FOK THE PEOPLE ' ' FOR EDVCATION 1 FORSCIENCE | LIBRARY OF THE AMERICAN MUSEUM OF NATURAL HISTORY -^ ■ i/^y^S _^.v_-v^l^^- I yfSJZH Ornithologische Briefe. -x^ ' :' Blätter der Erinnerung l^V 0 ® seine Freunde gesammelt von E. F. von Homeyer. Berlin. Verlag von Theobai d Grieben. i ^C=>^M- 1^ Ornitliologische Briefe. Blätter der Erinnerung seine Freunde gesammelt von E. F. Yon Homeyer. Berlin. Verlag von Theobald Grieben. 1881. lA-^'^V^o '^15V,>^ Vorrede. Die Briefe, welche ich nachstehend der Oeffentlichkeit über- gebe, erscheinen mir in mehrfacher Hinsicht für die ornitholo- gische Welt von Wichtigkeit. Zunächst enthalten dieselben vielerlei Dinge und specielle Angaben , welche trotz ihres Alters in mancher Beziehung neu sind. Vor Allem aber geben sie ein Bild der Personen, ein Bild, welches um so naturgeraässer sein muss, als die Briefe ursprünglich nicht für die Oeffentlich- keit geschrieben sind und um so getreuer den Character, den Geist und das ganze Sein des Schreibers erkennen lassen. Wenn auch manche Dinge weggelassen sind, theils weil sie weniger erheblich, theils weil sie für die Oeffentlichkeit nicht geeignet waren, so habe ich doch Vieles aufgenommen, was nicht eben in die Ornithologie gehört, was aber geeignet ist, den Charakter des Schreibers, seine Leiden und seine Freuden, und mit ihnen das Innerste seines Lebens zu erkennen. Wohl zu keiner Zeit haben die Naturwissenschaften so be- deutende Fortschritte gemacht, als in der zweiten Hälfte des vorigen und zu Anfang dieses Jahrhunderts. Nicht allein, dass damals die Wissenschaft sich aus einem Chaos herausarbeiten musste, um zu dem innern, festen Halt zu kommen; die dama- ligen Leistungen sind um so bedeutender und anerkennungs- würdiger, als der Naturforscher mit Schwierigkeiten zu kämpfen hatte, von denen die Mehrzahl der heute Lebenden sich nur eine sehr unvollkommene Vorstellung machen kann. N i c h t b 1 0 s s das reiche Material, welches dem Naturforscher heute von allen Ländern der Welt dargeboten wird, ermöglicht manche Untersuchungen ; auch der so unendlich erleichterte Ver- kehr fördert dieselben auf eine Weise, von der — vor dem Zeit- alter der Eisenbahnen — Niemand sich eine Vorstellung machen konnte; auch die Brief- und Packetpost sind Förderungsmitte IV von früher nicht geahnter Wichtigkeit geworden. Während einst das Porto eines Briefes so bedeutend war, dass alle Mittheilungen um deswillen wesentlich eingeschränkt wurden — zumal wohl in den wenigsten Fällen die pecuniäre Lage des Naturforschers eine so opulente war oder ist, um diesen Punkt nicht besonders be- rücksichtigen zu müssen — wurde das Porto — Dank der vorzüg- lichen deutschen Postverwaltung — auf ein Minimum reducirt, so dass der gegenseitige Austausch der Gedanken und Beobach- tungen und damit die Förderung der Wissenschaft auch hier- durch in einem Maasse erleichtert ist, von welchem man heute schwer eine volle Anschauung gewinnt. Doch ungeachtet aller der vielfachen Schwierigkeiten, welche die frühere Zeit zu bekämpfen hatte, war das Leben und Treiben in der Ornithologie in der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts, namentlich in den dreissiger und vierziger Jahren, ein ausser- ordentlich frisches, bis das Jahr 1848 auch hier verderblich ein- griff. Die Klagen über die so ungünstig gewordenen Zustände finden sich allgemein, vom Fürsten bis zum Handwerker, und noch heute möchte ich glauben, dass ein so allgemeines Inter- esse für, und eine so allgemeine Eegsamkeit in der Ornitho- logie nicht wiedergekehrt sind. Es ist ja sehr nahe liegend, dass der erleichterte Verkehr mehr Entdeckungen bringt als eine frühere Zeit, aber es will mir nicht erscheinen, als wenn das Interesse ein so allgemeines sei, als es vor dem Jahre 1848 war. Das grösste Contingent von Briefen stammt von C. L. Brehms Hand, theils weil ich dieselben in sehr grosser Zahl besitze, theils auch weil ich in Brehm vor Allen den Mann verehre, der mir im Studium der Natur zuerst den Weg gezeigt hat, den ich noch heute, nach einem halben Jahrhundert, für den allein rich- tigen halten muss. Brehm verstand es mehr wie irgend ein Anderer, eine jugendliche Kraft für das schöne Studium der Natur anzuregen und ihr zu zeigen, welche unendliche Freude darin läge, welch' treuer Freund in Freud und Leid die Wissenschaft und vor Allem die Naturwissenschaft sei. Wohl Niemand von allen Denen, welche ich je gekannt habe und kenne, hat so viel Kämpfe, so viel Angriffe bestehen müssen wie Brehm, wesentlich aus dem Grunde, weil er seiner Zeit voraus war und von ihr nicht begriffen wurde. Sein scharfes Auge bemerkte Unterschiede , welche der grossen Mehrzahl der Menschen entgingen. Die Schlüsse, die Folgerungen, welche die Jetztzeit*) anfängt auf solche Unterscheidungen zu gründen, diese sah Brehm mit klarem Blick voraus. Wie man aus den Briefen ersehen wird, tritt mit dem Tode seines Sohnes Oskar und noch mehr seiner Tochter Thekla in- sofern ein Wendepunkt ein, als das frische, fröhliche Forschen durch die traurigen und schmerzlichen Gedanken gehemmt und gehindert wurde, wenn auch immer der starke, kräftige Geist danach trachtete, Schmerz und Trauer abzuschütteln und der Wissenschaft zu leben. Wie anders erscheint uns das Bild, wenn wir auf Nau- mann blicken. Naumann, der durch sein herrliches Werk sich ein Denkmal gesetzt, welches fester steht wie ein anderes; Naumann, der im stillen Forschen sich wenig um die Aussen- welt kümmerte, der sich selten an Kämpfen und streitigen Fragen und nur in sehr beschränktem Maasse betheiligte, der in seinen zwar bescheidenen, aber sorgenfreien und ihm lieb gewordenen Umgebungen seinen ererbten Studien lebte, dessen liebenswürdige Herzlichkeit überall da nachgab, wo es sich eben nicht um die Wissenschaft handelte, und auch da oft seine abweichende Mei- nung nur durch Schweigen andeutete; Naumann blieb in seinem ganzen Leben bewahrt vor Kämpfen und schweren Schicksals- schlägen und erfreute sich bis in sein hohes Alter einer rüstigen Gesundheit. Ganz anders hatte sich das Leben Thienemanns gestaltet. Mit Feuereifer dem Studium der Ornithologie anhangend, war es ihm nicht beschieden, den gehofften Erfolg auch in seinem äussern Sein zu erreichen. Manche Widerwärtigkeiten, wozu sich noch körperliche Schwäche und Krankheit der Seinigen gesellten, übten in den letzten Jahrzehnten seines Lebens auf ihn einen niederdrückenden Eintluss, und sein weiches edles Gemüth wurde dadurch veranlasst, sich öfter in Bitterkeiten zu ergehen: Bitter- keiten, die dazu beitrugen, ihn mehr und mehr zu isoliren und ihn sich immer mehr von der Welt abschliessen zu lassen. Und doch gab es keinen wärmeren, keinen theilnehmenderen Freund als Thienemann, und Niemand übertraf ihn in der Auffassung des *) Ueberall in meinen Schriften habe ich es grundsätzUch vermieden, von einer modernen Wissenschaft zu sprechen, wie dies von vielen Seiten und oft mit gewisser Selbstgefälligkeit geschieht. Die Wissen- schaft steht mir zu hoch, als dass ich sie der Mode, einem Kinde der Laune, untergeordnet erachten könnte. VI geistigen Lebens der Thierwelt, wovon allein schon seine in der „Khea" niedergelegte Erzählung „Meine Schwalbe" ein herr- liches Bild giebt. Wenn ich nicht weiter auf das Leben der einzelnen Schrift- steller eingehe, so liegt dies schon um deswillen nahe, als es mir theils nicht vergönnt war, über jeden Einzelnen so genaue Bilder zu erlangen, wie sie nöthig wären, theils weil der Raum es nicht gestattet. Ursprünglich war es meine Absicht, nur von solchen Naturforschern Briefe zu bringen, welche nicht mehr unter den Lebenden weilen. Ich bin jedoch in einzelnen Fällen davon abgegangen, theils wo ich diese Mittheilungen von ganz besonderem Werthe halte, daher die Erlaubniss der Veröffent- lichung erbeten und erlangt habe, theils bei meinem Freunde Landbeck, der seit langen Jahren Europa verlassen" hat und in Valdivia weilt. So lange Derselbe sich in Europa befand, waren wir nicht allein eng befreundet, sondern wir strebten auch einem gemeinschaftlichen Ziele zu. Leider war dasselbe ver- früht und wurde nicht erreicht. Möchte es mir gelingen, we- nigstens einen Theil von Dem auszuführen, was wir gemein- schaftlich, vor über 40 Jahren, geplant und was Landbeck mit rechtem Feuereifer beharrlich verfolgt hat. Einen sehr wesentlichen Beitrag erhielt ich jüngst durch meinen Freund Rad de und ich sage Demselben auch hier meinen ganz besonderen Dank, indem ich wohl mit Sicherheit erwarten kann, dass derselbe ein allgemeiner sein wird. Das sind in grossen Zügen die Gesichtspunkte, von denen ich die Leser bitte, diese Briefe anzusehen. E. F. von Homeyer, Offenes Sendschreiben an den Präsidenten der Deutschen Ornithologischen Gesellschaft, Herrn E. y. Homeyer, von Dr. G. Eaclde. Tiflis, 15./27. September 1880. Mein theuerster Freund und Gönner! Endlich komme ich dazu, Ihnen ausführlich zu schreiben, obgleich ich in dem neuen, noch nicht ganz vollendeten Museums- bau keinesweges gut und gemüthlich installirt bin, vielmehr in wahrhaft chaotischer Unordnung einstweilen hause und sehn- süchtig das Ende von allerlei Arbeiten erwarte, welche gemacht werden müssen, die ich aber persönlich nicht forciren kann. Doch zunächst einige Mittheilungen über die Expedition und ihre Er- folge. Was ich mir vornahm, als ich am l./io. November v. J. von Tiflis gegen Osten aufbrach, habe ich in der That erreicht. Das ungeheure Material von 3000 Nrn. kaukasischer Vögel in meistens guten Exemplaren ist nicht nur beschafft worden, sondern auch schon hier in Tiflis angekommen und einstweilen nach Arten und Gattungen geordnet in Kisten verpackt. Zu diesem neuer- dings beschafften Materiale kommt nun das frühere kaukasische, über 1500 Nrn. betragende und ein in Europa zum Theile ge- kauftes oder - getauschtes, welches zum Vergleiche dienen soll und wohl auch auf 1000 Nrn. sich belaufen dürfte. Schon seit dem Winter liegt nun eine Ornis caucasica fertig geschrieben vor, allein ich wollte sie möglichst vollständig geben, und jetzt stellt es sich heraus, dass die beabsichtigten Ergänzungen viel bedeu- tender sind, als die ursprüngliche Stammsammlung. Dieses wird aber der Sache selbst sehr nützlich sein, nur müssen die Freunde und Herren Collegen noch einige Geduld haben, denn ich bin anderweitig gerade in dieser Zeit sehr beschäftigt und kann nur V. Homeyer, Ornitliolog. Briefe. 1 nebenbei an meiner Ornis arbeiten. Wir werden nämlich im September 1881 zum ersten Male im Kaukasus einen gelehrten Congress abhalten und zwar einen Congress der Archäologen unter dem Präsidium des Grafen üwarow. Nun bin ich freilich kein Alterthumsforscher, allein als Director des Museums muss ich mich für diese Sache doch um so lebhafter interessiren, als alle einschlagenden Materialien-Sammlungen in mein Institut kommen sollen und darauf hin eben die grossen Bauten seitens der Re- gierung bewilligt wurden. Es geht nun auch bis Dato Alles ganz gut. In Zeit von 2 Monaten ist der Bau beendet und dann kommen die Samm- lungen an die Eeihe. Für die Geologie werde ich wohl zeitweise Gehülfen bekommen; die grossen ethnographischen Gruppen (in Lebensgrösse die Völker des Kaukasus, nach den Stämmen gruppirt) werden von einem Künstler ausgeführt, aber die gesammte Zoologie und Botanik muss ich allein besorgen und dabei auch das Ganze arrangiren und möglichst zweckmässig aufstellen, signiren, cata- logisiren etc. etc. Da geht es denn beim besten AVillen mit Specialarbeiten nur langsam vorwärts und meine Ornis wird vor Ende 1881 nicht fertig im Manuscripte sein können. Auch das neue Werk über Talysch denke ich demnächst in zwei Bänden zu publiciren und soll dasselbe ausführlicjier Nachricht über die Natur dieses reichen Landes geben. und nun lassen Sie uns zunächst einen Blick zurück auf die Expedition werfen und von den Localitäten, an denen gesammelt wurde, sprechen; sodann die interessanteren Revue passiren, bei welcher Gelegenheit ich aber in diesem Schreiben noch keines- weges das letzte Wort über diese und jene Species gesagt haben will, was ja erst in der Ornis geschehen soll. Am 1./13. November verliess ich in Begleitung des öster- reichischen Entomologen Leder und des Präparators Rubansky Tiflis und verfolgte die Poststrasse nach Elisabethpol, erreichte diesen Ort aber erst nach circa einer Woche, weil ich von der Poststation Dsegam gegen Süden kehrte und direct das Rand- gebirge von Hocharmenien , d. h. den kleinen oder Anti- Kaukasus erstieg, um zu den Kupferbergwerken der Gebrüder Siemens (Kedabeg) zu gelangen und in den Wäldern an den Quellen des Schametor mir die Vogelwelt anzuschauen. Bis auf die Schwanzmeisen fand ich dort mitteleuropäische Arten, nahm von dem Hochlande selbst Phileremos alpestris zum Vergleichen mit und fand auch hier noch den typischen grosswüchsigen Garnüus glandarius v. melanocephahis Gene. Sie werden sich nicht wundern, wenn ich diesem Vogel die artliche Selbständig- keit nicht beilege, da sie meine Ansichten über die Art ja kennen. Ich habe aus Talysch über 40 Eichelhäher absichtlich mit- gebracht, um Blanfords neueste, von dorther stammende Art zu prüfen. Es giebt unter diesen in der That auffallend kleine und auch auffallend dunkle Exemplare, allein die ganze Suite ver- mittelt durch üebergangsformen die Extreme, und es kommen in Transkaukasien, wenn auch selten, Eichelhäher der typisch euro- päischen Tracht an denselben Stellen vor , wo ich die var. : Krynickii und melanocephalus erlegte. — Hier nur soviel dar- über, in der Ornis kommt Alles ganz ausführlich. Schon jenseits Mingetschaur , wo das Kurathal sich sehr verbreitet, beobachtete ich die Wildgänse. Immer waren es hier vorwaltend Blässgänse und Saatgänse, die sich vor und mit Sonnen- aufgang auf die Brachen und namentlich auf die Eeisstoppeln begeben. Oestlicher an den Ufern des Caspi ist Anser minutus die gemeinste Art und wird dort von den Tataren, wie auch jedwede Enteuspecies, mit Netzen gedeckt, was während des Ein- fallens der Vögel früh am Morgen auf den Wasserflächen im Kohr geschieht. Von dorther besitze ich auch Anser cinereus, die schon 'feehr zeitig brütet, und zwar auf einigen unbewohnten Inseln im Caspi. Einmal bei den Gänsen, will ich Ihnen doch von der prachtvollen Bernicla ruficollis Fall, erzählen. Es ist ja lange bekannt, dass diese schönste aller Gänse im Winter auf dem Caspi bis unter dem 39^ n. B. erscheint. In diesem Jahre kam sie in ungeheurer Menge an, woraus man mit Sicherheit wissen konnte, dass es nördlicher einen überaus strengen Winter geben musste. Lenkoran selbst be- rührten Flüge dieser Gänsearten nur selten bei schlechtestem Wetter, wenn es ihnen in der Mugan-Steppe gar zu stürmisch wurde. Dort aber, etwa 80—100 Werst oberhalb Lenkorans, lebten diese Prachtvögel zu Tausenden. Ich wurde darüber leider zu spät benachrichtigt. Man hatte nach Schneefall einmal im März bei dem grossen Dorfe Kisil-agatsch an 200 Vögel mit einem Male gedeckt. Als ich nach dreien Tagen dahin kam, gab es keine einzige Rothhalsgans mehr. Ich eilte nun weiter westwärts in die Mu§^n, allein auch hier kam ich zu spät ; so musste ich mich denn mit circa 10 Exemplaren begnügen, von denen nur eines- — 4 — bei Lenkorau getödtet wurde, die anderen aber lebendig gefan- gene Vögel waren. Ich brachte auch (3 lebende Individuen mit nach Tiflis, wo sie jetzt die Herbstmauser überstanden haben (zwei junge Vögel gingen davon zu Grunde) und in einer der grossen Volieren im Museums-Garten bei Gerste und Blättern sich ganz wohl befinden. Am liebsten weiden sie kurzen Rasen ab und sind recht gefrässig. Eine andere hochnordische Gans erscheint ebenfalls, aber nur selten und in kleinen Trupps, im strengen Winter auf dem südlichen Caspi, es ist dies Anser hyperboreus! ! Wir wussten schon durch Menetries, dass Harelda glacialis in manchen Jahren wenigstens ein Gast im Winter auf diesem Binnenmeere ist,. auch die Oidemia- Arten erscheinen, obwohl viel seltener und weniger zahlreich. Diese Suite also der hochnordischen x4natiden unter dem 39*^ n. B. im Winter ist nun durch den Nachweis des Vorkommens der Schneegans noch vergrössert worden. Wir sind ja aber noch auf der Reise nach Lenkoran und zwar im unteren Kurathale. Da ist zunächst vom schönen Se- rinus pusillus Pall. zu sprechen. Das Vögelchen lebt im Sommer im Hochgebirge, ebensowohl in den Einsamkeiten der Felsen- meere, wenn diese die alpinen Wiesen in der Nähe haben, wie auch unweit menschlicher Ansiedelungen bis circa 6000 Fuss Meereshöhe, und an letzteren Localitäten ist der Karmingimpel sein Freund. Zum Winter verlässt der zierliche Zwergzeisig die Höhen und kommt in die breiten, sonnigen Thäler. So traf ich ihn auf dem Wege in der Nähe menschlicher W^ohnungen auf Brachen, die dürre Disteln trugen, wo sich Stieglitze tum- melten und Feldlerchen schwärmten. Das Roth der Kopfplatte zieht im frischen Winterkleide sehr stark in Gelb, und erst zum Frühjahr, wenn die Ränder der Federn Verstössen sind, erscheint das Vögelchen im elegantesten Kleide. Es ging ohne Aufenthalt vorwärts gegen Osten. Die Wege waren damals noch gut und die Gegend verspürte noch nichts von dem schrecklichen Winter und der Hungersnoth, welche sie später heimsuchten. Man ersteigt vom Kurathale aus die Ge- birge von Schemacha und kommt von der Station Aksu steil bergan fahrend, durch ein Gebiet, in welchem Fasan, Feldhuhn und Steinhuhn beisammen leben. Allein das edle Frankolin ist hier nicht zu finden und bleibt ein, die Garten- urj^l Jongeln- Landschaft des ganzen Kura-Unterlaufes charakterisirender Vogel^ — 0 — Freude , so werde ich mich trösten, dass ich Ihnen jetzt nicht mehr senden kann. - Die Beilage bitte ich zu besorgen. Der vorige Winter (schon der Herbst war in ornithologischer Hinsicht sehr merkwürdig) *) Dies ist offenbar der in Lappland und Nordasien lebende kleine weissliche Leinzeisig. Siehe den Bericht über meine Sammlung- in Ca- banis Journal. v. H. **) Der Leser empfängt hier ein Bild von der seltenen Arbeitskraft und Ausdauer des g-rossen Mannes. v. H. - 70 — brachte uns die Leinzeisige und Seidenschwänze in nie gesehener Menge*) Von letzteren habe ich 50 Stück ausgestopft. Sehr merkwürdig ist es. dass dieses Erscheinen der nordischen Vögel mit den häufigen Nordlichtern zusammen trifft ; ich bringe diese mit unsern nordischen Vögeln gewiss mit mehr Wahrscheinlich- keit als mit den jetzigen Ereignissen, wie Viele tliun, in Ver- bindung. Auffallend war es, dass trotz dem tiefgehenden Froste (wir hatten ein Mal ^T'^ Kälte) keine seltenen Enten auf unsern offenen Gewässern sichtbar wurden. Wie war es bei Ihnen? Die Kiefern kreuzschnäbel, welche seit zehn Jahren hier fehlten, kommen auch einmal wieder vor. Sie bitte ich dringend, wenn Sie einmal wieder Anas dispar und Col. arcticus erhalten, beide Arten für mich zurückzulegen, bis ich Ihnen dafür etwas Entsprechendes senden kann. Ich erwarte schöne Sachen aus Nordamerika und hoffe auch aus Afrika Manches zu bekommen, wenn Gott die Eeisenden glücklich zurückführt. Nun noch über Ihre Aegialitis (Charadrius) Homeyeri. Unter den von Ihrer Güte erhaltenen Vögeln befindet sie sich nicht, denn sie hat ganz die Grösse der Hiaticula und ist ganz ent- schieden eine richtige Art, was Sie sogleich sehen werden, wenn ich sie Ihnen und den andern Ornithologen vorlegen werde. Sehen Sie ja zu, dass Sie mir davon noch etwas verschaffen, und bringen Sie es mit, damit ich mit dieser Art, die mir schon wegen des Namens höchst werth ist, glänzend auftreten kann. Wenn Sie nicht kommen, lege ich die Art nicht vor; komme wahrscheinlich gar nicht nach Leipzig, denn Ihre Gegenwart giebt für mich den Ausschlag. Nun, mein theurer lieber Freund, leben Sie wohl, Gott nehme Sie, Ihre Lieben und Ihr Eigen- thum in seinen mächtigen Schutz und erhalte mir Ihre Liebe in solcher Kraft, in welcher diese gegen Sie hegt Ihr Brehm. *) Dieselbe Erscheinung beobachtete ich in Pommern. Noch fast den ganzen April, ja einzeln bis in den Mai, zeigten sich auf den Feldern Tausende von Leinzeisigen, die noch in so später Jahreszeit wochenlang verweilten. Auch ein Trupp Seidenschwänze wurde noch im Mai. als die Bäume schon junges Laub hatten, gesehen. v. H. ßenthendorf, den 20. Dezember 1848. Verehrter theurer Freund! Es ist mir unmöglich, dieses angst- und schreckenvolle Jahr ganz zu Ende gehen zu lassen, ohne Ihnen zu schreiben und ohne Ihnen meine herzliche Theilnahme an Ihrem neuen Verluste, welcher die alte Wunde Ihres gefühlvollen Herzens wieder auf- reissen musste, und meine fortdauernde Liebe zu versichern. Meine grosse Besorgniss in Bezug auf die afrikanischen Reisenden hat die Gnade Gottes grösstentheils von meinem Herzen genommen. Sie sind unter grossen Gefahren und unter kaum zu ertra- genden Entbehrungen vieler Art bis zum 13'^ n. Br. vorgedrungen und haben schöne Beobachtungen und Sammlungen gemacht. Von Vultur haben Sie 3 bis 4 Arten, unter ihnen V. auricularis S et ?, von Aquila die seltene Aq. pennata et minuta erlegt und Sumpf- und AVasservögel zu Hunderttausenden am oberen Nil stehen sehen. Allein aus diesen Schaaren ist es selbst mit der Büchse schwer, Vögel zu schiessen, weil sie äusserst scheu sind. Mein Sohn versichert, eine neue Blaurake und einen neuen Sperling entdeckt zu haben. In Kordofan Avaren sie 3 Monate, aber die Hälfte der Zeit krank. Von Charthum, am Zusammen- flusse des weissen und blauen Nil, sind sie in 6 1 Tagen ununter- brochen den Nil herab nach Cairo, selbst über die Wasserfälle, auf vollem, mehrere Stunden breitem Strome herabgefahren. Sie betrachten Cairo als halbe Heimath, denn sie waren 2000 Stunden von der Heimath entfernt. Dort kamen sie am 27. October an. Mein Sohn wird wohl dort bleiben, um eine tüchtige Sammlung zu machen. Er wird dort ein Schiff und die nöthigen Diener haben. Gott nehme ihn in seinen allmächtigen Schutz. In Cairo hatten die Reisenden noch von lebenden Thieren 9 Affen, 2 Hj^änen, 1 wilde Katze, 2 Strausse, i Marabu, 3 Krokodille etc. Doch genug davon. Jetzt kommt eine grosse Bitte. Bal- damus Naumannia wird ein kurzes Leben haben, denn dieses Kind trägt den Keim seines Todes schon in sich. Ihrer Ermun- terung gemäss habe ich einen kleinen Aufsatz für dies erste Heft ausgearbeitet und werde ihn bald senden, allein diese Zeitschrift - 72 — stirbt in Kürze. Auch die Isis geht mit diesem Jahre zu Ende. Da habe ich einen neuen Plan, weil wir docli eine zoologische Zeitschrift haben müssen — eine bloss ornithologische kann sich nicht halten — eine solche herauszugeben, wenn ich gehörige Mitarbeiter und einen Verleger finde. Diese Zeitschrift müsste lauter Originalaufsätze enthalten, alle Richtungen vertreten und das Neueste mittheilen. Um die Mitarbeiter zu ehren und dem Unternehmen Zutrauen zu er- wecken, würden die Xamen derselben auf dem Titel abgedruckt. Da bitte ich denn vor Allem um Ihre gütige Theilnahme und erwarte Ihre freundliche Zustimmung in Ihrem nächsten lieben Briefe. Im ersten Hefte würde ich in einer Abhandlung über die europäischen Uferpfeifer Aegialitis Boje (Charadrius L.) die Aegialitis Homeyeri beschreiben. Ihr Vogel ist — ich weiss es, obgleich der Zettel jetzt fehlt — ein Männchen im Hochzeits- kleide und auf Rügen, wenn ich mich nicht irre, im Mai erlegt. Er ist fast grösser als hiaticula, hat ganz dessen Flügelzeichnung, aber den Schnabel, nur länger und auch nach Verhältniss stärker als minor. Sehen Sie ja zu, dass Sie mir davon noch etwas verschaffen, denn ich wünschte die Beschreibung sogleich mög- lichst vollständig zu geben. Wollen Sie den Vogel nun noch einmal sehen, dann sende ich ihn das nächste Mal. Der diesjährige Herbst Avar so arm an Seltenheiten hier, dass ich sehr wünsche, es möchte bei Ihnen anders sein, und ich bitte mir darüber in Ihrem nächsten lieben Briefe Auskunft aus. Doch gab es auch diesen Herbst wieder viele Schafstelzen und unter diesen eine, welche ich Budytes pallidus nenne. — Ich werde Ihnen wenigstens ein Exemplar beilegen. Für Ihre neue Sendung, von deren baldigem Abgange mir Ihr lieber Brief Nachricht giebt, danke ich im Voraus. Nur wird meine grosse Freude über dieselbe durch die betrübende AVahi'heit niedergehalten, dass ich jetzt nicht im Stande bin, sie zu vergelten. Meine längst gehoffte Sendung aus Amerika ist auch noch nicht angekommen. Erscheint sie aber, dann sollen Sie nicht vergessen werden. Es freut mich, Ihnen noch 2 Steinsperlinge senden zu können. Diese Thiere sind auch aus der hiesigen Gegend verschwunden, wie die kleinen Steinschmätzer; doch hoffe ich Ihnen auch von diesen noch ein Paar aus meiner Sammlung auswählen zu können. — 73 - Sehr leid thiit es mir, class ich Ihnen kein Ei von Cruci- rostra pytiopsittacus beilegen kann, denn ich besitze nur ein einziges; aber von P^rgita petronia sollen Sie eins erhalten. Wir hatten in der ersten Hälfte des December eine so milde Witterung, dass am 8. noch eine Motacilla alba bei Jena war und die Sommer- und Dungkäfer sich ganz munter zeigten. Ein am J7. Dezember erlegter Laninus excubitor hatte Dung- käfer und Larven im Magen. Nunmehr ist endlich das kleine Kistchen gepackt. Nehmen Sie es nicht ungütig, dass ich Ihnen nicht mehr sende. Von Eiern erhalten Sie nur von Pyrgita petronia et Curvirostra pinetorum. Sie sehen an dem alten Datum der Steinsperlinge und Steinschmätzer, dass diese Thiere nicht mehr in hiesigen Landen weilen. Nun, theurer Freund, leben Sie recht wohl und erhalten Sie mir im neuen Jahre Ihre Liebe; die meinige bleibt unver- ändert dieselbe und wird es bleiben bis an meinen Tod; denn ich bin stets Ihr treuer B r e h m. Vermuthlich April 1848—50. Hochverehrter Freund! Wenn ich Ihnen für Ihre schöne Sendung erst heute meinen herzlichen Dank sage, so glauben Sie ja nicht, dass dies aus Mangel an Freude über dieselbe oder aus Undankbarkeit ge- schehe. Ich bin in der Fastenzeit so sehr beschäftigt gewesen, dass ich nicht im Stande war, nur die tief vergrabene Aegialitis Homeyeri aufzufinden, noch weniger etwas für Sie auszu- suchen. Seien Sie überzeugt, dass ich mich über Ihre schöne Sendung sehr gefreut habe. Besonders lieb war mir auch der Circaetor brachydactylus und der Colymbus. Der letztere leider ohne ZetteL Ich halte ihn für ein S- Haben Sie die Güte, mir zu schreiben, ob Sie etwa das Geschlecht und den Ort, wie die Zeit von ihm noch wissen. Ihre Witterungsnachrichten waren mir sehr interessant. Sie hatten 20^, wir nur einmal 17^ und Petersburg 30^ Kälte. Das Thauwetter trat bei Ihnen ein am 15., bei uns am 14. Januar. So braucht denn der Thauwind, — <4 — um 90 Meilen zurückzulegen, 24 Stunden, also ungefähr soviel Zeit als ein Dampfzug. A\^enu Sie aber glauben, dass, weil bei Ihnen im Herbste keine nordischen Vögel erschienen seien, meine Witterungstheorie einen starken Stoss erhalte, so irren Sie sich, denn gerade dieser gelinde Winter, in welchem die ersten Staare und Lerchen am 21. Februar erschienen, bestätigt diese Theorie auf das Vollständigste. Der Frühlingszug ist höchst unordentlich und unbedeutend. Die erste Cecropis rustica am 2. dieses, und heute hier noch keine herumfliegend zu sehen. Am 5. dieses 1 Blaukehlchen und nur hin und wieder eins. So in allem üebrigen. Ich komme nun zu meiner Sendung. Die Aegialitis Homeyeri hat den Schnabel, aber vergrössert, von minor, die Grösse und die Flügelzeichnung — das Weiss an den Schwungfedern erster Ordnung von hiaticula — , die Kopf- zeichnung von cantiaca. Es ist keine Sub-, sondern eine reine Species.*) Sehen Sie ja zu, dass Sie noch etwas erlegen, da- mit wir sie noch genauer beschreiben können. Es ist mir, da er Ihren mir so theuren Namen trägt, ein sehr lieber Vogel. Die Rothschwänze sind schöne alte Vögel und die Staare sprechen den Charakter der Subspecies recht aus. Die M. sulphurea ist ein ganz vollständig vermauserter Vogel und deswegen von be- sonderer Schönheit. Auch die M. cervicalis ist als einjähriger Vogel recht gut. Besonders interessant wird Ihnen Budytes pallidus alt sein. Dieser Vogel ist im Jugendkleide fast ganz weiss am Unterkörper, wie Sie ihn schon von mir haben, und auch im Hochzeitkleide blass. Ich habe in diesem nur ein ge- paartes Paar. Auch von den alten Herbstvögeln erhalten Sie aUein etwas. Merkwürdig, dass diese Art nur im vorigen Herbste er- schien und zwar eine ganze Gesellschaft, "die wir fast aufrieben. Das Hauptkennzeichen der alten Vögel ist ausser dem blassen Unterkörper die sehr unscheinbare Flügelzeichnung und *) Es ist dies allerdings ein eigenthümlicher Vogel . der sich von allen Verwandten deutlich unterscheidet und den ich für einen Bastard halten möchte, so wenig ich auch geneigt bin, sofort einen Bastard zu sehen, wo eine verschiedene Form auftritt, neben der allgemein gekannten. Ich habe später auf Hiddensee noch ein zweites Exemplar erhalten, welches in seinem ganzen Benehmen den Brutvogel anzeigte und befindet sich dasselbe noch in meiner Sammlung:. v. H. — iO — die dunkle Kopffarbe ; über den Augen eine kleine lichte Binde, oder keine. Vielleiclit gelingt es mir im Mai, Frühlingsvögel zu erhalten. Mein Sohn in Afrika macht auf Kosten des Herrn Baron von Müller eine neue Expedition in das Innere von Afrika, wo- her er auch mir Manches mitbringen wird. Dann hoffe ich Ihnen auch etwas abgeben zu können. Auch von Amerika erwarte ich eine Sendung und hoffe mich dankbar beweisen zu können. Wann kommen Sie einmal wieder in unsere Nähe? Von Baldamus' Zeitschrift habe ich nichts wieder gelesen. Wenn nur die Zeiten erst besser werden, dann wollen wir schon wirken. Gott erhalte mir nur meinen Afrikaner. Empfehlen Sie mich Ihrer verehrten Frau Gemahlin und behalten Sie lieb Ihren Brehm. Der Brief muss fort; ich kann ihn nicht noch einmal durchlesen. ^ Renthendorf, am 1(3. August 1850 Theurer. lieber Freund! Nur mit wenigen Worten sage ich Ihnen, dass wir wegen des Regens erst gestern hierher zurückgekehrt sind, noch be- ständig von Ihnen und Ihrer Gemüthlichkeit sprechen und dem lieben Freunde mit allen den Seinen alles Gute wünschen. Die Professoren Artus und Falke haben sehr bedauert, Sie nicht kennen gelernt zu haben. Wenn Sie unsere Partie auf den Fuchsthurm gewusst hätten, wären sie mitgegangen. Gott gebe dass sie recht glücklich nach Hause kommen und dass der Stern Ihres Lebens, Ihre liebenswürdige Frau Gemahlin, Ihnen nun recht hell leuchtend zur Seite stehe. Wir werden Ihre liebe Gegenwart nie vergessen und danken Ihnen noch recht herzlich für Ihren angenehmen Besuch. Unter herzlichen Grüssen von nns Allen an Sie und Ihre verehrte Frau Gemahlin Ihr Brehm. Ren then clor f, am 9. November 1850. Tliem-er, lieber Freund! EDcllieh finde ich Ihr Kästchen ganz zufällig, und um es Ihnen so zu schicken, wie Sie es gepackt haben, setze ich es in ein anderes und lege die für Sie bestimmten Vögel bei. Sie erhalten ausser denen, die Sie hier erlegt haben, sieben Roth- schwänze, vier gelbe Bachstelzen und fünf Meisen, zusammen einundzwanzig Stück. Von Bachstelzen würde ich wohl Ihnen schönere haben senden können, wenn ich nicht seit dem 19. Sep- tember — das war der entsetzliche Tag, welcher uns von Oskars Tode in Kenntniss setzte, wie ich Ihnen geschrieben habe — alles Jagen unterlassen hätte. Meine und meiner Frau Trauer lässt sich bloss von solchen Herzen beurtheilen und mitfühlen, welche, wie die Ihrigen, d. h. des Ihren und des Ihrer verehrten Frau Gemahlin, sie empfunden haben. Alle Freude ist aus unserm Leben genommen, und selbst die Wissenschaft, in welcher ich dem Vollendeten überall begegne — viele Stücke meiner Sammlung sind von ihm — vermag kaum, mich zu beschäftigen ; mit der Freude an ihr ist es aus. Dennoch will ich mir Gewalt anthun und Einiges schreiben. — Eine Subspecies, vielleicht Species, giebt es von dem schwarzen Rothschwanze im Walde und zwar im Xadelwalde, welcher kleiner als die andern ist und auch eine andere Zeichnung hat. Ich hoffe, wenn mir der Herr Leben und Gesundheit und wieder Kraft giebt, künftiges Jahr die Sache aufs Reine zu bringen. Dann bemerke ich über die Meisen: Parus perniciosus ist ganz anders als Ihr Parus major und der schwedische ; er hat einen viel breitern schwarzen Streifen am Vorderkörper und einen anders gefärbten ünter- rücken. Von Ihrem Parus major bitte ich mir noch ein Paar aus. Parus subpalustris ist etwas kleiner und kurzschnäbliger, als der eigentliche schwedische Parus palustris, der bei Ihnen vorkommen wird, hier aber sehr selten ist. Parus subpalustris ist häufig, wenigstens im Herbst und Winter, doch brütet er auch hier. Parus musicus hat einen fahlschwarzen Kopf, roth- grau angeflogene Seiten und einen weissen Schein auf dem Flügel, welcher von den weisslichen Federrändern herrührt. Er lebt und brütet im Nadelwalde; ich besitze ein gepaartes Paar und drei Geschwister, alle gleich gefärbt. Ich vermuthe, dass es der in / Schweden bei Stockholm gewöhnliche Parus borealis ist; doch kann ich das nicht sagen, bevor ich einen aus Schweden erhalten haben werde. Mein Parns salicarius, wovon ich künftig bessere senden werde, ist grauerund weniger dunkelschwarz auf dem Kopfe. Ferner habe ich gefunden , dass es bei Astur palumbarius eine Art giebt, deren Weibchen wenig grösser als das Männchen ist, aber sein Schwanz ist bedeutend länger. Er kommt bei Ihnen vor, doch sind die Männchen sehr selten; ich habe zwei Stück von Ihnen, das eine ist von Ihrer lieben Hand mit $ be- zeichnet; hier habe ich ihn noch nicht gefunden. Sehr Recht hatten Sie, den einen alten braunen Adler aus Egypten nicht zu meiner Aquila fusca zu rechnen, der erstere ist ein ganz anderer Yogel, o h n e G e 1 b a u f d e m B ü r z e 1 ; ich nenne ihn Aquila unicolor. Noch muss ich Ihnen melden, dass mein Budytes atricapillus als S im Herbst zuweilen weisse Augen- streifen hat. Der sehr dunkle Kopf bleibt aber immer und ist ein sicheres Kennzeichen. Endlich füge ich noch hinzu, dass unser Parus cristatus viel mehr rothgrau angeflogene Seiten hat, als der schwedische. Mewes von Stockholm hat mir geschrieben, dass Podiceps arcticus der Sommervogel von Podiceps cornutus sei, und er hat Recht. Allein in der Grösse und Schnabelgestalt sind diese letztern so verschieden, dass man füglich zwei Arten annehmen kann. Hier haben Sie meine ganzen Bemerkungen, wenig mit Liebe und in tiefer Trauer. Ach! wie glücklich waren wir, als Sie hier waren! Welche Trauer ist jetzt bei uns eingezogen! AVie öde erscheint mir jetzt Alles. Unser Befinden ist körperlich so gut als es bei so grossem Seelenschmerze sein kann. Auch unsere Kinder sind, hoffentlich auch der gebeugte Alfred, wohl. Ihren lieben Brief an ihn habe ich abgesandt; aber den Zettel mit Ihrem mir so theuren Namen und Titel habe ich in meiner Trauer verlegt und bitte mir diese Angabe noch einmal aus. Nächstens sollen Sie eine Abschrift von Alfreds Briefe, der den traurigen Tod Oskars enthält, bekommen. Meine Frau empfiehlt sich Ihnen und mit mir Ihrer ver- ehrten Frau Gemahlin, die grössern Kinder würden es auch thun, wenn sie hier wären, und bitten Gott, dass er Sie alle in seinen mächtigen Schutz nehme mit Ihrem treuen Brehm. 78 K e n t h e n d 0 r f , am 11. Deceniber 1850. Theuerster Freund ! Schon war der beiliegende Brief zum Absenden bereit, als Ihre Kiste, welche Ihr Conservator Herr Meyer am 3. dieses abgeschickt hatte, ankam. Sie hat mir grosse Freude gemacht und verpflichtet mich von Neuem zum herzlichen Danke gegen Sie. Sie enthielt einiges mir sehr Willkommene , worauf icli gar nicht gerechnet hatte, z. B. Thalassidroma , Föroensis, Procellaria hiemalis, Carbo graculus, cormoranus, wahrscheinlich aus Griechenland, während Einiges fehlte, was mir Ihre Güte zugedacht hatte, als Aquila naevia, Surnia nisoria aus Grönland, die röthlichen Weihen etc. und alle Eier, Sobald Ihre Freund- schaft mir künftig wieder etwas zusenden wird, bitte ich um diese mir sehr wichtigen Vögel, Es ist ewig schade, dass die griechischen Sachen so vielen Schaden gelitten haben. Ich behalte mir vor, über die gütigst gesandten Vögel, wenn ich sie sorgfältig verglichen haben werde, mein Urtheil abzugeben; soviel scheint mir aber gewiss, dass die Muscicapa, da sie frisch vermausert und doch nicht schwarz- rückig ist, von M. atricapilla verschieden ist. Darüber künftig mehr, da Sie anderer Meinung sind , denn mit Ihnen zu streiten ist meine Freude ; auch bei Col. arcticus, wovon ich mir künftig etwas von Ihrer Güte erbitte, kann ich mich nicht überzeugen, dass die kleinen, trotz der Eingeweidewürmer, mit den grossen eine Art sind. Ich schosr. eine Turteltaube mit zwei grossen Bandwürmern; sie war aber so gross als die andern. Doch genug des Streites. Wir können Sie noch immer nicht vergessen, und bedauern, dass Sie damals gerade die schlechte Bauerei trafen; doch war es besser, als wenn Sie nach dem 19. September zu uns ge- kommen wären. Wenn es Ihnen hier nicht ganz missfallen hat, so wieder- holen Sie Ihren angenehmen Besuch recht bald; ich hoffe Ihnen immer noch etwas zeigen zu können. W^ir haben jetzt herr- liches Wetter, schöne helle Tage und kalte Nächte ; doch nichts Seltenes. Nun, Theuerster, wünsche ich Ihnen, Ihrer liebenswürdigen Frau Gemahlin und Ihren lieben Kindern, wie auch Ihren lieben - 79 — Verwandten ein viel fröhlicheres Christfest, als wir feiern können ein recht glückliches neues Jahr und in diesem Ihre alte Freundschaft Ihrem B r e h m. Renthendorf, am 23. Februar 1851. Theurer Freund! Ihren lieben Brief und die schöne ihn begleitende Sendung habe ich richtig erhalten und würde Ihnen schon vor einigen Tagen meinen Dank dafür ausgesprochen haben, wenn ich nicht jeden Tag auf einen Brief von meinem Alfred gehofft hätte. Dieser ist endlich gestern angekommen. Ich komme nun auf Ihren lieben Brief zurück. Wie Sie von einer Schuld sprechen können , die Sie abzutragen hätten, begreife ich wirklich nicht; wir sind Ihnen für die schönen Tage, welche Sie uns bereitet haben, noch heute dankbar und werden sie nie vergessen. Die gütigst übersandten Vögel sind mir sehr interessant, vor allem aber die ächte Strix hudsonia, L. Darüber einmal mündlich mehr. Der Xumenius arquatus aus Algerien nähert sich meinem Xumenis medius aus Griechen- land, ist es aber nicht. Die Calandra ebendaher ist eine sehr gute Subspecies der südeuropäischen. Von den Rohrweihen ist der eine mein Circus fuscus. Der rostfarbige Kornweih ist mir sehr interessant; haben Sie die Güte, mir einen gewöhnlich gezeich- neten jungen Vogel, aber ein $, mit nächster Sendung zuzuschicken. Von hier werde ich Ihnen wenigstens MotaciUa sulphurea, Ruticilla tithys und die beiden Sumpfmeisen (Species, nicht Subspecies) senden. Der Silberreiher ist meine Herodias Lindermayeri ; der Cuculus rufus ist wahrscheinlich ein ? des unsrigen, doch habe ich ihn nicht so ganz genau untersucht. Einige Eier, z. B. Emberiza melanocephala, kann ich noch nicht gehörig heraus- linden. Können Sie mir nicht sagen wie die Eule*) heisst, welche der Däne aus Afrika hatte und für europäisch hält ? Ich habe ihren Namen vergessen. Für die Eier sage ich Ihnen noch meinen ganz besondern Dank; es sind schöne Sachen unter ihnen. ^) Strix capensis. v. H. - 80 - Sie wünschen zu wissen, was ich alles brauchen kann. Das ist sehr viel. So fehlt mir Aquila brachydactyla S , chrysaetos auct. S, Circus palliclus alt (^ et $, alle nordamerikanischen, nach Europa sich verirrenden Vögel, Somateria dispar, auch einen schönen Cygnus musicus von der grossen und kleinen Art könnte ich noch brauchen, den bei Ihnen vorkommenden Anthus rupestris, Colymbus arcticus et glacialis, Larus minutus, die Lestris etc. Woher ist denn die Muscicapa albicollis und parva, welche Sie die Güte hatten mir zu senden? Beide sind mir sehr lieb. Ich erwarte einen strengen Winter und möchte deswegen wohl bei Ihnen an der Küste sein ; da müssen sehr schöne Sachen vorkommen. Wie herrlich sind jetzt Ihre Vögel präparirt. Ich habe nie etwas so Schönes gesehen, als die Sterna von Ihnen. Im Anfange des August erschienen hier (eine grosse Seltenheit) T a u s e n d e von Ciconia alba, welche wenig scheu waren, und leider haufenweise, soll heissen häufig, geschossen wurden. Ich erhielt und präparirte sechs Stück, lauter junge Vögel; vielleicht enthielt der ganze Schwärm nur solche. Schreiben Sie mir doch, wie es mit dem Vogelzuge bei Ihnen steht; daraus kann man sich schon eher etwas nehmen. Anser segetum wurde schon vorgestern und auch heute gesehen, sonst vier Wochen später; auch ein Anthus aquaticus ist schon be- merkt worden. Zeichen eines baldigen Winters. Nun, verehrter Freund, leben Sie recht wohl, haben Sie nochmals Dank für Ihre viele Güte. Meine Frau und Kinder danken herzlich für Ihr gütiges Andenken und empfehlen sich Ihnen und mit mir Ihrer hochverehrten Frau Gemahlin ange- legentlichst und ich bin mit alter Liebe Ihr Brehm. Renthendorf bei Triptis, am 10. December 1852. Theurer Freund! Was werden Sie von mir gedacht haben, dass ich Ihnen so lange nicht geschrieben und für die schöne Sendung noch nicht gedankt habe? Allein ich würde sogleich bei Ihnen ent- schuldigt sein, wenn ich Ihnen sage, ich wusste Ihren jetzigen — 81 - Wohnort nicht, also auch nicht, wohin ich den Brief senden sollte. Ich Itatte deswegen an unsern gemeinschaftlichen Freund, den Herrn Baron von Loebenstein geschrieben und erhielt von ihm die gewünschte Nachricht zugleich mit Ihrem lieben Briefe. Es ist uns AUen sehr erfreulich zu erfahren, dass Sie mit Ihrem Gutskaufe zufrieden sind, und mir besonders ist es sehr lieb, dass Sie eine Besitzung erlangt haben, auf der es viele Vögel giebt, denn ohne diese können wir ja doch nicht leben. Schreiben Sie mir nur, ob Sie etwas aus der hiesigen Gegend brauchen könnem Ein schönes gepaartes Paar Mot. sulphurea habe ich für Sie geschossen; ebenso auch Herbstvögel. Auch verschiedene Arten Sumpfmeisen sollen Sie erhalten. Wir senden Ihnen beigehend ein Verzeich- niss der afrikanischen Vögel, welche mein Sohn mitgebracht hat; wählen Sie nur recht viele aus. Schreiben Sie nur recht bald. Seien Sie überzeugt, wenn ich reisen könnte — meine Zeit und Geldverhältnisse lassen es nicht zu — würde ich ge- wiss zu Ihnen kommen. Dass ich mich aber recht sehr nach Ihnen sehne , kann ich Ihnen versichern ; ebenso , dass mein Alfred sehnlich wünscht, Ihre Bekanntschaft zu machen. Eein- hold hat trotz aller Bemühungen keine Eier des Steinsperlings bei Jena erhalten können, ja er versichert mir, nie einen solchen Vogel bei den Burgen gesehen zu haben. Sie können überzeugt sein, dass ich den interessanten Uferpfeifer zu meinem Aegial Homeyeri — an eine Bastardzeugung glaube ich nicht — ge- wiss selbst holen würde, wenn mich die oben angeführten Gründe nicht davon abhielten: allein sehen muss ich ihn doch und des- wegen bitte ich Sie dringend, mir ihn einmal zur Ansicht zu senden. Es war sehr, sehr schade, dass Sie nicht in Altenburg w^aren. Die Versammlung dort war die zahlreichste und inter- essanteste. Haben Sie die Güte, das vorstehende Verzeichniss nebst dem beiliegenden Brief unserm theuern Freunde Boeck mit- zutheilen. Wie steht es denn mit Ihrer Naturgeschichte der euro- päischen Vögel für Susemihl ? Ich fürchte, was ich auch sogleich gegen Sie geäussert habe, dass er es Ihnen machen wird, wie er es Brüchen, Schlegeln, mir and Andern gemacht hat. Ich muss Ihnen offen sagen, seine Abbildungen gefallen mir doch weit weniger, als die unsers Naumann, Derselbe ist in dieser Beziehung wohl der vorzüglichste Künstler, welcher lebt. — Sie V. Homeyer, Ornitholog. Briefe. 6 — 82 -- arbeiten ohne Zweifel an Cabanis' Zeitschrift mit; wir haben uns auch bei ihr betheiligt, allein ich fürchte, sie wird nicht lange bestehen. Doch nun, theurer lieber Freund, leben Sie recht wohl und glücklich in Ihren neuen Verhältnissen und schreiben Sie mir bald wieder. Meine Frau und meine Kinder, besonders die grossen Söhne , empfehlen sich Ihnen angelegentlich und mit mir Ihrer verehrten Frau Gemahlin. Behalten Sie lieb Ihren B r e h m. Renthendorf, am 10. December 1853. Verehrter Freund! Seit sehr langer Zeit habe ich nichts von Ihnen gehört und gelesen ; da Sie nun wissen, wie lieb wir Sie haben, werden Sie es sehr begreiflich finden, wenn ich Sie dringend bitte, uns recht bald von Ihrem und der theuern Ihrigen Befinden Nachricht zu geben. Diese erwarten sehnlich nicht nur ich, sondern auch meine Frau, meine Söhne und meine Tochter. So vielen Bitten werden Sie nun nicht widerstehen können, sondern uns Alle gewiss bald durch eine erfreuliche Antwort wegen Ihres und der lieben Ihrigen Befinden beruhigen. Wir sind, Gott sei Dank, ziemlich gesund gewesen, und ich habe in den ornithologischen Schätzen, welche mein Sohn mit- gebracht hat, sehr gewirthschaftet. Wenn wir die Zusammen- kunft des künftigen Jahres in Gotha erleben, hoffe ich manches Interessante vorzeigen zu können. Da dürfen Sie aber auf keinen Fall fehlen. Dass ich Sie nicht in Halberstadt sehen konnte, hat mir sehr leid gethan, ergeht mir aber oft so, dass ich meine liebsten Wünsche unerfüllt sehen muss. Der diesjährige Herbst hat mir wenig gebracht ; einen Vogel erhielt ich jedoch am 15. October, welcher mir grosse Freude ge- macht hat. Es ist nämlich Curruca ruficapilla (Silvia ruficapilla Landbeck). Da ich nun den Vogel kenne, habe ich auch ein junges und ein altes Männchen unter meinem grossen Vogelvorrathe aufgefunden. So Gott will, werde ich diese Gesellschaft mit — 83 - nach Gotha bringen. Ich freue mich schon jetzt auf die Zu- sammenkunft in der Stadt meiner Jugendbildung so sehr, dass ich fürchte, es kommt irgend eine betrübende Abhaltung. Wie geht es Ihnen in Ihrem jetzigen Wohnorte? Sind Sie mit der Veränderung zufrieden und wie steht es mit der orni- thologischen Ausbeute ? Schreiben Sie mir ja darüber, denn Sie wissen, wie sehr uns aUes interessirt, was Sie angeht. Die Bewohner der hiesigen Gegend sind durch den zeitig eingetretenen Winter, der schon recht kalte Tage gehabt hat — gestern früh hatten wir io*^ — durch die geringe Kartoffel- ernte und das theure Brod in grosse Xoth versetzt und wir AUe leiden darunter sehr. Wie steht es bei Ihnen? Wie war der Herbstzug? Am 5. November war noch eine Rauch- schwalbe in Kahla, vor zwölf Tagen noch drei Staare eine Stunde von hier. Doch nun, verehrter Freund, muss ich zum Schlüsse eilen. Wir AUe empfehlen uns Ihnen und Ihrer verehrten Frau Gemahlin, wünschen Ihnen vergnügte Feiertage, einen fröhlichen Eintritt in das neue Jahr, auch viel Glück in demselben; ich aber werde, so lange ich lebe, sein mit alter Liebe und Ver- ehrung Ihr Brehm. Renthendorf bei Triptis, am 3. Mai 1853. Verehrter Freund! Es ist mir wahrhaft lieb, dass unser Briefwechsel wieder lebhafter geworden ist; denn Sie wissen, dass wir, d. h. alle Glieder unseres Hauses, Sie wahrhaft lieb haben und deswegen sehr ungern öftere Nachricht von Ihrem Befinden vermissen. Darum schreiben Sie oft , Sie werden uns AUen dadurch eine grosse Freude bereiten. Wir hoffen, dass Sie bereits die Kiste mit den gewünschten Vögeln erhalten und mit den Exemplaren vollkommen zufrieden sein werden. Mein Sohn hat Ihnen die schönsten, welche er noch hatte, ausgewählt, und wird Ihnen auch noch eine schöne alte Aquila pennata, wenn Sie diese wünschen, ablassen können. Wenn Sie mehr von meines Sohnes Vögeln wünschen, 6* — 84 - dürfen Sie nur befehlen. Es hat mich sehr gefreut, dass Sie Schlegeln etwas rectificirt haben; ich werde es auch thun und ihm die geleugnete Frühlingsmauser an vielen aus Afrika mit- gebrachten Vögeln, z. B. Budytes, Cyanecula, Totanus etc., deut- lich nachweisen. Bei den Seeschwalben aber scheint er Kecht zu haben.*) Bei Euplectes ignicolor kann ich die Mauser aus dem unscheinbaren in das Prachtkleid auch nachweisen. Schlegel ist ein tüchtiger Mann, allein hätte er so viele Vögel geschossen und im frischen Zustande untersucht, wie wir, er würde nicht solchen Unsinn behauptet haben. So geht es aber stets, wenn Jemand für eine Idee ein- genommen ist. Wenn Sie etwas von hiesigen Vögeln wollen, schreiben Sie mir nur; es wird mir zur grössten Freude gereichen, sie Ihnen zu senden. Sie verzeihen, wenn ich Sie um gütige Zurücksendung von Bonapartes Conspectus bitte, wir brauchen ihn nothwendig zur Bearbeitung der afrikanischen Vögel. Eben erhalte ich das zweite Heft des ornithologischen Jour- nals, in welchem sich manches Interessante findet. Wir haben hier in dem abscheulichen Nachwinter wenig Interessantes gehabt; die Feldlerchen lagen zu Schocken auf den Aeckern und kamen so häufig in die Höfe, dass ein Bauer 17 Stück auf einmal unter einem Siebe fing. Viele Bewohner der hiesigen Gegend haben welche durchwintert und sie da^n freigelassen ; es sind aber sehr viele umgekommen. Von Heide- lerchen war eine hier, welche nicht hier nistet. In Süddeutsch- land sollen viele seltene Wasservögel erlegt worden sein. Bei Naumann verhungerten die Kraniche, hier liess sich keiner sehen. Schreiben Sie mir nur recht viel von Ihrer Gegend, vor allem aber von Ihrem Ergehen und dem Befinden der Ihrigen. Hoffent- lich kommen Sie nach Halberstadt, wo möglich bin ich auch dort. Sie dürfen diesmal nicht fehlen, wie in Altenburg. Meine Söhne wollen in Jena alles aufbieten, um Stein- sperlingseier zu erhalten; Aielleicht "gelingt es ihnen. Meine Frau und meine Söhne, welche Sie hochverehren, *) Die von Schrader jun. in Syrien und Aegypten im Winter ge- sammelten Vösrel zeisren die Mauser sehr deuthch. -v. H. — 85 — empfehlen sich Ihnen und mit mir Ihrer hochverehrten Frau Gemahlin angelegentlichst, und ich bin mit alter Liebe Ihr B r e h m. Renthendorf, am 2. März 1853. Mein theurer Freund! . Unter den gepaarten Paaren, welche mein Sohn mitge- bracht hat, waren die vorzüglichsten zwei Paare Aquila pennata - — eins davon ist nach Berlin gekommen — ein Paar Falco tanypterus, ein Paar Falco concolor und ein Paar Grus pavonina. Diese habe ich mir gefälligst behalten. Dass unter den mitge- kommenen Vögeln manches Neue ist, versteht sich wohl von selbst; nächstens und in dem ornithologischen Journal mehr darüber. Diesen Winter erhielt ich wieder einen Steinsperling von der Wölmse, nicht weit von der Lobedaburg, wo wir waren ; vielleicht gelingt es, künftiges Frühjahr Eier zu erhalten. Wir hatten bis zum 9. Februar gar keinen Schnee ; dann aber fing er an und jetzt liegt er, wo er nicht zusammengeweht ist, 14 Zoll hoch. Die Vögel leiden sehr. Eine ganz kleine Rabenkrähe, welche nur in ganz kalten Wintern erscheint, habe ich wieder erhalten, auch schoss mein Alfred eine Telmatias septentrionalis ; morgen wollen wir wo möglich einen Anthus aquaticus von den Erdmannsdorfer Wiesen, welche Sie kennen, holen; dort war auch die Beccassine. Die Amseln sind sehr abgemagert, vorzüglich die Weibchen. In der gelinden Witte- rung war eine Seh aar Staare eine Stunde von hier und im Saalthale, ich sah einen am 11. Februar auf dem hiesigen Kirchthurme. Heute fing Certhia brachydactyla eine Fliege, welche sie aus einer Ritze des Eckbalkens der hiesigen Pfarr- wohnung gezogen hatte. Mein Reinhold schoss im Saalthale drei Enten. Von auswärts erhielt ich Aquila leucocephala alt, Pelecanus crispus, Vanellus gregarius, Anas albeola etc. Ich wünschte sehr, Sie wären einmal hier, da wollten wir recht mustern. Noch muss ich Ihnen sagen, dass wir einen ganz neuen Adler (der Aquila Bonelli ähnlich) besitzen, einen nied- lichen neuen Budytes (Budytes pygmaeus) und vieles Andere. — 86 — Doch, theurer Freund, das Papier und wahrscheinlich Ihre Geduld gehen zu Ende; darum nur noch herzliche Grüsse an Sie und Ihre verehrte Frau Gemahlin von uns Allen, besonders auch von meiner Frau und von Alfreden, und die Versicherung unwandelbarer Liebe von Ihrem Brehm. Renthendorf, am 29. Mai 1854. Hochverehrter Freund ! Es war sehr zu bedauern, dass Sie nicht in Gotha waren. Die Versammlung war ziemlich zahlreich und leidlich hübsch, ohne Zank und Streit. Ihren Brief habe ich natürlich vorge- lesen und Ihre Vorschläge haben auch Beachtung gefunden. Den ersten Tag war Reichenbach, den zweiten ich, den dritten Hartlaub Vorsitzender. Das Directorium soll etwas mehr Ge- walt bekommen und besteht jetzt aus Naumann, mir und Hart- laub. Denken Sie sich , die vor langer Zeit unterzeichneten Diplome liegen noch bei Lichtenstein, welcher nicht da war. Die SchlegePsche Theorie habe ich so ziemlich zu Grabe ge- tragen, üebrigens werde ich mich hüten, künftig wieder viele Vögel mitzunehmen. Die nächste Versammlung ist Dienstags nach dem Trini- tatisfeste in Braunschweig. Ich werde schwerlich dort sein. Der Herzog von Koburg-Gotha erschien Dienstags in der Versammlung und gab uns Mittwochs in Reinhardsbrunn einen Thee; war übrigens wie die Herzogin sehr liebenswürdig. Er ist ein grosser Kenner der Ornithologie und kündigte sich mir selbst als einen Ornithologen an. Kjärbölling erklärte den Podi- ceps arcticus für das Weibchen von Podiceps cornutus und zeigte mehrere Exemplare vor; allein ob ich gleich damals nicht widersprach, weil ich meine Vögel nicht da hatte, bin ich doch fest überzeugt, dass er ganz unrecht hat. Aber Corvus leuco- phaeus, den ich zum ersten Male bei ihm sah, ist entschieden eine besondere Art ; er hat einen längern Schwanz und w e i t - strahlige wollige Federn; der vorgezeigte war ein ein- jähriger Vogel. Er hatte auch eine Menge Edelfalken mit. — 87 — Unter herzlichen Empfehlungen von uns Allen an Sie und die verehrten Ihrigen mit alter Liebe und Verehrung Ihr Brehm. E e n t h e n d 0 r f , am 10. Februar 1 858. Theurer, verehrter Freund! Zuerst meinen herzlichen Dank für Ihre lieben, die herz- lichste Theilnahme aussprechenden Briefe. Ja Sie und Ihre hochverehrte Frau Gemahlin, Sie beide haben ein Recht zu solchen Trauernden, wie wir sind, zu sprechen. Sie haben auch die Theure verloren, deren Abwesenheit Sie stets schmerzlich empfinden werden. Sie wissen, wie dem blutenden Herzen zu Muthe ist, Sie können unsern unendlichen Schmerz mitfühlen. Dass Sie mit uns trauern würden, davon, theurer Freund, waren wir, meine Frau und ich, schon lange überzeugt. Künftig werden wir uns, wie bisher seit der Krankheit und dem Tode unserer lieben Tochter, von aller Gesellschaft zurükziehen und nur unserm Berufe und dem Andenken unserer lieben Tochter, ich aber auch noch der Wissenschaft leben. — Auch für Ihre letzte Sendung meinen herzlichen Dank. Dass Tichodroma durch Verfärbung die dunkle Kehle bekommt, glaube ich nicht, doch würde es zu weit führen, Ihnen jetzt die Gründe für meine Meinung aus einander zu setzen. Ihrem Wunsche gemäss sende ich Ihnen folgende Vögel, nämlich : 1. Mot. sulphurea S vere. ] 9 9 gepaart. 2. 3. „ „ S auct. 4. „ „ ? 5. „ „ S in der Mauser. 6., 7., 8., 9. als 4 Budjies aus Afrika. 10. Mot. Budytes Rayi $; wenigstens halte ich sie dafür. 11. Budytes von hier in der Mauser. 12. Mot. alba in der Mauser. 13. Passer domest. in der Mauser. 14. Gurr, atricapilla in der Mauser. - 88 15. Cyanecula orientalis 4o .„^ -^ o r in der Mauser. 