x hr yysY N hyı 08 'y BF) % a} Wr re Au, RL k “ 2 a» , A \ Pi { er h + Es Der 22 ar Ye) Kun DE ..W ar at 2 ‚Pe WELT. Yu I $) EIER PR Ar: N =r BIRSRAMAR ER ITLR DEE DARn 0 Au Wr. an Aha ra N ud ER „nn ade’ ‚B I LBS N, Pu en 3 ’ ’ PT ST. N Ir Mh Wi s \ Tr r gr I r. I alänranannnnpRl u Yaır Aa I PP TEEN IT DDr 1 "un L B: er Sun EN # « | 1 ad % x } di h ul e a 1 W) ww “ a mn nn, K. LP 2 n gb 4 ‘am vu, > e Ya ... 4 S,, » "y9 RT { lan, I.» » ie td dan rd Y vr % f\ 4 ) \ \ AHA PIERRE RI TEEN So IRRE en = ı a f R TE PRTELDIEIEEN EN HAE [0 , 'LA Ba ei HRRCUPNG AR ne Vera Ki a ® w a er ee , up le 4 va s FRRUPR 102 ä u, | a ‚\R, „ u] .® 12,8% 4 Banıdı ER ur Pr IERD- u Tl Lie. nr. MRERTIIRRHTL SI ER a UN Na u ur UBER [rt .. da Au, 2a» Pr ıP,, Ä | yAbdY .ape .£ N N De > . u x sen ; AL aM aa 7 . Sal IRMeENT. ' \ Re uud ne ad: nv Y“ ar OR | "os m. ” „v ‚+ AV ı L "ar ve X sry a , ee ME { a \ Dt DPPRT Nina ünı Big DP 7% \ı ı» he UETEE RR, ISSN, h} Y Eu _ yo N To BT FG \ u AN ı GER IT I 2 | ee Yen. RRE aTTı '? Ar Pe‘ 2 IN xıllı ag 4, alt AOER are -. UM BR” = ir > ah \ Pu / ua [\ Ban ar Rn | in Rue IR Ip ua a .ä a. IBAN an ag LM, Ar“ Yrrp ey Ihr ua " Yon UUAHLEN Pr 45 \ paul, In LER PT | muaann m nn er 20.26 PP up I auHn y CH Na _w; RUBERE | ea 1 Fr ea, Im | »,rarrn. = BB "mn m e In. 19T Yen, er RES ER Der 77 ß ar 7 Van a ABEIRF Win AirR N | yuwun \ 9 SE an, Arena N . % 2 Ka" AN PETERS ERBE r DM En a Yes les ige ! un Nu a MT | na N: FARM a \ N Yan) FLLUPR A ya Bu EL ur " OO N ers) V AA vr \ LTWN 4 aArmA- ur THE H 5 en} ul alle AuReertereer E EI EEPT Ama, jim0 IR M AKT \, lH IIIER # i gab a “u N Ar RAR, In A/N ' In % r: RE Br Zr nah iB Ar ÄL a. MPU LEW = p> Erz 8 Ai Ornithologiiche JUN] Herausgegeben vom | Deutschen Vereine zum Schutze der Vogelwelt e. V. Begründet unter Redaktion von E. v. Schlechtendal, fortgesetzt unter Redaktion von W. Thienemann und K. Th. Liebe. Redigiert von Professor Dr. Carl R. Hennicke in Gera (Reuss), 7 zweitem Vorsitzenden des Vereins. sonder TEN Vierzigster Band. „RG es, Jahrgang 1915. m Mit 3 Bunt- und 14 Schwarztafeln und 77 Abbildungen im Text. » Magdeburg. Kommissions-Verlag der Creutzschen Verlagsbuchhandlung. Inhalt. 1. Vereinsnachrichten. An unsere verehrten Vereinsmitglieder . . . Vereinsmitteilungen . Mitteilung, betreffend die ae es Een von een zum Ehren- mitglied Neue Mitglieder 1915 2. Vereinsnachrichten anderer Vogeischutzvereine. ' Verein Jordsand zur Begründung von Vogelfreistätten an den deutschen Küsten. Vorläufiger Bericht über die Vereinstätigkeit im Jahre 1914 und über die Brutergebnisse auf Jordsand, Ellenbogen, Norderoog, ee werder, Poel Jahresbericht 1914 über das Fose nina Mrddenzee "erstattet vom Na und Heimatschutzbund Hiddensee, Ortsgruppe des Internationalen Bundes für Vogelschutz . Gottschalk, Paul, Der Anhaltische Bund für Vogelschutz (Sitz Cöthen) Bericht der Kommission zur Förderung des Vogelschutzes, erstattet von Alam Kommissionsmitglied Oberstleutnant z. D. Henrici, Stadtrat in Oassel, auf dem Verbandstage der Tierschutzvereine des Deutschen Reiches zu Stuttgart vom 13. Mai bis 16. Mai 1914 . Jahresbericht 1915 des Bundes für Vogelschutz e. V.: Bericht uber die Tätigkeit vom 1. Oktober 1913 bis 1. Oktober 1914 . SL ET EAN 3. Grössere ornithologische Abhandlungen. Bährmann, Udo, Ueberwinternde Turmfalken (Tinnunculus tinnunculus |ZL.|) Bretscher, Dr. K., Der Föhn und der Vogelzug im Schweizerischen Mittelland . Büsing, O., Dr. med, Etwas vom Mauerläufer (T7ichodroma muraria) . Fuchs, Dr., Medizinalrat, Eine neue Spechtart der deutschen Fauna . - Gottberg, Hans Egon von, Die Schwalben vor 200 Jahren . Handmann, Dr., Oberarzt, Ornithologische ae in Blandern im Winter und Frühjahr 1914/15 . Helfer, Dr. H., Ein (ornithologischer) Aneimie an len Saab inens e7. m. 28. Juni 1914). — Weitere Mitteilungen Shen die Beichhaltiekeit dar al und aber die : Zweckmässigkeit ihres besonderen Schutzes an Kläranlagen . Hennemann, W., Ornithologisches vom Oberharz 1914 . Hermann, Rudolf, Die Waldschnepfe (Scolopax (Mit antpildemn Tafeln Yilsundap9y x... EN) — Der Garienroischwanz (Zrithacus ee en iz. ). (Mit Buntbild Tafel xvD Seite 136 440 11 61 154 379 = Hespe, E. Alte Mellum, Vogelechutzingel der Mn „Kiel“ des Bundes — M., Beobachtungen in Prerow und auf Hiddensee 1914 ne Mo ewues, Dr. ER, Schulbuch und Vogelschutz . Peckelhoff, Friedrich, Die Vogelsiedelung auf dem Priwall) RR Reinb erger, Landgerichtsdirektor, Zur Brutpflege des grauen n Fliegenschnäp| = koerig, Prof. Dr.'G. Ueber ‘den’ Wert‘ von en im Vergleich zu den Sehlbach, Dr. Fr,, Erinnerungen an ine Vogelveik aus den Jahren jo : i — Ornithologische Notizen von Borkum im 1 Frühjahr 1914 Thienemann, G. Ornithologische Feldpostbriefe und -Karten . Bank, Dechant, Die Trauer- oder Mohrenente (Ordemia nigra We: ein zweites Vogelschutz e. V. Stuttgart = Hess, Alb., Ein Beitrag zur Kenntnis der se Lätschentales hy Hübner, Prof., Vogelwarte Hiddensee-Süd ee Ibarth, Prof., Ein neuer I der Reiherente (NVyroca aa 2, i in. W { preußen 2... ee, Krohn, H., Alte Niststätten. (At Schwarztafeln x1, XIL: XIm . % Leege, Otto, Brutergebnisse der Vogelkolonie Memmert. Mit Photographten Tafeln I-VI 1914)... . Lindner, DR Fr., Ornithologische Beobachtungen auf Hiddensee“ im Jahre 1914 Darzen Teiche 1906-1914. (Mit Schwarztafeln XIV und wm 268. 290 \ j (Muscicapa striata Pall.) Holzhöhlen für Höhlenbrüter (Mit 14 AR im Texte und SchwarztatelXVIN, 72 20, BER: und 1912 Schünke, Dr., Trischen BERN Senn rednich Siebenter este vom a en 1914 ni: “ Anal 1915. der staatlich autorisierten Versuchs- und Musterstation für Vogel- Br schutz von Hans Freiherrn von Berlepsch, a Seebach Langensalza) . BR x Stadler, Hans und Sch Oornel, D Sn ar mer 3 Tschusi zu Schmidhoft en, Viktor Ritter von, Ankunfts- und Abzugsdaten il Hallein (1914) . U 4. Kleinere ornithologische Abhandlungen. Bährmann, Udo, Ansammlung von Cheldon rustica ie — Später Gesang von Turdus merula L. ber uns erlegh: ..... ... 0... 0.00 0 0 su 2 en Brinkmann, M., Die große Gläasveranda als re WR — Vögel in der Gefechtslinie ee Hans Egon von, a owen. nn can) in Thüringen in a Karpathen — Einiges vom Vogelzug aus Ost- En Groß, Pastor, Vom Alpen-Mauerläufer Re Se Handmann, Dr., Oberarzt, Farbenvarietät nn pe u. © E° Be oe x Wangelin, Georg Jacobi von . Inhalt. ‘ Hennemann, W., Eine Rauchschwalbe bei winterlichem Wetter im Sauerlande . _ — Frühdaten aus dem Sauerlande . — #ine späte Schwarzkehlchenbrut im Rheintal . — Ormithologische Notizen aus einem Feldpostbriefe Hennicke, Prof. Dr. Carl R., Gesetzwidriger Handel mit vogelbälken — Pfahleisen in Preußen verboten Ibarth, Prof., Zwei a & — Alle alle L.. . KRSE Kammerer, Curt, Vom ek Klengel, A:., Hat der Krieg Einfluß auf da Semi Ar Vögel? OR Krezschmar, C., Später Abzug unserer Zugvögel Methlow, Lucy, Absonderliches Benehmen eines Bokehiehen Pax, Dr. F., Das Dunenkleid der Reiherente (Vyroca fuligula) In Plümpe, Lehrer, Hat der Krieg Einfluß auf das Wandern der Vögel? — Die Paarung der Rabenkrähe . Seeger, Joh. Hch. Willy, Stare im ale: in der Bo Sehlbach, Dr. Fr., Bei der Stadt brütende Waldkäuze — Alter eines Kanarienstieglitzbastardes — Die Ausbreitung des Girlitzes (Serinus hor a Schomburg, Dr., Beobachtungen über das Vordringen us ln. 'Schulenburg, Graf von der, Ziegenmelker Timpel, M., Ornithologisches von Erfurt und san — Vom Te sus nähen Nischler, F, Spötter . Ulm-Erbach, Freifrau von, Ein ldiefansel kenne. neben Wetekamp, Prof. Dr. W., Zu dem Aufsatz „Das Spotten der Vögel“ für Hühner . 9. Nekrologe. Kayser, Landgerichtsrat a. D., Major Woite . ' Lambrecht, Dr. K., Otto Herman. (Mit Schwarztafel vn 6. Todesanzeigen. Berlepsch, Graf Hans von . 7. Literarisches. - Hennicke, Prof. Dr. Carl R., Ueber „Reichenow, Die Vögel, Handbuch der syste- | matischen Ornithologie“ . — Ueber „Studer und Fatio, Katalog der ne rerizchen Vögel“ — Ueber „Dr. P. Brohmer, Fauna von Deutschland“ . — Ueber „Martin Bräss, Heimatliches Vogelbuch* . -— Ueber „Carl Russ, Die Amazonen“.. . —- Ueber „L. A. Jägerskiöld och Gustaf Kolthoft, Non Fägları — Ueber „Dr. Richard Hess, Der Forstschutz“ _ - — Ueber „Brehms Tierbilder, Dritter Teil, Die Säugetiere“ . Winck, Louis, Ebereschen (Vozelbeeren) als menschliche Nahrung und Futter Hennicke, Prof. Dr. Garl R., Georg Jacobi von Wangelin. (Mit Schwarztafel X). re WERTET: . . 8. Literatur-Uebersicht. 2 | zug (Prof. Dr. Hennicke.) ie E | | S11,.B6 | 9. Aus Tageszeitungen. | S1 Vogelschutz im-Schützengraben 0.0. 2.220 2703 0 E en ogelschutz im Kriege . Be = Betreffend: Schonung der Reiherkolonie in den nalen Forsten“ Ein. TE & 11. Antworten von Behörden. 8.:06. ä 12. Verschiedenes. >. % Ouittung für Naumann Museum 7... 222 2 ae "Notiz für den Buchbinder. I ist einzukleben gegenüber Seite "E Ä „ ” „ ” 2] ” ” ”„ ” ” u} ) „ „ ” ”» ” ” Ä Heraus gege ben vom DEUTSCHEN N VEREIN BS NZ UM SCH UTZE x \ DER VOGEL: WELT. ia > ara AT ; "s a R: N. > LET Sr, Magdeburg _ Creutz sche Verlagsbuchhandlung | Max Kreischmann. 5 Dr. Sarl Ruf’ | Finheimifche Htubenvögel Neun herausgegeben und völlig umgearbeitet von Karl Beunzig Herausgeber der Gefiederten Welt Fünfte Auflage. 573 Geiten Tert mit zirfa 200 Abbildungen jomwie 20 Sarbentafeln enthaltend 77 Dogelabbildungen Preis: Geheftet in buntem Umfhlag 9,— Mark Fein und originell gebunden 10,50 Nart gu beziehen durch jede Buchhandlung, direft bom Derlage nur gegen vorherige Einfendung des Betrages oder unter Nachnahme. Nur der ornithologiieh Erfahrene wird der Behauptung beijtimmen, daß dem prächtigen Buche: „Einheimische Stubenvügel” ein hoher, vogelfhüßlerifiyer Wert beizumeljen tft; injofern nämlich, al3 es in liberaus jreimdlicher und eindringlicher Weije die Kenntnis unjerer Bogelwelt, ihrer Artmerfmale und Gemohnheiten vermittelt. Der gejeßliche Bogeljchuß reicht nicht annähernd aus, unjere VBogelwelt vor dem Untergange zu beivahren; um aber pojitiben, praktifcen Vogelfhuk zu treiben, Dazu bedarf e8 vor allem der Kenntnis. sch müßte aber fein gleich gutes und zugleich billiges Buch zu nennen, da8 die Kenntnis unferer heimiichen Vogelwelt lebendiger vermittelt als Die „Einheimiichen Stubenvögel”. Ich wirkte auch feinen VBogelfchükler zu nennen, feinen von jenen, Die heute fo erfolgreich Da3 Banner de3 Vogel- Ihußed der Melt vorauftragen, der nicht Dur; liebenslies Studium an Der Ünliere wichtige rl eriwvorben hätte, Die mın praftiiche Verwertung finden. Außer der Schilderung des Verhaltens in der freien Landichaft, des Gejanges, dev Lodrufe, Wanderzeiten und Niftgewohnheiten bringt da$ Bud) genaue Anmweilungen, wie die Vögel in der Gefangenfchaft möglichit natur- gemäß a1 berpflegen find. Jeder VBogelwirt hat in dem „Ruß“ dei beiten erater. Schon Die Ausgabe de8 „Ruß“ vom Sahre 1904 war durch Die Bearbeitung Des Herausgebers Karl Neunzig als Meifterwerk zu betrachten, und man meinte, die ne der Ausgeltaltung fei erreicht. Klum zeigt Die fünfte Ausgabe jedoch), daß Neunzig feine Aufgabe wefentlid; erweitert hat, da er außer den Bügeln Mitteleuropas auc) Deren nahe Verwandte aus anderen Zeilen des paläarftiichen ©ebietes befchreibt. Db Diefe Grenzüberfchreitung notwendig war? Man fünnte Darüber ftreiten. Gegen die Ausgabe bon 1904 unterjcheidet jich daS neue Buch durch eine geringe Vreiserhöhung bon 2,50 Mark. Dafür werden aber rımd 100 Seiten mehr Cext geliefert, die Abbildungen im Terte find von 150 auf 200 geitiegen, und Statt der bisherigen 13 Tafeln iwerden zwanzig geboten. Bejonders die prahivsllen Sarbentafeln, bon der Meilterhand Karl Jeunzigs gefchaffen, find ungemein reizustl. Zebens- wahrer fonnten die Vögel der Freiheit nicht Dargeftellt werden. Sie werden den Drnithologen und Kunftfreund gleicherweife entzücen. Allen denen, vie lich für Die Unternehmungen des Uogelfhußes intereifieren, ohne geniigende Bortenntniffe zu befigen, dürfte der „Ruß“, der eigentlich „Neunzig“ heißen müßte, bald unentbehrlich werden. (Hamburger Fremdenblatt 1913, Nr. 46.) Creuß’fche Derlaasbuchhandlung in Maadebura. Omnithologiie Monatsichrift. Herausgegeben vom _Deutichen Vereine zum Schutze der Vonehwelt e,V, Zugleich Mitteilungen des Bundes für Vogelschutz, des Internationalen Frauen- bundes für Vogelschutz (Deutsche Abteilung), des Vereins Jordsand. Begründet unter Leitung von E. v. Schlechtendal, fortgesetzt unter Leitung von W. Thienemann und K. Th. Liebe. Ordentliche Mitglieder des Die Ornithologische Monatsschrift Deutschen Vereins zum Schutze Ma : : ist Eigentum.d. Deutschen Ver- der Vogelwelt zahlen ein Eintritts- Schriftleitung ? eins zum Schutze der Vogelwelt - geldvon 1Mark und einen Jahres- = Zahlungen werden an das Post- beitrag von sechs Mark und er- Prof, Dr. Carl R. Hennicke scheckkonto Amt Leipzig halten dafür in Deutschland und in Gera (Reuss). N 0.6224 erbeten. Geschäftsführer ‚Oesterreich-Ungarn die Monats- des Vereins ist Herr P. Dix in schrift postfrei zugesandt. = Gera-Reuss, Laasener Strasse 15. Kommissions-Verlag der Creutzschen Verlagsbuchhandlung in Magdeburg. DE Preis des Jahrgangs von 12 Nummern 8 Mark. zz Nachdruck nur mit Genehmigung gestattet. zn XL. Jahrgang. Januar 1915... No. 1. - 2 = | = 1 a # 2 An unsere verehrten Vereinsmitglieder! Dieses erste Heft des neuen Jahrgangs erreicht unsere Mitglieder in einer schweren, aber grossen Zeit. Unser Vaterland ist mit einer Menge übermächtiger Feinde im Kampfe begriffen, die darnach lechzen, unsere so schwer errungene Einheit zu zertrümmern und unsere deutsche Kultur, auf die wir so grosse Ursache haben, stolz zu sein, zu vernichten. Da ist es selbstverständlich, dass alle anderen Bestrebungen zurücktreten und in erster Linie die Bemühungen zur 2 Geltung kommen, das Vaterland zu erretten und die Güter unserer = Kultur zu bewahren. Alle verfügbaren Mittel müssen der Erhaltung _ unserer deutschen Heimat zugute kommen; denn nur wenn wir sie - erhalten können, ist es uns möglich, auch die ethischen Güter zu er- halten, die sie uns bietet. Auch die Vogelschutzbewegung, die ihre eigentliche Wiege in Deutschland hat, kann bei uns nur gedeihen, = wenn Deutschland in seiner Unversehrheit bleibt. Kurz nach der E ugung Deutschlands, nach seiner Erstarkung und wirtschaftlichen - Hebung durch den glorreichen Sieg von 1870/71 hat sich unser Verein F eebiidet, Mit der steigenden Macht unseres Vaterlandes ist auch er | _ gewachsen und seine Bedeutung gestiegen. Sein Bestehen ist deshalb | 1 en SEE ET EI! N 2 :- | | Vereinsmitteilungen. unbedingt mit dem Bestehen des Deutschen Reiches verknüpft. it. ihm steht und fällt er. =‘ Es unterliegt für uns keinem Zweifel, dass unser Vaterland ver- möge seiner inneren Kraft siegreich aus dem Riesenkampfe hervor- gehen wird. Aber der Kampf wird auch ihm Wunden schlagen, die” zu ihrer Heilung viele Jahre brauchen. Auch die Natur- und Vogel- _ schutzbewegung wird auf Jahre hinaus zurückgeworfen werden, bis wieder ruhigere Zustände eingetreten und die schweren Wunden des Krieges verharscht sind. 2 = | Gerade dieser Umstand aber muss für die, die von der Not- wendigkeit überzeugt sind, dass nicht nur die äussere Macht und die äusseren Grenzen unseres Vaterlands, sondern auch seine Naturschätze = unseren Kindern erhalten bleiben müssen, dazu Veranlassung sein, auchin diesen schweren Zeiten nicht tatenlos beiseite zu treten und das schöne Gebäude des Natur- und Vogelschutzes wieder zusammenfallen zu lassen. Wir müssen vielmehr auch jetzt versuchen, es weiter auszubauen oder wenigstens zu erhalten. Deshalb bitten wir herzlich, auch jetzt und weiterhin dem Vereine treu zu bleiben. Dass die Zeitereignisse auf unseren Verein nicht ohne Einfluss ‚bleiben konnten, liegt auf der Hand. Zwar in der ersten Hälfte des Jahres ist in der früheren Weise weiter gearbeitet worden, wie die Anlagen 1—4 und die zahlreichen Gutachten, die von der Vereinsleitung an die verschiedensten Behörden und Vereine in Vogelschutzsachen abgegeben worden sind, insbesondere verschiedene Gutachten über die ir zweckmässige Gestaltung von Vogelschutzverordnungen in verschiedenen Bundesstaaten, beweisen. Unsere Eingabe an die Kommission zur Beratung des Fischereigesetzes im preussischen Abgeordnetenhause hat auch insofern Erfolg gehabt,:als von der Kommission in der ersten , Lesung sämtliche soßehannte Fischfeinde bis auf den Fischotter von der Aechtungsliste gestrichen worden sind. Nach Kriegsausbruch ist aber naturgemäss eine Stauung im Vereinsleben eingetreten. Zahlreiche von unseren Mitgliedern, unter ihnen der erste Vorsitzende, Graf von Wilamowitz-Moellendorff, sind ins Feld gezogen, um ihr Leben für die Erhaltung des Vaterlands einzusetzen. Andere, unter ihnen der zweite Vorsitzende, sind durch berufliche Pflichten und durch Arbeiten D _Vereinsmitteilungen. 3 2 im Dienste des Roten Kreuzes von der Beschäftigung mit dem Vogel- - schutz in hohem Masse abgezogen worden; fast alle Mitglieder aber : _ sind in ihrem Gedankenkreise durch die Not des Vaterlandes und die ‚Sorge um seine Verteidigung in hohem Masse von dem Interesse für alle anderen Dinge, also auch für die Vogelschutziragen und unsere ® Vereinsangelegenheiten, abgezogen worden. Möge der grosse Krieg recht bald ein ehrenvolles Ende erreichen und das schwere Ringen unserem Vaterlande Erfolg und einen auf viele, viele Jahre hinaus dauerhaften Frieden bringen. Dann werden auch unsere Bestrebungen wieder mehr Aussicht auf Erfolg und allgemeine An- _ erkennung finden. Ei Das ist der Hauptwunsch, den wir unseren veschrten Mitgliedern beim Jahreswechsel darbringen. Glück auf! | Der Vorstand des Deutschen Vereins zum Schutze der Vogelwelt. E.V. Anlage 1. Den 10. Januar 1914. Du; Ar Tu Re, we EM = zn. a FD 4 VERTRAT ng Euer Exzellenz _ erlauben sich die unterzeichneten Vereine die dringende Bitte vor- ® zutragen, ein Verbot des Schiessens und Fangens von Paradiesvögeln - und der Ausfuhr von Bälgen und Federn dieser Vögel, das nach Mit- - teilungen in der Presse auf ein Jahr in Aussicht genommen ist, un- 4 verzüglich und zunächst auf zehn Jahre erlassen zu wollen. Be Zur Begründung erlauben sich die Unterzeichneten darauf hin- zuweisen, dass nach ihrer Ansicht die gegenwärtige Verfolgung der 2 Paradiesvögel, die zugunsten der Mode und eines kleinen Interessenten- kreises von Federhändlern und einzelnen Farmern stattfindet, inner- : halb kurzer Zeit zur Ausrottung der Paradiesvögel führen muss. Zahl- reiche Beispiele aus der Tierwelt beweisen, dass das Eingreifen des Menschen schon allzuhäufig einzelne Tierarten von der Erde vertilgt Ei hat. Aus den letzten Jahrhunderten seien nur der Dronte (Didus E ineptus) von Mauritius, der Bourbondronte (Didus borbonicus) von Bourbon, x ‚der Einsiedler (Pezophaps solitarius) von Rodriguez, der Riesenalk (Plautus a _ impennis), die Labradorente (Camptolaemus labradorius), die Wandertaube E Eetopistes migratorius) und von Säugetieren das Borkentier (Rhyfina B; h ® En V ae durch die Masinahmen der = = 'schwunden oder dem Verschwinden nahe gebracht worden m a ‚schon sie in anderen Gegenden noch vorkommen. | Lehren diese Beispiele, dass sehr wohl die Möglichkeit. be dass die Paradiesvögel ebenfalls durch den Menschen ausger _ werden können, wie so viele andere, so ist die Gefahr für die Erhal des Bestandes dieser Vögel besonders deshalb gross, weil ihre mehrung sehr gering ist. Da die Paradiesvögel nur wenige natür "Feinde haben, ist ihre Vermehrung ziemlich gering. Das Weibel ‚legt nur zwei Eier und macht wahrscheinlich nur eine Brut. Anderı seits aber ist das Männchen, da es durch die Pracht seines Gefi ders und seine laute Stimme sich sehr bemerkbar macht und die Gewo n- _ heit hat, sich an bestimmten Stellen aufzuhalten und immer wie dahin zurückzukehren, eine leichte Beute des Jägers. et: | © Ob die Paradiesvogelmännchen, die erst im dritten Lebensjahre d 3. Schmuckgefieder bekommen, schon vorher zeugungsfähig sind, wie in d 215 en. dieses erst laden an, wenn sie geschlechtsreif werden, wenn Ausnahmen onen Son! RETTEN SEN. ee DR A ereinsmitiellungen. | 5 h benutzt werden, nicht das geringste zu tun hat, dass also von einer Schädigung der Industrie durch ein solches Schongesetz keine ede sein könnte. | Die Unterzeichneten wissen sich eins in ihren Bestrebungen B nicht nur mit allen Naturfreunden, sondern auch mit der Deutschen - Ornithologischen Gesellschaft, die, obgleich sie an sich nicht den Schutz der Vögel, sondern ihre Erforschung bezweckt, doch wie i ee ihre Stimme erhoben hat, um die massgebenden Behörden _ darauf aufmerksam zu machen, dass mit der Vernichtung der _ Paradiesvögel ein Naturdenkmal zerstört wird, das nie wieder her- gestellt werden kann. Euer Exzellenz ergebenste . Der Deutsche Verein zum Schutze ‚der Vogelwelt. E. V. (ee2) Graf v. Wilamowitz-Moellendorff, (gez.) Prof. Dr. Hennicke, iR Vorsitzender. 2. Vorsitzender. r Be onsler Frauenbund für Vogelschutz (Deutsche Asellupel: | (gez.) Hi Steinmetz. Bund zur Erhaltung der Naturdenkmäler aus der Tier- und Pflanzenwelt. eo (zez.) Benecke. Bund Heimatschutz. (gez.) Rehorst-Cöln Bund für Vogelschutz im Herzogtum Gotha. (gez.) Landrat Dr. Quarck. Anhaltischer Bund für Vogelschutz. (gez.) Gottschalck. Vogelschutzverein für das Grossherzogtum Hessen. (gez.) Geheimer Staatsrat Wilbrand. Hessischer Tierschutzverein. (gez.) Oberstleutnant z. D. Henrici. Gesellschaft von Freunden der Naturwissenschaften in Gera. (gez) Iswael. der Tr BEER En KEN ee Kar u ro ut TE ae a, 2 ER Rn RE, a Te S he 3 N 3ER 28 - Vereinsmitteilungen. Anlage 2. Der Staatssekretär des Reichs-Kolonialamtes. Berlin W. 8, den 5. März E = Wilhelmstr. 62. No. A. VII. 260/14. 10667. Auf das am 4. Februar hier eingegangene, an erster Stelle vom Deutschen Verein zum Schutze der Vogelwelt unterzeichnete Schreiben. An den 1. Vorsitzenden des Deutschen Vereins | zum Schutze der Vogelwet E.V. z Herrn Grafen Wilamowitz-Moellendorff, Hochgeboren, | Gera. Auf das vorvermerkte gefällige Schreiben erwidere ich ergebenst, dass ich hinsichtlich des Schutzes der Vogelwelt in den deutschen Kolonien denselben Standpunkt einnehme, den der Deutsche Verein zum Schutze der Vogelwelt und die mitunterzeichneten Verbände ver- treten. Auch ich will die Vogelwelt der Schutzgebiete unter allen Umständen vor der Ausrottung bewahrt wissen. Was nun die angeb- liche Gefährdung der Paradiesvögel in Deutsch-Neuguinea anlangt, so hat sich erfreulicherweise gezeigt, dass die von verschiedenen Seiten gehegten und verbreiteten Befürchtungen den tatsächlichen Verhält- nissen nicht entsprechen. Die in der Denkschrift über Jagd- und ‘ Wildschutz in den deutschen Kolonien (Seite 140 und 142) über Vor- kommen und Verbreitung der Paradiesvögel mitgeteilten Tatsachen sind mittlerweile durch weitere Berichte der Mitglieder der Sepik- Expedition ergänzt und erhärtet worden, und das vorliegende gesamte Material ist meines Erachtens wohl geeignet, die Kolonial-Verwaltung | und die öffentliche Meinung darüber zu beruhigen, dass eine Gefahr der Ausrottung dieser Vögel zurzeit nicht besteht. 3 Nichtsdestoweniger hat der Kaiserliche Gouverneur auf meine Veranlassung. die Paradiesvogeljagd für die Dauer des Kalender- jahres 1914 verboten. Da nun die schon früher festgesetzte all- & jährliche Schonzeit für Paradiesvögel in Deutsch-Neuguinea vom 1. November bis 15. Mai läuft, so währt die jetzige Schutzfrist nicht nur ein Jahr, sondern tatsächlich vom 1. November 1913 bis 15. Mai 1915, das sind 18!/, Monate. Während dieser Zeit werden auf Vereinsmitteilungen. nn | _ Weisung des Gouverneurs die Dienststellen in Kaiser-Wilhelmsland unter Heranziehung erfahrener Privatpersonen über die Lebensgewohn- E heiten der Paradiesvögel, namentlich über Paarung, Brutzeit, Wachsen E und Abwerfen des Schmuckes, Ernährung, Begrenzung des örtlichen Vorkommens der einzelnen Arten usw. eingehende Erhebungen an- _ stellen. Es steht zu erwarten, dass die jetzt zu sammelnden Erfahrungen im Verein mit den bereits erwähnten Feststellungen der Sepik-Expedition eine hinreichend sichere Grundlage für weitere Massnahmen der Ver- waltung zum Schutze der edlen Vögel schaffen werden. Euer Hochgeboren bitte ich ergebenst, auch die übrigen Unter- _ zeichner des fraglichen Schreibens vom Inhalte meiner vorstehenden _ Ausführungen gefälligst in Kenntnis setzen zu wollen. Solf. Anlage 3. Schloss Gadow und Gera-Reuss, den 23. Juni 1914. An die Kommission des Hauses der Abgeordneten für das Fischereigesetz in Berlin richtet der ergebenst unterzeichnete Verein die Bitte, den S 98 des & _ Entwurfes streichen zu wollen. Der Paragraph gibt den ae .das Recht, Fisch- - ottern, Reiher, Fischadler und Möwen, sofern sie durch diese Tiere geschädigt werden, mit den für die Ausübung der Jagd erlaubten ® ‚Mitteln, ausgenommen Schusswaffen, zu töten und zu fangen, fremde ‘ Ufergrundstücke zu diesem Zwecke bis zu einer Entfernung von drei Metern von dem Gewässer, in dem er fischereiberechtigt ist, zu betreten, und andererseits die Verpflichtung, diese Tiere, soweitsiedem Jagdrecht des - Jagdberechtigten unterliegen, diesem gegen dasübliche Schussgeld zu über- : lassen. Ausserdem darf der Fischereiberechtigte und Fischereipächter vom Landrat bei Ueberhandnahme der Reiher die Ermächtigung fordern, ‘die Horste der Reiher nebst Brut und Eiern zu vernichten. Diese Bestimmungen enthalten Punkte, die aus wirtschaftlichen _ und ethischen Gründen, sowie auch aus rechtlichen die schwersten Be- denken erregen. | Vereinsmitteilungen. Einmal fehlt vollständig ein Verbot der Aerlam der PB sch ’feinde mit Giftstoffen, die z. B. die österreichischen Gesetze sämtlic enthalten. Sodann dürfte die Jagd auf Fischottern, Reiher, Fischad el und Möwen, die ja in Preussen jagdbar sind, durchaus dazu geeignet > sein, dem unbefugten Jagen Vorschub zu leisten. Noch gefährlicher ist die Berechtigung des Fischereiberechtigten, mit Erlaubnis des _ Landrats (der Ortspolizeibehörde des Stadtkreises) in die Jagdreviere = eines Jagdberechtigten sich zu begeben und dort eine Reiherkolonie zu zerstören. Zunächst enthält dieser Absatz 5 keinerlei Bestimmung darüber, ob dieses Recht sich auf alle Reviere erstreckt, in denen Fischreiher horsten oder nur auf solche, in denen der Fischereiberechtigte sein Fischwasser hat. Sodann dürfte eine solche Bestimmung ohne Analogie in der ganzen Gesetzgebung sein. Keinem anderen Berufe ist es gestattet, auf dem Wege der Selbsthilfe in die Rechte der anderen einzugreifen. Schon um keinen Präzedenzfall zu schaffen, dürfte es sich empfehlen, den Absatz 5 des S 98 zu streichen, denn ee = dürfte wohl keinem Zweifel unterliegen, dann, wenn diese © Bestimmung Gesetz werden sollte, wohl auch andere Berufe, die volks- wirtschaftlich bei weitem wichtiger sind als der des Fischers, ähnliche Rechte für sich beanspruchen würden. & Die wirtschaftliche Bedeutung der durch den S 98 für den Fischer für vogelfrei erklärten Tiere darf nicht nur nach dem Nutzen und. Schaden bemessen werden, den die Tiere der Fischerei bringen. Ein absolut nützliches oder schädliches Tier gibt es überhaupt nicht. Ein _ Tier, das dem einen nützt, schadet dem anderen. ‘Andere Berufe ‚haben dasselbe Recht, für ihre wirtschaftlichen Bestrebungen Beachtung Zu finden wie die Fischer. Der Fischotter ist, wie wir zugeben, ea empfindlicher Schädiger der Fischerei, ebenso wie der Fischreiher und der Fischadler. Der Fischotter ist aber ein wertvolles Pelztier, das schon wegen dieses Umstandes nicht ausgerottet werden sollte, während dem Reiher die Vertilgung zahlreicher Mäuse und Ratten und schäd- | licher Wasserinsekten, dem Fischadler in vielen Gegenden seine ausser- ; ordentliche Seltenheit, die ihn vielerorts ‘geradezu als Naturdenkmal- | erscheinen lässt, zugute gerechnet werden sollte. Dagegen sinkt bei den Möwen die Wagschale wesentlich zu ihren Gunsten. Die Möwen SE a EA 2 a ee ne a ? ri = en Vereinsmitteilungen. 5 9 n von allem Geniessbaren, was sie finden, von Fischen, lebenden d toten, Krustentieren, Schaltieren, Insekten, kleinen Wirbeltieren, s und Vegetabilien. Die Lachmöwe, die einzige im Binnenlande wirt- haftlich in Frage kommende Art, treibt sich den ganzen Tag über n vom Wasser auf den Feldern und selbst im Walde umher, um allerlei schädliche Insekten, Engerlinge, fliegende Maikäfer usw. auf- zusammeln, und gehört zu unseren besten Mäusevertilgern. Ihre ganze Organisation befähigt die Möwen nicht, tief unter die Oberfläche des Wassers zu tauchen. Obwohl sie Stosstaucher sind, bleibt stets ein eil ihres Körpers ausserhalb des Wassers, so dass sie nicht imstande ‚sind, tiefer schwimmende Fische zu erhaschen. Die Möwen sind also ‚sicherlich für andere Berufe, insbesondere für die Landwirtschaft, rindestens ebenso nützlich, wie sie nach der Behauptung der Fischer ür die Fischerei schädlich sein sollen. Selbst wenn durch die Fisch-, feinde der Fischerei Schaden zugefügt würde, dürfte doch daraus noch _ bei weitem nicht das Recht für die Fischereiberechtigten entstehen, estimmte Tierarten auszurotten. Die Natur ist nicht für einzelne Berufszweige da, die sich aus ihr ihre Taschen füllen sollen, sie ist auch _ für andere Menschen da. Auch sie haben das Recht, sich an der Natur nd ihren Lebewesen zu erfreuen. Wir sind weit davon entfernt, die 2 Nichtigkeit des Fischereiberufs zu unterschätzen, aber weit über den ıteressen der Fischzüchter stehen die Interessen der Allgemeinheit, die Rücksichtnahme auf -die Erhaltung unserer Natur in ihrer Un- rsehrtheit gebieterisch verlangt. | _ Der Entwurf bezieht sich in seiner Begründung auf die Vor- altung der Natur noch nicht so viel Wert gelegt wurde wis jetzt, - die Wichtigkeit dieser Frage noch nicht überall anerkannt war. Ja s in dieser Hinsicht aber ein bemerkenswerter Umschwung ein- etreten ist, dafür mag der S 32 des Entwurfs zu einem sächsischen 10 Sg | Vereinsmitteilungen. | waflen töten. Die getöteten Tiere sind binnen 24 Stunden an den 4 Jagdberechtigten auszuliefern.“ Die Begründung dazu ist folgende: „Es liegt kein Anlass vor, die in Sachsen überaus seltenen Rohr- , ‘dommeln und Eisvögel der Ausrottung zu überliefern. Auch dürfte es im Sinne der zunehmenden Würdigung des Naturschutzes angezeigt sein, die Fischadler und die Fischreiher von der unnötigen Verfolgung = auszuschliessen.“ Der Vorstand des Deutschen Vereins zum Schutze der Vogelwelt. E.V. (gez.) Graf von Wilamowitz-Moellendorff. (gez.) Prof. Hennicke Anlage 4. & Schloss Gadow und Gera-Reuss, den 15. Juni 1914. Deutscher Verein zum Schutze Ex der Vogelwelt. E.V. An den Königlich Preussischen Staatsminister, Minister für Landwirtschaft, Domänen und Forsten, Herrn Freiherrn von Schorlemer, Exzellenz, Berlin. Betrifft: Schonung der Reiherkolonie in den Königlichen Forsten bei Cleve. Euer Exzellenz erlaubt sich der unterzeichnete Verein die Bitte vorzutragen, die Schonung des im Gebiete der Königlichen Forsten des sogenannten Reichswaldes bei Cleve befindlichen Reiherstandes geneigtest anordnen zu wollen. = Der genannte Reiherstand ist der letzte nennenswerte des Nieder- rheins, vielleicht der ganzen Rheinprovinz. Prof. Eckstein hat zwar im Jahre 1909 noch zwei Kolonien mit zusammen 170 Horsten im Regierungsbezirk Düsseldorf feststellen können, doch scheint die eine davon in der Zwischenzeit erloschen zu sein. In den übrigen Regierungsbezirken der Rheinprovinz besteht nicht eine einzige Reiher- kolonie mehr. Köln und Aachen haben überhaupt keine brütenden Reiher, Wiesbaden noch sechs, Koblenz acht, Trier noch zwei Einzel- : | horste. Sogar Prof. Eckstein als hervorragender Fischereiinteressent hält den Fischreiher in den Regierungsbezirken Koblenz, Trier und Wiesbaden für ein Naturdenkmal, das unbedingt geschützt werden muss. Schon dieser Umstand dürfte den Wunsch gerechtfertigt Verein Jordsand: Bericht über 1914 und über die Brutergebnisse. 11 % erscheinen lassen, dass die letzte im Regierungsbezirke Düsseldorf befindliche Kolonie nicht auch noch so weit in ihrem Bestande ver- mindert wird, dass der Reiher auch in diesem Bezirk als Naturdenkmal _ anzusehen ist. Die Kolonie als solche ist, da sie die einzige im Rhein- _ lJande befindliche ist, an sich schon als Naturdenkmal zu betrachten. Euer Exzellenz ergebenster ®& Vorstand des Deutschen Vereins zum Schutze der Vorelweli. E.V. (gez.) Graf von Wilamowitz-Moellendorff, (gez.) Prof. Dr. Hennicke, 1. Vorsitzender. 2. Vorsitzender. Verein Jordsand zur Begründung von Vogelireistätten an den deutschen Küsten. Vorläufiger Bericht über die Vereinstätigkeit im Jahre 1914 und über die Brut- ergebnisse auf Jordsand, Ellenbogen, Norderoog, Langenwerder, Poel. I. Der Vorsitzende, Herr Prof. Dr. Dietrich, befindet sich zur- _ zeit im Felde. Es wird daher die Abhaltung der Jahresversammlung _ einstweilen vertagt. Um aber den Mitgliedern wenigstens einige Kunde von dem Wirken des Vereins im Jahre 1914 zu geben, folgt dieser vor- e Jäufige kurze Bericht. I. Mitgliederzahl und Kassenverhältnisse. Der Verein | zählt gegenwärtig 152 Mitglieder, nämlich 4 Ehrenmitglieder, 32 Ver- 3 ‚eine, Behörden, Gemeinden usw., 116 Einzelmitglieder. = Die Kassenverhältnisse ergaben am 16. Oktober 1914 nach einer r Aufstellung des Herrn Graemer a Bild: Pinnahmer 02 .2.00,081793:380:M. saldo vom vorigen Jahre. .... .. 1179.90 „ 2903.20 M. Ausgaben bis zum 16. Oktober 1914 . 2172.35 „ Kassenbestand am 16. Oktober 1914. 830.85 M. Die genauere Abrechnung wird später mitgeteilt werden, wenn die Generalversammlung stattgefunden haben wird. a Für das Weniger in den Einnahmen diene zur Erklärung, dass seit Kriegsausbruch kaum einer der noch ausstehenden Beiträge ein- gegangen ist und dass davon abgesehen wurde, Gesuche oder Erinne- _ rungen in dieser Zeit abzuschicken. TEEN ET TR INN n —. ee er Jordsand 1914. WER ro > ER ns RE EB Re ac id | Mai | Juni (eb) || Men) | = Ir} | 30 BRNeRLr 2.0, [0 1028) 96, = a == m en un Te Fan A a oe er ua ae ran en a nn SE an se En u 3 ner a ee en un. E m z | ee Da 2 Fluß- und Küsten- | Nester | 349 1297 1538 1790 1401. 786 | 640 = seeschwalbe Eier | 442 1952 2433 3350 2376 129% 922 = | x St RT RE: ei 26 48 61 72 50 63 63 har Zwereseöschwalbe | Nester AN N 15° : Bier ı 49 112 ka) Be 90" 1... 149 148 = RE A ABEENe | | a Br Brandseeschwalbe Nester ER | > Eier | | | S ae 3 N: € = | Nasen 4 16 18 0 19 14 8 2: Bier 9 44 39 48 0.44 a 2 Por BE | | | = See- und Halsband-| Nester | / 9 12 0) 14 | 14 iu 7 m regenpfeifer Eier Ben 29 ME SH 7 18 | as EEE TE ri ” age | 5 Rotschenkel Dar | 2 3 on on 2 = | Eier | 3 a 1:38 40 BR N u | | In) | | = Sn Nester | \ | © Bien = De | B SE | | | “ Nest | 3 | 2 ( 2 | Nester | € | ) zn ie | On 6 19 6 | a | | | Am | j [| nv DD = UL u SS) > = = rg Y | AoTf] Br ae ee ee ee ee OYOSITFLIOISNY s je r F > ok \ 10 37 “ R #4 } « 5A Fr Br Seen] meiner | | Bi [ | mopungd sed | oziagstpeg SEE = Bi I | NIE 9UT9 HPANM SH Rn, Sg m SUOHZE RER Br peıgabınoy 1pıppn 1b vapınm Lang alp v JOH > 2 Fa. A9ISON Anal“ AOL ne .19ISON I9J10JdU989.1999. Ai 10] 191SoN - HAEMUISHASDIONZ & 2 anne] [meinen nn nn e| | SHE SB ER TEE PERS SER 3 EEE EN Be JOH 1% 19IS9N HATeAYOSEASUSISNYy pun -SSn]A Fe 2 = s ee I, Waren, oe ER ge SE. Be 2. R 2 2 1O9SON sqremypso9ag oyostdsey | \ JO]. hi Sa s 98 | i TE } 3 s 107SoN Sr ORLDULLTNS Re \ or | wo. 888 | 818 «||, TejsoN 9MOULIO aus s 14 Verein Jordsand: Bericht über die Vereinstätigkeit 1914 und über die } II. Die Wärterverhältnisse waren zufriedenstellend. Auf Jord- sand und Norderoog wirkten wie im Vorjahre die Wärter Boisen und Vand den Erwartungen entsprechend. Auf dem Langenwerder und auf Poel walteten auch diesmal unsere bewährten Wärter treulich ihres Amtes. Für den Ellenbogen wurden in diesem Jahre zwei gut emp- fohlene Hilfsjäger, H. Stöpper aus Zeven und B. Zimmermann aus Schönbrunn, als Aufseher angenommen. Nach allem, was aus per-- sönlichen Eindrücken von Besuchern, aus Berichten von Lister Ein- 3 wohnern, aus sorgfältig geführten und rechtzeitig eingereichten Tabellen und aus mancherlei anderen Einzelheiten geschlossen werden kann, haben die beiden jungen Leute mit Gewissenhaftigkeit und Eifer ihre Pflicht erfüllt, ungeachtet mancher Behinderungen, die auch ihnen nicht erspart geblieben sind. Wie sich die Verhältnisse auf denjenigen Brutstätten gestaltet haben, die sofort nach der Mobilmachung mili- . tärisch besetzt wurden, darüber sind genauere Mitteilungen noch nicht eingegangen. Vand hat Norderoog und Hooge erst am 21. August ver- lassen können; Boisen ist Mitte August auf unser Ansuchen durch Vermittlung des Königlichen Landratsamtes Tondern von Jordsand ab- geholt worden. IV. In den Pfingsttagen fand auch in diesem Jahre eine mehr- tägige Fahrt zur Besichtigung der Brutstätten auf Norderoog, Ellen- bogen und Jordsand statt, die bei einer Beteiligung von 14 Personen ungeachtet des zuzeiten recht stürmischen und unfreundlichen Wetters doch alle Teilnehmer vollauf befriedigte durch die Fülle der einzig- i artigen Beobachtungen und Eindrücke. Für den Pfingstsonntag war neu in den Reiseplan eingefügt worden ein Besuch auf der Hallig ' süderoog mit ihrer einen Werft, so dass die Teilnehmer der Fahrt an ein und demselben Tage zwei Schulbeispiele vor Augen hatten von der - dürftigen Ornis einer Insel, auf der doch nicht mehr: Eier gesammelt | werden, als die gegenwärtig geltenden Gesetzesbestimmungen zulassen und von der überreichen Vogelwelt einer Freistatt, wie Norderoog sie bietet. Auf der Wanderung in sinkender Nacht durchs Watt zwischen Norderoog und Hooge mit Richtung auf das so verheissungsvoll blinkende Licht im Pfarrhause und am anderen Morgen bei der Einbootung zur Fahrt nach Amrum kamen auch diejenigen voll auf ihre Rechnung, denen _ ergebnisse auf Jordsand, Ellenbogen, Norderoog, Langenwerder und Poel. 15 eine kräftige Dosis Gruseln und ein Opfer an Neptun zum vollen Genusse der Herrlichkeiten unserer Nordseeküsten unerlässlich sind. Auf dem Ellenbogen wurden die Gelegenheiten zu photographischen _ Breitseiten auf Silbermöwennester, brütende Eiderenten, Menschenhaufen _ und Wärterbuden weidlich ausgenützt; die Kühnen aber, die trotz Kälte : und Wind den Besuch auf Jordsand wagten, belohnte der Anblick so zahlreicher Seeschwalbengelege im Grase der Insel vollauf für ihren Mut. Kurz nach Pfingsten fuhr Herr Prof. Dietrich auch nach Poel, 4 _ um sich vom Stande der Dinge auch auf diesen Freistätten selber zu 5, _ überzeugen. V. Zu den Tabellen: Jordsand. Der Bestand der Hauptbrutvögel Fluss- und Küstenseeschwalben hat sich gehalten, derjenige der Zwergseeschwalben erfreulich gehoben. - Die Zahlenreihen über Nester und Eier zeigen auch nichts von den _ Schwankungen, wie sie 1913 durch die Unbill der Witterung so auf- - fällig hervorgerufen wurden. Ellenbogen. Da vom vorigen Jahre Zahlen fehlen, sind Vergleiche nicht möglich. im ganzen ergibt sich aber der Eindruck einer erfreulichen Zunahme. Beklagenswerterweise sind die Kaspischen Seeschwalben zurück- ERIK Ir _ gegangen bis auf zwei Gelege, sicherlich infolge der gewaltsamen Ein- griffe, die in den letzten Jahren stattgefunden haben und über die E* ® Kr _ früher nähere Angaben gemacht worden sind. Norderoog. Es sei nochmals ausdrücklich darauf hingewiesen, dass Eier der - Silbermöwen einzig deshalb gesammelt worden sind, weil diese Vögel die schwächeren Arten, um derentwillen die Freistätte vor allem unter- - halten wird, in der unverschämtesten Weise brandschatzen, sobald man ihre Bruten hier hochkommen lässt. Auf diesen notwendigen Eingriff ‚ist sicherlich die bedeutende Zunahme in den Brandseeschwalben- kolonien der Insel zurückzuführen. Poel. Für die Schutzgebiete auf Poel: ist in diesem Jahre besonders — kennzeichnend ein weiteres starkes Anwachsen der Lachmöwenkolonie Verein Jordsand: Bericht über die Vereinstätigkeit 1914 und über die Brut-, 16 ® 2. 9. Norderoog 1914. Ma | 16. l. | 23, | 0. | | a sind auch in diesem Siemmoe Es Jahre melırore Hundert Ri on worden, um das Aufkommen Brandseeschwalbe Nester fi 28 2138 2574 5495 ' 3934 i a 2 1228 239 Do os und Ne © | 2 | 538 697 | 858 997° 998 586 as 103 Da Zwergseeschwalbe Nester 1 28 28 8 5 2 2 6 Seeregenpfeifer N 9 3 1 | | | MB eenarescaefeifen i No 1 | | | a et in | Seen ei schenkt er 9) 7 Ivo] a | ne 1 denke a Non 24 | 2 2 | ee, E er en Nestel | m) 2 a 7 er. ei 6 | | | Sr 8 N) LOTF] 9yo.d! | | zZ 10ISON | YAuSEN — - ae ee > = = a | T , JOH Hue.nsuodtv | | 1 Ta1seN 19nejpuengsuadfv S | | N = © ar zu Eee eg ae ee Ir nn lo u u En, “ Ze TTS = | Ge zen ZYTGOTM ne 1 | 104SON Bu Be \ “4 ns Ch Bernie & | { | E an > Sr 5 Si & I TEN = } 5 aa. DE 1olH leeren 4 Bee Sa 2 hr 10918oN 110] POROSIER nn 1 ee Re | | 5 3 c 8 8 = TorH AOYISIFULOISN Be GC I g Are: C I9ISON WORLD EHEN rim re ve ee... eo ee u, a | & & 2) ZI L6 &l 91 | 76 95 81 ST 49IS9N | Ä = | Si Be ! DEN Wr Es | En Fi R 5 ee 0° = 68 IS 8 Zr 6 SH | ogfemypsposusgsny pun -ssu a 9 En er 101soN AfeArı: sy pun -ssufa Be EeE G 8 Il el Fr 37 I Be: Studer] me = Pre F C — J — = — || .109soN e ce a) Te 800, ohl | gen ea. LIE | 02) 688 unge dal ua | | Bares IG TS 88 OLL sol ol 7 8ye | 126 121 19459 N | ” | x 18 Verein Jordsand: Bericht über 1914 und über die Brutergebnisse. ? und eine erfreuliche Zunahme bei Kiebitz, Alpenstrandläufer und Stock- ente. Man sieht, was wirksamer Schutz bedeutet. | Poel 1914. Schutzgebiet Gollwitz Fährdorf- am Faulen See und Vorwerk | Dreveskirchen Sturmmöwe 9 Nester 27 Eier Lachmöwe 7 Nester 23 Eier | 269 Nester 535 Eier Einzelheriektz | 2 liegen nicht Flußseeschwalbe 1 Nest 4 Eier| vor: der Wärter — gibt etwa Austernfischer 1 Nest 4 Eier|3 Nester 11 Eier 40 Nester der 5 häufigeren Brut- Halsbandregenpfeifer 11 Nester 37 Eier |2 Nester 8 Eier vögel dieser = EEE Gebiete von Kiebitz 38 Nester 84 Eier ['98 Nester 392 Rier Foel an. Rotschenkel 26 Nester 94 Eier |31 Nester 118 Eier Alpenstrandläufer 11 Nester 39 Eier f3 Nester 12 Bier Stockente 8 Nester 82 Eier | 12 Nester 108 Eier Löffelente 3 Nester 34 Eier Spiessente 1 Nest 9 Eier Langenwerder. Die Sturmmöwenkolonie ist abermals gewachsen. Lachmöwen fangen an, sich auch hier mehr anzusiedeln. ’ Insgesamt lässt sich mit gutem Grunde sagen, dass die Ergeb- nisse der diesjährigen Brutperiode befriedigend ausgefallen sind und : die aufgebrachten Mittel lohnen. W. Haubenreissen. a Otto Leege: Brutergebnis der Vogelkolonie Memmert 1914. 19 Brutergebnis der Vogelkolonie Memmert 1914. Von Otto Leege in Ostermarsch. (Mit Photographien von W. Niemeyer auf Tafel I—VI.) E Nach den überraschenden Ergebnissen des Vorjahres glaubten wir, den Höhepunkt in der Besiedlung des Memmert als Vogelfreistätte er- icht zu haben; die plötzlich gesteigerte Zunahme der Brutvögel in diesem Jahre um fast 50 Prozent beweist aber, dass einer weiteren Verdichtung des Bestandes für die nächsten Jahre trotz des relativ eng umgrenzten Siedlungsgebietes und trotz des Zusammenlebens von Arten, deren Beieinanderwohnen in den meisten Fällen infolge kriegerischer Gelüste der Stärkeren zu schneller Verdrängung der Schwächeren führt (Möwen — Seeschwalben), Kaum Grenzen gezogen “werden können. Die Zahl der Brutpaare ist seit dem vorigen Jahre von 3072 auf 4390 gestiegen, und diese ungeahnte Zunahme ist haupt- sächlich auf die Vermehrung der Möwen um fast 600 Paare, der kleineren Seeschwalbenarten um mehr als 400 Paare und der Ein- wanderung der Brandseeschwalbe mit 233 Paaren zurückzuführen, welch letztere Tatsache gleichzeitig als das bedeutendste Ereignis der letzten Jahre für die Besiedlungsgeschichte der ostiriesischen Inseln gelten darf. Seit Bestehen der Kolonie war ich in keinem Jahre so kurze Zeit er, als in diesem; war es mir doch nur vergönnt, bei neun Besuchen ganzen 31 Tage auf dem stillen Eilande verweilen zu können. Mein sonst längerer Besuch im Hochsommer wurde mir wegen anderer Reisen stark beschnitten, und der lange Herbstbesuch fiel wegen des Welt- jeges überhaupt aus, weswegen die im vorjährigen Entwickelungs- jericht in Aussicht gestellten ausführlichen Untersuchungen über den 'erdegang unserer Schutzbefohlenen nicht zur Ausführung gelangten ınd ferner die ornithophaenologischen Aufzeichnungen wegen Ausfalls - der wichtigen Herbstbeobachtungen so geringfügig erschienen, dass von einer Veröffentlichung Abstand genommen wird. . Der vorauigegangene Herbst und Winter waren dem Wachstum r Insel günstig; von grösseren Sturmfluten blieben wir verschont, ıd der höchste Flutstand erreichte nur 1,30 m über normal; eine kurze Frostperiode setzte im Dezember ein, und der Januar brachte uns eine angere, wobei das Thermometer als tieisten Stand — 9° C zeigte. ID a 20 : Otto Leege: Dementsprechend hat sich die Vegetation frühzeitig und race B. = entwickelt, und wenn auch keine grössere Zahl von Neueinwanderungen an Phanerogamen zu verzeichnen war, so konnten doch viele Krypto- gamen, vor allem Schmarotzerpilze, neu gebucht werden, und die ento- mologische Ausbeute bot eine längere Reihe neuer Arten. Ausserordentlich betrübend war es uns, als am 27. Oktober der Kutter „Memmert“, der uns so oft an guten und bösen Tagen nach dem Eiland führte, und der einen Wert von mindestens 2000 M. hatte, von unbekannten Dieben aus dem Norddeicher Hafen ent- führt wurde. Trotz sofortiger telegraphischer Fahndungen in deutschen und holländischen Häfen blieben alle Bemühungen erfolglos, und es blieb nichts anderes übrig, als einen anderen Kutter anzukaufen, der dem in Verlust geratenen und so gut bewährten in allen Teilen ähnelte und bei unserer Ausfahrt am 22. März bei der feierlichen Taufe den Namen „Ebbine“ erhielt. Vielleicht dürfte es die Leser interessieren, kurze Abschnitte aus dem diesjährigen Tagebuche zu hören, auch wenn sie ein wenig von dem eigentlichen Programm abweichen. Besonders merkwürdig war unsere Hinfahrt am 1. April bei schwacher südlicher Brise oder Wind- stille, klarer Luft und diesigem Horizont. Langsam glitt der Kutter nach eingetretener Ebbe die Memmertsbalge westwärts, als grosse Insektenmengen, fast ausschliesslich Staphyliniden, uns umschwärmten. Noch etwa 5 km von der Insel entfernt, tauchte diese plötzlich vor uns auf und bot uns ein nie zuvor gesehenes Bild, eine wunderbare Luftspiegelung, wie sie weder von den Schiffern noch von mir während unseres langen Seelebens geschaut wurde, obwohl merkwürdige Spiege- lungen bei uns keineswegs selten sind. Allmählich beginnen sich die Dünen aus dem Dunstkreise zu erheben, einem riesigen Hochwalde gleichend, dessen oberer Saum überall die gleiche Höhe hat, bald hie und da durchbrochen, mit Lichtungen und Kulissen, bald von Norden her sich verkürzend, bald wieder sich ausdehnend, aber nicht über die äussersten natürlichen Kuppen hinaus. Lange staunen wir das Wunder an, und die Insel erscheint uns wie ein Märchenland. Je näher wir kommen, um so mehr schrumpft das Bild zusammen, bis die Konturen s wieder ihre natürliche Form annehmen. Aus dem Dunst aber tauchen RN RE ehe N Ben 2 ee, 05 re Er " Vogelkolone Meer I91E 2] tzlich ungeheure Vogelmassen auf, Riesenschwärme von Tringen, Al usternfischern, Brachvögeln und Steinwälzern, die polternd und en nahe an uns wie eine wilde Jagd vorüberrasen. Am selben fage und hernach waren Strand und Dünen mit fabelhaften Mengen von Käfern, Corisa, Nepa usw. bedeckt, so dass wir die kribbelnden ssen tausendweise mit den Händen zusammenstreichen konnten. iulein Gertrud Fritze, entomologische Assistentin am Provinzial- mu seum in Hannover, welche die denkwürdigen Tage drüben mit uns verlebte, hat hernach das Material mit gesichtet, und es wurden nicht E Beniger als 82 Arten Staphyliniden, darunter für die Provinz seltene ‚oder unbekannte, festgestellt. Am 31. Mai folgten Herr Niemeyer und ich einer Einladung der ächter von Mellum, jener neu sich bildenden Insel zwischen Jade und ser, über deren Brutvögel uns im Vorjahre Dr. Weigold in der Irnithologischen Monatsschrift“ eingehend und begeistert berichtete. An ‚anderer Stelle habe ich über den Befund der zoologischen und hotanischen Verhältnisse, die wir diesmal in Verbindung mit ver- schiedenen bekannten Teilnehmern und Forschern Nordwestdeutschlands tersuchen konnten, ausführlichen Bericht erstattet. Berühmt ist das winzige Eiland neuerdings durch seine gewaltige Kolonie der Kentischen Seeschwalbe geworden, die in weit mehr als 2000 Paaren sich diese @ in same Stätte zum Brutplatz erwählt hat. Beim Schauen dieses un- ge oheuren Getriebes treten Bilder aus der Vergangenheit wieder lebhaft © Be Be - V or meine Seele; ich sah das kleine Norderoog drüben im schleswigschen | ttenmeer, wo fast gleiche Verhältnisse vorherrschen, und Jahrzehnte ück erblickte ich das holländische Eiland Rottum, als es noch von leicht der zehnfachen Menge brütender Brandseeschwalben bewohnt war. Wir ahnten nicht, dass wenige Tage später uns auf dem Memmert Ueberraschung zuteil würde, auch hier eine, wenn auch nur kleine siedelung: vorzufinden. | Es war am 11. Juni, als Herr v. Berlepsch, Herr Niemeyer und gleich nach der Landung dieses wichtige Faktum feststellen konnten, natürlich unbändige Freude auslöste. Es gab desselben Tages Ueberraschungen noch viele, so z. B., als wir an Nestern der Brand- gänse, die hier zum erstenmal offen brüteten, das Ausschlüpfen der 22 Otto Leege: Jungen ansehen konnten, oder wenn sich im Silbermöwennest ein junger a Austernfischer anschickte, die Hülle zu durchbrechen und kurz danach auch die Stiefgeschwister zur Welt kamen und manche andere hoch- : ‘interessante Momente, die vor uns vielleicht niemand das Glück hatte, schauen zu können. Da trat Niemeyers Kamera in ihre Rechte und ; hat uns viele einzigartige Bilder festgehalten. Bis tief in die Nacht hinein sassen wir noch beisammen, und all die prächtigen Eindrücke liessen uns nicht zur Ruhe kommen. | Andern Mittags traf mit dem Regierungsdampier die erwartete Kommission ein, die sich über die Entwickelung der Freistätten Memmert und Juist informieren wollte; sie bestand aus den Herren: Geheimer Regierungsrat Eggert aus Berlin, Regierungspräsident Mauve-Aurich, Landrat Bayer-Norden, Baurat Graessner-Norden. Sehr eingehend wurden alle Einrichtungen in Augenschein genommen, und die Herren waren des Lobes voll über die ausserordentliche Zunahme der Brutvögel, das enorme Tierleben an so eng begrenztem Ort, über die üppige Pflanzen- welt und das schnelle Wachstum der Dünen. Abends wurde die Fahrt nach Juist fortgesetzt, und am nächsten Morgen in aller Frühe ging's zu der 6 km entfernten viel umstrittenen Vogelkolonie. Immer aufs neue werden von gegnerischer Seite Vorstösse zur Aufhebung der Kolonie unter dem Vorwande ihrer Bedeutungslosigkeit unternommen, und in der Tat, auf den ersten Eindruck hin herrschte ziemliche Enttäuschung. Im glühenden Sonnenbrande, dünauf, dünab und durch dornige Täler unter der Führung des wenig orientierten, ‚erst im. Mai angestellten Wärters, kamen uns verhältnismässig wenige Vögel und noch viel weniger Nester zu Gesicht. Jahre werden ver- gehen, bis diese Kolonie wieder die Bedeutung: wie vor einem Jahrzehnt - erlangt. Die Schuld des Niederganges ist auf den häufigen Wechsel der Wärter, von denen die meisten völlig kenntnis- und interesselos waren, diesen Posten lediglich als eine bequeme Einnahmequelle be- trachteten und die Aufsicht vernachlässigten, zurückzuführen, und wenn dazu die regelmässige fachmännische Kontrolle fehlt und das auf- munternde, anregende Wort, so geht es nach alten Erfahrungen jäh bergab. So wirkte denn die Untersuchung wenig tröstlich, aber trotz- dem wurde es für dringend notwendig erachtet, dieses unvergleichlich S Brutergebnis der Vogelkolonie Memmert ‚1914. 93 schöne Dünenland in seiner eigenartigen, unveränderten, herben Ur- - sprünglichkeit weiterhin zu schützen, es als Naturdenkmal zu erhalten, um so mehr auch, als bei energischer Aufsicht mit Bestimmtheit anzunehmen ist, dass seine alten Bewohner unter gesicherten Verhält- "nissen in die Heimat zurückkehren und wiederum dicht besiedeln werden. Als ich am 12. Juli die Juister Kolonie besuchte, konnte ich folgende Feststellungen machen: Silbermöwe. Auch während dieser Brutperiode entschloss sie sich nicht zur Ansiedlung.. In den Dünen, wo ein Paar vor zwei Jahren 4 brütete, wird seit dem Frühjahre täglich Helm zu Anpflanzungszwecken 4 serodet, weswegen die Vögel hier nicht zur Ruhe kommen. ; | Seeschwalben. Selbst der höhere Rand der Aussenweide, wo gi Menschengedenken Fluss-(Küsten-) und Zwergseeschwalben wohnten, ist diesmal verödet.. Da dieses Gelände nicht mehr der eigentlichen 1 Kolonie angehört, kann es von jedermann begangen werden. Zwerg- - seeschwalben brüten nur noch in geringer Zahl auf dem grossen Sand- - felde nördlich vom Hammer, also östlich der Kolonie, und am äussersten - @stende von Juist, dem Kalfamer, wo auch noch die Fluss-, vielleicht auch die Küstenseeschwalbe ziemlich häufig ist, die aber auch fort- währenden Nachstellungen ausgesetzt sind. Stockente. Zehn Schoofe sind gezählt, doch traf ich im Sumpfe der Allee allein gegen 30 292. Am 1. Juli sah der Wärter noch eine 2 3 "Mutter ihre eben ausgefallenen sieben Küchlein zur Tränke führen. 4 Brandgans. Der Bestand ist wesentlich zurückgegangen, doch 3 hat der Wärter noch 24 Nester bezeichnet; dabei sind wichtige Nieder- 4 lassungen, wie die dorndurchwucherte Kuckucksdelle, unberücksichtigt E geblieben. Die Gesamtzahl der Nester dürfte nach Zählung der herum- 3 streifenden Paare 36 betragen. Natürliche und Kunsthöblen sind nicht 3 “vorhanden; sämtliche Gelege befinden sich unter Seedorn. Manche 3 Paare brüten noch; ein Teil ist schon draussen. L Austernfischer. Zwölf Nester, die meisten auf dem Rifie, sind Br ‚gezeichnet, von welchen drei vier, die übrigen drei Eier enthielten. - Einzelne ‚brüten noch. E Seeregenpfeifer. Gefunden sind nur zehn Nester, aber bei 2 dem günstigen Gelände sind natürlich viel mehr da. 24 en Otto Leege: Kiebitz. 18 Nester sind im Gebiete der Kolonie und am Rande = der angrenzenden Aussenweide gefunden; im Polder dürfte annähernd die gleiche Zahl gebrütet haben. | 4 Rotschenkel. Wie auf Norderney, ist auch Kr der Roiseha E Charaktervogel. Die Nester sind im Grase und Kriechweidengestrüppe schwer zu finden, können aber mit mindestens fünfzig angeschlagen werden. Einzelne enthalten noch Eier. Kampfläufer, Bekassine und Wachtelkönig, die hier sonst nisteten, sind überhaupt nicht gesehen, Fasanen aber, die ausgesetzt sind, nehmen immer mehr zu. Ä | Wiesenweihe. Zwei Horste dieser überall selten werdenden Art befanden sich, wie auch früher, im nördlichen, grasigen, mit lockerem Dornicht und Kriechweide durchwucherten Randgebiete des grössten Billtales, der Allee. Am 12. Juni hatten die drei Insassen des ersten Horstes, noch nicht flügge, ihren Geburtsplatz bereits geräumt, während die vier Jungen des zweiten (ein fünftes Ei war unbefruchtet) heute das umgebende Gesträuch aufgesucht haben. In früheren Jahren fütterten sie fast ausschliesslich mit Nestlingen des Wiesenpiepers, jetzt, bei Abnahme dieser Art, sah der Wärter auf dem Horstrande regel- mässig Feldmäuse. | a Sumpfohreule. Zwei Paare, die zweifellos gebrütet haben, streifen während der Brutzeit in der Allee und auf der Aussenweide umher. | Kuckuck. Beobachtet sind fünf bis sechs nestersuchende 99; Pflegeeltern waren Wiesenpieper und Dorngrasmücke. Star. Am Wärterhäuschen zwei Paare, auf der übrigen Insel zahlreich. Die zweite Brut hat zum Teil die Nisthöhlen bereits ver- lassen und streift in den Tälern und auf den Weiden umher. Bluthänfling. Hunderte nisteten ehedem im Gabelgeäste des Seedorns, aber neuerdings hat die Zahl ganz erheblich abgenommen ohne ersichtlichen Grund, weswegen das Gesträuch sehr stark von Ungeziefer infiziert ist. Der blattlose Seedorn macht streckenweise einen kläglichen Eindruck. 2 ‚ Rotrückiger Würger.. In den letzten zehn Jahren beherbergte die Kolonie drei bis sechs Paare, in diesem Jahre fehlt er ganz, wie merkwürdigerweise auch an sehr viel anderen Stellen Deutschlands. Brutergebnis der Vogelkolonie Mewmmert 1914. | 95 _ Wiesenpieper. Nur einige Dutzend Paare sind gezählt. Die ahme der gesamten Kleinvögel ist eine äusserst auffallende, un- Jlärliche Tatsache. = Weisse Bachstelze. Nur ein Paar in der Nähe des Billhauses. _ Gelbe Bachstelze. Am Südrande der Kolonie zwei Paare. = Feldlerche. Noch ziemlich häufig in Dünentälern und auf der \ussenweide. | @ Dorngrasmücke. Oefters, ist aber auch stark zurückgegangen. Steinschmätzer. Ein Paar am Westende. Wiesenschmätzer. Noch ziemlich häufig, besonders im dicht wachsenen Vordünengebiet. Wildernde Katzen sind häufig, aber nur nige sind gefangen; Igel sind sehr zahlreich und müssen stark ‚imiert werden, da sie für die Bodenbrüter und Bewohner niedrigen strüppes eine grosse Gefahr bedeuten, wenngleich ihre Bedeutung ir die Vertilgung der schädlichen Feldmäuse nicht unterschätzt erden darf. | | Norderney ‘besuchte ich im Frühjahr und Vorsommer sehr iufig, weil ich die Insel von Ostermarsch aus mit meinem Boote bei ünstigem Winde schon in einer halben Stunde erreichen kann, bei iefebbe ebenfalls zu Fuss durchs Watt in etwa zwei Stunden. Natürlich { man nicht erwarten, dass sich die dortige junge Kolonie im „Sause- ritt® in ein paar Jahren zu einer Riesensiedlung entwickelt, aber tschritte sind unverkennbar, und sie berechtigt zu den schönsten H ffnungen. Meine Studien drüben beschränkten sich in der Hauptsache auf botanische und entomologische Untersuchungen. Auf Langeoog war ich in diesem Jahre nicht. Im vorigen & für zweckmässig, sie noch den Aufsichtsbezirken Memmert und anzugliedern, zumal uns diese schon wegen ihrer Entlegenheit in Anspruch nehmen. Unser Vorschlag ging ‚deswegen dahin, 26 O6 Leege: stellen. Dem Vorstande ist alsdann auf seinen Antrag die Pachtung übertragen, und dürfen wir wohl die Zuversicht hegen, dass unter Müllers Leitung den Uebelständen, die ich in meinem vorjährigen Entwickelungsbericht näher erörterte, abgeholfen wird. Inzwischen ist der Beschluss gefasst, nach dem bewährten Norderneyer Muster ein Wärterhaus auf Langeoog zu erbauen, und stand bereits die Kolonie während der diesjährigen Brutperiode unter Müllers Kontrolle. Am 9. Juli erfreute sich der Memmert wiederum hohen Besuchs, als Seine Exzellenz der Kriegsminister Generalleutnant v. Falkenhayn in Begleitung des Herrn Regierungspräsidenten Mauve das Leben und Treiben in der Kolonie besichtigte, das ihm grosse Freude bereitete. Vor dreissig Jahren, als die Insel nur durch wenige Aufstäubungen angedeutet war, Brutvögel so gut wie ganz fehlten, Seehunde aber noch häufiger als heute vorkamen, weilte er als junger Leutnant einen Tag hier und erlegte unter der Führung des Robbenjägers H. Schöffer von Juist nicht weniger als fünf feiste Tiere. Das schnelle Wachs- tum der Insel, die reiche Tier- und Pflanzenwelt erregten seine Bewunderung, und wohlbefriedigt von allem Geschauten verliess er die Insel. Herr Graf v. Wilamowitz-Moellendorff bedauerte auch in diesem Jahre wegen dienstlicher Obliegenheiten sein Fernbleiben, und nun ist er, wie auch Freiherr v. Berlepsch, hinausgezogen, des Vaterlandes Grenzen zu schirmen. | Erwähnt möge noch das Verhalten unserer Brutvögel gegen vorüber- fahrende Luftschiffe und Flugfahrzeuge werden. Ich hatte öfters Gelegen- heit, den Schrecken zu beobachten, wenn diese oder jene in grosser Höhe über die Kolonie hinwegzogen. Schon in weiter Entfernung, sobald die Vögel das Rattern der Motoren vernahmen, bemächtigte sich ihrer eine gewisse Unruhe, die sich mit dem Herannahen der Flugzeuge steigerte und ihren Höhepunkt erreichte, sobald der mechanische Riesen- vogel sich gerade über ihnen befand. Wie besessen rasten Möven, Seeschwalben und Austernfischer nach allen Seiten unter tausendfachem Angstgekreisch in der Luft umher, und erst ganz allmählich legte sich der Schrecken mit dem Verschwinden der gigantischen Beherrscher des Aethers. | Brutergebnis der Vogelkolonie Memmert 1914. 27 Mit Ausbruch des furchtbaren Krieges wurde der Wärter zurück- zogen, und fortan blieb der Memmert unbewohnt. Um nach dem T chten zu sehen, unternahmen wir am 15. August eine Fahrt dorthin. ‚und über unsere Eindrücke lasse ich meine Tagesaufzeichnungen folgen: x _ Herr Baurat Graessner, der eilrige Förderer unserer Bestrebungen, E hatte die Liebenswürdigkeit, Herrn Niemeyer und mich zu einer Fahrt mit dem Regierungsmotorboot „Schluchter“ nach dem Memmert einzu- | laden, und so verlassen wir den vereinsamten Norddeicher Hafen bei | sehr lebhafter NO-Brise und klarer Luft um 2 Uhr nachmittags. Auf “dem weiten Watt herrschte als Folge des Kriegszustandes unheimliche E und so weit das Auge schaut, ist kein Schiff zu entdecken. - Nur über die Inseln hinaus sieht man in weiter Ferne den Rauch rasch . _ vorübereilender Torpedoboote und anderer Kriegsschiffe als Küsten- e, wächter. Ueber und auf dem kabbeligen Wasser ringsum kein Vogel, ; nirgends ein Seehund oder Tümmler, obschon alle wegen des Schiess- | verbots während des Krieges völlige Ruhe haben. Da taucht der emmert auf, und bald wird’s lebendig um uns von stosstauchenden Seeschwalben, streichenden und schwimmenden Möwen, und rundum sind die Dünen umsäumt von einem breiten Kranze junger, flugfähiger - Möwen, zwischen welchen man viele silberhelle alte entdeckt, hie und da sogar einzelne Mantelmöwen in verschiedenen Kleidern. | = Nach zweistündiger Fahrt befinden wir uns am Ziel und betreten | _ klopfenden Herzens die Dünen, deren Flora infolge vieler vorauf- gegangener Regenfälle sich zur höchsten Entfaltung entwickelt hat. Es ist ein Blühen und Leuchten in unvergleichlicher Schönheit. Die - Aussenregion ist vom Goldgelb der Saudistelköpfe (Sonchus arvensis) in geradezu verschwenderischer Fülle übergossen, wie denn überhaupt - dieser Farbenton dem lockersandigen, fast nur mit Dünengräsern dünn durehsetzten Gürtel sein charakteristisches Gepräge aufdrückt. Nicht nder aber leuchten auch die inneren flachen Kuppen in intensivem Gelb, jedoch mit dem Unterschied, dass genaunte Pflanze hier durch | die rasenartig ausgebreitete Zinnenfrucht (7hrinxia hirta), das Ferkelkraut (Hypochoeris radicata), den augenblicklich mehr zurücktretenden Löwen- 'zahn (Taraxacum vulgare), den Herbstlöwenzahn (Leontodon autumnalis), = den Wundklee (Anthyllis vulneraria), die lichtgelbe seltenere Nachtkerze Re - Fr. 28 | a : Otto Leege: (Oenothera cunnophila) und einige weniger in die Erscheinung tretende Gelbblüher ersetzt werden. Dazwischen fallen grosse purpurne Flecke, gebildet durch die Blütentrauben des schmalblättrigen Weidenröschens (Epilobium angustifolium), das zum Teil freilich seine Samen im Woll- kleide schon auf die Reise schickt, in die Augen, drüben leuchtet das Rosa des dornigen Hauhechels (Ononis spinosa), an den Talrändern liebliche Tausendgüldenkräuter (Zrythraea linariifolia und pulchella), an den inneren Abhängen der südlichen Stranddünen die auf unseren Inseln schon sehr rar gewordene Stranddistel in lasurblauem Gewande auf silberfarbenem Untergrunde (Eryngium maritimum), weiterhin glänzen zahllose Blüten des dreifarbenen Veilchens (Viola tricolor), und über dem schwachschlickigen Grunde des Kobbeglopps wiegen sich Zehntausende von Litlaköpfen der prächtigen Strandaster (Asier Tripolium) auf mehr als meterhohen Gabelästen in lebhafter Brise, ein Bild unvergleichlicher Schönheit in dieser Welteinsamkeit.- } Nur noch wenige Möwen schweben über den Dünen; die Jung- mannschaft hat bis auf wenige Spätlinge, die sich in etlichen Tagen wieder der grossen Masse anschliessen werden, das schützende Dünen- land verlassen. Wenige Seeschwalben kreuzen noch über den Stätten ihrer ehemaligen Glückseligkeit, als wollten sie für dieses Jahr Abschied nehmen, Austernfischer fahren quiekend bald hier-, bald dorthin, und am Aussensaume schiessen wie rollende Federbälle einzelne verspätete Seeregenpfeifer über den gerieften-Sand dahin; alle übrigen Brutvögel sind auf und davon. Lerchen und Wiesenpieper erheben sich wie immer aus der dickfilzigen Grasdecke, und gelbe Bachstelzen trippeln am Rande der überschwemmten Niederüngen. Auf der freien Wasserfläche des Süsswasserteiches rudern gegen zwölf weibliche Stockenten, die bei unserem Näherkommen eiligst im schützenden Röhricht Deckung suchen, um dann polternd abzustreichen. Von Rückwanderern sieht man am | Ufer oft den lebhaft umhertrippelnden, höflich dienernden Uferläufer (Tringoides hypoleucos), auf den Stauden hockt vereinzelt ein Wiesen- schmätzer, und von. einem Stücke Strandholz zum andern wippen einzelne Trauertliegenfänger. Da liegen sie, die leuchtend weissen Häuschen mit ihren grünen, geschlossenen Fensterläden in friedlicher Einsamkeit inmitten des helm- I rü htigen saftigen Himbeeren, und alles wartet der Ernte — vergebens. on der Veranda blicken wir westwärts hinüber nach Borkum, welche sel ja jetzt im Brennpunkte kommender Ereignisse steht. Fabelhafte üchte über grosse Veränderungen sind auf dem Festlande im Um- uf, aber das Bild, das uns die Insel bietet, ist das altgewohnte, und er die beiden Leuchttürme, noch die übrigen alten Wahrzeichen, ie Baken und Kirchtürme, sind verschwunden, selbst die grossen sthöfe am westlichen Dünenrand heben sich scharf ab, obwohl der lksglaube sie längst in der Versenkung hat verschwinden lassen. ordwärts in der Osterems ankern drei Lotsenfahrzeuge, in der Wester- ms aber fahren Kriegsschiffe hin und her, und die Rauchwolken weit eewärts deuten auch auf alu hin, die treue Wacht halten an des Taterlandes Grenze. | nr Bedrückten Herzens nehmen wir chic. Ob übers Jahr alles eh so aussehen wird, wie heute? Drohend hebt sich die Faust meer- s, woher unsere Feinde unter Führung jener Nation, die das uflichste unter dem Deckmantel frömmelnder Heuchelei vollbracht d eine ganze Welt gegen uns in Flammen setzte, kommen wollen, nsere gesegneten Gefilde zu verderben. Mögen sie kommen, wir ver- 'auen unserer gerechten Sache, unserm Gott und dem deutschen ‚werte! Auf der Rückfahrt ringsum dieselbe Stille; erst bei Norddeich eingetretener Ebbe wird’s im Dämmerlichte lebendig. Jungmöwen asten auf den Köpfen der Leitdammpfosten an der Hafeneinfahrt, ein nsamer Reiher streicht vom Lützburger Forst herüber, beutelüstern ‘Zurücktreten des Wassers abwartend, einzelne Seeschwalben 18. September. Heute rast an unseren Küsten ein furchtbarer m, wie er sonst im September nie aufzutreten pflegt. Das Hoch- 30 ER Otto Leege: fürchterliche Seegang richtete an der Küste, besonders auch an Nord- deich, grossen Schaden an. Wir sind in grosser Sorge um den Memmert. — Einige Tage später wird uns von Fischern gemeldet, dass die Deiche verschwunden, die Dünen schwer angegriffen und die Täler von Seewasser überspült sein sollen. Freund Niemeyer und ich brennen vor Ungeduld, hinzukommen, aber Tag für Tag stürmt es, und bei einigermassen günstigem Wetter liegen die Hochwasserzeiten für uns ungünstig. 12. Oktober. Endlich bietet sich eine günstige Gelegenheit, und der uns gütigst abermals zur Verfügung gestellte „Schluchter“ führt | uns mittags bei frischem NO und bewölkter Luft dem Südfusse des Memmert zu, wo uns das Ziel am nächsten winkt. Unterwegs tauchen einzelne Seehunde auf, aber ausser wenigen Möwen weit und breit nichts Beschwingtes, und erst bei der Landung zeigt sich das alt- gewohnte Bild. Den Schillhörn säumen grosse Schwärme nordischer Rott- und anderer Wildgänse, gewaltige Mengen Austernfischer ziehen am Hochwassersaume scharf abgegrenzte schwarzweisse Linien, beide Brachvögel bringen ab und zu mit ihren grauen Leibern in diese ‚ feinen Zeichnungen einige Unordnung, aus dem breiten Gürtel schnee- weiss leuchtender Möwen treten die dunklen Rücken und Schwingen der Mantelmöwen, tiefschwarzen Klecksen gleich, hervor, und all das kleine „Gemüse“, wie Strandläufer und Sanderlinge, hasten auf dem gleissenden Sande wie graue, kribbelnde Punkte durch- und auseinander. Und nun zu den Sturmschäden. Zunächst sei bemerkt, dass die Nachrichten der Schiffer übertrieben sind. Zwar ist der Dünenfuss an der Luvseite stark angegriffen, aber viel weniger, als wir erwarteten. Die wurzelentblössten Dünengräser breiten sich haltlos nach allen Richtungen aus, und grosse Teekmassen, grösstenteils von den Nachbar- inseln stammend, sind 4m hoch an den Hängen abgelagert und bilden einen dichten Wust blossgespülten Helms, aufgetriebener Holztrümmer und sonstigen Auswurfs; jedenfalls fürs nächste Jahr willkommene Brutplätze der Wiesenpieper und Sammelstätten vieler Insekten. Der Verbindungsdeich zwischen Steern- und Kobbedünen, der nach Westen hin das Kobbeglopp abschliesst, ist ziemlich unverletzt; nur an seiner niedrigsten Stelle im Süden ist die schwere See über ihn hinweg- | Brutergebnis der Vogelkolonie Memmert 1914. 31 gegangen, ohne ihn weiter zu beschädigen. Der „Lange Deich“ da- gegen, zwischen Kobbe- und Warfdünen, unser Sorgenkind, das sich er während der letzten drei Jahre sehr gut entwickelt hat, ist össtenteils hinweggelegt; hier klafft eine Oeffnung von 220 m, hinter welcher sich nach Osten hin der alte Durchbruch (Südergatt) wesentlich _ vergrössert hat. Die Warf- und Mitteldünen sind dank der vor- . lagerten „Bülten“, die den ersten Anprall der See aufhielten, un- rsehrt geblieben, die Wrackdünen hingegen sind als Vorhut bis auf nen geringen Rest nebst dem Verbindungsdeich verschwunden. Alles n allem ist uns der Himmel snädig gewesen, und wir sind dankbar, dass wir verhältnismässig so glimpflich davon gekommen sind. Auch - die Mitteilungen der Insulaner hinsichtlich Ueberschwemmung der Dünentäler mit Seewasser bewahrheiteten sich nicht; denn sowohl _ Steern- als auch Kobbedelle enthielten nur Regenwasser, so dass die Ä ächtige Flora, die hier im Sommer das Erstaunen aller Besucher regt, nicht in Mitleidenschaft gezogen ist. Selbst der Süsswasser- ch mit seiner reichen Sumpfflora ist verschont geblieben, obgleich die See aui den niedrigen Deichkappen stand, wie die Teekspuren zeigen. | Noch ist die Pflanzenwelt in schönem Schmucke, und so öde es etzt an unserer Küste aussieht, so lieblich wirkt hier der Anblick der vielen blühenden Blumen. Der tiefgrüne dichte Rasen zeigt ausser- dentliche Ueppigkeit, und die kleinen Binnendünen überzieht ein gold- gelber Teppich von Thrincia hirta, Hypochoeris radicata und Taraxacum er lcare, hie und da treten Anthyllis vulneraria und Senecio vulgaris aul, östlichen Vordünengebiet hauptsächlich Sonchus arvensis. In den N iederungen. sieht man noch viel Bellis perennis, recht viel Erythraea ü ariifolia und pulchella, Trifolium repens und pratense, sogar noch Spätlinge n Trifolium fragiferum, dann Cerastium triviale. Während man an der Festlandsküste nichts vom Vogelzuge spürt, wimmelt es hier von Durchzugsgästen. “Aus dem lebenden und toten Strauchwerk brausen Scharen von Weindrosseln hervor, wenige Sing- und Wachholderdrosseln, etwas mehr Amseln. Hänflinge treiben sich { den Köpien der Seestrandsastern und Saudisteln in grossen Trupps mher, ebenso Buchfinken; auf den Spitzen der Trockensträucher wiegen ch viele Rohrammern, Braunellen lieben besonders die Brennholzhaufen, | 32 en Otto Leege: Goldhähnchen schlüpfen überall im Seedorn und Elymus umher, auch einige Blaumeisen zeigen sich in ihrer Gesellschaft. Gegen 50 Krick- enten erheben sich vom Spiegel des Süsswasserteiches, um gleich wieder einzufallen, und eine angeschossene Stockente versteckt sich eilends“ in die dichten Seggen des Ufers. . Die Dämmerung ist schon weit vorgeschritten, als wir = Nord- i deicher Hafen erreichen. Melancholisch hocken auf den Leitdämmen noch etliche Dutzend Reiher, und lange noch tönen uns in den Ohren die tausendstimmigen Töne zahlloser Seevögel. | ie 24 Mit frischer Kraft gedenken wir im kommenden Frühjahre « die neuen Kulturarbeiten zu beginnen, und wenn uns ein gnädiges Geschick - Sturm und Unwetter längere Zeit bewahrt, hoffen wir der = ; er abzuringen, was sie uns entrissen hat. Nachstehende Uebersicht zeigt die Zunahme der Brutvögel nach : den gezählten Gelegen seit Begründung der Freistätte im Jahre 1907: 1906/1907|1908 190911910 1911 112 10181918 3 silbermöwe. 02: 80) 300) 60011001200 1600 1936 2271 2822 2. Sstitmmowe 2, >83 5 5 oo 3. Brandseeschwalbe . .| 100) = | — | 1a 4. Flußseeschwalbe . . . | 200) 50011000) 600 500) 36) 113) 428| 785 5. Küstenseeschwalbe | | | u 6. Zwergseeschwalbe . .! 100 1001 50 25 30 30 ss 198) 293 7. Stockente .... .2..12|= 2 022 7, ae 8. Brandgans .. 2... [2 ı vv ao 9. Austernfischer . .....| 20) 30) 50) 30) 30) 20 ss 9 03 10. Seeregenpfeifer. .. . .| 30) 50) 50:0 >20 0 9. 0 38 11. Kiebitz ........ oa 0 Tas 12. kötschenkele, 2... 2 1 3 Sl 1 ke 4 le. Stars ac 4. 6 18 a aaa ; 24. Wiesenplepenr 7... 5 5 5 5 g 8 8.270 32. 15. Weisse Bachstelze . . MV 1 1 2 = Ber ; 6. Gelbe Bachstelzers | | 2, Se | il 1 1 4 4 ir Keldlerehe © a3 O5 5| on ‘54 Summe der RN: | 541) 992|177211801 182311779 22782 2) soo 4 5 Hruberzehnie der, Vogelkolonie ’Memmert 1914. 33 “ 1. Silbermöwe — Larus argentatus Brünn. 22. März. Bei unserer Landung streifen an der Südwest-, Süd- d Ostküste des Memmert gewaltige Menge umher und schon ver- immt man ihre Paarungslaute. Bei Hochwasser sammeln sich viele “über und in den Dünen; viele Fährten sieht man im Sande, und einige vorjährige Nistmulden sind wieder aufgescharrt. Frische Gewölle liegen massenhaft umher, ausschliesslich solche der Miesmuschel | (Mytilus edulis L). Vom Südstrande äus folgen uns grosse Scharen "unter vielem Lärmen in die Dünen. BE. April. Mehr als je zuvor kreisen, schweben bei Hochwasser ber den Dünen oder rasten auf dem Sande. Wenn unbehelligt, eint, aus einiger Entfernung gesehen, einem fahrenden Riesen- karussell vergleichbar, System im Kreisen zu sein. Die ungeheuren _ Mengen bewegen sich in grossem, gewaltigem Wirbel alle in gleicher Richtung, ein überwältigendes Bild. Nester sind bereits viele da, der grösste Teil sogar schon ausgepolstert. Zum Zeitvertreib oder aus ebermut reissen viele Vögel Pflanzen, besonders Taraxacum, aus der Erde nd streuen sie umher. Nur Mytilus-Gewölle, massenhaft, fast alles n zerkleinert. Merkwürdigerweise sind auch vollständige stachel- edeckte Seeigel (Echinus miliaris L,) verschlungen, aber hernach in den jünen gleich wieder ausgespien. Bei vielen sind die Stacheln, stark it Schleim überzogen, noch gut erhalten, zum Teil findet man die jerlichen _ unverletzten Skelette. Unausgefärbte Möwen sieht man nige. A | | E18. April. Die Zahl der Nester mehrt sich. In den letzten Tagen ter den Gewöllen auch solche von der kleinen essbaren Herzmuschel Dardium edule L.), aber nur wenige, ebenfalls nur einzelne der kleinen trandkrabbe (Carcinus maenas L). Bei Ebbe keine Möwe in den Dünen; mit halber Tiede stellen sie sich nach und nach ein und bei [ochwasser ungeheure Massen. = 1. Mai. Infolge der grossen Wärme im April hat das Legen usserordentlich früh begonnen. Schon über 100 Nester sind da, von velchen ein Teil bereits voll belegt ist. 17. Mai. Rund 1700 Nester sind gezeichnet; ich sehe aber noch \ehrere Hundert unbezeichnet. Nur ein Nest mit vier Eiern. In fünf | 3 34 2 Otto Leege: Nestern bei normalen Eiern je ein Zwergei bis Kiebitzeigrösse. Ein Nest enthält drei reinblaue, zwei Nester neben einem normalen je zwei blaue Eier. Die normale schokoladenfarbige Grundtönung herrscht vor, aber hellere Färbungen sieht man ziemlich häufig. Eierraub seitens der Möwen wie in anderen Jahren häufig. Abnorme Niststätten: Auf der Hochflutmarke am Weststrande in zwei Fischkörben je ein volles Gelege, ebenso in einem auf der Seite liegenden Korbe am „langen Deich“, ferner in einer Fischkiste in den Ostdünen; seitlich im Schutze von Kisten, Körben und allerlei sonstigem Strandgut öfters Nester. Zur Polsterung ist mehr als sonst Seetang benutzt. Gewölle: Myzülus massenhaft, weniger Cardium, überhaupt keine Tellina oder Littorina, | keine Carcinus, wenige Einsiedler (Pagurus Bernhardus L.), einzelne Ballen Nereis pelagica L., wenige Butt (Pleuronectes platessa), keine anderen Fische. 1. Juni. Ein grosser Teil der Eier ist bereits ausgebrütet, da das aussergewöhnlich schöne Frühlingswetter dem Brutgeschäfte äusserst günstig war. Gewölle: Mehrzahl Myzius, aber alles zu Atomen zerkleinert und fast nur kenntlich an der blauen Färbung, Cardium ebenfalls, schnee- weiss, fast keine Tellinen, wenig Nereiden, auf dem Nestrande zuweilen. eine grössere Platessa flesus. Eierraub hat nachgelassen; Junge nur selien durch Alte getötet; dann Schädel zertrümmert. 5. Juni. Heute bin ich wiederholt Zeuge, wie eine ausgelärbte Möwe ein Ei aus einem Neste nimmt, es aufhackt und den Inhalt aufschleckert, und zwar auf 5 m Entfernung. Ich scheuche sie auf, aber kaum habe ich mich einige Schritte entfernt, so kehrt sie auch schon wieder zurück, um den Rest aufzunehmen, dabei nach Art unmanierlicher Schlemmer vor Behagen schmatzend, den Schnabel hin- und her- werfend. — Dass Möwen gelegentlich auch beim Aufbaumen auf Nist- höhlen sich einen fetten Bissen hervorholen, konnte ich ebenfalls beobachten. Ein vorwitziger Jungstar, der futterheischend seinen Kopf aus dem Flugloch hervorstreckte, . wurde gepackt und verendete unter dem allzu kräftigen Griff der Möwe. Im allgemeinen aber nehmen Star und Möwe wenig Notiz voneinander. — Auf den mächtigen Festuca- polstern legen die Möwen stets ein regelrechtes Nest, gewöhnlich aus angetriebenem Stroh, an. Das scheint widersinnig zu sein, zumal man : sich keine bessere Unterlage als die schwellenden Graspolster für das Brutergebnis der Vogelkolonie Memmert 1914. 95 3 lege denken kann, doch dürfte stärkere Taubildung und geringere Wärme einer lebenden Unterlage bestimmend sein. — In einem Nest mit Erei Eiern eins vom Austernfischer, ferner noch ein Nest mit vier und eins mit fünf Eiern. Fünf Nester mit je einem Zwergei von Seeschwalben- eigrösse. E 11. Juni. Jungmöwen grösstenteils ausgekommen. (Gewölle wie den sanzen Monat bislang, aber mehr Krabbengewölle, wahrscheinlich "im Zusammenhange mit der weiter zurücktretenden Ebbe. bei vor- 3 srrschenden östlichen Winden. Viele Wittlinge (Gadus merlangus L.) sind jn die Kolonie getragen. Da diese kleine Schellfischart mehr Grundfisch in tieferem Wasser ist, muss ihr Vorkommen befremden, | erklärt sich aber aus dem Umstande, dass in der letzten Woche in Sichtweite im NW drei Fischdampfer tätig waren, die den wertlosen, us hon toten Beifang ihrer Grundnetze über Bord werfen, der dann von Ä den Möwen begierig aufgenommen wird. — In den Niederungen und im Triticumgürtel sind noch manche Gelege hinzugekommen. Am 8. ‚Juni hatten wir ein aussergewöhnlich schweres Gewitter mit Wolken- brüchen, die einen Teil der Niederungen unter Wasser setzten und ele Opfer an Jungvögeln und Gelegen forderten. Wir fanden ferner einzelne Jungvögel, die an der Seite oder auf dem Rücken angehackt aren; während die Eingeweide herausgezogen und wohl zweifellos rzehrt sind, waren die Opfer im übrigen unverletzt. Eierraub kommt ch vor, aber weniger. - 2. Juli. In den letzten Tagen zeigen sich überall an der Küste ‚grosse Ulupeaschwärme. Heute, einige Stunden vor Niedrigwasser, in er Priele im SW der Kolonie fabelhafte Mengen Möwen und See- hwalben schwimmend und watend, welche die Priele in ihrer ganzen usdehnung völlig ausfüllen. Ein Riesenschwarm der fingerlangen schehen ist in der Rinne zurückgeblieben und sucht vergebens den usweg, der zum Teil durch eine Sandbarre versperrt ist. Da gibt’s für unsere Seevögel bequeme und reiche Beute, zumal man vor lauter _ Fischen kaum Wasser sieht. Es beginnt ein Würgen und Schlingen : ohne Ende. Die Seeschwalben (Sierna cantiaca, hirundo, macrura; minuta | Beine: sich weniger) verzichten auf ihre hergebrachte Fangart, und m man sieht keine stosstauchend, da sie jetzt leichtere Arbeit finden und 36 mie Otto Leege- = wie die Möwen die Fischehen einfach schöpfen und an Ort und Stelle sofort hinunterschlingen. Die Gesättigten kehren in die Kolonie zurück, - um bald wieder ihre Würgarbeit zu beginnen, und das geschäftige Hin und Her währt einige Stunden, bis die Priele völlig ausgeschöpft ist. ; Aber auch den Jungen wird reichlich Beute zugetragen. 9. Juli. Am 3. Juli sah der Wärter die ersten flatternden in möwen, heute sieht man schon viele fliegende. Nachgelege werden noch öfters angetroffen. Manche Eier scheinen unbefruchtet geblieben zu sein, mehr als sonst. In den letzten Wochen bestand die Nahrung vorzugsweise aus Tellmuscheln (Tellina baltica), weniger aus Mies- muscheln (My£ilus edulis); kleine Taschenkrebse (Carcinus maenas) sind sehr oft genommen, hin und wieder wurde sogar der grosse Taschen- krebs (Cancer pagurus) in die Dünen geschleppt, ausserdem fehlten die üblichen Küchenabfälle aus Juist nicht. Bei stürmischem oder stark regnerischem Wetter suchen viele Jungmöwen in der „Kapelle“, einer neuerbauten Unterschlüpfhütte, Zuflucht, die sie durch ihren Kot völlig verpestet haben. | | 15. August. Bis auf einen geringen Bruchteil, der noch nicht völlig flugfähig ist, haben die Jungen das Dünengebiet verlassen, aber das Gelände ringsum, namentlich die Ebbezone, ist belebt von Tausenden und aber Tausenden. Zwischen ihnen ist die Zahl der Alten ver- hältnismässig gering. In den letzten Wochen ist hauptsächlich gefüttert mit der Tellmuschel, Miesmuschel und mit kleinen Taschen- krebsen, wie die Speiballen beweisen. Gezeichnet: 1. Mai 100, 10. 1015, 20. 2196, 30. 2465, 10. Juni 2656, 20. 2784, 30. 2801, 10. Juli 2818, 20. 2828 Gelege. : > Sturmmöwe — Lorus canus I. 2. April. Wenige Sturmmöwen unter den grossen Massa) ‚der Silbermöwen. Es wird noch geraume Zeit dauern, bis die alte Brut- stätte in den Steerndünen beziehbar ist, weil infolge starker Nieder- schläge das Wasser diese gegen 20 cm hoch überflutet und u 3 durch Verdunstung verschwinden muss. | 11. April. Die ersten kreisen schreiend über dem alten Brut- platze. | | (ET > onie Memmert 1914. 97 _ Brutergebnis der Vogelko ılten fünf Nester mit je drei, zwei Nester mit je zwei Eiern, am Juni ein achtes Nest mit vier Eiern. 11. Juni. Die ersten Jungmöwen brechen in unserer Gegenwart aus der Schale hervor. 10. Juli. Sämtliche Eier sind ausgebrütet; die Jungen halten iegende Jungvögel sah ich noch nicht. _ Gezeichnet: 20. Mai vier, 30. sechs, 10. Juni acht, 20. neun Gelege. i 8. Brandseeschwalbe — Sierna cantiaca L. = Unser grösster Herzenswunsch, dass diese seit 30 Jahren von den inseren Inseln genistet haben, verschwand dann aber nach und nach ig, bis sie plötzlich Anfang der 80er Jahre wieder auf Borkum und wieder in ihren Hoffnungen betrogen fühlten, obwohl sie von 1907 an, a s die Memmertkolonie begründet wurde, eine unverletzliche Heim- Stätte gefunden hätten. Seit dem Bestehen der Kolonie hatten wir | 38 “ Otto Leege: & er we a Ursache, anzunehmen, dass sie wiederkehren müssten, hielten sich doch regelmässig viele zwischen unseren ansässigen anderen Seeschwalben- arten auf, aber vergeblich harrten wir ihres Einzuges. Heute nun, am 11. Juni, als Herr v. Berlepsch, Herr Niemeyer und ich auf dem Memmert landeten, empfing uns der Vogelwärter mit der überraschenden Mitteilung, dass in der nordwestlichen Kolonie der See- schwalben eine neue Vogelart niste, deren Eier: die Grösse derjenigen der Austernfischer hätten, aber sehr verschieden buntfarbig seien. Sofort nahmen wir an, dass es nur die Brandseeschwalbe sein könne, und unsere Vermutung bestätigte sich, als wir die Siedlung betraten. 16 „Nester“ befanden sich in unmittelbarer Nähe beisammen mit einem oder zwei Eiern, umgeben von den Niederlassungen der Küsten- und Flußseeschwalben. Alle lagen auf einer flachen Kuppe im nordwestlichen Vordünengebiet der Kobbedünen, von wo aus die Vögel einen freien. Blick über das weite Sandfeld und das daranstossende Meer geniessen. Eine sehr geringe Triticumvegetation kennzeichnet die Kuppe, und die Eier lagen auf dem nackten Sande oder auch auf einer Psamma-Unter- lage, genau so, wie ich sie in früheren Jahren auf Rottum antraf, also nicht im Grünlande, wie ich es auf Norderoog oder Texel sah. Wenige Tage vorher war es Freund Niemeyer und mir vergönnt gewesen, die gewaltige Niederlassung auf Mellum, die derjenigen von Norderoog mindestens ebenbürtig ist, zu schauen. Hier nun sahen wir einen schwachen Abglanz jener Herrlichkeit und waren überglücklich, auch diesen prächtigen Flieger zu unseren Heimvögeln zählen zu dürfen. Charakteristisch für diese Seeschwalbenart ist die Schmutzerei an den Niststätten, ganz im Gegensatz zu den ordnungsliebenden übrigen Ver- wandten. Die Umgebung der Nester ist stets mit den weissen Ex- crementen der Vögel übertüncht, die einen penetranten Fischgeruch verbreiten, den man selbst noch im Winter am Arbeitstisch, wenn man sich der Vögel erinnert, zu spüren glaubt. — Wir gehen gewiss in unserer Annahme nicht fehl, dass die Kolonie in nächster Zeit weiteren Zuzug erhält, besonders auch, weil die den Frieden störenden Möwen nicht in unmittelbarer Nähe hausen. | a 10. Juli. Von den Häuschen aus fällt inmitten des Grüns der ‚Dünen schon das schneeweisse Fleckchen auf, wo die Brandseeschwalben Brutergebnis der Vogelkolonie Memmert 1914. 39 wohnen. Die flache, 4 m über dem Meeresspiegel liegende Kuppe, 4 14 m lang und 4 m breit, beherbergt jetzt 214 „Nester“, so dass auf 1 gm vier Gelege komman; in der Mitte zählte ich sogar an der E... Stelle auf 1 qm 14 Nester. Die schneeweissen, kalkigen, ätzenden Ausscheidungen haben jeden Pflanzenwuchs bis auf etliche E kümmerliche Sonchusreste verbrannt. Den ganzen Tag über ist die 4 Siedlung von den brütenden Weibchen besetzt, während die 34 draussen E fischen und ihren Frauen Futter zutragen. Nur wenn junge, unbeholfene Möwen sich in ihr Gebiet verirren, erheben sie sich mit grossem Geschrei j und fallen mit wütenden Schnabelhieben über das unglückliche Geschöpf u YL her, das unter fortwährendem Ducken und. deckungsuchend zu ent- ' rinnen sucht. Die ersten Gelege sah der Wärter am 8. Juni, die ersten Jungen | am 26. Juni. Beiläufig bemerkt reicht unsere sonst so bewährte ; Memmertstäbchenmethode bei den Brandseeschwalben nicht aus, weil die Vögel bei der liederlichen „Nestanlage“* während des Bebrütens der - Eier diese oft von ihrem ursprünglichen Platze verschieben, so dass die Zahl der Gelege zu hoch angegeben wird. Da sämtliche Eier ohne Störung ausgebrütet sind, dürfen wir wohl annehmen, dass unsere neuen Brutgäste übers Jahr in stärkerer Zahl wiederkehren. Gezeiehnet: 10. Juni 16, 20. 58; 30. 131, 10. Juli: 214, 20. Juli : 233 Gelege. : 4. und 5. cn und Flußseeschwalbe — Sierna hirundo L., | Sterna macrura Naum. Fast in doppelter Stärke des Vorjahres zogen sie zu unserer grossen £ Freude heuer bei uns ein. Ihren Tiefstand hatten sie 1911 (36 Paare), 4 und von da an schnellte ihre Zahl regelmässig aufwärts, bis sie jetzt. s auf 785 Brutpaare stieg, aber noch immer nicht den Höchststand von -1908.(1000 Paare) wieder erreichte. f F E Den genauen Ankunftstermin der einzelnen Arten vermag ich leider in diesem Jahre nicht anzugeben, doch sah ich am 3. Mai auf einer 2 _ Wattenfahrt von Norderney schon recht viele Seeschwalben, und zwar E sämtliche bei uns vorkommende Arten. Schiffer versicherten, schon Ein den letzten Apriltagen ziemlich viele gesehen zu haben. RR 1 ER EEE FEL Ta RE RN Te en Re a Fe Le ERTHE et ler & 3 ER FE ER ae 40 ; : Otto Leege: 17. Mai. Wir sehen weniger als sonst. Einzelne Nestmulden, : aber noch keine Eier. oe 1. Juni. Jetzt sehr viele. Eine starke Kolonie im nordwestlichen Vordünengebiet der Kobbedünen, wo sie sonst nicht wohnten, aber vor - Uebergritfen der Möwen ziemlich sicher sind. Eine kleinere Nieder- lassung befindet sich an alter Stelle im SO der Steerndünen im Triticum- und Teekgebiet, eine dritte, nur gegen zwanzig Gelege, 'im nordöstlichen Vordünenlande, dann noch zerstreute oberhalb des Hochwassergürtels am Strande und auf Schillhörn. Se: % 11. Juni. Junge sind noch nicht da. Unausgesetzt werden den brütenden 29 von den SS kleine Clupea zugetragen. | : 10. Juli. Täglich sieht man sie über dem Graben östlich vom Hause rütteln. Die vorherbstlichen Sturmfluten haben einige grosse ' Stichlinge (Gasterosteus aculeatus L,) hineingeführt, die sich enorm ver- mehrt haben. Gewöhnlich jedoch ziehen sie nach dem Juister Riffe, wo sie reichliche Aesung finden. Die ersten jungen fliegenden See- schwalben sah der Wärter gleichzeitig mit jungen fliegenden Silber- : möven am 3. Juli. | a Ueber aussergewöhnliche Nahrungsaufnahme vergleiche meine Notiz über Silbermöwe vom 2. Juli. Wie ich schon im vorjährigen Berichte erwähnte, treten die Küstenseeschwalben immer mehr zurück, und vielleicht wird nach früheren Erfahrungen der Zeitpunkt eintreten, wo sie wieder ganz durch Flußseeschwalben verdrängt werden und Jahrzehnte vergehen, bis plötzlich wieder das umgekehrte Verhältnis eintritt. Wenngleich Küstenseeschwalben mit Sicherheit brütend nach- gewiesen sind, so vermag ich doch nicht anzugeben, wie stark das Verhältnis zur Flußseeschwalbe ist, die jetzt zweifellos in ganz erheb- licher Ueberzahl vorkommt. — Früher als in anderen Jahren ver- 3 liessen uns die Seeschwalben; leider fehlen mir die Abzugstermine. Aufzeichnungen: 30. Mai 146, 10. Juni 312, 20. 609, 30. 671, 10. Juli 745, 20. 785 Gelege. 6. Awergseeschwalbe — Sterna minuta L. Auch ihre Zahl hat sich vermehrt, und zwar um 100 Paare im Vergleiche zu 1913. y br P ri Bi) E mp in * . j iin ’ Biel a En se RE ul An Ent Ph ale DEE a a hr a m EM eh Kae ee $ Brutergebnis der Vogelkolonie Memmert 1914. a1 | 17. Mai. Ueber dem Brutgebiete noch nichts. 1. Juni. Anscheinend weniger als im Vorjahre. Hauptsächlich | 10. Juni. Wie alle übrigen Vogelarten, sind auch die Zwerg- eschwalben wegen der günstigen Witterung früher beim Brut- geschäfte. Fast sämtliche Mulden enthalten drei Eier, eine sogar sechs, so Doppelnest, wenige nur zwei Bier. Die ersten Jungen sind am . Juni notiert. | Aufzeichnungen: 30. Mai 41, 10. Juni 123, 20. 226, 30. 256, 10. Juli 274, 20. 293 Gelege. 3 1. Stockente — Anas boschas L. ; 22. März. Wir treffen zwei Paare in den Dünen an; im flutenden Yase der überschwemmten Täler erkennt man ihre Fährten. Am rande mehr, die aber wohl nicht in unseren Dünen wohnen. Auch n Krickentenpaar wird täglich im Teich angetroffen. 2. April. Gegen ein Dutzend treiben sich in der überschwemmten serndelle, im Kobbeglopp sowie im Teich umher, ebenso sieht man glich mehrere Paare Krickenten, so dass man glauben möchte, auch e nisteten hier. Wegen ihrer Empfindlichkeit gegen Störungen ver- hen wir nicht nach Nestern zu suchen. 10. Mai. Eine Mutter mit einem Schoof von 15 bis 16 Jungen ässt die Dünen und geht in die Memmertsbalge. ee 17. Mai. Zweifellos haben drei Paare gebrütet. Am Teich finde ich ein verendetes etwa drei Tage altes Küchlein. E35 Juni. Noch immer ein Schoof im Süsswasserteich, der den ten mit seinem reichen Tier- und Pflanzenleben Nahrung und Schutz etet. Dieser malerisch gelegene kleine Teich inmitten der Dünen mit 'istallhellem, bis fast metertiefem Frischwasser, umrahmt von einem Gürtel aus Phragmites communis, Typha latifolia, Iris pseudacorus, Nasturtium ıphibium, Glyceria spectabilis und Carex riparia bietet seinen Gästen ein lisches Heim, zumal auch das Gewässer ausserordentlich reich an ıphnien, Cyelops, Conchylien und anderen niederen Tieren nebst deren Aa | Otto Leege: Larven ist, weswegen auch während der Wanderzeit manche auf den Inseln seltene Vogelart hier anzutreffen ist, die kürzere oder längere Zeit zu rasten pflegt. Das winzige Eiländchen in der Mitte ist ein beliebter Rastplatz. E 11. Juli. Heute traf ich im Süsswasserteich noch eine Mutter mit | vielen Kleinen, die sich im Röhricht versteckten. Also recht spät! Und dabei Aufgang der Jagd am 1. Juli! 8. Brandgans — Tadorna tadorna (L.). Entsprechend‘ der vermehrten Brutgelegenheit — über 40 Kunst- höhlen — ist die Zahl der Brutpaare von 22 auf 35 gestiegen. Die neueingerichteten Kunsthöhlen sind mit Deckelverschluss versehen, der eine bequeme Untersuchung des Brutraums ermöglicht. Von den Doppel- höhlen waren manche nur hälftig bewohnt. Zum ersten Male brüten Brandgänse auf dem Memmert auch frei, und das ist besonders beachtens- wert, weil geeignete Kunsthöhlen im Ueberfluss vorhanden sind und es vorläufig noch an dichtem, zusammenhängendem Seedorn fehlt, unter dem sie auf dem benachbarten Juist nisten. 22. März. Seit dem 19. März sehen unsere Dünenarbeiter ab und zu einzelne Paare in den Dünen. An der Juister Balge sehen wir sehr viele, aber erst wenige paarweise. 2. April. Ueber den Dünen, sowie in den überschwemmten Tälern Dutzende. Die Kunsthöhlen sind fast sämtlich besucht worden, wie wir an den Fährten erkennen. | | 11. Mai. Heute finden wir am Südabhange des Nordklifis unter hohem Elymus ein Nest mit elf Eiern, also zum erstenmal Offenbrüter. Am 17. Mai zähle ich im Neste 16 Eier, umgeben von starkem Dunen- wulst. Im salzigen Südergatt- schwimmen täglich 16 bis 20 Brand- gänse, die übrigen sieht man auf dem Watt. Im allgemeinen sind sie etwas vertraulicher als sonst und zeigen sich hin und wieder Ss i in unmittelbarer Nähe der Häuschen. 1. Juni. Auf dem „grossen Eilande“ finden wir ein zweites offenes Nest unter einem dichten Elymushorste; aus den 19 Eien brechen eben die Jungen hervor. Gleich daneben noch ein drittes \ Freinest. | Brutergebnis der Vogelkolonie Memmert 1914. 43 11. Juni. Während Herr v. Berlepsch, Niemeyer und ich an _ einem der drei offenen Nester stehen, schauen aus den Eiern des _ einen Geleges schon verschiedene Schnäbelchen hervor; eine Viertel- # stunde später ist das erste Junge herausgekrochen und wird im Bilde festgehalten. Einige der bislang unbewohnten Höhlen enthalten jetzt zwei bis sechs Eier. Es handelt sich hier jedenfalls um Zuzügler, die vielleicht anderwärts im Brutgeschäfte gestört sind. Auf manchen “anderen Höhlennestern treffen wir die brütenden 9Qıan, die sich durchaus nicht stören, ja sogar streicheln lassen. — Anfangs sah man, B. bevor sie zu legen begannen, die 29 in die Höhlen schlüpfen, um die Nistgelegenheit auszukuudschaften, während die ö& vor der Höhle Wache standen, darnach flogen beide ab. Hernach, als das Legen e begann, begaben sich © und Öö gleichzeitig in die Höhle, und sobald das © auf längere Zeit in der Höhle verschwand, strich das 8 ab und hielt sich in einiger Entfernung auf dem Sande auf oder suchte die Aesungsplätze auf. Dieses Gebaren zeigten alle Paare. | 10. Juli. Die Jungen halten sich mit den Eltern in den letzten : Wochen gewöhnlich auf dem salzigen Südergatt auf, das bei seinem _ Reichtum an niederen Meerestieren und kleinen Fischen viele Nahrung bietet. Hier leben sie in Gemeinschaft mit vielen Silbermöven, die das S Wasser mit ihrem Kote stark verunreinigt haben, infolgedessen sich viele feinfädige Grünalgen entwickeln. — Ein viertes Nest, eben- — dalls unter Elymus, mit zwölf Eiern ist am Kobbenack hinzugekommen und ein fünftes auf dem „grossen Eiland“. Am 11. Juli sehe ich in verschiedenen Höhlen noch brütende Gänse. Selbst zwei Höhlen bei = den Häuschen sind angenommen. Unsere Brutvögel äsen zum Teil in der Riede vor dem Schillhörn, zum Teil am Balgensaume. = @izeichnunsen: 20. Mai 19, 30. 18, 10. Juni 21, 20. 28,-30. 32, 10. Juli 34, 20. Juli 35 Gelege. 9. Austernfischer — Haematopus ostrolegus L. Auch hier ist eine Zunahme zu verzeichnen; ihre Zahl ist von 59 auf 72 Brutpaare gestiegen. 5 22. März. Enorme Scharen über der Balge und am Niedrig- wassergürte. Am Weststrande wenige. Natürlich noch keine im Dünengebiete. 44 2 " Otto Beege: 2: April. Am Balgenrande, wie immer, kolossale Reihen. In den Dünen zeigen sich nur erst einzelne. An der Hochwassermarke sind 2 ‘ hinter jedem angetriebenen Balken, Buschbündel, Tanghaufen, Korb oder Kiste Spielnester angelegt. An der Wassergrenze vielerorts gesonderte Paare. 12. Mai. Am Strande das erste Nest mit zwei Eiern. 17. Mai. Noch immer ziehen am Strand grosse Schwärme Un- | _vermählter. | | En 1. Juni. An der höchsten Winterflutmarke in einem aufrecht stehenden, mit Sand gefüllten Fischkorb, auf. dem ein grobmaschiges Fischnetz ausgebreitet liegt, ein Nest mit drei Eiern. 11. Juni. Als Herr Niemeyer und ich Herrn v. Berlepsch ein Nest der Silbermöwe, das zwei Möweneier und ein Austernfischerei enthält, zeigen, schlüpit eben der von der Silbermöwe erbrütete Austernfischer aus, und eine der jungen Möwen macht bald darauf verzweifelte An- strengungen, die Schale zu durchbrechen. Am folgenden Tage ruhte noch der Austernfischer mit seinen Stiefgeschwistern im Horst, worauf sich bald hernach alle trennten. Besonders zu beachten sind die völlig : verschiedenen Vogelarten, die andersartige Lebensweise und die ver- | schiedenlange Bebrütungsdauer bei merkwürdigerweise gleichzeitigem Ausfallen’ der Jungen. Letzeres ist wohl auf den Umstand zurückzu- führen, dass der Austernfischer zufällig dem Möwengelege sein Ei hin- zulügte, als ersteres bereits etwa acht Tage bebrütet war. Fremde Eier im Nest, sofern es sich nicht um nahe verwandte Arten handelt, werden sonst selten ausgebrütet. Gern hätten wir das Verhältnis der Adoptiveltern zu ihrem Pflegling und dessen weiteres Geschick in Erfahrung gebracht. — Von den 72 Nestern befanden sich nur gegen ein Dutzend in den Dünen, alle übrigen am Dünenrande, ferner am Hochwassergürtel von Schillhörn westwärts bis zum Nord- : strande. | = ; 11. Juli. Die Eier sind bis auf wenige ausgebrütet. Nur sechs | ‚Nester enthielten vier Eier, alle übrigen bis auf drei mit zwei Eiern drei Eier. E Aufzeichnungen: 20. Mai 8, 30. 24, 10. Juni 32, 20. 48, 30. 59, 10. Juli 68, 20. 72 Gelege. E Brutergebnis der Vogelkolonie Memmert 1914. 45 10. Seeregenpfeifer — Charadrius alexandrinus L. Jedenfalls ist auch er noch weiter in Zunahme begriffen. e 8. April. Unter den kleinen Strandvögeln, Tringen und Sander- ngen, sind zweifellos auch Seeregenpfeifer. Heute abend höre ich in en Dünen zuerst ihr lockendes „Fluit“. 11. Mai. Erstes Nest in Elymus mit einem Ei. E17. Mai. Ueberall sieht und hört man sie, häufiger als in anderen ahren. 2. Juni. Es sind schon ziemlich viele Junge da, und am Dünenrande, esonders im östlichen Triticumgebiete, sieht man überall die Eltern hre Verstellungskünste treiben, um den Beobachter von den Jungen ortzulocken. Bei einem der Vögel steigerten sich die Verzückungen ermassen, dass er, was ich nie zuvor gesehen, völlig auf den Rücken zu liegen kam, Flügel, Schwanz und Beine nach allen Seiten spreizend und sich vergeblich mühend, wieder in die natürliche Lage zu kommen, ‘so dass ich ihn aufnehmen konnte und er, auf die Füsse gesetzt, eiligst davontrippelte. — Die ursprünglich scheuen Regenpfeifer werden unter dem Schutz der Menschen immer vertraulicher, und manche siedeln ‚sich in unmittelbarer Nähe der Häuschen an. — 11. Juni. Zweifellos sind viel mehr da, als ne gezeichnet sind. Die Abende und Nächte hindurch, wenn fast alle übrigen Vögel schweigen, vernimmt man allerorts ihr Lachen und Schäkern. 11. Juli: Neben vielen flugfähigen Jungen sieht man eben aus- geschlüpfte, aber an vielen Stellen brüten sie auch noch, so z. B. un- mittelbar neben dem Häuschen. Aufzeichnungen: 20. Mai 7, 30. 12, 10. Juni 26, 20. 29., 30. 29, 10. Juli 31, 20. 38 Gelege. 11. Rotschenkel — Tetanus totanus (L.). er Rotschenkel, der im Vorjahr aufgehört hatte, zu unseren Brutvögeln gerechnet zu werden, hat sich zu unserer Freude wieder eingestellt, wenn auch nur in einem Paare. 2. April. Man hört sein Locken aus der Steerndelle. 10. April. Täglich rufen sie, auch lassen sie sich an den über- chwemmten ‚Stellen nieder, sogar bei den Häuschen. 46 | N Otto Leege: 17. Mai. Im Laufe dieses Monats sind die Rotschenkel wieder verschwunden. 4. Juni. Am Südergatt täglich einzelne, aber ich en | 11. Juni. Wir hören: sie, finden aber kein Nest. "Wenige Tage später findet der Wärter ein Nest mit vier Eiern inmitten der grossen Seeschwalbenkolonie in kurzem Elymus. Am 25. Juni verlassen die ; _ Jungen das Nest. 12. Kiebitz — Vanellus vanellus 1): z 22. März. Zwei Paare gaukeln über dem grösstenteils über- schwemmten Kobbeglopp. | 8. April. Täglich drei Paare über dem östlichen Robbe al Ich finde ein Nest in Triticum mit einem Ei. Meine Jungen fanden schon vor einigen Tagen ein verlegtes Ei. : | 17. Mai. Noch zwei Paare an der alten Stelle, habe Nester aber nicht gefunden. Vielleicht durch Möwen vernichtet. 5. Juni. Sind noch da, aber Junge sehe ich nicht. Gegen Ende des Monats verschwanden sie. 13. Star — Sturnus vulgaris L. Wie alljährlich überwinterten Trupps an geeigneten Plätzen auf den Inseln und an der Küste, wie z. B. in Niemeyers Efeuwand in Norddeich. Erst vom 28. Januar an sah man kleine Scharen Wander- stare und bald darauf die heimischen an den alten Brutstätten, wo sie ihre bekannten Wohnstätten musterten und ihre -ersten Gesangs- versuche machten. | 22. März. Ein grosser Schwarm treibt sich täglich in den Dünen‘ umher, und seit einigen Tagen schlüpfen sie in den „Kasernen“ ein ‚ und aus, selbst in der „modernen“ grossen neuen bei den Häuschen, die im Vorjahre unbeachtet blieb. Das Kaap ist täglich von ihnen besetzt. a. 2. April. Grössere Schwärme grasen die Dünen ab, ar in.» Reihen auf dem Kaap und suchen die Nistgelegenheiten auf. Bei dem Häuschen benehmen sie sich auffallend scheu, lassen sich den Tag über - wenig sehen, halten aber am frühen Morgen, solange wir uns nicht vor der Tür aufhalten, den als Rastplatz aufgestellten Starrechen (zwei aufrecht stehende Masten, zwischen welchen mehrere Reihen starker Brutergebnis der Vogelkolonie Memmert 1914. 47 Draht ausgespannt sind) besetzt oder fliegen in der neuen Mietskaserne ein und aus, ohne eigentlich Anstalten zur Besiedlung zu treffen. Nach Aufstellung des Rechens wird dieser von den Staren ausschliesslich - benutzt, und unsere Dächer und damit das ae Regenwasser Bee sauber. | . Mai. Sehe heute überall die ersten ausgeschlüpiten- Jungen Em. ei Die alte Kaserne in den Kaapdünen ist von 12, die neue bei en Häuschen von 16 Paaren bewohnt; die Berlepschschen Nisthöhlen sind ämtlich besetzt, von den Schlüterschen Tonurnen nur eine, zwei Nester efinden sich im Brennholzhaufen am Wärterhause, eins in einem fasten an der Erde unter Trockenbusch, eins am Strande unter einer ingesandeten Kiste im puren Sande, zwei im Sodendach der „Kapelle“. Die Stare scheinen sich also nach und nach zu Erdbrütern heranbilden zu wollen. Ihre Nahrung entnehmen sie jetzt häufig den unteren Blatt- scheiden von Elymus; es sind die Raupen einer charakteristischen | ordsee-Rule, der Tapinostola elymi. 23. Mai. Heute und gestern ziehen bei Gewitterstimmung un- ‚eheure Züge von Kohl- und Rübenweisslingen (Pieris brassicae et rapae) us SW, also von Holland herüber, zum Teil niedrig, zum Teil hoch. tare erheben sich senkrecht, um die Falter zu fangen, benehmen sich ber wenig geschickt. Bei der Menge der Weisslinge aber erbeuten sie doch manche und tragen sie den Jungen zu. Beim Ausbruch des Gewitters bedecken die Falter die Insel, und besonders der Helm ist von ihnen übersät. Hernach ist es den Staren eine Leichtigkeit, Beute zu een, ul m ae weisser nn auf dem Sn En steht im Widerspruch zu I Behauptungen Prafassen ne 1 von Weisslingen von Vögeln dberhatpl nie geiressen werden. 2 8. Juni. Besondere orıliehe vom zeitigen bisweilen merk- Ra zu ee = 48 Bee Otto nn ao SE als ein neues Faktum hingestellt werden. Meiner Frau war es schon tagelang aufgefallen, wie die Altstare ihren Jungen im Holzhaufen vor der Tür fortwährend grössere, lichtweisse Gegenstände zutrugen, die sie bei oberflächlichem Hinsehen für Weisslinge hielt. Auf wenige Meter sahen wir heute, dass es sich um etwa 5 cm lange kleine Herings- arten (Ciupea) handelte, die zum Teil vorher gründlich mit dem Schnabel bearbeitet waren, um die ungewohnte Nahrung den halbflüggen Jungen. mundgerecht zu machen. Länger als gewöhnlich verweilten sie jedes- mal bei ihren Kindern in den Nestern, zweifellos machte es ihnen Mühe, den Gelbschnäbeln die Bissen zuzuführen. Unausgesetzt gab es Tag um Tag dieselben Happen, und beim vorsichtigen Aufheben der Bretter entdeckten wir rundum die Reste der Mahlzeit. Aber woher nahmen sie ihre Beute? An den benachbarten Strand flogen sie nicht, wo öfters Fische zutreiben oder in den flachen Rinnsalen zurückbleiben. Auch dieses Rätsel löste sich bald; denn stets kamen sie mit ihrer merk- würdigen Atzung aus der 400 m entfernten Seeschwalbenkolonie, wo diese Fischehen bei übermässiger Nahrungszufuhr nebst Garneelen und Amodytes zuweilen in Menge herumliegen. — An kühlen Abenden sahen wir öfters, wie die Alten noch Stroh und Federn in die von halb- erwachsenen Jungen bewohnten Nester trugen. 11. Juni. Bis auf wenige Nester alles ausgeilogen. Für eine zweite Brut wird an verschiedenen Stellen neues Nistmaterial ein- getragen. 11. Juli. Noch viele Junge in den Nestern: ‘auf dem Festlande sind sie zum Teil schon vor acht Tagen ausgeflogen. In der letzten Zeit ist oft mit Muscheln gefüttert; wir sehen häufig Schalen von Tellina baltica und Mytilus edulis; die Hauptnahrung bestand aber aus verschiedenen Raupenarten und Larven. Aufzeichnungen: 10. Mai 27, 20. 35, 30. 35, 20. Juni 37, 30. 44, 10. Juli 47, 20. 49 Nester. =. Wiesenpieper — Anthus pratensis L. Die vorjährigen Ausführungen über das Brutgeschäft des Wiesen- piepers treffen auch im wesentlichen für dieses Jahr zu, nur hat sich die Zahl der Paare noch weiter vermehrt. Brutergebnis der Vogelkolonie Memmert 1914. 49% 3 Am 22. März sehr zahlreich. Ueberall vernimmt man ihren Balz- = gesang. In der Folgezeit auch bei ungünstiger Witterung, bei Sturm _ und Regen, schweigen sie nicht. Alle Nester enthielten, bis auf wenige _ mit fünf Eiern, stets vier Eier. bezeichnet: 10. Mai 9; 20. 14, 30. 18. 10. Juni‘23, 20: 23, 30. 25; 10. Juli 27, 20. 32 Nester. 15. Weisse Bachstelze — Motacilla alba L. Während nach einer Unterbrechung von zwei Jahren im letzten Jahre wieder zwei Paare bei uns wohnten, sind sie unerklärlicherweise - diesmal ausgeblieben. Den ganzen Winter über hielt sich ein Stück bei meinem Hause auf. Am 15. März sah man mehr auf Dunghaufen, am folgenden Tage fast überall.. Am 22. März fehlten sie noch auf dem Memmert, in den _ ersten Apriltagen hielten sich einzelne bei den Häuschen und in den - - Dünen auf, hernach nicht mehr. 16. Gelbe Bachstelze — Budytes flavus (L.). Dieser reizende Grünlandsvogel, der auf den übrigen Inseln zu verschwinden beginnt, nimmt auf dem Memmert glücklicherweise noch zu. Am 12. April sehe ich das erste Paar auf dem Inselchen des Süsswasserteichs. Sämtliche Dünenabschnitte beherbergen ein oder mehrere Paare. | Bezeichnet: 10. Mai ein N 20. drei, 10. Juni sechs, 20. sieben Nester. 17. Feldlerche — Alauda arvensis L. Die Frostperiode im Januar vertrieb den kleinen Bestand an Standvögeln und verhinderte den rechtzeitigen Einzug der ersten Wandergäste, so dass erst am 31. Januar die ersten Vorzügler nach Aufhören des Frostes bei lebhaftem SW und klarer Luft eintrafen. Selbigen Tages hörte man auch zugleich den ersten stümperhaften Gesang. Am folgenden Tage sahen Freund Niemeyer und ich auf einer Autofahrt durch das nördliche Ostfriesland überall auf den Feldern kleine Trupps, während an recht vielen Stellen am 2. Februar der Gesang einsetzte. Am 22. März hörten wir sie überall auf dem Memmert singen. Bezeichnet: 20. Mai vier, 30. sechs, 10. Juni acht Nester. 4 50 Dr. Schünke: Trischen. Trischen. | Von Oberlehrer Dr. Schünke in Meldorf. Die Ergebnisse der diesjährigen Brutzeit sind äusserst erfreulich. Dreimal ist auf Trischen von Mitgliedern des Natur- und Vogelschutz- vereins für Schleswig-Holstein-Lauenburg e..V. gezählt worden; Here Oberlehrer Mühlau hat sich durch seinen nie ermüdenden Eifer dabei das grösste Verdienst erworben. Gleich die erste Zäblung vom 31. Mai bis 2. Juni brachte uns die freudige Ueberraschung, dass zwei seit etwa zehn Jahren verschwundene Vogelarten sich wieder anzusiedeln ver- suchen: die Brandente und der Kampfhahn. Das Gelege der Brandente wurde von wilden Kaninchen, denen jetzt energisch zu Leibe gegangen wird, vernichtet, das des Kampfhahns fanden wir nicht. Die zweite 2 Zählung fand am 28. Juni, die dritte am 12. und 13. Juli statt. Die erste galt besonders den Seestrandläufern, die zweite unseren Zwerg- 'seeschwalben, die dritte den übrigen Brutgebieten. Die sechs Brut- kolonien bedecken ein Gebiet von rund 120 Hektar; wenigstens die gleiche Fläche harrt noch der Besiedlung durch Vögel. Besonders auffallend war uns, dass noch Mitte Juli sehr zahlreiche vollständige Gelege der Fluss- und Küstenseeschwalbe vorhanden waren. Die Be- satzungsmannschaiten der Insel bestätigten mir, dass im August noch sehr zahlreiche fliegunfähige Jungvögel vorhanden waren. Bei der grossen Ausdehnung des Brutgebietes ist es unmöglich, jedes Gelege zu finden; demnach sind die folgenden Zahlen, wie ich ganz besonders hervorheben möchte, Minimalzahlen: Küsten- und Flußseeschwalbe 3000, Zwergseeschwalbe 600, Seeregenpfeifer 100, Austernfischer 20, Silber- möwe 20, Rotschenkel 15. Zum Vergleich seien die Zahlen von 1910 angeführt: Küsten- und Flußseeschwalbe 600, Zwergseeschwalbe 150, Seeregenpieifer 50, Austernfischer 10, Silbermöwe 2, Rotschenkel 1 Ge- lege. Wir dürfen also mit aufrichtiger Freude auf das Ergebnis unserer Arbeit zurückblicken. Zu besonderem Danke fühlen wir uns Herrn Domänen-Rentmeister Möller in Merne verpflichtet für die stets bereite Förderung unserer Sache. Erst seitdem wir vor drei Jahren die Insel gegen Rierräuber und sonstige Störer hermetisch abgeschlossen haben, setzte der gewaltige Aufschwung unserer schönen, uns ans Herz ge- _ wachsenen Freistätte ein. Von nicht brütenden Gästen beobachteten Gottschalk: Der Anhaltische Bund für Vogelschutz (Sitz Cöthen). 51 in diesem Jahre nur zirka 3000 Alpenstrandläufer, 200 Mantel-, Der Anhaltische Bund für Vogelschutz (Sitz Cöthen). | Von Paul Gottschalk in Cöthen. EB Eine böse Zeit ist über uns hereingebrochen. Schrecklich für alle nschen ist diese Kriegszeit, in der die ganze Welt im Brande steht, und Trauer, unermessliche Opfer an Gut und Blut bringt sie, und n unsere Heimat auch nicht vom Kampfgetümmel durchtobt und “verwüstet wird, macht doch der Krieg seinen Einfluss auf jegliche Tätigkeit geltend. Auch unsere friedliche Arbeit für den Vogelschutz hat darunter zu leiden. Die Gedanken werden immer und immer wieder hingezogen zu unseren Söhnen und Brüdern, die draussen im Feindesland ihr Leben für das Vaterland in die Schanze schlagen. Wer denkt da an die Vögel, die friedlich ihrer Nahrung nachgehen, die chts vom Toben des Kampfes auf Leben und Tod wissen? Und doch llen die Heimgebliebenen die Friedensarbeit nicht ruhen lassen. Geht’s ch nicht so vorwärts wie in glücklichen Friedenszeiten, so wollen wir f: doch schlecht und recht unsere Aufgabe zu erfüllen suchen. Freilich, 5 ebenso ‚wie zum Kriegführen Geld, viel Geld gehört, so brauchen wir auch Geld zur Ausübung des Vogelschutzes, und damit wird es wohl jetzigen Zeiten nicht zum besten bestellt sein; erheischt doch die re für unsere Krieger und für die Zukunft ungeheure Mittel, die zu schaffen uns Liebe und Pflicht gebietet. Glücklich sind dann die, vorgebeugt haben und dafür sorgten, dass in Zeiten der Not auf arte Schätze zurückgegriffen werden kann. Wir a in der glück- hen Lage. — Unsere Schutztätigkeit in unsern beiden schönen Schutzgebieten f den Werderinseln und an den Michelnschen Teichen braucht nicht ruhen. Ueber die Werderinseln berichte ich besonders, an den ichelnschen Teichen, die durch fortwährende Einbrüche infolge des Bergbaues sich immer weiter ausdehnen und schliesslich einmal ein ser See werden, beweist die Zunahme der Vögel deutlich die ckmässigkeit unserer Schutzmassnahmen. Das Gebiet wird in der Folge noch zu einem idealen Vogelschutzgebiet E : 4# Rn ar 52 Paul Gottschalk: Der Anhaltische Bund für Vogelschutz (Sitz Cöthen). = auswachsen; ich kann mich jetzt noch nicht weiter darüber auslassen. Die beiden Schutzanlagen in den Cöthener Büschen, ebenso die Anlage des Herrn Kreisdirektor van Brunn auf Pilsenhöhe sind in regelrechter Entwickelung. Das neue Schutzgehölz bei Rosslau ist noch im Entstehen begriffen. Nistkästen und Futtergeräte sind weiter, wie bisher, für a glieder und für Gemeinden vom Bunde besorgt worden. Besonders wurden auch auf dem Lande an verschiedenen Stellen zur Vertilgung der Sperlinge viele Tonnisturnen bezogen und nach den Berichten mit guten Erfolgen angewendet. Gemeinsam mit dem Vorstande des Verbandes ae) Geflügelzüchtervereine wurde eine Eingabe an die Herzogliche Regierung | gemacht, in der um vollständigen Schutz der Eisvögel und der im anhaltischen Harz brütenden Uhus, sowie um bedingten Schutz der an der Elbe horstenden Reiher und der im Winter sich in Anhalt zeigenden Seeadler gebeten wurde. Gleichzeitig wurde die Herzogliche Regierung ersucht, der Beseitigung der Katzenplage näherzutreten und ihr hierzu die von der Kommission des Vogelschutztages gemachten Vorschläge übermittelt. Aus der Antwort der Herzoglichen Regierung ist folgendes hervor- zuheben: Die Behörden erkennen die Notwendigkeit des Schutzes der Eisvögel und der Uhus an, halten aber besondere Schutzmassnahmen | nicht für erforderlich. Seeadler unterliegen dem anhaltischen Jagd- gesetz, an dem etwas zu ändern keine Veranlassung vorliegt. Die bisher den Forstbeamten gewährte Schussprämie auf Reiher ist auf- gehoben worden. Eine Polizeiverordnung zur Abwendung der Katzenplage en | nicht zulässig, da dadurch die wirtschaftlichen Interessen der Katzen- besitzer unter Umständen geschädigt werden könnten. Eine Eingabe an den Magistrat der Stadt Cöthen, die neu- | angelegte städtische Kläranlage mit Gehölz zu umpflanzen und _ hierbei auf den Vogelschntz nach den Grundsätzen des Freiherrn v. Berlepsch Rücksicht zu nehmen, fand das Entgegenkommen des Magistrates. Der Anhaltische Bund für Vogelschutz (Sitz Cöthen). 53 Die Jahresversammlung des Anhaltischen Bundes für Vogelschutz fand am 28. März in alıen statt und war SL gut besucht. Sat nd einen anderen über „Nordische Wintergäste* (W. Büchner), Gelegenheit zur Bereicherung ihrer ornithologischen Kenntnisse ge- geben und damit erhöhtes Interesse für den Schutz der Vögel ‚ erweckt. - Auch ein Vortrag des Herrn Oberpfarrers Dr. Lindner- ‚Quedlinburg über seine Reise nach Irland, den der Anhaltische Bund für Vogelschutz zusammen mit dem Lehrerverein veranstaltete, ‚ fand, wie verdient, den lebhaftesten Beifall der zahlreichen ‚ Zuhörer. | Ä i Die Mitgliederzahl ist in stetiger Zunahme begriffen; wir zählen Bent zirka 1000, ausser den Vereinen, die dem Bunde beigetreten sind, und dem Jugendbunde, dessen weiteren Ausbau kräftig zu fördern R. Auge e.. wurde. ie uns 1.2 Schutzgebiet auf den Werderinseln. “ Das letzte Jahr brachte uns im Schutzgebiete zwei empfindliche Verluste. Die Sturmflut, die um die Jahreswende grosse Teile der $ deutschen Ostseeküste verwüstete, brauste auch über unsere an und 3 für sich schon niedrig gelegenen Inseln haushoch dahin. Dieser Gewalt - konnte unsere Schutzhütte nicht standhalten, und als die Flut vorüber war, da war auch von unserer Hütte nichts mehr zu sehen. Im Forste auf dem Festlande hat man die Türe wiedergefunden, das war alles, was übrig geblieben war. Doch das war der kleinere Verlust, der sich EN ehe a rt mit Geld wieder ersetzen liess und ersetzt worden ist. Schmerzlicher berührte uns der Tod unseres braven Wärters, von dem ich bereits am Schlusse des letzten Jahresberichtes erzählte (Ornithologische Monats- schrift XXXIX, No. 1, S. 126). Es war ungemein schwierig, passenden Ersatz zu finden, aber dank der liebenswürdigen Bemühungen des 5 _ Herrn Baron v. Trautvetter ist uns auch dieses wieder gelungen. Zu unserer grossen Freude sahen wir bei unserer diesjährigen Anwesenheit im Schutzgebiete, mit welchem Eifer der neue Wärter, Wallmann, sein a 0 una Amt versieht. Die Schäden sind also, so gut es möglich war, aus gseglichen worden. = | E | Wir haben nun in diesem Jahre das Schutzgebiet eiwere indem wir auch den grossen Werder, den wir bisher der grossen Ausdehnung. wegen unberücksichtigt lassen mussten, in unsern Schutz mit einbezogen. Ermöglicht konnte das dadurch werden, dass der Vater des Pächters‘ auf dem grossen Werder, Herr Wilkens, gegen EntecälE die Aufsicht übernommen hat. Am 9. Juni fuhren Herr Börner, Kirsch und ich nach a "Langendorf zum diesjährigen Besuch der Werder. Die Aussichten waren aber recht trübe, denn am Morgen nach unserer Ankunft grollte der Donner und strömender Regen liess uns fast fürchten, dass unser Unter- | nehmen nicht nur von unten, sondern auch von oben eine richtige Wasserpartie werden würde. Wir haben aber bei unsern Ausflügen schon so oft Glück gehabt, dass wir nicht verzagten. Und richtig, gegen neun Uhr wurde es uns möglich, nachdem noch Herr Förster Mau angekommen war, nach den Inseln hinüberzusegeln. Der erste Besuch, galt der Lachmöwenkolonie. Auch hier hatte es zunächst ein Unglück gegeben. Durch hohen Wasserstand, der infolge von Nordostwinden eingetreten war, waren die niedrig gelegenen Nester in der grossen Kolonie fast alle überschwemmt worden und die Bier lagen und schwammen zu vielen Hunderten umher. Es war aber Glück im Un- glück dabei. Denn da der hohe Wasserstand zu Beginn der Brutzeit eintrat, schritten die Möwen gleich wieder zur neuen Brut. Diesmal aber legten sie gewitzigt ihre Nester durch Auftragen von Genist be- deutend höher an. An den von vornherein an höher gelegenen Stellen angelegten Nestern waren schon viele Junge ausgekommen, die von uns beringt wurden. Die Möwennester markieren wir nicht mehr, da der Nutzen der Markierung bei der übergrossen Zahl der Nester rn im Verhältnis zu der Arbeit steht. Wir schätzten die en nester in diesem Jahre auf ungefähr 2500 Stück. Ba, Von den von uns in grosser Zahl beringten Lachmöwen sind ı als erbeutet nach Rossitten gemeldet worden. Ausser den während des Beginns der Zugzeit in der engeren oder weiteren Umgebung erlegtei Möwen sind besonders die in England, Frankreich, Spanien, Portug: ET A BE Fe er a er 3 a N RE A a SM a Nr TR - ES ee re Der Anhaltische Bund für Vogelschutz (Sitz Cöthen). | 55, - und Italien erbeuteten interessant. Die meisten scheinen in Südfrankreich den Winter zu verbringen. Der Bestand der Sturmmöwen (Larus canus L.) ist unfähr derselbe geblieben (zirka 250 Paare). Sie brüten auf den Werdern nur einzeln _ oder in kleineren Kolonien. Die grossen Möwenarten sind während des Sommers nur seltene Gäste auf den Inseln, im Winter kommen sie hier häufiger vor. Wir sahen eine einzelne Mantelmöwe (ZLarus marinus L.) am Nordrande, Silbermöwen (Larus argentatus Brünnich) sahen wir überhaupt nicht (nur einige im Hafen von Stralsund). Die Zahl der Flußseeschwalben (Sierna hirundo L,) hat etwas zu- genommen, ebenso die der Zwergseeschwalben (Sierna minuta L.). Auf den srossen Sandflächen, die durch die Arbeit des Baggers entstanden sind, fanden wir bei unserem Besuch erst die Nestmulden mit nur wenigen Biern. Später hat der Wärter 23 Gelege hier festgestellt. Auf dem grossen Werder waren die Nester dagegen bereits belegt, wir fanden hier 30 Gelege. | Sehr befriedigend ist die Zunahme der Avosetten (Recurvirostra avosetta L). Am ersten Tage sahen wir nur zwei Stück, im Uferschlamm nach Nahrung suchend, und unser Freund Permien erzählte uns, dass der Nistplatz auf dem schwimmenden „Türss“, von dem ich im vorigen Jahre berichtete, mitsamt seiner schwankenden Unterlage durch die Sturmflut vernichtet worden sei. Dafür entdeckten wir aber nun eine neue Kolonie von 25 Nestern auf den Wiesen des höchsten Teiles der Inseln. Hier liefen auch schon mehrere der allerliebsten Dunenjungen im Grase umher, deren Schnäbelchen noch so ganz anders aussahen, als die langen, dünnen nach oben gebogenen Schnäbel der Alten. Wir haben fünf Stück beringt. Auf dem „Aufgeschütteten“, da wo die Zwergseeschwalben nisten, fanden wir am nächsten Tage noch fünf Avosettennester, und kurze Zeit nach unserer Abreise hatten sich diese nach Meldung des Wärters auf 27 vermehrt. Hier stehen sie teils in den Grasbülten, teils sind es nur Vertiefungen im trockenen Sande, aber immer mit etwas trockenem, gebleichtem Seetang ausgelegt. Auf dem grossen Werder fanden wir noch sechs Nester, also im ganzen 58 Avosettengelege. Die meisten Nester haben vier Eier, doch fanden wir auch solche mit nur drei. Wenn wir also annehmen, dass aus 56 paul Goktechalk: Der Anhaltische Bund für Vogelschutz (Sitz Gin jedem Neste drei Junge auskommen, so macht das 174, mit den 116 Alten also einen Schwarm von zirka: 300 Avosetten, die im Herbst ‚nach dem Süden ziehen. | Zahlreich waren die Rotschenkel (Tofanus fotanus L.), dahingegen zeigten die Kampfhähne (Tofanus pugnax L.) eine geringe Abnahme. Trotzdem war der Hauptkampfplatz noch immer gut und lebhaft besucht und fesselte uns lange auf unserm versteckten Beobachtungsposten. In grosser Zahl standen überall die Austernfischer (F/aematopus ostra- legus L.) im seichten Wasser, während die Kiebitze (Vanellus vanellus L.) sich mehr auf den auf dem Festlande gelegenen Wiesen mit Alpen- strandläufiern (Tringa alpina Schinzi Brehm) tummelten. Von letzteren fanden wir aber auch noch Nester und Junge auf den Inseln. Vom grossen Brachvogel, der zur Zugzeit sehr häufig auftritt, sahen wir nur ein Stück, aber überall rannten die hübschen Sand-, seltener die See- regenpfeiler (Charadrius hiaticula L. und Charadrius alexandrinus L,) über den feuchten Sand des Strandes. Auch zwei Kiebitzregenpfeifer (Squatarola sguatarola L,) konnten wir zu unserer Freude beobachten. Von der Wasserralle (Rallus aguaticus L,) fanden wir zwei Nester, eins mit einem Ei, das andere mit elf Eiern. Die Enten hatten teils noch Eier, teils führten sie ihre Jungen und suchten sie mit ängstlichem Locken vor uns zu verbergen. Meister- haft gelang dies einer Grabgans (Tadorna tadorna L.). Trotzdem Sie uns in nächster Nähe stetig umkreiste und warnte, gelang es uns nicht, die Jungen, nach denen wir eifrig suchten, zu entdecken. Am folgenden Tage fanden wir an anderer Stelle, auf dem grossen Werder, ein totes Dunenjunges. Auch von Stock-, Löffel- und Spiessenten (Anas boschas, Spatula clypeata, Anas acuta) fanden wir eine ganze Anzahl Gelege und fingen verschiedene Dunenjunge zum Beringen ein. Eine genaue Zählung der Nester konnte in diesem Jahre nicht durchgeführt werden, ‚da der neue Wärter erst eingearbeitet werden musste. Gänse und Schwäne, erstere weit scheuer, sich immer draussen auf See aufhaltend, letzere in Trupps von fünf, zehn oder zwölf Stück in Reihen vorüberfliegend oder schwimmend, waren in grosser Menge vorhanden, ebenso standen viele Reiher am Strande im Wasser. Auf den Wiesen und Feldern auf dem Festlande trieb sich eine grosse Kranichherde, ungefähr 90 Stück, umher, die auf den Inseln nächtigten. 2 Ackerbesitzer waren nicht gut auf sie zu sprechen. "Mehrmals beobachteten wir Pärchen vom mittleren Säger (Mergus serrator L.,), er brütet auf dem grossen Werder, wir fanden diesmal aber k eine Gelege. | _ Die Kleinvogelwelt ist eigentlich nur spärlich auf den Inseln ver- reten, da ja die Oertlichkeit vielen keine Nistgelegenheit bietet, denn e. und Sträucher gibt es hier nicht. Erdbrüter aber und solche e im Schilfe bauen, also Lerchen und Bachstelzen sowie die Rohr- nger (Drossel- und Schilfrohrsänger) und Rohrammern, sind allent- lben zu sehen. Vogelwarte Hiddensoe-Süd. Jahresbericht 1914 von Prof. Hübner in Stralsund. Die Insel Hiddensoe ist in ihrer ganzen Längenausdehnung von fast zwanzig Kilometer vorwiegend im Besitze der Stadt Stralsund, d zwar des Klosters zum Heiligen Geist. Mit den am Johannis- min 1914 beginnenden neuen Pachtperioden aller städtischen ndereien auf der Insel ist auch die Organisation der Vogelwarte ddensoe-Süd, welche von dem Bunde für Vogelschutz, Sitz Stuttgart, und dem Stralsunder Ornithologischen Verein einheitlich verwaltet wird, ihrer endgültigen und gesicherten Gestaltung emporgeführt worden. e Königliche Regierung zu Stralsund und das Kloster zum Heiligen Geist in Stralsund unterstützen die Natur- und Vogelschutzbestrebungen serer Vogelwarte Hiddensoe-Süd in dankenswerter Weise, welche sich _ nderheit auf folgende Brutkolonien und Schutzreservate erstrecken: insel, Neuendorfer Pachtwiesen, Gemeindebezirk Neuendorf-Plogs- gen, Gänsewerder und Südgellen mit einem Flächeninhalt von fast 00 Magdeburger Morgen, wozu noch das von der Königl. Regierung ter Schutz gehaltene Gebiet der Ostsee-Dünen mit Vorstrand, Strand- f r-Gürtel und Dünenbepilanzung in einer Grösse von rund zwei- dert Magdeburger Morgen als unantastbare Freistätte für die Vogel- welt hinzutritt. An Schutzpacht werden jährlich 535 Mark an die verschiedenen städtischen Klosterpächter und an die Gemeinde Neuen- dorf-Plogshagen bezahlt, dazu kommen noch die recht ansehnlichen einfriedigungen, für Vogelschutzeinrichtungen und ornithologische Natu r aufnahmen, welche der Bund für Vogelschutz, Sitz Stuttgart, in so reichem Maße hergibt, eine Schutzarbeit am rechten Platze, ‚denn Hiddensoe-Süd hat unter allen deutschen Strandinseln die reichhaltigste und interessanteste Vogelbesiedelung aufzuweisen. Die allgemeine Geschäftsführung, der Verkehr mit den zuständigen Behörden und die - Durchführung des ornithologischen Beobachtungswesens und der Brut- statistik wird von dem Stralsunder Obmann und Vorsitzendem des Stralsunder Ornithologischen Vereins, Prof. Hübner, besorgt. Der Ver. 5 treter des Stuttgarter Bundes für Vogelschutz, Herr Brechenmacher, ; ist Vorsteher der Vogelwarte Hiddensoe-Süd mit dem Sitz in Neuen- dorf-Plogshagen; ihm ist die Hauptaufsicht im ganzen Schutzgebie t und die Kontrolle des Fremdenverkehres bei Besichtigung von Brut- kolonien, Nistplätzen und Raststationen unterstellt. Dazu ‘treten als wirksame Ortsaufseher noch der Oberjäger Mittag vom Pommerschen Jägerbataillon, den der Ornithologische Verein Stralsund für die Fähr inseln und das Neuendorfer Pachtweideland eingesetzt hatte, Her: Vogelgesang, der Photograph des Stuttgarter Bundes, für die Aufsie 1t beim Gänsewerder und au! dem Südgellen, und der Königliche Dünen- aufseher Herr Lange für das unsere Vogelwarte nach der freien Ostsee hin abgrenzende Dünengebiet der Königlichen Regierung zu Stralsund hinzu. Da die Insel Hiddensoe starken und zunehmenden Sommer verkehr hat, musste der Besuch der Brutkolonien und Nistplätze, wenn ein dauernder Erfolg für den Schutz der Ostsee-Strandvögel erzielt werden soll, unbedingt unter Kontrolle der Vogelwarte Hiddensoe-Süc genommen werden. Plakat-Bekanntmachungen, die in Stralsunde Hotels, auf den Dampfschiffen und in allen Ortschaften auf Hiddensoe veröffentlicht wurden, enthalten die näheren Bestimmungen. Der Besuch der Vogelwarte Hiddensoe-Süd ist von dem Besitz eines be sonderen Erlaubnisscheines, wie es bei der Besichtigung von Natur denkmälern und besonderen Geländeformationen allgemein üblich ist, abhängig gemacht worden. E- | Der Bund für Vogelschutz, Sitz Stuttgart, errichtete die | Schutzhütte, die namentlich auch für die photographischen Natur a mn namen aufnahmen eingerichtet ist, dem Gänsewerder gegenüber. Sie blieb von den Hochwassern unberührt und hat den gewaltigen Nordwest- orkan, der am 28. September 1914 über unsere Östseeküsten dahin- brauste, erfolgreich widerstanden. Bald wird der Bund für Vogelschutz ein zweites stattliches Haus auf dem Südgellen errichten, das namentlich auch dem ornithologischen Beobachtungswesen dienen soll. Für die Fährinsel hat der Ornithologische Verein die Errichtung einer Schutz- hütte beschlossen. Grössere Wiederherstellungsarbeiten musste der Stuttgarter Bund auf dem Südgellen und der Ornithologische Verein Stralsund auf der Fährinsel an den durch winterliche Sturmfluten beschädigten Schutzzäunen vornehmen lassen. Wegen der Kriegslage konnte der Stralsunder Verein die tür Herbst 1914 vorgesehene voll- ständige Einfriedigung der Fährinsel-Brutkolonien nicht zur Ausführung bringen. Die meteorologischen Verhältnisse waren im Jahre 1914 recht ungünstig für Hiddensoe. Ende Dezember 1913 kam die erste, Anfang Januar 1914 eine zweite sehr schwere Sturmilut, welche fast das ganze Siidland unter Wasser setzten, die Dünen fortrissen, die Strandniede- rungen auswuschen und versandeten und die Küstenzüge gründlich veränderten, worunter verschiedene Brutplätze stark zu leiden hatten. Ein warmer, sonniger Februar und März liessen die Sommerbrutvögel früher zuwandern und auch früher wie sonst in das Brutgeschäft ein- treten. Mitten in die blühendste Brutsaison fielen dann Hochwasser- _ Ueberschwemmungen ein, welche in den Tagen vom 27. bis 28. Mai und vom 8. bis 9. Juni weithin alle Flachlandsgebiete überfluteten, viele Nester und Eigelege vernichteten und die Brutvögel zur Annahme neuer . Brutplätze zwangen, wobei sie auffallend wenig Selbstschutz entwickelten und mit Vorliebe Flachstrand auf Hiddensoe und den benachbarten kleinen Inseln oder den durch die winterlichen Sturmfluten geschaffenen Neustrand annahmen, so dass sie von der eben entronnenen Brutgefahr in neue Gefahrenzonen hineingingen und die Brutzeit wesentlich ver- längert wurde. Trotzdem sind von allen Vogelarten doch noch günstige Brutresultate erzielt worden. Das bewirkte vor allen Dingen die reiche - Besiedlung mit Sommervögeln, reich an Zahl und reich an der Ver- ‚schiedenheit der Arten. Mitte Mai betrug die Zahl der Sommerbrut- 23 6025 Prof. Hübner: Jahresbericht 1914 der Vogelwarte Hiddensoe-Süd. u -vögel auf dem gesamten Gebiete der Vogelwarte rund 2000 Stück, wobei keine einzige Art aus dem Bereiche der seltenen, in früheren Berichten im einzelnen aufgeführten Charaktervögel für Hiddensoe fehlte. Ein herrlicher, ungeahnter Erfolg des Vogelschutzes auf Hiddensoe- Süd, der in wenigen Jahren die durch Eiersuche und Nestraub, durch blöde Schiesserei und Trophäensucht fast völlig ausgerottete Vogelwelt neu und in beispielslosem Artenreichtum erstehen liess. Möwen- und Entenarten verschoben unter dem Einfluss der Witterungs- und Flut- verhältnisse ihre Brutreviere mehr wie in früheren Jahren. Neu als Brutvogel wurde der Seeregenpfeifer auf dem Gänsewerder, die Spiess- ente bei Neuendorf, die Brandente auf der Fährinsel und das Müllerchen beim Neuendorfer Durchbruch festgestellt. Familien mit kaum ent- wickelten Jungvögeln wurden früh im Sommer sowohl vom Sanderling wie auch vom Flussregenpfeifer beobachtet, so dass sie mit grosser Wahrscheinlichkeit als Brutvögel für Hiddensoe anzusprechen sind. Gute Erfolge wurden auch mit Nummerhölzern, wie sie in gärtnerischen Betrieben gebräuchlich sind, bei der N estmarkierung erzielt; die kleinen Hölzchen gestatten leichthin die Nestkontrolle, ohne fremden Eindring- lingen das Nest zu verraten. Die ständige Aufsicht auf der Fährinsel durch den Oberjäger Mittag stellte die Ursachen der Gefährdung der dortigen Brutvögel einwandsfrei fest. Die bekannten Nesträuber, die Nebelkrähen, kamen von Rügen und von Wittow; es gelang die schlimmsten unter ihnen durch Fang zu vernichten. Weidende Schafe stiessen beim Vorwärtsgehen die Eier mit den Vorderfüssen aus den Nestern, und können dadurch mancherlei Schaden herbeiführen. Von Raubvögeln kam zweimal ein Wanderfalk von weither gestrichen und schlug gelegentlich einen alten Brutvogel. Sperber machten häufiger die Hiddensoer Brutkolonien unsicher, ihr An- und Abstrich erfolgte in der Richtung auf das waldbedeckte Hochland vom Kloster und Nest- räuber in Menschengestalt machten sich in zwei Nächten an den Eiern der Sturmmöwen-Kolonie zu schaffen. Der sonderbarste und über- raschendste Nesträuber war ein alter Igel, der aus allgemeinen faunistischen Gründen überhaupt nicht auf der Fährinsel existieren kann: er war dort unzweifelhaft von freundlichen Gönnern ausgesetzt und verursachte durch seine nächtlichen Nestrevisionen und durch ne Jahresbericht 1914 über das Vogelschutzgebiet Hiddensoe. 61 seinen Eierschmaus, die einzige Nahrung, welche ihm auf dem kiesigen - Heideboden zur Verfügung stand, laute Aufruhrszenen während der Nachtstunden in der Brutkolonie. Fast ohne jede Gefährdung konnten indessen die zahlreichen und verschiedenen Entenarten im Schutz der dichten Wacholderbüsche und die grosse Lachmöwenkolonie in den Seggenkufen des Neuendorfer Pachtlandes ihr Brutgeschäft besorgen. Durch den Ausbruch des Krieges hörte fast jede Verbindung mit = Hiddensoe auf. Alle Fremden verliessen eilends die Insel, und auch ‚Herr Brechenmacher musste seinen Posten im August aufgeben. Mit- glieder des Stralsunder Vereins brachten das Inventarium der Stuttgarter Schutzhütte in Sicherheit und besuchten noch gelegentlich das Hiddens- over Schutzgebiet. Zahlreich waren im Sommer 1914 die namentlich im Kulitzer Bodden rastenden wilden Höckerschwäne:; es hatten sich dort an 1000 alte Vögel zusammengeschlagen. Von ihnen machte ein Paar einen Nistversuch auf dem Neuendorfer Pachtgebiet. Nicht un- ‚erwähnt mag bleiben, dass der überaus seltene schmalschnäbelige Wasser- treter, den wir im Sommer 1913 bereits auf einem Tümpel des Südlandes feststellen konnten, auch 1914 von Herrn Brechenmacher im Neuendorfer Gebiet wieder angetroffen wurde. Jahresbericht 1914 über das Vogelschutzgebiet Hiddensoe, erstattet vom Natur- und Heimatschutzbund Hiddensoe, Ortsgruppe des Internationalen Bundes für Vogelschutz. Für den Teil unserer Insel, (der von uns im Auftrage des Inter- nationalen Bundes für Vogelschutz bearbeitet wird, ist für dieses Jahr durchweg Gutes zu berichten. Die Witterungsverhältnisse waren be- sonders in der ersten Hälfte der Brutperiode sehr günstig, so dass die frühbrütenden Arten das Brutgeschäft im allgemeinen ungestört zu Ende _ führen konnten. Ende Mai und Anfang Juni wurden dann allerdings die niedriger gelegenen Teile der Insel durch heftige Ostwinde wiederholt - unter Wasser gesetzt. Auf unserem Gebiete war die Brutzeit aber schon ziemlich beendet, und da die Fluten den kleinen Binnensee, die - Dunt, auf dem die Lachmöwen in diesem Jahre ihr Quartier auf- s geschlagen hatten, nicht erreichten, so haben wir eigentlich nur den Verlust von vereinzelten Gelegen des Kampfhahns zu beklagen. 