein baldiges Ende zu bereiten diohen. Der damals angeregte Gedanke kam, abgesehen von einigen Bruchstücken, leider nicht zur vollständigen Ausführung. Um so freudiger begrüssen wir es, dass sich in Hrn. J. v. Pleyel eine geeignete Persönlichkeit gefunden, die mit der Wiener Vogelliebhaberei auf’s innigste vertraut, uns in anziehender Form alle Phasen der Vogelliebhaberei und was mit ihr irgendwie zusammenhängt, in vorstehenden Blättern schildert und damit einer von altersher gepflegten Passion ein bleibendes Denkmal gesetzt hat, das sie verdient. T. E Oustalet & J. de Claybrooke. III. Congres ornithologique international. Paris. — 26 — 30. Juin 1900. Compte rendu des söances. — Paris 1901. Lex, 8. 503 p. av. IV. PI. Ein stattlicher Band, der auf 140 Seiten die Sitzungsberichte des zu Paris vom 26.— 30, Juni 1900 abgehaltenen III. Internat ornithol. Congresses bringt, von 141 — 503 die Vorträge und die dem Congresse übergebenen Arbeiten enthält, die abgesehen von der Reichhaltigkeit des Materials viel Interessantes bieten. T. Arm, Lucifero. Avifauna calabria. Elenco delle specie di uccelli seden- tarie e di passagio. (Estr. d.: »Avicula«.) — Siena, 1901. Lex. 8, 79 pp. 282 Arten werden angeführt und die nöthigen, zum Theil sehr aus- führlichen Daten über ihr Vorkommen gegeben. Die Arbeit gibt eine gute Uebersicht über die Vogelwelt Calabriens. T. G. Damiani. II ^Turdus swuinsoui« Cab. (Sbsp. -»Tiirdus alicaen Baird.) all’ isola d’ Elba. (Estr. d.: »Atti soc. ligust. XII. 1901, 8. 8 pp.) Behandelt die am 2. XI. 1901 erfolgte Erbeutung eines von Tiirdus swainsonl ulirae in Marciana auf Elba, des dritten italienischen Exemplares. Verf. gibt die Masse und eine genaue Beschreibung dieses Stückes, verzeichnet die in der Literatur angeführten Fälle des Vorkommens dieser Form in Europa und gibt zum Schlüsse deren geographische Verbreitung. T. All den Herausgeber eiiigegangeiie Journale und Sclirifteu. The Auk. A quarterly Journal of Ornithology. — New-York, 1901. Vol. XVIII Nr, 1—4. Die Schwalbe. Berichte des Comitös für ornithologische Beobachtungs- Stationen in Oesterreich. N. Folge, 1900—1901. — Wien, 1901, Avicula. Giornale ornithologico italiano. — Siena, 1901 V. Nr. 37 — 48. Aquila. Zeitschrift für Ornithologie. Budapest 1901. VIII. Nr. 1 — 4, Die gefiederte Welt. — Berlin 1901. XXX. Nr. 1 — 52. Der zoologische Garten. — Frankfurt a. M., 1901. XLII. Nr. 1 — 12. An den Herausgeber eingegangene Journale. 159 Or ni t h o 1 o gisc h e Monatsschrift. — Gera, 1901, XXVI. Nr. 1 — 12. Zeitschrift für Ornithologie und praktische Geflügelzucht. — Stettin, 1901. XXV. Nr. 1-12. La Feuille des jeunes Naturalistes. — Paris 1901. XXXI. Nr. 363—374. The Naturalist. — London, 1901. Nr. 528—539. Annalen des k. k. naturhistorischen Hofmuseums — Wien, 1901. XVI. Nr. 1 — 2. Vesmi'r. Obraäzkovy casopis pro sifenj vßd pfivodnich. — Prag, 1901. XXX. Nr. 6 — 24, XXXI. Nr. 1—5. Mittheilungen derSektionfürNaturkunde d. ö. Touristen-Club. — Wien, 1901. XIII. Nr. 1—12. Bulletin of the American Museum of Natural History, — Nevv- York, 1901, XIV. Art. I-XXII. Verhandlungen und Mittheilungen des sieben bürgischen Vereines für Naturwissenschaften. XLIX. 1899. — Hermannstadt, 1900. Bulletin de la Societe imperiale des Naturalistes de Moscou. — Moskau, 1901, Nr. 1 — 4. Aus der Heimat. — Stuttgart, 1901. XIV. Nr. 1 — 6. 59. Bericht über das Museum Francisco-Carolinum. — • Linz, 1901. Mittheilungen des nordböhmischen Ex cursions-Clubs. — Leipa, 1901. XXIV. H. 1-4. Mittheilungen des naturwissenschaftlichen Vereines iür Steiermark, 1900. — Graz, 1901. Der Waidmann. — Berlin, 1901. XXXII. Nr. 14—52, XXXIII. Nr. 1 — 13. Der deutsche Jäger. — München, 1901. XXIII. Nr. 1 — 36. The Condor. Bulletin of the Cooper Ornithological Club of California. — Santa Clara, 1901. III. Nr. 1—6. Bird-Lore. — Harrisburg, 1901. III. Nr. 1 — 6. J äge r - Z e i tun g. — Saaz, 1901. XVII. Nr. 1 — 24. Diana. — Genf, 1901. XIX. Nr. 1 — 12. W a id m a n n s h e i I. — Klagenfurt, 1901. XXI. Nr. 1 — 24. H ugo ’ s Jagdzeitung. — Wien, 1901. XLIV. Nr. 1 — 24. Illustriertes österreichisches Jagdblatt. — Brünn, 1901. XVII. Nr. 1—12. Deutsche J ä g e r- Z e i t u n g. — Neudamm, 1901. XXXV. Nr. 27 — 52; XXXVI. 1901. Nr. 1 — 26. D as W a i d w e r k i n W o r t und Bild. — Neudamm, X. 1901. Nr. 7—24, XI. Nr. 1-6. Wild und Hund. — Berlin, 1900. VI. Nr. 1 — 52. Tidskrift för Jägare och Fiskare. — Helsingsfors, 1901. IX. H. 1 — 6. Proceedings of theU. S. National-Museums. — Washington, 1900. XXII. Annual Report of the Smithsonian Institution 1899. Washington, 1901. Ornis. Bulletin du Comilö o r n i t h ol og i q u e international. X. (1890/91), Nr. 1—3. — Paris, 1901. Proceedings of the Indiana Academy of Science. 1900. Mittheilungen des naturwissenschaftlichen Vereines in Troppau. VI. Nr. 11—14. N W. Cooke. The Birds of Colorado Ballet. 56 of the Agricult. experim. Stat. agricult. College Colorado. 1900. 160 An den Herausgeber eingegangene Journale. A, Termeszet. — Budapest, 1901. V. Nr. 1 — 24, Weid werk und Hunrlesport — Wien, 1901. VI. Nr. 131- -154. U. S. Departement of Agriculture. Division of biological survcy, Bulletin Nr, 14. — Washington. 1900. »Fauna. « Verein Luxemburger Naturfreunde. — Luxemburg, 1900. X. Zeitschrift für Oologie. — Berlin, 1901 - 1902. XI. Nr. 1 — 12. Mittheilungen des »Oesterr. Reichsbundes für Vogelkunde und Vogel- schutz in Wien.« — Wien, 1901. I. Nr. 1 — 4, 1901. II, Nr. 1 — 3 Jägaren, — Stockholm, 1902. Naturalien-Cabinet. — Grünberg, 1901, XIV. Nr, 1—24. Museo civico di Storia naturale di Milano & Societa italiana di scienze natura li. — Milano. 1896 — 1901. Memoire Tom. V. VI, Atti della Societa italiana di scienze naturali. — Milano. 1895 — 1902. Vol. XXXV— XL. Der J agdf re un d. — Wien. 1901. I, Nr. 1~13. Baltische Wa i d m a n n sb 1 ä t ter. — Riga, 1901. I. Nr. 1 — 11, 13 — 24. Hennicke. Führer durch Untermhaus und Umgebung (s, 1. u. a.). Kl. 8, 102 pp. m. zahlr. Abb. R. W. Shufeldt. The Osteology of the Cuckoos. (Sep. a. : »Proc. Am. Philos. Soc. XL. Nr. 165. 8, 50 pp, 2 PI. J. Thienemann, Ueber das Baumen des Iltisses. (Sep. a,; »D. Jäg.-Zeit,«, XVII. 8. 2pp.) G. V. Almäsy: Reise nach West-Turkestan und in den centralen Tien-Shan (Sep. a.: »Mitth. k. k. geogr. Ges.« Wien, 1901. H. 9/10, p. 239—261.) FI. Schal ow. Ueber die geographische Verbreitung der afrikanischen Stru- thioniden und über ein Hilfsmittel zu deren Erforschung. (Sep. a.; »Ornis« XI. 1901. p. 427—432.) C. E. Hellmayr. Ueber einige Arten des Genus Thryophilus. (Sep. a.: »Verh. k. k. zool.-bot. Ges.« Wien, 1901. p. 767 — 776.) — Revision einiger neotropischer Turdidae. (Sep, a. : »J. f. O.« 1902. p. 43—69.) — Zur Revision der Gattung Polioptila. (Sep, a.: »Nov. Zool.) VIII. p. 356-361.) — On tvvo new Thrushes from western Colombia. (Sep. a.: »Nov. Zool. VIII. p. 492 — 493.) Hennicke, Meine Pürscherlebnisse in den beiden letzten Jahren. (Sep, a,; »D. Jägerz. XXVIII. 8. 4pp.) R, C. Robb ins. Bäd-Killing as a Method in Ornithology. — Cambridge, Mass. 1901. 8. 16 pp.) Errata. Seite 71, Zeile 17 von unten steht Aurenowo, statt Annenkovvo. „ 71, ,, 18 ,, „ „ Jelotau ,, Jelotan. ,, 76, ,, 10 ,, oben „ Martonelli, ,, Martorelli. VoraiHw. Kedai'teur, H.praus 135 ■ 141 ' 148 / 150 151 158 W, Pichler’^ Witwe & Sohn luehhaiidlung für pädagogische |itepatur und j|0hpmitij;el-|,nstall} WIEH» V., JVIapgapetenplatz 2. Grosses Lager von Vogelbälgeti, Giern, Stopf präparaten etc. > Original-Sendungen aus den interessantesten i Sannmelgebieten. Sorgfältige Präparation. — Gewissenhafte Etiquettierung. ^ Mässige Preise, An den Herausgeber eingelangte Druckschriften. Bericht des Vereines für Vogelschutz und Vogelkunde in Salzburg über seine i , 25jährige Thätigkeit (1876 — 1901). — Salzburg, 1901 H. B. Wilhergy: Bird-hunting on the White Nile. — London, 1902. | K, Hennicke: Naumann, Naturgeschichte der Vögel Mitteldeutschlands. Bd.X. G. Martonelli: Ulteiiori osservazioni sull’ Athene chiaradiae. (Atti soc. ital. sc. natur. 1902.) G. V. Burg: Magenuntersuchungen an Eichelhehern. (Orn. Beöb. 1902.) : Sp. Brusina: Sülle Alche e in ispecie sull „Alca torda“ della Dalmazia e ' della Croazia e sulle pretese invasioni del „Phalacrocorax“ . (Bollet. soc. ./ zool. ital. X. 1901.) St. V. Chernel: Vom Schutze der Thiere, insbesondere vom Schutze der ,, f nützlichen Vögel. (Köszeg (1902). C. Loos: Zur Ernährung unserer Vögel. (Vereinsschr. böhm. Forstver. ■ 1901/1902.) A. Bonomi: 11 quinto Congresso zoologico internationale di Berlino. (Atti. Ac. sc. leih & Arti. Rovereto 1901.) Veraniw. Äedacteur, Herausgeber und Verleger: Victor Ritter von Tschusi zu Schmidhoflen, Hallein. Druck von Ignaz Hartvplg in Fr^udentbal (österr. Schlesien) Kirchenplatz 13. Ausgegeben am 3. November 1902. ORGAN für das palaearktisehe |^aunengebiet. Herausgegeben von Victor Ritter von Tschusi zu Schmidhoffen, früherer Präsident d. „Kom. f ornith, Beoh -Stat. in Oesterr -Ungarn,“. Ehrenmitcl. d „Ungar ornith. Zentrale“ in Budapest, des ornith. Ver. in Müuclieu, des Ver f Vogelk. in Innsbruck des Ver. f. Vogelk. & Vogelsch. in Salzburg, aus>erord. u. korrespond. Mitgl. d „Deutscli Ver. z. Schutze d. Vog-elw.“ in Halle a[S., der „Naturf,- (lesellsch. d. Osterlandes,“ des Siebenb. Ver. f. Naturw. in Herinannstadt, Korrcsp. Memb. of the „Amer. Oruithol. Union“ in New-York, Mitgi. d. „Allgem. deutsch, ornith. Gesellsch.“ in Berlin, etc. XIII’ Jahrgang. Heft 5, 6. — September-Dezember 1902. Das „Ornithologische Jahrbuch“ bezweckt aussehliesslicli die Pflege der palaearktischen Ornithologie und erscheint in 6 Heften in der Stärke von 2 '4 Druck- bogen, Lex. 8. Eine Termehrung der Bogenzahl und Beigabe von Tafeln erfolgt nach Bedarf. — Der Preis des Jahrganges (6 Hefte) beträgt bei direktem Bezüge für das Inland 10 Kronen, für das Ausland 10 Mk. = 12.50 Frks. = 10 sh. = 4.50 Rbl. pränumerando, im Buchhandel 12 Kronen = 12 Mark. Lehranstalten erhalten den Jahrgang zu dem ermässigte'n Preise von 6 Kronen = 6 Mk. (nur direkt). Kauf- und Tauschanzeigen finden nach vorhandenem Baume auf dem Umschläge Aufnahme. Beilagen- und Inseraten- Berechnung nach Tereinharung. Alle Zusendungen, als Manuskripte, Druckschriften zur Besprechung, Abon- nements, Annonzen und Beilagen bitten wir an den Herausgeber, Tilla Tänneu-^ hof hei Hallein, Salzburg, zu adressieren. Hallein 1902. Druck vonIgnaz Hartwig in Ereudenthal (Schles.), Kirchenplatz 13. Verlag des Herausgebers I Da mit diesom Hefte det* Jahngang abschliesstf so ersuchen wir, die noch mehrfach ausständigen Abonnements ehestens begleichen zu wollen. auf Subskriptions-Einladung das in ungarischer Sprache erscheinende Werk von Dr. Julius von Madanäsz. (Die Vögel Ungarns), Leitfaden zur Kejiiitnis der heimischen Vogelwelt. Das Werk erscheint in vornehmer Ausstattung in Quart- Format, mit Original-Zeichnungen xmd kolorierten Tafeln vom Verfasser, in 10—12 Lieferungen mit einer deutschen Revue. Die bisher zur Ausgabe gelangten zehn Hefte umfassen auf 412 Seiten die Passeriformes, Coraciaeformes, Cuculiformes, Piciformes, Strigiformes, Accipitriformes, Pelecaniformes, Anseri- formes, Ardeiformes, Gruiformes, Charadriiformes, Lariformes, Alciformes und Procellariiformes mit zahlreichen Original-Abbil- dungen in Holzschnitt, in Autotypie und IX. Tafeln zum Teil in Handkolorit. Subskpiptions«Preis : Pro. Heft 3 Kronen ö. W., für das ganze Werk 30 Kronen. Subskriptionen sind an den Verfasser: Budapest, Ungar. Nation. -Museum, zoolog. Abtheilung, zu richten. !■ " ■■■- Auf Verlangen wird das erste Heft zur Ansicht gesendet. . . : iid MtMiabera ¥©i die ihre Sammlungen durch Kauf oder Tausch bereichern oder die selbstge- sammeltes Material verkaufen wollen, empfiehlt sich als einziges seit 11 Jah- ren erscheinendes Fachorgan die Zeitschrift für Oologie, herausgegeben von H. Hocke, Berlin C , Münz-Strasse, 8, welche seit April 1901 in einem vermehrten Umfange erscheint. Der Abonnementspreis beträgt für das Jahr bei direkter Zusendung 3 Mark, nach den Ländern des Weltpostvereines 4*25 Franks pränumerando. Die Zeitschrift bringt aus Fachkreisen belehrende und einschlägige Artikel, Brut- und Sammelnotizen, Merkmale schwer zu unterscheidender Eier, Literatur, sowie eine grosse Anzahl Kauf-, Verkaufs- und Tausch-Anzeigen. Probenummern werden auf Wunsch frei zngeseudet. Einzelne Jaln*gänge von ,,The Ibis“ und Bände des „Caftalogue of the Birds in the British Museum“ werden zu kaufen gesucht. Angebote an die Re- daktion dieses Journals. i. H. B. Kpohn Hamburg-St. Georg Schmilinskystrasse }iv. 54. Lager und Bezugsquelle von zoologischen Objekten aller Art, speziell Vogeleiern, Vogelbälgen, ausge- stopften Vögeln, Konchylien und Skeletten. Ankauf von Sammelausbeuten und gan- zen Sammlungen. Preisliste auf Wunsch. ORGAN für das palaearktische Faunengebiet. JahrgangXIII. ,j September — December 1902. | Heft 5, 6. Oriiitliologisclie Beobaclitiiiigeii im (TOiiveniemeiit Tomsk während des Jahres 1899.*) (Mit einer Tafel ) Von Herrn. Johansea. Die im Laufe des Jahres 1899 im Tomsker Gouvernement ge- machten Beobachtungen setzen sich folgendermassen zusammen : 1. Aus Beobachtungen im Rayon der sibirischen Bahn, über deren Resultate in dieser Zeitschrift**) schon berichtet worden ist (Zoologische Universitätsexpedition 1899). 2. Aus Beobachtungen in der Umgegend von Barnaul, ausgeführt vom stud. med. A. P. Welishanin. 3. Aus Beobachtungen in der Umgegand von Kolywan (Tomsker Kreis) und im Mariinsker Kreise, ausgeführt von meinem Schüler O. v. Di t mar. 4. Aus Beobachtungen in der Umgegend von Tomsk, ausgeführt vom Verfasser dieses Berichtes, einigen seiner Kollegen und Schüler. Die unter 2, 3 und 4 aufgezählten Beobachtungen, sämmt- lich nach dem neuen Stil, bilden den Inhalt dieses Berichtes. ORD. OSCINES. 1. Turdus üinciis L. Die Weindrossel wurde bei Tomsk am 27. April erbeutet, wo sie Brutvogel ist. Die Maße des erbeuteten (j ad. sind: Total 200, Flüg'el 116, Schwanz 82, Tarsus 28, Schnabel 26'5 resp. 16 mm (d. h. Länge der Mund- spalte, resp. des Schnabelrückens mit einem Zirkel von *) cfr. Orn. Jahrb. X. 1899. p. 121 — 136. **) Ibid. XIII. 1902. p. 1—26. 11 162 Herrn Johansen: Ornitholog. Beobachtungen im Gouv. Tomsk. der Stirnbefiederung’ bis zur Spitze in g’erader Linie g'emessen, wie es Prof. Dr. A. Reich enow, „O. M.“ 1899, p. 169, angibt. 2. Turdus musicus L. Die Singdrossel wurde bei Tomsk g’leichfalls am 27. April erbeutet. (5 ad. Total 220, Flügel 120, Schwanz 8.S, Tarsus 30, Schnabel 25, resp. 17 mm. Am 18. Mai wurden bei Tomsk Gelege von 5 und 4 stark bebrü- teten Eiern gefunden, davon eines auf einer sibirischen Fichte etwa T5 m über dem Boden. 3. Turdus pilaris L. Die ersten Krammetsvögel wurden am 18. März bei Tomsk gesehen. Am 3. Mai wurden in einem Neste 3 Eier, am 6. Mai in einem anderen Neste 6 Eier gefunden. 4. Merida afrigularis Temm. Bei Kolywan wurde die schwarzkehlige lOrossel von O. v. Ditmar am 13. Juni beob- achtet. Bei Tomsk (Kruglychina) wurde ein Gelege von 4 kaum bebrüteten Ffiern (angeblich dieser Art) am 26. Mai auf einer sibirischen Fichte in einer Flöhe von etwa 1 m über dem Boden gefunden. Die Dimensionen eines von A. P. Welis- hanin aus der Umg’egend von Barnaul vom 20. April erhal- tenen 5 3,d. sind folgende: Flügel 131, Schwanz 94, Tarsus 32, Schnabelrü?ken 20 mm. 5. Ruticilla phoenicura L. Das Rothschwänzchen wurde von meinem Schüler N. Kisselen bei Tomsk am 9. Mai beobachtet. 6. Pratincola maura Pall. Bei Tomsk am Irkutzker Trakt am 21. Mai ein Pärchen beobachtet. Dasselbe Pärchen hielt sich auch am 27. Mai daselbst auf. 7. Saxicola oenanthe L. Am 21. Mai beobachtete ich bei Tomsk (Kruglychina) ein 6 auf einem Baumstamme. Daneben unter Balken wurde ein eierloses Nest gefunden. Das 9 kam nicht zur Beobachtung. Bei Kolywan von O. v. Ditmar am 1. Juli beobachtet. 8. Lusciola philoniela Bechst. Der Sprosserschlag ertönte in Kruglychina bei Tomsk vom 3. Mai an. Die Maße eines von mir am 28. Mai daselbst erbeuteten Ö ad sind: Flügel 87, Schwanz 69, Tarsus 27’5, Schnabel 12 mm (Rchw). 9. Calliope kamtschatketisis Gmel. Ein prächtiges Rubin - kehlchen (ö ad.) erbeutete ich um 6 Uhr morgens des 4. Juni bei Tomsk (Kruglychina). Es saß auf der Spitze einer jungen Herrn. Johansen: Ornitholog. Beobachtungen im Gouv. Tomsk. 163 Arve mit dem leuchtenden Rubin zur Sonne gekehrt und sang. Flügel 75, Schwanz 6ü, Tarsus 28, Schnabel (Rchw) 11 mm. Bei Barnaul wurde dieser schöne Sänger von A. P. Weli.s- hanin gegen Mitte Juni erbeutet. 10. Cyanecula coe-rulecula Pall. Das rotsternige Blau- kehlchen wurde bei Tomsk am .8. Mai beobachtet. Bei Krug-- lychina war es überaus häufig. Maße: 9 ad. vom 20. Juli. P'lügel 66, Schwanz 56, Tarsus 23‘5, Schnabel (Rchw) lO'ö mm. Bei Barnaul nach Welishanin häufig. 11. Sylvia cinerea ftiscipilea Ssew. Die Maße eines 9 ad. aus der Umgegend von Barnaul, am 15. Juni von Welishanin erbeutet; P'lügel 72, Schwanz 61, Tarsus 22, Schnabel (Rchw) 11 mm. 12. Sylvia ciirnica L. Am 21. Mai erbeutete ich bei Tomsk (Kruglychina) ein 6 ad. der Zaungrasmücke, das einen Übergang von der westlichen zur östlichen Subspecies darstellt, indem die zweite Schwinge gleich der sechsten ist. Dimen- sionen: Flügel 68, Schwanz 59, Tarsus 20, Schnabel (Rchw) 8 mm. 13. Phylloscopus viridanus Blyth. Schon 1895 constatierte ich das Vorkommen dieses Laubsängers in der Umgegend von Tomsk. Nun erhielt ich von A. P. Welishanin zwei Exem- plare dieser Art aus der Umgegend von Barnaul (ÖÖ vom 15. Juni und 2. August). Die Dimensionen meiner Exem- plare sind folgende: Flügel Scliwanz Tarsus Schnabel (Culmon) &e- schlecht Datum Fundort 61 48 17 8 2 5 ad. 31. V. 1895 Umgeg. von Tomsk 62 50 16-5 8 Ö 2. VIII. 1899 Umgeg. V. Barnaul 62 49-6 18 8 5 ad. 15. VI. 1899 Urngeg. v. Barnaul Obwohl seit 1883 aus Sibirien bekannt, da Homeyer & Tancre Exemplare aus dem Altai erhielten, hat dieser Laubvogel die Aufmerksamkeit der P'orscher doch nur in geringem Grade auf .sich gezogen. 1887 wurde unser Vogel von Herrn A. M. Nikolskij aus dem Altai unter dem Namen Ph. plumbeitarsus Swinh. aufgeführt; 1892 gibt Herr J. Sslowzow einige Fund- n* 164 Herrn. Johansen: Ornitholog. Beobachtungen im Gouv. Tomsk. orte dieser x\rt aus dem Süden des Gouvernements Tobolsk an; 1897 erwähnt ihrer, aber wie es scheint, nicht auf Grund eigfener Beobachtung-, auch Herr M. Russkii und zwar für die nämliche Zone im Gouvernement Tobolsk; 1896 wies ich in dieser Zeitschrift auf das Vorkommen dieser Art bei Tomsk hin. 14. Phylloscopus tristis Blyth. Am 4. Mai erbeutete ich ein singendes 5 '^on einer Arve bei Tomsk. Ich gebe hier die Maße dieses Exemplars, sowie zweier anderer meiner Sammlung. Flügel Schwanz Tarsus Schnabel (Culmen) Ge- schlecht Datum Fundort 61-5 51 18 9 Ö ad. 2. V. 1896 Tomsk. 61 53 19 8-6 Ö ad. 1. VI. 1896 Tomsk. 62 52-5 13 9 Ö ad. 4. V. 1899 Tomsk. 15. Hypolais philomela L. (= icterina VieilL). Das Auf- finden des Gartenspötters als Brutvogel im Gouvernement Tomsk und überhaupt in Sibirien verdient besondere Beach- tung. O. Finsch (1879) ist der erste Autor, der unseren Vogel auf Grund in der Sslowzow’schen Sammlung- aus der Umgegend von Omsk gesehener Exemplare in die Liste der Vögel Sibiriens einträgt. Doch scheinen sich die Autoritäten auf ornithologischem Gebiete recht skeptisch zu diesem Funde zu verhalten und äußern sich demgemäß nur sehr reserviert über sein Vorkommen östlich vom Ural, obgleich Hinweise jüngeren Datums nicht fehlen. Herr Akademiker Th. Pleske ist sogar bereit, in den aus Sibirien erhaltenen Exemplaren unseres Vogels bloß Irrgäste zu sehen. Prof. M. v. Menzbier (1895) gibt bezüglich des Brutgebietes unseres Vogels an, daß es sich ostwärts kaum weiter als bis in die Birkenwaldungen Baschkiriens erstrecke. J. Sslowzow (1892) führt den Garten- spötter für Tjumen, Kurgan und Schadrinsk im Gouvernement Tobolsk an; 1896 wies ich in dieser Zeitschrift auf zwei in der Tomsker Universitätssammlung befindliche Exemplare der Plypolais philomela aus der Umgegend von Tomsk hin, doch wird trotz all’ dieser Hinweise das Vorkommen unseres Vogels in Sibirien im „neuen Naumann“ verschwiegen. Herrn. Johansen: Ornitholog. Beobachtungen im Gouv, Tomsk. 165 Jetzt liin ich wiederum in der Lage, auf Grund von nicht weniger als drei Exemplaren, die ich dem Sammeleifer des Herrn stud. med. A. P. Welishanin verdanke, über das Vor- kommen des Gartenspötters in Sibirien berichten zu können. Er sammelte dieselben in der Umgegend von Barnaul, wo sie keineswegs selten sein sollen. Die Erlegungsdaten (7. dann 15. Juli und 1. August) sprechen dafür, daß wir es mit Brut- vögeln zu thun haben. Zum Vergleich liegen mir Exemplare aus der Bukowina und aus Livland vor, die ich der Güte des Herausgebers dieser Zeitschrift und des Herrn M. Elärms ver- danke. Das Exemplar vom 1. August ist in den Besitz des Herausgebers des „O. J.“ übergegangen. Flügel Schwanz Tarsus Schnabel (Culmen) Ge- schlecht Datum Fundort 76 56 19 11 9 7. VII. Barnaul 80 56 20 11-2 6 15. VII. Barnaul 16. Hypolais salicaria Pall. (=caligata Licht.) Am 22. Juli erbeutete ich bei Tomsk (Kruglychina) ein 6 ad. des gestiefelten Spottsängers, dessen Dimensionen folgende sind: Schnabel (Rchw) 10 mm, Tai'sus 19, Schwanz 50, Flügel 6P5 mm. Die zweite Schwinge ist länger als die siebente und kürzer als die sechste. 17. Acrocephalus schoenobaenus L. (=phragmitis Bechst.) Das zoologische Universitätsmuseum erhielt von stud. A. P. Welishanin ein Ö ad. vom 9. Juli aus der Umgegend von Barnaul. Ich erhielt von ebendaher mehrere Exemplare. Flügel Schwanz Tarsus Schnabel (Culmen) Ge- schlecht Datum Fundort 66 50 20-5 10-5 Ö ad. 2. VI. Barnaul. 67 51 21 11 Ö ad. 20. VI., Barnaul. 66-3 50 20 10 Ö ad. 6. VII. Barnaul. 66 50 21'3 10 5 Ö ad. 11. VII. Barnaul. Ein altes Ö ist in die Sammlung des Herausgebers dieser Zeitschrift übergegangen (vom 20. Juni). Der Schilfrohrsänger 166 Herrn. Johansen: Ornitholog. Beobachtungen im Gouv Tomsk. ist im Gouvernement Tomsk weit verbreitet, kommt u. a. auch im Altai vor. Die Ostgrenze seines Verbreitungsgebietes scheint der Jenissei zu sein. 18. Acrocephalus dumetorum Blyth. Den östlichen Sumpf- rohrsänger schoß ich bei Tomsk (Kruglychina) in zwei Exemplaren. Flügel Schwanz Tarsus Schnabel (Culmen) Ge- schlecht Datum Fundort 63-5 55 21 11-5 Ö ad. 12. VI. ( Umgegend von 59-5 50-2 22 1 1 0 ad. 20. VII. I Tomsk Nach den mir vorliegenden Literaturangaben ist dieser Rohrsänger in Central- und West-Sibirien keineswegs selten. O. Finsch hat die Art für A. palustris gehalten, (cfr. diese Zeitschrift, 1898, p. 186.) 19. Locustella lauccolata Temm. Am 12. Juni erbeutete ich in einem Sumpfe bei Kruglychina (Tomsk), wo unter ande- rem auch eine hier seltene Gefäßkryptogame (Botrychiiim matricarioides) von mir gefunden wurde, zwei 5 Temminck’schcn Heuschreckensängers, Diese interessante Art ist bisher nicht aus den Grenzen des Gouvernements bekannt. Th. Pleske teilt mit, daß ihm kein einziges Exemplar dieser Art aus West- Sibirien bekannt sei, während Prof. Menzbier das Verbreitungsg'ebiet dieser ost-sibirischen Art durch West- Sibirien in’s europäi.sche Russland bis zum Flu.sse Onega aus- dehnt, wobei er freilich hinzufügt, daß unbekannt sei, wie häu- fig und ob unter normalen Umständen diese Art in 'West- vSibirien brüte. Die anderen, unser Gebiet berührenden Auto- ren erwähnen dieses Vögelchen überhaupt nicht. Die beiden Exemplare (Flügellänge 54 mm) geben mir zu keinen weiteren Bemerkungen Veranlassung. Der Ruf, den ich mehrfach hörte, läßt sich durch Zrrrr wiedergeben, doch war es schwer, das Vögelchen in seiner Umgebung, der es so gut an- gepaßt ist, zu erblicken; das Schießen erforderte Gewandtheit, das Auffinden der Geschossenen war aber ungemein schwer, zuweilen unmöglich. Durch meinen Fund aufmerksam gemacht, entdeckte A. P. Welishanin in der hiesigen Universitätssamm- Herrn. Johansen: Ornitholog. Beobachtungen im Gouv. Tomsk. 167 lung ein aufgestelltes Exemplar (Nr. 1256) dieser Art, das vom Conservator W. P. Anikin am 18. Juni 1893 tot im Universitätsparke gefunden und falsch bestimmt war. (Flü- g'elläng'e 53 mm.) 20. Locustella loc^^stella strami^iea Ssew. Das zoologische Universitätsmuseum erhielt ein ^ ad. des Buschschwirls vom 6. Juli aus der Umgegend von Barnaul durch A. P. Welis- hanin. Auch ich erhielt aus derselben Quelle zwei ad. 5 vom 3. Juli, von denen ein Exemplar in den Besitz des Eieraus- gebers dieser Zeitschrift übergegangen ist. Die Länge des E'lügels meines Exemplars beträgt 56 mm. 21. Pariis major L. Von Mitte Januar an machten sich Kohlmeisen auf den Stra.ssen, in Eiöfen und an Gartenzäunen in Tomsk sehr bemerkbar. Das dauerte bis Mitte Alärz. 22. Cyanisies cyaniis Pall. Bei Tomsk am 27. Oktober, 2. und 5. November in mehreren Exemplaren. 23. Poecile cincta ohfecta Cab. Die sibirische Sumpfmeise wurde von A. P. Welishanin in einigen Exemplaren bei Tom.sk am 5. November erbeutet, doch erhielt ich kein Exemplar für meine Sammlung. 24. Panis ater L. Am 27. April bei Tomsk in Mengen, sowohl einzeln als auch in Trupps von 7 — 9 Stück. Häufig zu Beginn des Winters. 25. Aegifhalus caudafus macrurus Seeb. Am 3. Mai bei Tomsk gepaart. In größeren Flügen bei Tomsk am 29. Au- gust. Schwanzlänge bis 106 mm, also mehr als im „Naumann.“ 26. Sitta uralensis Licht. Am 3. Mai bei Tomsk gepaar- tes Paar. Im Herbst und Winter häufig. 27. Cerfhia faniiliaris scandulaca Pall. Ein am 3. Dezem- ber bei Tomsk erbeutetes Exemplar (Sex. ?) hatte eine E'lügel- länge von 61, Schwanzlänge 68, Schnabel 15, Tarsus 13 mm. 28. A'Iotacilla alba L. Bei Tomsk erblickte ich die ersten Ankömmlinge erst am 10. April. Auf zwei Eigentümlich- keiten der weissen Bachstelze möchte ich hier hinweisen, da ich im „Naumann“ darüber nichts verzeichnet finde. Am 4. Mai beobachtete ich weisse Bachstelzen bei Tomsk auf den ober- sten Spitzen hoher Nadelbäume .sitzend. Es war gegen Abend. Es machte auf mich den Eindruck, als ob sämmtliche Bach- stelzen der Gegend dem scheidenden Tagesgestirne von mög- 168 Herrn. Johansen: Ornitholog, Beobachtungen im Gouv. Tomsk. liehst hohen Standpunkten nachschauten. Im Laufe des Mai konnte ich bei Tomsk ferner g'enau beobachten, wie unser Vogel ein Bad nimmt. Auf einer flachen steinigen Stelle eines kleinen Bächleins bei Kornilowo tauchte eine weisse Bachstelze g'egen die Strömung mit dem Kopfe unter. 