10. „ suecica S' J 17. etc. 11 Stück Buticilla tithys etc. Von den letzteren bitte ich besonders den einjährigen schwarzen Vogel hoch zu halten, das scheint mir eine ganz besondere Art zu sein. Sie ist kleiner als die andere und ihre Männchen werden schon im ersten Herbste schwarz. Sie sollen künftig ein solches von mir erhalten. Es freut mich sehr, Ihnen etwas schicken zu können, was Sie interessiren dürfte. Ich habe meiner Frau die Afrikaner in der Mauser gezeigt. Sie wunderte sich sehr, dass ich Ihnen solches Zeug schicken wollte ; aber noch mehr, als ich behauptete, gerade diese würden Ihnen die wichtigsten sein, weil sie Schlegeln in Bezug auf die geleugnete Wintermauser vollständig wider- legen. Schreiben Sie mir, ob ich in dieser Hinsicht recht ge- urtheilt habe. Unter den Vögeln der vorigen Sendung war mir Athene passerina besonders merkwürdig. Sie ist merklich grösser als die andern. Haben Sie von dergleichen Leuten noch etwas, dann bitte ich mir es aus. Eben erhielt ich einen Brief von meinem Sohn aus Murcia. Er schreibt mir, dass Motacilla sulphurea et alba auf den Dächern herumlaufen, Rubecuk vulgaris, Saxicola rubicola vor- handen, ja sogar eine Jjnx torquilla von ihm gesehen worden ist. Schreiben Sie mir doch, ob Sie Eier wünschen, mein Rein- hold wird viele sammeln. Auch hofft er mir im Junius eine Sendung von werthvoUen Vögeln zu schicken ; von den Doubletten derselben haben Sie ein Verzeichniss erhalten. Die Jagd ist in Spanien wenig ergiebig und das Leben furchtbar theuer. Mit der wissenschaftlichen Ausbeute sind wir zufrieden, nicht mit der quantitativen. Nun, theurer Freund, bitte ich herzlich und dringend, dass Sie in diesem Jahre zu uns kommen. Wir waren so glücklich, als Sie hier waren, und werden uns mitten in der Trauer freuen,, wenn Sie wieder kommen. Sie kommen also gewiss. Sie sollen viel sehen; nun Sie wissen ja gar nicht, wie lange Sie mich noch haben. Die ganze alte Garde der Ornithologen, mich, den Unglück- lichsten unter ihnen, ausgenommen, hat die Sichel des Todes gemäht ; denn es sind seit sieben Monaten gestorben : Bonaparte, — 89 — Naumann, Lichtenstein, Heckel, Seyffertitz, Bruch ('21. December) und Temminck vor einigen Tagen. Darum kommen Sie; Ihre Anwesenheit wird meiner Frau und mir sehr wohl thun und wir wollen Sie mit unsern trüben Gedanken nicht belästigen. Ich rechne gewiss auf Ihre Ankunft. Meine Frau empfiehlt sich Ihnen und mit mir Ihrer hoch- verehrten Frau Gemahlin gehorsamst, bittet mit mir um die Fortdauer Ihrer Freundschaft und wünscht, dass Gott Sie noch recht lange erhalten möge Ihrem B r e h m. Antworten Sie mir ja bald. Renthendorf bei Triptis, 22. Juli 1858. Verehrter Freund I Sie haben mir auf meinen letzten Brief noch nicht geant- wortet und deswegen bin ich ängstlich Ihretwegen; denn ein Mann, welcher so viel verloren hat wie ich, fürchtet das Schlimmste, wenn die ersehnte Nachricht von einem lieben Freunde ausbleibt; darum bitte ich dringend um die Güte, mir umgehend zu schreiben, ob Sie vorigen Winter einen Brief von mir und eine Vogelkiste erhalten haben oder nicht? Im letzteren Falle müsste ich auf der Post Nachfrage halten lassen. Bei der Versammlung in Harzburg fehlten wir Beide ; doch hatte ich, um den Herren eine Unterhaltung zu verschaffen, ein Kistchen mit 80 Vögeln hingeschickt, w^elche, wie ich erfahren, zur Erheiterung gedient. Was übrigens noch vorgekommen, kann ich nicht sagen. Nur so viel weiss ich, dass Gloger an Dr. Altum und Baldamus einen Brief voll von Grobheiten in Bezug auf mich geschrieben hat. Wie ich zu dieser Ehre komme ^ weiss ich nicht; so viel aber kann ich Ihnen sagen, dass ich nicht darauf antworten werde, wenn er auch etwas gegen mich drucken lässt. Unter andern hat er gemeint, ich solle mir nicht einfallen lassen, etwas über die Schonung der Vögel bekannt, zu machen, weil ich den Vogelfang geschrieben habe. Trotzdem habe ich einen Aufsatz über die Schonung der Singvögel ausge- — 90 — arbeitet, welchen ich nächstens an Meidinger in Frankfurt schicken werde. Uebrigens kann ich Ihnen sagen, dass es bei uns traurig aussieht. Der Tod unserer guten Thekla wird nicht verschmerzt; dazu kommen Sorgen und Verdriesslichkeiten aller Art, dass einem wirklich das Leben verleidet wird. Zu meinem Leidwesen schiesse ich nicht mehr. Einen Jagdschein kann ich als Geistlicher nicht lösen und ob ich gleich die hiesige Jagd mitgepachtet habe, thue ich seit dem Anfang von Theklas Krankheit, vom S. März des vorigen Jahres, keinen Schuss, wozu mir auch der Muth fehlt, weil ich mich auch der Grobheit eines Gensdarmen nicht aussetzen mag. Ach, theurer Freund, sonst und jetzt, welch ein Unterschied ! Wie glücklich waren wir bei Ihrem Hiersein! Das waren herrliche, mir und meiner Frau unvergessliche Tage. Sie haben mir schon mehrmals versprochen, mich, Ihren alten Freund, der nicht mehr sehr lange auf dieser Erde wan- deln wird, noch einmal zu besuchen. Führen Sie doch das ja aus, und wo möglich noch diesen Sommer. Ihre Anwesenheit würde uns sehr erfreuen. Ich schreibe diesen Brief auch mit der Absicht, Sie darum Techt dringend zu bitten. Meine Söhne haben mir schon früher aufgetragen, sie Ihnen zu empfehlen. Alfred ist Lehrer am Gymnasium in Leipzig geworden, schriftstellert dabei und hält mit Beifall Vorlesungen. Rein- hold ist noch Arzt in Spanien. Alfred hat ein Lüstchen, an einer Expedition zur Entdeckung der Nilquellen Antheil zu nehmen ; ich danke aber für den Spass ; so lange ich lebe, geht er mit meiner Bewilligung nicht nach Afrika. Mündlich mehr darüber, denn ich erwarte gewiss, dass Sie kommen und freue mich sehr darauf. Dann will ich Ihnen auch recht viel Neues erzählen oder richtiger zeigen. Bleiben Sie nur mit den ver- ehrten Ihrigen recht gesund. Meine Frau empfiehlt sich Ihnen und mit mir Ihrer verehrten Frau Gemahlin, und ich bin mit alter Liebe und Treue Dir Br ehm. - 91 — Dresden, den 1. December 1845. Mein werthester Freund! Es ist ein Hauptverdienst der Wissenschaft, dass sie ein vereinigendes Band durch alle Stände schlingt und die verschie- denartigsten Interessen vereinigt. Seit dem ersten Tage, wo ich das Vergnügen hatte, Ihre Bekanntschaft zu machen, fühlte ich mich zu Ihnen hingezogen, da die Art und Weise, die Natur aufzufassen, bei uns eine so übereinstimmende ist. Besonnene, unermüdlicheBeobachtung und unbefangene, aber umfassende Verwendung des Erlangten zu klarer U eher sieht des Materiales, ist sicher der richtige Weg, zur Höhe menschlichen Standpunktes in der Natur, im Ganzen wie im Besondern, zu gelangen*), und ich denke, er ist der unsere. Haben Sie also zuerst herz- lichen Dank für Ihre Zuschrift, welche mir die Ueberzeugung giebt, dass es auch Ihr Wunsch ist, vereint im Studium der edlen Ornithologie vorzudringen und einander möglichst dabei zu unterstützen. Dass Sie ein eifriger Mitarbeiter an der Rhea sein wollen, muss mir sehr erwünscht sein ; ich arbeite eifrig an Vollendung des ersten Heftes und nur erst, wenn die beiden ersten Hefte heraus sein werden, wird sich über sichere Ein- richtung derselben etwas festsetzen lassen, da der Verleger erst Gewissheit haben muss. dass die Sache Theilnahme findet. Gern *) "Wie oft habe ich an diesen Ausspruch Thienemanns mich er- innert, der mich gelehrt, durch Zweifel zurAVahrheit zu gelangen. Immer bin ich bestrebt gewesen, die eigenen Beobachtungen zu prüfen und immer wieder zu prüfen, bis ich dieselben als richtig angenommen, und fremde Beobachtungen durfte ich nie auf gutem Grlauben allein an- nehmen. AVenn es nun in der heutigen Zeit zu liegen scheint — in der Zeit des Dampfes — , dass viele Menschen, auch solche, die sich zu den Naturforschern zählen, eine einzige flüchtige Beobachtung für genügend erachten, darauf hin einen Lehrsatz zu begründen , so widersprach dies stets meinen innersten Grundsätzen so sehr, dass ich mich verj^flichtet fühlte, solchem Treiben, auch wenn es unter der Maske grosser Grelehr- samkeit auftrat, mit Entschiedenheit entgegen zu treten. Manche Gregner- schaft habe ich mir dadurch zugezogen, aber aus manchem anfänglichen Gegner ist ein warmer Freund geworden, und die Zahl derjenigen, welche mir dauernde Gegner sind, ist verschwindend klein. Mag verletzte Eitel- keit, mag die Schärfe meiner Kritik der Grund sein. In meiner Natur liegt es nicht, weder kalt noch warm zu sein. v. H. ..... 92 — würde ich an einem Eandbnch der Vögel Europas mitarbeiten, wenn ich des Gegenstandes vollkommen Herr wäre; aber gerade die bisher noch ungelösten Räthsel sind mir selbst nicht klar, und wer sie lösen will, muss eine Reihe von Jahren in Russlands ver- schiedenen Theilen verweilen, um die Nachrichten von Pallas zu vervollständigen, welche meist nicht ganz genügen. Dies ist be- sonders auch mit dem Genus Turdus der Fall, bei dem hielän- dische Forschungen und Vergleichungen stets lückenhaft bleiben müssen. Es ist wahr, alle unsere Bücher über deutsche und europäische Vögel genügen nicht, allein ich glaube auch, dass durch eine gut geleitete Zeitschrift für die Ornithologie erst nach 10— 15 Jahren es möglich sein wird, etwas Vollendetes darinnen zu liefern. Das Schlegel' sehe Handbuch geht stark und der Herausgeber giebt Alles, was mit einem grossen Museum, wie das Leydener, und den bisherigen literarischen Hülfsmitteln ge- than werden kann, allein ihm fehlt die ganze Naturbeobachtung, und die ist doch auch etwas ! Für die mir gütigst zugesendeten Eier danke ich Ihnen sehr. Das Ei von Aquila naevia ist eine seltene Varietät. Herr Schilling in Greifswald besitzt ein ähn- liches, welches er seinem Aq. altipes (pommerana) zuschreibt. Scolopax gallinula*) ist für den Vogel gross, schliesst sich aber doch ziemlich an Sc. frenata und gallinago an. Das Exemplar meiner Sammlung erhielt ich vom verstorbenen Grafen zu Münster, welcher mir versicherte, d e n V o g e 1 beim Neste geschossen zu haben. Es weicht von dem Ihrigen sehr ab und muss einem andern Vogel angehören. Im nächsten Frühjahre werden Sie hoffentlich mehrere erlangen, um die mög- lichen Abweichungen kennen zulernen. Das Nest und Ei Nr. 8 ist auch mir räthselhaft. Fringilla erythrina ist es sicher nicht; das Nest stimmt wohl mit dem von Fr. montium, doch steht dies stets am Boden, und auch das Ei weicht wenigstens von den Exemplaren, welche ich gesehen (wohl an 20 Stück) sehr ab. Es ist also doch wohl am Ende nur Fringilla coelebs?**) *) Dies Ei war von mir selbst «ifoiiommen und der ausserordentlich zahme Vogel mehrmals auf dem Neste beobachtet. v. H. **) Das Nest stand im Buchenhochwald in einer ganz jungen, etwa fünf Fuss hohen einzelnen Kiefer, etwa drei Fuss vom Boden. Der Vogel flog in grosser Ferne al) und zeigte sich trotz langen Harrens nicht wieder. Es war ohne .AIoos gebaut , die vier Eier der Fringilla coelebs ähnlich. v. H. — 93 - Phalaropus rufus und Sjlvia fliiviatilis werde ich Ihnen mit erster Gelegenheit zusenden, und bitte mir gefälligst aufzugeben, was Ihnen sonst von hier an Vögeln und Eiern erwünscht ist. Für bevorstehenden Winter wünsche ich Ihnen reiche Aus- beute, besonders au Colymbus-Arten, um mit dem Federwechsel derselben ins Reine zu kommen. Mit der Versicherung meiner vollkommenen Hochachtung bin ich Ihr ergebenster L. Thienemann. Dresden, den J4. August 1846. Mein werthester Freund! Soeben erhalte ich durch Herrn Götz Ihren lieben Brief vom 25. Januar ! ! ! welcher sich unglücklicherweise so unter das Werg versteckt hatte, dass er ihn erst jetzt zufällig bei einer Verpackung auffand. So sind wir gegenseitig an einander etwas irre geworden, was hoffentlich in Zukunft nicht wieder der FaU sein wird. Zuerst will ich nun den späten, aber doch sehr willkommenen Ankömmling der Reihe nach beantworten. Ihre Beiträge zu Schlegels Krit. Uebersicht habe ich noch nicht gelesen, wohin haben Sie dieselben gegeben? Haben Sie die Revision des Genus Turdus zum Drucke fertig und ist sie nicht zu umfangreich, so kann sie noch dem ersten Hefte der Rhea beigegeben werden, welches leider noch nicht ganz gedruckt ist. Ich habe darin eine Abhandlung über die Jagdfalken ge- geben, w^elche mir mehr Mühe machte als ich zuerst glaubte. Ich musste eine Reise nach Mainz und Frankfurt machen, ich musste die Zusendung von lebenden Exemplaren des Falco cyanopus (lanarius) Fall abwarten, was mich Alles so lange hin- hielt. Die Rhea soUte den Anzeiger unserer diesjährigen Ver- sammlung machen, v>as nun zu spät wird, weshalb ich in die gelesensten Zeitungen dieselbe habe einrücken lassen, damit unsere diesjährige Zusammenkunft durch vielseitige Theilnahme recht interessant werde. Beharren Sie auf Ihrem Vorsatze, eine Xaturgeschichte der europäischen Vögel zu geben, so werde ich natürlich nicht länger etwas dagegen haben. Mir scheint es freilich gerathener, nur das ausführlich zu geben, was auf ge- wisse Weise erschöpfend genannt werden kann. Bei den meisten — 94 — Arten werden Sie doch nur das geben können, was man bereits weiss, höchstens mit Beigabe einer kleinen Nüancirung, deren in der Natur unendlich viele möglich sind. Bei den wenigsten Arten werden wirkliche Berichtigungen möglich sein. Das Werk muss voluminös werden, wenn es der Wissenschaft genügen soll, es muss schöne Abbildungen enthalten, wenn es verständ- lich werden soll und dann wird es theuer und kauft es niemand. Ich glaube nicht, dass Schlegel mit Susemihl zu Stande kommt ; es ist dies Werk weit vollständiger, viele Abbildungen auch besser als bei den Vorgängern, lässt aber doch noch viel zu wünschen, weil es jetzt noch nicht möglich ist, etwas Vollstän- diges zu geben. Nun Sie kommen ja doch bald nach Dresden, und dann wollen wir über den Gegenstand weiter sprechen. Eaben Sie denn über die Kohrsänger viel gesammelt? Was halten Sie von S. palustris, ist sie als Species verschieden von arundinacea ? Ich linde in Nest und Eiern so viele Uebergänge, dass ich ganz irre geworden bin. .Und S. pinetorum Brehm steht wieder zwischen beiden ! Sie trennen Syl. aquatica und cariceti*) noch; ich glaube doch, dass Schlegel hierbei Recht hati Für die Auskunft, die Sie mir über Aq. naevia und Scolopax gallinula geben, danke ich recht sehr; über letztere, sowie über Totanus ochropus haben Sie wohl die Güte, mir eine kleine Notiz hin- sichtlich des Eortpflanzungsgeschäfts aufzusetzen. Eine Zusendung mache ich Ihnen nun nicht ; Sie mögen sich hier selbst auswählen, was Ihnen besonders erwünscht ist, und Sie bringen w^ohl auch gefälligst mit, was Sie von Nestern und Eiern für mich eingesammelt haben. Mit meinem Eierwerke geht es auch langsam ; theils fördern die Künstler nicht, theils verfahre ich so kritisch, dass ich an einem anscheinend kleinen Gegenstande oft wochenlang arbeite, ehe ich zum Abschlüsse schreite. Dafür glaube ich aber auch auf die Dauer zu arbeiten, was auch nöthig ist, da ich schwerlich auf einen Nachfolger rechnen kann, der den Gegenstand wieder nach dem ganzen Umfange aufnehmen wird und ihn mit gleicher Befähigung zu handhaben versteht. Meine Sammlung zählt nun weit über 900 bestimmte Species Eier und über 1000 Stück Nester; es fehlt *) Hier war Thienemann im Irrthum. Schon damals konnte ich Naumann überzeugen, dass beide vermeintlichen Formen nur verschiedene Zustände, nach Alter und Jahreszeit, seien. v. H. — 95 — ihr sonacli au Vollständigkeit noch viel, aber sie enthält doch Repräsentanten der wichtigsten Geschlechter und, was das Wich- tigste ist, die meisten Arten in grosser Reihenfolge, ohne welche bei keinem Naturkörper der Standpunkt mit Sicherheit anzugeben ist. Ich lege Ihnen die Zeit unserer Versammlung gedruckt bei, damit Sie dieselbe Ihrem Kalender anheften mögen, um zu rechter Zeit auf dem Platze zu sein. Sie werden gewiss dafür Sorge tragen, dass Sie uns nebst einigen schönen Abhandlungen auch wieder viel Sehens- werthes mitbringen ! Mit der Versicherung meiner vollsten Hochachtung und inniger Ergebenheit ganz der Ihre L. Thienemann. Dresden, den 22. Februar 1847. Mein theuerster Freund! Es war mir sehr erfreulich, wieder eine beruhigende Zu- schrift von Ihnen zu erhalten, auf die ich so lange vergebens gehoftt hatte. Um desto angenehmer war es mir, von Ihnen zu er- fahren, dass sich die Liebe zu der schönen Naturwissenschaft bei Ihnen noch mehr befestigt hat; sie ist es in der That einzig, die uns innere Ruhe gewährt, ohne welche Zufriedenheit mit den irdischen Verhältnissen nicht zu Stande kommt. Ich bin nun schon in die höhern Jahre vorgerückt und habe die FJrfahrungen eines Lebens vor mir, dessen Existenz sich nur weniger Lichtblicke einer freundlichem Sonne zu erfreuen hatte. Auf beiden Schultern schwer belastet, konnte ich, im Drange nach Erkenntniss und Wissen, nur mit grosser Beschwerde und langsam vorrücken, allein immer belebte die Liebe zu der Natur die gesunkenen Kräfte, und ich hatte die Freude, auf dem lichten Gipfel der Wissenschaft das Leben in seinem verzweigten Gewirre zu über- schauen ! Dadurch gewann ich die innere Ruhe , die es mir möglich macht, mit Gelassenheit die nach aussen anscheinend verfehlte Lebensrichtung zu ertragen und bei meiner so sehr zerstörten Gesundheit doch noch Einiges zur Förderung der Wissenschaft zu leisten. Dort ward mir auch das räthselhafte Wesen des Instincts deutlich, was man nur dann verstehen kann» — 96 — wenn man eingesehen hat, dass es nur ein zusammenhängendes und untheilbares geistiges Princip geben kann, von dem alles gesondert Geistige nur gewissermassen abgeschnürt ist. Dies unbewusste Durchdringen der Abschnürungsstelle nennen wir mit jenem Xamen. Wären wir so nahe Xachbarn, dass wir jede Woche ein paar Mal zusammenkommen könnten, so würde es mir ein grosser Genuss sein , Ihnen hier und da den Schleier der Wahrheit lüften zu helfen ; aber dies geht leider nur münd- lich, da der Buchstabe tödtet. — Aller Anschein eines gelinden Winters, aus der Vogelwelt entnommen, hat sich auch hier be- stätigt. Nur erst im Februar erschienen Schneeammern, als Zeichen, dass im höhern Norden wenigstens sehr starker Schnee- fall*) gewesen sein muss. Die Lerchen singen nun schon seit acht Tagen, wo sich die Elbe ihres Eises entledigt, und Staare sind in Schaaren zurückgekehrt, doch haben wir heut Morgen noch 6^^ Frost und in den Bergen liegt frischer, glänzender Schnee. Es sind diesen Winter in der Umgegend ziemlich viele xidler, fulvus und albicilla, erlegt worden ; von ersterer Art über- traf ein Weibchen das andere fast um das Doppelte im Gewicht und hatte auch viel grössere Dimensionen, obgleich es wohl nur ein Jahr älter war. Ich bin gespannt, ob sich bei Vergieichung vieler Exemplare Falco chrysaetus und clanga halten werden, deren Unterschiede im Ganzen doch etwas sehr subtil sind. Die Engländer behaupten, dass ihr Steinadler im Alter das Weiss im Schwänze ganz verliere, und dann fiele das Hauptunterscheidungs- zeicheu weg. Beobachtungen in der Gefangenschaft sind nicht sicher! Ist Ihr gedrucktes Verzeichniss neu? Dann würde es mich wundern, dass Sie so viele in dem meinigen enthaltene Berichtigungen nicht benutzt haben, die sich besonders auf Priorität der Namen beziehen, worüber man jetzt doch so ziemlich überall einverstanden ist**). Ueber Annahme des einen oder andern Genus rede ich mit Niemandem, darüber wird nie ein Einverständniss zu Stande kommen. Dass aber meine folge- rechte und wissenschaftliche Anordnung des Systems die alte, ganz unlogische allmählich verdrängen werde , bin ich über- *J Es ist mir öfters vorgekommen, dass hoch nordische AVanderer zu- erst im Februar — dann aber schon auf dem Rückzuofe — bemerkt sind, und so möchte ich auch klauben, dass die Schneeammern auf dem Wege in ihre Heimat gewesen sind. v. H. **) Schon damals folgte ich nicht allen Prioritäten. v. H. — 97 - 2eugt. Dass ich Sie am meisten um den Besitz von Colymbus arcticus beneide, haben Sie schon selbst geglaubt, doch ist sein Nisten unter Ihrer Belegenheit nicht undenkbar. Schon im süd- lichsten Norwegen fand ich ihn als Nistvogel und sah sein dort gesammeltes Ei, welches im ersten Eierwerke abgebildet ist. Ist es möglich, dass Sie ein zweites Exemplar für mich erlangen liönnen, so würde mir damit ein grosser Gefallen geschehen. Uebrigens sehe ich aus Ihrem Eierverzeichnisse, dass Sie bisher noch keine grosse Sorgfalt auf Erlangung von Nestern und Eiern verwendet haben. Ich würde im Stande sein, viele Ihrer Lücken auszufüllen, wenn Ihnen ein besonderer Dienst damit geschähe; iv^oUen Sie aber lieber Vögel haben, so werde ich auch die zu verschaffen suchen. Ich war diesen Winter so glücklich, aus der astrachanischen Steppe eine grosse Eiersendung zu erhalten, wo neben vielen auch bei uns häufigen Arten auch Muscicapa parva, Sturnus unicolor^) et roseus, Sylvia lanceolata, Saxicola leucomela, Alauda tatarica, Emberiza caesia**), Columba livia Otis tetrax, Numenius tenuirortris, Glariola melanoptera (Pallasii ist neuer und deshalb zu verwerfen !). Larus ichtyaetus et minutus, Cygnus olor wild, Anas mersa et rufina sich befand : ein Zuwachs meiner Sammlung, der sehr willkommen war! Das neue Früh- jahr bringt nun wieder neue Hoffnungen, und so lege ich denn auch für Sie ein Desideraten-Verzeichniss von Nestern und Eiern bei; ob es Ihnen gelingen wird, das Eine oder Andere selbiger aufzufinden ? Charadrius squatarola nistet zuverlässig auf Oeland, wahrscheinlich auch Larus minutus. Sollte denn x'^.nas clangula***j nicht bei Ihnen brüten? Naumann behauptet doch, dass sie früher sogar schon in seiner Umgegend genistet habe. Nach Corvus curyocatactes werde ich, so Gott will, dies Frühjahr selbst nach den Sudeten reisen, vielleicht, dass es mir gelingt, zu dem schönen Neste die so sehr vermissten Eier zu finden. Die europäischen Arten versammeln sich ja allmählich immer vollständiger, vielleicht dass ich auch von diesem Vogel noch mit leiblichen Augen die Eier schauen kann. Von ausländischen Arten habe ich wieder viele erhalten. Ich arbeite nun an der Herausgabe von Rhea, zweites Heft. Noch ist Alles willkommen , was Sie mir binnen heute *) Hat sich nicht bestätigt. v. H. **) Ist Emberiza hortulana. v. H. ***) Ist später von Wiese aufgefunden. v. H. Homeyer, Ornitholog. Briefe. 7 — 98 — und vier Wochen zuschicken wollen. Auf die Drosseln aber ist besonders gerechnet. Mit der Versicherung treuester Ergebenheit Ihr L. Thienemann, Dresden, den 10. August 1847. Mein theuerster Freund! Von einer kleinen Excursion nach dem Rheine zurückgekehrt, erhielt ich erst heute Ihre so augenehme Zuschrift und sage Ihnen für dieselbe wie für gütigst beigefügte Eier meinen besten Dank. Was Sie wegen Ausbleibens bei nächster Zusammen- kunft schreiben, habe ich sogleich durchstrichen; Sie müssen auf jeden Fall kommen, damit unser gewiss recht wohlthätiges- ünteruehmen nicht ins Stocken gerathe! Was hilft das Aus- posaunen der Zusammenkunft in allen möglichen Blättern, wenn Männer wie vSie nicht Theil nehmen wollen? Nur durch inni- ges Zusammenhalten und ruhiges Verfolgen des eingeschlageneu Weges werden wir allmählich Einheit in das Betreiben unserer Wissenschaft bringen und sie so ihrer Vollendung entgegen führen ! Das Ei von Col. arcticus ist mir sehr wichtig, es gilt zwar von ihm der Ausspruch über die Helena: gelegentlich nimmt jeder sich das Beste, wir halten uns an diese schönen Reste*). Vielleicht finden Sie im nächsten Jahre Gelegenheit, noch ein vollständiges Exemplar für mich zu acquiriren. Die Eier von. Totanus ochropus sind etwas kleiner als meine englischen Exem- plare, ich setze aber keinen Zweifel in ihre Echtheit, da Sie dieselben selbst ausgenommen haben. In dem Wachholderbusche muss doch eine Masse Genist**) gelegen haben, welches den Vogel bewogen hat, so hoch über dem Boden zu bauen. Falco gentilis ist eine schöne Abänderung ; schade, dass das Ei so sehr gelitten hat. Falco naevius giebt sich Mühe, dem Bussard zu gleichen ; das kleine Exemplar ist docli eine merkwürdig kleine Abänderung ! *) Thienemanns Ausspruch war wohl begründet. Indessen lag es nicht in meiner Macht, augenblicklich Besseres zu geben — was später geschah — und die Reste gaben immerhin ein Bild des Eies , was für Thienemann von Werth war. v. H. **) Ein altes Schwanzdrosselnest in der Spitze des Busches. v. H. - 99 - Wegen Larus minutus möchte ich Sie wohl etwas ausschmälen ! Sie waren am Brüteplatze, erlegten die alten Vögel, erhielten die Eier derselben und wollen von mir ein sichres Exemplar zur Bestimmung derselben erhalten*)! Ich hatte mein Vertraue^ allein auf Sie gesetzt, um über diese Art in Gewissheit zu kommen imd sichere Exemplare zu erhalten, und Sie haben die Gelegenheit nicht besser wahrgenommen. Zur Strafe werden Sie nächstes Jahr noch einmal den Nistplatz besuchen müssen. In Taurien haben Sie bessere Verbindung als ich ; wenigstens glaube ich, dass Sie bei der unangenehmen Actienangelegenheit noch stärker betheiligt sind als ich; allein es scheint nicht, als ob wir irgend etwas von dort erhalten würden. Meine vorjährige Eiersendung erhielt ich aus der astrachanischen Steppe, ich werde dorthin Aufträge nach Bälgen seltenerer xlrten geben, kann aber keine feste Hoffnung darauf machen. Ihre Eiersammlung ist ja vortrefflich gediehen, und ich werde Mühe haben, Ihnen etwas Fehlendes auszusuchen. Folgende Arten will ich Ihnen nach Halle mitbringen: 1. Strix funerea, 2. Lanius personatus, 3. Turdus migratorius, 4. Sylvia fluviatilis, 5. S. olivetorum, 6. Loxia curvirostra, 7. Mergus cucullatus, 8. Anas Barrowii, 9. An. marila ; da ich nicht von der Hoffnung abstehe, den 27. September, als am Vorabend der Versammlung, Sie daselbst zu begrüssen. Also auf vergnügtes Wiedersehen! Mit voller Ergebenheit ganz Ihr L. Thienemann. Die beiden ersten Hefte des Eierwerkes werde ich ebenfalls mitbringen. *) Die Beobachtung des Vogels auf dem Neste ist bei den See- schwalben, Lachmöven etc. leider nicht möglich. Als ich 1845 auf dem Draussensee war, lebte ein einziges Paar von Larus minutus unter meh- reren hundert Paaren von Sterna hirundo und Tausenden von Larus ridibundus. Die Zwergmöve hielt sich unter den Seeschwalben und natürlich konnte der Platz des Nestes nur ungefähr ermittelt werden. Ich erlangte beide Alten und sah mich nun nach den Eiern um, ermittelte auch ein Nest, welches ich dafür hielt, aber die Eier waren manchen der Sterna hirundo sehr ähnlich und ich beschloss, die Eier bis zum folgenden Morgen liegen zu lassen, um dann zu untersuchen, ob dieselben kalt wären, was ein ferneres Zeugniss abgab für Larus minutus, denn nur diese war ge- schossen, keine Seeschwalbe. Am folgenden Morgen wurden die Eier kalt befunden, während alle Eier in den Nestern der Umgebung warm waren. v. H. — 100 — Dresden, den 26. Februar 1849. Mein werthester Freund! Nur um nicht mit leeren Händen bei Ihnen zu erscheinen, habe ich so lange angestanden, Ihnen zu schreiben, und das zweite Heft der Forti)flanzungsgeschichte sollte schon zu Michaelis fertig sein, doch habe ich es erst in diesen Tagen erhalten. Bei den ungünstigen Zeitverhältnissen habe ich mit der Heraus- gabe des zweiten Heftes gezögert, doch ist nunmehr der Druck desselben bald beendet, und Sie erhalten daher Ihre Drosseln erst gedruckt wieder. Ihren Zweck, eine vorläufige Uebersicht des Genus zu geben, erfüllt die Abhandlung vollkommen. Das dritte Heft der Ehea wird vielleicht auch noch in diesem Jahre fertig. Haben Sie irgend etwas mitzutlieilen, so erbitte ich mir dasselbe zu diesem Behufe. Wie steht es denn mit der Ornithologen- Versammlung ? Sie haben sich wohl davon losgesagt ! Dass Sie einen Ausflug beabsichtigen, ist sehr schön, ich möchte am liebsten ganz und recht weit fort, um unseren widerwärtigen Zuständen zu entgehen, allein man hängt in ehernen Ketten! Wird es bei Ihnen damit Ernst, so ist Finnland der einzige Punkt, den Sie mit Vortheil wählen können, Sie müssten denn Ihre Keise bis zum nördlichen Ural ausdehnen, um die Brüfceplätze von Ampelis garrulus zu erreichen. Charadrius squatarola et morinellus, Limosa rufa, Totanus fuscus et giottis, Tringa subarquata, minuta, Temminkii, Mergus merganser et albellus, Anas Stelleri und andere seltene Gegenstände würden dabei zu erbeuten sein. Bei mir ist viel Neues eingegangen, und die Lücken in den Europäern füllen sich allmählich immer mehr aus. Von Drosseln erhielt ich nebst dem Eie auch den noch fast ganz unbekannten Turdus labradorus Gm., ein Vogel, welcher sich zu Turdus Sibiriens ganz verhält, wie Corvus corone zu cornix. Es muss diese Drossel in Nordamerika sehr selten sein, da sie nicht einmal Audubon erwähnt. Ich habe Männchen und Weibchen ! Die Tafeln für das Eierwerk sind nun bis 55 fertig und mit den Geiern die Landvögel abgeschlossen ; noch bin ich der frohen Hoffnung, das schwierige Unternehmen dem bestimmten Ziele zuführen zu können. In meiner Familie habe ich zwar keine so herben Verluste zu beklagen als Sie, allein wir sind fast — 101 — stets alle mehr oder weniger leidend, was auch die festeste Ge- sinnung wenigstens zu Zeiten mürbe macht. Die helleren, wärmeren Tage bringen wieder einige Lebenslust, und der muntere Staaren- und Lerchengesang ermangelt nicht, auch das Gemüth zu ermuntern — halt aus bis zur Ablösung in Erfüllung deines Auftrages! Leben Sie recht wohl und erfreuen Sie mich bald wieder mit einer angenehmen Zuschrift. Ihr L. Thienemann. Mein theuerster Freund! Es war mir sehr erfreulich , in dieser trüben Zeit Ihren lieben Brief zu erhalten, der, voU von wissenschaftlichem Inter- esse, mich lebhaft angezogen hat, und den ich der Reihenfolge nach beantworten will. Wegen Sylvia palustris, pinetorum und arundinacea will ich mit Ihnen nicht disputiren; früher hielt ich sie für verschiedene Arten, da mein Gesichtskreis noch be- schränkter war; jetzt, da ich diese Vögel in ihrer weitesten Verbreitung und unter den verschiedensten Verhältnissen kennen gelernt habe, ist in mir die üeberzeugung fest geworden, dass es doch nur eine und dieselbe Art sei. Von Sylvia suecica habe ich nie gefüllte Eier vor mir gehabt, und so ist die Grund- farbe auf der Abbildung allerdings etwas blass gerathen, stimmt jedoch ganz mit lappländischen Exemplaren. Die Drosseleier habe ich meist frisch gehabt und auch hierbei den ausserordent- lichen Farbenunterschied bemerkt. Doch kommen auch da schon ganz anders gefärbte vor. Dass Sie Anthus campestris als Brut- vogel haben , ist mir sehr angenehm und ich erbitte mir wo möglich einige Nester mit Eiern. Das eine mir gefälligst über- sandte blassere kann ich jedoch nicht von sichern Exemplaren der Alauda arborea unterscheiden. Haben Sie das dazu gehörige Xest noch, so wird dies am besten Ausweis geben. Dass Sie das Nestchen von Muscicapa parva gefunden, freut mich sehr; ich habe davon auch zwei erhalten, die ausserordentlich schön sind. Die südlichen Exemplare der Eier sind ebenso viel leb- hafter gefärbt als die Kehle der Männchen. Abbildung b, c der Tafel 29 sind richtig, a unsicher. Das Ei von Coracias garrula ist sehr gross. Von Parus palustris kann ich ein sicheres - 102 - Nest mit Eiern gebrauchen. Wegen des Nestes von Parus cristatus wäre es sehr wichtig zu wissen, ob der Anfang dazu nicht von Fringilla coelebs gemacht sei? Ich besitze auch ein freigebautes Nest dieser Art, welches aber im Aeussern auch ziemlich kunstlos und locker ist. Wenn Sie mir gefälligst eine Zusendung von Nestern und Eiern Ihrer Sammlung machen wollen, so erbitte ich mir besonders sichere und auffallende Abänderungen. Was Sie nicht abzugeben haben, sende ich Ihnen nach Benutzung zurück. Zugleich erbitte ich mir dann ein Verzeichniss Ihrer Desideraten, um Ihnen eine Gegensendung machen zu können. Die Ehea II. ist endlich fertig und ich sende Ihnen vier Exemplare davon. Wie steht es denn mit einer diesjährigen Versammlung? Würden Sie theilnehmen und Herr Prediger Bock? Nur wenn etwas zahlreichere Theilnehmer zu kommen versprechen, gehe ich darauf ein, da es mir stets einen ansehnlichen Aufwand von Zeit und Geld kostet, und ich beides stark zu berücksichtigen nöthig habe. Manch angenehmer Ornithologen-Besuch hat mich in diesem Sommer erfreut, als Conservator Mewes aus Stock- holm, Apotheker Bädecker aus Witten, Dr. Lindermayer aus Athen und Baron von Müller, der Afrikaner. Herr Mewes hat Muscicapa albicollis noch auf Gottland nistend gefunden. Haben Sie von dieser Art ein sicheres Nest und Eier, so würde ich darum bitten. Mit den Eiern von Corvus corj^ocatactes hat es in diesem Jahre wieder nicht glücken wollen. Ich war selbst im Riesengebirge und fand den Vogel auf, allein die Witterung war zu ungünstig, so dass ich mir ein heftiges Fieber zuzog und unverrichteter Sache zurückkehren musste. Noch Ende April war im ganzen Gebirge vollkommene Schlittenbahn und der Schnee wird auf dem Kamme wohl jetzt noch nicht verschwunden sein, da wir in unserm warmen Elbthale noch Anfang Juli Nachtfröste hatten. Doch glaube ich auf einen guten Nach- sommer rechnen zu dürfen, da Hirundo rustica erst kürzlich noch zu einer zweiten Brut geschritten ist. Cypselus murarius hingegen hat uns schon verlassen und Oriolus galbula stimmt auch schon sein Abschiedslied an. — Hinsichtlich der Fort- pflanzungsgeschichte fange ich nun an zu hoffen, dass ich die Vollendung erleben werde, da ich 60 Tafeln fertig habe und auf diesen den schwierigsten Theil des Ganzen. Die nächsten beiden Tafeln werden die Genera Tringa und Totanus enthalten. — 103 — wo freilich manclie fühlbare Lücken bleiben müssen, da ich zu gebrechlich zu weiteren Reisen bin, und sich ausserdem Nie- mand finden will, der die beschwerliche Tour in das Paradies dieser Vögel unternähme. Möglich, dass Herr von Middendorff in Petersburg manches hierher Gehörige mitgebracht hat, allein ich habe von ihm auf mehrfache Anfrage keine Antwort erhalten. Es ist mir wenigstens angenehm . dass ich das Ei des sehr grossen Totanus semipalmatus besitze, welches in der Grösse dem von Numenius phaeopus gleichkommt, während die Eier von Totanus fuscus und glottis nicht viel grösser sind als von Tot. calidris. Recht sehr hoffe ich auf baldige erfreuliche Antwort von Ihnen und bleibe mit der Versicherung aufrichtigster Ergebenheit ganz der Ihre L. Thienemann. Dresden, den 1. August 1849. Dr. Radde an E. F. t. Homeyer. Tiflis, P^*?^ 1880. 9. November Theuerster Freund und Gönner! Vielen Dank sage ich Ihnen für den so wohlwollenden Brief und das Interesse an meinem ganzen Sein. Ich habe in der That, wenn ich zurückdenke an die Sonnabend - Nachmittage in des seligen Böck's Ausstopfzimmer, wo ich Sie auch einmal kennen lernte, schöne Erfolge aufzuweisen und komme auch noch immer weiter, wenn der liebe Herrgott mir Gesundheit schenkt. Erst seit December arbeite ich wieder an der Ornis und gehe dann successive an die üeberarbeitung der Systematik, indem ich jedwede Species dann zum Abschluss bringe. Ganz ein- gehend will ich nochmals den von Bogdanow neu gemachten Buteo Menetriesi prüfen. Meiner Meinung nach ist, wenn tachardus überhaupt artüch haltbar ist, unser Vogel, von dem ich leider nur ein Dutzend beschafft habe (er ist nicht gar häufig) und darunter auch seit Jahren lebendige in den Volieren, eine fuch- sige Varietät. Ich besitze von diesem Bussard Üebergänge von dunkel Sepien- bis hell Fuchskastanienbraun, aber auch ein Kleid, wie es Naumann für B. vulgaris abbildet, nämlich ver- — 104 - schössen fahl sepienfarbig und hellgelb dazwischen und in der Bänderung. Der Vogel ist aber stets kleiner als B. vulgaris. Lebensweise und Stimme vollkommen mit dem Mäusebussard übereinstimmend. Ich werde Sie immer während der Arbeit au fait halten und sehr oft Ihren Rath einholen. Sie werden gewiss die Schwierigkeit, hier in Tiflis erschöpfend sj'stematisch zu arbeiten, anerkennen. Dass ich meine Sylvien und Phyllopneusten Ihrer Revision unterziehen werde, falls Sie es gestatten, versteht sich von selbst. Bleiben Sie vor allen Dingen nur brav auf den Beinen. Meine Reise im Frühjahr 1882 mit beiden Manuscripten (Ornis und Talysch) ist wohl jedenfalls gesichert und ich komme dann mit aUem Fraglichen zu Ihnen. Die specieUen Fragen über den Zug in extenso Ihnen zu beantworten, ist mir jetzt ganz unmöglich. Ich beschränke mich daher auf folgende von mir für den Kaukasus wohl sicher er- mittelte Facta. 1. In seiner über 100 Meilen langen Ausdehnung von N. -W. nach S.-O. und als fortlaufendes Kamm- und Ketten- gebii-ge mit Pässen von 10,000 Fuss und Gipfelhöhe von 16,000 bis 17,000 Fuss bildet der Grosse Kaukasus dem ziehenden Vogel in den meisten Fällen ein schwer zu forcirendes Hinderniss. 2. Die frequentirtesten breiten Wege für die Haupt- richtung N.-S. und umgekehrt liegen an der Ost- und Westseite des Isthmus. Zumal ist es die Wolga-Caspi-Strasse mit ihren riesigen Winter Stationen in den Tieflanden von Talysch, Gilan und Massenderan, welche ausserordentlich stark frequentirt wird. 3. Die Plastik Vorderasiens, durch die Hochplateaux im Centr altheile, d. h. durch Hoch-Armenien und Hoch-Iran genug- sam charakterisirt , erschwert dem Zugvogel die AVeiterreise von N. nach S. sehr bedeutend. Er zieht es vor, entweder im Westen der syrischen Küste zu folgen oder im Osten in den erwähnten Tieflanden zu wintern und meidet die 6—7000 Fuss über dem Meere gelegenen wasser- und nahrungsarmen Hochländer Vorderasiens. 4. Ich kann mehrfache Beweise für fluviale Wanderungen auf den vier Flusssystemen des Kaukasus, ebensowohl füi* den Winter wie für die FrühHngszugzeit , nachweisen. Diese vier — 105 — Flusss3^steme stehen aber bekanntlich (Kura, Eiva, Terek und Kuban) fast senkrecht auf die Richtung N.-S., also im diame- tralen Gegensatze zu den grossen russischen Stromsystemen. Im strengen Winter zieht z. B. Larus ichthyaetus vom Caspi die Kura aufwärts bis Tiflis. Der mächtige Vogel erhebt sich dabei von — SO Fuss Meereshöhe (Spiegel des Caspi liegt 80 Fuss unter dem Ocean) bis zu 1350 Fuss über dem Meere. Aber er gelangt bei dem Höhersteigen im Kura-Thale an die nie zufrierenden Stromschnellen und speciell bei Tiflis an die Schleusen, wo er Nahrung findet. Das Museum besitzt vier schöne Exemplare, welche bei diesen Schleusen geschossen wurden. Cormorane, Mergus albellus und merganser, sowie Larus canus er- scheinen ebenfalls, von Ost nach West etappenweise wandernd, in strengen Wintern am mittleren Kuralaufe und legen deshalb mehrmals 70 deutsche Meilen zurück. Andererseits zieht weder im Herbste noch im Frühlinge eine Wachtel direct über den Grossen Kaukasus. Dam.it verhält es sich nun so : Wohl brütet die Wachtel bis 7300 Fuss Meeres- höhe und im Dagestan auch nahezu bis 8000 Fuss, in den Saaten der Bergvölker, allein sie fehlt an solchen Localitäten noch gänzlich, wenn sie unten, z. B. in den Steppen von Wladikawskas, schon brütet. Es ist durch directe Beobachtung der Jäger Wla- dikawskas ermittelt, dass die im August fortziehenden Wachteln des ungeheuren Steppengebietes sich am Nordfusse des Gebirges förmlich massenhaft anstauen und dann dem Fusse des Gebirges entlang gegen S.-O. fortwand ern , entweder bis zum Ufer des Caspi und dann nach Süden oder doch bis zu den sich ver- flachenden Vorbergen des Dagestan, welche die schweren fetten Vögel im Staude sind zu forciren. Andererseits ist es erwiesen, dass eine ungeheure Menge Wachteln als Küstenwanderer selbst die stark bewaldeten Gebiete der Ostküste des Schwarzen Meeres wenigstens jahrweise besuchen. Selbst das feuchte Ab- chasien meiden sie nicht. Diese und auch die auf der Strasse nach Derbent-Baku-Lenkoran herumziehenden bleiben aber nicht. Das liegt daran, dass ihnen sowohl die Niederungen des Caspi wie auch diejenigen Mingreliens zu nass und zu bewaldet sind. Eine Wachtel ist bei Lenkoran im Winter eine grosse Seltenheit, obgleich das Klima sehr gut ist. Ob nun die Wachteln am Schwarzen Meer der anatolischen Küste entlang westwärts wandern und etwa erst westlich von Trapezunt das — 106 — dort schon Dicht mehr sehr hohe Randgebirge forciren, bleibt fürs Erste eine offene Frage. Ich glaube es, denn das weit- gespannte Quellennetz des Tschorok mit seinen Coniferen- AVäldern (Abies Xordmanniana und orientalis) wird keiner Wachtel conveniren, und da selbige nur langsam, im Herbste per Steppe, fliegen kann, so dürfte sie riskiren, in dieser weit ausgedehnten Waldzone Hungers zu sterben , bevor sie auf das Hochland kommt und im September dort kaltes AVetter und nur wenig Nahrung findet. Ebenso verhält es sich wohl mit den Wachteln am Caspi. Von diesen bin ich überzeugt, dass sie im Herbste ebenso wie im Frühlinge vornehmlich die dem Meere ganz nahe gelegene Zone der Zwergdünen zur Ruhe benutzt. Da ist es trocken, sonnig, und die Gramineen liefern wohl convenirende Samen- nahrung, die nahestehenden Dornengebüsche am Rande der Jongeln auch guten Schutz gegen Sperber und kleine Falken. Diesen Dünen folgen die Vögel der Küste entlang, um an die flache Ostseite des Meeres zu gelangen. Im nassen Tieflande kann die Wachtel nicht bleiben. Auf den Dünen auch nicht, denn die sind im Winter, namentlich Januar bis Anfang April, jenen kalten, heftigen Nordoststürmen ausgesetzt, denen selbst der Mensch unter Umständen, ungeachtet der 39 Grad n. Br., zum Opfer fallen kann. Durch die Wälder Massenderans zu ziehen, um dann auf unfruchtbare, im Winter sehr kalte, kahle Hoch- länder zu gelangen, wird dem Vogel auch nicht conveniren; ergo hat die Küstenwanderung nach Osten sehr vieles für sich. Die Wachteln aber, welche sich am Westufer der Krim, nament- lich im alten Chersones, sowie bei Sevastopol im August oft in ganz unglaublicher Menge ansammeln, wählen, so scheint es, die Reise übers Meer. Nordmann hat, wenn ich nicht irre, sie auf dem Pontus ziehend beobachtet. Die Distanz bis zur asiatischen Küste ist dort, z. B. gegen Sinope hin, die geringste, und andere schlechte Flieger, z. B. die Trappen,' wählen sie nothgedrungen ebenfalls zur Zugrichtung. Dass selbst ausgezeichnete Flieger die Küstenwanderung der Passage über das Meer vorziehen, dafür bot mir Pterocles alchata im letzten Frühjahr den schlagendsten Beweis. Während zwei- mal 24 Stunden drängten sich die Züge in grösseren und kleineren Banden dem schmalen Dünenstreifen am Meere entlang auf- wärts. Die Vögel kamen aus dem östlichen flachen Turkomanen- — 107 — lande und begaben sich in die Mugansteppe. Sie ruheten nur sehr kurze Zeit und vermieden auf das Entschiedenste die nassen Tiefländer. Ich werde über alle diese Verhältnisse sehr ausführlich in meiner Ornis sprechen. 5. Auch von H. rustica weise ich fluviales Einwandern mit, so denke ich , befriedigender Gewissheit nach. Lange schon fliegen die Schwalben, nämlich unten am Caspi, bevor sie z. B. in Tiflis erscheinen, und hier wiederum sind sie viel früher als in Borshom, welches schon 2600 Fuss über dem Meere liegt. Endlich beobachtete ich sie am letzgenannten Orte im Kurathale, während sie oben im Gebirge in circa 5000 Fuss Meereshöhe bei dem Dorfe Bukuriani noch fehlten, obgleich dieser Ort süd- licher liegt als Borshom. Würde dieser Vogel direct S. -N. ziehen, so müsste er zuerst nach Bukuriani kommen und später erst nach Borshom. Wie gesagt, es giebt in dieser Hinsicht noch sehr viel zu raisonniren, und das Ende vom Liede wird doch sein, dass es das liebe tägliche Brod ist, welches dem Vogel seine Wanderstrassen anweist, und dass er sehr wohl alle Vortheile sucht und zu finden weiss, um möglichst bequem zu existiren. 6. Ich habe die Erfahrung auch schon in Sibirien gemacht, dass bei dem allerschlechtesten Wetter die meisten Vögel an- kommen, freilich oft in einem deplorablen Zustande, so müde und so matt, dass man sie ergreifen kann. Häufig kommt es aber auch vor, dass Vögel bei schlechtem Wetter zurückziehen. Kraniche und Wildgänse kehren gar nicht selten, wenn sie die Schneeregion des Grossen Kaukasus erblicken, um. Alle Vögel, zumal aber die Anatiden, wissen schon lange vorher, dass es schlechtes Wetter geben wird. Die diversen * Entenarten sind dann ungemein beweglich, fliegen hin und her, kommen gar nicht recht zur Ruhe und suchen, so sv^eint es, entlegene geschützte Localitäten. 7. Bei vielen Arten ziehen die Geschlechter getrennt. Ich habe das früher namentlich bei Emberiza nachgewiesen, aber auch Stelzer thun es. Sehr auffällig war es mir bei Charadrius caspius und Geoffroyi. 8. Auch das Wandern solcher Arten, die anhaltend fliegen und weite Strecken ohne Ruhe zurücklegen, mit steinge- — 108 - füllten! Magen, wie ich es in der Mongolei beobachtete, kann ich bestätigen. Für diesmal, geehrter Freund, genug. Nun noch eine Sie erfreuende Nachricht. Sie erhalten per Post sehr bald Samen von zwei neuen sehr schönen Baumarten, nämlich von : Acer insigne Buhse und von Parcossia persica C. A. Meyer. Beide führe ich durch den K. Botanischen Garten in Petersburg ein. Meine Sendung an Sie geht direct und lege ich ihr ein Quantum guten Samen von Abies Nordmanniana und wohl einiges Andere bei. Sonst geht Alles gut. Ich will eben frühstücken und auf Ihre Gesundheit trinken. — Das thue ich sehr gern. Ich bin und bleibe Ihr treu ergebener Dr. G. Kadde. E. F. Y. Homeyer an Dr. Radde. Stolp i/P., 31. December 1880. Mein werther, lieber Freund ! Es ist spät am Abend, und ich sitze in meinem Studir- zimmer und denke nach über längst vergangene Zeiten und ge- denke der vielen lieben Freunde, die nicht mehr sind, die von uns geschieden mit einem grossen Theile ihrer Erfahrungen. Ich blättere unter den mich umgebenden Schriften, und da nehme ich auch den ersten Correcturbogen meiner ..Ornithologischen Briefe" zur Hand, welcher einen Theil Ihres Sendschreibens enthält, und da eile ich an den Schreibtisch, um noch im alten Jahre Ihnen zu danken für all' die Liebe und Güte,' die Sie mir zu Theil werden lassen, mit Aufopferung Ihrer, Ihnen so vielseitig beanspruchten Zeit. ■> Aufmerksam habe ich Ihren Brief über den Zug noch ein- mal durchgelesen und viel üebereinstimmendes gefunden, nur möchte ich glauben, dass das frühere Erscheinen einer Vogelart in einer nördlichem Gegend — etwa in einer Flussniederung — als in der unmittelbar daneben südlich gelegenen Localität weiter nichts beweisen kann, als dass beide Orte klimatisch ver- schieden und der nördliche durch mildere Witterung bevorzugt — 109 — sei. Ich kann dergleichen Erscheinungen aus langer Beobachtung selbst für hiesige Gegend nachweisen. Namentlich ist es auch Hirundo rustica, die man zuerst und zuletzt in den Fluss- niederuugen findet, und doch zieht sie stets quer über unsere norc-deutschen Ströme und Flüsse und folgt nicht deren Laufe. Damit stimmen auch Beobachtungen überein, die ich oft und bei verschiedenen Vögeln, namentlich auch bei den Schwalben, machte, wo ich Durchzügler weit früher als die hier nistenden Exemplare sah. Hierin liegt auch ein wesentlicher Grund zur Abschwächung des Werthes der sonst so wesentlichen Idee Middendorff's in seinen Isepiptesen. Ich glaube, dass die bis- herigen Annahmen zum wesentlichen Theil irrthümlich sind, weil von fast allen Schriftstellern die Raststationen nicht ge- nügend gewürdigt, erkannt und berücksichtigt sind. Die blosse An- wesenheit eines Vogels an einem gewissen Punkte kann über die Zugrichtung wohl nur wenig beweisen, zumal dieselbe je nach der Oertlichkeit variabel ist. Ich glaube , dass Sie den Kern der Frage getroffen haben, indem Sie sagen: „dass der Vogel sehr wohl alle Vortheile sucht und zu finden weiss, um möglichst gut zu reisen." So weit ich mich habe unterrichten können, ist für den nörd- lichen Theil der alten Continente die Hauptzugrichtung von N.-O. nach S.-W. mit mehr oder minder Abweichung zu W. oder S. Ihre Beobachtungen in Sibirien stimmen damit auch gut überein. Nun möchte ich auch glauben, dass die grossen Schaaren von Rothhalsgänsen, welche Sie am Caspi-See fanden, nicht die Wolga abwärts von Nord nach Süd, sondern aus N.-O. durch die Steppe gekommen waren. Was mich in dieser Ansicht noch bestärkt, ist die grosse Seltenheit dieses schönen Vogels an der Wolga und die von Ihnen berichtete Thatsache seines Lebens in der Steppe. Jeden- falls ist es von grossem Interesse, endlich zu wissen, wo diese schönen Gänse überwintern, denn die einzelnen, welche man in anderen Gegenden beobachtete, konnten doch nur die Flanken- deckung bilden. Von hohem Interesse sind gewiss die Wachtelzüge. Bevor wir jedoch darin ganz klar sehen, sind noch viele locale Be- obachtungen nöthig, die freilich mit etwas mehr umsieht ge- führt werden müssen, als dies von vielen Seiten bisher geschehen. So schlechte Flieger die Wachteln auch sein mögen, so ziehen — 110 — sie doch, ohne dass eine geographische Nothwendigkeit vorläge, längs des xldriatischen Meeres bis zur Ermüdung. Es spricht dies für meine Ansicht, dass der Vogel eine bestimmte Zugrichtung so lange festhält, als seine aufs Aeusserste angespannten Kräfte "oder überwind- bare Hindernisse dies gestatten. Ich werde bemüht sein, in meinen „Wanderungen" dies klar darzulegen. Da möchte ich aber noch bemerken, dass der auch von mir früher acceptirte Ausdruck „Wanderstrassen" sehr cum grano salis zu nehmen sein möchte, denn was diese Bezeichnung sagt, ist es in den meisten Fällen nicht. Gerade die doctorische Sicherheit mancher Schriftsteller hat mir Zweifel gebracht und die Verfolgung dieser Zweifel die Ueberzeugung gegeben, dass, da dergleichen Strassen nur sehr local in kurzen Entfernungen be- stehen, meistens nur von einer allgemeinen Zugrichtung ge- sprochen werden sollte. Dass auch bei den Charadrien Männchen und Weibchen allein ziehen, war mir neu. Bei Tringa habe ich dies seit 40 Jahren beobachtet, jedoch nur bei den alten Vögeln, während die jungen sich gern paarweise halten, so namentlich Tringa islandica. Nun, mein alter, lieber Freund, nur noch die herzlichsten Wünsche für Sie und Ihr Haus. Möge Ihre frische Kraft recht lauge der Wissenschaft nützen. Von Herzen Ihr E. F. V. Home Ter. Laiidbeck an E. F. v. Homeyer. Mein theuerster Freund! Mit wahrem Vergnügen habe ich in Ihrem letzten geschätzten Schreiben die Zusicherung gelesen, dass Sie an unserem Werke thätigen Antheil nehmen werden. Der Grund, dass Sie im Zeichnen noch nicht die nöthige Uebung besitzen, verhindert Sie durchaus nicht, recht viel 'für unser Werk zu thun, da die Bearbeitung des Textes vollauf Beschäftigung giebt. Da ich und gewiss auch Freund Schertel wohl die meiste Zeit mit dem Abbilden der Vögel zubringen werden, so ist es uns sehr er- wünscht, wenn Sie ausführliche Texte liefern werden, wozu wir Ihnen entweder Notizen, d. h. Beschreibungen von Stücken, - 111 — welche Sie nicht in Ihrer Sammlung besitzen, sowie unsere Er- falirungen, welche in keinem gedruckten Buche zu finden sind, mittheilen werden, oder umgekehrt, Sie senden uns die ausge- arbeiteten Beschreibungen und wir ergänzen dieselben und be- fördern sie zum Drucke. Auf diese xlrt wird die Sache ganz coUegialisch behandelt, und müssen wir uns über jede Beschrei- bung vereinigt haben, ehe sie gedruckt wird. Besonders lieb wird es mir sein, wenn Sie auf die Sammlung der Synonyme vielen Fleiss verwenden, um den Kritikern nicht in die Scheere zu fallen, obgleich ich für mich nicht halb so viel Werth darauf lege^ wie der Vogel von Diesem oder Jenem geheissen werde; denn die Hauptsache bleibt immer diese, dass wir jede Vogelart nach allen Rücksichten so genau abbilden und beschreiben, dass sie künftig mit keiner andern verwechselt werden kann. Unser Werk soll für künftig die übrigen grossentheils entbehrlich machen und sich dadurch dem Schmetterlingswerk von Hübner und dem Säugethierwerk von Schreber anschliessen. Bei der Einrichtung, welche das Werk erhalten soll, können wir dem- selben nach und nach die möglichste Vollständigkeit geben. Meine Ansichten über die innere Einrichtung des Ganzen sind übrigens in dem beiliegenden Prospectus enthalten, worauf ich mit der Bitte verweisen muss, dieselben genau zu prüfen und mir Gegengründe gefi. mitzutheilen, so dass wir ganz in Ueber- einstimmung kommen. Zum ersten Hefte habe ich Haematopus ostralegus m. adult. in Lebensgrösse gemalt und diese Tafel wird gegenwärtig in Stein gravirt. Wollen Sie hierzu den Text entwerfen und mir gefl. zusenden, so wird es mir sehr ange- nehm sein, und Sie werden das Verdienst haben, schon im ersten Hefte thätig gewesen zu sein. Eine zweite Platte wird Sylvia montana darstellen, wozu ich die Beschreibung schon ange- gefertigt habe ; die dritte Tafel wird entweder Podiceps cristatus oder Larus ridibundus, über welche beide ich viele Beobachtun- gen gesammelt habe, enthalten, wovon die Beschreibungen gleich- falls fertig sind, aber doch vielleicht durch Ihre Erfahrungen erweitert werden dürften. Die vierte Tafel könnte entweder Coracias garrulus, von dem ich aber nichts Xeues sagen kann und nur alte Männchen besitze, oder PorphjTio hyacinthinus als schöne Vögel behandeln. Von Corac. garr. werden Sie wohl Weibchen, Junge und Herbstvögel besitzen und auch über Lebensart, Fortpflanzung etc. die besten Aufschlüsse geben können. — 112 - Von Haemat. ost. sollte vielleiclit auch das Dunen- und Nestkleid abgebildet werden ; weniger nötbig dürfte die Abbildung des Weibchens und der Herbstvögel sein, da sie von ausgefärbten weniger abweichen. Wollen Sie mir nun hierüber Ihre An- sichten gefälligst mittheilen? Sie befürchteten nach Ihrem werthen Schreiben, ich würde in Beziehung auf Artenzersplitterung nicht Ihrer Meinung sein; ich versichere Sie aber, dass ich mit grösstem Vergnügen Ihre diesfallsige Ansicht vernommen habe, da ich nach Ihren frühern Arbeiten in der Isis fast befürchten musste, dass Sie mehr mit Brehm übereinstimmen würden. Ich bin mit Gloger bei Be- handlung der Arten einverstanden, und werde mir Mühe geben, dieses vollständig zu beweisen. Dass Sie mehrere von mir auf- gestellte Arten nicht anerkannt haben und mir dieses sagen, beweist mir, dass Sie der Wissenscliaft nichts vergeben werden und macht mir Ihre Theilnahme doppelt werth, sowie ich Ihre Aufrichtigkeit als Freund zu würdigen weiss. Um übrigens jeden etwaigen Verdacht von Eitelkeit, neue Namen zu schaffen oder meinen Namen zu verewigen, von mir zu entfernen, will ich Ihnen über die Motive zur Aufstellung dieser bewussten Arten Kechenschaft geben. Ueber einige Brehmsche Subspecies (diese Benennung taugt, nebenbei gesagt, wenig, da blosse Ab- änderungen nicht durch eigene Namen bezeichnet werden sollten, weil sie sonst den Begriff von Arten erzeugen und die Synonyme unendlich verwirren), als Certhia brachydactj^la, Sylvia Wolfii, striata etc. bemerke ich, dass ich mich durch fortgesetzte Be- obachtungen überzeugt habe, dass dieselben theils Alters-, theils climatische Varietäten seien, und sich gewiss nicht als selb- ständige Arten charakterisiren lassen. Von meinen neuen Arten aber bemerke ich Folgendes : ü p u p a m a c r o c h y n c h o s ist ohne Zweifel nur der sehr alte epops , bei welchem sich, wie bei vielen langschnäbeligen Vögeln, der Schnabel im hohen Alter, zuweilen auch individuell ausartend, ungewöhnlich verlängert, während auch der ganze Vogel grösser ist. Diese Verschieden- heit mag jedoch auch climatisch sein, was ich bis jetzt nicht entscheiden kann. Cannabina palustris*): dieser Vogel ist höchst wahrscheinlich eine eigene Art und gehört nicht, wie *) In dem Handexemplar von Landbeek, seiner Vögel Württem- bergs, befindet sich unter diesem Namen ein Bild des Weibchens von Fringilla erythrina-. v. H. - 113 — Sie vermuthet haben, zu Cannabina montiimi (flavirostris) ; er scheint aber im Ganzen selten zu sein und einen beschränkten Bezirk zu bewohnen. Mein Vater, der ein guter Ornithologe war, beobachtete diesen Vogel viele Jahre lang und schoss auch ein Weibchen desselben, dessen Beschreibung hier folgt: „Der ganze Vogel gleicht in der Farbe dem Hänfling, ist aber ein wenig kleiner. — Die Farbe über Kopf, Hals, Rücken und Flügel ist schwärzlich und rosig weiss gefleckt; Kehle und Brust weiss und schwarz gestreift, wie bei einer Lerche, über die Augen läuft ein weisser Strich bis gegen den Nacken. Die 18 Schwungfedern in jedem Flügel sind bräunlich, wie bei der Lerche, und die zwölf Ruderfedern sehen schwarz aus, bis auf die zwei mittelsten, welche mit einer rostigbraunen Farbe eingefasst sind. Die zwei äussersten Ruderfedern auf jeder Seite sind weiss gestreift, wie beim Finken, der Bauch ist ganz weiss, die Füsse ebenfalls weisslich, die Zehen etwas dunkler, und der Schnabel, der die Form eines Hänflingsschnabels hat, ist schwarz. Die Achseln der Flügel sind rostigbraun, mit schwärzlichen Punkten, welche rostbraune Farbe auch die äussere Fahne der Deckfedern und einiger Schwungfedern hat. Im klagen hatte er reinen Sand und eine Art kleinen, länglich runden Samen. Die Länge des ganzen Vogels von der Schnabel- bis Schwanzspitze beträgt ö Zoll und 6 Linien, des Schnabels o Linien, der aus- gebreiteten Flügel 8 Zoll G Linien, des Schwanzes 2 Zoll 5 Linien, von der Fusssohle bis auf den Rücken ungefähr 2 Zoll. Der Vogel war wahrscheinlich ein Weibchen." Ich habe einem Bekannten in Altensteig den Auftrag er- theilt, diesen Vogel genau zu beobachten und mir wo möglich einige Exemplare zu verschaffen. Was halten Sie nun von diesem Vogel? — Ich habe mir alle Mühe gegeben und viele Vergleichungen angestellt, um herauszubringen, ob er nicht zu einer bekannten Art gehöre; allein ich überzeugte mich, dass es weder ein Blut- noch ein Berghänfling, weder ein Leimzeisig noch ein Karmingirlitz sein könne, da die Spiegel im Schwänze und die braunen Kanten an den Schwungfedern — die Hänflinge haben bekannt- lich weisse — mit keinem dieser Vögel übereinstimmen. Wollen Sie mir Ihre Meinung darüber sagen? Galerida anthirostris weicht durch" Schnabel und Gesang sehr von Gal. arborea ab und hält sich nur auf hohen V. Homeyer, Oruitholog. Briefe. 