FQR THE PEOPLE FOR EDVCATION FOR SCIENCE LIBRARY OF THE AMERICAN MUSEUM OF NATURAL HISTORY Ornithologisclie lonatsberichte mit Beiträgen von W. Bacmeister, P. Braun, 0. Büsing, L. Dobbrick, W. R. Eckardt, Frhr. H. Geyr von Scbweppenburg, H. Grote, W". Hagen, J. Hammling, W. Heunemann, A. Hefs, E. Hesse, R. Heyder, H. Hildebrandt, B. Hoffmann, A. Ibarth, A. Laubmann, E. Lindner, G. W. Müller, 0. Neumann, G. J. van Oort, R. Pohl, SJ. Schiebe!, R. Schlegel, 0. Schnurre, L. Schuster, H. Stadler, W. Sunkel, F. Tischler, V. Ritter Tschusi zu Schmidhoffen und unter Mitwirkung von H. S eh a l o w herausgegeben von Prof. Dr. Ant. Reichenow, Geh, Eegierungsrat, zweiter Direktor am Staatl. Zoologischen Mnseum in Berlin, Generalsekretär der Deutschen Ornithologischea Gesellschaft. 37. Jahrgang. Berlin 1919. Verlag von R. Friedländer & Sohn. IISTHALT: -xii .«^ i<\^ , TTLew, -s^ Seite W. Bacmeister, Bemerkungen zum Bratgeschäft des Mauer- seglers {Cypselus apus) 21 — Ist Anthropoides virgo in der „Neuen Nan^enliste der Vögel Deutschlands" nicht mit eigener Nnmmer einzureihen? . . . 107 F. Braun, Vom winterlichen Futterplatz ...... 58, 102 0. B ü 8 i n g , Die Felsenschwalbe ( Riparia rupesiris) in Tirol 104 L. Dobbrick, Nyroca nyroca auf dem Drausensee bei Elbing 30 — Ardeola ralloides am Drausenseo bei Elbing erlegt . . . 130 W. ß. Eckardt, Warum ziehen gröfsere Zugvögel in der be- kannten Eeilform? 45 — Aufsereheliche Brüten bei monogamen Vögeln 84 — [Über Cygnus immutahilis] 85 — Vorschlag eines Zusammengehens von Ornithologie und Meteo- rologie 86 — [Ankunft der Mauersegler] 111 Frhr. H. Geyrv. Schweppenburg, Brutgeschäft der Schwanz- meise 5 — [Zugzeit der Turmsegler] 14 — [Nistweise der Baumläufer] 110 H. G r 0 t e , Neue ostafrikanische Vogelformen 62 W. Hagen, Über die Bedeutung des Gesanges und der nächt- lichen Wanderrufe « 119 J. H a m m l i n g , Winter- und Frühjahrsvögel auf der Warthe (1917) 1 — Zwei neue Posener Brutvögel 133 W. Hennemann, Über das Auftreten des Seidenschwanzes im Sauerlande 1918/19 181 A. H e f s , Schrei- und Schelladler in der Schweiz 9 E. Hesse, Die Fufshaltung der Trappe (Otis tarda) im Fluge 77 E. H e y d e r , Neuere Beobachtungen an Weidenmeise und Schlag- schwirl in Sachsen 31 — Über Massenzüge und Zugstrafsen von Kranich und Saatgans in Sachsen 79 — Eydrohates pelagicus und Fulmarus glacialis auf Borkum 81 H. Hildebrandt, Warum ringelt der Specht ? 6 — Noch einige Worte über die Zugstrafsen 8 B. Hoffmann, Die Ringeltaube als Nesträuber und anderes . 99 A. I b a r t h , JByrrhula pyrrhula Brutvogel bei Danzig ... 10 A. Laubmann, Zum Vorkommen des Austernfischers [Haema- topus ostralegus] im Regierungsbezirk Schwaben und Neuburg 27 — Zur Nomenklatur der Gattung Phalaropus 75 — Zur Nomenklatur des Alpenstrandläufers 127 E. Lindner, Ein zweiter Brutplatz der Felsenschwalbe in Bayern 85 ö. W. Müller, [Schneckennahrung der Tauben] 14 m Seite 0. Neumana, Über einige Arten des Genas Collocalia . . 108 G. J. van Oort, Überwintern des Säbelschnablers in Holland . 61 R. Pohl, Zur Fufshaltung der Trappen im Fluge 129 G. S c b i e b e l , Geographische Irrtümer betreffs Scopoli in Harterts „Vögel der palaearktischen Fauna" 69 R. Schlegel, [Zur Abwehr] 14 — Weiterer Nachweis einiger Fünfergelege der TJraleule ... 82 0. Schnurre, Zur Verbreitung der Certhia-Arien in Nieder- hessen und Südhannover 11 L. Schuster, Der Vogelzug in Ostfrankreich im Herbst 1917 84, 54 F. Graf v. Schwerin, Faules Holz, Eulen und Irrlichter . . 125 H. Stadler, Einige Merkwürdigkeiten des Herbstzugs im Main- tal, überwinternde Gabelweihen 50 — Weidenmeisen in Norfrankreich 78 W. S u n k e l , Zur Avifauna von Nordfrankreich 82 — Über Vorkommen und Lebensweise der Weidenmeise in Nord- frankreich 98 F. Tischler, Das angebliche Vorkommen des Steppenadlers (Aquila orientalis) in Pommern 8 — Berichtigung bezüglich Änthus cervinus 106 — Eine neue Kohrammerform? 117 V. Ritter v. Tschusi zu Schmidhoffen, Hahnenfedrig und doch fruchtbar 6 Aufruf zur Mitarbeit an einer Avifauna von Hessen 20 Wetterdienst und Vogelzugbeobachtung 19 Schriftenschau. Abhandlungen über: Allgemeines, Sammlungen: Krohn 40, Neumann (Warschauer Museen) 92, Schäfer 115, Tratz (Waldrapp) 88. Anatomie: Plate '69. Spielarten, Bastarde: Chachlow 67, v. Lucanus 16, Sarudny 64, Schaff 41. Systematik: Swann 116, Suschkin (Subspeties u. Natio) 91. Neue Arten: Buturlin 65, 66, 67, 68, 88, Chachlow 67, 68, V. Domaniewski, 66, Gengier u. Stresemann 116, Johansen 89, 90, Kudaschew 68, 89, 90, Menzbier u. Schnitnikow 65, Poljakow 64, 66, Reichenow 43, 111, 134, Sarudny 44, 65, 67, 88, 89, 90, 91, Sarudny u. Bolkewicz 92. Einzelne Gattungen und Arten: Äcanthis cannabina 90, Carduelis caniceps u. Abart. 90, Carpodacus 64, Coccothraustes 89, Corvus cornix u. Abart. 17, Cyanisies cyaneus u. pleskei 65, 89, Dendrocygna 111, Emheriza calandra 89, E. yessoensis 43, Falco altaicus 67, Fulica stenoleuca 19, Hemigarzetta eulo" photes 89, Hirundo 90, Lariis taimyrensis 66, 67, Muscicapa sihirica 81, 89, Ferisoreus 88, JPica bactriana 67, P. leuco- ptera 89, Pinicola 67, £oreanamarginata92, Megulusbuturlini 89, IV Uemiza 44, 89, 92, Riparia rupesfris 17, SiUa 68, Saxicola ■ßnschi 44, Turdus viscivorus 92, ürocynchramus 42, 92. Deutschland: Grafsmann 17, Hammüng 111, Hoffmann 16, 38, Ibarth 17, Kayser 40, Krohn 15, Laubmann 17, Lindner 113, Quantz 16, Scbalow 16, Sunkel 17, Thieneuiann, 41, 113, Tischler 40, 43. Österreich-Ungarn: v. Barthos 15, v. Chernel 19, 64, 114, Csörgey 39, Hegyfoky 114, Scbalow 16, Schenk 68, Schenk u. a. 38, V. Szomjas 63, Tarjan 15, Tratz 41, v. Tschusi 39, 41. Polen: Neumann 92. Kurland: Eeichenow 42. R u f 8 1 a n d : Bianchi 43, 44, Brauner 90, Buturlin 65, 68, 89, V. Falz-Fein 67, Filatow 65, Grafsmann 16, 115, Jobansen 43, 64, Kaminsky 92, Kirpitschnikow 65, Kudaschew 89, Nesterow 44, Pol- jakow 64, 90, Ptuschenko 66, P. u. J. Salefski 67, Sarudny 43, 44, 64, 65, 88, 89, Schenk u. a. 38, Shitkow u. Stecher 68, Suschkin 67, Tarassow 44, Tugarinow 64, Graf Zedlitz 42. Schweden: Granvik 4 1. Schweiz: Sarasin 18, Gruber 41. Holland: van Oort 87. Belgien: Sunkel 17. Frankreich: Stresemann 18. Italien: Schenk u. a. 38. Kapwerden: Neumann 92, Reichenow 92. Mittelasien: London 90, Sarudny 44, 64,65,88, 89, 91, Sarudny u. Bilkewicz 92, Stanczinsky 44, Suschkin 67, Tugarinow 90. Indien: Gyldenstolpe 39. Neuguinea: Neumann 16. Zug, Wanderung: Brauner 90, Grafsmann 115, Hegyfoky 114, Jobansen 91, v. Lucanus 114, Thienemann 41, v. Tschusi 41. Lebensweise: Bacmeister 114, Büsing 15, v. Chernel 39, Csörgey 39, Eckardt 113, Greschick 39, Hoffmann 38, 41, Hortling 116, Jacobi 114, Kayser 17, Nagy 89, Nieselt 114, Puhlmann 41, 116, Racz 15, Rendle 112, Stecher 88, Uschakow 91, Uttendörfer u. Kramer 16. Nutzen, Schaden, Vogelschutz: Frhr. v. Berlepsch 114, Grafsmann 17, Leege 113, Thöbiäs 38. Biographien, Todesanzeigen: J. Losy 17, 63, Parlagi 68, Sarudny 91, Satunin 68, v. Szalay 63. Druck Ton Otto Dorabliith Nacbf. in Bernburg. Ornithologische lonatsberichte m von Prof. Dr. Ant. Reichenow. 27. Jahrgang. Januar/Februar 1919. No. 1/3. Die Ornithologischen Monatsberichte erscheinen in monatlichen Nummern (während der Übergangszeit in Doppelnummern) und sind durch alle Buch- handlungen zu beziehen. Preis des Jahrganges 8 Mark. — Zusendungen jeder Art für die Schriftleituug sind an den Herausgeber, Prof. Dr. Reichenow in Berlin N. 4. Invahdenstr. 43, den Buchhandel betreffende Mitteilungen an die Verlagshandlung von E. Friedländer & Sohn in Berlin NW. 6, Karlstr. 11 zu richten. Winter- und FrühjahrsTögel auf der Warthe (191'7). Von Jnllas HammllnK. Das war ein böser Winter, den uns das Jahr 1917 brachte, und auch das Frühjahr war nicht viel besser. In den Nächten vom 4./5. und 5./6. IL zeigte der Wärmemesser — 22'' an. So kam denn oberhalb der Eisenbahnbrücke und der grofsen Schleuse das Grundeis zum Stehen, und nur unterhalb der Schleuse fühlte die Warthe infolge der hier herrschenden starken Strömung offenes Wasser. Aber schon gegenüber der unterhalb des Schillings liegenden Gärtnerei hatten sich die Eismassen wieder gesetzt und eine starke Decke über den Flufs gelegt. Auf dem Streifen offenen Wassers trieben sich einige Wintervögel umher und erwarteten hier die bessere Jahreszeit, die in diesem Jahre erst so spät kommen sollte. Schon vor Eintritt der grofsen Kälte, am 27. 1. 1917, als die Warthe noch völlig offen war, tummelten sich auf dem Flusse bei geringem Eisgange zwischen Schilling und Insel zahlreiche Stock- enten {Anas boschas L.), unter diesen, doch sich etwas abseits haltend, 4 Gänsesäger, 9 oder Jungvögel {Mergus meryanser L.). In der Nähe der Militärfähre drückte sich anscheinend I Zwerg- taucher {Colymhus nigricans Scop.) umher. Am 7. II. bemerkte ich unterhalb des Schillings 2 Gänse- säger-9, davon eins mit lachsgelber Unterseite, also wohl ein altes Stück. Gegenüber den im Winterlager liegenden Fahrzeugen der Strombauverwaltung war 1 Zwergsäger -9 {Mergus alhtllus L.) sichtbar, das, an der Kante des üfereises langsam stromabwärts ziehend, ab und zu tauchte, also wohl auf der Nahrungsuche war. Gegenüber der Gärtnerei gewahrte ich 2 Schellenten, 9 oder Jung- vögel {Nyroca clangida L.) und einen Zwergtaucher. - 2 — Am 11. II. sah ich in der Höhe des Schillings 3 merifanser-cf im Hochzeitskleide und in ihrer Nähe 3 9 oder Jungvögel, gegen- über der Gärtnerei 1 Schellente, 9 oder Jungvogel. Den Zwerg- taucher bekam ich nicht wieder zu Gesicht. Die strenge Kälte hatte angehalten. Am 11. II. war zwar Tauwetter eingetreten, es folgte aber bald wieder starker Frost, der lange andauerte. Noch in der Nacht vom 11./12. III. zeigte der Messer 8V2 Grad und in der Nacht vom 21./22. III. 7^^ Grad Kälte an, und seit mehreren Tagen hatte sich über die Erde eine tiefe Schneedecke gebreitet. Daher trieben sich auch jetzt noch auf der Warthe und auf der Cybina unfern ihrer Einmündung in die Warthe einige Gänsesäger umher. Am 12. III. sah ich auf einer offenen Stelle der Cybina in Gesellschaft mehrerer Stockenten ' 1 Gänsesäger- cT und weiter unterhalb ein zweites cT dieser Art. Allmählich stellten sich trotz der ungünstigen Witterung Rückwanderer ein. Da gegen Ausgang des Monats März (29. III.) das breite Tal der Warthe infolge von Eisstopfung und Schnee- schmelze in seiner ganzen Ausdehnung überschwemmt war, suchte und fand das zurückkehrende Wassergeflügel hier eine Zuflucht, deren es um so mehr -benötigte, als alle stehenden Gewässer noch unter einer starken Eisdecke lagen. So bedeckte sich denn all- mählich der gewaltige Überschwemmungssee ober- unä unterhalb Posens mit einer grofsen Menge von Vögeln, die, ganz gegen ihre sonstige Gewohnheit, hier längere Zeit ausharrten und geduldig die Befreiung ihrer Brutgewässer von der Eisbedeckung abwarteten. Am 29. III. sah ich unfern der Cybinamündung mehrere Reiherenten-cf {ISyroca fuligula L.) und in der Höhe von Gluwno in einer kleinen gegen den heftigen Westwind geschützten Bucht 40 Bläfshühner {Fulica atra L.), die ziemlich scheu waren. Am 3. IV. zählte ich auf den überschwemmten Wiesen diesseit des Eichwaldes 26 ßeiherenten, in der Mehrzahl aus cT bestehend. Einige gepaarte Paare dieser Art hielten sich meist etwas abseits des grofsen Schwarms. In einiger Entfernung von den Reiher- enten lag ein starker Schwärm Tafelenten {Nyroca ferina L.), mindestens 66 Stück. Aus ihrer Mitte drangen mehrfach Unter- haltungslaute an mein Ohr. Ein kleiner Flug Schellenten {Nyroca clanyula L.), 6 oder 7 Stücke, zog über mich hinweg und zwar so niedrig, dafs die Vögel deutlich zu erkennen waren. Sie wollten sich anscheinend hier niederlassen, verschwanden dann aber infolge der Störung in der Richtung nach dem Eichwalde. Bald darauf kam ein einzelnes Paar dieser Art herangeflogen, dessen cT einen rostbraunen Kopf zeigte, folgte aber gleichfalls bald den andern nach. Jenseits des von den Wassermassen durchströmten Eich- waldes, also an seiner Südseite, sah ich mehrere Haubentaucher {Colymbus cristatus L), 1 Schellentenpärchen, das cT mit rost- braunem Kopfe (vielleicht das vorher im Fluge beobachtete Paar), sehr viele (Hunderte) Bläfshühner und in weiterer Entfernung, so dafs auch das Glas nicht mehr eine sichere Bestimmung der — 3 — Vögel ermöglichte, gewaltige Scharen von Enten, anscheinend in der Hauptsache aus Stockenten, Reiher-, Tafel- und Pfeifenten bestehend. Auf einem aus dem Wasser etwas hervortretenden Sandhügel rief und trillerte mehrfach der Grofse Brachvogel {^Numenius arquatus L.). Die Witterung war an diesem Tage (3. IV.) bei leichtem Südost recht leidlich ; doch zeigten sich im Westen wieder dunkle Wolken, die in der Tat in der Nacht Schnee brachten, der aller- dings nicht lange vorhielt. Am 4. IV. traf ich auf der teichartig erweiterten Cybina in der Nähe der Waschanstalt Neptun unter mehreren Bläfshühnern 2 Paare Reiherenten, die eifrig nach Nahrung tauchten. Auf den Warthewiesen bei Zawade tummelten sich Haubentaucher und Bläfshühner. Die letzteren liefen teilweise am Ufer umher, um hier Nahrung aufzunehmen. In der Ferne waren starke Enten- schwärme sichtbar, die aus Reiher- und Tafelenten zu bestehen schienen. Auch Lachmöwen (Larus ridibundns L.) trieben sich über den tiberschwemmten Wiesen umher. Am 12. IV. waren die Bläfshühner gröfstenteils abgezogen; sie hatten sich auf ihre Brutgewässer verteilt. Sie waren nicht etwa, wie von anderer Seite behauptet wurde, nach ihren fernen Brutplätzen am Haff gezogen. Unsere gröfseren Seen, die die nötige Deckung durch das Vorhandensein von Schilf und Rohr bieten, beherbergen gar oft zahlreiche Vögel dieser Art, der Schwer- senzer See z. B. gewifs mehr als hundert, so dafs die Menge der auf der ausgetretenen Warthe weilenden Vögel uns nicht zu beirren braucht. Die auf den Haffen brütenden Vögel wählen m. E. einen ganz anderen Weg, um ihre Brutplätze zu erreichen. Das angebliche Yorkommen des Steppenadlers {Aquila orientalis Cab.) in Pommern. Von F. Tiichler. In seiner Arbeit „Über die Gruppe der Schreiadler" (J. f. 0. 1875, S. 157) sagt E. v. Homeyer vom Steppenadler: „Im Königsberger Museum befindet sich ein junger Vogel, der offenbar erst seit wenig Wochen das Nest verlassen hat, mit der Angabe Pommern. Nach eingezogenen Erkundigungen stammt derselbe aus dem an die Provinz Preufsen angrenzenden Teile von Pommern." Diese Angabe hat dann Riesenthal in sein bekanntes, 1876 erschienenes Raubvogelwerk übernommen, wo er S. 326 sagt: „Im Königsberger Museum steht ein ganz junger Vogel, der in Hinterpommern geschossen ist." H a r t e r t schrieb sodann in den „Wiener Mitteilungen" 1887, S. 114 in der Anmerkung zu seiner Arbeit „Vorläufiger Versuch einer Ornis Preufsens": „In Hinter- pommern an der westpreufsischen Grenze wurde ein grofser 1* — 4 — Schreiadler erlegt, der nach Homeyer zu Aq. orientalis gehört", und ferner in dem 1899 erschienenen Band V des neuen Naumann S. 238 bei dem von ihm bearbeiteten Steppenadler : „In die Liste der deutschen Vögel ist der Steppenadler auf Grund eines jungen Vogels aufgenommen, der in Pommern unweit der Grenze der Provinz Westpreufsen erlegt worden sein soll und der sich noch im Königsberger Museum befindet". In seinen Vögeln der pal. Fauna S. 1099 erwähnt er jedoch 1913 sein Vorkommen in Deutschland überhaupt nicht mehr. Reichenow in seinen „Kennzeichen der Vögel Deutschlands" 1902 führt ihn unter Nr. 187 als „sehr seltener Gast im östlichen Deutschland" auf. Diese und noch weitere Angaben in der Literatur über das Vorkommen dieser östlichen Art der Schreiadlergruppe gehen also sämtlich auf E. V. Homeyers Notiz über den im Königsberger Museum befindlichen, ganz jungen, angeblich aus Hinterpommern stammenden Vogel dieser Art zurück. Herr F. K o s k e , dem ich vorstehende Angaben und die Anregung zu diesem Aufsatz verdanke, bemerkt dazu: „Aufi'ällig ist hierbei das betonte jugendliche Alter dieses Tieres, was umso merkwürdiger wirkt und vielleicht den Schlüssel zur Aufklärung bietet, als im Jahre 1873, also kurz vor der Arbeit Homeyers, eine grofse Zahl flügger Nestvögel aus der Wolga- gegend nach Berlin gekommen ist. Das Berliner Museum erhielt „infolge früher gemachter spezieller Aufträge" „mehrere Exemplare flügger Nestvögel von der Wolga im Juni und Juli erlegt" (J. f. 0. 1873, S. 455), und die D. 0. G. besichtigte am 10. Juli 1873 im Zool. Garten Berlin 6 lebende junge Steppenadler, die der Garten aus Sarepta erhalten hatte (J. f. 0. 1874, S. 93). Sollte es sich bei dem nach Königsberg gekommenen ganz jungen Vogel um eines dieser Stücke gehandelt haben? Im besten Falle vielleicht um einen aus dem Berliner Garten entflogenen Vogel?" Die Frage wird sich wohl kaum mehr mit Sicherheit beant- worten lassen. Im Königsberger Museum befindet sich das von Homeyer erwähnte Stück nämlich nicht mehr, und auch der Eingangskatalog ergibt nichts über das frühere Vorhandensein oder die Herkunft. Nur soviel konnte ich feststellen, dafs fast alle nicht aus Ost- oder Westpreufsen stammenden Vögel durch Naturalien- handlungen bezogen sind, u. a. auch 2 angeblich aus Pommern stammende Schelladler im Alterskleide. Wenn man aber weifs, wie wenig Wert damals noch in den Museen auf genaue Herkunfts- angaben gelegt wurde, wie ungenau meist die Etikettierung war, wie leicht Verwechselungen und Irrtümer, namentlich bei durch Naturalienhändler bezogenen Stücken, vorkamen, dann wird man die Angabe Homeyers doch als sehr unsicher bezeichnen müssen und darauf allein hin den Steppenadler nicht als deutschen Vogel bezeichnen dürfen. Der einzige sichere Fall des Vorkommens in Deutschland ist jetzt der von Clodiüs (Arch. d. Ver. d. Fr. d. Naturgesch. in Meckl., Bd. 64 1910, S. 126—128) erwähnte, wonach am 10. Juni 1909 ein altes -^/im-Arten aufgefallen. Besonders augenfällig ist er in Hann. Münden. In den Friedhöfen und Gärten sowohl innerhalb, wie am Rande der Stadt hört man lediglich das Liedchen des Garten- baumläufers. Nach dem Überschreiten der Fuldabrücke jedoch, wo der Reinhardswald unmittelbar an die Fulda herantritt, hört man — 13 — nur die längere fumtliaris-Stroiphe. Etwas anders verhält es sich In Göttingen. Brachydadyla ist im Botanischen Garten, in den Linden am Wall und in den andern Anlagen der Stadt recht häufig; auch in den Wäldern um Göttingen tritt die Art im Gegensatz zu Cassel überall auf. C. famüiaris dagegen ist nach meinen Erfahrungen bei Göttingen auch in den Wäldern nirgends häufig. Beim Heraustreten aus der Stadt begegnet man dem Waldbaumläufer zunächst auf dem Hainberge, aber auch dort wie überall in hiesiger Gegend nur vereinzelt und auffällig seltener als in den Wäldern bei Cassel und Münden. Eine besondere Stellung nimmt die auch gonst ornithologisch interessante Karls- Aue in Cassel ein. Es ist das ein im Fuldatale gelegener Park mit vielen alten Bäumen und dichtem Unterholz, der an Urwüchsigkeit und auch Ausdehnung dem Park von Wilhelmshöhe wenig nachsteht. Wenn ihre Ornis dennoch einen andern Charakter trägt, so hat dies zwei Gründe: Die Aue liegt inmitten der Stadt tief im Fuldatal und ist vollständig vom Walde abgeschlossen; Wilhelmshöhe hat eine erheblich höhere Lage, in- folgedessen ein rauheres Klima und steht in unmittelbarer Ver- bindung zum Habichts wald. Diesen Umständen entsprechend sollte man C. familiaris nicht in der Aue vermuten. Aber die Natur pflegt sich bekanntlich nach menschlichen Schlufsfolgerungen nicht zu richten. Beide Certhia- Alten sind annähernd in gleicher An- zahl dort vertreten. Vielleicht ist familiaris etwas seltener als brachydadyla. Bei dem gänzlichen Fehlen des Waldes ist jeden- falls das Auftreten von C. familiaris recht auffällig. Im allgemeinen kann ich für die Umgegend von Cassel, für das Fuldatal von Cassel bis Münden und für den Reinhardswald sagen, dafs Certhia familiaris häufiger ist als C. brachydadyla^ und zwar am häufigsten bei Cassel, nach Münden zu an Zahl langsam abnehmend. Anders werden die Verhältnisse in Göttingen, wo brachydadyla allenthalben vorherrscht. Für das Gebiet von Witzenhausen habe ich bis jetzt (Juni 1918) wohl beide Arten festgestellt, bin aber über ihre Verbreitung dort im einzelnen noch nicht Im klaren. Es scheint nach dem Gesagten, dafs Certhia familiaris nach Westen zu an Zahl zunimmt. Es bedarf noch eingehender faunistischer Studien, auch aus andern Gegenden, um zu entscheiden, ob dies wirklich der Fall Ist. Zum Schlufs möchte ich noch eine kurze biologische Beob- achtung anknüpfen. Es wird als ein Hauptmerkmal des Wald- baumläufer-Liedes angegeben, dafs es länger sei als die Strophe des Gartenbaumläufers. Dies trifft wohl für die Hauptsangeszeit (Februar bis Anfang Mai) zu, jedoch von Mai an habe ich sehr oft /amiZmm- Lieder gehört, die kürzer waren wie die um die gleiche Zeit vernommenen Strophen von brachydadyla. C. fami- liaris kürzt sein Lied, indem er den Anfang mehr oder weniger fortläfst. Die charakteristische Schlufsfigur bleibt jedoch stets erhalten, sodafs der Vogel auch dann noch leicht zu erkennen ist. — 14 — Das Liedchen bekommt dann etwa das Aussehen: zizirroi oder auch nur: zirroi. Der ansteigende Pfeiflaut am Schlufs des Ganzen ist Immer ein untrügliches Kennzeichen. Aufzeichnungen. Der Gutsbesitzer Ernst Schmidt in Kirchheim bei Erfurt beobachtete wiederholt, dafs in ein Kleestück 4—6 Tauben einfielen und zwar immer an derselben Stelle. Begierig zu wissen, was sie dort suchten, schofs er zwei bei einer Kiesgrube. Er fand, dafs der Inhalt des Kropfes knackte und knisterte. Bei der Eröffnung zeigte sich, dafs er bei beiden Tieren gefüllt war mit Schnecken, die alle der Art Helix (Herophila) ericetorum angehörten. Den einen sehr stark gefüllten Kropf schickte er mir. Ich stellte das Volumen auf 56 kcm fest, was einer Anzahl von etwa 65 Erice- torum-Gehäusen entsprechen würde. Es ist mit Sicherheit anzu- nehmen, dafs alle die Tauben, die an dieser Stelle einfielen, auf die Schneckenjagd gingen. Von Nahrungsmangel, der die Tiere zu dieser sonderbaren Nahrung veranlafst hätte, konnte keine Rede sein, da es Ende Juli war. Soweit meine Kenntnis der Literatur reicht, sind Schnecken im Kro|)f von Tauben wiederholt beobachtet worden, aber immer nur vereinzelt, auch durchweg andere Arten. Prof. «. W. Mflller, Greifswald. Die Turmsegler ziehen am Niederrhein nicht selten schon in den letzten Tagen des Juli, fast stets aber in den allerersten Augusttagen ab. In diesem Jahre — 1918 — hat sich wegen der ungünstigen Sommerwitterung wohl das Flüggewerden der Jungen etwas verzögert, und die Reise nach dem Süden wurde daher etwas später angetreten. Am 5. August sah ich nämlich noch zahlreiche Segler über Köln, ebenso an den folgenden Tagen, am 8. noch ziemlich viele. Auch am 10. kamen noch vereinzelte zur Beob- achtung, die offenbar keine Durchzügler waren; den letzten sah ich am 13. August. — Ich habe schon früher darauf hingewiesen, dafs beim Turmsegler der Aufbruch nach dem Süden offenbar mit dem Ausfliegen der Jungen in sehr engem Zusammenhang steht und dafs daher bei diesem Vogel, wie mir scheint, die merk- würdige Tatsache zu verzeichnen Ist, dafs er je nördlicher desto später abzieht. Frhr. fityr von Schweppenbarg. Zur Abwehr. Die Ausführungen Dr. Hesses in Nr. 9/10, 1918 der Ornith. Monatsberichte weise ich hiermit auf das ent- schiedenste zurück und erwidere im einzelnen Folgendes: 1. Hinsichtlich der deutschen Schwanzmeisenformen bekenne ich mich zu Harterts, Dr. Laubmanns und Hellmayers Auffassung (cf. Die Vögel d. pal. Fauna p. 184 und Verh. d. 0. Ges. in Bayern I, 1917, p. 184) und zwar auf Grund des umfang- reichen Studienmaterials meiner Sammlung. - 15 - 2. Der fast zehnjährigen Leipziger ornithologischen Tätiglceit Dr. Hesses als Privatgelehrter stelle ich eine fast dreifsigjährige meinerseits als Nichtprivatgelehrter an die Seite und nehme für mich, wie Dr. H. für sich, das Kecht in Anspruch, dafs an meinen Beobachtungen als Tatsachen niemand zu rütteln das Becht besitzt. 3. Dr. H. schreibt, dafs ich geschlossen habe, dafs die streif- köpfige Form im Winter bei Leipzig nicht vorkomme. Dagegen mufste ich auf Grund meiner Beobachtungen urteilen, dafs hier lediglich weifsköpfige Individuen auftreten. 4. Die Worte Dr. H.'s: „IJmsomehr mufs man sich hüten, auf Grund einiger und wehiger Exkursionen, die man vielleicht in den einzelnen Jahreszeiten zu machen in der Lage is t"; „ — Dafs jemand, der nur gelegent- lich einmal in die freie Natur hinauskommt — " weise ich auf das energischste zurück und stelle mich hinsichtlich des Eifers und der Opferfreudigkeit um die ornithologische Sache mit Dr. Hesse auf den gleichen Standpunkt. 5. Die verschiedene Benennung des Waldwasserläufers meiner- seits ist nicht „irrtümlich". In einer Textnotiz nannte ich den Vogel kurz bei seinem mir geläufigen Namen Totanus ochropus, an dem systematischen Platze nach den „Internationalen Regeln der Zoologischen Nomenklatur", an die ich mich hielt, Tringa ochrophus ochrophus L. Rieh, Schlegel. Schriftenschau. um eioe mögliöhst schnelle Berichterstattung in d«n „Omithologiichsn Monatsberichten" zu erzielen, werden die Herren Verfasser und Verleger gebeten, über neu erscheinende "Werke dem Unterzeichneten frühzeitig Mit- teilung zu machen, insbesondere von Aufsätzen in weniger verbreiteten Zoit- iBohriften Sonderabzüge zu schicken. Bei selbstatändig erscheinenden Arbeiten ist Freisangabe erwünscht. Reiohenow. B. B a c z , Herbstpaarung bei Ciconia ciconia und Winterpaarung bei Glaucidium nodua]; Aquila 1917, 286. J. von Barthos, Vorkommen des Gypaetus harbatus L. auf dem Retyezät]; Aquila 1917, 291. T. Tat Jan, [Die Vogelfauna der Insel Starcsova 1915]; Aquila 1917, 292. 0. B ü 8 i D g , [Ungewöbülicbea Verbalten der Misteldrossel]; Ornitb. Monatsschr. 1918, 158 — 159. -- Verf. möchte nach seinen bei Cambrai gemachten Beobachtungen die Vermutung nicht von der Hand weisen, dafs auch bei der Misteldrossel eine Änderung der ursprünglichen Lebens- gewobnheiten, wie sie bei Amsel und Singdrossel stattgefunden hat, sich KU vollziehen scheint. H. K r 0 h n , Im Hannoverschen Wendland [Kreis Ltlchow]; Ornith. Monatsschr. 1918, 161—166. - 16 - B. Quantz, Abschuf« von Qeiern Ober Hamburg; Ornitb. Monataschr. 1918, 180 — 181. — Nach des Verf. Mitteilungen wurden vom 27. Juni bis xum 10. Juli 1917 26 Geier Ober Hamburg (tum Teil in 800 m Hohe 1) fliegend beobachtet. Zwei derselben , ein Ganse- und ein MOnchsgeier, wurden erlegt. Wohin die geschosienen Exemplare gelaugten, wird nicht angegeben. [Eine seltsame Mitteilung. Aue allen au Hamburg angrenzenden Gebieten liegen keine Beobachtungen weder von Massen- noch Einzelerscheinungen ron Geiern zu der genannten Zeit vor.] W. Grafimann, Zwei Jahre Feldornithologie in den Rokitno- sümpfen; J. f. 0. 1918, 285—316. — Wiederum eine Arbeit aus dem Felde, welche aus einem wenig erforschten Gebiete, den ausgedehnten Sümpfen der Rokitno-Wasserlaufe der Gouvernements Wolhjuien, Minsk und Grodno, eine Übersicht der vom Verfasser beobachteten VOgel bringt. Sie umfafst die reiche Zahl von 301 Arten. Da nur beobachtet nicht aber gesammelt werden konnte, so mufste Grafsmann leider darauf ver- zichten, auf die mannigfachen Fragen einzugehen, welche für die ternären Formen gerade in diesen östlichen Randgebieten zu lösen sind. Bei den Arten gibt der Verf. kurze Notizen über Vorkonimen und Verbreitung, denen zahlreiche biologische Beobachtungen angefügt werden. Larus minutus ist Brutvogel des Gebietes. Das Nisten von Limosa lapponica konnte nicht festgestellt werden. Ciconia nigra ist selten. Circus macrourus brütet in den Mooren. Circaetus gallicus ist Verhältnis« mäfsig zahlreich. Lantus excuhitor rapax nur Wintervogel. Lagopus lagopus, Syrnium uralense und Strix ßatmnea kamen nicht zur Beobachtung. Interessant ist der Hinweis, dafs Totanus ochropus, Coracias gilrrula und Upupa epops iu dem einen Jahr ungemein häufig waren, während sie in dem darauf folgenden selten auftraten bezw. fast gänzlich fehlten. B. Hoffmann, Einige Bemerkungen und Ergänzungen zu Heyders „Ornis Saxonica"; Journ. f. Ornitb. 1918, 317—827. — Die Mitteilungen behandeln 46 Arten. H. S c h a 1 0 w , Über das Brüten von Larus melanocephalus Natt. in Ungarn; Journ. f. Ornith. 1918, 326—830. — Verf. führt den Nach- weis, dafs die Mitteilungen von Baldamus aus dem Jahre 1852 Ober das Brutvorkommen der scbwarzköpfigen Möwe in Ungarn irrtümliche waren, und dafs die Art als Brutvogel aus der Fauna Ungarns zu streichen ist. H. S c h a 1 0 w , Lanius excuhitor rapax Brehm und dessen Vor- kommen in Brandenburg; Journ. f. Ornith. 1918, 331—335. — Verf. tritt für die Selbständigkeit der genannten Form gegenüber L. excuhitor excuhitor L. ein. F. von Lucanus, Über WaldhühnerbastarJe und deren Ab- änderungen,; Journ. f. Ornith. 1918, 338 — 340. 0. Neu mann, [Über papuaniiche Vögel]; Journ. f. Ornith. 1918, 841. 0. Uttendörfer und H. K r a m e r , Raubvogeltaten im Jahre 1917; Ornitb. Monatsschr. 1918, 185—192. — Die Verf. konnten bis ~ 17 - jetzt 4856 Vög«l, in 125 Arten, die von Eaubyögeln gerupft wurden, als von ihnen aufgefunden nachweisen. Von grOfserem Interesse als dieser Nachweis erscheinen die mannigfachen biologischen Beobachtungen, welche auf den einzelnen Exkursionen gewonnen wurden. Kay ser , Der Gesang der Sperbergrasmück« (Sylvia nisoria Bechst.) und der Gartengrasmücke (Sylvia simplex Lath.); Ornith. Monatsscbr. 1918, 192—195. W. S u n k e 1 , Ornitbologische Beobachtungen aus dem Seunelager bei Paderborn; Ornith. Monatsscbr. 1918, 196—198. W. Grafsmann, [Der Storch im Elsafs und ein Aufruf zu seiner Schonung]; Ornith. Monatsscbr. 1918, 198-~199. I b a r t b , [Mitteilungen aus der Danziger Umgegend] ; Ornith. Monatsscbr. 