29. Motacilla personata Gould. Im Berichte für 1898 (cf. diese Zeitschrift, X. pag. 125) sprach ich die Vermuthung aus, daß die Ankunftsnotiz sich möglicherweise nicht auf Motacilla alba, sondern personata bezieht. Nun bin ich in der Lage, mitzuteilen, daß ein am Orte der Beobachtung (Kreis Mariinsk, Kirchdorf Tissulj) erlegtes und mir von O. v. Ditmar zuge- stelltes Exemplar sich wirklich als personata erweist, mithin die Zugzeiten beider Arten offenbar zusammenfallen. 30. Motacilla boafula melanope Pall. Die durch kürzeren Schwanz ausgezeichnete östliche Subspecies der grauen Bach- stelze ist bei Tomsk Brutvogel. Bei Kruglychina nur in einem Paare beobachtet. 31. Budytes flaviis beenia Sykes. Eine Schafstelze (Ö ad.) aus Barnaul vom 11. Juni unterscheidet sich bedeutend von Tomsker Exemplaren Ipeema Sykes wie im „Naumann“ abge- bildet) durch dunkle Färbung des Scheitels und Nackens sowie der Ohrgegend. Dabei hat das Exemplar einen stark ent- wickelten weissen Augenstreif. 32. Anthus trivialis L. Bei Tomsk sehr viele Baum- pieper am 3. Mai. 33. Anthus richardi Vieill. Am 4. Juni sah ich einen Sporenpieper auf einer Erdscholle des vor kurzer Zeit gepflüg- ten Ackers bei Kornilowo (Tomsk) und erbeutete ihn für die Sammlung. Ebendaselbst erbeutete ich auch am 20. Juli ein 5 ad. Bei Barnaul ist diese Art sehr häufig. Flügel Schwanz Tarsus Schnabel (Culmen) Ge- schlecht Datum Fundort 100 87 30 14 6 ad. 4. VI. 1899 Umg. von Tomsk 89 79 29 13 0 ad. 16. VII. 1899 ,, ,, Barnaul 98 84 30 14 9 ad. 3. IX. 1898 ,, ,, Barnaul He rm. Johanscii; Ornitholog. Beobachtungen im Gouv. Tomsk. 169 34. Laniiis exatbifor Jiomeyeri Cab. Die in diesem Jahre über die Fortpflanzung des großen zweispiegeligen weißlichen Raubwürgers von mir gemachten Beobachtungen sind in einem gesonderten Artikel in dieser Zeitschrift (XI. Heft 1) ver- öffentlicht worden. Über das Brutgeschäft dieses Raubwürgers habe ich von einem Bauern des Dorfes Kruglychina, der diesen Vogel gut kennt, da er mein ständig'er Begleiter während meiner Exkur- sionen ist, folgendes in Erfahrung bringen können. In meiner Abwesenheit (zoologische Universitätsexpedition längs der .Bahn- linie) fand er am 18. Juli auf einem vom vorigen Jahre noch stehen gebliebenen Heuschober ein zwischen den auseinander ragenden Enden der Stützstangen des Schobers angebrachtes Nest dieses Raubwürgers, in welchem sich G Junge befanden, welche in Gegenwart des Landmannes mit Schmetterlingsraupen ge- füttert wurden. Am folgenden Tage hatte die ganze Gesell- schaft das Nest verlassen. Am 7. September und den darauffolg'enden Tagen hörte und sah ich mehrfach einen Raubwürger dieser Art auf der Spitze einer P'ichte singen. 35. Lanins phoenicunts Pall. xAm 23. Juli beobach- tete und erbeutete ich ein 9 ad. mit großem Brutfleck beim Dorfe Kruglychina (Tomsk), wohin ich für kurze Zeit von der Expedition gekommen war. Die Maße .sind; Schnabel (Culmen) 13'5, Flüg'el 84, Schwanz 82, Tarsus 24 mm. 36. Lantus viinor Gmel. Der schwarzstirnige Würger ist nach Mitteilung des stud. A. P. Welishanin Brutvogel bei Barnaul, wo von ihm am 2. August Exemplare ge- schossen wurden. 37. Oriolits oriohis L. Nach O. v. Ditmar bei Kolywan vorkommend. Bei Tomsk wird der Pirol auch „borow’aja kiska“ (Waldkätzchen) genannt. Der erste Pirol wurde am 22. Mai bei Krugdychina gesehen, am 23. Mai von meinem Schüler N. SsawlljewJ- bei Tomsk beobachtet. Am 12. Juni schoß ich ein Ö mit stark entwickelten Testikeln, das noch nicht das defini- tive Kleid angelegt hatte. Ist also auch im Übergangskleide fortpflanzungsfähig. Das Exemplar befindet sich in der Samm- 170 Herrn. Johanscn: Ornitholog. Beobachtungen im Gouv. Tomsk. lang' des Herau.sgebers dieser Zeitschrift. Aus der Umgegend von Barnaul erhielt ich ein schönes Ö ad. vom 8. Juli von stud. A. P. Welishanin. 38. Ampelis garnilus L. Am 23. Februar aus Krugly- china bei Tomsk erhalten. Zwei von mir in Gefangenschaft gehaltene .Seidenschwänze fraßen außer Preißelbeeren ( Vacci- niiiui vitis idaeaj auch die Beeren der .sibirischen „Oblepicha“ (Hippophae sp.J. Am 3. April .sah ich einig'e Seidenschwänze in einem Gärtchen der Stadt Tomsk. 39. (Muscicapa grisola L. Aus der Umgegend von Bar- naul erhielt ich von stud. A. P. Welishanin zwei graue P'liegenschnäpper. Flü;,'el Schwanz T;u'sus Schnabel (Culmen) Ge- schlecht Dalum Fundort S9 6.5 16 1 1 Ö 13. VII. Barnaul 84-5 64 14 12 Ö 7. VIII. Barnaul Was die Literaturangaben über das Vorkommen dieses Vogels in unserem Gebiete betrifft, so sei erwähnt, daß Pallas (1811) denselben aus West-.Sibirien nicht kannte. F. Brandt (1845) führt ihn jedoch in seinem Verzeichnisse an. Finsch (1879) erbeutete ein 9 bei .Saissan, das sich von deutschen Exemplaren nicht unterschied; auch glaubt er den grauen Flieg'enschnäpper „auf dem Wege von Marka-Kul nach dem Tau-tekegebirge“ gesehen zu haben. Flomeyer und Tariere (1883) erhielten 3 Stück aus unserem Gebiet, „welche mit euro- päischen übereinstimmen.“ Während Finsch die Art für „sehr selten“ hält, schreibt A. M. Nikolskij (1883), daß es „ein sehr gewöhnlicher Vogel der Nadclwaldungen“ des Altai sei und führt 3 Fundorte an. Auch irrt Dr. Finsch, wenn er be- hauptet, daß Dr. Dybowsky (1872) der einzige unter den Forschern Sibiriens sei, der diese Art anführt. M. v. Menz- bier (1895) gibt als Ostgrenze des Verbreitungsgebietes des Fliegenschnäppers den Baikalsee an und meint, er komme nord- wärts wenigstens bis Kra.ssnojarsk vor. 1894 fand ich diese Art bei Herrn, johansen: Ornitholog. Beobachtungen im Gouv. Tomsk. 17t Tomsk, 1897 im Altai; 1898 constatierte sie Prof. Kast- schenko gleichfalls im Altai an demselben Orte, wo ich den Fliegenschnäpper gefunden. Aus dem Gouvernement Tobolks liegen Beobachtungen von J. Sslowzow (1892) und M. Russkij (1897) vor. 40. Hiriifido rnsfica L. Die erste Rauchschwalbe erschien bei Tomsk (Kruglychina) am 21. Mai. Am 7. September noch nicht davongezogen. 41. Clivicola riparia (L.) Die Minierschwalben verließen am 27. August die Uschaika bei Krugdychina (Tomisk). 42. Coccothraiistes coccofhraustes L. Seit der ersten Flälfte des F'ebruar sind Mengen von Kernbeißern in Tomsk und Umgebung- zu sehen. 43. Friugilla inontifringiUa L. Bei Tomsk am 27. April eifi'igst singend, scheint ge2Jaart. 44. Cardiielis carduelis vinjor (Tacz.) x Carditclis cnniceps (Vig.) Bei Vogelstellern sah ich in Tomsk einige Bastarde, die „Knjasek“ und beresotvik“ g'enannt und besonders teuer fsilgeboten werden. Im Februar erwarb ich ein Exemplar für meine Sammlung-. 45. Acanthls cxilipes Coues. Mein College S. A. Ssu- chow beobachtete am 16. Afjril abziehende Schwärme von sibirischen Leinfinken. Ich sah am 27. April noch einen kolossalen Schwarm von mehreren Hundert bei der Chro- mowskaja Saimka bei Tomsk. Herr O. Kl ein Schmidt hält übrigens (in litt.) die hiesigen Leinfinken nicht für die echte exilipes Coues. 46. Carpodactis erythriiius (Pall.). Der Karmingimpel wurde am 20. Juni von O. v. Ditmar bei der Stadt Kolywan beob- achtet. Während meiner Exkursionen in der Umgegend von Tomsk waren am 21. Mai noch keine Karmingimpel zu sehen und zu hören. Am 27. Mai fand ich dagegen schon mehrere bei Kruglychina. Aus Barnaul erhielt ich von A. P. Welis- hanin ein 6 ad. vom 22, Juni. 47. Loxia leucopiera bifasciata (Br.) Der Weißbinden- Kreuzschnabel wurde bei Tomsk (Kruglychina) von mir am 14. April und 3. December beobachtet, resj). erbeutet. 172 Herrn. Johansen: Ornitholog. Beobachtungen im Gouv. Tomsk. Flügel Schwanz Tarsus Schnabel (Culmen) Ge- schlecht Datum Fundort 92 70 17 18 Ö aO- 3 Xll. Tomsk. 87 66 15 17 ?juv. 3, XII. Tomsk. 48. Pyrrhula pyrrhula niajor Brehm. Am 4. Mai beob- achtete ich in dichtem Nadel walde von Krugdychina (^Tomsk) ein sehr geheimnisvoll und lichtscheu sich aufführendes ge- paartes Pärchen. Die hiesigen Dompfaffen sind übrigens nicht alle unter- einander gleich und viele der rotbäuchigen nähern sich Pyrr- hiila pyrrhula camtschatica Tacz. Leider fehlt mir noch Ver- gleichsmaterial aus dem Osten. Exemplare mit den sogenann- ten Cassinischen Streifen sind gerade keine Seltenheit. 4'J. Pinicola enucleator (L.) In diesem Jahre erhielt ich mehrfach Hakengimpel aus .Kruglychina (Tomsk), so am 3. und 23. Februar daselbst geschossene Exemplare im grau- orange und roten Kleide. Am 14. April wurden auch noch einige daselbst beobachtet. Der Hakengimpel scheint Brut- vog'el in der Taig'a zu sein. 50. Plectophenax nivalis (L.) Während der kalten Jahres- zeit häufig. 51. Emberiza aureola (Pall.). Am 21. Mai waren die Weidenammern noch nicht in Kruglychina (Tomsk) angelangt; am 27. Mai wurden daselbst die ersten beobachtet. Die Maße eines ad. Ö vom 28. Mai daselbst erbeutet sind: Schnabel 12, Tarsus 19'5, Flügel 78, Schwanz 61 mm. 52. Emberiza leucocephala (Gmel.). Der Fichtenammer er- schien bei Kruglychina (Tomsk) am 15. April. Am 27. April gepaart. Die Maße eines juv. (sex.?) aus der Umgegend von Tomsk vom 27. August sind: Schnabel (Culmen) 10, Tarsus 19, Flügel 87, Schwanz 79 mm. 53. Emberiza citrinella L. Nach O. v. Ditmar ist der Goldammer bei der Stadt Kolywan häufig. College S. A. Ssuchow notierte als iknkunftsdatum bei Tomsk den 10. April. Am 27. April in Mengen bei der Chromowskaja Saimka. Nest Herrn. Johansen: Ornitholog. Beobachtungen im Gouv. Tomsk. 17 ohne Eier am 4. Mai auf der Erde unter einem Elaufen Reisig bei Kruglychina (Tomsk). A. P. WelLshanin notierte die Art bei Barnaul am 9. April. 54. Alaiida arvensis L. Zwei ad. PTldlerchen (6Ö) vom 25. April und 19. Juni aus der Uiirgegend von Barnaul befin- den sich jetzt in der Sammlung des Herrn Landgerichtsrates Ehmcke in Berlin. 55. Stnrnus vulgaris uienzbieri Sh. Stare wurden bei Tomsk zuerst am 5. April g'esehen und trugen am 21. Mai eifrig' zu Nest. A. P. AVelishanin notierte den 9. April als Ankunfts- datum der Stare bei Barnaul. Am 14.(!) November wurde ein Star von meinem Schüler D. M. Nikiforow mit einem Schlag- bauer g'efangen. Es war ein total abgemagertes Exemplar, das, wer weiß aus welchen Gründen, am Zuge nicht teilneh- men konnte. Bauchfedern mit braungelben Spitzen an Stelle der weissen Enden. Schnabel 33, resp. 22, Tarsus 28, Flügel 1P9, Schwanz 68 mm. Das Geschlecht war unbestimmbar, der Schnabel ganz schwarz. 56. Pastor roseus (L.). Wie mir A. P. Welishanin mit- teilt, ist ein Rosenstar Anfang' Juni bei Barnaul geschossen worden. Das ist übrigens nicht der erste Fall des Vorkommens von Pastor roseus bei Barnaul, wohin er sich bisweilen ver- fliegt. Dank der Liebenswürdigkeit meines Vorgesetzten, des Herrn Directors G. K. Tjumenzew, hatte ich die Möglichkeit, einige alte, in dessen Bibliothek befindliche Jahrgänge sibiri- scher Zeitungen nach Notizen ornithologischen Inhalts durch- zublättern. Manche interessante Beobachtung ist in diesen sehr selten gewordenen Jahrgängen aufgezeichnet und verdient, der Vergessenheit entrissen zu werden. Unter andern fand ich in der Tomsker Gouvernements-Zeitung 1870, Nr. 15 einen Artikel von S. J. Guljajew über das Vorkommen von Phoe- nicofterus roseus in der Umgegend von Bijsk, der zugleich auch die Angabe enthält, daß etwa 1855 ein Pärchen Rosenstare in einer Entfernung von 3 Werst von Barnaul geschossen worden seien. Es wäre wünschenswert, daß bald das Vorkommen des Rosenstars in den Grenzen des Gouvernements aufgeklärt würde, denn während sich bei Pallas (1811) und Finsch (1879) An- gaben über sein Vorkommen in unserem Gebiete vorfinden, 174 Herrn. Johansen: Ornitholog, Beobachtungen im Gouv. Tomsk. erhielten ilm Homeyer und Tancre (18S8) von ihren Samm- lern nicht und ancli A. M. Nikolskij ( I S83) beobachtete selb.st diese Art nicht. 57. Corvus fntgilegus L. Die Saatraben erschienen nach O. V. Ditmar bei der Stadt Kolywan in der ersten Hälfte des August. (!) 58. Corvus coruix L. Die Nebelkrähe nistet bei Tomsk unter andern auch auf Putiis cemhra und Larix. 59. Corvus corone orientalis Eversm. Recht lebhafte Ge- sellschaften von Rabenkrähen auf dem Hofe der Realschule in Tomsk, den benachbarten Häusern und den umstehenden Bäu- men in der Zeit vom 27. Januar bis zum 13. März. bO. Corvus monedula collnris Drum. In Kruglychina bei Tomsk sollen die ersten Dohlen in der ersten Hälfte des P'ebruar gesehen worden sein. Ich sah in Tomsk die ersten am 18. März. A. P. Welishanin notierte Dohlensclvwärme bei Barnaul am 9. April. 61. Corvus daviiricus Pall. Kollege S. A. Ssuchow be- hauptet im Laufe des Winters weißbäuchige Dohlen bei Tomsk gesehen zu haben. 62. Nucifraga caryocatactes uiacrorhynchus Brehm. Auf einer dicht mit Usnea harbata, behängten Fichte wurde am 3. Mai bei Kruglychina (Tomsk) ein Nest des Tannenhehers gefunden. Der Vogel saß im Neste, letzteres erwies sich aber als leer. Auch am 6. Mai waren in diesem Neste keine Eier. Im reich mit Arveir bestandenen Parke meines Kollegen S. A. Ssuchow in der Stadt trieben sich im Laufe des April Tannenheher in einem Pärchen umher und waren dabei trotz der Nähe der Menschen, sehr wenig scheu. Trotz all’ unserer Bemühungen konnte das Nest am 11. Mai nicht gefunden werden. 63. Pica pica leucoptera. Gould. Als Schlafplätze dienten den vielen weißfiügeligen Elstern im Laufe des August und September die dichten Weidengebüsche an der Uschaika bei Kruglychina. Im Juli kaufte Prof. P'. Krüger im Dorfe Werschinino bei Tomsk eine junge, total weisse Elster (Albino mit rothen Augen), die einige Zeit in Gefangenschaft bei ihm lebte und Herrn. Johansen: Ornitholog. Beoliachtungen im Gouv. Tomsk. 175 zahm wurde. Nach Aussagen der Bauern befanden sich im Neste vier juv., von denen drei weiß waren. Leider ist ver- säumt ivorden, einen Balg' anzufertig'en. 64. Garruliis brandti Eversm. Bei Kruglychina (Tomsk) das ganze Jahr hindurch häufig. Mir fiel ein besonderes Wan- dern dieses Hehers in den Morgenstunden des 4. September auf. Sechs Stück, einer nach dem andern, flogen längs der VVeidengebüsche an dem Bache, wie einem be.stimmten Pfade folgend, in Zwischenpausen von etwa 5 bis 7 Minuten, wobei sie g'enau dieselbe Richtung von Westen nach Osten einhielten. 65. Pensoreus iiifausfus Sibiriens Tacz. Bei Kruglychina (Tomsk) am 7. Oktober von Prof. F. Krüger erbeutet. Flügel Schwanz Tarsus Schnabel Ge- schlecht Datum Fundort 144 138 39 25 9 7. X. Umgeg, von l’omsk 142 140 39 26 9 8. X. Umgeg. von Tomsk ORD. MACROCTIIRES. 66. Apus apiis L. Bei Barnaul wurden von A. P. Welis- hanin große Flüge von Mauerseglern am 18. Juni notiert. ORD. PICI. 67. Dryocopus martius L. Ge- schlecht Flügel Schwanz Tarsus Schnabel Datum Fundort Q ad. 245 180 38 68 8. X. Umgeg. von Tomsk 5 ad. 250 174 42 74 3. XII. Umgeg. von Tomsk 68. Geemus canus Gmel. Ein Grauspecht (6 ad.) vom 2. Oktober aus der Umgegend von Tomsk befindet sich in der Sammlung des Herausgebers dieser Zeitschrift. 176 Herrn. Johansen: Ornitholog. Beobachtungen im Gouv. Tomsk G9. Dendropicus inajor cissa Pall. Am 23. Februar aus Kruglycbina erhalten. Am 27. April eifrigst schnurrend. Am 21. Mai 7 unbebrütete Eier bei Kruglychina (Tomsk). 70. Dendropicus niinor pipra Pall. Am 5. November bei l'omsk von K. P. Welishanin erbeutet; am 26. Juni bei Bar- naul (Ö ad. in der Sammlung v. Tschusi’s.) 71. Dendropicus leuconoiiis cirris Pall. Aus der Umge- gend von Tomsk erhalten Anfang Oktober O ad: Flügel 146, Schwanz 102, Tarsus 26, Schnabel 41. 72. Picoidcs fridactylus crissolcucus Bp. Am 26. August in einem Weidengebüsch an der Uschaika bei Tom.sk von mir beobachtet. 73. Jynx iorquilla L. Angelangt am 6. Mai in Krugly- china bei Tomsk. ORD. COCCYGES. 74. Alcedo ispida spatzi König. Der Eisvogel wurde von O. V. Ditmar am Flusse Tschauß bei der Stadt Kolywan beobachtet. Ankunft bei Tomsk in den ersten Tagen des Mai. Am 7. .September noch da. xAus Barnaul mehrere Exemplare erhalten. Herr V. Ritter von Tschusi hält die sibirischen Eisvögel übrigens nicht für die .Subsp. spatzi Kön. (in litt.), unter welcher Bezeichnung ich sie im Anschlüsse an den „Naumann“ anführe. 75. Coracias ^arrulus L. Eine aus Barnaul vom Sommer 1899 erhaltene Mandelkrähe befindet sich in der Sammlung des Herausgebers dieser Zeitschrift. 76. Merops apiaster L. Localbenennung im Barnaul’schen Kreise „solotuschnik“ (fide A. P. Welishanin). 77. Upnpa epops L. Nach O. v. Ditmar in der Umge- gend der Stadt Kolywan oft vorkommend. Nach A. P. Welis- hanin bei Barnaul am 1. Mai. 78. Cuculiis canorus L. Am 14. Mai erster Kukuksruf bei Tomsk. 79. Cuculus intermedius Vahl. Den Ruf des heisern Kuckucks hörte man bei Tomsk seit dem 21. Mai. Am 27. Mai sah ich ihn auch auf Laubholz vereinzelt sitzen. Am Herrn. Johansen; Ornitholog. Beobachtungen im Gouv. Tomsk. 177 8. Juni in einem Arvendickicht bei Kruglychina ein ö ad. ge- scho.ssen. Das Exemplar befindet sich beim Herausgeber des „O. J.“ ORD. ACCIPEERES. 80. Syrniiim lapponicum (Retz.). Am 15. Februar erstand ich bei einem Vogclhändler ein schönes ad. Mageninhalt: Haarballen und Mauseschwanz. Am 17. Februar untersuchte ich ein zweites Exemplar, gleichfalls 9- Mageninhalt: 5 Mäuse. Somit ist die Barteule keineswegs zu den unbedingt schädlichen Raubvögeln zu rechnen. 81. Syrniiim iiralense Pall. In der kalten Jahreszeit häu- fig bei den Federhändlern. Alles sehr lichte Exemplare, nie- mals so dunkel wie die Abbildung im „Naumann“. 82. Nyctea ulula doliatn Pall. Ein Q ad. vom 6. Oktober enthielt als Mageninhalt eine Maus. Ein Ö ad. vom 8. Ok- tober: Total ;383, Elügcl 235, Schwanz 182, Tarsus 25, Schnabel 31 mm. 83. Ofus otiis E. Ist überaus neugierig. Verfirlgte den mich von einer Exkursion am Abend des 28. August begdei- tenden Dachshund auf einer größeren Strecke. Liebt die Nähe von Wasser. 84. Circus cyaneus (L.). Eine Kornweihe beobachtete ich am 25. August am Irkutzker Trakt bei Tomsk. 85. Circus macrurus ((jmel.). Bei Barnaul am 31. IMai von A. P. W elishanin erbeutet. 86. Circus aeruginosus (L.). Von O. v. Ditmar am 25. Juni bei der Stadt Kolywan beobachtet. 87. Archibuteo pnllidus Menzb. Am 25. Oktober bei Tomsk erbeutet. Scheint im Spätherbst regelmässig bei Tomsk zu erscheinen. 88. Astur palumbarius L. Bei der Stadt Kolywan nach O. V. Ditmar häufig. Im Oktober und November bei den Vogelhändlern mehrere Stück aus der Umg-egend von Tomsk gesehen. 8'.K Accipiter nisits (L.). Von A. P. Welishanin bei Bar- naul am 1. August erbeutet. 90. Falco tinnunculus L. Bei Tomsk am 11. April. 91. Falco aesalon Tunst. Ein 9 jüv. des Zwergfalken 12 178 Herrn Johansen; Ornitholog. Beobachtungen im Gouv. Tomsk. vom 19. September erhielt ich von A. P. Welishanin. Erbeu- tet bei Tomsk. 92 Falco vespertinus L. Am 4. Mai sah ich bei Tomsk (Kruglychina) ein 9 mit einer Eidechse im Schnabel auf dem Aste eines dürren Baumes sitzen. 93. Alilvits melanotis Temm. Der schwarzohrige Milan kann nach O. v. Ditmar im Laufe des Sommers beständig über der Stadt Kolywan fliegend beobachtet werden. Wurde bei Tomsk am 11. April zuerst gesehen. Verfolgt Nebelkrähen. ORD. COLUMBAE. 94. Turtur ferrago Eversm. Bei Tomsk am 28. April angekommen. Weli.shanin notierte am 1. September große Elüge bei Barnaul. ORD. GALLINAE. 95. Tetrao iirogallus uralensis Menzb. Zu dieser Sub- species ziehe ich die auf dem Wildpretmarkte in Tomsk von mir unter gewöhnlichen Auerhennen gesehenen Exemplare, deren Bürzel und obere Schwanzdecken durch die breiten weißen Enden der Ledern stark weißquergestreift erscheinen. Wie weit die Ostgrenze der Verbreitung dieser 1887 von Menzbier aufgestellten Subspecies in den Wäldern Sibiriens g'eht, ist bis jetzt nicht eruiert. 96. Tetrao tetrix tschusü Johansen. (Taf. 1 ,) Nunmehr bin ich in der Lage, über die von mir in einer vorläufigen, als Beilage zum „O. J.“ IX., 1898, Heft 6 erschienenen Notiz aufgestellte neue Subspecies des Birkwilds, welche ich zu Ehren meines hochverehrten Freundes, des Herrn Victor Ritter von Tschusi benannte, ausführlichere Mitteilungen zu machen. Das sibirische Birkwild ist Gegenstand der Untersuchungen vieler Forscher gewesen. Pallas (1811) äußert sich über die Färbung der Steuerfedern des 5 den Worten „rectricibus nigris“ und bei keinem Autor finde ich etwas anderes, als daß die Steuerfedern oben schwarz sind. Die längst bekannten schmalen weißen End-Säume der mittleren Steuerfedern kom- men hierbei nicht in Betracht. Middendorf (1853) konstatierte das vollkommene Übereinstimmen der Birkhühner des hohen Nordens Sibiriens mit europäischen. Ich habe absolut keinen Grund, die Angaben dieses hervorragenden Forschers anzu- Orn. Jahrb. 1902. Taf. I. Tetrao tetrix tschusii Johans. \ Herrn, Johansen: Ornitholog. Beobachtungen im Gouv, Tomsk. 17<) zweifeln, umsomehr, als mir Herr Th. Lorenz schreibt, daß „die Birkhühner aus dem hohen Norden .Sibiriens nach neue- ren Beobachtungen dem typischen T'cfr. tetrix angehören. Exemplare aus Jakutsk sind von solchen aus den Gouverne- ments Moskau, Jaroslau, Wologda etc. nicht zu unterscheiden. ‘‘ (Th. Lorenz, Brief vom Iß. I. 1899.) An geringem Materiale (bloß einem ö und einem 9) aus südlicheren Gegenden notiert Middendorff das Auftreten von weißer Farbe am Kopf in Gestalt eines Zügelstreifcns und eines Halsbandes beim 5 ^lichtere Färbung' des 9 und bedauert, nicht mehr Material in den Händen gehabt zu haben. Schrenck (ISßÜ) gibt weder Maße noch Ang'aben über die Färbung. Rad de (1863) macht auf die sehr helle Färbung der Hennen aufmerksam und konstatiert das Vorkommen eines weißen Kehlllecks bei beiden Geschlechtern an Exemplaren vom mittleren Onon. Finsch (1879) behauptet, „Exemplare in den Museen in jekatcrinenburg, Omsk und Barnaul stimmen ganz mit westeuropäischen überein.“ ln den Arbeiten von H o m e y e r und T a n c r e ( 1883), sowie A. M. Nikols k i j (1883), auch den neueren von Sslowzow (189d), M. Russkij ^ (1897) und K. M. Derjugin (1898) finden sich keine Angaben über die Färbung' des untersuchten Birkwildes. Sehr ein- gehend ist das ost-sibirische Birkwild von L. Taczanowskij (1893) untersucht worden, wobei mit den Worten „ö ad. plumage general noir, lustre fortement de bleu“ auf blaue, also nicht grünlichblaue, resp. viohTtblaue Färbung hinge- ge wiesen wird. Obgleich Taczanowskij die dichtere Befie- derung der Füße auffällt, obgleich er auf die bedeutende l^änge und Breite der Stoßfedern hin weist, unterscheiden sich nach ihm die Hähne nicht von europäischen. Im Jahre 1891 erschien im Journal für Ornithologie eine Arbeit des rühmlich.rt bekann- ten Kenners der Edelhühner Russlands, des Herrn Th. Lorenz in Moskau, in welcher vom gewöhnlichen Birkwild als Sub- spezies die Form Tetmo tetrix viridanus abgetrennt wird. Doch ist diese Arbeit von den Forschern Russlands viel zu wenig gewürdigt worden und bloß Menzbier (1895), Ssusch- kin (1897) und Buturlin (1901) berücksichtigen die neu auf- gestellte Subspezies. Auch im „Naumann“ wird viridanus nicht erwähnt. 12* 180 Herrn. Johansen: Ornitholog. Beobachtungen im Gouv. Tomsk. Th. Lorenz (in litt.) war g'eneigt, in meinem T. tetrix tschusii anfangs die Subspezies viridanns zu erblicken, modi- fizierte jedoch seine Ansicht später (in litt.) insofern, als er meine Subspezies „als Überg'angsform von T. tetrix viridamts zu T. tetrix typd betrachtet. Dazu kann ich bloß bemerken, wie ich es auch brieflich Herrn Th. Lorenz gegenüber ge- äußert, daß tschusii nicht als Übergangsform von viridanus zur subsj). tetrix gedeutet werden kann, weil eben das, meiner Ansicht nach, wichtigste Merkmal, das Weiß an der Basis sämmtlicher Steuerfedern, weder bei viridanus noch bei tetrix typ. bis zum Erscheinen meiner vorläufig-en Mitteilung' beob- achtet worden ist und in den Diagnosen vollständig fehlt. Wenn es Birkwild gibt, welches bei viridaniis-Q\\?iXdik.tQX auch noch weiße Farbe an der Basis der Steuerfedern aufweist, so kann ich in solchen Individuen bloß Übergangsformen von der Lorenz’schen Subspezies zu der von mir aufgestellten er- blicken. Wie mir Herr Lorenz schrieb, hat er „das Auftreten von weißer Farbe an der Basis der Steuerfedern bei beiden Geschlechtern oft bemerkt, jedoch nicht immer konstant und zuweilen auch bei der typischen Art beobachtet, deshalb bei der Beschreibung- des T. tetrix viridanus nicht erwähnt.“ Dieses Geständnis des absichtlichen Nichterwähnens einer Eigentümlichkeit, die in den Gedankenkreis nicht hereinpassen wollte und die künstliche Harmonie zu stören drohte, impo- niert mir nicht wenig, und ich habe nicht erwartet, daß ge- wissenhafte Forscher etwas unerwähnt lassen, was sie beob- achten. Ich möchte an die Berufsgenossen die Frage richten, was für einen Wert Beschreibungen von Naturobjecten haben sollten, wenn vorausg'esetzt werden darf, daß absichtlich etwas verschwiegen wird. Daß Herr Lorenz auch bei der typischen Art zuweilen weiße Wurzeln der Steuerfedern gesehen hat, ändert an der Sache nichts. Solche Exemplare deute ich als Übergänge von der typischen Art zu meiner Subspezies. Mir scheint die Unterscheidung von wenigstens 3 Sub- spezies des russischen Birkwilds sehr möglich, die mit ein- ander natürlicherweise durch zahllose Übergänge verbunden sind. Es sind die Subspezies tetrix, viridanus und tschusii. Der leichteren Vergleichbarkeit wegen will ich die Unter- schiede typischer Stücke in einer Tabelle angeben. Herrn. Johansen: Ornitholog. Beobachtungen im Gouv. Tomsk. 181 Ö ad. G 1 a n z s t e 1 1 e n am Hais, Kropf und Rücken Tetrao tetrix tetrix L tetrix viridanus Lor. tetrix tschusii Johansen ,,blau in’s Violette ziehend“, ,, violett- blau“,, purpurblau“ (Lorenz) ,,blau in’s Grün- liche ziehend“, ,, auffallend grün- licher Schein“ (Lorenz) reinblau ohne pur- purnen oder grün- lichen Schimmer Spiegel der Sekundär- schwingen ,,in der Ruhe nur wenig od. gar nicht sichtbar“ (Lorenz*) ,,viel breiter“ ,, bildet einen sehr breiten weißen Streifen“ (Lorenz) wie bei tetrix tetrix*) Innenfahnen der Primär- schwingen (5. 