8 — 114 — Bergen auf; allein aus letzterem Grunde mag es klimatische Varietät sein und wäre somit eine Brehm'sche Subspeeies ; doch dürfte der Vogel einer Abbildung und Beschreibung werth sein, da er sich vielleicht bei fortgesetzten Beobachtungen als selb- ständige Art erweist. Curruca rubricapilla. Mein Vater hatte die volle Ueberzeugung, dass dieser Vogel eine eigene, jedoch sehr seltene Art bilde. Mit dem Weibchen oder Jungen von C. atricapilla hat er denselben zuverlässig nicht verwechselt, weil er von letzterer immer einige lebendig im Käfig hielt. — Ausser dem in meinem Verzeichnisse bemerkten jungen Männchen kam mir keines mehr in die Hände. Es sind hier also noch weitere Untersuchungen nöthig. Peristera lugubris und m a x i m a sind zuverlässig zwei neue, noch unbeschriebene Arten, welche im Elsass nicht so selten sind und sogar daselbst brüten. Mein Vater sagt darüber: ,,xA.nno 1807 erschienen im September und Oktober auf dem Gemarer Ackerfeld (im Elsass) eine Stunde von hier fOstheim, meinem Geburtsorte) Turteltauben von besonderer Art. Sie sind über den ganzen Leib schön schwarz und haben einen weiss grauen Bing um den Hals. Sie sind etwas kleiner als die gemeinen wilden Turteltauben. Ihr Nest sollen sie wie andere Turteltauben machen und sich auf den Ehein- inseln fortpflanzen. Es ward eine davon geschossen, die ein delicates Fleisch hatte. Nähere und öftere Untersuchungen hier- über belehrten mich, dass sie hier keine grosse Seltenheit sind, sich nicht nur auf den Rheininseln, sondern auch im hiesigen und Colmarer Walde fortpflanzen und ein künstlicheres Nest machen und die Jungen besser gegen die Kälte verwahren als die gemeinen Turteltauben. Die Unterlage besteht aus Reisern ; auf diese aber machen sie noch eine Lage von Moos und Pferde- haaren. Uebrigens setzen sie das Nest auf die äussern Zweige eines Astes und ziemlich hoch wie jene. Sie haben etwas längere Schnäbel als die gemeinen und legen jedesmal auch nur zwei Eier. Die Jungen lassen sich wie die andern aufziehen und im Zimmer unterhalten. ,,Die andere Art ist um die Hälfte grösser, d. h. höher auf den Beinen und stärker im Leibe als die gemeine Turteltaube, von Farbe blaugrau und auf den Flügeln etwas schwarz- geschuppt. Sie hat auf beiden Seiten einen nach Turteltauben- — 115 — Art geformten schwarzen, nach unten zu weiss eingefassten Fleck. Sie ist bei Sundhausen im Elsass nicht selten und erscheint gewöhnlich im August und September auf den Stoppeläckern." Mein Vater hat über die zahmen und wilden Tauben zwei gründ- liche Werke geschrieben, welche in Strassburg Anno 1802 und 1808 erschienen sind, er war der passionirteste Liebhaber der Tauben, hielt viele Hunderte Feld-, Hof- und wilde Tauben im Zimmer und Schlag und kannte somit gewiss alle bekannten Arten, weswegen obige zwei Arten ohne Bedenken als neue Arten aufgestellt werden können. Ich werde aber, um wo mög- lich einige Exemplare davon zu erhalten, vielleicht im nächsten Jahre, wenn ich noch hier bin, eine Keise nach Frankreich machen, wo ich sodann auch die übrigen Theile der Vogesen durchforschen werde, in denen noch manches Seltene gefunden wer- den dürfte. Wenn ich nicht irre, hat Naumann auf seiner Reise nach Ungarn in Erfahrung gebracht, dass in der Türkei eine schwarze Lachtaube gefunden werde. Vielleicht gehört meine lugubris zu derselben Art, sowie die Peristera maxima, Brehm's dubia, sein dürfte. Sie werden sich aus vorstehenden Bemerkungen über- zeugt haben, dass ich aufrichtig bin, und ich erkläre, dass ich die von mir aufgestellten Arten mit Freuden zurücknehmen werde, wenn ich mich durch eigene oder fremde Forschungen überzeugt haben werde, dass sie unhaltbar seien.*) Sie ersuchten mich, über Ihr Werkchen, wofür Herr von Schertel Ihnen herzlich danken lässt (was er gern selbst gethan hätte, wenn es ihm bei seinen vielen Geschäften möglich gewesen wäre), meine aufrichtige Meinung zu sagen , und ich bemerke daher Folgendes: Die ganze Einrichtung ist zweckmässig und besser als bei dem meinigen, besonders deswegen, weil Sie eine Beschreibung von Pommern vorausgeschickt haben, was bei mir nicht nöthig war, da ich es nur für Württemberg bestimmt hatte. Etwas mehr Ausführlichkeit in Angabe der einzelnen Wohnörter der Vögel und der speciellen Fälle von Erlegung seltener Vögel hätte ich in Ihrem Werkchen gerne gesehen, *) Ich glaube, dass dieser Brief allein schon genügte, um Landbecks ganzen edlen Sinn aller Welt klar vor Augen zu legen. Frei von Eitel- keit und kleinlicher Rechthaberei geht sein Streben nur danach, die Wahrheit zu ergründen und seine Liebe zu der Naturwissenschaft lässt ihn rüstig kämpfen gegen die Hindernisse des Lebens. v. H. 8* — 116 — wenn es auch dadurch vielleicht um einen Bogen stärker geworden wäre. Die Behandlung der Arten aber stimmt ganz mit meinen Ansichten überein, was in Beziehung auf das versuchte System weniger der Fall ist, da die Verwandtschafts-Verhältnisse nicht überall gleichmässig berücksichtigt sind, wodurch zuweilen In- consequenzen entstehen. Allein dieses ist ja eben das Ziel, welches noch kein Syste- matiker erreicht hat, weil die einzelnen Geschöpfe noch nicht hinlänglich erforscht sind. Es ist überhaupt auch leichter tadeln als selbst besser machen, daher bescheide ich mich, kein ürtheil über Ihren Versuch fällen zu wollen und erlaube mir nur einige Bemerkungen. Sie fangen entgegen der bisherigen Praxis die erste Ordnung mit den spechtartigen Vögeln an, was insofern gleich- gültig ist, als man doch keine Kette oder Reihe durchführen kann, da eine solche in der Natur gar nicht vorhanden ist, so sehr man sich bemüht hat, diese aufzufinden; es musste also mit irgend einer Ordnung angefangen werden, wenn man nicht vorziehen wollte, gar keine Ordnungen, welche schon bei man- chen unnatürliche Zusammenstellungen veranlassen, sondern nur Gattungen einander anzureihen, wodurch mehrere Gezwungen- heiten vermieden werden können. Eine so kleine Anzahl von Arten, wie die Vögel einer einzelnen Provinz oder auch eines grössern Landes, gestatten überhaupt kein ordentliches System und erfordern auch weniger ein solches, da nur eine grosse Masse von Naturkörpern complicirte Aneinanderreihungen und Zusam- menstellungen als Nothbrücken verlangen. Mit Ihrer ersten Ordnung bin ich einverstanden, obgleich auch der Kleiber darin hätte untergebracht werden können; denn ich glaube, dass er nach Schnabel und Lebensart den Spechten mehr als den Meisen ähnelt, und wenn Sie bloss auf die Farbe der Eier Rücksicht genommen haben , so gut neben dem Baumläufer stehen konnte als bei diesen. Eine gleiche Unbequemlichkeit verursachen die Goldhähnchen, welche wohl manches Meisenartige zeigen, aber in Färbung und Gestalt, sowie im Nestbau sehr an die Laubvögel erinnern. Zur dritten Ord- nung bilden sie keinen Uebergang und diese steht also getrennt. Diese Ordnung gefällt mir um deswillen nicht, weil gar zu verschiedenartige Geschöpfe darin vereinigt sind, wie die Fliegen- fänger, Pirol, Seidenschwanz, Eisvogel, Rake, Kuckuck. Die Fliegenfänger gehören nach der Gestalt, den Füssen und zum Theil auch nach den Flugwerkzeugen, in die Nähe der Schwalben ; nach — 117 — Lockton, Gesang, Lebensart, Betragen, Nestbau, Eiern und Jugendkleidern zu den Rothschwänzen und Steinschmäzern. Sie sind eigentlich auch nichts Anderes als auf die Bäume und auf fliegende Insecten angewiesene Steinschmäzer *), welche letztere, da sie ihre Nahrung niedrig suchen müssen, gute Geh- und gute Flugwerkzeuge erhalten haben, während sie in den meisten Stücken übereinstimmen. Die Rothschwänze aber stehen gerade in der Mitte, was sich in ihrer Gestalt und Lebensart zeigt. Die Pirole und Blauraken, ebenso die Eisvögel und Bienen- fresser, sollten eigene Ordnungen bilden, sowie auch der Seiden- schwanz sehr viel Abweichendes zeigt und sogar an die Samen- fresser erinnert. Der Kuckuck könnte auf die Spechte folgen, in die er durch ausländische Arten fast ganz übergeht. Die vierte Ordnung ist natürlich. Die fünfte Ordnung enthält einige Willkürlichkeiten insofern, als Otus, Strix, Glaucidium, Surnia wohl nicht mehr von einander abweichen als die Bunt- und Grünspechte. Uebrigens sind alle folgenden Ordnungen auf ähnliche Art in besonders benannte Sippen zerschlagen, was bei einer grossen Anzahl von nahe verwandten Arten nothwendig ist, hier jedoch nicht. (Die Einrichtung Gloger's, welcher zwar alle Sippen und Familien in besonders charakterisirten Abtheilun- gen aufführt, aber doch die grossen Gattungsnamen beibehält, wodurch das Werk sehr an Uebersichtlichkeit gewinnt, gefällt mir sehr wohl und dürfte bei unserm grossen Werke anwend- bar sein.) Die Ordnungen sechs, sieben und acht folgen natürlich auf einander, aber der Wasserschwätzer ist auch ein Vogel, welcher nirgends hineinpassen will. Er hat mit dem Staar und Zaun- könig sowohl, als mit den dichtbefiederten Rohrhühnern Aehn- lichkeit und ist eben so gut ein singender Sumpfvogel, als ein mit Sumpfvogelgefieder bedeckter Singvogel, doch ist er nach dem Gerippe und Nistart mehr letzterer. Nach Troglodytes könnte auch Accentor folgen, aber dieser steht den Lerchen und Ammern wieder eben so nahe als jenem. Die Grasmücken, Laub Vögel und Schilfsänger, aber der Accentor will nicht recht zwischen letztere und die Bachstelzen passen. Die Pieper und Lerchen folgen wieder natürlich und verbinden sich mit den Ammern der neunten Ordnung sowie mit den Finken gut. Die Tauben lassen Sie wohl nur als Körnerfresser auf die Kernbeisser folgen. Die zehnte Ordnung steht aber ziemlich isolirt, da sie *) Diese Ansicht hat viel Richtiges. v. H. — 118 — auch mit der elften keinen rechten Zusammenhang hat. Die zwei folgenden Ordnungen reihen sich gut an, und bin ich auch mit den folgenden Ordnungen ziemlich einverstanden. Nun wäre noch Ihre neue Schnepfe zu berücksichtigen; da ich aber noch kein Exemplar derselben gesehen habe, um Ver- gleichungen anstellen zu können, so kann ich mir kein Urtheil darüber erlauben, sondern bloss bemerken, dass die Anzahl der Steuerfedern nicht allein entscheiden kann , und dass von Scol. media und gallinago auch Bastarde möglich wären, wie von Tetrao urogallus et tetrix, tetrix et saliceti, Hirundo rustica et urbica etc; doch will ich dadurch nicht behaupten, dass Letz- teres bei Ihrem Vogel der Fall sei, sondern Sie nur zur genauen Prüfung bewegen. Hätten Sie mir nur ein Exemplar davon gesendet, damit ich für Ihr Werkchen eine Abbildung davon hätte fertigen können, welche sich als Titelblatt gut ausgenommen haben müsste. Zum Schlüsse meiner Kecension wünsche ich Ihnen Glück zu Ihrem im Ganzen sehr gelungenen Werke, welches mir viel- fache Unterhaltung gewährte und gewiss von allen Ornithologen mit Interesse gelesen werden wird. — Ardea garzetta, Alca aUe und Larus minutus sind auch württembergische Vögel, was ich in Beziehung auf Ihre Vergleichung S. 80 bemerke. Ich bin jetzt entschlossen, meine geplante Reise nach Ungarn im nächsten Frühjahr auszuführen und wo möglich bis an das Schwarze Meer auszudehnen, wenn nämlich die Pest aufgehört hat. Von dieser Reise verspreche ich mir sehr bedeutende Aus- beute, sowohl an Beobachtungen, als an Bälgen und Eiern. Das Gelingen derselben hätte Ungeheuern Einfluss auf unser Werk, da meine Beobachtungen fast lauter unbekannte Vögel betreffen würden. Zum Schlüsse bitte ich, alles Vorstehende als aufrichtige Freundesworte*) zu nehmen, wie sie gemeint sind, wobei ich mit der Versicherung meiner unwandelbaren Freundschaft schliesse, als Ihr Landbeck. Mos singen, den 7. November 1837. *) Das ist denn auch geschehen. Landbeck hatte mit mir den schönen Grundsatz „durch Zweifel zur Wahrheit", und nie ist unsere Freundschaft, auch nicht vorübergehend, getrübt worden. Wenn mir mein Streben nach Wahrheit mitunter die Feindschaft schwacher oder eiteler Seelen zugezogen hat, so lässt mich das unbeirrt weiter gehen. Ich trachte nach der Liebe der Naturforscher und fürchte nicht den Hass der Naturpfuscher und ihre Anmassung. v. H. — 119 - Mein tlieuerster Freund! Es ist Schade, dass wir über die Naturgeschiclite des Austern- iischers noch nicht im Reinen sind, da es ein hübscher und in mehrfacher Hinsicht interessanter Vogel ist, welcher sich im ersten Hefte gut ausgenommen hätte. Es wird uns aber mit vielen andern Vögeln nicht besser ergehen. So z. B. bin ich auch noch nicht im Klaren, ob die gemeine Larus ridibundus im zweiten oder dritten Jahre ausgefärbt ist. Auf den Brutplätzen fand ich im Frühjahr niemals einen Vogel mit schwarzer Schwanz- binde, wohl aber auf dem Herbstzuge. Diese waren aber den alten bis auf diese Binde und die orangengelben Füsse und Schnäbel gleich. Die unausgefärbten Vögel müssen sich nun irgendwo anders, etwa auf dem Bodensee, wo sie nach Walch- ner nicht brüten sollen, abgesondert herumtreiben.*) Auf einigen oberschwäbischen Seen ist sie zu vielen Tausenden, so dass auf einem einzigen Brutplatz 2000 Eier gesammelt wurden, ohne dadurch die Anzahl der Vögel zu vermindern. — Vom ersten Hefte habe ich jetzt die Beschreibungen von Emberiza cia und S3"lvia montana im Manuscripte fertig. Die Platten zu denselben sind endlich beim Lithographen in Arbeit, aber leider noch nicht fertig; ich werde darum dieser Tage selbst nach Stuttgart gehen, um die Sache zu betreiben, damit endlich ein- mal das erste Heft zu Tage kömmt. Wenn Sie Coracias garrulus lithographiren lassen, so gäbe dieses die dritte Platte (wäre doch hübscher und empfehlender als Podiceps cristatus oder Larus ridibundus), wozu Sie nun auch den Text bearbeiten könnten, imd wenn ich das Weibchen und den jungen Vogel, welche ich von Fehrmann besitze, noch abbildete, so wäre das Heft vollständig. Statt der letztern könnten wir aber auch Tichodroma muraria nehmen, welche wir ebenfalls vollständig besitzen. Auf Avelche Art glauben Sie denn, dass der Text ge- druckt werden solle, in Folio oder in Oktav? Beides hat seine Vorzüge und Nachtheile. Für diejenigen, welche den Text allein wünschen, wäre ein so grosses Format unbequem, während hin- gegen den Besitzern der Abbildungen letzteres angenehmer sein dürfte. Und sollen dazu lateinische oder deutsche Lettern ver- *) Dass jung'e, noch nicht brutfähig'e Vögel einen andern Aufent- haltsort haben als die alten, war uns schon damals sehr wahrscheinlich. Y. H. - 120 — wendet werden? Ich glaube eher erstere, da es eigentlich kein deutsches, sondern ein europäisches Werk sein soll und in die Hände von Nationen kommt, welche sich der lateinischen Lettern bedienen und diese lieber sehen, als deutsche, auch wenn sie letztere Sprache gut verstehen. Für spätere Hefte habe ich in meiner und v. Schertel's Sammlungen Material in Menge, ebenso besitze ich auch viele Originalbeobachtungen zum Texte. Der Kampf- hahn, welchen wir wohl Machetes nennen dürften, da er bedeu- tend von Totanus und Tringa abweicht, wäre sehr passend für das zweite Heft, wenn mir mehrere Abänderungen zu Gebot ständen. Er wird wohl das ganze Heft bilden, da vier Tafeln nicht zu viel sind, indem er in natürlicher Grösse abgebildet werden muss. Wegen der D a r m s t ä d t e r Ornithologie haben wir, glaube ich, nicht viel zu befürchten. Herr von Schertel hat das erste Heft kommen lassen und sich durch eigene Ansicht überzeugt, dass die Abbildungen schlecht und der Text ganz unbedeutend seien. Es ist keine zweite Ausgabe, sondern nur eine Fort- setzung der ersten, so dass das erste Heft das zweiundzwanzigste des älteren Werkes bildet, welches nie viel Furore gemacht hat. Der Herausgeber ist ohne Zweifel mein Freund Kaup, welcher mir 1834 sagte, dass er von der Fortsetzung abstehen werde, wenn ich das schon früher angekündigte Werk erscheinen lasse, und dass er mir sogar seine zu diesem Zwecke gesammelten Materialien mittheilen wolle, wenn ich es wünsche. Weil nun aber seit drei Jahren nichts von unserm Werke erschienen ist, so glaubte er ohne Zweifel, ich habe darauf resignirt. — Was Ihren Vorschlag betrifft, unser Werk in Kupfer stechen zu lassen, muss ich bemerken, dass wir in Württemberg keinen ausge- zeichneten Kupferstecher besitzen, wohl aber Steinstecher, welche solide Arbeit liefern. Wenn Ihnen der Atlas zur Naturgeschichte der drei Reiche von den Heidelberger Professoren bekannt ist, so können Sie sich überzeugen, wie unser Lithograph Gnauk die Sache behandelt. Er ist aber leider so sehr mit Aufträgen überhäuft, dass er bis jetzt noch nicht viel für uns arbeiten konnte. — Der Preis für das Heft ä 4 Fl. ist nicht hoch, denn unsere Platten enthalten gewöhnlich mehrere Vögel und eine Landschaft, oder das Nest und stets die Eier, was bei den Darmstädtern nicht der Fall ist ; denn dort sitzt der Vogel ganz einfach auf einem höchst einfachen Aste, oder auf einem braunen — 121 — oder grünen Fleck, üeber meine Platten vom Zipammer und Berglaubvogel werden Sie sich freuen, indem auf denselben so viel zusammengedrängt ist, dass man leicht zwei Platten damit hä'te füllen können. Bei Emberiza cia z. B. auf einem Haufen abgefallener, abgestorbener Baumblätter das Nest in natürlicher Grösse, darin ein Ei, auf dem hintern Kande das eben ausge- flogene Junge, hinter und neben dem Neste ein wilder Rosen- strauch, worauf das alte Männchen sitzt. Auf dem Laub vor dem Neste steht das alte Weibchen, im Begriff gegen das Nest zu hüpfen. Auf der linken Seite, oben auf einem abgeschnittenen Zweige des Rosenstrauches, sitzt das alte Männchen im Herbst- kleide, mit der Brust nach vorn gekehrt, wodurch die schwarzen Fleckchen der Brust sich deutlich zeigen. In der künftigen Woche werde ich ohne Zweifel bestimmt erfahren , wann der Lithograph fertig wird. Den Prospectus, glaube ich, dürften Sie nun wohl verbreiten; denn wir müssen ja doch zum Voraus wissen, wieviel Exemplare gedruckt werden müssen. Auch wir, Schertel und ich, werden nun Alles auf- bieten, die Zahl der Subscribenten zu vermehren. Durch eine bedeutende Buchhandlung, welche weitgehende Verbindungen hätte, ginge dieses natürlich leichter, und meine frühere Verlags- handlung (Cotta in Stuttgart) hätte, glaube ich, auch Lust , das ganze Werk in Verlag zu nehmen ; allein die Bedingungen kenne ich noch nicht, und wenn diese nicht sehr günstig sind, fahren wir besser beim Selbstverlag, so zeitraubend und mühsam der- selbe immerhin sein mag. — Ob ich meine projectirte Reise nach Ungarn ausführen werde, weiss ich noch nicht gewiss, da dieselbe von verschiedenen Umständen abhängig ist; ich werde darüber erst in der künftigen Woche Gewissheit erlangen, auf jeden Fall aber mein Möglichstes thun, meinen Plan zur Aus- führung zu bringen. An das Caspische Meer werde ich aber diesmal auf keinen Fall gelangen ; denn dazu wäre die Zeit von 5 — 6 Monaten zu kurz, und überdies würde die Pest im Orient viele Schwierigkeiten entgegensetzen. Es ist vor der Hand hin- reichend, Ungarn zu durchforschen, da dieses Land unendlich viel Neues dem Oruithologen darbietet, und Naumann selbst rieth mir, vorläufig nicht weiter als bis Semlin zu gehen, um von da aus Syrmien und das Banat zu durchforschen. — So angenehm es mir wäre , Sie persönlich kennen zu lernen und zu diesem Zwecke in Sachsen mit Ihnen zusammenzutreffen, so unmöglich 122 ist es mir gegenwärtig, zumal wenn ich nach Ungarn reise, weil ich noch so viele Vorbereitungen zur Reise selbst, sowie zu unserm Werke zu treffen habe , dass mir vor der Abreise, welche in den ersten 8 Tagen des April erfolgen müsste, kein Tag mehr frei bleibt. Ich schlage Ihnen aber vor. im nächsten September zur Versammlung der Naturforscher nach Freiburg im Breisgau zu kommen, wo ich mich alsdann ebenfalls einfinden werde. Von Holland *) aus sind Sie in drei Tagen mit Dampf- schiff an Ort und Stelle. Den Rückweg machen Sie mit mir durch Württemberg und lernen auch den Herrn von Schertel persönlich kennen. Sollten Sie Ihren Plan einer Reise nach Norden ausführen, so kann Ihnen Schertel die besten Nach- weisungen und Empfehlungen geben, da er in Dänemark, Helgo- land, Norwegen, Lappland, Schweden u. s. w. zwei Jahre gereist ist und Vögel gesammelt hat. Er brachte sechsunddreissig Stück Corvus infaustus und ebenso viel Strix nisoria mit, hat aber von seinen 1200 Bälgen schon, bevor ich ihn kannte, dreiviertel ver- schenkt, so dass er die meisten nur noch paarweise besitzt. — Dass Ihr Werkchen über die Vögel Pommerns in Gloger einen so guten Beurtheiler (was er sonst nicht zu sein pflegt) fand, freut mich sehr, noch mehr aber die weitere Folge des- selben : Ihre ausgedehnte Bekanntschaft und zugesicherte Pro- tection. Ich habe, seitdem ich Ihnen meine Ansicht über Ihr System mitgetheilt habe, selbst auch versucht, die Vögel auf eine zweckmässigere und naturgemässe , namentlich auch mehr übersichtliche Art an einander zu reihen und mich dabei überzeugt, dass Ihr System wirklich als ein Fortschritt in der Systematik betrachtet werden kann ; nur streitet der Anfang mit den Spech- ten gegen alle hergebrachte Ordnung und wird deshalb Wider- spruch finden. Bei meinem Versuche bemühte ich mich, grössere Ordnungen zu bilden, weil er zur Basis eines Werkes über die Vögel des Elsass, über die ich sehr viele und interessante Beobachtungen besitze, dienen solle, welches dadurch etwas prak- tischer werden dürfte, als wenn die Ordnungen zu sehr zer- splittert würden. Die Ordnungen sind etwa folgende: I. Flei- scher, Laniares, IL Spaltschnäbler, Fissirostres, III. Sitzfüssler, *) Dieser Reiseplan giebt immerhin ein Bild der damaligen Ver- kehrsmittel. Also zvmächst eine Seereise nach Holland und dann eine Flussreise den Rhein aufwärts. Es ist so ziemlich derselbe Weg, wie ihn Palmen seinen Wandervögeln supponirt, v. H. - 123 — Bracliypodes, IV. Kletterer, Scansores, V. Schreier, Clamatores (Raben), VI. Insectenfresser, Insectivorae, VII. Pelzvögel, Enu- cleatores, VIII. Schnäbler. Columbantes , IX. Scharrfüssler , Rii- spantes, X. Läufer, Cursores, XL Wader, Vadantes, XII. Stelz- füssler, Grallatores, XIII. Schmalbäuclier, Compressigastri, XIV. Schwärmer, Volitatores, XV. Ruderer, Remigantes. Als Beispiel meiner Eintheilung der VI. Ordnung, Insectivorae: I. Turdus, IL Lanius, III. Bombycilla, IV. Muscicapa, V. Saxicola, VI. Sylvia, a) Röthlinge, b) Erdsänger, c) Meistersänger (Nachtigall), d) Grasmücken, e) Rohrsänger, f) Laubsänger, VII. Regulus, VIII. Parus, IX. Accentor, X. Troglod^^tes , XL Cinclus, XII. Mota- cilla, XIII. Anthus, XIV. Alauda. Auf den Singmuskelapparat lege ich kein so grosses Gewicht wie Gloger, weil solche Vögel theilweise zu Ordnungen gehören, welche nicht zu den Singvögeln zu rechnen sind*), z. B. Falco musicus. Die ganze Summe aller Aehn lichkeiten zusammengenommen kann allein den Grad der Verwandtschaft bestimmen. In der Schweiz sind jetzt 311 Arten als einheimisch bekannt, im Elsass kenne ich 293, welche ich aufzählen werde. Diese Aufzählung habe ich haupt- sächlich dazu bestimmt, im Elsass und Frankreich als Vorläufer •unseres grossen Werkes zu dienen, und es wäre vielleicht zweck- mässig, auch eine französische Ausgabe zu veranstalten. — Heute erhielt ich ein Schreiben aus der Schweiz, wonach im November 1837 in St. Gallen ein Mau er spe cht in einer Kammer lebendig gefangen wurde, welcher einen Kreuz- schnabel hatte und also seine Nahrung allein mit der Zunge suchen musste. Er konnte jedoch nicht länger als anderthalb Tage am Leben erhalten werden. Dieser Winter, so strenge er auch bei uns war, brachte wenig nordische Vögel hierher. An der Donau erschienen zehn bis vierzehn Singschwäne, wovon einige Stücke erlegt wurden ; ich erhielt jedoch keinen derselben ; hier zeigten sich mehrere .Tage dreissig Saatgänse; es warden davon zwei erlegt, wovon ich eine besitze. Die eine hatte sieb- zehn, die andere achtzehn Steuerfedern. Die Schädel und Schnäbel waren etwas verschieden. Das Kennzeichen der Schwanz- federn ist sehr trüglich, denn häufig sind bei vielfedrigen Schwänzen zu wenig oder zu viel Federn entwickelt; so schoss *) Andere, in der Natur nahe verwandte Arten, wie Schwalben und Segler, werden von einander getrennt. ' v. H. — 124 — ich ein Rebhuhn mit neunzehn Ruderfedern, obgleich es sich sonst nicht von andern unterschied. Am 20. Februar bei ziem- lich tiefem Schnee sind die Feldlerchen in Menge bei uns eingetroffen und auch hier geblieben. Seit vier Tagen ist der Schnee grösstentheils verschAvunden, und nun werden wir bald die Zugvögel ankommen sehen. Dieses Frühjahr und im Sommer wollen wir uns bemühen, eine Menge junger Vögel, Eier und Nester zu sammeln, um nicht in den Fall zu kommen, die Ab- bildung gewisser Arten, welche wir genau kennen, wegen Mangels an Exemplaren im Anstände lassen zu müssen. Das, was Sie etwa für mich sammeln, bitte ich bei der Hand zu behalten, bis ich darum bitte, weil eine Sendung wäh- rend meiner Abwesenheit zu Grunde gehen könnte, die Kisten aber fast immer vierzehn Tage bis drei Wochen auf dem Wege sind. Sollte ich in Bälde Vögel für Sie bekommen, so erhalten Sie dieselben sogleich, und dann auch diejenigen Nachrichten mit Bestimmtheit, welche ich Ihnen in Vorstehendem nur zweifel- haft mittheilen konnte. Nun leben Sie wohl und seien Sie herzlich gegrüsst von Ihrem wahren Freunde Landbeck. Mos singen, den 27. Februar 1838. Mein theuerster Freund! Jetzt erst ist es mir möglich, Ihnen anzuzeigen, dass ich meine Reise nach Ungarn in der ersten Hälfte des April an- treten werde. Die Vorbereitungen zu diesem Ausfluge haben mich so sehr in Anspruch genommen, dass ich fast nichts Anderes mehr unternehmen konnte. Nunmehr kann ich Ihnen auch wegen unseres Werkes etwas Bestimmtes sagen, indem ich die Fertigung der zwei ersten Platten in Stuttgart selbst betrieben -habe. Diese zwei Platten enthalten Emberiza cia und Sylvia montana und werden in Kupfer gestochen, weil unser Lithograph krank ist. Sie werden bis Ende des März fertig und abgedruckt, so dass ich noch Exemplare mit mir nehmen kann. Die dritte Tafel zeichnet Herr von Schertel. Sie wird Tichodroma phoenicoptera enthalten, wozu ich den Text noch vor meiner Abreise fertigen werde, ohne jedoch den Stich abwarten zu können. Die vierte haben — 125 — Sie in Händen, nämlich Coracias garrulus, wozu nun Sie den Text fertigen und den Stich besorgen lassen werden. Während meiner Abwesenheit werden Sie mit Herrn von Schertel corre- spondiren und das Weitere einleiten, so dass mir derselbe die zwei weiteren Platten vielleicht in ein paar Monaten nach Semlin nachsenden kann. Sobald ich vorräthige Exemplare habe, werde ich Ihnen die entbehrlichen zusenden, und zugleich werden Sie eine kleine Sendung von Alpenvögeln von mir erhalten, da kürzlich eine Lieferung aus Kärnthen angelangt ist. Die nächste Lieferung, die icli aus Kärnthen bekomme, wird sehr reichlich ausfallen, was auch Ihnen wieder zu Gute kommen wird. Bei uns zeigten sich diesen Winter viele Schwäne, wovon auch mehrere Stücke erlegt wurden, mir ist jedoch keiner zu Theil geworden; der Vogelzug aber ist sehr unregelmässig, und ausser Sylvia rubecula und rufa, Motacilla alba und boarula, dem Storch, Schnepfen und Lerchen sind noch keine Frühlings- vögel angekommen. Nun leben Sie wohl und seien Sie herzlich gegrüsst von Ihrem Mos sin gen, den 26. März 1838. Landbeck. Lieber Freund! Es ist nun bald ein Jahr vorüber, seitdem wir nichts mehr von einander gehört und gesehen haben, denn vom 10. April 1838 war ich unter Begleitung meines jüngsten Bruders bis Mitte Januar 1839 von hier abwesend, zum Theil in Oesterreich, meistens aber in Ungarn und der Militärgrenze. Aus Mangel an Zeit vermag ich jetzt nicht, eine ausführliche Schilderung, meiner Reise mitzutheilen und muss mich begnügen, eine kleine Skizze zu geben: Im April 1838 fuhr ich auf verschiedenen Schiffen von Ulm aus die Donau hinab bis Wien, hielt mich etwa zehn Tage daselbst auf und gelangte sodann mit Dampfschiff in einem Tage nach Pest, wo ich mich abermals zehn Tage aufhalten musste, weil Petenyi die Reise theilweise mit mir machen wollte. Der erste ornithologische Ausflug war auf [ein Gut des Baron Bodmannicki, zwei Stunden von Pest, wo ich Sylvia palustris und turdina erlegte, auch Falco rufipes erhielt, sodann mit diesem - 126 — auf ein grosses, i 8 Meilen entferntes Gut Apaj ging, wo Sterna nigra leucopareja, leucoptera zu Hunderten brüteten, Himantopus, Becurvirostra, Characlrius albifrons, Totanus stagnatilis, calidris, Glareola torquata u. s. w. auch nicht selten waren, und gingen von da, nach sechswöchentlichem Aufenthalt, auf eine Keiher- insel, Adon}', wo Ardea cinerea, nycticorax und garzetta zu Tausenden und Garbo cormoranus ebenfalls in Menge sich auf- hielten. Von Adony fuhren wir mit Dampfschiff in zwei Tagen nach Semlin an die türkische Grenze, machten einen Abstecher in's Banat, besuchten die von Naumann geschilderte Eeiher- und Kriegsinsel und wendeten uns sodann rechts nach den s3Tmischen Sümpfen, wo wir Ardea cinerea, purpurea, egretta, garzetta , ralloides , Ibis falcinellus , Platalea leucorodia , Garbo pygmaeus, Sterna leucopareja in Menge fanden, auch Merops apiaster öfters antrafen. Nach dreimonatlichen Anstrengungen wollten wir in das Banat hinüber, um Pelecanus crispus, onocrotalus et minor zu sammeln, da erkrankte ich schnell an einem schleichenden Nervenfieber, welches mich drei Monate an das Krankenlager fesselte und mich dem Tode so nahe brachte, dass mein Arzt an meiner Genesung sehr zweifelte. Dieser unvermuthete Unfall hatte natürlich meinem Sammeln und Beobachten ein Ende gemacht, und so musste ich die Vogel- Erntemonate September und October unbenutzt verstreichen lassen und nur herzlich froh sein , mit dem Leben davon zu kommen. Jetzt habe ich mich jedoch wieder gänzlich erholt und habe, seitdem ich hier bin, schon Jagdpartien prästirt. Den No- vember und December brachte ich theils in Pest, theils in Wien mit Benutzung der Sammlungen zu und habe namentlich in letzterer höchst interessante Bemerkungen gemacht, auch eine Menge von seltenen Eiern abgebildet. Die Wiener Sammlung ist reicher als die vielberühmte Berliner, aber nicht gehörig aufgestellt, weil es dazu an Raum gebricht; auch ist keiner der Gebrüder Natterer, welche der Sammlung vorstehen, selbst Schriftsteller, weshalb*) ein fremder Gelehrter leicht Zutritt und freie Be- nutzung erhält. In Wien wäre für uns auf ein halbes Jahr voUe Beschäftigung, und ich möchte Ihnen rathen, wenn anders Ihre *) Dieselbe Liebenswürdigkeit waltet auch heute noch bei der Wiener Sammlung, wenn auch die Vorstände Schriftsteller sind. V. H. — 127 — Yerhältnisse es gestatten, diese Gelegenheit in Bälde zu benutzen. Die Sammlung besitzt ausser einer ausserordentlichen Menge von Vögeln auch eine vollständige Bibliothek der vorzüglichsten ornithologischen Schriften, z. B. Wilson und Bonaparte's Vögel Nordamerikas, das non plus ultra aller derartigen Kupferwerke. Auf meiner Reise habe ich viel Unglück gehabt, und es kostete mich dieselbe ein bedeutendes Lehrgeld, welches mich fast ab- geschreckt hätte, an eine neue Reise zu denken, wenn nicht unser Zweck solche Reisen unumgänglich nöthig machte. Aber wie wollen wir in unserm Werke Neues mittheilen über Vögel weit entfernter Gegenden, wenn wir nicht selbst den Wander- stab ergreifen? Wenn es meine Finanzen gestattet hätten, wäre ich diesen Winter in Wien geblieben, im Frühjahr wieder nach Ungarn in das Banat gereist und hätte alsdann vollends alle interessanten Vögel dieses Landes beobachtet und gesammelt, worauf ich durch Dalmatien und Griechenland nach Hause ge- reist wäre. So aber musste ich mich begnügen, einige Leute in Ungarn für mein Interesse zu gewinnen, Verträge mit ihnen über Nachlieferung des mir noch Fehlenden abzuschliessen und jetzt zu erwarten, ob dieselben Wort halten werden, woran ich übrigens nicht zweifle. Von den ungarischen Vögeln hätte ich Ihnen gern Einiges übersendet, aber ich habe sie noch nicht bei der Hand. Ich werde aber in Bälde eine Lieferung folgen lassen und derselben Ihre Beschreibungen von Coracias und Haematopus beilegen. Haematopus ostralegus hat alt im Winterkleide keinen weissen Halsring, was in Griechenland, wo er überwintert, leicht zu beobachten ist, Haematopus ludovicianus ist verschieden von ihm und kommt in Nordamerika vor, ist wohl der von Wilson abgebildete. In eines der nächsten Hefte könnte ich Ardea nycticorax, garzetta, cinerea, purpurea, Garbo cormoranus, Glareola torquata, Hypsibates himantopus, Gracula rosea, Merops apiaster, welche ich in Ungarn beobachtete, bringen. Aquila fusca Brehm ist der Falco Mogilnick*) Gm., eine eigene Art, welche in Ungarn *) Der auch in neuester Zeit vielfach gebrauchte GnieKn'sche Name „mogilnick" ist, wie dies bei Gmehn gebräuchhch , ganz beliebig anzu- wenden. Dies ist auch reichlich geschehen, denn nicht allein die ganze G-ruppe der Schreiadler, auch Aquila imperialis ist von verschiedenen Seiten hierher gezogen, ohne dass irgendwo die geringste Sicherheit dieser Deutungen gegeben werden konnte. Schon oft habe ich darauf aufmerk- — 128 — und der Türkei brütet. Gloger ist in seinem Werke in mancher Hinsicht im Irrthume, und Naumann hat über Ungarn und dessen gefiederte Bewohner sich ausserordentlich geirrt, weil er Vieles wiedergegeben, was ihm aufgebunden wurde. In acht bis vierzehn Tagen denke ich Ihnen eine Lieferung machen zu können, indessen seien Sie herzlich gegrüsst von Ihrem wahren Freunde Landbeck. Mössingen, den 22. Januar 1(S39. Mein lieber Freund! Und nun zur kurzen Beantwortung Ihrer beiden Schreiben. Sie wünschen von Aquila naevia ein Exemplar aus Ungarn zur Vergleichung. Dieser Vogel ist in Ungarn, zumal aber in Syrraien, gemein und hält sich an den Sümpfen längs der Save. in deren Eichenwäldern er brütet, zahlreich auf. Er lebt in Gesellschaft der Aquila albicilla und nährt sich vorzüglich von Aas und todten Fischen, ist aber scheu und deshalb nicht leicht zu erlegen, d. h. mit der Flinte, und eine Kugelbüchse hatten wir leider nicht mitgenommen, weil Baron Schertel sagte, dass er auf seiner nordischen Reise keinen Gebrauch von der Kugel- büchse machen konnte. Dieser Umstand war die Ursache, dass wir nur drei Exemplare, zwei alte Weibchen und ein junges Männchen, erlegen konnten, wovon ich Ihnen wahrscheinlich eins geben kann. Aquila fusca*) sah' ich nicht im Freien, aber im Pester und Wiener Museum drei junge Exemplare. Petenyi aber versicherte mich , die Alten in Ungarn brütend gefunden zu haben. Natterer in Wien sagte mir, dass dieser (Falco Mogilnickj, welchen Gloger ohne Weiteres zur A. naevia zog, sam gemacht, und diese meine Ansicht wird auch von verschiedenen Schriftstellern getheilt, dass es ganz unthunlich ist, da einen alten Xamen hervorzusuchen, wo man nicht mit voller Sicherheit die Identität nach- weisen kann. Nur durch Vermeidung von dergleichen Uebelständen kann der ganze Zweck der Namengebung — der einzig in der sichern Bezeich- nung des Gregenstandes besteht — aufrecht erhalten werden. Die sogenannte Gerechtigkeit gegen ältere Autoren , welche so häufig der Deckmantel eigener Eitelkeit ist, kann nur da ausgeübt wer- den, wo sie auf sicherm Grunde ruht. v. H. *) Aquila clanga. v. H. — 129 — bei Constantinopel ziemlich häufig sei, woher auch das Exemplar des Wiener Museums komme. Er scheint mir dem Falco malaccensis am nächsten zu stehen, sowie Falco Bonelli dem F. obsoletus ausserodentlich ähnlich ist. Ueber das Benehmen und die Stimme der Aquila naevia habe ich mehrere Notizen gesammelt, da ich auch einen Jungen längere Zeit lebendig be- sass. In Beziehung auf ornithologische Geographie war meine Reise von grossem Werthe, und es werden dadurch manche Angaben Gloger's berichtigt werden müssen, sowie über- haupt manche von diesem sehr belesenen Ornithologen zuver- sichtlich ausgesprochene Behauptung sich als unhaltbar zeigt. Aber wesentlich unrichtig ist, was Brehm über die ungarischen Vögel sagt. Von Petenyi in Pest haben wir seiner Zeit ge- diegene Monographien der ungarischen Vögel zu erwarten, doch habe ich auch mehrere Arten ziemlich vollständig beobachtet, namentlich: Merops apiaster, Parus pendulinus, Mot. flava. Anthus campestris, Charadrius albifrons, Hypsibates himantopus, Totanus stagnatilis, calidris, Platalea leucoradia, Ardea cinerea, purpurea, egretta, garzetta, ralloides, nycticorax, Gallinula porzana, Ibis falcinellus, Glareola torquata (ich werde diese künftig Nadrochelidon europaea nennen, weil der ältere Xame gänzlich unpassend ist, dieser aber sowohl seinen alleinigen Aufenthalt, als auch nächste Verwandtschaft bezeichnet), Sterna nigra, leucoptera, leucopareja, hirundo, Anas clypeata, acuta, querquedula, crecca, leucop- thalmos, Carbo cormoranus et pygmaeus, Podiceps auritus; von vielen andern aber interessante Notizen gesammelt. So z. B. besuchte ich die alten Brutplätze von Gracula rosea, wo 1837 mehrere Tausende genistet hatten, fand viele gut erhaltene Nester, sah auch Eier und erfuhr über ihr Brutgeschäft das Wichtigste. — Von unserm Werke kann ich noch nicht viel Erfreuliches sagen. Die letzte Platte ist noch nicht fertig, weil ich mit Geschäften aller Art so überhäuft bin, dass ich noch nicht die nöthige Zeit dazu finden konnte. Was halten Sie davon, wenn wir vorläufig nur ganz ausführliche Monographien ohne Kupfer herausgeben würden, bis unsere Arbeiten einmal mehr bekannt wären; denn der hohe Preis steht vor der Hand auch der Ver- breitung des Textes im Wege. Nebenbei würde ich auch die Platten fertigen, welche dann später leicht nachgeliefert werden könnten. Es wäre ewig schade, wenn wir mit diesem gross- artigen Werke nicht reüssiren würden. Es gäbe noch einen V. Homeyer, Ornitholog. Briefe. 9 — J30 — Weg, sicher zum Ziele zu kommen, wenn nämlich eine Re- gierung, etwa Preussen oder Russland, sich der Sache annehme und einen Theil der Kosten bestritte, wie dieses vom König der Franzosen öfters geschieht und was auch bei dem schönen Reise- w.erk von Freycinet der Fall war. Bedenken Sie diese Sachen. Vielleicht stehen Sie in Verbindungen, welche Sie ein gutes Resultat hoffen lassen. Allein Probearbeiten, und zwar nur sehr gelungene, müssten dabei producirt werden. . Die Mitwirkung Gloger's ist von Interesse für unser Unter- nehmen, zumal wir öfters in den Fall kommen werden, seine Angaben, sowie Naumann's, berichtigen zu müssen. Baron von Schertel ist auf einige Zeit verreist ; er übergiebt auf seinem Gut in Bayern einem Pächter ein neu angekauftes Bad in einer Gegend, wo Sterna anglica nicht selten brütet, nämlich am Lech. Nun leben Sie wohl und seien Sie herzlich gegrüsst von Ihrem aufrichtigen Freunde Landbeck. Mössingen, den 20. Mai 1889. Mein theurer Freund! Ihr Wunsch, die europäische Türkei zu bereisen, um die Vogelwelt darin näher kennen zu lernen, war auch der meinige, allein ich überzeugte mich in Ungarn, dass sie an Arten nicht viel mehr enthalte als Ungarn, dagegen aber weit mehr Individuen, welche noch wenig beunruhigt wurden, daher auch nicht sehr scheu und deswegen leichter zu beobachten sind. Ungeheuer soll die Anzahl aller Arten von Wasservögeln von Galatz bis zum Schwarzen Meere sein, wie mich Augenzeugen versicherten. Pelekane, Scharben, verschiedene Reiherarten, Ibisse und andere zeigen sich zu Tausenden in den Sümpfen längs der Donau, in der Moldau und Wallachei. Aber weit interessanter ist die ornithologische Bevölkerung Dalmatiens und ganz besonders Griechenlands. Denn dort sind fast alle südeuropäischen Land-, Gebirgs- und Wasservögel vereinigt und in grosser Anzahl vor- handen, zumal auch viele climatische Varietäten anzutreffen sind, welche aus Afrika herübergewandert sein mögen. Durch die genauere Kenntniss Griechenlands wird die europäische Fauna mehr als zwölf neue Species erhalten. Ich habe einio-e Freunde, welche in Griechenland lanciere — 131 - Zeit gesammelt haben und hoffe einen Theil der Ausbeute zu acquiriren, wovon auch Sie einen Theil erhalten. — Die Vögel, welche Sie als gemein schildern und die ich als ungarische auf- gezählt habe, sind weder in Ungarn noch in Württemberg selten. Sie waren mir deswegen interessant, weil ich von den meisten das Brutgeschäft zu beobachten Gelegenheit fand, was hier nicht möglich ist, da die Wasservögel grösstentheils nur am Federsee oder Bodensee brüten, wo ich mich derselben wegen nicht so lange aufhalten kann. Ich habe die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass wir dennoch reüssiren werden. Freund Schertel war kürzlich in Stuttgart und unterhandelte mit Cotta wegen der Verlagsüber- nahme. Cotta behauptete, dass nichts dabei zu gewinnen sei, doch w^oUe er nicht absagen; wir sollten nur einmal ein Heft fertig machen, dann wolle er versuchen, was sich in der Sache thun lasse. Es ist daher unumgänglich nöthig, das erste Heft zu vollenden. Sie erhalten nun zu diesem Zwecke folgende Materialien: 1. Die vierte Originalzeichnung, das Weibchen im Herbste und das junge Männchen im Jugendkleide von Coracias garrulus. Das Weibchen habe ich nach einem in Ungarn erlegten, beinahe vollständig vermauserten Weibchen abgebildet, den Jungen eben- falls nach einem ungarischen Exemplar. Beim Weibchen hat der Oberhals zu wenig Licht erhalten, woran die Beschaffenheit der angewandten schwer zu behandelnden Farben Schuld war. Dieses muss durch den Stecher vermieden werden. Sie erhalten diese Tafel zur Ansicht und Beurtheilung und, im Falle Sie einen Künstler finden, welcher mehr Gewandtheit im Stiche der Vögel, sei es in Kupfer, Stahl oder Stein, als unser Kupfer- stecher besitzt, zur Ausführung. — Ich lege zwei Pirole bei, welche mir als Probe der Abbildungen zu der von Susemihl und Brehm herauszugebenden „Deutschen Ornithologie" , wozu ich anfangs den Text liefern sollte, zugesendet wurden und glaube, dass unsere Abbildungen, auf diese Art ausgeführt, Beifall finden würden. 2. Die erste Tafel zum zweiten Hefte, Haematopus ostralegus enthaltend. o. Den Text zu Coracias garrulus mit meinen über diesen Vogel gemachten Notizen. 4. Den Text zu Emberiza cia mit Nachtrag. 5. Einen Nachtrag zur Beschreibung von Sylvia montana, — 132 — wonach wir mit diesem Vogel jetzt ganz im Eeinen wären. Dazu auch Beobachtungen von Savi über diesen Vogel, welche zur Ergänzung zu gebrauchen sind. 6. Text von Haematopus ostralegus mit meinen Notizen. 7. Meine Beobachtungen über Turdus pilaris. 8. Nachträge zur württembergischen Fauna. Haben Sie nun die Güte, die Beschreibungen der erwähnten Vögel unter Benutzung meiner mitgetheilten Beobachtungen aus- fühi'lich und gründlich auszuarbeiten und, wenn es Ihnen möglich ist, auch das erste Heft in Octav, etwa im Format wie Nau- mann oder Gloger, drucken zu lassen. Ob Sie in das erste Heft nur drei Beschreibungen , nämlich die , von welchen die Abbildungen auch fertig sind, aufnehmen wollen, oder noch eine vierte, etwa von Turdus pilaris oder Haematopus ostralegus bei- zufügen für gut finden, überlasse ich Ihnen ganz. Ich habe seit- dem wieder mehrere neue Subscribenten erhalten. Sollten Sie keine Gelegenheit haben, die Abbildung stechen und den Text drucken zu lassen, so schicken Sie mir oder Schertel, nachdem Sie den Text in s Reine gearbeitet haben, denselben zu, damit wir das Weitere besorgen lassen, was mir im gegenwärtigen Augenblick wegen anderweitiger Geschäfte nicht möglich war. Zugleich erbitte ich mir alsdann auch die Notizen über die Gold- amsel, Abbildungen und die Beobachtungen von Savi zurück. Und nun noch etwas von der Sendung. Diese wäre reich- licher ausgefallen, wenn ich nicht Schertel einen grossen Theil davon hätte abtreten müssen, weil er mein Reiseunternehmen wesentlich unterstützt hat. Da ich aber noch im Herbst be- deutende Lieferungen aus Ungarn erwarte, so werde ich Sie bei einer zweiten Sendung besser bedenken. Doch wird Ihnen, wie ich hoffe, auch das Wenige, was Sie hiebei erhalten, Freude machen, da es seltene Vögel sind, die Ihnen in solchen*) Exemplaren ohne Zweifel noch fehlen. In der Hoffnung, dass Sie Alles gut erhalten und mit reicher Beute von Rügen zurückkehren werden, schliesst unter herzlichen Grüssen mit wahrer Freundschaft Ihr aufrichtiger Mössingen, den 9. Juli 1889. Landbeck. *) Sowohl von Landbeck als auch von Loebenstein erhielt ich eine Reihe ausgezeichnet schöner Bälge, namentlich von den prächtigen un- ofarischen Reihern. v. H. — 133 — Mein theurer Freund! Dass ich Ihr Schreiben vom 20. August erst jetzt beant- worte, hat verschiedene Ursachen, deren wesentlichste eine drei- wöchentliche Reise im württembergischen Oberlande am Feder- see und den oberschwäbischen Rieden und See'n, wo ich den Strich der Sumpfvögel beobachten wollte, war, und in neuester Zeit eine Localveränderung , indem ich in Folge wiederholter dringender Aufforderungen einiger Jugendfreunde die Verwaltung einer wissenschaftlichen Bildungsanstalt auf Salon bei Ludwigs- burg übernahm, welche mich sehr in Anspruch nimmt. Sie wird mich jedoch nicht hindern, meine ornithologischen Arbeiten, ob- gleich etwas langsamer, fortzusetzen, sobald wir einmal darüber im Reinen sind, ob wir unsere Monographien fortsetzen oder uns dem Susemihl'schen Unternehmen anschliessen werden. Ich werde dieser Tage Kaup und Susemihl Mittheilungen machen, um wo möglich eine Vereinigung zu Stande zu bringen. Schertel, den ich auf meiner Hinreise besuchte, meint, wir soUen nicht von unserm grossen Formate der Abbildungen abgehen und den Suse- mihl nur als unsern Kupferstecher zu gewinnen suchen. Ich bin auch überzeugt, dass unser Werk, von Susemihl gestochen, grossen Beifall finden müsste. Kaup könnte als Mitarbeiter angenommen werden, wenn er sich dazu verstehen wollte. Die Zeichnungen dürfen in keinem Falle der Willkür Susemihl's überlassen werden. Schertel und ich meinen, unser erstes Heft sollte jedenfalls ge- druckt und ein Versuch damit gemacht werden, wodurch Suse- mihl eher zur IN'achgiebigkeit gezwungen würde. Kann er nicht über Lexikon-Octav drucken, etwa wie Naumanns Werk, so müssen wir den Druck hier besorgen lassen, was auch mit dem Stiche der vierten Platte geschehen wird. Haben Sie in diesem Falle die Güte, mir Alles wieder zu übersenden, damit wir doch end- lich ein Heft fertig bekommen, um nicht am Ende verspottet zu werden. Können Sie mir zugleich eine Sendung von Vögeln machen, so wird es mich freuen, sowie Sie sich versichert halten können, von mir stets bedacht zu werden, wo ich Gelegenheit zu, für Sie passende Acquisitionen finde. So stehe ich gegenwärtig wegen griechischer Vögel in Unterhandlung, von welchen Ihnen noch manche mangeln werden. — 134 - lu der Hoffnung baldiger guter Nachrichten schliesst mit herzlichen Grüssen Ihr treuer Freund L a n d b e c k. Salon bei Ludwigsburg in Württemberg, den 29. September 1839. Mein theuerster Freund! Ohne eine Antwort auf mein letztes Schreiben, womit Sie eine Sendung von Vögeln erhalten haben werden, abwarten zu können, habe ich Veranlassung, Ihnen Einiges mitzutheilen, was wohl von hohem Interesse für unser literarisches Unternehmen werden könnte. Wie Sie schon wissen, hat sich Dr. Kaup in Darmstadt mit Susemihl, dem berühmten Kupferstecher, zur Herausgabe einer europäischen Fauna verbunden, und beide laden uns durch bei- liegende Briefe zur Theilnahme an der Bearbeitung ein, weil Kaup nicht so viele eigene Erfahrungen machen konnte, um einen gediegenen Text zu den Abbildungen liefern zu können. Die Abbildungen sind herrlich gestochen und ziemlich gut illuminirt, aber incorrect, namentlich in Hinsicht auf Perspective, gezeichnet, was sich jedoch verbessern liesse, wenn ihm die Conturen ge- zeichnet würden. — Ich habe Kaup heute geschrieben, dass ich für mich ohne vorherige Besprechung mit meinen Mitarbeitern keine Zusage geben könne und nach diesem Plane nie theil- nehmen werde. Sollte jedoch Susemihl sich dazu verstehen, un- sere Monographien zu verlegen, so könne auch Kaup daran theil- nehmen, eine definitive Antwort aber habe ich bis auf weitere Nachricht von Ihnen ausgesetzt. Was sagen nun Sie dazu? Und wie steht es mit unserm ersten Hefte ? Wenn wir nur Monographien seltener europäischer Vögel liefern, dürften wir ohne Zweifel ziemlich viel Abnehmer finden, allein jetzt istpericulum inmora. Susemihl wird uns die Sub- scribenten entziehen, wenn wir noch lange warten; unsere beiden Werke werden überhaupt schwerlich neben einander bestehen können. Es wäre ewig schade, wenn unser schönes Unternehmen schon im Keim ersticken sollte. Thun Sie doch, was Sie können, um vom Kaiser von Russland oder Ihrem König Unterstützung zu erlangen. Alles dieses hängt aber von der gelungenen Voll- — 135 - endung des ersten Heftes ab. Die ZeichnuDgen und Briefe er- bitte ich mir mit der nächsten Vogellieferung zurück. Der Strandläuferzug hat heuer früh begonnen, brachte aber- nur junge Vögel hierher, nämlich: Totanus ochropus, glareola, hypoleucos, Vanellus cristatus, welche ich alle im Jugendkleide erhielt. Ich werde wahrscheinlich in einigen Tagen die ober- schwäbischen See'n und Moore, vielleicht auch den Bodensee be- suchen, um zu sehen, was der Zug Neues in diese Gegenden bringt. Leben Sie wohl, herzlich grüsst Sie Ihr wahrer Freund Landbeck. Mössingen, den 7. August 1839. Mein theuerster Freund! Gerne hätte ich Ihnen den Empfang Ihrer letzten Sendung früher angezeigt und Ihnen meinen Dank dafür zu erkennen ge- geben, wenn ich nicht Hoffnung gehabt hätte, Ihnen das erste Heft übersenden zu können. Diese Hoffnung wurde nun aber vereitelt, weil der Kupferstecher mit der Platte vor drei Wochen noch nicht fertig wird; so lange mochte ich aber die Antwort auf Ihren Brief nicht anstehen lassen. Ihre Bemerkung über die Halsfarbe des Haematopus ostra- legus ist richtig; ich habe dieselbe jedoch absichtlich so ge- halten, damit der Kupferstecher um so genauer die Structur des Gefieders nachzuahmen vermag. Der Illuminist darf alsdann diese Stelle nur dunkler decken, so wird gewiss die erwünschte Wirkung hervorgebracht. Ich habe jetzt einen Austernfischer im Winterkleide aus Griechenland unter der Hand gehabt und über den Halsring Fol- gendes beobachtet: Die Wurzeln der Federn an dieser Stelle sind weiss, was sich jedoch nur bei gelüfteten Federn zeigt, die äussere sichtbare Hälfte ist schwarz wie die übrigen Federn, mehrere derselben haben aber wieder einen weissen Saum, wo- durch an dieser Stelle ein weisser Anflug, aber kein deutlicher Fleck entsteht. Coracias garrulus ist nach meinem Exemplar aus Ungarn gerade so grünlich, wie ich es abgebildet habe. Ueber diesen Vogel habe ich noch eine interessante Xachricht bekommen: dass er nämlich vor etlichen und zwanzig Jahren in der Gegend - 136 — von Heidenliaim in Württemberg so häufig gebrütet habe, dass man in die Menagerie nach Stuttgart alljährlich 30 — 40 Junge liefern konnte. In neuerer Zeit bemerkt man ihn jedoch nur einzeln zur Brütezeit in jener Gegend. Carbo cormoranus habe ich ziemlich genau beobachtet, allein ich glaube nicht, dass wir seine Geschichte erschöpfen, weil wir über dessen Verbreitung nichts Bestimmtes sagen können, indem er fast immer mit andern verwechselt wurde. So glaubt Natterer, der Carb. corm. aus Norwegen und Island sei eine vom deutschen und ungarischen ganz verschiedene, weit grössere Art, und so besitzt das Wiener Museum noch mehrere äusserst seltene Arten, mit welchen unser Vogel verwechselt wurde. Wenn wir auch diesen Vogel nach Lebensart, Fortpflanzung u. s. w. beobachtet haben und ihn in dieser Hinsicht ausführlich beschreiben können, so wird doch die Synonymie unrichtig ausfallen. Sonderbar ist schon der Um- stand, dass die nordischen Scharben auf Felsen brüten und sich nur am Meere auflialten, während die unserigen Flussinseln und die höchsten Bäume bewohnen, auch andere Arten von Fischen fressen. Wenn Sie übrigens glauben mit dieser Art fertig zu werden, so will ich Ihnen meine Notizen übersenden. Für eines der nächsten Hefte gedenke ich auch Merops apiaster, Glareola torquata, Ardea garzetta, nycticorax zu bearbeiten. Das, was ich von Ihren Vögeln weiss, werde ich Ihnen bei der üebersen- dung des ersten Heftes mittheileu. Susemihl hat sich nicht in unsere Vorschläge gefügt, sondern fährt fort, sein angefangenes Werk, wozu Dr. Gergens in Mainz den Text nach Temmink liefert, den Notar Bruch corrigirt, herauszugeben, und ich be- sitze jetzt zwei Hefte desselben. Zu den von Ihnen beabsichtigten Ausarbeitungen würde ich nöthig haben: Haematopus ostralegus im Dunenkleide und ein altes Weibchen im Winter, Grus cinerea, Ei und Dunen- oder wenigstens Jugendkleid, Kecurvirostra avocetta juv. und pull, sammt Ei, Strepsilas collaris, Ei und Dunenkleid, zu Machetes pugnax Dunenkleid und Ei. In vier bis sechs Wochen tverde ich Ihnen ohne Zweifel eine Anzahl Exemplare vom ersten Hefte senden und alsdann auch eine Partie Vögel beilegen können. Indessen grüsst Sie herzlich Ihr aufrichtiger Freund Salon, den 2. Februar 1840. Landbeck. - 137 — Mein tlieiirer Freund! In den letzten Tagen des September und den ersten des gegenwärtigen Monats machte ich einen Besuch am Federsee, dem zweitgrössten württembergischen See, '^/^ Stunden lang und •^^ Stunden breit, mit sehr ausgedehnten Rieden und Torfmooren, wohin ich jährlich zweimal komme, um Vögel zu jagen und zu beobachten, indem mancher Sumpf- und Wasservogel daselbst brütet oder sich im Durchzuge zeigt. Ich fand gerade Sylvia aquatica im Zuge. Es mochten etwa dreissig bis vierzig Stück sich in den unzugänglichen Eiedwiesen herumtreiben, denn ich konnte vom Schilf aus sieben Stück erlegen, von denen ich ver- mittelst des Hundes drei Stück erhielt, welche ein herrliches vollkommenes Herbstkleid trugen. Künftiges Frühjahr werde ich die Gegend wieder besuchen und hoffe alsdann eine grössere Anzahl zu erlegen, weil den Winter über das meiste Eohr, Binsen u. dgl. abgeschnitten werden. Zugleich schoss ich auf einen Schuss ein Paar junge Kampfstrandläufer, welche vorher mehrmals gefehlt wurden, aber dreimal die gleiche Stelle wieder besuchten; fünf Sterna nigra, sämmtlich im vollständigen Herbstkleide. Aus Pommern wird sie ohne Zweifel früher verschwinden, vielleicht halb vermausert.