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0rniioIo[[$cl]6S Jahrbucfj.

ORGAN

für das

palaearhtisehe gaunengebiet.

Henausgegeben und redigiert

von

Victor Ritter von Tschusi zu Schmidhoffen.

früherer Präsident d. „Kom. f. ornith. Beob.-Stat. in Oest.-Ungarn“. Ehrenmitgl. d. k. k. zool.- botan. Oeselisch, in Wien, d. „Ungar, ornith. Zentrale“ in Budapest, der ornith. Gesellsch. in Bayern, des Ver. f. Vogelk. in Innsbruck, des Ver. f. Vogelk. u. Vogelsch. in Salzburg, außer- ord. u. korrespond. Mitgl. d. „Deutsch. Ver. z. Schutze d. Vogelw.“ in Halle a.S., der „Naturf. Geseflsch. d. Osterlandes“, des „Oberschwäb. Zweig-Ver. f. vaterl. Naturk.“, des „Siebenb. Ver. f. Naturw. in Hermannstadt,“ des „Museums Francisco-Carolinum“ in Linz a. D., Korresp. Memb. of the „Amer. Ornithol. Union“ in New-York, Foreign Memb. of the „Brit. Ornith. Union“, London, Mitgi. d, „Allgem. deutsch, ornith. Gesellsch.“ in Berlin etc.

4 XXII. Jahrgang. :~ 1911.

Eallein 1912.

Druok von Ignaz Hartwig in Freudenthal (Sehles.), Kirohenplatz 13.

Verlag des Herausgebers.

III

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Skis.

Inhalt des XXII. Jahrganges.

Aufsätze und Notizen.

Pag-

Th. Angele u. K. Knözourek: Die Ringelgans in Ober- österreich und Böhmen 65

A. Bau: Der Eichelhäherzug ....... 63

H. Hocke f 66

M. Barac: Fratercula arctica in der Adria .... 223

L. v. Boxberger: Omis Marpurgensis 81

J. Gen gl er: Der rumänische Goldammer ist eine eigene Form 177

W. Hennemann: Storchennotizen aus Neudingen von 1904 09 140

Ornithol. Beob. im Sauerlande in den Jahren

1908 und 1909 182

A. Heß: Ornithol. Notizen aus dem Wallis .... 212

H. Johansen: Ornithol. Ausflug an den See Tschany in der

Barbasteppe 1

Ein Dompfaffenbastard 221

W. Am Nest des Trauerfliegenfängers . . . 222

A. Klaptocz: Ornithologisches aus Nordalbanien ... 46

K. Knözourek: Vgl. Th. Angele.

O. Koller: Wieder eine Somateria mollissima in Ober- österreich 226

A. Laubmann: Beiträge zur Avifauna Bayerns ... 51

K. Loos: Jugendblindheit und Verfärbung der Augen beim

Schwarzspecht 151

M. Marek: »Zec« eine Kolonie der südlichen Silbermöve . 147

J. Noggler: Ankunfts- und Abzugsdaten aus Mariahof 1910 . 152

C. Parrot: Beiträge zur Ornithologie der Insel Korsika (Schluß) 22

J. Graf Plaz: Ornithol. Beobachtungen aus Salzburg und dem

Salzburgischen (Schluß) 118, 161

E. Schmitz: Tagebuchnotizen aus Jerusalem .... 204

E. P. Tratz: Erbeutung seltener Vogelarten Tirols ... 65

Plötzliches zahlreiches Brüten von Delichon

urbica in Innsbruck 150

Viktor Ritter von Tschusi zu Schmidh offen; Über palaearktische Formen, XV.

Korsika 143

Acanthis linaria rufesc. in

Ober-Österreich . . . 225

IV

Literatur.

Berichte und Anzeigen« pag.

G. Abbott: The home-Life of the Osprey .... 235

Aquila 1910 75

E. Arrigoni degli Oddi: Commemorazione di R. Bowdler

Sharpe 157

Nota ornit. s. 1. recente cattura

della „Geocichla sibir.“ in Italia 157

Notize sopra un indiv. albino di

Spatula clypeata .... 157

Hißrofalco cherrug in Tunesia . 157

Note Sul II. Congresso intemat.

della Caccia a Vienna 1910 . 157

W. Bacmeister: Freiherr R. König von und zu Warthausen 236

A. Bau: Über den Einfluß des Wetters auf die Vogelbruten 70

Der Alpen-Dreizehenspecht (Picoides tridact. alpin.) 234

v. Berg: Von der Waldschnepfe 69

Bentley: Beethham: Photography for Bird-Lovers . . . 156

A. Bonomi: Del canto di Ramphichini ( Certhia fa'mil. und

brachydact.) 232

Uccelli muniti d’anello d’alluminio . . . 234

Per l’Avifauna dölla Corsica .... 233

L. Boxberger: Die phylogenetische Entwicklung der Vogel- eischale 226

G. v. Burg: Katalog d. Schweizer. Vögel, Lfg. VII u. VIII . 155

Brehm’s Tierleben, 4. Auflage 74, 158

G. Clodius: 7. Ornith. Bericht über Mecklenburg i. J. 1909 69

E. Cziki: Positive Daten über die Nahrung unserer Vögel 76

K.Daut: Seltenere Vertreter der Schweizer. Avifauna . . 231

R. Eder: Die Beziehung der Bodenbeschaffenheit zur Vogel-

welt im Mödlinger Geb. u. d. Auerhuhn als Brut- vogel des Kleinanninger 72

Das österreichische Reichshaus in der internationa- len Jagdausstellung 72

H. Ekama: Der Vogelzug in Holland 1909 .... 77

H. F ischer-S igwart : Das Wauwilermoos u. s. Vogelleben 78

J. Gen gier: Das Liebesieben in der Vogelwelt . . . 230

Vogelmerkbüchlein 238

Le Gerfaut: Revue de la Soc. Ornith. du Centre de la Belgique 156

S. Greppin: Über die Avifauna auf den Höhen der Weißen-

stein-Kette 235

F. Gröbbels: Gedanken über die Psychogenese des Gesangs

unserer Vögel 156

V

pag.

E. Greschik: Der Vogelzug in Ungarn im Frühjahre 1909 . 75

Magen- und Gewölluntersuchung unserer hei- mischen Raubvögel 75

R. Oglivie Grant: Report on the Immigr. of Summer Re-

sidents in the Spring of 1910 238

Mich. Härms: Ornithologische Reminiscenzen . . . 233

J. Hegyfoky: Vogelzug und Wetter im Frühjahre 1909 . 75

P. E. Hein dl: Ornithologische Beobacht, in Andechs 1909— 09 72

O. Heinroth: Lampronessa sponsa und ihre Einbürgerung

auf Parkgewässern 155

W. Hennemann: Abzug des Mauerseglers .... 69

Das Auftreten von Ampelis garrulus im Sauerland im letzten Jahrzehnt ... 71

- Rotschwänze, Stein- und Wiesenschmätzer

im Sauerlande 71

Der diesjährige Kreuzschnabelzug im

Sauerlande 72

Frührjahrszug des Storches und die Rauch- schwalben im Jahre 1910 . . . . 236

C. R. Hennicke: Vogelschutzbuch 229

R. Heyder: Ornith. Skizzen v. d. Wermsd. Teichen im Jahre 09 234

Hofer: Die schweizerische Ornis 235

L. Keneßey v. Kenese: Die Vogelinsel von Adony . . 77

O. Kleinschmidt: Über das weibl. Kleid von Phoenic. hodgs.

und Erithac. dav. nebst systemat. Bemerkungen üb. die ostasiatischen Erithacus-Arten .... 68

A. König: Avifauna Spitzbergensis 228

E. Lampe: Zur Wirbeltierfauna des Reg.-Bez. Wiesbaden . 67

A. Laubmann: Seltene Gäste der südbayerischen Avifauna 69

Eine Schnabelanomalie bei Corvus coro ne . 69

Vorkommen des Pelec. onocrot. in Bayern . 236

C. L i n d n e r : Beobachtungen auf einer ornithologischen Reise

nach Irland im Jahre 1910 231

Naumburg a. S., eine Stadt der Vogelkunde und

des Vogelschutzes 235

F. Lindner: Am Nistplatz des Thüringer Steinsperlings . 74

Fachmännisches Gutachten betr. Maßnahmen z.

Schutze der Seevögel auf Hiddensee . . 234

K. Loos: Welche Stellung nimmt der Schwarzspecht unter

den heimischen Spechten ein? 70

Ein Vierteljahrhundert literarischer Tätigkeit . . 71

H. Baron Loudon: Eine neue Form des Regulus regulus

( buturlini ) ......... 236

J. v. Madaräsz: Neue Vögel aus Afrika .... 234

M. Marek: Wann ziehen im Herbst die Wachteln fort? . 233

VI

J. Michel: Einige Zugbeobachtungen aus dem Elbtale bei

Bodenbach

E. D. van Oort: Report on Birds from the Netherlands received from 1. IX. 1900 tili. 1. IX. 1910

A. van Pelt-Lechner: Oologia Neerlandica

C. Picchi: Un altero Esempl. Ital. di Saxicola deserti .

W. Riegl er: Zur Vogelschutzfrage

Le Roi: Nochmals W. Sch us ters „Ornis d. Mainzer Beckens“ O. Reiser: Jagdwesen und Naturschutz ....

E. Rößler: Hrvatska Ornithol. Centr

W. Rüdiger: Die Fischreiherkolonie in der Schorfheide

G. Sajovic: Ornitologika za leto 1910

N. Sarudny: Ein interessanter Pieper aus Turkestan

Über einige Vögel aus dem Chanat Buchara .

Bemerk, üb. d. transkaspisch-iranischen Cursorius

einige Vertreter d. Gattung Syrnium

Verzeichnis der Vögel Persiens ....

E. Schäff: Unser Flugwild

J. Schenk: Bericht über die Vogelmarkierungen 1910

Von der Vogelwelt verhind. Heuschreckenplage G. Schieb el: Hahnenfedriges Weibchen von Emb. canneti Turdus visciv. reiseri Subspec. nova von

Korsika

Ornitholog. Studienreise nach Korsika 1910 .

C. G. Schillings: Vogelausrottung und Damenhüte R. Baron Snouckaert van Schauburg: Ornith. van Nederland

B. Schweder: Jagdwesen und Naturschutz ....

Vogel- und Naturschutzfrage auf d. 2. intern.

Jagdkongreß 1910

L. v. Szemere: Die relative Verbreitung der Wachtel und

des Rebhuhnes in Ungarn

W. Sedlaczek: Änderung der Fauna durch Flußregulierun- gen, Drainagen und Bewässerungen J. Tischler: Ostpreußische Charaktervögel . . . .

Die Vogelwelt des Königsberger Oberteiches .

J. Thienemann: Der Zug von Ciconia auf Grund der Re- sultate, die von der Vogelwarte Rossitten mit Mar- kierungen bisher erreicht sind

E. P. Tr atz: Sylvia sylvia hortensis in Nordtirol

G. V a 1 1 o n : Escursioni nel Friuli

Ucelli rari comparsi nella Prov. di Udine dall’

anno 1900—1909

H. Weigold: II. Jahresbericht der Vogelwarte Helgoland, 1910 H. Winge: Fuglene ved de danske Fyr i 1910

Pag.

77

68

155

68

73

69

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232

238

237

Nachrichten.

VII

t

H.Hocke, K.Parrot, R. Freih er r K öni g von und zu Warthausen, G. L. Shelley, A, Suc hetet p. 78, E. H odek, F. A n z i n ge r p. 160.

Berichtigungen.

p. 160, 240.

An den Herausgeber eingegangene Journale und Schriften.

p. 78, 160, 239.

.L-- - ..

Ausgegeben am 19. Juni 1911.

ORGAN

für das

palaearhtische J?aimengebiet.

Herausgegeben

von

Victor Ritter von Tschusi zu Schmidhoffen.

XXII. Jahrgang.

Heft 1, 2. Jänner April 1911.

Nachdruck Vorbehalten.

Das „Ornitliolo gische Jahrbuch“ bezweckt ausschliesslich die Pflege der palaearktischen Ornithologie und erscheint in 6 Heften in der Stärke von 21/2 Druck- bogen, Lex. 8.: Eine Vermehrung der Bogenzahl und Beigabe von Tafeln erfolgt nach Bedarf. Der Preis des Jahrganges (6 Hefte) beträgt bei direktem Bezüge für das Inland 10 Kronen, für das Ausland 10 Mk. (= 1 1.75 K) = 12.50 Frks. = 10 sh. 4.50 Rbl. pränumerando, im Buchhandel 12 Kronen = 12 Mark. Volks- u. Mittelschulen erhalten den Jahrgang zu dem ermässigten Preise von 6 Kronen bez. 6 Mk. (nur direkt). Kauf- und Tauschanzeigen finden nach vorhandenem Baume auf dem Umschläge Aufnahme. Beilagen- und Inseraten- Berechnung nach Vereinbarung. Probehefte nur gegen Rücksendung.

Alle Zusendungen, als Manuskripte, Druckschriften zur Besprechung, Abon- nements, Annonzen und Beilagen bitten wir an den Herausgeber, Villa Tännen- h of bei Hall ein, Salzburg, zu adressieren.

Hallein 1911.

Druck von Ignaz Hartwig in Freudenthal (Schles.), Kirchenplatz 13. . Verlag des Herausgebers.

I)

. Die noch vielfach ausständigen Abonnements, bitten wir ehestens zu begleichen und die für den Jahrgang 1911 nach Einlauf dieses Heftes zu erneuern.

Zar gefall. Beachtung. Die bedeutende Verspätung im Erscheinen dieses Heftes, welche man entschuldigen wolle, liegt ganz außer unserer Schuld. D. Herausgeb.

= Verkäufliche Bücher und Journale.

H. E. Dresser. Birds of Europe 8 Vol.

Fr. Martens vom Hamburg Spitzbergi- ' sehe oder Groenlandische Reise- Beschreibung. (Hamburg 1675).

Allgemeine Encyklopädie der gesamten Jagd- und Forstwissenschaft von

R. R. v. Dombroufski, VIII Bde.

North American Fauna. (Washington).

Annual Report of the Smithsonian In- stitution. (Washington). 188 t 1905.

Yearbook of U. S. Department of Agri- culture. (Washington). 1896—1898.’

Proceedings of the U S. National-Mu- seum. (Washington). XX— XXII, XX1V- XXXI.

Bulletin de la Societe Imperiale des Naturalistes. (Moscou). 1891—1909.

Bulletin of the American Museum of Natural History. (New- York). II. 1887— XVI. 1902.

Proceedings of the Indiana Academy of Science. (Indianopolis). 1895— 1908.

Atti della Societa Italiana di Scienze naturali e de! Museo civico di Storia naturale in Milano. 1896— 1909.

Die Gefiederte Welt. (Magdeburg). 1872 I— XXXVII. 1909.

Naturae Novitates. (Berlin). 1909 und viele andere Journale.

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des „Omithol. Jahrbuches“.

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Redaktion des Orn. Jahrb.<

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DIANA

Monatliches Organ des schweizerischen Jägervereins. - - - 28. Jahrgang.

Deutsche Redaktion: Q. von BURG, Kan- tonsrat in Olten. Redaction frangaise: Eugene Privat, D6put6 Geneve. Erscheint illustriert in 2 Sprachen; Einsendungen aus der Südschweiz werden in der Original- sprache (italienisch) publiziert. .•. .-. .-.

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o o o Dänemark. o o o HI1IIBIRBIBIIIIIB

ORGAN

für das

palaearktische Faunengebiet.

Jahrgang XXII.

Jänner April 1911.

| Heft I.

Ein ornithologischer Ausflug an deu See Tschany in der ßarabasteppe.

Von Herrn. Johansen, Tomsk.

Von der „Studentischen Gesellschaft der Freunde der Natur- wissenschaften an der Universität Tomsk“ wurde für den Frühling 1909 eine Exkursion geplant, welche botanische, sowie zoologische Zwecke verfolgen und etwa zwei Wochen dauern sollte. Als die Organisatoren des Ausflugs sich an mich mit der Bitte wandten, einen Ort zu bezeichnen, der zoologisch interessant wäre, wies ich auf den relativ leicht erreichbaren, größten der in der Barabasteppe gelegenen Seen, den Tschany, hin, der in einem Gebiet liegt, das von den ver- schiedenen in die Steppen des Tomsker Gouvernements früher unter- nommenen zoologischen Expeditionen am wenigsten berührt wurde*). Durch Sammeln von zoologischem Material in diesem Gebiet könnte somit eine Lücke in der Kenntnis der geographischen Verbreitung gewisser Formen ausgefüllt werden (ich hatte hauptsächlich ornitho- logische Beobachtungen in Aussicht), und das Beobachten einer wenn auch nicht arten-, so doch individuenreichen Vogelwelt besonders zur F'ortpflanzungszeit könnte und müßte, jedem Naturfreund nur hochwillkommen sein. Auf mich persönlich übt der See Tschany schon seit Jahren eine magische Anziehungskraft aus, aus einem Grunde, der mit dem Ausbau der Kenntnisse über die Zusammen- setzung der Avifauna West-Sibiriens im innigsten Zusammenhang steht. Als ich in dieser Zeitschrift (1896, VII. p. 142) zum erstenmal auf das Vorkommen von Grus monachus Temm. in West-Sibirien hingewiesen hatte und durch einen öffentlichen Vortrag, der auch im Druck in russischer Sprache 1898 erschien, das Vorkommen dieses

*) Prof. N. Th. Kastschenko besuchte den See im Jahre 1891 zwecks Erforschung einer an den Fischen des Sees ausgebrochenen Epizootie, aber nicht zweck Sammelns faunistischen Materials.

Ausgegeben am 19. Juni 1911.

1

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H. Johansen: Ein ornith. Ausflug an den See Tschany.

ostasiatischen Kranichs im Tomsker Gouvernement in weiteren Kreisen bekannt wurde, da erhielt im Jahre 1899 die damalige „West- sibirische Landwirtschaftliche Gesellschaft" eine Zuschrift des Herrn A. J. Krachalew vom 4. Februar, die mir zeitweilig über- lassen wurde und den Hinweis enthielt, Grus monachus sei Brut- vogel im Gebiet des Tschany und bewohne die von den menschlichen Ansiedelungen entferntesten Inseln des Sees. Die geplante Exkursion hatte für mich somit hauptsächlich den Zweck, das eventuelle Vor- kommen des Grus monachus im Gebiet des Tschany zu konstatieren.

Da die geobotanischen Untersuchungen an einem von Ackerbau möglichst unberührten Ort ausgeführt werden sollten und von Seiten des Leiters der botanischen Arbeiten, des Herrn Priv.-Doz. P. N\ Krylow, die Ufer des Tschany als in dieser Hinsicht den Anfor- derungen entsprechend und für die Exkursion geeignet gehalten wur- den, so faßten denn die Exkursionsmitglieder den Beschluß, den See Tschany und zwar einen Ort des Nordufers als Ziel des Ausflugs zu bestimmen.

An der Exkursion beteiligten sich von der studierenden Jugend 5 Damen und 6 Herren. Mit dem Leiten der Exkursion wurden Herr P. N. K r y 1 o w und der Verf. dieses Berichts beauftragt. Als Unter- weiser im Präparieren wurde Herr P. A. Schastowsky enga- giert. Mein zweiter Sohn W o 1 f g a ng begleitete mich während des Ausflugs. Während der Eisenbahnfahrt gesellte sich zu den Aus- flüglern noch die Lehrerin A. J. K i z i n s k a j a. Als Faktotum wurde der Universitätsdiener K u t y r 1 o mitgenommen. Somit bestand die Gesellschaft im ganzen aus 17 Personen.

Die Exkursion umfaßte die Zeit vom 15. Mai bis zum 7. Juni alt. St. (im Bericht sind alle Daten nach dem alten Stil.) Aus Tomsk fuhren die Exkursionsmitglieder per Eisenbahn bis zur Station Tschany. Von dort wurde die gegen 50 km große Strecke bis zu dem Kirchdorfe Taganowskoje, das am See liegt, größtenteils zu Fuß zurückgelegt. In der Umgegend dieses Dorfes fanden die geobotani- schen und ein Teil der zoologischen Arbeiten statt. Von Taganows- koje aus wurden größere und kleinere Ausflüge unternommen. Von diesen erwähne ich :

1) 21 Mai. Bootfahrt zu den näher gelegenen Inseln (Tschere- muchowy und Redenjky). Teilnehmer: P. A. Schastowsky, der Verf. mit seinem Sohne und ein Bauer.

H. Johansen: Ein ornith. Ausflug an den See Tschany.

3

2) 22. und 23. Mai. Fahrt per Wagen mit mitgenommenem Ein- baum. Zum See „Dwa Oserka“. Teilnehmer: P. A. Schastowsky, Verf. mit Sohn und ein Bauer.

3) 24., 25. und 26. Mai. Bootfahrt zu den entfernteren Inseln, doch konnte wegen heftigen Windes bei überladenem Boot die Fahrt nicht bis zum Ziel geführt werden. Erreicht wurde die Halbinsel Korablik und das Dorf Nowo-Jablonowa. Teilnehmer: Stud. N. S. Schabanow, stud. A. N. Molotilow, P. A. Schastowsky, der Verf. mit seinem Sohne, zwei Ruderer.

4) 28 Mai. Fußtour zu der im N. vom Dorfe Taganowskoje ge- legenen Saatrabenkolonie. Teilnehmer: P. A. Schastowsky und der Verf. mit seinem Sohne.

5) 29. Mai. Bootfahrt zu den Inseln Boljschoj Medweshy und Redky. Teilnehmer: Sämtliche Exkursionsmitglieder.

6) 31. Mai. Nachdem der größte Teil der Exkursionsmitglieder Taganowskoje zwecks Abreise nach Tomsk verlassen hatte, unter- nahmen die Zurückgebliebenen Stud. N. S. Schabanow, Stud. A. N. Molotilow, der Verf. mit seinem Sohne eine Boot- und Wagenfahrt nach Nowo-Jablonowa und von dort zum Dorfe Nowaja Saimka (Poperetschnaja). Am 1. Juni von diesem Dorf aus Bootfahrt zu den entfernteren Inseln mit zwei Ruderern. Es wurde genau abgesucht die Insel Daljny Tscheremuchowy und gegen Abend zur Insel Be- karew die Bootfahrt fortgesetzt, wo im Zelt übernachtet. Am 2. Juni gegen Abend wurde die Bekarew-Insel verlassen und die Fahrt zur Kalinow-Insel unternommen. Nach Erforschung der Kalinow-Insel wurde am späten Abend die Rückfahrt nach Poperetschnaja versucht, doch konnte erst nach Mitternacht wegen großen Wellenganges bloß die Insel Daljny Tscheremuchowy mit Mühe und Not erreicht wer- den, wo die erschöpften Exkursanten im Zelt übernachteten, froh unter sich festen Boden zu haben. Am 3. Juni ging bei gutem Wet- ter die Fahrt nach Poperetschnaja relativ schnell vor sich. Am 4. Juni wurde das Dorf Taganowskoje erreicht und am 5. Juni befand sich der Rest der Exkursionsmitglieder schon an der Bahn, am 6. in Nowo- Nikolajewsk und nach einer schönen Dampferfahrt auf dem Obj und Tomj erreichte der Verf. mit seinem Sohne am 7. Juni Tomsk.

Was nun das Vorkommen des Grus monachus im Gebiet des Tschany betrifft, so hat der Ausflug keine positiven Resultate erge- ben. Auf keiner der von der Exkursion untersuchten Inseln konnte etwas gefunden werden, was für sein Vorkommen daselbst spräche.

1*

4

H. Johansen: Ein omith. Ausflug an den See Tschany.

Da aber weder die Zeit, noch die Geldmittel, die zur Verfügung der Exkursionsmitglieder standen, eine Erforschung sämtlicher Inseln gestatteten, in Sonderheit der im östlichen Teile des Sees gelegenen, so muß die Frage einstweilen als noch nicht definitiv gelöst betrach- tet werden.

Außer dieser Frage interessierten die Ausflügler die Präpara- tions- und Konservierungsmethoden von Vögeln und deren Eiern und die Determinierung frischen Materials, hauptsächlich aus den Ver- tretern verschiedener Charadriiformes und Anseriformes bestehend. An diesem Material war kein Mangel zu verspüren und die „Synop- tischen Tabellen“ von S. A. Buturlin leisteten vorzügliche Dienste beim Bestimmen des erlegten Materials.

Obgleich das Zusammenbringen einer Sammlung ursprünglich nicht beabsichtigt wurde, da die floristischen und entomologischen Arbeiten recht viel Zeit beanspruchten, kam doch eine kleine Samm- lung von Bälgen und Eiern zusammen, die aus 25 Spezies in Bälgen und 21 Spezies in Eiern (in 38 bezw. 190 Exemplaren) besteht. Außerdem wurden 5 Nester gesammelt.

Während des Ausfluges wurde die Anwesenheit von 106 Vogel- arten im Gebiet konstatiert, von welchen 16 besonders interessant erscheinen, da über deren Vorkommen weder in der Literatur der Barabasteppe Hinweise existierten, noch in den Sammlungen des zool. Museums der Universität Tomsk Material aus der Barabasteppe vorlag. Es sind folgende Arten :

1. Turdus varius. 2. Pratincola rubetra. 3, Ruticilla phoenicurus. 4. Sylvia nisoria. 5. Hippolais icterina. 6. Muscicapa striata. 7. Dryo- copus martius. 8. Dendrocopus tnajor. 9. Jynx torquilla. 10. Upupa epops. 11. Coracias garrulus. 12. Milvus melanotis. 13. Buteo vulpinus. 14. Tringa alpina. 15. Dytes auritus. 16. Proctopus nigricollis.

Die folgenden Zeilen enthalten das Verzeichnis sämtlicher wäh- rend des Ausfluges beobachteter Arten.

Passeriformes.

1. Turdus ( Geocichla ) varius Pall. Im Birkenhain beim Dorfe Taganowskoje wurde aus einem Trupp von 8 Stück ein am 18. Mai erbeutet, doch konnte hier kein Nest gefunden werden. Im Frühling desselben Jahres gelang es P. A. Schastowsky in einer anderen Gegend des Kainsker Kreises und 9 dieser Art zu erbeuten und am 6. Mai das am Boden befindliche Nest zu finden, das leider noch keine Eier enthielt. Somit erlauben die Beobachtungen des Jahres 1909, diese schöne Drossel zu den Brutvögeln der Barabasteppe zu

5

H. Johansen: Ein ornith. Ausflug an den See Tschany.

zählen, wo sie bis dahin nicht konstatiert war. E. Hartert ( Vög. palaearkt. Fauna, p. 643) erwähnt nur das Erbeuten „einzelner Stücke“ bei Tomsk und Omsk.

2. Turdns pilaris Linn. Die Wachholderdrossel wurde während der Exkursion bloß einmal auf der Kalinow-Insel des Sees Tschany am 2. Juni beobachtet.

3. Saxicola oenanthe (Linn.) Der Steinschmätzer wurde einige- male im Exkursionsgebiet gefunden. Zu dieser Art gehörte gewiß ein hellblaues, am 28. Mai beim Dorfe Taganowskoje auf dem Boden ohne Andeutung eines Nestes gefundenes, offenbar „verlorenes Ei“.

4. Pratincola maura (Pall.) Der asiatische schwarzkehlige Wie- senschmätzer als in den Steppen des Tomsker Gebiets häufige Er- scheinung kam während der Exkursion häufig zu Gesicht, doch wurde er auf den von der Exkursion besuchten Inseln in geringerer Anzahl angetroffen, als auf dem Festland.

5. Pratincola rubetra margaretae Johansen. Das sibirische Braunkehlchen wurde bloß zweimal auf dem Wege zwischen der Eisenbahnstation Tschany und dem Dorfe Taganowskoje angetroffen.

6. Erithacus suecicus (Linn.) Das Blaukehlchen kam während der Exkursion nicht häufig zu Gesicht. Am 21. Mai wurde es auf der Redenky-Insel, am 28. in einem Birkenhain bei Taganowskoje (4 St.) konstatiert.

7. Ruticilla phoenicurus (Linn.) . Da bis 1909 nichts über das Vor- kommen des Rotschwänzchens in der Barabasteppe bekannt war, so verdient das Erbeuten eines ad. cf am 28. Mai im Haine beim Dorfe Taganowskoje unweit einer großen Saatkrähenkolonie durch P. A. Schastowsky Erwähnung. Auf der Insel Redky wurde ein Rot- schwänzchen am 29. Mai beobachtet.

8. Sylvia nisoria sibirica Johansen. Auf der Halbinsel Kora- blik des Sees Tschany wurde am 25. Mai ein cf dieser Form erbeutet. Dimensionen: r. 12, a. 85, c. 70. t. 24 mm. Die Sperbergrasmücke war bis dahin aus den Steppen Westsibiriens unbekannt.

9. Sylvia sylvia fuscipilea Landb. Wurde am 25. Mai zusammen mit der ebenerwähnten Gattungsgenossin auf der Halbinsel Korablik in einem Faulbeerbaumdickicht und am 2. Juni auf der Kalinow-Insel in einem Faulbeer- und Himbeerdickicht angetroffen.

10. Sylvia borin pallida Joh. Die Gartengrasmücke wurde mit den vorhergehenden am 25. Mai auf der Halbinsel Korablik gefun-

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H. Johansen: Ein ornith. Ausflug an den See Tschany.

den, wo sie eben mit dem Bau des Nestes begonnen hatte. Diese Art wurde auch beim Dorfe Taganowskoje gefunden.

11. Hipolais icterina (Vieill.) Während der Exkursion wurde ein <5 dieser Art am 28. Mai beim Dorfe Taganowskoje erbeutet. Dimensionen: r. 10,5, a. 78,5, c. 60, t. 19 mm. Aus der Barabasteppe war dieses Vögelchen bis dahin als Brutvogel unbekannt. Nach der von S. A. B u t u r 1 i n in der Zeitschrift „Nascha Ochota“ ( 1908. XI. p. 32) geäußerten Ansicht erscheint ihm die Stadt Tara (Gouv. Tobolsk) als ein für diese Art „sehr östlicher Fundort“. Ich erlaube mir bei dieser Gelegenheit darauf hinzuweisen, daß ich schon 12 Jahre früher, nämlich 1896 das Vorkommen dieses Vögelchens bedeutend weiter im Osten des palaerarktischen Gebiets, nämlich bei Tomsk (cf. O. J. VII. pag. 138 No. 70) konstatiert habe.

12. Hipolais salicaria (Pall.) Im ganzen Exkursionsgebiet an geeigneten Stellen häufig. In der Sammlung eine am 25. Mai auf der Halbinsel Korablik im Faulbeerbaumdickicht erbeutetes Exemplar.

13. Anthoscopus ( stolicskae Hume?) Die Anwesenheit der Beu- telmeise im Exkursionsgebiet wurde durch den Ankauf eines beim Dorfe Taganowskoje gefundenen Brutnestes für die Sammlung und durch das Auffinden eines Spielnestes am 28. Mai durch P. A. Schastowsky beim genannten Dorf erwiesen. Das Spielnest hing an einer Salix pentandra 2 m über dem Wasser.

14. Motacilla alba Linn. Im ganzen Exkursionsgebiet ge- wöhnlich.

15. Motacilla citreola Pall. Wurde am 23. Mai beim Dorfe Taganowskoje beobachtet. Mehrere Bachstelzen dieser Art wurden auch zwischen der Eisenbahn und dem genannten Dorfe bemerkt. Am 24. Mai wurde auf der Halbinsel Korablik ein Nest mit 6 Eiern gefunden.

16. Motacilla boarula melanope Pall. Von P. A. S c h a s- t o w s k y wurde diese Bachstelze einigemal unweit des Dorfes Taganowskoje am Ufer des Tschany beobachtet.

17. Motacilla flava beema Sykes. Am Ufer des Tschany, auf den Inseln dieses Sees, wie auch im Gebiet nördlich des Sees bis zur Eisenbahn ist diese Form der gelben Stelze recht gemein. Besonders zahlreich am 2. Juni auf der Bekarew-Insel vertreten.

18. Anthus trivialis trivialis (Linn.). Überall im Exkursions- gebiet Bewohner der inselartigen Waldungen. Auch auf den Tschany- inseln angetroffen.

H. Johansen: Ein omith. Ausflug an den See Tschany.

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19. Anthns richardi Vieill. Im Gegensatz zum vorhergehen- den Bewohner offener, baumloser Wiesen und Flächen zwischen der Eisenbahn und dem Dorfe Taganowskoje. Auch auf einigen Inseln gefunden, wie z. B. auf der Dalny-Tscheremuchow-Insel.

20. Oriolus oriolus (Linn.). Einigemal zwischen der Eisenbahn und dem Dorfe Taganowskoje beobachtet. Im Birkenwäldchen beim Friedhof des genannten Dorfes wurden am 19. Mai 99 erbeutet.

21. Lanius minor Gmel. Dieser Würger gelangte nicht häufig im Exkursionsgebiet zur Beobachtung. Wir trafen ihn zwischen der Eisenbahn und dem Dorfe Taganowskoje und in der nächsten Um- gegend des letzteren als Bewohner der in der Steppe zerstreuten inselartigen Baumgruppen. Früher bei den Stationen Tatarskaja und Kainsk in der Baraba gefunden.

22. Muscicapa striata neumanni Poche. Der graue Fliegen- fänger wurde gelegentlich früherer Exkursionen in die Baraba- steppe nicht gefunden. Während der studentischen Exkursion wurde er in den inselartigen Birken Waldungen nördlich vom Dorfe Ta- ganowskoje, im Birkenwäldchen beim Friedhof des genannten Dorfes und in einem Faulbeerbaumgebüsch beim Dorfe Nowo-Jablonowa beobachtet und am 25. Mai ein für die Sammlung erbeutet.

23. Hirundo rustica rustica Linn. Überall ein Begleiter des Menschen im Exkursionsgebiet, doch auch brütend an nur im Winter von Menschen bewohnten Orten angetroffen, so z. B. in Erdhütten auf der Insel Daljny Tscheremuchow, welche im Winter hier arbei- tenden Fischern ein Unterkommen gewähren. Auf der Insel Bekarew wurden am 2. Juni in einem Neste 4 Eier in einer Erdhütte gefunden.

24. Clivicola riparia (Linn.). Nur am kaum 1,5 m hohen Ufer der Daljny Tscheremuchow-Insel wurde am 3. Juni eine kleine Brut- kolonie der Minierschwalbe gefunden. In den Nestern fanden wir 2 5 Eier, wobei in den vollzähligen Gelegen die Eier schon Em- bryonen verschiedenen Bebrütungsalters enthielten. Die Nester waren innen mit weißen Gänsefedern ausgelegt, die Wände und Böden bestanden aus Grashalmen. In der Sammlung befinden sich 3 Nester und 22 Eier.

25. Passer montanus (Linn.). Wurde als Brutvogel bloß im Winter und gelegentlich auch während der Ernte an von Menschen bewohnten Hütten auf der Redenky-Insel am 21. Mai gefunden; brütet im Birkenwäldchen beim Dorfe Taganowskoje.

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H. Johansen: Ein ornith. Ausflug an den See Tschany.

26. Passer domesticus (Linn.). Im ganzen Exkursionsgebiet gemein.

27. Carpodacus erytkrinus (Pall.). Der Karmingimpel wurde in einem alten bloß einmal, am 23. Mai im N. des Dorfes Taganows- koje beobachtet.

28. Carduelis carduelis major (Tacz.). Der Stieglitz kam am 24. Mai auf der Halbinsel Korablik bei Nowo-Jablonowa zur Be- obachtung.

29. Emberiza leucocephalos Gmel. Der weißköpfige Ammer wurde einigemal in Birkenhainen und inselartigen Waldungen in- mitten der Steppe zwischen der Eisenbahn und dem Dorfe Taga- nowskoje, sowie in der Umgegend des letzteren beobachtet.

30. Emberiza aureola Pall. Der Weidenammer wurde sowohl auf dem Festland des Exkursionsgebiets, als auch auf den Inseln des Tschany als Brutvogel konstatiert, doch hatte die Nistzeit während der Exkursionsdauer eben erst begonnen. Am 24. Mai wurde der Weidenammer auf der Halbinsel Korablik in Faulbeergebüschen, am 1. Juni auf der Daljny Tscheremuchow-Insel, am 2. auf der Bekarew- Insel gefunden. Mein Sohn Wolfgang fand auf letzterer ein leeres Nest und ein bloß ein Ei enthaltenes Nest dieses Ammers.

31. Emberiza schoeniclus Linn. Der Rohrammer wurde bloß an einigen dicht mit Schilf und Rohr bestandenen Seen in der Art der „Dwa Oserka“ beim Dorfe Taganowskoje beobachtet.

32. Alauda arvensis arvensis Linn. In der Umgegend des Dor- fes Taganowskoje wurde die Feldlerche am 21. Mai erbeutet, und zwar auf der Redenkv-Insel, wo es Äcker gibt. Mehrfach auf dem Wege zwischen der Eisenbahn und dem Dorfe Taganowskoje be- obachtet und gehört.

33. Melanocorypha sibirica (Gmel.). Die weißflügelige sibirische Lerche wurde in offenen Steppen gegenden zwischen der Eisen- bahn und dem See Tschanv beobachtet.

34. Calandrella sp.f Eine kleine Lerche wurde einmal unweit des Lagerplatzes am Nordufer des Tschany gesehen, doch leider nicht erbeutet.

35. Sturmis vulgaris poltoratzkyi Finsch. Im ganzen Unter- suchungsgebiet gewöhnlich. Wurde auf den. Inseln nicht bemerkt.

36. Corvus cornix sharpei Oates. Im ganzen Tschany-Gebiet sehr gemein. Brütet in den inselartigen Baumgruppen und Hainen auf dem Festland und auf den Inseln, wenn auch nur niedrige

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II. Johansen: Ein ornith. Ausflug an den See Tschany.

im ganzen Exkursionsgebiet. Nester diverser Entenarten werden von ihm am häufigsten geplündert. Ausgefressene Eier von Spatula cly- peata und Querquedula querquedula wurden häufig gefunden.

37. Trypanocorax frugilegus tschusii (Hartert). Einige Wäld- chen in der Steppe dienen der Saatkrähe als Brutort. Eine große Brutkolonie befand sich unweit des Dorfes Taganowskoje und wurde am 28. Mai besucht. Die jungen Saatkrähen saßen teilweise noch in den Nestern, teilweise flogen sie schon von Baum zu Baum.

38. Coloeus monedula collaris (Drumm.). Dohlen wurden bei der Eisenbahnstation Tschany und auf dem Wege zum Dorfe Ta- ganowskoje an einigen mehr oder weniger bewaldeten Orten be- obachtet, auch während der Exkursion zu dem See Dwa Oserka.

39. Pica pica bactriana Bonap. Elstern kamen im Exkur- sionsgebiet recht häufig zu Gesicht, sowohl am Ufer des Tschany, als auch auf einigen Inseln, z. B. auf der Kalinow-Insel.

Piciformes.

40. Dryocbpus martius (Linn.). Laut Mitteilungen kompetenter Ortsansäßiger brütet der Schwarzspecht auf waldbedeckten Inseln, wie auf der Boljschoj Medweshy. Da beim Besuch dieser mit altem Wald bestandenen Insel Bedingungen gefunden wurden, die den Anforderungen des Schwarzspechtes genügen dürften, wird der Vogel in die Liste aufgenommen, obgleich er von den Exkursions- mitgliedern nicht gesehen wurde.

Hinweise auf das Vorkommen des Schwarzspechtes in der Barabasteppe fehlten bis jetzt gänzlich.

41. Gecinus canus (Gmel.). Der Grauspecht soll auf den Tschany-Inseln Vorkommen. (Laut Mitteilung Ortsansäßiger.)

42. Dendrocopus major cissa (Pall.). Die sibirische Form des großen Buntspechtes war bis jetzt nicht mit Sicherheit für die Bara- basteppe nachgewiesen. Am 23. Mai wurde dieser Specht in der Nähe des Sees Dwa Oserka (etwa 15 km nördlich vom Dorfe Ta- ganowskoje) beobachtet.

43. Jynx torquilla Linn. Auf der Redky-Insel des Sees Tschany wurde von P. A. Schastowsky am 29. Mai ein Wendehals erbeutet, der sich in der Sammlung befindnet. Früher bloß für die Umgegend von Omsk von J. S s 1 o w z o w und A. Morosow an- geführt, aber von den in der Barabasteppe arbeitenden Sammlern nicht gefunden.

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H. Johansen: Ein ornith Ausflug an den Sfee Tschany.

44. Upupa epops Linn. In den inselartigen Waldungen beim Dorfe Taganowskoje nicht selten ; ebenfalls im Birkenhain beim Friedhof des Dorfes, woher in der Sammlung ein 9 vom l9 Mai. Bis dahin in der Barabasteppe nicht beobachtet.

45. Coracias garrulus Linn. P. A. Schastowsky behauptet im Birkenwäldchen beim Dorfe Taganowskoje eine Mandelkrähe gesehen zu haben. Das Exemplar wurde nicht erbeutet. Bis jetzt fehlen Hinweise auf das Vorkommen der Mandelkrähe in der Baraba- steppe vollständig, doch wird die Mandelkrähe von J. S s 1 o w z o w und A. Morosow für die Umgegend von Omsk angeführt.

Cuculiformes.

46. Cuculus canorus johanseni Tschusi. Im ganzen Gebiet des Tschany gewöhnlich.

Strigiformes.

47. Asio accipitrinus pallidus (Sar. et Loud.). Wurde am 23. Mai beim See Dwa Oserka beobachtet.

Falconiformes.

48. Circus cyaneus (Linn.).

49. Circus pygargus (Linn.).

50. Circus ntacrurus (Gmel.).

51. Circus aeruginosus (Linn.).

Alle vier Weihenarten wurden mehrfach im Gebiet des Sees Tschany beobachtet. Am häufigsten wurde die Rohrweihe gesehen und zwei Exemplare dieser Art befinden sich in der Sammlung (Halbinsel Korablik, 25. Mai Hier war diese Weihenart haupt-

sächlich mit dem Plündern der Nester von Spatula clypeata beschäftigt.

52. Milvus melanotis Temm. et Schl. Der schwarzohrige Milan kreiste einigemal über unseren am Nordufer des Tschany auf- gestellten Zelten.

53. Buteo vulpinus Licht. Dieser Bussard wurde in der Um- gegend von Taganowskoje während der Exkursion zum See Dwa Oserka am 22. Mai beobachtet, aber nicht erbeutet.

? Aquila nipalensis (Hodgs.). Ein stark in Verwesung überge- gangener Kadaver anscheinlich dieser Adlerart wurde am Nordufer des Sees Tschany unweit des Dorfes Taganowskoje gefunden.

Ein riesiger Horst einer Adlerart mit einem inneren Durch- messer von 1 m, leider verlassen, wurde am 2. Juni auf der Bekarew- Insel gefunden.

54. Aquila chrysaetus (Linn.).

H. Johansen: Ein ornith. Ausflug an den See Tschany.

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55. Aquila melanaetus (Linn.). Diese beiden Adler wurden am 4. Juni zwischen Nowo-Jablonowskoje und Taganowskoje beobachtet.

56. Tinnunculus tinnunculus (Linn.). Bloß diese Art kommt im Exkursionsgebiet vor. In der Sammlung ein q” aus der Umgegend von Taganowskoje vom 27. Mai.

57. Erythropus vespertinus obscurus (Tschusi) Der Rotfußfalk ist eine ziemlich gewöhnliche Erscheinung im ganzen Exkursions- gebiet. In der Sammlung befinden sich 2 Bälge vom 26. Mai. Wurde auf der Boljschoi Medweshy-Insel in einer Baumhöhle brütend ange- troffen am 29. Mai.

58. Hypotriorchis subbuteo (Linn.). Einigemal wurde dieser Räuber in der Umgegend des Dorfes Taganowskoje beobachtet. Während der Fahrten auf dem Tschany zu den „entfernten Inseln“ wurde er auf der Ssarganow-Insel als wahrscheinlicher Brutvogel konstatiert.

Pe*artiiformes.

59. Ardea cinerea (Linn.). Von den Einwohnern des Dorfes Ta- ganowskoje wurde in Erfahrung gebracht, daß der graue Reiher zu- weilen in dem auf einer Halbinsel in den See hinausragenden Birken- haine beim Dorfe erscheine. Die Exkursionsmitglieder hatten Gele- genheit, diese originellen Vögel während der Bootfahrt zur Boljschoi Medweshy-Insel und später während der Bootfahrt nach Nowo- Jablonowa zu beobachten, wo sie von den einen Rohrdickichten zu den anderen am 24. Mai über der Wasserfläche einzeln und paarweise dahinflogen. Auf der Halbinsel Korablik wurden sogar 7 Stück auf- gescheucht, die dicht am Ufer des Sees auf dem Sande in Reih und Glied standen. Auf der Kalinow-Insel sahen wir am 2. Juni einen grauen Reiher, doch wurde kein Horst gefunden, obgleich dieser Reiher hier früher gebrütet haben soll, wie Bauern des Dorfes Tschinjajewa uns versicherten.

60. Botaurus stellaris (Linn.). Überall im Exkursionsgebiet, wo mehr oder weniger dichte gelbe vorjährige Rohrdickichte erhalten waren, hörte man die Rohrdommel. Besonders bemerkbar machte sich dieser originelle Vogel beim Dorfe Taganowskoje unweit des Lagerplatzes der Exkursanten und während der Fahrten auf dem See, wo sie bei den teilweise von Rohrdickichten umgürteten Inseln, wie Bekaren und Kalinow, auch Tscheremuchow und' Medweshy sehr gewöhnlich ist und sich fast beständig bemerkbar macht. In der Sammlung befindet sich ein 9 vom 29. Mai.

H. Johansen: Ein omith. Ausflug an den See Tschany.

Anseriformes.

61. Cygnus cygnus (Linn.). Der Singschwan ist im Gebiet des Tschany noch ziemlich häufig, da zum Glück für ihn unter der Be- völkerung die Meinung verbreitet ist, einen Schwan zu töten sei eine große Sünde. Während der Exkursion zum See Dwa Oserka wurde von P. A. Schastowsky am 23. Mai das Nest eines Sing- schwanes mit 4 Dunen jungen gefunden, von denen der jüngste aus der Eischale mit Hilfe von P. A. Sch. herauskam. Zwei Dunenjunge entkamen, zwei wurden zum Zeltlager gebracht, wo sie bald vollkom- men zahm geworden, mit Menschen und Hunden das Zelt in den Nächten teilten, am Tage sich jedoch vollkommen frei umhertrieben und allen Teilnehmern -der Exkursion nicht wenig Freude bereiteten. Beide wurden lebendig nach Tomsk gebracht, wo der eine den Win- ter glücklich überstanden hat, der andere jedoch im Zoolog. Museum aufgestellt ist.

Zum Verlust ihrer zwei Jungen verhielten sich die alten Schwäne offenbar nicht gleichgiltig. Auf jedem rohrbedeckten See umkreisten sie in bedeutender Höhe die beiden im Rohrdickicht bis an die Brust im Wasser stehenden Jäger und schienen dazwischen nicht abgeneigt, auf die Menschen aus der Luft hinabstoßen zu wrollen. Als die Jäger das Rohr verließen, waren auch die Schwäne verschwunden. An einem der folgenden Tage in der Morgenfrühe hörte ich über unserem Zeltlager, das sich etwa 15 km von dem Schwanenneste be- fand, plötzlich Schwanenruf und Flügelrauschen. Die in meinem Zelte befindlichen Dunenjungen beantworteten die Rufe der Alten, die niedrig über unseren Zelten kreisend, offenbar den Aufenthaltsort ihrer geraubten Jungen gefunden hatten.

Am 24. Mai wurden Schwäne auf dem Tschany zwischen Ta- ganowskoje und der Halbinsel Korablik beobachtet, am 29. Mai 3 Schwäne bei der Insel Redky und am 2. Juni 2 Singschwäne bei der Bekarew-Insel.

62. Anser anser (Linn.). Die Graugans ist auf dem Tschany an einigen Stellen in Mengen beobachtet worden, so beim Dorfe Nowo- Jablonowa, in den Rohrdickichten, die die Inseln Dalny Tscheremu- chowy und Bekaren umgeben usw.

63. Tadorna tadorna (Linn.). Am 23. Mai dicht am Dorfe Ta- ganowskoje beobachtet, wo sie wenig Scheu vor den am Ufer an- gelnden Bauernjungen zeigten. Am 27. Mai wurden auf der Redkij- Insel von Menschen zerstörte Nester dieses Höhlenbrüters gefunden.

H. Johansen: Ein omith. Ausflug an den See Tschany.

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64. Anas boscas Linn. Im ganzen Exkursionsgebiet häufiger Brutvogel. Wurde sowohl auf dem Festland, als auch auf den Inseln angetroffen. Auf der Insel Redenky wurden am 21. Mai noch Eier gefunden, die unbebrütet waren. Offenbar veranlassen die vielen Nachstellungen von Seiten des Menschen, der Nebelkrähen und Rohrweihen diese Ente mehrfache Brutversuche zu machen. Brut- vogel der Kalinow-Insel.

65. Daüla acuta (Linn.). Die Spießente ist die im ganzen Exkur- sionsgebiete am häufigsten zur Beobachtung gelangende Entenart. Auf den Inseln Brdky, Dalny Tscheremuchowy und Bekarew als Brut- vogel konstatiert.

66. Chaulelasmus streperus (Linn.) In der Umgegend von Taganowskoje sehr gewöhnlicher Brutvogel. Auf den Inseln des Tschany gleichfalls sehr häufig.

67. Marecapenelope ( Linn.). ImganzenExkursionsgebietbrütend.

68. Spatula clypeata (Linn.). Die Löffelente wurde im Gebiet zwischen der Eisenbahn und dem See Taganowskoje relativ selten angetroffen, auch auf dem See Tschany stand sie hinsichtlich der Anzahl der zu Gesicht kommenden Individuen beträchtlich den ande- ren Arten der Edelenten nach. Auf der Halbinsel Korablik wurde sie brütend angetroffen, wo die Rohrweihe ein Nest dieser Ente geplündert hatte, ferner auf der Insel Dalny Tscheremuchowy.

69. Querquedula querquedula (Linn.). Gewöhnlicher, auch in den kleinsten Waldungen des Gebiets anzutreffender Brutvogel. Wurde mehrfach auf dem Wege von der Eisenbahn bis zum See Tschany erbeutet, sowie in der Umgegend des Dorfes Tagonowskoje. In der Sammlung befinden sich 6 Eier dieser Ente, welche beim Dorfe Koschkul am 17. Mai gefunden wurden.

70. Aythya ferina (Linn.). Die Tafelente wurde auf dem See Tschany einigemal angetroffen. Auf der Insel Dalny Tschere- muchow wurde von dem stud. A. N. Molotilow am 1. Juni in dem die Insel umschließenden Rohrgürtel ein Nest dieses Tauchers gefunden, dessen Inhalt 14 Eier der Eiersammlung einver- leibt wurde.

71. Clangula clangula (Linn.). Schellenten wurden bloß am 24. Mai auf der Halbinsel Korablik beim Dorfe Nowo-Jablonowa be- obachtet.

72. Oidemia fusca (Linn.). Nach der Form des Schnabels zu urteilen, war es die westliche Form der Samtente, welche auf dem

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H. Johansen: Ein ornith. Ausflug an den See Tschany.

See Tschany bei Taganowskoje beobachtet wurde, jedoch so scheu war, daß sie nicht erbeutet werden konnte. Ein Paar Samtenten wurden am 25. Mai beim Dorfe Nowo-Jablonowa beobachtet, doch auch hier blieben die Schießversuche erfolglos.

73. Mergus merganser Linn. Ein Trupp von 9 großen Sägern wurde am 21. Mai auf dem Tschany beobachtet.

74. Mergus serrator Linn. Der mittlere Säger wurde von P. A. Schastowsky in einigen Exemplaren beim Dorfe Taganowskoje beobachtet.

Columbiformes.

75. Turtur ferrago (Eversm.). Diese in der ganzen Baraba- steppe gewöhnliche Turteltaube wurde von den Exkursanten auch in der Umgegend des Tschany beim Dorfe Taganowskoje beobachtet.

Galiiformes.

76. Coturnix coturnix orientalis (Bogd ). Wachtelruf ertönte während des ganzen Verlaufs der Exkursion von der Eisenbahn- station Tschany bis zum Dorfe Taganowskoje. Die Wachtel brütet auch auf einigen der Tschany-Inseln. Auf der Insel Dalny Tschere- muchow fand stud. A. N. Molotilow am 1. Juni ein 16 Eier enthaltendes Gelege der Wachtel, von welchen er 5 charakteristisch gefleckte der Sammlung übergab.

77. Lagopus lagopus lagopus (Linn.). Das Schneehuhn ist ein gewöhnlicher Brutvogel in der ganzen Barabasteppe, wo es fast in jeder der inselartigen Birken- und Espen Waldungen anzutreffen ist. Während der Fußtour von der Eisenbahnstation Tschany bis zum Dorfe Taganowskoje wurden einigemale gepaarte Paare aufgetrieben. Am 17. Mai schoß ich ein in vollständigem Winterkleide; das Steuer dieses Exemplars war typisch gefärbt und zwar die beiden mittleren Steuerfedern vollkommen weiß in ihrer ganzen Ausdeh- nung. Bei dem zweiten Exemplar, einem von mir auf der Halb- insel Korablik am 25. Mai erbeuteten £f, hatte der Frühling auch noch wenig Einfluß auf die Färbung gehabt. Das Winterkleid hatte an Kopf und Hals einem rostbraunen, frischen Gefieder Platz machen müssen, doch blieben bei weißer Vorderstirn einzelne alte weiße Federn am Kopfe und Halse erhalten. Im Nacken und auf dem Rücken zeigten sich bei diesem Exemplar auch einige Federn des Sommerkleides, alles übrige war von schmutzig grauweißer Färbung und recht abgetragen. Die zwei mittleren Steuerfedern dieses Exem-

H. Johansen: Ein ornith. Ausflug an den See Tschany.

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plares waren in ganzer Ausdehnung weiß und hatten bloß lange, schmale Schaftflecken von schwarzer Farbe, die das Ende der Feder nicht erreichten. Auf der linken Feder greift der Schaftfleck vom Schaft etwas auf die Fahne über, während auf der rechten Feder von einem solchen Ubergreifen nichts zu sehen ist.

Das dritte und letzte während der Exkursion von mir auf der Redky-Insel am 29. Mai erbeutete, gleichfalls noch in fast voll- ständigem Winterkleide stehende Schneehuhn (q1) erscheint mir besonders interessant, weil die Färbung der mittleren Steuerfedern an ihm recht auffällig ist.

Die Rechte dieser Federn ist in ganzer Ausdehnung dunkel- braun und hat bloß einen stark abgestoßenen, schmalen, weißen End- saum, von dem sich immerhin Spuren erhalten haben. Die ent- sprechende linke Feder jedoch ist an ihrem Enddrittel reinweiß und verteilt sich diese Farbe so, daß sie am Schaft 31 mm (vom Ende gerechnet), am Rande der Fahnen jedoch bis zu 55 mm Ausdeh- nung erreicht. Somit greift die braune Färbung des basalen Teils der Feder keilförmig in den weißen apikalen Teil derselben .tin.

Die Deutung dieser auffallenden Asymmetrie in der Färbung kann meines Erachtens nur die sein, daß in dem 3. Exemplare kein reinblütiger typischer Lagopus lagopus lagopus (Linn.) zu sehen ist, sondern starke Verbastardierung mit L. I. major Lorenz vorliegt, bei welcher Subspezies ja die mittleren Steuerfedern bis auf schmale Endsäume braun sind.

Auf der Halbinsel Korablik wurde am 24. Mai ein Nest eines Schneehuhnes aufgefunden. Das Gelege bestand aus 10 Eiern, die in die Sammlung der studentischen Gesellschaft übergingen.

78. Tetrao tetrix Linn. Nach einem Steuer, das als Jagdtrophäe die Stube eines Bauern im Dorfe Taganowskoje zierte, zu urteilen, kann von dem Konstatieren der Form tschusii im Exkursionsgebiet nicht die Rede sein.

Gruiformes.

79. Ortygometra maruetta (Bonap.). Die charakteristischen Laute dieses Vogels wurden häufig des Nachts sowohl auf der Strecke zwischen der Eisenbahn und dem Dorfe Taganowskoje, als auch in der Umgegend des letzteren gehört. Einzelne Rohrdickichte des Tschany schienen eine bedeutende Anzahl von Sumpfhühnern zu beherbergen, was mir bei diesem die Einsamkeit vorziehenden Vogel hier auffiel.

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H. Johansen: Ein ornith, Ausflug an den See l'schany.

80. Cr ex er ex (Linn.). Die Sehnarrwachtel ist ein gewöhnlicher Brutvogel im Nordgebiet des Tschany.

81. Bulica atra Linn. Das Bläßhuhn wurde beim Dorfe Nowo- jablonowa und bei Taganowskoje beobachtet.

82. Grus grus lilfordi Sharpe. Brutvogel in Sümpfen sowohl am Ufer, wie auf einigen Inseln des Tschany, wo er u. a. auf der Bekarew-lnsel am 2. Juni beobachtet wurde; das Nest befand sich hier in den für uns ganz unzugänglichen Rohrdickichten, die in Form eines breiten Gürtels dieses interessante Eiiand umgaben.

83. Grus leticogeranus Pall. Dieser weiße, von den Russen in West-Sibirien allgemein „sterch“ genannte Kranich wurde von den Exkursionsmitgliedern nicht mit Sicherheit beobachtet, doch soll er im Gebiet des Tschany bisweilen erscheinen und auf der Kalinow-Insel sogar gebrütet haben,.

84. Otis tarda Linn. Laut Mitteilung eines Bauern im Dorfe Nowo-ijablanowa erschienen in manchen Jahren Großtrappen im Herbste in der Nähe des genannten Dorfes.

85. Tetrao teimx (Linn.). Laut Mitteilung eines Bauern er- scheinen Zwergtrappen alljährlich als Brutvögel beim Dorfe Nowo- Jablonowa. Vor der Ankunft der Exkursionsmitglieder im genann- ten Dorfe wurde am 19. Mai von den Kindern unseres Gewährs- mannes ein Gelege von 9 Eiern der Zwergtrappe gefunden und gesotten verspeist!

Charadriiformes.

86. Vanellus vanellus (Linn.). Als ungemein häufiger Brutvogel der Barabasteppe lenkte der Kiebitz durch seine kläglichen Laute schon bei der Eisenbahnstation Tschany die Aufmerksamkeit der Exkursionsmitglieder auf sich. Je näher das Ziel der Exkursion, der See Tschany, kam, desto größer wurde die Anzahl der beob- achteten Individuen. Sowohl am Ufer des Sees, wie auf den Inseln scheint der Kiebitz gleichmäßig verteilt zu sein. In der Sammlung befinden sich ein adult, q" vom 21. und ein pull, vom 25. Mai aus der Umgegend von Nowo-Jablonowa, sowie 2 Eier aus Taganowskoje.

87. Tringa subarcuata (Güld.). Während unseres Zeitlebens am Ufer des Sees Tschany beim Dorfe Taganowskoje machten sich große Trupps von Strandläufern bemerkbar, die aus Verbänden dieser und der folgenden Art bestanden. Das erste Exemplar wurde am 18. Mai erbeutet. Als Lieblingsaufenthaltsort dieser Strandläufer kann die sandige, bloß spärliche Vegetation aufweisende Uferzone

H. Johansen. Ein ornith. Ausflug an den See Tschany.

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unmittelbar am Wasser angesehen werden, wobei die Vögel teilweise auch im Wasser standen, resp. umherliefen. Auch flache Stellen im Wasser in einiger Entfernung vom Ufer wurden von ihnen bevorzugt. Ein Beweis für das Brüten dieser Art im Gebiet des Tschany konnte nicht erbracht werden. In der Sammlung befinden sich Exemplare vom 18. Mai (cf und 9) und vom 20. Mai (cf).

88. Tringa alpina Linn. Das Konstatieren der Anwesenheit dieser Strandläuferart am See Tschany in der zweiten Hälfte des Mai beim Dorfe Taganowskoje bietet ein gewisses Interesse, da diese Art, obwohl sie die Umgegend von Tomsk regelmäßig auf dem Zuge berührt, bisher in den Steppen des Tomsker Gouvernements nicht nachgewiesen war, höchstwahrscheinlich aus dem Grunde, weil noch niemand von den früheren Beobachtern um diese Zeit schon an Ort und Stelle war und somit der Zug verpaßt wurde. In der Samm- lung befinden sich 4 Exemplare vom 19. Mai (cf und 9) und vom

20 Mai (99)*

89. Tringa temmincki Leisl. Diese kleine Strandläuferart wurde einigemal am Ufer des Tschany bei Taganowskoje ange- troffen. In der Sammlung ein Exemplar vom 21. Mai.

90. Tringa minuta Leisl. Zusammen mit der vorhergehenden Art am 21. Mai erbeutet. In der Sammlung ein cf-

91. Pavoncella pugnax (Linn.). In der Umgegend von Taga- nowskoje nicht selten. Wurde auf der Redenjkij -Insel am 21. Mai gefunden. In der Sammlung drei Bälge (cf- cf|9) vom 23- unc* 30. Mai.

92. Totanus stagnatilis Bechst. Der Teichwasserläufer be- wohnte die von der Exkursion berührten Gebiete in relativ geringer Individuenzahl. Wurde sowohl am Ufer des Sees bei Taganowskoje erbeutet, sowie auch auf einigen der entfernteren Inseln beobachtet.

93. Totanus ochropus (Linn.). Der punktierte Wasserläufer wurde bloß einmal am 4. Juni zwischen den Dörfern Taganowskoje und Nowo-Jablonowakoje beobachtet.

94. Totanus calidris (Linn.). Die Gambette ist im ganzen Ex- kursionsgebiet gemein. In der Sammlung befinden sich ein adult, cf vom 21. und ein pull, vom 25. Mai.

95. Limosa limosa Linn. (L. melanura Leisl.). Diese Pfuhl- schnepfe ist als Brutvogel in der Barabasteppe sehr verbreitet und wurde während der Fußtour von der Eisenbahn bis zum See Taga- nowskoje einigemal beobachtet und erbeutet. Auch im Gebiet zwi-

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H. Johansen: Ein ornith. Ausflug an den See Tschany.

sehen den Dörfern Taganowskoje und Nowo-Jablonowa wurde sie einigemal angetroffen. Während der Fahrten auf dem See wurde sie häufig beobachtet auf den Inseln Redenjkij, Redkij, Tschere- muchowy. Auf der Kalinow-lnsel konnte sie nicht konstatiert wer- den. In der Sammlung ist sie durch zwei Exemplare vom 20. und 29. Mai (cf und Q) vertreten.

96. Numenius arcuatus lineatus Cuv. Der östliche große Brachvogel wurde auf den Tschany-Inseln angetroffen, doch nicht in großer Anzahl. Er wurde am 21. Mai auf der Redenjkij -Insel, am 1. Juni auf der Dalny Tscheremuchow-Insel in bloß einem Exemplar das gegen Abend dahin angeflogen kam und am 2. Juni auf der Bekarew-Insel beobachtet. Am 4. Juni bemerkten wir ihn zwi- schen den Dörfern Nowo-Jablonowa und Taganowskoje.

97. Numenius tenuirostris Vieill. Ein einzelner kleiner Brach- vogel, der den Schützen nicht heranließ, und darauf ein sich ebenso verhaltener Trupp dieser Vögel wurde von P. A. Schastowsky unweit unseres Zeltlagers beim Dorfe Taganowskoje beobachtet. Kleine Brachvögel, offenbar derselben Art, flogen am 27. Mai über der Redkij-Insel, wo sie schon Junge hatten.

Larifurmes.

98. Sterna hirundo Linn. Die Flußseeschwalbe war eine ziemlich gewöhnliche Erscheinung im Gebiet zwischen der Eisenbahn und dem See Tschany. Auf einer kleinen Insel beim Dorfe Taganowskoje befand sich eine Brutkolonie, woher 19 in der Sammlung befindliche Eier dieser Seeschwalbe stammen.

99. Hydrochelidon ßssipes (Pall.). Die weißflügelige See- schwalbe wurde bloß in wenigen am Zeltlager bei Taganowskoje am 24. Mai vorbeifliegenden Stücken beobachtet, gehört aber sicher zu den Brutvögeln des Gebiets.

100. Lants canus niveus Pall. Eine der gewöhnlichsten Möven auf den Tschany-Inseln. Während der am 21. Mai vom Dorfe Taganowskoje aus unternommenen Bootfahrt zu den sog. „näheren Inseln“ (Tscheremuchow und Redenjkij), wurden auf letzterer eine Menge leerer Nester dieser Möve gefunden, die von Bauern ihres Inhalts beraubt waren. Letztere unternehmen spezielle Raub- fahrten zweck Sammelns von Möven- und Enteneiern, welche in der ganzen noch nicht vogelarm zu nennenden Barabasteppe überall gegessen werden. Solche Raubzüge verwüsten natürlich die am

H. Johänsen; Ein ornith. Ausflug an den See Tschany. l9

wenigsten von den Dörfern entfernten Brutplätze am meisten, doch werden auch größere Bootfahrten unternommen nach entfernteren Inseln, die sonst von Menschen im Sommer überhaupt nicht besucht werden. Trotz der von den Bauern auf der genannten Insel ange- richteten Verwüstung konnten in kurzer Zeit doch noch für die Sammlung 22 Eier gefunden werden. Auch auf anderen und den entfernteren Inseln (Redkij, Bekarew und Usenjkij) konnten wir diese Möve gleichfalls als Brutvogel konstatieren. Außer den Eiern befinden sich in der Sammlung zwei Bälge dieser Art (q1 und Q) vom 21. Mai.

101. Larus argentatus cachinnans Pall. Die sibirische Silber- möve wurde auf der „näheren“ Tscheremuchow-Insel beobachtet am 24. Mai, doch wurden hier keine Nester gefunden. Ferner wurde sie in der Nähe von Nowo-Jablonowa und auf der Bekarew-Insel ange- troffen, doch verriet sie nirgends ihr Brutgeschäft.

102. Chroicocephalus ridibundus (Linn.). Wie seltsam es auch erscheinen mag, die Lachmöve war auf dem See Tschany und dessen Inseln die am wenigsten beobachtete Möve. Sie kam in nur weni- gen Exemplaren und nur an wenigen Orten zu Gesicht. Zum ersten Mal beobachteten wir diese Möve im Exkursionsgebiet an dem etwa 15 km nördlich vom Dorfe Taganowskoje gelegenen See „Dwa Oserka“, wohin am 22. Mai eine Nebenexkursion von P.A.Schas- t o w s k y, mir und meinem Sohne unternommen wurde. Hier be- stand eine große Brutkolonie dieser Möve auf dem kleinen, dicht mit Schilf und Rohr bewachsenen See, wo sie offenbar in völliger Ein- tracht mit Zwergmöven, dem gehörnten und schwarzhalsigen Lap- pentaucher lebte. Obgleich die argen Eierräuber des Dorfes Ta- ganowskoje auch diesen weltabgeschiedenen Erdwinkel heimgesucht hatten, wovon unweit des Feuerplatzes herumliegende Eierschalen und sogar vergessene Teile gekochter Möven- und Lappentaucher- eier stumm aber beredt zeugten, konnten beim Befahren des Sees dennoch genügend Eier für die Sammlung zusammengebracht werden.

Hier hat sich u. a. folgendes liebliche Bild mir wohl für immer eingeprägt : Ein von den grellen Strahlen der sibirischen Frühlings- sonne beleuchtetes schwimmendes Nest der Lachmöve, an dessen Rande ein sich an der Sonne wärmendes, eben dem Ei entschlüpftes Dunenjunges in seinem allerliebsten fleckigen Kleide mit weit aus- gestrecktem Bein sich einem dolce far niente hingebend, dabei aber

2*

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H. Johansen: Ein ornith. Ausflug an den See Tschany.

mit klugen Augen den sich im Einbaum geräuschlos nahenden Be- obachter nicht außer Acht lassend. Neben dem Dunen jungen ein Ei, dem wohl heute noch ein ebenso netter pullus entschlüpfen wird und neben dem Nest im bräunlichen warmen Wasser des Schilfsees ein zweites, das dritte und letzte des Geleges, das aus irgend einem Grunde über den Rand des Nestes ins Wasser geglitten ist, dank dem starken Bebrütungszustand sich aber schwimmend erhält. Behutsam legt die Hand des Beobachters das Ei ins Nest zurück.

103. Hydrocoleus minutus (Pall.). Kaum hatten sich die Exkur- sionsmitglieder zur 50 km weiten Fußtour von der Eisenbahnstation Tschany zu dem See in Bewegung gesetzt, dessen Namen die Station trägt, als sie von Möven begrüßt wurden, die durch ihre Schönheit sofort die Aufmerksamkeit aller auf sich lenkten und dadurch ihr Leben einbüßten. Es waren Zwergmöven, die in der Barabasteppe außerordentlich und zahlreich verbreitet sind im Gegensatz zu der von O. F i n s c h*) geäußerten Ansicht, der diese Möve für sel- ten hielt.

In besonders großer Anzahl von Brutpaaren bewohnte die Zwergmöve den bei der vorhergehenden Art erwähnten See, wo ungeachtet der von den Eierräubern angerichteten Verheerungen der uns begleitende Bauer in etwa einer halben Stunde Bootfahrt gegen 50 Eier sammelte und sofort sich an das Abkochen derselben im Kessel machte.

Sehr bemerkenswert erscheinen mir folgende von mir hier am 23. Mai gemachten Beobachtungen. Die Zwergmöve deponiert ihre Eier bisweilen in fremde Nester. So konnte ich mich davon über- zeugen, daß im Nest des schwarzhalsigen Lappentauchers, welches von den sich entfernenden Besitzern immer mit Schlamm, Schmutz, faulenden Pflanzen und grünen Stengelchen verdeckt und dadurch so gut maskiert wird, daß die Eier vollständig unsichtbar werden, sich außer den Eiern des Lappentauchers auch ein Zwergmövenei befand, das mit verdeckt war. Wenn ich einigemal Zwergmöveneier als Zugabe zu dem Gelege einer Lachmöve in deren offenem, stets unverdecktem Nest fand, so konnte ich mir das so erklären, daß das Zwergmövenei nicht entfernt wurde, weil es in der Färbung sich nicht wesentlich von den Lachmöveneiern unterscheidend, eben unbe- merkt blieb. Doch von den Eiern der Lappentaucher unterscheiden sich die Zwergmöveneier bekanntlich dermaßen, daß sie von den

*) Reise nach West-Sibirien (Verh. zool.-bot. Ges. Wien, 1879, p. 276).

H. Johansen: Ein ornith. Ausflug an den See Tschany.

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rechtmäßigen Wirten nicht unbemerkt bleiben können. Und die Lap- pentaucher werfen die frisch abgelegten wie ein Stein im Wasser untersinkenden Zwergmöveneier nicht einfach über den Rand ihres Nestes, sondern bebrüten sie und maskieren sie beim Verlassen des Nestes in gleicher Weise wie ihre eigenen. Bei einem so entgegen- kommenden Benehmen von Seiten des Lappentauchers und vielleicht auch der Lachmöve könnte mit der Zeit aus der allerliebsten Zwerg- möve ein Brutparasit werden.

Auf der Dalnji Tscheremuchow-Insel wurde am i. Juni auch eine Zwergmövenkolonie gefunden. Die Eier befanden sich in Gele- gen von 2 und 3 auf den von den Wellen am Ufer abgelagerten Schichten vorjährigen Rohres und Schilfes, wurden aber von den Eltern nicht bebrütet. Den ganzen Tag über wurde keine einzige Zwergmöve hier bemerkt ; erst gegen Abend sahen wir sie über den See herankommen und sich über den Nestern niederlassen.

Coiymbiformes.

104. Dytes auritus (Linn.). Der gehörnte Lappen taucher ist ein Brutvogel des Dwa Oserka, wurde aber auf dem Tschany selbst nicht beobachtet.

105. Proctopus nigricollis (Brehm). Der schwarzhalsige Lap- pentaucher ist Brutvogel des ganzen Exkursionsgebiets und wird sowohl auf kleinen Seen der Barabasteppe, sowie auch auf dem größ- ten dieser Seen, dem Tschany, angetroffen. Ein in der Sammlung befindliches Dunenjunges wurde von P. A. Schastowsky am 23. Mai aus dem Ei präpariert. In der Sammlung befinden sich 11 Eier beider Lappentaucherarten.

106. Colymbus arcticus Linn. Der Polarseetaucher ist ein häu- figer Brutvogel der Barabasteppe und auf dem Tschany recht zahl- reich vertreten. Jeden Morgen konnte man in der Frühe einen See- taucher über unserem Ufer des Tschany bei Taganowskoje er- richteten Zeltlager fliegen sehen. Während der Bootfahrten auf dem See wurde er auch mehreremal beobachtet. Von einem Jäger wurde in Taganowskoje ein lebender Seetaucher gekauft, der mehrere Tage unser Zeltleben teilte und darauf die Freiheit wieder erhielt.

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C. Parrot: Beiträge zur Ornithologie der Insel Korsika.

Beiträge zur Ornithologie der Insel Korsika.

Von C. Parrot f.

(Schluß v. Jahrg. 1910, p. 216.)

Riparia rupestris rupestris. (Scop.)

Die Felsenschwalbe kann mit Fug und Recht als einer der ver- nehmlichsten Charaktervögel unserer Insel bezeichnet werden ; denn sie ist hier den ganzen Winter über allenthalben in den bergigen Teilen des Landes, wie in der Ebene anzutreffen und bildet so förm- lich auch in der rauhen Jahreszeit einen Ersatz für die dann feh- lenden anderen Schwalbenarten. Dem frischen Ankömmling zuerst einen überraschenden Anblick bietend, wenn sie in Scharen über den freien Plätzen vor der Stadt sich tummelt oder selbst auf den Gesimsen hoher Häuser gegen den Wind Schutz suchend, ruht, wird sie ihm bald eine ganz gewohnte Erscheinung, denn er begegnet ihr auch draußen im Gelände, über Berglehnen, Steinbrüchen, an gewissen Stellen der Meeresküste, ja selbst in den Flußniederungen und Ebenen überall, nicht gerade häufig, aber doch in gleichmäßiger Verbreitung an allen Stellen, wo ein gesteigertes Insektenleben die Jagd auf fliegende Nahrung ergiebig erscheinen läßt. So jagt die Felsenschwalbe namentlich bei regendrohender Witterung oder bei föhnigem Wind genau wie unsere Rauchschalbe, dem Beobachter oft fast ins Gesicht fliegend oder ihn mit den Flügeln streifend, auf und ab und läßt sich auch durch gelegentliche Fehlschüsse nicht in ihrem zutraulichen Wesen beirren und von dem einmal gewählten Platze vertreiben. Am zahlreichsten und regelmäßigsten ich zählte Gesellschaften von 10 17 Stück traf ich sie natürlich auf den Küstenbergen im Gebiete der Macchia an ; eine größere Gesell- schaft tummelte sich am 5. März an der Steilküste nahe der Punta della Paruta an Lehmwänden ; doch waren auch schon anfangs Februar paarweise fliegende Exemplare keine Seltenheit ; von einem solchen Paare erlegte ich am 4. Februar ein Stück. Am 1. und 17. März sah ich einige am Campo di Loro, die letzten am 20. März über der Place Casone, wo ihr Haupttummelplatz war. -Bei Sagone (an der Küste) und bei Bogognano in 800 m Seehöhe kam sie am 23., resp. 30. März vor.

Die beiden erbeuteten Stücke bieten insofern besonderes Inter- esse, als das eine Männchen vom 4. Februar eine viel dunklere, auf dem Kopf fast schwärzlichbraune Oberseite darbietet und auch etwas kleiner ist, während das zweite Exemplar,

C. Parrot: Beiträge zur Ornithologie der Insel Korsika.

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gleichfalls ein Männchen, am 28. Februar aus einer Schar von 10 Stück erlegt, wesentlich heller sich präsentiert und in der lichten Rücken färbung nur ganz unbedeutend hinter Exemplaren, die mir aus Griechenland, Epirus, Herzegowina und aus den zentralen Pyre- näen vorliegen, zurücksteht. Ich gebe die Maße des Vergleichsmate- rials, das ich zum Teil dem Entgegenkommen des Rothschild’- schen Museums verdanke, unten wieder. Habe nur noch zu bemer- ken, daß die Kinnfleckung bei dem lichteren Korsen, der ziemlich guten Erhaltungszustand des Rückengefieders zeigt, etwas dunkler als sonst erscheint.

Arrigoni’s Cotile obsoleta sarda (Avicula 1902, p. 103), deren Typen ebenfalls im Februar erbeutet wurden, scheint nur eine sehr helle R. rupestris zu sein, da es heißt : „grigio-rossicio assai pallido“ und molto piit chiara“ und hat jeden- falls mit C. obsoleta nichts zu tun.

Es wäre übrigens wohl nicht ganz von der Hand zu weisen, und würde mit allen Erfahrungen bezüglich des Kolorits der Insel- vögel übereinstimmen, daß im Gegenteil der dunkle Korse, wenn sich sein Kolorit als konstant erwiese, als der im Lande heimische Vogel angesehen werden könnte, während die „normal“ lichter gefärbten Individuen vielleicht nur Wintergäste aus kontinentalen Gebirgsgegenden darstellen. Die Frage bedarf jeden- falls noch weiterer Nachprüfung und kann leicht durch Beschaffung von korsischen Sommervögeln gelöst werden. Wegen starker Ab- nützung der Schwingen sind oft diese Maße nicht sehr zuverlässig.

Maßtabelle:

a c

(Mus. Mon.) 5 ad., Ajaccio 4. II. 127 59 mm

5 ad., 28. II. 131 02,5

<5 ad., Mostar 1. VI. 124 61

9 ad., 1. VI. 125 61 ,,

Mus. Rothschild) <5 ad , Parnaß 26. VI. 133 63 mm Q ad., 3. IX. 128 62

Ö ad., 12. V. 131 66

5 ad., Epirus 28. XI. 128 66 ,,

5 juv., 26. XI. 129 64

(5 ad., Cauterets 20. III. 132 61

Chelidon rustica rustica. (L.)

Die ersten Rauchschwalben ein eben ankommendes junges Exemplar an den lies sanguinaires und weitere 3 Stücke

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C Parrot: Beiträge zur Ornithologie der Insel Korsika.

abends am Kai von Ajaccio beobachtete ich am 28. März. Am nächsten Abend um 3/46 Uhr tummelte sich wieder ein Stück über dem Strand.

Von zwei mir vorliegenden Weibchen vom 12. Mai und 10. Juni ist das letztere ein jüngerer Vogel mit wenig ausgebildeten Schwanzspießen, ziemlich rot angeflogener Brust und blaß gefärbter Kehl- und Kropfgegend. Die Flügellänge beträgt 110 mm, bei dem alten Vogel 12 x mm.

Hirundo urbica L.

Am 29. März vormittags beobachtete ich vor dem Hotel Suisse in Ajaccio 4 scheinbar erst kurz angekommene Exemplare.

Caprimulgus europaeus meridionalis Hart.

Caprimulgus europaeus meridionalis Hartert, Ibis 1896, p. 370.

Ich habe zwei aus Korsika erhaltene Exemplare unter obigem Namen aufgeführt, muß aber betonen, daß mir die Gelegenheit fehlte, an der Hand meines nur geringfügigen Materials einer gründlichen Nachprüfung der fraglichen Form näherzutreten. Die Exemplare sind ungewöhnlich stark rostgelb im Grundton der Unterseite und in der Zeichnung der Schulter- und Flügelfedem, fast ockerrot auf der breiten Flügelbinde. Das Männchen besonders klein zeichnet sich durch ungewöhnlich kleine weiße Flecke auf den Hand- schwingen und auch durch eine schmälere Schwanzterminalbinde aus. Der Gesamteindruck des Kolorits ist bei beiden ein dunkler, da die schwarze Oberseitenzeichnung ungewöhnlich tief und dicht erscheint. H a r t e r t’s Kennzeichnung von C. meridionalis im „Tierreich“ (Lieferung 1, p. 57) ist etwas dürftig. Meine beiden Stücke scheinen sich durch geringe Größe auszu- zeichnen, wie wohl aus folgenden Maßen hervorgeht :

a c

5 ad., Ajaccio 11. VI. 185 135

9 ad., Caldaniccio, 30. VI. 187 139

Apus apus kollibayi Tschusi.

Apus apus kollibayi Tschusi, Ornith. Jahrb. 1902, p. 234.

Auch hier, bei einem am 3. Mai in Ajaccio erbeuteten Männ- chen, das sich durch ziemlich bedeutende Größe und deutlich aus- geprägten weißen Kehlfleck auszeichnet und darin völlig zwei Exem- plaren aus C a 1 a m a t a, resp. Konstantinopel gleicht (s. Verhandl. Omith. Ges. in Bayern VIII, p. 27) muß ich die Sub-

C. Parrot: Beiträge zur Ornithologie der Insel Korsika.

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spezies-Bezeichnung unter Vorbehalt wählen, denn es kommen bei uns ebenso starke Exemplare garnicht selten vor und Ausdehnung wie Reinheit der weißen Kehle sind in gleicher Weise recht wech- selnd, obschon am extremsten bei jungen Vögeln ausgebildet. So zeigt auch ein altes Exemplar aus Bayern mit einer Flügellänge von 175 mm viel Weiß an der Kehle. Vollends im Oberseitenkolorit vermag ich an dem mir vorliegenden Material keinerlei prin- zipielle Unterschiede zu entdecken. Die drei Südländer messen in der oben erwähnten Reihenfolge a. 172, 174, 173 mm; der letztere Vogel ist ein Weibchen. Kann die Form kollibayi aufrecht erhalten werden, so wären die beiden Balkanvögel ebenso wie der Korse dazu zu rechnen.

Upupa epops epops L.

Ein am 16. April am Campo di Loro erlegtes Männchen prä- sentiert sich stattlich, auch im Schnabel (r. 57), doch ist das Flügel maß gering (146 mm). In der düsteren Farbe der Halsseiten und der Kropfgegend erinnert das Exemplar etwas an den unterägypti- schen Vogel ( Upupa epops major Alfr. Brehm.), der aber auf der Oberseite viel dunkler ist. Ich habe auf diese Unter- schiede in meinen „O rnithologisch. Wahrnehmungen auf einer Fahrt nach Ägypten“ (München 1903, p. 3t und 32) schon ausführlich hingewiesen, diese Arbeit ist aber von M. J. Ni co 11 (s. Bull. Brit. Orn. Club, Juni 30 th., 1909) ganz unbeachtet gelassen worden.

Auf der großen Blutinsel im Eingang in den Golf von Ajaccio kamen am 28. März zwei Exemplare, die sich wohl zu nur kurzer Rast hier niedergelassen hatten, zur Beobachtung. Nach Aussage des Leuchtturmwächters war am Tage vorher das erste in diesem Jahre gesehen worden.

Merops apiaster L.

Eine schöne Reihe dieses anscheinend auf Korsika häufig vor- kommenden, aber erst im späten Frühjahr eintreffenden interessanten Vogels erwarb das hies. Museum von meinem dortigen Sammler. Da irgendwelche auffallendere plastische oder koloristische Abweichungen in keinem Falle zu konstatieren waren, begnüge ich mich mit der Wiedergabe des ganzen Materials und füge die übrigens völlig im gewöhnlichen Rahmen sich bewegenden Flügelmaße bei :

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C. Parrot: Beiträge zur Ornithologie der Insel Korsika.

5 ad., Ajaccio 12. VI 148 mm

12. VI. (146)

13. VI. 149

,, Campo di Loro 13. VI 149 ,,

Caldaniccio 13. VI. 149 ,,

Ajaccio 14. VI. 145

Q ad„ Campo di Loro 31. V. 143

Ajaccio 12. VI. 146

.. 13. VI. 143

14. VI. 150

- 142

Alcedo ispida ispida (L.)

Am 3. Februar scheuchte ich zu meiner Überraschung ein zwi- schen den Granitklippen der nördlichen Golfküste sitzendes Exemplar auf. Außerdem begegnete mir der Eisvogel im mittleren Gravone- Tal bei Carbuccia einmal ; er überflog eine durchaus trockene Wiese, ziemlich entfernt von dem Flußlauf.

Cuculus canorus kleinschmidti Schiebel.

Cuculus canorus kleinschmidti Schiebel, Ornithol. Jahrb. 1910, p. 103.

Zu den bereits in den „Ornithologischen Monatsberichten“ ( 1910, p. 156) erwähnten beiden Exemplaren aus Korsika ist im einzelnen noch mitzuteilen: Das ziemlich alte Weibchen (No. 1) zeigt die inneren Sekundären größtenteils dunkelsepiabraun, die Schulterfedern dagegen schmutzig graulichschieferfarben ; da und dort finden sich alte braune Federn verteilt; Kinn und Kehle sind trüb blaugrau, weiter nach unten treten braune Töne auf, der hintere Teil des Kropfes ist schon stark mit dieser Farbe gemischt (Reste des Jugend- gefieders) ; Kopf, Nacken, Vorderrücken, Bürzel usw. sind viel dunkler als bei kontinentalen Vögeln ; die Unterschwanzdecken durchgehend breit schwärzlich gebändert. Das jüngere „Weibchen“ zeigt die Halsseiten und etwas auch den Nacken rost- braun gebändert, wie auch Unterkehle, Kropf und einige Flecke auf den seitlichen Steuerfedern diese Farbe aufweisen ; die Untersei- tenbänderung, mit der Unterkehle beginnend und auf die ganzen Unterschwanzdecken sich ausbreitend, ist breit und schwärzlich, aber die hellen Zwischenräume sind hier weiter; die Oberseite ist hier ebenfalls in toto dunkler als sonst, am meisten auf den Oberschwanz- decken.

C. Par rot: Beiträge zur Ornithologie der Insel Korsika.

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Auffallend ist außerdem bei beiden Stücken die geringe Körpergröße (auch am Schnabel bemerkbar); alle jüngeren Exemplare aus meiner Sammlung sehen viel stärker aus ; genaue Vergleichsmessun- gen ergaben nur bei einem jungen Männchen aus Südungarn ein Flügelmaß von 198 mm ; alle anderen Stücke aus Südbayern, Rheinpfalz und sogar junge Vögel lieferten höhere Werte: 202, 208, 212, 215, 220 mm. Auch Fat io (Faun’e Vertebres Suisse, I., p. 246) gibt als Flügellänge 200 220 mm an. Cuculus c. rumaenicus Tschpsi ist anscheinend noch größer.

Hier die Maße der Korsen.

1. Q ad., Arsuto 18. VI, a. 190; c. 140 mm

2. Q juv., Pruno 7. VI. a. 197; c. 168.

Es wäre möglich, daß der Präparator bei No. 1 die Geschlechts- angabe irrtümlich gemacht hätte ; man könnte den Vogel eher für ein jüngeres Männchen halten.

Dendrocopus major major (L.)

Ein anscheinend nicht zur sardinischen Form D. major har- terti Arrig. (Avicula VI., p. 103) gehöriges, weil völlig mit hiesigen Exemplaren übereinstimmendes Weibchen auffallend sind mir lediglich einige schwarze Terminalbinden auf den mittleren Flügel- decken — fand ich auf dem Wildpretmarkte (ca. 136). Im Forst von A’ftone, wo ich den Lockton des Buntspechts wiederholt ver- nahm, versuchte ich leider vergeblich, an ein Exemplar heranzukom- men. Ein in meiner Sammlung befindliches adultes Männchen aus Sardinien (a. 135) unterscheidet sich von bayerischen Stücken nur durch etwas kälteres, mehr weißbräunliches Unterseitenkolorit und stimmt darin allerdings mit dem Korsen überein ; das schmale Stirnband ist bei diesem dunkelbraun, bei dem Sardinier aber hell- braun bis bräunlich rahmfarben u. breit; letzteres trifft übrigens auch bei einem jungen Männchen vom 19. Juni, gleichfalls aus Sardinien, zu, das das hellere Unterseitenkolorit schon erken- nen läßt.

Jynx torquilla tschusii Kleinschm.

Jynx torquilla tschusii Kleinschmidt, Falco 1907, p. 103 (Sard.).

Dieser von Whitehead lediglich zweimal im Januar auf Korsika konstatierte Vogel wurde von mir ebenfalls nur ganz wenige Male im Freien beobachtet, d. h. im Vorbeistreichen flüchtig gesehen ; am 22. Februar aber traf ich auch ein Exemplar auf der Place Casane

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C. Par rot: Beiträge zur Ornithologie der Insel Korsika.

an, das seine Stimme von einem Olivenbaum herab ertönen ließ. Um so auffallender war, daß der Wendehals von Anfang Januar an bis in den März fast täglich in einzelnen Exemplaren unter den Kleinvögeln auf dem Wildpretmarkte zu finden war. Auch das Exemplar, das der Kleinschmid t’schen Benennung zu Grunde liegt es ist weder der Typus, noch die Zahl der untersuchten Exem- plare angegeben , stammte, wie mir der Autor mündlich mit- teilte, aus dem Winter. Trotzdem scheint es sich zu bestätigen, daß wir in der Form tschusii einen endemischen, also korsischen und sardinischen Brutvogel vor uns haben, der dort auch über- wintert. Ein Teil der mitgebrachten Vögel wenigstens unterscheidet sich ganz wesentlich von mitteleuropäischen Stücken, die allerdings fast ausnahmslos nur im späteren Frühjahr in unsere Hände gelangen, wo ihr Federkleid schon einen höheren Grad der Abbleichung und Abnützung erreicht hat, derzuVergleichen sehr wenig geeig- net ist. Von den vorliegenden Exemplaren aus Korsika zeichnen sich namentlich drei Stücke (die ersten in der nachstehenden Reihe) durch sehr stark rostgelb angeflogene und breiter als sonst gebänderten Unterkörper aus, ferner durch ebenfalls r e g e 1 m ä- ß i g e r e und kräftigere Bänderung resp. Fleckung auf Hinterbrust und Bauch aus;*) dabei ist überhaupt die ganze Unterseite, na- mentlich die Flankengegend, leicht rostgelblich überlaufen, die übri- gen Stücke sind in den vorderen Partien des Unterkörpers den vorigen völlig gleichend, dagegen sind Brust und Bauch viel weißer und weniger gefleckt und ähneln in dieser Hinsicht sehr den ent- sprechenden Teilen beim deutschen Vogel; einige weitere Stücke, die mir durch die Hände gingen, schienen mit den letztgenannten über- einzustimmen. Man möchte nun geneigt sein, anzunehmen, daß neben dem endemischen Korsen vielleicht auch nordische Vögel auf der Insel überwintern und daß dies die Stücke mit weißlicher Unter- seite sein könnten; dem widerspricht aber die merkwürdige Tatsache, daß sämtliche Korsen ohne Ausnahme hinter mitteleuropäischen Stücken an Größe zurückstehen, also doch hierin wahrscheinlich ihre Zusammengehörigkeit dokumentieren ; ob auch dem durchgängig dunkleren Oberseitenkolorit eine differentialdiagnostische Bedeutung beizulegen ist, möchte ich bei dem Mangel von nordischem Ver- gleichsmaterial aus den gleichen Wintermonaten unentschieden las-

*) Kleinschmidt sagt nur : »Dicht gefleckte Unterseite u. kleiner« .