62 Jahresbericht 1914 über das Vogelschutzgebiet Hiddensoe. Die grössere Zahl der frühbrütenden Kiebitze, Rotschenkel und Schinz’s Alpenstrandläuler war in diesem Frühjahre Ver- hältnismässig früh zurückgekehrt. Die Vögel fanden einen ziemlich orossen Teil ihres Brutgebietes auf den Wiesen südlich von Vitte noch _ überflutet vor. (Das Wasser, das hier keinen genügenden Abfluss nach den Binnengewässern hat, stand hier noch seit den grossen Sturmfluten des verflossenen Winters.) Nichtsdestoweniger wurde das _ Brutgeschäft von diesen Arten bald aufgenommen. Die Vögel be- siedelten zunächst die höher gelegenen Teile der Wiesen, und es wurden zu Anfang der Brutzeit besonders auch in der angrenzenden Heide ziemlich viel Gelege vom Kiebitz gefunden. Selbst der Rot- schenkel hatte ganz gegen seine sonstige Gewohnheit Nester in der Heide angelegt, was hier sonst noch nicht beobachtet wurde. Schinz’s Alpenstrandläufer zeigte dagegen nicht die gleiche Anpassungs- fähigkeit. Ein grösserer Teil dieser Art ist jedenfalls weiter gezogen, weshalb auch die Anzahl der Gelege der vorigen Jahre in diesem Jahre nicht erreicht wurde. Der Kiebitz war noch in klar Jahre so zahlreich vertreten wie in diesem Jahre. Man könnte fast von Brutkolonien reden, so dicht wurden die einzelnen Gelege beieimander ‚gefunden. Es konnte die erfreuliche Beobachtung gemacht werden, dass die Gelege fast sämtlich glücklich ausgebrütet wurden. Wir haben infolgedessen in diesem Jahre eine allen grosse Anzahl junger Kiebitze beringt. Zahlreicher wie sonst war auch der Rotschenkel in diesem Jahre als Brutvogel vorhanden. Diese Tatsache kann auch als Erfole der nun im vierten Jahre durchgeführten Schutzmassregeln angesehen werden. Mit dem Kiebitz gibt auch der Rotschenkel den Vitter a ein charakteristisches Gepräge. Der Kampfhahn fand bei der Ankunft sein Brutgebiet noch überschwemmt vor. Es wurden zunächst grössere Gesellschaften von 20 bis 30 Vögeln verschiedentlich beobachtet. Nach der Zahl der gefundenen Gelege scheinen aber nicht alle auf unserer Insel zur Brut geschritten zu sein, was seinen Grund darin haben kann, dass der Kampfhahn stets dasselbe engumgrenzte Gebiet zum Brüten benutzt. da dieses zum Teil überschwemmt war, so ist ein Teil der Vögel eiter gezogen. (Es mag hier erwähnt werden, dass die Gelege des pfhahns sehr schwer zu finden sind und dass wir davon abgekommen ‚in jedem Jahre alle Gelege sämtlicher vorkommenden Arten genau zählen. Ein fortdauerndes Suchen der auf dem ausgedehnten Gebiet reuten Nester beansprucht viel Zeit und bringt immer eine Störung Brutvögel mit sich, Wir werden deshalb von jetzt ab nur alle i oder fünf Jahre eine genaue Statistik der Brutergebnisse auf erem Gebiete liefern.) | 5 Die Zahl der Austernfischer und Halsbandregenpfeifer, je in diesem Jahre auf unserem Gebiet zur Brut geschritten sind, hat her eine Steigerung als eine Verminderung erfahren. Ganz zufällig aben wir eine grössere Anzahl von Gelegen des Halsbandregen- feifers, die über die ganze Insel verstreut zu finden sind, gefunden eine erhebliche Anzahl Jungvögel beringt. Von den Gelegen des ısternfischers sind leider auch einige den Krähen zum Opfer gerüstet hatte. Mehr als 200 Gelege der Lachmöwe konnten fest- ellt werden und mehrere Hundert Jungvögel sind von uns beringt Sehr erfreulich ist es, dass auch die Sturmmöwe sich dings. in unserem Schutzgebiet angesiedelt hat. Sie wurde als vogel auf der Spitze der Halbinsel Bessin und auch auf der Weide chen Vitte und Kloster beobachtet. An beiden Stellen sind in den früheren Jahren Gelege dieser Möwe nicht gefunden worden. Es liegt Grund zu der Annahme vor, dass diese hier festgestellten Brutvögel in der in der Nähe liegenden Fährinsel stammen, auf der die Sturm- wenkolonie von Jahr zu Jahr rapide zurückgeht. Das Terrain der en neuen Brutplätze kann als sehr geeignet für die Sturmmöwe sehen werden und es bleibt abzuwarten, ob sie hier zu einem ndigen und häufigeren Gast wird. 64 Jahresbericht 1914 über das Vogelschutzgebiet Hiddensoe. Fast alle Ornithologen, die unsere Insel besuchen, sprechen ihre Verwunderung darüber aus, dass die Halbinsel Bessin, die durch ihre 1 Lage und Bodenbeschaffenheit als Brutplatz für Seevögel besonders geeignet erscheint, als Brutgebiet eine solch geringe Bedeutung hat. Nach den Aussagen der älteren Insulaner haben allerdings früher, Sl sonders auf der Spitze des Bessins, sehr viele Vögel und besonders | auch Möwen genistet. Durch Bierräubereien sind sie dann aber | später vertrieben worden. Es ist deshalb besonders erfreulich, dass sich in diesem Jahre seit langer Zeit wieder die Sturmmöwen (und auch vereinzelte Lachmöwen) als Brutvögel eingestellt haben. Noch mehr zu begrüssen ist es aber, dass wir auf der Spitze des Bessins neben verschiedenen Gelegen des Halsbandregenpfeifers einige Nester der Zwergseeschwalbe mit Sicherheit feststellen konnten. Der etwas kiesige Sandboden ist als Brutplatz für diesen Vogel allerdings wie geschaffen, und das berechtigt zu der Hoffnung, dass $ich die immer seltener werdende Sierna minuta hier wieder einbürgert. | Von den für unsere Insel als Brutvögel in Betracht kommenden. Entenarten waren auch in diesem Jahre wieder Anas boschas, Spatula clypeata, Anas acuta und Anas crecca zur Brutzeit sehr zahlreich ver treten. Die Anzahl der Gelege übertraf noch die schon sehr günstigen Resultate des Vorjahres. Sehr viele Jungvögel von der Brandgans wurden hier 1 obachtet. Die Nester sind in dem undurchdringlichen Dornengestrüppe des Altbessins allerdings nicht festzustellen gewesen, obwohl die aus- getretenen Pfade durch den losen Sand deutlich genug den Zugang zum Brutplatze bezeichneten. | Wir lassen hier noch einen kurzen Bericht über die in der Nähe von Hiddensoe gelegenen neuesten Schutzgebiete des Internationalen Bundes für Vogelschutz folgen. Dass es an unseren Küsten noch Brut- stätten gibt, die selbst den einheimischen Ornithologen und Vogel- schützlern gänzlich unbekannt sind, beweisen die Inseln Liebes und Währens zwischen Ummanz und Rügen und die gegenüber der Süd- spitze des Gellens gelegene Heuwiese. E | Das ornithologisch wertvollere Gebiet ist ohne Frage 1 Heuwiese, eine etwa 15—20 ha grosse Insel. Auf diesem einsamen, unbewohnten “ . Ei + Mn hr 1914 über das Vogelschutzgebiet Hiddensoe. 65 Eiland ist ein bemerkenswerter Artenreichtum an Brut- vögeln vorhanden. Wir beobachteten neben vereinzelten Kiebitzen eine grössere Anzahl Rotschenkel und Alpenstrandläufer In verhältnismässig grosser Zahl (20 bis 30 Paaren) war der Kamp/f- _hahn vorhanden. Dazu Halsbandregenpfeifer und Austern- fischer. Von Möwen kommen als Brutvögel die Sturmmöwe und die Lachmöwe vor. Vorherrschend ist als Brutvogel dann die Fluß- _ seeschwalbe, von der in diesem Jahre an 150 Paare hier gebrütet haben. Ferner wurden als brütend festgestellt: Märzente, Spiess- ente und auch der mittlere Säger. Sierna minuta wurde beobachtet, Nester allerdings nicht gefunden. Ornithologisch wertvoll ist dann besonders das Vorkommen des Steinwälzers. Bei den kurzen Besuchen ist ein vollzähliges Gelege 2 ‚desselben freilich nicht gefunden, aber eine von der Heuwiese mit- TH nenn ET N IT a genommene Eierschale, die dem Zoologischen Museum in Berlin zur Bestimmung eingesandt worden war, ist dort zweifelsfrei als Ei des - Steinwälzers festgestellt! | Ein wirksamer Schutz dieses schönen Gebietes ist deshalb besonders ERORENN RU 3 notwendig, weil die Heuwiese in der Brutzeit fast täglich durch Stral- : sunder Fischer, denen der Eierreichtum dieser Insel sehr wohl bekannt £ ist, heimgesucht wird. Am vorteilhaftesten wäre vielleicht die e- Stationierung eines Wärters auf einem Wachboot, das in der Nähe der 3 Insel verankert werden könnte. Es ist zunächst schon für die nächste 5 ; Brutperiode die Erbauung einer Winterhütte auf der Insel be- 3 schlossen. Die Inseln Liebes und Währens, zwischen der Insel Ummanz und Rügen, bilden jedenfalls das grösste Brutgebiet der Sturmmöwe in den vorpommersch-rügenschen Gewässern. Mit 500 bis 600 Brut- _ paaren ist die Zahl eher zu niedrig als zu hoch angegeben. Ferner brüten hier in Kolonien die Lachmöwen und die Flußseeschwalben und dann sehr viele Enten und auch die Grabgans. Die beiden Inseln, die zusammen die Grösse der Heuwiese erreichen, sind für die Möwen ein geradezu ideales Brutgelände. Sie sind im allgemeinen so hoch, dass die im Frühjahr immer wieder vorkommenden Fluten die Gelege nicht gefährden können. | a Pe RER EEE, TB RE ERBEN SUR ELE SoBan MP SPEER, 66. Friedrich Peckelhoff: Die Vogelsiedlung auf dem Priwall. > 3 Die Vogelsiedlung auf dem Priwall. Von Friedrich Peckelhoff in Lübeck. Mein heutiger Bericht ist kurz, leider. Ein Schreck fuhr mir durch die Glieder, als ich las: der Lübeckische Staat verhandelt mit der und der Gesellschaft über das Priwallgelände zwecks Gründung . einer Flugzeugwerft. Es ist Wahrheit geworden. Gerade das Gebiet der Vogelsiedlung ist dazu ausersehen. Heute sind dort Hallen gebaut. Eine Fliegerschule befindet sich dort. Propeller schnurren, wo sonst der Möwenschrei erscholl. Flugzeuge erheben sich oder landen, wo | sonst der Kiebitz wuchtelnden Fluges gaukelte, der Rotschenkel seine Brutstätte im Gleitfluge umkreiste. Die Vogelsiedlung ist dahin? Hier | muss ich ein Fragezeichen machen. | 5 Für die Begrasung der weiten Fläche musste ich den Grassamen liefern und so zuweilen das Gelände betreten. Ich tat es blutenden Herzens. Hunderte von Arbeitern ebneten den Platz ein. Kiebitze und Rotschenkel schrieen erzürnt über ihren Köpfen, bauten ihr Nest, legten ihr Ei, um beides schon am nächsten Tage verschwunden zu sehen. Hier und: da blieb einmal ein Nest verschont, zwei, drei Eier lagen schon darin, dann waren auch sie plötzlich verschwunden. „Schmeckt sich serr gutt.*“ Meine Besuche dort waren keine Feiertage mehr, und als mich nichts mehr dahin zwang, mied ich den Platz wie Gift. Sommer war es schon, als ich mit dem Dampfer die Trave hinabfuhr und am Priwall vorbei. In der Luft surrten in eleganten Windungen zwei riesige Tauben, nahe über dem Wasser flogen die kleinen zierlichen Zwergseeschwalben dahin, stürzten sich in die Flut und trugen die erbeutete (rarnele oder das Fischehen landeinwärts. Am Strande liefen ein paar Alpenstrandläufer mit ihren vier Jungen dahin. Der Dampfer legte an, da eilte ich schon nach einem Boot, und eine halbe Stunde später betrat ich schon das allerdings verbotene Gelände. Ich bin nicht weit in das Gelände hineingegangen, begnügte mich mit dem Absuchen eines Uferstreifens, denn schon sah ich, dass man mit den Gläsern vom Schuppen her mein Tun verfolgte. Der an der Trave angrenzende Teil des Geländes ist nur wenig eingeebnet, er eignet sich wenig zu Aufstieg und Landung, wird von den Fliegern wohl kaum betreten und ist dem Publikum verboten. Also bestes Schutzgebiet. Ich sah - Dr. Fr. Lindner: Ornithologische Beobachtungen auf Hiddensoe 1914. 67 viele Rotschenkel und Kiebitze, darunter viele junge, schon flugfähige Vögel. Von der Zwergseeschwalbe sah ich junge Vögel nicht, wagte - mich auch nicht zu den eigentlichen Brutplätzen hin; warum auch _ mehr verraten, als nötig. Dass die alten Vögel Futter forttrugen, genügte mir. Ich zählte 18 bis 20 Paare dieser Vögel. Alpenstrand- a läufer sah ich ebenfalls mehrere Familien, dagegen nur zwei Austern- - fischer. Ein Wiesenpieper strich vor mir auf und Lerchen schienen sich hier heimatsberechtigt zu halten. Ich jubelte. Ja, der Vogel verteidigt seine Heimat ebenso tapfer, wie der Deutsche sein Vaterland, und beiden wird endlicher Sieg. Wenn der grosse Krieg bis zur nächsten Brutzeit beendet ist, ich hoffe es fest, dann werde ich auch hoffentlich das Recht zum Betreten des Geländes mir erwirken können. Dann wird der nächste Bericht ausführlicher sein. Ornithologische Beobachtungen auf Hiddensoe im Jahre 1914. Von Dr. Fr. Lindner in Quedlinburg. Gegen meine ursprüngliche Absicht, diesmal erst zur Zugzeit (im August und September) auf Hiddensoe zu weilen, brachten es besondere _ unvorhergesehene Umstände mit sich, dass ich in diesem Jahre Anfang Juli nach Hiddensoe kam, zum ersten Male mit Frau und drei Kindern. Für blosse Sommerfrischler, Badegäste, Erholungsuchende ist der Juli ja die beliebteste Jahreszeit und für die meisten Schulen der Ferien- _ monat. So war denn auch in diesem Jahre Hiddensoe im Juli von _ Fremden geradezu überfüllt. Für den Ornithologen ist der Juli eine & stille, weniger interessante. Zeit. Das Brutgeschäft der heimischen — Vögel ist so gut wie ganz beendigt. Der Zug beginnt erst Ende des "Monats für einige wenige Arten. Die meisten Vögel sind durch Auf- - zucht und Führung ihrer Jungen, durch den mehr oder weniger all- mählich erfolgenden Federwechsel, der manche Arten, z. B. die Gänse, E vorübergehend bis zur völligen Flugunfähigkeit bringt, so in Anspruch 2 genommen, dass sie die in Laut, Bewegung, Balzspiel und ähnlichen Ausdrücken gesteigerten Lebensgefühls oder seelischer Spannungen * sich kundtuenden, den Beobachter fesselnden Lebensbetätigungen, wie = + wi Bu I sie kurz vor und während der Brutzeit und in anderer Weise dann 68 | Dr. Fr. Lindner: | ‚auch zur Zugzeit auftreten, vermissen lassen und mehr still und zurück- gezogen leben. Deswegen habe ich bisher auch noch nie im Juli Urlaub zu grösseren ornithologischen Reisen genommen. Diesmal zwang: mich das nicht unbedenkliche Halsleiden dazu, das mich schon bei der Generalversammlung des Deutschen Vereins zum Schutze der Vogelwelt im Juni zu meinem schmerzlichen Bedauern gezwungen hatte, den zugesagten Vortrag über meine vorjährige dreissigtägige Forschungsreise durch Irland von einem anderen Herrn verlesen zu lassen und von der angekündigten Tierschutzpredigt Abstand zu nehmen. Wochenlang war mir von den Aerzten jedes Sprechen streng untersagt. Da kam ich mir wie lebendig begraben vor; und auf Hiddensoe im täglichen Beisammensein mit lieben ornithologischen Freunden — da konnte ich beim besten Willen nicht mehr den Schnabel halten. Und es ist trotzdem nicht schlimmer, sondern unter dem heilenden Einflusse der Seeluft besser geworden mit dem erkrankten Stimmbande. — Bei frischem Nord und klarem Himmel dampften wir nach im „Ferienzug“ durchfahrener Nacht am 4. Juli von Stralsund mit dem „Falken“ nord- wärts dem geliebten Hiddensoe zu. Wer als Ornithologe jemals auf Hiddensoe geweilt hat, kann es ohne weiteres verstehen, welche wunder- bare Anziehungskraft diese so eigenartige, reizvolle Insel besonders auf den Vogelfreund ausübt. Ich kenne. im weiten deutschen Vaterlande so manche ornithologisch interessante Stelle; ich habe vor 25 Jahren den Vogelreichtum und die hohe Bedeutung der Kurischen Nehrung als Vogelzugstrasse entdeckt und durch Bekanntmachung: meiner Ent- deckung und Beobachtungen die erste Anregung zur Gründung der Vogelwarte Rossitten gegeben: ich bin jedoch zu der Ueberzeugung gelangt, dass Hiddensoe an ornithologischer Bedeutung selbst Rossitten noch übertrifft, wenn auch das Phänomen des Massenzuges auf der Kurischen Nehrung viel gewaltiger stattfindet als auf Hiddensoe, dessen geographische Lage aber vor Rossitten das voraus hat, dass hier auf Hiddensoe östliche und westliche Formen zu beobachten sind, während letztere in Rossitten nicht oder nur als seltene Ausnahmeerscheinungen zu erwarten sind. = Auf unserer Hinfahrt von Stralsund nach Vitte am 4. ‚Juli sah ich ausser einzelnen Sturmmöwen und Flußseeschwalben auf einem der 69 Reusenpfähle östlich vom Südende des „Gellen“ (so heisst das südliche Drittel Hiddensoes) einen Kormoran (Phalacrocorax carbo [L.]) sitzen. In - Deutschland hat dieser interessante Vogel, von dem ich manche Brut- ; kolonie auf Felsenriffen Irlands gesehen habe, jetzt wohl nur noch eine staatlich und privatim geschützte kleine Brutkolonie in Westpreussen. - An der See sollte man diesen stattlichen Vögeln doch einige ungestörte - Brutkolonieen gönnen, da ihre allerdings nicht geringe Gefrässigkeit dem unerschöpflichen Fischreichtum des Meeres doch keinen für den _ Menschen fühlbaren Abbruch tut. Es gibt doch noch andere und höhere Interessen in der Welt, als die materiellen Vorteile der Fischerei- interessenten. Vielleicht bringt der grosse Erzieher, der Krieg, auch in bezug auf die ethisch-ästhetische Wertung der Natur eine sehr zu wünschende Umstimmung in unserem ideal veranlagten und doch leider so in engherzigen Materialismus und Ichsucht gesunkenen Volke hervor. Der bisher fast ausschliesslich angewandte und ausschlaggebende - Gesichtspunkt des blossen materiellen Nutzens oder Schadens der Natur- wesen für den Menschen muss als kleinlich, philisterhaft, des Deutschen unwürdig aufgegeben werden und einem grossherzigeren und weiterblicken- ‚den Verhalten des Menschen zur Natur weichen! — Auf der weiteren Fahrt | nach Vitte sah ich mehrere einzelne Grabgänse (Tadorna tadorna /[L.]) und mittlere Säger (Mergus serrator L.) fliegen. Die vielen wilden Schwäne — meist Höckerschwäne — die ohne zur Brut zu schreiten zu Hunderten sich an flachen Stellen des südlichen Binnenwassers zwischen Hiddensoe und Rügen alljährlich aufhalten, waren diesmal nicht wie gewöhnlich auf den „Scharen“ (d. h. kaum mit Wasser - bedeckten weit ausgedehnten flachen Sandbänken) südöstlich vom Gellen, ‘sondern weit östlich von der Fahrrinne auf Rügenscher Seite in der Nähe der „Heuwiese“, der in einer Entfernung von 1,6 km der Süd- _ spitze der Insel Ummanz vorgelagerten kleinen, flachen, unbewohnten, ‚als Viehweide und Heuwiese benutzten etwa 18 ha grossen Insel, von - deren ornithologischer Bedeutung künftig noch oft die Rede sein wird. . Als trauliche und zutrauliche Begleiter folgten schwebend einige Sturm- _ möwen (Larus canus) im schmucken Alterskleid dem Dampfer „Falke“: dann und wann, wenn sie etwas für sie Geniessbares, wie Semmel- _ brocken, die ihnen die Fahrgäste vom Heck aus zuwarfen, auf den 70 ee _ De kr Lodner Wellen eräugten, schossen sie hernieder, tauchten aber nur mit den = herabgestreckten Füssen und mit dem die Nahrung aufnehmenden Schnabel ins Wasser ein. — Nach dem Gottesdienst am 5. Juli berichtete Herr P. Gustavs in Kloster, der neben seinen gelehrten assyriologischen Studien auch Ornithologie und Imkerei treibt, dass in diesem Frühjahre ein grünfüssiges Teichhuhn (Gallinula chloropus [L.]) etwa vier Wochen. lang auf seinem kleinem Gartenteiche sich aufgehalten habe. Am . Nachmittage jenes ersten Julisonntages sah ich am „Dunt“ viele junge, schon flugfähige Lachmöwen auf dem freien Wasser und am Ufer auf den nassen Wiesen ein Paar Austernfischer (Maematopus ostralegus L), drei Rotschenkel (Totanus totanus /L.)J) und fünf Löffelenten ‚(Spatula clypeata /[L.]), später traf ich bei dem Rettungsschuppen bei Kloster die ‚dort stets als Brutvögel vorkommenden rotrückigen Würger (Lanius | collurio [L.]), aber zunächst noch nicht die dort gleichfalls regelmässig nistenden Sperbergrasmücken (Sylvia nisoria [Bechst.]). Zahlreicher hielten sich auf den Vitter Wiesen einige Saatkrähen (Corvus frugilegus L.) auf in Gesellschaft von. Nebelkrähen, die auf Hiddensoe Brutvögel sind; hinter Grieben sah ich ein Paar Wiesenschmätzer (Pratincola rubetra /L.]) und 13 südwärts fliegende Graugänse (Anser anser /L.J). | Am 6. Juli versammelten sich zu einer Segelfahrt nach dem Bug. zunächst die Herren Steinmetz, der ältere und der jüngere, Georg. E. F. Schultz, der zuerst eine Vogelschutzbestimmung für die Fähr- insel erwirkt hat, Pietsch-Charlottenburg, der als langjähriger Gast die Fährinsel und ihre Vogelwelt genau kennt, ich und mein Sohn Siegfried auf der Fährinsel. Was ich schon zu meinem Bedauern von mehreren Seiten gehört hatte, was so gründliche und zuverlässige Kenner der Vogelwelt der Fährinsel, wie die Herren Pietsch, Schultz | (Herausgeber der Natururkunden), Berg, Steinmetz mit schmerzlichem Staunen bereits festgestellt hatten, das fand ich nun selbst bestätigt: | Die Fährinsel, auf der ich 1911 und 1912 noch ein so wunderbar reiches Vogelleben, Hunderte von Brutpaaren von Sturm- und Lachmöwen, Flußseeschwalben und etwa 20 Paaren Zwergseeschwalben, viele Paare Halsbandregenpfeifer, Austernfischer usw. angetroffen hatte, war, nach- dem schon im vorigen Jahre eine wesentliche Verminderung des Vogelbestandes konstatiert war, hinsichtlich des Vogellebens so gut wie Ornithologische Beobachtungen auf Hiddensoe im Jahre 1914. vl ganz verödet! Nach Aussage der Frau Hübner und ihres mit den Brut- F vogelarten der Fährinsel völlig vertrauten Sohnes und anderer glaub- _ hafter Kenner ist in diesem Jahre kaum noch ein Zehntel der Anzahl = won Bruten, die noch vor zwei Jahren sich fanden, zu konstatieren gewesen! B. Die Gründe des geradezu unheimlichen Abstandes zwischen dem “ heurigen und dem früheren Brutvogelbestand der Fährinsel vollkommener 2 klarzulegen bin weder ich selbst imstande, noch wird es ein anderer = Die Segelfahrt nach dem Forsthause auf dem Bug, der langen, 1 ‘schmalen Halbinsel, die sich von der Nordwestecke Rügens zwischen dem Libber und dem Wieker Bodden vom Fischerdörfchen Daranske aus etwa 8 km in südsüdwestlicher Richtung erstreckt und fast ganz _ mit Nadelwald bestanden ist, verlief sehr angenehm. Im Forsthause, das von dem Bruder unseres Vitter Vertrauensmannes, Herrn Gutzmann, 4 bewohnt wird, wurde gerastet. Trotz der vorgerückten Jahreszeit und 2. der sengenden Hitze sangen noch Fitis, Fink, Müllerchen, : Dorn- er srasmücke, Gartengrasmücke, Hänfling, Zaunkönig, Braunelle, Wiesen- . pieper, Spötter, Kuhstelze, Amsel und Lerche. Zur Beobachtung kamen \ noch sieben Fischreiher, von denen wir einige von dem einen grösseren _ Waldteiche aufscheuchten, zwei mittlere Säger, einige Brachpieper (am Weststrande) und zwei grosse Brachpieper. Den Glanzpunkt aber des Tages bildete die uns überraschende und hocherfreuende Beobachtung = von sieben Polar-Seetauchern (Urinator arcticus /[L.J), die ich, voran- BE gehend, zuerst auf dem Libben unweit des Weststrandes schwimmend ir. erblickte. Die einzelnen Individuen des über eine grössere Fläche ver- 4 teilten siebenköpfigen Trupps waren — das liess sich mit dem Krim- _ stecher feststellen — weder gleich gefärbt noch anscheinend gleich gross, so dass wir sogar an zwei Arten (Polar- und Nordseetaucher) E. dachten. Bei zweien sahen wir sehr deutlich den hellaschgrauen Kopt a und Nacken, bei anderen schienen diese Partien des Obergefieders 4 dunkler, die Individuen also wohl jünger zu sein; die Färbung des E Halses war weiss, auch der Rücken liess nicht die wundervoll ge- felderte und gestreifte (gegitterte) Färbung des Prachtkleides erkennen, i die, wenn sie vorhanden gewesen wäre, trotz der nicht geringen Ent- 73 Dr. Fr. Lindner oe 0 fernung vom Strande durch das Glas doch noch deutlich erkennbar _ gewesen wäre. (Im Juni 1913 hatte ich in Gesellschaft der beiden Klassiker der irischen Ornithologie, Mr. R. Ussher und Barington, auf dem kleinen Gebirgssee Longh Doo im nordwestlichen Irland das einzige Brutpaar des Nordseetauchers, das seit Jahrzehnten für Irland bekannt ist, am PBrutplatz beobachten können!) Der zuerst von Förster W. Hintz I 1828 für Rummelsburg und in den Jahren 1859 bis 1864 für Schlosskämpen als pommerscher Brutvogel (Journ. f. Orn. 1863, S. 431 und 1864, S. 66 und 116) nachgewiesene Polarseetaucher kann auf den so selten von Menschen besuchten stillen Waldteichen des Bug und des Darss an der pommerschen Küste sehr wohl auch in diesem Jahre gebrütet haben. Am 7. Juli kam Herr W. Voigt-Wernigerode, mit dem zusammen -ich früher so oft im Fallsteingebiet und an den Veckenstedter Teichen (5 km nördlich von Ilsenburg) ornithologische Beobachtungen gemacht habe, in Vitte an, traf es aber zunächst nicht gut mit dem Wetter: denn am Abend des 7. Juli war Gewitter und am 8. Juli Landregen, der uns zwang, von der für diesen Tag geplanten Segelfahrt nach den Sturmmöwen-Inseln Liebes und Währens (zwischen Ummanz und Rügen) Abstand zu nehmen. Am 9. Juli sah ich in der Nähe des Rettungsschuppens ein ge- mischtes Paar von je einer Rabenkrähe und einer Nebelkrähe. Die Rabenkrähe, die ja eigentlich erst westlich der Elbe heimisch ist, ist gewiss auf Hiddensoe eine sehr seltene und, so viel ich weiss, bis jetzt dort noch nicht festgestellt gewesene Erscheinung. Mehrere Flüge grosser. Brachvögel zogen über Hiddensoe. Auf der von morastigen breiten Wasserstreifen durchzogenen Weide zwischen Kloster und Vitte be- tingten wir einen noch nicht ganz. flüggen Kiebitz mit Ring No. 21219. ee Am 10. Juli wurde von den Herren Steinmetz sen. und Berg auf dem Landwege über Kloster und Grieben zu Fuss und von den Herren W. Voigt, Jedzek, Steinmetz jun. und mir durch Segel- ‚fahrt durch die Vitter Bucht und den Libben der Bessin besucht. Bevor wir Segler landeten, hatten die früher angekommenen Fuss- gänger mehrere Familien Grabgänse mit etwa dreissig Jungen be- Druihologische Beobschiuiger auf Hiddensoe im Fahre 1914. =] u) - obachtet. *) Die jungen Grabgänschen sind reizende Geschöpfe, die vVorzüg- ‚lich zu tauchen verstehen. Wir beobachteten an der Libber Seite (also am östlichen Strande) vier grosse Brachvögel, viele Sandregenpfeifer, von - denen wir einen Jungen haschten und beringt wieder laufen liessen mit Ring 11281. Auf dem grossen Schar südlich vom Bessin sahen wir etwa 30 Mantelmöwen stehen, darunter eine grössere Anzahl im | Fe chwarzweissen Alterskleide. Einige Zwergseeschwalben liessen durch 4 ihr Verhalten vermuten, dass sie hier an der Südspitze des Bessin, wo "ieh schon 1912 ein Paar angetroffen hatte, genistet hatten. Um das cn noch festzustellen, schlug ich vor, dass wir uns vom kiesigen Strande nach dem Innern zurückzogen und von da aus be- - obachteten, ob und wo sich etwa eine der über uns fliegenden zier- | ‚lichen Seeschwalben niederliesse. Das geschah; ich merkte mir genau die Stelle und lief dann herzu und fand auch noch ein Gelege mit “zwei Eiern. Es ist das die vierte, mir durch eigenes Sehen bekannt 4 gewordene Brutstätte der Zwergseeschwalbe auf Hiddensoe, wenn ich E ‚die Brutkolonien auf der Fährinsel und dem Gänsewerder mitrechne. Nach dieser erfreulichen Feststellung wanderten wir alle zusammen Enns: unser Boot mit unserem Vogelwärter Kasten schickten wir heim nach Vitte. Auf der Wanderung nach dem Nordteil des Bessin beobachteten 5, virin dem mit wilden Rosen und Schlehenbüschen bestandenem südlichen | E Teile ‚viele rotrückige Würger, einige Steinschmätzer, mehrere Elstern (die hier ganz niedrig in dichten Weissdorn- oder Schlehenbüschen oder auch im Dickicht des auf der nördlichen Hälfte des Bessins massen- haft stehenden Sanddorns nisten) und einen Brachpieper, der sein n etallisches „zling, z’ling“ hören liess. Auf einer etwa 300 m vom Oststrand entiernt aus dem Libben hervorragenden Sandbank gewahrten wir ausser einigen Austernfischern und Möwen drei Limicolinen, Fe Artzugehörigkeit wir aus solcher Entfernung nicht feststellen *) Vogelwärter Kasten, der uns segelte, hatte am 18. Juni auf dem Bessin ein P aar 'Grabgänse mit 12, ein anderes mit 8, ein drittes mit 14 Jungen und am 27. Juni auf seiner Wanderung über den ganzen Bessin verschiedene Familien mit im ganzen 68 Jungen gesehen. Wir sahen noch deutlich die im losen Sande ab- drückten Fußspuren auf den vom Strande in das Sanddorndickicht zu den Brut- E | ätten führenden Pfaden. Dass die Brandente (Grabgans) auch offen (nicht in Höhlen) ter Sanddorn brütet, hat ©. Leege zuerst für Juist nachgewiesen. 74 | Dr Be Pinadnen konnten: Um zu erfahren, um was für Vögel es sich handle, entschloss ich mich, durch das Wasser hinüberzuwandern. Bis über die Hüfte im Wasser stehend, näherte ich mich der kleinen. Sandbank und konnte mit dem Glase deutlich die rostrote Brustfärbung der drei fraglichen Vögel erkennen, die ich für isländische Strandläufer (Kanutsvögel) im Sommerkleid (Tringa canutus) ansprach, da sie mir für die ähnlich gefärbten bogenschnäbligen Strandläufer (Tringa /Erolia] ferruginea [Brünn = subarguata Güldenst.]) zu gross zu sein schienen. Bei der be- trächtlichen Entfernung jedoch, aus der ich die alsbald abstreichenden Vögel sah, ist es immerhin möglich, dass es sich um die letztgenannte Art gehandelt hat. (Ich habe Tringa canutus im. grauen Jugend- bezw Herbstkleid am 25. August 1890 [ein 2] und am 3. September 1890 [zwei öd] und Tringa ferruginea am 9. September 1888 im Jugendkleid und am 3. September 1890 im Uebergang vom Sommer- zum Winter- kleid [altes 2] bei Rossitten erlegt.) Wo, wie im vorliegenden Falle, bei einer tatsächlichen Beobachtung nicht volle Gewissheit zu erlangen ist, da muss ein gewissenhafter Beobachter der Versuchung wider- stehen, seine blossen Vermutungen als Tatsachen zu behaupten. So ärgerlich das Offenbleiben einer Frage ist, so ist ein ehrliches, nüchternes non liquet wissenschaftlich wertvoller und sittlich richtiger, als ein phantasievolles Zurechtstutzen von imponierenden Beobachtungserfolgen. Unsere ornithologische Literatur ist nachgerade von solchem Phantasie- | und Schwindelballast mehr als genug belastet! Der wissenschaftliche | Forscher kann nicht kritisch und vorsichtig genug sein! | Ein ornithologisch ausserordentlich interessanter Genuss und erfolg- reicher Tag war der 11. Juli, an dem ich mit den Herren Steinmetz I und II, Schultz, Berg, W. Voigt, Pietsch, Rasmus und meinem Sohne Siegfried eine Segelfahrt nach den Inseln Heuwiese, Ummanz und Liebes machte. Auf der Fahrt nach der Heuwiese beobachteten wir ausser den alltäglichen Erscheinungen eine Mantelmöwe im (zweiten) Jugendkleid, sahen über 30 Graugänse von Rügen nach dem Gänse werder fliegen und in der Nähe dieser kleinen Insel neun Schwäne ziehen. Von der Flußseeschwalbe fanden wir auf der Heuwiese noch Nester mit 2, 3, 2, 3,8,3,2,.2.3,3,1,3,3, 2,3 1 0 00 2 Eiern und solche mit zwei Jungen neben ı Ei, vom Sandregenpfeifer 7 % u ‘ z ‚jungen Flußseeschwalben 23, Rotschenkeln 2, Sandregenpfeifern 2, Sturm- * Ornithologische Beobachtungen auf Hiddensoe im Jahre 1914. 75 2 Gelege mit 4, 3, 2 Eiern und 1 Jungen, auch einige Sturmmöwengelege mit 2 und drei Eiern wurden noch gefunden. Wir beringten von möwen 2, Austernlischern 1. Als ich die eine junge Sturmmöwe ergriff, - würgte sie eine Maus und Reste eines kleinen Vogels aus. Zweifelhaft _ war uns ein mit drei Schinz’s Strandläufern und mehreren Seeschwalben an der Südostecke der Insel sitzender braunrotbrüstiger Vogel, den Herr Schultz für Tringa canutus ansprach. Ausser den erwähnten Arten _ wurden noch einige Kampfläufer (Machetes pugnax [L.]) und Zwergsee- schwalben beobachtet. Dass letztere auf der Heuwiese gebrütet haben, glaube ich nicht, da es dieser flachen, mit Gras bestandenen Insel - an breiten kiesigen Strandflächen fehlt. Von der Heuwiese aus setzten wir nach Freesenort (Südwestecke von der Insel Ummanz) über und "wanderten, nachdem wir das Boot zu unserer Abholung am Abend S nach Heide (am Westufer von Ummanz) beordert hatten, zu Fuss nach dem Hauptort von Ummanz, Waase. Vom dortigen Gasthofe aus setzten wir in zwei Kähnen durch das grossenteils ganz mit allerlei Wasser- = pflanzen angefüllte Binnenwasser hinüber nach der von Menschen un- bewohnten, als Viehweide benutzten etwa 500 m langen und 150 m breiten Insel Liebes, die wohl die grösste Sturmmöwenbrutkolonie an der deutschen Ostseeküste aufweist und durch Verhandlung mit dem AR ne _ Provisorat des Klosters zum heiligen Geist in Stralsund und dem Ritter- | - gutspächter Murswiek auf Ummanzhof bei Waase mit der kleinen Neben- insel Wührenz wie die Heuwiese vom rührigen Natur- und Heimatschutz- bund Hiddensoe unter besonderen Schutz des um den Vogelschutz auf und um Hiddensoe so verdienten Internationalen Bundes für Vogel- schutz gestellt ist. Wir beringten 37 junge Sturmmöwen, fanden noch ee einige Gelege mit drei Biern, zwei Eiern und einem Jungen und einem Ei und sahen einige Kampfläufer und viele Austernfischer. Die Enten- jagd bei Waase soll sehr ergiebig sein. — Von Waase, dessen alt- e ehrwürdige Kirche wir noch besichtigten, durchquerten wir gegen ne EL. | _ Abend in nordwestlicher Richtung die Insel Ummanz und fuhren abends bei fast völliger Windstille von Heide ab. Streckenweisse musste, um “ überhaupt vorwärts zu kommen, gerudert werden. Bei der Fährinsel “setzten wir den dort bei der Witwe unseres früheren Vogelwärters es Ei; Kar Ta 20 > re Dr. Fr. Lindner: "August Hübner als Sommer-Stammgast wohnenden Herrn Pietsch aus und verliessen selber das Boot, um schneller zu Fuss nach Vitte zu gelangen, wo wir nachts kurz vor zwei 'Uhr eintrafen. : Am 12. Juli, einem sehr heissen Sonntage, fand en im Nehlsschen Gasthofe „Zur Post“ in Vitte eine mehrstündige Sitzung des Vorstandes des Natur- und Heimatschutzbundes Hiddensoe unter dem Vorsitze des Herrn P. Gustavs statt, in der einige wichtige Be- schlüsse für die weitere Arbeit des Bundes gefasst wurden. Der von dem Schriftführer des Heimatschutzbundes, Herrn Lehrer Berg, gemachte und begründete Vorschlag, nicht jedes Jahr, sondern nur etwa alle fünf Jahre eine erschöpfende Einzelstatistik über die Gelege der ge- - schützten Brutvögel des Gebietes zu veröffentlichen, wurde angenommen. Einen kürzeren Jahresbericht liefert für den Bund Herr Berg, der in Gemeinschaft mit dem Herrn Gutzmann und dem oem Kasten namentlich über das Brutgeschäft sicheres Material sammelt. Wie schon vor einigen Tagen von dem in der „Heiderose“ wohnenden Herrn Schultz (dem Herausgeber der „Natururkunden“), So wurde am 13. Juli, einem sehr heissen Tage, von Herrn Voigt bei der „Heiderose“ ein Storch beobachtet. Seit 1912 hat der weisse Storch, der bis 1911 in einem Paare auf der Gutsscheune in Kloster genistet hatte, aufgehört, Brutvogel Hiddensoes zu sein. Wie der bekannte Ornithologe P. ©. Clodius-Kamin in seiner sorgfältigen statistischen Arbeit „Der weisse Storch in Mecklenburg im Jahre 1912“ (im Archive des „Vereius der Freunde der Naturgeschichte in Mecklenburg“ 67, 1913, S. 168 bis 200) nachgewiesen hat, hat der Bestand des so stattlichen und volkstümlichen Freundes Adebar in Mecklenburg innerhalb der Jahre 1902 ‚bis 1912 um nicht weniger als 66 Prozent abgenommen! Und ähnlich‘ traurig wie in dem ornithologisch noch verhältnismässig so günstigen. Mecklenburg steht es auch in anderen Gegenden Deutschlands, in denen der Storch noch vor einem Menschenalter sehr häufig war, heut- zutage aber vielfach schon ganz verschwunden ist. Clodius hat die verschiedenen Gründe für das für jeden Naturfreund so tiefbedauerliche Verschwinden der Störche angeführt. Da ich seinen flammenden Zorn über die nichtswürdige Hinmordung der Störche durch profitwütige Schiesser, die auf den gesetzlichen Schutz des Storches pfeifen, teile, "möchte ich die warmherzigen und freimütigen Worte des genannten E refflichen mecklenburgischen Ornithologen hier anführen, die er unter Nummer 6 der Gründe für das Verschwinden der Störche auf Seite 1701. E: a. 0. gebraucht: „Es werden alljährlich eine grosse Anzahl Störche bei uns von rabiaten Jagdliebhabern totgeschossen.*) Wie bei der i utigen Ueberkultur so viele Dinge auf die Spitze getrieben werden, o auch die Jagdliebhaberei. Für Unsummen werden Reviere gepachtet; f lie Pächter leben fern in der Stadt, nicht wie die früheren Besitzer in ‚ihrem Reviere, haben an der bunten mannigfaltigen Tierwelt desselben 1 licht das geringste Interesse, sondern nur den einen Gedanken: Sie vollen glänzen! nämlich dadurch, dass in ihrem Revier an dem und em Tage, an dem sie mit Hinz und Kunz zu einer Schiesserei an- erückt kommen, so und so viele Kreaturen zusammengeschossen verden. Je grösser der Haufen toter Tiere, desto besser, desto grösser der Ruhm, desto glanzvoller der Jagdherr. Zurzeit ist der Fasan das ! | Geschöpf, das zu diesem Massenmord erkoren und gezüchtet wird, und das Revier ist einzig dazu da, um ihn in möglichst grosser Zahl hervor- ubringen; alles andere, ob noch so interessant, noch so schön, noch so lieblich, kann, und wenn es beargwöhnt wird, muss vertilgt werden. \ ın wird der Storeh beargwöhnt, dass er junge Fasanen frisst — also g mit ihm! Ich kann verschiedene Fälle angeben, wo sofort nach ebernahme des Reviers durch einen städtischen Jagdpächter dessen äger den Befehl erhielt, die Störche totzuschiessen. .. . Leider lassen ‚sich alteinheimische Gutsbesitzer von der Sucht nen se die törche auch erschiessen zu lassen. Naturgemäss geschieht das im ühling, trifft meistens das Männchen, während das Weibchen brütet. - Damit ist dann die ganze Brut des Jahres vernichtet. Der Gewohnheit des Storches gemäss bleibt das überlebende Weibchen meist für die kunft ehelos, scheidet also für die Vermehrung der Art aus, und während der Abschuss eines jungen Storches im Spätsommer nur den Verlust eines einzigen Stückes bedeutet, birgt die Tötung eines alten im Frühling die Vernichtung eines ganzen Stammes in sich. Und das macht die Sache so bitter, weil hier direkt menschliche Schuld & vorliegt . .; fällt er dem nackten Egoismus einer verschwindend *) Das trifft jetzt für Hiddensoe glücklicherweise nicht zu! Fr. L. 18 | Dr. Fr. Lindner: kleinen Clique von Jagdfexen zum Opfer, so empört uns das nn das tiefste, die wir an Zahl tausendmal mehr als jene,, auch tausendmal mehr Anrecht an die Natur haben und verlangen können, dass, wo nicht Lebensinteressen der Bevölkerung in Frage Be die Natur uns nicht von einigen wenigen vernichtet wird. Am Mittwoch, den 15. Juli, segelten wir bei : Nordwind nach den Werdern. Zwischen Barhöft und den Werdern beobachteten wir einzelne Larus argentatus und Larus marinus (ein junges, fünf alte), sechs alte ZLarus fuscus, einige Zwergseeschwalben, drei Reiher, einen Kormoran; auf dem Werder beobachteten wir viele Lachmöwen (Larus ridibundus), die sich nicht gesondert hielten von den Sturmmöwen (Zarus canus), fünf Kampfläufer, fünf Strandläufer (Tringa [Erolia] alpina Schinzi Brehm), Rotschenkel, Austernfischer, Fluss- und Ziwergsee- schwalben; von Kleinvögeln Rauchschwalben, Wiesenpieper, Bachstelzen, Kuhstelzen, Rohrammern. Wir fanden noch ein Gelege der Zwergsee- schwalbe mit drei Eiern und beringten vier junge Zwergseeschwalben (mit den Ringen 18047, 18'048, 18049, 18050) einen fast flüggen Austern- fischer (Ring 21226) und zwei junge Lachmöwen (Ring 19307 und 19308); draussen auf dem „Lock“ tummelten sich: teils fliegend und dabei ihr „plüt, plüt“ rufend, teils im flachen Wasser gründelnd einzeln oder in kleinen Trupps etwa 40 bis 50 Säbelschnäbler (Recurvirostra avosetta L.). Sie scheinen in diesem Jahre also wieder zahlreicher auf den Werdern gebrütet zu haben, während sie auf dem Gänsewerder nach Aussage der Herren Berg und Vogelsang, welch letzterer monatelang im Auftrage des Stuttgarter Bundes für Vogelschutz auf dem Gellen geweilt und sehr wertvolle kinematographische Aufnahmen auf dem Gänsewerder und interessante Beobachtungen gemacht hat, nur in etwa 14 Paaren (wie 1912) vertreten gewesen sind. Die Säbelschnäbler, die nur noch an etwa drei bis vier Stellen an den deutschen Küsten brüten, sind doch die „Perle“ unter den so anmutigen Strandvögeln! Man kann sich an ihnen wirklich nicht satt sehen. Dank der elenden Eierplünderei waren diese herrlichen Geschöpfe schon fast ganz aus der- deutschen Vogelwelt verschwunden. Nun geniessen sie durch die vom Cöthener Ornithologischen Verein für die Werderschen Inseln und vom Inter- nationalen Bund für Vogelschutz (der nach der vom Provisorat des Ornithologische Beobachtungen auf Hiddensoe im Jahre 1914. 79 Klosters zum heiligen Geist geschaffenen Entscheidung das zuerst von x ihm unter Schutz gebrachte südliche Gebiet von Hiddensoe mit dem _ Gänsewerder an den Stuttgarter Bund für Vogelschutz hat abtreten _ müssen) für Hiddensoe und Nebeninseln getroffenen Schutzmassregeln wieder ungestörte Ruhe im Brutgeschäft. Es ist zu hoffen, dass die - Wiederzunahme des Bestandes anhält und weitere Brutkolonieen ge- gründet werden. Kurz, bevor wir gegen 4'/, Uhr den Werder verliessen, beobachteten wir noch, wie drei bis fünf Zwergseeschwalben heftig auf _ eine junge Sturmmöwe stiessen und diese während ihres Dahinlaufens arg belästigten. Ob sie sie ernstlich verletzten, konnten wir nicht mehr feststellen. Die Rückfahrt erfolgte längs des Aussenstrandes von Hiddensoe. Am Südende des Gellen landeten wir und schickten das “Boot nordwärts vorauf. Wir sahen mehrere kleine Gruppen von Zwerg- _ seeschwalben fliegen und fanden ein einzelnes zerbrochenes Ei dieser Art. Ich fand noch ein Gelege des Sandregenpfeifers (Charadrius hiaticula L). Aufl dem Gellen sahen wir von weitem viele Graugänse und auf dem Schar sehr viele Enten und Möwen. Vor Neuendorf- -Ploggshagen trafen wir auf den Fischreusenpfählen etwa 40 Kormorane an! So viele Exemplare dieser interessanten Vogelart, die ich auf der grossen Saltee südlich von der Südostecke Irlands im vorigen Jahre zu vielen Hunderten sah, habe ich an den deutschen Küsten sonst nie beisammen gesehen. Abends 7 Uhr landeten wir am Badestrand von Vitte. — Am 16. Juli besuchten wir die Fährinsel. Wir fanden drei Nester vom mittleren Säger: eins mit neun Eiern, das zweite mit zwei Eiern und sieben reizenden Dunenjungen und das dritte mit zwei Eiern, von denen eins angebrochen war, und rings um das Nest lagen "zerstörte Eier. Ob Krähen oder, wie Herr Pietsch vermutete, ein Igel die Brut zerstört hatte, blieb ungewiss. Von allen Brutvögeln nisten die Säger am spätesten. Sie beginnen mit ihrem Brutgeschäfte erst, wenn die meisten anderen Arten es schon beendet haben. Auf dem Rückwege von der Fährinsel nach Vitte sahen wir am Dunt drei grosse Brachvögel (Numenius arguatus [L.]) und einen Kampfläufer. - Für den 17. Juli war eine Dampferfahrt nach der dänischen Insel Mön angesagt; diese Fahrt wird allen Teilnehmern unvergesslich Bor: Ba | Dr. Fr. Lindmerz 22 0 bleiben! Bei dem kräftigen Wind (NO) begann, so bald wir durch den Libben auf die offene See kamen und den Kurs nordwestlich hielten, der nicht tief genug gekielte Dampier bedenklich zu schaukeln, so dass 3 mindestens drei Viertel aller Fahrgäste seekrank wurden. Wegen des hohen Seegangs wurden wir vor Mönsklint nicht, wie in Aussicht ge- stellt war, ausgebootet. Der Kapitän, der diese Fahrt zum ersten Male machte, liess an der aus hohen Kreidefelsen (wie Stubbenkammer auf Rügen) gebildeten östlichen Steilküste Möns bis zum Nordende weiter- fahren, so dass wir die Südküste Schwedens und Teile von Seeland (Stevns Klint) in der Ferne liegen sahen: nachdem sich aber die Hoffnung, landen zu können bezw. Ausbootegelegenheit zu finden, als 5 eitel erwiesen hatte, kehrte der Dampfer, auf dem unter den Fahr- gästen begreifliche Entrüstung über die Haltung und Unkenntnis des Kapitäns herrschte, wieder um, nachdem er, als er noch einmal vor. | Mönsklint gestoppt und mit der Dampfpfeife vergeblich nach dem. "Motorboot, das uns vom Dampfer an das Land bringen sollte, signalisiert hatte, beinahe gekentert wäre! Nach dreizehnstündiger Fahrt, bei der wir noch dazu auf der Rückkehr wegen der Steuer revision lange in der Klosterbucht still liegen und uns in weiterer Geduld üben mussten, kehrten wir am Spätnachmittag nach Kloster zurück, wo sofort nach der Landung eine Protestversammlung stattfand, bei der der Besitzer und der Kapitän des Dampfers ungeschminkte bittere. Wahrheiten zu hören bekamen und die Fahrgäste das halbe Fahrgeld zurückerhielten. Ein „Vergnügen eigener Art ist solch eine Dampfer- fahrt!“ Ornithologisch war sie bedeutungslos. i Am 18. Juli ging ich mit den Herren Vogelsang, der uns manche seiner interessanten Beobachtungen vom Gellen mitteilte — z.B., dass dort eine Grabgans sich selbst eine Höhle gegraben, aber nicht denn genistet und dass tagelang ein Seeadler sich auf dem Gellen aufgehalten —, Prof. Dr. A. Voigt-Leipzig, W. Voigt- Wernigerode, H. Steinmetz und meinem Sohne Siegfried nach Kloster. m | trennten wir uns in zwei Trupps. Unser Versuch, für den zweite Direktor des Zoologischen Gartens und Kustos des neuen Aquarium in Berlin, Herrn Dr. Heinroth, noch junge Uferschwalben aus eine der zahlreichen Nistkolonien an der nördlichen Steilküste Hiddensoes zu | Örnithologische Beobachtungen auf Hiddensoe im Jahre 1914. 81 Aufzucht zu bekommen, erwies sich als vergeblich; alle Nisthöhlen, die untersucht wurden, waren bereits von den jungen Schwalben ver- lassen. So reiste Herr W. Voigt ohne die dem durch seine fabel- haften Erfolge in der Aufzucht junger Vögel weit und breit rühmlichst bekannten Dr. Heinroth schen Ehepaar zugedachten Pfleglinge ab. Prof. Voigt teilte mir mit, dass er auf dem Gellen vor einigen Tagen einen Kiebitzregenpfeifer (Squatarola squatarola [L.]) im Alterskleid und _ drei bogenschnäblige Strandläufer (Tringa /[Erolia] ferruginea [Brünn.]) ‚gesehen habe. | Wie schon in den früheren Jahren, so traf ich am 19. Juli auf dem mit Helm bepflanzten Dünen-Schutzstreifen zwischen Vitte und dem Rettungsschuppen wieder den dort wohl alljährlich in mindestens einem Paare brütenden Brachpieper (Anthus campestris [L]) an. Am 20. Juli fand die zweite Fahrt nach der Heuwiese statt. An ihr nahmen teil die Herren Prof. Dr. A. Voigt, Pastor Gustavs, Pastor Jedzek, Buchhändler Nitschmann, Steinmetz I und II (Onkel und Neffe), _ Oberlehrer Dr. Kinzel und mit mir meine älteste Tochter. Auch dies- mal fanden wir noch einige Gelege von Sturmmöwen und ein faules Bi vom Säger, sowie eine Anzahl einzelner verlegter oder verlassener See- - schwalbeneier. Den wichtigsten und wissenschaftlich wertvollsten Fund _ machte der jüngere Hermann Steinmetz: er fand die Schale eines Eies des Steinwälzers (Arenaria interpres [L.J), die eine durch das Aus- - schlüpfen des Jungen verursachte Oeffnung aufwies. Obwohl wir die Zu- | gehörigkeit des Eies zu dieser Art nach dem Glanze und nach der Färbung der Eischale vermufeten, wurde zur unzweifelhaft sicheren Feststellung die Eischale an den bekannten Oologen G. Krause- Berlin eingeschickt, der unsere Bestimmung als richtig be- ‚stätigtee Da nach Mitteilung von Herrn Vogelsane in diesem = Jahre zwar zwei oder drei Paar Steinwälzer wieder auf dem Gänsewerder, wo wir die Art 1912 und 1913 als Brutvogel fest- gestellt hatten, sich aufgehalten, aber nicht gebrütet haben, so dürtte das für die Heuwiese erwiesene Brüten dieser Art wohl der einzige sichere Fall sein, der vom Brüten des Stein- wälzers an der deutschen Ostseeküste im Jahre 1914 bekannt ge- worden ist! 6 32 a | oe Lindner. en An Jungvögeln beringten wir fünf Flußseeschwalben, einen Kampf läufer und eine Sturmmöwe. Wir sahen viele Kampfläufer, Rotschenkel, Austernfischer, Regenpfeifer, drei Pfuhlschnepfen (Zimosa lapponica [L.]), von denen die eine noch das prächtige rostrote Sommerkleid trug, einige Uferläufer (Tringoides hypoleucos [L.J), einige Alpenstrandläufer (zum Teil noch mit dem schwarzen Brustschild des Sommerkleides) und mit ziemlicher Sicherheit auch zwei Steinwälzer am östlichen Süd- strande. Ueber dem Binnenwasser fliegen Graugänse, Schwäne und allerlei Enten. Von der Heuwiese aus setzten wir nach Freesenort über, wo die Verhandlungen mit den Pächtern Peptow und Risch durch die Herren Pastor Gustavs und Steinmetz abgeschlossen wurden. Am Nachmittag fuhren wir dann noch nach dem Gänsewerder, wo wir am Südoststrande noch zwei Gelege der Zwergseeschwalbe und sieben oder acht Junge fanden. | Am 21. Juli reiste ich zum Spezialarzt Dr. Karrer nach Stralsund. Auf der Dampferfahrt machte ich die gewöhnlichen Beobachtungen: nichts Besonderes war zu notieren. Am 22. Juli verleidete die grosse Hitze einem das Ausgehen und veranlasste uns, vor- und nachmittags ein erfrischendes Bad zu nehmen. Abends fand gemütliches Ornithologen- beisammensein in der „Post“ statt. Am 23. Juli, an dem die Wind- richtung oft wechselte und Gewitter und Regen kamen, zog ein einzelner . Brachvogel in südlicher Richtung über Vitte. In den Dorfgärten locken Junge Grünlinge, Hänflinge und Spötter. Kein Ausflug. Am 24. Juli — W — prächtiger Wellengang; ich bemale die letzte Seite meines ersten Skizzenbuchs. Der 25. Juli, an dem ich ein grösseres ornithologisches Manuskript vollendete, war der erste der nun folgenden kritischen Tage: abends 6 Uhr wurden die diplomatischen Beziehungen zwischen Oester- reich und Serbien abgebrochen; aber noch konnte niemand wissen, welche welterschütternden Folgen diese politische Hochspannung in der Wetterecke Europas nach sich ziehen sollte; am 26. Juli reiste noch | ein Bekannter, Direktor einer grossen Berliner Automobil- und Maschinen- | fabrik, in Geschäftsangelegenheiten arglos von Vitte nach London ab! Am gleichen Tage durchwanderte ich den „Langenort“, das ist das | von breiten morastigen Wasserstreifen durchzogene Gelände zwischen Vitte und Kloster an der Binnenseite. Ich konnte beobachten: zwei R _ Omithologische Beobachtungen auf ddSnsoe im Jahre 1914. 83 g osse ivepel, eine Bekassine, vier grosse Wasserläufer (zweifelhaft i welche Art, ob Totanus littoreus oder fuscus), einen Regenbrachvogel (Numenius phaeopus [L.]J), einen Bruchwasserläufer (Tofanus glareola, [L.]) und einen Waldwasserläufer (Totanus ochropus /[L.]) mit blendendweissem "Bürzel, mehrere Stockenten und Kuhstelzen. Am 27. Juli segelte ich 2 it einer grösseren Anzahl Bekannter und meiner Familie nach Schaprode aut Rügen, wo wir die berühmten Waffeln zum Kaffee assen und unter Führung des Pastors uns die alte schöne Kirche näher = en Am 28. Juli — S, Sturm und Regen — kam ich vormittags auf dem „Langenort“ zweimal — das eine Mal auf 20 Schritt! — an | eine einzelne schwarzschwänzige Uferschnepfe (Limosa limosa [L.]) heran, die im seichten Wasser watete; ich sah Schnabel, schwarzes Schwanz- ende und das mir von meinem früheren Besuche der Lewitz, des Haupt- E brutgebietes der schwarzschwänzigen Limose im mittleren Norddeutsch- Jand, her wohlbekannte Flugbild mit den über den Schwanz hinaus- genden Füssen ganz genau. Beim Auffliegen stiess sie einen wie „grüt“ lautenden Ruf aus. Ferner beobachtete ich drei Kampfhähne d einige Uferläufer; am Ostseestrande sah ich auf dem Kiese noch einen twa erst fünf Tage alten jungen Halsbandregenpfeifer. Am Nachmittag vanderte ich mit Herrn Lehrer Eisert, Mitglied des Ornithologischen reins in Leipzig, nach dem Dunt. Wir sahen auf den Vitter Wiesen fupps von ‚grossen Brachvögeln zu 2, 3, 4, 6, 11 und 13 Stück und - Kampfläufer. Ein einzelnes @ von Machetes pugnax log wohl eine unde lang um uns, als wir östlich vom Dunt im Brutgebiet der Art hen blieben an einer Stelle, in deren Nähe es vermutlich noch Eier oder Junge hatte. Es kam immer wieder ganz nahe, — bis auf etwa 4 5 m — auf uns zugeflogen und liess leise, wie entfernt oder bauch- rednerisch klingende, meist zweisilbige (einmal einsilbige, einmal drei- : ‚silbige) Rufe wie „gewek, gewek“ oder „gerecke“ hören, die Silben n fast in gleicher Tonhöhe. Es war für mich das erstemal, dass i ı von dem doch so oft gesehenen Vogel Laute vernahm! In den Binsen am Duntufer fand ich einen noch nicht ganz flüggen jungen Rohrammer. Nach Vitte zurückgekehrt, . er- fuhren wir, dass Oesterreich an serbien den Kıies, erklärt habe! 84 .* | Dr. Fr. Lindner: Am 29. Juli reiste ich wieder nach Stralsund. Vom Dampfer aus | sah ich über Vitte einen grossen dunklen Raubvogel fliegen, der nach etwa sechs Flügelschlägen eine grössere Strecke weit dahinschwebte. Die Flügel erschienen verhältnismässig länger als beim Bussard. Wegen der grossen Entfernung war eine Bestimmung nicht möglich. Ich vermute, dass es ein Seeadler war. Auf dem Gellenhaken lagen wieder etwa 230 wilde Schwäne. Zwei einzelne Kormorane sah ich fliegend und einen sitzend auf einem Fischreusenpfahl unweit der Fahr- rinne. In Stralsund hörte ich noch einen Plattmönch singen und be- obachtete, wie ein auf dem grossen Teich schwimmender junger, am Kopf und Hals noch gestreifter Haubentaucher (Colymbus cristatus L.) gähnte und mit einem Fusse in die Luft winkte. Bei der Rückfahrt sah ich über dem Stralsunder Bodden einen Turmsegler (Apus apus [LJ fliegen. Am 30. Juli machte ich mit der Familie Berthold-Bautzen, den Herren Steinmetz I und II und meiner Familie einen Ausflug nach Neuendorf-Ploggshagen und dem Gellen. Bei Neuendorf sahen wir einen Waldwasserläufer (Totfanus ochropus [L.]), sehr viele rotrückige Würger, Steinschmätzer, Rauch- und Mehlschwalben; auf dem von drei Seiten mit Gebüsch und Schilf umsäumten grossen Teich an der Stelle des ehemaligen Sturmflutdurchbruchs sahen wir vom hohen Stein- wall aus viele Wasserhühner /Fulica atra L.), stellten im Schilf Teich- rohrsänger (Acrocephalus streperus [Vieill.]), Drosselrohrsänger (Acrocephalus | arundinaceus [L]) und Schilfrohrsänger (Acrocephalus schoenobaenus [L.])), von welch letzterem anscheinend noch Junge gefüttert wurden, fest und sahen auf dem Steindamme Flußseeschwalben sitzen und Bach- stelzen und Kuhstelzen (Motacilla alba und Budytes flavus) Insektenjagd treiben. Auf dem Rückwege vom Gellen sahen wir auf einem Stapel Kleinbahnschienen am Strande bei Neuendorf einen Halsbandregen- pieifer sitzen, eine ganz ungewöhnliche Erscheinung! | : Am 31. Juli reisten wegen der drohenden Kriegsgefahr schon viele Gäste ab. In der Nacht erhielten Reservisten — darunter auch Herr Eisert — telegraphisch ihre Einberufung zu ihrem Truppenteil: es fing an, ungemütlich zu werden! — Auf der Weide zwischen Vitte und Kloster treffe ich einen Goldregenpfeifer (Charadrius Ornithologische Beobachtungen auf Hiddensoe im Jahre 1914. 85 apricarius L) und sehe eine alte Mantelmöwe über die Klosterbucht ziehen. | | Am 1. August reiste meine Familie früh 8,30 Uhr auf dem über- füllten Dampier „Falke“ ab; telegraphisch wird vormittags die "Mobilisation Russlands, die Erklärung des Kriegszustandes für Deutsch- "land und nachmittags gegen 5 Uhr die Mobilmachung gemeldet. "Alles ist wie elektrisiert. Mit dem Abenddampfer reisen bereits die ersten einheimischen Reservisten ab. Alles andere, selbst die -Ornithologie, tritt heute hinter die brennenden politischen Tagesfragen zurück. Sonntag, den 2. August: Am überfüllten Frühdampfer spielen sich ergreifende Abschiedsszenen ab. Ich’gehe nach Kloster zur Kirche "und höre eine vortreffliche Predigt über den Episteltext, der mit dem für die Zeitlage als Losungswort so passenden Spruch beginnt: ‚Seid fröhlich in Hoffnung, geduldig in Trübsal, haltet an am Gebet!“ Der Weg nach Kloster sollte mir auch noch eine für mich neue orni- ‚thologische Beobachtung eintragen. An einer fast vertrockenen Lache _ am „Langenort“ bemerkte ich zwei strandläuferähnliche Vögel, die ich zuerst für Temmincks-Strandläufer hielt. Aber das Braun und Rost- farbene in der Gefiederfärbung, namentlich an der Brust, liess mich ; diese Vermutung alsbald aufgeben und zu der Gewissheit kommen, ‘dass ich den von mir bisher noch nie — auch bei Rossitten nicht! — beobachteten Sumpfläufer (Zimicola platyrhyncha [Temm.]) vor mir hatte. Die Vögel riefen ähnlich wie der von mir einige Male beobachtete, einmal auch gefangene*) und in der Vogelstube gehaltene Temmincks- strandläufer ein leises, wiederholtes ‚„dirrr dirrr“ und flogen einzeln auf. Der eine liess sich erst nach kurzem, reissendem, bekassinen- artigem Fluge mit Schwenkungen bald wieder an der ersten stelle ‚nieder, flog dann aber auch gleich wieder auf und davon, wie vorher der andere, der seewärts abgestrichen war. Ueber der Weide flogen noch sechs Turmsegler und zwei Turmfalken. Nachmittags beringte ieh zwischen Vitte und Kloster noch einen halbwüchsigen, aber noch nicht flugfähigen Halsbandregenpfeifer (Ring No. 3567). Drei Schwäne - flogen über Vitte. =) Siehe Ornith. Monatsschr. 1888, S. 461—466 und 1889, S. 62. Sen ° Dr. Fr. Lindner: en Am Montag, den 3. August, weilte ich wieder auf den „Langenort«, wo ich herrliche Champignons fand. Ich beobachtete einige Schaf- stelzen, Lerchen, Wiesenpieper, Enten (nur Anas boscas), einen Halsband- regenpfeifer, einen Rotschenkel und sah noch einen Turmsegler fliegen. Bei der Schule in Vitte wurden noch junge ausgeflogene Hänflinge gefüttert. Ein Stieglitz sitzt in einer Weide am Wege und lässt sich ganz nahe betrachten; zwei Spötter (Aypolais icterina [Vieill]) jagen sich im Gebüsch. — Im Dorfe werden die tollsten Gerüchte, zum Beispiele von einem Attentat auf den Kronprinzen und Spionengeschichten, erzählt; am Morgen waren fast alle noch auf Hiddensoe weilenden Gäste abgereist. Ich war mittags der einzige Badende am Strande! Am Dienstag, den 4. August — SOS, trübe, nachmittags as _- reisen noch einige wenige Familien und Einzelne ab; es düriten von 2000 wohl kaum noch 20 Sommergäste da sein. Der Schriftsteller Jürgensohn, der Verfasser des netten Büchleins „Hiddensoe, das Capri | ' von Pommern“ (Stralsund, Verlag von Wilh. Zemsch [Bremers Buch- handlung]) wird als erstes einheimisches Opfer der grassierenden Spionitis verhaftet, wie schon mehrere harmlose Badegäste als ver- dächtig festgenommen wurden! — Am Seestrande fliegt eine alte Mantelmöwe niedrig auf und ab; Brachvögel ziehen. Im Dorfe singt wieder ein Stieglitz. Die Post, auf der man das Neueste über die Kriegslage erfährt, übt jetzt stärkere Anziehungskraft aus, als die Stellen da draussen, an denen man sonst zu dieser Jahreszeit Vorebuss beobachtungen machen würde. | Am 5. August kommt die zunächst unglaublich scheinende Nach- richt von der Kriegserklärung Englands. Vormittags 10 Uhr wurden bereits 40 Mann Landwehr in Kloster gelandet und als Beobachtungs- posten über die Insel verteilt. Das Betreten der Gegend um den Leucht- turm ist strengstens verboten. Wegen der militärischen Besetzung der Insel und des grassierenden Spionagenverdachtes der Bevölkerung ist auch jede Aussicht auf weiteres freies Umherschweifen über die Insel zu Beobachtungszwecken dahin, und ich entschliesse mich schweren Herzens zur Abreise am folgenden Tage. Abends 6 Uhr fand Buß- und Betgottesdienst in Kloster statt. Die schlichte, turmlose Kirche, x Ornithologische Beobachtungen auf Hiddensoe im Jahre 1914. 87 die sonst im Sommer von den Einheimischen fast gar nicht besucht - wird, war diesmal von Einheimischen, einigen wenigen noch anwesenden Gästen und Landwehrleuten überfüllt. Empfänglichere Hörer hat der E wackere Pastor wohl kaum je gehabt als an jenem Tage! Am Schluss | 3 des Gottesdienstes bat ich Herrn Kantor und Organist Berg, mir das Postludium zu überlassen, in das ich das „Gott sei des Kaisers Schutz“ verflocht. In Vitte fand ich endlich einen Brief von meiner Familie, & die auf der Heimreise in Berlin den Kaiser gesehen und durch die Bi Kaiserglocke der Kaiser- Wilhelm-Gedächtniskirche die Mobilmachung % - hatte verkündigen hören, vor; da bat in dem Briefe mein 18'/, jähriger Fritz, der 1912 und 1913 auch auf Hiddensoe geweilt und ornithologische Studien getrieben hatte, um meine väterliche Einwilligung zu seiner 3 Meldung als Kriegsfreiwilliger. Postwendend sandte ich sie ihm; dann packte ich die Koffer zur Abreise. Am 6. August früh badete ich — wiederum als einziger! — noch einmal und fuhr dann 8'/, Uhr in ec: sellschaft meiner Sommergast-Hausgenossen aus Berlin und Dresden E E unterwegs überall die herzengehendste, einmütige Begeisterung für den heiligen Krieg für Deutschlands Ehre findend. Durch den Kriegs- -ausbruch war ich leider gezwungen, meinen Plan, bis Oktober auf = Hiddensoe zu weilen und den Herbstzug zu beobachten, aufzugeben. Wie vorstehende Mitteilungen aber erkennen lassen, sind auch schon die 41/, Wochen, die ich auf ornithologische Studien im Juli und August verwenden konnte, von befriedigendem Erfolg begleitet gewesen. Habe ich 1911 im April und Mai, 1912 im Mai und Juni wochenlang auf r Hiddensoe geweilt und Frühjahrszug und Brutgeschäft und in diesem Jahre das Vogelleben im Hochsommer bis zum Beginn des Herbstzuges = kennen gelernt, so beabsichtige ich im nächsten Jahre im August und ober meine Studien fortzusetzen und so das Material zu ver- . - mehren, das später zu einer zuverlässigen zusammenfassenden is Darstellung der Vogelwelt von Hiddensoe und Umgegend verwandt = werden soll. Anhangsweise möchte ich meinen obigen eigenen Be- S obachtungen noch einige Mitteilungen hinzufügen, die wohl auf _ allgemeines Interesse der Ornithologen Anspruch machen dürfen. ” = 588,5 SDrakr. Lindner: Ornithologische Beobachtungen auf Hiddensoe WA Im ersten Drittel des Juni wurde von einem Knaben bei Kloster eine lebende Trottellumme (Uria troille [L.J) gelangen. Sie steht jetzt ausgestopft bei Nehls im Gasthof zur Post in Vitte. Wie mir Herr Georg E. F. Schultz mitteilte, ist vor etwa vier bis fünf Jahren im Sommer in seiner Gegenwart auch ein Exemplar dieser bekanntlich in Deutschland nur an einer Stelle der westlichen Steilküste Helgo- lands nistenden Art auf der Fährinsel geschossen worden. Als. Sommergast ist die Lumme bei Hiddensoe eine bemerkenswerte | Seltenheit. Da unser Vitter Vertrauensmann, Herr Lehrer Gutzmann, schon am dritten Mobilmachungstage eingezogen wurde und seine Zeit vorher wegen seiner für den Montag angesetzten Nottrauung sehr in Anspruch genommen war, konnte ich seine statistischen Aufzeichnungen, die in der Hast und Aufregung der Mobilmachungstage verlegt waren, leider nicht mehr erhalten. Aus den Tagebucheintragungen des Vogelwärters Kasten teile ich folgendes statistisches Material mit: An Gelegen sah Kasten vom Kiebitz über 70, Rotschenkel 12, Strandläufer 10, Enten (verschiedene) 17, Lachmöwen rund 200 (bis zum 23. 3.), Sturmmöwen 4, Regenpfeifer 4, Lerchen 9, Flußseeschwalben 32. An Jungvögeln beringte er Kiebitze 52, Lachmöwen 117, Sturmmöwen 6, Dompfaffen 2, Hänf- - linge 5, Sperlinge 4, Schwalben 13, Stare 3. Zusammen 8 Arten und 202 Jungvögelberingungen. Dazu kamen noch die auf 9 Arten — zu obigen 8 bereits vertretenen noch neu hinzukommend 6: Halsbandregen- pfeifer 4, Flußseeschwalbe 25, Zwergseeschwalbe 4, Austernfischer 2 und Kampfhahn 1 — entfallenden in meiner Gegenwart vorgenommenen 84 und die ihrer Zahl nach mir, wie erwähnt, unbekannt gebliebenen Beringungen, die Herr Gutzmann vorgenommen bezw. veranlasst und notiert hat. Wie der im August abgeschlossene und Ende November zum Versand gekommene „Jahresbericht des Internationalen Bundes für Vogelschutz für 1913/14“ (Verlag Charlottenburg, Tegeler Weg 13) auf Seite 12 und 13 erwähnt, sind von den im Jahre 1912 von uns beringten Vögeln nicht weniger als 12*) als erlegt gemeldet. *) Der Vollständigkeit halber werden die vier, bereits im Jahrgange 1913, Seite 64 und 65 erwähnten Fälle noch einmal hier mit aufgeführt. EB. Hespe: Alte Mellum. 89 : 1 s rt Tag und Ort ae und Ort A der Beringung der Erlegung Lachmöwe . . | 3.6. 1912 Glambeck b. Neuendorf | 23.10.12.beiBoffer a.d.Loire,Frankr. 2 S =.20.0 02 m Bi 5 11.8. 12 bei Hohendorf b. Stralsund. 3 ie 0 RL IL2 Ei 3 RL 19.11.1912bei Allershagen,Oberbay. 4 2 2 6.1010 1 ® Im Dezember 1912 im Mousanto- gebirge in Portugal. 5 z Ye 3 18.1.1913 auf Mallorca (Balearen). 6 5 2 0.736.1912 Rährinsel 26. 1. 1914 Insel Boete, Departem. Morbihan, Frankreich. 17 Ei .2120.0: 1912 Ende Februar 1914 in Bouillon, ; | Dep. Manche, Frankreich. 8| Sturmmöwe. . 18.6. 1912 Fährinsel Anfang August 1912 bei Swine- münde am Angelhaken gefangen, freigelassen, am 26. 8. bei Kirch- hagen i. Pomm. verendet aufgef. 9| Austernfischer | 18.6. 1912 Fährinsel 16. 9. 1912 an der Nordküste der holländischen Provinz Gröningen gefangen und dem Zoologischen Garten in Rotterdam verkauft. öl Kiebitz . =... .| 6.6.1912 bei Neuendorf 15.1. 1914 in St. Jean-Piedde Port, Dep. Basses Pyrenees, Frankr., geschossen. 11| Rotschenkel. . | 8.6.1912 Gänsewerder 23. 3. 1914 bei Aigues-Mortes, Dep. ie Gard, Südfrankreich. 12| Elster 3 3.192 Bessin März 1913 tot auf Rügen gefunden, wahrscheinlichanKrähengiftein- gegangen. Schon diese Tabelle der nach kurzer Zeit so reichen, hochinter- essanten Erfolge unserer Beringungen zeigt jedem Unbefangenen den "hohen wissenschaftlichen Wert dieser für die Ringvögel selbst gänzlich ; unschädlichen Versuche. Es ist wohl ganz überflüssig, noch Worte zu ihrer Rechtfertigung gegenüber ihrer an den fünf Fingern zu zählenden noch vorhandenen Gegner zu verlieren! Es soll uns eine Genugtuung sein, durch eifrige Fortsetzung und Erweiterung dieser Ringversuche auch fernerhin brauchbare Bausteine zur wissenschaftlichen Erforschung des so hochinteressanten Vogelzuges auf exakter Grundlage zu liefern. Alte Mellum, r _ Vogelschutzinsel der Ortsgruppe „Kiel“ des „Bundes für Vogelschutz E. V.“, Stuttgart. B' Von E. Hespe in Kiel. | Der Sommer 1914 war der Entwickelung unserer Schutzkolonie „Alte Mellum“ günstig. Hohe Fluten sind nicht eingetreten, so dass 90 die Bruten ungestört und vom Wetter begünstigt zu Ende geführt werden konnten. Auch zeigte sich an mehreren Stellen ein Anwachsen des Grünlandes. Versuche, dieses Anwachsen zu fördern, konnten mangels grösserer Mittel nur in bescheidenem Masse gemacht werden. Es ist aber als sicher anzunehmen, dass der Schutz der Seevögel das Anwachsen begünstigen wird: einesteils wird durch den weit verspritzten { flüssigen Kot der Vögel das Land gedüngt und so der Pflanzenwuchs gefördert, andererseits wird aber auch durch den Kot immer ein kleiner Fleck Sand festgehalten. Die Erfolge der gemachten Helm- und Busch- anpflanzungen können sich erst in einigen Jahren und nach höheren Fluten zeigen. = m Der Wärter, Heinrich Weihhusen aus Horumersiel, trat am I. April seinen Dienst an; infolge der Mobilmachung wurde er am 5. August von der Marinebehörde von der Plate abgeholt. Bei seinem Fortzug ging ein Teil seiner Aufzeichnungen verloren, und da der Ornithologe der Königlich Biologischen Anstalt Helgoland, Herr A. Marx, der Ende Juli unsere Insel besuchte, zum Kriegsdienst einberufen ist, kann nur einiges nach den Angaben unseres Wärters berichtet werden. & Die Silbermöwen zeigten sich auch in diesem Jahre als arge Störer unserer Schutzstätte. Sie erschienen anfangs in grosser Zahl — der Wärter schätzte sie auf mindestens 1000. Als sie merkten, dass ihnen fortwährend die Eier weggenommen und ihre Nester zerstört wurden, verzogen sie sich mehr und mehr, so dass schliesslich nur noch vereinzelte, höchstens 20 Stück, dablieben. Vom 8. Mai ab wurden 295 Eier gesammelt, die letzten zwei am 9. Juli; nur ganz vereinzelte Junge können gross geworden sein. Etwa 15 von den Silbermöwen geschlagene Brand- und Flußseeschwalben wurden gefunden. Dieses ist natürlich kein Maßstab für die Beunruhigung der Schwalben, viel mehr hatten diese unter den Verfolgungen und dem Eierraub durch die Silbermöwen zu leiden, vor allem die in der ersten Zeit ver- einzelt ankommenden Brandseeschwalben. Späterhin, als die Brand- seeschwalben in grösserer Anzahl eingetroffen waren, konnten sie sich gemeinsam besser der Silbermöwen erwehren, so dass sich die erste Brandseeschwalbenkolonie bis zum 21. Mai bilden konnte. | ee DIT VRR EERE | Alte Mellum. 91 3 Die Brandseeschwalben nisteten in De Jahre in neun Kolonien. 2) Die: eine; «die kleinste, liegt etwa an der Westseite des - Grünlandes während sich die übrigen acht auf der nördlichen Hälfte des Grünlandes, nach der Jade zu, befinden. Diese acht Kolonien liegen dicht aneinandergereiht, aber doch so, dass man sie — während - der Brutzeit besonders deutlich — leicht voneinander unterscheiden kann. = 3677 Gelege. Diese verteilten sich auf die einzelnen Kolonien etwa: zwei Kolonien je 450 Gelege, zwei je 375, eine 650, drei je 375, 4 eine 250. Eine Abnahme gegen das Vorjahr hat also trotz der ee mruhigws durch den Wanderfalken nicht stattgefunden, im Gegen- teil ist eine erfreuliche Zunahme festzustellen. Ob eine weitere Zunahme _ möglich ist, kann aber mit Rücksicht auf die sehr begrenzte kahle _ Fläche, wie sie die Brandseeschwalbe liebt, wohl fraglich erscheinen. _ Schon jetzt liegen die Gelege so dicht beieinander, dass man an die _ Möglichkeit einer Zunahme nicht recht glauben mag. 4 ° Auf Anraten verschiedener Herren wurde in diesem Jahre das E _ Bestecken der Gelege von unserem Wärter genau durchgeführt. Die 3 _ Hölzer mit Nummern zu bezeichnen, wie es uns empfohlen wurde, 4 _ erscheint zwecklos, weil die Zahlen nach kurzer Zeit vollkommen mit - Kot verschmiert sind. Auch die verhältnismässig sehr kurze Zeit, _ während welcher die Schwalben legen und sich die Kolonie entwickelt, 2 Er _ erschwert eine ausgiebige Kontrolle der Gelege ausserordentlich. Das v umerieren würde auch ein längeres Verweilen bei den einzelnen Kolonien bedingen. Und nicht nur die Kolonie, bei der man sich auf- hält, fliegt auf, sondern ebenfalls die Nachbarkolonien, da diese sehr nahe beieinander liegen. Wenn der Wärter früher mal am Wall stand oder auch einen Gegenstand, etwa einen Kasten oder Korb hinstellte, 4 De echheit gar nicht. = Am Sonnabend nach Pfingsten wurden die ersten Nester besteckt. Wenn der Wärter späterhin auch nur in die Nähe des Grünlandes, wo die Kolonien liegen, kam, flogen die Vögel schon hoch, zeigten also "Wirklich ermittelt wurden durch Bestecken mit kleinen Stäbehen 92 M. Hübner: 900 Nester wurden numeriert, später wurde nur bei jedem Gelege ein kleines Stäbchen gesteckt, deren Zahl abgezählt war. Es muss abgewartet werden, ob die Schwalben im nächsten Jahre in gleicher Anzahl . wiederkommen und nicht infolge dieser Störung. durch das Bestecken fortbleiben. Wir haben nach diesen Erfahrungen und Be- obachtungen unseres Wärters von einem genauen Zählen und Bestecken der Gelege endgültig abgesehen. | Von den im Vorjahre auf Alte Mellum beringten Vögeln wurden nach Helgoland gemeldet: eine Brandseeschwalbe am 10. September 1913 erlegt bei Texel, eine zweite im Juni 1914 auf der Insel Ulieringen (Zuider See), eine Flußseeschwalbe am 5. August 1913 erlegt bei Wangeroog. | Unsere Kolonie wurde in diesem Jahre von verschiedenen Vogel- kundigen und -freunden besucht, die alle auf das höchste entzückt waren. Hoffentlich besteht weder die Gefahr, dass Alte Mellum für Marinezwecke in Anspruch genommen werden muss, noch auch die einer Ausnützung für landwirtschaftliche Zwecke, wenn auch letzteres infolge des Fehlens von Süsswasser und der Aussichtslosigkeit, solches zu gewinnen, zunächst nicht möglich zu sein scheint. Beobachtungen in Prerow und auf Hiddensoe 1914. Von M. Hübner in Oschersleben a. d. Bode. Die von der Hochflut im Februar 1914 zerstörte Eisenbahnbrücke über den Bodden war noch nicht wiederhergestellt, der Verkehr von Barth nach Zingst und Prerow wurde daher durch ein Dampiboot be- | werkstelligt. Abfahrt von Barth am 2. Mai nachmittags 3 Uhr, Wetter hell, kalt und windig. Im und am Hafen tummeln sich einige Sturm- möwen und eine Lachmöwe, eine Nebelkrähe und drei Enten (spee.?) streichen vorüber, ein schwarzbrauner Milan kreist in Schrotschussnähe vom Schiff, lässt sich im Gleitiluge auf das olivgrüne Wasser nieder und greift mit den Fängen einen toten Fisch, mit dem er dem Ufer zustrebt. Mehrere Kiebitze umgaukeln ihn. Nach einstündiger Fahrt taucht aus dem schwellenden Grün der Bäume und Sträucher das idyllisch gelegene Zingst auf. Hier herrscht ein reiches Vogelleben. Grüssend tönen die Rufe der Kiebitze herüber, ich zähle ihrer etwa 20, die längs 2 Beobachtungen in Prerow und auf Hiddensoe 1914. 93 des von weissem Schaum umsäumten Ufers sitzen und fliegen. Ein Paar Nebelkrähen und eine Rabenkrähe streichen dem nahen Walde zu. Auf dem westlichen Ende der flachen Insel Oie sitzen zwei Paar Austernfischer und ein Fischreiher, zahlreiche Kiebitze schwärmen umher, eine Schar von etwa 60 Sturm- und Lachmöwen, die dicht- gedrängt am Uferrande schwimmen, passiert der Dampfer auf 50 Meter. Am Südufer der schmalen Insel liegen etwa 50 kleine und eine grosse Möwe — anscheinend Silbermöwe — aul dem Wasser. Wegen der grossen Entfernung vermag ich sie nicht zu bestimmen. Noch zwei Gruppen von 12 und 15 Lach- und Sturmmöwen, zu denen sich einige Silbermöwen und Austernfischer gesellt haben, kommen in Sicht. Am äussersten Ende der Insel hält eine Silbermöwe Siesta. Ein grosser, grauer Vogel lässt sich dicht neben ihr nieder, reckt noch einmal die Schwingen und hält hoch aufgerichtet Umschau. Mit blossen Augen kann ich ihn als grossen Bracher ansprechen. Die Oie entschwindet, und wir biegen in den Prerowstrom ein, der sich in vielen Windungen durch Wiesen und Marschen zieht. Vor dem Dampfer stehen drei Stockenten, davon ein d noch im - Winterkleide, sowie ein Paar Löffelenten auf, ein Reiher steht fischend im spärlichen Schilf, ein zweiter streicht ab. Es kommen nach und nach in Sicht vereinzelte Kiebitze, ein Paar Nebelkrähen, von denen eine ein geraubtes Entenei aufhackt. und ausirisst, zwei Reiher, ein Schoof Enten, darunter zwei Brandenten, weiterhin eine Stockente, ein Paar Löffelenten, die sich am Uferrande drücken und den Dampfer auf 70 Schritt passieren lassen. Am fernen Ufer steht ein einzelner Reiher, zwei Lachmöwen schwimmen vor uns, ein Turmfalk rüttelt über dem trockenen Rohr, fünf Nebelkrähen hocken auf einem ver- fallenem Gehege, ein Paar Krickenten, & noch in Pracht, stehen auf, drei Nebelkrähen sitzen auf einer kleinen Insel, und trotz des eisigen Windes, der von der See her weht, steigt trillernd eine Lerche auf, neun einzelne Reiher kreisen über den schilfumsäumten Wiesen, ein 2 Flussregenpieifer läuft am Ufer entlang. Hohe Dünen steigen auf, und hinter grünen Deichen kriechen aus Baumgruppen das Kirchlein und die schmucken Häuschen Prerows hervor. Der Dampfer landet. ES EB N TE Er BL ne walk E- er ea eg e *, 94. a en 3 Ich begeene zahlreichen Rauchschwalben: auf den Teichen längs des Seedeiches schwimmen einzeln und paarweise Wasserhühner. Und nun, welch ein Genuss! Ein grosser Raubvogel streicht auf mich zu, dicht bei mir, in einer Höhe von etwa 80 Metern, bleibt er rüttelnd über dem Wasser stehen. Hell leuchtet in der Sonne die weissgelbe Unterseite und die weisse Kopfplatte. Der Fischadler, als solcher kann ich ihn unschwer ansprechen, streckt die Fänge vor, als ob er sich zum raubenden Griff vorbereiten will, der kurze schmale Stoss bleibt ge- schlossen. Nur wenn er weiterstreicht und eine Schwenkung macht, entfächert ihn der Vogel. Mehrmals noch rüttelt er, zu einem Stoss ins Wasser entschliesst er sich indes nicht, mit langsamen, wenig aus- holenden Flügelschlägen streicht er dem südlich gelegenen grossen Bodden zu. | a Nachdem ich im Strandhotel Wohnung genommen habe, trete ich noch einen Abendspaziergang an. Am Seestrande begegnet mir wieder der Flussaar, er ist auf der Heimreise nach dem Darss: kräftig holt er zum rasch fördernden Fluge aus, und deutlich sehe ich die stumpf- winklig gebogenen, an den Spitzen gefingerten Schwingen. Dabei trägt er den nach hinten sich etwas verjüngenden Stoss falkenartig fest geschlossen, bisweilen „schwimmt“ er eine Strecke mit wagerechten Flügeln, bis er im gelben Glast der untergehenden Sonne verschwindet. Hoch auf See kreist ein Schoof Enten so tief, dass sie zeitweise hinter den Schaumkämmen der Wellen verschwinden. Am Ufer ein Paar weisse Bachstelzen, in der Nähe der Kirche Fink, esizz Stein- en \Viesenschmätzer und Lerche. . Mai. Sonnig und kalt. Im Hotelgarten singt Fitis, ich sehe den ersten Star. Der Mangel an Staren fällt mir auf. In den Strand- büschen singt Goldammer, am Strande verjagt eine Krähe einen Sperber. Im Speisesaal des Strandhotels befindet sich eine Sammlung aus- gestopiter Vögel, u. a. Polartaucher, Seidenschwanz und Steppenhuhn, die sämtlich bei Prerow erlegt sind. ER> Nachmittag Ausflug nach dem Darss. Der Kiefernwald ist anfangs wie ausgestorben, dann meldet sich ein Fink, bald ein zweiter und dritter. Eine Krähe fliegt aus einer Erle, Zaunkönig singt, ebenso ein Fitis. Auf einer Schneise sitzt eine Rabenkrähe. Ich biege in die | eobachtungen in Prerow und auf Hiddensoe 1914. 05 :hneise ein und finde nach langem Suchen den mir von einem Freunde beschriebenen Standort eines Fischadlerhorstes, deren es bekanntlich Er pachrero im Darss gibt. Etwa zwölf Meter hoch auf dem Gipfel einer Kiefer von 42 cm Durchmesser stand der Horst. Dieser bestand im unteren Teile aus fast armdicken trockenen Aesten, die einen aus schwächeren Zweigen 3 und Reisern geflochtenen Aufbau trugen, und hatte eine Höhe von etwa 0 em, einen Durchmesser von etwa einem Meter. Ueber eine Stunde er rartete ich in gedeckter Stellung auf einen der Horstbewohner, jedoch ‚vergebens; anscheinend war der Horst nicht bezogen. & ‘Während ich mit dem Glase den Horst beobachtete, schlüpften E; zwei Kohlmeisen aus dessen Rand, offenbar ein Pärchen, das, nach 3 ‚seinem Benehmen zu urteilen, im dichten Geflecht sein Nest hatte. Ein trockenes Knarren ünd bald darauf ein jauchzendes „luit, luit, & ‚Iuit, -Juit, nit“ verkünden die Anwesenheit des Schwarzspechts._ Am Leuchtturm „Darsser Ort“ singt Fitis.. Ein Stockerpel zieht vorüber, Em der Wiese steht ein Storch, ein Paar Elstern treiben sich in den -Erlenbüschen herum. Mehrere Stück Schwarzwild stehen unter den - Büschen, ohne von den bunten, lärmenden Vögeln Notiz zu nehmen. : ch überschreite den Deich an der Westküste. Am Strande entlang “ziehen sechs Sturmmöwen, mehrere einzelne Enten und ein Sperber. _ Ich knüpfe mit den Leuchtturmwärtern ein Gespräch an, die einiges teresse an der Vogelwelt bekunden. Vom Fisch- und Seeadler, von Ä m ein Paar im Darss horstet, erhalten sie oft Besuch. Auch der ranich brütet in der Nähe des Leuchtturms; im Vorjahre hat einer F ! Wärter die Jungen gesehen. Auf meine Frage, wie sich die Vogelschutzvorrichtung (Sitzleisten) am Turm bewährt haben, erhalte ich die Antwort: „Es setzen sich keine Vögel drauf, weil es keine mehr gibt.“ Diese pessimistische Anschautng ist zweifellos übertrieben, doch enthält sie immerhin eine traurige Wahrheit. Den Rückweg nehme ich am Seestrande entlang. Trägen Fluges ‚nähert sich ein Reiher, auf den Wiesen einzelne Kiebitze. In den Dünen äst ein Gabelbock und lässt sich auf 80 Schritt angehen, dann flüchtet er seewärts. Von einem Tümpel erheben sich zwei Stockerpel, dicht 96 i M. Hübner: vor mir streicht ein Sperber ab und blockt auf einer verkrüppelten Strandkiefer auf, am Waldrande ziehen zwei Reiher gegen den heftigen Ostwind, mehrere Stein- und Wiesenschmätzer, sowie ein Paar Lerchen zwischen den Dünen, drei Kiebitze stehen im Schlick und suchen Nahrung. Auf einem grösseren Teiche schwimmt eine Lachmöwe. Im feuchten Sande finde ich zahlreiche Rotwildfährten. Auf der weit ins Meer ragenden Halbinsel sitzen drei Mantel- oder Heringsmöwen. Wegen der weiten Entfernung kann ich sie nicht genau ansprechen. Ein Paar Enten hocken mit eingezogenem Halse auf der wattenartig verlaufenden Landzunge. Immer wieder stosse ich auf Tümpel und Priele, so dass | ich weite Umwege machen und bisweilen durch handhohes Wasser waten muss. Tief über den Wellen zieht eine bunte Grabgans; es be- ginnt zu dämmern. Ein Lerchenfalk, der sich scharf gegen den klaren Abendhimmel abhebt, strebt dem schwarzen Waldrande zu. Nach zwei- stündiger Wanderung auf nassem Ufersande über meterdicke Seegras- wulste und Rinnsale hinweg erreiche ich mein Gasthaus. 4. Mai. Dampferfahrt von Prerow nach Barth, Weiterreise nach Hiddensoe. Sonnig, warm, Südwind. Drei Stockerpel sonnen sich an einer Pfütze in der Wiese, mehrere Kiebitze umfliegen sie, im Hintergrunde stehen drei Störche und ein Reiher. Drei Rotschenkel fliegen am Ufer vor dem Dampfer her, ein Kiebitz wirft sich auf den einen und verjagt ihn. Zwei Grabgänse, drei Reiher, zwei Rotschenkel, eine Rohrammer kommen in Sicht, ein Paar schwimmende Stockenten weichen dem Dampfer aus. Mit lautem Flötenruf ziehen fünf Rotschenkel vorüber, in einer kleinen Bucht schwimmt eine junge Sturmmöwe. Ein schwarzbrauner Milan sucht das Ufer ab und lässt sich mit hoch erhobenen Schwingen ins Rohr sinken: entsetzt flüchtet eine Rohrammer aus demselben. Sechs Fluss- seeschwalben schaukeln fischend über dem Wasser, drei Lachmöwen folgen ihnen, aus dem Rohre steht ein Reiher auf. Am Ufer der Insel Die gegenüber Zingst schwimmen 50 Lachmöwen, auf der Insel einzelne Kiebitze und fliegende Lachmöwen, ein Reiher, vor Barth einzelne Sturmmöwen. / = Im Hafen von Stralsund einzelne Sturm- und Lachmöwen, sowie Flußseeschwalben. Vor dem Dampfer stehen wiederholt kleine Flüge Beobachtungen in Prerow und auf Hiddensoe 1914. 97 4 Rottgänse auf, weithin leuchtet im Abstreichen der weisse Unterrücken durch die diesige Luft. Auf einer Schaar an der Rügenschen Küste sitzen etwa 80 wilde Schwäne (spec.?), ein Reiher zieht von Rügen “nach dem Festlande Wir begegnen einem Fluge von 14 kleinen ” Möwen (spec.?) und einzelnen Silbermöwen, Enten und Seeschwalben. F Ein Turmfalk streicht flach über das Wasser, drei Rottgänse fallen ein, am Eingange des Wieker Boddens liegt eine Schar Rottgänse von 75 Stück, weiter nördlich stelle ich durch das Glas eine zweite Schar von 50 Stück fest, ein Reiher zieht tief über den Wasserspiegel. Die 2 bunten Häuser von Vitte tauchen auf, das Hochland mit seinen malerischen Hügellinien, grünen Saatllächen und dem schwarzen $ ‚Kiefernwalde rückt näher, das Glas, das bisher jeden Vogel verfolgte, 5 entsinkt der Hand, und, ergriffen von der schlichten Schönheit des % Eilandes, lasse ich die Ufer vorübergleiten. Wie kommt es nur, dass ich, E ne öfter ich die Insel besuche, sie um so schöner finde? Der „Oaprivi“ landet, ich verabschiede mich von der freundlichen Frau Kapitän und $ betrete Hiddensoe. | : Auf dem Wege zur „Heiderose“, meinem altgewohnten, idyllisch gelegenen Quartier, sitzen einzelne Wiesenpieper, dort Heidepieper = genannt. Einer hat Futter im Schnabel und klagt: „Bitit, Bitit, Bititit“, aus einiger Entfernung klingt sein Ruf an den der weissen Bachstelze. | Von meinem vogelkundigen Wirt erfuhr ich, dass das Brutgeschäft ungewöhnlich früh begonnen hätte und die Gelege der Kiebitze und grösstenteils auch der Rotschenkel ausgefallen wären. . 5. Mai. Mein Wirt zeigt mir in der Nähe seines Hauses ein Kiebitz- est mit vier und ein Stockentennest mit neun Eiern. 5 Die Wiesen sind dieses Jahr sehr nass, alle Gräben und Schlänken sind voll Wasser, wodurch die Nestersuche erschwert wird. ns Zwischen lockeren, alten Binsen finde ich ein Rohrammernest mit _ fünf Eiern, das auf der Ostseite ganz von Seegras überdacht ist; der EV ogel fährt mir dicht vor den Füssen heraus und entfernt sich, dicht über den Boden flatternd und hüpfend. In den Vitter Wiesen stosse % jch auf die Nester eines Kiebitzes mit drei und eines Austernfischers R mit vier Eiern, letzteres stand auf einem kleinen Hügel und war ausser “ einigen Brocken trockenen Kuhmistes und wenig Halmen ohne Polsterung. m ll N. er 98 z M. Hübner: An den flachen Ufern des Dunt, eines etwa '/, ha grossen Teiches zwischen Heiderose und Vitte, sitzen ein Austernlischer, sechs Kampf- hähne und ein Stockerpel. Elf Lachmöwen kreisen über dem Wasser, eine Knäckente streicht ab, und an der Rohrkante schwimmt nickend ein Wasserhuhn. Einzelne Rotschenkel tauchen flötend aus der Luft auf und verschwinden im raschen Zickzackfluge, zwei kleine Alpen- strandläufer laufen stossweise vor mir her, ängstlich schauen sie sich nach mir um: ihr Gelege, das offenbar in der Nähe ist, suche ich vergebens. Ein Dutzend Kiebitze umkreisen mich mit wehem Ruf: in jenem trockenen Binsenhorst stecken sicher ihre Jungen. Ihr sonst Jauchzender Frühlingsruf klingt klagend, zeternd. Die vier Kampfläufer auf dem jenseitigen Ufer hocken unbeweglich. Noch schlummert der Liebestrieb in ihnen, in früheren Jahren balzten sie bereits um diese Zeit und gingen mit gespreiztem Kragen scharf auf die Mensur. Einem wenige Schritte von ihnen entferntem 9, das in seinem schlichtgrauen Gewande erheblich kleiner aussieht als die farbenschillernden d£, | schenken diese keine Beachtung. Auf. einer kleinen Landzunge sitzt ein schwarzer Vogel, den ich erst für eine Dohle hie es ea einzelner, fast blauschwarzer Kampfhahn. | Am Nachmittage Besuch der kleinen, der es: von Hiddensoe vorgelagerten Fährinsel. Im Gesträuch und den wenigen niedrigen Bäumen der drei Fährhäuser Gartenrotschwanz und Grauammer. Auf dem Telegraphendrahte sitzt eine gelbe Bachstelze, eine zweite steht aus den Binsen auf. Ein Stockerpel streicht vom Tümpel ab, zwei | Enten (spec.?) ziehen vorüber. Auf dem Kuhriff, einem kleinen Eilande an der Südostecke der Fährinsel, sitzen neun Sturm- und eine Lach- möwe, auf einer Landzunge stehen ein Paar Austernfischer und fischen, ein Wiesenpieper fliegt aus den Binsen auf: Im Schlick stochert ein Rotschenkel nach Nahrung, am Uferrande trippelt ein Halsbandregen- pfeifer. Drei mittlere 'Säger streichen vorbei und fallen auf das Wasser, einzelne Sturmmöwen umkreisen mich. Mir fällt ihre geringe Zahl auf, in früheren Jahren konnte ich in der Nähe des Brutreviers® 60 Paare und mehr feststellen. | Sieben Meter vom Wasser entfernt finde hr das Nest eines Austernfischers, die beiden hellgelbbraunen, schwarzgefleckten Eier "Beobachtungen in Prerow und auf Hiddensoe 1914. 99 liegen ohne Polsterung in flacher Mulde auf den groben Kieseln der schräg abfallenden Uferböschung. Vier mittlere Säger und zwei Zwerg- "seeschwalben nähern sich fliegend dem Ufer. In einer Wulst an- i geschwemmten Seegrases steht das Nest einer Sturmmöwe, es enthält zwei hellolivfarbige, schwarzbraungefleckte Eier. Nicht weit davon ent- > decke ich in einer Seegraswulst neben einem kleinen wilden Rosen- 'strauch ein Sturmmöwennest mit drei Eiern und einem rundlichen Stein, er mit bebrütet wurde. Den Stein im Sturmmöwennest fand ich früher viederholt, er beweist das schlechte Unterscheidungsvermögen des rutvogels. Vier mittlere Säger und eine Graugans ziehen dicht an ir vorüber, ein Regenschauer setzt ein. Im Kiesgerölle des Nordostufers finde ich ein Dale. des Austernfischers, es muss frisch sein, denn die Grundfarbe der Eier ‘zieht ins Grünliche. Auf einer schmalen Kiesbank am Rande eines kleinen Teiches steht ein weiteres Austernfischernest mit drei Eiern, offenbar sind die Brutpaare dieser herrlichen Vögel hier im Zunehmen ‚begriffen im Gegensatze zu den Sturmmöwen. ; Die kaum kniehohen Wacholderbüsche, mit denen die schwarze Heidefläche der Fährinsel durchsetzt ist, bilden die Lieblingsbrutstätten der Enten und Säger, letztere schreiten jedoch erst später zur Brut. Ich entdecke zwei Stockentengelege mit acht und zwölf Eiern. Im tiefnapfigen Dunenpolster sind diese ausserordentlich warm gebettet. a V Ätien durch das erste Nest läuft eine etwa >, cm starke Wurzel, “sie scheidet das Gelege in je vier Eier. Wie unbequem muss sie dem a sein Brutgeschäft machen, und az u er wacker aus, wie warmen Eier beweisen. 2 _ Mittlere Säger streichen teils einzeln, teils paarweise oder in choofen hin und wieder. Ein Paar Rotschenkel fallen im seichten : Wasser ein, zwei Grabgänse in ihrem farbenprächtigen Gefieder über- "gueren die Insel. Am Uferrande der Ostküste, dem Brutplatze der Halsbandregenpfeifer, stelle ich vier Brutpaare dieser zierlichen Vögel fest Mit sanftem Klageruf laufen sie vor mir her; um sie nicht zu vergrämen, verlasse ich ihr Revier. Ihr Gelege zu finden, würde viel Mühe machen, da sie hier die vier Eier in eine winzige Mulde gleich ‚oder ähnlich gefärbter und geformter Kiesel legen. Auf der Südostecke 7 * 100 M. Hübner: - der Insel finde ich auf dem mit grobem Kies durchsetzten Rasen ein Halsbandregenpfeifernest mit vier sandgelben, schwarzpunktierten Biern. Nicht weit davon sitzt ein Pärchen Austernflischer am Ufer, bei meiner‘ Annäherung entfliehen sie schwimmend. Das Nest steht zwischen Hügeln auf dem kurzen Uferrasen, es ist nur mit wenigen Seegrashalmen- gepolstert und enthält drei Bier, von denen zwei und besonders das eine mit starken schwarzen Wurmlinien lummenartig verziert waren und. an den Zeichnungscharakter der Lummeneier erinnern. Wind und Regenschauer waren wohl schuld daran, dass heute auf der Fährinsel kein regeres Vogelleben herrschte. 6. Mai. An der Heiderose einzelne Raben- und Nebelkrähen. Auf dem Wege nach der Westküste mehrere Wiesenpieper, eine Grabgans und ein Reiher. An dem dem Winde ausgesetzten steileren Weststrande sind wenig Vogelarten vertreten, der Charaktervogel ist dort der Hals- bandregenpfeifer. Ich stelle drei Pärchen fest, die am Strande mit melancholischem „Tlüit, Tlüit*“ vor mir herliefen. Bisweilen flogen sie auch ein Stückchen, kehrten aber immer wieder zu einem bestimmten Punkte zurück. Ich fand dort im freien Treibsande mehrere Nest | mulden, zu denen frische Spuren führten, ein Gelege enthielten sie jedoch nicht. Wahrscheinlich waren die Jungen schon ausgelaufen und sassen in den Strandhaferbüschen versteckt. Von den drei einheimischen kleinen Regenpfeifern ist der Sandregenpfeifer der grösste und am jebhaltesten gefärbte, seine orangegelben Beine und der ebenso gefärbte | Schnabel mit der schwarzen Spitze machen ihn schon aus einiger | Entfernung kenntlich. | Bei der Heiderose beobachtete ich mehrere Stare, drei Hänflinge, einen Grauammer und einen Haussperling. Nachmittags Gang durch die Vitter Wiesen. Auf einem kleinen Hügel in kurzberaster, feuchter Wiese steht das Nest eines Halsband- regenpfeifers; die vier Eier liegen auf dürftiger Unterlage aus trockenen Halmen. Die Brutvögel sind nicht anwesend, das Nest ist 400 Meter vom Seeufer entfernt. Ein kleiner Alpenstrandläufer lässt sich auf fünf Schritt angehen, bevor er auftliegt. Auf kleinem Hügel finde ich ein Vierergelege des Rotschenkels. Die Nestmulde ist tiefer als die der Kiebitznester, auch pflegt der Brutvogel das Gelege mit den über den Beobachtungen in Prerow und auf Hiddensoe 1914. 101 - Nestrand ragenden Grashalmen etwas zu verdecken. Die sehr schönen -ockergelbfarbigen, rotbraungefleckten Eier hatten nur wenige Halme 4 als Unterlage. Gleichfalls auf einem kleinen Hügel finde ich ein zweites - Vierergelege des Rotschenkels. Die umstehenden trockenen Halme sind so geschickt über den Eiern zusammengezogen, dass man diese kaum sehen kann. Nicht weit davon stosse ich auf das frische Nest eines "Kiebitzes mit einem Ei; es handelt sich offenbar um ein Nachgelege, die Mulde ist ganz frisch und feucht. Noch sechs frische Nestmulden finde ich auf meiner Suche, ein Beweis dafür, dass sich die Kiebitze ‘zur zweiten Brut anschiekten. Der nächste Fund war ein völlig offenes Rotschenkelnest mit vier Eiern, von denen eins bedeutend heller als die andern gefärbt war. Die Polsterung war ausnahmsweise dicht. In _ einem Binsenbüschel steht ein Rotschenkelnest mit drei Eiern, sie sind kalt und anscheinend verlassen. ® Hier ist auch das Hauptrevier der Buglerche, jener von Brehm - entdeckten dunklen Abart der Feldlerche, die auch auf der gegenüber- liegenden Halbinsel Bug auf Rügen vorkommt. Ich beobachte mehrere _ Exemplare dieser Lerchenart. 3 Ein Stockentenpaar watschelt durch die Wiese, es lässt sich bis auf 100 Schritt angehen, ein Anzeichen davon, dass es sein Nest in _ der Nähe hat. Seit zwei Stunden durchquere ich das Brutrevier des kleinen - Alpenstrandläufers, habe aber erst zwei Exemplare dieser Vögel gesehen. = Von Vitte aus nähert sich mir Herr Gutzmann, er kennt und kontrolliert jedes Nest im Revier. Nach herzlicher Begrüssung zeigt Fer mir das Vierergelege eines kleinen Alpenstrandläufers. Bis auf einen Meter hält das 2 unsere Annäherung aus, dann läuft es flatternd davon. F Die Nestmulde ist sehr klein und mit wenigen trockenen Halmen gepolstert, Es ist, wie ich bereits an anderer Stelle gesagt habe, die E verkleinerte Ausgabe eines Rotschenkelnestes. Die den Rand über- _ ragenden Grashalme sind so geschickt nach innen gebogen, dass das ‚Gelege fast völlig verdeckt ist. Die vier allerliebsten Eier haben die Ai "orm eines Kreisels und sind auf gelbertinem Grunde rotbraun gefleckt. E Beim Heimwege stosse ich eine Buglerche heraus. Ihr zwischen k kurzem Heidekraut und Erdmoos stehendes Nest enthält vier halb- 102 - ausgewachsene Junge. Nicht weit davon zeigen mir die aus der Schule kommenden Kinder meines Wirtes ein anderes Lerchennest, der Brut- vogel ist nicht zur Stelle. Bei nächster Gelegenheit stelle ich fest, dass es sich um die normalfarbige Feldlerche handelt. Die Farbe der. drei Nestjungen glich genau derjenigen der Buglerchenjungen. Der Farbenunterschied scheint sich also erst später, vielleicht nach der ersten Mauserung, herauszubilden. : Grammophonmusik und lauter Jubel schallt mir von der einsamen Heiderose entgegen. Vier Frauen und Mädchen, die in den Dünen gearbeitet und ihren Wochenlohn erhalten haben, machen sich eine vergnügte Stunde, sie tanzen, singen und trinken. Als sie sich en- fernt hatten, teilt mir der Wirt im Vertrauen mit, dass jede sechs Glas Bier und vierzehn Liköre zu sich genommen hat. Allen Respekt vor den robusten Insulanerinnen! | 7. Mai. In den Dünen sitzen drei Grabgänse, hell leuchtet ihr weissbuntes Federkleid auf dem schwarzen Heidekraut. Am Gasthause einzelne Rauchschwalben, ein Gartenrotschwanz, zwei Wiesen- und ein Steinschmätzer. Ich durchquere die sehr nassen Wiesen südlich der | Heiderose. An einem Binsendickicht sitzt ein kleiner Alpenstrandläufer, an einer Schlänke sucht ein Pärchen dieser Vögel nach Nahrung. Zwei Schinzi 56 treiben unter raschen Schwenkungen ein 9. Ein Paar Austernfischer streicht mit schnellen Schwingenschlägen vorüber, weit- hin leuchten die roten Schnäbel, und noch aus der Ferne schallt ihr gellender Ruf. Die Wiesen sind von kleineren und grösseren Binsen- flächen durchsetzt, und in dem Gewirre von Prielen und Schlänken komme ich nur langsam vorwärts. Kiebitze umwuchteln mich, Enten und einzelne Sturmmöwen ziehen hin und wieder. Wieder jagen sich zwei kleine Alpenstrandläufer, während ein dritter mit seinem Warn- rufe: „srrIe“ dicht vor meinen Füssen herausfährt. Allerorts begleitet mich der weiche Flötenruf der Rotschenkel: „jük, jük, jük, tüdü, tüdü.“ Dort erhebt sich ein Rotschenkel etwa 80 Meter hoch zum Balz- | Huge, schwebend senkt er sich und frohlockend klingt sein „Tlü, tlü, tlü, tlü“. In der sich an die Wiesen anschliessenden Heide finde ich | mehrere Fuchsbaue, in die frische Spuren von Grabgänsen hinein- führen. Kr Beobachtungen in Prerow und auf Hiddensoe 1914. 103 - Ganz frei, in einem durchsichtigen Busche, steht das halbfertige Nest einer Grasmücke. Nachmittags Spaziergang nach Neuendorf. Auf einem - Teich am Wege schwimmt eine Stockente (2) und führt 13 oder 14 schwaız- braune, wenige Tage alte Jungen mit sich. Die allerliebsten Dinger bilden paarweise oder auch zu dreien einen Schweif hinter der Mutter © und drücken sich mit dieser in ein Binsenbüschel. Heftige Regen- 4 schauer hindern meine Beobachtungen, ich muss im Gasthof zu Ploggs- e- hagen Schutz suchen. In Neuendorf sehe ich Stare, deren Nistkästen an niedrigen, freistehenden Stangen vor den Häusern angebracht sind, ferner mehrere Grauammern, Hänflinge, weisse Bachstelzen und einen Sperber. Rückweg am Strande. Auf einem Stein im Wasser hockt ein Austernfischer; ich beobachte drei Sandregenpfeifer und einzelne Sturmmöwen. 3 8. Mai. Windig, Regenschauer. Bei der Heiderose eine Schar von 20 Wacholderdrosseln. Am Dunt acht Kampfhähne und drei 99. 2 Zwei && beissen sich heftig, aber nur zwei Sekunden lang. Bisweilen _ spreizt ein & den bunten Kragen, aber zu richtigen Balzduellen kommt es nicht. Heute sind mehr kleine Alpenstrandläufer am Dunt. Ein Pärchen setzt sich 20 Schritt von mir entfernt und lässt mich auf _ acht Schritt herankommen, beide Vögel laufen 40 Schritt vor mir her, - dann streichen sie ab. Ein anderes Schinzi @ hält meine Annäherung “gar bis auf vier Schritt aus. in ü 3 Auf dem Dunt schwimmen 106 Lachmöwen, sie haben diesen See E zur Brutkolonie ausersehen. Im Vorjahre befand sie sich auf zwei 4 binsenbewachsenen Tümpeln zwischen Heiderose und Neuendorf, die in diesem Jahre überschwemmt waren. Ich finde ein frisches, bereits volles Kiebitzgelege. Mitten in der nassen Wiese ein Steinschmätzer. i Gegen Abend begleiten mich zwei Jungen meines Wirtes in die südöstlich der Heiderose gelegenen Wiesen. Wir finden ein Kiebitz- und 1t/, Meter daneben ein Rotschenkelnest mit je vier Biern. E Im flachen Wasser zwischen Schilf und Gras sitzt ein junger Kiebitz, der sich in seinem Versteck so sicher fühlt, dass man ihn _ greifen kann; in Freiheit gesetzt, durchschwimmt er geschickt eine 4 mehrere Meter breite Wasserlache. Ein verlassenes Stockentennest en 104 M. Hübner: enthält fünf Eier, es ist ohne Dunenpolster und nur mit trockenen Halmen ausgelegt. Zwischen langem Gras und Binsen Rotschenkelnest mit vier stark bebrüteten Eiern. = > | Der Eifer der Suche führt uns immer tiefer in das nasse Revier. Die derben Jagdschuhe sind längst voll Wasser, Schlänken und Tümpel werden durchwatet. Vor den Beinen steht mir eine Löffelente 2 auf. /wischen Binsen, auf schmaler Landzunge, befindet sich ihr Nest. | Dieses ist mit trockenem Gras und wenigen Dunen gepolstert, die neun Eier sind hellgelbgrün und kleiner als die der Stockente. Unmittelbar am Wasser finden wir in trockenen Binsen das Nest einer Stockente. Es enthält zwölf auffallend kleine Eier. Nahe am Strande werden zwei Rotschenkelnester entdeckt. Bei dem letzteren lässt der Brutvogel einen meiner kleinen Begleiter bis auf einen Meter heran. Der am Nest sehr scheue Vogel verlässt dieses bei Annäherung eines Menschen sonst schon auf weite Entfernung, hier schien er den in den Binsen heran- nahenden „Jungen nicht bemerkt zu haben. Auf einem Binnensee schwimmt ein einzelner Singschwan. Es gelingt mir, ihn hinter einem Heidehügel bis auf etwa 80 Schritt an- zuschleichen, deutlich erkenne ich den gelben Schnabel mit der schwarzen Spitze. Selbst als ich mich hochmache, fliegt er nicht auf. „Klöuk, klöuk, klöuk“ tönt sein Ruf ununterbrochen. Er hat mich längst eräugt und mustert mich misstrauisch, indem er den Kopf bald nach dieser, bald nach jener Seite wendet. Auf 60 Schritt lässt er sich angehen, dann erhebt sich der herrliche weisse Vogel mit langsamen, wuchtigen Flügelschlägen und strebt der See zu. Wahrscheinlich ist es ein Junges Exemplar, da es so wenig Scheu zeigte. Am Ufer des Binnensees finden die Jungen im hohen, nen | Grrase und Binsen gut versteckt ein Wiesenpiepernest mit fünf Dunenjungen. Eine Löffelente steht auf und spritzt ihr Geschmeiss über das aus »wölt Eiern bestehende Gelege. Auch hier besteht die Nestpolsterung aus Gras und trockenen Binsen, nur in den Rand sind einige Dunen eingewebt. | In niedergedrückten Binsen wird ein Rohrammernest mit fünf Eiern gefunden, der untere Teil desselben steht im Wasser, und die fünf hellschokoladenfarbigen, schwarzgeaderten Eier sind warm, obwohl Beobachtungen in Prerow und auf Hiddensoe 1914 105 sie aut dem nassen Nestboden liegen. Aus einem Seegrasklumpen schlüpft ein Vögelchen und huscht zwischen die Binsenhalme Er enthält das völlig überdachte Nest eines Wiesenpiepers, das Eintlugs- loch befindet sich an der Südwestseite. Einen derartigen Neststand, der ganz an die Höhlenbrüter erinnert, fand ich bei dem Wiesenpieper noch nie. Die vier Eier sind warm, obwohl sie im Wasser liegen, das von unten in die Nestmulde eingedrungen ist. Man sieht hieraus, dass der Brutvogel durch Nässe nicht leicht von seinem Gelege zu ver- drängen ist. | | Meine kleinen Begleiter suchen eifrig und mit grosser Sachkunde. - Plötzlich lauter Jubelruf. Ich eile durch das fast knietiefe Wasser und blicke in ein Nest mit dicht zusammengedrängten Jungentchen. Vor- eilig greift einer der Jungen hinein, im Nu stehen die Tierchen hoch, lassen sich über den Nestrand purzeln und verkrümeln sich in wenigen - Augenblicken zwischen Gras und Binsen.. Die letzte greife ich und setze das allerliebste zappelnde Ding aufs Wasser, das es flott durch- schwimmt. Etwa zehn Meter davon steht ein Stockentennest mit zehn Eiern, welches die übliche dichte Dunenpolsterung enthält. Bei jedem Schritte wallen aus den Binsen Mückenschwärme auf, die zwar nicht stechen, aber in Augen, Mund und Nase eindringen. - Pudelnass erreichen wir nach Sonnenuntergang unser Heim. 9. Mai. Kuckucksruf am Gasthause. Gewitter und Hagelschauer. Auf dem Wege nach Vitte. Kiebitz verjagt einen Sperber, ich sehe — Grauammer, Wiesenpieper, Lerche und einen zweiten Sperber. Im Hafen von Vitte liegt das Segelboot des Vogelwärters Kasten bereit, Be und in Gesellschaft der Herren Gutzmann und Berg trete ich die ver- > abredete Segelfahrt nach der Halbinsel Bessin an. Wir begegnen einzelnen Sturm- und Lachmöwen. Auf der der Südspitze des Bessin vorgelagerten Sandbank sitzen 15 Sturm- und drei Mantelmöwen, Fluss- seeschwalben kreisen einzeln über den Reusen, eine Zwergseeschwalbe _ zieht am Boote vorbei. Am Eingange des Wieker Boddens lagern e grössere und kleinere Gruppen Rottgänse. Im Schutze der Rügenschen Halbinsel Bug tummeln sich mehrere taucherartige Vögel, wir segeln sie so nahe als möglich an: es sind zwei Paar Zwergsäger, die nach ER ee ee ne VO , . A >? 5 — er Ser IRRE FREL N DEP ‚zip war Re Kan DAHE er ee er = 400: — Be : _M. Hübner: Nahrung gründeln Sie ähneln von weitem sehr den Schellenten, doch unterscheiden sie sich in der Nähe von diesen durch den kleineren Kopf und den schmalen, kurzen Schnabel. Wir landen an der Südspitze der Halbinsel Bug. In einem Horst alten Rohrs singt ein Teichrohrsänger, zwei Brandgänse fallen an der Nordküste ein. Weither schallt der Ruf der Rottgänse, bald klingt er wie „Auk, auk“, bald wie „Rott, rott“. Eine alte Mantelmöwe und eine Silbermöwe ziehen vorüber. Herr Berg sieht einen Regenbrachvogel, er hat schon seit längerer Zeit mehrere Exemplare bei Kloster beobachtet. Wir beginnen eine Nestersuche im trockenen Rohr, Myriaden von Mücken machen jedoch leider den Aufenthalt auf der Bughalbinsel unmöglich, sie dringen beim Atmen in die Luitröhre, so dass wir die Hände vor Mund und Nase halten müssen; umsonst, wir werden zum fluchtartigen Rückzuge gezwungen. Als erster erreicht der wind- und wetterfeste Herr Gutzmann den Strand. Mit tränenden Augen und vom Husten blaurot gequollenem Gesicht erklärt er dem im Boote harrenden Kasten: „Ne Johann, wat to dull is, is to dull.* Kasten grinst, spuckt ins Wasser und erwidert: „Ick wet Bescheid.“ Der Wind hat abgeflaut, und abwechselnd rudernd und schiebend erreichen wir den Bessin. | Ein Regenbrachvogel erhebt sich. am Strande und streicht der Bucht von Kloster zu, vier Grabgänse sitzen im Schlick. Auf dem Uferkies finden wir einen wenige Tage alten Sandregenpfeifer. Der possierliche Wicht versucht wegzulaufen, purzelt aber, so oft er gegen einen grösseren Kiesel stösst, hintenüber. Doch sogleich ist er wieder | auf den Beinen, und richtet sich so gerade auf, dass diese aus dem Steiss herausgewachsen zu sein scheinen. Wir brechen in ein lautes Gelächter aus, treten zurück und beobachten aus einiger Entfernung das drollige -Ding. Bald erscheint einer der Eltern und lockt; gleich wendet sich der Kleine dem Alten zu und verschwindet mit ihm hinter Strandhaferbüschen. | Wir suchen den Strand ab, ohne auf Nester zu stossen, obwohl dieser als Brutplatz für Regenpfeifer, Sturmmöwen und Austernfischer | wie geschaffen erscheint. Allerdings sind bei der Hochflut im Winter grosse Kießstrecken des Ufers und die meisten Dornbüsche, die sonst den Enten und Sägern als Niststätte dienten, versandet. 1 edbachtungentt in \ Prerow Ka a Hiddensoe 1914. 107 | Aus einem fast undurchdringlichen Weissdornbusche streicht eine _Nebelkrähe ab. Mit Mühe arbeiten wir uns an das Nest heran, das drei nackte Junge und ein faules Ei enthält. Wegen des grossen Schadens, den die Alten durch Eierraub verursachen, werden die 5 s » EN, 2 NER: 2 EN Jungen zum Tode verurteilt und Herr Gutzmann zum Vollstrecker er- a _ nannt. Während dieser der Räuberbrut mit wohlgezielten Stockschlägen den Garaus macht, wendet sich der herkulisch gebaute Kasten, dem _ man Nerven wie Schiffstaue zugetraut hätte, weg mit den Worten: „Allens kann ick sehen, blos dit nich.“ Ein Reiher zieht nach Rügen hinüber. In einem Weissdornbusch steht ein vorjähriges überdachtes Elsternest. An der flachen Westküste eo schmalen Halbinsel treffen wir Goldammern und Hänflinge, einzelne _ Rotschenkel und Kiebitze suchen in den seichten Uferbuchten nach Ehrung E Auf der schlickigen, kleinen Thedingsinsel sitzen zwei Mantel- -_ und zwei Sturmmöwen. Da wir vermuten, dass dieses Biland, das der neipiatz der Wasser- und Sumpfvögel ist, Nester enthält, watet ; E Herr Berg, der lange Wasserdichte trägt, hinüber, aber er findet nichts. Ri Inzwischen suchen wir anderen Bernstein und finden auch einige - Stückchen. Welch wundervoller Blick von hier auf die spiegelglatte Bucht von Kloster mit seinen alten Bäumen, die strohbedachten Fischer- _ häuser von Grieben und das wellige, grüne, vom Leuchtturm überragte R Hochland. Die Westseite des Bessin gleicht einem bunten Teppich. E- dichtem Rasen spriessen Walderdbeeren, Schlüsselblumen, Sand- yeilchen, Gänseblumen, Grasnelken, Fünffingerkraut, Steinbrech und - Hahnenfuss hervor, blütenschwere Schwarz- und Sanddornbüsche, wilde Rosen und Weissdorn bedecken einzeln und gruppenweis die ganze - Halbinsel. Aber auch hier die Mückenschwärme, hinter em Busch stiebt eine Wolke auf. Wir treten die Heimfahrt an. Auf den Baken und Reusenpfählen sitzen einzelne Fluss- und Küstenseeschwalben. „Kiräh“ lässt die eine wiederholt ihren Ruf erschallen und reckt dabei jedesmal die langen, | . Schwingen nach oben. Aus einer Reuse streicht ein Reiher ab, eine Zwergseeschwalbe, mehrere mittlere Säger und eine Krickente . kreuzen unsere Bahn. Wir nähern uns wieder den am Eingang des TER a RT Rn TAAIEAED 108 Wieker Boddens liegenden Rottgänsen, ich kann durch das Glas beobachten, wie sie nach der Wasseroberfläche schnappen und jedes- mal etwas hinunterschlingen: es sind irische Seegrashalme, die die Strömung des Fahrwassers in Mengen heranführt. Wir hielten auf die | Gänse zu, Herr Gutzmann und ich mit schussfertigem Gewehr platt ins Boot . gedrückt, aber die schwarzen Gesellen standen stets 120 Meter vor uns auf oder entfernten sich schwimmend. An ein Ueberholen war bei dem schwachen Wind nicht zu denken. Schon wollten wir die Gänsejagd einstellen, als ein uns entgegenkommender Kutter einen Flug von acht Stück aufscheuchte und auf uns zutrieb. Die vorderste Gans wurde aufs Korn genommen und durch unsere gemeinschaftlichen Schüsse heruntergeholt. Es war ein junger Vogel, und der weisse Fleck an den Halsseiten kaum angedeutet. Ich bin der Meinung, dass es sich hauptsächlich um noch nicht fortpflanzungsfähige Exemplare handelt, die sich bis in den Juni hinein an der Ostseeküste herumtreiben. Am Abend landeten wir auf der Fährinsel, von wo ich mein Heim leicht erreichen konnte. Ä | 10. Mai. Sturm, kalt. Ich finde in den Wiesen ein Rohrammer- nest mit drei Dunenjungen. Abends gegen 7 Uhr sehe ich im Hafen von Vitte einen Regenbrachvogel. Es gelingt mir, hinter einem auf dem Strande liegenden Kutter mich bis auf 20 Schritt anzuschleichen. Der lange, krumme Schnabel bohrt in den Ufersandsteinen , nach Nahrung, die er gierig hinunterschlingt; auch in das Wasser taucht er ihn bis an die Augen. Der sonst so scheue Vogel scheint hier ein häufiger Gast zu sein, denn die Nähe der Häuser und das Treiben der Menschen kümmern ihn wenig. Als ich endlich aufstehe, fliegt er nach dem Bessin hinüber. Wie ich von Herrn Gutzmann erfuhr, waren im Brutrevier Vitte bis- her folgende Gelege festgestellt: Kiebitze 60, Rotschenkel 24, kleine Alpen- strandläufer 12, Austernfischer 2, Sandregenpfeifer 1, Enten 20, Lach- möwen am Dunt 30, ausserdem 20 fertige noch unbelegte Nester derselben. 11. Mai. Dampferfahrt nach Stralsund. Bei der Fährinsel schwimmen, sitzen und fliegen 50 Sturmmöwen. Wie alljährlich, machte ich auf der Heimreise in Neustrelitz eine Pause, um dem herrlichen Park und seiner Umgebung einen Besuch Kleinere Mitteilungen. — Bücherbesprechungen. 109 abzustatten. Hier sah ich eine Schwarzdrossel 5 mit teilweisem Albinis- mus. Sie hatte um die Augen einen weissen Fleck wie ein 10-Pfennig- stück, am Hinterkopf einen weissen Halbmond und an der rechten Bauchseite weisse Flecke. Kleinere Mitteilungen. Beobachtungen über das Vordringen des Girlitz. Die Be- obachtungen über das Vordringen des Girlitz kann ich für zwei Orte _ bestätigen und ergänzen. Im Jahre 1904 nistete ein Girlitzpärchen 15 Meter von meinem Wohnhause in einem hochstämmigen Rosenbusche in Holzminden an der Weser. Die Jungen wurden von einer Nachbars- familie ausgenommen und eine Zeitlang von den Alten durch die - Käfigstäbe gefüttert, bis sie allein fressen konnten. Auch hier in Lübeck _ habe ich gelegentlich am Brink in den letzten zwei Jahren Girlitze locken und zwitschern hören, wenn auch nicht zur Brutzeit. Erst im Mai dieses Jahres habe ich im Garten der alten Irrenanstalt Lockruf und Gesang so häufig gehört, dass ich annehmen muss, ein Girlitz- pärchen brütet dort. Lübeck. Dr. Schomburg. Bücherbesprechungen. _ Reichenow: Die Vögel. Handbuch der systematischen Ornithologie. Zweiter Band. Stuttgart 1914. Verlag von Ferdinand Enke. Auf Seite 169 des vorigen Jahrgangs der „Ornithologischen Monats- schrift“ wiesen wir auf das Erscheinen des ersten Bandes dieser be- _ deutungsvollen Arbeit hin. Heute liest schon der zweite abschliessende = Band vor. Wir haben den empfehlenden Worten, die wir dem Werke damals gewidmet haben, nichts hinzuzufügen. Es empfiehlt sich selbst. - Studer und Fatio: Katalog der schweizerischen Vögel. Bearbeitet im Auftrage des eidgenössischen Departements des Innern (Inspektion für Forstwesen, Jagd und Fischerei) von G. von Burg. XI. Lieferung: Pieper und Lerchen. Bern und Genf 1914. Von dem schon früher (1908 Seite 187, 1911 Seite 263) öfter be- sprochenen Werke liegt abermals eine neue Lieferung vor, die Anthus aquaticus, obscurus, pratensis, cervinus, arboreus, Agrodroma campestris, Corydalla Richardi, Galerida cristata, Lullula arborea, Alauda arvensis, Melanocorypha calandra, yeltoniensis, sibirica, Calandrella brachydactyla, Phileremos alpestris behandelt. Damit sind die Bearbeitungen von 162 schweizerischen - Arten erledigt. Die Lieferung ist mit einer Verbreitungskarte von Anthus aqguaticus versehen. 110 e | Bücherbesprechungen. Dr. P. Brohmer: Fauna von Deutschland. Ein Bestimmungsbuch unserer heimischen Tierwelt. Leipzig 1914. Verlag von Quelle & Meyer. Preis 5. M. Unter Mitarbeit von Effenberger, Ehrmann, Enderlein, Gerwerz- hagen, Hase, Lampert, Röwer, Ulmer, Voigt, Wagler und Werner gibt der Herausgeber Bestimmungstabellen der deutschen Tierwelt von den Protozoen bis zu den Säugetieren, die von einzelnen Fachgelehrten bearbeitet sind. Die Vögel sind von unserem Mitarbeiter Professor Dr. Alwin Voigt behandelt. Er beschränkt sich allerdings nur auf die einwandfrei als deutsche Brutvögel nachgewiesenen Arten, während die Wintergäste nur zum Teil erwähnt werden. Auch einige zweifellose Brutvögel, z. B. die Zwergmöwe, werden nur erwähnt, aber nicht in die Tabellen aufgenommen. Ausserdem gibt Voigt aber noch eine Tabelle zum Bestimmen von Vögeln, die auf Bäumen und in Sträuchern leben, nach den Stimmen. Das Buch ist durch zahlreiche Zeichnungen in zweckentsprechender Weise erläutert. Martin Bräss: Heimatliches Vogelbuch. Beobachtungen unserer he mischen Vogelwelt in freier Natur. Mit vier farbigen und zwölf schwarzen Bildern. Geb. 2,50 M. Braunschweig. Verlag von Georg Westermann. In der Sammlung Lebensbilder der Jugend beschert uns Martin Bräss einen neuen Band, in dem er die Vogelwelt der Heimat be- handelt. In zwölf Kapiteln führt er uns ins Wohnhaus, in den Garten, auf den Friedhof, in den Gutspark, in städtische Anlagen, in Feld und Flur, an das Feldgehölz, ins Wiesental, an den Waldesrand und in den Wald, an Fluss und Bach, Teich und See und in die winterliche Land- ‚schaft und schildert in seiner unseren Mitgliedern ja bekannten an- sprechenden Weise das Vogelleben. Dass das Buch ansprechen wird, darüber besteht unserer Ansicht nach kein Zweifel. Carl Russ: Die Amazonen. Ihre Naturgeschichte, Pflege, Ab- richtung und Züchtung. Zweite, gänzlich neu bearbeitete und ver- mehrte Auflage von Carl Neunzig. Magdeburg 1914. Üreutzsche . Verlagsbuchhandlung. | Das im Jahre 1896 erschienene Rußsche Buch über die Amazonen ist von Neunzig dem jetzigen Standpunkt unseres Wissens entsprechend umgestaltet und vervollständigt worden. Es gibt die Diagnosen von 46 Amazonenarten, behandelt den Fang und Handel, Uebersendung und gibt vorzügliche An weisungen bezüglich des Käligs, Ernährung, Zähmung, Abrichtung und Behandlung. Eine schöne Bunttafel von der us hand des Verfassers ist dem Buche beigegeben. L. A. Jägerskiöld och Gustaf Kolthoff: Nordens Faglar. Andra upplagan. Beijers Bokförlagsaktiebolag. _ Stockholm. *) Von dem prächtigen Werke sind die Lieferungen 1 bis 15 erschienen. Es gehört ein grosser Unternehmungsgeist dazu, ein solches Werk in der Kriegszeit, die auch auf das wirtschaftliche Leben der Neutralen so grossen Einfluss hat, erscheinen zu lassen. Hennicke *) Ornithologische Monatsschrift 1913 S. 190. Literatur-Uebersicht. — Für das Naumann-Museum. ul Literatur-Uebersicht. ki: Positive Daten über die Nahrung unserer Vögel. (Achte Mit- Filme‘) [Aquila, XX. Jahrgang, S. 375— 402] Der Nussnäher (59 Mazeninhalte) nimmt vegetabilische und Insektennahrung zu sich und ist eher für nützlich als für indifterent anzuspreciuen. Der Eichel- ferner kleine Wirbeltiere; er ist deshalb mehr schädlich als nützlich. Die Saat- krähe ist in erster Re he Insektenfresser, erst in zweiter Reihe Pflanzenfresser. e Sie macht sich schr nützlich durch Fangen von Feldmäusen (auch von gesunden), ä durch das Vertilgen der Maismotte (Dofys wumbrlalis Hb.), des Drahtwurms und der Erdraupen. ran Karl von Fernbach: Vom Mäusefang der Nebelkr ähe. (Ebenda, S. 403.) Bu. häher (327 Mägen) frisst besonders grosse Waldinsekten, darunter auch nützliche, Nebelkrähen vertilgten auf einem Kleefeld gemeinsam mit Hirtenhunden die E Feldmäuse.. Titus Csörgey: Seit wann und warum sind die Meisen Höhlenbrüter. u S. 404—410.) Dass die Meisen in den Höhlen richtige Nester bauen und ihre Eier Farbflecke _ haben, deutet darauf hin, dass sie früher Freibrüter waren. Die Umwandlung EB vollzog sich jedenfalls vor noch nicht allzulanger Zeit. Vielleicht hatten sie E vorher den halboffenen Nesttypu-, wie Rotschwanz und Baumläufer. Warum B. die Meisen zur verborgenen Nistweise übergingen, entzieht sich völlig unserer a Kenntnis. Umgekehrt sind Ringel- und Turteltaube aus Höhlenbrüteın zu Frei- 3 brütern geworden, (sie haben primitive Nester und weisse Eier.) Hierdurch. haben sie an Nistgelegenheiten gewonnen, was die Nachteile des Freibrütens ausgleicht. Er W.Shufeldt: Ausgestorbene Straussenvögel der Vereinigten Staaten. (Ebenda, S. 411—422) Beschreibung und Klassifizierung von Diatryma gigantea und Dratryma ajax. $ Vergleichung der fossilen Knochenreste mit den Knochen der noch lebenden e Straussen. . Koloman Lambrecht: Die Vermehrung der fossilen Vogelfauna in Ungarn. (Ebenda, S. 423—433.) Untersuchungen der fossilen Knochen aus mehreren ungarischen Höhlen: 16 Arten gefunden, so dass Ungarns pleistozäne Vogelfauna jetzt zusammen 68 Vogelarten umfasst. 1: Quittung. —— — Für das Naumann-Museum in Cöthen an einmaligen Beiträgen 3 gingen ein von den Herren Professor Hermann Schalow, Berlin 50 M., Professor Dr. Biedermann-Imhoff, Eutin 100 M., Dr. Walter Rotschild, e Tring 102 M., Hofrat Professor Dr. G. Krause, Cöthen 100 M., Gebrüder = Bankprokurist Paul Kittner, Cöthen 10 M., Dr. med. Walter Wittig, 3 _ Göthen 20 M., Wilhelm Schlüter, Halle a. S. 25 M., Holzthiem, Wongro- witz 2 M,, a Danhauser, Cöthen 2 M., Kaufmann Gustav Hartmann, - Cöthen 5 M., Pfarrer Bernhard Schneider, Liebertwolk witz 20 M., Geheim- ‚rat Fitzau, Cassel 10 M., Professor Dr. A. Voigt, Leipzig 10 M., Orni- Vergleichung der Reste mit den Knochen rezenter Vögel. Als neu wurden - Eppenheim, Oöthen 20 M., Amtsrat Nehrkorn, Braunschweig 50 M., 112 Für das Naumann-Museum. thologischer Verein Leipzig 6 M., Lehrer Paul Wichtrich, Leipzig 2 M., Apotheker Eduard Stössel, Bernburg 5 M., Apotheker Wilhelm Pfau, Bernburg 3 M., Alfred Laue, Cöthen 10 M., Lehrerverein Cöthen 10 M., Professor Dr. Heck, Berlin 20 M., Professor Dr. Carl R. Hennicke, Gera 10 M., Hans Freiherr v. Berlepsch, Schloss Seebach 10 M., F. Heine, Kloster Hadmersleben 10 M., Amtsrichter Tischler, Heidel- berg 10 M., Justizrat Kollibay, Neisse 20 M., Geheimer Regierungsrat Professor Dr. Reichenow, Berlin 30 M. An jährlichen Beiträgen gingen ein von den Herren Apotheker Paul Gottschalk, Cöthen 20 M., Verlagsdirektor Otto Boerner, Oöthen 10 M., Otto Kirsch, Cöthen 10 M., Dr. le Roi, Bonn 10 M., Dr. O. Heinroth, Berlin 10 M., Staatsanwalt W. Bacmeister, Heilbronn 10 M., Rittmeister v. Lucanus, Berlin 5 M., Victor Ritter v. Tschusi zu Schmidhoffen, Hallein 5 M., Geheimrat H. Trautmann, Cöthen 3 M., Rechtsanwalt Alfred Naumann, Cöthen 10 M., Oberlehrer Kurt Jänicke, Cöthen 5 M., Professor Hermann Bensemann, Cöthen 10 M., Veterinärrat Ernst Roessler, Cöthen 10 M., Dr. Walter Roth, Üöthen 5 M., Oberbergrat @. Gante, -Leopoldshall-Stassfurt 3 M., Professor Hermann Schalow, Berlin 10 M. Inhalt: An unsere geehrten Vereinsmitglieder! — Verein Jordsand: Vor- läufiger Bericht über die Vereinstätigkeit im Jahre 1914 und über die Brutergebnisse auf Jordsand, Ellenbogen, Norderoog, Langenwerder und Poel. — Otto Leege: Brut- ergebnisse der Vogelkolonie Memmert 1914. (Mit Photographien von W. Niemeyer auf Tafel I -VL) — Dr. Schünke: Trischen. — Paul Gottschalk: Der Anhaltische Bund für Vogelschutz (Sitz Cöthen). — Prof. Hübner: Jahresbericht 1914 der Vogel- warte Hiddensoe-Süd. — Jahresbericht 1914 über das Vogelschutzgebiet Hiddensoe. —- Friedrich Peckelhoff: Die Vogelsiedlung auf dem Priwall. — Dr. Fr. Lindner: Ornithologische Beobachtungen auf Hiddensoe im Jahre 1914. — E. Hespe: Vogelschutz- insel „Alte Mellum“. — M. Hübner: Beobachtungen in Prerow und auf Hiddensoe 1914. — Kleinere Mitteilungen: Beobachtungen über das Vorkommen des Girlitz, — Bücherbesprechungen. — Literatur-Uebersicht. — Für das Naumann-Museum. Diesem Hefte liegt Schwarzbild Tafel I bis VI bei. Bei Wohnungswechsel sind Ueberweisungen der „Ornithologischen Monatsschrift* von Mitgliedern des Deutschen Vereins zum Schutze der Vogelwelt (E. V.) nicht bei der Geschäftsstelle, sondern nur bei derienigen Postanstalt, von welcher die Zeitschrift zuletzt geliefert wurde, unter Beifügung von 50 Pf Ueberweisungsg-bühr zu beantragen. — Ausgebliebene Nummern sind ebenfalls nur bei dem bestellenden Postamt zu reklamieren. Reklamationen können nur innerhalb eines Monats berücksichtigt werden Späterer Ersatz erfolgt nur gegen Zahlung des Heft-Einzelpreises zuzüglich Porto. Redaktion: Prof. Dr. Carl-R. Hennicke in Gera (Reuss). Druck der Geraer Verlagsanstalt und Druckerei, Gera (Reuss). 1915. Ornithologische Monatsschrift I Mit dem Regierungsdampfer nach einigen Nordseevogelfreistätten. Von links nach rechts: unten Landrat Bayer-Norden, v. Berlepsch-Seebach, Regierungspräsident Mauve-Aurich, Geh. Ministerialrat Eggert-Berlin; oben Baurat Graeßner-Norden, O. Leege-Östermarsch. Memmert 12. 6. 1914. Staatliche Kommission zur Untersuchung einiger Nordseevogelfreistätten. Vor dem alten Wärterhause. Von links nach rechts: Landrat Bayer-Norden, OÖ. Leege-Ostermarsch, Freiherr v. Berlepsch, Geh. Ministerialrat Eggert- Berlin,| Regierungs- präsident Mauve-Aurich, Baurat Graeßner-Norden. Memmert 12. 6. I914. Ornithologische Monatsschrift II. RR a SEEN SE N > Warfdüne mit den beiden Wärterhäusern, zwischen beiden das Gärtchen. Vorn Freiherr v. Berlepsch, im Hintergrunde Leege. Memmert 11. 6. 1914. An einer Brandganshöhle. nach rechts: W. Niemeyer, Freiherr v. Berlepsch, O. Leege. Von links Memmert 11. 6. 1914. gische Monatsschrift III. Absonderliche Niststätte: Nest einer Silbermöwe in einem am Dünenhang angetriebenen Fischkasten. Memmert 11. 6. 1914. der Sturmmöwe mit ausschlüpfenden Jungen. Memmert 11. 6. Ungleiche Pflegekinder. Nest einer Silbermöwe mit zwei Eiern und einem des Austernfischers. Aus letzterem ist eben der junge Austernfischer ausgeschlüpft, während aus einem der anderen Eier eine Möwe versucht durchzubrechen. Memmert 11. 6. 1914. Dasselbe Nest vier Stunden später. Auch die erste Jungmöwe ist ausgeschlüpft und die zweite durchbricht die Schale. Man beachte die völlig ungleichen Vogelarten (Schwimmer und Water) von einer Möwe ausgebrütet, das merkwürdiger- weise fast gleichzeitige Ausfallen der Jungen bei verschiedener Bebrütungsdauer. Memmert 11. 6. 1914. 1915. Ornithologische Monatsschrift V. j Brandgans als Offenbrüter. Nest mit neunzehn Eiern in dichtem Elymus; Junge eben ausbrechend. Nest vorn freigelegt. Memmert 12. 6. 1914. Ausschnitt aus dem Nistplatz der Brandseeschwalbe. Die geringe Sonchusvegetation der flachen Kuppe ist von den Brutvögeln niedergetreten. Das erste Original von den Östfriesischen Inseln. Memmert 11. 6. 1914. Ornithologische Monatsschrift VI. Doppelgelege der Zwergseeschwalbe. Memmert 11. 6. 1914. .- L. Franzius, Kiel phot. Anpflanzen von Buschwerk und Helm. \ = Mehr ac geäußerten Win- 1 jchei Be gebe ich a ie hen e Schriften und Gegenftände befannt: a 1 Einbanddekie 0EOM. um Borto E.e Aummer der Monats- Sdrift 0.60 M. und Worto 1 er mit Abbildung Ä 0.03 M. und Porto 5: en 5.— MM, poltfe unaufgezogen 2.50 , 1 Raubvogeitafek (I. u. IL) aufgezogen 2.75 M., poftfrei m msesasen 123; “ I Reltere regange. aibeit no) borhanden, mit Einbanddede je 3.— M. und Porto. Bei Ent- ‚nahmebon 5 fortlaufenden Ssahr- gangen einjchlieglih Ei nband- Dede je 2.— m. und 0 Mitglieder des N ‚zum Schuße der Bogelmwelt a Paul a r = Sefhäftsführer u 85 DB, 54.2.8. Il — JED) PBofticheeffonto: 6224, Amt Leipzig. 28 Es PBreife gelten nur für = Deutichen Vereins & — 5” ee Teen REN ade En IR EB N EL Ba A EEE BES ETF IT ET DE TE A SE FT Tr a N EEE EEE A ES SE En TEN EEE EN I TE ER A T amd Sonferuntor Eine praft. Anleitung 3. Erlernen des Ausfiopfens, Zonfervierens und Skeleitierens von Vögelnn. Hängetieren. | Bon Rob. Boegler. Dritte verbejjerte und erweiterte Aurf- lage mit 38 Abbildungen im Text. Preis geheftet 3. 2, gebunden 3. 2.50 «un 6 von Mathias Kauf. Sweite Auflaae. Mit 5 Sarbendrucktafeln und 16 Tertabbildungen. Seheftet 2, — M., gebunden 2,60 MI. Greuh [che Nerlagsbudhandlung in ae SELL BIT LT ge Bei uns die Der Sraupapaaei -in der Freiheit und in der Gefangenicaft. Bon Dr. Carl R. Hennide. Mit 1 Buntbild. | Geheftet M. 1.60; gebunden M. 2.— | Bogelliebhaber erhalten auf Wunsch £oftenlos und poftfrei ınjere neue 40 Seiten um- faffende, reich illuftrierte : Verlagsbroichiire, 5 a Greuf’ The Berlagsbuchholg i. Alagdeburg. 5 ; Der Biene | I aefiderten Süngerfürften es europäischen Sejtlandes ® a Ereus’fihe Berlagsduhhandfung, Magdeburg. Li r Seen een fee een FELEELLLLLLITEETTITEIILETDELTEULIEITEIT : Bogeljäb due) Jnpflanzungen Unter Benubung der Arbeit vd. Dr. Died: R = Dogelfaput;- -Gehölze und ihre Bewerbung. 5 u BonProf.Dr.CariR.Hennide. Preis: ® 8 1 &rpl. Pt. 0,20, 10 Erpl.M. 1,50, 25 Erp!. = M.2,50,50 Erpl.M.3,50, 100Erpl. M.5,— : Ereutz’sche Verlagsbuchhandlung, Magdeburg. c rer ame E er, des s Sopelichns 8 SBBEE © Mit 9 Tafeln in ne 1 Karte und che als 200% Tertabt Seheftet 6,50 ME., ee 7,50 mE Sn Folgenden fei der Steichtum des drinties fs des Bogelfhußes“ Furz angedeutet: Nach einer einleitenden Ueberficht wird im eıften | wendigfeit des Bogeljchußes nachgewiefen und in de Kapiteln die Abnahme ver Bögel durd) die Kultur, durch 2 duch) Feinde md durch natürliche Ereigniffe gefchildert. Di bi äfthetiiche und wirtichaftliche Begründung des Bogelfhutes wird zweiten Buche behandelt. Die Ausführung des Bogelihuges Beihaffung von Niftgelegenheiten, Winterfütterung der Vögel, Bade: und ZTränkpläge, dur) befondere Maßnahmen, duch € vor Berfolgung, durch) Belehrung und Aufklärung und Maßna Y politifcher Behörden bildet den Snhalt des dritten Budhes. Ei Geihichte des Vogelihuges, die %o ogelichußgefetsgebung der Benin und fonftigen europätfchen Staaten, forwie ein ausführliches Literatur verzeichnis umd Negifter bejcdjließen das Werk, das bei ausgiebiger Benußung jeitens aller Sntereffenten zweifellos geeignet ift, nicht allein der Bogelihuß-, jondern aud) der Heimatfchugbewegung In unjerem deutjchen Baterlande unfchägbare Dienfte zu leiften. Als es wertvoll find die Tabellen hervorzuheben, aus j| denen die Echonzeit der Vögel in den einzelnen Bunbesitaaten mit Leichtigkeit feitgeftellt werden Fann. Die fehr reihliche Sluftrierung des Werkes it außerordentlich | | I lehrreich und vorzügli zu nennen. Das Werk kann ald wahre Fundgrube alles auf den Bogelihuß bezüglichen bezeichnet werden. Zu beziehen durch alle Buchhandlungen, direft von der Verlags F buchhandlung gegen vorherige Einfendung des Betrages oder unter — er — 0.0, Freuh’fche Dertagshuhlandtung | in Magdeburg, | gr . u .— —— . 0 A he} De EEE WE er er u Pa Erin er ta ze BT EEE TIERE BEUSEREREREMME ’ IBUEEEEMEEmE ; 3 ” 3 5 > j S Ei i Fr: Er BARSOHENDUNSAURnUEEUNEERNUNAN ER REN EN ARNDT a SON en en N a ag Con, cent GERT Sing g - 2 EEE & FERERSIETTE TEE EEE WEIESESTTWETT use, RT TER > a 2 2 z Say > N BAuERESENENEEREENNENNENNGEUGGEEREEBNENZEERENEREUEREEREERNSEERENEREREUENENENEEER EEE URE 2 NE EIERN EI ET EN EIER BE ER N a I In nn ° Drud der Geraer Berlagsanftalt und Druderei, Gera:K. ONABSSCHR N NAT: N Herausgege ben vom DER Syn B74: TINR I > 7 3 N DEUTSCHEN Kasse u VEREIN WIZUM SCHUTZER Magdeburg Creutz’sche Verlagsbuchhandlung nn Max Kretschmann. VRR Einpeimifte Stubemögel | Neu herausgegeben und völlig umgearbeitet ee I von Karl Deunzig Herausgeber der Gefiederten Welt sänfte Auflage, . 573 Geiten Tert mit zirfa 200 Abbildungen jowte 20 Sarbentafeln enthaltend 77 Dogelabbildungen Preis: Geheftet in buntem Umfchlag 9,— Mark Fein und originell gebunden 10,50 Marf 3u beziehen durch jede Buchhandlung, direit vom Verlage nur gegen vorherige Einfendung des Betrages oder unter Nachnahme. ur der ornithologiich Erfahrene wird der Behauptung beiftuunmen, daß dem prächtigen Buche: „Einheimiiche Stubenvögel“ sin hoher, ungelfdjüklerifcher Wert beizumeilen it; injofern nämlich, al3 es in überaus freundlicher und eindringlicher Weile die Kenntnis unjerer Bogelwelt, ihrer Artmerfmale und Gewohnheiten vermittelt. Der gejetliche Vogelfchuß reicht nicht annähernd aus, unfere Bogelmelt vor dem Untergange zu bewahren; um aber pofitiven, praktifigen Dogelfhuk zu treiben, Dazıı bedarf e8 vor allem der Kenntnis. ch wüßte aber fein glei) gutes ımd zugleich billiges Buch zu nennen, das die Kenntnis unferer heimischen VBogeliwelt lebendiger vermittelt als die „Einheimilchen Stubenvögel”. Sch wußte auch feinen VBogelihüsler zu nennen, feinen bon jenen, die heute jo erfolgreich daS Banner des Vogel- ihußes der Welt vorauftragen, der nicht »urdz liebevolles Studium an der Üsliere wichtige Senntnilfe erivorben hätte, die num Muatalat Verwertung finden. Yußer der Schilderung des Derhaltens in der freien Landichaft, des Gelanges, der Lodrufe, Wanderzeiten ımd Niftgetnohnheiten bringt daS Buch genaue Anmweilungen, wie Die Vogel in der Gefangenschaft möglichft natur-= emäß zu berpflegen find. Jeder Vogelwirt hat in dem „Ruß“ Den beiten erater. Schon die Ausgabe des „Ruß“ vom Jahre 1904 war duch Die Bearbeitung des Herausgebers Karl Neumzig als Meifterwerk au betrachten, und man meinte, Die Grenze der Ausgeftaltung jei erreicht. Nun zeigt Die - fünfte Ausgabe jedoch, daß Veunzig feine Aufgabe wefenilidy erweitert hat, da er außer den Vögeln Mitteleuropas aud) deven nahe Verwandte aus anderen Teilen des paläarktiichen Gebietes bejchreibt. Db diefe Grenzüberichreitung notwendig war? Mean fönnte Darüber ftreiten. Gegen die Ausgabe von 1904 untericheidet fich Da neite a eine geringe Breiserhöhung bon 2,50 Mark. Dafür werden aber rund 100 Seiten mehr Text geliefert, Die Abbildungen im Terte find von 150 auf 200 geitiegen, und jtatt der bisherigen 13 Tafeln werden zwanzig geboten. Bejonders die pragtivollen Sarbentafeln, von der Meilterhand Karl Neunzigs geihaffen, Iind ungemein veguoll, Lebens- wahrer fonnten die Vögel der Freiheit nicht Dargeltellt werden. Sie werden den Drnithologen und Kunftfreund gleicherweije entzüiden. Allen denen, die fich für die Unternehmungen des Bogelfdiukes interejfieren, ohne genügende Bortenntnilje au befißen, dürfte der „Ruß“, der eigentlich „Neunzig“ heiten müßte, bald ımentbehrlich werden. (Hamburger FSremdenblatt 1913, Nr. 46.) Erxeub’iche Derlagsbuchhandlung in Magdeburg. | 2 - 6 sa Monat: Herausgegeben vom - Deuticten Vereine zum Scutze der Dogelwelt e, V, = - Zugleich Mitteilungen des Bundes für Vogelschutz, des Internationalen Frauen- bundes für Vogelschutz (Deutsche Abteilung), des Vereins Jordsand. | Begründet unter Leitung von E. v. Schlechtendal, fortgesetzt unter Leitung von W. Thienemann und K. Th. Liebe. Ordentliche Mitglieder des Die Ornithologische Monatsschrift Deutschen Vereins zum Schutze ; . 2 ist Eigentumd. Deutschen Ver- der Vogelwelt zahlen ein Eintritts- Schriftleitung E eins zum Schutze der Vogelwelt - geldvon 1Mark und einen Jahres- n i : Zahlungen werden an das Post- beitrag vonsechs Mark und er- Prof. Dr. Carl R. Hennicke scheekkonto Amt Leipzig halten dafür in Deutschland und in Gera (Reuss). N0.6224erbeten. Geschäftsführer _ Qesterreich-Ungarn die Monats- des Vereins ist Herr P. Dix in = schrift postfrei zugesandt. G er a-Reuss, Laasener Strasse 15. - Kommissions-Verlag der Creutzschen Verlagsbuchhandlung in asdebun. 3 Preis des Jahrgangs von 12 Nummern 8 Mark. mess Nachdruck nur mit Genehmigung gestattet. zmzzzs XL. Jahrganse. Februar 1915. No. 2. Die Schwalben vor 200 Jahren. ; Von Hans Egon v. Gottberg in Bonn. } Draussen ist lachender Frühling. Die Veilchen und Leberblümchen stecken ihre bunten Köpfchen neugierig allüberall aus der grünen Rasen- ‚decke hervor. Am plätschernden Wasserfalle hüpft die Bachstelze, und ‚die Amsel singt ihr Lied von der hohen Erle herunter. Und nun ist ‚auch die Schwalbe, des hereinbrechenden Sommers Bote, wieder da, und wieder schmettert sie ihr schönes, helles Lied hinaus in die lachende Natur. Ja, sie ist so recht eigentlich das Bild des Friedens und der "Eintracht, jedes Kind kennt sie heute und weiss über sie zu berichten. " Heute, sage ich; einst, vor Jahrhunderten, war das anders, da kannten sie nicht einmal die Gelehrten. Von dieser Schwalbe von dereinst will ich ein wenig erzählen. | Die Schwalbe aus jener Zeit war der geheimnisvollste und sagen- j umwobenste Vogel, vom kleinsten Steinchen in ihrem Magen bis zum ganzen Exemplar war sie bei Krankheiten als Medizin nicht ausser acht zu lassen, vom harmlosesten Flug bis zur grossen Wanderung im Herbst umgab sie eine Hülle sinniger, aber als Tatsachen dargestellter Märchen. Wohl am besten ist die damalige Oruithologie über die einzelnen Arten unterrichtet. Zwar wirft sie chelidonaria und rustica in Be; g 114° Hans Egon v. Gottberg: SR eine Art zusammen, hebt aber die Unterschiede mit ziparia und auch Apus apus ganz gut hervor. Was nun die chelidonaria und rustica betrifft, so wird erstere alseine Abart der Hausschwalbe angeführt, aberihr Bestehen mit einem leichten Zweifel erwähnt. Zedler (Universal-Lexikon, 1734) sagt zum Beispiel: Einige haben unten an der Kehle rote Flecke, so man an anderen gar nicht gewahr wird. Die übrigen Kennzeichen, Schwanz, Rücken, Brust und Kopffärbung, auch Schnabelbeschaffenheit werden überall richtig angegeben. Interessant ist noch folgende Notiz, die ebenfalls charakteristisch ist: „Die Schwalben bauen ihre Nester aus Leinen, Spreu und Haaren und hängen solche an die Häuser, unter die Dachtrauffen, an die Ecken der Fenster, oder inwendig in die Gebäude, an die Balken und Unterzüge; sie füttern solche mit Pflaumfedern und Schaafwolle, die sie den Schaafen, auf dem Rücken sitzend, auszupfen, und bringen darinnen vier bis fünf Junge aus.“ Merkwürdigerweise ist bei diesem Nistmaterial die Hauptsache, Schlamm und Erde nicht genannt. Sonst mögen diese Bemerkungen stimmen oder sie sind un- interessant, zu erörtern ist nur noch der Satz „die sie den Schaafen, auf dem Rücken sitzend, auszupfen“. Erstens ist es doch sicher, dass sich die /lirundo, der Vogel des Fluges, nie auf dem Rücken eines Schafes niederlassen würde und dass ihr feiner Schnabel ausserstande. wäre, auch nur die geringste Wolle daraus zu reissen. Ferner aber, und das ist massgebend, sind Schwalbennester innen mit wenig Gras oder Heu, meist aber fast gar nicht ausgestattet. Diese Bemerkung ist also gänzlich falsch, natürlich hat Anlass zu ihr die Gewohnheit der Schwalben, Insekten dicht über weidenden Tieren zu erhaschen, gegeben. Auch über ziparia liegen gute Notizen vor, sie wurden damals „Meer- oder Rheinschwalben“ genannt, den Unterschied beider Arten kannte man nicht genau, Zedler sagt von ihnen nur: „machen sonderlich ihre Nester an hohle Wasser, letztere ausnahmslos an den Ufern des Rheins“. Diese sogenannten Rheinschwalben aber waren ebensogut Uferschwalben wie alle anderen auch. — Ebenfalls liegen gute Nachrichten über Apus apus vor, teilweise war ich von denselben sogar überrascht. Heisst es da an einer Stelle ‚„Apus, welches so viel als sine pedibus, also „Ohne- fuss“ heisset, massen die Füsse dieses Vogels dergestalt klein sind, dass man sie kaum zu sehen bekommt und mehr zum Kriechen als darauf Die Schwalben vor 200 Jahren. 