*) An einem Flusse tauchend fand ich viele Hundert von Podiceps minor, welche im warmen Quellwasser überwintern und der Forellenbrut Ab- bruch thun. Nun leben Sie wohl und seien Sie herzlich gegrüsst von Ihrem aufrichtigen Freunde L. Landbeck. Salon, den 20. October 1840. Mein theurer Freund! Endlich ist es mir möglich, Ihre beiden schätzbaren Briefe zu beantworten. Ich bin seit ein paar Monaten unwohl und hatte nebenbei mit meinem Amte viel Arbeit, so dass ich der Orni- thologie wenig Zeit schenken konnte; da ich jedoch jetzt einen Gehülfen halte, so wird mir künftig mehr Zeit hierzu verbleiben. *) So ist es, denn rein vermauserte schwarze Seeschwalben habe ich hier nicht gefunden. v. H. — 138 — Wenn Sie mir je ein Ei von Ilois falcinellus, Ardea ralloides und Carbo pygmaeus entweder abtreten, oder, wenn Sie keine Doubletten davon besitzen, zum Abbilden und Beschreiben über- senden möchten, wäre es mir sehr angenehm. Ich werde Ihnen später andere Seltenheiten dagegen zukommen lassen, zumal Glareola torquata. Diesmal erhalten Sie ebenfalls zwei seltene ungarische Eier, St. leucoptera et leucopareja. Wegen unseres Werkes habe ich mich schon viel geärgert, indem der Kupferstecher in der Ausführung meiner Zeichnungen sich willkürliche Abweichungen erlaubt, so dass ich mich ge- nöthigt sah, demselben die Platten zur Verbesserung zurück- zugeben. Sie erhalten hier die zwei letzten Platten, um zu sehen, wie sie jetzt ausgeführt sind. Emberiza cia Hess ich so ab- ändern. Die zweite (Coracias garrulus) ist gegenwärtig noch in der Arbeit; vorliegender Abdruck weicht bedeutend von meiner Zeichnung ab. Den Text von allen drei Arten des ersten Heftes erhalten Sie zur Durchsicht mit der Bitte, mir denselben mit Ihrer nächsten Lieferung wieder zurückzusenden, wobei ich auch um gefällige Zurückgabe der früher übersendeten Notizen über Turdus pilaris und Coracias garrulus bitte, weil es Originalnotizen aus meinem, aus lauter solchen einzelnen Bogen bestehenden ornithologischen Journale sind. Wie Sie das vorige Mal schrieben, sind Sie gesonnen, ein Werk über die Vögel Pommerns oder Deutschlands auszuarbeiten. Wenn ich Ihnen dabei Vorschub leisten kann, geschieht es mit Vergnügen. Ich habe auch im Sinne, eine Fauna Württembergs auszuarbeiten, indem ich Material genug dazu besitze; ob ich aber mich noch im Laufe des Winters damit befassen kann, ist zweifelhaft. Für die Isis habe ich einige Aufsätze an Oken ge- sandt, nämlich eine Beschreibung einer ungarischen Reiher-Insel; Beobachtungen über die Verbreitung der Felsenschwalbe und des italienischen Sperlings und eine Uebersicht der Säugethiere und Vögel Siebenbürgens, ungefähr nach Art meiner württembergischen Vögel, aber mit Angabe der ungarischen, wallachischen und pol- nischen Benennungen. Ich werde noch einige derartige iVrbeiteu liefern, um das naturforschende Publikum auf unser grosses Werk aufmerksam zu machen. Wir haben gegenwärtig S—V2 Grad Kälte, aber es zeigt sich kein nordischer Vogel, ausser einigen Bergfinken. — Mit essigsaurer Thonerde habe ich kürzlich Versuche zur Erhaltung — 139 - von geschossenen Vögeln im Fleische gemacht und habe sehr günstige Resultate erhalten, indem ein mit einer Auflösung dieser Thonerde in Hals und Luftröhre eingespritzter Blauspecht nach sechs Wochen noch gut abgezogen werden konnte. Dieses ist für ornithologische Reisen im heissen Sommer sehr wichtig. Hätte ich das Mittel in Ungarn schon gekannt, so wäre mir mancher seltene Vogel nicht zu Grunde gegangen. Sammeln Sie auch Insecten und Conchjiien? Wenn Sie Conchylien der Ostsee gelegentlich senden könnten, wäre es mir angenehm, in- dem unsere Anstalt eine Conchylien-Sammlung begonnen hat. Mit dem Wunsche, dass Sie Alles gut erhalten möchten und dass das kommende Jahr Ihnen reiche wissenschaftliche Beute bringen möge, schliesst mit unwandelbarer aufrichtiger Freundschaft und herzlichen Grüssen Ihr Landbeck. Salon, den" 12. Januar 1842. Mein theuerster Freund! Bevor ich Ihr letztes Schreiben erhielt, hat sich Buchhändler Hoftmann in Stuttgart — der bedeutendste Verleger naturhisto- rischer Schriften — geneigt erklärt, ein grösseres Werk über Vöo'el von mir in Verlag- zu nehmen. Dasselbe dürfte einen Text erhalten, welcher 60—70 Bogen im Format, des Naumann- schen Werkes gleich käme und durch etwa 48 — 50 Tafeln Ab- bildungen in Quartformat erläutert würde. Auf diesen Tafeln würden fast alle Männchen der europäischen Vögel, jedenfalls alle Sippen Platz finden. Es fragt sich jetzt, was wir thun wollen. — Haben Sie einen Verleger zu dem von Ihnen projec- tirten Werke oder nicht? Den Hoffmann' sehen Verlag würde ich aber jedem andern vorziehen, weil derselbe hauptsächlich mit naturhistorischen Schriften sich befasst, die ausgedehntesten Ver- bindungen hierfür besitzt und zur Ausführung der Abbildungen ganz gut eingerichtet ist. Man könnte die Abbildungen farbig drucken , womit Hoffmann auf meine Veranlassung gelungene Versuche gemacht hat. Theilen Sie mir nun Ihre Ansichten genau mit, damit wir mit dem Plane bald ins Reine kommen und diesen Winter die Sache vorbereiten können. Unsere Arbeit wird sich wohl so vertheilen, dass Sie hauptsächlich die Beschrei- — 140 — bungen bearbeiten — am besten auf halbgebrochenes Papier, damit ich meine Erfahrungen beifügen kann — und ich die Ab- bildungen fertige. So werden wir doch endlich noch unser Ziel erreichen, dem wir schon so viele Jahre nachstreben! Mit der Ausführung des Textes wie in der Beilage bin ich einverstan- den; doch wird natürlich Neues ausführlicher behandelt. Die nächste Zusammenkunft der Naturforscher ist in Bremen. Noch habe ich Ihnen mitzutheilen, dass ich im nächsten Früh- jahr nach Baj^ern übersiedeln werde, wo ich ein Landgut mit bedeutender Jagd gepachtet habe. Da ich selbst eine Wasser- jagd bekomme und dann nur drei Stunden bis an die Donau habe, so hoffe ich für meine Sammlung gute Beute zu bekommen. Graf von der Mühle besuchte ich in München; er zeigte mir einen Brief von Ihnen, bezeugte aber wenig Lust zu einem Tauschhandel, da er das hohe Porto scheut, üebrigens be- sitzt er wenig schön erhaltene Bälge, da er gar keinen Werth darauf legt und seine bloss aus Bälgen bestehende Sammlung nur als Mittel betrachtet. Er bearbeitet gegenwärtig ein ausführ- liches Werk über die Vögel Griechenlands mit Abbildungen. Seine neuen Wasservögel sind nicht neu, auch manches Andere nicht; ich habe seine Sammlung genau untersucht, er hat mir auch das Meiste zugestanden. Naumann hat ihn gebeten, ihm seine neuen Entdeckungen für die Nachträge abzutreten, damit sie nicht so arm ausfielen; hat auch das Meiste erhalten! — Nun leben Sie wohl und seien Sie herzlich gegrüsst von. Ihrem wahren Freunde L a n d b e c k. Salon, den 7. September 1844. Mein theurer Freund! An unserm Federsee erschienen dieses Frühjahr ungefähr vierhundert Charadrius auratus und vierunddreissig Grus cinerea, an dem Brinzsee vier Anser aegyptiacus, welche geschossen und verspeist wurden. Was halten Sie von der neuen Apuila pomarina, welche die grossen pommerschen Wälder bewohnen und in Schleswig und Holstein brüten soll? Haben Sie dieselbe schon beobachtet? Ich — 14L — befürchte fast, dass eine Verwechselimg*) mit dem Männcbeu des Schreiadlers vorwalten dürfte. Nun leben Sie wohl und seien Sie herzlich gegrüsst von Ihrem aufrichtigen Freunde L a n d b e c k. Salon, den 14. April 1842. Salon, den 16. August 1842. Mein theaerster Freund! Ich hätte Ihren letzten lieben Brief längst erwidert, wenn ich nicht gewünscht hätte, Ihnen zugleich ein Exemplar meiner sirmischen Vögelfauna zu übersenden. Mein Buchhändler hat mir aber abgerathen, dieselbe besonders herauszugeben, und so wird sie nun wahrscheinlich in der Isis ersclieinen, da sie bereits an Oken eingeschickt ist. Ausser den für die Isis gelieferten Auf- sätzen habe ich nicht viel ausgearbeitet, dagegen ziemlich viel Materialien gesammelt und beobachtet. Zur Erlegung von Vögeln habe ich hier wenig Gelegenheit, da in der Hofjagd nur unter Aufsicht des Jagdpersonals geschossen werden darf, was natür- lich äusserst hinderlich ist; doch erhalte ich von verschiedenen Seiten her seltenere Sachen. Genau bestimmte Eier und Nester der Vögel aus hiesiger Gegend habe ich heuer ziemlich viele gesammelt, darunter auch ein Nest von Regulus igni capillus, welche Art heuer ungemein häufig in einem an unser Gut an- stossenden Wäldchen sich aufhielt. Auch habe ich eine neue Quelle entdeckt, woher ich mancherlei frisch erlegte Strand- läufer erhalten kann. Es befindet sich nämlich eine Stunde von hier ein königlicher Park mit einem See, welcher allen durch- ziehenden Strandläufern einige Zeit zum Aufent- halte dient, überhaupt sind die ornithologischen Ver- hältnisse hiesiger Gegend eigenthümlich, indem Vögel, welche man nur im Norden zu suchen pflegt, zuweilen *) In vielen Fällen wird es sich auch wohl so verhalten. Mir ist es wenigstens nicht möglich gewesen, eine constante Grrössenvarietät auf- zufinden. Nur einmal erhielt ich durch Lindermayer ein auffallend kleines Stück aus Griechenland, welches ich an C. L. Brehm gab, der es auch beschrieben hat. Dieses Exemplar hatte jedoch unverkennbar in der Ge- fangenschaft gelebt. V. H. — U'2 — hier erscheinen, wie Haematopus ostralegus, Mergulus alle Mormon fratercula u. s. w. Haben Sie in Bezug auf die Naturforscher -Versammlung noch keinen bestimmten Entschluss gefasst? Sehr hübsch wäre es, wenn Sie nach Württemberg kämen, um unser Ländchen mit seinen Bergen, Thälern, See'n, Strömen und seinen ornithologi- schen Eigenthümlichkeiten zu sehen und mit Ihrer Heimath zu vergleichen. Ob ich, namentlich wenn Sie nicht kommen, nach Mainz gehen werde, ist sehr zweifelhaft, indem mehrere Um- stände im Wege sind und auch bei diesen Versammlungen für die Wissenschaft wenig, für den Magen aber viel geleistet wird, also hauptsächlich nur die etwa anzuknüpfenden Bekanntschaften wichtig sind. Es ist mir auffallend, dass in dem äusserst warmen und trockenen Sommer keine südlichen Vögel bei uns erscheinen, was unter ähnlichen atmosphärischen Verhältnissen fast immer der Fall war, z. B. 1811 Flamingo und Ibisse. Wir haben schon längere Zeit 24 — 25^ Wärme (Reaum.j, welche bei Nacht nur um 4—5" fällt. Dass Sie für Ornithologie thätig waren, habe ich, ausser in Ihrem Briefe, aus der Isis und einer Buchhändler-Anzeige vernommen, worin ein erster Nachtrag zu den pommerschen Vögeln aufge- führt ist, den ich vielleicht mit Ihrer nächsten Sendung erhalten werde. In Stuttgart wird gegenwärtig eine grossartige artistische Anstalt errichtet, was für unser grosses Werk von Wichtigkeit werden wird, indem daselbst alle Arten von Stich, Druck und Illumination ausgeführt werden sollen. Nun, lieber Freund, leben Sie wohl und erfreuen Sie bald durch gute Nachrichten Ihren aufrichtig ergebenen L a n d b e c k. Mein theuerster Freund! Obgleich ich eine grosse Jagd, welche nicht weit von der Donau entfernt liegt, besitze, so hat meine Sammlung dennoch bis jetzt wenig Zuwachs von daher erhalten; doch erhielt ich Nu- menius arquatus alt und Eier, Totanus calidris alt, Dunenkleid und Eier, ebenso Podiceps cristatus; sonst brütet noch Totanus — 143 — ochropus, Scolopax gallinago und galliniüa*), mehrere Enten und Wasserhühner. Dagegen bringt der Zug und Strich manchen seltenen Gast in meine Sammlung. Diese kann ich hier voll- ständiger aufstellen als in Ludwigsburg, indem ich im Kaume weniger beschränkt bin. — Wie Sie wissen werden, ist am 18. September die Zusammen- kunft der deutschen Naturforscher in Nürnberg. Es wäre dieses eine herrliche Gelegenheit, uns endlich einmal auch persönlich kennen zu lernen. Deswegen schlage ich Ihnen vor, diese Ver- anlassung nicht unbenutzt vorübergehen zu lassen, da wir so Vieles noch mündlich zu besprechen hätten. Vielleicht wäre es Ihnen alsdann noch möglich, mich nach Klingenbad zu begleiten und meine Sammlung zu mustern. In Nürnberg würden wir ohne Zweifel auch noch andere Ornithologen finden, welche un- serem literarischen Vorhaben nützlich werden könnten. Geben Sie mir gefälligst baldige Nachricht, ob ich auf das hohe Ver- gnügen rechnen darf, Sie in Nürnberg zu sehen, indem ich ausser diesem schw^erlich dahin reisen werde. Meine Desideraten werde ich Ihnen hier oder in Nürnberg aufgeben, falls Sie aber nicht kommen könnten, schriftlich mit- theilen, was mir im Augenblick nicht möglich ist, weil meine Sammlung noch nicht geordnet ist. In der Hoffnung baldiger Erwiderung grüsst Sie herzlich Ihr wahrer Freund L. Landbeck. Klingenbad, Landgericht Burgau in Bayern, den 5. August 1845. Viele Grüsse von Schertel. Klingenbad, den 18. Mai 1846. Mein theuerster Freund! Dieser gelinde Winter hat auch mir wenig Neues gebracht, obgleich zahlreiche Entenschaaren auf meiner Jagd hausten. Glücklicher w^ar ich dieses Frühjahr mit den Schilfsängern. Auf einem abgelegenen Winkel meiner Jagd, den ich sonst noch nie- mals besucht hatte, erlegte ich am 8. Mai von Sylvia arundi- ■) Hier waltet wohl ein Irrthum ob. v. H. — 144 — nacea zwei, S. pliragmitis drei, S. locustella ein Exemplar und zwar lauter Weibchen, sah auch noch S. aquatica oder ca- riceti, die im Herbst hier nicht selten ist. Auf den Herbst hoffe ich beim Rückzug noch reichere Ausbeute an Schilfsängern zu machen, indem diesesF ruh jähr der Zug der Männ- chen bereits vorüber war, als ich das erwähnte günstige Plätzchen, das auf eine halbe Stunde Länge ein mit Weiden bepflanztes Flussufer ist, entdeckte. Berglaubvögel habe ich im vorigen Jahre hier mehrere bemerkt, auch einen erlegt. Die Naturgeschichte der von Ihnen bezeichneten Vögel werde ich bearbeiten, sobald es meine vielen Geschäfte erlauben, was besonders den Winter hindurch der Fall ist. Und nun leben Sie wohl und seien Sie herzlich gegrüsst von Ihrem aufrichtigen Freund Landbeck. Klingenbad, den 27. Dezember 1851. Mein theuerster Freund! Das Jahr 1848 hat bei mir, obgleich ich jeder politischen Bewegung durchaus fremd geblieben bin, eine Verstimmung er- zeugt, welche der Wissenschaft nicht günstig war und wozu dann meine isolirte Lage kam, welche mir niclit gestattete, die Fort- schritte derselben durch Benutzung der neueru Literatur zu ver- folgen und mit denselben auf dem Laufenden zu bleiben, so dass ich in dieser Zeit für Ornithologie wenig thun konnte. Auch die Isis, das Organ, dessen ich mich zur Bekanntmachung meiner Erfahrungen bediente, hat inzwischen aufgehört, und so war dies ein weiterer Grund zu meiner ornithologischen Unthätigkeit. Zwar habe ich meine Sammlung nicht vernachlässigt, sondern günstige Gelegenheiten stets zur Vermehrung derselben benutzt, aber nicht mehr mit dem früheren Eifer. Wie ich aus der Rhea und Xaumannia sah, haben Sie dagegen bedeutende Fortschritte gemacht und insbesondere über die Drosseln herrliche mono- graphische Arbeiten geliefert, welche Naumann in seinen neuesten Beiträgen benutzen konnte und auch benutzt hat. — Ich erinnere mich nicht mehr, ob ich Ihnen die Entdeckung eines neuen Sängers unter meinen griechischen Bälgen mitgetheilt habe. Ich habe diesen Vogel als Sylvia cinerea erhalten, was er jedoch — 14Ö - nicht ist und ihm den Namen Sj^lvia guttata*) beigelegt. Er ist in den Jahresheften des württembergischen naturhistorischen Vereins von mir abgebildet und beschrieben. Da ich nur das Männchen besitze und beschreiben konnte, erhielt ich nach Jahr und Tag vom Leibarzt des Königs von Griechenland, Dr. Linder- mayer in Athen, die Nachricht, dass er sich von der Kichtigkeit meiner Beschreibung überzeugt und auch das Weibchen entdeckt habe, das er mir bei Gelegenheit übersenden werde, was jedoch bis jetzt noch nicht geschehen ist. — Von der v. Müller'schen Expedition unter dem jungen Brehm erhielt ich einige interessante Vögel, z. B. Cursorius isabellinus, Charadrius spinosus, Sterna nilotica, Rhynchaea variegata, Alcedo rudis, Falco melanopterus, Merops viridis u. s. f. Wie mir Baron Müller mittheilte, hat er ein gepaartes Paar von meiner früher beschriebenen Sylvia rubricapilla in Abyssinien erlegt und Naumann zur Benutzung für seine Nachträge geliehen. Sie werden staunen, wenn ich Ihnen mittheile, dass ich halb und halb entschlossen bin, mit meiner Familie und ein paar Ornitho- logen nach Chili auszuwandern, um dort Landwirthschaft und Naturwissenschaften zu betreiben. Ein Haupthinderniss wird nur der Verkauf meiner Sammlung sein, die ich der Wissenschaft zu Liebe nicht zerstückeln mag und im Ganzen nicht werde ver- kaufen können. Sollte Ihnen ein Liebhaber zu derselben be- kannt sein, so würden Sie mir einen Freundesdienst erweisen, mir denselben zu nennen. Aus diesem Grunde theile ich Ihnen in Kürze noch Fol- gendes mit: Meine ornithologische Sammlung umfasst ungefähr 420 Species, meist Europäer in fast allen Kleidern, auch Exoten und namentlich auch ca. 20 Species herrliche Colibris, im Ganzen in mehr als 2000 Exemplaren, wovon etwa 1300 meist pracht- voll ausgestopft und aufgestellt sind. Meine Eiersammlung be- steht ungefähr aus 200 Arten in 6—700 Exemplaren; seltene Nester sind auch ziemlich da. Sodann besitze ich eine Samm- lung von ca. 1200 Species meist deutschen, mexikanischen und nordafrikanischen Käfern, wovon über 1000 richtig bestimmt und sehr schön erhalten sind, in ca. 8000 Exemplaren; ferner eine Sammlung von Wanzen, Libellen, auch Schmetterlingen ; endlich *) Die citirte Abbilduno- kenne ich nicht; doch möchte ich wohl glauben, dass die erwähnte Sylvia mit S. Rüppellii identisch sei. V. H. V. Home j' er, Ornitholog. Briefe. 10 - 146 — würde ich meine ziemlich bedeutende naturhistorische Bibliothek und meine auf Reisen in Ungarn und den Alpenländern, Schweiz, Tyrol, in Bayern, AVürttemberg und Baden gesammelten ornitho- logischen Notizen, welche zum Theil in der Sammlung basirt sind und nicht wohl davon getrennt werden können, dazu geben, wodurch ein Käufer, der zugleich tüchtiger Ornithologe ist, in den Stand gesetzt würde, darauf fortzubauen und alle meine in mehr als zwanzig Jahren gesammelten Beobachtungen und Er- fahrungen für die Wissenschaft noch nutzbringend weiter zu verarbeiten. Ich habe fast alle Alpen- sowie die ungarischen Vögel in den natürlichen Stellungen gezeichnet und von allen die Köpfe und Füsse mit den natürlichen Farben in Lebensgrösse gemalt, was mich sehr viel Zeit und Geld gekostet hat. Diese Zeichnungen würden ebenfalls mit der Sammlung abgegeben. Für das Ganze verlange ich den gewiss nicht hohen Preis von 4000 fl., wofür ich sogar noch einen Theil der vorhan- denen Bälge ausstopfen Hesse. Sollte ich diesen Verkauf nicht realisiren können, dann werde ich die Sammlung auch ferner vermehren und bin dann mit Vergnügen bereit, unsern frühern Tauschverkehr wieder anzuknüpfen. In der Hoffnung, bald mit einer I]rwiderung erfreut zu werden, grüsst Sie herzlich Ihr aufrichtiger Freund Landbeck. Klingenbad, den 27. Juni 1852. Mein theuerster Freund! Endlich nach vielfachen vergeblichen Bemühungen ist es mir gelungen, meine Sammlungen, freilich weit unter der ge- hofften Summe, zu verkaufen, und zwar an den A^erleger der Xaumannia, den Baron v. Müller aus Stuttgart. Nachdem ich von dieser Sorge befreit bin, werde ich nicht mehr lange hier verweilen und wahrscheinlich schon am 20. Juli von Hamburg abreisen. Eines bedaure ich noch , nämlich meine Abreise aus Europa, ohne Sie persönlich kennen gelernt zu haben.*) Wenn *) Aus vollem Herzeu theilte ich dies Bedauern, aber ein zu eben tlei' Zeit abgeschlossener (xutskauf band mich hier, und nicht ohne - 147 — nur nocb eine Zusammenkunft irgendwo möglich wäre, entweder auf meiner Reise nach Hamburg oder bei Brehm, zu dem ich in der nächsten Woche wahrscheinlich reisen werde! In der Hoffnung möglichst baldiger Nachrichten grüsst Sie in herzlicher Freundschaft Ihr treu ergebener L a n d b e c k. Prinz Maxiniillau von Wied an E. F. ron Homeyer. Xeu-Wied, am 18. October 1846. Euer Hochwohlgeboren haben ehemals die Güte gehabt, mit mir zu correspondiren, und ich erlaube mir daher heute eine ergebenste Anfrage, da ich Ihren Eifer und Ihre Liebe zu dem schönen Studium der Orni- thologie kenne. In dem ersten Hefte der Rhea las ich einen Aufsatz von Euer Hochwohlgeboren und ersehe daraus, dass einige in meiner Gegend seltene Vögel bei Ihnen zuweilen vorkommen, weshalb ich mir die Erlaubniss erbitte, mich mit Ihnen zu unter- halten. Wäre ich im Stande, Euer Hochwohlgeboren angenehme Aequivalente anzubieten, so würde ich Sie ergebenst ersuchen, mir gelegentlich einige der bei uns seltenen Vögel zukommen zu lassen. Die Rheingegenden bieten im Allgemeinen nicht sehr viele Seltenheiten dar; die Steindrossel nistet alljährlich bei uns, ebenso Falco apivorus und leucopsis Bechst., oder Aquila brachydactyla, von dem ich noch neulich ein gutes Exem- plar erhielt. Aus Grönland und Nordamerika erhalte ich all- jährlich Vögel, so z. B. kürzlich Anser hyperboreus, albifrons, Mergus cucullatus. Anas perspicillata, Valisneri, rubida, ameri- cana, histrionica, glacialis, Barowii und viele andere ; auch sind mir aus Texas jetzt interessante Vögel versprochen. Ich weiss nicht, ob Euer Hochwohlgeboren bloss europäische oder auch exotische Vögel sammeln, und erbitte mir deshalb über diesen Gegenstand eine gefällige Nachricht. Sehr interessant waren mir unter den von Ihnen erwähnten Vögeln besonders Anas Wehmuth musste ich einen Mann ohne mündUchen Scheidegruss in einen andern Welttheil ziehen lassen, an welchen mich so viele gemeinsame Bestrebungen knüpften, den ich herzlich lieb gewonnen hatte, ohne ihm je in sein treues Auge zu blicken. v. H. 10* — J4S - Stellen, wovon ich sehr gerne die verschiedenen Geschlechter und Farbenkleider eintauschen würde; ferner Fringilla er3^thrina, Alauda alpestris, Larus minutus, Aquila naevia in verschiedenem Kleide u. s. w. Ganz besonders angenehm würde es mir sein, wenn Euer Hochwohlgeboren bei Anas Stelleri und Fringilla erythrina an mich denken wollten, und ich bitte um eine gefällige Nachricht, welche Naturalien Sie dagegen wünschen würden. Sollte ich keine würdigen ornithologischen Aequivalente be- sitzen, so stehe ich mit einem Exemplare meiner nordamerika- nischen Eeisebeschreibung zu Diensten, und es Hesse sich viel- leicht auf diese Art ein kleines Tauschverhältniss einleiten. — Auch die schöne Anas tadorna in beiden Geschlechtern kommt an den pommerschen Küsten gewiss vor und ein Paar schöne frische Exemplare derselben würden mir angenehm sein, sowie Coracias garrula, Picus martius und Bombycivora garrula. Sehr angenehm wird es mir sein zu vernehmen, ob ich Euer Hoch- wohlgeboren einige Ihnen angenehme Gegenstände zu verschaffen fähig sein werde, und in dieser Hoffnung empfiehlt sich mit der Versicherung der vollkommensten Hochachtung Euer Hochwohlgeboren ergebenster Max Prinz Wied. Neu-Wied, am 10. Februar 1847. Euer Hochwohlgeboren haben mir durch die interessante, glücklich bei mir eingegangene Sendung recht viel Freude gemacht, und ich kann nur meinen wärmsten Dank sagen, muss aber zugleich bedauern, dass Sie sich von der schönen Anas dispar getrennt haben, die in Ihrer Sammlung als Zierde stand. — Ich glaube, Sie sind gewiss in dem Falle gewesen, wie ich mit Anas perspicillata, indem ich täglich diesen Vogel erwarte, aber auch mein eigenes Exemplar abgeben könnte. Euer Hochwohlgeboren sind nun freigebiger gewesen, als Sie dies von mir verlangen; ich aber kann mich dabei nicht beruhigen, sondern kommt die genannte Ente nicht bald an, so erhalten Sie das in meiner Sammlung stehende voll- kommen schöne Exemplar. Der zweite Vogel, den ich schon vorräthig besitze, ist Falco leucopsis, den ich gegen Falco nae- vius rechne, und ich bin in der gewissen Erwartung, die ge- - 149 — wünscliten Vögel bald aus Amerika ankommen zu sehen, wo ich dann sogleich die Kiste werde abgehen lassen, bis dahin aber mir noch eine kleine Frist zu erbitten wage. — Sehr erfreulich waren mir die prachtvollen Exemplare von Coracias garrula und Bombycilla, die beide bei uns zu den wahren Seltenheiten ge- hören. Dagegen nistet Turdus saxatilis bei mir und ich könnte auch südeuropäische Vögel geben, als die dortigen Sängerarten u. dgl., welche Sie aber sämmtlich besitzen werden. Für die inländischen Vögel würde ich bei einem Tausche bald in den Rückstand gerathen, denn hier am Ehein haben wir wenig Seltenes ; doch kann ich Seevögel aus Holland erhalten. — Die nordamerikanischen Vögel kann ich ziemlich vollständig ver- schaffen, sowie auch viele andere ausländische ; allein mit den em'opäischen, mit iVusnahme der Grönländer, steht es nicht so gut. Sollten Ihnen grönländische Schneehühner, Strix nyctea und andere Arten angenehm sein, so kann ich ohne Zweifel bald damit dienen. Ich besitze von dort her mehrere Eier, z. B. Fringilla lapponica, Linaria und mehrere Wasser vögel : Eier, die ich, wenn Sie es wünschen, mitschicken könnte. Gegen das Weibchen der Anas dispar könnte ich die weib- liche perspicillata geben, auch würde Ihnen vielleicht Anas Va- Hsneri aus Nordamerika angenehm sein, da sie mit ferina so viel Aehnlichkeit hat, und die schöne Anas sponsa, wovon ich wohl noch eine gute Doublette besitze. — Da Sie zur Vergleichung vielleicht auch die europäischen Entenarten wünschen, die ich aus Nordamerika mitbrachte, so könnte ich von diesen vielleicht ebenfalls noch einige abgeben. Ihre Sammlung muss sehr voll- ständig und schön sein ; leider habe ich aber in der mir neulich zugekommenen Kiste die erwähnten Programme vergebens ge- sucht, welche eine Beschreibung oder Nachrichten über Euer Hochwohlgeboren Museum enthielten. Die Spitzmäuse der hie- sigen Gegend kann ich verschaffen, auch manche interessante Fledermaus, z. B. barbastellus, den ich hier schon öfters erhielt, und Rhinolophus ferrum equinum. Ich besitze noch einige Kisten mit brasilianischen Schmetter- lingen, leider nichts Bedeutendes oder Schönes, meist kleine Thiere, unter denen jedoch manches Seltene sein könnte. Diese würde ich gerne abgeben , da ich Insecten nicht sammle ; ich verstehe aber ihre Versendung nicht recht gut, und sie könnten auf diese Art leiden, da sie sehr trocken und gebrechlich sind. - 150 — Falco leucopsis nistet alljährlich bei uns. Da nur gewöhnlich ein Paar sich hier aufhielt, so Hess ich wo möglich nach der Brut immer einen oder ein Paar dieser scheuen Vögel schiessen, was nicht alljährlich zu gelingen pflegt. Im vergangenen Sommer schoss mir ein Jäger den alten Vogel mit der Büchse von einer hohen Eiche herab, die Jungen erhielt ich nicht; sie kommen im April zurück und nisten dann in einem waldigen Gebirge, dem sogenannten Rockenfelder- und Rheinbrohler- Walde. Ich hoffe, dass wir im kommenden Sommer vielleicht ein Paar Horste finden werden, und ich werde mir alsdann Mühe geben, die d i ck e n, u n g e f 1 e ck t s c h m u t z i g w e i s s e n E i e r zu erhalten. Ich erhielt diese Eier nur einmal. Damals hatte ein Förster, während das Weibchen legte, das Männchen weggeschossen. Das erstere blieb mir über die Zeit auf den Eiern sitzen, und da gar keine Jungen herauskommen wollten, so Hess ich den Horst er- steigen und man fand ein (oder zwei?) faule Eier.*) Auf jeden Fall werde ich mein Auge gehörig auf diese interessanten Vögel richten und hoffe wieder mehrere derselben zu erhalten. Von Falco apivorus besitze ich ebenfalls ein schönes, frisches, hier erlegtes Paar in duplo. Beschämt, dass ich Ihnen nicht augenblicklich eine Kiste zukommen lassen kann, da ich der Entfernung und des Portos wegen zu kleine Sendungen vermeiden will, soll es mein grösstes Anliegen bleiben, gleich eine Sendung abgehen zu lassen, so- bald die mir angekündigten amerikanischen Vögel ankommen. Mit der Versicherung meiner aufrichtigsten Dankbarkeit Euer Hochwohlgeboren ergebenster Max Prinz Wied. Auch von Falco Milvus Linn (Milvus regalis) besitze ich schöne Exemplare, frisch präparirt, d a d i e s e r V o g e 1 b e i mir gemein ist. Ich habe auch die Eier. ' M. P. W. *) Es ist dies wohl die erste sichere Beobachtung des brütenden Vogels und seines Eies. Dass der Prinz es im Zweifel lässt, ob ein Ei oder zwei im Horste gewesen, kommt wohl daher, dass man zu der Zeit noch nicht glaubte, viel weniger sicher beobachtet hatte, dass der Schlangenadler stets nur ein Ei lege. v. H. — 151 — Neu-Wied, am 4. April 1847. Euer Hochwolilgeboren kann ich nun endlich meine Schuld abtragen und Ihnen eine Kiste senden, sobald die zwischen Amsterdam und Neu-Wied gegenwärtig auf dem Rheindampfschiffe befindliche Kiste ange- kommen sein wird. Sie werden darin finden: 1. Falco leucopsis, 2. Anas perspiciUata mas., 8. Anas boschas americana, 4. A. ame- ricana; leider kein sehr schönes Exemplar, doch kann ich bald ein besseres geben (sie gleicht der penelope), 5. Perdix franco- linus, 6. Turdus saxatilis, eine Stunde von Neu-Wied er- legt, 7. Mergus cucullatus. 8. Anas clangula americana. Die Eier von Falco Milvus, vielleicht auch Strix Bulbo, werde ich in diesem Frühjahr hoffentlich verschaffen können, und von leucopsis vielleicht ebenfalls. — Da mir mein Correspondent in Amerika keine Brillenenten in diesem Jahre mitgeschickt hat, so bekomme ich sie im künftigen, wenn wir dasselbe erleben, und alsdann kann ich Ihnen hoffentlich die weibliche perspiciUata geben. — Euer Hochwohlgeboren kennen wohl Professor Nilson in Schweden? oder Sie stehen in Correspondenz mit ihm? Ich wünschte wohl mit ihm in einen Briefwechsel zu kommen. Es fragt sich aber, ob er deutsch oder französisch schreibt. Aus Schweden fehlen mir noch verschiedene Naturalien. Eine vollständige Liste der mir fehlenden europäischen Vögel will ich ausziehen, sobald ich ein wenig Zeit behalte. Ich muss Euer Hochwohlgeboren ersuchen, mir zu sagen, welche nordamerikanischen Vögel Sie etwa wünschen, da ich für das kommende Jahr (für nächsten Winter) die Bestellung jetzt bald zu machen gesonnen bin. Vielleicht wären Ihnen Anas marila, carolinensis (die sich kaum von crecca unterscheidet), discors und andere Arten angenehm? Der gegenwärtige Winter hat uns hier gar nichts Seltenes für unsere Sammlungen gebracht. Ein einziger Kranich wurde hier geschossen, sonst nichts von Bedeutung. Jetzt haben wir Falco milvus schon hier, sowie die Rothschwänzchen; allein es hat heute Nacht wieder gefroren (—3'% so dass die armen Frühlingsvögel wieder in Verlegenheit gerathen, wo sie ihr Futter hernehmen sollen. Gestern sah ich ein Paar Weidenzeisige (Sylvia rufa) an den Zweigen nach Insecten ängstlich umhersuchen. — 152 - Um den 15. April schlagen hier alljährlich die Nachtigallen, dies ist die Regel : doch habe ich beobachtet, dass sie manchmal ein Paar Tage früher schon gehört wurden. Sollten Sie mit Herrn Professor Nilson in Correspondenz stehen und demselben von mir Empfehlungen ausrichten wollen, da ich ihm für eine Broschüre zu danken habe, die er mir gelegentlich schickte, so würde es mir sehr angenehm sein. Man müsste alsdann aber wissen, auf welchem Wege und auf welche Art jene Correspondenz nach Schweden sich am leichtesten und mit den wenigsten Kosten macht, besonders um Kisten mit Büchern oder Naturalien zu schicken. Mit der Versicherung meiner vollkommensten Hochachtung und Dankbarkeit Euer Hochwohlgeboren ergebenster Max Prinz Wied. Neu-Wied, am 81. Januar 1848. Euer Hochwohlgeboren bedeutende und interessante Sendung habe ich zu erhalten das Vergnügen gehabt und sage Ihnen meinen aufrichtigsten Dank. Zwar besass ich die meisten dieser Vögel, doch war mir Aquila naevia sehr willkommen; Coracias garrula, Pica cyanea (von welcher ich an demselben Tage ein anderes Exemplar erhielt), Sterna leucopareja, Colymbus arcticus, Anas tadorna sehr ange- nehm, wenn mir gleich die letztere etwas von Insecten ange- griffen schien, da sie Federn fahren*) lies^. Um sicher zu sein, habe ich sie ausbacken lassen, da sie mir in diesem Uebergangs- kleide noch fehlte. Die grossen Vögel, die ich schon besass, nehmen viel Platz weg ; ich hoffe sie aber vertauschen zu können. Von den von Ihnen gewünschten Vögeln habe ich von den Grönländern sogleich für Sie zurückgelegt: 1. ein altes vollstän- diges Mittak-Männchen (Somateria mollissima), 2. Anas specta- bilis, Männchen im Uebergange, 3. dieselben weiblichen Vögel, Falco islandicus, ein schönes weisses Weibchen. Da die nord- amerikanische Kiste noch nicht angekommen ist, so kann ich noch nichts von dieser sagen, indem ich nicht genau unterrichtet *j Ein Vogel in beginnender Mauser, daher das Uebergangskleid und die losen Federn. v. H. - 103 — biu, was sie mir bringen wird. Sobald sie ankommt, werde ich die versprochenen Gegenstände zu übersenden eilen. — Merk- würdig ist es, was für eine Menge von Seidenschwänzen (Bomb}- cilla garrula) in diesem Jahre in Deutschland erlegt worden sind. Auch hier bei uns sind viele auf den Ebreschen-Bäumen ge- schossen und ausgestopft worden. Was die grönländischen Vögel anbetrifft, so sind die dieses Jahr erhaltenen ganz tadellos angekommen, wenigstens scheinen sie vollständig intact, obgleich alle diese Exemplare ohne Ver- giftung versendet werden. Die Herrnhuter wollen in ihren Missionen den Eingebornen keine Arsenikseife in die Hände geben und doch werden alle diese Vögel von den Grönländern geschossen und präparirt. Ich habe mich schon sebr bemüht, diese Pro- cedur zu verbessern, allein es ist tauben Ohren gepredigt. Von Anser hyperboreus, der selbst in meiner Sammlung noch nicht aufgestellt ist, habe ich schon mehrere Exemplare versendet, auch jetzt wieder welche verschrieben. Vielleicht erhalte ich einige. Sie sind aber theuer, und die Nachfrage bei mir ist sehr gross danach. Junge graue Individuen erbält man viel leichter als die ganz weissen alten. Sobald die amerikanischen Vögel ankommen, werde ich der Kiste auch einige Eier beilegen, wenigstens vom Schneehuhn und vielleicht noch andere; leider habe ich Alca torda, das des Adlers und einige andere schon vertauscht. Auch bei uns hat es bis jetzt noch gar wenige nor- dische Enten gegeben, obgleich unser Khein seit zwei bis drei Tagen fest zugefroren ist und beinahe die Ansicht von Süd- Victoria-Land bietet, da er prachtvoll mit grossen glänzenden Eisscb ollen wild belegt ist. Gestern am Sonntage sah man an Tausend Menschen hier bei der Stadt auf dem Eise. Die Kälte ist bis jetzt noch nicht höher als 10 bis 11^ bei uns gewesen, und heute ist Thauwetter, +2^-2^ Morgens 9 Uhr, so dass der Schnee, wenn dies Wetter fortbesteht, wohl bald wieder auf- brechen wird. Das Frühjahr dürfte uns vielleicht noch fremde Enten oder wilde Gänse, von welchen sich hier immer nur xlnser segetum zeigt, zuführen. Anser ruficollis habe ich noch nicht, auch fehlen mir Anser arvensis, intermedius, albifrons recht alt, minutus (wie sie Naumann abbildet) ; ferner Anas tadorna masc. recht alt, schön und frisches Exemplar, Anas rutila beide Ge- schlechter, strepera recht schönes Männchen, Anas penelope masc. im Sommerkleide, leucocephala beide Geschlechter, Anas glacialis — 154 — masc. im Sommerkleid e, Anas dispar fem., Colymbus arcticus fem. oder Jugendkleid, Uria gTylle jung und im Uebergangskleide, Alca impennis und besonders Aquila clanga, den ich noch gar nicht kenne. Wäre Ihnen dann wohl ein schöner Aquila albi- cilla (gnt aufgestellt) und ein Colymbus glacialis im vollkommenen Gefieder angenehm, so bitte ich um gefällige Nachricht, um diese Gegenstände der Sendung beilegen zu können. Wäre Ihnen dann der Auerhahn nicht angenehm ? Kommt er in Ihrer Gegend vor? Ich könnte Ihnen ein schönes Exemplar schicken. Sterna caspia, leucoptera, fuliginosa, Larus minutus, sowie mehrere Podiceps-Arten wären mir ebenfalls angenehm, doch diese giebt es jetzt nicht. Sollte denn in der Gegend von Pommern, welche Euer Hochwohlgeboren bewohnen, nicht der Mink (Mustela lu- treolaj vorkommen? Ich gab mir längst Mühe, ein solches ganzes Thier in Branntwein zu erhalten, um das Fell ausstopfen, das Scelett und die Anatomie machen zu lassen. Ich erhielt ein Paar Exemplare, allein immer waren sie ausgestopft und das eine, aus Trachenberg in Schlesien, leider so schlecht, dass es keinen Bestand hatte. Euer Hochwohlgeboren sind sehr gütig, Ihr neues inter- essantes Werk mir dediciren zu wollen; ich bin sehr begierig, dieses interessante Werk eines so ausgezeichneten Ornithologen kennen zu lernen. Wegen des Eies von Pj^rihula enucleator werde ich nach Nordamerika schreiben ; vielleicht gelingt es mir, von dort mehrere nordische Eier zu bekommen. Ich hoffe jetzt mit Herrn Professor Nilson in Schweden in Correspondenz zu kommen, vielleicht gelingt es mir alsdann, von dort Tetrao alpi- nus, subalpinus und islandorum zu erhalten , Fringilla monti- fringilla im Sommerkleide und mancherlei andere hochnordische Thiere. Mit der Versicherung der vollkommensten Hochachtung und aufrichtigsten Dankbarkeit Euer Hochwohlgeboren ergebenster Max Pi inz Wied. — 155 — Neu-Wied, am 25. März 1848. Euer Hochwohlgeboreu kann ich endlich anzeigen, dass ich die amerikanische Sendung täglich erwarte, welche mir jedoch manche der gehofften Vögel in diesem Jahre nicht bringen wird, z. B. Anser hjperboreus; dagegen kann ich Ihnen nachfolgende Vögel schicken: 1. Falco islandicus fem. 2. Somateria spectabilis. 3. „ mollissima, altes Männchen. 4. Anas perspicillata. 5. „ Valisneri. 6. „ carolinensis. (Ist unserer crecca sehr ähnlich, da- her interessant für Sie.) 7. „ albeola. 8. „ rubida. Da ich diese Vögel noch nicht gesehen habe, so kann ich über ihr Geschlecht noch nicht bestimmen; doch vermuthe ich, dass perspicillata ein Weibchen, Valisneri ebenfalls, sein wird, und dass ich Ihnen von albeola vielleicht ein Paar geben kann. Sobald die Sachen ankommen, sollen sie sogleich abgeschickt werden. Sollten Sie Anas rubida nicht wünschen, so bitte ich, mich davon in Kenntniss setzen zu wollen. Die Zeiten sind so traurig, dass in der Zukunft die Aus- sicht auf Anarchie sich uns eröffnet. Ob wir das Haus über dem Kopfe behalten, dies ist sehr zweifelhaft, daher hat man in diesem Augenblick weder Lust zu Acquisitionen, noch am Studium. Der Communismus wird uns vielleicht bald zeigen, dass man den Bündel schnüren und nach Amerika auswandern müsse. Wer jetzt noch jung und kräftig wäre und jenseits des Meeres so viel besässe, dass man ohne Sorgen leben könnte ! Was werden wir noch erleben ! ! ! Verzeihen Sie heute meine Eile und Kürze, allein ich habe mancherlei Abhaltungen. Sollten Sie auch die amerikanische Anas marila (Scaup Duck) wünschen, so kann ich von dieser wahrscheinlich ein Exemplar beilegen. Mit vollkommenster Hochachtung Euer Hochwohlgeboren ergebenster Max Prinz Wied. — im — Neu-Wied, am 11. April 1848. Euer Hochwohlgeboren kann ich endlich beikommend nachfolgende Vogelarten über- senden : 1. Anas perspjcillata masc. Ein Weibchen habe ich nicht bekommen. 2. „ mollissima masc. 3. „ spectabilis jung. 4. „ histrionica masc. 5. „ Valisneri fem. 6. „ carolinensis masc. 7. „ albeola masc. 8. „ ,. ,, fem. .9. „ clangula americana masc. 10. „ Falco islandicus fem. Mein Correspondent hat mich leider mit verschiedenen Arten nicht versehen, welche ich gewünscht hätte, wir müssen also auf künftiges Jahr hoffen, wo es vielleicht oder vielmehr hoffentlich in der Welt besser aussehen wird als jetzt. Beinahe hat man keine Lust, irgend ein Geschäft, selbst eine Lieblingsbeschäftigung, zu treiben, — so traurig sind die Aussichten. Wer weiss, ob man nicht noch einmal gezwungen der neuen Welt wird zueilen müssen. Diese traurigen Zeiten haben aber mir doch eine ganz unerwartete Freude verursacht, nämlich die, Ihren Herrn Bruder, Major im 27. Infanterie-Regimente, hier kennen zu lernen. Wir sprachen viel von Ihnen ; leider habe ich aber Ihren Herrn Bruder nur erst einmal gesehen, und zwar als er bei uns zu Mittag speiste. Es sind seitdem Truppen von hier abmarschirt, und ich weiss nicht, ob Ihr Herr Bruder gegenwärtig noch hier ist, was ich aber bald erfahren werde. Leider ist das Militär, unsere herrliche, so brave Armee, in der ich selbst so lange gedient habe, jetzt in einer traurigen Stimmung. Man hat sie in Berlin sehr ungerecht behandelt. In Pommern haben sie immer noch die beste Stimmung für den König, und dieses treue tüchtige Volk scheint seinem König treu zu bleiben ! ! ! Meine Zeit ist sehr in Anspruch genommen, ich muss mich also heute sehr kurz fassen, würde mich aber freuen, von Ihnen etwas über die Stimmung in Ihrer Provinz zu vernehmen. — 1 Ö7 — In der Hoffnung, dass die Sendung glücklich ankommen möge und mit der Versicherung der vollkommensten Hochachtung Euer Hochwohlgeboren ergebenster Max Prinz Wied. Nachschrift. Die Eulen aufgestellt zu übersenden, würde viele Kosten verursachen; Strix brach} otus americana kann ich als Balg zur Einsicht beilegen, bitte mir dieselbe aber wieder aus, da sie mein einziges Exemplar ist. Mehrere der von Ihnen gewünschten Arten besitze ich selbst nicht, so z. B. Falco peregrinus aus andern Ländern; denn ich habe nur den bei Neu- Wied nistenden Vogel. Aquila chrysaetos und albicilla besitze ich nur aus Europa. Den amerikanischen Fischaar besitze ich, jedoch schon aufgestellt; auch den brasilianischen. — Anser hyperboreus habe ich in diesem Jahre nicht erhalten. Neu- Wied, am 28. October 1848. Euer Hochwohlgeboren interessante Sendung ist glücklich bei mir eingetroffen, und ich sage Ihnen meinen aufrichtigsten Dank für Ihre Güte. Die Sterna caspia ist ein schön ausgestopftes Exemplar; auch der junge Colymbus arcticus war mir interessant, und für die schöne tadorna bin ich ebenfalls sehr dankbar. Ich weiss nicht, ob ich diese Vögel gerade in meine Schränke einreihen darf? Sollten sie frisch ausgestopft sein, so würde man dieses wohl unbedingt wagen können. Leider habe ich bis jetzt aus Nordamerika noch nichts Interessantes erhalten, was ich Euer Hochwohlgeboren an- bieten könnte, muss daher diesmal noch etwas im Kückstande bleiben. Dennoch hoffe ich wieder auf hübsche Enten, Gänse und dergl., worunter sich vielleicht einige in Ihrer Liste fehlende Arten befinden k,önnten. Aus Grönland habe ich dreissig Stück Vögel auf der Eeise; vielleicht ist auch dabei etwas für Sie Brauchbares. Herr Pfarrer Bock aus Danzig hat mir ge- schrieben, und meine Antwort ist abgegangen. Da derselbe alle Arten von Vögeln und selbst Naturalien aus andern Reichen an- nimmt, so kann es nicht schwer werden, ihm einige Gegen- stände zu senden. — 158 — Leider sind die Aussichten in Deutschland noch immer sehr trübe ! Die Stände-Versammlungen können mit der Constitution nicht fertig werden, und was sie machen, sind schreckliche Un- gerechtigkeiten gegen uns, ja weit ärgere Tyrannei als sie zuvor je existirt hat. In Nassau hat man uns gegen den Ausspruch des Parlaments 7X\ Frankfurt selbst die Jagd auf unserm eigenen Grund und Boden genommen, selbst da, wo wir über 300 Morgen an einander liegend besitzen ! Das sind Handlungen der Libera- lität und Freiheit! Dieses wird nun wohl hoffentlich nicht so bleiben, die Un- gerechtigkeit wäre zu himmelschreiend ! In dergleichen ange- nehmen und beruhigenden Einrichtungen leben wir nun täglich und sehen noch vielen dergleichen Verbesserungen entgegen. Wer doch noch einmal jung wäre, um nach einem fernen Welttheile reisen zu können; aber in alten Tagen dergleichen erleben zu müssen, das ist traurig. Da man nicht weiss, wie man miss- handelt werden wird, so kann man jetzt durchaus keine An- schaffungen machen, und sowohl meine Sammlung als meine Bibliothek müssen darunter leiden. Ich kann jetzt nicht recht viele Gegenstände bestellen, würde auch gern meine ganze Samm- lung abgeben, wenn sich Jemand fände, der mir ungefähr den Wertli ersetzen wollte. Zu einem solchen Geschäfte ist aber eben deshalb auch die Zeit höchst ungünstig. Ich habe interessante ausländische Sendungen in Aussicht. Eine Sammlung seltener ostindischer Gebirgsvögel aus der Gegend von Simla ist mir angekündigt, andere aus Brasilien, aus Grön- land u. s. w. ; allein ich habe jetzt keine Lust, etwas anzuwen- den, — weiss man doch nicht, wie es morgen steht. — Euer Hochwohlgeboren ersuche ich, diese Gedanken zu entschuldigen, sie sind aber heut zu Tage natürlich, obgleich wir hier am Rlieine im Allgemeinen sehr gute Denkungsart finden. Vier Fünftel unserer Stadt sind wohldenkend, vielleicht ein Fünftel republi- kanisch, den Umsturz wünschend. Von Ihrem Herrn Bruder habe ich jetzt keine Nachricht, indem ich nicht weiss, wo er jetzt steht. Ich bedaure sehr, dass er nur so kurze Zeit hier bleiben konnte. Mit der Versicherung meiner vollkommensten Hochachtung und Dankbarkeit Euer Hochwohlgeboren ergebenster Max Prinz Wied. 159 Xeii-Wied, am 30. December 1848. Euer Hocbwohlgeboren muss icb am Scbliisse dieses Jabres viele Entscbuldigimgen macben, dass icb micb meiner Scbuld gegen Sie nocb nicbt entledigt babe. Allein icb weiss nicbt, ob mir aus Nordamerika eine Kiste zu- gescbickt werden wird. In dem Augenblicke besitze icb leider nur wenige von den Ibnen angenebmen Gegenständen, da mir aus Grönland nur Vögel zukommen, welcbe Euer Hocbwoblge- boren scbon besitzen. Icb erbielt z. B. Anas bistrionica, Somateria spectabilis, Procellaria glacialis, Fringilla canecsens, Fringilla (Plectropbanes) lapponica, und, was micb der Vergleicbung wegen sebr interessirte, Corvus corax var. littoralis Hollb. Da icb die beiden Exemplare eines scbönen Paares dieses Vogels nocb nicbt vom Ausstopfer zurück erbielt, so konnte ich die Vergleicbung mit dem deutschen Raben noch nicht machen, was aber unfehl- bar nächstens geschehen soll. Ob HollböU mit seiner Verschie- denheit beider Vögol richtig sab, macht mich auf diese Ver- gleicbung begierig. Ich erhielt auch Larus Sabin i, aber bis jetzt das einzige von dort mir zugekommene Exemplar, sowie noch eine andere Möwe, welche ich für brachytarsus Hollb. halte, aber auch nocb genauer vergleichen muss. Euer Hocbwohlgeboren haben für die Europäer ein so vollständiges Cabinet, dass es schwer wird, Ihnen von Nutzen zu sein, zumal da man bei allen Bestellungen doch nicbt alljährlich erhält, was man wünscht. Es würde mir angenehm sein, wenn Sie die Güte haben wollten, mir anzugeben, welcbe Arten der grönländischen, europäischen und nordamerikanischen Vögel Ibnen willkommen sind, damit icb wieder Bestellungen machen könne. Ein Paar Enten fehlen mir immer noch, besonders Anas rutila und leucocephala oder mersa im vollkommenen Gefieder, auch penelope in der Sommerfarbe könnte icb gebrauchen, sowie glacialis in derselben. Larus leu- copterus, argentatus und Sterna fuliginosa fehlen mir in guten Exemplaren. Aber ich vergesse mich, indem ich Ihnen wieder Vögel nenne, bevor ich meine Schuld abtragen kann. Schade, dass Euer Hocbwohlgeboren nicht auch ausländische Vögel sammeln, alsdann würde ich schon eher Ibnen etwas Fehlendes verschaffen können. Unser Rhein, der jetzt sebr klein ist, geht stark mit Eis; — IGO — es haben sich aber bis jetzt noch nicht viele seltene Vögel sehen lassen. Neulich sah man ein Paar Cygmis olor und der eine, ein junger Vogel, wurde geschossen. Man forderte zu viel, ich liess ihn forttragen, allein jemand anders kaufte ihn, und der schöne Vogel wurde gerupft. Gegen das Frühjahr dürften wohl eher seltene Vögel und vielleicht auch eine kleine Sendung aus Amerika eintreffen, alsdann kann ich vielleicht mit einigen Gegen- ständen dienen. Sollten Sie ein schönes Paar der Anas histrio- nica, Procellaria giacialis, Phalaropus hyperboreus, Somateria spectabilis (jung und weiblich) gebrauchen können, so bitte ich um gefällige Nachricht. Mit der vollkommensten Hochachtung und Dankbarkeit Euer Hochwohlgeboren ergebenster Max Prinz Wied. Neu-Wied, am 28. März 1849. Euer Hochwohlgeboren kann ich in diesem Augenblicke noch ein hübsches Paar der Anas histrionica beikommend überschicken, von Fringilla canescens leider aber nur ein Exemplar. Es sind mir wieder neue Vögel von Grönland angesagt; da sie mir aber ein zurückkehrender Missionar der hiesigen Brüdergemeinde mitbringen soll, so ist ihre Ankunft noch ungewiss. Da dieser Missionar dort abgeht, so will er mir einen Nachfolger besorgen, der ebenfalls wieder für mich sammeln wird. Es ist mir von dorther jetzt ein K) Fuss langer Delphinus tursio angekündigt, den ich wahrscheinlich der Universität zu Bonn überlassen werde, da er mir zu viel Platz nimmt. Solche grosse Thiere kann ich nicht mehr herbergen; ich will mich mehr auf die Vögel beschränken, da diese weniger Baum wegnehmen. Wäre ich noch jünger, ich würde reisen und dort für die 'Ornithologie arbeiten, das ist der wahre Lebens- genuss ; da erst lebt man recht eigentlich und bei jedem Schritte hat man etwas Neues, etwas Interessantes zu beobachten. Leider muss ich davon abstrahiren ; doch wer weiss, ob wir nicht noch einmal auswandern, wenn Kriege unser Land verheeren sollten. Ich hoffe, dieses wird nicht geschehen ; auch ist die Wahl unseres Königs zum Deutschen Kaiser doch immer ein grosser Schritt — J6i — zur Besserung. Was der König dazu sagen wird, wissen wir noch nicht. Heute kommt auf dem Rheine zu Dampfschiif die Deputation von vierundzwanzig Mitgliedern vorbei, die sich nach Berlin begeben, um dem Könige den Antrag zu machen. Ueber- all sind bunte Flaggen aufgezogen und die Kanonen in Bereit- schaft gesetzt. Gestern gab es überall Feuer, weil man glaubte sie kämen ; allein es war bis jetzt bloss blinder Lärm, der aber heute zur Wirklichkeit werden soll. Es steht jetzt ein Lieutenant von Homeyer seit einigen Tagen hier bei den Jägern, den ich aber noch nicht gesehen habe. Ich weiss nicht, ob derselbe ver- wandt mit Euer Hochwohlgeboren ist. Ihr Herr Bruder hat uns verlassen ; wir wissen nicht, wo er in diesem Augenblick mit seinem Bataillon steht. Das Frühjahr nahet mit grossen Schritten. Schnee fiel vor ein Paar Tagen in Menge, es ist aber jetzt wieder besseres Wetter und heute recht angenehm. Bleibt das Wetter gut, so wird der Auerhahn bald balzen, auch das Birkhuhn, und ich gehe dann auf zwölf Meilen von hier zu dieser schönen Jagd ins Wittgensteinische Gebirge, wo es viele Hähne giebt. Be- sitzen Sie diesen Vogel? Sonst könnte ich einen solchen besorgen. Auch der Birkhahn ist ein sehr schöner Vogel, der beim Balzen noch weit mehr Figur macht als der Auerhahn. Hier unmittel- bar am Rheine besitzen wir diese Vögel nur, wenn sie sich ver- streichen. Wir haben bis jetzt in diesem Frühjahre nichts Sel- tenes von Vögeln erhalten. Eine Otis tarda (junger Vogel vom vergangenen Jahre) wurde geschossen, die ich habe ausstopfen lassen und bis jetzt haben wir , durch kalte Witterung zurück- gehalten, noch immer Flüge von Turdus iliacus hier, auch Zeisige, die sonst früher zurückkehren. Mit der Versicherung der vollkommensten Hochachtung Euer Hochwohlgeboren ergebenster Max Prinz Wied. Xeu-Wied, am 18. December 1849. Euer Hochwohlgeboren Schreiben habe ich erhalten und beantworte dasselbe sogleich, ob ich gleich leider in diesem Monate arm an Gegenständen bin, die Ihnen angenehm sein könnten. Mein vortrefflicher, lange V. Homeyer, Oinitholog. Briefe. Jl — 162 - Jahre in Grönland gestandener Correspondent ist leider wegen Alter und Krankheit von dort abgezogen und ich kann nun von dort gar nichts mehr erwarten, bis wieder ein neuer Missionär dorthin geht. Dagegen werde ich jetzt einen andern in Labrador oder noch nördlicher zu Cumberland erhalten, von welchem ich interessante Dinge zu empfangen hoffe. Ebenso ist mein guter Correspondent zu Newyork nach Californien gereist. Er über- gab sein Naturaliengeschäft einem andern Mann, der um das Doppelte zu theuer ist. Anser hyperboreus kostet bei ihm 10 Dollars oder 25 fl., was doch zu arg ist. Für dieses Jahr erhalte ich nur ein Exemplar dieses Vogels, das ich dem Museum zu Neuchätel für einen prachtvollen Condor schulde und daher theuer kaufen musste. Für künftiges Jahr hoffe ich, wenn Gott will, Euer Hochwohlgeboren diesen Vogel verschaffen zu können. Da der Stellvertreter des Naturalienhändlers zu Newyork in allen Stücken um das Doppelte zu theuer ist, so habe ich für diesen Winter auch keine Entenarten bestellt und kann deshalb in dieser Hinsicht Ihre Wünsche nicht befriedigen. Für jetzt kann ich Ihnen ausser anderen ausländischen Vögeln nur die nachfolgenden anbieten : 1. Aquila albicilla (hier im Winter geschossen), 2. Anas rubida (schönes Paar aus Nordamerika), 3. Anas histrionica masc, 4. Uria grylle im bunten, weiss und schwarz gefleckten Gefieder, 5. Procellaria glacialis (Grönland), (i. Mergus cucullatus, 7. Tetrao cupido masc, fem., 8. Tetrao canadensis m., f., 9. Tetrao umbellus, 10. ßuteo lineatus m. (Amerika), IJ. Plectrophanes calcaratus m., f., 12. Fringilla canescens m., f., 13. Somateria spectabilis masc. Eier nachfolgender Vögel: 1. Somateria mollissima, 2. Anas hiemalis, 3. x\nas histrionica, 4. Emberiza nivalis, 5. Colymbus septentrionalis, 6. Larus trydactylus, 7. Alca arctica, 8. Alcatorda, 9. Anser torquatus (Bernicla), 10. Mergus serrator, 11. Sterna Hirundo, 12. Sterna arctica. Dies ist es, was ich Ihnen in diesem Augenblicke anbieten kann ; auch grönländische Schneehühner (Brehms Lagopus Rein- hardtii) im Sommer- und Winterkleide. Sehr angenehm würde mir sein. Alles, was Sie von Anas dispar geben können, besonders auch Uria Brünnichii, Falco cenchris, Ficedula olivetorum, Parus pendulinus, nach dessen Nest ich längst vergebens hasche, Frin- gilla montifringilla im Sommerkleide , Ardea garzetta , comata (wenn schön), Larus argentalus, Puffinus arcticus, Platipus clan- gulus (Sommerkleid), Anser minutus, Aquila imperialis, Bonelli, — 168 - Falco Feldeggi, Laniiis personatus , Motacilla einereocapilla, Sa- licaria familiaris. Euer Hocbwohlgeboren muss ich aber recht sehr bitten, mir ja nichts zu schicken, wogegen Sie nicht sogleich ein Aequivalent von mir erhalten können; denn ich bin nicht gern in Anderer Schuld, besonders da ich jetzt einen schwächeren Verkehr mit dem Auslande habe als sonst. Noch muss ich einen kleinen Nachtrag von vorräthigen Vögeln machen, wovon Sie vielleicht Einiges gebrauchen können: 1. Falco islandicus fem., 2. Somateria mollissima, sehr altes Weibchen, 3. Somt. spectabilis fem., masc, 4. Strepsilas collaris (Grön- land), 5. Anser?, 6. Anas discors fem., 7. Anas sponsa masc. Sollten Euer Hocbwohlgeboren von meinen genannten Gegen- ständen etwas gebrauchen köunen, so bitte um Namhaftmachung und ebenso viel mir gütigst dagegen geben zu wollen, aber nicht mehr. Ich habe gegenwärtig einen neuen Correspondenten in der caspischen Steppe an der Wolga, im Gouvernement Astrachan. Zum ersten Mal schickte mir dieser jetzt Naturalien, darunter einen Pelikan, drei Enten, drei Raubvögel u. s. w. Noch weiss ich nicht, ob diese Gegenstände gut präparirt und gut erhalten sind. Sie werden von Petersburg nach Amsterdam geschickt und werden wohl das Dreifache ihres Werthes kosten. Herr Dr. Degland in Lille in Frankreich hat jetzt seine europäische Ornithologie in zwei Bänden herausgegeben. Kennen Sie schon dieses Werk? Ich erhielt es, kann aber die fremden Arten nicht gehörig beurtheilen. üebrigens glaube ich, dass dieses Buch recht gut ist. Auch Temminks schöne japanische Ornithologie wird jetzt in kurzer Zeit vollendet sein; ein sehr schönes Werk ! Des Muers hat sein ornithologisches Werk mit der zwölften Lieferung wegen Mangel an Absatz beschliessen müssen, was zu beklagen ist. Das wichtigste unter allen ornithologischen Werken, Gray Genera of Birds, ist nun vollendet und giebt eine genaue üeber- sicht aller bekannten Vögel. Wirklich eine collossale Arbeit, die uns noch gänzlich fehlte, und wenn sie auch nicht ohne Mängel ist, doch eine Grundlage zur vollkommenen Kenntniss aller in den Cabinetten enthaltenen Vögel giebt. Der Winter fing ziemlich streng an, es ist aber jetzt sehr warm und Stürme treten an die Stelle des Eises, so dass die 11* — 1G4 — Dampfschifffabrt wieder eröffnet werden konnte. Dieses giebt Hoffnung, dass ich bald meine verschiedenen Sendungen erhalten werde. Dergleichen Unterhaltungen wenden wohlthätig den Blick von der Politik ab, die nicht erfreulich ist. Ich hoffe indessen, dass Preussen fest bleiben und die trüben Wolken der Uneinig- keit durch seine Entschlossenheit zerstreuen werde. In der Hoffnung, recht bald wieder etAvas von Ihnen zu ver- nehmen, und mit der Versicherung der vollkommensten Hoch- achtung Euer Hochwohlgeboren ergebenster Max Prinz AVied. Neu-Wied, am 12. Januar 1850. Euer Hochwohlgeboren Schreiben habe ich zu erhalten das Vergnügen gehabt, auch in der Naumannia Ihre interessanten Nachrichten gelesen, und ich gratulire zu der Acquisition des seltenen Rohrsänger-Nestes. Ich wünschte wohl einmal eine vollständige Sammlung guter Exem- plare aller deutschen llohrsängerarten zu erhalten, sie müssten aber von Ht^rrn Professor Naumann selbst bestimmt sein. Gerne würde ich andere Vögel dagegen geben. Ich habe hier ehemals aus dieser Familie die Sylvia arundinacea gehabt; man hat aber die Weidenbüsche des Rheins immer jung und kurz gehalten, und seitdem sind diese Vögel verschwunden. Sylvia phragmitis erhielt ich noch im vergangenen Jahre. Ich las neulich Nau- manns Bemerkungen über die Adler und sah darauf die meinigen an. Aquila imperialis, wovon ich ein schönes Paar von den Ufern der Wolga erhielt, ist weit kleiner, seine Fänge weit schwächer als die von Aquila Chrysaetos oder fulva, denn diese beiden letzteren sind unbezweifelt nur eine Species. Meine beiden A. imperialis unterscheiden sich in der Farbe sehr wenig. Hinterhals und Nacken hell rostgelb. Pallas Aquila ossifraga ist weit stärker ; ich erhielt aber einen deutschen ossi- fragus, der im verwichenen Winter in den AVittgensteinschen Gebirge erlegt wurde, der dem ossifragus von der Wolga in der Farbe sehr gleicht, indem seine Federn recht rostgelb mit schwarz- braunen Spitzen sind ; Naumanns Tafel des jungen albicilla oder des ossifragus ist ganz schwarzbraun; unbegreiflich aber ist es — 165 — mir, dass dieser ausgezeicbnete Ornitliologe in seinem sonst so vollständigen grossen Werke gerade den ossifragus im schönsten Kleide nicht abgebildet bat, wo seine Federn meist schön rost- gelb mit schwarzbraunen Spitzen sind. Einen solchen Vogel, wie ich ihn nirgends abgebildet finde, erhielt ich im vergangenen Winter und diesem gleicht vollkommen Pallas Aquila ossifraga, welchen ich von der Wolga erhielt. Der grosse grönländische Seeadler hat wieder etwa die Farbe, wie sie Naumann von dem jungen albicilla abbildet, d. h. er ist nicht rostgelb, sondern schwarzbraun. Falco leucopsis Bechst. ist durchaus kein Adler, sondern ein echter Bussard, dessen Nahrung er auch hat. Es ist irrig, wenn man glaubt, er nähre sich bloss von Schlangen und Amphibien; denn man hat auch schon junge Hasen, Maul- würfe, Mäuse und dergl. in dem Horste gefunden. Das Auge ist gross, die orangengelbe Iris sehr breit und die Pupille sehr klein. Der alte ist ein schöner Vogel. — Das Ei glaube habe ich Ihnen beschrieben. Es ist dick, rundlich stumpf, blass bläulichweiss. Ich werde im kommenden Frühjahre nach Kräften auf diese Vögel Acht haben lassen, vielleicht finden wir wieder den Horst, der in den weitläufigen und sehr gebir- gigen Forsten der Kheingegend sehr schwer aufzufinden ist. Ich kann eine gut aufgestellte Anser hyperboreus aus meiner Sammlung geben und an Enten: A. strepera amer., brasiliensis maculirostris, erythroryncha fem., Boschas masc. aus Amerika; ferner Tetrao cupido masc. et fem. — Aus Grönland: Somat. spectabilis, Lestris