C. Par rot: Beiträge zur Ornithologie der Insel Korsika.

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sen. Die vorher angeführten Unterschiede genügen aber jedenfalls und können nicht in dem Maße von etwaigen jahreszeitlichen Ein- flüssen abhängig sein, um die Existenz dieser südlichen Form in Zweifel zu setzen. Es bliebe nur nachzuprüfen, ob dieselbe nicht vielleicht über das ganze Mediterrangebiet verbreitet ist ; denn es liegt mir ein auffallend kleines jüngeres Männchen (a. 78,2) aus dem Peloponnes vom 10. November vor, das oberseits ungewöhn- lich dunkel und grau gefärbt ist, unten aber eine ebenso ungewöhn- lich dichte und grobe, über Brust, Bauch und Schenkel sich er- streckende Bänderung und einen zwar nicht sehr starken, aber fast in gleicher Intensität die ganze Unterseite bedeckenden rost- gelblichen Anflug aufweist ; also gleichfalls ein Exemplar aus dem Winter-Beginn. Es erscheint freilich hier nicht ganz ausgeschlossen, daß es ein Wintergast aus dem fernen Norden oder Osten gewesen sein könnte; aus dem Tianschan wenigstens sind mitunter ziemlich kleine, auffallend rostgelb tingierte Exemplare bekannt ge- worden. Nachstehend mein korsisches Material :

a

Q ad„ Ajaccio 18. I. 81,8 mm Ö ad. 7. II. 85

- m. 82,5

- m. 81

- m. (79)

- (Flügel) 83

- 83

Die Tage, an denen ich den Wendehals gewöhnlich in 1 3 Stücken auf dem Markte fand, waren, genau notiert, folgende : 9. I., 19. I., 20. I., 22. I.„ 26. I., 7. II., 9. II., 15. II., 18. II., 21. II„ 23. II., 3. III., 5. III. In dieser Zeit flaute überhaupt der heimliche Verkauf kleiner Vögel zu Speisezwecken ganz ab. Im Magen eines Wendehalses fand ich viele Ameisen (19. I.).

Columba livia subsp. ?

Auf dem Markte in Ajaccio notierte ich einzelne Stücke der Felsentaube am 17. Januar, 2. und 9. Februar und 24. März. Das durch seine Kleinheit auffallende Männchen vom 9. Februar, das ich für die Sammlung präparierte, weist eine Flügel- länge von nur 204, eine Schwanzlänge von 128 mm auf. Die Unter- seite ist wohl etwas lichter und reiner graublau als bei Balkan- vögeln, wie auch der Mantel sehr licht gefärbt erscheint; der grüne

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C. P a r r o t : Beiträge zur Ornithologie der Insel Korsika.

Glanz bedeckt den Hinterkopf und die ganze Ohrgegend, was ich sonst nicht gefunden habe. Größeres Material ist abzuwarten, um zu entscheiden, ob hier vielleicht eine noch unbekannte Form vorliegt.

Im Freien traf ich den Vogel zum erstenmale am 21. März an der Straße zwischen Cargisi und Piana, und zwar in Flügen von 7 20 Stück. Es war ein wunderhübscher Anblick, die schmucken Vögel in gleichförmigen Evolutionen ihren gemeinschaftlichen Flug ausführen und sich dann in ihrem gefälligen Kleide, das weithin leuchtend die weiße Bürzelgegend, die zwei schwarzen Flügelbinden und den grünschillernden Hals erkennen ließ, auf der schief abfal- lenden Oberfläche eines Felsblockes sich niederlassen zu sehen. Am 28. März erwies sich diese Taube als gar nicht seltene Bewohnerin der lies sanguinaires, die dem Golfe von Ajaccio unmittelbar vorge- lagert und quasi eine Fortsetzung der an der Nordwestecke vorge- schobenen Halbinsel Punta della Parata bildend, eine sehr inter- essante Flora wie Avifauna beherbergen. Auf der größten der süd- lichsten Inseln, welche auf ihrer höchsten Erhebung einen Leucht - türm trägt und namentlich gegen Osten zu sehr zerklüftetes und stark verwittertes Gestein zeigt, stießen wir beständig auf Felsen- tauben, die in kleinen Flügen an den Hängen entlang eilten ; aber auch die erste kleine, nur schwer zugängliche, weil fast überall steil ins Meer abfallende Insel, war von einer Anzahl Exemplaren, die sie umflogen oder über ihren mittleren Sattel hinwegstürmten, bewohnt.

Columba oenas oenas L.

Am 17. Januar kamen 2 Exemplare, am 2. Februar 1 Stück zu Markte.

Columba palumbus palumbus L.

Einer der häufigsten Wintergäste auf Korsika, wenigstens nach den Mengen dieser Vögel zu urteilen, mit denen der Wildpretmarkt in Ajaccio in den Wintermonaten überschwemmt erschein^. So zählte ich am 8. Januar mindestens 30 40 Stück, die bei verschie- denen Händlerinnen auflagen. Es war natürlich schwer, die Zu- und Abgänge an jedem Tage zu beurteilen, aber dieses Wild, das von den Hotelküchen, wie man mir verriet, auch als gelegentlicher Ersatz für das viel wertvollere, wenn auch gleichfalls zahlreich vorhandene Rothuhn geschätzt wird, war jedenfalls bis in den März (10. III.)

C. P a r r o t : Beiträge zur Ornithologie der Insel Korsika.

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hinein immer vertreten. Um diese Zeit wurde auch die Jagd auf sämtliche Wildarten so ziemlich geschlossen.

Ein am 17. Januar gekauftes Weibchen hatte in Kropf und Magen je eine ganze Eichel, außerdem viele grüne Saatblätter.

Nur wenigemale kam diese Taube im Freien zur Beobachtung: Am 18. Januar ein Exemplar am Salario, am 17. März ein solches in einem ziemlich steilen Tale bei Pisciatillo und am 21. März im Waldtale von Porto sowohl ein einzelnes Stück, wie weiter oben noch ein Flug von 51 Stück, der in der Richtung gegen das Meer über dem Kastanienwald dahineilte. An der Fahrstraße über dem Col di Sevi (1100 m), wo der Kastanienwald von Beständen alter Buchen und Steineichen abgelöst wird, zeigten sich am 22. März gleichfalls zwei dieser Vögel.

Die Oberseite der auf Korsika gesehenen Ringeltauben, welche dort nur wenig sich fortpÜanzen dürften, erschien mir von Anfang an dunkler, als bei unseren Exemplaren, was sich auch beim Vergleich zweier mit nach Hause gebrachter Exemplare, die in der Stärke in nichts hinter kontinentalen zurückstehen (a. 250 cf, resp. 229 Q) vollständig bestätigte. Von den Bälgen, die ich untersucht habe, hat nur einer aus Südungam (vom 25. März) ein fast ebenso düsteres Kolorit, während andere Stücke viel heller sind ; auch zwei West- preußen sind rel. dunkel.

Sollten am Ende diese vermeintlichen Wintergäste doch auf der Insel heimisch und in der üb er eistimmend dunklen Kolo- rierung (ich sah hunderte von Vögeln) ein subspezifisches Merk- mal zu finden sein? Ein Vergleich mit der Form maderensis Tschusi (Orn. Jahrb. XV., p. 227) wäre interessant und wichtig. Whitehead (p. 41) fand nur wenige Ringeltauben in den Berg- wäldem als Brutvögel.

Caccabis rufa corsa Parrot.

Caccabis rufa corsa Parrot, Ornith. Monatsber. 1910, p. 156.

Als eine durchaus regelmäßige und sogar häufige Erscheinung auf dem Wildpretmarkte in Ajaccio begegnete mir dieses Huhn im Freien bei keiner Gelegenheit. Es wird hauptsächlich in der Schlinge gefangen und nach Schluß der Jagdsaison pflegt diese verwerfliche Methode erst recht angewandt zu werden, denn die Küchen der Hotels werden auch noch späterhin von ihren geheimen Lieferanten mit Material versehen.

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C. Par rot: Beiträge zur Ornithologie der Insel Korsika.

Zwei von mir präparierte Exemplare vom 27., resp. 25. Januar, fallen durch ihre Kleinheit auf (q* : a. 150, c. 98; Q: a. 140, c. 77), so daß ich mich veranlaßt sah, die korsische Form abzu- trennen; es scheint ja auch die kanarische C. rufa australis (Tristr.) Ibis 1889, p. 28 lediglich auf Grund ihrer auffallenden Schnabel- größe als Unterart aufrecht erhalten werden zu können .

Bezüglich des Kolorits scheinen unsere Vögel der C. hispanica Seoane (Mem. Soc. Zool. France VII., p. 92) näher zu stehen als typischer C. rufa, ja das männliche Stück läßt sogar eine starke Annäherung an ein W e i b c h e n von C. maderensis Tschusi (Ornithol. Jahrb. 1904, p. 107), das ich in meiner Privat- sammlung besitze, erkennen. Auch diese Form ist nach dem Ent- decker — ich messe Q : a. 153, c. 110 mm größer als die Korsen.

Coturnix coturnix (L.)

Daß die Wachtel einzeln auf Korsika überwintert,, geht aus nach- stehenden Daten hervor: Auf dem Markte 19. I. 1 Stück; 21. I. 2 Stück; 24. I. 2 Stück; 7. II. 1 Stück (gekauft, hatte den Kropf ganz voll kleiner, roter Beeren) ; 12. II. 2 Stück.

Am 26. Januar ging ich selbst an einem Macchia bedeckten Berghang (ca. 180 m ü. M.). Es flog ein Exemplar auf und am 19. März vernahm ich auf dem Wege zum Gartengut Carrosania bei Ajaccio aus einem abschüssigen Grasgarten wiederholt den Wachtel- schlag — also noch wesentlich früher als s. Z. in Griechenland.

Es ist schwer zu sagen, ob diese Überwinterer aus nördlichen Gebieten zugewandert oder auf der Insel selbst beheimatet sind; ich vermute aber entschieden das letztere. Unterschiede zwischen ihnen und Exemplaren aus anderen Gegenden lassen sich bei einem Männ- chen (6. II.), das ich präparieren konnte, ebenso wenig, wie bei einem später erhaltenen Weibchen (24. IV.), das allerdings durch geringe Flügellänge (98 : 109 mm beim auffällt, feststellen.

Rallus aquaticus aquaticus L.

Zwei von mir konservierte Stücke, vom 9. resp. 19. Februar am Markte gekauft, stimmen in den Flügelmaßen mit bayerischen und ungarischen Bälgen überein. Während aber das eine auch im Kolorit in keiner Weise abweicht, zeichnet sich das andere durch etwas lichtere, freilich stärker abgenützte Oberseite aus und gleicht insofern fast dem Rallus aquaticus korejewi Sarudn., welcher in einem Exem- plar aus dem Tianschan vorliegt.

C. Par rot: Beiträge zur Ornithologie der Insel Korsika.

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Ortygometra porzana porzana (L.)

Ein am 17. März am Campo di Loro erlegtes Männchen gleicht Exemplaren aus Mitteleuropa, nur erscheinen die Körperseiten dunk- ler, stärker koloriert; die Flügellänge beträgt 117 mm.

Oedicnemus oedicnemus oedicnemus (L.)

Nachdem schon am 18. Februar ein Exemplar (Q) auf dem Markte erworben und für die Sammlung präpariert werden konnte, hatte ich am 7. März das Glück, da, wo der pußtaartige Charakter des Campo di Loro der breiten, fast ausschließlich mit einer Ginster- art (ähnlich dem Sarothamnus scoparius Koch) bewachsenen, als flache Sanddüne imponierenden Strandzone Platz macht, zwei Paare dieses interessanten Vogels wiederholt aufzugehen; zusammen oder auch einzeln flogen die Tiere immer schon zirka 80 Schritte vor mir hoch, so daß an einen sicheren Schuß nicht zu denken war. Die ziemlich langsamen, aber sehr fördernden Flügelschläge erinner- ten mich etwas an die Flugweise von Numenius arquatus ; niedrig über das Ginstergebüsch hinstreichend, fielen sie meist schon bald wieder ein. Der Vogel befand sich am künftigen Brutplatze, vs ie aus den Angaben Whitehead’s (1. c., p. 41) zu schließen sein dürfte.

Oben erwähntes Weibchen zeigt sehr lebhaftes Oberseitenkolorit mit blasser und reduzierter Schäftung; die Federn sind allerdings ziemlich stark abgerieben; Kropf und Vorderbrust erscheinen da- gegen stark rostbraun tingiert und dicht und rel. breit geschäftet.

Die Maße betragen : a : 2 32, c. 140, r. 46 mm.

Ein oberseits übereinstimmend gefärbtes Weibchen aus Tiflis hat die Unterseite dagegen sehr gering angeflogen und schwach geschäftet; auch ist es schwächer.

Vanellus vanellus vanellus (L.)

Abgesehen von einem Mitte Januar in der Umgegend von Ajaccio zur Erlegung gekommenen Exemplar sah und hörte ich bis zu Beginn des März nichts von der Anwesenheit dieser Art. Es waren also die am 1. März am Campo di Loro angetroffenen zwei größeren Gesellschaften von 65, resp. 235 Stück wohl frische An- kömmlinge, welche, stets enge zusammenhaltend und den Nach- stellungen verschiedener Jäger immer durch frühzeitige und weite Flucht sich entziehend, einige Zeit lang auf dem ausgedehnten pußtenartigen Gelände verweilt haben dürften. Vielleicht aber be-

3

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C. Par rot: Beiträge zur Ornithologie der Insel Korsika.

stand eine am 7. März am gleichen Platze sich herumtreibende Schar von ca. 80 Stück schon wieder aus anderen, neuerdings zugewan- derten Individuen. Im Schutze einer der hohen Brombeerhecken ge- lang es an diesem Tage meinem Begleiter, sich an eine kleine Gesell- schaft heranzupirschen und ein älteres Weibchen zur Strecke zu bringen. Der Vogel präsentiert sich ganz wie unsere Mitteleuropäer. Kinn und Kehle sind um diese Zeit weiß. Am 17. März war nichts mehr von Kiebitzen am Campo zu sehen.

Wh it ehe ad (1. c., p. 42) bezeichnet den Kiebitz als sehr gemein im Winter (nicht mehr nach dem 14. März).

Charadrius apricarius L.

Nachdem ich schon am 1. März zwei Exemplare erkannt hatte, die einem großen Kiebitzfluge beigestellt waren, notierte ich sechs Tage später eine hoch über dem Campo di Loro in Dreieck- oder Parabelform das Bild wechselt oft, aber fast immer war ein einzelner Vogel voraus dahinziehende Gesellschaft von 45 Exem- plaren. Auf dem Markte traf ich die Art nur am 10. März in einem Exemplar.

Ardea cinerea L.

Am 7. März beschoß ich einen aus dem dichten, urwaldähnlichen Ufergebüsch der Gravone aufgehenden Graureiher.

Nycticorax nycticorax (L.)

Ein am 10. Mai bei Sagone erbeutetes jüngeres Weibchen (im zweiten Jahre) dürfte in den dortigen Niederungen des Golfes, die ich im Vorbeifahren kennen gelernt hatte, wohl unfern vom Brut- platze sich befunden haben. Kopf- und Nacken sind bereits grün- schwarz, rotbraun an den Seiten, der Rücken einfarbig dunkelölbraun.

Phoenicopterus roseus Pall.

Diese Art liegt mir in einem am 3. April am Campo di Loro erlegten Männchen im herrlichsten Hochzeitskleide vor (a. 400, c. 190 mm). Ob die nach Arrigoni noch nicht für Korsika nachge- wiesene Art da nur durchzieht, etwa auf dem Wege nach den La- gunen des Rhonedeltas, oder vielleicht als verspäteter Wintergast aus dem Süden anzusprechen sein möchte, ist schwer zu sagen. Das seltene Auftreten auf der Insel nach Whitehead ist die Art aber den Eingeborenen wohl bekannt spricht eher für die erstere Annahme. An ein Brüten auf Korsika ist wohl nicht zu denken.

C. Par rot: Beitrage zur Ornithologie der Insel Korsika.

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Gallinago gallinago gallinago (L.)

Ein Männchen vom 5. März zeigt keinerlei Abweichungen. Es ist ein starker Vogel : a. 132,. r. 76 mm. Dieses Schnabelmaß wird in einer großen Zahl von Messungen nur sehr selten erreicht. Ich traf die Art wiederholt in der Gravone-Niederung an, zuletzt am 7. März. Auf den Markt kam sie nur einige Male (so am 8. Jan. 2 St.).

Scolopax rusticola rusticola L.

Ein anscheinend nicht zahlreicher, aber regelmäßiger Wintergast auf Korsika, wurde die Waldschnepfe von mir nur in totem Zustande am Markte angetroffen. Ich gebe dazu folgende Daten : 8. I. 2 Stück, 15. I. 2 Stück, 16. I. 3 Stück, 17. I. 5 Stück, 21. I. 4 Stück, 26. I. und 2. II. einige, 6. II. 5 Stück, 19. II. gekauft, 5. III. 4 Stück, 8. III. 1 Stück.

Actitis hypoleucus hypoleucus (L.)

Dieser Vogel konnte von mir lediglich einigemale beobachtet werden. An zwei Abenden, am 19. Januar und 22. Februar, ver- nahm ich seine charakteristische Lockstimme von feuchten, dem Strande benachbarten Stellen. Ein einzelnes Exemplar trieb sich am 25. Februar auf den vom Wasser bloßliegenden Granit- klippen an der Nordseite des Golfes herum.

Anas boscas L.

Diese Art beobachtete ich nur einmal am 1. März in einem Paare am Campo di Loro.

Anas crecca L.

Ein Weibchen sah ich am 16. Januar am Markte.

Anas strepera L.

Ebenfalls nur einmal, am 17. Februar, fand sich ein Exemplar dieser Art (cf ad.) am Wildpretmarkte.

Anas penelope L.

Zwei Weibchen und ein ausgefärbtes altes Männchen waren am gleichen Tage vorhanden.

Anas angustirostris Mdn^tr.

Der 17. Februar bescherte mir auch die Freude, eine Marmel- ente am Markte konstatieren zu können. Daß ich das allerdings sehr schlechte Exemplar nicht für die Sammlung erwarb, bereute ich nachher sehr, da sich dieser Fall nie mehr wiederholte.

3*

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C. Parrot: Beiträge zur Ornithologie der Insel Korsika.

Dafila acuta (L.)

Ein herrlicher Anblick bot sich mir am i. März, als eine Schar von 7 alten Männchen über der Gravone dahinflog. Am Markte notierte ich Männchen und Weibchen am 17. Februar.

Nyroca ferina (L.)

Zwei alte Weibchen der Tafelente kamen am 4. Februar vor; das eine wurde für die Sammlung konserviert.

Nyroca fuligula (L.)

Am 23. Januar konnte auch diese Art am Markte notiert werden. (<J ad.)

Spatula clypeata (L.)

Ein cf ad. fand ich am 17. Februar auf dem Markte.

Colymbus sp. ?

Drei kleinere Taucher, etwa in der Größe von C. griseigena oder noch kleiner, traf ich am 28. März auf dem Meere östlich der lies sanguinaires und verfolgte sie mit dem Seegelboot längere Zeit. Ein anscheinend angeschossenes Exemplar ging uns leider doch verloren.

Puffmus kuhli (Boie).

Die Art beobachtete ich nur zweimal bei den vorhin genannten Inseln in 3 Exemplaren und im Golf von Sagone in einem Paare. Ein später erhaltenes Männchen vom 10. April präsentiert sich gegenüber zwei von Madeira stammenden Exemplaren oberseits entschieden dunkler, also kälter und grauer, und weist auch viel geringere Maße auf, nämlich : a. 337, c. 140, r. 62 mm, während das alte Männ- chen aus Madeira: a. 365, c. 150, r. 67, das Weibchen : a. 370, c. 158, r. 68 mm mißt. Auch O. Reiser*) eruierte bei den Stücken, die ihm aus dem östlichen Mittelmeer Vorlagen, fast durchgängig etwas höhere Werte.

Larus argentatus cachinnans Pall.

Die südliche Silbermöwe ist in der Bucht von Ajaccio eine regel- mäßige Erscheinung und jedenfalls auch im Winter die häufigste Möwe. Zu dieser Zeit sah man sie nicht selten paarweise fliegen. Am 8. Februar z. B. kreiste ein Paar noch in tiefer Abenddämme- rung in der Nähe des Schlachthauses über dem Meere; auch der nahe Torpedohafen war immer von einigen belebt. Am 17. März kreisten ca. 30 Stück, fortwährend ihr „kran kran“ ausstoßend und

*) Omis Balanica. III. p. 547.

C. Parrot: Beiträge zur Ornithologie der Insel Korsika.

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mit den vielen Nebelkrähen wetteifernd, über den überschwemm- ten Wiesen des Campo di Loro. Eine Schar von 40 Exem- plaren ruhte auch am 22. März am Strande bei Liamone (im Westen der Insel), ein einzelnes Paar aber am 4. März auf einer Klippe bei Punta della Parata. Ziemlich viele bewohnen die lies sangui- naifes, wo sie am 28. März, zum Teil auf den höchsten Punkten sitzend, zum Teil über dem Meere hin- und herfliegend, die Vor- stellung erweckten, als befänden sie sich bereits im Fortpflanzungs- geschäft. Auch an der Ostküste der Insel, so am Sumpfe von Bigulia, scheint die Art nicht selten (8. Januar).

Die alten Exemplare, welche in meinen Besitz gelangten, stim- men sämtlich in der Färbung untereinander und auch mit Stücken aus anderen Gegenden überein ; die vorhandenen Differenzen sind jedenfalls minimale. So weist ein adultes Männchen von Korsika ein etwas dunkleres Kolorit auf, während der Mantel des Griechen ein wenig lichter sich darbietet. Auch ein jüngerer Vogel zeigt schon das gleiche Grau des Rückens ; dieses scheint bei nordischen Silber- möwen doch entschieden lichter und zarter zu sein, obschon nach Reiser (1. c., p. 535) die Alten von cachimians lediglich durch die gelbe Farbe der Ruder bei den mir vorliegenden Exemplaren aus Korsika, auch bei einem jüngeren Vogel vom zweiten Jahre bereits/. besonders ausgeprägt zu unterscheiden sein sollen. Lin- dermayer fand bei dieser Möwe sehr bedeutende Größenuter- schiede. Mir fielen die starken (hohen) Schnäbel der korsischen (adulten) Stücke gegenüber solchen aus dem Osten auf; der rote Fleck ist sehr groß bei ihnen. Ich gebe nachstehend die Maße der untersuchten Stücke.

a c

£) ad , Cap. Muro (Korsika)

28

III.

1910

458

208 mm

Ajaccio ,,

23.

IV.

448

200

Q juv. lies sanguinaires ,,

28.

V.

422

165

ad., Strophadeu

3.

V.

1904

^30

178

,. Dobrudscha

19

IV.

1897

463

190

6.

V.

1897

460

200

Q ad , Lenkoran

8,

II.

1380

420

170 ,,

(5 Funchal

13.

V.

1900

430

190

Larus ridibundus L

Am 10. Januar trieben sich ziemlich viele Vögel über dem Hafen von Ajaccio herum, auch wieder am 24. und 27. Januar, und zwar alte und junge. Ein Exemplar erhielt ich im Mai von dort gesandt.

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C. Parrot: Beiträge zur Ornithologie der Insel Korsika.

Larus audouini Payraud.

Ein prächtiges, ausgefärbtes Exemplar dieser seltenen Möwe, erlegt am 31. Mai d. J. bei Isolilla, erhielten wir aus dem Golf von Ajaccio. Der Mantel ist sehr zart blaugrau gefärbt, das Rücken- kolorit geht ganz allmählich in die grauweiße Nackenpartie über; die längsten Oberschwanzdecken sind weiß wie der Schwanz, die Körper- seiten zum Unterschied von den rein weißen mittleren Partien sehr lichtblaugrau. Der dunkel karminrote Schnabel zeigt vor der heller werdenden und ganz am Ende gelblich gefärbten Spitze das schwärzliche Band; die Füße erscheinen schwarzgrau. Die Körper- maße fallen mit den von O. Reiser ermittelten (1. c., p. 543) zusammen. Sie sind: a. 398, c. 170, r. 54 mm.

Phalacrocorax graculus desmaresti Payraud.

Die Krähenscharbe ist eine ziemlich gewöhnliche Erscheinung am Golf von Ajaccio; allerdings handelt es sich, wenn man nicht mit dem Segelboot hinaus gegen die die Buchtseite abschließenden lies sanguinaires fährt, wo das Meer von größeren Gesellschaften dieser Vögel belebt zu sein pflegt, nur um einzelne Exemplare. Diese sitzen mit Vorliebe auf den einzelnen aus dem Meere ragenden Felsen (bottes) nahe der Küste, an der man die Vögel auch gerne entlang streichen sieht. So ruhte hier am Vormittag des 28. Januar ein Kormoran, sich viel putzend, dann und wann defilierend (mit aufwärts geschlagenem Schwanz) auch die Schwingen manchmal ausgebrei- tet haltend, mindestens i1/2 Stunden lang; ein anderer am 4. März ließ sich, während ich an der Uferstraße mein Frühstück verzehrte, ca. 120 Schritte entfernt, auf einer Klippe nieder und verweilte ziem- lich unbeweglich, nur beständig umherlugend, ca. 25 Minuten lang, dann drehte er sich nach der Seite und flog bald mit nach rückwärts gelegtem Ruder ab, um sich auf den absolut unbewegten Meeresspie- gel niederzulassen ; er schwamm dann ganz nach Art der Hauben- taucher, den Hinterkörper ziemlich eingetaucht, weiter, wobei er stets in Pausen von einigen Sekunden den Hals streckte und den Kopf für kurze Zeit ins Wasser versenkte, wahrscheinlich um nach Fischen auszuspähen. Auch am 28. März bei einer Segelfahrt auf dem Golfe kamen verschiedene einzelne Exemplare bis fast zur Zitadelle an uns vorübergeflogen, obschon die Art an diesem Tage jedenfalls bereits um ihren N istplatz versammelt war. Hier auf der kleinsten der lies sanguinaires, an der wir leider nicht landen konnten, während eine benachbarte kaum größere Insel, obwohl

C. Parrot: Beiträge zur Ornithologie der Insel Korsika.

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gleichfalls nur mit Zuhilfenahme einiger Kletterkünste zugängig, ver- geblich von mir nach etwaigen Nestern abgesucht worden war, be- merkte ich zuerst einige Exemplare an exponierten Stellen sitzend. Sie flogen ziemlich spät erst ab, vor uns ins Meer, dann erschienen immer mehr, bis schließlich 15 Vögel in der vorderen Kiellinie des Bootes sich versammelt hatten. Auf diese begann nun eine „Kano- nade“ mit Kugel und Schrot, aber bei der unruhigen See gelang es mir lediglich, mit der ersteren ein Stück krank zu schießen, das sich dann immer vor uns hielt, aber nicht einzuholen war. Doch solch ein angeschossener Vogel ist sehr schwer zu bekommen. Auch O. Rei- ser hebt die fabelhafte Zählebigkeit der Scharben hervor.

Durch einen Sammler erhielt unser Museum zum Glück später 3 Exemplare, deren Maße zunächst aufgeführt seien.

5 ad., 25. V.

: 252

163

74 mm

9 juv.,

3. VI.

: 256

146

75

9 juv.,

3. VI

: 243

155

73

Bei allen dreien sind die gelben Schwimmhäute, das Haupt- unterscheidungsmerkmal, wie Reiser meint, namentlich des jüngeren Ph. desmaresti, noch gut erkennbar. Die Zahl der Steuerfedern ist 12. Die jungen Vögel, die man ihrer Größe nach auch für ältere Männchen halten könnte, zeigen die Steuer- federn viel stärker abgestoßen als der alte, so daß also die letzte Mauser weit zurückliegen muß und die Annahme nahe liegt, daß man es mindestens mit einjährigen Vögeln zu tun hat. Abgese- hen von dem Flügel, der bei ihnen infolge der bräunlichweißen Rän- derung der Decken ein wesentlich anderes Aussehen hat, ähnelt ihre Oberseite sehr der des Alten. Der ölgrüne Rücken ist etwas fahler und bräunlicher, da die bräunlich ölgrünen Federn mattbraune Rän- der zeigen. Die Unterseite ist weißlich mit Ausnahme der schwarz- bräunlichen Körperseiten ; der eine anscheinend ältere Vogel hat die Unterseite reiner weiß (nicht bräunlichweiß) und die kurz befieder- ten Halsseiten fast schwarzbraun mit durchscheinenden weißlichen Federbasen ; die Kropfgegend ist etwas bräunlich getrübt, vielleicht liegt schon das 2. Herbstkleid vor, wie beim typischen Ph,. gra- culus, die Oberseite schon sehr dem Alterskleide ähneln soll ; doch sprechen hiergegen wohl der Zustand der Steuerfedern, die bei der ersten Herbstmauser jedenfalls nicht gewechselt werden und die weiße Unterseite.

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C. Parrot: Beiträge zur Ornithologie der Insel Korsika.

Der alte Vogel zeigt grauschwarze Hals federn, besonders vorn mit durchscheinenden grauweißen Federbasen, wodurch ein etwas „gesprenkeltes“ Aussehen entsteht. Kinn und Oberkehle sind trüb braunweißlich, die ganze übrige Unterseite schwarzbraun mit ölgrün, am reinsten und dunkelsten in der Kropfgegend, die ölgrünen Mantelfedern haben hier schwarze Ränder und sind gegen das Ende purpurviolett glänzend, Kinnsack und Schnabelwinkel sind hoch- chromgelb, der Beginn des Unterschnabels gelblich ; es fällt besonders bei dem Alten die sehr gestreckte und schlanke Gestalt des Schnabels auf, der nur einen kurzen Haken trägt.

Die Behauptung B o n o m i s, daß auch Ph. carbo auf Sardinien sedentär sei, hat wohl nur für die Wintermonate Berechtigung.

Buteo buteo arrigonii Picchi.

Buteo buteo arrigonii Picchi, Avicula VII, p. 40, 1903 (Sar- dinien).

Der Mäusebussard ist in der Umgebung von Ajaccio für den Spaziergänger, der auf der Solariopromenade emporsteigt, eine sehr regelmäßige Erscheinung, namentlich über einem bestimmten Gartenlokal wird man einen oder zwei dieser Vögel vermissen. Auch über der Finosa, bei Carrasaccia, gegen die Punta di Pozzo di Borgo kann man solche Bussarde kreisen sehen ; die Art scheint auf Korsika namentlich die unmittelbare Nähe der Ortschaften zu lieben, da ich sie öfter über Gärten antraf. Es wurden Stücke noch notiert bei Carbuccia, Cauro, Calcadoccio, Car- gesi, Piana, am Col de Sevi und auf dem Campo di Loro. Trotzdem kann man das Auftreten des Vogels durchaus nicht ein häufiges nennen. i ' !

Ein Nestvogel mit ziemlich weit entwickelten Schwung- und Steuerfedern am 12. Juni bei Caldaniccio erbeutet, weist ziemlich breite dunkelbraune Unterseitenschäftung auf rostgelblichem Grunde auf und zeigt die Federn der ganzen Oberseite, einschließlich der Oberschwanz- und Schwanzfederenden, sowie die Schenkelbefiederung rostrotbraun gerandet.

Milvus milvus milvus (L )

Der rote Milan ist in der Umgebung von Ajaccio, besonders im Bereiche des Campo di Loro und an der Golfküste beim städtischen Schlachthause, wo er Abfälle fischt oder einen Luderplatz besucht, gelegentlich auch an den Berghängen, z. B. am Salario, eine ziemlich gewöhnliche Erscheinung.

C. Parrot: Beiträge zur Ornithologie der Insel Korsika.

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Accipiter nisus wolterstorffi Kleinschm

Accipiter nisus wolterstorffi Kleinschm. Ornith. Monatsber. 1901, p. 168.

Der Sperber, wohl die sardinische Form, wurde von mir nur wenige Male, so bei Ponte Leccia und Carbuccia, beobachtet.

Cerchneis tinnuncula tinnuncula (L.)

Als den häufigsten Raubvogel im Gebiete des Golfs von Ajaccio lernte ich den Turmfalk kennen ; er belebte in gleicher Weise die Baumriesen des Campo di Loro, wie er zwischen den Felstrüm- mern der Küstenberge sein anmutiges Spiel trieb. Da wie dort war es nicht ganz leicht, an ihn heranzukommen. Einzelne Exemplare notierte ich auf einer der lies sanguinaires (jedenfalls Brutvogel), bei Sagone, Piana usw. Unser Museum besitzt jetzt vier dort gesam- melte Exemplare, nämlich

ein Q sen. 18. III. (a. 244) ein <5 ad., 27. III. (a 237), ein Q jun.

28. III (a. 235) und ein Q ad. 24. VI. (a 240 mm).

Diese Stücke weichen nur sehr wenig von unseren südbayrischen und ungarischen Exemplaren ab; wenn an den alten Männchen die besonders breite Fleckung auf dem Rücken auffällt (die regelmäßige Schaftstreifung des Kopfes und die Längsschaftung der Unterseite würden vielleicht für einen nicht so ganz alten Vogel sprechen), so ist das zwar ziemlich ungewöhnlich, ich habe ähnliche Grade aber auch bei uns, namentlich bei Vögeln vom Rhein gefunden. Das nach der männlichen Färbung des Schwanzes zu urteilen „sehr alte“ Weibchen zeichnet sich dagegen durch eine nicht gewöhnliche Rot- färbung der Oberseite, die in ihrer Intensität und Tiefe fast etwas an das Kolorit von C. canariensis anklingt, aus, es wäre also vielleicht doch möglich, daß der stärkeren Mantelbänderung bei diesen Vögeln sie ist natürlich bei den jüngeren Stücken erst recht vorhanden eine besondere Bedeutung beizulegen sein würde. Die deutlich schwärzlich geschäfteten, im übrigen fast ganz blaugrauen Ober- schwanzdecken des „alte n“ Weibchens weisen vielleicht auch darauf hin, denn dies kommt bei uns nur sehr selten vor. Die Anlehnung an die Vögel vom Rhein dürfte uns in dieser Annahme nicht irre machen, denn eine „fatale Ähnlichkeit“ der Individuen solcher Provenienz mit korsischen Exemplaren findet sich auch bei an- deren Arten gar nicht zu selten ausgeprägt ! Bei dem jüngeren Weibchen erscheint mir die etwas verblaßte rostgelbliche, dabei breit gebänderte Oberseite und trübe Schwanz färbung erwäh-

42

C. Parrot: Beiträge zur Ornithologie der Insel Korsika.

nenswert Bei den allermeisten alten Männchen aus Mitteleuropa ist der violette Anflug auf der Oberseite entschieden deutlicher als bei unseren Korsen ; dieser ähnelt darin den Griechen, die aber noch etwas lichter im Ton sind. In den Körpermaßen kann ich keinen prinzipiellen Unterschied finden. Die korsischen Brutvögel verdienen jedenfalls noch weiteres Studium.

Was ich in der Umgebung von Ajaccio an größeren wan- derfalkenartigen Vögeln zu sehen bekam, war so wenig und unsicher, daß sich bestimmtes nicht über die Artzugehörigkeit dieser Vögel sagen läßt. Auch bezüglich zweier großer Raubvögel, die mir am Campo di Loro begegneten und die ich einmal für den Schlangenadler ( Circaetus gallicus Gm.), das andere Mal für den großen Schreiadler ( Aquila maculata Gm.) zu halten geneigt war, blieb ich leider im unklaren.

Circus aeruginosus (L.)

Nur einmal beobachtet bei Sagone.

Haliaetus albicilla (L.)

Ich beobachtete am 21. Februar ein über dem Campo di Loro hoch kreisendes Paar, von denen das eine Exemplar mindestens, nach der sehr hellen Färbung des Kopfes zu urteilen, ein ganz alter Vogel gewesen sein mußte.

Gypaetus barbatus (L.)

Diesen auf Sardinien noch häufig vorkommenden herrlichen Raubvogel hatte ich am 21. März das Glück, über der Schlucht von Porto (Spelunca) in einem anscheinend sehr hellbäuchigen Exemplar zu beobachten.

Pisorhina scops (L.)

Scops scops tschusii Schiebel, Ornith. Jahrb. 1910, p. 102.

Erst gegen Ende meines Aufenthaltes war es mir vergönnt, diese reizende kleine Eule, die an manchen Stellen gar nicht selten vorzu- kommen scheint, selbst zu Gesicht zu bekommen. In einem Garten- gut nahe bei Ajaccio stehen viele Pfefferbäume und auf diesen sollten diese Vögel, als ob sie sich der vorzüglichen Schutzfärbung, die ihnen die dunkel gefärbte, borkige Rinde der Stämme und Äste gewährt, mit Vorliebe ruhen.

Mein Sammler hat uns bisher nur ein Weibchen zu liefern ver- mocht. Das Ergebnis einer Vergleichung mit zwei schon früher aus

C. Par rot: Beiträge zur Ornithologie der Insel Korsika.

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Sardinien erhaltenen Männchen ist folgendes : Die Bälge No. 1910/849 (s. unten) und 1582 ähneln sich sehr, nur ist letzterer dunkler, brei- ter und dichter „gewässert“ und geschäftet, weißliche Stellen treten weniger hervor und die Grundfarbe der Oberseite ist überhaupt düsterer ; 849 zeigt dagegen etwas stärkeres Hervortreten von lebhaft rostbraungelben Tönen, in Sonderheit auf der Unterseite und am Rücken, dabei läßt die schwache Unterseitenschaftung grö- ßere helle Partien hervortreten ; No. 1581 entspricht in gewisser Beziehung 1582, ist jedoch nur unterseits noch kräftiger ge- schäftet, zeigt auch mehr braune Töne auf der Vorderbrust, außer- dem wird die ganze Oberseite von einem warmen und 1 e b- haften Rostbraun beherrscht, während bei den zwei anderen Stücken der Kopf im Grundton mehr grau erscheint.

Ob es auf Grund der hervorgehobenen offenbar nicht konstanten Merkmale, denn gerade e i n Stück läßt das starke Hervor- treten von „lehmgelber“ Farbe ganz verrrlissen, geraten ist, Korsen und Sardinier abzutrennen und die den vielen in den letz- ten Jahren aufgestellten „Subtil formen“ der Zwergohreule neuer- dings zugeführte Scops tschusii anzuerkennen, vermag nur eine ein- gehende, das ganze Verbreitungsgebiet der Art berücksichtigende Untersuchung eines sehr großen Materials zu lehren.

Material: a c

No. 1910/849 (Mus. monac.), Q ad.. Campo di Loro 17. IV. 1910 i 53 75 mm No. 1581 (Koll. Parrot), <5 ad., Corodisi t. I. 1906 156 74

1582 5 ad., Ogliastra 8. III. 1905 152 74

Strix flammea ernesti Kleinschm.

Strix ernesti Kleinschmidt, Ornith. Monatsber., 1901, p. 168 (Sardinien).

Zur Untersuchung dieses herrlichen Vogels lag mir, zum Teil selbst gesammelt, zum Teil schon früher aus Sardinien erhalten, folgendes Material vor:

(Mus. Monac.) No. 1910/727 Q ad., Ajaccio 728 5 ad.,

729 Q ad.,

(Koll. Parrot) No. 1602 ad., Ogliastra

1603 Q ad..

18. II. 1910 285 123 mm

9 III. 1910 280 120

16. III. 1910 283 120

27. IX. 1905 290 133

18. XII. 1905 291 128

Ungeachtet der prinzipiellen Übereinstimmung in der Gefieder- färbung bieten die vorliegenden Stücke doch manche Verschieden-

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C. Parrot: Beiträge zur Ornithologie der Insel Korsika.

heiten dar, so daß ihre Betrachtung im einzelnen nicht uninteressant sein dürfte. Den extremsten Standpunkt „nimmt das Männchen von Korsika ein“, denn bei ihm ist unten jede Fleckung verschwunden, mit Ausnahme der rotbraunen Federn im vorderen Augenwinkel ist alles, auch der vollständige Schleier in herrlichstes Weiß getaucht. Selbst die Handschwingen, welche lediglich gegen das Ende zu ganz blaß gewässert und auf den Außenfahnen ockergelblich ge- tupft erscheinen, sind unterseits weiß, oben cremfarben mit rudimentärer Wässerung. Der Schwanz ist ebenfalls einfärbig weiß, um so auffallender sind die kräftigen rostbraungelben Töne der Oberseite. Die übliche Fleckung ist freilich blasser als sonst und der ganze Aspekt ein frischerer und reinerer. Fast ebenso extrem weiß präsentiert sich das sardinische Männ- chen, welches ebenfalls schneeweißen Schleier zeigt und in der Kropfgegend nur einen gelblichen Schimmer hat ; im Oberseiten-Ko- lorit ähnelt es sehr dem Weibchen aus Sardinien und gleicht darin absolut dem eben besprochenen Männchen, das nur noch feuriger rostgelb ist, auch auf dem schwachgebänderten Stoß, die Außenfedern des Schleiers rostbraungelb und einen schwachen, aber deut- lichen ockerfarbig angeflogenen Kropf aufweist ; das Männchen zeigt übrigens deutliche Schwanzbänderung, aber nur geringen gelben Anflug und gegen das Ende etwas Marmorierung, bei beiden Sar- diniern ist die Unterseitenfleckung sehr klein, äußerst spärlich und disseminiert.

Es folgt nun im allgemeinen Kolorit, in einigen Punkten den vorigen Stücken freilich „vorauseilend“, das zuletzt erbeutete Weib- chen aus Korsika ; es gleicht in der Unterseite dem korsischen Männ- chen, nur sind Gesichtsfläche und Schleier etwas mehr gelblich ; das Ockergelb der Oberseite ist nicht so leuchtend, dagegen präsentieren sich die gewässerten Partien des Schulterfittigs dunkler, mehr in Braun, wogegen der Vorderrücken sehr blaß und hell aussieht. Grund- farbe wie Zeichnung der ganzen Oberseite ist überhaupt eine lichtere, blässere; die Schwingen sind nach außen ein wenig mehr ockergelb und zeigen etwas mehr Wässerung. Der ockergelblich überlaufene Schwanz hat nur rudimentär angedeutete Bänderung.

An letzter Stelle steht das zweite korsische Weibchen, das dem vorigen auf der Oberseite ähnelt, aber etwas ausgesprochener rostgelb überlaufen erscheint, im übrigen noch blässere Zeichnung aufweist; dagegen ist die Gesichtsfläche rahmbräunlich, nur oben

C. Par rot: Beiträge zur Ornithologie der Insel Korsika.

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cremefarbig, die Schleierfedern sind zum Teil am Ende braun, die übrige Unterseite, auch die der Schwingen, die nur wenige rudimen- täre Bänderung erkennen lassen, ist meist da und dort schwach gelb- lich überlaufen und mit ganz unregelmäßig verteiltem, sehr spärlichen schwärzlichen Fleckchen versehen ; am gelbweißen Schwanz sind noch vier verloschene Binden mit starker ockergelb tingierter Umgebung deutlich erkennbar. Die Oberseite der Schwingen ist stark ocker- gelb bis gelblich weiß mit rudimentärer Wässerung und Bänderung. Die extremen weißen Exemplare aber haben auch fast ganz weiße, nur wenig gelb überlaufene und minimal gewässerte Tertiären.

Bei den vorliegenden Exemplaren sind lediglich graduelle Färbungsunterschiede vorhanden, die,, abgesehen von der gerade bei diesen Eulen ziemlich beträchtlichen individuellen Variation, beson- ders durch Alters- und Geschlechtseinflüsse bedingt sein mögen. So bleibt dann als einziger Differenzpunkt zwischen sardini- schen und korsischen Vögeln eine jedenfalls nicht zufällige Größenverschiedenheit.

Ein verlassenes als Heustadel benütztes Haus, das auf einem Hügel in der Gravoneniederung stand, diente Schleiereulen als Auf- enthaltsort. Mit Vorliebe aber hausen diese Vögel auf Korsika in alten Grabkapellen. Dem Fange eines solchen Tieres wohnte ich eines Abends selbst mit etwas gemischten Gefühlen an ; denn ein Gärtner- gehilfe mußte bei Laternenschein möglichst ungesehen von Einge- borenen vermittels einer hohen Leiter durch das einzige Giebelfenster einsteigen und sich in den Raum hinablassen, um den zwischen Sär- gen und Totenkränzen sitzenden Vogel zum Auffliegen und Ver- lassen der Kapelle zu bringen, während ein anderer Gehilfe inzwi- schen das Fenster mit einem Netze bedeckt hatte. Es ist der Ge- danke wohl naheliegend, daß die blendend weiße Farbe bei diesen Eulen vom Aufenthalte in den dunklen Grabkammern, in denen sich, wie ich mich selbst öfter im Vorübergehen überzeugen konnte, auch gewisse giftige Gase zu entwickeln pflegen, zuzuschreiben sein möchte. Bei einem solchen Bleichungsprozeß ließe sich dann aber wohl die Erhaltung der prächtigen orangefarbenen Töne schwer erklären. Mit gewöhnlichem Albinismus, der doch stets eine patho- logische Erscheinung ist, hat hier die extreme Weißfärbung natür- lich nichts zu tun.

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Nachschrift.

Meinem Freunde C. P a r r o t ist es leider nicht mehr vergönnt gewesen, den Schlußteil seines Artikels veröffentlicht zu sehen. Am 28. Januar ist er unerwartet, nach kurzem, schweren Leiden von uns geschieden. Der Verstorbene hatte die Absicht, als Nachtrag zu vor- stehender Abhandlung einen Bericht über die dem Münchener Zoolo- gischen Museum in den letzten Monaten zugegangenen Sendungen aus Korsika zu liefern. Schreiber dieser Zeilen hofft, die von seinem betrauerten Kollegen und Mitarbeiter begonnene Arbeit zu Ende führen zu können und in einem der nächsten Hefte dieser Zeitschrift auf das Thema zurückzukommen, um so der letzten ornithologischen Veröffentlichung C. Parrot’s wenigstens einen äußerlichen Abschluß zu geben.

München, 10. Februar 1911.

C. E. H e 1 1 m a y r.

Ömithologisches aus Nordalbauien.

Von Adalbert Klaptocz.

Bei einer Reise nach Nordalbanien, welche ich im August und September 1909 ausführte, und welche mich von Skutari (Shkodra) einerseits in die albanischen Alpen bis Thethi, andererseits in das Mittelgebirgsland der Merdita bis Oroshi führte, (Näheres darüber im Zoolog. Jahrb. Syst. XXIX 1910, p. 395), konnte ich folgende Vögel beobachten, bezw. sammeln (diese mit * bezeichnet). Die Nomenklatur ist nach Hartert: „Die Vögel der paläarktischen Fauna“, soweit dieses Werk bisher erschienen ist.

* Phoenicurus phoenicurus phoenicurus (L.). Ein 9 vom 2. X. aus der Zadrima, der Ebene südlich von Shkodra. Wohl auf dem Zuge.

* Saxicola oenanthe oenanthe (L.).

* Saxicola hispanica xanthomelaena Hempr. et Ehrenberg. Steinschmätzer gehören an geeigneten Orten in Ebene und Hügel- land zu den häufigsten Vögeln, doch sah ich mit wenigen Ausnahmen nur junge, unausgefärbte Stücke.

* Phylloscopus trochilus trochilus (L.). Thethi, Oroshi. Mit zahlreichen anderen Vögeln belebt er Ende September die Büsche am Wege von Kopliku nach Shkodra in der Ebene zwischen Skutarisee und den nordalbanischen Alpen, wo ein Monat früher keine Spur dieses Vogelreichtums zu sehen war.

* Phylloscopus sibilatrix sibilatrix (Bechst.). Ein Exemplar

Adalbert Klaptocz: Ornithologisches aus Nordalbanien.

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Ende August von Viri Kastratit am Skutarisee, ein zweites vom 23. IX. am Wege Kopliku Shkodra.

* Sylvia communis communis (Lath.). 2. X. Zadrima.

* Sylvia curruca curruca (L.). 23. IX. Kopliku.

* Cinclus cinclus meridionalis Brehm. Scheint an Gebirgsbächen überall vorzukommen. Ich beobachtete und erbeutete ihn in Prekali am Kiri und in Thethi.

* Aegithalus caudatus macedonicus Dress. 28. IX. in den Kiefer- wäldern bei Oroshi.

* Parus cristatus mitratus Brehm. Vom selben Ort wie die Schwanzmeisen.

* Parus caeruleus caeruleus L. Bei Thethi in 1100 m Seehöhe.

* Parus major major L. Von der Ebene am Skutarisee bis ins Hochgebirge.

* Parus ater ater L. Häufig in den Kieferwäldern bei Oroshi.

* Parus lugubris lugubris Temm. Am 23. IX. auf einer Weide im ausgetrockneten Bette des Proni bei Brzheta (Shkreli).

* Certhia familiaris macrodactyla Brehm. Oroshi. Die Krallen- länge zwar nicht besonders groß, der Schnabel aber sehr kurz. Maße : Gesamtlänge 13, Schwanz 6, Flügel 6’5, Schnabel (in der Geraden gemessen) 13 mm, Kralle der Hinterzehe 9 mm.

Tichodroma muraria (L.). Ich habe den Alpenläufer auf meinen wenigen und kurzen Ausflügen in seinem Wohngebiet nicht getroffen, doch zeigte mir Baron N o p c s a die Skizze eines solchen, den er in Nikaj erlegt hatte.

Melanocorypha calandra (L.). Kalanderlerchen trieben sich im Anfang des August in großen Scharen in den Stoppelfeldern nördlich von Shkodra herum. Später fand ich sie nicht mehr und da ich mein Gewehr erst Mitte August vom Zollamt herausbekam, konnte ich keine erlangen.

* Calandrella brachydactyla brachydactyla (Leisler). 21. VIII. im trocken liegenden Bett des Kiriflusses nördlich der Stadt.

* Galerida cristata meridionalis Brehm. Häufig im Kiribett, besonders nördlich der Stadt ; auch im Jugendkleid.

* Anthus campestris campestris (L.). Shkodra.

* Anthus trivialis trivialis (L.). Shkodra, Oroshi, Zadrima.

* Motacilla boarula boarula L. Prekali.

* Motacilla alba alba L. Prekali.

* Emberiza cia cia L. Thethi.

Adalbert Klaptocz: Ornithologisches aus Nordalbanien.

* Acanthis carduelis carduelis (L.). Thethi.

* Passer domestica domestica (L.). i 0* aus Boga am oberen Proni, 800 m hoch, und 3 0' aus der Zadrima, der Ebene südlich von Shkodra. Diese beiden Fundorte liegen ungefähr 12 Gehstunden voneinander entfernt. Alle 4 Exemplare haben als Farbe der Kopf- platte und des Bürzels ein ins Graue spielendes Olivbraun. Sie stimmen hierin genau überein mit drei Bälgen der Tschusi-Samm- lung des Wiener Hofmuseums aus Niederdorf bei Zirknitz in Krain und fast genau mit einem Passer domestica tingitanus dieser Samm- lung aus Mazagan. Nach H a r t e r t („Vögel der paiäarkt. Fauna“) kommen „aberrante Stücke des echten P. d. domestica mit der Kopf- zeichnung von tingitanus ausnahmsweise auch in Deutschland vor. (Kleinschmidt’sche Sammlung.)“ Doch scheint es mir auffallend, daß meine Albanesen von verschiedenen Fundorten übereinstimmend dieses Merkmal zeigen und daß die betreffenden Stücke der Tschusi- Sammlung alle vom selben Orte stammen.

* Oriolus oriolus oriolus (L.). Am 20. VIII. sah ich ziemlich viele Pirole in schwachen Flügen sich in den „bardhe“, Obstgärten, östlich von Shkodra herumtreiben. Nach Aussage meines Wirtes kommen die „figdza“ in der zweiten Hälfte August an, werden eifrig gejagt und auf den Markt gebracht.

Garrulus glandarius (L.). Seine Stimme hörte ich auf den Abhängen ober Prekali und in den Eichenwäldern bei Shnjerts in der Merdita. Beobachten konnte ich ihn bei Oroshi.

* Pica pica pica (L.). In der Ebene überall äußerst gemein.

Coloeus monedula (L.). Nur stellenweise in der Ebene, dann

aber in großer Zahl. So bei Shkodra am See, auf der Kisha Shninit, einer Ruine bei Vraka, und auf dem Hügelzug des Mali Kakaritshit.

Corvus corax L. Bei Shkodra hielten sich einige Dutzend Raben auf den kodra te bardheve, öden Hügeln von etwa 120 m Höhe, gleich östlich der Stadt, jenseits des Kiri auf. Doch ich konnte nie zu Schuß kommen. Abends zogen sie weiter nach Osten gegen das Gebirge.

Corvus cornix L. Am Skutarisee allerorts gemein. Ebenso am Mali Kakaritshit, wo sie ebenso wie die Dohlen Schlafplätze zu haben scheinen.

* Lanius minor Gm. Um Shkodra gemein, besonders in der Ebene im Norden der Stadt der häufigste Vogel ; doch waren mit einer einzigen Ausnahme alle, die ich sah, im Jugendkleid.

Adalbert Kl aptocz: Ornithologisches aus Nordalbanien.

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* Lanius collurio L. Bei Shkodra. In der nächsten ^Umgebung nicht sehr häufig, im Süden der Stadt aber zahlreicher als minor.

* Muscicapa striata striata (Pall.) = grisola (L.). Bei Shkodra häufiger bei Oroshi.

Hirundo rustica L.

Chelidonaria urbica (L.). Beide Schwalbenarten bei Shkodra am See und in der Zadrima.

Cypselus melba (L.). Uber den kodra te bardheve beobachtete ich einmal einen einzelnen und am 31. VIII. eine ganze Anzahl Alpensegler.

Cypselus apus (L.). Mehrmals über den kodra te bardheve beobachtet.

Caprimulgus europaeus L. Am 10. und 19. August sah ich je einen Ziegenmelker wahrscheinlich beidemal denselben auf den kodra te bardheve. Am 1. Oktober scheuchte ich einen an der Kneta Kakaritshit auf.

Upupa epops L. Am 12. und 15. August trieben sich einige Wiedehopfe auf dem Exerzierplatz von Shkodra herum.

Alcedo ispida L. Einen Eisvogel sah ich am Skutarisee bei Viri Kastratit, einen zweiten am Drinasa.

Dryocopus Martins (L.). Einen Vogel, den ich im Walde bei Oroshi einen Augenblick im Fluge sah, halte ich für einen Schwarz- specht, obwohl er mir etwas kleiner vorkam.

* Dendrocopus major major (L.). Im Kiefernwald bei Oroshi.

Cuculus canorus L. Am 7. August sah ich einen Kuckuck bei

Shkodra am See auf einem Schilfhaufen sitzen. Am 2. Oktober schoß ich einen roten bei Kukli in der Zadrima, doch muß er in den Drin gefallen und fortgetrieben sein, denn obwohl ich ihn vom Baume stürzen sah, konnte ich nur ein paar Federn finden.

Gyps fulvus (Gm.). Der Pfarrer von Prekali erzählte mir, daß bei schönem Wetter, welches sich leider während meines Aufent- haltes dort nicht einstellen wollte, täglich „shtjüpe so groß wie Schafe“ auf der Berglehne, 150 Schritt vom Pfarrhause, zu sehen seien. Das bezieht sich wohl auf Gänsegeier. Mit shtjüpe (davon abgeleitet; shtjüptar der Albanese und shtjüpni Albanien) scheint man Adler und Geier in gleicher Weise zu bezeichnen.

Der Pfarrer sagte auch, daß er in der Merdita, wo er früher tätig gewesen war, nie so große Raubvögel gesehen habe.

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Adalbert Klaptocz: Ornithologisches aus Nordalbanien.

Neophron percnopterus (L.). Am 4. August sah ich ein Paar Schmutzgeier vor den kodra te bardheve ; am 8. wohl dasselbe Paar beim See und am 18. kreiste einer in den kodra über einer Schar Raben, die sich dort herumtrieben und gelegentlich herabstießen, wahrscheinlich auf einen der Uhus, welche ebenfalls dort ihren Standplatz hatten. Später sah ich die Geier nicht mehr, obwohl ich noch oft in jene Gegend kam.

Aquila melonaetus (L.). Am 14. August zog ein Kaiseradler seine Kreise über den kodra und schraubte sich dann ohne Flügel- schlag in die Höhe. Am nächsten Tage schwebte derselbe Adler über den bardhe.

Haliaetus albicilla (L.). Ein Pärchen über dem versumpften Seeufer in Kastratit, wo der Skutarisee seine große Bucht tief ins Land hineinschickt.

Pandion haliaetus (L.). Shkodra, auf einem Baum in der Ebene nördlich der Stadt.

Ciccus aeruginosus (L.). Das linke Bojanufer ist vom Aus- tritt der Bojana aus dem See bis zur Stadt hin versumpft. An dieser Stelle konnte man jederzeit einige Sumpfweihen im Binsicht herumlungernd treffen.

Athene sp.f Die Federn eines Steinkauzes fand ich am Rande der kodra.

Bubo bubo (L.) . Albanisch: hud me vesht (me vesht = mit Ohren). Am 10. August abends scheuchte ich in dem kodra einen Uhu auf. An der Stelle, wo er gesessen, lag die Rückenhaut eines Igels. Um ihn vielleicht noch einmal zu sehen, legte ich mich hinter einen Stein. Nach einiger Zeit, die Dämmerung war schon stark vorgeschritten, erschien ein mittelgroßer hellgrauer Raubvogel, wohl ein Weih, und setzte sich nach kurzem Kreisen zum Schlafe auf einen Stein, etwa 200 Schritte von meinem Versteck. Nach einiger Zeit stand er plötzlich mit lautem Gepolter auf und strich

„ohne sich umzuschauen“ ab. Von drüben aber ertönte eine ärgerlich bellende Stimme, wie das Schimpfen eines Kretins. Als ich fortging, kam der Uhu nach, setzte sich auf einen Stein und schaute mir nach. Am 12. kam ich wieder dorthin. Plötzlich flog

es war noch nicht 5 Uhr nachmittags ein Uhu 50 Schritt vor mir auf einen Block. Als ich mit der Browningpistole feuerte, stand noch ein zweiter auf. Durch das Feuern hatte ich sie verscheucht

Alfred Laubmann: Beiträge zur Avifauna Bayerns.

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und erst am 14. September sah ich sie wieder dort, konnte aber nicht auf Schußweite ankommen.

. Columba livia L. Südöstlich von Shkodra befindet sich am Abhang des Gebirges eine „Taubenhöhle“ (shpela te pelumbave), doch fand ich dort keine Tauben, wohl aber in einer kleinen Höhle bei Prekali.

Tetrao urogallus L. Auerhühner (pula t’egra = wilde Hühner) sollen auf dem Mali shejnt bei Oroshi häufig Vorkommen.

* Totanus ochropus (L.). 21. VIII. am Skutarisee.

Ardea cinerea L. An allen sumpfigen Uferstellen des Sees häufig.

Ardea purpurea L. Wie der vorige, aber seltener.

Herodias alba (L.). Ebenfalls überall am See.

Herodias garzetta (L.). Fast so häufig wie der Fischreiher.

Ciconia ciconia (L.). Anfangs August sah ich ein Storchen- pärchen bei Shkodra am See. Es schien im Türkenviertel der Stadt zu horsten.

* Pelecanus crispus Bruch. Albanisch : pänts. Ein schönes, altes Exemplar erlegte ich am 25. August bei Shkodra, wo es an der schon erwähnten Stelle am Ausfluß der Bojana im seichten Wasser saß. Ich konnte mich auf 200 Schritte nähern, ehe es den Kopf erhob und dann noch 20 Schritte anschleichen. Am 27. VIII. sah ich einen bei Kastrati.

Phalacrocorax carbo (L.). Häufig bei Kastrati.

Hydrochelidon sp.f

Sterna minuta L.

Sterna hirundo L. Die Flußseeschwalbe war relativ die seltenste, die schwarze die häufigste Art. Alle drei häufig bei Shkodra, be- sonders an der Bojana ein Stück unterhalb der Stadt, wo der Fluß durch eine Insel geteilt und der eine Arm durch Reusen abge- sperrt ist.

Larus cachinnans Pall. Bei Shkodra und besonders an der Bo- janamündung.

Beiträge zur Avifauna Bayerns.

Von Alfred Laubmann, München.

Im Folgenden gebe ich einen Auszug aus meinen ornithologischen Tagebüchern und Sammlungsverzeichnissen und hoffe, damit einen kleinen Teil zur Erforschung der Avifauna Bayerns beizusteuern.

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Alfred Laubmann: Beiträge zur Avifauna Bayerns.

1. Accipiter nisus L. Ich konnte verschiedentlich sowohl in der Umgebung Münchens, als auch im Allgäu bei Aitrang und Kauf- beuren Sperber beobachten. Am Elbsee bei Aitrang war einige Jahre nacheinander ein Horst, der auf einer einzelnen hohen Tanne stand, von Sperbern bezogen, die auch immer ihre Jungen großzogen. Meist 2 bis 3. Ein bis zwei Eier waren in einem Jahr zerschlagen unten am Baum gelegen, während zwei Junge hochkamen. Während der Zeit, in der junge Sperber im Nest waren, sah man die beiden Alten immerzu mit Nahrung zum Horste streichen.

2. Aegithalus caudatus L. Im Winter 1909 konnte ich eines Tages einen Flug von ungefähr 20 Stück im botanischen Garten an der Luisenstraße beobachten.

3. Alauda arvensis L. Bei Aitrang schon Ende Februar bemerkt. Fand ebenda am 23. April 1909 ein Gelege mit 3 Eiern, also war das Q noch mit dem Legen beschäftigt. Ich hörte noch anfangs Okto- ber Lerchen bei Ismaning singen.

4. Alcedo ispida L. Beobachtete im Frühjahr 1910 Eisvögel, wohl ein Pärchen, an der Wertach bei Kaufbeuren. Im Juli bekam ich aus der Nähe von München durch meinen Präparator ein lebendes Exemplar, das sich in einer Fischreuse gefangen hatte, doch konnte ich das ermattete Tierchen nur noch wenige Stunden lebend erhalten.

5. Anas boschas L. Am Elbsee wohl immer anzutreffen. Brütet dort in ca. 5 8 Paaren. Im Herbst und Winter in Scharen von 50 bis 100 Stück beisammen. Auch bei Aschheim im Moos, ebenso an der Wertach bei Kaufbeuren beobachtet.

6. Anas crecca L. Kommt hie und da bei Kaufbeuren vor. Am Elbsee bei Aitrang Brutvogel.

7. Anas penelope L. Ein cf, noch nicht ausgefiedert, konnte im Winter 1909 beim Entenfall an der Wertach bei Kaufbeuren erlegt werden und befindet sich in meiner Sammlung.

8. Apus apus L. Kommen mit Beginn des Mai in München an und sind bereits Anfang August schon wieder verschwunden.

9. Archibuteo lagopus L. Rauhfußbussarde, unter dem Namen „Nebelgeier“ in Münchens Umgebung bekannt, konnte ich hie und da im Herbste bei Aschheim beobachten. Es handelt sich dabei immer um Stücke auf dem Zug.

10. Ardea cinerea L. Verhältnismäßig häufig im Aschheimer Moos. Konnte im Frühjahr zur Hahnenbalz öfter welche dort be- obachten. Im Sommer 1909 traf ich einen alten Reiher bei einer

Alfred Lau b mann: Beiträge zur Avifauna Bayerns.

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Sumpfwiese an der Ammer bei Diesen. Am Elbsee bei Aitrang ein hie und da zu treffender Gast. Einmal konnte ich 6 zu gleicher Zeit beobachten. Immerhin gehört der Fischreiher zu den Vögeln, die als Brutvögel für Südbayern kaum noch zu nennen sind. Vor etwa 30 40 Jahren sollen im sogenannten Riederlohe bei Kaufbeuren noch Reiherhorste gewesen sein. Die Zeiten, von denen Jäckel-Blasius in ihrem Buche reden, sind jedenfalls vorbei.

11. Ardea minuta L. Soll am Elbsee Vorkommen, doch konnte ich bis jetzt noch keinen nachweisen.

12. Asio accipitrinus Pall. Bei Kaufbeuren, Aitrang und Asch- heim Brutvogel. Fand ein mit 2 Eiern belegtes Nest unter einer krüppeligen Föhre im Seemoos am Elbsee im Frühjahr 1910.

13. Asio otus L. Kaufbeuren und Aitrang kann ich als Brut- stätten angeben.

14. Astur palumbarius L. Konnte im Oktober 1910 am Elbsee

einen Habicht beobachten, auf den ca. 10 Raben mit furchtbarem Lärmen paßten. Auch in Aschheim und Ismaning konnte ich ihn heuer öfter beobachten, was wohl mit der großen Anzahl von Reb- hühnern Zusammenhängen mag, die heuer in diesen Gebieten auf- kamen. ■ ■■'T’

15. Botaurus stellaris L. Soll heuer in 2 Stücken am Elbseee ge- sehen worden sein. Ich sah ein gestopftes Stück, das vor Jahren am gleichen See in einer Fischreuse gefangen und dann einige Zeit am Leben erhalten worden war; doch scheint das Tier an Nahrungs- mangel eingegangen zu sein.

16. Buteo buteo L. In meinem Beobachtungsgebiet allgemein Brutvogel. Ich halte den Gesellen für die Jagd nicht für un- schädlich, da ich ihn selbst beim Verzehren eines Junghasen be- obachten konte. Im allgemeinen trifft man ihn aber meistens auf den Feldern, wo er heuer besonders um Ismaning herum ziemlich zahlreich war, wohl infolge der vielen Mäuse, die dort recht ver- heerend wirkten.

17. Buteo buteo zimmermannae Ehmcke. Herbst 1908 erhielt ich ein iq' dieser Form, das bei Stockheim an der Wertach erlegt worden war. Selbe ist für Bayern erst ein paarmal nachgewiesen.

18. Carduelis carduelis L. Bei Aitrang in großen Flügen zu beobachten.

19. Cerchneis tinnunculusL. Unser häufigster Falke. Auf der Aufhütte bei Kaufbeuren stießen einmal ungefähr 12 Stück in Be-

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Alfred Laubmann: Beiträge zur Avifauna Bayerns.

gleitung von 3 Buteo auf den Uhu. Brutvogel für Aitrang. 3 Horste bekannt.

20. Cerchneis vespertinus L. Im Mai 1909 erhielt ich ein q” aus Allenhausen bei Freising in wunderschönem Gefieder, einige Tage später ein 9 aus Ingolstadt. Konnte es sich um ein verstrichenes Brut- paar handeln?

21. Certhia familiaris L. Konnte einige dieser Tierchen bei Kaufbeuren beobachten. 12. November 1910.

22. Charadrius apricarius L. Im Herbst 1908 und 1909 sah ich ziemlich große Flüge dieser Regenpfeifer im Aschheimer Moos. Es gelang auch, jedesmal Belegexemplare zu erhalten. Heuer im Früh- jahr ein kleiner Trupp am Elbsee.

23. Chloris chloris L. Allgemein Brutvogel, München, Kauf- beuren.

24. Chrysomitris spinus L. Auf dem Zug im Frühjahr am Elb- see in Mengen beobachtet. Es flog einer immer hinter dem andern mit lautem Lockruf über den See. Ich konnte an 2 Tagen diese Be- obachtung anstellen. Alle halbe, ganze Minute kam ein Vogel. Konnte sie auch scharenweise von Busch zu Busch verfolgen in Be- gleitung von Distelfinken. Zugrichtung West-Ost.

25. Chelidon urbica L. Brutvogel in Diessen am Ammersee, wo die Häuser oft 5 10 und noch mehr Nester tragen. Weniger zahl- reich in Aitrang.

26. Ciconia ciconia L. Im Frühjahr auf der Fahrt durch die fränkische Schweiz eine große Anzahl gesehen. Brütete früher in Kauf- beuren. Konnte dort heuer keinen bemerken, doch sollen laut Erdt die Störche einige Tage dagewesen sein.

27. Cinclus cinclus L. An der Wertach bei Hirschzell 1 Stück im Frühjahr beobachtet. Auch bei Aitrang nicht selten.

28. Circus aeruginosus L. Diese bei uns in Südbayern immer seltenere Weihe erhielt ich 1909 in 2 Exemplaren, und 9 stamm- ten aus der Gegend von Lindau.

29. Clivicola riparia L. An der Wertach bei Kaufbeuren bestand noch vergangenes Jahr eine ziemlich große Kolonie, die jedoch heuer bei dem enormen Hochwasser fast vollständig zerstört wurde. Eine Brutkolonie in dem Moose bei Dachau in einer Sandgrube, ganz in der Nähe eines Anwesens, ist bei meinem Besuch im Vorjahre auch reich besetzt gewesen.

Alfred Laubmann: Beiträge zur Avifauna Bayerns.

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30. Coccothraustes coccothraustes L. Im Winter kamen einige Kernbeißer an mein Futterhäuschen. Auch erhielt ich im Frühjahr ein juv. aus München lebend.

31. Coloeus monedula L. Brutvogel in München. In Kauf- beuren bis auf wenige Paare ausgewandert, fand ich Dohlen als Brutvögel in Aitrang wieder. Flier brüten ca. 20 Paare auf dem Kirchturm.

32. Columba palumbus L. Häufig Brutvogel in den Wäldern um Kaufbeuren. Bei Aitrang fand ich ein Nest, das nur aus einigen Ästchen bestand, die lose übereinander lagen und mit Moos und Streu bedeckt waren. Das ganze Nest stand in einer Astgabel ca. 2,5 m hoch. Eier fand ich keine vor. Es ist nicht schwer, durch Imitation der Lockrufe die Wildtauben zu Gesicht zu bekommen. Für die Umgebung Münchens ebenfalls charakteristischer Brut- vogel.

33. Colymbus cristatus L. Dieser große Taucher ist auf unseren Seen überall gemein. Brutvogel am Ammersee. Der Vogel ist sehr vorsichtig, sucht sich aber meistens durch Tauchen, nur im seltenen Falle durch Fliegen vor dem Verfolgen zu sichern. Ich fuhr im September 1909 oft morgens bei ganz dichtem Nebel von Diessen aus mit dem Ruderboot gegen die Ammermündung und es gelang mir oft, bis auf wenige Meter an die Vögel heranzukommen. Beson- ders gut kann man dabei die Jungen an der hübschen Streifenzeich- nung an Kopf und Hals von den alten Vögeln unterscheiden, die mit schrillen Warnungspfiffen die jüngeren Vögel ins sichere Schilf locken. Am Elbsee konnte ich einmal im ganzen Jahr 1910 zwei Stück beobachten. Es gelang mir, trotzdem wir die Tiere den gan- zen Vormittag trieben, nicht, zu Schuß zu kommen ; endlich entzogen sie sich unserer weiteren Belästigung durch die Flügel und wurden, nicht mehr gesehen.

34. Colymbus nigricans Scop. An der Wertach im Januar beim Ansitz auf Enten 2 Taucher beobachtet. Im Frühjahr bekam ich ein Q* dieser Art lebend. Ich hielt es etwa 14 Tage in einem großen Behälter, wo es nach Herzenslust tauchen konnte. Als Nahrung dienten Mehlwürmer, die aus der Hand genommen wurden und 3 5 cm lange Fischchen, deren es eine unglaubliche Menge, wohl 50 60 an einem Tage vertilgen konnte. Nach dieser Zeit wurde der arme Schelm, der beim Tauchen nur von seinen Füßen Gebrauch machte, krank. Er wurde nicht mehr trocken und eines Morgens fand ich

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Alfred Laub mann: Beiträge zur Avifauna Bayerns.

ihn auf dem Bündel Streu, das er sich zum Ruheplatz erwählt hatte, tot auf. Ich möchte noch bemerken, daß der Taucher nie von seinen Flügeln Gebrauch machte, was ja von anderer Seite auch schon be- merkt worden ist.

35. Goracias garrula L. Am 27. V. 1909 erhielt ich ein 9 aus Otterfing. Ein sehr schönes q” bekam ich am 4. VII. 1910 aus Gei- senfeld, wo eine Brutkolonie sein soll. Wenn dies wahr, so sollten die Tiere doch geschützt werden ; denn es wäre zu wünschen, die schönen Vögel unseren Gauen zu erhalten.

36. Corvus cornix L. Konnte im XII. 1909 bei Kaufbeuren mit anderen Krähen vermischt 2 Stück erkennen. Es war ein kalter, rauher Tag.

37. Corvus cornix X corone. Ich bekam 1908 ein Exemplar aus Südbayern. Ein genauer Fundort konnte nicht, mehr festgestellt werden. Solche Bastarde sind selten, bei uns wenigstens, da ja auch Corvus cornix L. keineswegs zu häufigen Erscheinungen gehört.

38. Corvus corone L. Allgemein Brutvogel. Im „Ornith. Monats- berichte“ habe ich über eine Schwalbenmißbildung bei corone berichtet ; das Belegexemplar befindet sich in meiner Sammlung.

39. Corvus frugilegus L. In Münchens Umgebung verschie- dentlich anzutreffen.

40. Coturnix coturnix L. War früher bei Kaufbeuren häufig, nun ziemlich selten. Hörte im heurigen Frühjahr bei Aschheim einige schlagen.

41. Cr ex er ex L. Im Seemoos am Elbsee verschiedentlich aufgekommen. Hörte den Wachtelkönig im Sommer bei Diessen ganze Nächte lang schnarren. Bei Kaufbeuren hie und da.

42. Cuculus canorus L. Im Aschheimer Moos zur Zeit der Hahnenbalz häufig gehört und gesehen, ebenso in Kaufbeuren und Aitrang.

43. Cygnus spec.f Konnte am 3. I. 1910 in Aitrang 3 Exem- plare ziemlich hoch ziehen sehen. Richtung Süd-West Ost-Nord. Es sollen auch über dem Aschheimer Moos Schwäne ziehend be- obachtet worden sein.

44. Datila acuta L. Ein Exemplar im Winter 1909 an der Wertach erlegt.

45. Dendrocopus major L. Fand im Gemeindeholz bei Aitrang in einer alten Föhre 2 Bruthöhlen und konnte alte und junge Tiere am Baum beobachten. Wenn man sich dem Nistbaum näherte,

Alfred Laubmann: Beitrage zur Avifauna Bayerns. 57

wurde man mit lautem Geschrei begrüßt. Der alte Vogel verfolgte einen oder flog schon weit entgegen und führte mich auf diese Weise selbst zu seinem Neste.

46. Dendrocopus medius L. Den ersten Mittelspecht aus Süd- bayern bekam ich am 3. II. 1910 aus Allach.

47. Emberiza citrinella L. Goldammern fand ich als Brutvögel in München, Aitrang und Kaufbeuren ungemein häufig. Im Winter kommen sie weit in die Straßen der Stadt.

48. Emberiza schoeniclus L. In der Schiffhütte am Elbsee fand ich ein totes Exemplar auf. Konnte am Elbsee den Rohrammer als Brutvogel feststellen.

49. Erithacus rubeculus L. Besonders häufiger Brutvogel in den Auen der Wertach. Auch bei Aitrang häufig.

50. Falco peregrinus Tunst. Im Jahre 1909 bekam ich q" ad, Q ad und 9 jüv. aus Südbayern. Bemerkenswert ist der Größeunter- schied von cf ad und 9 ad- Die größeren Maße gelten für das 9- Gesamtlänge 39 cm, 49 cm Flügel, 30 cm, 38 cm Schwanz 16 cm, 21 cm, Lauf 5,5 cm, 6,5 cm.

51. Falco subbuteo L. Kaufbeuren. Ein Exemplar ausgestopft in Aitrang gesehen.

52. Fringilla coelebs L. Überall Brutvogel.

53. Fulica atra L. Am Ammersee gemein. Bei Kaufbeuren hie und da auf Teichen. Einmal am Elbsee beobachtet. Ich fand an der Ammermündung bei Diessen im Frühjahr 1909 ein mit 8 Eiern belegtes Nest. Dasselbe stand auf einer Schilfkufe und war mit Schilfstengeln ziemlich gut überdeckt. Auch ein Weibchen mit 5 Jungen konnte ich dort beobachten. Im Herbst lagen sie meist in Scharen bis zu 10 Stück zusammen auf dem Wasser.

54. Fuligula clangula L. Im Januar 1907 bekam ich von Erdt ein altes cf, schön ausgefärbt, das an der Wertach mit Stockenten zusammen eingefallen und erlegt worden war.

55- Fuligula ferina L. Ein cf aus Kaufbeuren in meiner Sammlung.

56. Fuligula fuligula L. Durch Erdt bekam ich vor einigen Jahren ein im Winter an der Wertach erlegtes Männchen.

57. Fuligula nyroca Güldenst. Am 23. XI. 1909 bekam ich ein Cf aus Straubing. Diese kleine Ente kommt bei' uns ziemlich selten vor.

58. Galerida cristata L. Haubenlerchen kommen jeden Winter in einigen Stücken bis in die Straßen Kaufbeurens. Mit Frühjahrs- beginn verschwinden sie wieder.

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Alfred Laubmann: Beiträge zur Avifauna Bayerns.

59. Gallinago gallinago L. Im Seemoos am Elbsee zu vielen Hunderten im Frühjahr und Herbst. Sommers über sieht man sie weniger. Konnte oftmals den hübschen Balzflug beobachten.

60. Gallinula chlor opus L. An der Wertach am sogenannten „tlacken“ ständig ein Pärchen. Einmal konnte ich diese beiden Stücke beobachten, wie sie ziemlich flink in und auf Weidenbüschen herumkletterten. Auch auf Weihern in der Umgebung Kaufbeurens nicht selten.

61. Garrulus glandarius L. Überall gemein. Ein partiell albi- notisches Exemplar in meiner Sammlung.

62. Hirundo rustica L. In Kaufbeuren, Aitrang und Diessen Brutvogel.

63. Hydrochelidon nigra L. Trauerseeschwalben sah ich an der Butzinsel an der Ammermündung, ebenso bei Riedenau im Sommer 1909 3 Stück.

64. Hypolais icterina Vieill. Ein Stück in Diessen in einem Garten gesehen.

65. Lanius collurio L. Häufig im Moos bei Aschheim.

66. Lanius excubitor L. 2 Exemplare aus Hartmanshofen Ende September 1909 erhalten.

67. Lanius minor L. In meiner Sammlung befinden sich 2 St. aus Südbayern. vom 12. V. 1909 aus Herrsching und 9 vom 7. IV. 1909 aus Aschheim.

68. Larus canus L. Ein Exemplar wurde vor einigen Jahren an der Wertach im Winter geschossen und befindet sich in meiner Sammlung.

69. Larus ridibundus L. Überall häufig. München, Ammersee. Ein Exemplar am Elbsee im Juli, 3 Stücke im Mai, doch keine Brut.

70. Machetes pugnax L. Kampfläufer sollen am Elbsee schon vorgekommen sein. (Erdt).

71. Mergus albellus L. Bekam ein 9 aus Pfarrkirchen.

72. Mergus merganser L. An der Wertach bei Biessenhofen vor einigen Jahren 5 Stück. XI. 1910 ein 9 aus Bayern erhalten.

73. Milvus korschun Gm. Am 18. Juni bekam ich ein Paar aus Scheidegg. Brutvogel bei Höchberg am Main.

74. Milvus milvus L. Brutvogel bei Höchberg am Main. Scheint südlich der Donau selten vorzukommen.

75. Motacilla alba L. An der Wertach bei Kaufbeuren nicht selten. Aitrang.

Aifred Laubmann: Beiträge zur Avifauna Bakerns.

59

76. Motacilla boarula L. Bei Kaufbeuren. In Aitrang ein Pär- chen beobachtet. Sah neulich 2 Stück bei einem Vogelhändler in München.

77. Muscicapa collaris Bechst. Ein Exemplar 1909 aus Mün- chens Umgebung erhalten.

78. Nucifraga caryocatactes L. Häufig am Tegernsee. Besucht in Abwinkel regelmäßig die Haselnnußhecken. Im September ein Belegstück aus Abwinkel erhalten.

79. Numenius arcuatus L. Häufiger Brutvogel im Aschheimer Moos. Auch am Elbsee brüteten 3 Paare. Es ist merkwürdig, mit welcher geringen Scheu diese Vögel, wenn sie Junge haben, nach Menschen und Hunden hassen. Man glaubt, sie mit den Händen oft fassen zu könen. In hellen Nächten hört man am Elbsee fast immer ihre melancholischen Töne.

80. Nyctala tengmalmi Gm. Am 8. XI. 1910 ein Exemplar aus Darching erhalten. Im Sommer ein juv. aus Tirol bekommen.

81. Oedicnemus oedicnemus L. Im Frühjahr 1908 ein (j1 ad aus dem Aschheimer Moos. X. 1910 ein Stück aus Weissenfeld bei Feldkirchen.

82. Oriolus oriolus L. Im Eichwald bei Aschheim Brutvogel. Im Schloßpark von Nymphenburg mehrere im Mai gehört, ein 9 gesehen.

83. Ortygometra porsana L. Im Sommer kamen eine große An- zahl aus Perlach durch meine Hände. Die Tiere hatten alle Ver- letzungen am Kopf und wurden halb oder ganz tot aufgefunden.

84. Pandion haliaetus L. 1910 2 Exemplare von Vohburg an der Donau gesehen.

85. Parus ater L. In Kaufbeuren und Aitrang häufig be- obachtet. '

86. Parus caeruleus L. Kam im November 1910 an ein Futter- häüschen mitten in Kaufbeuren. In Aitrang gesehen.

87. Parus cristatus L. Bei Aitrang in einzelnen Stücken zur Beobachtung gelangt.

88. Parus major L. Allgemeiner Brutvogel. Seit 3 Jahren im Winter von Oktober bis Februar ein Pärchen in einem Garten an der Gabelsbergerstraße in München.

89. Passer domesticus L. Brutvogel im Beobachtungsgebiet.

90. Passer montanus L. In Diessen verhältnismäßig häufig; auch in Aitrang und Kaufbeuren.

60

Alfred Laubmann: Beiträge zur Avifauna Bayerns.

91. Pastor roseus L. Im Mai 1907 ein Stück mit Sturnus vul- garis' in einem Garten in Kaufbeuren.

92. P erdix perdix L. Trotz des schlechten Frühjahres häufig bei Ismaning. Spärlich bei Kaufbeuren. Eine Brut, ca. 10 Stück, in Aitrang am Elbsee. Partiell-albinotische Stücke relativ häufig in Münchens Umgebung. Ein fast weißes aus den 80er Jahren in meiner Sammlung.

93. Pernis apivorus L. In Münchens Umgebung auf dem Durch- zug nicht selten.

94. Phalacrocorax carbo L. Im November 1910 erhielt ich 2 Exemplare vom Chiemsee. Beide Stücke trugen noch das Som- merkleid.

95. Phasianus colchicus L. Brutvogel im Aschheimer Moos. Einzeln bei Kaufbeuren. Reine Stücke sind verhältnismäßig selten. Häufig Bastardierung mit Ph. torquatus L. Ein reiner Albino aus Rosenheims Umgebung in meiner Sammlung. Partieller Albinismus ist häufig. Eine blasse Henne von dem Typus des im Naumann unter dem Namen Phasianus colchicus var pallidus beschriebenen Fasans erhielt ich im Herbst 1909 aus Aschheim. Bei diesem 9 zeigt die ganze Zeichnung einen weißlichen Anstrich. 2 Hennen mit Hah- nengefieder bekam ich ebenfalls aus der Umgebung Münchens. Bei der einen ist. sogar der weiße Halsring vollkommen gebildet. Dieses Tier litt' an einer entzündlichen Wucherung des Eierstockes, was zur Erklärung der Umfärbung beitragen mag. Die andere Henne ist ebenfalls deutlich hahnenfedrig, doch konnte ich keinerlei Verän- derung im Eierstock erkennen.

96. Pica pica L. Fand in Aitrang ein mit 5 Eiern belegtes Nest; jedoch nach ca. 8 Tagen lagen die Eier unten am Boden, während noch 2 im Neste waren. Beim öffnen dieser beiden erwiesen sich diese als schon bebrütet. Brutvogel im Beobachtungsgebiet. Doch nicht besonders häufig.

97. Picus viridicanus M. et W. Bei Andechs einen beobachtet, immer von Baum zu Baum fliegend, doch nie weiter, als daß er mich noch sehen konnte. Seltener als der Grünspecht.

98. Picus viridis L. Über zwei Farbvarietäten bei Grünspechten aus dem Rottale habe an anderer Stelle schon berichtet. Im Gebiet nicht selten.

99. Pratincola rubetra L. Bei Diessen nicht selten.

61

Altred Laubmann: Beiträge zur Avifauna Bayerns.

igo. Pyrrhocorax alpinus Koch. Im Allgäu nicht selten. Be- sonders am Aggenstein beobachtet.

,101.. Pyrrhula pyrrhula europaea Vieill. Im Winter 1909 saßen auf einigen Bäumen in den Wertachauen q": und 9. Es war ein schöner Anblick, die roten Vögel im Rauhreit der Bäume zu sehen.

102. Rallus aquaticus L. Am Elbsee hie und da. Traf bei einem Vogelhändler ein Exemplar, das ganz zahm war.

103. Regulus regulus L. ln einem Garten in Kaufbeuren im Winter 1909 einen größeren Flug beobachtet.

104. Ruticilla titys L. Brutvogel in Kaufbeuren, Diessen und Aitrang. Brütend an einem Heustadel getroffen.

105. Scolopax rusticola L. Im Frühjahr und Herbst -kommen jedes Jahr etliche Stücke aus Aschheim. Tegernsee. In Kaufbeuren Mitte Oktober 1910 ein erlegt. Am Elbsee, hie und da ein Stück.

106. Sitta europaea caesia Wolf. In Kaufbeuren Brutvogel. Der Kleiber nimmt die aufgehängten Meisennistkästen sehr gern an und bringt darin seine Brut gut groß. Brutvogel in München und Um- gebung, auch in Aitrang.

107. Spatula clypeata L. Vor einigen Jahren bei Kaufbeuren an der Wertach ein 9 erlegt. Im Winter 1909 ein q* im Übergangs- kieid von der Isar bei Straubing erhalten.

108. Stercorarius pommarinus Temm. Anfang Oktober 1909 ein Exemplar vom Ammerseegebiet für meine Sammlung erhalten. Der Mageninhalt des seltenen Ga-stes bestand in der Hauptsache aus Regen würmern.

109. Stercorarius parasiticus L. Von Abwinkel am Tegernsee im Juli 1910 eine jüngeres Exemplar erhalten. Dasselbe wurde am See erlegt, auf dem es nahe am Schilf einem Wasserhuhn ähnlich herumschwamm.

110. Sterna hirundo L. Am Ammersee bei Riederau 3 Stück im Sommer 1909. Auch bei Diessen hie und da 1 Stück. Brütend zwischen Riederau und St. Alben am Ammersee.

hi. Sterna nilotica Hasselq. Am Elbsee ein Stück gesehen, das für eine Lachseeschwalbe gehalten wurde. Brutvogel am Lech.

112. Sturnus vulgaris L. Allgemein Brutvogel.

113. Sylvia atricapilla L. Fand in Aitrang ein Nest mit 2 Eiern am 29. April 1910. Ist auch Brutvogel in Aschheim, besonders im Eichwald.

114. Sylvia simplex Lath. Brutvogel in Diessen und Aitrang.

62

Alfred Laub mann: Beiträge zur Avifauna Bayerns.

115. Syrnium aluco L. Bei Kaufbeuren wiederholt bemerkt. Brü- tet auch im Aitranger Gebiet.

116. Tetrao tetrix L. Im Aschheimer Moos äußerst zahlreich. Oft 11 und noch mehr Hähne an einem Schirm. Am 17. Mai 1909 fand ich ein Gelege mit 9 warmen Eiern. Henne vom Nest aufgegan- gen. Besondere Feinde des Birkwildes sind hier die Raben, die man zu zweit oder noch mehr im Moos beisammen sieht, wie sie Jagd machen. Haben sie eine brütende Flenne entdeckt, dann stoßen sie solange auf dieselbe herunter, bis sie vom Nest geht, und nun tun sich die frechen Räuber gütlich. Überall liegen wohl unter jeder Föhre die Schalen von Birkhuhn- oder Fasaneneiern als Reste der Mordgier des Krähengesindels. Auch in Aitrang, im Seemoos und Torfstich Brutvogel, doch in geringerer Zahl. Bei Puchheim konnte ich links der Bahnlinie auch heuer des öfteren einen starken alten Hahn balzen sehen, doch scheint er dem Jäger nicht entkom- men zu sein.

117. Tetrao tetrix X urogallus. Am 19. X. 1910 erhielt ich ein herrliches cf von Edenpullach bei Deisenhofen. Das Exemplar wurde auf einer Treibjagd geschossen und befindet sich nun in meiner Sammlung.

118. Tetrao urogallus L. Traf im Sommer 1908 bei Abwinkel am Tegernsee auf 2 9 und 1 cf-

119. Totanus littoreus L. Den hellen Wasserläufer erhielt ich am 12. XI. 1910 aus der Gegend von Beuerberg an der Isar.

120. T otanus ochropus L. Am 29. X. 1910 erhielt ich ein Stück Cf aus der Umgebung von Landshut.

121. Totanus totanus L. Brutvogel im Aschheimer Moos und im Seemoos am Elbsee. Dort fand ich am 6. Mai in einem alten ver- lassenen Entenschirm ein einfaches Nest mit 5 Eiern. Der alte Vogel war immer in der Nähe und beobachtete genau mein Tun. Ging ich in die Nähe des Nestes, so flog er laut schreiend gegen mich an.

122. Troglodytes troglodytes L. Ich fand an der Brücke über den Elbbach ein altes Nest von Zaunkönigen. Den kleinen Zwerg selbst konnte ich zweimal in Stauden nahe am Bache konstatieren.

123. Turdus iliacus L. Am 5. April 1910 konnte ich einen Flug von ca. 15 Stück bei Aitrang beobachten. In meiner Sammlung be- findet sich ein partieller Albino aus Nordbayern.

124. Turdus merula L. Partiell-albinotische Amseln häufig in München. Allgemein Brutvogel; wenig zahlreich in Aitrang.

Alexander Bau: Ein Eichelhäherzug.

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125. Turdus musicus L. Brutvogel am Elbsee, bedeutend häu- figer als die Amsel.

126. Turdus pilaris L. Zu Beginn des Frühjahres waren große Scharen Wachholderdrosseln in den Auen und Torf strichen am Elbsee. Sie vollführten einen kolossalen Lärm und störten das schöne Frühlingskonzert in hohem Maße. Gegen den Sommer hin verschwanden sie gänzlich.