1918, 199—200. K. Lambrecht, Josef Losy f; Aquila 1917, 307—308. A. Laubmann, Die geographische Variation des Formenkroises Corvus cornix'y Verhandl. d. Ornith. Ges. in Bayern 1918, 211—220. — Verf. erörtert in dem einleitenden Abschnitt seiner Arbeit seine Ansichten über die von ihm in Anwendung gebrachte Nomenklatur, die, hinlänglich bekannt, von der einen Seite allgemein geteilt, von der anderen mannig- fach bekämpft werden. Er geht dann eingehend auf die Verbreitung von Corvus cornix ein und weist dabei auf die Schwankungen in der Gefieder- färbung, die sich innerhalb der geographischen Brutformen ergeben, hin, Schwankungen, die mehr als die GrOfsenverbältuisse für eine scharfe Umgrenzung der Formen in das Gewicht fallen. Laubmann unterscheidet in dem systematischen Teil seiner Arbeit 5 Formen: Corvus cornix cornix L., C. c sardonius Kleinschm , C. c. valachus Tschusi, C. c. pallescens Mad., C. c. sharpii Gates und C. c. capellanus Sei. Der Verf. macht bei den einzelnen Formen Bemerkungen über die Tönung des Gefieders, Flügel- und Schnabelmafse und gibt eine Übersicht über die Verbreitung. A. Laubmann, Zum Vorkommen der Felsenschwalbe {Uiparia rupestris rupestris (Scop.) am Falkenstein bei Pfronten ; Verhandl. Ornith. Ges. in Bayern 1918, 221—224. — Bestätigt die im Jahre 1916 von Hoffmann gemachte Beobachtung des Vorkommens der Felsenschwalbe in dem genannten Gebiet. Laubmann fand am 24. Mai zwei Vögel, die viel- leicht die Männchen von zwei brütenden Weibchen, wie er annehmen möchte, waren. [„Ein Brutplatz der Hirundo rupestris in Deutschland" überschreibt Albrecht Rindfleisch eine Notiz (Naumannia 1854, 191), nach welcher der Genannte Anfang September 1853 in T i r o 1 , zwischen ötz und Umhausen, die Felsenschwalbe nistend angetroffen haben will. Von Rindfleisch stammt auch die in der Literatur mehrfach witderholte Mitteilung über das Vorkommen von Uiriindo rupestris an der Martins- wand in der Nähe des Dorfes Zirl. Ref.] W. Sunkel, Ornitbologische Beobachtungen aus Flandern 1915/16 ; Verhandl. d. Ornith. Qes. in Bayern 1918, 223—244. — 18 — E. Stresemann, Drei Jahre Ornithologie zwischen Verdan und Beifort ; ibid., 245 — 288. — Die ornithologigche Kenntnis weiter Gebiete im Westen und Osten Deutschlands ist durch die bereits vorliegenden Arbeiten unserer in der Front stehenden feldgrauen Ornithologen zum Teil nicht unwesentlich gefördert worden. Qröfsere Sammlungen, wie z. B. diejenigen Dr. Fehringers aus Mazedonien im Berliner Museum, werden spätere Bearbeitung finden. Wenn auch unter den obwaltenden Umstanden, unter denen die Beobachtungen gemacht und die Belege gesammelt wurden, abschliefsende Ergebnisse nicht gewonnen werden konnten, so ist uns doch die Zusammensetzung der Vogelfaunen von Gebieten näher geführt worden, aus denen bis dahin nur dürftige Mitteilungen vorlagen. Die bereits erschienenen Veröffentlichungen, so lückenhaft sie auch im ein- zelnen sein mOgen, gewinnen dadurch ungemein an Wert, als das Material für dieselben vielfach in den gleichen Gebieten, oft aber zu verschiedenen Zeiten und von verschiedenen Beobachtern gesammelt wurde und damit eine gewisse Eontrolle der gewonnenen Resultate gegeben wird. Sunkel berichtet in der vorliegende Arbeit über 77 Arten, die von ihm in Flandern gefunden wurden. Den einzelnen Spezies lind die Zeiten der Beobachtung und die Beobachtungsgebiete beigefügt, desgl. viele biolo- gische und nidologische Mitteilungen. In einigen Randbemerkungen weist der Herausgeber der Zeitschrift auf einzelne der von Kleinschmidt aus dem vorliegenden Gebiet bezw. aus benachbarten Gegenden Flanderns beschriebenen Formen wie Erithacus rubecula monnardi, Aegithalus caudatus expugnatus, Motacilla alba arduenna, Accipiter nisus gallicus hin, die nach dem von Sunkel gesammelten Material noch näherer Prüfung bedürfen. Die umfangreichere Arbeit Stresemann«, welche drei Beobachtungs- jahre umfafst, behandelt vornehmlich Teile Deutsch- und Französisch- Lothringens, das Waldland der mittleren Vogesen und die Hochvogesen mit dem Gebiet des 1268 m hohen Kleinen Beleben. Sie berichtet über 118 Arten und Formen, wobei vielfach auch die über diese Gelände vor- handene ältere französische Literatur herangezogen wird. Einzelnen Formen wie Chloroptila citrinella citrinella, Emberiea cirlus cirlus, den beiden Baumläufern Certhia familiaris macrodactyla und C. hrachy- dactyla brachydactyla, ferner Farus palustris longirostris und F. atricapillus rhenanus sind längere Abschnitte der Darstellung gewidmet. .Phylloscopus bonelli bonelli und Turdus torquatus alpestris wurden wider Erwarten in den Vogesen von Stresemann nicht aufgefunden. Die meisten Arbeiten über das Gebiet, welche von dem Verf. in einer Literaturübersicht zusammengestellt werden, finden sich zerstreut in viel- fach schwer zugänglichen Zeitschriften, nur wenige, wie die Veröffent- lichungen von Buchoz, Holandre, Paquet, sind als selbständige Publi- kationen erschienen. F. S a r a s i n , Die steinzeitlichen Stationen des Birstais zwischen Basel und Dubsbergs. Basel 1918. 4o. 215 S. mit 32 Tafeln u. 20 Text- figuren. — In diesem umfangreichen Werke wird der Versuch gemacht, alles zu vereinigen, was bisher Ober die steinzeitlichen Stationen des — 19 — unteren Birstales bekauut gewurden ist. Da erst durch ein Zusammen- wirken von Archäologie und Paläontologie in der Prähistorie einwandfreie Ergebnisse erzielt werden können, so sind auch die tierischen Reste einer kritischen Bearbeitung unterzogen worden. Die Vögel haben in Prof. Th, Studer einen kompetenten Bearbeiter gefunden. F. Peckelhoff, Es gibt zwei deutsche Fulica-Axien; Ornith. Mouatsschr. 1918, 81—86. — Nach den eingehenden Mitteilungen Hagens (0. M. B. iyl7), der sich der von Peckelhoff aufgestellten Fulica stenolenca gegenüber ablehnend verhallen hat, glaubt der Verf. nach seinen Beobachtungen zur Brutzeit dennoch die Gültigkeit des von ihm unterschiedenen und benannten Bläfshuhns aufrecht halten zu müssen. Nach seinen Ausführungen, die die neue Art stützen sollen, scheint er als biologisches Moment anzunehmen, dafs die Schmalbläase aus grünem, die gemeine Blässe nur aus trockenem Material den Niststofi wähle. Ferner soll letztere Blässenform tpäter die Brutgebiete veilassen als die Schroalblässo. (Wahrscheinlich ist F. stenoleuca Peckelhoff ein jüngeres Individuum der gemeinen F. atra atra L. Die von dem Verf. in der vor stehenden Arbeit gegebenen Ausführungen sind nicht geeignet, eine Verschiedenheit der Formen zu begründen. Ref.] Stefan Chernel von Chernelhäza, Daten zur Vogel- fauna Ungarns; Aquila 1917, 15—24. — Kurze Notizen über seltenere Arten, von dem Verf. für eine zweite Auflage seines 1899 erschienenen dreibändigen Werkes über die Vögel Ungarns gesammelt. [Gelegentlich eines Zusammenseins mit Stefan von Chernel in Paris, im Juni 1900, sprach Ref. dem Genannten sein Bedauern aus, dafs dessen grofses Werk : „Die Vögel Ungarns mit besonderer Berücksichtigung ihrer wirtschaft- lichen Bedeutung", mit seinem Schatz biologischer Beobachtungen, den nicht ungarischen Kollegen unzugänglich sei. Herr von Chernel erwiderte, dafs er bei einer eventuellen zweiten Auflage, wenigstens einen deutschen Auszug in Erwägung ziehen werde. Darf Herr von Chernel an jene Unterhaltung von dem Ref. heute erinnert werden?] S c h a 1 o w. Nachrichten. Das mit dem Öffentlichen Wetterdienst verbundene Meteorologische Observatorium Essen hat im Sommer 1^18 mit Genehmigung des Herrn Landeshauptmann der Provinz Westfalen auf dem Kahlen -Astenberge eine meteorologische Hochstation errichtet, die sich u. a. auch mit der Beobachtung und Erforschung des Vogelzuges beschäftigen soll. Der Kahle -Asten mit einer Meereshöhe von 842 m ist mit seinem überdies noch 28 m hohen Turmgebäude nicht nur der höchste Punkt Westfalens, sondern von ganz Nordwestdeutschland überhaupt. Der Gipfel des Berges ist von Natur kahl, weil starker Wind im Verein mit sehr hohem Schnee und starker Rauhfrostbildung im Winter dem Baumwuchs gefährlich werden. Nur stellenweise, und zwar im Umkreis des Turmgebäudes, hat vor etwa zwei Jahrzehnten, und z. T. auch noch später, eine Aufforstung vorzugs- weise mit Fichten stattgefunden. Diese dürften indessen in kommenden — 20 — Jahren der Last des winterlichen Rauhfrostes allmählich zum Opfer fallen. Im allgeü.eiuen wird das Plateau des Berges von Heideland eingenommen, besonders in nordwestlicher Richtung nach Ältastenberg zu, dem höchst- gelegenen Dorfe Westdeutschlands (800 m). Der Ostabhang ist mit stark bemoosten Buchen bewaldet, die an ihrer oberen Grenze, d, h. an dem dem Bergrücken nahegelegenen Waldiande, zum Teil schon jahrelang vom Sturm gefällt, auch heute noch liegen, wodurch dem Waldgebiet etwas Urwaldähnliches verliehen wird. Dies Bucbengebiet ist z. T. vor kurzem erfreulicherweise unter Naturschutz gestellt worden, und zwar vor allem aus botanischen Gründen. Der Südabhauo' nach dem Dorfe Neuastenberg zu ist voi zugsweise mit Fichten bestockt. Aufruf zur Mitarbeit an einer Avifauna von Hessen. Die Unterzeichneten haben es sich zur Aufgabe gemacht, eine Avi- fauna von Hessen zu bearbeiten. In Interesse der Wissenschaft richten sie an alle Ornithologen, die sich jemals mit der Vogelwelt von Hessen- Nassau oder der angrenzenden Gebiete befafst haben, die Bitte, sich mit ihnen in Verbindung zu setzen. Für ornithologische Mittei- lungen jeder Art, vor allen unveröffentlicher oder in weniger bekannten Zeitschriften und Zeitungen enthaltener Aufsätze und Notizen wären sie dankbar. — Um auch die Vogelzug verhältnisse des Gebietes zu klären, bitten sie um Kennzeichnung von Vögeln mit den Ringen d e r Vo g e 1 w ar t e n H e l g o l a n d oder K o s s i t te n ußd um Bericht darüber auch an die Unterzeichneten. Es wird gebeten, alles auf das nördliche und nordöstliche Kurhessen (Niederhessen) und die angrenzendenGebiete bezügliche Material an Schnurre- Göttingen, alles auf das südliche Kurhessen (Oberhessen), Wal- deck, Nassau, Hessen-Darmstadt und die benachbarten Gegenden (Rhön, Main-Rheingebiet) bezügliche an S u n k e i - Marburg zu richten. Otto Schnurre, Werner Sunkel, stud. Zool., stud. Zool., Göttingen, AUeestr. 14. Marburg a. L., Frankf. Str. 55. P'ür eine gefl. Mitteilung der Mafse in der Mark gesammelter Eier von Nyroca nyroca (Güld.), Anas sirepera L., Dafila acuta (L.), Spinus spinus (L), Serinus canarius germanicus Laubm., Cerihia hrachydactyla brachydadyla Brehm, Cinclus cinclus medius Brehm und Erithacus svecica cyanecida (Wolf) würde ich zu Dank ver- pflichtet sein. ' Berlin, Grunewald. Hertnatl Schalow. Ornithologische Monatsberichte 1893—1903 und Journal für Ornithologie 1910 und 1911 werden zu kaufen gesucht. Dr. Eckardt) Essen, Hansahaus 88/90. Druck fon Otto DornblUth Ntchf. in Beroburg. Ornithologische lonatsberichte herausgegeben von Prof. Dr. Ant. Reichenow. 27. Jahrgang. März/April 1919. No. 3/4. Die Ornithologischen Monatsberichte erscheinen in monatlichen Nummern (während der Übergangszeit in Doppelnummern) und sind durch alle Buch- handlungen zu beziehen. Preis des Jahrganges 8 Mark. — Zusendungen jeder Art für die Schriftleitung sind an den Herausgeber, Prof. Dr, Reichenow in Berlin N. 4. Invalidenstr. 43, den Buchhandel betreffende Mitteilungen an die Verlagshandlung von R. Friedländer & Sohn in Berlin NW. 6, Karlstr. 11 zu richten. Bemerkungen zum Brutgeschäit des Mauerseglers {Cypselus apus L.). Von W. Bftcmelster. Seit Jahren habe ich am südöstlichen Giebel meiner Wohnung in Heilbronn a. Neckar einen Starenkasten aufgehängt, der auch alljährlich von Staren besiedelt ve^urde. Um einen näheren Ein- blick in das Brutgeschäft seiner Insassen tun zu können, versah ich das Dach des Kästchens mit Gelenkbändern, so dafs jederzeit vom Fenster aus, unter dem der Kasten hängt, sein Inhalt geprüft werden kann. Im Jahre 1916 trat eine Änderung in der Beaiedelung der Niststätte ein : der lustige geschwätzige Star mufste dem stürmischen zänkischen Mauersegler weichen. Als ich am 21. IV. 1916 aus dem Felde in Urlaub nach Hause kam, waren die Mauersegler schon da. Der Kasten war anscheinend noch nicht besetzt. Die Niststoffe, die im Jahre vorher das Starenpaar eingetragen hatte, lagen noch im Kästchen. Vom 24. April bis 1. Mai war ich von Heilbronn abwesend. In dieser Zeit hatte ohne mein Wissen und Wollen dai Mädchen das alte Nest entfernt und an dessen Stelle feinste Holzwolle, etwa eine Hand hoch, hineingelegt. Als ich nun am 2. Mai gegen 9 Uhr vorm. den Kasten nachsah, lagen zwei Mauersegler in ihm. Der eine schaut mich an und regt sich nicht, so wenig wie der andere. Vorwegnehmend ist zu sagen, dafs die Mauersegler derartige Prüfungen, wie ich sie in der Folge häufig vornahm, nicht im mindesten übelnehmen. Nie gaben sie Zeichen der Angst von sich, während andererseits einmal ein junger Star, als ich ihn aus dem Kasten hob, ein fürchterliches Angstgeschrei ertönen liefs. Nie verliefsen die Segler den Kasten, wenn ich, den Deckel hebend, nach ihnen sah. Ohne alles weitere liefsen sie sich greifen und — 22 — aus dem Neste nehmen; wenn ich sie dann wieder in den Kasten setzte, so blieben sie ruhig drinnen, als ob nichts geschehen wäre. Sie sind also dankbare Boobachtungsgegenstände. Beschaffenheit des Nestes. Am 3. V. 1916 waren um 8Y, und 91/2 Uhr vorm. die beiden Segler im Kasten. Nach- mittags 2 Y2 Uhr ist das Kästchen leer. Sie haben in der Holzwolle eine kleine Mulde von der Gröfse eines Gänseeies gebildet. Einige Federchen sind von ihnen eingetragen worden, sonst kamen auch späterhin keine weiteren Niststoffe hinzu. Naumann sagt (Neuausgabe Bd. V, S, 237): „Männchen und Weibchen tragen zum Wochenbett etwa eine Hand voll leichter Materialien, die der Wind in die Luft führt, und welche sie hier wegschnappen, auch wohl aus hochangebrachten Sperlings- und Schwalbennestern wegkapern, als: Strohhalme, Heu, dürre Blätter, Fäden, Läppchen von Zeug, Haare und Federn, zusammen, welches alles sie ohne Kunst zusammenlegen und zuletzt mit ihrem klebrigen, bald trocknenden Speichel überziehen und zusammenpappen, so dafs es aussieht, als wenn Schnecken es mit ihrem Schleim überzogen hätten." Die gleiche Beschreibung insbesondere bezüglich des klebrigen Überzugs geben u. a. A. E. B r e h m im „Tierleben" (2. Aufl.) S. 402 und Alphonse de la Fontaine in „Faune du Pays de Luxembourg" 1865, p 144. Von diesem schleimigen an der Luft erhärtenden Überzug habe ich bei dem Neste im Jahre 1916 nichts bemerkt und auch im Jahre 1918, in dem ich den Kasten noch vor Er- ledigung des Brutgeschäftes der Segler einer Prüfung unterziehen konnte, war keine Spur eines solchen „Überzugs'' wahrzunehmen. Offenbar sind die Mauerschwalben nicht wählerisch ; sie nehmen die vorgefundene Nistgelegenheit, wenn sie einigermafsen ihren an sich schon recht bescheidenen Anforderungen entspricht, wie sie ist. Wenn eine genügende Unterlage für die Eier vorhanden ist, so begnügen sie sich mit dieser ohne weiteres, und es unter- bleibt ein Zusammenkleben der Niststoffe. Brutzeit. Aus dem Schrifttum sei folgendes angeführt: Naumann sagt a. a. 0. : „Ende Mai [— , öfter aber erst im Juni — 1)] findet man Eier in den Nestern, Mitte Juli gibt es Junge und um Jakobi fliegen diese aus." A. E. B r e h m äufsert sich im „Tierleben" 2. Aufl., 4. Bd., S. 402 wie folgt : „Man findet die Eier frühestens Ende Mai, die eben ausgekrochenen Jungen Mitte Juni oder Anfang Juli, die ausgeflogenen Jungen erst zu Ende des Monats." Chr. L. Landbeck „Systematische Aufzählung der Yögel Württembergs" schreibt S. 15: „Gewöhnlich erscheint er in den letzten Tagen des April oder den ersten des Mai, brütet in der ersten Hälfte des Juni und verschwindet wieder zu Ende Juli oder Anfangs August." Noch spätere Brutzeit gibt Jäckel in seiner „Systematischen Übersicht der Vögel Bayerns" auf S. 79 an t 1) Zusatz von E. Hartort. — 23 — „Er brütet 21 bis 22 Tage und hat öfters noch am 17. und 24. Juli flaumbedeckte Junge." Bei meinem Seglerpaar war im Jahre 1916 folgendes festzu- stellen: Das 1. Ei wurde am 4, das 2, am 6. und das 3. und letzte am 8. Mai gelegt. Das Ausfallen der Jungen konnte ich nicht mehr beobachten, da ich am 14. Y. wieder ins Feld mufste. Nimmt man eine 16— 17tägige Brutzeit an, so mufsten die Jungen spätestens am 25. Mai ausgekrochen sein. Die Ablage der Eier und das Ausschlüpfen der Jungen fanden sonach zu einem erheblich früheren Zeitpunkt statt, als ihn die oben erwähnten Forscher an- geben. Im Jahre 1918 fielen die Jungen später, am 7. oder 8. und am 9. Juni aus. Brutbeteiligung der Alten. Naumann spricht sich a. a. 0. hierüber folgendermafsen aus: „In 16 bis 17 Tagen brütet die Eier, wie bei den Schwalben, das Weibchen allein aus und wird während dieser Zeit vom Männchen mit Futter versehen, solange nämlich die Witterung dem Insektenfange günstig ist. Bei schlechtem Wetter kann es aber soviel nicht herbeischaffen, und das Weibchen sieht sich dann genötigt, selbst nach Nahrung auszufliegen, was die Brutzeit nicht selten verlängert oder die Eier gar verdirbt. Es brütet überhaupt nicht sehr emsig, geht oft stundenlang von den Eiern und treibt sich indessen, zumal bei übler Witterung, wo die Insekten knapp sind, in abgelegenen Gegenden herum." A. E. B r e h m sagt an der oben angeführten Stelle: „Das Weibchen brütet allein und wird währenddem von dem Männchen gefüttert, jedoch nur, wenn das Wetter günstig ist; denn bei länger anhaltendem Regen kann dieses nicht so viel Atzung herbeischaffen, als zwei Mauersegler bedürfen, und das Weibchen sieht sich dann genötigt, selbst nach Nahrung auszugehen." Regelmäfsig verbrachte mein Brutpärchen die Nacht gemein- sam im Nistkasten und das eine der Gatten, wohl das Männchen, verliefs das Schlafgemach nicht allzufrüh am Morgen. Beide Alten fand ich im Kästchen vor : am 4. Mai um 6 V. ; am 5. Mai, einem heifsen, zum Teil gewitterschwülen Tag, um 6 ^5 y_ • am 6. Mai um 7<>, 8° und 9^0 y^ y^n iQis y. ab war das Nest, das ich weiter um 12", 2*\ 43«?, 6*6 besichtigte, nicht besetzt; um 7*5 waren beide Segler im Kasten. Das Wetter war an diesem Tage warm, schön, ziemlich windig, gerade so, wie es die Segler lieben. Am 7. Mai, ebenfalls einem schönen, sommerlichen Tage mit 25<> C noch um 1^^ abends waren beide Yögel ebenfalls den ganzen Yormittag in ihrem Häuschen um 8^5, 91", 10 «^ 10»», 10*5, uo^ 11^5, 11'°. um 11*^ waren beide verschwunden und blieben es um 12, 1215, 1285, 10. Um 155, 280 und 78» war ein Yogel, 8« befanden sich beide im Neste. Der zuletzt hinzugekommene war zweifellos das Männchen, das ich vom anderen Ehegatten durch eine hellgraue Färbung des Oberkopfes unterscheiden zu können glaubte. Am 8. Mai, dem Tage der Ablage des dritten Eies, was 2* — 24 — das Bild ein ganz ähnliches. Beide Turmschwalben waren im Neste um 6 ^ V., 8 », 9 1», 10 «, 11 ^o, 12 o, 1 <> und 2 is. Es hatte den ganzen Vormittag geregnet. Um 3^ nachmittags Hefa der Regen nach und es trat allmählich Aufheiterung ein. Um 7*^ abends war nur e i n Segler im Neste. Sonach waren in der Zeit des in den Morgenstunden statt- findenden Ablegens der Eier beide Gatten miteinander im Kästchen. Von da ab änderte sich das Bild. Am 9. Mai waren beide Vögel 70 V. im Neste; um S»», 8", 10 1* und 12 » nur einer, 510 nachm. keiner, 7^"^ abends einer, 9® wieder beide im Kasten. Am 10. Mai beobachtete Ich 6^0 und 7 5° vorm. beide Segler im Neste, 8'^'', 9'^, 10**, 12 <> nur einen, l'^' nachm. beide, 2"> und S^» einen und 7^^ abends wieder beide im Häuschen. Am 11. Mai befanden sich 6 ** vorm. beide im Brutraum, 7 *'^ beobachtete ich einen, 8 ** beide, 11°, l**, 2^5 nachm., 720 und 8<" nur einen im Nistkästchen. Am 12. Mai stellte ich fest, dafs 6»" und 7** vorm. beide Gatten im Neste waren, nur einer um 9°, 10«, 11'", 12 »o, 1" und 3°; 4^* waren beide wieder bei einander; 4^°, 7^ und 9® abends safs nur einer auf den Eiern. Es ist anzunehmen, dafs der Vogel, den ich nach der Eiablage meistens allein im Neste vorfand, das Weibchen war. Sicher kann ich das nicht sagen, da ich die beiden Gatten kaum von einander unterscheiden konnte. Zwar hatte das eine, wie schon erwähnt, einen helleren Scheitel als das andere und ich glaubte, das erstere als das Männchen ansprechen zu sollen. Diese lichtere Färbung konnte ich aber nur dann wahrnehmen, wenn das volle Tageslicht auf den betreffenden Vogel fiel. Im Halbdunkel des Nistkastens war dieser Unterschied nicht bemerkbar. Hätte ich schon damals gewufst, was ich erst im Laufe der Beobachtung erfuhr, dafs die Mauersegler sehr wenig empfindlich sind, so hätte ich irgend ein sinnfälliges Unterscheidungszeichen an den Vögeln vorgenommen. Immerhin ergibt sich aus meinen Beobachtungen soviel, dafs das Weibchen beim Brüten eine Unterstützung vom Männchen inso- weit findet, als das letztere einmal jede Nacht, aber auch zeitweise tagsüber die Brutstätte mit dem Weibchen teilt und dadurch die Brutwärme im Kasten vermehrt Immerhin hat zweifellos das Weibchen den Hauptanteil beim Brutgeschäft. Dann aber mufs seine Brutbetätigung^ entgegen der Ansicht Naumanns als eine emsige bezeichnet werden. Ob das Weibchen während des Brütens vom Männchen gefüttert wird, wie Brehm und Naumann angeben, konnte ich nicht beobachten. Sicher Ist, dafs es öfters, bei schlechtem wie gutem Wetter, den Brutraum verläfst, um selbst dem Nahrungserwerb nachzugehen. Meine Beobachtungen stimmen auch mit den Angaben von C. G. F r i d e r i c h in dessen „Naturgeschichte der deutschen Vögel" (5. Auflage bearbeitet von Alexander Bau) nicht überein, woselbst S. 307 gesagt wird: „Lärmend und schreiend kommen die Männchen zu Nest geflogen , wenn die Weibchen brüten. » _ 25 — klammern sich auch wohl an das Nestloch, um einen Einblick in die Familienstube zu tun, zuweilen wird auch ein kurzer Besuch abgestattet, vielleicht auch das brütende Weibchen gefüttert." Still und unbemerkt huschte das Männchen meines Brutpaares zu dem brütenden Weibchen ins eheliche Gemach, und nicht blofs die ganze Nacht, sondern auch längere Zeit am Tage brachte es bei der brütenden Gattin zu. „Die Mauersegler" sagt Friderich weiter, „begeben sich erst spät zur Nachtruhe in ihre Verstecke, wo man zuweilen ihr Gezwitscher bis in die Nacht hinein hören kann, und morgens sind sie in aller Frühe wieder auf den Flügeln." Niemals hörte ich bei meinen Mauerseglern zwitschernde Töne im Nistraura ; nicht allzuspät begaben sie sich zur Nachtruhe und nicht sehr frühe verliefsen sie das Nest. Weitere eingehende Beobachtungen über das Brutgeschäft dieser herrlichen „Segler der Lüfte" scheinen mir erforderlich zu sein. Die Anregung hierzu sei hiermit gegeben. Beringung. Das Ende meines Urlaubs und mit ihm leider auch die Weiterführung und der Abschlufs der Beobach- tungen am Nistorte der Mauersegler nahte heran. Ehe ich aber schied, wollte ich doch noch eine Beringung der Vögel vornehmen. Am 13. Mai 1918 waren um 6 so und 7^^ vorm. beide Vögel im Kästchen. Zu letztgenanntem Zeitpunkt griff ich dasjenige Stück, das nicht unmittelbar über den Eiern safs. Ohne weiteres liefs es sich den Ring der Vogelwarte Rossitten T 21981 anlegen. Das einzige Zeichen seines Mifsbehagens bestand darin, dafs es während der Beringung einen für seine Gröfsen Verhältnisse sehr umfang- reichen 2,2 cra langen und 1,1 cm breiten Kotballen abgab. Nach vollzogener Beringung setzte ich den Vogel wieder zu seinem Nest- gefährten, der die Eier nicht verlassen hatte. Er blieb ruhig neben ihm sitzen. Stets waren die Vögel im Nistkasten eng aneinander geschmiegt. Die Lage aber wechselte beständig. Bald bedeckte der eine den anderen fast vollständig. Bald lagen sie dicht neben- einander, Kopf an Kopf oder in entgegengesetzter Richtung; ab und zu waren die Köpfe über einander gekreuzt und die Schwanz- enden lagen weit auseinander — stets bot sich dem Beobachter ein Bild innigen und traulichen Zusammenseins, was von den sonst so stürmischen, streitlustigen und rücksichtslosen Gesellen nicht ohne weiteres zu erwarten war. Nachdem die Beringung des einen Seglers so anstandslos abgelaufen war, sollte auch der andere noch beringt werden. Um 9 ^^ nahm ich den allein im Häuschen befindlichen Vogel von den Eiern und legte ihm den Ring T 21982 an. Die Beringung verlief ebenso glatt wie bei dem andern. Sodann setzte ich den Vogel in das Kästchen neben die Eier. Nach drei Minuten safs er noch an der gleichen Stelle, nach weiteren drei Minuten war er verschwunden. Still und unbemerkt war er abgeflogen. Eine Viertelstunde später, als ich gerade im unteren Stockwerk an einem Fenster mit den daselbst aufgestellten Blumen mich beschäftigte, sehe ich einen Mauersegler — 26 — im Bruchteil einer Sekunde vorbeihuschen, wohin, konnte ich nicht sehen, so blitzschnell war die Erscheinung. Ich gehe hinauf zum Kasten, sehe nach und finde den einen der beiden Segler im Neste vor, fest auf den Eiörn sitzend und brütend, als wenn nichts geschehen wäre. Um 3 Uhr und ö Uhr nachm. safs ein brütender Vogel auf den Eiern. Damit mufste ich leider meine Beobach- tungen abschliefsen. Im Jahre 1917 war es mir nicht vergönnt, sie fortzusetzen. Aber meine Tochter Kenate hatte mir ins Feld geschrieben, dafs die Segler wieder die Stare aus dem Kasten vertrieben und diesen bezogen hätten, und unter dem 14. VII. 1917 teilte sie mir weiter mit, dafß sie tagszuvor nach den Mauerschwalben gesehen hätte : Junge seien keine mehr im Kästchen gewesen, wohl aber die beiden Alten, von denen der eine keinen Ring, der andere aber den mit der Bezeichnung T 21982 getragen habe. Sonach war dieser von mir im Jahre zuvor beringte Vogel wieder aus fernen Landen nach seiner alten Brutstätte zurückgekehrt. Dafs der andere unberingte Mauersegler der frühere Träger des Ringes T 21981 war und etwa den Ring verloren hatte, ist wenig wahr- scheinlich. Eher ist die Vermutung berechtigt, dafs der Vogel 21982 einen neuen Ehegenossen gewählt und mit diesem die ver- traute Niststätte bezogen hat. Im Jahre 1918 konnte ich zur Brutzeit wenigstens zwei Tage zu Hause sein. Wie mir meine Tochter mitgeteilt hatte, war das Häuschen wieder von den Staren bezogen worden ; auch hatten diese fünf Eier darin gelegt. Aber wieder hatten die Segler die Stare ausgetrieben und die Stareneier waren spurlos verschwunden. Als ich am 8. VI. 1918 in Heilbronn ankam, war mein erster Gang hinauf zum Starenkobel. Es war abends 8 Uhr: ein Mauersegler safs im Neste. Ich hob ihn heraus. Keinerlei Scheu oder Unruhe vrar ihm anzumerken. In der Nestmulde lagen ein Seglerei und ein an diesem Tag oder tags zuvor ausgefallenes Junge. Der Segler trug den Ring der Vogelwarte Rossitten T 21982: es war also der von mir im Jahre 1916 beringte Vogel, der nun zum zweitenmal den Weg aus dem fernen Afrika nach Heilbronn in seine eheliche Behausung gefunden hatte. Während ich eben noch mich mit ihm beschäftigte, flog der andere Ehegatte ins Kästchen. Dieses Anfliegen des Nestes erregt stets mein Erstaunen. In voller Flucht, in reifsendem Schwung wird das Nest beflogen. Wiederholt habe ich beobachtet, dafs die Segler, ohne den Flug merkbar zu verzögern und ohne vor dem Nistloch, etwa an diesem eich anklammernd, zu verharren, mit des Gedankens Schnelle jäh und unmittelbar ins Schlupfloch hineinschiefsen : fürwahr ! eine Flug- und Glanzleistung, der man die Bewunderung nicht versagen kann. Ich setzte den beringten Vogel wieder ins Nest zu seinem Genossen. Beide blieben ruhig im Neste. Als ich am Abend des 9. Juni nachsah, war wieder der beringte Vogel allein im Kasten. Nun war auch das andere Junge ausgefallen. Noch in der Nacht — ,27 — raufste ich wieder die Heimat verlassen. Von der erfolgreichen Beringung gab ich Nachricht an Dr. Thienemann in Rossitten. Voraussichtlich wird dieser in seinen so belangreichen und fesseln- den zusammenfassenden Mitteilungen über die Ergebnisse der alljährlichen Beringungen auch die Heilbronner Mauersegler er- wähnen. Zum Vorkommen des Austeriifischers (Haeniatopus oatralegtis ostralegus L.) im Regierniigsbezlrk Schwal)en und Neul)urg. . Yoa Dr. Alfred Lanbmann, München. Einem Briefe von Präparator Christian Daniel Erdt ^) aus Kaufbeuren, Schwaben, vom 3. März 1918 konnte ich entnehmen, dafs derselbe am 28. November 1917 aus der Umgebung von Mussenhausen, einem kleinen Orte ca. 10 km südlich von Mindel- heim im mittleren Regierungsbezirk Schwaben und Neuburg einen dortselbst erbeuteten Austernfischer {Haeniatopus ostralegus ostra- legus L.) zugesandt erhalten habe. Erdt schreibt hierüber in dem oben angeführten Briefe wie folgt: „Von November 1917 bis Februar 1918 erhielt ich 6 Stück Fischreiher, 5 einjährige Exem- plare und einen alten Vogel aus hiesiger Gegend [Umgebung von Kaufbeuren] zum präparieren, ferner am 28. November 1917 einen Austernfischer aus Mussenhausen bei Mindelheim, den ersten seit mehr als 30 Jahren, Sie kommen, wie es scheint, ganz selten in unsere Gegend." Angeregt durch Erdt's Bemerkung über das seltene Er- scheinen des Austernfischers in unserem Regierungsbezirke habe ich die mir zur Verfügung stehende Literatur daraufhin etwas 1) Christian Daniel Erdt ist am 30. April 1918, nahezu siebzigjährig, zu Kaufbeuren gestorben. Erdt gehörte mit J. F. Leu, Christian L. Landbeck, A. Buchner und Andreas Wiedemann zu denjenigen Forsebern, die sich um die Ornithologie Schwaben und Neuburgs sehr grofse Verdienste erworben haben. Erdt war Mitarbeiter an Wiedemanns Werkeben „Die Vögel des Regierungsbezirkes Schwaben und Neuburg", erschienen im 30. Jahresbericht des Naturwissenschaftlichen Vereines zu Augsburg im Jahre 1890, aufserdem beteiligte er sich an der Herausgabe von A. J. Jäckels „Systematisehe Übersicht der Vögel Bayerns" durch Prof. Dr. R. Blasius im Jahre 1891, und schliefslich verdanken die ,, Materialien zur bayerischen Ornithologie", wie sie von der Ornitholo- gischen Gesellschaft in Bayern herausgegeben werden, Erdt eine ganze Fülle von Beobachtungen über Ankunft und Abzug, über Brutvorkommen, Zu- und Abnahme, sowie seltene Erscheinungen auf dem Gebiet der Vogelwelt in der näheren und weiteren Umgebung von Kaufbeuren. Vergl. hierzu: Laubmann, Verh. Orn. Ges. Bayern XIII, 4, 1918, p. 868—866. — 28 — • näher durchgeblättert. Dabei zeigte es sich, dafs unsere Art in der Tat erst viermal^) in „Schwaben und Neuburg" erlegt oder beobachtet wurde, das von Erdt erwähnte Exemplar mit inbe- griffen. Die ersten genaueren Angaben über die Erlegung von Austernfiachern in unserm Kreise finden wir bei A. Wiedemann ^) in seiner Abhandlung „Die Vögel des Regierungsbezirkes Schwaben und Neuburg" auf Seite 168. Der Autor schreibt an der dies- bezüglichen Stelle: „In meinem Tagebuche habe ich bisher aus unserm Regierungsbezirke nur 2 Vögel dieser Art verzeichnet, von welchen ein cT am 22. Sept. 18S0 bei Güuzburg a./D., und ein 9 ^^ ^^- Oktober 1882 bei Hainberg, unfern Ustersbach, zur Erlegung kam." Das von J, A. Jäckel in seinen „Materialien zur bayerischen Ornithologie" ^j p. 108 erwähnte Vorkommen des Austernfischers in der Bodenseegegend scheint unsicher zu sein. Die Angabe basiert zum Teil auf Walchner^), zum Teil auf Koch S), der auf p. 264 über den „Rotfüfsigen Austernfischer, Haeniatopus ostralegus (Linn.)" folgende Bemerkung macht: „Ohngeachtet die Jäger das Daseyn dieses Yogels an dem Bodensee versichern, so habe ich ihn doch noch nicht bemerken können. Wenn er da ist, 80 ist er es nur auf seinem Zuge." Bei Jäckel, Systematische Übersicht der Vögel Bayerns, 1891, p. 261 finden wir auf unsern Regierungsbezirk bezüglich nur die beiden schon von Wiedemann gemachten Angaben über das Vorkommen bei Günzburg a./D. und bei Hainberg, sowie einen Hinweis auf das mögliche Vorkommen der Art am Bodensee während der Zugzeit. Ein 3. Mal wurde der Austernfischer am 9. Dezember 1902 bei Bobingen, südlich von Augsburg, erlegt. Nähere Angaben hierüber finden sich von der Hand Baron von Besserers ^) in den Materialien zur bayerischen Ornithologie,, III, p. 217, wo es heilst: „Augsburg 1902: 9. XII. 1 Ex. bei Bobingen an der Sin- gold erlegt ; bereits 2 Tage vorher beobachtet und angeschossen, wurde es an genanntem Tage vom Hühnerhund gefangen. Das cf ad. befand sich in der Mauser, die Schwingen 2. Ordnung waren eben neu ersetzt und hatten noch Blutkiele. Es ist das 3. Ex., das in 20 Jahren der hiesige Präparator erhielt (v. B.)" Das an Präparator Erdt gelangte Exemplar vom 28. Nov. 1917 ist somit das 4. in unserm Kreise erlegte und zugleich 1) Ein 5. Vorkommen in Schwaben wurde bei Drucklegung der Arbeit leider tlbersohen. Wie Wiedemann (J. f. 0. 35, 1887, p. 579) angibt, wurde am 25. VIII. 1885 ein weiteres Exemplar bei Gundelfingen erlegt. 2) 30. Jahresbericht des Naturwissensch. Ver. zu Augsburg, 1890. 