115 zu laufen destinieret“. So gut diese Bemerkung ist, so lächerlich ist eine andere. Als besondere, dieser Gattung eigene Eigenschaft schreibt 3 ämlich Zedler: „Er flieget über Land und See“. Er durfte ja diesen wichtigen Punkt auch gar nicht auslassen. Ueber das letzte schliesslich, was über den Mauersegler gesagt ist, kann man schlecht urteilen, nämlich: „Er hat ein so scharfes Gesicht, dass er auf 1000 Schritte siehet und seine Beute erhaschet“. 4 Bedeutend interessanter, auch kennzeichnender für den damaligen "Stand unserer Wissenschaft ist die Beschreibung der Lebensweise der E nwalben. ‚Ich will mich hier auf die wichtigsten Momente be- - schränken. Um nicht nur zu verurteilen, möchte ich betonen, dass in einzelnen Punkten die Beobachtung auch damals verhältnismässig weit s war. So sagt Zedler über die Art der Atzung: „Die Alten, sowohl die 5 Männlein wie die Weiblein, wissen die Jungen in so feiner Ordnung zu ätzen und zu speisen, dass sie allezeit dem eltesten und zuerst aus dem Ey gekrochenen zuerst und hernach den anderen in der Ordnung, so sie an das Licht gekommen, Futter reichen“. Dieser Charakterzug ist sicher gut und noch heute kann man ihn anführen. Aber schon das Nächste ist wieder so fabelartig und unwissenschaftlich. Die Alten sollten, wie es verschiedentlich heisst, die Augen der jungen Vögel „mit Schwälben- oder Schellkraut bestreichen, dass sie davon sehend werden“. Kann man manche Sage und falsch angeführte Tatsache noch ver- stehen, so ist es doch unfassbar, wie solch eine Ansicht, zum. Beispiel die des Bestreichens mit Schellkraut, aufkommen konnte. Die Orni- thologen jener Zeit, wenn auch wie Zedler nicht alle, gingen noch viel weiter. Sagt da Rorarius (Tract. quod animalia bruta saepe ratione utantur melius homine. II. 198): So die Zeit gekommen, dass die jungen Schwalben ihr Nest verlassen und ausfliegen sollen, versammeln ‚sich viele Alte, die ihnen mit Blutsbande verwandt sind, um ihre Nester "und nötigen die Jungen zum Ausfliegen, ermahnen sie auch, sich ein Hertz zu fassen und das Fliegen getrost zu wagen, weil sie ja bereit “wären, ihnen wieder aufzuhelffen, wenn etwa ihr Flug nicht sollte von statten gehen. Weil nun aber die Alten nicht wissen können, was in „anderen Nestern vorgeht, so machen die Eltern der Jungen ihren nahen "Verwandten kundt, dass ihre Jungen erwachsen wären und sie demnach E. "g* | 1100 Hans Egon v. Gottberer kommen möchten und ihnen bey ihrem ersten Ausflug Hülffe leisten.“ Ueber dieses schöne Märchen braucht man nicht weiter zu urteilen, Rorarius, ein Ornithologe, hat es als bestehende Tatsache hingestellt. Alle seine Zeitgenossen glaubten ihm dies auch nicht, auch Zedler sagt: „Was aber Rorarius von der Art und Weise, so die alten Schwalben ihre Jungen zum Flügen auffordern, saget, so kömmt mir dies höchst lächerlich vor.“ Nun wäre noch über die Nahrung zu sprechen. Da ist gesagt,*) sie lebten von Ungeziefer und Gewürm, Heuschrecken, Bienen, Fliegen und Mücken, Fleisch und Körnern. Das sind ungefähr die grössten Fehler, die die Ornithologie in dieser Beziehung begehen konnte. Die einzigen Vögel, auf die diese Nahrung passte, wären viel- leicht Parus- und Turdus- Arten, aber nimmermehr Schwalben. Wie sollte der feine, spitze Schnabel Körner und Fleisch aufnehmen können. Ungeziefer, Bienen, Fliegen und Mücken sind zu verteidigen, Heu- schrecken und Gewürm in beschränktem Sinne vielleicht auch, Fleisch und Körner nimmermehr. en Mit diesen Punkten, Art, Nahrung und Lebensweise, wäre die heutige Ornithologie etwa fertig, abgesehen von den kleineren Be- merkungen, wie Feinde, Freunde, Schaden, Nutzen usw. Die Orni- thologie von 1700 fängt jetzt erst an, denn nun kommt die Verwendung der Schwalbe in der Medizin. Der Leser mag den Kopf hierüber | schütteln und sich fragen: „In der Medizin?“ Aber es ist so. Die armen /lirundo-Arten wurden überall verfolgt, ihres Nutzens für Arzt und Apotheker halber. Die vielen Mittel zu besprechen, hat wenig Zweck, ich begnüge mich nur, sie hier aufzuzählen. Da war zuerst „das Herz einer Schwalbe mit Honig, so das viertägige Fieber ver- bannen soll“. Gebrauchte man es mit Zimmet oder Ammon, so stärkte ‘es das Gedächtnis und schärfte den Verstand. Wie schade, dass man heute nicht mehr gekochte Schwalbenherzen mit Honig essen kann (Lonica. De peculienivus medieamentorum simplicium facultatibus.) Die Herren Italiener müssten ja demnach bei ihrem vielen Schwalben- genuss alle fieberfrei und klug sein. — Litt man an starken Kopf- schmerzen, etwa der bösen Migräne, so genügte nur „Schwalbenmist, frisch aufgefangen, mit der Erde von dem Neste und Essig ver- *) Ad. Friedr. Krafft. Von der gänzlichen Ausrottung, schädlichen Ungeziefers. Die Schwalben vor 200 Jahren. 117 E mischet, auf die Stirne gebunden“, um das Leiden sofort zu heilen. 3 Der „Koth der Schwalben“ war ferner bei Geschwüren und Eiterbeulen „zum Eröffnen und Vertreiben“ gut, auch half er gegen „Reissen in den Lenden und Rasserei*. Auch die Nester der Vögel liessen. sich “ verwenden, zum Beispiel als Heilmittel gegen die Bräune. — Zedler | sagt ferner: „So man an schweren Halskrankheiten leidet, muss man die Asche sothaner Schwalben benutzen, sie soll auch gegen die bösen Augen gebrauchet werden.“ Die schönsten und zugleich lächerlichsten _ E _ Mixturen sind aber die drei folgenden: Schwalbenessig, Schwalben- wasser und Schwalbenstein, Schwalbenessig, eine schöne Mixtur. Doch lassen wir den Verfasser selbst sprechen: „Meerschwalben, .wenn sie noch nackigt, zerstossen, mit Biebergail und Essig abgezogen, geben eine Flüssigkeit, so ein treffliches Mittel wider die schwere Not und ‚allerhand Weibeskrankheiten gerühmet wird.“ Der Unsinn verstieg sich aber noch viel weiter, Schwalbenwasser nämlich war ein noch _ wichtigeres Mittel. Zedler schreibt darüber: „Nehmet junge Schwalben so viel, als Ihr wollet, ersäuffet sie in Schaafsmilch, und stosset sie hernach zu einem dünnen Brei, oder nur zu kleinen Stückgen, lasset. es zusammen in Pferdemist digeriren, bis es ein wenig anlängt zu faulen. Es dienet wider die schweren Gebrechen und Erstarrung und wider den Schlag. Absonderlich kann man diese einfache Waffe, die man "in den Apotheken führet, für die Kinder gebrauchen. Die Dose ist ein Skrupel bis zwei Quentchen.“ Verschiedene Aerzte gestalteten diese Rezepte sogar noch weiter aus, so führt ein Arzt Augusten folgende Zusammenstellung an: „Maiblümchen, Päonien, Lindenblüten, diese in frischem Wasser mit jungen Meerschwalben zerstossen.“ Darauf sollte man dann frische Rosmarinblüten, Majoran, frische Rauten, Tymian, Päonienwurzeln, Kardamomen, beste Zimmets, Muskatblüten, "Koriander und Bibergail giessen. Ja, bei solchen Rezepten wurden auch die Apotheker reich. Am abergläubischesten und phantastischesten jedoch ist der Gebrauch des Schwalbensteins. In den Magen junger _ Schwalben sollten sich nach damaliger Anschauung zwei kleine Steinchen, ein roter und ein schwarzer, befinden. Wenn man im "August bei zunehmendem Mond in der Nacht junge Schwalben erster Brut tötete und aus ihrem Magen den roten Stein, ohne ihn mit der Da 2 N a ET SE, he A rn NT TE SE en: Nase a Hans Egon v. Gottberg: Erde in Berührung zu bringen, herausnähme und in einen Beutel aus Hirsch- oder Kalbsleder täte, so diene dieses Amulett, unter den Arm gebunden, „vornehmlich gegen die schwere Not der Weibspersohnen“. Um nun aber bei dem Fange nicht fehl zu gehen, gäbe es ein Er- kennungszeichen. „Man erkennet, dass die Jungen solchen. Stein haben, so sie im Nest mit ihren Schnäbeln zusammenhocken, solche, die mit den Schwänzen beyeinander sitzen, führen ihn mit nichten.“ Was soll zu diesen Bemerkungen noch gesagt werden; wodurch solche Ansichten aufgekommen sind, lässt sich nicht mehr ergründen. Ein Trost aber liegt gerade darin. Auch vor 200 Jahren fingen die Italiener die schönen Schwalbenarten zahlreich, aber hier in Deutschland waren sie auch nicht sicher, sondern wurden auf das erbittertste verfolgt. Dennoch sind sie nicht ausgerottet. Ihre Lebensbedingungen haben sich in den 200 Jahren sicherlich nicht verschlechtert, ihre Feinde aber sind um ein gut Teil geringer geworden. er | Nun das letzte Kapitel, das interessanteste vielleicht: Der Zug der Schwalben oder die Schwalbenretirade. Wie ich schon in der Januar- | nummer des Jahrgangs 1910 in meinem Aufsatz „Aus alten Papieren“ | erwähnte, bestanden im 17. und ı8. Jahrhundert mannigfache Auf- fassungen über das Verschwinden der Vögel im Herbst und ihre Rück- kehr im Frühjahr. In Zedlers Universal-Lexikon, dessen darin an- gegebene Quellen mir hauptsächlich zugrunde liegen, heisst es über diesen Punkt: „Es ist nemblich diese offenbare Begebenheit mit diesem verächtlichen Vogel schon vor viel hundert Jahren ein grosses Geheimnis gewesen, und es ist dasselbe auch noch bis auf den heutigen Tag dergestalt dunkel, dass man auch bey solcher Unzulänglichkeit aller von so langen Jahren angewandten mühsamen Beobachtungen halber auf die künfftige Zeit ein nicht viel grösseres Licht versprechen kann, zumahl, da sowohl in mitternächtigen, als südlichen Ländern die unentdeckte Veränderung mit den Schwalben bemercket wird, von welch letzterer schon der Prophet Jeremias (Cap. 8, V. 7) ein Zeugnis giebet.“ Der gute Zedler ahnte nicht, dass schon in den nächsten 70 Jahren von den Ornithologen dieses Problem gelöst werden sollte. Bemerkenswert ist noch der Ausdruck „verächtliche Vogel“, ein Streif- licht auf den Ruf, den Airundo damals genoss. Bei solch mangel- “ Die Schwalben vor 200 Jahren. 119 haften Beobachtungen gab es natürlich unter den Fachleuten geteilte i Ansichten. Einige behaupteten das, was wir heute als das einzig h Richtige wissen, nämlich, dass die Schwalben in die südlichen Länder -oineen. Es heisst: „Auch sollen sie bis nach Indien sich begeben, wie solches mit einem fabelmässigen Histörchen bescheinigt wird von einer Schwalbe, so in einer Mönchszelle genistet und sothaner man _ einen Pergamentzettel angehangen hat mit der Beyschrift: „Ubi hiemasti“. i Da denn die Schwalbe im Frühlinge bey ihrer Wiederkehr folgende ; "Worte mitgebracht: „In India, in domo autoris“. Diese Meinung wurde gerade um jene Zeit am meisten angefochten, vorliegender Beweis und “andere ähnliche waren auch nicht dazu angetan, ihr viel Anhänger zu gewinnen. Andere, zum Beispiel Gesner in seiner „Historia animalium“ - (1545 Kaiser Ferdinand gewidmet) meinen, dass die Schwalben in hohlen : Bäumen und Pflanzen überwinterten. So sollen in Öberdeutschland einst im Oktober in einer hohlen Eiche viele lebende Schwalben ge- _ funden worden sein. Welche wahre Begebenheit dieser Sache zugrunde liegen soll, ist mir unklar. Diese Ansicht wurde auch am aller- \ wenigsten beachtet. Auch die folgende fand noch wenig Anklang, wenn ihr auch schon Aristotoles anhing (Hist. animalia VIII. C. 16). - Dieser sagt: „Jam enim visae sunt multae hirundines in angustiis 4 convallium nudae atque deplumes“. Auch in den Breslauer Natur- - geschichten (1693 herausgegeben) heisst es: „Von den Schwalben wissen eine gewisse Art aber davon verkriechet sich häuffig in den Klippen und in der Umgebung des baltischen Meeres. Ja, wir haben in den “ Mauerritzen der Kirchen, wenn wir frühzeittieg nur darein brechen liessen, die Schwalben dummköpfigt gefunden“. Grösstenteils werden diese Nachrichten auf unklaren ornithologischen Beobachtungen fussen, vielleicht spielt Uferschwalbe und Mauersegler mit hinein. Die letzte # Ansicht endlich war seiner Zeit die verbreitetste und unangeiochtenste, "wie denn auch Zedler sagt: „.... Welcher Meinung itziger Zeit fast die meisten Gelehrten zugethan sind“. Man glaubte nämlich, die " Schwalben gingen im Herbst in die Tümpel und Seen und schliefen, ähnlich Fröschen und Molchen, einen langen Winterschlaf. So führt Georg Hohberg, Curios. Libra XI. C. 119. .S. 796 an, dass 1636 zu 2 = 7. A re (77 SIEB, REDE 120 Hans Egon v. Gottberg: Die Schwalben vor 200 Jahren. Landsberg a. W. drei bis vier Schwalben aus dem Wasser und Schlamm gezogen wären, „so noch gelebet hätten“. Die Fischer fänden oft solche Exemplare, „so sie aber bald wieder hineinzuwerfen pflegten“. In den Breslauer Naturgeschichten wird ebenfalls darüber geschrieben. Am 26. April 1693 wäre der Landgraben bei Breslau ‚wegen Ueber- schwemmungsgefahr gegen Mitternacht hin auf: dem Labetitzischen | Gebiete gereinigt worden, dabei habe man unter einem Erlenstumpf an der Lampertsdorfer Flurgrenze „einen grossen Klumpen, in der Grösse eines Breslauischen halben Scheftels ineinandergeschlungener Schwalben gefunden, welche tot zu sein schienen“. Diese hätte man in die Wärme gebracht, wovon sie aufgewacht und umhergeflogen wären. All diese so oft angeführten Tatsachen beruhen wohl im Grunde nur darauf, dass tatsächlich im Herbst flugmatte, verspätete Nachzügler am Rande der Gewässer sich im Schilf niederlassen und ermattet in den Schlamm sinken. Vor einigen Jahren wurde ja auch solch eine Beobachtung, wobei unter den beobachteten Vögeln sogar alte, lang- schwänzige Männchen waren, in der Monatsschriit mitgeteilt. Die vor- genannte Ansicht wurde früher dann derart ausgesponnen, dass man glaubte, die Vögel nährten sich den ganzen Winter von ihrem eigenen Fette. Wie dem auch sei, diese Meinung ist natürlich ebenso irrig, wie die vorigen. Zedler in seinem Universal-Lexikon meint schliesslich beschwichtigend: „Doch es können diese Meinungen alle wahr sein, wenn man nur die Sache nach dem Unterschiede der Länder und sonderlich der Schwalben selbst unterscheidet. Natürlich sind die Wasserschwalben meist am Wasser.“ So zu urteilen, ist ja stets das Beste, wenn man niemandem zu nahe treten will. So wären nun die Nachrichten über Airundo erschöpft und ein Bild von ihr gegeben, wie sie vor 200 Jahren erschien und geachtet war. Nur der Wissenschaft, nur ihr ganz allein ist es zu verdanken, dass aus dem verachteten, verfolgten und geheimnisvollen Vogel das anmutige und anheimelnde Schwälbehen geworden ist. Und wenn in aber 200 Jahren unsere Nachkommen über diesen kleinen Sänger schreiben, wie mögen sie wohl dann denken? — Suchen sie wieder Schwalbensteine oder hängen sie, wie wir heute, künstliche Schwalben- nester über ihre Haustüren? Wer kann es wissen? Dr. Fr. Sehlbach: Erinnerungen an Borkums Vogelwelt 1911 und 1912. 1921 ; Erinnerungen an Borkums Vogelweit aus den Jahren 1911 und 1912. Von Dr. Fr. Sehlbach in Rinteln. Wenn man in Emden den Dampfer besteigt und derselbe seine - Fahrt nach Borkum anzutreten beginnt, so wird das Schiff noch auf _ weite Strecken hin von einer Anzahl hungriger Gäste begleitet. In _ erster Linie sind es die Silbermöwen (Larus argentatus), die dem davon- e eilenden Dampfier das Geleite geben, um. etwas Geniessbares zu er- "haschen. Einen besonderen Gefallen habe ich stets an diesen herr- E lichen Vögeln gefunden. Das blendende Weiss des Gelieders in Ver- bindung mit dem reinen Silbergrau, der kräftige gelbe Schnabel mit "dem rötlichen Schnabeltleck, der majestätische, kunstvolle Flug, der selbst heitigen Winden zu trotzen vermag, lassen den Vogel als eine - wahre Zierde des Meeres und Strandes erscheinen. Der hungrigen : Schar werden von den Reisenden oit vom Bord des Schifies aus Stücke Brötehen usw. zugeworfen. Die geschicktesten Flieger pilegen i diese Nahrung oft im Fluge aufzufangen, während die meisten sie vom Wasser auilesen. Eine eigenartige Kunstfertigkeit entwickelte ‚eine Silbermöwe, die dem Dampfer Emden am 2. August 1912 folgte. Dieselbe setzte sich häufig auf die am Hinterteile des Schiffes an- gebrachte Fahnenstange. Es war kein leichtes Stück für den kecken Vogel, bei dem starken Winde gleichsam balanzierend mit halb ge- - öffneten Flügeln und dicht aneinander gestellten Füssen eine Zeitlang E der Spitze der Fahnenstange sich zu halten, während das Schiff | Fin flotter Fahrt weitereilte. Die Silbermöwe nistete früher zahlreich "in Borkum auf der sogenannten Vogelkolonie, hat Jedoch die Insel als Brutort fast ganz verlassen infolge der Störungen, die die Anlage der militärischen Befestigungen, die Schiessübungen der Artillerie usw. mit sich brachten. Die früheren Besucher Borkums werden sich - sicherlich mit Freuden des lebhaften Bildes erinnern, welches ihnen die Vogelkolonie zu bieten vermochte: der unruhig sie mit lautem Geschrei umfliegenden alten Vögel, der niedlichen Jungen, der hübsch - gefärbten E.er, wobei man stets Bedacht darauf nehmen musste, dass man keines der Eier zertrat. Auch ich habe das eigenartige Schau- spiel vor längeren Jahren einmal genossen und war sehr enttäuscht, als ich jetzt die vereinsamte Vogelkolonie wiedersah. Die Silbermöwen 2.3 Ku a Fe jr Fe u 7 N Auer: - ET I a VER TE 2 TEE in .-r = u 14 ”) f 5° RZ ” Mr =F 9 TER ee Er Fr. Sehlbach: und die reizenden Brandseeschwalben (Sterna cantiaca) haben sich nach dem Memmert bei Juist und der holländischen Insel Rottum verzogen, wo namentlich die letzteren noch recht häufig zur Brutzeit zu sein pflegen. 78 AR 3 Während man im Juni 1912 die Silbermöwe am Borkumer Strande nicht in grösserer Anzahl zu sehen bekam, wurde ich im September des genannten Jahres der Vögel recht häufig ansichtig, und zwar waren es um diese Zeit meistens junge Tiere, die in grösseren Trupps zumeist um Futter bettelnd sich am Strande umhertrieben. Mir er- zählte ein Insulaner, dass diese jungen Vögel meistens später ver- hungerten, da sie sich so daran gewöhnt hätten, von den Badegästen gefüttert zu werden, dass sienachher im Winter nicht imstande wären, sich selbst ihren Lebensunterhalt zu erbeuten. Ob dies allerdings der Wahrheit entspricht, lasse ich dahingestellt sein. Im Monate August 1913 war übrigens der Strand wiederum mehr von alten als von jungen Silber- möwen belebt. Hier gab es unter den alten Tieren recht geschickte Künstler, die die in die Luft geschleuderten Leckerbissen oft mit überraschender Geschicklichkeit zu erhaschen wussten. Die Silber- möwen trieben sich auch auf dem Innern der Insel manchmal umher, so sah ich eine grössere Anzahl auf einem Platze, wo Schutt und | — dem Geruche nach zu urteilen — auch Küchen- und Fleischabfälle hingeworfen wurden, über die sie sich herzumachen schienen, wobei es mit viel Geschrei und Lärm zuging. Leider wurden uns im Juni 1912 auf der Insel Rottum die Brutplätze der Silbermöwen nicht gezeigt, wohl aber die der Brandseeschwalben. Schön ist eine solche Tagefahrt nach der kleinen Insel Rottum, wenn es auch manchmal recht tüchtig schaukelt und ordentliche Spritzer über das Boot hinwegfegen. Wird es gar zu bunt, so werden die Passagiere in Segeltücher eingewickelt oder mit Oelmänteln ver- sehen und in diesem Aufzuge ist man dann so ziemlich geschützt gegen die übermütig gegen das Boot klatschenden Wellen. Als wir uns dem Strande näherten, fielen uns zunächst eine Anzahl hurtig auf dem Sande umhertrippelnder Austernfischer (Flaematepus ostralegus) in die Augen. Floericke schildert im „Strandbüchlein“ in ansprechender Weise diesen reizenden Vogel, den ich in Borkum selbst nicht allzuhäufig zu Gesicht bekam. „Wer jemals eine längere Strandwanderung gemacht hat, den innerungen an ns: Vogelweit aus den ren 1911 und 1912. 123 hat sicherlich auch gerade an den eintönigsten Strecken der schöne Austernfischer mit seinem unruhigen, flüchtigen, frischfröhlichen : Wesen, seiner weithin vernehmbaren Pfeifstimme und seinem einfach geschmackvollen Federkleide erfreut. Dieses ist nur aus schwarzen E und weissen Partien zusammengesetzt, wozu korallenrote Füsse und 4 ein ebenso gefärbter Schnabel kommen, so dass der Vogel die deutschen 4 Reichsfarben an seinem Körper zur Schau trägt. Seine stämmige und - robuste Figur lässt fast auf einen phlegmatischen Charakter schliessen, “aber in Wirklichkeit ist er nicht nur ein recht hurtiger und behender, sondern auch ein lebhafter, aufmerksamer und überaus kluger Vogel, E _ demgemäss auch gar nicht leicht näher zu beobachten, da er immer . bestrebt ist, eine gewisse Entfernung zwischen sich und den Herren 3 der Schöpfung zu legen, wobei ihm seine scharfen Sinne sehr zustatten E kommen. Kein Wunder, dass er da vielfach zum Führer der Strand- 4 vogelschwärme wird und der Strandjäger ihn und seinen alarmierenden 3 Warnruf förmlich hassen lernt. — Der gewöhnlich im Halbkreis über das Wasser hinführende und ein Stück weiter am Ufer endigende Flug E ist sehr schön und erinnert in der Körperhaltung an den der Enten, “im Farbenbilde an den der Elster. Sowohl beim Laufen wie beim Fliegen werden die Gliedmassen weniger rasch als kraftvoll bewegt.“ Auf Rottum, der Brutinsel, zeigten sich unsere Vögel nicht sonderlich scheu, sondern flogen, als wir vom Strande nach dem Hause des die "Insel bewohnenden Vogtes wanderten, in flottem Fluge laut rufend über uns einher zwischen zahlreichen uns umkreisenden Silbermöwen. Häufig verfolgte auch ein Austernfischer eine Silbermöwe im Fluge — ein fesselnder Anblick. In dem Hause des Vogtes wurden wir, wenigstens diesmal, ziemlich unfreundlich aufgenommen und uns nur der Besuch der Seeschwalbenbrutplätze in Aussicht gestellt. Nachdem wir uns mit Speise und Trank erquickt hatten, machten wir uns unter - Führung einer jungen Holländerin auf den Weg nach den Brutstätten. Bald waren wir zur Stelle. Es bot sich uns ein köstlicher Anblick. Auf mehreren Stellen der Dünen sassen die lieblichen Geschöpfe dicht nebeneinander auf den Eiern. Sobald wir uns dicht heranmachten, ‚log die ganze Schar auf, nicht allzuhoch, immer die Nester im Auge. Ein herrliches Bild, wenn die zierlichen, in blendendes Weiss und zartes 124 Dr. Fr. Sehlbach: Erinnerungen an Borkums Vogelwelt 1911 und 191 Möwenblau gekleideten Gestalten mit der glänzend schwarzen Kopf- | platte und den langen, dunklen Schnäbeln über uns, gleich einer duftigen Wolke, sich flatternd bewegten, um ihre Niststätten besorgt, und sich dann sogleich, wenn wir uns etwas entfernten, wieder auf die Bier niederliessen. Ein herrlicher Flieger ist die Brandseeschwalbe. Mit kräftigen Flügelschlägen sich in mässiger Höhe über dem Wasser fort- bewegend, den Schnabel senkrecht nach unten gehalten, schiesst sie, wenn sie einen Fisch erspäht hat, wie ein Stein in die tosenden Fluten, um dann bald wieder emporzutauchen. Man kann dieser Jagd oft vom Borkumer Strande aus zuschauen, denn die Rottumer Seeschwalben dehnen ihre Jagd manchmal bis in die Nähe der benachbarten Insel aus. Während die Brandseeschwalben nicht mehr auf Borkum brüten, soll die Zwergseeschwalbe (Sierra minuta) noch in allerdings geringer | Zahl auf dem Nordstrande zur Brut schreiten. Ich begegnete diesem zierlichen, durch seine geringe Grösse und wachsgelben, an der Spitze schwarzen Schnabel und gelbliche Füsse gekennzeichneten Vogel im Herbste 1912 zwischen dem Jägerheim und dem Ostlande. — Auf dem Wege zum Ostlande trafen wir häufig den langbeinigen, mit einem wunderschönen wie „dlaü“ klingenden Flötenruf begabten Rotschenkel (Totanus calidris) an. Dieser Vogel soll noch ziemlich häufig auf Borkum brüten. Die Rotschenkel zeigten sich recht erregt, wenn wir uns dem sumpfigen Terrain, das zur Seite des Weges lag und auf dem wohl ihre Brutplätze liegen mochten, näherten. Einen scharfen Warnungs- ruf ausstossend und dabei jedesmal einen Bückling machend, verrieten sie ihre Besorgnis um Eier oder Junge. Auch die Kiebitze (Vanellus capella), denen wir auf dem genannten Wege öfter begegneten, waren recht unruhig. Einer umflog uns, immer ängstlich rufend, und suchte uns von seinem Neste fort in die Dünen zu locken. Einen alten Kampf- läufer (Totarus pugnax) sahen wir- ein Duell mit einem Nebenbuhler aus- fechten. In der Ferne beobachteten wir Brandgänse (Tadorna Be) die das Wasser nach Nahrung absuchten. | Doch nicht nur See- und Strandvögel erfreuen in Borkum den Naturfreund. Als wir im Mai 1911 auf Borkum weilten und unser nach den Wiesen zu gelegenes Fenster am ersten Morgen öffneten, erscholl vielstimmiger -Lerchengesang in der milden, köstlichen Alb. Hess: Ein Beitrag zur Kenntnis der Vogelwelt des Lötschentales (Wallis). 125 F Frühlingsluft, dazu rief der Kuckuck, der auch auf der „grünen Insel“ - heimisch ist, sein helltönendes, fröhliches Guguck in die Welt hinein. - Das saftige Grün der Wiesen, umgrenzt von den gelbweissen Dünen- hügeln, erquickte das Auge, und mit Behagen atmete man die frische Seeluft ein. Lerche an Lerche erhebt sich zur Frühjahrszeit von den - Borkumer Wiesen, um mit ihrem unermüdlichen Gesange die Luft zu _ erfüllen. Ein Vogel, der auch noch sehr ins Auge springt, ist der 3 muntere, vom Festlande so vertraute Star. Im Herbste fallen diese £ lustigen Gesellen in grossen Scharen am Abend in das Dorf ein, wo sie die wenigen Bäume sich zum Quartier erwählen und einen lauten Lärm vollführen. Selbst spät in der Nacht hört man noch ihr _ vielstimmiges Gezwitscher aus den Bäumen herniedertönen. Von — sonstigen Kleinvögeln gibt es in Borkum noch eine ganze Anzahl | Arten. So sahen wir unter andern viele Steinschmätzer, Wiesen- pieper, Hänflinge, Rauchschwalben, wenige Turmschwalben, ein Sch warz- 4 kehlchen. 5; Zum Schlusse sei hier noch einer Beobachtung gedacht, die wir an ; dem grossen Borkumer Leuchtturm zu machen Gelegenheit hatten. Es war : eine finstere Septembernacht. Die Strahlen des Leuchtturmes erhellten - phantastisch das Dunkel, ständig im Kreise sich drehend. Da sahen E wir. leuchtende Funken oder Kügelchen im Bereiche der Strahlen auf- tauchen und sich fortbewegen auf den Leuchtturm zu. „Es sind Stern- - schnuppen“, meinte einer, der wohl allzutief in den Becher geschaut haben mochte. Aber bald merkten wir, dass es kleine Zugvögel waren, die, auf den Leuchtturm zufliegend, aufleuchteten, sobald sie in den a Bereich der Strahlen kamen. Leider konnte ich nicht in Erfahrung bringen, um welche Vogelart es sich handelte. Vielleicht waren es 3 Rotkehlchen. - Ein Beitrag zur Kenntnis der Vogelwelt des Lötschentales (Wallis). Von Alb. Hess in Bern. a Am Ausgange des langen, durch die Berner Alpen nach dem 5 Süden führenden Lötschbergbahntunnels befindet sich in 1220 Meter über Meer, zwischen den wilden Abhängen der Lonzaschlucht, die - Station Goppenstein (Goppistein sagen die ansässigen Bewohner). Der 126 Alb. Hess: dort dem. Zug entsteigende Reisende wird kaum vermuten, dass er nach einer ganz kurzen Wanderung bergwärts, dem Bach entlang, in ein solch lieblichschönes Tal gelangen wird, wie es das Lötschentalist. Das Durchwandern dieses kleinen deutschen Walliser Tales, am Südfusse der Berner Alpen, ist auch für den verwöhnten Alpenwanderer ein wahrer Genuss. Ein Hochgebirgstal ist es seinem ganzen Charakter nach, und der Besucher würde es als ein solches erkennen, auch ohne dass ihm dies die in seinem Grunde rauschende, der Rhone zueilende Lonza und die über alle Hänge schäumenden weissen Gletscherwasser ihrer Zuflüsse in Erinnerung brächte. | Die saftiggrünen, mit Blumen übersäten Matten, die reifenden, gelben Getreidefelder voller Kornblumen und feuerrotem Mohne, die braunen Holzhäuser eines Dorfes, aus welchem ein weisser Kirchturm emporwächst, die dunklen Fichtenwälder, im Hintergrunde die bläulich- grünen Eismassen des Langeletschers, auf der Seite die stolze, blendend- weisse Pyramide des Bietschhornes, darüber ein tiefblauer Himmel, überall ein Rauschen und Summen und doch zugleich eine tiefe Ruhe, dies alles gibt das sich oft wiederholende und doch immer wieder neue Bild, welches das Lötschental an seinen verschiedenen Stellen an einem sonnigen Sommertage bietet. | Im Winter, wenn alles unter dem Schnee tief vergraben ist, die sonst so lauten Wasser verstummt sind und graue Wolken ringsum auf den Bergen aufliegen, um das Tal wie mit einem Deckel zu- | zudecken, ist es still und ernst, und in dieser Enge empfindet der Wanderer es als eine Wohltat, wenn der Klang einer Glocke, die zum Gebet ruft, an sein Ohr schlägt. Aber später, gegen das Frühjahr, wenn der Föhnsturm erwacht | und sein fürchterliches, das Tal erfüllende Heulen nur noch durch das. Donnern der zahlreichen Lawinen übertönt wird, kann einzig die Hoffnung auf bald wiederkehrende bessere Tage die Bewohner in dieser | weltabgeschiedenen Gegend zurückhalten. Dieses Tal mit seinem alpinen Wesen und seinen ungefähr | 1000 Einwohnern, voller Eigenart, mit ihren alten Gebräuchen und Sitten, bietet einem jeden Forscher viel des Bemerkenswerten: ser er Ethnolog, Botaniker, Geologe, Zoologe oder gar Ornithologe. Die Kin Beitrag zur Kenntnis der Vogelwelt des Lötschentales (Wallis). 127 Botaniker waren hier schon tüchtig an der Arbeit. Die Walliser Land- ‘pfarrer widmen sich nämlich beinahe alle der Pflanzenkunde und die - kantönale Naturforschende Gesellschaft, die „Murithienne“, ist eigentlich “eine botanische. Der rühmlichst bekannte Berner Geologe Edmund “v. Fellenberg hat fleissig im Gebiete geforscht. In der Vogelkunde ist _ aber bisher noch wenig oder nichts gegangen. ; Da ich in den letzten paar Jahren wiederholt Gelegenheit hatte, das Lötschental, von dem ich vorstehend einige orientierende Angaben gemacht habe, zu besuchen, so wili ich nachstehend an Hand meiner - Aufzeichnungen und nach Reichenows: „Die Kennzeichen der Vögel 1 Deutschlands“ über meine ornithologischen Beobachtungen kurz berichten. 1 Die Ringeltaube (Columda palumbus L,) ist im unteren Teile des "Tales ein seltener Brutvogel, der dort die Bestände von Lärchen und - Alpenerlen bevorzugt. | | Das Steinhuhn (Caccabis saxatilis [Meyer]) soll regelmässig, wenn „auch nicht zahlreich, als Brutvogei in der Nähe der Alpen (Viehweiden) angetroffen werden. Lebend hatte ich noch nie Gelegenheit, es in der Gegend zu beobachten, doch sind mir schon erlegte Stücke zu Gesicht ; gekommen. 3 Das Auerhuhn (Tetrao urogallus L) und das Birkhuhn (Tefrao tetrix L) sollen früher zahlreicher vorgekommen sein als jetzt. Sie hätten in neuerer Zeit zu sehr unter dem Steinadler zu leiden. Das Alpenschneehuhn (Zagopus mutus [Montin]) ist in der ‚Höhe überall vorhanden und kommt im Winter bis zu den Dörfern i inab. Der S perber (Aceipiter nisus /[L.J) fehlt nicht; doch dürften nicht mehr als zwei Faare im Tale nisten und zudem dasselbe im Winter verlassen. "Der Steinadler (Aguila chrysaötos [L]) kann im Lötschentale noch ohne besondere Schwierigkeiten gesichtet werden. So beobachtete ich am 25. Juli 1914 auf der Tellialp (1850 m ü. M.) aus nächster Nähe einen dieser prächtigen Raubvögel. Früher befand sich ein Horst in der Schlucht in der Nähe von Goppenstein. Durch den Bau der Eisenbahn wurde es ihm dort wohl zu unruhig. Gegenwärtig hat er sich wieder den sogenannten Adlerspitz am Strahlhorn als Wohnsitz auserkoren. "198 Alb. Hess: Vor etwa 15 Jahren wurde in Kippel, dem Hauptorte des Tales, ein Steinadler geschossen, der 27 Pfund wog. Er ist ausgestopft in einem etwas jämmerlichen Zustande im Gemeindehause des Dorfes zu sehen. : Im Volke heisst der Adler „Gyr“. Er wagt sich hin und wieder an die Dörfer heran. Vor ein paar Jahren wurde z. B. bei einem solchen Anlasse das Hündchen des Kaplans von Kippel entführt. Der Raub des Adlers besteht allerdings mehr aus Wild, welches er aber gehörig zehndet. Die zwei patentierten Jäger des Tales (neben vielen unpatentierten) sind daher eigentlich nicht gut auf den Steinadler zu sprechen, stellen ihm aber dennoch nicht besonders nach. Nebenbei die Inschrift am Hause des einen dieses Jägers (ein jedes Wohnhaus trägt irgendeine Inschrift): Christus kehrte einst bei einem Jäger ein Darum lass, o Herr, dies Haus gesegnet sein. » Von der Anwesenheit des Uhus konnte ich bisher nichts erfahren. Dagegen ist der Waldkauz (Syrnium aluco [L.]) als „Hurri“ unter den Bewohnern wohlbekannt. Der Kuckuck (Cueculus canorus - [L.]) hält era im a und unregelmässig, d.h. nicht alle Jahre ein kurzes Gastspiel. Der Gugger uf em dürre Si deri pım pum Daderi, daderi dada Der Gugger uf em dürren Ast usw. singen die Lötscher in einem ihrer Lieder. Den Wendehals (Jynx forguilla [L.J) traf ich im Sommer 1913 bei Ferden (1389 m ü. M.) an. | Von den Spechten kam mir einzig der Grosse Buntspecht (Dendrocopus major [L.]) zu Gesicht und Gehör. In der Kirche von Kippel (1370 m ü. M.) nistet alljährlich eine Kolonie von zirka zwanzig Paaren des Mauerseglers (Apus apus /L.J). Ende Juli 1914 waren die Jungen noch nicht flügge. | Auch einige wenige Paare der Rauchschwalbe (Hirundo rustica L.) sind in Ferden, Kippel und Wyler (1410 m ü. M.) angesiedelt. Die Felsenschwalbe, die am Ausgange der Lonzaschlucht nistet, fehlt im eigentlichen Lötschental. Dagegen wagt sich der Graue Ein Beitrag zur Kenntnis der Vogelwelt des Lötschentales (Wallis). 129 lie senfänger (Muscicapa grisola L) bis hierher hinauf. Am 235. Juli 1914 traf ich ihn bei Ferden an. Im August 1913 konnte ich "eine ganze Familie, Alte und flügge Junge, des Rotrückigen _ Würgers (Lanius collurio L) in den prächtig blühenden Wildrosen- _ büschen bei Kippel beobachten. } In wenigen Stücken (vielleicht handelt es sich nur um ein Ä einziges Paar) ist der Kolkrabe (Corvus corax L.) im oberen Teile des Tales anzutreffen. Die diesseits der Alpen so gemeine Rabenkrähe fehlt hier. | Die Alpenkrähe (Pyrrhocorax graculus [L.]) fehlt nicht, sie ist aber im Sommer erst in der Nähe der Gletscher anzutreffen. So abgelegen war das Tal doch noch nicht, dass sich nicht auch der Haussperling (Passer domesticus [L.]) in ihm eingefunden hätte. Es wird ja noch Getreide gebaut und der Mist der Maultiere (die das einzige Beförderungsmittel bilden — es gibt kein Fuhrwerk im Tale —) liefert ihm auch im Winter Nahrung. < Der Buchfink (Fringilla coelebs L.) nistet im Gebiete, doch bleibt 5 er den Winter über nicht im Tale. Dafür stellt sich der Schnee- s fink (Montifringilla nivalis [L/) von den hohen Lagen, wo er immer im Sommer wohnt und brütet, ein. - E Dicht am Ausgange des Tales habe ich im Dezember 1913 Flüge R ‚des Grünlings (Chloris chloris /[L.]) und noch grössere des südlichen Leinfinkes (Acanthis linaria rufescens [Vieill.]) angetroffen. Im Sommer € muss er vorhanden sein. Gesehen habe ich ihn aber nicht. Er wird wohl in den schwer zugänglichen Ziegenweiden oben anzutreffen sein. _ Dagegen ist mir schon zu jeder Jahreszeit. der Zitronenzeisig 3 (Chrysomitris citrinella [L.]) begegnet. Ebenfalls Brutvogel des Gebietes ist der Goldammer (Emberiza citrinella L.). Er ist mit höchstens fünf bis sechs Paaren vertreten. Der Baumpieper (Anthus trivialis [L.]) wagt sich auch in das # Tal hinauf, und noch weiter oben als er fehlt der Wass erpieper (Anthus spinoletta [L.]) schon gar nicht. 8 Die Weisse Bachstelze (Motacilla alba L) habe ich im Sommer 1913 und 1914 je nur in einem Stück im Tale gesehen. Ei J ER Me 130 | | Alb. Hess: Doch wird der Vogel hier wohl brüten, trifft man in doch in noch. weit höheren und erheblich unwirtlicheren Gegenden an. | Unterhalb Ferden in der Nähe der Lonza traf ich beide Sonnen die Graue Bachstelze (Motacilla boarıla L) an, wo sie offenbar nistet. bau gefolgt und ist daher im Tal anzutreffen, während ich bisher die Heidelerche (Zullula arborea [L.]) noch nicht festgestellt habe. Den Bäumläufer (Certhia familiaris L) habe ich schon wiederholt im Lötschentale beobachtet. Der prächtige Alpenmauerläufer (Tichodroma muraria [L.]) belebt die Felswände dieses Alpentales. Von den Meisen habe ich die Kohlmeise (Parus major L.), die Blaumeise: (Parus coeruleus L) und die Gebirgssumpfmeise (Parus montanus [Bldst.]) hier oben heimisch gefunden. Vom Gelbköpfigen Goldhähnchen [(Regulus ee 12) traf ich im Herbste 1913 einen Schwarm in Lärchen an. Weit hinauf wagt sich der Knirps Zaunkönig (Troglodytes troglodytes [L.]), der sich im Sommer 1914 bei Eisten (1550 m ü. M)) fröhlich herumtummelte. . In noch höheren Lagen ist der Alpenflühvogel (Accentor | collaris [Scop.]) heimisch. Im Sommer traf ich die Dorngrasmücke (Sylvia sylvia /L.]), sowie die Zaungrasmücke (Sylvia curruca [LJ]) nistend im Tale an. In demselben lässt sich auch die Mönchs- srasmücke (Sylvia atricapilla [L.]) vernehmen, indem sie sich haupt- sächlich in den vielen Eschen herumtreibtt: Auch der Fitislaub- sänger (Phylloscopus trochilus [L.]) fehlt nicht. > Den Wasserschmätzer (Cinclus merula [J. C. Schäff]) kann man regelmässig oberhalb Goppenstein an der Lonza antreffen. So auch im Dezember 1913 und Februar 1914. Das Gewässer beherbergt Keine Fische und dennoch schlägt sich_der Vogel fröhlich durch. Die Singdrossel (Turdus musicus L.) lässt im Frühjahre vom Walde her ihr Lied in das Tälchen heruntertönen und ab und zu be- | ‚ teiligt sich eine Amsel (Turdus merula L) am Gesange. Sie ist hier die scheueste Drossel, scheuer, als die in der Höhle brütende Ring- amsel (Turdus forguatus L.). Die Feldlerche (Alauda arvensis L.) ist wohl auch dem Getreide-. Ein er eunae der orchwelt de Lötschentales (Wallis). 131 B Den Br ınkehligen Wiesenschmätzer (Pratincola rubetra /L.]) 3 ‚konnte ich im Sommer 1914 ebenfalls, und zwar hauptsächlich bei Wyler, feststellen. ; Fe Der Hausrotschwanz (Erithacus titys /L.]J) nistet überall in - “den Dörfchen und sogar in den Alphütten, doch ist er nirgends zahlreich. | | Wenn man an einem schönen Frühjahrs- oder Frühsommerabend dem Talausgange gegen Goppenstein zustrebt, so tönt überall aus dem E: die klingende Strophe des Rotkehlchens (Erithacus rubeculus [L.]) E.: der Talbewohner a Nacht gäbe Gott!“ nachrufen. Die "Aufzählung der beobachteten Vögel dieses kleinen, nur un- gefähr 15 Kilometer langen und schmalen Tales, das eine Höhenlage von 1300 bis 1900 Meter aufweist und von Gebirgsstöcken von bis zu 3700 Meter Erhebung umgeben ist, ergibt 48 Arten, wovon ganze 26 das ganze Jahr hindurch im Gebiete wohnen dürften. Dabei erheben meine Angaben bei weitem nicht den Anspruch auf Vollständigkeit, und hoffe ich dieselben im Laufe der Zeit noch zu ergänzen. Zum Schlusse sei noch von einem in den Schweizer Alpen aus- 1 gestorbenen Vogel berichtet, nämlich vom Lämmergeier (Gypaetus _ barbatus L.). Dieser mächtige Geier hat nachweislich noch am längsten im Lötschentale gebrütet, und zwar befand sich sein Horst in den Jahren 1850 bis 1860 an einer hohen Felswand, am „Waldis-Klamm“ Bei Goppenstein. Später hat dann ein Steinadlerpaar die Stelle benützt, um seine Wiege dort zu errichten. Im Jahre 1858 wurde der Versuch oh das Junge der auszunehmen, was missglückte, indem der in einer Lues aber dann zwei Jahre später doch aa im Lötschental fest. Dieses £ E. befindet sich im Museum von Sitten. Im Jahre 1862 wurde das Männchen geschossen, und es soll ausgestopft in den Besitz des herum, wo es bald da, bald dort gesichtet wurde. Zuletzt hielt es sich offenbar in der Hauptsache im benachbarten wilden Balschiedertal 132 RN. Udo Brhemann auf. Erst Ende Februar 1886 wurde es in einem Weinberge bei Visp im Rhonetal vergiftet aufgefunden. Dieser „letzte Mohikaner“ war einem für Füchse bestimmten Giftbrocken zum Opfer gefallen. Mehr als drei Jahrzehnte war dieser Beherrscher der Lüfte den gelegentlichen Nachstellungen (zur Ehre der Bewohner sei es gesagt, dass sie ihm so wenig systematisch nachstellten als jetzt dem Steinadler) der Jäger entgängen, um zuletzt ein so trauriges Ende zu finden. kommen. Damit war der Lämmergeier endgültig aus der Gegend ver- schwunden, wo er offenbar doch jahrhundertelang Bürgerrecht besass, denn alle im oberen Rhonetal Erbeuteten scheinen in diesem Gebiet beheimatet gewesen zu sein. Die alten Lötscher erinnern sich noch gut an den stattlichen Flieger, und obschon sie auch verschiedenes Ungutes von ihm zu erzählen wissen, bedauern sie doch sehr sein Verschwinden, besonders wenn man ihnen sagt, dass der Vogel nun in der Schweiz vollständig ausgestorben sei. „Es wär doch Platz gnu da gsihn“, Der ausgestopfte Vogel ist in das Museum von Lausanne ge- meinte einer, indem er auf Halden und Bergweiden deutete. „Das isch“, musste ich bestätigen. Doch was nützt das Trauern um etwas, das verschwunden ist? Freue man sich am Vorhandenen und trachte es zu erhalten. Hoffentlich bleiben die Lötschentaler noch lange die einfachen, kernigen Menschen, mit ihrem bescheidenen Wohlstand und ihrer Zufriedenheit, in welcher sie frohgemut den Vers Unsri Schaf im Guggingrund Sind alli hibsch und feissti, Und d’Meitli im Gletschergrund, Sind oich nid die leidschtun hersagen. Dann ist mir um die Vogelwelt des Tales der Lötschen noch nicht bange. Ueberwinternde Turmialken (Tinnunculus tinnunculus [L.J). Von Udo Bährmann in Jerichow a. RE. Der Turmfalke wird den Lesern dieser Zeitschrift als ein munterer und zuweilen — als scheuer Raubvogel bekannt sein. Eine besondere Ueberwinternde Turmfalken (TZinnunculus tinnunculus [L.)). 133 3 Vorliebe hat er für Feldhölzer, Burgen und hohe Kirchtürme. Hier Fin meiner Heimat horstet er nur auf hohen Bäumen, in der sogenannten Fischbecker Heide (Feldgehölz) gehört er zu den häufigsten Brut- _ vögeln. Es gewährt immer einen schönen Anblick, diesen Vogel leichten Fluges im freien Felde ‘abwechselnd jagend und rüttelnd zu 3 beobachten. In früheren Jahren wurde — trotz seiner Häufigkeit im Sommer — nur selten einer im Winter bemerkt. Die einzelnen Exem- plare, die ich sah, mögen nur alte 55 gewesen sein. Ganz anders im Winter 1914/15, wo ich auf ca. 1,5 qkm Fläche mindestens ein Pärchen feststellte. Fast zu jeder Tageszeit konnte man über den ausgedehnten Wiesen, welche sich zwischen Jerichow und Tangermünde diesseits der Elbe erstrecken, in Gesellschaft von Buteo buteo (L.), jagende Turmfalken £ beobachten. Die hierorts in Frage kommenden Vögel sind wohl grössten- teils die im Sommer im obengenannten Feldholze brütenden Paare. "Dass sich überwinternde Turmfalken weit vom Brutorte entfernen, = glaube ich nicht. Die Jagdausflüge dieses Falken gestalten sich im Winter etwas “anders wie im Sommer. Er fliegt erst spät nach Sonnenaufgang zur RB: er, Nahrungssuche aus und verbringt den Tag im Felde, sitzt da auf ei einzelnen Bäumen, Grenzpfählen, Schobern usw. mit hängendem Schwanze und stark gekreuzten Flügeln. — Im Sommer sieht man den Turmfalken noch spät abends dicht über den Boden jagend oder er schwebt hoch in der Luft herum, was ich hier im Winter nie sah. Wenn der Krähen- zug zu den Schlafplätzen in westlicher Richtung nach 3 Uhr im Dezember einsetzte, dann hatten sich auch die Turmfalken nach dem Feldgehölz _ zurückgezogen. Die Nahrung bestand in den reichlich vorhandenen Mäusen. — Die in einzelnen Exemplaren überwinternden Feldlerchen (Alanda arvensis L,) fürchten diesen kleinen Falken gar nicht, rüttelt einer über der im Grase sitzenden Lerche, dann erhebt sich dieselbe und fliegt kaum fünfzig bis hundert Schritte fort, um sich wieder nieder- zulassen. Der harmlose Falke streicht dann meist in entgegengesetzter _ Richtung ab. Herr E. Puhlmann ist in seiner Arbeit (Ornithologische Monats- schrift 1914 S. 469) der Ansicht, dass sich der Turmfalke mehr und mehr zu einem Strich- und Standvogel verwandle, einer Ansicht, der ich nicht 134 | E Kleinere Mitteilungen. beipflichten kann. Der Turmfalke hat von jeher in manchen Gegenden, wo reichlich Nahrung vorhanden war, zeitweise überwintert, was auch die Berichte älterer Autoren in faunistischen Arbeiten beweisen.”) — Als Grund, dass viele Turmfalken in manchen Gegenden überwintern, sehe ich das Massenauftreten der Feldmäuse (Arvicola arvalis) an. Eine Begleiterscheinung ist auch meistens der Mäusebussard (Buteo buteo [L.J). | Dass die Lebensweise des Turmfalken, wie Herr Pihlosan auf S. 469 sich äussert, in bezug auf Nahrungsaufnahme ebenfalls eine Umwandlung erfahren habe, sehe ich nicht ein. | Schon Chr. L. Brehm berichtete vor beinahe 100 Jahren im ersten Bande seiner „Beiträge zur Vogelkunde“ auf $.262, dass seine Nahrung fast ganz aus Mäusen besteht. Im zweiten Bande bemerkt er auf S. 691, dass er ausser den obengenannten Nahrungsmitteln Frösche, Raupen, Ross- und Mistkäfer verzehrt. Er liest die Insekten, auch u von der Erde, besonders von den Kleeäckern ab. Dr. E. Rey fand in den Mägen der untersuchten Turniers nur selten Reste von Vögeln —, doch warum sollte der Turmfalke nicht gelegentlich kranke oder junge Individuen schlagen, denn gesunde . Vögel bekommt er im Fluge vermöge seiner kurzen Zehen nicht. Kleinere Mitteilungen. . Bei der Stadt brütende Waldkäuze. Ein seltenes Schauspiel bot sich vor zwei Jahren dem Naturfreunde in dem sogenannten Rintelner Blumenwalle, einem früheren botanischen Garten. Dort war nämlich ein Waldkauzpaar (Syrnium aluco) zur Brut geschritten. Die Beobachtung der jungen Käuze machte viel Freude. Sobald die Dämmerung herein- zubrechen begann, ertönte das Geschrei der jungen Vögel. Emsig flogen die Alten hin und her und azten ihre Sprösslinge. Als ich | eines Abends mal im Blumenwalle spazieren ging und meinen Hund bei mir hatte, verfolgte uns einer der kleinen Käuze, durch den An- blick des Hundes scheinbar erregt, mit lautem Geschrei. Der Vogel flog mehrere Male, wenn wir unseren Weg: fortsetzten, hinter uns her, | *) v, Preen berichtete im Journ. f. Ornith. 1859 S. 450, dass viele Weibchen in der | Umgebung von Schwerin überwintern, die aber nicht in die Stadt kommen. D. Verf. Kleinere Mitteilungen. 135 ‚dich! über unseren Köpfen streichend und liess sich dann auf einem E E.ste nieder. Die jungen Käuze waren übrigens bei Tage zuweilen auch zu sehen. Einmal gewahrte ich sie bei hellem Tage auf einem 27 Eiemlich niedrigen Aste sitzen. So sehr hatten sich die Vögel an das Treiben der Menschen gewöhnt. | Rinteln, im Juli 1914. | Br: Fr. Sehlbach. Alter eines Kanarienstieglitzbastardes. Vor kurzem schrieb mir mein Vetter, dass sein Kanarienstieglitzbastard, den er vor langer Zeit von mir erhalten hatte, gestorben sei. Der Vogel — ein Männchen — wurde von mir im Jahre 1898 gezüchtet, hat somit ein Alter von 16 Jahren erreicht. Rinteln, im Juli 1914. Dr Er.sehlbach. Zur Ausbreitung des Girlitzes (Serinus hortulanus). In der sechsten Nummer der ,‚Ornithologischen Monatsschrift‘“‘ 1914 teilt Herr W-olff aus Schötmar mit, dass der Girlitz sich in Lippe immer mehr auszubreiten scheine. Hier in dem benachbarten Rinteln ist es ebenso. So hörte ich noch Ende vorigen Monates beim sogenannten Blumen walle mehrere Männchen singen. Auch im vorigen Jahre traf ich den Vogel in Rinteln mehrfach an. In Hameln an der Weser be- gegnete ich diesem kleinen Finken gleichfalls verschiedentlich, so liess noch am vorigen Sonntag (5. Juli) auf dem Felsenkeller bei Hameln ein Girlitz sein schlichtes Liedchen erklingen. Rinteln, im Juli 1914. Dr. Fr. Sehlbach. -Sturmmöwen (Larus canus) in Thüringen. Anfang Oktober 1910, an einem Tage, der wie alle seine Vorgänger ‚seit etwa einer Woche trübe und stürmisch war, sah ich auf dem zum Rittergute Kauern bei onneburg (S.-A.) gehörigen, sogenannten grossen Teich neben aller- hand anderem Wassergeflügel eine Sturmmöwe. Es gelang mir mit niger Mühe, dieselbe zu schiessen, und ich. stellte sie als ein junges, gut und normal entwickeltes Exemplar fest. Der Vogel war gut bei Wildpret, nur hatte er unter dem linken Auge viele von Blut zusammen- geklebte Federn, Spuren eines schwachen, früher erhaltenen Schrot- korns. Nach Aussage der Dorfleute soll einige Tage vorher noch | eine zweite Möwe gesehen worden sein. E. Hans Egon v. Gottberg. 136 | Literatur-Uebersicht. | Literatur-Uebersicht. Jakob Schenk: Bericht über die Vogelmarkierungen der Königlich Ungarischen Ornithologischen Zentrale im Jahre 1913. (Aquila, XX. Jahrgang, S. 434—469.) Markiert wurden 4938 Vögel der verschiedensten Arten. Von diesen wurden 130 zurückgemeldet, ein schönes Resultat, welches wertvolle Aufschlüsse lieferte, Bela von Szeöts: Weitere Erfahrungen während der Markierung von Rauchschwalben und anderen Vogelarten. (Ebenda, S. 470—475.) Markierte neben Rauchschwalben besonders viel Stare, was sich als besonders erfolgreich erwies. Während von den beringten Schwalben noch keine aus dem Winterquartier gemeldet wurde, erfolgten von den Staren drei Prozent Rück- meldungen. Titus Gsörgey: Studien über den Vogelschutz im Jahre 1913. (Ebenda, S. 476—502.) In Ungarn wird noch immer daran festgehalten, den Deckel der Nisthöhlen leicht abnehmbar zu machen, zur leichten Besichtieung des Inbalts. Zwei seitlich eingesteckte Nägel halten ihn in seiner Lage fest. Von den vorhandenen 3489 Nisthöhlen waren 39,1 Prozent besetzt von nützlichen Vögeln, 13,6 Prozent von Sperlingen, 4,7 Prozent von anderen Tieren. Fledermäuse fand man in 37 Kunsthöhlen, als nützliche Insektenfresser wurden sie dort ungestört gelassen. Um Sperlinge von Winterfutterapparaten für Meisen fernzuhalten, empfiehlt der Verfasser die gleichzeitige Anlage eines Futterdaches für Finken, Ammern und Sperlinge. Ladislaus von Szemere: Vorkommen des Aasgeiers und der Zipp- ammer in der Umgebung von Herkulesfurdo. (Ebenda, S. 503—509.) Lokalfaunistische Angaben. Der Aasgeier geniesst in dem erwähnten Gebiete Schonung. Herr Ernst Freiherr von Me in Roecknitz bei Wurzen ist zum ausserordentlichen und korrespondierenden Mia ernannt worden. Inhalt: Hans Egon v. Gottberg: Die Schwalben vor 200 Jahren. — Dr. Fr. Sehlbach: Erinnerungen an Borkums Vogelwelt aus den Jahren 1911 und 1912. — Alb. Hess: Ein Beitrag zur Kenntnis der Vogelwelt des Lötschentales (Wallis), — Udo Bährmann: Ueberwinternde Turmfalken [(Tinnunculus tinnun- culus [L.]). — Kleinere Mitteilungen: Bei der Stadt brütende Waldkäuze. Alter eines Kanarienstieglitzbastardes, Zur Ausbreitung des Girlitzes (Serinus hortulanus). Sturmmöwen (Zarus canus) in Thüringen. — Literatur-Uebersicht. Bei Wohnungswechsel sind Ueberweisungen der „Ornithologischen Monatsschrift* von Mitgliedern des Deutschen Vereins zum Schutze der Vogelwelt (E. V.) nicht bei der Geschäftsstelle, sondern nur bei derienisen Postanstalt, von welcher die Zeitschrift zuletzt geliefert wurde, unter Beifügung von 50 Pf Ueberweisungsg-bühr zu beantragen. — Ausgebliebene Nummern sind ebenfalls nur bei dem bestellenden Postamt zu reklamieren. Reklamationen können nur innerhalb eines Monats berücksichtigt werden Späterer Ersatz erfolgt nur gegen Zahlung des Heft-Einzelpreises zuzüglich Porto. Redaktion: Prof. Dr. Carl RB. Hennicke in Gera (Reuss). Druck der Geraer Verlagsanstalt und Druckerei, Gera (Reuss) 3 N Dei m Men een gebe ich nadı- : ebend || r Preife 4 | der von mir oder durd meine 4 Bermittelung zu beziehenden Schriften und Gegenitände befannt: | q Einbanddekie 0SOM. um Borto einzelne Nummer der Monats- fdrift 0.60 M. amd Porto 1 Poftkarte mit Abbildung 0.03 M. amd Borto 1 ER nestajet (d. u. IL) aufgezogen 5.— M., ein amaufgezogen 250 4 Banbvogeitafel (I. u. IL). | aufgezogen = unaufgezogen 9 Der philofopkifge Dauer ij 0.50 M. und Porto I Index 1 md 2 je1.50M. und Porto 1 Beltere Jahrgänge, foweit noch) vorhanden, mit Einbanddece je 3.— M. und VBorto. Bei Ent- nahmevon Sfortlaufenden Sahr- gängen einjchließlich Einband- Dede je 2.— M. und Porto. | Saprgang 1885 5 M. = we _ Sämtliche Preife gelten mr für r Mitglieder de3 Deutihen Vereins zum Schube der Bogelwelt € B. Baul Dig, Gera-Henk, Laafener Str. 15, = Sejchäftsführer 08 D. 9.3.5.9. 8. (E. 8.) Boftichecffonto: _ 6224, Amt Leipzig. 2.75 M., Born ah geäußerten Win: N v Be RTERTER \ und Ronfjervator ) Eine praft. Anleitung 3. Erlernen des Ausfispfens, Ronfervierens und Skelettierensuon Bögelnn. Säugetieren. Bon Rob. Boegler. Dritte verbeilerte und eriveiterte Auf )) lage mit 38 Abbildungen im Tert. AN Preis geheftet 34. 2, gebunden M. 2.50 9) Sreus’iche Derlsasbuchhandlunga 3 Uigadebura. \ ann Die aefiederien Sängerfürfen = des europäijchen Sejtlandes E Pe bon Mathias Bauch. - m Sweite Auflage. 3 - Mit 3 Sarbendrucdtafeln = = und 16 Zertabbildungen. a Seheitet 2, — M., ne 2,80 Mt. = Greuß’fce Nerlagsbuchandlung _ in Deine H Y Bei ums Pe Der Graupapagei in der Freineit und in der Gefangenichaft. Don Dr. Carl R. Hennide. Mit 1 Buntbild. li Seheftet M. 1.60; gebunden DM. 2.— | \ Ereug’fhe Berfagsduchhandfung, Magdeburg. AU Dogelliebhaber _ erhalten auf Wunsch foltenlos und poftfvei ıınjeve rieute 40 Seiten um- fallende, reich illuftrierte Berlagsbroichüre, 2 2 Greub’fme Berlagshurhhhlg i. Wogdeburg. 5 . BaRZBWERnSHUEUHUmE LTTLLAITITTT ELITE | F | Bnnannnannansnusoeunnunnenneuunnuaunune i FSLELLLLLTLELLTELLIILITELLTICIGEITII : Bogeljchus durch Unpflanzungen = Unter Bemukung der Arbeit b. Dr. Died‘: = rer Gehölze und ihre Berwentung. 5 : Bon Prof.Dr.CariR.Hennide. Preis: a #1 Expl. WM. 0,20, 10 Erpl.M.1,50,25 Exrpl. # = .2,50,50 Expl. M.3,50, 100Crp!.M.5,— # E Creutz’sche Verlagsbuchhandlung, Magdeburg. = . Des Vogeljchuges bon Prof. Dr. Yarl R. Bennicke. | Mit 9 Tafeln in Doppeltondrud, 1 Karte und mehr al8 200 Tertabbilduugen. Geheftet 6,50 ME., gebunden 7,50 ME. ’ he ıu4 | sn folgendem fei der Heichtum des „nhaltes diejes „Sa | des Bogelfhukes“ kurz angedeutet: | Nach) einer einleitenden Weberficht wird im eriten Bud) die Not- : wendigfeit des LBogelfchuges nachgemwiefen und in den einzelnen I Sapitelr Die I abi der Vögel durch die Kultur, durd) Verfolgung, I dur Feinde md durd) natürliche Ereigniffe geichilbert. Die ethijche, ; äfthetiiche und wirtihaftlihe Begründung des Vogelihuges wird im i zweiten Buche behandelt. Die Ausführung des Bogeljchutes Ddurd) | DBeihaffung von Yiltgelegenheiten, Winterfütterung der Bügel, dur « Bade und Trünfpläge, durch befondere Maßnahmen, durd Shut = vor Verfolgung, durd) Belehrung und Aufklärung und Maßnahmen | politiiher Behörden bildet den Anhalt des dritten Buches. Eine : Geidichte des Bogelihußes, Die Bogelihußgefeßgebung der deutjchen und fonftigen europätfhen Staaten, fowie ein ausführliches Literatur- | berzeichnis umd Negtiter befchließen das Werk, das bei ausgiebiger | Benußung jeitens aller ynterefjenten zweifellos geeignet ift, nicht : allein der Bogelihut-, jondern auch der Heimatjhugbewegung in i unferem Beukfihen Baterlande unjhäßbare Dienjte zu leiften. Als bejonders wertvoll jind die Tabellen herborzuheben, aus denen die Echonzeit der Vögel in den einzelnen Bundezftaaten mit Leichtigkeit feitgeitellt werden Fann. Die fehr reihlihe Jluftrierung des Werkes ijt außerordentlich | Iehrreic) und vorzüglih zu nennen. Das Werk fann als wahre | Fundgrube alles auf den Vogelihug bezüglichen bezeichnet werden. i Bu beziehen durd; alle Buchhandlungen, direft von der Derlags- i buchbandlung gegen vorherige Einfendung des Betrages oder unter ——— es u Creuß’ [cfpe a — in SingBehith, BUSEDBEBRESBREBEBEDKEUBERUABENARKRMHÜBERUNEUBBSRHUEZBEEBNARKBHLEUNEBAHKBERIRZDNKNARESNHNENZANHFRNRUREHBRRREBENSENUHNURBBERHHRBRBERAHUUENNSEUNSHUNB BENGEABESHRNRERNERARNARNENARREHNERNNERBERRUNRURNRARERRERRUDAHHENRUNEAHREHNRAREEKBURERRUNERUSANENNNBRRARUNZERSERRENBUNERRERENH bear j BRKUEURUSEEKRBREURBEHRERRERRBURESENERBENHRBBENENBEBBEUHRBREREBZSBRBEEZRBBERBENRRBHEUBRENHRNUEREN L—L——————— Drud 5er Geraer Berlagsanftalt und Druderei, Gera-R. S N ZN 3 Magdeburg _ Creutz’sche Verlagsbuchhandlung Max Kretschmann, 3 Kr 75 = Ri Dr. Sarl Ruß’ ; Einheimifhe tubenvögel H ; eu herausgegeben und völlig umgearbeitet von Karl Deunig Herausgeber der Geftederten Welt sünfte Auflage, : | 573 Seiten Tert mit zirfa 200 Abbildungen joivie 20 Sarbentafeln enthaltend 77 Dogelabbildungen Preis: Geheftet in buntem Umjchlag 9,— Mark Fein und originell gebunden 10,50 Mark 3u bezieden Durch) jede Buchhandlung, direft vom Derlage nur gegen borherige Einjendung des Betrages oder unter Nachnahme. Kur der ornithologijch Erfahrene wird der Behauptung beiftinnmen, daß dem prächtigen Buche: „Einheimtifche Stubenvögel” ein hoher, vogeliüählerifnjer Wert beizumeljen tt; infofern nämlich, als es in überaus freundlicher und eindringlicher Weije die Kenntnis unferer Vogelwelt, ihrer Artmerfmale und Gewohnheiten vermittelt. Der gejeßliche Vogeljchuk reicht nicht annähernD aus, unfere Bogelwelt dor dem lUntergange zu bewahren; um aber Re, praktifchen Vogelfyuk zu_ treiben, dazu bedarf es vor allem der Kenntnis. h müßte aber fein gleich gutes und zugleich billiges Buch zu_ nennen, das die Kenntnis unferer heimijchen Bogelwelt lebendiger vermittelt als die „Einheimiichen Stubenvögel”. Ich wüßte auch feinen Bogelfchüßler zu nennen, feinen bon jenen, Die heute jo erfolgreich Das Banner des DVogel- hußged der Welt vorauftragen, der nicht Durdz, liebeuslles Studium an Der doliere wichtige Kenntniffe erworben hätte, Die mım praftijche Verwertung inden. Außer der Schilderung des Verhaltens in der freien Yandichaft, des Gefanges, der Lodrufe, Wanderzeiten md seh bringt das Bud) genaue Anmweilungen, wie die Bögel in der Gefangenicheft meglichit natur- emäß zu verpflegen find. Seder Bogelmirt hat in dem „Ruß“ den beiten erater. Schon die Ausgabe de „Ruß“ vom Sahre 1904 war Durch die Bearbeitung des Herausgebers Karl Neunzig als Meifterwerk zu betrachten, und man meinte, Die Grenze der Ausgeitaltung jei erreicht. Nun zeigt Die fünfte Auscabe jedoch, daß Neunzig feine Mufgabe melentliy erweitert hat, da er außer den Bügeln Mitteleuropas auc) deren nahe Berivandte aus anderen Teilen des paläarftilchen Gebietes bejchreibt. Db Ddiefe Grenzüberichreitung notwendig war? Man fünnte darüber ftreiten. Gegen die Ausgabe bon 1904 unterjcheidet, fih das neue Bud durch eine geringe Breigerhöhung bon 250 Mark. Dafür werden aber rund 100 &eiten mehr Gert geliefert, Die Abkiidungen im Zerte find von 150 auf 200 geftiegen, und Statt Der bisherigen 13 Tafeln werden zwanzig geboten. Bejonders die praszivellen Larbentafeln, bon der Meilterhand Karl Neunzigs geichaffen, find ungemein reizuoll. Lebens- wahrer fonnten die Bügel der Freiheit nicht dargeftellt werden. Sie werden den Drnithologen und Kunftfreund gleicherweife entzitden. Allen denen, Die Nic) für die Unternehmungen des Usgelfhußes interejjieren, ohne gemigende Borkenntniffe zu befiken, dürfte der „Ruß“, der eigentlih „Neunzig” heiken müßte, bald unentbehrlich iwverden. (Hamburger Fremdenblatt 1913, Nr. 46.) / Srenub’fche Derlaasbuhhandlung in Magdeburg. Ausstellung deutscher Hüte in Köln DL er „Bund für Vogelschutz“ veranstaltet Ende März zusammen mit dem „Verein für neue Frauenkleidung und Frauenkultur“ eine Verkaufsausstellung deutscher Hüte in Köln. Zur Beteiligung werden Putzmacherinnen, Kunstgewerblerinnen und Dilettantinnen eingeladen. $%* Die Ausstellung findet voraussichtlich im Kunstgewerbe- Museum statt und wird am Sonntag, den 21. März 1915 HELLEEELITTTTTTTTTTTTTTTTTTEEELEELLLLLLEEELLUT TUT DDDTTDZTTTTTTTTTTETTEETEEEEEEEPEEPELULLLU UIID TDTTTPTETTTTTEEEEEETTEETPEELEEEL ELLI TITTTTTETTTTEEEEEETEPEELULLEITUTT eröffnet. Im Sinn der Bestrebungen des „Vereins für Frauenbekleidung und Frauenkultur“ ist die Zusendung von Hüten gewünscht, die nach eigenen Ideen hergestellt sind. Sie sollen aus sehr gutem Material und technisch einwandfrei sein, sowie einfach, schön und kleidsam. Sie sollen eine richtige Kopiweite haben und weder übertrieben groß, noch übertrieben klein sein. Auch Hüte für junge Mädchen und Kinder sind erwünscht. &* Im Sinne des Bundes für Vogelschutz sind die Federn freilebender Vögel zu vermeiden, also Reiher, Paradiesvogel, Kolibri, Sing-, Wasser-, Sumpf- und Raubvögel. Als Ersatz eignen sich Strauß- federn, sowie die Federn von Jagd- (z. B. Fasan, Wildente) und Haus- geflügel aller Art, sei es im ursprünglichen Zustand, sei es gefärbt oder sonstwie künstlich verändert. x#* Es werden auch Hüte angenommen, die nicht zum Verkauf bestimmt sind. Die Dauer der Ausstellung ist auf eine Woche vorgesehen. Die Anmeldungen müssen bis zum 10. März bei Frau C. Sander, Köln-Lindenthal, Josef-Stelzmann-Straße 22a, oder bei Frau S. Loewe, Köln-Lindenthal, Gieuelerstraße 155 (Schrift- führerin der Ortsgruppe Köln des Bundes für Vogelschutz) erfolgen, unter Beifügung der Anmeldegebühr von 1 Mark für je drei Hüte. Jede gewünschte Auskunft erteilt bereitwilligst Frau S. Loewe, Köln- Lindenthal, Gleuelerstraße 155. =D) REN SE RBEL NEE HELEN SR x Rt rt 34 leiten! x te 36 | Re BR RT bs sul ilr Re TE! RT Bun kon ya Kt = mh Ben (ot HU neh re INT re es # ” RR na sau er Is: j BELRLEREFTN) Ks en S A Ar? 0 a ta t eyirst Y © ni AIBeH ' i Be er dl We er eya delt Aubstuet wen era Br OR Be net fur " ruuh Ei: ag ERS 13 ER LINSE “m Mare raceen a is Fir Ute eeetonsh) an I 3 5 er ve Y ga ' ne Dr e - Ordentliche Mitglieder des & Deutschen Vereins zum Schutze © der Vogelwelt zahlen ein Eintritts- ka geld von 1Mark und einen Jahres- beitrag von sechs Mark und er- halten dafür in Deutschland und 7 @esterreich-Ungarn die Monats- schrift postfrei zugesandt. Herausgegeben vom Schriftleitung: Prof.-Dr. Carl R. Hennicke in Gera (Reuss). 1 Ornitfiologiiche Monatsichrift. - Deufichen Vereine zum Scdiufze der Vogelwelt e, V, Zugleich Mitteilungen des Bundes für Vogelschutz, des Internationalen Bundes a für Vogelschutz (E. V.), des Vereins Jordsand (E. V.). Begründet unter Leitung von E. v. Schlechtendal, fortgesetzt unter Leitung von W. Thienemann und K. Th. Liebe. Die Ornithologische Monatsschrift ist Eigentum d. Deutschen Ver- eins zum Schutze der Vogelwelt Zahlungen werden an das Post- scheckkonto Amt Leipzig N0.6224erbeten. Geschäftsführer des Vereins ist Herr P. Dix in G er a-Reuss, Laasener Strasse 15, _ Kommissions-Verlag der Creutzschen Verlagsbuchhandlung in Magdeburg. Preis des Jahrgangs von 12 Nummern 8 Mark. sam Nachdruck nur mit Genehmigung gestattet. mm s XL. Jahrgang. März 1915. und Förderer geblieben. No. 3. Am 10. Februar 1915, vormittags 8$!/, sanft im 79. Jahre seines Lebens unser langjähriger erster Vorsitzender und Ehrenvorsitzender Herr Geheimer Regierungsrat Regierungs- und Forstrat a.D. Georg Jacobi von Wangelin in Merseburg. Der Verstorbene hat 25 Jahre lang, von 1886 bis 1911, die Vorstandsgeschäfte unseres Vereins geleitet und ist ihm auch nach der Niederlegung seines Amtes ein treuer Freund Er war mit der Entwicklung des Vereins auf das engste verknüpft, denn dieser war erst zehn Jahre alt, als der Verewigte an seine Spitze trat. Andenken wird in hohen Ehren gehalten werden, unser Verein besteht. Der Vorstand des Deutschen Vereins zum Schutze der Vogelwelt. Uhr, entschlief Sein so lange EB. V- 138 Dr. K. Lambrecht: Otto Herman. 1835 — 1914. Von Dr. K. Lambrecht, Budapest. Mit Schwarztafel VI. Die Naturwissenschaften im allgemeinen und speziell die Orni- thologie, die Ethnographie und ganz besonders das Ungartum erlitt am 27. Dezember 1914 einen schweren, unersetzlichen Verlust: Otto Herman, der weltbekannte Polyhistor, u tatkrältige Agitator, starb an diesem Tage. Er war wirklich ein Polyhistor, indem er nicht nur auf einem ene- umgrenzten Felde einer Fachwissenschaft wirkte. Er war Entomologe, Ornithologe, Ethnograph, Anthropologe und Prähistoriker, war ausserdem Publizist und Politiker, wie es A. R. Wallace und Eduard Suess waren, war Agitator im Interesse alles Guten, Edien und Schönen, war ein gottbegnadeter Künstler seiner Disziplinen und war ein warmherziger, selten edler Mann. Voll tatkräftigen Talentes wirkte er anfangs auf dem Gebiete | der Entomologie. Als Volontär an der Seite des vor einigen Monaten dahingeschiedenen Wiener Entomologen Brunner von Wattenwyll studierte er die Orthopteren, Dermapteren und Dectieiden. Im Jahre 1864 wurde Otto Herman zum Konservator des Siebenbürgischen Museums ' in Kolozsvär ernannt, wo er die zoologische Sammlung des Museums anlegte und neben der Entomologie auch Ornithologie betrieb. Das Hauptwerk seiner entomologischen Tätigkeit ist die für klassisch anerkannte „Spinnenfauna Ungarns“ in drei Bänden, gleichzeitig ungarisch und deutsch erschienen. Nicht nur die feine, streng wissenschaftliche Erforschung des Spinnen-Örganismus und nicht nur die umfassende Schilderung der Bedeutung der Spinnen im Natur- ganzen, sondern hauptsächlich das geniale, auf die Art der Netzbindung basierte biologische System und die ausserordentlich fein durchgeführten Zeichnungen, besonders über die Paarungs- und Kopulationsorgane, erheben dieses Werk zu einem klassischen Muster aller naturwissen- schaftlichen Monographien. Dr. Ludwig Koch, der. berühmte Araneolog, schreibt voller Recht darüber: „Keines der bisher erschienenen araneo- logischen Werke schildert die Lebensweise der Spann so eingehend, mit soviel Scharfsinn, wie das Dı 5 Otto Herman. 139 : Als die Reblaus (Phylloxera vastatrix) im Jahre 1871 nach Ungarn £ eingeschleppt wurde, studierte Otto Herman eingehend die Lebensweise und den Schaden dieser europäischen Plage. Auch die Laute des Feldes, die Stimmorgane der Heuschrecken und Locustiden, untersuchte er, “wobei der schwerhörige Gelehrte sein Gebrechen mit bewunderns- _ würdiger Willenskraft durch seinen scharfen Blick ersetzte. In dieser Zeit, am Anfange der 80er Jahre, griff er zum Studium der Fische. Während dieser Studien erkannte es Otto Herman, dass ‚unter den ungarischen Fischerleuten ein interessanter, ethnographischer ‘Schatz: wundervolle Fischereigeräte und ein prachtvoller Wörterschatz lebt. Um dieses zu retten, sammelte er alle Fischfangzeuge, die Netze, Fischzäune und Fischreusen, die Knochenkeitel usw. zusammen und bearbeitete das ganze prachtvolle Material in einer zweibändigen "Monographie unter deme-fiiel: A macyar halaszat. könyyve (Das Buch der ungarischen Fischerei). Das Werk war auf dem ‚Gebiete der Ethnographie bahnbrechend und grundlegend, so dass selbst Virchow ihm zuredete, es auch in deutscher Uebersetzung auszugeben. Obwohl dieser Plan nicht durchgeführt werden konnte, ‚stammt das Meisterwerk des Magister Sirelius über die Sperrfischerei doch aus diesem Werke. i Otto Herman ging aber noch weiter. Er erkannte, dass die J ischerei eine Urbeschäftigung der ungarischen Nation. ist.*) Unter ‘dem Begriff Urbeschäftigung verstand er diejenigen volkstümlichen "Beschäftigungen, die bis zu den prähistorischen Zeiten zurückführbar ‘und zum Leben unentbehrlich sind. Als solche bestimmte er ausser er Fischerei die Jagd und das Hirtenleben. Die Jagd, als Urbeschäftigung betrachtet bewahrte wenige ethno- raphisch verwertbare Züge, weil sie schon seit Jahrhunderten der chnischen Vervollkommnung unterworfen ist. Die wertvollsten primitiven Spuren der Jagd bilden die wilderjagenden Steingeräte des "Urmenschen: die prähistorischen Beile, Pfeilspitzen und Coup de poings. 3 Otto Herman ist es zu verdanken, dass die paläolithischen Funde des diluvialen Urmenschen in Ungarn zuerst bekannt wurden und dass aus =) Das Wort „Urbeschäftigung“ und der ganze Kreis dieses Begriffes stammt : "ebenfalls von Otto Herman. 10* ee | = Dr K. Lambrecht: SER nn ei den Höhlen Ungarns von Tag zu Tag interessante Glazialfaunen 2 zum Vorschein kommen. | Der dritten Urbeschäftigung, dem Hirtenleben, opierte Otto Herman seine letzten Jahre. Das ganze Wesen des viele nomadische Spuren bewahrenden Hirtenlebens studierte er in eingehender Weise. Die Vieh- zucht samt allen ihren Geräten, die Lebensweise und die Psyche der Hirtenleute, ihre demokratische und wundervoll organisierte autonome Stufenfolge, die Hirtenwohnungen samt allen ihren ausländischen 'Analogien, die Kerbhölzer und mit prachtvoller Ornamentik gezierten Hirtenwerkzeuge usw., das alles schilderte Otto Herman in seinen dies- bezüglichen Werken interessant, lehrreich und wegweisend. Leider konnte er den letzten Band seiner zusammenfassenden Arbeit über die Urbeschäftigungen nicht vollenden; der zweite Band seines Werkes erschien kurz vor seinem Tode. Die Leser dieser Zeitschrift interessiert doch in erster Reihe Otto Herman, der Ornithologe. Wie erwähnt, betrieb er schon in Erdety (Siebenbürgen) und zwar in den 60er Jahren die Ornithologie. Aber schon aus seinen ersten diesbezüglichen Publikationen ist es wahrzunehmen, dass ihn weder die reine Faunistik, noch die sich zum Balgstudium | auswachsende Systematik, sondern das Leben, die Biologie und Oekologie des Vogels interessierte in der Beziehung zu den Erscheinungen des Naturganzen. Diese Beziehungen sind am stärksten in den Erscheinungen des Vogelzuges ausgeprägt, weshalb Otto Herman sich mit seiner vollen Agitatorenkraft an die Lösung des Zugproblems wendete. Als der in Wien im Jahre 1884 versammelte erste internationale Ornithologen- kongress beschloss, den zweiten Kongress in der Haupt- und Residenz- stadt Ungarns, in Budapest abzuhalten, organisierte er die in Ungarn tätigen Fachornithologen, Forstbeamten und Volksschullehrer zu einem einheitlichen Programme: zur zielbewussten Beobachtung des Vogel- zuges. Das so gewonnene Datenmaterial bearbeitete Otto Herman unter dem Titel: „Die Elemente des Vogelzuges in Ungarn bis 1891* u legte es dem Kongresse vor. Z - Man ist gewöhnt, die wissenschaftlichen Kongresse nur als eine, Art des Kenntnisaustausches zu betrachten: die Kongresse selbst ver- gehen gewöhnlich, ohne eine Spur zu lassen. Die Agitatorenkraft 2 RE we ne re Eee see ee 141 Otto Hermans liess aber nicht zu, dass dem von ihm anerkannt glänzend organisierten Kongress ein Ephemeridenleben beschieden sei, er schuf aus ihm eine als Muster dienende Anstalt: die Königlich Ungarische Ormnithologische Zentrale. In dieser Anstalt vereinigte er alle in Ungarn schlummernden orni- thologischen Kräfte; ein staatliches Institut, in welchem alles, was mit dem Vogel: aufs innigste verknüptt ist, eingehend studiert wird. Im zwanzigsten Jahre ihres Bestandes ist die Zentrale folgenderweise gegliedert: - Ihre erste Abteilung treibt den landwirtschaftlichen rationalen - Vogelschutz auf Grund der Magen- und Gewölluntersuchungen und mit Hilfe der staatlich organisierten Nisthöhlenfabrik. Die zweite Abteilung a reibt die Phänologie auf positiver Grundlage mittelst Beringungsexperi- - menten und ausgebreitetem Zugbeobachtungsnetze. Die dritte Abteilung dient zum Studium der mikroskopischen Anatomie und die vierte auf - Grund einer comparativ osteologischen Sammlung zum Studium des 3 nochenbaues und der fossilen Knochenfunde. Und all diese speziell eingerichteten Abteilungen verdanken ihre _ Organisation dem immer regen Geiste Otto Hermans. 3 : Was seine literarische Tätigkeit auf dem Gebiete der Ornithologie “ betrifft, ist sie viel weiter bekannt, als um sie hier schildern zu wollen. Eine lange Reihe Abhandlungen phänologischen Inhaltes erschienen in der von ihm als Organ der K. U. 0. C. begründeten Aquila. Auch RE sind seine separat erschienenen Bücher in weiten Kreisen verbreitet. Das Gedächtnis Johann Salamon Petenyis, des ersten wissen- e "schaftlich gebildeten ungarischen Ornithologen, verewigte er in einem | Lebensbild, das er dem zweiten internationalen ornithologischen Kongresse vorlegte. Auch liess er den wertvollen handschriftlichen Nachlass > Petenyis von Titus CGsörgey bearbeiten, der auch in deutscher Aus- 3 ‚gabe erschien: „Ornithologische Fragmente aus den Handschriften von E38. v. Petenyi.“ | F Im Jahre 1888 unternahm Otto Herman eine Reise nach Norwegen, um das Leben der nördlichen Vogelberge aus eigener Erfahrung zu ‚erkennen, worüber er seine prachtvolle Reisebeschreibung: „Az eszaki madärhegyek Zajaröl“ (Aus der Gegend der nördlichen Vogelberge) verfasste. 142 ER Kayser: Ein weitbekanntes, populäres Buch Otto Hermans führt den Titel: „Nutzen und Schaden der Vögel“. Es erschien ursprünglich in ungarischer Sprache, später in deutscher Uebersetzung und im Jahre 1909 auch englisch und kann als Muster dienen. | DemVogel- und Tierschutze leistete erin weiten Kreisen nichtnurdurch diestaatliche Organisation des Vogelschutzes, sondern auch durch sein Werk grosse Dienste, das er über die Geschichte desinternationalen Vogelschutzes verfasste und in ungarischer und englischer Ausgabe erscheinen liess: „Ihe International Convention for the Protection of Birds. Budapest 1907.“ Besonders weltberühmt ist sein Artikel: „Ave Regina! Dem Herzen der Frau gewidmet“, der fast von der ganzen Weltpresse abgedruckt wurde (vgl. Ornithologische Monatsschrift, XXXII, 1898, S. 2 bis 6). Kein internationaler Ornithologenkongress verfloss, ohne dass Otto Herman etwas Neues, etwas Interessantes vorgelegt hätte. Auch der für das Jahr 1915 geplante sechste Kongress interessierte ihn noch — jedoch der Tod entriss ihn uns. Sein Andenken lebt auf dem Gebiete der Ornithologie ‚und der Gesamtwissenschaft ewig! | Major Woite Y. Von Landgerichtsrat a, D. Kayser in Lissa. Am 6. Januar 1913 verschied zu Trebnitz in Schlesien einer der eifrigsten Vorkämpfer für den Vogelschutz in Schlesien, ein lang- jähriges Mitglied unseres Vereins und Mitarbeiter der „Ornithologischen | Monatsschrift“: Major a. D. Georg Woite. Die „Ornithologische Monats- | schrift“ hat alle Ursache, ihm ein Wort des Nachrufes zu widmen. Major Woite wurde geboren in Öbernigk (Bezirk Breslau) am 20. Februar 1848 als Sohn jenes Pastors Woite, dem der schlesische Dichter Karl v. Holtei in seinem Gedicht „Obernigk (1827)“ mit den Worten ein Denkmal gesetzt hat: $ — „Mit Stolz schreibt nu’ meine Fäder dän Namen: Woite! in Obernigk Paster und Freund von redlichen Freunden; Lehrer bist Du anner Schaar, die itzt schund Kinder hot; — Lehrer Wieder von ihren Kindern und immer munter und rüstig, Immer zufrieden im fromen Vereine mit Deiner, der Paster’n, Fleissig im heemlichen Hause, vergnügt wie Kaiser und König, Wär’n ber ock alle wie Du, das wär’ der Himmel uf Erden.“ — pp. - Major Woite 7. | 142 >} Der Knabe wurde unter dem Kanonendonner der Revolution ge- tauft. Den ersten Unterricht erhielt er von seinem Vater. Dass dieser auch für die Vogelwelt Interesse hatte, entnahm ich einer Aeusse- zung des Verstorbenen, nach welcher sein Vater Naumanns Natur- i geschichte sehr hochschätzte. Von Tertia ab bis zum Rintritt in das Heer besuchte der Verewigte das Realgymnasium zum Zwinger in Breslau. Wenn schon das von bewaldeten Höhenzügen umgebene Obernigk - dem für Naturreize empiänglichen Knaben reiche Anregung und Ge- - legenheit zur Beobachtung der heimischen Vogelwelt gab, wird auch sicher der damals reichhaltige Vogelmarkt Breslaus seiner Beachtung nicht entgangen sein und als Museum vivum zur Bereicherung seiner Kenntnisse gedient haben. Im Jahre 1866, in welchem sein Vater starb, machte der Ver- storbene als Fahnenjunker den Feldzug gegen Oesterreich mit und wurde nach dem Kriege Leutnant. Den Krieg 1870/71 machte er als Premierleutnant bei einem Landwehrregiment mit. Das Regiment, welchem er dann 27 Jahre lang angehörte, war das Infanterie-Regiment v. Keith O.-S. No. 22, und zwar stand der. Verstorbene in Rastatt, Glatz, Cosel, Gleiwitz und Beuthen 0.-S. 3 Im Jahre 1892 wurde er Major und erhielt dann 1893 ein Bataillon des Infanterie-Regiments Graf Tauentzien 3. Brandenburgisches No. 20, _ garnisonierend in Wittenberg. Nach zwei Jahren nahm Major Woite den Abschied und zog sich | nach Trebnitz (Bezirk Breslau) zurück, einem Ort, der, am schlesisch- polnischen Landrücken gelegen und mit schönen Wäldern umgeben, ihn besonders anzog, zumal auch sein Geburtsort Obernigk nicht weit davon entfernt lag. — Major Woite war sein Leben lang ein sehr eifriger und weid- gerechter Jäger, er war — wie einer seiner alten Kriegskameraden sagte — ohne Jagd nicht zu denken. Seine Schussliste im 50. Lebens- 4 jahr (2.11. 97 bis 1. II. 98) wies 700 Stück auf. Seine vielen Weidmannsgänge brachten ihn stets in nahe Be- _ rührung, mit der Vogelwelt, für welche er von Jugend auf das regste Interesse hatte. 144 - rs: Major Woite }. In seinem vor den Toren von Trebnitz belegenen Heim, der Villa „Urach“, war so gute Gelegenheit zur Beobachtung und zum Schutz ‘von Vögeln gegeben, dass man es nicht besser hätte wünschen können. Ausser verschiedenen Singvögeln hielt Major Woite mit Vorliebe Lach- tauben, die in seinem Garten frei flogen und auf den Bäumen brüteten, worüber er auch in dieser Zeitschrift (Ornithologische Monatsschrift 1899 S. 30) berichtete. Schon während seiner aktiven Dienstzeit hatte er sich sehr lebhaft mit den Bestrebungen des Vogelschutzes beschäftigt, Beziehungen zu Hofrat Liebe und Freiherrn v. Berlepsch angeknüpft und sich alle Mühe gegeben, seine Bekannten zu vogelschützlerischen Massnahmen zu veranlassen. Welche schönen Ergebnisse er damit erzielte, ist aus den Blättern dieser Zeitschrift ersichtlich. So berich- tete ihm im Jahre 1893 Revierförster Perl, dass sich in den Nistkästen zwei Paar Mandelkrähen und ein Paar Hohltauben eingefunden hatten. In einem der von Major Woite selbst ausgehängten Kästen flogen Turmfalken aus und ein. (Ornithologische Monatsschrift 1893 S. 264 und 1894 S. 237.) Im nächsten Jahre brachten die Falken es zu Jungen (Ornithologische Monatsschrift 1895 S. 273) usw. Auch der Vogelkunde brachte Major Woite ein reges Interesse entgegen. Die Jahrgänge 1897 bis 1905 und 1907 brachten kleinere oder grössere Artikel aus seiner Feder, meist phäno- oder biologischen Inhalts. So konnte er im Jahre 1900 berichten, dass der Wiedehopf in zwei Fällen Nistkästen angenommen und darin gebrütet habe. Die faunistische Literatur Schlesiens bereicherte Major Woite ‘durch Ermittelung eines im Herbst 1883 bei Liegnitz erlegten Numenius tenuirostris Vieill, des einzigen Exemplars dieser Vogelart, dessen schlesische Herkunft ausser Frage steht. (Ornithologische Monatsschrift 1901, S. 313.) Dem Verfasser der „Vögel der Provinz Schlesien“, Justizrat Kollibay, leistete Major Woite bei Abfassung dieses Buches Unter- stützung durch Beschaffung bezw. Durchsicht literarischen Materials. (A. a. 0. S. 14.) | Im Jahre 1910 nahm der Verstorbene noch an dem Interna Ornithologen-Kongress in Berlin teil. Es war dies wohl seine letzte Reise. Von da zurückgekehrt, erkrankte er nach einiger Zeit schwer r. Fr. Sehlbach: Ornithologische Notizen von Borkum im Frühjahr 1914. 145 und, da eine erhebliche Besserung seines Leidens trotz aller ärztlichen Bemühungen nicht zu erreichen war, bedeutete der Tod für ihn die Erlösung von langem, schweren Leiden. An seinem Grabe trauern seine Gemahlin Elfriede geb. Gudewill nebst vier Töchtern und zwei Söhnen. 4 - Major Woite war von einer Liebenswürdigkeit, die allen denen invergesslich sein wird, die ihn näher gekannt haben. Einen Feind hatte er wohl überhaupt nicht. Seine Humanität war bei ihm der Ausfluss seiner charaktervollen Ueberzeugung. Er hatte — eine seltene "Erscheinung in unserer kalten, berechnenden Zeit — ein aufrichtiges nteresse und eine warme Teilnahme auch für die privaten Verhältnisse derjenigen, die ihm näher standen. Seine etwaige abweichende Meinung sagte er nie mit scharfen Worten, sondern unter delikater Schonung der Gefühle eines Andersdenkenden. — Möge ihm die Erde leicht sein, A uns wird er unvergesslich bleiben! Euhologische Notizen von Borkum im Frühjahr 1914. Von Dr. Fr. Sehlbach in Rinteln. in diesem Jahre weilte ich vom 21. Mai bis zum 18. Juni auf der „grünen Insel“. Zur Brutzeit bekommt man jetzt leider von Seevögeln licht allzuviel zu sehen, Singvögel gibt es allerdings dafür eine ganze enge. Leider hatte ich kein gutes Glas zur Verfügung, was ja eigentlich bei Beobachtung der Seevögel schlecht zu entbehren ist. In der Beziehung war ich im vorigen Jahre besser gestellt. Ich hatte damals — erste "Hälfte September — die Freude, mit Herrn Professor Schwarz aus Rothenburg, der ein gutes Glas im Besitze hatte, eine Anzahl Tage Zusammen sein zu dürfen. Wir sahen damals allerlei, was man im Frühling selten oder überhaupt nicht zu sehen bekommt. Es sei hier ur des grossen Brachvogels, den wir mehrfach beobachteten, und grosser Scharen Sanderlinge gedacht. Vielleicht gibt Herr Professor Schwarz seine Aufzeichnungen mal zum besten. 2 30. Mai. Auf dem Wege nach der neuen Schleuse in Emden sahen v wir unter anderen SR ubIn wer, (Larus ne) eine Berner fänger (Muscicapa atricapilla), mehrere Bluthänflinge (Acanthis cannabina), 146 | 2 DroBr; Sehlbach: Lerchengesang ertönte, Stare tummelten sich auf den Wiesen. In der Nähe des Emdener Bahnhofes liess eine Klappergrasmücke (Sylvia curruca) ihr Liedchen ertönen. 21. Mai. Heute morgen machten wir einen Spaziergang über den herrlichen Emdener Wall. Hier nisten zahlreiche Stare, die emsig in die Wiesen fliegen und mit Futter beladen zurückkehren. Auffallend viele Bastardnachtigallen (7ypolais philomela) hörten wir in Emden. Auf der Dampferfahrt nach Borkum beobachteten wir eine Anzahl Silber- und Lachmöwen, in der Nähe des holländischen Hafens Delfzijl etwa 20 Seehunde auf einer Sandbank. Bei der Borkumer Reede zeigten sich verschiedene Seeschwalben (wahrscheinlich Szerna cantiaca), auf dem Sande trippelte ein Austernlischer (Faematopus ostralegus), auf der Fahrt von der Reede zum Dorfe mit der Bahn sahen wir zwei Kiebitze (Vanellus capella), abends in der Nähe des Strandes vier Tümmler das Wasser durchfurchen. 22. Mai. Vom Strande aus zwei Brandseeschwalben (Sierna cantiaca), die eifrig ins Wasser nach Beute stossen, beobachtet. Auf den prächtigen grünen Wiesen, die sich nach Upholm zu erstrecken, zahlreiche Stare, eine Anzahl Bluthänflinge, viele Lerchen, die die Luft mit ihrem Gesang | erfüllen. In der Ferne ruft der Kuckuck. Im Dorfe eine Anzahl Rauch- 'schwalben, meist sehr zutraulich. In Upholm singt eine Gartengras- mücke (Sylvia simplex), ein Wiesenpieper (Anthus pratensis), auch sahen wir dort einen Steinschmätzer (Saxicola oenanthe), ein Gartenrotschwänzchen (Erithacus phoenicurus) und über den Wiesen mehrere Kiebitze. 24. Mai. Heute morgen flog ein Austernfischer in der Nähe des Strandes. Auf dem Wege zum Jägerheim sahen wir zahlreiche Stare, Lerchen, zwei Bluthänflinge, Wiesenpieper, einen Steinschmätzer, in der Nähe des Jägerheims zwei Zwergseeschwalben (Sierna minuta), am Wasser eine Anzahl Rotschenkel (Totanus calidris), die fleissig das Wasser nach Nahrung absuchten, in der Luft zweimal zwei Brandenten, auf den Wiesen Kiebitze, einige Silbermöwen über dem Wasser fliegend, auf dem Rückwege am Strande ‘vorbei in ziemlicher Entfernung einen schwarzen Vogel über dem Meere, wahrscheinlich eine Trauerente (Oidemia nigra). | 25. Mai. Am Strande und in seiner Nähe einige Silbermöwen, eine kleine Anzahl Seeschwalben (wohl meist cantiaca), ab und zu. ein Ornithologische Notizen von Borkum im Frühjahr 1914. 147 Star bei den Buhnen, einige Rauchschwalben. Eine Kette Trauerenten 4 fliegt über dem Meere. | 26. Mai. Am Strande ein paar Seeschwalben (wahrscheinlich & Küstenseeschwalben /Sierna macrura]), über dem Wasser zwei Ketten j Trauerenten. | ; 27. Mai. Auf dem Wege nach dem Ostland über Upholm Stare, 4 - Lerchen, Wiesenpieper, ein Steinschmätzer, ein weibliches Braunkehlchen _ (Pratincola rubetra), eine prächtig gelbe männliche Schaistelze (Budytes 3 avns) eine Dorngrasmücke singend, in dem sumpfigen Gebiete zwischen _ Jägerheim und Ostlande eine Anzahl Rotschenkel, zum Teil recht zu- 3 traulich, im Wasser nach Nahrung suchend, ein Austernfischer, ein _ kleiner Regenpfeifer, der hurtig umhertrippelnd auf Nahrung fahndet, _ im Wasser badet, sechs Brandenten (7adorna damiatica), Kiebitze, eine R Anzahl Sılbermöwen in der Luft, beim Ostlande Rauchschwalben, auf dem Rückwege mehrere männliche und eine weibliche Schafstelze, See- - regenpieifer, an einer Stelle acht Exemplare, zwischen Upholm und € dem Dorie eine Mehlschwalbe /(Chelidonaria urbica),. Abends am Strande ® zwei Austernfischer. 5 28. Mai. Am Strande eine Anzahl Seeschwalben (wohl meist Küstenseeschwalben), einige Silbermöwen, am Südstrande in der Nähe des elektrischen Leuchtturms zwei Mehlschwalben, auf dem Wasser 5 mehrere Trauerenten, im Dorfe eine singende Aypolais philomela. 29. Mai. Sah heute vom Strande aus einen Turmfalken (Falco finnunculus) nach den Dünen zu fliegen. | 30. Mai. Hörte heute in Upholm eine vorzüglich singende Bastard- “ machtigall, sah dort ein männliches Gartenrotschwänzchen, auf dem Wege nach Bloemfontein mehrere Mehlschwalben und verschiedene Rotschenkel. | 2. Juni. Sah heute vom Strande aus eine Anzahl Trauerenten. 3. Juni. Beobachtete heute einen männlichen Neuntöter (Lanius eollurio) in der Nähe von Upholm, eine Dorngrasmücke in der Nähe des Dorfes. Der Neuntöter soll übrigens als Brutvogel nicht auf Borkum E vorkommen. ; 2 4. Juni. Auf dem Wege zum Ostlande über Upholm einige Kiebitze, _ eine Anzahl Rotschenkel, verschiedene Silbermöwen, eine Zwergsee- Sri 148 Zee Pr. Sehlbach: | schwalbe, ein kleiner Strandvogel (wahrscheinlich Seeregenpfeifer /Charadrius alexandrinus]), eine Schalstelze, ein Braunkehlchen, daneben zahlreiche Lerchen, Wiesenpieper, Stare, auf dem Ostlande verschiedene Bluthänflinge. Auf dem Weitermarsche zur Vogelkolonie zahlreiche Hänflinge, mehrere Kiebitze, von denen uns einer mit ängstlichem Geschrei ständig umflog, eine Schalstelze, eine Dorngrasmücke; von der Vogelkolonie aus, deren näheres Betreten verboten ist, sah ich nur ein Paar Brandenten, sonst schien dort Totenstille zu herrschen. Auf dem Rückwege beobachteten wir beim Ostlande ein paar Turmfalken, das kleinere Männchen und das grössere Weibchen, die sich in schönen Flugspielen in der Luft tummelten. Den Turmfalken wird übrigens leider, wie mir Herr Lorenz aus Borkum, ein eifriger Vogelfreund, erzählte, fleissig nachgestellt, weil man ihnen den Raub mancher Sing- vögel, Lerchen etc., zum Vorwurf macht. Zwischen Ostland und dem Jägerheim zeigten sich eine Anzahl Rotschenkel, Silbermöwen, ein Paar Halsbandregenpfeifer (Charadrius hiaticula), ein Seeregenpfeifer, zwei Austernfischer, von Singvögeln einige Schafstelzen ausser den üblichen Lerchen, Staren etc. | 7. Juni. Am Strande verschiedene Silbermöwen, eine Seeschwalbe über dem Wasser, ein Austernfischer nach der Insel zu fliegend, ein Schwarm Trauerenten. 9. Juni. Im Dorfe hörte ich einen Zaunkönig (Troglodytes parvulus), eine Zaungrasmücke (Sylvia curruca) und eine Gartengrasmücke (Sylvia simplex) singen, sah vom Fenster aus nicht weit vom alten Leuchtturm zwei Turmschwalben (Cypselus apus) fliegen. 10. Juni. Am Strande etwa zehn Silbermöwen. 11. Juni. Am Strande eine Anzahl Silbermöwen. In der Nacht hörte ich von meinem Zimmer aus einen Sumpfrohrsänger (Acrocephalus palustris) in den gegenüberliegenden Wiesen singen. Ich habe recht: zahlreiche Vögel dieser Art schon bei ihrem Gesange belauscht, aber wohl noch keinen Sangeskünstler, der diesem herrlichen Sänger gleich- gekommen wäre. Er brachte in seinem Vortrage Imitationen aus den Gesängen einer ganzen Anzahl anderer Vögel, so der Lerchen, des Bluthäntflings, der Rauchschwalbe und anderer mehr. i Ornithologische Notizen von Borkum im Frühjahr 1914. 149 12. Juni. Bei einer Segelfahrt gewahrten wir eine Trauerente auf dem Wasser, am Abend hörte ich von meinem Fenster aus einen _ Wachtelkönig (Crex pratensis) in den Wiesen. ; 13. Juni. Am Strande eine Anzahl Silbermöwen, eine Schafstelze "in der Nähe des elektrischen Leuchtturms. Abends lässt wieder der _ Wiesenknarrer in den Wiesen seinen einförmigen Ruf erschallen. 3 14. Juni. Am Strande eine Anzahl Silbermöwen, mehrere Brand- "seeschwalben über dem Wasser fliegend. Auf einem Spaziergange zum Ostlande beobachteten wir heute nur ein Braunkehlchen, einige | "Schafstelzen, Kiebitze, mehrere Rotschenkel, zahlreiche Lerchen, Pieper etc. - Abends singt der Sumpfrohrsänger beim Dorfe in den Wiesen. F 15. Juni. Segelfahrt nach der benachbarten Insel Rottum. Auf der Hinfahrt gewahrten wir grosse Schwärme Trauerenten, die über dem Wasser flogen, sicherlich mehrere Hundert. Auf Rottum wurden wir von zahlreichen Silbermöwen und Austernfischern umkreist, in der Ferne erblickte man viele Seeschwalben. In den Nestern der Silber- - möwen lagen zum Teil noch Eier, zum Teil waren die niedlichen Jungen - schon ausgekommen. Die Brutstellen der Seeschwalben wurden uns - nicht gezeigt. Vor drei Jahren, als ich Rottum einen Besuch abstattete, "nisteten dort noch eine Menge Brandseeschwalben, jetzt sollen sich dieselben, wie erzählt wurde, von Rottum selbst zurückgezogen haben und auf einer benachbarten Sandbank brüten. Die Seeschwalben, die wir auf Rottum sahen, schienen alles Fluss- oder Küstenseeschwalben zu sein, während wir auf dem Meere der Brandseeschwalbe öfter begegneten, die ja auch oft von ihren Rottumer Brutplätzen bis Borkum ihre Fischjagd ausdehnt. Gezeigt wurden uns: auch die für die Brand- sänse errichteten künstlichen Bauten, die, mit einem aus Rasen bestehenden, abnehmbaren Deckel versehen, es ermöglichen, den Vögeln in bequemer Weise ihre Eier wegzunehmen. Auf der Insel "sahen wir ausser den genannten Vögeln noch Lerche, Star, einen Rot- schenkel und einen kleinen Strandläufer. Ein prächtiger Fischadler steht ausgestopft in dem Hause des Vogtes. Der Vogel soll auf Rottum erlegt worden sein. | | i Leider sahen wir in diesem Jahre auf Borkum keinen einzigen - Kampfläufer (Totanus pugnax). Wie mir erzählt wurde, sollen diese 150 | G. Thienemann: interessanten Vögel in letzter Zeit völlig abgeschossen sein, und auch den Austernfischern soll meist derartig nachgestellt werden, dass der Bestand dieses hübschen Strandbewohners immer mehr zurückgeht. Von Kleinvögeln sei noch bemerkt, dass von. den oft genannten Lerchen sowohl die Haubenlerche (Galerida cristata) wie die Feldlerche (Alauda arvensis), vielleicht auch die Heidelerche (Lullula - arborea) in Borkum vorkommen, dass wir Haus- und Feldsperlinge beobachteten, dass uns im Herbste vorigen Jahres mehrere Goldammern (Emberiza citrinella) und ein Buchfink (Fringilla coelebs) zu Gesicht kamen, dass wir — gleichfalls im Herbste vorigen Jahres — sehr häufig einen kleinen Singvogel antrafen, den wir als einen Trauerfliegenfänger im Jugendkleide glaubten ansprechen zu müssen. Ornithologische Feldpostbriefe und -karten. Eingesandt von G. Thienemann, Magdeburg. Ein Landwehrmann aus schlichtem Stande, den die Lust und Liebe zur Vogelwelt — die er daheim in dem vogelgesegneten Lande unserer Naumanns eifrig gepflegt hatte — selbst unter den Drangsalen des jetzigen Krieges nicht im Stiche liess, erfreute mich mit den nach- stehenden eigenartigen Feldpostbriefen und -karten. Ich möchte dieselben schon ihrer Originalität halber den werten Lesern unserer Ornithologischen Monatsschrift nicht vorenthalten und teile sie daher wortgetreu mit. Dessau, den 26. August 1914. Ich bin seit zirka drei Wochen einberufen, wir stellen wöchentlich zweimal Wache an der Rosslauer Brücke. Ich habe nun in letzter Zeit tags als wie nachts auf Posten schöne Beobachtungen gemacht, die Sie interessieren werden. Bald kommen Möwen, Reiher und Strandläufer- arten gegen Mitternacht, nach Mitternacht Kleinvögel, die in Zügen eintreffen und immer die Flüsse Mulde resp. Elbe entlangziehen; die meisten die Elbe. Am 4. August traf ich bei Riegeneck noch einen Jungen Kuckuck im Neste, ebenso sah ich alte Kuckucke bis zum 13,, dann keine wieder. Bei Sonnenaufgang flattern junge Finken, Amseln und Waldlaubsängervögel. Nie ist es mir so geboten, wie gerade jetzt im Kriege, die jungen Hähnchen zu belauschen. Im Petroleumhafen ' war ich auf Benzinwache Hier sah ich vier Eisvögel; der Wächter Ornithologische Feldpostbriefe und ‚karten. 151 Eagte mir, dass diese hier alljährlich brüten. Im Wasser arbeitet ein Biber, während in den Brombeerranken unzählige junge Zaunkönige Ahr Lied einstudieren, wobei allerlei Kokelmosch zutage befördert wird, das Ohr des Kenners hört jedoch, dass, sobald ein alter sein Liedchen vorträgt, diese kleine Brut gut kapieren kann, manchmal zum Lachen. Etliche Segler sind noch auf dem Zuge und treiben sich in den Mehl- schwalbenzügen herum. | Mit Gruss C. Krietsch. Saargemünd, den 18. September 1914. | Vorige Woche waren wir zur Etappenarbeit in den Vogesen. Dort gab es furchtbar viel Dompfaffen trotz der Knallerei und Donnerei. Wir waren nur acht Kilometer von der Gefechtslinie. Bei unserer Abfahrt von Dessau vermissten wir unsere Schwalben. Anders war es, als wir ‚nach Deutsch-Avricourt und durch viel kaputtgeschossene Dörfer kamen. Hier sah man nur Himmel, Schwalben (beide Arten), auch Segler eine _Unmasse und — Soldaten. Wir sind jetzt wieder aus Frankreich raus und liegen hier im Quartier. Beim Exerzieren auf dem grossen Platz hatten wir plötzlich Hunderte von Kiebitzen zwischen uns, jedenfalls auf dem Zuge. An der Kugelmühle, jetzt Porzellanfabrik, sind an einem ‚Giebel 163 Hausschwalbennester nebeneinander, die zum Teil noch kleine Bons: haben. Dieses Leben! Mit Gruss ° E Kr. Frankreich, den 25. September 1914. bontas von Saargemünd fort nach Frankreich. Ueberall grosse 'Schwalbenzüge, hauptsächlich heute. So etwas hat wohl selten ein _Ornithologe gesehen. Unterwegs viele Mäusebussarde und auch mehrere Adler. Die Adler haben hier genügend Nahrung, werden aber alle von den Krähen verfolgt. Ueber Nacht sitzen die jungen Schwalben in den Fenstern und Fensternischen, drei bis fünf übereinander, den Kopf nach (der Wand, die Schwanzgabeln nach der Strasse. Ein kurioser Anblick! Besten Gruss C. Kr. Th., den 4. Oktober 1914. Heute grosse Schwalbenzüge u chrehwalben). Furehtbar viel Dompfaffen. Die französischen Spatzen sind fast nochmal so gross wie die unsrigen, die werden die Knallerei nicht vergessen. Das müssten N DE ME era 2 TE mE RE Re ar Eh 152 - E 6. Thienemann: Sie mal sehen, wenn Infanterie kommt: „tevterr, tevterr, dru, dru, dru“ | und schnurr sind sie alle fort, als wenn ein Raubvogel dazwischenfährt. Viele Mäusebussarde und Zaunkönige sind hier. Sonst ist das Lebe und Treiben in der Vogelwelt viel später hier. Es gibt jetzt noch via junge grüne und graue Hänflinge, vorgestern noch Störche auf dem Zuge. Sonst nichts Neues. Besten Gruss C. Kr. | Th., den 12. Oktober 1914. ; | Gestern abend kamen plötzlich bei klarem Sternenhimmel grosse Züge Kraniche von Deutschland usw. Unvergesslich wird mir diese Beobachtung bleiben. Es war °/,7 Uhr, als die ersten unter grossem Geschrei über das Dorf und alle über die Kirche in einer Reihe, die Richtung rechts von Reims, Verdun rechts liegen lassend, das Schlacht feld überflogen. Das ganze Militär war aus den Häusern auf den. Beinen, und die Offiziere bekundeten, dass sie solche Züge noch nicht | gesehen hätten. Fünf bis sieben Minuten Pause und immer wieder neue Transporte bis !/,10 Uhr, und immer zogen sie über die Kirche, keine rechts und keine links! Wer sagt den Tieren diese Richtung. in der Nacht? Das bleibt allen ein Rätsel. Die Schwalben _ werden schon dünner, aber grosse Züge von Kiebitzen und Regenpfeifern und Millionen von Wildgänsen und -enten sehen wir täglich. Hier ist eine stundenlange Niederung mit Schill und Seegras, grosse Rohrbüsche und unten alles Sumpiwasser — halt, nicht Sumpf, der Boden ist hier‘ mehr lehmig. Die Züge kommen gewöhnlich früh 9 Uhr an und ver: schwinden mittags oder nachmittags um 3—4 Uhr. | Mit Gruss G2XKe B., den 19. Oktober 1914, Eine interessante Beobachtung kann man an den teils freigelassenen, teils entflogenen Kanarienvögeln machen; sie haben sich alle zu den durchziehenden Finken gesellt, während ich unter den vielen Zügen von Hänflingen keinen einzigen Kanarienvogel sah. Hier gibt es eine Eulenart, so gross wie unser Waldkauz. Das Gefieder ist ganz hell, beim Fliegen weisslichgelb. Sie fliegt oft am Tage und macht einen Mordsspektakel. Es klingt schrecklich laut: gürrr, ähnlich dem Schw arz specht. Sie guckt einen an wie ein Karussellpferd. | | Besten Gruss C. Kr. -Ommithologische Feldpostbriefe und -karten. 158 / B., den 25. Oktober 1914. Interessante Beobachtungen konnte ich hier dieser Tage machen. Alle Vogelzüge, Sing- wie Wasservögel, gehen über den Ort T. und - dann in der Richtung weiter über Verpel, Champigneuville, dann über das Schlachtfeld (Argonnerwald). Am 19. Oktober grosse Durchzüge - von Rohrammern. Bei ganz milder Witterung am 21. Oktober hier alle - Gärten voll Laubsänger, welche alle ihre Weisen sangen; ich war einfach paff. Am 20. und 23. Oktober hatten wir unheimliche Saatkrähendurchzüge, - vielleicht waren auch deutsche dabei? Auch andere Durchzüge vom - 22. irüh bis 23. abends 7 Uhr ununterbrochen Tag wie Nacht, während - Infanterie- und Artillerie-Schnellfeuer geschossen wurde, dass die ganze Erde dröhnte. Die Vogelmassen hatten sich vor dem Argonnerwald ; angestaut. Saatkrähen, Feldlerchen und Stieglitze verfinsterten abends nach 5 Uhr den Himmel. Ueber ihnen schwebte ein Fesselballon - mehrere deutsche Flieger und ein französischer, nach welchem tüchtig | geschossen wurde. Heute früh war Ruhe, und unsere gefiederten Freunde - haben den Augenblick benutzt und verschwanden schnell. Besten Gruss C. Kr. Am 30. Oktober kam auf meine Anregung auch einmal ein Bericht über das Soldatenleben im Feindesland, worin der nicht besonders günstig gestellte Wehrmann mir seine Not klagte. B., den 11. November 1914. Seit drei Tagen haben wir hier grosse Durchzüge von zwei Arten - gelber Bachstelzen, während ich seit dem 2. November keine sah. Wo _ kommen diese gelben Bachstelzen nur alle her? | Die besten Grüsse aus Feindesland GeKr B., den 7. Dezember 1914. Bis 5. November hatten wir Frühlingswetter. Vom 5. bis 12. orkan- _ artiger Sturm, verbunden mit Regen- und Hagelschauer. Den 13. Frost, ” 14. und 15. Sturm und Regen. Vom 15. bis 22.5° Kälte. Viel Drosseln erfroren oder verhungert gefunden bei einer Waldstreile nach Franktireurs. - Vom 22. bis 28. November viel Schnee und dann bis heute wieder heftiger Sturm und viel Regen. Jetzt scheint es hier in den Argonnen etwas vorwärts zu gehen. Die besten Grüsse C. Kr. 11 154 Rudolf Hermann: B., den 14. Dezember 1914. Heute grosse Durchzüge von Goldhähnchen, grosse Durchzüge von gefangenen Rothosen, täglich zirka 200 bis 400, und täglich Durch- bruchsversuche des Feindes. Sonst ist die Vogelwelt bis auf viele Dom- ‚pfaffen, von denen aber bis jetzt immer mehrere hier waren, tot. 1 Herzliche Grüsse C. Kr. B., den 26. Dezember 1914. Gestern traf Ihr wertes Paket ein. Besten Dank. In der Heiligen Nacht statt Glockengeläute furchtbarer Kanonendonner. Auch { heute. wieder zum zweiten Feiertage heftige Durchbruchsversuche des Feindes von 2 Uhr nachmittags an bis 6 Uhr abends. Dies unsere Weihnachten! ' Ein glückliches, neues Jahr wünscht Ihnen Carl Krietsch. (In der Vogelwelt nichts Neues.) Die Waldschnepie (Scolopax rusticola). Von Rudolf Hermann. (Mit Buntbildern Tafel VII und IX.) Der März ist da; der Monat, an dem nach dem Kalender der Frühling seinen Einzug halten soll. Noch ist die Luft recht eisig, so dass selbst die widerstandsfähigeren unter den Kindern Floras ihr Köpfchen noch nicht aus dem warmen Erdenschosse zu erheben wagen. Allmählich aber springt der Wind um, südwestliche Luftströmung tritt ein, die warmen Regen bringt und nach und nach auch die letzten Schneespuren beseitigt. Nun währt es nicht mehr lange, dann treibt es im jungen Holze, und die Lebenssäfte regen sich wieder in Busch und Baum. Zu dieser Zeit kehrt unter den gefiederten Wanderern, die den Winter in den wärmeren Gegenden Südeuropas und in Afrika verbracht haben, ein Vogel bei uns ein, der dem Namen nach aus der Weidmanns- poesie wohl vielen bekannt ist und von den Feinschmeckern einmal als zartes Wildbret, dann aber auch wegen des aus seinen Gedärmen, Herz, Lunge und Leber — einschliesslich Eingeweidewürmern - der | gestellten Pürees gewürdigt wird, das auf Brotschnitten gebacken als sogenannter Schnepfendreck einen Leckerbissen abgeben soll. Dieser Die Waldschnepfe | | 155 Vogel ist unsere Waldschnepfe. Zu Gesicht bekommen sie nur die- jenigen, die die Mühe nicht scheuen, sie an den Stätten ihres Wirkens zu belauschen, und selbst hier wird dieser Frühlingsbote nur zu oft . F sogar vom geübten Auge übersehen. Denn die W aldschnepfe hat in ihrer Färbung ein gutes Schutzmittel und passt sich dadurch ihrer ö Umgebung derart an, dass man sie, zumal sie sich als ein fast nur in - der Dämmerung der Nahrung nachgehender Vogel tagsüber still ver- 4 borgen hält, nicht leicht auffindet. Man hat bei dieser täuschenden Aehnlichkeit mit ihrem Umgebungsbilde den Eindruck, als sei sie ein < besonderer Liebling der Natur, die bei Herstellung des Gefieders ihres Günstlings alle Kunstgrifie angewendet hat, um ihn vor Gefahren zu schützen. Man möchte dies um so mehr annehmen, als auch ihre 2 Jungen, deren sie in der zweiten Aprilhälfte drei bis fünf aus ziemlich 4 dickbäuchigen, rostgelben, grau und rötlich gepunkteten und gefleckten Eiern erbrütet, durch ihr Gefieder ebenfalls nicht auffallen, sich dazu 2 gut zu verbergen verstehen und, da sie sofort das nur aus einer kleinen “ Bodenvertiefung bestehende Nest verlassen und früh selbständig werden, - nicht den Gefahren ausgesetzt sind, wie die Nesthocker. | Im allgemeinen sind diese begehrten, über Europa und Asien - verbreiteten Schnepfen in Deutschland recht selten geworden. Daran tragen. einmal die Nachstellungen, denen der schöne Vogel mit den grossen, ziemlich weit hinten am Kopie liegenden Gazellenaugen im fremden Lande ausgesetzt ist, die Schuld. Im übrigen ist aber auch = eine längere Zeit vertretene, recht einseitige Richtung unserer Forstwirt- - schaft zum Hemmschuh dafür geworden, dass die Schnepfe bei uns nur # u we Fuss fassen konnte. War man doch aus Nützlichkeitsgründen eine Zeitlang möglichst bestrebt, den Laubwald zu lichten und zu ent- _ sumpfen, um als Ersatz dafür mehr Nadelholz anzupilanzen. Das hatte zur Folge, dass dadurch manches deckungbietende Riedgras, Gebüsch und Gestrüpp beseitigt und gerade jene schattigen Waldstellen bloss- und trockengelegt wurden, die die Waldschnepfe mit Vorliebe aufsucht und die die Quellen reichlicher Nahrung für sie sind. Dieses Verfahren führte zu einer allmählichen Verringerung der Zahl der Brutschnepfen. © Erst mit der Rückkehr der Forstkultur zu dem gemischten Waldbestand sind die für das Leben der Waldschnepfe erforderlichen Grundbedingungen E 11* 156 _ Rudolf Hermann: wieder erfüllt worden, und es hat den Anschein, als ob es gelingen wird, sie im Laufe der Zeit bei uns wieder sesshafter zu machen. Denn in der Wahl eines zu längerem Aufenthalt in Aussicht genommenen Reviers ist sie sehr eigen. Nicht .der trockene Waldboden, auch nicht völlig sumpfige oder gar. morastige und von hohem Graswuchs umgebene Stellen sind es, die die Waldschnepie bevorzugt. Einsame, dämmerige, trockene, doch nie durch Buschwerk nicht geschützte Waldstätten, das Bruch mit seinem reichen Insektenleben, sowie feuchte Gegenden in lichten Waldungen, junge Birkenbestände, dorniges Gestrüpp und zu- sammenhängendes Buschwerk in Laub- und Nadelwald mit an- schliessender Waldwiese, auch versteckte Forst- und Waldwege mit einem von altem Humus durchsetzten Boden, vornehmlich also Orte, an denen sie nach Würmern graben und Jagd auf Insekten und Mollusken machen kann; das sind die Tummelstätten und Aesungsplätze des interessanten Nachtvogels. Versuchen wir einmal sie an solcher Stelle zu treffen und hoffen wir, dass uns der Zufall einen dieser sehr fluggewandten Vögel, die zwischen Busch und Baum sehr schnell zu verschwinden vermögen, über den Weg führt. Wir haben Oculi. Da kommen sie, wie das alte lateinische Schnepfenevangelium der Jünger Dianas besagt. Das trifft allerdings nicht in jedem Jahre zu. Die Ankunft des Vogels hängt vielmehr von der Witterung ab. Ist es noch anfangs März sehr kalt, dann kommen die Schnepfen noch nicht, im anderen Falle kann man sie sicher erwarten, einige oft sogar schon Ende Februar begrüssen. Und für das örtlich stärkere oder schwächere Auftreten des Vogels spricht noch der Umstand mit, dass die Waldschnepfe nicht in jedem Jahre die gleiche Zugstrasse wählt. | Begleitet von unserem Hunde schreiten wir mit der Flinte auf der Schulter am Spätnachmittage eines feuchtwarmen Märztages dem Walde zu und machen an einem der oben beschriebenen Plätze Halt. | Noch ist's etwas zu zeitig zum Strich, wie der Jäger den Schnepfenflus nennt. Erst die Dämmerung bringt Leben in den Frühlingsgast, sei es nun, | dass er seinem Magen gehorchend auf die Suche geht, sei es, dass er der Stimme seines Herzens folgend, nach einem Liebesabenteuer begehrt. Für | den Jäger und Naturfreund liegt ein besonderer Reiz in dem Schnepfen- Die Waldschnepfe. 157 strich, und wenn er in Erwartung des paarungslustigen Vogels gegen hend am Waldrand sitzt, mit dem Ausblick auf eine Wiese, die En. unmerklich heraufzieht und ihm der in den. noch kahlen | _Baumwipfeln spielende Frühlingswind einen warmen Hauch als Gruss ‚der sich wieder belebenden Natur zuträgt, dann überkommt ihn wohl ‚; jene poetische Stimmung, die in den Worten Ausdruck findet: 50 Frühling, trunken bin ich Dein, o Frühling, ewig bist Du ‚Leichten, gewandten Fluges steigt ein Vogel ausser Schussweite von uns auf, dem bald ein anderer sich anschliesst. Gespannt stehen wir und lauschen. Pst-bist, psiwit-psieb, dann wieder gohrr-quarr ertönt das im Flüsterton ‘gehaltene Frage- und Antwortspiel des balzenden Paares. Es liegt im Vergleich zu der Werbung vor manchem anderen - Vogel eine vornehme Art in den Liebesbezeigungen und dem Hochzeits- flug eines Schnepfenpärchens, dem gerade die Dämmerung, das Zwie- licht — auch das der Morgenstunde —, für die Sprache des Herzens geeignet zu sein scheint. Scharf wie Schattenbilder heben sich die beiden Vögel vom dämmerigen Horizont ab. Bald stossen sie auf- einander, bald weicht einer vor dem anderen zurück. Deutlich nimmt unser scharfes Auge wahr, wie der eine Vogel die Flügel nachlässig ängen lässt, den Schwanz ausbreitet und den Schnabel senkt. Doch ld beginnt die Fehde von neuem. Sind es Nebenbuhler, die ein urnier ausfechten? Nein; die sich bekämpfenden Männchen stechen it ihren langen Schnäbeln bösartiger darauf los, obschon sie sich bei ren Weichheit und Biegsamkeit nicht viel Schaden zufügen können. Der Schnepfenschnabel ist eben keine gefährliche Waffe. Er ist nur Hilfsmittel beim Aufsuchen der Nahrung. Dazu ist er auch ganz besonders Länge ist es der Schnepfe möglich, aus feuchtem Boden, vermodertem Laub, Kuhdünger usw. die versteckteste Beute mit dem Schnabel hervor- zuziehen, wobei sie durch ein anscheinend sich gerade in der Schnabel- Spitze geltendmachendes Tastgefühl und auch noch dadurch unterstützt wird, dass sie im lockeren Erdreich die vordere Hälfte des Schnabels, den sie stets nur bis zu den Nasenlöchern in den Boden einführt, zu ‚öffnen und auf diese Weise Nahrung zu sich zu nehmen vermag. geeignet, denn vermöge seiner etwa sieben Zentimeter betragenden 158 = Kleinere Mitteilungen. Nur zu schnell sind die beiden verliebten Vögel, am Rande einer Schonung entlangstreichend, unseren Blicken entschwunden. Doch horch! | Von neuem ertönt der eigenartige Balzruf. Ueber die Spitzen des kleinen Kiefernbestandes, unweit unseres Standortes, kommt geräusch- losen Fluges ein Langschnabel auf uns zu. Wenn wir ihn haben wollen, ist jetzt nicht lange Zeit zur Besinnung. Schnell die Flinte in Anschlag und mit dem an uns vorüberstreichenden V ogel im Dämmer- licht mitgehen, damit wir ihn bei seinem raschen und schwankenden | _ Fluge, indem er oft ganz unvorhergesehene Wendungen beschreibt, nicht fehlen. Ein Augenblick vergeht noch; dann ein Schuss, ein langer | Widerhall. Drauf wird’s stil um uns her, und ein paar Sekunden. später halten wir die von unserem Hunde apportierte erste W aldschnepfe: des Jahres in den Händen. | | Kleinere Mitteilungen. Hat der Krieg Einfluss auf das Wandern der Vögel? I. Meine Rauchschwalben waren in diesem Jahre besonders früh mit der zweiten Brut fertig, nänlich Mitte August. Ende August übernachteten sie schon nicht mehr im Nistraum. Vom 26. September ab wurden Schwalben weder von mir noch von Schulkindern im Freien gesehen. Da stellte sich am 8. Oktober bei recht kühlem Wetter mein Pärchen wieder im Nistraum ‘ein und umflatterte mehrmals die Schule. Gegen 1/,12 Uhr des genannten Tages flogen etwa 30 Schwalben in westlicher Richtung über die nahegelegenen Wiesen. Am 12. Oktober, mild, feucht, habe - ich auch noch Rauchschwalben hier gesehen. Man will dieses ver- spätete Eintreffen der Schwalben auf den Krieg zurückführen; Kanonen- donner und Gewehrgeknatter soll die Tierchen zurückgetrieben haben. Nun sind aber meine Schwalben, laut Notiz, auch im vorigen Herbst und zwar unterm selben Datum, am 8. Oktober, zurückgekehrt. II. Eine hiesige Zeitung, der „Patriot“ in Lippstadt, brachte kürzlich die Mitteilung, dass die Krähen hier seltener geworden wären, da sie nach den Schlachtfeldern gewandert seien, dort Aesung zu finden. Aber noch zahlreicher als in früheren Jahren ziehen unsere Schwarz- röcke jetzt wieder morgens über unser Dorf, um an der „Haar“ (Haar- | strang) die Saatfelder zu verwüsten, abends wandern sie in umgekehrter | Kleinere Mitteilungen. 159 Richtung zu ihren Schlafbäumen zurück. Diese interessanten Krähen- flüge, die ich jahrelang auch in Bocholt in Westfalen beobachtet habe, dürften i in unserer Vereinsschrift häufiger erwähnt und geschildert werden. E Lippstadt- Lipperode. Plümpe, Lehrer. Zwergtrappen in Schlesien. Kürzlich erhielt das Breslauer Zoologische Museum als wertvolle Bereicherung seiner schlesischen Sammlung zwei Zwergtrappen (Otis tefrax L) im Herbstkleide, die am 93. November 1914 bei Wilxen im Kreise Neumarkt erlegt worden sind. 21 rotzdem dieser Vogel des südlichen Europas in Schlesien schon gebrütet | h at, muss er als eine grosse Seltenheit unserer Fauna bezeichnet werden. Ist er doch nach den Aufzeichnungen eines schlesischen Ornithologen im vorigen Jahrhundert 18 mal, in diesem bisher in fünf Fällen in unserer Provinz beobachtet worden. Besonderes Interesse verdienen die vorliegenden Individuen dadurch, dass es sich nach dem Sektions- befunde um ein erwachsenes Paar handelt. Die auf der Wanderung in Deutschland angetroffenen Zwergtrappen sind sonst, von äusserst ‚seltenen Ausnahmen abgesehen, Weibchen oder junge Tiere Die F ichtigkeit dieser Erfahrungstatsache hat zwar v. Homeyer durch den Hinweis zu erschüttern versucht, dass Zwergtrappen bei uns fast nur zu der Zeit beobachtet werden, wo auch die Männchen das Herbstkleid tragen, also von den Weibchen äusserlich nicht zu unterscheiden seien. Daher würden diese Männchen irrtümlicherweise für Weibchen gehalten. "Tatsächlich besteht. aber, wie ich mich an dem vorliegenden Paare über- zeugen konnte, auch im Herbstkleid ein nicht unerheblicher sekundärer Geschlechtsdimorphismus, indem bei dem Männchen sämtliche Färbungs- ‚charaktere schärfer ausgeprägt sind als bei dem Weibchen und im Gegensatze zu dem fahleren Gelb des Weibchens in ein warmes Rot- braun getaucht erscheinen. Allerdings wird dieser Unterschied mit unverkennbarer Deutlichkeit nur dann wahrgenommen werden können, enn beide Geschlechter gleichzeitig vorliegen. Breslau. DEE RS 4 Das Dunenkleid der Reiherente (Nyroca fuligula). Im neuen "Naumann sind Dunenjunge der Reiherente von Kleinschmidt abgebildet. Aber sowohl auf der Tafel wie im Text fehlen zwei Merkmale, die die Jungen besonders kenntlich machen. Auf dem im übrigen schwärzlichen bez 160 Kleinere Mitteilungen. Oberschnabel zeigt sich nämlich etwa in der Mitte ein rötlichgelber Fleck, der beim Trocknen wahrscheinlich verschwindet, und ferner sind die Dunen an der Schnabelwurzel weisslich gefärbt, so dass die helle Stirnblesse des Jugendkleides auch bei den Dunenjungen schon an- gedeutet ist. Von der Vogelinsel in Gross-Lauternsee in Ostpreussen, einem sehr interessanten Brutplatz der Reiherente, den ich in den „Beiträgen zur Naturdenkmalpflege“ (Band IV 1914 S. 405-410) eingehend geschildert habe, entnahm ich im Juni 1914 aus verlassenen Nestern von Nyroca fuligula eine Anzahl Eier, die ich ausbrüten liess. Ich hatte so gute Gelegenheit, an den neun ausgekommenen Jungen ihre Merkmale im Leben genau zu studieren. Beim Schwimmen sahen die kleinen Vögel nahezu schwarz mit heller Blesse aus, da dann die weissliche Unter- seite nicht zu sehen war. Auffällig war es mir, wie viel und wie behende sie sich auch auf dem Lande bewegten. RB. Tischler Ziegenmelker. Beim Buschieren auf Fasanen in einem hiesigen Bruchrevier erlegte ich am 5. November 1914 einen Ziegenmelker, der sich vor mir vom Erdboden erhob. Gewiss ein seltenes Vorkommen für Capri- mulgus europaeus L. an der Oertlichkeit und zu der vorgerückten Jahreszeit. Beetzendor!f. Graf von der Schulenburg. Pfahleisen in Preussen verboten. Nach einer Mitteilung des Preussischen Landwirtschaftsministeriums an den Grafen v. Wilamowitz- Moellendorff sind Pfahleisen und Selostschüsse für ganz Preussen verboten. Hennicke. Inhalt: Georg Jacobi von Wangelin f. — K. Lambrecht: Otto Herman, — Landgerichtsrat a. D. Kayser: Major Woite 7. — Dr. Fr. Sehlbach: Ornithologische Notizen von Borkum im Frühjahr 1914. — G. Thienemann: Ornithologische Feldpost- | briefe und -karten. — Rudolf Hermann: Die Waldschnepfe. — Kleinere Mit- teilungen: Hat der Krieg Einfluss auf das Wandern der Vögel? Zwergtrappen in Schlesien. Das Dunenkleid der Reiherente. Ziegenmelker. Pfahleisen in Preussen verboten- Diesem Hefte liegen die Schwarztafel VII und die Buntbilder Tafel VIH und IX bei. Bei Wohnungswechsel sind Ueberweisungen der „Ornithologischen Monatsschrift* von Mitgliedern des | Deutschen Vereins zum Schutze der Vogelwelt (E. V.) nicht bei der Geschäftsstelle, sondern nur | bei derienieen Postanstalt, von welcher die Zeitschrift zuletzt geliefert wurde, unter Beifügung von 50 Pf Ueberweisungsgebühr zu beantragen. — Ausgebliebene Nummern sind ebenfalls nur bei dem bestellenden Postamt zu reklamieren. Reklamationen können nur innerhalb eines Monats berücksichtigt werden Späterer Ersatz erfolgt nur gegen Zahlung des Heft-Einzelpreises zuzüglich Porto. Redaktion: Prof. Dr. Carl R. Hennicke in Gera (Reuss). Druck der Geraer Verlagsanstalt und Druckerei, Gera (Reuss). Ornithologische Monatsschrift VII. 1915. "IIA NlAyOsseuoM SU9STSOJOUNUIO "ySısus,deuysas Zumaneneme u ne tn ee mer fi D . Se + E s c 5 1" n y f " Wan ‚ BITE 5 r . x b 7 uw, h . ot . » 4 s x 1 a ’ r r Zi € z ) on jr , “ £ E 2 h 3 R y Ö ö Y - £ y ” Ornithologische Monatsschrift IX. 1915. Waldschnepfe. tehend die Breife | der von mir oder durd meine E Y | Ken entipvechend gebe ich nad Bermittelung zu Beziehenden Schriften 5 und 8 a Gegenftände 3 befannt: I 1 Einbanddeke 0SOM. und Porto EI Leinzelte Nummer der Wonats- fhrift 0.50 M. und PBorto A 1 Poflkarte mit Abbildung e 0.03 M. und Porto | 1 Er mare! (d. u. 1.) ufgezogen 5.— M., sah unaufgezogen 2.50 „ 1 Banbvogeltafel (I. u. IL) aufgezogen 2.75 M., poftfrei unaufgezogen 1.25 f Der phttofophifhe Sauer oO M. md Porto | Sudex1 und 2 es = M. und Vorio Aeltere Jahrgänge, ioweit noch vorhanden, mit Einbanddede je 3.— M. und Porto. Bei Ent- nahme bon Sfortlaufenden Sal De Einband- e 2.— M. und Porto. Sahrgang 1883 5 M. E- a} EEE TAB AO IP} 0 a ab Den Au ziaue il Ba das "Syn na aan Leine trace ke ae a x ira ü Kos & Sämtliche Breiie gelten nur fir 8 wg Mitglieder des Deutichen Vereins 8 E zum Schuke der Bogelwelt ©. 3 Ban Dir, Gera-Menß, Laafener Str. 15, Gefchäftsführer 08 D. B.3. 6.0.8. (€. 3.) "Boftfcheefonto: 6224, Amt Leipzig. BE . a Werjah geäußerten Wüns ® ET BER UM BRN® EN BEIN Be | de: bill. abzug.: Ruß, 88.2, „Die fremd- landilch. Weich Äfutterfreffer”, ‚1899, biz. Katuru. yaus, Sahrg. 1—7 in Drig.-Bdn. Nerthus, Zahrg, 1901—04, Hbldr.- oe I Dr.E.Proft, Leipzig-ti. ‚Denimerinaftr. A | Der Bräparator ( und Sionfernntor )) | Eine prakt. Anleitung. Erlernendes 9 Ausfiopfens, Ronfervierens und | Skeleitierens von Bögelnu. Hängetieren. Don Hob. Voegler. a Dritte verbeijerte und erweiterte Muf- } l lage nit 38 Abbildungen im Text. A 4 Piris geheftei 39. 2, gebunden 31. 2.50 9) ] Sveug’sche Derlaasbuchhanslung )] er Der Kanarienuogel | rnturgeichichte, Bilege und Zucht. Bon Dr. Karl Ruf. 12. Auflage. Mit drei Sarbentafeln und zahlreinen Zext- Ahhilnungen. Bearbeitet und herausgegeben von Karl Reunsig. Heheftet 2 Mark, gebunden 2,60 Mar. Sreuß‘ jche Derlaasbuchhandlung in Se 1 Bei ums an‘ Der Graupapaaei in der Freiheit und in der Geiangenlcatft. Bon Dr. Sarl R. Henmide. Mit 1 Buntbild. Geheftet M. 1.60; gebunden M. 2— |f 2 | Srentige Fertunstußdanstung, Magdeburg y A TS mn a SannnSannannannanannnunn aan nunnnanannns Finnen durd) Unpflonzungen: i = Unter Benubung der Arbeit v. Dr. Died: B = nn -Gehölge und ihre Berwendung. e 5 aBonProf.Dr. Carl. Hennide. Preis: e #1 Erpl.D.0,20, 10 Erpl. Mt. 1,50, 35 Erpl.® & 2 9.2,50,50 Erpl.M.3,50, 100Expl.M.5,— © Creutz’sche Verlagstuchhandiung, Magdeburg. - Sc gunzannnunannn gez sun s 2 Su Zn en = z 2 . - = . ten rg 77 — a x sr ET E n . STEHE - 2 - - ap er — WITT RG Sr RSRRTER; = B = 5 E z 7 EEE 5 Bu beziehen durch) alle Buchhandlungen, direkt bon der Derlags- gazazanaman PITLLLLLELLELLLILLELN UREUIBBRBEBERBEERABERRRUMM PT TTT ELEIT uam m nn Handbud a des Bogelfeinges Prof. Dr. dal R Beni Öeheftet 6,50 Me, gebunden 7, 50 mi. Sıı folgendem fei der Neichtum des Snöiies biefes „SE + des Bogeffänbes“ furz angedeutet: Er; Nach einer einleitenden Ueberficht wird im eriten Bud die Not wendigfeit des DVogeljäuges nacgemwiefen und in den ein nzelnen Kapiteln die Abnahme der Vögel durch die Kultur, durcd) Berfo gung duch) einde und durch natürliche Ereignifje geichildert. Die ethilche, äfthetiiche und wirtichaftliche u. des Vogelihußes wird im zweiten Buche behandelt. Die Ausführung des Bogelfhußes duch I Beihaffung von Niftgelegenheiten, Winterfütterung der Vögel, dur) I Bade: und Tränkpläße, dur) bejfondere Maßnahmen, durd Schub | vor DBerfolgung, durd) Belehrung und Aufklärung und Maßnahmen [= politifcher Behörden bildet den Inhalt des dritten Buches. Eine i Gefchichte des Bogelihutes, die Bo ogelichußgejeßgebung der deutfchen und jonftigen europätichen Staaten, fowie ein ausführliches Literatur= verzeichnis und Negiiter bejchliegen das Werk, das bei ausgiebiger Benußung jeitend aller ntereflenten zweifellos geeignet ift, nit allein der Bogelfhuß-, jondern aud) der Seimatjchugbewegung u unferem Did Baterlande unfhäßbare Dienfte zu leijten. Als bejonders wertvoll jind die Tabellen hervorzuheben, aus denen die Echonzeit der Bögel in den einzelnen Bunbesitaaten mit. Leichtigkeit feitgeitellt werden Fann. Die ehr reihlihe Jlluftrierung des Werkes ift außerordentlich | lehrreich und vorzüglid) zu nennen. Das Werk Fanın als wahre BSundgrube alles auf den Bogelfhuß bezüglichen bezeichnet erden buchhandlung gegen vorherige Einfendung des Betrages oder unter, — Nahnahme. ——— See Dr in Alngdeburg. . Drud der Geraer Berlagdanf ge und Dunkerer, Gera-R, ne : Er, | une von DER VOGEL Magdeburg Creutz’sche ae uchhendlumg Max Kretschmann. Pen herausgegeben und völlig umgearbeitet — . | om Karl Benmig on Herausgeber der Gefidarten Wt 00 [| —F| Fünfte Auflage. ee, 573 Seiten Tert mit zirka 200. Abbildungen fiwe — 20 Sarbentafeln enthaltend 77 Dogelabbildungen | Breis: Geheftet in buntem Umfhlag 9, Mat —,1 Fein und originell gebunden 10,590 Ma 1 Zu beziehen durch jede Buchhandlung, direft vom Vrlae um 1 gegen borherige Einfendung Des Betrages oder ınter Kachnahme. ee | Nur der ornithologiih Erfahrene wird der Behauptung beiftimmen, daß dem prächtigen Buche: „Einheimifche Stubenvögel“ rin eher, uogelfgüglriiger 1 Wert beizumelien it; SH nämlich, al3 e3 in überaus freundlider md 1 eindringlicher Weile die Kenntnis unjerer Bogelmwelt, ihrer Artmerfmaleund I Gewohnheiten. vermittelt. Der gejebliche Vogelfchuß reicht nicht annäheınd I aus, unjere Vogelwelt vor dem Untergange zu bewahren; um aber pojitiven, I pinktifchen Bogelfcub zu treiben, Dazu bedarf e$ vor allem der Kennins. 1 sh mwühte aber fein gleich gutes und zugleich billiges Buch zu nennen das die Kenntnis unferer heimifchen Vogelwelt lebendiger vermittelt aßdie I „Einheimtichern Stubenvögel”. Ich wüßte auch feinen Bogelfhußler u nennen, feinen bon jenen, die heute jo erfolgreich daS Banner des Bogel- 4 Ichußes der Welt vorauftragen, der nicht Durd; liebevolles Studium au Der Bsliere wichtige Nenntnijfe erworben hätte, die nım praftiihe Verwertung finden. Außer Der Schilderung des Verhaltens in der freien Yandichaft, Des Gejanges, der Zocdrufe, Wanderzeiten und Riitgewohnheiten bringt das Bud) genaue Anmweifungen, wie die Vögel in der Gefangenidhaft möglihit nat gemäß zu berpflegen find. “sSeder Vogeliwirt hat in dem „Ruß“ Dei beiten Berater. Schon die Ausgabe des „Nuß“ vom Sahre 1904 war durd) Die Bearbeitung des Herausgebers Karl Neumzig als Meifierwerk zu betrachten, und man meinte, die Örenge der Ausgeitaltung fei erreicht. um zeigt ie I - fünfte Ausgabe jedoch), daß Teunzig jeine Aufgabe wefentlid; erweitert hat, da I er außer den Vögeln Mitteleuropas auch deren nahe Berwandte aus anderen Zeilen des paldarktiichen Gebietes bejchreibt. Db diefe Grenzüberichreiung I notwendig war? Man fünnte dariiber ftreiten. ©egen die Ausgabe von I 1904 unterjcheidet fich daS neue Buch Duue eine-geringe Breiserhöhung von I 2,50 Mark. Dafür werden aber rund 100 Zeiten mehr Text geliefert, die I Abbildungen im DIerte find von 150 auf 200 geftiegen, und jtatt Der bisherigen 13 Tafeln werden. zwanzig geboten. mar die pranptunllen Sarbentnfen, # bon der Meifterhand Karl Neunzigs geichaffen, find ungemein regusil,. Lebens: I . wahrer fonnten Die Vögel der Freiheit nicht dargeftellt werden. Sie werden den Drnithologen und Kunftfreund gleicherweije entzüden. Allen denen, ie I fih für die Unternehmungen des VogelfAjußes interejfieren, ohne genügende 1 Borkenntniffe zu befiken, dürfte der „Ruß“, der eigentlich „Neunzig“ heiten 1 müßte, bald unentbehrlich werden. (Hamburger Fremdenblatt 1913, Nr.) I \ Sreubß’fche Derlaasbuchhandlung in Magdeburg. - der Vogelwelt zahlen ein Eintritts- -Ornitfiologifche Monatsichriit. Herausgegeben vom Deutichen Vereine zum Schutze der Dogelwelt e. V. Zugleich Mitteilungen des Bundes für Vogelschutz, des Internationalen Bundes für Vogelschutz (E. V.), des Vereins Jordsand (E. V.). Begründet unter Leitung von E. v. Schlechtendal, fortgesetzt unter Leitung von W. Thienemann und K. Th. Liebe. Ordentliche Mitglieder des Die Ornithologische Monatsschrift Deutschen Vereins zum Schutze : : A ist Eigentum.d. Deutschen Ver- a \ 5 n Sehriftleitung E eins zum Schutze der Vogelwelt geld von 1Mark und einen Jahres- : Zahlungen werden an das Post- beitrag von sechs Mark und er- Prof, Dr. Carl R. Hennicke scheckkonto Amt Leipzig halten dafür in Deutschland und in Gera (Reuss). N 0.6224 erbeten. Geschäftsführer .Oesterreich-Ungarn die Monats- des Vereins ist Herr P. Dixin schrift postfrei zugesandt. G era-Reuss, Laasener Strasse 15. Kommissions-Verlag der Creutzschen Verlagsbuchhandlung in Magdeburg. Preis des Jahrgangs von 12 Nummern 8 Mark. zus Nachdruck nur mit Ser me Eeseerth XL. Jahrgang. April 1915. Ü Georg Jacobi von WagShiht N Nachruf von Professor Dr. Carl R. Hefnicke in! "Gera: (Mit Schwarztafel X.) Eine traurige Nachricht war es, die mir der Telegraph am 10. Februar brachte, eine Nachricht, die mich tief erschütterte, obgleich sie nach menschlichem Ermessen nach den vorhergehenden Mitteilungen täglich zu erwarten war, die Nachricht: Unser guter alter Wangelin ist nicht mehr. „Unser guter alter Wangelin“, so wurde er schon seit Jahren in den Kreisen seiner Vertrauten genannt, denn Güte war der Grund- zug seines Wesens, und zu uns gehörte er mit ganzer Seele. Sein Verein, dem er seit drei Jahrzehnten angehörte, den er von 1886 bis 1911 als erster Vorsitzender geleitet hatte, war ihm ans Herz gewachsen. Auch nach der Niederlegung seines Amtes, die aus Rücksicht auf sein hohes Alter erfolgte, bewahrte er dem Verein und seinen Bestrebungen sein reges Interesse. Er war nicht nur dem Namen nach Ehrenvor- sitzender. Aus diesen kurzen Ausführungen geht hervor, welch grossen Verlust der Verein durch seinen Heimgang erlitten hat. Carl Ludwig Georg Jacobi von Wangelin wurde als Sohn des Rittergutsbesitzers Hermann Georg Jacobi von Wangelin am 10. Juni 1836 auf dem Rittergut Gross-Jena bei Naumburg an der Saale geboren. 12 162 | se Prof. Dr. CarlR. Hennicke: Sein Grossvater väterlicherseits, Heinrich Ludwig Jacobi, entstammte einer alten hochangesehenen Patrizierfamilie in Züllichau; sein Gross- vater mütterlicherseits, Carl von Wangelin, war Königl. Sächs. Haupt- mann a.D. Er machte im sächsischen Kontingent den Feldzug Napoleons nach Russland mit und wurde nach glücklich überstandenem Uebergange über die Beresina Kommandant des grossen Kriegslazaretts in Hubertus- burg, wo auch am 5. November 1813 die Mutter unseres Ehrenvor- sitzenden geboren wurde. Seinen Vater, der von 1842 bis 1852 Landrat des Kreises Naumburg und dann bis 1900 Mitglied des Kreisausschusses gewesen war, hatte der Verstorbene das Glück, bis zum 16. Dezember 1903 zu besitzen. Der Tod ereilte ihn im 96. Leben-lauz in der Wohnung und in den Armen seines Sohnes. Die erste Erziehung genoss Georg Jacobi von Wangelin mit seinen Geschwistern durch einen Hauslehrer, einen Kandidaten der Theologie. Später besuchte er das Gymnasium zu Naumburg, das er am 7. Sep- tember 1857 als Abiturient verliess. Am 1. Oktober 1857 trat er als Einjährig-Freiwilliger bei dem 2. Garderegiment zu Fuss ein, liess sich auch auf der Universität als stud. jur. et cam. immatrikulieren. Am 1. Oktober 1858 verliess er Berlin als Unteroffizier, um bei dem gewerkschaftlichen Oberförster in Wippra in die Forstlehre zu treten. Die Lehrzeit war sehr anstrengend. Ostern 1860 erfolgte der Eintritt in die Forstakademie Eberswalde. Hier waren namentlich die Vor- lesungen des Professors Ratzeburg bestimmend für von Wangelins Interessen. Auch mit Ornithologie befasste er sich schon damals gern, und als Professor Ratzeburg dies erkannt hatte, wurde er häufigin dessen Wohnung berufen, um „Eier auszubrüten“, wie seine Freunde sich scherzhaft ausdrückten. Zu jagdlicher Betätigung fand sich in Eberswalde wenig Gelegenheit, dagegen trat von Wangelin in die Akademische Schützenhausgesellschaft ein, deren Mitglied er bis zu seinem Tode blieb. Am 9. Mai 1862 bestand er das forstwissenschaftliche Tentamen, nach dessen Ablegung er vom 1. August 1862 ab die Ober- försterei Lödderitz an der Elbe zur Fortsetzung seiner Ausbildung besuchte. Der Aufenthalt in Lohra am Eichsfelde und in Freiburg, sowie die Teil- nahme an den Revierbereisungen durch den Oberforstmeister von Brixen, und der Aufenthalt auf den Oberförstereien Ziegelroda und Oarzig Georg Jacobi von Wangelin. 163 sollten die weitere forstliche Ausbildung vollenden. Da machte die Y _ Mobilmachung am 25. Januar 1864 den weiteren Zukunftsplänen bis auf weiteres ein Ende. von Wangelin erhielt (am 13. November 1859 war er Offizier geworden) den Befehl, sich zur Dienstleistung beim 4. Garde- . regiment zu Fuss in Spandau zu melden, um mit diesem nach - Dänemark auszurücken. Am 31. Januar 1864 fuhr das Bataillon von Spandau ab und traf am nächsten Tage in Rendsburg ein. Bald hörte von Wangelin den ersten Kanonendonner, vor Düppel kam er - mehrfach in starkes Feuer, erhielt auch dafür den Roten Adlerorden mit Schwertern. Nach Friedensschluss betätigte er sich zunächst noch 4 praktisch in der Oberförsterei Schleusingen, um dann im April und $ Mai 1865 das grosse Staatsexamen zu bestehen. / Vom Juni 1865 an wurde von Wangelin mit taxatorischen Arbeiten ‘ in der Oberförsterei Neu-Sternberg beschäftigt, vom Dezember an in } das Finanzministerium berufen zur Prüfung der dort eingehenden _Betriebsregulierungsarbeiten, wofür er, wie er erzählte, einen Diätensatz von ı Taler und 10 Silbergroschen erhielt. Auch an dem Krieg 1866 _ nahm er teil. Zunächst hatte er mit dem zweiten Bataillon des 4. Garderegiments Wachtdienst in der Festung Torgau zu tun, später bekam er mit seiner Kompagnie ein Kommando auf dem Bayrischen - Bahnhof in Leipzig. Von hier rückte das Regiment nach Bayern, und von Wangelin lag bis zum Friedensschlusse in Nürnberg. Nach der Rückkehr nach Berlin, die am 20. September stattfand, wurde er als - Hilfsarbeiter an die Königliche Regierung in Bromberg versetzt, von wo er zum Überförster in Falkenberg (Regierungsbezirk Merseburg) 4 ernannt wurde. Auch diese Tätigkeit wurde wieder durch Kriegs- | dienst unterbrochen. Am 19. September 1870 erhielt von Wangelin den ‚Befehl, sich in Bernburg als Adjutant des Bezirkskommandos des Anhaltischen Landwehr-Regimentes zu melden. Der Dienst war nicht ; schwer und bot gute Gelegenheit zur Jagd, nur wurde das idyllische Leben häufig durch das Vormusterungsgeschäft der Ersatzkommission "unterbrochen. Nach Beendigung der Ersatzgeschäfte erfolgte die Ver- ‚setzung zum Garnisonbataillon nach Torgau, dem die Bewachung der | französischen Gefangenen oblag. Von dort aus wurde er zum Komman- deur des Wachtkommandos der Strafanstalt in Liehtenburg ernannt. 4 12* ALTEN) MR}. = De Be Te aa DE Ä RE TR 164 | Prof. Dr. Carl R. Hennicke: & Weihnachten 1870 erfolgte seine Entlassung aus dem Militärverhältnis. ‚Schon am 13. August 1870 hatte von Wangelin die Schwägerin seines Freundes Hauptmann Rogge, Fräulein Hermine Lange, ‚geheiratet, die ihm am 29. Mai 1871 das erste Kind, Hermann, schenkte. Ihm folgte 1873 ein kleines Mädchen, das aber bereits 1874 wieder starb, und diesem die beiden Söhne Richard, geboren am 6. August 1874, und Walter, geboren am 12. November 1875, beide jetzt Oberförster und als Hauptleute | im Felde stehend. Aber auch einen schweren Verlust brachte ihm die Zeit | seines Aufenthalts in Falkenberg. Weihnachten 1876 starb seine Mutter. | | Am 5. Juli 1877 erhielt von Wangelin ein Kommissorium zur Vertretung des erkrankten Forstmeisters Cochius in Magdeburg, dem am 4. Oktober die Ernennung zum Forstmeister mit dem Range der | Regierungsräte unter Versetzung nach Danzig folgte. In Danzig wurde ihm am 13. November 1879 seine Frau Hermine, geb. Lange, durch den Tod entrissen, nachdem sie noch ein Jahr vorher einem vierten Sohne Kurt das Leben gegeben hatte. Dem Wunsche Wangelins ent- sprechend, wieder mehr in die Nähe seiner Heimat zu kommen, wurde | er am 1. April 1880 an die Regierung zu Merseburg versetzt, der er bis zum 1. November 1905, also 25 Jahre lang, angehört hat. In Merseburg verheiratete er sich 1884 zum zweiten Male mit Adelaide von Häseler, von der er aber schon am 16. September 1885 nach der Geburt seiner Tochter Erika durch den Tod wieder getrennt wurde. Auch ein weiterer harter Schlag traf ihn in diesem Jahre. Sein jüngster Sohn musste infolge geistiger Umnachtung in Anstaltspflege gegeben werden, wo er sich heute noch befindet. Am 22. August 1899 schloss von Wangelin zum dritten Male den Bund fürs Leben, und zwar mit Fräulein Margarete Rissmann, die seine treue Pflegerin bis an sein Ende geblieben ist. Bis in die letzte Zeit seines Lebens blieb er rüstig und geistig frisch. Erst als in dem grossen Krieg im August 1914 sein Sohn Richard den Heldentod für das Vaterland starb und auch noch mehrere andere Verwandte fielen oder schwer verwundet wurden, : da trübte sich allmählich sein Gedächtnis, bei dem hohen Alter von ‚79 Jahren kein Wunder. Als ihn dann im Januar 1915 eine tückische Influenza packte, da konnte er sich nicht wieder erholen. Am 10. Februar entschlummerte er sanft. Georg Jacobi von Wangelin. 165 i Sein Leben war an Freuden und Leiden reich gewesen. Stets aber hatte er sich den Gleichmut in allen Lebenslagen gewahrt, und sein festes Gottvertrauen hatte ihn alle Schicksalsschläge standhaft _ ertragen lassen. Aeussere Ehrungen waren ihm in reichem Masse zu- teil seworden. Ausser dem Roten Adlerorden vierter Klasse mit - Schwertern und anderen Kriegsorden schmückten der Rote Adlerorden dritter Klasse und der Kronenorden zweiter Klasse seine Brust. Im _ Jahre 1891 wurde er zum Regierungs- und Forstrat, 1912 zum Geheimen Regierungsrat ernannt. 