6. n. ft) nur an der Wurzel weiß, bei lose an- gelegtem P'lügel äußerlich nicht sichtbar (Lorenz) nach der Spitze zu mit erweitertem Weiß, das bei loser Lage des Flügels äußerlich sichtbar wird (Lorenz) wie bei tetrix viridamts Steuerfedern schwarz schwarz schwarz mit breiter, weißer ununter- brochener Basal- binde über sämmt- liche .Steuerfedern Tarsus- befiederung braun, schwach; mit sehr kleinen Spritzflecken vorn heller als bei tetrix, zuweilen last weiß, vorn mit hellgrauen Spritzflecken (Lorenz) sehr licht, dicht und lang. Vorn auf dunkelbraunem Grunde weißlich gesf)ritzt (5 im ersten Winterkleide Glanzstellen noch mehr grün als beim ad. leuchtend blau Steuerfedern schwarz schwarz mit sehr breiter, weißer durchgeh- ender Basalbinde Q) Färbung dunkel ,,hell“ (Lorenz) licht Steuerfedern ohne weiße Basis ohne weiße Basis mit breiter weißer Basis Biologie Waldhuhn Steppenhuhn an Schwarzerde (Tschernosem) ge- bunden. (Lorenz) Waldhuhn *) Zum Vergleiche liegt mir dank der Liebenswürdigkeit des Heraus- gebers dieser Zeitschrift ein Mitte Mai 1898 in Tirol erbeuteter Hahn vor; ich finde, daß der Spiegel der Sekundärschwingen sehr deutlich sichtbar ist und die Tomsker Birkhähne sich in dieser Beziehung nicht von der Subsp. tetrix unterscheiden. Was Herr Lorenz in Bezug auf den Spiegel der Sekundärschwingen bei viridamts im Vergleich zu tetrix typ. sagt, will mir nicht recht einleuchten. 182 Herrn. Johansen: Ornitholog. Beobachtungen im Gouv. Tomsk. Die geographische Verbreitung- der drei Sub.spezies des Birkwilds ist nach den mir vorliegenden Daten folgende: Der typische T. tetrix tetrix L. findet sich in Zentral-Europa bis zu den Gouvernements Moskau und Jaroslaw im Osten. Er bewohnt die Baltischen Ostseeprovinzen, Skandinavien, die Gouvernements Now’gorod, Pskow, Twer, St. Petersburg, Wolog'da, Archangelsk, die nördlichen Teile der Gouverne- ments Tobolsk, Jenniseisk, Jakutsk. Im Osten Sibiriens, näm- lich im Lande der Tschuktschen und in Kamtschatka kommt Birkwild nicht vor. (Middendorff 1853, Lorenz in litt. 1899, Buturlin 1901.) Das Gebiet des typischen T. tetrix viridanus Lor. umfaßt die Steppengegenden im südlichen Teile des Gouvernements Ssaratow, das Gouvernement Ssamara, das Gouvernenient Ufa, das Gouvernement Orenburg, das Turgaier und Akmolinsker Gebiet; „kommt bis in das Tien-Schan-Gebirge in voller Rein- heit“ (Lorenz 1891, Lorenz in litt. 1899, Ssuschkin 1897). Da- bei ist zu vermerken, daß Herr Lorenz mir schreibt (1899), er habe diese Subspezies aus Tomsk nicht erhalten. Die von mir aufgestellte Subspezies ist bis jetzt aufge- funden wmrden in der LTmg'egend von Tomsk und an mehreren vStellen des Gouvernements Tomsk. Ferner schreibt mir Herr Lorenz (1899) ; „das von Ihnen beschriebene Birkhuhn besitze ich aus den Gouvernements Tobolsk, Jenisseisk, Irkutzk und Transbaikalien.“ . Diese Daten sind ganz besonders wertvoll da sie zeig'en, daß das Gebiet kein eng- begrenztes ist. Aus dem ikngeführten ergibt sich, daß die drei Sub- spezies sich auch geographisch, soweit auf die Unterschiede derselben überhaupt geachtet worden ist, sehr wohl von ein- ander sondern lassen, indem das Gebiet des tetrix in Sibirien den Norden einnimmt, südlicher davon sogar eine Zone von tschusii eing-enommen zu sein scheint, und endlich die Steppen- gebiete des .Südens von viridanus bew'ohnt werden. Einer sol- chen Auffassung wdderspricht nicht, was uns über das Auf- treten von Zwischenformen der drei Subspezies bekannt ist. 1. Übergänge von tetrix zu tschusii finden sich im Toms- ker Gouvernement; aus dem Go ivernement Jenisseisk sind sie mir bis jetzt aus der Umgegend von Atschinsk gemeldet worden (K. M. Ssucharew in litt. 1900). Hierzu nehme ich Herrn. Joliansen: Ornitholog. Beobachtungen im Gouv. Tomsk. 183 auch den von S. A. Buturlin aus Ssimbirsk bescliriebenen Birkhahn (1901). 2. Übergänge von tetrix zu viridanus. Da Herr Lorenz meine Subspezies bloß für eine Übergangsform von tetrix zu viridanns hält, sind dessen Angaben über die Verbreitung der Übergangsformen mit Vorsicht zu benutzen. Immerhin ist interessant, daß sie meist da Vorkommen, wo die Verbreitungs- gebiete sich berühren, im europäischen Russland die Gouver- nements Tambow, Ssimbirsk, Kasar, Ssamara und Pensa; im asiatischen Russland Tobolsk (wohl nur im Südwesten?), Irkutsk und Transbaikalien bis in die Ussuri-Gegend. 3. Als Übergänge von viridanus zu tschusii sehe ich die von S. A. Buturlin (1901) beschriebenen Birkhühner aus der Umgebung" von Turgai und Kustanai (Turgai-Gebiet) an. Das Gebiet des T. tetrix tschusii ist somit ein langer von W. nach O. ziehender Streifen, der im W., NW. und N., viel- leicht auch NO. an das Gebiet des T. tetrix tetrix stößt. Südlich vom Gebiet des tschusii^ das noch lange nicht genü- gend erforscht ist, liegt das Gebiet des viridanus, der seiner- seits, wie tschusii im W. an den tetrix grenzt. Wie weit sich das Gebiet des tschusii gegen W. erstreckt, ist zur Zeit nicht genau bekannt, doch dehnt es sich wohl, vielleicht in eim=r schmalen Zone über den Ural aus, wo es sich mit tetrix kreuzt, im Osten scheint es bis nach Transbaikalien nachgewiesen. Meinem Freunde, Herrn C. Sieling, welcher die Liebens- würdigkeit hatte, zwei Steuer für diese Arbeit zu photogra- phieren, spreche ich auch an dieser Stelle meinen Dank aus. 97. Bonasa sylvestris canescens Sparrm. Die Begattung wurde am 20. Mai im Nadelwalde bei Kruglychina (Tomsk) beobachtet. 98. Perdix perdix perdix L. V on O. v. Ditmar wurde am 20. Juli bei der Stadt Kolywan ein Volk gefunden. 99. Coturnix cotiirnix orientalis Bogd. Nach O. v. Dit- mar’s Aufzeichnungen sehr selten bei der Stadt Kolywan. Er teilte mir mit, daß er den Ruf der Wachtel fast nicht gehört habe. Aus der Umgegend von Barnaul in mehreren Exemplaren durch A. P. Welishanin erhalten. Diese Sub' Spezies der Wachtel bewohnt nach S. A. Buturlin (1901) „den Osten des europäischen Russlands, Sibirien und Türke- 184 Herrn. Johansen: Ornitholog. Beobachtungen im Gouv. Tomsk. stan, überschreitet im Osten jedoch den Baikalsee nicht.“ Als Nordgrenze gibt Herr Buturlin den 60. und 61. Breiten- grad in Sibirien an. ORD. FULICARIAE. 100. Crex crex L. Nach O. v. Ditmar am 26. Juli bei der Stadt Kolywan erbeutet. Bei Barnaul nach A. P. Welis- hanin im Augmst und Anfang September häufig. 101. Pormna marvetta Leach. Von A. P. Welishanin häufig bei Barnaul im Laufe des August. Zuletzt am 15. September. 102. Porzana pusilla Pall, [-bailloni Vieill.) In einer 1898 in russischer Sprache erschienenen kleinen Arbeit über die Vögel des Tomsker Gouvernements wies ich darauf hin, daß das Zwergrohrhuhn wahrscheinlich in den südlichen Teilen des Gouvernements Brutvogel ist, obgleich noch Belegstücke fehlen. Nun bin ich in der Lage, mitteilen zu können, daß es Herrn A. P. Welishanin gelungen ist, nicht weniger als 4 Exemplare aus der Umgegend von Barnaul nach Tomsk zu bringen, wo jetzt ein Exemplar in der Sammlung der Univer- sität, ein anderes sich in meinem Besitze befindet. Das Exem- plar der Universitätssammlung ist ein Q juv. vom 15. August, das in meiner Sammlung befindliche ein 5 juv. vom 5. August. Welishanin fand die allerliebsten Rohrhühner in der Nähe eines flachen Sees, auf einer mit vorjährigem Riedgrase und Schilfe bestandenen Stelle zuerst am 5. August, darauf am 15., 24. und 27. August. Darnach wurden noch am 15. Septem- ber Zwergrohrhühner beobachtet, wie Welishanin vermutet Durchzügler, die nördlich von Barnaul gebrütet hatten. Dieses interessante Vögelchen ist sowohl in Turkestan als auch in Daurien gefunden worden. Da mir kein Material an Frühlings- vögeln vorliegt, die Exemplare außerdem juv. sind, kann ich nicht entscheiden, ob es nicht eine den Übergang von P. pu- silla pusilla Pall, zu P. pusilla auricularis Reicheno w ver- mittelnde Form ist. Die Aussenfahne der 1. Schwinge ist bei allen Exemplaren weiß. Das in meiner Sammlung befindliche Exemplar (G juv.) hat eine Schnabellänge (Culmen) von 15, bei einer Flügellänge von 87, Schwanzlänge 48, Tarsus 27'5 mm. 103. Fiilica ntra L. Von O. v. Ditmar wurde das Bläß- huhn beim Kirchdorfe Tschaus in der Nähe der Stadt Koly- wan beobachtet. Herrn. Johanscn: Ornitholoj. Beobachtungen im Gouv. Tornsk. 185 ORD. ALECTORIDES. 104. Grus grifs L. Kraniche bei Tornsk notiert am 13. April, bei Barnaul von A. P. Welishanin am 25. März. ORD. HERODIONES. 105. Ardea cinerea L. Als nachträgliche Notiz zum Be- richte des vorig'en Jahres ist hinzuzufügen: In der Osterwoche 1897 ist im Dorfe Pichtowka (Kreis und Gouvernement Tom.sk) ein Reiher von einem Bauer geschossen worden. Bei Barnaul wurde Ende Juli ein Exemplar erbeutet (fide Welishanin) ORD, LIMICOLAE. 100. Charadriits minor M. et W. Von A. P. Welishanin bei Barnaul am 18. August. 107. Charadrius fiilvus Gmel. Aus Barnaul erhielt ich ein 9 juv. des östlichen Goldregenpfeifers, das von Herrn Provi- sor A. Stromberg daselbst am 25. September auf dem Durch- zuge erbeutet wurde. Die Literaturangaben über das Vor- kommen in unserem Gebiete sind recht spärlich. Von den Reisenden erwähnt diesen für Sibirien charakteiistischen Vogel bloß A. M. Nikol skij (1883), dem ein Exemplar aus der Umgegend von Ustj-Kamenogorsk am Irtysch (x\ltai) zugesandt wurde. Notizen für das Tomsker Gouvernement fehlten vollkommen. 108. Haematopus ostrilegiis L. Von O. v. Ditmar am Ufer des Obj bei der Stadt Kolywan mehrfach beobachtet und am 6. Juni erbeutet. 109. Vanellus vanellus L. Von A. P. Welishanin bei Barnaul notiert am 24. April. 110. Numenius arcuafus lineatus Cuv. In der Umgegend der Stadt Kolywan nach O. v. Ditmar selten. Bei Tomsk am 3. Mai in zahlreichen Individuen. Von Welislianin für Barnaul notiert am 21. x'Vpril. 111. Tota7ius terekius Lath. Bei Barnaul von A. P. Welis- hanin in der Zeit vom 1 8. August bis 0. September fast täglich angetroften. 112. Totanus glottis L. Von O. v. Ditmar bei der Stadt Kolywan am 10. August erbeutet. Bei Kruglychina (Tomsk) beobachtete ich den großen Wasserläufer am 1. Mai. WTit 186 Herrn. Johansen; Ornitholog. Beobachtungen im Gouv. Tomsk. zahlreicher war er aber daselbst an flachen Stellen mit dem Fange von kleinen Fischen beschäftigt am iT). August. 113. Totaniis glareola L. Das zoologische Universitäts- museum erhielt von A. P. \¥clishanin ein juv. aus der Umge- gend von Barnaul am 21. August. 114. Totnnns ocjiropits L. Bei Tomsk am 27. April, Bei Barnaul am 21. August. Bei Tomsk am 19. August. 115. Macheies pitgnax L. Von A. P. Welishanin (Bar- naul) notiert am 24. August und II. September. Der im „O. J.“ XIII. p. 20 als ,,Tringa canutiisii juv. sex. ?“ provisorisch bezeichnete Vogel gehört hierher. Es ist zu beklagen, daß in der mir zugänglichen Literatur keine g'enauen Beschreibungen und Maßangaben über die 6 jnv. und 9 ad. und juv. dieser Art zu finden sind. 116. Tringa subarcuota Güld. In der Umgegend der Stadt Kolywan von O. v. Ditmar um Mitte August erbeutet. 117. I ringa mimda Leisl. Nach A. P. Welishanin bei Barnaul am 9. Mai (ö und 9) und am IS. August. 118. Tringa siihmin/ita Midd. Dieser 1853 von Midden- dorff beschriebene Zwergstrandläufer ist neu für das Gou- vernement Tomsk und scheint innerhalb der Grenzen des- selben sogar Brutvogel zu sein. Bei genauer Prüfung' der von der Universitätsexpedition längs der sibirischen Bahn gesam- melten ornithologischcn Objekte, wobei S. A. Buturlin’s Bestimmungstabellen sehr g'ute Dienste leisten, fiel mir eine Trdiga auf, die bei der Station Kostschenewo von mir am 16. Juli erbeutet und präpariert war. Ich hatte sie anfangs für eine ininufa gehalten, ohne die Mittelzehe zu messen. Dieses eine Exemplar ziehe ich nun entschieden zu subniinuta Midd., so dass zwei Arten Zwmrg'strandläufer von der Expedition bei Kostschenewo gesammelt worden sind, denn echte minuta Leisl. liegen von dort auch vor. In meiner Sammlung fand ich fer- ner ein von A. P. Welishanin erworbenes Ö vom 26. Juli aus der Umg'egend von Barnaul, das gleichfalls ein Middendorff- scher Zwergstrandläufer ist. Leider ist in beiden Fällen ver- säumt worden, die P'ärbung- der P'üße im frischen Zustande zu notieren und .sind die Füße bedeutend dunkler geworden. Die charakteristischen Merkmale treffen alle zu; es sind folgende: Herrn, johanscn: Ornitholog. Beobachtungen im Gouv. Tomsk. 187 1. Flüg; elläng'e unter 92 mm 2. D i e Mi 1 1 el z eh e m i t Nagel länger als der Schnabel (C ul men). 3. Tar.sus 20 bis 23 mm. 4. Nur der Schaft der ersten Schwinge weiß (bei Middendorff: „bräunlich weiß“). Flügel Tarsus 1 Mittelzehe i Nagel ! Schnabel (Culmen) Sex. Datum Fundort Collector 89 20-5 24 18 ö 4./16.VII.1899 Stal, Kotschenewo H. Johansen 89 u. 90 21 22 17 ö 11/26, VII. 1899 Bei Barnaul A. Welishanin 119. jyinga tenimincki Leisl. Aus ßarnaul von Welis- hanin auf dem Durchzug-e erbeutet am 7. September, in mei- ner Sammlung. 120. Phalaropus hyperborcus L. Wclishanin erbeutete mit einem Schuß acht Wassertreter aus einem Trupp von 12 am 9. September bei Barnaul und versorgte mit Belegstücken sowohl die Universitätssammlung-, als auch meine Privatkollek- tion. Er beobachtete den Durchzug in der Zeit vom 1. bis 11. September. 121. Scolopax rnsticola L. Die Waldschnepfe kommt nach O. V. Ditmar bloß sehr selten bei der Stadt Kolywan vor. Bei Tomsk (Kruglychina) am 30. April zuerst beobachtet. Von mir geschossen daselbst am 3. und 4. Mai. Am 11. Juni um 93/4 Uhr abends daselbst noch ziehend. Die Maße eines in meiner Privatsammlung- befindlichen 6 ad. vom 4. Mai 1899 (bei Tomsk, Kruglychina geschossen) sind: Schnabel (Culmen) 72, Flüg-el 195, .Schwanz 87, Tarsus 37 mm. 122. GalUnago Jiiajoi- Gmel. Die Doppelschnepfe ist nach Ditmar häufig in der Umgegend der .Stadt Kolywan. Ankunft bei Tomsk Ende April. Am 20. August wurde von Wehs- hanin das letzte .Stück bei Barnaul g'eschossen. 123. Gallinago gallinula E. Die Heerschnepfe wurde nach Welishanin bei Barnaul am 29. April, 11. und 15. .Sep- tember geschossen 124. Gallinago gallinago Briss. Nach O. v. Ditmar häu- fig in der Umgegend der Stadt Kolywan. Nach Welishanin bei Barnaul am 1. Mai und 15. .September, 188 Herrn. Johanscn: Ornilholog Beobachtungen im Gouv. Tomsk. 125. GaUinago stenura Kühl. A. P. Welishanin brachte eine von ihm bei Barnaul am 22. August erbeutete asiatische Bekassine nach Tomsk, in welchem Exemplar er solitaria ge- funden zu haben meinte. Es ist ein 9 ad. mit 22 Steuer- federn und g'ehört meiner Ansicht nach zu stenura. Sechs Steuerfedern dieses l;Lxemplars jeder .Seite .sind sehr schmal, ihre Breite wenig-er als 2'5 mm, dabei spitzen sie sich gegen das Ende zu. Das Steuer ist dem in meiner .Sammlung befind- lichen, aus Mariinsk erhaltenen (cf „O. J.“ X. p. 135) von stenura überhaupt sehr ähnlich. Die geringere Zahl der ver- schmälerten Seitenfedern gegen 26 der normalen (?) ist nicht von Belang', gibt doch J. Schwedow die Zahlen 22, 24, 26 und sogar 52 (? ! H. J.) an. ORD. LONGIPENNES. 126. Flydrochelidon nigra L Aus der Umgegend von Bar- naul ein Ö ad. \ om 11. Juni erhalten durch A. P. Welishanin. 127. Sterna fhiviatilis Naum. Bei Barnaul von A. P. Welishanin am 11. Juni ein ad. 9 erbeutet. 128. Lar US sp. Möven wurden von Welishanin bei Bar- naul am 20. April notiert. ORD. PYGOPODES. 129. Podiceps nigricollis Ch. L. Brehm. Das zoologische Universitätsmuseum erhielt von stud. A. P. Welishanin ein ad. Ö vom 31. Mai aus der Umgegend von Barnaul, wo dieser Steißfuß Brutvog'el ist. Ankunft bei Barnaul nach Welis- hanin um den 1. Mai, zusammen mit den verwandten Arten. 130. Podiceps cristatus L. Dasselbe Museum erhielt aus derselben Quelle ein ö ad. vom 14. Mai aus der Umgegend von Barnaul. 131. Podiceps auritus L. Aus der Umgegend von Bar- naul vom 3. Mai ein 6 ad. von Weli.shanin erhalten. ORD. L ^MELLIROSTRES. 132. Cygnus rnusiciis Bechst. Nach O. v. Ditmar in Menge auf den Obj-Inseln bei der Stadt Kolywan. Bei Tomsk durch- ziehend am 23. April (P. Ssilenko). 133. Anscr segetum Bechst. Nach x\. P. Welishanin bei ßarnaul am 24. April durchziehend. Nach O. v. Ditmar in der Umgegend von Kolywan brütend. Am 3. Oktober bei Tomsk durchziehende Wildgänse. Herrn. Johansen: Ornitholog. Beobachtungen im Gouv. Tomsk. 189 134. Fuligula ferina L. Von O. v. Ditinar am 11. Juli bei der Stadt Kolywan erbeutet und nach ihm daselbst häufig' vorkommend. Bei Barnaul offenbar häufig, nach schönen Exemplaren zu urteilen, die A. P. Welishanin am 11. und 25. Mai erbeutete. 135. Fuligula nyroca Güld. Von O. v. Ditmar am 14. Juli beim Kirchdorfe Tschaus bei der Stadt Kolywan beobachtet und erbeutet. Leider liegt mir das Exemplar nicht vor, so daß ich die Form für die westliche halte, obgleich immerhin auf das eventuelle Vorkommen von Ful. baen Radde inner- halb unseres Beobachtungsgebietes zu achten ist, worauf S. A. Buturlin (1901) hinweist. 136. Fuligula clangula L. Nach O. v. Ditmar in der Umgegend von Kolywan häufig. Am 16. April bei Tomsk zu- erst beobachtet, ferner am 4. Mai bei Lja.sgina (Tomsk). Von A. P. Welishanin bei Barnaul notiert am 20. April. 137. Anas acuta L. Bei der Stadt Kolywan in großer Menge nach O. v. Ditmar. Von A. P. WT'lishanin bei Bar- naul notiert am 20. April. 138. Anas clypeata L Recht häufig bei der Stadt Koly- wan nach O. V. Ditmar. Aus der Umgegend von Barnaul er- hielt ich von A. P. Welishanin 2 6 ad. vom 3. und 4. Mai. 139. Anas crccca L. Bei Kolywan sehr häufig (O. v. Dit- mar). Von A. P. Welishanin für Barnaul am 20. April. Bei Tomsk beobachtet am 27. April (N. Kisselew). 140. A^ms circia L. Bei Tomsk am 27. Aril (N. Kisselew). 141. Anas penelope L. Brütet bei Kruglychina (Tomsk). Ein einzeln sich aufhaltendes juv. dieser x\rt schoß ich daselbst am 7. September. 142. Anas boscas L. In großer Anzahl bei der Stadt Kolywan nach O. v. Ditmar. Bei Kaftantschikowo (Tomsk) wurden Stockenten schon am 9. März gesehen. Am 4. Mai Nest mit 10 Eiern am Fuße einer alten Fichte bei Krugly- china (Tomsk) von mir gefunden. A. P. Weli.shanin gibt als Ankunftsdatum für Barnaul den 20. April an. 143. Mergus merganser L. Nach A. P. Welishanin bei Barnaul am 20. April und auf dem Obj zwischen Barnaul und Tomsk am 26. bis 28. September. 190 Baron Loudon: Ergebnisse einer orniihologischen Sammelreise. Ergebnisse einer oiniithologischen Sammelreise nacii Zentral- Asien (1901). Von Harald Barou Loudon. (Fortsetzung von p. 80 — 106. j 8. III. Der Wind, der ganz schwach g'eworden, wandte sich nach Norden. Der Vogelzug hat heute nachgelassen und ich beobachtete nur folgende Arten : MotaciUa dukhimensis mit vielen M. personata, Otis tetrax in einzelnen Exemplaren überall im kahlen Saxaulwalde, mehr auf lehmighartem Boden. Wie mir hier gesagt wurde, sollen diese Vögel .sehr zahlreich durchwandern. Lanius hemileucurus und assimilis scheint immer noch an Zahl zuzunehmen, Saxicola descrli kam mir hier in keinem einzigen Exemplar zu Gesicht. Bidco ferox ist, obgleich sehr zahlreich vertreten, schwer zu erbeuten, da wenig Deckung sich bietet; auch der Ansitz am Horste führt schwer zum Ziele, da die Vög'el stundenlang außer Schußweite irgendwo aufgehockt sitzen, von wo sie ihre Stimme beständig erschallen lassen. Um das Kaltwerden des Geleg'es brauchen sie sich auch nicht zu sorgen, da die Sonne schon für die erforderliche Wärme sorgt. 9. III. Leichter Regen am Morgen, dabei stilles Wetter und drückende Hitze. Erythrospiza ohsolcta ist in großen Scharen erschienen und besetzt die Teleg'raphendrähte. Besonders zahl- reich halten sie .sich beim Wasserthurme auf, wo sich eine ZLifällig'e Wasserpfütze befindet, aus der sie beständig trinken. Mit großer Mühe und viel Zeitaufwand gelingt es mir heute, einen zweiten Buteo ferox zu erbeuten. 4 Exemplare Carpo- dacus erythriniis fliegen, eifrig lockend nach NO. x'km Abende ziehen wieder zwei Stück Latus cachinnans^ aber diesmal direkt nach Norden. Die Merw-Oase. I. Bairam-Ali. Am 10. März frühmorgens erwachten wir vor Bairam- Ali und befinden uns jetzt in der Merw-Oase. Der Sand- wüste haben wir entgiltig den Rücken g'ekehrt und nun be- ginnt der zweite Teil meines Beobachtungsgebietes : die beiden großen Flußläufe Transkaspiens, der Murg-x'kb und Tedschen. Baron London: Ergebnisse einer ornithologischen Sammelreise. 191 Bairam-Ali Hecrt im nordöstlichen Theile des Mursf-Ali Vcrsiegungsdchtas. Die ganze auch entferntere Umg'cgend ist netzartig von .Bewässerungsgräben (Aryks) kreuz und c(uer durchzogen; Seen finden sidi hier und da in der Umgebung und .stellen meist künstliche Reservoirs vor, von denen wieder Aryks abgeleitet werden. Hier sind auch zahlreiche moorartige Partien, die sich meist durch Zufall gebildet haben, indem das Wasser die Böschungen der Aryks, die oft so hoch sind, daß stellenweise der Strom höher als das Niveau der Erdober- fläche g'eleitet werden muß, an irgend einer schwächeren Stelle durchbricht und auf diese Art im Laufe weniger Stunden oft ein großes Areal unter Wasser setzt, den lehmigen Boden fußtief aufweicht und ungangbar macht. Hier wie auch auf den Seen wimmelte es von allen möglichen Sumpf- und Wasser- vögeln in für mich nie gesehener, sinnverwirrender bunter Menge. Soweit das Wasser ausreicht, ist das Land mit Kultur- früchten bebaut. Da sehen wir neben unseren nordischen .Feldfrüchten wie Gerste, Klee u. s. w. Baumwmlle als vor- herrschend, dann Weingärten, Obst (Birnen, Pflaumen, Pfirsiche Kuraga) und hier und da auch ganze Pflanzungen Bäume, deren Llolzwert in diesen Gegenden ein enorm großer ist. Hier frägt der ackerbautreibende Mensch nicht, ob genügend Land vor- handen ist, da er nach solchem nicht lang'e zu suchen braucht; hier heißt es nur; Kann ich genügend Wasser für mein Land erhalten? Nur wenn sich diese Frag'e bejahend beantworten läßt, ist überhaupt an eine .\usnutz.ung dieses herrlichen Lehm- bodens zu denken ; das Wasser ist jedoch sehr knapp und damit der Kultur eine enge Grenze gesteckt. Alles unbebaute Land ist mit niederem Dornengestrüpp stellenweise dicht bestanden (Alhagi). Die Ufer der Aryks sind mit Weiden und Popuhis diversifolia bepflanzt, so daß aus der Entfernung gesehen, das Land gleichsam wie von lauter Alleen durchzog'en erscheint. Südlich von der Station dehnen sich die umfangreichen Plantagen des kaiserlichen Gutes Bairam-Ali aus; ein Muster- garten in jeglicher Beziehung, durchkreuzt von prachtvollen breiten Chausseewegen, die eingefaßt sind von Alleen, unter deren Schatten sich Wassergräben dahinziehen. Da und dort zerstreut liegen die schönen Gebäude des Beamtenpersonals. 192 Baron London: Ergebnisse einer ornithologischen Sammelreisc. Was mir hier entschieden einen ganz besonderen Genuß bot, war der reichliche kühle Schatten, der sich überall, wohin man sich nur wandte, vorfand und mir, nachdem mich die Wüsten- sonne zur Genüge beschienen hatte, als das herrlichste erschien. Dabei waren die Räume, der ganze Erdboden, die Luft, kurz alles belebt von meinen gefiederten Ifieblingen. Es mochte knapp vor Sonnenaufgang gewesen sein, als der Zug hielt und ich noch im Halbschlafe liegend, plötzlich Töne vernehme, die mich stutzig machen, bis es mir klar wird, daß dieselben wohl nur von balzenden Fasanen herrühren können. Rasch bin ich auch vollkommen wach und schnell angekleidet. Mein Präparator ist in fieberhafter Aufregung-, möglichst bald, wenigstens einen der herrlichen Vögel zu erblicken, doch muß ich ihn auf später vertrösten ; denn es lag- noch vom vorhergehenden Tage eine Menge unbearbeitetes Material vor und vor allen Dingen mußte zuerst ein Besuch beim Administrator der Plantagen gemacht werden, von dem allein ich die Erlaubnis erhalten konnte, auch diesen Garten mit der fi'linte zu bcg'ehen. Nach längeren Umherwühlen im zerrütteten Inhalt meiner Koffer war es mir doch gelungen, noch einen halbwegs reinen Kragen zu entdecken und das übrige an Kleidung-sstücken in etwas anständigeren Zustand zu versetzen; dann machte ich mich aut den Wesf. diesmal nur mit Käferflaschen und einem Schmetterlingsnetz bewaffnet, die Kanzlei aufzusuchen. Ueber einen Kilometer ging es auf herrlichen Parkwegen in prachtvollem kühlen Schatten, wobei die überaus zahlreich zu beiden Seiten balzenden Fasanen meine Erwartungen aufs höchste spannten, ln der Person des Administrators fand ich einen überaus liebenswürdigen Mann, der meinem Unternehmen das lebhafteste Interesse entgeg-enbrachte. Unumschränkte Jagderlaubnis in den Plantagen wurde mir natürlich sofort erteilt, denn wie es sich herausstellte, gab es außerhalb der- selben kaum einen Fasan. Alle sollen durch den vorher- gehenden Winter stark gelitten haben und bei Glatteis von den Turkmenen in Massen gemordet worden sein. Dann gab es ein Frühstück nach europäischem Muster, das nach so langer Zeit und der forcierten Sardinenkur ein großer Genuß war. Die Liebenswürdigkeit meines Wirtes ging soweit. Baron London; Ergebnisse einer ornithologischen Sainmelreise. 