parasitica, Fringilla lapponica, Anas glacialis, Alca torda, Alca arctica jung, Anthus rufescens, üria grylle alle und noch einige. Nächstens erwarte ich wieder Naturalien aus der astrachaner Steppe, vielleicht bringen sie etwas Interessantes. Mit der Versicherung meiner vollkommensten Hochachtung Max Prinz Wied. Haben Sie die Güte mir zu sagen, wie viel von Naumanns 13. Bande (Supplement) heraus ist? Es wäre gut, wenn Herr Naumann noch den ossifragus abbildete, wie ich ihn erwähnte und wovon man nirgends eine Abbildung findet. — 166 - Neu-Wied, am 26. Januar 1850. Euer Hochwohlgeboren muss ich vorab anzeigen, class ich eine, zwar nicht zahlreiche, aber doch interessante Sammlung aus der Nähe der Wolga und des caspiscben Meeres erhalten habe. Darunter befinden sich zwei Adler, Aquila ossifraga Pall. und ein prächtiges Paar von Aquila imperialis Bechst. ; auch von Anser rutila ein Paar und die männ- liche leucocephala oder mersa Pall. Es befindet sich in dieser Sammlung ein prachtvoller grosser Pelecanus crispus, der Ihnen vielleicht fehlen könnte. Jetzt habe ich noch eine andere Frage. Sollten Sie nicht im preussischen Staate eine Familie von Bonn- horst kennen, wovon ein Sprosse in dem unglücklichen Kriege von 1806 in dem pommerschen oder Blücherschen Husaren-Re- gimente stand? Dieser ging nach Nordamerika und wurde Friedens- richter zu Pittsburgh; dort lebt noch sein Sohn, der mich um Nachrichten von seiner Familie gebeten hat. Ich würde füi' eine jede Nachricht über diesen Gegenstand sehr dankbar sein, könnte auch die Briefe des jungen Mannes zu Pittsburgh ein- schicken. Ich vermuthe, dass Pommern der Sitz dieser Familie war. Mit der Bitte um eine gefällige Nachricht und mit dem Wunsche, dass meine kleine Sendung in Ihren Händen sein möge. Euer Hochwohlgeboren aufrichtigst ergebenster Max Prinz Wied. Neu-Wied, am 2.S. November 1850. Euer Hochwohlgeboren haben nun seit geraumer Zeit nichts mehr von mir gehört und ich war zur Zeit Ihres letzten Briefes leider in der Lage, Ihnen den Wunsch wegen der Adler von Sarepta nicht gewähren zu können, da sich diese Felle schon eingeweicht in den Händen des Präparators befanden. Seitdem sind diese Vögel nun bei mir aufgestellt, und ich hoffe, Sie werden sie einmal persönlich bei mir in Augenschein nehmen, wenn Sie eine Keise an die üfer des Rheines führen sollte. Ich habe in dem vergangenen Sommer mit meinen Bestellungen kein Glück gehabt. Falco leucopsis — 167 — Bechst. nistete wieder in imsern Gebirgen; man hat aber den Horst nicht gefunden, auch wurde leider kein solcher Vogel ge- schossen; da viele unserer schönen Jagden in die Hände der Bauern und anderer Pächter gerathen sind, so haben wir die Jagden zum Theil verloren, wo jene Vögel horsten, und ich konnte nicht nach ihnen operiren lassen. Für die Eier der Steindrossel ging es mir nicht besser. Eine Menge von Vogelliebhabern sind hinter diesen armen Thieren her, und man kann auch auf diese Art den Satz nur bestätigen, dass der Mensch das gefährlichste Eaubthier unter allen ist. Im kommenden Frühjahre geht es mir vielleicht besser ; doch hoffe ich Ihnen im Laufe des Winters vielleicht des letztern Ei noch senden zu können, wenigstens habe ich Hoffnung dazu. Da in der ,.Rhea" öfters nach Be- weisen für die Art zu nisten des Falco gaUicus oder leucopsis verlangt wird, so theile ich Ihnen mit, w^as ich darüber beob- achtet habe und was vielleicht für die ,.Rhea-' passen könnte. Dieser schöne Raubvogel, ein echter Bussard in seiner Lebensart, hält sich in den hohen steilen Gebirgen des Rhein- ufers alljährlich auf. indem er im April oder Mai ankommt und gewöhnlich auf hohen Eichen in den Hochwaldungen horstet. Man erkennt seine Gegenwart alsdann an der feinen pfeifenden Stimme, die er auch im Fluge hören lässt, wie man ihn auch an seinem weissen Unter leibe unterscheiden kann. Den Horst dieses Vogels haben wir bis jetzt erst einmal gefunden, wahrscheinlich weil diese Thiere oft in unzugänglichen Fels- gegenden, aber immer auf hohen Eichen bauen. Der Horst selbst war von Reisern und dürren Zweigen erbaut, oben mit grünem Eichenlaub ausgefüttert. Das Weibchen hatte ein Ei gelegt, als der Förster, leider zu früh, den männlichen Vogel schoss, wodurch die Brut gestört wurde. Da das Weibchen vier- zehn Tage auf dem einen Ei brütete, so liess ich dasselbe weg- nehmen und auch den Vogel schiessen, und es fand sich nun, dass das Ei verdorben war. Es hatte eine dicke rundliche Ge- stalt und war schmutzig grünlich-weiss ohne Flecken. Blind- schleichen, Mäuse und Ueberreste einiger anderer Thiere lagen auf dem Horste. Seitdem habe ich noch manchen dieser Vögel erhalten, allein keinen Horst mehr ent- ibb. Verehrtester Freund ! Zwei Jahre sind es bereits wieder geworden, seit ich nichts von Ihnen gehört habe, wo freilich die Schuld hauptsächlich an mir liegt; denn meine Schuldigkeit wär's wohl gewesen, mich bei Ihnen vernehmen zu lassen. Was übrigens unsere diesjährige Versammlung in Braun- schweig betrifft, so war es dort einmal wieder recht gemüthlich ; Blasius hatte alles Mögliche gethan, dass der eigentliche Zweck der Versammlung erfüllt wurde. Nur bedauerten wir sehr, dass Sie uns wieder fehlten. Sie scheinen uns ganz ungetreu ge- worden zu sein. Doch hoffentlich sind Sie nicht Ihrer Lieblings- wissenschaft ungetreu, sondern wirken gewiss darin ungestört fort, um uns bald mit Ihren reichen Forschungen zu erfreuen. Man hatte in Braunschweig Gelegenheit, wieder einige neue Bekanntschaften zu machen, denn es waren aus Schweden Mewes, Wallengreen und Gadamer anwesend. Was wir dort ausgeheckt haben, werden Sie aus den orni- thologischen Journalen erfahren. Unsere Naumannia war durch einen unbesonnenen Beschluss auf der Gothaer Versammlung, wo auch Cabanis' Journal, wie Ihnen bekannt ist, als zweites Organ der Ornithologen - Gesell- schaft angenommen wurde, fast dem Tode nahe, doch hat sie sich noch einmal wieder aufgerichtet ; auf wie lange aber, steht dahin; denn sie hat keinen andern Verleger, als den Redacteur, und ob Baldamus das lange gut machen wird, möchte die Frage sein, falls der Absatz nicht die Kosten deckt. Was halten Sie von der Certhia Costae? Erkennen Sie dieselbe für eine gute Art? Mir scheint dies nicht so. Ich glaube vielmehr, dass es nichts weiter als C. familiaris*j ist. Ebenso glaube ich, dass auch Sitta europaea und caesia**) nicht specifisch verschieden sind, denn ich habe schwedische Exemplare *j Certhia Costae ist allerdings im Süden die Bewohnerin der Höhen, C. brachydactyla der Ebenen, daher letztere die gewöhnliche. V. H.. **) Sitta europaea und caesia sind allerdings nicht artlich ausein- ander zu halten, da zwischen beiden eine Grenze in keiner Weise be- steht. V. H. - 237 — gesehen, bei denen der Unterkörper auch schon einen gelblichen üeberzug hatte. Ueberhaupt bin ich jetzt der Meinung, dass wir viele*) Arten einziehen müssen, weil sie nicht haltbar sind und durch Zwischenformen so sehr in einander übergehen, dass die Grenze fehlt und eine scharfe Diagnose sich nicht geben lässt. Alle solche locale Formen, die einigermaassen constant sind, müssen nach meiner Meinung als Unterarten**) aufgestellt werden. Für meine Sammlung habe ich innerhalb zweier Jahre nicht viel Neues erhalten. Nur Fringilla citrinella, Hypolais polyglotta, Sylvia Nattereri. Hemipodius tachydromus, Lestris Buft'onii und Uria Brünnichii empfing ich. Aus hiesiger Gegend ist mir aber gar nichts von Bedeutung zu Theil geworden. Nun, Verehrtester Freund, die herzlichsten Grüsse an Sie, nebst dem aufrichtigsten Wunsche, dass es Ihnen sammt Ihrer verehrten Familie recht Avohl gehen möge. Auch mein Schwa- ger, der augenblicklich bei mir ist, empfiehlt sich Ihnen bestens^ Ihr Ihnen stets treu ergebener H. Zander. Berlin, den 2<. December 1832. Sehr geehrter Freund ! Wenn man wie ich seit beinahe zwanzig Jahren die Orni- thologie als Lieblingsbeschäftigung in spärlich zugemessener Müsse studii't und dazu nothwendig einer Sammlung bedarf, dann werden Sie sich, verehrter Freund, schon einen Begriff machen können, dass mir besonders beim Sammeln manche Erfahrung geworden ist, welche als das Resultat der unermüdeten Ausdauer angesehen werden muss. Der grossen Hindernisse, die mir die Pflichten meines Amts und die Sorge für meine starke FamiHe verm-sachen, nicht zu gedenken, finden sich deren dennoch sehr viele. Als Haupthinderniss nenne ich den mir *) Dass nun aber viele Arten eingezogen werden müssen, ist doch fragUch; immerhin einige. v. H. **) Die Frage, ob es zweckmässig sein wird, Unterarten (Subspecies) aufzustellen, kann wohl noch zweifelhaft erscheinen und dürfte vielseitiger Ueberlegung und Erwägung anheim zu geben sein. v. H. - 238 - angewiesenen Wohnort Berlin. Welche Zeit bedarf ich, um ausserhalb der Mauern der Stadt und dann erst dahin z.u gelangen, wo es mir gestattet ist, einem Vogel nachzustellen. Die starke Bevölkerung stört den Haushalt der Vögel und vermindert sie merklich, daher ich sehr oft umsonst nach Hause zurückkehre. Ich habe deshalb meine Zuflucht zu den Forstbedienten und Jagd- besitzern der Umgegend nehmen müssen; aber auch die seltene Freigebigkeit dieser Leute kann man sich leicht erklären, w^enn man erwägt, dass einerseits das königliche zoologische Museum selbige auf mancherlei Weise in Anspruch nimmt, und an- dererseits diejenigen, welche im Besitz eines ausgezeichneten Vogels gekommen sind, es vorziehen, denselben als Zimmer- zierung auf Schränken ausgestopft hinzustellen und nach Jahren von Motten und Speckkäfern zerfressen wegzuwerfen. Ich habe manche Arbeit für solche Liebhaber in der Erwartung über- nommen, dass ihre Versprechungen wegen Ueberlassung ähn- licher Exemplare für meine Sammlung erfüllt werden möchten, aber selten ist dies geschehen. Mit dem Museum selbst stehe ich in nicht besonders freundlichem Verhältniss. da selbiges zur Aneiferung für das Studium der Ornithologie nichts thut, im Gegentheil jedem Freunde dieser Wissenschaft das Selbstsammeln verleidet und bei der tiefen Gelehrsamkeit und dem gelehrten Studium der Natur am Schreibtisch und in den Büchern selten Jemanden, am wenigsten einen Mann meines Ranges, beachtet. Was nun unter diesen Umständen nicht meine nächsten Freunde und Jagdliebhaber oder mein eigenes Jagdrevier, auch die hiesigen Vogelfänger (gegen Bezahlung) für mich thun, das muss ich durch auswärtige Bekanntschaft zu erlangen suchen, und fast alle meine seltenen Exemplare sind auf diesem letzteren Wege in meine Sammlung gekommen. Schliessen Sie nun hier- aus, mit welcher Freude ich mich des Zufalls erinnere, der mir Ihre geneigte Bekanntschaft zugeführt hat. Ihrem Wunsche gemäss füge ich eine kurze Uebersicht der in meiner Sammlung befindlichen Vogelarten bei und bitte Sie, mir in ähnlicher Art ein Verzeichniss Ihrer Sammlung gefälligst übersenden zu wollen. Ich glaube, dass Sie aus diesem Verzeichnisse schon so viel entnehmen w^erden, dass ein gegenseitiger Tausch stattfinden kann, indem ich zugleich bemerke, dass ich von jeder angeführten Art ein und mehrere, oft viele Exemplare besitze, die in Ihrer Gegend vielleicht nicht oder doch selten vorkommen. — 239 — Auch werden Sie darin wiederum viele Arten vermissen, die ich gar nicht besitze und bis jetzt noch nicht habe erhalten können, aber bei Ihnen gewiss nicht selten vorkommen, was besonders bei allen Wasservögeln der Fall ist. Was nun die Hakengimpel betrifft, so wünsche ich von Ihnen ein Männchen zu erhalten, welches Sie als ganz alt erkennen, und ebenso ein dergl. junges. Von dem alten Weibchen erhielt ich noch ein Exemplar, was mit Ihrer Beschreibung übereinstimmt. Dasjenige Männchen, von welchem ich Ihnen wegen der Andeutung des üeberganges vom Jugendkleide zum rothen mittheilte, ist am Halse, an der Oberbrust und dem Nacken viel hellrother als meine anderen rothen Männchen, und dasjenige Ihrer Männchen, welches auf der Brust und an den Kopfseiten ein durchschimmerndes Gelb zeigt, und welches Sie für ein altes halten, bin ich geneigt, mit dem meinigen ähnlich, also ebenfalls für einen Uebergangsvogel zu halten. Mein Vogel hat, wie aus dem vollen Gefieder zu schliessen, die Mauser überstanden, und ich glaube nicht, dass er diese gelben Federn noch eher als bis zur nächsten Mauser verloren haben würde. Die Mauser dieser Vögel überhaupt geht wahr- scheinlich nicht auf einmal vollkommen von Statten, sondern es bleiben immer noch Federn des frühern Kleides in dem neuen zurück, und wenngleich ich Ihrer Meinung insofern beitrete, dass der Hakengimpel nicht gleich nach der ersten Mauser das vollkommen rothe Kleid erhält, sondern bei der hervorstechenden rothen Farbe immer noch Spuren des gelben oder des Jugend- kleides zu sehen bleiben, so kann ich doch daraus nicht den Schluss ziehen, dass man weit mehr rothe Männchen, als man bis jetzt gesehen hat, antreffen müsse. Dass Sie weniger rothe, mithin ältere Männchen bemerkt haben, hat wohl einen andern Grund, und findet dies bei mehreren nordischen Vogelarten, die sich zuweilen sehen lassen, statt. Mehrere Naturforscher haben die Bemerkung gemacht, dass Wanderungen von Vögeln von der Art der Hakengimpel grösstentheils durch junge und jüngere Vögel vorgenommen werden, und selten ganz alte sich dazu entschliessen, mithin die Zahl der Männchen bei Vögeln, bei denen die Männchen sich vorzugsweise durch die Farbe schon von weitem auszeichnen, bald bemerkbar wird. Nach meiner eigenen Bemerkung führe ich Pyrrhula vulgaris an. Von diesem erscheinen in manchen Jahren auf dem Herbstzuge viele rothe Männchen und sehr wenig Weibchen (die Männchen erhalten — 240 - nämlich gleich nach der ersten Mauser das rothe Kleid) und oftmals umgekehrt, wie es in diesem Jahre der Fall ist, wo die Klage der hiesigen Vogelfänger allgemein ist, dass sie so wenig Männchen und fast lauter Weibchen fangen. Und wie selten sind nicht alte Männchen dieser Vogelart! Eine ähnliche Bemer- kuDg machte ich bei der in dem schneereichen Winter von 1829/30 in grossen Zügen hier vorgekommenen Emberiza nivalis; ich erhielt sehr viele von diesen Vögeln, aber unter ihnen nur ein einziges altes Männchen. Alte Vögel verlassen ungern ihre Heimath und werden nur einzeln mit den Zügen ihrer Verwandten gleichsam mit fortgerissen. Auch Bombyciphora garrula giebt ein Beispiel ab. Dieser Vogel lässt sich nur selten in grosser Menge hier sehen, einzeln öfter, und in vielen Jahren gar nicht. Im Jahre 1829 im Januar und Februar waren sehr viele in hiesiger Gegend. Es w^urden viele gefangen und geschossen, ich erhielt auch mehrere; aber von den vielen, die ich sah und die ich erhielt, war kein einziges altes Männchen, sondern nur junge Männchen und Weibchen, und bin ich bis jetzt noch nicht im Besitze eines alten Männchens. Von den hochnordischen Wasservögeln erscheinen nur immer junge Vögel auf dem Fest- lande, und es ist eine grosse Seltenheit, wenn sich alte hierher und nocli tiefer nach Deutschland verirren. — Ihr lebender Hakengimpel wird Ihnen gewiss zu manchen Beobachtungen Gelegenheit geben; ich wünsche nur, dass Sie ihn recht lange am Leben erhalten mögen. Ich habe keinen lebendig erhalten können; überhaupt werden diese Vögel seit Mitte November hier nicht mehr gesehen oder gefangen werden. Mit dem Wunsche, dass der Inhalt dieses Briefes einiges Interesse für Sie haben möge, und mit der Bitte, eine bald- gefällige Nachricht von Ihnen und Ihrer Sammlung an mich ergehen zu lassen, unterzeichne ich mich als Ihr ergebener Freund F ehrmann. Aachen, den 3J. October 1844. Herrn E. F. v. Homeyer! Hinsichtlich des Totanus macularia, der hier erlegt wurde, kann ich Ihnen nichts Weiteres berichten, als dass ich ihn im — 241 — Januar von einem Bauer unter mehreren Beccassinen erhielt. Es ist ein ganz junger Vogel, die Flecken an der Brust und am Unterleib sind sebr klein und sehr dünn gesäet, am Halse hat er ganz feine Längsstreifen, die kaum bemerkbar sind. Die Flecken haben kaum den vierten Theil der Grösse von denen der beiden Exemplare, die ich Ihnen schickte. Schnabel und Füsse jedoch hatte er wie diese beiden. Die Beschreibung dieses Vogels im Temminck (vo} ez 4"'^ partie) passt genau zu meinem Exem- plar, nur ist darin nicht angedeutet, dass die Fleckchen am Unterleib im Verhältniss zu denen der Alten so sehr selten sind. Diesen Sommer erlegte ich hier einen gewöhnlichen Falco nisus J, der eine feuerrothe Iris hatte. Die Pupille war sehr gross. — Die Nussknacker Corv. oder Nucifraga caryocatactes sind hier seltene Gäste und seit sechs bis sieben Jahren ist mir noch keiner vorgekommen. Dieses Jahr sind sie indess, ich möchte sagen ganz gemein und werden sehr häufig in den Dohnen gefangen. Seit dem 15. September sind sie hier, und noch vor- gestern sah ich mehrere im Walde. — Auch die Seidenschwänze, Bombycilla garrula, kommen nicht alljährlich und auch dann nur einzeln vor, obschon sie bisweilen hier nisten*). Dieses Früh- jahr jedoch waren sie nur auf einige Tage in Schwärmen bis lUO Stück in der nächsten Umgebung der Stadt, sogar in den Gärten derselben zu sehen. Alex. Nutten. Stockholm, den 28. September 1852. Hochgeehrter Herr v. Homeyer! Ich besitze seit einem Jahre ein lebendiges Exemplar von Columba gelastes. Temm., deren eigentliche Heimath Japan**) sein soll. Sie wurde in Piteä, (Lappland) im October 1850 ge- fangen. Sie ähnelt der C. turtur, ist aber bedeutend grösser und hat auch eine andere Stimme etc. Ein junges Exemplar dieser Art fand ich im Winter 1843 zwischen Auer- und Birk- *) Oft bleiben Seidenschwänze ungewöhnlich lange, bevor sie ihren Frühjahrszug antreten^ und da wird leicht geglaubt, sie wollten bleiben, um zu nisten. v. H. **) In neuerer Zeit ist diese Taube öfter aus Sibirien und dem Amurlande nach Deutschland eingeliefert. v. H. V. Homeyer, Ornitholog. Briefe. 16 — 242 — hühnern. Es war in Hargeädeleu geschossen. Sundewall hat darüber in Ofersigt of Kongi. Yet. Akad. Förhandl. lfS51, achter Jahrgang, eine kurze Notiz gegeben. Obwohl ich fürchten muss, dass ich mit meinen versprochenen Mittheilungen über einige Vögel zu spät komme, so erlaube ich mir doch hier noch folgen zu lassen: Von Falco gyrfalco enthält die hiesige Sammlung nur drei schwedische Exemplare, nämlich zwei alte Weibchen und einen jungen Vogel im ersten Herbste. — No. 1 ?, Winter 1(S49. Der Flügel vom Bug 15^/4 Zoll Pariser Mass; die zweite Schwung- feder ist die längste, 9 Linien länger als die erste; die dritte 4 Linien länger als die achte. Die erste hat an der Innern Fahne einen Ausschnitt von 2 Zoll 6 Linien, an der äussern gar keinen ; die zweite an der Innern Fahne einen 1 Zoll 9 Linien, an der äussern einen 3 Zoll langen Ausschnitt ; die dritte einen schwachen äussern und kaum bemerkbaren Innern Ausschnitt. Der Schwanz ist 8 Zoll 4 Linien lang, hat 13—14 dunkle Quer- binden. Die Fusswurzel 2 Zoll 2 Linien hoch. Der Oberkörper ist bläulich-grau mit weisslichen Querflecken; der Unterkörper gelblich-weiss mit braunen Längs-Herz- und Querflecken. No. 2 $ im August 1832, ist in der Mauser; hat dieselben Dimen- sionen und Flügelverhältnisse. Die Zeichnung ist jedoch etwas lichter, namentlich am Kopf und Hinterhals. Der junge Vogel $? Flügel vom Bug 15 Zoll 2 Linien, die zweite Schwanzfeder 8 Linien länger als die erste ; der Aus- schnitt der ersten an der Innern Fahne 2 Zoll 1 Linie; der Ausschnitt der zweiten inwendig 1 Zoll 6 Linien, auswendig 3 Zoll 2 Linien; die dritte Feder 5 Linien länger als die erste, der Ausschnitt der Innern und äussern Fahne kaum bemerkbar. Die Oberseite ist grau braun, die Flügeldeckfedern mit schmutzig- weissen Seitenflecken an der Spitze. Die Unterseite schmutzig- weiss mit grossen braunen Längsflecken. Der Schwanz 9 Zoll. Falco Eleonorae aus Nubien. Der Flügel vom Bug 10 Zoll 3 Linien ; die erste Schwungfeder ist die längste, 1 Linie länger als die zweite; die dritte ist 8 Linien und die vierte 15 Linien kürzer als die erste. Die erste ist 1 Zoll 4 Linien auf der Innenseite aus- geschnitten; die zweite auf der innern Seite unmerklich, auf der äussern deutlicher verengt. Die Flügelspitzen ragen 1 Zoll über den Schwanz hinaus. Letzterer ist 4 Zoll 11 Linien lang. Tarsus? Mittelzehe ohne Nagel 15 Linien. Der Oberschnabel — 243 — 3V.2 Linien liocli. Hauptfarbe bläulich-bleigrau, die grossen Schwingen schwarzbraun; die Schwanzspitze dunkler. Fast alle Meinern Federn sind mit schmalen dunklern Scbaftstreifen versehen. Falco ardesiacus Viell. (F. concolor Temm.) aus Spanien.*) Flügel 8 Zoll 10 Linien; die dritte Schwungfeder ist die längste, «twas länger als die zweite ; die erste ist 10 Linien kürzer als die dritte ; die fünfte 1 Zoll kürzer als die dritte. Der Schwanz, 5 Zoll 5 Linien lang, überragt die Flügelspitzen um 1^/^ Zoll; Fusswurzel 1 Zoll 7 Linien, Mittelzehe ohne Nagel 1 Zoll 2 Linien. Die innere Fahne der ersten Schwungfeder 1 Zoll 5 Linien ausgeschnitten, die äussere ohne Ausschnitt; die zweite an der äussern 2 Zoll 6 Linien, an der innern 1 Zoll 4 Linien; die dritte an der Aussenseite leicht ausgeschnitten. Oberschnabel 4^2 Linien hoch; der Zahn sehr stark. Farbe wie in der Nau- maunia beschrieben. Turdus varius S von Jemtland, November 1837. — Der Schwanz hat vierzehn Steuerfedern. Der kleine Falco, dessen Namen ich nicht wusste, ist Falco chiquera. Wir besitzen davon zwei Formen, die eine vom Kaffern- lande. die andere von Kordofan. Schliesslich erlaube ich mir, Sie noch auf ein anderes Er- 7.eugniss des Nordens aufmerksam zu machen, nämlich auf die Gedichte des jetzt berühmtesten schwedischen Dichters Job. Ludw. Kuneberg. Von diesem ist das erste Bändchen in deutscher Uebersetzung bei liudolph Hartmann in Leipzig unter dem Titel: Die Sagen des Fähnrich Stäl von J. L. Runeberg, aus dem Schwedischen von Ida Meves, geb. Lappe, erschienen. Wenn Sie ■dieser Arbeit gelegentlich einige Aufmerksamkeit widmen wollen, so werden Sie meiner Frau, Tochter des Pommeraners K. Lappe, •und mir selbst eine grosse Freude bereiten. Ihrer ferneren Gewogenheit empfiehlt sich hochachtungsvoll W. Meves, Reichs-Museum. *) Es ist mir niclit bekannt, ob die Herkunft dieses Vogels sicher ist. V. H. 16=* - 244 Greiz, am 2. Ausfust 1848 Hochwohlgeborner Herr ! Die ersclireckliclie Theuerung im vorigen Jahre hat auch mir viele Verlegenheiten bereitet; ich musste den Leuten borgen,, um nur Fenster und Thüren zu erhalten, da es auf die Bäcker abgesehen war und diese allein schuld sein sollten. In diesem Jahr ist es nicht besser. • Obgleich die Lebensmittel nur den vierten Theil gegen voriges Jahr kosten, können es die Menschen nicht verdienen. In unserer Stadt gehen gewöhnlich 1500 bis 2000 Wollen- webstühle, jetzt aber nur 50, und die Strassenarbeit fand sol- chen Andrang, dass aus jeder Familie nur eine Person ange- nommen werden konnte. Nun zu unserer Wissenschaft! So gern ich Ihnen verschafft hätte, was Sie wünschten, war es mir nicht früher möglich, etwas zu bekommen. Turdus Naumanni wurde mir im vorigen Jahre angeboten, aber der Preis, nicht unter 6 Thlrn., war mir doch zu hoch. Turdus saxatilis, cyanus und auch die Eier von diesen Vögeln werde ich vielleicht noch in diesem Jahre erhalten, da ich eine Bekanntschaft in der Schweiz gemacht habe, und ich bitte Sie, mir zu bemerken,, wie viel Sie davon gebrauchen können und was ich dafür geben kann. Diesen Winter erfuhr ich, dass sich acht Stunden von hier ein ühuhorst befände. Von den Jägern war es nicht mög- lich, Eier daraus zu erhalten, da sie gewöhnlich die Jungen aus- nehmen und das Stück mit einem Louisd'or verkaufen. Ich wendete mich dort an einen Bekannten, und dieser sandte zwei Männer aus, welche die Eier bei Nacht holen mussten. Es war Lebensgefahr dabei, da der Horst mitten in einem steilen Felsen, an welchem unten die Saale vorbei ging, stand. Das Hinunter- lassen mit einem Seile ging gut, aber bei dem Heraufziehen riss das Seil und der Mann stürzte, zum Glück nicht auf einen Felsen aufschlagend, in die Saale, doch Hess er das Tuch mit der PJier seh achtel nicht fallen und kam mit einigen Contusionen davon. Er freute sich sehr, als er mir die Eier überbrachte, dass er dieselben erhalten hatte. Von meinen Kenntnissen kann ich Ihnen nicht viel mit- theilen, da ich nur Handwerksmann bin und kein Gelehrter, alsa — 245 — niu' Handlanger am grossen Bau der Naturgeschichte; nur so viel kann ich gewiss durch meine Erfahrung sagen, dass die Vögel bei dem Frühjahr- und Herbstzuge alljährlich die richtige Strasse einhalten. Diese Strasse ist zwei Stunden von higr, geht von Leipzig aus den nämlichen Weg, den die säch- sisch-bairische Eisenbahn geht, und ist etwa eine Stunde breit. Von dieser Vogelstrasse habe ich schon erhalten: Aquila albi- cilla, brachydactyla, Falco aesalon, Strix nisoria, nyctea, pygmaea, Sylvia coerulecula, Oedicnemus crepitans, Ardea purpurea, Galli- nula pygmaea, Cygnus musicus zwei Exemplare, Anas mollissima S adult. Emberiza rustica wurde am 2. April 1844 bei Crimmitzschau geschossen und mir ausgestopft überlassen.*) Wie viel Seltenes wird unbeachtet diese Strasse passirt haben! Herzlichsten, innigsten Dank für Ihre gütige Nachsicht. Ich werde jede Gelegenheit benutzen, Ihnen wieder gefällig und dank- bar zu sein. Hochachtungsvoll Euer Hochwohlgeboren ganz ergebenster Carl Ferdinand Oberländer. Naumburg a. S., den 20. October 1868. Hochwohlgeborner, hochgeehrtester Herr ! Unter meinen Kuckucks-Eiern befindet sich eine höchst in- teressante Varietät. Das Ei ist etwas kleiner als das gewöhn- liche Kuckucks-Ei und auf dunkelmeergrünem Grunde dunkel- braun marmorirt, resp. gefleckt, ab«r ohne die den Kuckucks-Eiern eigenen feineren Haarzüge. Ich fand es vor einigen Jahren in einem Neste der Sylvia curruca. Das Kuckucks-Ei war schon sehr stark angebrütet, noch mehr aber waren es die Nesteier, so dass ich letztere, als für meine Eiersammlung unbrauchbar, im Neste liegen und vollends ausbrüten Hess, was nach Verlauf von drei Tagen geschehen war. Ueberhaupt habe ich in den letzten Jahren mich mit ganz besonderem Interesse und Eifer der Beobachtung des Kuckuckslebens hingegeben, weil in demselben bis jetzt noch immer viel Dunkles aufzuklären bleibt. *) Dies Exemplar ist später an das Zool. Museum nach Berlin ge- kommen. V. H. - 246 — Leider ist mir in diesem Jahre eine solche und zwar ausser- ordentlich günstige Beobachtungsgelegenheit durch die Engherzig- keit und ornithologische Unwissenheit einer meiner Schulfreunde entzogen worden. Derselbe besitzt nämlich in der Nähe hiesiger Stadt ein grösseres geschlossenes Gartengrundstück mit sehr dicht verwachsenen englischen Parkanlagen, worin alljährlich mehrere Singvögel nisten. Alljährlich umschwärmt diese Brutplätze, wie ich mich überzeugt und wie mir der Gärtner mitgetheilt hatte, ein Kuckuck, um seine Eier oder wenigstens eins davon dort abzulegen. Gern hätte ich nun vom Gartenhause aus das Treiben dieses Kuckucks, selbst- trotz meines hohen Alters, unter Aufopferung eines Theils meiner Ruhezeit beobachtet; ich hätte mich sehr gern davon überzeugen mögen, ob der Kuckuck immer nur eins seiner Eier in ein Singvogelnest in einem gewissen Terrain ab- legt, oder ob er in demselben Terrain mehrere dergl. Nester zum Eierablegen benutzt und, wenn Letzteres der Fall, ob die Eier sämmtlich gleiche Färbung haben, oder je nach der Fär- bung der Nesteier verschieden gefärbt sind. Ferner ob der Kuckuck nach dem Legen seiner Eier die Nester der betreffen- den Brutvögel von Zeit zu Zeit revidirt, wie von einigen Orni- thologen behauptet worden ist, oder ob dies nicht der Fall ist. Endlich hatte ich noch die Absicht, den Kuckuck späterhin zu tödten, um mich von dessen Alter zu überzeugen und danach Vergleiche bezüglich der Eierfärbung anstellen zu können. Ich huldige nämlich der Ansicht, die ich auch in Cabanis' Journal vertreten habe, dass der Kuckuck nicht vermögend sei, seinen Eiern eine willkürliche Färbung, je nach den gewählten Nest- eiern, zu geben ; dass sich die Färbung seiner Eier, wie z. B. bei Lanius rufus etc., vielmehr nach dem Alter und wohl auch nach der Nahrung richte. Trotz aller angewandten Mühe und Beredtsamkeit konnte- ich meinen Freund nicht von der Idee abbringen, dass durch die beabsichtigte Beobachtung und event. Untersuchung die Brut- vögel ihre Nester verlassen und künftig seinen Garten gänzlich meiden würden. In der zuversichtlichen und freudigen Hoffnung, recht bald wieder einmal etwas von Ihnen zu vernehmen, zeichne ich als Euer Hochwohlgeboren ganz ergebenster C. Jex. 24< Robert Tobias an E. F. t. Homeyer. Lohsa, am 8. October 1838. Jetzt habe ich Gelegenheit, ein schönes Paar von Podice]}s auritus zu acquiriren, welches ich gestopft habe, aber nicht mein Eigenthum ist. Selbiges wurde auf den Eiern gefangen. Für meine Sammlung erhielt ich ausser ganz gewöhnlichen Sachen: Kegulus pyrocephalus im Jugendkleide, Sylvia aquatica, zwei Männchen, ein Weibchen, Sylv. locustella masc, Sylv. pa- lustris fem.; Sylv. arundiuacea, zwei Paare; Totanus fuscus; T. glareola; Podiceps rubricollis fem. nebst Eiern. Exemplare im Jugendkleide von Sylv. sibilatrix konnte ich nicht bekommen; zuweilen hinderte mich die üble Witterung, mehr noch die über- häuften Geschäfte. Das Diplom als Ehrenmitglied*) werden Herr v. Homeyer wohl bereits erhalten haben. Sind Nachrichten von Herrn Land- beck eingegangen, ob dessen Excursion erfolgreicher war als die Naumanns? Sich zu empfehlen hat die Ehre . dero unterthänigster R 0 b e r t . T 0 b i a s. Görlitz, am 7. Januar 1839. Euer Hochwohlgeboren habe ich die Ehre , anbei die gewünschten Vögel und Eier zu übersenden; aber das Jugendkleid von Regulus ignicapillus war bereits in die Sammlung des Herrn Baron von Loebenstein über- gegangen. Die naturforschende Gesellschaft erhielt diesen Herbst Alauda brachydactyla, Mergus merganser; auch kam eine Strix nisoria vor, sonst nichts von Bedeutung. Zum Stopfen erhalte ich fort- während Strix otus, brachyotus, aluco. Die Bemerkung, dass kommendes Frühjahr eine Reise nach Rügen unternommen werden sollte, erfreute mich sehr; ich möchte sehr gern dieses Paradies besuchen, aber der Herr Baron zeigte *1 Der Görlitzer Xaturfors eilenden Gesellschaft, — 248 — keine Lust, und aus meinen Mitteln kann ich für jetzt diese Keise noch nicht unternehmen. Am 13. September ist auch ein bis auf die Flügel völlig vermauserter Pirol zum Stopfen eingeliefert worden. Mit der mausernden Rake glaube ich dem im Frühjahr ausgesprochenen Wunsche zu genügen; selbige war nicht für meine Sammlung bestimmt, deshalb mit ausgebreiteten Flügeln; es befindet sich noch ein ähnliches Weibchen hier. Mit Hochachtung habe ich die lUire mich zu nennen Euer Hochwohlgeboren unterthänigster R. Tobias. Görlitz, am 13. April 1839. Ew. Hochwohlgeboren ! Ich habe bis jetzt nur wenig Excursionen gemacht, da ich zu sehr mit Aufträgen überhäuft war und zum Theil noch bin. Auf den hiesigen Revieren sieht es noch traurig aus, die Teiche sind theilweise noch mit Eis belegt, jede Nacht sinkt das Ther- mometer — 2 bis 4 Grad Reaumur und am Tage zeigt es selten -|- 6 Grad, dazu der beständige Ost- und Nordwind. Daher die wenigen Abende, an welch en Schnepfen streichen. Ich war viele Abende auf dem Anstände, habe jedoch erst eine geschossen, aber den Katarrh bekommen; doch gehe ich wieder, sobald der Brief geschlossen ist. Bei dem tiefen Schnee zeigten sich E. nivialis und Alauda alpestris; von ersteren erhielt ich eine, von letzteren gar nichts, obgleich zwei meiner befreundeten Jäger diese Vögel beobachteten und sie wenig scheu fanden. — Am 13. Februar zeigten sich Lerchen und Staare; 20. Februar Hänflinge; 9. März weisse Bachstelzen, Saatkrähen; 22. März Waldschnepfen; 24. März Kiebitze, Rohrammern, Hausrothschwänze, Finken ; 25. März Wie- senpieper, Rothkehlchen, Surapfschnepfen, Krickenten; 27. März Störche; 29. März Kraniche; 31. März Wasserhühner; 7. April graue Laubsänger, getüpfelte Wasserläufer. Alle mir aufgezeichneten Sachen werde ich möglichst be- rücksichtigen, da ich überhaupt in diesem Sommer sehr viel — 249 — sammeln will und aucli alle Jäger schon davon in Kenntniss gesetzt habe, mir noch mehr als bisher zuzusenden. Hochachtungsvoll empfiehlt sich Ew. Hochwohlgeboren unterthänigster Eobert Tobias. Görlitz, am 25. December 1839. Ew. Hochwohlgeboren ! Aus hiesiger Gegend erhielt ich nur St rix nisoria, fem. Unter einer Sendung südeuropäischer Vögel bemerkte ich Motacilla cinereocapilla, Subspecies von M. flava, mit verdun- keltem Oberkopf und fehlendem Augenstreif; M. flaveola, w^elche Gloger auch zu M. flava zieht, was mir nicht recht ein- leuchten will. Ferner befindet sich darunter eine Sylvia lusci- noides von düster graubrauner Farbe, auf dem Rücken dunkler, nur Kehle und Bauchmitte bedeutend lichter; etwas grösser als Sylv. hortensis, aber dunkler von Farbe. Zu den Rohrsängern gehörig, ähnelt sie S. fluviatilis, ebenso auch S. locustella; diesen noch besonders durch den sehr abgerundeten Schwanz, an welchem die erste Schwanzfeder kürzer als die längste Unter- deckfeder ist. L. ruficeps fand sich ein Paar in einem ruhigen oder wenig beunruhigten Obstgarten und nistete auf einem Birnbaum. Bald machten sich diese Vögel durch Schaden lästig, sie zogen näm- lich alle Majoranpflanzen aus der Erde und verwendeten selbige zum Xestbau. Den 25. Mai wurde das mit Xo. 1 bezeichnete Nest mit fünf Eiern weggenommen und das Männchen geschossen. Nach einigen Tagen fand sich ein anderes Männchen, und am 9. Juni befanden sich in dem mit No. 2 bezeichneten kleineren Neste vier Eier. Am Jl. Juni wurden beide Alten erlegt, wovon ich das Männchen erhielt und beigepackt habe. Die Eier beider Nester, mit a b bezeichnet, sind doch von einem Weibchen und in der Farbe, weniger in der Grösse der Flecken, verschieden*); das mit c bezeichnete gehört einem Nest an, wo am 20. Juni bei vier Jungen noch ein Ei lag. ^ Das erste Gelege hat ein entschieden rothes, das zweite ein grünes Gepräge. Nester und Vogel befinden sich noch in meiner Sammlung. v, H. — 250 — Das Xest von Sylvia sibilatrix erhielt ich den 16. Juni mit sechs Eiern. Eins verunglückte beim xVusblasen und noch eins brauchte ich für meine Sammlung. Am 18. Juni fand ich noch ein dergi. Nest mit Jungen, welches mir nicht unerwartet kam, da ich am 80. Mai ein Weibchen schoss, welches schon gebrütet und einen nackten Bauch hatte. Am -30. April wurde Larus fuscus im Hochzeitskleide erlegt; den 9. Mai Hess ich den Horst von Falco palumbarius ersteigen und erhielt vier Junge im Dunenkleide und ein Ei, den 28. Mai fand ich Sylv. rufa mit kürzlich ausgelaufenen Jungen. Von den in Lohsa vorgekommenen Seltenheiten wird der Herr Baron wohl Rapport abgestattet haben. Alles mögliche Glück zum Neujahr wünschend empfiehlt sich Euer Hochwohlgeboren unterthäniger Robert Tobias. Wärme 4" -f- Reaumur und Sonnenschein, vor acht Tagen 14"-. Görlitz, am 28. Juli 1840. Ew. Hochwohlgeboren benachrichtige ich anbei von der Zurückkunft aus Ungarn. Baron V. Loebenstein blieb noch in Wien zurück. Die herrlichen weissen Gestalten der Silberreiher und Löfler gewährten mir unendliches Vergnügen, ebenso die gelben Rallen- reiher; davon abstechend die Zwergscharben und Ibis. Der 24. Mai wird mir lebenslang unvergesslich bleiben. An diesem Tage besuchten wir ein ungeheuer grosses und sehr dichtes Ried, in welchem alle erwähnten Vögel brüteten. Mit Lebensgefahr, bedeutende Hindernisse bekämpfend, gelangten wir in das von keinem Ornithologen zu dieser Zeit betretene Heiligthum. Hier machten wir die herrlichsten Beobachtungen und erhielten mehrere bis jetzt noch unbekannte Eier, z. B. Ibis falcinellus. Auch was Herr Landbeck nicht fand, Eier von Glareola torquata, fand ich in zwei Nestern. Die gesammelten Sachen selbst sind noch nicht angekommen, erst nach Ankunft derselben gehe ich nach Lohsa, um mir — 25L — meinen etwaigen Antheil zu holen. Jedenfalls wird Ihnen der Baron Mittheilimgen machen, desshalb enthalte ich mich der specielleren Xachricht. ^ Hochachtungsvoll empfiehlt sich Ew. Hochwohlgeboren unterthänigster Robert Tobias. Görlitz, am 21 . Januar 1841 . Hochzuverehrender Herr ! Nur einige Nachrichten von der Reise mit dem Herrn Baron v. Loebenstein nach Ungarn; muss aber vorausschicken, dass ich neue Entdeckungen nicht veröffentlichen darf. Den iS. xVpril wurde von Lohsa aufgebrochen und über Dresden, wo wir einige Tage verweilten, ging es nach Wien. Nachdem wir das dortige Museum mehrmals besucht hatten, ver- liessen wir diesen Ort am Ostertage und reisten mit dem Dampfschiff Maria Anna bis Pest. Nachdem wir hier Petenyi besucht hatten, bestiegen wir Franz I. und gelangten am Freitag früh nach Semlin. Auf dieser Fahrt sah ich viele Seeadler, braune Mi- lane, Rohrweihen, Strand- und Wasserläufer, unzählige See- schwalben, nur eine grosse Möwe, viele Enten und Kormorane in Menge. Erst ganz in der Nähe von Semlin gewahrte ich die ersten Geier. Die eingezogenen l]rkundigungen über die Reiherinsel ergaben, dass diese seit zwei Jahren von den Vö- geln völlig verlassen sei. Es wurde daher in der Nähe des Szurciner Ried, in Jacowa, wo früher die Gebrüder Landbeck wohnten. Quartier genommen. An diesem Ried erlegten wir Falco rufus, ater, Ardea cinerea, purpurea, ralloides, Sterna leucoptera, leucopareia, hirundo, minuta, einige Strand- und Wasserläufer und gewöhnliche Enten, fanden aber nicht ein Ei,, sahen auch zwei Totanus stagnatilis, ohne einen zu erlegen. An einer andern Seite des Dorfes brüteten in einem kleinen Wäld- chen Aq. fulva-^), haliaetus, Falco ater, Corvus corax und dicht dabei in einigen Gruben ohne senkrechte Wände Merops. apiaster. Von letzterem erlegte ich ein Paar, der Baron ein * ) Dies ist sicher Aquila imperialis, denn nur dieser und nicht A. fulva ist bisher als Brutvogel im südlichen Ungarn gefunden. v. H. — 252 - Stück, — Etwas entfernt davon in einem Sumpfe brüteten Ardea purpurea, egretta. woher uns Junge und Eier und junge egretta im Dunenkleide gebracht wurden. Die letzteren wurden bis auf eins weggeworfen. Im Ried bei Kupinowa war aber viel Leben, Hier sammelten wir Eier von A. garzetta, nycticorax, ralloides, Platalea , Ibis und Carbo pygmaeus in bedeutender Menge. Viele zerbrachen unterwegs, da wir nicht die geringsten Vorkehrungen zu deren Transport getroffen hatten. Auch wurden von den genannten Arten Alte erlegt. Besonders viel lieferten eingeborene Schützen. So auch drei schöne egretta, ein Vultur cinereus und ein fulvus. Geier waren häufig, durchkreuzten die Luft nach allen Richtungen und Hessen sich, sobald einer einen Frass entdeckte, nieder. Sie strömten dann von allen Seiten herbei, so dass ich einst bei einem todten Pferde gegen hundert Stück sah. Da sich diese Gesellschaft bereits gesättigt oder alles Fleisch aufgezehrt hatte, so entfernten sie sich, ehe noch ein Schuss anzubringen war. Ich glaube nicht, dass diese Vögel jeden Frass durch den Geruch entdecken, vielmehr durch ihr Gesicht, sonst müssten sie jedesmal dem Winde entgegenziehen. Excursionen in sumpfige Wälder wurden nur einmal unter- nommen, das Fahren ist daselbst unmöglich, das Laufen unbe- quem. Ueber die fortgesetzten Besuche der längst bekannten Sümpfe verstrich die beste Zeit zum Eiersammeln, und zu dem Besuche eines neuen Sumpfes, wo etwas zu hoffen war, wurde nicht geschritten. Syrmien wurde nun verlassen und nach dem Banat geeilt, vorher aber Belgrad besucht, Professor Natterer in Wien rieth, die Sümpfe an der Theiss zu besuchen und uns nach Perlas, gegenüber von Tittel, zu wenden. Da wir diesen Ort nicht in einem Tage erreichten, so kamen wir auch nie hin, sondern blieben in Oppowa. An den hier befindlichen Salzsümpfen waren Himantopus, Recurvirostra, Cha- radrius cantianus, doch keine Species, häufig. Zahlreicher waren Sterna nigra, seltener leucoptera, leucopareia, in grosser Menge Anas strepera, drei Anas leucocephala, Tringa minuta, pugnax, Totanus glareola, ochropus, calidris. Auf den geackerten Brach- feldern Glareola austriaca, Himantopus wurden drei Stück erlegt, von Recurvirostra erlegte ich zwei Stück, von Glareola eins, der Baron zwei Stück, aber von Anas leucocephala war nichts zu bekommen. -- 253 - Auf einer Excursion nach einer sehr dicht bewachsenen Donau- insel sahen wir einen Pelecanus sehr hoch durch die Luft streichen. Auf dieser Insel erlegten Avir mehrere Parus pendu- linus. Nachdem ich einmal den Lockton kannte, waren wenig- stens die Männchen nicht schwer aufzufinden. An einem Sumpfe nicht weit von der Donau standen auf dem schwarzen Schlamme wohl an C — 500 weisse Vögel Ardea egretta, garzetta, Platalea, doch von ersterem sehr wenig, etwa 15 —20. Der Baron verbarg sich im Riedgras und ich umging diese Thiere; glücklich flogen sie auf den Baron zu und er schoss drei Patalea, wovon wir aber nur zwei bekamen. Kaum im Banat angelangt, verliess mich der Baron und reiste in die Bäder bei Mebadia und hin- terliess mir die Bestimmung, wann ich abreisen müsse. Wäh- renddem wurde den Glareola , Himantopus und Recurvirostra tüchtig zugesetzt. Ich hatte auch die Freude, von ersteren zwei Nester, jedes mit drei Eiern, zu finden ; die darin befindlichen Jungen waren bereits zum Ausschlüpfen ausgebildet. Andere Vögel hatten bereits Junge. \ Ich ging wieder nach Jakowa zurück, um die Sachen zu verpacken. Nun Aväre die Jagd weit ergiebiger gewesen, wenn ich Zeit und Auftrag gehabt hätte, noch zu sammeln. Die Sümpfe fingen an theilweis zu vertrocknen, das Rohr, höher aufgeschossen, bot natürliche Schirme, und überdies strichen die Vögel mehr umher. Eier wurden von nachstehenden Vögeln gesammelt: Falco ater, Merops, Glareola, Ard. purpurea, egretta, gar- zetta, nycticorax, ralloides, Ibis, Platalea, Carbo pygmaeus, Gallinula chloropus. Da wir zu wenig umherstrichen, so fanden wir von den tausend und abermal tausend Seeschwalben und Enten keine Eier; übrigens fehlte uns auch ein Hund. Ein Nest von Merops grub ich in Ermangelung eines andern Instruments mit meinem Taschenmesser aus, was dem Baron sehr lang- weilig wurde ; doch ich Hess nicht nach. Wir erhielten das Weibchen und vier Eier, das fünfte zerbrach. Um die mir mangelnden Eier und vielleicht noch einige andere, besonders Aquila fulva, mir zu verschaffen, werde ich kom- menden Monat in jene Gegend schreiben; ich habe mir dort einen Freund zu erwerben gesucht. Ich werde jedenfalJs dann auch Doubletten bekommen, womit ich Freunden aushelfen kann. — 254 - Mehrere Einwobner, besonders der Herr Arendator Adam, er- innerten sich mit Vergnügen der Gebrüder Landbeck. Verwichenen Sommer, Mitte Juli, erhielt mein Bruder zum Stopfen Aquila pennata (minuta Br.), welchen ich jetzt besitze. Im März wird Naumann nach Lohsa kommen, bis dahin sollte ich die Sammlung in Ordnung bringen. Freundschaftlichst empfiehlt sicli Ew. Hochwohlgeboren unterthäniger Kobert Tobias. AVien, den 7. Juli 1851. Werthester Herr ! Ihr Geehrtes vom 1. Juli beantwortend, muss ich Ihnen bemerken, dass die Ihnen gesandte Silvie nach Kaiserling und Blasius nichts anderes als S^^lvia icterina*) ist. Da ich mehrere derselben geschossen habe, kann ich Ihnen sagen, dass der Gesang derselben gänzlich von Hypolais abweicht. Ihr Aufenthalt ist in Oliven. Ferner habe ich geschossen : Sylvia olivetorum, Sylvia melanocephala, orphea, und eine Sylvia der orphea etwas ähnlich, jedoch \.^ Zoll länger, gehört nach Kai- serling und Blasius, dem Bau der Flügel nach, in die Familie der nisoria, hortensis und cinerea. Ich kann Ihnen jedoch keine schicken, da ich im Ganzen nur vier Stück schoss und nur zwei Stück nach Wien brachte, welche bereits vergeben sind. Der Ihnen gesandte kleine Oedicnemus crepitans ist von Abyssinien; ich fand keinen Unterschied und sandte Ihnen den- selben unter den Europäern, jetzt aber können Sie auch hiesige haben. pr. M. Pregl. * ) Jedermann weiss ja, wie verschieden die Sylvia icterina gedeutet ist. Es ist dies die Form, welche später als Hypolais Prcglii bezeichnet wurde und die durch sehr kurze Flügel und sehr grosse erste — abortiv — Schwinge ausgezeichnet ist, die jedoch mit manchen siDanischen Exemplaren der H. polyglotta ganz übereinkommt, so dass sie artlich nicht zu trennen ist. v. H. 9 00 Aplioristisclie briefliche Mittheiluiigeu. Anfang- Oetober d. J. schoss mein Jäger zu Wartha aus einem Trupp wilder Gänse zwei Stück. Es waren Anser arvensis. Dies stimmt aber nicht mit Naumann, der sie später ziehen lässt. Lohsa, den 18. Oetober 184ö. Y. Lochen st ein. Das letzte gelinde Wetter brachte bereits einige Züge Anser segetum und grosse Schaaren Enten (Anas boschas und Pia- typus clangulus). Lohsa, den Lj. Februar 1854. V. Lo ebenstein. Gestern kaufte ich bei meinem hiesigen Ausstopfer einen Turdus Xaumanni, der frisch auf dem Berliner Markte ange- kommen war. Berlin, den 12. April 1889. V. Lochen st ein. Vergangenen Herbst erhielt ich in Warmbrunn einen auf dem Kynast (Riesengebirge) gefangenen Turdus pallidus. Lohsa 1845. v. Lo ebenstein. Nucifraga caryocathactes haben wir jetzt sehr häufig hier. Yogelheerd und Dohnen werden fleissig von ihm besucht. Lohsa, den 20. September 1844. V. Loe benstein. Kürzlich war ich in Görlitz und sah die dortige Sammlung. Es befinden sich dort aus der Gegend : Strix uralensis jung, Otis tetrax fem. , Picus tridactylus , Pastor roseus , Alauda alpestris u. s. f. Lohsa, den 25. December 1847. V. Loebenstein. Ich besitze einen lebenden Kreuzschnabel, der, wenn er weisse Binden auf den Flügeln hätte, gewiss Crucirostra bifas- ciata wäre, allein diese mangeln ihm ; sonst ist sein Habitus so- wie seine ganze Grösse und das Betragen ganz das erwähnte. Schnabel, Füsse und Kopfl)ildung sind unverkennbar so wie beim bifasciata. V. Loebenstein. — 256 — Abschnitte aus Briefen. Trotz dieses gelinden Winters habe ich doch Bombycilla garrula und Fringilla linaria hier, Vögel, die uns jahrelang selbst bei recht strenger Kälte nicht nahe kommen. Lohsa, den 4. Februar ISoS. V. Lo eben st ein. P. S. Aus Sarepta habe ich einen mir ganz unbekannten Falken erhalten, den Naumann für einen Circaetos ansieht, ohne dass er dafür einstehen will, und ihn zu Falco hypoleucos P. zieht. Mir sieht der Vogel halb wie F. buteo, halb wie F. lagopus aus, doch hat er unbefiederte Tarsen. V. Lo ebenstein. Von Falco peregrinus habe ich dies Frühjahr zwei gewöhn- lich geformte Eier, aber mit weissen Flecken gezeichnet, erhalten. Lohsa, den 22. Mai 1852. V. Lo eben stein. Vor einigen Wochen bekam ich aus dem Horste von Falco palumbarius gross gefleckte Eier. Lohsa (ohne Datum) 1846. Y. Lo eben stein. Mehrere Gallinula pusilla schoss ich verwichenen Herbst. Hier waren diesen Herbst auch einmal Seidenschwänze. Dies waren die ersten, welche ich in grösserer Zahl im Freien ge- sehen, obschon ich von Jugend auf mich für Vögel sehr inter- essirt habe. Sie sind also für uns Seltenheiten. Dies Jahr waren sie aber in grösster Zahl da. Auf meinem Vogelheerde allein sind über zwei Hundert und hier im Garten noch eine grössere Zahl gefangen worden. Wildgänse habe ich verwichenen Herbst nur in geringer Zahl gesehen und gar keine geschossen. Dagegen waren Strand-, Sumpf- und Wasserläufer häufig und erlegte ich auch eine Tringa cinerea. Beccassinen rückten in Massen vor, wie ich sie früher nie gesehen, imd habe ich mich einmal ordentlich satt schiessen können. Lohsa, den 25. Januar 1848. V. Loebenstein. — 257 - Vergangenen Herbst erhielt ich ein interessantes Blaukehlchen. Der weisse Stern fehlt nämlich fast ganz und, obschon das Blau durch seine Intensivität auf ein hohes Alter schliessen lässt, so mangelt trotzdem die rostigrothe Binde um den brillanten Kehl- schmuck beinahe gänzlich. Nov. Spec. Brehmii! Der Birkhahn hat schon hin und wieder gebalzt ; es ist ihm aber durch die letzten rauhen Tage der Schnabel gestopft. Lohsa, den 20. Februar 1848. V. Lo ebenstein. Aphorismen. In diesem Winter 1850 Loxia leucoptera altes S in Hel- singoer gefangen, zwei Alauda alpestris in Jütland geschossen, Tetrao tetrix $ auf Möen. Alle diese Entdeckungen sind Früchte des Einlieferungs- systems, das ich ins Leben gerufen habe. Im December 1842 ein Oriolus galbula auf Island in ge- frorenem Zustande gefunden. Bombycilla garrula in diesen Tagen sehr häufig. Kopenhagen, den 5. Januar 1850. Hier sind gar keine E i e r s a m m 1 e r , in Schweden auch nicht. Als ornithologisches Räthsel kann wohl einLarus cachin- nans in voller Mauser aus Grönland genannt werden, wel- cher neulich für das hiesige königl. Museum eingeschickt ist. Habe ich Ihnen gemeldet, dass Pelecanus onocrotalus in diesem Jahre im nördlichen Schweden geschossen ist? Die Engländer haben jetzt angefangen, alles Seltene an Eiern aus Grönland und Island für jeden Preis zu nehmen, wo- durch mir viel entzogen wird. Falco candicans-Ei wird mit 10 bis 12 Thalern bezahlt. Fringilla canescens in Grönland, wo Fr. borealis nicht vor- kommt. Im nördlichen Jütland nistet Falco albicilla sehr häufig in fast allen Waldungen ; ich sah in einem undurchdringlichen ür- wäldchen auf einer Landzunge im Liimfjord, welches fast nur aus 5 — 6 Ellen hohen verkrüppelten Birken bestand, sein Nest in einem etwa 4 Ellen hohen Baume. In Hals-Hölzung Aquila V, Homeyer, Ornitholog. Briefe. 17 — 258 - fulva; Ciconia nigi-a ist häufig. Ich habe hier bei Kopenhagen die Sylvia cariceti entdeckt; Nest und Eier gefunden. Kopenhagen, den 10. Juli 1850. Kjärbölling. Im Herbste 1844 zeigte sich Nucifraga caryocatactes ausser- ordentlich zahlreich. Zander. Charadrius moriuellus alt und jung im Herbst 1831 nicht selten; seit der Zeit keine erhalten. Lübs 1889. . Zander. Aquila naevia und Ciconia nigra nisten »hier. Lübs 1839. Zander. Im vorigen Herbst erhielt ich aus hiesiger Gegend einen jungen Falco rufipes. Lübs 1842. Zander. üeber Aquila clanga kann ich Ihnen mittheilen, dass ein Exemplar hier bei Ludwigslust vor etwa zwei Jahren (1848) ge- schossen ist und sich dort ausgestopft befindet. Noch zwei andere seltene Vögel wurden im vorigen Jahre bei uns erlegt (Mecklenburg), nämlich Otis houbara (0. Mac- queni) und Vultur fulvus. Die erstere befindet sich in der Sammlung des Forstmeisters von Graevenitz zu Bützow, den an- dern besitzt Herr von Dewdtz auf Miltzow im Strelitzschen. Von den Geiern sind fünf beisammen gewesen. Barkow, den 21. Januar 1850. Zander. Unsere Sammlung hat sich doch allmählich bedeutend ver- mehrt, es sind sogar einige sehr schöne und seltene Stücke durch Geschenke und Ankäufe hinzugekommen, z. B. der junge, schöne, bunte Aquila naevia aus Pommern, Eudytes glacialis aus Ostpreussen, Anas spectabilis aus der Nordsee, ein halb weisser^ ein halb brauner Turdus pilaris aus Schlesien etc. K a t z e b u r g. — 259 Professor Zaddacli in Königsberg i. P. an E, F. v. Homeyer. Hochgeehrter Herr ! Es wird Ihnen auch gewiss lieb sein, von der Reise des Herrn Grabowsky nach Borneo etwas zu hören, für die Sie ein so lebhaftes Interesse zeigten, als ich Ihnen auf der Natur- forscher-Versammlung in Danzig davon Mittheilung machte und Ihnen Herrn Grabowsky vorstellte. Grabowsky ist wohl ausgerüstet mit Allem, was zum Fangen und Präpariren der verschiedensten Thiere nothwendig ist, am 6. November v. J. auf der Princess Marie, einem grossen und prachtvoll eingerichteten Dampfer, von Amsterdam abgesegelt und nach einer sehr glücklichen und angenehmen Reise am 18. December in Batavia angekommen. Die Zeit auf der Reise hat er vorzüglich dazu benutzt, um seine Kenntnisse in der malayi- schen Sprache, die er hier zu studiren bereits angefangen hatte, zu vervollkommnen, wozu er Gelegenheit hatte, da mehrere Mitreisende fertig malayisch sprachen. In Batavia hat er in dem Hause des Herrn Steinbrügge, dem er von mehreren Seiten empfohlen war, sowie bei allen Deutschen, die dort wohnen, eine sehr freundliche Aufnahme gefunden und hat auch seine Jagden auf Vögel, Reptilien und Insecten mit gutem Erfolge bereits begonnen. Der Gouverneur, General Landsberge in Buitenzorg, der sich selbst für die Naturwissenschaften interessirt und eine grosse Käfersammlung besitzt, hat ihm eine warme Empfehlung an alle Provinzial- und Ortsbehörden in ganz Niederländisch- indien mitgegeben, die ihm sehr gute Dienste leisten wird, so weit die Macht der Holländer auf den indischen Inseln reicht. Leider wird Grabowsky wohl bis zum 20. Januar in Batavia haben bleiben müssen, weil wahrscheinlich eher keine Gelegen- heit gewesen ist, nach seinem Bestimmungsorte Banjermassing auf Borneo hinüberzufahren. Jetzt ist er hoffentlich seit acht Tagen dort und wird sich seinen Absichten entsprechend bereits eingerichtet haben. Zu bedauern ist es, dass seine Geldmittel durch die hohen Preise für die beiden Seereisen, die viel bedeu- tender sind als Grabowsky sie berechnet hatte, sehr geschmälert sind, so dass er Mühe haben wird, ein Jahr oder wenigstens acht Monate in Borneo zu bleiben. Es haben auch Manche, 17* - 260 - auf deren Beisteuer zu dem Unternehmen wir gehofft hatten, sich zurückgezogen. So fast alle Ornithologen ! Wenn die Ento- mologen nicht viel vertrauensvoller gewesen wären, so wäre die Reise nicht zu Stande gekommen. Und doch ist Grabowsky gerade der Mann, von dem man nach menschlicher Einsicht wegen seiner körperlichen Kraft und Geschicklichkeit erwarten kann, dass er sowohl die Angriffe des Klimas, als auch die Strapazen der Reise wohl ertragen wird, und dem es wahrhaftig an Energie und hohem Eifer für die Sache nicht fehlt. Nun, Sie haben ihn ja selbst kennen gelernt, verehrter Herr, und Sie fassten ja auch nach kurzer Unterredung ein solches Vertrauen zu ihm, dass Sie ihm sogleich eine bedeutende Summe als Vor- schuss auf die von ihm zu sammelnden Vögel übergaben. Ausser Ihnen hat aber keiner der Herren, die sonst wohl bedeutende Summen auf ihre Vogelsammlungen verwendeten, sich an dem Unternehmen betheiligt, obgleich ich beauftragt bin, den Abon- nenten die Naturalien, zu billigen Preisen berechnet, mit 25 pCt. Rabatt zu überlassen, wobei Ihnen natürlich auch das Recht der ersten Auswahl zustehen wird. Nun, ich hoffe zuversichtlich, dass Sie, hochverehrter Freund, Ihr freundliches Entgegenkommen nicht bereuen werden und dass Grabowsky nicht nur manche interessante Art von Vögeln, sondern als gelernter und geübter Präparator auch vortrefflich präparirte Bälge heimsenden und sie mit manchen guten Beobachtungen begleiten wird. Nur bitte ich nicht ungeduldig zu werden, wenn noch viel Zeit ver- geht, ehe eine grössere Sendung eintrifft. Der Weg von Borneo ist weit und nimmt, wie wir sehen, ein Vierteljahr in Anspruch. Wenn also Grabowsky nicht etwa von Java aus eine kleine Sendung macht, so wird es wohl Juli werden, ehe die erste grössere Sendung von Naturalien hier eintrifft. In der Hoffnung, dass Sie die Unbilden der Witterung gut überstehen und im Frühlinge Ihre Beobachtungen in der Natur und Ihre Wanderungen mit gewohnter Rüstigkeit aufnehmen werden, bleibe ich mit vorzügKchster Hochachtung Ihr ganz ergebener G. Z ad dach. — 261 — E. F. V. Homeyer an Herrn Professor Zaddacli in Königsberg i. P. Geehrter Herr und Freund! Vielen Dank für die mir gemachten Mittheilungen über die Reise des Herrn Grabowsky. Wie Sie wissen, hat mich seine Persönlichkeit so angesprochen, dass ich mit vollem Ver- trauen den Ergebnissen der Reise entgegensehe, wenn, wie zu hoffen, seine Gesundheit eine gute bleibt. Ich habe mich auch vielseitig bemüht, diesen oder jenen meiner Bekannten für ihn zu interessiren, leider mit sehr wenig Erfolg, wie Ihnen dies ja bekannt ist, gebe jedoch die Hoffnung nicht auf, dass einzelne meiner Freunde und wahre Freunde der Naturwissenschaften nicht mit blossen Wünschen, sondern auch mit Realitäten den Reisenden unterstützen werden. Wenn man mir bei dieser Gelegenheit gesagt hat, dass dergleichen Reisen für die Actionäre in der Regel sehr im- fruchtbar wären, so ist mir damit nichts Neues gesagt worden, ungünstige Erfahrungen habe ich in meinem langen Leben oft genug Gelegenheit gehabt zu machen; das hat mich aber nicht abgehalten, mich für Grabowsky warm zu interessiren und der Hoffnung Raum zu geben, dass sowohl die Wissenschaft, als auch Diejenigen , welche den Reisenden mit haaren Mitteln unterstützt haben, wohl dabei fahren werden. Dass solche Reisen nicht mit absoluter Sicherheit ein Re- sultat verbürgen, mag ja richtig sein, dass viel von Zufällig- keiten abhängt, lässt sich nicht bestreiten; aber mag es immerhin ein Wagniss sein, eine Summe Geldes dafür zu verwenden, der Sammler, welcher der Wissenschaft zu Liebe bereit ist, nicht allein seine pecuniären Mittel, sondern Gesundheit und Leben auf das Spiel zu setzen, übernimmt ein weit grösseres Risico, und das sollte man doch auch berücksichtigen, zumal Mancher, der sehr gemüthlich daheim sitzt, während der Reisende allem Ungemach des Klimas ausgesetzt ist, in vielen Fällen auch ein gut Theil der Ehre für sich einzuernten weiss. Auch für alle Diejenigen, welche nur Europäer sammeln, werden die auf Borneo erlangten Naturgegenstände dadurch von Werth sein, dass ^iele der in Nordasien heimischen Vögel im Winter Borneo besuchen und darunter verschiedene, welche kaum oder gar nicht von den Europäern zu unterscheiden sind. — 262 — Sehr seltene sibirische Drosseln sind z. ß. vielfach auf Java gefunden und ist wohl anzunehmen, dass Borneo von solchen Wanderern wegen seiner geographischen Lage noch öfter besucht wird. Ich werde es auch für angemessen erachten, dass nament- lich Novitäten zunächst in die Hände Derjenigen kommen, welche die Reise ermöglicht haben, und ich sage Ihnen meinen Dank, dass Sie dies in Ihrem geehrten Schreiben ausgesprochen haben. In einem Punkte nur bin ich mit Ihnen nicht einer Meinung: das ist die Zeit des Aufenthaltes in Borneo. Nach meiner üeberzeugung muss Grabowsky mindestens zwei Jahre dort bleiben, indem die Erfahrungen des ersten Jahres für die Sammelzeit des zweiten Jahres so werthvoU sein werden, dass die Beute dadurch einen ungleich grösseren Werth erlangen wird. Wir müssen daher darnach trachten, dass die Mittel beschafft werden, um Grabowsky's Aufenthalt so lange zu ermöglichen. Sehr lieb ist mir auch die in Aussicht gestellte Mit- wirkung bei Bestimmung der Vögel ; ich zweifle nicht, dass wir auch über Novitäten zu berichten haben werden und dass nach dem Schlüsse der Reise ein Werk über dieselben von wesentlichem Werthe für die Wissenschaft sein wird. Frei- lich ist ein Zeitraum von Jahren in meinem Alter eine lange Zeit, aber wir Alle können nicht wissen, was uns die Zukunft beschieden, und so will ich mich der Hoffnung hingeben, dass ich zum Schlüsse der Reise noch im Stande sein werde, zur Feststellung des Resultates thätig zu sein. Ich denke, dass inzwischen sich auch noch Mancher finden wird, der einen Bei- trag im Interesse der Wissenschaft giebt, und so lassen Sie uns hoffen, dass das Resultat ein hübscher Baustein für die Naturwissenschaften sein wird. Sehr dankbar bin ich Ihnen auch für die dauernde Yer- mittelung mit dem Reisenden, dem meine Wünsche auszusprechen ich dadurch stets Gelegenheit haben werde, was, wie ich hoffe, auch für Herrn Grabowsky und für den Erfolg seiner Reise von Werth sein wird. Empfangen Sie die Versicherung vorzüglichster Hochachtung Ihres ganz ergebenen E. F. V. Homeyer. Stolp i. P., den 9. Februar 1881. 