3 Der Deutsche Verein zum Schutze der Vogelwelt war 1884 durch _ Thienemanns Tod seines ersten Vorsitzenden beraubt worden. Die Herren - Oberregierungsrat von Goldbeck und Regierungsrat Kunze, die nach { Thienemann die Leitung des Vereins übernommen hatten, wurden durch äussere Verhältnisse veranlasst, das Amt wieder niederzulegen. Liebe war nicht geneigt, das Amt des ersten Vorsitzenden zu übernehmen, weil es ihm Repräsentationspflichten auferlegte, die zu übernehmen er "Bedenken trug. Da wurde vom Regierungspräsidenten von Diest in ‚einer Vorstandssitzung der Forstmeister Jacobi von Wangelin, dessen reges Interesse für die Ornithologie bekannt war, für das Amt des ‚ersten Vorsitzenden vorgeschlagen, und er erklärte sich bereit, das Amt zu übernehmen. In der Generalversammlung des Vereins, am 5. Februar 1887, erfolgte die endgültige Wahl, nachdem von Wangelin b ereits seit Juni 1886 die Vorstandsgeschäfte interimistisch geleitet hatte. | In treuem Zusammenarbeiten mit dem unvergesslichen Liebe bis zu dessen 1894 erfolgtem Tode und mit mir bis zur Niederlegung seines Amtes, ja sogar noch länger, bis zu seinem Tode, hat er alle seine freie Zeit dem Verein und seinen Bestrebungen gewidmet, häufig nicht "ohne dabei persönliche Opfer zu bringen. E. von Schlechtendal, Thiene- Ei ann, Liebe, von Wangelin, diese vier Namen sind mit der Geschichte 5 ‚unseres Vereins und mit der Geschichte des Vogelschutzes in Deutsch- land stets auf das engste verbunden. Wie hat sich von Wangelin gefreut, als ihm am Tage der Niederlegung seines Amtes als erster f Vorsitzender, der zufällix auch sein 75. Geburtstag war, im Anschluss an die Hauptversammlung von einer grossen Anzahl seiner orni- hologischen Freunde und Verehrer als Ausdruck der Dankbarkeit ein 166 Prof. Dr. Carl R. Hennicke: Georg Jacobi von Wangelin. Festessen gegeben und bei dieser Gelegenheit ein Erinnerungspokal überreicht wurde. Oft hat er mir gesagt, das sei einer der grössten Freudentage seines Lebens gewesen. | Schon durch seinen Beruf als Forstmann war von Wars wie kein anderer geeignet, den Vorsitz eines derartigen Vereins zu über- nehmen. Seine Beziehungen zu der Regierung und zu anderen Behörden, seine für seinen Beruf notwendige naturwissenschaftliche Vorbildung, sein gewinnendes Wesen und seine mannigfachen gesellschaftlichen Beziehungen ermöglichten es ihm häufig, auch da noch Erfolge zu erreichen, wo sie von vornherein ausgeschlossen erschienen. Dau kamen aber noch sein grosses Interesse für die Vogelkunde, die tiefen biologischen Kenntnisse, die er sich in seiner Tätigkeit und auf einigen grösseren Reisen nach Schweden, Dänemark, Italien, Ungarn angeeignet hatte, und insbesondere seine eilrige Beschäftigung mit der Oologie. So konnte ich es mir auch als grossen Gewinn anrechnen, als es mir gelang, ihn zur Teilnahme an der Neugestaltung des neuen Naumann | zu veranlassen, in dem er grosse Abschnitte (Rebhuhn, Wachtel, Fasan, Trappen, Kraniche, Uferschnepfen, Brachvögel, Regenpfeifer, Dickfüsse) | bearbeitet hat. Dabei war er kein Büchermensch, kein Bureaukrat. Im Gegensatz zu so vielen anderen Forstbeamten lebte er im grünen | Walde auf und machte dort seine Beobachtungen. Als eilriger Jäger | hat er grosse Strecken zu verzeichnen gehabt, doch blieb er trotz seiner Jagdleidenschaft der weidgerechte Jäger und Heger. Im Herbst 1911 | war er mehrere Wochen mein Gast. Bei dieser Gelegenheit machte er die letzte Treibjagd seines Lebens in meinem kleinen, sehr hügeligen und schluchtenreichen Pachtrevier trotz seiner 75 Jahre bis zu Ende mit und wurde Jagdkönig. Tagelang vorher schon hatte er in Erwartung der Jagdfreude sein Gewehr sorgfältig geputzt und bereit gemacht. Leider holte er sich bei der Jagd einen argen Gichtanfall, der ihm die Teilnahme an Jagden von da an unmöglich machte. | Mir persönlich ist in Wangelin ein lieber, verehrter, väterlicher Freund entrissen worden. Schon seit 1886 hatte ich Gelegenheit gehabt, ihm bei Vater Liebe näher zu treten. Ich erinnere mich noch genau des Tages, als er nach Liebes Tode zusammen mit Exzellenz von Diest mich in der Sprechstunde des Sanitätsrats Dr. Stimmel in Leipzig, den 4 ViktorRitter von Tschusi: Ankunfts- und Abzugsdaten bei Hallein (1914), 167 “ ich damals vertrat, aufsuchte, um mich zu fragen, ob ich bereit sei, ' - für Liebe in die Bresche zu springen und interimistisch die Schrift- i ‚leitung der Ornithologischen Monatsschrift zu übernehmen. Es war am . 6. Juni 1894. Seit diesem Tage bin ich in ständigem regen brieflichen und 3 persönlichen Verkehr mitihm gewesen. Er hat an allen meinen Schicksalen, 4 guten und bösen, jederzeit den innigsten Anteil genommen und mir treu zur E Seite gestanden. Dabei habe ich ihn so recht kennen gelernt. 1906 schrieb er mir bei der Ueberreichung seiner letzten Photographie: „Die alte Freund- ‚ schaft soll, solange wir leben, erhalten bleiben.“ Diesem Versprechen ist er 5 - bis an sein Ende treu geblieben. Der Piarrer, der seine Grabrede hielt, hatte “ recht, wenn er das Urteil über ihn in den wenigen Worten zusammen- fasste: „Er war ein echter deutscher Mann, an dem kein Falsch war.“ Ankunits- und Abzugsdaten bei Hallein (1914). ' Von Viktor Ritter von Tschusi zu Schmidhotffen in Hallein. ; Anus onus (L). 8. \V. 8h a. m. 2 St. ums Haus; 9!:V.-1/,5 p. m. 2 1 St.; 7. VI. nach Schneefall im Gebirge am 6. VI. 30 St. sh a. m. 4 kreisend nach N. — 24. und 26. VII. gegen 100 in grosser Höhe kreisend; 80. VIL mittags 4 St. ums Haus. Hirundo rustica L. 6. IV. '/,3hk p. m. bei strömendem Regen 1 St. nach N; 12. IV. & vormittags singend; 5. V. das Brutpaar im Nachbar- = hause eingezogen. — 9., 10., 11. VII. einige, 12. VII. !/,9h a. m. einige ” nach N, 26. VIII. 3—4h p. m. ein paar eilig nach N, 2. IX. /,7h p. m. A einige, 12. IX. nach Regen !/,2h p. m. 2 eilig nach N, 13. IX. '/,2h p. m. 4 Pau, 1AIX. 96 a. m. 8-10 St. nach S, 16. IX. °/,8h a. m. eine, r ‚kleine Gesellschaft auf Telegraphendrähten an der Reichsstrasse, 19. IX. -2.m.10-15 St. mit einigen Chelidonaria urbica, nachmittags viele, 20.IX.nach = Wettersturz 10h a. m. 4—5 St., auch nachmittags, 21. IX. (+ 6° R, Regen) 10-15 St., dann mittags einige unter Chelidonaria urbica, 22., 23. IX. tags- 5 über mehrfach, 24. IX. einzelne, 25.—28. IX. immer einige, 29. IX. zuletzt. a Chelidonaria urbica (L.). 16. V.a. m. 10—12h bei Regen viele überm = Tal; 29. VII. viele über den Wiesen; 3. VIIL. in einem Neste die Jungen "ausgeflogen, 20. VII. füttert noch ein Paar Junge im Neste. — 19. IX. > einige unter Airundo rustica, 21. IX. '/,ı2h a. m. trifft ein Flug von 60-80. ganz ermatteten Schwalben ein, die sich auf den Gesimsen meines Ei Hauses mit paar Alirundo rustica niederlassen und gegen 1h p. m. in a A EDEN a Re a 1 ET 1 1 I a FE Ne REN Fe an a 8 4 Vu . F E; u EG ” I= 7 Fi ,4 ‘ * > a 168 | Viktor Ritter von Tschusi: n.-w. Richtung weiterziehen, 22., 23. IX. einzelne unter /irundo rustica, 29. IX. einige um 6h p. m. unter Hirundo rustica, dann nach NW; 10. X. die letzte. Seit heuer hat sich die Stadtschwalbe wieder in ee Zahl als Brutvogel in Hallein-Burgfried angesiedelt, nachdem sie durch die Häuserrenovierung durch längere Zeit vollständig vertrieben worden war. Cuculus canorus L. 30. IV. in Waidach, angeblich schon 14 Tage vorher gerufen; 8. V. am Heuberg gerufen. Corvus frugilegus L. 17. XI. !/),Ah p. m. 60—80 ar den Wiesen Colaeus monedula (L.). 28. XII. 30—40 fremde Dohlen unter Raben- krähen auf den Wiesen. | / Garrulus glandarius (L.). 14. X. erster im Garten. | Nucifraga caryocatactes relicta Rchw. 10. X. '/,9h a. m. ı St. im Garten. | Sturnus vulgaris L. 15. I. einige im Garten der Tabakfabrik singend, 13. V. Junge am Dachboden ausgekrochen. Heuer gab es hier nur wenige Brutpaare, bei der zweiten Brut ungefähr nur 4-5. 13. VII. p. m. ein Flug von zirka 40—50 Jungen nach NW. — 29. IX. 7 St. nach NW. 9. X. nachmittags vielfach nach NW, 16. X. !/,4h p. m. 80—120 auf den Wiesen. | | Picus canıs Gm. 18. IV. !/,9h a. m. ö rufend im Garten. Dryobates major (L.). ı1. XI. der erste im Garten. Sitta caesia Wolf. 29. ll. erster Frühlingsruf im Garten. 10. 1. trägt: | ‚Niststoffe in einen Starkasten, dessen Flugloch bis auf eine kleine | Oeffnung vermauert wird.. 28. V. die ausgeflogenen Jungen zuerst bemerkt. Hatte noch nie im Garten genistet. Certhia familiaris macrodactyla Br. ı1. II. ı St. im Garten. Lanius collurio L. Dieser ehemals so überaus häufige Brutvogel hat sich ohne wahrnehmbare Ursache von Jahr zu Jahr vermindert und heuer sah ich kein einziges Stück, selbst nicht am Zuge. Ich nehme an, dass die hiesigen Würger wiederholt auf dem Zuge verunglückten. Eine Neubesiedelung, selbst einer gewöhnlichen Art, erfordert oft Jahre. (Vergl. Ber. von 1913.) | | Muscicapa striata (Pall). 6. V. '/,Ah p. m. 1 St. im Garten. Das Brutpaar blieb aus. — Am Herbstzug 3. VII. 2 St., 22. VII. | ya a Ankuntts- und esaken bei Hallein 1914. 169 Musecicapa eleucn (Pal). Ta lv. 7 540D.m. 8 ad.,,16. und 17,.IV. " früh & semi ad. — 18. IX. !/,5h p. m. 1 St. | 3 Parus major L. 29. I. erster Frühlingsruf. 4. VI. eine Gesellschaft _ Junger im Garten. } Phylloscopus collybita (Vieill). 28. Ill. zuerst gesehen, 8. IV. zuerst gehört. 26 X. 2 St. rufend,.17. X. ah.a.!m. 1 St. E: Phylloscopus bonellüi (Vieil). 15. VII. ein 5 schwirrend im Garten. Phylloscopus trochilus (L.). 15. IV. erstes d. — 2., 4. X. 2-3 St., 6. X. zuletzt. | 4 Alle Laubvögel sind hier in ihrem Bestande ohne merkliche Ursache - sehr zurückgegangen. 4 Hippolais ieterina (Vieill). 3. V. abends beim Bahnhof gesungen, im Garten am 5. V. früh. Heuer kein Brutpaar im Garten. 13. VI. Junge beim Bahnhofe aus dem Neste im Grase. Acrocephalus palustris (Bechst). Heuer nicht einmal gehört. Sylvia communis Lath. Heuer kein Brutpaar, am Zug nur am 24. IX. ; in 2 St. beobachtet. f ‚Sylvia curruca L. 22. IV. erste, 28. IV. unser 3. 5. VIII. mit Jungen "im Garten. — 14. IX. pm. 1486,18, 24. IX. 1: St., ebenso am 25. RX, Ra 188,1. X. 1 St. ’ Sylvia borin (Bodad.). 14. V. 6h p. m. erster Gesang. — 14. IX. vor und nachmittags mehrere. 2 Sylvia africapilla L. Nur am Herbstzuge gesehen und zwar 24. IX. einige 99 oder Junge; 3. X. !/,sh a. m. viele auf Pfaffenkappelsträuchen, ebenso den 11. X. pı m. 19, 18%%. einige, zuletzt. 4 Alle Grasmückeu waren heuer in ihrem Bestande sehr zurück- gegangen und erschienen auch auf dem Herbstzuge nur sehr spärlich, so dass die sonst belagerten Holunderbüsche, die reichlich Beeren trugen, vorwiegend von den überaus zahlreichen Amseln geplündert wurden. - Turdus philomelos Br. 13. II. '/J,12h a. m. erste. Turdus merula L. 19. 1. erster Gesang. Phoenicurus ochruros gibraltariensis (Gm). 23. VII. nachmittags ein junger Vogel, sonst keinen gesehen. Phoenicurus phoenicurus (L). 7. IV. 8 durchgezogen, 21. IV. Brut — . V. 9. — 14. IX. 2 8 jun., 24., 25. IX. einige. N A nn Sn % 2 a NR RT. N a Er Fi FE E a 170 Hans Stadler und Cornel Schmitt: Dandalus rubecula (L.). 4. X. abends ein Stück im Garten gerufen. Saxicola oenanthe L. 12. IX. einige auf geackerten Feldern. Pratincola rubetra (L.), 4. V. nachmittags 1 &. Motacilla alba L. 12. IX. auf geackerten Feldern viele bei Regen, 20. IX. ebenda nur Junge, 29. IX. viele. Alauda arvensis L. 7. IV. 8h a. m. singend. Fringilla montifringilla L. 21. X. mittags die ersten gehört. Loxia curvirostra L. 3. VI. ı St. im Garten. RN Turtur turtur: (L). 19..V. sh 2 m eS8% Larus ridibundus L. Ein junger Vogel trieb sich am 97. XI den ganzen Tag auf den Wiesen umher. Zum Schluss möchte ich noch betonen, dass hier der Vogelbestand — Brut- und Durchzugsvögel — in den letzten Jahren, besonders aber heuer, ganz erschrecklich zurückgegangen ist, ohne dass merkliche Veränderungen, die für diesen Vorgang in Betracht gezogen werden könnten, vorzuliegen scheinen. Tännenhof bei Hallein, Ende Dezember 1914. Das Spotten der Vögel. Von Hans Stadler und Cornel Schmitt in Lohr. In den „Verhandlungen der Ornithologischen Gesellschaft in Bayern“, Bd. 11 S. 221 ff., stellten wir am Schluss unserer Studie „Ueber das Spotten mitteleuropäischer Vögel“ den Satz auf: Das Spotten ist eine normale Eigenschaft aller Passeres, d.h. aller Singvögel im weitesten Sinn, vom Kolkraben angefangen bis zur Nachtigall, und alle Arten imitieren auch in der freien Natur. Wir konnten uns im Frühling und Sommer 1913 und 1914 aufs neue davon überzeugen, dass diese These zu Recht besteht, und haben, weit entfernt davon, jede individuelle Abweichung im Gesang gleich als Nachahmung anzusprechen, eine ganze Anzahl einheimischer und fremder Vögelarten als Spötter fest- gestellt, von denen uns diese Eigenschaft nur aus der Literatur bekannt oder aber vollständig neu war. In zoologischen Gärten begegneten uns als Imitatoren Gymno- ‚ rhina leuconota Gray (ein Flötenvogel), Cyanocitta coronata (Swains.) [Kronblau- häher], Dendrocitta rufa (Scopoli) |Wanderelster], Gracula-Arten, Dissemurus | paradiseus (L.) |Flaggendrongo], Kittacincla tricolor (Vieill,) [Schamadrossel]. | Das Spotten der Vögel. 471 Im Freien trafen wir Spötter unter den folgenden Arten, von denen Nachahmungen im Freileben bisher kaum je beobachtet sind: = Erlenzeisig, Zitronenfink, Gold-, Grau-, Garten- und Rohrammer, Gebirgs- E stelze, Wasserpieper, Kleiber, Winter-- und Sommergoldhähnchen, - Trauer- und Halsbandfliegenschnäpper, grauer und schwarzohriger E _ Steinschmätzer, Hausrotschwanz, Nachtigall, Misteldrossel, Zaunkönig. a _ Ausser diesen begegneten uns auch neue Spottweisen vieler anderer { Arten, über deren Nachahmungsgabe wir schon in unserer ersten Ver- — öffentlichung uns verbreitet haben. In der Literatur fanden wir von einheimischen Vögeln folgende weitere Arten als Imitatoren auf- geführt: Kirschkernbeisser, Steinsperling, schwarzkehliger, Stein- E msiwer, Schwarzkehlchen, Tamariskenrohrsänger, Heckenbraunelle. I. Ausserpaläarktische Spötter. 3 | Als wir 1913 und 1914 in Stellingen, in Hamburg, in Frankfurt, 3 in Amsterdam, in Gooilust, in Nürnberg und München exotische Vögel R verhörten, kümmerten wir uns zunächst gar nicht um deren systematische - Stellung, sondern achteten ausschliesslich darauf, welche Besonderheiten ihre Stimmen böten gegenüber den uns bekannten Lautäusserungen _ eurasischer Vögel. So notierten wir bei Hagenbeck ahnungslos: | * 6° Keonblanhäher singt: „wie Star — durchgeschliffen.“ E- PT nm— 7 I —— Se _ „wie Bussard.* Som — „wie Schwarzspecht.“ a. 7 |} Kan; am a ma 2 hid | glück Se S. glück s / N a Wanderelster ruft: Ss „wie Haushuhn.“ 2 ß 70 5 go ü E SEE wie Henne, wenn sie ein Ei zele t mat: = nen x er ae = jogo ü { mi E Erst jetzt begriffen wir, dass es wirkliche Nachahmungen waren. *) Wir empfehlen sehr, alle Notenbeispiele nachzupfeifen (etwa mit Hilfe des - Klaviers) jedoch, nicht auf dem Klavier zu spielen — die Klangfarbe dieses Instruments ) ‚hat mit der Vogelstimme gar zu wenig gemeinsam! De N 172 Noch bezeichnender war, was uns in „Artis“, dem grossartigen Tiergarten Amsterdams, begegnete. Wir standen vor einem Flaggen- drongo und notierten: „Abgesehen von verschiedenen eigenen Rufen singt er vielfach genau wie Singdrossel.“ Etwas später: „Der Vogel hat aber auch weit tiefere Lagen. Er singt in der Amsellage.“ Und gleich darauf: „Und singt wirkliche Amselstrophen.“ Und als das | eine Weile so zuging, erfassten wir endlich die Situation. In den wald- artigen Partien von „Artis“ singen viele freilebende Schwarz- und Sing- drosseln, und diese waren das Vorbild für unsern Drongo. Zum Beispiel die Drongostrophe - hörten wir gleich darauf genau ebenso von einer Amsel. Eine Schamadrossel des Hamburger Zoologischen Gartens brachte ganz typische Singdrosselstrophen. — Im Frankfurter Vogelhaus sang ein Flötenvogel (Gymnorhina leuconota Gray). Neben seinen eigenen pirolartigen Flötentönen brachte er das gurrende gru der Tauben, mit denen er den gleichen Raum teilte, in den tiefen Oktaven der Vorbilder. — Auch von Gracula intermedia Hay, der Mittelbeo, in Hamburg, die zusammen mit Tauben im selben Raum untergebracht war, hörten wir Taubenmotive, allerdings in einer höheren Oktave als diese: — die Flötenstimme des Kaptäubchens. Von dem Nachahmungstalent der Gracula religiosa L. enthält neuer- dings der Kosmos 1913 eine enthusiastische Schilderung aus der Feder von Carthaus. Dem Kenner bieten die dort angeführten Beispiele keine Ueberraschungen. Es ist auch längst bekannt, dass Beoarten — so Gracula venerata Bonaparte, Mino dumonti Lesson, Melanopyrrhus anais (Less) — von den Eingeborenen der malaiischen Inseln wegen ihres hervor- ragenden Sprachtalents von jeher als Stubenvögel gehalten werden, und begabte Exemplare unseres gewöhnlichen Stares bringen es in der Gefangenschaft zur gleichen Meisterschaft. — In Brehms Tierleben finden sich lesenswerte Schilderungen von Imitationskünstlern unter Stirn- 4 Das Spotten der Vögel. | 173 _ vögeln, Tuis, Drongos, Leierschwänzen. Aus der neuesten Literatur "ist uns eine Notiz bekannt geworden über Gymnorhina leuconota von Eyl- mann (J. f. O0. 1914 S. 31): „Das Flöten hörte ich auch in mondhellen 4 "Nächten, und zwar mehrere Male gleichzeitig (als Nachahmungen) das ; Zwitschern des black and white fantail (Rhipidura tricolor), das schwer- - mütig klingende hubuuk der Boobookeule (Ninox 500book) und das schrille | körliu des Dickfusses (Burhinus grallarius).“ — In der uns zugänglichen 4 Literatur fanden wir weiterhin an exotischen Spöttern aufgeführt: 4 Gymnorhina tibicen (Lath.) [Flötenvogel]l, Cyanocorax pileatus (Temm.) |Blau- E abe], Corvus brachyrhynchos Brehm (amerikanische Krähe), Molothrus ater Gi ) [Kuhstar], Dryonastes chinensis (Scop.,) |Augenbrauen-Häherling - chinesische Spottdrossell, Mimus polyglottus (Linne) |amerikanische Spottdrossel], Galeoscoptes carolinensis (L.) [Katzenvogel], Mimocichla rubripes (Temm.) [Rotfuss- oder Kubaspötter], Sialia mexicana (Swains.) [mexikanischer Blauspötter], Harporhynchus rufus (L.) [|Waldspötter], Copsychus saularis (L.) 4 [Dajaldrossel], ferner sprechende Wellensittiche. Natürlich ist die Zahl der fremden Spötter unendlich viel grösser; es fehlen nur bisher die Beobachter. So ist es nicht einzusehen, warum so gute Sänger wie - Trupiale oder Schweifglanzstare (Zamprotornis) nicht imitieren sollten. I. Mitteleuropäische Spötter. 4 Krähen imitieren auch einander. Im Hamburger Tiergarten rief | E. ein Kolkrabe das krah einer Rabenkrähe in einsgestrichenem f, - während seine eigenen Stimmäusserungen, kleines g, eine ganze Oktave tiefer waren. = Von freilebenden Eichelhähern haben uns drei befreundete Geistliche Imitationen mitgeteilt. Pastor C. Lindner: So wie dieses Jahr - (1913) in Wengen (Berner Oberland) hat mich noch kein Häher genartt, und das will etwas heissen. Dieser Bursche miaute so täuschend dicht v4 über mir in einem Chausseebaum, dass ich masslos erstaunte, als mit höhnisch klingendem Lachen dann ein Häher abstrich. Geistlicher Rat 3 "Karl Hofmann (Arnstein) hörte einen Häher den Hahnenschrei täuschend 2 - machahmen. Professor Ries (Bamberg) hörte am 23. März 1913 einer - Gesellschaft durchziehender Eichelhäher zu. Einer davon imitierte einen dem Beobachter unbekannten Laut, der andere gab das nasale Plaudern 174° ENT Hans Stadler und Cornel Schmitt: | der Hausenten — qua qua — täuschend von sich, und beide taten es _ in abwechselndem rhythmischen Responsorialgesang. Ob die Sache in. ihrer Abwechselung so komisch beabsichtigt war, als wie sie sich an- hörte, wurde dem Beobachter freilich nicht klar. — Weigold (J.f.0.1914 S. 69) ist geneigt, das bekannte gülock gülock der Häher — Nach- ahmung des Klangs fallender Wassertropfen — zu erklären als Imitation der canz gleichen gluckenden Rufe balzender Kolkraben. Wir selbst vernahmen am 31. März 1913, wie ein Häher kurz nacheinander Grün- specht, Katze, Turteltaube und Lämmer imitierte. Zehn Minuten darauf trieb der Sendelbacher Schäfer seine Herde vorbei. Wir fragten ihn aus, und er gab wörtlich an: Viele Leute sagten mir, im Walde hätte sich eins meiner Lämmer verirrt. Ich habe aber nur drei, und die sind immer bei den Mutterschafen. Da habe ich mich einmal versteckt und den Kerl „abgespitzt“. Es war einer von den „Härrn“ (Häher) mit blaugestreiften Flügeln. | Das Repertoire unserer einheimischen Stare ist ganz mannigfaltig, aber sie zeigen ihre Kunst im Freien nicht gleichmässig häufig. Auf dem Dach eines alleinstehenden Hauses, in dessen Nähe eben eine Bahnstrecke umgebaut wurde, brachten die Stare täuschend das Behämmern der Eisen- bahnschienen und das Einschlagen der Eisenbolzen in die Holzschwellen. Am 30. Oktober hörten wir eine Stunde lang einem kleinen Schwarm Stare zu, die in der warmen Sonne phantasierten. Sie gaben allerlei zum besten: die Grauammerstrophe genau, den schmatzenden Lockruf des schwarzkehligen Wiesenschmätzers, das Schneppern der jungen Rot- kehlchen, das chrä der Eichelhäher, das pink pink und kurze Strophen der Kohlmeisen, ein Heidelerchenmotiv, besonders oft das Schilpen von Spatzen in seinen verschiedenen Abänderungen, dann das Geräusch des Einschlagens von Eisenkloben, das gedämpfte tak tak tak und mehrere gute naturgetreue Strophen von Amseln. Amsellieder von Staren haben wir 1913 viele gehört an weit auseinander liegenden Standorten, auch leise Strophen, wie sie „spinnende“ — verträumte — Schwarzdrosseln hören lassen. Eines Tags sang eine Amsel. Ein Star in der Nähe sang ihre Strophe sogleich genau nach, zweimal hintereinander. Wir ver- nahmen ferner das knatzende Motiv didie des Gartenspötters, den Strecken- ruf zrrr der Goldammern, das schnalzende t’t’ des Hausrotschwanzes, | Das Spotten der Vögel. 175 Stieglitz-Bruchstücke, das dohlenartige jak der Saatkrähen, Eilster- - schackern, Grünspechtlachen, das Kläffen des Steinkauzes, Rufe des 4 Blässhuhns, den Brunstruf der Pirole, den Anfang einer Girlitzstrophe, R Gesänge von Misteldrossel und Kohlmeise, Spatzenrufe, das Lachen der - Lachtauben. Manche Pfiffe von Staren sind so täuschend menschlich, - dass wir uns unwillkürlich nach dem Pfeifer umdrehten. Das hie des - Hähers und den Pirolruf beobachteten wir häufig, am allerhäufigsten aber den Mordent des Gartenbaumläuferss. Ein schönes Motiv in i weichem Okarinaklang war dieses: 5 jedenfalls der Ruf UERTEETT IR N üdlüdl eines Totanus. Am 3. Februar 1914, einem besonders kalten ' Tage, hörten wir vom Giebel eines Hauses herab die Warnrufe der Rauchschwalbe: ditte, ditte, ditte, so dass wir wirklich im ersten - Augenblick erstaunt aufsahen. Ein Star hatte uns wieder mal herein- gelegt. Am Weiher unseres Vogelschutzgehölzes vernahmen wir eines Tags Rufe und Strophen eines unbekannten Vogels, ein nicht so seltenes - Vorkommnis an dieser Stelle, von der jede Beunruhigung ferngehalten wird. Zuweilen war es Entenguaken, zuweilen dohlenähnliche Rufe, meist aber Motive, die wir nicht kannten. Auf einmal ertönte das Glissando eines Stars, der in dem Brutkasten eines alten Kirschbaumes E nistete und unsichtbar im dichten Laub uns eine Weile genarrt hatte. — "Im Zoologischen Garten in Hamburg vernahmen wir von einem Star Motive verschiedener exotischer Nachbarn. — Erwin Gebhardt macht uns auf eine Stellein J äckel, „Die Vögel Mittelfrankens“, aufmerksam. 4 Der Star ahmt, heisst es da, die Töne des Falco buteo, Corvus mone- 4 dula und pica, Oriolus galbula, Perdix cinerea, Ortygion coturnix, Totanus ochropus und calidris, Scolopax gallinago, Vanellus cristatus, Fulica atra, a sogar den Begattungsruf des braunen Grasfrosches (Rana temporaria), "viele dieser Töne bis zur vollendeten Täuschung nach. Und in - „Systemat. Uebersicht der Vögel Bayerns“: „.... Sogar das hässliche schrieb uns: „Ich erhielt einmal einen Star zum Geschenk, der in der Werkstatt eines Drechslers aufgezogen war. Er drechselte den ganzen 176. 0 Hans Stadler und Cornel Schmitt: Tag, bald mit dem groben Meisel, bald mit dem feinen, und zwischen dieses Geräusch flocht er das durchdringende Pfeifen des Rades hinein.“ Zwei befreundete Jungen erzählten uns letzthin: Unser gestrenger Onkel, der heuer oft an unserer Wohnung vorbeikam, sparte sich das Schellen an der Haustür, rief uns vielmehr an mit dem Signalpfiff: 'Leb wohl, mein Bräutchen schön! Eines Tags nun waren wir in ernsten Streit geraten und rauften mit- einander. Da horch! Der Onkel pfeift uns: Leb wohl, mein Bräutehen schön! Wie der Blitz fahren wir auseinander, öffnen mit der un- schuldigsten Miene das Fenster und hören uns zum zweiten Male begrüsst mit Onkels „Bräutchen schön“ — von einem Staren. | Man sollte nicht glauben, dass Kirschkernbeisser, von denen man kaum anderes zu hören gewohnt ist als das scharfe isst, imitieren. Und doch hatte der Altmeister Liebe einen jung aufgezogenen Kern- beisser, der den Schlag der Zwergwachtel täuschend nachahmen lernte. So ist es auch glaubhaft, was wir an einer uns nicht mehr auf- findbaren Stelle gelesen haben, dass auch der schwarzkehlige Wiesenschmätzer spottet. Da der Wasserschwätzer ebenfalls‘ ein vorzüglicher Nachahmer ist (siehe unsere frühere Publikation), obwohl sein Originalgesang nur ein „Geschwätz“ sein soll, so fragten wir uns schon immer, warum nicht auch unser Steinschmätzer | imitiere, dessen Gesang das Schicksal der genannten Arten teilt in der literarischen Beurteilung. Richtig fanden wir in „Brehms Tierleben“ eine Stelle: „... auch unter. den Steinschmätzern gibt es einzelne Meistersänger, die ziemlich gute Spottvögel sind.“ Später überzeugten wir uns selbst in Hochsavoyen davon, dass der graue und der Schwarzohr-Steinschmätzer vorzüglich nachahmen.‘ Mit den Gesängen dieser Arten ist es eben so, dass die bisherigen unmusikalischen Beobachter mit ihnen nichts anzufangen wussten, während die Vögelin Wirklichkeit in ihrer Art Ausgezeichnetes leisten. Saxicola stapazina L. | und isabellina Cretzschm. sind seit langem als herrliche Imitationskünstler bekannt. 4 Das ‚Spotten der Vögel. 177 SR Grünlinge imitierten am 23. Juni Be Lohr. Einer im Friedhof brachte das ganz hohe Baumpiepermotiv n 3] 3 3! getreu mit der swi swi swi swi fast überschnappenden Stimme des Originals, und hängte dem Schluss seines eigenen Gesanges die tiefen, eigenartig gefärbten flötenden Töne der Braunkehlchen an (ü in f£,): Ein ne in den Gärten beim Stadt- bahnhof, hatte das bekannte % =. - (um c, herum) des Waldrot- wis wis wis - schwanzes genau in dessen sonderbar heiserer Klangfarbe. Ries schrieb uns unterm 5. Juli: Vor meinem Haus singt ein Grünling täuschend Bas zia, zia, zia der Baumpieperstrophe. Am 23. April: Unter den E Grünfinken gibt es Sprachmeister, wie unter den Eichelhähern. — Am 4 ‚31. Januar 1914, einem frostigen Wintertage, hören wir plötzlich einen | - Girlitz klirren! Wir suchen den Sänger, finden, dass wir nach der - Klirrstrophe, die immer wieder ertönt, eine Grauammer vor uns haben müssen? Zwischen hinein erschallen schöne tiefe volle Töne in c.. Endlich entdecken wir einen singenden Grünling. Aus einem Schwarm von Erlenzeisigen ertönten am 6. Oktober : > starartig gezogene und gepresste Laute und die Einleitung der Rauch- | - schwalbenstrophe. — Zitronenfinken brachten in Hochsavoyen (1914) 2 das Stieglitz-Staccato ihrer Strophe im Timbre bald der Baumpieper, - bald der Buchfinken, die in dem gleichen Wäldchen neben ihnen sangen. - In der „Gefiederten Welt“ 1913 findet sich ein glaubwürdiger Bericht über einen sprechenden Kanarienvogel. Das Vögelchen rief ‚deutlich seinen Kosenamen Hänschen. Ein Hakengimpel, den wir im Käfig halten, singt sehr zarte Heidelerchen- und Rotkehlchenstrophen und in FF den „Ueberschlag“ ‚einer Schwarzplatte. = — Unter den Buchfinken gibt es Künstler mit gutem Nachahmungs- ‚talent. Im März und April sangen drei Buchfinken an verschiedenen Stellen: Zir zir zZirzirzir zizizizi IITT hözie schilp schilp schilp (aufwärts gerichtet — ansteigend) 13 SIRATRR 178 Hans Stadler und Cornel Schmitt: | Sie imitierten Spatzen. Andere begannen ihren Schlag mit dem Grillen- j zirpen der Blaukehlchen und mit einem merkwürdigen Zähneknirschen. Am 4. Mai notierten wir von einem andern: Buchfinks Eingang ist wie das Klappern der daneben singenden Zaungrasmücke; ‚dieselbe Ton- höhe und Klangfarbe, dass man oftmals nicht weiss, wer singt. Erst wenn das bezzie angehängt wird, wird die Sache klar. — Einer der Spatzen- imitatoren gab als Einleitung das Zirpen von Blaukehlchen, Zähne- knirschen und das tonlose Schnabelklappern der Stare. In den Wald- abteilungen Schiefer-Tännig (Alwinsglück) des östlichen Spessarts gibt ‘ es viele Finken neben zahlreichen Trauer- (und Halsband-)Fliegen- schnäppern. Hier bildet den Eingang des Finkenschlags häufig die 1 Einleitung der Trauerschnäpperstrophe: (q al. : zjizji zji rrrer hezie ft 3 („schnapp“) Vielleicht derselbe Fink sang ebendort schluchzende Triller der Nachtigall als Beginn seiner Strophe. | Auch der Steinsperling imitiert. C. Lindner brieflich: Ein ö (in Thüringen) schmolz in seinen auch sonst nicht ganz normalen Gesang so auffallend knarrende heisere Roller ein — ein tır, eng ver- schmolzen mit angefügten Vokalen — dass ein sonderbares Klangbild 1 entstand. Und Friderich-Bau schreibt: Steinsperlinge sind sehr gelehrig, ahmen Töne der Vögel sowie auch Tierstimmen nach. Goldammern singen bei Bamberg häufig den Stropheneingang des Ortolans, OrtolanedenselbenStrophenteilderGoldammern.Grauammern singen hier in Lohr nicht selten das Eingangsstaccato des Goldammers. Am 2. Mai standen wir bei warmem Regen in einem der „Bäue“ (Altwässer) des Mains. Plötzlich hörten wir das so ganz unverkennbare eindringliche fit fit (in d,) des Halsbandschnäppers, konnten aber den Rufer nicht erreichen. Collaris konnte es schon dem Standort nach nicht sein. Wir gingen aber auf die Stelle zu und warteten. Auf einmal ver- u 1 Pr TZI LT 14 vum "A ER BU 74 N Dayezel ee Wa uuB nahmen wir den charakteristischen Lockruf der Kuhstelze a 1 Das Spotten der Vögel. 179 nur fiel uns auf, dass die Tonhöhe weit über der von Budytes lag; zum Ueberfluss rief eine Kuhstelze in der Nähe, die wir sahen, auf einem _ Weidenstrunk in der gewöhnlichen Tonlage (e,). Aber da erblickten wirzwei Rohrammer-äö dicht vor uns im hohen dürren Gras. Im Regen ruhig sitzend rief das eine plötzlich ze in g, — genau wie eine singende und - rufende Goldammer nebenan. Und brachte auch den hohen Budytesruf. - Und rief fit fit fit (in c,) in der genauen Klangfarbe des schwarz- ı kehligen Wiesenschmätzers. Dieser Rohrammer gefiel sich also darin, : fremde Lockrufe auszuprobieren. Nicht ein einziges Mal brachte er ; während dieser Singübung sein eigenes zie. Freilich benahm: er sich - so leidenschaftslos, dass wir nicht glauben, dass er mit fremder Lock- stimme seinem 2 locken wollte. | Alle Melanocoryphen mit ihrem herrlichen Gesang sind als aus- 4 gezeichnete Spötter bekannt. Die Kalanderlerche, schreibt Üetti, ist auf dem Land ein Echo aller Vögel; man braucht sozusagen anstatt all der andern nur sie zu hören... . Sie lernt soviel, als man ihr _ vorspielt; das Flageolett hat keine bessere Schülerin als sie. — Aus N der letzten Zeit berichtet Weigold (J. f. O. 1914 8. 79 u. 80): „Glaubte BEN SB "man den Gesang von Alauda arvensis cinerea Ehmke zu hören, so war es "sicher die calandra, die ihn spottete.... Sie spottet vollendet das Lied der Rauchschwalbe. Ich hörte sie Wiesenpieper, Haubenlerchen und " Waldwasserläufer spotten und manchen rätselhaften Laut erzeugen, der einen immer wieder stutzig macht und suchen lässt.“ Nachahmungen im Gesang einer Haubenlerche teilt Fenk mit (Gef. Welt 1913 S. 278): „Endlich mal eine vorzüglich spottende Hauben- lerche gehört. [Eine] ... bringt direkt täuschend und entzückend zart, als käme alles aus einer gewissen Ferne, von der Kohlmeise mehrere "Rufe (fink, zetern und ganz leis einmal den Frühlingsruf „ninive“), besonders schöne Strophen des Hänflings und der Feldlerche, Rauch- "schwalbengezwitscher, Schacken der Amsel u. a... .“ Wir selbst “hörten am 11. Februar 1914 auf der Mainbrücke eine Schopflerche, die, auf dem Steingeländer sitzend, ihre kurzen Rufe im gewöhnlichen langsamen Tempo vortrug. Plötzlich beschleunigt sie die Gangart — "so war unser erster Bindruck — in Wahrheit sang sie die zwitschernde ‚Strophe der weissen Bachstelze, gleich darauf hören wir mit Staunen 13* w LE En a A ee Re u Gas 2 er - BEE ee FT EEE A er Ron RE EEE ET EEE TEE N = E Re en = 180 Hans Stadler und Cornel Schmitt: Das & eine Dorngrasmücke singen — im Februar! Der Sänger ist wieder die Lerche. Dann schettert sie wie ein Spatz. Am 12. Februar erschallt eine laute klangvolle Schwarzplattenmelodie — es ist unsere Lerche. Am Main schnarrt ein Rohrsänger — es ist unser beschopfter Freund. Wir staunten wirklich über dieses grossartige Wechseln der Stimme! Br Von ren Feldlerchen ist später ausführlich die Rode. : In Hochsavoyen verhörten wir 1914 ein Dutzend Wasserpieper. (Anthus spinoletta spinoletta) zehn Tage lang. Obwohl in Einzelheiten un- gemein abändernd, sangen zehn von ihnen annähernd die nämlichen Strophen. Aber zwei, die ihre Standorte neben einander in einem Stein- kar hatten, flochten in ihre Gesänge sehr sonderbare Laute ein, die auf den ersten Blick als fremdes Gut zu erkennen waren: ein dunkles, ESS dLFEET brIIIT etwas metallisches | oder ——, dumpf und doch hoch und an die Klirrer von Girlitz ee Solcher Roller hatte fast jede mindestens zwei oder drei. Zuweilen jedoch wurden sie gehäuft, und der eine Sänger schob in eine gar nicht lange Strophe an drei ver- schiedenen Stellen drei, drei und vier Roller ein und endete mit einem elften solchen 7 1*) Von einer re schrieben wir am 5. Juli 1913 (Sand- grube bei Sendelbach) ein merkwürdiges Motiv. Sie sang, ganz lang- sam, mit völlig fremder Stimme: Es en N Biere EEE BE 05 EEE WI - fr I LU I T7% Ta a ar m a GE an Taler Bene TE Zr IR Die Klangfarbe und der Vortrag war: Saitenzupfen auf der Violine (Pizzicato). Unsere gelbe Bachstelze flicht zwar zuweilen tiefe Einzeltöne (in g,) ein in ihren Gesang, aber deren Timbre ist srundverschieden | von dem, was wir hier hörten, so dass es doch fremde, ihm liegende *) Unsere sehr merkwürdigen Beobachtungen an Vögeln des Saleve und der savoyischen Hochalpen werden andern Orts ausführlich als eigene Abhandlung erscheinen, @lfer: Bin (ormitholögidcher) Ausflug an den Werbellinsee. 181 - Motive waren, die der Vogel, vielleicht in einer Stunde der Einkehr, an seinem Ohre vorüberziehen liess. E Im Buchenwalde rief ein Kleiber am 23. November endlos sein _ tonarmes dwet dwet. Plötzlich schrie ein Eichelhäher sein chrait hinein! - Aber es war der Kleiber, der zehnmal hintereinander, unter Beschleunigung des Tempos seiner Rufreihe, das Häherchrait täuschend rief. dw et dwet dwet chrait ehrait chrait dwet dwet ' Sein eigenes klangleeres dwet glitt ihm gewissermassen hinüber in - das ähnliche Rufen des Hähers. Zweimal brachte er eine Reihe solcher - chrait-Rufe. 4 Anfang Februar 1913, an einem sonnigen, trockenen Wintertage, - hörten wir im Kiefer-Lärchenhochwald des westlichen Rotenbergs kurze, jedoch schöne Hänflingmotive, einen sonderbaren Drosselruf, das diö | jond das Staccato des Grünlings — am gleichen Standort. Aber die “_Rufer konnten wir durchaus nicht entdecken. Sonst war es in dem Forst still; nur Baumläufer riefen sehr vereinzelt, hie und da liess sich eine Tannenmeise vernehmen, Kohlmeise und Buchfink riefen zuweilen ihr pink. In einem dichten Fichtenjungwald ebendort sang ein Winter- _ goldhähnchen fleissig seine gewöhnliche schwebende Strophe; und _ merkwürdig, in die ersten Töne seines Dreiviertel- Taktes fiel, mit - verblüffender Sicherheit, eine Kohlmeise ein mit lautem hellen pitt, so dass das merkwürdige Gesangbild entstand: e:. Lebhaft E E pitt si pitt si pitt sü pitt sii jie (Fortsetzung folgt.) Ein ibolosizchen) Ausflug an den Werbellinsee (27.und 28. Juni 1914). Von Dr. H, Helfer in Berlin-Lichterfelde. „Unerschöpflich an Reiz, an immer erneuter Schönheit ist die | Natur!“ — F Wohl kaum dürfte es in der näheren und weiteren Umgebung von Berlin ein Gebiet geben, auf das so sehr dieses Dichterwort passt, Bu. € 188 Dr. H. Helfer: das so sehr des Besuches wert wäre für jeden Naturfreund, wie der 3 Werbellinsee und seine nahen Forste. Neben entzückenden Landschafts- bildern bieten sich dem Auge in fortwährender A neue | Ueberraschungen dar! Bereits lange hatte ich die Absicht, diese von anderer Seite schon so oft und in hohem Maße gerühmte Gegend zu besuchen, um unter anderm ornithologische Beobachtungen anzustellen, und am 27. Juni | dieses Jahres sollte mein Wunsch sich erfüllen. Wenn ich nun diese Zeilen der Oeffentlichkeit übergebe, so tue ich es hauptsächlich, um auch andere Gesinnungsgenossen auf die interessante Landschaft aufmerksam zu machen, ferner spricht wohl die Tatsache der Veröffentlichung dafür, dass es keine alltäglichen Beobachtungen waren, die zu machen ich Gelegenheit hatte, nein, ich muss sagen, dass der Ausflug an den Werbellinsee zu den schönsten gehört, die ich je in unserer Heimat unternommen, dass er in orni- thologischer Beziehung wohl die ergebnisreichste aller bisherigen dies- bezüglichen Exkursionen war. Der Leser mag selbst entscheiden, 2 es dieser Rechtfertigung bedurfte; er folge mir: Es war etwa 1 Uhr mittags, als ich in Begleitung meines Freundes N. den (nebenbei gesagt von der ältesten aller Formen von Schnellzugslokomotiven gezogenen) „Bimmelexpress“ an. Station Werbellinsee verliess. Die Bahn hatte uns bereits durch viel- versprechendes hügeliges Land geführt, wobei Kornfelder und blumen- strotzende Wiesen mit Kiefernwaldungen in Verbindung mit Wacholder- pflanzungen und Seenlandschaften abwechselten. Hoch am Himmel stand die Sonne und sandte ihre sengenden Strahlen auf uns. Es er- glänzte der tiefblaue Aether in ihrem Lichte; Ruhe und Friede über der weiten Landschaft, als wir den Bahndamm erkletternd unsere Blicke zum grossen Grimnitzsee hinübersandten. Nur hoch in den Lüften liess eine Heidelerche uns zum Empfang ihren entzückenden Gesang hören, und bald darauf stieg vor uns eine Feldlerche auf, zunächst von uns aufgeschreckt, dann aber den Schrecken vergessend in ihr jubilierendes Lied übergehend. Nicht lange konnten wir säumen, wandten uns vielmehr bald dem Werbellinsee zu, über den uns ein Dampfer bis zur Halte- stelle Spring bringen sollte. ı) . Ein (ornithologischer) Ausflug an den Werbellinsee. 183 Vom Bahnhofe Werbellinsee bis zur Dampieranlegestelle geht “man etwa zehn Minuten. Trotz der- glühenden Mittagshitze be- srüssen uns auf diesem Wege doch einige unserer noch munteren > gefiederten Freunde. Zunächst sehen wir einen Steinschmätzer vor 3 uns auffliegen, und kurz darauf stehenbleibend, uns an riesigen Büschen des blauen Natterkopfes erfreuend, erblicken wir den schönen Vogel von neuem aus nächster Nähe und beobachten, wie er sich mit einem seiner Jungen beschäftigt. Im Weitergehen sehen wir Buch- finken und Bluthänflinge, von fernem Zaune her ertönt das „Wie, wie hab ich dich lieb“ des Goldammers, aus dem Walde das ewig sich & gleichbleibende und doch nie ermüdende „Zilp zalp“ des Weidenlaub- - sängers, und dazwischen ruft kurz und scharf der Hausbaumläufer 4 (Certhia familiaris brachyd.). Bald sind wir am See angelangt und lassen - uns am Ufer nieder in Erwartung des Bootes. Die Zeit verkürzen — uns einige vor uns beschäftigte Bachstelzen, aus dem Hintergrunde links ertönen anhaltend das Klappern eines Müllerchens und — zahlreiche Glocken einer Kuhherde, bei welchen Klängen man sich _ unwillkürlich in eine Allgäuer oder sonstige Voralpenlandschaft versetzt denkt. | Inzwischen ist unser Dampferchen angekommen, und die Fahrt 2 kann beginnen. Wie ein Spiegel liegt der lange See vor uns, die 4 glatte Fläche wird nur unterbrochen von den Wellenlinien einzelner 4 dahinziehender — Haubentaucher. Wer ihn noch nicht kennt, diesen # schönen Vogel mit der blendendweissen Brust und dem charakteristischen ® - Halskragen, hat hier auf dem Werbellinsee reichlich Gelegenheit zum E - Studium. Wenn auch meist vereinzelt schwimmend beobachtet, möchte 4 ich die Zahl der von uns gesichteten Exemplare doch auf über hundert schätzen. Viele führten ihre Jungen bei sich, und es war sehr niedlich _ anzusehen, wie die Alten ihre Kleinen beim Herannahen des Schiffes schnell auf den Rücken und unter die Flügel nahmen, und zwar so > geschickt, dass man nichts von den Jungen erblickte, die Alten aber 4 natürlich ganz aufgebläht erschienen. Geradezu komisch wirkte bis- weilen dieses Bild. | 23 Uns der aufblühenden Sommerfrische Altenhof nähernd fuhren wir ganz nahe am südlichen Seeufer und erblickten plötzlich in höchsten EEE SEHE 184 | Dr. H. Helfer: Höhen über dem waldigen Abhange kreisend zwei Raubvögel. Beim E Näherkommen erkannten wir den einen bald als Mäusebussard, den anderen als den selteneren Lerchenfalk. Bei einem Blick auf das gegen- E überliegende Ufer — der See ist an einer stelle ziemlich schmal — sahen wir einen Hausstorch niedergehen, aus dem Schilfe scholl zu. uns hinüber das helle „quie qui& qui&“ des Drosselrohrsängers. In den Buchten des Sees schwammen zahlreiche Wasservögel, von denen wir aus der Entfernung nur die schon erwähnten Haubentaucher, dann Blässhühner und Schellenten erkennen konnten. : | Unter solchen Beobachtungen kamen wir bald am Horskhanse Spring an. Wir begaben uns auf eine naheliegende Anhöhe und er- | freuten uns lange an dem prachtvollen Blick auf den tiefblauen, von waldigen Höhen umgebenen See, wie man ihn zu Füssen liegen hat, wenn man aus dem zu dieser Anhöhe sich hinziehenden Kieferngehölz heraustritt. Nur ungern trennten wir uns von dem schönen Bilde und kehrten zurück nach Spring, wo uns der Förster von a mit einem Kahn abholte. | Kaum hatten wir den Nachen bestiegen, als sich uns eine un- geahnte Ueberraschung bieten sollte. Ein Gänsesäger-Weibchen kam ge- schwommen mit nicht weniger als 17 Jungen! Unsere Freude war natürlich gross, wir steuerten den Kahn derartig, dass wir die Gesell- schaft in eine kleine Bucht trieben, um sie besser beobachten zu können. Es begünstigte unser Vorhaben ein breites am Ufer schwimmendes Floss. Schon waren wir ziemlich nahe gekommen, als | wie auf Kommando die ganze Schar verschwunden war. Als geschickte Taucher hatten sie es fertiggebracht, unter dem Flosse herzuschwimmen, und erschienen nun an der anderen, allerdings uns näheren, Seite des Flosses. Des Fluges wohl noch nicht mächtig machte sich die Familie wie im Laufschritt an der Wasseroberfläche eiligst fort. Bei dieser „Jagd“ blieben zwei Kinder zurück und müssen wohl ihre Angehörigen nicht wieder gefunden haben, da wir am folgenden Tage dasselbe Weibchen mit nur 15 Jungen wiedersahen.. Immerhin waren die Jungen schon so gross, dass sie sich selbständig ernähren konnten. Kurz nach diesem ergötzlichen Schauspiel hatte ich die Freude, zum erstenmal eine Blauracke zu sehen, die bei meinem bisherigen Wohn- Ein (ornithologischer) Ausflug an den Werbellinsee. CHI, sitz in Westdeutschland nicht vorkommt und die ich im Grunewald, wo sie vereinzelt noch sein soll, bis jetzt vergeblich gesucht hatte. _ Kurz vor unserer Ankunft in Wildau sahen wir noch eine Schellente mit acht Jungen, und bei unserer Landung am Forsthause Wildau _ wurden wir von zahlreichen Seglern, Mehl- und Rauchschwalben E empfangen, die eifrig nach Insekten über dem Spiegel des S Sees jagend E beschäftigt waren. 3 Die Häuser von Wildau, zum kaiserlichen Besitze Hubertusstock _ gehörend, liegen am westlichen Ende des Sees, dort, wo er in den W erbellinsee-Kanal übergeht, der die Verbindung zum Finow-Kanal her- stellt. Der Verkehr ist nur gering, auch Sonntags wagen sich noch nicht viele Ausflügler in diese stille Ecke. Von der kleinen vor dem am See gelegenen Forsthause gebauten Holzveranda hat man einen weiten Blick über den See bis Altenhof. Die nähere Umgebung des - Forsthauses mit seinen niedlichen Gartenanlagen, Wiesen und Teichen gleicht einem Paradies. Es ist die Zeit der Feldblumen! Mohn und . Kornblumen stehen in grosser Zahl an den Wegen und Rändern der 3 nichtende Sense, über Mannes Höhe ist das. Schilf an den Teichen _ gewachsen, Weidengebüsche wechseln ab mit Obstanpflanzungen. Grillen zirpen im Grase. Drosselrohrsänger und Teichrohrsänger singen um die Wette, Braunkehlchen schliesst sich an, dazwischen das „Orex Crex“ des Wachtelkönigs, der, trotzdem in unserer nächsten Nähe be- findlich, sich auf dem Boden geschickt zu verbergen weiss, dann der - Kreischton des Grünfinken und aus der Ferne abwechselnd die be- kannten Rufe von Kuckuck und Pirol. Ueber dem Ganzen wölbt sich _ tiefblauer Himmel, kein Lüftchen regt sich. Im Gebüsche des Obst- gartens hat der rotrückige Würger sein Nest gehabt und füttert soeben die vor kurzem erst ausgeflogenen Jungen, daneben empfängt uns Frau 'Sperbergrasmücke heftig schimpfend, mit Recht wenig davon erbaut, "kommt herbei, und wir erfreuen uns lange an diesen seltenen — mir ‚auch bis dahin nie zu Gesicht gekommenen — Tieren. Wir treten von neuem an den See, wohin uns die eigenartigen Rufe des Hauben- ‚tauchers locken. Ein Pärchen schickte sich an zum Liebesspiel trotz der I A Kornfelder, üppig stehen die Wiesen zum Teil schon bereit für die ver- dass wir uns zur Besichtigung ihrer Kinder anschicken. Auch „er“ 186 = 20 Dr H. Helfer: vorgerückten Jahreszeit. Ihre Hälse schlangen die beiden Tiere um- ; einander, sich liebkosend. Um die Gunst des Weibchens werbend, reichte das Männchen ihm einen Fisch zum gefälligen Genuss dar, der : ‘ die gewünschte Wirkung nicht verfehlte Noch in diese interessante Beobachtung versunken, erschreckte uns der im Nachbargebüsche laut schmetternde Zaunkönig, und vor uns spielten einige Rohr- ammern im Schilfe. — Die Dämmerung war schon hereingebrochen, die Sonne a hinter dem Horizont versunken, nur noch in Form eines prächtigen Abendrotes sich bemerkbar machend, als noch der Gartenspötter seine Weisen hören liess. Und trotzdem schon fast die Nacht hereinbrach, rief noch immer der Kuckuck vom gegenüberliegenden Ufer, bis auch er verstummte und graue Nebelschleier über den See Bzuren kamen, die Erde mit ihrem erfrischenden Tau benetzend. — Konnten wir mit den Ergebnissen des ersten Tages schon recht zufrieden sein, so sollte doch der folgende Sonntag uns noch weit mehr bieten. Schon früh waren wir munter und freuten uns über den aber- mals lachenden blauen Himmel. Bevor wir uns auf den Weg machten, wurden die Nester in unmittelbarer Nähe des Forsthauses nochmal besucht, so die des Würgers, der Sperbeıgrasmücke und der Schwalben | Unter den letzteren fiel uns ein — ich möchte sagen „dreistöckiges* — Nest auf. Nach Angaben des Försters hatte es damit folgende Bewandnis: Ein Mehlschwalbenpaar hatte aussen am Hause einen Nestbau begonnen, aber wieder aufgegeben, ein Rauchschwalbenpaar vollendete es, um darin eine Brut hochzubringen, einen zweiten „Stock“ bauten die Rauch- schwalben im folgenden Frühjahr darauf, ebenfalls mit Brutergebnis, und schliesslich ein drittes Nest auf derselben Unterlage, ohne es zu vollenden, was wiederum Mehlschwalben besorgten, die nun grade bei | unserer Anwesenheit ihre Jungen dort fütterten. Neun weitere Mehl- schwalbennester fanden sich an demselben Hause und in den Stall- und Hofgebäuden zahlreiche Rauchschwalbennester, vereinzelt auch solche vom Hausrotschwanz und vom Star. Ein von Rauchschwalben aussen am Hause ohne Unterlage (also nach Art der Mehlschwalben) | gebautes, aber nicht ganz vollendetes Nest möchte ich nicht unerwähnt lassen. er, Ein (ornithologischer) Ausflug an den Werbellinsee. . 187 ' Wir lenkten nun unsere Schritte am See entlang nach Spring. Bis in unser Schlafzimmer waren bereits in aller Frühe Kuckucks- und - Pirolrufe gedrungen, dazu der laute Gesang des Drosselrohrsängers. Noch waren sie nicht müde, als wir gegen 8 Uhr Wildau verliessen. 3 Kaum unterwegs, hörten wir wieder „Crex Crex“, sahen Kleiber, Kern- . beisser, Bachstelzen, Neuntöter, Grünfinken, graue Fliegenfänger, hörten 9 Müllerchen, Gartenspötter, Mönchsgrasmücke, Dorngrasmücke, Baum- — läufer und Goldammer. Als der Wald dichter wurde, trafen wir auf - Buchfinken, Amseln, viele Rotkehlchen und Meisen (Kohlmeise häufiger, - Sumpfmeise vereinzelt). Ferner beobachteten wir auf dem Wege bis — Spring wieder Haubentaucher, den Gänsesäger von gestern, Schellenten, - Blässhühner und an einer Waldlichtung zu meiner Freude einige Blau- ; racken. Verschiedentlich sahen wir Nebelkrähen, kurz vor unserem : : ersten Ziel schliesslich je einen Baumpieper, Zaunkönig und grossen - Buntspecht. Gewiss eine ganz stattliche Artenzahl für den Weg von 4 etwa einer halben Stunde! Es sollte noch besser kommen. ; Wir betraten nun den zum Jagdschloss Hubertusstock gehörigen Forst und waren noch nicht weit gegangen, als uns ein Grünspecht, | kurz darauf ein Schwarzspecht zu Gesicht kam. Noch ein paar Minuten, _ und wir standen mitten in einer grossen Fischreiherkolonie. Fortwährend 4 flogen mehrere Exemplare dieser stattlichen Vögel über uns, teilweise _ ihr bekanntes Geschrei hörenlassend. Die Zahl der Horste vermag ich nicht anzugeben, auf einem Baum, einer alten Eiche, zählten wir E allein nicht weniger als elf! Lange verweilten wir an dieser Stelle und konnten uns nicht satt sehen an dem grossartigen Leben und 1 Treiben der Reiher. War schon der Besuch dieser Kolonie allein ein - Glanzpunkt der Exkursion, so sollte kurz darauf ein zweiter, wenn 1 auch ganz anderer Art, sich anschliessen, um den uns gewiss mancher = Vogelfreund beneiden dürfte: Auf einer Eiche vor uns stand ein grosser E Horst, und daneben sassen auf einem Ast ganz ruhig zwei junge a Exemplare des Roten Milan (Gabelweihe). Das Herz des Ornithologen lacht bei derartigem gewiss nicht alltäglichem Anblick! Nicht lange dauerte es denn auch, bis wir den alten roten Milan über uns seine - Kreise ziehen sahen, und wenige Augenblicke später schickte einer 2 der beiden jungen sich an, auf einen benachbarten Baum zu fliegen, 2 RT 2188 > BR Dr. H. Helfer: wobei er sich noch recht unbeholfen anstellte. Wer weiss, wie lange die beiden noch auf uns gewartet hätten, wir waren uns jedenfalls des ausserordentlichen Glückes bewusst, das uns soeben zuteil geworden war. — Zur Abwechslung erhebt sich vor uns im Grase ein kleines Rudel von Damhirschen. — Doch was ist das dahinten für ein merkwürdiger _ kahler Baum? Wir gehen näher: Unser Förster ‘halte uns zu einem besetzten Fischadlerhorst geführt! Gewiss auch der unerfüllt gebliebene Wunsch manches Ornithologen! ° Der vorgerückten Tageszeit halber waren die Alten nicht da, befanden sich wohl an einem der in einigen Kilometer Entfernung gelegenen Seen, um gegen Abend mit einer orösseren Beute heimzukehren. Immerhin sahen wir von unten ein junges Exemplar aus dem sicher zwei Meter hohen Neste herausschauen, ‘wo es trotz glühender Sonnenhitze — der Horst steht auf der höchsten Spitze einer alten kahlen Eiche — ohne Wasser ausharren muss und — trotzdem gedeiht. Weiter geht’s durch abwödhslonssreicn immer schöner een Wald. Riesenbuchen und -eichen wechseln ab mit gewaltigen Kiefern. Kein Mensch begegnet uns, und darum erscheint der Wald doppelt schön in seiner vollen Pracht. Bergauf, bergab führt unser Weg durch hohes Gras. Zahlreiche, auch seltenere, Schmetterlinge, von denen ich mir einige. mitnehme, fliegen über den reichen Waldblumenbeständen, worunter wieder die grossen Mengen von rotem und gelbem Fingerhut besonders in die Augen fallen. Wieder an einer grossen Eiche bleiben wir plötzlich stehen. Sie zeigt zahllose Löcher, die von dem bekannten Bockkäfer Cerambyx heros herrühren, dessen Larven sich da ihre Gänge gebohrt haben, in denen auch der grosse Käfer lebt und aus denen er nur bei Nacht zur Nahrungsaufnahme hervorkommt. Auch dem Ento- mologen bietet sich viel Interessantes in diesen Wäldern; ich begnüge mich mit dem Hinweis, dass ich zahllose Käfer und Schmetterlinge bezw. deren Larven, Raupen, Puppen usw. gesehen habe. Der sonst doch ziemlich seltene Spanner Geometra papilionaria fliegt hier häulig, ebenso der schöne Alciphron-Bläuling, auch das blaue Ordensband ist nicht selten, um einige auffallende Formen herauszugreifen. In der Unterhaltung begriffen, bleiben wir plötzlich stehen, vor | uns bewegt sich das hohe Gras. Infolge Gegenwind hat ein Reh uns Ein (ornithologischer) Ausflug an den Werbellinsee. 189 1 ch nicht bemerkt. Es kommt etwas näher, um, als es uns erblickt, unter irchterlichem „Gebell“ — Schrecken sagt der Waidmann — davon- zustürmen. Ihm nach ersteigen wir eine Anhöhe, den sogenannten „Libanon“. den Glanzpunkt des Waldes, den mit seinem besonders an - dieser Stelle prachtvollen Baumbestand würdig zu beschreiben mir die - Worte fehlen. Auf dem Hügelrücken weitergehend erblicken wir in ‚geringer Entfernung vor uns einen grossen rotbraunen Fleck am Fusse nes dicken Baumstammes. Auf ein Geräusch unsererseits hin bewegt ich der Fleck, wir erkennen Rotwild, ein gewaltiger Hirsch mit riesigem 'eweih steht majestätisch vor uns, schaut uns einige Sekunden an, um dann in elegantem Sprung davonzueilen. In der Tat ein grossartiger “Anblick! Mehrfach hatten wir Rotwildspuren gesehen, waren auch ‚an verschiedenen ‚Suhlen“ (Badeplätzen) vorbeigegangen, dann den „Wechseln“ gefolgt, um ein Stück zu sehen. In glänzender Weise war auch dieser Wunsch in Erfüllung gegangen. 2 | Von Vögeln hatten wir inzwischen zahlreiche Mäusebussarde, zum Teil junge, mehrere Hohltauben, ferner Singdrossel, Waldlaubsänger, n annenmeise und Haubenmeise beobachtet. Nun ging unser Verlangen nur noch dahin, einen Kranich zu sehen, der in diesem Gebiete brüten ‚soll. Wir schlugen zu diesem Zwecke die Richtung auf die beiden - Pinnow-Seen ein, fanden aber keinen Kranich, statt dessen hörten wir aus dem Schilfe Rohrammern und Teichrohrsänger und als Ueber- \ raschung den Ruf einer Wasserralle. Vier Stunden waren wir nun unterwegs und dachten allmählich an den Heimweg. An einem - srossen, im Austrocknen begriffenen Moor, anscheinend früher zum rossen Pinnow-See gehörig, gingen wir entlang, uns schliesslich wieder - in den Wald wendend. Hier hörte ich zum ersten Male den Ruf der - Blauracke, mein Freund bemerkte Schwanzmeisen und einen Mittelspecht mittleren Buntspecht). Abermals scheuchten wir zwei Rehe auf, kurz | arauf ein Damwild, welch letzterem wir eine neue Freude verdanken sollten. Bei seiner eiligen Flucht sprang es in eine Gruppe von -Kranichen, die sich im Walde zu schaffen machte und uns im anderen Falle vielleicht entgangen wäre. Aufgeregt schreiend flogen sechs der stolzen Vögel lange im Kreise über uns, auch nicht hoch, so dass wir | ‚sie vorzüglich beobachten konnten. So war uns auch diese schon auf- 190 DraH. Helfer: Ein (ornithologischer) Ausflug an den Werbellinsee. gegebene Hoffnung in Erfüllung gegangen. Hochbefriedigt zogen wir | weiter, nichts mehr erwartend, und doch sollten es der Freuden noch nicht genug sein: Ein neues Stück Rotwild mit dem Fernglas verfolgend \ erblickte ich plötzlich einen Wiedehopf als einen auch mir bis dahin nur dem Namen nach bekannten Gesellen, nach einiger Zeit noch einige Exemplare; es mögen insgesamt sechs gewesen sein. Ueber uns er- tönten die Schreie zahlreicher Segler, die einen Turmfalken verfolgten, und aus dem Gebüsche hallten die Flötentöne der Gartengrasmücke, als wir die in der Nähe von Wildau gelegenen Vogelschutzgehölze I besichtigten. Erwähnen möchte ich noch die auffallend grosse Zahl der Baumpieper und Stare. Letztere sahen wir vielfach in Begleitung der Damwildrudel. Die Vögel setzen sich auf Geweih und Rücken der Vierfüssler, Lausfliegen suchend, was wir namentlich an einer Stelle des Waldes gut beobachten konnten, als wir ein Rudel von wenigstens 100 Damhirschen (worunter je eine schwarze und weisse Varietät) vor uns hatten. Allmählich unserem Ausgangspunkte wieder näherkommend, stellten wir noch fest, dass die bei Wilden zahlreich angebrachten künst- lichen Nisthöhlen gut besetzt waren; unser Förster berichtete von einigen auch in seinem Bezirke befindlichen Höhlen, die von Schellente und Gänsesäger angenommen waren. Voll der Eindrücke kehrten wir nach Wildau zurück, und als wir von neuem aufbrachen, die Rückfahrt antretend, kamen gleichsam uns zum Abschied noch zwei stattliche schwarze Milane über den See geflogen. So schwer der Abschied fiel von diesem schönen und interessanten Fleckchen Erde, so sicher soll es sein, dass ich nicht zum letzten Male dort war. | | a Die Gesamtzahl der von uns beobachteten Arten belief sich auf 76. Um wieviel grösser würde die Zahl, die an sich ja schon ganz bedeutend ist, erst sein, wenn wir im zeitigen Frühjahr, etwa in der ersten Mai- woche, zur Sangeszeit also, beobachtet hätten. Infolge ihrer Schweig- samkeit ist uns gewiss manche Art entgangen, und nur so erkläre ich mir, dass Gartenrotschwanz, Fitislaubsänger, Goldhähnchen, Trauer- fliegenfänger, Wendehals und andere in unserer Liste fehlen. Wie mein Freund, der noch einen halben Tag den benachbarten Grimnitzsee besuchte, später erzählte, hat er die beiden letztgenannten, ferner Eis- Kleinere Mitteilungen. 191 vögel und Gimpel und. den in Deutschland so seltenen Zwergfliegen- fänger noch gesehen und, was besonders hervorgehoben werden darf, einen Schreiadler! — | & R "Ueber Eberswalde ging’s nach Berlin zurück. Noch war ich in 3 Gedanken über die gesehenen Naturschönheiten versunken, als mich auf dem Stettiner Bahnhof ein Extrablatt mit der Meldung von der Mordtat in Sarajewo in die rauhe Wirklichkeit versetzte. — — — 52 Kleinere Mitteilungen. = Gesetzwidriger Handel mit Vogelbälgen. Im Jahre 1902 richtete ein bedeutendes naturwissenschaftliches Institut an eine grosse Anzahl Forst- beamte ein Rundschreiben, in dem es für frisch gefangene oder erlegte - Vögel- und einige Säugetierarten ansehnliche Preise bot. Ausser Eulen, Spechten und Schwalben wurden fast alle Insektenfresser als gesucht: angeführt, ebenso Vogeleier und interessante Nestbauten. Damals schrieb 1 in der Deutschen Jägerzeitung der Jagdaufseher Paul Müller, nachdem er es mit scharfen Worten gegeisselt hatte, das auf diese Weise unter dem Deckmantel der Wissenschaft versucht werde, Beamte zu gesetz- - widrigem Handeln zu verleiten: „Auf jeden Fall sollte ein Weidmann, der sich dazu hergibt, die Firma in ihrer systematischen Ausrottung _ unserer heimischen Singvögel zu unterstützen, für einen Aasjäger auf Lebenszeit erklärt werden.“ Heute liest mir eine Preisliste einer Naturalienhandlung vor, in ‚der „im Laufe des Frühjahrs und Winters Vögel, frisch erlegt, im Fleisch oder gebalgt lieferbar, einiges nur in Bälgen lieferbar, jedoch frisch und tadellos“ angeboten werden. Unter den Vögeln finden sich Turm- - falke, Rötelfalke, Abendfalke, Mäusebussard, Sperlingseule, Steinkauz, _ Waldkauz, Ohreule, Sumpfeule, Wiedehopf usw., also Vögel, die zum uten Teile durch das Reichsvogelschutzgesetz geschützt sind. Der "Wiedehopf, der vom 1. März bis 1. Oktober, also so lange er sich in Deutschland befindet, geschützt ist, kann keinesfalls in einer solchen Liste erscheinen, ausser die Bälge sind aus dem Auslande eingeführt. Die anderen aufgeführten Vögel sind zwar im Gebiet von Bremen, in dem die Naturalienhandlung ihren Wohnsitz hat, während des Winters nicht ‚geschützt, aber doch meist vom 1. März an, also im Frühjahr, und sie dürfen Aus Tageszeitungen. in den Staaten, in denen sie geschützt sind (der.Mehrzahl der deutschen Staaten), nicht feilgeboten oder verkauft werden. Der Händler setzt sich also in diesen Ländern schon durch sein Angebot einer Bestrafung aus. Auf jeden Fall zeigt das Beispiel wieder einmal, wie notwendig es ist, dass entsprechend dem Beschluss des Deutschen Vogelschutz- tags die Präparatoren und Händler streng unter Aufsicht gehalten 5 werden. Sie tragen sehr viel zur Verödung unserer heimischen Fauna bei. Gera. Hennicke. mis Re Aus Tageszeitungen. | Vogelschutz im Schützengraben. (Schweidnitzer Zeitung vom 21. Februar 1915.) Der Vorsitzende des Tierschutzvereins in Colmar in Elsass hat dieser Tage aus einem Schützengraben im Westen folgenden Feldpostbrief eines Unteroffiziers erhalten: „Gestern habe ich im Schützen- graben bemerkt, dass die armen Vögel ganz ohne Nahrung sind. Meistens sind die Einwohner aus ihren Ortschaften entflohen, und die Tierchen kommen fast in unsere Unterstände hinein. Ich begab mich gleich auf die Suche nach Kommissbrot, das ja in jedem Unterstand zu finden ist. Als ich nun einen Korb voll Abfälle gesammelt hatte, wurden auf meinen Befehl mehrere Futterstationen, soweit mir erlaubt war, errichtet mit je einer Tafel aus Pappe mit .der Inschrift „Vogelschutz“. Wir haben schon 50 Zentimeter Schnee, woraus man entnehmen kann, dass es sehr notwendig ist, sonst sind die Ueberlebenden ohne Singvögel. Bitte daher den Präsidenten um einen kleinen Vermerk in etwa zwei bis drei elsässischen Zeitungen, welche ja meistens in die Westfront kommen.“ — Solche „Barbaren!“ | Inhalt: Professor Dr. Carl R. Hennicke: Georg Jacobi von Wangelin. — Viktor Ritter von Tschusi zu Schmidhoffen: Ankunfts- und Abzugsdaten bei Hallein (1914). — Hans Stadler und Cornel Schmitt: Das Spotten der Vögel. — Dr. H. Helfer: Ein (ornithologischer) Ausflug an den Werbellinsee. — Kleinere Mit- teilungen: Gesetzwidriger Handel mit Vogelbä'gen. — Aus Tageszeitungen. Diesem Hefte liegt das Schwarzbild Tafel X bei. UNE REN EEE EFRREGEESEESNGRIEERSEESRE RE OL... Bei Wohnungswechsel sind Ueberweisungen der „Ornithologischen Monatsschrift* von Mitgliedern des Deutschen. Vereins zum Schutze der Vogelweit (E. V.) nicht bei der Geschäftsstelle, sondern nur bei derienigen Postanstalt, von welcher die Zeitschrift zuletzt geliefert wurde, unter Beifügung von 50 Pf Ueberweisungsgebühr zu beantragen. — Ausgebliebene Nummern sind ebenfalls nur bei dem bestellenden Postamt zu reklamieren. Reklamationen können nur innerhalb eines Monats berücksichtigt werden Späterer Ersatz erfolgt nur gegen Zahlung des Heft-Einzelpreises zuzüglich Porto. a2 Redaktion: Prof. Dr. Carl R. Hennicke in Gera (Reuss). Druck der Geraer Verlagsanstalt und Druckerei, Gera (Reuss). schrift X, Örnithologische Monat 1915 N S x N ad) nsesien Win ntiprechend gebe ich nad- nd Die Preife, _ Schriften und Gegenftände befannt: . Einbanddeke OSOM.und Borto einzelne Naummerder Honats- Shrift 0.60 M. und Porto tr er Abbildung ae 3 M. amd VBorto ogelwandtafet (dl. u. D.) ufgezogen 5.— M,, . ie Fasern 250... Handvogeltafel (I. u. IL) aufgezogen unaufgezogen 1.25 „ der ‚philofopfifge Dauer & 050 M. md Porto | = 1 und 2je150M. und Porto 1 Aeftere Jahrgänge, foweit nod) borhanden, 2 Einbanddede je 3— M. und Porto. Bei Ent- _ nahmebon Siorsnutenben Sahr- ‚gängen einjchließlich Cinband- Dede je 2.— MM. = Porto. s ahgang 1883 5 Mitglieder des Deutichen Vereins Banl Dir, = ’ Gera- Heu, Laafener Str. 15, A Gefchäftsführer a de8 D. D.3. 64.28.82. ii ea» N — Boftfcheckfonto: 6224, Amt Leipaig. ne 95 M., u Fi Sämtliche Breife nn nur für ge nr Schuße der Bogelwelt €. 2. m 2 f en a a El lat nu ma da nl U en ran uk AL a Ma Mn U UL nn era nn a a I nn Lan u LEE IE a a nn la lan ne Der Präparator ( und Ronjeruntor | ) Eine praft. Aıleitungz. Erlernen des I Ausftopfens, Konfervierens und h) SkelettierensnonWögelnn, Säugetieren. | \ Bon Rob. Boegler. (6 Dritte verbefferte und erweiterte Auf- t lage mit 38 Abbildungen im Tert. 4 Bieis geheftet IM. 2, gebunden MH. 2.50 P, Sreut’jche Derlaasbuchhandlung }) \ en ) Der Kanarienvogel feine Naturgeichichte, Dflege und Zucht. Bon Dr. Karl Ruß. 12. Auflage. Mit drei Karbentafeln und zahlreiden Text- Abbildungen. Bearbeitet und herausgegeben bon Karl Neunsig. Geheftet 2 Mark, gebunden 2,60 Marf. Sreuß’sche Derlagsbuchhandlung in Miagdebura. ei ung en. Der Graupapaaei in der Freiheit und in der Gefangenicatt. Bon Dr. Carl R. Hennide. Mit 1 Buntbiß. | Geheftet M. 1.60; gebunden WM. 2.— u DER NH ER EEE TEE RITTER ENTE SEAT N IE ET Te ee nen TAT IILLLLEI EI ENHERNNEENZE E Bogelihug dur Ynpflanzungen i & = Unter Benußung der Arbeit dv. Dr. Died: = = Vogelfihuk-Gehölze und ihre Verwendung, 5 Bon Prof, Dr. CarIR.Hennide. Preis: a 1 Exrpl. M. 0,20, 10 Erpl.M. 1,50, 25 Erpl. a 5 M.2,50, 50 Erpl. M.3 ‚50,100Erpl.M.5,— : Creutz'sche Verlagsbuchhandlung, Magdeburg. s * nr N DE en a RE N ee a ie 4 Kar DE BR BR SS a er EAnES ß ee Be >; N = ; . BSH. Y ! M 2. er 2 Ser Eee ER re. 8 &U33BES5BEBERESERGHEHEBZUBERBHARUNEZHBERAERRUERURUBUHHRBEREN Hand des Vogelichuges vor Prof. Dr. Tarl R. Bemnicke, Mit 9 Tafeln in Doppeltondrud, 1 Karte nıd mehr als 200 Tertabbildiunngen. Geheftet 6,50 ME, gebunden 7,50 ME. Sr folgendem fet der Reichtum des nhaltes diejeg „Sandbud } des Bogelfdiuges“ Eurz angedeutet: | Nacd) einer einleitenden Ueberficht wird im erjten Buch die Not= | wendigfeit des Bogelihußes nacgemwiefen und in den einzelnen Kapiteln die Abnahme der Vögel durd) die Kultur, durd) Verfolgung, | durch Feinde und durch natürliche Ereignilfe gefhildert. Die ethifche, äfthetiiche und wirtichaftliche Begründung des Vogelihutes wird im 1 zweiten Buche behandelt. Die Ausführung des Bogelihutes durd) Beihaffung von Niftgelegenheiten, Winterfütterung der Vögel, durd) | Bades und Tränfpläße, durch befondere Maßnahmen, dur Schuß vor Verfolgung, durch Belehrung und Aufklärung und Maßnahmen politifcher Behörden bildet den Smhalt des dritten Buches. Eine | Geihichte des Vogelihußes, die Bogelihußgejeßgebung der deutihen | und jonftigen europäifchen Staaten, jowie ein ausführliches Literatur- ; verzeichnis und Negifter bejchliegen das Werk, das bei ausgiebiger Benusung feitens aller Spntereffenten zweifellos geeignet tft, nit | allein der VBogelihuß-, fondern aud) der Heimatihugßbewegung in j | unferem deutlichen VBaterlande unfhätbare Dienfte zu leijten. Als bejonders wertvoll jind die Tabellen hervorzuheben, aus denen die Schonzeit der Vögel in den einzelnen Bundesftanten mit Leichtigkeit feitgeftellt werden Fann. | Die fehr reihlihe luftrierung des Werkes ift außerordentlich | lehrreihh und vorzüglich zu nennen. Das Werk fann al® wahre | Fundgrube alles auf den Bogelihuß bezüglichen bezeichnet werden. PPEERERREFFFEFEELEELEFERRRRRRRRLTLITTTTELTLLLELLTTITTERLTLORTTRLOTT RANNUNRBERBERBNUERNESTARURENKUBEAREHRRARERREUBRRAERUARARAURAREGEHER x e R g L a NE % a y BORKRANURARLARUGEURNFHEASHNSRERNEEKNRERNNKRURSNEBRERRNRUZARTERAEURRUNENNANEAHARRERNHRAUERERNERE ; ! ; ‘ rt Sraa - ; e ' i Nr f En RE SEE. | Zu beztehen durd) alle Buchhandlungen, direkt von der Derlags- buchhandlung gegen vorherige Einfendung des Betrages oder unter ———— — Tahnahme, Creuhfche Perlagsbuchhanvlung | | in Blagdeburg. f GHNSRERSEUNLBEEHRUNRZEBEERZUEZTRENEBHBERBEBEHRESEUBBEREHNHHENRBBRESRHUHENERENENSERNEBREM PERS Ya Be EN SER ee UT PET TE ET I HE FRERT EIN JBLPEEER ESSENER a LER Rn en a A U nm oerz Trud der Geraer Berlagsanfialt und Dradersi, Gera ft. - / N RNTROISG SCHE) N] Hevausgegeven f ae- ER wi rn PURE ee von , ZUM SCHUTZENNN E, a Dh Ka a Di ner Er a ei al Air en. IN) Magdeburg | Creutz’sche Verlagsbuchhandlung Ki „Max Kretschmann. : Be. Ginheimilce Stubenög Neu Herausgegeben und völig umgenrbeitet von Karl Deimig 0. Herausgeber der Gefideten Wlt — 0 el 573 Ceiten Text mit zirka 200 Abbildungen mie 20 Sarbentafeln enthaltend 77 Dogelabbildimgen Preis: Geheftet in buntem Umfhlag 9,— Mat Fein und originell gebunden 1050 Mat Zu beziehen Durch jede Buchhandlung, Direkt vom Berlage nur Se E gegen vorherige Einjendung Des Betrages oder unter Nachnahme. re der ornithologiich Erfahrene wird der Behauptung beiftimmen, daß dem prächtigen Buche: „Einheimifche Stubenvögel” ein boher, vogelfhüklerifcer Wert beizumeljen ilt; injofern nämlich, als es in überaus freundfiher nd eindringlicher Wetje Die Kenntnis unferer Vogelmwelt, ihrer Artmerkmale und Gewohnheiten vermittelt. Der gejegliche Bogelichuß reicht nicht annähernd I .aus, unjere Bogelwelt vor dem Untergange zu bewahren; um aber pofitiven, E ginktifchen Bogelfiyuß zu treiben, dazu bedarf e8 vor allem der Kenntnis. Sch müßte aber fein gleich gutes und zugleich billiges Buch zu nennen, das die Kenntnis unferer heimiichen Vogelwelt lebendiger vermittelt als die „Einheimifchen Stubenvögel”. Sch wüßte auch feinen Bogelfchükler zu nennen, feinen bon jenen, Die heute jo erfolgreich daS Banner des Boge- ihußes der Welt borauftragen, der nicht Durd; liekevolles Studium an der Üsliere wichtige Kenntnijfe erworben hätte, die nun praftiiche Verwertung finden. Außer der Schilderung des Berhaltens in Der freien Yandichaft, de Gejanges, der Yocrufe, Wanderzeiten ımd Niftgervohnheiten bringt daS Bud genaue Anmeilungen, wie die Vogel in der Gefangenichaft möglichft natur- ge zu berpflegen find. Seder Vogelwirt hat in dem „Nuß” den beiten erater. Schon Die Ausgabe des „Ruß“ vom Sahre 1904 war durch Die Bearbeitung des a Karl Neunzig als Meifterwerk zu betrachten, | _ und man meinte, die Grenze der Ausgeitaltung jei erreicht. Kum zeigt Die fünfte Ausgabe jedoch, Daß NKeunzig jeine Aufgabe wefentlidy erweitert hat, da er außer den Bügeln Mitteleuropas auch deren nahe Berivandte aus anderen Zeilen des paläarftijchen Gebietes bejchreibt. Db Ddiefe Grenzüberfchreitung notwendig war? Man Tünnte darüber ftreiten. Gegen die Ausgabe von 1904 unterfcheidet fich da3 neue Buch durch eine geringe Breiserhöhung von 250 Mart. Dafür werden aber rund 100 Seiten mehr Text geliefert, Die Abbildungen im Terte find von 150 auf 200 geftiegen, ımd ftatt der bisherigen | 13 Tafeln werden zwanzig geboten. Belonders die prahtvollen Sarbentafeln bon Der Meifterhand Rarl Jeunzigd gefchaffen, find ungemein reigusll. Lebens- wahrer konnten die Vögel der Freiheit nicht Dargeftelit werden. Sie werden den Ornithologen und Kunftfreund gleicherweife entzücden. Allen denen, die | ich für die Unternehmungen des Uogelfhukes intereifieren, ohne genügende Bortenntnifle zu befiken, dürfte der „Ruß“, Der eigentlich „Neunzig” heißen müßte, bald unentbehrlich werden. (Hamburger Sremdenblatt 1913, 5) _ Exeuß’iche Derlagsbuchhandlung in Magdeburg. En Ormittiologiiche Nonatsichriit. Herausgegeben vom Deufichen Vereine zum Schutze der dat grau f Zugleich Mitteilungen des Bundes für Vogelschutz, des Internationalen Bundes i für Vogelschutz (E. V.), des Vereins Jordsand (E. V.). IR Begründet unter Leitung von E. v. Schlechtendal, fortgesetzt unter Leitung von W. Thienemann und K. Th. Liebe. ; ns alone SE Die Ornithologische Monatsschrift - Deutschen Vereins zum Schutze : : i ist Eigentum d. Deutschen Ver- der Vogelweltzahlen ein Eintritts- Schriftleitung : eins un Schutze der Vogelwelt - geld von 1Mark und einen Jahres- - Zahlungen werden an das Post- _ beitrag von sechs Mark und er- Prof. Dr. Carl R. Hennicke scheckkonto Amt Leipzig halten dafür in Deutschland und in Gera (Reuss), N 0.6224 erbeten. Geschäftsführer - Oesterreich-Ungarn die Monats- des Vereins ist Herr P. Dix in 3 schrift postfrei zugesandt. FR ENTER G er a-Reuss, Laasener Strasse 15. ' Kommissions-Verlag der Creutzschen Verlagsbuchhandlung in Magdeburg, Preis des Jahrgangs von 12 Nummern 8 Mark. za Nachdruck nur mit Genehmigung gestattet. mu XL. Jahrgang. Mai 1915. No. 5. Das Spotten der Vögel. Von Hans Stadler und Gornel Schmitt in Lohr. (Fortsetzung.) Die Kohlmeise, dem Klang nach 30 Meter entfernt sitzend, traf die erste Note stets ganz genau — so genau, dass die erste Note des piano - gesungenen Goldhähnchentaktes nie zu hören war, und schloss der Gold- - hähnchenstrophe schnell noch einige zia und ähnliche Meisenrufe an. - Diese Kohlmeise flog später — genau konnten wir den Vogel in dem ‘ diehten Bestand nicht ins Auge fassen — hinauf zu dem singenden _ Goldhähnchen, ‚und oben im Wipfel ging das gemeinsame Singen so ‘weiter. Nach einiger Zeit flog über uns ein kleiner Vogel, von dem _ wir nur die graulichweisse Unterseite sahen, ziemlich stark flatternd "aus dem Fichtendickicht in den lichteren Nadelhochwald nebenan. Und obwohl wir dessen ganz gewiss waren, dass nur ein Vogel dort hinauf- "geflogen war, ging der zweistimmige Gesang dort in der alten Weise weiter; nur die Strophenschlüsse wurden vielgestaltiger. Grünlings- E und Haubenmeisenrufe, das pink der Buchfinken, das herbstliche dweit ‘dweit des Kleibers und viele uns fremde Motive wechselten mit zahl- reichen Varianten von Kohlmeisenlauten ab. Aber der Sänger hielt ‘sich stets so dicht im Gezweig der Kiefern und war in solch unauf- % 14 194 | Hans Stadler und Cornel Schmitt: hörlicher Bewegung, dass wir ihn auf die grosse Entfernung unmöglich sicher erkennen konnten. Zuweilen sahen wir auch zwei Vögelchen dort oben, 20 Meter über uns, durchs dichte Gezweig huschen. Wo waren die Rufer am Ende der Goldhähnchenstrophen? Wir schieden von der Stelle enttäuscht und unbefriedigt. Auf dem Rückwege, der uns immerzu durch Nadelhochwald führte, vernahmen wir solche Rufe wie an dem ersten Standort noch öfter; aber stets deckte die Rufer auch hier das Gezweige. Schon fast zu Hause, blieben wir auf dem Lohrer Kalvarienberg vor einer Fichtenhecke stehen, in der ein Gold- hähnchen sang. Dazwischen erschollen Kohlmeisenrufe aus derselben Hecke. Gleich darauf sahen wir das Zwergvögelchen in Reichweite vor uns, wie es eifrig an den Nadeln herumpickte und sang — und als Schluss seines piano Gelispels die herzhaften typischen Kohlmeisen- rufe herausschmetterte! Das war eine Ueberraschung! — Nun war auch der Sachverhalt von vorhin klar, und die nächsten Ausflüge in dies klassische Goldhähnchengebiet bewiesen uns hundertmal, dass diese Vögel überreichlich imitieren. Sie hängen ihren Strophen eine schier unübersehbare Menge von fremden Stücken an: das fiai und das pink der Kohlmeise, den Roller und das leise schnelle pipipi der Blaumeisen, die scharfen zia der Sumpfmeisen, das Schnurren der Schwanzmeisen, flötende einzelne Noten (des Bluthänflings), das Meisenscheckern, den Mordent des Baumläuferss.. Am 11. April schloss eins sogar seine Strophe mit dem aufsteigenden Staccato des Sommergoldhähnchens. Eigengesang sissississi dirTrrri en döi iii eTTTLIT des der Flötenton des Roller der Roller der Sommer- Hauben- des Grünlings Blaumeise Kohlmeise gold- meise Hänflings hähnchens Manche dieser Finales klingen wie „hingeschmissen“ oder „weggeworfen“, wie der Musiker sagt. Aber nicht nur das; dieVögel phantasieren auch stun- | denlang in einem merkwürdigen pp aus zahllosen abgerissenen fremden Motiven ganz grosse Musikstücke zusammen — ohne je etwas von. | ihrem eigenen Gesang zu bringen. — Viele dieser Motive machen Das Spotten der Vögel. 195 ‘den Eindruck, dass sie umgemodelt oder etwas verändert sind. Merk- würdig an all den Imitationen ist, dass sie nahezu sämtlich um 1%), Oktaven tiefer liegen, als der eigene Gesang der Goldhähnchen. — ; Blase Schlussimitation der Wintergoldhähnchen vernahmen wir merk- | würdigerweise nieim Mai, zur Hauptbrutzeit; dagegen wieder im Herbst, im August und September. Dasselbe beobachteten wir auch, aber nur ein einziges Mal, vom "Sommergoldhähnchen. Am 3. April sang eines: E: Bi { flötend wie Hänfling | Von spottenden Würgern haben uns Oberamtsrichter Bauer in Darmstadt, Gengler und Hartert brieflich berichtet. Bauer: Ein gefangener Rotrückenwürger sang: Lärmstrophe, Locken und einzelne getragene Töne der Amsel, einige Weisen von Singdrossel, Nachtigall, Garten- und Zaungrasmücke, Sumpfrohrsänger, alle Laut- äusserungen der Spatzen, Finkenschlag, die ganzen Strophen von Haus- rotschwanz, Wendehals, Grau- und Goldammer, Touren von Stieglitz, von Hänfling, von Fitis und Weidenlaubsänger, Meisenruie, das ganze } ied der Peldlerche (prachtvoll), ausgezeichnete Motive vom Baum- ‚Pieper ‚ verschiedenes vom Staren, ein Gegacker eines mir unbekannten „8 Eeeis; das girreb des Rephuhns. Ein Rotkopfwürger imitierte Wendehals, Rephuhn, Steinkauz, Froschquaken, Lockrufe verschiedener Finkenarten, Kranich, Gänsewullen, Bellen eines kleinen Hundes. Gengler: Ein Rotkopfwürger, in einem Obstgarten in Spardorf, brachte rauhes Geknarr, Rauchschwalbenmotive, Grauammer ähnliches Gesirtr, rsstrute der Amsel, fast vollständigen Goldammergesang, grasmücken- artige Strophen, am Schlusse leises Knarren. Hartert: Ich hörte Rot- ä kopfwürger eifrig im Haussaland (Westafrika) singen. In Südalgerien Üspottet der südliche Grauwür ger (Lanius excubitor elegans Swains.) Ss sehr schön. Mr 14* 196 Hans Stadler und Cornel Schmitt: STE RER Si Trauerfliegenschnäpper sind vorzügliche Nachahmer. Zwar ist uns nicht klar geworden, ob all die schönen tiefen Pfeiftouren am Schluss ihrer Strophen selbständig sind oder Imitationen der oft ganz gleichen Strophenschlüsse der Halsbandschnäpper oder Rotkehlchen, die an den nämlichen Standorten singen. Manche sind es wohl sicher. Eine Probe mag das zeigen: | : “ zr zer zr zr zr zr (flötend) zidera zidera (flötend) zjizjizji zideri Rotkehlchen- koloratur, aber langsamer! Halsbandschnäpper Trauerschnäpper Trauerschnäpper Aber auch von diesen auffallenden Uebereinstimmungen abgesehen, ist der Schatz mancher Trauerschnäpper an Spottweisen ganz gross. Kurze Motive aus den Liedern von Singdrosseln, Amseln, Heidelerchen, | Fitissängern, Haus- und Gartenrotschwänzen, richtige Rotkehlchen- koloraturen sind nichts Seltenes. Die Trauerschnäpper des Nymphen- burger Parks (26.Mai 1913) hatten ausser vereinzelten Kohlmeisengesängen viele schöne Waldschwirrer- und Fitisstrophen; vom Fitis vollständige | Gesänge, ohne auch nur eine Note aus dem eigenen Gesang zu bringen. Z.B. fü dwü dwü dwü dwü dwü üü also ein chromatisch abwärts ziehendes charakteristisches Fitis- lied. — Das dü — die gereihten Lockrufe — des Waldschwirrvogels machten sie täuschend nach. Das beste hörten wir jedoch am 22. Mai 1913 auf der Ruine Schönrain (acht Kilometer östlich von Lohr). Hier trieb sich ein Trauerschnäpper in der Nähe seines Brutbaumes, einer alten Eiche mit Löchern, herum. Er sang ganz grossartig den Finkenschlag, nur viel zarter, nicht in der Robustheit des Originals, was den Reiz des Liedes noch erhöhte. Er sang nicht nur das Eingangsstaceato der Finkenstrophe, nicht nur das heziö u.ä. ihres Schlusses, sondern sogar ihre Roller und sogar das ft (Lichtausblasen) mancher Finkenstrophen. Das Spotten der Vögel. 197 - Diese Buchfinkenmelodien wechselten immerzu, zuweilen mischte er - Teile seines eigenen Gesangs darunter, oder schloss den Finkenschlag - mit perlenden Rotkehlchentouren. So sang er: Rn Bi, zizizizizizizizezezeze IIITIT hözie ft N: das ist eine untadelige reine Finkenstrophe, aber, wohl gemerkt, gesungen ; von einem Trauerschnäpper! — Das war alles so köstlich, dass wir _ uns von dem entzückenden kleinen Kerl gar nicht trennen konnten. = Die Halsbandfliegenfänger imitieren merkwürdig seltener, - auch dort, wo sie die Standplätze des Vetters Trauerschnäpper teilen. - Im Hochspessart, Abteilung „Metzger“, brachten am 12. Mai die zahl- reichen collares vereinzelt das grü grü des Schwarzspechts (in c ,), dadü -_ und zizibe der Kohlmeisen (um g, herum), das djak djak der Dohlen ec ‚)- Im Nymphenburger Park, einem Dorado der verschiedensten 1 Singvogelarten, hört man von den dort massenhaften Halsbandschnäppern nur ein Spottmotiv, und auch das ganz selten: den kurzen Strophen- - eingang des Trauerschnäppers (idede idede und idje dje dje). Das ist alles, was wir an Halsbandschnäpperimitationen 1913 beobachtet haben, _NB. obwohl wir sicher */, Hundert haben singen hören zu allen Tages- zeiten. 3 Ein Fitis bängte an seine Strophe das beziö des Finkenschlusses ‘an. Das Zilpzalp ist also keineswegs die einzige Imitation, deren solche - „Baumlaubvögel“ fähig sind. | In Strophen eines Drosselrohrsängers hörten wir gute Pfeif- _ töne (eis, und d,), wie wenn er die ganz gleichen schönen Laute des - Teichrohrsängers entlehnt hätte. C. Lindner beobachtete von einem "im Frühjahr 1913: Der Vogel schob in seinen Gesang ein nur aus - nächster Nähe hörbares, leises ds als besondere Note ein, ähnlich dem " Vorschlag des Zilpzalp. i Die Stimmäusserungen einzelner Teichrohrsänger am Main „unterhalb des Schönrain und besonders am See in Amorbach haben 198 uns gezeigt, dass auch der biologisch typische sireperus zuweilen Nach- ahmungstalent besitzt. Die biologische Abart %orticolus (Gartenrohrsänger) unterscheidet sich von diesem durch die Art ihres Spottens sehr scharf. Unsere Beobachtungen hierüber sind so umfangreich, dass sie andernorts gesondert dargestellt werden müssen. Durchziehende Schilfrohrsänger sangen am 24. April 1913 in Altwässern des Mains. An ihren Liedern fiel besonders auf der häufige schroffe Wechsel der Tonlage und der Motive. Sie spotteten fleissig, aber ohne Abwechselung: Hänflingsroller, Einzelrufe von Rauchschwalbe und Star, am häufigsten das wäd wäd wäd der Dorngrasmücke (in reinem d,) und die weichen Koloraturen der Rotkehlchen, jedoch im piano. Ueber unsern mitteleuropäischen Gartenspötter s. S. 206 ff. Hippolais pallida reiseri Hilpert (Velbaumspötter). — 0. Graf Zedlitz(J. f. O. 1914 S. 113) sagt: Mitten in der Stadt (Biskra, Sahara), auf den Promenaden und auf den kleinen mit Anlagen bepflanzten Plätzen hört man allenthalben von Ende April an den spottenden Gesang | von Z/lippolais pallida reiseri. Dorngrasmücken sind unerwarteterweise hin und wieder vor- treffliche Spötter. Am Saleve bei Genf sang eine — es war am | 14. Juni 1914 — in der gleichen Strophe einen langen schönen Hänflings- roller und ein idlidlidl-Lied der Sumpfmeise, bald darauf Strophen der Gartengrasmücke. Im Ortolangebiet bei Bamberg trafen wir (1. Juni 1914) eine Dorngrasmücke, die fast: jede ihrer Strophen begann oder beschloss 1 mit einer Nachahmung. Einmal brachte sie einen Buchfinkenschlag als Eingang, ein andermal drei Kohlmeisenpink. Sie hängteihrem Gesang Rufe der Kohlmeisen an (das zornige derrerrerr und pink), dann das Staccato der Goldammern, das sissississi der Meisen, Buchfinken-Ein- leitung und -Schluss, Rufe der Haubenlerche, den Schlusston des Ortolan- gesangs. Ja eine andere trug eine vollständige Ortolanstrophe nicht übel vor! Schwarzplatte. Wir beobachteten grosse Spottneigung bei zwei Vögeln, die Ende Juni und in der ersten Hälfte des Juli immer an der gleichen Stelle sangen. So gab der Julisänger, ein „Misch- | US END Aa Ve EEE SR ER a DE EE Ba, ZN En Fin A UN a Da EN, Das Spotten der Vögel, | | 199 E challer“, als „Vorspiel“ (leise Strophe) einmal die Trauerschnäpper- strophe, ein a das klingende tza tza tza der Nachtigall. Einmal 4 ’ aber sang er täuschend ein Rotkehlchenlied: : % Die andre Schwarzplatte sang mit wundervollem Organ an einer Berg- wand Fitisstrophen, schluchzende züp züp züp der Nachtigall und E ochen der Gartengrasmücke — diese so täuschend, dass sie jeder " Kenner für echt gehalten hätte, wenn er sie nicht in einem Schwarz- 4 plattenlied gehört hätte. Beispiel einer Lieblingsstrophe: E # M re mai Ama BE CREE GE DREER ER E Bi BE ee H a a a an B HR mem ——u zu EEE Bu — Zu BEN ER GER BEE EEE ER ER EEN | eigne Strophe Fitisstrophe Der Gesang von Fitis und Gartengrasmücke wurde auch für sich allein - gesungen, statt der eigenen Strophe. Es ist, als ob solche spät singende 86 — Junggesellen, die keine Frau gefunden hatten — durch - auffallende Besonderheiten noch spät das Herz einer Spröden rühren - wollten. | a Sylvia curruca curruca (L), das Müllerch en, heisst auch der Liedler und Spötter. Wir selbst haben den Vogel noch nicht imitieren hören und kennen auch keinen Literaturbeleg für diese Eigenschaft. Aber > Jedenfalls ist auch die Zaungrasmücke zuweilen spottend angetroffen - worden. “ # - Die meisten Strophen der Misteldrosseln stimmen so überein mit n 4 > kurzen Amselmotiven, dass man von Nachahmung nicht sprechen kann. M "Am 16. Februar 1913 aber sang ein Schnärrer Strophen von der Art der U FE 76° $ Amseln beobachteten wir auch 1913 zuweilen spottend. Am Abend des 7. März sang eine in einem Vorstadtgarten. Sie hängte ihrer 200 Hans Stadler und Cornel Schmitt: typischen Strophe ziemlich regelmässig fremde und fremdartige Phrasen | an, und wob zuletzt aus lauter Fremdstücken, die sie abgerissen eins | nach dem andern daherbrachte, ein kleines Musikstück zusammen. Eine Schwarzdrossel auf dem Schanzkopf schloss tagelang keine einzige ihrer Strophen, ohne nach einer kurzen Pause noch eine Nachahmung anzubringen. Am sonderbarsten war von diesen Spottstücken das grü, grü, grü von Schwarzspecht und Grünspecht, das sie täuschend in Tonhöhe, -stärke und -klang der Originale gab. Im Tiergarten von Amsterdam war das Finale einer der dort freilebenden Amseln der flötende Endabschnitt | des Halsbandschnäppergesangs. Es war merkwürdig zu beobachten, wie hier der Sänger plötzlich seine Stimme änderte und scheinbar in der Tonhöhe weit unter seine eigene herunterging. — Durch derartige Nachahmungen werden Amselstrophen ungewöhnlich lang. — P. Tratz | berichtet in der „Gefiederten Welt 1913“, S. 207, dass eine Amsel in Salzburg wie Orpheusgrasmücke sang. Aber die tollste Nachahmung stellten wir 1913 fest auf dem Sodenberg, einem merkwürdigen Basaltkegel des unterfränkischen Hügellandes. Dort liess eine Amsel unzählige | Male lange Lärmstrophen vom Stapel und flocht mitten hinein ein langes | dumpfes derrrrrrr. Es war ganz klar, dass sie ihren Schreckruf nur diesem Einschiebsel zuliebe so oft herausschrie. Woher aber hatte sie nur dieses eigenartige gleichmässig rollende Geräusch, das wir schon irgend einmal gehört zu haben glaubten. Plötzlich feuerten Maschinen- gewehre — dem Sodenberg gegenüber, etwa 3 km Luftlinie entiernt, liegt Lager Hammelburg ! — Und dieses knatternde Rollen der Maschinen- gewehre, mit dem wir damaligen Nichtmilitärs keine sehr angenehmen Gefühle verbanden — gerade dieses etwas unheimliche u war es, das es dem ahnungslosen Sänger angetan hatte. Blaumerlen, schreibt Weigold (J. f. O. 1914, S. 88), spolten (bei Priene, Kleinasien) so ausgiebig den Gesang des Felsenkleibers, dass man oft nicht wusste, wo die eine Art aufhörte und die andere an- fing.... Selten zwar, aber vollkommen spottet die Blaudrossel.... auch | das Kcal des Turmfalken nach. Steinrötel. Ein Wildfang wurde uns angeboten, der saie | | Vögel imitieren sollte: Sprosser, Nachtigall, Sing- und Schwarzdrossel, Plattmönch, Garten-, Orpheus-, Sperbergrasmücke, Rotkehlchen, Feld- Das Spotten der Vögel. 201 und Heidelerche, Lockrufe verschiedener Meisenarten und fast sämt- licher Samenvögel. Ein andrer zweijähriger Wildfang imitierte nach - Angabe des Besitzers Schama-, Dayal-, Grau- und Schwarzdrossel, Blut- - hänfling, Stieglitz und Gartengrasmücke. — Im Freien hörten wir am R 17. Juni 1914 in Hochsavoyen einen Steinrötel verschiedene Stimmen - vortrefflich nachahmen: schöne Strophen von Schwarzamsel und Sing- 4 drossel, Nachtigallen-Crescendi und -Staccatotouren, Roller vom Blut- 3 ‚hänfling, Stücke vom Buchfinkenschlag, von Braunkehlchen- und 4 Hausrotschwanzliedern, das Locken des Steinhuhns und Wachtelruf! ; Die beliebtesten Fremdstücke der Waldrotschwänze sind das 4 zizipe der Kohlmeise, dillillill des Müllerchens, Fitisphrasen, das swi des = Baumpiepers und der flötende Braunkehlchenruf hözie. Von einem £, E das im Mai bei Sendelbach viel sang, hörten wir ausser diesen 2 sozusagen normalen Nachahmungen: Blaumeisenrufe, Grünlingsklingeln, das fiai und Frühlingsrufe der Kohlmeisen, das sivisivi der Baum- 3 pieper, ganz kurze Zaunkönigs- und Buchfinkenfragmente Sein - Repertoire an eigenen Motiven war ungleich abwechslungsreicher, aber 4 auch die Imitationen, oft freilich überarbeitet bis zur Unkenntlichkeit, 3 ‚drängten sich, wenngleich sie nur immer wiederholt wurden. Gengler schrieb uns (27. April 1913): Ein Waldrötel sang bei Buckenhof: Sperling- : schilpen, Regenruf des Buchfinken, Müllerchen-, Rauchschwalbenrufe _ und ganze Fitisstrophen. Ries: Am 21. April hörte ich einen Garten- * rotschwanz, der sehr deutlich blaukehlchenähnliche Strophen von sich gab, ebenso das zirreb des Rephuhns täuschend ähnlich einflocht. 3 | Vom Hausrotschwanz haben wir Nachahmungen ein einziges 3 Mal beobachtet. Am 2. April 1914 sang einer: i ar oWürsen 2dns. dis. di | 1 d.h.: Auf die normale Einleitung und das typische Mittelstück (Pause - und Würgen) folgt ein kurzes Sumpfmeisenlied. Die Nachahmung war E nicht immer gut, viele Male aber täuschend genau die Strophe einer 4 daneben dieselbe Strophe singenden wirklichen Sumpfmeise. Jäckel 202 | Mans Stadler und Cornel an (Vögel Bayerns, S. 195) schreibt: „Manche dö ahmen täuschend die Gesänge und Locktöne solcher Vögel nach, die in ihrer Nähe wohnen, z.B. von Zilpzalp, Müllerchen, Teichrohrsänger, Star, Goldammer, Kohl- meise und anderen. Sie tragen diese Potpourris, untermischt mit ihrem Naturgesang, am lautesten und fleissigsten zur Fortpflanzungszeit, seltener und dann leis noch im Herbst kurz vor ihrem Abzug vor“. Nachtigall und Sprosser. Neuerdings hat sich H. Walter (Gefiederte Welt 1913) geäussert über die „Zweischaller* — südliche Sprosser, die Strophen der Nachtigall annehmen, und über Sprosser- nachtigallen: Nachtigallen, deren Gesang : Sprossertouren enthält. Wir selbst haben unter den Nachtigallen des Saleve (bei Genf) viele eifrige Imitatoren gefunden, aber was sie an Nachahmungen bringen, ist meist minderwertiges Zeug und teilweise unglaublich. Wir ver- hörten eine, die viele Strophen nacheinander mit dem Lockruf (ült) des Berglaubsängers begann. Piroltouren, Strophen der Bergmeisen, den Lärmruf der Blaumerlen verflochten sie vortrefflich in ihre eigenen Weisen. Schrecklich war aber, wenn sie mit einem Stück Buchfinken- | schlag, mit dem leisen si’i des Rotkehlchens, dem sri der Amseln, dem sirr der Baumläufer, dem metallischen zirrr des Kleibers ihre Strophen einleiteten! Eine schloss jede ihrer herrlichen Touren mit pink! Eine andere setzte ein mit dem üit des Phylloscopus bonelli, liess dem ein wundervolles, langausgehaltenes Crescendo folgen, dessen Spannung sich löste in einem ganz miserablen zizipe, zizipe! Eine musikalische Sau! Wieder eine andere war so toll auf Fremdes, dass sie uns eine ihrer eigenen Strophen, die wir falsch nachpfiffen, sofort ebenso fehler- haft nachsang! Wer allerdings das unglaubliche Orchester von Stimmen einmal belauscht hat, die an einem Frühlingsmorgen in den Busch- wäldern des Saleve durcheinander schallen, der begreift. es, dass die Nachtigallen eines solchen Gebietes der Verführung ihrer Umgebung erliegen müssen. Blaukehlchen sangen am Main auch 1913 und 1914 ihr wundervoll, und manche nächtliche Stunde lauschten wir entzückt den Darbietungen dieser grossartigen Künstler. Von Nachahmungen haben wir vieles Neue gehört. Aber was mag der so unendlich abwechslungs- reiche Gesang dieser herrlichen Vögel an Imitationen bergen, die wir als solche verkennen, weil uns die Originale vom Senegal und Niger un- erreichbar sind! Nur ein Beispiel: Wir notierten am 22. April l drüdü |] drüdü - ein Motiv, das unter der Masse der sonstigen Motive auffiel durch - seinen Klang und das hüpfende seines Vortrags: vermutlich war es ein E exotisches Fremdstück. Von einheimischen Nachahmungen beobachteten \ wir das wädwädwäd und die Strophen der Dorngrasmücke (häufig); - Geldammergesänge von einer Pracht des Ausdrucks, wie man sie vom 3 | Emmerling selbst selten zu hören bekommt (dieses Blaukehlchen hatte sich ein gutes Original gewählt); Kohlmeisenrufe in verschiedenen Varianten: TE TEN RI] 5 Pre Eee BE Een Zu SE —— a) | EHE STE | nn = BER EHEN BET DOREEN Pre ZN DEREN ERS FE R. 1 ger. 66; da idi.da idı en eier 1 das Zwöi des Grünlings, den Streckenruf der Goldammer, die Locktöne E des Hausrotschwanzes, das scharfe isst der Schwarzkehlchen, das dü des Gimpels (Gimpelrufe gereiht als Stropheneingang), das Uhraufziehen des Zaunkönigs, das pink der Meisen, die schleppende Strophe der Tannenmeisen, Rufe der’Rauchschwalbe. Eines Morgens traten wir auf das Mainufer heraus und hörten einen Schilfrohrsänger mit Imitationen ausgezeichnet singen: der Sänger erwies sich als Blaukehlchen. Sämt- liche Vorbilder sind Nachbarn der Blaukehlchen in unseren Flussauen. | Von freilebenden Rotkehlchen haben wir eine Art Frühlingsruf - der Kohlmeisen beobachtet (iide g,g,f,), sodann, in der tiefen Abend- E dämmerung des 6. April, kurze Fitisstrophen — alle diese bei Einbruch - der Dunkelheit noch singenden „Fitisse* sind in Wahrheit Rotkehlchen! E Ferner, an derselben Stelle, an vielen Tagen unserer Beobachtung, un- % gemein häufig die Lärmstrophe der Amsel in unnachahmlicher Natur- m treue, einmal auch in einer Situation, zu der der Alarm passte. Am 26. Mai (in Nymphenburg) sang ein Rotbrüstchen: i dede i dede 204 | Hans Stadler und Cornel Schmitt: 2 d.h. eine genaue zweiteilige Trauerschnäpperstrophe mit den tiefen - Flötentönen von deren Finale. L. Marody-Budweis hat in der „Gefiederten Welt 1913“, Nr. 15, $. 116, von einem gefangenen Rotkehlchen berichtet, das das Heraufziehen, den Ausbruch und das allmähliche Wieder- verklingen eines Gewitters wundervoll wiedergab. Wir halten diese Beschreibung für keine völlige Phantasie und empfehlen, sie der Kuriosität halber im Original nachzulesen. Von einer spottenden Heckenbraunelle schreibt K. Kammerer in den „Mitteilungen aus der Vogelwelt“, dass sie typischen, jedoch ziemlich kurzen Rotkehlchengesang brachte, beginnend mit einigen hohen gepressten Tönen. Ein Zaunkönig flocht in seine Strophe klangvolle perlende 1 Phrasen des Rotkehlchens ein (Kissingen, am 5. August 1913): < R; perlend wie Rotkehlchen In der Strophe eines andern (11. Juni 1914, Lohr), von der Tonspannung cis,—g,, erschien immer wieder, Dutzende von Malen hintereinander, der Ton g,, in zwei Achteln mit Vorschlag dwe dwe gepfiffen — das Vorbild war irgend eine Amsel oder Singdrossel, deren Tonlage dieser Tiefe angehörte. — Freilich sind das grosse Seltenheiten. | Man sieht: unter den Singvögeln ist die Zahl der regelmässigen’ Spötter gross, die Zahl der Kopien Legion. Aber nicht nur Singvögel ahmen nach. Auch von einem Wasser- vogel ist das neuerdings beobachtet worden. Alb. A. Wigmann (Wageningen-Holland) teilte uns von einem Flussuferläufer (Ackiis hypoleuca) mit: „Ich hörte dieses reizende Vögelchen verschiedene Male Motacilla alba und Alauda arvensis nachahmen.“ Zu dieser Beobachtung sei eine Literaturangabe von Voigt (Exkursionsbuch, 6. Aufl., S. 273) hier wiedergegeben: „Die Mannigfaltigkeit der Tonäusserungen des Sandregenpfeifers (Charadrius hiaticula) ist so gross, und alles klingt so anmutig, dass man die Tiere den Singvögeln gleichstellen Das Spotten der Vögel. 205 möchte“. Bis jetzt sind aber Beobachtungen über wirkliches Spotten _ von Sumpfvögeln ausserordentlich selten. ; x Imitieren Tauben? Gewisse Rufe von Lachtauben im Frank- - furter Tiergarten erweckten unsern Verdacht, dass sie Nachahmungen seien. Eine Ringeltaube ebendort sang ihr tiefes Rucksen -—_ Ne rz uu uu Fin eingestrichenem c, kleinem h! Das ist höchst auffallend! Das Halb- - hundert Ringeltauben, das wir bis jetzt verhört haben, gurrte in der 2. Oktave und ging nie unter ce, herunter. Der Ringeltäuber in Frank- _ furt hatte aber zu Nachbarn Tauben, die so tief rufen: Kronentauben. | Hat er diese tatsächlich nachgeahmt? Wir glauben es nicht — des- - wegen nicht, weil alte Haustäuber ebenfalls ungeheuer tief gurren, und 3 weil dieser Bass singende Ringeltäuberich auch ein sehr alter Knabe war. F Ein spottender Bussard. Im Tiergarten Hellabrunn (München) F ‚stehen die grossen Flugkäfige der Eulen und der Raubvögel neben- einander. Am 5. Oktober 1914 beobachteten wir von 4—6 Uhr abends £ vor diesen Vogelhäusern. Besonders lebhaft ging es in einer Voliere 4 zu. in. der einige 20 Mäusebussarde sich tummelten und unablässig ihr pfeifendes hie und klangvolle deliö-Rufe in verschiedenen Varianten F- ertönen ‚liessen. Von 1,6 Uhr ab wurden auch die Eulen lebendig, - Uhu und Waldkauz riefen, und Waldohreulen vollführten ein lautes E Konzert mit ihren metallischen Dee üwüwü-Phrasen (um e, herum). - Ein junger Bussard, der gerade vor uns auf einem Ast sass, rief un- ” aufhörlich sein hie. Mitten unter diesem Hiägeschrei rutschte ihm En 3 plötzlich ein Ruf heraus: I \ » Eee Waldohreule'! war der ? ü wü wü % Be Eindruck. Er wiederholte denselben Ruf gleich darauf nochmals: F es war in allem, in Klangfarbe, Tonhöhe, Rhythmus, lautlichem Ein- - druck das metallische Rufen der Wealdohreulen nebenan! Dem 4 ‚jungen Bussard war dieses Rufen, das. er jeden Abend vielleicht seit 4 Monaten gehört hatte, geläufig geworden — er ahmte es nach und brachte es täuschend genau heraus. 206 | Hans nl Cornel Sehmit i Es erscheint uns als sicher, dass paläarktische Vögel auch aus noch anderen Gruppen als den bisher bekannten gelegentlich imitieren. Wenn Schnepfenvögel oder ein Bussard gelegentlich spotten — Vögel, die mit den Passeres nicht das mindeste zu tun haben —, so können sehr wohl auch etwa Hühnervögel oder 'Steissfüsse einmal bei Nach- ahmungen betroffen werden. Wer den erstaunlichen Stimmenreichtum unseres Waldkauzes beobachtet — wovon die Bücher freilich nichts schreiben — der kann auch diesen Tieren a nn die Fähigkeit des | Spottens nicht absprechen. Welches sind sozusagen die Riehtlinien, nach denen bei den Spöttern die Auswahl der Fremdstücke stattfindet? Zum Studium dieser Frage schien uns notwendig, eine Oertlichkeit aufzusuchen mit einer genau bekannten, reichen und abgeschlossenen Vogelwelt — so reisten wir Ende Mai 1913 nach Texel, wo diese Vor- bedingungen erfüllt sind: J. Daalder hat dort seit 40 Jahren die Ornis von Texel durchforscht und uns so genau kennen gelehrt, wie nicht leicht eine andere Vogelfauna Mitteleuropas; die Zahl der dort regel- mässig vorkommenden Arten ist 150, die Gesamtzahl der überhaupt beobachteten Spezies 218; von den wenigen Irrgästen des Winters ab- gesehen ist Texels Vogelwelt scharf umgrenzt — so dass der Ornithologe dort sozusagen in streng geordnete Verhältnisse eintritt. Auch wer nicht zu wissenschaftlichen Zwecken, sondern einfach als Naturfreund Gartenlaubvögel, Stare und Feldlerchen spotten hören will, dem sei Texel, die südlichste der westiriesischen Inseln, empfohlen! Hier ist ein Dorado für Wassergeflügel; Austernfischer, Avosetten, Kiebitze, Rot- schenkel, Regenpfeifer, Uferschnepfen, Kampfhühner, Seeschwalben und viele andere sind hier so gemein wie bei uns die Krähen. Hier wimmelt es auf relativ engem Raum von Lerchen und Staren, hier sind in den wenigen kleinen dichten Gehölzen, den oasenartig aus weitem baumlosem Flachland sich erhebenden Kojen, die Gartenspötter-Paare zusammen- gedrängt. Hier trifft man die vollendetsten Nachahmungskünstler an. Die Gartenspötter, im Maintal z. B. schwache Imitatoren, machen auf Texel ihrem Namen Ehre. Nicht zu kurze Strophen der Gartengras- 2 f Das Spotten der Vögel. 207 mücke, vollständige Sänge der Dorngrasmücke, die Gebirgstelzen- (oder r die diesen gleichen Wiesenpieper-) Rufe tittitti, Bluthänflings-Einleitung, - das dwit des Zilpzalp, das Schilpen der Spatzen, das charakteristische 2 Wirbeln und die prickelnden Motive der Sumpfrohrsänger, das Plärren F junger Stare, Blau- und Kohlmeisengesänge, Strophenteile und ganze 4 Strophen der Rauchschwalben, deren Rufe tilit und idi, Fitisphrasen, - die tiefen, melodischen Touren des Halsbandfliegenschnäppers, die Rufe 4 und Strophen der Austernfischer und schwarzschwänzigen Uferschnepfen, der Kiebitze, Rotschenkel, das Klüit der Säbelschnäbler — alles das - täuschend in deren doch unter sich ausserordentlich verschiedenen A Eztarben: das ist in den Gesängen der Kojenspötter etwas Alltägliches. Beispiele: ZIEH et ee er ee - (ER BE RE GE ER. RR aA Kohlmeise BERT KEST alit dlit dlit alit dlit dlit Aal SAGE ; Avosette schwarzschwänzige Piuhlschnepfe adi Adi Adi TRLASSTN I KTOLEERIRIE R SL in ihrem kläglichen Timbre Rauchschwalbe Austernfischer — rhythmische Umkehrung — Die Gelbspötter übernehmen, offenbar von südlichen Vorbildern, liebliche E Tontoigen und glockenreine Akkorde von herrlichem Klang. Hier drei Beispiele aus Texel: A > e (genau C-Dur- Akkord) wundervoll flötend mi pp »mf pp mf pp . Schon das Nachpfeifen mit unserer simplen Pfeifstimme gibt einen R _ wenn auch schwachen Begriff von der Schönheit dieser Gartenspötter- Motive. (Schluss folgt.) 208 Oberstleutnant z. D. Henrici. Bericht der Kommission zur Förderung des Vogelschutzes erstattet von dem Kommissionsmitglied Oberstleutnant z. D. Henriei, Stadtrat in Cassel, auf dem Verbandstage der Tierschutzvereine des Deutschen Reiches zu Stuttgart vom 13. bis 16. Mai 1914. An allen Orten und in allen Kreisen haben die Vogel- 2 schutzbestrebungen weitere tatkräftige Unterstützungen z vB — gefunden. Die eingehende Prüfung der vorliegenden Ver- hältnisse hat die Gefahr immer deutlicher hervortreten lassen, welche aus dem bisherigen gleichgültigen Verhalten gegenüber den nicht genügend erkannten Missständen der deutschen Vogelwelt entstanden war. 5 Hierin Wandel zu schaffen sind Staats- und Gemeinde- Behörden erfolgreich bemüht und haben entsprechende Mittel zur Ver- fügung gestellt. In den Vereinen unseres Verbandes nehmen die Vogelschutzbe- strebungen den besten Fortgang. Die Kommission hat in regem Schriit- verkehr auf die zahlreich eingegangenen Anfragen aufklärenden Bescheid gegeben, so dass nur sachgemässe Einrichtungen getroffen wurden, bei deren Ausführung die Berlepsch’schen Grundsätze streng. innegehalten worden sind. Durch diese einheitlichen Massnahmen wird eine möglichst weite Verbreitung der erforderlichen Kenntnisse am besten gesichert und, was gar nicht genug hervorgehoben werden kann, unnützen Ausgaben vorgebeugt. Mit der unter Leitung des Freiherrn von Berlepsch stehenden Musterstation für Vogelschutz in Seebachrpar dr Kommission nach wie vor enge Fühlung unterhalten, um über die dort angestellten Versuche stets unterrichtet zu bleiben. Für die wertvolle Unterstützung möchte ich auch an dieser Stelle Freiherrn von Berlepsch den herzlichen Dank der Kommission aussprechen, dem sich | gewiss alle Verbandsmitglieder aufrichtig anschliessen werden. Die auf dieser Station abgehaltenen Lehrkurse haben in den letzten Jahren aus allen Landesteilen einen derartigen Zuspruch erhalten, 69 Lehrkurse mit 1378 Teilnehmern, allein im letzten Jahre 19 Lehrkurse mit 514 Teil- nehmern, so dass für Deutschland eineinheitlicher vernunft- gemässer Vogelschutz hierdurch erreicht werden muss. Bericht der Kommission zur Förderung des Vogelschutzes. 209 Ä Da die 5. Auflage des von der Kommission herausgegebenen Hand- "buches von Hiesemann „Lösung der Vogelschutzfrage nach Freiherrn von Berlepsch“ trotz ihres grösseren Umfangs fast vergriifen ist, haben die Vorbereitungen für die 6. Auflage bereits _ begonnen, die eine Reihe von Ergebnissen stattgehabter Versuche und „neue Anschauungsbilder enthalten wird. Von den aus der letzten Auf- "lage hergestellten Sonderabdrucken sind 50000 Exemplare verkauft - worden. Ein erfreuliches Zeichen, wie stark die Nachfrage nach diesen _aufklärenden Schriften im Wachsen begriffen ist. Auch von der englischen Uebersetzung ist die 2. Auflage ver- griffen, die 3. in Bearbeitung; die französische Uebersetzung ist "zwar -vorhanden, doch hat sich die Herausgabe leider noch nicht er- möglichen lassen. Auf welche törichten Erfindungen aber trotzdem die nur gewinn- suchende Industrie verfällt, kann ich Ihnen an einzelnen Gegenständen am Schlusse meines Berichtes nachweisen. Ebenso werde ich am besten an den ausgelegten und in Gebrauch "sewesenen Nisturnen über die Erfahrungen berichten, welche auf Grund einwandfreier sechsjähriger Versuche in der Musterstation für Vogel- schutz in Seebach mit diesen tönernen Urnen gemacht worden sind. Auf die Ihnen ausgehändigten Mitteilungen dieser Musterstation möchte ich ganz besonders hinweisen, die ausführlich alle näheren Angaben enthalten. | Die gemeinsamen Interessen der Vogelschutzvereine End der Vereine für Naturdenkmal- und Heimatschutz haben diese immer mehr zu einander geführt. Diesen Verkehr rege zu erhalten, ist die Kommission stets eifrig bemüht gewesen, so dass aus dem Zusammenwirken dieser Vereine der beste Erfolg für die Er- "haltung unserer einheimischen Vogelwelt zu erwarten steht. E Auf dem Verbandstage in Lüneburg war die Kommission be- : ultragt worden, sich wegen der dort vorgebrachten Klagen über die tierquälerische Verwendung unzureichender Käfige für Stubenvögel und in den Handel gebrachte Vögelmit “der „Vereinigung der Vogelliebhaber Deutschlands“ in "Verbindung zu setzen, um ein sachkundiges Urteil über diese 5. 15 210 Oberstleutnant 2. D. Henrici. Käfigfirage zu erhalten. Infolge unserer Bitte ist die Besprechung _ dieser Angelegenheit auf die Tagesordnung der vom 10. bis 13. Mai 1913 in Lübeck stattgehabten Jahresversammlung der Vereinigung gesetzt worden. Der Berichterstatter über diese Frage, der bekannte Ornithologe und Herausgeber der „Gefiederten Welt“ Karl Neunzig in Hermsdorf bei Berlin, hat zwar zugeben müssen, dass Käfige im Gebrauch seien, die in keiner Weise den Anforderungen genügten, dabei aber betont, dass es ungemein schwierig sein würde, bestimmte Käfiggrössen fest- zusetzen. Falls solche dennoch gemacht werden sollten, könnten die betreffenden Masse jedoch nur als Mindestmasse gelten. Für die Länge müsste mindestens die dreifache Grösse des Vogels gefordert werden. Nach längeren eingehenden Erörterungen wurden dann die Vorschläge des Berichterstatters angenommen, für die Käfige nachstehende vier Grössenverhältnisse festzulegen. Grösse I 65—70 cm Länge, 35 cm Tiefe, 40 em Höhe. „ ll 30 „ „ 22 „ „ 30. „ . III 40—45 „ „ DI h> 30724 RN „ IV 30 „ „ 20 „ 20 „5 Von diesen soll Grösse II für grössere, Grösse III für mittlere, Grösse IV für kleinere Insekten- und Körnerfresser Verwendung finden. Hierbei darf nicht unerwähnt bleiben, dass sich viele Vögel häufig ir kleineren Käfigen wohler fühlenalsingrossen. HoffentlichnimmtdieVer- einigung der Vogelliebhaber Deutschlands hieraus Ver- anlassung, eine schärfere Kontrolle als bisher über die in den Handel gebrachten Käfiggrössen auszuüben und auf die betreffenden Geschäfts- | häuser einzuwirken, wobei sie durch unsere Mitglieder sehr erfolgreich unterstützt werden kann. Es ist leider eine bekannte Tatsache, dass an unseren Leuchttürmen und den ausserordentlich erweiterten Hochspannungsleitungen eine grosse Zahl Vögel zugrunde geht. Man hofft jetzt durch Anbringung einiger Schutzvorrichtungen solche Verluste auf ein möglichst geringes Mass herunterdrücken zu können. An den Leuchttürmen sucht man durch mehrere vorgestreckte Sitzstangen das | Zufliegen der Vögel an die Wände des eigentlichen Leuchtkörpers zu verhindern. Bei den Hochspannungsleitungen werden die Drähte mög- lichst weit auseinander gezogen und auf den Masten besonders geformte Bericht der Kommission zur Förderung des Vogelschutzes. >11 Bügel befestigt, um die Berührung mit den Drähten zu vermeiden, Um den Schutz der Vögel vor den Gefahren der Hochspannungsleitungen hat sich der auch hier in Stuttgart wohlbekannte Ingenieur Hermann H aehnle in Giengen a. d. Brenz besonders verdient gemacht und durch ‚Schrift und Vortrag auiklärend gewirkt. Der Erfolg wird ja nun zeigen, ‘ob hiermit etwas erreicht wird oder noch weitere Versuche angestellt e erden müssen. | Das Vogelschutzgesetz für das Deutsche Reich vom 30. Mai 1908 hat jetzt eine längere Zeit seine gute Wirkung geltend machen können, doch haben sich, wie dies ja auch bei derartigen Gesetzesvorlagen nicht anders zu erwarten war, einige Lücken fühlbar gemacht,‘ die ‚beseitigt werden müssen. Daher hat die Kommission es für ihre Pflicht fe ehalten, folgende Anträge der Beschlussfassung des Verbandes zu ., unterbreiten. Diese Anträge mit der zugehörigen Begründung, wo eine solche überhaupt erforderlich sein sollte, sind als Drucksache den an- \ vesenden Mitgliedern unter Hervorhebung der vorgeschlagenen Ab- änderungen ausgehändigt, damit sie sich vor der Abstimmung genügend über den Inhalt unterrichten können. Den einzelnen Anträgen sind die betreffenden Paragraphen des Vogelschutzgesetzes in ihrer jetzigen Fassung a worden. B ie | Absatz 2: Desgleichen ist der Ankauf, der Verkauf, die An- und Verkaufsvermittelung. das Feilbieten, die Ein-, Aus- und Durchfuhr L ınd der Transport der Nester, Eier und Brut der in Europa einheimischen V ogelarten untersagt. 4 Antrag 1. In S ı Absatz 2 sind hinter Eier die Worte „Eier- schalen (ausgeblasene Eier)“ einzuschalten. Begründung. Bei der in Liebhaberkreisen zunehmenden Nachfrage nach Vogeleiern hat auch der Handel mit solchen an Umfang zugenommen, wodurch der Vogelwelt aber eine grosse Gefahr entstanden ist. Die wissenschaftlichen Sammlungen bleiben von diesem Verbot unberührt. 5.2 - d) das Fangen von Vögeln mit Anwendung von Körnern oder cn Futterstoffen, denen betäubende oder giftige Bestandteile bei- gemischt sind, oder unter Anwendung mmeaieı Lock vögel. E 15* 212 Oberstleutnant z.D. Henrici. Antrag 2. S 2d soll dahin abgeändert werden: „das Fangen und Vernichten von Vögeln durch Gift oder andere Stoffe, denen betäubende Bestandteile beigemischt sind, oder unter Anwendung geblendeter Lockvögel“. | Begründung. In letzter Zeit sind mehrfach Fälle bekannt geworden, in denen ‚durch Auslegen von Giftbrocken von seiten der Feldbesitzer gegenKrähen und fremdes Hausgeflügel zahlreiche Sing- und andere wirtschaftlich nützliche Vögel dieser verderblichen Art der Abwehr von Schädlingen zum Opfer gefallen sind. Selbst die Jagdschutzvereine beschäftigen sich mit dieser Frage, ein solches Verfahren gegen das Raubzeug nicht mehr anzuwenden. In Bayern und Sachsen ist das Auslegen von Giftbrocken gesetzlich verboten. Der zur Vertilgung von Mäusen und Ratten im landwirtschaftlichen Betriebe verwendete Giftweizen wird wegen der für den Gebrauch gegebenen besonderen Vorschriften hierdurch nicht berührt. e Ich muss allerdings bei diesem Antrage bemerken, daß ein Mitglied der Kommission sich dahin ausgesprochen hat, wenigstens die Verwendung soge- nannter Gifteier gegen Krähen zuzulassen, da der Abschuss und das Zerstören der oft sehr versteckten Nester dieser scheuen Vogelart sehr schwierig und nicht mit genügendem Erfolg ausgeführt werden könnte. Die übrigen Mitglieder glauben aber diesem Bedenken keine so grosse Bedeutung beimessen zu sollen und bitten um Zustimmung zu dem gestellten Antrage. Bei der Beratung dieser | Sachverständige noch zu dieser Frage äussern, so dass ein Für und Wider genügend abgewogen werden Kann. Antrag 3.8.2 ist durch I zu eroanzen: „das Fangen von Vögeln mittels Pfahleisen oderals soleher verwendeter Tellereisen“. Begründung. gesetzlichen Vorlage im Reichstage werden sich ja überhaupt mehr oder weniger Durch die Pfahleisen wird nur wenig genützt, aber sehr viel geschadet. | Dem als bequeme Sitzgelegenheit hergerichteten Pfahleisen fallen wahllos alle aufbäumenden Vögel zum Opfer, somit sehr viele nützliche, nur wenig schädliche Vögel. Besonders unsere durch das Gesetz geschützten Raubvögel werden durch das Pfahleisen vernichtet. Es ist geradezu widersinnig, Vogelschutz zu treiben | und dabei die Verwendung solcher die Vogelwelt gefährdenden Pfahleisen noch weiterhin zu erlauben. Das Pfahleisen nutzt nur dem unkundigen Jäger, der es nicht versteht, mit geköderten Fallen zu arbeiten. Aber diese Jäger sehen | in jedem gefangenen Raubvogel nur den erstrebenswerten Gewinn durch die unheilvollen Prämiengelder, welche von gleichgültigen Jagdherren für BInT LEE ar as BER 21 \NLIAEMIE Y a f % Fu, Y di N SR Bericht der Kommission zur Förderung des Vogelschutzes. 213 gefangenes Raubwild gezahlt werden. Die Kenntnis von der Bedeutung der Vogelwelt ist leider in Jägerkreisen immer noch wenig verbreitet. Hervorgehoben werden muss aber die bei dieser Fangart vorkommende beispiellose Quälerei. Die gefangenen Vögel hängen oft tagelang mit zerschlagenen Fängen, ehe sie von ihren Leiden durch den Tod erlöst werden. Hier haben jedoch in letzter Zeit die grösseren Jagdschutz-Vereine aufklärend gewirkt und in längeren Verhandlungen ernstlich erwogen, diesem Prämienunfug nach Möglichkeit Einhalt zu tun und die Verwendung von Pfahleisen überhaupt gesetzlich zu verbieten. Sr Absatz 2. Dieses Verbot erstreckt sich für Meisen, Kleiber und Baumläufer auf das ganze Jahr. B7 R S 8. Die Bestimmungen dieses Gesetzes finden keine Anwendung c) auf die in nachstehendem Verzeichnis aufgeführten Vogelarten: Tagraub- vögel mit Ausnahme der Turmfalken, Schreiadler, Seeadler, Bussarde, und Gabelweihen (rote Milane), Uhus. ; | Antrag 4. 83 Absatz 2 sind vor „auf das ganze Jahr“ die \ /orte einzuschalten: „sowie für die Tagraubvögel, Turmfalken, Schrei- adler, Seeadler, Bussarde, Gabelweihen (rote E. Milane) und die in Deutschland brütenden Eulen- = arten einschliesslich des Uhus“. ; Dementsprechend würden dann im S 8c hinter „(rote Milane)“ die Worte ua lügen sein: „die durch 8 3 einen auf das ganze Jahr ausge- nen Schutz erhalten haben“. Zeile 6: „Uhus“ ist zu streichen. wi “ Begründung. Der durch das neue Vogelschutzgesetz diesen yes elle und den . verschiedenen Eulenarten sewährte Schutz beabsichtigt, uns diese unschädlichen Zierden der Natur auch für fernere Zeiten zu erhalten. Die dem Uhu 1:8 drohende Gefahr der Ausrottung macht es uns zur Pflicht, diese Vogelart als Naturdenkmal unter den gesetzlichen Schutz zu stellen. l n. Der bisher gewährte Schutz bis zum 1. Oktober jeden Jahres reicht aber nicht aus, da die genannten Vögel zum Teil ihren Zug bis in den November ausdehnen, von den Bussarden und Turmfalken sogar viele überwintern, 214° x V Oberstleutnant z.D. Henrici. Dureh unsachgemässen J agdschutz, besonders durch den rücksichtslosen Abschuss auf den Krähenhütten, werden sie alljährlich immer mehr. verringert. Zeugnis legen hiervon ab die in den Fachzeitschriften zu lesenden Streckenberichte, sowie die bei den Ausstopfern zahlreich eingelieferten Vögel dieser Art. Wenn daher der beabsichtigte Zweck erreicht werden soll, ist es dringend geboten, gleich wie den Meisen, Kleibern und Baumläufern auch diesen Raub- vögeln und Eulenarten einschliesslich des Uhus den gesetzlichen Schutz während des ganzen Jahres zu gewähren. Auf dem dritten deutschen Vogelschutztag in Hamburg 15. bis 17. Juni 1913 habe ich veranlasst, dass der von der Kommission auf dem ersten deutschen Vogelschutztag in Charlottenburg 1910 gestellte Antrag, den darin genannten Tagraubvögeln und Eulenarten einschliesslich des Uhus einen auf das ganze Jahr ausgedehnten Schutz zu gewähren, wieder aufgenommen wurde und erneut dem Reichskanzler vorgelegt werden soll, da bis jetzt über diesen Antrag keine Entscheidung bekannt geworden ist. Ein grösserer Nachdruck dürfte diesem Gesuch jedenfalls gegeben werden, wenn auch der Verband der Tierschutzvereine des Deutschen Reiches in gleichem Sinne sich an den Reichs- kanzler wenden würde. Ss 4 3 #. Dem Fangen im Sinne dieses Gesetzes wird jedes Nachstellen zum Zwecke des Fangens oder Tötens von Vögeln, insbesondere das Auf- stellen von Netzen, Schlingen, Leimruten oder anderen Fangvorrichtungen, gleichgeachtet. | Worte hinzuzufügen: Antrag 5. S 4, letzte Zeile, sind hinter „gleichgeachtet“ die „ebenso das Mitführen einer Ausrüstung zum Vogelfang. Jede Uebertretung des Vogelschutz- gesetzes an besonders hergerichteten Schutzan- lagen ist mit verschärfter Strafe zu belegen“. Begründung. „Nach S 368 Ziffer 10 des Strafgesetzbuches für das Deutsche Reich vom 15. Mai 1871 ist derjenige mit Geldstrafe bis zu 60 Mark oder mit Haft bis zu 14 Tagen zu bestrafen, welcher ohne Genehmigung des Jagdberechtigten oder ohne sonstige Befugnis auf fremdem Jagdgebiet ausserhalb des öffentlichen zum gemeinen Gebrauch bestimmten Weges wenn auch nicht ee doch zur Jagd ausgerüstet betroffen wird. Ä Wiederholt sind aber Vogelfänger, welche mit Fanggerätschaften aus- gerüstet waren, ja sogar in einem Falle den utterplatz zum Anlocken der ° Bericht der Kommission zur Förderung des Vogelschutzes. 215 Vögel bereits hergerichtet hatten, zwar zur Anzeige gebracht, aber gerichtlich freigesprochen worden, weil sie nicht bei Ausübung des Vogelfanges “selbst ergriffen waren. Hier liegt entschieden eine Lücke vor im deutschen Vogelschutzgesetz. Solche Personen, welche mit Gerätschaften zum Vogelfang ausgerüstet ergriffen ' werden, müssen nach gleichem Recht bestraft werden, wie diejenigen, welche nicht jagend, aber zur Jagd ausgerüstet betroffen worden sind. Anfänglich hatte die Kommission beabsichtigt, dem Verbande vorzuschlagen, sich dem von grösseren ornithologischen Vereinen beim D eutschen Reichstag gestellten Antrage anzuschliessen, den Abschuss der Paradiesvögel nicht wie jetzt beabsichtigt auf ı1!/, Jahr, sondern für 10 Jahre zu verbieten, damit die Lebensbedingungen dieser Vögel eingehend erforscht werden könnten, wozu die kurze Zeit von 1?/, Jahren kaum ausreichend sein dürfte. Nachdem aber der Staatssekretär des. Reichs-Kolonialamtes Dr. Solf im Reichstage erklärt hat, dass eine 1*/, jährige Schonung durch ihn angeordnet worden sei, die in dieser Zeit durch Sachverständige gemachten Beobachtungen später bekannt gegeben und dann weitere Beschlüsse gefasst werden sollten, haben wir diese Absicht aufgegeben, zumal an der jetzigen Sachlage durch diesen Antrag kaum eine Aenderung der vom Reichstag u yen kolonialen Wirtschaftspläne erreicht werden würde. Es ist daher begründete Aussicht vorhanden, dass die Schonzeit durch das Reichs-Kolonialamt rechtzeitig verlängert wird, wenn es Ss sich herausgestellt hat, dass die für diese Beobachtungen angesetzte Zeit nicht ausreichend gewesen ist. Wenn sich die kürzlich durch die Zeitungen verbreitete Nachricht bewahrheiten sollte, dass von der englischen Regierung die Grossmächte und die selbständig verwalteten britischen Kolonien zu einer inter- nationalen Konferenz gegen den Federhandel nach London eingeladen seien, um auf diesem allein richtigen internationalen Wege alle wilden Vögel vom Federhandel auszuschliessen, dann würde ja die beste Lösung dieser Frage gefunden sein. Nach den daran geknüpften Mitteilungen haben die meisten Regierungen schon zugesagt, nur die deutsche Regierung scheint zu unserem Be- dauern noch zögern zu wollen, dieser Einladung Folge zu leisten, Bi: . ” 216 . & Reinberger. während Frankreich und Griechenland sich sogar geweigert haben, an den Beratungen teilzunehmen.”) | Mit herzlichem Dank für die Bewilligung der zu unserer immerhin doch umfangreichen Tätigkeit erforderlichen Geldmittel darf ich wohl die Bitte aussprechen, auch für die nächsten zwei Jahre einen gleichen Beitrag der Kommission zur Verfügung zu stellen. Möchte es uns gelingen, die Vogelwelt in unseren en Wäldern und Fluren wieder in grösserer Zahl heimisch zu machen, wie sie es früher gewesen ist. Der beste Lohn für alle unsere uner- müdlichen Vogelschutzbestrebungen! Zur Brutpilege des grauen Fliegenschnäppers (Muscicapa striata Pall). Von Landgerichtsdirektor Reinberger, Lyck. Vorbemerkung: Die nachfolgenden Beobachtungen hatte ich bereitsim Juni 1914 niedergeschrieben. Meinem Aufsatze lagen unmittelbar nach Feststellung der betreffenden Tatsachen gemachte Notizen zu- grunde; er enthielt daher insbesondere sämtliche in Frage kommenden Zeitangaben. Der Aufsatz ist auf der Post verloren gegangen, die Notizen sind bei der Plünderung der Stadt Lyck durch die Russen vernichtet worden. Ich muss mich daher jetzt lediglich auf mein Ge- dächtnis verlassen und bitte zu entschuldigen, dass manches unbestimmt gelassen wird und namentlich alle Zeitangaben fehlen. Der Verfasser. Im Frühjahr 1914 zeigte sich ein Pärchen des grauen Fliegen- | schnäppers an mehreren Fenstern meiner in der Stadt Lyck (Ostpreussen), | zwei Stock hoch belegenen Wohnung. Die Vögel hielten sich bald an diesem, bald an jenem Fenster auf; es schien, als ob sie etwas suchten. Was sie wollten, stellte sich bald heraus: das Weibchen begann auf dem Dach eines vor dem Fenster meines Arbeitszimmers befestigten Vogelfutterhäuschens ein Nest zu bauen. Das Nest wurde da errichtet, wo das Häuschen an der Hauswand aufgehängt war, in der durch letztere und das, nach innen aufgehende, Fenster gebildeten Ecke. “) In Frankreich soll sogar bereits eine Gegenströmung eingesetzt haben und beabsichtigt sein, nach Paris eine internationale Konferenz einzuberufen, um über | die zum Schutze selten gewordener Vogelarten notwendigen Massnahmen 1 an: et, ohne den erlaubten Handel mit Schmuckfedern zu beein- rächtigen | Zur Brutpflege des grauen Fliegenschnäppers. 217 Nach oben gewährte das ein wenig überstehende Dach des Wohnhauses etwas Schutz gegen Regen. Den Bau führte, soviel ich bemerkte, - lediglich das Weibchen aus. Es benutzte dazu allerhand Fasern, lange Enden von Schnüren und Bindfäden, Papierstreifen, Ross- und Menschen- haare, Federn; das ganze Bauwerk sah recht unordentlich aus. Watte, ‚die ich in der Nähe des Nestes befestigte, wurde nicht verwendet. Wieviel Tage der Nestbau gedauert hat, kann ich aus den oben mit- geteilten Gründen nicht angeben. s Die Bier, sechs an der Zahl, wurden in den Morgenstunden von sechs aufeinanderfolgenden Tagen gelegt. Nachdem das Ge- lege fertig war, begann das Weibchen, das bis dahin nur immer kurze Zeit auf den Eiern gesessen hatte, eifriger zu brüten. Das = Männchen brachte dem Weibchen hin und wieder Futter; dass es auch 4 gebrütet hat, habe ich nicht bemerkt, wohl aber, dass nicht selten ” längere Zeit überhaupt kein Vogel auf den Eiern sass. Immerhin ist 4 es bei der grossen Aehnlichkeit der Geschlechter möglich, dass mir 4 die Beteiligung des Männchens an der Bebrütung der Eier entgangen 3 ist. Getötete Insekten, die ich dicht neben dem Nest aufspiesste oder 4 später in ein dort angebrachtes offenes Streichholzschächtelchen legte, wurden von dem brütenden Weibchen sofort bemerkt und gern verzehrt. Ueber die Dauer der Bebrütung und das Ausschlüpfen der Jungen kann ich keine näheren Angaben machen. Die Eierschalen wurden _ weit, fortgetragen, ob nur vom Weibchen oder auch vom Männchen - weiss ich nicht. | “ An der Fütterung beteiligten sich beide Eltern. Eine Verwendung - von Speisebrei, wie sie Hermann Müller bei Körnerfressern beobachtet hat vol. die Schilderung in Brehms Tierleben — habe ich nicht wahrgenommen. Vielmehr brachten die Fliegenschnäpper ihren Jungen vom ersten Tage an Insekten und zwar sehr bald derart grosse, dass man befürchten musste, die kleinen Vögelchen würden an den mäch- _ tigen Bissen ersticken. Sehr beliebt waren grosse Viehbremsen, denen - Flügel und Beine abgestossen waren; daneben wurden Libellen, E Schmetterlinge, Fliegen, Mücken, Käfer und Spinnen verfüttert. Die Erbeutung der Spinnen beweist, dass der Fliegenschnäpper nicht bloss _ fliegendes Getier verfolgt. 72 Zul, r Reinberger. Bei der Darreichung grösserer Insekten, . namentlich ‚der oben erwähnten Viehbremsen, verfuhren die alten Vögel eigentümlich. Sie steckten das Insekt einem der die Schnäbelchen aufsperrenden Jungen in den Rachen, warteten aber das Hinabschlucken nicht ab, sondern nahmen es ihm wieder fort, boten es demselben oder einem andern Jungen in gleicher Weise dar und wiederholten dies mehrere Male, bis sie die Beute dem letzten Jungen zum Verschlingen überliessen oder auch — selbst verschluckten. Diese Art der Fütterung wurde für ein Junges — vielleicht auch zwei — verhängnisvoll. Einer der alten Fliegenschnäpper brachte eines Tages — die Jungen waren damals noch recht klein und fast ganz unbefiedert — einen Käfer, der mir eine Phyllopertha horticola zu sein schien, und bot das etwas breitgedrückte Insekt, dessen Beine sperrig abstanden, einem der Kleinen dar, um es diesem, nachdem es kaum zugefasst hatte, wiederfortzunehmen. Der kleine Vogel liess aber nicht sofort los und wurde, an dem Käfer festhängend, aus dem Nest herausgehoben. Nun liess er los, lag einige Augenblicke zappelnd auf dem zum Einfüllen des Futters dienenden, jetzt aber durch einen Deckel verschlossenen ‚Schörnstein‘“ des Futterhäuschens und fiel dann in den vor dem Hause befindlichen Garten hinab. Von meiner Tochter heraufgeholt, zeigte das Vögelchen trotz des zwei Stockwerke tiefen Sturzes noch Lebenszeichen. Ich legte es’ in das Nest zurück. Als ich nach einiger Zeit nachsah, war es verschwunden, offenbar von den Alten hinausgeschafft. Ob es sich bei dem beschriebenen Ereignis um einen Unglücksfall handelte oder ob die Beseitigung des Jungen von dem alten Vogel beabsichtigt war, wage ich nicht zu entscheiden. "Aufgefallen ist mir, dass der alte Fliegenschnäpper teilnahmlos und ohne zu schreien zusah, wie sich sein Kind auf dem Futterhäuschen herumwälzte und schliesslich herabfiel, während die alten Vögel bei späteren für ihre Jungen be- drohlichen Ereignissen ihre Aufregung durch klägliches Geschrei kund taten. Nach kurzer Zeit fehlte wieder ein Junges. Auf welche Art dieses abhanden gekommen ist, weiss ich nicht. Um den Verlust weiterer Jungen zu verhüten, befestigte ich an der einen der beiden nicht geschützten Seiten des Nestes — nach dem Vorgarten zu — ein KEN Zur Brutpflege des grauen Fliegenschnäppers. 919 Stück Pappe. Die alten Vögel liessen sich hierdurch nicht stören. Sehr viel Vergnügen. gewährten die jungen Vögelchen mir und meinen Familienangehörigen dadurch, dass sie sich von uns füttern liessen. ‘Ein Pfiff oder ein Geräusch am Fenster genügte, um die Köpfchen mit geöffneten Schnäbeln emporfahren und ein bettelndes Gezirpe _ ertönen zu lassen. | E. Dem Hinabschlucken des Futters folgte fast stets die Entleerung. R Der Kotballen wurde möglichst auf dem Rande des Nestes abgelegt _ und von den Alten fortgetragen. Ein Verschlucken des Kotes oder gar - ein Verfüttern desselben — vgl. die oben erwähnten Beobachtungen _ Hermann Müllers — habe ich nie bemerkt, ebensowenig, dass der Kot nur in den ersten sechs bis neun Lebenstagen der Jungen fortgeschafft wurde (ebenda). Das Nest wurde vielmehr bis zum Flüggewerden der = Jungen möglichst gereinigt und blieb daher bis zuletzt ziemlich sauber. 4 Sein von Anfang an mit wenig Sorgfalt zusammengesetztes Gefüge - lockerte sich freilich immer mehr und mehr, zumal die vier Jungen “ kaum Platz darin hatten. Vielleicht findet hierin die Entfernung der beiden übrigen Jungen eine Erklärung. E: Wenn nicht bedeckter Himmel war, wurde das Nest an jedem Vormittag einige Zeit lang von den Sonnenstrahlen getroffen. Solange die Jungen noch klein waren, wurden sie durch einen der alten Vögel 2 ‘vor der Einwirkung der Sonne behütet, indem er sich mit ausgebreiteten ® Flügeln vor die Jungen setzte. Ihm selbst wurde dabei recht heiss, _ wie sein aufgesperrter Schnabel bewies. | F Die jungen Fliegenschnäpper waren schon hübsch herangewachsen, als ich eines Abends bemerkte, dass die alten Vögel unruhig und kläglich schreiend in dem vor dem Hause stehenden und das Fenster _ meines Arbeitszimmers mit seinen Zweigen beschattenden Baum herum- - flogen. Ich sah nach und stellte fest, dass ein Junges fehlte. Meine 4 Tochter fand es, durch sein Geschrei geleitet, im Vorgarten und brachte “ esherauf. Es war unversehrt, nahm eine ihm angebotene Fliege gern “an und wurde dann von meiner Frau ins Nest zurückgesetzt. Als 2 diese, um dem Vögelchen Platz zu machen, ein anderes Junges auihob, bemerkte sie, dass dieses mit einem Fuss am Nest haftete. Ich nahm an, dass es sich am Nest festhalte, und untersuchte die Sache nicht —. A A NE 2 ‘ a N a N RT rn VER BRENNEN ana rt 200 2 220 Reinberger. weiter, sondern sicherte nur die vierte noch offene Seite des Nestes durch ein Stück Pappe. Am nächsten Morgen waren die Alten wieder sehr unruhig und schrien kläglich. Als ich nachsah, bot sich mir ein trauriger Anblick. Das Junge, welches am Abend zuvor sich anscheinend am Nest fest- gehalten hatte, und ein zweites, waren mit je einem Fuss unter sich und mit dem Nest durch Fäden und Rosshaare fest verbunden. Ich befreite die Tierchen; der Fuss des einen war infolge der Umschnürung abgestorben, und der des anderen dick angeschwollen. Wie sich die Vögelchen abgemüht hatten, um von ihren Fesseln loszukommen, zeigten zahlreiche Blutspritzer auf der Innenseite der das Nest umgebenden Pappe. Da der junge Fliegenschnäpper, dessen Fuss abgestorben war, mit den vertrockneten Zehen fortwährend im Nest hängen blieb, schnitt ich ihn den Fuss ab. Es erscheint auffallend, dass Vögel, denen doch die Kunst des Nestbauens angeboren ist, nicht auch rein instinktiv vermeiden, das Nest in einer Weise herzustellen, die zu einer erheblichen Gefahrquelle für ihre Jungen wird. Ohne meine Hilfe hätten die beiden aneinander und an das Nest gefesselten Jungen, die zu befreien den Alten un- möglich war, schliesslich verkommen müssen. Es ist so gar nicht aus- geschlossen, dass die beiden übrigen Jungen infolge der Beireiungs- versuche ihrer Geschwister auch an diese gefesselt worden wären, so dass dann die Bauart des Nestes den Untergang der ganzen Brut verschuldet hätte. Zu berücksichtigen ist allerdings, dass der im Urzustande lebende Fliegenschnäpper nicht in der Lage war, Fäden und Rosshaare in sein Nest zu verweben; bei Verwendung von Halmen, Wurzelfasern und derg!. wäre das Unglück kaum geschehen. Die Errungenschaften der Kultur sind somit auch den Vögeln nicht immer zuträglich. Noch ziemlich klein und mit wenig entwickelten Schwanzfedern entilogen die jungen Fliegenschnäpper dem Nest, ohne dass ich sie vorher Flugübungen hatte anstellen sehen. Das Vögelchen mit einem Fuss blieb am längsten im Nest; für kurze Zeit leistete ihm eins seiner bereits ausgeflogenen Geschwister, das zurückgekommen war, Gesell- schaft. Es flog dann auch aus, konnte sich aber in den Zweigen der vor dem Hause stehenden Bäume nicht genügend halten und musste E zur Erde flattern. Heraufgeholt, wiederholte es seinen Versuch mit E gleich ungünstigem Erfolge. Ich nahm den kleinen Krüppel daher ins ” Zimmer, setzte ihn in ein mit einem verästelten Zweig versehenes E Terrarium und versuchte ihn aufzufüttern. Die ihm gereichten Insekten _ nahm der kleine Vogel willig an, begrüsste jeden, der an seinen Kasten trat, mit Gezirp und bettelnd geöffnetem Schnabel und war sehr zu- 2 traulich. Mehrere Male benutzte einer der alten Vögel, wenn das Fenster offen stand und niemand im Zimmer war, die Gelegenheit, um sein Kind zu besuchen. Eines Morgens hatte das Junge, wohl durch das Locken der Alten veranlasst, das nicht zugedeckte Terra- - rium und sodann das Zimmer verlassen, war natürlich aber nicht weit gekommen: es wurde auf der Strasse gelunden und mir zurückgebracht. - Seitdem deckte ich das Terrarium, wenn es unbeaufsichtigt war, zu. Leider gelang es mir nicht, das Schnäpperchen gross zu ziehen. - Nachdem es.noch eines Abends wohl und munter gewesen war, auch TEE ee rien = 3 eine reichliche Insektenmahlzeit zu sich genommen hatte, lag es am nächsten Morgen sterbend im Kasten. Die Oefinung ergab, dass die verzehrten Insekten bis auf geringe Chitinreste verdaut waren, dass E sich aber im Darm, eingebettet in braunrotem, anscheinend blutigem - Sehleim über 20 lebende Saugwürmer (Distomum?) befanden. Der - Fliegenschnäpper muss die Larven dieser Würmer mit den von ihm verzehrten Insekten aufgenommen haben; ich halte es für durchaus wahrscheinlich, dass er an der durch die Würmer hervorgerufenen Reizung der Darmschleimhaut eingegangen ist. Die, in Alkohol ge- F setzten, Saugwürmer habe ich dem Ehrenmitglied der physikalisch- ‚ökonomischen Gesellschaft in Königsberg, Herrn Geheimrat Professor ‘ der Zoologie Dr. Braun zugeschickt; vielleicht wird seinerzeit darüber _ etwas in den Schriften der genannten Gesellschaft veröffentlicht werden. Die drei ausgeflogenen jungen Fliegenschnäpper trieben sich, kenntlich an den Ringen der Rossittener Vogelwarte, die ich ihnen angelegt hatte, einige Zeit in der Umgebung unseres Hauses umher. Dabei hielten sie sich auch zuweilen auf dem flachen, mit Erde belegten und Pflanzenwuchs aufweisenden Dach eines Nachbargebäudes auf, wo » ich einen alten Vogel ihrer Art nie beobachtet hatte. Als ich das Nest entfernte, fand ich in seinen unteren Schichten E eine grosse Menge kleiner Dipteren-Larven und eine Anzahl Fliegen- 222 0. Büsing, Etwas vom Mauerläufer. Tönnchen. Aus letzteren schlüpften schön metallisch glänzende, blaue | und grüne Fliegen mit roten Augen. Herr Kreisarzt Dr. Speiser aus 3 Labes, der so liebenswürdig war, die Fliegen zu bestimmen, schrieb mir, dass es sich um ein als Bewohner von Vogelnestern bekanntes Insekt handele. Er teilte mir auch den wissenschaftlichen Namen mit, den ich aber leider vergessen habe und deshalb, sowie infolge des Verlustes meiner Notizen nicht angeben kann. a Etwas vom Mauerläufer (Tichodroma muraria). Von Dr. med. 0. Büsing, Eisenach. x Der Mauerläufer zählt sicherlich zu den Vogelarten, nach denen der kundige Alpenwanderer mit ganz besonderem Eifer Ausschau hält. Erfahrungsgemäss hat man jedoch nur dann gegründete Hoffnung, ihn auch anzutreffen, wenn man einen seiner regelmässigen Brutplätze kennt. — Vielleicht ist es daher für manchen Leser dieser Zeitschrift von einigem Nutzen zu erfahren, wo ich Tichodroma muraria fand und was ich an ihr beobachten konnte. — Nach einer brieflichen Mitteilung von E. Zollikofer-St. Gallen an W. Bacmeister sollte die Art im Säntis- gebiet an den Felsen beim Wildkirchli und Aescher-Wirtshaus, die ja ganz nahe beieinanderliegen, von jeher in mehreren Paaren vorkommen, und denselben Brutort u. a. nennt auch Tsschudi in seinem ausgezeichneten Werk „Tierleben der Alpenwelt“. — Im Vertrauen auf diese zuverlässigen Angaben bezog ich also den Säntis in meinen diesjährigen Reiseplan mit ein und wanderte an einem strahlend schönen Julitage hinauf zu dem grossartig gelegenen Wildkirchli. — Völlig senkrecht ragt dort die ungeheure kahle und rauhe, von wenigen Spalten durchzogene Wand empor, an ihrem Fuss nur einen so schmalen Raum lassend, dass man, um an ihr emporblicken zu können, den Kopf ganz zurücklegen muss Nur von den beiden obersten Kehren des steilen Ziekzackweges, der vom „Aescher“ zum Alpsee hinabführt, hat man eine bequemere und | auch weitere Uebersicht, ein Umstand, der mir sehr zustatten kam; | denn gerade an dem Teile der Felswand, der dieser Stelle gegenüber- | liegt, hielten sich die mit Ungeduld von mir gesuchten, bald entdeckten Vögel während der ganzen Zeit auf, die ich ihnen widmen konnte. | Anfänglich bemerkte ich nur ein Stück, das mit rastloser Behendigkeit 1 die riesigen Felsen absuchte, bald aber erwies es sich, dass dieser Eifer Kleinere Mitteilungen. 223 zwei flüggen Jungen galt, deren eines in einer Spalte angeklammert ‘hing, während das andere auf einem schmalen Sims ruhte. Beide - erhielten in kurzen Zwischenräumen die von der Mutter erbeutete Nahrung und nahmen sie unter lebhaftem Flügelschlagen mit lautem - „psi, psi, psi“ in Empfang. Die Grundfärbung des alten Vogels erschien 3 mir nicht so blaugrau, wie man es auf den meisten Buntbildern findet» sondern mehr bräunlichgrau, und das schöne Rot der Schwungfedern - wurde trotz der scharfen Sonnenbeleuchtung für das unbewaffnete - Auge schon auf verhältnismässig kurze Entfernung recht undeutlich. 