2) Materialien zur bayerischen Ornithologie usw. von Andreas Johannes Jäckel. In: Abh. Zool. Mineral. Ver. ßegensb. I, 1849, p. 21-140. *) Walchner, Beiträge z. Ornith. des Bodenseebeckens, 1835, p. lOG. 5) K L. Koch, System der bayerischen Zoologie, 1816, p. 264. «) lil. Jahresber. Oiu. Vor. München 1901/02, 1903 p. 217. — 29 — dasjenige, welches in unserem Regierungsbezirke am weitesten nach Süden vorgedrungen ist. Wenn wir auch annehmen müssen, dafs das eine oder andere Stück unerkannt oder unbeobachtet unsere Gaue durchflogen hat, so läfst doch die aufserordentlich geringe Zahl bekannt gewordener Beobachtungen und Erlegungen die relative Seltenheit des Austernfischers bei uns im Binnenland im hellsten Licht erscheinen. Auch für das übrige Bayern gehört der Austernfischer zu den seltenen Erscheinungen. So erwähnt ihn JäckeP) noch vom Chiemsee aus dem Jahre 1879. „Am Main bei Aschaffenburg (am 2. Oktober 1854 ein junger bei Kleinostheim), 1832 bei Mühlbach oberhalb Karlstadt 2) und im Frühjahr 1861 bei Schweinfurt" wurden Stücke erlegt. Noch einige weitere Angaben über das Vorkommen unseres Vogels im rechtsrheinischen Bayern sowie in der Rheinpfalz können wir den „Materialien zur bayerischen Ornithologie^' ent- nehmen. So wurde nach Dr. Parrot^) je ein Austernfischer bei Grafrath unweit des Ammersees und bei Grabenstätt am Chiemsee (März 1892) erlegt. Als jährlichen Durchzugsgast für das Main- gebiet bei Grofsostheim erwähnt den Austernfischer der kgl. Forst- meister Georg Münch^) in den „Materialien 11" und führt noch ein im Jahre 1899 erlegtes Exemplar besonders auf. Aus der Feder Anton Fischers finden wir an der gleichen Literaturstelle folgende Ausführungen aus dem Jahre 1894: „Speyer 1894: Im September beobachteten die Herren Gebrüder Heufsler und ich abends auf einer Schlammbank des Otterstädter Altrheins 6 junge Exemplare. Wir verfolgten sie mittels Nachen. Die Vögel liefsen uns bis auf 00 Schritte herankommen, flogen nach jedem Schufs 2—300 m weiter, und so konnten wir kurz nacheinander 4 Stück erlegen. Leider war 1 St. geflügelt und entkam. Ein Q j^^- davon ist in meiner Sammlung. (Fischer.)" Dr. Gengier 5) führt ein im März 1901 bei Landau an derlsar erlegtes Exemplar auf und als letztes erwähntes Vorkommen finde ich die von Dr. Parrot ®) mitgeteilte Notiz über die Erlegung eines Austernfischers bei Dettenschwang, unweit Oberbeuren, in der Nähe des Ammersees im August 1906. 1) Systematische Übersicht der Vögel Bayerns etc. Herausgegeben von R. Blasius, 1891, p. 261. 2) Vrgl. G. Leydig, Über Verbreitung der Thiere im Rhöugebirge und Mainthal mit Hinblick auf Eifel und ßheinthal in: Verb. Naturhist. Ver. preufa. Eheinlande, 1881, p. 72. 8) Jahresber. Oruith. Ver. München f. 1897 und 1893; 1899 p. 136. *) IL J hresber. Omith. Ver, München für 1899 und 1900; 1901 p. 21L ^) ni. Jahresber. Omith. Ver. München für 1901 und 1902; 1908 p. 217. «) Verh. Omith. Ges. Bayern VII, 1908 p. 112. — 30 — Das sind im Ganzen kaum ein Dutzend Nachweise für das Vorkommen des Austernfischers bei uns in Bayern für einen Zeit- raum von ungefähr 70 Jahren. Soweit Daten angegeben sind, fallen alle diese Beobachtungen in die Frühjahrs- oder Herbst- monate, so dafs es sich jedesmal um Zugserscheinungen handelt. Über ein Brutvorkommen liegen überhaupt keine Beobachtungen aus dem Binnenland vor. Der Austernfischer zieht eben auf seinen Wanderungen lieber an der Küste entlang, als über das Binnenland hinweg, wo er sich weniger leicht ernähren kann. Es wird daher auch weiterhin von Interesse sein, sein Vorkommen bei uns mit Aufmerksamkeit zu verfolgen. Nyroca rufina (Pall.) auf dem Drausensee bei Elbiiig. Von L. Dobbrick. Herr Tischler-Heilsberg teilt mir am IL XII. 1917 mit, dafs der Präparator Kuck in Cranz Ende April oder Anfang Mai 1917 drei einjährige cfd' von Nyroca rufina vom Drausensee erhalten habe. Tischler verdankt diese Mitteilung Herrn W. Fabes in Königsberg i. Pr., der die Art sicher kennt, die Vögel also wohl bei Kuck gesehen hat. Nach Tischlers Meinung stammen die Kolbenenten vom westpreufsischen Teil des Drausensees, da sie von Elbing eingesandt worden seien. Ich habe mir redlich Mühe gegeben, bis zu dem Erleger dieser seltenen Enten vorzudringen, aber vergeblich. Der Elbinger Einsender Herr Büchsenmacher Neye hüllt sich in Schweigen. Da es mir auch auf andern Wegen nicht gelang, den glücklichen Schützen und mutmafslichen jetzigen Besitzer der drei interessanten Stücke, in dessen Auftrag Neye nach Kucks Meinung gehandelt haben dürfte, ausfindig zu machen, gebe ich diesen Fall zur Kenntnis. Herr Kuck teilt mir noch mit, dafs die Zeit der Ein- sendung Ende April gewesen sein dürfte. Bestätigt sich die Annahme, dafs die 3 einjährigen Kolben- enten-cfcT auf dem westpreufsischen Teil des Drausensees erlegt worden sind, so wäre dies der zweite Fall des Vorkommens in Westpreufsen. Über den 1. berichtet Bock 1844 (Beiträge zur Ornithologie. VI. Bericht über meine Privatschule. Danzig Ostern 1844, S. 8) : „Anas rufina empfing Oberlehrer Menge in Graudenz vor mehreren Jahren." Wahrscheinlich wurde der Vogel auf der Weichsel erlegt, was bei einem Wasservogel für Graudenz das Nächstliegende und darum für damalige Zeiten nicht weiter Er- wähnenswerte ist. Wo das Stück geblieben ist, entzieht sich meiner Kenntnis. Oberlehrer Menge war, wenn ich nicht irre, später in Danzig; Bock dürfte sich jedenfalls von der Artzugehörigkeit über- zeugt haben, worauf die bestimmte Form seiner Angabe, die 1749 und 1758 ebenso bestimmt wiederkehrt, zu deuten scheint. Es — 31 — ist schade, dafs wir nichts über Erlegungszeit und Geschlecht der Graudenzer Kolbenente erfahren. Neuere Beobachtungen an Weideunieise und Schlagschvvirl in Sachsen. Von Rieh. He J der, Oederan Sa. Als ich am Morgen des 14. VII. 1918 im Oederaner Stadt- walde aus einem Altholze auf eine Blöfse heraustrat, vernahm ich mehrmals das mir aus Frankreich wohlbekannte, gedehnte, tiefe „da da da da" einer Weidenmoise. Im eiligen Nähertreten sah ich 2 dieser Meisen die mannshohen Büsche der Eberesche durch- schlüpfen, die als reichlicher Zwischenwuchs eine anstofsende Fichtenanpüanzung unterbrechen. Von hier aus beflogen die Vögel eine auf der Blöfse stehende Eiche, von dort nach kurzem Ver- weilen nach einem jenseits anstehenden, dichten, etwa dreifsig- jährigen Fichtenbestand, der eine der Vögel dabei beständig lockend. Obwohl sich der Vorgang verhältnismäfsig rasch a' spielte und die Begegnung mit dieser längst vermuteten Art ilachtig genug war, bot mir doch die überaus kennzeichnende rauhe und tiefe Stimme, die die häufig beobachtbare Sumpfmeise nie hören läfst, genügend Gewähr für die Sicherheit meiner Bestimmung. Sie bestätigte mir gleichermafsen auch meine Vermutung, am 23. II. 191*8 diese seltene Art in einem Garten in Rochlitz ebenfalls gehört ,und durchstreichend gefunden zu haben. Sowohl die für ein Brutvorkommen etwas vorgerückte Zeit als auch das unstäte Verhalten der Oederaner Tiere liefsen weitere Nachforschungen an diesem Orte nicht gerade erfolgversprechend erscheinen, dennoch gelang mirs nach einigen vergeblichen Versuchen am 29. IX., die Art abermals im Oederaner Stadtwald zu stellen, etwa einen halben Kilometer westlich des ersten Fundortes. Diesmal konnte ich ein einzelnes Exemplar längere Zeit beobachten. Auch in diesem Falle hielt sich das Tier beständig in einem dichten Fichtenstangenort auf und sparte nicht mit den Lockrufen. Weitere Bemühungen sollen die Art des Auftretens klären. Parus niontanus salicarius Br. vermochte ich zwar schon in der „Ornis Saxonica" der sächsischen Vogelwelt zuzuzählen, konnte dies jedoch mangels weiterer Nachweise lediglich auf Grund zweier im Zoolog. Museum Dresden befindlichen Stücke aus der Lausitz tun (Journal f. Ornithol. 1916, p. 467), sodafs weitere Nachweise zur Klärung des Vorkommens sehr wünschenswert er- schienen. Inzwischen ist nun die Meise durch Richard Schlegel (Ornith. Monatsberichte 1916, p. 100, 1918, p. 67) für eine örtlichkeit des Zwickauer Beckens („Hainholz" bei Hohenstein-Er.) nach- gewiesen worden. Hugo M a y h o f f fand sie, wie er mir brieflich mitteilte, an 3 verschiedenen Plätzen der sächsischen Lausitz, und — 32 — Uttendörfer und K r a m o r konnten sie bereits zweimal als Reste von Raubvogelmahlzeiten feststellen (Ornith. Monatsschrift 1918, p, 191). Mit zunehmender Kenntnis dieser Meise wird sich auch die Zahl der Vorkommensorte erhöhen. Uttendörfer und K r a m e r bezeichnen sie für die Gegend von Herrnhut- Niederoderwitz (1. c. p. 192) schon als „an geeigneten Stellen regel- mäfsig" vorkommend, und auch Schlegel ist (Ornith. Monatsbor. 1918, p. 68) fest überzeugt, dafs das Vorkommen im Revier „Hain- holz" „kein allzu seltenes" ist. In der Zeit vom 29. V.— 11. VI. 1918 beobachtete ich bei Rochlitz einen männlichen Schlagschwirl. Er hielt sich in einem Beerenobstgarten auf, dessen Sträucher schon mehrere Jahre nicht zurückgeschnitten sein mochten und im Verein mit Himbeerbüschen, meterhohen Urtica, Epilobium, Galium moUugo, anderen Stauden und verschiedenen Gräsern eine undurchdringliche Wildnis bildeten. Hier sang im oben näher bezeichneten Zeiträume der Schwirl allabendlich, oft nur wenige Meter von meinem Standorte entfernt; er leitete seine zahlreichen „Schwirrer" stets mit einem nicht lauten „drrr" ein, das er platzwechselnd zuweilen auch allein brachte. Währ'^nd der eigentlichen Schwirrtouren, die ich bis zu einer Länge von 415 Sekunden ablas, verhielt er sich still, was nach meinen Erfahrungen der Buschschwirl dann vielfach nicht tut. Durch das Geräusch des nur ca. 100 Meter entfernten Bahn- hofs Rochlitz liefs er sich scheinbar garnicht stören ; im Gegenteil war das etwa 9 Uhr erfolgende Eintreffen mehrerer Züge regel- mäfsig die Zeit besonderer Lebhaftigkeit und regen stimmlichen Aufwands. Über frühere Nachweise von Locustella fluoiatilis (Wolf) vergl. Joura. f. Ornithol. 1916, p. 476; neuerdings stellten sie in der Gegend von Herrnhut auch Uttendörfer und K r a m e r fest (Orn. Monatsschrift 1918, p. 192). Zur Avifauna Ton Nordfrankreich. Von Werner Sankel, Marburg a. L. In Nr. 5/6 1918 dieser Zeitschrift habe ich über das Vor- kommen einiger Vogelarten in Nordfrankreich nach den Ver- öffentlichungen von Gengier, L. Schuster, Heyder, Böker und Franz und eigenen Beobachtungen berichtet und mein Beobach- tungsgebiet kurz bezeichnet. In derselben Weise soll im Folgenden über einige weitere Arten berichtet werden. Zu den bisherigen in obengenannter Arbeit erwähnten Frontabschnitten (Champagne, Argonnen, Ardennen, Maasgebiet, Cambrai-Arras) kommt als neu hier noch hinzu die Gegend von Laon-Soissons und der sogenante „Marne - Zipfel". Inzwischen hat sich auch die avifaunistische Literatur über Nordfrankreich vermehrt, u. a. durch E. Stresemann — 33 — „Drei Jahre Ornithologie zwischen Yerdun und Beifort" (Verhandl. d. Orn. Ges. Bayern; Band 13, Heft 3) und W. Bacmeister und 0. Kleinschmidt „Zur Ornithologie von Nordostfrankreich" (Journal f. Orn. 1918, Nr. 3). 1. Colymhns nigricans Scop. — Zwergtaucher. — Gengier traf den Zwergtaucher erst mehr Ende des Winters und zwar u. a. bei Sedan 17. IL, Carignan 18. III., Mohon 4. lY., Grandprö 16. IV. — ßöker sah ihn in Deutsch-Lothringen 15. IX. 14, hat ihn sonst nicht angetroffen. — Heyder erwähnt ihn vom Amel-See (östL Maasufer) am 10. X. lü und 18. III-7. 11. ~ Bacmeister sah ein Stück am 31. III. 16 bei Grandpre und 2 Stück am 22. XII. 16 bei Luniville auf der Retourne. — Ich traf ein Stück am 12. XII. 17 bei Terron auf der Aisne und vom 6.— 17. XL 17 auf einem kleinen "Waldsee bei Gds. Armoises in mehreren Stücken. Ferner hörte ich ihn am 3. III. 18 auf einem See bei Toitequenne (östl. Arras), ohne ihn bei der Menge des anderen Wassergeflügels {Fulica atra) deutlich zu Gesicht zu bekommen. 2. Tringoides hypoleucos L. — Flufsuferlaufer. — Böker beob- achtete ihn im Mai 1915 ziemlich zahlreich am Kanal bei Lens und Franz bezeichnet ihn als Brutvogel im Aisne-Gebiet. — Ich hörte 1917 am 10. August abends östlich St. Morel welche rufen und sah mehrere am 6. X. bei Liny an der Maas. — Früher fand ich diese Art auch bei Gent in Belgien an der Scheide. 3. Lanius Senator L. — Rotkopfwürger. — Heyder erwähnt ihn mehrfach für Ost- und Westufer der Maas, Böker einmal für die Gegend von Reims (22. VI. 15). — Bacmeister nennt ihn häufig. „Stets hielt sich die Art in der Nähe der Dörfer auf." Damit stimmen auch meine Beobachtungen überein. Ich sah den Rotkopf am 28. VI. und 1. VII. in je einem Stück bei Marvaux und Manre (Ostchampagne). 4. Serinus canarius germanicus Laubm. — Girlitz. — Aufser den bereits von L. Schuster zusammengestellten französischen Fundorten (Orn. Mon.-Ber. 1918, S. 46) traf ich den Girlitz am 15. August 1917 in mehreren Stücken auf dem Bahnhof von Carignan und 1918 am 13. und 14. Juni nicht selten in Soissons, wo er in Gärten und Anlagen der Ruinenstadt seinen Singsang hören liefs, und kurz danach (Anfang Juli) bei Urcel (zwischen Laon und Vailly). 5. Fringilla montifringilla L. — Bergfink. — Die letzten traf ich 1918 am 9. März bei Corbehem (1 Stück in einer Wiesen- hecke) und am 11. März bei Noyelles sous Bellonne (mehrere in einer Hecke beim Dorf). 6. Sitta europaea caesia W. — Kleiber. — Den Kleiber, von dem Franz glaubt, dafs es für ihn im Aisne-Gebiet „vielleicht schon zu warm" wird, beobachtete ich noch weiter südlich in einem Laubhochwald bei le Plessier Huleu Mitte Juli 1918. — 34 — 7, Fyrrhula pyrrhula europaea Vieill. — Gimpel. — Bei le Plei- . sier Huleu beobachtete ich auch zur selben Zeit den Gimpel, dessen nicht seltenes Vorkommen in den Ardennen bereits andere hervorgehoben haben. Ein paar Tage darauf traf ich den Dompfaffen auch im Buchenwald bei Jaulgonne (südl. Fere en Tardenois). 8. Turdus merula L. — Amsel. — Ziemlich verschieden lauten die Beobachtungen über die Amsel. In seiner ersten Arbeit sagt Gengier: „In den Ortschaften ein recht spärlicher Vogel, tritt sie im Wald viel häufiger auf, doch noch lange nicht so wie bei uns", während er später berichtet : „In den belgischen Städten genau so zahlreich und frech wie bei uns. In Frank- reich sah ich die Amsel in Valenciennes, Lourches, Cambrai und Bonchain." — E. Gebhardt berichtete schon früher („Mit- teilungen über die Vogelwelt" 1912, S. 258) von der Amsel als Stadtvogel von Paris. — Heyder kennt sie bei Verdun nur als Waldvogel. — Eine zweite Verschiedenheit betrifft das Überwintern der 99- Gengier sagt: „Sie waren den ganzen Winter im Gebiet und zwar in beiden Geschlechtern. Mir fiel auf, dafs man viel mehr 99 ^^s cfcT sah, und es war kaum möglich, ein cf zu erlegen." — Stresemann sah dagegen in der Woevre von Mitte IX. bis Ende XII. nur cfcf. Im Winter 1916/17 sah ich in der Champagne und den Ardennen von Ende Oktober bis Ende Januar nur cTcf. Im Winter 17/18 sah ich dagegen am 15. XII. (Ripont) und 5. und 12. I. einzelne 99? während cTcT häufig überwinterten. Anscheinend sind im harten Winter 1916/17 die 99 '^^g- gezogen. — Im ganzen Beobachtungsgebiet fand ich die Amsel als häufigen Brutvogel. Im Juni 1918 lernte ich sie in den Gärten von Soissons als Stadtvogel kennen. Der Vogelzug in Ostfrankreich im Herbst 1917. Von Ludwig Schuster. Nachdem ich in den Ornithol. Monatsber. eine Schilderung des von mir beobachteten Vogelzuges in den Argonnen im Herbst 1916 gegeben habe, will ich hier auch meine Zugbeobachtungen aus dem Herbst 1917 kurz niederlegen. Seit Ende August, mit dem Einsatz meiner Batterie in die Abwehrschlacht von Verdun, hatte ich meinen Beobachtungsstand- ort auf den das rechte Maasufer begleitenden Höhenzügen ca. 20 km nördlich Verdun. Mein Dienst war damals so geregelt, dafß ich abwechselnd jeweils sieben Tage in der Feuerstellung und sieben Tage im Protzenlager verbrachte; namentlich während dieser jeweiligen Ruhewoche hatte ich ausreichend Zelt und Ge- legenheit zur Beobachtung. — 35 — Im Verlauf des Monats September machte sich der Durchzug vom Steinschmätzer (den letzten 26. IX. beobachtet), Trauer fliegen- fänger, Gartenrotschwanz, Weidenlaub vogel und Goldhähnchen bemerkbar. Der Raubwürger stand von Mitte September ab überall einzeln im Feld, wo ihm eben gerade Dornsträucher einen Standort gewährten. Am 11. IX. beobachte ich eine Haubenmeise bei meiner Batterie (ist kein Sommervogel der Gegend). Am 22. IX. notiere ich grofse Hänflingstrupps, Hausrotschwänzchen tritt gehäuft auf. 23. IX. Rauchschwalben ziehen vor- und nachmittags, am 24. IX. Zug von Rauchschwalben, Heidelerchen liegen auf den Feldern und Viehtriften, die das Land in grofser Zahl aufweist. 25. IX, sehr warmer Herbsttag. Singdrossel schlägt. Rauch- schwalben ziehen vor- und nachmittags, 2 Heidelerchen streichen westwärts. 26. IX. Rauchschwalbenzug. 29. IX. mittags kreisen 13 Bussarde über dem Wald von Consenvoye, anscheinend auf dem Zug. 2. X. Rauchschwalben ziehen vormittags. 3. X. Feld- lerchen lagern in Trupps in den Feldern. 5. X, abends ziehen eilig 2 Rauchschwalben durch, sehr schlechtes Wetter. 7. X. 2 Rauchschwalben kämpfen ziehend gegen den starken Westwind an ; in dem hochgelegenen Ort Harraumont 3 Hausrotschwänzchen. 11. X. ein Sommergoldhähnchen (kein Brutvogel!) unter Meisen im Wald. Trotz schlechten Wetters (Südwest mit Regen) streichen mittags 5 Heidelerchen südwestwärts. 15. X. Haubenmeise im Wald von R6ville. 16. X. Vormittags Nebel, mittags ist der Wind im Umschlagen nach Osten, es klärt auf. Es zieht nachmittags eine Schar von ca. 30 Saatkrähen, eine Schar von 42 Ringeltauben, ein Trupp von 9 Mäusebussarden. Feldlerchentrupps schweifen in den Feldern umher. 17. X. Klar, leichte Nordostluft. Nachmittags schlägt der Wind wieder nach Südwest um. Sehr starker Ringeltaubenzug. 7^*' gerade bei Sonnenaufgang kommt die erste Schar von ca. 50 Stück vorbeigezogen. Ich notiere dann weiter: 7^0 zwei Scharen von je ca. 150 und 400 St., 7*^ ca. 200 St., 7 55 ca. 600 St., S» ca. 600 St., 80» ca. 200 St., 8io ca. 200 St., 8'* ca. 100 St., 829 ca. 300 St., 8« ca. 100 St., 8 »6 ca. 100 St., 9io ca. 300 St., 91^ ca. 300 St., 926 ca. 350 St., 98i ca. 350 St., 9 36 ca. 120 St., 9»7 ca. 70 St., 9»9 ca. 250 St., 9** ca. 70 St., 9*5 ca. 70 St., 9*^ ca. 200 und ca. 100 St., 9*9 ca. 50 St., 9 so ca. 50 St., 95i ca. 200 St., O^s ca. 200 St., 966 ca. 40 und ca. 50 St., 9*7 ca. 40 und ca. 50 St., 10 «^ ca. 30 St., 100» ca. 20 St., 100« ca. 150 und ca. 200 St., lO^s ca. 70 St., 10^^ ca. 50 und ca. 50 St., lO^« ca. 50 St., lio» ca. 50 St., lio« ca. 50 St. Alles in allem ca. 7000 St., die ich in rund 4 Stunden vorbei- ziehen sehe ; dabei h*be ich nur in der Zeit von 9o — 10" genauer beobachtet ; meiner Schätzung nach ist in den Vormittagsstunden etwa die 2— 3 fache Menge im Bereich meines Beobachtungsgebietes durchgezogen. Auch nachmittags ziehen einige kleine Scharen, — Auch sehr starker Feldlerchenzug, den ganzen Vormittag über folgen sich die Trupps; gegen Mittag läfst der Zug nach, um — 36 — 17j Uhr setzt er wieder leicht ein, bleibt aber schwach und schläft bei sich aufmachendem Südwest bald ganz ein. In den Feldern liegen viele Scharen, rastend und sehr unruhig. — Dasselbe wie für Feldlerche gilt für Buchfink : vormittags sehr starker Zug, mittags läfst der Zug nach, setzt gegen 1 Uhr wieder ein und schläft dann bald ganz ein. — 9 ^^ vorm. ziehen ca. 2C Hohltauben durch. — Saatkrähe: S^e ca. 20 St., 9S8 8 St., 1 ^^ ea. 15 St. — Den Sperber sehe ich im Laufe des Tages dreimal in Einzelexem- plaren durchziehen. — Sechs Hausrotschwänzchen haben sich über Nacht bei unserem Waldlager eingefunden, 18.x. Wehender Südwest, Himmel mit Regenwolken bedeckt. Trotzdem setzt sofort mit Tagwerden lebhafter Feldlerchen- und Buchfinkenzug ein. Die Trupps fliegen niedrig über den Boden. Ich habe mich am Steilbang der Nord-Süd verlaufenden Cote Lorraine postiert und habe ein gutes Übersichtsfeld. Die Yögel kommen den Steilhang herauf, und da sie an dessen Rand aus dem Windschatten in den heftig wehenden Südwest kommen, wird der Zug vielfach gestört, und die Vögel gehen zum Teil auf die Felder nieder. Notierungen : Feldlerche 7*6 ca. 50 St., 749 ca. 30 St., 700 einige, 7" 10 und ?0 St., 7 5ii. ca. 40 St., 752 16 St. (gehen aufs Feld nieder) und 12 St., 7 5e| 14 St. Es beginnt zu regnen. 7 58 8 St. und 12 st, 759 17 St., 8" ca. 20 St. (gehen aufs Feld meder) und 10 St., 802 13 St. und 12 St., S^c 10 St., S^^ 12 und ca. 20 St., S«» 2 St., 809 14 St., 810 9 St., 8^2 8 St., 8^2 1 8 St., 8^^ 19 St., 8^^ 15 St. und Bi St. und 27 St., 81^ ca. 30 St. (gehen aufs Feld nieder), , 819 ca. 80 St., 8 20 ca. 30 St. und 18 St., 8^^ ca. 30 St. Um 825setzt derRegen stärker ein, die Sicht wird sehr beschränkt, trotzdem ziehen noch einzelne Trupps durch. Buchfink: 7*» ]O.St., 1^^ 14 St., 7 ^5 8 St., 7 56 1 24 St. Es beginnt zu regnen. 7 58 6 St, 8 03 24 st, 8«* 8 St, 8 06 29 St und 7 St., 8O61 8 St, 8OM6 St und 10 St, 809 18 St, 800 1 16 St., 810 13 st, 812 12 st, 81» ca. 30 St, 81* ca. 20 St, 815 8 St, 810 10 St Um 8 25 g^tzt der Regen stärker ein, die Sicht wird sehr beschränkt Trotzdem ziehen ebenso wie Lerchen noch einzelne Trupps Buchfinken durch, so z. B. 8*0 ca. 20 St., 8^8 ca. 15 St, 8** 9 St Ich begebe mich dann wegen zu stark strömenden Regens nach Hause. — Um 7*o zieht eine Schar von 28 Ringeltauben durch. Saatkrähe zieht ebenfalls trotz des widrigen Wetters und Regens. 73? 71 St, 7^5 22 St., 800 16 St, 8^^ 9 St, 818 16 St, 8" 22 St, 8" 37 St., 8" ca. 50 St — 1 Hausrot- schwanz am Lager, 3 Heidelerchen auf der Heide neben dem Lager. 19. X. Morgens sehr dichter Nebel, Westwind, Gegen Mittag wird die Sicht besser, Wolken ziehen aber noch recht tief. Gegen Abend dreht sich der Wind nach Nordwest. Um lo mittags ziehen 2 Trupps Saatkrähen von je ca. 40 und 50 St Gegen 2 Uhr sind die Wolken höher, daher auch die nun durchziehenden Saat- rähenschwärme höher fliegen. Um 2o eine Schar von ca. 180 St — 37 — Von 30—315 3 Schwärme von ca. 70, 80 und 30 St., S»^ ca. 60 St., um 40 ca. 60 St. Ziehen auch noch den Nachmittag über bis gegen 6. Uhr in vereinzelten Scharen weiter, ich höre sie, als ich in meinem Drosselschirm unter einem Eisbeerenbaum auf Mistel- drosseln ansitze, und sehe dann die letzte Schar von 37 St. um 5*^. Um P mittags zieht ein Schwärm Ringeltauben von 21 St. Einige Feldlerchentrupps ziehend. Um 1*^ kreisen 3 Bussarde hoch über dem Maastal und ziehen dann, einer hinter dem anderen, scharf Südwest. Ein Sperber (?) schliefst sich den Kreisenden an und zieht dann mit ab. Um 3^ ziehen ca. 20 Bussarde, auf einer Linie von ca. 2 km Länge hinter einander verstreut, nach Südwest; über dem Maastal sammeln sich ca. 12 St., kreisen eine Weile und ziehen dann wieder scharf nach Südwest weiter. Um 3^^ kommen nochmals 5 St. auf derselben Trift vorbeigezogen. — In den Feldern mehrere Schwärme Hänflinge; Hausrotschwänzchen, ein spärlicher Sommervogel der Gegend, ist noch zahlreich im Land; ich beobachte 2 bei unserem Waldlager, 2 bei einer Fabrik an der Maas, eins bei der Ferme Yilleneuve; daselbst noch ein männliches Gartenrotschwänzchen. Auf den überschwemmten Maaswiesen bei Vilosnes 30 — 40 weifse Bachstelzen und ebensoviel Wiesenpieper. Abends 8 ^^ ziehen 2 Scharen Kraniche dicht hintereinander rufend durch; um 9^5 abends wieder 2 Scharen, die eine davon, den Rufen nach zu schliefsen, sehr niedrig. 20. X. Morgens klar, Nebel über den Tälern, Nordostwind, kühl. Mit Sonnenaufgang setzt Ringeltaubenzug ein. 7** ca. 150 St., 7*8 60 und 2J St., 7^2 ca. 150 St., 7^3 ca. 70 und 20 St., 7 sc ca. 100 St., 759 ca. 100 St. Nach 8» setzt anscheinend der Zug vollständig aus, obwohl schönstes Wetter herrscht. Gegen 10 Uhr hebt sich der Nebel, um Mittag ist das ganze Land mit dichtestem Nebel verhüllt. Um 1° lichtet sich die graue Masse, um 2<^ ist es ganz klar, aber sehr dunstig, sodafs gar keine Fernsicht ist und der Himmel mattweifsblau bleibt. Um 4^0 nachmittags sehe ich nochmals einen Ringcltaubenschwaim von 24 St. — Saatkrähe zieht sehr schwach. Vormittags um 8° 20 St., mittags 2^* 2 St. und um 5 25 30 St. Eine einzelne Nebelkrähe zieht um 2** vor- bei. — Mäusebussard: Um 2^^ sehe ich 2 kreisende Vögel, die bald weiterziehen. Um 4^0 kommen plötzlich 17 St,, die zu kreisen anfangen und während des Kreisens langsam weiterrücken ; um 4^2 1. ziehen 2 von diesem Trupp weiter, eine halbe Minute später rückt der Rest ab; gleichzeitig kommen noch 3 St. nach (ein Exemplar davon ist fast ganz weifs mit beiderseits einem schwarzen Fleck am Unterflügel); um 4^*1 kommen nochmals 2 St., ins- gesamt also besteht der ganze Trupp aus 22 Individuen, die sich auf über 1 km Länge in der Luft zerstreuen. — Um 1^ zieht ein Sperber vorbei, um 2^5 wieder 1 St., um 2^2 1 St. zusammen mit den 2 Bussarden ; um 4 ^2 kreist unter der kreisenden Bussard- schar 1 Sperber; während die Schar noch kreist, kommt ein zweiter hinzu, der mitzukreisen anfängt; der erstere rückt mit den beiden — 38 — ersten Bussarden, der zweite mit dem Haupttrupp ab. — Feld- lerche: 753 ca. 30 St., 70* 12 St., 756 einige, 8" ca. 90 St., 8" einige, 2io 10 St. (sehr hoch), 4^7 10 St. (sehr hoch). Vom Buch- finken beobachte ich nur 2 ^^ 4 St. ziehend. Bei Harraumont den ersten Bergfink gesehen, daselbst viele Hänflinge und 2 Girlitze. Neun Heidelerchen liegen auf der Heide beim Lager. 1 Haus- rotschwanz beim Lager, 2 St. bei dem Ort Harraumont, 5 — 6 St. in dem Ort selber; daselbst auch 1 Gebirgsbachstelze. (Schlafs folgt.) Schriftenschau. Um eine möglichst schnelle Berichterstattung in den „OrnithologiBchen Monatsberichten" zu erzielen, werden die Herren Verfasser und Verleger gebeten, über neu erscheinende "Werke dem Unterzeichneten frühzeitig Mit- teilung zu machen, insbesondere von Aufsätzen in weniger verbreiteten Zeit- schriften Sonderabzüge zu schicken. Bei selbstatändig erscheinenden Arbeiten ist Preisangabe erwünscht. Reichenow. B. Hoff manu, Führer durch unsere Vogelwelt zum Beobachten und Bestimmen der häufigsten Arten durch Auge und Ohr. Teubner, Leipzig 1919. — Das Buch beabsichtigt, die Vögel der Heimat in der Freiheit nach Aussehen und Stimme richtig ansprechen zu lehren, verfolgt also de!) gleichen Zweck, wie das bekannte Voigt'sche Exkursionsbuch. "Wie bei diesem ist auch der Schwerpunkt auf die Stimme, Lockruf und Gesaug gelegt, nur werden die Gesangstrophon einfacher durch die übliche Notenschrift wiedergegeben. In der Anordnung des Stoffes folgt dieser „Führer" ebenfalls dem genannten Vorgänger, indem die Vögel geschildert werden, wie sie an bestimmten öitlicbkeiten anzutreffen sind. „Im winter- lichen Park au einer Futterstelle", „Zu Frühlingsanfang durch den Park", „In den Hochwald", „An einen grofsou Teich" u. a. sind die Überschriften der einzelnen Kapitel. Für die Allgemeinheit kann es nur von Nutzen sein, wenn derselbe Gegenstand von verschiedener Seite behandelt wird, und von diesem Gesichtspunkt hat auch das vorliegende Buch seine volle Berechtigung. Einzelne Angaben möchten der Berichtigung bedürfen, so die Behauptung, dafs nur männlicbe Amseln, nicht Weibchen, als Wintor- gäste zurückbleiben, die Angabe, dafs das meckernde Geräusch der Bekassine dadurch entsteht, indem „mit den schwach schwingenden Flügeln ein Luftstrom gegen die elastischen Schwanzfedern" hervorgerufen wird. Audi die Schilderung der Kingeltaube als Nesträuber ist auffallend. R c h w. Jul. Thöbiäs, Meine Erfahrungen auf dem Gebiete des Vogel- schutzes im Jahre 1917; Aquila 1917, 289—240. Vogelzugsdaten aus Ungarn. Mitgeteilt von der K. Ung. Oroith. Zentrale. Jahrgang 1917; Aquila 1917, 241—261. Heb. Schenk, R. Dezsö, B. Lajos u. a., Kriegsbeobach- tungen; Aquila 1917, 262 — 265. — Mitteilungen von der Isonzofront, aus Brest-Litowsk und Galizieu. — 39 — Stefan von Chernel, [Kleine Mitteilungen]; Äquila 1917, 280— 288. — Über den Nestbau der Kauchscbwalbe und der Amsel bei d'T Trockenheit dos Frtlhlings 1917; Ober Schwalbenjagd von Falco siibhuteo', Vorkommen von Otts tarda im Komitate Vas; Flavismus bei Farus major. E. Q r e 8 c h i k , [Die Singdrossel wird Gartenvogel]; Aquila 1917, 283 — 284. — Beobachtungen aus der Umgebung von Budapest und aus anderen Gebieten Ungarns. T. Csörgey, [Kleine Mitteilungen]; Aquila 1917, 284—285.— Ein neuer Brutplatz von Calamodus melanopogon am Balatonsee; Falco suhhuteo als Fledermausfänger. E, Nagy, [Gallinula chloropus als Buscbnister] ; Äquila 1917, 285—286, Victor Ritter von Tschusi zu Schmidhoffen, Ornithologische Kollektaneen aus Öaterreich-Uugaru ; Zoolog. Beobachter 1917, 1 — 15. — Den einzelnen Beobachtungen werden von Tschusi er- gänzende und erklärende, bezw. berichtigende Bemerkungen angefügt. L, P 1 a t e , Über Drüsen und Lymphknoten in der Ohrfalte der Truthenne und des Auerhahns; Archiv f. mikroskopische Anatomie, 1918, 208—217, Taf. 8. ~ Wie vor ihm Schwalbe und Ehrlich weist auch Plato in seinen Untersuchungen nach, dafs die von Graff verteidigte An- sicht, dafs die Ohrfalte beim Auerhahn eine Schwellfalte sei, welche am Ende des Schleifens so prall mit Blut angefüllt wird, dafs sie den Gehör- gang verstopft und dadurch die eigentümliche Taubheit erzielt, eine irrige sei. Nach Plate's histologischen Untersuchungen hat auch er in der Ohr- falte kein Schwellgewebe entdecken können. Es müssen also andere Gründe für die Balztaubheit vorhanden sein. Ehrlich hat darauf hingewiesen, dafs mechanische Erklärungsversuche, wie der Druck eines Fortsatzes des Unter- kiefers auf den Gehörgang, wahrscheinlich unhaltbar seien. Er nimmt vielmehr eine ältere Erklärung an, dafs die Taubheit auf physischen Hemmungen beruhe, hervorgerufen durch sexuelle Erregung. Vielleicht hat aber auch Ewald recht, wenn er eine Zerrung des Trommelfelles und gesteigerten Druck des Labyrinthwassers als Ursache der Schwerhörigkeit annimmt. Plate entscheidet sich für keine dieser Erklärungen. Er gibt eine genaue Beschreibung seiner histologischen Funde, aus denen hervor- geht, dafs in der Obrfalte sowohl des Auerhahns wie der Truthenne nur straffes Bindegewebe, aber kein Schwellgewebe vorhanden sei. Bei der Untersuchung der Lymphknoten in der Ohrfalte des Auerhahns findet sich dasselbe Bild wie bei denen der Truthenne. Nur in der Anzahl derselben tritt eine Differenz bei beiden Arten ein, E. Lönnberg, Klimatvärlingars inflytande Pa Afrikas högre Djurvärld; K. Svenska Vetenskapsakad. Arsbok for ar 1918, 247 — 288. Nils Gyldenstolpe, Nagra ord om Slams fauna och natur- förhallanden ; Fauna och Flora, populär Tidskrift for Biologi 1918, 22—86, 49 — 74. — Nach kurzer Schilderung Slams und Charakterisierung der — 40 — einzelnen geographisch begrenzton Gebiete wird eine allgemeine Übersicht der Tierwelt genannten Landes mit besonderer Berücksichtigung der Vogel- fauna gegeben. Am Schlufs seiner Arbeit berichtet der Verf. unter Auf- führung der einzelnen Arten üb r das Indo-Chinesische und das Indo- Malaiische Element in der Avifauna Siams. 26 Arten und. Formen be- trachtet Graf Gjldenstolpe als endemisch für das von ihm . durchforschte Gebiet. K a y s e r , Ornithologische Beobachtungen aus der Umgegend von Lissa i. P. seit dem Herbst 1916; Zeitschr d. Naturw. Abt. d. D. Ges. für Kunst und Wissenschaft in Posen, 2-t. Jahrg. 