263 — Anclam, im Januar 1881. Mein verehrter Herr v. Homeyer! Sie äusserten kürzlich den Wunsch, ich möchte Ihnen über das Ergebniss meiner wiederholten Ausflüge nach der Insel Hiddens-oe und der benachbarten Rügen'schen Küste ausführlich berichten. Ich komme diesem Verlangen um so lieber nach, als Sie ja vor langen Jahren ebenfalls dort gejagt und beobachtet haben und somit am besten beurtheilen können, in wie weit sich die Vogelwelt verändert hat. Die Zahl der überhaupt vorkommenden Arten wird wohl annähernd dieselbe geblieben sein, dagegen die der Brutvögel, besonders die Menge der Individuen, eine ungeheure Abnahme erlitten haben. Man muss heute selbst bei gewöhn- lichen Arten, wie Seeschwalben und Möwen, schon eifrig suchen, bevor ^ man ein Nest davon findet; denn daran ist nicht zu denken, dass man, wie früher, von einer Stelle aus eine Anzahl von einigen zwanzig Nestern überblicken könne, oder die Luft von den ihre Brutplätze umkreisenden Vögeln verdunkelt werde, wie ehedem. Der Grund dieser Abnahme ist hier weniger in der Cultur, als in der Habsucht der Menschen zu suchen, welche nach diesen Brutcolonien geströmt sind, um die Eier zu sammeln und zum Mästen von Kälbern zu benutzen. Kein Wun- der also, wenn die Vögel diese Orte verlassen haben.*) Aber selbst heute erfreuen die wenigen Paare sich noch keiner Ruhe, denn während des Sommers ist auf dem südlichen Theile von Hiddens-oe ein Hirt stationirt, dessen Hauptbeschäftigung darin besteht, Eier zu suchen, theils zu eigener Nahrung, theils für den bereits erwähnten Zweck. Ich werde meine Aufzählung nach dem Sj^stem vornehmen und daher mit den Raubvögeln beginnen, die ja nur spärlich vertreten sind. Ich kann aber den Anfang machen mit einer sehr inter- essanten und, bei uns wenigstens, äusserst seltsamen Nistweise des Seeadlers, Haliaetos albicilla. Im April vorigen Jahres wurde mir von dem Jagdpächter der Insel ein junger Seeadler und ein Ei dieses Vogels mit der *) Es bestätigt sich hier wiederum, dass nichts die Vögel so gründ- lich vertreibt, als das unvernünftige Wegnehmen der Eier. v. H. — 264 — Angabe zugesandt, dass der Horst auf dem sog. Gellen an der Erde gestanden habe. Als icb mir nun im Sommer denselben ansah, da fand ich mich noch in meiner Vermuthung, dieser Horst würde auf den ^0 — 12 Fuss hohen Dünen angelegt sein, getäuscht, denn denken Sie sich, dicht am Binnenstrande stand auf kahler Wiese, mitten in einem Complex von Büschen der sog. Steinbinse (Juncus effusus), welche kaum ^j^ Meter hoch war, der Bau. Zwar war derselbe nicht von der Stärke der Seeadlerhorste, wie man solche auf Bäumen zu sehen gewohnt ist, aber doch regelrecht gebaut, mit einer Unterlage von zolldicken Stöcken und von ziemlichem Umfange. Man sieht hieran wieder, dass die Vögel oft ohne zwin- genden Grund von ihrer gewohnten Nistweise abweichen, denn an passenden Bäumen wird es doch in den Waldungen Rügens und der festländischen Küste, besonders in der Nähe von Barth, nicht fehlen. Ich denke mir, dass dieses Adlerpaar mehrere Jahre beim Horste gestört oder letzterer zerstört ist , dass dasselbe den Gellen, sein bestes Jagdrevier, als einen von Men- schen fast nie besuchten Ort kennen gelernt hat und dort seine Brut an der Erde für sicherer hielt, als dies auf den Bäumen der Fall gewesen ist.^^J Der Seeadler ist einzeln fast zu jeder Jahreszeit auf Hid- dens-oe zu sehen, sei es auch nur hoch in den Lüften schwebend : im Frühjahre und Herbst häufiger, wo er dann von den höchsten Hügelspitzen der Nordseite Rundschau hält oder auf dem Schaar den Wasservögeln auflauert. Der Jäger kommt dort selten zum Schuss; mehr werden dagegen auf Rügen erlegt, wo man sich unter den zur Nachtruhe erwählten Bäumen auf den Anstand stellt. Einzelne hervorragende Bäume sind so bevorzugt, dass von einem solchen Baume zwölf Stück im Laufe eines Jahres heruntergeschossen sind, wie mir dies ganz bestimmt versi- chert ist. Falken, Bussarde und Weihen besuchen Hiddens-oe und die Küste von Rügen, nur um Beute zu machen. Von Buteo lagopus ;habe ich Mitte August vorigen Jahres ein Exemplar gesehen, das ich ganz sicher erkannt habe. *) Es ist sehr wohl möglich, dass der Adler aus diesem Grunde den sonderbaren Brutplatz gewählt, indem es an Analogien, namentlich beim Uhu, nicht fehlt. v. H. - 265 — C i r c u s c i n e r a c e u s und r u f u s sind arge Nestplünderer, nicht allein der Jungen, sondern auch der Eier. Ich habe wiederholt die Schaalen von Eiern der Lerche und des Piepers, auch bei rufus, sogar solche vom Eebhuhn, im Kröpfe gefunden. Eulen giebt es auf Hiddens-oe gleichfalls nicht viele. Die Schneeeule '^) ist früher einige Male erlegt und Strix Tengmalmi ist mir zweimal innerhalb neun Jahren eingesandt. Gewiss kommt der Rauch fusskauz häufiger vor, allein seiner versteckten Lebensweise wegen wird er oft übersehen. Notua ist in einzelnen Paaren immer, brachyotus in manchen Jahren Brutvogel. üeber ein interessantes Benehmen dieser letzten Art beim Xest, das ich mit keinem andern Namen als ,.Ueber- legung" bezeichnen kann, will ich Ihnen eine Mittheilung machen. Ich fand nämlich im vorigen Sommer auf einem mit Weiden- und Erlengebüsch bestandenen und mit hohem Eohr und Gras be- wachsenen Terrain der Peenewiesen ein Nest dieser Eule, ge- leitet durch das Männchen — vermuthlich — , welches mich mit dem bekannten, dem Hundegekläffe ähnlichen Angstruf umflog. Das Nest, von dem das Weibchen abflog , stand versteckt unter einem Weidenbusche und enthielt fünf bis zum Ausschlüpfen bebrütete Eier. Da mir die Dunenjungen hiervon in der Sammlung fehlten, so beschloss ich, diese später zu holen und machte mir ein Zeichen, indem ich ein Stück weisses Papier auf die Spitze des nächsten Busches befestigte. Als ich nach acht Tagen die Eulen holen wollte, war das Papier fort. Vielleicht war es vom Winde allmählich losgelöst, möglicherweise aber auch durch die Alten entfernt. Ich musste mich also aufs Neue auf die Suche nach dem Neste begeben. Da kommt eine der Eulen, wahrscheinlich wieder das Männchen, angeflogen und fährt etwa zwanzig Schritte neben mir zur Erde in einen Busch. Deutlich höre ich jetzt das Piepen der Jungen, welches sie ausstossen, wenn sie geäzt werden. Ich gehe dort- hin, die Eule fliegt auf der andern Seite des Busches heraus, aber das Nest kann ich nicht entdecken. Kaum habe ich mich in anderer Richtung entfernt, als die Eule abermals in den Busch fliegt und ich wiederum die Jungen höre. Nochmals *) Mein Jäger Meyer erlegte einmal eine Schneeeuje, die er aus der See kommen sah imd die im Magen noch Reste vom Schneehuhn hatte, V. H. — 266 - durchsuclie icli den Straiicli in der Meinung, dass vielleicht die Brut aus dem Xeste entfernt und jetzt hier untergebracht sein möchte. Dies währt einige Minuten, während dessen das Männchen um- herfliegt. Da machte es dasselbe Manöver zum dritten Male, aber auf der entgegengesetzten Seite von mir. Jetzt erst wird mir klar, dass ich getäuscht bin, eile möglichst leise nach dem Busch hin und sehe die Eule hinter demselben im Grase sitzend selbst dies dem der Jungen so gleiche Gepiepe aus- stossen."^) Nach genauer Orientirung und Suche fand ich denn das Xest wieder, wovon die Alte wiederum abflog und worin sich jetzt fünf sehr ungleich grosse Junge befanden. Warum machte der Vogel es nicht wie das erste Mal und umflog mich nur mit Geschrei ? Er hatte doch das Verständniss, dass er jetzt, nachdem im Neste die Veränderung vor sich gegangen, auch ein anderes, dem entsprechendes Mittel anwenden müsse, um mich irre zu leiten, und ahmte desshalb den Jun- gen nach. üeber die Sänger-, Krähen- und Spechtarten, welche man auf Hiddens-oe trifft, lässt sich wenig sagen. Der Staar ist Brutvogel in einigen Paaren. Einen curiosen Anblick gewährt es bei den Dörfern Vitte und Ploggshagen, Stangen aufgestellt zu sehen, an deren Spitze ein Staarenkasten befestigt ist. Dass solche aber von Staaren bewohnt waren, habe ich nicht bemerkt. Anthus camp est ris ist auf der nördlichen Hälfte keine Seltenheit und auch Brutvogel; wenngleich ich auch Eier noch nicht gefunden habe, so erlegte ich doch kaum Mgge Junge. Merkwürdig, dass sich die Feld- Lerchen des Gellen und des Bug, wovon ich Ihnen ja schon einige geschickt habe, durch ihr rauchgraues Colorit auszeichnen. Der alte Brehm hat sie in seinem „Vogelfang" Fol. 125 AI. bugiensis benannt, woraus zu schliessen ist, dass er seine Exemplare gleichfalls vom Bug erhalten hat. Sonderbarer Weise findet man diese Färbung nur an den beiden angeführten Orten. Fringilla flavirostris und liuaria sind für unsere *) Es ist dies eine höchst interessante Beobachtung, die vielleicht einzig in ihrer Art dasteht. Bei dem ruhigen besonnenen Wesen, den scharfen Sinnen und der so geübten Beobachtungsgabe des Berichterstatters ist mir die Thatsache unzweifelhaft sicher. v. H. - 267 — Insel als Zugvögel, cannabina auch als brütend zu verzeichnen. Linaria ist seit Jahren hier in Vorpommern recht selten ge- worden. Ich habe schon in mehren Wintern keinen mehr zu Gesicht bekommen, während in meiner Jugend, vor 25 Jahren diese Art jeden Winter den Hauptantheil an meiner Fangausbeute lieferte and sie in grosser Zahl in Gärten und an Wegen zu finden waren. Columba oenas. Die Hohltaube verweilt auf dem Zuge im Frühjahre und Herbste kurze Zeit auf Hiddens-oe und erhielt ich mehrere Male Exemplare im März zugesandt. Der Kiebitz ist zu den häufigsten Brutvögeln zu zählen, aber nicht etwa, weil er an Zahl zu-, sondern weil die meisten andern Brutvögel so sehr abgenommen haben. Ebenso ist es mit Aegialitis hiaticula. Aeg. albifrons, der etwa drei Wochen später als der vorige ankommt, ist dagegen viel seltener und hält sich mehr auf kiesigen und steinigen Stellen des Aussenstrandes — See- strand — auf. Aeg. minor ist mir einzeln eingesandt worden. Dass er auch auf Hiddens-oe brütet, glaube ich kaum. Oharadrius auratus kommt ebenfalls nur auf dem Zuge vor. Auch dieser Vogel hat hier in Vorpommern seit 20 Jahren eine ungeheure Verminderung erfahren. Damals konnte man ihn im Herbste, gegen Ende der Hühnerjagd, zu Hunderten, ja mitunter in Schwärmen von Tausenden sehen. Von Jahr zu Jahr wurden es weniger, die Schwärme lichter, und heute kann es kommen, dass ich während des ganzen Herbstes und trotzdem ich fast täglich auf der Jagd bin, nicht ein Stück sehe. Ich habe schon oft über den Grund dieser auffälligen Ver- minderung hier bei uns nachgedacht und glaube, dass dies Vögel waren, welche damals in Hinterpommern und Westpreussen ausgebrütet wurden. Wie Sie uns aber belehrt haben (Gab. Journ. 1872, Fol. 338) ist diese Art daselbst jetzt als Brut- vogel in Folge der immer weiter schreitenden Cultur verdrängt. Im Frühjahre treffe ich den Goldregenpfeifer dagegen häu- figer als im Herbste, wo er dann mehr die Wiesen aufsucht. Wahrscheinlich ist auch die Kichtung des Frühlingszuges eine mehr nördliche. C h ar. m 0 ri n e 1 1 u s , den ich früher öfter angetroffen, ge- — 2üö -- hört jetzt zu den grössten Seltenheiten von Hiddens-oe, sowie von ganz Vorpommern. Ob Squaterala helvetica auf Hiddens-oe eine grosse Abnahme erfahren hat, kann ich nicht sagen. Junge ziehen im Herbste noch in grossen Schaaren durch. Die ersten Alten finden sich, nachdem sie auf dem Frühjahrszuge im Mai die Insel auf kurze Zeit besucht haben, schon Ende Juli wieder ein, bilden ^im August mit neuen Zukömmliiigen kleine Flüge von 10—15 Stück und verschwinden bis Anfang September, um den bald nachrückenden Jungen Platz zu machen. Wie Ihnen wohl bekannt, sind die Alten immer scheu und lassen sich nur selten berücken. Am öftesten gelaug es uns, sie Abends am Strande auf dem Anstände zu erlegen. Der Stein Wälzer, Strepsilas interpres, wird als Brut- vogel immer seltener. Es hält oft schwer, ein Gelege davon aufzutreiben. Während der Zugzeit sieht man ihn häufiger, namentlich die Jungen von Ende August bis October. Der Austernfischer, H a e m a t o p u s o s t r a 1 e g u s . ist wäh- rend der Zeit, dass ich die Insel besuche, im Bestände vielleicht gleich geblieben. Phalaropus cinereus gehört auch als Zugvogel zu den Seltenheiten. Ich habe diese Art in zwei Exemplaren, ein junges im Herbste und ein altes im Mai, erhalten. Recurvirostra avocetta. Diesem anmuthigen Vogel, welcher früher ziemlich viel auf der Insel gebrütet haben soU, lassen einige Besitzer von kleinen Inseln und Halbinseln an der Westseite Rügens den grössten Schutz angedeihen, sonst möchte er als Brutvogel auch wohl schon zu streichen sein. Von diesen Hauptbrutplätzen aus versucht dann das eine oder andere Paar sich wieder auf dem Gänsewerder"^) anzusiedeln, und es kommen im August und September die Familien nach Hiddens-oe her- über« Seine wagerechte Körperhaltung und ^genthümliche Form lassen das geübte Auge ihn schon in der Ferne erkennen, doch kommt der Jäger selten auf Schussweite an; beim Nest ist er hingegen leicht zu schiessen. *) Der Gänsewerder ist eine kleine Sandinsel an der Ostseite (Binnenwasser) des Südens von Hiddens-oe gelegen und durch einen massig breiten Meeresarm davon getrennt , der bei flachem AVasser zu durchwaten ist. Vor langer Zeit soll dies nicht möglich und der Wer- der ein belebter Brutplatz vieler Vögel gewesen sein. v. H. — 269 — Calidris arenaria und Limicola pigmaea sind alljährlich auf der Insel anzutreffen, doch gehört etwas Auf- merksamkeit dazu, die letztere Art zu entdecken. Ich habe sie im August*) familienweise auf den sumpfigen Teichen des südlichen Theiles von Hiddens-oe und Rügens , dann aber auch unter den Schwärmen von Tringa alpina gefunden. Sie hält sich mehr versteckt und ist in ihren Bewegungen minder lebhaft als die Tringa- Arten. Besonders reich ist meine Aus- beute hieran niemals ausgefallen: 2 — ö Stück bei jedem Auf- enthalt. Der Sanderling ist im September und October immer noch häufig zu nennen, allerdings wiederum junge Vögel. Nur einmal habe ich zwei Alte aus einem Flug von sechs Stück im August geschossen. Von den Tringa- Arten ist als brütend nur Schinzii zu verzeichnen. Früher mag dies auch wohl mit subarquata **) und alpina der Fall gewesen sein. Ich wenigstens habe alpina nicht mehr getroffen und bezweifle, dass dieser überhaupt zu den pommerschen Brutvögeln gehört. Während der Zugzeiten ist Tr. alpina einer der häufigsten Vögel der Insel. Frühzeitig im Jahre, Ende März, kommt er an, etwas später nach meinen Beobachtungen Schinzii. Ende April ist alpina fort, doch kehren schon Ende Juli bereits einzelne vom Norden zurück, und im August werden die Schwärme, die meistens dann noch aus alten Vögeln im reinen Sommerkleide bestehen, grösser und zahlreicher. Junge bleiben oft recht spät, sogar bis in den November zurück. *) Limicola pygmaea habe ich in früherer Zeit alljährlich an einer kleinen schlammigen Bucht der Ostseite der Insel Neubussin gefunden, gewöhnlich in kleinen Trupps von 6 — 12 Stück. Es ist mir nicht be- kannt, ob diese Bucht noch vorhanden oder versandet ist. v. H. **) Tringa subarquata habe ich einmal sehr spät noch auf Hiddens-oe in einem Paare gesehen, auch ein Nest gefunden, dessen Eier sich durch Grösse und Färbung von Tringa Schinzii unterschieden, wage jedoch nicht zu behaupten, dass derselbe dort genistet. Ebenso wenig habe ich jemals Tringa alpina gefunden. Alle Brut- vögel, die ich sah — und wie Sie Avissen, kann man sich dieselben beim Neste in grösster Nähe ansehen — waren unzweifelhaft Tringa Schinzii. Schon die Brustfärbung dieses Vogels sah ich nie so schön und rein schwarz, wie bei T. alpina. von welcher — oft spät im Mai — ich kleine Schwärme prächtiger alter Vögel habe durchziehen sehen. Schon in weiter Ferne w^usste ich, dass es sich hier nicht um T. Schinzii, sondern um T. alpina handle und fand dies nach dem Schusse auch stets bestätigt. V. H. - 27 U — Von Tringa subarquata habe ich die alten Vögel ebenso wie bei alpina in mehr oder weniger reinem Sommer- kleide von Anfang August bis Mitte September auf Hiddens-oe und der Westküste Rügens getroffen. Oft zwischen den Schwär- men von alpina, häufig jedoch eigene kleine Flüge bis 25 Stück bildend. Die Jungen sind auch bei dieser Art, deren Durchzug gewöhnlich mit dem September zu Ende geht, viel zahlreicher. Tringa cinerea ist regelmässiger Zugvogel auf Hiddens-oe; alte Vögel kommen in den letzten Tagen des Juli, oder zu Anfang August, sind aber immer sparsam; höchstens 10—12 Stück zählte der grösste Schwärm, den ich gesehen. Dagegen sind die Jungen von Mitte September bis October in manchen Jahren noch recht häufig und dabei leicht zu schiessen, da sie wenig scheu sind, sondern sich vom Schützen erst ordentlich auf einen Haufen treiben lassen. Gewöhnlich hält diese Art sich etwas abgeson- dert von den übrigen. Eine in die Augen fallende Abnahme habe ich nicht beobachten können. Tringa minuta*) und Temminkii gehören nächst maritima zu den Tringa-Arten, welche am wenigsten vertreten sind. Minuta, gewöhnlich unter den Schwärmen von alpina, habe ich alljährlich geschossen und geschickt bekommen. Ebenso wie seine Verwandten, kehren die Alten bereits Anfang August vom Norden zurück. Die Jungen folgen im September. Temminkii ist nur zweimal und zwar von mir selbst erlegt worden. Diese Art hält sich am liebsten an schlammigen Stellen der kleinen Teiche auf, ähnlich wie Limicola, während minuta hingegen mehr Strandvogel ist und als solcher auf den Schaaren verweilt. Der Frühjahrsdurchzug fällt für beide Arten in den Mai, und sind sie dann noch sparsamer. Tr. maritima habe ich nur einmal am 7. Januar 1875 bekommen. Dies Exemplar hatte sich mehrere Tage bei den Steinen, welche an der nördlichsten Spitze aus der See hervor- ragen, aufgehalten. Sie haben es ja ausgestopft von mir be- kommen. Machetes pugnax. Auch die Zahl dieses schönen Vo- gels hat sich seit 20 Jahren an unserer pommerschen Küste *) Tringa minuta habe ich jung in manchen Jahren zahlreich ge- funden. Nicht selten in reinen Zügen von mehreren Hunderten. Ich habe am Abendanstande im September einstmals in kurzer Zeit dreissig und einige Stück geschossen, nur junge Vögel. v. H. - 271 — und auf den Peenewiesen ungemein vermindert. Einen bedeu- tenden Theil der Schuld hieran trägt die Cultur, wenigstens so weit es die Peenewiesen betrifft, welche früher, vor der Sepa- ration, zum grössten Theile aus Viehweiden bestanden. Dann aber ist auch das leichte Fangen dieses Vogels auf seinen Kampfplätzen gewiss nicht ohne Einfluss geblieben, und auf Hiddens-oe wird ihm heute noch eifrig mit Schlingen nach- gestellt. Schon Mitte Juni verschwinden die Männchen und selten habe ich später noch eins gefunden. Ob sie dann be- reits südlich gezogen sein mögen ? Oder wo halten sie sich auf? *) Der Koth Schenkel, Totanus calidris, ist zu des Jägers grösstem Aerger noch immer häufig und steter Begleiter auf den Ausflügen. Wie manches Mal, wenn ich kriechend einen guten Vogel anpürschen wollte, hat mir der Rothschenkel durch sein Angstgeschrei, womit er der ganzen Vogelwelt meine An- näherung kund gab, die Jagd verdorben, und selten war ich im Stande, ihn dafür zu strafen, denn er weiss sich genau ausser Schussweite zu halten. Eine bemerkenswerthe Abnahme, auch als Brutvogel, ist mir für Hiddens-oe nicht aufgefallen. Von Totanus-Arten sind fuscus, glottis, ochropus und glareola nur als Zugvögel, und zwar gar . nicht häufige, für unsere Insel zu verzeichnen» Viel anders ist dies auch wohl früher nicht gewesen!? Limosa rufa stellt sich heute wohl noch, so wie früher, in geringer Anzahl alljährlich auf Hiddens-oe ein. Ende Juli schon zeigen sich die ersten Alten, vom Norden zurückkehrend, in reinem Sommerkleide und mehren sich im August zu kleinen Flügen bis zu 20 Stück. Wie alle alten Vögel ist auch die Limose recht scheu. Junge ziehen, in manchen Jahren noch ziemlich viele, vom September bis October durch. Dass auch Piatale a leucorhodia vor drei Jahren auf Rügen geschossen ist, habe ich Ihnen wohl schon mündlich mitgetheilt. Ein Exemplar ist im Mai aus einer Anzahl von ungefähr zehn Stück bei Sagard *) auf Rügen geschossen worden. *) Auch ich habe mir diese Frage gestellt, glaube aber auch, dass die alten Männchen die Ostseeküstenländer sehr früh verlassen. v. H. **1 Sagard liegt zwischen dem grossen und kleinen Jasmunder Bodden und sind mir mehrere verbürgte Fälle bekannt, dass der Löffel- reiher — und zwar immer in derselben Localität — am grossen Jas- munder Bodden gesehen und erlegt ist. v. H. — 272 — welches dem Jagdpächter von Hiddens-oe zum Ausstopfen über- sandt wurde. Leider ist dasselbe in Folge der Hitze und der langsamen Beförderung für diesen Zweck bereits verdorben ge- wesen. Den Schnabel habe ich noch bekommen. Wilde Gänse, wohl alle Anser cinereus, habe ich in jedem Jahre zu grossen Schwärmen vereint gesehen. Als Brut- vogel ist diese Art auf der kleinen Insel Pulitz und einigen Sümpfen Eugens in mehren Paaren immer noch zu finden, wenn auch nicht mehr so häufig, wie dies früher wohl der Fall gewesen ist. In Gab. Journ. 1873 hat ein Herr Gustav Kessler uns be- lehrt, wie auf Hiddens-oe die mausernden Gänse gefangen oder vielmehr auf offenem Wasser mit den Händen gegriffen werden, und liest sich dies, besonders auf Seite 50, ja recht hübsch. Ich habe mir nun die grösste Mühe gegeben, an Ort und Stelle Näheres hierüber zu erfahren, doch wurde ich, sobald ich den geschilderten Sachverhalt angab, allgemein ausgelacht und mir dies geradezu als ..Thorheit" bezeichnet, wenigstens so weit es die Verhältnisse von Hiddens-oe betreffe. Den Schluss des Aufsatzes ist der Herr Verfasser uns ja auch schuldig ge- hlieben und -^ wie es mir scheint, — hat er wohl daran gethan. Bernicla torquata*) bevölkert im Herbste und Früh- jahr die Küsten oft mit ungeheuren Schwärmen, dagegen ist Bern, leucopsis eine Seltenheit. Im vorigen Herbst' bei den Stürmen ist mir das erste und einzige Exemplar eingesandt worden. Von Enten als Brutvögeln werden es auf Hiddens-oe immer weniger, woran zum grössten Theil das Eintrocknen der kleinen Teiche Schuld hat. Anas tadorna, acuta, boschas, clypeata und c r e c c a , alle früher gar nicht selten, sind jetzt nur noch in einzelnen Paaren brütend zu finden. Während der Zugzeiten habe ich dagegen mitunter sehr viele angetroffen: AnasPenelope, Clangulaglaucion, Harelda glacialis, Fuligula cristata und marila. Weniger Oidemia fusca, 0. nigra und Sommateria molissima. *) Gegen Ende April oder Anfangs Mai habe ich oft alle Binnen- wässer zwischen Hiddens-oe und Rügen mit diesen Gänsen und verschie- denen Entenarten bedeckt gefunden. v. H. - 273 - Eine interessante Jagd ist die der Eisenten im Früh- jalire während der Paarungszeit, wenn die Männchen sich mit den Weibchen herumjagen. Einzelne bleiben oft bis in den Mai zurück und sind dann bereits so weit vermausert, dass man das düstere Sommerkleid erkennen kann. Von einer Verfärbung der Federn bei den verschiedenen Kleidern der Enten habe ich dm-chaus nichts entdecken können und glaube nicht daran.? F u s c a habe ich fast bei jedem Aufenthalt auf Hiddens-oe im August Abends gegen zehn Uhr in grossen Flügen über die Insel ziehen sehen, resp. gehört. Sie kamen stets aus der Kichtung von Arcona und flogen westlich gerade in die See hinein; doch will ich bemerken, es sei auch möglich, dass ein Theil aus nigra bestand, da dies am Abend nicht genau mehr zu bestimmen war. Da aber beide Arten hier in Pommern nicht brüten, so entsteht die Frage: Wo kommen diese Enten her und wo gehen sie hin? Von Sägetaucher- Arten sind Mergus m er g ans er und albellus ziemlich selten und nur während der Zugzeiten, serrator dagegen verhältnissmässig häufig, auch als Brutvogel, anzutreffen. Merg. merganser habeich niemals in den Sommer- monaten gesehen, geschweige denn als Brutvogel gefunden, ebenso wenig der dortige Jagdpächter. Die grösste Einbusse hat die Zahl der nun folgenden See- schwalben und M ö w e n als B r u t v ö g e 1 erlitten . Es nisten von Seeschwalben auf Hiddens-oe jetzt nur noch: St er na hi- rundo, macrura und minuta in einigen Paaren, auf Rügen ausserdem nigra in grossen Colonien. Von St. anglica soll nach Aussage meines durchaus zuver- lässigen Gewährsmannes ein Paar im vorigen Jahre auf dem Gänsewerder genistet haben, dessen Eier aber dem Hirten zum Opfer gefallen sind. M a c r u r a steht auf dem Aussterbe-Etat, denn in dem kurzen Zeitraum von neun Jahren, in welchem ich daselbst beobachtet habe, hat sich diese Art bereits auf kaum ^/^ des früher von mir angetroffenen Bestandes, d. h. auf 8 — 12 Paare vermindert. Allerdings beruht diese Schätzung nur auf der Zahl der erlegten Exemplare, weil es fast unmöglich ist, marcura im Fluge und in der Entfernung sicher von hirundo zu unterscheiden. V. Home y er, Ornitholog. Briefe. 18 — 274 — Doch wird obige Annahme wohl ziemlich der Wirklichkeit ent- sprechen, weil die Xester nur auf der südlichen Spitze des Gellen auf kiesigem Boden angelegt sind, wogegen die der hirundo über die ganze Insel, auf Wiesen, Weiden und Dünen zu finden sind, jedoch immer nur einzeln und nicht mehr in grossen Colonien wie früher. Sterna minuta hat sich während meiner Zeit auf gleicher Höhe ihres Bestandes erhalten. Sterna caspia, vor Zeiten ja auch zu den Brutvögeln von Hiddens-oe*) zählend, habe ich alle Mal, wenn ich im August dort war , in mehren Exemplaren gesehen. Es war stets einer der schönsten Eindrücke, welche ich von der Reise mitbrachte, einige fischende caspische Seeschwalben beobachtet zu haben. Die Eleganz der Flugbewegungen und die Kraft, mit der sie sich in das Meer stürzen, so dass das Wasser fuss- hoch aufspritzt, gewährt einen prächtigen Anblick. Dass sich diese Seeschwalbe durch Schiessen eines Vogels oder das Hochwerfen eines solchen gewöhnlich auf Schussweite anlocken lässt, kennen Sie ja. Dass deren Neugierde aber so gross ist, dass das Schwenken mit der Mütze genügte, dürfte Ihnen vielleicht neu sein. Und doch hat der Pächter der Jagd, der zugleich mein Wirth war, an einem Abend sieben Stück geschossen, wovon leider fünf in 's AVasser fielen und vom Strom fortgetrieben wurden. Wir hatten uns nämlich auf dem Schaar, gegenüber dem Posthause, eine grosse Tonne eingegraben, in welcher Einer von uns mitunter auf der Lauer sass, bei der wir eines Tages circa zwölf Stück grosse Seeschwalben fliegen sahen. Gegen Abend begab sich mein Wirth in diese Tonne, während ich mich am Lande aufstellte. Bald kamen auch die Seeschwalben, und nach jedem Schusse, sobald wieder geladen war oder die Seeschwalben sich zu entfernen drohten, hatte ich von meinem Posten aus den komischen Anblick, aus der Tonne einen Arm hervorkommen zu sehen, die Mütze in der Hand und diese umherschwenkend. Jedes Mal hatte dies den Erfolg, dass die Seeschwalben wieder zurückkehrten und sich eine nach *) Ich selbst habe Sterna caspia nicht mehr auf Rügen nistend ge- funden. Schilling sen. fand sie nach Brehm sen. auf Lips und AVörens. V. H. - 275 — der andern herunterschiessen liessen. Es war dies ein gar komisches Bild.*) Die einzige auf Hiddens-oe heute noch nistende Möwenart ist canus. Nach Aussage der Bewohner haben deren Nester vor Jahren stellenweise so dicht gestanden, dass die brütenden Vögel sich aus der Entfernung als breite weisse Streifen von den Dünen abgehoben haben. Mit 50 — 60 Nestern dürfte ich den heutigen Bestand vielleicht annähernd bezeichnet haben. Ridibundus brütet an geeigneten Stellen auf Rügen noch in Colonien zu Tausenden. Als Zugvögel resp. Besucher der Insel habe ich gefunden oder zugesandt erhalten : Larus marinus, Alte, Uebergangskleider und Junge. Die ersten beiden findet man während des ganzen Sommers in Schaaren bis zu mehreren Hundert Stück, wo sie Abends mit ihrem Geschrei oft einen Höllenlärm verursachen. Argentatus, viel seltener, besonders Alte. Früher soll dieselbe ebenfalls auf Hiddens-oe und der Halbinsel Wittow genistet haben. Hieran schliesst sich nach der Häufigkeit L. fuscus und zuletzt glaucus, von der ich Winters ein paar Male Junge und Alte erhielt. L. minutus, welche Sie ja mehrfach erlegt haben, konnte ich weder selbst entdecken noch erhalten; eben so wenig leu- copterus**) oder gar eburneus. Von den Lestris-Arten ist mir nur parasitica im Herbst und Sommer je einmal eingesandt worden. Ich selbst habe diese niemals dort gesehen. Colymbus septen trionalis ist während der Monate October bis April anzutreffen, in den beiden genannten Monaten oft in grosser Zahl, jedoch zum grössten Theil junge Vögel. C. arcticus habe ich dagegen weder gesehen noch erhalten und ist mithin gewiss nicht häufig. Cephus grylle und Alca torda kommen heute wie *) Auf meinen Stardjagden hatte ich zwar in der Eegel eine todte Möwe in der Jagdtasche, behufs Anlockung seltener Möwen und See- schwalben; aber diese Jagd ist mir doch neu. v. H. **) Von Larus leucopterus habe ich ein auf Hiddens-oe erlegtes Exem- plar und kenne noch einige in den Sammlungen, doch ist sie sehr selten. ^^W. H. .5^ — 276 — früher nur im Winter und in nicht zu grosser Zahl an die pommersche Küste. Einige Exemplare sind mir alljährlich zugesandt worden. Hiermit wäre ich am Schlüsse angelangt und würde ich mich freuen, wenn Sie einen Vergleich nach Ihrem früheren Aufenthalt daselbst anstellen wollten. Tan er e. E. F. V, Homeyer an Herrn Taiicre in Anclam. Stolp, den 13. Februar 1881. Mein sehr lieber Herr Tancre ! Für die ausführlichen Nachrichten, welche Sie mir in Ihrem lieben Schreiben vom Januar dieses Jahres gegeben haben, sage ich Ihnen meinen allerverbindlichsten Dank. Sie können sich wohl denken, dass diese Mittheilungen gerade mir von besonderem Interesse sein mussten, der ich schon im Jahre 1831 auf Rügen war und von da ab es während einer Zeit von über zwanzig Jahren sehr oft besucht habe. Als ich zum ersten Male dahin ging, nahm ich Gelegenheit, mir von Herrn Dr. von Hagenow zu Greifswald genaue Informationen über die ornithologischen Verhältnisse der Insel geben zu lassen, die Niemand besser kannte als dieser in vieler Hinsicht ausgezeichnete Mann, der, so vielseitig seine Beschäftigungen auch sein mochten, in allen Dingen wissenschaftlich und tüchtig war, was, wie Sie wissen, selten ist, .denn die Mehrzahl derjenigen Menschen, welche sich mit sehr vielen Gegenständen beschäftigen, pflegen in keiner derselben etwas Ordentliches zu leisten. Schon damals sagte mir Herr von Hagenow, dass die ornithologischen Verhältnisse der Insel, während seines Denkens, sich sehr geändert hätten und die Vogelwelt in starker Abnahme begriffen sei. Aus den Schriften meines hochverehrten Freundes und Lehrers C. L. Brehm hatte ich ersehen, dass die caspische und Lach-Seeschwalbe in einzelnen Paaren auf den kleinen Werdern (Binnen-Inseln) gebrütet hatten, leider aber den wieder- holten Nachstellungen erlegen waren. Ebenso war mir bekannt, dass die kentische Seeschwalbe auf der Insel Stübber, süd- lich von '' ügen, in grosser Zahl genistet habe, wie Otto dies in - 277 — seiner Uebersetzung des Büffon'schen Werkes in einer Anmer- kung mittlieilt. Die Insel Stübber ist jetzt nicht mehr vorhan- den, sondern mir eine Saudbank, welche zeitweise unter Wasser steht, daher zum Brutplatze von Vögeln ungeeignet. Die seltenen Arten der Seeschwalbe waren daher, als regel- mässige Brutvögel, auch damals nicht mehr vorhanden, indessen war die Vogelwelt im Vergleich zu heute doch sehr reich ver- treten. Der Hauptgrund, weshalb wir heute eine so ausser- ordentliche Abnahme sehen, liegt unzweifelhaft in den Bewohnern der Inseln. Zu damaliger Zeit wurden die Brutplätze der Vögel in keiner Weise gestört, denn die Eier der Vögel wurden von den Bewohnern der Inseln weder gegessen noch zu andern Zwecken verwendet, wie dies späterhin leider allgemein geschehen ist. Zwar waren manche der Einwohner Jäger, wie man dies ja in ähnlichen Localitäten häufig findet, namentlich da, wo es wenig Menschen, aber viele Thiere giebt. So war z. B. auf dem sogenannten Posthause — der Südspitze des Buges — ein Steuer- aufseher und ein Matrose stationirt, in einer Entfernung von circa zehn Kilometern von dem zunächst zu Lande zu erreichenden Dorfe. Die Umgebung des Hauses war nicht allein ein bevor- zugter Brutplatz vieler Vögel, sondern auch vor allen Dingen zur Zugzeit von grossen Schaaren der Wandervögel besucht und es war leicht, in der Nähe, namentlich zur Zugzeit, gute Jagden zu machen. Damals war die südlich vom Bug gelegene Insel Neu- B US sin noch durch einen etwa 100 Meter breiten Meeresarm vom Buge getrennt und ein Hauptbrüteplatz der Seeschwalben, viel bedeutender als irgend einer der auf Hiddens-oe — na- mentlich im Süden der Insel — befindlichen Nistplätze. Schon wenn man mit dem Boote die Fahrt über den Meeresarm be- gann, wurde man von einer grossen Zahl von Seeschwalben um- schwärmt, welche dem Störenfried entgegen kamen ; betrat man die Insel, namentlich die Westseite derselben, so wurde man von wolkenartigen Schwärmen dieser prächtigen, lieblichen Vögel umhüllt, die so nahe kamen, dass sie den Kopf des -Wanderers fast berührten. — Die grosse Mehrzahl der Seeschwalben be- stand aus arctiscfien Seeschvyalben (Sterna arctica, argen- tata, macrura); bei jedem Schritte musste man vorsichtig sein, um nicht die Eier der Vögel zu zertreten. Ausser der arctischen Seeschwalbe war eine verhältnissmässig — 278 - geringe Zahl der gemeinen Seescliwalbe (Sterna hirundo) und eine ziemliche Menge der Zwerg-Seeschwalbe (Sterna mi- nuta) vorhanden. Gewiss ist es eine eigenthüm liehe Erscheinung, dass die Ab- nahme der arctischen Seeschwalbe noch eine viel bedeutendere gewesen ist als die der gemeinen Seeschwalbe. Die blinden Anhänger Darwin's mögen vielleicht auch hier einen Kampf um's Dasein finden, wovon freilich der unbefangene Xatur- beobachter nichts zu entdecken vermag. Beide Vögel lebten früher ohne jeglichen Zwist, wenn auch weniger durch einander, als neben einander. Die Verhältnisse, so weit sie die Nahrung dieser Vögel betreffen, haben sich nicht wesentlich geändert; die Nachstellungen sind für beide Arten dieselben gewesen, ihre Vermehrung geschieht bekanntlich in ganz gleicher Weise, und dennoch finden wir überall, dass die Abnahme der arctischen Seeschwalbe noch eine ungleich grössere ist wie die der ge- meinen Seeschwalbe. Nicht allein auf den westlich von Rügen gelegenen In- seln verhält sich dies so; auch der Rüden, wo die Vogelw^elt ja einigen Schutz geniesst, zeigt dieselbe Veränderung. Als ich vor einigen Jahren mit dem Forstmeister AViese dort war, fan- den wir nur die gemeine Seeschwalbe, die arctische war ganz verschwunden. Auch auf der Westküste Schleswigs und Holsteins finden wir ganz ähnliche Erscheinungen. Dies ist um so auf- fälliger, als die arctische Seeschwalbe entschieden die Nähe der See, die gemeine Seeschwalbe mehr die Binnengewässer liebt. ' Da ich nun einmal bei der Besprechung der Seeschwalben bin, will ich auch noch eines Vorfalles gedenken, wo sich auch die schwarze Seeschwalbe in grosser Zahl auf Hiddens-oe zeigte. Als ich eines Abends nach zehn Uhr, gegen Ende August, von den südlichen Teichen mit meinem als tüchtiger Jäger und guter Vogelkenner so wohl bekannten Meyer nach Ploggshagen zurück- kehrte, bemerkten wir ungewöhnlich viele leichtbeschwingte Vögel überall aus den Dünen vor uns auffliegend. Nach unserm Dafürhalten mussten dies Seeschwalben sein, aber woher die grosse Zahl dieser Vögel, da die Brutplätze der auf Hiddens-oe nistenden Arten weit südlicher standen und ^ie Jahreszeit schon so weit vorgerückt war, dass die grosse Mehrzahl der Seeschwalben die Insel verlassen hatte ? Ebenso wenig vermochten wir in dem Halbdunkel die Art zu erkennen. — 279 - Es lag uns natürlicli daran, einen oder einige dieser Vögel in die Hände zu bekommen, um ein sicheres Urtheil zu haben. Der Abend war weder hell noch ganz dunkel; ein Flugschuss hatte allerdings seine Schwierigkeiten, zumal die Vögel meisten- theils niedrig über den Boden wegstrichen, aber es gelang uns, zwei dieser Seeschwalben zu erlegen und wir waren erstaunt, hier die schwarze Seeschwalbe (Sterna nigra) in sehr grosser Zahl zu finden. In der That musste die Menge der offenbar auf dem Zuge begriffenen Vögel eine sehr bedeutende sein, indem fast auf jedem Schritt einige derselben vor uns auf- flogen und dies während des Nachhausegehens wohl eine halbe Stunde andauerte. Am andern Morgen früh war auch nicht eine schwarze Seeschwalbe mehr auf der Insel zu erblicken. Es ist dies ein neuer Beweis, wie leicht T a u s e n d e und aber Tausende von Vögeln durchziehen, ohne dass eines Menschen Auge sie wahrnimmt. Schon Naumann hat vielfältig daraufhingewiesen, dass Abend und Morgen Haupt- zugzeiten der Vögel sind, und in vielen Fällen habe ich das bestätigt gefunden. Dabei will ich eines interessanten Vorkom- mens gedenken, das ich in den ersten Tagen des October auf der Xordspitze von Rügen bei Arcona am Meeresstrande erlebte, wohin ich noch bei v ö 1 1 i g e r D u n k e 1 h e i t gegangen war. Es war ein stiller Morgen, und wie ich ruhig am Meeresstrande stand, huschten in rascher Aufeinanderfolge rechts und links Vögel an mir vorüber, die ich anfangs nicht zu erkennen ver- mochte, bei zunehmendem Lichte jedoch gewahrte, dass die im lockern Verbände ziehende Gesellschaft einzig aus Feldlerchen bestand. So viel ich bemerken konnte, kamen dieselben direct aus dem Xorden, also von der Südspitze Schwedens. Mit der schwindenden Dämmerung hörte der Zug bis auf einige wenige Nachzügler auf, und bei vollem Tageslicht war auch von diesen kein einzelner zu sehen. Es war ein sehr starker Zug, und den- noch wäre er unbeachtet vorübergegangen, wenn ich nicht in der Dämmerung am Strande gewesen wäre. Man kann hieraus er- sehen, dass die Beobachtung auch recht grosser Züge von Vögeln, welche in der Dämmerung wandern, leicht unbemerkt vorüber- geht, um wieviel mehr müssen einzelne seltene Wanderer un- beachtet bleiben. Wenn auch nicht in dem Umfange wie auf Helgoland, so giebt es sicher verschiedene Punkte an unserer Küste, die Gelegenheit bieten, vorzügliche — 280 - Zugbeobachtungen zu machen. Dahin rechne ich die kleinen Inseln der Ostsee, welche sich zwischen Rügen und dem Festlande befinden und die, so viel mir bekannt, noch von keinem Naturforscher zu diesem Zwecke auf längere Zeit besucht sind. Das könnte noch ein sehr dank- bares Unternehmen sein. Bevor ich weiter auf die Einzelheiten Ihres so interessanten Briefes eingehe, möchte ich noch erwähnen, dass die Zugrich- tungen nach meinen Beobachtungen in Vorpommern durchaus andere sind wie in hiesiger Gegend. Vorpommern hat eine wesentlich nord-südliche Richtung, während die hiesige Gegend Ost-West, mit mehr oder weniger Abweichungen nach Nord oder Süd, hat. Das erklärt sich auch leicht durch die geographische Lage und wird bestätigt durch das Vorkommen nördlicher Vögel auf Rügen und den benachbarten Inseln, welche man theils gar nicht, theils selten an der hinterpommerschen Küste bemerkt. Es ist indessen wahrscheinlich, dass manche Arten bei Ihnen vor- kommen, welche dem Osten angehören, und dahin rechne ich auch die regelmässigen Züge der caspischen Seeschwalbe im Herbst, da dieselbe, so viel ich habe ermitteln können, an der ganzen Ostsee nur an einzelnen Punkten in wenigen Exemplaren nistet und es doch nicht füglich anzunehmen ist, dass alle diese Vögel über Hiddens-oe wandern sollten. Ich werde diesen Gegen- stand in meinem demnächst erscheinenden Werke über die Wan- derungen der Vögel ausführlich abhandeln und habe diese Andeutungen nur geben wollen, um die allgemeine Aufmerk- samkeit darauf zu richten. Ich will nun, Ihren interessanten Mittheilungen folgend, einige Bemerkungen daran knüpfen. Das Nisten des Seeadlers auf der kahlen Düne ist von sehr grossem Interesse, zumal die grossen Waldungen der gegenüber liegenden Festlandsküste pas- sende Brutplätze bieten. Indessen verlangen die meisten Vögel einen gewissen Raum und dulden andere Paare nicht in zu grosser Nähe ihrer Nistplätze. Dahin gehören auch die meisten Raub- vögel und unter diesen auch der Seeadler. Wahrscheinlich ist das Paar, welches auf dem „Gellen" horstete, in den Waldungen des „Darsses" von den dort nistenden Verwandten nicht geduldet und hat, der reichen Futterplätze wegen, den Horst so unge- wöhnlich gebaut. So viel mir bekannt, sind ähnliche Erschei- nungen bisher nur in Jütland beobachtet worden, wo einzelne — 281 — Seeadler im niedrigen Gebüsche horsten. Zu den krähenartigen Vögeln möchte ich noch bemerken, dass auf dem Nordende der Insel Hiddens-oe — auf dem sogenannten hohen Lande — ein kleines Kiefernwäldchen befindlich war, in welchem, obgleich zu der Zeit wo ich es sah (etwa vor fünfzig Jahren), nur noch vierzig bis fünfzig Stämme vorhanden waren, die ein Alter von etwa sechszig Jahren haben mochten. Alte Leute versicherten, dass, so lange sie denken könnten, ein Rabenpaar auf der Insel gehorstet habe, auch blieb dasselbe bis die Bäume niedergeschlagen wurden. Früher horstete auch ein Paar in dem steilen Lehmufer bei Arcona. Was die Feldlerche des südlichen Buges und des Gellen betrifft, welche der alte Brehm ,. AI au da bugiensis" benannt hat, so werden Sie aus meinen Ornithologischen Briefen ersehen, dass diese Lerche von mir und dem Baron Loebenstein aufge- funden und an Brehm geschickt wurde. Wir fanden dieselbe auf der Südspitze des Buges und gaben ihr in dem Begleit- schreiben den Namen Alan da bugiensis, den Brehm auch acceptirt hat. Es ist immerhin eine eigenthümliche und inter- essante Form der Lerche und ein neuer Beweis, dass der Yogel seine Heimath wieder aufzufinden weiss. Ueberhaupt kommen bei der Feldlerche, je nach den verschiedenen Gegenden, ab- weichende Formen vor, und es ist wichtig für die Zugbeobach- tungen, diese Formen im Auge zu behalten. Bei der Besprechung der Sängerarten der Insel haben Sie eines Vogels nicht gedacht, der früher in einzelnen Paaren regelmässig auf der Insel lebte. Es ist dies die Garten -Gras- mücke, Sylvia hortensis, welche in den niedrigen Dünen der Ostseite und ungefähr in der Mitte der Südspitze der Insel zu finden war. Ich beobachtete dieselbe in mehren Paaren stets auf der- selben Stelle und sprach zu Meyer die Vermuthung aus, dass dieser Vogel hier nisten müsse. Das schien nach seinem ganzen Betragen unzweifelhaft zu sein, aber nun drängte sich die Frage auf, wo derselbe, der sonst Bewohner des dichten Mittelwaldes ist, sein Nest habe, da es in der Gegend, wie Ihnen bekannt, keinen Baum und ausser einzelnen Wachholderbüschen keinen Strauch giebt. Als die Zeit herangekommen war, wo man an- nehmen musste, dass der Vogel Eier hätte, entschlossen wir uns, einige Stunden daran zu wenden, um sein Nest zu entdecken. Wir beobachteten längere Zeit die Vögel, bis Meyer mir ein — 282 — Zeichen gab und ich zu demselben herantrat. Er berichtete mir nun, dass er gesehen habe, wie eine Garten-Grasmücke in ein Erdloch geschlüpft und nicht wieder zum Vorschein gekommen sei. Wir näherten uns vorsichtig, schlössen die Oeffnung und verfolgten die Köhre, um den Vogel auf dem Neste zu ergreifen. Es zeigte sich, dass hier der Gang, welchen irgend eine Mauseart früher gegraben hatte, erweitert war. Derselbe führte in einen kleinen Sandhügel, und etwa einen halben Meter tief fanden wir den Vogel und das Nest mit vier Eiern. So leid es mir that, nahm ich Nest und Vogel als Beweisstück mit und habe beides auch später Nau- mann gezeigt und ihm den Sachverhalt mitgetheilt mit dem Wunsche, dass dies Ergebniss in seinen Nachträgen erwähnt würde. Naumann hat jedoch nicht erlebt, seine Nachträge so weit fortzuführen, um auch die ei- gentlichen Sylvien zu bearbeiten, und so ist diese interessante Beobachtung dort nicht erwähnt. So viel mir erinnerlich, habe ich indessen irgendwo schon darüber berichtet, möchte Sie jedoch darauf aufmerksam machen, sich zu überzeugen, ob heute noch Garten-Grasmücken auf der Insel leben. Sollte dies der Fall sein, so ist sicher anzunehmen, dass die Nester auch heute noch in ähnlicher Weise angebracht werden. Was die grossen Züge des Goldregenpfeifers betrifft, die in früherer Zeit überall in dem Norden Deutschlands vor- kamen, so möchte ich nicht glauben, dass die unbedeutende Anzahl der in Hinterpommern und Preussen früher nistenden Vögel darauf irgend einen Einfluss hätten haben können, indem hier diese Vögel doch nur in wenigen Paaren nisteten, während der Herbstzeit aber auf jeder Feldmark Tausende auf dem Zuge befindlich waren. Ich möchte hierbei wiederholen, dass ich nicht glaube, dass die hiesigen Brutvögel nach dem nördlichen Vorpommern ziehen, sondern eine etwas mehr südliche Kichtung einschlagen. Erklären kann ich mir diese riesige Abnahme nicht, indem der hohe Norden diese Vögel wohl noch in ziem- lich unveränderter Zahl hat, wenn nicht die Trockenlegung der Moore unsere Gegenden den Wanderern weniger angenehm gemacht hat und sie bei uns so rasch durchziehen, dass sie weniger bemerkt werden, was um so leichter sein kann, als sie wesentlich bei der Nacht wandern. Es ist mir von besonderem Interesse, dass Ihre Beobach- tungen über die Wanderungen der alten und jungen Strandläufer ganz mit den meinigen übereinstimmen. Ich habe stets gefunden, dass man von den nördlichen Wanderern Anfangs vorzüglich alte Männchen, etwas später alte Weibchen findet, dass dann, etwa Ende August und in den ersten Tagen des September, eine Zeit kommt, wo es kaum einen alten und selten einen jungen Vogel am Strande giebt und dass zur Zugzeit der Jungen, die etwa vom 6. September an beginnt, die alten Vögel fast ganz unsere Gegenden verlassen haben. So sehr meine Erfahrungen in allen übrigen Punkten mit denen Gaetke's übereinstimmen, so w^enig ist das hier der Fall, indem Gaetke beobachtet hat, dass die alten Vögel bei Helgoland zuletzt bleiben. Ich möchte mir diese Abweichung daraus erklären, dass — wie dies ja bei ver- schiedenen Vogelarten der Fall ist — alte Vögel nicht so weit wandern wie die Jungen und dass diese auch bis in eine kältere Jahreszeit an dem stets ofienen Seestrande der Nordsee bleiben, indem es ihnen leichter wird, ihre Nah- rung an Meeresküsten zu finden, welche Ebbe und Fluth haben, als da, wo dies nicht der Fall ist. Hier möchte ich jedoch noch bemerken, dass auch die Ostsee ein Steigen und Fallen des Wassers zeigt, welches, so viel ich habe beobachten können, oft unabhängig vom Winde ist. Ich habe auch Gelegenheit gehabt, Aufzeichnungen des Kegierungs-Feldmessers, der beim Dampfbagger angestellt war, einzusehen und mit meinen Beobachtungen zu vergleichen, wo- durch meine Wahrnehmungen überall bestätigt wurden. Wenn der Wechsel im Wasserstande bei feststehendem Winde eintritt, so ist er gewöhnlich ein allmählicher. Ich habe aber auch er- lebt, dass bei lange Zeit feststehendem, schwachem Winde ein plötzliches Fallen oder Steigen des Wassers eingetreten ist, sogar entgegen der gewöhnlichen Wirkung der Windrichtung. Es würde mich jedoch zu weit führen, wollte ich diesen Gegen- stand hier ausführlich erörtern und will ich nur die Aufmerk- samkeit darauf hinlenken. Es ist mir sehr angenehm, dass Sie die famose Gänse- jagdgeschichte berichtigt haben. Als ich dieselbe las, konnte ich mir nicht verhehlen, dass, wenn die Mittheilungen auf Wahrheit begründet seien, die Gänse ihre Natur gänzlich — 284 ~ vei'ändert haben müssten. Wer die Kraft und die Schwimm- fähigkeit dieser Vögel kennt, kann nicht begreifen, wie dieselben sich auf offener See sollen mit den Händen ergreifen lassen. Selbst auf dem Lande ist dies unmöglich, indem die Gänse viel rascher laufen, als ein Mensch dies im Stande ist. Zur Mauser- zeit besuchen ja die Gänse am späten Abend die Insel. Ich hatte eine Stelle ermittelt, an welcher dies gewöhnlich geschah, und Meyer hatte sich daselbst verborgen. Nachdem die Gänse ihre Nahrung zu suchen weiter ins Land gegangen waren, und Meyer sich zwischen ihnen und der See befand, war es ihm doch unmöglich, auch nur eine einzige zu ergreifen, mit Aus- nahme eines Falles. Die gefangene Gans besass aber nur einen Fuss und nur aus diesem Grunde wurde es mit grosser An- strengung möglich, sie zu ergreifen, indem sie mit den Flügeln und dem einen Fuss sich, noch sehr rasch bewegte. Obgleich ich nun während eines Zeitraumes von mehr als zwanzig Jahren oft und lange auf Rügen gewesen bin, habe auch ich von ähnlichen Jagden nie etwas gehört. Dagegen zeigte sich im August Anas fusca jeden Abend in ziemlich grossen Flügen von Osten kommend und gegen Westen ziehend , so viel ich bemerken konnte, nur alte Männchen, und lässt dies sich wohl am besten daraus erklären, dass die alten Männchen die Brüten früher verlassen als die Weibchen und dann auch sich in südlichere Gegenden begeben, ähnlich wie dies ja bei den Strandläufern der Fall ist. Diese Züge schienen mir jedoch wesentlich Tageswanderungen zu sein, indem die Enten Nachts auf flacheres Wasser gehen mochten. Von Möwen habe ich auf den Westinseln Rügens auch nur Larus canus nistend gefunden, nur ein einziges Mal Larus argentatus, welche auf Sylt ungleich zahlreicher vorkommt wie canus. Larus minutus habe ich zwar einige Male von Rügen erhalten, indessen ist dies ein Vogel, welcher die offene See nicht liebt, seine Brutplätze an Binnenseen hat und auf der Wanderung mehr an den Flussmündungen als an der Küste vorkommt. Schliesslich will ich noch eines Vogels gedenken, der — wo er vorhanden — unter allen nördlichen Strandvögeln eine der grössten Zierden ist und den Meeresbuchten zum wahren Schmucke gereicht. Es ist dies der auch von Ihnen erwähnte Sichler (Recurvirostra avocettaj. Bis etwa vor dreissig Jahren — 285 — bestand ein grosser Brutplatz auf der Südspitze der (Schaproder) Gehe. Diese kleine Insel war seit Jahrhunderten in dem Be- sitze der Herren von der Oehe, und zu der Zeit, als ich dieselbe zuletzt besuchte, etwa vor dreissig Jahren, lebte daselbst der Letzte seines Stammes, ein älterer unverheiratheter Herr, der sich die Pflege dieser prächtigen Vögel ganz besonders angelegen sein Hess. Es gehörte zu den sehr seltenen Ausnahmen, dass derselbe eine Störung irgend welcher Art gestattete, doch wurde mir auf die freundlichste Weise gewährt, zwei dieser Vögel für meine Sammlung schiessen zu dürfen. In Folge der pfleglichen Be- handlung waren die Sichler auch anfangs wenig scheu, und ihrer Gewohnheit nach kam der ganze Schwärm der bei den Nestern befindlichen Vögel uns entgegen. Es mochten wohl ;] — 400 Stück sein, die sich uns auf gute Schussweite näherten, und die Jagd war daher rasch beendet; aber das Bild dieser prächtigen weiss und schwarzen Schaar steht mir so lebendig vor Augen, als wenn weniger Tage als Jahre darüber vergangen wären. Die Nester standen in geringer Entfernung, etwa 4 — 6 Fuss, von einander und waren alle voll mit vier Eiern belegt, denn niemals haben die Strand vögel eine grössere Zahl, und wo etwa ein fünftes Ei vorkommen sollte, so ist Ihnen ja bekannt, dass dies ein fremdes Ei sein muss, was nicht so ausserordentlich selten vorkommt, ja sogar bei verschiedenen Arten. Herr Schilling, der sich in meiner Begleitung befand, durfte weder einen Schuss abgeben, noch ein Ei dieses Vogels nehmen, und jedenfalls vermochten die verwandtschaftlichen Beziehungen*) desselben zu dem Besitzer der Insel nicht, eine Ausnahme in der allgemeinen Schonung der Sichler zu bewirken. Auch darin befinde ich mich mit Ihnen in voller üebereinstimmung, dass an der Westseite von Rügen der Gänsesäger nicht als Brutvogel vorkommt, niemals aber sein Nest so frei hinstellt wie Mergus serrator. Für Anfänger ist es auch nicht leicht, die Weibchen beider Vögel sicher zu unterscheiden. Wie Ihnen ja bekannt, lebt der Sichler nicht am offenen Meeresstrande, sondern sucht die seichten Buchten der Binnen- gewässer auf. Es hängt dies mit seiner Nahrung, die er stets oder wesentlich auf der Oberfläche des Wassers sucht, eng zu- sammen. Wie Sie wissen, befindet sich zwischen der Oehe und Ummans ein grosses Schaar**) und hier suchten die Vögel der *) Siehe Centralblatt. **) Sandbank, die zeitweise vom Wasser bedeckt, zeitweise trocken ist. - 28Ü — Brutcolonie ihre Nahrung. Zu jeder Zeit des Tages konnte man eine grössere Zahl derselben sehen, die eifrig mit dem Absuchen der Oberfläche des Wassers beschäftigt war. Ausser diesem Hauptbrüteplatz gab es noch einzelne kleine Brutplätze, z. B. auf dem Gänsewerder, den kleinen Binneninseln Lips und Wörens, mitunter auch wohl auf der Heuwiese. In ganz alter Zeit soll auf dem Gänsewerder eine grosse Zahl ge- brütet haben, wovon jedoch schon vor 50 Jahren nur noch Beste übrig waren. Es mögen auch noch auf manchen andern Punkten von Rügen einzelne Paare genistet haben, indessen kann ich mit Sicherheit darüber nicht berichten. Manche Zugvögel wären wohl noch aufzuzählen, indessen wollen wir uns das vorbehalten, wenn eine spätere Zeit es er- laubt. Dabei rechne ich ganz besonders auf Ihre Unterstützung in der Fortsetzung Ihrer trefflichen und wie mir ja bekannt so zuverlässigen Beobachtungen. Mit herzlichem Grusse Ihr ganz ergebener V. Homeyer. Pfarrer Bock an E. F. v. Homeyer. Danzig, den 19. Januar 1844. Wer th geschätzter Freund ! Für Ihre Yogelsendung sage ich Ihnen meinen besten Dank. Der Falco islandicus ist sehr schön, auch die kleinen Thierchen finden meinen vollen Beifall. Einen jungen Staar, wie der von Brehm gesendete, besitze ich schon. Was hat Brehm damit sagen wollen? Ihre Bemerkungen zu meinem Verzeichnisse sind mir sehr lieb; ich hätte es allerdings noch selbst einer Revision unter- worfen, aber ich gehe nun um so sicherer. Es stand Manches darin, was ich nicht mehr habe; es ist bereits in Ihrem Besitz: ich meine einige javanische Vögel. Was Ihre Desideraten betrifft, so habe ich bereits für Sie herausgestellt: Caprimulgus albicollis (^ $ (Amerika), Gallinula chlor opus (Amerika), Loxia leucoptera S 2 (von dem Ober- lehrer Lejde in Berlin, ohne Angabe des Vaterlandes, Siebold - 287 — meinte Nordamerika), Totanus macularius (Amerika), Totanus solitarius (Amerika, von Lejde und zwar als sehr selten be- zeichnet), Troglodytes furvus (Amerika). Ich werde Ihnen die- selben nach und nach zuschicken, je nachdem sich bei den Sen- dungen Platz finden wird. Lanius ruficeps aus Java besitze ich nicht. Es ist in meinem Verzeichnisse ein Schreibfehler, soll heissen Schlesien. Tringa brevirostris besitze ich nicht, sie muss schon von mir zu Ihnen gewandert sein. Das erste Mal be- kamen Sie Podiceps minor, Sterna media, Scolopax gallinago ge- stopft; Tringa glareola, hj^poleucus, brevirostris, Totanus java- nicus, Charadrius pluvialis, collaris und Lanius collurio in Bälgen. Das zweite Mal Podiceps minor, Totanus glottis, Tringa subar- quata. Tringa pusilla. Charadrius asiaticus in Bälgen. Ich be- sitze diese Vögel sämmtlich nicht, lasse sie aber vielleicht wieder aus Bonn kommen, wenn Goldfuss weiter tauschen will; dann kann auch Ardea affinis für Sie mitkommen. Die übrigen De- sideraten werde ich möglichst im Auge haben. Wie steht es mit den Grönländern? Einige davon haben Sie mir noch ver- sprochen, namentlich Anas moUissima masc. und spectabilis. Ich möchte sie gern im Laufe des Winters stopfen, denn im Sommer will ich etwas Zeit für die Schmetterlinge übrig behalten. Vor etwa vier Wochen habe ich eine Sendung ausländischer Insecten nach Dresden geschickt und erwarte dafür europäische; ich bin sehr gespannt darauf. Der Markt hat bisher wenig gebracht und der jetzige Sturm lässt wieder wenig erwarten, denn bei demselben kann Niemand auf die See fahren. Seidenschwänze sind immer da, wahrschein- lich sende ich Ihnen deren mehre. Alca waren einige vor- handen, aber schlechte. Anas fusca ist öfter dagewesen, aber die Händler fordern immer 12 Sgr., was ich nicht geben will; ich habe immer höchstens 8 Sgr. geboten. 