1 Die rundlichen weissen Flecke dagegen traten im Fluge auffällig hervor - und liessen im Verein mit der breiten, abgestumpften Form der Schwingen : den Vogel, wenn er scheinbar ziellos, wie vom Winde getrieben, an den Felsen umherflatterte, einem grossen Schmetterlinge sehr ähnlich erscheinen. Beim Absuchen seines Jagdgebietes bewegte er sich nur selten in gerader Linie aufwärts, sondern beschrieb meist Zickzacklinien, - indem er auch jedes im Wege liegende wagerechte oder schräge Fels- band schnell abhüpfte. Bewachsene Stellen dagegen mied er sorgfältig, ‚solange ich ihm zusah. Stimmlaute liess er nicht hören. | Die Felsen bei „Aeschen“ blieben leider der einzige Ort, wo ich Tichodroma muraria traf. Nach Tschudi (a. a. O.) soll sie auch an _ den Wänden der berühmten Taminaschlucht bei Ragaz leben, und ein dortiger Präparator bestätigte diese Angabe, fügte aber hinzu, dass - man nie mit Sicherheit darauf rechnen dürfe, die Vögel zu beobachten. ’ Bisweilen erblicke man bei einem Gang durch die Schlucht mehrere, während man ein anderes Mal stundenlang vergeblich suchen könne. i Auch mir erging es dort so, wohl deshalb, weil die Felswände noch _ vor Nässe trieften, und das ist bekanntlich dem Mauerläufer höchst zuwider. Sicherlich findet sich dieseinteressante und schöne Vogelart noch - an manchen anderen geeigneten Oertlichkeiten der schweizerischen und österreichischen Alpen; selten aber dürften dieVerhältnisse fürihre Beobach- \ ‚tung so günstig liegen wie dort, wo ich ihre Bekanntschaft gemacht habe. Kleinere Mitteilungen. Eine Rauchschwalbe bei winterlichem Wetter im Sauerlande. ! Soeben, am 29. März, beobachte ich gegen 4 Uhr nachmittags bei frischem _ Ostwind und nur 3 Grad Wärme eine einzelne Rau chschwalbe, welche ED EN a Re SE a a ne 224 Kleinere Mitteilungen. oberhalb des Dorfes eifrig über dem Teiche jagte und zu wiederholten Malen dicht neben mir vorüberflog — gewiss ein seltenes Vorkommnis, da seit einigen Tagen wieder winterliches Wetter mit Schneefall in unseren Bergen herrscht. Offenbar hat die vorhergegangene milde Witterung das frühe Eintreffen veranlasst, konnte ich doch bereits am 24. März den Gesang von sechs bis acht Weidenlaubvögeln Ver- nehmen und drei durchstreichende Exemplare bemerken. Werdohl, 29. März 1915. W. Hennemann. Zu dem Aufsatz „Das Spotten der Vögel“ kann ich Ihnen folgende Beobachtung mitteilen. Ich erhielt einen Buchfinken — Alter unbekannt — den ich zu einem Kanarienweibchen steckte, das einen zwar leisen, aber anmutigen und ziemlich ausgiebigen Gesang hatte. Vom Finken hörte ich im ersten Jahre ausser dem „pink, pink“ und dem „piep? piep?“, mit denen er nicht kargte, keinen Ton, trotzdem in der Nähe ein Fink ziemlich ausgiebig schlug. Im Frühling des folgenden Jahres fing auch mein Fink an zu singen, und zwar ahmte er vollkommen genau den leisen Gesang des Kanarienweibehens nach. Erst später kam allmählich der Finkenschlag durch. Prof. Dr. W. Wetekamp-Berlin. Am 27.Febr. 1915 verschied der bekannte ll und insbesondere Oolibriforscher Graf Hans von Berlepsch auf Schloss Berlepsch bei Gertenbach (Kreis Witzenhausen). Sein Tod reisst abermals eine klaffende Lücke in die Reihe der wissenschaftlich tätigen Ornithologen, die nicht leicht auszufüllen sein wird. Unserem Verein gehörte der Verstorbene seit einer langen Reihe von Jahren an. Sein Andenken wird stets in Ehren gehalten werden. Der Vorstand des Deutschen Vereins zum Schutze der Vogelwelt. E.V. Inhalt: Hans Stadler und Cornel Schmitt: Das Spotten der Vögel. — Oberstleutnant z. D. Henrici: Bericht der Kommission zur Förderung des Vogel- schutzes. — Reinberger: Brutpflege des grauen Fliegenschnäppers. — Dr. med. O0. Büsing: Etwas vom Mauerläufer. — Kleinere Mitteilungen: Eine Rauchschwalbe bei winterlichem Wetter im Sauerlande. — Zu dem Aufsatz „Das Spotten der Vögel“. Redaktion: Prof. Dr. Carl R. Hennicke in Gera (Reuss). Druck der Geraer Verlagsanstalt und Druckerei, Gera (Reuss). fa EI ieerten Win- “ n Iprechend. gebe ich nac)- end die | DBreije Hl der von mir oder durch meine | i ee zu begiehenden Schriften und Gegenftände befannt: ı Einbanddedie 0.SOM.und Borto 1 einzelne Nummer der Monats- Il Sorift 0.60 M. und Porto 1 BVofkarte mit Absildung 0.03 M. nnd Porto 1 Bogelwandtafel (I. u. 1.) aufgezogen - unaufgezogen 2.50 4 Hanbvogeftafel (I. u. IL) aufgezogen 2.75 M., poftfrei ji. © wmaufgezogen 125 , 5, Der smuiphiine Bauer | oO M. und Porto \ Index 1umd 2 er SM und Borto Aeftere Sahrgänge, foweit noch z borhanden, a Einbanddede je 3— M. und Vorto. Bei Ent- nahme bon 5 fortlaufend N Ssahr- gängen einjchließlih Cinband- ede je 2— M. und Porto. Jahrgang 1883 5 M. 8 N Sämtliche Vreife gelten mur Fir = - Mitglieder des Deutichen Vereins = ax zum Schuße der Bogelwelt ©. 2. Banl Dig, in Beuß, Zaajener Str. 15, 0 Gefhäftsführer de8 D.B.3.6.9.%. (€. 3.) — Boftfcjeekkonto: 0294 Amt Reipzig 3 M,, a | za® — = Creutz'sche Verlaushuchhandlung, Magdeburg. Ser einnntor 6 und Ronferbator | Eine praft. Anleitung 3. Erlernen des Ausftopfeus, Konfervierens und Skelettierens von Bogelnu, Käugetieren, |’ Bon Rob. Boegler. Dritte verbeijerte und erweiterte Aırf- lage mit 38 Abbildungen im Tert. Yireis geheftet IM. 2, gebunden IH, 2.50 Ereuß’iche Derlaasbuchhandlung Ic srie = Der Kanarl Kunnrienvogel feine Naturgeichichte, Dilege und Zucht. Bon Dr. Karl Ruß. 12. Auflage. Mit drei Farbentafeln and zahlreihen Text-Nhbildungen. Bearbeitet und herausgegeben bon Kerl Reumsie. Seheftet 2 Mark, gebunden 2,60 Marf. ESrxeuß’sche Derlaasbuchhandhuna in Maadebura. MT Bei us a Der Graupapaaei in der Freiheit und in der Gefangenicaft. _ Bon Dr. Carl R. Hennide. | Mit 1 Buntbild. | Geheftet M. 1.60; gebunden M. 2.— u DSB | EEE ET EEE EERTTS BRERERUBUNBRESBERERENNNNDEN ee = : Bogelihub duch) Ynpflangungen : a a Unter Benusung der Arbeit v. 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Die ethiiche, 1 äfthetiiche und le Begründung des Bogelichußes wird im | zweiten Buche behandelt. Die Ausführung des Bogelihußes durd) | Beihaffung von Niftgelegenheiten, Winterfütterung der Vögel, dur) | Bade: und Tränfpläße, dur) befondere Maßnahmen, durd Schub | vor Verfolgung, duch Belehrung und Aufklärung und Maßnahmen politiiher Behörden bildet den Spnhalt des dritten Buches. Eine Gejhichte des Bogelihußes, die Gogeljhußgejeßgebung der Deutjhen | | und jonftigen europäifden Staaten, jowie ein ausführliches Literatur- | verzeihnis und Negiiter beichliegen daS Werk, das bei ausgtebiger | Benußung feitens aller Sntereffenten zweifellos geeignet ift, nicht alletn der Bogelihuß-, jondern aud) der Helmatihugbewegung in | unferem deutjchen Baterlande unjhäßbare Dienfte zu leiiten. Al3 bejonders wertvoll find die Tabellen heruorzuheben, aus i denen dte Schonzelt der Vögel in den einzelnen Bundesftaaten mit } | Leichtigkeit feftgeftellt werden Fann. | Die fehr reichliche Sluftrterung des Werkes ift außerordentlich) j| lehrreicdh und vorzüglich zu nennen. Das Werf fanıı al wahre | Fundgrube alles auf den Vogeljhus bezüglichen bezeichnet werden. Zu beztehen durch alle Buchhandlungen, direft von der Derlaas buchhandlung gegen vorherige Einjendung des Betrages oder unter m Nachnahme. — Crank Irre Dertagsbuchhandtung in Magdeburg | BNNNSLESEENENAUGENEENERESERZCHRRUNUENNCHREERBENSGENERERRUNEERESERERBEESUNNNEEER m Ta a u Drud ber Geraer Berlagdanftalt und Druderei, Gera-R. fi Fr I? ir: : 2 H e L 4 . ug £ - ve ä 1 € - . 4 s Fa I E1OR ESTATE UNTEREN EISEN EREERENENBIEE SHEETS RESSORT WE SEE RT ET us \ be “ 3 See a Aush i “ = Paare” Pag ill u EL TER ; ” EN a er R I a £ ROLE. ENT a n INTHOLSGISCHEI ONAISSCHRIFT. i. \ DEUTSCHEN Sjzum SCHUTZE RR NG | Mardsbürg ee sche Verlagsbuchhandlung > Max Kretschmann. nn. Dr. Sa Finheimilche Stubenvögel Neu herausgegeben und völlig umgenbeitt von Karl Beumig | Herausgeber der Gefiederten Welt a > Er Fünfte Auflage. een u, 573 Seiten Tert mit zirfa 200 Abbildungen jonie 20 Sarbentafeln enthaltend 77 Dogelabbildungen Preis: Geheftet in buntem Umfhlag 9,— Mut | Fein und origmell gebunden 10,50 Mat Zu beziehen Durch jede Buchhandlung, direft vom Verlage u gegen borherige Einfendung des Betrages oder unter Nachnahme. = FE En Kur der ornithologiich Erfahrene wird der Behauptung beiltinnmen, daß dem prächtigen Buche: „Einheimifche Stubenvögel“ ein hoher, vngelfgählerifger Wert beizumefien it; injofern nämlich, al$ es in überaus freundlicher nd eindringlicher Weije die Kenntnis unferer Bogelwelt, ihrer Artmerfmale und 1° Semohnheiten vermittelt. Der ‚peieblihe Bogelichug reicht nicht annähernd I aus, unjere Bogeliwelt vor dem Untergange zu beivahren; um aber pofitiven, 1 praktifcen Bogelfrhju zu treiben, dazu bedarf,e3 vor allem der Kenntnis. ch mwiükte aber fein gleich gutes umd zugleich billiges Buch zu nennen das die Kenntnis unjerer heimiichen VBogelmelt lebendiger vermittelt alSdie F „Einheimiichen Stubenvögel“. Ich wußte auch feinen Vogelichügler zu nennen, feinen bon jenen, die heute jo erfolgreid) Da® Banner des Boge- hußes der Welt a ‚der nicht Dur; liebevolles Ktudium an der # Ylir wichtige Stenntnifje erivorben hätte, die num praftiiche Verwertung nden. Außer der Schilderung des Verhaltens in der freien Landidaft, es Sejanges, der Lodrufe, Wanderzeiten und Niftgewohnheiten bringt ds Bu 1° genaue Anmetlungen, wie die Vögel in der Gefangenschaft möglicft nat I gemäß zu berpflegen find. Seder En hat in dem „Ruß“ den beiten erater. Schon die Ausgabe des „Auß“ vom Sahre 1904 war dur die I Bearbeitung des van Karl Neunzig alS Meifterwerk zu betrachten, I und man meinte, die Grenze der Ausgeftaltung fei erreicht. Nun zeigt ie 1 fünfte Ausgabe jedoch, daß Neunzig feine Aufgabe wefentlid; erweitert hat, va I er außer den Vögeln Mitteleuropas aud) deren nahe Berwandte aus anderen I Teilen des paläarktiichen Gebietes bejchreibt. Db dieje Grenzüberichreitung F notwendig war? Man fünnte dariiber ftreiten. ©egen die Ausgabe bon 1904 unterfcheidet fich dag neue Buch durch eine geringe Vreiserhöhung von B 2,50 Marf. Dafür werden aber rund 100 Zeiten mehr Text geliefert, ie I Abbildungen im Terte find von 150 auf 200 geitiegen, und Statt der bisherigen 13 Tafeln werden zwanzig geboten. Bejonder3 die prarhtvollen Zarbentofeln, von der Meilterhand Karl Neunzigs geichaffen, find ungemein reizuoll, Lebens: F wahrer konnten Die Bügel der Freiheit nicht Dargeftellt werden. Sie werden den Drnithologen und Kunftfreund aleicherweije entzücen. Allen denen, Die 5 fi für die Unternehmungen de3 Bogelfjuges interejfieren, ohne genügende I Borkenntniffe zu befigen, dürfte der „Ruß“, der eigentlih „Neunzig“ heißen müßte, bald unentbehrlich werden. (Hamburger Fremdenblatt 1913, Nr. 46) Sreuß’iche Derlagsbuchhandkung in Magdeburg. = XL. Jahrgang. Ball ZH En „lin Su Zee alu nu nn ana 0 Zn u, nes Herausgegeben vom ‚Ornithologiiche Monatsichrit. Deutichen Dereine zum Schutze der Dogelwelt e. V. F Zugleich Mitteilungen des Bundes für Vogelschutz, des Internationaien Bundes für Vogelschutz (E. V.), des Vereins Jordsand (E. V.). ‚Begründet unter Leitung von E. v. Schlechtendal, fortgesetzt unter Leitung von W. Thienemann und K. Th. Liebe. “ Ordentliche Mitglieder des - Deutschen Vereins zum Schutze der Vogelweltzahlen ein Eintritts- - geld von 1Mark und einen Jahres- beitrag von sechs Mark und er- 3 halten dafür in Deutschland und - -Vesterreich-Ungarn die Monats- schrift postfrei zugesandt. Schriftleitung: Prof. Dr. Carl R. Hennicke in Gera (Reuss). Die Ornithologiscehe Monatsschrift ist Eigentum.d. Deutschen Ver- eins zum Schutze der Vogelwelt Zahlungen werden an das Post- scheckkonto Amt Leipzig N 0.6224 erbeten, Geschäftsführer des Vereins ist Herr P. Dix in G era-Reuss, Laasener Strasse 15. Kommissions-Verlag der Creutzschen Verlagsbuchhandlung in Magdeburg. Preis des Jahrgangs von 12 Nummern 8 Mark. sm Nachdruck nur mit Genehmigung gestattet. mm Juni 1915. No. 6. Das Spotten der Vögel. Von Hans Stadler und Cornel Schmitt in Lohr. (Schluss.) Auch die Stare auf Texel zu verhören, ist für den Stimmenforscher, der lachen kann, ein Genuss. Es wimmelt von diesen Vögeln auf allen Weiden, in den Dörfern, in den Kojen; sie haben keinen Feind auf der Insel und vermehren sich so unheimlich. Man merkt es aus allem heraus, wie diese Stare spielen mit ihren Stimmen und den fremden Motiven. Das allbekannte Glissando auf und ab singen sie ohne Uebertreibung tausendmal und noch öfter im Tag; sie rutschen - die Tonleiter hinauf und herunter mit Wonne — vom Grundton zur Mitten unter ihren eigenen Gesang streuen sie Quart, Septim, Oktav. nun die zahlreichen Fremdstücke ein, immer einzeln, in Pausen, ohne Zusammenhang. Besonders beliebt sind Kiebitzrufe — in Oosterend, einem kleinen Dorfe auf Texel, ist es ergötzlich für den Naturfreund, wenn im ersten Morgengrauen die Stare mit Kiebitzruf wecken und den | ie a : Tag mit Kiebitzgeschrei beschliessen. Dieses einförmige R hi % r wü wü wü der ne alze bringen sie hunderte von Malen am Tag, an ihm drechseln sie von früh bis abends herum, bringen es in den verschiedensten io: 226 Hans Stadler und Cornelschm 0 6 vo Klangfarben, Tonstärken, Tonhöhen und Ausdehnungen, zuweilen genau | wie die Rufe der jungen Waldohreulen. Auch den Warnruf des Kiebitzes, cha (c,), haben wir von diesen Staren gehört. Grossen Anklang finden sodann die Rufe des grossen Brachvogels — wie oft haben wir diese sanftflötenden Laute geschrieben: Se, at ir u düü hoohe& hooh& (Fliegender Holländer!) lang, ehe wir die Rufe der Brachvögel selbst kennen gelernt hatten. Das kurze tonarme wett der Rauchschwalben und Zwergseeschwalben, das Eingangstiteriteriterit und das meisenähnliche zizibä des Blut- hänflings, das Morseticken der Zaunkönige, das wiwiwi junger Gänse, das da ee a 9 > ne Rt der Flussuferläufer, da rauhe chärrr der Lachmöwen, das grütto der Uferschnepfen, das dlüdlüdlü und das schnelle zipzipzip der Rot- schenkel, der Brunstruf der Regenbrachvögel, die Alarmstrophe, sogar die in Doppelschlägern rollende, der Austernfischer, knatzende Touren des Gartenspötters und deren wundervolle Akkorde, Wiesenpieperrufe: zz’, ississ, tretse, ittit, das irrre der Flußseeschwalben sind bei diesen Staren häufig; dann das Gackern der Hühner, das Bellen von Hunden, das määä der Schafe, die auf Texel in Unmengen weiden, haben wir wie oft gehört. Dagegen sind Feldlerchenmotive ungemein selten. a & AA , R n E15 14 ) YA (g,), vom Hund, aber mindestens eine Oktave zu hoch gebracht. djau djau djaudjau djau ß P) EG nu 1b nr mn m A GEHT ; irrrrre irrr® der Flußseeschwalben, wie die Origi- gOgogogo ittitt gog ittitt . een wagen ee, nale mit wechselndem Intervall. pieper Er. - ELTTE TITTIT ITIIT TITIT - — _ Lärmstrophe des Austernfischers, und zwar Doppelschläger. — Tonsprünge mit ge- nauem Treffen der über- nächsten Oktave — ein Seitenstück zu Fulica atra! > 2 ein Kohlmeisenmotiv, aber vom Eindruck tanzend, Me — Net. in ganz auffälligen Taktschritten! u Allegro nr ze zizibe zizi | Diese wundervollen Akkorde des Gartenspötters vernahmen wir in der sog. „alten Koje“* von einem Vogel, der in höchster Erregung in $ den Baumwipfeln umherjagte, so daß wir seiner nicht so schnell an- sichtig werden konnten. Unsere Empfindungen waren unbeschreiblich, E als wir einen Star als den Sänger entdeckten — ein Ge- - misch von Bewunderung, Befriedigung und ärgerlichem Erstaunen - darüber, dass es wieder nur dieses auf Texel so ganz gemeine Vieh sein musste. — Diese Strophe bringt, musiktechnisch gesprochen, einen Halbschluss und zeichnet sich durch originelle Br E } Rhythmisierung aus. Das Blöken der Schafe ist SE mäaaäää 16* 228 | Hans Stadler und Cornel Schmitt: genau in dieser Tonlage bringen es auch die Stare heraus, und es ist ganz wunderbar, wie ein Vogel aus der 4. und 5. Oktave seines eigenen Gesanges hinab kommt bis in die 2. Oktave! Aber das erstaunlichste war die Strophe.eines Stares, der von einer Linde des Dorfes Ooster- end herabrief: Man pfeife diese Noten nach — es ist der Kuckuckruf! Nur mit Vorschlägen, falsch betont und eine Oktave zu hoch, wie es auch die menschlichen un machen, wenn sie einen Kuckuck nachpfeifen. Die Feldlerchen auf Texel reichen freilich an Stare und Gartenlaubvögel nicht heran, was Imitationsgabe betrifft, aber sie spotten weit mehr als unsere Lerchen des Binnenlandes und bilden so ein Seitenstück zu dem gleichen Verhalten der Gartenspötter selbst. Am auffallendsten und häufigsten sind Stücke der Wiesenpieperstrophe im Gesang der Lerchen von Texel. Das Eingangsstakkato — stossend im Goldammer-Rhythmus, klingend oft im Emmerlingstimbre — und die tiefen dunkeln, aber auch die höheren Roller des Wiesenpiepers (siehe „Ardea“ 1913, Seite 110) haben es ihnen besonders angetan. Alle Augen- blicke hört man von Lerchen das eintönige swi swi swisswi, freilich nie länger als 5—10—20 Noten, und — diese Feststellung ist nicht ‘ohne Interesse — während ein Wiesenpieper, der mit Vorschlägen beginnt, diese beibehält während des ganzen Stakkatos, und sei es noch so lang — ändern es die Feldlerchen nicht selten ab: sie singen swi swi swi swi swi sw it it it i lassen also im Verlauf der Strophe die Vorschläge weg. In gleicher Art arbeiten sie auch an den Rollern des Wiesenpiepers herum, ändern | deren Tonhöhe, deren Klang, ziehen sie abwärts, oder herunter und wieder hinauf, bringen viele hintereinander. | | Das Spotten der Vögel. 299 EeeEEe iii ı Roller Swi Swi Swi swi Roller Swi swi swi swi “ Manche Roller haben die so charakteristische Klangfarbe des Heu- 2 schreckenschnarrens, wie sie auch die Strophen des] Wiesenpiepers # | ee - häufig haben. Auch die tonlosen Rufe ara! je der Wiesenpieper E- ee | ter& töre bringen sie, ferner einen merkwürdigen Steinschlagroller dieser Vögel. E Die Lerchen von Texel singen ferner kurze Strophen der Dorngrasmücke, s das Einsangstitterittit des Hänflings, besonders oft Heidlerchen-Motive (auf ganz Texel fehlt dabei die Lullula). Nicht minder seltsam mutet F es den Kenner an, Girlitzstrophen hoch in der Luft zu hören — Girlitze E sind auf der Insel überhaupt nie beobachtet worden. Die Lärmstrophen 3 und Schreie der Austernfischer wirken aus Lerchenkehlen überraschend: ta kon ne = . Eines Tages erscholl an einem Slot (Wasserlauf) des Polder het = Noorden die schneidende Stimme eines Eisvogels — es war eine Feld- . lerche, die, wie jener, dicht über dem Wasser dahinschoss. Auch der - Eisvogel ist ein sehr seltener Gast auf Texel. Ein sehr auffallendes - Motiv aber eines uns unbekannten Vorbilds hörten wir am 5. VI. 1913. 2 Eine steigende Lerche begann trillernd ihr Lied in mf und im Anfang # der 5. Oktave. Plötzlich erklangen in FF drei dunkle tiefe Rufe, die £ den Musiker richtig verblüfften, dann ging der Triller weiter En SE RR ERST U® 230 Hans Stadler und Cornel Schmitt: Unsere Beobachtungen auf Texel erweisen wie die Exoten der Tiergärten oder die Blaukehlchen unseres Mains, dass in allererster Linie die augenblickliche Umgebung es ist, die jeweils die stoffliche Auswahl — das Repertoire — bestimmt. Die Avosetten, Austernfischer, | Kiebitze, Gambettwasserläufer, Lachmöwen, Uferschnepfen, Seeschwalben, grossen Brachvögel, die Wiesenpieper sind Gegenstand der Nachahmung — also alles Arten, von denen es Unmengen auf allen Gewässern der Insel gibt; der Kuckuck, der Kojen und Dünen auf der Suche nach Singvogelnestern durchstreift; Zilpzalp, Fitis, Bluthänfling, Rauch- schwalbe, Sumpfrohrsänger, Garten- und Dorngrasmücken, die die Kojen und Sanddorngestrüppe bevölkern. Die Feldlerchen nehmen eine Sonder- stellung ein insofern, als sie quantitativ den Gesang ihres Nachbar- siedlers Wiesenpieper übermässig ausbeuten, aber sonst in der Auswahl von Imitationen gegenüber Star und Gelbspötter zurückstehen. Stare und Gartenspötter nehmen sich vielfach die gleichen Arten für ihre Nachahmungen aufs Korn: Uferschnepfen, Säbelschnäbler, Kiebitze, Rotschenkel, Lachmöwen, grosse Brachvögel, Wiesenpieper, Feldlerchen, und bespotten sich auch gegenseitig. Alle drei Spötterarten imitieren übereinstimmend den Austernfischer. Sein gellendes Geschrei mag freilich auch das auffallendste auf Texel sein für ein Lebewesen, das hört. Ausserdem besitzt aber jede der drei Arten noch ihre Besonderheiten in der Auswahl von Motiven, von solchen der Umgebung wie von fremden. Diese Spötter haben nämlich nicht vergessen die Erinnerungen ihrer Winterquartiere oder der Gegenden, die sie auf dem Zug dahin oder von dort durchwanderten. Diese Erinnerungen an die Fremde sind keineswegs ausgewischt — im Gegenteil, sie ringen sich kraftvoll immer wieder durch inmitten der noch so starken Eindrücke der Umgebung der Brutstättengebiete. So erklingen in ihren Rufen und Gesängen ungemein häufig die Stimmen von Vögeln, die auf Texel überhaupt nicht vorkommen: im Gelbspöttergesang erscheinen Touren des Hals- bandschnäppers, die Stare singen die Phrasen junger Waldohreulen, der Flussuferläufer: Waldohreulen haben nie auf Texel gebrütet, die Flussuferläufer sind dort sehr selten; die Feldlerchen singen die Weisen von Girlitz, Heidlerche, Eisvogel — von Arten, die der Insel gänzlich oder nahezu fremd sind. | Das Spotten der Vögel. 231 An eben diesen Beispielen ist aber noch ein weiteres zu verfolgen: es gibt ganz entschieden bestimmte Motive der umgebenden Arten, die von bestimmten Spötterarten bevorzugt werden. _ Man kann nicht annehmen, dass die Gartenspötter oder die Stare grade auf Texel begabter sein sollen als ihre Artgenossen, z.B. in R - Unterfranken. Gleich unsinnig wäre es, zu behaupten, dass etwa Lohr mit seinen 135 Brütern, in der Hauptsache Singvögeln, artenärmer sei als Texel mit noch nicht 100 verschiedenen Brütern (in der über- _ wiegenden Mehrzahl Wasservögeln). Aber unsere fränkischen Stare oder Gelbspötter oder Lerchen imitieren ganz auffallend weniger als ihre Artgenossen auf Texel. In bald 10 jähriger Beobachtung unserer unter- 4 fränkischen Ornis haben wir wenigstens bei Gartenspöttern und Lerchen - an Nachahmungen nicht den fünften Teil dessen gefunden, was uns - jene Insel in zwei Wochen gab. Wenn man von Gartenlaubvögeln - vielleicht noch ins Feld führen könnte, dass sie, in den Kojen oft zu mehreren zusammengedrängt, einander „treiben“ — zu überbieten - suchen, einander selbst bespotten, einander auch die Nachahmung 3 f ser enseitig „aus der Kehle“ nehmen —, so bleibt der Unterschied _ zwischen Texel und Lohr immer noch unerklärlich gross. Die Er- _ klärung kann nur die eine sein: nämlich die, daß die Motive gewisser _ Vögel eine besondere Anziehungskraft auf Stare und Gartensänger oder 4 auf Lerchen ausüben. Es sind das erstens solche, die mit den _ spezifischen musikalischen Eigentümlichkeiten dieser Spötter mehr oder - weniger übereinstimmen. Die tiefen Roller der Wiesenpieper und ihr Stak- ee in der 4. Oktave liegen ausgezeichnet der in gleicher Lage _ wirbelnden und trillernden Lerche. Das abgehackte, kurz abgerissene der Tonfolgen und die Tonsprünge der Kiebitze, die ähnlichen, ein- dringlichen Rufreihen der Austernfischer, Säbelschnäbler, Rotschenkel, “dann die wundervollen Akkorde von Genossen der Winterstandorte , liegen Staren und Gelbspöttern. Zweitens Laute micht oder wenig "musikalischer Art, die auffallend oder sehr häufig sind: das gilt in - besonderem Maße vom Star. Seine Stimmmittel und seine über- _ ragenden geistigen Fähigkeiten setzen diesen Vogel instand, häufige Ge- "räusche, Menschen- und Tierstimmen wiederzugeben, was z. B. im dichtbevölkerten Franken sein Repertoire bestimmt. — Auf Texel ist 232° ! Hans Stadler und Cornel Schmitt: zugleich mit der Beweiskraft eines Experiments festzustellen, welches dort: die Lieblingsnachahmungen dieser drei Spötterarten sind. Sie sind ganz verschieden. Die Stare bevorzugen den Kiebitz, den grossen Brachvogel, den Flussuferläufer, die junge Waldohreule Die Gelb- spötter lieben besonders Uferschnepfe, Rauchschwalbe, Austernfischer, Kiebitz. Die Lerchen pflegen Stücke aus dem Wiesenpiepergesang. — Nicht weniger charakteristisch ist ferner das, was die Spötter auf Texel meiden. Das Ruksen und Gurren der Ringeltauben, mit denen sie überall zusammen brüten, wird ignoriert von Lerchen und Garten- spöttern, weil es, in der 2. Oktave gelegen, viel zu tief ist für Stimmlagen in der 4. bis 5. Oktave — wird ignoriert auch vom Star, trotzdem er das Blöken der Schafe in fast der gleichen Tonlage singt als sie das Gurren der Tauben hat. Die Gartenlaubvögel bringen kein ' Krächzen der Lachmöwen, keine Rufe der Flußseeschwalben, obgleich ihnen diese Vögel vom frühen Morgen bis in die Nacht hinein die Ohren vollschreien mögen. Die Lerchen imitieren regelmässig von Stimmen der Umgebung nur Austernfischer und Wiesenpieper. Wenn wir unsere fränkischen Spötter in den Kreis der Be- trachtung mit aufnehmen, kann man von richtigen normalen Imi- tationen oder Imitationsdialekten sprechen. Jeder Gartenspötter hat in seinem Gesang die Lärmstrophe der Amsel; der Waldrötel das Klappern der Zaungrasmücke, Phrasen vom Fitis, Motive des Braun- kehlchens; Braunkehlchen haben alle das Heuschreckenschnarren; Blaukehlchen Grillen und Zikadenzirpen, Sumpfrohrsänger das Wirbeln fremder Vorbilder. —. Sicherlich ist die Neigung zu spotten bei vielen Arten gering. Es ist selten, dass man Kohl- oder Blaumeisen nachahmend antrifft. Es gehört zu den grössten Raritäten, Kleiber oder graueFliegenschnäpper, Zaunkönige oder Heckenbraunellen imitieren zu hören, während Spottrufe von Eichelhähern, von Braunkehlchen, von Waldrotschwänzen alltäg- lich, bei Gartensängern, Würgern, Sumpfrohrsängern sogar vorherrschend | sind. Die Wiesenpieper auf Texel, in Scharen hausend inmitten einer ungemein lebhaften und vielseitigen Umgebung, haben wir nicht einmal imitieren hören! Eins der tausendfältigen Motive, die um sie täglich erschallen, könnte ihnen doch wohl entsprechen ? Sie reagieren auf nichts. Das Spotten der Vögel. 233 ‘ Lassen wir vor unserem geistigen Ohr nochmals vorüberziehen, _ was wir von den drei Spötterarten auf Texel und von Blaukehlchen und anderen Imitatoren unserer fränkischen Heimat beobachtet haben: _ das Gesamtrepertoire, die Nachahmungen, die sie aus der Umgebung ihrer Brutgebiete, die Imitationen, die sie von ihren Winterstandorten > aufnehmen, die Lieblingsnachahmungen, das, was sie zu bespotten streng 4 vermeiden — und vergleichen wir dieses Repertoire von Art zu Art, 4 so sehen wir uns mehr und mehr zu der Anschauung gedrängt: die 4 einzelnen Spezies treffen eine bestimmte artliche — spe- 8 zifische— Auswahl unter den ihnen überhaupt möglichen Imitationen. & ' An welche Stelle im eigenen Gesang setzt der Vogel die a Nachahmungen? Mankann sagen: an jeder Stelle der originalen Strophe kann die Imitation eingefügt werden. Am häufigsten beobachteten wir, _ dass sie irgendwo in der Mitte untergebracht und vor allem, - dass sie an den Schluss der eigenen Melodie angehängt werden. Nach- ahmungen werden jedoch nicht nur sozusagen als Zutat oder als auf- - fallendes fremdes Einschiebsel in den eigenen Gesang eingeführt: vielfach ersetzen sie ganze Strophenteile, so besonders Einleitung oder Schluss oder beides in einem Notensatz und sind organische und integrierende Bestandteile der Strophe. Ganz häufig ersetzt aber auch die Nach- - ahmung überhaupt den ganzen eigenen Gesang — oder vielleicht besser gesagt: bei einer ausgiebigen Imitation wird. die ganze eigene Weise weggelassen. Wollen wir unser Material auf diese ee hin noch einmal q durchmustern. 7 Mitten hinein in die Lärmstrophe flocht die auf S. 200 be- - sprochene Amsel das Rollen feuernder Maschinengewehre: regelmässig _ kamen erst zwei Drittel Lärmstrophe, dann die Imitation, dann das letzte 3 Drittel Alarm. Unsere Trauerschnäpper im „Alwinsglück“ hatten sehr | - viele Nachahmungen zwischen Einleitung und Schluss ihrer Gesänge — wo die Singdrossel-, die Amsel-, die Heidlerchen-, die Fitismotive. — Klassische Beispiele für das Anhängen von Spottstücken an das Ende der Strophe sind Amseln; S. 200: an den Schluss werden Grün- spechtstrophen angehängt; die Flötentouren von Halsbandschnäppern « = es SE RR Ki Ai BERN hs) U et nr BR im Te 3 234 Hans Stadler und Cornel Schmitt: spinnen die beendete Amselstrophe noch eine Weile fort. Sodann Trauer- und Halsbandfliegenfänger (S. 196 und 197). Feuerköpfige Goldhähnchen (S. 195). Vor allem aber bringt das Wintergoldhähnchen „grundsätzlich“ alle Imitationen am Ende der eigenen Strophe — oder aber als Schluss — als festen Bestandteil der eigenen Strophe (S. 193 ff.). — Als Einleitung der eigenen Strophe gebrauchen Buchfinken, Trauer- und Halsbandfliegenfänger fremde Vorbilder (S. 177, 196/7). Was wir an Nachahmungen von Buchfinken hörten, war überhaupt alles als Eingang ihres Gesanges verwendet. Ein besonders hervorragender Künstler, der auf S. 196 genannte Trauerschnäpper des Schönrains, entnahm dem Finkenschlag die verschiedensten Motive und verwertete zum Beispiel dessen Roller in seiner eigenen Strophe bald als Eingang, bald als Mittelstück, bald als Finale — oder sang überhaupt eine ganze Finkenstrophe durch an Stelle seines: eigenen Liedleins. Auch im Nymphenburger Park brachten Trauerschnäpper ganze Fitisweisen als eigene Strophe. Die Schwarzplatte, von der wir eine Strophe auf S. 199 geben, liess ebenfalls Fitisgesang vom Stapel, ohne irgend eine Zutat von eigenen Melodien. Die Erscheinung, dass ganze fremde Strophen gesungen werden von Vögeln mit gutem und reichlichem eigenen Gesang — diese Er- scheinung bildet eine Art Uebergang zu einer anderen Erscheinung: manche Vögel phantasieren — „spinnen“ — anhaltend in Kopien. Der Waldrötel bei Sendelbach (S. 201) phantasierte stundenlang in fremden Motiven, unter sie eigenen Gesang mischend in quantitativ ziemlich gleichmässiger Verteilung. Stundenlang hörten wir Wintergold- hähnchen zu, wie sie im p abgerissen sangen — nichs als Imitationen, und alle in einer Tonlage um 1'/) Oktaven tiefer als ihre eigenen Lock- rufe und Gesänge. Ein Blaukehlchen (S. 202) singt täuschend das Schnarren samt Imitationen eines Schilfrohrsängers. Die Amsel in den Brückengärten (S. 200) bricht ihren herrlichen Gesang plötzlich ab und gibt ein Potpourri zum besten, das aus lauter fremden Sachen besteht — reiht 15 Minuten lang ein fremdes und fremdartiges Motiv ans andere — der Sänger von eben ist nicht wiederzuerkennen. Es ist, 1 als ob die Vögel hier plauderten von Erlebnissen des Tags und früherer Zeiten —, als ob sie Erinnerungen auspackten und in einer Art Monolog Das Spotten der Vögel. DD RL) oO | an ihrem Ohr vorüberziehen liessen, oder ihren Frauen erzählten von Pi ernen Fahrten verflossener Tage, wie nicht minder von den neuesten Ereignissen in der Zunft der Sangeskünstler ihrer Umgebung. Wenn man ein System der Spottgesänge aufstellen will (s. Verhandlungen der "Bayer. Ornith. Ges. XI, S. 243), so reihen sich solche phantasierende "Amseln oder Goldhähnchen oder Rot- und Blaukehlchen vorübergehend - der Gruppe der Würger an — wie diese unter fast völliger Unterdrückung allen eigenen Gesangs nur Fremdes bringend in abgerissenem Vortrag. | Gibt es einegewisse Gegenseitigkeitin den Nachahmungen bei bestimmten Vogelarten? In Nymphenburg, wo Trauerfliegen- fänger neben gleich zahlreichen Halsbandschnäppern nisten, enthalten die Strophen von diesen öfters das zji zji zji des Vetiers, aber das Umgekehrte zu hören haben wir dort vergeblich erwartet. Die Abteilungen Schiefer- "Tännig (Alwinsglück) waren bevölkert von ausserordentlich vielen Hals- band- und Trauerschnäppern, Baumpiepern, Finken, Blau- und Kohlmeisen. Hier ignorierten sich die zwei Muscicapa-Arten gesanglich vollständig — niemals haben wir Motive des einen Schnäppers in den Strophen des £ anderen gehört. Aber Trauerfliegenfänger sangen hier die Koloraturen der Rotkehlchen; Rotbrüstchen, die umgekehrt den Fliegenfänger be- spottet hätten, trafen wir jedoch hier nie, so oft wir auch die Stelle besuchten. Dagegen singen in Nymphenburg Rotkehlchen ganze Trauer- schnäpperstrophen (S. 203). — Aber Buchfinken ahmten im Alwinsglück R ‚ausgezeichnet die Trauerschnäpperstrophen nach — nie jedoch umgekehrt ein Trauerschnäpper dort den Buchfinken. Dagegen trafen wir auf dem Schönrain das Umgekehrte an: dort sang ein Trauerfliegenfänger Q radezu genial nicht nur Bruchstücke, sondern den ganzen Tonsatz des Finkenschlages (S. 197). Grünlinge singen Motive der Baumpieperstrophe, Baumpieper lieben zuweilen sehr die Roller des Grünlingslieds. Auf Texel imitieren Gartenspötter das Plärren der jungen Stare, erwachsene Stare singen die Läufe und wundervollen Akkorde der Gartenlaubvögel Ä das sind hier aber auch die einzigen musikalischen Berührungs- punkte der beiden vortrefflichen Spötter! Diese wenigen Funde waren so gut wie die ganze Ausbeute an sicheren Beispielen von Reziprozität der Nachahmungen unter unseren einheimischen Spötterarten. Das 236 Hans Stadler und Cornel Schmitt: . Prinzip der Gegenseitigkeit scheint schwach entwickelt zu sein, und es ist offensichtlich nur ein Zufall, wenn in dem grossen Repertoire eines Trauerschnäppers Finkenstrophen auftauchen — das ist vollkommen individuell — und wir haben nicht finden können, dass das gegenseitige Bespotten unter zwei bestimmten Arten etwas Gesetzmässiges oder auch nur Regelmässiges sei. Der Grad der Uebereinstimmung von Kopie und Original. Sehr oft versetzt uns in Erstaunen, wie vollständig diese Ueberein- stimmung ist. Besonders Stare, Würger, Beos, Eichelhäher sind in der genauesten Nachahmung Meister. Das Schnarren der Rohrsänger im Lied von Gartenspöttern und Blaukehlchen, das Klappern der Zaungras- mücke im Finkenschlag, die Eisvogel- und Austernfischerrufe, das Heuschreckenschnarren der Feldlerchen sind einfach ununterscheidbar von den Vorbildern. Wenn man aber mit wachsender Erfahrung schärfer hinhört, überzeugt man sich immer häufiger, dass die Imi- tationen -vom Original sich deutlich, in den allerverschiedensten Graden und Arten, unterscheiden. Viele Nachahmungen erscheinen sichtlich missglückt; der Spötter wagt sich an Vorbilder heran, denen er nach Lage der Dinge nicht gewachsen sein kann. So sind in den Karrekiet-Strophen von Gartenlaubvögeln und Blaukehlchen die Ton- sprünge nicht so weit wie im Original — in dessen Tiefe kommen die Kopisten nicht hinunter. In anderen Fällen behandelt der Imitator das. Vorbild nicht mit der nötigen Aufmerksamkeit, so dass er ohne Not in Kleinigkeiten und Einzelheiten Fehler macht. Die Feldlerchen auf Texel modulieren das Eingangsstakkato der Wiesenpieperstrophe in der Art, dass der im Original streng gleich bleibende Charakter der einzelnen Note innerhalb des gleichen Stakkatos geändert wird — dass einfache und solche mit Vorschlägen abwechseln (s. S. 228). . Das. wett der Rauchschwalben und der Zwergseeschwalben, das sich an den Originalen immer auseinanderhalten lässt, ist ununterscheidbar in den Star-Nach- | ahmungen — die Stare vergessen, die kleinen Unterschiede beider Rufe zu respektieren. Wintergolahähnchen singen das fiai der Kohl- meisen, das am Ende der 4. Oktave liegt, am Anfang der 6., also zu hoch, umgekehrt den Mordent des Baumläufers zu tief — statt um g, Das Spotten der Vögel. 237 _ herum um c,, obwohl sie beide Oktaven vorzüglich beherrschen; sie vergreifen ich in der Tonlage. Den Kuckuckruf bringt der Star 3 mangels genügender Aufmerksamkeit mit Vorschlägen und in fals her - Oktave, obwohl seine Stimme in diese Tiefe herabreicht, wenn er das - Blöken der Schafe nachahmt. — Viele Kopien übertreffen das Original musikalisch. Die Anfangsnoten eines Finkengesangs können ’ lauten wie das Sperlingsschilpen — doch enthalten sie mehr Ton. Das 2 Amselgeschrei der Gartenlaubvögel ist, obwohl täuschend im Rhythmus, E vielfach nicht so schneidend im Klang wie das Vorbild. Blaukehlchen singen Goldammerstrophen von einer Klangschönheit, wie sie das Vor- i bild kaum j je hat, singen das völlig tonlose wädwäd der Dorngrasmücken 7 mit Tönen a,,a,,h,, das scharfe rauhe irrrre der Flußseeschwalben wird "in der Kehle des Staren leiser, weicher, tonreicher, ja die Töne können Ehen rein werden. Das heisere chärrr der Lachmöwen, ein blankes 3 Geräusch, wird von Staren sehr gemildert und mit Tönen aufgebessert. - — Ein Charakteristikum von Imitationen ist die Erscheinung, dass der _ Nachahmer Klangfarbe und Rhythmus von sich nahestehenden - Stimmen ganz verschiedener Arten vermischt. Trauerfliegenschnäpper - mengen in ihren ü-Rufen das Timbre von Kleiber, Waldschwirrer, Fitis “ durcheinander, so dass sie bald mehr diesem bald mehr jenem gleichen, r ohne ganz die Farbe einer bestimmten von diesen Arten zu sein — das - Timbre schwankt. Stare lassen die Triolen von Uferschnepfen und 3 Rotschenkeln ineinander übergehen; ihre häufigen zweisilbigen Rufreihen sind klanglich Rotschenkel und Austernfischer zugleich. — Noch andere Motive sind vom Nachahmer willkürlich und absichtlich „redigiert“. - Er arbeitet an einem Motiv herum, ersinnt immer neue Varianten, kommt - auf frühere zurück, drechselt endlos an ihnen herum. Dafür sind die - Stare auf Texel das Musterbeispiel, wenn sie die musikalisch einander sehr ähnlichen dreisilbigen Tongebilde von Rotschenkel, Kiebitz, grossen Brachvogel, jungen Waldohreulen bearbeiten. Man hat zwar zuweilen den Eindruck, dass sie nicht absichtlich mischen, sondern dass ihnen bald dieses bald jenes Timbre oder jemer Uebergang zwischen mehreren Timbres unwillkürlich herausrutscht. Aber viel häufiger ist es ganz klar, wie sie dieses Dreisilben-Motiv kneten und wenden und immer wieder von einer neuen Seite anpacken. Ein Star sang (3.1V., Lohr): Br - von 3 8 Er 238 er hatte das Frühlingslied der Kohlmeise überarbeitet. Wenn eine Gesellschaft Stare ihre Imitationen vorträgt: streng nach dem Vorbild, fehlerhaft, mit Bedacht geändert, so ist es klar, dass die Sänger sich gegenseitig beeinflussen, und dass sie manche fremde Stücke singen, nicht als Nachahmung eines fremden Vor- bildes, sondern von vornherein als Kopie. Auch da, wo als scharfe Gegner freiende Männchen sich mit Wettgesang befehden, nehmen sie einander nicht nur die ihrer Art eigenen Motive, sondern auch Nach- ahmungen ab. So sind die herrlichen Läufe und Akkorde, die der Star dem Gartenspötter ablauscht, Imitationen einer bereits durchge- führten Nachahmung: der Gartenspötter hat sie selbst von einem Vor- bild kopiert. Und so sind viele, bei einzelnen Arten sicher sogar die meisten Nachahmungen, Kopien aus zweiter Hand. — Aber noch mehr als die Alten imitieren die ihre Stimme übenden Jungvögel nicht un- mittelbar vom Original. Wenn flügge Stare, Blaukehlchennachwuchs, Amseljugend den Eltern nachsingen lernen, lernen sie auch deren Spottweisen — die ja in deren Lied so häufig sind — Spottstücke allerdings, die oft das Original so staunenswert wiedergeben, dass sie es überflüssig machen, und die den Ursprung aus zweiter Hand in rein nichts erkennen lassen. Grenzmotive. Wir haben schon in unserer ersten Publikation (8.245 bez. 230) davon gesprochen, dass manche Gesänge verschiedener Arten ineinander übergehen. Wir zeigten, wie die Gesänge von Wald- rotschwanz und braunkehligem Wiesenschmätzer zuweilen nicht unter- scheidbar sind. Auf solche Grenzmotive wurden wir ‚auch aufmerksam, als wir Mitte Mai 1913 aus einer Schar Stieglitze heraus Hänflingsrufe vernahmen und von den tatsächlich beigemischten Hänflingen Stieglitz- Motive. Ein häufiges Lied unserer hiesigen Sumpfmeisen (Parus palustris longirostris Kleinschm.) | | Das Spotten der Vögel. 239 idl idl idl idl 2 ist genau, auch in seinem süssen Klang, ein Motiv der Heidelerche. 4 "Aehnliche vollständige Uebereinstimmung zeigen in noch viel aus- gedehnterem Masse Misteldrossel und Amsel — bei der völligen Gleichheit der Klangfarbe entscheidet oft nur der Standort, oft allein das Auge, - welche von beiden Arten man hört. Die Strophen der Misteldrosse]: ng? EEE TE N Ts _—_ 4 EBEN I | a m a DER ee um) 4 nn > ad nn u | Tr Ben BITTE Bone ee en | u Ben | ae} ea 3 sind sämtlich zugleich auch kurze Amselmotive! Das heisst also: Es 8 gibt nicht nur einzelne Grenzmotive, sondern zuweilen ungemein - viele Tonsätze, die mehreren Arten gleicherweise spezi- - fisch eigentümlich sind und bei verschiedenen Arten musikalisch, - sozusagen wörtlich — Punkt für Punkt — genauestens in allem über- 2 einstimmen. 3 Wir geben zum Schluss ein Verzeichnis derjenigen paläarktischen : Passeres-Arten, die bisher spottend angetroffen worden sind: 3 Corvus corax corax L., europäischer Kolkrabe. E Corvus cornix cornix L., Nebelkrähe. = Corvus corone corone L., Rabenkrähe. Corvus frugilegus frugilegus L., Saatkrähe. _ Coloeus monedula spermologus (Vieill), westeuropäische Dohle. E Pica pica pica (L.), europäische Elster. x Garrulus glandarius glandarius (L.), Eichelhäher. BB Sturnus vulgaris vulgaris L., Star. Oriolus oriolus oriolus (2), Birol. Coccothraustes coccothraustes coccothraustes (L.), Kirschkernbeisser. Chloris chloris chloris (L.), Grünling. Acanthis carduelis carduelis (L.), Stieglitz. IR. 240 | Hans Stadler und Cornel Schmitt: Acanthis spinus (L.), Erlenzeisig. Acanthis cannabina cannabina (L.), Bluthäntling. Acanthis citrinella .citrinella (L.), Zitronenfink. Serinus canaria canaria (L.), Kanarienvogel. Pyrrhula pyrrhula europaea Vieill, gemeiner Gimpel. Pinicola enucleator enucleator (L,), Hakengimpel. Fringilla coelebs coelebs L., Buchfink Petronia petronia petronia (L.), Steinsperling. Passer domestica domestica (L.), Hausspatz. Passer montana montana (L.), Feldspatz. Emberiza calandra calandra L., Grauammer. Emberiza citrinella citrinella L., Goldammer. Emberiza hortulana L., Gartenammer (Ortolan). Emberiza *schoeniclus schoeniclus (L.), Rohrammer. Melanocorypha calandra calandra (L.), Kalenderlerche. Melanocorypha bimaculata (Menetries). Melanocorypha maxima Gould. Melanocorypha sibirica Gm. Melanocorypha mongolica (Pall.). Melanocorypha yeltoniensis (Forst), Mohrenlerche. | Calandrella brachydactyla brachydactyla (Leisler), kurzzehige Lerche. Calandrella minor minor (Cab,). | Galerida cristata cristata (L.), Haubenlerche. | Galerida theklae theklae Brehm. | | | Lullula arborea (L). | Alauda arvensis arvensis L., Feldlerche. Anthus trivialis trivialis (L.), Baumpieper. Anthus spinoletta spinoletta (L.), Wasserpieper. Motacilla boarula boarula L., Gebirgstelze. Sitta europaea caesia Wolf, Kleiber. Parus major major L., Kohlmeise. Parus coeruleus coeruleus L., Blaumeise. Regulus regulus regulus (L), gelbköpfiges (Winter-)Goldhähnchen. Regulus ignicapilla ignicapilla (Temm.), feuerköpfiges (Sommer-)Gold- hähnchen. BTOITERND, SRRDART Kb HERRN REGEN NR | N "Da Anokken der Vögel. 241 Lanius minor Gm., Schwarzstirnwürger. Lanius excubitor excubitor L., grosser Würger. Lanius excubitor elegans Swains., südlicher Grauwürger. Lanius senator senator L., Rotkopfwürger. Lanius nubicus Licht. Lanius collurio collurio L., Rotrückenwürger — Dorndreher. E Rs ist selbstverständlich, dass auch alle anderen Laniusarten und 3 ‚ „unterarten spotten, es fehlen darüber nur Beobachtungen. Muscicapa ficedula ficedula (L,), grauer Fliegenschnäpper. Muscicapa hypoleuca hypoleuca (Pall.), Trauerfliegenschnäpper. Muscicapa collaris Bechst., Halsbandfliegenschnäpper. Phylloscopus collybita collybita (Vieill), Weidenlaubvogel. Phylloscopus trochilus trochilus (L.), Fitis. Lusciniola melanopogon melanopogon (Temm.), Tamariskenrohrsänger. Acrocephalus arundinaceus arundinaceus (L.), Drosselrohrsänger. Acrocephalus strepera strepera (Vieill), Teichrohrsänger. Acrocephalus strepera horticolus (Naum,), Gartenbewohnender Teich- rohrsänger. Acrocephalus palustris (Bechst.), Sumpfrohrsänger. . Acrocephalus dumetorum Biyth. Acrocephalus schoenobaenus (L.), Schilfrohrsänger. Acrocephalus aguatica (Em.), Binsenrohrsänger. Hippolais icterina (Vieill), Gartenspötter. Fippolais polyglotta (Vieill.). Hippolais olivetorum (Strickl.). Flippolais pallida pallida (Hempr. & Ehr.). Flippolais pallida reiseri Hilgert. Fippolais pallida opaca Cab. > Zweitellos auch //ippolais rama (Sykes) und Hippolais caligata (Licht.). Sylvia nisoria nisoria (Bechst,), Sperbergrasmücke. Sylvia hortensis hortensis (Gm.) = Orphea auct., Orpheusgrasmücke. Sylvia borin borin (Bodd.), Gartengrasmücke. Sylvia atricapilla atricapilla (L.), Schwarzplatte. Sylvia communis communis Latb, Dorngrasmücke. Sylvia curruca curruca (L.), Zaungrasmücke. i 17 242 ;- H. Krohn, Turdus viscivorus viscivorus L., Misteldrossel. Turdus philomelos philomelos Brehm —= musicus auct., Singdrossel. Turdus merula merula L., Amsel. Monticola saxatilis (L.), Steinrötel. Monticola solitarius solitarius (L.) — cyanus auct., Blaumerle. Saxicola isabellina Cretzschmar, isabellfarbiger Steinschmätzer. Saxicola oenanthe oenanthe (L.), grauer Steinschmätzer. Saxicola rufescens Brisson, schwarzohriger Steinschmätzer. Saxicola stapazina L., schwarzkehliger Steinschmätzer. Pratincola rubetra rubetra (L), braunkehliger Wiesenschmätzer. Pratincola torguata rubicola (L.), schwarzkehliger Wiesenschmätzer. Phoenicurus phoenicurus phoenicurus (L,), Waldrotschwanz. Phoenicurus ochruros gibraltariensis (Gm.), Hausrotschwanz. Luscinia megarhynchos megarhynchos Brehm, Nachtigall. Luscinia luscinia (L.) = philomela auct., Sprosser. (Zweifellos auch die anderen geograph. Arten von Nachtigall und Sprosser.) Luscinia svecica cyanecula (Wolf), weißsterniges Blaukehlchen. Erithacus rubecula rubecula (L.), Rotkehlchen. Prunella modularis modularis (L.), Heckenbraunelle. Troglodytes troglodytes troglodytes (L,), Zaunkönig. Cinclus cinclus aquaticus Bechst., Wasserschwätzer. Es ist selbstverständlich, dass auch die massenhafter anderen Lokalformen der Wasserschwätzer, Zaunkönige, Wiesenschmätzer, | Lerchen, Meisen, Sperlinge, Rabenvögel sich als Spötter erweisen werden, sobald die Beobachter auf Nachahmungen in ihren Gesängen achten werden. Alte Niststätten. Mit Originalaufnahmen auf Tafel XI, XII, XIII von H. Krohn, Hamburg. Mit grosser Zähigkeit pflegt der Vogel die Stätte, an der seine Fortpflanzung, die Erhaltung der Art, vor sich geht, als Eigenbesitz zu behandeln. Nicht allein, dass auf diesem Trieb ein Teil des Zugproblems — die Rückkehr — beruht, sondern es lassen auch andere Tatsachen erkennen, dass nur ungern mit der alten oder Erstlingswohnung ein Wechsel vorgenommen wird. In den meisten Fällen ist es freilich un- möglich, die Brutpaare von einem Jahre zum andern als die alten Alte Niststätten. 243 % wieder zu erkennen, und ebensowenig sind die Nester der allermeisten _ und namentlich der kleinen Vogelarten, da sie aus schwachem und - vergänglichem Material bestehen, für eine wiederholte Benutzung im 4 nächsten Jahre geeignet, Dennoch gibt es. Anzeichen genug, die zur - Ueberzeugung führen müssen, dass der Vogel, oft sehr ausgeprägt, sein - Heimatgefühl äussert, welches, leicht erkennbar, schon die Vogelkolonien F beweisen; diese räumlich meistens begrenzten Brutplätze, die von ge- ” wissen Vögeln: Möwen, Seeschwalben, Saatkrähen, Fischreihern, - Kormoranen, Haubentauchern, Uferschwalben usw. durch regelmässige "Wiederkehr bedacht werden. Neben der Menge dieser vom Herdensinne: geleiteten Familien geben aber auch zahllose Arten und selbst Individuen: - für unsere Betrachtung geeignete Beispiele. > In der Uhlenhorst bei Hamburg hatte ein Stieglitz niedrig auf — einem Apfelbaum gebaut, sein Nest aber durch die Heimtücke einer 24 Katze eingebüsst. Kurz entschlossen stellte er ein neues auf demselben - Baume her, jedoch in grösserer Höhe. Dass auch dieses das Schicksal $. des vorigen teilte, bewog ihn nicht, den Baum oder die Gegend auf- zugeben, vielmehr baute er, jetzt entschieden gewitzigt, zum dritten 4 Male, dabei den Stand bis in die dünnsten Wipfelzweige hinein erhöhend. ‘ Einen ähnlichen Fall erzählt Fischer-Siegwart von der Elster. Ein 4 Paar, dessen Nest zerstört wurde, erbaute fünfmal ein neues, was bis zum Juli ging, und eine andere musste dreimal bauen und konnte dann im dritten Neste fünf Junge ausbrüten (Schweizer Blätter f. Orn. 1902). “ Vielfach handelt es sich also nicht so sehr um die ee I ER ar [2 a P ER “1 rt. Kann dabei eine alte Wohnung als Fundament für einen Neubau $ — benutzt‘ werden, so tun es die Vögel gern. 53 Ich selbst habe in Reinbek bei Hamburg einmal einen Baum be- & stiegen, der in etwa 70 Fuss Höhe einen Kolkrabenhorst trug. Sein reiser Aufbau zeigte ganz deutlich fünf Lagerungen, wies also auf eine fünfjährige Benutzung hin. Seine Höhe betrug mehr als 65 cm, so dass die Jungen darinnen zwar fühlbar, aber nicht zu sehen waren. { Einen durch Dauerbenutzung noch- viel grösser angewachsenen Rabenhorst beschreibt Pralle 1853 in der Naumannia. Dieser Horst, von _ dem seit 20 Jahren alljährlich die Jungen abgeschossen waren, stand a L4* Tr TEE FT OR N Er 2 SET NN ee CR PR Se RN NEE Me RES OR, ER ES 244 H. Krohn. auf einer Kiefer bei Ovelgönne in der Nähe von Celle. Er hatte eine Höhe von 8,3 Fuss und enthielt auch im Jahre 1854 wieder Eier. Leverkühn berichtet ausführlich über ihn. (Orn. Monatsschr., 1905, 8.118). Diese Beispiele scheinen freilich gering gegenüber einer Erzählung, | nach der es in Shelborne in England eine Eiche gäbe, auf der dasselbe Rabenpaar nun schon seit 90 Jahren sein Nest aufgeschlagen habe. Es mag aber dahingestellt sein, welcher Wert dieser Angabe beizulegen ist. Bekannte Steinadlerhorste sind selten geworden unter der Nach- stellung, der diese Vogelart ausgesetzt war. Nach Fischer- Siegwart befand sich im Ober-Engadin, in einer Höhe von 2900 m, ein Horst bei Pontresina, am Wege nach dem Morteratschgletscher, zwischen dem Languardfalle und dem Zuckerhute. Er wurde damals seit vier Jahren geschont (Schweizer Blätter f. Orn., 1912). Wann mag die Grundlage gelegt sein zu dem Nest, über das v. Pelzeln folgendes sagt: Einen prachtvollen Anblick gewährte der gewaltige, dem k. k. Hofmuseum gehörige Seeadlerhorst, der im Jahre 1877 von Herrn Hodek aus einem Horste bei Rovil, zwischen Neusalz und Titel abgenommen worden ist. Der Horst samt Astunterlagen hat ein Gewicht von 500 Kilo. | (Ornith. Monatsschrift, VIII. Jahrgang 1883, S. 154.) Ein Fischadler horstete im Brandenburgischen mehrere Jahre lang auf einer alten Eiche, obwohl ihm die Eier öfter genommen wurden. Er hatte deren gewöhnlich drei, einmal aber auch vier. Als ihm diese letzteren ge- nommen waren, befanden sich innerhalb vier Wochen wieder drei frische Eier im Horste (Zeitschrift f. Ool., 1898, S. 8). Dieselbe Quelle berichtet auch über einen von einem Hühnerhabichtpaar auf einer einzelnen übergehaltenen Kiefer vor mindestens 30 Jahren erbauten, weithin sichtbaren Horst. Die Niststätte war in dieser Zeit elfmal vom Hühnerhabichtpaar, einmal vom Uhu, hin und wieder auch vom Schwarzstorch bezogen. Ad. Walter kannte einen Bussardhorst bei Joachimsthal, der fünf oder sechs Sommer hindurch immer von dem- selben Paare, kenntlich an der Farbe, besetzt war. (Ornith. Zentral- blatt, 1878, S. 27.) | 4 Viel besser halten, wenigstens heute noch, die Nester des weissen Storches aus. Ich kenne deren eins auf einer uralten Scheune bei Hadersleben, welches schon 1873 besetzt war und noch 1910, obwohl I TEREN LRELR TIL ST RETTET AT ARE RERE TEN. Paket EN RENT 14 87 Alte Niststätten. 245 ‚seit einigen Jahren nicht mehr benutzt, existierte; es hat mithin ein - Alter von mindestens 38 Jahren. Ein anderes traf ich im Jahre 1900 in Segeberg auf der abgebrochenen Spitze des von dem Statthalter non 1590 zu Ehren des dänischen Königs Friedrich II. errichteten - Obelisken. Es existierte mindestens seit 1860, war jetzt noch besetzt _ und hatte mithin mindestens 40 Jahre lang seinen Stand inne. Ich weiss nicht, wann es verlassen wurde, im Jahre 1914 erinnerte aber noch ein Reiserhaufen an das alte Vogelheim. Ein drittes Storchnest, in E kchem bei Lüneburg, war, wie mir ein alter Mann sagte, besetzt so i lange er denken konnte und vermutlich sogar solange das etwa F 100 Jahre alte Haus stand. | Auf dem Chordach in Zofingen (Schweiz) ist das Storchnest von 4 1895 bis’ 1904, also zehn Jahre lang: bezogen, worüber Fischer- -Diegwart " eine ebenso ausführliche wie interessante jährliche Chronik geschrieben - hat. Er berichtet auch über eine Lenzburger Storchenfamilie, die dort - von 1883 bis 1904, also 22 Jahre lang, lebte. t Olodius hätte in seinem „Der weisse Storch in Mecklenburg 1901“ - gewiss hochinteressante Angaben machen können, wenn ihm diesbezüg- R i liche Aufzeichnungen zugegangen wären; soaber beschränktersich darauf, zu sagen: „viele Nester sind 50 Jahre und länger von Storchpaaren 4 besetzt und liefern alljährlich eine Nachkommenschaft von zwei bis vier - Jungen, ja, könnte man nur die.Geschichte vieler Storchnester ver- folgen, man würde das Alter mancher Nester auf 100 Jahre und noch mehr bringen können“. Auch der Schwarzstorch hält lange am liebgewonnenen Orte jest. „Ein bekanntes Paar“, so schreibt Stenzel, „das zehn Jahre hinter- _ einander in einem und demselben Horste Junge ausgebracht hatte, \ blieb, nachdem vor seinem Abzug der Gatte totgeschossen worden war, 5 “ein Jahr lang gänzlich aus.... Erst im zweiten Frühjahr erschien es, und zwar neuvermählt, er und hat darnach abermals zehn Jahre Beinen alten Horst benutzt“. Stenzel spricht auch von einem anderen "Paar, dessen Nest auf einer sehr alten Eiche im Grunewald (Jagen 167) stand und vielen Berlinern über 20 Jahre bekannt war. (Ornith. Monats- schrift, VIN. Jahrg., S. 185—189.) Auf einer Insel im Wesseker See "in Holstein sah ich am 7. Mai 1899 ein Höckerschwannest, das 246 | Ä | H. Krohn, Alte Niststätten, wohl auch schon manches Jahr benutzt und durch Zutragen vergrössert war. Ich mass den Durchmesser mit 2,3 m und die Höhe mit 34 cm. Das Museum in Harburg a. d. Elbe besitzt zwei französische Reiter- sporen, die vor vielen Jahren im Nest einer Elster gefunden wurden. Man nimmt an, so besagt wenigstens die Notiz, dass die Sporen vor 100 Jahren, als die Franzosen bei uns hausten, von Elstern gefunden und ins Nest geschleppt worden sind. Man braucht sich diese Annahme nicht zu eigen machen, kann aber zugeben, dass Elsternester oft eine ungewöhnlich ‚grosse Haltbarkeit besitzen und ausser von der Erbauerin oft auch von anderen Vögeln, Turmfalk, Waldohreule usw., weiter- verwendet werden. Ein merkwürdiges Elsternest befand sich bei Nord- kirchen. Hier baute der Vogel drei Jahre lang immer wieder oben auf, das Nest endlich auf gegen 1,5 m erhöhend. (Jahr. Ber. d. Westf. Prov. V.f. W.u.K., 1904—1905, S. 25.) Wer Ansiedelungen der Saatkrähe besucht hat, wird wissen, dass hier die Nester im Laufe der Zeit durch steilen Aufbau zu unförm- lichen Klumpen anschwellen und gewöhnlich erst der Zerstörung anheimfallen, wenn sie starken Stürmen nicht mehr standhalten können. Das Gewicht einiger auf diese Weise herabgeworfener Bauten habe ich auf 10—20 Kilo geschätzt. Nicht anders ist esin den Reiherständen. Ich fand hier Horste, in denen nicht zur Entwickelung gelangte Eier und Reste von ein- gegangenen Jungen oder Alten in folgenden Jahren durch Niststoffe überbrückt waren und so also noch zur Vergrösserung des Baues beitrugen. Dohlen, Hohltauben, Stare, Haussperlinge, Turm- segler und andere Arten habe ich vielfach lange Jahre hintereinander dieselben Baum- oder Mauerlöcher wieder besetzen sehen. | Aber auch anscheinend zarte Niststätten können einen hohen Grad von Haltbarkeit beweisen. So war mir in dem kürzlich abgebrochenen, damals ältesten Hause Hamburgs (Ecke Jacobitwiese und Pferdemarkt belegen) vom Jahre 1884 an 26 Jahre lang ein Hausschwalbennest über der niedrigen Tür bekannt. Es war früher alljährlich bezogen und wich erst seinem Standorte bei Abbruch des Gebäudes. — Alten Drosselnestern an Bach- und Teichufern pflegt sogar ein Vogel mit Vorliebe ‘Dr. Handmann, Ornith. Beobachtungen in Flandern im Winter u. Frühjahr 1914/15. 247 4 sein Gelege anzuvertrauen. Es ist dies der punktierte Wasserläufer, Tofanus % - - ochropus (L), und es ist sein Verhalten für ihn so typisch, wie es sonst ; beispiellos ist für das ganze Geschlecht der Schnepfenvögel. hi # nn. ai Ornithologische Beobachtungen in Flandern im Winter und E. Frühjahr 1914/1915. i Von Oberarzt Dr. Handmann, 19. Korps, Feldlazarett 4. i Viel unfreiwillige Musse während des Stellungskrieges bei Lille, zahlreiche Spaziergänge und einige Treibjagden gaben mir während des Winters 1914/1915 in der Umgebung von Lomme und Wambrechies . Gelegenheit zu ornithologischen Beobachtungen, die oft einen seltsamen Gegensatz zu den gleichzeitig sich abspielenden Kriegsereignissen "bildeten. Das Wetter war in dieser Zeit vorwiegend nebelig und regnerisch, die Temperatur sank selten unter Null, Schnee und Eis gab es selten und nur für kurze Zeit. Einzelne Tage waren aber von Anfang bis Ende sonnenhell, und seit Ende April herrscht sonniges Wetter. "Im ganzen ist das Klima bedeutend milder, als in Mitteldeutschland, { wovon schon die zahlreichen immergrünen Gewächse und über- . winternden zarteren Vögel Zeugnis ablegen. Eigentlicher Wald fehlt in “der näheren Umgebung westlich und nördlich von Lille vollkommen. Besonders sucht man vergebens nach grösseren Beständen von Nadel- "bäumen. Die Gegend ist sehr flach, von zahlreichen Kanälen und “schmalen Flussläufen durchzogen, die an vielen Stellen Tümpel bilden. "Als baumarm ist das Land nicht zu bezeichnen. Ueberall finden sich "lange Reihen oder grosse runde und viereckige Gruppen hoher Allee- "bäume, meist Schwarzpappeln in oftriesigen Exemplaren, Platanen, Rüstern, Erlen und italienische Pappeln. In den sehr zahlreichen und grossen _ Parkanlagen sieht man oft wundervolle Baumgruppen. Grosse ver- wilderte Gebüschmassen und fast endlose Reihen von natürlichen Zäunen "bieten der Vogelwelt alles, was nur irgend ein begeisterter Vogelschützer "wünschen kann. In dieser Hinsicht könnte uns Flandern vorbildlich sein. Unsere deutschen Gärtner könnten hier vor allem das eine lernen, dass man nicht soviel künsteln soll. Es tut der Schönheit eines Parkes keinen Eintrag, wenn er bis zu einem gewissen Grade verwildert und ‚sich selbst überlassen wird. 248 Dr. Handmann. Als Charaktervögel des flandrischen Winters müssen ‚geradezu ! Rotkehlchen und Zaunkönig bezeichnet werden. Ihnen bieten jedenfalls die reichlichen Efeuflächen am Boden und Efeudickichte an alten Bäumen Nistgelegenheit und Jagdrevier. Fast aus jedem Busch und Zaun konnte man mitten im Winter an schönen Tagen ihren Gesang hören. Die Amsel ist hier nicht ganz so häufig als bei uns im Weich- bild der Großstädte, sie macht hier auch noch mehr den Eindruck eines Wildlings. Ihren Gesang fand ich nicht so anhaltend und feier- lich als bei uns. Erst im Mai steigerte er sich zu voller Stärke. Jetzt verschwindet er ganz vor dem die ganze Gegend beherrschenden Gesang der Singdrosseln. Grosse Flüge von Krammetsvögeln und Weindrosseln belebten im Winter die Alleebäume. Hier sind die Drosselarten noch in einer Menge vorhanden, dass sich der Dohnenstieg lohnen muss. Mancher vergebliche Schuss auf der Treibjagd galt den sehr scheuen Krammetsvögeln. Im März wurde im Garten unseres Lazarettes eine Weindrossel geschossen, die ich untersuchen konnte. | | Stare gab es den ganzen Winter hindurch massenhaft, aber nur selten sah ich in den hiesigen Dörfern künstliche Starhöhlen aus Brettern — von Berlepschschen Nisthöhlen gar nicht zu reden. Jeden- falls finden sich für die Stare in den hohen Alleebäumen und hinter Bretterverschalungen der Scheunen und Häuser genügend Nisthöhlen. Die Saatkrähe belebte im Winter die Felder in ungezählten Scharen. Durch Schrapnellschüsse kamen oft die Krähen im ganzen Gesichtskreis” | in Aufregung und erfüllten die ganze Luft. Rabenkrähen sah ich nicht, | dafür seltener die Nebelkrähe. Elstern sind in Flandern überaus häufig | und trotz aller Anpassung an den Menschen ebenso scheu und vorsichtig als bei uns. Die hohen Baumwipfel der Parks und Landstrassen zeigen zahlreiche überdachte Elsternhorste. Nach Storchnestern, die man hier im Flachland erwarten sollte, habe ich mich vergeblich um- gesehen. Von Spechten sah ich häufig den Grün- und Buntspecht. Während der Zugzeit gab es zahlreiche Ringel- und Hohltauben, von denen leider viele zu Küchenzwecken geschossen wurden. Die grösste | Menge der Hohltauben scheint weitergezogen zu sein, denn im Mai sah ich hier nur noch Ringeltauben. Haus- und Feldsperlinge fand ich | hier genau so wie bei uns, nur in dörflicher Reinheit und Schönheit, | nithologische Beobachtungen in Flandern im Winter und Frühjahr 1914/15. 249 keineswegs aber etwa doppelt so gross wie unsere Sperlinge, wie in dieser - Monatsschrift kürzlich ein Landwehrmann von den französischen . Sperlingen berichtete. Ich wäre sonst eifrig bemüht gewesen, ein solches „Kriegssperlingsmonstrum“ zu schiessen und einem unserer Systematiker zur Aufstellung einer neuen Art zuzusenden. Auffallend selten sind hier alle Meisenarten, wohl infolge des Waldmangels, ferner die Haubenlerchen (Feldlerchen konnte man schon Ende Januar in ” Menge singen hören) und die Ammerarten, auch Goldammern, sind nicht gerade häufig. Dass die Raubvögel hier so selten sind — ich A sah nur ganz vereinzelte Sperber und Turmfalken —, dafür sorgt wohl e der intensive Jagdbetrieb. Viel häufiger sollte man noch Schwalben- 4 ‚nester an den niedrigen strohgedeckten flandrischen Bauernhütten oder Ställen erwarten, in den langen eintönigen Vorortstrassen mit ihren - roten Ziegelhäusern darf man sie natürlich nicht suchen. Erst nach - längerem Hiersein entdeckte ich in Pferdeställen und offenen Durch- - gängen Nester der Rauch- und Mehlschwalben, die sich Ende April auch - in mässiger Anzahl eingestellt haben. Bei dem hiesigen sehr reichlichen “ Dreck und Mist und der starken Mückenplage sollte man viel mehr _ Schwalben erwarten. i Buchfinken und Hänflinge gab es hier den ganzen Winter hindurch 4 in Menge, Bachstelzen (weisse, gelbe und Gebirgsstelze) fanden sich sehr bald ein. Mit dem Glase sicher feststellen konnte ich ferner - mitten im Winter auf sumpfiger Wiese den Baumpieper in Flügen von 4 5—10 Stück, sowie mehrmals die Heckenbraunelle, letztere einmal am - 9. Februar 1915 auf ganz kurze Entfernung in einer lebenden Hecke. — Es ist sehr zu bedauern, dass dieses liebliche unscheinbare Vögelchen 4 bei uns in Mitteldeutschland so‘ selten ist. sein Gesang und sein heimlich-zutrauliches Wesen sind so recht etwas für den Kenner, - während der Laie wohl meistens achtlos an dem „spatzenähnlichen“ 4 Vogel vorübergehen wird. Am 10. und 11. April beobachtete ich in 2 einem Park von Wambrechies, nördlich Lille, ein Pärchen Bergfinken, _ das offenbar auf dem Durchzug war, denn später fand ich es nicht _ wieder. Wer diesen Vogel nur vom Winterfutterplatz kennt, ist über- a rascht durch das eigenartige Flugbild des Vogels inmitten der grünenden E Bäume. Am 12. April hörte ich den ersten Plattmönch, der hier sehr 350 Dr.Handmann, Ornith. Beobachtungen in Flandern im Winter u. Frühjahr 1914 a zahlreich vorkommt, während die übrigen Grasmückenarten seltener = zu sein scheinen. | | , Beherrscherin der Gewässer rings um Lille ist das grünfüssige Teichhuhn, das man auch oft genug aus dem Gebüsch nahe an Wasser- läufen aufstöbern kann. In dem Parke hinter der Ecole de Robersart in Wambrechies war der Bestand an Wasserhühnern nach meiner Schätzung in den ruhigen Winterzeiten 50—100 Stück, d.h. bevor der Park abgeholzt und durch fischfangende, eierraubende Dorfjugend ge- stört wurde. Die Teichhühner kamen bei Kälte auf Abfallhaufen nahe dem Feldlazarett, dort wie Haushühner pickend und scharrend, und als im Winter einmal eine dünne Eisschicht die Parkgewässer bedeckte, sah ich die Hühnchen in grosser Anzahl auf niedrigen Bäumen herum- steigen — ein mir ganz neuer ungewohnter Anblick. Sie nächtigten auch auf diesen Bäumen, wenigstens sah ich sie dort im Mondschein sitzen. Ich habe diese Szenen genau mit dem Glas beobachtet und konnte sehen, wie die Hühnchen bedächtig auf dicken Baumästen, in der Längsrichtung des Stammes den Körper haltend, 'herumspazierten und sich dabei gar nicht ungeschickt benahmen. Die schwarze Schutz- farbe des Teichhühnchens kommt einem so recht zum Bewusstsein, wenn man eine grosse Anzahl, die sich eben noch weithin sichtbar auf freier Fläche tummelte, im schwarzen Uferschatten verschwinden sieht. Dass Reiher und grosse Säger hier vorkommen müssen, schliesse ich aus vorgefundenen ausgestopften Exemplaren. Enten habe ich seltsamerweise niemals gesehen, weder in der Luft, wo sie doch leicht zu Gesicht kommen und sehr auffallend sind, noch in den zahllosen Wasserläufen, denen es keineswegs an Schilf fehlt. Rephühner und Fasanen gibt es ungefähr in gleicher Menge als bei uns in flachen Gegenden. | Jetzt haben wir Mitte Mai, feiern Himmelfahrt und können wohl bald sagen: „Alle Vögel sind schon da“. Anfang Mai stellten sich noch Trauerfliegenschnäpper und Nachtigall ein. Letztere belebt jetzt in grosser Zahl die prachtvollen Parkanlagen an der Deule und Mareg, mit den Fröschen im nächtlichen Konzert wetteifernd und den wacht- habenden Arzt im Schlafe störend. Es fehlt aber noch manche bei uns häufige Vogelart, z. B. Haus- und Gartenrotschwanz, Kuckuck und Pirol. Kleinere Mitteilungen. 251 E Aber vielleicht bietet sich bald Gelegenheit, auch diese noch zu beobachten. | Allen Berichten über „Krieg und Vogelwelt“ sollte man nach _ meiner Ansicht mit viel Kritik begegnen. Manche reden schon von - Veränderungen der Zugstrassen. Nach meinen Beobachtungen kamen aufgescheuchte Saatkrähen- und Starenschwärme immer wieder in die Nähe der Gefechtslinie, von der sie vorübergehend durch starkes Schiessen verscheucht waren. Im grossen und ganzen konnte ich erhebliche Unterschiede zwischen der Ornis Flanderns und der Mitteldeutschlands feststellen, besonders - bezüglich der Verteilung der Arten, Auffallend war mir vor allem der grosse Vogelreichtum in einem Lande, in dem es von Elstern geradezu ’ wimmelt (Eichelhäher sind seltener) und in dem die Vogelschutzgesetze weniger streng sind als bei uns, wie mir mein früherer (Quartierwirt EB ee a - in Lomme berichtete. Verwilderte Baum- und Gebüschpartien, lebende Hecken, Sumpfstrecken und Oedländereien sind eben hinsichtlich des - Vogelschutzes wirksamer als alle Gesetze und polizeilichen Massnahmen, und vielleicht auch günstiger als geschlossener Hochwald, welcher von - der Kleinvogelwelt nur wenigen Arten zugute kommt. Hieraus könnten _ unsere heimischen Bauern, Gärtner, Park- und Gartenbesitzer sehr viel lernen. | Kleinere Mitteilungen. ‚Zwei Winterbeobachtungen! In der „Gefiederten Welt“ 1914, Seite 63, berichtet Olga von Herff, Hannover, von überwinternden Gebirgsbachstelzen und erwähnt dabei, dass dieser Vogel sich erst vor - wenigen Jahren im norddeutschen Flachlande eingebürgert habe. Das "mag für den Westen stimmen; hier im Osten ist sie jedoch viel länger, seit 20 Jahren mindestens, beobachtet worden. Im Winter hatte ich sie bisher noch nicht angetroffen und war daher überrascht, am 21. Fe- -bruar d. J. einer Motacilla boarula am Seestrande nördlich von Zoppot, wo ein Bach ins Meer mündet, zu begegnen. Der Vogel tummelte sich ausserordentlich munter auf dem angeschwemmten Seegras, das er nach - Nahrung durchstöberte und liess sich aus nächster Nähe vortrefflich beobachten. Da die Gebirgsbachstelze an ihren Brutplätzen manchmal a EN An) DEREN j EN <} 252 . Kleinere Mitteilungen. schon im Februar eintreffen soll, so will ich es dahingestellt sein lassen, ob es sich um Ueberwinterung oder verfrühte Rückkehr handelt. In ' der Regel dürfte sie aber kaum vor Ende März zu uns zurückkommen. An demselben Tage traf ich in den Anlagen des Seebades Glettkan unweit Zoppot einen kleinen Flug Serinus serinus auf Unkraut. Durch mein Näherkommen aufgescheucht, flogen die Vögel auf einen Baum, von wo ein Männchen sofort sein charakteristisches klirrendes Lied ertönen liess. Girlitze beobachtete ich hier bei Danzig auch im De- zember 1908 sowie im Januar 1909. (Ornith. Monatsschr. 1909, 4.) Danzig-Langfuhr. Profi Jbarp Alle alle L (1758) — Am 2.d.M. bemerkte ich auf dem Fisch- markte in Danzig unter den dort zum Verkauf ausgestellten Seevögeln einen Krabbentaucher. Der Fund schien mir so bemerkenswert, dass ich den Vogel in meinen Besitz brachte. Er war von Fischern aus westlich Neufähr bei Danzig in der Danziger Bucht beim Fischen im Netz erbeutet worden. Im Naumann ist zu lesen, dass der Krabben- taucher östlich der Dänischen Inseln mit Ausnahme weniger an die Küste von Pommern verschlagener Stücke nicht bemerkt worden ist. Pfarrer Boeck, der bekanntlich um die Mitte des vorigen Jahrhunderts in Danzig sammelte und besonders auch dem Fischmarkte seine Auf- merksamkeit zuwandte, führt in dem Verzeichnis seiner Sammlung von 1851 Mergulus alle auf. Doch hatte er den Vogel aus Grönland er- halten. Ebendaher stammen auch die beiden im hiesigen Provinzial- museum befindlichen Stücke. Sicher haben sie der Boeckschen Sammlung angehört, die an das Museum übergegangen ist. Tischler in seinem kürzlich erschienenen Buche „Die Vögel der Provinz Ostpreussen“, Seite 50, trägt Bedenken, den Krabbentaucher für Ostpreussen aufzu- führen, weil Belegexemplare nicht vorhanden zu sein scheinen. Diese haben bisher offenbar auch für Westpreussen gefehlt, und somit wäre _ mit meinem Exemplar der erste sichere Beweis erbracht für das gelegent- liche winterliche Vorkommen des Krabbentauchers an den Küsten unserer Heimatprovinz und im besonderen in der Danziger Bucht. Die mikrosko- pische Untersuchung des Mageninhalts ergab lediglich das Vorhandensein von Schalen kleiner Crustaceen, die auch in unserer Bucht vorkommen. Danzig-Langfuhr, im Dezember 1914. Prof. Jbarth. we 7% Fan Fu ES A A Be N LE ER ar SR y: RN Fe De SE j Fr, DE) N F RR, 7 A N a a ee En er * r nee i y . "g- . Kleinere Mitteilungen. 253 * Die Trauer- oder Mohrenente (Oidemia nigra L.) ein zweites Mal bei uns erlegt. Im Jahre 1900 wurde einige Stunden weit von E uns weg am 21. April auf einem grösseren Teiche ein altes Männchen 4 der Trauerente erlegt. Ich habe in Nr. 11 des Jahrganges 1900 der _ „Ornithol. Monatsschrift“ darüber berichtet; die Notiz ist auch in den ; „neuen Naumann“ übergegangen. Ihr Vorkommen im Innern von Deutschland ist eine grosse Seltenheit, so häufig sie auch in strengen - "Wintern an der Nordseeküste ist. (Vergl. Gätke „Vogelwarte“.) — Zu 4 meinem Erstaunen sah ich am 8. März auf dem Teiche des gräflichen - Parkes in Ringelheim ein Exemplar unserer Trauerente umherschwimmen. - Die Ente mied allerdings die Nähe des Menschen, aber einmal glückte - es mir, sie auf 5—6 Schritt beobachten zu können. Sie tauchte plötzlich - am Rande des Eises auf, verhielt sich eine kurze Weile ganz ruhig, tauchte - dann blitzschnell unter und erschien in 10 Meter Entfernung wieder - auf der Wasserfläche, auf der sie ganz ruhig weiterschwamm. Am - 10. März erlegte sie auf meine Veranlassung der gräfliche Jäger. _ Es war wieder, wie im Jahre 1900, ein altes Männchen, ohne Abzeichen tiefschwarz, Kopf und Hals stahlblau schillernd, Schnabelmitte vor dem Stirnhöcker orangegelb. — Wie ein einzelnes altes Männchen sich so weit in das Festland hineinverirrt, bleibt wohl rätselhaft. Ringelheim a. Harz. . Bank, Dechant. Die grosse Glasveranda als Vogelmörder. Als Verwundeter lag ich in einer herrschaftlichen Villa des Rheinlandes, die zu einem Lazarett - umgewandelt war. Eines Tages brachte mir ein Kamerad, der bei mir die Ornithol. Monatsschrift als Liebesgabe des Heimatmuseums gesehen 3 hatte, eine halbtote Kohlmeise (Parus major) ans Bett. Er hatte sie für tot vom Boden der Glasveranda aufgehoben. Das Tierchen erholte sich wieder. Später fand ich an zwei aufeinanderfolgenden Tage zwei _ tote Vögel, zuerst eine Blaumeise (P. coeruleus) und dann eine Amsel - (Turdus merula). Die Glasveranda war recht gross, vorn offen. Die eine - Seitenwand bildete die Verlängerung der Hauswand. Die Vögel, die k die Hausecke im scharfen Gleitfluge umfliegen wollten, waren gegen die durchsichtigen Scheiben geprallt und betäubt oder tot zu Boden E gefallen. Der Hausdiener erzählte dann auf Befragen, dass auf den ; Steinfliesen immerfort tote Vöge] lägen, niemals aber Spatzen, obwohl 254 ‚Kleinere Mitteilungen. diese massenhaft in dem Efeu und Taxus der Wände herumturnten. Ä Farbige Gläser oder Berankung mit Kletterpflanzen würde dem Vogel- i sterben vorbeugen können. — Im Winter ist die offene Glasveranda eine Vogelfalle schlimmster Art. Die Vögel suchen auf dem schnee- freien Steinboden Futter. Kommt nun jemand plötzlich von draussen auf die Veranda, so flattern die Vögel, besonders Ammern, Grünfinken, Buchfinken, Sperlinge, Meisen und Bergfinken gegen die Scheiben und können dann leicht eingefangen werden. Es würde interessant sein, die Vogelschädlichkeit der grossen, vorn offenen Veranden des Erd- geschosses statistisch festzulegen. Hildesheim, 10. Dezember 1914. M. Brinkmann. Stare im Winter in der Großstadt. In Nr. 11,. Jahrgang 1914 dieser Zeitschrift, berichtet Herr C. Lindner, Naumburg, in einer kleinen Mitteilung, betitelt: „Etwas von den Staren‘“ über winterliche Massen- ansammlungen dieser Vögel, welche mitten im Verkehr der Großstadt Leipzig nächtigen. Dieselbe Beobachtung mache ich nun schon seit einigen Jahren an kalten Wintertagen und im Spätwinter hier in Frankfurt am Main, wo die Vögel sowohl auf Bäumen der städtischen Anlagen, als auch mit Vorliebe an der mit Verzierungen versehenen, nicht angebauten Brandmauer eines Hauses in der Kaiserstrasse, mitten im stärksten Verkehr, zu Hunderten einfallen und bis in die Nacht hinein ihr schwatzendes Singen hören lassen. Dieses übertönt oft genug den Höllenlärm der Großstadt, so dass schon mehrmals Ansammlungen von Menschen entstanden, welche sich über das lebhafte Völkchen und das unruhige Tun und Treiben desselben ergötzten. Denn immer wieder werden einzelne Vögel durch neuanfliegende von ihren Sitzen verdrängt, fliegen ab und kommen wieder, um andere zu verjagen, und all dies vollzieht sich mit gebührendem Radau. Auch auf einigen alten, sehr hohen Bäumen in dem Garten eines Freundes im Nordend Frankfurts vollzog sich noch jeden Winter das- selbe Schauspiel, und mein Freund beklagte sich oft bei mir über die ihn abends in seiner Arbeit und morgens in seiner Ruhe störenden Vögel. So kenne ich noch mehrere Plätze in der Stadt, wo ab Januar Stare zu Hunderten nächtigen, und schätze die Zahl der hier den Winter verbringenden Vögel auf mehrere Tausende. ; TEE Be N Kleinere Mitteilungen. 255 Die Stare sammeln sich Ende Dezember, meist aber Anfang Januar, zu welchem Termin der eigentliche Winter bei uns einzusetzen beginnt, zu solchen Schwärmen, während man sie vorher vielfach noch einzeln oder in: kleineren Flügen umherstreichen sieht. Vielleicht kommen auch zu Beginn des Januar schon Stare zu uns, die vorher in süd- licheren Gegenden geweilt haben und sich nun bereits anf dem Zuge befinden. Ich beobachtete aber, wie erwähnt, auch im November und Dezember an vielen Stellen, so z. B. in einem benachbarten Garten, wo sie alljährlich brüten, Stare, die in diesen Monaten bei einigermassen gutem Wetter sogar munter und fidel ihr Liedchen singen und denm- nach das ganze Jahr über bei uns bleiben. Im Vorfrühling zur Zeit der Ueberschwemmungen treiben sich die Starenschwärme dann in Gemeinschaft mit ebenfalls hier am Main überwinternden Lachmöwen und mit Krähen auf den überschwemmt gewesenen Feldern und nassen Wiesen umher, während sie sich an strengen Wintertagen über die Futterplätze in der ganzen Stadt verteilen. An den Futterstellen in meinem Garten beobachte ich nun schon seit Jahren neben Staren Ammern, Buch-, Bergfinken, Meisen, Kleiber, Baumläufer, Amseln usw., ein Rotkehlchen und einen Kirschkernbeisser, die sich auch in diesem Jahre wieder eingestellt haben. Zuweilen er- scheint auch ein Zaunkönig, der öfter sogar in den Keller hereinkommt. Eine Gebirgsbachstelze (Motacilla boarula) treibt sich nun auch schon mehrere Winter auf den von kleinen Gewässern durchzogenen Gemüsefeldern zwischen dem Main und meiner Wohnung umher, und - Freund W. beobachtete in den ersten Dezembertagen einen Hausrot- schwanz an dem Portal des Frankfurter Hauptfriedhofes. Zum Schluss möchte ich noch darauf hinweisen, dass laut Notizen in der Jagdzeitschrift „Wild und Hund“ die Sperbereule (Surnia ulula), am 24. Oktober 1914 bei Streganz-Berg bei Prieros in der Mark, am - 83. September 1914 bei Neubewerdick, Kreis Neustettin (wo zwei Exemplare beobachtet wurden) erlegt und im Siegkreis, Rheinprovinz, eine solche gesichtet und resultatlos beschossen wurde. Hierzu bemerkte der bekannte Präparator Otto Bock, Berlin, dem ein Exemplar zum Aus- stopfen eingesandt wurde, dass er in der letzten Zeit von verschiedenen - Seiten Sperbereulen erhalten habe und bittet, auf das Erscheinen dieser 256 Re ii S Keinere Mitkorlun sen seltenen nordischen Tageule zu achten, wobei er konstatiert, dass er 1901, also vor 13 Jahren, die letzten Sperbereulen zum Präparieren aus der Mark erhalten habe. Frankfurt a. Main-Oberrad, 29. Dezember 1914. Joh. Hch. Willy Seeger. Absonderliches Benehmen eines Rotkehlchens. Seit drei Jahren stellte sich im Herbst in unserem, an der Aussenstadt gelegenen Garten ein Rotkehlchen (Männchen) ein. Es holte sich das in Fett ein- geschmolzene Futter (Ameiseneier, Hanf) von meinem Blumenbrett. Am Fenster ist eine Futterstange für Meisen angebracht, die fleissig besucht wird. Im Februar war eines Tages der Futternapf auf dem Blumenbrett leer, und ich konnte nun beobachten, wie das Rotkehlchen auf die Meisenstange flog, mit einiger Ungeschicklichkeit nach längerem Bemühen auf das hängende Näpfchen gelangte und mit grösstem Be- hagen Samenblumenkerne und Erdnüsse verschlang. Es hatte dies in den Vorjahren nie getan, und nun holte es sich Ver von beiden Plätzen sein Futter. Frankfurt a.M. | ch Methlow. Frühdaten aus dem Sauerlande. Obschon sich der Frühling nur schwer in unseren Bergen durchzusetzen vermochte, indem den sonnigen Tagen immer wieder Kälterückschläge folgten, zeigten sich einzelne Zugvögel auffallend früh. Ueber frühes Eintreffen der Rauchschwalbe berichtete ich bereits auf Seite 223. Nach Absendung der Notiz schrieb mir J. Stratmann aus Oedingen: „Am 28. März wurden von einem Gutspächter in hiesiger Gegend zwei Schwalben gesehen.“ — Am 15. April kam meinem Freunde Becker schon ein Pirol (Durchzügler) oberhalb unseres Dorfes zu Gesicht, welche Art hier nicht brütet. Werdohl, 26. April 1915. W.Hennemann. Inhalt: Dr. Hans Stadler und Cornel Schmitt: Das Spotten der Vögel. — H. Krohn: Alte Niststätten (mit drei Schwarztafeln XI, XII, XII). — Dr. Handmann: Ornithologische Beobachtungen in Flandern im Winter und Sommer 1914/15. — Kleinere Mitteilungen: Zwei Winterbeobachtungen. — Alle alle L. (1758) — Die Trauer- oder Mohrenente (O:rdemia nigra L.) ein zweites Mal erlegt. — Die grosse Glas- veranda als ‚Vogelmörder. — sStare im Winter in der Großstadt. — Abba In Benehmen eines Rotkehlchens. — Frühdaten aus dem Sauerlande. Diesem Hefte liegen die Sean nder Tafel XI, XIL, XII bei. Redaktion: Prof. Dr. Carl R. Hennicke in Gera (Reuss). Druck der Geraer Verlagsanstalt und Druckerei, Gera (Reuss). Ornithologische Monatsschrift XT. 1915. Storchnest bei Hadersleben. 1915. Ornithologische Monatsschrift XII. ns Storchnest in Segeberg. "IIIX Wlayossyeuon SyDST>oJoyguag "995 JoyossoM WI JseuUaueMmyaS "GI6L 7 y weder Mehrfad) geaußerten Wiin- fchen a ee gebe ih nach- | | B ftehend Breife der von mir oder durd; meine Bermitielung zu beziehenden Schriften und Gegenitände befannt: 1 Eindanddeke 0.80 M. und Borto leingelne Rummer der Monats- fhrift 0.60 M. und Porto 1 Poftkarte mit Abbildung 0.03 M. und Borto 1 ende (..u. IE.) ufgezogen 5.— M., a unaufgezogen 2.50 I 1 Baudvogeltafel (I. u. IL). aufgezogen 2.75 M., an unaufgezogen 1.25 , Der philofophifhe Hauer 0.50 M. und Porto Index 1 und 2 je150M. amd Borto Aeltere Jahrgänge, iomweit noch borhanden, mit Einbanddede je 3.— M. und VBorto. Bei Ent- nahme von ee ahr- gängen einfchließlich Cinband- ede je 2.— M. und Porto. Saßrgang 1883 5 M. zum Scnuke der PVogelwelt ©. B. Baul Dig, Gera-Meuß, Laafener Str. 15, Gejchäftsführer des D. DB. 3. Sd.2.%. (E. 3.) Boftichedfonto: 6224, Amt Leipzig sm rn TER I ER 5 Säamtlihe Preife gelten nur für Mitglieder des Deutichen Bereins - BR Der Mehyarutar R und Rionjeruntor )) Eine praft. Anleitung 3. Erlernen des ) Ausfiopfens, Konfervierens und | | SkeleitierensuonBögelnn, Kängetieren. Bon Rob. Boegler. Dritte verbefjerte und erweiterte Auf- lage mit 38 Abbildungen im Tert. I 1 Preis geheftet 34, 2, gebunden IM. 2.50 /) Sreug’jche Derlaasbuchhandlung } a Bi Der Konarienunge feine Naturgefchichte, Pflege und Zucht. Bon Dr. Karl Ruß. 12. Auflage. Mit drei Farbentafeln und zahlreihen Text- Abbildungen. Bearbeitet und heransgegeben von Karl Heumzig. SGeheftet 2 Mark, gebunden 2,60 Marf. Creuß’Iche Derlagsbuchhandlunga in Mlagdebura. 1 Bei uns erichien: Der Graupapaaei in der Freiheit und in der Geiangenlcaft. Bon Dr. Carl R. Hennide. Mit 1 Buntbild. Geheftet M. 1.60; gebunden M. 2.— ! NETTE Foo durch) Unpflanzungen 2 = Inter Benubung der Arbeit dv. Dr. Died: = = Dogelfihuk-Gehölze und ihre Verwendung, : a Bon Prof. Dr. &arIR.Hennide. Preis: = 1 Expl.M. 0,20, 10 Erp!.M.1,50,25 Expl. > am. 3,50,50 Erpl. M.3,50, 100Erpl. M.5,— = (reutz’sche Verlagshuchhandlung, Magdeburg. Mit 9 Tafeln in Doppeltondrud, 1 Karte und mehr aß 200 Testabbildungen, Sn folgendem fei der Reichtum des AInhaltes diejes „Sandbud des Fogelfäußes“ furz angedeutet: | Nach einer einleitenden Weberfiht wird in erften Bud) bie Not: mwendigfeitt de Bogelihußes nacjgewiefen und in den einzelnen Kapiteln die Abnahme der Vögel durd die Kultur, dur) Verfolgung, duch Feinde und durd natürliche Ereigniffe gejcibert Die ethilche, äfthetiiche und wirtjhaftlihe Begründung des Vogeljhuges wird im zweiten Buche behandelt. Die Ausführung des Vogelidußes durd) Beihaffung von Niftgelegenheiten, Winterfütterung der Bügel, durh Bade- und Tränkpläge, durd) befondere Maßnahmen, durch Schuß vor Verfolgung, durd) Belehrung und Aufklärung und Maßnahmen politifcher Behörden bildet den Snhalt des dritten Buches. Cine Gedichte des Vogelichußes, die Ko und fonftigen europätfchen Staaten, jowie ein ausführliches Literatur- verzeichnis und Negifter befchliegen das Werk, da3 bei ausgiebiger Benubung feitens aller Sgntereilenten zweifellos eeignet ift, nicht allein der Vogelihuß-, fondern auch der Beim in unjerem heute) | Als bejonders wertvoll find Die Tabellen hervorzuheben, aus denen die Schonzeit der Bügel in den einzelnen Bundesitaaten mit Leichtigkeit feitgeftellt werden fann. Die jehr reichliche lluftrierung des Werkes ift außerordentlich lehrreich und vorzüglid) zu nennen. Das Werk kann als wahre Sundgrube alles auf den Bogelihuß bezüglichen bezeichnet werden. Zu beziehen durdy alle Buchhandlungen, direkt von der Derlags- ; buchhandlung gegen vorherige Einjendung des Betrages oder | Treuh’fche Dexlagshuchhanatung. EPPPPPPERPPEUPFPEPEFEEUERPRURLELLLULELLEERLELEELERLRERRELLLELELLU PETEEITETTTT er, des Bogelfehuges bon Prof. Dr. darl R. Bennicke. Geheftet 6,50 ME., gebunden 7,50 ME. ogelihußgejeßgebung der deutjchen en Baterlande unfhäßbare Dienfte zu leiften. Nachnahme. in 1 being ER BEER EEE ET GEEHRTER SIE ESREETEREREEETE TEE TEETEETEREREN TEEN RETTET TEEN z x > ln er hi nt eg Tale ae BA > ne ar n { r 4 2 3 2 R FEN } RAR, EEE ee Se 5 \ x u Mir: = r a Te Pn #2 Drud der Geraer Berlagsanftalt und Drudereti, Gera- A. a Heravsargeven En EN ve S oe N I DEUTSCHEN Is; UN! “ )\ VEREN BE = n, N VIZUM SCHUTZE ET. | Masdebing Croutz sche Verlagsbuchhandlung Max Ren mann. Dr. Karl Nu .; Ginheimifche Stubenvögel Treu herausgegeben und völlig umgearbeitet von Karl Beumig Herausgeber der Gefiederten Welt Fünfte Auflage. | 573 Geiten Tert mit zirfa 200 Abbildungen fowie 20 Sarbentafeln enthaltend 77 Dogelabbildungen Preis: Geheftet in buntem Umschlag 9,— Mark | Fein und originell gebunden 10,50 Mark u beziehen dur) jede Buchhandlung, Direft vom Berlage nur gegen vorherige Einfendung de3 Betrages oder unter Nachnahme. Nur der ornithologiich Erfahrene wird der Behauptung beiftimmen, daß dem | prächtigen Buche: „Einheimiiche Stubenvögel“ zin hoher, vnogelfnjüßlerifcger Mert beizumefien ilt; injofern namlich, alS es in überaus freundlicher und eindringliher Weife Die Kenntnis unjerer VBogelmwelt, ihrer Artmerfmale und Germohnheiten vermittelt. Der gejesliche Vogelihuß reicht nicht annähernd aus, unjere Bogelwelt vor dem Untergange zu bewahren; um aber pojitiven, praktifchen Bogelfiyuk zu treiben, dazu bedarf e3 vor allem der Stenntnis. sch müßte aber fein gleich gutes und zugleich billiges Buch zu nennen, das die Kenntni3_unferer heimifchen VBogelmwelt lebendiger vermittelt als die „Einheimifhen Stubenvögel“. Ih wüßte auch feinen Bogelichüßler zu nennen, feinen bon jenen, die heute jo erfolgreich da3 Banner des Bogel- fchußes der Welt vorauftragen, der nicht Dur liebevolles Studium an Der wichtige Se erivorben hätte, Die num Be Verwertung nden. Außer der Schilderung des Verhaltens in der freien X Gefanges, der Lodrufe, Wanderzeiten und NEN N bringt das Bud) genaue Anmeilungen, wie Die Vögel in der Gefangen erater. Schon die Ausgabe ded „Ruß“ vom Jahre 1904 war Durch Die Bearbeitung Des Herausgebers Karl Neunzig als Meifterwerk zu betrachten, und man meinte, Die a der Ausgeftaltung jet erreicht. um zeigt Die fünfte Ausgabe jedodh, daß Neunzig jeine Aufgabe wefentlic erweitert hat, da er außer den Vögeln Mitteleuropas auch deren nahe Verwandte aus anderen Teilen des paläarktiichen Gebietes befchreibt. Db diefe Grenzuberjchreitung notwendig war? Man fönnte darüber ftreiten. Gegen die Ausgabe von 1904 ıumterjcheidet fi) daS neue Buch Durch eine geringe Preiserhöhung von 2,50 Mark. Dafür werden aber rund 100 Zeiten mehr Cert geliefert, Die Abbildungen im Terte find von 150 auf 200 geitiegen, und ftatt der bisherigen 13 Tafeln werden zwanzig geboten. Bejonders, die prartunllen Farbeninfeln, bon der Meilterhand Karl Jeunzigs geichaffen, find ungemein reizuoll. Lebens- wahrer fonnten die Vögel Der Freiheit nicht Dargeltellt werden. Sie werden den Drnithologen und Kunitfreund gleicherweije entzüiden. Allen denen, die ich für Die een des Bogelfchußes interejlieren, ohne genügende . orfenntnifje zu befigen, dürfte der „Ruß“, der eigentlicd, „Neunzig“ heißen müßte, bald unentbehrlich Creubß’jche Derlaasbuchhbandlung in Magdeburg. 1 - andfchaft, des haft möglichft natur gemäß zu berpflegen find. SSeder VBogelwirt hat in dem „Ruß“ den beiten werden. (Hamburger Sremdenblatt 1913, Nr. 46.) C Ornittologiiche IMonatsichriit. Herausgegeben vom Deufiien Vereine zum Scdwutze der Dogelwelt e. V, - Zugleich Mitteilungen des Bundes für Vogelschutz, des Internationalen Bundes für Vogelschutz (E. V.), des Vereins Jordsand (E. V.). Begründet unter Leitung von E. v. Schlechtendal, fortgesetzt unter Leitung von W. Thienemann und K. Th. Liebe. = Fe: dentli Sn e Mi tgli ede n des Die Ornithologische Monatsschrift - Deutschen Vereins zum Schutze : H S ist Eigentumd. Deutschen Ver- - der Vogelweltzahlen ein Eintritts- Schriftleitun 5: eins zum Schutze der Vogelwelt Fi von 1Mark und einen Jahres- Prof. Dr. Carl R. Hennicke Zahlungen werden an das Post- beitrag von sechs Mark und er- 5 r scheckkonto Amt Leipzig halten dafür in Deutschland und in Gera (Reuss), N0.6224erbeten. Geschäftsführer - Oesterreich-Ungarn die Monats- des Vereins ist Herr P. Dix in schrift postfrei zugesandt. G era-Reuss, Laasener Strasse 15. - Kommissions-Verlag der Creutzschen Verlagsbuchhandlung in Magdeburg. { Preis des Jahrgangs von 12 Nummern 8 Mark. f XL. Jahrgang. Jahresbericht 1915 des Blades 4 41000 Mitglieder. ::: Jahresbeitrag mindestens” Bericht über die Tätigkeit vom 1. Oktober 1913 bis 1. Oktober 1914. Den Frühling kündet der Orkane Sausen, Der Heere Vorschritt macht die Erde dröhnen, Und wie die Ström’ aus ihren Ufern brausen, So wogt es weit von Deutschlands Heldensöhnen. Uhland,. Ein entsetzlicher Krieg umtobt Deutschland, dem eine Vereinigung “von Mächten — so stark, wie sie die Weltgeschichte nicht kennt — die Selbstbestimmung rauben will. Einhalt wollen sie der Entwickelung gebieten, die Deutschland dank 44 Friedensjahren einen so gesegneten Aufschwung auf allen Gebieten gebracht hatte. Einer Welt von Feinden "steht Deutschland gegenüber, unverzagt im Kampfe und einig wie noch nie. Ohne viel Worte gibt jeder einzelne, was das Vaterland braucht, und so wird einer überwältigenden Uebermacht nicht nur standge- halten, sondern ihr auch wuchtigste Schläge versetzt. E In solcher Zeit erschien es uns weniger wichtig, unseren Jahres- “bericht rechtzeitig fertigzustellen, als unsere Einrichtungen und Ver- bindungen in den Dienst der Linderung der Kriegsübel zu stellen. 18 258 : Jahresbericht des Bundes für vn Dies ist soweit möglich geschehen, insbesondere haben Vorträge unserer Vorsitzenden namhafte Spenden ergeben, die meist dem Roten Kreuz und unseren Vertretern in dem schwer geschädigten Ostpreussen und Elsass zur Verteilung zugingen. Der Krieg, dieses Verbrechen an der Menschheit, hat natürlich. auch der Vogelschutzbewegung einen schweren Schlag versetzt. Unser Verein ist deshalb besonders in Mitleidenschaft gezogen, weil er Nist- höhlen und Futterhäuser vertreibt, worin wir für den Winter 1914/1915 bereits eingedeckt sein mussten, sodann weil der Verein im abgelaufenen Geschäftsjahre seine Kräfte bis aufs äusserste angespannt und seine Geldmittel bis an die Grenze des Zulässigen verausgabt hatte. Schon in der. Mitte Mai 1914 abgehaltenen 15. Hauptversammlung wurde daher zur Deckung der Verbindlichkeiten eine Lotterie oder die Ver- pfändung eines Schutzgebietes als Sicherheit vorgeschlagen. Der Krieg hat natürlich beide Wege ungangbar gemacht. Mit den Geldmitteln wollten wir deshalb nicht kargen, weil infolge der stets zunehmenden Wertschätzung der Vogelwelt die Möglichkeit lockte, in diesem Jahre entscheidende Fortschritte zu erreichen. In der Paradiesvogel- und Edelreiherfrage hat die im vorigen Jahresbericht erwähnte Schliessung des nordamerikanischen Marktes natürlich wichtige Folgen gehabt, die — durch ein englisches Gesetz und deutsche Massnahmen ergänzt — den Bestand der gefährdeten Vogelarten gesichert hätten. In Erwartung dieses Sieges galt es, die Anstrengungen zu verdoppeln. Die dritte und letzte Lesung des eng- lischen Unterhauses stand noch aus, sie wurde von der Gegenseite mit allen Mitteln zu verschleppen gesucht; mit Erfolg, wie man infolge des Kriegsausbruchs leider sagen muss. Wir haben die dortigen Freunde nachhaltigst unterstützt, da ein durchschlagender Erfolg in England zu- nächst uns wichtiger erschien, als kleine Zugeständnisse in Deutschland. In unserm Lande beschränkten wir uns auf die Abwehr der Angriffe des Schmuckfederhandels. Dass heftige Angriffe erfolgen würden, war ja klar, denn der grosse Erfolg des Abschussverbotes für Paradiesvögel liess die Händler ein Aufhören des einträglichen Geschäftes befürchten. Mit ihren alten oft- gehörten und oft widerlegten Einwänden konnten sie nicht viele in ihrer Meinung irre machen. Es ist bezeichnend, dass N BR EEG AN a en ae NA Y NN a ID Jahresbericht des Bundes für Vogelschutz, 59 ‚ ein einziger deutscher Ornithologe von Bedeutung auf ihrer Seite zu finden ist. Im Gegenteil, die Deutsche Ornithologische Gesellschaft hat im Namen der wissenschaftlichen Vogelkenner unzweideutig auf die Gefahr der Ausrottung hingewiesen. Auch die grosse Oeffentlich- keit hat sich noch mehr zum Standpunkte des Vogelschutzes bekannt; unsere Flugschriften waren so begehrt, dass wir weitere 50000 Stück tigen mussten. Durch das Entgegenkommen der Herren Direktor Gebbing, Dr. Kniesche und Dr. Grimpe gelang es uns, den schönen | Paradiesvogel im zoologischen Garten zu Leipzig farbig und kinemato- | graphisch aufzunehmen, Bilder, die uns bei den Vorträgen gute Dienste "leisteten, denn wer hat einen lebenden Paradiesvogel schon gesehen! "Unter den vielen, die gleichzeitig mit uns den Kampf um die herrlichen Vogelarten führten, heben wir noch den Vortrupp mit Herrn Paasche Ph ervor. Die im vorigen Jahresbericht erwähnte Schrift von Herrn "Professor C. G. Schillings, welche einen fesselnden Einblick und Ueber- blick über dieses ganze Gebiet gibt, haben wir nach Fertigstellung des Bilderschmucks und des Textes zurückgehalten bis zur erhofften Ent- | scheidung in England. Durch den Krieg ist eine Herausgabe gegenwärtig nicht ratsam. Bei der heutigen Lage und der gegenwärtigen Bevorzugung "von Blumen und Seidenbändern bleibt übrigens das Geld im Lande, m as wir (auch sonst) im Interesse unserer Industrie durchaus wünschens- wert finden. Wie sich die Verhältnisse nach dem Kriege gestalten, lässt sich zurzeit nicht übersehen. Ei Aeusserst erfreulich war das rege Interesse der Behörden am Vogelschutz. Aus einer Reihe von Anfragen ging der ernstliche Wille hervor, im gegebenen Rahmen den Vogelschutz nach Kräften zu fördern. Nichts kann uns natürlich angenehmer sein, als von den Be- -hörden, wie es vielfach geschah, vor Ausführung und bei Durchführung von Vogelschutz-Massnahmen zur Beratung und Unterstützung beige- zogen zu werden. Wir wollen zur Veranschaulichung einen Fall herausgreifen: Die Durchführung der Vogelschutzgesetze bereitet häufig = Behörden Schwierigkeiten oder wenigstens Unannehmlichkeiten. Ä Werden z.B. Nestplünderer auf frischer Tat ertappt, so muss häufig für die 'weggenommenen Jungen gesorgt werden, die man meist nicht "wieder ins Nest zurückgeben kann. Die mühevolle Aufzucht ist jedoch 18* De 7 E 360 - Jahresbericht des Bundes für Vogelschutz. nicht jedermanns Sache, und so geht der Nachwuchs häufig zugrunde. Ein ähnlicher Fall tritt bei der Post auf, wenn zurückgewiesene Vogel- E nachnahmesendungen von der Post an den Meistbietenden verkauft werden müssen. Das gleiche geschieht bei Sendungen, die vom Empfänger nicht angenommen werden, weil ein Teil der Vögel bereits verendet ist. Meist ist ein grosser Teil der Vögel (infolge der oft äusserst mangelhaften Versendungsart) so erschöpft, dass ein sofortiges | Freigeben den sicheren Tod bedeuten würde. | 3! | Wäre eine Stelle vorhanden, die die Tiere zuverlässig versorgt, j so wäre den Behörden und dem Vogelschutze gleichermassen gedient. In unserer Geschäftsstelle in Stuttgart ist nun für Rechnung unserer Vorsitzenden ein grosser Flügkäfig im Freien aufgestellt worden, deruns gestattet, auch die grössten Vogelarten aufzunehmen. Bei den guten Eisenbahnverbindungen ist ein Verbringen selbst aus weiten Entfernungen nach Stuttgart wohl durchführbar. Im ersten Jahre hatten wir folgende Pfleglinge: Das Oberamt Spaichingen hatte — ein hocherfreulicher - Beweis des Interesses — den Uhu durch eigene Verordnung geschützt, sehr zum Aerger des Jagdberechtigten, der aus dem Verkaufe der aus- genommenen Jungen regelmässig schöne Einnahmen erzielte. Der Horst wurde denn auch trotzdem ausgenommen, aber die Jungen bei dem Jagdpächter aufgefunden und eingezogen. So kamen 3 Uhus zur Auf- zucht zu uns, weitere 2 kamen aus der Nähe des von uns unterstützten Naturschutzgebietes in der Eifel. 6 Waldohreulen wurden von einem Waldschützen, 3 Waldkäuze von einem Flurschützen Nestplünderern ° abgejagt. Es ist überhaupt traurig, wie sehr auch unsere nützlichen - Eulenarten verfolgt werden. Ausser diesen Vögeln, die wir aufzogen, bis sie mit Aussicht auf ihr Durchkommen in Freiheit gesetzt werden konnten, hatten wir ständig Wachteln, Rotkehlchen, Finken, Zeisige, b Mönchsgrasmücken, die von der Polizei bei Vogelhändlern beschlagnahmt ; wurden, aber bis zur gerichtlichen Erledigung nicht in Freiheit gesetzt werden durften, endlich wie stets auch diesmal Mauersegler, Rauch- und Mehlschwalben sowie sonstige verunglückte Vögel; wie man sieht | das reine Vogelasyl. Höher als die Rettung einzelner Vögel schlagen -wir jedoch den Einfluss auf die Verhütung, nicht nur auf die Bestrafung i | 2 \ & 2 auf dem ge- _ legentlich des - Hausumbaues & die Nestunter- _ lage auf Bun- deskosten neu 5 erstellt und so- fort angenom- Jahresbericht des Bundes für Vogelschutz, 261 der Vergehen an. Gelegentlich der Aburteilung von Verstössen gegen das Vogelschutzgesetz wurden über 300 Mark Belohnung ausbezahlt. - An dieser Stelle möchten wir auch einschieben, dass wir des öfteren einem Orte sein Storchenpaar erhalten halfen. So zeigt beistehende _ Aufnahme das - Pfarrhaus in engen, _ men wurde. Auch die Schule hat sich eingehend mit Vogelschutz be- ‚sehäftgt Die obersten Schulbehörden Württembergs haben z.B. bei uns angeregt, ein Merkblatt an die Schulen zu verteilen. Getreu unserm _ Grundsatze, den Vogelschutz stets unter dem Gesichtspunkte des Natur- und Heimatschutzes überhaupt aufzufassen, haben wir uns bei diesem _ Schülerflugblatte nicht auf dieVögel beschränkt, sondern auch die Pflanzen- und übrige Tierwelt einbezogen. Das mit hübschen Abbildungen versehene von Rektor Dr. Lutz verfasste Flugblatt (Auflage 45.000) hatin verschiedenen e Städten Deutschlands gute Dienste geleistet und überall uneingeschränkten _ Beifall geiunden. Die Kenntnis des Wertes der Vogelwelt und die Freude an ihr schienen uns aber so weit vorgeschritten, dass wir die Zeit für eine wesentliche Vertiefung und Ausdehnung unserer Organi- sation für gekommen hielten. Wie auch in anderen Fällen sollte zunächst die beste Form in Württemberg festgestellt werden. Neben unseren Ortsgruppen, die ja dort fast in jeder Stadt zu finden sind, sollten "Sachverständige für die einzelnen Gebiete des Vogelschutzes und der _ Vogelkunde gewonnen werden, welche durch Anregungen, Beratung und Beihilfe das örtliche Interesse am Vogelschutz wecken, wachhalten und vertiefen sollten. Schon seit Jahren hatten wir uns zu diesem ht se DO Jahresbericht des Bundes für Vogelerhaie Zwecke für die Ausübung des praktischen Vogelschutzes mitdem Verbande Württembergischer Baumwarte in Verbindung gesetzt, um diesen Stand für unsere Sache zu gewinnen, zur Beobachtung der Vogelwelt und zur Betätigung im Vogelschutz anzuleiten, und ihn dann durch Uebertragung von Arbeiten an diesem Gebiete dauernd interessiert zu halten. Um ihnen die Kenntnis der Vogelwelt zu vermitteln, wurden allen Mitgliedern unentgeltlich die Jahreshefte, den Fortgeschrittenen auch unser Vogelwerk { übergeben. Für die Vogelkunde wichtige Beobachtungen wiederum wären sicherlich von den Herren Lehrern zu erwarten, die ja schon F vielfach im Deutschen Lehrerverein für Naturkunde auf diesem Gebiete - wissenschaftlich arbeiten. In jedem Orte dürfte sich diese oder jene geeignete Persönlichkeit finden lassen. Praktische Nachschlagewerke } schienen eine zum Erfolg notwendige Voraussetzung. Nun gibt es ja sehr viele, aber nur die tunlichste Beschränkung auf die örtlichen Ver- | hältnisse schien uns die notwendige Uebersichtlichkeit und die ein gehende Behandlung der zunächst liegenden Fragen zu gewährleisten. Einer Anfrage des Herrn Dr. rer. nat. Fischer wegen einiger Angaben für seine Doktorarbeit verdankten wir die Kunde von dieser Arbeit, die Ei so ganz unseren Absichten entsprach. Behandelt sie doch die Vogel- welt Württembergs aufs eingehendste, ohne durch die Ueberarbeitung des gesamten hierauf bezüglichen Materials die eigenen Beobachtungen | und damit die Frische in der Darstellung zu verlieren. Der Verfasser gab entgegenkommenderweise die Schrift in unseren Verlag, und der Satz zur | Vorlage der Doktorarbeit konnte noch unmittelbar benützt werden. Das Buch, geschmückt mit farbigen Abbildungen, liegt fertig vor und wird ge- bunden zum Preise von M. 3,50 für Mitglieder des B.f.V. abgegeben (im Buchhandel M. 5.—). Mehr als unsere bei der hohen Auflage verhältnis- mässig geringen Ausgaben wollen wir auch hier nicht vergütet haben. Jedem Freunde der Vogelwelt, ganz besonders aber allen Württembergern. empfehlen wir das Buch. = ! Die Zahl der Schutzgebiete, an deren Entstehen der Bund tätigen. Anteil genommen hat, hat nunmehr das halbe Hundert überschritten. Es lohnt sich daher, einen Ueberblick über diesen Zweig unserer Tätig- | keit zu geben, ähnlich wie dies eins unserer Vorstandsmitglieder auf der sechsten Konferenz der staatlichen Stelle für Naturdenkmalspflege Te STreshestcht des Bundes für Vogelschutz. 263 in Preussen infolge einer überaus ehrenvollen Aufforderung tun durfte. Der Bund hat schon ganz kurz nach seiner Gründung die Notwendig- keit erkannt, zur Sicherung der Vogelwelt auch Grund und Boden zu erwerben. Das klingt heute selbstverständlich, man muss Jedoch be- RE nken, dass man sich an der Vogelwelt das Rigentumsrecht auch auf ‚diese Art nicht so sichern kann, wie bei Bäumen, Gesteinen oder Ge- bilden von Menschenhand. Der Eigentümer von Grund und Boden hat keineswegs damit ein völliges Besitzerrecht an den vorhandenen \ ögeln, und selbst wenn er es hätte, könnte er das zeitweilige oder dauernde Abwandern derselben nicht hindern. Heute ist es freilich unbestrittenermassen ein wichtiger Teil des Vogelschutzes, und der - volle Besitz ist deshalb zu erstreben, weil meist der Umfang der durch- 1 führbaren Schutzmassnahmen abhängt von dem Umfange der Rechte. Die - Preise entsprechen freilich oft nicht entfernt dem Werte von Grund und Boden, sondern pflegen unsinnig in die Höhe zu schnellen, sobald | der feste Wunsch zum Erwerb dem Verkäufer bekannt ist. Aus diesem Te Grunde sind auch vorzeitige Veröffentlichungen oft die Quelle des Miss- ingens. Beim Bunde stellt sich das Verhältnis wie folgt: Gekauft sind 6 Anlagen, gepachtet 20, und unterstützt 24. Die Pachtsummen sind häufig gering, oft uns auch ganz erlassen, immerhin gewähren ‚aber überall die langfristigen Verträge erhebliche Freiheit im Handeln. Bei den letztgenannten Anlagen kann keinerlei Anspruch von unserer ‚Seite semacht werden. Die Besitzer sind Behörden oder Vereine, selten { Privatpersonen. Die Anlagen sind teils mit, teils ohne unsere Beratung entstanden, alle aber mit unserer Unterstützung, die teils in Geld, teils in Pflanzen, Nisthöhlen usw. bestand. Zum Teil ist ein Einfluss des Bundes auf die Instandhaltung vorhanden; neuerdings wird Beihilfe nur beiausreichender Bürgschaft für dauernde sachgemässe Pflege gewährt. Wir betrachten es als ein besonderes Ruhmesblatt des Bundes, dass er \ trotz seiner wenig befriedigenden Geldlage stets bereit war, andere Vereine ' mit seinen verfügbaren Mitteln in uneigennütziger Weise zu unterstützen. 3 Welches ist nun der Zweck solcher Schutzgebiete? Einmal soll ein vorhandenes Vogelleben geschützt, das andere Mal sollen Vögel ange- siedelt werden, die andernorts (insbesondere durch die zu weit getriebene 2 Eantmung des Bodens) in ihrem wünschenswerten Bestande bedroht sind. 264 Jahresbericht des Bundes für Vogelschutz.. Nach den angewandten Mitteln unterscheidet man dann noch die | „totalen Reservate“ oder, wie wir sie heissen, die Banngebiete, bei denen nur der Einfluss des Menschen ferngehalten wird. Es unterbleibt also jeder Eingriff; die Pflanzen- und Tierwelt wird sich völlig über- lassen. Unsere grösste derartige Anlage ist am Federsee gelegen und stellt den günstigsten Brutplatz für Sumpf- und Wasservögel in Württem- berg dar. Die Grösse beträgt gegenwärtig etwa 30 ha, wir sind ins- | besondere bestrebt, uns durch Ankauf auch die Stellen zu sichern, an denen die ursprüngliche Pflanzenwelt noch unversehrt ist. Die Ergebnisse sind sehr befriedigend: Die Tafelente, welche seit 1848 als Brutvogel nicht mehr in Württemberg beobachtet war, wurde 1913 am Federsee 1 festgestellt; auch die in Deutschland selten gewordene Löffelente nistete 1912 und 1913 im Schutzgebiet. Trotzdem wir auch die Jagd eigen haben, schien es doch nötig, auch das Abschiessen auf den benachbarten Jagden, wozu insbesondere der reiche Birkwildbestand lockte, durch geeignete Massregeln zu verhindern. Dies dürfte infolge des Entgegen- kommens der betreffenden Gemeinden, insbesondere der Stadt Buchau, sowie des Herrn Forstverwalters Staudacher, gelingen. Das grösste unserer Schutzgebiete ist Hiddensoe in der Ostsee. Dort haben wir eine Fläche von etwa 17 ha ganz auf 21 Jahre gepachtet, etwa 300 ha weiteres Land ist uns lediglich zur Ausübuug des Vogel- schutzes verpachtet, während die landwirtschaftliche Ausnützung uns nicht zusteht. Für das Berichtsjahr war der Bau einer Beobachtungs- 'hütte geplant, wobei die staatliche Stelle für Naturdenkmalspflege in liebenswürdigster Weise die Prüfung des Baues in ihrer Anpassung an die bodenständige Bauart durch Herrn Regierungsbaumeister Rechholtz übernahm. Witterungs- und andere Schwierigkeiten verzögerten jedoch die Beschlussfassung, so dass wir uns zunächst mit einer beweglichen Hütte helfen mussten. Das diesjährige Heft sollte eine eingehende Schilderung | dieses Gebietesbringen. Zu diesem Zwecke weilte unser Photograph mehrere Monate auf der Insel, um die hochinteressante Tier- und Pflanzenwelt in Bewegungs- und farbigen Bildern festzuhalten. Die Einberufung anlässlich des Krieges hat leider seiner Tätigkeit ein so rasches Ende gesetzt, dass es nicht möglich war, die Nummer über Hiddensoe unsern | Jahresbericht des Bundes für Vogelschutz. 265 4 Lesern schon in diesem Jahre zu überreichen. Zur Aufsicht waren _ ausser Dünenwärter Lange diesmal 3 Personen auf Hiddensoe. 4 Die Insel Mellum mit ihrer prachtvollen Brandseeschwalbenkolonie 4 wurde wiederum durch ihren gleichen Wärter bewacht; wir haben über dieses Kleinod im Berichtsjahre eine sehr schöne Sondernummer 4 herausgebracht, auf die wir ganz besonders aufmerksam machen. Die “ veröffentlichte photographische Ausbeute ist erstklassig, insbesondere I ist es zum ersten Male gelungen, Kolonien lebender Vögel nach dem s farbigen Autochromverfahren festzuhalten. Unsere Wärter haben wir T ‚alle versichert, sowohl gegen Unfälle, als gegen Haftpflichtforderungen, a die gegen sie oder uns gestellt werden könnten. Die Insel wurde s dieses Jahr von den Entdeckern, den alten Freunden und Sachver- = ständigen besucht, die durchweg entzückt waren vom jetzigen Zustande der Insel. 4 Den Banngebieten stehen gegenüber die sogenannten Vogelschutz- a sehölze. Es ist das besondere Verdienst des Freiherrn v. Beriepsch, durch sorgfältige Auswahl der Pflanzen und entsprechende dauernde & - Behandlung derselben einen Weg gewiesen zu haben, wie man auf ver- - hältnismässig kleinem Raume grosse Erfolge erzielen kann, wenn | { dauernd geschultes Personal und entsprechende Geldmittel zur Verfügung ‘ stehen. Hier ist also ein fortgesetztes Eingreifen des Menschen zur — äussersten Ausnützung der Anlagen beabsichtigt. Fine der grössten Anlagen dieser Art dürfte vom Vogelschutzverein in Münster erstellt “worden sein, welche wir ebenso, wie die ähnliche Anlage des Tier- _ schutzvereins Schwerin unterstützt haben. Zwischen den beiden Polen, Banngebieten einerseits und Gehölzen ‚andererseits, ordnen sich nun die Mehrzahl der Fälle ein, bei denen frühere Eingriffe in die Natur tunlichst wieder ausgeglichen werden sollen. Die Entfernung des Unterholzes, der Hecken und Sträucher, sowie die Trockenlegung der Wasserstellen sind Hauptgründe für den _ Rückgang der Vogelwelt, und in dieses System eine Bresche zu legen, ; ‚erscheint sehr wichtig, deshalb haben wir sehr gerne auch Gemeinden hierbei unterstützt, die keine grösseren Mittel hierfür aufwenden konnten, R und auch mit schlechtem Gelände vorlieb genommen. Im allgemeinen . bestrebt sich der Bund, den dauernden menschlichen Eingriff soweit DE BE E R 7 nn up = Pe SER = = ‚FE nr eg ar > BE ur LS ee 2 RER en I = az RG BR RR E: z 266 ‚Jahresbericht des Bundes für Vogelschutz. wie möglich zu beschränken und ae Zugeständnisse an Freie Natur- 4 _ entwickelung und an Anpflanzung auch sonst für den Heimatschutz empfehlenswerter Pflanzen zu machen, als einzig und allein auf den Vogelschutz zu achten. Nicht einzelne Naturkörper, sondern wenn irgend möglich die ganze Natur möchten wir schützen. Was nun die inneren Vereinsverhältnisse betrifft, so müssen wir vor allem den unersetzlichen Verlust erwähnen, den der Bund durch den Tod des Herrn Professor Dr. Klunzinger erlitten hat. Seine hervor- ragenden ornithologischen Kenntnisse sind uns gleichermassen zugute gekommen, wie die wissenschaftliche Gründlichkeit, mit der er,einecht deutscher Gelehrter, fremde Arbeiten mit ausgesprochenem Wohlwollen auf ihre Brauchbarkeit für die Sache zu prüfen wusste. Sein sicheres Urteil ist daher dem Bunde von seinem Bestehen an von me Werte gewesen. Die Inanspruchnahme war auch diesmal bei der Geschäftsstelle | eine sehr starke, es liefen dort ein: 7544 Anfragen. Der Mitglieder- bestand betrug am 1. Oktober 41 323 Einzelmitglieder. Der Werbung neuer Mitglieder diente ausser dem bisherigen Flugblatt, das wiederum neu gedruckt wurde, ein Werbeblatt, das nach Vorschlägen des verdienten Herrn Dr. Willke, Braunschweig, verfasst wurde. Veran- staltungen fanden statt: in Leipzig, Erkrath, Balingen, Düsseldorf, Wein- garten, Stuttgart, Berlin, Köln, Laupheim, Mettlach, Zehlendorf, Leipzig, Rosenfeld, Göttingen, Steben, Naila. Besonders erwähnenswert ist die anstrengende Reise der I. Vorsitzenden mit Vorführungen in Danzig, Elbing, Insterburg, Stallupönen, Thorn, Graudenz, Bromberg, Stargard in Preussen. Anlässlich der Hauptversammlung in Stuttgart wurden u.a. auch Beschlüsse wegen Schaffung einer goldenen Medaille sowie eines Vereinsabzeichens gefasst, die infolge des Krieges bisher nicht zur Ausführung kamen. Infolge fortgesetzter Bitten aus Oesterreich um Ausdehnung unseres Vereins dorthin, denen wir uns bisher entzogen hatten, traten wir der Gründung einer unabhängigen aber befreundeten österreichischen Abteilung näher. Zu unserer grossen Freude erklärte sich einer der überzeugtesten und opferwilligsten Naturschützer in Oester- | reich, Herr Professor Bruno Schweder, bereit, den Vorsitz zu übernehmen. Im Süden Deutschlands hatten wir 276 Ortsgruppen, im Norden 243. Jahresbericht des Bundes für Vogelschutz. 267 _ Die Verkaufsstelle war gleichfalls sehr stark in Anspruch ge- ommen: In Nisthöhlen betrug der Umsatz M. 7786,38, mehr als das oppelte des Vorjahres. Um im Herbst 1914 allen Anforderungen ent- ‚sprechen zu können, erweiterten wir daher unsere Herstellung von _ Nisthöhlen wesentlich und erzielten in mancher Hinsicht Fortschritte. - Ausserdem sollte der misslichen Verteuerung der Nisthöhlen auf grössere Entfernungen durch die Fracht dadurch entgegengewirkt werden, dass - grosse Niederlagen geschaffen wurden. Die Verhandlungen wegen einer - solchen in Bromberg wurden durch das Entgegenkommen der Herren _ Oberingenieur Winkelmann und Prokurist Stoetzer (letzterer ist jedoch E- _ leider bereits gefallen) zum Abschluss gebracht, die in Göttingen durch das Verdienst des Herrn Professors Göring und Herrn Schriftstellers _B. Quantz. Ebenso wurde eine neue Preisliste unserer Verkaufsstelle Eck Auch in Futterhäusern M. 5010,89 und Futter mit M. 2575,35 ar der Umsatz höher. Neue Postkarten kosteten M. 1251,50, gesamt betrugen die Ausgaben M. 54708,35. Es ergab sich leider ein _ Abmangel von über M. 17000. Diese Geldlage müsste schwere Be- _ denken hervorrufen, ‚wenn nicht erhebliche Bestände an Druck- - schriften vorhanden wären, und wenn wir nicht sicher sein könnten, - dass auch während des Krieges die uns von den Behörden gewährten Unterstützungen weiterdauern. Immerhin erscheint es dringend er- 2 "wünscht, dass das Beispiel vieler hervorragender Mitglieder, einen hohen jährlichen Beitrag uns zur Verfügung zu stellen, zahlreiche _ Nachahmung findet. Es ist ja kein Zweifel, dass wir nlalos des Krieges mit Ausfällen in den Mitgliedsbeiträgen zu rechnen haben, wenn auch anzunehmen ist, dass wir bei dem geringen Jahresbeitrag weniger darunter zu leiden haben, als manche andere. E. Zum Schlusse können wir es uns ‘aber nicht versagen, darauf hinzuweisen, dass, so unsinnig dies zunächst erscheint, auch ein er- _ heblicher Zusammenhang zwischen Vogelschutz und den jetzigen — Kriegsleistungen bestehen dürfte. Trotz ausgezeichneter Organisation _ würden unsere Truppen wohl kaum die geistige Spannkraft zum Er- tragen der ungeheueren Anstrengungen aufbringen können, wäre es - nicht der Gedanke an die Heimat, der sie aufrecht erhält. Dort vor 268 Hugo Mayhoff und Raimund Schelcher. dem Feinde lebt ein Heimatgedenken, eine Heimatliebe, die die schwersten Opfer auf sich nimmt. Alle, die zur Weckung dieser Heimatliebe ihr Scherflein beigesteuert haben, können überzeugt sein, dass es dieser Geist ist, den unsere Feinde nicht überwinden können, ja dieser Geist wird aus dem Kriege wohl noch verstärkt hervorgehen. So wollen wir in dieser schrecklichen und doch so erhebenden Zeit uns freuen, dass auf unserer Seite das Wort von Rosegger Geltung hat: | „Der Patriotismus besteht nicht in dem Hass gegen andere Völker, sondern in der Liebe zum eigenen.“ Beobachtungen im Gebiete der Moritzburger Teiche 1906—1914. Von Hugo Mayhoff und Raimund Schelcher in Dresden. Mit 2 Schwarztafeln. Die nicht sehr zahl- und umfangreichen stehenden Wasserflächen des König- reichs Sachsen sind in ornithologischer Hinsicht grösstenteils gut durchforscht. Besonders gilt das für den Westen des Königreichs, die Landschaften der Weissen Elster und der Mulde, wie für den Osten, die sächsische Oberlausitz, deren Teiche bis in die letzten Jahre Gegenstand eingehender Veröffentlichungen gewesen sind. Für das Gebiet der Moritzburger Teiche, das in fast unmittelbarer Nachbarschaft des Elbtales eine zentrale Lage einnimmt, liegen die Arbeiten F. Helms schon längere Zeit zurück. Da dies Teichgebiet sich gegenüber seiner Umgebung durch einen verhältnis- mässigen Reichtum an Vogelarten oasenartig abhebt, zudem von unserer Heimatstadt Dresden aus sehr leicht und bequem zu erreichen ist, erschien es als eine dankbare Aufgabe, in ihm wieder mit regelmässigen Beobachtungsgängen einzusetzen. Aller- dings standen uns dafür vorwiegend nur die Schul- und Universitätsferien zur Ver- fügung, so dass von den insgesamt 69 Exkursionen, die uns teils gemeinsam, teils einzeln hinausführten, nur 16 auf die Brutzeit entfallen. Die übrigen verteilen sich auf die — für faunistische Zwecke minder bedeutungsvollen — Zugzeiten, 19 auf den Frühlings-, 34 auf den Herbstzug. Wenn auch zunächst äussere Gründe dafür mass- gebend waren, dass somit die Zugdaten in unseren Aufzeichnungen einen vor- herrschenden Platz einnehmen, so dürfte sich das doch auch insofern rechtfertigen, als gerade in den Zugzeiten unser Bezirk die bemerkenswertesten Erscheinungen darbietet. Seine Wasserflächen sind gross genug, manche Durchzügler, die sonst bei uns im Binnenlande sich der Beobachtung leicht entziehen, zu vorübergehendem, oft mehrtägigem Aufenthalt anzulocken, und doch eng genug umgrenzt, um mit Hilfe. des Glases völlig übersehen und auf solche rastenden Fremdlinge hin gründlich abgesucht werden zu können. Fast auf jeder dritten Exkursion hatten wir die Freude, eine oder mehrere Arten nachzuweisen, die uns bis dahin im Gebiet noch nicht begegnet waren — und es ist kaum zuviel gesagt — auch Helms Mitteilungen sprechen dafür — wenn wir dieses als für Zugbeobachtungen geradezu ideal geeignet be- zeichnen möchten, Andererseits glauben wir in der mehrjährigen Dauer der Beobachtungen eine ge- wisse Gewähr dafür zu besitzen, dass uns von dem Brutvogelbestand nicht allzuviele Arten entgangen sein dürften. Eine nicht mehr auszugleichende Verschiedenheit in Beobachtungen im Gebiete .der Moritzburger Teiche 1906—1914. 269 _ der Fülle der Daten ergab sich freilich dadurch, dass wir in den ersten Jahren die Aufmerksamkeit fast ausschliesslich den eigentlichen Teichvögeln zugewandt hatten _ und die Bewohner von Wald und Feld mehr nebenher berücksichtigten. Vervoll- _ ständigt werden unsere Aufzeichnungen durch die grossenteils unveröffentlichten Daten der Belegstücke, die seit Helms Zeit in das Kgl. Zoologische Museum zu Dresden £ sekommen sind. Sie sind, mit Ausnahme einiger einzelner Bälge aus der Privat- E sammlung Bernhard Hantzsch‘, von dem Präparator des Museums Herrn Schwarze gesammelt worden. Weitere Belegstücke bewahrt das Museum aus früheren Jahren _ mitgeteilt im Zirkular Nr. 6 des Kgl. Zoologischen Museums zu Dresden), im ganzen 2 aus dem Moritzburger Gebiet 82 Vogelbälge und 31 Eier. Für die liebenswürdige - Erlaubnis zur Durchsicht und Benutzung dieser Sammlung sind wir Herrn Professor : Dr. Jacobi, Direktor des Museums, zu grossem Dank verpflichtet, ebenso auch Herrn @ Bibliothekar Leonhardt für seine Hilfe bei der Beschaffung der Litteratur. 4 Vor allem schulden wir Dank Herrn von Zehmen, dem Pächter der Moritzburger - Teiche und der Kgl. Oberförsterei: ohne den freundlichst gewährten Dispens von dem _ allgemeinen Verbot des Betretens der Teichufer wäre uns die Durchführung unserer _ Aufgabe nicht möglich gewesen. Das Beobachtungsgebiet liegt zwischen 51° 15‘ und 51°8° N.B. und 31° 18° und - 31° 25° O.L. auf einer nordwärts leicht geneigten Syenitrumpffläche von 168—184 (Erhebungen bis 203) m Meereshöhe. Seine Grenzen sind gegeben durch den Ort - Dippelsdorf im SW, die beiden Waldteiche, das Gut Cunertswalde und den Ort - Bärnsdorf im O, das NO-Ufer des Grossteichs, den Frauen- und den Mittelteich und £ das W-Ufer des Dippelsdorfer Teiches. In einem Umfange von 20 km umschliesst es - 7 grössere und 8 kleinere Teiche, zwischen denen grossenteils sich Waldbestände _ hinziehen: vorwiegend mittlerer Kiefern-, seltener Fichten- und Mischwald in park- 4 artiger Ausbildung mit grossen Rasenflächen. Die meisten dieser Bestände sind ein- : gehegt und beherbergen den Rot-, Dam- und Schwarzwildbestand des Kgl. Tiergartens. Eingestreut sind hier und da noch einzelne sehr alte Eichen und Buchen, daneben - Birken und Lärchen. Unterholz ist ziemlich spärlich, dafür finden sich mehrere diehte Schonungen. Von S her dringt eine alte Kastanienallee ein, durchschneidet > den im Mittelpunkte des Gebiets sich immer weiter ausbreitenden Flecken Eisenberg- - Moritzburg und umschliesst in doppelter Reihe den Schlossteich und das Schloss. Der Schlossgarten und die ähnlichen Anlagen um die Fasanerie (am Grossteich) enthalten neben Blumen und Ziersträuchern hohe, sehr dichte Fichtenhecken im französischen - Geschmack des 18. Jahrhunderts. Der Nadelwald des Tiergartens geht nach W in den _ zusammenhängenden grösseren „Friedewald“ über, an. allen übrigen Seiten stösst er, - soweit er nicht unmittelbar an die Teichufer grenzt, an weite Wiesen und Aecker, ” zwischen denen einzeln Birken, Ebereschen, Weidenbüsche, Massholder- und. Dorn- 2 sträucher stehen, stellenweise auch sich zu kleinen Feldgehölzen zusammenschliessen. = u a us, SIR Die Teichvegetation wird beherrscht von Arundo phragmites, Typha angustifola, 54 Scirpus lacuster. Am Ufer treten stellenweise Iuncus- und Carex-Arten hervor, recht spärlich Zriophorum angustifolium, häufig Hydrocotyle vulgaris: und Polytrichum. Ferner Ya seien genannt Acorus calamus, Sagittaria sagittifolia, Hydrocharis morsus ranae, Elodea canadensis, Polygonum amphibium, Batrachtum aquatile, Cicuta virosa und als relative, im Gebiet aber noch massig auftretende Seltenheiten die eigenartige, stattliche Zrap« natans und das zierliche Lebermoos ARiccia natans. E Die einzelnen Teiche bieten mehrfache Besonderheiten, die sich vornehmlich in 2 der Vegetation ausprägen und hier kurz gekennzeichnet sein mögen. Bei den grösseren 270 | Hugo Mayhoff und Raimund Schelcher. 2 Teichen ist die grösste Längen- und durchschnittliche Breitenerstreckung sea weise in Metern beigefügt. Der Dippelsdorfer Teich (1500X450 m) liegt unter allen am höchsten (184 met und fast ganz frei im Acker- und Wiesengelände; kaum ein Fünftel seines Umfangs 3 grenzt an Kiefernwald. Durch den Damm der Schmalspurbahn wird er in ein Ost- \ und ein grösseres Westbecken geschieden. In letzterem eine mit Bäumen bestandene Insel und ein grösserer Rohrhorst, der nur für Kähne zugänglich ist. Fast aus- schlisslich Arundo, wenig Scirpus. Der Obere Waldteich (550x500 m) stösst auf seiner Ostseite an einen Wald- streifen, der ihn vom Niederen Waldteich trennt; das Nordufer grenzt an eine Strasse, 3 FE die am Tiergarten vorbeiführt,. Zwei von Kiefern überschattete Halbinseln springen in den Teich vor. Fast nur Scerrpas, sehr wenig Arundo. Der Niedere Waldteich (800x250 m) ist auf der West- und Nordseite von Wald. eingefasst und schliesst eine Kleine bewaldete Insel ein. Ausschliesslich Scirpus. E Der Grossteich ist seit 1910 durch einen Damm in ein Ost- und Westbecken zerlegt (1000X650, 1450Xx300 m). Das Nord- und Westufer grenzt an den Tiergarten, | ist aber von diesem durch eine 3 m hohe Mauer geschieden, das Südufer an den Damm der Schmalspurbahn. Zwischen Damm und Teichrand hat sich im Ostbecken ein sanft ansteigender, ziemlich breiter Sandstrand herausgebildet. Im Ostbecken zwei kleinere bebuschte Inseln, eine grössere im Westbecken, dessen westliche Hälfte | stark verschilft ist. Vorwiegend 7ypAha und Scirpus. Den Frauenteich (1800%X450 m) umsäumt im Süden ein Wiesenstreifen und | hinter hoher Mauer der Kiefernwald des Tiergartens. Zwei kleinere Kiefernwaldstücke stossen im Norden frei ans Ufer. Eine bewaldete Insel ist unzugänglich,. Am West- ende bildet dichtes Gewirr halbuntergetauchter Gewächse eine zusammenhängende, ; Sumpfstrecke, durch die ein verfallener Knüppeldamm führt. Nur Zy2%Aa und Sceirpus . erstere vorherrschend. Der Mittelteich (1500%X450 m) ist auf drei Seiten von meist hochstämmigem Kiefernwald umschlossen. Eine kleine Insel ist bei niederem Wasserstand betretbar. Nach Süden und an einer zipfelartigen Bucht im Westen laufen die Ufer in weite feuchte Wiesen aus, die auf lange Strecken mit Binsen und Seggen bestanden sind. Im Wasser ausschliesslich Scir2zs. Während an den bisher genannten Teichen nur einzelne kurze Uferstrecken abgedämmt sind, wird der Schlossteich (980x340 m) rings von gemauerten Dämmen _ und einer durch hohe Rosskastanien beschatteten Strasse eingeschlossen. Die grosse Schlossinsel ist durch zwei Dämme mit dem Süd- und mit dem Nordufer verbunden; ausser ihr liegt im Westbecken noch eine sehr kleine Insel. Die Kastanien um das Schloss sind Künstlich verkrüppelt und sehr reich an Höhlungen. Die Dämme sind umsäumt mit dichten Horsten von 7yö%ha, dazwischen Sciröus. Die Blattrosetten der iier Wassernuss stellen eine zusammenhängende Bedeckung her, so dass in manchen & Sommern auf dem Westbecken nur noch winzige Stücke freien Wasserspiegels zu sehen waren. Oestlich und westlich vom Schlossteich, jenseit der Strasse, dehnen sich grössere, von Gräben durchzogene Waldwiesen. Südlich vom Schlossteiche liegt hinter der Strasse der kleine Schw anenteich. Seine Fläche nimmt bis auf einen kleinen Rest blanken Wassers ein einförmiger Halmwald von Arundo ein. An den Frauenteich schliesst sich östlich der umbuschte, mit Zy#ra bestandene Berbisdorfer Teich, westlich im Walde ein kleinerer Weiher. Der letztere hat ebenso a) | & heih N R ir er % Winamp ackinneen im Gebiete der erden Teiche 1906—1914. 271 - wie die übrigen, von Kiefernwald umschlossenen Wasserflächen des südlichen Tier- _ gartens, Georgen-, Steingrund-, Fischer- und Brutteich (sämtlich unter 9000 qm), - fast reine Binsenvegetation.') | | Der Wasserstand dürfte an sehr wenigen Stellen über 1,5 m, meist nur 0,6—1,0 m Tiefe betragen. Die meisten Teiche sind untereinander durch Gräben verbunden: zum Abfischen wird regelmässig im Herbst ein grosser Teil abgelassen. Grosse Mengen von Planorben, Limnaeen, Anodonten, auch Spongillen liegen dann auf dem verhältnis- 3 mässig gut gangbaren Schlammboden. Nebenher sei hier erwähnt, dass Troprdonotus 2 natrıx und Rana esculenta sehr häufig sind; zur Laichzeit trafen wir Rana temporaria und arvalis (2. IV. 10. viele Paare), Bufo cinereus und calamıta, Pelobates fuscus, Hyla E arborea am Oberen Waldteich. : : Y Die ornithologischen Daten geben wir fast unverkürzt nach unsern Tagebüchern; von einer weitergehenden Verarbeitung haben wir abgesehen, um klar hervortreten K zu lassen, was, wann und wie im einzelnen beobachtet wurde. Die blosse Angabe, dass diese oder jene Art im Gebiete vorkomme, wie das, oft nur gestützt auf die En, dritter Gewährsmänner, immer noch in manchen faunistischen Zusammen- stellungen zu lesen, befriedigt, zumal für ein engeres Beobachtungsgebiet wenig, weil i sie der Kritik und der Weiterarbeit keine festen Anhaltspunkte liefert. Da wir selbst _ keine Belegstücke sammeln, erschien es doppelt geboten, die Einzelheiten der Wahr. \ nehmung festzuhalten. Wenn bei einer wichtigeren Beobachtung nur einer von uns — zur Stelle oder seiner Wahrnehmung sicher war, ist dies im Texte vermerkt — : 5 14 Exkursionen machten wir gemeinsam, 45 einzeln, 10 mal war unser Freund Erwin - Stresemann mit einem von uns im Beobachtungsgebiet. Am 6. IV. 13 besuchten 13 Mitglieder des Dresdener Ornithologischen Vereins einen Teil der Teiche. — Die Zahlenangaben für die jeweiligen Bestände der Arten sind, soweit sie auf Schätzung beruhen, mit Absicht eher zu niedrig als zu hoch angesetzt; wo das Brüten einer Art noch nicht genügend gesichert ist, dürfte das unschwer aus dem Zusammenhange BE zu entnehmen sein. Die Namen der Brutvögel sind durch gesperrten Druck hervor- _ gehoben; die nicht der eigenen Beobachtung entstammenden Angaben sowie die 2 _ Belegexemplare des Museums (f) sind in kleineren Lettern beigefügt. T Urinator arcticus (L.). 21.1IV.14 auf dem Grossteich 1 Exemplar. Die stattliche Gestalt dieses - Nordländers fiel natürlich sofort auf; leider konnte ich trotz zweimaligen Ein 2etiene des Teiches nicht sehr nahe herankommen, doch genügten der E sentlich und gut sichtbare graue Scheitel und Nacken zur eindeutigen - Bestimmung. Einmal klang ein tiefer Ruf — orr — herüber. (Schelcher.) E 7 Ein in früherer Zeit (vor 1887) in Moritzburg erlegtes Stück steht im Dresdener Museum. # Colymbus nigricans, Scop. 4 Je 1—4 — im ganzen 6—10 — Brutpaare, trafen wir seit 1909 regel- 1 _ mässig auf allen grösseren Teichen: Dippelsdorfer-, Schloss-, Mittel-, Frauen-, Gross-, Oberem und Unterem Waldteich. Bevorzugt eh 4) Der Köckeritzteich, die beiden Altenteiche und die beiden Oberauer Teiche im Friedewalde lagen uns zu weit ab, um sie regelmässig mit besuchen zu können. Ueber einige dortige Beobachtungen wird an anderer Stelle berichtet werden. WERE 272 Hugo Mayhoff und Raimund Schelcher. die beiden letzten und der Frauenteich, wo Stresemann bereits 1906 1 Stück richtig als Zwergtaucher ansprach. Wie überall halten sich diese Zwerge meist sehr versteckt; oft liess nur ihr eifrig geübter heller Kicherruf ihre Anwesenheit feststellen, und nur selten zeigten sie sich auf der freien Wasserfläsche im Frühling (so 4 Paare auf dem Unteren Waldteich 20. IV. 12, 3 Paare auf dem Dippelsdorfer Teich | 1. IV. 13, 15—20 Stück ebendort 15. IV. 13), öfter (15 Beobachtungen), wenn die Brutzeit vorüber war. 5. VII. 10 ein Paar mit piependen Jungen auf dem Grossteich; 28. VII. 11 gar an 20 (!) beisammen auf dem Untern Waldteich, Alte und Junge, sehr lebhaft durcheinander” schwimmend, oft trillernd und freiwillig auffliegend (wozu sich der Zwergtaucher übrigens allgemein ungleich leichter entschliesst als seine Verwandten). 21. VIIL, 31. VIII. 14 waren 5 Exemplare bereits ver- mausert; 2 auf dem Grossteich trugen noch das Frühlingskleid. Bei dem einen von diesen, das auf ca. 25 m sich etwa 15 Minuten lang ohne Scheu beobachten liess, stellte Mayhoff während der Nahrungs- suche durchschnittlich 16 Sekunden (11—17—15—17—13—15—21—17 —13 Sekunden) Tauchdauer fest. Der andere, der sichtlich beunruhigt hinzuschwamm, blieb etwas länger (19—23—17 Sekunden) unter Wasser. Die einzige Taucherart auf dem kleinen, verschilften Schwanenteich und im Herbst die ausdauernste: während 18. X. 08, 1.X. 10, 14.X. 11 . 19. X. 11 die grossen Taucher abgezogen waren, hielten sich von diesem Jahresvogel immer noch Paare und kleine Trupps im Gebiete auf. T Colymbus nigricollis (Brehm). Der häufigste Taucher des Gebiets: 10—14 Brutpaare, die fast ausschliesslich auf den Dippelsdorfer und Frauenteich sich verteilen; nur einzelne (1—3) Paare wurden in einigen Jahren auf dem Gross- und Mittelteich gesehen. 4—5 Paare auf dem letzteren am 20. IV. 12 waren wahrscheinlich Ankömmlinge, da an diesem der Dippelsdorier Teich mit 6—7 Paaren besetzt, dagegen der Frauenteich von Schwaız- hälsen auffallenderweise gänzlich frei war. Die Art erscheint um etwa 14 Tage später als die andern Taucher: 31. II. 09, 10. IV. 10, 30. II. 11, 12. IV. 12 ward sie noch vermisst; 1. IV. 13 waren auf dem | Dippelsdorfer Teich 1 Paar, auf dem Frauenteich 3 Vögel; 6. IV.. 183 dieselben auf dem Frauenteich, auf dem Dippelsdorfer noch 2 Paare | Beobachtungen im Gebiete der Moritzburger Teiche 1906-1914. 273 - hinzugekommen. Ebenso waren 31. III. 14 noch keine da, 21. IV. 14 allein auf dem Dippelsdorfer Teich 30—35. — Im Juni und Juli war - häufig zu beobachten, wie die Eltern ihre Jungen führten: 7. VI. 06 -_ auf dem Dippelsdorfer Teich 2 Paare mit kleinen Jungen, die öfters auf dem Rücken der Alten ausruhen. 3. VII. 10 auf demselben Teich 56 Paare, z. T. mit Jungen, und auf dem Frauenteich 5 Paare, wovon E. mit Jungen. 16. VII. 10 auf dem Dippelsdorfer 2 Paare mit halb- 3 un Jungen; nachmittags wurde der Teich gejagt; trotz oder u ieht gerade infolge der häufigen Schüsse schwammen neben - 3 Haubentauchern 3—5 Schwarzhälse ruhig auf der offenen Wasserfläche. E Beim Durchtreiben des Schilfgürtels wurden unter anderen auch 1 alter - Schwarzhalstaucher und 1 erwachsenes Junges geschossen. (Schelcher.) - 2 erwachsene Junge — weisse Wangen, weisser Vorderhals mit dunklerer E euraeı, glänzend schwarzer Oberkopf — trieben sich 19. X. 11 auf dem - Obern Waldteich mit 2 Zwergtauchern umher. (Von dem geringen | Be enunterschied abgesehen, kennzeichnet sich C. nigricollis von der - vorgenannten Art im Freileben schon auf recht grosse Entfernung durch die steile Haltung des schlanken Halses.) Einem Vogel im gleichen Kleide sahen Stresemann und Mayhoff 5. X.07 am Schloss- > teiche längere Zeit zu, wie er, kaum 10 m vom Ufer entfernt und ohne "sich durch die Nähe der Beobachter stören zu lassen, nacheinander 6 kleinere Fische fing; die Tauchdauer schwankte zwischen 11 und 19 Sekunden. Je 2 weitere Jungvögel beobachteten wir 5. IX. 12 auf dem Obern und Untern Waldteich und 30. IX. 12 auf dem Obern Wald- - teich; einer der letzten schwamm mittags auf 6 m an uns vorüber, so . dass wir ohne Glas die rubinrote Iris erkennen konnten. Noch 18. X. 13 > abends rief 1 Exemplar auf dem Mittelteich. 9. IX. 14 auf dem Dippels- dorfer Teich, 15. X. 14 auf den Obern Waldteich je 4 im Winterkleid. Es ist beachtenswert, dass der verspäteten Ankunft dieser Art nicht ein verfrühter Abzug entspricht; oder sollten wir etwa bei den letzt- u Herbstbeobachtungen Junge von C. auritus, L. = cornutus, Gm. “ vor uns gehabt haben?! Von 2 Exemplaren am 8. XI. 14 (!) auf dem © BE peisdorter Teich war das eine ein sicherer C. nigricollis, Brehm, wie 5 Mayhoff an der Aufbiegung des Schnabels feststellen konnte. Die | - charakteristischen Rufe des Schwarzhalstauchers haben wir namentlich : 19 En VRR Ba ER: u» IF EEE Er 274 Hugo Mayhoff und Raimund a im Frühjahr öfter verhört: heisere Kehllaute, die mit hoher, quiekender | Stimme hervorgepresst werden, ein- oder zweisilbig, in Buchstaben etwa: picht (ch lang ausgehalten und betont) oder pichit (das i der zweiten Silbe fast in ch übergehend), chrrrih®® (wie Dobbrick schreibt). Mir — Mayhoff — will es nicht unmöglich scheinen, dieses Quieken dem Röhren des Rothalstauchers zu homologisieren; es wird | nur nicht so lange ausgehalten und imponiert deshalb als Einzelruf. Ein Trillern — von dem Naumann span —, haben wir von dieser | Art nie vernehmen können. = ; et Q mit Gelege vom Dippelsdorfer Teich steht im Dresdener Museum. 4 | Bälge: J5Q 9 21. V. 03 Moritzburg. re Colymbus griseigena, Boda. | ei Regelmässiger Brutvogel der grösseren Teiche; dass wir ihn auf 1 dem Mittelteich in einigen Jahren vermissten, kann Zufall oder in der grossenteils schwachen Ufervegetation dieses Teiches begründet sein: im Gegensatz zu C. cristatus hält der Rothalstaucher sich mit Vorliebe an der Rohrgrenze, mehr oder weniger in Deckung, wo er sich freilich ° öfter als alle anderen Taucher durch die hässlich röhrende Stimme 1 verrät. Wiederholt erwiesen die Paare und auch einzelne Vögel sich recht zutraulich, liessen sich ohne Störung auf 10-15 m beobachten, selbst wenn sowohl sie wie wir völlig ungedeckt waren. Im ganzen I 6—8 Brutpaare. 24. IV. 10 (für Taucher ein recht früher Termin) stand auf dem Grossteich im dünnen aufspriessenden Schilf, das kaum 20cm Höhe erreichte, ein Nest mit 2 Eiern, nur 10—15 m von einem ebenfalls belegten Blässhuhnnest entfernt. Im dichten Ufergebüsch versteckt konnte Schelcher öfters zusehen, wie das Weibchen nach langem Zögern endlich mit einem einzigen Sprung sich von der Wasserfläche aufs Nest schwang, so dass dieses nur wenig ins Schwanken geriet und die Eier kaum Gefahr liefen, aus der flachen Mulde herauszurollen. I Verliess die Alte aufgescheucht das Nest, so geschah das ganz ent-” sprechend mit einem Kopfsprung. 