1918, 22—32. — Ergänzungen zu früheren Arbeiten des Verfassers über dasselbe Gebiet. Fünf für die Fauna neue Arten, darunter Äcceutor modularis, Strix flammea, Ciconia nigra und Totanus cnlidris^ letzterer als Brutvogel, worden der früheren Liste zugefügt. Mitteilungen, auch biologischer Art, über bereits früher nachgewiesene Spezies wie über solche aus anderen Gegenden der Provinz Posen schliefsen sich an. H. Krohn, Die Elster und die Eitern steine; Ornith. Monatsschr, 1918, 233 — 288. — Eine interessante linguistische Darstellung. Die bekannten Externsteine im Teutoburger Wald werden vielfach als Elstern- steine gedeutet, eine Namenauffassung, die weit verbreitet und wahr- scheinlich uralt ist. Krohn weist darauf bin, dafs vom ornithologisch- biologischen Standpunkt aus dieser Deutung nicht beigepflichtet werden kann, da die Elster ein ausgesprochener Baumvogel, kein Felsennister u. dergl. sei. Auch in anderen linguistischen Erklärungen, die von den verschiedensten Seiten versucht worden sind, kann keine genügende und befriedigende Deutung des Namens gefunden worden. Krohn führt über- zeugend aus, dafs die beiden niederdeutschen Worte extern (= Quälen) und Exter (= Elster) nicht mit dem Namen der Extersteiue in Verbindung gebracht werden dürfen, sondern wahrscheinlich das lateinische Wort gleichen Klanges, welches die externen, die äufseren, die auswendigen, bedeutet. Wortspielerei des Volkes hat dann aus diesen externen Steinen Exter(El8ter)-Steine gemacht. F. Tischler, Der Ohrentaucher {Colynihus auritus L.) in Ostpreufsen; Ornith. Monatsschrift, 1918, 238 — 289. — Der genannte Taucher, der für die meisten Gebiete Norddeutschlands als selten bezw. sehr lokal vorkommend betrachtet wird, scheint in Ostpreufsen nicht so selten zu sein, als es bisher den Anschein hatte. Verf. berichtet über eine Beobachtung vom 5. Mai 1918 am Kinkeimersee. F. Tischler, Das Vorkommen der Reiherente (Nyroca fuli- gula) in Deutschland; Ornith. Monatsschr. 1918, 239—245. — Ein Nachtrag zu der im Jahre 1916 veröffentlichten Arbeit des Verfassers. Er behandelt das Brutvorkommen der Art in Deutachland mit besonderer Berücksichtigung Ostpreufsens nach eigenen Beobachtungen und schriftlichen Mitteilungen, ferner über das Brutvorkommen in der Schweiz und Irland und gibt schliefslich Notizen über Zug- und Winterquartiere der Reiher- eute in Deutschland. — 41 — B. Hoffmann, [Musikalischer Wettstreit zweier eifersüchtiger Kuckucke]; Ornith. Monatsschr. 1918, 245 — 247. — Notizen über die Variation der Rufe bei der Werbung zweier Kuckucke um ein Weibchen. G. Grub er, Die Möwe [des Bodensees]; Schriften d. Ver. f. Geschichte des Bodensees, 47. Jahrg. 1918, 59—62. E. Schaff, Neues vom Rebhuhn; Deutsche J»g«r-Zeitung, 1918, 2 S. — Beschreibung einer Rebhuhnhenne vom 20. Juni mit den rot- braunen Schulterdeckflecken des minnlichen Gefieders. Der Verf. hält diese Färbung bezw. Zeichnung für eine Schutzfärbung der Rebhuhnhenne während der Brutzeit. Dieses Schutzkleid, welches das Q zur Brutzeit, wenn es am meisten durch Raubzeug gefährdet ist und dessen Erhaltung im Interesse des Fortbestandes der Art am nötigsten ist, trägt, scheint bisher wenig beachtet bezw, erkannt zu sein. H. G r a n V i k , Acrocephalus arundinaceus L. (der Droasel- rohrsänger) in Schweden. Ein für die schwedische Fauna, neuer Vogel, nebst Bemerkungen über sein Vorkommen in den nordischen Lindern, seine Biologie u. a.; Ornith. Monatsschr. 1918, 249 — 266 mit Tafeln 10 — 13. — Die oben genannte Rohrsängerart war mit Sicherheit für Schweden noch nicht nachgewiesen. Der Verf. geht auf die bezügliche Literatur über Schweden nä ler ein und erörtert zugleich das Vorkommen in Dänemark, wo diese Art als lokaler Bratvogel vorkommt. Im Jahre 1917 fand Granvik den genannten Rohrsänger brütend an dem kleinen Binnensee Yddingen im südwestlichen Schonen und gibt eingehende Mit- teilungen über seine Beobachtungen, über Nisten, Nester und Eier. Es ist nicht unwahrscheinlich, dafs Ä, arundinaceus auch in anderen Teilen Schwedens gefunden werden wird. Victor von Tschusi zu Schmidhoffen, Ankunfts- und Abzngsdaten bei Hallein (1917); Oruith. Monatsschr. 1918, 266—271. P. T r a t z , Ornithologische Beobachtungen im Mai und Juni des Jahres 1918 im Küstenland; Ornith. Monatsschr. 1918, 271—277. — Mitteilungen aus der Umgebung von Ronchi bei Monfalcone. E. Puhlmann, Eine grofse Waldohreulengesellschaft vor den Toren Berlins; Ornith. Monatsschr. 1918, 277 — 279. — Mehrere Jahre hindurch fortgesetzte Beobachtungen über Ansammlungen von Asio otus in einer Individuenzahl von 12—16 Stück. Im Oktober finden sich die Eulen ein und verbleiben bis Anfang April. J. Thienemann, XVIL Jahresbericht (1917) der Vogelwarte Rossitten der Deutschen Ornithologischen Gesellschaft; Journ. f. Ornith. 1918, 343—408, Taf. 1. — Nach den üblichen einleitenden Mitteilungen folgt ein Bericht über den Beringungsversuch im Jahre 1917: 62 Vögel in 8 Arten wurden auf der Station beringt, 4032 Ringe nach auswärts abgegeben. Zurückgeliefert bezw. gemeldet wurden 122 Vögel in 86 Arten. Diese werden dann eingehend abgehandelt. Dabei ergeben sich mannig- fach neue Gesichtspunkte für die Kenntnis der Zugrichtung, für Zeit und Dauer des Zuges, für Rückkehr der Wanderer in die Heimat-Brutgebieto, — 42 — für Aufenthalt in der Winterberborgo u. dorgl. uiobr. Den Schlufs der diesjährigen Berichterstattung bilden eingehende Mitteilungen über Unter- suchung künstlicher Nisthohlen. Thienemann ist nach seinen Beobach- tungen und Erfahrungen geneigt, den v. Borlepsch'schen Uolzhöhlen gegenüber den Schlütov'schen Tonurnen den Vorzug zu geben. Auf der dem Jahresbericht beigegebenen Tafel worden junge Staare abgebildet. Die in dem hölzernen Nistkasten erbrüteten sind glatt und gut im Ge- fieder, wahrend diejenigen aus der Tonuruo ein zerschlissenes und TÖllig ran)i)ouiertes Federkleid aufweiseu. Der Verf. gibt in seinen Ausführungen die Erklärung für diese Erscheinungen. A. Keichonow, Nachtrag über einige Vögel von Kurland; Journ. f. Ornith. 1918, 407-408. — Notizen über einige von Prof. Thienemann in Kurland gesammelte Herbstvögel. 0. Graf Z e d 1 i t z , Der Einflufs de« russischen Winters auf die Vogelwelt. Biologische Beobachtungen aus dem Schara-Gebiet; Journ. f. Ornith. 1918, 409—420. — Der Verfasser geht eingehend auf die Wirkungen ein, welche der Winter in Rufsland, der oft von Norembor bis Anfang April andauert, auf die Vogelwelt ausübt. Er betrachtet den Einflufs desselben auf Zug- und Strichvögel, auf Standvögel und Winter- gäste, auf Abzug und Ankunft und erörtert dann vornehmlich die Frage, wie sich die flberwinderndeu Vögel in dem von ihm behandelten Sumpf- gebiet der Polasie gegen den starken Winter und dessen Unbilden vor- halten haben. Er geht dann auf die einzelnen Arten de» näheren ein, wobei sich sehr interessante Gesichtspunkte allgeijjein biologischer Art, wie solche hinsichtlich der von Graf Zedlitz in der Arbeit behandelten speziellen Materie ergeben. Aus des Verfassers Ausführungen geht hervor, dafs die Standvögel sich aufserordentlich gut den Verhältnissen anzupassen wissen. „Es unterliegt für mich", schreibt Graf Zedlitz am Schlüsse seiner Arbeit, „keinem Zweifel, dafs der so verschrieene und gefürchtete Winter von den Zug- und Standvögeln dort weniger Opfer fordert, als unser deutsches milderes aber viel launischeres Klima, dessen Wirkung verheerend werden kann, wenn sich künstliche Überkultur und Verweich- lichung dazugesellen, wie so oft bei unseren Wildarten". J. von Domaniewski, Die Stellung des ürocynchramus injlzovi Przw. in der Systematik; Journ. f. Ornith. 1918, 421 — 424. — Der Typus der vorgenannten sehr seltenen, meist zu den Fringilliden gestellten Art, der sich im Warschauer Museum befindet, konnte durch Prof. Neumann, Dank dem liebenswürdigen Entgegenkommen des Verfassers der vorliegenden Arbeit, in der üczombersitzung der D. 0. Gesellschaft vorgelegt werden (J, f. 0. 1918, 237). Domaniewski weist eingehend nach, dafs diese Art durch die Ausbildung der äufsersten Handschwinge sich von allen Arten und Formen der Familie Fringillidae konstant unterscheide, wenn sie derselben auch sehr nahe stände. Er schlagt vor, für dieselbe eine besondere Familie JJrocynchramidae zu bilden. [Dieselbe würde dann, was Domaniewski in seinen Ausführungen nicht erwähnt, vielleicht der mit 10 Handschwingen versehenen Familie Floceidae anzureihen und den Fringillidae voran zu stellen sein, ßeichenow fügt — 43 — die Art in seinen neuesten systematischen Arbeiten der Gattung CaJcarius liebst., am Endo der Unterfaiijüie EiHberizinae, ein, stellt mithin eine 10 Handschwingen beiitzende Form zwischen neunschwingige Fringilliden. Über die Biologie der Art icbeint nichts bekannt zu sein. Nach dem ruaaiscben Originalwerk Pizewalski's, welches mir nur durch die kurzen Auszüge von Dcditius zugängig ist, wurde ürocynchramus in den Ge- birgen von fcOd Kuku-nor, in den "Wiescnabbängen und Schluchten des Sjan- si-bai- OtbirgcB und den Waldgebieten des Dschachar- Gebirges, südlich vom Kuku-nor, gefunden. Da der russische Keisende auch in den Früh- ling- und Sommermonaten in den genannten Gebieten sammelte, so befinden sich vielleicht in Petersburg Eier der interessanten Art, die einiges Licht auf die verwandtschaftlichen I3eziehungeu derselben werfen könnten. Ref.] F. Tischler, Inwieweit hat der Grauammer {Emberiza calan- dra) als Zugvogel zu gelten; Journ. f. Ornith, 1918, 425 — 436. — Auf Grund eigener Beobachtungen und der Durchsicht der Literatur ver- sucht der Verf. festzustellen, wie weit in Nord- wie Süddeutschland der Grauammer, der meist als Stand-Strichvogel betrachtet wird, als solcher bezw. als Zugvogel anzusehen sei. Tischler geht die Mitteilungen durch, welche in den verschicdecen prcufsifichen Provinzen bezw. deutschen Staaten vorliegeu. Er weifst darauf hin, dafs bei diesem so allgemein bekannten und häufigen Vogel zahlreiche biologische und systematische Fragen zu klären sind. Der Ringversuch kann auch hier viel dazu beitragen. A. Reicbenow, [Neue Arten]; Journ. f. Ornith. 1918, 437 — 0 489. — Neu: Dendropicos ohsoletus canierunensis, Ra.]). Kamerun; Z>. 0. kirensis, Hab. Redjxf, nordöstl. Mittelafrika; SylvieUa zedlit»i, Hab. Yaida, südl. Kawirondo; S. ladoensis, Hab. Lado; Serinus dorso- striatus intensetinttus, Hab. Massailand ; S. Icterus sonyeae, Hab. Songea in Unjfoni, südl. D. Oat-Afrika; Fotiospiza angolensis deserti, Hab. Windhuk ; Fhonyyammus neumanni, Hab. Sopikgebiet und Trichoglossus aberrans, Hab. Kaiserwilhelmland. Hinweis, dafs sich die im Jahre 1916 als Meliphagidengattung Thelasomenus beschriebene Gattung auf lihamphomantis megurhynchtis von den Kukuliden be- ziehen dürfte. S c h a l 0 w. V. Bianchi, Vögel, die im Gouvernement Olonez im Juni 1911 beobachtet wurden; Oinith. Mitteil. 1914, Heft 3, S. 167 — 173 [rus- sisch]. — Kurze Mitteilungen über 77 Arten. N. Sarudny, Über das Vorkommen dos Zwt rgsteifsfufses im Orenburger Gouvernement und im Gebiet des Ural; Ornith. Mitteil. 1914, Heft 3, S. 174-176 [russisch]. H. Johansen, Mitteilungen über die Ornithologie des Gou- vernements Tomsk (Fortsetzg.) ; Ornith. Mitteil. 1914, Heft 8, S. 176— 181 [russisch mit kurzem deutschen Auszuge]. — 44 — N. Saruduy, Arten und Formen der Beutelmeise ( Hemiza) vom Russischen Turkestan; Ornith. Mitteil. 1914, Heft 3, S. 184—222 [rus- sisch]. — Autor unterscheidet folgende Beutelmeisen des Gebiets: 1. Kemixa macronyx macronyx (Sev.) [Syr-Darjabecken], 2. R. m. paradoxa Sarud, [nur ein Expl. — 9 — vorn Tschardshui bekannt], 3. R. m. neglecta Sarud, LSüdküste dos Kaspi, von der Mündung dos Atrek nach Westen bia xum Busen von Enseli], 4. R. m. loudoni Sarud. [Len- koran], {R. pendulina bostanjogli Sarud. — terra tjpica Uralmündung — kann möglicherweise auf dem Zuge Tarkestan, nämlich die OstkOste des Kaspi, passieren), 5. R. p. ssaposhnikowi (Job.) [beschrieben auf grund eines Exemplars vom Balchasch-See], 6. R. p. caspia (Poelz) [Semir- jötschensk (Balchasch), sowie Südostküste des Kaspi], 7. R. p. pendu- lina (L.) [auf dem Zuge in Transkaspien], 8. R. p. jaxartica (Sev.) [Unterlauf des Amu-Darja, sowie Syr-Darja], 9. R. coronata (Sev.) [weit verbreitet in Turkestan, sowohl in horizontaler, wie io vertikaler Eichtung]. W. Stanczinsky, Ein ornithologischer Ausflug ins östliche Transkaukasien ; Ornith. Mitteil. 1914, Heft 4, S. 245— 259 [russisch]. — Kurze Mitteilungen über 96 Arten. V. ß i a n c h i , Über die im Juni 1913 im Orschansk'schen Kreise des Gouvernements Mohilew beobachteten Vögel; Ornith. Mitteil. 1914, Heft 4, S. 260- 2C6 [russisch]. — Kurze Mitteilungen über 74 Arten. E. Tarassow, Notiz über Vögel des Wolga -Deltas; Ornith. Mitteil. 1914, Heft 4, S. 267—271 [russisch]. N. Sarudny, Ein neuor Fasan aus Tarkestan {Phasiamis mongolicus hergii subsp nov.); Ornith. Mitteil. 1914, Heft 4, S. 277 — 278 [russisch mit kurzer deutscher Diagnose]. — Terra typica: die Inseln Usun-Kair und Ujaly im Aralsee. N. Sarudny, Ein Schmätzer ohne Namen {Saxicola ßnschii neglecta subsp, nov.); Ornith. Mitteil. 1914, Heft 4, S. 279-280 [russisch mit kurzer deutscher Diagnose |. — Da Saxicola hispanica melanoleuca Quid. = Saxicola hispanica xanthomelaena Hempr. & Ehrbg., fallt nach Sarudny der von Hartert für die nordöstliche Form {Saxicola finschii Heugl.) gebrauchte Artname melanoleuca weg. Die Kaukasusvögel müssen den Namen S. finschii harnesi Oates tragen (vgl. auch Suschkin: „Bemerkungen über kaukasische Vögel" in Ornith. Mitteil. 1914, No. 1, S. 20—21, russ.), die transkaspischen Vertreter sind als Saxicola finschii turanica Sarud. zu bezeichnen. Für die Iran- vögel wird der Name Saxicola finschii neglecta vorgeschlagen. P. Nesterow, Zur ornithologischen Fauna Transkaukaiiens (Forts, von 1913, No. 3, S. 175 — 179); Ornith. Mitteil. 1914, Heft 4, S. 281—283 [russisch]. — Über Vorkommen von Caccahis chucar (Gray). H. G r o t e. Druck TOD Otto Oornbltttli N«ohf. in Bnoburg. Ornithologische lonatsberichte herausgegeben von Prof, Dr. Ant. Reichenow. 27. Jahrgang. Mai/Juni 1919. No. 6/6. Die Ornithologischen Monatsberichte erscheinen in monatlichen Nummern (während der Übergangszeit in Doppelnnmmern) und sind durch alle Buch- handlungen zu beziehen. Preis des Jahrganges 8 Mark. — Zusendungen jeder Art für die Schriftleitung sind an den Herausgeber, Prof. Dr. Reichenow in Berlin N. 4. Invalidenstr. 43, den Buchhandel betreffende Mitteilungen an die Verlagshandlung von E. Friedländer & Sohn in Berlin NW. 6, Karlstr. 11 zu richten. Warum ziehen gröfsere Zugvögel in der bekannten Keilform? Von Dr. Wllb. R. Eckardt in Essen. Wenn diese Frage bei Erörterung des Vogelzugphänomens überhaupt angeschnitten wird, so lautet die Antwort gewöhnlich kurz dahin, die Vögel ordneten sich deswegen in dieser Form auf ihrem Wanderfluge an, weil bei dieser Zugsweise jeder einzelne Vogel über einen möglichst ungehinderten Blick zur Orientierung im Gelände verfüge, oder weil bei einer Kursänderung des Leit- vogels dann kein Teil des Seh warmes eine eigentliche Schwenkung zu machen, sondern jeder Vogel lediglich seinen Kurs, entsprechend dem des Leitvogels, zu ändern brauche, ähnlich wie es unsere Fliegerstaffeln unter Leitung ihres Führerflugzeuges zu tun pflegen. Eine derartige Antwort kann nicht befriedigen, da einerseits die Orientierung auch dann noch bis zu einem gewissen hohen Grade vorhanden wäre, wenn die Vögel hinter- oder durcheinander fliegen, wie z. B. die Corviden es zu tun pflegen, und da andrerseits häufige und jähe Kursänderungen beim Vogelzuge im allgemeinen nicht vorkommen. Der Grund für die Anordnung in Keilform dürfte vielmehr in einem rein aeromechanischen Gesetze beruhen, nach dem sich gute Flieger, bezw. weit, also angestrengt wandernde, und vor allem gröfsere Zugvögel, ganz unwillkürlich dem Gefühle nach, vielleicht auch bis zu einem gewissen Grade empirisch und dann in der Folge eben gewohnheitsmäfsig, richten. Ich will daher eine meines Wissens noch nirgends erörterte exakte Lösung dieser Erscheinung versuchen. Wenn auf einer Wasseroberfläche ein Schiff, ein Schwimm- vogel oder dgl. sich mit einiger Geschwindigkeit dahinbewegt, so sehen wir deutlieh ein System von nach hinten sich verlagernden 46 Schwerewellen entstehen, das einen Sektor von 39 <* Zentriwinkel hinter dem störenden Objekt erfüllt und auf die halbe Länge des relativ zum "Wasser durchlaufenen Weges zurückreicht.^) In der Tat scheint denn auch nach meinen Schätzungen beim Zugkeil der Kraniche die Sektoröffnung im allgemeinen etwa den Wert von 39 ^^ zu betragen. Jeder einzelne Vogel fliegt da, wo das von den Bewegungen seines „Vordermannes", beson- ders aber seitens des an der Spitze des Fluges befindlichen Vogels ausgehende Wellensystem ausklingt, mit anderen Worten da, wo der Druck der gewissermafsen entgegenkommen- den verdichteten Luft dem Vogel einen Auf- trieb liefert. Dann kommt ohne weiteres die in den beigegebenen Figuren erläuterte Zugordnung zustande. Es kann wohl von vornherein angenommen werden, dafs nur das Ganze, d. h. der Keil, in dem die Kranichschar gruppiert ist, in Betracht kommen kann, wenn es sich um die Erreichung eines aeromechanischen, bezw. dynamischen Vorteils handeln soll. Der Keil im ganzen mufs also eine Erleichterung der Vorwärtsbewegung gewährleisten. Soll er dies nach den Kräfte- gesetzen an der schiefen Ebene, so mufs er als ein starrer Körper betrachtet weiden. Es mufs also vermieden werden, dafs zwischen den einzelnen Individuen Luftwirbel in das Innere des Keiles eindringen. Dies kann durch rasche Vor- J)" wärtsbewegung und enge Anordnung der Einzelvögel in der Staffel wohl er- reicht werden. Dann liegt der Vorteil der Keilform auf der Hand : Bei der Vorwärtsbewegung hat der Keil den Widerstand des Mediums zu überwinden, in dem er sich fortbewegt. Das ist im vorliegenden Falle die Luft. Sie drückt gegen beide Flanken des Keils und mufs als ein senkrecht auf ihnen, d. h. senkrecht auf MS und NS wirkender Druck aufgefafst werden. Er sei der Gröfse nach = CA = OB. Ergänzt man zum Prallelogram m, so entsteht die Resultierende CD =: Ge- 1) Vgl. hierüber den Aufsatz : „FJüssigkeitsbeweguugeu" vod L. Prandtl im „Handwörterbuch der Naturwissenschafteu", 4. Bd. Jena 1912 und die diesem Aufsatz unter No. 47 beigegebene Figur, nach der die Figur 1 der vorliegenden Abhandlung entworfen ist. — 47 — samtwiderstand auf einen Punkt des Keils. Eine entgegengesetzte gieichgrofse Kraft =zCD' hebt den Luftwiderstand auf; ein weiteres Mehr an Kraft in der Richtung CD' = SD" bringt den Keil vor- wärts. Nun läfst sich leicht zeigen, dafs eben dieses zu über- windende Widerstandsmoment (io Keilform) viel kleiner ist als ein einziger lateraler Luftdruck. Es ist AACD = ACBD oo AMNS. .,.,. . _ AC MS Mithin ist ^ = ^ _ AC.MN _ 2 AC ■ MR MS ~ MS • Da aber xr<^ = sin 19<>30' ist, so ist ein Gesamtwiderstand MS ' von nur 0.333 zu überwinden. Die Keilform der gesamten Yogel- schar würde demnach die Überwindung des Luftwiderstandes um nicht weniger als zwei Drittel erleichtern, was einen grofsen Gewinn für die in dieser Form ziehenden Vögel bedeuten würde. Es ergibt sich daher die interessante Tatsache, dafs die Flugkolonne ein aeromechanisch untrennbares Ganze bildet, wie ein Luftschiff oder ein Schiff im Wasser, das wir bereits Eingangs zum Vergleich herangezogen haben. Das Einzelindividuum scheidet also im wesentlichen aus unserer Betrachtung aus. Eine einseitige Staffelung, die namentlich von wenigen Vogelindividuen eingehalten wird, ist natürlich ein halber Keil, wo derselbe physikalische Vorteil statthat; für einen einseitig abgebrochenen Keil gilt natür- lich auch dasselbe; der Vorteil hört indessen da auf, wo der Keil zu Ende ist. Nun noch einige Bemerkungen über die Gröfse des Zentri- winkels. Je kleiner dieser, desto kleiner der Sinus, desto geringer also der noch zu überwindende Widerstand. Zweifellos ist der mehr oder weniger spitze Winkel in der Gestalt der Vögel, bezw. ihrer Flügelspannung und Flügelbewegung begründet. Nach meinen Beobachtungen pflegen die Kraniche stets in einem spitzeren Winkel zu ziehen als z. B. Gänse oder Schwäne. Jedenfalls aber ist soviel sichere Tatsache, dafs die beiden ersten Vögel halb rechts und links vom Leitvogel in dem Bestreben, sich möglichst zum geschlossenen Keil zu for- ^ mieren, bereits einen gewissen Abstand (CD) -Tjr- haben müssen, womit eben die Keilforra (Linie i^^, .''u durch SA und SBj vollständig bestimmt ist. A^*c J> 'X Aus diesem Grunde dürfte ohne weiteres die ,^' ^^ bei Kranichen, Gänsen, Schwänen, zahlreichen Entenarten, Regenpfeifern u. a. Wandervögeln beobachtete, d. h. im allgemeinen V-förmige Zugordnung zustande kommen. Es ist wahrscheinlich und liegt auf der Hand, dafs von einer Anordnung in Keilform oder in einer einzigen schrägen Linie nur Vögel von einer gewissen Körpergröfse einen aeromechauischen 3* — 48 — Vorteil geniefsen. Immerhin ist sie auch für kleinere Vogel allem Anschein nach in gewissem Grade vorhanden. Denn wie wir an Starenflügen feststellen können, sind auch diese vielfach nach dem Prinzip der schrägen Linie, bezw. des Keiles, geordnet, allerdings derart, dafs diese Vögel zugleich neben- und üboroinandor fliegen, wodurch jedenfalls ein ähnlicher Effekt erzielt wird, wie es bei den grofsen Vögeln in einfacher Anordnung in einer Ebene der Fall ist. Jedem, der die Natur aufmerksam beobachtet, sind wohl die wunderbaren „Exerzierübungen" der Starenflüge mit ihren grofsartigen Wendungen uud Schwenkungen bekannt. Die Schwärme fliegen so dicht gedrängt, dafs jedes einzelne Individuum gerade nur so viel Platz behält, um ungehindert seine hastigen Flügelschläge vollführen zu können, und man mufs bei plötzlichen Schwenkungen und Drehungen unwillkürlich die Ge- wandheit und Sicherheit bewundern, mit der sie die nötigen Ent- fernungen einzuhalten und ein Durcheinander zu vermeiden wissen. Nach einer Mitteilung des Deutschen Konsulates in Sevilla (Journal f. Ornith. 1918, Erghft., S, 36) verteidigen sich übrigens die Stare durch Bildung dieser dichten Schwärme sogar gegen Raubvögel erfolgreich, indem sie geschlossen hochfliegen , um dann ganz schnelle Sturzflüge auszuführen. Sie vermögen dann durch den so entstandenen Luftstrom die Raubvögel in einer Entfernung von 10 bis 15 Meter von sich abzuhalten. Das habe ich in der Tat selbst schon beobachtet und die grofse Stärke des Luftstromes dabei sehr deutlich spüren können, als bei Weilburg ein Sperber einen Starenflug verfolgte. Der Raubvogel machte einen gewaltigen Luftstofs in das von dem in jähem Sturzflug sich senkenden Starenschwarm gebildete „Luftloch" und stürzte, ohne einen Vogel erreicht zu haben, in die Hecke eines Gartenzaunes, in der er halb betäubt hängen blieb. Die Zugordnung in Keilform oder in einer einzigen schrägen Linie, bezw. ein spitzer Winkel mit längerem oder kürzerem Schenkel wird auch dann innegehalten, wenn nur wenige, etwa 2 oder 3 Vögel zusammen fliegen. Die Zugform in einem spitzen Winkel mit längerem und kürzerem Schenkel oder die einfache schräge Linie dürfte namentlich dann zustande kommen, wenn lebhafterer Wind die Zugrichtung mehr oder weniger von der Seite trifft, und zwar wird dann wohl der längere Schenkel, bezw. die blofse schräge Linie nach der Windseite zu abfallen. Es wäre wünschenswert, dafs die Vogelwarten und alle sonstigen Beobachter, die dazu in der Lage sind, den Eigentümlichkeiten der keilförmigen Zugform und den dabei häufig beobachteten interessanten Sekundär- erscheinungen, vor allem auch in ihrer Beziehung zum herrschen- den Winde, ihr Augenmerk zwecks endgültiger Klärung schenken sollten. Befinden sich überdies sehr zahlreiche Individuen auf dem Wanderzuge, so wird, wahrscheinlich um die Möglichkeit einer hauptsächlich in Lock- und Warnrufen bestehenden Verständigung — 49 — zwischen der führenden Spitze und dem Ende des Zuges aufrecht zu erhalten, statt einer allzu langen Y-Form eine W-Form. Bei dieser kann naturgemäfs durch irgend welche Gründe leichter eine bedeutendere oder geringere Deformierung der Zugschar ein- treten, sodafs sie öfter neu geordnet werden mufs als die einfache V-Form. Eine gute Vorstellung hiervon gibt das obere Bild auf Seite 572 in Meerwarths „Lebensbilder der Tierwelt" 2. Folge: Vögel, Bd. III. Solche Störungen werden vor allem aber auch dann entstehen können, wenn der vorderste, mit voller Kraft die Luft durchschneidende Leitvögel abgelöst wird, und sie werden entstehen müssen, wenn sich ein Schwärm verflogen oder eine falsche Richtung eingeschlagen hat, wie Gaedes^) bei Münster in Westf. beobachtete. „Die Vögel haben den Trieb, in enger Gesellschaft zu wandern, und benutzen dabei den eben erwähnten Vorteil der Flugerleich- terung. Sobald sie aufgebrochen sind und eine Höhe erreicht haben, dafs die Reise ungehindert fortgesetzt werden kann, schliefst sich bald einer schräg an einen kräftigen Flieger als seinen Vordermann an und an diesen der dritte usw. Das Gemeingefühl der engen Zusammungehörigkeit aber verleidet bei einer gröfseren Anzahl ein zu weites Nachschleppen. Alles drängt nach vorn, jeder will möglichst nahe dem Ganzen sein, der Vorteil des Gegen- windes darf jedoch nicht aufgegeben werden. Somit bildet sich eine zweite Reihe, welche sich an die andere Seite des Vorfliegers anschliefst, und die Keilform ist hergestellt. So erkläre ich mir die Tatsache, warum wonige Wildgänse eine einfache Schräglinie, mehrere hingegen sofort eine Keillinie bilden," *) Jedenfalls aber ist es in hohem Mafse bemerkenswert und nach dem Vorstehenden ohne weiteres wohl auch einleuchtend, dafs eine derartige mathematische Anordnung einer Vogelschar nur auf physikalischen Ursachen im Luftmeere beruhen kann : der Vogel mufs eben als Flieger den Gesetzen der Physik der Atmosphäre ebenso gehorchen, wie der Mensch als Aeronaut. Merkwürdig bleibt dabei zunächst allerdings die Tatsache, dafs von gröfseren Vögeln, die mit relativ langsamem Flügelschlage und mit grofsem Kraftaufwand rudern, die einen, wie z. B. Kraniche, Reiher, Gänse, Schwäne, Flamingos die Keilform bilden, andere hingegen, wie Ibisse, in einer geraden Linie sich anordnen, die ihrer Breite nach die Luft durchschneidet, oder, wie die Storch- vögel, überhaupt keine feste Flugordnung selbst während längerer Wanderungen anzunehmen pflogen, während wiederum kleinere Vögel, wie Schnepfen, Regenpfeifer u. a., den Flugkeil bilden. Hier ^) Vgl. hierüber den Artikel: „Kraniche auf ihrem Zage." Mit- teilgn. über die Vogelwelt. 1914. S. 52. 2) AI tum, Der Vogel und sein Leben. 11. Aufl. Münster 1911. S. 228. Nur Altum scheint demnach die Ursachen der Keilform wenigstens z. T. richtig erkannt zu haben. — 50 — ist für die Vogelzugforschung noch ein reiches und interessar\tes Betätigungsfeld. Nur AI tum scheint demnach die Ursachen der Keiiform im allgemeinen richtig erkannt zu haben. Denn er sagt: „Eine schräge Richtung auf ihrem Zuge nehmen fast alle grofsen, mit relativ langsamen Flügelschlägen und mit bedeutendem Kraftaufwand rudernden Vögel ein. Ein von vorn strömender Luftzug hebt bekanntlich den fliegenden Vogel und erleichtert ihm so das Fliegen. Wenn sich somit fliegende Vögel folgen, so befinden sich alle, mit Ausnahme des ersten, gegen einen künstlich erzeugten Luftstrom, der Welle auf Welle gegen sie andrängt, und zwar, da alle in gleichem Takte rudern, bei jedem Niederschlage, vor dem ja der Flügel in seine höchste Lage gestellt ist, nur von unten her gegen sie andringt, folglich noch ein zweites Moment zur Hebung des Vogels bietet," Einige Merkwürdigkeiten des Herbstzugs im Maintal: Spät zieliende Biaukelilelien, Stein scliniiltzer, Scliwarz- kelilclien, Uferscliwalben, Baumfalken, Flufsuferlänfer; überwinternde Grabelweihen. Von Stadler, Lolir. Wenn Flufstäler auch nicht Zugstrafsen in dem Sinne sind dafs sie wandernden Vögeln als Richtungslinie und Reise weg dienen, so veranlassen sie doch zahlreiche Gefiederte zur Rast und bieten Gelegenheit, deren Durchwanderung festzustellen. Auch das Maintal bei Lohr ist in dieser Beziehung immer ergiebiger geworden, seitdem dort mehrere Beobachter genau Tagebuch führen über alles, was sie an Vögeln am Main beobachten — Orts- spezialisten, die der Beruf des Fischers und Mainfährers ans Wasser fesselt, die jede Vogelart kennen, welche regelmäfsig im Lauf des Jahres am Flufs erscheint, und dadurch auf alles Geflügel auf- merksam werden, das ihnen seltener vorkommt oder ganz fremd ist. So ist in den letzten 2 Jahren besonders Pflochsbach, 4 km unterhalb Lohr, eine gute Zugwarte geworden. Hier verkehrt eine Personenfähre (ein „Fahr") zwischen beiden Mainufern täglich 50 mal hin und her, und der dortige Fährer Adam Fürth ist vom frühen Morgen bis spät abends auf dem Auslug nach Vögeln, die sich auf dem Wasser oder die Ufer entlang zeigen. Zwei andere Beobachter, Vinzenz Greser Vater und Sohn, führen Buch in Erlach, weitere 4 km mainabwärts. Da sie aber nicht ständig am Main arbeiten, sind ihre Funde nicht so reich wie die des Pflochs- bacher Beobachters. Während meiner Abwesenheit im Feld hat Fürth die ihm begegnenden Vögel der Jahre 1917 und 1918 täglich aufgeschrieben. Seinen genauen und zuverlässigen Aufzeichnungen entnehme ich in der Hauptsache die nachfolgenden kleinen Mit- teilungen über späten Durchzug im Herbst. — 61 — Steinschmätzer (Oenanthe oenanthe grisea [Brehm] ) zogen in der ersten Hälfte Oktobers (1918). In Erlach wurde 1 Stück gesehen am 2., 8., 13. X.; in Pflochsbach safs einer am 12. X. auf dem Geländer bei der Hütte des Fährers, um 3 V^ Uhr nachmittags. Blaukehlchen (Luscinia svecica cyanecula [Wolf] ) sind am Main sehr häufige Brüter. Die ersten, wohl Durch- wanderer, erscheinen gewöhnlich Anfang März, die Brutvögel Mitte März. In der 2 ten Hälfte des Juli verschwinden die Blaukehlchen aus der Gegend sozusagen über Nacht ; so wurden auch 1918 die letzten gesehen bei Pflochsbach am 31. VII. (2 Stück) und am 2. VIII. (1 Stück). Durchziehende tauchten aber auch später noch auf. So eins ebendort am 31. VIII. 1917 und am 3. X. 1917. Oktober als Zugszeit des weifssternigen Blaukehlchens mufs für das Maintal als ungewöhnlich spät angesehen werden. Schwarzkehliger Wiesenschmätzer {Saxicola iorquata rubicola [L.] ). Je l Stück bei Pflochsbach beobachtet 18. und 30. X. 1917, ein cT geschossen bei Erlach am 26. XI. 1910. Die letzten Vögel der Art haben kaum ihren Rückzug be- endet, so beginnt schon wieder der Hinzug anderer Stücke, wie die Beobachtungen auf Helgoland dartun. Für Unterfranken ist die bekannt gewordene früheste Zeit ihres Erscheinens der 28. IL Überwinterung sehr vereinzelter im Tal wäre wohl denkbar, ist aber noch nicht nachgewiesen. In Friaul, dessen Dezember-Januar- Klima sich nicht unterscheidet von dem der wärmeren Gegenden Deutschlands, habe ich ein überwinterndes Paar (cf und 9) vom Dezember 1917 bis März 1918 beobachtet, immer an der gleichen Stelle; es hielt aus, auch als Schnee und Frost dort 3 Wochen labg strenge Herrschaft führten. Uferschwalben {Riparia riparia riparia [L.]) brüten in 12—15 Paaren alljährlich in der etwas schadhaften östlichen Umfassungsmauer des Hofguts in Rodenbach. Dicht neben dem Gut fliefst der Main und verkehrt das Fahr zwischen den ein- ander gegenüberliegenden Dörfern Pflochsbach und Rodenbach. Die Erdschwalben stellen sich ein Ende April oder Anfang Mai; jeden Morgen fliegt von da ab die ganze Ansiedlung über den Flufs, im Verein mit Mehl- und Rauchschwalben, den Brutvögeln der beiden Dörfer. So eilen sie täglich vor den Augen des Fährers hin und her. Im Juni erscheinen dann die Jungen, und es wimmelt von Schwalben am Main ; im Juli ist plötzlich nur mehr der alte kleine Bestand da — die Jungen sind abgewandert. Im September zeigt sich meist eine 2. Brut. — Für 1918 verzeichnet das Tagebuch von Fürth täglich den Schwärm der Brutschwalben von Anfang Mai bis Anfang Oktober ; so noch am 3. und am 4. X. je 30-40 Rauchschwalben, 20—25 Mehlschwalben, 25— 30 Ufer- schwalben. Am 5. X. erschienen sie nicht mehr und blieben verschwunden von da ab. Am 8, X,, 12 '/4 mittags: 5 Rauch- — 52 — schwalben (durchziehend). Es wurden dann merkwürdigerweise durchwandernde Rauch- oder Mehlschwalben nach dem 8. X. über- haupt nicht mehr gesehen bei Pflochsbach, obwohl der Beobachter seine stündlichen Beobachtungen fortsetzt wie bisher. Aber Ufer- schwalben kommen bis Ende X. weiterhin durch, stets einzelne: 9. X., 172 Uhr mittags: eine auf dem Main. 21. X., 10 Y2 Uhr früh: eine an der Hütte des Fährers hin und herfliegend. 