127. Turdus viscivorus L. 12. V. bekam ich ein q* aus Planegg.

128. Upupa epops L. Am 7. VI. 1910 sah ich auf einer hohen Tanne am Elbsee einen Wiedehopf sitzen, doch gelang es mir nicht, den Vogel für meine Sammlung zu erbeuten. Laut Bericht von Orts- ansässigen sollen Wiedehopfe am Elbsee gebrütet haben.

129. Urinator arcticus L. Gehört im Winter zu den regelmäßi- gen Gästen. Am 10. I. 1910 erhielt ich ein 9 von Ebersberg.

130. Urinator lumme Gunn. Ebenfalls im Winter nicht selten. Am 10. I. 1910 ein Exemplar vom Walchensee erhalten.

131. V'anellus vanellus L. Im Aschheimer Moos und im See- moos am Elbsee gemeiner Brutvogel. Kamen schon Mitte Februar an und blieben trotz des schlechten und kalten Wetters da.

132. Mergus serrator L. Eben, am 17. XI. 1910, 2 9 vom Chiem- see erhalten.

Ein Eichelhäherzug.

Von Alexander Bau.

Am 17. Oktober v. J. saß ich mittags mit meinem Freunde Emil C o 1 1 i t z aus Bregenz in der Wohnstube, als derselbe plötzlich auf den dem Hause gegenüberliegenden Wald deutete und ausrief : „Was fliegen denn da für Vögel?“ Beim Hinsehen bemerkte ich viele Eichelhäher von Baum zu Baum flattern, glaubte aber zunächst, eine der bekannten Hähergesellschaften zu sehen. Das Vorbeiflattern dauerte jedoch fort und da wurde ich aufmerksam, denn der ganze Wald, so weit ich denselben vom Fenster übersehen konnte, war von Hähern belebt.

Dieser Wald bildet die eine Seite einer tiefen, von einem Wild- bach durchflossenen Schlucht, fällt sehr steil ab und ist mit Fichten- wald, welchem viel Laubholz eingesprengt ist, bestanden. Die Schlucht beginnt im Tale, etwa 2000 m von meinem Hause, zieht von Westen nach Osten an demselben vorbei und biegt 200 m ober-

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Alexander Bau; Ein Eichelhäherzug.

halb desselben nach Süden ab, verläuft hier etwa 400 m lang zwischen Wald und verflacht sich dann neben einer großen Wiese. Diese steigt stark an, der von hier sichtbare Grat liegt etwa 250 im höher als mein Haus, ihre Ostseite ist mit Wald gesäumt.

Vor das Haus tretend, sah ich nun die ganze Schlucht von unten an bis oben hin mit Hähern erfüllt, welche dem Wald entlang, von Baum zu Baum flatternd, die Wiese kreuzten und .an deren Ostseite weiterflatternd den Berg überflogen. Es war eine fast ununter- brochene Folge von Individuen, die mitunter gleichzeitig in Menge immer von Baum zu Baum flatternd vorüberzogen. Ich suchte in folgender Weise eine ungestörte Schätzung über die Anzahl zu erhalten.

Mir gegenüber befindet sich im Walde eine Wasserrinne. Ich begann nun minutenlang die die Rinne überfliegenden Häher zu zählen. .Als ich damit begann, war es halb 1 Uhr. Jede Viertel- stunde zählte ich einige Minuten, und zwar bis halb 3 Uhr. Dann war der Hauptzug vorüber. Vereinzelte flogen auch später noch, immer die gleiche Richtung einhaltend, vorbei.

In vielen Minuten zählte ich 150 200 Stück, dann auch ca. 100, 80, 60,. 40, 20. Die geringste Zahl war 19, die höchste 203. Wenn ich in der Minute nur 50 Stück annehme, was sicher viel zu wenig ist, so ergibt das schon 9000 Vögel. Da dieselben nun schon zu Beginn meiner Beobachtung den Berg aufwärts überflogen, und ich nicht weiß, wann der Vorbeiflug begann, da ferner meine Durchschnittsannahme zu gering ist, so muß die wirkliche Anzahl eine ungeheuer große gewesen sein.

Diese hier vorbeiziehenden Häher waren fremde Vögel, denn die hiesigen sind Standvögel, die zu allen Zeiten sich in derselben Gegend umhertreiben und auch am anderen Tage an ihren gewohnten Plätzen zu sehen waren. Aufgefallen ist mir die Ruhe der ziehenden Vögel; nur selten ließ einer einen Ruf hören, während die heimischen, wenn sie in den bekannten kleinen Gesellschaften umherstreifen, mit ihrem fast ununterbrochenen Lärmen und Schreien sich schon auf große Entfernungen bemerkbar machen.

An dem Tage war sehr schönes, warmes Wetter, ununterbro- chener Sonnenschein, sehr schwacher, westlicher Wind.

Außer dem oben Genannten hat auch der bei mir wohnende Kunstmaler Emil Kern den auffallenden Häherzug beobachtet.

R u g g b u r g, am 19. Dezember 1910.

Eduard Paul Tr atz: Erbeutung seltener Vogelarten Tirols.

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Erbeutung seltener Vogelarten Tirols.

Von Eduard Paul Tratz.

Im Frühjahr 1910 war es mir vergönnt, wie ich bereits in den „Ornithol. Monatsberichten“ 1910, Heft IV, mitteilte, für Nord-Tirol Sylvia hortensis hortensis (Gm.) (= orphea auct.) nachzuweisen. Im darauffolgenden Herbst, und zwar am 2. IX., gelang es mir, ein <5 von Lanius Senator L. zu erbeuten, womit auch diese Art, die bisher bei uns nur einmal mit Bestimmtheit beobachtet wurde, nämlich am 27. IV. 1906 von Dr. G. Schieb e 1 (in der Nähe von Innsbruck), vergl. „Ornith. Jahrb.“ 1907, p. 166, in einem Beleg vorliegt.

Am 15. Jänner 1911 schoß ich, nahezu in der Sohle des Inn- tales, in einem niederen Föhrenbestand, ein einzelnes <3* des so seltenen Picoides tridactylus alpinus Brehm. Seit 1883, in welchem Jahre das Museum Ferdinandeum in Innsbruck aus Kufstein ein Tier dieser Art erhielt, wurde kein Stück mehr nachgewiesen. Nach v. Dalla-Torre und Fr. Anzinger „Die Vögel von Tirol und Vorarlberg“ wurden in der Umgebung von Innsbruck überhaupt erst zwei Dreizehenspechte, und zwar in den fünfziger Jahren erlegt.

Hall in Tirol, Jänner 1911.

Die Bingelgaus (Branta bernicla (L.) in Oberösterreick und Böhmen.

Am 1. Februar erlegte unser Revierjäger bei Linz a. D. eine Ringelgans. Es ist ein sehr altes (j Der ganze Rücken ist gleich- mäßig dunkel aschblaugrau und auch Brust und Bauch weisen, ohne stark merklichen Übergang in die schwarze Kropffärbung, bis zu den weißen Schwanzdecken, dasselbe Kolorit auf. Weder die Ober-, noch die Unterseite besitzen lichte Federkanten.

Linz a. Donau, 2. II. 1911.

Ingenieur Th. Angele.

In der Nähe des Dorfes Hostoulitz (Bez. Caslau) wurde zwischen dem 7. und 8. Februar ein <3* der Ringelgans geschossen. Ich hoffe, den Vogel für meine Sammlung zu erlangen.

1 leb, 19. II. 1911.

Oberlehrer K. K n £ l o u r e c k.

5

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A. Bau: H. Hocke f.

1. Hocke f.

Im Alter von 66 Jahren verstarb am ij. Oktober 1910 zu Berlin H. Hocke, der bekannte Herausgeber der „Zeitschrift für Oologie und Ornithologie“. Hocke war ein schlichter, ehrlicher und auf- richtiger Charakter, von Beruf Porzellanmaler, der sich und seine Familie durch seiner Hände Arbeit redlich ernährte. Als großer Naturfreund benützte er seine freie Zeit zum Durchwandern der märkischen Heimat. Er hatte einen offenen Blick für die Vorgänge in der freien Natur und seine zahlreichen kleineren und größeren Arbeiten in wissenschaftlichen, populären und Jagd-Zeitschriften, die oftmals, da er ein guter Zeichner war, mit interessanten Bildern geschmückt waren, zeugen von seiner scharfen Beobachtungsgabe. Schon frühzeitig legte er eine Eiersammlung an. Die Beschäftigung damit und der Wunsch, der wissenschaftlich sehr vernachlässigten Oologie mehr Aufnahme zu verschaffen, veranlaßten ihn, im Jahre 1891 die „Zeitschrift für Oologie, Organ für Wissenschaft und Lieb- haberei“ zu begründen. Er ließ diese Zeitschrift im Selbstverläge und unter großen, pekuniären Opfern erscheinen. Da er buchhänd- lerische Erfahrungen nicht besaß, und der Interessentenkreis für Oologie ein verhältnismäßig nicht sehr großer ist, so bereiteten ihm der Fortbestand und die Erhaltung der Zeitschrift fortwährende Sorgen, die ihn zeitlebens nicht verließen. Noch drei Wochen vor seinem Tode, am 24 .September 1910, schrieb er mir: „Leider habe ich seit einiger Zeit recht unter allerhand Krankheiten zu leiden, die mich um so schwerer treffen, da ich allein auf meine Arbeitskraft angewiesen bin, die aber doch nicht großen Nutzen abwerfen kann. Daher muß mit Mühe und Sorgen gearbeitet werden, um oben zu bleiben“. Diese schlichten, rührenden Worte zeugen am besten davon, welche großen, fortdauernden Opfer er der Wissenschaft mit der Erhaltung seiner Zeitschrift brachte.

Um für diese einen größeren Leserkreis zu gewinnen, versuchte er, sie im Jahre 1905 unter dem geänderten Titel : „Zeitschrift für Oologie und Ornithologie“ durch ein von Wilh. Schuster redi- giertes Beiblatt: „Ornithologische Rundschau“ interessanter zu ge- stalten, mußte aber sehr bald einsehen, daß er damit, wie er mir wiederholt klagte, einen Fehler begangen hatte, der aber weniger in der Kreierung des Beiblattes, als vielmehr in der Wahl seines Mit- arbeiters zu suchen sein dürfte. Nach zwei Jahren ließ er das Bei- blatt deshalb wieder fallen.

Literatur.

67

Hocke war, wie aus allen seinen Arbeiten hervorgeht, einer der besten Kenner des märkischen Vogellebens. Seine reichen, in mehr als 50 Beobachtungsjahren gesammelten Erfahrungen beabsichtigte er in neuester Zeit, in einer Ornis der Mark Brandenburg niederzulegen und bat mich, der ich mit ihm in den sechziger und siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts so oft unsere märkischen Fluren durch- streifte, um meine Mitarbeit. Nun hat der Tod seinem Streben ein Ziel gesetzt und das, was er an Beobachtungen und Erfahrungen der Nachwelt noch überliefern wollte, mit fortgenommen. Ist dies auch recht sehr zu bedauern, so hat er doch durch seine veröffentlichten Arbeiten, sowie namentlich durch die fast 20 Jahre bestehende Zeit- schrift neben vielen beachtenswerten biologischen Notizen besonders wissenschaftlich überaus wertvolle nidologische und oolo- gische Beobachtungen, Berichtigungen alter Irrtümer und Aufklä- rung dunkler Punkte geschaffen, so daß sein Name und seine Zeit- schrift in der Wissenschaft nie vergessen werden können.

Ehre seinem Andenken !

Alexander Bau.

Literatur.

Berichte und Anzeigen.

E. Schaff. Unser Flugwild. Naturwiss. Wegweiser. Ser. A. Bg. 19. Stuttgart. 8. 103 pp. m. 4 Taf. u. 27 Textfig. Preis geb. Mk. 1.40.

Das uns vorliegende Büchlein bezweckt, allen, die sich für die Vogel- welt und zwar für jenen Teil derselben, welcher jagdlich als Flugwild be- zeichnet wird, interessieren, als ein darüber orientierender Führer zu dienen. Trotz der Beschränktheit des zugewiesenen Raumes hat der bekannte Verf. die sich gestellte Aufgabe in einer Weise gelöst, die alles Lob verdient und ihm gewiß den Dank so manches, der darin Belehrung sucht, sichert. Die vier beigegebenen Tafeln und die 27 Textabbildungen sind eine erwünschte Zugabe, welche dem Laien das Bestimmen vielfach erleichtern. Der Preis ist beispiellos billig und für weiteste Verbreitung berechnet. T.

Ed. Lampe. Zur Wirbeltier-Fauna des Regierungsbezirkes Wies- baden. [Jahrb. Nassau. Ver. Naturf. Wiesbaden. 63. 1910. p. 197 198.]

Berichtet über seltene ornithol. Vorkommnisse im Gebiete. T.

G. Schiebel. Ein hahnenfedriges Weibchen von Emberiza canneti [Orn. Monatsber. XVIII. 19x0. No. 9. p. 142 143.]

Eine vom Verf. am 6. Jänner 1909 bei Metkovid (Dalm.) erlegter, als jüngeres angesprochener Rohrammer erwies sich bei der anatomischen Untersuchung als Q. Verf. empfiehlt mit Recht bei jedem erlegten Vogel die Untersuchung der Genitalien, da das äußere Kleid keine sichere Gewähr

5*

68

Literatur.

für die Geschlechtsbestimmung bietet außerdem die Aufzeichnung der Ge- nitalien auf der Etikette. T.

Cecilia Picchi. Un altero Esemplare Italiano della Saxicola deserti Rüpp. [Bollet. Soc. Ital. Roma. XIN. Ser. II. XI. 1910. 16 pp.]

An ihre kurze Mitteilung im Ibis [cfr. Orn. Jahrb. 1910. p. 196] über die Erbeutung einer Saxicola deserti auf Capri anknüpfend, behandelt die bekannte italienische Ornithologin diese Art, inklus. die asiatische Form montana, eingehend nach ihren Kennzeichen, Kleidern, ihrer Synonymie, Verbreitung und Lebensweise und gibt auch eine Zusammenstellung der bisher in Europa konstatierten Exemplare mit Nachweisen. Der in den Besitz der Verfasserin gelangte Vogel ist das 8. Exemplar aus Italien. T.

E. D. von Oort. Report on Birds from the Netherlands received from 1. IX. 1900 tili. 1. IX. 1910. [Notes Leyden-Mus. XXXII. 1910. p. 203—209 w. PI. 2.]

Die Sammlung des Leydener Museums wurde in dem genannten Zeit- räume um 516 Bälge und ungefähr 65 Gelege indigener Vogelarten ver- mehrt. Uber die bemerkenswerteien Arten werden nähere Angaben ge- macht. Die wichtigste Erwerbung ist ein am 7. XII. 1909 bei Rysbergen, Nord-Brabant, erlegtes <5 von Falco gyrfalco islandicus, das erste Exemplar im Lande. Taf. 2 bringt eine photogr. Aufnahme des Vogels und der Oberseite des Stoßes und des linken Flügels. T.

0. Kleinschmidt. Über das weibliche Kleid von Phoenicurus hod- gsoni und Erithacus davidi nebst systematischen Bemerkungen über die ostasiatischen Erithacus- Arten (Larvivora- Gruppe. [Ornis 1910. p. 197 200.]

Richtigstellung der Bestimmung der in der Überschrift genannten Arten erstere Phoen. ruüventris, letztere Larvivora ruüceps nebst Begründung Verf. teilt die Larvivora-Arten in drei Gruppen:

1, Erythacus cyane (Pall.) : Cyane Pall., brunnea Hodgs., sibislans Swinh.

II. Erithacus komadori (Temm.): komadori Temm., ruüceps Hart., akahige Temm,

III. Erythacus calliope (Pall.): calliope Pall., techebaiewi Prjw.,

pectoralis. Gould, obscura Ber. u. Bianchi, davidi Oust. T.

C. G. Schillings. Vogelausrottung und Damenhüte (Intern. Frauenb. f. Vogelsch. Flugbl. 1910. 4. 4 pp.)

Wendet sich in überzeugender Weise gegen die Mode, Damenhüte mit Federn zu schmücken, da durch diese Unsitte besonders bevorzugte farbenprächtige Arten, auch der einst so häufige Silberreiher der unteren Donauländer, geradezu der örtlichen Vernichtung von Seite der Feder jäger verfielen. Aber auch vom Standpunkte des Naturschützers verdient der Aufruf volle Beachtung. Der Frauenbund für Vogelschutz Berlin-Char- lottenburg, Sesenheimer Str. 37 I., der die Bekämpfung genannter Mode auf seine Fahne geschrieben, ladet gleichzeitig zum Beitritte 1 Mk. jähr- lich — ein. T.

Literatur.

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W. Hennemann. Über den Abzug des Mauerseglers. [Orn. Beob. 1910/11. 2 H. 2 pp.]

Verf. bringt weitere Angaben, welche die von Mühlemann vertretene Ansicht, daß bei andauernd schlechtem Wetter die Segler in rauheren Lagen möglicherweise nicht einmal zur Fortpflanzung schreiten, indem sie früh- zeitig großen Witterungsumschlägen durch Rückzug nach dem Süden aus- zuweichen suchen, zu stützen scheinen.

Hier um Hallein verlassen die Segler uns in der Regel am 28. Juli, nur wenige, deren Junge noch nicht flügge, folgen später. Wohl nordische paßieren noch 1 Monat und später durch. T.

Le Roi. Nochmals W. Schusters „Ornis des Mainzer Beckens“. [Orn. Monatsb. 1911. No. 1. p. 2—6.]

Verf. widerlegt die gegen seine Kritik der W. Schuster’schen Arbeit „Ornis des Mainzer Beckens“ von diesem abgegebene Erklärung in einer Weise, welche die volle Berechtigung der geübten Kritik außer Zweifel setzt T.

G. Clodius. 7. Ornithologischer Bericht über Mecklenburg (und Lübeck) für das Jahr 1909. (Arch. Ver. Fr. Naturg. Mecklenburgs 64. 1910 p. 125— 144.]

Fast jedes Jahr bringt der Bericht neben Angaben und Zugdaten über die regelmäßig vorkommenden Arten auch solche über Seltenheiten. So wurde am 30. VI. 1909 bei Weitendorf, nördlich von Güstrow, ein Step- penadler (A. nipalensis) (j) ad erlegt, das 2. Exemplar in Deutschland; am 18. IV. in einer Schar Wacholderdrosseln eine schwarzkehlige ( T . atrigu- laris) allerdings nur beobachtet und ein Q der Prachteiderente (Somateria spectabilis) bei Dahme geschossen. T.

A. Laubmann. Einige seltenere Gäste aus Südbayern’s Avifauna. [Ornith. Monatsber. 1910. No. IV. 3 pp,]

Daten über 15 für das Gebiet seltenere Arten. Buteo b. zimtner- mannae 5 hn Herbst 1908 bei Stockheim erlegt, Pastor roseus im Mai 1908 in einem Garten (wo?) beobachtet, Falco vespertinus £j, Q aus Allen- hausen bei Triesing im Mai 1909 erhalten. T.

A. Laubmann. Über eine Schnabelanomalie bei Corvus corone. [Ibid. 1910. IV. 3 pp.]

Bespricht eine am 28. XI. 1909 aus Isen erhaltenes Rabenkrähe- <5, dessen Oberschnabel hornförmig nach links gebogen war. 3 Abbildungen werden gegeben. T.

v. Berg. Von der Waldschnepfe. (Zeitschr. Allgem. Deutsch. Jadg- sch.-Ber. 1910. No, 43—45. sep. 4. 9 pp.)

Unter diesem anspruchslosen Titel macht uns Freiherr v. Berg in Straßburg mit seinen Beobachtungen an Schnepfen bekannt, welche er in seinem langen Jägerleben, vorwiegend in Elsaß-Lothringen, gesammelt hat. Besonderes Interesse für diesen Vogel und der günstige Umstand, daß sich

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Literatur

bei Verf. Jäger und Forscher in einer Person vereinigen, lassen es begreif- lich erscheinen, daß diese Sammlung reicher Erfahrungen auch für den Ornithologen wertvoll erscheinen muß, gibt sie doch über so manche bisher offene Fragen Aufschlüsse oder sucht, selbe nach Möglichkeit der Lösung zuzuführen. Leider müssen wir es uns versagen, auf das viele Wichtige, welches die Arbeit bringt, näher einzugehen, da wir sie sonst nahezu kopieren müßten. Jägern und Ornithologen sei aber diese Studie wärmstens empfohlen. T.

A. Bau. Über den Einfluß des Wetters auf die Vogelbruten [Zeit- schr. Ool. u. Ornith. XX. 1910. Nr. 7. p. 102 106.J

Verf. führt an mehrfachen Beispielen, die er auf seinem Besitztume in Vorarlberg gesammelt hat, den die Vogelbruten schädigenden Einfluß an, den schlechte Witterungsverhältnisse insbesonders die des letzten Jahres auf die Vogelbruten ausübten. T.

K. Loos. Welche Stellung nimmt der Schwarzspecht unter den hei- mischen Spechten ein? [Naturw. Zeitschr. Forst- u. Landw. [Stuttgart.] 8. 1910. H. 9. p. 447—450.

Verf. bespricht die Biologie des Schwarzspechtes, in welcher sich dieser am meisten den Erdspechten nähert, indem er wie sie sich vorwiegend von Ameisen nährt und die Jungen aus dem Vormagen füttert, welcher den Buntspechten zu fehlen scheint. Hierauf wird auf die Größenverhält- nisse der inneren Ernährungsorgane näher eingegangen, was in Verf. Werk (cfr. Orn. Jahrb. 1910, p. 235) nicht der Fall war. T.

J. Thienemann. Der Zug des weißen Storches ( Ciconia ciconia ) auf Grund der Resultate, die von der Vogelwarte Rossitten mit den Markierungs- versuchen bisher erzielt worden sind. [Zool. Jahrb. Suppl. XII. 1910. p. 665 -686 m. Taf. 16—18.]

Diese Arbeit, die uns über die intimeren Details und Resultate der Storchberingung der Vogelwarte Rossitten berichtet, enthält in ihrer Ein- führung die Mitteilung, daß bis jetzt an 3000 Fußringe auf Ersuchen von Storchnestbesitzern verausgabt wurden, daß nach der 1905 durch Ge- heimrat Braun- Königsberg festgestellten Zählung 13565 besetzte Nester in Ostpreußen, demnach 27130 alte Störche vorhanden waren und von 35 St. gezeichneten die Ringe eingeliefert wurden. Wenn unter solchen Umständen gegen die Storchberingung gewettert , von einer Schädigung des Storch- bestandes gesprochen wird so zeugt dies nur von einem ganz un- glaublichen Unverständnis der Betreffenden, die sich zum Anwalt einer Sache machen, die nach keiner Richtung hin eines solchen bedarf, weil sie eben nicht bedroht ist. So lange Deutschland eine so reiche Vorratskam- mer an Störchen besitzt, solange die Zahl derjenigen, deren Ringe abge- liefert wurden, eine so minimale ist, kann von einer Gefährdung dieses „dekorativen Vogels“ überhaupt nicht gesprochen werden, außer dort, wo man ihm die Lebensbedingungen genommen ; dies gehört aber auf ein anderes Konto, mit dem die Beringung absolut nichts zu tun hat.

Literatur.

71

Nach dieser Abschweifung, die in Folge der ebenso überflüssigen wie ungerechten Ausfälle gegen die Beringung nicht zu umgehen war, kehren wir zur Arbeit zurück. Sejbe zerfällt in vier Abschnitte und be- handelt i. die von den norddeutschen Störchen im Herbste eingeschlagene Zugrichtung; 2. den Zug nach und in Afrika; 3. die Rückkehr der Störche in ihr Heimatgebiet ; 4 die an den Nestern oder sonst in Deutsch- land beobachteten Versuchsstörche, deren Ringnummern nicht festgestellt werden konnten.

Erwiesen ist jetzt durch Belege, daß der Herbstzug der Störche aus Nord- und Mittel-Deutschland, auch der aus Dänemark, in südöstlicher Richtung über Ungarn erfolgt und sich bi; Süd-Ostafrika fortsetzt, also über 85 Breitegrade sich erstreckt.

Erwiesen ist weiters durch Belege, daß die im Neste beringten jun- gen Störche das Heimatsgebiet wieder aufsuchen.*)

Drei Kartenskizzen versinnlichen den Herbst- und Frühjahrszug der norddeutschen Störche auf Grund der Belege.

Wie aus den Mitteilungen verschiedener Berichterstatter erhellt, wird der Storch von den Eingeborenen Afrikas zu Speisezwecken stark verfolgt. Da darf man sich wohl nicht wundern, wenn manches Storchnest daheim unbesetzt bleibt.

Wir wollen diese schönen Erstlingsresultate, die uns die Storchberin- gung brachte, nicht überschätzen; aber auch das Gegenteil darf nicht der Fall sein, denn es handelt sich hier um exakte Beobachtungen, die nicht zu bestreiten sind. Die folgenden Jahre werden uns ja immer weitere Auf- schlüsse bringen, da die Vogelmarkierung immer mehr an Boden gewinnt. So wird es gewiß auch von großem Interesse sein zu erfahren, woher die in Marokko überwinterten Störche stammen, _ deren massenhaftes Auftreten in Marrakegch es Dr. K. Floericke, wie er in seinem 1910 erschienenen Kosmos-Buche »Säugetiere fremder Länder« p. 6 mitteilt, ermöglichte, seine gefangen gehaltenen Raubtiere neben Tauben auch mit Störchen zu füttern. T.

C. Loos. Ein Vierteljahrhundert literarischer Tätigkeit. [Forst- u- Jagdz. deutsch. Forstver. Böhm. 11. 1911. H. 1. sep. kl. 8. 12 pp.]

Übersicht der wissenschaftlichen Tätigkeit des Verfassers, die in dem genannten Zeiträume aut ornithologischem Gebiete allein 112 Publikationen umfaßt. T.

W. Hennemann. Über das Auftreten des Seidenschwanzes ( Ampelis garrulus L.) in dem oberen Sauerlande und in den benachbarten Gebieten im letzten Jahrzehnt. [Jahresb. XXXVIII. Westfäl. Prov.-Ver. Wissensch. u. Kunst. Münster /W. 1909/1910. p. 47— 48.]

Trat 1903—04 zahlreich auf, 1907—08, 1908—09 in geringer Menge.

W. Hennemann. Über die Rotschwänze, Stein- und Wiesenschmätzer im Sauerlande. [Ber. Vers, bot.-zool. Ver. Rheinl. u. Westf. 1910. p. 3—9.]

. Behandelt eingehend Vorkommen u. Zug genannter Arten im Gebiete. T.

*) Ein von mir 1909 gezeichnetes Segler-Q brütete 1910 wieder in demselben Nistkasten. D. Herausgeb.

72

Literatur.

W. Hennemann. Der diesjährige Kreuzschnabelzug im Sauerlande flbid. 1910. p. 9—10]

Der Zug machte sich nur im oberen Sauerlande, aber in geringem Maße bemerkbar. T.

P. Emmeram Heindl. Ornithologische Beobachtungen zu Andechs 1908—1909. [Nat. u. Offenbar. 56. 1910. p. 681—697; 746—760.]

Der bekannte Vogelkundige des Klosters Andechs berichtet hier über seine sehr sorgfältigen biologischen Beobachtungen, welche die Jahre 1908 u. 1909 umfassen, und folgende Abschnitte enthalten: 1. Zug- und Strichperiode. 2. Vom Leben und Treiben auf den Futterplätzen. 3. Die Brutperiode. Jede Seite der Schrift verrät den wahren Vogelfreund und kundigen Beobachter, dem auch das scheinbar Unbedeutendste nicht entgeht. T.

R. Bar. Snouckaert van Schauburg. Ornithologie van Nederland. Waarnemingen van 1. Mei 1909 tot en met 30. April 1910. [Tijdschr. Ned. Dierk. Vereen (2) Dl. XII. Afl. 1. p. 60-73.]

Einer allgemeinen Übersicht folgen die speziellen Angaben, die uns wie stets über die interessanteren Vorkommnisse in der Niederlande orien- tieren. Hervorgehoben seien: Acanthis cannabina x A. flavirostris, Pini- cola enucleator, Parus cyanus, Falco candicans, Buteo desertorum, Ibis fal- cinellus , Cursorius gallicus, Charadrius dom. fulvus. T.

E. P. Tratz. Sylvia sylvia hortensis (Gm.) in Nordtirol. [Om. Monats- ber. 1910. p. 807—808.]

Erster sicherer Nachweis des Vorkommens des Orpheusgrasmücke in Nordtiro], T.

R. Eder. Die Beziehung der Bodenbeschaffenheit zur Vogelwelt im Mödlinger Gebiete und das Auerhuhn als Brutvogel des Kleinanninger. [Möd- linger Bezirks-Bote 1910.]

Verf. weist durch Beispiele die Abhängigkeit verschiedener Vogel- arten von der Bodenbeschaffenheit nach und berichtet schließlich über ein von ihm aufgefundenes Auerhuhnnest. T.

R. Eder. Das österreichische Reichshaus in der internationalen Jagd- Ausstellung. [Ibid 1910.]

Schildert die ausgestellten Objekte und nimmt auf die ornithologischen besonders Bezug. In der Jagdliste der Fürst Fürstenberg’schen Domäne Pürglitz in Böhmen findet sich ein Rackeihahn bereits 1735 verzeichnet. T.

B. Schweder. Jagdwesen u. Naturschutz. Sekt. III. Ref. 5. 24 pp. II. Internat. Jagd-Kongr. Wien, 1910.]

Das vom Verf., Professor a. d. höheren Forstlehranstalt in Mähr.-Weiß- kirchen, erstattete Referat behandelt in eingehender, klarer Weise die Not- wendigkeit des Naturschutzes, besonders von Seite des Jägers und beantragt die ihm dafür nötig und wichtig erscheinenden Punkte internationaler Be- rücksichtigung. T.

Literatur.

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O. Reiser. Jagdwesen und Naturschutz (Schutz der Adler). [Sekt. III. Ref. 5. II. Internat. Jagdkongr. Wien 1910.]

Tritt für den Schutz der Adler und Geier ein und empfiehlt, das Ver- giften mit Strychnin einzustellen, welches für beide verhängnisvoll wird, in- dem durch selbes z. B. der Bartgeier nahezu ausgerottet wurde. T.

W. Riegler. Zur Vogelschutzfrage. [Österr. Forst- und Jagdzeit. 28.

1910. No. 26. p. 238—239.]

Unter obigem Titel wendet sich Verf. gegen einen in demselben Blatte erschienenen Artikel, der für die Nützlichkeit einzelner Vogelarten eine Lanze brach. Verf., ein warmer Vogelfreund und langjähriger aufmerksamer Be- obachter der Vogelwelt, der auf seinem im Wienerwald gelegenen Besitztum, den Höhlen-, Baum- und Buschbrütern das möglichste Entgegenkommen zeigt gegen 35—40 Vogelpaare brüteten in seinem ‘/2 Joch großen Garten teilt auf Grund seiner Wahrnehmungen die den Insektenfressern zugeschrie- bene Bedeutung nicht, tritt aber dennoch für die Schonung der Vogelwelt aus ethischen Gründen ein und plädiert dafür, den vor den Toren Wiens gelegenen Wienerwald als Vogelreservat zu erklären.

Wir haben schon vor Jahren unseren Standpunkt in der Vogelschutz- frage wiederholt bei Besprechungen dahin präzisiert, daß die Bedeutung des Vogels, besonders der Insektenfresser, weit überschätzt wurde und daher in erster Linie ethische Gründe es sein sollen, welche uns veranlassen, die Vogelwelt unseres Schutzes teilhaftig werden zu lassen. Diese Anschauung gewinnt durch die jetzt sich rasch mehrenden Naturschutzbestrebungen, welche bemüht sind, das Vorhandene zu erhalten, ohne Rücksicht auf dessen Nutzen oder Schaden, immer mehr an Boden.

Dem Vogelschutz haben seine unberufenen Freunde weit mehr ge- schadet als genützt, weil die lächerlichen Überschätzungen einer nüchteren Kritik nicht Stand halten konnten. Aber gerade die Gegner und Bekämpfer der Nützlichkeitstheorie waren es, welche dem Vogelschutze zu allgemeiner Verbreitung verhalfen, indem sie die Parole ausgaben, nicht das Nützlich- keitsmoment sei für den Schutz des Vogels maßgebend, sondern das ethische.

Eine über vier Dezennien reichende Beobachtungszeit hat uns gelehrt, daß die Bedeutung der Vogelwelt ebenso über- als unterschätzt wird. Die Vögel erfüllen wie jedes Geschöpf ihren Zweck in der Natur; ob aber ihre Wirksamkeit ein unsere Interessen fördernde, ob eine indifferente oder schädigende genannt werden kann, das ist von so vielen Umständen abhängig, und darf nur selten auf das Konto des Vogels allein geschrieben werden. T.

Zeitschrift für Oologie. Unter Berücksichtigung der Nidologie und aller das Brutgeschäft betreffenden biologischen Beobachtungen. Herausgege- ben von G. Krause, Pankow-Berlin (F. Lehmanns Verl., Stuttgart. 1. Jahrg.

1911. 12. Nrn. jährl. Preis 6 Mk.

Die bisher der Eierkunde dienende »Zeitschrift für Oologie und Orni- thologie« scheint mit dem Ableben ihres Herausgebers und Redakteurs H. Hocke, ihr Erscheinen eingestellt zu haben. An ihre Stelle tritt ein neues

Literatur.

Unternehmen, dessen Herausgeber und Redakteur der bekannte Autor der »Oologia universalis palaearctica«, G. Krause, ist. Das gibt Gewähr, daß die Zeitschrift ihrer Bestimmung voll entsprechen wird. Die uns vorliegende 1. Nummer enthält außer den einführenden Worten des Verlegers Aufsätze von L. v. Boxberger: Über die Eier der großen Raubmöve ( Cataracta scua ); G. Krause: Die Oologie und ihre Eigenheiten; G. E. F. Schulz: Das Photo- graphieren von Nestern und Eiern; L. v. Boxberger: H. Hocke f u. 1 Tafel Kuckuckseier (V) aus der »Ool. univ. palaearct.« Den vielen Oologen ist durch das Erscheinen dieser Zeitschrift wieder ein neuer Sammelpunkt ge- boten. T.

Fr. Lindner. Am Nistplatze des Thüringer Steinsperlings [Orn. Mo- natsschr. XXXVI. No. 1. p 62—72],

Pastor Carl Lindner hat sich ein großes Verdienst um die Er- forschung des Vorkommens des Steinsperlings in Deutschland, sowie seiner Biologie erworben (cfr. Orn. Monatsschr. 1906/07). Auch sein Bruder Fr. Lindner hat im Juni 1909 eingehende Beobachtungen an einem Brutpaare, dem einzigen, das er an den früher bewohnten Brutplätzen aufzufinden ver- mochte, dessen Niststätte in dem Astloche eines alten Apfelbaumes stand, an- gestellt. Leider sind die Aussichten für die Erhaltung dieses so interessanten Vogels an seinen ehemaligen Wohnstätten recht ungünstige, zumal sein Ver- schwinden sich ohne merkbare Ursachen vollzieht. T.

Brehms Tierleben. Allgemeine Kunde des Tierreichs. IV., vollständig neubearbeitete Auflage. Herausgegeben von Prof. Dr. O. zur Straßen. Bd. VI. Die Vögel. Neu bearbeitet von W. Marshall, vollendet von F. Hempelmann u O. zur Straßen. I. Teil, Lex. 8. XVI. u. 498 pp. m. 27 färb., 23 schwarz. Taf. u. 100 Textabbildungen. Leipzig u. Wien (Bi- bliogr. Instit.) 1911. Preis in Halbleder geb. 12 Mk.

Kein Werk war für die Popularisierung der Tierkunde von solch’ ge- waltigem bahnbrechenden Einflüsse wie Brehms Tierleben. Zum erstenmale wurden da die wichtigsten Vertreter der gesamten Tierwelt in Wort und Bild vorgeführt und der Hauptwert auf die biologische Schilderung derselben gelegt. Dies in Verbindung mit der fesselnden Schilderungsweise Brehms, dem außerdem als Illustratoren die besten deutschen Tierzeichner zur Seite stan- den, hat dem Werke, das in alle Kultursprachen übersetzt, zum Gemeingute aller wurde, die Interesse an der vielgestaltigen Tierwelt nehme11 und sich über selbe informieren wollen, einen Weltruf verschafft. Wie es bei einem derartigen fundamentalen Werke begreiflich, war die erste Auflage bald ver- griffen und machte eine zweite nötig, der verhältnismäßig bald eine dritte und jetzt die vierte folgte. Die großen Fortschritte der Wissenschaft zwangen bei aller pietätvollen Wahrung des ursprünglichen Textes doch zu wesentlichen Ergänzungen, Zusätzen und Korrekturen, die sich, um das Werk auf seiner Höhe zu erhalten, als notwendig erwiesen. In dem vorliegenden Band VI. Vögel, 1. Band, sind die Flachbrutvögel-, Tauch-, Pinguin-, Sturm-, Storch-, Gänse- und Raubvögel abgehandelt. Die Bearbeitung der Vögel lag in den bewährten Händen W. Marshall’s und wurde nach dessen Ableben von F. Hempelmann und O. zur Straßen vollendet. Hervorgehoben sei, daß

Literatur.

75

die Einleitung eine wesentliche zeitgemäße Umarbeitung erfuhr, so insbeson- dere die Anatomie des Vogels, die Theorie des Fluges und die geistigen Fähigkeiten der Vögel. Neben den uns bekannten guten alten Textbildern der Künstler der älteren Auflagen sind es die prächtigen farbigen Tafeln W. Kuhnerts, die das Auge fesseln und entzücken. In neuem Gewände, nach jeder Richtung hin bereichert, tritt das bewährte monumentale Werk vor seine alten Freunde, und daß es ihm an neuen nicht fehlen wird und kann, dessen sind wir gewiß. T.

Aquila. Red. v. O. Herman. Budapest 1910. XVII. Lex. 8. VII. u. 305 pp. m. 5 Taf. u. 3 Karten.

Dieser Jahrgang bringt an Aufsätzen: H. Herman, Rede auf dem V. intern. Ornithologen-Kongresse in Berlin (nur ungar.); Joh. Fr. Naumann in Ungarn 1835; J. Greschik, Der Vogelzug in Ungarn im Frühjahre 1909; K. Hegyfoky, Der Vogelzug und die Witterung im Frühling 1909; J. Schenk, Das Experiment in der Vogelzugsforschung; L. Szemere, Die relative Verbreitung der Wachtel und des Rebhuhns in Ungarn; J. Greschik Magen- und Gewölluntersuchungen unserer einheimischen Raubvögel ; Beiträge zur Kenntnis der Molaren der einheimischen Murinen; E. Csiki, Positive Daten über die Nahrung unserer Vögel; J. Schenk, Bericht über die Vogel- markierungen im Jahre 1910. Kleinere Mitteilungen. T.

E. Greschik. Der Vogelzug in Ungarn im Frühjahre 1909. [Aquila, XVII. 1910. p. 1-27.]

Die Bearbeitung des Zugmaterials erfolgte in der bisherigen Weise. Der Zugcharakter im Frühjahr 1909 war ein normal später, da von 11 1 besser beobachteten Arten 45 früher, 59 später und 7 entsprechend dem historischen Landesmitte] erschienen. Der Zugtypus der Rauchschwalbe war auch dies- mal der gleiche. 75 neue Beobachtungsstationen sind zugewachsen. T.

J. Hegyfoky. Der Vogelzug und die Witterung im Frühling des Jahres 1909. (Aquila. 1910. p. 128—132.')

Ausgenommen Coracias garrula u. Rutieilla phoenicurus, deren An- kunft um 1 2 Tage früher erfolgte, war die Verspätung eine allgemeine und betrug 4 Tage. Ursache ist das in Folge andauernder Kälte verspätete Er- wachen der Natur und die bis in den Mai hinein reichenden Kälterückfälle.

T.

E. Greschik. Magen- und Gewölluntersuchungen unserer einheimischen Raubvögel. (Aquila. XVII. 1910. p. 168—179.)

Erstreckt sich auf den Rauhfuß (125), Mäusebußard (81) und die Wald- ohreule (87 St.). Aus selben ergibt sich, daß beide erstere im allgemeinen Schonung verdienen, letztere zu den nützlichsten Eulen zu zählen ist. Bei der Untersuchung der Ingluvien wurde Wert auf die genaue Bestimmung der Arten gelegt, da jene aus den verschiedensten Teilen des Landes stammend, über die Verbreitung einzelner Nager und Insektenfresser Aufschluß geben und sich weiters Gelegenheit bietet, ein reichhaltiges osteologisches Material zu sammeln. Welch’ Wert derartigen Untersuchungen innewohnt, beweist der

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Literatur.

Umstand, daß in den Mägen der Waldohreule in zwei Fällen die erst in neuerer Zeit von L. v. Möhely für die ungarische Fauna nachgewiesene nor- dische Wühlratte ( Microtus ratticeps ) gefunden wurde.

Die in den Raubvogelmägen und Gewöllen gefundenen Kieferteile ga- ben Verf. Veranlassung zu seiner gründlichen Arbeit (Beiträge zur Kenntnis der Molaren der einheimischen Murinen), Aquila. XVII. 1910. p. 180—204 m. 3 Taf. 1.

E. Czicki. Positive Daten über die Nahrung unserer Vögel. (Aquila. XVII. 1910. p. 205—218.)

Fortsetzung der Untersuchungen (cfr. Orn. Jahrb. 1910. p. 116) u. zwar bei Cerchneis vespertinus u. tinnuncul.us In 90 Mägen des ersteren fanden sich an Wirbeltieren nur in 4 Fällen Feldmäuse und einmal nur 1 Vogel ( Em - beriza schoeniclus juv.), in 94 Stück des letzteren in 15 Fällen Haus- mäuse, in 31 Feldmäuse, 1 Spitzmaus, je 1 Buchfink und Goldammer, 5 Sper- linge und in 2 Fällen nicht zu bestimmende Vögel. T.

J. Schenk. Bericht über die Vogelmarkierungen im Jahre 1910. (Aquila. XVII. 1910. p. 219—257.)

Dieser wie stets interessante Bericht zerfällt seinem Inhalte nach in drei Teile, deren erster sich mit den im abgelaufenen Jahre vorgenommenen Markierungen (2649 Ex.) beschäftigt. Als am zahlreichsten gezeichnete Arten sind anzuführen: Ciconia ciconia 1121 Junge, Hirundo rustica 406, Ardea

purpurea 282, Larus ridibundus 233, Chelidonaria urbica 221. Die Nach- forschungen, ob die Beringung auf die Jungen, bezw. deren Aufzucht, eine ungünstige Wirkung ausübe, ergaben kein diesbezügliches Resultat. Einige markierte alte Kleinvögel zeigten sich jedoch so weit empfindlich, als sie teils für Tage, teils ganz die alte Brutstelle mieden. Besonderes Interesse bean- sprucht die Tabelle, welche nach Orten die Höhe des Storchbestandes und die Eierzahl der Gelege verzeichnet. Die Vermehrungsziffer war diesmal eine größere, da sich 4er u. 5er Gelege häufiger fanden. Der zweite Teil gibt Aufschluß über den dermaligen Bestand der zwecks Markierung besuchten Kolonien. Hervorgehoben sei, daß an einer wenig zugänglichen Stelle der »Carska bara« im Fehörtö sich ständig 10—12 Edelreiher aufhielten, denen strengste Schonung zuteil wird.

Der dritte Teil enthält ausführliche Daten über jene Arten und Stücke deren Erbeutung 1910 gemeldet wurde. Der südlichste Punkt, von welchem Nachricht über einen gezeichneten ungarischen Storch einlangte, ist Cra dock Cape Colony. Derselbe wurde am 2. VII. 1907 im Kom. Vas gezeichnet und am 20. I. 1910 nebst anderen vom Hagel erschlagen. Die Entfernung vom Markierungsorte beträgt 8900 Kilom. Ein interessantes Resultat ergab die Zeichnung von Schwalben alt und jung , indem deren Wiederkehr zum Neste, bezw. dem Brutorte konstatiert wurde. Auffällig ist, daß, obgleich bereits über 2000 Schwalben gezeichnet wurden, noch kein einziger Ring aus ihrem Durchzugsgebiete und Winterquartiere zur Einsendung gelangte. T.

J. Schenk. Von der Vogelwelt verhinderte Heuschreckenplage, (Aquila. XVII. 1910, p. 258—261.)

Literatur.

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Berichtet über einen Fall, wo im Juli 1909 auf einer ca. 500 Hekt. großen Viehweide Heuschrecken in solchen Massen auftraten, daß man den Ausbruch einer Heuschreckenplage befürchtete. Da stellten sich Tausende von Vögeln, vorwiegend Saatkrähen und Störche ein, welche die Heuschrek- kenmassen binnen zwei Wochen vernichteten, so daß im folgenden Jahre keine Infektion nachgewiesen werden konnte. Auch aus Süd-Afrika werden Anga- ben über die hervorragende Tätigkeit der Störche gegenüber den Heu- schreckenschwärmen gebracht. T.

L. Keneßey v. Kenese. Die Reiherinsel von Adony (Aquila. XVII. 1910. p. 268—271.)

Diese insbesonders durch Landbeck’s Schilderung ihres reichen Vogel- lebens berühmte, an der Ostgrenze des Kom. Fehör gelegene Donauinsel wurde vom Verf. zweimal im Juni und Juli besucht. Aut der 324 Joch großen, einst von Urwald bedeckten Insel ist der forstwirtschaftliche Betrieb eingetührt und damit fand das ehemalige Vogel-Dorado sein Ende. Nach Schätzung des Verf. brüteten jetzt nur ungefähr 10—14 graue und 20—40 Paar Nachtreiher und die Scharben waren verschwunden. Unter den sonst auf der Insel angeführten Arten sei der Nachtigallrohrsänger und der Zwerg- fliegenfänger erwähnt, welch’ letzterer Brutvogel im Hausgarten des Ober- tuhlrichters D. Huszar ist. Wieder hat die fortschreitende Kultur eine Perle ursprünglicher Natur und reichen Vogellebens vernichtet. T.

J. Michel. Einige Zugbeobachtungen aus dem Elbetale bei Boden- bach. (Aquila, XVII. 1910. p. 275 277.)

Von 6 Arten, darunter auch von der im Beobachtungsgebiete brütende Muscicapa parva, werden vieljährige Ankunftsdaten gebracht. T.

H. Ekama. Der Vogelzug in Holland im Jahre 1909. (Aquila, XVII. 1910. p. 278-280.)

Ankunftsdaten, auch einige Letztbeobachtungen des Kuckucks, der Hausschwalbe, Nachtigall, Nebelkrähe, des Storches und Kiebitz aus verschie- denen Orten Hollands. T.

L. v. Szemere. Die relative Verbreitung der Wachtel und des Reb- huhns in Ungarn. (Aquila, XVII. 1910. p. 150—167.)

Eine eingehende Untersuchung über die Verbreitung von Wachtel und Rebhuhn, wozu die von T. Tarjän aufgeworfene Frage, ob das Rebhuhn die Wachtel verdränge, Veranlassung gab. Von den zu diesem Zwecke ver- sandten Fragebogen gelangten 114 zum Teil sehr ausführlich behandelt zurück und wenn auch aus 16 Komitaten Angaben fehlen, so gewähren doch die anderen einen guten Überblick über die Verbreitung beider Arten. Verf. stellt die Untersuchungsresultate in 6 Tabellen zusammen. Die I. enthält jene Orte angeführt, wo beide sehr selten oder nicht Vorkommen. Die weiteren Tabellen geben Aufschluß über das gegenwärtige und frühere Verhältnis zwischen Wachtel und Rebhuhn. In Tab. II wird das Hügelland zwischen der Donau behandelt. Hier gibt es viele Rebhühner, lokal auch ziemlich viele Wachteln, früher jedoch mehr. Tab. III. Kleine ung. Tiefebene und Tab. IV. Große ung. Tiefebene weisen ähnliche Verhältnisse wie Tab. II auf,

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An den Herausgeber eingegangene Journale und Schriften.

doch zeigen sich diese in letzterer, namentlich in den südlichen Komitaten, für die Wachtel günstiger. Laut Tab. V., die östl. Gebirgegend, finden sich da gegenüber den vorhergehenden beide Arten in bedeutend geringerer Zahl vor, nur in den an die Ebene angrenzenden kultivierteren Orten sind beide häufiger. Ähnliches gilt für Tab. IV., die nördliche Gebirgsgegend, doch weist selbe örtlich noch genug Wachteln auf. Daß das Rebhuhn die Wachtel verdrängt, wurde nicht beobachtet, vielmehr verneint. Die Vermin- derung der Wachtel ist teils eine Folge ihrer Massenvernichtung im Süden und gewiß nicht zum wenigsten der veränderten Kulturverhältnisse im wei- testen Sinne, auch die Witterungsverhältnisse üben einen nicht zu unter- schätzenden Einfluß darauf aus. T.

Kleine Mitteilungen. (Aquila. XVII. 1910, p. 258—281.)

Außer einigen schon besprochenen kleineren Arbeiten findet sich hier eine ganze Reihe von Notizen verschiedener Autoren, die manche interes- sante Beobachtungen bringen. T.

H. Fischer-Sigwart. Das Wauwilermoos. Eine naturwissenschaftliche Skizze. (Mitteil. Naturf. Ges. Luzern, 1910. Bd. 1. 24 pp.)

Aus dem Vogelleben im Wauwilermoos im Jahre 1910. (Verh. Schweiz. Naturf. Ges. Basel, 1910, 1. 16 pp.)

Die Naturschutzbestrebungen in der Schweiz besitzen in H. Fischer- Sigwart einen ihrer ältesten und eifrigsten Vertreter. Vorgenannte Arbeiten Vorträge, die Verf. gehalten beschäftigen sich mit dem Wauwilermoos. Erstere gibt ein anschauliches Bild der Pflanzen- und Tierwelt, letzterer befaßt sich nur mit der Vogelwelt des Gebietes, für dessen Erhaltung als Reservat Verf. plädiert und, wie es den Anschein hat, mit Erfolg. T

Nachrichten.

f

H Hocke,

Herausgeb. d. »Zeitschrift f. Oologie u. Ornithologie«, geb. zu Berlin, 19. III. 1843, gest. am 17. X. 1910.

Dr. med. Karl Parrot,

I. Vorsitzender d. »Ornithologischen Gesellschaft« in Bayern, zu München am 28. I. 1911.

Dr. Richard Freiherr König von und zu Warthausen, auf Schloß Warthausen in Württemberg, am 5. I. 1911 im 81. Lebensjahre.

Captain G. E. Shelley, zu Bournemouth, am 29. XI. 1910.

Andre Suchetet in Böautö.

An den Herausgeber eingegangene Journale und Schriften.

The Auk. A. quarterly Journal of Ornithologv. Cambridge, Maß. 1910. XXVII. Nr. 1-4.

An den Herausgeber eingegangene Journale und Schriften.

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The Emu. A quarterly Magazine to popularize the Study & Protection ot Native ßirds. Melbourne. X (1910) Part. 1, 2, 3 (1911) 4.

British Birds. London 1910. III. Nr. 8—12; IV. Nr. 1—7.

Avicula. Giornale ornitologico italiano. Siena 1909 XIV. Fase. 145—155.

Revue frangaise d’ Ornithologie. Orleans 1910. II. Nr. 9—20. The Condor. Bulletin of the Cooper Ornithological Club of California. Hollywood 1910. XII. Nr. 1 6.

Bird Lore. Harrisburg 1910. XII. Nr. 1—6.

Dansk Ornithologisk Forenings Tidsskrift. Kjobenhavn. 1910. IV. H. 2—4.

Ornithologischer Beobachter. Bern 1910. VII. Nr. 4—12; VIII. 1910. No. 1—3.

Die gefiederte Welt Magdeburg 1910. XXXIX. Nr. 1—52. Aquila. Journal für Ornithologie. Budapest 1910. XVII. Ornithologische Monatsschrift. Gera 1910. XXXV. Nr. 1 12, Zeitschrift für Ornithologie und praktische Geflügel- zucht. — Stettin 1910. XXXIV. Nr. 1 12.

Zeitschrift für Oologie und Ornithologie. Berlin 1910. XIX. Nr. 10—12, XX. Nr. 1—7.

Ornithologische Mitteilungen. Moskau 1910. I. 4 H. (russisch.) Ornithologie et Aviculture. Moscou. 1910. L. 1., 1911. L. 1. Verhandlungen der Ornithologischen Gesellschaft in Bayern 1909. X. München 1911.

La Feuille de jeunes Naturalistes. Paris 1910. XL. Nr. 471—480; XLI. Nr. 481—482.

Annalen des k. k. naturhistorischen Hofmuseums. Wien

1909. XXIII. Nr. 3, 4; XXIY. 1910. Nr. 1, 2.

Mitteilungen der Sektion für Naturkunde d. ö. Touristen-

Klubs. Wien 1910. XXII. Nr. 1—12.

Verhandlungen und Mitteilungen des siebenbürgischen Vereines für Naturwissenschaften. LIX. 1909. LX. 1910. Hermannstadt 1910/11.

Bulletin de la Socidtd Impdriale des Naturalistes da Moscou. Jahrgang 1908. Moscou 1910. Nr. 3, 4; Jahrg. 1909 (1910); Jahrg, 1910. No. 1—4.

Aus der Heimat. Stuttgart 1910. XXIII. Nr. 1—6.

Mitteilungen des naturwissenschaftlichen Vereines für Steiermark. 46. 1909. Graz 1910.

Proceedings of the U. S. National-Museum, XXXVII. Washington

1910.

Proceedings of the Indiana Academy of Science 1909. Indiano- pol is. 1910.

Atti della Societä Italiana di Scienze Naturali edel Museol civico di Storia naturale di Milano. Pavia 1910, XLVIII. Fase. 4. XLIX. Fase. 1, 2, 3, 4.

80

An den Herausgeber eingegangene Journale und Schriften.

Jahrbücher des Nassauischen Vereines für Naturkunde. Wiesbaden, LXIII. 1910.

Natu r alien-Kabinet. Grünberg 1910. XXII. Nr. 1 24. Mitteilungen des nordböhmischen Exkursions-Klubs. Leipa 1910. XXXIII. Heft 1-4.

Der Weidmann. Berlin-Schöneberg 1910. XLI Nr. 1—53.

Zwinger und Feld. Stuttgart 1910 XIX. Nr. 1 52. Jäger-Zeitung. Saaz 1910. XXI. Nr. 1—24.

Dian a. Genf 1910. XXVIII. Nr. 1—12.

Waidmannsheil. Klagenfurt 1910. XXX. Nr. 1—24.

Hugo’s Jagdzeitung. Wien 1910. LIII. Nr. 1—24.

Wild und Hund. Berlin 1910. XVI. Nr. 1—52.

TidsskriftförJägareochFiskare. Helsingsfors 1910. XXVIII. Heft 1 6.

Weid werk und Hundesport. Wien 1910. XV. Nr. 347—370. Neue Baltische Weidmannsblätter. Riga 1910. VI., Nr. 1—24. Revista da Sociedade Scientifica de Sao Paulo. S. Paulo (Brazil) 1909. IV.

Urania. Wien 1910. III. Nr. 1—52.

Die Tierwelt. Wien 1910. IX. Nr. 1 24.

Zoologischer Beobachter. Frankfurt a. M, 1910. LI. H. 1 12. Verhandlungen der k. k. zoolog. - bot Gesellschaft in Wien. Wien 1910. LX. Nr. 1- 10.

Illustrierte nützliche Blätter. Wien 1910. XXVI. Nr. 1 12. The Philippine Journal of Science. Manilal 910. V. A. Chemical Geological Sciences and Industries. No. 1—6.

D. Ethnology, Anthropology & General Biology No. 1-6. VIII. u. IX. Annual Report of the Bureau of Science. Manila 1910/11. University of California Publications in Zoolog y. Vol.V.

Nr. 8—12. Berkeley 1910. Vol. VI. Nr. 13; Vol. VII. Nr. 1—6. Jahrbuch des ungarischen Karpath envereines. XXXVII. 1910. Iglö 1910.

U. S. Department of Agricülture. Washington t910. Biol. Surv. Bullet.

Nr. 36; North American Fauna Nr. 32. ,, 1911.

Annual Report 1910. Department of experimental Evolution of the Car- negie Institution of Washington. (Year Book, Nr. 9. p. 75—86.)

Societa italiana di Scienze naturali e Museo Civico di Storia Naturale di Milano. Memorie, Vol. VII. Fase. 1.

6 8. Jahresbericht des Museum Francisco-Carolinum. Linz 1910.

Deutsche Jäger-Zeitung, Neudamm 1910. 55. Nr. 27— 53; 56. Nr. 1 26. A. Matschie. Ist das Karpathen-Murmeltier von dem Alpen-Murmeltier verschieden. (D. Teckete. VI. 1910. Nr. 15. p. 113 115. (Beil. z. : »D. Jäg.-Zeit.)

E. Greschik. Beiträge zur Kenntnis der Molaren der einheimischen Murinen. (Aquila, 1910, 28 pp. 3 Taf.)

A. Dubois. Descriptions d’ oiseaux nouveaux du Congo beige. (Rev. fran$. d' Orn. 1911. No. 22. p. 17—18.)

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Inhalt des 1. Heftes. Seite

Herrn, Johansen: Ein ornithöl ogischer Ausflug an den _ See Tschany

in der Barabasteppe . . . 1

C. P arr o t: Beiträge zur Ornithologie der Insel Korsika (Schluß) . 22

Adalbert.- K 1 a p t o c z : Ornithologisehes aus Nordalbanien 46

Alfred Laubmann: Beiträge zur Avifauna Bayerns ....... 51

Alexander Bau: Der Eichelhäherzug 63

Eduard Paul Tratz: Erbeutung seltener Vogelarten Tirols .... 65

Th. Angele und K. Kne'zourek: Die Ringelgans in Oberösterreich und

Böhmen . . . ... . . . . . . . . , 65

Alexander Bau: H. Hocke f 66

Literatur . 67

Nachrichten 78

An den Herausgeber eingegangene Journale und Schriften 78

Zur Besprechung eingelangte Druckschriften.

J. Schenk, A Madärvonuläs Kerdfsönek Kiserleti vizsgälata. (Aquila 1910.) Bericht über die Vogelmarkierungen im Jahre 1910. (Ibid. 1910.) Von . der Vogelwelt verhinderte Heuschreckenplage. (Ibid. 1910.) E. Csiki. Positive Daten über die Nahrung unserer Vögel. (Ibid. 1910.)

L. v. Szemere. Die relative Verbreitung der Wachtel und des Rebhuhns in Ungarn. (Ibid. 1910.)

]. Michel. Einige Zugbeobachtungen aus dem Elbtale bei Bodenbach, (Ibid, 1910.)

L. Keneßey v. Kenese. Die Rerherinsel von A'dony. (Ibid, 1910.)

H. Ekama. Der Vogelzug in Holland im Jahre 1909. (Ibid. 1910,)'

Kleinere Mitteilungen. (Ibid. 1910.)

J. Hegyfoky, Der Vogelzug und die Witterung im Frühling des Jahres 1909, ^ (Ibid. 1910.)

H. Fischer-Sigwart. Das Wauwilermoos, - Eine naturwissenschaftliche ) Skizze. (Mitteil. Naturf. Ges. Luzern, 1910.

Aus dem Vogelleben im Wauwilermoos im Jahr 1910,

(Verh. Schweiz. Naturf. Ges. Basel, 1910.)

E. Arrigoni degli O ddi. Commemorazione di Richard Bowdler Sharpe, (?)

(Boll. Soc. Zoof Ital. 1910,)

Nota ornitologica (Atti R. Istit. Veneto Sc., Lett. &: cj

Arti, 1910/11.)

Notizie sppra un individup albino di Spatula clypeata

(Diana, 1910.)

Note sui secondo Congresso internazionalc della

Caccia a Vienna 1910, (Ibid. 1910.)

[Hier o falco cherrug in Tunesia], (The Ibis. 1910.) i

J. Thienemann. Der Zug des weißen Storches. (Zool. Jahrb. 1910. Suppl. C

12. H. 3.)

R. Bar. Snouckaert v. Schauburg. Ornithologie van NederJand. (Tijd- ! sehr. Ned. Dierk. Vereen 1910.)

Frhr. v. Berg. Von der Waldschnepfe. (Allgem. Deutsch. Jagdsch.-Ver,1910.)- CC G. Cl o di us. 7. Ornithologischer Bericht über Mecklenburg. (Arch. Fr. Na- turg. Mecklenb. 1910.)

A. Laubmann. Einige seltenere Gäste aus S.-Bayerns Avifauna (Orn. Mo- natsber. 1910.)

Über eine Schnabelanomalie bei Corvus corone (Ibid. 1910.)' )

A. Bau. Über den Einfluß des Wetters auf die Vogelbruten. (Zeitschr. Ool, u. Orn. 1910.)

G. Schiebel. Ein hahnenfedriges Weibchen von Emberiza canneti (Orn,

Monatsb. 1910)

F. Gröbbels, Gedanken über die Psychögenese des Gesanges unserer ein— .

heimischen Vogelwelt. (J. f. O. 1910.)

Le Roi. Nochmals W. Schusters »Ornis des Mainzer Beckens« (Orn. Mo— .Ci! natsb. 1911.)

W. Hennemann. Der diesjährige Krpuzschnabelzug- im :SauerlandeC(;i909.)|SH] (Ber, Bot. u. Zool. Ver. Rhnl. u. Westf. 1910.)

Über die Rotschwänze, Stein- und Wiesenschmätzer im.

Sauerlande. (Ibid 1910.)

P. Emm. Hein dl. Ornithologische Beobachtungen zu Audechs 1908 u. 1909. (Nat. u. Offenb. 1910.) '

W. Henne mann. Über das Auftreten des Seidenschwanzes in dem oberen ! Sauerlartde etc. im letzten Jahrzehnt. (XXXVIII. jahresb. Westf. Prov.- ’C j Ver. Wiss. u. Kunst, Münster 1909/10.)

H. Loos. Ein Vierteljahrhundert literarischer Tätigkeit. (Forst- u. Jagdz,

Böhm. 1911.)

E. Greschik. Magen- und Gewölluntersuchungen unserer einheimischen j Raubvögel. (Aquila, 1910 )

Der Vogelzug in Ungarn im Frühjahr 1909. (Ibid. 1910.) '

A Bonomi. Del canto di Rampichini. (Avicüla, XIV. 1910)-/

Per 1’ Avifauna della CorsiCa ,, ,;

Uccelli muniti d’anello d’alluminio „■ , ,f .

Verantw, Redakteur, Heraufgeber und Verleger: Viktor Ritter von Tscbusi zu SchmidboHen, Hallein. Druck von Ignaz Hartwig in Freudenthal (österr, Schlesien), Kirchenplatz 13.

Ausgegeben am 15. September 1911.

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XXII. Jahrgang.

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Das „Ornithologische Jahrbuch“ bezweckt ausschliesslich die Pflege der palaearktischen Ornithologie und erscheint in 6 Heften in der Stärke von 2>/2 Druck- bogen, Lex. 8. Eine Yennehrung der Bogenzahl und Beigabe von Tafeln erfolgt nach Bedarf. Der Preis des Jahrganges (6 Hefte) beträgt bei direktem Bezüge für das Inland 10 Kronen, für das Ausland 10 Mk (— 11.75 K) = 12.50 Frks. = 10 sh. = 4.50 Rbl. pränumerando, im Buchhandel 12 Kronen = 12 Mark. Yolks- u. Mittelschulen erhalten den Jahrgang zu dem ermässigten Preise von 6 Kronen bez. 6 Mk. (nur direkt). Kauf- und Tauschanzeigen finden nach vorhandenem Raume auf dem Umschläge Aufnahme. Beilagen- und Inseraten- Berechnung nach Yereinbarung. Probehefte nur gegen Rücksendung.

Alle Zusendungen, als Manuskripte, Druckschriften zur Besprechung, Abon- nements, Annonzen und Beilagen bitten wir an den Herausgeber, Villa Tännen- hof bei Hallein, Salzburg, zu adressieren.

Hallein, 1911.

Druck von Ignaz Hartwig in Freudenthal (Sohles.), Kirchenplatz 13. Verlag des Herausgebers.

Die noch vielfach ausständigen Abonnements bitten wir ehestens zu begleichen und die für den Jahrgang 1910 nach Einlauf dieses Heftes zu erneuern.

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North American Fauna. (Washington).

Annual Report of the Smithsonian In- stitution. (Washington). 1881— 1905.

Yearbook of U. S. Department of Agri- culture. (Washington). 1896—1898,

Proceedings of the U. S. National-Mu- seum. (Washington). XX-XXIT, XXIV.— XXXI.

Bulletin de la Societe Imperiale des Naturalistes, Moscou). 1891—1909.

Bulletin of the American Museum of Natural History. (New-York). II 1887— XVI, 1902.

Proceedings of the Indiana Academy of Science. (Indianopolis). 1895 1908.

Atti della Societa Italiana di Scienze naturali e del Museo civico di Storia naturale in Milano. 1896— 1909.;

Die Gefiederte Welt. (Magdeburg). 1872 I -XXXVII. 1909.

Naturae Novitates. (Berlin). 1909 und viele 'andere Journale.

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ORGAN

für das

palaearktische Faunengebiet.

Jahrgang XXII. jj

Mai August 1911.

Heft 3, 4.

Ornis Marpurgensis.

Die Brutvögel der Umgebung von Marburg a. L.

Von Dr. Leo von Boxberger.

Über Zweck und Berechtigung lokaler Avifaunen Betrachtungen anzustellen, erscheint müssig, wenn die detaillierte Bearbeitung einer solchen bereits den Weg zum Setzer gefunden hat. Trotzdem kann und will ich es mir nicht versagen, bevor ich in die Besprechung meines Stoffes eintrete, nur mit einem Wort darauf hinzuweisen, wie sehr die Notwendigkeit besteht, in einer Zeit, in welcher infolge einer fast übertriebenen Entwickelung der Bodenkultur die Existenz so mancher Tier- und insbesondere Vogelart auf dem Spiel steht, in perpetuam memoriam künftiger Geschlechter festzulegen, wie das ornithogeographische Antlitz der mitteleuropäischen Erde in dieser für den Naturfreund entsagungsvollen Zeit ausgesehen hat. Eine solche Festlegung kann aber nur auf die Weise vor sich gehen, daß in möglichst großer Zahl Aufzeichnungen der Brutvogelgemeinden kleinerer Beobachtungsbezirke geschaffen werden, deren Zusammen- fassung dann ein klares Bild der Vogelverbreitung in dem heutigen, die Existenzbedingungen für den größeren Teil der Vogelwelt immer mehr reduzierenden mitteleuropäischen Gebiet ergibt. Brutvogel- gemeinden sage ich, da Durchzügler und Wintergäste für den Vogel- bestand einer Gegend ohne erheblichere Bedeutung sind, und kleinere Beobachtungsbezirke ist deswegen zu betonen, weil eine möglichst enge Begrenzung allein die für solche Zwecke nötige erschöpfende Gründlichkeit der Bearbeitung gewährleistet.

Der Versuch einer Avifauna unserer alten Universitätsstadt wird nicht von mir zum erstenmal unternommen. Einer der nam- haftesten unter den Ornithologen, K 1 e i n s c h m i d t, ist mir hier bereits vorangegangen* ) . Allein diese Arbeit ist meines Wissens

*) Journ. f. Ornithol. 1903.

Ausgegeben am 15. September 1911.

82

Dr. Leo v. Boxberger: Die Brutvögel von Marburg a. L.

nicht zu Ende geführt worden, außerdem aber erstrecken sich meine Beobachtungen über einen fast fünfzehnjährigen Zeitraum, in wel- chem ich während der letzten Hälfte durch meinen Bruder unter- stützt wurde, und haben von jeher in erster Linie dem Brutgeschäft gegolten, so daß sie zu einer Bearbeitung der Ornis der Brütvögel mich in hinreichender Weise in den Stand setzten.

Über die geographische Lage Marburgs gibt jeder Atlas genü- gende Auskunft. Zu seiner landschaftlichen Kennzeichnung sei bemerkt, daß auf hügeligem Buntsandstein-, Diluvial- und stellen- weise Basaltboden zusammenhängende Wälder in größerer Ausdeh- nung ruhen, in welchen leider, der Tendenz der modernen Forst- wirtschaft entsprechend, auch bereits die Kiefer stark dominiert. Hier und da finden sich noch als Reste verschwundener Herrlichkeit Buchenbestände, jedoch in der näheren Umgebung Marburgs nir- gends mehr in größerer Ausdehnung. Die Fichte dagegen zeigt sich überall und hält der Kiefer noch die Wage. Das Beobachtungs- gebiet wird durchflossen von der Lahn und der in diese einmündenden Ohm. Stehende Gewässer fehlen vollkommen, wodurch die Ornis von vornherein in negativer Hinsicht begrenzt wird. Felder und Wiesen finden sich in einigem Umfang nur im Flußtal. Die Fluß- ufer sind fast überall kahl, eine Folge der segensreichen Tätigkeit der Wasserbaubehörde, die ängstlich auf die Beseitigung jeder Spur von Baum- oder Buschvegetation an den Ufern Bedacht nimmt. Der Verkehr ist in den der Stadt zunächst gelegenen Teilen des Gebietes ziemlich lebhaft, nimmt aber in den entlegeneren Wäldern so sehr ab, daß ich von gewissen Örtlichkeiten behaupten kann, daß ich dort in der ganzen Zeit meiner ornithologischen Tätigkeit niemals einem Menschen begegnet bin. Solche Plätze werden aber leider von Jahr zu Jahr seltener, was natürlich von starkem Einfluß auf die gefiederten Bewohner des Gebietes ist, namentlich, wenn sie zu den alten Rittergeschlechtern der Raubvögel gehören, denen bekanntlich die Unrast der Zeit noch viel mehr zum Greuel ist, als ihren mensch- lichen Vettern.

Was die Umgrenzung des Gebietes angeht, so ließ ich mich dabei von dem schon oben angedeuteten Grundsatz leiten : non niulta sed multum. Demgemäß liegen die Grenzen nach keiner Richtung hin außerhalb einer Entfernung von etwa 12 Kilometern, von dem Mittelpunkt der Stadt aus gerechnet. In südwestlicher Richtung wird selbst diese Entfernung nicht einmal erreicht. Immerhin findet

Dr. Leo v. Boxberger: Die Brulvögel von Marburg a. L.

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sich, wie die folgende Übersicht zeigen wird, innerhalb eines so eng umgrenzten Bezirkes eine verhältnismäßig große Zahl von Arten und von einzelnen dieser Arten auch ein bemerkenswerter Individuen- reichtum, während andere wieder noch innerhalb der Zeitdauer meiner Beobachtungen bedeutend zurückgegangen oder sogar verschwunden sind. Obwohl diese letztgenannten der Ornis Marpurgensis nicht mehr angehören, so will ich ihnen doch den Nekrolog schreiben.

Daß auch die folgende Aufstellung Lücken enthält, brauche ich wohl kaum zu betonen, denn welche Arbeit wäre frei davon! Wollte ich aber mit der Herausgabe warten, bis diese Lücken sich ausfüllen lassen, so würde es vielleicht niemals dazu kommen, da man oft seltene Vogelarten alljährlich in genügender Menge beobachten kann, während man ganz gewöhnlichen oft Jahrzehnte lang ohne jeden Erfolg nachspürt, wie jeder Freilichtornithologe weiß, namentlich, wenn es sich um Beobachtungen über das Brutgeschäft handelt.

C o r v i d a e.

Corvus corone L. Rabenkrähe. Als Brutvogel und zwar häufiger kommt, der geographischen Lage Marburgs entsprechend, nur diese Art vor, nicht die Nebelkrähe, die sich nur vereinzelt im Winter zeigt. Auch die Saatkrähe fehlt vollkommen. Die Raben- krähe horstet hier regelmäßig in ansehnlicher Höhe und fast stets am Rande der Wälder, niemals im Innern derselben. Als Horst- baum dient meist Kiefer und Eiche, seltener Fichte, Buche od. Birke. Die Eierzahl beträgt anscheinend fast immer 4 oder 6, nur einmal fand ich 5 in anderen Gegenden. Betrachtet man eine Suite von Corone-Eiern des Beobachtungsgebietes, so fällt sofort ein zwei- facher Typus ins Auge, nämlich ein hellweißgrüner mit spärlicher schwarzer Fleckung und ein olivgelblichgrüner mit dichterer schwarz - brauner Fleckung. Eier der ersteren Art sind in der Regel größer. Ob diese Erscheinung in engen verwandtschaftlichen Beziehungen unter dem Rabenvolk des Bezirkes oder in Verschiedenheiten der Ernährung ihre Ursache hat, wage ich nicht zu entscheiden. Das Brutgeschäft beginnt in der ersten Aprilhälfte.

Coloeus monedula spennologus ( Vieill.) Westeuropäische Dohle. Obwohl an geeigneten Brutgelegenheiten für die Dohle in der Stadt kein Mangel herrscht, so findet sich die Dohle brütend doch nur an der nördlichen und südlichen Grenze des Beobachtungsgebietes. An beiden Örtlichkeiten dienen ihr Baumhöhlen zum Nistplatz, im

84

Dr. Leo v. Boxberger: Die Brutvögel von Marburg a. L.

Norden sind es uralte Eichen, im Süden alte Buchen. An beiden Plätzen nistet sie, wie vermutlich, überall kolonienweise. Frische Gelege findet man von Beginn der zweiten Aprilhälfte an; die höchste Eierzahl wurde zu 7 ermittelt. Frühestes Gelege 18. IV. 1906, spätestes Gelege 8. VI. 1908.

Pica pica (L.). Elster. Die Elster ist in der Marburger Ornis | eine rara Avis. Sie findet sich ganz vereinzelt nur noch an dei äußersten Nord westgrenze des Gebietes, am Ausgang des oberen Lahntales, da, wo es sich mit dem Ohmtal vereinigt. Dort sah ich leere Elsternester noch im Jahre 1907, ein besetztes Nest aufzufinden gelang mir dagegen nicht. Ich habe jedoch hinreichenden Grund zu der Annahme, daß der Vogel auch heute noch dort brütet, da ' ich im Herbst 1910 wieder regelmäßig mehrere Vögel an der Land- straße beim Dorfe Göttingen beobachtete.

Garrulus glandarius (L.). Eichelhäher. Eine sehr gewöhnliche Erscheinung in unseren Wäldern. Zur Anlage seines Nestes sind ihm alle Baumarten recht. Die Gelege enthalten meist 6 Eier. : Frühestes Gelege 24. IV. 1904, spätestes 17. V. 1908.

Auffallend ist es, daß sich fast in jedem Gelege ein oder mehrere abnorme Eier von ungewöhnlich dünner, mit rauhen Knoten besetzter Schale vorfinden.

Sturnidae.

Sturnus vulgaris L. Star. Zur Brutzeit nicht nur in und bei den Ortschaften, sondern auch in den Laubwäldern, sofern sie hohle Bäume enthalten, sehr zahlreich. Auch den Winter über in Menge in der Stadt zu finden, und zwar auch als Standvogel, nicht jedenfalls nicht nur als Gast aus nördlicheren oder östlicheren Gegenden. Gelege 5 bis 7, bei der zweiten Brut, die häufig gemacht wird, anscheinend meist, nur 4. Frühestes Gelege 25. IV. 1909, i spätestes 12. VI. 1902.

O r i o 1 i d a e.

Oriolus oriolus (L.). Pirol. Eine überaus seltene Erscheinung, wie in den meisten hügeligen Gegenden. Ich beobachtete ihn nur hier und da in einem sehr bunt gemischten Bestand an der Nordost- grenze des Gebietes. Ein Nest konnte ich nicht auffinden.

L a n i i d a e.

Lanius excubitor L. Raubwürger. Im eigentlichen Beobach- tungsgebiet selten. Einmal wurde der Raubwürger inmitten des

Dr. Leo v. Boxberger: Die Brutvögel von Marburg a. L.

Gebietes in einem von Bergwäldern eingeschlossenen Tal (zwischen den bekannten Aussichtspunkten Spiegelslust und Hansenhaus) Mitte der neunziger Jahre brütend gefunden. Mein Bruder fand im Mai 1905 ein verlassenes Nest in einer hohen Feldhecke an der nördlichen Peripherie des Gebietes, welches ein Ei enthielt. Häufiger ist der interessante Vogel etwas weiter nach Westen hin, in der bei Pica pica genannten Gegend, wo er sich mit Vorliebe auf kleinen Ödlandparzellen, die mit dornigem Buschwerk, verwilderten Obst- bäumen u. dgl. bestanden sind, aufhält. Alljährlich stellen sich zu Beginn der rauhen Jahreszeit einzelne Exemplare von L. excubitor auf dem nördlich der Stadt vorgelagerten Wiesengelände ein, von wo sie im Frühjahr wieder verschwinden.

Lanius collurio L. Neuntöter. Der Neuntöter ist durch die von den Bauern systematsich durchgeführte Vernichtung der Feldhecken seit etwa 1907 stark zurückgegangen, an geeigneten Örtlichkeiten aber noch überall anzutreffen. Seine Brutzeit fällt zwischen Mitte Mai und Mitte Juni. Frühestes Gelege 22. V. 1904, spätestes 2. VI. 1904,

Die Behauptung, daß L. collurio in heißen, trockenen Jahren vorwiegend rotgefärbte Eier lege, eine Lieblingsidee A 1 1 u m’s, so viel mir bekannt ist, halte ich für eitel Phantasie. Ich habe Suiten von hunderten von Eiern aus dem gleichen Jahre gesehen und kann versichern, daß sich unter diesen stets Eier mit roter, grüner und gelber Grundfärbung in annähernd gleicher Zahl vorfanden, wie in allen Jahren ; in heißen Jahren war hierin nicht der geringste Unter- schied zu entdecken. Die Eierzahl beträgt meist 6, häufig auch nur 5, geringere Zahlen scheinen aber nicht vorzukommen. Nie habe ich hier im Gegensatz zu anderen Gegenden, wie beispiels- weise der Mark ein Nest des rotrückigen Würgers anderswo als in einem Dornbusch gefunden.

Fringillidae.

Coccothraustes coccothraustes (L.) Kernbeißer. Der Kern- beißer ist einer der Vögel, von welchen ich in der Einleitung sagte, daß man ihnen jahrzehntelang ohne Erfolg nachspürt. Obwohl der Vogel überall wenn auch nicht gerade häufig vorkommt und obwohl ich ihn in einem Buchenhochwald alljährlich zur Brutzeit an einer und derselben Stelle antraf, so wollte es mir doch nie gelin- gen, sein Nest zu finden. Auch im Winter trifft man den Kernbeißer hier und da an.

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Chloris chloris (L.). Grünfink. Diese Finkenart ist hier noch weit häufiger als der Buchfink. Sein Nest kann man buchstäblich in jedem Baum und Busch finden. Besonders von ihm bevorzugt j sind Feldhecken, sofern sie nicht zu niedrig gehalten sind. Hier ; lebt er in einträchtiger Symbiose mit dem Neuntöter und die Nester dieser beiden Arten kann man oft dicht nebeneinander finden. Diu vielen Eier des Grünfinken, die ich im Beobachtungsgebiet sah, variierten stärker, als die Eier anderer Finken, wenn schon ihnen allen eine eigenartige trübrötliche Fleckung gemeinsam ist. Das Gelege enthält 4 bis 6 Eier, in der Regel im Mai. Frühestes Gelege 2. Mai 1904, spätestes 30. Mai 1908. Die große Masse der Grün- finken scheint südlich zu wandern, denn im Winter sieht man ihn nicht häufig.

Acanthis carduelis (L.). Distelfink. Auch dieser Fink ist ein häufiger Bewohner unseres Gebietes. Er nistet auch hier gern auf Straßen- und Alleebäumen, mögen sie auch noch so klein sein, so J z. B. auf den mitten in den Straßen der Stadt angepflanzten Kastanien, Robinien und Ulmen. Im Winter sieht man ihn ver- hältnismäßig häufig.

Acanthis spinus (L.). Erlenzeisig. Ob dieser Vogel hier brütet, vermag ich nicht anzugeben, da es mir ebensowenig, wie den meisten Ornithologen geglückt ist, ein Nest von ihm zu finden, obwohl ich ihn auch im Sommer öfter bemerkt habe, und zwar häufiger ver- mittels des Ohres, als mit dem Auge. Ein von mir in einer Voliere gehaltenes Pärchen brachte es in der Zeit vom 20. VI. bis zum 4. VII. 1907 auf 8 Eier, die eine lebhaft blaue Grundfarbe zeigen.

Acanthis cannabina (L.). Hänfling. Der Hänfling ist ein sehr häufiger Bewohner unserer Felder und besonders der mit Wacholder bestandenen Berghalden, wo er auch die Wacholderbüsche mit Vorliebe zum, Nisten benutzt. Die Brutzeit fällt in den April und Mai. Frühestes Gelege 25. IV. 1897, spätestes 5. VI. 1906.

Es werden regelmäßig 2 Bruten zu 4 bis 6 Eiern gemacht, viel- leicht in günstigen Jahren selbst 3, doch läßt sich dies der Natur der Sache nach nicht mit Sicherheit behaupten. Die große Masse der Hänflinge zieht im Winter südwärts, doch sieht man auch im Winter einzelne Stücke.

Serinus serinus serinns (L.) Girlitz. Dieser reizende Fink be- lebt durch seine munteren Weisen allenthalben auf das angenehmste die Gärten, Anlagen und Alleen. Trotz seiner Herkunft aus süd-

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licheren Breiten beginnt er verhältnismäßig früh mit dem Brut- geschäft. Von Ende April an findet man sein vortrefflich gebautes und wenn irgend möglich mit Zwirnfäden ausgelegtes Nestchen in der Regel in einer Höhe von etwa 3 bis 4 Metern. Er sucht zum Brüten weniger die Alleebäume auf wie der Distelfink, sondern mehr die Gärten. Gern scheint er das Nest in den unteren herabhängenden Zweigen älterer Fichten anzubringen, wo ich es mehrmals fand. Regelmäßig werden 2 Bruten gemacht, so daß sich das Brutgeschäft bis Ende Juli hinzieht. Frühestes Gelege 30. IV. 1906, spätestes VII. 1905.

Als Eierzahl habe ich immer nur 4 ermittelt. Die Eier unter- scheiden sich durch ihre geringe Größe in der Regel deutlich von denen des Hänflings und Distelfinken ; ihre Maße schwanken von I4’2 zu ii’8 bis 18 zu I2’9, resp. i6’2 zu 1 3’ 1 , doch sind so große Stücke wie die. letztgenannten schon eine Seltenheit. Am 20. September hörte ich im hiesigen botanischen Garten einen Girlitz noch in vollem Gesang.

Pyrrhula pyrrhula europaea (Vieill.) .Gimpel. Im allgemeinen meidet der Gimpel als Waldvogel par excellence die Nähe der Ort- schaften. In Marburg jedoch sieht man zu jeder Jahreszeit Gimpel in den Gärten des Schloßberges, wo sie bereits im Spätherbst in ganzen Flügen an die Fensterbänke kommen, wenn dort Hanf oder Ebereschenbeeren gestreut werden. Im Walde trifft man sie an gewissen Stellen mit bewundernswerter Regelmäßigkeit, besonders da, wo Fichten und Birken gemischt Vorkommen. In schneereichen Wintern erscheint regelmäßig der nordische Vetter unseres Gimpels, Pyrrhula pyrrhula (L.), im Beobachtungsgebiet.

Loxia curvirosträ L. und pytyopsittacus Borkh. Fichten- und Kiefernkreuzschnabel. Beide Arten kommen fast alljährlich zur Beobachtung. Ob sie schon im Gebiet gebrütet haben, vermag ich bei den Schwierigkeiten, die mit der Auffindung eines Nestes ver- knüpft sind, nicht anzugeben.

Fringilla coelebs L. Buchfink. Überall häufig, in der Stadt, in Gärten, im Mittelwald und Hochwald. Brutzeit von Ende April an. Frühestes Gelege 29. IV. 1904, spätestes 26. V. 1905. Unter vielen Buchfinkengelegen aus Marburg und Umgegend habe ich nur ein einziges gesehen, dessen Eier hellblaue Grundfarbe hatten. Dieses Nest war tief im Wald auf einer Fichte erbaut. Einen abnormen Standort entdeckte ich 1906 in der Nähe des Berges Weißenstein,

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wo sich ein Buchfink eine dürftige Hecke an staubiger Landstraße erwählt hatte, in welcher das Nest knapp i Meter hoch stand. Im Winter sieht man kaum weniger Buchfinken als im Sommer, 06 dies aber Standvögel des Gebietes sind, bezweifle ich.

Passer domesticus (L.). Haussperling. In wie inniger Symbiose der Haussperling mit dem Pferd, seinem Wohltäter, lebt, läßt sich sehr gut in Marburg beobachten. In der Umgebung der Häuser des Schloßberges, welche inmitten von Gärten und etwas entfernt von fahrbaren Straßen liegen, fehlt der Sperling fast vollständig, wäh- rend es dort von Vögeln anderer Arten wimmelt; in den Verkehrs- gegenden der Stadt dagegen hat der Sperling alle andern Vögel um die Häuser und in den Gärtchen verdrängt. Die Fruchtbarkeit dieses edlen Vogels ist hier nicht geringer als anderwärts. Nimmt man ihm an gewissen bevorzugten Niststellen vom ersten Gelege, also etwa Ende April an konsequent die Eier, so kann man bis in den Juli hinein mit ziemlicher Sicherheit alle 2 Wochen auf ein Gelege rech- nen. Normalerweise liefert er wohl dreimal im Jahre Nachwuchs. Frühestes Gelege 17. IV. 1904, spätestes 10. VII. 1904.

Eine Eigentümlichkeit in der Oologie des Haussperlings sowohl wie seines Vetters vom Lande und vermutlich auch der meisten palaearktischen Sperlingsarten ist die Erscheinung, daß fast jedes Gelege neben 3 bis 5 dunkeln Eiern ein helles, nur spärlich gezeich- netes, mitunter fast weißes Ei enthält. Auch bei den Marburger Sperlingsgelegen bestätigte sich mit seltenen Ausnahmen diese Regel. Nicht ohne Interesse dürfte dabei sein, daß ich im Jahre 1908 in Deutsch-Ostafrika auch von dem dortigen graubrüstigen Sperling (Passer griseus (Vieill.), der doch den europäischen Sperlingen verhältnismäßig fern steht, mehrere Gelege fand, die gleichfalls das bewußte Ei enthielten.

Passer montanus (L.). Feldsperling. Nicht übermäßig häufig. In der näheren Umgebung der Ortschaften werden die Nistgelegen- heiten, insbesondere die hohlen Feldbäume, immer seltener, und in die Wälder, wenigstens in das Innere derselben, dringt der Feldsper- ling nicht ein. Aus diesen Gründen haben sich die Feldsperlinge nach abgelegeneren Ortschaften, wo es noch hohle Obstbäume, Wei- den u. dgl. in größerer Menge gibt, hingezogen. Ich habe stets nur 4 Eier gefunden, habe allerdings nicht sehr viel Nester dieses Vogels in Augenschein genommen.

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Emberiza. citrinella L. Goldammer. Viel häufiger als der Vor- hergehende. Ihr Nest findet man ebenso häufig auf als dicht über der Erde, frische Gelege von Ende April an. Die Zahl der Eier im Gelege beträgt fast immer 4, eine höhere Zahl ist hier sehr selten.

Emberiza calandra L. Grauammer. Die Grauammer ist erst seit etwa 1906 in das Gebiet eingewandert, was vermutlich mit der von Jahr zu Jahr sich mehrenden Ausbreitung der Getreidefelder zu- sammenhängt, in welche man jedes Fleckchen brauchbaren Landes zu verwandeln strebt. In der näheren Umgebung der Stadt und der ganzen nördlichen Hälfte des Gebietes ist sie zur Brutzeit auch jetzt noch spärlich anzutreffen, im Süden dagegen beginnt ihr Reich schon wenige Kilometer von der Stadt entfernt. In dem überaus schneereichen Winter 1906/1907 erschien dieser Vogel zum ersten- mal in der Stadt und zwar in großen Flügen, die sich im Laufe des März wieder aus der Stadt verzogen. Gelege aus dem Beobachtungs- gebiet konnte ich in der kurzen Zeitspanne seit ihrer Einwanderung nicht entdecken.

Emberiza schoeniclus (L.). Rohrammer. Ich schätze die Zahl der das Gebiet bewohnenden Brutpaare dieser Art auf höchstens 25, die sich auf die Flußläufe von Lahn und Ohm in einer Länge von rund 30 km verteilen. Dabei trifft man kilometerweise überhaupt kein Exemplar an, da die Wasserbaubehörde eifrig danach strebt, die Flußufer möglichst glatt zu rasieren. Am häufigsten habe ich die Rohrammer an dem mäandrisch gewundenen Lauf der Ohm in der Nähe des Dorfes Bürgeln gefunden, wo ich auch am 11. VI. 1906 ein Nest mit 3 hochbebrüteten Eiern und 2 Jungen fand. Auch an einzelnen kaum 20 Quadratmeter großen Wassertümpeln, die von kümmerlichen Weidenbüschen umstanden sind, habe ich diese Art bisweilen zur Brutzeit beobachtet und Mitte der neunziger Jahre auch einmal ein Nest mit Jungen an einem solchen Weidentümpel gefunden.

A 1 a u d i d a e.

Galerida cristata (L.). Haubenlerche. Häufig. Im Winter mit Spatzen, Buchfinken, Gold- und neuerdings auch Grauammern am Pferdemist der Straßen. Ein Nest zu finden, ist mir niemals gelungen.

Lullula arborea (L.). Heidelerche. Diese Art zeigt in ihrem Auftreten eine bemerkenswerte Unbeständigkeit. Während man in dem einen Jahre an allen geeigneten Stellen, Waldblößen, Heiden, Berghalden ihren entzückenden Gesang hört, ist im nächsten Jahre

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kaum ein Exemplar dieses Vogels zu sehen und zu hören. Bei der Schwierigkeit, ihr Nest zu entdecken, kann es nicht wunder nehmen, daß auch mir dies in meiner ganzen Beobachtungszeit nicht gelungen ist.

Alauda arvensis L< Feldlerche. Auf allen Wiesen und Feldern sehr häufig. Trotzdem konnte ich ebenso wenig, wie bei den beiden vorhergehenden Arten, jemals in dem Beobachtungsgebiet selbst ihr Nest entdecken, was mir außerhalb desselben oft ohne besondere Aufmerksamkeit gelang. Die Feldlerche scheint einer derjenigen Vögel zu sein, die wie Star, Rotkehlchen u. a. im Begriffe stehen, dank der vielen milden Winter den Zugtrieb zu reduzieren, da sich einzelne Exemplare mitten im Winter zeigen. So traf mein Bruder am 18. I. 1909 ein Individuum im Beobachtungsgebiet an.