5. VI. 10 führte ein Paar auf dem Grossteich herangewachsene Junge. Ein halbwüchsiger Rothalstaucher | trieb sich 28. IX. 07 auf dem Schlossteich mit 2 Teichhühnchen ZU- sammen im dichtesten Blättergewirr der Trapa natans herum, u \ 20 m vom Ufer. Ein gleichalteriger Vogel (wie jener kenntlich am ur “ ER TER IR EEE dal vr Ba ME 2 Ir BEIN Kr ER n3 a Au ” \ ! Br! ir ef = engen im Gebiete. der er Teiche 1906—1914. 275 schwarzen Halswangenstreifen) am 5. IX. 12 auf dem Mittelteich. Die beiden letzten Daten sind unsere spätesten Beobachtungstermine für - diese Art, die mehrere Wochen früher abzuziehen scheint als ihre Ver- wandten. (Damit stimmt überein, dass Heyder auf den Wernsdorfer - Teichen sie im Herbste ganz vermisste, Ornith. Monatsschr. 1911, 8. 444 IE.) 4 Colymbus cristatus, L. eo u einzelnen, höchstens je 3 Paaren regelmässiger Brutvogel auf - sämtlichen grösseren Teichen und nach der Ankunft Ende März, Anfang ® E April — 25. III. 09 war noch kein, 31. Ill. 09 erst ı Paar, 1910 das erste E.. 22. II. zu sehen — eine augenfällige Zierde der freien Wasser- flächen. Den mit voller Kraft hervorgestossenen Balzruf (vergl. Voigt, 2 Exkursionsbuch) hörten wir verhältnismässig selten; öfter unterhielten sich die neben einander schwimmenden Gatten mit einem gemütlich 4 klingenden Gackern. Wiederholt beobachteten wir das bekannte an- 4 mutige Liebesspiel, dass die beiden Vögel bis zur schneeweissen Bauch- mitte steil gegeneinander aufgerichtet sich schnäbelten. Bei einem 3 Paar, das wir beim Fischen längere Zeit durchs Glas verfolgten — ; << ‘brachte einmal einen ca. 10 cm langen Fisch herauf — stellten wir 4 - 10—30 Sekunden Tauchdauer fest. Die Gesamtzahl der Brutpaare des _ Gebiets mag um 6—10 schwanken; eine höhere von 14—15, die wir nur einmal (17. IV. 09) feststellten, enthielt wahrscheinlich noch Durch- 1 eier. Später, im Mai und Juni, waren wenige, infolge versteckteren Treibens nur selten zu sehen. 5. VI. 10 Nest mit 4 Eiern auf dem 4 Dippelsdorfer Teich; der Bau war offenbar auf einem alten Lachmöwen- F nest errichtet (Schelcher). Häufiger zeigten sie sich wieder im August und September ausserhalb des Rohrgürtels; mehrmals sahen wir sie Fische bis zu 15 cm Länge fangen, notierten nicht über 30 Sekunden Tauch- ” dauer. Auf dem Mittelteich lockten 29. IX. 06 3 halbwüchsige Junge 2 _ aufgeregt und anhaltend mit quietschenden Pfeiftönen. Gleichfalls die j schwarzen Halswangenstreifen des Jugendkleides zeigten 3 Hauben- - taucher auf dem Dippelsdorfer Teich 5. X. 06, 5. IX. 09, 2 auf dem - Obern Waldteich 30. IX. 12, 1 auf dem Schlossteich 11. X. 13. Mehrere 2. _ Alte auf dem Dippelsdorfer und Mittelteich 5. X. 07, 4 auf dem Mittel- E. 30.IX. ı2, 1 auf dem Grossteich 11. X. 13 trugen den knapp- 1 anliegenden Federkragen des dunkleren Winterkleides. 18. X. 08, u 19* / 4 276 = Hugo Mayhoff und Raimund Schelcher. 4.X.:09, 1.X.10, 14. X.11, 18.X.13, 15.X.14 hatten alle Haube taucher das Teichgebiet verlassen. Nur einmal, 9. X. 11, auf dem Frauenteich, sah Mayhoff 1ı Exemplar fliegen. Das Flugbild, das wir seitdem auf der grösseren Wasserfläche des Bodensees wiederholt beobachten konnten, überrascht gleich dem | des Rothalses durch den grossen weissen Flügelspiegel und erinnerte uns dadurch an die Sägerarten. Y Aydrochelidon nigra (L.). Am Dippelsdorfer Teich konnte Schelcher am 18. V. 10 und 5.Vl. 10 noch 5—6 Paare feststellen, die auch sicherlich dort gebrütet haben. Der kleine Trupp Seeschwalben hielt sich meist von den Lachmöwen etwas gesondert. Seither wurde die Art von uns vermisst. T Im Dresdener Zoologischen Museum steht ein halbwüchsiges Q vom Dune: dorfer Teich. T Sterna hirundo, L. Lebend kam die Flußseeschwalbe nicht mehr zur Beobachtung. Wir fanden 1910 in einem Rohrbulten am Frauenteich ein Bruchstück einer alten Eierschale und sahen mehrere, Ende der 90er Jahre am Frauenteich gesammelte Gelege. Helm fand 30. V. 97 auf dem Dippelsdorfer Teich noch 12 Nester. 7 Ein Brutexemplar mit Nest, 1 Dunenjungen, 2 Eiern vom Dippelsdorfer Teich (31. V. 97) sowie 2 weitere Eier „aus Moritzburg“ befinden sich im Dresdener Museum. T Larus ridibundus, T: Brutvogel auf dem Dippelsdorfer und Frauenteich. Aber während Helm 1892 noch ca. 500 Brutpaare verzeichnete, ist der Bestand neuer- dings leider in starkem Rückgang begriffen, der sich namentlich in den letzten drei Jahren bedrohlich fühlbar machte. Als wir zum ersten Mal am Abend des 1. IV. 06 den Dippelsdorfer Teich besuchten, bot sich uns noch ein Eindruck, der der früheren Herrlichkeit nicht allzu ‚viel nachgeben mochte: an 300 Paare sassen in dem hochstehenden vorjährigen Rohr, das auf dem westlichen Teil des Teiches einen rings unzugänglichen Horst bildet, erhoben sich darüber kreisend und erfüllten die Luft mit betäubendem Gekreisch, so dass daneben keine andere : Vogelart zur Geltung kam. Das war ein Bild, wie es aus dem Industrie- Königreich in die niederdeutschen Seenlandschaften versetzen konnte. Und 1912—1914 nur noch 10—-30 Paare! Leider steht es kaum ausser Frage, dass an diesem Rückgange die Bekämpfung unserer Möwen im Interesse der Fischerei einen grossen Teil der Schuld trägt. Dazwischen A FR - 2 Beobachtungen im Gebiete der Moritzburger Teiche 1906—1914. 277 hatten sich am Dippelsdorfer Teich (1907”—1911) immer 60—100 Paare 2 gehalten, die uns, wenn wir Ende März bis Mitte April die Ufer ab- gingen, regelmässig annahmen: Einzelne Vögel kamen in etwa 20 m Höhe keckernd gerade auf uns zu geflogen, schrieen uns im hastigen _ Tempo an, um dann mit gemesseneren Rufen zurückzukehren. 25. III. 09 standen viele auf dem Eise und führten mit gesenktem Nacken eigen- - tümliche Balzbewegungen aus. 19. IV. 09 lärmten die auf dem Frauen- teich ausserordentlich heftig; wiederholte Paarungen waren zu beobachten. z Anfang April strichen sonst die Vögel noch zwischen den verschiedenen Teichen hin und her, auch von der Elbe sahen wir regelmässig Trupps herüberkommen; z. T. handelte es sich vielleicht um Durchzügler. So war 2.IV.ı0 der Untere Waldteich mit 100, der Grossteich mit über 800, und am 10.IV.ı0 und 15. IV. 13 der letztere noch je mit etwa 4 100 Lachmöwen besetzt; 30. III. 11 Grossteich 6, 20. IV. 11 ca. 15; 12. IV. 12 Oberer Waldteich 6—8 Paare, 20. IV. 12 ebendort ca. 30, 1 Unterer Waldteich ca. 15, Grossteich ca. 15. Da wir an einigen dieser 4 Stellen mehrfach „angenommen“ wurden, mögen einzelne Paare dort 5 vielleicht auch zur Brut geschritten sein; meist wird es sich aber um Streifen zur Nahrungssuche gehandelt haben, so sicher am 22. III. 10, 2 wo Schelcher auf dem Dippelsdorfer Teich nur etwa 50, dagegen am Westzipfel des Mittelteichs über 70 und am eben abgefischten Altenteich 4 weitere 50 Lachmöwen antraf. Auf den Wiesen und Aeckern der Teich- 4 ränder oder deren näheren Umgebung sahen wir sie ausserordentlich 4 selten, fanden sie jedoch recht oft schwimmend oder auf den Holzge- ee ländern der Entenstände aufgeblockt; Raubvögel (so 1ı Bussard am 1. IV. 13) A wurden hitzig verfolgt. Mehrfach stiessen wir auf verendete, z. T. von Raubvögeln geschlagene Stücke; ein an Legenot gestorbenes 2 am 4 7. VI. 06 konnte noch präpariert werden. Auf dem Frauenteich brüteten - 19. V.10 40-50 Paare. 5. VI. 10 versuchte Schelcher die Dippelsdorfer Kolonie vom Kahn aus zu mustern: es fanden sich bereits durchweg leere Nester mit Federresten, in einem noch 1 Ei. 3. VI. 10 hielten j sich auf dem Dippelsdorfer nur noch 5—6, auf dem Frauenteich noch etwa 50 Vögel auf. 8. VI. ıı an beiden Nistplätzen je etwa 25 Paare, die 1 den Beobachter (Schelcher) mit Entschiedenheit angreifen. Von 1912, 4 1913, 1914 haben wir aus der Brutzeit keine Daten, doch dürfte in ERNER 278 Hugo Beh und Raimund Schelcher. dieser die Zahl von je 20—30 BEL die wir im April feststellten, 4: = = kaum übertroffen worden sein. — Nach der Brutzeit wird das Gebiet sehr rasch ver- lassen; die wenigen, die wir nach Anfang Juli — im ersten Jugend- oder bereits im Winterkleid — noch antrafen, waren var R Durchzügler: 29. IX. 06 20—30 auf dem Frauenteich; 28. IX. 07 etwa ebensoviel auf dem Dippelsdorier Teich; 18. X. 08 ca. 12—15 auf den 3 Grossteich; 21. VII. 09 ca. 10 auf dem Mittelteich, etwa ebensoviel 17. VII. und 5.IX., am 7.IX.06 und auf dem Fischerteich 1, 4. X. 09 ea. 75—100 (!) eng zusammenhaltend auf der Schlammfläche des Schlossteiches, 5. XI. 09 ca. 75 auf dem Frauenteich; 1. X. 10 2 auf dem Dippelsdorfer, 14.X. 11 ebendort 1 und 5. IX. 12 auch nur 1 einzige am Grossteich, 15.X. 14am Mittelteich 3. Alte Vögel im Winterkleide waren unter diesen bei weitem in der Mehrzahl. Eindringlicher als die positiven Daten spricht dienegative Feststellung, dassim September 1910—14Lachmöwenim Gebietvollständig ° vermisst wurden. Es ist nicht ganz auszuschliessen, dass die kleineren Trupps von der Elbe herüberkommen; so schien es z. B. am 17. VIII. 09, ° wo die erste Lachmöwe erst 4 Uhr nachmittags am Mittelteich sich 'einstellte. Die stärkeren Schwärme am 4. X. 09 und 5. XI. 09 dürften Jedoch mit Bestimmtheit als nordöstliche Nachschübe anzusprechen sein. + Ein Nest mit 3 Jungen und 1 Ei vom Dippelsdorfer Teich (30. V. 95) steht im | Dresdener Museum. ie e Ar na a A en Larus canus, L. 1 on Sturmmöwe — im ersten mit graubraun geflecktem Mantel und dunkler Schwanzbinde — flog 15. X. 14 vor- mittags über dem ÖObern Waldteich lange hin und her und kam mir wiederholt so nahe, dass ich auch ohne Zuhilfenahme des Glases die grauen Federspitzen im Gesicht erkennen konnte. Die kräftigere Ge- stalt und der dunkelfleckige Flügelbug der Durchzüglerin schlossen von vornherein eine Verwechslung mit Lachmöwen aus, von denen übrigens auch nur 3 Vögel an diesem Tage sich im Gebiet aufhielten. a PSTEN, UWE FEN FIERR De Phalacrocorax carbo (L.) 18. X. 08 war der Grossteich grossenteils trockengelegt. Massenä von Stockenten, Kiebitzen, Lachmöwen, Nebelkrähen, 4 Reiher hatien die Ufer und das seichte Wasser besetzt und boten von Barusgers her i (ii de 35 Beobachtungen im Gebiete der Moritzburger Teiche 1906—1914. 279 Be: 1 ein ungewöhnlich belebtes Bild. In der Mitte des Wasserspiegels fällt mir sofort unter den phlegmatischen Stockenten eine unruhige dunkle Gestalt auf, mit langem, S-förmig getragenem, äusserst beweglichem Halse: ı Kormoran! Im Glase sehe ich das charakteristische Profil mit den hellen Schnabelwinkeln, das braunschwarze Gefieder des Ueber- E > gongekeies Als ich 10 Tage vorher in Norwegen die letzten Kormorane E am Dampfer vorbeifliegen sah, hätte ich nie erwartet, einen in der Heimat zu treffen. Der Vogel schwimmt ziemlich rasch umher, fliegt einmal auf, um nach kurzem, niedrigem Hinstreichen wieder einzufallen. Die 2 F jeicht aufwärts gerichtete Streckung des Halses und die langen Steuer- - federn kennzeichnen das nicht weniger auffällige Flugbild. Während : des Fluges stösst eine Nebelkrähe heftig auf den Fremdling. — (Mayhoff.) - Schaffner der Kleinbahn hatten seit einigen Tagen 2 „gänzlich unbekannte grosse graue Vögel“ bemerkt, „die auf Pfählen’im Wasser sassen“, und Herr v. Zehmen teilte mir im September 1909 mit, dass im vorher- 4 gehenden Herbste sich ein Kormoran am Grossteich aufgehalten habe. 5 Auch Herr Professor Pöppelmann vom Dresdener Ornithologischen ; Verein hat die 2 Vögel damals auf dem Grossteich gesehen. Damit i dürfte unzweifelhaft der Aufenthalt zweier Exemplare des für Sachsen k recht seltenen Durchzüglers festgestellt sein. Das von mir beobachtete - Stück schien mir ziemlich klein, so dass ich PA. graculus nicht auszu- schliessen geneigt war; indessen war mir auch in Norwegen auf grössere 9 = ... sicher anzusprechen nur dann möglich gewesen, wenn ich - beide Arten nebeneinander fliegen sah, und für unser Binnenland scheint der Durchzug der Krähenscharbe noch gar nicht belegt zu sein. 4 Soweit mir die in Sachsen und Thüringen auf dem Zuge festgestellten Kormo- - rane bekannt geworden sind, seien sie hiermit aufgeführt: 3 1 Exemplar wurde in den 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts in einem = Vorstadtgarten bei Leipzig erlegt (Helm, fide Reichenbach, 1899). i E 7 Stück im Januar 1853 auf der Mulde bei Waldenburg erlegt (Helm 1899), a: R 1 altes Q auf der Elbe bei Cossebaude gefangen (A. Dehne, Allgem. Deutsche - Naturhist. Zeitung, N. F. Band 1, Hamburg 1855, vgl. Fickel.) 4 Mai 1897 wurde ein Kormoran („nach St.s Beschreibung wäre es ?%. graculus gewesen“?!) in Auerstädt von einem Hause heruntergeschossen (C. Lindner, fide — Präparator Stock in Eckartsberga, Ornith. Monatsschrift 1907, S. 406). | 7. Oktober 1899 bei Neudorf unweit Oberwiesenthal von einem Waldwärter 4 1 Ph. carbo (von vier!) erlegt (R. Berge, J.f. Orn., 1900). 280 Hugo Mayhoff und Raimund Schelcher. Zweite Hälfte September 1907 1 P%. carbo in Reuden bei Zeitz erlegt (C. Lindner, | Ornith. Monatsschrift 1908, S. 219). ei i Mergus merganser, L. 5. XI. 09 flog am Mittelteich schon aus grosser Entfernung 1 9 (oder junger Vogel) vor mir auf; leider liess sich der Vogel erst in der | Mitte des Teiches nieder, doch waren im Fluge die Farben gut zu erkennen gewesen. Bei weitem zutraulicher war ein zweites Exemplar E| dieses seltenen Durchzüglers, das ich am 11. XII. 10 auf dem Schloss- teich traf, ebenfalls ein braunköpfiges 9, bezw. & iuv. Während der Säger taucht, kann ich so nahe ans Ufer springen, dass ich ihn beim | | _ Wiederauftauchen ca. 8 m vor mir habe; er schwimmt eine Strecke ' ruhig weiter, obwohl ich keine Deckung habe und mich auch bewege. Am schwimmenden Vogel fällt mir ein eigentümliches Nicken des Kopfes auf, ähnlich wie wir es wiederholt bei Schellenten sahen. (Schelcher.) rt Aelteres Belegstück (vor 1887) im Dresdener Museum. Nyroca clangula (L.). Seit 1910 beobachteten wir diese prächtige Tauchente auf dem Frühjahrsdurchzuge so regelmässig, dass wir fast annehmen möchten, sie bis dahin übersehen zu haben; indessen ist sie auch vorher nicht im Gebiete festgestellt worden. Ihre Beobachtung setzt allerdings ein scharfes Fernglas voraus, denn gleich den Haubentauchern hielten sich die Paare und Trupps fast durchweg in der Mitte der grösseren Wasser- flächen und erschwerten zudem die Betrachtung durch ihre grosse Lebhaftigkeit und Scheu. Wenn die Märzsonne blendend den Spiegel des Grossteichs bestrahlte und ein frischer Ost auf ihm Wellen trieb, konnte das unbewaffnete Auge auf die grosse Entfernung die leuchtend- weissen Flügel öfters mit Haubentauchern verwechseln, bis das Glas den dieken schwarzgrünen Kopf mit dem grossen weissen Zügelfleck zeigte. Von vorn gesehen macht der schwimmende Schellerpel dem Namen „Lügenoog“ alle Ehre, in der Seitenansicht tritt bei einiger- massen günstiger Beleuchtung, zumal wenn man ein danebenschwim- mendes @ vergleicht, die hellgelbe Iris fast ebenso deutlich hervor wie dieser eigentümliche Blendfleck des d. Selten sahen wir übrigens die Gatten längere Zeit ruhig nebeneinander, fast immer waren sie ab- wechselnd mit Tauchen beschäftigt oder sie strichen schon ab, sobald Beobachtungen im Gebiete der Moritzburger Teiche 1906 —1914. 281 wir sie bemerkt hatten. So unähnlich die Geschlechter einander im "Schwimmen sind — die Art steht darin den Sägern näher als unsern 4 andern Tauchenten — so auffällig verwischt sich dieser ausgesprochene - Dimorphismus im Flugbilde; der breite weisse Querspiegel der - Flügel — gleichfalls eine durchaus sägerartige Zeichnung — und noch 4 mehr die tiefdunkle Kopf- und Rückenfärbung springen dann bei - beiden Geschlechtern so gleichmässigin die Augen, dass man - bei einem fliegenden Trupp scharf hinsehen muss, um die Zahl der e 66 festzustellen. Die grosse Ausdehnung des Schwarz auf dem Rücken 4 des Schellerpels erscheint uns übrigens auf grössere Entfernung als f _ brauchbares Merkmal gegenüber dem fliegenden ö der Löffelente, der 4 an Fluglust und -gewandtheit unsere Art wenig nachgibt. Das > klingelnde Schwingengeräusch hörten wir in Moritzburg, auf den offenen E Wasserflächen nur selten, wenn es uns der Wind herübertrug, ebenso 4 selten Rufe — einzelne karr; beides um so öfter auf den kleineren, ” umbuschten oder umwaldeten.Brutteichen der Art in der Lausitz. — i 1910. 31. II. Grossteich 4 dd; 2. IV. Oberer Waldteich 2 dd, Sehlossteich ı Paar; 10. IV. Schlossteich ı (offenbar dasselbe) Paar; # 24. IV. Grossteich 1 &. 7 1911. 30. II. Unterer Waldteich 1 d; 0. IV. Frauenteich 1 d, Mittelteich 1 8, Schlossteich 1 & 2 29. e 1912. 26. III. Unterer Waldteich 1 d, Grossteich 19 und 1 Paar; 20. IV. Grossteich 4 29 zusammen (!). | 1913. 1.IV.Frauenteich 1 Paar, Schlossteich 1, 6. IV. Grossteich ; 1 Paar; 15. IV. Grossteich 2 dd. | 1914. 31. III. Grossteich 1 9. | Zur Brut dürften die Schellentenpaare im Gebiete kaum geschritten & sein; vielleicht würden Versuche mit künstlichen Nisthöhlen, die auf. den Inseln im ‘Schloss- und Grossteich, auch im Mittelteich leicht ge- Ei: anzubringen wären, sie mit dauerndem Erfolg ansiedeln, zumal da der nächste natürliche Nistplatz der Art (bei Deutschbaselitz)) nur i ca. 35 km ONO von Moritzburg entfernt ist. Nur einmal (1. IV. 13) sahen wir von einem & auf dem Frauenteich Ansätze zu dem köstlichen Balzexerzitium, das wir dort und bei Königswartha 1909 wiederholt belauschten. 282 Hugo Mayhoff und Raimund Schelcher DR % + Im Spätjahre kam die Art nur 5mal zur Beobachtung: 30. IX. 12 auf dem Grossteich ein geschlossener Trupp von 8; die 4 öd im Sommer- kleid, ohne Zügelfleck! 1 bereits verfärbtes & auf dem Frauenteich. — Je 2 45 am 11. XI. 10 und 11.X. 13 auf dem Grossteich, 1 auf dem Dippelsdorfer Teich am 18. X. 13 trugen gleichfalls bereits das Pracht- kleid. Das letzte $ ruderte im Morgenrot an der Schlammekante des fast ganz abgelassenen Teiches entlang und wich uns auf ca. 50 m nur hurtig schwimmend aus — entgegen der sonstigen Scheu der. Art Das Wasser war auf dieser Strecke so seicht, dass er mit gründelnden Halswendungen bei seiner eilrigen Nahrungssuche auskam; es sah zu- weilen aus, als wolle er lediglich ein Bad nehmen. 8. XI. 14 ı Paar — das & im Prachtkleid — auf dem Frauenteich. Nyroca fuligula (L.). Reiherenten hielten sich in den Beobachtungsjahren nur auf dem Frühjahrsdurchzug, allerdings ziemlich regelmässig, auf den Teichen auf. Es war ein köstlicher Anblick, als wir am 28. II. 09 und 31. 1Il. 09 einen starken Trupp von 12 SS und 11 22 auf dem Dippels- dorfer Teich sich tummeln sahen. In stetig wechselndem Durcheinander geschlossen zusammenhaltend schaukelten die schwarzweissen Gestalten auf den blauen Wellen auf und nieder, die langen Schopffedern flatterten | im kalten Märzwind, und aller Augenblicke verschwand das eine oder andere Entchen mit spritzendem Tauchsprung, so dass die Zählung der munteren Schar auch mit Hilfe des weittragenden Glases nicht leicht war. Dabei wahrten sie trotz lebhaften Hin- und Herschwimmens stets einen bedeutenden Abstand von den Rändern der hochstehenden Teich- fläche, rasch herumschwenkend, wenn die Spitze des Trupps diesen etwas näher gekommen war. Kleinere Trupps und einzelne beobachteten wir seitdem wiederholt z. T. auch aus grösserer Nähe, immer bevor- zugten sie jedoch die Teiche mit hohem Wasserstand und dort die freie Mitte des Spiegels zur Nahrungssuche. 1909: 3. IV. ı d mit Tafelenten zusammen auf dem Frauenteich. 1910: 2. IV. Oberer Wald- teich ı Paar, Grossteich 4 d. 10. IV. Grossteich 858 19. 1911: 30.1. Grossteich 2 dd 3 29, 20. IV. Frauenteich 4 dd 3 29. 1912: 26. IL | Unterer Waldteich ı Paar und 5 öd, 20. IV. Unterer Waldteich 4 dd. 1913. 1. IV. und 6. ME (offenbar dieselben) 2 Paare auf dem Untern ao Te ET TE EN ET a Z 284 . Hugo Mayhoff und Raimund Schelcher. | 4 Bi an die Schwingenspitzen verbreitert, die ganze Fittichfläche bildet ein | grosses weisses Feld, dessen dunkle Umrandun g kaum ins Auge springt; so oft ich — Mayhoff — Moorentchen vorüberschwirren sah, hat mich das Flugbild an das Moorhuhn, Lagopus lagopus (L.), erinnert. Um so leichter ist es, die Art im Schwimmen zu übersehen, wo die weissen Steissfedern das einzige Merkmal auf dem schmucken tiefbraunen Kleide sind; so nahe, dass wir auch die weisse lris erkennen konnten, hatten wir die Vögel nur einige Male. 3.IV.09 auf dem Frauenteich ca. 10; 19. IV. 09 Frauenteich 6, fliegen; 1 sehen wir lange beim Tauchen zu. 2. IV. 10 Unterer Waldteich 4, Oberer Waldteich 1 Paar; 24. IV. 10 Grossteich 3. 30. II. 11 Unterer Waldteich ı & mit Tafelenten zusammen. 15. IV. 14 sah Schelcher auf der Westhälfte des Schlossteichs 6. Am | regelmässigsten trafen wir sie auf dem Frauenteich: 20. IV. 11 6 Stück, 12. IV. 12 ı, 1. IV. 13 3 Stück. 6. IV. ı3 auf dem Dippelsdorfer Teich 3 66, 2 22. Meist hielten sie sich mit Tafelenten, Schwarzhals- und Zwergtauchern zusammen in der Nähe des Ufers, an der Rohr- und Seggengrenze und wären uns oft entgangen, wenn sie sich nicht erhoben hätten. Im Vorbeistreichen hörten wir sie mehrfach ihr hohes grr rufen. Wenn wir auch keine unmittelbaren Belege haben, so halten wir doch, im Hinblick auf das sehr zahlreiche Brutvorkommen auf den Königswarthaer Teichen, ein Brüten einzelner Paare für sehr wahr- scheinlich. Die Art war bisher in unserem Gebiete nicht beachtet. 1 Exemplar am 11. X. 13 und 2 am 18. X. 13 auf dem Grossteich könnten als Durchzügler gedeutet werden, während 4 Stück, die Mayhoff 31. VIII. 14 vom Dippelsdorfer Teich auffliegen sah, wohl nahezu sicher als Brutexemplare gelten dürften. : T Nyroca ferina (L.). Nächst der Stockente die häufigste Entenart im Teichgebiet: 10—40 Brutpaare erscheinen Ende März und verteilen sich über sämt- liche Wasserflächen mit Einschluss des kleinen Schwanenteichs, wo wir sie als einzige Entenart ziemlich regelmässig in einzelnen (1-3) Paaren antrafen. Am stärksten besetzt waren der Gross- und der Schlossteich mit je 6—10 Paaren. An einigen Märztagen schienen eine beträchtliche Menge Durchzügler dabei zu sein, die länger rasteten; bemerkenswert war oft das Ueberwiegen der Erpel. 1. IV. 06 auf dem 1 = & FE eipachtungen im Gebiete der Moritzburger Teiche 1906—1914. 285° > Dippelsdorfer 3 060,2 22, auf dem Schlossteich 6 38, 5 29, Schwanen- & teich 1 Paar; 26. III. 07 Schlossteich ca. 20 Paare; 31. II. 10 ca. 20 SZ, ‚10 99 auf dem Grossteich; 3. IV. 10 2 38, 1 2 auf dem Dippelsdorfer Teich, 6—8 Paare auf dem Untern Waldteich, 20—25 Paare auf dem - Grossteich; 23. IV. 10 Schwanenteich 10, Schlossteich ca. 20, Grossteich ca. 30 Stück; 30. II. ı1 Dippelsdorfer 10, Unterer Waldteich etwa 15, - Schlossteich ca. 20 Stück, Schwanenteich 4 Paare, Grossteich ca. 12 Paare. 12. IV. 12 8 Paare auf dem Obern Waldteich; 20. IV. 12 ebendort "ca. 3-4, Frauenteich 1, Unterer Waldteich 4 Paare. ı. IV. 13 3-6 Paare auf dem Dippelsdorfer, 5—6 Paare auf dem Untern Waldteich, "8 auf dem Schlossteich, auf dem Grossteich 26 dd, 18 22! Am 6. IV. 13 _ waren 6 Paare von diesem grossen Trupp auf den Frauenteich über- S gesiedelt. — Die einzelnen Paare gingen still tauchend ihrer Nahrung nach oder ordneten gemächlich ihr Gefieder in der Sonne; die grösseren Gesellschaften waren oft ziemlich lebhaft, wechselten gackernde und piepende Unterhaltungslaute; bisweilen streckten einzelne dd den braunen Hals steif vor, wagerecht (nicht schräg aufwärts wie die Schell- - erpel): es schien eine Art Balzstellung zu sein. Selten entschlossen sie sich zum Fliegen, fast nur, wenn wir sie in der Nähe des Ufers schlafend aufgescheucht hatten; schweren Fluges strichen sie niedrig _ über dem Wasser hin und liessen ein gepresstes grärr grärr hören. Zwischen offenem Wasser und Schilfgürtel machen sie gleich den i Blässen, die stetsinihrer Umgebung sich herumtreiben, keinen Unterschied. ” Auch zur Brutzeit waren mitunter verhältnismässig viele frei schwimmend zu sehen, so 8. VI. 11 etwa 10—12 im Wasserhahnenfuss (Batrachium aguatile) auf dem Ostbecken des Dippelsdorfer Teichs, 6—8 auf dem -Schlossteich, ı Paar auf dem Grossteich und 2 Paar auf dem Frauen- teich. 21. VII. 09 führt 1 2 7 drosselgrosse Junge aus dem Schilf des Schlossteiches, 18. V. 10 @ mit 7 Jungen auf dem Schlossteich, 6. VI. 10 © mit 2 Jungen ebendort, 1 Junges auf dem Mittelteich flattert erst ein Stück ab, taucht dann weg. 7—8 Junge, die 17. VIII. 09 in ‚dem Wassernussgewirr des Schlossteichs sehr zutraulich umher- > schwammen, hatten noch kaum entwickelte Schwingen. — Im Spätjahre sind regelmässig noch Mitte Oktober einzelne Exemplare, vielleicht - Brutvögel, auf dem Wasser. 5. XI. 09 noch ein Trupp von 12 Nach- EEE Be DEE TEE Be a EEE 286 ee Drobuche züglern. Die durchschnittliche Tauchdauer eines Exemplars (Schloss- teich 29. IX. 06) betrug 7 (5—9) Sekunden. — | = 3 Anas penelope, L. Wiederholt rastende Trupps im Frühjahr: 25. III. 09 am Dippelsd dorfer Teich 6—8 Paare; mehrmals klingen die scharf und kraftvoll hervorgestossenen Pfiffe (piju) von den sitzenden Erpeln herüber; einige alte ausgefärbte SS fallen im Abfluge durch das grosse weisse Flügel- feld auf. Vielleicht derselbe Trupp 31. II. 09, 3. IV.09 am Frauen- | und am Dippelsdorfer Teich; 19. IV. 09 auf dem Dippelsdorfer 5 Paare, auf dem Frauenteich 5 dd, 19. 31.Ill. 10 am Frauenteich (und später | am Grossteich dieselben) 9 Pfeifenten: 4 alte dd, durch das weisse Flügelfeld, und einige jüngere S3, nur durch den hellen Scheitel gekenn- | zeichnet; beides übrigens auch am schwimmenden Vogel deutlich sichtbar; | 2.1V. 10 (vermutlich dieselben) 9 am Dippelsdorfer. 24. IV. 10 ı Paar am Grossteich (Schelcher). 20.1V.ı1 am Dippelsdorfer 1 Paar. 6.1V.13° auf dem Steingrundteiche 4. Paare, auf dem Frauenteich 9 dd, Ey 2937| die 55 wechseln lebhafte Rufe. Bei weitem die meisten, an 30 Stück, darunter mindestens 10—12 ausgefärbte 3d, traf Schelcher noch 15. IV. 13° auf dem Frauenteich; einzelne Paare hielten sich gesondert. 31. III. 14 auf dem Dippelsdorfer Teich 4 (1 altes d mit weissem Flügelfeld). Wie andere Schwimmenten bevorzugten sie das seichte Wasser am Seggenrande, oit auch unter Wasser stehenden Wiesenboden, meist freie Stellen, wo sie in der Sonne lagen, gründelten; flogen viel und gern auf grosse Strecken, strichen zwischen den Teichen hin und her (8.0... Aus dem Herbste haben wir nur eine Beobachtung: 18. X. 13° abends riefen 2 dS auf dem Mittelteich; in der Dämmerung konnten wir die kleineren Silhouetten noch von Stockenten unterscheiden. Die Art scheint bis dahin im Moritzburger Gebiet noch nicht festgestellt. 3 Zur Brut schreiten Pfeifenten hier im Binnenlande schwerlich, obschon dies nicht unbedingt auszuschliessen ist: eine solche hat R. Berge, Zwickau, für 1 Paar und 1& mit zahmem Q sehr wahrscheinlich gemacht (J. £. 0. 1900, S. 178). Vergleiche auch’ Jahresbericht Ornith. Ges. in Bayern 1912, Heft 2, S. 149. (Fortsetzung folgt.) Eine neue Spechtart der deutschen Fauna? Von Medizinalrat Dr. Fuchs-Emmendingen (Baden). Gestern, den 7. März, mittags 1 Uhr, bemerkte ich einen von einem Zwetschenbaum abfliegenden Vogel, der mir durch Grösse, = E | Be EEE 9 ee Pe ask nat SALSA an c EEE a. VERBR ELRAE z & E 2 a ar 4 - ie NE ar Eine neue Spechtart der deutschen Fauna? 287 Färbung und Bewegungsart sofort den Eindruck erweckte: das ist etwas durchaus Besonderes! Der Vogel liess sich gleich wieder auf dem nächsten Baum derselben Art nieder und ich konnte ihn da und später an einem alten Birnbaum genauer beobachten. Die hervor- tretendste Farbe war ein Grün, ähnlich dem der Kohlmeise, nur matter und ohne die grellen Gegensätze. Oberseite des Kopfes, Nacken und Rücken zeigten ein düstereres, fast schwärzliches Grün. Von anderen Farben war nichts zu bemerken. Die Körpergrösse übertraf die einer - Kohlmeise um etwas, dieKörperform war gestreckter. Der Schnabel, dersich viel zu hämmern machte, hatte etwa die Länge des Kopfes. Nun aber 3 das Ueberraschendste: die Bewegung an Ast und Stamm, das Anfliegen des Baumes geschah ganz nach Art und nur nach Art eines Spechtes: die Längsaxe des Vogels parallel der Längsaxe des Sitzes, den Schwanz als Stütze, das ruckweise Ansteigen bis zur Spitze (eine Umkehr nach -Kleiberart fand nicht statt). Der Flug war spechtartig, in wiegenden - Vertikalwellen. Von Lauten hörte ich ein leises tiefes und hohles - „guur“ sowie ein lauteres helleres seick“ | Der Ort war ziemlich einsames hügeliges Gelände, Wiesen mit zahllosen z. T. überständigen Obstbäumen, weiter oben Rebberge, im j Hintergrund des Tales und auf den nahen Höhen dichter, alter Laub- wald (Eichen und vor allem Buchen). Es handelte sich um einen Specht, dartiber konnte kein Zweifel sein. Die Grösse war etwa die des kleinen Buntspechts, es war aber - kein kleiner Buntspecht, man müsste denn gerade zu der Annahme sich versteigen, dass das Exemplar von einem Experimentator chemisch gefärbt worden sei.”) — Es bleibt also nur die Annahme, dass es bei - uns neben dem gewöhnlichen Grünspreht noch eine kleine Art gibt.“*) "Diese bisher nicht beobachtete Art, das Gegenstück zum picus minor # Linne, würde den Namen picus viridis minor zu erhalten haben. *) Das erscheint mir bei der rätselhaften Beobachtung immer noch das Wahr- - scheinlichste, wenn es sich nicht um einen aus der Gefangenschaft entflohenen 4 fremdländischen Specht handelt, dessen Art festzustellen allerdings nach der Be- - schreibung schwer sein dürfte. Hennicke. | ' *=) Die gibt es ja auch, den Grauspecht, aber der ist ja auch immer noch ganz _ wesentlich grösser als ein kleiner Buntspecht (Derdrocopus minor), Hennicke, 288 Bücherbesprechungen. - Bücherbesprechungen. Dr. Richard Hess. Der Forstschutz. IV. Auflage, vollständig neu bearbeitet von R. Beck. I. Band: Schutz gegen Tiere. Leipzig und Berlin 1914. Druck und Verlag von G. B. Teubner. In dem wertvollen Buche, das mit einem Bildnis, 250 Abbildungen und einer bunten Tafel geschmückt ist, findet sich auch ein Abschnitt über den Schutz gegen Vögel, von denen als fast: schädlich 15 Arten, und zwar die Waldhühner, die Tauben, Eichel- und Tannenhäher, Kern- beisser, Buchfink, Bergfink, Grünling, Erlenzeisig und die beiden Kreuz- schnäbel aufgezählt werden, während eine Anzahl anderer Vögel, insbesondere Gimpel, Birkenzeisig, Rotkehlchen, Meisen und Spechte als in einzelnen Fällen schädlich bezeichnet werden. Einen besonders breiten Raum nimmt die Besprechung der forstlichen Bedeutung der Spechte ein. Der Verfasser hält die Spechte für vorwiegend nützlich. In dem Kapitel „Schutz gegen Tiere“ wird ais sehr wichtige Schutz- massregel gegen Insektenschäden die Schonung der insekteniressenden Vögel angeraten. Die Massnahmen, die zur Ausführung des Schutzes empfohlen werden, sind hauptsächlich die von Freiherrn von Berlepsch angegebenen. Leider findet sich auf Seite 142 ein Versehen des Setzers, der die natürliche Spechthöhle auf den Kopf gestellt hat. | Das Werk ist eine ausserordentlich wertvolle Bereicherung der forstlichen Literatur. Brehms Tierbilder. Dritter Teil. Die Säugetiere. 60 farbige Tafeln aus Brehms Tierleben von W. Kuhnert, R. Friese, K. L. Hartig, W. Heubach, G. Mützel, ©. Rungius, A. Specht und W. Watagin. Mit nn von Dr. Viktor Franz. Leipzig und Wien 1915. Bibliographisches Institut. Die schönen farbigen Säugetiertafeln aus Brehms Tierleben sind hier gesammelt und jede Tafel mit einem kurz gefassten Text ver- sehen, der auf je einem besonderen Blatt das Wissenswerteste über die dargestellte Tierart bringt. Die Tafeln und ihr Wert sind zu bekannt, als dass es nötig wäre, noch mehr zu ihrer Empfehlung zu sagen. Hennicke. Inhalt: Jahresbericht des Bundes für Vogelschutz. — Hugo Mayhoff und Raimund Schelcher: Beobachtungen im Gebiete der Moritzburger Teiche von 1906—1914. — Dr. Fuchs: Eine neue Spechtart der deutschen Fauna? — Bücher- besprechungen. Bei Wohnungswechsel sind Ueberweisungen der „Ornithologischen Monatsschrift“ von Mitgliedern des Deutschen Vereins zum Schutze der Vogelwelt (E. V.) nicht bei der Geschäftsstelle, sondern nur bei derjenigen Postanstalt, von welcher die Zeitschrift zuletzt geliefert wurde, unter Beifügung von 50 Pf. Ueberweisungsgebühr zu beantragen. — Ausgebliebene Nummern sind ebenfalls nur bei dem bestellenden Postamt zu reklamieren. Reklamationen können nur innerhalb eines Monats berücksichtigt werden Späterer Ersatz erfolgt nur gegen Zahlung des Heft-Einzelpreises zuzüglich Porto. Redaktion: Prof. Dr. Carl R. Hennicke in Gera (Reuss). Druck der Geraer Verlagsanstalt und Druckerei, Gera (Reuss). ZZ I U — "N Zu) Mehrfach geäußerten MWin- | Ieien entiprehend gebe ich nad- | tehend Die Breife | der von mir oder dur meine Bermittelung zu beziehenden Schriften | und | Gegenftände befannt: | Einbanddeke 0.30M. um Porto leinzelne Nummer der Monats- frift 0.60 M. und Porto 1 Sofkarte mit Abbildung 0.03 M. und Porto 1 Bogelwandtafel (I. u. I.) cuen 5.— M., u Me aeingen 250 , 1 Ranbvogeltafel (I. u. 1) A aufgezogen 2.75 M., Bern unaufgezogen 1.25 „ MN Der I SUINER Dauer ei M. und Porto Snderlumd 2 nr a und Porto Aeltere Jahrgänge, joweit noch vorhanden, u Einbanddede je 3.— M. und Vorto. Bei Ent- nahme bon 5 fortlaufend a ahr- gengen einihließih Cinband- ecke je 2.— M. und Porto. Jahrgang 1883 5 M. B Sämtliche Preife gelten nur für - Mitglieder des Deutichen Vereins p zum Schuße der Bogelwelt &. ®. Paul Dir, Gera-Beuß, Laafener Str. 15, . Gefchäftsführer | des D. DB. 3. ©h.d.%. (EB), Pofticheeffonto: 6224, Amt Leipzig Se, ErRRI: Be 7 A a A a a AR a 7 A y, SIE WE RE Ve A Rn 2 ’ b4 „ ? Der A iimentor! und Sonfjervator ) ) Eine praft. Anleitung 3. Erlernen de Ausftopfens, Bonfervierens und 11 Skelettierens von Högelnn, Häugetieren, Bon Rob. Boegler. | Dritte verbeijerte und erweiterte Auf- A Ioge mit 38 Abbildungen im Tert. 4 Preis geheftet MM, 2, gebunden AM. 2.50 93 Creuß’iche Derlaasbuchhandlunga } es, { (OISSS>= ‚Der Kunarlenvoeel feine Naturgeschichte, Blege und Zucht. Bon Dr. Karl Ruf. 12. Auflage. Mit drei Farbentafeln und zahlreihen Zext- Abbildungen. Bearbeitet und herausgegeben von Karl Neunzig. = Geheftet 2 Marf, gebunden 2,60 Marf. Creuß’sche Derlaasbuchhandlung in Waadebura. ——— — | Bei un erfchien: Der Öraupapaagei in der Freiheit und in der Geiangenlcaft. Bon Dr. Carl R. Hennide. Mit 1 Buntbild. Seheftet M. 1.60; gebunden M. 2.— Ver Erd a DENE ONRENN BUBSBARRBAUNBAME ee rg neh Inpflonzungen a a Inter Benubung der Arbeit v. Dr. Died: H = Yogelfihuß-Behößze und ihre Berwendung, s a Bon Prof. Dr. GarIR.Hennide. Preis: 5 1Erpl. M. 0,20, 10 Erpl. PM. 1,50, 25 Erpl. N 2 .2,50,50 Erpl. Di.3,50, 100&xpl. M.5,— : Creutz’sche Verlagshuchhandlung, Magdeburg. EISEN ES, a BE S Er Sem ran Ba) CLILLLLLLLLL LIT er IE y De8 Vogelichuges bon Paxuf. Dr. Carl R. Bennüke. Mit 9 Tafeln in Doppeltondrud, 1 Karte und mehr als 200 Tertbbilngen. Geheftet 6,50 ME., gebunden 7,50 Wi. & VAR Pre IE VROT PR Fi 472 a) “ Erden er u iu » ee; on folgendem jei der Reichtum des nhaltes diejes „Sen des Dogelfhinbes“ Eurz angedeutet: = Nach) einer einleitenden Weberficht wird im erften Bud die Not: wendigfeit des Vogelfchußes nachgemwiefen und in .den einzelnen Kapiteln die Abnahme der Bögel durd) die Kultur, durch Berfolgung, durd) Feinde md durd) natürliche Ereignifje gefchildert. Die ethilche, üfthetiiche und mwirtjchaftliche Begründung des Bogeljhußes wird im zweiten Buche behandelt. Die Ausführung des Vogelihubtes durd) Beihaffung von Niftgelegenheiten, Winterfütterung der Vögel, durch DBade- und Tränfpläge, durch befondere Maßnahmen, durdh Schuß vor Berfolgung, durch) Belehrung und Aufklärung und Maßnahmen politiiher Behörden bildet den Snhalt des dritten Budhes. Cine Geichichte des Vogelihußes, die Vogeljhußgejeßgebung der Deutjchen und jonjtigen europätfchen Staaten, jowie ein ausführliches Literatur verzeichnis und Negifter bejchliegen das Werk, daS bei auögtebiger DBenubtung feitens aller ntereflenten zweifellos geeignet ift, nicht allein der DVBogelihuß-, jondern aucd; der Hetmat{hußbeivegung in unjerem deutichen Baterlande unfhätbare Dienfte zu letiten. 2 Als bejonders wertvoll find die Tabellen herborzuheben, aus denen die Schonzeit der Bögel in den einzelnen Bundesftaaten mit Leichtigkeit feitgeftellt werden Fann. Die ehr reihlihe Sluftrlerung des Werkes ift außerordentlich lehrreich und ee zu nennen. Das Werk fanıı al3 wahre Sundgrube alles auf den Bogelichut bezüglichen bezeichnet werden. r 5 FRE A UTEY. EL CE ATB y AR TEN PER) WER Act! Zu beziehen dur, alle Buchhandlungen, direft von der Verlags buchhandlung gegen vorherige Einfendung des Be oder unter Te Nachnahme. ze ren’ ir Perlagstudhhandtung. in Magdeburg. | f ? F in j ? Tagen ” Tu; r h Fü 1: Par; 5 5 ı * } 4 F an r ri (PART: REEBRER PS ERSTE ESTER RER RER FR ERREGT Pa" Bit N { it i ? j} y B\ I sr \ Erfuh Ey \ Ar ENnENENRESNESNEERESEREEEOREGERRKENEERERERUUNEEEERENERERERENEEEENEERREREEEEEGENE m u en un — — — . — — — El ii nn re Fr ee ee r \ R Ey ul +4 at In PER | % a A NE ET ge ae tell, N) REVENTLO N (ROSE SALE DE ANPEEREL N SRARTRR LE 700 na Ale une ESTERrET, Drud der Geraer Berlagsanftalt und en Gera-R. von n ON DEUTSCHEN | \ ja VEREIN Bee ZUM SCHUTZE KG a E RS u N Heraus gegeben ale So Ss 2 j AN YA! ri asonlan Inaien | & \y .“ Ef JUL18 1917 «] # 4 ; > 4 Magdeburg Croutz’ sche Verlagsbuchhandlung ie Kretschmann. Dr. Karl Ruf’ Bi: Einheimilche Stubenvögel eu herausgegeben und völlig umgearbeitet von Karl Peunzig Herausgeber der Gefiederten Welt Fünfte Auflage. a 573 Geiten Tert mit zirka 200 Abbildungen jowie 20 Sarbentafeln enthaltend 77 Dogelabbildungen Preis: Geheftet in buntem Umfhlag 9,— Mark Fein und originell gebunden 10,50 Mark Zu beziehen durch jede Buchhandlung, direkt vom Verlage nur gegen vorherige Einfendung des Betrages oder unter Nachnahme. Kur der ornithologiich Erfahrene wird der Behauptung beiftimmen, daß dem prächtigen Buche: „Einheimiiche Stubenvögel” ein hoher, vogelfcütlerifner Mert beizumelien ijt; injofern nämlich, al3 es in überaus freundliher und “ »eindringliher Weije Die Kenntnis unjerer Bogelmelt, ihrer Artmerfmale und Gewohnheiten vermittelt. Der gefetliche Bogelihuß reicht nicht annähernd aus, unjere Bogelwelt vor dem Untergange zu bewahren; um aber pofitiven, prakfifchen Vogelfyuß zu treiben, Dazu bedarf e8 vor allem der Kenntnis. Sch wüßte aber fein gleich gutes und zugleich billiges Buch zu nennen, das Die Kenntnis unferer heimifchen Vogelwelt lebendiger vermittelt als Die „Einheimiihen Stubenvögel“. Ich wüßte auch feinen Vogelfchüsler zu nennen, feinen bon jenen, Die heute jo erfolgreich daS Banner des Bogel- Ihußes der Welt vorauftragen, Der nicht dur liebeuolles Studium am Der Unliere wichtige Bel erworben hätte, Die nun praftiiche Verwertung finden. Außer der Schilderung des Verhaltens in der freien Yandfichaft, des Sejanges, der Locdrufe, Wanderzeiten und Niftgemohnheiten bringt daS Buch genaue Anmweilungen, wie die Vögel in der Öefangenichaft möglichit natır- gemös zu berpflegen find. „Seder in hat in dem „Ruß“ den beiten erater. Schon Die Ausgabe de3 „Ruß“ vom Sahre 1904 war durch die Bearbeitung des Herausgebers Karl Neunzig als Meifterwerk zu betrachten, und man meinte, die Grenze der Ausgeftaltung jet erreiht. Nun zeigt Die fünfte Ausgabe jedoch, daß Neunzig feine Aufgabe wefentlid; erweitert hat, da er außer den Vögeln Mitteleuropas auch deren nahe Beriwandte aus anderen Zeilen des palüarktiihen Gebietes bejchreibt. Db diefe Grenzüberjchreitung notwendig war? Man fünnte darüber ftreiten. Gegen die Ausgabe von 1904 unterjcheidet fi) daS neue Buch durch eine geringe Preiserhöhung von 2,50 Mark. Dafiir werden aber rund 100 &eiten mehr ext geliefert, Die Abbildungen im Texte find von 150 auf 200 geitiegen, und ftatt Der bisherigen 13 Tafeln werden zwanzig geboten. Bejonders die pradytvnllen Inrbentafeln, von der Meifterhand Karl Keunzigs geihaffen, ind ungemein reizvoll. Lebens- wahrer fonnten die Vögel der Freiheit nicht dargeftellt werden. Sie werden den DOrnithologen und Kunftfreund qleicherweije entzüifen. Allen denen, Die fich für die Unternehmungen des Vegelfhyußes intereifieren, ohne genügende PBorkenntnilje zu befißen, dürfte der „Ruß“, der eigentlich „Neunzig” heigen müßte, bald unentbehrlich werden. (Hamburger Fremdenblatt 1913, Wer. 46.) E . > Ordentliche Mitglieder des - Deutschen Vereins zum Schutze - der Vogelwelt zahlen ein Eintritts- geld von 1Mark und einen Jahres- _ beitrag von sechs Mark und er- _ halten dafür in Deutschland und O0esterreich-Ungarn die Monats- - schrift postfrei zugesandt. Herausgegeben vom Schriftleitung: Prof. Dr. Carl R. Hennicke in Gera (Reuss). Ornithologifche Monatsichriit. Deufichen Vereine zum Sdiutze der Dogelwelf e, V. - Zugleich Mitteilungen des Bundes für Vogelschutz, des Internationalen Bundes a für- Vogelschutz (E. V.), des Vereins Jordsand (E. V.). Begründet unter Leitung von E. v. Schlechtendal, fortgesetzt unter Leitung von W. Thienemann und K. Th. Liebe. Die Ornithologische Monatsschrift ist Eigentum d. Deutschen Ver- eins zum Schutze der Vogelwelt Zahlungen werden an das Post- schecekkonto Amt Leipzig N0.6224 erbeten. Geschäftsführer des Vereins ist Herr P. Dix iin G era-Reuss, Laasener Strasse 15. Kommissions-Verlag der Creutzschen Verlagsbuchhandlung in Magdeburg. @ Preis des Jahrgangs von 12 Nummern 3 Mark. zen Nachdruck nur mit Genehmigung gestattet. mm August 1915. No. 8. 4 XL. Jahrgang. Beobachtungen im Gebiete der Moritzburger Teiche 19061914. In Von Hugo Mayhoff und Raimund Schelcher in Dresden. 17 Mit 2 Schwarztafeln. Fortsetzung. a 4 Er» Ru | 31. II. 10 sahen wir ein Paar Spiessenten in etwa 25—30 m Flöhe - den Grossteich überfliegen. Obgleich wir dieses Paar nicht nochmals - haben auffinden können, lassen doch die spitzen, beim 3 zu einem weit - überragenden „Spiess“ ausgezogenen Steuerfedern und die bei heller - Nachmittagssonne scharf erkannten Farben uns keinen Zweifel. Besser 4 zu beobachten waren 2 Paare, die am 1. IV. 13 gleichfalls auf dem - Grossteich, kaum 20 m vom Bahndamm entfernt, sich aufhielten. Das 4 eine & gründelte im seichten Wasser. An derselben Stelle überraschte - Mayhoff am 6.IV.ı3 2 öö, 1 2; wahrscheinlich waren es dieselben = Exemplare. 1 drittes 4 schwamm zwischen 4 Pfeifenten- und 2 Krick- 4 entenpaaren am 6. IV. 13 auf dem kleinen von Kiefernwald umschlossenen ” Steingrundteich. Rufen hörten wir die Spiessenten nicht. Die Art war i im Gebiete noch nicht festgestellt; unsere Exemplare dürften schwer- E lich zur Brut geschritten — offenbar als Durchzügler anzusprechen sein. Anas strepera, L. wurde bereits von Helm vermisst; dass sie das Gebiet nicht _ einmal auf dem Zuge zu berühren scheint, ist um so auffallender, als sie auf den : 20 Anas acuta, L. N 0nal Mus® > m 290 Hugo Mayhoff und Raimund Schelcher. % 0: verhältnismässig nahen Gewässern der Königswarthaer, Wermsdorfer und Frohburger Teiche regelmässig und gar nicht seltener Brutvogel ist (vergl. Hantzsch, Heyder, Helm). Anas DOoScas,=E: Die Stockente ist wie überall die am zahlreichsten vorhandene Entenart und beherrscht zu allen Jahreszeiten das Teichbild. Im Früh- Jahr sind 40—70 Paare die Regel; im Herbst und Winter, auch schon im Spätsommer schwillt ihre Zahl auf Hunderte an. Es war ein . prächtiges Schauspiel, als in der winterlichen Stille des 5. I. 10 auf dem Mittelteich 200—300 hochgingen und mit tiefem gägägah vorbeizogen. Aehnlich starke, z. T. noch mächtigere Scharen trafen wir 5. X. 06, 6. IX.07, 31.X.07 auf dem Mittelteich, 18.X.08 auf dem Dippelsdorfer- und Grossteich, 4. X. 09, 5. XI. 09 auf dem Dippelsdorfer-, Mittel- und Frauenteich, 28. VIII. 11 auf dem Dippelsdorfer, 9. X: 11, 18. X. 13 auf dem Mittelteich; sie lagen teils auf dem offenen Wasser, teils auf den Schlammbänken, ständig wechselten kleinere Trupps hoch durch die Luft zwischen den einzelnen Teichen hin und her. Häufig traten sie auch auf feuchtes Wiesengelände aus; ein an den Frauenteich grenzendes Buchweizenfeld fanden wir von ihnen arg zertrampelt. Im Frühjahr war es auffallend, dass bei vorüberfliegenden al fast durchweg das @ voraus war. — 7 Nestfunde: 1. Mittelteich, Seggenkufe, 24. V. 06 11 starkbebrütete Eier. 2. Dippelsdorfer Teich, Südufer, in einem strohpuppenartig auf- geschichteten Schilfhaufen, ca. 1,20 m hoch: 2. IV. 10 9 fliegt heraus, Nestmulde mit Flaumfedern gepolstert; 4. IV. 10 2 Eier, 10. IV. 10 4 Eier, 23.1V. 10 10 Eier, 2 brütet. 3. Ebendort, benachbart, Schilfbülten, 2. IV. 10 4 Eier, 10. IV. 10 (durch Krähen?) zerstört. 4. Ebendort, Nordufer, im ee Rohr, 10. IV. 10 2 Eier. 5. Frauenteich, im angeschwemmten Röhricht, 21. IV. 11 8 Eier. 6. Niederer Waldteich, unter einer jungen Fichte im Heidekraut, 20. IV. 12 12 ler. 7. Grossteich, im ip am Damm, 15. IV. 13 12 Eier: Stets verriet das polternd abgehende, dabei meist heftig mistende 2 . die Niststelle. — 7. VI. 06 führte je ı 2 auf dem Dippelsdorfer und dem Schlossteich Junge. 21. VII. 09 viele Junge auf dem Schlossteich. . A » EN SR Ar. ER Ed BEER 50, . Es A Dar € = = RER al a a u Ta af N VE u a IE er 5 4 0 nA: PIE s ae, Bi b > > a 7 ze _ Beobachtungen im Gebiete der Moritzburger Teiche 1906—1914. 291 18. und 19. V.10 auf dem Grossteich 2 Ketten Junge, die eine noch vom 2 geführt. — Die Umfärbung war bei der Mehrzahl der Erpel - Ende August vollendet. E AnasoreceaE - _ Nächst A. boscas die am stärksten vertretene Schwimmente. 10-2030 Paare regelmässig Ende März-April am Dippelsdorfer, in etwas schwächerer Anzahl meist am Gross-, Frauen- und Mittelteich. - Seltener waren Krickenten auf den Waldteichen, recht selten auf dem - Schlossteich zu beobachten: mit den anderen Schwimmenten teilen sie die Vorliebe für flache, verlandende Ufer; namentlich in verwachsenen - Buchten, zwischen den Simsen und auskeimenden Rohrstrunken konnten wir oft ganze Trupps, 3—5 Paare zusammen sitzen sehen; im Herbst _ bevölkerten sie mit Stockenten, Kiebitzen, Totaniden vereint zuweilen in stattlicher Zahl die Schlammbänke. Der grüne Flügelspiegel machte sie (von der geringen Grösse abgesehen) jederzeit sicher kenntlich; an - schwimmenden Erpeln erwies sich auch die hellgelbe Steisszeichnung als recht augenfälliges Merkmal. Dagegen gönnten uns diese nur sehr selten, die feine Gesichtszeichnung in Musse zu bewundern. Meist waren sie eher hoch, als das Glas ans Auge gehoben war, wenn sich F einmal bei ausreichender Beleuchtung und nahe genug ein Paar im _ versteckten Rohrwinkel überraschen liess. In der Regel flog dann das .G voran; oit schien es allein abgehen zu wollen, als wir überrascht dann auch das in der Deckung übersehene 2 gewahrten. Rufe hörten wir fast nur im Frühjahr, das schöne krlück vom & häufiger als vom 9; 4 vom abfliegenden 2 wiederholt ein helles, breites kwä kwä. — Im _ Herbst, wahrscheinlich infolge des höher stehenden Rohrs, das ihnen - bessere Deckung gab, waren die Scharen dieser Entchen meist wesent- lich weniger scheu; mindestens ein sehr grosser Teil von ihnen waren E Durchzügler, wie aus den Zahlenverhältnissen zu ersehen ist: 4. X. 09 _Mittelteich über 100 Krickenten (nur etwa 10 Stockenten); 14. X. 09. - Oberer Waldteich an etwa 200 Krickenten (etwa 50 Stockenten); 30. IX. 12 Grossteich an 2u0 Krickenten (gegen 100 Stockenten); 11.X.13 E Grossteich an 120, Dippelsdorfer Teich 30—40, Mittelteich etwa 30 Krick- _ enten. 18. X. 13 nur am Grossteich noch 1 Stück! 15. X. 14 etwa. - 100 Krickenten auf dem Mittelteich. 20* 292 Hugo Mayhoff und Raimund Scheleher. Zur Brutzeit, 8. VI. 11, traf Schelcher auf dem Dippelsdorfer Teich 6 Paare, ı Paar auf dem Frauenteich, 3 Paare auf dem Mittelteich. Bei dem Treiben auf dem Dippelsdorfer Teich am 16. VII. 10 kamen (neben 24 Stockenten) 5 Krickenten zur Strecke. Helm fand 30. V. 94 auf dem Dippelsdorfer Teich 4 belegte Nester; der Bestand an Brutpaaren dürfte seither eher gewachsen als zurückgegangen sein. r Im Dresdener Museum steht 1 Q mit Gelege aus Dippelsdorf. Anas querguedula, I. Ende März-April regelmässig einzelne (1—6) Paare, die sich fast | stets an freiem Ufer im seichten Wasser aufhielten und uns näher heran- kommen liessen als die meisten andern Enten. Eher als durch die ziemlich schwache, wie gedämpft klingende Stimme verrieten sich die niedlichen Erpel durch den weithinleuchtenden Brauenstreifen, wenngleich wir beim Abfluge das Knärren fast jedesmal zu hören bekamen. Im Fluge kennzeichneten sie die hellgrauen, bei grellem Sonnenschein | fast weiss erscheinenden Flügeldecken sehr augenfällig. Am häufigsten trafen wir die Art auf dem Frauenteich (31. III. 09, 3. IV. 09, 19. IV. 09, 31.111. 10, 20.1IV.11, 20.IV.ı2, 1.IV.13), daneben auf dem Dippels 7 dorier (31. IL. 10, 2. IV. 10, 10. IV. 10, 20: IV. 11, 2. Way Er Waldteich (26. II. 12, 20. IV. 12, 6. IV. 13), Grossteich (2. IV. 10, 10.IV.10), Oberen Waldteich (1. IV. 13) und Georgenteich (6. IV. 13). Balzend um- - schwammen unter lebhaftem Knärren 2 d& (20. IV. 12 auf dem Frauen- teich) ihre 929 mit hochgerecktem Hals; die Haltung hatte Aehnlichkeit mit der des balzenden Schellerpels, war nur nicht ganz so steif. Die QQ gaben der Erregung durch Spreizen der Flügel Ausdruck. Mindestens ein Teil, wenn nicht alle Beobachteten, waren Brutpaare: 8. VI. 11 sah Schelcher noch 3 Paare auf dem Mittelteich. 17. VIII. 09 1 einzelne Knäkente auf dem kleinen südwestlichen Nebenweiher des Frauenteichs, die ohne jede Scheu vor dem Beobachter eifrig beschäftigt war, in blitzschnellen Wendungen die Wasseroberfläche nach Kerfen — es ‚schienen Gyrinen zu sein — abzusuchen, dann ein regelrechtes Kopfbad nahm. Gleich zutraulich war ein Stück, das neben zwei Zwergtauchern 31. VIII. 14 dicht beim Leuchtturm des Grossteichs zwischen Schierlings- dolden gemächlich umherschlabberte (Mayhoff). Helm (Journ. f. Orn. 1905) traf 14. VI. 91 am Rande des Schlossteiches 1 Q mit mehreren Jungen. Beobachtungen im Gebiete der Moritzburger Teiche 1906—1914. 293 Spatula clypeata (L.). F Fast jedes Frühjahr erscheinen später als Anas boscas, crecca, penelope, ’ etwa gleichzeitig mit A. guerquedula eine Anzahl (4—8) Paare, die sicher 4 grösstenteils auch im Gebiete brüten: Frauenteich 31. III. 09, 3. IV. 09 8 mehrere, mindestens 3 Paare, 12. IV. 09 ı Paar, 30. II. 11 4 Paare, E15. IV. 13 6 Paare. Grossteich 10. IV. 10 1 6, 24. IV. 10 4 Paare, 18. V. 10 ı Paar, 26. II. 12 ı Paar. Oberer Waldteich 2. IV. 10, 24. IV. 10 = je 2 Paare, 26. III. 12 ı Paar, 20. IV. 14 2 Paare. Dippelsdorfer Teich Bo 1. 11 ı Paar, 20. IV. 11 4 Paare, 1. IV.ı8 4 Paare, 6. IV. und = 1. IV. 13 5—6 Paare, 31. III. und 21. IV. 14 2—8 Paare. Georgenteich © 17.1V. 12 2 Paare, 6. IV. 13 2 Paare. Mittelteich 13. V. 06 ca. 4 Paare, Ba. W107 Paar, 24.IV.10 ı Paar und 18.V. 10 je’3 Paare. Aehnlich E den Knäkenten bevorzugen sie die flachen, freien, allenfalls mit jungen Rohrspitzen bestandenen Uferstrecken; dort standen die Vögel ruhig in der Sonne oder schwammen gemächlich paddelnd im seichten Wasser: 2 da sie Deckung kaum suchten, konnten wir uns oft lange an der bunten Gefiederpracht der &8 weiden, die über das Missverhältnis ihrer - Gestalt hinwegsehen lässt. Bei scharfer Beleuchtung stach die braun- 4 gelbe Iris recht auffällig aus dem Grünschwarz des grossen Kopfes hervor. Sie fliegen gern und oft und meist ziemlich hoch; die fliegenden _ erkannte Schelcher wiederholt mit Sicherheit an einem eigentümlichen 4 sedämpfiten Doppelruf „bräwrä“ (der Ton liegt auf der ersten Silbe): ” meist zog dann ein Paar dieser Breitschnäbel über uns vorüber, der ä weißschimmernde Erpel in der Regel, doch nicht ausnahmlos, hinterher. ne Vielleicht ist dieser wenig aufdringliche, aber charakteristische Ruf 3 identisch mit dem „tiefen gog gog“, das Voigt (Exkursionsbuch, 5. Aufl., 4 'S. 288) und Heyder (Ornith. Monatsschrift 1911, S. 247) beschreiben. - Einmal (20. IV. 09) hörte Mayhoff von einem fliegenden Paare auch ein schwaches nasales gna. — 3 1 Nest mit 6 unbebrüteten Eiern stand 13. V.06 in einer Seggen- kufe am Mittelteich; beim Auffliegen gab das @ nach Entenart seinen 4 Kot über das Gelege ab. n : Obzwar im Herbstkleid ungleich weniger auffällig als im Frühling, 4 | zogen während des Spätjahres hin und wieder einige die Aufmerksamkeit 4 auf sich: 5. IX. 09, 4.X.09 je 2 Paare am Dippelsdorfer, 5. IX. 11 294 Hugo Mayhoff und Raimund Schelcher. rd ı Paar: am Grossteich, 28. IX. ı1 1 Vosel am Frauenteich, 2 am Gros teich; 30. IX. 12 1 Vogel am Öbern Waldteich; 18. X. 13 ca. 10 über = dem Mittelteich hinstreichend. Es bleibe dahingestellt, ob oder inwie- weit es sich hierbei noch um Brutvögel des Gebiets handelte. Ziemlich sicher waren solche 1—2 Vögel, die Mayhoff 21. Van. und 31. VII. 14 auf dem Schloss- und Mittelteich traf. Unsere Beobachtungen ergänzen diejenigen Helms (Journ. £. Ornith. 1905), der e; einzelne Stücke — offenbar Brutvögel — auf dem Frauen- und Schlossteich während der Sommermonate (28. V. 93, 7. VI. 91, 14. VIII. 01) beobachtete. f Aelteres Belegstück (Z iuv.) im Dresdener Museum. i Tadorna tadorna (L.). 1 Q©, das auf dem Dippelsdorfer Teich 16. X. 97 erlegt de steht im 4 Dresdener Museum. (Vergl. Fickel, Die Literatur über die Tierwelt des- Koniereich? Sachsen 1902.) Anser anser (L.). 13. E 06 beobachteten E. Stresemann und Mayhoff auf dem Frauenteich 1 Exemplar, das recht scheu sich an der Rohrgrenze hielt, Ei aus grosser Entfernung. Es war offenbar eine von jenen Graugänsen, die Herr Graf von Münster aus Eiern gezogen und zwecks Ein- bürgerung ausgesetzt hatte. Der Versuch ist nicht fortgeführt worden. Cyen us cygnus (L.). Die Beobachtung dreier Singschwäne, die sich Ausgangs März 1893 bei ein- tretendem Frost und Schneewetter einige Tage lang auf dem Frauenteich aufhielten, ist gleichfalls bei Fickel festgelegt. T Vanellus vanellus (L.). Obgleich schwerlich mehr als 25 Paare im Gebiete brüten dürften, geben die Kiebitze mit ihrer nimmermüden Regsamkeit der ganzen Teichlandschafit die Stimmung: ob sie im Frühling mit lautem kiuwitt ° oder gepresstem kiechwett die Nistplätze umkreisen, zur Balz über den Wiesen sich mit jubelndem knuih im Gaukelfluge umherwerfen oder I im Spätjahr zu Hunderten geschart die öden Schlammbänke in Tummel- plätze ruf- und flugfrohen Lebens verwandeln, immer verstehen sie Auge und Ohr von neuem zu fesseln. Schon 25. Il. 10 traf Schelcher 2 am Mittelteich, 1 am Dippelsdorfer, 9 am Grossteich, nachdem Hof- jäger Wunderlich tags zuvor die ersten des Jahres gesehen hatte. is; 1. III. 11 war erst ein einzelner am Dippelsdorfer Teich zu sehen. Ende | März fanden wir regelmässig je 2—10 Paare in der Umgebung aller en im. Beobachtungen im Gebiete der Moritzburger Teiche 1906—1914. 295 grösseren Teiche — mit Ausnahme des rings von Steindämmen um- ; % Fasten Schlossteiches — und auf den Wiesen zwischen Schloss und - Fasanerie. 13. V. 06 am Nordufer des Dippelsdorfer Teichs eine auf- Be öchene leere Eischale. 24. V.06 am Mittelteich 1 Nest mit 4 un- iehrütsten Eiern (Stresemann). 17. IV. 08 am Dippelsdorfer Teich - wieder eine ausgeleerte Eischale. Verdächtig waren ein paar Nebel- ' E krähen, die von den alten Kiebitzen -- ebenso wie 1 Bussard am = 12. IV. 12 — mit Nachdruck angegriffen wurden. 31. III. 10 stossen wir am Südufer des Dippelsdorfer Teichs im verschneiten niederen Gras Mi auf ein Nest mit 4 Eiern; als wir es 1’, Stunde später (10° vorm.) wieder besuchen, fühlen die Eier sich warm an, sind also inzwischen bebrütet worden. Die Alten sind wie verschwunden, solange wir uns 4 in der Nähe des Nestes bewegen; das Gelege ist in seiner mässig tiefen : Mulde ohne jede Deckung, aber durch seine Farbe so trefflich geschützt, - dass wir erst auf Meterweite es durch Zufall wiederentdecken, obgleich @ wir den Nestbezirk an einigen Marken leicht hatten wieder erkennen 4 können. 18. V. 10 deuten die 4-5 Paare am Dippelsdorfer Teich durch E ihr Benehmen mit Entschiedenheit auf im Gras versteckte Junge hin. 3 15. IV. 13 am Nordufer des Dippelsdorfer Teiches im kurzen Gras ein 4 Nest mit 4 Eiern (Schelcher). Die im Herbst versammelten Schwärme 3 sind ihrer Stärke nach zu dem Brutvogelbestand ausser Verhältnis und > enthalten zweifellos grösstenteils nordöstliche Durchzügler, die hier tage- und wochenlang ungestörte Rast nehmen; es sind, wie wir uns | 4 immer wieder überzeugten, fast ausschliesslich jungeVögel. Zwischen Rohr 4 und Wasserrand stehen und trippeln sie umher; schon auf mehrere Hundert - Meter verrät sieihr wimmerndes Geschrei, das bald im allgemeinen Chorus - anschwillt, bald in Einzelrufen absinkt und bis in die Abenddämmerung - nie ganz verstummt. Geht dann beim Näherkommen die ganze Masse # hoch und zittert jetzt als schwarzer Schattenriss, bei der nächsten 3 Schwenkung weiss im Sonnenschein aufleuchtend wolkenartig dahin, 4 so- findet man den schwarzen Schlamm so dicht besät mit ihren - Schnabelstichen und Fährten, dass jeder Tritt - Dutzende dieser zierlichen - Abdrücke trifft; gelegentlich schlingt sich durch dieses Gewirr die 4 sröbere Spur einer Nebelkrähe oder eines Reihers. — 5. X. 06 am > Dippelsdorfer 11, am Grossteich 70—100, am Mittelteich 70. 28. IX. 07 296 Hugo Mayhoff und Raimund Scheleher am Dippelsdorfer-, Mittel- und Frauenteich je etwa 50. Etwa ebenso- | | viele 18. X. 08. 5. IX. 09 an 75 am Dippelsdorfer, 200 am Mittelteich; 7. IX. 09 100—150, 25. IX. 09 fast 300 am Mittelteich; 4. X. 09 auf dem. abgelassenen Schlossteich an 250; 5. X. 09 etwa 30 am Grossteich, 150 am Frauenteich, 5. XI. 09 am Frauenteich noch 200. 1.X.10 am | Grossteich etwa 50, Dippelsdorfer Teich 30. 28. VII. 11 Grossteich etwa 100; 28. IX. 11 Dippelsdorfer 50—75, Grossteich ca. 40; 9. X. 11 Frauenteich 100—120, Mittelteich 20, Schlossteich 40, Grossteich einzelne. 14. X. ı1 Dippelsdorfer Teich etwa 60, Oberer Waldteich 150— 200: 19.X. ı1 Grossteich 40, Oberer Waldteich an 50. 30. IX. 12 20 am Dippelsdorfer, 30 am Mittelteich, gegen 300 am Grossteich. 11. X. 13 60 am Dippelsdorier, 60—70 am Oberen Waldteich, am Grossteich 150— 200, Frauenteich 150; 18. X. 13 an 100 am Dippelsdorfer, 30: am Oberen Waldteich, am Frauenteich 300—400! Eigentlich scheu waren diese Durchzügler nicht zu nennen; mitunter erlaubten sie die An- näherung bis auf 20 m; meistens allerdings flogen sie auf 50-60 m schon auf, oft seltenere Gäste, die zwischen ihnen zunächst unbemerkt standen, mit hochreissend. Auch unbehellist konnte man sie häufig ohne ersichtlichen Anlass aufgehen sehen, um dann in der Regel binnen kurzem mit wuchtelndem Getöse wieder einzufallen; dass sie zwischen den einzelnen Teichen hin und her wechseln, geht z. T. aus den oben mitgeteilten Zahlen hervor. Den endgültigen Abzug konnten wir nicht mehr verfolgen. — Beobachtungen aus dem Juli und August betreffen möglicherweise noch allein die Brutvögel des Gebiets: 21. VII. 09 am Mittelteich 40, 23. VII. 09 ebendort 25, 17, VIII. 09 etwa 50, viel Junge dabei, 5. VII. 10 am Grossteich 1 Paar, 21. VII. 14 beim De Teich 17 stück. + 1 Balg: & 3. V. 03 Dippelsdorf. Squatarola squatarola (L.). 4.X.09 hielt sich 1 einzelner Kiebitzregenpieifer am Mittelteich auf, im unscheinbaren Herbstkleid; vielleicht ein junger Vogel. Gegen das letztere spricht allerdings die ausserordentliche Scheu, die dieser seltenere Durchzugsgast (siehe unten) in wachsendem Masse an den Tag legte: am Ostufer aufgescheucht, fällt er rasch wieder ein; auf Ellenbogen und Knieen rutschen wir etwa auf 20 m an den Vogel Beobachtungen im Gebiete der Moritzburger Teiche 1906-1914. 297 ” heran, der regungslos zwischen einigen Graspolstern steht, sehen den y : typischen runden Charadrius-Kopf mit dem relativ kurzen Schnabel und den grossen schönen braunen Augen. Bei dem Versuch, noch näher zu 4 kommen, streicht er ab, mehrmals rufend: kiebit. Reinweisser Bürzel und schwarze Steuerzeichnung treten beim Abflug auffallend hervor und kennzeichnen mit den ausgesprochen dreisilbigen Rufen die Art; ” auch die schwarzen Achselfedern festzustellen gelingt bei der reissend schnellen Bewegung nicht. Niedrig über dem Wasserspiegel hinstreichend & fällt der Vogel nochmals ein, flüchtet aber jetzt über die ganze Breite des Teiches, noch ehe wir auf 100 m heran sind. Drüben am West- ufer schleichen wir noch einmal sorgfältig, die Fichtendeckung nutzend, auf ca. 15 m an, er steht wieder bildsäulengleich. Aber — ob auf das 4 Knacken eines Zweiges hin? — ehe wir ihn gründlich haben ins Auge fassen können, fährt.er auch schon hoch und kommt nun überhaupt nicht mehr zur Ruhe: solange wir in Bewegung sind, sehen wir ihn bei hereinbrechender Dämmerung unter aufgeregten Rufen über der Teichfläche hin und her streichen. 3 Helm beobachtete je 1 Kiebitzregenpfeifer 27. IX, 91 am Dippelsdorfer, 6. X. 92 am Frauenteich, 21. IX. 89 im Elbheger 2, 23. IX. 89 ebendort 4, bei Frohburg 244 am 27.X.95, 4 am 10. XI. 95, Wichtrich 1 Paar am 16. IV.04 bei Leipzig; für Sachsen scheinen das die einzigen veröffentlichten Vorkommnisse zu sein. | Charadrius apricarius, L. : Am Nachmittag des 30. IX. 12 gingen unter einem Trupp von fast 800 Kiebitzen am Grossteich 3 Goldregenpfeifer hoch; der mir von ; - Helgoland her vertraute Ruf, ein nicht ganz reines güi—gwüi, verriet sie. Während des sehr raschen Einfallens erhasche ich von zweien 4 auf ca. 30 m das lichte Braun der Oberseite; als dann später die ganze Masse der Kiebitze den Teich verlässt, kennzeichnen sich zwischen ihnen die 3 Regenpfeifer ohne weiteres durch die geringe Grösse; nach enter Schwenkungen kommen sie 30—40 m hoch über uns weg- A ‚gezogen: die kurzen Charadrius-Schnäbel, die weissen Achselfedern 3 "lassen keinen Zweifel an der Artbestimmung (Mayhoff). 4 Im Dresdener Museum steht ein. bei Grossenhain erlegtes Herbstjunges. T Charadrius hiaticola, L. = Von den von Helm am 3.X.99 im Moritzburger Gebiet angetroffenen beiden Trupps (vergl. Naumann, Band VII, Seite 63) bewahrt das Dresdener Museum Barden; TS N rt N A Fe a ee en ae re (73 Et B rg \ oe ” Be er TER = : 298 ge Mayhoft und Kalnnd Schelcher Ä : Charadrius dub Scop. 2 Paare des niedlichen kleinen Regenpfeifers traf Schelcher zur Brutzeit so regelmässig, dass wir ihr Nisten im Gebiet für sicher halten: 21. und 23. VI.09 ı Paar am Mittelteich, lebhaft rufend. — 23. und 24. IV. 10, 18. V. 10, 5. VII. 10 ı Paar am Grossteich unmittelbar neben dem neugebauten Damm; das Nest war nicht zu finden, doch liefen die Vögel immer auf derselben kurzen Sandstrecke des Strandes umher. 16. VII. 10 wieder 1 Pärchen am Mittelteich. — Eine ganz überraschende Vertrautheit zeigten 2 brünstige Paare, deren einem wir 20. IV. 11 am Grossteich stundenlang zusahen. Aufmerksam wurden wir durch die Balzflüge der SS, die mit lebhaftem düt-düt-düt-düt... im Bogen auf das Wasser hinaus und zum Standort der 99 zurückgingen. Das eine Paar liess sich leicht anschleichen und nahm nach kurzer Zeit von uns car nicht mehr Notiz: auf einer Uferstrecke von nicht 20 m Länge liefen beide Vögel während länger als 2 Stunden unentwegt hin und her, als wären wir überhaupt nicht da, so dass wir mehrere photo- graphische Aufnahmen auf 3, ja 2 m Entfernung machen konnten, und auch als wir aulstanden, dachten sie nicht ans Wegfliegen, sondern rannten wie zahme Kücken zu unseren Füssen herum, mit häufigen, leicht nachzupfeifenden Rufen — diü diu diuhüt — einander lockend. (Freilich regten sie auch die Ständerchen so hurtig, dass diese selbst bei !/,, Sekunde Belichtung auf der Platte „verwackelt“ waren). Einen unbewachten Augenblick, als das @ im seichten Wasser badete, benutzte das liebestolle 3, ihm auf den Rücken zu springen und es tüchtig im | Genick zu zausen. — Scheuer war ein einzelnes d, dass 20. IV. 12 | an genau derselben Uferstelle entlang trippelte; mit der Nahrungssuche beschäftigt, antwortete es bisweilen auf „Anruf“ mit einzelnem piep — — piep und anscheinend erregtem härterem pi pn zweimal liess es auch die Balztour hören. | Wir müssen offen lassen, ob die wenigen Exemplare, die uns im Herbste begegneten, Brutvögel oder Durchzügler waren: für das erstere, uns wahrscheinlichere, konnte sprechen, dass sie sämtlich ausschliess- lich am Grossteich sich aufhielten; für das letztere, dass 3am 1.X. 10 | mit Alpenstrandläufern vergesellschaftet waren; indes könnte eine solche Gemeinschaft sich ja auch erst während eines mehrtägigen | ea AN ni RN A 3 ER ETT: erh Ey u Be ni Ben PR: 12 ". EN a BR EBENE Beobachtungen im Gebiete der Moritzburger Teiche 1906—1914. 299 | - Aufenthaltes der letzteren Durchzüglerart im Gebiet gebildet haben. = 2 Vögel am 11. X. 13 waren kaum minder zutraulich als das Paar am 20. IV. 11 und liessen sich mehrmals erst auf 5 m zum Auffliegen bringen; trippeln auf dem Schlamm gemächlich zur Seite, stehen dann _ minutenlang mit eingezogenem Halse, bisweilen nach Totanidenart _ nickend, piecken nach Nahrung und baden, ohne sich durch das Nahen mit der Camera behelligen zu lassen. Dank ihrer staubgrauen Ober- 3 seite sind sie allerdings auf dem Schlammgrund für das unbewaffnete Eis schon auf 10 m kaum zu entdecken. Auffällig ist beim Mustern - durchs Glas ein nicht unbedeutender Unterschied in der Zeichnung: - das ältere „S“ trägt ein sehr viel vollständigeres und dunkleres Brust- _ band. Die Ständer sind gelb mit einem Stich ins Grünliche; bei dem : jüngeren (weiblichen?) Vogel ist deren Farbe infolge anhängenden - Schlamms, in dem er herumwatet, nicht bestimmbar. Rufen nur beim : Auffliegen — meist allein das überhaupt lebhaftere d — recht wechselnd, : sowohl heraufziehend güi, als geradeaus pih, herabziehend diü ziemlich i selten, dagegen einige Mal eine lockere Reihe wie den Ansatz des £ Balztrillers. Das Vorherrschen heraufgezogener Töne liess an Ch. hiaticola denken, indessen sind mir die Vögel dafür nicht stämmig genug, und 1 die gelbe Schnabelwurzel hätte auf so geringe Entfernung unbedingt - ins Auge fallen müssen; auch habe ich an der Nordsee diese letztere i E*: niemals so vertraut gesehen. Genau an derselben Stelle rannte - ein lebhaft gezeichneter alter Flussregenpfeifer 14. IX. 14 neben 2 Zwerg- £ und 5 Alpenstrandläufern umher, mehrfach rufend, ebensowenig scheu. 9 plötzlich losbrechende Bekassinen rissen den ganzen Trupp mit in die Höhe (Mayhofi). E Helm beobachtete nur 1891 wenige, wahrscheinlich Durchzügler, auf den aus- Be eockneten Schlammflächen des Dippelsdorfer Teichs: 4. X. 2, 11.X. 3, 18.X, 2 Stück. Tringa minuta, Leis). { 2 Exemplare gingen am Nordostende des Grossteichs 14. IX. 14 - mit klangschwachem dirrit dirrit zweimal auf knapp 8m hoch (Mayhofft). 4 Tringa Temmincki, Leisl. 2 20. IV. 11 stand am Südrande des Dippelsdorfer Teiches 1 einzelnes - Stück. Der kaum bachstelzengrosse Vogel hatte während des Sehlummers den Schnabel im grauen Rückengefieder geborgen und liess E uns auf fast 2 m heran. Im Abflug schwaches trrü. Ef: 300 Hugo Mayhoff und Raimund Schelcher. Helm bemerkt das „gelegentliche Vorkommen von 77. Temmincki und minuta, Zeis!.““‘, ohne für Moritzburg nähere Daten zu geben. ; T Tringa ferruginea, Brünn. Der eine der von Helm 3. X. 99 am Dippelsdorfer Teich beobachteten 5 Vögel‘ steht im Dresdener Museum; Präparator Schwarze erzählte, dass diese Art im Gegen- satze zu 7r. aldina eh zutraulich gewesen sei. T Tringa alpina, IL. Wenngleich wir durchweg schwächere Flüge beobachteten als Helm, können wir den Alpenstrandläufer als nahezu regelmässigen Herbst- durchzügler des Gebiets bezeichnen. Die kleinen Trupps halten sich fast stets eng zu den Kiebitzen; wenn wir deren Schwärme musterten, hielt es meist nicht allzu schwer, diese zwerghaften „Mitflieger“ auf der Schlammfläche zwischen den grossen schwarzweissen Genossen ausfindig zu machen. Verhältnismässig selten sahen wir sie mit Schnabelarbeit beschäftigt, in der Regel pilogen sie am Wasserrande oder auch auf dem spärlichen, aus dem Schlamm der abgelassenen Teiche aufragenden Steininselchen der Ruhe, gingen aber stets schon mit den ersten Kiebitzen hoch, so dass wir selten näher als 50 m an sie herankonnten. Der sehr gewandte Flug führte sie dann in raschen und scharfen Schwenkungen über die Teichfläche hin, oft weitab von den Kiebitzen und meist eher wieder zum Boden zurück als diese, in deren Mitte sie aber schliesslich fast immer wieder sich einfanden. Wechselte die ganze Masse der Kiebitze in grösserer Höhe nach einem anderen Teich hinüber, so waren leicht zwischen ihnen die kleinen Gestalten zu erkennen, die eiligeren Fluges bald hier bald dort sich einreihten, bald sich aus dem Verbande lösten, bald wieder neuen An- schluss suchten. Untereinander hielten sie stets dicht zusammen und gaben dies auch durch die fast regelmässigen Abflugrufe kund. Das rauhe, gezogene trij triji klang uns wie ein Gruss vom Meeresstrand. So unscheinbar sie in ihrem Herbstkleid am Boden sind, so augenfällig‘ ist die leuchtendweisse Unterseite der Flügel — weniger die helle Längsbinde auf deren Oberseite — und der weisse Bauch im Vorbei- fliegen. 29. IX. 06 5 am Frauenteich. 18. X. 08 3 am Mittelteich. 5.X1.09 5 am Frauenteich. 1.X.10 am Grossteich 11 mit 3 Fluss- regenpfeifern zusammen; sehr hübsch war zu sehen, wie einer, der hoch aufgerichtet vor dem Abflug ein überstürztes tritritri trij rief, | Beobachtungen im Gebiete der Moritzburger Teiche 1906—1914. 301 bei dieser Leistung das lange Schnäbelchen weit aufriss. 9. X. 11 am _Frauenteich etwa 25, die aufiallenderweise still bleiben; 1 einziger ruft; ı einzelner auf dem Schlossteich. 14. X. 11 7 am Oberen Wald- teich unter den Kiebitzen, 4 am Frauenteich mit den Wasserläufern; einer schwimmt wie diese freiwillig, ganz gewandt umher. 19. X. 11 4 auf dem Dippelsdorfer, 3 auf dem Frauenteich. 30. IX. 12 auf dem -Grossteich 10; einer bleibt auffallenderweise ruhig im seichten Wasser stehen und erlaubt nach vorsichtigem Zickzackanpürschen im fusstiefen -Schlick mehrere Aufnahmen auf 4-3 m; anscheinend ein krankes Stück, da es höchstens ein paar Schrittehen im Wasser zur Seite’ geht und oft hastig zuckend den Schnabel ins Rückengefieder legt; fliegt aber dann plötzlich mit dem typischen trij ebenso hurtig wie ein ge- sunder Vogel über den Teich, seinen Gefährten nach. 11.X.13 6 am _Dippelsdorfer, 5 am Gross- und Frauenteich. 18. X. 13 am Dippels- dorfer 1 einzelner, bleibt beim Auftliegen stumm. 14. IX. 14 am Gross- teich 5. 8. XI. 14 fliegt ein vereinzelter Nachzügler zwischen den - Krickenten am Grossteich. 4 f 2 Bälge & 9 (Winterkleid) 3. X. 99 Moritzburg. Machetes pugnax (L.). 17. IV. 08 am Mittelteich in Gesellschaft der Rotschenkel 1 &; als ich von weitem den schwarzen Kopf und den rostbraunen Federkragen über die Grashalme auftauchen sah, wusste ich zunächst gar nicht den bunten Vogel einzuordnen. Beim Abfliegen kennzeichneten die rotgelben Ständer (Mayhoff). 20.IV. 11 am Dippelsdorfer 2 99, gehen stumm aus dem Grase vor uns hoch. Ein drittes @ steht am 9. X. 11 in der Mittagssonne stumm und träge zwischen den Kiebitzen am Oberen Waldteich. 12.1V. 12 bei sehr heftigem Schneetreiben suchen 3 dd auf einem Acker am Frauenteich Nahrung, zwischen 6—8 Kiebitzen und einem Rotschenkel emsig herumstochernd. Im bunten Prachtkleide sind die stattlichen Kerle nicht einen Augenblick zu verkennen: 1. sepia- brauner Kragen und schwarzbraune Kappe, 2. braunschwarzer Kragen und weisse Kappe, 3. braunschwarzer Kragen und semmelgelbe Kappe. 2 Als ich vom Birkenweg her herangekommen, weichen sie kaum vierzig - Sehritte zur Seite und suchen weiter. Das Flugbild durchaus totanus- artig; sie sind übrigens ungefähr so stark wie 7. fuseus, jedenfalls 3022 Hugo Mayhoff und Raimund Schelcher. £ 4 E - stärker als 7. fofanus. Der helle Längsstreif hebt sich bei beiden Gr schlechtern nur sehr wenig ab auf gespreiztem Flügel. Dieser und der tringenartige Schnabel liessen uns die Artzugehörigkeit der kragenlosen } 29 bestimmen (Mayhoff). 21. IV. 14 sah Schelcher 1 letztes © auf ‚ca. 20 m am Dippelsdorfer Teich. Tringoides hypoleucus (L.). | In den letzten Jahren regelmässiger Gast im August und September: 17. VIII. 09 am Mittelteich 2—3 zusammen mit 7of. liforeus, 1 am Dippels- dorfer Bahndamm. 5.1X.09 am Mittelteich 1 als Begleiter von 3 704. litoreus und 2 Tot. fuscus. Nicht weniger als 4 am Dippelsdorfer Bahn- damm; rasselt ein Zug darüber, so fliegen die zierlichen Kerlchen nur in kurzem Bogen zur Seite und sind schon eher zurück, als der letzte "Wagen vorbeigefahren ist. Wie die wenigen grösseren Feldsteine am Ufer gleichfalls durch deutliche Spuren zeigen, ist es der steinerne Sitz, der sie hier anzieht. Schon 6. IX. 91 traf Helm einen Flussuferläufer gerade hier am Bahndamm. (Aehnlich halten sich ganze Gesellschaften Flussuferläufer zur gleichen Jahreszeit wochenlang auf den tangbewachsenen Felsblöcken am Fusse der Helgoländer Klippe auf, wo H. Weigold (Journ. f. Ornith. 1910) von ihrem Treiben eine anziehende Schilderung gegeben hat, und an der Lahn oberhalb Marburgs sah Mayhoff in drei Sommern, mit welcher Vorliebe ein Brutpaar ohne alle Deckung 5m vom Boot immer | wieder die Sandsteinquadern der Ufereinfassung entlang trippelte.) | Den letzten am Bahndamm sah Mayhoff 7.IX. 09; (im Oktober waren sie abgezogen). Am gleichen Tage 1 Flussuferläufer in Gesell- schalt von 3 7of. litoreus am Fischerteich. 28. VIII. 10 am Mittelteich 2. 28. VII. 11 kommen am Nordstrand des Grossteichs zwischen sS0—100 Kiebitzen 2 in emsiger Schnabelarbeit arglos uns auf 20 m nahe. Sonst hatte es oft ziemlich schwer gehalten, sie am Boden gut vors Glas zu bringen. 5. IX. ı2 am Grossteich 3. (Schelcher.) Totanus glareola (L.). Totanus ann (L) und Totanus glareola (L,) sind für das Moritz- burger Gebiet nur je einmal von Helm — ersterer Ende Juni 1891, letzterer am Mittelteich im September 1891 in ı Exemplar — festgestellt. | Da beide seitdem im westlichen Sachsen, an den Leipziger, | | und Freiberger Teichen gar nicht so selten zur Beobachtung gekommen I sind (Voigt, Wichtrich, Hesse, Besuch We hofften auch wir roch landen im Gebiete der Moritzburger Teiche 1906—1914. 303 mehrmals schon, einen Wald- oder Bruchwasserläufer vor uns zu haben; 4 ‚doch wiesen sich die als solche angesprochenen Vögel durch die hellen - Flügelstreifen, öfter bereits durch das typische hohe hididi fast stets als _ Tringoides aus. | Nur zweimal glauben wir 7. glareola jetzt mit Gewissheit angeben zu können: 17. VIII. 09 standen am Mittelteich 2 und 5. IX. 09 ı kleiner _ Wasserläufer, die sich durch ihre einfachen hellen, geradeaus gehenden - Rufe und die reinweissen Steuerfedern auszeichneten. Starker Regen war an beiden Tagen der Beobachtung ungünstig, und wir waren ihrer unsicher geworden, bis Mayhoff im September 1914 an der Elbe bei -Kötitz (2 Stunden von Moritzburg) den Bruchwasserläufer wiederholt bestätigen konnte. | | | Totanus totanus (L.). Rotschenkel sind im Frühling eine regelmässige Erscheinung an 3 den grösseren Teichen mit offenen Ufern und machen sich durch ihre - schönen Rufe und die leuchtendweissen Flügelstreifen ihres Flugbildes leicht bemerkbar. Mittelteich: 1. IV 06 3 Stück, 13. V. 06 2 Paare, -umfliegen uns unter erregtem djip-djip-djip-Rufen so nahe, dass wir ‚auf der grossen Südwiese lange — allerdings vergeblich — nach einem Nest suchen. 7. VI. 06 ı Paar auf der Wiese westlich vom Teich! -17.1IV.08 3 auf der Südwiese, 28. III. 09.5 Stück, 31. III. 09 3 auf der Wiese, 1 vierter Vogel spaziert frei auf dem Uferschlamm umher und lässt | sich durch Annäherung auf ca. 30 m gar nicht stören; in der Mittags- sonne sticht das grelle Gelbrot der Ständer fast unangenehm ab von - dem unscheinbaren Grau des Gefieders; geht gemütlich kopfnickend hin und her, rennt dazwischen kurze Strecken sehr schnell, putzt sich, begibt sich ins Wasser, ist mit wenigen raschen Schritten bis zum Bauch drin, ab und zu ruft er sein djü, lässt auch einmal eine Reihe: dltie diü® dlüs hören, öffnet bei dieser Leistung weit den Schnabel und = streckt den Kopf leicht vor. 22. II., 24.1V. 10 je 1, 19. V.10 4, 30.1. 11 83 Vögel. Frauenteich: 25. II. 09 4 Stück; auf grosse Entfernung jallen sie beim Niedergehen durch die steife Eleganz auf, mit der sie "ähnlich den Lachmöwen die voll entfalteten Flügel über dem Rücken “bis zur Berührung in den Handgelenken gegeneinanderschlagen; einen ‚Augenblick leuchtet die weisse Unterseite der Tragflächen signalartig 304 7 Hugo Mayhoff und Raimund Schelcher. weithin; dann legen sie sich zusammen, und der staubfarbige Vogel verschwindet auf dem Hintergrund des Bodens für das unbewaffnete Ause vollie.; 31. 111. 09 2,718. IV. 09 3—4, 31. II. 10 1, 2. IV. 10 2, 3. VII. 10 1, 30. II. 11 2, 12. IV. 12 ı Exemplar. 20. IV. 12 erhebt sich der eine Gatte des Paares bei seinen ausgesprochenen Balzflügen zu 50—60 m Höhe! Dippelsdorier Teich: 25. III. 09 9 (vielleicht Durchzügler), 10.IV. 10 2, abends bei Schneegestöber noch 5, 18.V.10 2, 30. Il. ı1 8, 20. IV: 11 etwa 10, 12. IV. 12 1, fliegt rufend dwmel da starke Schneetreiben; 20.IV. 12 3, einen gelingt es, nahe heranzupfeifen: schwebt in typischem Balzflug, mit den gebreiteten Flügeln zitternd, vorbei und nieder, mit aller Kraft seine lange dlü?-dlü&-Reihe hervor- stossend. 1. IV. 13, 6. IV.ı8, 31. II. 14, 10.IV. 14 je 1-2 Paar. — Grossteich: 5. VE10 1, 26. II. 12 3, 20.IV. 12 1, .Weoonndo 2 Je 2, 15.1V. 13 5 Stück. Oberer Waldteich: 30. Il. 11 5, dicht am Wasser, waten z. T. hinein und schwimmen. ı einzelnes Stück endlich ausnahmweise unter Kiebitzen auf dem leergelassenen Schloss- teich, geht sofort hoch, als es sich beobachtet sieht. Wenngleich es uns nicht vergönnt war, das Brüten im Gebiete wie Wiglesworth, der 1897 ein kaum flugfähiges Junges traf (Helm 1898/99), unmittelbar festzustellen, so darf es doch im Hinblick auf unsere Mai-, Juni- und Julibeobachtungen immer noch als sehr wahrscheinlich gelten. Aus dem Spätjahr haben wir gleich Helm, der nur einmal, 20. IX. 91 am Dippelsaorfer Teich, 6 Stück beobachtete, nur sehr wenige Daten: 5. IX. 09 ruft 1 am Dippelsdorfer, 7. IX. 09 ı unter Kiebitzen am Mittel- teich sein weiches düje düdü, 14. X. 11 watet 1 mit 3 Hellen Wasser- läufern und 4 Alpenstrandläufern zusammen am Frauenteich. T Tofanus fuscus (L.). 17. IV. 08 ı Stück im Hochzeitskleid am Mittelteich, 20. IV. 11 ı am Dippelsdorfer Teich. Häufiger trafen wir Herbstdurchzügler im Jugendkleid: 5. IX. 09 am Mittelteich 2 im seichten Wasser, mit 3 hellen Wasserläufern zusammen; der eine fiel beim Einfallen durch ein leises djuit, die einfarbig dunkeln Flügel, die roten Ständer auf; an den anderen arbeiteten wir uns im Regen, zwischen den triefenden Simsen kriechend, auf ca. 30 m heran und unterschieden ihn an der’ | dunkelgefleckten Unterseite von seinen Nachbarn, als deren Scheu Beobachtungen im Gebiete der Moritzburger Teiche 1906-1914. 305 weiteres Beobachten vereitelte. Offenbar dieselben beiden Vögel traf - Mayhoff am 7.IX. 09 allein mittags am Mittelteich überraschend zu- traulich. Vorsichtiges Anschleichen auf Knieen und Ellbogen über eine ziemlich lange Sandstrecke, dann Vorwärtshocken im Schlamm E bringt mich auf etwa 10 m heran, ohne dass sie sich irgendwie stören - lassen: bis über die Fersen im Wasser, dass der lebhaft „schnatternde“ © Schnabel furcht, schreiten sie gemächlich vorwärts, meist dicht neben- einander; selten wächst der Abstand auf 2-3 m. Schon auf grosse 3 Entierung hatten in der Mittagssonne die roten Ständer entgegen- “ geleuchtet, jetzt sind alle Einzelheiten der Zeichnung vorzüglich zu 1 erkennen: rote Schnabelwurzel hebt sich scharf gegen den sehr dunkel F gefärbten Spitzenteil ab; dunkler Zügelstreifen, ganze Oberseite schwarz, 4 dicht weiss getropft: die grossen hellen Tropfenflecke lassen ein sehr 4 ausgeprägtes dunkles Maschenwerk entstehen; die Unterseite (im Gegen- E- Satz zu 7. litoreus) bis zum Gesicht hinauf dicht gefleckt. Um das E Flugbild zu sehen, richte ich mich aus der Hockstellung auf; die Vögel E zeichnen gar nicht, erst Winken mit dem Stocke bringt sie zum Aul- - fliegen. Schon 150 Schritt weit lassen sie sich wieder ins Wasser 4 nieder, und es gelingt, ein zweites Mal auf fast 10 m heranzukommen! { Wie vorhin gehen sie mit einem unrein klingenden nicht sehr lauten - Ruf (euib) zögernd hoch: Flügel oberseits ohne Binde, unterseits fast — rein weiss, Schwanz sehr deutlich gebändert; Unterrücken hebt sich 2 leuchtendweiss zwischen dem Schwarzgrau der übrigen Oberseite hervor. 7 9.X.1ı1 fliegen am Westufer des Frauenteichs 3 dunkle Wasserläufer - mit hastigem gagegega zwischen etwa 150 Kiebitzen und 25 Alpenstrand- - läufern auf; als nachher die ganze Masse mit mächtigem Wuchteln 4 wieder vor mir einfällt, überrascht ein heller Pfiff tjuit — wie von 2 einem Menschen mit dem Munde sepfiffen — mehrere antworten: einen 4 “habe ich vor mir auf der Schlammbank, 4 kommen dicht nebeneinander e gemächlich herangeschwommen, 2 stehen drüben am anderen Ufer in ungestörttem Schlummer. Die dunkelroten Ständer und das düstere Kleid kennzeichnen alle 7 ohne weiteres (Mayhoff). Am gleichen Ruf — (tjuit) erkannten wir auf grosse Entfernung 2 Vögel dieser Art, die E 11.X.11 am Dippelsdorfer Teich von einer Schlammbank hochgingen. “ 19.X. 11 traf Schelcher noch 3 am Grossteich. 11. X. 13 hörte Mayhoff E . eL 21 306 | : Dr. K Bretscher. we am Dippelsdorfer und Grossteich den Ruf, ohne ein Stück ausfindig machen zu können: vielleicht von Exemplaren, die an diesem guten Zugtag überhinflogen. 18. X. 18 beobachteten wir abends einen Nach- zügler längere Zeit am Mittelteich, der in prachtvollen Schwenkungen zwischen den hochgehenden Entenscharen umhereilt und sich durch unermüdliches tjuit-tjuwit rasch verrät. Obgleich er mehrmals dem Wasserspiegel sehr nahe kommt, geht er doch nicht nieder, schwingt sich mit stürmender Schnelligkeit immer von neuem über die Wipiel des nahen Hochwaldes empor: entweder haben wir ihn vom Schlafplatz gescheucht, oder er rüstet sich zum endgültigen Abflug. Nachpfeifen, besonders wenn er ohne uns zu sehen in unserm Rücken über der Schonung hin und her streicht, lockt ihn dreimal in unsere Nähe. — 11. IX. 14 gehen 8 Stück am Frauenteich zwischen etwa 60 Kiebitzen hoch, rufen ziemlich oft im Fluge ihr tjuit und fallen völlig ungedeckt 150 m von mir auf der Schlammfläche ein; gegen die sinkende Sonne sind die roten Ständer noch gut zu erkennen. Dieselben 8 treffe ich noch am Nachmittag des 14. IX. 14 wieder an der gleichen Stelle, z. T. bis über die Fersen im Wasser watend. Im Auffliegen ist das gepresste Gackern recht ohrenfällig, das so gar nichts mit den schönen Rufen der Art und der andern Totaniden gemein hat. Anlockungs- versuche blieben gegenüber dieser Schar an beiden Tagen ohne deut- liches Ergebnis, wenngleich ihr Flug einigemal dadurch gestört schien: einzelne Vögel erweisen sich allgemein solchen Versuchen zu- sgänglicher (Mayhoff). Helm, der den dunklen Wasserläufer auf dem Herbstzuge bedeutend zahlreicher im Gebiete antreffen konnte (vergl. Helm 1898/99 und 1905, sowie den „Neuen Naumann“ und W. Hagen, Ornith. Monatsber. 1913), schildert mehrere Fälle überraschender Ver- trautheit; von dieser erzählte auch Präparator Schwarze, der auf dem Dippelsdorfer Teich. 2 für das Dresdener Museum erlegte; er bezeichnete als geradezu charakteristisch für die Art, dass sie „immer im tieferen Wasser herumplantsche“. Die von uns beobachteten Stücke machten dieser Regel alle Ehre (s. 0.); Deckung suchten sie nie. t 3 Bälge: Q 3. X. 99, ©) 2 I12%,:99: (Fortsetzung folgt). Der Föhn und der Vogelzug im schweizerischen Mittelland. Von Dr. K. Bretscher in Zürich. Die Anregung zu nachstehender Untersuchung gab Häcker mit sseiner Arbeit „Ueber Föhn und Vogelzug“ (Verhandl. deutsch. zoolog. Gesellsch., 14. Vers. 1904). Er kommt darin für Bayern zu folgenden 3 Schlußsätzen: Der Föhn und der Vogelzug im schweizerischen Mittelland. 307 - 1. In unseren Gegenden erscheinen bestimmte Vogelarten immer gleichzeitig miteinander: Rotkehlchen, Weidenlaubvogel, Gartenrot- schwanz und Fitis an den gleichen Tagen. - 2. Die betreffenden Arten kommen in den einzelnen Jahren zu sehr verschiedenen Zeiten an. Die ersten Ankunftsdaten von Rot- kehlchen und Weidenlaubvogel liegen in den letzten 20 Jahren zwischen 14. 3. und 14.4. - 3. Die Ankunft der genannten Vögel und wahrscheinlich auch einiger anderer (Braunelle, Hausrotschwanz, Girlitz) erfolgt stets bei föhniger Wetterlage. Zu den ersten beiden Sätzen genügen wenige Bemerkungen über die Verhältnisse im schweizerischen Mittelland. Die mittleren An- kunftsdaten schwanken beim Rotkehlchen . in 23 Jahren vom 11.3. bis 5. 4 »„ Weidenlaubsänger „ 15 „ 3 1:8... 204, „ Gartenrötel en 2 3:22, 174 -— Bitis ST -.503.02.160.2 ' „ Hausrötel 025 = ee ee Also stimmen bei uns das Rotkehlchen, der Weidenlaubsänger und der Hausrötel in ihren Ankunftszeiten recht gut miteinander überein; ebenso der Gartenrötel und der Fitis unter sich, doch zeigen diese gegenüber jenen eine Verspätung um volle 14 Tage. - Die Unterschiede in den ersten Ankunftsdaten sind z. T. viel grösser als die mittleren Ankunftszeiten, denn jene betragen beim Rot- kehlchen 25 Tage gegenüber 24 bei diesen; beim Weidenlaubsänger betragen sie 34 gegenüber 26 Tagen; beim Gartenrötel 36 gegen 14, beim Fitis 16 gegen 17, beim Hausrötel 30 gegen 20 Tage. Die zweite Folgerung Häckers gilt also vollständig auch für unsere Verhältnisse. Bemerkenswert sind aber die späteren Ankunftsdaten Bayerns im Ver- gleich mit denen in unserem Mittelland; der Unterschied beträgt eine volle Woche. Ob daraus zu schliessen ist, dass die beiden Vögel, um die es sich handelt, das Rotkehlchen und der Weidenlaubsänger, über die Schweiz nach Bayern ziehen, haben weitere Beobachtungen fest- "zustellen. Nun zum dritten Leitsatz über den Einfluss des Föhns. Dieser wird am besten durch eine tabellarische Uebersicht nachgewiesen, die sich auf die Beobachtungen über etwa 20 Arten von Zugvögeln 1 21* 308 = | FSBDrK Bretscher. bei uns stützt, wie sie im „Katalog der schweizerischen Vögel«, Lieferung 1—10 und im „Ornithologischen Beobachter“, wenigstens der Hauptzahl nach, enthalten sind. Da sind aus den Jahren 1902—1912 die Zahl der Tage zusammengestellt, in denen Zugbeobachtungen stattfanden. Daneben steht die Anzahl dieser Beobachtungen selber verzeichnet, und es ist weiter deren durchschnittliche Zahl auf den Zugstag eingetragen. Ebenso ist es gehalten mit den Föhntagen, den zugehörigen Beobach- tungen und ihrem jeweiligen Durchschnitte. Die Tabelle führt nur die ' Monate März und April auf, weil im Februar und Mai die Beobachtungen viel weniger zahlreich sind und weil sie das Ergebnis nicht im geringsten beeinflussen. Die Föhntage der Jahre 1902—1907 sind Kunz C. „Ueber typische Niederschlagsverteilungen in der Schweiz, insbesondere bei Föhn“ 1913 entnommen, die von 1908—1912 aus den Wetterberichten der Schweiz. Meteorol. Zentralstation in Zürich ausgezogen. | März April Ei f =) - =) 5 S8| 2: |ä8|j28 823 3318°| 33 22 =#|82 58 jan) = jan 3 \ ı002 I25| rs |3 sloılaa 30.1125 Aa 12 54 ı908 |2a7| sse|s2| 3 |ı12 a6J20 11a )5 Ja mrıg 1904 | 298 | sa |s° | =. — | Zfs0 ja Ars Du 1905 29:1:106 18:6.) 5e105 05 27 )1185 | 451 13 1906 30 !142.148|- 2 |.9/a5| 29 | 162 56| 7 Is Am 1907 25 5|[383| 2 1,5130 |ı10 86 r ı 23 3 1908 29, 7125| ı | sIs |29 ss aa ar 9 1909 781. 3 6 |24|a |27 | 5 |s5| A lo 54 1910 311298 |96| ı | ı7 17 [30 | 244 81| 6 553 9 1911 oe 7|66|94|30|258 |86|ı ı | 8/8? 1912. [27] als] 21. al» Jos jo 7 Tr [351 | 1342 4 | 34 186 5.5 |314 1556| 5 Era: 5 | Wenn wir nun diese Tabelle über den Frühlingszug überblicken, so sehen wir, dass im Monat März meistens die Tagesdurchschnitte der Zugs- beobachtungen bei Föhn höher sind als die übrigen; doch haben wir auch das Gegenteil vertreten, so 1907 und 1912. Immerhin steht das Gesamt: ’ Der Föhn und der Vogelzug im schweizerischen Mittelland. 309 mittel pro Föhntag ziemlich über dem allgemeinen Mittel. Im April verhält sich die Sache etwas anders. Jahren mit grösseren Mitteln bei Föhn: 1904, 1910 sind die meisten anderen gegenüberzustellen, da die Durchschnitte überhaupt höher liegen; sozeigen die Summen zu unterst eine gleiche Durch- _ schnittszahl. Die Uebersicht könnte also immerhin so ausgelegt werden, dass der Föhn auf den Vogelzug fördernd einwirkt, wenn auch jeden- falls keine Rede davon sein kann, dass dieser bei uns stets bei Föhn folge; dazu ist die Zahl der Föhntage viel zu gering, und gibt es auch fast ganze Monate mit Zug und ohne Föhn (1904, 1905, 1912). 4 Nun ist aber noch zu berücksichtigen, dass wir bei Föhn warmes N etter und Sonnenschein haben, also eine Luft, einen Himmel, die den Naturfreund ins Freie locken. Es scheint mir, dass dieser Umstand das kleine Uebergewicht des Föhneinflusses im März, wie ihn die Zahlen q arzutun scheinen, völlig aufwiegt. Man würde daher auch für den April einen Ausschlag zu unseren Gunsten erwarten dürfen, aber er ist nicht zu verspüren. Es bleibt als Ergebnis der Untersuchung, dass im schweizerischen Mittelland der Föhn auf den Vogelzug des Frühjahrs keinen sichtbaren oder nennenswerten Einfluss ausübte. Noch aus- gesprochener kommt durch die zahlenmässige nn, des Herbst- zuges der gleiche Schluss zum Ausdruck. = September Oktober : | Sn | x a Jahr [us 38 #3 85150 43105 58 le8j:5l5.[e3 S8s| 22 5=2|05|5:3/|52158 5355 | 5=2|SsS | 5353| 5= S=|35 a5 |=” rare FEscH ... 1902 ae aan | — ” 1908 ae se | 2 ıı 1904 See u ee 1905 26 57.27) 2 8,0550 149 5 1.60 we oo 97h 1907 a aa, 82 12,616 51.88 E 1908 2 98 31 2 0072| 711834 — = 1909 ws Lee 3 2,06 521) >11 ,9,7 i 1910 30 | 241 |8 2 |21 10,5 31 | 265 |9 6 50 18,3 1911 26.106: 4 (ee > ee # 1912 221 56|25| 2 4 5 30.101 3,41 5 26 |33 |256 | sı2 | 4,4 | 12 | sı |2,6 |309 | 1183 | 3,8 | 36 |127| 3,5 310 Kleinere Mitteilungen, Allerdings ist in den beiden Hauptzugsmonaten September und Oktober der Föhn weniger häufig als im März und April, aber da findet noch weniger als hier eine Bevorzugung von Föhntagen für die Ab- | und Weiterreise statt. Die Zahlen sprechen hier so deutlich, dass es dazu keiner weiteren Bemerkung bedarf. | Ich hätte gern auch die gleiche Frage für den Kanton Tessin. beantwortet, wo unser Föhn durch den Nordföhn vertreten ist. Allein. dieser weht recht selten, und dann sind auch die Zugsbeobachtungen zu lückenhaft. | Kleinere Mitteilungen. | \ Ein Dachshund Wildenteneier ausbrütend. So unglaublich auch das Bild erscheint, das einen Hund, der auf einem Nest sitzt, in dem ‘unter ihm junge Entchen aus den Eiern schlüpfen, darstellt, so hat sich | diese merkwürdige Episode doch in Wirklichkeit zugetragen. Als grosse Natur- und Tierfreundin bekannt, besonders an Hunden, Geflügel und speziell der lieblichen Vogelwelt, erfreute mich eine Bekannte, Gräfin B., mit einem von ihr selbst nach der Natur aufgenommenen kleinen Oelgemälde, wonach betreffende Abbildung verfertigt wurde. Ueber die seltene Erscheinung einer vierfüssigen Brüterin berichtete. 3 “ | * Eu Kıieinere Mitteilungen. 311 2 . mir die Gräfin, welche als vortreffliche Tiermalerin bekannt ist, noch folgendes, was ich, soweit ich mich erinnere, wiedergeben will: „in unserem Schlossgarten befindet sich ein Teich, in dem sich halbgezähmte Stockenten (Anas boscas) aufhalten, von denen wir fast jährlich Nachzucht bekommen. Ein solches Gelege befand sich auch diesen Sommer am Uferrande, und sollte nach meinem Dafürhalten die junge Brut bald ausschlüpfen. Bei einem Spaziergang im Park, bei dem mein Liebling, ein sehr gescheiter Dackel, mich wie stets begleitete, bemerkte ich zu meinem Bedauern, dass das betreffende Nest von der Brutente verlassen schien. Mein Hündchen, als es die Eier sah, hatte nichts Eiligeres zu tun, als sich gemütlich und ganz vorsichtig auf dieselben zu setzen, und blieb auch einige Zeit darauf, obgleich ich ihn abrief. Nun geschah aber die merkwürdige Ueberraschung, dass durch die Körperwärme des Dackels es im Gelege sich begann zu regen, und bald kroch ein junges Entchen nach dem andern aus seiner Eihülle hervor, und es nuselte lustig von munteren Entchen im Nest. Ich be- nutzte dann den richtigen Moment, schnell eine Skizze zu entwerfen, wie mein Dackel mit seinen klugen Augen auf die ungewohnten Pflege- kinder hinschaut, die ich dann später noch weiter ausführte. Die junge Brut wurde dann dem Dachshund fortgenommen als derselbe Versuche machte, mit den zarten Entchen zu spielen, wobei er diese, so plump wie er doch war, sicherlich erdrückt hätte, und wurden diese, wenn . auch als Waisen, gut aufgezogen und gediehen prächtig. Ob noch eine weitere Freundschaft zwischen dem Jagdhund und den ausgewachsenen Wildenten fortbestanden hat, konnte ich leider nicht erfahren, jedenfalls ist ein auf ausschlüpfendem Geflügel brütender Dackel wohl einzig in seiner Art und verdient weiter bekannt zu werden. Freifrau v. Ulm-Erbach, geb. v. Siebold. Ansammlung von Chelidon rustica (L). Etwa 80—100 Rauch- schwalben hatten sich Anfang September 1914 in der hiesigen Feldmark über eine Ackerfläche, auf welcher Rübensamen geerntet wurde, an- gesammelt. Es waren Arbeiter damit beschäftigt, die Samen enthaltenden Garben zu wenden. Kaum fusshoch über die Köpfe der Arbeiter, manchmal mitten unter diesen, flogen die Schwalben lautlos hin und her, um die durch das Wenden der Garben aufgewirbelten Insekten (spez.?) 3 12 Kleinere Mitteilungen. | zu jagen. Was mag die Rauchschwalben dazu bewogen haben, ohne | Furcht, mitten unter den Leuten, nach Nahrung zu suchen. Sollte ein | frühzeitiger Nahrungsmangel eingetreten sein? Die hiesigen zogen Anfang Oktober fort. Ä | Es würde interessant sein zu Be ob ähnliche Beobachtungen in anderen Gegenden hierüber gemacht worden sind. = Jerichow a. Elbe, im Dezember 1914. Udo Bährmann. Vom Tannenhäher. Während meines Ferienaufenthaltes auf Rügen (1914) besuchte ich am 13. Juli die Insel Hiddensoe und wanderte nachmittags von der Rettungsstation bei Kloster nach dem Leuchtturm. Am Rande des Kiefernwaldes sah ich einen Tannenhäher, der vor mir aufflog und in den Bäumen verschwand. Die Kürze der Zeit — der Dampfer wartete — verhinderte eine weitere Beobachtung des umjene Zeit für dortige Gegend gewiss seltenen Vogels. — Am 26. Juli vor- mittags sah ich wieder eine Nucifraga caryoc. im Parke des Schlosses Dwasieden bei Sassnitz a. Rg. Der ausgedehnte Waldbestand hat ge- mischtes Holz, besonders aber Buchen. Am südlichen Rande desselben, bei einem geöffneten Hünengrabe, sass der Vogel in einem wilden Kirschbaume und frass von den Früchten. Auch hier war es ein einzelnes Exemplar, das ich, trotz öfteren Aufenthaltes im Parke, nur an jenem Morgen | beobachtet habe. Entgegen diesem frühzeitigen Vorkommen des Vogels auf Rügen und Hiddensoe, ist er während des Herbstzuges im Innern Deutschlands wohl wenig oder gar nicht ange- troffen worden. In Mittelthüringen, wo ich ihn 1911 und 1913 häufig beobachtete, habe ich im Herbst 1914 keinerlei Feststellungen machen können. M. Timpel, Erfurt. Ornithologisches von Erfurt und Umgegend. Am 20. März 1914. 4 fand ein Arbeiter auf der Chaussee Erfurt-Schmira eine verendete Mistel- Drossel TurdusviscivorusL. (Durchzügler) unter den Telegraphendrähten. Der erste Girlitz (Serinus serinus (L.)) wurde am 6. April im Luisenpark gehört. Auf einem Felsen im „Ungeheuren Grund“ bei Friedrichroda horsteten Anfang April ein Paar Wanderfalken (Falco peregrinus Tunst.), leider ist der Horst mit 4 Eiern später zerstört worden. Am 9. Mai konnte bei Hemmleben am Südrande der Schmücke „auf dem Anstand“ ein Uhu festgestellt werden. Die Nachtigall, Erithacus Iuscinia (L), wurde im BE wa ee ee a rel ET 7 Fe arte Fe ABER re re In PR, REN, Se: EEE Sr I ea 2 Kleinere Mitteilungen. 313 # A 'ergangenen Jahre fast gar nicht gehört, am 10. Mai sang eine Philomele abends bei den „Drei Quellen“, war aber in der Folgezeit wieder ver- schwunden. Im Juni Kohlmeise, Blaumeise und Gartengrasmücke beobachtet, wie sie in einem Garten die Apfelbäume von der Blutlaus säuberten. Am 3. Juni wurden zwei Wachtelpärchen in dem Gelände der Schwedenschanze angetroffen. Die in Ringleben nistenden Störche, Ciconia ciconia (L.), fanden, nach einer Zuschrift vom 19. Juni, bei der ‘Heimkehr von der Nahrungssuche an der Starkstromleitung den Tod. Die vier Jungen wurden von dem Landwirt, auf dessen Scheune das Nest war, heruntergenommen und gefüttert, zwei davon gingen ein. "Am 20. Juni liess eine über den „Dreienbrunnen“ hinfliegende Raben- krähe ihre Beute fallen; es war ein junges Entchen, das sie vom Hofe "eines dortigen Gärtners geraubt hatte. An der Gera, bei Hochheim, nisteten Wasserstar, Eisvogel, Wasserhuhn, Flussuferläufer und Krickente. Ein Schwarm Hänflinge, Acanthis cannabina (L.), wurde am 20. November “auf den Erlen im Hochheimer Rieth beobachtet. Am 24. Dezember ‚traf ich Motacilla alba L. in den Gemüsefeldern auf der „Gebind“ (Löberfeld); es lag geringer Schnee. Das Tierchen, scheinbar hungrig ‘und matt, flog langsam vor mir her. Während des Schneetreibens am 4. und 18. Januar 1915 war ein grosser Schwarm von Feldsperlingen, B uchfinken, Stieglitzen, Goldammern und Haubenlerchen — darunter "auch einige Buchfinkenweibchen, Hänflinge und Grünfinken — an den - Sämereien der Unkräuter auf den Schuttflächen im Hochheimer Rieth. | N otacilla alba L., Acanthis cannabina (L.) und Fringilla coelebs L. Q sind demnach „zuweilen oder teilweise überwinternde Vögel“ für die hiesige 1 egend geworden. | Erfurt, den 9. März 1915. M. Timpel. | Spötter. Mit Bezug auf den Aufsatz von Stadler und Schmitt “über „Das Spotten der Vögel“ sei hervorgehoben, dass ich in meinem Buch „Die Vögel der Provinz Ostpreussen“ auch einige Fälle von sehr auffallender Nachahmung anderer Vogelstimmen mitgeteilt habe. Folgende von mir gemachten Beobachtungen seien hier besonders erwähnt: 1. Feldlerchen (Alauda arvensis) ahmten vielfach die Lockrufe und | teilweise auch Paarungsrufe vom dunkeln und hellen Wasserläufer, “vom Rotschenkel, Flussuferläufer und Flussregenpfeifer nach. 314 Kleinere Mitteilungen. 2. Haubenlerchen (Galerida_ cristata) ‚gaben recht gut den Gesang von Grünling und Rauchschwalbe, sowie den Lockruf der Rephühner wieder. 3. Eine Sperbergrasmücke (Sylvia nisoria) ahmte den gene des ee nach. 4. Teichrohrsänger (Acrocephalus streperus) imitierten deitich die Rufe von Blässhühnern und Fischreihern sowie die Stimmen junger Stockenten. 5. Von Singdrosseln (Turdus ehilamels) Hans ich vielfach den . Paarungsruf des Waldwasserläufers sowie den Triller des schwarzen Milans und das „Krück krück“ der Krickente. 6. Braunkehlchen (Pratincola rubetra) ahmte geradezu vollendet den Lockruf des Rephuhns, den Gesang der Haubenlerche sowie Gesang und Lockruf der Sumpfmeise nach. Schliesslich hörte ich noch am 18. April 1915 ein Rotkehlchen, das immer wieder die Fitisstrophe sang. | Heilsberg, 7. Mai 1915. F. Tischler. | Später Abzug unserer Zugvögel. Im Durchschnitt zeichnete sich | der vergangene Sommer seit langer Zeit durch normales Wetter aus; bemerkenswert waren längere Wärmeperioden vom 9. bis 22. Juli und 9. bis 16. August. Auch späterhin zeigte das Durchschnittsmittel mehr Neigung zu Wärmegraden. Vielleicht trug diese Tatsache zu -einem verhältnismässig späten Abzug unserer Vögel bei. In der Großstadt können diesbezügliche Beobachtungen nur bei einigen Arten angestellt werden; doch sind gerade diese allgemein bekannt und verbreitet. Es dürften die nachstehenden Notizen, die unsere Stadt betreffen, vielfach interessieren. Der Mauersegler (Micropus apus /L.]), unter dem Namen „Turm- schwalbe“ bekannter, verlässt das mittlere Deutschland gewöhnlich in der ersten Augustwoche. Dies stimmte auch heuer; doch waren einzelne Exemplare noch am 15. August bemerkbar. Die Rauchschwalben (Hirundo rustica L.), als Brutvögel in dem großstädtischen Vororte Reud- nitz noch Öfter ansässig, verloren sich in den ersten Oktobertagen; die letzten vier Stück wurden am 10. dieses Monats notiert. Als durch- schnittlicher Abzugstermin dieser Art im Mittel von 10 Jahren wurde Kleinere Mitteilungen. 315 der 4. Oktober festgestellt. Ebenfalls ein Stadtbewohner ist der Haus- zotschwanz (Erithacus titis [L.]) oder „Schwarzwistling“, dessen letztes Exemplar am 18. Oktober zur Beobachtung kam. An demselben Tage zeigte sich auf dem baumreichen Alten Johannisfriedhofe ein Exemplar des Weidenlaubvogels (Phylloscopus rufus [B.]), volkstümlich nach seinem Gesange „Zilpzalp“ benannt, welches nach Art der Fliegenfänger auf Insekten stiess. Gleichzeitig kehrten die überwinternden Paare des 'Grünlings (Grünhänflings) von ihren herbstlichen Streifereien in die Feldmarken an ihre Standplätze zurück. Der Star, schon lange nicht mehr ausgesprochener Zugvogel, konnte noch in der letzten Oktober- woche flugweise in Reudnitz beobachtet werden. Verbindet man mit vorstehenden Wahrnehmungen die Beobachtung, dass die Heide (Calluna vulgaris) in diesem Jahre ziemlich spät in Blüte trat, so darf man wohl auf einen nicht zu strengen Winter hoffen, was angesichts der allgemeinen Kriegsnotlage höchst wünschenswert erscheint. Leipzig, 21. November 1914. C. Krezschmar. Hat der Krieg Einfluss auf das Wandern der Vögel? Zu dieser Mitteilung des Herrn Plümpe in Nr. 3 der Ornith. Monatsschr. möchte ich folgendes erwähnen: Alljährlich im Winter, gleichgültig ob das Thermometer mehr oder weniger unter Null sinkt, erscheinen hier im Elbtale grosse Scharen der Nebelkrähe (Corvus cornix), die sich bald allein, bald zusammen mit der Rabenkrähe (Corvus corax) in den Feldern, Feldgehölzen und in den Strassen herumtreiben. Besonders gross ist ihre Zahl stets in der bei Meissen gelegenen felder- und wiesenreichen Talebene, der sogen. „Nassaue“. Im Frühjahre verschwinden sie regel- ' mässig wieder, zum Brüten kommen einzelne nur in den seltensten Fällen; es handelt sich lediglich um ein winterliches Vorstossen nach Westen. In diesem Winter fehlten nun hier die Nebelkrähen fast gänzlich, aber auch die Rabenkrähe war nur vereinzelt anzutreffen. Trotz eifrigen Beobachtens habe ich bis jetzt nur eine einzige Nebel- krähe feststellen können. Ob die Nebelkrähe, die doch ein Bewohner Osteuropas ist und deren westliche Verbreitungsgrenze etwa mit dem Elblaufe zusammenfällt, deshalb nicht zu uns gekommen ist, weil sie an den Pferdekadavern usw. der polnischen und ostpreussischen Schlacht- felder reichliche Nahrung findet, wage ich nicht zu beurteilen. re Rn A RE ET ee Be Ne IR Verl er { EEE A N a a Taaee ET EEE 316 ER Kleinere Mitteilungen. Merkwürdig ist es, dass auch die hier heimische Rabenkrähe in diesem Winter sehr selten geworden ist. Aber nicht nur bei den Krähen, sondern auch bei anderen Vogelarten, namentlich den Strich- vögeln, habe ich in diesem Winter einen knappen Bestand festgestellt. Dank günstiger Lebensbedingungen und ausgiebiger Hege haben sich z. B. die Meisen und Goldhähnchen in den Moritzburger Wäldern ausser- ordentlich vermehrt. In den letzten zehn Jahren, auf welche sich meine Beobachtungen erstrecken, fand man im Winter die bekannten gemischten Schwärme an allen Ecken und Enden des Waldes. In diesem Winter herrscht dort eine fast beängstigende Stille, höchstens hört man das leise Flüstern einer einzelnen Kohl- oder Tannenmeise. Unter den echten Standvögeln ist keinerlei Abnahme zu verspüren. Meissen. A. Klengel. Farbenvarietät beim Haussperling? Im November 1914, kurz vor meinem Ausrücken ins Feld, meldete mir eines Tages mein Hausmann, er habe in der Nähe meines Hauses in Döbeln einen merkwürdig ge- zeichneten „Buchfinken“ gesehen, der einen weissen Hals gehabt habe. Ich hielt das zunächst für eine falsche Beobachtung, wie man sie bei’ - ornithologisch nicht Geschulten häufig genug erlebt, zum Teil war sie aber jedenfalls doch richtig. An einem der folgenden Tage sah ich unweit meines Hauses auf der Strasse inmitten einer Spatzenschar, die an Pferdemist herumpickte, auf 4—5 m Entfernung, einen Vogel von ganz auffallender Färbung, der ohne weiteres auch einem Laien auf- fallen musste. An Grösse, Gestalt und Benehmen durchaus ein Spatzen- weibchen, aber mit intensiv rostrotem Schwanz, genau der Färbung beim Hausrotschwanz ähnelnd, und an den Halsseiten grosse weisse Flecken. Ich hatte Zeit, den Vogel lange zu betrachten. Als dann der Spatzen- schwarm endlich fortilog, ging ich ihm nach und: sah das abnorm ge- färbte Tier nochmals auf ganz geringe Entfernung, wie es auf der Spitze eines Zaunpfahls sass. Ich dachte natürlich sofort an einen _ - exotischen Vogel, von denen bekanntlich viele am Anfang des Krieges freigelassen wurden und sich im Lande herumtrieben. Ich wüsste aber keinen der exotischen Käfigvögel zu nennen, der meinem Vogel ähnlich wäre. Das ganze Aussehen, abgesehen von den Farben, der Flug und die Bewegungen am Boden waren durchaus spatzenartig. Bei einer Kleinere Mitteilungen. 317 Beobachtung aus wenig Meter Entfernung in einem Zeitraume von 1—2 Minuten kam ich zu keinem anderen Ergebnis, als dass ich ein Sperlingsweibchen vor mir hatte. Schliesslich verschwand der Vogel mit dem ganzen Schwarm hinter einer Hausecke. Da ich wenige Tage danach ins Feld abreisen musste, ist mir der Vogel nicht wieder zu Ge- » sicht gekommen. Mein Hausmann, dem ich aufgetragen hatte, weiterhin aufzupassen und den Vogel, wenn irgend möglich, am Futterplatz zu fangen, hat ihn nicht wieder gesehen. Ich bedauere sehr, den Vogel nicht in die Hand bekommen zu haben. Kann mir jemand nachträglich Aufschluss darüber erteilen, um was für einen Vogel es sich gehandelt haben mag? Sind ähnliche Farbenabweichungen schon beim Haussperling beschrieben, oder gibt es im Vogelhandel Exoten, welche die erwähnte Färbung besitzen, dabei aber im Bau und Benehmen dem Sperlingsweibchen so täuschend ' ähnlich sind? Dr. Handmann, Oberarzt, Lomme bei Lille. Die Paarung der Rabenkrähe erfolgt meines Erachtens aus- schliesslich auf dem Nest. Von voraufgehenden zärtlichen Spielen, von 'Schnäbeln usw., habe ich nie etwas beobachten können. So auch am 3. April, abends 7 Uhr. Hockt da im Lippstädter Kirchenwäldchen auf einem frischangelegten Nest eine Krähe, wie der überstehende Schwanz in Figura zeigt. Kaum habe ich mich eine Strecke vom Nistbaum _ entfernt, da schiesst eine andere Krähe auf den Baum los und unter heftigen Flügelschlägen und eigenartigen Krähentönen wird die Paarung vollzogen, bis ein neugieriger, fremder Rabe dem Liebesspiel ein jähes Ende bereitet, wofür er natürlich schleunigst und gemeinschaftlich aus dem Nistbereich: vertrieben wurde. Die „Neuvermählten“ ordneten sodann oberflächlich ihr Gefieder und flogen gemeinschaftlich zum Abendbrot auf die nahe Wiese. Lipperode-Lippstadt, 10. April 1915. Plümpe, Lehrer: Später Gesang von Turdus merula L. Mitte Dezember 1914 machte ich, bei leichtem Regen, einen Spaziergang in den Vormittags- stunden durch unsere Nadelwälder. In einem etwa zwanzigjährigen Be- stande, fern von der Stadt, hörte ich plötzlich den halblauten Gesang der Schwarzamsel. Anfangs sah ich den Vogel nicht und glaubte einen Häher (Garrulus glandarius L.) als Imitator des Gesanges von Turdus 318 Kleinere Mitteilungen. merula L. vor mir zu haben. Behutsam trat ich näher hinzu bis auf 10 Schritt und konnte nun die Schwarzamsel als Sängerin feststellen. Prof. Dr. A. Voigt macht in seinem Exkursionsbuch zum Studium der Vogelstimmen (5. Aufl. pag. 45) darauf aufmerksam, dass einzelne &g ausserhalb der Sangeszeit zur halblauten Singweise übergehen; doch bleibt noch festzustellen, ob auch alte Individuen sich hieran beteiligen. - Das von mir beobachtete 3 war ein altes, mit schönem, lebhaft hochgelb gefärbtem Schnabel. Der sonst so scheue Waldvogel liess sich aus dieser Entfernung recht gut beobachten. Jerichow a. Elbe, Ende Dezember 1914. Udo Bährmann. | Vom Alpen-Mauerläufer. In Nr. 5 der Ornith. Monatsschr. schildert Dr. Büsing eine Beobachtung des Alpen-Mauerläufers. Ich machte 1913 mit einem Freunde. wieder einmal eine Wanderung durch Süd-Tirol und kam dabei am 31. August auf der Dolomitenstrasse in die Nähe des herrlich gelegenen Pieve. Dort gewahrte ich schon von Ferne an einer unmittelbar aus der Strasse aufsteigenden, etwa 20 m hohen Fels- wand einen Vogel, der nach seinem ganzen Verhalten nur ein Tichodroma sein konnte. Vorher hatte ich diesen Vogel nur einmal an den gewaltigen Abstürzen des Gr. Möseln im Zillertale von weitem beobachtet, hier aber war er so nahe und mühelos zu beobachten, wie ich es kaum für möglich gehalten hätte. Nur etwa 3—4m vor unseren Augen flatterte er, ohne sich durch unser Herankommen im geringsten stören zu lassen, immer wieder an der steilen Wand hinauf und herab, mit dem langen ‚Schnabel jede Steinspalte untersuchend! Wohl eine halbe Stunde haben wir dem reizenden, so ganz unbekümmerten Vogel, der sonst die ein- samsten, unzugänglichsten Felshänge bewohnt, zugesehen, bis der nächste mit Geklirr und Gerassel um die Ecke biegende Postomnibus ihn doch verscheuchte. Pastor Gross in Sakro bei Forst (Lausitz). Beobachtungen aus dem Felde. — Der Wasserstar (Cinclus cinclus) in den Karpathen. Dieser reizende Vogel, der in vielen unserer deutschen Mittelgebirge leider schon zu den Seltenheiten ge- hört, ist in den Karpathen noch eine überaus häufige Erscheinung. In den ersten Tagen des Februar marschierten wir von Munkacs aus bei über 25° CO. Kälte durch die tiefverschneiten Karpathen über Also Verecke, den 1000 m hohen Lyra-Pass auf den Danzki, wo Kleinere Mitteilungen. 319 "wir bis Ende des Monats unsere Stellung hatten. Während dieser Zeit bot sich täglich Gelegenheit, Bekanntschaft mit dem Wasserstar zu _ machen. An jedem grösseren Bache, sofern nur einige eisfreie Stellen - vorhanden waren, war mein Freund anzutreffen. Besonders häufig war "er an dem oberen Laufe der Latoreza und der Visca, hier beobachtete ich einmal drei an einer Stelle beisammen, ein anderes Mal während _ eines mehrstündigen Marsches von Volocz aus die Visca abwärts e Stück. Nach meinen Beobachtungen will mir scheinen, als ob der - Wasserstar in den tief eingeschnittenen Flusstälern. die Stellen bevorzugt, & die der Morgensonne Einlass gewähren. Ebenso glaube ich an eine i Bevorzugung des südlichen Teils der Karpathen; letzteres mag aber nur £ für den Winter zutreffen und in den schwierigen Eis- und Schnee- _ verhältnissen der Nord-Karpathen begründet sein. Als wir Anfang _ März an einer anderen Stelle eingesetzt wurden und in das Gebiet des f _ oberen Pruth kamen, traf ich auch dort den Wasserstar häufig, aber i nur bis Delatyn; er ist ein echter Gebirgsbewohner, und dort, wo der - Fluss die Berge verlassen hat, sucht man ihn vergeblich. Nachgestellt wird dem Wasserstar hier nicht, im Gegenteil, er erfreut sich bei der - Karpathen-Bevölkerung allgemeiner Beliebtheit. Sonderbarerweise habe "ich während meines, nun fast vierteljährigen Aufenthaltes in den - Karpathen und in dem Vorlande nördlich und südlich derselben, nie - einen Eisvogel (Alcedo ispida) zu Gesicht bekommen, trotzdem die Lebens- bedingungen des letzteren denen des Wasserstars ähnliche sind. Im Dezember beobachtete ich diesen farbenprächtigen Fischer im Flussgebiet i der Pilica und an derselben unweit Spala öfter. W.Grassmann. h Einiges vom Vogelzug aus Ost-Galizien. In der Zeit vom 24. März “ bis 3. April beobachtete ich 6 Schwärme Störche Ciconia alba am Dnjestr, “dort wo Ost-Galizien mit der Bukowina grenzt. In dem einen Falle zählte ich 20, in den anderen Fällen 40—50 Störche. Wetter war an ‚allen Tagen schön, klarer Himmel, schwacher Südostwind. Zugrichtung : den Dnjestr aufwärts, also fast O—W, nur ganz wenig Abweichung “nach Norden Zughöhe etwa 500 m, nur in einem Falle niedriger. | An denselben Tagen beobachtete ich 7 Züge Gänse, je 80—150 Stück, “die im Gegensatz zu den Störchen in nordnordöstlicher Richtung zogen, also bei Beibehaltung der Richtung als Ziel ihrer Wanderung die 320 Kleinere Mitteilungen — Aus Tageszeitungen. Tundren Nordrusslands, des europäischen Sibirien, haben müssten. Zug- höhe sehr hoch, noch höher als die der Störche. Bei der ungünstigen Be- leuchtung konnte ich leider die Spezies nicht feststellen. W. Grassmann. Eine späte Schwarzkehlchenbrut im Rheintal. Am 9. Juli be obachtete ich oberhalb Königswinter, wie ein d von Pratincola rubicola in einem Weinberge, am Fusse des Drachenfels, mit Futter im Schnabel | zum Erdboden herabflog, woselbst ich Nestjünge vermutete Nach längerem Suchen fand ich jedoch — aufmerksam geworden durch das abfliegende @ — das zwischen Unkraut dicht an einem Weinstock stehende Nest mit 4 schwach bebrüteten blassgrünen, matt punktierten Eiern vor. In seiner trefflichen Vogelfauna der Rheinprovinz schreibt Dr. le Roi über diese Art: brütet zweimal, April bis Mai und Juni. Somit handelte es sich im vorliegenden Falle um eine späte zweite Brut. Werdohl, im Juli 1915. W. Hennemann. Aus Tageszeitungen. Vogelschutz im Kriege. Aus den Vogesen wird uns von einem Obersten geschrieben: Die Notiz in Ihrem Blatt vom 4. Februar über den „Schutz der Vögel“ durch uns „Barbaren“ kann ich dadurch er- gänzen, dass auch in unseren Stellungen von den deutschen Kämpfiern trotz des schwierigen Dienstes in Eis und Schnee „unter feindlichem Feuer und dem Ausharren auf verantwortungsvollem Posten der -hungernden Vögel gedacht wird. An allen Stellen, die sich dazu eignen, sei es unter dem dichten Dach hochragender Tannen, unter vorspringenden Felsrücken usw. sind kleine Schutzdächer und Futter- stellen errichtet, die täglich fürsorglich mit Futter (Speck, Fleisch- resten usw.) versehen werden. Ein höherer Offizier geht mit gutem Beispiel voran. Bei seinen täglichen Gängen in den vordersten Gräben versäumt er nie, einen Futtervorrat mitzunehmen, den er an Zweige von Bäumen oder auf Futterplätze verbringt. (Strassb. Post vom 8.2. 15.) Inhalt: Hugo Mayhoff und Raimund Schelcher: Beobachtungen im Ge- biete ‘der Moritzburger Teiche von 1906—1914 (Fortsetzung). — Dr. K. Bretscher: Der Föhn und der Vogelzug im schweizerischen Mittelland. — Kleinere Mit- teilungen: Ein Dachshund Wildenteneier ausbrütend. — Ansammlung von Ckebdon rustica (Z). — Vom Tannenhäher. — Ornithologisches von Erfurt und Umgegend. — Spötter. — Später Abzug unserer Zugvögel. — Hat der Krieg Einfluss auf das | Wandern der Vögel? — Farbenvarietät beim Haussperling? — Die Paarung der Raben- krähe. — Später Gesang von Turdus merwla L. — \om Alpen-Mauerläufer. — Beobach- tungen aus dem Felde: Der Wasserstar (Cinclus cinclus) in den Karpathen. — Einiges vom Vogelzug aus Ost-Galizien. — Eine späte Schwarzkehlchenbrut im Rheintal. — Aus Tageszeitungen: Vogelschutz im Kriege. Diesem Hefte liegen die Schwarzbilder Tafel XIV und XV bei. Redaktion: Prof. Dr. Carl R. Hennicke in Gera (Reuss). Druck der Geraer Verlagsanstalt und Druckerei, Gera (Reuss) Ornithologische Monatsschrift XIV. 1919. Dippelsdörfer Teich 31. 3, 10, Kiebitz. Grossteich 19. 5. 1910. Blässhuhn, Niederer Waldteich 20, 4. 12. Stockente. Grossteich 15. 4. 13, Stockente, 1915. Ornithologische Monatsschrift XV. Kiebitz. Dippelsdorfer Teich 31. 3. 1910. Alpenstrandläufer. Grossteich 30. 9. 12. Flussregenpfeifer. Grossteich 20. 4. 1911. | Mehrfach geäußerten Kün- Sr: entiprechend gebe ich nach- tehend die | N Breite || der von mir oder durd meine Bermittelung zu beziehenden Schriften = _ Gegenftände E befannt: 1 Einbanddekte 0.80M. und Borto | Leinzelne Nummer der Monats- B (hrift 0.60 M. ud Porto li Voftkarte mit Abbildung 9 0.03 M. md Porto 1 Bogelwandtafef (I. u. IL) 3 aufgezogen 5.— M., Ele ee unaufgezogen 2.50 $ 1 Baubvogeliafel (I. u. IL). aufgezogen 2.75 M., poftivei mnaufgezogen 15 „ „ de Kr tefonhifne Hauer oO M. und Borto Sndex 1 und 2 a A und Porto Aeltere Jahrgänge, foweit noch vorhanden, mit a je 3.— M. und PBorto. t Ent- nahmebon 5 Bat a n gabe | gingen einschl nn and | dei e je 2.— M. und Sort D. Sahrgang 1883 5 M. Sämtliche a gelten num für Mitglieder des Deutihen VBereins zum Srchuße der VBogelwelt = B. Banl Dir, Gera-Heuß, Laafener Str. 15, Geichäftsführer des D. DB. 3. ©h.2.%. (E. B.) PBofti chedffonto 2 6224, Amt Leipzig. iR | E = M.2,50, 50 Erpl. M.3,50,100Erpl. M.5,— Der kuneaten und Rionjeruator Eine praft. Anleitung 3. Erlernen des Ausftopfens, Bonfervierens umd Skeleitierens von Bögelnn, Säugetieren, Bon Mob. Boegler. Dritte verbeilerte und erweiterte Yuf- lage mit 38 Abbildungen im Tert. Preis geheftet IH. 2, gebunden Mt. 2.50 Sreug’jche Derlaasbuhhandlung Mlaadebura. ZEIT LEI ne Der Der Kanorienvogel De Die Ta Ws Me Me ee Bine) feine feine Naturgef chichte, BDilege und Zucht. Bon Dr. Karl Ruß. 12. Auflage. Mit drei Farbentafeln und zahlreihden Text- Abbildungen. Bearbeitet und herausgegeben bon Kerl Neunzig. Geheftet 2 Mark, gebunden 2,60 Marf. Sreuß che Derlagsbuchhandlung in en I Bei ung a Der SBraupapaaei in der Freiheit und in der Geiangenfchaft. Bon Dr. Ger! R. Hennide. Mit 1 Buntbild. | Geheftet M. 1.60; gebunden M. 2.— I Ereuß’fhe Berlagssuchhandfung, Magdeburg. a N TE A erde a eklig ee ers er ee E Bone Ku durd) Ynptlanzungen: a = inter Benubung der Arbeit d. Dr. Died: a © Yogelfijuß-Gehöße und ihre Berwendung. a a Bon Prof. Dr.GarIR.Hennide. Preis: S 1 Erpl. M. 0,20, 10 Erpl.M. 1,50, 25 Erpl. Creutz’sche Vertagsbuchhandlung, Magdeburg. ! BENERENSONESSBEEEEOERERREREEEENENGEN ELLELELELILLEILTLL EEE | er a =. des Vogelichngen bon Prof, Dr. Carl A. Bennicke, Mit 9 Tafeln in Doppeltondrud, 1 Karte und mehr al 200 Teiebilnengen Geheftet 6,50 ME, gebunden 7,50 ME. Sn folgendem fei der Reichtum des Inhaltes biefeg „Sandtnd : des Bogelfänges“ furz angedeutet: Na) einer einleitenden Ueberficht wird im erjten Bud bie Not- | wendigfeit de8 Bogelihuges nachgewiefen und in den einzelnen Kapiteln die Abnahme der Vögel durch die Kultur, durch Verfolgung, durch) Yeinde und dur natürliche Ereigniffe gefchildert. Die ethilche, äfthetiiche und wirtichaftlihe Begründung des Vogelihußes wird im zweiten Buche behandelt. Die Ausführung des VBogelfhußes duch Beihaffung von Niftgelegenheiten, Winterfütterung der Vögel, dur Bade- und Tränkpläße, durch befondere Maßnahmen, dur Schuß vor Verfolgung, durd) Belehrung und Aufklärung und Maßnahmen politifcher Behörden bildet den Run ded dritten Budhes. Eine Sefchichte des Vogelfchuges, die ogeljhußgejeßgebung der deutjchen und jonftigen europäijchen Staaten, joiwie ein ausführliches Piteratur= berzeihnis und Aegijter bejchliegen das Werk, daS bei außgiebiger Benußung feitens aller Snterefjenten zweifellos geeignet ift, nicht allein der Vogelihuß-, jondern aucd der Heimatfchugbewegung in unferem en Baterlande unfhäßbare Dienfte zu leiften. Als bejonders wertvoll jind Die Tabellen hervorzuheben, aus denen die Schonzeit der Vögel in den einzelnen Bundesitaaten mit Leichtigkeit feitgeftellt werden Fann. Die fehr reihlihe Sluftrterung des Werkes ift außerordentlich lehrreih und vorzüglid) zu nennen. Das Werk fann als wahre Zundgrube alles auf den Bogelichut bezüglichen bezeichnet werden. Zu beziehen durd) alle Buchhandlungen, direft von der Derlags buchhandlung gegen borherige Einfendung de3 m dus unter Nachnahme. Greut Ihe Berlagsbuchhandtung. . A Magdeburg. | ERKADERBRERE dannnaunnnnsanEnEannR UBBBERBUERUNE BEBEBESERUER GEBSERERZEBE zunuusuuaune mm dba m Eee see Drud der Geraer Berlagsanitalt und Druderei, Gera-R. Jr _— pe : RI x } S - “ jr KR ES ; er ÜBNBRSHANERRESRESEERNNEEN SNSSREEEERERRENENEREEREUNEEENENNERHNERNSUHNEERANNSERRUREERNEENERNEN RS INS RN | ai B% EERLDEEN r ; i \ 6% % a A a BR en AT T { { { j u RUE U) 2 EL EN LRRHRE aa Ba ih a un Tr x EN ., RE SERIEN LLLT a ka Ey Pie NW ER) ET RR . “num. ENTER: a = da Ri) De TREE se 7 a ah; 7 rer BT 2 ae 5 Ne ER u = Ze Ilse 1929 ARE Dr TE. 0) 72808 2 tr RE EN, ET E [RR7 7 IRRE UN eng AIR TE 2+ Sn " Herausgegeben I. 40. Jahrgang. No | GISCHE] MONSISCHR IET) vom ES VEREIN | zum SCHUTZERN DER VOGEL: WELT. —— |- EISBÄR = SI N Magdeburg . Creutz’sche Verlagsbuchhandlung Max Kretschmann. ER 2 Y AR A SS He De Dr. Karl Ruf’ ren herausgegeben und völlig umgearbeitt , von Karl Beunzig Herausgeber der Gefiederten Welt wünfte Auflage. | 573 Geiten Tert mit zirfa 200 Abbildungen fowie 20 Sarbentafeln enthaltend 77 Dogelabbildunaen Preis: Geheftet in buntem Umfhlag 9,— Mar - Fein und originell gebunden 10,50 Mark gu beziehen durdy jede Buchhandlung, direkt vom Verlage nur gegen vorherige Einjendung des Betrages oder unter Nachnahme. Kur der ornithologiich Erfahrene wird der Behauptung beiftimmen, daß dem prächtigen Buche: „Einheimiiche Stubenvögel“ ein hoher, vogelfijühlerifiyer Wert beizumeflen it; injofern nämlich, als es in überaus freundlicher und eindringlicher Weije die Kenntnis unferer Bogelwelt, ihrer Artmerfmale md Gewohnheiten vermittelt. Der gejebliche Bogelihuk reicht nicht annähernd aus, unjere Bogelwelt vor Dem Untergange zu beivahren; um aber pofitiven, praktifchen DBogelfiyuk zu treiben, dazır bedarf e3 dor allem der Stenntnis. sch mwühte aber fein gleich gutes umd zugleich billiges Buch zu nennen, das die Kenntnt3_unferer, heimtjchen VBogelmwelt lebendiger vermittelt als Die „Einheimilhen Stubenvögel“. Ih mwühte auch feinen Bogelichüßler zu nennen, feinen bon jenen, die heute jo erfolgreich Da$ Banner des Bogel- ne der Welt borauftragen, der nicht Durıh liebevolles Studium am der Ioliere wichtige Kenntnijfe erivorben hätte, die num praftiiche Verwertung finden, Außer der Schilderung des Verhaltens in der freien Yandichaft, des Gejanges, der Yocrufe, Wanderzeiten und Niftgewohnheiten bringt daS Bud) genaue Antweilungen, wie die Bügel in der Gefangenichaft möglichit natur- emäß zu bverpflegen find. Jeder Bogelwirt hat in dem „Ruß“ Bearbeitung des Herausgebers Karl Neunzig als Meifierwerk zu betrachten, und man meinte, Die N der Ausgeitaltung jet erreicht. Nun zeigt Die fünfte Ausgabe jedoch, daß Neunzig Jeine Aufgabe welentlicy erweitert hat, da er außer den Vögeln Mitteleuropas auc) deren nahe Berwmandte aus anderen Teilen des palaarftiihen Gebietes beichreibt. Db dieje Grenzüberjchreitung notwendig war? Man fünnte dariiber ftreiten. Gegen Die Ausgabe von 1904 unterjcheidet fich Da$ neue Buch durch eine geringe Preiserhöhung von 2,50 Mark. Dafiır werden aber rund 100 Zeiten mehr Text geliefert, Die Abbildungen im Terte find von 150 auf 200 geitiegen, und ftatt der bißherigen 13 Tafeln werden zwanzig geboten. Bejonders, die pramptonllen Iarbentafeln, von der Meifterhand Karl Neunzigs geihaffen, find ungemein reizwoll, Lebens- wahrer fonnten die Vögel der Freiheit nicht dargeftellt werden. Sie werden den Drnithologen und Kunitfreumd gleicherweije entzitdten. Allen denen, die ich für die Unternehmungen de3 Bogelfyukes intereffieren, ohne genügende orfenntnille zu befißen, dürfte der „Ruß“, der eigentlich „Neunzig“ heißen müßte, bald unentbehrlich werden. (Hamburger Sremdenblatt 1913, Ver. 46.) den beiten erater. Schon Die Ausgabe de8 „Nu“ vom Jahre 1904 war Durch die x m x Kommissionsverlag von Georg & Co., Basel — Genf — Lyon Juli 1915 Von den „Neuen Denkschriften“ der schweizerischen sietöraehtenden Gesellschaft ist soeben Bd. I Abhandlung 2 erschienen: Der Vogelzug im schweizerischen Mittelland in seinem Zusammenhang mit den Witterungsverhältnissen von Dr. K. Bretscher. Text in gross 4°, 45 Seiten. Preis geheftet Fr. 4.— (Mk. 3.20). Die Arbeit behandelt die Zugsbeobachtungen über 24 Vogel- arten aus dem schweizerischen Mittelland, wie sie hauptsächlich im „Katalog der schweizerischen Vögel“ enthalten sind. Etwa 6000 beziehen sich auf den Frühlings-, etwa 3000 auf den Herbstzug. Weder die Lage der Depressionen, noch der Barometerstand oder die Windrichtung lassen einen besonderen Einfluss auf die Zugserscheinungen erkennen. Jede Art zieht bei einem gewissen Wärmeoptimum, führt den Zug jedoch innerhalb weiter Temperatur- grenzen aus. Immerhin kann bei der Vergleichung einzelner Jahre unter sich eine bestimmte Abhängigkeit zwischen Zug und Wärme- verhältnissen nicht nachgewiesen werden; vielmehr zeigt die Er- scheinung in jedem Jahr und für jede Art ein besonderes Gepräge. Die Temperatur des Zugstages selbst scheint für die Reise . in erster Linie massgebend zu sein; die Zahlen sprechen für eine starke Wärmeempfindlichkeit der Vögel. Die Vergleichung der Zugsdaten von Ungarn, Bayern und der Schweiz zeigt, dass einzelne Arten hier früher, dort später ziehen, andere aber bald hier, bald dort früher sind. Aus einer bestimmten Lage der äusseren Verhältnisse kann nicht auf den Verlauf des Zuges geschlossen werden. Die Ursachen hiefür müssen also im Organismus des Vogels liegen und sind uns zurzeit noch verborgen. Ornitfologifche Monatsichrikt. Herausgegeben vom Deufichen Vereine zum Scdwutze der Vogelwelt e, V. Zugleich Mitteilungen des Bundes für Vogelschutz, des Internationalen Bundes für Vogelschutz (E. V.), des Vereins Jordsand (E. V.). Begründet unter Leitung von E. v. Schlechtendal, fortgesetzt unter Leitung von W. Thienemann und K. Th. Liebe. Ordentliche Mitglieder des Die Ornithologische Monatsschrift Deutschen Vereins zum Schutze Schriftleitune: ist Bigentum.d. Deutschen Ver- der VogelweltzahleneinEintritts- ung- eins zum Schutze der Vogelwelt geld von 1 Mark und einen Jahres- Prof. Dr. Carl R. Hennicke Zahlungen werden an das Post- beitrag von sechsMark und er- scheckkonto Amt Leipzig halten dafür in Deutschland und in Gera (Reuss). N0.6224 erbeten. Geschäftsführer Oesterreich-Ungarn die Monats- des Vereins ist Herr P. Dixin schrift postfrei zugesandt. BURN RU UWG G era-Reuss, Laasener Strasse 15. Kommissions-Verlag der Creutzschen Verlagsbuchhandlung in Magdeburg. Preis des Jahrgangs von 12 Nummern 8 Mark. sm Nachdruck nur mit Genehmigung gestattet. mm XL. Jahrgang. September 1915. ian Inst, Pi No. 9. Schulbuch und Vogelschutz. Von Dr. F. Moewes in Berlin. Seit vielen Jahren wird in zahllosen NEN die Hsenschai liche, ästhetische und ethische Bedeutung des ‘Schutzes der Tierwelt gepredigt. Es hat sich auch namentlich im Hinblick auf die Vogelwelt gegenüber dem blossen Nützlichkeitsstandpunkte mehr und mehr der höhere Gesichtspunkt Geltung verschafft, der in der Erhaltung der Geschöpfe der Erde eine moralische Pflicht erkennt und auch das „Raubzeug“ vor der Vernichtung bewahrt wissen will. Auch die Zahl der Schriften, die hauptsächlich von der Einwirkung der Schule die Ausbreitung und Befestigung der neuen Ideen im Volke erwarten, ist gewaltig angeschwollen, und in Preussen hat das Kultusministerium Schritte eingeleitet, die eine allgemeine Berücksichtigung des Natur- und Heimatschutzes in den höheren Schulen wie in den Volksschulen und den Lehrerbildungsanstalten herbeiführen sollen. In grellem Widerspruch zu diesen Bestrebungen steht es, dass das zur Zeit wohl verbreitetste zoologische Unterrichtsbuch, der Leitfaden der Zoologie von O.Schmeil, noch in seiner neuesten 57. Auflage von 1914 von ihnen so gut wie gar nichts weiss. Wo die Schonung ein- heimischer Vögel empfohlen wird (z. B. beim Mäusebussard, dem Turm- 22 322 Dr. F.Moewes, Schulbuch und Vogelschutz. falken, den Eulen), ist fast ausschliesslich das Nützlichkeitsprinzip | massgebend. Nur bei der Besprechung des Krammetsvogelfanges scheint der Verfasser auch an ästhetische Interessen zu denken, da er sagt: „Diesem Massenmorde, bei dem alljährlich auch viele andere unserer besten Sänger das Leben lassen mussten, ist erfreulicherweise jetzt durch ein Reichsgesetz Einhalt getan.“ Dem Eindrucke des lebhaft betriebenen Kampfes gegen die Paradiesvogelvernichtung hat sich der Verfasser nicht entziehen können. Hier wünscht er, dass dem „un- sinnigen Morden“ bald Einhalt getan werde, um die Ausrottung der Vögel zu verhindern, und er fügt hinzu, dass auch „die farbenprächtigen Kolibriarten, die Reiher u. v. a.“ bedroht seien. Sobald es sich aber um die Vögel der deutschen Heimat handelt, wird nur gefragt: schäd- lich oder nützlich? So heisst es vom Fischreiher (Seite 132): „Dem ungemein geirässigen, schlauen und vorsichtiigen Räuber stellt der Mensch unablässig nach.“ Aehnliche Bemerkungen finden sich auch anderwärts, ohne dass diese Verfolgungen bedauert würden. Beruht das auf Unkenntnis der Naturschutzbewegung oder auf absichtlicher Zurückhaltung ihr gegenüber? Fast muss man das letztere annehmen, denn der angeführte Satz findet sich beispielsweise auch in einer mir vorliegenden älteren Auflage des „Leitfadens der Zoologie“, (11. Aufl., Seite 118, ohne Jahreszahl), aber dort stehen vor „unablässig nach“ noch die Worte „mit Recht“. Der Verfasser hat also anscheinend mildern wollen, ohne doch eine positive Verurteilung der Reiher- vernichtung auszusprechen. Mit „vornehmer Zurückhaltung“ .aber ist seine Bemerkung über zwei Würgerarten ganz und gar nicht zu ver- einen. Seite 198 liest man über Lanius collurio: „Für unsere freund- lichen Sänger ist er eine fürchterliche Geissel. Mansollteihndarum ausrotten. Dies gilt auch für den grossen oder Raubwürger (L. excubitor) ...“ So begründet der Zorn auf die beiden Singvögelmörder ist, so völlig unverständlich erscheint das Verlangen, diese merkwürdigen Tierarten völlig zu vernichten, im Munde des Naturforschers. Freilich begegnet man auch in Schriften älterer Zoologen gelegentlich derartigen Aeusserungen; bei einem heutigen Vertreter und Lehrer der Natur- wissenschaft sind sie, wie gesagt, ganz unbegreiflich. H. Mayhoff, R. Schelcher: Beob. i. Gebiete d. Moritzburger Teiche 1906/14. 393 E Hinweise auf ein Schutzbedürfnis finden sich auch bei den Säuge- tieren nur. ausnahmsweise. Den Maulwurf soll man, wenn seine Be- - kämpfung nötig wird, auf keinen Fall töten, sondern nur vertreiben. - Vom Fuchse heisst es: „Solange der Fuchs nicht zu zahlreich auftritt, j ist er stets ein überwiegend nützliches Tier. Der Jagdfreund aber _ verfolgt ihn unablässig.* Zu einem Tadel des „Jagdfreundes“ kann - sich der Verfasser nicht aufschwingen. Beim Marder, beim Fisch- - otter usw. wird auf den Schaden, den sie anrichten können, hingewiesen. ° Aber dass diese Tiere selten werden, dass fast alle Jagdvereine die _ Prämien auf ihre Erlegung aufgehoben haben, dass in Preussen Schritte | getan sind, um den Edelmarder vor der Ausrottung zu bewahren, das - erfährt man nicht, und doch wäre es äusserst wichtig, dass der Schüler ‘ auf solche Dinge hingewiesen würde. | In einem Falle allerdings lässt der Verfasser den Nützlichkeits- - standpunkt beiseite. Vom Biber nämlich sagt er, es sei ihm so eifrig nachgestellt worden: „dass er sich jetzt nur noch im Elbgebiete zwischen “ Wittenberg und Magdeburg in geringer Anzahl vorfindet. Hier wird ; er wie in Südfrankreich (an der Rhone) sorgfältig gehegt. In Russland und Skandinavien, Sibirien und Nordamerika dagegen führt der Mensch | gegen ihn noch heute einen planlosen Vernichtungskrieg.“ Hierzu ist nur zu bemerken, dass der Biber aus Schweden bereits verschwunden und in Norwegen längst gesetzlich geschützt ist. Angesichts des hier gekennzeichneten Mangels des so eilrig ge- lesenen Schmeilschen Leitfadens ist es nicht verwunderlich, wenn man "noch immer in weiten Kreisen einer beklagenswerten Rückständigkeit im Verständnis der Naturschutzbestrebungen begegnet, wenn sich z. B., "wie es vor zwei Jahren in einem Vororte Berlins geschehen ist, ein Jubel über das Abschiessen von Wanderfalken erhebt und Gegenvorstellungen als „wunderliche Blasen“, die der Naturschutz treibe, verspottet werden. Beobachtungen im Gebiete der Moritzburger Teiche 1906—1914. Von Hugo Mayhoff und Raimund Schelcher in Dresden, (Fortsetzung.) Totanus litoreus (L.). | 17. VII.09 am Mittelteich 1 und 5. IX. 09 3 Vögel, die bei Ge- |Ewitter und Regen recht scheu, durch die harten Rufe — gjip gjüp — \ 22* 324 ‘Hugo Mayhoff und Raimund Schelcher. . kji kji kjü — und durch die einfarbigen Flügel, die grosse Verbreitung des Weiss auf der hinteren Körperhälfte, die bedeutende Grösse sich ausweisen. Bei einem war im Abflug die braune Querbänderung der Unterflügeldecken zu erkennen. „7. IX. 09 am Fischerteich 4 und am Steingrundteich 3 Stück, fliegen unruhig am offenen, flachen Strande hin und her; in gutem Licht erkenne ich bei einem die grünen Ständer; rasch gehen sie nach dem gegenüberliegenden Ufer, so oft ich die An- näherung versuche. Im Fluge stets die schönen starken Rufe: gjü — kji — nach gjä absinkend, immer 3—5 Einzelrufe gereiht, bisweilen klingen sie hart krikrikü. An einen einzelnen, der im moosigen Ufer- schlamme steht, gelingt es auf etwa 20 m heranzukommen; eine un- vergleichlich günstige Gelegenheit bietet sich an dem kleinen, an den Fischerteich grenzenden Brutteich, wo ich gleichzeitig mehrere einfallen sehe. Hinter dem Damm, der den Tümpel gegen die nördlich an- stossende Wiese umfasst, schleiche ich bequem auf den Knieen an; während eine dort weidende Herde von vielleicht 40 Stück Damwild abtrollt, ahnen die Wasserläufer nichts: als ich das erste Mal den Kopf über die Böschung hebe, kommen rufend noch je zwei weitere angeflogen; ein paar Schritte noch rutsche ich geduckt weiter und habe dann auf kaum 12 m 9 Stück vor mir — ein Hochgenuss, in der Mittagssonne | ins weiche Gras der Böschung gestreckt, ihr argloses Treiben zu be- lauschen! Sie stehen zu 2 und 3 in dem sehr von Binsen und unter- getauchten Pflanzen durchsetzten Wasser; regelmässig ertönt das kjü—kjü, so oft sich einer erhebt und ein paar Meter zu einer benach- | barten Gruppe hinüberfliegt; mit leisen Unterhaltungstönen (bibibi) wird der Ankömmling begrüsst; sehr häufig ohne sichtbare äussere Veranlassung ist das für alle Totaniden so charakteristische Kopfinicken zu beobachten. Die Art kennzeichnen die grünen Ständer und die in solcher Nähe recht augenfällige Aufwärtsbiegung des Schnabels; nach dem Naumann, den ich tags zuvor verglich, sind es grossenteils dies- jährige Vögel im Jugendkleid. Einige pflegen mit halbgeschlossenen Augen der Ruhe; es überrascht einigermassen, den einen, wie eine Ente den Schnabel im Rückengefieder bergend, auf dem Bauche liegen zu sehen: so sehr sticht dies ab von der graziösen Haltung und Beweg- | lichkeit der andern. Mit raschen, langen Schritten durchwaten sie das | | IE en, wen n. BEN « ne) a Beobachtungen im Gebiete der Moritzburger Teiche 1906-1914. 