24. X., 3 Uhr nachmittags: eine ebendort. 30. X., IIV2 Uhr morgens: eine fliegt auf dem rechten Ufer hin und her. 31. X., 5 Uhr nachmittags: eine fliegt auf dem Main. Dafs Uferschwalben so spät ziehen, -mufs als Ausnahme be- trachtet werden. 1917 wurden vom selben Beobachter an der gleichen Stelle die letzten gesehen Ende September. Professor Ries, der beste Kenner des Vogelzugs am obern Main bei Bam- berg, schreibt in seinen „Vögeln Bambergs" (22./28. Bericht der Naturforschenden Gesellschaft Bamberg, 1915), dafs der Herbstzug der Uferschwalben bis Ende September dauert. Baumfalken {Falco siihhuteo suhhuteo L.) brüten nur sehr vereinzelt im Maintal, so ein Paar gegenüber von Erlach, eins bei Rothenfels, ö km südlich von Erlach. Über die Zeit des Abzugs dieser Brutvögel fehlen bisher sichere Beobachtungen. Aber im Oktober ist regelmäfsiger Baumfalkenzug. Die beiden Greser in Erlach berichten jedes Jahr darüber in ihren Auf- zeichnungen aus diesem Monat. 1918 nun hat sich die Uurch- wanderung recht auffallend lang ausgedehnt: in Erlach wurde ein einzelner Baumfalk gesehen am 11., 12., 15., 23., 28. X., 3., 5. XI. Obwohl die Erlacher Beobachter ihre Vögel genau kennen, war ich doch immer im Zweifel, ob nicht eine Ver- wechslung mit dem Zwergfalken vorliege, der ebendort regelmäfsig Wintergast ist, dessen Zug aber schon Ende September anhebt, wie ein heuer um diese Zeit erlegtes Merlin-cf beweist. Da wurde am 9. X. in Rothenfels ein wirklicher Baumfalk geschossen. Die Feldbeobachtungen aus Erlach sind damit als richtig erwiesen. Ries berichtet gar a. a. 0. Seite 393: Mitte Oktober 1911 äzte ein Paar, das auf einen Überständer des Hauptsmoors horstete, noch Nestjunge. Die Herbstwanderung des Lerchenfalken durch Süd- deutschland zieht sich also zuweilen oder regelmäfsig bis zu Novembers Anfang hinaus. Der Flufsuferläufer (Äctitis hypoleucos [L.]) brütet in vielen Paaren am Main. Die Einheimischen nennen ihn be- zeichnender Weise den „Kiesläufer", weil der putzige Kleine auf den bei Niederwasser erscheinenden Ufersteinen des Mains und im schmalen Kiesstrand des Flusses umhertrippelt. Ende September verschwindet er aus der Gegend. „Die unsrigen", sagt Ries (Vögel Bambergs), „werden zum Teil schon Ende Juli mobil, die fremden - 53 — kommen im September und vereinzelt anfangs Oktober durch." In milden Wintern verbleiben manche in Deutschland. Über- winternde scheinen nun in Lohr nicht vorzukommen; aber in wärmeren Spätherbsten halten sich einzelne noch Eade November hier auf. So berichtet das Tagebuch 1918 von Fürth von Kies- läufern, je einem Stück, am 24. IX., 4., 6., 18. X., 1., 10., 18 , 20., 21., 25,, 26. XL Es könnte vielleicht immer der gleiche Vogel gewesen sein, der Ende September in der Gegend eintraf und durch den milden Herbst zu längerem Aufenthalt veranlafst wurde. Eine andere Art kann es nicht gewesen sein. Der Beobachter kennt seinen „Kiesläufer", und Totanus glareola, der Bruchwasser- läufer, ist hier bisher anscheinend nur 1 mal beobachtet worden und nicht am Main, sondern auf Sumpfwiesen eines Spessart- quertals, des Partensteiner Grunds beim Steintalerhof. Vom Roten Milan {Milvtis milvus [L,]) brüten einzelne Paare den Main entlang von Gemünden bis Hafenlohr, im Spessart sowohl wie auf den südlich und östlich gegenüberliegenden Höhen, dem Talrand der fränkischen Hochebene. Die ersten erscheinen mit grofser Pünktlichkeit Ende Februar oder Anfang März; die Abreise erfolgt Ende September. Überwinternde sind in den letzten 30 Jahren hier nicht gesehen worden, obgleich Vinzenz Greser in Erlach so lange Zeit hindurch die Vögel der Gegend beobachtet. Aber im Winter 1917/18 ist ein Paar in der Gegend verblieben, vermutlich ein zugewandertes, und tagweise schlofs sich ihm sogar ein dritter Milan an. Furth's Pflochsbacher Tagebuch berichtet, wie den ganzen Sommer und Herbst über bis Ende November täglich 1 oder 2 Gabelweihen den Main auf und ab- streichen, von Süden nach Norden und von Norden nach Süden, zuweilen auch den Flufs von Westen nach Qsten und umgekehrt überqueren. Aber auch im Dezember erscheint dieses Milanpaar weiter, zu den verschiedensten Tageszeiten, auch als das Wetter kalt wurde. So am 2Ö., 23, XII. 1917, als der Main Treibeis führt, am 26. XII. nachdem den Tag zuvor Sturm und Schnee gewesen ist. Am 28, XI 1, Sturm und Schnee; am 29, XII. Treibeis: die 2 Milane fliegen wieder Flufs aufwärts; ebenso am 31. XII. Am 6. I. 1918 Treibeis — am 7. I. ist das Weihenpaar da, und er- scheint täglich bis 10. I. Am 11. I. Sturm und Regen. 12., 14., 16. I.: 2 Milane. Am 17. L fliegen drei Stück von Osten nach Norden, am 23. I. zwei von Norden nach Süden. 27. I. Beginn des Frühjahrszugs : 30 - 40 Dohlen auf Wiesen oberhalb Pflochs- bach. 3 Gabelweihen ziehen vorbei, den Main hinauf. 30. I. wieder Dohlen 70 — 80 Stück, zwischen Pflochsbach und Lohr; 2 Milane fliegen von Osten nach Süd-Westen über den Flufs, Im Februar wurden täglich, mit Ausnahme des 6, und 12,, zwei, am 3., 9,, 14. drei Milane zusammen beobachtet. Nach dem 14. II. wurden jedoch 3 Vögel der Art beieinander nicht wieder gesehen ; es flogen nur mehr „das Paar", oder ein einzelner. Es ist ganz lehrreich, im Tagebuch des Beobachters zu verfolgen, in welcher — 64 — Gesellschaft die Milane in diesem Winter bis Frühlings Anfang gesehen worden sind. Im ganzen Januar — Februar treten die Milane auf zusammen mit Bergfinken und einem, später zwei nordischen Kaubwürgern. Am 4. II. ist wieder Dohlenzug, am 6. II. tauchen die ersten zwei Rohrammern auf. Am 10. II. drei Robrammern und 20—25 Dohlen, am 11. II. zwei Rohrammern, 10—15 Grünlinge; 12., 18. II. je 3 Rohrammern. 13. II. der erste Grauammer. Am 5. III. das erste Blaukehlchen. Dafs der pflochs- bacher Fährer richtig gesehen hat, ergibt die Seitenbeobachtung aus Erlach, 4 km mainabwärts; da erscheinen im Tagebuch von Greser Sohn bis 2. XI. ebenfalls 1 oder 2 Milane an vielen Tagen ; die Vögel streifen eben täglich ein stundenweites Revier ab. Beide Beobachter wufsten von einander nichts. Nach dem 2. XI. ver- zeichnet Greser sie nicht mehr, weil er zufällig nur selten mehr an den Main kam. — Mit Märzbeginn ist nun die Zeit gekommen, zu der regelmäfsig die Gabelweihen, die Brutvögel, sich hier wieder einstellen. Das Tagebuch führt unentwegt weiter 1 oder 2 Milane täglich auf, neben Gerstenammern, den ersten Baumpiepern, Rauch- schwalben, Haus- und Waldrotschwänzen. So geht der Bericht gleichmäfsig fort durch April und Mai, durch den ganzen Sommer, der Herbst kommt ins Land: täglich ziehen 1 oder 2 Milane den Main entlang, bis zum 23. XL; an diesem Tag wird der Letzte aufgezeichnet von Fürth: früh 10 7* von Norden nach Süden streichend. Plötzlich brechen seine Meldungen von Gabelweihen ab. Aber am 17. oder 18. November, an einem sonnigen Nach- mittag beobachten die Greser's nochmals einen Milan : 2 km unter- halb Pflochsbach überquerte er in mäfsiger Höhe den Flufs von Osten nach Westen. Nachher wird keiner mehr gesehen. Obwohl das Wetter bis zum Jahresende ungemein mild bleibt im Maintal, haben heuer einheimische Milane nicht ausgehalten, noch sind solche als Herbstgäste zugewandert. Der Vogelzug In Ostfraukreich im Herbst 1917. Von Ladwlg Schuster. (Schlufs.) 21. X. Morgens klar, schwache Wolkenbäume am Himmel. Ziemlich scharfe Ostluft, trotzdem sehr dunstig; um 7" morgens + |oc., Reif. Zug von Ringeltauben setzt lebhaft ein. Um 7" (vor Sonnenaufgang) Schar von ca. 70 und ca. 250 St., 1^^ ca. 150 St., 7 23 ca. 23 St., 7 35 8 gt., 788 ca. 200 St., 7" 4 St., 7*^ ca. 100 und ca. 200 und ca. 200 St., 7*» 20 St, 7^0 ca. 100 St., 7" ca. 80 St., 7" ca. 200 St., 768 ca. 60 St., Si« ca. 70 St., 8 12 ca. 90 St., 816 ca. 150 St., 81^ ca. 200 St., 82^ ca. 200 St., 8** ca. 150 St., 8 56 ca. 130 St., 9«^ ca. 125 St. Alle Scharen ziehen heute sehr hoch. Um 10 1<* bewölkt sich der Himmel sehr rasch. Um — 55 — 1° klärt es wieder auf, die Sonne bricht durch, es bleiben aber immer noch grofse Nebelwolken am Himmel. Von 2<^ — 23o stärkere Bewölkung, nachher wieder klarer; um 3" sind in freier Luft und Sonne -{- 15° C. Um 2^^ ziehen 10 Ringeltauben, um 2^8 sehe ich nochmals ca. 60 St.; es sind den Nachmittag über wohl noch einige Scharen durchgezogen, da ich mich aber heute im Wald aufhalte, habe ich nicht eingehender beobachten können. Im all- gemeinen zieht nach meinen Beobachtungen die Ringeltaube in den Mittags- und Nachmittagsstunden nur wenig; sie ist anderer- seits derjenige Vogel, der in den Morgenstunden als erster den Zug eröffnet. — Saatkrähe: 7 so 4 St., 7 55 ca. 80 St., 757 ca. 30 St., 8 «7 ca. 30 St., 956 23 St. Die um 10° eintretende Bewölkung unterbricht den Zug. Um l" aufklärend. I21 4 St., 1^5 ca. 60 St., 136 HO St., ps 41 St., po 22 St., 155 7 St., 158 27 St., 20i 60 St., 202 16 St., 2*0 ca. 40 St., 4° HO St., 420 ca. 50 St. Auch den Nachmittag über bis gegen Abend höre ich sie während meines Aufenthaltes im Wald öfters über mir rufen. Vormittags um 9°^ zieht 1 Dohle durch, um 2°2 nochmals 5 St. — Mäusebussard: 1^5 tauchen 15 St. nebst 2 Sperbern auf, sie kreisen, ziehen ca. 500 m weiter, kreisen wieder 2 — 3 Minuten lang und rücken dann rasch fort, um 1^^ kommt noch ein einzelnes Stück nach. Bei der geradeausgehenden Vorwärtsbewegung kommt der Vogel sehr rasch ohne Flügelschlag, fast stürmisch vorwärts, die Flügel sind etwas beigezogen und rückwärts gekrümmt ; diesen gerade aus- tragenden Flug, den man besser ein Schwimmen nennt, unterbrechen öfters einige rasche Flügelschläge; dieses Flugbild war bei jedem in diesem Herbst beobachteten Bussardzug jedesmal das gleiche und typisch. Das Kreisen, das in das eigentliche Ziehen eingelegt wird, dient vielleicht dem Zweck, die weit aufgelöste Linie wieder zu sammeln. Ich verweise im übrigen auf meine Ausführungen über den Bussardzug in den Herbstzugsbeobachtungen 1916. Um 12* 5 Bussarde ziehend, dann kreisend und schliefslich weiter- ziehend. Um 1^1 kommen 10 St., darunter 1 sehr helles, fast weifses Exemplar; auch sie sehe ich einmal den gerade ausgehen- den Flug für eine Weile kreisend unterbrechen. Um 1*5 ziehen 2 St. vorbei, dabei 1 Sperber. 2i° 10 St,, kreisen sehr lange, ca. 5 Minuten, und verschwinden schliefslich während des Kreisens in den Nebelwolken. 2 29 2 St. und 1 einzelnes St., 4» 1 St. — Sperber: 7*i 1 St. ziehend, 10 20 2 St., kreisen ein wenig und ziehen dann scharf in Zugrichtung weiter; l^i 2 St, 15o l St., 21° 1 St. Dazu kommen noch die schon erwähnten Exemplare, die um 1^5 und 1*5 mit den Bussarden zogen. Ich glaube ver- schiedentlich die Beobachtung gemacht zu haben, dafs der Sperber, den ich auf dem Zug immer nur einzeln oder zu zweien gesehen habe, sich hierbei gerne dem Bussard anschliefst. Ein ausgefärbtes Kornweihenmännchen, dessen Farben durch das Glas gut erkennbar sind, streicht in hoher Luft fast Südost. Um 1*^ zieht ein roter Milan durch, um l'^ 1 Habicht. In den Feldern viele Feldlerchen; — 56 — sie ziehen heute nur schwach und sehr hoch, aufgelöst und nicht in gröfseren Scharen. 7^^ einige, 7 ^^ einige, 1 ''^ einige^ S^ 20 St., 8"'' 20 St., 81« 15 St., 828 3 gt, 903 20 St., 10«« 12 St. Den Zug unterbricht die eintretende Bewölkung; um 1^^ einige, l^« einige, 140 12 St., 1*3 10 St, 1*« 8 St., 1^2 17 St., 227 lo St., 2" 18 St. Nachmittags kein Zug mehr. — Heidelerche: 7*« 8 St., 7^7 21 St., 8" 9 St. ziehend. — Buchfink: 7*1 4 St,, 7*^ 20 St., 7*« 10 St., 7*8 einige, 7^0 einige, 8^5 14 St., 8^3 12 St. Auch hier hört der Zug vormittags bei sich bewölkendem Himmel auf, um erst von 1^ ab mit aufklärendem Wetter wieder schwach einzusetzen. V^ einige, 1*« 5 St., 2o* 20 St., 2^5 lo St. Den Nachmittag über anscheinend kein Zug mehr. — 4—5 Bergfinken in Harraumont, daselbst 1 Girlitz, Hänfling scharenweise in den Feldern. 4 Haus- rotschwänze beim Lager und in dessen Umgebung, 3 St. bei Dorf Harraumont. 6 Wiesenpieper auf der Halde beim Lager. P^ eine weifse Bachstelze nach Westen ziehend. 3 Weindrosseln beim Lager. 22. X. Morgens starker Nebel, kurz nach Sonnenaufgang zieht ein Trupp von ca. 20 Buchfinken. Bald überzieht der Nebel alles, Mittags Regen. Vom 23. — 25. X. ständig Regen mit Südwest. 26. X. Wie die Tage vorher Regen und Südwest. Ca. 200 Saatkrähen sehe ich ganz niedrig über den Erdboden ziehen mit dem bekannten Aufsteigen und Abfallen im Flug, wie man es bei der Saatkrähe, wenn sie bei widrig wehendem Wind zieht, oft beobachten kann. Anscheinend auch Zug von Lerchen und Buchfinken. 27. X. Stark bedeckter Himmel, keine Fernsicht, tief ziehende Wolken, Südwest. Saatkrähenscharen und Feldlerchentrupps ziehen in den Vormittagsstunden, alle sehr niedrig fliegend. Insbesondere im Lauf des Vormittags starker Zug von Buchfinken, die Trupp auf Trupp, in Stärke von 10—50 Stück, durchziehen. Ich sitze auf der Höhe über Samogneux am Scherenfernrohr, und während ich mit meiner Batterie schiefse, sehe ich die Vögel in Menge durch das Gesichtsfeld meines Glases ziehen. In der Nacht vom 27./28. X. sollen Kraniche durchgezogen sein. 28. X. Morgens ziemlich klar, die unteren Nebelwolken ziehen Nordost— Südwest, die höheren Wolken Südwest — Nordost. Schon am frühen Morgen ziehen Saatkrähen. Gegen 9 Uhr ist alles in dichten Nebel gehüllt, trotzdem höre ich ziehende Saat- krähen schreien, die wohl über die tiefliegende Nebelbank hin- ziehen. Um 10 0 klärt es auf. Die Saatkrähe zieht sehr stark, Trupp auf Trupp (in durchschnittlicher Stärke von 50—80 St.) und einzeln kommen die Vögel vorbei. Flug sehr hoch und eilig. Gegen 12° bewölkt sich der Himmel, es droht Regen. Saatkrähe zieht trotzdem weiter. Gegen 1 ° und 2 ^ ist der Himmel schwer bedeckt, die Wolken kommen jetzt aus Nordost ; es ziehen immer noch Saatkrähen. Eine Dohle mit den Saatkrähen ziehend. Ringeltaube zieht schon früh am Morgen und den Vormittag über, — 57 — desgleichen Buchfink, gegen Mittag auch Feldlerchentrupps. 2 ein- zelne Mäusebussarde streichen nach Südwest. 29. X. In der Nacht schwerer, anhaltender Regen und Schnee. Morgens und den ganzen Tag über scharfer Nordwest. Vormittags bedeckt, nachmittags klar. Den ganzen Tag über ziehen einzelne Saatkrähentrupps durch, morgens hoch, mittags bei sich verstärken- dem Wind ganz niedrig über die Erde. Um T^^ morgens ruft eine Schar Kraniche, um 10^'' ziehen ca. 85 St. vorbei (nach Angabe von dritter Seite soll um 10° schon eine Schaar von ca. 50 St. vorbeigezogen sein). Feldlerchen ziehen den ganzen Tag über in einzelnen Trupps. 3 Hausrotschwänzchen am Wald von Consen- voye, 1 bei Ecuray, 1 bei Vilosnes. An der Maas 2 Gebirgsbach- stelzen und ca. 25 Wiesenpieper. 30. X. Morgens — \'^ C. Klarer Tag, ausgesprochen leb- hafter S ü d w e s t s ü d w i n d. 7 ^^ ^[q ersten Saatkrähen, einige 100 Stück; dann den ganzen Vormittag über durchschnittlich alle halbe Stunde ein Schwärm ; ziehen alle sehr hoch. Mittags zwischen 10 — 30 jst dep 2ug immer noch kräftig, von 155._24o zähleich ca. 750 St., die meist auf kleinere Trupps verteilt vorbeikommen, Zug sehr hoch. Wind dauernd heftig. Zug geht auch den ganzen Nach- mittag über schwach weiter, kurz nach Sonnenuntergang höre ich die Krähen noch rufen. Eine Dohle unter Saatkrähen ziehend. Von Ringeltauben beobachte ich vormittags 7^^ eine Schar von' 57 St., um 2^5 13 g^ Feldlerche zieht den ganzen Vormittag über stark, in gröfseren Scharen ; gegen 10 ^ scheint ihr Zug in der Hauptsache beendet zu sein. Im Gegensatz zur Saatkrähe ziehen die Feldlerchen heute sehr tief, der starke Gegenwind scheint ihnen lästig zu sein. Mittags 1*^ ziehen 17 Kraniche durch; abends 6*** höre ich eine Schar rufen, 2 — 3 Hausrotschwänzchen in Harraumont, Weindrossel im Wald von R6ville, 3-4 Singdrosseln in der Umge- bung von Harraumont. Zwei Hohltauben streichen am Lager vorbei. 1. XI. Morgens bedeckt, gegen lO'' klar. Wind aus Südsüd- ost, die höheren Wolken aus Nordwest. Um 7^^ die erste Schar Saatkrähen. Den ganzen Vormittag über sehr starker Zug, die Zahl der Vorbeiziehenden bezijffert sich auf viele Tauseude, die Luft ist zeitweise förmlich von ihnen erfüllt. Auf den Feldern bei Harrau- mont lassen sich aus den durchwandernden Scharen nach und nach viele hunderte nieder, die kurz auf dem Boden verweilen, der Nahrungssuche nachgehen und sich dann allmählich und truppweise wieder erheben und weiterziehen. Auch nachmittags geht der Zug weiter, jedoch nicht mehr so stark wie am Vor- mittag. Mit den Saatkrähenschwärmen ziehen heute viele Dohlen, auffällig mehr als an den vergangenen Zugtagen zu beobachten waren; einzelne lassen sich mit den Saatkrähen auf den Feldern nieder. Feldlerchen liegen zu vielen hunderten in den Feldern, auf dem Zug beobachte ich nur wenige. Goldammer und Finken geschart in den Feldern, unter Goldammern bei Sivry einige Grauammern und unter Finken einige Bergfinken. - 58 — 3. XI. Vormittags dichter Nebel, recht warm, um Mittag -f- 12<* C. Nach 1^ hebt sich der Nebel etwas, gleich darauf ziehen einzelne Saatkrähen trupps, z. T. halb verdeckt im Nebel. Die Sicht ist sehr gering, man sieht kaum l — 2 km weit, für kurze Augenblicke hat man gröfsere Fernsicht. Um 1*^ zieht die erste Schar, dann beobachte ich noch mehrfach einzelne Schwärme; einige Scharen hiervon scheinen mir allerdings nicht auf dem Zug zu sein, sondern nahrungsuchend umherzuschweifen. Viele Feld- lerchen in den Feldern, Bergfinken und Weindrosseln. 4. XL Vormittags dichter Nebel, nachmittags sehr dunstig, bedeckt. Wind ziemlich heftig aus Südost. Um 420 zieht eine Schar Saatkrähen von ca. 80 St. Viele Feldlerchen in den Feldern, 1 Hausrotschwänzchen am Waldrand auf der Halde beim Lager, zweimal Wiesenpieper auf Triften, 4-5 Misteldrosseln. 5. XL Vormittags Nebel, nachmittags" klärt es auf, es ziehen einige Saalkrähen. 12. XL Nach sechs Regentagen mit Westwind heute Nordwind. Mittags gegen 2^ ziehen 3 Saatkrähen. 1 Sperber zieht durch. 14, XL mehrere Weindrosseln bei Sivry, 15. XL mehrere Misteldrosseln und mehrere Wachholderdrosseln auf den Triften. 4. XIL Die nachfolgende Beobachtung wurde in Braumont bei Longuyon (nahe der belgischen Grenze), wo ich mich seit dem 16. XL aufhielt, gemacht. In der Nacht vom 3./4. XII. kräftiger Schneefall, der bis morgens 8^*^ anhält. Als es aufhört zu schneien, sehe ich gleich darauf eine Schar Kiebitze von ca. 150 St. aus Nordost kommend eilig durchziehen. Dieser Schar folgten im Lauf des Vormittags noch fünf weitere Scharen von je ca. 50, 50, 25, 60 und 80 Stück. Wind aus Nord. Feldlerchen schwärmen in gröfseren Scharen durch die Ij'elder, auch bei ihnen, ebenso wie bei Saatkrähen und Buchfinken scheint sich ein Abwandern nach Südwest bemerkbar zu machen. Vom winterlichen Futterplatz. Von Fritz Braan. Wie im letzten Jahre, richtete ich auch in diesem Winter in meinem Garten einen Futterplatz ein, den ich hauptsächlich mit den Futterresten aus meiner Vogelstube beschickte. Daneben beschäftigte ich mich auch wieder als Vogelfänger, weniger um das erbeutete Gefieder zu behalten als vielmehr um zu sehen, wie lange es währe, bis die immer wieder gefangenen und ebenso oft in Freiheit gesetzten Vögel soweit gewitzigt würden, dafs sie der Fangvorrichtung aus dem Wege gingen. Es sind nur ganz ge- wöhnliche Vogelarten, die meinen Futterplatz in grofser Anzahl besuchten. Dennoch lohnt es sich wohl der Mühe, von meinen Beobachtungen zu berichten, da sie teilweise sehr auffällig von — 59 — dem abweichen, was z. B. Naumann und sein neuerlicher Heraus- geber von denselben Arten erzählen. Die Villen strafse, wo ich wohne, liegt abseits von der ge- schlossenen Stadt und besteht aus einem Dutzend Landhäuser, bei denen wir vergebens nach Scheunen und gröfseren Ställen suchen. Infolgedessen behagt es dem Haussperling (Fasser do- mesticits) dort so wenig, dafs er das Schlachtfeld im grofsen und ganzen dem Feldspatz (Fässer mordamis) geräumt hat. Auf dem Grundstück, das ich bewohne, ist augenblicklich nur ein ein- ziges Haussperlingsweibchen vorhanden, das sich Abend für Abend in den Himbeergebüschen neben der Gartentüre viertelstunden- lang stillen Betrachtungen überläfst, ehe es seine Schlafstätte auf- sucht. Um so häufiger sind dagegen die Feldsperlinge, deren Schwärme nach Dutzenden zählen. Mit Vorliebe sitzen sie im Gezweig der halbstämmigen Obstbäume, wo sie namentlich mor- gens und abends viel Geräusch machen. Dabei wundere ich mich stets von neuem, dafs die Stimmlage mancher Männchen von der ihrer Genossen so auffällig abweicht. Immer wieder bleibe ich stehen, damit mir keiner der silberhellen Töne entgeht, die so angenehm klingen, dafs sie ein Laie kaum für Sperlingsrufe halten möchte. Solche Vögel stümpern sich im Frühling auch ein ganz leidliches Liedchen zusammen, dessen Tonschönheit uns für den stammelnden Vortrag entschädigt; habe ich doch schon Feldsper- linge verhört, deren Gesangsleistungen ich unbedingt über die des Rohram mers (Emberiza schoeniclus) stellen möchte. Dafs sie der Nachtigall und Lerche keinen Wettbewerb machon, ergibt sich schon aus diesem Vergleich ; immerhin ist's aber viel mehr, als eine Sperlingskehle zu versprechen scheint. Im Abschnitt „Eigenschaften" sagt Naumann von dem Feld- sperling (Neue Ausgabe III p. 373): „Er ist nicht klug genug und wohnt dem Menschen nicht so nahe, dafs er ihm seine Ränke sollte abmerken und sich hierin zu seiner eigenen Sicherheit üben können, weshalb er ungleich leichter (als der Hausspatz) berückt wird, wenn er einmal auf den Höfen einen Besuch abstattet." Unter „Jagd" (1. c. p. 375) heifst es dann: „Weil sie lange nicht so klug sind als die Haussperlinge, so sind sie leichter zu schiefsen und zu fangen. Im Winter auf den Bauernhöfen bemerkt man am meisten, wie sehr sie ihren schlauen Vettern, den Haussper- lingen, an Klugheit nachstehen. Sie kommen auch auf die Vogel- herde und fallen recht gut auf, zumal wenn Locker und Läufer ihrer Art dabei sind, denn sie gehen sehr nach der Locke. Auf den Büschen, wo sie sich oft niederlassen, kann man sie auch mit Vogelleim und sogar in hingestellten Dohnen und Schlingen fangen. Auf den Höfen gehen sie unter das Sieb, in Schlingen und Kastenfallen und dann in alle anderen Fanganstalten." Wenn man diese Sätze liest, hat man den Eindruck, es handele sich bei dem Feldspatzen um einen Tolpatsch, den zu betören keinerlei Mühe mache. Nach meinen Beobachtungen, die wochenlang _ 60 - Tag für Tag wiederholt wurden und sich auf drei bis vier Dutzend der braunköpfigen Schelme bezogen, kann ich das Urteil nicht unterschreiben. Ich war stets mit Eiter hinterher, sie zu berücken. Als Falle diente mir ein leerer, etwa würfelförmiger Sittichkäfig von vielleicht drei Kubikfufs Inhalt, dessen bis zum Boden rei- chende, seitwärts aufgehende Türe beinahe eine ganze Seite des Behälters einnimmt. An der Tür hatte ich einen Faden angebracht, mit dem ich sie vom Keller aus, wo ich lauerte, rasch zuziehen konnte, wenn sich Vögel in den Käfig gewagt hatten. Grünfinken (Chloris cidoris) konnte ich auf die Wiese in einer Stunde wohl zwölf bis fünfzehn berücken und zwar zumeist immer zwei oder drei auf einen Streich. Feldsperlinge habe ich dagegen mit diesen Hilfsmitteln nie gefangen. Sie safsen in Scharen um den Käfig herum, steckten ihre Köpfe ungestört durch die Sprossen, um sich Körnchen herauszuholen, aber in den Käfig hineingingen sie beileibe nicht. Besonders auffällig erschien mir dabei, dafs sie nicht etwa durch irgend ein Mifsgeschick gewitzigt wurden. Ihr Verhalten stand schon von dem ersten Augenblick an, wo ich den Käfig hinstellte, unbedingt fest. Welch seltsamer Gegensatz zu den Grünfinken, die einen merkwürdigen Eifer bekundeten, sich ge- fangen zu geben. Dafs diese Ausdrucksweise nicht übertrieben und verstiegen ist, beweist folgende Erfahrung. Im Vorgarten meines Hauses brachte ich an dem Drahtgitter, das dio Garten- anteile der Mieter trennt, ein Harzer Bauer an, das in ähnlicher Weise wie der oben beschriebene Sittichkäfig zum Vogelfang ein- gerichtet worden war. Obgleich der frei hängende Käfig nicht viel gröfser als eine Zigarrenkiste war und die Türe vom Winde so zugeschlagen zu werden pflegte, dafs ihre Öffnung nur noch einen starken Zoll betrug, brachten es die Grünfinken doch fertig, sich zu zweien in den winzigen Behälter zu drängen, und das, obgleich gar keine logische Nötigung dazu vorlag, denn dasselbe Futter, das sie in dem Käfig fanden, lag unter ihm auf dem Erdboden in Mengen umher. Während die Feldspatzen dem Grundsatze nachlebten, in keinen Käfig hineinzugehen, bemühten sich die Grün- finken fast ersichtlich, nur ja hineinzukommen, und zeigten dabei eine merkwürdige Geschicklichkeit, den richtigen Eingang zu finden. Als ich auf die Weise nicht zum Ziel kam, versuchte ich es mit Schlingen. Ich nahm einen Knüttel, band an ihm ein Dutzend Haarschlingen fest und legte ihn auf das mit Futter bestreute Fensterbrett. Bald hatte ich genug damit zu tun, den plumpen Grünfinken, die in die Schlingen nur so hineinliefen, die Freiheit wiederzugeben, aber von den Feldspatzen kam kein einziger in die gleiche Lage. Sobald das leidige Werkzeug entfernt worden war, hockten sie dicht bei dicht auf dem schmalen Brettchen, sobald es wieder darauf lag, überliefsen sie neidlos den Grünfinken ihren gefährlichen Vortritt. Schliefslich entfernte ich die ganze Vorrich- tung endgiltig, da ich die grünen Tröpfe nicht nutzlos behelligen wollte, denn Lehre schienen sie ja doch nicht anzunehmen. — 61 — Wenn ich trotzdem ein paar Feldspatzen, welche ich für meine Flugkäfige haben wollte, zu erbeuten vermochte, so verhalf mir dazu eine andere Eigenschaft dieser^ Vögel. Sie verfliegen sich nämlich auffällig leicht in Windfänge, Treppentürme und ähn- liche Anlagen, ein Mifsgeschick, dafs den Grünfinken kaum jemals zustöfst. Allerdings hat man auch dann noch seine liebe Not, die Tiere zu bekommen, denn Feldspatzen sind so flink und behend, dafs ich sie in der Hinsicht unter unseren Finkenarten recht weit nach oben stelle. Das gilt allerdings weniger von ihren Flug- künsteu in der freien Natur als von ihren Bewegungen in all- seitig geschlossenen Räumen. Im Zimmer lassen sich die Feld- sperlinge noch schwerer fangen als unsere Meisen. Im Schlüpfen sind ihnen die auch nicht überlegen, und aufserdem werden sie viel leichter müde als die unverwüstlichen Spatzen. Darum ver- mochte ich sie in dem Treppenturm meines Wohnhauses auch nur dann zu fangen, wenn ich die Sache bis zur Abenddämmerung verschob, wo ihre Bewegungen, die der Gesichtssinn nicht mehr richtig zu leiten vermochte, ziellos und unsicher wurden. Ging ich bei vollem Tageslicht aus Werk, so entschlüpften sie mir immer wieder, mochte ihnen nun eine zerschlagene Scheibe oder irgend ein Gast, der zur Unzeit die Tür öffnete, den Weg ins Freie weisen. Nur von manchen Heherlingen {Garridacidae) möchte ich zu be- haupten wagen, dafs sie mir im Zimmer beim Einfangen noch mehr Mühe bereitet haben. Haussperlinge lassen sich dort ent- schieden viel leichter greifen. (Schlufs folgt.) ilberwiiiteyuiig: des Säbelschnablers in Holland. Von G. J, vaa Oordt. Während der letzten sieben Winterhalbjahre (1912—1919) beobachtete ich, dafs der Säbelschnabler (Recurvirostrn avoseita) in der Provinz Zeeland, im Süd-Westen Hollands überwintert. Jedesmal , wenn ich in den Monaten Dezember und Januar den „Sloedam", die Bahnverbindung zwischen den Inseln Zuid- Beveland und Waleheren besuchte, fand ich dort ohne viel Mühe in der Nähe dieses Dammes einen grofsen etwa aus aus 100 Exemplaren bestehenden Schwärm dieser schönen Vögel. Besonders an der Südseite befinden sich hier grofse ausgedehnte Schlammbänke, welche die Flut jedesmal fast ganz überschwemmt. Auch in strengen Wintern sind diese Bänke, eisfrei, und dadurch erklärt es sich wohl, dafs die Säbelschnabler hier genügend Nahrung finden können. Es ist aber eigentümlich, dafs diese Überwinterung früher niemals in Holland konstatiert wurde, und auch ich selbst habe niemals in anderen Gegenden Zeelands im Winter diese Vögel beobachtet. Es scheint also, dafs ein einziger Flug jedes Jahr am — 62 — selben Orte überwintert und dafs die Vögel genügend Nahrung finden können, um die holländische Winterkälte ertragen zu können. Vielleicht hat der Sädelschnäbler hier sein nördlichstes Winter- quartier. Neue ostafrikanische Vogelfornien. Von Hermann 6rote. Macrospliemis albigtila nov. spec. Diese neue Art ist von M. kretschmeri Rchw. & Neum. und M. h. (jriseiceps Grote durch die weifsliche Kehle, die gelben üntertlügeldecken, geringere Gröfse, kürzeren Schnabel und die dunklen und kürzeren Füfse leicht zu unterscheiden. Oberseits olivengrün, Kopf grau verwaschen; Oberschwanz- decken olivengrüu ; Kehle graulich weifs; Unterseite hellgrau, oliven- grünlich längsgestreift; Unterflügeldecken blassgelb; Innenfahnen der Schwingen blafsgelb gesäumt (bei M. kretschmeri weifslich); Schwanz wie bei üi. kretschmeri, aber etwas kürzer; Füfse am Balge fast schwarz (bei 31. kreischnteri hellbraun), Fl. 63, Schw. 65, Sehn, mit deutlichem Haken an der Spitze wie bei allen MacrospherMsavten, 13, Lf. 20 mm. Von Pastor K. Koehl in Mlalo bei Wilhelmstal (üsambara) gesammelt. Alseonax niurinus roehli nov. subsp. Unterscheidet sich von typischen A. murinui des Meru und Kilimandjaro durch erheblich dunklere Unterseite, die bei murinus hell und fahl graubraun, bei roehli dunkel braungrau ist. Auch ist der Schnabel kaum merklich kleiner. Flügellänge zweier Expl. 60 und 61 mm. Ein drittes Stück von demselben Fundorte ist intermediär zwischen A. miirimts und A m. roehli. Ein anscheinend hierher gehöriger junger Vogel ist stark gefleckt. Mlalo bei Wilhelmstal (üsambara), Roehl S. FTiyllastreplius tepJirolaenius nsambarae nov. subsp. Steht dem PhylUt^trephiis f. kikuyKensis Sharpe am nächsten, unterscheidet sich aber auf den ersten Blick dadurch, dafs das Grau des Halses bis auf den Bauch hinunter reicht. Der dunkelgraue Oberkopf hat nie die reingraue Färbung, wie sie oft bei kikmjuenais vorkommt, sondern er ist grünlich ver- waschen. Die Körperseiten und der Bauch sind gemischt grau und grün gefärbt; bei kikuyuensis bildet die helle grüngelbe oder gelbgrüne Mitte der Hinterbrust und des Bauches die vorherr,- schende Färbung der Unterseite. Das Grau der Kehle und Vorder- brust ist trüber (mehr mäusegrau), als bei vielen kikwjuensis; der Kropf ist grünlich verwaschen. ~ Die Flügellängen von 53 — 63 — von mir gemessenen Usambara vögeln (unbestimmten Geschlechts) schwanken zwischen 82 und 91 mm; die kleineren Mafse gehören zweifellos 99^ ^^^ gröfseren cTcT an. Diese ausgezeichnete neue Form wurde von Pastor K. ßoehl in Mlalo bei Wilhelmstal in Usambara (Deutsch-Ostafrika) entdeckt und in einer stattlichen Reihe von 53 Bälgen dem Zoologischen Museum zu Berlin überwiesen. JPhyllastrephus fiscJieri cognatus nov. subsp. Dem rhyllastrephns f. placidus Shell, am ähnlichsten, aber die Unterseite — die bei placidus gelblichweifs, an den Körperseiten hell graulicholiv gefärbt ist — viel dunkler, besonders die Kropf- seiten düster olivengraugrün, fast so dunkel wie der Rücken. Die Körperseiten sind gleichfalls erheblich dunkler, als bei placidus. Flügellänge 75—82, einmal 88 mm (zehn Vögel gemessen). Der Schwanz ist braun, zuweilen fast rotbraun, doch kommen auch Vögel mit grünen Schwanzfedern vor. Usambara (Mlalo bei Wilhelmstal), Roehl Samml. Die Typen vorstehend beschriebener Formen befinden sich im Zoologischen Museum zu Berlin. — Eine zusammenfassende Bearbeitung der Roehl'schen Vogelsammlungen aus Usambara er- scheint demnächst a. a. 0. Schriftenschau. Um eine möglichst schnelle Berichterstattung in den „Ornithologischen Monatsberichten" zu erzielen, werden die Herren Verfasser und Verleger gebeten, über neu erscheinende Werke dorn Unterzeichneten Mihzeitig Mit- teilung zu machon, insbesondere von Aufsätzen in weniger verbreiteten Zeit- schriften Sonderabzüge zu schicken. Bei selbstständig erscheinenden Arbeiten ist Preisangabe erwünscht. Reichen ow. G. von Szomjas, [Ornithologische Notizen von der Hortobagsey Heide aus den Jahren 1916 und 1917; und: Das einstige Nisten der Silberreihers io Tiszalök] ; Aquila 1917, 288—289. Stefan von Chernel, Nekrologe; Aquila 1917, 305—806 und 309-810. Jacob Schenk, Ornithologische Fragmente vom Fertö-See; Aquila 1917, G6 — 106 mit 2 Tafeln und 3 Holzschnitten (im ungarischen Text). — Schenk hat den See dreimal besucht: Im Herbst 1906, im Frühling 1907 ucd 1909. Die Hoffnung einmal eine ganze Brut- und Zugperiode am Fertö verbringen zu können, um ein geschlossenes Bild dieses reichsten ornithologischen Dorades Ungarns zu gewinnen, hat sich ihm nicht erftlllt. In der vorstehenden Arbeit gibt er nun eine Über- sicht seiner Beobachtungen. Dieselben fallen nicht so reichhaltig aus wie diejenigen früheren Erforschens des Sees, von denen er eine geschicht- liche Übersicht gibt, weil sie jedesmal durch die Witterung und den hohen — 64 — Wasserstand des Sees beeinträchtigt wurden. Schenk berichtet über 147 Arten. Anser albifrons befindet sich unter den massenhaft über- vinternden Gänsen. Ardea alba ist noch Brutvogel, Charadrms ale- xandrinus, von dem mehrere Nester abgebildet werden, ein Charakter- vogel der ungarischen Natrongebiete. Schenk gibt von dieser Art ein- gehende biologische Mitteilungen: Die am Fertö wohnenden Rohrammern stehen der Form Emberijsa schoenichts canneti Brehm nahe. Von Mecurvirosira avozetta ist der Fertösee das individuenreichste Brut- gebiet. Ob Einiantopus noch häufig hier brütet, läfst der Verf. offen. Sterna nilotica nistet noch hier, desgl. Calamodus melanopogon und Memiza pendulina. Schenk führt die Arten in dieser faunistischen Arbeit alphabetisch auf. Sollte es nicht, auch für den praktischen Ge- brauch und für ein leichteres Auffinden der einzelnen Spezies, empfehlens- werter sein, eine systematische Anordnung zu wählen? Stefan Chernel von Chernelhaza, Das Vorkommen d«8 Alpenflühvogels (Accentor cuUaris Scop.) im Komitate Zala; Aquila 1917, 118—121. — Verf. fand genannte Art aui Ufor des Balatonsees, in den vulkanischen Kegeln des Badacsonjberges, und beobachtete *'vom 19. bis 28. Oktober alte und junge Vögol. Die Frage bleibt offen, ob es sich um Standvögel oder Durchzügler handelte. H. S. N. Sarudny, Über einige Rosengimpel Turkestans; Ornith. Mitteil. 