Motacillidae. j

Anthus trivialis (L.). Baumpieper. Nicht selten. Nur einmal wurde im Beobachtungsgebiet das Nest gefunden, und zwar am j 4. Juni 1910. Es enthielt 5 dunkelbraune gefleckte Eier und war,

Avie ich das auch schon anderwärts (z. B. in der Mark und im Spessart) beobachtete, in der Nähe einer feuchten Stelle angelegt.

Anthus pratensis (L.). Nicht häufig. In der Nähe gewisser feuchter Stellen der Wiesen treiben sich alljährlich Wiesenpieperpaare den ganzen Sommer über umher, so daß sie unzAvei felhaft dort auch brüten. Der Brachpieper ( Anthus campestris L.), der zur Zug- zeit vereinzelt zur Beobachtung gekommen ist, dürfte im Gebiet kaum brüten.

Motacilla flava I.. Schafstelze. Im engeren Beobachtungsbezirk selten, nach den nördlichen und südlichen Grenzen hin, namentlich im Nordwesten an gewissen Punkten des oberen Lahntales dagegen häufiger, da sich das Flußtal Aveiter ausbreitet. Ein Nest habe ich niemals gefunden.

Motacilla boarula L. Gebirgsbachstelze. Nicht selten. Auch den Winter verbringen einzelne Stücke an der das Gebiet durch- strömenden Lahn, Avie die Gebirgsbachstelze überhaupt ein harter Vogel ist, der zu den frühesten Brütern gehört. So fand ich ein volles Gelege bereits am 13. IV. 1898 und ein bereits hochbebrütetes am 18. IV. 1905 ! Das volle Gelege besteht aus 4 bis 6 Eiern.

Motacilla alba L. Weiße Bachstelze. Häufig. Brütet später als boarula. Gelege von Ende April an.

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Certhiidae.

Certhia familiaris macrodactyla Brehm. Baumläufer. Häufig in Wäldern aller Art. Das fast immer aus 6 Eiern bestehende Gelege findet man von Ende April an (frühestens am 21. April 1897) ; am 15. Mai 1904 wurde ein Gelege gefunden, welches in einer trichter- förmigen, mit den Knospenhüllen der Buche ausgekleideten Vertie- fung offen auf der Erde lag.

Certhia brachydactyla Brehm. Kurzzeitiger Baumläufer. Nach K 1 e i n s c h m i d t’s Untersuchungen gehören alle in und in der Nähe der Ortschaften lebenden Baumläufer zu dieser Art. Der genannte Forscher beschreibt ein Nest, welches im Dach eines Bauernhauses angebracht war (Journal für Ornithologie, Jahrgang 1903). Ich beobachtete den kurzzeitigen Baumläufer im botanischen Garten zu Marburg.

S i 1 1 i d a e.

Sitta europaea caesia Wolf. Kleiber. In unseren Wäldern, die noch keinen Mangel an hohlen Bäumen leiden, ist der Kleiber eine häufige Erscheinung. Seine Nisthöhle fanden mein Bruder und ich in Eichen. Buchen und Erlen und in int Walde aufgehängten Nist- kästen, von 2 bis 4 Meter hoch. Frische Gelege wurden von Ende April an gefunden. Die Zahl der Eier schwankt zwischen 5 und 9 ; letztere Zahl nur einmal beobachtet. Datum des frühesten 24. April. Am 3. Mai 1910 hatten zwei Kleiberpaare bereits Junge! Der Kleiber leistet zur Herrichtung seiner Nisthöhle oft ganz bedeutende Mauerarbeiten. Im April 1906 hatte ein Paar eine ausgefaulte Buchenhöhle mit einer Mauer verschlossen, die etwa 150 qcm Flächeninhalt hatte und über 2 Finger stark war. Viele Höhlen werden Jahr für Jahr wieder bezogen. Im Winter kommen die Kleiber vor die Fensterbänke nach ausgelegten Nüssen, Hanf u. dgl., wo sie sich leicht fangen lassen.

Paridae.

Parus caernleus L. Blaumeise. Überall in Gärten und Wäldern sieht und hört man dieses liebenswürdige Vögelchen. Diese Art ist von bemerkenswerter Fruchtbarkeit; das umfangreichste Gelege, welches ich kennen lernte, enthielt 13 Eier, wobei unzweifelhaft kein Doppelgelege zweier verschiedener Weibchen in Frage kam. Es fand sich in einem von meinem Bruder im gemischten Wald auf einer alten Buche aufgehängten Nistkasten, der im darauffolgenden Jahr von einem Kleiber bezogen wurde. Frühestes Gelege 29. IV. 1906.

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Parus major L. Kohlmeise. Die häufigste Art, was bei ihrer enormen Fruchtbarkeit nicht anders sein kann. Mein Bruder und ich berechneten, daß im Jahre 1906 allein aus Nistkästen, welche wir in den nordöstlichen Staatsforsten des Gebietes ausgehängt hatten, rund 100 und im Jahre 1909 zwischen 200 und 300 junge Kohl- meisen in die Wälder wanderten. Gelege von 14 Eiern sind keine große Seltenheit ; auch bei der zweiten Brut findet man häufig noch 10. Frühestes Gelege 25. April, spätestes 4. Juli.

Parus ater L. Tannenmeise. Entgegen der auch in modernen Werken vertretenen Ansicht, daß die Tannenmeise nur im Nadelwald zu finden sei, sei hier konstatiert, daß sie bei Marburg alle Arten von Wäldern bewohnt, wenn schon sie den Nadelwald vorzieht. Zur Brutzeit sucht sie schon deshalb den Laubwald auf, weil nur dieser ihr Niststätten in genügender Menge bietet. Frühestes Gelege 10. Mai 1907. Eierzahl nicht so hoch wie bei major und caeruleus, meist 8,- selten mehr als 9, manchmal nur 6.

Parus cristatus mitratus Brehm. Haubenmeise. Seltener als die vorhergehende, immerhin aber häufig genug. Auch von ihr gilt bezüglich ihres Aufenthaltes das von P. ater Gesagte. Nicht allein, daß man sie im gemischten Wald antrifft, ich fand ihr Nest auch schon mindestens 500 Meter vom Wald entfernt in einem hohlen Zwetschkenbaum und einmal in einer hohlen Pappel, dicht an der Landstraße. Im reinen Laubwald ist diese Art allerdings selten und kaum jemals habe ich dort ihr Nest gefunden. Infolgedessen ist sie oft in Verlegenheit um passende Niststellen, so daß man ihr Nest an den ungeeignetsten Stellen findet. So Tand ich es einmal in dem ausgefaulten Stumpf eines abgebrochenen Birkenstämmchens, das einen lichten Durchmesser von nur 7 cm hatte, ein anderesmal im Innern eines dichtgeschlossenen Wacholderbusches zwischen den parallel emporstrebenden Stämmchen eingebaut. Besonders liebt es diese Art, in den Nestern des Eichhörnchens ihr Gelege unterzu- bringen,' was wir mehrfach feststellen konnten. Im Jahre 1897 fand ich sogar ein Gelege der Haubenmeise in einem vorjährigen Zaun- könignest. — - Das Gelege enthält meist 8 Eier, mitunter weniger, selten mehr. Die Eier sind von denen verwandter Arten durch ihre rundliche Form und grobe Fleckung meist gut zu unterscheiden, während zwischen den Eiern von P. caeruleus, ater, palustris und der Certhia- Arten eine sichere Unterscheidung unmöglich ist. Frühestes Gelege 23. April.

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Parus palustris communis Baldenst. Sumpfmeise. Diese Meise ist bei weitem nicht so häufig wie major und caeritleus, obschon man sie überall antreffen kann. Infolgedessen habe ich ihr Gelege auch nicht so häufig gefunden, wie das anderer Arten. Die Höchstzahl der Eier, die ich kennen lernte, ist 9, die Mindestzahl 6. Diese und alle vorhergehenden Meisen mit Ausnahme der Haubenmeise, ferner Certhia familiaris macrodactyla und Sitta europaea caesia haben wiederholt Nistkästen benutzt, welche von uns im Walde angebracht waren. Bei dieser Gelegenheit will ich darauf hinweisen, daß es unter normalen Umständen verfehlt ist, Nisthöhlen höher als 5 Meter aufzuhängen, da solche selten angenommen werden. Schutz gegen rohes Volk muß man durch geeignete Auswahl des Baumes zu erreichen suchen. Ferner lieben fast alle Arten freien An- und Abflug, so daß wenigstens die unmittelbare Umgebung des Flugloches von Gezweig, Laub u. dgl. frei sein sollte. Diese An- gaben gründen sich auf langjährige Erfahrung mit zahlreichen Nistkästen. k:

Parus atricapillus salicarius Brehm. Weidenmeise. Innerhalb der wenigen Jahre, seitdem Licht in das Dunkel gebracht worden ist, welches die Gruppe der Sumpfmeisen umgab, ist es mir nicht gelungen, das Vorkommen dieser Meise zu konstatieren. Die behufs Authentifikation an der Nisthöhle gefangenen Meisen erwiesen sich stets als palustris; trotzdem ist das Brutvorkommen von atricapillus nicht unwahrscheinlich.

Aegithalos caudatus europaeus (Herrn.) Mitteleuropäische Schwanzmeise. Harte rt lehrt in seinem grundlegenden Werk über die Vögel der palaearkti sehen Fauna, daß die weißköpfigen Schwanzmeisen, die in West- und Mitteldeutschland leben, nicht zu der östlichen Form A. caudatus caudatus gehören, sondern ausnahms- weise weißköpfige Individuen von A. candatus europaeus (Herrn.) seien. Wenn dies richtig ist, so muß diese Ausnahme fast so häufig wie die Regel sein, da man im Beobachtungsgebiet annähernd eben- soviel weißköpfige wie kopfstreifige Schwanzmeisen sieht, und zwar auch im Sommer. Allerdings findet man beide Formen bisweilen gepaart. So fand ich in Marburg am 1. Mai 1906 ein mit n Eiern belegtes Nest, dessen Inhaber ein kopfstreifiges und ein weißköpfiges Individuum waren. Der Schwanzmeise begegnet man im Beobach- tungsgebiet zur Brutzeit besonders in stark gemischten, mit großen Wacholderbüschen durchsetzten Beständen, wo sie in den Wachol-

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derbüschen in einer Höhe von i bis 3 Meter auch nistet. Die Zahl der Eier im Gelege schwankt zwischen 9 und 12, selten fand ich weniger. Die Eier sind durch ihre verloschene Zeichnung in Verbindung mit ihrer geringen Größe von den Eiern aller andern in Frage kommenden Arten des Gebietes leicht zu unterscheiden.

Regulus regulus (L.). Gelbköpfiges Goldhähnchen. Einer der häufigsten Bewohner unserer Nadelwälder. Sein entzückendes Moos- nestchen findet man ebenso oft auf Fichten, als in Wacholderbüschen, die überhaupt einer großen Zahl von Vogelarten Nistgelegenheit gewähren. Niemals steht das Nest in jungen Fichten, oft dagegen ganz niedrig in den unteren Zweigen älterer Fichten ; so fand ich im Mai 1902 ein solches nur eineinhalb Meter hoch. Oft findet man Nester, die nur zerquetschte Eier enthalten oder auch ganz zerrissen sind. Ich halte für die Urheber dieser Zerstörungen die zahlreichen Eichhörnchen, doch mögen auch Eichelhäher beteiligt sein, da ich solche demolierte Nester nicht nur in Fichten, sondern einmal auch in der Spitze eines den Eichhörnchen nur schwer zugänglichen Wacholderbusches fand. Das Gelege besteht aus 7 bis 9 Eiern, die sich meist durch ihren gelblichen Ton deutlich von denen der folgenden Art unterscheiden. Frühestes Gelege 1. Mai.

Regulus ignicapillus (Temm.). Feuerköpfiges Goldhähnchen. Gleichfalls recht häufig und auch an denselben Örtlichkeiten wie die vorhergehende Art brütend. Das Nest fand ich schon in der Spitze eines Wacholderbusches nur eineinhalb Meter hoch. Die Zahl der Eier, die fast immer einen lebhaft fleischroten Ton zeigen, beträgt 7 bis 9. Frühestes Gelege 7. Mai.

Muscicapidae (inkl. Sylviidae, Turdidae,

T i m e 1 i i d a e).

Muscicapa striata (Pall.). Grauer Fliegenschnäpper. Nicht häufig. Sein Nest habe ich nur selten gefunden. Ein auffallend gefärbtes Gelege, welches ich im Jahre 1894 im botanischen Garten zu Marburg fand, hatte rein hellblaue Grundfarbe und nur einzelne hellrotbraune große Flecke, zeigte also eine Annäherung nach atri- capilla hin, der bekanntlich auch bisweilen gefleckte Eier hervorbringt. Diese Art brütet auffallend spät, da das Gelege nie vor Ende Mai vollständig ist und scheint überhaupt ein empfindlicher Vogel zu sein, da er sehr weit nach Süden zieht. Ich beobachtete ihn mehrere

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Winter hindurch regelmäßig an der deutsch-ostafrikanischen Küste in größerer Zahl.

Muscicapa atricapilla L. Trauerfliegenschnäpper. Nicht wesentlich seltener als striata, nur naturgemäß an anderen Örtlich- keiten. Auch sein Brutgeschäft habe ich aus eigener Anschauung wenig kennen gelernt. Ein hochbebrütetes Sechs-Gelege fand mein Bruder am 29. V. 1908 in der Höhle einer Buche in Augenhöhe.

Muscicapa collaris Bechst. Halsbandfliegenschnäpper. Ich habe es immer vermieden, die Gefahr einer Verringerung des Bestandes seltener Vögel des Bezirkes durch Erlegung etwaiger zweifelhafter Stücke heraufzubeschwören, wenngleich eine derartige Feststellung oft recht erwünscht gewesen wäre. Da sich nun das Vorkommen seltener und versteckt lebender Arten auf andere Weise nur zufällig feststellen läßt, wenn man nicht das Glück hat, ein Nest aufzufinden, so ist es überaus schwierig, über das Vorkommen solcher Arten zur Gewißheit zu gelangen. Bezüglich des Halsbandfliegenschnäppers ist es mir so ergangen ; da nach der geographischen Lage und den sonstigen Verhältnissen des Beobachtungsgebietes sein Brutvor- kommen nicht ausgeschlossen, wenn auch unwahrscheinlich ist, so habe ich es nicht gewagt, ihn mit Stillchweigen zu übergehen.

Phylloscopus ruf us (Bechst.). Weidenlaubvogel. Häufig. Er legt sein Nest bisweilen in den unteren Ästchen ganz junger Fichten an, auch fand ich es schon in Wacholderbüschen. Das Gelege, das ich höchstens fünfmal aufgefunden habe, scheint in der Regel 6 Eier zu enthalten. Frühestes 7. Mai. Der Weidenlaubvogel erscheint schon früh im Jahre, bereits im März hört man sein eintöniges Liedchen.

Phylloscopus trochilus (L.). Fitislaubvogel. Ebenso häufig wie der Vorhergehende. Sein Nest habe ich nur zweimal gefunden, ein- mal im Marburger botanischen Garten, wo es 6 Eier enthielt, und einmal mit Jungen.

Phylloscopus sibilator (Bechst.) Waldlaubvogel. Häufig in Laubwäldern. Das Nest fand ich in der Regel im niedrigen Heidel- beergesträuch, das überall, wo die Baumkronen dem Licht genü- genden Zutritt lassen, den Waldesboden überzieht. Mitunter stand es jedoch auch an ganz kümmerlichen Grasbüschelchen und einmal auf dem bloßen, nur mit halbverrotteten vorjährigen Laub bedeckten Waldboden. Hier hatte das Vögelchen die durch Regen und sonstige Witterungseinflüsse ziemlich dicht verfilzte Laubnarbe etwas in die

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Höhe gearbeitet und in den so entstandenen Zwischenraum das Nest eingebaut, so daß es, selbst wenn man dicht davor stand, täuschend einer zufälligen Unebenheit des Bodens glich, zumal das Einflugsloch durch ein überhängendes Dach verdeckt wurde. Die Gelege bestehen zumeist aus 6 bis 7 Eiern, in einem Fall wurde ein Nachgelege von 5 Eiern in demselben Nest gemacht, in welchem sich das erste Gelege mit 7 Eiern befunden hatte. Die Eier variieren stark sowohl in Größe wie in Zeichnung. Ihnen allen gemeinsam ist ein zartfleisch- rötlicher Ton ; bei genauerem Hinsehen entdeckt man bei den meisten

3 verschiedene Farben der Flecken. Die Brutzeit dauert von Mitte Mai bis Mitte Juni; davon, daß diese Art 2 Bruten machte, habe ich mich wenigstens für das Marburger Gebiet nicht überzeugen können, wohl aber habe ich mehr als einmal feststellen können, daß bei Ende Juni aufgefundenen Gelegen nur eine Verzögerung der ersten und einzigen Brut infolge ungünstiger Witterungsverhältnisse, namentlich anhaltenden Regens, der am Nestbau hinderte, vorlag.

Hippolais icterina ( Vieill. ) . Gartensänger. Nur vereinzelt in Gärten. Das hügelige Gelände des Gebietes sagt dem Gartensänger nicht zu. Im September 1895 fand ich im botanischen Garten ein Nest dieser Art mit einem eingetrockneten Ei 2 Meter hoch in einem Boskett. Ein anderes Nest, welches mein Bruder daselbst fand, ent- hielt am 4. Juni 1908 5 frische Eier. Es stand in Mannshöhe in einem Fliederbusch. An eben derselben Stelle fand sich am 2. Juni 1909 wiederum ein mit 5 Eiern belegtes Nest dieser Art, offenbar von demselben Brutpaar herrührend.

Acrocephalus streperus (Vieill.). Teichrohrsänger. Früher, als die Ufer der Lahn noch reicher mit Weidengebüsch bestanden waren als heute, war auch der Teichrohrsänger, der vorzugsweise in diesen Weidenbüschen lebt und nistet, noch häufiger. So fand ich Mitte der neunziger Jahre an einem Tage 4 frische Gelege auf einer Strecke von höchstens 300 Meter. Auch die bekannte Nistweise, durch die ältere Forscher die Aufstellung der Form arbustorum gerechtfertigt glaubten, nämlich bis zu 200 Meter vom Wasser entfernt und bis zu

4 Meter hoch, habe ich oft im botanischen Garten und in Gärten des nördlichen Stadtviertels gefunden, wo die Nester in Flieder- und Hollunderbüschen zu stehen pflegten. Das Gelege habe ich ebenso oft zu 4, als zu 5 Eiern gefunden. In der Bauart der Nester dieser Art zeigen sich bemerkenswerte Unterschiede; während man oft lose und schlecht gebaute Nester mit flacher Mulde findet, haben

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andere außerordentlich schöne, feste Wände mit tiefer Mulde, was nach meinen Erfahrungen in der Regel bei den hoch stehenden Nestern ( arbustorum ) der Fall ist. Frische Gelege finden sich von Ende Mai bis in den Juli, doch ist die regelmäßige Brutzeit der Anfang des Juni. Frühestes Gelege 28. Mai, spätestes 13. Juni.

Acrocephalits palustris (Bechst.). Sumpfrohrsänger. Nicht selten in Getreidefeldern, ferner auch an solchen Stellen, wo Weiden- gebüsch, hohe Nesseln, Epilobium, Tanacetum u. dgl. eine buntge- mischte grüne Wildnis bilden. Sein Nest fand ich einmal in einem Weidenbüschchen dicht oberhalb der Bahnhofsbrücke in Marburg im Jahre 1893, ein anderes Mal im Mai 1895 am Rande eines Korn- feldes. Von der Nachbarschaft des Wassers scheint der Sumpf rohr- sänger ganz unabhängig zu sein. Die beiden anderen gewöhn- licheren Rohrsängerarten, A. schoenobaenus (L.) und arundinaceus (L.) gehören der Marburger Ornis nicht an, da die Existenzbedin- gungen für sie, Sumpfvegetation und Rohrbestände, fehlen.

Der Heuschreckensänger, Locustella naevia (Bodd.), wurde An- fang der neunziger Jahre von H a r t e r t nach mündlicher Mittei- lung wiederholt auf einem damals mit Heide bewachsenen Hoch- plateau beobachtet und daselbst einmal von Kleinschmidt er- legt; ich habe ihn niemals beobachtet und glaube auch nicht, daß er jetzt noch im Gebiet brütet, da die vorerwähnte Heidefläche sich jetzt in einen Fichtenwald verwandelt hat und es im übrigen an den Voraussetzungen für sein Brutvorkommen fehlt.

Sylvia hortensis Bechst. Gartengrasmücke. Nicht gerade häufig. Ein mir jahrelang bekanntes Exemplar, welches einen jungen, ge- mischten Waldbestand bewohnte, pflegte den Schlag des Buchfinken in wundervoller Reinheit und Zartheit in seinen Gesang zu verweben. Das Gelege habe ich nur selten gefunden. Während man früher die Eier dieser und der folgenden Art für ununterscheidbar hielt, hat man inzwischen als recht zuverlässige Kennzeichen gefunden, daß die Eier der Gartengrasmücke stets mehrere Farben und ins- besondere einen bläulichen Ton der Zeichnung besitzen, während die der Mönchsgrasmücke eine einheitliche Färbung in ihrer Zeichnung aufzuweisen pflegen. Auch bei Marburger Gelegen erwies sich dieses Unterscheidungsmerkmal als zutreffend.

Sylvia atricapilla (L. ) . Mönchsgrasmücke. Häufiger als die Vorhergehende. Das Nest habe ich öfter gefunden und dabei die starke Variationsfähigkeit der Eier bestätigt gesehen. Ein ausge-

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sprochen erythristisches Gelege, wie sie bei dieser Art häufiger Vor- kommen sollen, fand ich Anfang der neunziger Jahre im botanischen Garten ; die Zahl der Eier betrug stets 5.

Sylvia curruca (L.). Klappergrasmücke. Nicht seltener als atricapilla und häufiger als hortensis. Gelege 4 und 5. Auch diese Art gehört zu den Brutgästen des Wacholders.

Sylvia communis (Lath.) Dorngrasmücke. Die häufigste Art bei Marburg. Das Gelege mit 4 und 5 Eiern habe ich mehrfach gefunden.

Luscinia megarhynchos Brehm. Nachtigall. Anfang der neun- ziger Jahre bewohnte ein Nachtigallexemplar den Forstgarten, der das Grab W i 1 d u n g e n’s umgibt, ein anderes das Gelände um das ' sog. Hansenhaus, die beide auch dort gebrütet haben sollen. Ich habe mich davon selbst nicht überzeugen können. Heute gehört I die Nachtigall der Marburger Omis nicht mehr an.

Erithacus rubeculus (L.). Rotkehlchen. Überall sehr häufig. Auch im Winter trifft man jetzt alljährlich Rotkehlchen in Wäldern und Gärten an. Das Nest ist nur durch Zufall zu entdecken. Die von uns gefundenen Gelege enthielten stets 6 Eier. Im April 1894 sah ich ein Nest, welches etwa eineinhalb Meter hoch in das Rüst- j loch eines Neubaues eingebaut war und ein noch unvollständiges Gelege enthielt, das verlassen wurde. Unter den Rotkehlchen unserer Bergwälder begegnet man ausgezeichneten Sängern.

Phoenicurus phoenicurus (L.). Gartenrotschwanz. Nicht gerade häufig, doch kann man ihn überall antreffen. Das Gelege fand ich schon mitten im Buchenhochwald, etwa 1000 Meter vom Waldrand entfernt. Maximalzahl der Eier 7, Minimalzahl 4 (zweite Brut).

Phoenicurus ochruros gibraltariensis (Gm.). Hausrotschwanz. Häufig in der Stadt und in Steinbrüchen. Brütet zweimal, Ende April und Ende Juni. Das Nest fand ich 1895 einmal in einem Sandsteinbruch eine halbe Stunde nördlich der Stadt auf der ebenen Erde unter einem Sandstein, unter dem wohl durch Regen das Erd- reich etwas ausgewaschen war. Das Gelege enthält 5 bis 6 Eier, bei der zweiten Brut manchmal nur 4.

Saxicola oenanthe (L.). Steinschmätzer. Selten. In dem vor- erwähnten Steinbruche wohnte alljährlich ein Paar, dessen Nest ich einmal fand, nachdem die Jungen daraus ausgeflogen waren. Das Gelege habe ich nie gefunden.

Dr. Leo v. Boxberger: Die Brutvogel von Marburg a. L.

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Pratincola torquata rubicola (L.). Schwarzkehlchen. Früher häufig, jetzt infolge des ständigen Rückganges des Wacholders, bezw. der Heiden, auf welchen dieser wächst, seltener. Das Schwarz- kehlchen, dessen Nest aufzufinden mir nie gelungen ist, soll ein sehr früher Brüter sein; damit stimmt überein, daß ich einmal schon Mitte April aus dem ängstlichen Benehmen eines Paares auf ein in der Nähe befindliches Nest schloß, nach dem ich ohne Erfolg suchte. Ich habe das Schwarzkehlchen schon im Januar im Gebiet ange- ti offen.

Pratincola rubetra (L.). Braunkehlchen. Nur an der Peripherie des Gebietes, wo Felder und Wiesen einen größeren Umfang an- nehmen. Ein Nest dieser Art habe ich niemals gefunden.

Prunella modularis (L.). Heckenbraunelle. In Wäldern und Gärten nicht selten. Besonders sagen ihr junge Fichtenschonungen zu, wo sie auf jungen, höchstens zehnjährigen Fichten ihr Nest er- richtet. Das Gelege besteht aus 4 bis 6 Eiern. Am winterlichen Futterplatz war die Braunelle mein regelmäßiger Gast, wenn dort Mohn ausgestreut war.

Turdus merula L. Amsel. Überall sehr häufig, auch den ganzen Winter über. Meist schon im Februar beginnt sie mit ihrem herr- lichen Gesang. Eier fand ich oft schon in den letzten Märztagen, f rühester Termin des vollen Geleges 30. März. Zahl der Eier in der Regel 4 bis 5, selten 6. Von absonderlichen Nistplätzen, die bei dieser Art ja eine gewöhnliche Erscheinung sind, erwähne ich ein Nest, welches in ein rundes, an der Wand eines Hauses hängendes Erdsieb eingebaut war, das vom Wind hin und hergeschaukelt wurde. Eine Ausfugung der inneren Wände des Nestes durch Erde findet sich bei der Stadtamsel selten, häufiger bei ihrer waldbewohnenden Schwester.

Turdus viscivorus L. Misteldrossel. Nicht gerade selten. Im Gegensatz zu anderen Gegenden bewohnt die Misteldrossel hier keineswegs ausschließlich den Kiefernwald, vielmehr scheint sie gerade den Buchenhochwald sehr zu lieben, in welchem ich bisher ihr Nest allein fand, so weit das Beobachtungsgebiet in Betracht kommt. Indessen habe ich auch wie ich hier kurz erwähnen will in anderen Gegenden, z. B. dem Vogelsberg, die Lehre Nau- m a n n’s von der unbedingten Vorliebe der Misteldrossel für den Kiefernwald nicht bestätigt gefunden ; in dem vorerwähnten Wald- gebirge nistete sie hoch in den Kronen uralter Eichen.

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Aus dem Gebiet uni Marburg zu erwähnen ist ein Nest, welches zwischen den kulissenartigen Wurzeln einer alten, glattschäftigen Buche unmittelbar auf der Erde stand. Im übrigen sah ich die ; Nester in mittlerer Höhe zwischen 3 und 8 Meter, womit nicht gesagt sein soll, daß sich in den Wipfeln der alten Buchen keine Nester finden ; der Natur der Sache nach ist dies nur mit Schwierigkeiten festzustellen. Frühestes Gelege 18. IV. (4 Eier). Bei der zweiten Brut enthält das Gelege bisweilen nur 3 Eier, eine Zahl, die sich bei kaum einem anderen europäischen Passenden vorfindet.

Auch die Misteldrossel beginnt früh im Jahre mit ihrem Lied. Wenn sie in den letzten Märztagen ihren Jubelruf von dem Wipfel eines Hochwaldbaumes herab erklingen läßt, dann fühlt man, daß ' des Winters Macht nun gebrochen ist; kraftvoll und frühlingsver- langend schallt er über den Wald hin, als wollte er die Erde aus j ihrem langen Schlummer erwecken.

Turdus philomelos Brehm. Singdrossel. Früher häufiger und auch heute nicht gerade selten, doch neben der Amsel verschwin- dend. Frühestes Gelege 25. IV. Zahl der Eier immer nur 4 oder 5, niemals habe ich 6 gefunden.

Die Singdrossel ist bei Marburg noch fast ausschließliche Wald- bewohnerin ; nicht nur daß sie an eine Einwanderung in die Stadt bis jetzt noch nicht gedacht hat, meidet sie im allgemeinen auch die an den Stadtgrenzen liegenden Anlagen und Gärten.

T roglodytidae.

Troglodytes troglodytes (L.). Zaunkönig. Häufig in Wäldern und Gärten. An gewissen Stellen des Gebietes hat dieser Vogel so schwer um seine Fortpflanzung zu ringen wie kaum ein anderer. Witterungsunbill, Feinde aus dem Tierreich und unverständige Bauernbuben scheinen dort ein stillschweigendes Bündnis zur Ver- nichtung aller Zaunkönignester eingegangen zu sein. Eine Stelle des Lahnufers, an welcher sich auf etwa 1 Kilometer alljährlich ein halbes Dutzend Nester des Zaunkönigs vorfanden, wurde durch meinen Bruder und mich über 10 Jahre kontrolliert, Gewöhnlich gediehen die Nester bis zur Aufnahme des Geleges. Allemal jedoch wenn 2 bis 3 Eier abgelegt waren und das Fortschreiten des Geleges wieder einmal untersucht werden sollte, fanden sich nur noch Fetzen des zerrissenen Nestes, manchmal auch noch Schalenreste. Wer als Urheber dieser mit großer Regelmäßigkeit wiederkehrenden Er- scheinung anzusehen ist, vermag ich nicht mit Sicherheit anzugeben.

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Nach Menschenhand sahen die Zerstörungen selten aus; auch an gefiederte Räuber, die allein auf das Auge angewiesen sind, glaube ich nicht, da die Nester überaus vollkommen angepaßt, oft noch dazu versteckt und nur bei unmittelbarem Davorstehen zu finden waren. Wahrscheinlich ist mir, daß Ratten oder Wiesel, vielleicht auch Eichhörnchen als Täter in Betracht kommen. Mehrmals fand ich das fertig ausgepolsterte Nest durch Hummeln belegt und zer- wühlt, mehrmals auch war deutlich Verwüstung durch Menschen- hand nachweisbar. Ein einzjgesmal innerhalb eines Zeitraumes von mehr als io Jahren habe ich es erlebt, daß an der erwähnten Stelle eine Brut glücklich auskam ; dies geschah in einem geradezu raffi- niert verborgenen Nest.

An anderen Lokalitäten zieht der Zaunkönig den Wacholder allem anderen als Nistgelegenheit vor. Diese Nester erfreuen sich eines wesentlich größeren natürlichen Schutzes als die an abgestürz- ten Hängen oder ähnlichen Gelegenheiten angebrachten. Das Gelege besteht aus 6 bis 8 Eiern, die recht bemerkenswert variieren, insbe- sondere auch in der Größe. Frühestes Funddatum des vollen Ge- leges 4. V.

Cinclus cinclus aquaiicus Bechst. Wasserschmätzer. Als Brut- vogel des Gebietes scheint der Wasserschmätzer kaum noch vorzu- kommen. Das einzige belegte Nest dieser Art fand ich am 25. III. 1896 unter einer alten Holzbrücke beim Dörfchen Wehrda; es ent- hielt 5 Eier. Ein anderes bereits ausgedientes Nest sah ich 1904 in der großen Höhlung einer über das Wasser geneigten Erle; die Höhlung erschien durch das Nest gewissermaßen plombiert. Seitdem habe ich den Wasserschmätzer als Brutvogel nicht mehr bestätigt, auch zur Brutzeit nie mehr gesehen. Nur im Winter finden sich seit mehreren Jahren 2 Vögel dieser Art regelmäßig an der Mündung der Ohm in die Lahn ein, wo sie den ganzen Winter über zu be- obachten sind.

Der Rückgang dieses reizenden Vogels ist ohne Zweifel auf das Konto der stetigen Verminderung ihm zusagender Nistgelegenheiten zu setzen, wie sie alte Brücken, stehende Mühlräder, zerrissene und mit Baumwurzeln versehene Ufer bieten. Auch die oben erwähnte Holzbrücke hat natürlich längst einer , .modernen“ Steinbrücke Platz gemacht, in deren glatt ausgefugten Bogen kein Wasserschmätzer- nest mehr Raum hat.

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Hirundinidae.

Chelidon rustica (L.). Rauchschwalbe. Diese und die folgende Art halten sich ungefähr die Wage, doch sieht man in der Stadt diese Art seltener als die Mehlschwalbe.

Hirnndo urbica L. Hausschwalbe. Häufig. Nistet auch, wo sie geduldet wird, an ganz frischen, kaum fertig gestellten Neubauten modernen Stiles.

Riparia riparia (L.). Uferschwalbe. Von dieser Art habe ich im Laufe der Jahre 4 Kolonien innerhalb des Beobachtungsgebietes kennen gelernt, die sämtlich in ihrem Bestand erheblichen Schwan- kungen unterworfen sind. Die größte befindet sich auf einem Bunt- sandsteinhügel 3 km nördlich der Stadt, der sog. „Kupferschmiede“. Sie zählte in manchen Jahren nahe an 100 Nisthöhlen, in anderen wieder kaum 2 Dutz., i. J. 1909 war sie, wie mir mein Bruder nach Afrika berichtete, überhaupt verlassen, anscheinend weil in diesem Jahre der dort vorhandene Sandsteinbruch besonders intensiv ausge- beutet wurde. Das früheste Gelege fand ich in der genannten Ko- lonie am 22. V. 1904. Eine zweite Brut wurde mit Bestimmtheit im Jahre 1906 konstatiert, wo sich nach glücklich absolvierter erster Brut am 2 x. Juli wieder mehrere frische Gelege zeigten, die zwar infolge Sandrutsches und Regenabwaschung sehr zu Tage lagen, dessenungeachtet aber von den Vögeln bebrütet wurden. Die Eier- zahl beträgt meist 5, seltener 4 oder 6. In der mehrfach erwähnten Kolonie fand ich alljährlich erwachsene tote Uferschwalben, die offen auf dem Erdboden vor der die Nisthöhlen tragenden Wand lagen. Die Ursache dieser Erscheinung ist mir verborgen geblieben.

P i c i d a e.

Dryocopus martius (L.). Schwarzspecht. Der Schwarzspecht bedarf zu seinem Brutvorkommen größerer, zusammenhängender Waldungen mit altem, anbrüchigem Holz. Diese Bedingungen fin- den sich im Beobachtungsbezirk noch in überreichem Maße. Nach meinen Beobachtungen, die sich fast über das gesamte Verbreitungs- zentrum der Buche in Europa erstrecken, zieht der Schwarzspecht bei genügender Auswahl an verschiedenen Holzarten die Buche als Nistbaum allen anderen Bäumen vor. Da ihm bei Marburg fast alle deutschen Holzarten zu Gebote stehen, so findet man seine Nisthöhle ebenso ausnahmslos in Buchen, wie man beispielsweise in der Mark kaum einen anderen Baum als die Kiefer dazu benutzt sieht. Im engeren Bezirk der Umgebung Marburgs leben etwa 6 Brutpaare.

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Ihre belegten Nisthöhlen wurden des öfteren gefunden. Stets waren sie in alten, starken, schlankwüchsigen und glattschäftigen Buchen in einer Höhe von rund 15 Meter und noch unterhalb der ersten Äste angelegt, so daß sie unter gewöhnlichen Verhältnissen als uner- reichbar gelten können. Nur Eichhörnchen und Edelmarder vermö- gen zu einer solchen Höhle zu gelangen, aber das erstere wird vom Schwarzspecht nicht gefürchtet, weil es seinem mächtigen Schnabel unterliegt, und der zweite kommt wegen seiner außerordentlichen Seltenheit nicht in Betracht. Häufiger mag es Vorkommen, daß bei anhaltendem Regen sich die Bruthöhle mit Wasser füllt und Eier und Junge ertrinken, doch iand ich nur zwei Höhlen, die an diesem Übelstand litten, und von ihnen war die eine stets unbewohnt. Das früheste volle Gelege des Schwarzspechtes wurde am 26. IV. 1906 gefunden und am 28. IV. 1910 hatte ein Paar bereits Junge. Das Gelege enthält 3 bis 5 Eier.

Fast alle besetzten Höhlen, die ich fand, wurden jahrelang benutzt; nur zweimal habe ich die Herstellung einer neuen Nisthöhle durch diesen Vogel selbst beobachten können.

Der Schwarzspecht ist einer der wenigen Vögel, welche unter keinen Umständen den Wald verlassen ; der scheue Waldeinsiedler, der nach dem Märchen die Springwurz zu finden weiß, haßt den Menschen und sein unruhiges Treiben.

Dendrocopus major (L.). Großer Buntspecht. Überall anzu- treffen, doch weit seltener als der Grünspecht. Dieser Specht ent- zieht sich nach meinen Beobachtungen gern der Anfertigung einer Nisthöhle, nimmt vielmehr lieber solche in Besitz, welche Grün- oder Grauspecht gezimmert haben und benutzt eine und dieselbe Höhle meist mehrere Jahre. Auf tadellose Beschaffenheit seiner Brut- (und im Winter auch Schlaf-) höhle scheint es ihm nicht so sehr anzukom- men, wie den größeren Arten, denn ich sah mehrfach Höhlen in sehr vermorschten Birkenstämmen, welche noch benutzt wurden, obwohl sie feucht und moderig waren ; eine von ihnen wies einen Riß auf, welcher vom unteren Rand des Einflugsloches bis zum Grunde der Höhle reichte, so daß man die Eier durch den Riß hindurch in der Höhle liegen sehen konnte. Das Gelege besteht aus 6 bis 8 Eiern. Das früheste Gelege wurde am 12. V. gefunden.

Picus viridis L. Grünspecht. Der häufigste Specht des Gebietes, gleichzeitig mit dem vorigen der einzige, welcher sich mitunter, namentlich im Herbst und Winter in der Nähe menschlicher Woh-

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nungen, oft sogar dicht bei den Häusern der Stadtperipherie sehen läßt. Der Grünspecht findet sich in allen Waldbeständen, welche älteres Laubholz aufzuweisen haben, nur das reine Nadelholz meidet er. Überhaupt bewohnt was ich hier einschalten will kein Höhlenbrüter die reinen Fichten- und Kiefernbestände um Marburg, selbst wenn sich alte und anbrüchige Stämme in genügender Zahl darin vorfinden. Wer die alten Kiefernwälder anderer Gegenden, z. B. der Mark mit ihren zahlreichen vom Schwarzspecht und Grün- specht gemeißelten Höhlen kennt, wird aufs höchste erstaunt sein, in unseren Nadelholzwäldern niemals auch nur eine einzige solche Höhle zu sehen. Ich erkläre mir diese Tatsache daraus, daß der dem Nadelholz eigene hohe Harzgehalt die Vögel davon abhält, Höh- len zu zimmern, in welchen sie sich das Gefieder klebrig machen und beschmutzen, wo ihnen andere, trockenere Holzarten in genügender Auswahl zur Verfügung stehen.

Die Nisthöhle des Grünspechtes findet sich in erster Linie in Buchen, demnächst in Eichen. Auch Birke, Erle und Obstbäume werden bisweilen als Nistbaum ausersehen. Die Mehrzahl der Höh- len liegt in einer Höhe von 2 bis 5 Meter über dem Erdboden ; sel- ten sieht man eine höher angelegte. Ihre Tiefe beträgt durchschnitt- lich etwa 40 bis 50 cm, mitunter aber auch weit mehr ; so wurden schon alte, mehrere Jahre hindurch benutzte Bruthöhlen gefunden, welche metertief waren. Das Gelege, das aus meist 6 8 Eiern besteht, ist in normalen Frühjahren gegen Ende der ersten Mai- hälfte vollständig.

Picus canus L. Grauspecht. Diese Art ist seltener als die vor- hergehende. Ihre Brutzeit ist im allgemeinen eine spätere als die des Grünspechtes, nämlich erst Ende Mai oder Anfang Juni, doch kommen auch frühere Daten vor. Die Nisthöhlen, die wir von die- ser Art fanden, waren eigene Arbeit ihrer Bewohner, keine durch Okkupation von P. viridis erworbenen. Als Nistbaum lernte ich Buche und Erle kennen. Ein ganz abnorm umfangreiches Gelege des Grauspechtes wurde von meinem Bruder am 8. Mai 1907 einem ungewöhnlich frühen Datum entdeckt; es enthielt nicht weniger als 10 Eier, wie mit Hilfe eines Kätschers festgestellt wurde.

J y n g i d a e.

Jynx torquilla L. Wendehals. Allenthalben im Gebiete anzu- treffen, doch nicht so häufig, wie seine starke Fortpflanzung erwarten

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läßt. Ende der neunziger Jahre fand ich eine mit Jungen besetzte Nisthöhle in einer uralten Buche, die auf einer rundumher von wei- ten Wäldern umgebenen Heide steht, den sog. Bürgeler Gleichen, eine von den Nistgewohnheiten dieser Art jedenfalls abweichende Örtlichkeit.

Cypselidae.

Apus apus (L.) Mauersegler. In großer Zahl im Gebiete brü- tend. Besonders beliebt sind bei ihm die alten, hohen Gebäude in höheren Lagen des Schloßberges, die in den zahlreichen Spalten und Löchern ihrer Giebel ideale Nistgelegenheiten bieten. Es scheint, als ob der Segler bei Auswahl seines Nistplatzes nicht unter eine gewisse Höhengrenze hinabginge. Jedenfalls habe ich ihn niemals niedriger als etwa 15 m über dem Erdboden nisten sehen. Bei An- lage seines Nestes sieht er außerdem sehr auf freien Abflug; am liebsten sind ihm solche Stellen, die über einer hohen, fensterlosen Wand liegen. Es ist wenigstens in meinem Beobachtungsgebiete gar nicht so leicht, diese wilden Burschen an einen bestimmten Platz zu fesseln. Ich habe ihnen an ruhigen, von oben her geschütz- ten Stellen lange, röhrenförmige Nistkästen aufgehängt, von denen man glauben mußte, einem Segler liefe bei ihrem Anblick das Wasser im Munde zusammen; aber diese Nistkästen wurden nie angenom- men, geschweige denn die Stare aus benachbarten Kästen vertrieben, wie dies anderwärts oft beobachtet worden ist. Allerdings waren die Kästen unterhalb der oben erwähnten Höhenzone aufgehängt, weil im Hinblick auf die Höhe des Hauses eine höhere Anbringung nicht tunlich war.

Die wenigen Gelege, die ich in Marburg sah, enthielten 3 Eier.

Alcedinidae.

Alcedo ispida L. Eisvogel. Der Eisvogel kommt noch am gan- zen Lauf von Lahn und Ohm, soweit sie das Gebiet durchströmen, als Brutvogel vor. Zum Brüten wählt er ruhige Stellen der Ufer aus, wo das sandig-tonige Erdreich glatt abgestürzt oder abgewa- schen ist und keinerlei Vegetation die Niststelle überzieht. Ich fand die Höhle schon an einer Sandwand, welche etwa 10 m vom Wasser entfernt und durch einen Fahrweg von diesem getrennt war. Das Gelege, das gewöhnlich aus 7, selten aus mehr Eiern zu bestehen scheint, ist unter normalen Witterungsverhältnissen Ende April voll- ständig. Eine zweite Brut wird Ende Juni gemacht. Bisweilen

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wird eine alte, aus vergangenen Jahren stammende Höhle wieder benutzt, was sich in 2 Fällen konstatieren ließ.

Daß die Wasserratten die Eisvogelhöhlen zuweilen mit ihrem Interesse bedenken, ist bekannt, weniger bekannt aber, daß die Zu- gangsröhre zum eigentlichen Brutkessel fast stets durch einen über- aus übelriechenden, schleimig-gallertigen, zentimeterhoch liegenden Stoff verunreinigt ist, der sich anscheinend aus Exkrementen des Vogels und faulenden Fischresten zusammensetzt. Ich glaube, daß man hierin eine Abwehrmaßregel gegen solche unliebsamen Besuche der Wasserratten zu erblicken hat, denn es muß selbst für eine Was- serratte ein ungewöhnlicher Mut dazu gehören, über ein solches Hindernis vorzudringen.

Glücklicherweise sind die Eisvogelhöhlen regelmäßig so ange- bracht, daß sie gegen störende Eingriffe von menschlicher Seite geschützt sind. Auch die nichtswürdige Unsitte habgieriger Fisch- wirte, auf den beliebten Ruheplätzen der Vögel Tellereisen aufzu- stellen, ist zum Glück hier nicht in Übung, so daß die Hoffnung besteht, daß der fliegende Lapislazuli noch lange unserer schon so sehr verarmten Ornis erhalten wird.

Upupa cpops L. Wiedehopf. Vor 15 Jahren waren mir zwei Örtlichkeiten bekannt, an denen sich den ganzen Sommer über Wiede- hopfpaare aufhielten. Da an diesen Plätzen es war die in Felder übergehende Westseite des Berges Weißenstein und der Waldrand unterhalb der Ohmmündung - hohle Bäume und und sonstige Nist- gelegenheiten im Überfluß vorhanden waren, zweifle ich nicht daran, daß die Vögel dort auch gebrütet haben, obwohl ich ein Nest nicht gefunden habe. Inzwischen sind sie von beiden Plätzen schon seit mehr als 10 Jahren verschwunden, was ausnahmsweise einmal nicht aus der Verschlechterung der Nistgelegenheiten zu erklären ist, da solche an beiden Örtlichkeiten noch heute in genügender Menge sich vorfinden. Andere Stellen des Gebietes, welche den Wiedehopf beher- bergten, sind mir nicht bekannt geworden.

C u c u 1 i d a e.

Cuculus canorus L. Kuckuck. Der Kuckuck ist bei Marburg nichts weniger als häufig. Alljährlich hört man seinen Ruf an be- stimmten Stellen ; mehr als 5 solcher Stellen sind mir im Beob- achtungsgebiet indessen nicht bekannt. Sein Ei habe ich, trotzdem ich in zahllose Nester seiner gewöhnlichen Wirte Neuntöter,

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Zaunkönig, Teichrohrsänger, Rotkehlchen, Grasmücken, Laubsänger, Gartenrötling hineingeschaut habe, bei Marburg nie gefunden.

Caprimulgidae.

Caprimulgus europaeus L. Ziegenmelker. In den von ausge- dehnteren Blößen und Heiden unterbrochenen Waldungen des Ge- bietes mehrfach beobachtet. Zwei Gelege, deren nähere Provenienz und Fundzeit nicht zu eruieren war, wurden von einem Forst- beamten gefunden.

S t r i g i d a e.

Syrnium aluco (L.). Waldkauz. Die häufigste Eule um Mar- burg. Man geht selten abends durch den Wald, ohne eines oder einiger Waldkäuze ansichtig zu werden. Der Waldkauz ist bei Marburg ausschließlicher Höhlenbrüter, da ihm passende Nisthöhlen in genügender Anzahl noch zur Verfügung stehen. Die Höhlen, welche ich sah, befanden sich sämtlich in Buchen, doch liegt dies wohl daran, daß eben hohle Buchen in größerer Zahl im Gebiete Vorkommen, als andere Holzarten von entsprechender Stärke und genügend geräumigen Höhlungen. Das Gelege besteht aus 2 5 Eiern, die man von Mitte März an findet. Am 10. März 1910 wurden zwei bereits hoch bebrütete Gelege gefunden, die also schon Ende Februar begonnen sein müssen. Wie fest der Waldkauz auf seinem Gelege sitzt, zeigt die Tatsache daß im März 1907 ein Kauz, dessen Eierzahl ermittelt werden sollte, durch nichts zum Verlassen der (sehr weiten und offenen) Nisthöhle zu bewegen war, so daß er mit aller Vorsicht aus der Höhle herausgehoben wurde, wie man ein Kind aus der Wiege hebt, was er sich zwar unter deutlichen Anzei- chen seiner Mißbilligung, aber ohne sich zu sträuben oder zur Wehr zu setzen, gefallen ließ. Über ein zweifelhaftes Gelege habe ich in der Zeitschrift für Oologie, Jahrg. XX, Heft 5, berichtet.

Strix flammea L. Schleiereule. Dieser städtische Vetter des Waldkauzes scheint in der Stadt Marburg auf das Schloß beschränkt zu sein. Bis Mitte der neunziger Jahre bewohnten Schleiereulen den südlichen Turm der Elisabethkirche, von wo sie aber seitdem aus unaufgeklärten Ursachen verschwunden sind. Ob die Schleiereule etwa auf den Kirchtürmen der benachbarten Ortschaften lebt, ver- mochte ich nicht zu ermitteln, doch dünkt es mir keineswegs unwahr- scheinlich. Eier aus der Marburger Gegend habe ich nicht zu Gesicht bekommen. Auf den weitläufigen Dachböden des Schlosses

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sind tote Schleiereulen gefunden worden, die anscheinend den Aus- weg aus den offenen Fenstern nicht wieder finden konnten.

Athene noctita L. Steinkauz. Auch von diesem Käuzchen, dessen Ruf man allenthalben hören kann und das weit häufiger ist, als die vorhergehende und die folgende Art, habe ich das Nest bisher niemals gefunden. In hohlen Weiden, welche zur Aufnahme eines Steinkauzgeleges wie geschaffen erschienen, habe ich zur Brutzeit wohl Gewölle in großer Zahl, die nur vom Steinkauz herrühren konnten, nie aber Eier oder Junge gefunden.

Asio otiis L. Waldohreule. Weit seltener als Wald- und Stein- kauz, was eigentlich schwer zu verstehen ist, da die stillen, großen, reich mit Nadelholz gemischten Wälder unserer Gegend zahllosen Waldohreulen Unterkunft gewälren könnten. An einer Stelle fand ich einmal Schalenreste, welche von einem Ei dieser Art her- zurühren schienen.

Columbidae.

Columba oenas L. Hohltaube. Dank der noch genügend vorhan- denen Baumhöhlen ist auch die Hohltaube noch ein nicht seltener Bewohner unserer Wälder. Sie ist in Bezug auf Wahl ihrer Nist- höhle sehr anspruchslos, denn sie nimmt mit jeder Höhle, die ihr Raum genug bietet, vorlieb, mag sie auch im übrigen den Wit- terungseinflüssen- mehr als gut ist, preisgegeben sein. Keines der vielen Gelege, die ich sah, enthielt mehr als 2 Eier. Es werden regel- mäßig 2 Bruten gemacht, die erste Mitte April - nicht früher, wie in anderen Gegenden , die zweite im Juni ; oft wird eine Höhle in demselben Jahr zweimal benutzt. Datum des frühesten Geleges 16. IV. Tn günstigen Jahren mögen 3 Bruten Vorkommen.

Columba paltmibus L. Ringeltaube. Die häufigste Wildtaube des Gebietes. Zur Anlage ihres Nestes bevorzugt sie die Fichte, in zweiter Linie die Kiefer. Auch die Ringeltaube brütet jährlich min- destens zweimal, und zwar beginnt sie früh mit dem Brutgeschäft, da man das Gelege der ersten Brut bisweilen schon Ende April findet (frühestes Datum 28. IV.). Mehr als 2 Eier habe ich nie gesehen. Nicht immer erweist sich diese Taube so treulos gegen ihr Gelege, wie allgemein angenommen wird. Einst sah ich auf einer jungen Fichte ein Ringeltaubennest. Es enthielt ein Ei, von dem der Vogel bei meiner Annäherung abstrich. Nach 2 Tagen kam ich zufällig wieder an derselben Stelle vorbei. Durch das Geräusch, welches der

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ich aber auf dem Erdboden unter dem Nistbaum ein Ringeltaubenei liegen, das von einer Seite her geöffnet und seines Inhaltes entleert war. Wie die Bißspuren am Rand der Öffnung deutlich zeigten, war hier der Schnabel eines kleinen Vogels tätig gewesen. Ich erkläre mir den Vorgang so, daß eine Kohlmeise (von der ähnliche Taten schon beobachtet worden sind) in ihrem zur Brutzeit besonders regen Kalkhunger das große weiße Ei, nachdem es die Taube bei meiner Annäherung verlassen hatte, erblickt und sich alsbald darüber herge- macht hat. Die Taube ist dann zurückgekehrt und hat trotz des Verlustes ihres ersten Eies ein zweites in das Nest abgelegt und auch bebrütet. Leider fehlte mir die Gelegenheit, zu kontrollieren, ob sie das Ei auch weiterhin bebrütet und ein Junges großgezogen hat.

Auch im Winter sah ich mehrmals Flüge von Ringeltauben.

Turtur turtur (L.). Turteltaube. Im engeren Gebiet nur sehr selten, häufiger an seiner nordöstlichen Peripherie, wo noch größere Feldhecken und Baumgärten vom Wald allmählig in das Feld hin- überleiten. Das einzige Nest, welches ich im Gebiet sah, befand sich auf einer Fichte und enthielt Junge; es war am i. VI. 1904.

G a 1 1 i d a e.

P erdix perdix (L.). Rebhuhn. Dem Vorherrschen des Waldes und dem hügeligen Gelände entsprechend ist das Rebhuhn nur schwach im Gebiete vertreten. Auch da, wo sich das Flußtal und mit ihm Felder und Wiesen ausbreiten, sah ich alljährlich nur wenige Völker. Trotzdem hat es dieser Bewohner der Ebene par excellence verstanden, sich den lokalen Verhältnissen des Gebietes in gewissem Umfang anzupassen. So sieht man häufig Rebhühner auf den trok- kenen, nur mit Wacholder und spärlichem Kiefernwuchs bekleide- ten Berghalden, die jetzt leider immer mehr in Kornfelder verwan- delt werden. Daß dies nicht nur verstrichene Individuen, sondern mitunter auch Paarhühner sind, zeigt die Tatsache, daß am 20. VI. 1907 mitten auf einer solchen Wacholderheide ein Nest mit 21 bereits hochbebrüteten Eiern gefunden wurde. Die Reste eines Geleges, welches durch das von den Bauern betriebene nichtswürdige Abbrennen der Hecken zu Grunde gegangen war, sah ich im Jahr 1905 in einer Wiese nördlich der Stadt.

Coturnix coturnix (L.) Wachtel. Die einzige Wahi-nehmung von dem Vorkommen dieses Vogels machte ich am ri. VII. 1910, wro ich in der Gemarkung Goßfelden in einem Kornfeld zu meinem größ- ten Erstaunen Wachtelschlag hörte.

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wiederum abstreichende Vogel verursachte, wurde ich an das Nest erinnert. Als ich es inspizierte, und zwar vom Erdboden aus, fiel mir auf, daß noch immer nur ein Ei im Neste lag. Gleichzeitig sah

Tetrao urogallus L. Auerhahn. Nicht gerade selten. Die ge- mischten Wälder unseres Hügellandes, in welchen ein so intensiver Forstbetrieb wie in der Ebene nicht möglich ist, sagen dem Auer- huhn zu. Das Nest habe ich nicht gefunden, mehrfach dagegen im Spätsommer Hennen, welche Junge führten.

Tetrao bonasia L. Haselhuhn. Obwohl ich diesem Vogel im Beobachtungsgebiet niemals begegnet bin, wage ich es doch nicht, ihn mit Stillschweigen zu übergehen, zumal die Geländeverhältnisse ganz diejenigen sind, welche das Haselhuhn liebt und mir auch von einem Jagdberechtigten versichert wurde, das Haselhuhn bewohne die nördlichen Wälder des Gebietes.

Fulica atra L. Bläßhuhn. Das Bläßhuhn ist unzweifelhaft Brut- vogel des Gebietes, da schon auf der Lahn sozusagen in der Stadt ein Huhn beobachtet wurde, welches kleine Junge führte, indessen gelang es mir noch nicht, das Nest zu finden. Als Brutplatz kommen außer gewissen ruhigeren Stellen des Flußlaufes mehrere tote Arme der Lahn und Ohm von sehr geringer Ausdehnung und mit dichtem Pfianzenwuchs in Betracht, an deren einem ich selbst das Bläßhuhn im Juli 1902 beobachtete.

Gallinula chlor Opus (L.). Grünfüssiges Teichhuhn. Auch diese Art brütet im Gebiet, wie durch wiederholte Beobachtung von Teich- huhnfamilien dargetan wird. Man sieht das Teichhuhn häufiger als die vorhergehende Art.

Charadriidae.

Tringoides hypoleucus (L.). Flußuferläufer. Der einzige Chara- driide,der im Gebiet brütet, was zwar durch Auffindung eines Nestes bisher nicht nachgewiesen ist, dennoch aber keinem Zweifel unter- liegen kann, da man den ganzen Sommer über Flußuferläufer in ver- hältnismäßig großer Zahl an der Lahn sieht, und zwar vorzugsweise an dem Lahnknie zwischen den Hügeln Weißenstein und Kupfer- schmiede und in der Nähe des Dorfes Sarnau.

Falconidae.

Falco tinnunculus L. Turmfalk. Selten. Bis vor wenigen Jah- ren kannte ich ein Paar, welches auf dem Berge Weißenstein seinen Sitz hatte. Zu meiner Freude traf ich nach meiner Rückkehr nach

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Europa 1910 dort wieder ein Paar an, vermutlich wohl dasselbe. Einen bestezten Horst habe ich im Gebiet nie gefunden.

Falco subbuteo L. Baumfalk. Bewohnt das Gebiet in mehreren Paaren. Sein mir seit 1904 bekannter Brutplatz im Norden des Beobachtungsbezirkes liegt an steilen, mit älteren Kiefern bestan- denen Hängen. Ein am 22. VI. 1904 in der Spitze einer Kiefer auf- gefundener Horst enthielt 3 abnorm kleine, lehmgelb gezeichnete Eier. Ein anderer, möglicherweise von Verwandten dieses Paares berührender Horst an ähnlicher Stelle barg am 15. VI. 1907 vier Eier, die erheblich von den vorbeschriebenen abweichen und rötliche, ins Violette spielende Zeichnung aufweisen.

Den VVanderfalk, Falco peregrinus Tunst., glaube ich im Som- mer 1907 an der Stelle, wo das Lahntal mit dem Ohmtal sich ver- einigt, gesehen zu haben ; daß er im engeren Gebiet brütet, kann ich mit Bestimmtheit verneinen.

Pernis apivorus (L.). Bienenaar. Wurde bereits von Klein- schmidt, Thielemann, Hartert vor etwa 20 Jahren im Gebiet brütend gefunden, von mir dann zuerst wieder 1906, wo im Norden meines Beobachtungsbezirkes auf einer Buche am 2. Juli ein Horst entdeckt wurde, in welchem 2 dem Ausfallen nahe Eier lagen. Ein Horst, vermutlich desselben Paares, wurde nicht weit von dem vorgenannten von meinem Bruder am 5. VI. 1907 mit vollem, noch unbebrüteten Gelege gefunden. Auffallenderweise saß beidemale der brütende Vogel sehr lose, da er in beiden Fällen beim ersten Antreten an den Horstbaum abstrich.

Der Bienenaar horstet meiner Vermutung nach auch in der Um- gebung des Frauenberges, obwohl mir ein Horst von dort noch nicht bekannt geworden ist.

Milvus milvus (L.). Roter Milan. Im engeren Gebiet ist mir nur ein Brutpaar dieser Art bekannt, welches im Buchenwald horstet, und zwar nahe an seinem an Felder angrenzenden Rande. Dort wurde der besetzte Horst in den Jahren 1906, 1907, 1909 und 1911 aufgefunden.

Buteo buteo L. Mäusebussard. Der weitaus häufigste Raubvogel des Gebietes. Mehr als vierzigmal habe ich in der Zeit meiner Mar- burger ornithologischen Beobachtungen seinen Horst gefunden. Der Bussard horstet bei Marburg vorzugsweise auf Buchen, sodann auch auf Eichen und Kiefern ; einmal fand ich den Horst auf einer Birke. Der Horst steht meist in bedeutender Höhe, von 18 bis zu 25 m. Die

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Beobachtung Thielemanns,*} daß mit besonderer Vorliebe ein ein- zelner älterer Baum von anderer Art als seine Umgebung, also bei- spielsweise eine alte Liehe im Kiefernwald, erwählt wurde, habe ich niemals bestätigt gefunden. Wohl aber habe ich gefunden, daß die Bussarde bei Marburg das Laubholz dem Nadelholz ganz entschieden vorziehen, obwohl doch der Horst im April bei noch ausstehender Belaubung auf Laubbäumen weithin sichtbar steht, während er auf Kiefern immer recht gut gedeckt oder angepaßt ist. Auch die weni- gen Individuen, welche auf Kiefern horsten, sind offenbar erst infolge des Abtriebes der früheren alten Buchenbestände und des zu- nehmenden Verkehres in den noch vorhandenen Buchenhochwäldern zur Kiefer übergegangen, wie ich an einem Laar, das ich seit 17 Jah- ren kenne, mit Sicherheit konstatieren konnte. Regelmäßig werden die Horste mit Kiefernzweigen ausgelegt, seltener mit Fichtenzwei- gen und nur ausnahmsweise mit Buchenlaub oder überhaupt nicht. Kaum ein Bussard hält auf dem Horste aus, bis man an den Stamm herangekommen ist, meist streicht er schon auf 50 bis 100 m Lnt- iernung ab.

Von 48 mir zu Gesicht gekommenen vollständigen Gelegen aus dem Gebiete enthielten 1 Gelege ein Ei, 22 zwei Eier, 21 drei und 4 vier Eier. Das früheste Gelege wurde am 8. IV. gefunden, das späteste am 17. VI. ; dies war das zweite Nachgelege eines Vogels, der am 13. IV. 4 Eier und darauf wieder am 9. V. 3 Eier hervor- gebracht und beide Gelege verloren hatte. Für einen Raubvogel von der Größe eines Bussardes bedeuten 9 Eier in einem Jahre eine bemerkenswerte Fruchtbarkeit.

Im Spätherbst und Winter trifft man den Bussard viel auf den Feldern, wo er trübselig auf Erdhaufen,. Pfählen, Obstbäumen und dgl. aufblockt und wo man ihn oft lange verweilen sehen kann. Nähert man sich, so streicht er ohne sichtbare Scheu eine Strecke weit schwerfällig fort, bis er sich in angemessener Entfernung auf einer änhlichen Stelle wieder niederläßt. Ein ganz anderer Vogel ist der Bussard im Frühling, wenn die Liebe sich in ihm regt. Dann sieht man besonders an sonnigen ersten Frühlingstagen oft ganze Gruppen dieser Vögel bis zu 6 habe ich schon gezählt mit hellem Schreien hoch im blauen Äther in wundervollen Flugspielen sich jagen, so daß man ihnen stundenlang zuschauen kann.

*) Qrnith. Monatsschr. 1897. p. 252,

Dr. Leo v. Boxberger: Die Brutvögel von Marburg a. L.

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Alles in allem ist der Bussard ein prächtiger, dem Menschen erwiesenermaßen unschädlicher Raubvogel, der edlere Räuber, wie z. B. Adler, die unserer Gegend fehlen, in seiner Art ersetzt und das Landschaftsbild in der anziehendsten Weise ergänzt und belebt. Es ist daher mit Freude zu begrüßen, daß ihm das neue Vogelschutz- gesetz von 1908 seinen Schutz angedeihen läßt, so daß auch der Jäger ihn in Ruhe lassen muß. Bei den Bauern unserer Gegend ist der Bussard ein unbekannter Begriff ; jeder Bussard ist ihnen ein ,,Hopch“, d. h. Habicht!

Astur palumbarius L. Hühnerhabicht. Diesen interessanten und gefährlichen Räuber sieht man sehr selten, doch bewohnt er das Gebiet noch in mehreren Brutpaaren. Er horstet stets im alten Hochwald und zwar fand ich den Horst immer nur auf alten Buchen, meist in bedeutender Höhe und nahezu unersteiglich. Unter der Menge der vorhandenen Raubvogelhorste, den von ihm jeweils gerade in Besitz genommenen herauszufinden, ist nicht leicht und gewöhn- lich nur dem Zufall zu verdanken, da man den Vogel von unten nicht im Horst sitzen sieht und er ihn oft nicht verläßt, wenn auch noch so sehr an den Stamm geschlagen oder auf andere Weise gelärmt wird. Oft läßt er den Steiger bis dicht unter den Horst kommen, ehe er herausstürmt, so daß der oben hängende Steiger wie der unten stehende Beobachter gleichmäßig erschreckt werden. Mitunter kann als Kennzeichen dafür, daß ein Habicht von einem Horst Besitz ergriffen hat, dienen, wenn der Horst zwischen seinem Geäst Federn aufweist, die der Habicht gern bei der Ausbesserung des von ihm okkupierten Horstes verwendet.

Die Brutzeit des Habichts ist im Gebiet dieselbe wie beim Bussard. Das Gelege enthält 3 4 Eier von grünlichweißer, manch- mal auch kalkweißer Färbung, in der Regel ohne Zeichnung, die in der Größe denen des Bussards gleichkommen oder jene unbedeutend übertreffen. Am 20. IV. 1910 wurde ein stark geflecktes Gelege des Habichts und am 23. V. das gleichfalls stark gefleckte Nachgelege desselben Vogels gefunden. Ein Ei eines am 13. IV. 1910 gefun- denen Vierergeleges zeigt ebenfalls spärliche aber kräftige Flecken am spitzen Pol. Frühestes Datum des vollen Geleges 13. IV.

Glücklicherweise sind die Forstbeamten der Oberförsterei Mar- burg so reichlich durch rein forstliche Arbeiten in Anspruch genom-

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men, daß sie nicht auf den Gedanken kommen, ihre Zeit dem Auf- spüren und Abschießen des Habichts am Horste zu widmen. Es besteht deshalb die Hoffnung, daß diese interessante Raubritter- gestalt in des Wortes schlimmster Bedeutung unserer Ornis wenig- stens noch so lange erhalten bleibt, bis die Verödung der deutschen Landschaft und ihrer Fauna rationell durchgeführt ist, d. h. bis der deutsche Wald in einen großen, mit Kiefern und Fichten in anmuti- gem Wechsel bestandenen und von zahllosen Rehen, Hasen und Fasanen bevölkerten Nutzgarten verwandelt ist. Wird doch die Aus- rottung dieses Geächteten, dessen Name dem Volksmund wie kaum ein anderer Vogelname geläufig ist und in manchen deutschen Orts- bezeichnungen fortlebt (Habichtstal, Habichtswald, Habichtshorst), fast überall mit wahrem Fanatismus betrieben, damit nur ja in der Jahresstrecke des jagdherrn ein paar Hasen oder Hühner mehr erscheinen.

Accipiter nisus (L.). Sperber. Der Sperber ist der „Überall und nirgends" in der Raubvogelwelt des Gebietes. Sowohl im tief- sten Waldesinnern wie innerhalb der Grenzen der Stadt kann man ihn zu jeder Jahreszeit auftauchen sehen. Auch er wird verfolgt, gefangen und geschossen, wo man seiner habhaft werden kann, an- geblich im Interesse der Kleinvogelwelt, während doch in früheren Jahrhunderten, als es noch Raubvögel aller Arten in heute nicht ge- kannter Menge gab, Wälder und Fluren, die heute verödet stehen, von Kleinvögeln wimmelten ! Glücklicherweise hat bei der im ganzen verborgenen Lebensweise und besonders Nistweise des Sperbers seine Ausrottung noch gute Weile. Den Horst findet man nur zufällig; namentlich da wo er im dichten Reisholz älterer Fichten steht, ist es fast unmöglich, ihn anders als durch Zufall zu entdecken. Abgesehen von der Fichte, wählt er auch noch die Kiefer als Brutbaum, wo der Horst meist nur in mittlerer Höhe steht. Der Horst selbst ist klein und dürftig, in der Regel weit weniger solid, als ein normales Krä- hennest des Gebietes. Das Gelege, das erst im Mai gefunden wird, besteht aus bis 6 Eiern von bekannter schöner Zeichnung. Im Jahre 1906 bin ich ungefähr ein dutzendmal unter einem Sperberhorst her- gegangen, der 6 m hoch auf einer am Weg stehenden Fichte saß und vom Weg aus bequem zu sehen war. Erst als ich im Laufe des Sommers die zerbrochenen Schalen unter dem Baum auf den Erd- boden liegen sah, wußte ich woran ich war. So heimlich ist das Ver- halten des Sperbers am Horst 1

Dr. Leo v. Boxberger: Die Brutvögel von Marburg a. L.

liö

C i c o n i i d a e.

Ciconia alba L. Weißer Storch. Die wenigen Storchnester, die die umliegenden Dörfer noch aufzuweisen haben, verschwinden mehr und mehr von der Bildfläche; wieder ein einzelner Fall, in dem sich der allgemeine, ständige Rückgang der gesamten Vogelwelt manifestiert . Was der Grund dieser Erscheinung ist, läßt sich in concreto schwer sagen. In dem einen Ort führt der Lehrer, der Hüter der volkstümlichen und besonders der jugendlichen Ideale, einen hartnäckigen Krieg gegen den Storch, weil er ihm Bienen weg- fängt, in dem andern wird von dem Bauer bei der Ausbesserung des Daches der Horst herabgeworfen, in einem dritten das Storchpaar, während es in der Wiese stolziert, von einem schießwütigen Jäger aus dem „Volk“ totgeschossen. Dazu kommt die fortgesetzte Me- lioration der Wiesen, in denen sich an und für sich nicht viel feuchte Stellen vorfinden. Im Norden des Gebietes hatte das Dorf Sarnau bis zum Jahre 1907, in welchem ich Europa verließ, als letztes sein Storchennest, und zwar auf einer Pappel ; ob es noch heute vor- handen ist, konnte ich nicht in Erfahrung bringen.

A r d e i d a e.

Ardea cinerea L. Fischreiher. Eine kleine Nistkolonie etwa 15 Horste bestand bis Mitte der neunziger Jahre in einem Eichen- hochwald am Fuße der Amöneburg, also schon nicht mehr im eigent- lichen Beobachtungsgebiet. Von zerstörungswütigen Burschen wurde dann einmal im Frühjahr 1895 der Kolonie ein Besuch abgestattet, bei welchem sie die bereits angebrüteten Eier und Jungen aus den Horsten warfen und so entsetzlich hausten, daß im folgenden Jahre nur noch einzelne Reiher sich ein fanden. Nachdem dann in späteren Jahren auch noch die Horstbäume gefallen waren, verschwand die Kolonie auf Nimmerwiedersehen? Glaubwürdiger Mitteilung zu- folge sollen sich im Jahre 1906 einige Fischreiherpaare 2 oder 3 auf Kiefern unterhalb des Hügels Lichterküppel angesiedelt haben, die auf Anordnung der Forstbehörde geschont worden sein sollen. Ich habe mich durch den Augenschein davon überzeugen wollen, aber keinen Horst entdecken können.

An der Lahn in der Nähe des Dorfes Sarnau sah ich wiederholt auch im Frühjahr und Sommer einzelne Reiher; wo sie herkommen, vermag ich nicht anzugeben. Ein Horst befindet sich in der dortigen Gegend nicht.

3*

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Dr. Leo v. Boxberger: Die Bxutvögel von Marburg a. L.

Ardetta minuta (L.). Zwergrohrdommel. Im Jahre 1906 wurde mir von einem bekannten Herrn ein anscheinend frisch präpariertes Ei der Zwergrohrdommel gezeigt, das er beim Fischen an einem toten Lahnarm im Süden des Gebietes gefunden zu haben angab. Einige weitere Eier wie viel erinnere ich mich nicht mehr sollten zerbrochen sein. Daß die Zwergrohrdommel dort vorkommt, ist nicht ausgeschlossen, wenn ich mich trotz der erwähnten Nachricht auch selbst noch nicht davon überzeugen konnte. Ich habe diesen Vogel oder auch nur Spuren seines Vorkommens noch niemals im Gebiet wahrgenommen.

Podicipidae.

Colymbus ßuviatilis Tunst. Zwergtaucher, ln jedem Winter erscheinen ganze Schwärme von Zwergtauchern auf den offenen Stellen der Lahn im Bereiche des ganzen Beobachtungsgebietes, und zwar auch innerhalb der Stadt, wo sie so wenig scheu sind, daß man sie z. B. von der belebten Bahnhofsbrücke aus bequem beobachten kann. Ich bin davon überzeugt, daß sie im Gebiet brüten und zwar an denselben Örtlichkeiten, an denen ich dies von Fulica atra vermute; doch ist es mir nie gelungen, ein Nest aufzu- finden oder in anderer Weise die Tatsache ihres Brütens mit Sicher- heit festzustellen.

Die Aufzählung der Brutvögel des Marburger Gebietes ist hier- mit erschöpft. Eine Zählung ergibt 96 Arten, deren B r u t Vor- kommen im Gebiet als feststehend anzusehen ist, eine Zahl, welche mit Rücksicht darauf, daß das ganze große Heer der gralla- toren und natatoren Formen wegen des Mangels der von ihnen gefor- derten natürlichen Bedingungen fehlt, und im Hinblick auf die außerordentlich enge Umgrenzung des Gebietes immerhin recht ansehnlich genannt werden darf. Dieses verhältnismäßigen Arten- reichtums ungeachtet ist jedoch die absolute Menge, die Individuen- zahl der Vögel in der Umgebung Marburgs bescheiden. Wenn auch manche Arten, die ganz besonders günstige Existenzbedin- gungen vorfinden, wie Spechte, Meisen, Finken, Segler u. a., noch auf lange Zeit hinaus in unserem Gebiete sicheres Asyl und gedeck- ten Tisch finden werden, so gestaltet sich doch für andere Arten der Kampf ums Dasein von Jahr zu Jahr ernster und schwieriger. Zu diesen Arten gehören neben anderen die Grasmücken, der Teichrohr- sänger, das Schwarzkehlchen, die Uferschwalbe, die Würger und

Dr. Leo v. Boxberger: Die Brutvögel von Marburg a. L. 117

wie im ganzen Deutschland die Raubvögel. Nicht unmittel- bare Nachstellungen sind es, die ihnen das Leben so schwer machen

diese werden, wie ich an anderer Stelle ausgeführt habe, immer stark überschätzt sondern die fortschreitende Reduktion ihrer natürlichen Brutplätze drängt sie von Jahr zu Jahr mehr zurück und vertreibt sie schließlich ganz aus dem Gebiet. Mit der Rasie- rung der Flußufer verschwinden die Teichrohrsänger und die Rohrammer, mit den Feldhecken Grasmücken und Würger, mit den alten Buchenbeständen unserer Wälder die größeren Raubvogel- formen. Diese Entwickelung aufzuhalten, so weit es mit den Inter- essen der Landeskultur verträglich ist, hat sich die moderne Natur- schutzbewegung zur Aufgabe gemacht, die in den letzten Jahren zu einer Macht herangewachsen ist, mit der gerechnet werden muß und deren Wellen im Laufe der Jahre hoffentlich auch bis in die Tiefen unseres Hessenlandes hineinfluten werden. Diese Bewegung strebt vor allem dahin, denjenigen Arten, die in Gefahr stehen, aus dem deutschen Landschaftsbild zu verschwinden, ohne Rücksicht auf kleinliche Nützlichkeits- oder Schädlichkeitsfragen ihren Schutz angedeihen zu lassen, da sie sich mit Recht sagt, daß Vogelgestalten, wie Uhu, Steinadler, Kolkrabe und andere, die von Anbeginn und altersher deutsche Vögel gewesen sind und schon in der germa- nischen Mythologie ihren Platz haben, ein Stück unserer deutschen Heimat sind, das wir ebenso wenig preiszugeben gedenken, wie irgend etwas anderes von deutschem Wesen. Wenn es die Erhaltung solcher Arten fordert, so muß selbst gegen die flüchtigen materiellen Interessen der Landwirtschaft, der Jagd und der Fischerei ihnen ein Schutz erwirkt werden, der ihnen einen weiteren Kampf ums Dasein wenigstens möglich macht, wovon natürlich der deutsche Idealist, sofern er Landwirt, Jäger oder Fischer ist, nichts wissen will. Von den angeführten Feinden ist die unaufhaltsam vordrin- gende Bodenausnutzung und der rationelle Betrieb der Forstwirt- schaft der weitaus gefährlichste, und gerade er ist es, gegen den sich am allerwenigsten um nicht zu sagen nichts ausrichten läßt, und so ist es natürlich auch um Marburg. Allerdings hat die Marburger Ornis kein Unikum man möchte fast sagen glücklicher- weise — keine Art, die an keinem anderen Orte in ganz Deutsch- land als gerade hier noch ihr Leben fristete. Trotzdem wird es dem Vogelfreund, der sich unsere Universitätsstadt als ornitholo- gisches Beobachtungsfeld ausersehen hat, schwer werden, sich mit

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dem Gedanken abzufinden, daß aus der Ornis Marpurgensis noch mehrere Arten im Laufe der Jahre verschwinden werden. Daß die Zeit bis dahin noch recht fern sein möge, mit diesem Wunsch will ich meine Übersicht beschließen.

Ornithologische Beobachtungen aus Salzburg und aus dem Sal zburgischen.

Von Joseph Graf Plaz.

Die hier niedergelegten Beobachtungen, welche zum großen Teile aus der Umgebung S a 1 z b u r g’s stammen, scheinen mir der Veröffentlichung wert, da gerade dieses Gebiet bisher wenig Beach- 1 tung gefunden hat, ich selbem meine volle Aufmerksamkeit zuwen- dete, während der Herausgeber dieses Journals nur zwei Winter in Salzburg zubrachte und diese liegen weit zurück. Wenn auch die Salzburger Umgebung kein bevorzugtes Zuggebiet darstellt, so ver- dient doch das, was es bietet, festgehalten zu werden, zumal in den letzten Dezennien mit mancher Änderung der Bodenkultur, z. B. größeren Rodungen in den Wäldern der Ebene, weiterer Ausdeh- nung von Torfstichen und Entwässerung von Moosen, auch Ände- rungen in der Vogelwelt vorgekommen sein mögen.

Die meisten Beobachtungen betreffen, wie gesagt, die nähere Umgebung der Stadt Salzburg. Andere wurden gelegentlich von Reisen gemacht. Das wiederholt genannte Hoch liegt; im Pongau, im Ouellgebiete der Enns, io Kilometer westlich von Radstadt, am Südostabhange des Blümeck, gegenüber dem Ausgange des Flachautales, in welchem die Enns entspringt, 976 Meter über dem Adriatischen Meere.

Regelmäßige Notizen machte ich mir erst seit anfangs März 1908.

Ich bringe die beobachteten Vögel in der Reihenfolge, in welcher sie in der zweiten Auflage von Naumanns Vögel Mitteleuropas angeführt sind und bediene mich auch der in diesem Werke gebrauchten lateinischen Namensbezeichnung.

1. Erithacns luscinia (L.). Nur einmal in den neunziger Jahren hörte ich eine Nachtigall zur Zeit des Frühjahrszuges in einem Garten der Kaiserin Elisabet-Vorstadt schlagen. Es wurde mir jedoch mitgeteilt, daß man sie jährlich während einiger Nächte

Joseph Graf Plaz: Ornithologische Beobachtungen aus Salzburg. 119

anfangs Mai in der nördlich von Salzburg an der Salzach ge- legenen Itzling er Au höre. Brutvogel ist sie in hiesiger Gegend wohl keinesfalls.

2. Erithacus mbeculus (L.). Häufiger Brutvogel im Flach- lande, in den Gebirgstälern und im Mittelgebirge. In St. Johann im Pongau beobachtete ich das Rotkehlchen besonders zahlreich im Frühjahre, wenn das Salzach tal schon schneefrei, die Hänge der Vorberge aber noch größtenteils schneebedeckt waren. Im letzten Winter, 1909 1910, erschien ein Pärchen täglich bei der Küche der Villa „Pfusterschmid“ im Aigner tale und ein bei der Villa „Thienen“ in Salzburg-Riedenburg. Sonst verlassen die Rotkehlchen während des Winters die Gegend und zeigen sich erst in der zweiten Hälfte des März wieder.

3. Erithacus cyaneculus (Wolf.) Am 13. August 1908 beob- achtete ich bei H ö c h im dichten Jungwalde und Brombeergestrüppe zwei Blaukelchen, von denen ich jedoch nur das eine kurze Zeit von vorne betrachten konnte. Die Kehle war hell mit rötlichem Anfluge, unter dem Kropfe eine Binde von mondförmigen, dunklen, hell geränderten Flecken. Es dürfte wohl schwer zu sagen sein, welcher der beiden Formen dieser Vogel angehörte. Nach Ort und Jahreszeit meine ich ihn als E. cyaneculus anführen zu müssen.

4. Erithacus suecicus (L.). Am 6. April 1908 hörte ich an der Glan, einem am Unterberge entspringenden, zwischen Moorwiesen gegen Salzburg fließenden Gewässer, einen eigen- tümlichen Gesang, der mich bald an den der Wasseramsel, bald an jenen eines Rohrsängers erinnerte. Als Sänger entdeckte ich in einem mit Rohr durchwachsenen Weidenbusche ein Erithacus suecicus, 0% mit leuchtend blauer Kehle und rostrotem, schmal weiß gerändertem Sterne. Es hielt sich teils am Erdboden, teils auf den untersten Zweigen des Gebüsches auf.

5. Ruticilla titys (L.). Der Hausrotschwanz (im Pinzgau Brandreiter genannt) ist im ganzen Lande ein sehr häufiger Brut- vogel, der auch noch in hochgelegenen Almhütten nistet. Gewöhnlich trifft er in den letzten Tagen des Monates März hier ein. Ich finde folgende Notizen über erste Beobachtungen:

St. Johann im Pongau, 30. III. 04. Im Jahre 1903 beobachtete ich im höher gelegenen Gasteinertale Hausrot- schwänze einige Tage früher, als sie bei St. Johann zu sehen waren; sie dürften also ihren Wanderzug über die Tauernpässe

120 Joseph Graf Plaz: Ornithologische Beobachtungen aus Salzburg.

nehmen und dann von der beschwerlichen Reise über das noch tief verschneite Gebirge in den schneefreien Hochtälern ausruhen.

Salzburg, 29. III. 08. Ein sehr dunkles ff am Südwest- abhange des Gaisberges. 1. IV. 08 zwei Stück in der Itz- 1 i n g e r A u. 2. IV. 08 ein ff und ein 9 an der Salzach. Von diesem Tage an waren sie häufig zu finden. 29. III. 09 drei ffff auf Hausdächern sitzend und singend, darunter 2 mit schwarzer,

1 mit grauer Brust. 30. III. 09 drei Stück. 2. IV. 10 in Laufen Cf singen gehört. 4. IV. 10 nächst der Stiegelbrauerei in Max- glan ein graues cf- 5- IV- 10 Leopoldkroner Moos

2 c fff. In diesem Jahre traf der Hauptzug der Hausrotschwänze sehr spät hier an, wahrscheinlich erst um den 8. IV.

Der Abzug erfolgt Mitte Oktober. Ich notierte als letzte Beob- achtungen :

Hoch, 19. X. 08. Drei graue Rotschwänze. Am 21. X. 08 sah ich auf der oberen Benzalm in der hinteren F 1 a c h a u, in der Höhe von ungefähr 1800 Meter im Latschen gebüsche bei einer versiegten Quelle einen Flug von etwa zehn Hausrotschwänzen. Im Talgrunde deckte an diesem Tage starker Reif den hart gefro- renen Boden. Auf der Höhe war es viel wärmer und waren Ameisen und andere Insekten zu beobachten.

Bis zum 14. X. 09 konnte ich in Salzburg und Umgebung viele Hausrotschwänze sehen und singen hören. An letzterem Tage verreiste ich. Als ich am 17. Oktober zurückkehrte, war keiner mehr zu finden. Leopoldskroner Moos, 19. X. 10.

6. Ruticilla phoenicurus (L.). Den Gartenrotschwanz fand ich in der Umgebung S a 1 z b u r g’s, wenn auch nicht zahlreich, wie den Vorgenannten, doch recht häufig. Er steigt auch bei Aveitem nicht so hoch ins Gebirge, langt im Frühjahre später ein und ver- läßt uns früher.

Im Jahre 1908 notierte ich das erste ff am xi. IV., das erste Q am 30. IV. 1909, in welchem Jahre sich hier auffallend mehr Garten- rotschwänze aufhielten, als im Vorjahre, sah ich am 16. IV. drei f fff, am 23. IV. die ersten QQ, am 15. VT. die ersten flüggen Jungen, am 5. VII. eine Familie, die beiden Alten am Rücken auffallend hell, wahrscheinlich frisch vermausert. 1910, am 12. IV. das erste ff, 14. IV. ein ff, um den 19. IV. scheint der Hauptzug eingetroffen zu sein. Letzte Beobachtung: Salzburg, 27. IX. 10 ein 9-

Joseph Graf Plaz: Ornithologische Beobachtungen aus Salzburg. 121

7. Accentor collaris (Scop.). Die Alpenbraunelle traf ich im Sommer regelmäßig am Gipfel des Schafberges ( 1780 Meter) . Am 19. VII. 09 beobachtete ich um 9 Uhr vormittags am Kapru- ner Törl (2635 Meter) ein cf» welches singend von Fels zu Fels flog. Am 25. V. 10 hörte ich auf der Schmittenhöhe, etwa 1800 Meter hoch, bei Beginn der Morgendämmerung Alpenflüh- vögel singen.

8. Accentor modularis (L.). Nur einmal traf ich in hiesiger Gegend am 4. VIII. 09 in der Heilbrunner Allee eine Hecken- braunelle, anscheinend frisch vermausert.

9. Saxicola oenanthe (L.). Im Gebirge traf ich den grauen

Steinschmätzer öfters. Ich notierte ein cf am 18. VII. 10 am Moserb öden (etwa 2000 Meter). I11 der Ebene um Salzburg scheint er nicht zu brüten. Am 27. IV. 10 sah ich am Leopolds- korner Moose 3 cf cf und 3 dann noch 2 einzelne

Cfcf ! Kehle und Brust waren lebhaft orangerot gefärbt. Ein am 9. V. 10 auf den Maxglaner Feldern gesehenes cf war auf der Unterseite sehr hell, ebenso ein am 16. VII. 10 am Leopolds- kroner Moose gesehenes cf-

10. Pratincola rubetra L.). Der braunkehlige Wiesenschmätzer ist in der Umgebung von Salzburg, sowie in den Gebirgstälern ein häufiger Brutvogel. Bei Hoch brütet er regelmäßig. Erste Beobachtungen :

S a 1 z b u r g, 9. V. 08. 1. V. 09; 19. IV. 10 ein cf gehört; 27.

IV. 10 einige am Leopoldskron er Moose gesehen. Aus der Umgebung von Hoch scheinen sie am 10 VIII. 10. abgezogen zu sein. Bei einem Spaziergang am 16. VIII. 10 fand ich auch in der Umgebung von Salzburg keinen dieser Vögel mehr, wohl aber eine größere Anzahl am 20. VIII. zerstreut auf feuchten Wiesen unweit des Untersberges.

11. Turdus merula L. Die Schwarzdrossel ist in den Gärten der Stadt Salzburg und der benachbarten Dörfer, den Salzachauen und den in der Ebene gelegenen Wäldern ein sehr häufiger Vogel. Im Hügellande traf ich sie schon weniger oft. Bei Hoch wurde sie bisher nur. ganz vereinzelt beobachtet, scheint jedoch seit den letzten Jahren dort häufiger zu werden.

Um Salzburg beginnen die cfcf Mitte Februar zu singen, zuerst in der Abenddämmerung, bald auch bei Tag. Einzelne singen ab und zu einmal früher; so hörte ich am 1. II. 09, abends und am

122 Joseph Graf P!az: Ornithologische Beobachtungen aus Salzburg.

18. I. io je eine Schwarzamsel hier singen, die folgenden Tage aber bis in die zweite Hälfte Februar keine mehr. Der wirkliche Beginn des Frühlingsgesanges fiel im Jahre 1910 auf den 20. Februar.

Im Jahre 1909 hatte eine Schwarzamsel in einem Garten am Rudolfs-Kai auf einer Spalierbaume ganz frei und ohne jede Deckung etwa in Mannshöhe ihr Nest gebaut. Von den drei Jungen flog das erste am 6., die beiden anderen am 7. Mai aus. Dasselbe Nest wurde für die zweite Brut, welche am 27. Juni flügge war, benutzt. Heuer stand ein Nest unter dem vorspringenden Dache eines in meinem Garten befindlichen Schupfens, ein zweites ebenda in einem Gartenhäuschen, und ein drittes wieder an einem Spalierbaume, doch höher als das 1909 beobachtete.

Den letzten Amselschlag hörte ich 1909 am 10. VII., an welchem Tage am Festungsberge noch einige Schwarzdrosseln sangen. Am vorhergehenden Tage sah ich ein cf, das schon stark in der Mau- ser war, die Schwanzfedern fehlten fast gänzlich, Futter tragen.

Am 44. III. 09 sah ich in der Stadt Salzburg ein altes cf» das am Kopf, Nacken und Brust viele, am Oberrücken, Bürzel und im Stoße je eine rein weiße Feder hatte. Dieses cf wurde zuerst vor drei Jahren als junger Vogel, seither oft, von mir leider nur dies eine Mal beobachtet.

Zweimal sah ich hier auffallend kleine Schwarzdrosseln und zwar im Jänner oder Februar 1910 ein altes cf und anfangs April desselben Jahres ein 9-

12. Tnrdns torquatus L. Ein altes cf mit sehr dunkler Unter- seite, das ich am 18. X. 10 in der Nähe des Almkanales am Süd- rande des Leopoldskroner Mooses sah, glaube ich dieser Form zuzählen zu müssen.

13. Tnrdus torquatus alpestris (Brehm.). Die Alpenringdrossel fand ich in der oberen Waldregion der Gebirge Salzburgs als häufigen Brutvogel, vereinzelt auch bis etwa 1000 m herab. So notierte ich ein altes cf- welches ich am 21. V. 09 am Wege von Hallein zum R o ß f e 1 d etwas oberhalb dem Pechhäusl im Walde traf, sowie einige Junge, die ich am 9. VIII. 10 zwischen F i 1 z m o o s und der Hachau sah. Im Talgrunde und in der Umgebung der Stadt Salzburg traf ich die Ringdrossel nur zur Zugzeit ; so an der Salzach bei St. Johann i. P. am 1. IV. 04 in Gesellschaft einiger Misteldrosseln und in einem kleinen Gehölze am Westufer des Leopoldskroner Teiches am 4. IV. 08 einen Flug von

Joseph Graf PI az: Ornithologische Beobachtungen aus Salzburg. 123

etwa 20 Stück. Es ist möglich, daß ich in diesen beiden Fällen auch die eigentliche Turdus torquatus L. vor mir hatte, was ich nicht fest- stellen konnte, da mir zu jener Zeit der Unterschied der beiden For- men nicht bekannt war.