193 mir ein ganzes Haus zur Verfügung zu stellen, das ich leider nicht annehmen konnte, weil un;'>ere Waggoncinrichtung be- reits umfangreiche Dimensionen angenommem hatte; doch mußte ich wenig'stens versprechen, ständiger Gast zu den Haupt- mahlzeiten zu sein, wovon auch ausgiebiger Gebrauch ge- macht wurde. Nach meiner Flinte und Munition wurde ein Diener gesandt und dann ging es gleich nach dem Frühstück auf die Fasanenjagd. Zwei Herren, die mit dem Administrator diese Einsamkeit teilten, Pristaw Ag-malow, ein Kaukasier von prachtvollem Typus, und der Direktor der Baunnvoll- fabrik, schlossen sich uns auch an. Inzwischen war es schon spät nachmittag's geworden, die Fasanen begannen wieder, nachdem sie in der heißesten Zeit nur hier und da ihre Stimme hatten erschallen lassen, eifrig zu balzen. Einen prachtvollen Phasianus principalis Ö erlegte bald der kaukasische Jagd- genosse. Gegen ein Dutzend verschiedener Flähne waren etwa von einer Stelle aus hörbar. Milvus korschun fällt hier in zweiter Linie in die Augen; an Massenhaftigkeit steht er wohl seinen Brüdern am Mittellauf des Murg-Ab nach, bildet hier aber den bei weitem am zahlreichsten vertretenen Raubvogel. Unser Weg führt uns zu einem künstlich angepflanzten moori- gen Wäldchen, wo auf den Baumwipfeln wenigstens ein Dutzend vorgenannter Art hocken und ein vSchnellfeuer der drei Herren veranlassen, das aber leider ganz resultatlos war; trotzdem kreiste noch eine große Menge beständig in der Luft umher, so daß es mir gleich gelang, einen aus der Höhe herabzuholen. Das Wäldchen wimmelte geradezu von Asio otiis^ die hier auf der Reise begriffen, rasteten, so daß auf 2 Schuß fünf Stücke fielen. Auf den Luzern-Feldern gab es Scharen von Budyfes melanocephalus, citreoliis und beenia, letztere im kleinsten Prozent- satz. Motacilla dukhiinensis und personata und alba waren gleich- falls überall häufig. Im Rohr lärmten Acrocephalus stentoreus^ cola, streperus, diiinetoriim, Lusciniola melanopogon, htscinionides. Eine Idiina langnida wurde erbeutet und eine Cettia cetti leider zu stark zerschossen. Im Gestrüpp waren zahlreiche Sylvia mystaea und viinuscula. Auf den größeren Bäumen gab es Acanthopneuste nitida^ Phylloscopus frislisundirochilus. Die schöne schwarze Pratincola caprata sah man häufig auf den langen Stengeln der Rohrnadel, ebenso Otomela phoenicuroides romanowi. 13 194 Baron London: Ergebnisse einer ornithologischen Sammelreise. und Otomela isahellina. Cynchram/is pyrrhuloides schwatzte im Gestrüpp und Miliaria europaea sang' ihre melancholischen Weisen von dem Wipfel irgend eines Gebüsches. Passer indicus und hispajiiolensis transcaspicus, sowie monfanns dihttus wurden als häufig' notiert. Rhodospiza obsoleta gab es in größeren und kleineren Vereinen auf den großen Bäumen, immer in der Nähe von Wasser. Aland a giilgula und Galerida magna sangen unaus- gesetzt auf den von Alhagi bestandenen Flächen. Hirundo rustica war heute aus ihrem Winterquartier angekommen und bevölkerte gleich zahlreich die Luft ; kurz es gab ein Leben und Singen, wie ich es kaum früher erlebt hatte. Der Jagdeifer hatte uns alle bald getrennt. Ich blieb auf einem Lehmhügel, einen Phasianus principalis beobachtend, der an den Buschrand herausgetreten war, von Zeit zu Zeit balzte und umherspazierte, immer eifrig nach einer Henne ausschauend; bald flog auch eine solche vorüber und veranlaßte ihn, mit lautem Gegacker ihr nachzueilen. Cyanccula coerulecula wurde noch in der rotsternig'en Form beobachtet, eine Sylvia nana und Anttiiis spipoletta erbeutet. Mittlerweile war es stark dämmrig geworden ; im Begriffe den Heimweg anzutreten, sah ich einen merkwürdig hellen Raubvogel auf der Spitze einer ziemlich entfernten Populus diversifolia einfallen, wo er wohl die Nacht zu verbringen gedachte. Trotz der Entfernung schoß ich und er fiel auch. Meine PTeude war nicht gering, einen prachtvollen Archibiiteo pallidus auf/uheben. Unterwegs zur Wohnung des Direktors wurde noch ein Corvits frugilegus im Dunkeln vom Baume geschossen, so daß ich schwer beladen dort anlangte. Bei animierter Unterhaltung wurde das Abendessen eing'enommen und spät nach Mitternacht der Heimweg zum Wag'gon wieder angetreten. Es war ein ganz herrlicher Spaziergang ; die Nacht still, warm und sternenklar, überall sangen Cicaden und Heimchen im Vereine mit Maulwurfsgrillen, in der P'erne rief eine Carine noctiia bactriajtaund beim Besteigen der Stufen meines Waggons erhoben einig'e Schakale ihr Geheul, das einem ungewohnter Weise den Schlaf auf Stunden verleiden kann; es gab aber hier deren so viele, daß wir uns bald an ihr Konzert gewöhnten und später sogar mit gewissem Vergnügen ihrem „Konzerte“ Baron London: Ergebnisse einer ornithologischen Sammelreise. 195 zuhörten. Ermüdet bis aufs äußerste begab ich mich zur Ruhe und war bald fest eingeschlafen. II. III. Dieser Tag bring't wieder neues in Hülle und Fülle; doch da der Konservator mit Arbeit überbürdet ist darf daher eben nur selteneres g'eschossen werden. Die Hitze ist dabei so groß, daß jeder Vogel bereits im J.aufe von 24 Stun- den total unbrauchbar ist. und viele Arten verderben sogar in noch kürzerer Zeit. Meine heutige Exkursion führte mich an einen .Sumpfsee, der sich durch den Durchbruch eines Aryks gebildet hat und nun eine RohrHäche, schätzungsweise von einem □Kilometer bildet. Ueber demselben kreisten eine Unmasse Weihen, von denen ich folgende Spezies notierte: Circus acniginosus bei weitem am häufigsten, dann C. cyanits, C. maernrns, wovon ein Exemplar erbeutet wurde ; C. cincraccits sah ich nicht, doch hatte mein Konservator ein Exemplar während meiner Abwesenheit auf dem Bahnhofe (!) geschossen. Allerhand Budytes sind zahl- reich auf dem Durchzuge und haben sich zum Teil auf die benachbarte Grasfläche niedergela.sscn. Cvancciila caeriilccula wird in zwei Paaren beobachtet. Phylloscopus fristis bevölkert scharenweise alle Bäume, ^inthiis spipolcfta und pratensis ziehen in kleinen Vereinen, ebenfalls durchziehend 5 Exemplare Sturnus vulgaris subsp.?, Corviis cornix frugilcgus C\q\\1 ma-n besonders die letztere. Milvus korscJiun streicht alle Augenblicke vorüber. Auf dem Wasser tummeln sich zahlreiche Fulica atra\ Ardea cinerea, purpurca und alba fliegen einzeln und in vScharen von und zum Sumpf. Enten gab es hier g'erade wenig, ich notierte nur Anas elypeata und crecca. Auf dem Wege zu den moorigen Uferpartien gab es viel Gallinago major und gallinago, alle auf dem Durchzuge rastend. Eine Schar von etwa 30 Cico- nia ciconia flog am Morgen recht hoch in nördlicher Richtung. Während der Mittagsstunden half ich meinem Konservator, der das Material nicht mehr allein bewältigen konnte, und machte mich erst am Abend nochmals zu demselben Sumpfe auf. Es wurden Pica pica bactriana, und Corvus monedula, letztere in Uebergängen zu collaris erbeutet und beobachtet, von beiden Spezies gab es viel Repräsentanten. Eine Phalacro- corax carbo erhielt ich frisch geschossen von einem russischen Jäger. In den Abendstunden hatte sich eine Wolke Tmnun- 13* 196 Baron Loudon: Ergebnisse einer ornithologischen Sammelreise. culus alaiidarins in einer Gruppe großer Pappelbäume zum Schlafen niederg'elassen und erhoben sich in unglaublichen Mengen bei meiner Annäherung', in östlicher Richtung weiter- streichend. 12. III. In der vergangenen Nacht tobte ein heftiges Gewitter mit Hagel, der auf dem Blechdache unseres Waggons ein solches Getöse verursachte, daß die vergeblichen Schlaf- versuche bald aufgeg'eben wurden. Trotz des Gewitters wurde die Luft nicht kühler; es blieb schwül wie vorher (T 36° R im Schatten). An diesem Tage .sah ich so gut wie gar keine ziehenden Vögel Im Ufergebüsch des Aryks gab es besonders zahlreich Passer hispaniolensis, weniger Passer indiciis^ eben- dort wurde ein Pärchen Cyanecula coerulecula, die überhaupt recht häufig in der ganzen Umgegend vorhanden waren, gesehen, natürlich immer mir in der Nähe des Wassers oder am Sumpfe. Der Nachmittag galt der Ruinenstadt Alt-Merw, deren Mauern und bauliche Reste hier ein unübersehbares Areal ein- nehmen und jetzt eine traurige wüste Trümmerfläche bilden. Ueberhaupt ist die g'anze Umgebung von Bairam-Ali mit ver- einzelten 'frümmern von Mauern, Türmen, Moscheen etc. übersäet. In nordöstlicher Richtung dehnen sich aber die groß- artigen, carreförmigen Mauern der eigentlichen Stadt aus, an die sich nördlich und östlich weitere gleichartige, wenn auch immer verfallenere Städte anreihen. Aus dem ganzen ragt in einer Entfernung von zirka 8 — 10 Kilometern die noch verhältnismäßig gut erhaltene riesenhohe Sultan-Sandschar- Moschee gleich einem blauen Felsen hervor. Die Ring- mauern und Gebäudereste sind voller Höhlen, Löcher und Gängen, die von Corvus monedula^ Cobimba fusca und Cohunba livia fera stellenweise dicht bevölkert sind. Bubo turcomanus hat hier ebenfalls seinen ständigen Wohnort, und Carine noctua bactria^ia ist eine sehr häufige Erscheinung. Die Kleinvogel- welt ist aber sehr spärlich vertreten, es wurden nur einzelne Saxicola bemerkt. Ueberaus zahlreich gab es dagegen Schildkröten und beson- ders Eidechsen, .speziell in den kellerartigen Höhlen ; sie liefen mit großer Geschwindigkeit an den glatten Wänden hinan, um sehr bald wieder in irgend einer Ritze zu verschwinden. Der Erdboden zwischen diesen Trümmern ist eine Wüste im Baron London: Ergebnisse einer ornithologischen Sammclreise. 197 wahren Sinne desWortes; kaum daß man irgendwo einen Grashalm sieht, und nur hin und wieder stehen vereinzelte dürre Alhagi- Stauden. Zumeist ist der Erdboden übersäet von allerhand bunten glasierten Scherben von irdenen Gefäßen, Bruchstücken von Ziegeln und Lehmklötzen der benachbarten Mauern. Alles liegt dürr und trocken da, von der Sonne heiß beschienen, ein stilles Grab, tot. Kaum ein Laut ist zu hören, und unwillkürlich verlieren sich die Gedanken in entschwundene Jahrhunderte, wo hier orientalische Pracht und buntes Leben herrschte, wo hunderttausende von Menschen eine rege Tätig'keit entwickelten, erbitterte Kriege führten und in unglaublichen Massen den Messern der Leinde und ihrer Herrscher zum Opfer fielen. 13. III. An diesem Tage machte ich mich in Begleitung des Stationsgendarmen, der sich mir als Jäger anbot, zu den sogenannten „Jussus-Chan“-Seen auf, einer Kette kleiner Seen, die zirka 8 — 10 Kilometer südwestlich von Bairam-Ali liegen. Um diese anstrengenste Tour meiner Reise möglichst natur- getreu darzustellen, zitiere ich mein Tagebuch, dem die Erleb- nisse immer unmittelbar anvertraut wurden, wörtlich: Es ist fünf Uhr morgens, das Erühstück, bestehend aus Eiern, Tee und Brot bereits verzehrt, der Rucksack mit allen Sammelutensilien, Schreibmaterial und Mundvorrath für den ganzen Tag und einer großen Wasserflasche gefüllt, gründlich schwer; so ausgerüstet treten wir unsere Fußreise an. Die Sonne geht auf, es wird schon merklich heißer, nach zwei Werst erreichen wir das erste Bahnwärterhäuschen, wo unser Weg links abbiegt. Wir folgen einem Fußpfade durch dichtes Alhagi-Gestrüpp, zu dessen beiden Seiten Aryks von beträcht- licher Breite und Tiefe fließen. Die aufgeworfene Erde an ihren Ufern ist stellenweise so hoch, daß sie die Aussicht voll- kommen versperrt. Zwei oder drei größere Pappeln {Populiis diversifolia) sieht man in der zu durchwandernden Richtung an den Arykufern stehen. Die Fläche ist übersäet mit Trümmern des „Alt-Merw,“ die hier in Form von Moscheen, einzelnen Minarets und Lehmwänden dem Zahn der Zeit getrotzt haben. Von der ersten Pappel fällt mir gleich ein wertvoller Bnteo vulpinus fusco-ater zur Beute, den ich im Abstreichen erlege, gleich darauf einer von den hier so häufigen Älilvus korschnn^ der jedoch in den tiefen Aryk fällt und von uns geradezu 198 Baron London; Ergebnisse einer ornithologischen Sammelreise. mit Lebensgefahr herausgefischt wird, da der Wasserspiegel min- destens 30 P'uß tief liegt, die Ufer dabei fast senkrecht abfallen und der lehmio-e Boden von der Sonne steinhart gebrannt ist, nirgends dem Fuße einen Halt bietend. Endlich gelang es uns nach großer Mühe, den Vogel zu erfassen. Da ich diese großen Thiere nicht mittrcig'eai wollte, wurden sie in den Aesten des Baumes versteckt und der Marsch fortg'esetzt. Kleinvögel gibt es allenthalben in großen Mengen. Lerchen sind am zahlreichsten vertreten, hauptsächlich Gale- rida magna und Alauda gulgula, Scharen von Rhodospiza ohsoleta sitzen auf den größeren Bäumen. Pratincola cnprata hat irgend einen eidiabenen Sitzplatz gewählt. Auf einer moorigen Fläche erheben sich eine Menge Chettusia Icucura bei unserer Annäherung und verfolgen uns lange Zeit, unaus- gesetzt jodelnd. Fasanen hört man vereinzelt balzen, doch sind dieselben außerhalb der kaiserlichen Plantage sehr spärlich vertreten. Die Hitze beginnt sehr empfindlich zu werden, man wird schweigsamer und trottet nur mehr so vorwärts. Vor uns auf etwa 100 Gänge wird ein größeres Tier, ein Wildschwein, Scha- kal oder dergl. flüchtig; leider konnte ich es nicht erkennen, da es sofort hinter der nächsten Böschung verschwand. Ein Otiis brachyotus steigt aus dem Alhagi dicht vor meinen Füßen empor und wird herabgeschossen. Auf einig-en größeren Bäumen sitzen eine Menge durchziehender Tinnunculus alau- darius. In der Ferne werden wieder einige hohe Bäume sicht- bar, mein Begleiter macht mir ein Zeichen zum Halten und deutet nach dieser Richtung, indem er die Hand schützend über den Aug'cn hält. Durch mein FVrnglas kann ich auch einen großen Rohrwald mit davor gelagerter Wasserfläche erkennen, darüber in der Luft schimmert es silbern weiß von Reihern und Möven. Meine Ungeduld ist aufs höchste gespannt, fast im Laufschritt geht es vorwärts, wir erklimmen einen kleinen Lehmhügel und zu unseren Füßen liegt der erste der Seen. Das großartige Panorama, das sich jetzt vor meinen Augen entrollt, vermag ich auch nicht annähernd lebendig zu schildern. Staunend bleibe ich stehen, eine solche Vogelmasse und dazu in solch sinnverwirrender Menge an Gattungen war mir noch nicht vorgekommen. Baron London: Ergebnisse einer ornithologischen Sammelreise. 199 Trotzdem ich mich recht gründlich zu dieser Reise vor- berc'itet wähnte, schien alle Mühe hier zu Schanden zu werden. Meinem ganzen Trachten, welches danach gerichtet war, möglichst viel, wenn auch nur beobachten und erkennen zu können, was in einem fremden Lande umso schwieriger, wo alles mögliche neue beständig auf den Beschauer einstürmt, wurden enge Grenzen gesetzt. Diese Wasserfläche war kaum eine □ Kilcmeter grol3 und zum großen Teil so flach, daß man sie durchwaten konnte, dabei bunt übersäet von Enten, Tauchern, Möven und einer Schar von zirka 30 Pelikanen, rund umher von dichten Rohrwäldern bestanden. Die sumpfigen Uferstellen sind von einer schier unglaublichen Menge Strandläufern, Schnepfen, Regenpfeifern, hockenden Komoranen und sonstigem ausruhen- dem Sumpf- und Wasserwilde bevölkert. Im seichten Wasser stehen ganze Reihen von Edelreihern, vereinzelten Purpur- und Fischreihern. Im Rohr gibt es Nachtreiher, und Wasserhühner schwimmen an den Rändern umher. Wildschweine haben sich bequeme Pfade kreuz und quer durch den Rohrwald eingetreten. Die Schweine kamen mir diesmal aber nicht zu Gesicht, doch boten uns ihre Wege die einzige Möglichkeit, das Rohr zu durchdringen. Ist schon das Vogelleben auf dem Wasser, bezw. am Ufer großartig, so spottet dasjenige in der Luft wohl jeder Beschrei- bung. Beständig ziehen Schwärme von Enten, Gänsen, Komo- ranen, zahllose Möven und Seeschwalben hin und her ; Strand- läufer fliegen hell pfeifend von einem Ufer zum andern und vollends enst nach einem Schüße entvölkert sich das ganze Wasser, und die Luft ist erfüllt gleich einer rauschenden Hagel- wolke von allen nur denkbaren Stimmen, vom heiseren Kräch- zen bis zum melodischen E'löten ; doch dauert dieses nicht sehr lange, da die Tiere sehr bald wieder einfallen. Steht man nun gut gedeckt, so ist es möglich (wie es mir ging), in einer halben Stunde zahllose Patronen zu verknallen. Mein Begleiter hatte sich von mir getrennt, um an den nebenliegenden See zu g'ehen, wohl volle D/2 Kilometer entfernt, wo ich seine Flinte lustig knattern hörte und sehen konnte, wie nach seinen Schüßen besonders viel Enten von daher kamen. Meinen ersten Platz wählte ich am Ufer, vom Rohre gedeckt, hatte links neben mir eine freie moorige Fläche, auf 200 Baron Loudon: Ergebnisse einer oi nithologischcn Sammclrcise, der alles Sumpfvvild mit Vorliebe einzufallen schien. Bis zu den Knieen im Wasser, resp. lehmigen UntergTunde stehend, mochte wohl eine Stunde verstrichen sein, während welcher bereits ein Komoran, 8 große Möven, 5 Seeschwalben, 4 Enten und eine Weihe, sowie ein Purpurreiher, 2 Stelzläufer, und mehrere andere Sumpfvögel erbeutet waren. Ein Seeadler kreiste beständig auf der anderen Seite der Wasserfläche und setzte sich mehrmals ins Rohr, was mich veranlaßte, diesen Platz aufzugeben und dorthin zu wandern. Nun hieß es aber das Erbeutete zusammennehmen und „tragen“, denn alles am Ufer liegen zu lassen, schien mir der vielen Turkmenen wegen nicht ratsam, die nicht weit davon ihre Schafe weideten und deren Hunden ich berechtigterweise mißtraute. So war denn die Rechnung- ohne meine Kräfte gemacht; denn außerdem, daß die Last schon an und für sich eine recht bedeutende war, mußte alles doch so getragen werden, daß das Gefieder nicht litt. Vor allen Dingen brachte ich zuerst alles auf das tro- ckene Ufer, worauf ein Vogel nach dem andern an den Schlingen befestigt und zweckmäßig verteilt und das schwere Bündel um die Schultern gehängt wurde. Geradezu uner- träglich wurde die T.ast, als ich wieder weichen Boden betrat und vollends, als das Rohr sich überall hindernd in den Weg stellte. Derart beladen war auch ans Schießen nicht mehr zu denken. Ein alter Turkmene, der mir vertrauen- erweckend aussah und nicht allzuweit seine Schafe weidete, mußte nun doch die vSachen in Verwahrung nehmen, wozu er sich nach einig'em Zögern entschloß. Das Bündel wurde an einem Baume aufgehängt und ich betrat wieder mein Jagd- gebiet. Durch den Schlamm watend, kam mir bald ein Komoran über den Kopf und fiel nach meinem Schüße fast auf mich wie ein Klotz in den schwimmenden Schlamm, mich dabei stark bespritzend, was mein ohnehin schon mehr oder weniger verkommenes .\ussehen nicht erheblich verschlechtern konnte, dabei schnappte das Tier mit seinem Hakenschnabel noch nach meiner Hand und riß mir ein großes .Stück Haut heraus, so daß das hcrvorquellende Blut kaum zu stillen war. Am anderen Ufer des .Sees angelangt, erregte ein auffallend lautes Plätschern im Wasser meine Aufmerksamkeit. Erst meinte ich, Baron London: Er^i bnisse einer ornilhologischen Sammelreise. 201 die Laute rührten von fischenden Pelikanen her, konnte aber nach vorsichtigem Heranschleichen nur bewegtes Wasser erkennen. Wie sich bald herausstellte, waren es eine Menge laichender karpfenartiger Fische, die sich hier in g-rößeren M assen angcsammelt hatten. Zwei Stück etwa 3 U. schw’ere Tiere gelang cs mir auch zu schießen, die später eine ange- nehme Abwechslung unseres Speisezettels bildeten. Die Spezies war leider nicht g-enau festzustellen, da die Tiere in meinem Rucksack gleich Steinen vertrocknet waren und alle Flossen verloren hatten. Ihre turkmenische Pekannt erschienen. Nach einig'em Suchen wurde auch die frülicr g'cschossene Thde gefunden und auf brennenden, schmerzenden .Sohlen ging es langsam weiter. Die Wasserstiefel sind wie Holz hart geworden, und ich gehe gleichsam wie auf .Stelzen. Rücken, .Schultern, Kniee, Füße, alles schmerzt entsetzlich, meine beiden Hände, die schon früher vom Sonnenbrände stark mitgenommen waren, sind jetzt eine blutrote Fläche. Ich g'elang'c an eine Stelle, wo die Wälle der nebenher laufenden x^ryks g'leichsam eine Schlucht bildend zusammentreten; das Atmen wird einem geradezu hier benom- men, die Luft ist ausgeg'lüht wie in einem Backofen. Von der .Stirne perlt nicht mehr der .Schw^ei.ss, nein er fließt hernieder, und kein Faden an meiner Wäsche ist mehr trocken. Ich steige ächzend und meine Bürde verwünschend die wenigen Fuß auf den Kamm des Walles hinauf, denn unten ist es unerträglich. Neben mir im Kanal fließt schmutzig'cs trübes Wasser, aber wie köstlich wäre ein wenig davon ! Doch für mich gibt es keine Möglichkeit, auch nur einen Tropfen zu erlang'en, denn ich bin allein — hinunter würde es sch.on g'ehen, doch könnte ich nicht mehr den Wall emporklimmen und wmre verloren. Es heißt also immer nur langsam vorwärts schreiten. In der Ferne winkt die erste Pappel; wenn ich die noch erreiche, da gibt es Schatten und eine halbe Stunde Erholung wird mich genügend stärken, den Weg fortzusetzen. Es scheint aber durchaus nicht gehen zu wollen, denn die Ei'schöpfung nimmt von Minute zu Minute zu, die Energ'ie schwindet, da — mein Riemen reißt, an dem alle Vögel hängen und nun liegt alles Baron London: Ergebnisse einer ornithologischen Sammelreise' 203 am Boden. Icli .setze midi, muß aber sofort wieder aufspringen, da der Boden gleich ’ Backsteinen durcliglüht ist ; ächzend knüpfe ich den zerrissenen Riemen wieder zusammen und hebe mit Aufbietung aller Kräfte die Last auf die .Schultern — dann vorwärts. Die Pappel muß sobald wie möglich erreicht werden. Ein schauerliches Angstgefühl überkommt mich, jenes Frösteln, das dem Hitzschlage vorangeht, fährt durch die Glieder ; doch endlich ist der Baum erreicht und erschöpft sinke ich in seinen Schatten nieder, meine ganze Last von mir werfend. Aber trinken, trinken muß ich durchaus, denn Lunge und Kehle sind bis aufs äußerste ausgetrocknet, nebenbei fließt der Aryk hier mit weniger .steilen Ufern. Vorsichtig gleite ich die Böschung hinab und tauche mit den Füßen ins Wasser, kann aber keinen Grund finden, muß also mit äußerster Vorsicht und Anstren- gung wieder zurück, da ich keine Hand von dem erfaßten Baumast loslassen kann, ohne Gefahr zu laufen, in den vielleicht sehr tiefen Aryk zu fallen. Nun sind aber wenigstens die Stiefel etwas erweicht und die schmerzenden Füße herrlich g-ekühlt. Ich setze mich nieder und betrachte das noch vor mir liegende Stück Weg'es. Am Horizont sieht man die Baumgruppe, bei der das nächste Bahnwärterhäuschen wohl noch drei Werst entfernt liegt; noch zwei Bäume befinden .sich unterwegs, bei denen es Schatten gibt und man sich etwas Erholung gönnen kann. .So heißt es denn wieder vorwärts und nach cgialvollem Marsch ist endlich auch der letzte Baum erreicht, ändernder ISIilan und der Biiteo vulpiniis hängen. Ifrsterer ist, da er in einer Astgabel lag, von termitenartigen zkmeisen stark zerfressen. Schon kann ich auf eine kleine halbe Werst das Wärterhäuschen erkennen. Nun heißt es noch dieses kleine Stück Weges aushalten und von dem größten Durst, der mich je gequält, bin ich erlöst. Endlich ist mein Ziel erreicht! Es schwindelt mir der Kopf, ich reiße die Türe auf und taumle in das Zimmer hinein. Wasser! rufe ich der Frau des Bahnwärters mit einer Stimme zu, die mich selbst erschrecken macht und bleibe aufs äußerste erschöpft auf der Bank an der Tür liegen. Es mußte wohl ein gehöriges Quantum von dem köstlichen Naß sein, das ich kon.sumierte, da die F'rau nicht schnell genug mehr herbei- schaffen konnte. Bald jedoch hatte ich mich von dieser Stra- paze wieder erholt, die Sonne sank und bei angenehmer Kühle 204 Baron London: Ergebnisse einer ornithologischen Sammelrcise. ging es in Begleitung des Bahnwärters, der meine Beute auf seine Schultern übernommen hatte, der Station zu, Am x\bend zum x\dministrator der Plantagen geladen, wurden die Erlebnisse des Tages, als der Vergangenheit ange- hörend, besprochen und erwogen. Bald waren alle überstan- denen Mühsale verg-essen und bis spät nach Mitternacht saßen wir beisammen ohne daran zu denken, daß wir uns doch im Herzen Asiens befanden. Da die Ausbeute dieses Tages und speziell die Beobach- tungen so außerordentlich reichhaltig waren, glaube ich es hier angebracht zu finden, die Ornis dieses Sees wie ich sie notierte, anführen zu müßen : I. W ass e r V ö g e 1. Anse?' anser ein Pärchen schien sich zum Brutgeschäft zu rüsten. Tadorna casarca. Mehrere Paare. Peleca?iiis crispus. Eine Schar von circa 30 Stück. Phalacrocoi'ax carbo. Sehr zahlreich, beständig hin- und herziehend. Erismatura leiicocephala. Mehrere Exemplare, häufig paar- weise fliegend. Fidivula cristata. 5 .Stück in der Mitte schwimmend. O „ feri?ta. Zahlreich. „ ferrugmea. Ein Exemplar von meinem Begleiter erbeutet. „ riifina. Häufig. Anas crecca. Häufig. „ querquedula. Ein Pärchen. „ elypeata. Zahlreich. „ strepera. Zahlreich. „ angustirostris. Gemein. „ boscas. Häufig. Larus cachinna??s. Mehrere einzelne Exemplare. Lariis minutus. Zwei Schwärme. Sterna hybrida. Spärlich. „ nigra. Zahlreich. „ hirundo. Zahlreich. „ minuta. Häufig. Baron London: Ergebnisse einer ornithologischen Sammelreise, 205 Podiccps minor. Hier und da auf dem See verteilt, „ cristatus. Gemein. II, S u m p f V ö g' e 1. Platalea Iciicerodia. Mehrere Exemplare, J^legadis fnlciuellus. Gemein ziehend, Ardea cifierea. Gemein ziehend. Ardea purpuraea. Gemein ziehend. „ alba. Eine ganze Reihe steht am Ufer. „ garzetta. Weniger. „ ralloides. Nur zwei Exemplare gesehen. „ nycticorax. Ein großer Schwarm auf einigen benachbarten Bäumen auf dem Zuge. Botaurus sfellaris. Ein Exemplar aufgescheucht. Ardcola mimifa. Schien recht zahlreich vertreten zu sein. Glareola pratincola. Mehrere kleine Flüge. Cliettiisia Icucura. Gemein im angrenzenden .Sumpf. JAfie/liis vancllus. Ziehend mehrere Exemplare. Charadrius ciironiciis. Oedienemus oedicuemiis. Häufig- Hyinanfopns lixmanfopiis. Häufig in kleinen Vereinen. Recurvirosfra avocetta. Ein Exemplar erbeutet. Totanus littoreiis. Häufig- ziehend. „ stagnatilis. Häufig ziehend. „ glareola. Ziehend. „ ochropus. Ziehend. „ pugnax. Ziehend. lymga fninula. Ziehend. „ alpina. Ziehend. subarcuata. Ziehend Gallinago gallinago. Zahlreich auf dem Moorufer. Gallinago major. Ein Exemplar erbeutet. Gallmula chloropus. Ein Exemplar gesehen. Fulica atra. Gemein überall. Ortygometra porzana. Schien spärlich zu sein. Ralliis aquaticHs. Häufig. III. Verschiedenes. Pratincola caprata. Sehr häufig. Cyanecula caerulecula. Ein Exemplar. 