10 Sgr. werde ich doch am Ende geben müssen, sonst geht der Winter zu Ende. Anas nigra ist einmal dagewesen: ich habe sie für mich ge- stopft, weil ich nur ein schlechtes Exemplar habe; jedoch habe ich ein strenges Verbot ergehen lassen, dieselbe an Jemand an- ders zu verkaufen. Auch war neulich ein altes Exemplar von Anser torquatus hier, aber es fehlten sämmtlich e Schwungfedern aus beiden Flügeln. Mergus merganser masc. bekam ich zu An- fang des Januar geschenkt, im schönsten Frühlingskleide. Wird nicht behauptet, dass er im Winter nicht hier sei? Die natur- — 2^;^s — historischen Werke des Dr. Lievin können Sie längere Zeit be- halten, ich habe dies gleich beim Leihen so verabredet. Vultur fulvus und papa habe ich bereits gestopft; die Flügel des letz- teren, welche fliegend standen, legten sich ganz leicht zusammen, nachdem er etwa acht Tage geweicht hatte. Jetzt weicht der Islandicus. Ihr treu ergebener Bock. Danzig, den 15. März 1844. Werthgeschätzter Freund ! In der Voraussetzung, dass ich morgen etwas senden kann, beginne ich schon heute mein Schreiben. Sie erhalten hiermit vorläufig zehn Exemplare meines Pro- gramms zur beliebigen Versendung an Ihre Correspondenten ; es stehen stets mehr zu Gebote. In dem einen sind Doubletten angestrichen, was jedoch in Hinsicht der Ausländer noch nicht genau ist, da ich nicht Zeit hatte, meine Bälge nachzusehen. Zu den beiden Männchen von Anas dispar erhielt ich am 2. März ein altes Weibchen im Sommerkleide, w^elches von beiden so wie von der Naumannschen Beschreibung abweicht; wahr- scheinlich hat er ein junges Weibchen beschrieben und zwar das 1839 von mir nach Berlin gesendete. Die Seite 7 beschriebene Ente ist wahrscheinlich ein ganz altes Weibchen von fusca, während die als gewöhnlich beschriebenen, mit den weissen Flecken am Kopfe und dem grauen Bauche, jüngere W^eibchen sind. Ich habe dafür ziemlich sichere Zeugnisse. An Lichtenstein habe ich einen genauen Bericht über dispar und fusca eingesendet und zwei Exemplare von fusca zur Erhärtung meiner Ansicht beige- legt, ein fast schwarzes und ein graues, zum schwarzen über- gehendes. Von meinem Programm habe ich an alle preussischen Uni- versitäten drei Stück und an Herrn Director Kaden nach Dres- den zehn Stück gesendet. Ich denke, unsere Gegend soll dadurch in ornitliologischer Hinsicht in guten Ruf kommen. Eilen Sie mit Ihrem Werke, damit Sie wo möglich der Erste sind, der Anas dispar vollständig in allen Kleidern beschreibt. Ich glaube, Sie thun am besten, es ohne Kupfer herauszugeben, es wird da- - '289 — durch viel billiger und findet bedeutenderen Absatz. Kupfer giebt es bereits genug in der Welt und jeder Gelehrte besitzt wenigstens schon ein Werk mit solchen. Mchtgelehrte sehen vornehmlich auf Wohlfeilheit. Denken Sie an Gloger und dessen weite Verbreitung. Am 9. März fand ich auf dem Markte Anas mollissima, ein junges A¥eibchen, bereits zum Alter übergehend. Wie geht es zu, dass von dieser Ente, sowie von dispar, nicht alte Vögel im AVinterkleide hier vorkommen ? Wahrscheinlich kommen nur die jüngeren vor und die, welche das Sommerkleid anlegen, weil die Gegend hier geschützter ist, namentlich das Putziger Wieck. Den 16. März. Der Markt ist heute schlecht, obgleich das Wetter gut ge- wesen; Eisenten noch in Masse, aber keine nigra. Alken und Lummen waren wohl einige da, aber ziemlich schlechte Exemplare. Mich bestens empfehlend Ihr treu ergebener Bock. Danzig, den 23. März 1844. Werthgeschätzter Freund ! Die Eisente kommt noch in Masse vor ; mit nigra und fusca scheint es vorbei zu sein; Alca und Uria war heute nicht vor- handen. Was die Anas dispar betrifft, so wäre es wohl eigent- lich zweckmässiger , wenn meine drei verschiedenen Exemplare am Fundorte zusammen blieben, bis sich vielleicht im nächsten AVinter mehrere finden. Jedenfalls möchte ich gern erst eine Antwort Lichtensteins abwarten. Wenn er, oder vielleicht Nau- mann, die Enten zur Ansicht eingeschickt zu haben wünschen, so glaube ich, dass ich dies im Interesse der Wissenschaft nicht versagen kann. Verschenken oder vertauschen werde ich an einen Fremden keine. Legen Sie ein besonders grosses Gewicht darauf, so sind Sie mir der nächste und Sie soUen das zuerst gefundene Exemplar haben. Wenn Sie es durchaus wünschen, so schicke ich es Ihnen sogleich und zwar in einer besonderen Kiste, damit es nicht leidet. Sollte sich noch ein frisches Exemplar finden, V. Homeyer, Oniitholog. Briefe. 19 — 290 — was ich aber nicht glaube, so erhalten Sie es im Fleische. Für die Eiderente meinen besten Dank. Auf Ihre Ankunft im Sommer freue ich mich schon im Voraus. Mit besonderer Hochachtung und Liebe Ihr treu ergebener Freund Bock. Dan zig, den 26. April 1845. Werthgeschätzter Freund! Sie erhalten: 2 Anas fusca m., f., 1 „ strepera m., 1 „ leucopthalmos, 2 üria gr3^11e, 1 Podiceps auritus. Schon am Mittwoch war ein Colymbus arcticus da, unten ganz weiss, oben sehr dunkel, jede Kückfeder dunkel gerändert, einige weisse Flecken auf den obern Federn; aber es fehlten in beiden Flügeln sämmtliche Schwungfedern. Er war heute noch da. Schade um ihn ! unsere Gänse werden wohl ein Paar sein; die meinige ist ein Weibchen. Ist es albifrons oder minutus? Die Flügelspitzen reichen nur bis zum Ende des Schwanzes. Soeben erhalte ich einen alten Falco pygargus aus der hie- sigen Niederung; ausserordentlich hell aschgrau. Ihr ergebener Freund Bock. Dan zig, den 3. Mai 1845. Werthgeschätzter Freund ! Der Taucher*) ist, wie Sie sehen, von den Verkäufern ab- gebalgt, mithin ohne Gift; 5 Sgr. ist er wohl werth. Die Ausbeute war heute sehr gering. *) Dieser Vogel ist in vieler Beziehung merkwürdig. Wie aus dem Briefe vom 26. April hervorgeht, war er schon längere Zeit eine Zierde — 291 — Für die gesendeten Bälge etc. meinen besten Dank. Lieb wäre es mir, wenn Sie mir den Rest sendeten, denn ich werde nun bald nach Dresden schicken. Gern hätte ich die versprochene Tringa subarquata. Glareola brauche ich nicht, ich habe jetzt zwei gekauft. Senden Sie gefälligst die Käfer mit, ich schicke sie zum Bestimmen nach Dresden. Ist die früher gesammelte Gans albifrons oder minutus? Ihr ergebener Freund Bock. Dan zig, den 5. Februar 1846. Werthgeschätzter Freund ! Als ich das letzte Schreiben an Sie auf die Post getragen hatte, fand ich auf dem Markte einen sehr interessanten Colym- bus arcticus. Er ist in dem üebergange zu dem Kleide be- griffen, welches in Cöthen so viel Aufsehen erregt hat. Die Section ergab ein ziemlich junges Weibchen. (Die Eier des Eier- stocks waren sehr klein, jedoch deutlich zu erkennen.) Es ist das erste Hochzeitskleid. Die Sache steht jedenfalls so: Der junge Vogel legt ein Hochzeitskleid mit mattschwarzer Kehle, des Danziger Marktes, der damals eine reiche Fundgrube für die in der Gregend erbeuteten Vögel war und namentlich Wasservögel in sehr grosser Zahl lieferte, demnächst Drosseln, Seidenschwänze und andere gefangene Vögel. Es gab Markttage, an denen Enten und (ränse zu Tausenden zum Verkaufe standen. Es liegt auf der Hand, dass diese grosse Anzahl von frischen Vögeln ausgezeichnete Grelegenheit zur Beobachtung des Federwechsels bot, nicht minder zur Erlangung seltener Arten, und dass daher diese AVochenmärkte von Bock regelmässig besucht wurden, iim eine Auswahl für seine und auch meine Sammlung zu treffen ; denn wäh- rend des Winters erhielt ich regelmässig Zusendungen von frischen Vögeln, gewöhnlich jeden Sonnabend, oft aber auch noch am Mittwoch. Sehr oft habe ich nun den Sonnabend-Markt auch selbst besucht, was für die Kenntniss der Wasservögel mir von grossem Werthe gewesen ist. Der oben erwähnte Colymbus arcticus war von Bock nicht ge- nommen, als er frisch am Markte war, wegen der angeblich fehlenden Schwungfedern. Wie mir Bock mittheilte, war dies ein alter Vogel, im Begriff das Prachtkleid anzulegen ; ich drang daher darauf, ihn zu kaufen und erhielt ihn als Balg. Die Schwungfedern aber sind nicht ausge- rissen, sondern gleichzeitig vermausert und im Hervorspriessen. V. H. 19* — 292 - tropfenartigen Adern auf dem Rücken und mit weissgekanteten Eückenfedern an; je älter er wird, desto mehr geht die Kehle in das glänzende Violett über, desto mehr finden sich auf dem Rücken tropfenartige Flecken, die nach und nach in viereckige übergehen; die weissen Kanten der Rückenfedern verlieren sich bei den älteren Vögeln. Mein letzter Vogel hat auf dem Rücken mehr Tropfen und glänzendere Federn, als der Ihnen bekannte; ich glaube desshalb, dass er schon ein Jahr älter ist als jener. Wenn Sie mich zum Frühjahre besuchen, dann müssen wir die Sache ernstlich erörtern. Untersuchen Sie vorher Ihre Eudytes genau. Der letzte Vogel mausert gleichfalls die Schwanzfedern, vielleicht geschieht dies auch nur bei jungen A^ögeln. Ausser- dem habe ich am 31. Januar ein altes Männchen im Winter- kleide und Larus ridibundus erhalten, für hiesige Gegend eine Seltenheit. Ihr treu ergebener Freund Bock. Am 17. Januar habe ich einen interessanten Colymbus arc- ticus gestopft; er beginnt soeben die Mauser zum Prachtkleide. Der Rücken hat etwa ebenso viel neue wie alte Federn, an der Kehle sind sehr wenig neue dunkle Federn. Der Vogel zeugt gegen Naumann, welcher behauptet, dass er zu dieser Zeit die Schwanz- und Schwungfedern nicht wechsele. Mein Vogel wechselt die Schwanzfedern und die Schwungs federn zwar noch nicht, aber dieselben sind so abgerieben und verbleicht, dass er sie zu dem neuen Prachtkleide schwerlich be- hält. Ob die Brust- und Bauchfedern gewechselt werden, ist nicht zu erkennen, da sie gleiche Farbe behalten. Der Theil der Kehle, welcher violett-schwarz werden soll, hat ganz weiches Gefieder und ist von dem folgenden harten Gefieder wie abge-^ schnitten, so dass man das künftige dunkle Kleid schon jetzt deutlich bemerkt, obgleich es noch meistens weiss ist, wie das untere. Die schwarzen Längsstreifen zu beiden Seiten der Brust mausern. 1846. Bock. Dan zig, den 3. September 1846. Werthgeschätzter Freund! Zu der Versammlung nach Dresden kann ich nicht kommen, weil gerade in der Zeit des 30. September der Schulcursus wechselt und neue Schüler gemeldet werden. Ich werde Ihnen die merkwürdige Anas glacialis senden, und zum Vergleiche ein Exemplar, welches den gewöhnlichen Frühlingsübergang in das Sommerkleid zeigt. Ausserdem werden Sie von mir vier Exem- plare von Colymbus arcticus erhalten nebst einer kleinen Abhand- lung über deren Farbenwechsel, die ich vor Allem Ihrer Beur- theilung unterwerfe, ehe Sie dieselbe vortragen. Haben Sie über denselben Gegenstand, wie, ich fast glaube, etwas gearbeitet, so können entweder beide Arbeiten neben ein- ander bestehen, oder wollen Sie noch etwas geben, so habe ich nichts dagegen, wenn Sie meine Arbeit bei Seite legen, sie als Material betrachten und das Brauchbare in Ihre Arbeit hinein- ziehen ; oder wenn Sie nichts arbeiten, so tragen Sie das Meinige vor und knüpfen Ihre Bemerkungen in tempore daran. Wahr- scheinlich reisen Sie nicht vor dem 20. ab; ich habe also zu meiner Arbeit und zur Einsendung des Versprochenen etwa bis zum 15. Zeit. Ich denke noch früher fertig zu sein. Von Co- lymbus septentrionalis werde ich Ihnen nichts senden, denn das Merkwürdige haben Sie bereits in Cöthen vorgezeigt. Uebrigens ist Ihr Exemplar im üebergange dem meinigen fast gleich. Soll ich Ihnen etwa die Alca torda senden, welche (am 10. Januar 1846 gestopft) eine dunkle Kehle hat? Die alten Weibchen von nigra, fusca und Stelleri wollen Sie doch nicht noch einmal vorzeigen? Das Vorkommen von Anas spectabilis fem. im März 1844 ist wohl nur zu erwähnen. Schreiben Sie nicht, so er- halten Sie nur die vorn angestrichenen sechs Stücke. Am 21. August erhielt ich einen jungen ausgewachsenen Falco brachydactylus m. lebend. Wohnten Sie näher, so hätte ich Ihnen denselben lebend geschickt. Am 31. d. M. Colymbus arcticus von dem General von Below auf Kutzau; bereits abge- zogen, wodurch mir die Arbeit sehr erschwert wurde. AI au da bifasciata ist für mich ein Unglücksvogel. Sie steht seit einem Jahre in meinem Verzeichnisse, ist aber noch nicht hier. Sie ist bei meiner Abreise nicht mit eingepackt — 294 — worden. Sie mögen sich die versprochene Fringilla erythrina damit auslösen. Enten kommen bereits ziemlich viele zu Markte, aber meistens schon halb gebraten. Ihr treuer Freund Bock. Dan zig, den 5. Mai 1847. Werthgeschätzter Freund ! Sie erhalten hiermit 1 Mergus serrator rn., Uebergang, 1 Anas leucopthalmos m., uebergang und 2 Machetes m., Uebergang. Sehr gern hätte ich Sie durch einen alten Totanus fuscus, den ersten dieses Jahres, erfreut, aber er war bereits zu alt; die Federn Hessen schon los. Ich habe ihn gestopft. Anas strepera hätte ich Ihnen zuweilen schicken können, aber ein ein- zelner Vogel der Art ist das Porto nicht werth. Ich besitze jetzt davon dreizehn Stück, ein Zeichen der geringen Seltenheit. Am 21. April habe ich eine Eisente im fast vollendeten Sommer- kleide erhalten; am 23. eine, die eben den Uebergang beginnt. Von Colymbus arcticus habe ich nur ein Exemplar erhalten, und zwar den 25. April lebend im vollständigen Prachtkleide. Ihre Ansicht über den Kleiderwechsel dieses Vogels ist die richtige, der Däne Paulsen irrt. Alca torda ist dieses Jahr ganz ausge- blieben; von Uria grylle habe ich nur ein junges Exemplar erhalten. Mit dem Wunsche, dass alle Ihre Speicher und Kartoffel- keller noch gefüllt*) sein mögen, und mit der Bitte, Ihren zu- gesagten Besuch ja nicht zu vergessen, Ihr treu ergebener Freund Bock. *) Das Jahr 1847 brachte bekanntlich solche Theuerung, wie die- selbe seit 1817 nicht gewesen war. In beiden Fällen liegt der Grund in der ganz ungewöhnlichen Witterung des vorhergehenden Jahres, die im Jahre 1816 so nass war, wie in keinem andern Jahre dieses Jahr- hunderts; 1846 hingegen — wie bekannt — ungewöhnlich warm und trocken. v, H. — 295 - Dan zig, den 12. Mai 1847. Werthgeschätzter Freund ! Auf dem Markte habe icli heute Nichts gekauft. Es waren nur Anas boschas, penelope, crecca und querquedula da, ausser- dem eine beinahe verfaulte strepera; kein einziger Strandläufer. Von dort ging ich zu einem mir befreundeten Getreidemäkler, um Ihnen die hiesigen Getreidepreise genau angeben zu können.*) Der Weizen kostet per Last (= 60 Scheffel) 750—820 Gulden (= ^3 Kthlr.), also der Scheffel 4^/6 Kthlr. und darüber, je nach der Beschaffenheit. Roggen die Last 660 — 680 Gulden, also der Scheffel 3 Rthlr. 20 Sgr. und darüber. Gerste die Last 160— 170 Rthlr., also der Scheffel 2-/. Rthlr. Hafer die Last 85—100 Rthlr., der Scheffel l'/^— l-/^ Rthlr. Erbsen die Last 170—215 Rthlr., der Scheffel 2^/6— 3 '/^o RthL-. Spiritus per Ohm 45 — 50 Rthlr. Kartoffeln der Scheffel 1 Rthlr. 10—15 Sgr. Die Meinigen sind alle wohl; ich wünsche von Ihnen und den lieben Ihrigen ein Gleiches zu hören. Herzlich grüssend Ihr treu ergebener Freund Bock. Dan zig, den 7. Februar 1849. Werthgeschätzter Freund! Je eher Sie kommen, desto lieber wird es mir sein; ich kann dann Ihr ürtheil noch zu meinen ornithologischen Beiträgen benutzen, mit denen ich stark beschäftigt bin. Eine Doppelmauser und somit auch ein Doppelkleid der alten Entenweibchen kann ich bei Piatypus ferinus, marilus, glacialis und fuscus mit Bestimmtheit nachweisen; bei SteUeri, mollissi- mus und spectabüis eine andere Mauserzeit der jungen Vögel u. s. w. Heute habe ich ein Drosselweibchen gestopft, welches *) Die Preise dieses Theuerungsjahres, wenn auch noch nicht auf höchster Stufe, mögen immerhin von Interesse sein. v. H. — 296 — ich für Bechsteinii halte. Der Vogel sieht der Singdrossel am ähnlichsten, ist jedoch niehr grau, hat ein breites graues Band auf der Brust und steht in der Grösse zwischen musicus und pilaris. Die Beschreibung Naumanns, welche ich freilich nur flüchtig gelesen habe, da sich der Tag neigte, passt ziem- lich genau. Auf dem Markte erscheinen jetzt meist nur Eis- enten, von denen ich viele Weibchen stopfe, um wo möglich alle Farben und Uebergänge zu haben. Lummen. Hakengimpel, und Seidenschwänze fehlen ganz. Unsere Wahlen zur zweiten Kammer sind gut ausgefallen. Wir haben mit dem Landkreise zusammen drei gemässigte Männer gewählt, welche der Linken jedenfalls nicht angehören werden: den Justizrath Groddeck. früher Deputirter in Berlin (rechte Seite), den Justiz - Commissar Martens, Deputirter in Frankfurt frechte Seite) und den Hofbesitzer Störke in Praust, früher Theologe und Hauslehrer bei dem verstorbenen Major von Eexim auf Wödtke. Zur ersten Kammer werden am Montage Auerswald und Brünneck gewählt werden; der Dritte ist noch nicht designirt. Ich rechne mit Bestimmtheit auf Ruhe und Frieden. Die Nachbarvölker haben zu viel mit sich zu thun und die Deutschen werden sich nicht selber prügeln. Herzlich grüssend Ihr treuer Freund Bock. Dan zig, den 19. Mai 1849. Werth geschätzter Freund! Die Vogelsaison scheint vorüber zu sein. Heute waren sehr wenig gewöhnliche Enten auf dem Markte. Die gewünschten Gänse habe ich nicht mehr erhalten können; von der Löffelente hätte ich ein Männchen mehr als einmal senden können, aber es fehlten immer die Weibchen. Ich habe selbst keins gestopft, obgleich es mir wegen meiner Abhandlung sehr erwünscht ge- wesen wäre. Die Entenweibchen, deren ich sehr viele der ver- schiedensten Arten gestopft habe, mausern mit Bestimmtheit zweimal ; sie mausern jetzt auch die Steuerfedern, z. B. penelope, crecca, querquedula, fuligula, ferina, clangula u. s. w. Strepera mausert die Steuerfedern im Herbst und im Frühjahr, was — 297 — wohl bei mehreren der Fall sein mag ; ich habe desshalb bei den andern noch nicht nachgesehen. Von der crecca habe ich ein Weibchen, deren frische Sommer- federn des ganzen Rückens bis zum Schwänze einen grünen Schiller zeigen, so glänzend wie der Spiegel. Wäre es ganz ausgefiedert, so müsste es prächtig aussehen; der untere Theil des Spiegels, sonst schwarz, ist bei derselben weiss und schwarz inarmorirt, vielleicht ein sehr altes Thier. Ein Sommerweibchen der strepera zeigt auch grünen Schimmer auf dem Rücken. Meine Entensammlung steht jetzt gewiss einzig in ihrer Art da. Machen Sie sicli ernstlich an die Bearbeitung der Schwimmvögel, Sie werden dadurch am sichersten Ihrem Werke eine wünschens- werthe Beachtung zuwenden. Warten Sie so lange bis mein nächstes Programm in die Welt geht, dann kommen Ihnen An- dere zuvor und pflügen mit unserm Kalbe. Am G. Mai stopfte ich einen Colymbus arcticus, der das Prachtkleid fast ganz vollendet hat. iVm Halse sind keine weissen Federn mehr, die violetten Federn noch nicht alle vollständig ausgewachsen. Dieses Exemplar hat mich vollständig überzeugt, dass Paulsen sich auf dem Irrwege befindet. Dass die Vögel nicht alle zu gleicher Zeit mausern, steht fest, wie es ja auch bei den Enten und vielen andern Vogelarten der Fall ist. Gestern, also am 18. Mai, stopfte ich zwei alte Weibchen von Ardea nycticorax, welche mir mein junger Freund Rindfleisch aus Terranova*) bei Elbing zusendete. Die Thiere brüten also hier mit Bestimmtheit; vielleicht sind sie aus Ungarn fortgewandert, weil sie als legitime Oesterreicher das dortige Treiben nicht länger mit ansehen mögen. Die Meinigen sind wohl und lassen sich bestens empfehlen. Herzlich grüssend Ihr treu ergebener Freund Bock. *) Es ist das eine Gregend am Frischen Haff, welche ausserordent- lich geeignet für Reiher aller Art ist. Zwischen verschiedenen Fluss- läufen befinden sich unabsehbare Flächen, dicht mit Rohr und Schilf bewaclisen, wo es auch dem Kundigen ausserordentlich schwierig ist, brütende Reiher aufzufinden. Aus dieser Gegend hat Böek eine ganze Anzahl von Nacht-, Purpur- und einzelne andere Reiher erhalten. V. H. - 298 Dan zig, den 30. Juli 1849. AVerthgescbätzter Freund ! Ihr Besuch, wenn auch erst im Herbste, wäre mir sehr an- genehm. Ich sammle fortwährend Enten, um wegen der Mauser recht ins Klare zu kommen. Wir wollen dann gemeinschaftlich zu Gericht sitzen. Die Oberlehrer Menge und Schmidt können Beisitzer sein. Vielleicht kommen wir darauf, dass das Regiment Piatypus zweimal und das der Anas einmal*) mausert. Cly- peata fem. scheint bestimmt nur einmal zu mausern, PL fe- rinus und marilus fem. bestimmt zweimal. Die Cholera lässt zwar nach, ist aber doch noch nicht ganz vorüber. Herzlich griissend Ihr treuer Freund Bock. E. F. V. Homeyer an H. Gätke in Helgoland. October J879. Mein werther Freund! Recht sehr danke ich Ihnen für die Zusendung der Zeit- schrift „Nature"', wo Sie sich über eine Aeusserung des Herrn Dr. Wiesmann ergehen. Dieser Herr ist mir auf ähnlichem Ge- biete schon anderweitig begegnet ; ich habe indessen auf seine Auseinandersetzungen bisher wenig geachtet, theils weil mir die- selben unerheblich erschienen, theils weil meine Zeit es nicht erlaubt, alle dergleichen Extemporatioiieu berichtigen zu wollen. Es handelt sich hier indessen um zwei Dinge, welche ein allgemeineres und grösseres Interesse haben. Zunächst ist es der Zug der jungen Vögel, worüber Sie so schöne Beobachtungen gemacht und veröffentlicht haben. Diese Beobachtungen werden von Herrn Wiesmann um deswillen angezweifelt, weil derselbe *) Hier war Bock allerdings im Irrthum, wohl veranlasst durch die ausserordentlich verschiedene Zeit, in welcher die Weibchen mausern, was mit der frühern oder spätem Brut zusammenhängt, auch durch Ver- letzungen, Krankheit u. s. w. verzögert wird. Sehr wesentlich ist auch das Alter des Vogels. v. H. — 299 — der Ansicht ist, dass junge fliegende Staare von den alten nicht mit Sicherheit zu unterscheiden wären. Zunächst sehen wir daraus, dass Herr Wiesmann kein praktischer Beobachter ist: wäre er das, so würde er wissen, dass zu der von Ihnen ange- führten Jahreszeit alte und junge Staare sich auch in ziemlicher Entfernung mit Sicherheit unterscheiden lassen und dass Ihre Schlüsse daher wohlbegründet waren. Eine fernere Behauptung des Herrn Wiesmann scheint mir jedoch von noch grösserer und wesentlicherer Bedeutung. Der- selbe äussert sich dem berühmten Professor Newton gegenüber ungefähr folgendermassen : ..Populäre Schriften werden in Deutsch- land anders betrachtet wie in England ; es ist nicht erforderlich, dass hier darin etwas Neues gesagt wird.-' Nun, neue Beobachtungen, neue Entdeckungen zuerst in populären Schriften zu geben, mag auch wohl in England un- gebräuchlich sein, indessen handelt es sich nicht darum, sondern um die Richtigkeit der gemachten Angaben; denn wenn auch das lesende Publikum ein gläubiges sein mag, so bleibt darum doch die Pflicht der Zuverlässigkeit der gemachten Angaben dieselbe und es kann nicht zugegeben werden, dass wir Deutsche hierin weniger gewissenhaft sein sollten als die Engländer; mögen immerhin Ausnahmen vorkommen, wie dies leider oft der Fall ist, nimmer aber darf es so weit gehen, dass dergleichen Grundsätze oder Unterlassungssünden zur Regel werden. Es ist leider nicht zu leugnen, dass Deutschland in neuerer Zeit von einer grossen Zahl Zeitschriften überschwemmt wird, welche nur allzu sehr auf gläubige Leser rechnen und denen eine wissenschaftliche Kritik sehr wenig passt; selbst manche Zeitschriften, von denen man bei ihrer Begründung hoffen durfte, dass sie der Wissenschaft Rechnung tragen würden, lassen sich mehr und mehr von der Zeitströmung fortreissen und gehen all- mählich in das entgegengesetzte Lager über; die Jagd nach Abonnenten hat unzweifelhaft einen grossen Antheil an solchem Gebahren, aber der Gewinn nach dieser Seite ist gewöhnlich mit einem Verlust nach der andern verbunden. Mit einem Worte^ die Quantität gewinnt und die Qualität verliert. Wie wenig Herr Dr. Wiesmann auf eigenen Füssen steht, ersieht man sehr leicht bei etwas eingehenderer Betrachtung seiner Arbeit. Alles geht auf Wallace zurück. Ebenso wie — 800 — Palmen sich genau in dessen Fusstapfen bewegt, tritt Herr Wies- mann in die Spuren Beider, ohne Prüfung Alles für richtig, Alles für wahr annehmend, was die beiden eben erwähnten Schrift- steller behaupten. A^^ie Sie wissen, bin ich augenblicklich mit einem Werke über den Vogelzug beschäftigt und werde mir vorbe- halten, dort auch über diesen Gegenstand ausführliche Ausein- andersetzungen zu geben. Es wird nicht schwer fallen, nachzu- weisen, dass eine grosse Anzahl von Vögeln, ja vielleicht die Mehrzahl, gesondert zieht, nicht nur Alt und Jung, sondern auch alte Männchen und alte Weibchen. Es fällt damit freilich ein bekannter Lehrsatz des Darwinismus, dass die alten Vögel die jungen auf ihren AVanderungen führen, und an diese Lehre klammern sich so viele Menschen, denen die genauere Kenntniss der Verhältnisse fehlt, denen es aber vor allen Dingen darum zu thun ist. zu zeigen, dass sie auch etwas von Darwin gehört und dass sie vermögen, bei ihren Vorträgen einige mehr oder minder unpassende Schlagwörter anzubringen. Die Zahl der sogenannten populären Schriftsteller ist sehr gross ; leider befinden sich aber darunter sehr wenige, die sich ernsten Studien hingegeben haben und die daher im Stande sind, dem Thatsächlichen Kechnung zu tragen und sich nicht verleiten lassen, durch ansprechende lebendige Bilder in das Reich der Phantasien überzugehen. Einzig in seiner Art steht hier un- zweifelhaft Brehm da, aber auch die Gebrüder Müller haben ihre hübschen Beobachtungen auf sehr ansprechende Weise veröffent- licht. Es erscheint mir zweifelhaft, ob ich hierher noch den Herrn Professor Liebe in Gera zu rechnen habe, der herrliche Lebensbeobachtungen gemacht und th eilweise auch veröffentlicht hat, der jedoch wohl mehr zu den wissenschaftlichen Forschern zu rechnen ist. Die Engländer, welche eine grosse Zahl so be- deutender Naturforscher haben, dürfen wohl überzeugt sein, dass ein so absprechendes ürtheil, wie das des Herrn Wiesmann über den wissenschaftlich so hoch stehenden Professor Newton, auch bei deutschen Naturforschern allgemein gemissbilligt wird und dass es in Deutschland ebenso wenig wie in England Sitte ist, seine Zuhörer und seine Leser mit Vermuthungen , Hypothesen und dergleichen Dingen zu unterhalten. Mit herzlichem Gruss ,, , , Ihr treu ergebener E. F. V. Homeyer. — 301 — Landbeck an E, F. t. Homeyer. Lieber Freund! Ganz unerwartet erhielt ich Ihr freundliches Schreiben vom 17. V. M. sammt einer Lieferung seltener Vögel und Eier, welche mir sämmtlich erwünscht waren und wofür ich herzlich danke. Es thut mir leid, Ihren Wünschen nicht so entsprechen zu können, wie ich gern möchte ; denn durch meine längere Ab- wesenheit von hier war ich verhindert, mehrere in hiesiger Gegend lebende, seltene Vögel in grösserer Anzahl zu sammeln, und aus der Schweiz erhielt ich bis jetzt noch keine Sendung. Um Ihnen jedoch meinen guten Willen zu zeigen, habe ich fol- gende Vögel für Sie beigelegt, welche Ihnen wohl auch zum Theil neu sein werden, nämlich: Falco tinnunculoides $, adult. zu Ende Sommers. Später werde ich schönere Exemplare von diesen und einigen andern Vögeln vorliegender Sendung erhalten und Ihnen mittheilen. Ich er- hielt dieselben in diesem Zustande vor einigen Tagen aus Klagen- furt. Die meisten Vögel, welche ich dorther erhalte, sind ausser- dem schwer, nicht einmal im Kaufe, zu erhalten. (Picus leuco- notus $, vielleicht später auch S, steht zu Diensten; ich sende ihn heute nicht, da Sie nichts davon bemerkt haben.) Pyrrhocorax alpinus S ? aus Appenzell im Säntisgebirge. Picus tridactylus S ? aus Kärnthen. Picus canus S von Mössingen, später das $. Muscicapa albicollis zweicj; künftigen Mai schönere Exemplare. FringiUa serinus S ? aus Klagenfurt. Fringilla nivalis $ et juv. aus Appenzell, S aus Klagenfurt. FringiUa citrinella S aus Steinegg im Grossherzogthum Baden. Fringilla cisalpina aus Italien. Dieser Vogel ist unser Haus- sperling in klimatischer Abänderung. Ich fand im Ober- und Unter-Engadin , ^vo er mit dem gewöhnlichen vorkommt, alle Uebergänge, nämlich mit ganz, halb und nur theilweise rothen Köpfen. Die Jungen und Eier unterscheiden sich nicht von den gemeinen. Fringilla nivalis hat nicht, wie Herr Brehm in seinem Handbuch behauptet, grünlich-grau und dunkelgrün gefleckte, sondern einfarbig weisse Eier, wie der Hausrothschwanz, nur grösser. — aü2 — Calamolierpe striata S adult. aus hiesiger Gegend. Gallinula pusilla ? adult. aus Kärnthen. Strix acadica (pygmaea) S ebendaher, später das $. Tichodroma phoenicoptera ebendaher, zwei S im Sommer und Winter, Brehms beide Arten. Den Jungen hat auch noch Niemand beschrieben, ausser Gloger, aber unrichtig. Ich besitze auch das wahre Nest. Lanius ruficeps S ? juv. von hier. Eberiza cia S, zwei $ und juv. von hier. (Das ganz alte Weibchen ist vom Männchen fast gar nicht verschieden; das junge Weibchen hat noch einen Rest des Herbstkleides, beson- ders an der Kehle.) Der Junge ist, so viel mir bekannt, noch nicht beschrieben, ebenso wenig das Nest und Ei, welche Sie auch nächsten Sommer erhalten sollen. Sylvia montana S adult. et juv. (später Nest und Ei). Accentor alpiuus S, ? juv. Appenzell. Ardea purpurea S adult. aus Afrika. Perdix saxatilis S adult. aus Graubünden. Pastor roseus S aus Dalmatien. Bombycilla cedrorum S adult. aus Nordamerika. Sterna anglica aus Augsburg. Eier sende ich dieses Mal keine, da ich wenig Seltenes be- sitze und lieber eine Sendung aus Kärnthen abwarten will, wo ich mehrere der illpenvögel bekommen soll. Die Emberiza hortulana, welche Sie mir zu übersenden die Güte hatten, hat, gegen diese Art aus hiesiger Gegend gehalten, einen solchen kleinen und schlanken Schnabel, dass Herr Brehm jedenfalls zwei Arten unterscheiden müsste. Das Verhältniss ist ungefähr so: .^v® "^--^ Der Zweck meines Sammeins ist neben einer angebornen Liebe zur Ornithologie eigentlich die Herausgabe einer Natur- geschichte der europäischen Vögel. Ich habe mich zu diesem Zwecke mit einem Freunde, dem Freiherrn von Schertel, welcher i^o Jahr zur Beobachtung und zum Sammeln der nordischen Vögel Norwegen und Lappland bereist hat, verbunden und hoffe den Ornithologen mit einem solchen Werke eine Freude zu machen. Wir haben ein Format (15 Pariser Zoll hoch, 12 Zoll breit) gewählt, auf welchem die lebensgrosse Abbildung sehr — HOB — vieler Vögel und bis 7Air Grösse des Steinbuhns möglich ist, und werden sämmtliche europäische Vögel in beiden Geschlechtern und ihren verschiedenen Entwickelungsperioden sammt Nest und Eiern ganz naturgetreu abbilden und ausfilhrlich beschreiben. So viele Hindernisse der Ausführung eines solchen Werkes auch entgegentreten, so wollen wir, im Interesse dieser schönen Wissen- schaft, dennoch einen Versuch wagen und hoffen auch durch jeden wahren Ornithologen dabei unterstützt zu werden. Wir besitzen kein deutsches Werk, welches die sämmtlichen europäischen Vögel in Abbildungen oder selbst nur in vollstän- digen Beschreibungen enthielte, und Naumann ist der Einzige, welcher über Deutschlands Vögel etwas Umfassendes giebt. Allein es wird auch Ihnen, wie vielen andern Ornithologen, nicht entgangen sein, dass die Abbildungen in Naumann nach einem viel zu kleinen Maassstabe gefertigt sind, wodurch sehr häufig ündeutlichkeit entsteht, die durch schlechte Illumination ge- steigert wird. Dieser Vorwurf kann aber unser Werk nie treffen, wenn die nöthige Sorgfalt dabei angewendet wird. Die syste- matische Herausgabe eines solchen Werkes halte ich für ganz unzweckmässig, weil mau hierdurch gezwungen ist, jeden Vogel, an den die Reihe kommt, zu beschreiben, man mag dessen Na- turgeschichte genau kennen oder nicht. Aus diesem Grunde werden auch wir nicht systematisch verfahren, sondern immer diejenigen Vögel, welche wir am genauesten kennen, zuerst ab- bilden und beschreiben. Die Abbildungen werden daher aus lauter einzelnen Blättern bestehen, auf deren jedes nur eine Art kommt; ebenso der Text, wodurch es dann möglich wird, später neue Abbildungen und Beschreibungen einschalten zu können, ohne genöthigt zu sein, Sui)plementbände nachzuschicken, welche etwas sehr Unangenehmes sind. Ueberdies ist dann kein Sammler gezwungen, ein einseitiges System zu beobachten, da er die Blätter ganz nach eigenem Gefallen ordnen kann. Am Schlüsse sollen alsdann aber doch eine allgemeine Einleitung und einige gute Systeme, praktisch durchgeführt, folgen, um dem An- fänger einen richtigen Leitfaden an die Hand zu geben. Das Ganze wird nur heftweise erscheinen, mit je vier Blättern Ab- bildungen und so viel Text. Ich habe bereits einige Hefte im Manuscript fertig und ich hoffe, dass die Herausgabe diesen Sommer den Anfang nehmen wird. — Was halten nun Sie von diesem Projecte? Wäre wohl auf Subscription norddeutscher — .)U4 — Naturforscher zu zählen? Wollen Sie mir hierüber Ihre auf- richtige Meinung mittheilen, so werden Sie mich zu grossem Danke verpflichten. Durch eine Reise nach Ungarn würde ich wohl "viele Beiträge zu diesem Werke, sowie eine Menge von Tauschobjecten erhalten ; ich weiss jedoch noch nicht gewiss, ob ich heuer schon mein Vorhaben ausführen kann, jedenfalls werde ich Sie dabei berücksichtigen ; denn ich hoffe, dass unsere wissenschaftliche Verbindung sich nicht nur auf kurze Zeit, son- dern auf unser ganzes Leben erstrecken soll. Empfangen Sie nun zum Schlüsse die Versicherung meiner aufrichtigsten Freundschaft, mit der ich stets sein werde Ihr ergebenster Ludwig Landbeck. Mössingen, den 8. März 1837. Tamak, den 25. April 1854. Lieber Herr Me3^er!*) Die Ornithologie ist eine edle Wissenschaft und sollten da- her alle ehrwürdigen Veteranen derselben unsterblich sein, damit die jungen Füchse recht viel von ihnen profitiren können. Diesen meinen aufrichtigsten Wunsch rufe ich Ihnen aus weiter Ferne zu. Die Geschäfte sind in vollem Gange. Heute Nachmittag erlegte ich zwei Otis tetrax, Männchen und Weibchen, im Sommer- kleidc, vier Charadrius Morinellus mit schön braunen und schwarzen Leibfedern, eine Coturnix, einen Ch. pluvialis, AVinterkleid. Das Treffen gelingt gut ; ich donnere fast Alles herunter, was mir zum Schuss kommt. Die Eiersammelei ist eingeleitet. Zwanzig Exemplare von Falco tinnunculoides (richtige) liegen vor. Es wird viel zu thun geben. In den letzten acht Tagen arbeitete ich folgende Thiere: Falco rufipes, zwei Männchen; F. tinnun- culoides, drei Männchen; Ardea comata (ralloides), zwei sehr schöne alte Männchen ; Ardea minuta, ein altes Männchen ; Mus- cicapa albicollis, altes Männchen; Sylvia Fitis (nicht Tithys); Larus minutus, im Sommerkleide zehn Exemplare. Die alten *J Dies Schreiben war an meinen alten Conservator Meyer, den Vater meines Jägers, gerichtet. v. H. — 305 — Männchen schön rosa überlaufen an der untern Seite und die ver- schiedensten Mauser-üebergänge; auch ein junges Thier vom letzten Sommer mit bräunlichen Flügeldeckfedern und schwarzer Schwanzbinde. Sterna nigra, zwei Exemplare (Sterna leucoptera sah ich an einem Abende circa zehn Stück, konnte sie aber nicht erlegen); Charadrius minor, altes Männchen; Ardea pur- purea, ein altes Männchen; Himantopus melanopterus, zwei alte Männchen, ein weissköpfiges Exemplar. Sie sehen also, dass ich fleissig gewesen bin. Im Eiskeller liegen noch : Ardea nycticorax und Recurvirostra, sowie Glareola. Es ist hier ein ausserordentlicher Reichthum an Geflügel. Die Enten sind schon alle fortgezogen und Merops ist gestern mit Oriolus und Coracias angekommen. Die Ardea egretta und gar- zetta sind noch zu erwarten. Beiliegendes Yerzeichniss zeigt Ihnen den Bestand meiner Sammlungen; ich hoffe bis zum 1. Juni sechs Hundert Bälge wieder frisch zu besitzen. Die Alauda wurde mir in Moskau als Alauda leucoptera Fall, bestimmt, die Motacilla als M. flava, var. pallida. Beide Thiere sind schon hingeschickt und werden neben meiner Arbeit wohl abgebildet erscheinen. Ich besitze auch zwei Exemplare des sel- tenen Aquila pennata, aber noch junge, die an der untern Seite hellbraun sind. Die weissen Schulterfedern markiren sich sehr deutlich. Einen von ihnen habe ich schon nach Petersburg ge- schickt. Aquila imperialis haben Sie auch richtig bestimmt, er wurde mir von Severzoff in Moskau nach meiner Abbildung ebenso benannt. Circus rufus wollte ich anfangs nicht aner- kennen, da der Schleier sehr undeutlich war; jetzt bin ich über- zeugt. Er brütet auch in den Steppen und werde ich Eier von ihm und den andern Weihen haben. In Moskau bestimmte man meinen gelben Circus als cineraceus, var. pallidus. Glareola ist in grossen Mengen erst vorgestern angekommen ; die drei von mir erlegten frischen Exemplare sind an der untern Flügelseite einfarbig schwarz. Auch aus Petersburg machte man mich auf die beiden Arten aufmerksam und Herr Rauch schrieb mir, dass Glareola Nordmannii die mit schwarzen Flügeln sei. Von Professor Nordmann in Helsingfors habe ich noch keine Antwort; die Leute sind dort wohl alle in Angst, üeberhaupt macht auch mir der Krieg viele arge Streiche. Heute, der 26. April, ist ein fetter Tag für mich gewesen: ich habe zwei prächtige Grus virgo im schönsten Kleide mit V. Homeyer, Ornitholog. Briefe. 20 -- 306 - langen Ellenbogenfedern erhalten und zehn Eier dieser Art. Selbst sammelte ich zehn Eier von Corvus frugilegus und einige Staaren- Eier. Ich arbeitete heute an sechs Vögeln, von denen vier gebalgt und zwei gestopft sind. Recurvirostra ist heute wieder erlegt und im Garten habe ich noch eine Ardea comata und zwei Ardea nycticorax bemerkt, die ich in diesen Tagen zu erlegen glaube. Morgen nehme ich ein Aq. clanga- oder imperialis-Nest aus, und vielleicht kann man dabei auch die Alten beschleichen. In ver- gangener Xacht sind Lanius angezogen; meridionalis und ru- ficeps habe ich noch nicht bemerkt, aber sie kommen hier beide wohl vor. Jetzt wären ein Paar Hände mekr sehr nöthig, und wenn Ihr Sohn hier bei mir wäre, dann wollten wir schon Alles zwingen. Weiter reisen werde ich schon noch.*) Wohin und wann kann ich nicht ahnen. Jetzt hören meine Pläne einstweilen auf, man muss auf besseres Wetter warten. Nehmen Sie diesmal mit dem Wenigen vorlieb; leben Sie wohl und erinnern Sie sich Ihres in der Fremde weilenden Freundes Radde. Conservator Meyer an E. F. y. Homeyer. Stralsund, den i. März 1840. Hochwohlgeborener Herr ! Ew. Hochwohlgeboren berichte gehorsamst: Mein Sohn hat gestern hier am Strande eine Möwe**) ge- schossen, die ich nicht kenne und die Sie auch wohl wahrschein- *) In nicht zu ferner Zeit war es Radde beschieden, fast ganz Nordasien zu durchforschen und wir sehen ihn wiederum in neuester Zeit an den Ufern des Caspi-Sees seine schönen Beobachtungen fortsetzen. V. H. **) Xach einigen Wochen erhielt ich einen solchen Vogel zuge- sendet. Zu meinem grossen Bedauern legte ich nicht das Gewicht dar- auf, welches dies so hoch interessante Exemplar wohl verdient hätte, indem ich voraussetzte, dass bei dem regelmässigen Zuge es leicht sein müsse, sich bald wieder eine Anzahl von Exemplaren zu verschaffen. Leider ist diese Möwe weder von mir selbst noch von meinen Sammlern später erbeutet oder auch nur gesehen. Dieselbe trug noch so ziemlich — 307 — lieh nicht in Ihrer Uebersicht der Vögel Pommerns aufgeführt haben. Dieselbe ist von der Grösse der Lachmöwe, in der Zeich- nung aber der Silbermöwe fast ganz gleich. Der Schwanz, der ganze Unterleib, Hals und die Kehle sind rein weiss, Kopf und Nacken weiss mit schwärzlichen Strichen und Pimkten; der Rücken und Flügel schön grau, die Flügelspitzen schwarz, die erste und zweite Schwungfeder mit einem weissen Fleck, die vier folgenden mit weisser Spitze; Schnabel und Füsse sind graulich gelb, ebenso als wenn sie erst grau angestrichen wären und alsdann mit Gelb überzogen; vorn hat der Schnabel einen schwarzen Fleck, der Augenrand ist 1 i c h t b r a u n , das Augen- lid etwas schwarz röthlich. Das Gewicht ist 21^2 Loth, die Länge 15 ^o Zoll und die Breite 3 Fuss 7 ZoH. Wir haben diese Möwe seit dem 27. v. M. nun hier bemerkt. Sie zieht in Zügen von 12—20 — 30 Stück und diese Züge bestehen bloss aus dieser Möwe; wir haben keine anders gefärbten darunter gesehen , nur einige schienen einen schwarzen Flecken an dem Nacken zu haben, auch waren sie alle von einerlei Grösse. Ihren Zug nehmen sie immer dicht am Strande und zwar von Stralsund nach Barhöft (S.-N.) zu. Sie fliegen beträchtlich hoch und halten sich gar nicht mit Nahrungsuchen auf; daher scheint mir diese Möwe auf dem Zuge zu sein. Noch bemerke ich, dass sie eine vollkommene Hinterzehe hat. Von den kleinen Bussards*) sind noch keine wieder ange- das "Winterkleid def alten Sturmmöwen (Laras canus) , doch wich die Zeichnung- der Flügel um etwas ab, war jedoch auffallend klein, wahr- scheinlich eine im hohen Norden nistende Race. Der Vogel wurde weg- gegeben, ohne dass ich jetzt wüsste wohin. Bei dieser Gelegenheit möchte ich alle jüngeren Sammler darauf aufmerksam machen, nicht — wie es so häufig geschieht — Uni cader Sammlung wegzugeben, in der Erwartung eines baldigen Ersatzes. Der jüngere Sammler will dem älteren eine Freude machen, aber der Ersatz bleibt oft aus. v. H. *) Zweimal habe ich in früherer Zeit auffallend kleine Exemplare vom gemeinen Bussard (Buteo vulgaris) frisch erhalten, von denen ich leider keine mehr besitze. Die Masse des einen dieser Vögel sind noch in meinen Notizen vorhanden, die Beschreibung fehlt leider ganz, so dass ich ausser Stande bin, nachzuweisen, ob es sich hier um Buteo deserto- num handelt, was allerdings möglich wäre, zumal die Jahreszeit (Ende September, Anfang October) mit späteren Beobachtungen übereinstimmt und der eine dieser Vögel sich — auf einem Busche sitzend — durch einen sehr jugendlichen Schützen frei angehen und auf nahe Schussweite erlegen liess. v. H. 20* — 308 — kommen, ich werde aber doch zusehen, dass ich noch einen erhalte. Mich Ihrem ferneren gütigen Wohlwollen angelegentlichst empfehlend Ew. Hochwohlgeboren ergebenster Diener Meyer. Stralsund 1841. Nach der Aussage eines Jägers sind hier diesen Winter einmal vier und einmal zwei Schneegänse gesehen worden. Der- selbe erzählt, es gäbe auch unter den wilden Gänsen ganz weisse, denn er hätte diesen Winter einmal vier und einmal zwei ganz weisse Gänse unter den grauen gesehen, sie wären aber etwas Meiner gewesen als die grauen und wären hinter dem Zuge her geflogen.*) Ew. Hochwohlgeboren ergebenster Diener M e 3' e r. Oberförster Seeliiig an E. F. y. Homeyer. Borntuchen, den 7. März 1877. Mein verehrter, lieber Freund! Sie haben mich durch Ihren lieben Brief vom 5. voris^en 'ö' Monats recht freudig überrascht, namentlich auch durch das in demselben ausgesprochene Interesse in Bezug auf unsere deut- schen Adler. Bis jetzt glaubte ich den Steinadler in Gegenden wie das Ibenhorster Kevier, wo es zwar an Bruch- und Wasserflächen nicht, an geschlossenen, höheren, namentlich mit ganz starken Bäumen durchstellten Beständen gänzlich fehlt, nicht heimisch, und wenn mir auch bei meiner öfteren Anwesenheit in diesem Keviere die Form und der ganze Habitus der Adler, die ich dort *) Aehnliche Beobachtungen sind mir verschiedentlich berichtet, doch ist es bisher nicht oreking-en, eine Schnee gans zu erbeuten. Das kann jedoch um so weniger Wunder nehmen, als alte Gänsearten sehr scheu und daher schwer zu erlegen sind. v. H. — 309 — täglich — im Winter — zu beobachten Gelegenheit hatte, auf- fiel und die Yermuthung in mir rege machte: dies sind keine See- sondern Steinadler, so traute ich mir als Laie doch kein massgebendes Urtheil zu, sondern glaubte den dortigen älteren Forstleuten, welche den Vogel für einen Seeadler hielten, um so mehr, als die von mir beobachteten Vögel mir doch nur in grösserer Entfernung und vorzugsweise in bedeutender Höhe sichtbar waren, wo ich die obere Körperfarbe gar nicht wahr- nehmen konnte. Ich sprach jedoch damals schon die Ver- muthung aus, dass zwei von mir dort beobachtete Vögel wohl Steinadler sein dürften, da mich der längere Schwanz und überhaupt der verhältnissmässig längere Körper der Flügel- spannung gegenüber dieselben für keine Seeadler halten liess. Meine Vermuthung hat sich nun wenigstens in so w^eit bestätigt, dass der Steinadler dort vorkommt ; denn es ist dem Oberförster Axt gelungen, eins von dem dort kreisenden Adlerpaare aus be- deutender Höhe mit der Büchse herabzuschiessen. Ich erhielt den Vogel etwa Mitte Januar er. und habe ihn durch meinen Secre- tair ausstopfen lassen, was sehr gut gelungen ist; es ist ein altes Weibchen, mit gelb gefärbter Iris ; Flügelspannung 2,3 Meter. Recht sehr bedaure ich, Ihnen den Vogel nicht im Fleische vorgelegt zu haben, da beim Ausstopfen, auch wenn es gut gemacht wird, doch Manches nicht wiedergegeben werden kann, was gerade bei Bestimmung so nahe verwandter Species unent- behrlich ist. Ich habe, was ich in dieser Hinsicht an Literatur besitze, sorgfältig durchgesehen, das Endresume ist jedoch allenthalben : „der lebende Vogel" giebt den Ausschlag. Bei dieser Gelegenheit habe ich denn auch wieder mit Ent- rüstung gelesen, wie unglaubliche Fabeln ein Autor dem andern in Bezug auf Kinderraub durch und Kämpfe zwischen Menschen und Adler beim Horste nacherzählt und begreife ich nicht, wie Jemand, der die Lebensweise dieser so scheuen, vor- sichtigen Vögel kennt, so etwas drucken lassen kann. Ich habe Mitte der dreissiger Jahre in der Oberförsterei Rehhoff bei Marien Werder Gelegenheit gehabt, die Vorsicht des Vogels zu bewundern. Der dortige Oberförster Pauly beabsichtigte nämlich ein dort horstendes Adlerpaar zu beobachten und demnächst für seine Sammlung zu erlegen. Wir trugen nun in die Nähe des Horstes, welchen die Vögel bei unserer Annäherung bei Tage — 310 - schon auf 400 Schritte verliessen, Abends im Dunkeln und nur in kleinen Quantitäten und in grösseren Zwischenräumen Strauch- werk, um daraus eine Hütte oder wenigstens einen Schirm zu bauen, durch welchen der Beobachter gedeckt die Vögel beob- achten konnte. Die Mühe war jedoch vergeblich, denn die Vögel verliessen den noch nicht ganz vollendeten Horst. Wie kann man da an Aufnahme eines Kampfes mit Menschen glauben; denn obgleich viele Vögel, wenn sie brüten oder Junge haben, auf Hunde u. s. w. anscheinend Angriffe machen, wie z. B. der Kiebitz u. s. w., so gehört doch eine starke Einbildungskraft dazu, ein ähnliches Verfahren, selbst bei Adlern, einen Kampf zu nennen. Für noch unglaublicher halte ich den Raub von Kindern durch Adler; ein gesundes einjähriges Kind wiegt 8U Pfund, — wie kann ein Adler wohl diese Last tragen, selbst bei seinem grossen Flugvermögen, ganz abgesehen davon, dass Kinder doch immer mehr oder weniger bekleidet sind und dann der scheue Vogel schon durch die Kleider, und wenn es ein blosses Hemdchen wäre, von jedem Angriffe sicher abgehalten würde. Ich bin jedoch wohl schon zu tief in's Plaudern gekommen und muss daher dies Thema verlassen. Um nun nochmals auf die Ibenhorster Adler zu kommen, bemerke ich noch, dass ich am letzten Sonntag abermals von dort einen Adler im Fleische erhielt, aber auch dieser steht bereits ausgestopft bei mir im Zimmer. Es ist ein altes Männchen vom Seeadler mit ganz gelbem Schnabel und weisslicher Iris, Flügelspannung betrug zwei Meter. Ich habe jetzt beide Vögel im Fleische genauer betrachtet und glaube nun wohl mit ziemlicher Sicherheit beide Species selbst auf grössere Entfernung unterscheiden zu können. X. hat mir den grössten Eifer versprochen und hofft , mir auch noch Steinadler in diesem Winter zu senden, da noch mehrere Exemplare dort gesehen worden sind und noch ganz kürzlich ihm ein Steinadler in schussmässiger Entfernung über den Kopf gestrichen ist, als er gerade sein Gewehr auf Birk- hühner abgeschossen hatte. Vielleicht bringt nun der Frühlingsstricli noch etwas Sel- tenes. Hakengimpel und Seidenschwänze sind dort nicht gesehen worden; von letzterem habe ich liier im Massowitzer Reviere im November beim ersten Schnee einen kleinen Flug gesehen, hatte jedoch kein Gewehr bei mir. — 311 - Hinsichtlich der Staarenkästen bemerke ich, class dieselben in der Ihnen bereits übersandten Form nicht billiger herzustellen sind; das von Ihnen vorgeschlagene Verfahren, die Höhlung zu bohren, ist nicht ausführbar, *) da selbst ein Pumpenbohrer nur ein drei Zoll Durchmesser enthaltendes Loch bohrt und dieser Raum für Staare zu klein ist. Ich habe nun Kästen ohne Schie- ber von Brettern fertigen lassen und deren bereits circa fünfzig Stück ausgehängt, welche auch bei Ankunft der Staare gleich besetzt wurden ; der letzte Frost und Schneefall hat die Vögel jedoch ganz verscheucht, so dass seitetwa lOTagenkeiu Staar hier gesehen wurde. Diese Art Kästen kosten nur fünf Silbergroschen; erfüllen sehr gut ihren Zweck und sind leicht anzubringen, das Deckel- brett halte ich jedoch für besser mit seinem Gefäll nach vorn**) zu angebracht, denn wenn der Vogel hierbei auch die Traufe vor seiner Thür hat, so schadet dies nichts, da derselbe bei Regenwetter doch nicht auf dem Tritthölzchen sitzt, wogegen beim Herrichten des Gefälles nach hinten, weil der Deckel nach dieser Richtung hin nicht überstehen kann, bei anhaltendem Regen leicht Wasser durchsickern und dann in den Nistraum laufen kann. Ich habe heute zwei Dutzend solcher Kästen bestellt und werde dieselben dann bei nächster Gelegenheit nach Stolp ab- senden. Von Freund Wiese habe ich lange nichts gehört; vor zwei Jahren sagte er mir seinen Besuch zu, hat aber auf meine wiederholte Einladung im vergangenen Sommer nicht geantwortet. Ich würde mich über seinen Besuch sehr freuen ; jedenfalls bitte ich Sie recht sehr, ihn hierher zu begleiten und könnten wir ja, wenn dies um Ostern geschieht, den Auerhahn beim Balzen beobachten und einige Exemplare schiessen. "^j Ich habe viele Staarenkästen durch meinen Stellmacher ausbohren lassen und zwar schliesslich mit dem Radbohrer, was bei gehöriger Uebung sehr gut geht, auch einen genügenden innern Raum giebt. Diese Herstellungsweise ist in j e d e r Beziehung die beste. Sie ist naturgemäss und daher dem Vogel angenehm, haltbar und am billigsten. v. H. **) Auch hierin weiche ich von der Ansicht meines geehrten Freundes ab. Der Deckel muss bei wenigem Gefälle nach hinten geneigt sein. Es lässt sich dann besser das Flugloch unmittelbar unter dem Deckel anbringen und wird dadurch wenigstens den krähenartigen Vögeln das Herausziehen der Jungen unmöglich gemacht. v. H. — 312 — Fischreiher sind in diesem Winter nicht hier gewesen. Im vorigen Winter waren vier Stück den ganzen AVinter hindurch hier und haben sich trotz der viel länger anhaltenden Kälte ganz gut gehalten. Vor etwa vierzehn Tagen war einer der Varziner Forst- beamten bei mir und erzählte mir, er habe etwa Mitte Januar er. auf einen kleinen Falken — kann wohl nur Falco aesalon ge- wesen sein — geschossen, der einen Vogel in den Fängen hatte und denselben, da der aus zu grosser Entfernung abgegebene Schuss den Falken nicht verletzte, aus Schreck habe fallen lassen ; derselbe sei jedoch bereits halb aufgezehrt gewesen. Es war ein Strandläufer.*) Der Forstbeamte — ein Sohn des Försters Käther — ist wahrheitsliebend und kennt auch unsere hiesigen Vögel; ich halte die Geschichte daher für wahr, habe jedoch über den Strandläufer viel nachgedacht, da ich einen solchen Vogel im Januar hier noch nicht gesehen habe.**) Der Vogel ist angeblich als Köder auf einem Tellereisen verwendet und mir daher nicht zugekommen, obgleich mir dessen üebersendung verheissen war. Ich hoffe noch im Laufe dieses Monats nach Stolp zu kom- men und können wir uns dann aussprechen. Ihr zu erwartendes Werk über deutsche Vögel wird manchen Irrthum aufklären, da ein so eifriger Beobachter und Forscher wie Sie Vieles nur von Stubengelehrten Niedergeschriebene ergänzen und berich- tigen wird. Mit herzlichen Grüssen stets Ihr treu ergebener Freund Seeling. *) Es ist dies ein neuer und interessanter Beweis, dass unendlich viele Vögel durchziehen, ohne von Menschen beobachtet zu werden, wohl aber von Raubvögeln. Mir sind dergleichen Fälle oft vorgekommen, dass Strand- und AVasservögel im Lande von Raubvögeln geschlagen und anderweitig nicht beobachtet wurden. Noch im vorigen Jahre fand ein Bekannter von mir den Schnabel und die Federn eines Mormon frater cula in seinem Walde. v. H. **) Tringa maritima kommt zwar einzeln zur Winterzeit an der drei deutsche Meilen entfernten Küste vor, ist jedoch immer sehr einzeln, und Tringa alpina bleibt kaum jemals an der hiesigen Küste. v. H. 313 Dr. A. Oirtanuer an E. F. v. Homeyer. St. Gallen, den 21. November 1878. * Geehrtester Herr und Freund! Seit länger, als man dem Resultate es ansehen könnte, mit dem Stoifsammeln zu einer einlässlichen Arbeit über den Gy- paetos der verschiedenen Gebirgsketten Europas beschäftigt, gelange ich auch an Sie mit der Bitte um Mittheilung von erstens: eigenen Beobachtungen über Verbreitung und Natur- geschichte des Gypaetos in den von Ihnen bereisten Ländern Europas, zweitens: Mittheilung von bezüglichen literarischen Nachweisen, drittens: Mittheilung von Adressen, namentlich im Osten und Südosten Europas, durch welche ich gewünschte Aus- kunft über Vorkommen des Vogels, namentlich in jenen unbe- kannten Regionen der Balkan-Halbinsel u. s. w. erhalten könnte. — Den Ornithologischen Kalender im Centralblatt habe ich, so weit derselbe bis jetzt erschienen ist, in der Weise für die projectirte Arbeit verwerthet, als ich an alle jene Ornithologen (unter Beilegung meiner Schrift über den schweizerischen Bart- geier) eindringlich um Mithülfe geschrieben habe, welche über den Gyp. geschrieben haben oder in den bezüglichen Ländern gereist sind. Den Hauptwerth dieses Ornithologen- Abc sehe ich aber in der Benutzung desselben zu solchen Arbeiten ; nur fehlen hie und da die Adressen. Von mancher Seite aber wieder, fast ausschliesslich aus dem Westen, habe ich nette Hülfe erhalten ; gerade über Spanien, Portugal, Frankreich, Italien, Schweiz, Griechenland bin ich schon ordentlich berichtet. — Eine grosse Freude werden Sie mir auch machen, wenn Sie mir den Text über Gyp. aus Dresser Birds of Europe, die Sie doch wohl besitzen, und vielleicht ferner von Brandt Gypaetos in Russland, einer mir sonst so unzugänglichen Special- Literatur, senden. Alles sollen Sie s. Z. wohlbehalten, duftend von Dank zurück- erhalten. Naumannia und Ornithologisches Journal, Zoologischer Gar- ten und manches Andere ist auch hier zu finden und wird genau durchstudirt; aber, du lieber Gott, England, Frankreich u. s. w. ist hier unbekannt auf den Bibliotheken. Haben Sie auch den Text von Riesenthal über Gyp. barbatus? Haben Sie Gypaetos- — 314 — Eier, so möchte ich Sie sehr gebeten haben, mir dieselben erstens zu messen, zweitens nach der Hauptsache zu beschreiben, drit- tens Herkunft und sonstige Notizen zu gebeu. Es giebt nämlich ein grosses Tableau über alle mir zugänglichen Gyp.