Am 24. VII. 10 waren die Berge um Hoch bis tief herab ver- schneit. An den folgenden Tagen trieben sich in einem Gehölze unterhalb Hoch viele Turdus torquatus alpestris. Alte und Junge, in Gesellschaft einiger Turdus merula und zahlreicher Turdus vis- civorus herum und nährten sich hauptsächlich von Heidelbeeren.

Ihr schöner, abwechslungsreicher Gesang erwarb dieser Drossel im Gebirge den Ruf, daß sie siebzig Lieder könne.

14. Turdus musicus L. Die Singdrossel traf ich in den hügeli- gen Gegenden des Landes recht häufig, in den Salzach-Auen vereinzelt, um so zahlreicher in den südlich und westlich der Stadt Salzburg in der Ebene gelegenen, „Eichet“ genannten, Gehölzen. Den ersten Gesang dieser Drosseln hörte ich am 23. III. 08, 25. III. 09 und 26. II. 10.

15. Turdus pilaris L. In der Zeit vom 7. 13. XI. 09 trieben sich 20 bis 30 Wacholderdrosseln bei H ö c h herum. Sie nährten sich mangels von Wacholderbeeren (Wacholdersträuche finden sich auf dem dort vorherrschenden Tonschiefer nicht) von den Früchten der zahlreichen Ebereschen. Die Vögel waren sehr scheu. Auf- gescheucht, flogen sie regelmäßig in die Wipfel einiger Bergahorne und Kirschbäume, welche auf einer niederen, größtenteils mit Busch- werk bewachsenen Abfallskuppe stehen, deren Name „V ö g e i t e n n“ auf das einstige Vorhandensein eines Vogelherdes hinweist. Am 19. IV. 10 traf ich am Rande des großen, südwestlich von Salz- burg gegen den Untersberg sich ausdehnenden Mooses etwa zehn Wacholderdrosseln. Sie hielten sich teils auf den Wiesen, teils in einer kleinen Baumgruppe am Rande eines Baches auf, waren nicht scheu, jagten sich herum,, sangen im Fluge. Am 14. IV. 10 stellte ich fest, daß sie an dieser Stelle brüteten. Uber meine dies- bezüglichen Beobachtungen habe ich in diesen Blättern*) bereits aus- führlich berichtet.

16. Turdus iliacus L. Am 2. IV. 10 hörte ich nachmittags in einer Salzachau unweit von Oberndorf ein eigentümliches, anscheinend von vielen Vögeln herrührendes Gezwitscher, in das sich drosselartige Töne mischten. Lange konnte ich, trotz vorsich-

*) Cfr. Om. Jahrb. 1910, p. 166—170.

124 Joseph Graf PI az: Ornithologische Beobachtungen aus Salzburg.

tiger Annäherung, die betreffenden Vögel gar nicht oder doch nur aus größerer Entfernung im Abstreichen flüchtig sehen. Endlich gelang es mir, zwei Stücke bei guter Beleuchtung durch den Gucker zu betrachten und mit Sicherheit als Weindrosseln zu bestimmen. Am i. IV. io traf ich noch einen großen Flug dieser Drosseln in der Salzachau zwischen Salzburg und H e 1 1 b r u n n.

17. Turdus viscivorus L. Am 1. IV. 04 sah ich einige Mistel- drosseln unter einem Fluge Ringdrosseln an der Salzach bei St. Johann i. P. Bei Hoch scheint die Misteldrossel die am häufigsten brütende Drosselart zu sein. Ende Juli und anfangs August 1910 traf ich sie dort allenthalben. Sie nährten sich vor- zugsweise von Heidelbeeren. Erlegte Exemplare hatten den Kropf mit diesen Früchten so angefüllt, daß ihnen der dunkelrote Saft derselben aus dem Schnabel quoll. In den frühen Morgenstunden hielten sie sich auch in Flügen zu fünfzig Stück und wohl mehr auf wilden Kirschbäumen auf, deren Früchte sie fraßen.

18. Calamodus aquaticus (Temm.). Am 7. VII. 08 konnte ich ein altes q* des Binsenrohrsängers am Südende des Leopolds- kröne?. Mooses in der Nähe des Grödiger Eichets und eines kleinen, mit Buschwerk umgebenen Teiches beobachten. Ich war ihm auf wenige Schritte nahe, so daß ich durch das Glas die Kopfzeichnung und die feine Strichelung an Brust und Seiten deut- lich sehen konnte. Es flog von einer Sumpfdistel zur anderen, einem Getreidefelde zu und verschwand bald meinen Blicken. Seither habe ich einen Vogel dieser Art nicht mehr beobachtet. Ich meine, in jenem Jahre muß er in der Nähe des Fundortes genistet haben.

19. Locustella naevia (Bodd.). Am 18. V. 10, abends gegen halb 9 EThr, hörte ich im dichten Weiden- und Erlengebüsche am linken Salzach ufei nächst der A n i fr Überfuhr einen Busch- rohrsänger eifrig schwirren. Auch am nächsten Vormittage ließ er sich wiederholt hören. Am 10. VI. 10 wartete ich an der gleichen Stelle von halb sieben bis halb neun Uhr abends ohne Erfolg. Er dürfte sich wohl nur am Durchzuge aufgehalten haben.

20. Acroccphalus palustris (Bechst.). Am 10. V. 09, nach 7 Uhr abends, beobachtete ich im hiesigen Franz Josef-Parke einen Rohrsänger, in welchem ich nach Gesang und Gehaben einen Sumpf- rohrsänger zu erkennen glaubte. Da die eben untergehende Sonne alle Gegenstände stark rötete, war die eigentliche Färbung des Ge- fieders nicht festzustellen. Die Oberseite schien mir ins Graue spie-

Joseph Graf Plaz: Ornithologische Beobachtungen aus Salzburg. 125

lend, die Unterseite rötlich. Der Vogel saß wagerecht, den keil- förmigen Schwanz gerade ausgestreckt, etwa 4 Meter hoch, auf einem Weidenaste. Der Gesang war laut und volltönend, etwas an jenen der Sylvia atricapilla erinnernd.

Am 13. VI. 09 sah und hörte ich einen Sumpfrohrsänger in einem Getreidefelde im A. i g n e r t a 1 e, am 19. V. 10 nächst der Heilbrunner Allee.

21. Acrocephalus stre perus (Vieill.). Zwei Paare des Teich - rohrsängers nisteten im Jahre 1909 im Schilfe des Leopolds- kroner Teiches, ein drittes in einem kleinen, stark verwachsenen Teiche am Südfuße des Mönchsberges. Die beiden ersteren hörte ich zuerst am 16. VI. singen. Am selben Tage fand ich das Nest des einen, etwa zehn Schritte von dem der Wasserfläche zuge- kehrten Rande des Schilfdickichtes in einem besonders dichten Bü- schel, einen halben Meter über dem Spiegel des dort etwa 30 cm tiefen Wassers, ziemlich weit vom Ufer. Es bestand aus einem verhältnismäßig starken, auf der Unterseite schrägen Boden und einem noch niederen Rande, welcher eine flache Mulde bildete,, schien aus feinen Wurzeln und Waldwolle gefertigt und war an drei Rohr- stengeln aufgehängt. Die beiden Vögel kehrten, sogleich, nachdem ich mich vom Wasser entfernt hatte, wieder dorthin zurück. Am 23. VI. war das Nest vollendet und mit zwei Eiern belegt. Die Seitenwände waren nun ziemlich hoch, oben etwas eingebogen und bestanden aus feinen Grashalmen, welche im oberen Drittel noch grün waren, aus Waldwolle und Gespinst. Durch Einbeziehung zwei weiterer Rohrstengel hing es nun an fünf Stengeln. Am 9. VII. lagen vier Eier im Neste. Die Eier waren, durch Darüber- halten eines Bleistiftes, ohne sie zu berühren, also ungenau gemessen, 19 20 mm lang, ei- nicht walzenförmig, und zeigten auf grau- braunem Grunde viele, wie mit der gleichen Farbe, aber mit volle- rem Pinsel aufgetragene, etwas in Oliv spielende Punkte und Flecken, welche namentlich an den stumpfen Enden gehäuft waren. Sie ähnelten in Farbe und Zeichnung dem im Naumann, Band II, Tafel 26, unter Nr. 21, abgebildeten Ei des Acrocephalus arundina- ceus (L.). Am 23. VII. suchte ich das Nest neuerdings auf, konnte es aber, obwohl ich das am gewohnten Orte singen hörte, trotz halbstündigem Suchen und Herumwaten in dem damals recht kühlen Wasser nicht mehr finden. Wahrscheinlich hatte es sich inzwischen

126 Joseph Graf PI az: Ornithologische Beobachtungen aus Salzburg.

irgend ein Liebhaber geholt. 1910 hörte ich den ersten Teich- rohrsänger am 18. V. bei A n i f.

22. Hypolais philomela (L.). Den Gartenspötter traf ich in den Jahren 1908 und 1909 in der Umgebung von Salzburg nur selten. Ich notierte ein q1 am 31. V. 09 am Rande des GrödigerEichet. Ein zweites hörte ich zuerst am 8. V. 09 im Garten der Villa „Bertha" im N o n n t a 1 e, dann sehr häufig. Es dürfte jedenfalls dort genistet haben. 1910 hörte ich im Mai und Juni recht viele Gartenspötter in der hiesigen Gegend, den ersten am 6. V. in Leopoldskron.

23. Phylloscopus ruf us (Bechst.). Der Weidenlaubvogel ist in der Umgebung S a 1 z b u r g's ein häufiger Sommergast. Er hält sich weniger in den Salzachauen, vielmehr in Feldhölzem, den kleinen Wäldern in der Ebene und im Hügellande auf, geht auch hoch ins Gebirge. Am 30. V. 10 hörte ich einen am Osthange der Schmittenhöhe bei Zell am See, nahe der oberen Wald- grenze singen. Ich meine, daß sein Gesang stark abändert; manch- mal schien es mir zu klingen wie : zöptil-zöptil til til til zöptil til, auch zi zöptil zi zi und dip-tölm zi tip tölm zi. 1909 hörte ich den Weidenlaubvogel hier zuletzt am 11. IX. singen, 1910 am 8. X. Der Hauptzug dürfte 1910 hier in den letzten Tagen des September und der ersten Oktoberwoche stattgefunden haben, doch beobachtete ich einzelne fast täglich bis zum 20. X., an welchem Tage ich am Rande des Leopoldskron er Teiches die drei letzten Weidenlaubvögel antraf.

24. Phylloscopus bonellii (Vieill.). Der Berglaubvogel scheint in der nächsten Umgebung S a 1 z b u r g’s nur am Zuge vorzu- kommen. Ich notierte ihn in Salzburg, am 28. IV. 08 (1 St.), 30. IV. 08 (2 St.); Hoch, 26. VII. 10 (1 St.).

25. Phylloscopus trochilus (L.). Der Fitislaubvogel dürfte hier wohl der häufigste Laubvogel sein. Während des Frühlings- zuges fand ich ihn am zahlreichsten im dichten Weiden- und Erlen- gebüsche, welches die Sandbänke an der Salzach bedeckt. Als erste Beobachtungen notierte ich: 11. IV. 08, 9. IV. 09, 8. IV. 10. Am 9. X. 08 sah ich mehrere im Ufergebüsche an der Salzach, wahrscheinlich auf dem Herbstzuge. Den letzten Gesang hörte ich bei Salzburg am 9. VIII. 09, bei Hoch am 11. VIII. 10.

26. Phylloscopus sibilator (Bechst.). Zwei Waldlaubvögel hörte ich am 12. IV. 09 in Gärten der Ortschaft A b f a 1 1 e r n im A i g-

Joseph Graf PI az: Ornithologische Beobachtungen aus Salzburg. 127

nertale singen. Am 6. IV. io hörte ich am M ö n c h s b e r g e, am 14. IV. 10 an der Glan und am 15. IV. 10 am Leopolds- kroner Teiche je ein Stück. Am 22. V. 10 sang ein Waldlaub- vogel im Garten der Villa „Überacker“ in Abfaltern. Dieser dürfte dort wohl genistet haben.

Am 9. IV. 09 sah ich im Weidengebüsche am Salzach uf er in der Morz g’r A u einen Laubvogel. Oberseite grünlich, Unter- seite schmutzig gelb, auf den Flügeln zwei helle Querbinden, Füße dunkel. Leider ließ er seine Stimme nicht hören. Welcher Art er angehört haben mag, weiß ich nicht.

27. Sylvia atricapilla (L.). Recht häufiger Brutvogel in der

Umgebung Salzbur g’s. Erste Beobachtungen : Salzburg,

29. IV. 09, 14. IV. 10. 1909 zuletzt am 11. VII. singen gehört.

28. Sylvia simple# (Lath.). Am 15. V. 09 beobachtete ich ein Stück in der Zivilschießstätte. Am 24. IV. 10 sah ich zwei Garten- grasmücken im M a x g 1 a n e r Eichet und am 9. V. 10 am gleichen Orte eine. Am 25. VII. 10 traf ich bei H ö c h auf einer mit vielen Büschen bewachsenen feuchten Hutweide eine Garten- grasmücke, die ängstlich „schwet, schwet“ rufend durch die Zweige hüpfte und von einem Gesträuche zum anderen flog. Bald entdeckte ich das Nest, das wenig versteckt am Rande eines breiten, aber sehr niederen Weidenbusches, einen halben Meter über dem Erd- boden aus Grashalmen und anderen Pflanzenstengeln gebaut war und vier noch wenig befiederte Junge enthielt. In den nächsten Tagen wuchsen die Federn sehr rasch. Am 29. VII. war das Nest leer. Ich hörte wohl noch den Angstruf des alten Vogels, konnte die Jungen aber nicht mehr finden.

29. Sylvia curruca (L.). Die Zaungrasmücke beobachtete ich in der Umgebung S a 1 z b u r g’s recht häufig. Sie scheint auch hoch ins Gebirge zu gehen, wenigstens hörte ich eine am 17. VII. 09 im Kaprunertale, etwas unterhalb der Salzburger Hütte, in beiläufig 1900 Meter Seehöhe am frühen Nachmittage bei gelindem Regen eifrig singen. Als früheste Beobachtung notierte ich für Salzburg: 4. V. 08, 29. IV. 09, 19. IV. 10. Als letzte Beobach- tung 9. IX. 08. Im Jahre 1909 kam vom 2. Mai angefangen eine Zaungrasmücke, welche wahrscheinlich in einem Nachbargarten nistete, täglich in den Garten einer von mir am Rudolfs-Kai bewohnten Villa nach Futter suchend und eifrig singend. Mitte Mai verstummte ihr Gesang für einige Tage gänzlich. Am 30. Mai

128 Joseph Graf PI az: Ornithologische Beobachtungen aus Salzburg.

hörte ich sie wieder, Mitte Juni sang sie wieder sehr fleißig und so fort bis Ende des Monates, zu welcher Zeit die Beobachtung dieses Vogels, da ich meine Wohnung wechselte, aufhörte.

30. Sylvia sylvia (L.). Auch die Dorngrasmücke fand ich als recht häufigen Brutvogel in der Umgebung S a 1 z b u r g’s. Erste Beobachtungen : 9. V. 08, 9. V. 09, 26. IV. 10.

31. Anorthura troglodytes (L.). Den Zaunkönig beobachtete ich allenthalben im Lande Salzburg bis in die Krummholz region.

32. Cinclus cinclus aquaticus (Bechst.). Der gemeine Wasser- star ist in der Umgebung der Stadt Salzburg, wahrscheinlich, weil ihm als angeblicher Fischereischädling zu sehr nachgestellt wird, leider nur sehr vereinzelt, meistens noch im Winter zu treffen, zu welcher Zeit er mich durch seinen heiteren Gesang stets besonders erfreute. Im Gebirge sieht man ihn viel häufiger. Wiederholt beobachtete ich ihn am Wasser schwimmend und bis zu einer halben Minute unter demselben verweilend.

33. Regulus regulus (L.). Das gelbköpfige Goldhähnchen

scheint in der Ebene um Salzburg zu nisten ; wenigstens sah ich am 7. IX. 08 ein Q im Parke des Schlosses K 1 e s h e i m. Am ;j

21. X. 08 beobachtete ich einen Flug im hinteren Flach autale im Pongau in etwa 1400 Meter Seehöhe.

34. Aegithalus caudatus (L.).*) Die weißköpfige Schwanzmeise ist in der Umgebung S a 1 z b u r g’s zu allen Jahreszeiten zu treffen.

35. Aegithalus caudatus vagans (Lath.). Im November 1909 sah ich bei Hoch wiederholt große Flüge von Schwanzmeisen, welche, so weit ich beobachten konnte, ausschließlich dieser Form angehörten. Hier sah ich nur einmal eine schwarzbrauige Schwanz- meise mit stark gefleckter Kehle, und zwar am 17. IV. 10 am Mönchsberge. Eine zweite Schwanzmeise, welche ich in der Nähe hörte/konnte ich leider nicht sehen.

36. Parus major L. Die Kohlmeise (Spiegelmeise) fand ich überall in der Ebene und den Gebirgstälern recht häufig.

37. Parus ater L. Die Tannenmeise traf ich im Gebirge viel häufiger, als in der Ebene. Doch brütet sie jedenfalls auch hier, da ich sie wiederholt auch im Sommer in der Ebene fand und am 22. VII. 08 in der Salzachau nächst H e 1 1 b r u n n eine im

*) Diese, wie die folgend mehr oder weniger starke schwärzliche Augen- streiten besitzende Schwanzmeise, wird als dieselbe Form angesehen und nach Hartert’s Vorgang als Aegith. caud. europaeus (Herrn.) bezeichnet. D. Herausg.

Joseph Graf Plaz: Ornithologische Beobachtungen aus Salzburg. 129

schönen Jugendkleide sah. Am 22. X. 08 auf der Höchschläg- a 1 m (etwa 1600 Meter) in der hinteren Flachau beobachtete Tannenmeisen schienen mir ein viel helleres Grau zu . haben, als in der Ebene beobachtete Vögel.

38. Panis cristatus L. Die Haubenmeisen (in Untersteiermark „Prinzerl“ genannt) sind im Gebirge stets, in der Umgebung der Stadt Salzburg im Herbste, Winter und ersten Frühjahre häufig anzutreffen.

39. Panis caeruleus L. Häufiger Standvogel in der Umgebung S a 1 z b u r g’s.

40. Panis communis Bald.

41. Parus salicarius Brehm. In den meisten Fällen, besonders wenn die Beleuchtung keine sehr günstige war, wagte ich bei Beob- achtung dieser unruhigen Vögel nicht mit Sicherheit zu bestimmen, welche dieser beiden Arten ich vor mir hatte. So viel scheint mir jedoch festzustehen, daß beide Arten sowohl in der Ebene um Salz- burg, als im Gebirge bei Hoch (von wo ich Belegstücke besitze) Vorkommen und daß P. communis im Flachlande, P. salicarius im Gebirge vorherrscht.

42. Sitta europaea caesia Wolf. Sehr häufig, bewohnt mit Vor- liebe die vielen alten Alleen in der Umgebung S a 1 z b u r g’s. Wie- derholt, z. B. am 5. VIII. 09, sah ich Kleiber Pferdemist nach Futter durchsuchen.

43. Tichodroma muraria (L.). Alljährlich zur Winterszeit, so- bald im Gebirge starker Schneefall eingetreten und die Felswände des Untersberges mit Schnee überzogen waren, beobachtete ich einzelne Alpenmauerläufer in der Stadt Salzburg, namentlich am Dome und an den Felsen und Türmen des Mönchsberges. Bei seinen täglichen Wanderungen erscheint er zur bestimmten Stunde am bestimmten Orte. Vor vielen Jahren soll er auch in den Mauern von Hohensalzburg genistet haben. Im Novem- ber 1892 wurde in Hoch ein Mauerläufer gefangen, welcher sich in ein Zimmer verirrt hatte. Im Winter 1902 1903 kam einer wiederholt zu einem Futterbrette am Küchenfenster meiner Wohnung in St. Johann im Pongau. Am 11. IX. 03 sah ich einen Alpenmauerläufer am Ausgange der Liechtensteinkla mm bei St. Johann im Pongau. An diesem Tage begann es im Tale zu regnen und auf den Bergen zu schneien. Wenige Tage später deckte auch den Talgrund Schnee.

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130 Joseph Graf Plaz: Ornithologische Beobacntungen aus Salzburg.

44. Certhia familiaris L. Der Baumläufer ist in der Umgebung Salzburg’s sehr häufig. Ich glaube beide Formen: C. fami- liaris familiaris und C. familiaris brachydactyla (Brehm ) beobachtet zu haben. Am 21. X. 08 fand ich ihn auf der früher erwähnten oberen Benzalm an der Waldgrenze in etwa 1700 Meter Seehöhe. Daß er manchmal, wenn auch sehr selten, entgegen der Angabe im Naumann, II. Band, S. 326, kopfabwärts klettert, konnte ich am 28. VIII. 09 feststellen.

45. Melanocorypha sibirica (Gm.). Am 20. IV. 10 sah ich auf den Feldern zwischen Vieh hausen und G o i s, Ortsgemeinde Siezenheim, westlich von Salzburg, eine Lerche, deren Gebaren mehr Ähnlichkeit mit dem einer Haubenlerche, als mit dem einer Feldlerche hatte. Sie stand dreimal vor mir auf, flog niedrig über dem Boden und fiel bald wieder ein. Die Farbe war im ganzen licht, die Brust rötlich. Unter dem Auge schien sie mir einen feinen dunklen Strich zu haben. Wenn sie flog, sah ich auf den Arm- schwingen einen großen, weißen Spiegel. Im Schwänze schien sie mir mehr Weiß zu haben als eine Feldlerche. Nach dem dritten Niederlassen verlor ich sie aus dem Auge. Bald darauf erhob sich etwa 100 Schritte von der letzten Einfallstelle eine Lerche von einem Sturzacker, welche singend nicht hoch aufstieg und sich bald wieder niederließ. Ob es die vorher beobachtete war, weiß ich nicht. Am Gesänge fiel mir keine Besonderheit auf. Leider war ich nicht in der Lage, den Vogel erlegen zu können. Nach meinem Dafür- halten kann es nur eine Weißflügellerche gewesen sein.

46. Alauda arvensis L. In der Ebene um die Stadt Salzburg und dem nördlich und nordöstlich sich ausdehnenden Hügellande fand ich die Feldlerche an geeigneten Stellen zahlreich vor. Beson- ders von ihr bevorzugt und stark bevölkert sind die Felder im und um das Leopoldskroner Moos. In den Jahren 1908 und 1909 hörte ich sie erst in der zweiten Hälfte März singen. 1910, in welchem Jahre das Tauwetter für hiesige Verhältnisse früh eintrat, fand ich schon am 26. II. auf einer gedüngten Wiese bei der Vorstadt Lehen viele Feldlerchen. Sie waren sehr scheu, suchten Nahrung, sangen auch, ohne jedoch in der bekannten Weise aufzusteigen. Nach mehrtägiger Abwesenheit hieher zurückgekehrt, fand ich am 13. III. allenthalben auf den Feldern Lerchen.

47. Galerida cristata (Linn.). Die Haubenlerche traf ich im Herzogtume Salzburg nicht oft, abgesehen von ein oder zwei

Joseph Graf PI az: Ornithologische Beobachtungen aus Salzburg. 131

Paaren, die ich salzachabwärts bei der Vorstadt Lehen und dem Dorfe Itzling, an Orten, wo sich viele Schottergruben befinden, seit Jahren regelmäßig sah. Diese kommen im Winter wohl auch in die Stadt, wo ich am 3. II. und 21. II. 09 in der Nähe der Staatsbrücke je ein Paar unter Goldammern und Buchfinken auf der Straße Futter suchend fand. Außerdem sah ich eine einzelne Haubenlerche am 5. XIL 03 an der Fahrstraße von der Haltestelle Brunnhäusl der Bahnstrecke Bischofshofen Selztal nach St. Martin im Lammertale und im Winter 1905 oder 1906 bei T a 1 g a u an der Bahn Salzburg Mondsee. Der mich damals begleitende Gemeindevorsteher von Talgau teilte mir mit, er sehe erst seit den letzten Jahren manchmal Haubenlerchen in dieser Gegend. Am 9. XI. 08 fand ich drei Haubenlerchen am Walserfelde, westlich von Salzburg. Am 9. VIII. 10 hörte ich eine bei M a n d 1 i n g.

48. Anthus trivialis (L.). Den Baumpieper fand ich im Lande Salzburg ebenso im Flachlande und Hügellande, als auch recht hoch im Gebirge überall zerstreut, um die Stadt Salzburg recht häufig. Erste Beobachtungen: 23. IV. 08, 15. IV. 10. Es fiel mir auf, daß er, entgegen den mir zugänglichen Schilderungen, während des Aufsteigens still bleibt, erst wenn er den Scheitelpunkt seines Balzfluges erreicht hat, zu singen beginnt, dann mit ausgebreiteten Schwanzfedern herabschwebt und den Gesang manchmal erst, nach- dem er wieder aufgebaumt ist, beendet. 1909 hörte ich ihn zuletzt am 27. VI., 1910 am 12. VII. Letzte Beobachtung am 15. IX. 10, ein wahrscheinlich altes (j1 auf einer Birke am Rande des Leo- poldskroner Mooses.

49. Anthus pratensis (L.). Der Wiesenpieper brütet jährlich in mehreren Paaren im Leopoldskroner Moose. Erste Be- obachtungen: 5. IV. 08, 16. IV. 09, 18. III. 10. Am 7, VII. 08 sah ich am genannten Moose alte Vögel Jungen Futter zutragen. Letzte Beobachtung 19. X. 09 an der Salzach, etwa 5 Stück.

50. Anthus cervinus (Pall.). Am 11. IV. 08 sah ich ein schönes altes £? in der Nähe des Schlosses Leopoldskron. Es saß auf einer Wiese, flüchtete bei meiner Annäherung in die Krone eines hohen Kastanienbaumes, kehrte aber bald wieder auf die Wiese zurück und setzte sich endlich auf einen niederen starken Kastanien- ast, wo ich es durch den Gucker bequem betrachten konnte. Es saß diesmal wagerecht an den Ast gedrückt. Die Kehle und Brust

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132 Joseph Graf Plaz: Ornithologische Beobachtungen aus Salzburg.

war schön rostrot, so wie auf der Abbildung in Fritsch: „Vögel Europas“, Tafel 16, Figur 5. Im Naumann ist das Rot lichter wiedergegeben. Leider verschwand es mir, als es diesen Ast verließ.

51. Anthus spipoletta (L.). Im Sommer fand ich den Wasser- pieper nur einmal in der Ebene, und zwar am 16. VI. 10 auf einem Torfmoor am Fuße des Untersberges. Um so gemeiner ist er um diese Zeit im Gebirge bis hoch hinauf. Sobald im Herbste Schnee die Berge deckt, zeigt er sich an der Salzach, wo er den Winter über die Bachstelzen ersetzt. Anfangs in kleinen Gesell- schaften, so z. B. am 9. XI. 10, fand ich ihn später meist einzeln, höchstens zu zweien oder dreien. Letzte Frühlingsbeobachtungen in der Ebene: 29. III. 09, 18. III. 10. Am 21. VI. 09 sah ich am R o ß f e 1 d e bei H a 1 1 e i n Wasserpieper Futter tragend, desgleichen am 3. VIII. 10 am Hundstein bei Z e 1 1 a m S e e.

52. Motacilla alba L. Die weiße Bachstelze ist in der Umge- bung S a 1 z bu r g’s ein sehr häufiger Brutvogel. Sie nistet auch noch bei Hoch. Erste Beobachtungen: 13. III. 09 ein 4. IV. 09 scheinen sie vollzählig zurückgekehrt zu sein ; 26. II. 10 ein ^f, 29. III. 10 Eintreffen des Hauptzuges. In Seckau bei Knittel- feld in Obersteiermark zeigten sich die ersten weißen Bachstelzen am 4. III. 10.

53. Motacilla boarula L. Die graue Bachstelze ist in der nächsten

Umgebung Salzbur g’s, wenigstens in der Ebene, nur vereinzelt als Brutvogel zu treffen, dafür ist sie im Gebirge um so häufiger. Im Herbste und Nachwinter findet man sie viel an der Salzach, auch im Stadtgebiete. Erste Beobachtung: 21. II. 10 am

Maria P 1 e i n’er Berge.

54. Emberiza citrinella L. Wohl weitaus die häufigste, wenn nicht die einzige um Salzburg brütende Ammer. Auch bei Hoch fand ich die Goldammer vielfach, doch scheint sie im tiefen Winter dessen Umgebung zu verlassen. Sie brütet auch bei Salzburg zwei- mal im Jahre. Am 31. V. 09 sah ich ein auf einem Zaune enge an dafl 9 geschmiegt sitzen. Die Flügel waren halb ausgebreitet,, der Hals weit zurückgebogen, der Schnabel etwas geöffnet. Nach hierauf erfolgter rascher Begattung ließ es sich knapp vor meinen Füßen wie betäubt am Wege nieder, von wo es nach einigen Sekunden zu sich gekommen wegflog.

Joseph Graf P I az: Ornithologische Beobachtungen aus Salzburg. 133

55. Emberiza cirlus L. Am 27. IX. 10 sah ich am Leopold- krone r Moose zwei Ammern, die mich in ihrem Aussehen sehr an Goldammern erinnerten, aber doch von diesen verschieden zu sein schienen. Sie waren sehr scheu und hielten sich meist m den Kronen niederer Föhren auf. Endlich konnte ich die Rückseite der einen sehen ; der Bürzel war nicht rostrot wie bei der Goldammer, sondern wie der Rücken gefärbt mit dunklen Schaftstrichen. Es war ein 9 oder juv. der Zaunammer. Bald flogen sie über einen unüberschreit- baren Moosgraben und entschwanden meinen Blicken. Beim Abflie- gen riefen sie : srrr oder zirr.

56. Emberiza hortulana L. Auf einem jungen Haferfelde am Rande des Exerzierplatzes westlich von M a x g 1 a n traf ich am 9. V. 10 3 cf cf und ein O der Gartenammer. Sie waren recht ver- traut. Auf gescheucht flogen sie in das Geäste einer noch unbelaubten niederen Eiche, kehrten aber bald wieder auf das Feld zurück.

57. Emberiza schoeniclus L. Am 18. III. 10 fand ich am Leo- poldskroner Moose in niederem Weidengebüsche sitzend 4 5 Rohrammern. Sie machten sich durch häufiges Auf- und Zu- klappen des Schwanzes bemerklich. Bald flogen sie in einen Torf- graben, wo sie trippelnd und hüpfend Nahrung suchten. Bei meiner Annäherung flogen sie fort. Am 30. III. 10, als die Ebene Neu- schnee deckte, traf ich wieder 6 Stück unferne des ersten Beobach- tungsortes. Zuerst saßen 4 im Gipfel einer alleinstehenden mittel- hohen Birke zusammen mit 2 Staren. Dann flogen sie in einen nassen Torfgraben, wo sie eifrig Futter suchten, kehrten darauf wieder zur Birke zurück. Anfangs scheu, wurden sie später vertrauter, kamen in die unteren Zweige der Birke, flogen wieder in den Torfgraben, und sammelten sich zuletzt in einem kleinen Weidenbusche, wo ich sie einige Zeit aus der Nähe betrachten konnte. Einmal gesellte sich ihnen ein Goldammer O zu. das aber sofort weggetrieben wurde. Die schwarze Zeichnung des männlichen Sommergefieders sah ich nur an einem Vogel durch einen schwarzen Fleck am Kropfe angedeutet. Sonst waren sie noch ganz im Winterkleide. Die Lockstimme ähnelte jener der Goldammern, klang aber zarter. Manchmal hörte ich ein sanftes Trillern. Am 11 X.. 10 sah ich in der Nähe des Leo- poldskroner Teiches 3 oder 4 Rohrammern, darunter ein q" mit noch schwarzer Kopfzeichnung. Am 19. X. fand ich in einem Teile des Leopoldskrone Mooses, wo auf feuchtem Boden zwischen viel Buschwerk hohes Gras wuchs, ein Pärchen dieser

134 Joseph Graf Plaz: Ornithologische Beobachtungen aus Salzburg.

Vögel. Das <^f zeigte noch sehr viel Schwarz an Kopf und Kehle, doch hatte es schon einen deutlichen hellen Augenstreifen. Später sah ich noch zwei kleine Gesellschaften. Meist trieben sie sich in den Moorgräben und zwischen dem hohen Grase herum, manchmal setzten sie sich auch frei auf die höchsten Zweige der Weidenbüsche. Am 21. X. io waren sehr viele Rohrammern am Moose, beständig flogen welche vor mir auf. An diesem Tage sah ich kein schwarz- köpfiges wohl aber solche im Winterkleide. Die letzte Rohr- ammer, ein 9 oder juv., beobachtete ich 26. X. 10 im Weidenge- büsche an der Glan.

58. Loxia curvirostra L. Der Fichtenkreuzschnabel ist in den Gebirgen des Landes Salzburg allenthalben mehr oder weniger zu finden, wenn auch nicht überall und in allen Jahren gleich häufig. Am 16. IV. 09 traf ich einen Flug in einem kleinen Gehölze neben dem Leopoldskroner Teiche. Im gleichen Jahre erhielt das Vogelhaus im Mirabelle-Garten eine Familie Fichten- kreuzschnäbel aus der Gegend von Seekirchen. Anfangs Jän- ner 1910 wimmelten die Wälder um Schloß Sprinzen stein bei Rohrbach im nordwestlichen Mühlviertel (Oberöster- reich) von kleinen Flügen dieser Vögel.

59. Pyrrhula pyrrhula europaea ( Vieill. ) . Auch den gemeinen Gimpel fand ich überall in den Gebirgswäldern des Landes. Ob er in der Ebene um Salzburg brütet, konnte ich bis jetzt nicht feststellen. Am 17. VIII. 09 hörte ich einen Gimpel am Fuße des Untersberges am Beginne des Aufstieges zur R o s i 1 1 e n- a 1 m. Im Spätherbste erscheint er regelmäßig in kleinen Gesell- schaften in den Gärten der Stadt Salzburg. 1910 beobachtete ich die ersten am 25. X. Im Februar 1909 traf ich ganz ausnahmsweise ein einzelnes 9 wiederholt im Franz Josephs-Parke.

60. Coccothr allstes coccothraustes (L.). Der Kirschkernbeißer dürfte hier nur selten Vorkommen. Ich traf nur einmal am 9. V. 10 einen am Rande eines kleinen Gehölzes, an welches sich Gemüse- und Obstgärten anschließen, in den Maxglaner Feldern.

61. Chrysomitris spinus (L.). Häufiger Brutvogel im Gebirge, welcher jedoch auch in der Ebene nisten dürfte, da ich am 17. IV. 08 ein Pärchen in einem Garten der Stadt Salzburg sah. Im Herbste vereinigen sich die Erlenzeisige zu großen Flügen, welche dann bis zum beginnenden Frühling auch die Erlen in den Salzach- auen viel besuchen. Bei Hoch beobachtete ich sie im Sommer

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Joseph Graf Plaz: Ornithologische Beobachtungen aus Salzburg 135

wiederholt auf Disteln, deren Samenkörner sie aus den Köpfchen pickten.

62. Carduelis carduelis (L.). Der Stieglitz scheint die Umge- bung Salzburgs nicht alle Jahre in gleicher Anzahl zu bewoh- nen; am häufigsten sah ich ihn im Jahre 1909. Sehr oft war er aber auch damals nicht zu finden. Im Jahre 1908 nistete ein Pärchen auf einem der am Rudolfs-Quai gepflanzten Ahornbaume und zog seine Brut auch glücklich auf. Am 8. X. 08 und an den folgenden Tagen hielt sich ein großer Flug in den Salzach au en zwischen Salz- burg und H e 1 1 b r u n n auf. Einzelne scheinen auch hier zu über- wintern ; am 13. II. 09 sah ich in der Itzlinger Au unter vielen Erlenzeisigen und Buchfinken auch einen Stieglitz.

63. Acanthis linaria (L.). Am 15. XI. sah ich in der Itzlin- ger Au am Ufer der Salzach ein sehr hell gefärbtes O, etwa wie die Abbildung im Naumann, Band III, Tafel 36, Fig. 2. Auf Brust und Bürzel war keine Spur von roter Farbe zu sehen. Das Rot des Vorderscheitels war sehr dunkel, so daß ich es anfangs für schwarz hielt und erst bei einer Wendung des Vogels als schön karminfärbig erkannte. Es war gar nicht scheu und ließ sich aus geringer Entfernung betrachten, während es die Samen einer dort häufig wachsenden Centaurus verzehrte.

64. Acanthis rufescens (Vieill.) Am 5. III. 10 beobachtete ich einen Flug dieser Vögel, und QQ, bei S e c k a u, nordwestlich von Knittelfeld in Ober-Steiermark, auf einigen Bir- kenbäumen, deren Samen sie fraßen.

65. Fringilla coelebs L. Der Buchfink ist hier sehr gemein und kommt bis hoch hinauf in den Gebirgswäldern vor. Im Winter sieht man sehr viele aber nur höchst selten ein O in der Stadt S a 1 z- b u r g. Diese verlassen uns im Oktober und kehren erst anfangs Februar zurück. Mitte dieses Monates beginnen die zu schla- gen, die ersten Tage nur leise, wie versuchend, erst nach 3 4 Ta- gen hört man den vollen, lauten Schlag. Ich notierte den ersten Finkenschlag: 19. II. 09, 16. II. 10. Den letzten Schlag hörte ich 1910 am 6. VII. Im Hochgebirge, wo das Brutgeschäft später be- ginnt, dauert der Gesang des Buchfinken viel länger an. So hörte ich am 25. VII. 91 bei Hohenems in Vorarlberg an der Wald- grenze einen Finken wie im Frühling schlagen. Am 23. II. 10, wohl sehr früh, sah ich in der Heilbrunner Allee ein Nest- material im Schnabel tragen. Am 4. IV. 10, an welchem Tage ein

136 Joseph Graf Plaz: Ornithologische Beobachtungen aus Salzburg.

Finkennest in meinem Garten schon nahezu vollendet war, traf ich im Maxglaner Eichet zwei kleine Flüge, welche nur aus bestanden, wahrscheinlich solchen, welche noch am Zuge oder deren Brutplätze im Gebirge gelegen noch mit Schnee bedeckt waren. 1910 sah ich die ersten ausgeflogenen Jungen am 14. VI. in meinem Garten.

66. Fringilla montifringilla L. Der Bergfink erscheint in der Umgebung von Salzburg alle Winter. Erste Beobachtungen: 30.

X. 09 in der Nähe der Schwarzenbergalm, Gemeinde E 1 s- t ; b e t h e n, ein großer Flug auf einigen Rotbuchen. Die zeig- , ten teilweise noch das schöne Sommergefieder. 19. X. 10 ein ein- zelnes Stück am Leopoldkroner Moose. Auch in den Ge- | birgstälern fand ich ihn, so am 2. II. 93 in Zell am See. In der Zeit vom 6. bis 26. November 1909 traf ich wiederholt kleine Gesell- | schäften bei Hoch, wo sie sich hauptsächlich von den Früchten des Bergahorns zu nähren schienen. Ein am 26. XI. 09 dort erlegtes

q* hatte noch nicht das vollständige Winterkleid. Letzte Beobach- tung in Salzburg: 5. III. 08. Im Jahre 1909 kamen sie noch im März in Gries bei Bozen zu den Futterplätzen.

67. Chloris chloris (L.) Ein sehr häufiger Standvogel in der

Stadt Salzburg und deren Umgebung, der im Winter zahlreich an den Futterstellen erscheint. Am hiesigen Zentral-Friedhofe findet man sie besonders viel. Dort fressen sie die Samen der Lebens- bäume. !

68. Passer domesticus (L.). Der Haussperling ist in Salz- burg und allen nicht zu hoch gelegenen Ortschaften des Landes ein sehr häufiger Standvogel. Hier sah ich nicht selten Individuen, deren Gefieder, namentlich in den Stoßfedern und Handschwingen, teilweisen Albinismus aufwies. Ins Gebirge geht er nicht hoch hin- auf. So ist er in Hoch und den nächsten Gehöften nicht Brut- vogel, obwohl dort noch viel Getreidebau betrieben wird, und diese Gegend von der eine halbe Gehstunde entfernten und nur 100 m tiefer liegenden Ortschaft R e i t d o r f, wo er regelmäßig brütet, durch keinen Höhenzug oder Wald getrennt ist. Auch in der etwas über 1000 m hoch gelegenen Ortschaft F i 1 z m o o s, nordöstlich von Rad stadt fand ich am 9. VIII. 10 keinen Hausspatz. Hin- gegen fand ich ihn in der Ortschaft Mühlbach im Pongau (853 m), welche von hohen Bergen und ausgedehnten Wäldern ein- geschlossen ist, Ende Mai 1910 als Brutvogel.

Joseph Graf Plaz: Ornithologische Beobachtungen aus Salzburg. 137

69. Passer montanus ( L .) Der Feldsperling ist in der Umge- bung von Salzburg nicht sehr häufig. Er verläßt*) uns Ende Oktober oder anfangs November und kehrt erst im März, wenn der Talboden schneefrei ist, zurück. Bei Hoch sah ich ihn niemals.

70. Sturnus vulgaris L. Der Star ist in der Umgebung von Salzburg und in den Gebirgsgegenden, dank den vielen Nist- kästchen, ein sehr häufiger Brutvogel. Er brütet auch noch bei Hoch, verläßt dort jedoch die Gegend, nachdem die Jungen flügge geworden, um im Herbste vor Antritt der Winterwanderung für einige Tage zurückzukehren. In Z e 1 1 am See brütet er nach Angabe des k. k. Bezirksförsters Hubert Goßner erst seit etwa zehn Jahren, d. i. seit man für ihn Nistkästen aufmachte. Jetzt ist er dort recht häufig. Erste Beobachtungen: St. Johann im Pon- gau: 8. III. 04 drei cfcf» Salzburg: 6. III. 08 6 7 Stück, 13. III. 09 ein kleiner Flug, 21. II. 10 4 cfcf- Namentlich im Frühling nach ihrer Heimkehr aus dem Süden ahmen sie häufig den Ruf der Goldamseln tfcf und 99 nach, u- zw- manchmal so genau und kräf- tig, daß man, wenn es nicht so früh im Jahre wäre, auf das Vorhan- densein von Goldamseln schließen müßte. Dies geschieht auch in Gegenden, in welchen im Sommer Goldamseln nicht Vorkommen, wie in St. Johann im Pongau. Außerdem hörte ich sie die Stimme des Wendehalses nachahmen. Im Sommer und Frühherbste nächti- gen große Mengen von Staren im Schilfe des Leopoldskro- ne r Teiches. Wenn dieses Mitte Oktober gemäht wird, verschwin- den sie aus der Umgebung von Salzburg. Im Herbste der Jahre 1893 und 1894 sah ich auch viele ins Schilf des Zeller Sees im Pinzgau zum Übernachten einfallen. Letzte Beobachtung Salz- burg : 20. X. 10.

71. Oriolus oriolus (L.). Die Goldamsel brütet nicht selten in den hiesigen Salzachauen. Auch am L eopoldskroner Teiche hörte ich sie oft. Besonders häufig traf ich sie im Jahre 1910. Erste Beobachtungen : 9. V. 09. 7. V. 10. Letzte Beobach- tung 26. VII. 10.

72. Pyrrhocora.v pyrrhocorax (Linn.). Die Alpendohle fand ich im Gebirge nicht selten, auch am Untersberge (Geiereck) und Schafberge traf ich sie. Hier soll sie sich besonders vor Ein-

*) In der nächsten Nähe Halleins kenne ich jetzt kein Brutpaar, doch ist er bei starken Schneefällen ein regelmäßiger Besucher meines Futter- platzes auf der Terrasse, zuweilen in ansehnlicher Zahl. D. Herausg.

138 Joseph GrHPlaz: Ornithologische Beobachtungen aus Salzburg.

tritt schlechter Witterung beim Berghotel einfinden. Am 8. III. 04 sah ich einen großen Flug bei St. Johann im P o n g a u. Sie er- innerten in ihrem Benehmen beim Nahrungsuchen an Tauben; im Halbkreise ausgebreitet trippelten sie eilig über die Wiesen. Von Zeit zu Zeit flogen die Zurückgebliebenen vor und ließen sich vor der vordersten Reihe nieder. Dies alles unter beständigem Rufen. Am 10. IV. 04 sah ich einen kleinen Flug an der Enns bei M a n d- 1 i n g. Bei Salzburg traf ich sie niemals im Tale.

73. Nucifraga caryocatactes (L.). Überall im Nadelwalde des Hochgebirges und bis tief herab in die Vorberge traf ich den Tannen- häher, der sich durch seinen eigentümlichen Ruf sofort bemerkbar macht. So hörte ich ihn am 21. VI. 09 bei dem wenig hoch über Dürrnberg bei H a 1 1 e i n gelegenen Pechhäusel. Bei Hoch zeigte er sich im Sommer meist erst anfangs August, wenn ein unmittelbar am Schlosse stehender Zirbenbaum reife Zapfen hat. Nachdem ich Ende Juli 1908 dort eingetroffen war, sah ich die ersten zwei am 8. VIII. Am 9. VIII. fanden sich 5 6 Tannen- häher dort ein. und so ging es fort bis zu meiner Abreise am 17. VIII. Sie waren bei ihren Besuchen sehr vorsichtig". Man mußte sich gut verborgen halten, um sie beobachten zu können. Von entfernten Bäumen spähten sie, ob niemand im Wege sei, kehrten auch wohl im Anfliegen plötzlich um, wenn es ihnen nicht geheuer schien. Manch- mal ließen sie sich auch hoch aus der Luft herab. In der dichten Baumkrone hielten sie sich möglichst versteckt, nur zeitweise erschien einer am Ende eines Astes oder am Wipfel, um kurze Umschau zu halten. Nicht selten flogen sie, einen ganzen Zapfen im Schnabel, davon. Im Pongau heißt der Tannenhäher: „Nußkraken“.

74. Garrulus glandarius (L.). Häufig in der Umgebung der Stadt Salzburg und in den Gebirgstälern. Besonders wenn Eicheln gut gediehen waren, fand ich ihn hier zur Herbstzeit m Menge. Am 28. IX. 10 sah ich einen auf einem Eichbaume sitzenden Eichelhäher, welcher eine Eichel zwischen den Zehen am Aste fest- hielt und nach Entfernung der harten Hülle den Kern stückweise herausfraß. Im Juli 1910 beobachtete ich, daß Eichelhäher Heidel- beeren mit Vorliebe fressen. Im Pongau wird er : „Bohnhex“ genannt, weil er die Gartenbohnen plündert.

75. Pica pica (L.) Die Elster ist im Flachbau, Pongau und Pinzgau ( die Umgebung von L o f e r, westlich von R ei- ch e n h a 1 1, ist mir nicht, der Lungau zu wenig bekannt) nur

Joseph Graf PI az: Ornithologische Beobachtungen aus Salzburg. 139

außerordentlich selten zu treffen. Während der 17 Jahre, die ich im Lande Salzburg lebe, sah ich sie nur drei oder vier Male und zwar in der Umgebung der Stadt Salzburg einzelne Stücke. Diese Seltenheit ist, wenigstens was das Flachland betrifft, wohl nur Ergebnis eifriger Verfolgung, denn in den Salzachauen, jenseits der bayerischen Grenze, hörte ich sie wiederholt. Im Jahre 1908 schoß Dr. Emil K u g 1 e r bei Gmunden eine Elster mit kreuzschnabel- förmig mißbildetem Schnabel.

76. Lycus monedula (L.). Die Dohle fand ich in allen Ort- schaften der Ebene und des Gebirges, wo immer Kirchtürme, altes Mauerwerk und hohle Bäume ihr Nistgelegenheit boten. Sie ist jedoch nicht Standvogel, verläßt das Land für die strengste Winters- zeit und kehrt erst Mitte oder Ende Februar zurück.

77. Corvus corax L. Den Kolkraben beobachtete ich zweimal in den Bergen zwischen dem F 1 a c h a u- und Zauchtale im Pongau. Das erstemal war es anfangs November 1880, wo ich ein Paar hoch über mir kreisen sah und krächzen hörte. Am 22. X. 08 befand ich mich auf der rechtsseitigen Berglehne des Flachau- tales, als am gegenüberliegenden Hange ein Schuß fiel und ein Hund Laute gab. Kurze' Zeit darauf hörte ich wiederholt einen Kolkraben.

78. Corvus corone L.

79. Corvus cornix L. Im Flachlande und in den Gebirgstälern S a 1 z b u r g’s fand ich die Rabenkrähe als mehr weniger häufiger Standvogel. Im Winter sammeln sich Hunderte von ihr im Stadt- gebiete S a 1 z b u r g’s am Ufer der Salzach, um an den Kanal- ausmündungen und auch der Wasserfläche Nahrung zu suchen. Vor einigen Jahren beobachtete ich einen eigentümlichen Vorgang. Die Salzach führte viel Treibeis. Krähen setzten sich auf die Schollen, fuhren, nach Abfällen ins Wasser spähend, einige hundert Schritte flußabwärts und flogen dann wieder zurück. Mehrmals sah ich sie auch zur Winterszeit auf Eschenbäumen deren Samen verzehrend.

Die Nebelkrähe, meist dunkler gefärbt als die typische, traf ich hierzulande nur sehr vereinzelt unter Rabenkrähen an. So war eine im Winter 1902 03 regelmäßiger Gast im Garten meiner Amts- wohnung in St. Johann im Pongau. Auch in Salzburg und dessen Umgebung sich ich jeden Winter eine oder die andere. Die späteste Beobachtung einer alten Nebelkrähe war am 24. III. 10 auf den Maxglaner Feldern. Am 21. VI. 10 fing ich unweit

140 W. Hennemann: Storchennotizen aus Neudingen v. 1904— 1909.

des Brutplatzes der Wachholderdrosseln am Moore eine junge, völlig flügge, wahrscheinlich ermüdete Bastard-Nebelkrähe. In der Fär- bung glich sie den im Naumann, Band IV, Tafel 13 b, St. 3 und 4 abgebildeten Bastarden. Ein Paar alter Krähen, das bei meiner Annäherung zu krächzen begann und mich, als ich die Junge weg- trug, krächzend umkreiste und dessen Unter- und Oberseite ich deutlich sehen konnte, zeigte ganz die Färbung von Rabenkrähen, ohne eine Spur von Grau. Möglich, daß mein Urteil ein anderes wäre, wenn ich sie in Händen gehabt hätte. Es waren dies höchst wahrscheinlich die Eltern der Geraubten, denn ein zweites Paar, das sich auf das Gekrächze näherte, kehrte sofort wieder um, als es meiner ansichtig wurde. Die Färbung der Jungen muß wohl ein Rückschlag auf eine im Gefieder der Eltern nicht zutage tretende Kreuzung in einer früheren Generation gewesen sein. Seither widmete ich der Färbung der in jener Gegend gesehenen Krähen meine beson- dere Aufmerksamkeit, konnte jedoch keine graue mehr finden. Die Junge gedieh in der Gefangenschaft sehr gut, nachdem sie noch eine Woche lang geatzt werden mußte, fraß sie allein und wurde ein sehr drolliger Hausgenosse. Leider ging sie Ende August, während ich eben vereist war, aus unbekannter Ursache plötzlich ein.

(Schluß folgt.)

Storchennotizen ans Nendingen von 1904 bis 1909.

Von W. Hennemann, Lehrer.

Vor mir liegt eine Anzahl Briefe und Karten meines Kollegen K c f e r mit M itteilungen über die Bewohner des Storchennestes zu N e u d i n g e n am badischen Schwarzwalde (676 Meter ü. M.) aus den genannten Jahren.

Am 3. Mai 1910 ist Kollege K e f e r, der in so anschaulicher Weise über Freund Storch zu berichten wußte, in einer Klinik zu Freiburg im Breisgau gestorben. Anfangs April erhielt ich von seinem dortigen Krankenlager die letzten Zeilen, die bereits Todes- ahnung verrieten. ,,Ob ich das Leben durchschlagen werde? Storchennotizen und Ausschnitte aus Lokalblättern liegen in Neu- dingen“. — Leider sind diese Aufzeichnungen und Ausschnitte beim Umzug der Familie verloren gegangen.

W. Hennemann: Storchennotizen aus Neudingen v. 1904—1909. 141

Verschiedene Angaben K e f e r’s über Ciconia habe ich bereits in der „O r n i t h. Monatsschrift“ bekanntgegeben, von denen ich an dieser Stelle nur die bemerkenswertesten wiederhole; diesen füge ich die bisher ungedruckt gebliebenen an.

1904: Ankunft des Storches am 12. Februar. Niemand kann

sich hier erinnern, daß derselbe jemals schon so frühe eintraf. Die gewöhnliche Ankunftszeit hier ist sonst 20. bis 25. Februar. Der Gemahl brachte diesmal seine Gemahlin gleich mit, während er früher, wenn er Quartier für sie gemacht, wieder verschwand, um nach etwa vier bis sechs Tagen bei ungünstigem Wetter auch noch später wieder mit der besseren Hälfte einzuziehen.

1905: Ankunft am 26. Februar.

1906: Am 8. März wurde der Storch erstmals gesehen; er

hatte aber keine Wohnung mehr, was ihn vielleicht zum alsbaldigen Abzug veranlaßt haben mag; am 12. März kam er wieder, aber sonderbarerweise wieder allein, um sogleich wieder Abschied zu nehmen und erst am 16. März kam das Pärchen und begann den Neubau seiner Wohnung, der aber nur langsam voranging'. In unserer Hochebene herrschte während des ganzen Monats März (und April) fast beständig Sturm und oft wehte derselbe in einem Augenblicke mehr Reisig vom Dachgiebel herunter, als die Störche in einer Woche herbeigeschleppt hatten. Seit dem 12. Juli etwa suchten sich die drei jungen Störche in Begleitung des Elternpaares die Nahrung schon selbst. Trotz der verhältnismäßig späten An- kunft im Frühling sah man schon vom 20. August ab keine Störche mehr bei uns.

1907: Im Juli wurden die 1 Meter hohen Zinnen des Giebels

abgenommen und das Storchennest auf etwa zehn Tage entfernt. Die alten Störche und die bereits flüggen Jungen bezogen das Nest, nachdem es auf dem niederen Dache wieder festgemacht war, erst einige Tage vor ihrem Wegzuge wieder. Am 1. August wurden sie das letztemal gesehen.

1908: Erst am 20. März trafen die Störche hier ein, als alle

Leute schon glaubten, sie würden ausbleiben. Das Brutgeschäft drängte anscheinend sehr zur Restaurierung des Heims, denn Eier- legen und Bau gingen nebeneinander her. Noch nie aber mußten die Tiere ihr Heim so energisch verteidigen, wie diesmal und wer die Oberhand behielt, konnte nicht festgestellt werden, auch nicht, ob die ersten Bewohner die vom vorigen Jahre oder neu zugezogene

14^ W. Hennemann: Storchennotizen aüs Neudingen v. 1909—1910.

waren. An vier aufeinanderfolgenden Tagen fand man Überreste der Storcheneier auf dem Boden und sah Dotter auf dem Dache. Man nahm an, daß keine Storchenbrut zustande komme, aber schon in der folgenden Woche nahm man anläßlich der Visitation der Blitzableiter wieder vier Eier im .Neste wahr, welche auch ausge- brütet wurden. Vom 4. August an sah man keine Störche mehr im Orte.

ipop: Ankunft des Storches am 8. März, als noch alles mit

Schnee bedeckt und der Boden noch tief gefroren war, wenn auch die Oberfläche allmählich auftaute. Das Weibchen stellte sich erst am 18. März ein. Wie die Witterung, so war dieses Jahr auch das Familienleben der Störche hier ganz abnorm. Trotz der späten Ankunft reckten schon anfangs Juni zwei kräftige Junge die Hälse aus dem Neste und zehn Tage später folgten noch zwei weitere. Letztere waren aber Schwächlinge und blieben es auch während des hiesigen Aufenthaltes. Schon am 16. Juni machten die beiden stär- keren jungen die ersten Probeausflüge, indessen die Spätlinge Schwingübungen oblagen. Der eine hatte dabei das Unglück, «ms dem Heim auf das angebaute Pfründerhäuschen und von da aut die Erde zu fallen. Der Hauseigentümer ließ den Verunglückten sofort wieder in sein Nest bringen. Der Fall hatte anscheinend keine nachteiligen Folgen gehabt, denn das Junge übte sich sofort wieder mit seinem Kameraden im Flügelschwingen. Am 26. Juni beobachtete ich den ersten Probeausflug der Spätlinge. Einer von den beiden scheint sich überangestrengt zu haben; er stürzte auf die Kirchenumfassungsmauer und brach eine Stelze, etwa 200 Meter von dem Heim entfernt. Der Hauseigentümer versuchte den Inva- liden zu ernähren, aber vergeblich er nahm keinerlei Nahrung. Auch der Verband scheint keine Linderung der Schmerzen bewirkt zu haben, weshalb er zum Tode durch das Beil verurteilt wurde. Der Scharfrichter, unser Leichenschauer, vollzog das Urteil ; er nahm ihn mit nach Hause und bereitete ein Mittagsmahl daraus. Er sagte mir, ein so pikanter, leckerer Bissen sei ihm noch nie zwischen die Zähne gekommen. Schon anfangs Juli statt sonst August hatte jung und alt Rendezvous im Ried. Später aber bezog die Storchenfamilie wieder ihr Heim bis zu ihrem Abzüge. Vom 20. August ab sah ich in hiesiger Gegend keine Störche mehr, obgleich in allen umliegenden Ortschaften Störche brüten.

v. Tschusi zu Schmidhoflen: Über palaearktische Formen. 143

Über palaearktische Formen.

Von Viktor Ritter von Tschusi zu Schmidhoffen.

XV*).

KORSIKA.

Die Hinneigung zu einer Verdunklung des Kolorits scheint zum mindesten dem größten Teile der insularen Formen kontinentaler Arten eigentümlich zu sein, wie dies von O. Kleinschmidt und Dr. G. S c h i e b e 1 bereits wiederholt betont wurde.

Korsika, diese ornithologisch so außerordentlich interessante Insel, mit der ihr wie es scheint ausschließlich eigentümlichen Spechtmeise ( Sitta whiteheadi ) der Laricio-Region, die der Form der nordamerikanischen Sitta villosa außerordentlich nahe steht, wurde verschiedentlich von englischen Forschern besucht, denen wir die ersten Kenntnisse ihrer eigentümlichen Ornis danken. Von Deutschen war es Prof. Dr. Alex. K o e n i g-Bonn, der dort^am- melte, dann hielt sich der österreichische Ornithologe Prof. G. J a n d a-Prag längere Zeit daselbst auf, aber beide veröffentlichten leider nichts über die Resultate, welche sie erzielten.

Das Jahr 1910 führte gleich zwei begeisterte Ornithologen auf die Insel : Dr. C. P a r r o t-München und Dr. G. Schiebe 1-Linz a/D., ersteren zum Teil aus Gesundheitsrücksichten, letzteren aus- schließlich zu Forschungszwecken. Der mehrmonatliche Aufenthalt beider auf der Insel und die zusammengebrachten Sammlungen haben unsere Kenntnis der korsikanischen Vogelwelt sehr wesentlich berei- chert, indem es beiden gelang, eine ganze Reihe indigener Formen für die Insel**) zum Teil einschließl. Sardinien nachzuweisen. Beide Forscher waren bemüht, die weitere Explorierung der Insel- ornis auch nach ihrem Abgänge noch zu sichern, indem sie durch Unterweisung im Präparieren zwei Personen sich für die fernere Lieferung von Vogelbälgen sicherten. Dank diesem Umstande und dem dadurch reichlicher uns zukommenden Material wird uns ein genauerer Einblick in die Vogelwelt genannter Insel und ihre so interessanten indigenen Formen gewährt.

*) Cfr. Orn. Jahrb. XX. 1909 p. 76—77.

**) Cfr. Dr. C. Parrot: Orn. Monatsber. 1910, p. 153 156; Orn. Jahrb. 1910. p. 121—166; 201—216; 1911, p. 22—45.

Dr. G. Schiebel, Orn, Jahrb. 1910. p. 102—103,

144 v. Tschusi zu Schmidh offen: Über palaearktische Formen.

Auf Grund der mir zugekommenen Sendungen bin ich in der Lage, hier über zwei neue Formen*) berichten zu können. Es sind dies : Turdus merula schiebeli subsp. nov.

Gleich, als mir die ersten Stücke männlichen Geschlechtes in die Hände kamen, war ich über die tiefe Schwärze des Gefieders erstaunt ; ich hatte niemals ein derartiges Schwarz bei Kohlamseln gefunden. Der Umstand aber, daß Dr. C. P a r r o t die Art zahl- reich auf dem Markte in Ajaccio antraf, aber nichts über die und nur über zwei präparierte 99 bemerkt, daß selbe einen anderen Färbungscharakter besitzen, der stark an den von T. m. aterrima Mad. erinnert ; weiters das unzureichende Material an Amseln aus deren Verbreitungsgebiete in meiner neuen Sammlung: dies beides ließ mich vermuten, daß die korsischen Amseln zu der von P a r r o t angedeuteten Form gehören, ohne in der Lage zu sein, mir ein endgiltiges Urteil darüber bilden zu können. Das in meinem Besitze befindliche von aterrima aus Tiflis und mehrere Stücke der glei- chen Form aus Rumänien entsprachen durchaus nicht der korsischen Amsel.

Kustos von Madaräsz am „Ungar. NationalmuseunV m Budapest, dem ich einen kleinen Teil der mir zugekommenen Vogel- sendung schickte, darunter auch Amseln, welche ich als aterrima? bezeichnete, teilte mir mit, daß selbe sowohl von dieser, wie von seiner algira ganz verschieden und neu seien. Ich fand dies durch die mir freundlichst zur Vergleichung gesandten Typen auch vollkommen bestätigt und dediziere diese neue Form meinem Freunde Dr. G. Sc h i e b e 1, dem erfolgreichen Erforscher der korsischen Ornis.

Allgemeiner Charakter: Dunkelste Amselform.

5 ad. (Campo di Loro, 2. XII. 1910.) Oben und unten vom tiefstem Schwarz, nur an den Schwingenspitzen mit schwacher bräunlicher Tönung. Schnabel orangerot. Tarsen und Zehen dunkelbraun. Flügel 127 mm. Rei- henfolge der Schwingen : 2., 7., 3. = 6., 4, 5.

5 jun. (Apietto, 25. I. 1911.) Im allgemeinen matteres Schwarz als beim adulten 6> partienweise aber weit schwärzer als gleichalterige 66 von merula, da und dort mit bräunlichem Schimmer. Schnabel und Beine schwärzlichbraun. Flügel 126 mm Reihenfolge der Schwingen : 7., 2., 6.; 3., 4., 5. gleich lang.

Q. Vier QQ liegen mir vor, jedes ist verschieden, sie sind zwischen November und Februar erlegt. Allen gemeinsam ist eine Oliven- bis schwärz-

*) Cfr. Zwei neue Vogelformen aus Korsika Om. Monatsschr. 36. 1911. Nr. 8, p. 321.

v. Tschusi zu Schmid hoffen: Über palaearktische Formen. 145

lieh braune Färbung der ganzen Oberseite, Flügel- und Schwanzfedern inbe- griffen; nur die Stirne und der Scheitel weisen deutlicheres Braun auf.

Das eine adulte 9 (Campo di loro, 1. XI. 1910) hat Brust und Bauch- federn grau, undeutlich weißlich gesäumt, Schäfte ebenso gefärbt. Körper- seiten braun, rostbräunlich überflogen, nach unten zu und auf den Schwanz- decken in Schwärzlichbraun übergehend. Kinn und Kehle sind auf getrübtem weißlichen Grunde mit braunen Schaftstreifen versehen, die auf der rost- braunen Kropfpartie in gleich gefärbte Flecke übergehen.

Das andere 9 (Ota, 4- ff- 1911) hat Brust, Bauch und Seiten trübgrau, letztere etwas bräunlich überflogen, jede Feder mit breiterem schmutzig bräunlich weißlichem Rand und mehr oder weniger deutlichem Mittelfleck, wodurch der Unterkörper ein geschupptes, beinahe an den weiblichen Tur- dus torquatus alpestris erinnerndes Aussehen besitzt. In blasser Abtönung bedeckt Rostfarbe den unteren Kehl- und oberen Kropfteil, der nur Spuren von Fleckung aufweist, während Kinn und oberer Teil der Kehle auf getrüb- tem lichten Grunde dunkelbraune Schaftstreifen besitzen.

Wie die vorbeschriebenen adulten sind auch die beiden offenbar jün- geren 99 verschieden, soweit die Unterseite in Betrachl kommt.

Das eine (Barbicaja, 20. I. 1911) fällt sofort durch die lebhafte Rost- farbe auf, die sich über den ganzen Unterkörper erstreckt, ja sogar die Unter- stoßdecken als breiter Endsaum umgibt und längs des Schaftes sich verjün- gend verläuft. Dieses Stück erinnert sehr an die im Toskanischen auftre- tende var. montana Dreß.

Das zweite (Tavero, 27. XII. 1910) ist weit minder lebhaft gefärbt, am stärksten noch auf Kehle und Kropf, deren matte rostbräunliche Färbung nach unten zu immer mehr verblaßt. Die Unterstoßdecken haben nur schmale lichtere Säume.

Bei beiden Stücken ist das Kinn trüb weiß, bei ersterem rostig über- flogen, mit schwarzbraunen Schaftstrichen. Fleckung auf der Unterseite bei beiden matt schwärzlich, bei letzterem reichlicher. Flügel bei den ad. 9 9 120> 123, bei den jüngeren 117 mm.

. 6 ad. Campo di Loro, 2. XII. 1910 1 Nr. 747, 749 Collect.

ypen. ^ ^ Qta, 4 jj j nov. v. Tschusi.

Die korsische Amsel steht in ihrer Gesamtfärbung der kana- rischen cabrerae zunächst, hat aber ein so tiefes Schwarz und weit größere Maße, daß sie mit keiner der bekannten Formen zu ver- wechseln ist. 4 und 4 >99 laf>en mif vor.

Chloris chloris madaräszi subsp. nov. Allgemeiner Charakter: Durchgehends tieferes, gesättig- teres Kolorit mit braunen, statt grauen Tönen.

5 ad. (Salario, 15. I. 1911) Oberseite mehr ins Grüne ziehend, mit Ausnahme des gelbgrünen Unterrücken und Bürzels deutlich mit Braun tin-

10

146 v. Tschusi zu Schmidhoften: Über palaearktische Formen.

giert. Unterseite mit gesättigterem dunkleren Grüngelb, das an der Umst- und Bauchmitte in tiefes Gelb übergeht. Seiten bräunlich überflogen. Schwung- und Steuerfedern weit dunkler, fast schwarz. Sekundarien mit schmälerer und verdunkelter grauer Berandung. Flügel 84 mm. (Die Flügel- maße variieren bei 10 Exemplaren zwischen 82—85 mm.)

9 ad. (Casaljona, 2. I. 1911). Oben braun, am dunkelsten auf dem Oberkopf, von da an bis zum Unterrücken auf etwas lichterem Grunde mit dunkelbraunen Schaftflecken. Unterdecken und Bürzel gelbgrün. Kinn, Brust und Bauch blaß grünlichgelb, welche Färbung auf der Kehle beinahe ganz durch Bräunlichgrau ersetzt wird. Seiten deutlich braun. Schwung- und Steuerfedern fast so dunkel wie beim ; Außenfahne der Sekundarien dun- kel-, gegen die Spitze zu in Lichtbraun übergehend. Figl. 81 mm.

T 5- Salario, 15. I. 1911. Nr. 869 Collect, nov. v. Tschusi.

ypen : 9. Casaljona, 12. 1.1911. 768

P a r r o t (1. c., p. 128 130) zieht den korsischen Grünling mit einem Vorgesetzten Fragezeichen zu aurantiiventris , obgleich er im allgemeinen die Unterschiede bei jenem hervorhebt. Da mir der- malen nur rumänische und sardische Exemplare letztere im ausgefärbten Sommerkleide Vorlagen, so bezeichnete ich meine Korsen nach P a r r o t’s Vorgänge. Von Madaräsz, dem ich diese Form widme, lenkte auch auf selbe meine Aufmerksamkeit und das mir inzwischen beschaffte Material rechtfertigte eine Sonderung des korsischen Grünlings, von dem mir eine genügende Zahl vorlag.

Mit aurantiiventris hat selber nichts zu tun. Ob er mit dem sardinischen zusammenfällt, vermag ich augenblicklich nicht zu sagen, da meine Exemplare sich im bereits abgenützten Frühlingskleide befinden und nur eines aus dem Januar stammt, dessen Unterseite das gesättigte Grüngelb fehlt und dessen Oberseite den braunen Ton sehr wenig hervortreten läßt. Auffällig ist auch die Färbung der Schwanz- und Steuerfedem, die im Vergleich zu den Korsen matt dunkelbraun, statt fast schwarz erscheinen. Ich wäre geneigt, das Exemplar für einen Winterbesucher vom Kontinent zu halten. Die Formengleichheit von Korsen und Sardiniern bleibt daher vor- läufig noch nachzuweisen.

Härms’ meridionalis mit bräunlichem Rückenanflug steht der chlor is und aurantiiventris näher als madaräszi, deren Gesamtfär- bung zur Verdunklung der Kolorits neigt.

Herrn Kustos Dr. von Madaräsz spreche ich gleichzeitig meinen besten Dank auch für Zusendung seiner Typen, Herrn P.JE. Tratz-Hall für Vergleichsmaterial von Merula und Chloris aus.

M. Marek: »Zec«, eine Kolonie der südlichen Silbermöwe. 14?

„Zec“, eine Kolonie der südlichen Silbermöve.

(Ein Naturdenkmal der blauen Adria.)

Von Prof. M. Marek.

Als mich vor nunmehr zwölf Jahren das Schicksal an die Gestade der blauen Adria verschlug, ergötzte ich mich oft an den Flugkünsten der großen und kleinen Möwen, die den Hafen von Senj belebten. „Wo nisten diese Möwen?“ fragte ich einmal einen alten Fischer. „Herr“, antwortete derselbe, „die kleinen Möwen nisten auf den großen Inseln und die großen Möwen auf den kleinen Inseln“ und wies mit der Hand nach Westen.

Eine solche kleine Insel ist das Felseneiland „Z e c“. Auf der Spezialkarte wird es ital. Sezza, kroat. Z e i. o w a benannt, von den Einheimischen jedoch gemeinhin „Zec“ (gleich Hase). Dieses Eiland liegt in westlicher Richtung von Senj, etwa fünf Kilometer entfernt, in der Nähe der großen istrischen Insel Krk (Veglia). Der Kulminationspunkt (13 m) des Eilandes be- findet sich im Osten, nach Westen fällt es sanft ab. Da es der be- rüchtigten Senj er Bora ausgesetzt ist, so ist es meist kahl, zerrissen und voll Spalten, im Innern mit spärlichem Graswuchs bestanden, wohin die Bewohner von Baäka nova auf Krk im Sommer Schafe zur Weide bringen. Sonst ist es unbewohnt und dient nur verschiedenen Vögeln als Brutplatz. In der Zugzeit sollen dort auch verschiedene Zugvögel Rast halten, sogar auch Kraniche, die ich in Senj während meines fünfjährigen Aufenthaltes dortselbst niemals beobachtet habe.

Zu den Brutvögeln von „Zec“ gehört in erster Reihe die südliche Silbermöwe ( Larus cacliinnans Pall. ) , die dort in erfreulicher Anzahl nistete.

Mit dem Brutgeschäft beginnt diese Möwe schon im Monat März, infolge Plünderung der Gelege zieht sich jedoch daselbe in die Länge und dauert bis in den Sommer hinein. In der Regel werden die ersten Eier um Mariä Verkündigung (25. III.) gesam- melt. Im Neste befinden sich meist drei, selten vier Eier.

Am 12. Mai 1902 brachten Senjer Fischer etwa 30 Eier; etliche Tage zuvor sollen aber Fischer aus Baska nova dortselbst etwa 200 Stück gesammelt haben.

Am 3. Juni desselben Jahres sind noch etliche Eier nach Senj gebracht worden.

lü*

148 M. Marek: »Zec«, eine Kolonie der südlichen Silbermöwe.

Am 3. Mai 1903 nachmittags saß eine Schar von 23 Silber- möwen an der Bergseite zwischen „Belicevica“ und „Kaliceva draga“ (nördlich von Senj). ' Dieselben scheinen von Eiersammlern von ihrer Brutstätte (Zec) verjagt worden zu sein, denn ab und zu flog eine derselben in der Richtung gegen das Eiland, kehrte aber gleich wieder zurück. Die Eiersammler sind warscheinlich noch an der Arbeit gewesen ! Bald darauf erhob sich die ganze Schar und zog in’s Gebirge hinauf.

Am 28. und 29. Juni 1901 brachten Fischer recht viele Dunen- junge nach Senj.

Am 1. Juli 1900 fand Herr J. von Labas am „Zec“ noch stark bebrütete Eier und Junge. Etliche derselben brachte er mit. Zwei davon sind von Herrn H e r a k aufgezogen worden, Sie wurden sehr zahm, hörten auf ihren Namen und trieben sich seit 13. August im Hafen herum. ' Abends kehrten sie in der Regel nach Hause zurück. Die Naturalienhandlung Padewieth besaß auch vier gezähmte Exemplare. Dieselben sind später angeblich in den Besitz des zoologischen Gartens in Berlin gekommen.

Am 25. Juli 1901 fand Herr O. N y i t r a y am „Zec“ verdorbene Eier, aber auch noch Dunenjunge. Eins brachte er mit nach Senj.

Am 26. April 1903 vormittags besuchte der bekannte Oologe Forstmeister Ertl aus Ober-Ungarn (Liptö) das Eiland „Zec“, sammelte jedoch nur 15 Stück Eier, da ihm die Fischer von Baska nova zufällig zuvorkamen und schon früh morgens den Löwenanteil davontrugen.

Im Winter sind die Silbermöwen im Hafen von Senj selten zu beobachten, bei Borawetter niemals; wahrscheinlich flüchten sie sich nach geschützten Lagen auf der Westseite von Krk und anderer Inseln. Dagegen sind sie häufig im Sommer zu sehen, insbesondere bei sciroccalem Wetter, wo sie nach Abfällen, die vom Regen in die See gespült werden und nach verschiedenen anderen Beutestücken Jagd machen. Erbeutet die Eine einen fetten Bissen, so wird sie von anderen ihrer Art verfolgt und oft gezwungen, ihre Beute der Stärkeren zu überlassen*). Fremde Eindringlinge werden verjagt.

So beobachtete ich am 5. April 1903 morgens Folgendes : Ein grauer Fischreiher zieht niedrig über See nach Norden.

*) Dasselbe Schauspiel beobachtete ich auch an der Mündung der Rjecina bei Rijeka (Fiume). Wo diese Silbermöven nisten, ist mir nicht bekannt.

M. Marek: »Zec«, eine Kolonie der südlichen Silbermöwe.

149

Eine Silbermöwe stößt mit Geschrei heftig auf ihn, sogleich kommt ihr eine zweite zu Hilfe und der Fischreiher entkommt mit Mühe an’s Ufer, worauf die Möwen von ihm ablassen. Eine Zeit lang sitzen beide auf dem Wasser und fliegen dann fort.

Interessant zu beobachten ist die Silbermöwe, wenn sie auf den Scherbenfeldern oberhalb Senj auf kleine Heuschrecken Jagd macht. Angeblich soll sie auch Eidechsen, Mäuse und Schlangen fangen. Daß sie Heuschrecken fängt, habe ich oft beobachtet und jenes Dunenjunge, welches Herr Nyitray am 25. VII. 1901 von Zec mitbrachte, hat Heuschrecken ausgeworfen.

Öfters unternimmt die Silbermöwe auch größere Ausflüge in’s Hinterland. Insbesondere bei anhaltendem Regenwetter soll sie dort in größerer Anzahl beobachtet werden.

Außer der südlichen Silbermöwe nisten am „Zec“ auch noch Mauersegler in größerer Anzahl, dann die Krähenscharbe und der südliche Tauchersturmvogel, eventuell auch noch die Colyntbus- Arten und der F 1 u ß u f e r 1 ä u f e r.*)

Am 13. August 1903 morgens unternahm ich mit meinem Freunde, Herrn O. Nyitray, einen Ausflug nach „Zec“. Es herrschte prächtiges Wetter (calma-bonazza). Die Fahrt dahin per Barke war ein Hochgenuß. Leider konnte ich das Eiland keiner näheren Untersuchung unterziehen, denn es weideten dort Schafe ohne Aufsicht und ich fürchtete, daß dieselben Schaden nehmen könnten. Ich begnügte mich mit zwei photographischen Aufnahmen (Totalansicht von „Zec“ von SW. und die Ostecke des Eilandes). Ich beobachtete die südliche Silbermöwe in größerer Anzahl (auch juvenile Exemplare), etliche Mauersegler (verspätete Bruten), ein- zelne Krähenscharben, südliche Tauchersturmvögel und einen Fluß- läufer.

Seitdem sind mehr als sieben Jahre verflossen ! Ob sich die Verhältnisse zum besseren gewendet haben? Ich glaube „Nein!“ Es wird lustig weiter drauflos geplündert. Die Eier der Silbermöwe werden von den Sammlern zum Teil verzehrt, zum Teil an Lieb- haber verkauft. Gräßlich ist das Schicksal der geraubten Dunen- jungen. Sie werden etliche Tage von Kindern herumgeschleppt

*) Vergl. noch unter den betreffenden Schlagworten meine Aufsätze: Ornithologisches aus Zengg« I. (Ornithol. Jahrbuch 1899, X., Heft 6); II., III., IV. u. V. (im »Glasnik Hrvat. naravosl. dru§tva< Jahrg. XII., XIII., XV. u. XVI.).

150 Ed. Paul T r a tz: Plötzlich, zahlreiches Brüten d. Fensterschwalbe

und gehen dann elendiglich zu Grunde. Viele Silbermöwen fallen auch der Schießwut verschiedener Jagd- und Sportfexen zum Opfer und nur wenige dienen wissenschaftlichen Zwecken.

Da sollte Wandel geschaffen werden, ehe hier die letzte Silbermöwe vernichtet und die so schöne blaue Adria um ein Naturdenkmal ärmer wird.

Vinkovci, Anfang Jänner 1911.

Plötzliches zahlreiches Brüten der Fensterschwalbe (Delichon nrbica (L) in Innsbruck.

Von Eduard Paul Tratz.

In Innsbruck war Delichon nrbica (L.), abgesehen von zwei bis drei alljährlich in einzelnen Peripherieteilen der Stadt brütenden Paaren, nur Durchzugsvogel. Dagegen ist sie in den Ortschaften im Mittelgebirge, wie auch in denen der Hochtäler, meist überall häufiger Brutvogel und gewöhnlich auch die einzige vorkommende Schwalbenart.

Nach Baron L. Lazarini, der ausführliche Daten darüber in der Schrift ,,D i e Vögel von Tirol und Vorarlberg“ von v. Dalla Tor re und F. Anzinger unter Nr. 146 angibt, wurde sie schon in den achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts in einigen brütenden Exemplaren in Wüten, dem Südwesten Inns- brucks, beobachtet. Im gleichen Sinne berichtete mir Anzinger, aber vom Saggen, dem östlichen Teile Innsbrucks.

Im Frühjahr 1910 nun konnten Anzinger und ich im Saggen sowohl, wie in dessen Ausläufen gegen das Dorf Amras und in diesem selbst, wo sich in anderen Jahren höchstens 2 bis 3 Nester fanden, nicht weniger als 79 feststellen, von denen am 19. September noch vier von Jungen besetzt waren.

Was diese Tiere veranlaßt hat, sich auf einmal in einer der- artigen Menge hier anzusiedeln, wäre wohl zweifellos sehr inter- essant zu wissen und wird es noch mehr, wenn ich mitteile, daß heuer im Sommer 1911 fast alle Nester leer und nur wie ehedem 2 bis 3 bezogen sind.

Ob da örtliche klimatische Einflüsse im Spiele waren, welche eine so reichliche Ansiedlung bei uns veranlaßten? Fast möchte man dies annehmen, zumal im heurigen Jahre wie erwähnt nur die gewöhnliche Nesterzahl bewohnt war.

Hall in Tirol, Juli 1911.

Kurt Loos: Die Jugendblindheit u. d. Verfärbung der Augen. 151

Die Jugendbliudheit und Verfärbung der Augen beim Schwarzspechte.

Von Forstmeister Kurt Loos.

Die Schwarzspechte kommen blind aus dem Ei. Erst 8 Tage nach dem Verlassen desselben bemerkte man am 20. Mai 1911, daß bei einem Jungspecht die Trennung der Augenlider durch eine feine Linie angedeutet war. Die Flügelfedern waren 3 mm lang.

Am 21. Mai, also am 9. Lebenstage, waren bei dem einen Spechte bereits feine Augenschlitze vorhanden, bei einem zweiten dagegen war das eine Auge noch vollständig geschlossen, das andere jedoch fein geschlitzt.

Am 22. Mai zeigten sich die Schlitze der Augen bereits merklich größer.

Am 24. Mai waren die Augenöffnungen an 12 Tage alten Spechten den Menschenaugen ähnlich geformt. An einem jungen Männchen wurden die Dimensionen gemessen, sie ergaben 4 mm Länge und 2 mm Höhe der Augenöffnung.

Die Augeniris war schwarz, die Pupille erschien blau, die Flügelfedern hatten 20 mm Länge.

Am 26. Mai maßen die Augenöffnungen an einem untersuchten Männchen -f- 6 mm, 3 mm ; am 27. Mai dagegen -j- 6 mm, 4 mm und am 30. Mai + 71/ 2 mm, 4V2 mm.

Am 2. Juni nimmt die Iris von außen her eine graue Färbung an, die Partie um die Pupille erscheint noch dunkel gefärbt.

Am 6. und 9. Juni erschien die Irisfärbung außen blaugrau und am 10. Juni war die Iris bereits ziemlich licht blaugrau gefärbt, nur um die Pupille befanden sich noch einige dunkle braune Stellen.

Die Augenöffnung maß zuletzt -|- 8 mm, 61/2 mm.

Bei den Höhlenbrütern, wie dies die Schwarzspechte sind, tritt infolge des düsteren Aufenthaltes die Verfärbung der Iris nicht so rasch ein, wie bei anderen Vögeln, so wie beispielsweise beim Triel, der dem Sonnenlicht uneingeschränkt ausgesetzt ist. Erst wenn die Augen des Schwarzspechtes dem Sonnenlichte nach dem erfolgten Ausfliegen stärker ausgesetzt sind, zeigt sich die gelbe Färbung der Iris bei etwa 5 Wochen alten Jungspechten.

Liboch, 16. Juni 1911.

152 Josef Noggler: Ankunfts- und Abzugsdaten aus Mariahof, 1910.

Ankunfts- und Abzugsdaten aus Mariahof 1910.

Von Oberlehrer Josef Noggler.*)

Ruticilla tithys 20. III. 1. XI. Am 20. III. beobachtete ich 2 Männchen, die sich gegenseitig arg bekämpften; das schwä- chere Exemplar flüchtete in einen Strauch, wurde aber vom stärkeren Genossen wieder vertrieben. Es war ein grimmer Kampf. Endlich entzogen Gebäude die Kämpfer meinen Blicken. Ich glaube, daß eine Fehde auf Leben und Tod ausgefochten wurde.

Ruticilla phoenicura 14. IV.

Saxicola oei\anthe 16. IV. (1), 9. V. (5), 26. VIII. Q. Dieser Vogel, der sonst hier häufig zu finden ist, war heuer sehr selten.

Turdus musicus 22. III.

Turdus pilaris 27. III. 22. X. (4).

T-urdus viscivorus 16. II.

Calamodus schoenobaenus 22. IV.

Phylloscopus ruf us 31. III.

Alauda arvensis 8. III. 4. XI.

Motacilla alba 8. III. 16. XI. (Sehr spät).

Budytes ßavus 17. III.

Anthus trivialis 14. IV.

Anthus pratensis 22. III.

Emberisa schoeniclus 31. X.

Loxia curvirostra 22. IV. in großen Flügen.

Coccothraustes coccothraustes 12. I.

Acanthis cannabina 8. X. (30).

Acanthis carduelis 14. X. (15).

Acanthis spinus 8. III.

Fringilla montifringilla 10. X. (ca. 300).

Chloris chloris 8. III. 23. VIII.

Sturnus vulgaris 15. III. 15. IX. Brutvogel.

Lycos monedula 8. I.

Lanius excubitor 8. X. (1), 22. X. (1).

Lanius collurio 7. V.

Muscicapa grisola 23. III.

Muscicapa atricapilla 23. III. 30. IV.

Hirundo rustica 9. IV.

9 Cfr. Orn. Jahrb. 1910. p. 57—59.

Josef Noggl er: Ankunfts- und Abzugsdaten aus Mariahof, 1910. 153

Chelidonaria urbica 17. IV.

Apus apus 11. V. 3. VIII.

Jynx torquilla 17. IV.

Alcedo ispida 27. XI.

Upupa epops 16. IV. (1).

Cuculus canorus 20. IV.

Asio otus 21. III.

Falco subbuteo 22. IV. <^f 9- Tinnunculus tinnunculus 20. III. 24. XI.

Pernis apivorus 13. VIII.

Buteo buteo 6. III. Am 31. XII. noch hier.

Archibuteo lagopus 5. III.

Falco peregrinus 14. IV. in Teufenbach erlegt.

Accipiter nisus 17. III.

Astur palumbarius 19. III.

Circus aeruginosus 11. IV.

Columba palumbus 14. III. 23. X. Am 29. IV. fand ich ein Nest mit 2 Eiern, doch wurde dieses zerstört, wahrscheinlich durch Elstern.

Turtur turtur 12. V. 6. IX.

Coturnix coturnix 13. VI. heuer sehr wenige.

Ardea cinerea 6. IV. 20. IV. je 1 St., u.V. 3 St., 31. VII. 1 St. Ardetta minuta 14. XI. 9- Ciconia ciconia 19. IV. 30. IV.

Otis tarda 25. VII. in Mariapfarr im Lungau (Salzburg) erlegt. Fulica atra 29. III. bis 7. IV. immer am Teiche, 21. IV. (4), 25. IV. (2), 1. V. (1), 18. V. (1), 19. V. (3), 30. V. (4). Ortygometra porzana 27. III.

Crex crex 29. V. bis 13. IX.

Vanellus vanellus 17. III. (10), 18. III. (20), 21. III. (17), 21. IV. (2), 22. VI. (3)925. X. (30).

Charadrius dubius 11. IV.

Oedicnemus oedicnemus 19. IV.

Scolopax rusticola 28. IX.

Gallinago gallinula 17. III. 31. VII. 13. IX.

Gallinago gallinago 17. III.

Phylomachus pugnax 20. III. 13. IV. 9- Tringoides hypoleucus 14. V. (11), 27. VII. (2).

54 Josef N oggle r: Ankunfts- und Abzugsdaten aus Mariahof, 1910.

Totanus littoreus 22. V. (2).

Totanus glareola n. IV.

Totanus ochropus 12. IV.

Anas penelope 23. III. (16). 16. XI. (2).

Anas boscas 16. III. cf 9> 6. IV. (3), 28. VII. (6 juv.).

Anas strepera 11. IV. (3 Stück), 14. IX. (1). Hier sehr selten. ; Anas querquedula 17. III. (3 cf, 5 Q)> 20. III. 25- unc*

26. III. (5), 30. III. cf 9, I. IV. ^ 9, 11. IV. (4), 27. IV.

2 cf, 2 9, 1. v. 9.

Anas crecca 20. III. (3), 25. III. 30. III. cf 9’ 21 IV- (4) »

24. IV. 4 cf, I 9.

Daßla acuta 25. III. 9, n* IV. cf-

Spatula clypeata 23. III. cf, 2 9> 29- HI- 2 Cf, 2 9> I

11. iv. ^ 9.

Oedemia fusca 24. X. (1).

Fuligula fiüigula 25. III. cf, 21. IV. 9- Hydrochelidon nigra 19. V. (6).

Larus ridibundus 23. TII. (3), 25. IV. (1), 11. VII. (30),

24. VIII. (10).

Colymbus cristatus 22. IV. (4).

Colymbus nigricollis 14. V. 15. X.

Colymbus ßuviatilis 2 7. IV. und von da ab fortwährend am Teiche bis 13. XI. Hat hier gebrütet.

Gavia arctica 3. XI. (1). Seit 1901 nicht mehr hier.

Der Furtteich, die Hauptstation der Zügler, bot denselben heuer keinen Aufenthalt, da an dem westlichen Ufer der neue Schienen- strang für das zweite Geleise gelegt wurde. Die dort beschäftigten Arbeiter verscheuchten sogar noch die wenigen Vögel, die sich trotz der Unruhe zum Einfallen bewogen fühlten. Auffallend war heuer die geringe Zahl von Strandläufern und Steinschmätzern. Am 13.

XI. fror der Teich zu, taute am 16. wieder auf und fror am 21. endgültig zu.

Mariahof, am 31. Dezember 1910.

Literatur.

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Literatur.

Berichte und Anzeigen.

O. Heinroth. Die Brautente (Lampronessa sponsa (L.) und ihre Einbürgerung auf unseren Parkgewässern. Neudamm (Verl. J. Neumann.) 1910. gr. 8. 71 pp. m. 4 Lichtdr.- u. 1 Farbentafel. Preis kart. Mk. 2.40.

Die zoologischen Gärten gaben den ersten Anstoß zu privaten Ein- bürgerungsversuchen verschiedener Tiere fremder Zonen und die heutigen Tages verhältnismäßig leichte Erwerbbarkeit dieser hat jene sehr geför- dert. Unter allen Vogelarten waren es in erster Linie die entenartigen, welche vermöge ihrer leichten Eingewöhnung rasch Eingang bei den Tier- liebhabern fanden und, weil es sich vorwiegend um durch Färbung und Zeichnung auffallende Arten handelte, auch weite Verbreitung erlangten. Zu dem als Ziergeflügel bevorzugtesten gehört die Brautente, die in Nord- amerika heimatet. Mit dieser Art beschäftigt sich Verf. in eingehender und erschöpfender Weise, wozu ihn eine reiche Erfahrung im zoologischen Garten in Berlin befähigt. Wer sich für das schöne Tier und seine Ein- bürgerungbeiuns interessiert und über alles Biologische orientieren will, findet in dem Buche einen reichen Erfahrungsschatz niedergelegt, der außerdem den Vorzug besitzt, mit Lust und Liebe geschrieben zu sein. Neben einer schönen Farbentafel zeigen uns vier weitere nach photographischen Aufnah- men des Verf. in Lichtdruck ausgeführte Bilder, Alte in verschiedenen Stel- lungen auf dem Wasser, an und in der Nisthöhle, das Nest mit Eiern und Junge in verschiedenen Entwicklungsstadien. T.