206 Baron Loudon: Ergebnisse einer ornithologischen Sammelreise. Sylvia mysfacea. Im Ufergebüsch. „ minusciila. Im Ufergebüsch. Phylloscopiis tristis. Acanthopneuste nitida. Häufig auf großen Bäumen Phylloscopiis trochihis. Häufig auf großen Bäumen. Acrocephalus stentoreus. Häufig im Rohr. „ agr'icola. Erbeutet. „ streperus. „ dmnetoruni. Zum Teil sehr zahlreich. Budytes flavus beerna. i Alle in „ „ melanocephalus. | Scharen Motacilla citreola. ziehend. „ a.lba. „ dukhiinensis. „ personata. Anthu-s spipoletta, Cynchramus pyrrhuloides. Sehr häufig. Cormis corax. Mehrere Exemplare gesehen. l^ica pica bactriann. Häufig. Circus acruginosiis. Sehr häufig. „ cyaneus. vSehr häufig. Haliaetus leucocryphust Zarouchii führt diesen Adler für die Merw-Oase an. Der großen Entfernung wegen konnte ich das gesehene Exemplar nicht absolut sicher bestimmen, glaube aber, daß cs zu dieser Form gehörte. Jeder wird mir wohl zugeben müßen, dass der Eindruck geradezu ein sinnverwirrender ist, wenn man alle diese oben angeführten Spezies mehr oder weniger doch auf einen Blick sieht ; nicht allein, daß man sich die größte Mühe geben muß, manche Arten überhaupt bestimmt zu erkennen, nein, man sieht unzählige Vögel die man teils der Entfernung halber, teils der kurzen Momente wegen, in denen man sie erspäht, nicht bestimmen kann und gerade dieses sind meist die selteneren und wertvolleren Objekte. Jedenfalls bin ich überzeugt davon, daß mir ein gutes Drittel etwa zu bestimmen unmöglich war. Für uns gab es aber nun Arbeit, die kaum zu bewältigen erschien, so daß auch die Nacht zu Hilfe genommen werden mußte, und trotzdem blieb nichts anderes übrig, als manches wertvolle Stück als schon unbrauchbar fortzuwerfen. Baron I.oudon: Ergebnisse einer ornithologischen Sammelreise. 207 Gerade in dieser Zeit vor Bairam-Ali gab cs unausgesetzt so viel zu tun, daß keiner von uns sich eine Ruhestunde gönnte, sogar gesprochen wurde kaum; denn kam ich von meinen Exkursionen heim, gab es sofort Notizen zu machen, Etiquetten zu schreiben, zum Ueberfluß noch zahlreiche Briefe in die Heimat zu senden, und war man damit fertig', mußten wiederum Patronen geladen, Kleider gereinigt, dann der Wagg'on alle Augenblick gefegt werden, da wir von oft ungebetenen Zuschauern besucht wurden und das Chaos uns bald selbst aus den mehr oder weniger beschränkten Räumen verdrängt hätte. Alle Wände und die Lage hiengen schon voller trocknen- der Vögel, wodurch sich der Raum scheinbar sehr verkleinert hatte. Kurz, Tätigkeit wurde nach allen Richtungen hin entfaltet, denn jede Stunde war kostbar^ und keine Minute durfte vergeudet werden. Die Nächte schliefen wir auch immer wie die Toten, hörten überhaupt nicht mehr die häufig pas- sierenden Züge. Die Hitze begann aber schon erschlaffend zu wirken, am Tag'e nicht unter + 26" R., im Waggon aber stieg nicht selten die Temperatur über 30", und was das bedeutet, kann nur der- jenige beurteilen, der bei dieser Temperatur angestrengt arbeiten muß. 15. III. An diesem Tage wurde eine weite Fahrt in das Innere der Ruinenstadt Alt-Merw unternommen. Im ersten Teile, Bairam-Ali-Chan-Kala balzte ein Cariiic noctua bactriana um die Mittagszeit bei brennender Sonne auf der Ringmauer. Die alte Moschee Sultan-.Sandschar wurde besucht und nach den in ihrem Innern nistenden Dohlen und Tauben Columba fusca und Columba livia fera geschossen. Das Gebäude war aber so hoch, daß meist nur die Federn flogen. Im verfallenen Stadtteile Sultan-Sandschar-Kala gab es eine ganze Menge Pterocles severzozvi, die bereits gepaart waren. Mein Begleiter brachte mir ein vertrocknetes Ei, doch war es leider unmöglich zu konstatieren, ob dasselbe schon vom heurigen Jahre her- rührte. In einer anderen alten Moschee fand sich ein Pärchen Passer montanus diliitus und bei näherer Untersuchung der Ruinen wurden zwei Bubo turkomanus rege gemacht. In diesen Gebäuden lagen überall vertrocknete Häute der hier häufigen Igel [Erinaceus albulus)\ ihre einstigen Träger 208 Baron London: Ergebnisse einer ornithologischen Sammelreise. waren wohl wahrscheinlich den hier viel vorkommenden Korsaks zum Opfer gefallen. Ueberall gab es Schlupfwinkel und Höhlen. Auch entdeckten wir in den Ringmauern verschiedene große Höhlen, die eventuell ganzen Räuberbanden zum Aufent- halte hätten dienen können. Mauereidechsen kletterten überall an den Resten der Bauten umher; doch muß ich das 'Vogel- leben hier wohl als äußert arm bezeichnen. 16. III. Der Gang führte mich heute zu einem kleinen Sumpfe nördlich von der Station, wo ich eine Wolke von durchziehenden Biidytes und Motacilla sah, die nur nach Tau- senden zu schätzen war. Die Hauptmaße bildeten Motacilla citreola. Verschiedene Phylloscopus zogen von einem Baume zum anderen und unter den hier erbeuteten Stücken fand .sich auch ein Exemplar Phylloscopus trislis brehmi Hom. Ein Circus mncruriis stieß mit großer Heftig'keit nach einem Pärchen Anas boscas und fiel mir dabei zum Opfer. Soviel ich zu beob- achten Gelegenheit hatte, bekundete die Vogelwelt vor den Weihen, hauptsächlich die Enten und die schwarzen Wasserhühner die größte Scheu. Asio otus fand ich auch noch durchziehend, aber mit jedem Tage wenig'er. Circus aeruginosus trägt Reiser zum Nestbau, Hirundo rustica hat an Zahl bedeutend zuge- nommen. Auf den Eeldern in der Plantage, die frisch bewässert werden, sammeln sich große Mengen von Budytes und Motacilla^ da sich hier zahllose Mücken und sonstige Insekten einfinden. 17. III. Staubnebel bei N.-O.-Wind. In der Plantage haben sich auf einem Luzernenfelde wolkenartige .Schwärtne sämmtlicher bisher notierter Alotacilla und Budytes eingefunden, alle Obstbäume und sogar die Erde ist von ihnen bedeckt. Am zahlreichsten ist Budytes melanocephalus vertreten, auch Anthus pratensis und Anthus spipoletta haben sich in kleinen Vereinen zu ihnen gesellt. Aul dem Moore nördlich der Station ist gleichfalls alles voller Bachstelzen und zwar hauptsächlich citreola^ dann nielano- cephala^ am wenigsten beema. Hier haben sich heute auch viele GalUnago gallinula durchziehend angesammelt. Alaiida gulgula wird erleg't, ebenso ein Totanus ochropus^ von denen mehrere Exemplare beisammen waren. Sylvia mystacea ist überaus zahlreich im Gebüsch. Eine Schar von circa 20 — 30 Anas circia strich nahe vorüber, wurde aber durch meine ßaron Loudon: Ergebnisse einer ornithologischen Sammelreise. 209 Anwesenheit am Einfallen verhindert. Der Durchzug einiger Raubvögel scheint abgenommen zu haben, so z. B. wurde Müvus korseJmn mit jedem Tage weniger. Doch die Zeit begann zu drängen, eine grobe Tour lag noch vor mir, dalicr bestimmte ich unsere Weiterreise auf den folgenden i-\bend. Im Städtchen Merw mußten auch noch dringende Einkäufe gemacht werden. Den Abend /erbrachte ich zum Abschiede beim Admini- strator, wo meine weitere Tour mit ihm besprochen wurde. Da Jelotan besucht werden sollte, telephonierte (H er dorthin, um dem Verwalter des Stausees meine Ankunft zu melden. Dieser Stausee ist unter dem Namen: „Plotina Hindukusch“ bekannt. Jelotan liegt etwa am Südende der Merw-Oase, hart am Murgab und verdient kaum das Prädikat eines Städtchens. Einige Kilometer stromabwärts ist der Murgab durch ein prachtvolles Wehr mit Sturzschleuße aufgedämmt, wodurch am anderen Ufer Seen entstanden sind. Durch den erhöhten Wasserspiegel ist es möglich, Bairam-Ali mit Wasser zu versorgen, wohin auch große Aryks geführt sind. Beide Punkte sind mittelst Telephon verbunden, da täglich ange- ordnet werden muß, in welche Gräben und wie viel Wasser zu leiten ist. Dem dortigen Verwalter wurde nun die Weisung erteilt, mir Zimmer zur Disposition zu stellen und mich vom Bahnhofe abzuholen. Erst spät abends wurde ich fortgelassen und wanderte langsam mit tiefer Dankbarkeit im Herzen meinem Wagg'on zu. Es war wieder eine köstliche Nacht, alle möglichen Stimmen ziehender Vögel drangen aus großer Höhe zu mir herab; der Mond schien hell, und die Cicaden sangen mit ver- doppeltem Eifer. 18. III. Es gab schon der Weiterreise wegen viel zu tun, so daß nur der halbe Tag auf Exkursionen verwendet werden konnte. Ein Pärchen Tadorna casarca kreiste mit beständigen Trompetenstößen um einen alten Lehmturm und schien sich einen Nistplatz suchen zu wollen. Auf dem Moore westlich von der Station gab es vermehrte Scharen von Chettusia leiicura, unter denen .sich eine Gesellschaft von 5 Lobivanellus indiciis befand. Auf dem Heimwege zog eine Vogelschar in nördlicher Richtung-, die ich für Cursoriiis galliciis ansprach. Circus aeruginosits 14 210 Baron London; Ergebnisse einer ornithologischen Sammelreise. beobachtete ich wieder nach Enten stoßend, dabei entwickelte er die Gewandtheit und Schnelligkeit eines P'alken. In Merw wurden alle Geschäfte nach Wunsch erledigt ; vom Kreischef erhielt ich noch Schießpulver und ein Empfeh- lungsschreiben an den Pristaw (seinen Gehilfen) in Jelotan. Wieder mit allem gut ausgerüstet, erreichten wir Jelotan am 20. III. vormittags. Die Fahrt führte uns durch zum Teil gut bewässertes und bebautes Land, größtenteils über eine Fläche, die dicht mit Alhagi bestanden ist; ab und zu sieht man kleine Gruppen grüner Bäume, die an den Arykufern stehen. Auf einem irisch bewässerten Felde, von dem noch das Wasser nicht vollständig geschwunden war, hatte sich eine Wolke von Staren, eifrig nach Insekten suchend, niedergelassen. Zu ihnen hatte sich eine Menge Himantopiis himmitopus gesellt, die auf ihren langen Beinen einen lächerlichen Eindruck im Gegensätze zu den Staren machten. Phasimiiis principalis hörte man auf der ganzen Strecke balzen, Pratincola caprata war überall zu sehen. II. Jelotan. Gegen Mittag war Jelotan erreicht. Westlich von der Bahnlinie dehnte sich eine unübersehbare, mit Alhagi (hier „Kalutschka“ genannt) bestandene Fläche. Das Kraut wächst über Kniehöhe, so daß man schon nach kurzer Wanderung arg zerstochen ist. Hie und da ragen aus dieser Fläche gleich Oasen kleine Obst- und Weingärten hervor. Östlich, ungefähr einen Kilometer von der Station entfernt, liegt der Pdecken Jelotan, fast unmittelbar auf dem Murgabufer, an welchem stromab- und aufwärts sich ein dicht bewohnter Landstreifen hinzieht. Der Murgab liegt sehr tief unter dem allgemeinen Niveau des angrenzenden Landes und hat zu beiden Seiten senkrechte, steinharte Lehmufer, so daß man nur auf Umwegen und an wenigen Stellen bis zum Wasser gelangen kann. Zahl- reiche Schluchten mit ebensolchen Wänden durchschneiden gleich riesigen Spalten beide Ufer des Stromes, die wohl durch Regen entstanden sind und gewissermaßen trockene Flußbette repräsentieren. Alles unbebaute Land, besonders längs dem Flußufer, ist steinharter braungrauer Lehm. Der Murgab selbst ist hier, da er einige Kilometer unterhalb durch die Hindukusch- Baron London: Ergebnisse einer ornithologischen Sammelreise. 211 Wehre aufgfestaut wird, von beträchtlicher Breite und scheint das Wa.sser beinahe stillzustehen. Mitten im P'luße befinden sich zahlreiche mit Rohr bewachsene Inselchen, Ueberall .stan- den Edelreiher in langen Reihen, Kormorane hockten in kleinen Banden auf den wüsten Inseln ; Gänse sah man zu Paaren umherschwimmen; Enten und Taucher gab es in Menge, Möven und Weihen kreisten beständig hin und her, und so bot das Ganze wohl ein großartig- lebendiges Bild. Als ich am Abende auf dem hohen Ufer mir alles anblickend stand, schweiften meine Gedanken auch weit ab zu den schönen Bildern, wie sie wohl uns allen bekannt sind, den Nil darstellend mit den vielen mannigfaltigen, dort überwinternden Vögeln. Der erste Nachmittag ergab auch eine ganze Reihe interessanter Beobachtungen und Notizen. Sylvia mystacea und niinuscula waren überall ganz gewöhnliche Erscheinung en. Passer hispaniolensis transcaspicus und indicus gab es in großen Scharen in den Gärten des Fleckens, ja einzelne Bäume waren von den Nestern letzterer geradezu überfüllt. Falco tinniinculiis zog beständig nordwärts, Falco ce7ichris wurde in einem Exemplare erbeutet, Milvus korschun und Circus aeruginosus waren allent- halben gemein. Flirundo rustica und Upupa epops loudo7ti, von denen besonders der letztere hier geradezu massenhaft vorkam, schickten sich bereits zum Brutgeschäft an. Alaiida gab es vorzugsweise in der Form gulgiila, deren herrlicher Gesang soviel Aehnlichkeit mit demjenigen unserer arvensis hat. In den Steilschluchten des Murgab nisteten zahllose Corvus monedula, die mir sofort durch ihre fast rostfarbigen Schwingen und Stoßfedern auffielen. Doch glaubt Herr Ritter von Tschusi, dem ich einige Exemplare zur Untersuchung sandte, in dieser Färbung nur Abnutzung des Gefieders zu erkennen, was auch mein Freund Zaroudnoi meint. Immerhin ist diese Beobachtung von Interesse, und ich sammelte deshalb eine bedeutende Suite dieser Spezies, wodurch sich mir die Gelegen- heit bot, zu konstatieren, daß nicht allein die typische Corvus 7Honedula vorkam, sondern auch alle Uebergänge bis zur typi- schen collaris zu finden waren. Unter diesen zeichneten sich (bis auf zwei Exemplare von collaris, die typisches Gefieder hatten) alle durch die oben beschriebene intensive Rostfarbe aus. Die Dohlen hatten zur Zeit bereits schreiende Junge in 14* 212 Baron London: Ergebnisse einer ornithologischen Sammelreise. ihren Höhlungen. Cyanecula caerulecula gab es gleichfalls in mehreren Paaren, und Carine noctua bactriana schien hier in den Uferlöchern sehr häufig zu sein. Motacilla wurde an diesem Tage nur in der Form alba und dukhunensis, B'udyies nur in melanocephalus notiert. Anthus trivialis war in allen Obst- gärten g-emein. Beim Absuchen des Murgabufers flog'en hin und wieder Columba fusca aus den Schluchten heraus. Auf dem Fluße selbst gab es Ardea cinerea, purpurea, alba und garzetta zerstreut auf vielen Inseln und am Ufer. Purpurea immer vereinzelt im Rohr, war am wenigsten zu sehen. Fünf Pelecaanis crispus schwammen weit am anderen Ufer, ein Phalacrocorax carbo wurde geschossen, und dann betrachtete ich noch mit dem Krimstecher eine entfernte Stelle stromabwärts, auf welcher sich eine Masse verschiedener Wasservögel ange- sammelt hatte. Vor allen fielen hier Anser anser durch ihr beständiges Geschrei auf; sie war gepaart und schien mit dem Brutgeschäft be.schäftigt zu sein. Podiceps cristatus schwamm allenthalben einzeln und paarweise umher, Fulica atra g'ab es in großen Scharen. An Enten wurden gesehen : Alarrnaro)ietta angustirostris, Anas boscas, Fuligula rufina, Anas strepera (erbeutet), Anas crecca, und circia. Tadorna casarca ein Pärchen fliegend. Larus und Sterna waren heute sehr spärlich vertreten und wurden nur in vereinzelten Exemplaren bemerkt, so Larus ridibundits — Hydrochelidon hybrida, nigra und Sterna ßuviatilis. 21. III. Der Spaziergang am Morgen führte mich durch die stachlige Alhagifläche und zwei Obstgärten. Ueberall hörte man Phasianus principalis heftig balzen, und besonders Hennen schien es hier sehr reichlich zu geben, da alle Aug-enblicke einige aufstanden. In den Obstgärten waren die Bäume von zahllosen Phylloscopus nitidus belebt, die singend von Baum zu Baum flogen. Otoniela isabellina (gepaart) wird erbeutet. Anthus pratensis zieht im Vereine mit Alotacilla alba dukhunensis und personata. Merula atrogularis rastet in großen Scharen auf den Bäumen. Eine große Gesellschaft Plegadis falcinellus hat sich am Morgen auf ein bewässertes Feld nieder- gelassen. Pica pica bactriana kommt überall zahlreich vor und brütet bereits, ebenso ÄLilvus korschun. Der Weg, zirka 8 Kilometer, führt erst durch Jelotan, dann etwa 3 Kilometer durch reine Wüste. Pratincola caprata, Passer hispaniolensis Irans- Baron London: Ergebnisse einer ornithologischen Sammelreise. 213 caspiciis indic US nnd viontan iis diliihis , Monedula collaris und Corvus frugilegiis sind sehr häufig’. Corvus cornix wird in wenigen Exemplaren hin und wfieder gesehen. Auf der Wüstenfiäche ist wieder Galerida magna sehr häufig, während ^ilauda giil- gula mehr Kulturland vorzuziehen scheint. Auf den Stauseen war wenig neues zu entdecken. Die Aussagen aller Jäger lau- teten auch dahin, daß die Hauptzugzeit bereits vorüber sei und die meisten der eben vorhandenen Wasservögel sich zum Brüten anschickten. Die Schwärme von Fiilica atra waren am zahlreichsten, dann die vielen beständig kreisenden Circus in allen schon genannten Spezies. Podiceps cristatus schwamm in vielen Paaren umher. Phalacrocorax carbo war schon vereinzelt. Enten gab es bereits die schon am Tage vorher auf dem Murgab beobachteten Arten. Chettusia leucura und Tota}ius glottis belebten einen benach- barten Sumpf. Ein vorüberstreichender Paridion halia 'ctus wurde geschossen, fiel aber in entferntes dichtes Rohr und konnte leider trotz anstrengenden Suchens nicht gefunden werden. Mehrere Paare Alcedo ispida bengaleiisis*) belebten das Ufer- gebüsch eines Sees, doch gelang’ es mir nicht, einen derselben zu erbeuten und die fragliche .Subspezies zu bestimmen, da der Abend nicht mehr fern und meine Zeit zu kurz war. Reiher waren am zahlreichsten durch Ardea alba und garzetfa vertreten, weniger fand ich Ardea cinerea., und nur 3 Exemplare Ardea pnipurea wurden heute gesehen Am späten Abend gelang’ es mir noch, eine balzende Carinc noctua bactriana zu erbeuten. 22. III. An diesem Tage gab es viel zu sehen. Mit dem Stationschef wurde ein Ausflug zu einem überschwemmten Eelde unternommen, bis zu welchem wir ungefähr 7 Kilometer zurückzulegen hatten. Unterwegs wurden zwei herrliche Komarowfasanen geschossen, die man überall balzen hörte. Dabei wurden noch 2 Paar Coturnix coturnix aufgegangen. Auf einigen einzelstehenden Weiden hatte sich ein großer Schwarm P'alco tinnunculiis niedergelassen, von denen ein Eixemplar erlegt wurde; auch schoß ich ein Weibchen von *) Zaroudnoi fuhrt diese Subspezies für den Murgab an. 214 Baron London: Ergebnisse einer ornithologischen Saramelreise. Milvus korschun^ das auf stark bebrüteten Eiern saß. Meine Aufmerksamkeit erregte besonders ein Schwarm Passer hispanio- Itnsis transcaspicus, der den brütenden Vogel stark bedrängte. Otomcla phoeniciiroides romanowi waren häufig. Allmählich gelangten wir bei starker Hitze bis zu dem überschwemmten Felde, doch das Wasser hatte sich bereits verzogen, und wir betraten einen lehmigen, schlammigen Sumpf von ungefähr einem □ Kilometer. Eine fabelhafte Menge von Sumpfvögeln hatte sich hier angesammelt, vorzugsweise Tringen und Totaniden, von Klein vögeln hauptsächlich Schwärme- von Budytes citreolus. Dabei hielten sich alle Gattungen mehr in Schwärmen vereinigt, die nach jedem Schüße in wilden Schwenkungen durcheinander- flogen. Es waren vorwiegend: Plegadis falcinellus in großen Gesellschaften, Plafalea leuce}odia ein einzelnes Exemplar, Glareola prntincola sehr zahlreich, Lobivanelliis indicus nur in zwei Stücken, Chetdiisia leuciira sehr viele, Aegialitcs curo- niciis 2 Stück am Murgabufer, Oedicnetnus oedienemus in kleinen Scharen, Himantopus hiinantopns in großen Schwärmen, Recurvirostra avosetta in wenigen Exemplaren, Limosa liinosa in nur kleiner Gesellschaft, Totanus glotfis, T. stagnatilis, T. glareola, T. ochropiis sehr zahlreich, 7. pugnax in großem Schwmrme, Tringa alpina, T. subarcuafa, T. minuta in vielen größeren und kleineren Schwärmen, Gallinago galliniila, G. gallinago, G. mnjor überall auf dem Sumpfe zerstreut, Anas crecca, boscas, angusfirostris, elypeata, einzeln Tadorna casatca in mehreren Paaren unter beständigem Geschrei hin und her fliegend. Ardea cinerea und purpurea sah man gleichfalls in der Richtung' zum Murgab und zurückfliegen. Nachdem unsere Schüße wohl eine g'anze Stunde diese wolkenartigen Vogelschwärme in Bewegung erhalten hatten, beg'annen sie allmählich in der Richtung zum Murgab zu ver- schwinden, doch waren ihrer noch so viele, daß wir ungeachtet der schlechten Deckung (es war eine fast ebene Fläche, nur spärlich mit Alhagi bestanden) doch eine beständige vSchieß- gelegenheit hatten. Natürlich schoß ich nur mit Vorsicht und Auswahl, während mein Begleiter, der sich am anderen Ende postiert hatte, ohne Pause knallte. Dabei machte ich die unangenehme Beobachtung, daß aus den beschossenen Schwär- men noch nach langer Zeit und in größerer Entfernung kranke Baron London: Ergebnisse einer ornithologischen Sammelreise, 215 Exemplare herunterfielen. Einige, die in meiner unmittelbaren Nähe niedergingen, gelang es mir sogar noch zu finden. Doch auch hier vermochte ich nicht, viele Spezies zu erkennen und ich mußte zu meinem Bedauern eine Menge von Arten unnotiert lassen. Die Beute war aber doch eine großartig'e und kaum fort- zutragen. Ich wanderte langsam heimwärts, während mein Begleiter sich seitwärts wandte, da er noch auf balzende Fa.sanen jag-en wollte. Mit einiger Anstrengung wurde der 2 — 3 Kilometer breite Wüstenstreifen bei glühender Sonnenhitze durchschritten. Froh war ich, die Gärten von Jelotan zu erreichen, wo ich mich im Schatten eines Mandelbaumes auf eine niedrige Lehmmauer setzen konnte. Befriedigt glitt der Blick über die selten reiche Beute und die herrlichen goldschimmernden Fasanenhähne. Bald gesellten sich auch mehrere vorübergehende Turkmenen zu mir, die staunend meinen Drilling betrachteten. Papyros werden herumgereicht, und allmählich verwandelt sich die anfängliche Scheu in zudringliche Neugierde. Schließlich räumte ich den Platz, da mir der Andrang zu groß wurde. Ein Knabe nahm bereitwillig den größten Teil der Beute auf seine Schultern ; so erreichte ich tief befriedigt meine Behausung. Der Konser- vator sah immer mit Schrecken meiner Rückkehr entgegen, da es dann kaum zu bewältigende Arbeit gab; auch heute war ich gezwungen, bis tief in die Nacht hinein abbalgen zu helfen. 23. III. Am Morgen erwiesen sich alle noch unpräparierten Tringen und Raubvögel als schon fast unbrauchbar ; Eile war also durchaus geboten, und so konnte ich denn erst am Nach- mittage ins ETeie gelangen. Ueberhaupt hatte die Hitze schon jetzt am Tage und besonders in der Nacht so zugenommen, daß bei vielen Gattungen die Fäulnis sich bereits nach 6 — 8 Stunden einstellte, bei den Ibissen womöglich noch schneller ; das Ausfallen der Bauchfedern bildete das erste Zeichen davon. Um die Mittagszeit fanden sich mein turkmenischer Laufbursche mit noch zwei Kameraden ein und ging die Exkursion jetzt an das Murgabufer. Dort angelangt, schoß ich von oben auf einen auffliegenden Purpurreiher, der kaum 60 Schritt weit in einen Rohrbüschel fiel. Sofort entledigten alle 3 Knaben sich ihrer Kleider, und es begann fast ein Wett- 216 Baron Loudoii: Ergebnisse einer ornithologischen Sainmelrcise. schwimmen über tiefes Wasser und durch dichtes Wasscrg'ras. Später wurde noch ein „Treiben auf Edelreiher“ arrangiert, bei dem sie sich sehr verständig und nützlich erwiesen. Allein die schönen weißen Vögel waren zu vorsichtig und gingen stets seitwärts durch die Lappen. Doch wurde manches andere erbeutet. Parus bocharensis fand sich hier wieder, aber nicht allzu häufig". Pica pica bactriana ist zahlreich in allen Obst- gärten und zwar in ganz typischer Form. Von dem örtlichen Pristaw erhielt ich einen mächtigen Pelecanus crispiis zum Geschenke, den er Ende Februar geschossen hatte, der aber höchst mangelhaft ausgestopft war. Am Abend dieses Tages ziehen unendliche Mengen Falco tinnuncuhis dem Flußlaufe folgend hin. Auf dem Durchzuge befindliche große Wasser- vögel nehmen mit jedem Tage merklich ab, dafür schwirrt es aber im Rohre von durchziehenden und ansässigen Kleinvögeln. Die Flitze steigt am Tage auf -f 80 — 40“ R., und im Waggon beginnt es unerträglich zu werden, doch am Abend und Morgen ist es herrlich kühl. 24. III Da ich bis über Mittag beim Präparieren helfen mußte, gab cs an diesem Tage wenig zu sehen. Die Hitze ist sehr cjuälend und übersteigt im Waggon 27“ R. Um meinem Konservator eine kleine Erholung zu gönnen, nahm ich ihn am Abend an das Mui-gabufer mit, wo wir stromabwärts eine größere Tour bis zur alten Turkmenenburg Ifilan-Tepe unter- nahmen. Es wurden (j und Q von Ardea purputea geschossen. Auf der Hochebene erbeutete ich ein Exemplar Saxicola deserti das einzige, welches mir am Murgab zu Gesicht kam. Da unsere Rückkehr sich verzögerte, gerieten wir in der Dunkel- heit in ein Netz von Steilschluchten und erreichten erst nach stundenlang'em Flin- und Herwandern das höchstens 2-3 Kilo- meter entfernt liegende Jelotan. Am Morgen wurde noch ein Gang nach Eilan-Tepe und weiter unternommen, wo ich einen geeigneten Rasiplatz für ziehende Wasser- und Sumpfvögel gefunden zu haben glaubte. Das bestätig'tc sich auch insofern, als eine moorige Insel über- säet von Bmiytes citreolus war. ^irdea und Circus gab es da massenhaft. Phylloscopus Irisfis zog in kleinen Banden von Baum zu Baum. Im Rohre wurden notiert: Acrocephalus sten- toreus^ agricola diimctorum^ streperus, Lusciniola luscinioides , Baron London: Er^'ebnisso einer ornithologischen Sammelreise. 