1914, Heft 4, S. 284—292 [russisch]. — Über Carpodacus rhodocJdamys (Brandt), Carpodacus yrandis Blyth und C. g. kot- schtiben Sarud.; ausführliche Mafstabelleu und Verbroitungsangaben. W. Jo bansen, Beobachtungen über das Nisten des Trauer- fliegenfängers bei Tomsk; Ornith. Mitteil. 1914, Heft 4, S. 293-295 [russisch]. N. Sarudny, Bastarde zwischen Tafel- und Moorento {Nyroca ferina X Nyroca nyroca); Ornith. Mitteil. 1914, Heft 4, S. 296-309 [russisch.]. — Sehr eingehende Beschreibung zweier Expl. (cf, 9)- G. Poljakow, Zur ornitbologischen Fauna des Ussuri-Gebiots; Ornith. Mitteil. 1915, Heft 1, S. 33 — 55 trussisch]. — Bearbeitung einer kleinen Vogelsammlung (60 Formen in 119 Expl.) aus dem Küsten- gebiet. Neu beschrieben: Ferdix daurica suschJcini subsp. nov. von Chabarowsk (die rötliche Färbung erstreckt sich über die ganzen Kopf- seiten und einen Teil des Halses; mit der typischen Form verglichen sind Rücken und Flügel rötlicher und die weifslichen Längsstreifen fast doppelt so breit) ; ferner der von Hartert unbenannt gelassene Uhu des Gebiets, JBubo bubo iissuriensis subsp. nov. von Nikolsk. A. Tugarinow, Zur Ornithofauna des Miuussinskkreises und des östlichen Urjanchai; Ornith. Mitteil. 1915, Heft 1, S. 59 — 65 [russisch].— Notizen über 86 Arten; Pinicola enucleator (L.) wurde als Brutvogel festgestellt. — 65 — J. Domaniewski, Eiuigcs über die geographische Verbreitung von Cyanistes ajanus (Fall.) und den Ursprung von Oyanistes plesJcei Cab.; Ornith. Mitteil. 1915, Heft 1, S. 66—77 [russisch]. N. Sarudny, Die Vögel der "Wüste Kisyl-kum ; Materialien z. Kenntn. d. Fauna u. Flora d. Russ. Reiches, Abt. Zool., Lfg. XIV, Moskau 1915, S. 1 — 149; mit 5 Taf. Phototypion. [Russisch.] — Nach einem kurzen Überblick über die ornithologische Erforschungsgeschichte dieses öden, zwischen Syr-darja, Aralsee, Amu-darja und Hungersteppe gelegenen Gebiets, behandelt der Verfasser ausführlich und interessant Lebensweise und Vorkommen der 230 Vogelarten, die für das behandelte Gebiet auf Grund des Schrifttums sowie der Reisen des Autors bekannt geworden sind. Für Hippolais pallida rama Seebohra (Ibis 1874, p. 426) [nee Hippolais rama Sykcslj wird der Name H. pallida turcestanica vorgeschlagen. Die Eier von Cirrepidesmus geoffroyi Wagl. werden beschrieben. Eingeboreuennamen. Den Schlufs der wert- vollen Arbeit bildet eine in Tabellenform gehaltene Übersicht des Vor- kommens und des Charakters ihres Verweilens im Gebiet sämtlicher be- handelten Vogelformeu. N. Sarudny, TchUrea paradisi turlcestanica Sar. et Härms in Turkestan; Mat. z. Kenntn. d. Fauna u. Fl. d. Russ. R., Abt. Zool., Lfg. XIV, 1915, S. 150—170. [Russisch.] — Eingehende Mitteilungen über Vorkommen und Lebensweise des Paradiesfliegenschnäppers in Russisch-Tiirkestan. M, Menzbier und W. Schnitnikow, Der Saxaulhäher des Ili, Fodoces panderi ilensis subsp. nov,; Mat. z. Kenntn. d. Fauna u. Fl. d. Russ. Reiches, Abt. Zool., Lfg. XIV, 1915, S. 185-193. [Russisch.] — Menzbiers Diagnose lautet: ^,JB. panderi (e deserto aralensi) similis, sed maior, rostrc plerumque obtusiore, alis, cauda, tarso longioribus, macula pectorali nigra maiore, rostro nigro, nee plumbeo. Hab.: Semi- retschje, inter fl. Ili inf. et Karatal." Schnitnikow teilt biologische Daten mit. W. F i 1 a t 0 w , Vögel des Gouvernements Kaluga ; Mat. z. Kennt. d. Fauna u. Fl. d. Russ. R, Abt. Zool., Lfg. XIV, 1915, S. 194-379. [Russisch.] — Behandelt 223 Arten. B. Kirpitschnikow, Beiträge zur Kenntnis der Vögel des Gouvernements Kostroma; Mat. z. Kenntn d. Fauna. u. Fl. d. Russ. R., Abt. Zool., Lfg. XIV, 1916, S. 380—435. [Russisch.] — Notizen über 164 Vogelarten. S. Buturlin, Vögel des Ussurilandes ; Ornith. Mitteil. 1915, Heft 2, S. 89—114 [russisch mit engl. Auszug]. — Abschnitt VI einer vom Verfasser in der russischen Jagdzeitung „Nascha Ochota" 1909—1913, sowie im russischen Vogelliebhaberblatte „Ornithologie et Aviculture" 1913 begonnenen Arbeit. Vorliegendem Teil liegt die Bearbeitung einer kleinen Balgsammlung von 104 Exemplaren in 64 Arten zugrunde. Aufser der bereits früher vom Autor neu beschriebenen Form Corvus macrorhynchus mandshuricus erwies sich der Unglückshäher als abtrennbar, für ihn — 66 — wird der Name Perisoreus infaustus maritimus subep. nov. vor- geschlagen. E. rtuschenko, Zur Ornis des Kuban-Gebiets ; Ornith. Mit- teil. 1915, Heft 2, S. 115 — 117 [russisch]. — ^ucifroga caryocatactcs macrorhynchos, Äccmthis flammea liolboelli und Locustella lusci- nioides luscinioides sind nach Angabe des Verfassers hier zum ersten male für den Kaukasus festgestellt, S. B u t u r 1 i n , Erythropus vespertimis iransriphaens nom. emend.; Ornith, Mitteil. 191o, Heft 2, S, 126—127 [russisch mit engl. Auszug]. — Neuer Name für Falco vespertinus ohscurus Tschusi, da letztgenannter Name durch Erythropus ohscurus Brehm, sowie Falco ohscurus Gmelin präokkupiert ist. S. B u t u r 1 i n , üragus Sibiriens nssiiriensis subsp, nov. ; Ornith Mitteil. 1915, Heft 2, S. 128 [russisch mit engl. Auszug]. — Wie san- guinolentus, doch etwas gröfsor. S. B u t u r 1 i n , Finicola enucleator sulchalinensis subsp. nov.; Ornith. Mitteil. 1915, Heft 2, S. 129—130 [russisch mit engl. Aus- zug]. — Durch starken Schnabel gekennzeichnet. S. B u t u r 1 i n , Nucifraya caryocatactcs altaicus subsp. nov. ; Ornith, Mitteil. 1915, Heft 2, S. 131—132 [russisch mit engl. Aus- zug]. — Kleiner als roihscJäldi, im Färbuugston nicht so warm braun wie macrorhynchus, sondern eher kaffeebraun oder gar olivbraun. S. B u t u r 1 i n , Strtx uralensis yenisseensis subsp. nov.; Ornith. Mitteil. 1915, Heft 2, S. i33~13i [russisch mit engl. Auszug]. — In der Färbung der typischen Form gleichend, doch in den Mafsen sich S. n. nikolskii Buturl. nähernd, letztere ist aber dunkler. G. Poljakow, Eine neue Form des Wendehalses, lynx tor- quilla harterti subsp. nov.; Ornith. Mitteil. 1915, Heft 2, S. 135—136 [russisch mit engl. Auszug]. — Aus den südwestlichen Ausläufern des Altai und dem südlichen Teile des Gouvernements Jenissei; kleiner als die typische Form. G. Poljakow, Ein neuer Seidenschwanz —Bomhycilla garrulus ceniralasiae subsp. nov.; Ornith. Mitteil. 1915, Heft 2, S. 137 — 138 [russisch mit engl. Auszug]. — Hellere Gesamtfärbuug und anderer Färbungston als bei der typischen Form; Altai. G. Poljakow und S. Buturlin, Finicola enucleator altai- cus subsp, nov.; Ornith. Mitteil. 1915, Heft 2, S. 139—140 [russisch mit engl. Auszug]. — Kurzschnäblig. J. Domaniewski, Zur geographischen Verbreitung der Gattung Sitta Linn,; Ornith. Mitteil. 1915, Heft 2, S. 141—147 [russisch]. — Beschrieben wird Sitta europaea SMtolcmani subsp. nov., in der Fär- bung der Unterseite intermediär zwischen europaea und homeyeri, terra typica die Gouvernements Minsk, Wolhynien und Podolien. S. Buturlin, Der Name der Sibirischen Heringsmöwe; Ornith. Mitteil. 1915, Heft 2, S. 148--149 [russisch mit engl. Auszug]. — Die — 67 — östliche Form mufs nach Buturlin Larus taimyrensis taimyrensis Bat. 1911, die westliche Larus taimyrensis antelius Iredale 1918 heifsen. N. Sarudny, Über die Selbständigkeit der Weif sflügeli gen Elster {Fica pica haciriana Bp.) als besondere Unterart; Ornith. Mitteil. 1915, Heft 2, S. 152 — 183 [russisch]. — Autor tritt für die Selbständigkeit dieser Form ein. Auf ganzen 27 Seiten werden Mafstabellen von bac- triana und der typischen Form gegeben. P. undJ. Salefski, Notiz über Vögel der Umgegend von Tomsk ; Ornith. Mitteil. 1915, Heft 8, S. 211—222 [russisch]. S. Buturlin, Bonibycilla garrulus ussuriensis subsp. nov.; Ornith. Mitteil. 1915, Heft -3, S. 223 [russisch mit engl. Auszug]. — Heller als die typische Form; reiner grau als centralasiae Poljak. W. C h a c h 1 0 w , Buho huho saissanensis subsp. nov. ; Ornith. Mitteil. 1915, Heft 3, S. 224—225 [russisch]. N. Sarudny, Eine neue Form der Flufsseeschwalbe, Sterna hirundo kirkestanensis subsp. nov,; Ornith. Mitteil. 1915, Heft 3, S. 226 — 228 [russisch]. — Oberseite dunkler grau als bei Sterna hirundo hirundo L., die graue Färbung ist nicht so stark ausgedehnt, wie bei Sterna h. tibetana Saund. P. Suschkin, Falco altaicus Menzb. und Falco lorenzi Menzb, ; Ornith. Mitteil. 1915, Heft 3, S. 229—238 [russisch mit engl. Aus- zug]. — Beide Vögel gehören zu einer Art, deren Name aus Prioritäts- gründen Falco altaicus Menzb. lauten mufs. Der Vogel, der als lorenzi beschrieben wurde, ist völlig adult; als Typus von altaicus diente ein dunkles Exemplar im zweiten Kleide» Im Übrigen sei auf den ausführ- lichen englischen Auszug dieser sehr interessanten Arbeit verwiesen. S. B u t u r l i n , Bemerkungen über die paläarktischen Formen von Vinicola enucleator (L.); Ornith. Mitteil. 1915, Heft 8, S. 289 — 244 [russisch mit engl. Auszug]. — Langschnäblige Formen: Pinicola enu- cleator sakhalinensis Buturl., P. e. urupensis subsp. nov. (von der Insel Urup, südlicher Teil der Kurilengruppe), P. e. enucleator (L.); kurzschnäblige Formen: P. e. hamtschatkensis (Dyb.), P. e. altaicus Poljak. et Buturl. W. Chachlow, Albinos; Ornith. Mitteil. 1915, Heft 8, S. 247— 248 [russisch]. — Von Emberiza cioides und Alauda gulgüla in- conspicua. F. F a l z - F e i n , Mitteilung über Vögelberingung im Akklimati- sationspark zu Askania Nova (Taurisches Gouvernement; Ornith. Mitteil. 1915, Heft 3, S. 249—251 [russisch]. P. Suschkin, Reise in die südöstlichen und östlichen Teile des russischen Altai und in die nordwestliche Mongolei, nebst Bemerkungen über die Vogelwelt dieser Gegend; Ornith. Mitteil. 1915, Heft 4, S. 273— 289 [russisch mit engl. Auszuge]. — Beschreibung der im Sommer 1914 durchreisten Gegend nebst ornithogeographischen Mitteilungen. — 68 — B. Sbitkow und S. Stecher, Zur Ornithologie der Eomman- deur-Inseln; Oroith. Mitteil. 1915, Heft 4, S. 290—310 [russisch]. — Bearbeitung einer kleinen von D. Filatow in den Sommern 1913 und 1914 auf der Kupfer- und der, Beringinsel zusammengebrachten Vogel- sammlung von 35 Arten. Interessante vom Sammler herrührende Schil- derungen des Vogellebens auf den Inseln. Der Arbeit sind mehrere photographische Aufnahmen beigegeben. S. B u t u r 1 i n , Siita europaea taivana nom. emend. ; Ornith. Mitteil. 1915, Heft 4, S. 311—312 [russisch mit engl. Auszug]. — Neuer Name für die vom Verfasser 1911 im russischen Jagdjournal „Nascha Ochota" No. 8, p. 51 beschriebene Sitta formosana von For- mosa, wegen des ähnlich lautenden Namens Siiia formosa Blyth. Aufser- (lem wird für Sitta sinensis Vcrreaux 1870 (wegen des von Latham 1782 und Vieillot 1819 anderweit verbrauchten Namens Sitta chinensis Lath.) die neue Benennung Sitta europaea hiukiangensis nom. emend. vorgeschlagen. Prinz A. Kudaschew, Carduelis carduelis colcJiicus subsp, nov.; Ornith. Mitteil. 1915, Heft 4, S. 313 — 314 [russisch]. — Rücken brauner als bei C. c. hrevirostris Sarudny. W. Chachlow, Muscicapa atricapilla sihirica subsp. nov. ; Ornith. Mitteil. 1915, Heft 4, S. 315 [russisch]. — Beschreibung auf grund von drei 99 ^^^ Tomsk, die, verglichen mit europäischen, heller grau sein sollen. 5. B u t u r 1 i n , GalUnago auUralis (Lath.) — in~ Rufsland nicht angetroffen; Ornith. Mitteil. 1915, Heft 4, S. 315—316 [russisch mit engl. Auszug]. 6. Koshewnikow, K, A. Satunin f'. Ornith. Mitteil. 1916, Heft 1, S. 3—9 [russisch]. Mit Bildnis. — Nachruf für den am 10. (23.) Nov. 1915 in Mzcbet bei Tiflis vorzeitig verstorbenen kaukasischen Mammalologen, der sich auch auf ornithologischem Gebiet, besonders durch seine beiden gröfseren Arbeiten „Materialien zur Kenntnis der Vögel des Kaukasusgebiets" (1907, russisch) und „Systematischer Katalog der Vögel des Kaukasusgebiets" (1911/12, russisch), sehr verdient gemacht hat. H. 6 r 0 t e. Anzeigen. Ornithologischc Monatsberichte Jahrg. 1895, 96, 98, 99, 1901 und 1903 sucht zu kaufen. Oberstleutnant Henricl, Cassel, Weinbergstr. 1. Gut erhaltene £iersaill mlling (über 800 Stück) in Schaukästen zu verkaufen. Kienitz, Schwetz (Weichsel), Breitestr. 24 I. Druck TOD Otto Dornblütb Nacbf. in Beroburg. Ornithologisclie lonatslierichte herausgegeben von Prof. Dr. Ant. Reichenow. 27. Jahrgang. Juli/August 1919. No. 7/8. Die Ornithologischen Monatsberichte erscheinen in monatlichen Nummern (während der Übergangszeit in Doppelnummem) and sind durch alle Buch- bandlungen zu beziehen. Preis des Jahrganges 8 Mark. — Zusendungen jeder Art für die Schriftleitung sind an den Herausgeber, Prof. Dr. Keichenow in Berlin N. 4. Invalidenstr. 43, den Buchhandel betreffende Mitteilungen an die Verlagshandlung von R. Friedländer & Sohn in Berlin NW. 6, Karlstr. 11 zu richten. Geographische Irrtümer betreffs Scopol! in Harterts „Vögel der palaearktischen Fauna". Von Dr. 6. Schiebet. Hartert nennt in seinem grundlegenden oben genannten Werk bei den meisten von Scopli zuerst beschriebenen, bezw. benannten Vogelarten als typische Lokalität „Kärnthen". Mir erschien dies schon von Beginn des Werkes an sehr unwahrscheinlich. Leider konnte ich Scopolis Werk „Annus I historico-naturalis" nirgends zur Einsichtnahme erhalten. Wer nicht an einem grofsen Museum mit ausreichender Bibliothek zu arbeiten in der Lage ist, mufs ja leider so oft darauf verzichten, die Veröffentlichungen anderer Forscher in literarischer Hinsicht zu überprüfen. Ich war in Krain aufgewachsen und wufste schon als Gym- nasiast, dafs sich Scopoli viel in Krain und mit der Fauna des Landes Krain beschäftigt hatte. Dafs er (nach „Hartert" zu schliefsen) in Kärnten geforscht haben sollte, war mir ganz neu und nicht glaubwürdig. Ich vermutete ziemlich bald, dafs da eine geo- graphische Angabe unrichtig wiedergegeben worden sei, und habe diese Meinung schon seit vielen Jahren mündlich und schriftlich anderen Ornithologen gegenüber ausgesprochen. Erst im Sommer 1918 war es mir möglich, ein Original von Scopolis Werk „Annus I historico-naturalis" in die Hand zu be- kommen und mir eine wörtliche Abschrift davon zu machen. Jenes Exemplar, dafs sich in der „Lyceal-Bibliothek" in Laibach befindet, enthält auch mit Bleistift geschriebene Randbemerkungen von Baron Zois, einem naturwissenschaftlich beflissenen Krainer, der aber leider nichts veröffentlicht hat. Er schrieb ins Buch auch die in Krain üblichen slovenischen Trivialnamen richtig, da diese in Scopolis Werk vielfach falsch angegeben, wohl verdruckt sind. 4 — 70 — Hart er t hat die lateinische Bezeichnung „Carniolia" irrtümlich mit „Kärnthen" übersetzt, Carni- olia ist das Land Krain,i) während Kärnten „Carinthia" heifst. Mit Rücksicht darauf, dafs es eine weit verbreitete Zeit- schrift Carinthia (in Klagenfurt) gibt, ferner mit Rücksicht darauf, dafs Scopol! S. 46 bei ^^Gracula Pyrrhocorax'-'' das Land Kärnten nennt: „In M. p, ex Carinthia super, missa" (d. h. in meiner Sammlung aus Oberkärnten eingeschickt), ebenso S. 131, wo er von beiden Ländern mit verschiedenen Bezeichnungen spricht, ist es unverständlich, dafs dieser Irrtum in der Übersetzung, bezw. Auslegung möglich war. Im Nachfolgenden will ich die Richtigstellung im'Besonderen erklären. Schon aus dem Titelblatt von Scopolis Buch ersieht man, dafs Joannes Antonius Scopoli in der Stadt Idria gewirkt hat, und wer sollte denn nicht vom weltbekannten Qecksilberbergwerk Idria in Krain gehört haben! S. 22 heifst es bei Strix Noctiia „et in sylvis circa Labaeum copiosa", d. h. „und in den Wäldern um Laibach häufig". S, 22 bei Strix rufa : „In M. p. [das bedeutet Museo proprio] Ex sylvis Idriensibus ad me delata" d. h. „in meiner Sammlung, aus den Wäldern von Idria mir überbracht". Auch beim Schwarzspecht nennt er S. 47 den Fundort Idria: „In M. p. ex sylvis idriensibus." S. 57 steht bei Anas Cygnus „In M. p. lacu Zirchnicensi", d, h. „in meiner S. vom Zirknitzer See". Der in Innerkrain liegende Zirknitzer See ist doch als eines der gröfsten Naturwunder in aller Welt bekannt! S. 67 schreibt er bei „Anas subterranea"^ (die ich für die Reiherente halte) „Nidificat in cryptis subterraneis Carnioliae ad Laeum Zirchniciensem, unde exeunt turmatim et a sole obcaecatae fustibus occiduntur. Steinberg. Zirchnic. p. 138, Tab. 22", deutsch „Nistet in unterirdischen Höhlen von Krain am Zirknitzer See. Aus diesem kommen sie in Scharen heraus und, da sie von der Sonne geblendet sind, werden sie mit Knütteln „erschlagen". Hier möchte ich bemerken, dafs die Be- völkerung um den Z.-See tatsächlich heute noch der merkwürdigen Ansicht ist (die damals wohl auch Scopoli vorerzählt wurde), dafs die schwarzen Enten" (so wurden nebst den gesonderten Art- namen die Bläfshühner, aber auch die Reiherenten benannt) deshalb schwarz seien, weil sie, wenn der See austrocknet und das Wasser in die Sauglöcher und Höhlen unter die Erde verschwindet, angeblich mit hineingehen, was natürlich eiue kindische Fabel ist. Bläfshühner sind dort sehr häufig und werden noch heute wie die Mauserenten in Massen im Sommer erschlagen. Ich halte aber auch die (im Winter in Massen auf dem 12 km langen See überwinternde) Reiher- ente für einen, wenn auch nur mehr spärlichen Brutvogel auf dem *) Einstmals hat die Provioz Carniolia allerdings weiter gegen Westen gereicht als jetzt, indem Teile des Gebietes dazu gerechnet wurden, die man jetzt zum „Küstenland" rechnet. Niemals jedoch gehörte Kärnten dazu. — 71 — See, wie ich erst 1918 wieder als ziemlich wahrscheinlich festgestellt habe, indem am 25. August Herr Joh. Svet ein altes Weibchen erlegte, das mit flüggen Jungen angetroffen wurde. Ich habe es präpariert. Vgl. ferner meine Notiz in der Neudammer „Deutschen Jäger-Zeitung" Bd. 50 S. 13 „Vom Zirknitzer See in Krain". Gelege habe ich aber leider noch nicht gefunden. Der Hinweis auf Steinbergs Werk sollte ebenfalls geeignet sein, keinen Irrtum aufkommen zu lassen. Es heifst wörtlich: „Franz Anton von Steinberg, Gründliche Nachricht, von dem in Inner-Crain liegenden Czirknizer-See, worinnen: alle Seltenheiten desselben, durch fünfzehnjährige Experienz auf das genaueste be- schrieben, wie nemlich: In einem Jahre, bey An- und Ablauf, jährlich in solchen gefischet, gejaget, gesaeet, und eingeaerndnet, Heu, und Streu eingebracht, von dem darauf wohnenden, die Oeconomie besorget werde; Allen und jedem der Naturwürkung- kündigen, und dieser Wissenschaft beflissenen mitgetheilet, zu mehrer Deutlichkeit mit fünf und dreysig Kupfer erkläret. Graetz [d. h. Graz], . . . 1761. Eine andere Ausgabe erschien in Laibach. Ich besitze nur die erstere. S. 71 beschreibt Scopoli den Mergns Äethiops (den Zois handschriftlich als Merganser Lath. auffafst) „In M. p. circa Labaeum occisus", d. h. in m. S., in der Umgebung von Laibach erlegt". S. 109 schreibt Scopoli bei Rallus FuUcula „Labaeensibus Makosch" (von Zois in Mokösch verbessert), d. h. von den Bewohnern von Laibach M. genannt. S. 120. Beim Steinhuhn, das er Tetrao rufus nennt, sagt er „In M. p. Ex comitatu Tolminensi" d. h. „aus der Grafschaft Tolmein". Dieser Ort liegt im heutigen Küstenland, nicht in Krain. S. 131. Bei Sturnus collaris, Neubeschreibung für die Alpen- braunelle nennt Scopoli als Herkunft „In M. p. Carniolicus, et ex Carinthia missus", d. h. „in meiner S. von krainischer Herkunft und aus Kärnten geschickt". Da in diesem Zitat zuerst Carniolicus steht, so mufs als typische Lokalität also Krain und nicht Kärnten gelten. Wie ich aus sehr gut unterrichteter Qaelle weifs, kommt der Alpenflüevogel tatsächlich bei Idria vor, da der bekannte jetzt im Ruhestande in Laibach lebende ehemalige Assistent am Krain- ischen Landesmuseum Herr Ferdinand Schulz diese Art aus Idria zum Präparieren erhalten hatte, was ich als Zeuge bestätigen kann. S. 142. Emheriza melanocephala. Hartert gibt als loc. typ. an: Kärnten, obwohl Scopoli kein Wort davon erwähnt, woher er diesen von ihm zuerst benannten Vogel erhalten hat. Aus Kärnten wohl kaum, da der Kappenammer dort überhaupt nicht vor- kommt. Ja selbst in Krain ist sein Vorkommen bis jetzt nicht festgestellt. Ganz unmöglich wäre wohl ein Antreffen in dem westlichsten Teil, etwa bei Wippach nicht, ist aber bis jetzt noch nicht erwiesen. Vielleicht bekam Scopoli diese Art aus dem „Küstenland". Die typische Lokalität mufs daher erst wieder 4* — 72 — fixiert werden durch eine willkürliche Annahme aus einem er- wiesenen Verbreitungsgebiet. S. 143. Eniberiza harbata ist ohne Zweifel der Zippammer, wie auch Scopoli selbst sagt „Emb. da Linn." Diese Art brütet in Innerkrain, wenn auch als grofse Seltenheit. Herr Leopold Egger in Laibach, ein eifriger Ornithologe und vogelfangkundig, erhielt ein junges Männchen, das ich sah, in der weiteren Um- gebung von Oberlaibach. Ich beobachtete ein cf ad. einst im "Winter am Zirknitzer See bei Schneesturm. Damals auch eine Eisente ! S. 145. Emberiza brumalis ist nach der Beschreibung wohl der Zitronen zeisig. Scopoli sagt „In M. p." ob aber der Vogel aus Krain stammt, möchte ich vorläufig bezweifeln, denn der Zitronenzeisig ist bisher nicht für Krain nachgewiesen worden. Vielleicht bekam ihn Scopoli aus Tirol. S. 158. Bei Sylvia zya schrieb Zois mit Bleistift den carniolischen, also slovenischen Trivialnamen Broliza dazu. Dies ist aber die dortige Bezeichnung für das Müllerchen {S. curuca\ das in Innerkrain häufig ist. S. 161. Parus barbatus ist die Bartmeise. Neubeschreibung, bezw. Benennung, obwohl sie schon 1758 Linne als biarmicus beschrieben hat. Pallas' ^fiarbatus^^ ist also nicht das erste Er- scheinen dieses Namens in der Literatur. In Krain kommt diese Art nicht vor. Daher stammt sein in M. p. befindliches Exemplar vermutlich von anderswo her. - Aus dem Angeführten ist ersichtlich, dafs einige von Hartert angeführte Verbreitungsangaben nicht Kärnten, sondern Krain heiTsen müssen oder noch besser, dafs es überhaupt meist nicht feststellbar ist, woher Scopolis Typen stammen, da Scopoli wenig Gewicht auf die Herkunft legte. Scopoli sagt in der Erklärung der Abkürzung „M. p." S. 14 „Museum proprium, in quo Aves fere omnes Carniolicao". Deutsch kann dies heifsen entweder: „meine eigene Sammlung, in welcher fast alle Vögel aus Krain stammen" oder „meine eigene Sammlung, in der fast die ge- samte Ornis von Krain vertreten Ist". Nur sollte es in letzterem Falle besser statt omnes heifsen: universae oder cunctae. Bei den Eulen zitiert Hartert als typische Lokalität der Scopolischen Typen richtig „Krain". Die irrige Bezeichnung Kärnten ist auch bei anderen Autoren zu finden, wie Kleinschmidt und Hellmayr. Freistadt in Ober-Oest., am 9. Februar 1919. — 73 — Weidenmeisen in Nordfrankreich. Von Stadler. , Im Kammerijck-Cambrai, am Scheide-Kanal, habe ich während der Monate Mai und Juni 1918 niemals Weidenmeisen beobachtet, obgleich dieses Gelände das Brüten der Art erwarten liess: eine endlos lange und verhältnismäfsig breite Wasserfläche, eingefafst von Reihen alter Bäume, Auwald und sumpfige Wiesen ringsum, neben dem Kanal einzelne schnell fliefsende Bächlein. Es wim- melte dort von Vögeln, die sonst häufig den Standort mit den Weidenmeisen teilen: Nachtigallen, Baumrotschwänzen, Gras- mücken, Sumpfrohrsängern, Kohl- und Blaumeisen. Merkwürdiger- weise fehlte dort auch die glanzköpfige Sumpfmeise völlig. In Le Cäteau, im Juli, war von Weidenmeisen ebenfalls nichts zu spüren — obwohl es auch da Wasser und Buschwerk, einen schönen alten Park mit Unterholz, Hecken und Hochwald gab. In Solesmes mit seinen vielen lebenden Zäunen, seinen Gräben und einem Bach, dessen Ufer alte Bäume, darunter viele Weiden, säumen, habe ich ebenfalls — es war Mitte September — von dem Vogel nichts bemerkt. In Solre le Chäteau, südöstlich von Maubeuge, begegnete mir die Art nach 51/2 Monaten Aufenthalts im Westen zum ersten Mal. Die Umgebung dieses Städtchens ist Weidland mit zahllosen oft kmlangen Hecken zumeist von Weifsdorn und Heinbuchen, Im Norden erhebt sich auf einer Bodenwelle ein grofser Buchen-Eichwald mit fast undurchdring- lichem Unterholz: der Forst von Eccles. Kurz ehe man von Solre herkommend diesen schönen schattigen Wald betritt, über- schreitet man eine kleine Bodensenke; ein klares Wässerlein fliefst hier eilig zutal, gespeist aus dem Teich von Eccles, der 5 km weiter östlich liegt. Im ganzen ziemlich genau westwärts laufend windet es sich durch Strauchwildnis und taucht dann in den Randgürtel des Forstes ein. Die Strafse steigt langsam den bewaldeten Nordhang des Tälchens hinan. Hier, im Waldrand, trieb sich während meines Aufenthaltes vom 24. — 27. September eine Gesellschaft von 8 — 10 Weidenmeisen umher, bald das Unter- holz durchstreifend, bald im Gestrüpp des Waldsträfschens Futter suchend, gleich darnach hoch oben in den Kronen einer alten Buche oder Eiche. Mit erstaunlicher Behendigkeit wechselten die lebhaften kleinen Vögel hinüber und herüber ihr herzhaftes zije und das heiser klingende bää rufend, zuweilen in der Erregung das Bruchstück eines Liedsatzes (zibbl, zibbl) singend. Sie machten sich auch im Gebüsch der Bachniederung davor zu schafi'en. Ein zweiter kleinerer Flug lebte tiefer drinnen im Hochwald, am Bächleiu. Noch andere, ein oder zwei Paare, fand ich in Buchen- Weifsdornhecken etwa in der Mitte zwischen Solre und dem Südrand des Eccles-Waldes auf; hier flofs ein Mühlgraben durch breiten Wiesengrund, Vermutlich strichen alle diese Weiden- meisen, insgesamt vielleicht 20 Stück, in dem wasserreichen — 74 — Wald - Heckengelände weit umher und tauchten bald da, bald dort, in Trüppchen und kleinen Flügen auf, — In Fourmies, nördlich von Hirson, wo ich vom 28. September bis Ende Ok- tober stand, beobachtete ich gleich am ersten Tag ein Paar in der Gartenhecke einer Strafsenböschung, westlich der grofsen Eisenbahnbrücke. Auf der anderen Strafsenseite war ein damals ganz kahler Sumpf mit flachem Wasser. An dieser Stelle konnte ich später Weidenmeisen nicht wieder entdecken. Dagegen waren welche regelmäfsig anzutreffen an den Teichen von Fourmies. Im Süd-Westen der Stadt ist Hochwald, jetzt teilweise stark ge- lichtet — schöne alte Überhälter von Buchen und Eichen erheben pich über einer wirren Wildnis von Büschen und Sträuchern — der Eindruck ist der eines mittelfränkischen Eichenschälwaldes. Westwärts geht dieser Busch mit einzelnen Hochstämmen ziemlich unvermittelt über in geschlossenen Laubhochwald. Das Gelände ist hier flach hügelig. Im östlichen Randgebiet dieses Forstes liegen hintereinander 3 Teiche, jeder ziemlich genau viereckig, etwa 200 X 50 m grofs, die 2 vorderen Weiher inmitten von Hochwald. Der hinterste, völlig versumpft, bildet ein einziges Alismetum mit etlichen Rohrkolben und Doldenblütlern. Rings um die zwei vorderen (östlichen) Teiche hausten Weidenmeisen, ein kleiner Schwärm von 8—10 Stück; sie bevorzugten das Süd- ufer, besonders eine Stelle des Hochwalds am Südende des Dammes zwischen Ost- und Mittel weiher. Die Teichränder waren hier reichlich bewachsen mit Laubgebüsch. Unterholz stand auch in dem hier schnell geschlossen werdenden Hochwald. Wenn sie durch die am Wasser übenden Bautruppen gestört wurden, hielten sie sich im fast reinen Busch südlich der Teiche oder an dem östlichen Abflufs auf, da wo Wiesenland den Wald allmählich ablöst. Nadelholz fehlte hier, wie fast überall im Westen, voll- ständig. Am Nachmittag des 19. Oktober war das Trüppchen an der Badhütte des vorderen Teiches, auf dessen Dach die vom Wind fallenden Buchein herunterprasselten wie Hagelkörner; der Waldboden war besät von Bucheckern, Hunderte von Buchfinken taten sich hier gütlich, mit ihnen schmausten 2 Bergfinken, Mitten in dem Getriebe flitzten die Weidenmeisen hin und her und pickten, wie die Finken, Buchein auf. Leider wurde kein Stück dieser vielen Weidenmeisen er- beutet. In der allgemeinen Auflösung, die sich damals schon vorbereitete, und in der seelischen Vernichtung jener furchtbaren Tage kam ich nicht zum Schufs, Ob die beobachteten Tiere Brut(Stand)vögel der Gegend waren, kann ich nicht sagen. Jeden- falls waren die Weidenmeisen, die ich an den Teichen von Fourmies während des ganzen Oktobers beobachtete, sichtlich stets die gleiche Gesellschaft. — 75 — Zur Nomenklatur der Giattung Phalaropus Brisson 1760. Von Dr. A. LaQbmann, München. Wenn man Exemplare der beiden Wassertreter-Arten, also von Phalaropus fulicarius (L.) und Phalaropus lobatus (L.) genau mit einander vergleicht, so fallen neben der völlig ver- schiedenen Anordnung der Färbungscharaktere, auch recht auf- fallende morphologisch-anatomische Verschiedenheiten derselben in die Augen, welche recht wohl eine generische Trennung der beiden Arten zu lassen. Diese Unterschiede treten im Bau des Schnabels besonders deutlich zu Tage. Während nämlich derselbe bei Phalaropus fulicarius (L.), dem breitschnäbeligen Wasser- treter, breitgedrückt erscheint, mit einer deutlichen breitgedrückten Verbreiterung gegen die Spitze zu, besitzt Phalaropus lobatus (L.) einen im Querschnitt rundlich erscheinenden Schnabel, der sich gegen die Spitze zu gleichmäfsig verjüngt, also keinerlei Ver- breiterung erkennen läfst, ein Moment, das ja auch schon im deutschen Namen „schmalschnäbeliger Wassertreter" zum Aus- druck gebracht ist. Diese tiefgreifenden Unterschiede im Schnabel- bau dürften eine generische Sonderung der beiden Arten vollauf rechtfertigen, und eine Durchsicht der Literatur zeigt auch, dafs die verschiedensten Autoren immer wieder zu der Anschauung gekommen sind, die beiden Arten in zwei unabhängigen Gattungen unterzubringen. Was nun das nomenklatorische Moment betrifft, so bleibt der Gattungsname Phalaropus Brisson 1760 für die breitschnäbelige Form fulicarius L. in Verwendung, da sich diese Art durch Tautonomie als Typus für die Brisson'sche Gattung eruieren läfst. Sharpe (Oat. Birds Brit. Mus. XXIV, 1896, p. 693; 698) hat im Jahre 1896 die beiden Arten generisch gesondert, und zwar in der Art und Weise, dafs er Tringa fuUcaria L., also die breitschnäbelige Form, unter der Vieillot'schen Gattung Cry- mophilus 181.6 anführt, ein Vorgehen, das an sich berechtigt gewesen ist, da diese Gattung ursprünglich monotypisch für „Phalarope ä festons dentelös, Buff." = Tringa fulicana L. auf- gestellt worden ist, während er die schmalschnäbelige Art Tringa lobutu L. in die Gattung Phalaropus Brisson 1760 eingereiht hat. Sharpe war hierbei allem Anschein nach den Herausgebern des „Code of Nomenclature and Check-List of North American Birds" I. Aufl. 1886 gefolgt, welche ebenfalls die Brisson'sche Gattung Phalaropus für Tringa lobata L. in Anspruch nahmen (vergl. I. Aufl. 1886, p. 145), unter der Voraussetzung, dafs diese Art auf Grund des Eliminationsverfahrens zur Genotype von Phala- ropus Brisson erhoben werde. Diese gleiche Auffassung finden wir auch noch in der zweiten Auflage genannter Check-List aus dem Jahre 1895 (vergl. p. 82). Nachdem nun aber inzwischen das Eliminationsverfahren zur Eruierung von Genotypen ver- schiedener Unzulänglichkeiten wegen wieder fallen gelassen worden — 76 — ist, und sich durch Tautonomie „Phalaropus^^ = Tringa fulU caria L. als Genotype von Fhalaropus Brisson ergab, wurde es notwendig, an Stelle des jüngeren Gattungsnamens Crymophüns Vieillot 1816 wieder Fhalaropus Brisson 1760 in Anwendung zu bringen. Für die schmalschnabeligo Tringa lohaia L. kam somit als nächster zur Verfügung stehender Name Lohipes Cuvier (Rögne animal, I, 1817, p. 495) in Verwendung, für welche Gat- tung sich durch Monotypie Tringa hijperboreus L. =: lohata L. als Genotype ergab, eine Auffassung, der auch die „Check-List" im Jahre 1910 (p. 107) in ihrer dritten Ausgabe gefolgt ist.