325 # Pflanzengewirr, meist zu zweien dicht nebeneinander gehend: das abwechselnde Vor- und Rückwärtspendeln der schlanken Hälse eines solchen Paares lenkt unmittelbar das Auge auf sie. Erstaunlich steigert sich die Lebhaftigkeit der Bewegung, wenn sie hinter einer Beute her sind: in wahren Sprüngen geht es platschend kreuz und quer durchs Wasser, bis zur Brusthöhe fliegen die Füsse empor, nach allen Seiten fährt blitzschnell der suchende Schnabel — und erstaunlich gross sind die Bissen, die sie bewältigen: einen ca. 6 cm langen jungen Karpfen hat der eine am Kopf gepackt und schlingt ihn nach langem Schütteln auch wirklich hinunter, obgleich das zappelnde Fischechen mehrmals bis zur Schnabelspitze zurückgleitet und ich ebensooft an der Möglich- keit dieses Kunststückes zweifele.e. Nach der Anstrengung steht der Räuber schläfrig in der Sonne, mit seinem dick auigetriebenen Kropf ein höchst belustigender Anblick. Wenige Minuten darauf ertappe ich einen zweiten Wasserläufer bei der gleichen Freveltat: die Anwesenheit aller 9 mag an diesem Platze gar nicht so harmlos sein wie sie scheint. (Selbstverständlich soll damit einer Verfolgung dieser liebenswürdigen Durchzügler keinesfalls das Wort geredet werden!) Nach fast 20 Minuten sehen die Vögel immer mehr zur Mittagsruhe über; da noch mehrere Teiche zu besuchen sind, lasse ich es jetzt darauf ankommen, sie auf- zuscheuchen: stütze die Ellbogen auf den Damm und beobachte noch eine Weile ausser Deckung, schnalze mit der Zunge, pfeife, ohne dass sie sich rühren — erst als ich auf beide Füsse springe, fliegt der sanze Trupp mit. erschreckten Rufen ab, um schon am Fischerteich wieder einzufallen. Nochmals lassen sie mich, obgleich ich geradewegs auf sie zugehe, auf fast 12 m heran — auf dem feuchten Moosboden schützt ihr Kleid vorzüglich: von den auf freier Fläche zerstreut stehenden sehe ich immer nur 2—3 sich abheben — gehen dann freilich sehr heftig rufend hoch und schwenken in unruhigem Fluge über den Kiefernwald hinüber. In der hastigen Folge erinnern die an- dauernden vielstimmigen Rufe kjäkjä kjäkjä kjäck kjü kjü ganz an - das Grünspechtslachen“ (Mayhoff). 25. IX. 09 noch 4 am Schlossteich, ” 4.X.09 immer noch 2, die mit einem grossen Kiebitzschwarm von der - weiten Schlammfläche hochgehen. 16. VII. 10 1 am Frauenteich und 28. VIII. 10 am Mittelteich 1 (Schelcher). 9. X. 11 bei starkem NW E 326 Hugo Mayhoff und Raimund Schelcher. 6 auf dem Frauenteich, stehen bis zu den Fersen, ja bis zum Bauch im seichten Wasser, schwimmen aus freien Stücken vorzüglich — kopfnickend, die Flügel hoch über dem Rücken zusammengelegt; die langen Schwingen geben dem Anblick etwas überraschend Möwen- artiges. Meist zu zweien, rufen sie hin und wieder das laute gjü gjü, das, zugleich mit dem weissleuchtenden Unterrücken beim Abflug, sie “schon von fern verriet. Merkwürdig wenig scheu halten sie ganz un- gedeckt am schlammigen Ufer auf ca. 40 Schritt ohne Beunruhigung aus, fliegen dann wohl nach einiger Zeit und sicherndem Kopfnicken einige 50—60 Schritt weiter, ohne bei erneuter Annäherung deutlicher zu zeichnen. Der starke Wind mag sie vielleicht niederhalten. Darin vermutet auch Helm (1905) die Ursache der von ihm beobachteten „ganz ungewöhnlichen Zahmheit dieser Vögel“; daneben kann sehr wohl das jugendliche Alter dieser Gäste aus dem hohen Norden in Betracht kommen, die vielfach den Menschen noch gar nicht als Feind kennen gelernt haben (Mayhoff). 14. X. 11 treiben sich drei sehr lebhaft, zu- sammen mit 4 Alpenstrandläufern und 1 Rotschenkel am Ostrande des abgelassenen Frauenteichs umher, fussen mit Vorliebe auf den grossen Feldsteinen, die aus dem schlammigen Uferwasser aufragen — solange sie ungestört sind, schwimmt wieder einer, langsam auf solchen Stein zu —, üben wie immer ihre schallenden Rufe, die in rascher Folge mehrmals wie überschnappend klingen. Als sie abgeflogen sind, gelingt es zweimal, sie durch Nachpfeifen vom andern Ufer herüber bis in Schussweite über unsere Köpfe zu locken! Unter gedrängten Rufen streichen sie wie suchend über den kahlen Dornbusch hin, in dem wir dürftig gedeckt liegen und fallen schliesslich enttäuscht wieder auf den Steinen vor uns ein. 31. VIII. 14 überfliegt ein einzelner rufend den Dippelsdorfer Teich. Aus dem Frühjahre haben wir keine Daten. Helm beobachtete auch nur ein- mal im Mai 2 Stück (2. V. 91) gegen 16 im Spätsommer und Herbst. Dass wir im Herbst 1912 und 1913 keine antrafen, liegt vielleicht daran, dass die von ihnen bevor- zugten Teiche (Mittel- und Frauenteich) in dieser Zeit hohen Wasserstand hatten. Limosa limosa (L.). 17. IV. 08 stehen an einer freien Uferstelle des Dippelsdorfer Teichs, bis an die Fersen im Wasser, 4 Vögel von etwa Krickeniengrösse zusammen; die rötlichbraune Kopffarbe hebt sich trotz der trüben Beobachtungen im Gebiete der Moritzburger Teiche 1906—1914. 397 : Morgenbeleuchtung gegen den Schlammboden ab; dass es keine Krick- enten sind, zeigen beim Abflug auf über 50 m die langen Schnäbel und die weisse Flügelzeichnung. In ruhigem, fast geradem Fluge — völlig abweichend von den hastigen Ziekzackschwenkungen der Be- kassinen — wenden sie sich nach dem Nordufer, wo ich sie nach etwa 20 Minuten wieder aufiinde: waten — nicht ganz so tief wie vorhin — mit raschen Schritten unweit der Rohrgrenze im Wasser entlang, das sie beständig mit dem Schnabel durchsäbeln; ihr sich lebhaft ver- schiebendes Spiegelbild verrät sie; die Körper heben sich vom Hinter- grund des trockenen Rohrs fast gar nicht ab: das vierte Stück sehe ich . erst beim Abfliegen, das diesmal auf schon 120 m erfolgt. : In. der > Richtung auf den Mittelteich kommen alle vier in Linie an mir vorüber: ; Schnabel fast horizontal, Ständer unterm Schwanz rückwärts gestreckt, - langsame, fast schwerfällige, aber fördernde Flügelschläge; das Weiss } der Flügelstreifen, des Bürzels, der Oberschwanzdecken, die scharf dagegen kontrastierenden schwarzen Steuerfedern und weit die Schwanz- spitze überragenden Ständer kennzeichnen die Art (Mayhoff). Ein weiteres einzelnes Exemplar sahen wir am 31. III. 10 in einer Rohrinsel ’ des Dippelsdorfer Teichs einfallen; leider gab es bei dem eisigen Winde sein Versteck nicht wieder auf. _ Im östlichen Sachsen war die Art bisher anscheinend nicht verzeichnet; häufiger - seheint sie den Westen des Königreichs zu durchziehen. (Vergleiche R. Zimmermann, E Ornith. Monatsber. 1913, S. 69— 72.) . Numenius arcuatus (L.). Als ich am sonnigen Mittag des schwülen 17. VII. 09 von den - Gestütswiesen nach dem Grossteich hinüberging und eben noch dem - Rütteln eines Turmfalken zusah, ging rechts auf der Wiese ein grosser k Vogel hoch, den ich im ersten Augenblick für eine junge Heringsmöwe (!) t hielt: graubraunes Gefieder, dieselbe Grösse, derselbe ruhig schwebende 3 Flug — stutzig macht mich der weisse Unterrücken; wenige Meter E über dem Boden stösst der Vogel einen lauten, metallischen Ruf aus " — rırai — und zeigt sich von der Seite: an dem mächtigen Schnabel "ist der „Keilhaken‘ nicht länger zu verkennen. Er fliegt auf mich zu “ und nahe an mir vorüber über den Bärnsdorfer Weg an den Rand des - Teiches, wo er zwischen den Rohr- und Seggenstrunken niedergeht. 328 Hugo Mayhoff und Raimund Schelcher. Im Fluge reiht er locker mehrere Rufe rrai rräi rraü. Als ich ihm eben einige Schritte nachgegangen bin, ist er schon wieder hoch und streicht mit weit ausholenden, gleichmässigen Flügelschlägen zum zweiten Male nahe vorbei, gibt durch lebhaftere Rufe sein Misstrauen kund: rräi rroi rroü (zu Anfang ein gepresstes rollendes Geräusch, dann die vollen gezogenen Flötentöne in meist gleichem Intervall; nur bei sehr rascher Folge klingt es zuweilen wie Ueberschnappen) 10—12 mal in gedrängter Reihe; die letzten Rufe folgen in der grössern Entfernung wieder langsamer. Im Fluge erreichen die angelegten Ständer nicht die Schwanzspitze. Etwa 250—800 m weit fällt er auf einer Wiese ein; ich verfolge nicht weiter und sehe ihn bald bedächtig einher- ° schreiten, mit dem riesigen Krummschnabel am Boden herumstochern, das Rückengefieder ordnen: die wunderliche Silhouette hebt sich scharf vom Himmel ab und ist durchs Glas noch lange erkennbar (Mayhoff). Gallinago gallinago (L.). Beim Abstreifen der Teichufer im Frühling und Herbst vermissten wir kaum einmal die Bekassinen; so oft wir auf ihr Vorhandensein gefasst waren, verblüfften sie doch immer wieder durch ihr plötzliches und stürmisches Hochgehen. Meist waren es einzelne Exemplare, seltener kleinere Trupps von 2—5 Stück, die in den Seggen am Dippels- _ dorfer-, Mittel- und Frauenteich versteckt sassen und — in der Regel laut „ähtschend“ — in reissendem Zickzackfluge das Weite suchten; ausnahmweise waren einmal, 29. IX. 11, 9 Stück am Frauenteich; 6 standen zusammen im seichten Wasser. Sonst haben wir von den mehr als 100 Vögeln dieser Art, denen wir im Laufe der Zeit im Ge- biete begegneten, nur ein einziges Mal ein Stück auf ebener Erde zu Gesicht bekommen — es stand 19. IV. 09 auf der Südwiese am Mittel- teich — so geschickt verstehen sie die geringfügigste Deckung zu nutzen! Ende März, und namentlich an den schwülen, warmen April- nachmittagen machen sie sich durch die Stimme recht bemerkbar: stundenlang hört man auf den Wiesen das uhrschlagartige, gedämpfte tick—tick—tick, das in der Erregung zu Reihen zweisilbiger, gleichfalls | streng taktmässiger Rufe ticküp—ticküp.. anschwillt, hin und wieder flattert einer der Rufer in niedrigem, ruhigem Fluge 30—40 Schritt weit, um einen Nachbarn hochzutreiben, erhebt sich dann nach und EEE LEE EN oe Be m 2 nenn in ae BE Aa Denn Zn nn zn ne Se a dann un a nr Er Beobachtungen im Gebiete der Moritzburger Teiche 1906—1914. 329 4 nach zum weitbogigen, schwebenden Balzflug in 30—50 m Höhe, aus _ dem er in Pausen meckernd herabstürzt. Wir verhörten dieses wunder- £ lichste aller Fluggeräusche an solchen Tagen 12 mal, ausser an den & genannten Teichen auch einige Male über den Wiesen zwischen Schloss ” und Fasanerie und beim Gross- und Unteren Waldteich. Bei einem - besonders lebhait meckerndem Vogel am Frauenteich, 20. IV. 12, war sehr deutlich durchs Glas festzustellen, wie der Ton stets erst beim Ende des Absturzes seine volle Stärke erreichte und der Körper während- dessen nicht allein schwanzschnabelwärts, sondern auch um seine Längsachse schräg gestellt ward. — Dass mindestens ein Teil der be- obachteten Bekassinen hier gebrütet hat, halten wir bei ihrem regel- mässigen Vorkommen kaum für zweifelhait: 8—15 Paare insgesamt dürften im Gebiete beheimatet sein. Etwa 70 Frühjahrsvögeln stehen nur 50 im Herbst notierte gegenüber; das Verhältnis erscheint um- gekehrt wie bei den Kiebitzen. Inwieweit hierbei der Herbstzug in Rechnung zu ziehen ist, können wir nicht übersehen. Gallinago gallinula (L.).. 12. X. 11 wurde ein Durchzügler am Dippelsdorfer Teich erlegt. + Rallus aguaticus, L. 16. VII. 10 traf ich im seichten Wasser am Damm des Mittelteichs ı 2, das mit hellem Quieken — quoit quuit — seine Jungen in Sicher- heit brachte. Die rote Schnabelwurzel und die Bänderzeichnung der Flanken waren beim Abflug gut zu erkennen (Schelcher). 20. IV. 12 antworteten sich am Westende des Frauenteichs 4—5 Wasserrallen abends in langen, aufdringlichen Reihen: gruih gruih (crescendo 4—6 mal und öfter) geht in noch unreineres grueh bis gruöh über, daneben 6—8 mal, für die kleinen Rufer geradezu unwahrscheinlich tiefes öoh öoh öh öh. Durch unsere Nähe lassen sich die im trockenen Kolbenschilf Gedeckten so gut wie gar nicht stören; erst nach etwa 7 Minuten wird es dem nächsten in einem ziemlich isolierten Schilfstück 6 m vor uns ungemütlich, und er flattert niedrig nach einer etwas entiernteren Schilfinsel hinüber. Ehe er darin verschwindet, bekommen wir den zierlichen Vogel gut vors Glas: mit hochgerecktem Hals und wippendem Schwänzchen steht er etwa 1 Minute lang sichernd. Das Rot des 330 ‘“ Hugo Mayhoff und Raimund Schelcher. Schnabels, der aschgraue Hals, die schwarzweissen Flanken, die auf- leuchtenden weissen seitlichen Unterschwanzdecken vorzüglich zu er- kennen. Bald beginnt er vom neuen Standort eine lange Reihe ip-ip-ip-ück-ück.... (15—20 mal) mit tiefer Stimme, die er beibehält, während die anderen in dem quiekenden gruih-gruih fortfahren; ab und zu kommt dann wieder das tiefe öoh öoh öh, das täuschend an entogastrische Geräusche erinnert und erschütternd lächerlich wirkt. i Ein älteres Belegexemplar (vor 1887) im Dresdener Museum. 1.Crex cnex 11): Ein Nest mit 2 angebrochenen, fauligen Eiern fanden wir 5. IX. 09 auf der Wiese südlich vom Dippelsdorfer Teich. t Das Dresdener Museum verwahrt ein älteres Belegexemplar aus Moritzburg ‘(vor 1887). T Gallinula chloropus (L.). In je 1—3 Paaren auf fast allen Teichen regelmässiger Brutvogel; entgeht aber bei seiner ziemlich versteckten Lebensweise der Beobachtung leicht. Im Frühjahr überzeugten uns oft nur die aus dem Schilfe kommenden unverkennbaren kurrk-Rufe von seiner Anwesenheit. Häufiger zeigten sie sich auf den freien Wasserflächen nach der Brut- zeit, am zahlreichsten und meist wenig scheu waren im Herbst die halbwüchsigen, braunen Jungen. Entschieden bevorzugt ist der Schloss- teich, wo wir sie in dem dichtesten schwimmenden Rasen der Trapa natans und des Wasserhahnenfusses gemächlich ihrer Nahrung nachgehen sahen, ständig kopfnickend und das schwarzweisse Unter- steuerschild auf und nieder schlagend. Noch sehr kleine Junge wurden am 8. VI. 11 auf dem Berbisdorfer Teich geführt, 6 etwa wachtelgrosse am 3. VII. 10 auf dem Schlossteich; 3 halbwüchsige liefen 17. VII. 09 auf dem Dippelsdorfer Teich rallenartig gebückt auf schwimmenden Rohrmassen umher, wechselten piepende Rufe: püi pü pi pii ü. Je 1—3 selbständige Junge 5. IX. 09, 7.IX.09, 11. X. 13 auf dem Schloss- teich, 9.X. 11 auf dem Schwanenteich, 28. VIII. 11 auf dem Untern und 30. IX. 12 auf dem Obern Waldteich. Noch 29. IX. 06 waren einzelne Alte auf dem Mittelteich und 9. X. 11 auf dem Frauenteich. * 1 Vogel mit Nest und 8 Eiern vom Dippelsdorfer Teich steht im Dresdener Museum. E Beobachtungen im Gebiete der Moritzburger Teiche 1906—1914. 331 Fulicaratna,e. Der alfa Brutvogel der Teiche: wenn die Wasserflächen ganz leer schienen, so hatte man doch selten lange zu warten, um hier und dort einzelne Blässen zu bemerken; von Mitte März bis Ende Oktober schwimmen Scharen, die durch ihre gemessenen Rufe, ihr - ruhiges, aber völlig offenes Treiben sich bemerkbarer machen als die meisten übrigen Teichbewohner. Die Zahl von im ganzen 50—80 Brut- - paaren für das Gebiet dürfte eher zu niedrig als zu hoch angesetzt sein. Anfangs April waren wir wiederholt Zeugen der Paarungsspiele: 1. IV. 06 auf dem Schwanenteich, 3. IV. 09 auf dem Frauenteich, 22. Ill. 10 auf dem Schlossteich, 1. IV. 13 auf dem Dippelsdorfer Teich: die öS treiben die 22 in eigentümlich geblähter Haltung, den Kopf tief gesenkt, die Flügel weit vom Rücken weggespreizt, vor sich her, lebhafter rufend, dabei mitunter auch über längere Strecken flatternd; zu anderer Jahreszeit bedurfte es schon einer Ueberraschung aus aller- nächster Nähe, um die schwarze Gesellschaft einmal zum Auffliegen zu bringen. Stets geht es dann erst eine Strecke mit schleppenden Ständern, die eine lange Spur ziehen, geräuschvoll auf dem Wasserspiegel - hin, ehe die kurzen Flügel den Körper frei heben. 24.V.06 Nest mit 2 un- - bebrüteten Eiern auf dem Mittelteich; 24. IV. 10 Nest mit 2 Eiern auf dem - Grossteich, zwischen Scirpus lacuster; ein drittes auf dem Frauenteich. 7. VI. 06 führt 1 9 auf dem Schlossteich Junge, ebendort bereits 18. V.10 © mit 6 Jungen von fast Zwergtauchergrösse. Von einer ‘ Brut sehr kleiner Jungen, die 19. V.10 auf dem Frauenteich geführt -_ wurden, ward 1 mit einem Rossittener Krähenring gezeichnet. Halb- - wüchsige, die durch die winzige Stirnplatte und die grauweisse Unter- - seite gegen die Alten abstachen, am 17. VIII. 09, 7. IX. 09, 3. VII. 10, - 16. VII. 10, 28. VIII. 11, 21. VII. — 14. IX. 14 auf dem Dippelsdorfter, - Schloss-, Frauen- und Schwanenteich; eins pickt an einer Wasserrosen- blüte herum (Schelcher). Im Herbst erleidet die Verteilung auf die verschiedenen Teiche : dadurch, dass diese gefischt werden, sehr bedeutende Schwankungen; sobald ein Teich abgelassen wird, räumen ihn die Blässen mehr oder weniger vollständig und drängen sich auf den noch übrigen hoch- stehenden Wasserflächen zusammen. Sie folgen darin den Tafelenten: EEE EN Re ET GE AN a Sr ' | 1ER FERNER RG RR | 332 Hugo Mayhosf und Raimund schalten die von den Schwimmenten im Herbst so zahlreich umlagerten Schlamm- bänke werden von ihnen gemieden. Von den über 150, die 29.IX. 11 auf dem Dippelsdorfer, etwa 80, die 30. IX. 12 auf dem Obern Wald- teich, und an 200, die 18.X. 13 auf dem Schlossteich sich so zusammen- geschart hatten, mögen ein Teil immerhin Durchzügler gewesen sein. 5. I. 12 bei Tauwetter bevölkerten mit Stockenten zusammen noch ca. 80 Blässen die Fläche des Mittelteichs. | | Ardetta minuta (L.). | 23. VII. 09 sah ich am Schlossteich 1 Exemplar im Jugendkleid über den Schilfwald hinfliegen; die Färbung, die langen Ständer, der spitze Schnabel waren deutlich zu erkennen. — 16. VII. 10 streicht morgens gegen 5!/, Uhr 1 Zwergrohrdommel in kiebitzartig gaukelndem Flug vom Schlossteich zum Schwanenteich hinüber; bald darauf höre ich auch aus der Richtung, wo der Vogel einfiel, die charakteristischen dumpfen Rufe, Wichtrich vergleicht sie (Voigt, Exkursionsbuch, 4. Aufl., S. 216) sehr treffend mit fernem Hundegebell. ?/, Stunden früher hatte ich auch am Dippelsdorfer Teich 1 Exemplar über den Rohrwald fliegen sehen. Sicher ist die Art an den genannten 3 Teichen Brutvogel und wahrscheinlich überhaupt häufiger, als ihre versteckte Lebensweise uns festzustellen erlaubte. Im Herbst 1909 wurden 3 Stück erlegt, alle an dem kleinen Schwanenteich, der zwar stark verschilft ist, aber mit einer Seite fast unmittelbar an die Häuser des Ortes, mit einer zweiten an eine belebte Strasse stösst (Schelcher). Ardea cinerea L. Obgleich nicht mehr so zahlreich wie zu Helms Zeit, der im Oktober 1892 am Mittelteich 25, 40, 60 beisammen sah, sind Reiher doch alljährlich von August bis Oktober Gäste der Teichufer; in der Regel sind es junge, noch nicht ausgefärbte Tiere. 5. X. 06 sah Mayhoff 5 Fischreiher am Mittelteich, die dann zusammen auf einer Kiefer auf- bäumen. 28. IX. 07 gehen nacheinander am Frauenteich 9 Stück auf; einige der Vögel kreisen längere Zeit über dem Teiche, bis alle zu- sammen in der Richtung nach dem Mittelteich verschwinden. Der im Fluge zurückgelegte Hals wird bei scharfen Wendungen fast bis zur gestreckten Lage hervorgeschnellt. 18. X. 08 fliegen 5 Reiher über den | Schlossteich, 4 stehen am Grossteich, 2 am Mittelteich. 7. IX. 09 be- Beobachtungen im Gebiete der Moritzburger Teiche 1906—1914. 333 & obäachtet Mayhoff auch am kleinen Fischerteich 4 Stück; einer lässt ’ beim Abfliegen seine Stimme hören, ein heiseres, rauhes chraa. 28. VII. 11 # am Frauenteich 1, 9. X. 11 ebendort 3 Stück. 30.IX. 12 stehen im halbausgelassenen Grossteich 2 Reiher. Als sie auffliegen, wird einem i von Saatkrähen ziemlich hart zugesetzt. Am gleichen Tage auch am - Mittelteich 8 Reiher, gehen auf 60—100 m unter einzelnen unwirschen | Rufen hoch. Wiederum am Mittelteich treiben wir in der Abend- # dämmerung des 18. X. 13 8 Stück vom Ufer. 21. VII. 14 fliegt dort ‘ 1 einzelner. 14.IX. 14 stehen am Grossteich 5, am Frauenteich 2, 15. X. 14 am Mittelteich 6. i Im November ist die Hauptmenge der Reiher schon durchgezogen, ; am 3. XI. 07 sahen wir noch ein Stück am Frauenteiche. 8. XI. 14 am - Grossteich und am Mittelteich je 3. Auf dem Frühjahrszuge lässt sich | der Vogel hier viel seltener blicken; 3. IV. 09 begegneten uns 2 Stück f am Dippelsdorfer Teich, sie kamen vom Mittelteich herübergeflogen, - bemerkten uns aber schon aus grosser Entfernung und kehrten um. 15. IV. 14 stand 1 am Miittelteich. Ciconia nigra (L.). 21. IV. 11 hielt sich vormittags nach Hofjäger Wunderlich am Frauenteich 1 Exemplar auf. Als ich 2 Stunden später daraufhin nochmals den Teich absuchte, konnte ich, wie auch am beuachbarten Mittelteich, nichts mehr finden (Schelcher). Creomtia cieonza (L). 13. V. 06 kreiste 1 Paar morgens westlich vom Dippelsdorier Teich. - 20. IV. ı2 standen 4 Störche, gemächlich ihr Gefieder ordnend, im - Schlamm am Südufer des Obern Waldteichs, erheben sich bei unserer ° Annäherung rasch, schrauben in bedeutende Höhe emper und ziehen - _NO-wärts ab. Bei der ersteren Beobachtung handelte es sich jedenfalls um das Bärwalder Paar, über das A. Klengel (Ornith. Monatsschr. 1914, S. 417 ff.) ausführlich berichtet hat. | Y Accipiter nisus (L.). Einzelne umherstreichende Sperber beobachteten wir im Herbst. 4.X. 10 am Dippelsdorfer Teich 1; 28. VIII. 11 ebendort ein @ auf der Telegraphenleitung. 9. X. ı1 am Grossteich 1; 11. X. 13 in grosser Höhe über dem Obern Waldteich 1 von einer Krähe verfolgt. 18.X.13 morgens wird 1 Exemplar von einer Nebelkrähe angegriffen, die das 334 Hugo Mayhoff und Raimund Schelcher. charakteristische „karr karr—karr“ der Aufregung hören lässt, erwidert mehrmals deren Stösse; in wechselndem Uebersteigen schwinden beide Vögel aus dem Gesichtsfelde. 9. IX. 14 streicht gegen Abend 1 © über den Dippelsdorfer Teich. — Aus dem Frühjahr nur zwei Beobachtungen: 19. IV.09 am Mittelteich, 31. III. 10 am Dippelsdorfer Teich je 1 Vogel. Ob die Art im Gebiet noch brütet, konnten wir nicht feststellen. Im Dresdener Museum: steht 1 Q mit 5 Jungen im Horst aus Moritzburg (v. Minckwitz 8. VI. 1898). Circus aeruginosus (L.). 31. 1. 10 flog 1 Rohrweihe bei starkem Ost längere Zeit ber dem Dippelsdorfer Teich. In der günstigen Morgenbeleuchtung er- kannten wir die Art leicht an der scharf sich abhebenden, weissgrauen Querbinde der Flügel, nachdem uns die schlanke Vogelgestalt durch ihren für einen Bussard zu schmächtigen Umriss und zu gewandten Flug aufgefallen war; gegen die braunschwarzen Schwingen und den schokoladefarbenen Rumpf kontrastrierte scharf das helle Kaffeebraun des Kopfes: & im Mittelkleide. Nachmittags begegnete uns derselbe Durchzügler noch einmal am Frauenteich. Circus pygargus (L.). ? | 17. IV. 12 sah Schelcher am Obern Waldteich 1 durchziehendes 9. Ob der hellbraune Raubvogel mit dem weissen Bürzel eine Wiesenweihe oder eine Kornweihe war, musste unentschieden bleiben. Wir halten das erstere für wahrscheinlicher im Hinblick darauf, dass 1 in der Lausitz und 6 in der Leipziger Gegend während der Jahre 1908 und 1909 erlegte Kornweihen sämtlich im Winter (November bis Januar) geschossen wurden. (Vergl. E. Rey, Ornith. Monatsschr. 1910, S. 227.) Pernis apivorus (L.). | Ein Paar, das 1909 im nördlichen Teil des Tiergartens gebrütet hatte, wanderteleider samt Jungen und Horst in die Hände des Ausstopfers. Ein zweites sächsisches Brutpaar, beides noch junge Vögel, das leider auch der Büchse eines Forstgehilfen im Frühjahr 1908 zum Opfer fiel, steht jetzt unfern seines Erlegungsortes, im Gasthof zum Unger bei Stolpen, ausgestopft. Pandion haliaetus (L.). 5. IX. 12 sah Schelcher am Mittelteich 1 Exemplar mit Beute fliegen: es trug den 20—30 cm langen Karpfen in der typischen Haltung (vergl. Naumann) längs zwischen den Fängen. RZ Beobachtungen im Gebiete der Moritzburger Teiche 1906—1914. 335 E: Helm sah den Fischadler im Moritzburger Teichgebiet zuweilen auch im Frühjahr, . bezeichnete ihn als regelmässigen Durchzügler für den Herbst (Sept.—Okt, 1888, - 1891 sind 8 Exemplare beobachtet, z. T. erlegt worden; Ornith, Monatsschrift 1893). Jetzt trifft das kaum noch zu: der hart verfolgte Fischräuber ist auch auf dem Zuge F seltener a norcen: 4 Buteo buteo (L,). . Ein Paar horstet sehr wahrscheinlich im nördlichen Teil des Tier- i gartens; wenigstens trafen wir dort, auf den Kiefern aufgebäumt oder ’ über den Frauenteich hinfliegend, Bussarde mit ziemlicher Regel- © mässigkeit: 3. XI. 07 1 Exemplar, 18.X.08 2, 7.IX.09 1, 1.X.10 1, Ex 110, >6. I, 12 und 31. VOL. 14 ı Paar, 1.]V. 18, 15. IV. 13, -ı11.X%.13 je 1 Stück. Andere, im Herbst beobachtete Exemplare mögen - Durchzügler zewesen sein: 18. X. 08, 28.IX.11, 9:X. 11 je l am - Dippelsdorfer Teich, 30. IX. 12 2 am Obern Waldteich. Ob je 1 am | 20.IV. ı1 und 12. IV. 12 beim Dippelsdorfer Teich beobachtetes Stück - einem zweiten Brutpaar zugehörte, bleibe dahingestellt. “ ; Archiputeo lagopus (L.). \ 15. III. 12 wurde vom Hofjäger Wunderlich ein Durchzügler dieser Art geschossen. | Falco peregrinus, L. 16. II. 10 wurde 1 ausgefärbtes 4 erlegt. Nach Aussage des Herrn _ Hofjägers Wunderlich hielt sich fast den ganzen Winter 1911—1912 1 Exemplar im Gebiete auf und verursachte namentlich unter den - Rephühnern empfindlichen Schaden, wurde aber absichtlich geschont. 16. IX. 13 sah Schelcher am Frauenteich 1 Exemplar, das offenbar am - Boden gesessen hatte, nach einmaligem Kreisen über dem Wasser- spiegel in der Richtung auf Radeburg zu verschwand. — 11. X. 13 - zeigten die Kiebitze am Grossteich eine auffallende Unruhe: 150—200 f gingen ohne ersichtlichen Anlass hoch, um rasch wieder einzufallen; - als sie endgültig in grössere Höhe (30—40 m) sich erheben und ich die Schlammfläche auf Nachzügler mustere, sitzt da frei 50—60 m vor mir ı alter Wanderfalk! Im Schein der Nachmittagssonne heben sich - die gelben Fänge, die weissen Wangen, die schwarzen Bartstreifen scharf ab, der dunkelaschgraue Rücken liess den stattlichen Vogel auf - dem Schlammgrund leicht übersehen. Nicht eben elegant aufgerichtet, - den Hals wiederholt wendend, — wobei namentlich in der Rückenansicht ERLITTEN, FEN 2 83836 an R en Mayhoft an) Raimund Schelcher. : ' S: das Weiss der wenn gegen den nen Oberkopf sehr augenfällig® hervortritt — hockt er so an 3 Minuten lang am Boden, streicht dann niedrig über dem Wasser hin. Ein Zwergtaucherchen saust laut platschend unter ihm in die Tiefe; einzelne Kiebitze stossen jagend hinter ihm her, einer berührt ihn am Rücken; mehrere schwimmende Stock- und Tafelenten scheinen den dicht vorbeifliegenden Falken nicht zu beachten. Als er nach mehreren Schwenkungen geradewegs der Oberförsterei zustrebt, schiessen ein Krickententrupp und zwei Kiebitz- schwärme um ihn durcheinander, so dass ich ihn aus dem Glase verliere. Wider Erwarten finde ich beim Abgehen des Ufers keine Fraßspuren. 1 (Mayhoff.) In früheren Jahren sind eine ganze Reihe Wanderfalken erlegt worden, die sich die wildreiche Gegend zum Winterquartier erwählt hatten. Falco merilla, Gerini. 1 3 ad. aus Moritzburg (vor 1887 erlegt) steht im Dresdener Museum. Cerchneis tinnuncula (L.). In der östlichen Hälfte des Tiergartens, an den Waldteichen, am -Dippelsdorfer und am Grossteich dürften 2—4 Paare brüten. 7. VI. 06, 14. IV. 08, 28. III. 09 je ı Exemplar am Dippelsdorfer Teich, 31. II. 09. und 15.IV. 13 je‘. 1 am Frauenteich. .30. Il. 11 rieien 27furmıiken am Rand des Kiefernwaldes an den Gestütswiesen ihre helles kikiki (bis 30 Sekunden anhaltend) immer wieder in die Märzsonne hinaus. 20.IV.ı1 am Oberen Waldteich ı rüttelnd; 8. VI. 11 1 am Unteren Waldteich; 17. IV. 12 ı am Georgenteich, aus dem Wald ruft ein zweiter. 20. IV. 12 und 21. IV. 14 je 1 an der Kastanienallee bei Dippelsdorf. — 17. VIII. 09 rüttelt 1 über den Gestütswiesen. Die Herbstbeobachtungen betreffen zum : grösseren Teil vielleicht durch- streifende Vögel: 5. X. 06 am Dippelsdorfer Teich 1, am Mittelteich 2; 25.IX.09 1 & morgens am Dippelsdorfer, 4. X. 09 1 am Grossteich, 1.X.10 1 am Dippelsdorfer Teich, 29.IX. 11 1 am Frauenteich; 9.X. 11 1 über den Feldern bei Reichenberg; 14. X. 11 rüttelt 1 2 am Obern Waldteich. 5. IX. 12 wird 1 Turmfalk am Dippelsdorfer Teich arg von Kiebitzen und Krähen belästigt; am Obern Waldteich 3, 1 & und 2 iuy.?; 30. IX. 12 segeln 3 im starken Südost am Obern Waldteich, am Gross- teich fusste 1 auf dem Telegraphendraht, am Frauenteich spielen 3 über ELTERN ET VRR Y EEE EEE TENOEER WEITET A u an Beobachtungen im Gebiete der Moritzburger Teiche 1906—1914, 337 den Wiesen; der eine wird von einem Trupp dort rastender Saatkrähen so hart angegriffen, dass er laut aufkreischend in jähem Absturz die - Flucht sucht. 9. IX. 14 rüttelt 1 über den Feldern an der Kastanien- allee bei Dippelsdorf. Derdix.perdix (L.). Auf den Aeckern und Wiesen in der Nachbarschaft der Teiche recht häufig; oft haben uns die scheltenden Rufe der unerwartet los- brechenden Paare und im Herbst das Gepolter der Völker verdrossen, wenn wir im Begriff waren, seltenere Gäste des Ufers zu belauschen. Phasianus colchicus, L. In und auch ausserhalb des Tiergartens sehr häufig; einer Familie Halbwüchsiger sahen wir einmal 5. IX. 09 auf 20 Schritt an 10 Minuten lang beim Aesen auf der Wiese zu. Mit Vorliebe suchen die Fasanen tagsüber den Rohrgürtel der Teiche auf; fast regelmässig überraschte uns beim Abgehen der Ufer das Lospoltern kleinerer Trupps oder einzelner Vögel. Das hässliche Krähen mehrerer Hähne vereinigte sich ' an manchen Herbstabenden, besonders auf den Wiesen zwischen Schloss- und Grossteich, zu widerwärtigen Konzerten. Neteao tetrix, L. De um den Tiergarten liegenden Gehölze beherbergen einen guten Bestand von Birkwild, das namentlich auf den zwischen Dippelsdorfer und Waldteichen gelegenen Wiesen regelmässig austritt. 31. III. 09 1 & am Dippelsdorfer Bahndamm, ı 9 fliegt über den Frauenteich. 27.1. 10 kollertt 1 & am Frauenteich vormittags 10°! Oestlich vom Biippelsdorter Teich 22. II. 10 15, 299; 31.11. 10 balzt 1 & 9 Uhr ‘ vormittags im Schnee, in dem die am Boden schleifenden Schwingen eine sehr auffällige Spur hinterlassen; 4. IV. 10 kollert 1 3 mittags x 12 Uhr! 10. IV. 10 abends neben dem Bahndamm 3 öö, 1 balzt; 94 IV. 10 4 Uhr morgens 6 dd, 21.1V. 11 3 dg; 12. IV. 12, 20. IV. 12, 1.1IV. 13 je 1 & noch 10 Uhr morgens kollernd. 6.IV.13 15 2 22 auf Brachacker. 30. IX. 12 flog ı 8 am Dippelsdorfer Teich kaum 100 Schritt von den Häusern des Ortes umher! T Columba palumbus, L. Nicht seltener Brutvogel der umliegenden Waldungen. Im Herbst streichen kleinere und grössere Gesellschaften auf Wiesen und Aeckern 23 338 Hugo Mayhoff und Raimund Scheleher. gi umher (7 Beobachtungen): so z. B. 17. VII. 09 5—6 auf den Gestüts- wiesen, 25. IX. 09 am Obern Alten Teich 15 auf einer Kiefer, 5.1%.124 | etwa 30 am Mittelteich, 28. IX. 11 ein grosser Schwarm (etwa 150) am Grossteich. Im Oktober hatten die Ringeltauben in der Regel das Gebiet schon verlassen. Nur einmal, 19. X. ı1, trafen wir am Mittel- teich noch ein junges Tier, das offenbar krank war: es zeigte sich auffallend wenig scheu und schlief ständig ein. Sonst hat sich die im Dresdener Grossen Garten so sehr häufige und zutrauliche Art hier ihre ursprüngliche Scheu bewahrt. T 1 Balg aus Moritzburg. | Columba oenas, L. Eine Anzahl alter Bäume im Tiergarten bieten diesem Höhlen- brüter, den Helm hier zahlreich fand, immer noch geeignete Niststätten. Der Bestand an Brutpaaren steht allerdings wohl hinter dem der Ringeltauben zurück, indes leben Hohltauben auch viel versteckter und zeigen sich besonders auf freier Flur seltener als diese. 20. IV. 12 sahen wir am Frauenteich und an den Gestütswiesen je 1 Paar dem Walde zufliegen, 1. IV. 13 ı Paar an einer alten Eiche bei den Wald- teichen, 31. III. 14 am Schlossteich 1. 15. IV. 14 kam 1 Exemplar aus einem etwa 8 m hoch gelegenen Astloch an der Sch Wars beim Mittelteich hervorgepoltert. (Schelcher.) Turtur turtur (L.). Besonders im Tiergarten zur Brutzeit nicht selten, wie auch Helm hervorhebt. Vielleicht wissen sich die Turteltauben auch ihr Teil an der Wildfütterung (Mais) zu sichern. Da sie hier gar nicht geschossen werden, sind sie dem Menschen gegenüber ziemlich vertraut; jedenfalls lernte ich die Turteltaube im Kaiserstuhl i. B. als bei weitem scheueren Vogel kennen. — In den Abendstunden des 18. V. 10 sass auf einer hohen, einzelnen Kiefer an stark begangenem Wege ein Tauber und gurrte; erst als ich fast unter dem Baume stand, flog er ab. Ein anderes Stück, das ich in einer älteren Fichtendickung am Frauenteich traf, war nicht so zutraulich, doch machten die weissen Enden der Steuerfedern den fliegenden Vogel ja schon von weitem kenntlich. Auf grösseren Wiesen oder Feldern äsend, wie Ringel- und Hohltaube, sah ich sie bisher nur ein einziges Mal. 21. IV. 14 flog ı Paar von Beobachtungen im Gebiete der Moritzburger Teiche 1906—-1914. 339 4 den Wiesen nördlich des Dippelsdorfer Teiches, wo sich auch einige Ringeltauben aufhielten, dem Walde zu. (Schelcher). | Caprimulgus europaeus, L. Dass der Ziegenmelker dem Gebiet als Brutvogel angehört, ist kaum 4 fraglich, da sein Schnurren wiederholt im Frühsommer beim Mittelteich 1 von Mitgliedern des Dresdener Ornith. Vereins verhört ward. 1 Exemplar, > das sich wahrscheinlich auf dem Durchzuge befand, wurde 24. IX. 11 4 auf Volkersdorfer Revier (südwestlich von den Waldteichen) geschossen. Athene noctua, Retz. 1 2.V.09 ı Exemplar auf Volkersdorfer Flur. 30. IX. 12 trieben wir bei den Gestütswiesen 1 Steinkäuzchen am hellen Mittag von einem Steinhaufen hoch. Zweifellos brütet die Art in den alten Linden und 2 Kastanien der grossen, von Dresden kommenden Landstrasse, wo 4 Schelcher wiederholt einzelne Vögel und Paare beobachtete. Syrnium aluco (L). 4 Brütet wahrscheinlich im Tiergarten. Einen hörten wir 20. IV. ı1 - bei der Fasanerie rufen. Asio accipitrinus (Pall). | Lebend kam uns dieser im westlichen Sachsen gar nicht so seltene - Durchzugsvogel nicht zu Gesicht. 24. IX. 11 wurde bei Volkersdorf . - ı Sumpfohreule auf der Hühnerjagd erlegt, als sie aus einem Kartoffel- | acker aufging. ‘ Asio otus (L.). 2. V.09 umflogen uns 2 Waldohreulen auf Volkersdorfer Flur am - Obern Waldteich; das Nest vermuteten wir in einem Krähenhorst; i später im Jahr wurden die ausgeflogenen Jungen beobachtet. (Schelcher.) Alcedo ispida, L. | | 3 Einzelne Eisvögel, die nach der Brutzeit umherstreichen, schlagen 2 im September und Oktober fast regelmässig ihr Quartier an den Teichen auf: 29.IX.06 und 5. X.06 am Südende des Mittelteichs 1 im Rohr. a 5.X. 06 beobachteten Stresemann und Mayhoff am Dippelsdorier Teich 4 2 im Morgennebel längere Zeit; sie wechselten bei Annäherung ziemlich E ängstlich rufend hin und her, hielten aber doch an dem einmal ge- & wählten Bezirk fest, fussten bald im Rohr, bald auf den schwimmenden a Balken der Badeanstalt, bald auch auf niederen, dünnen Zweigen der ‘ | 23” x > 340 | Dr. Herm. Helfer. Bäume am Ufer (bis zu 3,5 m Höhe); mit gellendem Angstgekreisch zeichneten sie auf 1 vorüberfliegendes Sperber-d. 25. IX. 09 am Schlossteich 1, 9. X. 11 am Mittelteich 1 am Steindamm, 14. X. 11 am abgelassenen Frauenteich 1, der sich, wie die Totaniden, die Steinhaufen im Schlamm zur Warte wählte, 19. X. 11 am Grossteich 1. Ausnahms- weise liess sich einer schon im Juli sehen, 16. VII. 10 am Dippels- dorfer Teich. (Fortsetzung folgt.) Weitere Mitteilungen über die Reichhaltigkeit der Vogelfauna und über die Zweckmässigkeit ihres besonderen Schutzes an Kläranlagen. Von Dr. Herm. Helfer, Berlin-Lichterfelde. Vor mehr als Jahresfrist veröffentlichte ich an dieser Stelle?) unter der Ueberschrift „Vogelschutz und Kläranlagen“ einen Artikel, in dem ich auf Grund einiger Beobachtungen diese beiden Begriffe miteinander in Verbindung zu bringen und zu beweisen ver- suchte, dass zwischen Vogelwelt und Abwasserreinigungsanlagen enge Beziehungen vorherrschen. | Inzwischen hatte ich nun wiederholt und reichlich Gelegenheit, meine damaligen Vermutungen bestätigt zu sehen. In Verbindung mit anderen (hauptsächlich abwasserbiologischen) Untersuchungen beobach- tete ich die Vogelwelt an verschiedensten Kläranlagen in der Umgebung von Berlin, und die Ergebnisse sind vor kurzem in einer Arbeit nieder- gelegt.) Da diese jedoch den meisten Lesern der Ornithologischen Monatsschrift schwer zugänglich sein dürfte und ich seinerzeit hier nur eine „vorläufige Mitteilung“ gab, möchte ich, auch schon der all- gemeinen Bedeutung der Sache halber, die weiteren ornithologischen Beobachtungen nicht vorenthalten. — Wenn ich schon damals behauptete, dass es im Interesse aller Kläranlagenbesitzer liegt, sich der Vogelwelt anzunehmen durch Be- reitung von Niststätten, dass dadurch (durch Anpflanzungen haupt- sächlich) der Anlage bedeutende Vorteile, vor allem auch in hygienischer Hinsicht, erwachsen, dass also Abwasserreinigung und Vogelschutz Hand in Hand gehen müssen zu gegen- 1) Vergl. Ornithologische Monatsschrift Band XXXIX, Nr. 3, Seite 219—226. ?) Helfer, H., Biologische Beobachtungen an Abwasserreinigungsanlagen. In: Mitteilungen aus der Königl. Landesanstalt f. Wasserhygiene, Heft 20, 1915, S. 70—112, Die Reichhaltigkeit d.Vogelfauna u.d.Zweckmässigkeit ihres Schutzes an Kläranl. 341. seitigem Nutzen, so kann ich heute sagen, dass ich auf Grund meiner zahlreichen Beobachtungen in meinen damaligen Vermutungen - nur bestärkt wurde ‚und es weiter für meine Pflicht halte, auf diese 4 Gesichtspunkte aufmerksam zu machen, wo es auch sei. A Deutlicher als durch alle Worte glaube ich die Verhältnisse zeigen 5 zu können, indem ich eine Liste der sämtlichen von mir an Klär- 2 anlagen bis jetzt beobachteten Vögel gebe; es sind das folgende Formen: Carinaten: | Gallinaceen (Hühner): » *Tetrao tetrix, Birkhuhn, *Perdix perdix, Rephuhn, *Phasianus colchicus, Edelfasan, Columbinen (Tauben): Columba palumbus, Ringeltaube, Natatoren (Schwimnivögel): *Anser anser, Graugans (Wildgans), *Anas boschas, Stockente, *Larus ridibundus, Lachmöwe, Grallatoren (W atvögel): *Ciconia ciconia, weisser Storch, *Fulica atra, Blässhuhn, *Grus grus, Kranich, Gallinago gallinago, Bekassine, *Vanellus cristatus, Kiebitz, *Charadrius dubius (fluviatilis), Flussregenpieifer, Scansoren (Klettervögel): | | Picus viridis, Grünspecht, $ *Cuculus canorus, Kuckuck, \ | Passeres (Sperlingsvögel, Singvögel, Schreivögel): # | _ *Erithacus luscinia, Nachtigall, ge a rubeculus, Rotkehlchen, er ee Bu „ phoenicurus, Gartenrotschwanz, ss fitys, Hausrotschwanz, Pratincola rubetra, Braunkehlchen, * Vergleiche entsprechende Bemerkung im Text. \ TREE: Fr Herm, Helfer Saxicola oenanthe, Steinschmätzer, “ A Turdus merula, Amsel, Phylloscopus rufus, Weidenlaubsänger, L trochilus, Fitislaubsänger, Hippolais hippolais, Gartenspötter, | .ı ®Acrocephalus arundinaceus, Drosselrohrsänger, a Sylvia curruca, Zaungrasmücke, | | I „ Cinerea, Dorngrasmücke, | | Troglodytes troglodytes, Zaunkönig, Regulus regulus, Wintergoldhähnchen, „ ignicapillus, Sommergoldhähnchen, Parus major, Kohlmeise, u „ .caeruleus, Blaumeise, „ . palustris, Sumplimeise, Sitta europaea, Kleiber, Motacilla alba, weisse Bachstelze, Budytes flavus, gelbe Bachstelze, Anthus pratensis, Wiesenpieper, Alauda arvensis, Feldlerche, Galerida cristata, Haubenlerche, Emberiza citrinella, Goldammer, A schoeniclus, Rohrammer, Miliaria calandra, Grauammer, Serinus hortulanus, Girlitz, Carduelis carduelis, Stieglitz, Acanthis cannabina, Hänfling, Chloris chloris, Grünling, R Fringilla coelebs, Buchfink, Coccothraustes coccothraustes, Kirschkernbeisser, Passer domesticus, Haussperling, | A montanus, Feldsperling, Sturnus vulgaris, Star, 3 *Oriolus oriolus, Pirol, ? Garrulus glandarius, Eichelhäher, % Pica rustica, Elster, | | 3 ee wish an Colaeus monedula, Dohle, Corvus cornix, Nebelkrähe, » frugilegus, Saatkrähe, Muscicapa grisola, grauer Fliegenfänger, Hirundo rustica, Rauchschwalbe, Chelidonaria urbica, Mehlschwalbe, Riparia riparia, Uierschwalbe, Apus apus, Mauersegler, *Raptatoren (Raubvögel): Athene noctua, Steinkauz, Asio accipitrinus, Sumpfohreule, Cerchneis tinnuncula, Turmfalk, Müvus ater, schwarzer Milan, Accipiter nisus, Sperber. Dass diese (68 Arten aufweisende) Liste auf Vollständigkeit keinen Anspruch machen darf, ist kaum erwähnenswert. | Ehe ich auf einzelne Vogelarten eingehe, möchte ich des besseren Verständnisses halber einige allgemeine Bemerkungen vorausschicken: Es würde zu weit führen, wollte ich hier im einzelnen auf die Prozesse, insbesondere die biologischen Prozesse, eingehen, die sich nacheinander abspielen, beginnend beim Eintritt der Abwässer in die Kläranlage, zumal ich sie zum Teil auch schon seinerzeit geschildert habe (l.c. S. 221—222). Es dürften diese Prozesse auch von dem Bau der Anlage beeinflusst werden. Ob das Wasser nun zunächst in einen - Emscher Brunnen oder in Vorreinigungsbecken, Absitzbecken oder der- gleichen gelangt, ist nicht einerlei, aber weniger wichtig als die weitere Behandlung (Füllkörper, Tropikörper oder sonstige Reinigung, ober- irdisch oder unterirdisch usw.). Dass sich in jedem Falle sogleich polysaprobe (stark verunreinigtes Wasser bevorzugende) Organismen, besonders Schizomyceten (Spaltpilze), Wimper- und Geisselinfusorien (z. B. Bodonen) in grossen Mengen entwickeln können, bewirkt schon der Sauerstoff der Luft, der hinzutritt, sobald das Wasser, die unter- irdische Leitung verlassend, in die Kläranlage sich ergiesst, ganz ab- gesehen von den vielen im Wasser befindlichen Nährstoffen in Form von unbelebten Schwebestoffen, die an sich schon zur üppigen Ent- ESECAUER BE IE £ See re EEE SENDER LEE SAT BB ZERDTER a 344 Dr. Herm. Helfer. wickelung von niederen Organismen ein gutes Teil beitragen. — Von grösseren wirbellosen Tieren seien hier nur Insekten, Würmer, Schnecken und Spinnen erwähnt, die ja den Hauptanziehungspunkt für die Vögel bilden. Besonders sind es von den Insekten gut fliegende Arten, wie Dipteren (Zweiflügler), unter diesen wieder Mücken und Schmetter- lingsfliegen (Psychoda-Arten), die in grossen Mengen durch die den Abwasserreinigungs-Anlagen gewöhnlich entströmenden Gerüche an- gelockt werden. Wie bedeutend diese Insektenplage werden kann, habe ich anderen Ortes zur Genüge geschildert. Was die Würmer betrifft, so sind es hauptsächlich Lumbrieiden (Regenwürmer), die in unglaublichen Mengen oft das Füllkörpermaterial besonders besiedeln; es handelt sich meist um Zisenia foetida (Sav,). Wenn ich sage, dass beispielsweise für etwa 100 qcem von der Oberfläche eines Füllkörpers einmal 280, allerdings verhältnismässig kleine, Regenwürmer gezählt wurden, so spricht schon diese Zahl dafür, dass da manchem Vogel gedient ist. Von Schnecken seien hier nur die schalenlosen Zimax-Arten genannt, die z. B. in grosser Zahl an der Südseite der Tropfkörper- Steinbauten in Eberswalde an den Wänden sassen, heraufgekrochen waren, um entweder in der Sonne zu vertrocknen oder den eifrig nach ihnen suchenden Schwalben zum Opfer zu fallen; inzwischen konnte die ge- nannte Schneckenform als Limax (Alydrolimax) laevis Müll. bestimmt werden. Nach dem bisher Gesagten ist es schon ohne weiteres verständlich, dass beidem Vorhandensein grosser Mengen von Würmern, Insekten usw., vor allem Mücken und Fliegen, sich in erheblicher Zahl auch baldihre grössten Feinde einstellen, die Vögel. Wenn auch andere Wirbeltiere, ich denke hauptsächlich an Eidechsen, gute Insektenvertilger sind, so kommt doch dem gefiederten Volke der Löwenanteil zu. Was ein noch so kleiner Vogelmagen in dieser Beziehung zu leisten vermag, ist jedem bekannt, der einmal darauf geachtet hat, und es ist infolge ihres grossen Nutzens, der in der Verminderung der Insektenplage besteht, sehr zu begrüssen, dass man auf Grund solcher Erkenntnis allmählich beginnt, auch in der Umgebung von Abwasserreinigungsanlagen der Vogelwelt Schutz angedeihen zu lassen. Gross ist besonders die Zahl der sich einfindenden, zum Teil auch dort brütenden, Singvögel, unter denen besonders Schwalben und Sperlinge (wohlgemerkt Haus- sowie Feld- u REED VENIEER SEE BLETELERWETEELZEZEROBE TIER le a er a nn Susan nen Eee a nn BEE EEEETERERETEN rn I en REF SEER, ar = “ _ Die Reichhaltigkeit d.Vogelfauna.u.d. Zweckmässigkeit ihres Schutzes an Kläranl. 345 2 sperlinge!) sich an der Insektenjagd beteiligen. Aber auch Meisen, - Finken, Bachstelzen, Ammern, Lerchen, Stare und Rabenvögel tun ihre ? Pflicht, wobei letztere hauptsächlich den feuchten Schlamm nach darin K befindlichen Würmern und Psychoda-Larven absuchen. Zur Winterszeit 4 sieht man auch viele Möwen (Lachmöwen) auf dem Schlamm. Die Erwähnung einzelner Vogelarten in der oben gegebenen Liste # bedarf noch der Erläuterung: Anas boschas, die Stockente, brütete unmittelbar am Fusse und 5 zugleich neben dem Abfluss des Tropfkörpers der Anlage in Königs- F wusterhausen. Ebenda ging am 23. April ein Storch spazieren, drei 4 ‚weitere Exemplare flogen am gleichen Tag über die Anlage. — Feld- hühner sah ich oft, auch nach Fliegen jagend, auf der Stahnsdorfer F Kläranlage, wo auch die erwähnte Sumpfohreule festgestellt wurde und ” der Steinkauz auf einer alten Weide an der Strasse sein Gelege hatte und auch ausbrütete. — Birkhühner, Fasanen, wilde Gänse und Kiebitze waren auf den Rieselfeldern oder den nahe den Kläranlagen vielfach 3 gelegenen Schlammablagerungsplätzen oit in grosser Zahl zu sehen (namentlich im Herbst), hier auch Störche vereinzelt. — Als besondere “ Merkwürdigkeit muss ich Charadrius dubius, den Flussregenpfeifer, er- wähnen, von welch schönem und seltenem Vogel zwei Pärchen an den Schlammtrockenplätzen der Stahnsdorfer Anlage brüteten; auch die Jungvögel konnte ich am 4. Juli 1914 vorzüglich beobachten. Soviel ich weiss, sind Brutplätze dieses Vogels in der Mark nur wenig bekannt. — Fulica atra sah ich am Einfluss des gereinigten Abwassers in den Finowkanal bei Eberswalde des öfteren, an der dortigen Anlage auch den schwarzen Milan, wie er sich einen Karnickel holte. Diese letzteren und andere nur im Fluge beobachtete Arten, wie Turmfalk, Sperber, Kranich, Kuckuck und Pirol will ich natürlich nicht als „Kläranlagenvögel“ — wenn ich mal so sagen darf — bezeichnen, zumal nicht, wenn ich sie nur einmal dort sah, ferner schon deswegen nicht, weil ich bei unübersichtlichen, weit sich erstreckenden Anlagen (z. B. Stahnsdorf) nicht immer feststellen konnte, ob der Vogel sich auf der Anlage niederliess oder in dem Bezirk aufflog. Nur der Voll- ständigkeit halber erwähne ich alles, was ich antraf, darum auch den Drosselrohrsänger und die Nachtigall, die direkt am Ufer der Spree ee a N, er We ’» ar: BEE EEE TREO TREE SER Er U ER en . EAN. I: 7 Se Fe © We 346 REN Dr. Herm. Helfer. ie bei der Köpenicker Anlage zu gleicher Zeit ihr Lied im Schilf bezw. | Ufergebüsch hören liessen, also streng genommen nicht auf Grund und Boden der Kläranlage weilten, sicher jedoch an dem Insektenreichtum sich mit erfreuen konnten. | Nistend wurden angetroffen an den Gebäuden bezw. in den an ihnen angebrachten künstlichen Nisthöhlen: Hausrotschwanz, ‘ Mehlschwalbe, Haussperling, Rauchschwalbe; Star, in den Anpflanzungen, am Boden oder in den an Bäumen oder Masten aufgehängten Nisthöhlen: 2 | Bekassine, Bachstelze, Flussregenpfeifer, | Haubenlerche, Braunkehlchen, Buchfink, Steinschmätzer, Haussperling, Amsel, Feldsperling, Kohlmeise, Star; Blaumeise, | an bezw. in Tropikörpern: Stockente, Bachstelze, Zaunkönig, Schafstelze. Diese Angaben beziehen sich nur auf die Kläranlagen selbst, nicht also auf deren nächste Umgebung. Sämtliche Beobachtungen fallen in das Jahr 1914, diejenigen des laufenden Jahres Bu weitere sollen gelegentlich zusammenhängend folgen. | Das Gesagte beweist schon, wie gerade die Abwasserreinigungs- anlagen für den Feldornithologen viel des Interessanten zu bieten ver- mögen. Die Beobachtungen sind keineswegs erschöpft; namentlich bleiben noch mehr brütende Arten festzustellen, besonders nachdem die stellenweise erst kürzlich vorgenommenen Anpflanzungen weiter gediehen und noch mehr künstliche Nistgelegenheiten (ich betone wiederum: nach Vorschrift!) angebracht sein werden, was beides nicht genug empfohlen werden kann. Auch auf die sachgemässe Winter fütterung sei an dieser Stelle nebenbei nochmals aufmerksam gemacht. Wie ich selbst beobachten konnte, und wie Zuschriften, Bestellungen RE PROBE LEE RR er In | A; Die Reichhaltigkeit d.Vogelfauna u.d.Zweckmässigkeit ihres Schutzes an Kläranl. 347 auf Nisthöhlen usw. mir beweisen, sind denn auch manche Kläranlagen- - besitzer bereits zur Erkenntnis gelangt und haben eine Arbeit begonnen, - deren Erfolg nicht ausbleiben wird. Sollte ich gleichzeitig die Ornithologen auf ein neues Arbeitsfeld E hingewiesen und zu ähnlichen Beobachtungen angeregt haben, so würde i ich mich freuen und für jede diesbezügliche Mitteilung dankbar sein. Zum Schluss mache ich nochmals aufmerksam auf die haupt- ’ sächlichsten Vorteile, die aus der Pflege der Vogelwelt an Kläranlagen den Besitzern (Städte, Institute, Private usw.) er- wachsen; durch Vogelschutz (es handelt sich hauptsächlich um An- - pflanzungen) wird erreicht: 1. Praktische Ausnutzung Ba iescnder Geländestreifen, ins- besondere noch bei Setzen von Nutzpflanzen; 2. Verschönerung der Anlage rein äusserlich betrachtet; 3. Entziehung der Kläranlage vor den Augen des Publikums, wenn besonders die Anlage nahe an einer Strasse, an Wohnungen, an schönen - Spazierwegen oder überhaupt in landschaftlich schöner Gegend liegt; 4. Verminderung bezw. Beseitigung der Geruchsbelästigungen seitens der Kläranlage; 5. Schutz vor Verwehungen von Abwasser bei Sprinklern und Streudüsen (vergl. die Abbildungen |. c. S. 222 und Tafel XXV); 6. Schutz vor Verwehungen von Mücken und Fliegen; 7. Verminderung der Insektenplage bei der Kläranlage sowohl wie - auch in ihrer Umgebung (Gartenbauschädlinge); 8. Förderung der Vogelschutzbestrebungen: Vermehrung der Nistgelegenheiten und damit der Vogelwelt überhaupt, was dem ganzen Lande zum Segen gereicht. | Die Punkte 4-7 dürften ‚vom hygienischen Gesichtspunkte be- sonders für die Kläranlagenbesitzer von Wichtigkeit sein. Kläranlagen und damit günstige Lebensbedingungen für Pflanzen (Wasser) und Vögel (Nahrung) sind überall vorhanden, die Bewässerung der Pflanzen mit dem nährstoffreichen gereinigten Abwasser ist besonders vorteilhaft für ihr Gedeihen; das Weitere hängt also lediglich von dem guten Willen der beteiligten Kreise ab, denen Verfasser jederzeit mit Rat und - Tat gern zur Verfügung steht. 348 RN Pro lbarın, Ein neuer Brutplatz der Reiherente (Nyroca fuligula L.) in Westpreussen. Von Prof. Ibarth, Danzig-Langfuhr. Im Naumann wird die Reiherente für Westpreussen als auf dem | Drausensee und bei Thorn brütend angeführt. In seinem Aufsatze „Einiges über den Drausensee, seine Bewohner und Pflanzen“ (Preuss. Prov. Blätter N. F. 1844, S. 325 ff.) nennt Doering sie ebenfalls als Brutvogel dieses Sees und damit der Provinz. Herr Amtsrichter Tischler 1 erwähnt in den Beiträgen zur Naturdenkmalpflege IV, Heft 4, Berlin 1914: „Die Vogelinsel im Grossen Lauternsee Opr., ein Vogelschutzgebiet der Staatsforstverwaltung“ ausser Doering auch Dobbrick, nach dem die jı Reiherente noch heute auf dem Drausen brütet. Ueber die Nistplätze bei Thorn habe ich näheres nicht in Erfahrung bringen können. Die von mir aufgefundene Reiherentenkolonie befindet sich im Grossen Brodno-See, 5—6 km südwestlich von dem Marktflecken Kart- haus im Regierungsbezirke Danzig. Der See erstreckt sich in einer Länge von wenig mehr als 3 km nach SW. und ist an der breitesten Stelle ungefähr 600 m breit. Sein Spiegel liegt 161 m über dem Meere, und seine Ufer erheben sich, sanit ansteigend, 50—60 m über die Fläche des Sees. Sie sind nicht bewaldet, nur hier und da finden sich kleinere Gehölze. Sonst umgeben den See Wiesen und dürftiges Acker- land. An seinem Nordostende liegt das Dorf Remboschewo, und un-: sefähr 1300 m südwestlich von diesem Orte befindet sich im See eine kleine Insel, in deren Nähe ich schon am 30. Mai 1909 Reiherenten bemerkte. Es vergingen 6 Jahre, bis ich am 13. Mai dieses Jahres wieder in jene Gegend kam. Auch jetzt konnte ich dort Reiherenten feststellen, und zwar 10—15 Paare. Inzwischen war Tischlers oben erwähnter Bericht über die Vogelinsel im Grossen Lauternsee in Opr. erschienen, und sofort kam mir der Gedanke, dass die im Grossen Brodno- See liegende Insel, die mir mancherlei Aehnlichkeit mit der von Tischler geschilderten zu haben schien, ein Brutplatz der Reiherente sein konnte. Am 13..Juni dieses Jahres besuchte ich deshalb diese Insel. Sie ist ungefähr 160 m lang und, da sie Ellipsenform hat und sich deshalb nach den Enden zu nur sehr wenig verjüngt, überall gleichmässig 30 m breit. Ihre Entfernung von den Ufern beträgt nach Westen 240, N R r es rs RER A fr zu or Kar er ‚Ein neuer Brutplatz der Reiherente (NVyroca fuligula L.) in Westpreussen. 349 {9} - nach Osten 200 m. Der innere Kern ist gegen den Rand ein wenig erhöht -_ und liegt vielleicht 1—1'/, m über dem Wasserspiegel. Der Boden besteht aus lehmigem Sande und ist nur in unmittelbarer Nähe des Wassers etwas feucht. Die Pflanzendecke weist u. a. Gräser, Seggen und Minze auf. Besonders häufig ist Spiraea ulmaria, die zur Zeit meines ersten Besuches 35 cm hoch sein mochte. Hier und da schien Rotklee angesät zu sein. Baumwuchs ist auf der Insel nicht vorhanden, abgesehen von einem nur wenige Meter umfassenden Gebüsch von Salix aurita und einem einzigen Exemplar von Alnus glutinosa in Busch- form. Die Insel umgibt ein ziemlich breiter Gürtel von Phragmitis communis, das aber so weitläufig steht, dass der Kahn es ohne Schwierig- keit durchschneidet. Rings um die Insel sind am äussersten Uferrande trockene Stengel derselben Pilanze angeschwemmt und aufgehäuft. Am 13. Juni blies ein sehr frischer Südwest, und man musste während der Ueberfahrt fortwährend bedacht sein, in dem kiellosen Fahrzeug das Gleichgewicht nicht zu verlieren. Deshalb waren die auf dem See schwimmenden Enten schwer zu beobachten. Immerhin konnte eine Anzahl männlicher Reiherenten mit Sicherheit festgestellt - «werden. Schwieriger war die Beobachtung der Weibchen, die beim Näherkommen des Kahnes von der Insel dem See zuflogen, wo sie in den Wellentälern fast verschwanden. Bei diesem Besuche fand ich vier Gelege von 14, 11, 9, 8 Eiern. Die Nester standen an dem nach dem Innern sanft ansteigenden Abhange der Insel, auf ganz trockenem Boden, versteckt in dem Kraute der Spiraea ulmaria. Sie waren mindestens 3m vom Wasser entiernt. Das Nest bildete einen tiefen, halbkugeligen Napf, dessen oberen Durchmesser ich auf 16—20 cm schätzte. Die Wände bestanden vorzugsweise aus feinen, trockenen Grashalmen. - Das Innere war sorgfältig mit dunklen Daunen ausgefüttert, die ober- halb der Eier an der Nestwand einen Kranz bildeten. Das Nest über- raschte durch seinen kunstvollen Bau. An den Eiern fiel mir das stark abgestumpite spitze Ende auf. Obwohl ich ganz sicher zu sein glaubte, dass ich es mit Reiher- enten zu tun hatte, wandte ich mich doch noch an Herrn Amtsrichter Tischler mit der Bitte, mir auf Grund meiner Schilderung seine Meinung mit- zuteilen. Diese lautete durchaus zustimmend. Herr Amtsrichter Tischler BE a ES 3 Erd ERNST ae N NR a7 FEN EIER A ne en ra 2 350 Prof. Ibarth: Ein neuer Brutplatz der Reiherente /Nyroca fuligula L.) in Westpr. schrieb mir: „Ihre Schilderung ist so charakteristisch, alles passt so ausgezeichnet auf die Reiherente, dass ich nicht einen Augenblick an der Artzugehörigkeit, zweifle“. Herr Amtsrichter Tischler ermöglichte | mir auch einen Vergleich von Eiern aus Ostpreussen mit solchen vom Grossen Brodno-See, der völlig positiv ausfiel. Inzwischen hatte ich am 20. Juni der Kolonie einen neuen Bach gemacht. Bei günstigem Wetter gestalteten sich Ueberfahrt und Aufent- halt auf der Insel angenehmer als das erste Mal. Es konnte deshalb auch eine gründlichere Suche vorgenommen werden. Die Weibchen sassen an diesem Tage so fest, dass sie erst unmittelbar vor mir auf- flogen und gut zu beobachten waren. Es wurden 12 Nester gezählt mit 12, 12, 10, 10, 10,10, 9, 8, 8,7,6,5 Eiern. Das Gelege von 14 Eiern vom 13. Juni konnte ich nicht wieder auffinden. Einige unvollendete Nester mit 2 und 3 Eiern schienen verlassen. In einem mit 10 Eiern waren die Jungen unmittelbar vor dem Ausschlüpfen. Die Zahl der Männchen, die den See in der Nähe der Insel belebten, schätzte ich auf 20, während ich am 26. Juni vom Lande aus auf der Seeseite der Insel ungefähr 25 Reiherenten, meistens Männchen, zählte. Wenn man die späte Brutzeit der Reiherenten berücksichtigt, ist es wohl nicht ausgeschlossen, dass die Gelege mit geringer Eierzahl noch vervoll- ständigt wurden oder dass noch neue hinzukamen. Ausser Reiherenten nisteten auf der Insel ungefähr 10 Paare von Larus ridibundus und ebenso viele von Si/erna hirundo sowie eines von Tofanus totanus. Die Nester der Lachmöwen und Flußseeschwalben standen nie auf feuchtem Grunde, sondern auf höher gelegenen Teilen der Insel, einige auch auf dem oben erwähnten Kranze von trockenem Rohr. In dem dieIlnsel umgebendem Rohre brütet Fulica atra und Co/ymbus cristatus. Eine der geschilderten ganz ähnliche Insel, nur von etwas geringerer Grösse, liegt in dem weiter südlich an den Grossen Brodno-See sich an- schliessenden ÖOstritz-See. Auch in ihrer Umgebung bemerkte ich am 20. Juni Reiherenten. Die Suche daselbst ergab aber nur ein Gelege von 11 Eiern sowie eines von Sterna hirundo. Dieser Brutplatz liegt insofern un- günstiger, alsin nächster Nähe sich Dörfer befinden, vondenen ausdieInsel 4 zur Brutzeit öfters besucht werden soll. Es werden: deshalb Störungen nicht selten sein. Ausser an den geschilderten Oertlichkeiten beobachtete Kleinere Mitteilungen. ee WR r— ich Reiherenten in den letzten Jahren in einigen Paaren wiederholt im Mai, 1915 auch im Juli auf dem haffartigen Gewässer, das zu dem jetzt zur Vogelschutzstätte erklärten „Messina“-Gebiet bei östlich Neufähr im Kreise Danzig Niederung gehört, sowie auf dem an dieses Gelände srenzenden sogenannten „Karauschenteiche“. Ob die Ente dort auch brütet, habe ich bis jetzt nicht feststellen können. Immerhin scheint dieim Nau- mann ausgesprochene Vermutung durchaus berechtigt zu sein, dass die Reiherentein Deutschland öfter nistete und noch nistet als man geglaubt hat. Kleinere Mitteilungen. Vom Kuckuck. Im vorigen Jahre, hatte ich auf meinem Haupt- beobachtungsgebiete, dem hiesigen Zentralfriedhof, ein Kuckucksei (Typus etwa Rotkehlchen, doch mehr ins Violette spielend) im Nest der Braunelle gefunden und erfahren, dass dieser Vogel fast jedes Jahr dort einen jungen Kuckuck aufziehe. Natürlich galt daher in diesem Jahre meine Aufmerksamkeit ganz besonders den efeubewachsenen Grab- steinen, dem fast ausschliess- lichen Nistplatz der Braunelle, von der ich bald, unter vielen andern, besonders vom Hänf- ling, 4 Nester fand, doch ohne Kuckucksei. Ein solches fand ich vielmehr beim weiteren Suchen am 18. Mai in einem Goldammernest mit 2 Nest- eiern, zu denen am folgen- den Tage noch ein drittes hin- zukam; zu meinem grössten Bedauern blieb aber das Nest aus unbekannter Ursache ver- lassen, ohne dass ich den Ammer auch nur einmal in der Nähe sah. — Etwa eine Woche vorher hatte ich, ebenfalls an einem efeuberankten Grabstein, ein Hänflingsnest gefunden, das 4 Eier und ein trockenes Efeublatt enthielt. In der Nähe wurde gearbeitet und daher glaubte ich, der Vogel habe 352 Kleinere Mitteilungen. das Nest verlassen, was er sehr leicht tut, solange das Gelege, das bei der ersten Brut hier regelmässig mehr als 4, oft 7 Eier beträgt, noch nicht vollzählig ist. Wie gross aber war mein Staunen, als ich am 20. Mai nur noch ein Nestei und daneben ein Kuckucksei fand, Nest und Eier aber nassgeregnet, also verlassen und daher zu meinem grössten Aergerwieder nicht festzustellen, ob die Insektenfütterung junger körneriressender Vögel (Rey führt auch Gimpel, Buchfink, Grünling und Girlitz an) zur Aufzucht eines Kuckucks noch genügt oder ob es sich bei der Ablage des Kuckuckseies in solchen Nestern um einen durch Legenot oder dergl. er- klärlichen Missgriff des Kuckucksweibchens handelt, wie es doch offenbar bei den ebenfalls von Rey erwähnten Funden von Kuckuckseiern in den Nestern von Zwergtaucher, Taubenarten usw. der Fallist. Beide Eier stammten von demselben Weibchen, ihre Grundfarbe war grauweiss, darauf ziemlich kleine graue und mattbräunliche Flecken. Das Weibchen selbst sehe ich fast jeden Tag, es ist leuchtend rotbraun, also wohl einjährig, und sein Kichern klingt heiser wie Hohngelächter der Hölle. Es kann sein, dass es sich überhaupt um ein abnorm veranlagtes Tier handelt. Jeden- falls werde ich durch gesteigerte Aufmerksamkeit beim Beobachten und Nestersuchen festzustellen suchen, ob dem so ist oder ob irgend eine Not- lage für die Unterbringung der Eier in diesen Nestern bestimmend war. Braunschweig, den 4. Juni 1915. Kurt Kammerer. Inhalt: Hugo Mayhoff und Raimund Schelcher: Beobachtungen im Ge- biete der Moritzburger Teiche von 1906—1914 (Fortsetzung). — Dr. Herm. Helfer: Weitere Mitteilungen über die Reichhaltigkeit der Vogelfauna und über die Zweck- mässigkeit ihres besonderen Schutzes an Kläranlagen. — Prof Ibarth: Ein neuer Brutplatz der Reiherente (NVyroca fuligula L.) in Westpreussen. — Kleinere Mit- teilungen: Vom Kuckuck. (Mit 2 Abbildungen.) Redaktion: Prof. Dr. Carl R. Hennicke in Gera (Reuss). Druck der Geraer Verlagsanstalt und Druckerei, Gera (Reuss) ee Mehrfady geäußerten Wün- hen entiprechend gebe ich nach)- x die Breile der. von mir oder durd meine Bermittefung zu beziehenden 5) Schriften a befannt: 1 Einbandderke 0.30M. um Porto 1 a DRummerder Monats- g: Fafkarte mit Abbildung 0.03 M. md PBorto 1 x ll.) unaufgezogen 2.50 - st een l. u. IL). unaufgezogen 125 „ der philofophifgie Yaner Index 1 und 2 je150M. und Porto Aeltere Jahrgänge, joweit nod) vorhanden, mit Einbanddede je 3.— M. und Vorto. Bei Ent- nahmebon 5 fortlaufenden Sahr- güngen einihlieglih Einband- Sahrgang 1883 5 M. ) Sümt! It ne le gern Be - Baul Dir, Gera-Henß, Laafener Str. 15, Geihäftsführer (&. 3.) Boltihedfonto: 6224, Amt Leipzig il 8 = Gegenftände 4 0.60 M. und Porto aufgezogen 5.— > Be e aufgezogen 2.75 M., Ralen E 0.50 M. und Porto Dede je 2.— M. und Borto. zum Schuße der VBogelwelt ©. P. de8 D. B. 3.5.9.8. ra Bidenvniot \ und Ronferuator | 4 Eine praft. Anleitung z. Erlernen des | Ausftopfens, Konfervierens ud ff 1) SkeleitierensvonHögelnn, Häugetieren. 14 \ Bon Rob. Boegler. 1 Dritte verbeijerte und erweiterte Auf- } i lage mit 38 Abbildungen im Tert. N « Preis geheftet Ih, 2, gebunden 34. 2.50 | I] Ereug’iche Derlaasbuchhandlung NOS THES. feine UNE, Pflege und Zucht. Bon Dr. Karl Ruß. 12. Auflage. Mit drei Farbentafeln und zahlreiken Text- Abbildungen. Bearbeitet und herausgegeben von Karl Neunzig. Geheitet 2 Mark, gebunden 2,60 Narf. Sreugjche Derlagsbuchhandlung in em Te } | Bei ung a Der Graupapaagei in der Freiheit und in der Gefangenlaaft. Bon Dr. Carl R. Hennide. | Mit 1 Buntbil. &eheftet M. 1.60; gebunden M. 2.— | RT ee un En : Bogeljepub durd) Ynpflanzungen: I a 2 inter Benubung der Arbeit v. Dr. Died: = 5 Yogelfijuß-Gehölge und ihre Verwendung. = H s a Bon Prof. Dr. CariR.Hennide. Preis: 5 = 1 Exp1.M.0,20, 10 Erp1.M.1,50, 25 Expl. # = 91.2,50, 50 Erpl.M.3,50,100Erpl.M.5,— = = (reutz’sche Verlagshuchhandlung, Magdeburg. nn 5 as EEE ı Mit 9 Tafeln in Doppeltondrud, 1 Karte und mehr aß 200 Zerbbifonngen. z | Kapiteln die Abnahme der Vögel durch die Kultur, durd) Verfolgung, | ; äfthetiiche und wirtjchaftliche Begründung des Bogelihußes wird im I zweiten Buche behandelt. Die Ausführung des Vogelihußes Durch | por Verfolgung, durdy Belehrung und Aufklärung und Maßnahmen ’ | Seihihte des Bogelihuges, die Gogeljhußgejeßgebung der deutichen | i und jonftigen 'europätfchen Staaten, fowie ein ausführliches Literatur- | berzeichnis und Negifter beichliegen das Werk, das bei ausgiebiger | Benubung feitens aller Onterefiinten zweifellos geeignet ift, nicht | denen die Schonzelt der Vögel in den einzelnen Bundesitaaten mit i Leichtigkeit feitgeitellt werden fann. des Beneifchuges | Prof. Dr. Karl ı m. Benniche, IE Geheftet 6,50 ME., u 7,50 ME. Sn jet der Reichtum des Snhaltes biefes „Se | des Bogelföntes“ furz angedeutet: Nach einer einleitenden Ueberficht wird im eriten Bud die Note : wendigkeit des Vogelihutes nahgemwiefen und in den einzelnen | nenn. ö i dl NR ; Milk EN N SE en Ns OR ERS RNaRe TUNER ER HRRÄL TO CI IS SENWELNERT CN 3, 6"7R RR 0 RS TERN ER” durd) Yeinde umd durd) natürliche Ereigniffe gefchildert. Die ethiiche, Beihaffung von Niftgelegenheiten, Winterfütterung der Bügel, dur Bade und Tränkpläße, durd) bejondere Maßnahmen, durd) Schuß politifcher Behörden bildet den Snhalt des dritten Buches. Eine | ns allein der Bogelihuß-, jondern aud der Heimatjehugbewegung In I deutjchen Baterlande unfhäsbare Dienfte zu leiften. Als bejonders wertvoll find die Tabellen herborzuheben, aus Die fehr reihlihe Sluftrierung des Werkes ift außerordentlich | lehrreih und vorzüglid zu nennen. Das Werk fan alS wahre Sundgrube alles auf den Vogelihuß bezüglichen bezeichnet werden. Zu beziehen durd alle Buchhandlungen, direft von der Verlags buchhandlung gegen vorherige Einfendung des et oder unter Te Page 2 ee — — ze Greußfche Peciagsbuchfandtung. in Magdeburg. = Drud der Geraer Berlagdanitalt und Druderei, Gera-R. INTEOLDCH vom 1 |oeurscnen Ss ZUM : SCHUTZE KO Ge JuLı8 917 N 4, | onal M sent 3 Magdeburg 2 _ Creutz’ sche Verlagsbuchhandlung 5 Max Kretschmann. Dr. Sal Ruß’ j | Einheimilche Stubenvögel Neu herausgegeben und völlig umgearbeitet von Karl Beunzig Herausgeber der Geftederten Welt | | Fünfte Auflage, 573 Geiten Zert mit zirfa 200 Abbildungen jowie 20 $Sarbentafeln enthaltend 77 Dogelabbildungen Preis: Geheftet in buntem Umfjchlag 9,— Marf Fein und originell gebunden 10,50 Mark u beziehen dur) jede Buchhandlung, direkt vom Verlage nur .. gegen vorherige Einjendung De3 Betrages oder unter Nachnahme. Nur der ornithologiih Erfahrene wird der Behauptung beiftimmen, daß dem prächtigen Buche: „Einheimtihe Stubenvögel” ein hoher, vogelfsyüklerifcher Wert beizumelien tt; infofern nämlich, als es in überaus freundlicher und eindringliher Weile Die Kenntnis unjerer Bogelmelt, ihrer Artmerkmale umd Gewohnheiten vermittelt. Der gejegliche Vogelihuß reicht nicht annähernd aus, unjere Bogeliwelt vor dem Untergange zu beivahren; um aber pofitiven, praktifchen Vogelfihuk zu_ treiben, Dazu bedarf e3 vor allem der Kenntnis. sh müßte aber fein gleich gutes ımd zugleich billiges Buch zu nennen, das die Kenntni3_unferer heimtiichen Bogelmwelt lebendiger vermittelt als die „Einheimifchen Stubenvögel“. Sch wüßte auch feinen Bogelfchiigler zu nennen, feinen bon jenen, Die heute fo erfolgreich daS Banner des Vogel: ichußes der Welt vorauftragen, der nicht Dur liebevelles Studium an der Üsliere wichtige ae erivorben hätte, Die nun praftiiche Verwertung finden. WUußer der Schilderung des Verhaltens in der freien Yandichaft, des Gefanges, der Kocrufe, Wanderzeiten und Niftgermohnheiten bringt das Bud) genaue Amteifungen, wie die Vögel in der Gefangenihaft möglichit natur- gemäß zu berpflegen jind. „Seder a hat in dem „Ruß“ den beiten erater. Schon die Ausgabe des „Ruß“ vom Jahre 1904 war durch Die Bearbeitung de3 Herausgebers Karl Neunzig als Meifierwerk zu betrachten, und man meinte, Die mu der Ausgeltaltung jei erreiht. Kun zeigt Die fünfte NuSgabe jedoch, daß Neunzig feine Aufgabe wefentlidy erweitert hat, da er außer den Vögeln Mitteleuropas auch deren nahe Bermandte aus anderen Teilen des paläarftiichen Gebietes bejchreibt. Db dieje Grenzüberjchreitung notwendig war? Man fünnte darüber ftreiten. Gegen Die Ausgabe bon 1904 unterjcheidet fich Das neue Buch durch eine geringe Preiserhöhung von 2,50 Marf. Dafür werden aber rund 100 Zeiten mehr Tert geliefert, Die Abbildungen im Toerte find von 150 auf 200 geftiegen, und ftatt der bisherigen. 13 Tafeln werden zwanzig geboten. Bejonders, die pramtvollen Sarbentafeln, bon der Meilterhand Karl Neunzigs geichaften, find ungemein reizwall, Lebens wahrer fonnten die Vögel der Freiheit nicht dargeftellt werden. Sie werden den Drnithologen und Kunitfreund aleicherweije entziiden. Allen denen, die fie) für die Unternehmungen des VogelfAhukes intereifieren, ohne genügende Borkenntnilfe zu bejiken, dürfte der „Ruß“, der eigentlid, „Neunzig“ heißen müßte, bald unentbehrlich werden. (Hamburger Fremdenblatt 1913, Ir. 46.) Creuß’fche Derlagsbuchhandlung in Magdeburg. & I Ornithologiiche Monatsichrikt. | Herausgegeben vom Deufichen Vereine zum Scwufze der Dogelwelt e, V, Zugleich Mitteilungen des Bundes für Vogelschutz, des Internationalen Bundes für Vogelschutz (E. V.), des Vereins Jordsand (E. V.). Begründet unter Leitung von E. v. Schlechtendal, fortgesetzt unter Leitung von W. Thienemann und K. Th. Liebe. Ordentliche Mitglieder des Die Ornithologische Monatsschrift Deutschen Vereins zum Schutze : 5 s ist Eigentum.d. Deutschen Ver- der VogelweltzahleneinEintritts- Schriftleitung ; eins zum Schutze der Vogelwelt geld von 1Mark und einen Jahres- Prof. Dr. Carl R. Hennicke ?ahlungen werden an das Post- beitrag von sechs Mark und er- ? y S scheckkonto Amt Leipzig halten dafür in Deutschland und in Gera (Reuss). N0.6224erbeten, Geschäftsführer Oesterreich-Ungarn die Monats- des Vereins ist Herr P. Dixin schrift postfrei zugesandt. G er a-Reuss, Laasener Strasse 15. Kommissions-Verlag der Creutzschen Verlagsbuchhandlung in Magdeburg. Preis des Jahrgangs von 12 Nummern 8 Mark. sm Nachdruck nur mit Genehmigung gestattet. m XL. Jahrgang. Oktober 1915. 0 3.0, SE IE Siebenter Jahresbericht vom 1. April 1914 bis.1. April 1915 der staatlich autorisierten Versuchs- und Musterstation für Ypegsghupz von Hans Freiherrn von Berlepsch, Schlossgut Seebach (Kreis Langensalza), erstattet von Friedrich Schwabe. \_ “onaj Mus ent Der gewaltige Weltkrieg, durch den Not und Leid über 2 grössten Teil der europäischen Menschheit gekommen ist, hat auch die Vogelwelt in arge Mitleidenschaft gezogen. Aber auch an den seg- nungen dieser ernsten Zeit nimmt ohne Zweifel der Schutz unserer heimischen Vögel in gewissem Sinne teil: mancher sah ihn vordem noch als bedeutungslos für die Kultur an, jetzt wendet er der Mit- wirkung der Vögel am Ertrage des Bodens und damit zusammen- hängend an der Ernährung der Bevölkerung zum mindesten ernsthafte Beachtung zu. Ja, nicht nur für den Nutzen des Vogelschutzes zeigt sich ein grösseres Verständnis, sondern viel mehr noch für seine sitt- liche Bedeutung. Dafür legt das Gebaren des Volkes, insbesondere seines wehrhaften Teiles, rühmliches Zeugnis ab. Trotz aller Mühsal haben zahlreiche Krieger der Vogelwelt in sinniger und liebevoller - Weise geholfen und ihre Beobachtungen den heimischen Tageszeitungen EEE und Fachschriften mitgeteilt; diese haben hinwiederum trotz ihrer missıhen geschäftlichen Lage in gewohnter Weise eifrig auf den 24 354 Friedrich Schwabe: Schutz der Vögel hingewiesen. Daher dürfen wir wohl mit Recht sagen: Wenn auch die äussere Betätigung unserer Arbeit in dem ver- tlossenen Vogelschutzjahr einen jähen Sturz erleiden musste, so wird doch die innerliche Sammlung für ihre Aufgaben, die freudige Hingabe an alles, was uns die deutsche Erde so lieb und teuer macht, jetzt tiefe und feste Wurzeln schlagen, die neue Kräfte zur Entfaltung bringen sollen. Wie wir nach aussen siegen werden, so wird auch die Pflege der vaterländischen Natur verjüngt und kräftiger emporblühen! | | Die in den letzten Jahren rasch aufsteigende Linie unserer Arbeiten erlitt natürlich seit Beginn des Krieges eine plötzliche Senkung. Mit 8075 Briefbuchnummern haben wir nur die Hälfte der vorjährigen Leistung erreicht. Immerhin verdient auch diese Zahl als Beweis hervorgehoben zu werden, dass der ungeheuere Kampf um den Bestand unseres Reiches den Trieb zu der edeln Sache des Vogelschutzes nicht lahmlegen konnte. | Bei der allseitigen Inanspruchnahme jedes einzelnen durch die Anforderungen der Zeit konnte freilich seit Anfang August von regel- mässigen Beobachtungen bei uns nicht mehr die Rede sein. Freiherr von Berlepsch trat mit dem ersten Mobilmachungstage wieder ins Heer ein und ist seitdem nicht wieder hierher gekommen, ebenso der zweite Beamte, Hugo Pfers. Auch der Forstaufseher im Seebacher Walde wurde alsbald einberufen. Bei dem Unterzeichneten blieb allein der Gehilfe Petzold als Stütze; aber auch dieser trat Ende Februar in den - Dienst der Waffen. So musste leider das Wiederauftreten des Raupenfrasses von 1905 in den «Laubwäldern des „Hainich“ ohne die beabsichtigte genaue Beobachtung bleiben. Daher kann hinsichtlich der hierbei in Frage kommenden Arten nur die Vermutung ausgesprochen werden, dass es sich nicht — wenigstens nicht ausschliesslich und nicht vornehmlich — um „Raupen“, sondern um die Larven von Blattwespen — und wohl auch von Blattkäfern — gehandelt hat. Jedenfalls war der Befall (wenn auch nicht bis zum Kahlfrass gesteigert und nicht so ausgedehnt I wie im genannten Jahre) doch immerhin so erheblich, dass das Rieseln des herabfallenden Kotes der Schädlinge vernehmbar war. Was aber Siebenter Jahresbericht der Versuchs- und Musterstation für Vogelschutz. 355 _ dabei am wichtigsten ist: der Waldanteil der Seebacher Güter war ‘ wiederum von der Plage verschont geblieben. Von den gegen den Herbst hin versandten Jahresberichten 3 kamen viele leider als unbestellbar zurück; wohl mancher von den - Bedachten hat sein Leben dem Vaterlande als Opfer dargebracht. Besichtigungen der Sammlungen und Anlagen haben begreif- licherweise nur selten stattgefunden. Sie beschränkten sich auf 105 Personen an 88 Tagen. Einzelbesucher konnten vor Ausbruch - des Krieges nur zu Beginn unseres Geschäftsjahres kommen, da die i Anlagen vom 1. Mai bis zum 1. August der Brutzeit wegen geschlossen - sind. Nach Beginn des Krieges aber waren gewiss viele, die einen - Besuch in Seebach geplant hatten, durch die Umstände genötigt, von f diesem Vorhaben abzustehen. 2 Trotz der Ungunst der Zeitverhältnisse kam zu unserer Freude ein Lehrgang zustande: der siebzigste unserer Anstalt. Den Anlass dazu gab das eifrige Bemühen des Herrn Professors Göring zu Göttingen, eines begeisterten Vogelfreundes. Der Lehrgang dauerte vom 7. bis 12. Dezember 1914. Die ı1 Teilnehmer waren: Frl. Gertrud Franke, Hirschberg (Schlesien) Frau Elisabeth Haase-Zeiss, Erfurt | Frl. Waldtraut von Nieden, Elberfeld „»..M.H. von Polenz, Obercunewalde (Oberlausitz) Herr Stadtgärtner Ahlborn, Göttingen „ Feldschutzmann Dams, Wittenberge (Bez. Potsdam) Professor Göring, Göttingen „ Flurschütz Müller, Rauenthal (Rheingau) „Schriftsteller B. Quantz, Göttingen '„ Lehrer Ständer, Kefferhausen (Richsfeld) 11. „ Landwirtschaftslehrer Vilmar, Tharandt (Sachsen). ; Die beteiligten Damen besuchten die Gartenbauschule für Frauen - zu Weimar. Herr Landwirtschaftslehrer L. Vilmar übernimmt an Stelle 3 des in den Forstdienst zurücktretenden Herrn Oberförsters Wolf die Geschäfte eines Sachverständigen für Vogelschutz im Königreich Sachsen. Fi b>] a ar = 24* 356 Friedrich Schwabe: Auch die auswärtigen Obliegenheiten des Unterzeichneten, Besich- tigungen und Begutachtungen, waren — wenigstens in der Kriegs- zeit — gering. Am 5. V. 14 wurde im Auftrage der Leipziger Palmengarten- gesellschaft in ihrem Festsaal ein öffentlicher Vortrag unter Darbietung von Lichtbildern gehalten. Dazu hatten sich namhafte Sachkenner aus der dortigen Gegend, z. T. alte Seebacher Bekannte, eingefunden. Am 6. V. zeigte mir Herr Garteninspektor Rohscheid zu Nord- hausen die seiner Leitung unterstellten ausgedehnten Anlagen. Hier ist der Vogelschutz in bewährter Hand. Die dortige Stadtverwaltung hat dem Gartenamt 500 Mark zur Anlage eines Vogelschutzgehölzes bewilligt. | Am 7. VI. Besichtigung des Parkes und des Stadtbereiches zu Dierdorf in Hessen-Nassau unter Führung des Herrn Hauptlehrers Runkel. Aus den alten Schlossanlagen ist die Nachtigall verschwunden. Dafür muss vor allem das ungehemmte Durchstöbern der Gebüsche verantwortlich gemacht werden. Nachmittags und abends folgten: zwei Vorträge mit Lichtbildern. a Am 8. VI. Besichtigung des Geländes um Siegen in Westfalen und am Abend ein Vortrag in der Stadt, beides im Auftrage des dortigen Verschönerungsvereins. | Die beiden folgenden Tage verliefen andernorts leider ohne das beabsichtigte Ergebnis infolge ungenügender Vorbereitungen durch die Antragsteller. Diese betrübende Erfahrung veranlasst mich um der guten Sache willen, der wir dienen, und auch zum Vorteile der Veran- stalter selber zu der wiederholten, dringlichen Bitte, in Zukunft alle Unternehmungen dieser Art nach jeder Richtung hin umsichtig und auis sorgfältigste vorzubereiten. Am 11. VI. unternahm ich mit Herrn Stadtförster Freywald zu Dortmund, einem Teilnehmer am 69. Lehrgange, eine Rundfahrt durch die dortigen Forsten. In den Laubwäldern ist erfreulicherweise noch reiches Unterholz vorhanden. Die Nadelhölzer verfallen durch den Rauch der ungezählten Fabrikschlote kläglichem Siechtum. Auch die Eiche leidet darunter, weniger die Buche. Hier erfordert die Wahl der Baum- und Straucharten besondere Erfahrung. Reiches Vogelleben, EEE ET EEE NTETDZELEELTEDEEELLED TREE ZELLE LEE DELETE WE VERSETUETT SEEN EEE EGEDERLEP ZERO TR A Siebenter Jahresbericht der Versuchs- und Musterstation für Vogelschutz. 357 dem seibst die Nachtigall nicht fehlt, lohnt die Bewilligungen der - Stadtbehörden und die rege Teilnahme einzelner Bürger. Die Erfolge des Vogelschutzes würden dort noch grösser und erfreulicher sein, wenn der Jugend der im Grossgewerbe tätigen Be- völkerung Zucht und Verständnis für die Schonung der Naturgeschöpfe beigebracht würde. Am Abend leitete Herr Stadtrat Dr. Sempell einen sehr gut besuchten Lichtbildervortrag ein. Am 25., 26. und 27. XI. 1914 folgte der Unterzeichnete der Ein- ‚ladung des Herrn Professors Göring zu Göttingen zur Besichtigung der Anlagen und eines Teiles der Umgebung seiner Vaterstadt. Die Er- gebnisse dieser Arbeit wurden in einen Bericht zusammengefasst, ‘der dem Herrn Öberbürgermeister Calsow zu Göttingen eingereicht worden ist. Im Hinblick darauf, dass die Göttinger Verhältnisse weithin bekannt sind und in Anbetracht der Vogelwelt das Gepräge der meisten deutschen Städte mittlerer Grösse zeigen, wird es zweck- mässig erscheinen, diesen Bericht hier seinem wesentlichen Inhalte nach wiederzugeben: Am Bahnhof von Herrn Professor Göring abgeholt, sah der Unter- zeichnete zunächst die Böschungen an den alten Wallmauern und diese selbst. Wo alte Städte noch im glücklichen Besitz solcher früheren Befestigungen sind, da finden sich auf ihnen meist reichliche Lebens- bedingungen für die Vögel, oder sie lassen sich doch in erfolgver- sprechender Weise wieder herstellen. Die Wahl der Flächen, auf denen hier solche Massnahmen in Angriff genommen werden sollen, ist zu billigen ; ebenso die Absicht, dem Gelände zunächst höheren Schmuckwert zu verleihen und diesem Vorgehen die Anlage von Vogelschutzgehölzen einzufügen. Ferner wird mit Recht die Erhaltung aller vorhandenen alten Sträucher und Wildwüchse beabsichtigt, da deren Beseitigung auf lange Zeit hinaus schwer auszufüllende Lücken entstehen lassen würde. Am Nachmittage wurden zunächst einige im Stadtbereiche liegende Teiche besucht. Gegen die Besetzung dieser nicht sehr ausgedehnten Wasserflächen mit Schwänen und gewissen Entenzuchtformen ist einzuwenden, dass jene für solche Gewässer offenbar zu gross sind und daher ihren Eindruck vermindern, diese aber im Verein mit den 358 Friedrich Schwabe: | Schwänen die Bruten der so schmucken kleineren Wildentenarten stören, ja verhindern, an denen doch besonders gelegen sein muss. Der dann durchquerte Albanifriedhof war vor der Instandsetzung, wohl, wie so viele alte Begräbnisstätten, ein Zufluchtsort der Vogelwelt, eine Lebensinsel im Bereiche des an Naturgeschöpfen so verarmten Stadtinneren. Zwar werden die alten Bäume und das wuchernde Efeugerank noch von einigen Vogelpaaren zum Wohnsitz erkoren; der frühere Reichtum an diesen gerade hier so willkommenen Sängern kann aber nur durch Benutzung der belichteten Stellen zu geeigneten Pflan- zungen wieder gewonnen werden. Dabei würde die Wirkung der Anlage nur gehoben, besonders durch Verhüllung der zum Teil unansehnlichen Grenzflächen. Den Leinekanal bekleiden in der Gegend der Walkemühle starke Bäume, an welche Nisthöhlen befestigt werden könnten. Die Ufer, früher mit Holzgewächsen mancherlei Art bewachsen, würden durch allmähliche Bepflanzung landschaftlich und vogelschützerisch ohne irgendwelchen Nachteil gewinnen. Ueberhaupt kann der vor- handene Lebensraum der Vögel nicht durch einzelne Schutzgebiete und Vogelschutzgehölze allein lückenlos bevölkert werden. Dazu gehört auch allmähliche Bepflanzung jeder verfügbaren kahlen Stelle im Ge- lände, wenn sie auch nur als „Zuleitung“ im Sinne des Vogelschutzes wirken kann. Dagegen ist der gärtnerischen ÖOrdnungsliebe überall da der Vorrang einzuräumen, wo die städtischen Verhältnisse es erfordern. So ist z. B. die Beseitigung des alten Laubes unter schmalen Randpflanzungen schon um deswillen zu billigen, weil hierhin verlockte Brutvögel ihr Nest sicher einbüssen würden. Am schlimmsten schaden in dieser Beziehung stöbernde Hunde und wildernde Katzen und es kann nicht genug betont werden, dass’ deren freies Umherstreifen unbedingt zu unterbinden ist, wenn die erwarteten Erfolge nicht aus- bleiben sollen. Die nächste Besichtigungsstelle verdient besondere Aufmerksamkeit: In den alten Kiesgruben ist ungewollt im kleinen wieder erstanden, was in alter Zeit die Flusstäler in erheblichem Masse bedeckte: eine Wasserlandschaft, bewohnt von einer Tier- und Pflanzensiedelung, deren - Glieder gerade jetzt durch vermehrte Entwässerungen bedenklich ver- - zingert werden. Die hier im einzelnen vorzuschlagenden Massnahmen - sind mit den an den Rundgängen beteiligt gewesenen Herren, Stadt- ’ ' gärtner Ahlborn, Königlicher Universitäts-Gartenmeister Bonstedt, Forst- assessor Domeier, Professor Göring, Referendar a. D. Kepp, Schriftsteller B. Quantz und Privatdozent Dr. Voss, besprochen worden. Im wesent- lichen bestehen sie aus der Erhaltung des vorhandenen Wildwuchses, seiner Ergänzung an einigen Stellen durch Bäume und Sträucher, Behandlung der Salweidenbüsche und vor allem Sicherung der Bruten durch Anlage einer umgrenzenden Hecke von gewöhnlicher wilder Rose (Rosa canina). Die Abhaltung unbefugten Zutrittes von Menschen und Hunden durch diese Einfriedigung würde zweifellos auch die spätere Ansiedelung sehr schutzwürdiger und schutzbedürftiger Vogelarten zur Folge haben, welche dort bisher noch nicht beobachtet worden sind. f. Ein eigentliches Vogelschutzgehölz würde hier nur auf einem kleinen Teil der etwas höher gelegenen Randflächen Platz finden können. Bei der Besichtigung der Aussenanlagen gegen Osten und Nord- osten gab eine grosse Zahl von Einzelheiten Anlass zur Besprechung mit den beteiligten Herren. Der Gesamteindruck ist — auch in vogel- schützerischer Beziehung — recht erfreulich, denn die Gelegenheit, in diesen ausgedehnten Schmuckanlagen und Gehölzflächen etwas für die Vögel zu tun, ist reichlich zu finden, und die Mittel, mit denen die hier schon vorhandene Vogelwelt auf die erwünschte Mannigfaltigkeit und Fülle gehoben werden kann, sind leicht zu beschaffen. Geschehen muss aber etwas, mit derselben Notwendigkeit, welche rechtzeitiges Eingreifen in die heranwachsenden jungen Aufwüchse zu deren gesunder und wirkungsvoller Weiterentwicklung erheischt! Auch hier greifen die gärtnerischen Massnahmen mit denen des Vogelschutzes ineinander, denn sie haben die gleichen Vorbedingungen: rechtzeitiges Auslichten bringt nicht nur alle die mannigfaltigen Arten nebeneinander zu form- schöner Entfaltung, sondern es ermöglicht auch zugleich die Erhaltung eines belebenden und (von der Vogelwelt) belebten Unterwuchses, der erst einen wirklichen deutschen Wald vorzutäuschen vermag. Die mit - gleichmässig sprossendem Holzwuchs bestandenen Flächen sind gross genug, um ihnen kleine Nistgehege an ungesehenen Stellen an- oder 860 Friedrich Schwabe: einzufügen. Das wird um so nötiger werden, als die Benistbarkeit der : jetzt noch gedrungen wachsenden vielgestaltigen Nadelhölzer, welche die Durchblicke an vielen Stellen zieren, mit zunehmendem Wachstum bald ein Ende nimmt, wie das bei vielen schon der Fall ist. Dafür muss Ersatz erstehen. | | Dem Anbringen von Nisthöhlen verschiedener Grösse steht dort noch ein weites Feld offen, und es wird nicht schwer werden, sie künftig auch ohne kleine Missgriffe zu verwenden, nachdem die ausübenden Herren mit allem Einschlägigen in Seebach bekannt geworden sind. Ebenso beruhen etwa noch vorhandene Mängel auf dem Gebiete der Winterfütterung nicht auf grundfalschen Irrtümern, sondern sie sind leicht zu beheben. | In der Nähe der Rodelbahn ist ein alter Steinbruch vor zwei Jahren — vornehmlich mit Weisserlen — bepflanzt worden. Lage und Boden würden hier die nachträgliche Einfügung eines kleinen Nist- gehölzes gestatten. Die hierbei zu beseitigenden Heister würden als besonders kräftiges Pfilanzgut an anderen Stellen gute Verwendung finden können. Unweit des Kaiser-Wilhelm-Parkes liegt ein vor einigen Jahren angelegtes Vogelschutzgehölz. Seine schulmässige Anlage entspricht bis auf einige, erst den letzten Jahren zu verdankende Erfahrungen den Lehren des Freiherrn von Berlepsch. Eine andere Frage ist die Zweckmässigkeit der Lage und die Ausdehnung, in der die Pflanzung geschaffen wurde. Nun einmal vorhanden, wird sie am besten zu einem Naturschutzgebiet im allgemeinen Sinne ergänzt und als: Vogel- schutzgehölz nur in bestimmten, ausgewählten Teilen weiter behandelt. Die Zahl der Nester, welche auf diese Weise in der trockenen Höhen- lage zu erwarten ist, würde nämlich durch Ausdehnung der Behandlung auf die ganze Fläche nicht gesteigert werden können. Deshalb wird das Uebrige als „Lebensraum“, „Sicherung“, „Zuleitung“ für die Vögel betrachtet. Besser wäre ja die dort aufgewendete Arbeit und Ausgabe, auf drei oder vier gesonderte Plätze verteilt, zur Geltung gekommen. Für die einem so ausgedehnten Nistgehölze entsprechende Zahl von Bruten fehlt es da oben an ausreichenden Nahrungsquellen. NE ra EN we z »r ir er a he “ er a ERTEILT TENEETETTTERNTANIETETER Ba ze Su _ Siebenter Jahresbericht der Versuchs- und Musterstation für Vogelschutz. 36] Weit sichtbare Gebäude, wie der Bismarck-Turm, würden von manchem zierenden und nützlichen Vogel, wie Turmfalk, Steinkauz, ; Schleiereule, Dohle und Segler, belebt sein, wenn diesen beim Bau Nist- - und Horstgelegenheiten geschaffen worden wären. Soweit das jetzt - noch möglich ist, wurde die Art der Ausführung an Ort und Stelle besprochen. Herr Professor Göring hat in verschiedene Gebäude der E Stadt Höhlenbrüterwohnungen einbauen lassen, z. T. nach neuen, dem - Verfasser dieses Berichtes zweckmässig erscheinenden Gesichtspunkten. - Ich erkenne dies als eine beachtenswerte Massnahme an für die immer E mehr wachsenden, am Vogelleben aber auch immer mehr verödenden Städte wie für die Dörfer, mit ihrer leider um sich greifenden Ver- - nachlässigung alter Bauweisen. Was sich von diesen Neuerungen nach der erforderlichen Probezeit bewährt haben wird, das soll später ge- bührende Verbreitung finden. Der Rundblick vom Turme zeigt die nun leider nicht mehr gut zu machende Wirkung des früheren schonungslosen Verkoppelungs- verfahrens auf die Talflächen. Weit und ohne Unterbrechung dehnt ‚sich die „Kultursteppe“ aus. Selbst die Ufer der Gewässer sind entblösst von allem Reiz und Schutz; nur den Wanderratten, diesen eingedrungenen Zerstörern unserer heimischen Kleintierwelt, bieten ihre begradigten Ufer Unterschlupf! Es sollten, wo immer möglich, lebende Ein- friedigungen, Gehölze, Baumreihen, Obstanlagen zwischen diese „Halm- und Rübenwüsten“ gebracht werden. Wie oft schon der geringste Strauchwuchs Vögel anlockt, wenn er von geeigneter Beschaffenheit ist, das zeigt eine schwache Weissdornhecke an der Kleinbahn nach Diemarden, kurz hinter der Landwehrschenke links, die zahlreiche Nester trägt. In der Stadt wurden im Vorbeigehen die Hausgärten nach Nestern durchmustert. Das Ergebnis war aber gering, erklärlicherweise, denn auf die Vogelwelt nimmt die zumeist geübte Gartenpflege — wenn auch unbewusst — keine Rücksicht. Dass in dieser Beziehung, ohne den Schmuckwert der Gärten zu schmälern und ohne grossen Aufwand, _ viel geschehen könnte, steht längst fest und kann von jedem Sachkenner auf Schritt und Tritt erwiesen werden. Als einer der grössten „Stadt- gärten“ hat uns der Botanische Garten wegen seiner sehr günstigen 362 | reden Vorbedingungen besonders gefesselt. Glücklicherweise erwies sich der fachmännische Leiter der Anlagen, Herr Königl. Gartenmeister Bonstedt, als ein bereitwilliger Förderer unserer Sache. Nochmals haben wir dann die Wallböschungen besucht und vornehmlich deren Sicherung durch Vorpflanzungen aus undurchdringlichen und dabei zierenden Wildrosenarten besprochen. | | An verschiedenen Stellen sind auch die Trink- und Bades gelegenheiten für die Vögel geprüft und begutachtet worden. In den z. T. über wasserlose Höhen sich erstreckenden Anlagen verdienen solche Einrichtungen unsere Fürsorge. Auch die entfernt liegenden grösseren Holzbestände könnten hier, auf vorwiegend durchlässigem | Boden, durch sie und durch Anlage und Pflege sogenannter „Wald- mäntel“ nicht nur in ihrem eigenen Gedeihen gefördert, sondern auch verschönt und mit sangesfrohen und nützlichen Vögeln belebt werden. Am 15. XIl. wurde der Parkgarten des Herrn ©. Wichmann im Mariental bei Eisenach besichtigt und in bezug auf Ergänzung seiner Nistgelegenheiten begutachtet. Am 21. ]. 1915 liess die Stadtparkgesellschaft zu Lüdenscheid in Westfalen ihre grossen Anlagen prüfen. Es wurden einige geeignete Stellen für Vogelschutzgehölze ausgewählt. Leider erschweren hier, wie an so vielen Orten, namentlich der westlichen Teile unseres Vater- | landes, unverständige Störungen durch Menschenhand den Erfolg der Einsichtigen. Wir stehen schon seit längerem Zeitraume, abgesehen vom Jahre 1911, in einem sehr niederschlagsreichen Wetterabschnitt, der im letzten Winter eine fast beispiellose Andauer des Regens zeigte. Das erklärt wohl auch den mässigen Vogelbestand des vergangenen Jahres. Der Herbst und Winter erschienen in vielen deutschen Gegenden geradezu vogelarm. In der Brutzeit gab es wenig Kerbtierfresser; die geringe Zahl der Bruten fiel besonders bei den Staren auf. Der milde Winter, wohl auch die Störung grosser Gebiete durch das Kriegsgetümmel, führten ungewohnte Erscheinungen herbei, z.B. das | Streichen der Wildgänse im Spätsommer, das Auftreten starker Lerchen- züge mitten im Winter und das wochenlange Umherirren der Kraniche Siebenter Jahresbericht der Versuchs- und Musterstation für Vogelschutz. 363 9 hier bei uns im März, wo sie seit Menschengedenken zu dieser Zeit nur - als flüchtigste Durchzügler bekannt sind. Der Girlitz, welcher im ver- gangenen Jahre hier zum ersten Male brütend beobachtet wurde, war - Mitte Oktober noch hier. Zur selben Zeit waren auch Rauchschwalben, ” Weidenlaubvögel und Hausrötel noch nicht sämtlich verschwunden, > während bereits Züge nordischer Krähen durchreisten. Im Oktober wurde an unseren Staren eine Beobachtung gemacht, die sonst nur den _ wärmsten Augusttagen anzugehören pflegt: mit schwalbenähnlichem Ä Fluge stellten sie fliegender Beute nach. Ob dazu, wie im Sommer, Ameisenschwärme den Anlass gaben, konnte nicht festgestellt werden. Schon Anfang Januar hörten wir balzende Kohlmeisen und singende $ Amseln. Zahlreicher noch als sonst überwinterten hier die Stare. Ein sonst regelmässiger Wintergast, die Nebelkrähe, blieb diesmal bei uns aus. Das wilde Kaninchen hat das Schälen fast aller jüngeren Holz- gewächse auch ausserhalb der Notzeiten beibehalten und im vergangenen Winter an den Pflanzungen wieder erheblichen Schaden angerichtet. Leider kommt ihm, wie den Krähen und Sperlingen, die verminderte Bekämpfung während der Kriegszeit zustatten. Nach Möglichkeit muss aber gegen diese Schädlinge überall im Lande eingeschritten werden. | Unter den obwaltenden Verhältnissen sind zeitraubende Arbeiten, - wie z.B. Versuche, natürlich erschwert. Einer Frage jedoch, die seit Jahren vorliegt, haben wir auch während des Krieges besondere Auf- merksamkeit gewidmet: der Durchtränkung von Nisthöhlen mit fäulniswidrigen Lösungen. Die unter Leitung des Herrn Dr. Schaffnit - stehende Pflanzenschutzstelle der Landwirtschaftlichen Hochschule zu i - Bonn-Poppelsdorf hatim Zusammenarbeiten mit dem Scheidschen Betriebe - in Büren (Westfalen) und mit uns die Behandlung der Höhlen sehr dankenswert übernommen, und es wird sich nun um die weitere Er- probung handeln. Am wenigsten ist dabei wohl irgend ein ungünstiger ‘ Einfluss auf die bewohnenden Vögel zu befürchten. Es kommen vor- - nehmlich Schwierigkeiten werkmässiger Art und Bedenken wegen der entstehenden Kosten in Frage. Wenn aber richtig und gewissenhaft h gearbeitete Höhlen mit Recht als preiswert gegenüber dem billigen - Ersatz bezeichnet werden, so darf auch eine weitere Preissteigerung für eine Höhle von unbegrenzter Dauer als berechtigt gelten. 364 Hugo Mayhoff und Raimund Schelcher: | Für die Winterfütterung haben wir neue Einrichtungen des Strassenmeisters Kleysteuber in Coburg erprobt und empfehlen besonders das sogenannte „Coburger Futterdach“. Leider sollte der Erbauer die Verbreitung dieser Anerkennung nicht mehr erleben; wir haben in- zwischen den vorzeitigen Tod dieses eifrigen und verdienten Vogel- schützers zu beklagen. Manches Vogelschutzgebiet wird verwaist aus der Kriegszeit hervor- gehen und erst später wieder in sachkundige Pflege genommen werden können, wenn neue Sachverständige geworben und angeleitet sein werden. Das Königliche Ministerium für Landwirtschaft zu Berlin und die Königliche Regierung zu Erfurt haben uns auch heuer wieder die Mittel zur Fortführung unserer Arbeiten zu- gewendet, wofür wir zu grösstem Danke verpflichtet sind. Diese Für- sorge soll uns ein steter Ansporn sein! Unseres Dankes versichern wir auch jede andere Förderung unserer Aufgaben, wie sie uns bisher in so reichem Masse zuteil geworden ist. Freiherr von Berlepsch ist zwar seit Kriegsbeginn den hiesigen Arbeiten entzogen, wird aber von mir — soweit es sich durch die Feldpost ermöglichen lässt — auf dem laufenden erhalten. Seebach (Kreis Langensalza) im Mai 1915 Il. V.: Friedrich Schwabe. Beobachtungen im Gebiete der Moritzburger Teiche 1906—1914. Von Hugo Mayhoff und Raimund Schelcher in Dresden, (Fortsetzung.) Cuculus canorus, L. Ist nicht selten im Mischwald, namentlich wo Unterholz vorhanden ist, so in den Feldgehölzen in der Umgebung des Dippelsdorfer Teichs, an der Fasanerie. 13. V. 06 Rufe, 20. V. 09 bei den Waldteichen 3 facher Ruf: kuckuckuck—hochoch. 5. VI. 10, 11. VI. 10, 31. VID. 14, 11. IX. 14 je 1 & gesehen. — Der Kuckuk vertraut unseren Erfahrungen nach in der näheren und weiteren Umgebung Dresdens seine Eier am häufigsten dem Nest des Rotrückenwürgers an. (6 Beobachtungen; andere Pflegeeltern beobachteten wir nicht.) t Beobachtungen im Gebiete der Moritzburger Teiche 1906-1914. 365 Iynx torguilla, L. 5. X. 06 sass ein durchziehendes Exemplar in Gesellschaft mehrerer 4 Misteldrosseln an der Wiese am Mittelteich auf dem Wildgatter. Im - Frühjahr namentlich in der Nähe der Ortschaften ziemlich regelmässig, | wenn auch nicht häufig. 24.IV.10 hörte Sch. den ersten des Jahres - rufen. 1.IV.ı3 trafen wir den ersten Wendehals des Jahres — un- - zweifelhaft ein vorausgeeiltes Stück — am obern Waldteich auf einem Acker sitzend; vor uns flüchtete der verdutzte Ankömmling in eine niedere Birke. Dendrocopus major (L.) Ziemlich häufig im Tiergarten und zweifellos dort Brutvogel. Die Rufe waren besonders im April oft zu hören, an einigen alten Eichen, aber auch im reinen Kieiernbestand, ö und @ kamen wiederholt zu Gesicht (13 Beobachtungen). Mehrmals verflogen sich einzelne an die Teichränder, wo sie an den alleinstehenden Birken fussten: so einer --12.IV. 12, der beim Ueberfliegen der Osthälfte des Dippelsdorfer Teiches - ELEND, 32000 LLORET DEREN RER te arg vom Winde hin und her geworfen ward; 18.X.13 1 Q am Gross- teich. Es ist nicht ausgeschlossen, dass dies durchstreichende Stücke waren. 31.11l. 14 jagen sich 3 beim Mittelteich unter lauten gigig-Rufen, die sich fast bis zum Triller steigern. (Sch.) Dendrocopus minor (L.), den Helm regelmässig antraf, haben wir im Gebiet vermisst. 1 Q aus Moritzburg im Dresdener Museum, Dryocopus martius (L.). Stand- und Brutvogel im Tiergarten. 18 Beobachtungen lassen nach den Standorten mindestens 3 Paare mit Sicherheit auseinanderhalten: 1. am Ostufer des Mittelteichs, wo mehrere sehr alte Eichen und Buchen in jüngerem Nadelholz stehen: 18.%.08 ruft 1 an den alten Kiefern an der Strasse, 10.IV.10 -Ruf, 1.X.10 d an einer starken Buche, ruft, 20.IV. 12 Ruf von den Eichen her: klüäh- ker ker ker. 31.11.14 Rut. 2. zwischen Frauenteich und Grossteich, in gemischtem Bestande: 5.XI.08 1 bei der Oberförsterei, 18. V.10 Ruf, 19. V.10 1 fliegt über den Grossteich, 20.IV.11 Ruf am Grossteich, 8. VI.11 2 Junge (?) bei der Fütterung, 28. VII. 11 im Fichtenbestand an der Fütterung gehen 2 vom Boden auf. 5.IX.12 ebendort 1. 366 3. im Kiefernwald zwischen Waldteichen und Grossteich: 18. X. 08 jagen sich 2 unter dohlenähnlichen Rufen „kjöh kjä kjau - - - kjä“ in heftiger Erregung, 8. VI. 11, 26. III. 12 je 2, 20.IV. 12, 5.IX. 12 je 1, 18.X.13 ı Paar: & rutscht etwa 2 m weit den Kiefernstamm rückwärts zum Boden hinunter. Picws:viridussst: Wie fast überall im Königreich Sachsen der bei weitem häufigste Specht, dessen weitschallenden Ruf wir auf kaum einer Exkursion ver- missten. Wiederholt trieben sich einzelne Exemplare im. Grase in unmittelbarer Nähe der Teichränder umher. r Apus apus (L.). Auf ihren Streifflügen, während deren sie sich weit vom Nest entfernen, zeigten sich einzelne Segler nicht selten über den Teichen: es dürften Vögel aus den Ortschaften des Elbtals gewesen sein. 25.1V.09 an 200 Ankömmlinge über dem Niedern Waldteich. 4 Bälge: 66 29 21.5. 03 Moritzburg. Hirundo rustica, L. Brutvogel der Ortschaften. Ankunitsdaten: 17.1IV.08 einige im Ort Moritzburg, 19.1IV.09 morgens ca. 150 im Rohr des Dippelsdorfer Teiches, sich allmählich ermunternd. 6.IV.10 die ersten an der Fasanerie (Wagenmeister Schneider), 20.IV.ı1 am Mittelteich 3, 12.IV. 12 einzelne am Schloss, 20.IV. ı2 über allen Teichen einzelne, 1.IV.13 die zwei ersten über dem Untern Waldteich. — Nach der Brutzeit im Spät-. sommer fliegen Scharen über den Teichen: 29. IX. 06, 6. IX. 07, 28.1IX.07, 25. IX. 09, auch bereits 5. VII. 10. — In Dippelsdorf noch 5. IX. 09 flügge Junge, 14.IX.14 werden ebensolche noch von den Alten gefüttert. .Chelidon urbica (L.). Weniger häufiger Brutvogel der Ortschaften: 7. VI. 06 2 besetzte. Nester an Adams Gasthof. 5. IX.09 halbflügge Junge im Nest in Dippels- _ dorf. 7.IX.09 Junge im Nest in Moritzburg. Während des Sommers sehr zahlreich über den Teichen: 29. IX. 06 Frauenteich, 6. IX.07 und 5.IX.09 Dippelsdorfer Teich, viel zahlreicher als A. ustica, 3. VII. 10 über allen Teichen. Das Ankunftsdatum konnte Sch. nur einmal notieren: 24.]V.10. Beobachtungen im Gebiete der Moritzburger Teiche 1906—1914. 367 y Riparia riparia (L.). Obwohl im Gebiet nicht brütend, erschienen doch Uferschwalben 4 regelmässig im September und übertrafen die beiden andern sich an den Teichen zum Abzug rüstenden Schwalbenarten meist bedeutend an ” Anzahl. 29. IX.06 und 5.IX.12 flogen am Mittel-, Frauen- und Gross- teich Hunderte, 6.1X.07 und 5.IX.09 am Dippelsdorfer Teich einzelne (10-20). 2 Bälge 4. VII.03 vom Dippelsdorfer Teich, Muscicapa grisola, L. Brutvogel der Ortschaften. 13.V.06 in der Kastanienallee um den Schlossteich 1, 19. 5.10 in den Kastanien am Schloss 2 Paare. Muscicipa atricapilla, L. Helm stellte 1897 das häufige Nisten dieser sonst in Sachsen nicht zahlreich vorkommenden Art im Tiergarten fest. Wir trafen 13.5. 06 je 1 & in der Kastanienallee am Schlossteich und im Schlossgarten, 19. V.1ı0 an der erstgenannten Stelle 4 öd und ein weiteres in einer - Eiche an der Fasanerie, in lebhaftem Gesang. Lanius collurio, L. Häufiger Brutvogel der Büsche und Feldraingehölze am Rande des Teichgebiets. 13.V.06 1 & im Ginster bei Dippelsdorf. 7. VI. 06 in der Umgebung des Dippelsdorier Teichs allein 5 Nester: 1,5, 5, 6, 6 Eier. 5.IX.07 2 selbständige Junge, 28.IX.07 ı @ am Dippelsdorfer Teich. 17. VII.09 ı 3 auf den Gestütswiesen. 16. VII.ı0 flügge Junge an _ der Fasanerie. | Balg: Q 4. V11.03 Dippelsdort. Lanius excubitor, L. Durchzügler. 1.IV.06 ı auf dem Telegraphendraht am Dippels- dorfer Bahndamm. 5.X.06 jagt 1 Raubwürger über der Wiese am Dippelsdorfer Teich rauhkreischend hinter einem Sperling her. 4.X.09 wieder ı am Bahndamm auf dem Draht. 9.X.06 je 1 Arvicola auf Schwarzdorn aufgespiesst am Nordende des Grossteichs und auf dem - Wege Moritzburg -Dippelsdorf: den mutmasslichen Täter sahen wir 14. X. 11 am Frauenteieh vor uns abfliegen. Während alle diese über- - aus scheu waren, hielt 1 Stück am Grossteich, 18. X. 13, uns auf kaum 368 En Hugo Mayhoff und Raimund Scheleher: 20 m mehrere Minuten lang aus, zwischen einigen jungen Birken hin und her wechselnd. Sein kräftiges trüi erinnerte im irischen Herbst- winde an die Rufe der Alpenstrandläufer. Corvus cornix, L. ! Mit Kiebitzen, Stockenten, Staren gehört die Nebelkrähe zu den regelmässigsten Besuchern der Teichufer; auf deren Schlammflächen fehlt sie zu keiner Jahreszeit. Einzelne oder Trupps von 2—-4 schreiten zwischen den Kiebitzen umher, die nur im Frühjahr Notiz von ihnen nehmen. Von Angriffen der Krähen auf ihre Nachbarn bemerkten wir nichts, doch sind vermutlich die angebrochenen Kiebitz- und Enteneier auf ihre Rechnung zu setzen. 18.X.13 hackte am Grossteich eine Nebelkrähe eifrig an einem toten Kiebitz herum. Corvus corone, L. Sehr vereinzelt — 1. IV.06, 12. IV. 12, 6. IV. 12, 11. IV. 13 — sahen wir Rabenkrähen das Gebiet durchfliegen: ihr Brutbezirk beginnt jenseits der Elbe, während im Moritzburger Gebiete bereits wie in der Lausitz C. cornix der fast ausschliessliche Jahresvogel ist. Corvus frugilegus, L. | Ueberfliegt das Gebiet während des Zuges. An so ausgesprochenen Zugtagen wie dem 20.1V.12,.30.1IX.12, 18.X. 137 rasteten von den vielen überhinziehenden Trupps (zu je 15—25 Köpfen) einzelne stunden- lang auf den Wiesen. Colaeus monedula (L.). Durchzügler; vielleicht brüten einzelne Paare im Gebiet. 17.1V.08 ein Trupp in den Kiefern am Dippelsdorfer Teich. 29. V.09 auf einer Kiefer beim Georgenteich 6. 20.1V.12 einige am Leuchtturm im Gross- teich, baden. 1.IV.ı3 über den Dippelsdorfer Teich fliegen 2. — 29.IX.06 kommen 2 hoch über das Schloss weg, 28. VII. ı1 über den Dippelsdorfer Teich ein Schwarm, 11.X.13 über den Frauenteich 1, 18.X.13 über dem Grossteich 6. 16.IX.13 rasteten am Dippelsdorfer Teich 50 —75. | , Pica pica (E) Jahresvogel. Am Ostrande des Gebiets brüten 2—3 Paare, die oft uns auf.grosse Entfernungen schackernd flohen, wenn wir über die Beobachtungen im Gebiete der Moritzburger Teiche 1906—1914. 369 - > Waldteiche vom Dippelsdorfer zum Grossteich gingen (15 Beobachtungen). E2. V.09 wurden in einem Nest bei Wolkersdorf, 8—-10 m hoch auf einer 3 Kiefer, 6 stark bebrütete Eier gefunden. 15.X.14 sassen am Obern - Waldteich 2 Elstern auf den Stümpfen des trockenen Rohrs. Garrulus glandarius (L.). 4 Häufiger Jahresvogel; Trupps bis zu 6 Köpfen kommen nicht selten - auf die Wiesen. 17. VII.09 rief ı Häher an den Gestütswiesen wieder- - holt wie ein Grünspecht lachend gjagjagja, erst das angehängte räh- 4 rääh verriet den Spötter; hinterher brachte er täuschend den Bussard- ” ruf. Ein anderer, 17.IV.12 am Obern Waldteich, ahmte Krähenrufe - und das Schleifen der Birkhähne nach. 30.IX.12 hielten mehrere auf ‘ einem Kartoffelacker am Obern Waldteich an der Hackfrucht eine Nach- - lese; als wir sie aufscheuchten und hingingen, fanden wir an vielen - Kartoffeln die Spur ihrer Schnabelhiebe. Oriolus oriolus (L.). £ Pirole sind zur Brutzeit regelmässige, wenngleich nicht häufige 4 Erscheinungen an den Rändern des Gebiets, wo sie die gleichen Oert- - lichkeiten wie der Kuckuck bewohnen. 13. V. 06 Rufe am Frauenteich, 18. V. 10 an der Fasanerie, 5. VII. 10, 16. VII. 10 am Frauenteich. Im Gegensatz zu seinen Beobachtungen bei Freiburg i. Br., wo sechssilbige, - andernseits aber auch nur zweisilbige Rufe nichts Seltenes waren, hörte £ Sch. bei Moritzburg durchweg dreisilbiges gidleo. Sturnus vulgaris, L. Häufiger Brutvogelin den Ortschaften und in den hohlen Kastanien des Schlossgartens. 18. V. 10 wurden dort allenthalben Junge gefüttert, die oft bereits aus den Nistlöchern hervorguckten, 3. VII. 10 die der _ zweiten Brut. — Mitte März und April überall lebhaft singende und balzende 3. Wie Helm hervorhob, ist der Star im Gebiet ausgesprochener Teichvogel, dessen Scharen namentlich im Herbst, aber auch im Frühjahr zu den ständigen Besuchern der Schlammbänke und Sandufer gehören. Mit den Kiebitzschwärmen sind diese Scharen oft so eng vergesellschaftet, dass sie gleichzeitig mit ihnen hochgehen, und wiederholt sahen wir auch einzelne Stare sich einem Kiebitzschwarm anschliessen und getreulich dessen Schwenkungen mitmachen, als wenn sie zu seinem Verbande 25 370 Hugo Mayhoff und Raimund Schelcher: gehörten. Dass an diesen Scharen von 60—100 und mehr Köpfen im ı Spätjahr Durchzügler den Hauptanteil stellten, ist kaum zweifelhaft. Passer domesticus (L). | Brutvogel der Ortschaften. An die Teichränder, zumal die der umwaldeten Wasserflächen, kommen Haussperlinge sehr selten. | Passer montanus (L.). Brutvogel; in den hohlen Kastanien um den Schlossteich recht zahlreich. 11. X. 13 zankte sich ein Schwarm von ca. 50 um das Nachtquartier in den verschnittenen Säulenfichten des Schlossgartens. | Coccothraustes coccothraustes (L.). 1.1V. ı3 lockt 1 durchstreichendes Exemplar auf einer Eiche bei der Torwärterhütte am Mittelteich. 15. IV. 13 mehrere im Schlossgarten. nzringilla’coelebs,.L. Brutvogel des Tiergartens und der Mischwaldungen. 21. IV. 14 baut 1 2 beim Obern Waldteich auf einer Kiefer in 4 m Höhe. Im Frühjahr und Herbst durchziehen streichende Trupps lockend das Gebiet: 31. III. 09, 31. III. 10 ca. 30 zusammen, auch 29 darunter; ‚10. IV. 10 ein grosser Schwarm (viele 22) an der Fasanerie. — 1. X. 10 Trupps über der Wiese am Mittelteich, 28. VII. ı1 im Kiefernwald am Mittelteich, 9. X. 11 überfliegen mehrere Flüge von je ca. 10 Stück den Frauenteich, ca. 50 an der Hellerallee. 11.X.13, 18. X. 13 zahlreiche Flüge an und über den Dippelsdorfer Teich vorbeiziehend, natürlich sämtlich im Herbstkleid. — Lauten Schlag hörte Sch. bereits am 25.11. 10. r 2 Bälge: & 4. VII. 03 Dippelsdorf, & 14. IV. 04 Moritzburg. Fringilla montifringilla, L. Ziemlich regelmässige Durchzügler, fast stets mit Buchfinken ver- gesellschaftet, vor denen sie sich leicht durch ihr Quäken und den weissen Bürzel ausweisen. 26. III. 07 1 2 unter 25 Buchfinken, 31. II. 10 5 dd, -10.1V.10 1 unter Buchfinken, sämtlich im Birkenwäldchen am Dippelsdorfer Teich, 26. III. 12 ebendort auf der Insel 1 einzelnes © mit einem Buchfink d zusammen*). Im Herbst sahen die frischvermauserten *) Das Dresdener Museum besitzt einen bei Rammenau in der sächsischen Oberlausitz erlegten Bastard beider Arten. | Beobachtungen im Gebiete der Moritzburger Teiche 1906—1914. 371 4 X) mit ihren zimtbraunen Flanken und den zarten gelben Federrändern des schwarzen Kopigefieders sehr schmuck aus. 5.X.06 am Mittel- teich 6 Stück. 1.X.10 1 2 und mehrere 34 unter Buchfinken. 11.X.13, - 18.X.13 recht viele (ca. 30) unter Buchfinken im Dippelsdorfer Birken- - wäldchen. | Chloris chloris (L.). E Brutvogel im Tiergarten: ı. IV. 13 Gesang am Grossteich. ” 5.X1. 09 ein streifender Trupp von etwa 25 im Rohr des Frauenteichs. E 11.X.1s, 18. X. 13 kleine Flüge über den Dippelsdorfer und Frauen- - eich hinstreichend, z. T. im Rohr rastend. Acentkis.cannabina. (L.).. Brutvogel der Fichtenschonungen des Tiergartens; einzelne Paare 1. IV. 06, 13. V.06 am Mittelteich, 15. IV. 13 im Schlosspark. 3 Bälge: d, 6 iuv., ®: iuv. 21. V. 03 Moritzburg. Chrysomitris spinus (L.). | Im Spät- und. Frühjahr durchziehen kleinere Trupps ziemlich - regelmässig den Wald. 29. IX. 06, 4. X. 09, 5. XI. 09,1.X.10, 11.X. 13, 18. 10. 13. — 25.1l. 10. etwa 15 Zeisige mit 10 Kohlmeisen zusammen- 4 haltend: 1. IV. 13 einzelne am Mittelteich, Obern Waldteich, 6. IV. 13 Georgenteich, lockend. Serinus hortulanus, Koch. ® Brutvogel. 19. IV. 09 das erste Paar des Jahres bei Dippelsdorf. E 00°. 12. das 1, 3:d.J. am „Wilden Mann“). Zur Brutzeit, 5. IV. 10, - hörte Sch. den Gesang in den Fichten an der Fasanerie. — Noch 5. X. 06 - im Ort Moritzburg 4 unter einem Schwarm von Buchfinken und Feld- 5 sperlingen. | Pyrrhula pyrrhula europaea, Vieill. 4 Durchzügler. 2 58 im Schlosspark, 1. IV. 06, waren so eifrig mit - Knospenabkneifen beschäftigt, dass sie uns ohne Scheu auf 5 m heran- - liessen; das eine sang. 29. IX. 06 ı einzelnes 2 im sSchlosspark- E 18. X. 13 fliegt mit andern Gästen 1 einzelnes prächtiges Gimpel d - hoch über den Dippelsdorfer Teich lockend südsüdwestwärts. 5. I. 10 - locken einzelne beim Mittelteich. 372 Hugo Mayhoff und Raimund Schelcher: = 1 Embertizacıteranella, L. 3 Brutvogel. 19. V. 10 Nest mit 3 Flaumjungen und 1 Ei am hose teich. | +2 Bälge: ® 3.V. 03 Dippelsdorf, ® 14. IV. 03 Dippelsdorf. 1 Emberiza:calandro, T. | Häufig in dem Acker- und Wiesengelände westlich vom Dippels- dorfer und nördlich vom Frauenteich, und sicher dort brütend. Bereits 25. II. 10 sangen die SÖ lebhaft. +3 Bälge: 6 22 3. V. 03 Dippelsdorf. ‚T Emberiza.schoeniclus, L. Ziemlich häufiger Brutvogel des Rohrwaldes am Dippelsdorfer, am Mittel- und Franenteich, wenngleich sich meist nur wenig bemerkbar machend; die Lockrufe (psieb) und die gespreizten weissen Aussen- steuerfedern lenken die Aufmerksamkeit auf. den Vogel, wenn er in hastigem Bogenfluge auf Augenblicke das schützende Rohr verlässt. Den Gesang der russköpfigen $3 hörten wir nicht allzu oft: 4. VI. 06 am Mittelteich, 2. IV. 10 am Dippelsdorfer, 1. IV. 13 am Frauenteich. Des letzten 3 Liedchen, von einem dürren Birkenbusch herab, erinnerte täuschend an das der Weissen Bachstelze. — Einzelne im Herbstkleide trafen wir fast regelmässig noch Mitte Oktober. 8. XI. 14 noch 1 am Dippelsdorfer Teich. | + 3 Bälge: 6 3.V.03, 22 iuv. 19. IX. 03 Dippelsdorf. T Motacillaalba,lI. Nicht seltener Brutvogel der Ortschaften und der hohlen Kastanien am Schloss; 13. V. 06 Paar in der Allee am Schlossteich. 5. VII. 10 Alte und selbständige Junge in Bärnsdorf. Zur Zugzeit regelmässig streichende Trupps an den Teichufern, wo sie oft mit Wiesenpiepern auf dem schwimmenden Genist umhertrippeln, auf den angrenzenden Aeckern, mit Vorliebe namentlich auf den Brüstungen des Schlosses. 26. III. 07 15 am Mittelteich; 25. II. 09 14 auf dem Eise des Dippels- dorfer Teichs, 3. IV.09 10—15 am Schloss, 3 am Berbisdorfer Teich, 1 & singt im Fluge; 31. II. 10 ı4 Bachstelzen und 1 Rohrammer 9 zusammen am Dippelsdorfer, viele am Frauen- und Mittelteich; 30.IH. ı1 am Dippelsdorfer 1; 20. IV. ı1 am Mittelteich 1; 12. IV. 12 einzelne am Yeah TR De TREE, NE EEE DIEBE TERN EE RTE, . ua in Tel WE ETELERUTE: PRFFTR RER EEE Y LETEEE EEE EEE ZIERT r ra 0a® en) Beobachtungen im Gebiete der Moritzburger Teiche 1906—1914. 373 E Dippelsdorfer, 20. IV. 12 am Grossteich 3, kämpfen. 1. IV. 13 am Dippelsdorfer und Schlossteich einzelne. — Die Vögel im Spätjahr trugen, soweit es sich nicht um Junge handelte, das Winterkleid: 29. IX. 06 am Frauenteich, 6. IX. 07, 28. IX. 07 Trupps bis zu 20 am Dippelsdorfer Teich auf den Aeckern und Telegraphendrähten, 5. IX. 09 auf Kartoffelacker; 1. X. 10 ca. 20 am Dippelsdorfer, einzelne am Schloss- teich; 28. VII. 11 6 am Grossteich, 9. X. 11 am Schlossteich 1; 30. IX. 12 am Dippelsdorfer und Untern Waldteich mehrere; 11. X. 13 einzelne am Grossteich, am Schloss singt noch 1 4, 18. X. 13 einzelne am Dippelsdorfer Teich. + 3 Bälge: & 3. V. 03, 2 iuv. 4. VIL 03 Dippelsdort. Motacilla boarula, L. Wenige Paare traien wir so regelmässig an einigen Teichdämmen, dass wir ihr Brüten dort für gewiss halten: Schlossteich 31. II. 10 (Kehlfleck des 3 hat noch nicht seine volle Ausdehnung), 29. IX. 06, BePr 07 5. DN. 095.28: VM. 11, 9. X. 11, 14.X. 11; 21..VID.14. Mittel- teich (beim Waldwärterhaus) 10. IV. 10, 20. IV. 11, 29. IX. 06, 17. VII. 09, 7. IX. 09. Dies Vorkommen überraschte insofern, als die Szenerie an beiden Stellen nichts bietet, was an einen „Gebirgsbach“ erinnert; es reiht sich den ziemlich zahlreichen Brutvorkommen an, die in den letzten Jahren aus dem norddeutschen Flachland verzeichnet worden sind. 1 Ex. 30.IX. ı2 am Untern Waldteich und ı Paar 6. IV. ı3 am Georgenteich waren vielleicht Durchzügler. In der von der Bahn durch- zogenen Schlucht des Lössnitzbaches, der von der Moritzburger Hoch- fläche zur Elbe abwässert, brüten regelmässig mehrere Paare. Budytes flavus (L.. - Fast alljährlich begegneten wir einigen Wiesenstelzen am Dippels- dorfer Teich, wo 1—2 Paare brüten dürften: 13. V. 06, 19. IV. 09, 19. V. 10, 3. VI 10, 6. IV. 13 je 1ı Paar zusammen, 24. IV. 10, 8. Vl. ı1, 21. IV. 14 je 1 einzelner Vogel. Schlüpften zwischen den abgeschnittenen oder eben aufkeimenden Rohrstrünken am nassen Ufer umher, so emsig mit der Nahrungssuche beschäftigt, dass sie einmal die Annäherung auf 3 m über 5 Minuten lang unbehelligt aushielten: @ zog eine 3—4 cm lange Larve hervor, die es ohne Umstände hinunterschluckte; EHE Ts “ r 374 Hugo Mayhoff und Raimund Schelcher: wichen in kurzen Bogenflügen, ihr angenehmes rohrammerähnliches | psi-eb rufend, gemächlich vom Platze. Derselbe Lockruf verriet 2 Vögel dieser Art, die 5. IX. 09 unter einem Trupp Weisser Bachstelzen im Kartoffelacker umherliefen; sie waren, wie 1 Stück am Grossteich, i ‚28. VII. 11, und 2 letzte am Dippelsdorfer Teich, 5. IX. 12, vermutlich bereits Durchzügler. +3 Bälge: 662 21. V.03 Moritzburg. | Anthus campestris (L.). Nur zweimal auf dem Durchzuge beobachtet: 28. VII. 10 rastete ein Flug von etwa 15 Vögeln auf den Wiesen am Ostufer des Frauen- teichs; durch ihre helle Färbung und oit wagerechte Körperhaltung fielen sie in dem kurzen Grase schon von weitem auf. Sie waren nicht sehr scheu, so dass ich auf der Erde kriechend und hinter Maulwurfs- haufen u. dgl. Deckung nehmend, bis auf 25—20 m herankam. Die Locktöne erinnerten mich an Haussperling, z. T. auch Bluthänfling (Sch.). 4 weitere Brachpieper traf Mff. 11. IX. 14 am Westufer des Frauenteichs auf einem Buchweizenield. Sie liessen ihn ruhig zur Seite trippelnd bis auf fast 6 m heran, ehe sie unter weichen, sper- lingsartigen Rufen abflogen. Die dunkle Querbinde der mittleren Ober- flügeldecken trat auf dem sandfarbenen Gefieder recht augenfällig hervor. 7 Anthus pratensis (L.). Sehr regelmässiger Frühjahrs- und Herbstdurchzügler. Alljährlich trafen wir einzelne und Trupps — jedoch selten mehr als 20 zusammen — an den Teichrändern, das Genist und den Schlamm absuchend, zwischen den eben austreibenden Rohrstrünken oder im niederen Ried- grase umherschlüpfend, oft auch auf benachbarten Wiesen und Acker- stücken, wo sie sich rasch durch ihr tonloses pst hst hst verrieten. Selten baumten einzelne auf den Birken am Ufer auf; dichte Gebüsche und der Halmwald des Rohres wurden gleicherweise gemieden; es ist ° bemerkenswert, dass nur die freien Ränder der grösseren Teiche von den — übrigens meist ziemlich zutraulichen — Wanderern zür Rast benutzt wurden. Frühjahrszug: 1. IV. 06 Dippelsdorfer Teich 1:8 26. II. 07 Mittelteich ziemlich viele, Dippelsdorfer einige; 17. IV. 08 - Dippelsdorfer einzelne; 25. III. 09, 28. III. 09 viele, 31. III. 09, 3. IV. 09, 4 315 2 17. IV. 09 einzelne. 25.11.10 mehrere überhinfliegend, 2 am Mittel- a lat” ann Zune „ie 3 ZN 22) DE eis kn un 2a ER Dee ne 25 ZZ Enge Zn rie Tl. Aalen Dun ne 7 Bun na Allan ann ana Han nn ll a Luk uaennn) in Zn ann nn auian run ae) Alam na as nu 1.2. en he a an an a sr, RETTET ITWERTEDE Pe R N y n “ ET 2 0 En ER ee ne 5% en see - teich gesehen; 22. II]. 10, 10. IV. 10 einige am Dippelsdorfer, Mittel- - und Frauenteich; 24. IV. 10 noch 2 am Dippelsdorfer, 1 am Frauen- teich. 30. III. 11 am Grossteich 1; 20. IV. ı1 am Dippelsdorfer 20—25; 122030, 20. IV. 12 noch 1, 1. IV. 13,6. IV. 18, 15. IV. 13, 31. III. 14 einzelne am Dippelsdorfer und am Grossteich. — Herbstzug: 29. IX. 06 Frauenteich 3; 5. X. 06 Frauen- und Mittelteich je ca. 10; 6.IX.07 6 und 28. IX. 07 ca. 12 am Dippelsdorfer Teich. 4. X. 09 ebendort ca. 30, 1.X. 10 nur 1; 11. XIl. 10 15—20 am Grossteich (!); 19. X. 11 am Frauenteich einzelne; 30. IX. 12 auf Acker am Öbern _Waldteich 6-10, am Dippelsdorfer 15—20; 11. X. 13 und 18. X. 13 ebendort und am Frauenteich einzelne; 15. X. 14 am Dippelsdorfer ti 1 älteres Belegstück im Dresdener Museum, Anthus trivialis (L.). Brutvogel der Waldränder und Feldgehölze, nicht gerade selten, aber auch nicht häufig zu nennen. Mitte April hörten wir die ersten singen: 24. IV. 10, 20. IV. 11 am Dippelsdorfer Teich und an den Wiesen zwischen Fasanerie und Schlossgarten. 20. IV. 12 rief einer an der Kastanienallee zwischen Dippelsdorfer und Waldteichen mehrmals sein hastiges psrieh, dem alsbald die Schmetterstrophe folgte. 21. IV. 14, 19. V. 10 Gesang im Wäldchen am Dippelsdorfer Teich; 16: VII... 20 singt dort und 12 Uhr mittags am Mittelteich immer noch 1 Baum- pieper. Lullula arborea (L.). ” Durchzügler. 31. II. 10 auf der Wiese am Frauenteich 1 Paar rastend.. Wenige Arten boten so typische Bilder des Herbstzuges wie diese, die in kleinen Trupps kaum 20 m hoch in kurzen Abständen über den Frauen- und Dippelsdorfer Teich südwestwärts zog: 9. X. Dh, ‘11.%.13. Am18.X.13 flogen am Obern Waldteich morgens 8 Heide- lerchen und kaum 3 Min. später 25 rufend noch niedriger (10—15 m hoch) in derselben Richtung vorbei. — Brutvogel ist die Heidelerche in den nahen grösseren Nadelwaldgebieten: im Friedewald, in der Dresdener und Laussnitzer Heide. er 376 Hugo Mayhoff und Raimund Scheleher: | .7:Alauda arvensis,L Häufiger Brutvogel der Aecker und Wiesen, auch in unmittelbarer Nachbarschaft des Wassers. 25. II. 10 bereits überall singende dd. 12. IV. ı2 Gesang inmitten starken Schneegestöbers. — 11. X. i3 noch eine einzelne Feldlerche am Grossteich. ; +1 Balg: & 3. V. 03 Dippelsdorf. Galeritascristatas it). Brutpaare an den Landstrassen und Bahndämmen. 1 singendes & noch 5. X. 06 am Bahnhof Moritzburg. Certhia (familiaris) brachydactyla, Brehm. ‚Brutvogel des Tiergartens. 1. IV. 06 Paarung auf einer der Ka- stanien am Ufer des Schlossteichs. — Noch 29. IX. 06 singt dort 1 &. Lockend sahen wir sie oft an Birken und Erlen im Tiergarten herum- klettern. Die „typische“ Form Certhia familiaris, L. des Nadelwaldes haben wir niemals im Gebiete feststellen können. *) | Sitta caesia, Wolf. Häufiger Brutvogel des Tiergartens. 1. IV. 06 Paarung auf einer der Kastanien am Schwanenteich. 29. IX. 07 ruft ı Kleiber sein quittittitt vom Knopf einer Fahnenstange in einem der Ortsgärten herunter. I Parusı major, KT. Häufiger Stand- und Strichvogel. 1 Nest in ca. 2,5 m Höhe bei der Fasanerie: 5. VII. 10 werden Junge darin gefüttert. | *1 Balg: ö 21. IV. 04 Dippelsdorf. Parus caeruleus, L. Gleich häyfiger Jahresvogel wie die vorige Art. Herumstreichende Exemplare kletterten 1. X. 10, 11. XI. 10, 16. IX. 13 in den Simsen und im Schilfrohr am Dippelsdorfer Teich. (Vgl. die Mitteilungen über „Meisen im Rohrwald“ von Grützner, Gross, le Roi, Isra&l in der Ornith. Monatsschr. 1909, 1910.) Ä Parus:-aters L Jahresvogel in den Nadelholzbeständen des Tiergartens. 30. IX. 12 ein streichender Trupp am Obern Waldteich. 11. X. 13 hörte Mff. von a) Offenbar müssen die beiden (u. a.) durch die Stimme scharf und kon- stant zu unterscheidenden Formen artlich getrennt werden. 7 Wi ET EEBT BUREETDEG a ale ac a en 2 7 2 ad Beobachtungen im Gebiete der Moritzburger Teiche 1906-1914. 379 RS einigen ausser dem gewöhnlichen Divididi auch Schnarrlaute grr SIT, - die denen der Haubenmeise nicht unähnlich, aber tiefer waren. Parus palustris subpalustris, Brehm. Von den Sumpfmeisen bewohnt ausschliesslich diese Form das ‚Gebiet. Parus cristatus mitratus, Brehm. Jahresvogel der Nadelholzbestände, wie überall etwas minder zahlreich als die Tannenmeise. Aegithalus caudatus (L.). Wir beobachteten nur streichende Exemplare; ziemlich sicher brütet die Art im Tiergarten. 1. IV. 06 32 im Schlosspark, 25. III. 09 jagen sich 3 auf dem Gitter einer Schonung hin und her — alles Weissköpfe. Unter streichenden Trupps am 17. VII. 09 im Birkenwald beim Dippelsdorfer und 1. II. 11 waren auch Streifenköpfe, also teils wohl Junge, teils Stücke von der westlicheren Form Ae. c. europaeus, Hart. — Brutvogel ist wahrscheinlich ausschliesslich die rein weiss- köpfige Form Ae. c. caudatus (L.). nr Reoulus repulus (L.). 81. X. 07 streichender Trupp im Schlossgarten, 3. IX. 07 am Frauenteich mit Hauben- und Tannenmeisen zusammen. Jahresvogel. * 1 Balg: & 26. X. 96 Moritzburg. Regulus ignicapillus (Brehm). Leider haben wir dem Vorkommen des Feuerköpfchens im Gebiet erst im letzten Jahre die gebührende Aufmerksamkeit zugewandt. Wir hörten mehrere SS 1.IV. 13 in der Nähe des Dippelsdorfer, des Gross- und Schlossteichs. Das Brüten der Art im Gebiet ist sehr wahr- scheinlich. / Troglodytes troglodytes (L.). Jahresvogel. 20. IV. 11 singendes ö am Schlossteich. Y Phylloscopus rufus (Bchst.). Ziemlich häufiger Brutvogel des Tiergartens und der jüngeren Birken- und Kiefernbestände am Dippelsdorfer Teich. Den ersten Ge- sang hörten wir 81. II. 09, 2.IV. 10, 20. IV. 11, 20. IV. ı2, 1. IV. 13, 378 Hugo Mayhoff und Raimund Schelcher: extranuptialen noch 28. IX. 07, 18. VII. 11. Lockend trieben sich ein- zelne noch 29. IX. 06, 11. X. 13 im Gebiet umher. * 1 Balg aus Moritzburg. Phylloscopus trochilus (L.,. Dasselbe Gelände wie der Weidenlaubsänger bewohnt der Fitis in bedeutend stärkerer Anzahl. Die ersten wurden 19. IV. 09-10-1010, 30. III. 11, 20. IV. ı2, 1. IV. und 6. IV. 13 gehört. Mehrfach schien es sich hierbei freilich z. T. um nordische Durchzügler zu handeln, so 1913, wo an denselben Stellen am 1. IV. etwa 20—25 dd, am 6. IV. nur etwa 10—15 sangen. Zur Brutzeit, 13. V. 06, 5. VI. 10, 3. VII. 10 noch eifriger Gesang. — Der letzte lockt im Garten von Adams Gast- hof 29. IX. 06. | Phylloscopus sibilator (Bechst.). | In den Laubhölzern des Tiergartens, wie Helm bereits hervorhebt, ' recht häufiger Brutvogel. 18. V. 10 auffallend viele dd beim Grossteich und an der Fasanerie, ebendort noch einzelne 5. VI. 10 singend. 8. VI. ı1 2 dd zwischen dem Grossteich und den Waldteichen. Hypolais hypolais (L.). 13. V. 06 im Schlossgarten singend. 7 Acrocephalus streperus (L.). Brütet am Dippelsdorfer, Schloss-, Schwanen- und Frauenteich häufig und regelmässig: 23. VII. 09 Pärchen trägt Futter zum Nest (auf dem Schlossteich), 6. IX. 07 werden auf dem Schwanenteich Junge gefüttert. ‚Noch 17. VII. 09, 28. VII. 10, 28. VII. 11, 28. IX207 0 setzen einzelne dd zum Gesange an. 5. X. 06 schlüpft 1 einzelner warnend durchs Rohr am Dippelsdorfer Teich. En 7 1 Vogel 31. V. 97 Dippelsdorf. 7 Acrocephalus arundinaceus (L.. Häufiger Brutvogel am Dippelsdorfer, Schloss-, Schwanen- und Frauenteich. 13. V. 06, 6. IX. 07, 21. VII. 09, 18. V. 10, 16. VI. 07 leb- hafter Gesang. + 1 Vogel mit Nest und 6 Eiern vom Dippelsdorfer Teich (30. V. 95) ist im Dresdener Museum aufgestellt. ERCH, Beobachtungen im Gebiete der Moritzburger Teiche 1906—1914. 379 \ Calamodus schoenobaenus (L.). Nur 1 Stück, vermutlich auf dem Durchzuge, verhörte Sch. 21. IV. 14 - am Dippelsdorfer Teich. Es sang von einem Weidenbusche aus unä ” liess den Beobachter bis auf 6 m herankommen, worauf es sich nach - langem Zögern zum Abfliegen entschloss. + 4 Bälge: Öd 3. V. 03 Moritzburg, & 3. V. 03 Dippelsdorf, © 21. V. 03 Moritz- burg. Die Frage verdient Nachprüfung, ob die Art nicht doch als Brutvogel nach. zuweisen ist. Allerdings fehlt sie nach Heyder als solcher auch an den Wermsdorfer Teichen. Sw/via africaptlla (L.. _ Brutvogel. 13. V. 06 singendes d beim Frauenteich. Sylvia curruca (L;): - Brutvogel. 13. V. 06 zwischen Dippelsdorf und Moritzburg. 20.IV.ı1 das 1. des Jahres an der Fasanerie. + Q@ 19. IX. 03 Dippelsdorf im Dresdener Museum. Sylvia simplex (Lath.). Brutvogel. 1. VI.13 1 & im Schlossgarten. 1 Sylvia sylvia (L.). Regelmässiger Brutvogel in den Büschen am Dippelsdorfer Teich. (1322V...06), 21. Vu. 09 auf der Insel im Mitteltelteich 1 alter Vogel mit Jungem. + 6 Bälge: 2 dG 3.V.03, 4 566 3. V.03, 21. V.03 Dippelsdorf, Moritzburg. Accentor modularis (L.). 31. Ill. 10 am Torwärterhäuschen beim Mittelteich ir dem Schweinefuttertrog. 1. IV. und 6. IV. 13 singende dö im Tiergarten beim Frauenteich und am Öbern Waldteich. 29. IX. 06 2 Vögel, 6. IX. 07 1 im ‚Schlossgarten stumm umherschlüpfend. Das Brüten halten wir für so gut wie sicher. | (Schluss folgt.) Der Gartenrotschwanz. ZErithacus phoenicurus (L.). Von Rudolf Hermann. ‘(Mit Buntbild Tafel XV.) Man soll nicht sagen, dass wir unter unseren einheimischen Vögeln keinen einzigen hätten, der einen Vergleich mit manchem Vertreter der fremdländischen Avifauna bestehen könnte. Es gibt deren, wenn (Nachdruck verboten.) - 380 Rudolf Hermann: wir nur die Mandelkrähe und den Eisvogel herausgreifen, allerdings nicht viele, aber doch recht beachtenswerte Geschöpfe. Zu diesen gehört meines Dafürhaltens auch der Gartenrotschwanz. Es ist kein grosses Wissen erforderlich, um diesen Vogel, dem der Volksmund noch die Namen Gartenrötling, Buschrotschwanz und türkischer Rot- schwanz beigelegt hat, unter anderen herauszufinden, denn er fällt dem aufmerksamen Beobachter durch sein schmuckes, stets sauberes Gefieder sehr bald auf. Er macht sich, wenn auch von Natur etwas scheuer als sein Verwandter, der Hausrotschwanz, wie dieser in der Nähe menschlicher Wohnungen bemerkbar und ist, wenn wir von den übrigen Merkmalen absehen, als einer seiner Art von dem gelblichroten Schwanz, der fast ständig sich in zitternder und zuckender Bon Run befindet, leicht kenntlich. | Der Gartenrötling gehört zwar nicht zu den ersten Ankömmlingen, den sogenannten Lenzesboten, im Jahre, trifft aber Ende März oder anfangs April wieder bei uns ein. Zu dem gelblichen Farbentone, der sich über Brust, Bürzel und Schwanz verbreitet, bildet das bläuliche Aschgrau am Kopf und Oberkörper einen hübschen Gegensatz, und die tiefschwarze Färbung des Gesichts und der Kehle, sowie ein die Stirn schmückender weisser Strich lassen wohl den Vergleich zu, dass der Vogel eine Maske trägt. Dagegen sieht das Weibchen in seinem fahl- braungrauen Kleide recht einfach aus. Es hat nur den rotgelben Bürzel und Schwanz mit dem Männchen gemein, und die auf der Oberseite hellbraun, am Rande der Federn dunkler gesprenkelten, unten lehm- gelb mit grauen Tüpfeln gezeichneten Jungen wird der Laie kaum als Nachkommen des Gartenrötlings ansprechen, wenn ihm nicht das rost- rote Schwänzchen auffällt. Da sich der Gartenrötling nicht nur im . Walde, sondern auch in Garten- und Parkanlagen ansiedelt und sich gern bald auf einem freistehenden Ast, auf einem Baumstumpf, einer Kopfweide oder dergleichen sehen lässt, so kann man sich die charakteristischen Merkmale dieses hübschen und äusserst beweglichen Vogels, der ausser Europa noch einen Teil Asiens und Afrikas seine Heimat nennt, leicht aneignen. Ebenso prägt sich seine zwar nur kurze, aber recht ansprechende Gesangsstrophe und der wie „hüt’ dich“ klingende Ruflaut „hüit-tick“ oder „hüit-täck tönk“ dem Gedächtnis - Der Gartenrotschwanz. Zrithacus phoenicurus. 381 ' bald ein. Der Anfänger in der Vogelstimmenkunde hat allerdings nach meinen Wahrnehmungen oit Schwierigkeiten, den Gesang des Garten- E ‚rötlings von dem des Trauerfliegenfängers, mit dem er Aehnlichkeit hat, zu unterscheiden. Bisweilen zeigen. sich in seinen lautlichen 'Aeusserungen sogar dem Liede des Rotkehlchens verwandte Klänge. Die Aufenthaltsgebiete des Vogels sind die schon oben erwähnten Plätze, und zwar sowohl im Gebirge wie in der Ebene, vorausgesetzt, dass Wasser in der Nähe ist. Dieses liebt er sehr; denn nicht selten - schlägt er in einem am Ufer stehenden morschen Baum oder auf einer von einem Graben durchzogenen Viehtrift in einer alten Kopfweide sein Heim auf. Indes richtet dieser Höhlenbrüter sich auch anderswo wohn- lich ein, sofern nur eine zum Versteck des Genistes geeignete Ver- tiefung, sei diese eine Mauernische, ein Spalt im Gestein, ein hohler Obstbaum oder auch ein Nistkasten, für ihn vorhanden ist. Bisweilen wählt er für die Unterbringung seiner Brut ganz eigenartige Plätze. 7. B. fanden wir einmal sein Nest inmitten eines Gemenges von trockenen Zweigen, Papier, einem beschädigten Korbe, einer Strohmatte, einem alten Hut, einigen Konservenbüchsen und Pappstückchen, die sich, von der Strömung getrieben, um einen längs im Wasser liegenden, mit der Wurzel jedoch noch am Uferrande haftenden Baumstamm ‚angesammelt hatten. Eine leere Blechdose schien es dem Vogel angetan zu haben. In ihr hatte er sein Nest untergebracht, das wir erst zu entdecken vermochten, nachdem wir den fortwährend Angst- und Schreckrufe ausstossenden Vogel aus dem Hinterhalte beobachtet und wahrgenommen hatten, wie er, obschon er uns nicht sah, immer noch misstrauisch und darum warnend, sich allmählich der beschriebenen Stelle näherte. Solch eine eigenartige Wahl eines Nistortes spricht vielleicht für einen besonderen Geschmack des Gartenrötlings, dem- zufolge erjeneneinerbequemeren, natürlichen Nistgelegenheit vorgezogen hat. Sie dürfte doch aber wohl auch einen Beweis für die schon oft erörterte Frage des Wohnungsmangels für unsere Höhlenbrüter liefern und uns die Mahnung nahe legen, an Stellen, wo von der Natur geschaffene Wohnungen für unsere Vögel aus irgendwelchen Ursachen verschwunden sind oder schon seltener werden, durch Aufhängen zweckentsprechender Brutkästen einen Ersatz zu schaffen. Die hierbei db SE el Su 2.5. 