217 Die letztgenannte Art wurde an diesem Tage überhaupt zum erstenmale gesehen und erbeutet, und ist das Datum zugleich das ihrer Ankunft. Lusciniola melanopogon wurde von mir im Freien überhaupt nicht beobachtet, doch erhielt ich ein Exem- plar von einem russischen Beamten, der für mich auf die Vog'eljagd gegangen war. Ofoinela phoenicitroidcs romanowi zeigte sich verhältnismäßig häufig, wo es nur Gebüsch g'ab. Am Nachmittage nahm uns der fällige Warenzug nach Imam Baba in südlicher Richtung mit. Iniäni Baba. (Mittellauf des Murg-Ab.) 26. III. Bevor ich mit meinen Beobachtungen beginne, scheint es mir geboten, eine kurze Skizze der Umgegend zu entwerfen. Die Station liegt an der Zweig'bahn Merw-lvuschk. Ziemlich parallel der Bahnlinie Hießt der Murgab, hier in einer Breite von etwa 75 Schritt, dabei beträchtlich tief und recht reißend, führt er schmutzig-trübes Wasser. Die Ufer sind bis auf wenige Stellen außerordentlich dicht mit Tamarisken und Dornengestrüpp bewachsen, aus welchem mehr vereinzelt riesige Popiilus diversifolw emporragen. Die Dickichte, die .sich gleich einer Perlenschnur zu beiden .Seiten des Ehißes aneinander reihen, erreichen selten eine größere Breite und sind auch nicht viel länger als etwa '/2 Kilometer, von Zeit zu Zeit werden sie immer von der angrenzenden Lehmfläche unterbrochen, die dann bis an den .Strom selbst heran tritt. .Solch ein Dickicht, das gleichsam ein Ganzes für sich bildet, wird hier „Tugai“ genannt, wms mit einigem Recht durch das Wort „Dschungel“ ersetzt werden könnte. Das Unterholz, vorherrschend Tamaris- ken, erreicht eine Höhe von etwa 15 — 20 Fuß und steht dabei so dicht wde eine Mauer. Auf den vielen .Schwarzwildpfaden hat man eigentlich die einzige Möglichkeit, diesen Urwald zu durchdringen. An diese Waldzone schließt sich parallel laufend eine Lehmfläclie an, hart, fest und eben, stellenweise dicht mit Alhagi und Saxaul bestanden, deren Breite von kaum 100 .Schritt bis zu einem Kilometer schwankt. Hier erheben sich fast unvermittelt bis zu etw’a 100 Fuß hohe Sanddünen, alles lockerer Flugsand, stellenweise auch mit spärlichem Grase 218 Baron London: Ergebnisse einer ornithologischen Sammelreise. bestanden, hin und wieder auch große und kleine Saxaulbüsche bergend. Erklimmen wir diese Dünen, so haben wir rückwärts eine herrliche Aussicht auf das sich schlängelnde Grün des Murgabthales, dahinter wieder eine Lehmfläche mit darauffol- genden Sanddünen. Diese Dünenreihe ist der eig-entliche Rand der Kara-Kuin-Wüste, und fast in gleicher Höhe reihen sich die Sandberge gleich einem wog'enden Meere aneinander. Sonst bildet der Murgab hier ein Tal von 2—8 Kilo- meter Breite und beträchtlicher Tiefe, in welchem wir vom Wüstenrande aus die Wald- und Steppenzone mit dem sich in der Mitte schlängelndem hluße deutlich unterscheiden können. So vielen Fasanen wie hier, bin ich auf der ganzen Reise nicht mehr begegnet ; mit ihnen teilten Elstern und Milane das Revier, wie sie wohl kaum in solchen Mengen an anderen Orten Vorkommen dürften. Der Stationschef, der bereits bei unserer Ankunft mir einen Besuch abgestattet und sich im Laufe der Unterhaltung als leidenschaftlicher Jäger erwies, ließ meine Erwartungen aufs höchste Maß steigen ; erfuhr ich doch von ihm. daß der seltene Geciuus ßavirostris noch recht zahlreich in der Gegend vorkäme. Lange vor Sonnenaufgang war ich schon g-erüsbd und erwartete mit Ungeduld das Anbrechen des Tages. Der erste Gang- galt dem nächsten Dickicht ; hatte ich doch nun wieder einmal nach langer Zeit Gelegenheit, den Schatten eines wirklichen Waldes zu genießen. Alle Bäume waren voller ziehen- der Miiscicapa parva, Phylloscopus nitidus, tristis, frochilus und Daulins hafi.zi sang überall im dichten Tamarixgebüsche. Hier hörte ich sie zunr ersten Male, welcher Tag zugleich als ihr Ankunftsdatum gelten kann. Piciis leucopterus ist sehr häufig und hat schwach bebrütete Eier. Auf dem Murgab ziehen noch kleine Vereine von Anas angustirostris, Podiceps cristafus schwimmt gepaart häufig auf dem Fluße. Alerops apiaster zieht in riesigen Schwärmen und sitzt in langen Reihen auf den Telegraphendrähten gleich den Schwalben bei uns. Milvus korschun kommt in überaus großen Massen vor und hat sehr stark bebrütete Eier; auf'den meisten Pappelbäumen befinden sich seine Nester. Pica pica bactriana ist vielleicht noch zahl- reicher und setzte durch ihre Massenhaftigkeit mich in Erstaunen. Die Jungen sind bereits halb flügge und sitzen auf den benach- Baron London; Ergebnisse einer ornithologischen Sammclreise. 219 barten Acstcn uinlier. Pica fiica lenconota fand icli in einem größerem Prozentsat/ce unter den vielen erbeuteten Exem- plaren. Von Panis bocharensis entdeckte ich ein Ne.st mit (i balbflüggen Jungen und ein Taubenei. Das Nest stand kaum 2 Fuß hoch in einem morschen Stubben von Popuhis diversi/olia. Ein Nest mit G Eiern von Phasinmis priuci palis wurde im Tamarixgebüsch entdeckt, doch waren alle Eier am Nachmittage spurlos verschwunden. Corvits moneditla coUaris nistet massenhaft im Steilufer des Flußes. Alle erbeuteten Exemplare haben dieselben rostbraunen Flügel und Stoßfedern. Stiirniis vulgaids sub.sp.? scheuchte ich mehrmals aus einem alten Nestloche von Picus leiicopfenis] der X'^ogel war äußerst scheu und flog schon auf große Entfernung davon. Ein 2, von Picus leucopterns wurde erlegt, und zwar hatte dasselbe einen ausofedehnten Brutfleck, hilft also mit brüten ! Am Abend endlich kam mir ein Exemplar von Gecinus flavirosiris zu Gesicht ; es war aber sehr scheu und flog' auf das andere Ufer, so daß mir nur das Nachsehen blieb. Des Morgens und Abends fliegen zahlreiche Schwärme Ptcrocles arcnariiis aus der Wüste zum Fluße und eilig wieder zurück. Schon aus großer Entfernung' hört man ihren eigentümlichen Lockruf, den .sie beständig erschallen lassen: „T-zchu-rrr-urr.“ Sie halten mit großer Genauigkeit sowohl die Stunde als auch die Trinkplätze ein. Am Morgen ist die Flug- zeit zwischen 8—9 Uhr, des Abends kurz vor Sonnen- untergang; doch erscheinen des Abends nur wenige Exem- plare. Zum frinkplatz ist irgend eine Sandbank auscr- wählt, an welcher das Wasser nicht allzu tief ist. Der Schwarm fliegt äußerst rasch, blitzschnell fallen sie auf der Sandbank ein und laufen behende ans Wasser ; ihr Durst wird bald gestillt, und beständig rufend geht es eiligen Flug'es wieder zurück in die Sandwüste. Im Ufergebüsche singt häufig Cyanc- cida coerulecula. Aus der Familie Ardea werden nur einige cinerea einzeln umherstreichend heute beobachtet. Beim Durchstöbern eines Gebüsches, in welchem einzelne riesige Populus diversifolia standen, erblickte ich plötzlich auf kaum Armeslänge an den Stamm einer Pappel gedrückt die reizende kleine Scops obsoleta\ trotzdem ich schon vorher um den Baum gegangen und an ihn geklopft hatte, war sid 220 Baron London; Ergebnisse einer ornitholoj^ischen Sammelreisc. doch nicht abgeflogen, jetzt nachdem ich retirierte, verließ sie pfeilschnell ihren Ast, und ich fehlte in der Ueberraschung'. — 27. in. Am Morgen wurde ein Ansitz auf Ptetocles arenarius am Trinkplatze versucht und dabei ein Fasan erbeutet, der lange Zeit in nächster Nähe balzend umherspazierte. Im Laufe des Vormittags gelang es mir auch, den ersten Gccinus flavirosiris, ein 9, zu erbeuten. Am Nachmittage ziehen Motacilla und Budytes in großen Schwärmen und Merops apiasfer in ver- mehrten Scharen. Casarca rutila fliegt an den Lagunen des gegenüber liegenden Murgabufers in mehreren Paaren hin und her. Auf der Station befand sich ein tüchtiger Jäger — der Maschinist der Wasserpumpe — mit dem ich mich am Abend auf das g'egenüberliegende Ufer begab. Von dort wanderten wir etwa 4 Kilometer stromaufwärts, um uns am Abende auf ■Schwarzwild anzusitzen, das hier in großen Mengen vorhanden war. In einem höchst gebrechlichen Boote, wmlches der Mann sich aus alten AVag-gonbrettern zusammen gezimmert hatte, landeten wir glücklich am anderen Ufer, wo eine mngefallene Pappel erklettert werden mußte, da man anders nicht auf das steile Ufer g-elangen konnte. Darauf durchschritten wir einen recht großen Tngai auf Schwarzwildpfaden und gelangten in eine hügelige Gegend voller Lag'unen. Hier gab es viele Purpur- und Fischreiher. Eine Fitlig/ila ferina wurde erbeutet, dabei ein Rudel Sauen im Rohr hoch gemacht. Mehrere Paare Otouiela phoenicuroides romanowi ga.h es ebenfalls hier, und Fasanen balzten in Massen. Im Rohre sangen zahlreiche Rohrsänger, unter denen ich dieselben von Jelotan und Bairam-Ali notierte. Von einem Baumstamme hart am Wasser, an welchem ich vorüber mußte, glitten o Schlangen kurz nacheinander in’s Wasser uml mahnten an Vorsicht. Dann ging der Marsch auf der Lehmfläche in südlicher Richtung weiter. Unterwegs gelang es mir noch, eine schöne Tadorna casarca zu erbeuten. In der Nähe des von meinem Jäger ausgcwählten Ansitzplatzes hatten sich aber mehrere Turkmenen niedergelassen, die damit beschäftigt waren, ihre wohl nach Kopfzahl ein paar Tausende betragende Schafherde in Murgab zu baden, wobei sie ihre Stimmen zu einem wahren Mordgeheul erhoben. Mein Führer Moer meinte, die Sauen fürchteten sich vor keinem Turkmenen, Baron Loudoii: Ergebnisse einer ornithologischen Sammelreise. 221 eher sei dies umgekehrt der Fall, und er versicherte, daß wir durchaus Erfolg haben würden. Wir mochten schon eine Stunde gresessen haben, er abseits rechts, mir nicht sichtbar. Prachtvoll sangen überall die Hafiznachtigallen, während in der Luft beständig mehrere Milane kreisten und um uns herum E'asanen balzten. Meine Aufmerksamkeit Avurde plötzlich durch die merkwürdig veränderten Balzlaute des einen Hahnes vor mir angeregt, und ich wähnte, ein Milan hätte ihn beunruhigt; doch plötzlich flog der E'asan auf und strich an mir vorüber, zugleich stand gleich einer Bildsäule ein Hauptschwein etwas rechts vor mir auf dem Wechsel. Im Pulverdampfe war es ver- schwunden, und nachdem cs der mitgenommene Hühnerhund nach kurzer Hetze g'estellt hatte, erhielt es den Fangschuß. Da wir beide mit dem großen Tiere nicht fertig' werden konnten, g'ing mein Begleiter zu den Turkmenen, die nach wie vor gründlich lärmten, um einen Esel als Transportmittel zu holen, kam aber mit dem Bescheide zurück, daß sie auf keinen E'all zu Hilfe kommen wollten imd einen „Dongus*“ überhaupt nicht auf ihren Esel zu laden erlaubten. Dabei war nun nichts zu tun, und so machten wir uns ans W erk, aus dem in der Nähe umherliegenden Reisig und Stämmen ein Gestell zu bauen, um unsere Beute vor Schakalen und Raubvögeln zu schützen. Inzwischen war es stockdunkel geworden und hohe Zeit, den Heimweg' anzutreten. Was das aber heißt, durch dieses Dickicht und die Dornen durchzudring'en, vermag ich kaum zu beschreiben. Vorderhand waren wir nur bestrebt, die Lehmfläche zu erreichen, wobei wir mehrere Lagunen mit steilen Ufern umgehen mußten, was uns auch ohne Unfall gelang. Dann ging es auf der freien Fläche rasch vorwärts, mein Führer voran, ich kaum einen Schritt hinter ihm her, denn weiter konnte ich in der Dunkelheit nichts mehr sehen. Der Hund, der um uns her die Gegend absuchte, gab plötzlich wütend Standlaut. Mein Jäger, den die Jag'dlcidenschaft jiackte, ließ sich nicht halten und stürmte drauflos, mich wohl oder übel zwingend, ihm zu folgen. Man sah buchstäblich kaum die Hand vor den x\ugen, g'eriet alle Aug'enblicke in einen stach- ligen Busch und hörte nur das wütende Verbellen des Hundes, und sein Hin- und Herspringen, was auf eine R otte Sauen schließen ließ. — Nun waren wir keine 10 Schritte mehr entfernt, doch *) Turkmenisch = Schwein. 222 Baron London: Ergebnisse einer ornithologischen Sammelreise. war nichts zu sehen, nur das Fauchen, Rascheln und Grunzen und das wütende Verbellen des Hundes zu hören. Mein Führer schoß — nur nach Gefühl, worauf ein mächtiges Getrampel entstand, und hart an meinen Füßen vorüber flüchtet das Wild, g'efolgt vom laut Hals gebenden Hunde. Die Jagd entfernte sich immer weiter und weiter und hörte allmählich ganz auf, nachdem die Hetze nach meiner Schätzung- den Murgab erreicht haben mußte. Ein „Dikoobras“ (Stachelschwein) meint lakonisch mein Führer, sich zu mir wendend. So standen wir noch eine AVeile, ich um das eben Erlebte erst wirklich zu erfassen, so schnell folgte alles aufeinander. — Der Hund kehrte bald zurück, wir gingen weiter und standen plötzlich am Rande eines Tugai: „Ist dieses der rechte Weg?“ frage ich ein wenig arg- wöhnisch „Ja!“ meint mein Gefährte, denn dieser Tugai liegt neben demselben, an welchem unser Boot sich befindet; wir müßen hier durchg-ehen und dann längs des Flußufers weiter. Wir drangen ein ; es ist aber entsetzlich dicht, und überall bleiben die Kleiderhängen, während die Aeste uns in das Gesicht schlagen und wir alle Augenblicke über Reisig stolpern. Der Pfad windet sich in allen Richtungen. Der Hund, der voraus ist, gibt Standlaut, dicsesmal ganz nahe vor uns auf dem Wild- wechsel, den wir glücklich gefunden haben und nun auf keinen Fall verlassen wollen. Wie es sich erwies, handelte es .sich nur um einen gelblichen Igel {Ermaceus albulus], für mich ein seltenes Exemplar, weshalb er auch trotz der vollen Hände noch mitgenommen wurde. Plötzlich treten wir aus dem Dickichte heraus und befinden uns höchst unangenehm überrascht, wieder auf derselben Lehm- fläche, von der wir gekommen. Da mein Begleiter sich nicht mehr auskannte, wurde bei dem ,Scheine eines Streichholzes der Kompaß zu Rate gezogen. Nach ihm zu urteilen, mußten wir wieder denselben Weg zurückgehen, um zu dem Fluße zu gelangen. „Herr, ich muß unbedingt trinken !“ äußert mein Führer, der wohl gleich mir daran zweifelte, daß wir überhaupt vor Tagesgrauen unser Boot finden würden. Es mochte gegen 10 Uhr sein, als wir den letzten Versuch machten, den Fluß zu finden und wieder in da.sselbe Dickicht eindrangen. Nach einer mühseligen Wanderung, bei der man jeden Augenblick darauf gefaßt sein konnte, sich die Augen au.szustechen, erreichten Baron London: Ergebnisse einer ornithologischen Sammelreise. 22: wir endlich wieder den Rand der D.schnngeln, noch ein paar Schritt vorwärts, und da spiegelten sich die Sterne im Wasser. Plötzlich verschwindet mein Führer mit Gepolter vor mir und fällt über das Steilufer hinunter in den moorigen Uferschlamm. Noch ein Schritt meinerseits und mir wäre dasselbe Schicksal beschieden gewesen. So setzte ich mich denn wenigstens unfreiwillig auf den Boden, da ich sonst um ein Haar das Gleichgewicht verloren hätte. Fluchend trank sich mein Führer satt und kam dann auf einem Umwege wieder zu mir herauf. Nun verließen wir auch das Flußufer nicht mehr und bemerkten bald ein Licht der Station auf der anderen Seite. War das Uebersetzen bei Tage schon mit Lebensgefahr verbunden, so war es jetzt um so schwieriger ; trotzdem erreichten wir wohl- behalten das andere LTfer. Mein Igel blieb im Boot, alles übrige wmrde mitg'enommen. In der Wohnung' meines Jägermeisters wurden wir bereits mit Tee und Abendessen erwartet und beim gemütlichen Scheine der Lampe alles Erlebte nochmals durch- gesprochen. In der Frühe des nächsten Morg'ens wollte er allein die von mir erlegte Sau abholen. 28. III. Nach Mitternacht begann ein Regen, der ununter- brochen bis zum nächsten Morgen dauerte und die Lehmfläche äußerst schlüpfrig machte. Ich begab mich zum Fluße, um die Ankunft der Beute zu erwarten. Himantopus himantopus zog in zwei großen gesonderten Schwärmen den Fluß abwärts und hielt sich auch hier und da aut den Sandbänken auf. Es gelang mir, 3 Stück auf einen Schuß zu erbeuten. Von meinem Jäger erhielt ich ein paar Flügel von Porphyrw poliocephalus. Den Vogel hatte er im September 1898 bei Kurkul-Tepe, nicht weit von Merw, an einem Aryk erbeutet. Dieser Fund bean- sprucht umsomehr Interesse, als Zaroudnoi, der doch Trans- kaspien so ausgezeichnet kennt, das Sultanshuhn nur für die Ufer des kaspischen Meeres anführt. Ueber die Richtigkeit dieses Fundes bin ich nicht im Zweifel, da der Mann jahrelang vorher in Merw selbst lebte und als besonders guter Jäger weit und breit bekannt war. Der Abend dieses Tages wurde wieder beim Ansitzen auf Wildschweine verbracht; dieses Mal fluß- abwärts auf den anderen Ufer; doch wurde die Jagd durch weidende Kameele verdorben. Eine große Rotte Sauen trat seitwärts auf eine Grasfläche und konnte nur beobachtet werden. 224 Baron London: Ergebnisse einer ornithologischen Sammelreise. Ich notierte inzwischen den Abendzug. Mir fielen zuerst vor Sonnenuntergang zahllose AJerops nfiaster auf, die zerstreut in großen Mengen nach Schlafplätzen suchten. Ein großer Schwarm Iliniantopiis himanfopus zog wieder flußabwärts, ihnen folgten bei hereinbrechender Dämmerung- Mofacilla und Budyies in riesigen Scharen. Es wurden ferner beobachtet Ardea pur- purea und Fiilica atra^ letztere in Massen auf den Lagunen des ]'enseitig-en Ufers. An Enten g'ab es hier FuUgiila ferina (erbeutet), F. ny/'oea, 2 Paar Fuligula rufina, Anas cj'ecca, angustirostris (zahlreich), Anas elypeata, boscas und strepera, Tadorna casarca wurde in 2 Paaren flieg-end gesehen. Im Röhricht gab es eine Menge Acrocephalus^ und mehrere Pratincola caprata und Otomela phoenicuroides romanozvi wurden verzeichnet. Phasianus prijici- palis war in Menge vertreten und balzte eifrig. Daulias hafizi hatte an Zahl bedeutend zugenommen und belebte die dichtesten Tamarisken. Am Abende und die ganze Nacht hindurch balzten mehrere Scops absoleta. 29. III. Falco tinnimculus kommt sehr zahlreich vor und sitzt fest auf den Eiern. Gestern flogen gar keine Pterodes arenarins zum Trinkplatze, wohl aus dem Grunde, weil es ziemlich ausgiebig geregnet hatte. Am Abende wetterleuchtete es ziemlich stark in der Richtung nach der Afghanengrenze ; ein schauerlich schönes Schauspiel, welches ich von einer hohen Sanddüne des Wüstenrandes beobachten konnte. Von Lerchen ist bisher hier nur Galerida inama beobachtet worden. Am o Nachmittage zieht ein Schwarm von 18 Phalacrocorax carbo längs dem Murgab stromabwärts. Ein Aquila pennata kreist lange Zeit in der Gegend des Flußes. Turtiir auritus brütet auf einer großen Pappel am Pdußufer. Spät abends zieht das Gewitter herauf, der Regen fließt in Strömen prasselnd auf unser Blechdach, und dieses ungewohnte Geräusch läßt uns kaum den ersehnten Schlaf finden. 30. III. Der Regen strömt rastlos hernieder und versetzt mich in die trübselig'ste Stimmung, denn heute ist mein Geburts- tag, und schon über 3 Wochen bin ich ohne Nachricht aus meiner Heimat. Da ich beständig meinen Aufenthaltsort wechsele, irren die Briefe irgendwo in Transkaspien umher. So wurde denn die Zeit bis 5 Uhr nachmittag's mit Schreiben, Notizen machen, Patronen laden, Reinigen der Flinten etc. Baron London: Ergebnisse einer ornithologischen Sammelreise. 225 verbracht. Im Laufe die.ser Stunden sahen wir nur 2 Alihu'. korschun, die nach den fortgeworfenen Vogelkadavern suchten ; einen schoß ich aus dem Fenster. Auf der Alhagifläche neben- bei hatten sich Pfützen gebildet und mehrere Chettusia leucura eingefunden, die bis in die Nacht hinein lärmten. Endlich gegen Abend ließ der Regen nach, und ich konnte in Begleitung meines Konservators einen Gang flußabwärts unternehmen, wobei ein Nest von Falco tmnunculus entdeckt und seiner 5 Eier beraubt wurde. Es war ein vorjähriges, ausgebessertes Elsternnest auf einer dünnen Pappel. Muscicapa parva ist unge- mein zahlreich und bildet bei weitem das größte Kontingent an Kleinvögeln. Circus cyaneus zieht in 2 Exemplaren fluß- abwärts, einige Budytes ebenfalls, doch sehr wenig an Zahl im Verhältnis zu den vorherg'ehenden Tagen. Ein Pärchen Ardea cinerea wurde am Ufer von einem Baume gescheucht, wo es offenbar die Nacht z.ubring'en wollte. Panis bocharensis ist häufig. 31. III. Am Nachmittage zieht ein großer Schwarm Plegadis facmellus sehr hoch dem Laufe des Murgab fol- gend, Cyanccula caerulecula ist sehr häufig im Ufergebüsche. Phylloscopus tristis und nitida ziehen zahlreich und beleben alle Pappelbäume. 1. IV. Von Gecinus flavirosiris wurden 2 Nester entdeckt, das eine enthielt 5 stark bebrütete Eier, das andere 4 wenige Tage alte Junge und ein steriles Ei. Von Milvus korschun wurden mir an diesem Tage mehrere Gelege gebracht, die einige Bahnbeamte gesammelt hatten ; alle Eier waren fast bis zum Ausschlüpfen bebrütet. Mehrere Paare Aquila pennata brüten 5 — 6 Kilometer flußaufwärts am anderen Ufer, wohin ich mich auch mit meinem „Lehrmeister“ von der Saujagd begab. Eine Saxicola isabellina^ der einzige Repräsentant dieser Familie, der mir hier zu Gesicht kam, wurde 2 Kilometer südlich der Station auf einer ziemlich kahlen Alhagifläche geschossen. Pratincola caprata ist meist am Rande der Tamarixgebüsche und auch da nicht sehr häufig anzutreffen ; in Jelotan gab es ihrer mehr. Corvus monedula collaris liegt mir in sehr großer Suite vor ; die schon früher erwähnten rostfarbigen Schwingen und Stoß- federn sind sehr konstant und auffällig. Der Stationschef, der ein sehr eifriger Fasanenjäger war, erzählte mir, daß hier außer 15 226 Baron London: Ergebnisse einer ornithologischen Sammelreise, dem hellflüg-eligen Phasianus principalis noch eine andere vSpezies mit dunklen Flügeln, aber sehr selten vorkäme. In- wieweit diese Angabe Beachtung verdient, vermag ich nicht zu konstatieren. Von den recht vielen erbeuteten Flähnen gehörten alle zur hellflügeligen Spezies. 2. IV. Am Abend sollte dieser ergiebige und interessante Sammelplatz verlassen werden. Infolgedessen unternahm ich schon frühmorgens eine Exkursion, die besonders weit gehen sollte, und zwar am linken Ufer stromaufwärts. Ich vertiefte mich gfanz allein in den Urwald und kam darin wohl 10 — 15 Kilo- meter weit. Ein Nest von Gecinus flavirostris wurde entdeckt, welches 4 Junge von Sperlingsgröße enthielt. Alle bis jetzt gefundenen Nisthöhlen dieses seltenen Grünspechtes waren frisch gezimmert und standen zwischen 4 — 9 Fuß über dem Erdboden. Die senkrechte Röhre hatte etwa Armeslänge. Ein Nest von Picus uiajor leucopterus enthielt 4 frischgelegte Eier. Die Flöhle dieses Nestes war mindestens vorjährig. Am Fluße sah ich zum erstenmale eine kleine Schar durchziehender Actitis hypo- leucus^ während Aegialifes curonicus überall vereinzelt am Ufer anzutreffen war, woraus ich schloß, daß dieselben sich zum Brutgeschäfte anschickten. Himantopiis Jiimantopus wurde ebenfalls in einem vereinzelten Exemplare verzeichnet. Stnrnus vulgaris subsp.? brütet fest, ist aber ein in dieser Gegend recht seltener Brutvogel. Columba fiisca brütet ebenfalls fest und ist zahlreich in den Steilufern des Elußes anzutreffen. An mehreren geeigneten Stellen kam sie sogar so häufig vor, daß man in Anbetracht der Nähe ihrer Brutstellen dieselben gerade- zu als Kolonie bezeichnen konnte Die Jungen von Pica pica bactriana und leuconota fliegen bereits alle umher. Am Abende bei scheidender Sonne nahm uns ein Waren- zug mit. Lange noch stand ich am Fenster, der schwindenden Gegend ein Lebewohl zurufend und im Stillen auf ein Wieder- sehen hoffend ; hatte ich doch in diesem einsamen Erdwinkel eine Fülle von interessanten Beobachtungen gemacht, meine Sammlung- um zahlreiche wertvolle Stücke bereichert, unaus- löschliche Erinnerungen mitgenommen, und sehnsüchtigen Blickes sah ich den letzten bekannten Tugai in blaue Ferne tauchen ; dann wurde es dunkel. Mit Befriedigung schweift der Blick über die mit Vogelbälgen dicht behangenen Wände und voll- Baron London: Ergebnisse einer ornithologischen Sammelreise. 227 gepackten Kisten. Der ganze Arbeitsraum ist ausnahmsweise heute hübsch sauber gewaschen und geräumt, die Teemaschine dampft lustig kochend, und auf dem Tische steht eine ganz unglaubliche Menge von Ostergebäck, Eiern und Süßigkeiten, welche die Einwohner des einsamen Imäm-Babä uns in der Scheidestunde mit vielen guten Wünschen dargebracht hatten. In voller Eahrt ging es nun durch die dunkle Nacht nach Merw, wo wir mit aufgehender Sonne anlangten. Im Laufe des Vormittages nimmt uns der nächste Zug nach Tedschen mit. Oase Tedschen. 3. IV. Die durchfahrene Strecke führt hauptsächlich durch kahle Wüste, in welcher die Station Dort-Kuja etwa auf halbem Wege mit ihrer künstlichen Bewässerung gleichsam als Miniatur- Oase erscheint. Phasianus principalis wurde auch dort balzend gehört; sonst zeigte die Umgebung mit ihren befiederten Bewohnern ein Bild, das sehr an Utsch-xUdschi erinnerte. Um 5 Uhr nachmittags erreichen wir Tedschen. Der Tag soll nicht ungenützt Vorbeigehen, doch da es bereits spät ist, konnte nur noch ein naher See auf dem rechten Tedschenufer aufgesucht werden. In den großen Rohrpartien gab es Rohrsänger in erstaunlichen Mengen. Besonders tat sich unter ihnen Acrocephalus stentoreus hervor, dessen grobe Stimme sofort auf- fällt. Ferner wurde beobachtet Acrocephalus agricola, sireperiis und dumetorum, Lusciniola mela7iopogon (erbeutet), Locustella luscinioides^ alle mehr oder weniger zahlreich und singend. Auf der Wasserfläche selbst tummelten sich mehrere Paare Anser arvensis und noch mehr Podiceps cristatus^ durchziehend gab es mehrere kleine Vereine von Totanus glottis, stagnatilis und ochropus. Letztere zerstreut, überall vereinzelt am Ufer. Ein Paiidion haliaetus kreiste lange über dem See umher. Milvus korschun ist auch hier recht häufig, aber bei weitem weniger zahlreich, als am Murgab. Die Familie Circus ist eben- falls sehr häufig und in allen schon früher angeführten Spezies vertreten. Im Ufergebüsch singen viele Daulias haßzi^ und Musci- capa parva bevölkert noch immer zahlreich ziehend die großen Pappelbäume. Phylloscopus tristis und 7iitida ziehen ebenfalls, doch ist hier ihre Zahl geringer als in den Wäldern des Murgab. Auf der Lehmfläche werden beobachtet Pratincola caprata und 15* 228 Baron London: Ergebnisse einer ornithologischen Sammelreise. Sylvia minuscula^ Saxicola deserti in je einem Exemplare. Am Abend balzt eine Carine noctua bactriana auf einer Teleg'raplu-n- säule und amüsierte uns mehrere Minuten durch ihre possier- lichen Bücklinge. 4. IV. Ein herrlicher Anblick bot sich mir am Morg'en, als ich bei Sonnenaufgang aus dem Waggon trat. Am Horizont sah man deutlich das hohe persische Chasar-Meschid-Gebirge mit seinen Vorbergen, und der dort in der Nacht frisch gefallene Schnee glänzt wie Silber, während wir hier unten ungemein durch Elitze zu leiden haben. Die Entfernung bis zum Gebirge beträgt aber weit über 100 Kilometer; dazwischen liegt ab.solute Ebene, Takyr- und Wüstenfläche, auf der die Sonnenreflexe einen riesigen See hervorzaubern und das Bergmassiv dadurch so nah erscheinen lassen. In Begleitung eines Telegraphenbeamten, an den ich durch Zaroudnoi empfohlen war, unternahmen wir eine Exkursion in nördlicher Richtung zu einem See, wo es beson- ders viel durchziehendes Snmpfgeflügel geben sollte, was sich aber in der Eolge als trügerisch erwies ; bloß Chettasia Icucura, gab es einen größeren Schwarm und mehrere Totanus gloftis, stagnatilis und ochropiis. Budyies citreohis zog im Verein mit beema, aber sehr wenig zahlreich. Auf dem Wasserspiegel selbst schwamm eine Schar Marmaronetta angusfirostris^ mehrere Paare Anser unser, Tadorna rutila und Podiceps cristatus. ikndere Enten zogen hoch in der Luft hin und her, die, wie wir später sahen, von einem schon vom frühen Morgen an die Gegend abstreifenden Jäger beunruhigt worden waren. Angren- zend gab es riesige Rohrwälder, zum Teil mit Tamarixgebifsch durchsetzt, und hier schwirrte es nur so von allerhand Rohr- sängern, von denen Acrocephalus agricola und Iduna rama, besonders letztere, in großer Zahl vorhanden waren. Als wir uns ziemlich in der Mitte des Rohres befanden, beo'ann dieses plötzlich za brennen, so daß ich mit knapper Not mein Leben retten konnte. Mein Begleiter, der durch Unvorsichtigkeit diesen Feuerbrand verursacht hatte, war gezwungen, in entgegen- gesetzter Richtung zu flüchten und mußte noch einen Arm des Tedschen durchschwimmen, um sich in Sicherheit zu bringen. Die g'anze Nacht hindurch konnte man diesen gewaltigen Brand beobachten. Der Abend wurde noch zu einem Gange längs Baron London: Ergebnisse einer ornithologischen Sammclreise. 