^) Reichenow, der neuerdings in „Neue Namenliste der Vögel Deutschlands" (Journ. f. Ornith. 64, 1916, p, 338) die beiden Arten wieder in dem Genus Fhalaropus vereinigt hat, folgte in seinem Handbuch „Die Vögel" I, 1913, p. 186 noch der Sharp- schen Auffassung, indem er Tringa fulicaria L. unter dem Vieillot'schen Gattungsnamen Crymophilus anführt, während er Tringa lohata L. in die Gattung Fhalaropus Brisson stellte. Es ergibt sich somit für die beiden Arten folgende Nomen- klatur : 1. Genus Fhalaropus Brisson. Fhalaropus Brisson, Ornith. I, 1760, p. 50; VI, p. 12. Type durch Tautonomie: ^^Fhalaropus'"'' = Tringa fuli- caria L. Syn. Crymophilus Vieillot, Analyse d'une nouv. Ornith., 1816, p. 62. Type durch Monotypie: „Phalarope ä festons dentelös, Buff." = Tringa fulicaria L. Spezies: Fhalaropus fulicaria (L.) — Breitschnabel -Wasser- treter. Tringa fulicaria Linnaeus, Syst. Nat. X, I, p. 148 (1758. — Amerika; terra typica: Hudson-Bay). 2. Genus Lohipes Cuvier. Lohipes Cuvier, Rögne animal, I, 1817, p, 495. Type durch Monotypie: Tringa hyperboreus = Tringa lohata L. Spezies: Lohipes löhaius (L.) — Schmalschnabel- Wassertreter. Tringa tohata (sie!) Linnaeus, Syst. Nat. X, I, p. 148 (1758. — Nordamerika; terra typica: Hudson-Bay). 2) 1) In der 8. Auflage der „Check-List" vom Jahre 1910, p. 107 ist der Meinung Ausdruck verliehen, als sei die Genotjpe für das Genus Lohipes Cuvier durch ursprüngliche Bestimmung des Autors selbst fixieit. Diese Annahme beruht auf einem Irrtum; die Genotype wird in diesem Falle nicht durch „ursprüngliche Bestimmung", sondern durch Monotypie festgelegt. ') Druckfehler; auf p. 824 in: lohata umgeändert. — 77 — Die Fnfshaltung der Trappe (Otis tarda L.) im Fluge. Von Dr. Erich Hesse. Die Angaben in der Literatur über die Fufshaltung der Trappe im Fluge sind teilweise widersprechend. Hierzti ein paar Belege. Naumann, alte Ausgabe, Bd. VII 1834, p. 26, Neuausgabe, Bd. VII 1899, p. 62: „Im Fluge streckt der Trappe Hals und Beine gerade von sich, . . ." Fritsch, Naturgesch. d. Vög. Europ., 1853—1870, p. 312: „ . . . und fliegen mit langsamen Flügelschlägen ohne be- sondere Anstrengung mit ausgestrecktem Hals und Füfsen fort." Friderich, Naturgesch. d. Deutsch. Vög., 4. Auflage 1891, p. 945 u. 5. Aufl. 1905, p. 525: „Im Fluge streckt sie Hals und Füfse gerade von sich, . . ." ßrehm, Tierleben, 1. Auflage, Bd. IV 1867, p. 561 u. 2. Aufl., Bd. VI (Vögel Bd. III) 1879, p. 230: „Im Fluge streckt er Hals und Beine gerade von sich, . . ."; dagegen in der 3. Auf- lage, Bd. VI (Vögel Bd. III) 1892, p. 153 und in der 4. Aufl. Bd. VII (Vögel Bd. II) 1911, p. 203: „Im Fluge streckt er den Hals gerade von sich und zieht die Beine an; . . ." Im 1. Jahrgang der A q u i 1 a , 1894 p. 61, finden sich unter „Kleinere Mitteilungen" folgende nicht unterzeichnete, wohl vom Herausgeber veröffentlichte Angaben: „Trappe — Otts tarda. Eine interessante Frage ist es: wie hält der Trappe während des Fluges die Füsse? an den Leib gesogen, oder wie die lieiherarten nach hinten ausgestreckt? Die Lösung kann einen gewissen Einflufs auf die Stellung des Trappen im System üben. Die besten Trappenjäger unserer Tiefebenen teilten sich in zwei Lager; der eine Teil behauptete, der Vogel strecke dieselben nach hinten. Dies war die Ursache, dafs ich vielfach die Bitte stellte, man möge die Sache gründlich beobachten. Zoltan von Kenez, Gutsbesitzer bei Turkeve, schreibt nun an die U. 0. C. wie folgt: „Gestern — 3. April — 1893 stiefs ich zufällig bei Csodaballa auf 3 Trappen: aus einer Entfernung von 50 Schritten hatte ich die Gelegenheit an zwei pünktlich und ganz sicher zu beobachten, dafs der Trappe beim Aufstieg nach dem Anlauf einige Sekunden lang die Füfse in der Luft baumeln läfst, dann aber langsam nach hinten dem Schwänze entsprechend ausstreckt.^'' Diese Beobachtung würde die Trappen den Stelzvögeln näher bringen." K a y s e r , Ornith. Beobachtungen a. d. Umgebung von Lissa i. R, insbesondere seit d. Herbst 1915, Zeitschr. d. Naturwissen- schaftl. Abteil, d. Deutsch. Gesellsch. f. Kunst u. Wissensch. i. Posen, XXIIL Jg. 1917 Heft 4, p. 10: „Mit dem Trieder konnte ich genau sehen, dafs sie im Fluge die Ständer nach — 78 — vorn lose an den Körper gehoben halten. Also ist die Angabe Naumanns von dem Nachhintenstrecken irrig, dagegen die Darstellung im Neuen Brehm zutreffend." — Ich habe in der Mark Brandenburg, namentlich den grofsen Luchen, im Laufe der Jahre den Vorgang hundertfach genau be- obachtet : Die Trappe streckt, wie alle Stelzvögel, grofse und kleine, im Fluge die Füfse nach hinten aus. Der Verlauf im einzelnen ist folgender. "Will die Trappe auffliegen, so nimmt sie zunächst unter Laufschritten und Flügelschlägen eine kleine Strecke Anlauf; hat sie dann schliefslich mit den nächsten wuch- tigen Flügelschlägen den schweren Körper in die Luft empor- gehoben, so streckt sie zuerst die Füfse senkrecht herunter, zieht sie dann aber sogleich nach vorn gegen die Brust an; ist sie noch etwas höher gestiegen und geht nunmehr zum fördernden gestreckten Flug über, so klappt sie die Füfse mäfsig schnell von vorn nach hinten zurück. Man kann also gewissermafsen zwei Phasen des Fluges unterscheiden : die erste, der Auf- und Empor- flug nach dem Sichloslösen von der Erde; die zweite, der dauernde Streckenflug. In der ersten kurzen und nur vorläufigen Phase zieht die Trappe die Füfse nach vorn gegen die Brust an, in der zweiten langen und endgültigen dagegen schlägt sie sie nach hinten zurück. Dabei kommen die Füfse, wie ich es in Fig. 1 der beiden kleinen nebenstehenden Figuren etwa dargestellt habe, nahe an die Seitenränder des Schwanzes zu liegen, erreichen je- doch dessen Ende nicht ganz. Sieht man den vorbeifliegenden Vogel scharf von der Seite, so erkennt man deutlich den schmalen Zwischenraum zwischen Schwanz und Fufsende, vgl. Fig. 2. Beim — 79 — Sichniederlassen werden die Füfse in analoger Weise von hinten nach vorn geführt und schliefslich schräg nach vorn unten ge- halten dem Erdboden entgegengestreckt; ist dann die Landung erfolgt, so wird der Anprall abermals durch ein paar Laufschritte und lavierende Flügelbewegungen gemildert und aufgehoben. Mit dem Prismenglas kann man ja all diese Vorgänge noch auf weite Entfernungen hin genau verfolgen. Richtig ist demnach die im übrigen sehr kurze Angabe Naumanns, die auch fast wörtlich in die beiden ersten Auf- lagen vom B r e h m und auch von Friderich „übernommen" worden ist, ferner die von Fritsch, besonders aber die von dem Gewährsmann der Aquila, v. Ken 6z, gegebene, auch das Auffliegen beschreibende Darstellung; letzterer spricht zwar nur von einem „Baumeln" der Füfse und erwähnt nicht besonders das Anziehen nach der Brust, gibt aber sonst alles ganz richtig wieder. Unrichtig dagegen sind die Darlegungen in den beiden letzten Auflagen vom B r e h m und die von K a y s e r veröffent- lichten; Kayser hat an sich ganz richtig beobachtet, aber leider nur die erste Phase, und kommt dann zu seinem etwas apodik- tischen Fehlschlufs. Mir scheint, dafs bei der Beobachtung der Fufshaltung im Fluge ein Umstand noch ganz besonders irre- führend wirken kann: Sieht man die Trappe direkt überhin- fliegen, hat man also den Schattenrifs in seiner Vollständigkeit unmittelbar über sich (Fig. 1), so ragen die Beine nirgends aus dem Umrifs des Flugbildes hervor, werden vielmehr von oben her durch den Schwanis wie von einem Schild bedeckt; da sie sich auch durch ihre indifferent grauliche Färbung nicht sonder- lich auffallend von der weifsen Körperunterseite abheben, treten sie weder in Form noch Farbe besonders hervor. Da man nun aber gerade bei den übrigen grofsen Stelzvögeln, also vor allem den Kranichen, Störchen und Reihern, im Fluge ein weites Herausragen der auch intensiver gefärbten Beine über den Schwanz hinaus zu sehen gewöhnt ist, mochte das durch die ganz anderen Proportionen des Trappenkörpers bedingte scheinbare Verschwinden der Beine unter letzteren die unrichtige Annahme von einem dauernden Nachvornstrecken im Fluge noch bestärken. Man ersieht, dafs auch anscheinend einfache Vorgänge in der Natur zu irrigen Deutungen Anlafs geben können. Über Massen Züge und Zugstraf sen Tou Kranich und Saatgans in Sachsen. Von Rieh. Heyder, Oederan Sa. Zu den Landstrichen, in denen nicht ,jedes Kind den wandernden Keilhaken der Kraniche kennt" (vergl. hierzu Orn. Monatsberichte 1919 p. 8), gehört unbedingt auch das gesamte — 80 — Gebiet des früheren Königreichs Sachsen. Ich glaubte dieser Tatsache schon früher besonders Ausdruck geben zu müssen, indem ich (Journ. f. Ornith. 1916 p. 289) schrieb: „Im Gebiet ein seltener Durchzügler, weit seltener als in West- deutschlan d." Um so auffälliger war deshalb das starke Auftreten von Kranichen während des Frühjahres 1888 im sächsischen Nieder- lande. Wir sind dank der damals tätigen ornithologischen Beob- achtungsstationen Meyers und Helms gut über diesen Vorgang unterrichtet (IV. Jahresbericht d. orn. Beobachtungsstationen (1888) p. 121). In der Zeit zwischen 17. und 26. März durchflogen Kraniche in kleineren und gröfseren Schwärmen das nördliche Sachsen, rasteten hier und da tagelang, etliche kamen auch um oder wurden geschossen. Insgesamt gingen Meyer und Helm damals Meldungen zu über 13 örtlichkeiten; das war innerhalb 10 Tagen mehr, als bis dahin Nachweise aus dem ganzen Jahr- hundert vorlagen. Die Beobachtungsorte gruppieren sich z umeist auf die Würzen — Oschatzer Gegend und betreffen weniger Eibtal und Oberlausitz; sie liegen denjenigon Gebieten Mitteldeutschlands benachbart, die für gewöhnlich als die normalerweise benutzten Durchzugsgebiete betrachtet werden (Orn. Monatsber. 1915, p. 141). Die Lage der Beobachtungsorte sowie die Zeitdaten lassen klare Schlüsse über den räumlichen Umfang dieser Zugbahnverlegung und deren Ur- sache nicht zu. Aus den Berichten einzelner Beobachter geht hervor, dafs um die fragliche Zeit an den betr. Orten hoher Schnee lag und leichter Frost herrschte. Solche Witterungserscheinungen sind für diese Jahreszeit jedoch nicht derartig ungewöhnlich, dafs man kurzerhand die Erklärung für das Erscheinen der Kraniche aus ihnen herleiten könnte. Eher dürften vielleicht dafür örtlich herrschende Wirbelwinde in Betracht gezogen werden. Solange sich jedoch nicht feststellen läfst, wo das Abstrahlen der ziehenden Massen von der normalen Strafse einsetzt, sodafs die Wetterlage auf ihre unmittelbare Wirkung hin studiert werden könnte, wird das Wesen der auch dem Laien auffallenden Massenzüge abseits der gewohnten Zugstrafsen ungeklärt bleiben. Doch erscheint mir zutreffender, sie als von der Wetterlage hervorgerufen zu beurteilen, als ihr spontanen Charakter zuzuschreiben. Spricht sonach einerseits das Fehlen des Kranichs als regel- mäfsige Zugerscheinung — mindestens für die von Hildebrandt (a. a. 0.) erwähnten Gegenden und den Staat Sachsen — gegen die Annahme einer Wanderung „in breiter Front" (Orn. Monats- ber. 1918, p. 124), so ist andererseits damit das Vorhandensein von bestimmten, alljährlich benutzten Zugstrafsen dieser Art, wenn auch nur indirekt, nahegelegt. Die gelegentlichen Massen- auftreten in den genannten Gebieten, die scheinbar dieser Folgerung entgegenstehen, sind kaum anders zu deuten als Ausnahmen, die die Begel bestätigen. — 81 — Der von Hildebrandt vergleichsweise erörterte Massendurch- zug von "Wildgänsen im Oktober 1915 hat sich auch in Sachsen stark bemerkbar gemacht. Ich beobachtete ziehende Gänse am 7. über Dresden-Neustadt und hörte am 8. abends ihr Geschrei über dem Truppenübungsplatz „Heller" bei Dresden. Nach mir zu- gegangenen Mitteilungen zeigten sich Gänse an jenen Tagen auch an vielen anderen Orten, z. B, zu Hunderten auf der Talsperre Malter. Ganz besonders eindrucksvoll aber war der Zug in der Nacht vom 7. zum 8. über Oederan; wie mir Ohrenzeugen be- richteten, zogen so grofse Flüge durch, dafs die Luft halbe Stunden lang von dem Geschrei erfüllt war und die Bewohner aus dem Schlaf gestört wurden. Erlegte Exemplare erwiesen sich als Saatgänse. Mydrohates pelagicus (L.) und Fiilniavus glacialis (L.) auf Borkum. Von Rieh. Hejder. Nach Leege (Die Vögel der friesischen Inseln. 1905) ist die Kleine Sturmschwalbe bisher nur in wenigen Fällen für die friesischen Inseln nachgewiesen; er erwähnt sie nach eigenen Erfahrungen nur für Juist, während Freiherr von Droste-Hülshoff (Die Vogelwelt der Nordseeinsel Borkum. 1869) sie früher einmal auf Borkum erhielt. In der Vogelsammlung des Totenbettmeisters Salveter in Waldheim- in Sachsen konnte ich kürzlich ein ausgefärbtes Exemplar mit einer Flügellänge von 113 mm besichtigen, das nach Angabe seines Besitzers am 3. November 1917 tot unter dem Draht einer Fernleitung auf Borkum gefunden wurde. Der Jahreszeit nach ordnet sich dieses Vorkommen mitten in die übrigen Fälle ein (Spätherbst 1868, Dez. 1885, 31. Okt. 1902). Ferner zeigte mir Herr Salveter, der während des Krieges der militärischen Inselbesatzung auf Borkum angehörte, u. a. einen Eissturmvogel, den er Ende Oktober 1918 auf der Insel erhalten hatte. Von dieser Art präparierte er insgesamt 5 Stück, von denen während September und Oktober desselben Jahres 3 an- geschwemmt und weitere 2 lebend in seine Hände kamen. Der erstere ist ein weifsbäuchiges Exemplar mit hochgelbem Schnabel. Sowohl von Droste als auch Leege verzeichnen ihn nur in wenigen Fällen für ihr engeres Gebiet, nach Rohweder hingegen wurden an der Küste und den Inseln Nordfrieslands öfter er- mattete Vögel dieser Art gefangen, auch tote gefunden, sodafs während des Herbstes 1918 zeitweilig ähnliche Verhältnisse auch für Borkum bestanden haben mögen. - 82 — Weiterer Nachweis einiger Fünfergelege der Uraleule. Von Rieb. Schlegel. Hiosichtlich der Gelegestärke der üraleule stimmen infolge erheblicher Schwankung der Eierzahl im Gelege die Angaben ver- schiedener Autoren auch nicht genau überein. Ich habe in dieser Hinsicht hauptsächlich nur solche Autoren um Rat angegangen, denen persönliche Erfahrungen über das Brutgeschäft dieser Eule zur Seite standen, und Angaben von Ornithologen und Oologen, die ebenfalls erst aus der Literatur zu schöpfen angewiesen waren, nicht berücksichtigen zu müssen geglaubt. Hartert (Die Vög. d. pal. Fauna, p. 1019) bemerkt: „Die Zahl des Geleges (der Eier in Gelege, d. V.) schwankt von 2 — 4, ersteres scheint am häufigsten vorzukommen, 4 am seltensten." Wendlandt, dem hinsichtlich der Fortpflanzungsverhältnisse unserer Eule recht reiche Erfahrungen zur Seite standen, schreibt in seiner Arbeit „Über die Brut- verhältnisse und Eiermafse der in der westlich paläarktischen Region lebenden Eulenarten" (J. f. 0. 1913, p. 409 ff) pag. 429: „Anzahl der Eier 2—4, sehr selten 5 oder 6". W. registriert in dieser Arbeit an ihn eingelieferte Gelege nicht, nur solche, welche in seinem Beisein ausgehoben wurden tfnd daher zuverlässig echt sind. Solcher Ängstlichkeit hätte es entschieden nicht bedurft, da ja die Eier diöser Art auch bei geringerer als normaler Gröfse sich u. a. von den ähnlichen Eiern des Waldkauzes leicht bei durchfallenden Licht unterscheiden lassen. Nach Altum (J. f. 0. 1884, p. 267) zählte ein normales Gelege 2, selten 3 und 4 Eier. Auch die Angaben Wels' bewegen sich in ähnlichen Grenzen. 0. von Loewis zitiert im Neuen Naumann bei Angabe einer Eier- zahl von 2 — 4 Stück in Gelege die Angabe Lädackers, dafs man in Schweden im Mai 5—7 längliche nur dünnschalige Eier finden soll, welche etwas kleiner seien als die der Schleiereule. Diese Angabe ist für einen Kundigen ja weniger gefährlich, da sie ganz offensichtig keinesfalls für die Eier des Uralkauzes zutrifft. Hin- sichtlich der Gröfse selbst — sie schwankt oft erheblich — der Gestalt, der Zahl und Legezeit pafst sie entschieden auf die Schleiereule"^ selbst, ev. auch auf die Eier der Sperbereule. Da 5 Eier im Gelege der Uraleule wohl eine aufsergewöhnliche, doch immerhin vorkommende Erscheinung bedeuten, halte ich es für angebracht, die Fälle aufzuführen, die mir darüber bekannt ge- worden sind. Szielasko berichtet Zeitschrift für Ool, u, Ornithol. 1894, p. 17—20 von einem Horste, der 2 Junge und 3 hochbe- brütete Eier enthielt. Das ist aber auch die einzige Bekanntgabe eines Fünfergeleges, die mir bisher vorgekommen ist. Gelegentlich eines Besuches bei der Firma Kricheldorfi'-Berlin zeigte mir Herr Kr. ein Gelege von 5 Eiern vom 22. 3. 14, die demselben aus der Nähe von Tapian in frischem Zustande zuge- gangen waren. Das nun in meinem Besitze befindliche Gelege zeigt — 83 — das Charakteristikum der Präparationsweise, ungemein kleine Bohr- löcher. Da mir ungemein viel daran gelegen war, die Quelle auf- zufinden, nach der Wendlandt auch 6 Eier im Gelege als sehr selten anzuführen sich berechtigt fühlte, bat ich den Sohn des Genannten, Herrn H. W., mir nach Übernahme der Eiersammlung seines Vaters auch dessen Korrespondenz und nachgelassenen oologisch-ornithologischen Aufzeichnungen zwecks Durchsicht zu überlassen. Der Genannte kam meinem Wunsche in liebens- würdiger Weise nach. In der Abschrift eines Briefes, unterzeichnet A. Schmidt, Forstreferendar — cf. Neuer Naumann sub Uraleule — schreibt Karl Sachse an W.: „Alt Münden bei Hann. Münden, 28. ?. 85. Auf Ihren werten Brief vom 27. d. M. teile ich Ihnen ganz ergebenst mit, dafs ich heute in den Besitz einer Anzahl — 3 Gelege — von denen das eine 5 Stück enthält — Ural-Eulen- Eiern gelangt bin". An anderer Stelle schreibt der Besitzer der Gelege an Sachse: „Den Namen meines Gewährs- und Vertrauens- mannes, der mir dieselben aus Ostpreufsen gesandt, mufs ich ver- schweigen." Über den Verbleib dieses Geleges kann ich nicht Weiteres ermitteln. In einem Briefe vom 9. 4. 99 aus Steinwalde finde ich den weiteren Nachweis eines Fünfergeleges. Die Stelle lautet: „Die hohle Eiche im Jag. 73, in welcher im verg. Jahre ein Gelege von 5 Eiern war (wovon 4 auskamen), ist in diesem Jahre nicht bewohnt." In einer Karte desselben Lieferanten und von gleichem Orte vom 14. 4. 00 steht vermerkt: „Soeben die Kiste mit Inhalt und zwar ein Gelege zu 5 und ein Gelege zu 2 per Bahn abgesandt." Namen der Art ist nicht verzeichnet. Da aber der Lieferant der Eier die Gelege des Waldwasserläufers, des Schreiadlers, des Schwarzstorches und des Uralkauzes besorgte, kann es sich bei so frühem Datum nur um die frischen Gelege der letztgenannten Art handeln. Unter den ool. Notizen vom Jahre 1889 finde ich nachstehend verzeichnete Niederschrift: „Kletterer Poerschke, Friedr., erzählte, dafs vor 6—8 Jahren ein Mal ein Uralkauz auf 5 Eiern gebrütet, von welchen derselbe mit der Hand mehrmals weggenommen wurde". Unter den Auf- zeichnungen vom Jahre 1900 finde ich folgende Angabe ver- zeichnet: „0(0000) (bedeutet 4 Junge, 1 faules Ei, d. Verf.) 2. 4., 8V2 öl hoch, hohle Eiche im Jag. 90." Das wären also aufser den meinigen 5 weitere Gelege des Uralkauzes, für die sich die Fünferzahl aus den Wendlandtschen „Akten" feststellen liefse. Nachdem ich nach eingehender Durchsicht aller ool. Bemerkungen und Korrespondenzen die Hoffnung aufgeben mufste, irgend einen Anhalt für ein Sechsergelege zu finden, bemerke ich zwischen letzter Seite und Deckel des ool. Tagebuches 3 stark vergilbte und beschmutzte Zettel, die vorher ein Blatt gebildet hatten, das zer- rissen worden war. Diese Zettel sind mit Sammelnotizen versehen, die die Handschrift des Sammlers aus Steinwalde tragen und waren sicher einstige Begleitzettel zu einer ool, Sendung vom Jahre 1902. Auf dem einen Zettel nun steht vermerkt: „Uk. 6 Stück, glaube — 84 — vom 25. 111. hohle Eiche, Jag. 90. Dem Anschein nach schon be- brütet, 10 m hoch, Vogel aufserordontlich scheu, liefs sich nicht wieder sehen. Habe später noch 2 Uk. Horste gefunden, leider mit Jungen und zwar einen im Jag. 143 und einen im Jag. 248." Dies scheint also das einzige Vorkommnis eines Sechser- geleges gewesen zu sein, auf das Wendlandt seine entsprechende Angabe in seiner zitierten Arbeit stützte. Aufsercheliclie Brüten bei monogamen Vögeln. In Jg. 1901 S. 169/70 der Orn. Mon.-Ber. erwähnt Frh. Geyr von Schweppenburg eine Beobachtung am Haus- rotschwanz, wonach ein Weibchen dieser Art nach Verunglücken des Männchens nicht nur seine erste Brut allein grofs fütterte, sondern auch zu einer zweiten Brut schritt und deren Junge grofszog, ohne dafs ein Männchen bei der Aufzucht beobachtet wurde. Geyr von Schweppenburg wirft daher die Frage auf, ob es wohl möglich wäre, dafs ein Männchen sich mit dem Weibchen nur begattet und es dann verlassen habe. Solche Fälle kommen in der Tat bisweilen vor. Ich selbst habe im Jahre 1894 folgende Beobachtung bei einer Starenbrut gemacht. Im Frühjahr des genannten Jahres hatte ich über dem Dache des Hinterhauses meiner elterlichen Wohnung in Hildburghausen an einer zwei Meter hohen Latte einen Starenkasten befestigt, in dem gegen Ende April Stare ein Nest bauten. Vor der Anlage des Nestes war mir bereits wiederholt aufgefallen, dafs das mit seinem Ge- sang lockende Starenmännchen beim Herannahen des Weibchens, bezw. nach der auf dem Dache vorgenommenen Begattung öfter in eine ungefähr 15 m entfernte Starenhöhle flog, welche auf einer Rofskastanie in dem unmittelbar an mein elterliches Wohn- haus angrenzenden Nachbargarten angebracht war, und in der bereits junge Stare sich befanden. Diese wurden denn auch aufser von ihrer Mutter, auch von ihrem Vater, d. h. von dem- selben männlichen Vogel gefüttert, der das Weibchen des von mir angebrachten Nistkastens begattete. Ein Irrtum liegt nicht vor, da die Identität des Vogels von mir genau beobachtet wurde und das Futter von dem Männchen z. T. aus dem Garten selbst herauf- geholt wurde. Als dann das Weibchen meines Kastens ausgebrütet hatte, fütterte es die Nachkommenschaft vollständig allein und zog sie grofs. Auch hier ist jeder Irrtum ausgeschlossen, da die Fütterung nicht nur in gröfseren Intervallen geschah, als sie unter normalen Verhältnissen beim Staren vorzukommen pflegen, sondern weil sich auch hier leicht feststellen liefs, dafs immer ein und derselbe Vogel fütterte. Das an sich monotoner gefärbte Staren- weibchen hatte nämlich einen kleinen Defekt an den Deckfedern des linken Flügels, und zwar vorn am Bug, was bei jedem Ein- flug aus geringer Entfernung genauestens beobachtet werden — 85 — konnte. Nur einmal, als die jungen Stare des Nachbargartens dicht vor dem Ausfliegen waren und die Jungen meines Kastens eben ausgekrochen waren, flog das Männchen des benachbarten Gartens auf den Kasten und sah in das Schlupfloch, um jedoch die reichlich gesammelte Beute bald seiner rechtmäfsigon Brut, die sich ja auf dem Kastanienbaum befand, zuzutragen. Auch bei den Haustauben habe ich bereits einige Male beobachtet, dafs einzeln stehende Weibchen sich von festgepaarten Tauberten be- gatten liefsen und nachher ihre Nachkommenschaft allein grofs- zogen. Dr. W. R. Eckardt in Essen. Aufzeichnungen. Der sogenannte unveränderliche, d. h. schon in der Jugend weifse Schwan [Cygnus immutahilis) mit aufserdem blei- graueu Füfsen und zumeist etwas geringerer Körpergröfse bildet zweifellos nur eine durch halbe Domestikation (Inzucht?) hervor- gerufene Varietät des gewöhnlichen Höckerschwanes, mit dem er sich dauernd fruchtbar paart. Besonders im westlichen Deutschland konnte ich wiederholt Übergänge in allen Stadien •von Cygnus olor zu Cygnus immutahilis feststellen, u. a. auch Vögel von echtem Oior-Typus in der dunkelgraubraunen Jugend- kleidung, aber mit bleigrauen Füfsen. Auch hatte ich zu Hild- burghausen Gelegenheit sieben Junge von Cygnus immutahilis einige Zeit zu beobachten. Alle waren im Herbste ihres Geburts- jahres (1912) schon weifs und sehr fluglustig, und zwar in dieser Beziehung viel lebhafter als mir Junge vom echten Höckerschwan- typus je vorgekommen sind; auf ihren Flügen bildeten sie immer einen Keil, bzw. eine schräge Linie. Drei Stück entfremdeten sich allmählich immer mehr ihrem Heimatgewässer und ver- schwanden im Spätherbst, nachdem sie sich in der Gegend noch einige Zeit herumgetrieben hatten, wobei ein Exemplar oberhalb Meiningen an der Werra erlegt wurde. Dr. Wllh. R. Eckardt in Essen. Es wird von allgemeiner Wichtigkeit sein, dafs ich einen zweiten Brutplatz der Felsenschwalbe in Bayern entdeckt habe. Am 14. V. 18 besuchte ich mit meinem Bruder zusammen zu entomol. Zwecken von Oberaudorf aus die Gegend Lugsteinsee- Lugsteinwand. Diese ist eine einige hundert m hohe nach S in den See senkrecht abfallende Felswand. Durch einen künstlichen Steig ist das in der Wand befindliche sog. Grafenloch, eine kleine Höhle, zugänglich. Von dort aus beobachteten wir ungefähr ein Dutzend Felsenschwalben, die paarweise an der Wand flogen und sich mit Vorliebe an der überhängenden Decke und sogar in der Höhle immer für kurze Zeit niederliefsen, leider aber immer an Stellen, wo sie nicht gesehen werden konnten. Im übrigen zeigten — 86 — die Tiere gar keine Scheu und gaben sich ganz ihren Liebes- spielen hin. Ich dachte nicht eine für Deutschland so besondere Erscheinung vor mir zu haben und wurde erst wieder daran er- innert, als ich bei einem Besuche in der bayr. Staatssammlung Bälge der Art aus Mazedonien in die Hand bekam und von der Entdeckung Hoffraanns hörte. . Dr. E. Lindner, Stnttgart. Vorschlag eines Zusammengehens von Ornithologie und Meteorologie. Otto Hermann, der 1914 verstorbene Leiter der Ungar- ischen Ornithologischen Zentrale und eigentliche Begründer der modernen Vogelzugforschung, hat den Vorschlag gemacht, i) dafs es an der Zeit wäre, für die Erforschung des Vogelzuges wenigstens ein simultanes Netz der fortgeschrittenen europäischen Staaten an- zustreben, dessen Kosten die betreffenden Staaten zu tragen hätten. Da aber der Kostenpunkt bisher stets an der Ansicht gescheitert sei, dafs die Ornithologie allein nicht wichtig genug sei, um Opfer zu verdienen, so hätten die Organisationen so zu geschehen, dafs in der Organisation auch der so wichtige ökonomische Gesichts- punkt voll berücksichtigt werde, und dafs alle, infolge Einseitigkeit vernachlässigten Disziplinen zur Geltung kommen möchten. Dies die Ansicht von Ott9 Hermann. Ich selber bin als Berufsmeteorologe indessen der Überzeugung, dafs die Kosten- frage gerade für Deutschland die allergeringste Rolle spielen würde, weil die Vogelzugbeobachtung, ohne überhaupt weitere Kosten zu verursachen, einfach mit der Meteorologie, d. h. entweder mit der Bedienung des Stationsnetzes oder wohl noch besser mit der Einrichtung der sogenannten Vertrauensmänner des norddeutschen öffentlichen Wetterdienstes ohne alle Schwieiigkeiten verbunden werden könnte. Diese Herren, denen die Prognosen- prüfungen der einzelnen Wetterdienstbezirke obliegen, setzen sich in erster Linie zusammen aus intelligenten Landwirten, Lehrern und Landwirtschaftslehrern und sind in jedem Wetterdienstbezirk in ausreichender Anzahl vorhanden. Auf die täglichen Prognosen- prüfungskarten zur Zugzeit etwa noch eine Bemerkung, wie z. B. „der Storch, die Rauchschwalbe oder der Hausrotschwanz gestern angekommen" zu setzen, wäre wahrhaftig keine Mühe, zumal ja die wenigen in Frage kommenden Vögel allgemein bekannt sind. Die Wetterdienststellen könnten ohne Mühe das Material in einer Liste sammeln und es den Ornithologen zur Bearbeitung weiter- geben. Auch für die Klimatologie der einzelnen Wetterdienst- bezirke, wie für die Landwirtschaft überhaupt, können solche Mit- teilungen nur willkommen und recht wertvoll sein. 1) Eine Skizze des Standes der Ornitbophaenologie. „Aquila" 1912, S. 1 ff. — 87 — Jedenfalls tut eine einheitlich geleitete Vogelzugforschung allen europäischen Staaten, und nicht in letzter Linie Deutschland, dringend not. Basiert doch auf ihr letzten Endes überhaupt der gesamte Vogelschutz, d. h. der Schutz derjenigen Lebewesen, die unter den Tieren nicht nur das belebendste und in jeder Hinsicht am meisten aesthetische Moment im Landschaftsleben bilden, sondern die auch noch von eminenter Bedeutung für unser Wirtschafts- leben sind, namentlich hinsichtlich ihres Nutzens für Land- und Forstwirtschaft. Mehr als beherzigenswert ist daher der Mahnruf von Otto Hermann: „Wir dürfen nicht vergessen, dafs der Vogel nicht nur dazu da ist, um der Form nach erkannt zu werden, sondern es handelt sich ebenso und noch mehr um die Erkenntnis des Wesens. Wir müssen wissen, dafs der Vogel inmitten der Er- scheinungen des Gesamtlebens der Natur seine volle Geltung hat und durch nichts ersetzt werden kann; dafs sein Eingriff in den Kreis der Erscheinungen notwendig, weil regelndist, d a f s s i c h d i e V er- nachlässigungundMifsachtungdiesesGesichtspunktes zum Schaden des Menschen rächt, dafs mithin das Studium des Vogels edel und jedes Opfers wert ist." Und dieses Opfer ist gar nicht grofs ! Es liegt nun bei den Orni- thologen sich an die Berufsmeteorologen zu wenden. Dr. Wilh. R. Eckardt, Wetterdienstleiter am Meteorologischen Observatorium Essen. Schriftenschau. um eine möglichst schnelle Berichterstattung in den „Ornithologischen Monatsberichten" zu erzielen, werden die Herren Verfasser und Verleger gebeten, über neu erscheinende Werke dem Unterzeichneten frähzeitig Mit- teilung zu machen, insbesondere von Aufsätzen in weniger verbreiteten Zeit- schriften Sonderabzüge zu schicken. Bei selbstständig erscheinenden Arbeiten ist Preisangabe erwünscht. Reich enow. E. D. van Oort, Ornithologia Neerlandica. De "Vogels van Nederland. (s' Gravenhage, M. Nijhoff.) Lief. 3 u. 4. — Den Ende vergangenen Jahres angezeigten beiden ersten Lieferungen des Werkes (s. 0. M. 1918 S. 152) sind schnell zwei weitere Teile gefolgt. Der ersten Anzeige ist nachzutragen, dafs für die systematische Folge der behandelten Vogelarten die aufsteigende gewählt worden ist, also mit den niedrigsten begonnen ist. Die beiden ersten Lieferungen enthielten die Taucher, Sturmvögel und Tölpel, die vorliegenden bringen Kormorane, Reiher, Störche, Ibis und Löffler, Flamingo und Schwäne. Für den deutschen Leser ist der Teil des Textes, der die Verbreitung der Art in Holland und die Lebensweise behandelt, der belangvollste, weil diese An- gaben als wichtige Ergänzung der Verbreitung innerhalb Deutschland und zum Vergleich mit den hier festgestellten Tatsachen dienen. Naturgemäß — 88 — bieten Schwimm- und Scbreitvögel in dieser Hinsicht nur geringe Ab- weichungen gegenüber Vorkommen und Lebensweise in Deutschland; erst bei den höheren Formen werden Unterschiede im gesteigerten Grade in Erscheinung treten. Immerhin ergeben sich schon jetzt wichtige Einzel- heiten. So wird beispielsweise der in Holland brütende Kormoran als die auch in Deutschland heimische Form Ph. c. suhcormoranus fest- festellt, während die grofso nordische Form Ph. carho nur ein paar Mal im Winter erlegt ist. Das Vorkommen des weifsen Storches wird als gering bezeichnet und in der Abnahme begriffen. Beachtenswert ist die Angabe, dafs einzelne Störche überwintern. Der schwarze Storch gehört zu den seltenen Erscheinungen; eine Reihe von Vorkommnissen wird an- gegeben ; meistens handelt es sich um jüngere, im August und Anfang Oktober erlegte Vögel. Es möge noch darauf hingewiesen werden, dafs der deutsche Leser sich auch ohne Vorkenntnisse der Sprache schnell in den holländischen Text einliest, besonders wenn er pommersches oder mecklenburgisches Plattdeutsch versteht. Der Waldrapp. Mitteilungen des Ornithologisehen Instituts und der Vogelschutzstation Salzburg. 