A. A. van Pelt-Lechner. „Oologia Neerlandica“. Eggs of Birds breeding in the Netherlands. With coloured plates made direkt from speci- mens in the author’s Collection. The Hague (Publ. Mart. Nijhoff) 1911. kl. 4, in 7 Lieferungen zu je 30 35 Taf. Preis compl. x 7 7. sh netto.

In die Reihe der neuen oologischen Werke ist wieder ein neues getreten und zwar ein Prachtwerk, welches sich ausschließlich die Darstel- lung der Eier holländischer Arten zur Aufgabe gestellt hat. Soweit wir nach der Text- und Bildprobe des Prospektes zu urteilen vermögen, handelt es sich hier um ein in jeder Weise ersten Rangs-Werk, dessen Besitzes sich gewiß jeder Oologe gerne erfreuen würde; aber der Preis von zirka 150 Mk. für das komplette Werk, welches nur in 250 Exemplaren, davon 100 mit englischem Text, erscheint, wird die Anschaffung desselben nur einem beschränkten Kreise ermöglichen. T.

G. v. Burg. Th. Studer & V. Fatio. Katalog der schweizerischen Vögel, bearbeitet im Aufträge des eidgen. Departements des Innern. Lief. VII. u. VIII. Basel (in Komiß. b. A. Franke, Bern) 1911, gr. 8. X. u. pp. 887—1286 m. 2 Taf. Preis 9 Frs.

Wieder ein Band Doppellieferung VII. und VIII. dieses unter v. Burg’s Leitung erfreulich rasch fortschreitenden, mit wahrem Bienen- fleiße verfaßten Katalogs, welcher die Grasmücken, Drosseln und Stein-

156

Literatur.

drosseln umfaßt und alles vereinigt bringt, was über jede Art in Bezug auf Verbreitung und Biologie in der Schweiz bekannt geworden ist. Verf. hat es verstanden, das Interesse für ornithologische Beobachtungen in der Schweiz zu beleben, wie dies aus der großen Liste der im Vorwort ange- führten Beobachter ersichtlich ist und es im Texte zur Geltung kommt. Entgegen Fatio und Burg, welche eine Sonderung des nordischen T. t. tor- quatus L. und der Alpenringamsel, T. t. alpestris, nicht anerkennen, müssen wir betonen, daß uns eine große Zahl beider durch die Hände ging, wir aber niemals im Zweifel waren, zu welcher Form die einzelnen Stücke zu zählen seien. Im Freien ist dies ohne gutes Glas allerdings nicht immer gut möglich, da alte Alpenringamseln auch eine sehr dunkle Grundfarbe besitzen und die weißen Federränder meist schmäler aber niemals so redu- ziert — wie bei nordischen sind und auf größere Entfernung nicht zur Geltung kommen. Sollte die Schweiz eine Mittelform besitzen? Wir möchten das kaum annehmen. Uns fehlen dafür Exemplare. T.

Le Gerfaut. Revue de la Societe Ornithologique du Centre de la Belgique. Siege Social: Louvain. Publie sous la direction de Marcel de Contreras, Secretaire de la Redaction: Gustave Mottin. Bruxelles 1911. I. Jahrg., 1. Heft. 4. 12 pp.

Wir begrüßen jeden engeren Zusammenschluß von Ornithologen zu gemeinsamer Tätigkeit und hoffen, daß auch aus dieser neuen Vereinigung der Wissenschaft Nutzen erwachsen und die Kenntnis der Vogelwelt Bel- giens gefördert wird. Die Ziele, welche die neue Gesellschaft verfolgt, sind unter den „Nachrichten“ angegeben, so daß wir auf die betreffende Stelle verweisen. Die am 15. V. d. J. ausgegebene Nr. 1 enthält: Notre raison d’ Stre; Statuts; Utilite et protection des oiseaux; L’Ibis falcinelle; La’ Per- ruche Inseperable ä joues noires; Notes et faits divers. T.

Bentley Beethham. Photography for Bird-Lovers, A practical Guide. London (Witherby & Co.) 1911. 8. 126 pp., 16 Plates. Preis 5 s net.

Ein dem Bedürfnis entsprungenes Buch eine ausführliche Anwei- sung über die photographische Aufnahme von Vögeln und Nestern das nach allen Richtungen hin seiner Aufgabe voll gerecht wird und ein unent- behrliches Handbuch für jeden ist, der sich mit Vogelaufnahmen beschäf- tigt. Verfasser dieses Buches ist auch der Autor des trefflichen Werkes „The Home-Life of the Spoonbill“ (cfr. Orn. Jahrb. 1910. p. 236), dessen prächtige Aufnahmen für sich sprechen. Auch die hier beigegebenen Tafeln stellen Glanzleistungen dar. Uns auf dem Kontinente fehlt eine derartige gründliche Unterweisung auf diesem Gebiete der Tieraufnahme, so daß der Wunsch nach einer deutschen Ausgabe des Buches gewiß ein berech- tigter wäre. T.

F. Gröbbels. Gedanken über die Psychogenese des Gesanges unserer einheimischen Vogelwelt. Nebst einem Ausblick auf die heutige Tierpsy- chologie. (J. f. O. 58. 1910. No. 4. p. 681— 717.)

Es ist eine sehr erfreuliche Tatsache, daß im Verlaufe der letzten Jahre eine größere Zahl von Ornithologen ihre Aufmerksamkeit auf die

Literatur.

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Prüfung der Entstehungsweise der psychischen Erscheinungen, die uns die Vögel in so mannigfacher Weise darbieten, richtet. Die vorliegende Ab- handlung zeichnet sich nun nicht nur dadurch aus, daß sie sich mit einer der interessantesten, geistigen Betätigungen des Vogels befaßt, sondern daß sie auch diese Frage aufs eingehendste und aufs gewissenhafteste behandelt.

Aus diesem Grunde wird der aufmerksame Leser sowohl zur Anstel- lung ähnlicher Beobachtungen als auch zur wissenschaftlichen und zur kriti- schen Vertiefung des Studiums der Psychogenese des Vogelgesangs mächtig angeregt.

Mit Genugtuung heben wir aus dieser Abhandlung besonders hervor, daß in derselben dem Lerner durch Nachahmung eine nicht zu verkennende Bedeutung zugeschrieben wird; ebenso sind wir auch vollständig der Über- zeugung, daß die Tierpsychologie erst dann eine feste, naturwissenschaft- lich begründete Unterlage finden wird, wenn sie allseitig angefangen hat, ihren Aufbau in der Entwicklungslehre zu suchen. L. Greppin.

E. Arrigoni degli Oddi. Commemorazione di Richard Bowdler Sharpe fatta alla Societä Zoologica Italiana con sede in Roma. (Bollett. Soc. Zool. Ital. Roma 1910. Sep. 6 pp.)

Ein Nachruf an den bekannten englischen Ornithologen. T.

Nota ornitologica sopra la recente cattura della Geocichla sibirica (Pall,) in Italia. (Atti Real. Istituto Veneto Sc., Lett. et Arti. LXX. 1910/n, p. 55—64.)

Berichtet eingehend über ein am 25. X. 1908 in der Umgebung Pa- dua’s erbeutetes junges Q, das in des Autors bekannte Sammlung gelangte. Eine ausführliche Beschreibung desselben, so wie eines ad. wird gege- ben, woran sich eine sehr dankenswerte Zusammenstellung aller für Europa nachgewiesenen Exemplare mit genauen Zitaten und schließlich kurze Ver- breitungs- und biologische Angaben schließen. T.

Notizie sopra un individuo albino di Mestolone o Spatula elypeata („Diana“1. 1910. Nr. 8. Sep. 8. pp. m. 1 Taf.)

Verf. erhielt ein am 14. III. 1910 im Paduanischen erlegtes, voll- kommen alb i n is t i s ch es Q der Löffelente für seine Sammlung, dessen Beschreibung und Abbildung gegeben wird und welches das einzige in Sammlungen befindliche zu sein scheint. Verf. kommt dann auf die durch Kreuzung mit weißen Hausenten erzeugten Varietäten und die bisher von der Löffelente bekannten Bastarde zu sprechen. T.

[Hierofalco cherrug in Tunesia.j (The Ibis 1910. p. 215 216.) Nachweis des Vorkommens dieses Falken in Tunis. Das Stück, ein junger Vogel, im Oktober 1907 von Djebel-Batteria durch Blanc bezogen, befindet sich in Verf. Kollektion. T.

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Literatur.

Note sul [Secondo Congresso internazionale della Caccia

a Vienna nel Settembre 1916. (Revista „Diana“, V. 1910. Nr. II. Sep. 11 pp.)

Verf. bespricht den Kongreß und die auf selben gefaßten Beschlüsse bezüglich des Schutzes der Wachtel und der Schnepfe und schließt daran die von Seite Italiens nottuenden Schritte. T.

W. Rüdiger. Die Fischreiher-Kolonie in der Schorfheide. (Zeitschr. Ool. 1. 1911. Nr. 5. p. 35—57.)

Bespricht die Schorfheide-Kolonie der Schutzbezirke Melzow und Canow. In den großen Kolonien ist seit den letzten Jahren ein Rück- gang zu konstatieren. Verf. hörte am 12. VI. i9io den Gesang des Zwerg- Fliegenschnäppers, der in der Mark kein seltener Brutvogel ist. T.

Brehms Tierleben. IV. Aufl. VII. Bd. Vögel II. Bd. Leipzig und Wien (Bibliogr. Inst.) 1911. Preis in Halbleder geb. 12 Mk.

Rasch folgte dem im letzten Hefte p. 74—75 angezeigten ersten Vogel- bande der zweite der ganzen Reihe VII. nach. Das über jenen Ge- sagte gilt auch in vollem Umfange für diesen. Er behandelt die Ordnungen der Steißhühner, Hühner-, Kranich-, Regenpfeifer- und Kuckucksvögel, weist 492 Seiten Text, nebst 28 Farben-, 21 Schwarztafeln und 83 Textabbildungen auf. Hervorgehoben sei, daß auch bei den prächtigen Farbentafeln Kuhnert’s auf die Darstellung besonders typischer Vertreter heimischer Ornis erfreu- licherweise ganz speziell Rücksicht genommen wurde. In unserer Bespre- chung des ersten Vogelbandes bezeichneten wir jene Abschnitte, die eine Umarbeitung erfuhren, darunter auch die Tierpsychologie. Ob es ein glück- licher Gedanke war, gerade dieses Kapitel einer derartigen Umarbeitung zu unterziehen, die eine Richtung vertritt, der Brehm bei jeder Gelegenheit aufs schärfste entgegentrat, möchten wir nicht glauben. Es hätte in einem Buche wie das Tierleben, bei dem es sich nicht um ein neues Werk, son- dern um eine neue bearbeitete Auflage eines alten handelt, genügt, die moderne Anschauung, der doch nicht alle Forscher unbedingt zuzustimmen vermögen, anzudeuten, statt sie an Stelle der Brehm’schen zu setzen und dem Buche so den poetischen Hauch zu rauben, der ihm in der Brehm’schen Auffassung der Tierpsyche eigen war. T.

G. Schiebel. Turdus viscivorus reiseri subsp. nov. Misteldrossel von Korsika. (Om. Monatsber. 1911. p. 85.)

Beschreibt die durch dunkler schwarzbraune Flügel- und Schnabel- färbung, fast reinschwarze Unterseitefleckung und olivgrauen Ton der Ober- seite sich von kontinentalen Stücken deutlich unterscheidende Inselform. T.

G. Schiebel. Meine ornithologische Frühlings-Studienreise nach Kor- sika (1910) [Sep. 61. Progr. Staats-Obergymn. Klagenfurt 1910/11], Lex. 8. 20 pp. Preis 75 Pf. = 90 Heller.

Ein lebhaftes wissenschaftliches Interesse für die Ornithologie und besonders für die Vogelwelt des Mittelmeergebietes hatte Verf. schon wie-

Nachrichten.

159

derholt auf die dalmatinischen Inseln geführt. Die Insel Lesina und ihre Ornis war es, über die Verf. zuletzt (Orn. Jahrb. 1907. p. 161 198; 1908. p. 1—30) eingehend berichtete. Diesmal ist Korsika das Ziel unseres jungen Forschers, dessen so eigentümliche Vogelwelt ihn mächtig anzog, zumal es doch nur Bruchstücke waren meist nur während eines kurzen Besuches der Insel gesammelt welche unsere Kenntnis der Vogelfauna dieses Ei- landes bisher bildeten. Schon die diesem ausschließlich eigentümliche Spechtmeise (Sitta whiteheadi ) hat manchen vorwiegend englischen Ornitho- logen dahin gelockt und diese waren es auch, denen wir nahezu fast alles verdankten, was wir über die dortige Vogelwelt wußten. Während uns die sardinische Ornis, die ja in sehr vielen Stücken der Korsika’s gleicht, schon längere Zeit durch dort ansässige Sammler zugänglich gemacht worden war, blieb Korsika jedem verschlossen, der nicht selbst die Insel betrat. Das vorige Jahr sah gleich zwei Forscher sich dem Studium der dortigen Ornis widmen: Dr. K. Parrot und Dr. G. Schiebel, die beide in diesem Journale über ihre Forschungsergebnisse berichteten. Da hat es denn sich gezeigt, wie viel Neues es noch auf der Insel zu heben gab, das jedoch noch immer nicht ganz erschöpft ist.

In dem uns vorliegenden Separatum schildert Verf. in sehr anschau- lich-übersichtlicher Weise seinen nahezu drei Monate (6. April bis 30. Juni) währenden Aufenthalt auf der Insel, gibt einen Überblick über ihre Beschaf- fenheit mit besonderer Berücksichtigung ihrer Tierwelt und Vegetation, wobei, ohne auf Details näher einzugehen, die Vertreter der einzelnen Zonen her- vorgehoben werden. Auch derjenige, der nicht Ornithologe, wird den Schilderungen und den Bemerkungen des Autors mit Interesse folgen, der ein offenes Auge für alles hatte. T.

Nachrichten.

Unter dem Präsidium von M. le Chevalier G. van Havre hat sich in Belgien eine „Socidtö Ornithologique du Centre de la Bel- gique“ gebildet, deren Sitz Lou vain ist. Selbe beabsichfigt die Pflege der wissenschaftlichen Ornithologie mit besonderer Berücksichtigung der einheimischen, sowie der Vogelliebhaberei und des Vogelschutzes. Eine von der Gesellschaft herausgegebene Revue „Le Gerfaut“ steht unter der Lei- tung von M. Marcel de Contreras und dem Sekretär M Gust. Mot- tin. Der jährliche Mitgliedbeitrag ist auf 5 Frs. fixiert.

Zeitschrift für Oologie und Ornithologie. Entgegen unserer Annahme, daß diese von H. Hocke herausgegebene Zeitschrift mit dessen Tode zu erscheinen aufgehört habe, ersehen wir aus der uns vor einiger Zeit zugekommenen Nr. 1, 2, 3 April Juni 1911 , daß selbe von G. A. G r o t e— Hannover fortgeführt wird, so daß Deutschland gleich zwei oologische Journale besitzt.

160

An den Herausgeber eingegangene Druckschriften.

f

Eduard Hodek

zu Linz a./D., 9. Juli d. J., 84 Jahre alt.

Franz Anzinger,

k. k. Staatsbahnbeamter, zu Innsbruck, 17. Juli d. J. im 56. Lebensjahre.

An den Herausgeber eingegangene Druckschriften.

W. Sedlaczek. Studien über den Flug des Nonnenfalters. (Zentralbl. ges. Forstw. 1911. sep. gr. 8. 26 pp.

Proceedings of the California Academy of Sciences. IV. Ser. Vol. 1. San Francisco 1911.

Jahrbuch des Ungarischen Kar pa t hen v er e i n es. XXXVIII. 1911. Iglo 1911.

R. Eder. Die Bedeutung des Vogels in der Kulturentwicklung der Men- schen. (D. Forscher i9ii. Heft 4, p. 54—56 m. 2 Textb.)

U. S. Department of Agriculture. Biol. Survey. Bull. Nr, 37.

J. v. Madaräsz. Thalurania venusta (Gould) u. Colibri cabanidis (Heine) als selbständige Formen. (Ann. Mus. Nat. Hungar. IX. 1911.)

W. Sedlaczek. Versuche zur Bekämpfung der Nonne (Limantria mo- nacha L.) mittelst Leimringen. (XXXVI. Heft Mitteil, torstl. Versuchsw. Österr. 1911, Kl. 4, 38 pp.)

Monatskarte für den Nordatlantischen Ozean. August 1911. Kaiserl. Marine. Deutsche Seewarte.

Korrigenda.

Jahrg. 1910, 6. Heft. p. 226, Zeile 5 v. oben steht da, statt das.

226, Anm. 5 unten Tejedo Tejeda.

p. 236, Zeile 17 v. ob. steht Home-Lise, statt Home-Live.

Verantw. Redakteur, Herausgeb. u. Verleger: Viktor Ritter v. Tschusi zu Schmidhoffen, Hallein. Druck von Ignaz Hartwig in Freudenthal, (österr. Schlesien), Kirchenplatz 13.

Zur gefälligen Beachtung! ! !

Von Sen 25 kompletten Exem-

II plaren der XVIII. Jahrgänge | (1890—1907) des

Ornithologischen Jahrbuches,

die wir zu ermäßigten Pr eisen stell- ten,. sind nur vier Exemplare mehr vorhanden. Wir berechnen einzelne Jahrgänge zu 6 Mark*), bei Abnahme von mindestens 5 Jahrgängen zu. je 5 Mark. Der nahezu vergriffene 1 . J ahrgang wird nur bei Abnahme der ganzen Reihe mit 5 Mark, sonst mit 10 Mark berechnet.

Hallein, 1911.

Redaktion des »Orn. Jabrb.«

*) Für d. Inland gilt d.‘ Betrag in Kronen.

Im Buchhandel zu beziehen durch die Verlagshandl Gustav Fischerin Jena: Verhandlungen der Ornithologischen Gesellschaft in Bayern.

Band I-X, 1888— 1911.

Bd. I: Mk. 5.-; Bd. II: Mk. 7.— ; Bd. III: Mk. 8.— ; Bd. IV : Mk. 5; Bd. V: Mk. 10.—. Bd. VI: Mk. 6.-; Bd. VII: Mk. 7.-; Bd. VIII: Mk. 5; Bd. IX: Mk. 6 ; Bd; X: Mk, 5.-. Daraus separat :

Materialien zur Bayerischen Ornithologie. 1 -V. (Mk. 1.50, 4, 5, 6, 50 Herausgegeben von C. Parrot.

Eine vollständige Reihe der „Mittheilungen des Ornitholog. Vereines“ in Wien (Die Schwalbe) ist zu verkaufen. Anfragen an Frau Isabelle Palli sch, Pitten a. d. Aspang-Bahn, NÖ.

Fortsetzung von Seite 4.

Fr. L ind ne r. Fachmännisches Gutachten betreffs Maßnahmen zum Schutze _ der Seevögel auf Hiddensee, (Intern. Frauenb. Vögelsch., Charlotten- burg (1911).

W. Henne mann. Über den Frühjahrszug des Storches und der Rauch- schwalbe im Jahre 1910. (Orn. Mönatsschr. 1911.)

G. Sajovic. Ornitologica za leto 1910. (Carniola, 1911.)

R, Hey der. Ornithologische Notizenvon den Wermsdorfer Teichen 1909 C (Orn. Mönatsschr.)

F. Tischler. Die Vogelwelt des Königsberger Oberteichs. (Sehr. Phys.-

ökon. Ges. Königsbg. LI. 1910.)

J. v. Madaräsz. Neue Vögel aus Afrika. (Ann. Mus. Nat. Hungar. IX. 1911.) W. Rüdiger. Wie erhalten wir der Schortheide die, Schellente und den- ; großen Säger? (Bl. Natursch. II. 1911.)

G. Schiebel. Tiirdus vispivorus reiseri subsp. nov. (Orn. Mönatsb. 1911.)

Meine ornithologische Frühlings-Studienreise * nach Corsica

(1910) (61. Progr. Ob.-Gymn. Klägenfürt, 1911.)

A. Bau. Der Alpendreizeherspecht in Vorarlberg. (Zeitschr. Öologie 1911.) Hofer. Die ^schweizerische Ornis (Schweiz. Bl. Orn. 1911.)

Herluf Winge. Fuglerre ved de danske Fyr i 1910. (Vidensk. Meddel naturh. Foren, Kbhvn. 1911.)

L. Greppin: Naturwissenschaftliche Betrachtungen über die geistigen Fä-

higkeiten des Menschen -und der Tiere. (Biol. Zentralbl. XXXI.)

Alex. König. Avifauna Spitzbergensis. Bonn 1911.

Inhalt des II. n. 111. Heftes.

Dr. Leo v. Boxberger: Ornis Marpurgensis. Die Brutvögel der Umge- bung von Marburg a. L

Joseph Graf PI az: Ornithologische Beobachtungen aus Salzburg und

aus dem Salzburgischen. (Schluß folgt) :

W. Hennemann: Storchennotizen aus Neudingen von 1904 bis 1909

Viktor Ritter von Tschusi zu Schmidhoffen: Über palaeark- tisch.e Formten, XV. Korsika . . . . . . ... . . . . .

Prof. M. Marek: »Zec«, eine Kolonie der südlichen Silbermöwe.

(Ein .Naturdenkmal der blauen Adria)

Eduard Paul Tr atz; Plötzliches zahlreiches Brüten der Fensterschwalbe

Delichon ur b ica ( L.) in Innsbruck

Kurt Loos: Die Jugendblindheit und die Verfärbung der Augen beim

Schwarzspecht

Josef N oggl e r: Ankunfts- und Abzugsdaten aus Mariahof 1910 . .

Literatur . ... . ... . . . . . . .

Nachrichten

An den Herausgeber eingegangene Druckschriften

Korrigenda .

160 ' :

Zur Besprechung eiugelangte Druckschriften.

O. Heinroth. Die Brautente ( Lampronessa sponsa( L.) Neudamm, 1910.

A. A. van Pel t-Lechner. »Oologia Neerlandica. The Hague (Mart.

Nijhoff) 1911. Prosp.

Br ehm’s Tierleben. IV. Aufl. Bd. VI., VII. Vögel. I., II. Teil. Leipzig. (Bibliog. Inst.) 1911.

H. v. Burg. Katalog der Schweizerischen Vögel. Lief. VII. u. VIII. Basel, 1911.

B. Schweder. Vogel- und Naturschutzfragen auf dem II. Internationalen -

Jagdkongresse in Wien, 1910. (Om. Monatsschr. 1911.)

F. Tischler. Ostpreußische Charaktervögel. (Verh. Ges. deutsch. Naturfr. u. Ärzte, Königsberg, 1910. II. Teil, 1. Hälfte.)

M. Marek: Wann ziehen im Herbst unsere Schwalben weg? (Glasn. Hrv. .

J?rir. Drustva, 1910.

B. Beet ha m. Photography for Bird-Lovers. London. 1911.

K. Daut. Seltenere Vertreter der schweizerischen Avifauna. (Orn. Beob. VIII.)

N. Sarudny. Über einen interessanten Pieper aus Turkestan. (Orn. Monats--

ber. 1909.)

M. Härms. Ornithologische Reminiszenzen. (Ibid 1910.)

N. Sarudny. Über einige Vögel aus dem Chanat Buchara. (Ibid. 1910.)

Bemerkungen über einige Vertreter der Gattung Syrninm..

(Ibid. 1910.)

Verzeichnis der Vögel Persiens. (J. f. O. 1911.)

W. Rüdiger: Die Fischreiher-Kolonie in der Schorfheide. (Zeitschr. Ool.- 1911.)

. Ornithologische Beobachtungen an einem Wintertage. -

(Pommerscher Geflügelzucht. 35. 1911. Nr. 8.) Nr. 9. Fortsetzung auf Seite 3.

Verantw. Redakteur, Herausgeber und Verleger . IViktor Ritter von Tschusi zu Schmidhoffen, Hallein. Druck von Ignaz Hartwig in Freudenthal (österr. Schlesien), Kirchenphtz 13-

Ausgegeben am 2. Februar 1912.

ORGAN

für das

palaearktisehe Jkunengebief.

Herausgegeben

von

Victor Ritter von Tschusi zu Schmidhoffen.

XXII. Jahrgang.

Heft 5, 6. September Dezember 1911.

Nachdruck Vorbehalten.

Das „Ornithologische Jahrbuch“ bezweckt ausschliesslich die Pflege der palaearktischen Ornithologie und erscheint in 6 Heften in der Stärke von 2*/a Druck- bogen, lex. 8. Eine Termehrung der Bogenzahl und Beigabe von Tafeln erfolgt nach Bedarf. Der Preis des Jahrganges (6 Hefte) beträgt bei direktem Bezüge für das Inland 10 Kronen, für das Ausland 10 Mit (= 11.75 K) = 12.50 Frks. = 10 sh. 4 50 Rbl. pränumerando, im Buchhandel 12 Kronen = 12 Mark Tolks- u. Mittelschulen erhalten den Jahrgang zu dem ermässigten Preise von 6 Kronen bez. 6 Mk. (nur direkt). Kauf- und Tauschanzeigen finden nach vorhandenem Baume auf dem Umschläge Aufnahme. Beilagen- und Inseraten- Berechnung nach Yereinbarung. Probehefte nur gegen Rücksendung.

Alle Zusendungen, als Manuskripte, Druckschriften zur Be or„chung, Abon- nements, Annonzen und Beilagen bitten wir an den Herausgeber, Yilla Tännen- hof bei Hallein, Salzburg, zu adressieren.

Hallein, 1911.

Druck vonlgnaz Hartwigin Freudenthal (Sohles.), Kirchenplatz 13,

Verlag des Herausgebers. __

m

Die noch vielfach ausständigen Abonnements bitten wir ehestens zu begleichen und die für den Jahrgang 1912 nach Einlauf dieses Heftes zu erneuern.

Deaux d’oiseaux europeens et du Midi de la France. Adresse: Correspondance en Francais ä Hugues-Atger, Naturaliste St. Genies de Malgoires, Gard. France.

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Von den 25 kompletten Exem-

II plaren der XVIII Jahrgänge

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nahezu vergriffene {.Jahrgang wird nur bei Abnahme der ganzen Reihe mit 5 '.Mark, sonst mit 10 Mark berechnet. .'. .'.

Hallein, 1911.

Redaktion des »Orn. Jahrb.«

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Ornithologischss Jahrbuch.

ORGAN

für das

palaearktische Faunengebiet.

Jahrgang XXII.

September Dezember 1911. , Heft 5, 6.

Ornithologische Beobachtungen ans Salzburg und aus dem Salzburgischen.

Von Joseph Graf Plaz.

(Schluß.)

Die Angaben im Naumann, Band IV, p. 102, und Ernst Harter t: „Die Vögel der palaearktischen Fauna“, p. 9, welche den Hausruck und die Salzach als Westgrenze des Corvus cornix L. bezeichnen, beruhen auf Irrtum, denn auch in ganz Ober- österreich ist Corvus corone L. Brutvogel und Corvus cornix L. nur ganz vereinzelt zu finden. Ich selbst traf sie trotz häufiger An- wesenheit in den verschiedensten Teilen des Landes zu allen Jahres- zeiten dort nie, doch wurde mir mitgeteilt, daß sie bei FI a g e n- b e r g an der Bahnstrecke Linz-Budweis im Herbste manch- mal gesehen wurde, daß sie bei Weißenbach an der böhmischen Grenze manchmal brüte und daß bei Sprinzenstein im nord- westlichen Mühlviertel vor einigen Jahren eine mit einer Raben- krähe gepaarte Nebelkrähe horstete.

Die Westgrenze des C. cornix L. scheint derzeit östlich von Melk in Niederösterreich zu sein. Dort sah ich am 25. IX. 1908 in zwei kleineren Flügen, welche zusammen 17 Stück zählten, 13 C. corone und 4 ziemlich dunkle C. cornix- Bastarde. Weniger maßgebend, weil zur Winterszeit gemacht, dürften Beobachtungen vom 18. und 19. XI. 1908 bei Waidhofen an der Thaya sein, wo ich in einem großen Fluge Krähen viele typisch gefärbte C. cornix, meist jedoch Übergänge zu C. corone und nur ganz wenige typische C. corone sah. Gelegentlich einer Reise, welche ich anfangs März 1910 durch Steiermark und Kärnten machte, be- obachtete ich über die Verbreitung dieser beiden Krähen, so weit dies bei einer Bahnfahrt möglich ist, folgendes : Das steirische Ausgegeben am 2. Februar 1912.

11

1.62 Joseph Graf Plaz: Ornithologische Beobachtungen aus Salzburg.

Ennstal bis Lietzen und das P a 1 1 e n t a 1 scheinen noch allein von der Rabenkrähe bewohnt zu sein. Im oberen M u r t a 1 e von S e 1 z t a 1 bis Zeltweg treten beide Krähen und viele Über- gangsformen auf. Im oberen Lavanttale traf ich unter vor- herrschenden Nebelkrähen noch einzelne Bastarde und Rabenkrähen. Im unteren Lavanttale, dann die D r a u abwärts bis Mar- burg und auf der Bahnstrecke Unter-Drauburg-Pa- t e r n i on beobachtete ich ausschließlich Nebelkrähen, bei R o t h e n- t h u r n Bastarde, bald darauf viele Rabenkrähen, von Spittal auf- wärts gegen Gastein nur mehr letztere. Auch bei einer Fahrt am 7. X. 1910 sah ich auf der Strecke Marburg-Villach nur Nebelkrähen. Es dürfte von Interesse sein, die Verbreitungsgrenze von C. corone und C. cor nix möglichst genau festzustellen und dann periodisch wieder auf ihr Beharren oder ihre Veränderung zu über- prüfen.

80. Corvus frugilegus L. Am 15. und 17. II. 1910 sah ich eine einzelne alte Saatkrähe auf den Maxglaner Feldern bei einem großen Fluge Rabenkrähen.

81. Lanius excubitor L. Anfang Dezember 1902 oder 1903 sah ich zwischen Hoch und R e i t d o r f einen sehr hellgrauen großen Würger. Einen zweiten traf ich im Flerbste 1905 an der Straße von Salzburg nach Eugendorf.

82. Lanius collurio L. Der rotrückige Würger ist in der Nähe Salzburgs nicht häufig, wohl wegen starker Verfolgung. In den Gebirgstälern fand ich ihn viel öfter. Bei Hoch ist er gemein. Erste Beobachtungen : 9. V. 1908 je ein bei Aigen und Tor- r e n; 9. V. 1910 1 am Rande des Exerzierplatzes bei Maxglan. Letzte Beobachtungen: Salzburg ;2. IX. 1908. Außerordentlich spät sah ich am 14. und 15. XI. 1909 einen an der Oberseite und dem Kopfe fast einfärbigen, unterseits mit wenigen undeutlichen Wellen- linien gezeichneten L. collurio, vielleicht ein sehr altes Q, in einer Weißdornhecke am Südfuße des Mönchsberges. Der Vogel machte einen vollkommen gesunden Eindruck und sah auch gar nicht aus, als wäre er aus der Gefangenschaft entwichen, da das Ge- fieder nicht im geringsten abgestoßen war. Er war sehr munter, ließ einmal sein tschäg tschäg hören und fing auf der Wiese hinter der Hecke ein Insekt. Diese zwei Tage war sehr schönes, sonniges Wetter. Am 16. fiei Nebel ein und der Würger war verschwunden.

Joseph Graf Plaz: Ornitbolesgische Beobachtungen aus Salzburg ;163

Um diese Zeit wurden aus X orddeutsclüand heftige S.choeestürme gemeldet. 19x0 fand ich die letzten votrückigen Würger, einige juv- oder 99 unü e'n altes am 26. IX- hei L i.e ie r Lag-

83. M.uscicapa grtiola L, Der .gefleckte Fliegenschnäpper ist hier nicht sehr häufig. Am öftesten fand ich ihn iu ,der .He 1 1- brunner Al Lee. Erste Beobachtung,: 9. V. X910 in ,Ma *g l.a n. Letzte Beobachtungen : 19. IX. 1909 am hiesigen .Zentralfeiedhofe, 15. IX- 1910 in der Nähe des Leopoldskroner Teiches. Bei Hde h sah ich ihn einmal am Ji. VIII. 19x0.

84. Muscicapa atricapilla L. Den schwarzgrauen Fliegen- schnäpper säh ich nur einzeln am Frühlingszuge. In den Vormittag- stunden des 1. V. 1908 hielt sich ein 9 ah? den Ähorribäumen des R u d o 1 f s - Q u a i auf ; 5. V. 1909 q* im mittleren Kleide ; es hielt sich den ganzen 'Vormittag über, nach Insekten jagend, am Gisela- Quai auf; 12. V. X910 ein 9 °der jun. q" in einem Garten in Max g l a n.

85. Ampelis garrulus (L.). Leider war es mir bisher nicht ver- gönnt, diesen schönen Vogel in der Freiheit zu beobachten. Der hie- sige Präparator Franz B r ucldb-a u e r »teilte -mir »mit, -daß Ihm 1902 iünfzehn Seidenschwänze aus W<e rPenmtm Präparieren übersendet wurden, und daß er selbst im Jahre 1905 zur Winterszeit 4 'Stück in .einem Walde am G aLsb e r g e «sah.

86. Mirnndoru^tica L. Die Rauchschwalbe, bei :£■ all z b ivrg -vorherrschend, fand ich in verhältnismäßig höher gelegenen Orten nicht mehr als Brutvogel. 'So brütet sie in -Hoch nicht. Auch :in :K r i-m m 1, wo ich am 20. VII. -1909 -viel e Ohelidonaria urbica -und Apus ajms 'sah, traf Idh keine Hirundo ■•mstiea, ebenso Ende Mai 493©. in Mfihlbachim Pongau und am 9. VIII. 3910 iiti F i l z- moos, während sie z. .B. in M;Lt t e r s i*M -und A 1 t e-n-ma-r k t bei Ra d.sLa ,d:t brüten. Erste Beobachtungen.: S t. J oh a.n,n im P o n- g.a,u.:,8. IV. 1904, Salzburg: ix. IV. 1908, 10. IV. ,1.90.9, 12. IV. 1910 (doch sagte mir ein Bauer, er habe schon vor einigen Tagen die ersten . Schwalben gesehen ),.

Im Jahre 1909 meiste .ich Mitte April von hier nach ,R o.d a u n bei W i e.n und berührte auf der Hin- und Rüdefahrt S t.e y.r a n -der Enns. Hiebei machte ich über den Schwalbenzug folgende Beobachtungen : Bei ■meiner Abfahrt .von S a.l z b u rg am 20- IV. waren hier noch nicht viele Schwalben zu -sehen. Zu Mittag traf ich in Lo s e n sbe i n ,a n d.e r ,E,n.n s 4 H. mstiea, abends in .S t.e y.r

U*

164 Joseph Graf Plaz: Omithologische Beobachtungen aus Salzburg.

eine einzelne. Auf der Fahrt von dort nach Wien am 21. IV. waren nur wenige Schwalben zu sehen. Nachmittags zwischen Wien und R o d a u n beobachtete ich allenthalben Schwalben, doch nicht in großer Zahl, meisf auf den Häusern und Telegraphendrähten sitzend. Am 22. IV. war ihre Anzahl bereits gestiegen und am 23. IV. scheint der Hauptzug in R o d a u n eingetroifen zu sein, da sie in großer Menge durch die Straßen flogen. Am 24. IV. traf ich in Steyr noch nicht viele und in Salzburg dürfte der Hauptzug erst in den letzten Tagen April eingelangt sein.

Am 17. VIII. 1908 sah ich bei Hoch einen großen Flug H. rustica, offenbar schon am Herbstzuge. Um diese Zeit scheint in jenem Jahre der größte Teil der hier nistenden Rauchschwalben aus der Umgebung von Salzburg, außerordentlich früh, bereits abgezogen zu sein; doch sah ich noch fast täglich bis Ende Sep- tember kleinere oder größere Flüge anscheinend am Zuge. Die letz- ten, über welche ich Nachricht erhielt, sollen am 3. X. bei K 1 e ß- h e i m gesehen worden sein.

Im Jahre 1909 scheinen viele Bruten durch das im Sommer andauernd kalte und regnerische Wetter gelitten zu haben und die Schwalben noch spät zu einer zweiten Brut geschritten zu sein. So beobachtete ich am 30. VIII. in Aigen eine H. rustica in einem Hause Junge fütternd. Am 13. IX. sah ich in Lengfelden 5 6 junge H. rustica. Sie schwärmten jagend umher und setzten sich dann auf die inneren Äste einer starkbelaubten jungen Esche. Nach Mitteilung des Hausbesitzers waren es dort ausgebrütete, vor etwa drei Wochen flügge gewordene Vögel. Die Alten sollen damals schon abgezogen gewesen sein. Am 15. IX. beobachtete ich in jenem Jahre die letzten H. rustica bei Salzburg.

Ein sehr bevorzugter Nächtigungsort für die im Herbste süd- wärts ziehenden Rauchschwalben scheint der Leopoldskroner Teich zu sein. In den vorhergehenden Jahren hatte ich dies nicht bemerkt, obwohl ich nach meinen Notizen wenigstens im Jahre 1908 wiederholt anfangs Oktober abends dort verweilte. Am Südostrande dieses Teiches zieht sich ein breiter Streif von Schilf hin, den die Staare als Nachtquartier benützen. In der Mitte der südlichen Teichhälfte befinden sich dichte Bestände von Seebinsen. In letz- teren übernachteten im Oktober die Schwalben. Nur einmal sah ich diese sich auch im Schilfe niederlassen u. zw. am 19. IX. Die ersten

Joseph Graf PI az: Ornithologische Beobachtungen aus Salzburg. 165

Schwalben erschienen etwa eine Stunde vor Sonnenuntergang am Teiche. Um Sonnenuntergang bildeten sie einen mehr oder weniger zahlreichen Flug, welcher sich immer enger aneinanderschloß und bei Beginn der Dämmerung meist unter lautem Gezwitscher, dies besonders, wenn die Schar sehr groß und der Schlafraum deshalb wohl beengt war, einfiel. Am, 28. und 29. IX. und 1. X. schätzte ich die übernachtenden Rauchschwalben auf etwa 300. Am 3. X. waren sie etwas weniger zahlreich. Am 6. X. dürften es über 300 gewesen sein, am 7. X. 500 und am 8. X. wohl noch mehr. Am 10. X. schätzte ich sie auf mehr als 200, am 11. X. waren ihrer weniger. Am 13. X. begann man den Teich abzulassen ; es zeigten sich etwa 100 Schwal- ben, ebenso am 18. X. Am 19. X. war der Teich schon fast trocken und Schilf und Binsen zum großen Teile gemäht, doch fielen noch etwa 50 Stück ein. Vom 20. X. an, an welchem Tage nur mehr ein kleiner Binsenbusch stand, sah ich keine Schwalbe mehr. So weit ich nach der Länge der Schwanzfedern beurteilen konnte, waren die übernachtenden Schwalben, wenn nicht durchaus, so doch zum weit- aus größten Teile Junge. Unter Tags sah ich im Oktober nur selten und vereinzelt H. rustica. Die letzten, über welche mir berichtet wurde, 2 Stück, wurden am 16. X. am Mönchsberg beobachtet. Bei Hoch wurden heuer am 6. X. die letzten, ein größerer Flug, gesehen.

87. Chelidonaria urbica (L.). Die Hausschwalbe nistet in der Stadt Salzburg und deren näherer Umgebung viel seltener als die Rauchschwalbe. Dafür ersetzt sie diese in den höher gelegenen Ge- birgsorten. Früher brütete sie auch in Hoch, ist jedoch dort seit einigen Jahren ausgeblieben. In Krim ml im Ober-Pinz- gau (ca. 1100 m) fand ich am 20. VII. 1909 nur diese Schwalbe, ebenso in Mühlbach im Pongau (853 m) am 25. V. 1910 und F i 1 z m 010 s (ca. 1050 m). Hier sah ich sie am 9. VIII. 1910 noch Nestjunge füttern. Erste Beobachtung: Salzburg 6. V. 1909. Letzte Beobachtungen: Salzburg: 13. IX. 1908, 9. IX. 1909, 17. und 19. X. 1910 am Leopolds kroner Teiche einige unter den Rauchschwalben.

88. Clivicola riparia (L.). Die Uferschwalbe traf ich bisher im Salzburgischen weder als Brutvogel noch am Zuge. An der Katzenbergleiten, dem alten I n n u f e r zwischen K i r c h- dorf und Obernberg im Innviertel fand ich eine kleine Brutkolonie.

166 Joseph Graf PI ar: Ornithologische Beobachtungen aus Salzburg.

89. Apus apivs (L.). Der Mauersegler ist in allen Ortschaften des Landes, auch in hochgelegenen, z. B. Krim ml; ein häufiger Brut vogell In H a g e n fr e r g- im o-fr ernste r re r c frischen Mühlviertel wurde mir mitgeteilt, daß' er dort mit Vorliebe Starenkasten, ohne Rücksicht darauf, ob diese bereits besetzt sind oder nicht, als Bruthöhle benütze. Bei kaltem Wetter fand ich ein- mal einen Mauersegler mit ausgebreiteten Schwingen am Fußboden meines Zimmers liegen. Tn der Meinung, er könne sich nur vom ebenen Boden nicht erheben, ließ ich ihn aus dem Fenster fallen, dbeh sank er ganz matt zn Boden. Nun ließ ich ihn mit Fliegen und kleinen Stückchen rohen Fleisches füttern. Nach kurzer Zeit hatte er sich so weit erholt, daß er in die Luft geworfen munter wegflog. Während der kalten regnerischen Zeit im Sommer 1909 wurden in Salzburg viel Mauersegler ganz matt oder bereits verendet in den Straßen der Stadt gefunden. Ankunftsbeobachtungen : S a 1 z b u r g : 5. V. 1908 Segler gehört, n. V. 1908 zahlreich eingetroffen; 26. IV.

1909 einen gehört, 27. IV. 1909 zuerst 5, dann noch einige einzelne gesehen. Hierauf trat kaltes regnerisches Wetter ein, während dessen ich Segler weder sah noch hörte. 11. V. 1909 wieder einige gesehen, 12. V. 1909 scheint der Hauptzug eingetroffen zu sein. Letzte Beobachtung:- Salzburg: 2. VIII. 1909 noch 2 gesehen, nachdem der Hauptabzug am 30. VIII. stattgefunden haben dürfte.

90. Capritnulgus europaeus L. Einmal, anfangs Mai 1905, gele- gentlich der Auerhahnbalz ein Stück in Thalgauberg beobach- tet. Der Ziegenmelker soll im G r ö d i g e r Eichet nisten, doch habe ich ihn dort weder gesehen noch gehört. Am 8. X. 1910 wurde im Garten der Villa Thienen in der Vorstadt Riedenburg ein ganz ermatteter Caprimul 'gus gefangen, der noch am selben Tage einging.

91. Picüs viridis L. Den Grünspecht fand ich sowohl im Flach- lande als im Gebirge; doch nirgends häufig.

92. Picus cantis L. Ich habe bisher den Grauspecht im S a 1 z- burgischen nur einmal und zwar ein altes q*' am 17. XI. 1910 bei K 1 e ß h e i m gesehen. Ob ich ihn gehört habe, weiß ich nicht, da ich seine Stimme von der des Grünspechtes nicht zn unterscheiden vermag. Der Schuldiener des hiesigen k. k. Gymnasiums und Prä- parator Georg K laushofer erzählte mir, es sei ihm im Herbste

1910 ein Stück aus der Gegend von O b e rndorf geschickt wor- den ; er erhalte manchmal diese Art,

Joseph Graf PI az: Ornithologische Beobachtungen aus Salzburg. 167

93. Dendrocopus major (L.). Wohl weitaus der häufigste Specht im Lande. Im November 1909 sah ich einen Rotspecht Hasel- nüsse vom Strauche holen und auf einem Aste aufhacken. Auch die Zirbelnüsse frißt er gerne.

94. Dendrocopus minor (L.). Der Kleinspecht scheint hier recht selten zu sein. Im Winter 1908 1909 besuchte ein Stück wie- derholt die Futterstelle bei einer Villa in der Heilbrunner- a 1 1 e e. Ich sah nur einmal, am 5. IV. 1910, ein £? in der Nähe des Eeopoldskroner Teiches.

95. Picoides tridactylus (L.). Der Dreizehenspecht dürfte im Gebirge nicht ganz selten sein. Ich sah im Juli 1881 zwei Stück bei Hoch, anfangs der Neunzigerjahre zwei Stück im Walde der Schmittenhöhe bei Zell am See und am 9. VIII. 1908 ebenfalls zwei Stück auf einem Zirbenbaume b~: Hoch. Am 18. I. 1908 wurde ein cf bei K o p p 1 geschossen.

96. Dryocopus martius (L.). Den Schwarzspecht traf ich über- all in den Gebirgswäldern des Landes bis nahe der Waldgrenze.

97. Jynx torquilla L, Am 26. VII. 1910 sah ich einen Wende- hals bei Hoch. Im Frühjahre, während der Zugzeit, glaube : Ti ihn in der Umgebung Salzburg’s wiederholt gehört zu haben. Da ich ihn aber nicht sah. und sein Ruf von den Staren vortrefflich nach- geahmt wird, kann ich nichts Bestimmtes angeben.

98. Alcedo ispida L. Dieser prächtige Vogel ist hier wegen der Verfolgung, der er als Fischräuber ausgesetzt ist, nicht oft zu sehen. Einzeln, sah ich ihn hie und da.

99. Upupa epops L. Der Wiedehopf scheint das Land Salz- burg -nur am, Durchzuge und auch dann nur spärlich zu berühren. Ich hörte seinen Ruf bisher niemals. Mitte September 1909 wurde ein Stück bei G o 1 d e g g im Pongau erlegt. Bei Hoch, wurc er einmal beobachtet.

1001 Cuculus canorus L. , Ein häufiger Sommervogel, welcher im Gebirge bis zur Waldgrenze zu finden ist. In Zell am See hörte ich es als Anzeichen schlechter Witterung deuten, wenn sein Ruf viel im Tale gehört wird. Dort kennt man ihn unter dem Namen „Branntreitgeier“, weil er- seine Eier mit Vorliebe in die Nester der Ruticilla titys, dort „Branntreiter“ genannt, legt. Erste Beobach- tungen-: St. Johann im Pongau 17. IV. 04, Salzburg 4. V. 08, 24. IV. 09, 26, IV, 10, Zuletzt gehört : Salzburg 16. VI. 09, 22. VI. io,

168 Joseph Graf Pia z: Ornithologische Beobachtungen aus Salzburg,

iox. Strix ßammea L. Die Schleiereule kommt hier wohl nur am Zuge vor. Im November 1909 wurde eine in der L i e f e r i n- g e r Au erlegt.

102. Glaucidium noctua (Retz.). Am 13. III. 1909 sah ich am hellen Tage einen Steinkauz in der Heilbrunner Allee, von kleinen Vögeln verfolgt, von Baum zu Baum fliegen. Seinen Schrei hörte ich öfters am Fuße des Mönchsberges.

103. Glaucidium passerimim (L.). Am 18. X. 1908 stand ich um Sonnenuntergang am Rande eines Nadelwaldes oberhalb Hoch (ca. 1200 m), als ich aus dem Walde einen mir ganz unbekannten Vogelruf vernahm, der sich etwa mit: „Dü di dii dii di di“, wobei die einzelnen Silben immer rascher aufeinander folgten und im Tone immer höher wurden, wiedergeben läßt. Die letzte Silbe klang etwas kreischend. Ich wußte nicht, welcher Vogelart ich diesen Ruf zuweisen sollte, der zugleich an den einer Drossel und eines Raubvogels erinnerte. Da die Dämmerung rasch hereinbrach, konnte ich keine weiteren Nachforschungen anstellen.

Am nächsten Mittage saß ich eine gute halbe Wegstunde entfernt und einige hundert Meter höher auf einer Wiese im warmen Sonnen- scheine, während der Wald im Rauhreife glitzerte, als ich vom Rande eines alten Holzschlages, etliche hundert Schritte von mir entfernt, den gleichen Ruf erklingen hörte. Nur klang manchmal eine der mittleren Silben wie : ,,düdl“, einmal auch der Schluß wie : „duiha“. Ich versuchte nun, mich anzupirschen, was wegen der Unebenheit des Bodens und des vielen Unholzes unter weit über die Kniee reichenden Heidelbeerbüschen nicht leicht war. Umsonst spähte ich, an Ort und Stelle angekommen, nach dem fraglichen Vogel und glaubte schon, er sei, von mir verscheucht* unbemerkt abgestrichen, als ich seinen Ruf aus geringer Entfernung wieder erschallen hörte. Vergebens suchte ich ringsum, stets in der Mei- nung, ich müßte wegen der Stärke der Stimme einen nicht allzu kleinen Vogel vor mir haben. Immer wieder hörte ich nach wenige Minuten währenden Pausen den sonderbaren Ruf in meiner Nähe. Endlich, es war halb 1 Uhr, überzeugte ich mich, daß die Stimme diesmal vom Wipfel einer mittelhohen Tanne herabklang, deren oberste Zweige einen dichten Schirm bildeten, von welchen ein rundes, weißliches Köpfchen zu mir herabsah. Ich schoß hierauf und hatte einen zierlichen Sperlingskauz, Q ad., erbeutet. Die gar nicht scheue Eule scheint mich neugierig umkreist zu haben.

Joseph Graf Plaz: Ornithologische Beobachtungen aus Salzburg. 169

Am 6. XI. 1909 hörte ich ebenfalls bei Hoch, mittags, aus größerer Entfernung dreimal den Ruf dieser Eule.

104. Nyctale tengmalmi (Gm.). Anfang Mai 1894 übernachtete ich wiederholt in Sennhütten am westlichen Hange des Zell am See gegenüber sich erhebenden Hundssteines. Da hörte ich regelmäßig in den späteren Abendstunden bis Mitternacht und früh morgens, wenn ich zu den Spielhahnbalzplätzen aufstieg, den Ruf des Rauhfußkauzes, welcher lebhaft an jenen des Wiedehopfes er- innerte.

105. Syrnium aluco (L.). Den Waldkauz höre ich seit Jahren im Nachwinter und Frühling am Kapuziner- und Mönchs- berge schreien. Am n. II. 1903 hielt sich ein Stück am hellen Tage in meinem Garten in St. Johann im Pongau auf, wo ich es auch während der folgenden Nächte wiederholt hörte.

106. Bubo bubo (L.). Ich hörte den Uhu einmal anfangs Mai in Thalgauberg vor Eintritt der Morgendämmerung ganz nahe von mir jauchzen. Präparator Bruck bauer erhielt Ende Oktober 1910 einen aus Krimml, Klaushofer 1909 drei und im Novem- ber 1910 einen aus Mauterndorf im Lungau. Auch bei Hoch wurde er wiederholt beobachtet, scheint somit überall in den gebirgigen Teilen des Landes vorzukommen. Uhu’s horsten regel- mäßig bei Reichenstein im Mühlviertel.

107. Falco peregrinus Tunst. Am Nockstein, dem nörd- lichen, felsigen Ausläufer des Gaisberges, soll der Wanderfalke jährlich horsten. 1909 wurden drei schon völlig befiederte Junge ausgenommen, welche jedoch beim Transporte im Rucksacke ein- gingen.

108. Falco subbuteo L. Ein kleiner Falke, den ich wieder- holt bei Hoch sah und der 1908 in einem nahen Wäldchen horstete, dürfte dieser Art angehört haben. Im Frühjahre 1910 erhielt der Präparator Bruckbauer mehrere in der Umgebung Salzburg’s geschossene Baumfalken zum Ausstopfen.

109. Tinnunculus tinnunculus (L.). Der Turmfalke ist hier nicht häufig. Ein Paar horset auf Hohensalzburg.

110. Tinnunculus vespertinus (L.). Der Rotfußfalke scheint hier nur am Zuge vorzukommen. Anfangs September 1909 wurden 3 bis 4 Stück bei K o p p 1 beobachtet und ein Junger geschossen.

170 Joseph Graf Plaz: Ornithologische Beobachtungen aus Salzburg.

in. Perms, apivorus (L.). Den Wespenbussard beobachtete ich im Sommer 1908 und 1909 fast täglich bei Hoch. Am 9. VIII. 1910. sah ich einen bei M a 11 d 1 i n g.

112. Buteo buteo (L.). Den Mäusebussard fand ich überall im Lande, doch nirgends häufig. Hier traf ich ihn besonders im Früh- ling und Herbste.

113. Acjuila chrysae.tus (L.).. Vor etlichen Jahren wurden auf einer Alm in der Flachau einige Schafe vom Blitze erschlagen. Die Äser blieben liegen. Seither zeigt sich nach Angabe eines dor- tigen Jägers in jener Gegend häufig ein Steinadler. Leider werden die Adler im Lande so verfolgt, daß ihr völliges Verschwinden, wohl nicht lange aussteht. Würde wohl die Gemsen- und Ziegenräude so stark um sich greifen, wenn die Adler ihre sanitäre Aufgabe im Gebirge erfüllen könnten?

114. Accipiter nisus (L.). Der Sperber ist recht häufig, beson- ders im Herbste und Winter, in der Umgebung und der Stadt Salz- burg zu sehen. Ich beobachtete einmal einen am R u d o I f - Q u a i, Spatzen jagend.

11 5. A'stur palumbaris (L. ) . Auch der Hühnerhabicht ist, be- sonders im Gebirge, nicht selten. Bei Zell am See fand ich ein- mal einen mit drei Jungen besetzten Horst, welcher mitten im Walde auf einer hohen Fichte stand. Das Geschrei der Alten hatte ihn verraten.

116. Circus pygargus (L.). Am 2. V. 1910- wurde bei G o 1- 1 i n g ein 0 erlegt. Wahrscheinlich gehört der gleichen Art eine braune Weihe mit weißem Unterrücken und unserseits- deutlich, ge- bändertem Stoße an, welche ich am 2. IV. 19.10 zwischen Obern- dorf und G ö m i n g sah.

117. . Columba palumbus L. Die Ringeltaube traf ich im- ganzen Lande, jedoch, im Gebirge viel häufiger, als in der Ebene, wo sie erst im Herbste, in größeren Flügen vereinigt, zahlreich auftritt. Letzte Beobachtungen:. Hoch, 18. X. 08, Schwarzenberg- alpe bei Eisbethen, 30.. X. 09,

118. Columba oenas L. Einmal im Maxglaner Eichet ein Stück gesehen.

119. Turtur turtur (L. ) . Die Turteltaube scheint vereinzelt im Lande zu brüten. Wenigstens sah ich einmal im Frühsommer, kurz vor der Station T h a 1 g a u der Salzkammergutbahn, ein Paar dieser Vögel. Am 14. V. 08 sah ich auf einem Haferfelde im N on n-

Joseph Graf PI az: Ornithologische Beobachtungen aus Salzburg 171

tale ein O, das d'ann dem Mönchsberge zuflog. Ende Sep- tember 1909' wurde ein junges q" in Maxg 1 a n erlegt.

120. Lagopus mutus Montin. Auf der Schmitten höhe bei Zell am See hörte feto 1893’ und 1894 anfangs Mai gelegentlich der Spielhahnbalz regelmäßig den schnarchenden Ruf des Schnee- huhnesv Auch im Sommer traf ich es dort. Auf dem gegenüber- liegenden H u n i s s t e i n fand ich es niemals, doch soll es nach Angabe des k, lc. Bezirksförsters Hubert G offner in Zell am See auch dort Vorkommen.

121. Bonasia bonasia (L.). Ich fand das Haselhuhn bei Hoch und in Sc.hd.0gl he r g im Mühlbachtale westlich von B. ischofsho fern

122. Tetrao tetrix L. Das Spielhuhn ist. überall im Gebirge ober der Waldgrenze, einzeln auch tiefer unten und in den großen Torfmooren im Norden des Landes zu treffen. Auf einer Alm im Lungau sollen nach Angabe verschiedener Gewährsmänner Hähne mit weißen Flecken im Spielt Vorkommen.. Ich sah einmal einen solchen Stoß auf einem Damenhute. Der Name der betreffenden Alm ist mir leider entfallen^

123. Tetrao urogallus L. Das Auerhuhn ist allenthalben in den Wäldern sowohl des. Hoch- und Mittelgebirges,, als des Hügellandes zu finden. Im Herbste 1909 erschlug sich eine, wahrscheinlich von einem Habichte verfolgte Brahmhenne in H ö c h, durch heftiges Anfliegen an die Hauswand. Ein im Vogelhaus im Mirabell- g.arten gefangen gehaltener Auerhahn balzte im Frühjahre und Herbste und trat ein ihm beigestellte Haushenne. Diese legte auch Eier, welche sich aber als taub erwiesen.

124. Coturnix coturnix (L.). Die Wachtel ist in der Umge- bung der Stadt Salzburg nur recht spärlich anzutreffen. Ich hörte sie nur einmal bei A n i f und einige Male auf den Wiesen zwischen G o i s und dem Untersberge. In den Gebirgstälern fand ich sie häufiger, bei Hoch hörte ich sie alle Jahre.

12,5. P erdix p erdix (L.). Das Rebhuhn ist in der Umgebung S a 1 z b u r g’s recht häufig, obwohl wenig für Fütterung bei tiefem Schnee gesorgt wird. Bei Hoch hielten sich einige Jahre hindurch zwei Ketten auf, welche seit einem besonders schneereichen Winter verschwunden sind.

126. Caccabis saxatilis Meyer. Das Steinhuhn soll nach Angabe des k. k. Bezirksförsters Hubert Goffner am Hundsstein

172 Joseph Graf PI az: Qmithologische Beobachtungen aus Salzburg.

brüten. Ich selbst traf es bisher dort nicht. Nach Mitteilung eines anderen Jägers kommt es auch am kahlen Gasthofgebirge in der hinteren F 1 a c h a u vor.

127. Ardea cinerea L. Ich beobachtete den Fischreiher nur zweimal im Salzburgischen : Am 9. V. 96 sah ich zwei Stück an der T a u r a c h zwischen T a m s w e g und Mauterndorf im Lungau und am 30. IV. 10 hörte ich zwei Fischreiher an der Glan zwischen M a x g 1 a n und dem Maxglaner Eichet schreien ; da es 6 Uhr abends war und schon stark dunkelte, konnte ich sie nicht sehen.

128. Ardea purpurea L. Schuldiener Kläushofer besitzt ein von ihm präpariertes Q, welches vor einigen Jahren in den Salzachauen bei Oberndorf geschossen wurde.

129. Ardeola ralloides (Scop.). Ein wurde am 14. V. 1910 bei G o 1 d e g g im Pongau erlegt.

130. Botaurus stellaris (L.). Im Herbste 1909 wurde eine Rohr- dommel bei M a 1 1 s e e geschossen.

13 1. Ciconia ciconia L. Wiederholt wurde mir mitgeteilt, daß Störche im Frühling im Lande gesehen wurden. Bei Altenmarkt trieb sich 1910 durch längere Zeit ein Storch herum, zuletzt wurde er am 23. V. gesehen. Am 30. V. 1909 sah ich bei Leopoldskron zAvei sehr hoch fliegende Störche. Diese sollen sich, wie mir später erzählt wurde, durch einige Wochen in der Gegend aufgehalten haben.

132. Otis tarda L. Um das Jahr 1900 nahm ich zwischen Weih- nachten und Neujahr an einer Treibjagd in der Umgebung von Kefermarkt im oberösterreichischen Mühlviertel teil. Es ist dies eine sehr hügelige Gegend mit tief eingeschnittenen Tälern, felsig, viel Wald, meist Föhren und Fichten, dazwischen Felder und Wiesen und zerstreut liegende Bauernhöfe. Der Boden war mit Schnee bedeckt. Nach einem Triebe meldete mir ein Jäger, es sei ein großer Vogel geschossen worden, den niemand kenne. Es war ein alter, sehr starker Trappenhahn, der von rückwärts über die Schützenkette in den Trieb gestrichen war und hiebei erlegt wurde. Ich glaube, er befindet sich jetzt im Landesmuseum in Linz.

133. Otis tetrax L. Am 10. XI. 1908 wurde am Leopolds- kronerMoose eine Zwergtrappe erlegt, wahrscheinlich ein junges £f. An der einen Schwinge fand sich eine verheilte Schußwunde.

joseph Graf P I aZ: Ornithologische Beobachtungen aus Salzburg. 173

134. Fulica atra L. Auf den Seen bei M a 1 1 s e e und dem W a 1 1 e r s e e nicht selten. Im Jahre 1907 verbrachte ich die Zeit von Mitte Jänner bis Ende Februar in Gmunde n. Da auf dem im Stadtgebiete gelegenen Teile des Traunsees nicht gejagt werden darf, wird dieser von vielen verschiedenen Wasservögeln belebt. Die Stelle am Ausflusse der Traun hatten sich zahlreiche Bläßhühner zum Aufenthalte erkoren.

135. Gallinula chloropus (L.). Auf den Seen und den verwach- senen toten Gewässern der Salzach nicht selten.

136. Ortygometra porzana (L.). Ein gesprenkeltes Sumpfhuhn wurde am 11. X. 1910 bei Siezenheim geschossen.

137. Cr ex er ex (L.). Der Wachtelkönig ist sowohl in der Um- gebung der Stadt Salzburg, als auch in den Gebirgstälern, wo ich ihn z. B. bei Hoch alljährlich hörte, recht häufig. Im Herbste 1910 verirrte sich ein Wachtelkönig in ein Zimmer der mitten in der Stadt Salzburg am Rudolfs-Quai gelegenen Gewerbeschule. Ankunftsdaten: 15. V. 09, 13. V. 10. Zuletzt gehört: 17. VII. 10 in der Nähe des Schlosses Leopoldskron. Am 29. X. 10 wurde ein Wachtelkönig bei Maria P 1 a i n erlegt. In Unter- Steiermark wird er von seinem Rufe „Strohschneider“ genannt.

138. Vanellus vanellus (L.). Im Frühjahre während der Zug- zeit sah und hörte ich den Kiebitz öfters im Lande, so auf den Mooswiesen an der Enns bei Radstadt und bei T h a 1 g a u. Bei Mattsee scheint er auch zu brüten, denn einmal im Früh- sommer wurde ich dort von einem Kibitz längere Zeit umkreist. Er verfolgte namentlich meinen Hund, auf den er schreiend herab- stieß. Im Herbste sollen sich kleine Flüge auf den Feldern bei Siezenheim aufhalten.

139. Oedicnemus oedienemus (L.). Der Triel, in Unter- Steiermark: „Grieshändl“ genannt, wird fast alle Jahre im Herbste in der Umgebung von Salzburg in einzelnen Exemplaren erlegt. Im September 1893 oder 1894 sah ich einen am Seeufer bei Zell am See. Ich folgte ihm im Kahne. Er ließ mich wiederholt, ganz gegen die Gewohnheit dieser sonst so scheuen Vögel, recht nahe ankommen, bis er schließlich über den See abstrich und ich ihn aus den Augen verlor. Am 23. oder 24. IX. 10 hielt sich ein Triel am sandigen Ufer des Klemmbaches bei Hoch auf.

140. Tringoides hypoleucus (L.). Durch das eigentümliche Trillern aufmerksam gemacht, beobachtete ich ein Paar dieser Vögel

174 joseph Graf PI az: Ornithologische Beobachtuiigenaüs Salzburg.

am Abende des 24. I V. 08 an einem toten Arme der Salzach in der Morz g'er A u. Der eine Vogel, wohl das <^, lief den Wasser- rand entlang vom anderem, dem q"', gefolgt. Dann liogen sie wieder zurück und wiederholten dieses Spiel ununterbrochen, so lange ich zusah. Am 29. VIII. 09 sah ich mehrere an der Salzach.

141. Totanus giareola ,(sL.). Am 9. IX. 1908 und wahrscheinlich auch am 29. VIII. 1909 sah ich einige .an der S a 1 z.a.ch.

.142. Totanus littoreus (L.J. Anfangs September 1910 wurde ein jun. bei S t. G i 1 g en ‘geschossen. Ich sah ihn beim Präparator iv 1 a u shofer.

143. Numenius spec .? In zwei aufeinander folgenden Jahren hörte ich im Oktober nachts große Mengen von Zugvögeln salzach- auf wärts ziehen. So lange ich wachte, konnte ich ununterbrochen die verschiedensten Stimmen und darunter wiederholt die des Brach- vogels hören. Anläßlich einer Treibjagd im Spätherbste 1907 bei ü'b e r nb erg am Inn im 'Innviertel hörte ich dort auch wiederholt Brachvögel rufen, ohne sie jedoch sehen zu können. Ich meine, es waren in beiden Fällen Numenius arcuatus (L.).

144. Scolopax rusticola L. Die Waldschnepfe -konnte -ich an- läßlich der Hahnbalz im Monate Mai, also lange nach der Strichzeit, in T ha lgauberg und Schl ege l.b erg um Tagesanbruch hören. Sie brütet .also wohl im Salzburgischen.

•145. Anas boschas E. Die Märzente ist in der Ebene und In den -Gebirgstälern an geeigneten Stellen als häufiger Brutvogel -zu treffen. Im Spätherbste halten sich große Flüge am Z e 1 1 e r S^e auf. Sie sind -dann außerordentlich scheu.

146. Fuligula fuligula (L.). Im Herbste 1893 oder 1894 sah

ich einmal eine Reiherernte am Zeller See nahe dem Ufer. Im Jänner und Februar 1907 hielten sich sehr viele Reiherenten am Traunsee auf, und ,'QQ. Sie waren gar nicht scheu und

ließen sich arglos beobachten.

147. Fuligula clmgula (L.). Am 47. III. 19:10 -hielt sich wäh- rend des ganzen Tages ein am L e o pol d:s k r o n err Teiche auf. Es schwamm an der breitesten Stelle in der Mitte des Teiches im Kreise herum, ohne daß Ich .es je untertauchen sah. Unter Tags selten, ließ es nach Eintritt der Dämmerung .häufig seine krächzend- kreischende Stimme hören. Im Winter .1907 sah ich auch viele

Joseph Grat Pba z: Ornithologische Beobachtungen aas Salzburg, 176

Schellenten. am T r.aunsee: und 99- Sie waren viel scheuer

als die Reiherenten und kamen dem Ufer nie so nahe als /letztere.

148. -Fuligula ferma (-L.). Mitte September J.91,0 wurde bei Siie z e n h ei m ein geschossen. 1907 ließ ich auch ab und zu ein cf und ein 9 der Tafelente unter den Reiherenten am T r a u n- see blicken.

.149. Oidemia nigra (L) .. Schuldiener Klaus h o l e r besitzt ein von ihm präpariertes altes gf., welches vor einigen Jahren bei Z e l l a m Siee -geschossen wurde.

150. Mer gas albellus L. Den kleinen Säger trifft man im .Spät- herbste nicht selten bei Z e llam See.

151. Mergus serrator L. JEdn cf juv. wurde etwa im Jahre 1907 am W a 1 1 e r s e e bei Seekirchen geschossen und ist ebenfalls im Besitze Klau s h oi e r’s.

15-2. Mergus mergauser :L. Am 9. XL 1910 beobachtete ic-h um die Mittagszeit auf der Salzach unterhalb von Bergheim drei 9'9- Sie unterschieden sich -von den Abbildungen im N aumann und F ri't se h dadurch, daß das Kinn nicht weiß, -sondern rotbräun- lich und der Vor der hals bis zur braunen Kopfzeichnung -glänzend weiß war wie die Brust. Nach der Größe, in der Nähe am Wasser- rande sitzende Rabenkrähen «dienten mir als Vergleichsobjekte, hätte ich sie der vorhergehenden Art zugezählt, doch fiel mir 'nicht auf, daß der große weiße Spiegel, den -ich, als sie unferne von mir wor- überstrichen, sehr schön -sah, durch eine dunkle Binde geteilt ‘gewe- sen -wäre. Anfangs schwammen sie am Rande einer Sandbank, putzten ihr Gefieder, streckten sich auch mit den Flügeln schlagend. Später strichen sie einige hundert Schritte weit flußaufwärts, ließen sich dann häufig tauchend abwärts treiben auch über eine Stromschnelle. Beim flußaufwärts Schwimmen streckten sie manchmal den -Hals weit vor und den Kopf ins Wasser. Bei -Z e 1 1 a m S-e e soll diese Art auch manchmal verkommen, doch seltener als die vorletzte.

r53. Hydrochelidon nigra \ L.). Am 22. V. 1910 wurde em Stüdk bei M a 1 1 s e e geschossen.

154. Sterna minuta L. In der zweiten Hälfte September 1909 wurden am W a 1 1 e r s e e drei Zwergseeschwalben erlegt.

155. Sterna hintndo L. Die Flußseeschwälbe beobachtete ich jeden Sommer in einigen Stücken auf den Seen bei M a t ts^e-e.

156. Laras minutus Pall. Mitte September 1903 war die 'Ga- st e i n e r Ache in Folge von Wolkenbrüchen und rascher Schnee-

176 Joseph Graf Plaz: Örnithologische Beobachtungen aus Salzburg.

schmelze ausgetreten und überschwemmte einen großen Teil des Talgrundes. Am 18. jenes Monates beobachtete ich dort eine Zwerg- möve. Am 15. IX. 1908 hielten sich drei Zwergmöven, darunter zwei Junge, am Leopoldskroner Teiche auf. Sie waren ziemlich scheu.

157. Larns ridibundus L. Die Lachmöve ist im Spätherbste, Winter und ersten Frühling an der Salzach im Stadtgebiete und flußabwärts häufig zu sehen. Sie fliegt und schwimmt ganz ver- traut umher, oder ruht auf den Sandbänken im besten Einvernehmen mit den zahlreichen Rabenkrähen.

158. Stercorarius pomarinus (Temm.). Am 26. IX. 1909 wurde ein juv. bei der flußaufwärts der Stadt gelegenen Zivilschießstätte erlegt.

159. Stercorarius parasiticus (L.). Bei M a 1 1 s e e und am W al- le r s e e wurden Mitte September 1909 je ein juv. geschossen. Ersteres gehörte der hellen, letzteres der dunklen Form an.

160. Colymbus cristatus L. Der große Lappentaucher ist ein nicht seltener Brutvogel am W a 1 1 e r s e e und an den Seen bei Matt- see. Leider wird er sehr verfolgt. In Zell am See sah ich ihn niemals.

161. Colymbus nigricollis (Brehm). Am 14. VIII. 1910 wurden am Goldegger See ein cf und ein 9 geschossen. Das c? hatte die rotgelben Federn an der Kopfseite sehr schön, das 9 mir angedeutet.

162. Colymbus fluviatilis Tunst. Überall auf Seen und toten Wässern, wenn diese verwachsen sind. Am Leopoldskroner Teiche fand ich ihn jedoch nur im Herbste, besonders zahlreich vom 15. IX. bis 17. X. 1910. Auch seine Stimme hörte ich damals sehr viel.

163. Gavia torquata (Brünn.). Ein juv. wurde am 6. XI. 1910 bei M a 1 1 s e e geschossen. Daß es ein Junges war, schloß ich aus dem blaugrauen Schnabel mit schwärzlichem Firste. Präparator Bruckbauer sagte mir, die Knochen seien sehr hart gewesen.

164. Gavia arctica (L.). Am 8. XI. 1909 wurde am Mond- see bei Blomberg ein altes cf fast im vollen Prachtkleide ge- schossen.

165. Gavia lumme (Gunn.). 1893 oder 1894 sah ich bei Zell am S e e ein cf im Prachtkleide. Im Winter 1907 sah ich auch, jedoch stets in sehr großer Entfernung, vom Ufer Seetaucher am Traun- see. Nach der Stimme, die ich nach Eintritt der Dunkelheit wieder- holt hörte, waren unter ihnen Nordseetaucher. Am 28. XI. 1909 wurde bei B e r g h e i m an der Salzach ein 9 juv. erlegt.

Dr. J. Gengier: Der rumänische Goldammer ist eine eigene Form. Vli

Der rumänische Goldammer ist eine eigene Form.

Von Dr. J. Gengier.

Robert Ritter y. Dombrowski in Bukarest nennt die rumä- nischen Goldammern Emberiza citrineil, a palukae Parrot und gibt für sie folgende Kennzeichen an. Oberkopf leuchtend zitronengelb, von welchem die dunkelgrünen Stricheln lebhaft abstehen, oft fehlen selbe aber auch vollständig; von der Stirne zieht sich ein dunkel- graugrüner Streif bis über das Auge hinaus ; Scheiteirand und Nacken olivgrünlich, Wangen und Ohrengegend zitronengelb, olivgrünlich- braun untermischt und ebenso breit eingesäumt ; Nackenband grau- grün, setzt sich ununterbrochen über die Oberbrust fort, dort breite, dunklere, fast schwarze Flecke zeigend ; Kinn und Kehle leuchtend zitronengelb; an den Seiten bei sehr alten Männchen ein breiter, rostroter Backenstreif, bei jungen nur angedeutet, Br.usfsei.ten intensiv rostrot und nur in der Mitte die gelbe Farbe als schmalen Streifen freilassend; Weibchen (?) stark rostbraunrot mit schwarzbrauuen Längsflecken; Unterseite zitronengelb, Rücken aminerfarb.en, rost- rötlich überflogen ; Oberschwanzdecken lebhaft rotbraun, Sekundären kräftig dunkelrotbraun.

Dr. Par rot stießen bei der Bearbeitung der kritischen Über- sicht der palaearktischen Emberiziden (Ornith. Jahrb. 1905) an Exemplaren, die aus der Umgegend von Konstantinopel stammten, einige auffallende Färbungsunterschiede auf. Er berichtete darüber ausführlich in oben genanntem Jahrbuche. Die drei Vögel waren am 7. und 11. April 1903 und 24. April 1904 erbeutet. „Die rotbraune Farbe in der Bartgegend ist in Form von kleinen Fleckchen bei allen vorhanden, aber nur bei einem Exemplar so ausgedehnt, daß man direkt von einem Bartfleck sprechen kann ; sehr ausgesprochen ist die Fleckung auf den Brustseiten und Flanken (in gleicher Weise übri- gens auch bei ungarischen Vögeln nicht selten vorhanden ) ; die Kopf- platte -weist ein auffallend leuchtendes Zitronengelb auf, vor dem die eventuell vorhandenen Schaftflecken (bei einem Exemplar fehlen sie vollständig) lebhaft abstechen ; bei einheimischen Exemplaren finden wir diese Nuance ausnahmsweise fast erreicht, doch ist eine solche hochgelbe Kopfplatte, auf der höchstens noch vereinzelte Federchen schwärzlich gestrichelt erscheinen, immerhin nicht gewöhnlich und dürfte kaum vor Mitte Juni auftreten. An den Konstantinopeler Vögeln fällt ferner das kräftige und dunkle Rotbraun an den Sekun-

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178 Dr. J. Gen gl er; Der rumänische Goldammer ist eine eigene form.

dären (besonders bei dem Exemplar vom 7. April) auf, wie ich es in solchem Maße bei keinem der mitteleuropäischen Frühjahrsvögel wieder gefunden habe. Fei den letzteren sind die Sekundären mehr sepiabraun, eher mit einem grünlichen Ton überlaufen, 01t sehr ab - geblaßt und wohl immer nach außen hin hellbräunlich bis weißlich werdend. Bei den Vögeln aus der Türkei sind ferner die großen Flügeldecken und Schulterfedern entschieden dunkler rotbraun und ermangeln des saftgrünen Anflugs ; auch die Bürzelgegend siehr dunkler aus, weil den Federn jede hellere Umsäumung fehlt. An den Schwanzfedern ist die Ausdehnung des Weiß, das sich nach oben zu rascher verschmälert, geringer. Bei den zwei Exemplaren vom Vorjahre (welche überhaupt die geschilderten Merkmale aus- gesprochener darbieten), erscheint außerdem der Rücken dichter schwarz geschäftet, diese Flecken sind mehr mit Rostrot verwaschen und die ganze Grundfarbe ist weniger hellbraungelb mit saftgrünem Anflug (so die Frühjahrsvögel bei uns, während im Herbst dieser Anflug fehlt und die Federn nur hell ockergeiblich gerandet sind) als einfarbig gelbbraun. Das eine Männchen ist noch dadurch aus- gezeichnet, daß die Mitte der fünften Primäre inkl. Schaft eine weiße Farbe zeigt, was aber wohl nur eine individuelle Variation ist, wie sie in ähnlicher Weise nach Braun bei den Vögeln um Konstanti- nopel nicht selten Vorkommen soll. Was die Größe der türkischen Vögel anlangt, so schwanken die Flügelmaße zwischen 85 und 88 mm, woraus hervorgehen würde, daß diese Südländer geringwüchsiger zu sein pflegen wie die mitteleuropäischen Stücke. Da E. citrinella von D r e s s e r für die Türkei als Brutvogel nicht angeführt wird, wohl aber als häufiger Wintervogel, so wäre es ja möglich, daß meine Exemplare dort nur auf dem Durchzuge begriffen waren ; es scheint mir das aber in Anbetracht der späten Jahreszeit nicht wahrscheinlich. Sollte es sich bestätigen, daß die mitgeteilten, allerdings ziemlich geringfügigen Differenzen regelmäßig bei Exemplaren aus jener Gegend sich finden würden, so ist es wohl nicht zu umgehen, diese Form durch einen besonderen Namen als solche zu kennzeichnen ; ich würde hierfür E. citrinella palukae vorschlagen“. Mit Absicht habe ich diese ganzen Ausführungen Dr. P a r r o t’s wiedergegeben zur leichteren Orientierung bei den folgenden Auseinandersetzungen.

Ich habe P a r r o t damals brieflich wie mündlich meine Zweifel über diese türkische Form ausgedrückt und P a r r o t kam auch Wegen Mangels an Material zu keiner definitiven Entscheidung mehr.

Dr. J. Gen gier: Der rumänische Goldammer ist eine eigene Form. 1?9

Auch Hartert meint in seinem großen Werke „ungenügend be- gründete Form". Es ist bis jetzt auch noch nicht einwandfrei nach- gewiesen worden, daß Goldammern in der Umgebung von Konstan- tinopel Brutvögel seien.

Betrachtet man die beiden Beschreibungen der E. e. palukae von Dflmbrowski und von P a r r o t, so kann man allerdings leicht zu der Meinung kommen, die Vögel gehörten zusammen und E. c. palukae sei in Rumänien Brütvogel und streiche im Winter bis Konstantinopel. Denn daß die von Parrot untersuchten türkischen Vögel nur Strichvögel waren, bin ich trotz des späten Datums über- zeugt. Streichen doch in Süddeutschland noch bis Ende April nicht allzu selten nordische Goldammern durch.

Schon bei der oberflächlichen Betrachtung rumänischer Brutvögel fallen mir zwei Dinge auf, die sowohl zu der Parro t’schen, wie zu der Dombrowsk i’schen E. c. palukae nicht passen. Die Kehle ist auf gelbem Grunde, der absolut nicht besonders lebhaft ist, oliven- braun bis rotbraun gestrichelt und sogar gefleckt. Parrot spricht nur von einer Fleckung der Bartgegend, Dombrowski sagt so- gar, Kinn und Kehle leuchtend zitronengelb. Diese unreine Kehle, wenn ich so sagen darf, ist bei den rumänischen Vögeln sehr auf- fallend und stimmt mit palukae absolut nicht zusammen. Rote Bart- streifen haben wohl einzelne Exemplare, doch keine sehr schön aus- geprägten. Doch ist, wie ich ja seinerzeit nachgewiesen, ein roter Bart kein Zeichen einer geographischen Form der Goldammer, son- dern nur ein Zeichen höheren Alters. Das zweite auifalende Merkmal ist eine mehr oder minder starke weiße Überhauchung einzelner Partien der Unterseite, die bei Aprilvögeln sich viel ausgesprochener zeigt, als bei Maivögeln und besonders deutlich bei einem Oktober- vogel hervortritt. Wenn die von Parrot untersuchten Vögel die beiden geschilderten Kennzeichen gehabt hätten, würden sie seinem so geschulten Auge sicher nicht entgangen und von ihm angeführt worden sein. , - , , i-rf I

Auch was die besonders betonte leuchtend zitronengelbe Färbung des Oberkopfes anlangt, finde ich dies nicht; unsere Mitteleuropäer stehen darin den Rumäniern nicht nach. Die von Parrot für palukae angegebenen Flügelmaße sind zu gering, alle meine Rumä- nier haben längere Flügel, sind überhaupt zu den großwüchsigen Godammern zu rechnen. Die lebhaft rotbraunen Oberschwanzdecken

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sind bei meinen Vögeln nicht zu finden, im Gegenteil, dieselben sind trüb und häufig haben die Federn rostbraune Spitzen.

Ich möchte nun eine genaue Beschreibung eines alten Männchens, das am 18. Mai 1910 bei Funari in Rumänien gesammelt worden ist, hier einfügen. Oberkopf zitronengelb mit dunkel olivbraunen Flek- ken unregelmäßig gezeichnet ; diese Flecken und Fleckchen zeigen in ihrer Mitte fast schwarze Schaftstriche; ein olivengrünlichbrauner Streif zieht von der Stirne zum Genick, sich dort ausbreitend und mit dem Streifen der anderen Seite sich vereinigend, so daß dort eine bald eckige, bald mehr hufeisenförmige Figur sich bildet. Das Gesicht zitronengelb, am lebhaftesten hinter dem Auge, Ohrgegend und ein Streif vom Mundwinkel bis zum Öhr dunkelolivgrün ; Kehle schön zitronengelb, olivgrün gefleckt, einzelne Federchen mit schwar- zem Haarstrich versehen, zu beiden Seiten ein aus rotbraunen Flecken bestehender, nicht ganz fest zusammenhängender Bartstreifen ; Nacken olivgrün, hie und da etwas gelb durchschimmernd ; ein oliv- grünes schmales Band, das dunkelbraun bis schwarz gefleckt er- scheint, zieht sich vom Nacken über die Oberbrust, Kehle und Brust scharf teilend. Rücken fahlrotbraun, jede Feder schwarz längs- gefleckt und fahlbraun bis weißlichbraun gesäumt, im ganzen etwas grün überlaufen; Bürzel und Oberschwanzdecken trüb zimtbraun mit hell rostbraunen Federspitzen. Flügeldecken und Armschwingen rotbraun mit breitem schwarzen Mittelfleck und hellen, fast weißen Säumen, Afterflügel zitronengelb, Handschwingen stumpf schwarz - braun mit schmalen hellgelben bis grünlichgelben Säumen. Unter- seite hell zitronengelb, um die Brust zieht zuerst ein graues, dar unter ein rotbraunes Band, beide mit dunkleren Flecken und gelben zackigen Streifen schattiert; die Seiten sind mit langen rotbraunen, häufig schwarz in der Mitte gestreiften Längsflecken gezeichnet. Die feinsten Spitzen der Federn der Brust und der Seiten sind weiß, so daß diese Teile aussehen, als seien sie leicht weiß überpudert oder angeflogen. Unterschwanzdecken blaßgelb, jede Feder mit schmalem rotbraunen Mittelfleck, dieser wieder mit schwarzem Schaftfleck. Schwanz schwarzbraun, jede Feder zuerst mit licht rotbraunem, dann mit fahlem, fast weißem Saum. Die Unterseite der Schwanzfedern von der Wurzel herab zu ein Drittel dunkelgrau, zu zwei Drittel weißgrau bis fast weiß. Ganze Größe 170, Flügel 93, Schwanz 71 mm.

Die weiße Uberpuderung verliert sich bei im Juni und Juli

Dr. J. Gengier: Der rumänische Goldammer ist eine eigene Form. 181

gesammelten Vögeln immer mehr, bleibt aber an den Seiten immer noch deutlich erkennbar.

Durch vorliegende Beschreibung ist es leicht einzusehen, daß die rumänischen Goldammern nicht zu der Form gehören, die P a r r o t im Falle, daß sich die von ihm angegebenen Differenzen regelmäßig und konstant wiederholen, E. c. palukae benannt wissen wollte.

Alle Rumänier machen einen lebhafter gefärbten, lichteren Ein- druck, das Gelb der Unterseite ist schön rein und sticht gut gegen die gestreiften Seiten ab. Vergleicht man Goldammern aus Bul- garien mit ihnen, so zeigen sich diese viel dunkler, besonders das grüne Brustband läßt dies auffallend erscheinen und das Gelb der Unterseite ist trüber und kommt, da die Seitenfleckung ebenfalls trüber ist, nicht so zur Geltung. Auch erscheint der Rücken der bulgarischen Goldammern breiter schwarz, längsgefleckt und der Nacken viel intensiver grün überlaufen. Gleichfalls trüber im Ge- samtkolorit und dunkler am Rücken zeigen sich Vögel aus Bosnien und Kroatien.

Was das Gefieder des rumänischen Wintervageis anlangt, so ist dieses im ganzen sehr blaß und läßt die Zeichnung an vielen Stellen eigentlich nur mehr durchscheinen. Es wird dies, wie schon oben beschrieben, eben dadurch bewirkt, daß alle Federn feine weiße Spitz- chen haben. Hier sind dieselben aber nicht nur auf einzelnen Ge- fiederpartien Avie dort beschränkt, sondern die Federn des ganzen Körpers besitzen sie. Dadurch verschwindet jeder grüne Ton im Nacken, am Rücken und auf der Brust und selbst die olivengrünlich- braunen Töne, besonders am Kopf und Gesicht, erhalten ein mehr fahlbraunes Aussehen. Gerade die rumänischen Wintervögel stim- men, was auffallend und bei denen anderer Landstriche umgekehrt ist, in ihrem Gesamtkolorit außerordentlich überein. Diese Beobach- tung würde den Schluß rechtfertigen, daß die Rumänier Standvögel seien.

Liest man das, was H a r t e r t unter Emberiza citrinella erythro- genys Brehm über das lichtere Aussehen der von ihm zu dieser noch „ungenügend bekannten Form“ schreibt, so möchte man am liebsten die rumänischen Goldammern unter diese Rubrik einreihen. Der Vergleich jedoch mit östlichen Vögeln aus Ostrußland und aus Tur- kestan zeigt uns wohl auch hier lichtere Farben, was das Gelb an- langt, weiße Überpuderung und sehr ähnliche Kehlfärbung, aber es

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sind doch vollkommen andere Goldammern, die mit den rumänischen nicht zusammenzubringen sind. Mir machten die letzteren, mit Vö- geln aus anderen Gegenden verglichen, stets den Eindruck frisch vermauserter Vögel.

Zweifellos gehört der sehr apart gefärbte rumänische Gold- ammer nicht zu Emberisa citrinella palukae, wohl aber bildet er eine eigene Form, die die in oben gegebener Beschreibung angeführten Kennzeichen konstant trägt. Ich möchte daher für diese Goldammer- form den Namen Emberiza citrinella romaniensis in Vorschlag bringen.

Zum Schlüsse möchte ich hier meinen besten Dank aussprechen für die Unterstützung bei meinen Untersuchungen Herrn von Tschusi und Herrn cand. rer. nat. Laubma n n.

OrnitMogische Beobachtungen im Sauerlande in den Jahren 1908 und 1909.*)

Von W. Hennemann, Lehrer in Werdohl.

Während in meinen bisherigen Jahresberichten die Beobach- tungen aus den heimischen Bergen den Tagebüchern folgend in chronologischer Reihenfolge mitge'teilt worden sind, gebe ich die- selben von jetzt ab, der größeren Übersichtlichkeit wegen, nach Arten gesondert bekannt. Bezüglich der Nomenklatur und der Anordnung der Arten folge ich im allgemeinen Reich enow, „Die Kenn- zeichen der Vögel Deutschlands“ (Neudamm, 1902).

Da in den nachfolgenden Notizen des öfteren das obere Sauer- land genannt wird, so sei bemerkt, daß darunter die Hochebene von Winterberg die höchstgelegene Gegend Westfalens zu verstehen ist, welche im Astenberg eine Höhe von 842 m ü. M. erreicht. Die meisten Beobachtungen stammen jedoch aus der Gegend an der mittleren Lenne, in der auch das Dorf Werdohl liegt.

1. Moorente, Nyroca nyroca (Güld ).

ipop: Am 10. I. erlegte O. Steinhaus ein Exemplar bei Dresel, unterhalb Werdohl, von dem ich einen Flügel besitze.

*) Vergl. Ornith. Jahrbuch p. 46 58, 1909.

W. Hennemann: Ornitholog. Beobachtungen im Sauerlande. 183

2. Stockente, Anas boschas L.

1908: Am 5. I. sah K. Becker 6 Stück bei Bockeloh an der Lenne, am 10. I. Förster Schniewindt7 Stück unterhalb Neuen- rade an der Hönne.

1909: Am 4. II. traf Förster Schniewindt 8 Stück an der Hönne an.

3. Kiebitz, Vanellus vanellus (L.).

1908: Am 15. V. sah Lehrer Kalthegener bei Langewiese im oberen Sauerlande 1 Stück; am 8. VIII. zeigten sich daselbst 2, am 30. VIII. 25 bis 30 Stück. Am 31. VII. 5 Stück bei Affeln.

1909: Am 9. III. beobachtete Förster Schniewindt 20 bis 30 Stück bei Küntrop. Am 19. X. sah ich nachmittags 60 bis 70 zwischen Küntrop und Neuenrade, darunter an 200 Stare, die sich bei dem wiederholten Auffliegen der Gesellschaft stets gesondert hielten, auf den Wiesen und Äckern jedoch zwischen den Kiebitzen Nahrung suchten. Am 28. X. sah Förster Schniewindt ca. 20 Stück auf Wiesen an der Hönne und am 29. X. 7 am Zuge.

4. Waldschnepfe, Scolopax rusticola L.

1908: Am 23. III. sah K. Becker 3, am 28. III. 4 Stück bei Affeln. Im oberen Sauerlande wurde nach Mitteilung von L. Lingemann am 16. IV. eine bei Fleckenberg geschossen und am 20. VI. fand kgl. Förster Nöggerath bei Schanze eine auf 3 Eiern brütende vor. In hiesiger Gegend sah Förster Schnie- windt noch am 27. XII. ein Exemplar am Kohlberg bei Neuenrade.

ipop: Am 20. III. wurde eine bei Leinschede erlegt; am 10. IV. schoß Förster Schniewindt eine bei Neuenrade.

5. Kranich, Grus grus (L.l.

1908: Am 22. III. sah F. Becker, 6 Uhr nachmittags, einen Zug von 36 bei Südwestwind vorüberstreichen. Am 23. III. zogen nach Mitteilung von Förster Schniewindt ca. 50 sehr hoch über Neuenrade, am 27. III. 57 über Küntrop. Aus dem oberen Sauerlande meldete L. Lingemann in Fleckenberg, daß dort die ersten am 28. III. gesehen wurden. Am 6. X. sah F. Becker zu Aschey einen Zug von 32 und einen von über 200 Stück vorüber- ziehen. Auch am 15., 19. und 21. X. zogen noch Kraniche durch.