-Eier (die sicher solche sind) behufs Vergleichung derselben je nach Her- kunft. — Seit längerer Zeit beherberge und beobachte ich bei mir zwei lebende Gyp., einen jungen Griechen, der wohl den 15. Juli flügge, enthorstet und einen dito Pjrenäer, der beim ersten Ausfluge den 23. Juni genommen wurde. Es sind nun der sechste und siebente, die ich halte (zwei Schweizer, zwei Griechen, zwei Sardinier und ein I^Tenäer). Spanier sollen nächstes Jahr einrücken, hoffentlich aber auch ein Karpather Gyp. oder sonst aus dem Osten. Nächsten August ist hier in St. Gallen dreitägige Sitzung der schweizerischen Naturforschenden Gesellschaft. Ich hoife zu- versichtlich, dass Sie auch kommen werden. Ich versichere Sie, dass Sie viele und darunter bedeutende Leute finden werden. Ich strebe danach, dann die Arbeit über den Gyp. Europas bringen zu können. Den Kopf des jungen Griechen, wie er am 3. August war, als ich ihn erhielt (noch flaumiger Hinterkopf, stattliche Federohren, grüner Schnabel und braune Iris), habe ich malen lassen und dito zwei Pyrenäer Eier, die selir dunkelbraun sind und deren ich vier Stück erhalten habe, nebst einem pracht- vollen ganz alten, frisch geschossenen und einem dito jungen Vogel und nun noch einem lebenden, so dass ich über diese Varietät, nachdem ich erst noch die im Druck befindliche Mono- graphie von dem ornithologischen Pyrenäen-Erforscher L. in Toulouse haben werde, wohl ordentlich auftreten kann. Für Italien ist gesorgt, für Griechenland will Krüper treulich helfen, für Russland wird Radde eintreten müssen. Ich habe ihm geschrieben; er kennt mich aber nicht, und da möchte ich Sie gebeten haben, wenn Sie an ihn schreiben, mich ihm bestens zu empfehlen; für lebende Gyp., Eier, Bälge aus dem Kaukasus, sowie alle mögliche Auskunft über Verbreitung und Natur- geschichte, Eier-Beschreibungen und Messungen von ganz Russ- land und dem Südosten Europas. — Bis jetzt hat er nicht ge- antwortet. Es wäre sehr gut, wenn Sie ihm auch schrieben, dass Sie mich anschreibungswürdig erachten. Für Oesterreich habe ich Tschusi, und Siebenbürgen Csalo Vicegespan — Nagy- Enyed. Am besten könnte der Kronprinz Rudolf helfen, doch — 315 — der steht mir zu hoch und ich ihm zu tief. Meine Steinbock- arbeit hat Höchstderselbe, so dass er wenigstens meinen Namen kennt. Für Empfehlung zu Auskünften aus seinem Reiche wäre mir kein Name besser. Sonst bekomme ich aas dem Lande der Serben, Bulgaren, Slavonier, Bosnier, Montenegriner, Dalmatiner, Militärgrenzler u. s. w. natürlich nichts. Ich habe aber ausser- dem, um nicht mangelhafter Energie bezichtigt werden zu können, in den Mittheilungen des Ornithologischen Vereins in Wien einen warmen Aufruf um Mithülfe nach dem Osten Europas erlassen, der hoffentlich bald erscheinen wird. Vielleicht nützt dies, viel- leicht schadet es nichts! — Bitte, helfen auch Sie. Ich weiss zwar wohl, dass Sie viel zu thun haben und doch kann ich Ihnen meine Plackerei nicht erlassen. Im Uebrigen bin ich gern zu Gegendiensten bereit. An Sintenis habe ich geschrieben und schon Antwort und Aussicht auf Hülfe erhalten. Ich hoffe, dass diese Zeilen Sie recht gesund antreffen und grüsst Sie hochachtungsvoll und freundschaftlichst Ihr ergebenster Dr. A. Girtanner. Vorstehenden Brief lasse ich „ohne specielle Erlaubniss des Verfassers- abdrucken, um die Kunde von dessen speciellen Be- strebungen verbreiten zu helfen und möglichst dazu beizutragen, dass dieselben allseitig — wie sie es in hohem Maasse verdienen — Unterstützung finden. Der Verfasser ist ja in der ornithologischen Welt rühmlich bekannt, aber ich kann doch nicht unterlassen, auf seine gründ- lichen gediegenen Forschungen besonders aufmerksam zu machen und die Hoffnung auszusprechen, dass gerade seine Studien über den Geieradler die gewünschte Unterstützung finden. Stolp, im März 1881. V. Homeyer. Förster Hiiitz an E. F. v. Homeyer. Schlosskämpen, den 27. December 1864. Von den hier nistenden Blaukehlchen glaube ich zwei Arten zu unterscheiden, eine grössere und kleinere ; auch die Eier unter- scheiden sich. Dies Jahr waren sie wenig vertreten und habe — 316 — ich nur zwei Nester gefunden. Budytes flavus kommt hier selten auf dem Zuge vor und sind nur zwei Paare in der Nähe als Brutvögel. Von Turdus habe ich hier keine Seltenheiten gefangen, nur zweimal schöne gleiche Varietäten ; darüber später das Genauere. Den Dohnensteig lasse ich im November oder December fallen und ziehe alle Schlingen ab, indem im Unterlassungsfalle, besonders wo der Strich durch Dickungen und junges Holz geht, sehr viele Singvögel im Frühlinge und Sommer zu Grunde gehen.*) Mergus merganser und Anas clangula brüten hier nicht, doch soll merganser und serrator zwei Meilen von hier im Forst- revier Zablerow brüten. Ich habe jedoch noch keine Eier von dort erhalten, wohl aber mehrere aus der Gegend bei Tempel- burg. Pyrrhula enucleator habe ich nur einmal im Jahre 1830 oder 1831 und zwar in Menge gefangen und mehrere den Winter über lebendig erhalten. Nucifraga gab es dieses Jahr viele hier. Ew. Hochwohlgeboren ganz ergebenster W. Hintz I. Schlosskämpen, den 28. September 1865. Ew. Hochwohlgeboren! Von Aquila fulva habe ich dieses Jahr keine Eier er- halten; denn bei der kalten unfreundlichen Witterung im Früh- jahr glaubte ich, dass der Adler nicht so früh legen würde, und als ich den Horst am 1. Mai besteigen Hess, fand sich schon ein einige Tage altes Junge in demselben. Im Jahre 1858 entdeckte ich den Horst zuerst und waren den 25. April zwei über '^j^ bebrütete Eier darin, wovon ich *) Das Abziehen der Schlingen ist, wenn der Dohnensteig nicht mehr regelmässig besucht wird, allerdings nöthig, indessen ist zu be- dauern, dass fast allgemein der Fang nicht mehr beachtet wird, sobald der Hauptzug der Drosseln vorüber und dadurch seltene "Wandervögel viel weniger für die Sammlungen zu erlangen sind, wie dies sonst mög- lich wäre. Bleibt der Dohnensteig aufgestellt, so fängt man öfter im Februar und März Vögel, die man im Herbste nicht gesehen hatte. V. H. — 317 — eins an den Forstmeister Wiese abgab und das zweite, welches nicht mit rothen, sondern mit grossen lila Flecken versehen, jetzt an denselben abgegeben habe. 1859, den 16. April, zwei Eier, circa zehn Tage, das am stärksten gefleckte nur sechs bis acht Tage bebrütet. 1860 und 1861 war der Horst nicht besetzt. 1862, am 6. April, ein frisches Ei; der Vogel sass jedoch schon seit drei Tagen fest auf dem Horste. 1863 war der Horst nicht besetzt. 1864, am 24. März, zwei vier bis fünf Tage bebrütete Eier. Auch in den Jahren 1860, 1861 und 1863 hat der Adler gebrütet, jedoch jedesmal in einem andern Horste, welcher immer erst später, wenn schon grosse Junge darin waren, gefunden wurde. Auch wurde im Winter 1863 auf 1864 ein Weibchen in dem nach Füchsen gelegten Tellereisen gefangen. Colymbus arcticus brütet an mehreren kleinern und grössern Seen, doch nicht alle Jahre. Früher erhielt ich ab und zu einzelne Eier und erst seit 1859 häufiger. 1859, am 2. Juni, eins zur Hälfte bebrütet, und wurden noch drei Paare mit den Jungen gesehen. 1860, am 6. Mai, zwei Eier, am 13. Mai vier Eier. (Aus zwei Nestern.) 1861 nur ein Paar an der Mststelle; keine Eier erhalten. 1862 zwei Eier ohne Angabe des Datums. 1863 zehn Eier von sechs Paaren, am 1. und 14. Juni. 1864, am 3. Juni, ein Ei. 1865, am 25. Mai, zwei Eier, circa fünf Tage bebrütet, am 28. Mai ein Ei, am 4. Juni ein Ei von einem Paare und ausser- dem noch acht Eier aus der Papenziner Gegend. Er nistet stets ganz nahe am Wasser und zwar da, wo der Rand des Sees moorig ist. Das Nest ist nur eine mit wenig Halmen ausgelegte Vertiefung im Moor, jedoch ist auch dieses Jahr ein Nest am Eande eines kleinen Sees im Sande gefunden. Ihr ergebenster Diener W. Hintz I. — 318 - Lehrer Döring an E. F. v. lloiiieyer. Elbing, den 13. Februar 1850. Hocliwohlgeboruer Herr ! Zuerst meinen gehorsamsten Dank für die mir übersandten Exemplare zur Vergrösserung meiner Sammlung. Hochdieselben haben mir dadurch eine grosse Freude gemacht. Gelegenheit zur Ergänzung und Vervollkommnung von Sammlungen, namentlich im ornithologischen Bereiche, hat man hier ganz besonders, da Höhe, Niederung, Draussen und Haff das befiederte Volk, jedes nach seiner Art, hegen kann. Es ist mir bis jetzt schon einigermassen gelungen, mich mit den Leuten, die die Jagd be- treiben, in Verbindung zu setzen; wenn ich es nun noch dahin bringen kann, jene Leute zur Behutsamkeit bei Behandlung des Wildes zu bestimmen, dann werde ich der Wissenschaft einen kleinen Dienst erwiesen haben, und es kann von hier aus Vieles geliefert werden. Herr Prediger Bock aus Danzig beauftragte mich, nachdem ich demselben ein Paar Exemplare von Pyrrhula enucleator und Loxia ciirvirostra eingeschickt hatte, namentlich von ersterer Gattung die alten Männchen, so viel es deren gäbe, aufzukaufen, und es gelang mir, nach und nach einige 30 Exem- plare aufzutreiben. Der sehr strenge Winter und tiefe Schnee nöthigen das arme Wild, sich an und in die menschlichen Wohnungen zu drängen, und die Hungersnoth ist namentlich bei dem Geflügel so gross, dass es sich einen Tod von Menschen- hand zu wünschen scheint. So fand ich eines Tages einen Zaun- könig hier in der Stadt auf dem sogenannten Holländer Graben verhungert liegen. Eulen und Habichte sind so wenig scheu, dass deren viele erlegt sind ; wäre hier Jemand, der gut stopfte, so könnte man mit Leichtigkeit eine Sammlung aufstellen. Hätten wenigstens die Directoren der höheren Lehranstalten nur einigen Sinn für naturwissenschaftliches Studium, so könnte und würde es damit bei uns nicht so traurig aussehen. Zum Frühjahre gedenke ich wieder einige Mittheilungen an die hie- sigen Königsberger Provinzial-Blätter gelangen zu lassen. Zwei Sachen habe ich unter den Händen, nämlich über die „Stand- und Strichvögel um Elbing" und „Bemerkungen über diesen Winter". Es wäre gewiss recht interessant, wenn in allen bedeutenden Orten ähnliche Beobachtungen gesammelt würden, die Natur- geschichte würde dadurch bereichert werden. - 319 — Ew. Hochwohlgeboren erhalten hierbei einige Exemplare zur Ansicht und sollten Hochdieselben davon etwas benutzen können, so würde es mir Vergnügen machen. Von den dunk- lern der beiliegenden Habichtarten , wenn ich nicht irre Buteo lagopus, habe ich noch kein Exemplar. Die Mergusart scheint der serrator zu sein. Anbei erlaube ich mir ein Verzeichniss meiner kleinen Sammlung beizulegen. Sollten Ew. Hochwohlgeboren mich mit einem Schreiben beehren wollen, so Avünschte ich dabei wohl ein Verzeichniss Ihrer Sammlung zu erhalten, um daraus ersehen zu können, was ich vielleicht noch liefern kann. Ew. Hochwohlgeboren ganz ergebenster H. Döring. Elbing, den 28. Juli 1844. Hochwohlgeborner Herr ! Ew. Hochwohlgeboren gütige Zuschrift habe ich erhalten und habe es mir sehr angelegen sein lassen, Hochderselben Wünsche, wiewohl vergeblich, zu befriedigen. Die arme Zwerg- möwe hat dieses Jahr die Lüsternheit der Naturforscher sehr zu beklagen, da ihr auf allen Wegen nachgestellt wurde. Mir gelang es, fünf Exemplare noch frühzeitig genug aufzutreiben, die ich dem königlichen Museum zu Königsberg schon im vori- gen Jahre versprochen hatte. Hätte ich zu jener Zeit — im Mai — Ihre Wünsche gekannt, so wäre es mir ein Vergnügen gewesen, sie zu erfüllen. Es ist im Ganzen nicht gerade leicht, die Larus minutus zu berücken, da sie sich nur in einzelnen Colo- nien, ja oft nur in einer auf dem Draussen ansiedelt ; wird sie da einmal gestört, so wählt sie die freie Wasserfläche auf genann- •tem See und lässt den Jäger nicht in ihre Nähe kommen.*) Jetzt *) Im Juni desselben Jahres war ich auf dem Draussen (vergl. Rhea H, jj. 211), fand jedoch nur noch ein Paar der Zwergmöwe, viel- leicht das letzte daselbst beobachtete. Im Frühjahr (Juni) 1874 besuchte ich den frühern Brutplatz, fand jedoch keine Zwergmöwe mehr, obgleich die Lachmöwen w^ohl noch in grösserer Zahl vorhanden waren als früher. Die Beschaffenheit des See's hatte sich nicht verändert, doch soll es jetzt im AVerke sein, denselben trocken zu legen, womit wiederum ein prächtiger Platz für "Wasser- und Sumpfvögel verloren ginge. v. H. - 320 — ist von den in diesem Jahre genau gezählten zehn Exemplaren keines mehr hier, da sie nach der Brut, die diesmal gestört wurde, immer frühzeitig diese Gegend verlassen. Was die Brüte- zeit anbetrifft, so ist diese schon im Mai, zu welcher Zeit man nur Eier erhalten kann. Uebrigens kann ich Ew. Hoch- wohlgeboren nur noch bemerken, dass die Eier dieses Vogels fast ganz gleich denen der Larus ridibundus sind und an Grösse zwischen denen der genannten und denen der Sterna nigra stehen, doch ein wenig länglicher und hellgrüner, was sich bei einer vorgenommenen genauen Vergleichung ergab. Sehr gern bin ich bereit, falls Hochdieselben Wünsche für die Zukunft hegen, mit Eifer meine Dienste anzubieten, zumal mir die Forschungen in der Naturwissenschaft die angenehmste Beschäftigung sind und es mir immer zur grossen Freude gereicht, Gleichgesinnten in der Ferne zu begegnen. In dieser Hinsicht stehe ich in einer angenehmen Verbindung mit Männern von Fach und suche mein Scherflein gern, wo ich kann, beizutragen. Es empfiehlt sich mit grösster Hochachtung Ew. Hochwohlgeboren ganz ergebenster H. Döring, Lehrer a. d. Vorschule d. hies. Gymnasiums. Bädeker an E. F. y. Hoineyer. Witten, den 22. Februar 1851. Hochwohlgeborner Herr von Homeyer! Sehr verehrter Freund! Im letzten Briefe versprach ich Berichterstattung über eine Ente, die ich damals hier erwartete. Seitdem ist ein herrliches Paar davon angekommen und mir zur Untersuchung und Be- stimmung von einem befreundeten jungen Ornithologen auf einige Zeit anvertraut worden. Die Enten sind im Frühjahre 1850 erlegt worden; sie gehören zu keiner mir bekannten Art und haben Aehnlichkeit mit Anas ferina und Anas nyroca, zwischen denen die Species im System ihre Stelle erhalten muss. Ich — 321 — werde eine Beschreibung und vielleicht auch eine Abbildung derselben veröffentlichen und, wenn Sie es mir gütigst gestatten wollen, diese Ente „Aythya Homeyeri" nennen. Sie haben einst die Enten Ihre Lieblinge genannt, welche Sie vorzugsweise stu- dirten, deshalb soll nun die schönste Ihnen gewidmet werden. Ich werde gleichzeitig durch Schlegel bewirken, dass in Buona- parte's Conspectus die neue Art mit aufgenommen werde. Alles jedoch unter dem Vorbehalte der Prioritätsrechte An- derer, wenn etwa schon Jemand dieselbe Ente gesehen uiid be- nannt haben sollte. Sie sind vielleicht mit der neuesten Literatur unseres Fachs bekannter als ich, daher bitte ich, wenn jenes der Fall sein sollte, um Belehrung. Ohne Zweifel wird Ihnen das neueste Werk Buonaparte's ^, Conspectus generum avium" bekannt sein, das jetzt bis zu den Ammern fertig ist. Aber haben Sie wohl jemals gedacht, dass in unserm System auch eine „Republik" auftreten könne? Gleichwohl ist es der Fall, denn Buonaparte hat einen neuen Paradiesvogel „Diphyllodes respublica" genannt und folgende Bemerkung dabei gemacht (dem Sinne nach): Da Andere mit Vorliebe die schönsten Arten mit Fürstennamen belegten, ihm aber von allen Autoritäten die der Fürsten am wenigsten nach dem Sinne sei, so wolle er den schönsten Paradiesvogel mit dem Namen der Republik schmücken, einer Republik, die ein Paradies sein könnte, wenn sie nicht durch das böse Streben Solcher, die sich anmassend Republikaner nennen, zur Hölle würde. Da es nun einmal eine Respublica paradisea nicht geben könne, so solle wenigstens eine — Paradisea respublica •existiren. Mit der Bitte um Ihr ferneres Wohlwollen zeichne ich ganz ergebenst B ä d e k e r. E. F. Y. Homeyer an Herrn Tancre in Anclam. Stolp, 3. März 1881. Sie sind so freundlich, mich dazu anzuregen, ein Verzeich- niss der Vögel Europa's herauszugeben. Die Nothwendigkeit desselben möchte ich wohl nicht in Abrede stellen, und schon <)fter bin ich, namentlich in der neuesten Zeit, von verschiedenen V. Homeyer, Ornitholog. Briefe. ~J- — 322 — Seiten dazu ermuntert worden, indem alle dergleichen Arbeiten,, welche wir augenblicklich besitzen, theils veraltet, theils ausser- ordentlich unvollkommen sind. Bei näherer Betrachtung des Gegenstandes habe ich nicht- allein die so unendlich grossen Schwierigkeiten eines solchen Unternehmens voll erfasst, sondern ich habe die Ueberzeugung gewonnen, dass es unmöglich sein wird, allen und jeden An- sprüchen zu genügen, aus Gründen, die ich weiterhin entwickeln werde und die wesentlich in den so weit aus einander laufenden Ansichten beruhen. Zunächst würde es sich um die Feststellung der Arten und Varietäten handeln. Aber schon hier sind die Ansichten, wie Ihnen ja bekannt, so unendlich verschieden, dass sich unsere Wissenschaft, je nach den persönlichen Ueberzeugungen der einzelnen Schriftsteller, auf einem widersprechenden Felde bewegt. Es ist wohl natürlich, dass Jeder glaubt, das Richtige zu treffen, und so muss es mir auch gestattet sein, anzunehmen, dass meine Ansicht in den meisten Fällen mit der Natur in Uebereinstim- mung ist. So sehr ich nun geneigt bin, AUes scharf zu unter- scheiden und viele vermeintliche Uebergänge von einer Art zur andern nicht anerkenne, so halte ich es doch für unbedingt geboten, dass die Begrenzung jeder Art eine mögliche sei. Da, wo dies nun nicht der Fall, wo es auch dem schärfsten Auge nicht gelingen kann, eine feste Grenze zu ziehen, wo die Ueber- gänge so unmerklich sind und gewöhnlich mit der geographischen Verbreitung so eng zusammenhängen, dass es in vielen Fällen dem persönlichen Ermessen anheim gegeben bleibt, ob mau einen Vogel dieser oder einer andern Form vor sich hat, da finde ich mich ausser Stande, eine artliche Begrenzung ein- treten zu lassen, wenn ich hierin auch nicht so weit gehe wie manche meiner Freunde. Als Beispiel will ich die Spechtmeise (Sitta) nehmen, von der wir nach meiner Ueberzeugung in Europa nur eine Art haben ; versteht sich ausser dem Felsen-Blauspecht und ausser dem Krüper'schen, wenn es nachgewiesen wäre, dass derselbe sicher in Europa aufgefunden. Wenn man eine genü- gende Reihenfolge dieses Vogels vom äussersten Süden und höchsten Norden neben einander hat, so findet man gegen den Süden das entschiedene Vorherrschen der Rostfarben, gegen den Norden von zunehmendem Weiss auf der Unterseite. Die Extreme, neben einander gelegt, könnte man allerdings geneigt sein, für verschiedene Ai-ten zu halten, indessen die — 323 — Tollständige Reihenfolge giebt ein anderes Bild. Seit längerer Zeit habe ich auch mit diesem Vogel mich viel beschäftigt und bin zu der festen Ueberzeugung gekommen, dass eine Grenze zwischen den südlichen und nördlichen Extremen nicht besteht, dass vielmehr allmähliche thatsächliche üebergänge vorhanden sind, so dass es unthunlich, ja unmöglich wird, hier zwei Arten zu finden; ja ich gehe noch weiter: es lässt sich nicht einmal eine klimatische Varietät feststellen. Das ist nur e i n Beispiel, das mir zunächst in den Sinn kam; aber bei genauer Unter- suchung werden wir verschiedene, ganz ähnliche Erscheinungen finden . Zunächst in Betracht kommt die geographische Be- grenzung. Auch auf diesem Felde ist von fast allen Schrift- stellern ausserordentlich gesündigt, theils in den unsicheren An- gaben über das Vorkommen eines Vogels an einer bestimmten Stelle, theils weil die Angaben ohne alle und jede Rücksicht auf die klimatische Form gemacht sind, endlich auch, weil es eine Zeit gab, wo es von mancher Seite beliebt wurde, die An- gaben bewährter Schriftsteller (namentlich Naumanns) in Zweifel zu ziehen und ihre eigenen, viel weniger zuver- lässigen Angaben an deren Stellen zu setzen. Naumann hätte ja in seinem klassischen AVerke bei manchen dieser Angaben etwas ausführlicher sein können, ja es wäre sicher gut gewesen, wenn Derselbe bei seltenen Erscheinungen stets die einzelnen Beobachtungen angegeben hätte; indessen kann es nicht leicht einen Forscher gegeben haben, der so vorsichtig in seinen An- nahmen und Aussprüchen war wie Naumann, der nie eine vor- eilige Behauptung aussprach , sondern sein Urtheil stets nur nach langer, sorgfältiger Prüfung feststellte. Wenn man manche Bücher durchsieht und namentlich eins, welches eine ziemlich weite Verbreitung gefunden, wohl wesent- lich aus dem Grunde, weil in neuerer Zeit kein Werk über die Vögel Deutschlands erschienen ist, so muss man erstaunen über die Menge der unrichtigen Angaben, die leider zu einem Theil weiter gegangen, ja in das prächtige Werk von Dresser aufge- nommen sind. Es ist nun seit langer Zeit mein Bemühen ge- wesen, diesen Unsicherheiten dadurch zu begegnen, dass ich mir für meine Sammlung aus den verschiedensten Gegenden Europas Originalexemplare aller Vögel verschaffte, auch die mir zugäng- lichen Museen und Privatsammlungen, namentlich von letzteren die Localfaunen, mit Sorgfalt durchmustert habe, vorzügKch da, wo 21* — 324 — zuverlässige Angaben über den Fundort vorbanden waren. Wesent- licb unterstützt sind diese meine Bemühungen durch die Durchsicht von grösseren oder kleineren Sendungen, welche aus bestimmten Gegenden mir direct oder durch Vermittelung gütiger Freunde in die Hände kamen, und da fühle ich mich besonders Ihnen zum Danke verpflichtet, der Sie in einem so hervorragenden Maasse wie annährend kein Anderer , mir hierin hülfreich gewesen sind. Ihr stilles, eifriges Wirken für unsere Wissenschaft ist ja in vielen Kreisen kaum gekannt, und vielleicht bin ich der Einzige unter den Naturforschern, welcher dasselbe in vollem Maasse zu würdigen weiss ; wesentlich aus dem Grunde, weil Sie im Gegen- satz zu der allgemeinen Richtung der heutigen Zeit über sich selbst zu bescheidene Ansichten haben. Der zu wählende Name eines Naturgegenstandes bietet nicht minder Schwierigkeiten. Es war ja ein grosser Schritt zum Bessern, als man sich darüber einigte, niit der zwölften Ausgabe des Linne die Grenze festzustellen, über welche hinaus kein Name berücksichtigt werden könne, und damit war ein gut Theil der Wege geschlossen, welche in das Reich der Vermu- thungen führen mussten, indem es unmöglich war, mit Sicher- heit festzustellen, was dieser oder jener ältere Schriftsteller hier oder da gemeint habe. Man konnte sich während einiger Zeit der Hoffnung hingeben, dass nunmehr eine feste Grenze gezogen sei. Leider hat sich diese Hoffnung nicht bewährt. Von man- chen Seiten ist man bis auf die zehnte Ausgabe von Linne zu- rükgegangen, wohl wesentlich aus dem Grunde, um die Arbeiten von Brisson benutzen zu können. Gewiss ist, dass dies Werk für seine Zeit von hervorragendem Werthe ist; dennoch bleibt es gefährlich, ja gänzlich unthunlich, von dem ersterwähnten Grundsatze abzuweichen, indem es sich hier wesentlich um ein möglichst festes System handelt, welches den zahlreichen Ent- deckern neuer Prioritäten einen Riegel vorschiebt. In den meisten Fällen werden diese, unter dem Deckmantel der Gerechtigkeit gegen eine frühere Priorität beliebten Veränderungen nur zu Liebe der eigenen schriftstelle- rischen Eitelkeit an das Tageslicht gebracht. Die Weltsoll in Erstaunen versetzt werden über die grosse Gelehrsamkeit, der es gelungen ist, auch das Verborgenste zu enthüllen. Wären nun diese Ermittelungen sicher, so könnte man sich dergleichen schriftstellerische Leistungen noch gefallen lassen, aber in den — 325 — meisten Fällen wird es sich nur um mehr oder minder un- wahrscheinliche Annahmen handeln. In der neuesten Zeit hat man sich wesentlich Linne selbst als Quelle dieser Studien genommen. Bei diesem oder jenem Vogel hat man behauptet, Linne könne nicht Das gemeint haben, was man bisher dafür gehalten, seine Meinung müsse eine andere gewesen sein, wesentlich aus dem Grunde, weil die Linne'sche Art weniger häufig in der Kähe von Upsala vorkomme wie die verwandte. In den weitaus meisten Fällen sind diese Annahmen nicht auf Beweise, sondern auf Vermuthungen gestützt ; dennoch finden wir dieselben fast durchweg bei den neueren Schrift- stellern, namentlich auch bei den sonst so tüchtigen und gründ- lichen Engländern. Eine Zeit lang ging man in diesen Namen- änderungen so weit, dass man da, wo die Linne'schen Genera von späteren Schriftstellern in mehre Gruppen getheilt wurden, stets den von Linne zuerst angeführten Vogel als den Typus der Gattung angesehen wissen wollte, gleichviel ob der Name in früherer Zeit, namentlich bei den lateinischen Schriftstellern, so oder anders angewendet war. Diese fortwährenden Aenderungen in der Benennung der Naturgegenstände können nur dahin führen, Verwirrungen anzu- richten. Statt sehr vieler Beispiele will ich hier nur auf den Würgfalken verweisen, der, ohne jeden stichhaltigen Grund, seinen Namen hat wechseln müssen. Die Folge davon ist, dass selbst wissenschaftliche Schriftsteller hier zu Irrthümern verleitet sind, in die sie nun und nimmer hätten verfallen können, wenn der Vogel seinen ursprünglichen Namen behalten hätte. Die grösste Verwirrung ist durch die von Gmelin veran- staltete dreizehnte xiusgabe des Linne entstanden, indem Der- selbe in voller Unkenntniss der von ihm aufgeführten Vögel theils zahlreiche Verwechselungen der Arten, theils des Alters und des Geschlechts sich hat zu Schulden kommen lassen, so dass es in sehr vielen Fällen unmöglich wird, mit Sicherheit zu be- stimmen, was der Verfasser gemeint hat. Dennoch ist dies er- bärmliche Werk von vielen Seiten als ein reiches Feld benutzt worden, um den eigenen Scharfsinn auf glänzende AVeise zu do- cumentiren. Es wäre eine Wohlthat für die Wissenschaft, wenn dergleichen Arbeiten als nicht vorhanden betrachtet würden. Einen ähnlichen Werth hat auch das dicke Buch von Vieillot. Ein unendlicher Fortschritt für die Wissenschaft, um der- selben eine gewisse Stabilität zu geben, würde darin bestehen, — 326 — wenn man übereinkäme, eine gewisse Zeit zu bestimmen, nach welcher ein einmal eingeführter und angenommener Artname nicht mehr geändert werden dürfe. Ein Zeitraum von dreissig Jahren (ein Menschenalter) würde eine hinlängliche Frist begreifen, um die wissenschaftlichen Untersuchungen zu fixiren, und es ermöglichen, dass die Kräfte der Naturforscher, welche bei diesen Untersuchungen vergeudet werden, eine Richtung ge- winnen könnten, wo sie der Wissenschaft von grösserem Nutzen wären. Der Zweck und der wesentliche Werth der bi- nominalen Namengebung ist doch die sichere Bezeichnung des Naturproductes, daher das mögliche Festhalten der einmal ein- geführten Namen dringend geboten. Die Begrenzung der Genera ist auch ein Feld, wo sich die verschiedensten Ansichten kreuzen. Hier kann man jedoch, theils durch gelegentliche Anführung der kleineren Gruppen, theils weil dieser Gegenstand von geringerem Werthe ist, sich leicht einigen. Es ist ja gewiss erklärlich, dass bei der rasch anwachsenden Entdeckung von Naturproducten die grossen Gruppen in kleine getheilt wurden, indessen ist man darin entschieden zu weit ge- gangen und es würde in sehr vielen Fällen zur Unmöglichkeit gereichen, für viele dieser Gruppen eine sichere Dia- gnose zu geben. Es ist dies ein Feld, wo eine Einigung zu keiner Zeit zu erwarten ist, und schon aus diesem Grunde werden die Ansprüche daran weit aus einander laufen, so dass es unmög- lich sein wird, den speciellen Meinungen Rechnung zu tragen. Trotz aller dieser Schwierigkeiten liegt mir eine solche Ar- beit sehr im Sinne und ich hoffe sie im Laufe des nächsten Winters zu vollenden. Wesentlich rechne ich dabei auf die dem- nächst zu erwartende Arbeit von Radde, der Gelegenheit hat, viele der einander so sehr nahe stehenden Arten oder Varietäten zu beobachten. Wenn wir auch in unsern Ansichten nicht über- all übereinstimmen, wenn Radde auch geneigt ist, mehr zu ver- einigen, als ich für richtig halte, so wird uns das nicht hindern, unsere Ansichten auszutauschen und dieselben in wesentliche Be- rücksichtigung zu ziehen, schon aus dem Grunde, weil die- selben beiderseits auf langen, mühsamen und eifrigen Studien begründet sind und nur den Zweck im Auge haben, der Wissen- schaft zu dienen. Mit den herzlichsten Grüssen und Wünschen Ihr E. F. V. Homeyer. — 327 - Dr. G. Radde an E. F. v. Homeyer. Tiflis, den 16./28. Februar 1881. Theuerster Freund und Gönner! Länger sollen Sie nun nicht mehr warten, obgleich ich Ihnen heute nur wenige Zeilen schreiben kann. Ich beantworte gewöhnlich jeden Brief umgehend, oder doch sehr bald, aber bei der gegenwärtigen Ueberhäufung von Museumsarbeiten und der grossen Hast und Energie, mit welcher ich sie betreibe, ist es mir absolut nicht möglich gewesen, pünktlich zu sein. Erst jetzt, nachdem ich seit zwei Monaten in den weiten Bäumen von Morgens bis Abends ordne und einrangire, wird es einiger- massen übersichtlich, obgleich erst Alles so zu sagen unter Dach und Fach gebracht wurde und nun mindestens noch zwei Monate nöthig sind, um je von Schrank zu Schrank wirklich die Objecte systematisch geordnet, signirt und sauber aufgestellt zu placiren. Aber das kann ich Sie versichern, mein Museum wird reich und schön. Die grossen Wandgemälde, von denen ich Ihnen früher schon schrieb, welche die Sagen des Kaukasus behandeln, werden in Rom gemalt, von wo ich durch einen mir persönlich gut be- kannten Künstler ausgezeichnete Skizzen erhielt. Im Ethnogra- phicum ist ziemlich Alles placirt, nur sind die grossen Völker- gruppen (natürliche Grösse) noch lange nicht vollendet. Im Ganzen werden fünfzig Figuren in Costümen hergestellt und in neun Gruppen gestellt, dazu Wandmalerei in charakteristischen Zügen etc. etc. Einstweilen ruhen also bis Mai die Vögel in dreissig grossen Kisten, dann aber geht es an die Ueberarbeitung meines Manuscriptes, und ich denke, dass ich in Zeit von zwei bis drei Monaten doch das Ganze fertig bringe. Dann bleibt mir im Herbste und Winter, wenn unser Congress glücklich vom Stapel gelaufen sein wird, Zeit genug zur Bearbeitung der „Schluss- folgerungen, des Zuges, zur physiko-geographischen Einleitung etc." und so Gott will, bin ich dann im Mai 1882 bei Ihnen und wir wollen die pommerschen Finken schlagen hören und recht gute Tage mit einander verleben. Vor allen Dingen nur hübsch gesund bleiben. Ganz alte Lämmergeier werden an der Brust und am Bauche sammt den stattlichen Hosen fast rein weiss. So einen Vogel — 328 — erhielt ich vor Kurzem, ein Weibchen, welches bei dieser Art kleiner als das Männchen ist. Mein seit zehn Jahren lebender Lämmergeier hat in der Ge^ fangenschaft auch ein so helles Kleid angelegt. Sehr langsam dunkelt aber der Kaiseradler nach. Sieben Jahre lang lebt ein prachtvoller Vogel bei mir, aber er ist noch keineswegs mit dem dunklen Kleide fertig. Ob das im Freien auch so lang« sam geht?*) Herrlich halten sich die lebendigen Bernicla ruficollis, vier Vögel leben seit einem Jahre bei mir; ich brachte sie aus Bekor mit. Wenn sie nur den heissen Sommer überkommen werden L Vor Kurzem erhielt ich auch Megaloperdix caucasica lebendig. Der Vogel ist sehr wild und wird im Sommer wohl auch zu Grunde gehen. Dass ich auch ein prachtvolles Exemplar von Megaloperdix caspica (Raddei) erhalten, theilte ich Ihnen wohl schon mit? Für diesmal genug. Ich eile, weil ich heute noch viele Briefe zu schreiben habe. Leben Sie recht wohl, grüssen Sie die Freunde in Stettin und Berlin und behalten Sie lieb Ihren alten Freund Dr. G. Eadde. H. Cfätke an E. F. y. Homeyer. Helgoland, den 14. Juni 1879.. Geehrter Herr! Ich habe während der letzten Zeit hier so ausserordentliche Resultate betreffs des Vogelzugs gehabt, dass ich nicht unter- lassen kann, Sie davon in Kenntniss zu setzen und aufzufordern^ ein höchst wachsames Auge (und Ohr) zu haben, da eine Masse fern südöstlicher Vögel sich auf einer über ihrem Normal- terrain hinausgehenden Extratour befinden müssen — ich meine von den Caspischen Strichen, Kleinasien u. s. w. Es sind dort. *) Nach meiner Beobachtung dauert es in der Gefangenschaft viel länger, ja manche Adler legen ein Kleid an, welches sie im Freien nie- mals tragen. v. H. — 329 - offenbar, wie im süclöstliclien Deutschland, leichte südliche und südöstliche Winde vorherrschend gewesen, welche jene Vögel nach meiner Erfahrung zu solchen Ausflügen bewegen, und es müssen diese Wanderer ebensowohl zu Ihnen wie hierher zu mir kommen. Au den wenigen Tagen, wo hier stilles, schönes, klares, warmes Wetter gewesen, begleitet von obigen Winden : S.-O. oder S.-S.-O., ist auch hier einer oder der andere erschienen — hören Sie und staunen Sie: Mai 26. AI au da pispoletta fem.: Erster hier ange- kommener Vogel. „ 26. Falco rufipes m. ,, 30. Sylvia viridanus m. Zweiter hier vorge- kommener Vogel. Juni 3. Emberiza melanocephala , alt m. ,. 8. Fringilla serinus, alt m. Zweiter Vogel hier. „ 9. S turn US roseus, alt m. „ 11. Emberiza melanocephala, m. im ersten Hochzeitkleide. Dazu die schon erhaltene Emberiza pyrrhu- loides. Das ist doch wahrlich etwas Beispielloses. Aber das Alles kommt nicht blos hierher*), das Alles macht ja zuvor den sämmtlichen Herren deutschen Ornithologen vom ver- ehrten Herrn Präsidenten herab einen Besuch, und die Zurück- setzung, welche den armen Vögeln im grossen Deutschland widerfährt, treibt sie zu mir auf das kleine Helgoland, wo, wie sie wissen, ihnen höchst zuvorkommende Aufmerksamkeit ge- zollt wird!! Wenn Sie von ähnlichen Erscheinungen auf dem Festlande hören, so theilen Sie mir, bitte, einige Nachricht darüber mit — in England wird man bestimmt dies oder jenes erwischen, daran zweifle ich nicht. In Deutschland wird eigentlich doch ver- zweifelt selten ein sogenannter „seltener Vogel-' erbeutet. Meine obige Liste bestätigt wiederum erstens : dass die im Frühjahr ausnahmsweise erscheinenden Vögel fast immer nur alte Individuen sind, und zweitens: dass alle zu dieser Jahres- zeit sich einstellenden Seltenheiten dem fernen Südosten ange- *) Verschiedentlich habe ich auch meine Uebereinstimmung mit Gätkes Ansicht ausgesprochen, dass nur ein unendHch kleiner Theil der seltenen "Wanderer bemerkt wird. In meinen demnächst erscheinen- den „Wanderungen der Vögel" werde ich auch Gelegenheit nehmen, mich hierüber ausführlich auszusprechen. v. H. — 330 — Mren. Die obige S3'lvia viridana ist offenbar aus Turkestan oder dessen Nähe, während das im verflossenen Herbste erhaltene Stück aus einem direct östlich oder vielleicht O.-N. östlich liegen- den Striche stammt. Jetzt ist zu meinem grossen Verdrusse kalter N.-N.-W.- und N.-Wind ; wäre das Wetter so, wie ich es oben beschrieben, so würde meiner festen üeberzeugung nach obige Liste noch um Einiges vergrössert werden. Ich bin voller Erwartung, Ihre näheren Keisedispositionen zu erfahren — und wollen Sie die grosse Freundlichkeit haben, von jedem Ihrer Laubvögel ein typisches Exemplar mitzubringen? Ich würde Ihnen solches in hohem Grade danken. Also — Waidmanns Heil! bei südöstlichem Winde und schönem warmem Wetter! Ihr ergebener H. Gätke. Wilhelm Meves an E. F. v. Homeyer. Stockholm, den 1. October 1878. Mein lieber hochgeschätzter Freund! Zuvörderst muss ich Ihnen doch sagen, dass ich mich jetzt in meiner freien Stellung sehr wohl fühle. Da Freund Radde uns hier im Juli besuchte und unsere Häuslichkeit kennen ge- lernt hat, so werden Sie gewiss Einiges mündlich durch ihn erfahren, denn ich bin überzeugt, dass er Wort gehalten, um die bevorstehende Versammlung der Deutschen Ornithologen mit seiner Gegenwart zu erfreuen. Bei der viel besprochenen Frage über die blaugrünen Eier von Cuculus canorus bemerke ich, dass ich in diesem Sommer durch meinen Freund Landborg (Besitzer einer präch- tigen Vogelsammlung) zwei gleiche Eier (21 — 22 -j- 17 mm) von blaugrüner Farbe mit verloschenen erdbraunen kleineu Flecken erhielt. Das eine lag den 2. Juni im Neste von Sjdvia phoeni- curus neben zwei Nesteiern, das andere den 31. Mai, also einige Tage früher, auf dem Rande eines Rothschwänzchennestes und in demselben lagen fünf Nesteier. Die Oeffnung in einer alten - 331 — Birke, in welcher das letztere lag, nahm ich selbst in Augen- schein und konnte begreifen, dass der Kuckuck in einer Tiefe von 10 bis 12 Zoll das Ei nicht regelmässig placiren konnte. Man konnte doch mit der Hand in die Oeffnung kommen. An derselben Stelle (nahe bei Norrköping) erhielt Herr Landborg noch ein drittes gleiches Ei und 1876 ein viertes und fünftes, alle aus Rothschwanznestern! Von Lanius excubitor besitze ich eine grössere Anzahl Bälge, die mich zu der Meinung gebracht haben, dass Lanius major nicht als Art haltbar ist. Alte Männchen mit nur einem weissen Spiegel kommen selten vor, häufiger Weibchen, am häufigsten aber solche mit allen möglichen Uebergängen des weissen Fleckes auf den Armschwingen. Ich habe über dreissig Stück zu untersuchen Gelegenheit gehabt. Alle hier geschossenen zeichnen sich durch grösseren Schnabel vor denen von Altenkirchen aus, auch die Farbe des Schnabels ist nicht rein schwarz, sondern schwarzbraun oder hornfarben. Bei den Alpenschneehühnern erlaube ich mir Sie darauf aufmerksam zu machen, dass ich bei einem Männchen und einem AVeibchen Lagopus alpinus meridionalis, Sundew. aus der Schweiz die zweite Schwingfeder kürzer gefunden habe wie die fünfte. Also gerade so wie bei Lagopus albus, während bei allen von mir untersuchten : Lagopus alpinus scandina- vius die zweite Schwinge länger ist als die fünfte. Leider fehlt es mir augenblicklich an Gelegenheit, eine grössere Anzahl des Schweizer Schneehuhns zu untersuchen. Bestätigt sich dies bei allen, so könnte man mit Recht diese beiden Schneehühner als besondere Arten ansehen. Ist es Ihnen bekannt, dass von Phala r op u s h y p e r b or e u s *) nur die Männchen brüten und die Jungen anführen? Ich habe darüber noch nichts Schriftliches finden können. Im Jahre 'J8T6 und 1877 erhielt ich eine grössere Anzahl sowohl männ- licher als weiblicher Vögel, die während der Brutzeit geschossen waren. Von diesen hatten alte Männchen grosse Brutflecken, dagegen fand sich bei den Weibchen auch keine Spur davon. *) Von der Thatsache hatte ich allerdings Kenntniss, doch weiss ich augenblicklich nicht woher. Immerhin ist die bestimmte Mittheilung von Meves von Werth. v. H. — 332 - Als icli den Sammler Herrn Cbristiernson darüber befragte, war er vollkommen davon überzeugt, dass das Weibchen nie brüte und sich auch nicht bei den Jungen aufhielte, da er bei solchen immer nur alte Männchen geschossen habe. Auch Herr Holtholf hatte auf einer Keise nach Island Dasselbe beobachtet und er fand während der Brutzeit öfter kleine Gesellschaften von schwär- menden Weibchen weit entfernt von den Brutplätzen. Auch von P h a 1 a r 0 p u s r u f u s habe ich auf dem Neste gefangene Männchen mit grossen Brutflecken. Das „schönere Geschlecht" scheint also auf seinen Putz zu halten und überlässt das kleiderabnutzende Brutgeschäft den anspruchsloser gekleideten Männchen. Doch ich fürchte, mein Brief wird zu lang und deshalb nur noch Einiges auf Ihre Frage über das Vorkommen der hiesigen Hühnervögel. Im Allgemeinen scheint es nicht so, dass sich die Anzahl der Auer-, Birk- und Haselhühner in den letzten dreissig Jahren bedeutend vermindert hätte. Doch fliehen sie immer mehr von den gelichteten Wäldern und urbar gemachten Gegenden. Die Schneehühner haben kaum an Zahl abgenommen, während die Rebhühner immer mehr den angebauten Gegenden folgen, sich bei günstigen Verhältnissen stark vermehren, aber bei ungünstigen oft auch aus einer Provinz ganz wieder ver- schwinden. Die Wachtel kommt nur in geringer Anzahl vor. 1. Tetrao urogallus bewohnt vorzugsweise die grossen Tannenwälder Schwedens zwischen dem 51 bis 71^ n. Br., am häufigsten zwischen dem 60 bis 66" n. Br. 2. Tetrao tet rix liebt mehr die Birkenwälder und mit Wachholder und Heidekraut bewachsene Ebenen vom südlichen bis nördlichen Schweden, doch nicht ganz so hoch als das Auerhuhn. 3. Tetrao banasia hat eine geringere Verbreitung an ähnlichen Localen wie das Auerhuhn zwischen dem 58 bis 68-^ n. Br., am häufigsten zwischen dem 60 bis 66*^ n. Br. Verschiedene Unterbrechungen lassen mich mein Schreiben nicht vollenden, denn ich fürchte, dass es Sie sonst nicht mehr in Berlin trifft. Ein andermal mehr. Ihr alter Freund W. Meves. — 333 — Herr Taucre in Anclam an E. F. yoii Honieyer. Ueber unsern Reisenden in Algier kann ich Ihnen leider keine guten Nachrichten geben. Sie werden das Nähere aus den anliegenden Briefen ersehen und enthalte ich mich deshalb des weitern Eingehens auf die dortigen Zustände und spreche nur mein Bedauern aus, dass Ihnen unter diesen Umständen Ihre Wünsche für die kritischen Arten der Vögel Algiers wohl unerfüllt bleiben dürften. Ich bitte mir Ihre Ansicht über das, was demnächst zu geschehen hat und ob Sie es für möglich halten, unsern Reisenden ferner in Algier z.u belassen, umgehend zugehen zu lassen. Ihr ganz ergebener T a n c r e. Medeah (Algier), den 16. Februar 1881. Werthester Herr Tancre! Am 13. d. M., als ich meinen Brief auf die Post gab, kam ich mit einem Freunde zusammen, von welchem ich Mancherlei erfuhr. Schon bevor ich hierher kam, erwartete man mich und sobald ich das Haus verlassen, werde ich auf Tritt und Schritt verfolgt. Manches war mir schon selbst auffällig geworden. So hatten meine Correspondenten in Europa ihre Briefe stets erbrochen und wieder verschlossen empfangen, ebenso ich meine Briefe aus Europa. Ferner sagte mir mein Freund: ich möge für Europa nichts absenden ohne sein Wissen. Wenn ich etwas abzusenden habe, solle ich zuerst die Kiste in sein Haus bringen, wo er den Stadtcommissär rufen werde, unter dessen Augen ich die Kiste aus- und einpacken müsse. Nachdem dann die Kiste geschlossen sei, würde der Commissär sie versiegeln. Wenn dies nicht geschähe, komme meine Kiste in Europa durchwühlt und in einem Zustande an, dass nichts mehr zu gebrauchen sei. Wie mir dieser Freund dies Alles erzählte und auf Manches aufmerksam machte, erinnerte ich mich, dass ich ohngefähr vor anderthalb Monaten eine Käfersendung an einen Freund abge- sendet, welche in solch einem Zustande angekommen war, dass von dem Inhalt kaum etwas zu gebrauchen war. Wie es scheint, haben diese Menschen hier die Schachteln alle geöffnet und mit - 334 — den Händen dazwischen herumgewühlt, so dass Alles zerbrochen war. Ferner : als wir hierher fuhren, sollten wir unser Gepäck nach vier Tagen erhalten, was jedoch erst nach zehn Tagen geschah. Von zwei Koffern waren die Vorhängeschlösser mit Gewalt weg- gebrochen, so dass mir damals schon die Sache sehr auffällig war. Vielleicht haben meine lieben Franzosen die Vorhänge- schlösser weggebrochen, denn mit Schlüsseln konnten sie sie nicht öffnen, weil es Berliner Vexirschlösser waren. Unter den Vorhängeschlössern befinden sich aber noch andere Schlösser, welche für jeden Fall noch einmal dienen sollen. Wie die lieben Franzosen also sehen, dass diese Koffer nicht so leicht zu öffnen sind, so haben sie sie in Kühe gelassen und die zer- brochenen Vorhängeschlösser wieder angehängt. Wer weiss, ob die Sache auch nicht so war, wie ich sie meine ? Der Franzose sagt: Was hat dieser Deutsche hier zu thun, was will er hier? Wenn ich in die Stadt gehe, schaut mich Alles verwundert an. Die Jagd ist hier schon seit Anfang Februar geschlossen. Es ist dies für mein Sammeln sehr übel, und werde ich versuchen, durch unser Consulat mir die Erlaubniss zu erwirken. Sobald ich Nachricht vom Consul erhalte, schreibe ich Ihnen sofort. X. Medeah (Algier), den 1. März 1881. Lieber und werthester Herr Tancre! Ihr liebes Schreiben vom 20. v. Mts. habe ich am 26. er- halten und ebenfalls heute Ihre Geldsendung. Mein lieber Herr Tancre, zu allem dem, was Sie mir schreiben, haben Sie vollkommen Eecht. Wenn Sie aber hier wären, würden Sie doch anders urtheilen. Hätte ich gewusst, mit welchen Schwierigkeiten, mit welchen Widerwärtigkeiten ich hier zu kämpfen hätte, dann wäre ich nicht hierher ge- gangen. Ich verwünsche die Stunde, wo ich das Gebiet von Algier betreten -habe und die mir von Freunden gegebenen Warnungen unbeachtet Hess, aber w^as ist jetzt zu thun als das ungastliche Land so bald als möglich zu verlassen. Den 16. Februar schrieb ich an den Consul in Algier, um mir vom General-Gouverneur einen Erlaubnissschein für die ge- — 335 — schlossene Jagd zu verschaffen, worauf ich am 22. die Antwort erhielt, dass der Gouverneur mir eine solche Erlaubniss ver- weigert habe. Nun bleibt mir nur übrig, so bald als möglich nach Aegypten zurückzukehren und dort weiter zu sammeln, in einem Lande, wo man doch gegen solche elenden Plackereien geschützt ist, wie dieselben hier täglich und stündlich ausgeübt werden. Möge mir das Glück dort günstiger sein. Mit Hochachtung und Ergebenheit Ihr X. E. F. von Homeyer an Herrn Taiicre. Ihr Schreiben sowie die beigefügten Anlagen haben mich überrascht, wenn ich auch von vorn herein darauf gefasst war, dass die Franzosen unserm Reisenden Schwierigkeiten in den Weg zu legen nicht verfehlen würden. Dass aber die Animosität gegen alles Deutsche soweit gehen würde, dass es einem wissen- schaftlichen Sammler unmöglich gemacht wird, in einem von Frankreich beherrschten Lande seinen Studien obzuliegen, ist eben dcch mehr, als ich zur Ehre der Franzosen anzunehmen mich berechtigt hielt. Das ist also das Volk, welches sich berufen glaubt, an der Spitze der Civilisation zu marschiren; das ist das Land der Freiheit, das Land der Wissenschaft, welches sich selbst auf solche Weise illustrirt ! Wie hoch stehen dagegen die mohammeda- nischen Völker, wo von Seiten der Regierungen überall den Reisenden und namentlich solchen Reisenden, welche Pioniere der Wissenschaft sind, der möglichste Vorschub geleistet wird. Noch viel weniger ist es möglich, auch nur einen entfernten Vergleich zu wagen mit dem Verhalten der russischen Regierung und der russischen Behörden gegenüber den wissenschaftlichen Reisenden. Abgesehen davon, dass die russische Regierung all- jährlich grosse Summen daran verwendet, die Naturproducte ihres weiten Reiches kennen zu lernen und der Wissenschaft zugänglich zu machen, wird dem Reisenden überall in dem weiten russischen Reiche auf die freundlichste und entgegenkommenste Weise begegnet. Es giebt wohl in der ganzen Welt kein Land, welches in ähnlicher Weise gegen solche Reisende verfahren würde, wie die Behörden in Algier, und Frankreich stellt sich — 336 — selbst dadurch auf eine Stufe der Civilisation weit unter der irgend eines andern Landes. Mag auch die Spionenriecherei, die seit dem letzten Kriege in Frankreich auf der Tagesordnung steht, ihren Antheil dabei haben, so bleibt dies doch ein schwaches Zeugniss für den heutigen Zustand des früher so berühmten französischen Geistes. In der That ist es wohl jedem Ausländer unerfindlich, welche Art von Spionen die Franzosen in Algier fürchten und welche Zwecke Deutschland etwa dort verfolgen könnte. Lassen Sie unsern Eeisenden den Staub dieses ungastlichen Landes von den Füssen schütteln, lassen Sie ihn das Land der politischen und der polizeilichen Knechtschaft verlassen und zu freien Mohammedanern gehen. Mit alter Freundschaft Ihr E. F. von Homeyer. Register. ISchpiftstellep. Afrika-Reisender p. 333. 334. Bädecker (Witten) 320. Bock (Danzig)286. 288. 289. 290. 291. 293. 294. 295. 296. 298. Brehm (Ch. L.) 37. 39. 42. 45. 49. 51. 53. 55. 61. 62. 66. 67. 71. 75. 78. 79. 83. 85. 87. 89. Döring (Lehrer in Elbing) 318. 319. D roste (Freiherr) 206. F ehr mann (Berlin) 237. Gaethke (Helgoland) 328. Girtanner 313. Gloger 173. Hanf (Pfarrer Blasius) 178. 182. Hintz (Förster in Schlosskämpen) 315. 316. Homeyer (E. F. von) 21. 30. 108. 186. 261. 276. 298. 321. 335. Jex (Naumburg) 245. K j ä r b ö 1 1 i n g (Dänemark) 209. 211. 212. 216. 217. 219. 221. 222. 223. 224. 257. Landbeck 110. 119. 124. 125. 128. 130.133. 134. 135. 137. 139. 140. 141. 142. 143. 144. 146. 301. Lindermayer (Dr. in Athen) 227. Lo ebenstein (Baron) 189. 191. 193. 196. 197. 199. 255. 256. Max Prinz von Wied 147. 148. 151. 152. 155. 156. 157. 159. 160. 161. 164. 166. 168. 169. 170. 172. 185. Meyer (Conservator) 306. Meves (Stockholm) 241. 330. Naumann (Ziebick) 32. 34. 35. Nutten (Aachen) 240. Oberländer (üreitz) 244. Pregl (AVien) 254. Radde (Tiilis) 1. 103. 304. 327. Ratzeburg (Neustadt-Eberswalde) 225. 227 258. Seeling (Oberförster in Born- tuchen) 308. Tancre (Anclam) 263. 333. Thienemann (Dresden) '91. 93. 95. 98. 100. 10 J. Tobias (Görlitz) 247. 248. 249. 250. 251. Tschusi (Ritter von) 26. Zander (Pastor zu Barkow) 229. 230. 233. 234. 235. 236. 258. Zaddach (Professor in Königs- berg) 259, Zittwitz (Oberst von) 201.203. 204. B. Nachregister. Accentor 19. Adler 77. 96. 164. 308. Aegialitis Homeyeri 70. 73. 74. Alauda 38. 41. 46. 54. V. Homeyer, Ornitholog. Briefe. Alauda bugiensis 281. — tatarica 209. Alca torda 275. 294^. Ampelis garrula 207. 256. 22 - a38 — Anas clangula 97. — clypeata 218. Anas dispar 213. Anas fusca 273. — Homeyeri 321. — leucopthalmos 189. — mollissima 289. — rufina 215. — rutila 225. — spectabilis 258. — strepera 215. Anser cinereus 272. — ruficollis 3. 224. Anthus 58. 210. Aquila albicilla 257. 263. — clanga 207. 258. — fulva 316. — naevia 39. 51. Ardea 214. — nycticorax 297. Auerhahn-Jagd 197. Bastard 175. Bäume im Kaukasus 6. 18. Beccassine 186. Bernicla ruficollis 3. 224. Blaukehlchen 257. 315. Bombycilla 207. 256. Buteo 19. Calamoherpe 41. — pinetorum 229. Calidris arenaria 269. Cannabina palustris 112. Carbo graculus 215. Carmingimpel 20. Certhia 59. 236. Cephus grylle 275. 294. Charadrius auratus 267. 282. — morinellus 214. Ciconia alba 80. Circaetos leucopsis 150. 165. 167. 225 293 Colymbus 215. 275. — arcticus 98. 291. 292. 293. 297. 317. Columba gelastes 241. Corvus corone 5. 214. — leucophaeus 86. Crucirostra 46. 48. 64. 183. 214. 255. 257. Curruca 66. — rubricapilla 114. 145. Cygnus minor 202. 215. Cypselus melba 214. Darwinismus 300. Dohle 5. Eisente, Jagd, Mauser 273. Emberiza cia 302. — hortulana 302. — rustica 245. Erythrospiza rhodopthera 11. Falco albicilla 257. 263. — ardesiacus 243. — Eleonorae 242. — gyrfalco 242. — palumbarius 256. — peregrinus 256. — rufipes 258. Fasan 7. Frankolin 4. 17. Fringilla canescens 160. 233. — cisalpina 301. — citrinella 301. — linaria 183. — serinus 214. Galerida anthirostris 113. Gallinula pusilla 256. Gänse 3. 12. 39. 191. 203. 218. 221. 255. 256. 308. Garrulus 3. Gracula rosea 224. Glareola torquata 214. Glaucidium passerinum 183. Gypaetos barbatus 313. 327. Hafiz-Sänger 17. Himantopus rufipes 214. Hirundo rustica 21. 211. Jagdgeschichte — Gränse — 272. 283. Insel Neu-ßussin 277. — Stübber 276. Kjärbölling's AVerk 215. 220. Kjärbölling — Naturforscher -Ver- sammlung 223. Kuckuck 245. 330. Lämmergeier 20. Landbecks Studien 131. 303. Lanius 26. — excubitor et major 27. 30. 331. — ruficeps 249. Larus 74. 275. 306. — cachinnans 7. 16. 257. — eburneus 215. — fuscus 250. — leucopterus 215. — minutus 318. 319. — Sabini 159. 204. Leinzeisig 69. 232. 339 Lerche 11. Lestris 2J5. Liberalität — französische — 333. 33ü. Limosa Meyeri 60. Mauerspecht 123. Mauser 298. Meise 40. 76. 79. Men^e — ungewöhnliche von Vö- geln — 211. Megaloperdix 19. Mergus merganser 204. Motacilla 49. 61. 65. 233. — lugubris 214. Muscicapa parva 39. 214. Mustela lutreola 154. Nucifraga 258. Numenius tenuirostris 219. Oriolus 222. 548. Ortolan 33. Ostsee — Steigen und Fallen der- selben, unabhängig vom Winde — 283. Otis houbara 214. — Macqueni 214. 258. — tetrax 214. Paradisea respublica (Buonaparte) 321. Pelikan 6. 17. Perdix 332. Peristera lugubris 114. — maxima 114. Picus medius 9. — Poelzami 9. — Sancti-Johannis 9. — Saundersi 9. — syriacus 9. Pieper 38. Phalaropus 331. Phyllopneuste Bonelli 183. Platalea 215. 271. Piatypus — Doppelmauser — 321. Podiceps 51. 193. 196. 247. Porto — frühere Zustände — 140. Procellaria Leachii 213. Pyrrhula 40. 42. 238. Raddes Sammlungen 10. 14. 304. 305. Rallus aquaticus 224. Recurvirostra avocetta 215. 268. 284. Reisen — G-rabowsky — 259. — in Ungarn 125. 129. 251. Rothkehlchen — Rubecula hyrcana 9 . Sänger (Hafiz) 17. Staar 6. 12. Saxicola rubicola 214. Scharbe 65. Schneehuhn 178. Schneekauz 37. 45. Schnepfe 10. 47. 92. j Scolopax gallinula 92. Schwan 125. 202. 215. Sitta 236. Sperlinge 174. Steindrossel 147. Steinsperling 72. Sterna 215. 217. 273. 277. 278. — cantiaca 277. — caspia 274. — Dongalli 210. 218. — nigra 137. Stieglitz — Varietät — 175. Strix 213. — brachyotus 265. — litturata 213. — nisoria 207. 247. 249. — nyctea 213. — uralensis 255. Sula alba 204. Surnia nisoria 207. 247. 249. Sylvia guttata 145. — hortensis — in der Erde nistend — 281. — ruficapilla 82. Systematik 116. 122. 186. Syrrhaptes 172. Taube 58. Telmatias 46. Tetrao 332. — medius 175. Totanus fuscus 247. — macularius 240. — ochropus 98. Tringa alpina 218. — maritima 270. — Schinzii 53. — Temminkii 217. 218. Troglodytes nisorius 65. Turdus atrigularis 295. — aureus 227. — illuminus 200. — merula 224. — Naumanni 255. — pallidus 255. — Sibiriens 227. — varius 243. 22* — 340 — Upupa macrorhynchos 112. Vögel — europäische — 321. — — von Helgoland — 329. Vogelfang 225. Vultur cinereus 201. — fulvus 201. 258. Wachtel 105. Wildkatze 170. W^itterung 9. 11. 12. 13. 70. 73. 84. 138. 153. 159. IGl. 195. ! Zeitschrift 72. 104. 107. 108. 110. i 119. 125. 152. 203. 204. 207. 215. 1 218. 225. 231. Zeitverhältnisse 68. 100. 144. 158 160. 199. 201. 212. 244. 295. 296. : Zug 8. 10. 40. 51. 57. 62. 74. 80. 83. 84. 85. 141. 142. 144. 194. 240. 245. 248. 255. 269. 278. 279. 300. 311. 312. 329. Zugzeit alter und junger Vögel 270. 283. brück von C. H. Scliulze in Grät'euliaiiiicheü. Verlag von Ttaeobald Grieben in Berlin. T, Homeyer, E. F. — Die Wanderungen der Vögel. (Im Druck.) T. Kittlitz, F. H. — Vegetations-Ansichten von Küstenläudern und Inseln des Stillen Oceans. 2. Auflage. 6 Kupfertafeln gross Folio, nebst Text, in Mappe. 4 M. Recht, F., Prof. — Die Schöpfung. Erkennt nisslehre derselben nach Grrundsätzen der freien Forschung und die Bedeutung dieser Lehre für die Ausbildung des Menschen, o. Auflage. 4 M. ;jO Pf., geb. 5 M. Roiclienbach, A. B., Dr. — Die Pflanzen im Dienste der ^Mensch- heit: I. Tabak, IL Weizeu, IIL Kaffee. Mit color. Stahlstichen 2. Auflage. 2 M. 25 Pf. V. Lösecke, A., und F. A. Böseiiiauii. — Deutschlands verbreitetste Pilze. Anleitung zur Bestimmung der wichtigsten Pilze Doutsch- laiuls und der angrenzenden Länder. 2 M. Herpell, G. — Das Präpariren und Einlegen der Hutpilze für das Herbarium. Mit Abbildungen. 3 M. Demmler, L., k. Oberförster. — Populäres Cubirungsbuch mit Preis- berechnungstafeln für runde und geschnittene Hölzer. 3. Auflage. Taschenformat, geb. 3 M. Demmler, L., k. Überförster. — Speculativer Holzberechner mit über- sichtlichen Cubictabellen für Forstleute, Baumeister etc. Taschen- format, geb. 3 M. Felliier, St., Prof, — Compendium der Naturwissenschaften an der Schule zu Fulda im IX, Jahrhundert. 4 M. Hahii, Tli. — Praktisches Handbuch der naturgemässen Heil- und Lebensweise. 4. Auflage, 4 M., geb. b M. Yogel, H. — Die Verfälschung und Verschlechterung der Lebens- mittel. 3. Auflage. 75 Pf. Franke, J. H. — Die Wissenschaft vom physischen, geistigen und sozialen Leben auf der Grundlage einer einheitlichen "Weltanschauuno-. 4 M., gel). 5 M. Baliiiseii, j., Dr. — Der Widerspruch im Wissen und Wesen der Welt. Princip und Einzelbewährung der Realdialektik. I. Band. 8 M. (II. Schlussband in Vorbereitung,) Bartlielemy-Saiiit-Hilaire, J., Minister, — Ueber Metaphysik. Ein- leitung in die Metaphysik des Aristoteles. Autorisirte Ausgabe von Prof. E. P. Goergens. 3 M. Last, E. — Mehr Licht! I. Die Hauptsätze Kant's und Schopenhauer's in allgemein verständlicher Darlegung. IL Die deutsche Dichtung in ihrem Wesen und ihrer inneren Bedeutung. 2 Bände ä 5 M., eleg. geb. ä 6 M. 50 Pf. Lelimaim, 0., Dr. — Ueber Kant's Principien der Ethik und Schop..n- hauer's Beurtheilung derselben. 2 M. Retlnviscli, E., Dr. — Der Begriff der Definition und seine Be- deutung für die monistische Entwicklungslehre. 1 M. 20 Pf. Stern, M. L., Dr. — Die Philosophie und die Anthropogenie des Professors Dr. Ernst Haeckel. 2 M. Striivc, G. — Das Seelenleben oder die Naturgeschichte des Menschen. 2]yL Pessimisten-Brevier. Yon einem Geweihten. „Extractum vitae." 4 M. 50 ^Pf., eleg. geb. G M. Zart, G., Dr. — Bibel und Naturwissenschaft in ihrem gegenseitigen Verhältniss dargestellt. 2 M. Zu beziehen durch jede Buchhandhmg. Dnuk von C. II. Scliulze in GräfenliainieUei AMNH LIBRARY 100112846 J •.«■■'-. .1. -'Vi* mm :;:,:^;'g'^ •!..•■:' vi- ■^ '' ', ' '.•yl.'!