229 dem linken Tedschenufer benutzt. Panis bocharensis war hier liäufiger als an irgend einer anderen von uns besuchten Stelle, P/iasia/iHs pn'ncipalis dsigegen geradezu selten, und nur eine Henne mit Dunenjungen wurde beobachtet. Die Hähne balzten noch eifrig. Daulias hafizi war massenhaft überall im dichten Tamarix- gebüsche. Auf den gröberen Bäumen wimmelte es von Phyllos- copiis und Erythrosterna parva. Piciis major leucoptenis wurde in mehreren Paaren gesehen. Die Männchen suchten häufig im Tamarixgebüsche und auf der Erde nach Nahrung. Am Fluß- ufer gab es eine Menge Schlangen, die an den über das Wasser hängenden Baumästen gleich Stöcken herab hingen und bei der Annäherung von Menschen klatschend ins Wasser glitten. ÄJerops apiaster zog den ganzen Tag über. 5. IV. Im großen Ganzen ist die Vogelwelt hier bedeutend ärmer als am Murgab, außerdem hat der Durchzug merklich abgenommen, und viele Gattungen brüten bereits. Am Nach- mittag'e kamen den Fluß abwärts eine sehr große Schar Nycticorax nycticorax. Rlwdospiza absolcta bevölkert das Tamarix- gebüsch bei der Eisenbahnbrücke. Carduelis caniceps wird heute zum ersten Male in 5 Exemplaren beobachtet. Auf dem See gegenüber Ivary-Bend halten sich mehrere Paare Anser anser auf und scheinen bereits zu brüten. Ein Turkmene brachte mir 3 lebende Felis chaus, die die Größe einer Ratte hatten, wollten aber durchaus kein Futter annehmen. Der Mann hatte sie im dichten Rohre gefunden und die Mutter verjagt, wobei zwei der Jungen tüchtige Hiebe erhalten hatten und am anderen Tage zugrunde gingen. 6. IV. Auf dem rechten Ufer des Tedschen unternahm ich an diesem Tage eine große Exkursion aufwärts. Hier sah ich abermals eine mir fremde Corviden-Spezies. Zaroudnoi, mit dem ich darüber sprach, w^ar überzeugt, daß es sich um Corvus ■macrorhyiichus handelte. Hier gab es auch sonst eine ziemliche Menge zu verzeichnen, so Acrocephahis, Lusciniola und Iduna überall im Rohre massenhaft, und je weiter ich in unbewohnte Gegenden flußaufwärts vordrang, desto mehr schien Daulias hafizi an Zahl zuzunehmen. Der Urwald war stellenweise nur sehr schwer zu durchdringen, da außer dem dichten Tamarix- Unterholze eine Menge von Fallbäumen und morscher Aeste das Fortkommen hinderten. Ein Pandion haliacfiis, wohl der- 230 Baron London; Ergebnisse einer ornithologischen Samme'.reise. selbe, den ich schon am ersten Tage gesehen, kreiste über einem See ; wahrscheinlich brütete er irgend wo in der Nach- barschaft. Falco fnuiimculus ist sehr häufig in der ganzen Waldzone. Besonders oft zeigten sich auch hier mehrere Spezies der Familie Circus, unter denen aeruginosus am zahlreichsten war. Ferner beobachtete ich Circus pallidus und cincraceus. Von letzter Spezies sah ich eine Gesellschaft von 6 Stück, die wohl noch auf dem Durchzuge sein mochten. Von Reihern war Ardea purpurea am häufigsten und am wenigsten scheu. Gewöhnlich saßen sie einzeln im Rohr und flogen erst auf ganz nahe Entfernung heraus. Sylvia minuscula und inystacea belebten überall das niedere Gebüsch der Uferzone und vor- zugsweise die Alhag'ibestände. Passer aminodendri, Passer dom. iudicus, hispaniolensis transcaspicus und montanus dilutus waren in der ganzen Umgegend sehr zahlreich zu finden. Galerida magna notierte ich auch hier als die häufigste Lerche, Alauda giilgiila dagegen als recht spärlich Coturnix coturnix wurde in einem Pärchen gesehen. Mit eine der gewöhnlichsten Erscheinungen war auch jedenfalls Pica pica bactri.ana, selbst weit von menschlichen Wohnungen schien sie an Zahl nicht abzunehmen. Sie hält sich aber nur an die Waldzone der Flußufer. In einiger Entfernung vom Flecken Tedschen sollte es Reviere geben, auf denen Phasianus principalis noch sehr zahlreich vorkommt. Da die eingeborenen Jäger dem schönen Vogel aber arg mitgespielt haben, war von der Regierung eine 2jährige Schonzeit angeordnet worden, die in diesem Jahre ablief. Niemand wagte es, einen Fasan zu schießen, da die Strafe eine außerordentlich hohe war, außerdem in letzter Zeit ein Jagdkontrolleur die Nimrode unter seine scharfen Augen genommen hatte. Am Abende fuhren wir sveiter westwärts nach Kaachka. Die Sonne zaubert auf den weithin übersehbaren Takyrflächen eine prachtvolle P'ata Morgana hervor und verwandelt den ganzen Horizont in einen großen, spiegelglatten See. Die Waldlinie des Tedschen wird immer niedriger und verschwindet endlich, taucht aber plötzlich und zwar in umgekehrter Stellung am Horizonte auf Wir fahren direkt auf das vor uns immer deutlicher werdende persische Gebirge zu. Bei untergehender Sonne errei hen wir Duschak, eine große Station, einen Haupt- Baron London: Ergebnisse einer ornithologisc'ien Sammelreise. 231 ausgangspunkt der Pilger nach Mesched und der Reisenden ins Innere Persiens. Weiterfahrend durch die prachtvoll blühende Steppe sehen wir noch bei schwindendem Lichte Unmengen von Gazelia subgutfnrosa rudelweise und auch vereinzelt auf der weiten Fläche weidend, viele kaum ein paar hundert Gänge entlernt. Aus dem vorbeibrausenden Zuge schienen sie sich kaum etwas zu machen. Bei tiefer Dunkelheit ist Kaachka erreicht. Die Steppenzone an der russisch persischen Grenze. I. Kaachka. 7. IV. Mit diesem Orte beginnt gleichermaßen ein neues Beobachtungsgebiet. Die Steppen sind zum Teil Gebirgs- fauna, während Sumpf- und Wasservögel hier nur in beschränkter Zahl an den kleinen Gebirgsbächen vorhanden sind. Diese haben meistenteils die Größe von Gräben, resp. Aryks und führen ein verhältnismäßig unbedeutendes Wasserquantum, welches bei der kurzen Entfernung vom Gebirge durch Turk- mencnfelder bald absorbiert wird. An die wenige Kilometer breiten Steppen-streifen grenzt wieder unmittelbar die Sandwüste Kara-K um. Kaachka verdient eigentlich die Bezeichnung eines kleinen Städtchens, von dem besonders der russische Teil und speziell die Umgebung des Bahnhofes im prachtvollsten Grün liegen. Man findet hier große Stämme der weißen Akazie. Den Ort umgeben ausgedehnte Gärten mit Obst-, Wein-, Maulbeerbaum- Pflanzungen und F'elder mit guter Irrigation. Das Wasser wird vom Gebirge her durch unterirdische Kanäle, hier „Karise“ genannt, hergeleitet. Man erkennt aus weiter F'erne die Richtung dieser Wasserläufe an den Luftschächten, die in größeren Entfernungen aufeinander folgen. Da, wo das Wasser zu Tage tritt, verteilt es sich in zahlreiche Aryks und verliert sich bald im umliegenden Kulturlande. Häufig werden auch solche Elüßchen durch einen Damm aufgestaut und bilden größere Teiche, von denen wieder Aryks ausgehen. Kurzum die g'anze Bewä.sserung ist in der raffiniertesten Weise angelegt, um das Wasser überall hinzuleiten. Dank der unterirdischen Leitung ist das Wasser auch prachtvoll kühl und klar, das für mich ein geradezu köstliches Getränk ist, da wir an schönes 232 Baron London: Ergebnisse einer ornitliologischen Sammdreise, Brunnenwasser gewöhnt, so lange Zeit hindurch uns nur mit trübem, warmen Flußwasser begnügen mußten. Unser Waggon steht fast wie in einer Laube von weiß blühenden, schattigen Akazien, und kaum 20 Schritt von uns springt eine mächtige Fontäne. AVir fühlen uns hier sehr wohl, und schon der Anblick des springenden Wassers reicht hin, die heiße, übertrockene Luft zu mildern. Ich erwache frühmorgens und höre den heimatlichen Ruf des Kuckucks und zwar gleich mehrere Stimmen. Es ist das erste Ankunftsdatum. Mit ihm zugleich ist Comcias garulus semenovi auch in größerer Zahl eingetroffen. Erstere halten sich auf den großen Bäumen der Gärten von Kaachkar auf, die Mandelkrähen auch in den Steilschluchten südlich des Ortes, wo sie gleich nach Brutplätzen suchen. Upupa epops loudoni und Erythrospiza obsoleta sind hier die häufigsten Erscheinun- gen. Auf den Steppenflächen südlich und an den Arykufern und Karisen ist Motncilla personata ein gewöhnlicher Vogel, daselbst auch Passer hispaniolensis transcaspicus und montanus dilutus in Massen vorhanden. Its kamen ihrer immer mehrere herausgeflogen, wenn wir Steinchen in die Luftschachte warfen, doch verstanden sie auch, den unterirdischen Gang bis zum nächsten Luftschacht zu finden und zu durchfliegen. Der eigent- liche Elußlauf liegt beträchtlich tief unter dem Niveau der Erd- oberfläche, der Gang ist, soweit ich mich überzeugte, so groß, daß ein Mann bequem in ihm stehen kann. Aus diesen Schachten fliegen zahlreiche Columba fusca und livia fera auf oder sitzen auf den wallartigen Böschungen, zeigen sich aber recht scheu. Eerner sah ich Exemplare solcher in den Steilschluchten im SO. — Auf einem kleinen Teiche in derselben Gegend schwamm ein einzelner Phalacrocorax carbo, und eine Ardea piirpurea wurde ebenfalls daselbst aufgescheucht. In einem Steilufer befanden sich zwei große Kolonien von Merops apiaster. Die Tiere flogen wie Bienen ein und aus, die ganze Umgegend war überhaupt voller Bienenfresser, und zwischen ihnen hatten sich zahlreiche Passer montanus dilutus und Passer hispaniolensis t?anscaspicus angesiedelt. Die Kolonie erinnerte sehr an eine solche von Clivicola riparia bei uns. Passer indicus ist überaus zahlreich in den Anlagen von Kaachka vertreten, und manche Bäume tragen zahlreich seine Nester. Hirundo rustica ist überall häufig. Baron London; Ergebnisse einer ornilhologischen Saininelreise. 233 Am Abende treffen die ersten Emberiza luteola ein. Sie halten sich v'orzugs weise in niederem Gebüsche und auf Obstbäumen auf. Galerida magna ist auch hier häufig auf der Steppenfläche. Chelidon nrbica wurde nur in einem Exemplare gesehen, Alihnts korschiin wurde häufig kreisend bemerkt und in einem Exem- plare erbeutet. 8. IV. Dieser Tag galt einer Exkursion in die V orberge. Je mehr man sich den Bergen näherte, desto trostloseren Ein- druck machte die Erdoberfläche: tot und wüist war alles, von der Sonne aasgedörrt, als ob man auf trockenem Reisig* wun- derte, dazu Wolken von Heuschrecken, die das letzte grüne Grashälmehen verzehrt hatten. Noch trauriger sahen die Eelder der Turkmenen aus, besonders die Gerstenfelder. Das Ungeziefer hatte hier noch nicht alles zu vertilgen vermocht, so daß es in der Mitte eines jeden Feldes noch Stellen gab, die noch unberührt geblieben, während die Ränder bereits ganz kahl abgefressen nur blätterlose Kalme aufwiesen. Mit der größten Sehnsucht wurde von den Leuten das Erscheinen der Rosen- stare erwartet, die hier als Eielfer in der Not auftreten sollen. Auch an diesem Tage wiederholte sich die schon gestern erwmhnte Vogelfauna nur in der Nähe vom Wasser, weiter ab war alles ganz tot. An neuen Spezies wurden gesehen drei Exemplare Corvus cornix^ dem nahen Gebirge zuflüchtend; Aniniomanes deserti auf den höheren Vorbergen, aber nicht allzu häufig. Anthus campestris gab es in mehreren Exemplaren in den Niederungen ; Anthus spipoletta wurde in einem Exemplar erbeutet. Alilviis korschun kreisten in dieser Gegend beständig in vielen Exemplaren. Totanus ochropus wird am Bachufer erbeutet. Von Saxicola isabellina erlegte ich zwei vollkommen flügge Zugvögel, die übrigen retteten sich in ihre Elöhle, einem verlassenen Bau von Alenones. Weit und breit war hier der Erdboden vollkommen eben, und vor der Nisthöhle lagen viele Exkremente. Das Nest mußte recht tief liegen, und war ich gezwungen, nachdem fast 2 Meter vom Eingänge bloßgelegt waren, das Weitergraben der ziemlich horizontal gehenden Röhre aufzugeben, weil meine Hände, welche in Ermangelung von Schaufeln diese vertraten, bereits zu erlahmen begannen, Schluß folgt. 234 V. Tschusi; Über palaearktische Formen. Über paiaearktisclie Formen. Von Vict. Ritter v. Tschusi za Schraidboffen. II.*) Äpus apus kollibayi nov. subsp. Dem typischen apus älinlich, aber im ganzen schwärzer und mit großem, weißen Kinn-Kehlfleck. 9 ad. Braunschwarz; am dunkelsten an den Kopf- und Halsseiten, dem Rücken und der ganzen Unterseite, letztere mit sehr feinen weißlichen Rändern; am hellsten am Vorderkopf und den unteren Schwanzdecken. Der Kinn-Kehlfleck ist auf- fallend groß und von weißer Färbung. Flügel 174 — 178 mm. Typen: 9 Vallegrande auf Curzola, 10. V. 1902 (Nr. 96 Coli. Kollibay). 9 Vallegrande auf Curzola, 9. V. 1902 (Nr. 4883 Coli. V. Tschusi). Vorkommen: Dalmatien (Insel Curzola). Herr Rechtsanwalt P. R. Kollibay-Neisse, dem ich diese h'orm dediziere, fand selbe im heurigen Frühjahre gelegentlich eines ornithologischen Ausfluges nach Dalmatien auf der Insel Curzola, und es glückte ihm, 5 Exemplare zu erlegen. Dieser Segler war ihm, wie der genannte Ornithologe mir mitteilt, gleich durch die dunkle Färbung und den großen weißen Kehlfleck aufgefallen. Ein Vergleich daheim mit einer größe- ren Anzahl mitteleuropäischer Segler bestätigte voll die Ver- schiedenheit der Curzolaer Exemplare. Auch ohne Vergleichs- material ist bei Beachtung- der angeg'cbenen Kennzeichen diese Form leicht zu unterscheiden, und so dürfen wir hoffen, über ihre weitere Verbreitung bald Kenntnis zu erlangen. Pratincola rubetra noskae nov. subsp. Ö ad. P. rubetra ähnlich, aber oben fahlgrau mit nur wenig bräunlichem Ton; Fleckung gröber ; obere vSchwanzdecken vor- wflegend grau ; nur Kehl- und Kropfpartie blaß rostgelblich ; Seiten nur mit schwachem rostgelblichen Anfluge. Figl. 78 mm. Type: 6 Labathal (N.-Kaukas.), 15. VI. 1892 (Nr. HO Coli. V. Tschusi). Vorkommen: Kaukaiaien. Der Farbenunterschied gegenüber deutschen Exemplaren, welche oben ein rötlich braunes Kolorit besitzen und bei denen die gelblich-rostfarbige Färbung auf der Unterseite meist leb- hafter ist und tiefer reicht, ist auffällig. Herr Rechtsanwalt P. R. Kollibay sandte mir seine in Dalmatien gesammelten Wiesenschmätzer, die er als verschieden von deutschen erkannte, zur Vergleichung mit meiner Suite, und dabei stellte sich auch ■■) cfr. Orn. Jahrb. XII, p. 68—72. H. Fischer-Si wart; Zwei Seltenheiten der Schweizer Ornis. 235 die Verschiedenheit der kaukasischen Stücke heraus, die eine Sonderung auch dieser nötig macht. Die demnächst in seinem Reisebericht aus Dalmatien zur Beschreibung gelangende Pra- tincola steht zwischen der deutschen und kaukasischen. Ich nenne diese neue Form zur Erinnerung an Max Noska, weil, großfürstl. Jagdleiter, der sich um die Erforschung- des kaukas. Birkhuhnes wesentliche Verdienste erworben und der auch diese Form für mich gesammelt hat. Weitere Bei’eicheriius der Madeira-Omis. Herodias guiaris (Bose.) 6 ad. in Porto da Cruz, im Mai 1901 erlegt. Größe der garzetta, aber bläulich schieferschwarz mit weißem Kinn und Kehle. Wohngebiet: Senegambien-Gabun, Nubien-Sansibar. Corvus fnigihgus L. 9 juv. 7. XI. 1901 erlegt. Beide Stücke, im Besitze des Seminar-Museums in Funchal, sind für die Ornis Madeira’s neu. Hr. P. Ernst Schmitz in Theux sandte mir selbe zur Ansicht. v. Tschusi zu Schmidhoffen. Zwei Seltenlieiten der Scliweizer Omis. Von H. Fischer-Sigv/art. Buteo ferox (Gm.) Adlerbussard. Als ich am 19. Oktober 1901 Hrn. Präparator Stauffer in Luzern besuchte, zeigte mir dieser einen Raubvogel, den er vor kurzem ausgestopft hatte, mit dem Bemerken, er kenne den Vogel nicht und habe noch nie einen solchen erhalten. Wie er weiters bemerkte, wurde ihm derselbe aus Bellinzona zugeschickt und gehöre nicht ihm. Wie ich mich in der neuen Ausgabe des Naumann’schen Werkes überzeugen konnte, war der fragliche Vogel ein Adlerbussard und zwar ein altes 5- Nach längeren Ver- handlungen glückte es mir, das seltene Object für meine Samm- lung zu erwerben und gleichzeitig zu erfahren, daß der Vogel etwa den 2. September im Misoxerthale (Kant. Graubünden) erbeutet wurde. Es ist das erste in der Schweiz erbeutete .Stück. Nyctea ulula (L) - Sperbereule. Am 18. Oktober 1901 wurde bei Küßnacht am Vierwald- stätter-See eine Sperbereule geschossen, die gleichfalls in meinen Besitz kam. Soweit ich orientiert bin, dürfte dies das zweite Schweizer Exemplar sein. Zofingen, Juni 1902. 236 Literatur. Literatur. Berichte und Anzeigen. E. Arrigoni degli Oddi. Atlante Ornitologico. Uccelli Europei, con notizie d’indole generale e particolarc, con 50 tavüle colorate e numerosi disegni intercalati nel testo. -- Milano (Ulr. Hoepli) 1902. 4. xix & Parte I. xix & 165 pp.; Parte II, xxv & 566 pp. (L. 36, con eleg. legatura L. 42.) Die Ornithologie hat seit jeher namhafte Vertreter derselben in Italien gefunden und eine ganz bedeutende Literatur gezeitigt, die hervorragende Arbei*' , aufvveist. Es fehlte aber bisher an einem in italienischer Sprache geschriebenen Werke, das für das große Publikum berechnet, die gesamte Vogelwelt Europa’s zu schildern, sich zur Aufgabe gemacht hätte. Wir können den Verleger nur beglückwünschen, daß es ihm gelungen, für sein Unter- nehmen in Conte E. Arrigoni eine so berufene, den modernen Anschauungen der Wissenschaft huldigende Kraft zu gewinnen, die im Voraus die Gewähr bot, daß der Zweck, welchem das Werk dienen sollte, auch ganz erfüllt werden würde. Das uns vorliegende umfangreiche Werk zerfällt in zwei Teile. Der I. Teil enthält: Äußere Struktur der Vögel; die Federn und ihre Struktur, Farbenaberrationen, Mauser, Pterilographie ; Mimikry; Dimor- phismus; Hybridismus; Arrhenoidie; Terratologie ; Lebensdauer der Vögel; geographische Verbreitung; die Vögel und die Agrikultur; der Zug der Vögel; der Gesang; über das Ei und die Nistweise; die gebräuchlichen Fangmetho- den in Italien; Klassifikatien der Vögel; historisch-bibliographischer Überblick über die europäische Ornithologie; Materialien für eine ornithologische Biblio- graphie Europa’s. Der II. Teil: Systematischer Index der angeführten europäischen Vögel; Beschreibung und Beobachtungen der Vögel Europa’s; allgemeiner Index; Errata und Berichtigungen. Der in die Ornithologie einführende erste Teil bringt übersichtlich und, wo es wünschenswert war, auch eingehender alles wichtige und wissens- werte. Der zweiie, systematische Teil enthält die Beschreibungen der Ord- nungen, Familien, Gattungen und Arten, wobei bei letzteren auf Geschlechts-, Alterskleider und Abweichungen Rücksicht genommen wird. Es folgen darauf Maßangaben, wie solche über die Verbreitung im allgemeinen und im speziellen in Italien und finden sich vielfach kritische Bemerkungen bei- gefügt. Während der Verfasser in der systematischen Einteilung dem frü- heren Gebrauche folgend, mit den Raubvögeln beginnt, hat er sich in Bezug auf die Nomenclatur den neueren herrschenden Anschauungen angeschlossen, was wir gerade bei einem Werke mit Freuden begrüßen, das auf eine w'eite Verbreitung berechnet, berufen erscheint, in dieser Richtung maßgebend zu sein. Die dem Arnold’schen Werke »Die Vögel Europa’s« entnommenen Tafeln geben immerhin kenntlich die Art wieder, und die dem Texte bei- gegebenen zahlreichen Figuren erläutern verschiedene Details. Literatur. 237 Wir sind überzeugt, daß das vorzügliche Werk, dessen Ausstattung eine scliöne, dessen Preis ein bescheidener ist, zahlreiche Freunde im Lande finden und neue der Vogelkunde zuführen wird; wohl der schönste Lohn für den Autor, der sein Bestes in das Werk hineingelegt. T. J. Thienemann. I. Jahresbericht (1901) der Vogelwarte Rossitten der »Deutschen Ornithologischen Gesellschaft.« (Sep. a.: »J. f. O.« 1902. p. 137 — 209 m. Taf. II — VII und 1 Karte.) Vor uns liegt der I. Jahresbericht der auf Anregung der »Deutschen ornithologischen Gesellschaft« 1901 gegründeten und aus Staatsmitteln erhal- tenen Vogelwarte Rossitten auf der kurischen Nehrung, als deren Leiter Herr J. Thienemann fungiert. Der Bericht setzt sich aus drei Teilen zusammen. Im I. werden wir mit der Topographie des Gebietes, mit der Geschichte der Gründung der Station, ihren Satzungen und der Geschäftsordnung, sowie mit den Aufgaben und Mitteln der Station bekannt gemacht. Der zweite umfaßt den wissenschaftlichen Teil, in welchem neben dem ganzjährigen Bericht über 1901 auch die vom Leiter der Station zumeist in den großen Ferien von 1896 an gesammelten ornithologischen Beobachtungen in chronologischer Tagebuchform aufgenommen wurden. Daran schließen sich höchst interes- sante Untersuchungen über das Aufwachsen und die Befiederung einiger Entenarten und vorläufige Bemerkungen über Tringa alpina & schhizi. Der dritte Teil ist den vorwiegend Baron v. Berlepsch’schen Vogelschulz-Bestre- bungen, bezw. der praktischen Erprobung der Nistkästen und Winterfütterungs- methoden gewidmet, und am Schlüße gibt der Verfasser eine Liste seiner Publi- kationen pro 1901. 6 Tafeln mit Ansichten und 1 Karte der kurischen Neh- rung, der Lindner’schen Schrift »Die prcussische Wüste« (cfr. O. Jahrb. IX. 1898. 1). 200) entnommen, sind beigefügt. Die erste Probe gibt ein erfreuliches Zeichen der eifrigen Tätigkeit des Stations-Leiters und berechtigt bei dessen Interesse, welches derselbe seiner Aufgabe nach den verschiedensten Richtungen entgegenbringt, zu den besten Hoffnungen. T. E. Rössler. Hrvatska Ornitoloska Cencrala. I. Godisnji izvjestaj. (Die kroatische ornithologische Centrale. I, Jahresbericht. 1901.) — Sep. a.: »Soc. histor.-natur.-croat.« Zagreb (Agram). 1902, gr. 8. 90 pp. Gleichfalls erst 1901 in's Leben gerufen, liegt uns bereits der erste Jahresbericht der nach dem Muster der »Ung. ornithol. Centr.« eingerichteten »Kroat. Centrale« vor, welche nicht nur eine sehr fühlbare Lücke im Beob- achtungsnetze der österr. -Ungar. Beobachtungs-Stationen auszufüllen bestimmt ist, sondern durch ihre erste Publikation sofort bewiesen hat, daß sie mit Feuereifer an die sich gestellte Aufgabe herantritt, was aus dem Inhalte der 90 pp. umfassenden Brochure erhellt. Die Frühlingsbeobachtungen umfassen 26 Orte mit 28 Beobachtern, die Herbstbeobachtungen 95 Beobachtungsorte mit 109 Beobachtern. Die Veröffentlichung, bezw. Bearbeitung des eingelang- ten Materials schließt sich enge an die der »Ung. Orn. Centrale« an, welche als bekannt, uns näheren Eingehens auf selbe überhebt. Mit Vergnügen be- 238 Literatur. grüßen wir unter den Mitarbeitern auch Herrn Prof. M. Marek, den wir als vorzüglichen Beobachter und eifrigen Ertorscher des Schnepfenzuges schon lange kennen. Aufgefallen sind uns die außerordentlich frühen Ankunftsdaten von Clielidoii.irin urbica — Zengg, l. IIP, Ivanska, 14. III. — welche Art zu den stets später erscheinenden gehört. In Herrn Dr. E Rößler hat die »K. O. C.« einen energischen Leiter gefunden, der wie der erste Versuch erwarten läßt, das begonnene Werk mit gleichem Eifer fortführen wird. T. C R. Hennicke. Naumann, Naturgeschichte der Vögel Mitteleuropas. — Gera. Untermhaus (Verlag von Fr. Eug. Köhler), gr, 4, X. Bd. (1902). Enten. 307 pp. m. 29 Chromotaf Preis gcb. 18 Mk. Der X. Band ist der 7. bisher erschienene. Der Hauptteil ist von Prof R. Blasius, der übrige Teil von Direktor E. Hartert, E. Helm und C. Hennicke bearbeitet und die einschlägige Literatur in ausgedehn- tem Maße benützt- Die Tafeln rühren zum größten Teile (20) von O. Klcinschmidt, dann von J. G. Keulemans (5), E de Maes (2) her. Am besten gefallen uns auch dies- mal wieder die Kleinschmidt’schen Tafeln, die sowohl im Kolorit wie auch in den charakteristischen Stellungen der einzelnen Arten den scharfen Beobach- ter erkennen lassen. T. H. Goebel. Zur Ornis Lappland’s und der Solovvezky'schen Inseln. (Sep. a.: »Soc. Imp. Natural.« St. Petersburg. XXXIII. Fase. 2. 1902. 8. p. 97 — 137 russ. -deutsch ) Verf gibt eine höchst dankenswerte tabellarische Übersicht der Vogel- arten, die bisher auf der Kola-Halbinsel und den Solowezky’schen Inseln be- obachtet wurden mit Hinweisen auf die Brutzeit, den Brutort, den Fund der Vögel, Eier und Jungen im frühesten Altersstadium und den Vegetations- gürtel, in welchem sie gefunden werden. Von den 198 für das Gebiet nach- gewiesenen Arten sind 133 sicher konstatierte, 14 ziemlich sichere, 20 mehr oder weniger zweifelhafte Brutvögel, 17 sind Durchzügler und Irrgäste, 6 Wintergäste, 1 nicht brütender Oceanvogel, 7 bloß auf Solowezk vorkom- mend. Einige Bemerkungen über die Brutzeit der Vögel sind angefügt. T. H. F. Witherby. Bird Hunting on the White Nile. A Naturalist’ Expe- riences in the Soudan. — London (The Office of the »Knowledge« 1902. 8. 117 pp m. mehreren Illustrat.) Preis 2 s 6 d. Das uns vorliegende Buch ist mit wenigen Änderungen eine Sammlung der vom Verfasser 1901 im Journal »Knowledge« erschienenen Artikel-Serie, der als Anhang eine Liste der gesammelten und beobachteten Vögel und Sänger und eine Reihe (25) hübscher Illustrationen beigefügt sind. Das anziehend geschriebene Buch schildert uns des Autor’s ornitholo- gische Sammel-Tour nach dem Sudan im Jahre 1900 und nimmt auch auf Land und Leute Bezug. Ein detaillierter ornithologischer Bericht über vor- genannte Reise wurde in »The Ibis«, 1901, pp 237—278 veröffentlicht. T. Literatur. 239 An den Herausgeber. Lieber Freund! Unter dem allbekannten und vollwichtigen Zeichen »T.