1909: Am 19. III. sah Förster Schniewindt S1/^ Uhr nachmittags ca 50 Stück in östlicher Richtung über Neuenrade ziehen. Am 20. III. zogen gegen S1/0 Uhr nachmittags ca. 80 Stück in nord- östlicher Richtung. Am 9. X. sah E. Hohage zu Hesewinkel

184 W. Hennemann: Örnitholog. Beobachtungen im Sauerlande.

bei Werdohl gegen Abend 150 bis 200 Stück. Am 30. X. kamen gegen 2 Uhr nachmittags zwei Züge dicht hintereinander über unser Dorf, insgesamt 150 bis 200 Stück; gegen ^-/2 Ülir sah Förster Schniewindt 60 bis 70 über Neuenrade ziehen.

6. Wachtelkönig oder Wiesenralle, Crex crex (L,.).

1908: Am 6. X. von Förster Schniewindt ein Exemplar bei Berentrop beobachtet.

7. Weißer Storch, Ciconia ciconia (L.).

1909: Am 7. IV. zogen nach Mitteilung des Hauptlehrers O e 1- m a n n morgens kurz nach 10 Uhr 8 Stück in nordöstlicher Rich- tung über Wickede an der Ruhr.

8. Fischreiher, Ardea cinerea L.

1908: Am 15. I. sah F. Becker ein Exemplar in der Gegend von Affeln.

1909: Am 27. IX. zogen oberhalb unseres Dorfes zwei über das Lennetal hinweg.

9. Ringeltaube. Columba palumbus L.

1908: Am 16. III. sah Förster Schniewindt 15 Stück am Zuge. Am 2. X. beobachtete derselbe im Laufe des Nachmittags 200 bis 250 Stück am Zuge. Am 19. X. sah kgl. Forstaufseher Spies 17 Stück bei Latrop im oberen Sauerlande. Am 28. XII. zeigten sich bei Neuenrade ca. 20. Nach Mitteilung des Fabrikanten A. Linneborn zu Hagen bei Allendorf (Kr. Arnsberg) über- winterten dort 100 bis 120 Stück, die bis an die Wohnungen kamen.

1909: Am 23. I. sah Förster S c h n i e w i n d t ca. 10 bei Neuen- rade. Am 7. IV. erstmals das Rucksen gehört. Am 11. X. beob- achtete Förster Schniewindt bei Oberhof gegen 200, am 12. X. bei Berentrop ca. 50 am Zuge. Am 18. X. sah ich 50 bis 60 bei Neuenrade ziehen. Am 16. XII. traf Förster Schniewindt ca. 100 auf der Giebel*) an.

10. Hohltaube, Columba oenas L.

1908: Am 23. III. traf kgl. Forstaufseher Spies ein Paar bei Latrop irn oberen Sauerlande an ; in dem betr. Baume brütete die Art auch schon in früheren Jahren.

11. Turteltaube, Turtur turtur (L.).

1908: Am 4. V. eine bei Oberhof, am 8. VIII. eine bei Neuen- rade von Förster S c h n i e wi n d t angetroffen.

*) Die Giebel ist eine Hochfläche in hiesiger Gegend,

W. Hennemann: Ornitholog. Beobachtungen im Sauerlande. 185

1909: Am 10. V. bei Küntrop von Apotheker Schmu 11, am

11. V. von Förster Schniewindt bei Dahle gehört.

12. Fasan, Phasianus colchicus L.

1908: Am 11. III. zeigte sich nach Mitteilung des Lehrers Kalthegener ein Fasanenhahn bei Langewiese im oberen Sauer- lande, wozu der Gewährsmann bemerkte: „Kommt nur vereinzelt aus den Tälern auf die Höhen“. - Auch in hiesiger Gegend an der mittleren Lenne sind Fasanen ausgesetzt worden.

13. Rebhuhn, Perdix perdix (L.).

1908: Am 11. III. saßen nach Mitteilung Kalthegcner’s 4 Stück hinter einer Scheune in Winterberg.

1909: Kgl. Forstaufseher S p i e s zu Latrop sah außer kleineren Ketten auch eine von über 15 Stück, kgl. Förster Nöggerath zu Küstelberg bei Medebach einige Ketten von 15 bis 20 Stück.

14. Wachtel, Coturnix coturnix (L.)

1909: Am 21. IX. von kgl. Forstaufseher S p i e s bei Schmallen- berg im oberen Sauerlande eine Kette von 5 Stück angetroffen.

15. Birkhuhn, Tetrao tetrix L.

1908: Am 24. X. traf Förster Schniewindt gegen 40 Stück Birkwild auf der Giebel an.

16. Kornweihe, Circus cyaneus (L.).

1908: Am 4. V. erlegte Förster Schniewindt ein Exemplar in der Gegend von Küntrop.

1909: Am 15. IV. sah Förster Schniewindt ein in öst- licher Richtung ziehendes Exemplar.

17. Hühnerhabicht, Astur palumbarius (L )

1908: Mitte Juli meldete Förster Schniewindt: „Im Neuen- rader Revier hält sich ein Hühnerhabicht auf, den ich mehrere Male angetroffen habe“.

1909: Am 23. X. sah Förster Schniewindt ein Exemplar bei Küntrop.

18. Mäusebussard, Buteo buteo (L.).

1908: Am 4. III. sah Lehrer Kalthegener 3 Stück zu Ohlenbach Schmelzhütte, am 3. V. eins bei Langewiese im oberen Sauerlande. In hiesiger Gegend beobachtete Förster Schnie- windt am 12. VIII. nachmittags einen Trupp von 10 am Zuge.

186 W. Hennemann: Ornitholog. Beobachtungen im Sauerlande.

1909: Am ii. IV. zogen kurz nach 6 Uhr nachmittags 3 Stück in nordöstlicher Richtung über Aschey. Am 9. VIII. sah Förster Schniewindt nachmittags 3 nach Westen ziehen. Am 9. IX. zogen nach Mitteilung des Lehrers Rücker zu Eveking im Verse- tal gegen 91 /4 Uhr morgens 30 bis 40 Stück nach Südwesten. Nach- mittags sah Förster Schniewindt 10 Stück am Zuge.

19. Wespenbussard, Pernis apivorus (L.).

1908: Am 12. VIII. zogen nach Mitteilung des Försters Schniewindt 3 Stück durch.

20 Fluß- oder Fischadler, Pandion haliaetus (L.).

1908: Nach Mitteilung des Försters Schmidtke zu Freien- ohl an der Ruhr erlegte derselbe am 16. IV. ein Exemplar daselbst, worüber mir Präparator Meiches in Velmede schrieb, daß es eine Flügelspannung von 1,58 m habe.

21. Wanderfalk, Falco peregrinus Tunst.

1908: Am 28. XI. vermutlich ein Exemplar von Förster Schniewindt am Kohlberg gesehen worden.

1909: Am 19. XII. beobachtete Förster Schniewindt einen bei Berentrop.

22. Merlinfalk, Cerchneis merilla (Gerini).

1909: Am 23. X. sah Förster Schniewindt ein Exemplar bei Neuenrade.

23. Turmfalk, Cerchneis tinnuncula (L.).

1908: Anfangs März ein Paar bei Neuenrade. Am 23. XII. sah Förster Schniewindt noch ein Exemplar bei Berentrop.

1909: Am 9. I. von Förster Schniewindt ein Exemplar am Kohlberg, am 6. II. eins zu Berentrop beobachtet. Mitte April zeigte sich wiederholt ein Paar bei Oberhof. Am 22. X. einige am Zuge.

24. Waldkauz, Syrnium aluco (L.).

1909: Am 1. V. (winterliches Wetter) ließ sich io1 / 2 Uhr abends einer im oberen Dorfe unweit meiner Wohnung hören.

25. Kuckuck, Cuculus canorus L.

1908: Am 24. IV. erster Ruf in hiesiger Gegend. Aus Lange- wiese im oberen Sauerlande schrieb mir Lehrer Kalthegener: „Am 18. VII. wurde ein junger Kuckuck gebracht, den die Kinder in einem Heidelerchen-Nest gefunden und für einen kleinen Sperber gehalten hatten. Junge Lerchen waren nicht mehr im Neste.

W. Hennemann: Ornitholog. Beobachtungen im Sauerlande. 187

Obwohl schon ganz befiedert, wurde er doch noch immer von den alten Lerchen gefüttert“.

1909: Am 17. IV. erster Ruf; am 18. IV. wurde die Art schon mehrfach konstatiert.

26. Sehwarzspecht, Dryocopus martius (L.).

1908: Am 2. IX. sah Förster Schniewindt ein Stück bei „Eine Eiche“ in der Gegend von Neuenrade. Aus dem oberen Sauerlande meldete mir kgl. Förster Nöggerath zu Schanze: „Schwarzspechte haben sich im letzten Jahre mehr hier eingefunden und gebrütet“.

1909: Am 12. VIL traf Förster Schniewindt 3 Stück bei Berentrop an, von denen eins als ein Junges erkannt wurde. Bei Aschey wurde die Art wiederholt von F. Becker gesehen.

27. Buntspecht, Dendrocopus major (L.).

1908: Im oberen Sauerlande sah Lehrer Kalthegener am 14. IV. zwei zwischen Oberkirchen und Langewiese, am 20. X. ein Exemplar im „Hohen Knochen“.

1909: Am 31. XII., nachmittags, zwei in hiesigen, unweit des Waldes gelegenen Dorfgärten auf Obstbäumen.

28. Grauspecht, Picus canus (Gm ).

1909: Am 1. XII. ein Exemplar unterhalb Remelshagen.

29. Eisvogel, Alcedo ispida^L.

1908: Am 9. IX. beobachtete Förster Schniewindt ein Stück bei Berentrop.

1909: Am 14. III. wurden oberhalb des Dorfes zwei an der Lenne gesehen.

30. Ziegenmelker, Caprimulgus europaeus L.

1908: Am 3. VII. wurden mir drei halbflügge Ziegenmelker gebracht, die:, dicht beieinander sitzend, von Kindern beim Heidel- beersuchen gefunden wurden; sie wurden an den Ort zurück- gebracht.

1909: Am 24. IV. erstmals von Förster Schniewindt bei Küntrop gehört.

31. Turmschwalbe oder Mauersegler, Apus apus (L.).

1908: Im oberen Sauerlande sah Lehrer Kalthegener zu Langewiese am 29. IV. ein Exemplar. Hier zeigten sich am selben Tage gegen 7 Uhr abends 2, am 30. IV. abends 6 Stück, Am 2. V.

t88 W. Henne mann: Ornitholog. Beobachtungen im Sauerlande.

waren etwa ein Dutzend in unserem Dorfe angelangt, am 4. V. schon zahlreich. Am 26. VII. zum größten Teil abgezogen, doch waren einzelne noch bis zum 5. VIII. in unserem Dorfe zu sehen. Seit- dem kam mir die Art nur noch einmal, am 14. VIII., in einem Exemplar zu Gesicht.

7909: Am 19. IV. abends 3 Durchzügler (cfr. Ornith. Mo- natsschrift 1909, p. 277). Am 24. IV. stellten sich die ersten hiesigen (4 Stück) ein, die laut rufend um die höher gelegenen Häuser jagten, wo sie sich auch am anderen Morgen wieder zeigten. Bis 4. V. waren diese 4 die einzig in unser Dorf zurückgekehrten Segler, die sich während des winterlichen Wetters in den ersten Tagen des Mai nur wenig sehen ließen. So sah ich am 2. V., als nach Schneefall die Sonne gegen i21/2 Uhr durchbrach, einen Segler etwa 10 Minuten um meine Wohnung jagen und dann wieder ein- schlüpfen. Am 3. V. sah ich erst gegen 7 Uhr abends einen über dem Dorfe. Die beiden unter meinem Dache wohnenden kamen 71/2 Uhr hervor, flogen aber schon nach kaum fünf Minuten wieder ein. Am 4. V. 7 Stück über dem Dorfe, am 9. V. gegen 12. Am 2. VIII. war noch nicht die geringste Abnahme zu bemerken, es jagten abends 40 bis 50 über dem Dorfe. Vom 3. bis 5. VIII. zeigten sich nur noch 10 bis 15, am nächsten Tage (am 6. VIII) noch 3, die letzten.

32. Rauchschwalbe, Hirundo rustica L.

1908: Am 7. IV. zu Riesenrodt und in Dresel je 2 gesehen worden. Im oberen Sauerlande sah L. L i n g e m a n n die erste zu Fleckenberg am 10. IV. und kgl. Forstaufseher Spies zu Latrop die ersten am 13. IV. Am 24. IV. jagten hier io1/4 Uhr morgens 5 über einem Teiche oberhalb des Dorfes, die nach kurzer Zeit in nordöstlicher Richtung weiterzogen. Zu Aschey bei Werdohl sind nach Mitteilung von F. Becker die Rauchschwalben am 30. IV. eingetroflfen ; die erste Brut flog daselbst am 26. VI., die zweite am 3. VIII. aus. Der Abzug des Gros erfolgte in hiesiger Gegend im zweiten Drittel des September, die letzten wurden am 25. IX. gese- hen. Am 2. X. erschienen bei Hesewinkel nach Mitteilung von E. H o h a g e kurz nach Mittag einige hundert offenbar Durch- zügler aus nördlicheren Gegenden die gegen Abend verschwanden, nachdem sie nachmittags eifrig nach Nahrung gejagt hatten. Zu Langewiese im oberen Sauerlande zogen nach Mitteilung K a 1 1 h e- geners die letzten erst am 12. X. ab,

W. Henne mann: Örnitholog. Beobachtungen im Sauerlande. 189

1909: Über die Ankunft berichtete ich eingehend in der O r- nith. Monatsschrift 1910, p. 146 u. 147 unter „Westfalen“. Vom 7. bis 9. VII. mehrere 1. Bruten ausgeflogen, doch saßen manche Junge noch am 12. VII. in den Nestern. Die 2. Brut flog zu Aschey am 25. VIII., zu Düsternsiepen am 31. VIIL, zu Bockeloh am 5. und 6. IX. aus. Zu Bockeloh sah K. Becker die letzten Bauchschwaiben am 27. IX. Aus Fleckenberg im oberen Sauerlande meldete L. Lingemann, daß am 2. und 3. X. die letzten wegge- zogen seien.

33, Uferschwalbe, Riparia riparia (L).

1908: Am 30. IV. 2 bis 3 bei Wintersohl an der Lenne gemein- sam mit F. Becker beobachtet ; es waren Durchzügler, die ich schon am nächsten Tage nicht mehr wahmehmen konnte.

34. Haus- oder Mehlschwalbe, Chelidonaria urbica (L.).

1908: Im oberen Sauerlande sah Lehrer Kalthegener zu Langewiese am 16. IV. eine durchziehende ; am 22. IV. zeigten sich 2 bis 3 Stück. Hier zeigten sich erst am 2. V. die ersten, 61 / 4 Uhr abends etwa 8 Durchzügler. Am 5. V. gegen 7 Uhr morgens 5 Stück im Dorfe. Noch am 5. VI. sah ich gegen 20 von einem feuchten Wege „Baustoffe“ aufnehmen. Am 27. VII. flogen einige Bruten aus. Am 10. VIIL hatten sich nachmittags gegen 200 Junge auf Leitungsdrähten im oberen Dorfe versammelt, nachdem kleinere Ansammlungen bereits an den vorangegangenen Tagen zu sehen waren. Da an den folgenden Tagen nur eine geringe Anzahl wahr- zunehmen war erst am 19. VIIL zeigten sich wieder gegen 50 ver- eint — , so sind die hiesigen ersten Bruten offenbar zum größten Teil vor Mitte August abgezogen. Die zweite Brut kam nur in geringer Anzahl vor. Von den mir bekannt gewordenen 2. Bruten flogen die letzten am 16. IX. aus. Am 20. IX. sah ich die letzten Mehlschwalben.

1909: Im oberen Sauerlande zeigten sich nach Mitteilung des kgl. Forstaufseher S p i e s zu Latrop am 20. IV. 4 bis 6 Durch- zügler; die ersten Brutschwalben trafen dort am 3. V. ein. Hier stellten sich die ersten am 29. IV. gegen Abend ein. Am 30. IV. jagten zwischen kalten Regenschauern 2 Stück im oberen Dorfe eifrig nach Futter. Am 7. V. 2 Paare angelangt; am 9. V. zeigten sich gegen 10 Uhr zwei Trupps, einer von etwa 12, der andere von 15 bis 20 Stück im bezw. beim Dorfe. Am 22. V. rege Bautätigkeit.

1% W. Hennemann: Ornitholog. Beobachtungen im Sauerlande.

Am 20. VII. in einigen Nestern noch Junge, die meisten Bruten aber ausgeflogen. In 2 Nestern wurden die Jungen der ersten Brut erst am 5. VIII. flügge. Am 7. VIII. kleine Ansammlungen, Trüpp- chen von 15 bis 20 Stück; am 11. VIII. 80 bis 100 versammelt, ebenso am 12. VIII. Seitdem nur noch einzelne, also ist die Mehrzahl der Jungen aus erster Brut vor Mitte August abgereist. Am 21.

VIII. wieder 40 bis 50 versammelt, offenbar verspätete erste Bruten, die bis zum 29. VIII. zu sehen waren. Am Nachmittag des 29. VIII. zu Eveking 150 bis 200 auf Drähten und Fabrikdächern. Am 12.

IX. große Ansammlungen der zweiten Bruten und Alten; am 13. und 14. IX. der Abzug des Gros. Am 19. IX. zogen gegen 10 Uhr morgens bei Regen ca. 50 in südwestlicher Richtung über das Dorf. Am 23. IX. wurden in drei Nestern noch Junge gefüttert; am 26. IX. noch gegen 20 urbica gesehen ; am 2. X. die letzten, 5 bis 6 Stück, über dem Dorfe. Aus dem oberen Sauerlande schrieb mir L. Finge mann in Fleckenberg (357 m), daß am 2. und 3. X. die letzten Schwalben weggezogen seien.

35. Seidenschwanz, Ampelis garrulus (L.)

1908: Am 13. XI. zwischen Fatrop und Fleckenberg im oberen Sauerlande 8 bis 10 Stück von kgl. Forstaufseher S p i e s angetroffen.

36. Grauer Fliegenschnäpper, Muscicapa grisola L.

1908: Am 16. VIII. zeigten sich vormittags mehrfach Fliegen- schnäpper in Dorfgärten, wo die Tierchen während des Regens des öfteren Nahrung von Grashalmen u. a. abnahmen. In der ersten Septemberwoche hielten sich zahlreiche, Junge und Alte, in der Um- gebung unseres Dorfes auf. Am 8. IX. alle verschwunden.

1909: Am 13. V. erstmals beobachtet. Am 12. IX. noch zwei beim Dorfe Küntrop.

37. Trauerfliegenschnäpper, Muscicapa atricapilla L.

1908: Nachdem Förster Schniewindt bereits am 15. IV. ein Exemplar wahrgenommen hatte, beobachtete F. Becker am 4. V. morgens zwischen 7 und 8 Uhr drei auf Gesträuch am Feld- rande zu Aschey, von denen 2 schwarze cf cf waren. Am 5. V. sah ich 51/2 Uhr morgens ein schön ausgefärbtes cf in der Nähe des Dorfes. Sämtlich Durchzügler. Aus dem oberen Sauerlande mel- dete Fehrer Kalthegen er zu Fangewiese : „Am 4. V. ein cf> hier eine seltene Erscheinung“. Am 3. IX. konnte ich ein

W. Mennemann: Omitholog. Beobachtungen im Sauerlande. 19J

und am 6. einige junge Vögel dieser Art auf Gebüsch an Feld- rändern aus nächster Nähe beobachten. Am 8. IX. keine mehr vorhanden.

1909: Am 2. V. stellte sich gegen Mittag bei Schneefall ein q1 mit groben weißen Flügelspiegeln und bräunlich schwarzer Ober- seite in meinem Garten ein ; mehrfach stieß es von den unteren Asten der Obstbäume her zum Erdboden herab; als die Schneeflocken dichter herunterwirbelten, suchte es Schutz unter Beerensträuchern. Als gegen / % Uhr die Sonne wieder schien, wandte es sich

Spalierbäumen zu, gegen i Uhr verschwand es in N achbar gärten. Am 12. V. zeigten sich in der Nähe des Dorfes zwei jüngere q’q’ mit bräunlichgrauer Oberseite und ziemlich großen Flugelspiegeln. Aus dem oberen Sauerlande meldete Präparator L. S p i e s in Girk- hausen, daß sich am 15. V. 4 bis 6 Stück in seinem Garten auf- hielten, an derselben Stelle, wo er vor Jahren einmal ein Exemplar erlegte. Sie zogen nach Osten weiter.

38. Kaubwürger, Banius excubitor L.

1908: Am 15. I. erlegte Förster Schniewindt ein ein- spiegeliges Exemplar bei Küntrop, am 23. I. eins bei Neuenrade, am 29. I. wiederum eins bei Küntrop und am 17. II. eins bei Neuen- rade. — Am 19. X. schoß derselbe in der Gegend von Neuenrade ein einspiegeliges Exemplar, welches ich der Vogelwarte Ros- sitten einsandte und worüber mir Dr. Thienemann schrieb, daß es weniger typisch sei als die, die er dort erlegt habe. Am 10. XI. beobachtete Förster Schniewindt einen Raubwürger am Kohlberg, am 16. XI. drei und am 27. XI. einen in der Umgegend von Neuenrade.

1909: Am 25. IX. sah kgl. Forstaufseher S p i e s ein Exemplar bei Latrop im oberen Sauerlande. Am 19. X. traf ich nachmittags eins bei Küntrop, am 30. X. Förster Schniewindt eins bei Berentrop an. Am 10. XII. sah ich auf der Höhe vor Küntrop einen Raubwürger von einer Eiche im Felde abfliegen, der einige Zeit auf derselben Stelle in der Luft flatterte und dann dem Walde zuflog.

39. Rotrückiger Würger oder Neuntöter, Lanius collurio L.

1908: Am 19. V. erstmals von Förster Schniewindt bei Neuenrade angetroffen. Im oberen Sauerlande sah Lehrer K a lt- heg e n e r am 28. V. ein Exemplar bei Hoheleye. Am 3. IX. bei Neuenrade noch ein altes Exemplar.

192 W. Ilenne mann: Ömitholog. Beobachtungen im Saueriande.

1909: Am 13. V. sah Förster Schniewindt die ersten bei Neuenrade. Am 16. V. konnte ich in der Gegend von Affeln drei Paare und ein einzelnes q* feststellen. Im oberen Sauerlande bemerkte kgl. Porstaufseher Spies am 24. V. die ersten bei Fleckenberg. Am 10. VII. sah ich bei Neuenrade zwei anscheinend eben erst ausgeflogene Bruten, am 12. VII. eine solche in der Nähe von Oberhof bei Affeln. Am ix. IX. noch ein junger Vogel bei Neuenrade.

40. Rabenkrähe, Corvus corone L.

1908: Am 22. III. zogen gegen Abend mehrere größere Trupps in nordöstlicher Richtung. Am 17. X. kamen vormittags gegen 11 Uhr 60 bis 80 in südwestlicher Richtung über unser Dorf, am 20. X. kurz vor 8 Uhr morgens 3 bis 400 Krähen, wie es mir schien, meist corone, in westlicher Richtung. Am 26. X. nachmittags auf der Höhe vor Küntrop weilend, sah ich bei mildem, trübem Wetter noch Tausende am Zuge. Möglich, daß sich auch cornix darunter befand, doch konnte ich letztere weder an diesem, noch an den übri- gen Zugtagen sicherstellen.

1909: Am 16. IV. bei Oberhof bei Affeln ejn Gelege von 4 ziemlich stark bebrüteten Eiern. Am 28. X. zogen von 93/4 bis nI/4 Uhr vormittags bei schwachem südwestlichem Winde und bedecktem Himmel fast ununterbrochen große Krähenscharen in west-südwestlicher Richtung über unser Dorf. Obgleich ich die Art nicht konstatieren konnte, führe ich sie doch hier an, da es sich vermutlich größtenteils um corone handelte. Sie zogen 80 bis 100 Meter hoch. Nach dieser Zeit kamen nur noch einige kleinere Scharen durch, so I2x/4 Uhr gegen 100 Stück. Am 29. X. zogen vormittags von 9 Uhr ab (erst Südost-, später Südwestwind, sonnig, ziemlich klarer Himmel) wieder mehrere Scharen, doch lange nicht so zahlreich wie am vorigen Tage. Auch nachmittags zogen noch einige Trupps, 41/2 Uhr eine Schar von ca. 200 Stück.

41. Nebelkrähe, Corvus cornix L.

1908: Am 15. X. bemerkte Förster Schniewindt bei Kün- trop unter ca. 30 Rabenkrähen eine einzelne. Vergleiche meine Be- obachtung über Rabenkrähen vom 26. X. 1908.

1909: Am 12. X. ein Exemplar am Kohlberg, am 28. und 29. X. einige am Zuge von Förster Schniewindt beobachtet. Am 3. XI. sah derselbe 2 zu Nettenscheid bei Altena.

W. Henne mann: Ornitholog. Beobachtungen im Sauerlande. 193

42. Saatkrähe, Corvus frugilegus L.

1909: Am 23. und 29. X. mehrere Züge von Förster S c h ri i e- w i n d t beobachtet.

43. Dohle, Lycos monedula (L.).

1908: Überwinternde Exemplare wiederholt gesehen, so am 3. I. zwölf über dem Dorfe. Am 10. XII. acht Paare über dem Dorfe; das mehrmals beobachtete Zusammenhalten von je 2 Individuen verriet, daß es „Paare“ waren.

1909: Am 29. I. mittags sieben Paare über dem Dorfe, von denen sich eins eifrig jagte. Am 1. X. beobachtete Förster Schnie- w i n d t ca. 50 Stück am Zuge, am 29. X. einige Trupps.

, 44. Elster, Pica pica (L.).

1908: Aus dem oberen Sauerlande meldete Lehrer K a 1 1 h e g e- n e r in Langewiese : „Elstern sind erst seit zwei Jahren liier. Im letzten Winter waren ständig zwei Paare auf der Höhe“.

1909: Unterm 24. VII. schrieb mir Fabrikant A. Linneborn : „Ein Elsternpaar unterhalb Aliendorf hat jedes Jahr Junge, ohne daß der Bestand sich mehrt“. Am 18. X. sah ich 2 Stück bei Neuenrade.

45. Eichelhäher oder Markolf, Garrulus glandarius (L.).

1909: Am 24. VIII. ein Trupp von 12 bis 15 Stück im Höl- mecketal. Häufiger Brutvogel in unserer Gegend.

46. Tannenhäher, Nucifraga caryocatactes (L.).

1908: Vom 15. bis 25. I. hielt sich nach Mitteilung des Fabri- kanten Linneborn am Lenscheid bei Aliendorf ein offenbar auf dem Rückweg befindliches Exemplar auf. Nachdem auch am 18.

I. ein über Remelshagen in nördlicher Richtung ziehendes Exemplar zur Beobachtung gekommen war, gewahrte Förster Schnie- w i n d t am 24. I. ebenfalls eins bei Kettling oberhalb Werdohl.

1909: Am 13. X. traf kgl. Förster N ö g g e r a t h zu Küstelberg bei Medebach im oberen Sauerlande 2 Stück an.

47. Star, Sturnus vulgaris L.

1908: Wiederholt überwinternde angetroffen, so am 3. I. (—

II, 1 / 2 Grad R) sechs beim Dorfe, am 4. I. einige im Dorfe, am 5. I. acht im Dorfe. Am 14. I. zeigten sich gegen 20 Stück; am 17. I. sah Förster Schniewindt1 ca. 40. Im oberen Sauerlande gewahrte L. Lingemann zu Fleckenberg die ersten am 21. I.

13

194 W. Hennemann: Omitholog. Beobachtungen im Sauerlande.

und Lehrer Kalthegen er zu Langewiese am 15. II. Am 27. V. eine Brut in unserm Dorfe ausgeflogen ; in mehreren N ist- kästen wurden noch am 3. VI. Junge gefüttert, ein Kasten war noch am 8. VI. besetzt. Aus dem oberen Sauerlande meldete Lehrer Ka lthegener: „Am 2. Juni flog die erste Starenbrut aus“. Aus hiesiger Gegend teilte mir Förster Schniewindt mit, daß von 8 Starenpaaren zu Neuenrade und Berentrop nur 2 die zweite Brut gemacht hätten. Am 17. IX. sangen wieder Stare bei den Häusern im Dorfe. Am 21. IX. sah ich bei Küntrop einen Starenschwarm, worunter sich mehrere noch nicht vollständig vermauserte junge Vögel mit ganz deutlich erkennbaren Überresten des graubraunen Jugendgefieders am Kopfe befanden. Am 30. IX. hielten sich große Schwärme beim Weidevieh auf den Höhen auf. Am 13. XI. zeigten sich 10 bis 15 Stück auf dem hiesigen Kirchturm, am 11. XII. ebenda 15 bis 20 Stück.

ipop: Am 11. I. 7 im Dorfe, am 8. II. 10 bis 15 auf dem Kirchturm. Am 12. II. 6, am 14. II. gegen 20 bei meiner Woh- nung. Am 17. II. ca. 50 im Dorfe. Am 4. VI. die ersten Bruten ausgeflogen, am 5. und 6. VI. die Mehrzahl. Am 8. VI. zahlreiche Starenschwärme in Feld und Wald. Am 10. VII. flog von 3 Ende Juni von mir konstatierten zweiten Bruten die erste aus. Am 28. VII. mehrfach Starengeschrei beim Dorfe gehört, offenbar zweite Bruten. Am 20. IX. wieder singende Stare bei den Häusern. Am 19. X. sah ich auf den Höhen bei Affeln, Küntrop u. a. große Schwärme (cf. auch meine Mitteilung über Kiebitze vom 19. X. 1909). Zwei Exemplare mit noch graubraunen Köpfen gesehen. Am 14. XII. ca. 10 Stare beim Dorfe ; am 20. XII. bemerkte Förster Schniewindt gegen 50 bei Küntrop.

48. Haussperling, Passer domesticus (L.) ipop: Am 11. IX. eben ausgeflogene Junge im Dorfe, wohl aus dritter Brut. .

49. Feldsperling, Passer montanus (L.). ipop: Am 27. IX. zahlreich auf den Höhen.

50. Kernbeißer, Coccothraustes coccothraustes (L). ipop: Am 19. XII. erlegte F. B e c k e r ein Exemplar zu Aschey bei Werdohl.

51. Buchfink, Fringilla coelebs L.

ipo8: Zahlreiche überwinternde Am 5. I. auch ein 9 am

Futterplatz. Anfangs Februar bei starken Schneefällen mehrfach

W. Hennematin: Örnithoiog. Beobachtungen im Sauerlande. 195

99 bemerkt. Am 6. III. erstmals den vollständigen lauten Schlag gehört, doch nur von einem cf- Aus dem oberen Sauerlande mel- dete Lehrer Kalthegener: „Am 29. April zeigten sich bereits junge Buchfinken im Neste“.

t 1909: Am 10. II. studierte, in einem hiesigen Dorfgarten ein q1 seinen Schlag ein, der zwar leise, aber doch schon deutlich erkennbar war. Am 27. II. halblauten, unvollständigen Schlag gehört, am 3. III. vollständigen, doch halblauten Schlag vernommen; Berg und Tal lagen noch verschneit da. Am 12. III. hörte ich erstmals den lauten und vollständigen Schlag. Am 31. XII. außer zahlreichen Cfcf wohl ein Dutzend 99 gesehen.

52. Bergfink, Fringilla montifringilla L.

1908: Vom 12. bis 15. III. bei Schneefall einige beim Dorfe. Am 6. X. traf Förster Schniewindt die ersten auf Ebereschen im oberen Hölmecketal an, woselbst ich die Art am 10. X. schon recht zahlreich wahrnehmen konnte. Im oberen Sauerlande sah kgl. Forstaufseher S p i e s am 20. X. einige hundert bei Latrop.

1909: Am 11. IV. sah Förster Schniewindt ca. 30 Berg- finken bei Neuenrade. Über das massenhafte Auftreten dieser nordischen Finken im Herbst 1909 berichtete ich eingehend im Ornith. Jahrbuch 1910, p. 51, unter „Sauerland“.

53. Grünfink, Chloris chloris (L.).

1909: Am 22. IV. viele fleißig singende c?C f beim Dorfe. Anfang Oktober auf Ebereschen im oberen Hölmecketal unter Dom- pfaffen.

54. Hänfling oder Flachsfink. Acanthis cannabina (L.).

1908: Im oberen Sauerlande traf Lehrer Kalthegener am 26. III. vier am Astenberg an.

1909: Am 27. IX. sehr zahlreich auf unseren Höhen.

55. Erlenzeisig, Chrysomitris spinus (L.).

1909: Am 24. IX. hatten sich große Scharen in unseren ßergen eingestellt; zwischen Remelshagen und Neuenrade sah ich 800 bis 1000 Zeisige. Am 25. IX. einige auf Lebensbäumen auf dem Friedhofe.

56. Stieglitz oder Distelfink, Carduelis carduelis (L.)

1908: Aus dem oberen Sauerlande meldete Lehrer Kalthege- ner: „Am 22. März ein Distelfink in Langewiese“. In hiesiger Gegend führten noch am 3. IX. Alte eben flügge Junge.

13*

196 W. Hentleiüaün: Örnitholog. Beobachtungen im Saueriande.

ipop: Am io. V. kleinere Trüppchen im und beim Dorfe, also noch nicht gepaart.

57. Dompfaff (Blut- oder Goldfink), Pyrrhula pyrrhula europaea Vieill.

1908: Am 12. I. einige im Garten. Anfangs Februar bei starken Schneefällen zahlreich in den Dorfgärten, Trupps bis zu zwölf Stück und auch einzelne. Vorn 12. bis 15. III. bei Sctineefall wieder öfters in den Gärten. Im oberen Saueriande zeigten sich am 23. III. nach Mitteilung Kalthegener's zwei zu Langewiese. Vom 22. bis 29. VIII. (viel Regen) öfters Dompfaffen in den hiesigen Dorfgärten. Am 1. IX. ein § in meinem Garten.

ipop: Am 3. III. an einem Berghang einige, soweit ich fest- stellen konnte, sämtlich QQ. in diesem Winter zeigten sich nur wenige Dompfaffen in hiesiger Gegend. Am 7. VIII. einige in Dorfgärten. Am 28. VIII. zahlreich auf Ebereschen im oberen Höl- mecketal. Bis Anfang Oktober dort stets zahlreich angetroffen. Im letzten Drittel des Dezember viele beim Dorfe.

58. Fichtenkreuzschnabel, Loxia curvirostra L.

ipop: Über das Auftreten von Kreuzschnäbeln im oberen Sauer- lande und im Ebbegebirge berichtete ich in den „Berichten über die Versammlungen des Botan. und Zoolog. Vereins für Rheinland-Westfalen" 1910, p. 9 bis 10.

59. Goldammer, Emberiza citrinella L.

ipo8: Am 9. III. an mehreren Stellen den Gesang gehört, meist noch unvollständig, aber ein paarmal auch vollständig. Im oberen Sauerlande sah Lehrer Kalthegener am 18. III. einen Schwann zu Schanze. Am 9. V. sah ich 51/ 2 Uhr morgens ein Paar sich beim Dorf am Erdboden begatten. Am 5. IX. gewahrte ich bei Affeln eine mit Futter im Schnabel in eine Fichtenschonung fliegende Alte.

ipop: Am 27. II. an mehreren Orten unvollständigen halblauten Gesang vernommen. Am 4. IX. an mehreren Stellen eben flügge Junge angetroffen.

60. Baumpieper, Anthus trivialis (L.). ipo8: Am 22. IV. den ersten gehört. Am 30. IX. kamen mir vormittags auf der Höhe vor Küntrop bei klarem, sonnigem Wetter und Windstille noch einige auf dem Zuge befindliche zu Gesicht.

ipop: Am 16. IV. erstmals gehört. Am 19. IV. zahlreich an- gelangt. Am 5. V. sammelte ein Paar anscheinend Niststoffe.

W. Henne mann: Ornitholog Beobachtungen im Sauerlande. 197

61. Weiße Bachstelze, Motacilla alba L.

1908: Im oberen Sauerlande sah Lehrer Kalthegener die erste am 9. III. zu Neuastenberg, dagegen in Langewiese erst am 20. III. In hiesiger Gegend zeigte sich am 17. III. bei Hesewinkel eine auf beschneitem Felde. Hier beobachtete ich am 19. III. nach- mittags die ersten, 5 Stück. Anfangs August an verschiedenen Stellen junge, eben flügge Bachstelzen, offenbar aus zweiter Brut. Am 21. IX. hielten sich zahlreiche Bachstelzen beim Weidevieh auf den benachbarten Höhen auf; es waren meist junge Vögel im ersten Herbstkleid. Anfangs Oktober hatte ihre Zahl sehr abgenommen. Das letzte Exemplar, ein junges, sah ich am 19. X. in unserem Dorfe.

1909: Am 10. III. (Nachtfrost, Ostwind, sonnig) die erste beim Dorfe, am 20. III. (morgens Südostwind, nachmittags Südwest) konnte ich im Dorfe und dessen Umgebung ca. 20 konstatieren, die sich vorzugsweise auf Dächern zeigten und von dort hören ließen. Am 29. IX. am Lenneufer und an einer nahegelegenen Fels- wand beim Dorfe viele, zumeist Junge im ersten Herbstkleid, aber auch Alte. Am 30. IX. hatte ihre Zahl sich sehr verringert, am 1. X. nur noch wenige vorhanden. Am 2. X. noch einige beim Weidevieh auf den Höhen, am 17. X. 3 im Dorfe, am 19. X. 2 bei Neuenrade.

62. Gebirgsstelze, Motacilla boarula L.

1908: Am 13. I. ( 11 Grad R) eine, am 2. III. zwei, an- scheinend ein Paar beim Dorfe. Im oberen Sauerlande sah kgl. Forstaufseher S p i e s am 10. III. die erste zu Latrop.

1909: Am 27. II. eine beim Dorfe. Am 7. XI. morgens zwei im Dorfe, nachmittags eine unweit Oberhof bei Affeln. Am 31. XII. eine an der Lenne zu Werdohl. In ihrem Bestände zurückgegangen.

63. Schafstelze, Budytes flavus (L.)

1908: Am 29. IV. beobachtete F. Becker nachmittags acht Durchzügler zu Aschey.

1909: Nach Mitteilung eines in hiesiger Gegend hütenden Schä- fers stellten sich am 21. IV. 3 bis 4 „gelbe Bachstelze n“, am 23. IV. ca. 10 und am 28. IV. 3 bei der Herde ein ; letztere kamen gegen 11 Uhr vormittags bei regnerischem Wetter und waren nach einer halben Stunde bereits verschwunden. Am 11. IX. 2 bei Neuenrade. ,

64. Feldlerche, Alauda arvensis L.

1908: Am 11. II. beobachtete Förster Schniewindt nach- mittags ca. 30, die in nordöstlicher Richtung zogen. Am 14. II.

198 W. Hennemann: Ornitholog. Beobachtungen im Sauerlande.

hörte ich bei Affeln die Lockstimme einiger Exemplare. Im oberen Sauerlande hörte L. L i n g e m a n n zu Fleckenberg am 19. III. den ersten Gesang. Bei Langewiese bemerkte Lehrer Kalthege- n e r die ersten, 3 Stück, am 20. III. In hiesiger Gegend sah Förster Schniewindt am 28. und 29. X. mehrere Trupps von 30 bis 50 Stück am Zuge. Am 28. XII. zeigten sich auf der Höhe vor Affeln 7 Stück.

1909: Am 15. I. gewahrte Förster Schniewindt 4 Stück bei Küntrop. Am 8. III. sah derselbe in der Neuenrader Feldmark ca. 30 Stück. Am 24. III. sangen daselbst mehrere. Am 19. X. waren vormittags auf den Höhen viele am Zuge. Am 6. XII. traf Förster Schniewindt 3 bei Neuenrade, am 19. XII. 1 bei Kün- trop an.

65. Heidelerche, Lullula arborea (L.)

1908: Am 30. IX. hörte ich in der Gegend von Küntrop den Gesang, anscheinend von einem jungen

66. Haubenlerche, Galerida cristata (L.).

1908: Am 22. III. zeigten sich nach Mitteilung von Lehrer Kalthegen er 2 Stück zu Neuastenberg im oberen Sauerlande.

67. Baumläufer, Certhia familiaris L.

1908: Am 2. V. gewahrte ich zu Riesenrodt ein (j1, welches des öfteren seinen Lockton hören ließ.

1909: Am 7. IV. ein Paar zu Riesenrodt.

68. Kleiber oder Spechtmeise, Sitta caesia, Wolf.

1908: Am 28. VIII. eine Spechtmeise auf Nußsträuchern in meinem Garten.

1909: Am 14. II. eine im Garten, am 18. IV. ein Paar bei Riesenrodt.

69. Kohlmeise, Parus major L.

1908: Erst am 16. VI. flog die in einem Nistkasten in meinem Garten erzeugte Brut aus. Ende August mehrfach eben flügge Junge aus zweiten Bruten in Dorfgärten.

1909: Am 7. II. an mehreren Stellen LG Paarungsrufe ver- nommen. Am 20. VII. mehrfach eben flügge Junge angetroffen.

70. Blaumeise, Parus caeruleus L.

1909: Am 7. VI. die ersten ausgeflogenen Bruten wahr- genommen.

W. Hennemann: Örnitholog. Beobachtungen im Sauerlande. 199

71. Tannenmeise, Parus ater L.

1908: Aus dem oberen Sauerlande meldete Lehrer K a 1 1 h e g e- n e r in Langewiese: „Tannen- und Kohlmeisen sind den ganzen Winter hirldurch vertreten gewesen“. Am 5. IX. sah ich eine einzelne, am 26. X. einige unter zahlreichen Goldhähnchen bei Küntrop.

72. Sumpfmeise, Parus palustris L.

1909: Am 18. IV. ein Pärchen in meinem Garten, wo sich das q" fleißig hören ließ.

73. Haubenmeise, Parus cristatus L.

1909: Am 13. IV. ein Pärchen in einem Laubholzbestand neben einem Fichtengehölz; das (j1 lockte eifrig. Am 12. VII. einige junge Vögel unweit Oberhof bei Affeln.

74. Schwanzmeise, Aegithalus caudatus europaeus (Herrn.).*)

1908: Am 21. IX. sah ich in der Nähe von Oberhof bei Affeln fünf Stück mit deutlich erkennbaren Kopfstreifen.

1909: Am 8. IV. ein Pärchen bei Riesenrodt, das sich eifrig jagte, am 5. V. ein solches mit deutlich erkennbaren Kopfstreifen oberhalb unseres Friedhofs. Am 2. XI. begegnete ich bei Neuenrade zwei Trupps, von denen der eine 6 bis 7, der andere ca 10 Stück zählte, sämtlich mit Kopfstreifen. Am 27. XI. ein Trüppchen von 5 schwarzbrauigen unterhalb Remelshagen. Am 10. XII. sah ich auf einigen alten Eichen unweit des Dorfes ein Trüppchen von 5 und auf der Höhe vor Küntrop einen Trupp von mindestens 12 im Nieder- holz. Mehr als die Hälfte konnte ich genauer beobachten ; sie be- saßen sämtlich Kopfstreifen, die meisten stark ausgebildete. Am 15. XII. zeigten sich 7 bis 8 beim Dorfe, von denen ich 5 genauer beobachten und als schwarzbrauige erkennen konnte. Weißköpfige Exemplare habe ich noch nicht in unseren Bergen angetroffen.

*) Unterm 15. XII. 1909 schrieb mir Dr. O. le Roi in Bonn : „Die im westlichen Deutschland brütenden (und streichenden) Schwanzmeisen sind noch nicht die echten schwarzbrauigen Vögel, Aegith. caud. roseus, wie sie in Großbritannien und Westfrankreich Vorkommen (diese sind brei- ter schwarz gestreift und viel kurzschwingiger), sondern Aegith caud. eu- ropaeus (Herrn), welche zwischen roseus und der östlichen weißköpfigen Aegith. caudatus steht. Ich habe schon nahezu weißköpfige Vögel gepaart mit schwarzbrauigen am Nest gefunden, aber alles war europaeus“.

200 W. Hennemann: Ornitholog. Beobachtungen im Sauerlande.

75. Goldhähnchen, Regulus regulus (L.)

1908: Am 21. IX. zahlreich auf der Höhe vor Küntrop, eben- falls am 26. X.

19.09: Am 26. X. zahlreich auf den Höhen, viele im Laubgebüsch. Am 2. XI. zahlreich bei Neuenrade.

76. Zaunkönig, Trogiodytes troglodytes (L.).

1908: Am 10. VIII. eine Familie mit eben flüggen Jungen im unteren Hölmecketal. Am 13. X. ein singendes cf beim Dorfe ; am 18. X. sangen mehrere in Dorfgärten, ebenso am 14. XI- Mitte Dezember hörte ich öfters den Gesang in den Morgenstunden.

1909: Am 16. III. sang morgens 61/2 Uhr ein cf sehr fleißig bei meiner Wohnung. Am 5. XI. zahlreich in Dorfgärten.

77. Heckenbraunelle, Accentor modularis (L,).

1908: Am 15. III. ein Exemplar im Garten. Am 22. III. den ersten Gesang vernommen.

1909: Am 24. III. erster Gesang. Am 3. IV. in den Dorf- gärten und im Walde fleißig singende cfcf gehört. Am 18. XII. zwei beim Dorfe.

78. Gartengrasmücke, Sylvia Simplex (Lath.).

1908: Am 10. V. (5 Uhr morgens -f- 8 Grad R, Westsüd- westwind) hörte ich 5 singende cfcf-

1909: Am 13. V. frühmorgens bei Riesenrodt das erste cf gehört. Am 22. VIII. strich bei kühlem, regnerischem Wetter kurz nach 9 Uhr morgens eine Alte mit zwei Jungen durch meinen Garten, wo sie noch drei bis vier Mal von der Alten gefüttert wurden.

79. Dorngrasmücke, Sylvia Sylvia (L.).

1908: Am 4. V. das erste Exemplar, am 6. V. mehrere- gesehen, auch einige Paare.

1909: Am 24. IV. 6y2 Uhr morgens die erste beim Dorfe, die fleißig sang; dann hörte ich den Gesang erst wieder am 6. V. nach winterlichem Wetter zu Anfang Mai. Am 9. V. etwas zahlreicher angelangt. Am 11. IX. noch ein Exemplar bei Neuenrade.

80. Zaungrasmücke, Sylvia curruca (L.).

1908: Am 2. V. ein singendes cf' ''bei Riesenrodt, am 4. V. ein solches in meinem Garten. Mehrere Paare haben in hiesigen Dorf- gärten gebrütet.

1909: Am 26. IV. vormittags die erste in einem Dorfgarten gehört, am 27. IV. sangen kurz nach 6 Uhr morgens zwei beim Dorfe

W. Hennemann: Ornitholog. Beobachtungen im Sauerlande. 501

und eine bei Riesenroclt ; letztere zeigte eine überaus frische, helle Färbung.

81. Schwarzplättchen, Sylvia atricapilla (L.)

1908: Am 30. IV. ein singendes cf auf einem Weidenstrauch an der Lenne zu Wintersohl. Am 3. V. mehrere angetroffen, am 4. V. noch zahlreicher angelangt. Am 10. VI. hörte ich ein cf am Astenberg im oberen Sauerlande.

1909: Am 19. IV. gegen 7 Uhr morgens zwei cf cf, von denen eines zuerst von einem Strauch, dann aus der Spitze einer 8 bis 10 Metej’ hohen Eiche seinen Gesang hören ließ. Am 24. IV. mehrere gehört, am 25. IV. ziemlich häufig, etwa zehn cf cf in der Umgebung des Dorfes vernommen.

82. Gartensänger oder Gelbspötter, Hypolais philomela (L.).

1908: Am 21. V. ein singendes cf in einer hiesigen Gartenanlage, welches am 12. und 13. VI. noch fleißig sang, nach Mitte Juni aber verstummte.

21.

1909: Am 21. V. erstes cf in einem Nachbargarten, am 24. V. ein zweites in einer Gartenanlage gehört,, welches aber erst seit 28. V. fleißig sang. Am 7. und 8. VII. sah Lehrer O e 1 m a n n wieder- holt die ausgeflogene Brut des in der Gartenanlage wohnenden Paares*).

83. Waldlaubvogel, Phylloscopus sibilator (Bchst.).

1908: Am 1. V. erstmals gehört bei Riesenrodt, am 3. V. zwei schwirrende cf cf angetroffen.

1909: Am 12. V. ein, am 13. V. zwei cfcf gehört.

84. Fitislaubvogel, Phylloscopus trochilus (L.).

1908: Am 16. IV. die ersten gehört.

1909: Am 15. IV. vormittags das erste cf beim Dorfe gehört; am 16. IV. auf weiterer Tour sechs angetroffen. Am 19. IV. zahl- reich angelangt. Am 27. VII. ein singendes cf in meinem Garten.

85. Weidenlaubvogel, Phylloscopus rufus (Bchst.).

1908: Am 29. III. ein Exemplar unweit des Dorfes, das ein paarmal seinen Gesang hören ließ ; am 4. IV. eins von intensiv gelber Färbung in meinem Garten. Am 28. VII. ein singendes cf

*) In Godesberg am Rhein hörte ich noch am 16. VII. den Gesang eines Gelbspötters,

202 W. Hennemann: Omitholog. Beobachtungen im Sauerlande.

in einem Dorfgarten, am 7. und 8. IX. in manchen Gärten singende. Noch am 10. und 11. X. den Gesang gehört.

1909: Am 28. III. (Nachtfrost, lebhafter Südostwind, sonnig) strich gegen 11 Uhr vormittags einer durch Weidensträucher am Ufer der Lenne entlang; mehrmals ließ er seine Lockstimme verneh- men. Am 29. III. zeigten sich nachmittags (sehr mild, Südwestwind, Regen) drei beim Dorfe, von denen einer ein paarmal sang. Am 7. IV. mindestens 20 singende gehört. Am 6. V. sah ich ein Exemplar Niststoffe, anscheinend Schafwolle, tragen. Am 30. VII. einige singende in Dorfgärten. Am 27. IX. mehrfach in Gärten singend, am 1. X. viele daselbst. Am 6. X. mehrere im Walde singend.

86. Wasseramsel, Cinclus aquaticus Naum.

1908: Im oberen Sauerlande sah Lehrer Kalthegener am 15. III. ein Exemplar zu Odeborn.

1909: Am 12. VI. ein junger Vogel am Lothenbach unweit Bockeloh bei Werdohl.

87. Singdrossel (Grau- oder Gelbdrossel), Turdus musicus L.

1908: Im oberen Sauerlande hörte L. Lingemann zu Fleckenberg am 16. III. den ersten Gesang. Aus Langewiese meldete Lehrer Kalthegener die ersten (2 Stück) unterm 21. III.

ipop: Am 5. V. sah ich flügge Junge am Waldrande bei Riesen- rodt. Am 11. IX. zeigten sich zahlreiche Singdrosseln auf Eber- eschen im oberen Hölmecketale.

88. Rot- oder Weindrossel, Turdus iliacus L.

1908: Im oberen Sauerlande sah kgl. Förster Nöggerath hei Schanze die ersten am 1. X. ; am 2. X. hörte kgl. Forstaufseher S p i e s zwischen Latrop und Berleburg einige vorüberziehende ; am 9. X. sah letzterer 3 bis 5 zwischen Latrop und Schanze. In hie- siger Gegend bemerkte Förster Schniewindt die ersten (drei) am 5. X. ; am 7. X. kamen demselben 18 zu Gesicht.

190p: Am 28. IX. traf kgl. Förster Nöggerath zu Küstel- berg bei Medebach die ersten auf Vogelbeerbäumen an . In hiesiger Gegend sah Förster Schniewindt die ersten am 10. X., 3 an der Giebel und 2 bei Küntrop. Unterm 3. XI. meldete kgl. Forstaufseher S p i e s zu Latrop : „W eindrosseln ziehen noch fortwährend“.

89. Wachholderdrossel oder Schacker, Turdus pilaris L.

1908: Am 24. I. sah Förster Schniewindt unweit Neuen- rade acht Stück, am 29. III. 30 bis 40 in nordöstlicher Richtung zie-

W. Hennemann: Ornitholog. Beobachtungen im Sauerlande. 20

hende. Am 25. X. beobachtete derselbe am Kohlberg 20 bis 30 Stück. Am 26. XI. zeigten sich bei Rudolfskamp gegen 40 Stück.

ipop: Am 29. I. bemerkte Förster Schniewrndt zirka 30 bei Küntrop. Am 3. XI. sah kgl. Forstaufseher Spies 8 bis 12 bei Latrop; in hiesiger Gegend zeigten sich am 5. XI. 4 bei Küntrop. Unterm 30. XI. meldete kgl. Förster Nöggerath zu Küstelberg im oberen Sauerlande: „Zwischen hier und Winterberg zeigen sich auf dem Felde und an den Vogelbeerbäumen unzählige Züge des sogenannten doppelten Kramnietsvogels (Schacker)“. Am 16. XII. sah Förster Schniewindt 2 Stück auf der Giebel.

90. Schwarzdrossel oder Amsel, Turdus merula L.

ipo8: Am 15. II. erster Gesang. Im oberen Sauerlande sah Lehrer Kalthegener die erste am 22. III. zu Langewiese.

ipop: Am 10. I. nach ergiebigem Schneefall am vorhergegan- genen Tage mehrere an meinem Futterplatz. Am 7. III. erster Gesang im Dorfe. Am 25. IV. brütete ein 9> dessen Nest in einer Laube stand. Am 29. IV. zeigten sich zwei noch nicht ganz flug- fähige Junge in einem Dorfgarten. Am 10. VI. in 2 Dorfgärten eben flügge Junge, wohl 2. Brut. Ihr Bestand mehrt sich von Jahr zu Jahr, trotzdem ihr als einem lästigen und schädlichen Gartenvogel bereits nachgestellt wird.

91. Ringdrossel, Turdus subspec. ? ipop: Nach Mitteilung des Lehrers Kalthegener saßen am 4. V. in einer Fichtenschonung bei Langewiese im oberen Sauer- lande drei „Schilddrossel n“, ein und zwei 99 > am 1 1. V. sah er wieder ein Exemplar. Am 2. X. bemerkte kgl. Forstaufseher Spies zwischen Latrop und Berleburg- zwei „Schildamsel n“. Schade, daß keine Belegstücke erbeutet wurden, um feststellen zu können, ob es sich um alpestris oder torquatus handelte.

92. Steinschmätzer, Saxicola oenanthe (L.).

93. Braunkehliger Wiesenschmätzer oder Braunkehlchen, Pratincola

rubetra (L.).

94. Schwarzkehliger Wiesenschmätzer oder Schwarzkehlchen, Pra-

tincola rubicola (L.).

95. Hausrotschwanz, Erithacus titys (L.).

96. Gartenrotschwanz, Erithacus phoenicurus (L.).

Über die unter den Nrn. 92 bis 96 genannten Arten veröffent- lichte ich unter dem Titel : „Ü ber die Rotschwänze, Stein- und Wiesenschmätzer im Sauerlande“ in den „B e-

204

P. Ernst Schmitz: Tagebuch-Notizen aus Jerusalem.

richten überdie Vers am mlungen des botanischen und zoolog. Vereins für Rheinland-Westfalen“ 1910, p. 3 9 einen Artikel, in welchem auch die auf die Jahre 1908 und 1909 bezüglichen Daten niedergelegt sind.

97. Rotkehlchen, Erithacus rubeculus (L.).

1908: Wiederholt überwinternde Exemplare angetroffen, so am 2. I. eins bei Hölmecke, am 3. I. (bei i31/2° R-) drei, am 13. I. (bei ii° R.) zwei beim Dorfe. Am 21. III. erster Gesang. Aus dem oberen Sauerlande schrieb Lehrer Kalthegener: „Rot- kehlchen haben auf der Höhe nicht überwintert ; das erste kam mir am 14. III. in Oberkirchen zu Gesicht, zu Langewiese am 29. III.“ Am 11. VIII. zwei frisch vermauserte in meinem Garten, am 18. X. ein singendes daselbst. Am 27. XII. ein Exemplar im Walde bei Hölmecke.

1909: Am 10. I. ( 81/.,0 R.) zwei beim Dorfe, am 29. eins im Garten. Am 27. II. von einem sonnigen Berghange her den ersten (leisen) Gesang vernommen. Am 21. III. sangen verschiedene schon ziemlich anhaltend. Am n. IX. die ersten wieder in meinem Garten, am 21. X. ein singendes daselbst. Am 7. XI. auf weiterer Tour mehrmals den Gesang gehört. Am 20. XI. in hiesigen Gärten drei, in der Umgebung des Dorfes 5 bis 6 Stück gesehen. Vom 13. bis 18. XII. eins in meinem Garten.

98. Nachtigall, Erithacus luscinia (L.).

1908/1909: Angeblich einige Paare noch in der Umgegend von Garbeck bei Balve gebrütet.

Tagebuch-Notizen aus Jerusalem.

Von P. Ernst Schmitz.

Im XXL Jahrg. des Ornith. Jahrb. hatte ich einige meiner Be- obachtungen bis Ende 1909 für die Ornis Jerusalems und Umgebung bekannt gegeben. Im verflossenen Jahre 1910 notierte ich unter anderem folgendes ;

P. Ernst Schmitz: Tagebuch-Notizen aus Jerusalem. 2Ö5

1910.

3. I. In der Umgebung Jerichos zeigen sich viele Wüstentrappen ( Houbara undulata Bp.). Wie blutete das Herz des Sammlers, als ihm 2 schöne, frisch gerupfte Exemplare in der Hotelküche gezeigt wurden, den lebenden scheuen Tieren aber nicht mehr beizukommen war.

.•» L.;,

7. I. Viele Turdus musicus treiben sich umher. Eine frisch ver- mauserte Acanthis canmbina hat statt der karminroten eine goldgelbe Färbung. - r .

13. I. Ein prächtiges Exemplar Corvus c. iaurencei bei Jerusa- lem erlegt. Sowohl diese Art wie Corvus umbrinus sind hier häufiger als C. cornix und bilden oft große Scharen nach Bethanien hin in der Nähe des Schlachthauses.

18. I. Auf dem Rückweg vom Jordan nach Jericho bei dem biblischen Gilgal fällt mir ein auffallend großer (j: Turmfalke in die Hände; er mißt 34 cm. Vom Jordan bis Jerusalem über Jericho beobachte ich hauptsächlich Wildenten, Halcyon smyrnensis, Stare, Baumspatzen, Haubenlerchen, Steinschmätzer verschiedener Arten, Flüge von Steinhühnern und Col. schimperi und bei Bethanien Aas- geier und Raben.

20. I. Aus Lifta eine Ohreule, Q.

21. I. Endlich erlange ich einen Corvus aifinis, auf den ich so- lange gefahndet hatte, aber bisher vergebens, und zwar ein lebendes Exemplar, das mit 4 anderen in einer Höhle bei Marsaba angetroffen wurde. Die 4 anderen entwichen. In der Höhle waren Bienenstöcke gereinigt worden. Bienenhonig sollen diese Raben sehr lieben. Die fächerartige Stellung der Nasenborsten machen die Tiere sofort erkenntlich.

30. I. Aus El Bireh erhalte ich ein außerordentlich großes Sper- berweibchen. Es mißt 41 cm. Bis Ende des Monates konnte ich noch erwerben: Von Zugvögeln am Jordan Phoenicoplerus roseus Anas er ec ca (j1 und Gallinula chlor opus (j1, von Brutvögeln eben- daher Scotocerca inquieta, Prinia gracilis , Passer moabiticus, sowie Pycnonotus xanthopygus, Anthus leucophrys captus, Ammomanes fraterculus, Lanius aucheri, Monticola cyanus, Saxicola Ingens und finschii.

7. II. Aus Bab el Wad, der einzigen etwas waldigen Gegend in Südpalästina, erhalte ich einen Buntspecht ( Picus syriacus).

206

P. Ernst Schmitz: Tagebuch-Notizen aus Jerusalem.

16. II. Heute konnte ich feststellen, wie die Fellachen beim Tau- benfang vorgehen. Tauben nisten und schlafen oft in den Seitenwän- den der überwölbten Zisternen mit wenig oder gar keinem Wasser, zu welchen aber nur Zugang ist durch ein mäßig großes Schöpfloch. Haben sich abends die Tauben dahin zurückgezogen und wirft man brennendes Stroh hinein, so suchen die Tauben zu entweichen und werden beim Hinausfliegen ergriffen.

20. II. Lehrer Wurst hierselbst besitzt unter verschiedenen anderen von ihm selbst bei Jerusalem erlegten Vögeln Ortygometra pusilla , die von Tristram in Jerusalem gefunden wurde, sowie Cerchneis naumanni und Q und einen braunen Ibis.

22. II. Im Wady Swenit wurde eine Cinnyris osea q” erbeutet, wie 3 Tage vorher in Jericho, ebenso ein Amydrus tristrami und eine Sylvia melanothorax.

26. II. Aus Hesm<? erhalte ich eine lebende und eine geschossene Athene glaux, die häufigste der hiesigen Eulen, die sich oft auch am sonnenhellen Tage blicken läßt. Das Vogelleben am Ufer des Jordan ist in diesem Monate ein sehr wechselvolles. Hier und da auf höheren Bäumen am Ufer, aber auch bisweilen in den Gärten Jeri- chos, sieht und hört man den Bulbul der Eingeborenen ( Pycnonotus xanthopygus ) oder die Palästina-Nachtigall. Der Gesang dieses viel größeren Vogels ähnelt in der Tat dem des europäischen. Im dicken dornigen Gebüsch treibt sich die Prinia gracilis umher, ein bestän- diges Heraus- und wieder Hineinfliegen, sowie von einem Strauch zum andern. Nach dem Toten Meere hin ist sie auch in den Tamarisken zu sehen. Ihr Singen ist hell aber eintönig; der Schwanz bleibt nie m Ruhe und erinnert an die Lebendigkeit des Zaunkönigs. Schwärme von Passer moabiticus, dem kleinsten aller Spatzen, in Zahl von 100 bis 150 Stück, fliegen auf und ab am hohen Jordanschilf bis an seine Mündung. Lanius aucheri ist im Gegenteil immer nur vereinzelt zu sehen auf den höchsten Spitzen der Gesträuche, still und ruhig alles um sich beobachtend. Auch die Wüstenlerche ( Amm . fraterculus ) ist selten in mehr als 2 3 Stück zu sehen, sowie der Honigsauger ( Cinnyris osea), der durchaus nicht scheu ist und dem man sich oft bis auf 2 Meter Entfernung nähern kann. In den Lachen neben dem Jordan wie im Jordan selbst kann man Schwärme von Krickenten bis zu 50 Stück beobachten, nur vereinzelt ( Gallinula chlor opus) und Pelikane, deren 2 gesichtet wurden, aber nur in großer Entfernung.

20/

P. Ernst Schmitz: Tagebuch-Notizen aus Jerusalem.

Der Houbara-Trappe ist in offenem Felde nicht beizukommen. Nur dadurch, daß man sich durch einen vorgehaltenen dichten Zweig- unkenntlich macht, ist es möglich, zu Schuß zu kommen. Auch Kormorane erscheinen von Zeit zu Zeit; dagegen Raben und schim- peri- Tauben sehr häufig. Sie scheinen in den Wänden der vielen Sandberge des Jordan auch ihre Nester zu haben.

27. II. Ein recht ergiebiger Tag. Er brachte aus Ain Fara: Anthus l. captus, Fringilla coelebs, Parus major cf, Cuc. canorus, Pratincola rubicola cf und Sturnus vulgaris. Weiße Bachstelzen, Buchfinken und Kohlmeisen werden auch zahlreich in Jerusalem angetroffen.

4. III. Im benachbarten Dominikanergarten wird ein Kirsch- kernbeißer erlegt.

14. III. Von hiesigen Vögeln werden Lanius Senator rufus, Anthus l. captus und Petronia st. puteicola gesammelt, sowie Monti- cola saxatilis q” aus W. Swenit und Apus apus Q aus Jerusalem.

18. III. Herr T a e p p e r beobachtete auf einem Ausflug nach Marsaba die ersten weißen Störche und dort selbst die kleinen grauen Schwalben Cotile obsoleta mit dem Bauen ihrer Nester beschäftigt. Herr Paulus beobachtete beim Jordan 2 Frankoline. Außerdem wurden Sylvia curruca und Wiedehopf wiederholt beobachtet und gesammelt : Sylvia sylvia, Saxicola amphileuca und oenanthe, Chloris chloris und aus Ain Fauwar für mich zum 1. Male in Palästina Serinus syriacus zugleich mit dem gewöhnlichen Girlitz.

20. III. Auf dem Ölberg beobachtete ich zwei Paar weißer Störche nach Norden ziehend, ebenso einen Schwarm Finken, deren Art ich nicht feststellen konnte.

25. III. Erithacus phoenicurus maesoleucus und Sylvia rüppelli Cf und 9 hier in Jerusalem erlegt. Aus Ain Fara wird mir eine lebende Eule gebracht, die ich unter die gewöhnlichen Arten nicht unterzubringen weiß. Von Schlüter in Halle wurde der jetzt hier im St. Paulus-Museum aufgestellte Vogel als albinotische Form von Otus brachyotus angesprochen. Das knackende Geräusch, das die Eule mit dem Schnabel von Zeit zu Zeit in der Gefangenschaft ausführte, ist recht eigenartig.

31. III. Der Monat schließt mit einem Buteo ferox aus Beth Tun und einem von mir in Palästina noch nicht erworbenen Acro- cephalus streperus <$. Auch dieser Monat bot am Jordanufer man-

208

P. Ernst Schmitz: Tagebuch-Notizen aus Jerusalem.

ches Interessante. Wiederholt zeigen sich Säbelschnäbler ( Recurvi - rostra avocetta), von denen einer gesammelt wurde. Zu 3, 4 oder 5 waren sie an der Mündung zwischen grauen Wildenten zu sehen. Sie suchen im Schlamme, fliegen sehr niedrig, sind allein nicht sehr scheu, aber in Gesellschaft der scheuen Enten fliegt alles davon unter pfiffähnlichem Schreien. Die Perle des Jordans ist der Halcyon smyrnensis, auch bei den Ufern gleichmäßig anzutreffen. Nur 1 oder 2 beisammen schießen sie etwa 100 Meter über den Jordan hin, um dann von einem Zweige am Ufer aus stundenlang das Wasser zu beobachten. Wenn aufgescheucht, geben sie einen schrillenden Schrei von sich. Mehr landeinwärts, besonders im unteren Wady Kelt, kann man die Lärmdrosseln ( Crateropus chalybaeus) beobach- ten, von denen wie von Iialcyon smyrnensis einige gesammelt wur- den. In Trupps von 5 bis 8 Stück leben sie im niederen Gebüsch, legen große Strecken laufend zurück und scharren unter dem Ge- sträuche gleich Hühnern. Sie geben einen langen Pfiff von sich, der ihnen den deutschen Namen eingetragen hat. Drei Würgerarten sind besonders in der Jordanau anzutreffen : Lanius aucheri, Senator rufus und nubicus, letzterer ist jedoch seltener. Abu Ali wie Abu achmar, wie die Eingeborenen die beiden ersten nennen, sind nie auf der Erde oder auf den Felsen zu sehen; immer von einer Baum- oder Strauch- Spitze zur anderen fliegend, harren sie dort still stundenlang auf Heuschrecken, Käfer oder Skorpione lauernd, die sie dann aufspie- ßen, um ihren Wachtposten von neuem zu besetzen. Die Blaudrosseln meiden mehr die Ebene und suchen den Fuß der Berghohen auf.

1. IV. Hier in Jerusalem wird noch eine Sylvia rüppelli und

Acrocephalus str eperas gesammelt.

2. IV. Aus Ain Fara erhalte ich Lanius nubicus, Columba schimperi und eine lebende Athene glaux. An letzterer konnte ich wieder beobachten, wie diese Eule das Tageslicht durchaus nicht scheut. Freigelassen in einem großen Raum, sucht sie statt der dunk- len gerade die hellsten Stellen auf. Merkwürdig erschien mir ihr kurzer kreischender Schrei.

5. IV. In Tantur bei Bethlehem wird ein Corvus cornix erlegt und in Jerusalem ein Acrocephalus arundinaceus.

8. IV. Durch Herrn Grafen Praschma erhalte ich aus Jericho einen Nycticorax griseus. Tristram fand diesen Vogel nur im Nor- den Palästinas.

20$

P. Ernst Schmitz: Tagebuch-bfotizen aus Jerusalem.

9. IV. Eine Emberisa hortulana aus Jerusalem fällt mir auf durch ihre Größe. Sie mißt 17 cm. Heute wurden auch 2 Flüge von Störchen beobachtet, die nordnordöstlich flogen.

xo. IV. Von Muscicapa atricapilla wurden in Jerusalem 2 und

2. 9 erbeutet.

15. IV. Dieser Tag brachte einen Muscicapa collaris aus Jeru- salem, Corvus corax laurencei aus Wady. Swenit und Pisorhina scops mit sehr hellem Gefieder aus Immaus.

19. IV. Etwa 500 Störche fliegen über Jerusalem in der Rich- tung SW nach NO. Aus W. Swenit wird ein Milvus korschun gebracht.

28. IV. Von Saxicola Ingens, Sax. amphileuca, Saxicola melano- leuca konnten in der letzten Woche Gelege mit den betreffenden Brut- vögeln gesammelt werden. Eine weitere Saxicola wurde von dem verstorbenen II. Hocke in Berlin nach Untersuchung des Vogels als Sax. borealis rostrata (H. u. E.) angesprochen. Auch brachten die letzten Tage Cuculus canorus q' und Coracias garrula 9> Coturnix coturnix und Ardea ralloides.

In derselben Zeit sammelte für mich im Jordantale bei Jericho ein dazu beauftragter Jäger Recurvirostra avosetta, Apns inelba, mehrere Halcyon smyrnensis, Crateropus chalybaeus, Lanius aucheri, Monticola cyanus und Corvus umbrinus. Andererseits wurden dort und am Toten Meere gesichtet Hoübara-iT rappe, Holztaube und Haubenlerche.

3. V. In einer 2 m tiefen Höhle einer senkrechten Felswand im Wady Latuf, in die man mit Stricken von der Höhe aus gelangt war, wurde ein Nest von Bubo bubo aharoni Hart, gefunden mit einem einzigen Dunenjungen. Der Horst bestand aus Stroh, Wolle und Haaren. Das Dunenjunge ist nach 14 Tagen eingegangen.

4. V. Am Mamillateich bei Jerusalem werden etwa 10 Kraniche und ebenso viele Fischreiher beobachtet; im hiesigen Dominikaner- garten wird Corvus cornix erlegt. Ein Steppenbussard aus Wady Swenit mißt nur 43 cm.

7. V. Aus Ain Fara wird ein flügger Aasgeier gebracht, aus W. Swenit eine Ardetta minuta, aus Malhila eine Gallinago major, aus Jerusalem Chloris chlorotica und Merops apiastcr.

16. V. Auf einem Ausflug nach Emmaus beobachtete ich unter anderem einen Flug von Corvus cornix, ein Pärchen Turtur com -

14

210

P. Ernst Schmitz: Tagebuch-Notizen aus Jerusalem.

munis und Garrulus atricapillus, sowie viele Saxicola amphileuca. Ein Chloris chlor otica- Nest in einer Zypresse hatte 4 Eier.

18. V. Nochmals werden weiße Störche, etwa 300, in südnörd- licher Richtung hinziehend beobachtet.

23. V. Ein Circus aeruginosus wird in der Nähe Jerusalems erlegt.

Im Laufe des Monates sammelte für mich ein Jäger in der Jerichoebene unter anderem Larus fuscus, Sterna minuta, Cinnyris osea (j1 und Ammoperdix heyi, Caprimulgus europaeus, Hypolais elaica, Aedon galactodes.

23. VI. In Emmaus wurden 2 Wiedehopfe beobachtet.

23. VII. Aus El Birch erhalte eine Scotocerca inquieta in der Mauserung begriffen ; der Schwanz zeigte neben den alten halb- große neue Federn.

28. VII. Ein höchst merkwürdiges Schauspiel bot mir der Mor- gen dieses Tages. Vor dem Hause erscheint ein Beduine mit einem mit 2 Geiern beladenen Esel. Am Tage vorher hatte er das Glück, beide zu erlegen, als sie ein totes Schaf kröpfen wollten. Der eine Gyps fulvus war tot und klafterte 2.60 m ; der zweite der seltene Vultur monachus war nur ange- schossen und klafterte 2.80 m. Die Vögel wurden in Abu Dis bei Neli Musa, 4 5 Stunden östlich von Jerusalem, erlegt. Der Beduine band die Fänge des angeschossenen Geiers mit denen des toten fest zusammen und lud sie so auf den Esel, daß an jeder Seite einer herunterbaumelte. Der angeschossene hatte noch so viel Kraft, daß er so hängend dem Bauch des Esels schwache Schnabelhiebe ver- setzen konnte, wenn dieser stille stehen blieb. Bei jedem dieser Hiebe machte der Esel einen Sprung und setzte sich in Bewegung. Dieser Vultur monachus ist jetzt eine Hauptzierde des St. Paulus-Museums neben dem nicht viel kleineren Gänsegeier, beide aufgestopft mit ausgebreiteten Flügeln.

2. VIII. Ein Jagdausflug in der Nähe der Stadt brachte unter anderem Sylvia orphea cf, Hypolais elaica Q, Luscinia und Oriolus galbula, welch’ letzterer ungemein fett war. Gesichtet wurde eine Chloris chlorotica, die einen halbflüggen Distelfink fütterte.

15. VIII. In der Nähe des Klarissenklosters wurden 2 Cursorius gallicus erlegt. Das Vorkommen um diese Zeit läßt vermuten, daß sie hier brüten.

£*. Ernst ä chm i tz: "Tagebuch-Notizen aus Jerusalem.

18. VIII. Schwärme von Anthus camßestris werden jeden Som- mer auf Brachfeldern der Umgebung Jerusalems beobachtet. Auch werden sie oft in den hier häufigen Felshöhlen mit weitem Eingang angetroffen. Ein q” wurde gesammelt.

28. VIII. Ein erst halbfiügges junge von Neophron percnopierus um diese Zeit beweist, daß der Vogel zweimal brütet.

20. IX. Ein Apus melba cf wurde hier in Jerusalem gefangen; im Vergleich mit den unzähligen Apus apus, die wohl nur vom Haus- spatz an Zahl hier übertroffen werden, ist der Vogel in Jerusalem selten.

24. IX. Aus der Nähe des Klosters Mar Saba wird mir ein Corvus corax laurencei gebracht. Die Fittiglänge beträgt mehr als 45 cm.

2. X. In Jerusalem wurde ein Circus pallidus geschossen.

4. X. In Jaffa beobachtete ich im Hafen einen Eisvogel zwischen den am Strande angebundenen Booten, eifrig vom Rande derselben aus auf Fische Jagd machend. Er rüttelte über denselben ganz ähn- lich wie der Turmfalke über seiner Beute. Ebenda beobachtete ich abends unzählige Scharen Vögel, in großer Höhe beständig kreisend. Segler oder Hausschwalben?

22. X. Bei Jerusalem wird ein Ralius aquaticus q" ergriffen, das sich in den Abort einer Privatwohnung geflüchtet hatte.

1. XI. Bei Jaffa wurde ein Pelikan erlegt, den ich bei einem Präparator besichtigen konnte. Am See Genezareth erscheinen diese Vögel alljährlich.

15. XI. Aus Malha, westlich von Jerusalem, wird mir eine lebend ergriffene Fulica atra gebracht.

22. XI. Ein muhamedanischer Torwächter bringt mir eine gleich- falls lebend ergriffene Gallinula chloropus.

6. XII. Auf einem Ausfluge nach Ernmaus wurden gesichtet viele Caccabis chukar, Athene glaux, bei hellem Sonnenschein dahin- fliegend, viele Saxicola verschiedenster Arten, Häher, Rotkehlchen und ein Scotocerca.

13. XII. Ein reizendes Serinus syriacus q" wurde in einem Turmzimmer gefangen, in das es sich verirrt hatte. Ein zweites Exemplar erhielt ich aus Ain Fara.

21. XII. Zum ersten Male erhielt ich Spinus spinus und zwar ein Pärchen bei Jerusalem erlebt.

i4*

212 A. Hess: Ornithologische Notizen aus dem Wallis.

30. XII. Zum Jahresschluß gelangten noch in meine Hände Amydrus tristrami rf, Serinus syriacus und Saxicola finschii aus Ain Fara und vom Toten Meere Totanus calidris, sowie Francolinus francolinus Q, letzterer zum ersten Male.

Gewöhnlichere und häufigere Arten notierte ich nicht, aber das Aufgezeichnete beweist schon zur Genüge die Mannigfaltigkeit der Omis selbst in der näheren Umgebung Jerusalems.

Jerusalem, St. Paulus-Hospiz, Mai 191 1.

Ornithologische Notizen aus dem Wallis.

Von A. Hess, Bern.

Am Morgen des 1. Juli 1911 verließen ein Reisegefährte und ich die schweizerische Bundesstadt Bern, um einige Tage im Wallis zu verbringen.

Das Wetter war lange unbeständig gewesen. Nun war eine Besserung eingetreten, welche während der ganzen Dauer unserer Reise anhielt. Dieselbe hatte hauptsächlich das Sammeln verschie- dener Insekten zum Zweck. Wenn aber auch die Zeit in der Haupt- sache der Entomologie gewidmet wurde, so konnte ich es doch nicht unterlassen, möglichst viele Notizen über die Vogelwelt zu machen. Da mein Reisegefährte und ich sich vom frühen Morgen bis zum Abend stets im Freien aufhielten und ich den Feldstecher immer mitführte, wurden ornithologische Beobachtungen möglich. Dieselben wären dennoch nicht der Veröffentlichung wert, wenn das Gebiet, welches wir besuchten, ornithologisch nicht so wenig erforscht wäre. Tatsache ist, daß die reiche Flora und Fauna des zwischen Alpen- ketten gelegenen und in der Hauptsache sehr gebirgigen Schweizer- kantons Wallis noch zu wenig bekannt ist. Seine Insektenwelt ist beinahe besser bekannt, als seine Ornis, wozu zum Teile viele englische Sammler das Ihrige beigetragen haben.

So unvollständig daher auch meine Beobachtungen sind, dürften sie aus dem vorerwähnten Grunde doch von einigem Interesse sein.

Die Eisenbahnfahrt von Bern nach Sitten bot nicht viel Bemer- kenswertes. Einzig fällt schon dem Durchreisenden auf, daß in der Stadt Freiburg viele Alpen segler ( Apus melba (L.) Aufenthalt

A. Hess: Ornithologische Notizen aus dem Wallis.

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genommen haben. In Bern sind es nur noch einige wenige Stücke. Früher war dies anders. In Bern nisteten sie im Turm des Münsters. Dies wird schon von Meisner und Schinz*) erwähnt. Beim Ausbau des Berner Münsters wurden die Vögel vertrieben**). Die Kolonie ließ sich offenbar in Freiburg nieder, wo sie die schon vor- handene verstärkte, so daß sie nun die stärkste in der Schweiz sein dürfte*** ****)).

Im Kanton Freiburg ist auch die Elster ( Pica pica (L.) nicht in dem Maße selten geworden, wie es in vielen Teilen der Schweiz der Fall ist. Man kann vom Eisenbahnzug aus immer kleine Trupps dieser Vögel beobachten.

Auf der ausgedehnten Fläche des blauen Leman waren nament- lich bei Vevey, Montreux und Territet schon Lachmöven ( Larus ridibundus L.), die sonst nur im Winter in größerer Zahl vorhanden sind, zu sehen.

In die Ebene der Rhonemündung, zwischen Villeneuve und Aigle, angelangt, konnten wieder Mäusebussarde (Buteo buteo (L.) beobachtet werden. Dies war jedesmal bei meinem Durchfahren der genannten Gegend der Fall.

Bei St. Maurice schließt ein militärisch befestigter Felsriegel das zwischen zwei Alpenketten liegende Rhonetal ab. Nachdem derselbe durch einen Tunnel passiert ist, befinden wir uns im Wallis. Ich halte Ausschau nach der Dohle ( Lycus monedula (L.), doch vergeblich. Ich hatte nämlich hier am 17. März 1910 einen großen Schwarm von wenigstens 1500 Stück dieser Vögel gesehen. (Am 19. März 1911 ca. 400 Stück in Sitten und ca. 250 Stück in Siders*).

Ich sollte während meines ganzen Aufenthaltes im Wallis kein einziges Stück der gewöhnlichen Dohle zu Gesicht bekommen. Wo sind diese Schwärme hingezogen?

Nachdem wir an Martinach, dem Ausgangspunkte des Passes über den Großen St. Bernhard, dieser alten Völker- und auch Vogel- zugsstraße, vorbei sind, erscheint nach einiger Zeit, gleich einem Vorposten, die felsige Kuppe des Montorge. Kurz darauf taucht

*) Meisner und Schinz: Die Vögel der Schweiz. 1815.

**) A. Girtanner : Eine zerstörte Kolonie des Alpenseglers.

Orn. Monatsschr. XXVII. (1902) und Orn. Beobachter, I. (1902).

***) K. Daut : Der Alpensegler. Orn. Beobachter. V. (1906.)

****) Orn. Beobachter, VII. (1911), S. 121.

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A. Hess: Ornithologische Notizen aus dem Wallis.

auch das Bild der Walliserhauptstadt, Sitten, mit ihren grauen Schiefer- und Steindächern und den Felsenhügeln Tourbillon und Valeria im Hintergrund auf. Ersterer ist durch eine große Schloß- ruine und letzterer durch eine Kirche gekrönt.

In Sitten (rund 500 Meter Seehöhe) hatten wir für zwei Tage Aufenthalt genommen.

In dieser Stadt fällt sofort die große Zahl der vorhandenen Mauersegler ( Apus apus (L.) auf. Dieselben finden im Turm der Kathedrale günstige Nistplätze. Auch Schwalben fehlen nicht. Am zahlreichsten ist die R a u c h s c h w a 1 b e ( Hirundo rustica L.) vertreten, dann kommt die Hausschwalbe ( Chelidonaria urbica (L.). An der südlichen Felswand des Tourbillon nisten einige Felsschwalben ( Biblis rnpestris ( Scop.) gemeinsam mit Alpenseglern. Letztere haben sich auch noch anderwärts in Sitten angesiedelt, sind aber nicht besonders zahlreich.

In einem Park stelle ich die Nachtigall ( Erithacus luscinia (L.) fest. In den Gärten singt überall noch die Kohl am sei ( Turdus merula L.). Ebenso läßt der Buchfink ( Fringilla coelebs L.) noch um diese Jahreszeit seinen Gesang erschallen, der mir noch während meiner ganzen Walliserreise zu Gehör kam; er war durchwegs auffallend schön im Gegensatz zum Tessin, wo ich im Frühjahr einen schlechten Finkenschlag zu hören bekam.

Als selbstverständlich gilt, daß auch der Haussperling ( Passer domesticus (L.) nicht fehlte. Sodann kamen mir der Haus- rotschwanz ( Ruticilla titys ( L. ) und Gartenrotschwanz ( Ruticilla phoenicurus (L.) mit flüggen Jungen zu Gesicht. In den Hecken fehlten die schwarzköpfige Grasmücke ( Sylvia atricapilla (L.), die Gartengrasmücke ( Sylvia simplex Lath.) und die Dorngrasmücke ( Sylvia sylvia (L.) auch nicht.

Im Laufe des Nachmittags des 1. Juli kreiste über dem Tour- billon ein Mäusebussard, der sich nach und nach in den blauen Äther hinaufschraubte. So lange er niedriger war, hielten sich am Tourbillon alle Vögel vollständig ruhig. Dieselben schienen demnach in der Vogelkunde nicht so weit bewandert zu sein, um die Unschuld des großen Fliegers zu bekennen. Gegen das Dorf Brämis zu flog ein Sperber ( Accipiter nisus (L.).

An der Rhone sah ich die weiße Bachstelze ( Motacilla alba L.), die E 1 s t e r und die Rabenkrähe (Corvus corone L.).

A. Hess: Ornithologische Notizen aus dem Wallis.

215

Letztere kam auch im Eringertal überall vor, aber nur so vereinzelt, daß einem der sonst in der Schweiz so gemeine Vogel dort immer geradezu auffiel.

Besonders der 2. Juli, wo die nördlich von Sitten gelegenen, mit zum Teil kunstvoll bewässerten Rebbergen bedeckten Anhöhen be- sucht wurden, brachte uns viele Goldammern ( Emberisa citri- nella L.), unter ihnen viele diesjährige Junge, zu Gesicht.

An den Rebstöcken trieben in geradezu auffallender Weise die Kohlmeise ( Parus major L.) und die Sumpfmeise ( Parus palustris L.) ihr Wesen. Ich erhielt dort die feste Überzeugung, daß die Weinbauern an den Meisen einen tüchtigen, zuverlässigen Bundes- genossen zur Vertilgung der Insektenschädlinge haben. Sie sollten daher diese nützlichen Vögel durch das Anbringen von künstlichen Nisthöhlen noch weiter an ihren Besitz zu fesseln suchen. Zwar werden die Löcher in den vielen Trockenmauern auch eine schöne Anzahl guter Nistplätze bieten, sofern die Meisen nicht etwa durch die im Wallis sehr zahlreich vorhandenen Eidechsen belästigt werden.

Hier ließ sich auch die Singdrossel ( Turdus musicus L.) hören und sehen.

Nachdem die Region der Weinreben hinter uns war, kamen mir in der Nähe von Ormona (820 Meter über Meer) die F e 1 d 1 e r c h e ( Alauda arvensis L. ) , der schwarzkehlige Wiesen- schmätzer (Pratincola rubicola (L.) , der Eichelhäher ( Garrulus glandarius (L.), sowie ein Turmfalke (Tinnunculus tinnunculus (L.) zu Gesicht. Der graue Fliegenschnäpper ( Muscicapa grisolea L.) und der schwarzrückige Fliegen- schnäpper ( Muscicapa atricapilla L.) bewohnten auch in gerin- ger Zahl die Gegend.

Einen besonders erfreulichen Anblick boten zwei Familien des Wiedehopfes ( Upupa epops L.), Alte mit vollständig flüggen Jungen. Die letzteren ließen mich ziemlich nahe an sie herankommen.

Am Morgen des 3. Juli wurde die Fußwanderung nach dem Eringertal (Val d’Herens) angetreten.

Das Rhonetal wurde durchquert, um den südlich von Sitten gelegenen Eingang des Eringertales zu erreichen. Der Weg steigt sofort steil hinan, um die linke Berglehne des Tales zu gewinnen. In der Tiefe rauscht die Borgne und sendet ihr milchweißes Gletscher- wasser schäumend der Rhone zu. Neben dem sehr tief eingeschnit-

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A Hess: Ornithologische Notizen aus dem Wallis.

tenen Bett des Baches würde in der Talsohle keine Straße mehr Platz finden.

Zu unterst am Berg, am Abhang gegen das Rhonetal zu, be- finden sich noch Weinberge. An der Grenze desselben und des Waldes ist eine große Zahl von schönen Kirschbäumen gepflanzt. Ihre Früchte reiften gerade damals. Sie wurden auch geerntet, aber nicht von den rechtmäßigen Eigentümern, sondern von Scharen von Schwarz- und Singdrosseln. Später werden sich dieselben wohl in unerwünschterWeise an den Weintrauben bemerkbar machen. Auch der Pirol ( Oriolus oriolus L.) und ganz besonders der Eichelhäher beteiligten sich lebhaft an dieser Kirschenernte. Dabei wurden beinahe ebensoviele Früchte fallen gelassen, wie gefressen.

Weiter oben am Walde kam mir die Kohlmeise, sowie auch die Blaumeise ( Panis caenllus L.) zu Gesicht. Ein Rot- kehlchen ( Erithacus rubeculus (L.) mit Futter im Schnabel wurde ebenfalls gesichtet. Die Anwesenheit des Gimpels ( Pyrrhula pyrrhula europciea Viell.) und des Grünspechtes ( Picus viridis L.) wurde ebenfalls festgestellt.

Natürlich wurde noch eine Anzahl anderer Vögel, welche ich schon weiter oben angeführt habe, gesehen und gehört.

Nach einem tüchtigen Marsch in der heißen Sonne wurde das Dorf Vex erreicht (957 Meter über Meer). Dicht vor demselben war vom Rand der Straße ein Wiedehopf aufgeflogen. Über der Schlucht der Borgne rüttelte ein Turmfal ke. Im Dorf selbst konnte ich die Anwesenheit folgender Vögel feststellen : Mauer- segler (zahlreich) , Rauch- und Hausschwalbe, Haus- rotschwanz, Garten- und Dorngrasmticke und Haus- sperling.

Auf dem Wege weiter kam mir ein Paar schwarzkehliger Wiesenschmätzer mit 4 flüggen Jungen zu Gesicht.

Nachdem die berühmten Erdpyramiden passiert waren, erreich- ten wir erst im Laufe des Nachmittags das Dörfchen Euseigne (970 m), da wir unterwegs gesammelt und beobachtet hatten. In Euseigne wurde für einige Tage Station gemacht.

Auffallend vogelarm, wenigstens in Bezug auf die Zahl der Arten, kam mir dieses Dörfchen vor. Daran dürfte nicht zum min- desten die 'große Zahl der Haussperlinge die Schuld tragen.

A. Hess: Ornithologische Notizen aus dem Wallis.

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Dieselben schmarotzen an den Krippen der Pferde und Maultiere. Alle Posten und Maultierfuhren machen nämlich in Euseigne Rast, um die Tiere zu füttern.

Gesehen habe ich im Dorfe außerdem einzig den Mauerseg- ler in größerer Zahl, nebstdem noch die Goldammer, den Haus- rotschwanz und den Buchfink, aber nur in wenigen Stücken.

Am 5. Juli rastete auf kurze Zeit eine Rauchschwalbe auf einem Hausdach. Dieselbe kam wohl von einer anderen Ortschaft her. Im Dörfchen wurde auch ein gefangener W a 1 d k a u z ( Syrnium aluco (L.) gehalten. Der Uhu ( Bubo bubo (L.) soll in der Gegend auch noch Vorkommen, was sehr glaubwürdig ist. In der Schweiz ist dieser Vogel im Wallis und in Graubünden noch am häufigsten.

Mehr Leben bot das Tälchen der Dixence, welches kurz vor Euseigne in das Tal der Borgne einmündet. Seine steilen Abhänge sind mit Schwarzerlen bewachsen. Besonders häufig war dort die Ringeltaube ( Columba palumbus L.) . Stand ich am Morgen oder Abend auf der Brücke bei Sauterot, von welcher aus man ein gutes Stück des schmalen Tälchens zu übersehen vermochte, so konnte ich ein jedes Mal einige Wildtauben fliegen sehen. In den Gebüschen machten sich auch der Fitislaubvogel (Phyllos- copus trochilus (L.) und der W eidenlaubvogel ( Phyllos - copus ruf us (Bechst.) bemerkbar, auch der rotrückige Wür- ger ( Lanius collurio L.) kam mir wiederholt zu Gesicht, ebenso schien der Kohlamsel und der Singdrossel die Gegend zu gefallen, da sie hier zahlreich waren.