2 Ze na Dan nn än 3 Sk a a Su SA eh en ee ann 4 R Zr ae cz , EEE EL ROT TE EERESERTE TERN REN ER ZT Ra TE) Ach re Va ERSTER FRE 382 Rudolf Hermann: Der Gartenrotschwanz. Zrithacus phoenicurus. zu beachtenden Grundbedingungen sind Vogelkundigen zwar genügend bekannt; für die mit den einschlägigen Verhältnissen nicht vertrauten Vogelfreunde sei indes darauf hingewiesen, dass für den Garten- j rotschwanz als Halbhöhlenbrüter andere Nistkästen in Frage kommen als z. B. für Meisen und Spechte. Eingehende Vorschriften hierüber findet man im „Handbuch des Vogelschutzes“ von Professor Hennicke und in „Der gesamte Vogelschutz“ von Freiherrn v. Berlepsch. | Der Nestbau des Gartenrötlings ist sehr einfach. Er besteht aus breiten und schmalen Halmen, Moosteilchen, Tier- und Pflanzenwolle, auch einigen verwitterten Blättchen, und enthält bald von dem einen, bald von dem anderen Material mehr oder weniger Bestandteile, je nachdem die Oertlichkeit ihm Baustoffe, zu denen auch noch kleine Federn gehören, bietet. Darin findet man im April oder Mai und zweitmaligim Juni oder Juli 5, auch wohl 6, schön blaugrün glänzende Eier von 17 bis 20 mm Länge und durchschnittlich 14 mm Breite, aus denen die Jungen in 13 Tagen ausfallen. Um diese ist der Garten- rötling sehr besorgt; die schnell aufeinanderfolgenden Angst- und Warnrufe, die der Vogel beim Auftauchen einer Gefahr und ganz besonders, wenn er seine Brut durch einen natürlichen Feind bedroht sieht, ausstösst, beweisen dies. Selbst jenem Findling gegenüber, dessen Vater sich Kuckuck nennt, und dessen Erziehung einem Gartenrötlings- paar viel Mühe macht, erweisen die Pseudoeltern grosse Liebe. Das Ei, das der Kuckuck dem kleinen Rotschwanz als Danaergeschenk ins Nest legt, hat häufig dieselbe Farbe wie die Nesteier, ist aber grösser, hartschaliger und manchmal mit ölartigen Flecken, auch wohl mit einem oder einigen roten Pünktchen versehen, bisweilen nur einfarbig blaugrün. Da der Gartenrotschwanz durch Vertilgung vieler schädlicher Insekten Nutzen stiftet und durch sein Zutrauen zum Menschen, dessen Wohnstätten er unter den oben schon angegebenen Voraussetzungen nicht meidet, sowie durch seinen einfachen Gesang und sein hübsches Aussehen sich schnell beliebt macht, so sollte menschliche Fürsorge danach trachten, dieses Schmuckstück der Natur zu erhalten, ihm gelegentliche Räubereien am Bienenstock nicht allzu hoch anrechnen ‘ und ihm den Weg ebnen, seine Art mit Erfolg fortpflanzen zu können. Kleinere Mitteilungen. | 383 | Kleinere Mitteilungen. Vögel in der Gefechtslinie. Der Kriegslärm solle grosse Wan- derungen der Vögel verursachen. So las man häufig in Zeitungen und Zeitschriften. Persönlich habe ich im Binnenlande von Ver- änderungen des Vogellebens unter Einwirkung des Krieges nichts beobachten können. Die Beobachter in den Grenzgebieten müssen sprechen, um diese Frage zu klären. Wohl habe ich beobachtet, dass Gewehr- und Kanonendonner die Vögel keineswegs besonders ängstigt. Die Menschen wanderten in Scharen mitihren Habseligkeiten aus, wenn sich ein Gefecht entwickelte. Die Vögel blieben. Einige Krähen flogen aufgeregt hin und her. In einem Garten sang die Amsel, während auf dem Ackergelände nebenan die Gewehre knatterten. Singvögel lieben den Lärm. Im Elternhause hielten wir junge Stieglitze, Hänflinge, Buch- finken und Meisen. Wenn das Spinnrad surrte, die Milchzentrifuge heulte oder die Mutter sang, dann schmetterten auch die Vögel drauf los nach Herzenslust. | Wir rückten vor in die erste Feuerlinie. Hinter uns und neben uns brüllten die Kanonen. Ueber uns zogen ganze Schwärme von Schwalben ihre Kreise und fingen Mücken. Ich beobachtete Rauch- schwalbe und Uferschwalbe. Es war im September des Vorjahres. Später lag ich mit mehreren verwundeten Kameraden in einem Walle des Buschwerkes. Neben uns ratterten Maschinengewehre. Auf der Höhe rechts hinter uns standen unsere Geschütze. Die feindlichen Kugeln sausten pfeifend und singend über uns hinweg und fegten raschelnd in die dürre Laubdecke des Buschbodens. Hier sah ich nun auffallend viele Uferschwalben, die dicht über uns hinwegstrichen. Durch das Buschwerk schlüpften Weindrosseln in grosser Zahl. Dass die Vögel keineswegs den Gefechtslärm, die unbekannte Gefahr fürchten, davon überzeugte mich neuerdings der Aufenthalt im Döberitzer Lager. In der Schusslinie viel benutzter Schiessplätze liegen Kessel- und Rühbruch, verschilfte grössere Teiche. Tagtäglich findet Scharfschiessen statt. Die Kugeln pfeifen über die Teiche hinweg. Im nahen Kiefernwald musizieren häufig Maschinengewehre. Nicht selten donnern Kanonen. Auf dem Truppenübungsplatze aber habe ich ein selten vielseitiges Vogelleben vorgefunden, worüber vielleicht zu einer 384 | Kleinere Mitteilungen. anderen Zeit berichtet wird. Im Kessel- und Rühbruch allein gaben sich sehr viele Wasser- und Sumpfvögel ein Stelldichein. Dort stellte ich u. a. fest: Teichrohrsänger, Drosselrohrsänger, Heuschreckensänger, Rohrsperling, Kuhstelze, Rotschenkel, Bruchwasserläufer, Flussregen- pfeifer, Kiebitz, Bekassine, Teichhuhn, Blässhuhn, Wasserralle, Zwerg- dommel, Stockente, Knäkente, Krickente, Löffelente, Tafelente, Rothals- taucher, Schwarzhalstaucher und Zwergsteissfuss. Gegen Abend finden sich Nebelkrähen, Schwalben, Stare und Reiher (an einem Abend zählte ich 61 Reiher) in grosser Zahl ein. | | Die harten Knalle verscheuchen die Vögel also keineswegs. Hildesheim. Matth. Brinkmann. Bücherbesprechungen. Martin Hiesemann, Lösung der Vogelschutzfrage nach Freiherrn v. Berlepsch. Sechste ergänzte und verbesserte Auflage, bearbeitet durch Oberstleutnant z. D. Henrici, Stadtrat in Cassel. Leipzig 1915. Verlag von Franz Wagner, Kommissionsbuchhandlung. Schon des öfteren haben wir auf das obige Buch hingewiesen. Wir freuen uns, die Empfehlung heute wiederholen zu können. Der Umstand, dass sogar während der Kriegszeit sich eine Neuauflage nötig gemacht hat, beweist, dass das Interesse unseres Volkes für die idealen Bestrebungen des Vogelschutzes auch durch das grosse Völkerringen nicht geschwunden ist. Es beweist aber auch die Güte des Buches. Prof. Dr. Henntreke Inhalt: Friedrich Schwabe: Siebenter Jahresbericht der Versuchs- und Musterstation für Vogelschutz zu Seebach (Kreis Langensalza). — Hugo Mayhoff und Raimund Schelcher: Beobachtungen im Gebiete der Moritzburger Teiche 1906—1914 (Fortsetzung). — Rudolf Hermann: Der Gartenrotschwanz. Zrithacus Dhoenicurus (L.). (Mit Buntbild Tafel XVL) — Kleinere Mu Vögel in der Gefechtslinie. — Bücherbesprechungen. Diesem Hefte liegt Buntbild Tafel XVI bei. Bei Wohnungswechsel sind Ueberweisungen der „Ornithologischen Monatsschrift“* von Mitgliedern des Deutschen Vereins zum Schutze der Vogelwelt (E. V.) nicht bei der Geschäftsstelle, sondern nur bei derjenigen Postanstalt, von welcher die Zeitschrift zuletzt geliefert wurde, unter Beifügung von 50 Pf. Ueberweisungsgebühr zu beantragen. — Ausgebliebene Nummern sind ebenfalls nur bei dem bestellenden Postamt zu reklamieren. Reklamationen können nur innerhalb eines Monats berücksichtigt werden. Späterer Ersatz erfolgt nur gegen Zahlung des Heft-Einzelpreises zuzüglich Porto.. Redaktion: Prof. Dr. Carl R. Hennicke in Gera (Reuss). Druck der Geraer Verlagsanstalt und Druckerei, Gera (Reuss). Ornithologische Monatsschrift XV. 19D, Gartenrotschwanz-Paar. nn 6a ee nee Be Te Mehriadı geaußerten Wün- Den: entiprechend gebe ich nad) tehend Die DBreife der von mir oder. durdh meine Bermittelung zu Beziehenden Schriften und Gegenftände befannt: 1 Einbanddeke 0.80M. um Porto 1 einzelne Nummer der IXonats- frift 0.60 M. amd Worto 1 Foftkarte mil Abbildung 0.03 M. ma Porto 1 Bogelwandtafel (I. u. IL) aufgezogen 5.— M., balkient | vr es a N unaufgezogen 2.50 , ! 1 Haubvogeltafel (I. u. IL). aufgezogen 2.75 M., poftfrei unaufgezogen 1.25 A Der philofophifde Bauer - 050 M. md Worto Index 1 und Zje150M. um Porto Keltere Jahrgänge, jomweit noch borhanden, mit Einbanddede je 3.— M. und PVorto. Bei Ent- nahme bon 5fortlaufenden Sahr- gangen einjchließlih Cinband- Dede je 2.— M. und Borto. Sahrgang 1883 5 M. 8 Sämtliche Preife gelten mr für gg Mitglieder des Deutichen Vereins - Mk Schube der PBogelwelt &. 2. Baul Dir, Hera- Neuß, Laafener Str. 15, Seihäftsführer des D. BD. 3. ©&h.2.%. (&. B.) Boftichekonto: 6224, Amt Leipzig. En: a \ Der Preöparalor ad Konferuntor | Eine praft. Anleitung 3. Erlernen des Ausftopfens, Ronfervierens und &kelettierens uon Bögelnu, Häugetieren. Bon Rob. Boegler. ‚G Dritte verbefferte und erweiterte Auf- lage mit 38 Abbildungen im Text. 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Verlagshuchhandlung, Maudeburg. ) SERNEBENEBSEREREREREENBHEBEERENRENRERENERKHRBRRRRREHRRBERENBBENBRESERERRRBDERHENERANBNEZBHEHRNEREHENERERRUNSDEERHERENBHERUREBERBERRRER RT IE a A U RT, fi i 2 Q , ’ ERBE LTE LT AREE q 5 < SENEHESEERSENREERERRENREOGESENUENENERENENEENENEREEEERGERSENENLSERNERSERNENNERER ee Be Be Sr a Re BB FE Een at er RE N es u nn me m IL — u nn Des Bogelichuges von Prof. Dr. Carl R. Bennicke, 1. Mit 9 Tafeln in Doppeltondrud, 1 Karte und mehr a3 200 se Geheftet 6,50 ME., gebunden 7, 50 DIE. Sy folgendem fei der Reichtum des Snhaltes diejes „Handbu des Bogelfänges“ furz angedeutet: Nach) einer einleitenden Weberjicht wird im eriten Bud) bie Not- i wendigfeit de DBogelihußes nacgemwiefen und in den einzelnen | Kapiteln die Abnahme der Bögel durd) die Kultur, dur) Berfolgung, | durch Feinde und durd natürliche Ereigniffe geichildert. Die ethiiche, äfthetiiche und wirtichaftliche Begründung des Vogelihußes wird im zweiten Buche behandelt. Die Ausführung des Bogelihutes dur) | Beihaffung von Niftgelegenheiten, Winterfütterung der Vögel, durd) | Bade- und Tränfpläge, durd) befondere Maßnahmen, durch Schuß | vor Berfolgung, durch Belehrung und Aufklärung und Maßnahmen | politiicher Behörden bildet den Ne des dritten Budhes. Eine Geichichte des Vogeljhußes, die Bogelihußgejeßgebung der Deutjchen und fonftigen europäischen Staaten, joiwie ein ausführliches Literatur- | verzeichnis und Hegifter bejchliegen das Werk, das bei ausgiebiger | Benußung feitens aller Ontereffenten zweifellos geeignet it, nicht ı allein der Vogeliehuß-, jondern aucd, der Heimatihußbeiwegung in | unjerem deutjchen Baterlande unjgägbare Dienfte zu leiften. Als bejonders wertvoll jind die Tabellen hervorzuheben, au i denen die Schonzeit der Bügel in den einzelnen Bundesitanten mit ji Leichtigkeit feitgeitellt werden Ffann. Die Gebr reichlihe sUuftrierung des Werkes ift außerordentlid) i lehrreih und vorzüglic) zu nennen. Das Werk kann al3 wahre Zundgrube alles auf den Bogelihuß bezüglichen bezeichnet werden. Zu beziehen durd) alle Buchhandlungen, direft von der Derlaas- buchhandlung gegen vorherige Einfendung des Betrages oder unter Nachnahme. Ireuhfihe Berlagshbuchhangalung in Magdeburg, Drud der Geraer BerlagSanitalt und Druderei, Gera-R. IN Pe EeReeF PETER AED ARE aTEREETRFENEREONE FOREN ER EFPONN Ta NEAR IPERNEION GEEHRT - { NE 2 Vdere a ’T, ne ! N h ! ’ ask R ORNMHOIS GISCHEI U MONAISSC RIM. | UN FENSNIIIÄGHN = TEN 7 ‚von Ai! DEUTSCHEN RE VEREIN D 8 NN UIZUM SCHUTZE RS Magdeburg “et sche Verlagsbuchhandlung Max Kretschmann. et Ru &inheimifche Ktubenvs gel Neu herausgegeben und völlig umgearbeitet von Karl Deunzia Herausgeber der Gefiederten Welt Fünfte Auflage 573 Geiten Text mit zirka 200 Abbildungen jowie 20 Sarbentafeln enthaltend 77 Dogelabbildungen. Preis: Geheftet in buntem Umfchlag 9,— Mark Fein und originell gebunden 10,50 Mark gu beziehen dur) jede Buchhandlung, direft bom Verlage nur gegen borherige Sinfendung des Betrages oder unter Nachnahme. ö A », . Es ] ’ d ae 7 S & { che , 3 al N a5 Re FW ER 2 br Lg Er nl x f ET j 4 a Kl Fa a a re ! a er I ee TREE " : ir Ew e. Kur der ornithologijch Erfahrene wird der Behauptung beiltimmen, Daß dem prächtigen Buche: „Cinheimifche Stubenvögel” ein hoher, vogelfrjißlerifiper Wert beigumeljen it; injofern namlich, alS es in überaus freundlicher und - eindringlider Weile Die Kenntnis unferer PBogelwelt, ihrer Artmerfmale und Semohnbheiten vermittelt. Der gejebliche Vogelfchuß reicht nicht annähernd aus, unjere Bogelwelt vor dem Untergange zu bewahren; um aber pofitiven, Dt Üogelfiyu zu treiben, Dazu bedarf es bor allem der Kenntnis. wiühte aber fein gleich autes und zugleich billiges Buch zu nennen, das die Kenntnis unferer heimijchen Bogelwelt lebendiger vermittelt als die „Einheimifchen Stubenvögel”. Ih wüßte auch feinen Vogelfchükler zu nennen, feinen bon jenen, die heute jo erfolgreich daS Banner des Bogel- Ihube3 der Welt borauftragen, der nicht dur liebenolles Studium au der Ioliere ne a erivorben hatte, die nun praftiiche Verwertung finden. Außer der Schilderung des Verhaltens in der freien a 4 Gejanges, der Lodrufe, Wanderzeiten ımd ee bringt daS Bud) Anmweifungen, wie die Vügel in Se Gefangenschaft mögli I natur- gemäb zu berpflegen find. deder Po a ei hat in dem „Ruß“ den beiten erater. Schon Die Ausgabe d E Sahre 1904 war durch die Bearbeitung des Herausgebers Be ae al WMeifterwerk zu betrachten, und man meinte, Die der Ausgeftaltung fei erreicht. Nun zeigt die fünfte Ausgabe jedoch, daß Neunzig feine Aufgabe wefentlidy erweitert hat, da er außer den Bügeln Mitteleuropas auch) deren nahe Berwandte aus anderen Teilen des haldarktifden Gebietes beichreibt. Db diefe Grenzuberjchreitung notwendig war? Dan fünnte Darüber lien Gegen die Ausgabe bon 1904 unterjcheidet fi) daS neue Bud ditrd) eine geringe Preiserhöhung 2,50 Marf. Dafür werden aber rund 100 &riten mehr Crrt geliefert, Abbildungen im Zerte jind von 150 auf 200 gie n, und Statt der bisherigen 13 Tafeln werden zwanzig geboten. Beionders Die prachtvollen Iurbentafeln, bon der Meifterhand Karl Keımzigs geschaffen, find ungemein reigzuoll, Lebens- wahrer fonnten die Bügel der od nicht dargeftellt, werden. Sie werden den a und Runitfreund gleichermweile entzüiden. Mllen Denen, Die I für die Unternehmungen des Bogelfhuken intereilieren, ohne genüigende orfenntniffe zu bejißen, dürfte der „Nuß“, der eigentlich "Neunzig“ heiken müßte, bald unentbehrlid) werden. (Hamburger Fremdenblatt 1913, Nr. 46.) wo rer ug a ER EIERN U EINE re ee Creuß’jche Derlaasbuchhandlung in Maadebura. RR Te ee Ornithologiiche Monatsichrift. Herausgegeben vom Deutichen Vereine zum Schutze der Dogelwelt e. V. Zugleich Mitteilungen des Bundes für Vogelschutz, des Internationalen Bundes für Vogelschutz (E. V.), des Vereins Jordsand (E. V.). Begründet unter Leitung von E. v. Schlechtendal, fortgesetzt unter Leitung von W. Thienemann und K. Th. Liebe. Ordentliche Mitelisder des Die Ornithologische Monatsschrift Deutschen Vereins zum Schutze . : n ist Eigentum.d. Deutschen Ver- der Vogelweltzahlenein Eintritts- Schriftleitung ‘ eins zum Schutze der Vogelwelt geld von 1 Mark und einen Jahres- Prof. Dr. Carl R. Hennicke Zahlungen werden an das Posı- beitrag von sechs Mark und er- schecekkonto Amt Leipzig halten dafür in Deutschland und in Gera (Reuss). N0.6224erbeten. Geschäftsführer vesterreich-Ungarn die Monats- des Vereins ist Herr P. Dixin schrift postfrei zugesandt. G er a-Reuss, Laasener Strasse 15. Kommissions-Verlag der Creutzschen Verlagsbuchhandlung in Magdeburg. Preis des Jahrgangs von 12 Nummern 8 Mark. see: Nachdruck nur mit Genehmigung gestattet. mm XL. Jahrgang. November 1915. in Nor He Beobachtungen im Gebiete der Moritzburger Teiche 1906-1914) Von Hugo Mayhoff und Raimund Schelcher in Dresden. (Schluss.) Brothoeus titys (L;). ; Onal Mus >> In den Ortschaften und an der Fasanerie, dr Geb def Schlossgartens regelmässiger Brutvogel. Ankunftsdaten: 1909. 25. HI. je ı ö in Dippelsdorf und am Schloss. 1910. Bereits 25. II. 1 singendes ö am Schloss. Doch war bis Mitte März in Dresdens Umgebung kein weiteres Exemplar zu bemerken (Sch.); 22. III. 1 & am Schloss; 31. III. ebendort das erste © des Jahres. 1911. 30. Ill. ı & an der Fasanerie. (Das erste ö des Jahres 22. Ill. in Goppeln.) 1912. 26. II. das erste & des Jahres am Schloss. 1913. 1. IV. ı graues ö auf dem Acker am Dippelsdorfer Teich (das erste des Jahres 20. III. in Mockritz bei Dresden). 1914. 31. Ill. am Schloss singt 1 & (das erste des Jahres tags zuvor in Zschertnitz bei Dresden). Im Herbst regelmässig einzelne und Familien an den Bahndämmen, in den’ Gärtehen der Waldwärterhäuser, am Schloss, auf Brachäckern, 26 386 Hugo Mayhoft und Be lee bisweilen auch auf dem Schlamm der Teiche. gend dö bis Mitte 7 Oktober. Erithacus phoenicurus (L.). An lichten Waldrändern, Landstrassen mit Obstbaumpflanzung und ähnlichen Oertlichkeiten, die ihm Nistplätze bieten, ist der Garten- rotschwanz nicht seltener Brutvogel. Von Mitte oder Ende April an waren in der Kastanienallee am Schlossteich regelmässig einige zu treffen, so 19. IV. 10 mehrere singende dd. 17. IV. 12 wurde hier das erste 5 des Jahres beobachtet, ein Nest 1906 in einer hohlen Kastanie gefunden. 18. V. 10 in der Tiergartenmauer am Grossteich ein Nest mit 7 Eiern; 5. VI. sind die Jungen schon fast flügge. Erithacusırwbeculus. (1): Ziemlich häufiger Brutvogel der jungen Nadelholzbestände, der Fichtenhecken und Thujen des Schlossgartens.. Wenn wir ausgangs März oder im April von den Teichen heimkehrten, gab uns fast stets vom Rand der Schonungen her vielstimmiger Rotkehlchensang das Geleit im Verein mit dem Schmettern der Singdrosseln. In der unmittelbaren Nähe des Wassers trafen wir die Art verhältnismässig selten: einmal, 30. IX. 12, schoss ein Exemplar durch die Weiden am Obern Waldteich und führte uns lange irre, bis es durch sein Schnickern sich verriet. | | Erithacus cyaneculus (Wolf). 25. IX. 09 im Schilf am Schlossteich 1 einzelner Durchzügler, iuv. oder © (Sch.). Ein zweites Blaukehlchen ging 14. IX. 14 aus dem Rohr- gürtel des Dippelsdorfer Teiches hoch, am Rostrot und Schwarz der Steuerfedern kenntlich, fiel nach etwa 15 m wieder ein und war nicht - mehr herauszutreiben (Mff.).. Für die Artbestimmung wäre Zrifhacus suecicus (L.) nicht unbedingt auszuschliessen, aber kaum wahrscheinlich. | Pratincola rubetra (L.). Auch das Braunkehlchen ist im Beobachtungsgebiet nur Durch- zugsvogel. 5. IX. 09 ging am N-Ufer des Dippelsdorfer Teiches 1 Stück vor uns aus dem Rohr hoch und fusste auf dem Telephondraht. 11. X. 13 1 weiteres Exemplar am Obern Waldteich; bewältigt am Boden mit Anstrengung ein grösseres Insekt (Grille, wie es scheint), sitzt dann schwanzwippend einem Drahtzaun auf. E At ce Sa 1 m zu TEN TEE DTCRETEAWTET WE LETTER TED TEE u Z EN "Beobachtungen im Gebiete der Moritzburger Teiche 1906—1914. 387 Saxicola oenanthe (L.). Wahrscheinlich nur Durchzügler; allenfalls könnten Steinschmätzer am Dippelsdorfer Bahndamm gebrütet haben, wo 13. V. 06 und 20. IV. 11 noch je 1 Exemplar beobachtet wurde; doch handelte es sich in diesen Fällen wohl um vereinzelte jüngere d5, — die übrigen waren bestimmt - Durchzügler: 12. IV. 12 ı & am Obern Waldteich, 20. IV. 12 ı & beim Leuchtturm am Grossteich, 1. IV. 13 1.9 auf einem Acker am Obern Waldteich. — 29. IX. 06 1 2, 28. VII. 10 ı iuv. am Dippelsdorfer Bahndamm, . 30. IX. 12 ı Exemplar mit Wiesenpiepern zusammen auf Sturzacker am Dippelsdorfer Teich. Turdus iliacus, L. 31. III. 09 viele (ca. 30—50) am Frauen- und Grossteich, 3. IV. 10 auf den Linden der Hauptallee inmitten des Orts 10—15, 2. IV. 10 8 bei der Fasanerie, 10. IV. 10 am Damm des Grossteichs 6, 1. IV. 13 fliegen 24 über den Dippelsdorfer Teich. Stets wiesen sie sich durch ihr leb- _ haftes sih sih, — wenn es gelang, nahe genug heranzukommen, durch die rotbraunen Flanken und hellen Augenbrauenstreifen aus. Meist recht scheu, duldeten sie doch in einigen Fällen, auf der Wiese oder im kahlen Gezweig der Obstbäume rastend, die Annäherung bis auf 10—15 m. 31. II. 14 traf Sch. am Waldrande bei der Heilstätte See- frieden einen Schwarm von etwa 60 Rotdrosseln in sehr lebhaftem Gesang, einen zweiten am Frauenteich. Dass wir diesen regelmässigen Durchzüglern während des Herbstes im Gebiet fast gar nicht begegneten, kann kaum anders denn als Zufall aufzufassen sein. 8. XI. 14 rasteten 2 einzelne an den Rändern des Dippelsdorfer Teichs. Kurdus musicus, [L. Singdrosseln sind in allen Waldbezirken des Gebiets häufige Brut- vögel und an den Frühlingsabenden Stimmführer des Waldkonzerts, an dem neben ihnen vorwiegend Rotkehlchen und die beiden kleineren Laubsängerarten teilnehmen. Einzelne Vögel trieben sich noch 11. X. 13 mit schwachen Zip-Rufen im Kiefernwald umher. Turdus viscivorus, L. So oft wir im März und April die Ufer des Mittel- und Frauen- teichs abstreiften, begegneten wir fast regelmässig einigen Misteldrosseln, 26* 388 Hugo Mayhoff und Raimund Schelcher: | sei es, dass sieschnärrend von der Wiese hochgingen, sei es, dassihre abgebrochenen Strophen aus dem Tiergarten herüberklangen. Einmal 3 gelang es auch, eine während des Singens, im Wipfel einer hohen Hi Kiefer am Mittelteich, zu beobachten, was sonst bei ihrer grossen Scheu sehr schwer hält. 4 Stück am Dippelsdorfer Teich am 31. II. 10 waren ‚möglicherweise auf dem Zuge, während alle andern in der Umgebung des Frauen- und Mittelteichs getroffen wurden. 14 Frühjahrs- beobachtungen stehen nur zwei aus dem Spätjahr gegenüber — 5.X. 06, 16. IX. 13 beim Mittelteich an der Erde 6-8 und 10-15 Stück — gleichwohl glauben wir das Brüten der Art im Tiergarten als so gut wie sicher hinstellen zu dürfen: in den nahen Nadelholzforsten der Dres- dener Heide und von Tharandt ist sie gleichfalls häufig. Tluraus pilarıs, L. | 26. III. 07 trafen Stresemann und Schelcher einen Schwarm von etwa 20 Stück, der mit Staren zusammen die Aecker beim Dippelsdorfer Teich absuchte. 5. IX. 09 wurden 7—9 und 5. XI. 09 ca. 10 Stück beobachtet, die ebendort, auf den Birken nahe der Kastanienallee sich niedergelassen hatten. Seitdem wurde die Art in keinem Frühjahr vermisst:.10. IV. 10, 20.-IV. 11, 20. IV. 12, 1. IV. 13, 5. 27 sich 2—10 Vögel in dem Kiefernwäldchen östlich vom Dippelsdorfer Teich auf und liessen wiederholt ihren wenig melodischen Gesang hören. ‚31. II. 11 1ı Exemplar am Obern Waldteich und 2 zwischen dem Schloss- und Grossteich; 31. III. 10, 8. VI. 11, 26. II. 12 eine Anzahl am Frauen- teich. Die Vermutung, dass diese Vögel im Gebiet brüteten, wird dadurch zur Gewissheit, dass Sch. 16. VII. 10 in dem Kiefernwäldchen am Frauenteich beobachten konnte, wie ein flügges Junge von den Alten gefüttert ward. Die Gesamtzahl der Brutpaare dieser kleinen Kolonien dürfte indes 10—15 kaum erreichen. Auch auf dem benach- barten Volkersdorfer Revier befinden sich mit grösster Wahrscheinlich- keit eine oder auch mehrere kleine Brutkolonien. — 8. XI. 14 une z 12—14 Wacholderdrosseln den Dippelsdorfer Teich. + Das Dresdener Museum besitzt 2 Herbstbälge 66 vom 21. XI. 96 aus Moritz- burg na 1 Nestjunges vom 30. VI. 05 aus Serkowitz an der Elbe (5 km südlich von unserm Gebiet). Eura merula, L. Ziemlich häufiger Brut- und beschränkter Jahresvogel. ee Sinnen Beobachtungen im Gebiete der Moritzburger Teiche 1906—1914. 389 Von den 151 vorstehend aufgeführten Arten sind 95 im Gebiet Brutvögel, eine Zahl, die für den engen Bezirk von etwa 45 Quadrat- kilometern, zumal dessen Umgebung gegenüber, noch als recht günstig angesehen werdenkann. Siefindetihre Erklärungin derinnigen Durch- dringung von Wald- und Teichlandschaft, die ähnlich wie für die Lausitz für das Moritzburger Gebiet kennzeichnend ist. Inwieweit dabei ursprüngliche, natürliche Verhältnisse noch bewahrt sind, ist aller- dings nicht leicht zu beantworten. Entstanden sind die Moritzburger Teiche offenbar aus sumpfiartigen Wasseransammlungen, die sich auf dem undurchlässigen Gestein der Hochfläche halten konnten, in vielleicht weit zurückliegender Zeit. Die Erbauung des Schlosses (1542—1589) inmitten des Schlossteiches setzt mindestens das Bestehen von solchen Wasserlachen voraus. An deren Gestaltung zu grösseren Teichflächen hat aber jedenfalls Menschenhand mitgewirkt, und ebenso hat diese merklich in den Wald eingegriffen. In den letzten Jahren vollends ist die Bewirtschaftung der Teiche mit Abdämmungen, künstlicher Fütterung der Fische, herbstlicber Niederlegung des Rohrgürtels, Anlegung von Brutteichen immer weiter vorgeschritten. Dass davon die Vogelwelt beeinflusst worden ist und dauernd beeinflusst wird, ist ausser jedem Zweifel: es sei nur hingewiesen auf den deutlichen Rückgang der See- schwalben und Lachmöwen; andererseits ist z. B. für die Gebirgsstelze erst durch die Dammmauern die Möglichkeit der Ansiedelung an den Teichen geschaffen worden. Der Zeitraum der Beobachtungen im Gebiet (einschliesslich derer Helms) reicht indes nicht aus, die Ver- änderungen seines Brutvogelbestandes mit Sicherheit zurückzuverfolgen. Eine alte Sammlung ausgestopfiter, im Gebiet erlegter Vögel, die in dieser Hinsicht Anhalt hätte liefern können, befand sich bis Ende des vorigen Jahrhunderts im Fasanenschlösschen, ist aber wegen der Motten- gefahr vernichtet worden. So sind in den meisten Fällen nur Ver- mutungen möglich, welche Arten alteingesessen, welche etwa neu eingewandert seien, und es scheint geraten, diese Fragen einer späteren ornithologischen Bearbeitung des Gebietes zuzuweisen; sie wird eine senaue Einzelkenntnis der Verbreitung der Brutvögel in der engeren Heimat zur Voraussetzung haben müssen. Zur Uebersicht herausgehoben seien hier noch einmal zunächst die 390 i Hugo a und Raimund Schelcher: Bewohner des eigentlichen Moritzburger Teichgeländes. Sie bilden eine ziemlich scharf abgrenzbare Lebensgemeinschaft: Colymbus nigricans Totanus totanus nigricollis Gallinago gallinago griseigena Rallus aguaticus cristatus Crex crex (Hydrochelidon nigra) Gallinula chloropus (Sterna hirundo) Fulica atra Larus ridibundus Ardetta minuta (Nyroca fuligula) [Lanius collurio] nyroca Emberiza schoeniclus ferina [Alauda arvensis] Anas boscas Budytes flavus crecca /[Motacilla alba] querguedula boarula] Spatula clypeata Acrocephalus streperus Vanellus vanellus arundinaceus Charadrius dubius ' [Sylvia sylvia]. In runde Klammern sind die Arten eingeschlossen, die gegenwärtig dem Gebiet nicht mehr als Brutvögel angehören, in eckige Klammern solche, die, obgleich nicht eigentliche Teichvögel, sich doch in unmittel- barer Nähe des Wassers heimisch gemacht haben, so dass sie in weiterem Betracht hier mit aufgeführt zu werden verdienen. Der Vergleich dieser Lokalornis mit denjenigen der weiteren Nachbarschaft, der übrigen Teichgebiete des Königreichs Sachsen, er- gibt, dass Moritzburg faunistisch eine Mittelstellung einnimmt, wie sie i seiner geographischen Lage entspricht, und zwar mit starkem Einschlag östlicher Formen. Colymbus nigricollis, Hydrochelidon nigra, Sterna hirundo, Larus ridibundus, Nyroca fuligula, N. nyroca, Spatula clypeata sind in West- sachsen nicht mehr Brutvögel oder erreichen dort als solche ihre mitteldeutsche Westgrenze, Charadrius dubius und Totanus totanus sind erst in jüngster Zeit als neue Ansiedler dort nachgewiesen (Zimmer- mann an den Frohburger Teichen 1912). In dem einstigen oder noch gegenwärtigen Brutvorkommen dieser Arten zeigt Moritzburg eine aus- gesprochene Anlehnung an die Verhältnisse der Oberlausitz. h E Beobachtungen im Gebiete der Moritzburger Teiche 1906—1914. 391 Zu bemerken ist noch, dass es nicht recht gelingen will, aus dem Gesamtbilde Untergruppen herauszulösen, die etwa an eine bestimmte ‘ Ausprägung der Vegetation, das Vorherrschen einer Pflanzenart strenger gebunden wären. Am ehesten liessen sich die Zwergrohr- dommel, der Rohrammer und die beiden Rohrsänger zusammenfassen, insofern als ihre Verteilung mit der von Arundo phragmites im Gebiet nahe übereinkommt. Andere Arten scheinen mehr als durch die art- liche Zusammensetzung des Pflanzenwuchses durch dessen Dichte, ‚durch die Grösse des freien Wasserspiegels, die Beschaffenheit des Grundes, die Umgebung des Teichufers — ob Wald oder freie Wiese — bestimmt zu werden. Im Zeitalter des Heimatschutzes drängt sich bei der Betrachtung einer eigentümlichen Lebensgemeinschaft von selbst die Frage auf, ob sie gegenüber den Einwirkungen der fortschreitenden Kultur sich auch werde in die Zukunft hinüberretten können. Das ist für das Moritz- burger Gebiet mit Genugtuung festzustellen, dass in einer Richtung ' gut vorgesehen ist. Die Mehrzahl der Teiche liegt im Kgl. Schloss- revier unter steter sorgfältiger und strenger Ueberwachung, so dass Störungen des Brutgeschäftes so gut wie ausgeschlossen sind. Der Abschuss beschränkt sich auf die häufigen Arten und wird schonend ausgeübt; seit 1912 sollen auf Anordnung S. M. des Königs sogar die durchziehenden Reiher an den Teichen geschont werden. Die Nähe des Kol. Schlosses bürgt aber auch zugleich dafür, dass das Land- schaftsbild des Moritzburger Teichgeländes auf absehbare Zeit im wesentlichen unberührt bleiben wird. Die fischereitechnischen Mass- nahmen der letzten Jahre ändern daran nicht so sehr; sie haben im ganzen bis jetzt wenig sichtbare Spuren hinterlassen. Minder günstig ist die Sachlage allerdings für die südlichen Ausläufer des Gebiets, den Dippelsdorfer und den Obern Waldteich. Hier ist am ehesten eine Umwandlung der „natürlichen“ Bedingungen zu befürchten. Schon die Einrichtung von Badeanstälten an ihren Südufern hat diese grössten- teils von Kulturland umgebenen Teiche eines weiteren Grades der „Ursprünglichkeit“ beraubt. Der Dippelsdorfer Teich enthält die west- lichste bedeutendere Brutstätte der Lachmöwe in Mitteldeutschland; sie scheint, wie wir sahen, ernstlich bedroht. Sollte der Rückgang der 392 | Hugo Mayhoff und Raimund Schelcher: Kolonie noch weiter fortschreiten, so wäre mindestens anzuregen, dass. der Abschuss der Möwen seitens der Fischereiberechtigten auch an den Zuchtteichen gänzlich eingestellt werde. Sonst geht hier ein Natur- denkmal, das einzige aus der Vogelwelt des Gebietes vielleicht, das auch der Nicht-Ornithologe anerkennen und würdigen wird, in wenigen Jahren seiner Zerstörung entgegen. Dem ÖOrnithologen werden unbeschadet der besorgten Wünsche, die er für die Erhaltung der an ihnen beheimateten Brutvögel hegen muss, die Moritzburger Teichflächen unversieglichen Beobachtungs- genuss bieten durch die Fülle des Vogellebens, die sich alljährlich in den Zugzeiten an ihnen sammelt. Hierin ist auf Jahrzehnte hinaus kein wesentlicher Rückgang abzusehen. Eine Reihe von Arten erscheinen im Gebiet regelmässig und verweilen lange genug, um durch Wochen - hindurch als feste Glieder der Teichfauna zu zählen; teils sind es Wanderer, die auf weiter Fahrt Rast halten — Strand- und Wasser- läufer —, teils sind es hin- und herstreichende Gäste aus der näheren und entfernteren Nachbarschaft — Eisvogel, Schwalben —; zwischen diesen beiden Gruppen scharf zu scheiden ist bei andern, wie Kiebitzen, Reihern, Staren nicht ohne weiteres möglich. Zu beiden Zugzeiten in annähernd gleicher Anzahl trafen wir Anas boscas Motacilla alba Corvus cornix Anthus pratensis. Vorwiegend auf dem Frühlingszuge wurden beobachtet: Nyroca clangula Anas acuta Nyroca fuligula Machetes pugnax Anas penelope Ciconia ciconia. Vorwiegend auf dem Herbstzuge traten regelmässig, meist in grösserer Anzahl auf: Anas crecca Ardea cinerea Vanellus vanellus Alcedo ispida Tringa. alpina Firundo rustica Tringoides hypoleucus Chelidon urbica Totanus fuscus Riparia riparic Totanus litoreus | Sturnus vulgaris. Beobachtungen im Gebiete der Moritzburger Teiche 1906—1914. 393 Wenn diese Arten uns immer wieder ins Bewusstsein riefen. dass unser Beobachtungsgebiet in periodischem Austausch steht mit arten- ‘und individuenreicheren Brutbezirken, dass es mit seiner wechselnden Bewohnerschaft verflochten ist in die gewaltige Rätselerscheinung des Vogelzugs, so gilt das in fast noch höherem Grade von den selteneren Durcehzüglern, die ausnahmsweise von den lockenden Wasserflächen festgehalten nur ein oder zweimal in sehr wenigen Vertretern anzu- treffen waren. Gerade ihnen, deren Wanderwege die Gedanken oft weit hinauslenkten aus dem engeren Vaterlande, danken wir manche Weihestunde der Beobachtung. Auf dem Frühjahrszuge zeigten sich: Urinator arcticus Ciconia nigra Cygnus cygnus') Circus aeruginosus Tringa Temmincki Calamodus schoenobaenus. Limosa limosa. Der Herbstzug führte durch das Teichgelände: Larus canus Tringa ferruginea') Phalacrocorax carbo Totanus glareola Mergus merganser Totanus ochropus') Tadorna tadorna‘‘) Numenius arcuatus Sqguatarola squatarola Gallinago gallinula Charadrius apricarius Pandion haliaetus Charadrius hiaticola') Pratincola rubetra Tringa minula Erithacus cyaneculus. Den Schilfrohrsänger führen wir nicht ohne Bedenken an dieser Stelle auf, da sein häufiges Brutvorkommen bei Leipzig und in der Oberlausitz nahelegt, dass wir sein Brüten bei Moritzburg übersehen haben könnten. Es ist einer der vielen Punkte unserer Arbeit, die uns am Ende der neunjährigen Beobachtungszeit die rege Erkenntnis auf- drängen, dass auch für künftige Exkursionen noch Fragen und Aufgaben genug sich darbieten. Berichtigungen. S. 269, Z. 15 v. o. ist hinter „Teiche“ ein Komma zu setzen. S. 280, 2.9 v.u. lies „Erpel“ statt des sinnstörenden Druckfehlers „Flügel“. S. 377, Z. 16 v. o. „Herm.“ statt „Hart.“ !) Der Vollständigkeit halber hier mit genannt, obschon der Nachweis der Art vor 1906 stattfand. Baer, W. Berge, R. Fickel, J. Hantzsch, Helm, F. Helm, F. und Meyer, A.B. Liste der im Dresdener Museum sich .befindenden, im Literatur. ') Zur Ornis der preussischen Oberlausitz (Anhang!). Abhandl. Naturforsch. 1 Gesellsch. Görlitz. Bd. XXIIL. 1898. Untersuchungsergebnisse von Mageninhalten sächsischer Vögel. Ornith. Monatsschr. 1909, S. 33 —44, Örnithologische Miscellen. Orn. Monatsschr. 1910, S. 331-—-336. Die früheren Brutvögel des Königreichs Sachsen. Journ. f. Orn. 1910, Ss. 235—241. Die Literatur über die Tierwelt des Königreichs Sachsen. Zwickau 1902. B. Brutvögel der Gegend von Königswartha (Lausitz). Journ. f. Orn. 1903, Soli. Ornithologische Beobachtungen an den Teichen von Moritzburg. Ornith. Monatsschr. 1893, S. 270—274, 336—342. | Einiges über das Vorkommen der Säger im Königreich Sachsen. Ornith. Monatsschr. 1895, S. 239 — 242, Ueber seltene auf Moritzburger Gebiet vorkommende Vögel. Abhandl. und Ber. d. Zool. u. Anthrop.-Ethnogr. Museums zu Dresden VII, 1898/99. Der Dippelsdorfer Teich bei Moritzburg. Abhandl. u. Ber. d. Zool. und Anthrop.-Ethnogr. Museums zu Dresden VII, 1898/99. Ornithologische Beobachtungen. Journ. f. Orn. 1905, S 563— _600. Königreich Sachsen erlegten Vögel. Zirkular No. 6 des Kgl. Zoolog. Museums zu Dresden, April 1887. i Helm, F, und Meyer, A.B. 1.—10. Jahresbericht der ornithologischen Beobachtungs- Hennicke Hesse, HR. Heyder, R. 1) Braess, M. Ein Vogelparadies Sachsens in Mitteil. Landesvereins Sächs. Heimat- E schutz, Bd.4, Heft 7, S. 133—143 (1914) und An den Frohburger Teichen, ebendort, Bd.4, Heft 9, S. 374—378 (1915), konnten während des Druckes leider nicht mehr berücks 3 sichtigt werden. 2 ‚C. Beiträge zur Avifauna von Leipzig. Orn. Jahrbuch 1894, S. 121—132, stationen im Kgr. Sachsen, 1886—1892, 1896. 159 196. Beobachtungen an den Gundorfer Sümpfen bei Leipzig. Orn. Monatsber. 1904, S. 137—141. De ee ha TE ee ee um- Weitere Beobachtungen aus der Umgegend Leipzigs. Ornith. Monatsber. | 1905, S. 17—23, 89—97, ,121—129. Beobachtungen aus der Umgegend Leipzigs von Frühling bis Winter 1905, Journ. f. Ornith. 1906. S. 91ff. Weitere Mitteilungen ebendort 1907—1910. Sommerbeobachtungen an den Teichen von Wermsdorf, Kgr. Sachsen. Orn. Monatsschr. 1909, S. 281ft. Weitere ornithologische Beobachtungen an den Teichen von Wermsdorf. 3 Orn. Monatsschr. 1909, S. 484 ff. Ornithologische Notizen von den Wermsdorfer Teichen 1909. Ornithol. E Monatsschr. 1911, S. 2441f. ® Ueber den Wert von Tonnisturnen im Vergleich zu den Holzhöhlen für Höblenbrüter. 395 Heyder, R. Ornithologische Notizen aus dem Wermsdorfer Teichgebiet während des Jahres 1910. Orn. Monatsschr. 1911, S. 444ff, Hoepfner, M. Seltene Vögel in der Rochlitzer Gegend, Orn. Monatsschr. 1906, S. 66ff. Krohn, H. Die Brutverbreitung der Möwen und Seeschwalben in Deutschland. Orn. Monatsschr. 1905, S. 266 ff. Rey, E. in Verbindung mit Reichert, A. Mageninhalt einiger Vögel. Orn. Monats- schrift 1910, S. 225 ff. Voigt, A. Exkursionsbuch z. Studium der Vogelstimmen. 4. Auflage. Leipzig 1906, | und 5. Auflage 1909. — Seltene Durchzügler aus der Umgegend Leipzigs. Orn. Monatsber. 1904, Ss. 99ff. Weissmantel, P. Beobachtungen an den Frohburg-Eschefelder Teichen während der Zugzeit. Orn. Monatsschr. 1912, S. 405—412. Wichtrich, P. Beobachtungen an den Sümpfen und Teichen in der näheren und weiteren Umgebung von Leipzig. Orn. Monatsschr. 1905, S. 175—180, 202— 206. — Winterbeobachtungen aus Nordwestsachsen 1909/10. Orn. Monatsber. 1910, Ss. 125ff. Zimmermann, R. Ueber einige Beobachtungen an den Frohburg-Eschefelder Teichen im Frühjahr 1912, Orn. Monatsber. 1913, S. 69—72. Ueber den Wert von Tonnisturnen im Vergleich zu den Holzhöhlen für Höhlenbrüter. Von Prof. Dr. G. Rörig, Geh. Regierungsrat in Berlin-Grosslichterfelde. Am 21. Mai 1907 übersendete Walter Menzel, der Besitzer des Dachziegelwerks Holzkirch bei Lauban in Schlesien, der Biologischen Anstalt eine Anzahl von Nisturnen, die nach den Angaben des Land- stallmeisters von Schlüterin Neustadt a. D. angefertigt und aus scharf- gebranntem Dachziegelton hergestellt worden waren. Er sprach dabei die Bitte aus, sie zu begutachten und weiter zu empfehlen. In Deutschland, Oesterreich-Ungarn und der Schweiz waren bis dahin fast ausschliesslich die nach den Vorschriften des Freiherrn von Berlepsch angefertigten Holzhöhlen als künstliche Nistgelegen- heiten für Höhlenbrüter im Gebrauch. Die guten Erfolge, die man mitihnen bei der Ansiedlung von Meisen, Staren und anderen Höhlenbrütern gehabt hatte, liessen um so leichter die auch ihnen anhaftenden Mängel übersehen, als sie unter den wenigen andern im Handel sonst erhält- lichen Holzkonstruktionen zweifellos die besten waren und infolgedessen ausser Wettbewerb dastanden. Insofern hatten also sowohl der Erfinder BEN Professor Dr. G. Rörig: als auch die Verfertiger der Holzhöhlen recht, wenn sie diese als voll- FE 3 J kommen bezeichneten, da tatsächlich aus Holz nichts Besseres herzustellen war. Der verhältnismässig hohe Preis, das die Transportkosten ver- grössernde Gewicht und die beschränkte Haltbarkeit der Holzhöhlen mussten eben in Kauf genommen werden, bis etwas noch Besseres ‚gefunden wurde. Diese Nachteile sollten nun durch die Tonurnen aufgehoben werden, die bei nahezu unbegrenzter Haltbarkeit und bedeutend geringerem Gewichte nur etwa ein Viertel so teuer waren, als die von Berlepsch- schen Holzhöhlen.*) Wenn ihre Brauchbarkeit gleich gross war und ihnen auch in anderer Beziehung keine besonderen Mängel anhafteten, so wäre mit ihrer Einführung ein wesentlicher Vorteil auf dem Gebiete ö des praktischen Vogelschutzes verbunden gewesen. Zunächst ergab die Besichtigung der Urnen, dass das kleinere rg ee Modell ungeeignet war, denn es hatte bis zum Flugloch nur einen 1 Fassungsraum von etwa 325 cem. Der grösste Durchmesser des Innen- raumes betrug 68:68 mm, die Wandstärke etwa 6 mm. Zwar nimmt das Nest der Meisen keinen grossen Raum ein, die zahlreichen Jungen aber beanspruchen während ihres Wachstums täglich mehr Platz; sie drücken sich gegenseitig aus der Nestmulde heraus und liegen schliess- lich zum Teil an der Urnenwand, die selbstverständlich kälter als der warme Nestraum ist. Dadurch kann unter Umständen, namentlich | wenn während der Brutzeit sich häufig starker Temperaturwechsel geltend macht, für die jungen Vögel ein Nachteil entstehen. Uebrigens konnte man schon bei der Verwendung der Holzhöhlen die Wahr- nehmung machen, dass die Meisen den grösseren, eigentlich für Stare 1 bestimmten Holzhöhlen den Vorzug geben. Diese kleine Meisenurne ist deshalb später auch nicht mehr hergestellt worden. !) Das Gewicht der Nisturnen für Meisen, die in zwei Grössen hergestellt wurden, betrug 570 und rund 1200 g, das der von Berlepschschen Meisenhöhlen (A) 2470 g, der Starhöhlen (B) 4280 g. Der Preis der Nisturnen war für 100 Stück auf 18 M., der ven der Holzhöhlen A bei Abnahme von 1 Dutzend für 1 Stück 0,55 M., beiB für 1 Stück 0,70 M. festgesetzt. Nach einer Nachweisung der Königlichen Regierung in Danzig erforderte die Beschaffung von 828 Stück A und 465 Stück B an Anschaffungs- und Frachtkosten 1198,26 M.; der Preis hatte sich in diesem Falle also durch die Fracht um etwa ein Drittel erhöht. VER UN: ABA LEHRRN, I. B: ' Ueber den Wert von Tonnisturnen im Vergleich zu den Holzhöhlen für Höhlenbrüter.397 Das grössere Modell hatte einen Fassungsraum von 660—675 cem bis zum Flugloch und eine grösste Innenweite von 76 (längs) und 94 mm (quer). Die Wandstärke betrug 10 mm.t) Da es bei der Höhlung weniger auf die Höhe als auf die Geräumigkeit des eigentlichen Nistplatzes ankommt, dieser aber bei dem vorliegenden Modell aus- reichend gross war, so konnte vom theoretischen Standpunkte aus angenommen werden, dass die Urnen von Meisen für die Zwecke des Brutgeschäfts und ohne Schaden für die Nachkommenschaft benutzt _ werden würden. Es lohnte sich deshalb wohl, umfangreiche Versuche mit dieser neuen Form von Nistgelegenheiten anzustellen, da nur hier- durch ein endgültiges Urteil über ihren Wert gewonnen werden konnte. Es galt dabei folgende Fragen zu beantworten: 1. Werden die Urnen von den Meisen zum Brutgeschäft benutzt? 2. Werden die Bruten in den Urnen grossgebracht? 3. Werden die Urnen auch ausserhalb der Brutzeit, namentlich im Winter, als Schlafraum benutzt? 4. a) Welche Nachteile, b) welche Vorteile haben die Urnen im Vergleich zu den bisher gebrauchten Holzhöhlen ? 5. In welcher Weise sind die Urnen verbesserungsfähig? Die ersten umfangreichen Versuche wurden in Ostpreussen und Schlesien ausgeführt, und zwar erfolgte die erstmalige Revision gegen Ende Mai und zu Anfang Juni, die zweite dagegen im Winter. Nach einigen Jahren, in denen sowohl von privater Seite als auch in den Königlich Preussischen Staatsforstrevieren hinreichend Erfahrungen gesammelt worden waren, konnte als Ergebnis vieler Tausend Unter- suchungen festgestellt werden, dass die Nisturnen von den Meisen - sowohl zur Brutzeit als auch als Schlafraum im Winter benutzt werden. Die Höhe des Besatzes schwankte in den einzelnen Revierteilen erheb- lich, ein Beweis dafür, dass für die Neigung der Vögel, diese Nist- gelegenheiten anzunehmen, von wesentlicher Bedeutung die Umgebung, also die Art, das Alter des Baumbestandes und wahrscheinlich auch 1!) In den Prospekten der von Berlepschschen Nisthöhlen wird als Durchmesser der Höhlung 85—95 mm angegeben. Bei den von mir nachgemessenen betrug er nicht über 82 mm. Der Fassungsraum von 5 Höhlen betrug im Mittel 750 eem (650, 730, 745, 750, 875 cem). 398 die Art der Anbringung der Urnen war. Auch muss, namentlich in 2 den ersten Jahren, die Häufigkeit der Vögel von einem gewissen Ein- fluss sein. So wurden in der Oberförsterei Rosenthal an Urnen ausgehängt a La TE für Tauben 8 Stück, davon bezogen 5 Stück; | , vobae 26.4.2, y; & Dar | „ Meisen HORE, > „tr. BAR „ Halbhöhlenbrüter 8 „ 5 E 4 Stück. In der Oberförsterei Brätz wurden ausgehängt für Meisen 2020 Stück, davon bezogen 1150 Stück; „ Btare ENTE ji S 42 Stück.!) In der Oberförsterei Bredelar wurde im Jahre 1911 ein Besatz von 38 °/, Meisen- und 48°/, Starurnen, im Jahre 1912 ein solcher von 66°/, bezügl. 76°/, festgestellt. 2) Mehrfach wird berichtet, dass Urnen selbst dort besetzt waren, wo natürliche Nistgelegenheit in reichem Masse ausserdem noch vorhanden ist, und dass weder Stare noch Meisen einen Unterschied zwischen Ton- und Holzhöhlen machen. Und in fast allen Berichten der Königlichen Regierungen wird hervorgehoben, dass die Urnen durch Billigkeit und Haltbarkeit den Holzhöhlen, die durch Witterungseinflüsse und die Tätigkeit von Spechten oder Eichhörnchen in wenigen Jahren unbrauchbar würden, weit überlegen seien. r Als Nachteil wurde in manchen Berichten angeführt, dass die Tonurnen im Sommer zu heiss und im Winter zu kalt seien, ohne dass jedoch besondere Beobachtungen über die Wirkung dieser Temperaturen angeführt worden waren. Nur 3 Berichte enthalten Einzelheiten hierüber. So schreibt der Revierverwalter der Öberförsterei Steinbusch, Kreis a Arnswalde: „In 8 Fällen ist sicher beobachtet, dass in Tonurnen Gelege und ausgekommene Junge zugrunde gingen, ohne andere Veranlassung als Frost und Hitze.“ °) | | Eine andere Meldung *) besagt: „Als ein sehr schwerwiegender 3 u Ra 7 BE EBEEVUE WA EIN VEIERESN E VRR, ur re u Te Batas 1) Bericht der Königlichen Regierung in Posen vom 1. Oktober 1912, 10028/12 III BcH. ; ?2) Bericht der Königlichen Regierung in Arnsberg vom 28. September 1912, II Nr. 2790. | ®) Bericht vom 23. August 1912, Nr. 677. % Bericht der Königlichen Regierung in Gumbinnen vom 26. September 1912, INSELa 1185. R Ueber den Wert von Tonnisturnen im Vergleich zu den Holzhöhlen für Höhlenbrüter. 399 Nachteil der Tonurnen hat sich ergeben, dass darin ein ganz unver- hältnismässig hoher Prozentsatz der Brut teils im Ristadium, teils als Junge Vögel zugrunde gegangen sind.“ In einem dritten Berichte') endlich wird erwähnt: „Als Nachteile der Urnen wird angeführt, dass in dem strengen Winter 1911/12 mehrfach Meisen in diesen erfroren seien. Was dieersten beiden Mitteilungen anlangt, so ist es natürlich nicht unmöglich, dass die Schlussfolgerungen zutreffend sind; es ist aber auch denkbar, dass das Eingehen der Bruten andere Ursachen gehabt hat, als Temperaturschwankungen im Nistraum. Namentlich erscheint es unwahrscheinlich, dass Eigelege dadurch abgetötet sein sollten; und es gibt dafür viel einleuchtendere Erklärungen. Denn wenn z. B. die Meisen von Raubvögeln weggefangen werden, so geht das Gelege un- rettbar zugrunde. Leider ist auch anscheinend nicht von sachverständiger Seite eine Untersuchung darüber angestellt worden, ob nicht die jungen Vögel dem Luftröhrenwurme Syzgamus trachealis, der in manchen Gegenden überaus verheerend bei Kleinvögeln auftritt, zum Opfer ge- fallen sind. Am lebhaftesten wendet sich gegen die Brauchbarkeit der Tonurnen die unter der Leitung des Freiherrn von Berlepsch stehende, staatlich autorisierte Versuchs- und Musterstation für Vogelschutz in Seebach, aufGrund von Versuchen, diein den Jahren 1911, 1912 und 1913 mit 35 Stück angestellt worden sind.?2) Während darin im Jahre 1911 von 26 Bruten nicht weniger als 23 gross wurden, fanden sich im folgenden Jahre neben 16 gesunden Bruten 5 abgestorbene und im Jahre 1913 gar ausser 14 gesunden Bruten nicht weniger als 11 ab- gestorbene. Zur Erklärung dieser Tatsache führt Freiherr von Ber- lepschan, dass der Sommer 1912 nässer war als der des Jahres 1911, dass 1913 sehr niederschlagsreich gewesen sei und „dass die Verdichtung der Feuchtigkeit, welche die erwärmte Luft in den besetzten Urnen enthält, um so schneller an deren Wandungen vor sich geht, als diese t) Bericht der Königlichen Regierung in Schleswig vom 24. September 1912, II Fd 6815. ?) Staatlich autorisierte Versuchs- und Musterstation für Vogelschutz. 6. Jahres- bericht, S. 45, SER EL N ne. Gone Kane Br a EHER BER ei 400 Professor Dr. G. Rörig: vermöge der Abdunstung nach aussen, namentlich bei Niederschlägen, sehr rasch abkühlen. Die Folge ist eine um so zunehmendere Durch- feuchtung der Niststoffe, je öfter das Wetter wechselt“. Auch hier ist Jede wissenschaftliche Untersuchung darüber unterblieben, ob die in den 11 Urnen abgestorbenen Jungen nicht etwa den Syngamusparasiten zum Opfer gefallen sind, ebensowenig wie eine Erklärung der merk- . würdigen Tatsache versucht worden ist, dass neben den 11 abgestorbenen 14 gesunde Bruten gefunden worden sind. Wenn Witterungseinflüsse an dem Untergange der 11 Bruten die Schuld haben sollten, so mussten sie, da das Urnenmaterial doch durchaus gleichartig ist, sich auch bei allen Gelegen geltend machen; geschah dies aber nicht, so musste wenigstens nach den Gründen für dieses verschiedene Verhalten ge- forscht werden. Ich habe versucht, an der Hand der amtlichen Angaben über Niederschlags- und Temperaturbewegungen in Langensalza und . Erfurt mir ein Bild der Witterung der in Betracht kommenden Monate Mai und Juni 1912 und 1913 zu machen. Die jährliche Niederschlags- menge beträgt in Langensalza im zehnjährigen Durchschnitte 505 mm, wovon auf den Mai 10,3°/,, also 52 mm, auf den Juni 13,1°,, also 66 mm entfallen. Im Mai 1912 fielen an 11 Regentagen 51,7 mm, im Juni 1912 an 18 Regentagen 89,1 mm, wobei namentlich der 7., 9., 10. und 15. Juni mit je über 10 mm zu erwähnen sind. Die Temperaturen während dieser beiden Monate entsprechen ziemlich genau dem Durch- schnitte, der für Erfurt in langjährigem Mittel folgende Zahlen ergibt: Datum Maximum Minimum 1. Mai 13,8 | 4,8 15. Mai 16,6 71 1. Juni 19,8 as 15. Juni I 10,4 1. Juli 21,1 N Sue! Wenn man daraus als mittleres Maximum und Minimum für den Mai 16,7—7,1°, für den Juni 20,2—10,4 ° berechnet, so zeigt sich, dass das Mittel für die beiden Monate 1912 mit 17,8—6,4 bez. 21,1—10,2° sich nur unwesentlich davon unterscheidet. Der Witterungsverlauf des Jahres 1912 gibt uns also keine sichere ATTERSEE ee nee = 2 gi 5 En a 1 un nein % 5 ca 5 € Ueber den Wert von Tonnisturnen im Vergleich zu den Holzhöhlen für Höhlenbrüter. 401 Handhabe zur Beurteilung der Frage nach der Ursache des Eingehens der Vogelbruten bei dem von Berlepschschen Versuche. Anders war es im folgenden Jahre. Der Monat Mai erhebt sich mit 132,6 mm weit über das Regenmittel von 52 mm, und auch der Juni steht mit 75,5 mm noch etwas über dem Durchschnitte. Die Regenmenge im Mai verteilt sich auf 15 Tage, und zwar fielen bei ‚täglichen Regenfällen vom 1. bis 7. Mai 61,1 mm, also mehr als der ganze Monatsdurchschnitt beträgt. Am 17. Mai aber ging ein Regen von 44,5 mm nieder, dem am folgenden Tage noch 5,3 mm folgten. Die durchschnittliche Temperatur der beiden Monate war 18,5—6,8 im Mai und 19,9—9,7° im Juni, sie entsprach also etwa dem oben angeführten Mittel mit der Einschränkung, dass das Maximum im Mai um etwa 2° höher lag. Es ist nun sehr leicht möglich, dass die zu Anfang Mai einsetzende siebentägige Regenperiode die Insektennahrung so knapp machte, dass einige Meisen dadurch gezwungen wurden, das angefangene oder vollendete Gelege in Stich zu lassen, und es ist ferner im höchsten Grade wahrscheinlich, dass der Regenfall von 44,5 mm am 17. Mai, der sicher einen wolkenbruchähnlichen Charakter hatte, viele Vögel vernichtet hat. Daraus würde sich dann ungezwungen der ver- hältnismässig grosse Prozentsatz von zugrunde gegangenen Bruten erklären, ohne dass man zu den gekünstelten Vorstellungen von der äusseren schnellen Abkühlung der Tonwandungen und den dadurch bedingten feuchten Niederschlägen im Innern zu greifen brauchte. Uebrigens ist es auch bekannt, dass die Luftröhrenwürmer in feuchten Jahren viel häufiger sind als in trockener Zeit, und es ist also auch wohl denkbar, dass diese Parasiten, wenn sie nicht die alleinige Ursache am Tode der Jungvögel waren, so doch eine wesentliche Rolle dabei gespielt haben. Wenn also aus den angeführten Beobachtungen durchaus kein Beweis für die Schädlichkeit der Tonurnen den Meisenbruten gegen- über abzuleiten ist, so zeigtesich doch bei Laboratoriumsversuchen, dass der Unterschied der Erwärmung des Innenraums im Gegensatze zu der der Holzhöhlen ziemlich erheblich war, so dass eine Verbesserung dieser Verhältnisse als wünschenswert bezeichnet werden konnte. Diese Versuche wurden, um möglichst gleichartige Verhältnisse 27 402 ü Professor Dr. 6. Rörig: = zu schaffen, mit einer künstlichen Wärmequelle in folgender Weise ausgeführt: Die Urne wurde mit Hilfe einer Nernstlampe bestrahlt, die in einer Entfernung von 386 cm aulgestellt war. Eine 8 cm von der Urne entfernte Kondensorlinse warf auf die Urne einen Lichtkreis von 6 cm Durchmesser. In dem Mittelpunkte dieses Lichtkreises, der in 12 cm Höhe der Urne (von unten gemessen) lag, wurde aussen die Quecksilberkugel eines Maximumthermometers A an die Urnenwand ' festangelegt. Im Innern wurde ein gleiches Thermometer E an der dem Mittelpunkte des Lichtkreises entsprechenden Stelle der Innenwand mit der Quecksilberkugel fest angebracht. Ein drittes Thermometer B lag in derselben Höhe der der beleuchteten Innenseite gegenüberliegenden Innenwand der Urne an. Ein viertes Thermometer D wurde in der Urne frei aufgehängt, so dass seine Quecksilberkugel in der Mitte der y durch den Mittelpunkt des Licht- kreises gelegten Horizontalebene lag. Durch eine Oeffnung der Urne wurde | ein langes T'hermometer J mit frei- « ö beweglicher Quecksilbersäule so ein- | geführt, dass seineZahlenskala ausser- halb der Urne, seine Quecksilberkugel dicht neben der Quecksilberkugel des Thermometers A der Innenwand der Urne fest anlag. Ein weiteres Thermo- meter diente zur Bestimmung. der Lufttemperatur am Anfang und am Abbildung 1. Ende der Versuche. (Abb. 1.) Im Gegensatze zu den mit veränderten Urnen ausgeführten Versuchen, die weiter unten besprochen werden sollen, werden die mit der ur- sprünglichen Art angestellten als I. Versuche mit Schlüterschen Urnen I. bezeichnet.) Die graphische Darstellung zeigt uns nun, dass die durch die 3 Bestrahlung zu erzielende Höchsttemperatur der Aussenwand bereits !) Die Anbringung der Thermometer sowie die Ablesung hat der Ständige u Mitarbeiter, Herr Dr. Schwartz, besorgt. PIE BERTEESERENE SEC WERTSRUR SSR SEI DD DEU TU20 ie wi Zu en RG wen mer ER ah u Ar nn E ETF rn Re -" Ueber den Wert von Tonnisturnen im Vergleich zu den Holzhöhlen für Höhlenbrüter. 403 nach einer halben Stuhde fast erreicht war. Nach Ablauf dieser Zeit hob sie sich nur noch wenig, um nach einstündiger Bestrahlung gleich zu bleiben. Die Erwärmungskurve an der Innenwand verläuft erheblich flacher, folgt aber im wesentlichen derjenigen der Aussenseite. Die Erwärmung bei D und B ist nicht grösser als die Luftwärme, die der Innenwand steigt nach einer halben Stunde um 3,5°, während die Aussenwand in der gleichen Zeit um 10° wärmer wurde Zu einer vollständigen Abkühlung der Innenwand bis zur Lufttemperatur bedurfte es fast der gleichen Zeit, die zur Erwärmung erforderlich war. Bei dem zweiten Versuch, der 60 Minuten dauerte, hob sich die Aussentemperatur um 13 °, dieinnere um 6,5 °, wobei zu berücksichtigen ist, dass die Lufttemperatur in dieser Zeit um 1,5° gestiegen war. Zur Abkühlung aut die Luftwärme war ein Zeitraum von 30 Mi- nuten erforderlich, der sich, wenn diese nicht inzwischen um einen weiteren Grad gestiegen wäre, bei gleichmässigem Verlauf der Kurve auf 55 Minuten erstreckt haben würde. Die Temperatur des Innenraumes bei D E und der Innenseite der Rückwandung ging nicht über die Luftwärme hinaus. Der dritte Versuch unterschied sich von den beiden ersten dadurch, dass die Wärme- erhöhung 1 cm von der Innenvorderwand gemessen wurde. Es ergab sich dabei, dass bei einer Temperaturerhöhung der Aussen- seite um 12,5° das Thermometer innen um 5° stieg. Zur völligen - Abkühlung waren 55 Minuten erforderlich. Das Maximumthermometer, das genau im Mittelpunkte der Bestrahlung auf der Innenseite der Urne angebracht war, zeigt bei diesen und allen folgenden Versuchen eine etwas höhere Temperatur als das daneben stehende lange T'hermometer, das zur Ablesung der allmählichen Erhöhung diente. Es ergaben sich nun folgende Zahlen: Abbildung 2. Pevensıch: Dauer der Bestrahlung: 30 Minuten, | a0: BT WR 404 | Professor Dr. G. Rörig: Ueber den Wert von Tonnisturnen usw. Dauer der Abkühlung: 25 Minuten. | Lufttemperatur zu Anfang 23°, am Schlusse 23,5°. | Die Maximalthermometer zeigten am Schlusse des Versuches: A,83° E02 Pr235° B: 235% oC. TI. 35 34 33 32 31 30 29 28 27 26 25 2% 23 0.:..92.,40.219..,20 25230. 52,40, 490: 200 23% Mittlere Lufttemperatur: (23—23,3) — 23,2%. Höchste Erwärmung . bei A 33, bei E 30° | abzügl. der Lufttemperatur ,„:, 232, 2392 1 Bei einer Erwärmung von A um 1° steigt die Wärme ! bei E um 0,69°. 4 } 2 Versuch: 4 Dauer der Bestrahlung: 60 Minuten, Dauer der Abkühlung: 30 Minuten. 0 ee en a en | | | Wärmezunahme . . „bei A 98 bei Eos h 1 Lufttemperatur zu Anfang 21°, am Schlusse 23,5°. W. Hennemann: Ornithologisches vom Oberharz 1914. +05 Die Maximalthermometer zeigten am Schlusse des Versuches: A 34° 50,50 D'23,5° Bass AZ 9 5 70,45 20 25 30 35-40 45 50 55 60 5 10 15 20 25 30. Mittlere ‚Lufttemperatur (2123,59). — 22,2% Höchste Erwärmung bei A 34% beiE 30,5° abzügl. der Lufttemperatur 22,2°, NUR 22.00 Wärmezunahme bew A 11-8% bei E a Bei einer Erwärmung von A um 1° steigt die Wärme bei E um 0,7°. (Schluss folgt.) Ornithologisches vom Oberharz 1914. Von W. Hennemann in Werdohl. Angeregt durch die ansprechende Schilderung „Harzwanderungen“ von W. Harm in der Gefiederten Welt 1895, Nr. 38, war es seit langem meine Absicht, einmal den Oberharz zu besuchen. Doch erst im Vorjahre, als die Einladung zur Tagung in Quedlinburg am Harz 406 | | SET TAN. Nennen seitens unseres Deutschen Vereins zum Schutzeder Vogelwelt 4 eintraf, fasste ich den Entschluss, den langgehegten Wunsch vor dem Besuche der Versammlung auszuführen. ON Nach einem Aufenthalt im altehrwürdigen Goslar, in dessen Um- gebung reges Vogelleben wahrzunehmen war, wandte ich mich der -Gegend des Oberharzes zu, in welcher Harm damals „die Menge der | in vielen Ortschaften an den Häusern angebrachten kleinen Vogelbauer“ ‚aufgefallen war. Wohl konnte auch ich noch verschiedentlich, so im oberen Stadtteil von Zellerfeld, an den Häusern Bauerchen mit Zei- sigen, Distelfinken, Hänflingen und Dompiaifen "wahr 3| nehmen (Kreuzschnäbel vermochte ich nirgends zu sehen), aber diese Liebhaberei ist doch seit dem strengen Verbot des Vogelfangs | ganz beträchtlich zurückgegangen. Immer wieder wurde mir gesagt: Mit dem Vogelfang ist’s vorbei! und ebenso oft wurde auf die Höhe der Strafe hingewiesen. Wie ich indessen aus eigener Anschauung, mehr aber noch auf Befragen Einheimischer erfuhr, werden zwar in den Stuben die gefiederten Lieblinge noch ein wenig zahlreicher ge- halten, im Rückgang ist jedoch die Liebhaberei ganz entschieden be- grilfen. Möchte sie nicht noch weiter eingeschränkt werden! Die gemütvollen Worte Harm’s: „Es wird auch sicherlich jedermann den zum überwiegend. grössten Teil beim Bergbau beschäftigten Leuten diese harmlose Freude gönnen, da ihnen irdische Güter kärglich zu- gemessen sind und sie die ausserhalb ihrer Berge liegende Welt und ihr Getriebe vielfach nur aus den Erzählungen der im Sommer Er- I holung suchenden Fremden kennen lernen...“ verdienen es, wiederholt zu werden. | Was meine sonstigen ornithologischen Wahrnehmungen anbelangt, so möchte ich zunächst bemerken, dass es mir infolge ungünstiger { Witterung leider nicht möglich war, die Wälder zu durchstreifen. Das 4 sonnige Wetter, dessen ich mich während des Aufenthalts in Goslar 4 und Umgegend erfreuen konnte, war inzwischen eingetretener nass- | kalter Witterung gewichen. Beziehen sich nun meine zu Clausthal (604 m ü. M.) und zu Zellerfeld angestellten Beobachtungen auch nur { auf gewöhnliche Vogelarten, so dürften sie doch in Hinsicht auf ae i Höhenlage, in der sie angestellt wurden, interessieren. 4 Fe Ba Ornithologisches vom Oberharz 1914. 407 Storch, Ciconia ciconia (L). — Auf einem Schornstein der Apotheke zu Zellerfeld steht ein Nest, auf welchem ich am 4. Juni die beiden Vögel bemerkte. Wie mir mitgeteilt wurde, hielten sich vor etwa sieben Jahren nach Altenau zu ungefähr 15—20 Störche während ‚der Brutzeit auf, ohne sich irgendwo häuslich niederzulassen. Auch in den folgenden Jahren wurden verschiedentlich noch einzelne nicht zur Fortpflanzung schreitende Störche gesehen, bis endlich vor drei Jahren das erwähnte Nest in Zellerfeld erbaut und drei Junge erbrütet wurden, von denen eins zurückblieb, als die übrigen abzogen. Dieser junge Storch wurde heruntergeholt, ging aber später ein. Turmschwalbe, Apus apus (L.). — Mehrfach sah ich Segler kreisen, namentlich bei der Kirchezu Clausthal, einem mächtigen Holzbau, in deren Turmkuppel anscheinend «einige Paare wohnen. Rauchschwalbe, Airundo rustica L. — Soweit ich es bei der Ungunst der Witterung zu beurteilen vermochte, etwas zahlreicher als die folgende Art vertreten. Mehlschwalbe, Chelidonaria urbica (L.). — Nur vereinzelt gesehen. An einem Hause an der Treuerstrasse zu Zellerfeld befanden sich 6 alte, gut erhaltene Nester, von denen anscheinend nur eins be- wohnt war. Star, S£turnus vulgaris L. — Mehrere gesehen zu Clausthal. Haussperling, Passer domesticus (L.). — Ziemlich zahlreich ver- treten; darunter verschiedenekräftige Exemplare von intensiver Färbung bemerkt. | Grünfink, Chloris chloris (L.). — Verschiedentlich am 5. Juni angetroiien, zum Teil noch Futter zum Neste tragend, zum Teil eben flügge Junge führend. | Buchfink, Fringilla coelebs L. — Oefters gehört, namentlich in den alten Bäumen auf dem Kirchplatz zu Zellerfeld. In der oberen Stadt liess sich ein & hören, dessen Schlag fast von derselben Klang- farbe war wie der des Baumpiepers, eine Wahrnehmung, die ich sonst noch niemals machen konnte. | Gelbspötter, /Aypolais philomela (L.). — In seinem Berichte in der Gefiederten Welt 1895 schreibt Harm, dass er gar angenehm 408 W. Hennemann: Ornithologisches vom Oberharz 1914. überrascht war, „als auf dem grossen, mit hohen Linden bepflanzten Kirchplatz in Zellerfeld, 573 m hoch gelegen, der ringsum mit Häusern besetzt ist, ein Gelbspötter aus dem Grün der Linden heraus sein abwechselungsreiches Lied vortrug“. — Nicht minder überrascht war ich, als ich trotz der nasskalten Witterung in der Baumgruppe vor der Ecke Teichstrasse — Zellweg in Zellerfeld ebenfalls ein ö vernahm, welches am 4. Juni mehrmals, am folgenden Tage fleissig sang. Schwarzplättchen, Sylvia atricapilla L.. — Am Morgen des 5. Juni zu Clausthal ein fleissig singendes d gehört, ein kräftiges Exemplar. Hausrotschwanz, Zrithacus titys (L,). — Mehrfach gehört, doch ' nicht gerade zahlreich. Am 4. Juni wurden an der Zellerfelder Kirche noch Nestjunge gefüttert, von denen am folgenden Tage drei aus- geflogen waren und auf dem Fenstergesims gefüttert wurden. Eben- falls bei der Kirche zeigte sich eine andere Familie mit ziemlich selbständigen Jungen. Das alte & war tiefschwarz. Gartenrotschwanz, Frithacus phoenicurus (L.). — Am 5. Juni sangen in Olausthal zwei öd. Tags zuvor hatte ich notiert: „Garten- Rotschwanz nicht bemerkt; in Goslar zahlreich.“ Die hochinteressanten Darbietungen gelegentlich der Versammlung in der freundlichen Blumenstaat Quedlinburg und der vom schönsten Wetter begünstigte Ausflug ins romantische Bodetal werden, wie gewiss sämtlichen Teilnehmern, auch mir unvergesslich sein. Inhalt: Hugo Mayhoff und Raimund Schelcher: Beobachtungen im Gebiete der Moritzburger Teiche 1906—1914 (Schluss). — Professor Dr. G. Rörig: Ueber den Wert von Tonnisturnen im Vergleich zu den Holzhöhlen für Höhlenbrüter (Mit 2 Abbildungen). — W. Hennemann: Ornithologisches vom Oberharz 1914. Bei Wohnungswechsel sind Ueberweisungen der „Ornithologischen Monatsschrift* von Mitgliedern des Deutschen Vereins zum Schutze der Vogelwelt (E. V.) nicht bei der Geschäftsstelle, sondern nur bei derjenigen Postanstalt, von welcher die Zeitschrift zuletzt geliefert wurde, unter Beifügung von 50 Pf. Ueberweisungsgebühr zu beantragen. — Ausgebliebene Nummern sind ebenfalls nur bei dem bestellenden Postamt zu reklamieren. Reklamationen können nur innerhalb eines Monats berücksichtigt werden. Späterer Ersatz erfolgt nur gegen Zahlung des Heft-Einzelpreises zuzüglich Porto. Redaktion: Prof. Dr. Carl R. Hennicke in Gera (Reuss). Druck der Geraer Verlagsanstalt und Druckerei, Gera (Reuss). ir ni - t un en en. A a Mehrfad geäußerten Wiin- II ki, entiprechend gebe ich nad)- tehend Die Breife der von mir oder durdh meine BDermittelung zu beziehenden Schriften 8 und = Gegenftände = re 1 Einbanddeke 0.80M.umd Borto Leinzelne Nummer der IXonats- fhrift 0.60 M. und Borto 1 Sofikarte mit Abbildung 0.03 M. und WBorto 1 Bogelwandtafel (I. u. I.) aufgezogen 5.— M., A unaufgezogen 2.50 1 Banbvogeltafel (I. u. IL) aufgezogen 2.75 M., poftfrei unaufgezogen 1.25 , 2 Der phifofophifche Dauer 0.50 M. und PBorto Index 1 und 2 je150M. umd Porto Aecltere Jahrgänge, joweit nod „ borhanden, mit ne ee | je 3.— M. und Porto. it Ent- nahmebon 5fortlaufend A Ssahr- gangen einjchließlich Einbanp- Dede je 2.— M. und Borto. Jahrgang 1883 5 M. Sämtliche PBreife gelten nur für ® w Mitglieder des Deutihen Vereins = Mm Schute der Bogelwelt &.%. VBaıl Dir, Gera- eng, Laajener Str. 15, Gejchäftsführer des D. B. 3. ©. 8.2. (E. 3.) Poftichedfonto: 6224, Amt Leipsig. I — 2 Soeben erichien: Antiquarfatalog 19: Drnitholdvgie: Bibliothef des + Grafen Hans v. Berlepich, die bedentendfle jemals in dentfhen Briuntbefih ge: wejene arnithal. Bibliothek, Sratis ımd franfo an ernithafte Refleftanten. Dulg & &o,, Buchhandlung und Antiquariat für Jaturwifienfchaften w München, Landmwehrftraße 6. nn SH IT TI TIELITTIETT I ST EJT TO CLIIIITTTI TH Der Kunarienvooel feine Seurgeithihte, Hiege u. Budjt. Bon Dr. Karl A 12. Auflage. Mit drei Harherierein | und zahlreihen Text: Abbildungen. ‚Bearbeitet md herausgegeben von Karl Reunzig, Seheftet 2 Mark, gebunden 2,60 Mark. reußjche Derlagsbiuchhandlung in en Bei he ar Der Sraupapagei in der Freiheit und in der Gefangenlcait. Pon Prof. Dr. Carl R. Hennide. Mit 1 Buntbild. &eheftet M. 1.60; gebunden M. 2.— - Ereug’fhe Berlagsbuhhgandfung, Magdeburg. Fol durch Annflonzungen: a a Unter Benubkung der Arbeit v. Dr. Died: 5 = Dogelfihuk-Gehöße und ihre Verwendung. s = BonBrof. Dr. Car[R.Hennide. Preis: 8 1 Erpl.M.0,20, 10 Expl.M. 1,50,25 Expl. = = 97 2,50,50 Expl.M.3,50, 100Expl.M.5,— = (reutz’sche Verlagsbuchhandlung, Magdeburg. Bee er ERETE a ZT Se Prof. Dr. Carl R. Bennicke. it 9 Tafeln in Doppeltondrud, 1 Karte und mehr al3 200 Tertabbilbungen. ö Geheftet 6,50 ME., gebunden 7,50 ME. ; sn folgendem fei der Reichtum des nhaltes diefes een I} ı des BVogelfhukes“ Fıltz angedeutet: | | Kach) einer einleitenden Weberficht wird im erften Bud) die Note I | wendigkeit de3 Bogelfhußes nachgemwiefen und in den einzelnen # i Kapiteln die Abnahme der Bügel durch die Kultur, durch) Verfolgung, i duch Feinde und duch natürliche Ereigniffe gefchildert. Die ethifche, ; äjthetiiche und wirtichaftliche Begründung des Bogeljhuges wird im | zmeiten Buche behandelt. Die Ausführung des Vogelihuges dur ı Beihaffung von Niftgelegenheiten, Winterfütterung der Vögel, durd) | Bade: und Tränkpläße, durch) befondere Maßnahmen, durh Schuß i vor Verfolgung, durd) Belehrung und Aufklärung und? Maßnahmen | politiiher Behörden bildet den Smhalt des dritten Buches. Eine F | Geihichte des Bogeljchuges, die Bogelihußgefegebung der deutfchen | und fonftigen europätfhen Staaten, jowie ein ausführliches Literatur | verzeichnis und Negifter befchliegen das Werk, daS bei ausgtebiger i Benusung feitens aller nterefjenten zweifellos geeignet it, nicht i allein der Bogelihuß-, fondern auch der Heimat|hutbewegung in | unferem deutfchen Baterlande unfhäßbare Dienfte zu leiften. = Als bejonderd wertvoll jind die Tabellen hervorzuheben, aus denen die Schonzeit der Bügel in den einzelnen Bundesitaaten mit on feftgeltellt werden Fann. Die fehr reihlihe lluftrierung des Werkes ift außerordentlich lehrreihh und vorzüglid) zu nennen. Das Werk fan al3 wahre Zundgrube alles auf den Bogeljchuß bezüglichen bezeichnet werden. Zu beziehen durd) alle Buchhandlungen, direkt von der Derlags- | buchhandlung gegen vorherige Einjendung des Betrages oder unter Te Ze Creuk’fcre Derlagstuchandtung in Magdeburg. x k o e a EEE RT; BUEBRUBERESBERERBERNREURERREBRHNERBUSHEHRSHESZEZUNHRENRREZSSEENEHNENZEURERRSBERHURBHGERHEHSEBBEBEBBEURENERENENEUBERBUBRBERRUNHESBEEBRUUHRRRNEME Be: CETEEEIE: 2 u y $ x { EWELEUERRTEREIE] EEEEENERETEESIET » \r ENTER EEEL m IUETINGFTELNEEE T g 3 u ee ne ereignet er ana ee fr ’ y 2 ? Y x T ’ } 1 j A ERRa N deRae AR RBB nn nn 1. a ey ER zul Iren Drud der Geraer Berlagsanitalt und Druderei, Gera-R. Heraus 9eQe ben von N DEUTSCHEN N VEREIN u N: & R. Be ER Br S 2 X Bi ei: “ Ei - Fe 2 IR Magdeburg 3 Creutz’sche Verlagsbuchhandlung Max Kretschmann. N u ar I; ME PREV Ginpeimi he Stubenvö öge ei eu herausgegeben und völlig umgeazbeitet Be von Karl Beunzig Herausgeber der Geftederten zuelt Fünfte Auflage. Bee: 573 Seiten Tert mit zirka 200 Abbildungen Se 20 Sarbentafeln enthaltend 77 Doaelabbildungen Preis: Geheftet in buntem Umfchlag 9,— Marf Fein und originell gebunden 10,50 Mark gu beziehen durch jede Buchhandlung, direft vom Verlage nur = ‚gegen vorherige Einjendung des Betrages oder unter Same SE - - Nur der Erfahrene wird der Behauptung beiftimmen, daß un prächtigen Buche: „Einheimifhe Stubenvögel“ ein hoher, vogelfchätlerifcher Wert een ift; infofern nämlich, al3 es in überaus freundlicher und eindringliher Weije die Kenntnis unferer PVogelmwelt, ihrer Artmerfmale und a vermittelt. Der gejegliche Vogelihuß reicht nicht annähernd | aus, unjere Bogelwelt vor dem Untergange zu bewahren; um aber rer : praktifchen Üngelfihuk zu treiben, dazu bedarf e3 vor a (lem der nntnid sch müßte aber fein gleich gutes und zugleich billiges Buch zu nennen, das die Kenntnis unferer heimifchen Vogelwelt lebendiger vermittelt als die : „Einheimiihen Stubenvögel”. Ih mwüRte auch feinen Vogelfhüßler zu nennen, feinen von jenen, Die ae fo erfolgreich da3 Banner des Vogel- chute3 der Welt borauftragen, der nicht Dur; liebenolles Studium an der sliere wichtige Bl erworben hätte, die nun praftiiche Verwertung nden. Außer der Schilderung de3 Berhalteng in der freien iR de3 Gejanges, der Lodrufe, Wanderzeiten und Nift ee bringt das Bud u Anmeifungen, wie die Vögel in der Gefangenjchaft möglichit natur= gemöb zu ey find. es To ee hat i 3 dem Nie den beiten erater. Ausgabe de3 bom Sahre 1904 war durch die - Bearbeitung Se erausgebers Karl Sense als Meifterwerk zu zu betrachten, und man meinte, die a der Ausgeftaltung fei erreicht. Neun zeigt die fünfte Ausgabe jedoch, daR eunzig feine Aufgabe wefentlid ee, hat, da er außer den Bügeln Mitteleuropas auch deren nahe Berwandte aus anderen Teilen des paläarktifchen Gebietes beichreibt. Db diefe Grenzüberfchreitung notwendig war? Man fünnte darüber ftreiten. Gegen die Ausgabe von 1904 unterjcheidet fich daS neue Buch) durch eine geringe PBreigerhöhung bon . 2,50 Marf. Dafür werden aber rımd 100 Seiten mehr @ert geliefert, die Abbildungen im Zerte find don 150 auf 200 geftiege n, und Statt der bisheri en 13 Tafeln werden zwanzig geboten. Bejonder3 die pranhtvollen Iarbentafeln, bon der Meifterhand Karl Neunzigs gefchaffen, find ungemein reizusll. Leben3- wahrer fonnten die Vögel der Freiheit nicht dargeltellt werden. Sie werden den Drnithologen und Kunitfreund gleicherweije eueliesen Allen denen, die fich für die Unternehmungen des Usgelfjußes interejlieren, a genügende = Por “te zu bejien, dürfte der „Ruß“, der eigentlich „Neunzig“ heißen müßte, bald unentbehrlich werden. (Hamburger Sremdenblatt 1913, Nr. a - Sreuß’jche Derlagsbuchandkumg in re; = Sp, Pa] ww nao“ Ornitfiologiiche Monatsichriil Herausgegeben vom - Deutichen Vereine zum Sctutze der Dogelwelt e. V. j ugleich Mitteilungen des Bundes für Vogelschutz, des Internationalen Bundes 4 für Vogelschutz (E. V.), des Vereins Jordsand (E. V.). Begründet unter Leitung von E. v. Schlechtendal, fortgesetzt unter Leitung von W. Thienemann und K. Th. Liebe. Ordentliche Mitglieder des - Deutschen Vereins zum Schutze - der Vogelwelt zahlen ein Eintritts- geld von 1Mark und einen Jahres- _ beitrag von sechs Mark und er- ‚halten dafür in Deutschland und Oesterreich-Ungarn die Monats- schrift postfrei zugesandt. Schriftleitung: Prof. Dr. Carl R. Hennicke in Gera (Reuss). Die Ornithologische Monatsschrift ist Eigentumd. Deutschen Ver- eins zum Schutze der Vogelwelt. Zahlungen werden an das Post- scheckkonto Amt Leipzig N0.6224erbeten. Geschäftsführer des Vereins ist Herr P. Dix in G era-Reuss, Laasener Strasse 15, Kommissions-Verlag der Creutzschen Verlagsbuchhandlung in Magdeburg. | Preis des Jahrgangs von 12 Nummern 8 Mark. ze Nachdruck nur mit Genehmigung gestattet. mm XL. Jahrgang. Dezember 1915. No. 12. Ueber den Wert von Tonnisturnen im Vergleich zu den Holzhöhlen für Höhlenbrüter. Von Prof. Dr. G. Rörig, Geh. Regierungsrat in Berlin-Grosslichterfelde. (Schluss.) 3. Versuch: Der engl des ausserhalb der Höhle ablesbaren Thermometers J Zur Messung des Verlaufes der Temperaturerhöhung nahe der Innen- wand ist hier abweichend von der Versuchsanordnung zu 1 und 2 ungefähr 1 cm von der Innenwand gewählt. | Dauer der Bestrahlung: 60 Minuten, Dauer der Abkühlung: 55 Minuten. Lufttemperatur zu Anfang 28,5°%, am Schlusse 28,5°. Die Maximalthermometer zeigten am Schlusse des Versuches: EN 70 EB 385° 729,52 5:29.52 Mittlere Lufttemperatur: (28,5. 28,59) — 28,5 ° Höchste Erwärmung bei A 41%, bei E 38,5° abzügl. der Lufttemperatur 28,5%, „ „ 28,5° Wärmezunahme bei A .„ 12,5%. "bei. BE 320.5%: Bei einer Erwärmung von A um 1° steigt die Wärme bei E um 0,84°. 28 410 Rs Professor Dr. G. Rörig: Als Mittel der drei Versuche ergibt sich bei einer Erwärmung von 1 11,4° bei A für je 1° eine Wärmesteigerung bei E um 0,74°. ; g 11.3 31 30 23 | 28% | | | 280 5 4015 2025 30 35 40 45 50.55 60 5 10 15.20 25 30 35 #0 45 5055 Aus dem 3. Versuch geht noch folgendes hervor: Mittlere Lufttemperatur (28,5°— 28,5%) — 28,5°. Höchste Erwärmung bei A 41°, bei J)33.3° abzügl. der Lufttemperatur 28,5°, en Wärmezunahme bei A . . 12,5°%, bei J 5 Bei einer Erwärmung von A um 1° steigt die Wärme bei J um 0,4°. I=Versuche mir von Berlepschschen Meisenhöhlen. Die Versuche wurden in gleicher Weise angelegt und ausgeführt wie die vorigen. Es wurde eine Meisenhöhle benutzt, die schon einige ”) 1 cm von der Innenwand entfernt. Ueber den Wert von Tonnisturnen im Vergleich zu den Holzhöhlen für Höhlenbrüter. 411 Zeit im Freien gehängt hatte, aber noch völlig unversehrt war. Die Dicke der Holzwand an der Vorderseite betrug etwa 2 cm.*) Die graphische Darstellung zeigt, dass die Kurven des J-Thermo- meters etwas flacher verlaufen als bei den Schlüterschen Urnen I, dass aber für die Abkühlung keine grössere Zeit beansprucht wird als dort. Die mit der Nernstlampe zu erzielende grösstmögliche Erwärmung der Aussenwand wurde innerhalb der ersten halben Stunde erzielt, später war nur noch eine geringe, 1° nicht übersteigende Zunahme zu bemerken. | e\lersuch: Dauer der Bestrahlung: 30 Minuten, Dauer der Abkühlung: 20 Minuten. Lufttemperatur zu Anfang 24,5°, am Schlusse 25,5°. Et oC. 38 34° 33 32 29 240 5 1045 2025 30 5 10.15 20 25 Die Maximalthermometer zeigten am Schlusse des Versuches: A 34,5° E 28,5° D 25,5° Bros) Die Temperaturen wurden in 21 cm Höhe der Höhle (von unten gemessen) festgestellt. *) Die Holzstärke schwankt sowohl bei den Meisen- als auch bei den Star- höhlen beträchtlich. Bisweilen, wenn die Bohrung nicht sorgfältig ausgeführt wurde, ist sieso dünn, dass die Höhlung nur wenige Millimeter Wandstärke an einer Seite zeigt. Bei den von mir gefertigten Durchschnitten von Meisenhöhlen war sie nie stärker als 2 cm. Die Erwärmung im Innern muss aber um so stärker sein, je dünner die Wandung ist. Die Versuche sind also unter den für Holzhöhlen denkbar sünstigsten Verhältnissen ausgeführt worden. 4 28? ae Professor Dr. 6. Rörig: - Mittlere Lufttemperatur (24,50 25,59), = 25°, Höchste Erwärmung bei A 34,5° bei E 28,5° abzügl. der Luittemperatur‘ , San an Wärmezunahme . . ” . bei A 9,5°, bei E 3,50 Bei einer Erwärmung von A um 1° steigt die Wärme | bei E um 0,37°. | 2, Versuch: | Dauer der Bestrahlung: 60 Minuten, Dauer der Abkühlung: 40 Minuten. Lufttemperatur zu Anfang 23,5°, am Schlusse 26°. Die Maximalthermometer zeigten am Schlusse des Versuches: Arsae E 29° D 26° Sn Babe AR 3 F 0 5 1015 20 25 30 35 40 45 50 5560 5 10 15 20 25 30 35 ". Mittlere Lufttemperatur ..(23,5 026% 92008 Höchste Erwärmung pei A 35°, bei E 29° abzüglich der. bufttemperatur ,„ „ı 247°, „22 Wärmezunahme . . . . beiA 10,3°, bei E 4,3°. Bei einer Erwärmung von A um 1° steigt die Wärme beiE um 0,42°. Ueber den Wert von Tonnisturnen im Vergleich zu den Holzhöhlen für Höhlenbrüter. 413 3. Versuch. Der Abstand des ausserhalb der Höhle ablesbaren Thermometers J zur Messung des Verlaufes der Temperaturerhöhung nahe der Innen- wand ist hier abweichend von der Versuchsanordnung zu 1 und 2 ungefähr 1 cm von der Innenwand gewählt. Dauer der Bestrahlung: 60 Minuten, Dauer der Abkühlung: 65 Minuten. . Lufttemperatur zu Anfang 26,5%, am Schlusse 28°. Die Maximalthermometer zeigten am Schlusse des Versuches: 2" 20,5° H.33° D 28° Br28°: En 26 We 0 5 10 15 2025 30.35 W 45 505560 5 40 1520 25 30 35 #0 45 50 du 60 65 3. Versuch: Mittlere Lufttemperatur (26,50°—28°) — 27,2°. Höchste Erwärmung bei A 40,5°, bei E 33° abzusl der hufttemperatur „- „ 27,29%, „ „ 27,2°. Weormezunahme . .. .. bei A 13,3°, bei B., 5,8°. Bei einer Erwärmung von A um 1° steigt die Wärme bei E um 0,44°. Als Mittel der drei Versuche ergibt sich bei einer Erwärmung von 11° bei A für je 1° eine Wärmesteigerung bei E um 0,41”. 414 Professor Dr. G. Rörig: Für die Wärmeentwickelung bei J (1 cm von der Innenwand) gilt 4 folgende Rechnung: Höchste Erwärmung bei A 40,5°, bei J 30° abzüg]. der:Lufttemperatur. ,„ „ ara Wärmezunahme‘ . .2...°. .bei-A 13,3% Dei Joe Bei einer Erwärmung von A um 1° steigt die Wärme bei. J» um..0,22% | re Das Ergebnis dieser Versuche zeigt die Ueberlegenheit® ee | Berlepschschen Nisthöhlen über die Schlüterschen Nisturnen I sowohl hinsichtlich der Erwärmung der Innenwand als auch des Innenraumes nahe der Wandiläche. Wenn wir das Verhältnis der Wärmesteigerung bei der Aussen- und Innenwand der Tonurnen — 100 setzen, so ergibt sich für die Berlepschschen Höhlen die Zahl 55, d. h. die Innenwand dieser erwärmt sich bei gleicher Wärmezufuhr von aussen um 45°, weniger stark als die der Urnen. Und für die Wärmeerhöhung des Innenraums, 1 cm von der Wand entfernt ergibt sich für die Holz- höhlen die Zahl 55, d. h. der Innenraum erwärmt sich gleichfalls um 45°/, weniger stark als bei den Urnen. Ob die stärkere Erwärmung des Innenraums bei den Urnen den darin befindlichen Eigelegen oder jungen Vögeln gefährlich werden kann, ist noch nicht erwiesen, erscheint mir auch im Hinblick darauf, dass die Abkühlung, wie die Versuche zeigen, ebenso allmählich erfolgt, wie bei den Holzhöhlen, wenig wahrscheinlich. Dazu kommt aber, dass bei richtiger Aufhängung der Urnen eine so starke Erwärmung der Wandfläche, wie sie hier durch künstliche Bestrahlung erzielt wurde, völlig ausgeschlossen ist. Da das Flugloch nach Südosten gerichtet ist, so trifft der Baumschatten die Urne sehr bald, und im übrigen sorgt die Krone des Baumes schon dafür, dass die Urnen -nicht zu lange einseitig stark belichtet werden. Immerhin zeigten die Versuche, nach welcher Richtung hin die Urnen verbesserungsfähig waren. Einen wesentlichen Fortschritt bedeutete eine Aenderung, die der Fabrikant der Urnen, Menzel in Lauban i. Schl., an der Zusammen- setzung der Tonmasse vornahm, um die Wärmeleitung zu beeinflussen und die Möglichkeit zu beseitigen, dass sich die bei der Abkühlung onen RE WORREER nn en ng Ueber den Wert von Tonnisturnen im Vergleich zu den Holzhöhlen für Höhlenbrüter. 415 etwa entstehende Feuchtigkeit an der, wenn auch nicht ganz glatten, so doch festen und feinkörnigen Innenwand niederschlägt. Er setzte zu diesem Zwecke dem frischen Ton einen gewissen Prozentsatz von . grobem Sägemehl und feinen Holzstückchen zu, die ihn, da sie beim Brennen des Tons verschwinden, wesentlich poröser machen. Die dadurch erzielte Gewichtsersparnis gestattete zugleich, die Wandstärke etwas zu vergrössern. Um aber das Eindringen der Nässe von aussen zu verhindern, bekommen die Urnen einen dünnen Ueberzug von festem Ton. (S. Abb. 2.) Inwieweit sich die so hergestellten Urnen, die von yı 2 0 5 1015 202530 5 10 15 20 25 30 35 "0 mir als „Schlütersche Urnen II“ bezeichnet werden, von den bisherigen unterschieden, denen sie äusserlich vollkommen gleichen, zeigen folgende Versuche: / II. Versuche mit Schlüterschen Tonurnen I. Die Anordnung der Versuche war dieselbe wie bei den früheren. Dauer der Bestrahlung: 30 Minuten, Dauer der Abkühlung: 40 Minuten. Lufttemperatur zu Anfang 22°, am Schlusse 23,5%. x * 0 UR.TE 5 N Br Er En Y { . ! sah, r . o 5 N - ed RE fr \ $& x 2 Re . u RR ir ei bi) Er, Ueber den Wert von Tonnisturnen im Vergleich zu den Holzhöhlen für Höhlenbrüter. 417 Die Maximalthermometer zeigten am Schlusse des Versuches: ag 2E:31,5° D 24° B. 23,5°. Mittlere Lufttemperatur (2292795,.50% 22,7° Höchste Erwärmung bei A 39% bei BE 31,5° abzuel der luftiemperatur „ „ 22,7% .,.,. 5.292,79 Narmezunahme . ..... . bei-A 16,3% bei EB 8,8°. Bei einer Erwärmung von A um 1° steigt die Wärme bei E um 0,54°. 2. Versuch: Dauer der Bestrahlung: 60 Minuten, Dauer der Abkühlung: 45 Minuten. Lufttemperatur zu Anfang 14°, am Schlusse 19°. Die Maximalthermometer zeigten am Schlusse des Versuches: A 35,5° E 27,50 D 20° B 19,5°. Mittlere Lufttemperatur (14°—19°) — 16,5°. Höchste Erwärmung beinAs 35,30%. ben Bl27.5° Apzual der Lufttemperatur ,.',„. 16,5%, „..5.16,59. Alarmezunahme ‘.... .. ..bei A 19° "bei E 11°. Beieiner Erwärmung von A um 1° steigt die Wärme bei E um 0,58°. Versuch: Der Abstand des ausserhalb der Urnen ablesbaren Thermometers J zur Messung des Verlaufes der Temperaturerhöhung nahe der Innen- wand ist hier abweichend von der Versuchsanordnung zu 1 und 2 ungefähr 1 cm von der Innenwand gewählt. Dauer der Bestrahlung: 60 Minuten, Dauer der Abkühlung: 25 Minuten. Lufttemperatur zu Anfang 17,5%, am Schlusse 21,5°. Die Maximalthermometer zeigten am Schlusse des Versuches: A 36,5° EB 255% Dr24:5° B215% 418 0 5 1015202530 3540 45 505560 5 10 15202530 Bei einer Erwärmung von A um 1° steigt die Wärme LP en AR 2 1 387 Ba Er are a ET ae a a SE EN I rn a RR a BERSEr RE Zale PER N Eye 2A RB Re OL rd AI RFE u Ve RT 2? ? Professor Dr. G. Rörig: Mittlere Lufttemperatur (17,5°—21,5°) — 19,5%. Höchste Erwärmung bei’ A. 36,50, bei BE 2552 abzügl. der Lufttemperatur ,„, „ wa 2 1982 Wärmezunahme . . .... bei A 170° beiE :6°% #3 bei E um 0,35°. an ; ? Ki Ban, Ba Ueber den Wert von Tonnisturnen im Vergleich zu den Holzhöhlen für Höhlenbrüter. 419 Als Mittel der drei Versuche ergibt sich bei einer Erwärmung von 17,4° bei A für je 1° eine Wärmesteigerung bei E von 0,49°. Für die Wärmeentwickelung bei J ergibt sich folgendes: Höchste Erwärmung bei A 36,5°, bei J 23° abzuel. der kufttemperatur „ „. 19,5%, , 19,59 NMarmezunahme.......... bei A 17° bei:-J 35°. Bei einer Erwärmung von A um 1° steigt die Wärme ber J um 021° Vergleichen wir dieses Ergebnis mit den bei den von Berlepsch- schen Höhlen gefundenen Zahlen, so sehen wir, dass die Erwärmung der Innenwandung bei den Tonurnen II bereits fast so gering ist, wie ‘bei den Holzhöhlen, trotzdem die mittlere Temperaturerhöhung der Aussenwand 6,4° mehr betrug als bei diesen. Da aus allen Messungen hervorgeht”), dass die Wärme bei E in steigendem Verhältnis bei der Temperaturerhöhung von A wächst (s. folgende Tabelle), die bei den Holzhöhlen ermittelten Zahlen aber für eine mittlere Temperatur von 11° gelten, so übertrifft tatsächlich die Schlütersche Urne II in bezug auf die Abhaltung der Wärme von der Innenwand die von Berlepsch- sche Meisenhöhle beträchtlich. Bei einer Wärmezufuhr von 17° bei A würden die Holzhöhlen an der Innenwand bereits um 0,54° für je 1° bei A erwärmt werden. Schlüter | Schlüter I Berlepsch Erwärmung der Innen- Erwärmung der Innen- Erwärmung der Innen- Wärme- zufuhr Wärme- zufuhr Wärme- zufuhr HEI-A; wand für je DEIN wand für je Den wand für je 1° bei A 1° bei A 1° bei A 11,4 | 0,74 | 17,4 0,49 | el | 0,41 NG TT—?] im Mittel. *) Mit alleiniger Ausnahme vom 3. Versuch mit Schlüter II. i 420 Professor Dr. G. Rörig: Nachdem sich durch diese Versuche ergeben hatte, dass die wesentlichsten Nachteile, die die früheren Urnen besassen, durch die geschilderte Veränderung des Tonmaterials beseitigt werden konnten, trat ich mit W. Menzel in Verhandlungen ein, um eine noch grössere Vollkommenheit der Urnen zu erzielen. Ich ging dabei von dem Gesichtspunkte aus, dass es wünschenswert sei, den Urnen eine Form zu geben, die weniger auffallend ist als bisher, durch die sie also auch besser gegen böswillige Zerstörung geschützt wären. Die Wandstärke der Tonurnen I betrug 10 mm, die der Urnen II 15 mm; ich hielt es für zweckmässig, die Vorderwand, die dem Licht am meisten ausgesetzt ist, noch etwas mehr zu verstärken ; die Seite aber, die dem Baume anliegt, so schwach wie möglich zu gestalten, um keine unnütze Gewichtsvermehrung zu bekommen. Ferner galt es, das Flugloch vollständig gegen Regen zu schützen, und endlich die Kontrolle des Urneninhalts und eine Reinigung der Höhlung zu ermöglichen. Sollten diese Bedingungen erfüllt werden, so liessen sich die Urnen nicht mehr auf die bisherige Art mit der Drehbank herstellen, sondern mussten über eine Form gepresst werden. In dankenswertester Weise hat sich W. Menzel der Mühe unterzogen, die dazu erforderlichen technischen Versuche auszuführen, nachdem ich die Gipsmodelle hergestellt hatte. Die neuen Urnen, die auf Wunsch des Herrn Menzel als „Rörigsche Urnen“ in den Handel gebracht sind, haben infolge dieser Aenderungen ein von den bisherigen ganz verschiedenes Aussehen erhalten; sie ähneln jetzt durchaus einem kropfigen oder krebsartigen Auswuchse des Baumes, haben eine der rissigen Rinde des Baumes ähnliche Oberfläche und Farbe und liegen mittels zweier Leisten dem Stamm ohne Rücksicht auf dessen Stärke fest an.*) Der Ausschnitt, ein schmaler sich nach unten birnförmig erweiternder Schlitz, dessen oberer Teil zugleich als Aufhängeöffnung dient, ist an der dem Stamme zuge- kehrten Seite so ausgeführt, dass Wasser nicht eindringen kann. Zur Befestigung werden Hartholznägel benutzt, durch die jeder Nachteil für den Baum ausgeschlossen ist. Ist der Nagel von dem wachsenden Holze umwallt, so wird einfach ein neuer eingeschlagen. *) Durch diese Leisten wird gleichzeitig ein Verrücken der Urnen bei starkem Winde verhütet. Ueber den Wert von Tonnisturnen im Vergleich zu den Holzhöhlen für Höhlenbrüter. 421 Ueber die Abmessungen der besprochenen vier Nistformen gibt folgende Tabelle Aufschluss; die mitgeteilten Zahlen bilden den Durch- schnitt einer grösseren Zahl von Messungen. Inhalt Grösster Durch- um. |). Wand- messer des Flugloch | Stärke Hohlraumes mm cem mm quer | längs Schlütersche Urnen I | 670 10 94 76 x RE, 910 19»; 85 82 köriesche Urmen . .ı 770 18 100 85 von Berlepschsche Meisenhöhle. . .) .750 20°) 82 82 Gewicht 09 1180 1470 (Abb. 3a b) 2100 (Abb. 5a. b) 2470(Abb.4ab) Da es zweckmässig ist, die künstlichen Nistgelegenheiten so auf- zuhängen, dass das Flugloch nach Südosten gerichtet ist, so muss der Holznagel für die Rörigsche Urne auf der Nordostseite des Baumes eingeschlagen werden. Dementsprechend hängt die Urne, selbst wenn sie ohne jeden Schutz durch benadelte oder belaubte Aeste am glatten Stamme sitzt, in den Mittagsstunden stets im Schatten; sie ist also niemals einer so extrem starken Erwärmung ausgesetzt, wie bei der künstlichen Bestrahlung in den Laboratoriumsversuchen. IV. Versuche mit Rörigschen Nisturnen. Die Anordnung der Versuche entspricht genau derjenigen, die bei den vorher besprochenen stattgefunden hatte. \ersuch. Dauer der Bestrahlung: 30 Minuten, Dauer der Abkühlung: 55 Minuten. Lufttemperatur zu Anfang 19°, am Schlusse 19°. Die Maximalthermometer zeigten am Schlusse des Versuches: N 137,5 E 22,5° BDr21° B7202 Mittlere Lufttemperatur (90197 — 197 *) Sehr wechselnd; meist weniger. 422 Professor Dr. G. Rörig: Höchste Erwärmung bei A: 87,5%, bei H 22,5% abzügl, der. Lufttemperatur „ „ 1002 ., „ass Wärmezunahme . . . . bei A 185°; bei E 3,5°. Bei einer Erwärmung von A um 1° steigt die Wärme bei E um 0,19°. oC T. 1. | 13 Ä = 7,0 5 0 15202530 5 10 15.20 25 30.35 40 1550 55 | 2. Versuch: | 4 Dauer der Bestrahlung: 60 Minuten. Dauer der Abkühlung: 85 Minuten. Lufttemperatur zu Anfang 10°, am -Schlusse 15,5°. Ueber den Wert von Tonnisturnen im Vergleich zu den Holzhöhlen für Höhlenbrüter. 493 Die Maximalthermometer zeigten am Schlusse des Versuches: A 35° E 19° Dre 216°, oC. & V.2 0 5 10% 202530 35 m 45 505560 5 40 15 20 25 30.35 40 45 50 55 60 65 70 75 80 85 Mittlere Lufttemperatur: (10% 15,52). — 12,72. Höchste Erwärmung bei A 35% bei E 19° abzuel der Lufttemperatur „:, 12,7%, „:, 19,7% Wärmezunahme . . . . bei A 22,3°, bei E 6,3°. Bei einer Erwärmung von A um 1° steigt die Wärme | bei E um 0,28°. Kr El Be ET N En da NR RE ee a. 494 Professor Dr. G. Rörig: a 3. Mersiuich” | Be Der Abstand des ausserhalb der Urne ablesbaren Thermometers I zur Messung des Verlaufes der Temperaturerhöhung nahe der Innen- wand ist hier abweichend von der Versuchsanordnung zu 1 und 2 unge- E | fähr 1 cm von der Innenwand gewählt. ei Dauer der Bestrahlung: 60 Minuten, Dauer der Abkühlung: 70 Minuten. _ Lufttemperatur zu Anfang 16°, am Schlusse 16°. Die Maximalthermometer zeigten am Schlusse des Versuches: A 36,5° B21500°.2 . D1958 Base eG | %.3. nn re ie Mittlere Lufttemperatur (16°—16°) = 16°. Höchste Erwärmung bei A 36,5°, bei. E°21,52 abzügl. der Luitiemperatur, , „160, 2220, Wärmezunahme . . .. . bei A 20,5, bei E 5,5°. 4 6 | 0 5 10 15 20 25 30 35 0 45 50 5560 5 10 15 20 25 30 35 "0 45 50 55 606570 1 i } Ueber den Wert von Tonnisturnen im Vergleich zu den Holzhöhlen für Höhlenbrüter. 425 Bei einer Erwärmung von A um 1° steigt die Wärme bei E ER, 27% Als Mittel der drei Versuche ergibt sich bei einer Erwärmung von 20,4° bei A für je 1° eine Wärmesteigerung bei E um 25,5°. Für die Wärmeentwickelung bei J (1 cm von der Innenwand ent- fernt) ergibt sich folgendes: Höchste Erwärmung bein Ar so HL Der) 205° aszualk demsBuiittemperatur „-,. 169% - „16° Dcmezunahme, 2,2. „bei A 20,5% bei di 4,59 Bei einer Erwärmung von A um 1° steigt die Wärme ber.).um 022% Die folgende Tabelle zeigt nochmals das Ergebnis der mit den vier verschiedenen Nistformen angestellten Versuche. | Schlüter I Schlüter II von Berlepsch | Rörig a b a b AR N a. le Ar- [8= Er- Er- Wärme- |wärmung| Wärme- |wärmung| Wärme- | wärmung| Wärme- |wärmung zufuhr |derInnen-| zufuhr |derInnen-| zufuhr |derInnen-| zufuhr der Innen- bei A |wandfür| pei A |wand für| pej a | wand für| pei A wand für je1° bei A jel°bei A je 1° bei A je 1°bei A go | 163 1.054 95.087. 18.57, 019 as 070 | 19 058103. .041.| 228 2 008 125 20084 17 035 13301. 044 |. 205 1090 ai oz 17 2049 wer 0,41 | 204 | 0,25 | im Mittel, Wie wir sahen, steigt die Temperatur bei E nicht nur absolut, sondern auch relativ bei einer fortschreitenden Erwärmung von A. Bei ‘den Versuchen wurden die höchsten Aussentemperaturen gemessen bei den Rörigschen Urnen mit durchschnittlich 20,4° und bei den Schlüter- schen Urnen II mit durchschnittlich 17,4°. Die Schlütersche Urne I und von Berlepschsche Meisenhöhle erzielten nur eine Steigerung von 11,4° bezüglich 11°. Berechnen wir die in den Spalten b gewonnenen Durchschnittszahlen für die Erwärmung, die bei den 29 N 426 Ä Professor Dr. G. Rörig: Ueber den Wert von Tonnisturnen usw. a Holzhöhlen erzielt wurde, d. h. für 11°, so ergeben sich folgende | Zablen: | ei Danach sind sowohl die Schlüterschen Urnen II als auch die Rörigschen Urnen den von Berlepschschen Meisenhöhlen in bezug auf die geringere Erwärmung der Innenwand bei gleicher Wärmezufuhr von aussen überlegen, und es wird nun durch sorgfältige Versuche im Freien zu prüfen sein, wie sich die kleinen Höhlenbrüter ihnen gegen- über verhalten und ob — und gegebenenfalls durch welche Ursachen — die Bruten in diesen Urnen mehr gefährdet sind als in den Holzhöhlen. Anweisung für das Aufhängen der Nisturnen. Die Urnen sind mit sehr wenig Torfmull oder ganz trockner 'Waldstreu zu versehen. Es genügt, wenn der Boden der Urnen 1,5 cm . damit bedeckt ist. | : | Die Stelle des Baumes, an die die Urne gehängt werden soll, ist. mit einem Messer zu glätten, so dass die hinteren Kanten fest anliegen, das Schlupfloch muss nach Südosten gerichtet sein. Das Loch für den Holznagel ist in den Stamm so tief vorzubohren, dass der Nagel etwa zur Hälfte hineingeht. Die Urne ist dann auf den Nagel zu hängen und fest an den Stamm anzulegen. | Die Höhe, in welcher die Urnen angebracht werden, ist gleich- gültig; der Kontrolle wegen wählt man zweckmässig eine Höhe von 23 m. Man hänge die Urnen in der Nähe von breiten Gestellen, an Waldblössen, Wiesen, Pflanzgärten und ähnlichen freien Stellen im Walde auf, aber nicht unmittelbar an den Rand, sondern einige Meter von diesem entfernt. Kleinere Mitteilungen. 427 Kleinere Mitteilungen. Ebereschen (Vogelbeeren) als menschliche Nahrung und Futter für Hühner. So wohlgemeint die jetzt überall erscheinenden mannig- fachen Anregungen zur Verwendung der Ebereschen als Nahrungsmittel durch Kochen zu Marmelade und Kompott, sowie als Hühnerfutter (siehe „Kriegskost Nr. 39“, Berlin W. 8) sind, so stehen dem Leeren der Bäume von den Früchten schwere Bedenken gegenüber. Bilden doch die Ebereschen (Vogelbeeren) in schneereichen Wintern oft die einzige Nahrung unserer hier bleibenden nützlichen Waldvögel und würde sich die durch das Pilücken der Vogelbeeren hervorgerufene Entziehung dieser wichtigen Futterquelle jedenfalls bitter rächen durch den Hungertod ungezählter Scharen unserer nützlichen Vögel und als weitere Folge durch das Ueberhandnehmen des Ungeziefers, sowie die Ver- nichtung der nächstjährigen Frucht- und Gemüseernte. Louis Winck, Hamburg. | Ornithologische Notizen aus einem Feldpostbriefe. In einem am 26. April in Homonna geschriebenen Feldpostbriefe teilt mir ein Vetter, Unteroffizier F. Hamer, u. a. folgendes mit: „In Munkäcs am Fusse der Waldkarpathen sah ich die ersten Störche am 23. März, drei Stück an der Zahl. Ein Nest habe ich nicht bemerkt, doch ist die Umgegend sehr -sumpfig und bietet den Langbeinen viel Nahrung. Ich wunderte mich über die Ankunft der Störche; denn rings umher lag noch viel Schnee. Durch Befragen der Einwohner erfuhr ich aber, dass die Störche immer gegen Ende März dort eintreffen. Auf dem Marsche von Munkäcs nach Ungvar am 29. und 30. März sah ieh in einigen Dörfern 7 bis 8 Storchpaare, die schon ihre Nester bezogen hatten. Stellenweise findet man zwei Nester auf einem Dache. Hier, im Vorgebirge der Waldkarpathen, sah ich vielfach schwarze Bussarde (wohl schwarze Milane), am 24. April nachmittags 5 Uhr 6 Stück, in ca. 150 Meter Höhe kreisend. Die Schwalben habe ich am 14. oder 15. April zuerst bemerkt; heute nisten sie schon an meiner Wohnung, draussen unter dem Strohdache zwei Paare. _ Amseln und Drosseln seheich gar nicht, Buchfink, Distel- fink und Lerche findet man dagegen vielfach. Auch die Bach- stelze ist hier. Homonna liegt in einer grossen Talmulde, von hohen | 29* Y 428 Bücherbesprechungen. Bergen mit Laubwald umgeben. Auf den Bergen liegt heute bei | 18 Grad Wärme noch tiefer Schnee, der dort oft bis zum Juni aus- halten soll.“ Werdohl, im Mai 1915. W. Hennemann. Bücherbesprechungen. „Naturdenkmäler.‘“ Die Staatliche Stelle für Naturdenkmalpfllegezu Berlin ist den Lesern unserer Monatsschriftlängst nicht mehr unbekannt; berühren doch ihre Bemühungen zur Erhaltung von Naturdenkmälern vielfach gerade ornithologische Interessen. Ihre Arbeit geht aber doch viel weiter als bloss auf den Schutz einzelner Objekte; sie umfasst die ganze heimatliche Natur, soweit sie bedroht oder sonst eines besonderen 4 Schutzes wert ist. Wer hierüber Genaueres erfahren möchte, der greife zu einem Werke, das von der Staatlichen Stelle unter obigem Titel herausgegeben wird.*) Wie uns der Untertitel — „Vorträge und Aufsätze“ — schon sagt, ist das Ganze eine Sammlung verschiedener Abhandlungen; der jetzt vollendet vorliegende Band I der „Naturdenk- mäler“ umfasst ihrer neun. Den Ornithologen wird unter diesen Aufsätzen ganz besonders die Arbeit von M. Braess interessieren: „Die Raubvögel als Natur- denkmäler.“ Helle Freude überkommt uns, wenn wir lesen, in welch warmherziger Weise der Verfasser für diese hart bedrängten Geschöpfe eine Lanze bricht. Er versteht es vortrefflich, die ästhetische Be- deutung der Raubvögel hervorzuheben, zu zeigen, wie jede Art not- wendig zu ihrer Umgebung passt. Nachdem dann der Ursache des Schwindens der königlichen Vögel nachgegangen ist, wobei der „Schiesser“ besonders schlecht wegkommt, erwägt der geschulte Beobachter auch den Nutzen und den oft nur vermeintlichen Schaden dieses „Raubzeugs“, um dann zum Schluss noch auf dessen rechtliche Stellung einzugehen. Kurz: es ist eine kleine Monographie über die Bedeutung der Raubvögel. Ornithologischen Inhalts ist auch die Arbeit des Schreibers dieser Zeilen: „Vogelschutzgebiete an deutschen Meeresküsten.“ Es ist im ganzen die Erweiterung eines Vortrags, den der Verfasser vor zwei Jıhren zur Information für die Teilnehmer der Jahreskonferenz für Naturdenkmalpflege hielt. Auch hat der Verlag als Tafel eine Aufnahme der blühenden Vogelkolonie auf Norderoog (Brandseeschwalben) beigegeben, deren Reproduktion als vorzüglich bezeichnet werden muss. In der Arbeit wird eine Beschreibung aller deutschen Seevögel- Schutzgebiete gegeben, im besonderen nach folgenden Gesichtspunkten: Lage, Schutzausübung, Besiedlung, Erfolg des Schutzes. Namentlich der letzte Punkt wird manchen Zweifler überraschen. Die Seevögel- Schutzgebiete zeigen jedenfalls die grössten sichtbaren Erfolge des praktischen Vogelschutzes. Doch auch die botanische Seite der Natur denkmalpflege kommt in diesem Bande zu ihrem Recht. Da berichtet *) Verlag von Gebrüder Borntraeger in Berlin, wo auch die genauerer Information dienenden „Beiträge zur Naturdenkmalpflege“ erscheinen. 4 Bücherbesprechungen. 429 Professor Diels über „Naturdenkmalpflege und wissenschaftliche Botanik.“ Er weist nach, wie nahe sich Naturschutz und Forschung berühren. Besonders beachtenswert erscheint seine Forderung, dass die wissenschaftlichen Anstalten Bedacht nehmen müssen, sich Naturschutz- gebiete in möglichster Nähe zu sichern. Wie die Pflanzen- und Tier- welt eines solchen Reservats am besten erforscht und untersucht wird, finden wir in Heft 1 noch im besonderen ausgeführt. In Heft 7 gibt Professor Bock gleichsam ein Schulbeispiel für die Untersuchung und Beschreibung eines kleineren Naturschutzgebietes. Es ist „Das Natur- schutzgebiet bei Sababurg im Reinhardswald.“ Es ist ein verhältnis- mässig kleines Gebiet, nördlich von Münden, das hier seitens der Forstverwaltung geschützt ist; aber doch wird man überrascht sein über die Fülle von Beobachtungen, die auch ein so kleines Gebiet ge- stattet. Die beigegebene Tafel einer prächtigen Rieseneiche wird in manchem das Verlangen erstehen lassen, dorthin seine Schritte zu lenken, und er wird sicherlich verschiedene Maler als Stammgäste auf der Sababurg antreffen. Wie eine Anlage des Aufsatzes zeigt, sind in diesem Gebiet auch Moose und andere niedere Pflanzen reichlich ver- ‚treten. Dass diese im allgemeinen des Schutzes bedürfen, beweist Professor G. Lindau in Heft 8. Es sei nur daran erinnert, wie eedankenlos die meisten Spaziergänger die bunte Herbstflora unserer Wälder, die leuchtenden Pilze, zerstören. Besonders mögen aber noch die geologischen Arbeiten von Geheimrat Branca und Dr. Klose hervor- gehoben werden. Letzterer behandelt in Heft 3 unter Beigabe einer schönen Tafel die erratischen Blöcke, jene rätselhaften Zeugen aus grauer Vorzeit. Der Verfasser versteht es meisterhaft, den Leser für das kalte Gestein zu erwärmen, indem er über Vorkommen und Ent- stehung, Namen und Sagen, Zerstörung und Erhaltung berichtet. Auch die Arbeit von Professor Branca enthält eine vorzügliche Tafel (Ansicht eines geschützten Basaltfelsens) und bringt eine für jedermann ver- ständliche Uebersicht über geologische Naturdenkmäler überhaupt und ihre Entstehungsgeschichte. Die mannigfachen Anregungen, die die Aufsätze geben, und die leicht verständliche Sprache, in der sie geschrieben sind, machen die „Naturdenkmäler“ in hervorragender Weise für Volks-, Vereins- und Schulbibliotheken geeignet. Sie gestatten einen guten Einblick in die Zwecke und Ziele der Naturdenkmalpflege, der sie hoffentlich neue Mitarbeiter zuführen werden: Georg E. F. Schulz, Berlin-Friedenau. Inhalt: Professor Dr. G. Rörig: Ueber den Wert von Tonnisturnen im Ver- gleich zu den Holzhöhlen für Höhlenbrüter. (Schluss. Mit Schwarztafel No. XVII und Abbildungen im Texte.) — Kleinere Mitteilungen: Ebereschen (Vogelbeeren) als menschliche Nahrung und Futter für Hühner. Ornithologische Notizen aus einem Feldpostbriefe. — Bücherbesprechungen. — Register. — Inhalt. Diesem Hefte liegt Schwarztafel No. XVII bei. Redaktion: Prof. Dr. Carl R. Hennicke in Gera (Reuss). Druck der Geraer Verlagsanstalt und Druckerei, Gera (Reuss). Aasgeier 136. Abendfalke 191. Acanthis cannabina 145. 240. 313. 342.341. carduelis 239. citrinella 240. Iinaria rufescens 129. sdenus 240. Accentor collaris 130. — modularis 379. Accipiter nisus 127. 333. 343. Accrocephalus aguatica 241. — arundinaceus 84. 241. 342. 378. dumetorum 241. — Balustris 148. 169. 241 schoenobaenus 84. 241. streperus 84. 241. 314 378. — arundinaceus 3%. strepera horticolus 241. Actitis hypoleuca 204. Adler 151. Aegithalus caudatus 377. — — europaeus 311. Agrodroma campestris 109. Alauda arvensis 49. 109. 130. 1332 15071202312793208 240. 313. 342. 376. 390. Alcedo ispida 319. 339. 392. Alpenflühvogel 130. Alpenkrähe 129. Alpenmauerläufer 130. 318. Alpenschneehuhn 127. - Alpenstrandläufer 17. 18. 51. Register. (Jahrgang 1915.) 56. 65. 66. 67. 82. 98. 100: 101: 210224032082 298. 299. 300. 304. 305. 326. 368. Ammer(n) 110. 136. 249. 254. 255. 345. 350. Amsel sl: 71.224413. 430: -150.:4174..179.187: 199. 196. 199. 200. 202. 203. 204. 232. 233. 234. 235. 237. 238. 239. 242. 253. 255. 342.. 346. 363. 383. 427. Anas acuta 56. 64. 289. 392. — boschas 41. 56. 64. 86. 290. 291. 293. 311. 34 39 pi 345. 390. 392. — crecca 64. 291. 293. 392. - —- Denelope 286. 293. 392. — querguedula 292. 293. 390. — strepera 289. Anser anser 10. 294. 341. Anthus aquaticus 109. 0. — arboreus 109. — campestris 81. 374. — cervinus 109. ; — odscurus 109. — pratensis 48. 109. 146. 342. 374. 392, — söinoletta 129. 180. 240. — Zrivialis 129. 240. 375. Apus apus 84. 114. 128. 167. 343. 366. Aguila chrysaetus 127. Archibuteo lagopus 339. Ardea cinerea 332, 392. Ardetta minuta 332. 390, ? Arenaria ınterpres 81. Arundo phragmitis 391. Asio acciditrinus 339. — otus 339. Athene noctua 339. 343. Auerhuhn 127. Augenbrauen-Häherling 173. 16. 26. 43. BL“ 88. 100. 122. 150. 229. 237. Austernfischer 12. 13. 17: 18:2 Bar 2 28. :. 32.089:2.988 44. ..'56. 63. 68. 70...73. Taste 89. 97. 98. 9. 102. . 106.2 108 123. . 147. 149. :206. 207. 226. 227. 230... 231.923 2356: Avosette 55. 206. 230. Bachstelze 13. 57. 427. — gelbe 25. 28. 32. 49. 98. 153. 180. 249. — graue 130. — weisse 35. 32. 49. 94. 97. 103. .129..179.7249 Bastardnachtigall 146. 147. 130.18 194. 202. 213. 214. 236. Baumläufer 111. 290. Baumpieper .129. 177. 187. 190. 195. 201. 235. 240. 249. 375. 18. 84. 113. 183. 187. 345. 346. N it ar >Y EDEL EEE FETT DE er Bekassine 24. 83. 299. 327. 328.232927 341. : 346. 384. | 'Beo 236. Bergfink 249. 254. 255. 288. Berglaubsänger 202. ‚Bergmeise 202. Binsenrohrsänger 241. Birkenzeisig 288. ‚Birkhuhn 127. 341. 345. Birkwild 264. 337. . Blässen 331. 332. Blässhuhn 175. 184. 187. DIAS 314. 341. 384, Blaudrossel 200. Blaukehlchen 178. 202. 203. 230. 233. 234. 235. 236.. 231..298. 380. — weißsterniges 242. Blaumeise 32. 130. 194. 201. 207. 232. 235. 240. 253. 313. 342. 346. Blaumerle 200. 202. 242. Blaurabe 173. Blauracke 184. 137. 189. . Blauspötter, mexikanischer, 72; Bluthänfling 24. 145. 146. 148. 183. 194. 201. 207. 226. 230. 240. 374. £ Boobookeule 173. Bourbondronte 3. Bracher, grosser 29. 93. -— kleiner 29. ‚Brachpieper 71. 73. 81. 374. — grosser 71, Brachvogel 21. 82. 86. 166. — grosser 36. 72. 73. 9. 83. 145. 226. 230. 232. 237. Brandente; 13. 16! 50. 60. 73. 93. 146. 147. 148. Brandgans 21. 28. 32. 42. 64. 106. 124. ‚Brandseeschwalbe 12 15. 16. 21. 32.82.38. 90. 91.92. 122. 124. 146. 149. 265. 428. Braunelle 31. 71: 307.351. Register. Braunkehlchen 147. 148.149. | 172.2 185.:201..232. 314% 341. 346. 386. Bruchwasserläufer 83. 303. 384. Buchfink 31. 129. 150. 177. 178.: 181. 183. .187: 193. 197: 1982..201. 202. 224. 234. 235. 249. 254. 255. 288. 313. 316. 342. 346. 392,310. 30. 383. 107. 427. Dudytes 179. — flavus 49, 84. 147. 342. 3032 390. Buglerche 101. 102. Buntspecht 187. 248, —- grosser 128. — kleiner 287. — mittlerer 189. Burhinus grallarius 173. Bussard 339, — schwarzer 427. Buschrotschwanz 380. Buteo buteo 133. 134. 335. Caccabıs saxatılıs 127. Calamodus schoenobaenus 379. Calandrella brachydactyla 109. 240. — minor 240. Camptolaemus labradorıus 3. Caprıimulgus europaeus L. 160. 339 Carduelis carduelis 342. Carinalen 341. Cerchneis tinnunculus 336.343. Certhia familiarıs 130. 183. 376. — — macrodactyla 168. Charadrius alexandrıinus 45. 56. 148. — apricarıus 85. 297. 393. — dubius 298. 345. 390. — — (fluviatilis) 341. — hiaticula56. 79. 148. 205. 297. 2997393. 84. 171. 205. 206. 213. 244. 277. 295. 334. 431 Chelidon rustica 311. — urbica 366. 392. Chehdonaria urbica 147. 167. 343. 407. Chloris chloris 129. 239. 342. 371. 407. Chrysomitris citrinella 129, — spinus 371. Crconia alba 319, — crconia 313. 341. 392. 407. — nigra 333. Cinclus cinclus 318. — — agquaticus 242. — merula 130. Circus aeruginosus 334. — dygargus 334. Coccothraustes coccothraustes 239. 342. 370. Colaeus monedula 168. 343. 368. EHRT spermologus 239. Columba oenas 338. — Dalumbus 127. 337. 341. Columbinen 341. Colymbus auritus 273. — cristatus 274.275. 390.390. — cornutus 273. — griseigena 274. 390. — nigricans 271. 390. — nigricollis 272. 273. 390. Coßsychus saularıs 173. Corvus brachyrhynchos 173. — corax 129. 315. a — corone 239. 368. — cornix 239. 315. 343. 368. 392. — frugilegus 10. 168. 239. "343. 368. — monedula 175. — Bica 175. : Corydalla Richardi 109. Crex crex 330. 390. — pratensis 149. Cuculus canorus 128.168. 341, 364. Cyanocitta coronata 170. 432 _ Cyanocorax pileatus 173. Cygnus cygnus 294. 393. Cyßselus apus 148. Dajaldrossel 173. 201. Dandalus rubecula 171. Dendrocitta rufa 170. Dendrocopus major 128. 365. 369. Diatryma ajax 111. — minor 287. — gigantea 111. Diekfuss 166. 173. Didus borbonicus 3. — inedtus 3. Dissemurus paradıseus 110. Distelfink 406. 427. Dohle 98. 197. 246. 343. 361. — westeuropäische 239. Dompfaff 88. 151. 154. 406. Dorndreher 241. Dorngrasmücke 25. 7 147. 148. 180. 187. 203. 207. 229. 230. 241. 342. Drongo 173. Dronte 3. Drossel 153. 181. 246. Drosselrohrsänger 57. 184. 189.187. 197. 3l4. 342. 345. 384. Dryobates major 168. Dryocopus martius 365. Dryonastes chinensis 113. Ectobistes migratorius 3. Edelfasan 341. Edelreiher 258. Eichelhäher 111. 1702181: 282, 251. 288. 342. Eiterente 13. 15. Einsiedler 3. Eisvogel 10. 52. 229. 230. 236. 339. 380. 392. Elster 73. 89. 9. 175. 243. 246. 342. 369. — europäische 239. 173. 150. 318. 107. 1.2130: 198. 237. 241. 236. 239. 1 248. 251. 386. 408. — rubeculus 131. 242. 341. 386. — szecicus 386. | a RE N ESEL, SICH) 408. ER ? \ & Erlenzeisig171.] 77.240. 288. Eulen 191. 205. 322 Falco buteo 175. — merılla 336. | — Beregrinus 312. 335. \— Zinnunculus 147. Fasan(en) 24. 77. 160. 166. 25003370343} | Feldhühner 345. | Feldlerche 25. 32. 49. 101. 130. 133.450. 153.179. | 180. 182. 195. 206. 226. 228. 230. 236. 240.249 319. 3422316: Feldspatz 240. | Feldsperling 150. 248. 313. | 342. 345. 346. 371. | Felsenkleiber 200. | Felsenschwalbe 128. | Feuerköpfchen 377. | Fink(en)#71.. 94. .135.7136. 190.29922. 1782-195, 197. 2232 23%: 239:2.250. 231. 260.545. ı Fischadler 7. 8. 94. 95. 149. 188. 244. 335. Fischreiher 8. 71. 93. 187. 243. 314. .322. | — Zuscinia 312. | — Phoenicurus 146. 341. 379. ee Embertiza calandra 240. 372. — citrinella 129. 150. 240. 342. 372. — hortulana 240. — schoeniclus 240. 342. 372. 390. Enten 79. 82. 86. 88. 92. 94. 95. 96. 97. 98. 99. 102. 106...1085.123.u2307322 349. Erilhacus cyaneculus 386. 393. 341. | Fringilla coelebs 129. 150. 240. E | ' Gabelweihe 187. “ Gambettwasserläufer 230. | — gallinula 329. 393. | — chloropus,{0. 330. 3. Fitis 71. 94. 95..103. 195. 196. 197. :199. 201. 2072. 9 230. 232. 233. 337. 241. 307. 314. 378. De; Fitislaubsänger 136. 190.196. 342. | Flaggendrongo 170 172. Fliegenfänger 315. — grauer 128. 187. 343, Fliegenschnäpper 217. 218. 219. 220, 221. — grauer 216. 232. 241. Flötenvogel 170. 172. 173. Flußaar 94. Re Flußregenpfeifer 60. 93. 299. 300. 313. 341. 345. 346. 384. ' Flußseeschwalbe 1218 is 16.17. 18.028 90008 40. 50.53.63. 68. 20807 18. 82. 84. 88. 90. 92. ee 105. 107. 149. 226. 232. 237. 276. 350. Flußuferläufer 204. 226. 230. ‚232. 302. 313. 313. 342. 370. 407. 1 — montifringilla 170. 370. #1 Fulica atra 84. 175. 227. 331. 341. 345. 350. 390. 213. Gänse 43. 56. 67. 319, Gänsesäger 184. 187. 190. Gans, wilde 345. ' Galeoscoßtes carolinensis 173. ‚ Galerida cristata 109. 150. 240.. 314. 342. 376. — theklae 240. Gallinaceen 34]. Gallinago gallinago 328. 341. 390. Er 195. 226. Garrulus glandarıus 168. 239. 317. 369. Gebirgsstelze 171. 'Gartengrasmücke Gartenammer 171. 240. Gartenbaumläufer 175. Re 198. 230. 148. 190. 19. 200. 201. 207. 313. Gartenlaubvogel 206. 228. Zell. 232. 239. 234. Gartenrötel 307. Gartenrötling 380. 381. Gartenrohrsänger 198. Gartenrotschwanz 98. =146. 147.177... 190. 250. 307. 341. 879. 382. 386. 408. Gartensänger 232. Gartenspötter 174. 198. 206. 207. 228. 230. 231. 238. 241. 342. Gebirgsbachstelze 186. 226. 233. 231. 180. 240. 249. 255. 389. Gebirgssumpfmeise 130. - Gelbspötter ‚207. 230. 231. | 232. 407. 408. Gimpel191.203. 288. 352.371. — gemeiner 240. Girlitz 109. 135. 175. 177. 180. 229. 230. 252. 307. 312. 342. 352. 363. Goldammer 94. 107. 129. 150. ale 174. 178. ::1:79..183. 187. 195. 198. 202. 203. 228. 237. 249. 313. 342. 391. Goldhähnchen 32. 154. 190. 193. 194. 195. 235. — feuerköpfiges 234. — gelbköpfiges 130. Goldregenpfeifer 84.229. 297. Grabgans 56. 69. 72. 73. 80. 96. 99. 100. 102. 106. Gracula-Arten 170. — intermedia 172. — religiosa 172. — venerata 172. Grallatoren 341. 102. 196. 380. 187. 227. 296. 299. 207. Register. Grasmücke 103. 169. 250. Grauammer 98. 100. KODs 17ER. 195. 240. 342. Graudrossel 201. Graugans 70. 74. 79. 82. 99. 294. 341. Grauspecht 287. Grauwürger, südlicher 241. Grünfink 177. 185. 313. 407. Grünhänfling 315. Grünling 82. 129. 177. 193. 203. 235. 2 3l4. 315. 342. Grünschenkel 29. Grünspecht 174. 200. 233. 248. 369. Grus grus 341. 187. Gymnorhina leuconota 102. 1X3. — tibicen 173. Gypaetus barbatus 13h. Häher 174. 175. 317. Haematopus ostralegus 43. 56. 70. 122. 146. Hänfling 31. 100. 103. 1292. 180. 238. 249. 383. 406. — grauer 152. — grüner 192. Hakengimpel 177. 240. Halsbandfliegenfänger 233. Halsbandfliegenschnäpper 171. 178. 207. 241. 107. 103. b7E, 177,108 170. 71. 82. 86. 88. 125. 148. 195. 198. 229. | — HiBbolais 342. 313. 342. 351. 197. Hausrotschwanz 131. 171. 174. 186. 195. 196. 201. 203: 24272907 255,.2308° 3192.310. 34117 BA6330% 408. Haussperling 100. 129. 150. 246. 248. 316.. 317. 342. 344. 346. 370. 374. Hausschwalbe 114. 151. 246. Hausstörche 184. Haustaube 205. ' Heckenbraunelle 171. 204. | DI DD DAN . Heidelerche 130. 150.174 177. 182. 196. 201. 229 230.023. 1239 30% 433 Haubenlerche 150. 179. 198. 240. 249. 313. 314. 342. 346. ' Haubenmeise 189. 193. 377. Haubentaucher 84. 183. 184. 802.184. . 243...27139:. 279: 280. ' Hausbaumläufer 183. Hausente 174. Haushuhn 171. 226. 250. Hausrötel 307. 363. | Heidepieper 97. Halsbandregenpfeifer 12. 13. 16210.18.63. 64. 69.70. 83. 84. 85. 86. 88. 98. 99. 100. 148. Halsbandschnäpper 196. 200. 230. 233. 235. Harporhynchus rufus 113. ı Heringsmöwe 96. 327. , Heuschreckensänger 384. Hippolais cahgata 241. — zcterina 86. 169. 241. olivetorum 241. pallıda 241. — opaca 241. — reiseri 198. 241. — polyglotta 241. — rama 241. Zhirundo 118. 120. — rustica 128. 167. 168. 314. 343. 366. 392. 407. | Höckerschwan 61. 69. 245. ' Hohltaube 144. 189. 246. 248. 338. | Hühner 226. 341. 427. Hühnerhabicht 244. ı Hydrochelidon nigra 276. 390. 434 Hoypolais hypolaıs 378. — philomela 146. 147. 407. „Jynx torguılla 128. 365. XKalanderlerche 179. 240. Kampfhahn 50. 56. 61. 62. 63. 65. 83. 88. 98. Kampfhuhn 206. Kampfläufer 24. 75. 78. 79. 82. 83. 98. 124. 149. Kanarienstieglitzbastard135. Kanarienvogel 132. 177. 240. Kanutsvögel 74. Kaptäubchen 172. Katzenvogel 173. Kernbeisser 187. 288. Kiebitz 17. 18. 24. 32. 46. 56. 62. 69. 66. 67. 72. 88. 89. 100. 108. 149. 225. 237. 297. 319. 341. 392. 81. 92203: 95. 96. 98. 1022 1053%109,.107: 124. 146. 147. 148. 151. 152. 206. 207. 226. 230. 231. 232. 278. 291. 294. 295. 300. 302. 304. 306. 329. 820. 339.956. 345. 368. 369. 384. Kiebitzregenpfeifer 56. 296. 297. Kirschkernbeisser 171. 239. 295. 342. - Kittacincla tricolor 170. Klappergrasmücke 146. Kleiber 171. 181. 187. 2022 213. 921437232. 22.0.1253. 342. Klettervögel 341. Knäkente 292. 293. 384. Kohlmeise 95. 130. 174. 17924 181.2 01187. 2193. 196. 197. 198. 201. 20710220. 232.: 283: 238. 240.253. 287. 316. 342. 346. 363. Kolibri 322. Kolkrabe 129. 170. 173. DAD. 175. 19. 237. 17»: 194. 203. 236. 313. a7]. 174. Ve Eu N ER er a Register. h Kolkrabe, europäischer 239. 78. 79. 84. Kormoran 69. 243. 279. Kornweihe 334. Krabbentaucher 252. Krähe(n) 79. 94. 151. 158. 173. 206. 212. 214. 255. 333.°330..908..983: Krähe, amerikanische 173. Krammetsvögel 248. 322. Kranich 57. 95. 152. 166. 189. 195: 311 313. 362 Kreuzschnabel 288. 406. Krickente 41. 93. 107. 336. 384. Kronblauhäher 170. 171. Kronentaube 2035. Kubaspötter 173. Kuckuck 24. 105. 150.5 185. 186. 230. 237. 250. 352. 364. 369. 382. Küstenseeschwalbe 12. 40. 50. 107. 147. 149. Kuhstelze 71. 78. 83. 84. 173. 178. 179. 384. Labradorente 3. Lachmöwe 9. 15. 17. 275. 216. 277. 278: Lachtaube 144. 175. 203. Lämmergeier 131. 132. Lagopus lagopus 234. — mutus 127. Lamprotornis 173. Lanius collurio 70. 129. 147. 168.924 322:9602,390% — excubitor 241. 322. 367. — elegans 195. 241. — minor 241. — nubicus 240. 289. 29127°292,,313.912.7327: 128. 146. 187. 228. 345. 351. 13. 15.16.17.23. 82, 38.84. 18. 51. 54. 61. 63. 64. 69. 70. 78. 88.%.89.2.92.093.7.907,988 103. 105. 108. 145. 146. 226. 230. 232. 237. 259. 303. 341. 345. 350. 389. 391. Lanius senator 241, Larus argentatus 18. 33. 9. 121. 145. — canus 36. 55. 69. 78. 155. 278. 393. — fuscus 18. — marinus 55. 78. — rıdıbundus 276. 341. 350. 390., Leierschwanz 173. Leinfink, südlicher 129. Lerche(n) 12. 13. 16. 17. 28. 57.67. 71. 86. 88. 93. 94. 96. 102. 105. 125. 146. 148. 149 150. 180. 206. 229. 231. 232. 345. 147. 362. 427. — kurzzehige 240. Lerchenfalk 96. 184. Liedler 199. Limicola platyrhyncha 85. Limicolinen 13. Limosa lapponica 82. — bimosa 83. 326. 393. | Löffelente 18. 56. 70. 9. 104. 264. 281. 384. Loxia curvirostra 170. Zullula 229. — arborea 109. 130. 150. 240. ya: Luscinia luscinia 242. — megarhynchos 242. — Philomela 242. — svecica cyanecula 242. Lusciniola melanopogon 241. Machetes pugnax 75. 83. 301. 392. Märzente 69. Mäusebussard 134. 151. 152. 184. 189. 191. 205. 321. Mandelkrähe 144. 380. Mantelmöwe 27. 30. 51. 55. 74. 85. 86. 96. 105. 73: 106. 107. Mauerläufer 222. 223. Mauersegler 115. 119. 128. 260. 314. 343. 78. 145.100. I. u: Melanocorypha calandra — mongolica 240. Mohrenlerche 240. a a u We ehe a 1 u Eat ae rar ut Lee \ ’ | Meerschwalbe 114. 117. 151 343 Mehlschwalbe 84. 147. 185. 186. 249. 260. 346. 407. Meisen 111. 193. 195. 213. 214. 256. 288. 382. 3883. 398. 399. 136. 201. 254. 345. 396. 187 203 299 376 397 130. 198. 249. 316. 395. 401. 109 240. — maxıma 240. — szbirica 109. 240. — yeltoniensis 109. 240. Melanoßyrrhus anais 172. Mergulus alle 252. ‚Mergus merganser 280. — serrator 57. 69. Micropus apus 314. Milan, roter 187. 213. — schwarzbrauner 92. 96. — schwarzer 190. 314. 343 345. 427. Miliaria calandra 342. ‚Milvus ater 343. Mimocichla rubripes 173. Mimus polyglottus 173. Mino dumonti 172. Misteldrossel 171. 175. 199 239. 242. 312. 365. 387 Mittelbeo 172. Mittelspecht 189. Mönchsgrasmücke 130. 187 260. Möwen 7. 8. 9. 19. 26. 27 2330. 33.34.39. 36. 38 39. 40. 46. 54. 63. 64. 65 73. 79. 97. 150. 243. 276 345.- 392. 395. Mohrenente 253. Molothrus ater 173. Monticola cyarius 242. en saxatılis 242, Monticola solitartus 242. Montifringilla nivalıs 129. Register. Moorente 284, Moorhuhn 284. Motacılla alba 49. 834. 392. — boarula ZN. — boarula “130. ZANDDL: 258. 879. Müllerchen 60. 71. 183. 187. | 201. 202. Muscicapa atrıicapılla 145. 367. — collaris 241. — ficedula 24]. — grisola 129. 343. 367. — hypoleuca 169. 241. — striata 168. 217. Nachtigall 170. 178. ID. Natatoren 341. Nebelkrähe 70. 100. 107. 12. Neuntöter 147. 187. Ninox boobook 173. Nordseetaucher 71. 72. Nucifraga caryocatactes 312. — relicta 168. MNumenius arcuatus 79. 327. 393. — Bhaeopus 83. — tenutrostris 144. Nusshäher 111. Nyroca clangula 280. 392. — ferina 234. 390. — fuligula 159. 160. 282. | 348. 390. 392. — nyroca 283. 3%. Oelbaumspötter 198. Öhreule 191. Ordemia nigra 146. 258. Oriolus galbula 175. — oriolus 239. 342. 369. 129. 120..2048; 313. 342; 372. 19. 199. 200. 201. 202. 242. 290. 312. 341. 345. 356. 92.95. Ib. 187.299. 248. 278. 279. 295. 315. 333. 343. 363. 368. 384. 435 | Orpheusgrasmücke 200. 241, Ortolan 178. 198. 201. 240. Ortygion coturnıx 175. | Otis tetrax 159. Pandion hahaetus 334. 393. Paradiesvogel 3. 4. 5. 6. 7. 215. 258: 259, 322 Parus ater 376. coeruleus 130: 240.723 342. 376. cristatus mitratus 377. major 130. 169. 240. 253. | 342. 376. montanus 130. | — Zalıstris 342. — longirostris 238. — subpalustris 317. Passeres 170. Passer domesticus 342. 370. — montanus: 240. 342. 310% Perdix cinerea 175. — berdix 337. Pernis apivorus 334. Petronia petronia 240. Pezophaßs solitarius 3. Pfeifente 286. 289. Pfuhlschnepfe 82. Phalacrocorax carbo 69. 278. 280. '393. — graculus 279. Phasianus colchicus 331. 341. | Phileremos aldestris 109. 129. 240. Phoenicurus ochruros gibral- | tariensis 169. 341. | — Dhoenicurus 169. 242. Phylloscopus collvbita 169. 241. — bonnelli 169. 202. — rufus 315. 342. 377. — sıbilator 378. | — Zrochtlus 130. 169. 24: 342. 378. | Pica pica 239. 368. — rustica 342. | Picus canus 168. — minor 281: | — virıdis 341. 366. 436 Picus virıdıs minor 287. Pieper 149, Pinicola enucleator 240. Pirel 175. 185. 187. 202. 239. 290. 256. 342. 345. 369. Plattmönch 84. 249. 260. Plautus impennis 3. Polar-Seetaucher 71. 72. Pratincola rubetra 386. 393. — rubicola 320. — torguata rubicola 242. Prunella modularıs 242. Pyrrhocorax graculus 129. Pyrrhula europaea 240. — dyrrhula europaea 311. Raben 244. Rabenkrähe 72. 93. 94. 100. 129. 239: 248. 313.315; 316. 317. 368. Rabenvögel 345. Rallus agquaticus 56. 329. 390. Raptatoren 343. Raubwürger 367. — grosser 322. Rauchschwalbe 102.125. .128. 147. 148. 151. 100.179. 189: 198. 201. 203. 226. 230. 232. 230.°2:60: 1311. 343. 346. 363. 130; 158. 186. 207. 236. 312. 383. Regenbrachvogel 83. 108. 226. Regenpfeifer 82. 88. 147. 152. 206. 298: Regulus ignicapıllus 240. 342. 317. — regulus 130. 240. 342. 377. 8. 10211229932: 92..306..18. 93, 99. 96. 97. 100. 107. 150. 246. 256. 2183°2199..\322. 992, 1333. Reiher 7. 384. 391. 392. 10.191: 147. 170. 242. 314. 341. 78. 84. 94. 146. 109. 195. 223. 249. 314: 407. Recurvirostra avosetta 55. 78. 106. 106. | Rotschenkel- 12. 13. Register. Reiherente 199. 160. 283. 348. 349. 350. 331. Rephuhn 166. 195. 201. 250. 3 SS Rheinschwalbe 114. Rhibidura tricolor 173. Riesenalk 3. Ringamsel 130. Ringeltaube 111. 127. 209. 232. 248. 338. 339. 341. Riparia riparıia 343. 367. 392. Rötelfalke 191. Rohrammer 31. 57. 78. 83. 96. 97. 104. 108. 153. 171. 179.186. 189. 240.372. 391. Rohrdommel 10. Rohrsänger 180. 236. 391. Rohrsperling 384. Rohrweihe 334. Rotbrüstchen 203. 235. Rotdrossel 387. Rotfußspötter 173. Rothalstaucher 274. 384. Rotkehlchen 125. 131. 1717.1872:1967.197: 199. 200. 202.7203: 239.=242.. 288: 260. 288. 307. 381. 386. 1387. Rotkopfwürger 195. 241. 341. Rotrückenwürger 195. 241. 364. 24. 32.49. 692.66.%07. 86. 88. 89. 101. 102. 108. 124. 149. 206. 23122297: 384. Rotschwänzchen 13. Rotschwanz 111. — türkischer 380. Rottgans 97. 105. 106. 46. 50. 10.7: 104. 147. 226. 313. 103. 146. 207. 501. Saatkrähe 70. 111. 153. 174. 198. 204. 259. 296. 391. 16.18: 96. 62. 78. 82. 96. 98. 99. 100. 107. 148. 230. 326. 108. 175. 239. 243. 246. 248. 251. 333. 3937. 343. Säbelschnäbler 78. 207.231. | 236. Säger 69. 81. 39. — grosser 250. — mittlerer 57. 65. 71.79. | 98. 99. 107. Sanderling 30. 60. 145. | Sandregenpfeifer 56. 73. 74. 73. 79. 101. 103. 106. 108. DOLL E Saxicola isabellina 176. 242. — oenanthe 146. 170. 242. 342. 387. — rufescens 242. ı — stapazina 176. 242. Scansoren 341. Schafstelze 86. 147. 148. 149. 346. Schamadrossel 170. 172. 201. Schellente 106. 184. 185. 187: 1907 280,23 Schilfrohrsänger 57. 84. 203. 234.. 241. 393. Schinz’ Alpenstrandläufer 62. Schleiereule 175. 361. Schneefink 129. Schnepfe 157. Schnepfenvögel 206. Schopflerche 179. Schreiadler 191. 213. Schreivögel 341. Schwäne 56. 74. 82. 85. 97. Son — wilde 84. Schwalben 81. 88. 115,. 1162.07 120413. 238 159.. 186. 191. 249. 344. 383. 384. 392, Schwanzmeise 189. 194. Schwarzamsel 201. 317. 318. Schwarzdrossel 109. 172. 174. 200. 201. Schwarzhals 272. 273. Schwarzhalstaucher 273.284. 384. 198. 114. 179} 152. 311. 427. 133 118. 151. re ee heise Ist a Fre nt Schwarzkehlchen 125. 171. 203. 320. Schwarzohr- Steinschmätzer 176. Schwarzplättehen 408. Schwarzplatte 177. 180. 198. 199. 234. 241. Schwarzspecht 95. 152. 171. 187. 197. 260. Schwarzstorch 244. 245. Schwarzwistling 315. Schweifglanzstar 173. Schwimmvögel 341. Scolopax gallinago 175. — rusticola 154. Seeadler 52. 80. 84. 95. 213. 244. Seeregenpfeifer 12. 13. 16. 23. 28. 32. 45. 50. 56. 60. 147. 148. Segler 151. 185. 190. 361. 366. Seeschwalbe 15. 19. 23. 26. 27727. 28.29. 35.39. 40. 70. 75. 81. 97. 123. 146. 147. 148. 149. 206. 230. 243. 210.389. 393: — kaspische 13. 15. — kentische 21. Serinus canaria 240. —_ hortulanus 135. 342. 371. — serinus 292. 312. Sialia mexicana 113. Silbermöwe 13. 15. 16. 28. 32. 883. 36. 40. 43. 44. 50. 532,90. 93. 97..106. 121: 122. 123. 145. 146. 147. 148. 149. Singdrossel 195. 196. 130. 172. 189. 200. 201. 204. 233. 242. 248. 314. 387. Singschwan 104. 294. Singvögel 341. Sitta caesıa 168. 376. — europaea 342. — caesia 240. - Sommergoldhähnchen 194. 195. 342. — feuerköpfiges 240. LA; Spötter 71. 82. 86. 199. Register. Spatula clypeata 56. 64. 70. 292. 390. Spatz(en) 151. 174. 175. 18021952 207.233. Specht(e) 128. 191. 287. 288. 366. 382. 398. Sperber 60. 94. 95. 96. 10923127.2219..333%. Sa a Sperbereule 255. 256. Sperbergrasmücke 70. 1867 200. 241. 314. Sperling 52. 88. 136. 231. 249. 254., 344. 367. Sperlingseule 191. Sperlingsvögel 341. Spießente 18.56. 60. 65. 289. 204. 313. Spottdrossel, amerikanische 17a — chinesische 173. Sprosser 200. 202. 242. Squatarola sguatarola 56. 81. 296. 393. Stadtschwalbe 168. Star 12. 16. 24: 32.-34. 46. 47. 88. 94. 100. 103. 125. 146. 147.2148. 149.17]: 172. 72042:1,792 1.76. .178. 186. 190. 195. 198. 206. 22045 2252 226.227. 228..2503 2312 1232: 236.237. 238..239. 248. 251. 254. 255. 342. 345. 346. 362. 368. 369. 384. 388. 395. 396. 398. 407. Steinadler 127. 128. 131. 244. Steinhuhn 127. 201. Steinkauz 175. 191. 339. 343. 345. 361. Steinsperling 171. 178. — schwarzkehliger 171. Steinrötel 200. 201. 242. Steinschmätzer 13. L7B: 13. 84. 437 94..,96.'102. 1035 120: r46. 147:/171. 176. 183: 342. 346. 387. grauer 171. 176. 242. isabellfarbiger 242. schwarzkehliger 242. schwarzohriger 25. 242. | Steinwälzer 21. 25. 65. 81. 82. Sterna cantıaca 35. 31. 122. 146. — hirundo 35. 39. 55. 276. 390. 3%. ı — macrura 35. 89. 147. — minute .39..99.:,04. 1124: 146. Stieglitz 86. 153. 175. 195. 20, 2382 2397 233 314 312.383. Stockente 16. 18. 23. 28. 32. 41. 56. 83. 93. 95. 96. 98. 995: 101. 2103... 1.0427103 278: 279. 284. 286. 290. 291,292. 312 32932 336;- 341. 345. 3462808: 384. Störche 152. 320. 427. Storch 76. 77. 95. 96. 248. 261. 345. 407. — weisser 76. 244. 245. 341. Strandläufer 30. 78. 88. 150. — bogenschnäbliger 74. 31. — isländischer 74. — kleiner 149. Sturmmöwe 13. 36. 55. 60. 63. 69,.7.0..79. 78. 29.181.882 89. 92. 93. 95. 96. 98. 99. 1021035 105: 10708 135. 278. Sturnus vulgaris 46. 168. 239. 342. 369. 392. 407. Sumpfeule 191. Sumpfläufer 85. Sumpfmeise 187. 194. 198. 201. 239. 314. 342. Sumpfohreule 24. DR ke. 64. 69. 32. 68. | Sumpfrohrsänger 148. 149. — tadorna 42. 56. 69. 438 195.207 230. 232. 339. 343. 345. Surnia ulula 255. Sylvia atrıcapılla, 130. 241. 379. 408. — borin 169. 241. cinerea 342. communis 169. 241. curruca 130. 146. 199. 241. 342. 379. Sylvia hortensis 241. = nısoria (0. 241. 314. — orphea 24]. simplex 146. 148. 379. sylvia 130. 379. 390. . Syrnium aluco 128. 134. 339. Tadorna damiatıica 124. 3937 Tafelente 264. 282. 283. 331. 336. 384. Tamariskenrohrsänger 241. _ Tannenhäher 288. 312. | Tauben 172. 205.232. Tannenmeise 181. 189. SLOR 37T. 841. 398. Teichhuhn 274. 384. — grünfüssiges 70. 250. . Teichrohrsänger 84. 106.185. 189. 1197.,.202 221,0 314: 384. — gartenbewohnender 241. Temmincks-Strandläufer 85. Tetrao urogallus L. 127. — tetrix 127. 331. 341. Tichodroma muraria 130.223. 223. Tinnunculus tinnunculus 132. Totaniden 291. 299. 306. 324. 340. Totanus 175. Totanus calhdris 125. 146. 175. — fuscus 83. 301. 302. 304. 392. 241. 169. 148. 147. 294. 284. 171. 203. 288. Totanus glareola 83. 302. 303. | 393. — bittoreus 29. 83. 302. 305. 323. 392. — ochropus 83. 84. 175. 247. 302. 393. — pugnax 56. 124. 149. 303. 350. 390. Trappe 166. Trauerente 146. 147. 149. 253. Trauerfliegenfänger 28, 145. 150. 190. 234. 235. 381. Trauerfliegenschnäpper 171. 1.78. 1.396.237. 1241. 7 250. 196. ‚197. 199. 204. 233. 234. Trauerschnäpper 178. 236. Trauerseeschwalbe 51. Tringa alpina 392. — schinzi 56. 78. — canutus 74. 75. — ferrüuginea 74. 81. 300. — minuta 299. 300. 393. — Temmincki 299. 300. 393. Tringen 21. Tringoides hypoleucos 28. 82 302. 392. Troglodytes parvulus 148. — troglodytes 130. 242. 342. Bude Trottellumme 88. Trupial 173. Tümmler 146. alu 7% Turdus ihiacus L. 387. — merula 130. 169. 242. 253. 317. 318. 342. 388. — musicus 130. 242. 386. — philomelos 314. — Bilaris 388. — Zorguatus 130. 312. 387. — viscivorus 242. Turmfalk 85. 93. 97: 1832. 1352.92 144. 4472928: 246. 1907 497. 2007213. Er Turtur turtur 170. 338. — 'totanus 45. 56. 10. 302: 148. Waldohreule 205. 226. 230. N. 249. 322. 327. 336. 3a: 3. 345. 361. Turmsegler 84. 85. 87. 246. Turmschwalbe 125. n 314 407. 4 Turteltaube 111. 174. 339. r. Uferläufer 28. 29. 82. 83. & Uferschnepfe 166. 206. 226. 230. 232. 237. = r* — schwarzschwänzige 83. £ 267. Uferschwalbe 80. 114. 119. > 243. 367. 383. N Uhu52. 7287203 244. 260. Uria troille 88. Urinator arctıcus 393. 213. 214 71. 2 Vanellus capella 124. 146. — cristatus 175. 341. | — vanellus 46. 56. 294. 390. 3 392. a Wacholderdrossel 31. 103. E ; 388. “| Wachtel 166. 201. 260. 3138. Re Wachtelkönig 24. 148. 185. Waldhühner 288. iR. Waldkauz 128. 134. 191. 205. 206. 260. 1 Waldlaubsänger 189. E 1 | "152. 232. 237. 246. 260. 339. Waldrötel 201. 232. 234. “ Waldrotschwanz 201. 232. 238. 242. a Waldschnepfe 154. 155. 156. Mi al fr Waldschwirrer 196. 237. Waldspötter 173. Waldwasserläufer 179. 303. 314. Wanderelster 170. 171. Wanderfalk 66. 91. 312. 323. 3235380: 83. 8 N 4 0. ty h, T h a 2 Wanderstar 46. Wandertaube 3. Wasserhuhn 84. 94. 98. 250. 313. Wasserläufer 83. 304. 305. 324. 325. — dunkler 306. 313. — heller 313. — punktierter 247. Wasserpieper 129. 171. 180. 240. Wasserralle 56. 189. 329. 384. Wasserschmätzer 130. 176. 242, ..: Wasserschwalbe 120. Wasserstar 313. 318. 319. Wassertreter 61. Watvögel 341. Weidenlaubsänger 183. 19. 307. 342. 378. Weidenlaubvogel 224. 241. 307. 315. 363. Weindrossel 248. 383. Wendehals 103. 190. 195. 365. Wiedehopf 144. 190. 191. 128. 172. Register. Wiesenknarrer 149. Wiesenpieper 24. 28. 30. 32. 48. 67. 71. 78. 86. 94. 97. 99. 100. 10£ 105.129. 146. 147. 148. 179. 207. 226. 228. 229. 230. 231. 232. 236. 342. 372. 387. Wiesenschmätzer 25. 28. 70. 94. 96. 102. — braunkehliger 131. 238. 242, — schwarzkehliger 174.176. 179. 242. Wiesenstelze 373. Wiesenweihe 24. 334. Wildente 152. 310. 311. Wildgans 30. 152. 341. 362. Wintergoldhähnchen 171. 181. 195. 234. 236. 342. — gelbköpfiges 240. Würger 24. 70. 73. 84. 129. 189. 1180. 105.7 232.235. 236. — grosser 241. Zaungrasmücke 130. 148, 178. 195.199 2327236. 241. 342. 439 Zaunkönig 71. 94. 130. 148. 9 152.171. 18, 192 201. 203. 204. 226. 242. 248. 255. 342. 346. Zeisig 260. 371. 406. Ziegenmelker 160. 339. Zilzalp 202. 207. 230. 315. Zippammer 136. Zitronenzeisig 129. 171. 177. 240. Zwergdommel 384. Zwergfliegenfänger 191. Zwergmöwe 110. Zwergrohrdommel 332. 391. Zwergsäger 105. Zwergseeschwalbe 12. 13.15. 16. 17. 23. 32. 40. 41. 49. 50. 55.:04. 66.67. 200000, 19.18. 19, 92%. 88. 1008 107. 124. 146. 226. 236. Zwergsteißfuß 384. Zwergstrandläufer 299. Zwergtaucher 272. 234. 292. 336. 352. Zwergtrappe 159. Zwergwachtel 175. Neue Mitglieder 1915. Frau Aenne Treusch von Buttler geb. Korff, Dresden. Frau Kommerzienrat Köllner, Unkeroda bei Eisenach. Fräulein Lucy Mettlow, Frankfurt am Main. Walter Graßmann, Berlin-Steglitz. Kurt Goetting, Schönebeck a. d. Elbe. Kurt Kammerer, Braunschweig. Johannes Keller, Dentist, Chemnitz. Präsident Dr. Rudolf Korb, Prag. Bernhard Kramer, (Quedlinburg. Leutnant Loeven, Leer in Ostfriesland. Ferd. Moritz, Oberpostassistent, Wiesbaden. Lehrer Nettelmann, Hoysinghausen. | R. Schrader, Himmelpforten. M. Schincke, Posen-Solatsch. Henry Sloman, Bellin. Hauptlehrer Spaeth, Witkowo. Joh. Stratmann, Oedingen. eG 'gqV er 'gaV "IIAX IMIYOSSYeuon oyastFofomrung °"GI6L usIyOyJSIN Ppun uauunysiN qs ’qqaV qr 'gqV Mehrfad, Glen BWün- | fchen entiprechend gebe ich a ehend Die Breile K: der von mir oder durd meine I BVermittelung zu beziehenden Schriften = x 9 und = an _ Gegenftände I = befannt: 1 Einbanddeke 0SOM. und Borto - Leingelne Rummer der Monats- fhrift 0.60 M. und Porto 1 Voftkarte u Abbildung 3 M. und Porto 1 3o ewandtafe Gr u. I) 5 een M., ihn etgeaogen > = 1 anbvogeltafel (I. u. y: | aufgezogen 2.75 M., poftfrei unaufgezogen 125 „ z Der FalepPede Bauer M. and Porto Index 1 und 2 en 50m und Porto Aeltere Jahrgänge, foweit noch | vorhanden, mit Einbanddede je 3.— M. und Porto. Bei Ent- nahmebon sforlanfenden Sahr- güngen einschließlich Einband- ede je 2.— M. und Porto. | Sahrgang 1883 5 M. Er Sämtliche Breife gelten nur für = a“ Mitglieder des Deutichen Bereins zum Schuße der Dogelwelt E. 2. Baul Dig, Sera-Heuf, Raafener Etr. 15, Gejchäftsführer ded8 D. D. 3. ©h.d. 8. (8) Pofticheeffonto: 6224, Amt Leipzig. 323m RE \ Prismenfernelus I0X zu 90 Mark oder 8X zu 80 Marf verfäuflich, beide wie neır. [3 E. Albrecht, Bifchofswerda (Sa.). Der Kunarienvosel feine Haturgefchichte, Wflege n. Zucht. Bon Dr. Karl Ruß 12. Auflage. Mit drei Farbentafeln und zahlreihen Text- Abbildungen. Bearbeitet und herausgegeben bon Karl Neunzig. (Heheftet 2 Mark, gebunden 2,60 Marf. Creuß’jsche Derlaasbuchhandlung in Waadebura. UND TUDDTUIDEDDTDLLUTDEL Bei 13 erichien: Der Graupapaaei in der Freiheit und in der Gefangenicaft. Bon Brof. Dr. Carl R. Hennide. Mit 1 Buntbild. Seheftet M. 1.60; gebunden M. 2.— Ereng’fhe Berlagspuhhandfung, Magdeburg. m m nn FReRS BSERHENZHANRERNNBEENHENBBEHZEHHHHNHEURHRRBUEE > E Bogeljhus durch Unpflanzungen: = Unter Benußung der Arbeit dv. Dr. Died: 4 = Yogelfihut- Gehölze und ihre Verwendung. E Bon rof, Dr. CariR.Hennide. Preis: & 1Expl. M. 0,20, 10 Expf. M.1,50,25 Erpl. = 97 9,50,50 Expl.M.3,50,100Crpl.M.5,— Creutz'sche Verlagsbuchhandiung, Magdeburg. In Er € h Ki Al En ERS SSR 5 | gnsusnunnensnsenunnnnnnanunnuunnnnnnannn m] eh a Au Be DN ; i ERDE RNIT ei : r . BAHRBENSHBSARSABESRERURNEnSSnnESnEnSENRENEKAFRUERERnANBEARAANRHRNNANARIHNRAGEREHREHFERT LURRHDESÄAFAFASNANNERUREFRNNSAHBANBNEREN, \ r 5 h - Gefhichte des Bogelihußes, die von - Prof. Dr. Carl R. Bennicke. | Mit 9 Tafeln in Doppeltondrud, 1 Rarte uud mehr a 200 Leitungen. : Beheftet 6,50 ME, gebunden 7,50 ME. | m folgenden fei der Reichtum des Snhaltes diejes „Be des Bogelfhutes‘“ Furz angedeutet: Nach einer einleitenden Ueberficht wird im erften Bud die Not- \ | wendigkeit des Dogeljchuges nachgemiefen und in den einzelnen Kapiteln die Abnahme der Bögel durd) die Kultur, Durch Verfolgung, durch Feinde und Dur; natürliche Ereignifje geichildert. Die ethiiche, äfthetiiche und wirtihaftlihe Begründung des Bogelihutes wird im en Bude behandelt. Die Ausführung des Bogelihuges durd le von Niltgelegenheiten, Winterfütterung der Bögel, durch ade- und Tränfpläge, dur befundere Maßnahmen, durch Schuß se Verfolgung, durch Belehrung und Aufklärung und Maßnahmen | | politiicher Behörden bildet den Do ded dritten Buches. Eine ogelichußgefeßgebung der deutjhen und jonitigen europäifchen Staaten, fowie ein ausführliches Literatur- | verzeichnis und Negifter befchliegen das Werk, das bei augiebiger Benußung feitens aller Tntereffenten zweifellos eeignet ift, nicht allein der Bo le jondern aud der Selmatih in vn deutjden Baterlande unjhägbare Dienfte zu leiften. ALS bejonder3 wertvoll find die Tabellen hervorzuheben, aus denen die Chonzeit der Bögel in den einzelnen Bundesftaaten mit wo feftgeftellt werden fann. Die fehr reichlihe Sluftrierung des Werkes ift außerordentlih | lehrreih und vorzüglid zu nennen. Das Werk kann als wahre Fundgrube alles auf den VBogelfhus bezüglichen bezeichnet werden. Bu beziehen durd) alle Buchhandlungen, direft von der Derlags- buchhandlung gegen vorherige Einjendung des ee ober unter | Nahnahme. Creuk’fche Dertagshuchhanotung | in Magdeburg. ee . Drud der Geraer Berlagsanitalt und Druderet, Gera-R. des Bogeli Auses ; ER EIERN. 71 ed BÄR e Banzu EESERRSEEN FREUEN A REF er; = h 4 f T I at a ar ar a a ie u a BET, BRENAANSERREERE [| MR BR BIETET RETTET br IR IR \ we Ban me au i fi ö ji Rand an anno nn ou unna anna nah NAEH RER TER TE RÄRELGETHERERHE TREE 7 eg h . TE RERENE w SEHR EFT eier: RE et ae TE N N ER Ba ee he } D n MEPL., ‘ F \ } $ H ' fi El 6) a Eh r a / > KR * ERET, dar a BB N . } } t af ee BUCH a St a if Er ei r VpK ee N Ve I er Fa SR En ri N W fl |: 7 NE ar TS RAS HER % Er” TR P x N BL r ‚ DENT A ie ee A arte „el: ERTL ER > ' TER RI = 2 De ae 17 Aal id ı ac nd Bd N 4 R re ud iD? ru: vi?” ws dr ERBE 2 ag -. vw. . ? . u F' ho KERPEN = uw- pe JiruVvwny- ar A Tal in. rar N N: u % Kr, T : ı N U Ati win h Arts 4,7 z . Sera RETTEN ae nn v dr LA ren ul SE FI CA TH P wi \ SR AN N Reh ’F ur Mean nianer N w vun. Anx a yerı AA aa FRMATING Bl 4,7 ı ERDE ATIGEN rl uk ‚W ira ana ri SERaIENeTETne Anne. WOLLTE IBERAER un ie } EN) | Ar PÜCHOL . in Im N LIFE N \ +4 SR ; N Bey ai \f } a Te 5 j ° ug Dog ar Ne ,y > DT Dee ; An ran .ın : I I VORAB LER IALET hunde A k KBMLLEET NG a & Yr if r| ! dh Bee to: anne“ I) 2 ” une LELTLZE Ei 5 ug 1 Y a rt ern Bien re LFTERFM Br Pe BE 2 EaEEn.® dl ve : BNK, EN Ilm 2 r . Ä “ “/ 74 Ay EN My! AM | " 1 Rear Zu Aura \ Ma Tr RM Aays | pen ern win je Me ana ea nen 4 ni Yırır ei, | u v dy Be en gen D BESEEn 4 \ Naar ULLaP Mi Tulln eh RES SHELL EP TH 2, oh Il TI Die. My IH a |.] AR © Ar u) in, Be ul ug N pipe Ih, Ei. | Be SE N : ei >, - “u @ HLINIRKDHHFN Ip MAR Snnaranent! mr en ul BEE. ? #. An, ; F ws, Jr N _..- i U Y_ 7” a | | 2 , er | umher BRETTEN AMAmMNRIN 7 10. u.nan,” u “ Di REN EN Benanme eg se Ly u. > S In Sy » ul I u Tab BE ts z ELTERN {7 ei en Rn RRAPIIT TEN N EI Fe Dr Fake p enait TRIKE iR “ NN fe N BAT OR LE « BLM en: irre EEE a 5 EN: 47: Am ir, Bald, ff Ad 28 "aoy : .o d n NEAR % € linn x 5 nr > be . 8 % wir SeeiE en : | MA alale 1 | DIET URGRRICR SELL 12, U PEST ACER ehe plaiak of Välheda ZULE Fe FE FEPGNN u rend au Miss InuiWor HT we DON anaptngene® OBER u. BT THAI TAIAL | aA A AA FI I h > 5 ti y Di, \ .ı. Rs Senat ATTTTELTTIT b bs # s ” yv "u nn R 1A x vryr ul y 5 art: \ n . 49 n y> Ri KAERBERLIG1 4 Mint pr? U Lau AU A PET uadhihnnnı" Eu WÜROHERREEN UM "are, ya >36 y„# .n AIL, fi er 11] UWE DT.” a jı AR Ba OR PER LUITH llalılı HN nl IT \yuns ur al Hanhda Ar UINTSER f Feten ah Mt, I HA MA B Mn. a-* AT IITPEE pr R 4 are? wie ren BE vg Derd c { EN . ee ; x " , » un BI: + 20 KT N: DER U Dg N IH ar PPFFRFTERL| aA 2 En I \L Br Linn ee ae u u‘ ww ur a 7 5 R .. f N EAN Kay Ben N wi Ei PR -_ 4 nn" wur, jan Si ar ck: AR ri ae a a JS en a ER