« wird mir im Ornithol. Jahrb. XIII. H. 3—4, p. 153 u. f. f. aus Anlaß meines Artikels »Vogelschutz« in Aquila, VIII., p. 205 u. f. f. eine doppelte Rüge zu teil, deren erste auf Meinungsverschiedenheit, die andere auf einem Miß- verständnisse beruht. Gestatte mir, daß ich auf beide in bündigster Form meine Bemerkung mache. Deine Annahme, daß es nicht der direkte Eingriff ist, sondern indirekte Ursachen es sind (u. A. auch das Vordringen der Vogelwelt nach Norden), welche die Abnahme der Vögel — sagen wir in gewissen Zonen — verur- sachen, ist eine berechtigte Meinung nach dem Stande unserer derinaligen Kenntnisse, so gut, wie es eine berechtigte Meinung nach dem Stande der damaligen Kenntnisse war, das rot ternige Blaukehlchen den bekannten Riesenflug vollfuhren zu lassen. Woher es aber kommt, daß Zugvögel von Punkten nicht nach und nach, sondern sozusagen im Handumdrehen ausbleiben, ohne daß sich die Position auch nur eines Strauches geändert hätte, das erklärt die Meinung »vom indirekten Eingriff« nicht. Im ersten Artikel des X. Band.s der »Aquila« von 1903 werde ich ein Resurne unserer ornithologischen Arbeiten, welche ja allgemein als »ziel- bewußt« anerkannt wurden, geben und antizipiere nun nur folgenden Satz: Die Zugvögel brüten innerhalb der Brütezonen stammweise nach Loka- litäten, und die Stämme jeder Art halten auch auf dem Zuge und selbst auch in den Massen, endlich auf den Winlerungsplätzen zusammen. Fällt nun ein solcher Stamm irgend einem direkten Eingriffe zum Opfer, so bleibt sein Stammort in der Brütezone, resp. in der Winterung, unbesetzt. Das Kommentar und die Belege behalte ich mir für den X. Band der »Aquila« vor. Was meinen auch anderwärts gerügten Standpunkt in der Seriesfrage anbelangt, so schießt auch Deine Ausstellung weit über das Ziel hinaus; sie wäre erst dann gerecht, wenn ich gegen die Series prinzipiell Stellung genommen hätte. Ich sage aber in meinem Ariikel wörtlich; »Das steht ja außer allem Zweifel, daß auch die Series-Prozedur vorgenommen werden muß; wo kommen wir aber hin, wenn jeder Stümper etc. etc. etc. in Serien macht; mithin: qui bene distinguit bene docet, habe ich Weizen und Sfjreu gesondert und letztere gering geschätzt oder gerügt. Das konnte mir ja nicht einfallen, klassische, in der Wissenschaft als vollwertig geschätzte Series-Sammlungen — gar die Deinigen! — anzutasten u. z. aus wissenschaftlicher Ueberzeugung und Dir gegenüber auch aus Freund- schaft, die älter als der österreichisch-ungarische Ausgleich ist — — und besser auch. Dein Budapest, den 6. Juni 1902. Otto Herman. 240 An den Herausgeber eingelangte Druckschriften. An (len Heransgeber eingelangte Drnckschriften. H C. Oberholscr. A Revision of the VVrens of the Genus Thrijomanes Sclat, (Proc. U, S. N.-Mus. XXI.) — Description of a new North-American Thrush (Auk. 1898). The specific name of Falco reguhis (Auk. 1899). — Description of a new GeothUjpis (Auk. 1899). — Notes on Birds from the Cameroons District, West-Africa (Proc. U. S. N.-Mus. XXII.). ~ A List of the Birds collected by Mr. R. P. Currie in Liberia (Proc. U. S. N.-Mus. XXII.). — Some untenable names in Ornithology (Proc. Acad. Nat. Sc. Philadelphia, 1899). — A further Note on the specific name of hutco reguhis (Auk. 1900). — Catalogue of a Collection of Birds from Madagascar (Proc. U. S. N.-Mus. XXII.). — Notes on some Birds from Santa Barbara Islands, Calif. (Proc. U. S. Nat -Mus. XXII.) — A new Wren from Alaska (Auk. 1900). — MHvidus versus Mnscicora (Ibid. 1901). — Notes on Birds collected by Dr. W. L. Abott in Central- Asia (Proceed. U. S. N.-Mus. XXII.) — Seven new Birds from Paraguay (Proceed. biol. Soc. Washington, 1901). — Catalogue of a Collection of Hummingbirds from Ecuador & Colombia (Proceed. U. S. Nat. -Mus, XXIV.) S. Kamensky. Die Cypriniden der Kaukasusländer und ihrer angrenzenden Meere. 4 Lief. — Tiflis 1901. E. H. L. Krause. J. Sturm’s Flora von Deutschland. V. Bd. — Stuttgart 1901. C. E. Hellmayr. Beschreibung von zwei neuen brasilianischen Vögeln. (Verh. k. k. zool.-bot. Ges. 1902.) G. Radde. Die Sammlungen des kaukasischen Museums. II. Bd. Botanik. — Tiflis, 1901. Langer Doctor. Das Pachtrevier der Ebene und seine Behandlung. — München, 1902. T. S. Palmer, Legislation for the Percection of Birds other than Game Birds. Washington, 1902. H. M. Allen. The Mammels of Margarita Island, Venezuela, (Proc. biol. soc. Washington, 1902.) — The type locality» of Ametrida minor H. Allen. (Ibid, 1902.) J. V. Madaräsz. Beiträge zur Ornis der Salomon-Inseln. (Termeszetr. Füzet. XXV. m. T. XVII.) Vera’if.w flo-lacto ir, Herausgeber und Verleger : Victor Rittervoii Tschusi zu Schmidhoffen, Hallein i)ruck von ig.iaz Fiartwig, Freudeutlia', KirchenpUtz 13. 1 11 (1 e X, A. Acanthis cannabina 134, 136, 145. „ ,, meadewaldoi 78. ,, exilipes 171. „ linaria 46, 119, 120, 121, 125, 137. Acanlhopneuste nitidus 193, 206. ,, puella 78. Accentor atroguiaris 102. Accipiter nisus 77, 1 19, 177. Acredula caudata macrura 23, 167. ,, dorsalis 38, 39. ,, senex 38. ,, sicula 39. Acroceptialus agricola 193, 206, 216, 227, 228. ,, arundinaceus 143. ,, dumetorum 21 , 25, 166, 193, 206, 216, 227. ,, palustris 143, 166. ,, phragmitis 165. ,, schoenobaenus 11, 13, 16, 1 65. ,, stentoreus 193, 206, 215, 227. ,, streperus 193, 206, 216, 227. Actitis hypoleucus 226. Aegialitis curonicus 214, 226. ,, hiaticula 114, 1 1 5, 1 18, 119. Aegithalus atricapillus 101. ,, caudatuscaucasicus38, 39. ,, caudatus 38, 39. „ ,, irbyi 39. ,, ,, roseus 36. ,, ,, tephronotus 39. ,, ,, trivirgatus 36. ,, pendulinus 105. Alauda arvensis 5, 13, 15, 23, 77, 92, 145, 173, 211. ,, cristata 145. „ gulgula 89, 194, 198, 211, 213, 230. Alca torda 46, i21. Alcedo ispida 138. ,, ,, bengalensis 213. Alcedo ispida spatzi 23, 26, 176. Ampelis gairulus 23, 170. Ammomanes deserti 233. Anas acuta 20, 88, 140, 189. „ angustirostiis 204, 218, 224. ,, boscas 3, 19, 49, 65, 76, 77, 147, 152, 189, 204, 208, 212, 224. Anas boscasXMarecapenelope 77, 88. ,, ,, xDafila acuta 76. ,, ., xNettion crccca 77. ,, circia 14, 49, 189, 212. ,, clvpeata 49, 189, 195, 204, 224. „ crecca 49, 86, 88, 115, 118, 189, 195, 204, 212, 224. ,, penelope 20, 189 ,, querquedula 88, 204. ,, strepera 88, 204, 212, 224. Anser anser 88, 147, 204, 212, 229. ,, segetum 151. 188. Anthus bertheloti 131. ,, campestris 19, 233. ,, cervinusll3, 1 14, 115,119,120. ,, pratensis 111, 113, 114, 115, 116, 118, 119, 120, 144, 195, 206, 212. ,, richnrdi 4, 16, 17, 19, 20, 168. ,, rupestris 115. ,, spipoletta 194, 195, 206, 233. „ trivialis 5, 7, 10, 12, 20, 22, 23, 168, 212. Apternus tridactylus 45. Apus apus 175, 234. ,, ,, koilibayi 234. ,, melba 132. ,, pallidus 134. ,, unicolor 134. ,, ,, alexandri 78. Aquila chrysaetus 150. ,, clanga 150. ,, fulva 88. ,, imperialis 88. ,, maculata 139. ,, melanaetus 12, 150. ,, nipalensis 96. ,, pennata 88, 150, 224, 225. Archibuteo lagopus 139. ,, holderi 78. 242 Index. Archibuteo pallidus 177, 194. Ardea alba 195, 205, 213. ,, cinerea 12, 140, 146, 185, 195, 213, 214, 219, 225. ,, garzetta 205, 213. ,, nycticorax 205. „ purpurea 139, 146, 195, 205, 214,216,224,230,232. ,, ralloides 205. Ardeola minuta 205. Ardetta minuta 146. Asio accipitrinus 20, 142. „ otus 193, 206. Astur palumbarius 6, 47, 177. B Bombycilla garrula 138, 152. Bonasa cancscens 26, 183. ,, sylvestris canescens 183. Botaurus stellaris 8, 147, 205. Bubo bubo 12. ,, ,, sibiricus 12, 15. ,. turcomanus 88, 196. Budytes beema 5, 193. ,, borealis 99. ,, citreolus 101, 193, 208, 214, 2I6, 228. ,, flaviis beema 8, 13, 15, 19, 99, 168, 206. „ ,, borealis 79. ,, ,, melanocephalus 2C6. ,, melanocephalus 99, 193, 208, 212. Buteo buteo 13, 20, 139, 142. „ terox 94, 102, 103, 105, 106, 190, 235. ,, vulpinus fusco-ater 197, 203. C. Caccabis chukar 87. Calcarius lapponicus 113. Calidris arenaria 114, 119. Calliope kamtschatkensis 162. Caprimulgus europaeus 13, 23, 145. Carbo cormoranus 46, 108. ,, cristatus 47. Carduelis carduelis 145. ,, ,, major 5, 171. ,, ,, ,, xcaniceps 171. ,, caniceps 229. Carine noctua bactriana 90, 93, 95, 106, 194, 196, 207, 211, 213, 228. Carpodacus erythrinus 171, 190. Casarca rutila 220. Certhia familiaris britannica 36. ,, ,, japonica 36. ., ,, scandulaca 167. Cettia cetti 193. Charadrius alexandrinus 130. ,, curonicus 205. ,, dominicus fulvus 77. ,, dubius 146. ,, fulvus 185. minor 185. pluvialis 1 19. Chelidon urbica 233. Chelidonaria urbica 126, 131, 144, 152, 238. Chettusia leucura 198, 205, 209, 214, 225, 228. Chluris chloris 144. Chrysomitris spinus 145. Ciconia cicor.ia 147, 195. ,, nigra 140. Cinclus bilkevitchi 57, 58. ,, cinclus 70. ,, ,, britannicus 69. ,, meianogaster 46, 70. ,, sordidus 57, 58 Circus aeruginosus 8, 10, 12, 13, 142, 177, 195, 206, 208, 209, 211, 230. ,, cineraceus 12, 13, 19, 21, 25, 94, 195, 230. ,, cyaneus 22, 25, 177, 195, 206, 225. ,, macrurus 19, 153, 156, 177, 195, 208. ,, pallidus 230. Clivicola riparia 15, 21, 171, 232. Coccothraustescoccothraustes23,137, 144,171. Columba fusca 196, 207, 212, 226, 232. „ livia 196, 207, 232. ,, oenas 146. ,, palumbus 130, 146, 152. ,, trocaz 130. Colymbus arcticiis 6, 88, 120. ,, cristatus 155. „ fluviatilis 141. ,, septentrionalis 88, 181. Coracias garrulus 148, 149, 176. ,, ,, semenowi 148, 149, 232. Corvus corax 23, 45, 79, 88, 109, 110, 206. ,, ,, canariensis 79. ,, ,, hispanus 79. ,, cornix 3, 7, 15, 20, 22, 45, 99, 105, 142, 174, 195, 233. Index. 243 Corvus cornix>ccorone 152. ,, coi'one 73. ,, „ orientalis 22, 23, 174. ,, davuricus 174. ,, fru^ilcgus 5, 14, 15, 22, 47, 89, 94, 100, 174, 194, 213, 235. ,, macrorhynchus 229. ,, monedula 20, 195, 196, 201. ,, ,, collaris 6, 24, 1 74, 211, 219, 225. ,, umbrinus 94, 96, 99, 100, 105. Cotyle riparia 25. Coturnix coturnix 4, 9, 12, 14, 19, 20, 146, 213, 230. ,, ,, orientalis 183. Crex crex 4, 9, 12, 147, 184. Cucuius canorus 3, 5, 6, 16, 19, 145, 152, 176. ,, intermedius 3, 176. Cursorius galücus 209. Cyanecula caerulecula 12, 16, 20, 25, 163, 194, 195, 196, 205, 212, 219, 225. ,, suecica 77, 121. Cyanistcs cyanus 167. Cygnus musicus 5, 188. ,, olor 88. Cynchramus pyrrhuloides 194, 206. D. Daulias hafizi 218, 224, 227, 229. Dendrocopus leuconotus cirris 16, 17, 176. ,, major cissa 22, 176 ,, minor f)ipra 1 7, 26, 176. Diomedea melaiiophrys 77. Dryocopus martius 22, 26, 175. E. Etnberiza aureola 5, 12, 13, 16, 20, 25, 172. ,, calandra 90, 145. „ citrinella 19, 20, 22, 58, 172. ,, ,, inollesoni 58. ,, hortulana 136. ,, leucocephala 4, 5, 10, 58, 172. ,, luteola 233. „ schoeniclus 111, 136, 145. Erismatura leucocephala 204. Erithacus cairi 152. Erithacus luscinia 143. ,, philomela 143. ,, rubecula 77. ,. rubecula melophilus 78. Erythrospiza obsoleta 190, 232. Erythrosterna parva 229. F. Falco aesalon 177. ,, cenchris 211. ,, gyrfalco 46, 77. ,, peregrinus 88. ,, subbuteo 12. ,, tinnunculus 5, 7, 14, 17, 22, 142, 177, 211, 213, 216, 225, 230. ,, vespertinus 10, 12, 13, 18, 20, 139, 142, 178. Eringilla coelebs 144. „ montifringilla 22, 120, 121, 125, 171. Fulica atra 24, 88, 90, 147, 184, 195, 205, 212, 213, 224. Fuligula clangula 88, 189. ,, cristata 88, 204. „ ferina 189, 204, 220, 224. ,, ferruginea 204. ,, histrionica 47. ,, marila 88. „ nvroca 189, 224. „ rufina 5, 88, 204, 212, 224. G. Galerida cristata 84. ,, magna 84, 89, 92, 96, 99, 101, 194, 198, 224, 230. Gallinago gallinago 115, 118, 187, 195, 205, 214. „ gallinula 187, 208, 214. ,, heterocerca 20. „ major 147, 187, 195, 205, 214. ,, stentura 188. Gallinula chloropus 131, 140, 147, 205. Garrulus brandti 175. Gecinus canus 175. ,, flavirostris 218, 219, 220, 225, 226. Glareola pratincola 77, 205, 214. Grus grus 5, 9, 12, 19, 25, 104, 185. ,, leucogeranus 5, 11, 12. Gypaetus barbatus 88. Gyps fulvus 88, 89. 244 Index. H- Haematopus ostrilegus 77, 110, 111, 113, 114, 116, 185. Haliaetus albicilla 46, 88, 150. ,, leucoryphus 206. Harelda glacialis 44, 46, 107, 116, 117, 150. Herodias gularis 235. Himantopus liimantopus 205, 210. Himndo rustica 5, 9, 15, 19, 20, 21, 25, 144, 152, 171, 208, 211, 214, 223, 224. 226, 232. Histrionicus histrionicus 194. Ilubara maqueeni 99. Hydrochelidon hybrida 212. ,, leucoptera 12, 15, 16. ,, nigra 13, 15,188,212. Hypolais caligata 15, 19, 20, 165. ,, icterina 164. ,, philomela 143, 164. ,, salicaria 165. I. Ibis falcinellus 212. Iduna languida 193. ,, rama 228. J. Jynx torquilla 146, 176. li. Lagopus albus 14, 17, 45. ,, mutus 46. Lanius assimilis 100, 101. ,, collurio 144. ,, excubitor homeyeri 20, 22, 25, 169. ,, hemileucurus 100, 101, 102, 105, 190. ,, ,, major 138. ,, minor 14, 25, 138, 144, 169. ,, phoenicurus 22, 25, 26, 169. ,, Senator 137. Larus affinis 47 ,, argentatus 46, 109, 110, 125. ,, borealis 125. ,, cachinnans 8, 104, 105, 133, 190, 204. ,, canus 46, 86, 88, HO, 115, 116, 119, 140, 155. ,, ., niveus 6, 7, 23. ,, fuscus 47, 48, ,, glaucus 46, 109. Larus leucopterus 48. „ marinus 44, 47, 108, 109, HO. ,, ininutus 12, 13, 15, 16, 19, 204. ,, ridibundus 8, 12, 49, 105, 212, Lestris buffoni 118. ,, parasitica HO, 115, 116, 118, 119. Limosa limosa 214. ,, melanura 9, 12, 14. Lobivanellus indicus 209, 214. Locustella certhiola 23, 24, 25. ,, lanceolata 166. ,, locustella straminea 167. ,, luscinioides 227. ,, naevia 135. Loxia leucoptera bifasciata 171. Lusciniola acdon 24. ,, fuscata 21, 24. ,, luscinioides 193, 216, ,, melanopogonl93, 217, 227. Lusciola philomela 162. ]VI. Machetes pugnax 9, 12, 111, 114, 115, 116, 118, 186. Marmaronetta angustirostris 212, 228. Mergulus alle 46, Mergus albcllus 140. ,, merganser 189. ,, serrator 118, 140. Merops apiaster 145, 151, 176, 218, 220, 224, 229, 232. Merula alpestris 40. ,, atrigularis 162, 212. ,, intermedia 88. ,, merula 89. ,, nigra 76. ,, orientalis 40. IMiliaria europaea 194. Milvus korschun 105, i93, 195, 197, 209, 211, 212, 218, 225, 227, 233. ,, melanotis 24. Monlicola saxatilis 135, 143. Motacilla alba 4, 20, 23, 92, 99, HO, 113, 114, 121, 133, 144, 151, 167, 193, 206,212. . ,, boarula melanope 24, 26, 168. ,, ,, canariensis 78. ,, citreoloides 12, 13. ,, citreola 23, 206, 208. ,, dukhunensis 90, 92, 94, 96, 99, 100, 190, 193, 212. „ melanope 133, 136. Index. 245 Motacilla personata 23, 90, 96, 99, 101, 168, 190, 193, 206, 232. Muscicapa aedon 24, ,, atricapilla 138. ,, grisola 170. ,, parva 218, 225, 227. N- Neophron percnopterus 89. Nettion crecca 77. Nudfraga caryocatactes 76. „ „ leptorhyn- chus 77. ,, ,, macrorhyncha 26, 137', 174. Numenius arcuatus 3, 12. ,, lineatus 3, 8, 24, 185. ,, phaeopus 1 10, 132. ,, tenuirostris 19, 20. Nyctala tengmalmi 20, 152. Nyctea scandiaca 48. ,, ulula düliata 177. Nycticorax nycticorax 146, 229. O. Oceanodroma Castro 132, 133, 134. Oedicnemusocdicneinus 140,205, 21 4. Oestreüata mollis 134 Oriolus oriolus 7, 22, 24, 142, 169, Orites caudatus 144. Ortygometra parva 147. ,, porzana 205. Otis tarda 11, 155, ,, tetrax 12, 73, 100. Otocorys alpestris 113, 114, 115, 118, 119, 125, 152. Otomela phoenicuroides romanowi 101, 102, 193, 214, 217, 220, 224. ,, isabellina 194, 212. Otus brachyotus 133, 198. „ otus 19, 177, P. Pagophila eburnea 47, 48. Pandion haliaetus 23, 142, 227, 229. Parus accedens 27, 28, 29, 30. „ alpestris 29. ,, assimilis 27, 28, 29, 31. „ ater 23, 35, 36, 37, 167, ,, ,, britannicus 36, 37. „ „ insularis 36. ,, „ ledoucii 38. Parus ater michalowskii 37. ,, ,, pekinensis 36. ,, ,, phaeonotus 37. ,, ,, piceae 38. ,, ,, rufipectus 38. ,, baicalensis 30. ,, bocharensis 100,101,103,106, 216, 219, 225, 229. ,, borealis 26, 30. ,, communis italicus 32, 33, 34, 35. ,, ,, stagnatilis 30, 31, 32, 33. ,, ,, subpalustris 30, 31, 32, 33, ,, ,, tschusii 31, 32, 33, 34. ,, lapponicQS 45, „ major 22, 24, 143, 167. ,, michalowskii 37, 38. ,, montanus 26, 28. ,, ,, montanus 26. murinus 27, 28, 29. ,, ,, salicariu.s 28. Passer ammodendri 93, 97, 99, 100, 101, 102, 105, 230. ,, domesticus 19, 21, 132, 137, 145. ,, ,, indicus 84, 88, 97, 99, 102, 194, 196, 211, 230. ,, hispaniolensis 90, 99, 102. ,, ,, transcaspicus 194, 196, 211, 213, 214, 230, 232. ,, montanus 12, 145. ,, montanus dilutus 88, 92, 97, 99, 194, 207, 213, 230, 232. ,, petronius 87, 126. ,, ,, barbarus 129. ,, ,, brevirostris 127,128, 129. „ ,, exiguus 128, 129. ,, ,, intermedius 128,129. ,, ,, maderensis 128. ,, ,, petronius 126, 127, 128, 129, „ ,, puteicola 127, 128, 129. Pastor roseus 173. Pelecanus crispus 204, 212, 216. Perdix davurica 23. „ perdix 11, 12,. 146, 183. Perisoreus infaustus 45, 175. Pernis apivorus 139. 246 Index, Petronia petronia intermedia 78. ,, ,, maderensis 132. Phalacrocorax carbo 88, 103, 19.6, 204, 212, 213, 224 232 Phalaropus hyperboreus 23, 111, 113, 114,115,118, 187. ,, lobatus 155. Phasianus colchicus 85 ,, holderi 78. ,, persicus 88. ,, pnncipalis 88, 193, 194, 210, 212, 219, 224, 226, 227, 229, 230. Phoenicopterus roseus 11, 85. Phylloscopus nitidus 212, 218, 225, 227. ,, plumbeitarsus 163. ,, superciliosus 133, 134. „ tristis 24, 164, 193, 195, 206, 216, 218, 225, 227. ,, tristis brehmi 208. ,, trochilus 99, 143, 193, 206, 218. ,, viridanus 163. Pica pica 45, 142. ,, ,, bactriana 195, 206, 212, 216, 218,226, 230, ,, ,, leucoptera 6, 9, 20, 85. 174, 219, 226, Picoides tridactylus crissoleucus 23. 176. Picus canus 17. „ leucopterus 101, 102, 218,219. ,, major 145. „ ,, leucopterus 226, 229. ,, viridis 146. Pinicola enucleator 45, 172. ,, erythrinus 26. Pisorhina scops 139. Platalea leucerodia 151, 205, 214. Plectrophenax nivalis 172. Plegadis falcinellus 77, 205, 214, 225. Podiceps auritus 23, 88, 188. ,, cristatus 9, 88, 147, 188, 205, 213, 218, 227, 228. ,, griseigena 88. „ minor 147, 205, 216, 228, ,, nigricollis 88, 188. Podoces panderi 92, 95, 98, 100. Poecile cincta obtecta 167. Porphyrio poliocephalus 223. Porzana bailloni 184. Porzana maruetta 12, 13, 19, 23, 184. ,, pusilla 184. ,, ,, auricularis 184. Pratincola caprata 193, 198, 205, 210, 212, 224, 225, 227. „ maura 4, 12, 19, 22, 26, 162. „ rubetra 143, 234. , ,, noskae 234. ,, rubicola 135. Procellaria glacialis 48. Pterocles arenarius 2a9, 220. Puffinus assimilis 130, 131, 133, 134, 135. ,, griseus 77. ,, kuhli 132. Pyrrhula pyrrhula camtschatica 172. ,, ,, europaea 136. ,, ,, major 172. H- Rallus aquaticus 147, 205. Recurvirostra avocetta 205. Regulus ignicapillus 135. Rhodospiza obsoleta 188, 194, 229. Rissa tridactyla 44, 46, 108, 110, 114, 115, 133. Ruticilla erythronota 102. ,, phoenicura 135, 143, 152, 162. ,, rufiventris 78, 103, 105. ,, titis 152. S. Saxicola deserti 91, 103, 190, 251, 228. ,, isabellina 90, 91, 92, 95, 96, 103, 105, 225, 233. ,, montana 94, 103. ,, oenanthe 4, 10, 113, 114, 116, 121, 162. ,, picata 87. Scolopax rusticula 130, 187. Scops obsoleta 219. Scotocerca inquieta 96, 99, 100. Serinus serinus 145. Sitta uralensis 22, 167. Somateria mollissima 44, 46, 110, 111, 113, 114, 115, 118. ,, spectabilis 46. Stelleria dispar 46, 107, 116, 117, 118, 119. Stercorarius pomatorhinus 79. Sterna anglica 77. Index. ^47 Sterna arctica 116, 117, 120, 123. ,, caspica 88. ,, fluviatilis 14, 15, 188. ,, hirundo 14, 131, 132, 204. ,, hybrida 204. ,, longipennis 24. ,, minuta 204. ,, nigra 204. „ nilotica 88. Strepsilas interpres 114, 131, 133. Sturnus menzbieri 9, 12, 19. ,, vulgaris 77, 99, 145, 195. ,, ,, menzbieri 173. ,, purpurascens 96. Surnia ulula 77. Sylvia atricapilla 131. ,, cinerea fuscipilea 4, 5, 163. ,, curruca 163. ,, ,, affinis 25. ,, minuscula 99, 193, 206, 211, 228, 230. ,, mystacea 593, 206, 208, 211, 230. ,, nana 92, 99, 100, 194. Syrnium lapponicum 23, 177. ,, uralense 23, 177. Syrrhaptes paradoxus 11. T. Tadorna casarca 88, 204, 209, 212, 214, 220, 224. „ rutila 228. Terekia cinerea 20. Tetrad bonasia 45. „ tetrix 22, 24, 45, 179, 180, 181, 182, 183. ,, ,, tschusii 14, 178, 180, 181, 182, 183. ,, ,, viridanus 179, 180, 181 , 182, 183. ,, ,, X urogallus 155. ,, urogallus 45. ,, ,, uralensis 178. Tinnunculus alaudarius 196. Totanus calidris 20, 110, 111, 121. ,, glareola 19, 20, 24, 186, 205, 214. „ glottis 185, 213, 214, 227, 228. ,, hypoleucus 20, 22, 147. ,, littoreus 205. ,, ochropus 4, 15, 19, 22, 24, 25, 185, 205, 208, 214, 228, 233. „ pugnax 205, 214. ,, stagnatilis 20, 205, 214, 227, 228. Totanus terekius 185. Tringa alpinalI3, 114, 115,118,205, 214, 237. ,, ,, schinzi 237. ,, canutus 20, 47. ,, maritima 46. „ minuta 20, 88, 113, 114 186, 205, 214. ,, subarcuata 19, 115, 125, 186, 205, 214. ,, SLibminuta 186. ,, temmincki 24, 111, 114, 118, 121, 187. Turdus alicae 158. ,, atrigularis 22, 90, 106. ,, iliacus 161. ,, merula 130. ,, merula cabrerae 78. ,, musicus 26, 77, 151, 162. ,, pilaris 5, 22, 24, 25, 44, 48, 76. 119, 120, 155, 162. ,, pilarisxMerula nigra 76. ,, swainsoni 158. ,, ,, alicae 158. ,, torquatus 38, 39, 48. ,, ,, alpestris 39, 41, 42. ,, ,, orientalis39, 41 , 42. ,, ,, torquatus 39. Turtur auritus 105, 224. „ ferrago 11, 13, 18, 22, 24, 178. ,, turtur 146. u. Upupa epops 5, 145, 176. ,, ,, loudoni 79, 96, 96, 101, 105, 211, 232. ,, ,, pallida 71. Uragus Sibiriens 23. Uria brünnichi 46, 48. „ crrylle 46. 110, 114, 115, 116, 118, 125. ,, mandti 46. ,, troile 48. Urinator adamsi 47. ,, arcticus 155. ,, glacialis 47. V. Vanellus gregarius 5. ,, vanellus 3, 5, 8, 12, 13, 15, 19. 185, 205. Vultur monachus 88. X. Xema sabinei 48. PpeisHEpmässigung. F Aiv7;n(rA«*’c unterscheidenden r. Anzinger », Kennzeichen der Vögel Mittel -Europa’s in analytischen Bestim- mungstabellen. Bei Abnahme eines grösseren Postens obigen Buches tritt bei direktem Bezüge von 10 Stück eine Preisreduktion von 20y|i), bei Bestellung von 25 und mehr Stück von 300|(, ein. Sonstiger Preis 2 Mk,, l'iir das Inland 2 Kr. Separatabdrücke der in der „Schwalbe“ erschie- nenen Arbeit: Prof. V. Dalla-Torre u. F. Anzinger, „Die Vögel von Tirol und Vorarlberg“ sind um den Preis von 3 IVlk., für das Inland um 3 K erhältlich. Der ,Veremf . Vogelkunde' in Innsbruck. In unserem Verlage erschien als Separat Abdruck: Oas bukasische Birkhuhn. (Tetrao meokosiewiczi (Tacz.) Eine monogr. Studie von M. Noska u. V. Ritt. v. Tschusi zu Schmidhoffen. Lex.8.V.u.98Seitenm.l kolor.Taf. 5 Mk. Das kaukasische Könioshuhu. (Tetrao caucasicus (Pall.) Eine monogr. Studie von M. Noska u. V. Ritt. v. Tschusi zu Schmidhoffen. Lex. 8. IV. u. 25 Seiten . 2 Mk. 20. ftbitaMntifiklrf 4> 4> 4) 4) 4> iini Parwlitiimn$. Von Dr. Richard Hesse, a. o. Professor in Tübingen. Mit 31 Figuren im Text. („Aus Natur und Geisteswelt.“ Sammlung wissenschaftlich-gemeinverständlicher Darstellungen aus allen Gebieten des Wissens. 39. Bändchen.) Verlag von B. G. Teubner in Leipzig. Geb. 1.25 Mk. (Fortsetzung von p. 4.) O. Herman. Die Bedeutung der Anatomie der Vögel. (Aquila 1902.) El. L. S z a 1 a y. Comparative Osteologie der Brust- und Schulterapparate von Anser fahalis & neglectns, Larun ridihundus & canus. (Aquila. 1902.) G. Gaal. Der Frühjahrszug der Rauchschvralbe in Ungarn 1899. (Aquila 1902.) K. Hegyfoky. Die Witterung in der Zeit der Ankunft der Rauchschwalbe. (Aquila 1902.) — Das erste Erscheinen des Kuckucks in Österreich-Ungarn im Jahre 1897 und 1898. (Aquila 1902.) A. Vezenyi. Der Vogelzug in Ungarn im Frühjahre 1900. (Aquila 1902.) T. Csörgey. Spalato’s Winterornis. (Aquila 1902.) Bar. R. Snouckaert. Aviphänologische Beobachtungen in Holland. (Aquila 1902.) O. Helms. Ornithologische Beobachtungen aus Haslev (Danmark.) (Aquila 1902.) U. O. C. Auszug aus einem von Dr. Emr. Frivaldszky mitgeteilten Berichte (Aquila 1902.) Gf. K. Forgäch. Ornith. Erinnerungen eines alten Jägers. (Aquila 1902.) Kleine Mitteilungen. (Aquila 1902.) O. Herman, Stef. Ndesey (Nachr.) (Aquila 1902.) G. Val Ion. Fauna ornitologica friulana. (Trieste 1902) C. R. H e n n i c k e. Bestimmung der mitteleuropäischen Raubvögel nach den Fängen. (»St. Hubert.« 1902.) S. B r u s i n a. L’Atlante ornitologico del Prof. E. Arrigoni degli Oddi. (»Avicula.« 1902.) E. R e y. Die Eier der Vögel Mittel-Europa’s. (Gera-Untermhaus 1900,) Lief. 12—14. Inhalt des 5. und 6. Heftes. Seite Herrn. Johansen: Ornithologische Beobachtungen im Gouvernement Tomsk während des Jahres 1899 (mit einer Tafel) 161 Harald Baron London: Ergebnisse einer ornithologischen Sammel- reise nach Zentral-Asien (1901) Fortsetz 190 Vict. Ritter v. Tschusi zu Schmidhoffen: Über palaearkt. Formen 234 — Weitere Bereicherung der Madeira-Ornis . . 235 H. Fischer-Sigwart: Zw- ei Seltenheiten der Schweizer Ornis . . 234 Literatur 236 Ah den Herausgeber eingelangte Druckschriften 240 Index 241 Titelblatt und Inhalt. An den Herausgeher eingelangte Hruekschrifteu. N. Zarudny & M. Härms. Neue Vogelarten. (Orn. Monatsber. 1902.) J. Thienemann. Zum Vogelschutz. (Königsb. Land- u. Forstw. Zeit. 1902.) M. Marek. Ornithologisches aus Zengg. 1900—1901. (ülasn. hrv. Naravosl. Drustva. 1902.) C. Wüstenei & G. Clodius. Der weiße Storch (C/cox/« a/ia Bchst.) in Meck- lenburg. (Arch. Ver. Fr. Naturg. Mecklenburg, 1902.) — Der Vogelzug in Mecklenburg. (J, f. O, 1902.) G, V. B^rg. Ornithologische Beobachtungen aus dem Jahre 1900. — Aarau, 1902. 8. 92 pp. R. Berge. Ornithologische Beobachtungen aus dem westlichen Sachsen. Ver. Naturk. Zwdckau, 1902.) G. Esche rieh. Adlerjagden in Bosnien. (Allgem. Zeit. 1902 G. V. Burg. Unsere Raubvögel. (Orn. Beob. 1902.) W. Schuster. Schutzfärbung und Instinkt der Vögel. (J. f. O. 1902.) F. Koske. Ornithologischer Jahresbericht über Pommern für 1901. (Zeitschr. Orn. u. prakt. Geflglz. 1902.) J. Thienemann. Das häufige Vorkommen von Filarien in Lantus collurio. J, f. O. 1902.) — Einiges über Tier- im besondern Vogelschutz. (Georgine. 1902.) G. Falconieii & Conte E. Arrigoni. Cattura di due Cösmonettae histrio- nicae per la prima volta in Italia. (Boll. soc. zool. Ital. XI.) J. V. Madaräsz. Heber einen neuen palaearktischen Vogel; Acanthoimeuste pueUa n. sp. (Termeszetr. Füzet) 1902. — Ein neues Blaukehlchen. (Ibid, 1902.) G. v. Burg. Der Tannenheher im solothurnischen Jura. (Thierwelt 1902.) C. Loos. Ist der Kuckuck nützlich ? (Orn. Monatsschr. 1902.) E. Schmitz. As aves da Madeira. (Annaes Sc. Natur. VII. 1900. i L. Frhr. v. Besserer. Vom Wanderfiug der Vögel. (Orn. Monatsschr. 1902.) R. Bar. Snouckaert. Ornithologie van Nederland. (Tydschr. Ned. Dierk. Vereen VII.) H. Win ge. Fuglene ved de danske Fyr i 1901. (Vidensk. Medd. naturh. Foren. 1902.) K. Andersen. Meddelelser om Faeroernes Fugle. (Ibid. 1902.) A. Szielasko. Die Bildungsgesetze der Vogeleier bezüglich ihrer Gestalt Gera-Untermhaus. 1902. H. Nitsche. Einige Bemerkungen über das Nest der Beutelmeise. (Orn. Monatsschr. 1902.) Sp. Brusina. Die Obedska Bara. (Agramer Tagbl. 1902.) Fortsetzung auf p. 3. Veraniw. iledakteur, Herausfieber und Verleger: Victor RUtei^ yoü TschuM zu Scbmidhoäen, Halleiu. Druck von Ignaz Hartwig, in F^eudenthal (dsterr. Sdüesieni Kirchenplatz 13. s|4s M/