Am 6. Juli zogen wir weiter das durch die vielen Eigenheiten seiner Bewohner und ihrer Wohnungen bekannte Eringertal hinauf. Der kräftige, schöne Menschenschlag trägt noch immer seine eigen- tümliche Tracht. Der Verkehr, namentlich im obern Teil des Tales, geschieht mittelst Maultieren, welche alle Lasten tragen. Außer den Postwagen und Fuhrwerken aus Sitten mit Fremden begegnet man selten einem Fahrzeug. Die von Sitten nach Les Hauderes führende schmale Straße, welche oft am Rand steiler Felswände vorbeiführt, ohne daß Wehren vorhanden wären, ist im oberen Eringertal der einzige fahrbare Weg.

Alles hat hier ein eigenartiges Aussehen und läßt auch eine etwas anders zusammengesetzte Fauna erwarten.

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A. Hess: Ornithologische Notizen aus dem Wallis.

Beim Pont Noir wird die Borgne mittelst einer steinernen Brücke überschritten und von dort weg befindet sich die Straße auf der rechten Talseite.

Vor dem nächsten Kirchdorf Evolene (1378 m über Meer) hat sich an einer hohen Felswand eine starke Kolonie von Haus- schwalben angesiedelt. Die in der Hauptsache aus Holz ge- bauten Häuser der Talbewohner bieten diesen Schwalben eben nicht so günstige Nistorte, wie es anderwärts der Fall ist. Daher bauen sie ihre Nester an überhängenden Felswänden, wie es früher wohl überall geschehen sein wird.

Oberhalb des Dorfes, an einer gleichartigen Felswand, befindet sich eine bedeutend kleinere Kolonie der Felsenschwalbe.

Zu hinterst im Tal bildet sich eine Wiesenebene, in welcher die zwei Dörfer Evolene und 3/4 Stunden weiter hinten im Talgrund, am Fuße der hohen Dents de Veisivi, Les Hauderes (1447 m ü. M.) liegen. In letztgenannter Ortschaft nahmen wir Quartier.

Auf der erwähnten Wiesenebene, wo soeben geheuet wurde, war der braun kehlige Wiesenschmätzer ( Pratincola rubetra (L.) ziemlich häufig. Die Jungen waren flügge und beinahe selbst- ständig. Auf unseren Exkursionen an der rechtseitigen Berghalde und in die Combe de Ferpecle in den Tagen vom 7. 11. Juli trafen wir den genannten Vogel in La Forclaz (1748 m), La Sage (1671 m), Villa (1724 m), Sepey und Praz fleuri (1700 m) überall an, wo Wiesen waren. In dieser Höhe waren die Jungen erst flügge geworden.

Die weiße Bachstelze nistete in Evolene und Les Hau- deres. Sonst habe ich sie nirgends im Val d’Herens gesehen.

Auch der Mauersegler nistete zahlreich in diesen Dörfern. Die Nester werden im ganzen Tal unter den Steinplatten, mit wel- chen alle Häuser ausschließlich gedeckt sind, gebaut.

Der Hausrotschwanz brütet ebenfalls in all’ den vorge- nannten Lokalitäten, also bis auf zirka 1700 m Seehöhe. Die Jungen wurden noch im Nest gefüttert.

In Les Hauderes habe ich junge Zaunkönige ( Anorthura troglodytes (L.) gesehen.

Am 9. Juli wurde morgens früh der Aufstieg durch die Combe de Ferpecle nach Bricolla (2400 2600 m) vorgenommen. Bricolla ist eine von Gletschern umgebene Alpe am Fuße der Dent Blanche,

A. Hess: Ornithologische Notizen aus dem Wallis.

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deren weiße Spitze in das Eringertal hinableuchtet und dasselbe gewissermaßen beherrscht.

Beim Aufstieg wurden in der Nähe von Felswänden wiederholt Alpensegler gesehen. Auch die Ring amsei ( Turdus torqua- tus L.) kam mir zu Gesicht. Mit den ersten Alpenrosenbüschen (auf 1800 m ü. M.) erschien auch die Alpenbraunelle ( Accentor collaris (Scop.). Sie wurde weiter oben häufig gesehen. In gleicher Höhe sang noch ein Buchfink und einige Tannenmeisen ( Panis ater L.) trieben sich in einer Lärche herum.

In ca. 1900 m Höhe stellte ich den ersten grauen Stein- schmätzer ( Saxicola oenanthe (L.) fest. In dieser Höhe hörten wir auch in nächster Nähe den Warnruf des Alpenschnee- huhnes ( Lagopus mutus Montin.), ohne es aber zu Gesicht zu bekommen, da die ganze Umgebung mit blühenden Alpenrosenbüschen bedeckt war. An der von Bricolla nach den Gletschern von Ferpecle und Mont Mine senkrecht abfallenden Felswand entlang flogen Alpensegler und Felsen schwalben. Auch einige Alpendohlen ( Pyrrhocorax pyrrhocorax (L.) führten über den im Sonnenschein schimmernden mächtigen Gletschern ihre Flug- spiele aus. V

Zu der großartigen Szenerie, welche in majestätischer Ruhe vor uns lag, bot das rege Vogelleben einen angenehmen Gegensatz.

Der 11. Juli war dem Besuch eines anderen Alpentälchens be- stimmt, dem Val d’Arolla.

Um nicht zu sehr unter den Strahlen der Sonne zu leiden, welche all’ die Tage hindurch von einem unbewölkten Himmel herunter- schien, erfolgte der Aufstieg von Les Hauderes aus in der Morgen- frühe. Im ersten Teil desselben gab es nichts Neues zu beobachten. Zu oberst in diesem Tale kommt die Arve*) vor. Wie die Region dieses Baumes erreicht war und sich im Hintergrund die breite, weiße Gestalt des Mont Collon mit dem Arolla-Gletscher an seinem Fuße vollständig zeigte, machte sich auch ein einigermaßen neues Vogel- leben bemerkbar.

In der Luft kreiste ein Hühnerhabicht ( Astur palum- barius (L.). Wer diesen Raubvogel an diesem strahlenden Sommer-

*) Das Tälchen dürfte seinen Namen von diesem Baume erhalten haben. Französisch heißt er nämlich: „pin d’arola“. Auch wird die Gegend von den Einheimischen Arola genannt und nicht Arolla, wie sie auf allen Karten usw. heißt.

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A. Hess: Ornithologische Notizen aus dem Wallis.

morgen in dieser erhabenen Umgebung so ruhig kreisen sah, begriff leicht, daß man auch aus ästhetischen Gründen Vögel schützen kann.

In den Zirbelkiefern trieb sich eine größere Zahl Tannen- häher ( Nucifraga caryocactes (L.) herum. Sie waren nicht besonders scheu. Die Alpenbraunelle kam mir erst auf einer Moräne des Zigiorenove-Gletschers in ca. 2500 Meter Höhe zu Gesicht. Etwas weiter unten hatte ich die graue Bachstelze ( Motacilla boarula L.) auf Steinen in der Nähe eines Gletscher- baches beobachtet.

Einen nicht mehr häufig zu sehenden Anblick boten mir drei Kolkraben ( Corvus corax L.), welche einen Gletscher über- flogen, um sich an einer Felswand vor dem Pigno d’Arolla nieder- zulassen.

Unten im Val d’Arolla befinden sich mehrere Hotels und es schien mir, als seien die kleineren Vögel bei weitem nicht so zahl- reich, wie auf der einsamen Alp Bricolla.

Beim Abstieg flogen aus den massenhaft vorkommenden Wach- holdergebüsphen mehrere Drosseln auf. Die Distanz war aber zu groß, um die Art mit Sicherheit feststellen zu können, bevor sie hinter einer Baumgruppe verschwanden.

Im Tälchen soll der Auerhahn ( Tetrao urogallus L.) nicht selten sein nach der erhaltenen Auskunft.

Am nächsten Tage mußte ich leider schon die Heimreise an- treten. Auf derselben bot sich mir nichts Neues oder Bemerkens- wertes.

Nach einem in der Schweiz sonst gemeinen Vogel habe ich im Wallis auch vergeblich Umschau gehalten, nämlich dem Star ( Stur- nus vulgaris L ). Derselbe ist mir dort nirgends zu Gesicht ge- kommen. Allerdings wird man im Wallis auch vergeblich nach Nist- kasten suchen, welche dem genannten Vogel im schweizerischen Mittelland den Aufenthalt so bequem gestalten. Der Kanton Wallis mit seinen großen Reben- und Obstkulturen wird den Nascher Star auch nicht besonders vermissen.

Wie schon eingangs bemerkt, machen diese Aufzeichnungen keinen Anspruch auf auch nur eine annähernde Vollständigkeit. Da aber einheimische Beobachter noch fehlen, so haben diese Notizen immerhin einigen Wert. Vielleicht gelingt es mir, sie später noch zu vervollständigen, da ich hoffe, die schönen Wallisertäler noch öfter besuchen zu können.

Hermann johansen: Ein Dompfaffenbastard.

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Ein Dompfaffenbastard.

Von Hermann Johansen, Tomsk.

In der Umgegend von Tomsk können hauptsächlich zwei*) Dompfaffenarten ( Pyrrhula p. pyrrhula Linn. 1758 und P. p. cas- sini Baird 1869) angetroffen werden, von denen die erstere als ge- wöhnlicher Brutvogel zu bezeichnen ist, während die zweite grau- bäuchige, obwohl in den letzten Jahren häufig genug in den Winter- monaten hier angetroffen und auch einmal sogar am 3/16. Mai (1908) beobachtet, jedenfalls bedeutend seltener als die rotbäuchige auftritt und noch nicht mit Sicherheit zu den Brutvögeln zu zählen ist.

Von Herrn P. A. Schastowsky erhielt ich zur Ansicht ein adultes männliches postiertes Exemplar eines Dompfaffen, das er am 10. Dezember (n. S.) 1910 von Vogelhändlern auf dem Tomsker Markte erworben hatte. In der Folge hatte er die Liebenswürdig- keit, das seltene Exemplar dem zoologischen Museum der hiesigen kaiserlichen Universität zu überweisen.

In diesem Dompfaffen glaube ich einen Bastard der hiesigen gewöhnlichen rotbäuchigen und der selteneren graubäuchigen Form zu erkennen. Bastarde kommen in der Natur bekanntlich aus dem Grunde zustande, daß Individuen des einen Geschlechts einer Art fehlen, was für die graubäuchige Form des Dompfaffen hier häufig genug Vorkommen dürfte, da fast immer nur q von cassini hier erbeutet werden, 99 somit hier viel seltener herumstreichen. In den Wintermonaten gesellen sich männliche cassini auch recht häufig zu den kleinen Trupps von P. p. pyrrhula, in welchen gewöhn- lich überzählige vorhanden sind; zwischen diesen können dann im Frühling, wenn der Trupp sich in Pärchen auflöst, sehr wohl Mischehen eingegangen werden. Die Möglichkeit dazu ist jeden- falls nicht in Abrede zu stellen.

Beschreibung. Größe wie der hiesigen rotbäuchigen Form, doch hält die Flügellänge (a=9i mm) etwa die Mitte zwi- schen beiden Werten (93 98 für pyrrhula und 88 90,7 für cassini

*) Zu P. p. kamtschatica Tacz. glaube ich auch noch jetzt (cf. O. J. 1904, p. 86) einen Dompfaffen meiner Sammlung ziehen zu dürfen, doch sind weitere Fälle des Vorkommens dieser schönen Subspezies in Zentral- Sibirien mir unbekannt.

222 Wolfgang Johansen: Am Nest des Trauerfliegenfängers.

nach Hartert). Unterscheidet sich von P. p. cassmi q" nur durch die Anwesenheit von rosenroter Färbung an folgenden Stellen :

Ohrgegend (sehr schwach), übrige Kopfseiten und Binde unter dem Kinn stärker, Seiten des Unterhalses (Kropf), Vorderbrust, teilweise Hinterbrust und Weichen. Die kleine letzte Armschwinge ohne Rosenrot auf der Außenfahne.

Auffallend ist, daß das aus der Vermischung von dem Hellrot der einen und dem Aschgrau der anderen Art hervorgegangene Rosenrot von demselben Farbenton ist, wie bei P. p. griseiventris Lafr., die ich aus Wladiwostok besitze.

Am Nest des Trauerfllegenfängers.

Von Wolfgang Johansen, Tomsk.

In Prof. Dr. Ant. R e i c h e n o w’s Om. Monatsb. (XV. Jahr- gang 1907 Nr. 9, p. 141) hat mein Vater auf Muscicapa atricapilla als einen nicht häufigen Brutvogel Westsibiriens hingewiesen. Ich habe im vergangenen Sommer auf unserer Villa Kiefernhof bei Tomsk an diesem Fliegenfänger einige Beobachtungen gemacht, die von Interesse sein könnten, da sie den Beweis für sein Brüten bei Tomsk erbringen.

Bei Tomsk erschienen diese Fliegenfänger in diesem Jahre (1911) erst am 7. Mai (24. April), auf unserer Villa aber erst am 14. (1) Mai an den für kleinere Vögel aufgehängten Nistkästen. Am 21. (8) Mai traten sie den von ihnen bezogenen vom Wohn- hause entfernteren Nistkasten Rotschwänzchen ( Ruticilla phoeni- cura ) ab und bezogen einen kleinen an der Außenwand unseres Wohnhauses angebrachten Nistkasten. Bald wurde noch ein zweiter kleiner Nistkasten, ebenfalls am Wohnhause hängend, auch von einem Pärchen Trauerfliegenfänger bezogen, doch habe ich nur meine Beobachtungen am ersten Nistkasten auf- gezeichnet. Am 2. Juli (19. Juni) fand ich unter dem Neste eine

Es freut uns, hier die Erstlingsarbeit des Sohnes des um die Erfor- schung der westsibirischen Omis hoch verdienten Konservators des zool. Mus. der kais. Universität in Tomsk bringen zu können, der wir hoffen und erwarten es weitere folgen werden. D. Herausg.

M. BaTa<5: Fratercula arctica (L.) auf der Adria.

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zerbrochene hellblaue Eischale ohne Fleckenzeichnung, nachdem ich am vorhergehenden Tage meine Beobachtungen über das Füttern der Jungen angefangen hatte.

Beide Eltern fütterten die Jungen die ganze Zeit über. Wie häufig, zeigt folgende Tabelle :

Datum

Zeit und Dauer der Beobachtung

Wie oft?

Witterung

Juli 1.

6 h 15 m._6 h 45 m. abends

7 mal

Warmer schöner Abend

2.

2 h 3 h mittags

25

Trübe

3.

10 h 30 m 11 h 30 m. vormitt.

32

Sonnenschein bei Wind

4.

1 h 30 m 2 h 30 m. mittags

31

Windig

5.

l h 30 m 2 h 30 m. mittags

24

Heiß und schwül

6.

12 h _i h mittags

25

Heiß

Am 4. Juli wollte der Fliegenfänger einen Weißdornfalter ( Aporia crataegi ) fangen, es gelang ihm aber nicht. Am 5. Juli jedoch wurden nacheinander 3 Weißdornfalter, ein Perlmutterfalter ( Argynnis Sp. ?) und eine kleine Spanner-Art zu den Jungen getra- gen. Daß er größere Insekten gegen Zweige schlägt „bis Flügel und Beine abgehen“ („neuer Naumann“), habe ich nicht beobachtet. Am 10. Juli (27. Juni) steckten die jungen Fliegenfänger schon ihre Köpfe aus dem Nistkasten und am n. Juli waren sie ausgeflogen. Als ich im Herbst den Nistkasten öffnete, fand ich darin einen trockenen Junikäfer ( Rhisotrogus solstitialis ) und den Kopf einer großen grünen Libelle ( Aeschna sp.).

Das Nest war aus trockenen Birkenblättern, aus dem dünnen äußeren Beleg der Rinde von Birken und Kiefern, aus Grashalmen und kleinen, feinen Holzspänen ziemlich kunstlos gebaut.

Fratercula arctica (L.). auf der Adria.

Von M. Barac.

Am 30. Juli d. J. erlegte ich auf dem Meere, ca. 5 Meilen süd- lich von Urinj, einem kleinen Orte im kroatischen Küstenlande, einen Papageitaucher. In meiner Dampfbarkasse auf der See fahrend, traf

224

M. Barac: Pratercula arctica (L.). auf der Adria.

ich eine große Gesellschaft gewiß über 100 Stück Puffmus yelkouanus auf dem Wasser sitzend. Sie ließen mein Fahrzeug auf Schußdistanz ankommen und auf den abgegebenen Schuß blieben 2 Stück liegen. Die übrigen flogen ab und erst nach ihnen flog die Frater- cula auf, nach welcher ich nun mit dem zweiten Schüsse schoß. Der Vogel flog nach Taucherart rasch über den Wasserspiegel. Nach dem Schüsse tauchte er sofort, kam jedoch nach kurzer Zeit schon als Leiche an die Oberfläche.

Der Vogel hat um die Augen je zwei bläulichgraue, hornartige Schwielen. Der Schnabel ist am vorderen Teile, der drei Einker- bungen zeigt, schön korallenrot, gegen die Basis zu ist er grau und an der Wurzel des Oberschnabels liegt eine etwa 3 mm breite, licht- graue Wulst. Im Mundwinkel befindet sich eine ebenso breite, orangegelbe Haut. Die Füße sind hoch orangerot, ins Zinnoberrote übergehend. Die Totallänge betrug 31, die Flugweite 54 cm.

Den Vogel sandte ich dem kroatischen Landesmuseum nach Zagreb (Agram), wo sich auch das von mir am 10. August 1888 unweit Fiume erlegte Exemplar befindet.

Fiume, 31. Juli 1911.

Nachschrift. Am 6. August erlegte ich, etwa 3 Meilen südlich vom hiesigen Petroleumhafen, auf der See ein zweites Stück des Papageitauchers und zwar im Jugendkleide. Dieser Vogel schwamm ganz allein auf dem Meere und es war bei der vollkommen glatten See weit und breit kein weiterer zu entdecken.

Dieses Stück hat um die Augen nicht die kleinste Spur der horn- artigen Schwielen, sondern einfach schwarze Augenlider. Der Schnabel ist viel schwächer, mehr spitzig als hoch, in der ersten Hälfte ganz schwarz und am vorderen Teil nicht korallenrot, son- dern schmutzig dunkelschwarzgelb und bloß mit einer schwachen Andeutung der ersten Furche versehen. Um den Oberschnabel fehlt an dessen Basis die lichtgraue Wulst vollständig. Im Mundwinkel ist die Haut bedeutend dünner und nicht orangegelb, sondern schmutzig gelbbraun. Die Ständer sind schmutzig blaßgelb, die Ruder schwarz, auf der Unterseite grauschwärz. Das Gefieder ist am Scheitel dunkelgrau, mit weißlichen Federn vermischt, am Hals

r. Tschusi zu Schlnidhoffen: Acanthis linaria rufescens in Oberöst. 2^5

und Rücken braunschwarz. Sämtliche Steißfedern sind scharf weiß gerändert. Die. oberen Flügeldecken sind teils schwarz, teils grau- braun, die Schwungfedern lichtbraun, mit fast weißer Rippe. Die Spitzen der meisten äußeren Schwingen weisen eine so starke Ab- nützung auf, daß an den sechs äußern die Fahne ganz fehlt und nur der spitzige Schaft vorhanden ist. Der Halsteil unter dem Schnabel und die Wangen sind lichtgrau. Die Partie zwischen dem Ober- schnabel und den Augen und von diesen bis zum Scheitel und Kragen sind dunkelgrau. Letzterer ist schwarzgrau, die ganze Unterseite reinweiß. Das Auge ist schwarz. Totallänge 27, Flugweite 49 cm.

Auch dieses Exemplar übergab ich dem kroatischen Museum*).

Fiume, 6. August 1911.

Acanthis linaria rnfescens in Oberösterreich.

Von v. Tschusi zu Schmidhoffen.

Chr. Brittinger (Brutvög. Oberösterr. 1865, p. 92 93) war der Erste, welcher den Flachsfink für Oberösterreich auch als Brut- vogel angibt, doch war ihm, wie den meisten unserer damaligen Orni- thologen, eine Sonderung der südlichen Form, die sich von der nor- dischen durch geringere Maßverhältnisse und braunen, statt grauen Gefiederton deutlich unterscheidet, unbekannt. Die Angaben über das Vorkommen sind allgemein gehalten und beziehen sich wohl vor- wiegend auf das winterliche Erscheinen der nordischen Form. Ein sicherer Fundort der südlichen oder die Gebirgsform des Leinzeisigs war für Oberösterreich bisher nicht nachgewiesen ; es ist daher sehr erwünscht, diesbezügliche genaue Angaben zu erhalten.

*) Selbes besitzt also alle im ungar. Litorale bisher erlegten Stücke. Aus Österreich und zwar aus Dalmatien, ist nur ein Exemplar bekannt. Es ist dies das von J. Finger (Verh. zool.-bot. Ver. Wien VII. 1857, Sitzungsber. p. 157) erwähnte, in einer Fischerhütte bei Drasnizze gefundene und erwor- bene Exemplar, das aber der im k. k. Naturhist. Hof-Museum befindlichen Finger’schen Sammlung fehlt. D. Herausgeb.

15*

226

Literatur.

Wie mir der k. k. Eichmeister L. Watzinger aus Lambach mitteilt, traf er am 27. VII. d. J. auf einer Bergwanderung von Ebensee aus über Offensee und Wildensee nach Alt-Aussee begriffen, in der Nähe der über 1500 m hoch gelegenen Rinnerhütte meh- rere Leinzeisige. Durch ihren Ruf aufmerksam gemacht, sah er die Vögel, welche aus dem Krumholze kamen, sich ab und zu auf eine einzelnstehende Lärche setzen und dann wieder im Krumholz ver- schwanden. Am selben Tage hatte der Genannte beim Passieren der bei den W i 1 d e n s e e- Almhütten gelegenen Augstwiese Gelegenheit, den Leinzeisig vielfach zu sehen, indem mehrere in seiner unmittel- baren Nähe aus den „Latschen“ rufend auf flogen und er manche auf 4 5 Schritte Entfernung beobachten konnte.

Wieder eine Somateria mollissima in Oberösterreich erlegt.

Heute habe ich abermals (cfr. Orn. Jahrb. 1909, p. 153) eine Eiderente ausgestopft, welche bei Schälchen bei Mattighofen erlegt worden war. Es ist ein junges ^f, welches bereits einige weiße und schwarze Federn zeigt, somit in der ersten Mauser begriffen ist. Angeblich soll die Ente schon angeschossen und krank gewesen sein.

Mauerkirchen, 19. XI. 1911. O. Koller.

Literatur.

Berichte und Anzeigen.

L. v. Boxberger. Die phylogenetische Entwicklung der Vogeleischale (Natur 1911, Heft 13, p. 195-189, m. Taf.; 14, p. 214-217.)

Verfasser bespricht zunächst die Beschaffenheit der Eier der Urvögel. Diese Eier müssen, da die Urvögel aus den Reptilien hervorgegangen sind, eine den Eiern der letzteren sehr nahe kommende Beschaffenheit gehabt haben. Die ältesten der jetzt lebenden Vogelformen weisen noch heute darauf hin, wie die Eier der Pinguine zeigen, die umittelbar nachdem sie gelegt sind noch eine pergamentartige Konsistenz der Schale besitzen. Erst an der Luft

Literatur.

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erhärtet letztere. Auch andere, sehr alte Vogelfamilien legen ungefleckte, den Reptilieneiern an Gestalt ähnliche Eier. Verfasser kommt daher zu dem Schluß, daß das Urvogelei von weißlicher Kalkfarbe ohne jede Färbung und Zeichnung gewesen ist. Die Ursache dafür, daß die Vogeleier sich später veränderten, andere Struktur und Färbung annahm en, findet Verfasser in der im Laufe der fortschreitenden Entwicklung des Tertiär- und Quartärzeitalters sich einstellenden zunehmenden Variation der äußeren Form und Gefieder- färbung des Vogelkörpers, die in der sich ständig verändernden Vielgestal- tigkeit der Lebensbedingungen seinen Grund gehabt haben kann, wobei die gleichzeitige Entwicklung der Phanerogamen und der Insektenwelt infolge veränderter Nahrung nicht ohne Einfluß auf die Veränderung des Vogelkörpers geblieben ist. Diese Veränderung wird nun, je mehr sie sich von den Ursprungsformen entfernte, zunächst durch gleichzeitige Veränderung der inneren Organe auch eine Änderung der Schalenstruktur bewirkt haben, während jene Vogelformen, die sich nicht so sehr veränderten, auch die dem Urei mehr ähnliche Beschaffenheit beibehielten. Weitere Veränderungen der inneren Organe bedingt durch Lebensweise, Nahrung*) und klimatische Verhältnisse führten dann dazu, daß sich bei der Bildung der Eischale im Uterus Blut- und Gallenfarbstoffe absonderten und der Eischale Färbung und Zeichnung verlieren.

Bei aufmerksamer Betrachtung des Naturganzen finden wir, daß sich infolge der ungeheuren Variationsfähigkeit der Zelle beeinflußt durch alle möglichen Ursachen (Vererbung, Lebensweise, Aufenthalt, Klima, Nahrung etc.) alle Teile der Lebewesen nach jeder Richtung hin teils bis zu äußerster Vollkommenheit entwickelt haben, teils auf bestimmten Entwicklungsstufen stehen geblieben sind oder sich in vorher vorhandene Beschaffenheit zurück- gebildet haben. Eine solche Betrachtung wird uns auch die überaus mannig- faltige Verschiedenheit der Färbung und Zeichnung der Vogeleier, als auf ganz natürlichem Wege entstanden, erkennen lassen.

Boxberger sieht im Anklang an die von menschlicher Fantasie ohne Berücksichtigung der tatsächlichen Verhältnisse, ohne Objektivität und nur von dem einseitig menschlichen Standpunkte bestellten gänzlich wertlosen Schutzfarben- und Schutzmitteltheorie hingegen in der Färbung der Vogeleier eine Auslese, durch welche die meisten der vorhandenen Vogelarten infolge vorteilhafter Eifärbung oder Nistweise erhalten wurden. Den Bestand der Lebewesen gefährden dessen Feinde. Diese teile ich in Hauptfeinde, Gelegenheitsfeinde und zufällige Feinde. Die Hauptfeinde einer Art werden letztere unter allen Umständen aufzufinden wissen, auch wenn die Art noch so versteckt oder durch Färbung „geschützt“ ist. Diese Haupt- feinde können mithin bei genügender Menge eine Art vollkommen ausrotten. Die Gelegenheitsfeinde werden diese Art vernichten, wo sie dieselbe gerade finden, ohne daß sie besonders darnach suchen. Die zufälligen Feinde endlich, zu denen auch elementare, nur selten auftretende Ereignisse gehören, kommen

*) Über den wahrscheinlichen Einfluß der Nahrung auf die Färbung der Vogeleier habe ich in der Zeitschr. f. Oologie 1908, p. 26 und p. 46 hingewiesen. A. B.

15*

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Literatur.

wegen der Geringfügigkeit des angerichteten Schadens nicht in Betracht. Hauptfeinde der Vogeleier sind Elstern, Häher, Krähen, Katzen und Eich- hörnchen, die direkt darnach suchen und denen kein in ihrem Wege liegendes Nest entgeht. Die Sinne sehr vieler Tiere sind ganz bedeutend schärfer ausgebildet, als jene des Menschen. Wenn Boxberger als Beispiel den Regenpfeifer anführt, dessen kiesartig gefleckte Eier im Ufersande (dem menschlichen! Auge) fast unsichtbar sind, und daraus den Schluß zieht, daß die Regenpfeifer auf Grund des Ausleseprinzipes durch zweckmäßige Schutzfärbung erhalten blieben, so möchte ich dieser Anschauung entgegen die Erhaltung darauf zurückführen, daß im kahlen Ufersande Nesträuber wohl nie systematisch nach Nestern suchen. Wenn aber ein solcher Nesträuber n die Nähe eines Regenpfeifergeleges kommt und wenn er die Stelle ins Auge faßt, dann sieht er auch totsicher die Eier. Daß diese im Ufer- sande wenig sichtbaren Eier dem sie gerade treffenden Blick nicht entgehen, beweisen die zahlreichen, in allen Sammlungen vorhandenen Regenpfeifer- gelege. In gleicher Weise versagen auch die Schutzmittel, wie überdeckte Nester etc. Die Hälfte aller Schwanzmeisennester, die ich hier auffand, wurden vom Eichelhäher ausgefressen, trotzdem viele derselben sehr versteckt in dem alten Zweigbehang der Wettertannen waren oder in Astgabeln nur aus Baumflechten und Moos erbaut, vollkommen einem Auswuchs glichen.

Sehen wir von dieser irrtümlichen Auffassung der Ursache von Färbung der Vogeleier und Nistweise ab, die leider noch immer größere naturwissen- schaftliche Kreise beherrscht, so müssen wir die Arbeit B o x b e r g e r’s als eine überaus interessante und lesenswerte bezeichnen. A. Bau.

Alexander Koenig. Avifauna Spitzbergensis. Forschungsreisen nach der Bären-Insel und dein Spitzbergen Archipel, mit ihren faunistischen und floristischen Ergebnissen. Bonn, 1911. Gr. 4. X. u. 294 pp. m. 74 Textb., 26 Heliograv., 34 Farbentaf. u. 1 Karte. Kartonierte Ausgabe : Mk. 180, Prachtausgabe Mk. 215. (In Kommission bei W. Junck, Berlin W. 15.)

Der bekannte, viel und weit gereiste Ornithologe Professor Alex. Koenig, der uns als Erster nach langer Pause die Ornis Madeira’s, der Kanaren, sowie der von Tunis erschloß, Gebiete, die wohl schon früher begeisterte Forscher gefunden, aber den ihnen folgenden noch eine Fülle des Neuen boten, führt uns diesmal nach dem hohen Norden, dessen gewal- tige Naturszenerien ebenso den Blick des Touristen, als dessen überaus reiches Vogelleben den der Ornithologen zu fesseln vermögen. Das Werk, welches H. Schalow gewidmet ist, ist das Resultat dreier nach Spitzbergen unternommener Reisen. Es zerfällt in zwei Teile, einen allgemeinen und einen speziellen. Ersterer entstammt der Feder Prof. Koenig’s, deren treffliche Schilderungsweise uns schon so oft erfreute und auch hier zur vollen Geltung kommt. Während die erste Reise auf einem der alljährlich nach den nordischen Gewässern verkehrenden Vergnügungsdampfer ausge- führt wurde und vorwiegend als orientierende diente, erfolgten die beiden folgenden auf vom Verf. gecharterten Dampfern und dienten ausschließlich

Literatur.

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wissenschaftlichen Zwecken: dem Sammeln und Beobachten der hochnordi- schen Vogelwelt. Außer den Ornithologen Dr. le Roi und Freiherr Geyer von Schweppenburg, dem russischen Maler J. Schultze, den durch seine bahnbrechenden Vogelschutzbestrebungen bekannten Herrn Freiherr v. Berlepsch und einigen anderen geladenen Herren hatte Prof. Koenig sich mit einem ganzen Stabe erprobter Präparatoren umge- ben, welchen die Konservierung der gesamten Ausbeute für sein berühmtes Museum in Bonn a. Rh. oblag. Ein überaus reicher Bilderschmuck ist über das Werk geradezu aus geschüttet und die nach eigenen Aufnahmen in ersten Kunstanstalten hergestellten Zinkoautotypien und Heliogravüren müssen jedes Auge entzücken.

Wie schon erwähnt, bietet dieser allgemeine Teil mit seinen fesseln- den Schilderungen und den sie begleitenden trefflichen Bildern eine Lektüre, der man von Anfang bis zum Schluß mit gleichem Interesse folgt.

Der spezielle, von Dr. O. le Roi bearbeitete Teil, wird mit einer äußerst sorgfältigen Bibliographie der Bären-Insel und des Spitzbergen- Archipels eingeleitct und bei jeder Arbeit eine kurze Übersicht des darin enthaltenen ornithologischen Inhaltes gegeben. Die Liste der für die Bären- insel nachgewiesenen Vogelarten beträgt 36, die für Spitzbergen 52, darun- ter 25 daselbst regelmäßig brütende Arten. Mit Einbeziehung der Literatur und der während der zwei Expeditionen angestellten Beobachtungen in Ver- bindung mit den mitgebrachten sehr reichen Sammlungen behandelt Verf. das gesamte Material in streng kritischer Weise und liefert damit ein grundlegendes Werk für die Ornis dieses Gebietes. Wie dies zu erwarten, findet auch der Biologe und Oologe ein reiches Material in diesem schönen Werke niedergelegt. Von Seltenheiten sei Xema sabini erwähnt, für deren Brutvorkommen 1907 der erste Nachweis durch Auffindung eines Geleges und die gleichzeitige Erlegung des Brutpaares erbracht wurde. Auch dieser zweite Teil verfügt über einen sehr reichen Bilderschmuck von nicht weni- ger als XXXII Farbentafeln, alle von ersten Künstlern stammend. So rühren das prächtige Titelbild Krabbentaucher am Brüteplatz von A. Thorburne, die Tafeln I— XI von J. G. Keulemans, die Tafeln XII XXII Köpfe und- Ruder nach frisch erlegten Exemplaren gemalt von H. Schultze und Tafeln XXIII XXXIII von G. Krause her.

Daran schließt sich die Bearbeitung der während beider Expeditionen gesammelten Insekten und Pflanzen an, welche von verschiedenen Speziali- sten ausgeführt wurde. Eine herrliche Karte von Spitzbergen mit den ein- gezeichneten, auf beiden Reisen zurückgelegten Routen ist beigegeben und ein Inhaltsverzeichnis angefügt. Der in dunkelgrün gehaltene Einband zeigt in erhabener Goldpressung einen Teil des Thorburni’schen Titelbildes. T.

C. R. Hennicke. Vogelschutzbuch. Naturwissenschaftliche Weg- weiser. Ser. A. Bd. 27. Stuttgart (Verl. Strecker & Schröder (1911). Kl. 8. 128 pp. m. 8 Taf. u. 60 Textabb. Preis geh. Mk. 1. , geb. Mk. 1.40.

Zu den beiden bekannten Vogelschutzbüchern von Freiherrn v. Ber- epsch und von Hiesemann gesellt sich ein drittes, welches Dr. G. R.

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Literatur.

Hennicke zum Verfasser hat. Die Absicht, welche diesen bei der Her- ausgabe seines Buches leitete und selbes von den beiden Vorgängern unter- scheidet, war vorwiegend die, einen Überblick über die ganze Vogel- schutzbewegung zu geben und deren Kenntnis in weiteste Kreise zu tragen. Verfasser legt das Hauptgewicht auf die ethische Bedeutung des Vogel- schutzes, eine Anschauung, die sich erfreulicherweise Bahn gebrochen hat. Sei- nem Inhalte nach zerfällt das Buch in zwei Abschnitte: I. Gründe und Notwendigkeit des Vogelschutzes (die ethische und wirtschaftliche Begründung). II. Die Ausführung des Vogelschutzes (Schaffung von Nistgelegenheiten, Winterfütterung, Vogeltränken, Verfolgung der Feinde, Belehrung und Aufklärung, Gesetze). Angeschlossen sind: Inter- nationale Übereinkunft zum Schutze der für die Landwirtschaft nützlichen Vögel; Vogelschutzgesetze für das Deutsche Reich ; Vogelschutzgesetzgebun- gen in den europäischen Staaten, Register. Eine große Zahl guter Abbil- dungen erläutert den Text.

Wer sich für Vogelschutz interessiert und über seinen jetzigen Stand nach jeder Richtung hin informiert sein will, der findet in Hennicke’s Buch reichlichen Aufschluß und Anweisung zu praktischer Betätigung. T.

J. Gengier. Das Liebesieben in der Vogelwelt. Naturwissenschaft- licher Wegweiser. Ser. A. Bd. 26. Stuttgart. (Verl. Strecker & Schröder) (1911). 8. VIII. u. 103 pp. m. 1 Doppeltafel. 2 Taf. u. 31 Textabb. Preis geh. Mk. 1. , geb. Mk. 1,40.

Wer Verf., wenn auch nur aus seinen Arbeiten und Briefen kennt, muß ihm die volle Befähigung zugestehen, dieses anziehendste Thsma im Vogelleben weiteren Kreisen klar zu legen. Aufgebaut auf einem reichen Erfahrungsschätze und wo fremde Beobachtungen herbeigezogen wurden, sich an die Originalberichte haltend, hat uns der Autor eine Fülle des Interessanten auf wirklich beschränktem Raume geboten, den verschie- denen Ansichten dabei Raum gebend und sie erörternd. Wenn auch an manchen Annahmen berechtigte Kritik geübt wird, so kann es sich Verf. doch nicht versagen, manches poetische Zitat an passender Stelle einzu- flechten, wozu ja das Thema oft geradezu herausfordert. Wir halten dies um so berechtigter bei einem Buche, das für weitere Kreise bestimmt, nicht nur aufklärend wirken, sondern auch Freunde der Vogelwelt zuführen und werben soll. Nach Anführung der benutzten Literatur wird in einzelnen Kapiteln der Gesang, die Gesangsorgane, die Frage, „warum singt der Vogel?“ die Liebesspiele, die Geschlechtsorgane und die Vogelehe behandelt und gibt dem Leser fachmännischen Aufschluß. Gewiß wurde die Erläu- terung dieser wichtigen Periode im Vogelleben in die richtigen Hände gelegt, die nicht nur dem reichen Stoff gewachsen, sondern ihn auch in anziehender Form den Laien zugänglich zu machen verstanden. T.

F. Tischler. Ostpreußische Charaktervögel. (Verh. Ges. Deutsch. Naturfr. u. Ärzte. 82 Vers. Königsberg, II. T. I. Hälfte p. 154— 158.)

Literatur

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Eine kurze übersichtliche Besprechung der charakteristischen Brut- und Gastvögel der Provinz, deren Ornis in manchen Stücken bereits an die des benachbarten Rußland erinnert. T.

F. Tischler. Die Vogelwelt des Königsberger Oberteichs. (Sehr. Phys.-ökon. Ges. Königsberg i. Pr. LI. 1910. III. p. 316 318.)

Behandelt die Vogelwelt genannten Teiches, der durch Ausbaggerung und teilweise Zuschüttung in den letzten Jahren seinen Vogelbestand fast ganz eingebüßt hat. Itn Anschluß wird über neuerdings erlegte seltene Vogelarten Sterna tschegrava, Nisaetus pennatus und Aquila melanaetus referiert. T.

K. Daut. Seltenere Vertreter der schweizerischen Avifauna. (Orn. Beob. VIII. 1910/11, Nr. 7, Sep. 1 p.)

Verfasser erhielt am 17. IX. 1908 ein auf der Moosegg (952 M. ü. M.) im bernischen Amtsbezirk Signau lebend ergriffenes 5 des Puffinus ang- lornm, das von einem Wanderfalken verfolgt worden war. T.

C. Lindner. Beobachtungen auf einer ornithologischen Reise nach Irland im Juni 1910. (Orn. Monatsschr. XXXVI. 1911, p. 220-228, 255—261, 278-292, 307—319.)

Verf. schildert uns sehr eingehend und anschaulich einen ornitholo- gischen Ausflug nach Irland, den er nach dem Ornithologischen Kongresse in Berlin gemeinsam mit Mr. R. J. Ussher, dem bekannten Autor des mit Mr. R. Warren herausgegebenen Werkes „Birds of Ireland“ auf des Ersteren Landsitz nach Cappagh unternahm. Der das Landhaus umgebende Park mit seiner beinahe tropisch-üppigen Vegetation, seiner reichen Tier-, besonders Vogel weit fesseln das Auge des Beobachters. Unter Führung Mr. R. J. Ussher werden dann die ornithologisch interessanten Gebiete, so die Saltee Islands, die Felsküsten bei Dungarvan, Cläre Island und andere besucht und wird über deren Vogelwelt, die für den Binnenländer be- sonders so viel Neues und Interessanten bot, ausführlich referiert. Die Rückreise erfolgte über Dublin mit einem kurzen Besuche bei Mr. Barington in Fassaröe beide Sammlungen werden nach ihren Seltenheiten gewürdigt und London. Was Verf. gesehen und beobachtet, ist so nett geschildert und muß das Interesse auch der kontinentalen Ornithologen beanspruchen die ja so äußerst selten nach dem „grünen Erin“ gelangen. T.

W Sedlaczek. Über Änderungen der Fauna durch Flußregulierungen, Drainagen und Bewässerungen. (Österr. Wochenschr. öffentl. Baudienst. H. 28, 1911, sep, 8, 11 pp.)

In gedrängter Form wird auf die gewaltigen Veränderungen im Tier- reich hingewiesen, welche die Regulierung der Flußläufe verursacht. Verf vertritt den Standpunkt, daß „der Vogelschutz die arg durchlöcherte Maske der Utilität fallen lassen und sich seines wirklichen guten und edlen Grun- des nicht schämen möge“. Bei der Entscheidung der Durchführung von Meliorationen soll nicht nur das unmittelbar zu schützende Objekt ins Auge

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Literatur

gefaßt werden, sondern auch der Umstand, daß weit entfernte Gründe da- durch in Mitleidenschaft gezogen werden können. Wir teilen ganz die An- sicht des Verfassers. T.

G. Vallon Escursioni nel Friuli. VI. Ser. 1908. (Avicula, XIII. 1909, sep. 8, 28 pp.)

VII. Ser. 1909. (Bull. soc. adriat. sc. naturali Trieste. Vol. XXV. II. 1910, p. 261—290.)

Fortsetzung der jährlich erscheinenden Exkursionsberichte des Verf. nach den verschiedenen Teilen Friauls (cfr. Orn. Jahrb. 1909, p. 161). Auf ersterem Ausfluge wurden 76, auf letzterem 64 Arten nachgewiesen. T.

G. Vallon. Uccelli rari comparsi nella Provincia di Udine dall’ anno 1900-1909. (Avicula XIV. 1910. Fase. 147, sep. 4 pp.)

Die Liste der in einem 9jährigen Zeiträume in der Provinz Udine nachgewiesenen Seltenheiten, die bis auf wenige, die nach Florenz kamen, alle in der Sammlung zu Udine aufbewahrt werden, ist wirklich bemerkens- wert. Hervorgehoben seien: i Turdus naumanni. i T. atrigulari i Phyl- loscopus superciliaris, 3 Ph. tristis, 1 borealis, 1 Accenior montaneUus, 6 Anthv.s richardi, 5 Carpodacns erythrinus, je 9 Emberizci rustica und pusilla, 11 Emb. leucocephala, 1 Emb. caesia. Wie ich p schon gelegentlich der Bearbeitung der Steppenhühnerzüge bemerkte, scheint der gewaltige Karpatenbogen den Zug östlicher Wanderer vorwiegend in nördliche und südliche Richtung abzulenken, wodurch ihr zahlreiches Erscheinen auf Helgoland und in England einerseits und in Italien andererseits, wie das nur sehr sparsame Auftreten innerhalb Österreich-Ungarns erklärlich wird.

T.

A. Bonomi. Del canto dei Ramphichini. (Certhia familiaris C. bra- chydactyla.) (Avicula XIV, 1910, Fase. 148, sep. 3 pp.)

Verf. bespricht die Ansichten der Ornithologen, ob die beiden Baum- läufer artlich oder subspezifisch zu trennen sein und fordert die italienischen Ornithologen zur Äußerung ihrer Gesängswahrnehmungen bei beiden auf. Die Berechtigung artlicher Sonderung beider hat heute wohl allgemeine Geltung. T.

N. Sarudny Über einen interessanten Pieper aus Turkestan. (Orn. Monatsb. 1909, p. 38—40.)

Beschreibung zweier neuer Pieperformen und zwar Anthus japonicus härmsi nach im XII. 1908 bei Taschkent erlegten Exemplaren und Antlms maculatus berezowskii aus S.-W. Gan-su. T.

N. Sarudny. Über einige Vögel aus dem Chanat Buchara. (Ibid. 1910, p. 187-189.)

Beschrieben werden als neue Formen: Riparia bilkevitchi, Trocha- lopteron lineatum bilkevitchi, Phoenicurus phoenicurus turkestanicus, Ph mesoleuca bv,charensis und Ph. m. incognita. T,

Literatur

233

N. Sarudny. Bemerkungen über den transkaspisch-iranischen Cur- sorius (Cursorius gallicus iranicus subsp. nov. (Ibid 1910, p. 190.)

Weist die Berechtigung der Sonderung nach. T.

N. Sarudny. Bemerkung über einige Vertreter der Gattung Syrnium, (Ibid. 1911. p. 32-33.)

Beschreibt Syrnium härmst aus dem russischen Turkestan nnd schlägt für den in den nordwestlichen Teilen von Sikhim und Nepal vorkommende graue Form von nivicoia den Namen hlanfordi vor. T.

N Sarudny. Verzeichnis der Vögel Persiens (übersetzt von M. Härms.) (J. f. O. 1911, z. 185 - 241.)

Vorliegendes Verzeichnis ist der Vorläufer einer großen Arbeit über die Ornis Persiens, die das Resultat der vom Verfasser während der Jahre 1884—1904 dahin unternommenen Forschungsreisen enthalten wird. Dem Verzeichnisse sind die Angaben der verschiedenen Reiserouten, sowie die darauf bezüglichen Publikationen des Autors vorangesetzt, der für Persien zehn ornithologische Gebiete annimmt. Die sich anschließende Liste zählt 716 Formen auf, deren Verbreitung nach den ornithologischen Gebieten ersichtlich gemacht wird. Anmerkungen bilden den Abschluß dieser Arbeit, in welchen Verfasser folgende neue Formen beschreibt: Periparus phaeono- tus gaddi, Acrocephalus strepera hlanfordi, Ägrobates famil. persica Por- phyrio polioc. seistanicus und Gecinus viridis bampurensis. T.

Mi Härms. Ornithologische Reminiscenzen. (Orn. Monatsber. 1910,

p. 105-112.)

Nach Verf. ist Passer simplex zarudnyi Stand- und Brutvogel der Wüste Kara-Kum, nicht Zugvogel wie Bar. Loudon annahm. Über Biologie und Verbreitung des Podoces panderi werden ausführliche Beobachtungen mitgeteilt und manche Angaben Floerickes berichtigt. T.

M. Marek Wann ziehen im Herbst unsere Wachteln fort? (Glasn. Hrvat. prirogoslovnoga drustva. XXII, 1910, sep. : gr. 8, 9 pp.)

In Kroatien u. Slawonien erscheinen die ersten Wachteln zu Ende April, der Hauptzug erfolgt in der ersten Maihälfte, die letzten treffen zu Ende des Monates ein. Die Brutwachteln ziehen Ende Juli, Anfang August ab, die Durchzügler erscheinen Mitte August und währt ihr Zug bis Anfang September, worauf man noch Nachzüglern begegnet. Verf. stellt das von der kroat. ornith. Zentrale für den Abzug der Wachtel angegebene historische Mittel: 5. X, dahin richtig, daß es sich da nur um zuletzt beobachtete Exemplare handeln könne. T.

Ag. Bonomi. Per l’Avifauna della Corsica. (Avicula 1910, XIV. Fase. 155, sep. 3 pp.)

Gibt eine Übersetzung der Schiebel’schen Publikation über neue Formen der Insel, (cfr. Orn. Jahrb. 1910, p. 102—103.) T.

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Literatur

Ag. Bonomi. Uccelli muniti d’anello d’alluminio. (Ibid. XIV. 1910, Fase. 156, sep, 3 pp.)

Behandelt übersichtlich die Vogelberingung, die wissenschaftlichen Institute, welche sie pflegen, die vergeblichen Versuche, die Beringung als grausam und nutzlos hinzustellen und möchte selbe auch in Italien einge- führt sehen. T.

P. Fr. Linöner. Fachmännisches Gutachten betreffend Maßnahmen zum' Schutze der Seevögel auf Hiedensee. (Intern. Frauenb. Vogelsch. 1911» Kl. 8, 11.

Begründet sein Gutachten und gibt Mittel und Wege an, die zum Schutze zu ergreifen wären. T.

G. Sajovic. Ornitologika za leto 1910 (Carniola, 1911 p. 189—193.)

Gibt eine kurze Übersicht der ornithologischen Vorkommnisse in Krain, zusammengestellt unter den Schlagwörtern : Überwinterung, Frühjahrs- zug, Brüteperiode, Herbstzug, Seltenheiten, Aberrationen und Varia. T.

R. Heyder. Ornithologische Notizen von den Wermsdorfer Teichen 1909. (Orn. Monatsschr. XXXVI. p. 244- 250.)

Wir halten es für verdienstvoll, über ein bestimmtes Gebiet möglichst genaue Aufzeichnungen über den alljährlichen Vogelbestand zu sammeln, wie es Verfasser seit einer Reihe von Jahren tut, zumal hier auch manches biologisch Interessante eingeflochten ist. T.

J v. Madaräsz. Neue Vögel aus Afrika. (Ann. Mus. Nat. Hungar. IX. 1911, p. 339 - 342.)

Unter den hier beschriebenen neuen Formen kommt für das palaeark- tische Gebiet nur Passer domesticus alexandrinus aus der Umgebung von Alexandrien in Betracht, welcher neben dem weit selteneren domesticus auftritt und diesem sehr nahe steht. T.

A. Bau. Der Alpen-Dreizehenspecht ( Picoides tridactylus alpinus) Brutvogel in Vorarlberg nebst Notizen über die Buntspechte daselbst. (Zeitschr. Ool. I. 1911, Nr. 6, p. 45—46.)

Im Vorarlbergischen ist nur der Grünspecht der häufigste, der Schwarzspecht der nächsthäufige, alle anderen sind gegenwärtig seltene Erscheinungen. Verf. begegnete dem großen Buntspecht in fast 15 Jahren nur 6mal und immer nur zur Winterszeit, erhielt aber ein Ei aus dem Walsertale. Der Mittelspecht*) wurde einigemale gesehen, auch als Brut- vogel von Bau konstatiert, einmal auch der Zwergspecht. Die seltenste Art, ein Q des Alpen-Dreizehenspechtes, traf Verf. zuerst im Oktober 1906 auf seinen Besitz bei der alten Schloßruine Ruggburg, dann 1907 auch ein 5 im Juli und August wiederholt 1909 und 1910 kam das Paar zur Som-

*) Hier sei auch ein störender Druckfehler auf p. 45 dieser Arbeit richtig gestellt. Es muß überall „Br uh in“, nicht „Brusina“ heißen.

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merszeit öfters zur Beobachtung, so daß ein Brüten daselbst anzunehmen war. Eine in einer abgestorbenen alten Pappel im Oktober gefundene Spechthöhle ist Verfasser geneigt, dem Dreizehenspecht zuzuschreiben, zu- mal kein Buntspecht in dieser Örtlichkeit wahrgenommen wurde. Der Ruf des Dreizehenspechtes klingt wie „Kex“. T.

F. Lindner. Naumburg a. S., eine Stadt der Vogelkunde und des Vogelschutzes. (Unsere Welt, III. 1911, Nr. 8, p. 459 -461.)

Daß sich mit sehr geringen Mitteln, aber bei richtigem Verständnis, gutem Willen und tätigem Eingreifen auch auf beschränktem Raume man- ches leisten läßt, das ersehen wir aus dem vorliegenden kurzen Berichte über die Vereinstätigkeit. Wir können Verf. um so freudiger zu dem Er- folge des von ihm gegründeten Vereins beglückwünschen, als dieser neben Vogelschutz auch die Pflege der Vogelkunde und der Pflanzenkenntnis auf seine Fahne 'geschrieben, es sich also um eine naturwissenschaftliche Pflanz- stätte handelt. Auch wir halten mit Verf. den dezentralisierten Vogelschutz für wichtiger als den zentralisierten. T.

CI. G. Abbott. The Home-Life of the Osprey. III. Vol. of the Home- Life Series. London (Witherby & Co.) 1911, 4, 54 pp. u. 32 PI. Cloth bound 6 s net.

Wieder ein Band, der 3. in der Serie, welcher in gleicher Vollendung der Naturaufnahmen und textlicher Schilderung sich seinen beiden Vorgän- gern eng anschließt und den Fischadler in seiner amerikanischen Form (Pandion haliaetus carolinensis) behandelt. Diese Bücher, welche Freude und Interesse eines jeden Naturfreundes erregen müssen, verdienten auch auf dem Kontinente eine weite Verbreitung. T.

L. Greppin. Über die Avifauna auf den Höhen der Weißenstein- kette. (Mitt. naturf. Ges. Solothurn. IV. H. (XVI. Ber.) 1907/11 Sep. Solo- thurn 1911, gr. 8, 51 pp. und Anhang 3 pp.)

Das Gebiet, dessen Ornis hier geschildert wird, befindet sich in Höhenlagen von 1000 -1447 m und ist nach Osten vom oberen Balmberg-, im Westen vom oberen Grenchenberg begrenzt. Verfasser führt 91 Arten an, über welche er neben kurzen auf das Gebiet bezügliche Angaben aus der Literatur vieljährige persönliche Aufzeichnungen bringt, die Vorkommen, Zug- und Lebensweise behandeln. Anschließend daran werden die angege- benen Arten nach ihrem zeitlichen Erscheinen in neun Gruppen geteilt und schließlich eine Liste der vom Verfasser für das Solothurner Museum erlegten Stücke mit genauen Daten und Magenbefunden gegeben. T.

Hofer. Die schweizerische Ornis. (Schweiz. Bl. Ornith. sep. Zürich, 1911, 8, 68 pp.)

Sich an den jetzt durch die energische Hand G. v. Burg’s rasch fort- schreitenden „Katalog der schweizerischen Vögel“ anlehnend, gibt Verfas-

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ser in systematischer Reihenfolge eine Übersicht der im Lande nach^ewie- senen Arten. Den wissenschaftlichen Namen ist deren Erklärung und die bekannten Volksnamen beigefügt. Kurze Angaben über Vorkommen, Zug, Nisten und Verbreitung finden sich bei jeder Art, deren 2i2 der Schluß folgt später angeführt sind. Zwei Nachträge schließen die übersichtliche Arbeit ab. T.

W. Hennemann. Über den Frühjahrszug des Storches und der Rauchschwalbe im Jahre 1910. (Orn. Monatsschr. 19U, Nr. 6, p. 250—254.)

Enthält Daten aus verschiedenen Gegenden Süd- und Nordwest- Deutschlands, Hollands und der Insel Föhr nebst Schlußbemerkungen. T.

A. Laubmann. Über das Vorkommen von Pelecanus onocrotalus L in Bayern. (Orn. Monatsber. I9n, p. 149 ist.)

Der am 27. IV. d. J. auf dem Ammersee erlegte Pelikan, den Verfasser als ein verflogenes Exemplar betrachtet, entkam, wie Dr. E. Schäff nach- träglich bewies, der Tierhandlung J. Mohr in Ulm nebst noch einem zwei- ten Stück. T.

W. Bacmeister. Dr. Freiherr Richard König von und zu Warthau- sen. Ein Gedenkblatt. (J. f. O. 1911, p. 613—619 m. Portr.)

Ein warm geschriebener, die Verdienste des heimgegangenen ver- dienstvollen württembergischen Forschers würdigender Nachruf, dem eine Liste der veröffentlichten Schriften und ein treffliches Portrait Baron Königs beigefügt sind. T.

H. Bar. London. Über eine neue Form des gelbköpfigen Gold- hähnchens, Regulus regulus buturlini subsp. nov. (Orn. Monatsber. 1911, p. 168 159.)

Vom Verfasser im Gebirgswalde von Talysch erlegte Exemplare unterscheiden sich vom typischen Vogel durch dunkel graugrüne Oberseite, tief aschgraue Kopfseiten, Hinterhals und Kehle und grauweiße Unterseite.

T.

E. Rößler. Hrvatska Ornitoloska Centrala. X. 1910. Zagreb (Agram) 1911, gr. 8, 105 pp.

Mit diesem Berichte vollendet die „Kroatische ornithologische Zen- trale“ das erste Dezennium ihrer Tätigkeit, auf welches sie mit berechtigter Genugtuung zurückblicken kann, da sie regen Anteil an der Erforschung des Vogelzuges nahm. Der Frühjahrszug wurde heuer von 539 Beobachtern an 496 Stationen notiert, der Herbstzug von 269 Personen an 243 Orten. In diesem Jahre wurde auch mit der Einführung der Beringung begonnen und leichte Aluminium-Ringe mit der Bezeichnung „Zagreb“ und laufender Nummer für kleine und „Hrv. ornit. centrala Zagreb-Croatia“ für große Vögel angefertigt,

Literatur

7

deren Benützung wegen verspäteter Fertigstellung erst im kommenden Jahre in ausgedehnterem Maße zu erwarten steht. Der praktischen Vogel- kunde wurde durch Untersuchung der Mageninhalte von i'2i Arten in S2i Stücken Rechnung getragen. Die Zahl der im Frühjahr beobachteten Arten beläuft sich auf 91, die der im Herbst notierten auf 62. Der Zugs- charakter im Frühjahr erwies sich als normal früh, die Besiedlungsdauer war kurz, die Kulminationen traten vorwiegend später auf, hauptsächlich bei fallendem Druck, steigender Temperatur, Nordwinden mit wenig Kalmen und Niederschlag, wie auch bei nördlicher, bezw. nordwestlicher Lage der Depressionen, besonders, wenn diese gegen Süden ziehen. Der Charakter des Herb st zug es war ein später, die Abzugsdauer eine kurze. Die Kulminationen traten der Hauptsache nach früher auf und zwar vorwiegend bei steigendem Druck, fallender Temperatur, Nordwinden mit wenig Kalmen, Niederschlag und nördl. sowie westl. Lage der Depressionen, besonders wenn sich diese gegen Süden ausbreiten. T.

H. Winge. Fuglene ved de danske Fyr i ) 910. 28 de Aarsberetning om Danske Fugle. (Vidensk. Meddel. naturh. Foren. Kbhvn. I9n, p. )13— 193 med et Kort.)

1910 verunglückten an 31 dänischen Leuchtfeuern über 2500 Vögel, wovon 1307 in 77 Arten an das Zoolog. Museum in Knpenhagen eingeliefert wurden. Die größte Zahl betraf diesmal Alauda arvensis 239, mindestens 539, dann Turdus iliacus 94, mindestens 420, Sturnus vulgaris 118, minde- stens 257, Turdus musicus 113, mindestens 140, Turdus pilaris 53, min- destens 94, Ruticilla phoenicura 86, mindestens 90, Erithacus rubecula 62, mindestens 74 St. T.

W. R. Ogilvie-Grant. Report on the Immigrations of Summer Re- sidents in the Spring of 1910: also Notes on the Migratory Movements and Records received from Lighthouses & Light-Vesseis during the Autumn of 1909. By the Committee appointed by the British Ornithologists Ciub. Vol XXV11I. Bullet. (B. O. CI.). London 1911 313 pp. w. 21 Maps.

Im wesentlichen in der Zusammenstellung von den vorangegangenen Berichten nicht abweichend, wurden diesmal die Herbstbeobachtungen viel- fach gekürzt, um den jährlich wachsenden Umfang der Jahresberichte zu verringern. Das Erscheinen der Sommerzugvögel begann mit dem 5. März, doch vollzog sich der Zug sehr langsam und mit Ausnahme einiger Arten begann er nicht vor dem 2. April und dauerte bis 23. Mai. Darnach war vom Zuge nur wenig mehr zu merken, obgleich einige Arten, so besonders der graue Fliegenschnäpper, sehr spät erschienen, dessen Hauptmasse erst im Juni einlangte, während der Teichrohrsänger erst um den 13. Mai an seinen Brutplätzen eintraf. Der größte Zugtag war der 2. Mai, an welchem gleichzeitig nicht weniger als 25 Arten an den Küsten einlangten. Wie es schon bei Beginn der Zugsbeobachtungen beschlossen war, werden selbe in der gleichen Weise durch 10 Jahre fortgeführt und dann erst die Resul- ate daraus gezogen. T,

238

Literatur

H. Weigold. II. Jahresbericht der Vogelwarte der kgl. biologischen Anstalt auf Helgoland 1910. Journ. f. Om. Sonderheft 1911, 216, pp, m. 1 col. Taf.

Der richtigeMann an richtig er Stelle, das garantiert den Erfolg; u. ein solcher ist im vollsten Sinne des Wortes der uns vorliegende 2. Bericht aus Helgoland. Aus ihm erhellt so recht die große Bedeutung der kleinen Insel für die Erforschung des Vogelzuges und es ist auf das freudigste zu begrüßen, daß als eine besondere Abteilung der kgl. biologischen Anstalt die Vogelwarte Helgoland; begründet wurde, wodurch nun neben dem äußersten Osten auch der äußerste Westen Deutschlands ein ornithologi- sches Observatorium besitzt. Der Bericht umfaßt drei Teile: Allgemeiner Teil, Besprechung der einzelnen Arten und Bericht über den Ringversuch bis Ende 1910. Der erste betrifft die Organisierung der Station, die Tätig- keit des Verfassers und der von ihm herangezogenen Hilfskräfte, die Bibliotheksspenden, die Vermehrung der Sammlung, die Publikationen des Verfassers, die Methode der Zugforschung und die Studienreisen desVerfassers.

Im zweiten Teil werden die einzelnen Arten 1 76 gelangten zur Be- obachtung — besprochen, woran sich eine Zusammenfassung anschließt. Als neu für Europa wird Emberiza spodocephala Q, 5. Xi. erlegt, angeführt, als neuer Brutvogel für Deutschland Motacilla flava rayi, außerdem ver- schiedene Abnormitäten. Den dritten Teil bildet der Bericht über die Ringversuche bis Ende 1910, die sich neben Helgoland auch auf die Nord- seeküsten erstreckten. Im Bereiche der Nordsee wurden bisher 2000 Vögel gezeichnet, wovon über 65 Stück als erbeutet, Nachrichten einliefen. Ver- wendet werden die Rossittener Ringe. Von ganz besonderem Interesse sind die Angaben über den Zug der Schnepfen (p. 71—79) und den bei selben erzielten ersten Erfolg (p. 209—210). Eine schöne kolorierte Tafel zeigt uns die oben erwähnte Ammer von vorne und von der Seite. T.

J. Gengier. Vogelmerkbüchlein. Stuttgart (Verl. v. Strecker & Schröder). Kl. 8. I. Die Eulen, 29 pp. m. 8 Taf.; II. Die Stare, Pirole und Würger, 32 pp. m. 8 Taf.

Anspruchslose Büchlein, die vorwiegend den Zweck verfolgen, die Schuljugend durch Wort und Bild über verschiedene Vogelgruppen zu be- lehren und für den Schutz der Vögel zu gewinnen. Wir halten sie für geeignet, diese Aufgabe zu erfüllen und der niedrige Preis von 12.50 Mk. für 50 Exemplare wird ihrer Verbreitung gewiß förderlich sein. T.

B. Schweder. Vogel- und Naturschutzfragen auf dem II. interna- tionalen Jagd-Kongreß in Wien 1910. (Orn. Monatsschr. XXXVI. 1911, Nr. 3, p. 130—154).

Naturschutz u. Naturdenkmalpflege. (Klub d. Land- u. Forstw. Wien, 1911. Veröffentl. No. 61, Lex. 8, 27 pp. m. 9 Abb.)

Förderung der Naturschutzbestrebungen an unseren fachlichen

Lehranstalten. Land- und forstw. Unterrichtszeit, d. k. k. Ackerb.-Minist. XXV. 1911, H. 1, Lex. 8, 17 pp.

An den Herausgeber eingegangene Druckschriften. 239

Wärmstes Interesse für den Naturschutz, genaue Kenntnis und Ver- trautheit mit Zweck und Ziel desselben befähigen Verfasser, als einer der berufensten Vertreter des Naturschutzgedankens in Österreich diesen nach verschiedenen Richtungen hin zu erörtern und für ihn zu wirken. Wir ver- weisen des näheren auf die vorzitierten drei Arbeiten. Gerade beim Natur- schutz, der als für viele etwas Neues in Mode gekommen, ist es sehr geboten, vor Über eifer zu warnen, welcher die berechtigten Bestrebungen nur schädigt und in Mißkredit bringt, wie einst beim Vogelschutz, ehe die- ser in vernünftige Bahnen einlenkte. Ein zielbewußtes, den Interessen anderer nicht vor den Kopf stoßendes Vorgehen, Beschränkung auf das wirklich erreichbar Mögliche, Nötige und Wünschenswerte: das wird dem Naturschutz überall Freunde und Förderer gewinnen. Nicht zentralisierter, sondern dezentralisierter Naturschutz tut uns not und jedes Land möge denselben in seinen eigenen Grenzen pflegen. T.

An den Herausgeber eingegangene Druckschriften.

Monatskarte für den Nordatlantischen Ozean, August 1911 (Jahrg. XI) Nr. 8. Herausgeg. v. d. Kais. Marine, Deutsche Seewarte.

Theod. Roosevelt. Revealing and Concealing Coloration in Birds and Mamals. (Bull. Americ. Mus. Nat. Hist. XXX. 1911. Art. VIII. p. 119— 251.)

J. Grinnell. Description of a new spotted Towhee from the great Basin.

(University Californ. Public. Zool. Vol. VII. Nr. 8, p. 309— 31 1.)

H. S. S warth. Description of a new Hairy Woodpecker from South- Eastern Alaska. (Univ. Calif. Public. Zool. Vol. 7. Nr. 9, pp. 313—318. (Berkeley, 1911).

A. Chigi. Ricerche Sistemaiiche e Sperimentali sulle Numidinae|(R. Accad. Sc. Inst. Bologna 1910.)

Nord American Fauna. No. 34. (Washington, 1911.)

U. S. Dep. Agric. Biol. Surv. Bull. Nr. 39. Woodpeckers in Relation to Trees u. Wood Products by W. L. McAtee. Washington 1911.

F. E. Lutz. Experiments with Drosophila ampelophila concerning Evolution.

(Carnegie Instit. Washington, 19 ll. Publicat. No. 143.)

W. E. Castle u. J. C. Phillips. On Germinal Transplantation in Verte- brates. (Ibid, 19U, Publicat. Nr. 144.)

Korrigenda.

Pag. 83, Zeile 14 von unten ist zwischen die Worte „5" und „in“ fügen; wie häufig.

einzu«

240

Korrigenda.

Pag. 90, Zeile io von unten ist zwischen die Worte „Flußtal“ und „weiter“ einzufügen: dort.

,. 98. Zeile 13 von unten muß es statt „1000“ heißen „100“.

106 ist über den Artikel „Upupa epops“ als Überschrift einzuschalten Upupidae.

108, Zeile 1 von oben ist zwischen die Worte „sind“ und »Tote“ einzu- fügen : wiederholt.

Der fehlende Schlußsatz auf p. 108 unten findet sich auf p. 110, Zeile 1 bis 3 von oben.

110 ist über den Artikel „Fulica atra“ als Überschrift einzuschalten: Gallinulidae.

113, Zeile 5 von unten muß es anstatt „1910“ heißen: 1909.

114, Zeile 7 von unten ist zwischen die Worte „aus“ und „bis“ einzu- schalten : 4.

119,

Zeile

17

von unten

steht Unterberg, statt Untersberg.

120,

20

»

nicht statt, ,, nicht so.

122,

17

oben

44 statt 4.

123,

8

unten

IV. V.

124,

5

oben

» l 11.

125,

18

unten

,, Wasser statt Neste.

127,

15

oben

in der in der Nähe der.

., 132,

3

»

verschwand, statt entschwand.

133,

10

unten

.. 9, statt 6.

135,

»

13

oben

15. XI. statt 15. XI. 1907.

» >.

19

unten

Centaurus, statt Centaurea.

.. 139,

20

» »

Laute, statt Laut.

M >,

»

3

sich, sah.

Veruntw. Redakteur, Herausgeber und Verleger. ;Vlktor Ritter von Tsehusi zu Schmidhoflen, Hallein Druck von Ignaz Hartwig in Freudenthal (Csterr. Schlesieu), Kirchenplatz 13.

Index.

ä

Acanthis cannabina 86, 152, 195.

cannabina xflavirostris 72.

carduelis 47, 86, 152,

,, linaria 135.

rufescens 135, 225.

spinus 86, 152.

Accenior collaris 121, 219.

,. modularis 121, 200.

montanellus 232.

Accipiternisus 52, 112, 153, 170,214. wolterstorffi 41.

Acrocephalus arbustorum 96.

arundinaceus. 97, 125,

208.

., palustris 97 124,

schoenobaen. 97.

,. streperus 96. 124, 207.

strep. blanfordi 223.

Actitis hypoleucus 35;

Aedon galactodes 210.

Aegithalus caudatus 52, 93; 118,

europaeus 128,

macedonicus47.

,, vagans 128.

Agrobates familiaris persica 233.

Alauda arvensis 8, 52, 90, 130, 152, 197, 215, 237.

Alcedo ispida 26, 49, 52. 105, 153, 167, 187.

Ammoperdix heyi 210.

Ammomanes fraterculus 205.

Ampelis garrulus 71, 163, 189.

Amydrus tristrami 206, 212.

Anas angustirostris 35.

boscas 13, 35; 52, 154, 174, 183. crecca 35, 52, 154. 205.

penelope 52. 154=

Anas querquedula 154.

strepera 35, 154.

Anorthura troglodytes 128, 218.

Anser anser 12.

Anthoscopus stoliczkae 6.

Anthus campestris 47, 90, 211.

,. cervinus 131.

japonicus 232.

leucophrys captus 205, 207.

maculatus bereczowskii 232.

pratensis 90, 131, 152.

richardi, 6, 232.

spipoletta 132 .

,, trivialis 6, 47, 90, 131, 152,

196.

Apus apus 52, 105, 153, 163, 166, 187, 207, 211.

kollibayi 24.

melba 209, 211, 212.

Aquila chrysaetus 10, 170.

maculata 42.

melanaetus 11, 50, 231.

nipalensis 10, 69.

Archibuteo lagopus 52, 153.

Ardea cinerea 11, 34, 51, 52, 115, 153, 172, 184. ,, purpurea 51, 76, 172.

ralloides 209.

Ardeola ralloides 172.

Ardetta minuta 53. 116, 153, 209.

Asio accipitrinus 53.

pallidus 10.

otus 108, 153.

Astur palumbarius 53, 111, 153, 170, 185, 219.

Athene glaux 206. 208, 211.

noctua 50, 108.

Aythia ferina 13,

242

Index.

Biblis rupestris 214.

Bonasia bonasia 171.

Botaurus stellaris 11, 53, 172.

Branta bernicla 65.

Bubo bubo 50, 169, 217.

aharoni 209-

Budytes flavus 152, 197.

Buteo buteo 53. 111. 153, 170, 185, 213.

arrigoni 40.

zimmermannae 53, 69. desertcrum 72. ferox 207. vulpinus 4, 10.

Caccabis chukar 211.

rufa australis 32.

corsa 31.

hispanica 32.

maderensis 32.

., saxatilis 171.

Calamodus aquaticus 124.

schoenobaenus 152.

Calandrella spec. ? 8.

brachydactyla 47.

Caprimulgus europaeus 49, 107, 166, 187, 210.

meridionalis 24.

Carduelis carduelis 53. 135, 195.

major 8.

Carpodacus erythrinus 8, 232.

Cerchneis canariensis 41.

merilla 186.

tinnunculus 41, 53, 76, 186.

vespertinus 54, 76.

Certhia familiaris 54, 130, 198, 232. macrodactyla 47,

91.

brachydactyla 91, 232.

Charadrius apricarius 34, 54.

dubius 153.

,, dominicus fulvus 72.

Chaulelasmus streperus 13.

Chelidon urbica 9, 54.

rustica 23, 102.

Chelidonaria urbica 24, 76, 153, 163, 165, 189, 214. Chloris aurantiiventris 146.

chloris 54, 86, 136, 152. 195,

207.

chlorotica 209.

chlorotica madaräszi 145.

meridionalis 146.

Chrysomitris spinus 54, 134, 195. Chroicocephalus ridibundus 19. Ciconia ciconia 51, 54, 70, 76, 115, 141, 153, 172, 184. Cinclus aquaticus 101, 128, 202.

cinclus 54.

meridionalis 47.

Cinnyris osea 206, 211.

Circaetus gallicus 42.

Circus aeruginosus 10, 42, 50, 54, 153, 210

cyaneus 10, 185.

macrurus 10.

pallidus 211.

pygargus 10, 170.

Clangula clangula 13.

Clivicola riparia 7, 54, 165. Coccothraustes coccothraustes 55, 85, 134, 152, 194. Colaeus monedula 48, 55, 83.

collaris 9.

spermologus 83»

Columba livia 29, 51.

oenas 30, 108, 170, 184.

palumbus 30, 55, 108, 153,

170, 184, 217. schimperi 205, 206, 208.

Colymbus arcticus 21.

cristatus 55, 154, 176. fluviatilis 116, 154, 176. griseigena 36. nigricans 55. nigricollis 154, 176. Coracias garrula 4, 10, 56, 75, 209. Corvus affinis 205.

corax 48, 139, 220.

Index.

243

Corvus corax laurencei 205,208,211. cornix 48, 56, 139, 161, 192, 205, 208, 209.

,. cornixxcorone 56, 161.

sharpei 8.

corone 56, 69, 83, 139, 161, 192, 214.

frugilegus 56, 162, 192.

umbrinus 205, 209.

Coturnix coturnix 32, 56, 109, 153, 171, 185, 209.

orientalis 14.

Cotyle obsoleta 207.

., sarda 23.

Crateropus chalybaeus 208, 209. Crex crex 16, 56, 153, 173, 184. Cuculus canorus26, 49, 56, 106, 153, 167, 186, 207, 209. johanseni 10.

Cursorius gallicus 72, 210.

iranicus 233.

Cygnus cygnus 12.

spec. ? 56.

Cypselus melba 49.

apus 49.

D

Dafila acuta 13, 36, 56, 154. Delichon urbica 150.

Dendrocopus major 4, 27, 49, 56 103, 167, 187. ,, cissa 9.

,, medius 57.

minor 167.

Dryocopus martius 4, 9, 49, 102, 167, 187.

Dytes auritus 4, 21.

Emberiza canneti 67.

,, cia 47.

cirlus 133.

,, citrinella 57, 89, 132, 196.

215.

citrinella romaniensis 182.

erythrogenys 181.

., palukae 177.

,, hortulana 133, 209.

leucocephalus 8, 232.

pusilla 232.

rustica 232.

schoeniclus 8, 57, 89, 133,

152.

spodocephala 238. Erithacus akahige 68.

brunnea 68. calliope 68. cyane 68. cyaneculus 119. davidi 68. komadori 68, luscinia 118, 204, 214. obscura 68. pectoralis 68. phoenicurus 203.

maesoleucus

207.

rubeculus 57, 98, 119, 204, 216, 237.

ruficeps 68.

sibislans 68.

suecicus 5, 119.

techebaievvi 68.

titys 203.

Erythropus vespertinus obscurus 11.

F

E

Emberiza aureola 8.

caesia 232.

calandra 89.

Falco candicans 72.

gyrfalco islandicus 68.

peregrinus 57, 111, 153, 169,

186

subbuteo lll, 153, 169.

244

Index.

Falco tinnunculus 110, 169.

vespertinns 69.

Francolinus francolinus 212. . Fratercula arctica 223.

Fringilla coelebs 57, 87, 135, 144, 207, 214.

Fringillla montifringilla 136, 152, 195. Fulica atra 16, 57, 110, 153, 173, 211, 240.

Fuligula clangula 57, 174.

ferina 57, 174.

fuligula 57, 154, 174.

nyroca 57.

G

Galerida cristata 57. 89, 130, 198.

meridionalis 47.

Gallinago gallinago 35, 58, 153.

gallinula 153.

major 209.

Gallinula chloropus 58, 110, 173, 205, 206, 211.

Garrulus glandarius 47, 58, 84, 138, 193, 215.

atricapillus 210.

Gavia arctica 154, 156.

lumme 176.

torquata 156.

Gecinus canus 9.

viridis bampurensis 233. Geocichla sibirica 157.

Glaucidium noctua 168.

passerinum 168.

Grus grus 183.

lilfordi 16.

leucogeranus 16.

monachus 1 4.

Gypaetus barbatus 42.

Gyps fulvus 49, 210.

H

Halcyon smyrnensis 205, 208, 209. Haliaetus albicilla 42, 50,

Herodias alba 51.

garzetta 51.

Hierofalco cherrug 157.

Hirundo rustica 7, 49, 58, 76, 152, 163, 188, 214.

urbica 102.

Houbara undulata 205.

Hypolais elaica 210.

icterina 4, 6, 58, 96.

philomela 126, 201.

salicaria 6,

Hydrochelidon fissipes 18.

nigra 58, 154, 175.

». SP?

Hydrocoleus minutus 20. Hypotriorchis subbuteo 11.

J

Ibis falcinellus 72.

Jynx torquilla 4, 9, 104, 153, 167. tschusii 27.

li

Lagopus lagopus 14.

major 15.

mutus 171, 219. Lampronesr.a sponsa 155.

Lanius aucheri 205, 208, 209.

collurio 49, 58, 84, 152, 162, 191, 217.

excubitor 58, 84, 152, 162,

191.

minor 7, 48, 58.

nubicus 208.

Senator 65, 207, 208.

Larvivora ruficeps 68.

Larus argentatus cachinnans 19, 36, 51 audouini 38.

cachinnans 147.

canus 58.

niveus 18.

fuscus 210.

Index.

245

Larus minutus 175, 212.

ridibundus 58, 76, 154, 176. Limosa limosa 17.

Locustella naevia 97, 124.

Loxia curvirostra 87, 134, 152, 196.

pytiopsittacus 87.

Lullula arborea 89, 198.

Luscinia megarhynchos 98.

Lycos monedula 139, 152, 193, 213.

M

Nucifraga caryocatactes 59, 138, 193,

220.

Numenius arcuatus 59, 174.

lineatus 18.

tenuirostris 18.

Nyctala tengmalmi 59. 169= Nycticorax griseus 208.

nycticorax 34.

Nyroca ferina 36.

fuligula 36.

nyroca 182.

Machetes pugnax 58.

Mareca penelope 13.

Melanocorypha sibirica, 8, 130.

calandra 47.

Mergus albellus 58, 175.

merganser 14, 58, 175.

serrator 14, 63, 175.

Merops apiaster 25, 209.

Milvus korschun 58, 209.

melanotis 4, 10.

milvus 40, 58, 111.

Monticola cyanus 205, 209.

saxatilis 207.

Motacilla alba 6, 47, 58, 90, 132, 152, 197, 214. boarula 47, 58, 90, 132,

197. 220.

melanope 6.

citreola 6.

flava beema 6.

rayi 238.

Muscicapa atricapilla 95, 152, 163, 190, 209, 215, 222.

collaris 59, 95, 209.

grisola 152, 163, 190, 215.

parva 77.

striata 4, 49. 95.

striata neumanni 7.

n

Neophron percnopterus 50, 211. Nisaetos pennatus 231.

O

Oedemia fusca 13, 154 nigra 175.

Oedicnemus oedicnemus 59, 153, 173. oedicnemus

33.

Oriolus oriolus 7, 47, 59, 84. 137, 210, 216.

Ortygometra maruetta 15.

porzana 33, 59, 153, 173

pusilla 206.

Otis tarda 16, 153, 172.

tetrax 172.

P

Pandion haliaetus 50, 59, 186.

carolinensis 235.

Parus ater 47, 59, 92, 128, 199, 219. atricapillus salicarius 93.

caeruleus 47, 59, 92, 129, 198,

216.

communis 129.

cristatus 59, 129, 199.

mitratus 47, 92.

cyaneus 72.

lugubris 47.

major 47, 59, 92, 128, 198, 207, 215.

palustris 199, 215.

communis 93.

Index

Parus salicarius 129.

Passer domesticus 8, 48, 59, 88, 136, 194, 214.

tingitanus 48.

griseus 88.

moabiticus 205, 206.

montanus 7, 59, 88, 136, 194,

simplex zarudnyi 233.

Pastor roseus 60, 69,

Pavoncella pugnax 17.

Pelecanus onocrotalus 236.

crispus 51.

Perdix perdix 60, 109. 171, 185. Periparus phaeonotus gaddi 233. Pernis apivorus 60,111,153, 170, 186. Petronia petronia puteicola 207. Phalacrocorax carbo 40, 51, 60.

graculus desmaresti 38.

Phasianus colchicus 60, 185.

torquatus 66 Phoenicopterus roseus 34, 205. Phoenicurus hodgsoni 68.

mesoleuca bucharensis

232

ochrurus gibraltariensis

98.

phoenicurus 46, 98.

turkestanic. 232

incognita 232.

rufiventris 68.

Phylloscopus bonellii 126.

borealis 232,

rufus 95, 126, 152, 201,

217.

sibilator 46, 95, 126,201.

superciliaris 232.

tristis 232.

trochilus 46, 95, 126,

201, 217.

Phyllomachus pugnax 153.

Pica pica 48. 60, 84, 138, 193, 213.

bactriana 9.

Picoides tridactjlus 167.

alpinus 65, 234.

Picus canus 60, 104, 166, 187.

syriacus 205.

Picus viridis 60, 104, 166, 216.

Pinicola enucleator 72.

Pisorhina scops 42, 209.

Podoces panderi 233.

Porphyrio polioc. seistanicus 233. Pratincola maura 5.

rubetra 4, 60, 99, 121, 203, 218.

margaretae 5.

rubicola 99, 203, 207, 215. Prinia gracilis 205.

Proctopus nigrieollis 4, 21.

Prunella modularis 99.

Puffinus anglorum 231.

kuhli 36.

yelkouanus 224.

Pycnonotus xanthopygus 205. Pyrrhocorax pyrrhocorax 137, 219.

alpinus 61.

Pyrrhula europaea 6 1 , 134, 196. 216. pyrrhula cassini 221.

griseiventris 222.

pyrrhula 221.

Xcassini 221.

Querquedula querquedula 9, 13.

n

Rallus aquaticus 32, 61, 211.

korejewi 32.

Recurvirostra avocetta 206, 209.

Regulus ignicapillus 94.

regulus 61, 94, 128, 200.

buturlini 236.

Riparia bilkevitchi 232.

riparia 2, 189.

rupestris 22.

Ruticilla phoenicura 4, 5, 75, 120, 152, 214, 222, 237 titis 61, 119, 152, 214.

Index.

247

Saxicola amphileuca 207, 209, 210. borealis rostrata 209. deserti 68. finschii 205, 212. hispanicaxanthomelaena 46. lugens 205, 209. melanoleuca 209. montana 68.

oenanthe 4, 46, 98, 12t, 152, 203, 207, 219.

rubetra 203.

Scolopax rusticula 35, 61, 153, 174, 183.

Scops scops tschusii 72.

Scotocerca inquieta 205, 210, 211. Serinus serinus 86.

syriacus 207, 211, 212.

Sitta caesia 61, 91, 129, 198.

villosa 143.

whiteheadi 143, 159. Somateria mollissima 226.

spectabilis 69.

Spatula clypeata 9, 10, 36, 61, 154, 157.

Spinus spinus 211.

Stercorarius parasiticus 61, 176.

pomatorhinus 61, 176. Sterna hirundo 18, 51, 61, 175,

nilotica 61.

minuta 51, 175, 210.

tschegrava 231.

Strix flammea 107, 168.

ernesti 43.

Sturnus vulgaris 60, 61, 84, 137, 152, 193, 207, 220, 237. poltoratzkyi 8.

Sylvia atricapilla61, 97, 127, 201, 214. borin pallida 5. communis 47, 98. curruca 47, 98, 127, 200, 207. hortensis 65, 72, 97. melanothorax 206. nisoria 4.

sibirica 5.

Sylvia orphaea 65, 210.

Sylvia rüppelli 208.

Simplex 61, 127, 200, 214.

sylvia 128, 200, 207, 214.

fuscipilea 5.

Syrnium aluco 62,107,169,186, 217. blanfordi 233.

haermsi 233.

nivicola 233.

Tadorna tadorna

Tetrao bonasia 110.

tetrix 15, 16, 62, 171, 185.

xurogallus 62.

urogallus 51, 62, 110, 171, 220.

Tichodroma murraria 47, 129.

Tinnunculus tinnunculus 11,153, 169, 215.

vespertinus 169.

Totanus calidris 17, 212.

glareola 154, 174.

iittoreus 62, 154, 174.

ochropus 17, 51, 62, 154.

stagnatilis 17.

totanus 62.

Tringa alpina 4, 17.

subarquata 16.

temmincki 17.

Tringoides hypoleucos 110, 157, 173.

Trochalopteron lineatum bilkevitchi 232.

J Troglodytes troglodytes 62, 100, 200.

Trypanocorax frugilegus tschusii 9

Turdus atrigularis 69, 232.

I » » algira 144.

I aterrima 144.

montana 145.

merula schiebeli 144.

j iliacus 62, 123, 202, 237.

j merula 62, 99, 121, 144, 202,

214.

musicus 63, 123, 152, 202,

205, 215.

248

Index.

Turdus naumanni 232.

pilaris 5, 63, 123, 152, 202, 237.

torquatus 122, 156.

alpestris 122, 145,

156, 203, 219.

varius 4.

viscivorus 63, 99, 123, 124,

152.

reiseri 158.

Turtur ferrago 14.

turtur 109, 153, 170, 184, 209.

U

Upupa epops 4, 10, 25, 49, 63, 106,

153, 167, 215, 240. |

Urinator arcticus 63. lumme 63.

V

Vanellus vanellus 16, 33, 63, 153 173, 183.

Vultur monachus 210.

Xema sabini 229.

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(Fortsetzung von Seite 4 )

,U. Weigold. Die Vogelwarte Helgoland einst und jetzt und die Metho- den d. Vogelzugsforschung. (Ber.V. internat. Ornith. Kongr. Berlin, 1910.)

O. Reiser. Über die schwarz-weißen Steinschmätzer der Balkanhalbinsel.

(Ibid. 1910.)

Wie finden die Geier das Aas ? (Ibid.)

Die Endergebnisse meiner Balkanforschungen (Ibid.)

H. Chr. C. Mortensen Fängst af Staere til Maerkning (Dansk Orn. Foren Tidsskr. III.

C G Abbott. The Home-Life of the Osprey w. 32 PI London (Wi- therby & Cie ) CI bound 6 s. net.

A. König. Die Ergebnisse meiner Reise nach dem Sudan im Frühjahr 1910. (Ber. V. intern. Ornith. Kongr. Berlin 1910.)

A. Reichenow. Über die Fortschritte und den gegenwärtigen Stand der Ornithologie. (Ber. V. intern Orn. Kongr. Berlin 1910.)

Brehm Tierleben 8. Bd. Leipzig 1911.

J. Thienemann. Die Ringversuche der Vogelwarte Rossitten. (Ber. V. intern. Orn Kongr. Berlin 1910.)

Vogelwarte Rossitten (Orn. Monatsber. 1911.)

X Jahresbericht (1910) d Vogelwarte Rossitten.(J. f. 0. 1911.)

Inhalt des V. n. Yl. Heftes.

Seite-

Joseph Graf Plaz: OrnithoJogische Beobachtungen aus Salzburg und aus-

dem Salzburgischen (Schluß) 161

Dr. J. Gen gl er: Der rumänische Goldammer ist eine eigene Form 177 W. Hennemann: Ornithologische Beobachtungen im Sauerlande

in den Jahren 1908 und 1909 182

P. Ernst Schmitz: Tagebuch-Notizen aus Jerusalem . . . . . 204

A. Hess: Ornithologische Notizen aus dem Wallis 212

Hermann Johansen: Ein Dompfaffenbastard 221

Wolfgang Johansen: Am Nest des Trauerfliegenfängers . . . 222

M. Barac: Fratercula arctica (L.) auf der Adria 223

V. Tschusi zu Schmid h o f f en : Acanthis linaria rufescens in

Oberösterreich . 225

O. Koller: Wieder eine Somßteria mollissima jp Oberösterreich

erlegt 226

Literatur 226

An den Herausgeber eingegangene Druckschriften 239

Korrigenda 240

Index . 243

Zur Besprechung eingelangte Druckschriften.

L. Greppin. Ueber die Avifauna auf den Höhen der Weißensteinkette* (Mitt. naturf. Ges. Solothurn, 1911.)

G. Lindner. Beobachtungen auf einer ornithologischen Reise nach Irland

im Juni 19 ro. (Orn. Monatssehr. 1911.)

Naumburg a /S., eine Stadt der Vogelkunde und des Vogel-

schutzes. (Uns. Welt 191 1.) _

W. Sedlaczek. Uber Änderungen der Fauna durch Flußregulierungen etc- (Österr. Wochensclir. öff. Band 1911.)

A, Laubmann: Uber das Vorkommen von Pelecanus onocrotalus L. ins

Bayern. (Orn. Monatsber. 1911.)

C. R. Hennicke. Vogelschutzbuch. Stuttgart (1911).

J. Gengier. Das Liebesieben in der Vogelwelt. Stuttgart (1911).

W. R. Ogli vie-Grant. Bullet. Brit. Ornith. Club. XXVIII.

E. Rößler. Hrvatska Ornitoloska Centrala. X. Jahrg. Zagreb 1911.

H. Baron Loudon. Über eine neue Form des „gelbköpfigen Goldhähn-

chens“ Regulus regulus buturlini subsp. nov. (Orn. Monatsber. 1911), O. Kleinschmidt. Über die europäischem Blaukehlchen. (Ber. V. Intern. Orn. Kongr. 1910.) .

H. Meer warth & Soffel. Lebensbilder aus der Tierwelt. Vögel III Leipzig (Voigtländer’s Verl.) 191t.

Bac meister W. Dr. Freiherr Richard König von und zu Warthausen. (J. f. O. 1911.)

J. Gen gier. Vogelmerkbüchlein I, II, Stuttgart. (Verl. Strecker & Schröder) 1911.

C. Lindner. „Ignis fatuus“ versus „Luminous Owls“. (Irish Naturalist. XX. 1911.)

B. Schweden Förderung der Naturschutzbestrebungen an unseren fach-

lichen Lehranstalten. (Land- u. Forstwirtsch. Unterrichtszeit. Wien, 19U.)

Naturschutz- und Naturdenkmalpflege. (Kl. Land- u. Forstw.

Wien, 1911.)

F. C. R. Jo ur dain. The Bird Life of Corsica. (Ber. V. internat. Ornith.

Congr. Berlin, 1910.)

(Fortsetzung auf Seite 3 )

V erantw. Redakteur, Herausgeb. u. Verleger: Viktor Ritter v. Tschusi zu Schmidhoffen, Hallein Druck von Ignaz Hartwig in Fryjdenthal, (österr. Schlesien), Kirchenplatz 13.