1. Jahrg. 1. Nummer. — Der Herausgeber dieser Mitteilungen, der rührige Leiter des Ornith. Instituts in Salzburg, Herr E. P. T r a t z , beabsichtigt das Blatt fallweise und im wechselnden Umfang, mindestens aber dreimal jährlich zu je 4 Seiten erscheinen zu lassen. Es wird Berichte über die Arbeiten und Vor- kommnisse in der ornith. Station und hauptsächlich biologische Mit- teilungen enthalten. Bestellpreis jährl. 5 Mark. Anschrift: Salzburg, Augustiner-Str. 14. — Herr Tratz hat forner eine Schrift herausgegeben: Der Ausbau der ornithologisehen Station, Institut für Vogelkunde und Vogelschutz in Salzburg, worin die Zwecke und Ziele der Anstalt aus- führlich dargelegt sind. R c h w. S. Stecher, Zur Biologie des Sumpfrohrsängers (Äcrocephahis palustris Bechst.); Ornith. Mitteil. 1916, Heft 1, S. 16—24 [russisch]. — Beobachtungen aus dem Gouvernement Ufa. S. B u t u r 1 i n , Bemerkungen über Perisoreus infaustus (L.) und seine Formen; Ornith. Mitteil. 1916, Heft 1, S, 89—44 [russisch mit engl. Auszug]. — Verfasser unterscheidet folgende Rassen: Perisoreus infaustus yaicutensis subsp. nov. [sogenannter ,,sibericus (Bodd.)"], P. i. sdkhalinensis subsp. nov., P. i. ruthßnus subsp. nov. (Europ, Rufsland bis Altai), [P. i. opictis Bangs läfst der Autor dahingestellt], P. i. caudatiis Buturl. (nördl, Mongolei), P. i. infaustus (L.), P. i. maritimus Buturl. (nördl. Ussurigebiet). N. Sarudny, Über einige Schwalben Russisch-Turkestans ; Ornith. Mitteil. 1916, Heft 1, S. 25—38 [russisch]. — Aufser typischen Che- lidon urbica (L.) kommt im Gebiet (Pamir, Alai) eine kleinere Rasse vor, die der Verfasser vorläufig nicht zu Ch. urhica meridionalis (Hartert) rechnen will, sondern es vorzieht, sie wegen ihrer Kleinheit und des ver- hältnismäfsig starken Schnabels als neue Form - Chelidon urbica — 89 — alexandrovi subsp. nov. zu beschreiben. Von Uferschwalben leben im Gebiet : Biparia riparia riparia (L), R. r. diluta (Sharpe et Wjatt), R. r. plumipes subsp. nov. (abweichend durch stark befiederten Lauf; Fergana, Samarkand), ferner Riparia sinensis bilkemtschi Sar. [Der Autor gibt die Möglichkeit zu, dafs seine Form plumipes sich als Sharpe's diluta erweisen wird, in welchem Falle er für diluta den neuen Namen innominata in Vorschlag bringt. Ein solches kritikloses Namengeben ins Blaue hinein, überhaupt das auf unzureichendes, wohl gar yöUig fehlendes, Vergleichsmaterial fufsende Beschreiben angeblich neuer Formen — ein Verfahren, das in letzter Zeit bei einigen russischen Ornithologen aufzukommen scheint — glaubt Referent auf das schärfste verurteilen zu müssen]. A. Karamsin, Nochmals zur Frage über die Selbständigkeit der WeifsflOgeligen Elster {Fica leucoptera Gould); Ornith. Mitteil. 1916, Heft 1, S. 45—49 [russisch). — Verneint die Selbständigkeit. T h. F 1 e s k e , Zum Aufsatz des Herrn J. Domaniewski über das weitere Schicksal von Cyanisies plesicei Gab. ; Ornith. Mitteil. 1916, Heft 1, S. 50—58 [russisch]. Graf N. Bobrinsky, Über Muscicapa atricapilla sibirica Chachlow; Ornith. Mitteil. 1916, Heft l, S. 59 [russisch], — Nomenkla- torische Bemerkung. N. Sarudny, Beitrag zur Kenntnis der Beutelmeisen ( Remiza) der Turkestaner Region; Ornith. Mitteil. 1916, Heft 2, S. 91—95 [russisch], — Nachträge zu der von demselben Verfasser im Jahrg. 1914 der „Ornith. Mitteil." veröffentlichten Arbeit. Neu aufgestellt wird die Form Remiea macronyx aralensis subsp. nov. Prinz A. Kudaschew, Über die russischen Formen der Gattung Coccothraustes-, Ornith. Mitteil. 1916, Heft 2, S, 96—97 [russisch]. — Unterscheidet C. c. coccothraustes (L.) ; C. c. tatjanae subsp. nov. (Krim, Dnjeprgebiet) ; C. c. nigricans Buturl; C. c. veriicalis Tugarinow & Buturl.; C. japonicus Temm. & Schleg.; C. humii Sharpe. S. B u t u r 1 i n , Zur Verbreitung des kaukasischen Goldhähnchens ; Ornith. Mitteil. 1916, Heft 2, S. 99—100 [russisch mit engl. Auszug]. — Regulus regulus buturlini London (südöstl. Transkaukasien) ist heller als die typische Form, R. r. hyrcanus Sarudny (Eiburs) dagegen dunkler als dieselbe, daher sind beide Formen zu trennen. H. Jobansen, Muscicapa atricapilla tomensis nom. emend, ; Ornith. Mitteil. 1916, Heft 2, S. 101 [russisch]. — Neuer Name für Muscicapa atricapilla sibirica Chachlow. S, B u t u r 1 i n , Ein neuer Vogel für Rufsland : Hemigareetta eulophotes (Swinh.); Ornith. Mitteil. 1916, Heft 2, S. 102 [russisch mit engl. Auszug]. — Aus dem Ussurigebiet, S. B u t u r l i n , Emberiea yessoensis (Swinh.) im Ussurigebiet ; Ornith. Mitteil. 1916, Heft 2, S. 103 [russisch mit engl. Auszug], — 90 — A. Brauner, Über deo Frübjahrszug des Weifsen Storches ; Ornith. Mitteil. 1916, Heft 2, S. 109—119 [russisch]. — Beobachtangen aus West- und Südrufsland (Ukraine). G. Poljakow, Die ornithologischen Sammlungen A. P. Veliz- hanin's aus dem Becken des oberen Irtisch ; Beilage z. Zeitschr. „Ornith. Mitteil." 1915/16, S. 136 [russisch]. — 1050 Exemplare in 240 Arten und Unterarten, wozu noch eine kleine Kollektion von A. Lawrow tritt, durch die weitere 8 Arten zugefügt werden. Besonders wertvoll erscheint der zweite Teil der Arbeit, der in Tabellenform eine Übersicht der Ver- breitung im behandelten Gebiet aller für diese Gegend bekannt gewordenen Vogelarten — 278 — gibt. A. Tugarinow, Materialien zur Vogelfauna der nordwestlichen Mongolei (Tannu-Ola-Gebirge, See Ussua-Nor); Ornith. Mitteil. 1916, Heft 2, S. 70—90 und Heft 3, S. 14—164 [russisch mit kurzem deutschen Auszug]. — Ornithologische Ergebnisse einer vom Verfasser im Sommer 1915 in das Urjanchai-Land und die angrenzenden Teile der Mongolei unternommenen Forschungsreise. Laut Tungarinow bietet das Tannu-Ola-Gebirge in seiner Vogelfauna nichts, was dem Sajangebirge nicht eigen wäre. N. Sarudny, Über die Grauen Distelfinken (Carduelis caniceps) Eussisch-Turkestans; Ornith. Mitteil. 1916, Heft 3, S. 155—176 [rus- sisch]. — In Kussisch-Turkestan kommen nach dem Verfasser folgende Formen vor : Carduelis caniceps orientalis (Eversm.) — selten, zur kalten Jahreszeit; C. c. paropanisi Kollibay — Siebenstromgebiet (Semiretschje), im Winter auch in Fergana und wahrscheinlich noch weiter südlich; C. c. subcaniceps subsp. nov. [eine, wie der Autor zugibt, schwach differenzierte Form (vorherrschende Flügellänge der cTcT 79—83, der 99 77 — 79)] — brütet in Persien, Transkaspieu, Buchara, Pamir, in den Bergen um das Ferganatal. Als Seltenheit sind zur kalten Jahres- zeit auch Bastarde Carduelis carduelis Tacz. X C. caniceps orien- talis (Ev.) angetroffen worden. Prinz A. Kudaschew, Vorläufige Bemerkung über die Formen von Acanthis cannahina-, Ornith. Mitteil. 1916, Heft 3, S. 177—180 [russisch mit engl. Auszug]. — Unterscheidet 1. Acanthis cannahina nana (Tschusi), 2. A. c. cannahina (L), 3. A. c. Subspezies? (vom kaukasischen Hauptgebirge), 4. A. c. taurica subsp. nov. (Krim), 5. A. c. fringilUrostris (Bp. u. Schleg.), 6. A. c. hella (Gab.), 7. A. c. persica subsp. nov. (Nordpersien, augenscheinlich auch Talysch). — A. c. mediterranea Tschusi hat der Verfasser aus Mangel an Material unberücksichtigt gelassen. H. Johansen, Turtur ferrago silvarum subsp. nov.; Ornith. Mitteil. 1916, Heft 3, S. 181—182 [russisch mit lateinischer Diagnose]. — Eine im Vergleich zur typischen „Steppenform dunklere „Waldform" aus Westsibirien (Tomsk), die mit ersterer durch Übergänge verbunden ist. Baron H. London, Zum Autsatz N. Sarudny's „Über einige Schwalben Russisch-Turkestans" ; Ornith. Mitteil. 1916, Heft 3, S. 183— 184 [russisch]. - öl - W. Uscbakow/ Nest und Eier von Numenius tenuirostris Vieill.; Ornith. Mitteil. 1916, Heft 3, S. 185—187 [russisch]. — Aus dem Gouvernement Tobolsk. Mafse der vier Eier des gefundenen Geleges: 1. 64,9X46,9; 2. 65,6X47,1; 3. 64,5X46,0; 4. 64,0X45,0. H. Johansen, Ein beringter Vogel; Ornith. Mitteil. 1916, Heft 3, S. 188 [russisch mit franz. Auszuge]. — Eine am 17. Mai a. St. 1015 bei Tomsk in Sibirien mit dem Rossittener Ring F. 15075 markierte Rotdrossel (Turdus iliacus auct.) wurde im Oktober 1915 in Norwegen, nördlich von Christiania, erbeutet. W. Wonssowsky, 35 Jahre wissenschaftlicher Tätigkeit Nikolai Sarudnj's, (m. Bildnis) ; Mitteil. [Iswestija] der turkestan. Abt. der Russ. Geogr. Gesellsch., Bd. XII, Lfg. 1, Taschkent 1916, S. I— XV. [Rus- sisch.] — Hebt die Verdienste des erfolgreichen Reisenden um die Er- forschung der Tierwelt Innerasiens, an erster Stelle Persiens und Turkestans, hervor. Unter den aufserordentlich zahlreichen Veröffentlichungen Sarudny's seien hier nur die folgenden ornithologischen z. T. sehr umfangreichen Werke genannt: Ornithofauna des Orenburger Gebiets (nebst 2 Nach- trägen dazu), Beiträge zur Ornithofauna Nordpersiens, Vögel des Flusses Ortschik, Die Ornithofauna des Transkaspigebiets, Reise nach Nordost- persien und die Vögel dieses Landes, Reise durch Ostpersien, Die Vögel Ostpersiens, Ornithofauna des Siebenstromgebiets, Die Vögel des Gouver- nements Pskow, Mitteilungen über die Ornithologie Turkestans, Die Vögel der Wüste Kisyl-kum, Avifauna des Pamir (gemeinsam mit Moltschanow), Die Vögel des Aralmeeres — sämtlich in russischer Sprache. N. Sarudny, Die Vögel des Aralmeeres; Mitteil. [Iswestija] d. turkest. Abt. d. Russ. Geogr. Ges., Bd. XII, Lfg. 1, 1916, S. 1—229. [Russisch.] — 838 Arten und Formen sind für den Aralsee, seine Inseln und Küsten (bis ca. 25 km landeinwärts) bekannt. Aufser Monomischen Mitteilungen werden einige systematische Erörterungen gegeben. Neu be- schrieben sind: Cyanecula svetica aralensis subsp. nov.; Totanus totanus aralensis subsp. nov. (keine Diagnose); ferner wird die im Orenburger Gebiet heimatende Weifse Bachstelze Motacilla alba uralensis benannt. In einem Nachtrage wird u. a. eines Podoces panderi Irans- caspius Sarud. u. Kudaschew subsp. nov. Erwähnung getan. — Eine Ungenauigkeit fällt auf: im Text wird der Zwergtaucher des Gebiets als Tachyhaptus nigricans capensis (Licht.) aufgeführt, während er in der der Arbeit beigegebenen Verbreitungstabelle Tachylaptus nigricans nigricans (Licht.) genannt wird. F. Suschkin, Subspezies und natio; Ornith. Mitteil. 1916, Heft 4, S. 203—208 [russisch mit engl. Auszug]. — Da die Unterarten vieler Spezies ihrerseits in verschiedene Unterrassen („Subspezies der Sub- spezies" aufgeteilt werden können, schlägt Prof. Suschkin vor, in der Ornithologie diese Unterrassen durch einen (vierten) Namen zu kenn- zeichnen, wie dies früher A. Semenow-Tianschanski für die Entomologie vorgeschlagen hat. Ein Beispiel: Cinclus cinclus leucogaster n. (oder nat. = natio) hianchii. — 92 — N. Sarodny und S. B i I k e w i c z , Notiz über Bartmeisen (Pan wrMS) Turkestans; Ornith. Mitteil. 1916, Heft 4, S. 240— 241 [rus- sisch]. — Fanurus hiarmicus alexandrovi wird als neu beschrieben (angeblich intermediär zwischen russicus und typischen biarmicus). Auf S. 241 schreiben aber die Autoren: „Wir besitzen kein einziges Exemplar der Bartmeise aus dem Europäischen Kufsland and kennen daher den typischen P. rtissicus (Brehm) nicht". ! 1 ! A. Eaminsky, Beobachtungen über seltene und wenig bekannte Vögel des Gouvernements Moskau; Ornith. Mitteil. 1916, Heft 4, S. 242—246 [russisch]. N. Sarudny, Weiteres über Beutelmeisen Turkestans; Ornith. Mittcil. 1916, Heft 4, S. 254—255 [russisch]. — Nach Ansicht des Verfassers verdient Hemiea ssaposhnikowi (Johans.) Speziesrang und Bemiza macronyx paradoxa Sarudny ist Synonym dazu. [Nach Prof. M. Menzbier („Übersicht der Beutelmeisen der Turkestan-Sibirischen Fauna" Moskau 1910, russisch) ist 11. ssaposhnikowi Johans. = K. penduUnus caspia (Poelz.) .] H. G r o t e. 0. Neumann [Über die Vogelwelt der Capverden]; J. f. 0. 1918, 285 — 236. — Neumann gliedert die Vögel der genannten Insel- gruppe nach folgenden Gesichtspunkten: 3 der Arten derselben gehören rein paläarktischen Formenkreisen an, 10 rein afrikanischen bezw. tro- pischen, während 20 Arten solchen Formenkreisen zuzurechnen sind, die sowohl paläarktisch als afrikanisch sind. Bei den meisten dieser Formen überwiegt der afrikanische Charakter. Nach Neumanns Ansicht ist die Avifauna der Inseln dem äthiopischen Gebiet zuzurechnen. 0. Neumann, [Über die in Warschau befindlichen ornitho- logischen Sammlungen]; J. f. 0. 1918, 236—287. — Mitteilungen über das Museum des Grafen Branicki und des üniversitätsmuseum. Be- merkungen über Urocynchramus pylzowi Przew. und Foreana mar- ginata Hartl. 0. Neumann, [Über die Ornis Polens]; J. f. 0. 1918, 287 —288]. A. Reichenow [Über die Capverdenfauna]; J. f. 0. 1918, 289 — 240. — Verf. kommt, im Gegensatz zu den Ausführungen Neu- manns (s. 0.) bei der Untersuchung der Zusammensetzung der Fauna der genannten Inseln zu dem Ergebnis, dafs es zweckmäfsiger sein dürfte, die Kapverden faunistisch dem Mittelmeergebiet (Nordafrika, Ma- deira, Eanaren, Azoren) anzuschliefsen. F. von Lucanus [Über Wintervögel von Turdus viscivorus aus Bialowies]; J. f. 0. 1918, 240—241. H. S. Druck von Otto DoinblUtb Nachr. in Beraburg. ^ Omithologisclie lonatsbericMe gegeben von Prof. Dr. Ant. Reichenow. 37. Jahrgang. September/Oktober 1919. No. 9/10. Die Ornithologischen Monatsberichte erscheinen in monatlichen Nummern (während der Übergangszeit in Doppelnnmmem) und sind durch alle Buch- handlungen zu beziehen. Preis des Jahrganges 8 Mark. — Zusendungen jeder Art für die Schriftleitung sind an den Herausgeber, Prof. Dr. Reichenow in Berlin N. 4. Invalidenstr. 43, den Buchhandel betreffende Mitteilungen an die "Verlagshandlung von R. Friedländer & Sohn in Berlin NW. 6, Karlstr. 11 zu richten. Über Vorkommen und Lebensweise der Weidenmeise {Parus selicarius rlienamts Kieinsehm.) in Nordfrankreich. Von Werner Sankel, Marburg i. H. Da neuerdings der Weidenmeise mehr Beachtung geschenkt wird, werden die Angaben über ihr Vorkommen nach und nach zahlreicher. Manchem mag anfangs die Unterscheidung der Sumpf- und Weidenmeisen in freier Natur schwierig erscheinen, wer aber beide Arten längere Zeit zu beobachten Gelegenheit hatte, wird ohne Mühe auch am lebenden Vogel erkennen, um welche Spezies es sich in jedem Falle handelt, und von der Artselbständigkeit von Parus salicarius gegenüber Parus palustris überzeugt sein. In den Kriegsjahren haben viele deutsche Vogelkenner, die diese Art von Deutschland her nicht oder nur wenig kannten, Gelegenheit gehabt, sie in Belgien und Frankreich zu beobachten. Einige haben auch ihre diesbezüglichen Beobachtungen schon veröffentlicht, u. a. Bacmeister, Gengier, L. Schuster und Strese- mann. Da ich auch 4 Jahre auf dem westlichen Kriegsschauplatz war, bin ich der Weidenmeise ebenfalls oft begegnet, so dafs ich die Berichte anderer über ihr Vorkommen und ihre Lebensweise ergänzen kann. Ich beginne mit dem Maasgebiet nördlich von Verdun. Hey der 3.) i) sah „im ersten Drittel des August 1916 wieder- holt einzelne, sehr flüchtige Tiere in Baum- und Gebüschgruppen (u. a. grofse Salweidenbüsche) eines Bachtals nördl. Banthöville (westl. der Maas); lebhafte dädä-Rufe gehört". Über dieWoevre schreibt Stresemann 12.), der die Art auch bei Blamont ^) Literaturaugaben siehe am Schlafs. W. S. — 94 — (Lothringen) fand, dagegen in den Vogesen nicht antraf, „ich ver- mifste sie in keinem Walde, in dem ich nach ihr suchte". B a c- m ei st er 6.): „Wo auch immer in Ostfrankreich ich mich an einem Orte längere Zeit aufhalten konnte, war die Art und neben ihr Parus communis vorhanden: in den Argonnen, im Kampf- gebiet von Verdun und in der Champagne. In allen diesen Gegenden ist die salicarius-Form weit häufiger als die CO mmunis-F Ol m. Unter den Graumeisen daselbst sind von Hundert reichlich 75 Mattköpfe {salicarimy. — Im Waldgebiet nördl. Verdun traf ich salicahus häufig im August (auch iuv.) und Sept. 1917 im schönen Laubhochwald Bois de Consenvoye und Bois d'Etraye, doch ist nach meinen Beobachtungen das Zahlenverhältnis zwischen Weiden- und Sumpfmeise, wie es Bac- meister angibt, gerade für diese Gegend nicht zutreffend, sondern sind hier ungefähr beide Graumeisen gleich häufig, während in den folgenden Gebieten salicarius bedeutend zahlreicher auftritt als palustris. Aus Argonnerwald, Ardennen und Champagne liegen mehr Beobachtungen vor. Gen gier 1.) sagt: „Im Februar, März, April trat diese Meise spärlich an einzelnen Orten auf und blieb da, also ist sie wohl als Brutvogel anzusehen. Ecouviez, St. Juvin, Termes." — Ludw. Schuster 8.) fand sie am Ost- rand der Argonnen bei Varennes im Nov. 1916 und Febr. 1917. — V. Franz 4.) führt sie unter den Vögeln des Aisne-Gebietes zwischen Asfeld und Berry au Bac auf. — B ö k e r 5.) erwähnt diese Art merkwürdigerweise nicht, obwohl er an Stellen in der Champagne beobachtete und dieselben genau beschreibt, wo sali- carius regelmäfsig von mir beobachtet wurde, z. B. zwischen Carbon und Monthois. Möglich, dafs seine Bemerkungen über die Sumpfmeise „Corbon Aug.— Okt. 1916" auf den Mattkopf zu be- ziehen sind. — Ich wies bereits früher 13.) darauf hin, dafs „die Weidenmeise in der Champagne und den Ardennen gleichmälsig verbreitet, nicht selten und häufiger als die Sumpfmeise" ist. Im einzelnen machta ich in diesen Gebieten folgende Beob- achtungen. 1916. Savigny sur Aisne, 19. XII. Hecke am Dorfrand, 20. XII. daselbst 2 Stück gesammelt; 20. XII. an der Aisne. 1917. Savigny 13., 14. I. — Chatillon sur Bar 22., 23., 26. I., 1., 4., 8. II. — Brieulles sur Bar 4. IL — Day 25. IL (westl. Le Chesne). — Suzanne nordwestl. Attigny) 28. IL — Monthois 27. III. Hecke bei Sumpfgelände, nach Corbon zu. — Med6ah-Ferme (nördl. Somme-Fy) 2. IV. — Liry 6. IV., 8. IV. 1 Stück gesammelt. — Foss6 (nordöstl. Buzancy) 16. X. im Bois de Belval, 17. X. in Heckenschlucht beim Dorf. — Boult aux Bois, Quatre Champs 20. X. — Terron sur Aisne 20. X. bis 4. XL und 10., 11. XIL — les Gds. Armoises 7.— 17. XL zahl- reich. — S6chault (südl. Monthois) 16. XII. — Monthois (Feld- gehölz) 80. XU. — 95 — 1918. Corbon (nordwestl. Monthois) 3. I. in sumpfigem Hecken- und Schilfgelände. — Briöres (nordöstl. Monthois) 13. I. Aus den westlicheren Teilen des belgisch- französischen Kriegsschauplatzes liegen weniger Beobachtungsberichte vor. G e n g 1 e r 2.) sagt über die "Weiden- meise : „In Belgien beobachtete ich bei Henri-Chapelle eine Familie und in Frankreich um Lourches, Roeix und Denain einzelne. Ein leider recht zerschossener Jungvogel wurde gesammelt." — Ich will die Bemerkungen über die geographische Verbreitung dieser Meise in Nordfrankreich mit meinen Beobachtungen aus dem D6partement Nord und Aisne schliefsen, 1918. Corbehem (zwischen Arras und Douai), 9. III. in sumpfigem unterholzreichen Wald (viel Efeu, Brombeeren, Immer- grün, Wassergräben mit Brunnenkresse) 1 Stück, — 1918. Ca- tillon du Temple (westl. Cr6cy sur Serre) 25. und 27. VI. am Zusammenflufs von Peron-Bach und Serre und 27. VI. im Garten. Am 25. VI. balzartiger Gesang. Schliefslich traf ich die Weiden- meise zum letzten Mal vor dem Beginn der feindlichen End- offensive Mitte Juli in einem schönen Laubhochwald bei le Ples- sier-Huleu (ca. 16 km südl. von Soissons). Über die Art ihrer Aufenthaltsorte hat sich B a c m e i s t e r 6.) näher geäufsert : „Es ist ein Vogel, der durchaus nicht an Örtlichkeiten von einer und derselben geo- graphischen Beschaffenheit gebunden ist. Er kommt vor in kleinen Waldstücken und in sich weit ausdehnenden Laub- und Hoch- wäldern der Argonnen und der Verduner Gegend, in den Kopf- weiden und im Buschwerk der Bäche und Flüsse der Ebene, in den Föhren- und Birkenwäldern der trockenen Kreideebene der Champagne." Damit stimmen auch meine Wahrnehmungen überein. Hervorheben möchte ich nur noch die Vorliebe von Farus sali- carius rhenanus für die in der Champagne und den Ardennen häufigen Korbweidenfelder der Flufs- und Bachtäler, für das Laubgehölz, das in Form von Gebüsch und Baumhecken oasenartig und den Mulden der sonst meist kahlen Champagne- ßteppe wächst, und die Obstgärten an den Dorfrändern. Sie bevorzugt Gelände mit feuchtem Boden und, wenn der Name „Sumpfmeise" sich nicht schon vollständig für die Art Farus palustris (= communis) eingebürgert hätte, wäre er für salicarius viel zutreffender. Aber auch den Namen „Weiden- meise" halte ich für den Mattkopf ganz brauchbar, wenn der Vogel auch nicht ökolof^isch auf Kopfweiden und VTeidenfelder beschränkt ist. Allgemein gebräuchliche deutsche Namen soll man nicht künstlich verändern wollen. Neue deutsche Namen lassen sich schlechter einführen als neue lateinische, besonders wenn sie so umständlich sind wie die von Bacmeister vorge- schlagenen „Mattköpfige Graumeiso" und „Glanzköpfige Grau- meise". Der Ausdruck „Weidenmeise" hat auch noch den Vorzug, dafs er dem lateinischen „salicaritcs'-'- entspricht. Wenn man 5* — 96 — aufserdem die Bezeichnung „Weidenmeise" als ungenau verwirft, so kann man mit gleichem Recht allen Yogelkennern selbst- verständliche deutsche Namen wie Buchfink und Weidenlaubsänger umändern wollen, was wir im Interesse der Klarheit nicht wünschen wollen. Die Gewohnheit anderer Meisen, gelegentlich und besonders zur Strichzeit in die Ortschaften und an die Häuser zu kommen, fand ich bei der Weidenmeise nicht. Wohl hält sie sich in den meist (wohl auch im Frieden) verwilderten Obstgärten am Rande der französischen Orte auf, kommt aber nicht gern in das Bereich der Häuser. Sie ist auch nicht BO vertrauenselig den Menschen gegenüber wie z, B. Kohl- und Blaumeisen, sondern sucht sich möglichst der Beobachtung zu entziehen, entweder durch Flucht oder indem sie sich hinter dichtem Gebüsch geschickt versteckt. Das ist mir immer am meisten aufgefallen, wenn ich für mich oder einen ornithologischen Freund eine, die sich in einer langen Hecke aufhielt, erlegen wollte. Dann hielt sich der Yogel immer auf der mir abgewandten Seite des Gebüsches, so dafs er sich meinen Blicken entziehen konnte, und liefs sich nicht selten lange Strecken die Hecke entlang treiben, ohne mir seine Anwesenheit anders als durch seine Stimme zu verraten. Um ein Stück zu sammeln, war es daher am besten, es gleich beim ersten Anblick zu schiefsen, eine lange Verfolgung führte selten zum gewünschten Ziel. Eine biologische Eigentümlichkeit, durch die sich salicarius auch von der Sumpfmeise unterscheidet, ist die Abneigung, auf den Erdboden zu fliegen. Sumpfmeisen sieht man oft auf Wegen und anderen kahlen unbewachsenen Bodenstellen herumhüpfen, um dort Nahrung aufzulesen; beim Mattkopf sah ich das niemals. Sein Element sind die Büsche und Baumkronen, in denen er geschickt umherklettert und -schlüpft und sich wohl am geborgensten fühlt. Inwieweit die Weidenmeise als Stand-, Strich- oder Zugvogel zu gelten hat, ist wie bei unseren anderen Farus- Arten bis jetzt schwer zu sagen und winkt auch hier dem Ring- versuch noch eine Aufgabe, die des Lösens wert ist. Anscheinend bleiben sie im allgemeinen ihrem Wohnsitz treu und entfernen sich nicht einmal zur Strichzeit weit von ihm. „An der Stelle, an der ich die Art einmal aufgefunden — im Walde oder am Bache — , war sie fast regelmäfsig wiederzutreffen", sagt Bac- meister 6,) und ich mufs ihm darin vollkommen beistimmen, ebenso in der Annahme, dafs selbst „in ihrem Aufenthaltsgebiet sie nicht wähl- und ziellos umherstreifen", sondern „geradezu gewisse „Wechsel" haben und einhalten". In anderem Zusammen- hang habe ich schon früher auf die lokale Regelmäfsig- keit desVogelstriches hingewiesen und solche „Wechsel" Vogelstrichstrafsen genannt („Einiges über Vogelstrich und Vogelstrichstrafsen" in „Mitteilungen über die Vogelwelt" — 97 — 1910, p. 170). — Über die Zugverhältnisse der (deutschen) Weiden- meise in der Lübecker Gegend schreibt Werner Hagen 11.) in der „Gefiederten Welt": „Die Weidenmeise kommt hier also auf dem Striche nur gelegentlich im März — April und im Aug. — Okt. vor. — Zur Brutzeit konnte ich sie im Wakenitzgebiet und in den Feldbrüchen bei Strecknitz beobachten Im Brutgebiet (wenigstens an der Wakenitz) ist sie Standvogel. Die zur allge- meinen Zugzeit beobachteten Exemplare sind wohl wanderlustige Junge." Diese Ansicht stimmt mit den Erfahrungen bei anderen Arten überein und entspricht wohl den Tatsachen. Klein- Schmidt 9) äufsert sich allerdings darüber in seinem Buch „Singvögel der Heimat" p. 76 so: „Standvogel: Wandernde Stücke sind gewifs sehr seltene Ausnahmen, da die Art, fern von ihren beschränkten Standorten im allgemeinen nicht bemerkt wird. Höchstens besucht sie zur Zugzeit anderer Vögel einmal nahe- gelegene Gärten." Dafs ziehende Stücke aufserhalb ihres Brut- gebietes nicht häufiger beobachtet werden, kann aber m. E. daran liegen, dafs die an und für sich schon kleine Zahl von Vogel- kennern sie meist übersieht oder nicht richtig erkennt. Die Fund- plätze, an denen ich sie im Westen aufser der Brutzeit fand, waren alle derartig, dafs sie auch ihre Brutplätze sein konnten, was je- doch nicht ausschliefst, dafs etwa die Jungen wegziehen. Auch brauchen die Zugverhäitnisse von Farns salicarius in Deutsch- land und Frankreich nicht gleich zu sein, wie auch andere Arten in Frankreich überwintern, deren deutsche Vertreter wir zu den Zugvögeln zu zählen gewohnt sind. Genaueres über die Zug- verhältnisse unserer Art festzustellen, bleibt künftigen Forschungen überlassen. Wenn Bacmeister 6.) sagt : „Meistens halten die Vögel paarweise zusammen, nicht selten sind sie in Gesellschaft von anderen Meisen und Goldhähnchen, auch in der ihrer glanz- köpfigen Vettern; gerne gehen sie aber auch ihre eigenen Wege", so stimme ich ihm vollkommen zu. Mit seiner Bemerkung: „Aufserhalb der Brutzeit habe ich nie mehr als zwei salicarius beieinander gesehen", decken sich dagegen meine Beobachtungen nicht. Z. B. sah ich am 4. XI. 17 bei Terron sur Aisne einen geschlossenen Schwärm von etwa 5 Sumpf-, 20 Blau-, 30 Kohl- meisen und 10 Weidenmeisen. Auch sonst sah ich im Herbst Trupps von Weidenmeisen, „Meist streifte sie in losem Verband mit anderen Meisen umher, zuweilen hielten auch 5 oder 6 zusammen, ohne sich anderen Arten anzuschliefsen", sagt auch sehr richtig Stresemann 12.) über seine Beobachtungen in der Woevre vom Okt. bis Januar. Schliefslich sei noch kurz die Stimme und der Gesang der Weidenmeise besprochen. Der häufigste Ruf ist ein gedehntes, meist mehrfach wiederholtes „däh". An diesen „däh-däh"- Lauten ist sie meist leicht zu erkennen, und sie haben dem Vogel im Westen 10.) den Namen „Däh-dähs" eingetragen (vgl. Kuckuck, — 98 — Zilpzalp). Bisweilen bringt er davor noch ein feines „zi zi" oder „spizi". Die Frage, ob nur „das Männchen in der Balz- und Brutzeit noch über schöne, gedehnte, weiche Pfeif laute „hult-hult" oder „wult-wuit", ähnlich denen des Fitis und des Weidenlaubvogels" (Bacmeister) verfügt, möchte ich vor- läufig offen lassen. Schon von Mitte März an hörte Bac- meister 6.) diese Pfeiftöne, die 2, 3 und 4 mal hinter einander vorgetragen werden, „einmal auch in der rauhen Jahreszeit, am 6. XII. 16 liefs 1 cf längere Zeit diesen Gesang vernehmen". Ich hörte u. a. solche Pfeiflaute, die nicht unähnlich sind den Flöten- tönen der Nachtigall am 25. II. 1917 bei Day („dwüh dwüh dwüh") und 28. IL 17 morgens bei Suzanne („djüh djüh djüh"). Dieser Frühlingsruf ist aber wohl nicht der eigent- liche Gesang. Ihn beschreibt Bacmeister 6.): „Auch einen hübschen Triller gibt das Männchen zuweilen zum besten. Eine schöne Vereinigung von weichen huit-Pfeiflauten, Trillern und untermengten däh-däh-Rufen konnte ich einmal an einem sangeslustigen Männchen im Föhrenwald bei Belzec in Nordgalizien hören, das man als wirkliches Lied be- zeichnen konnte." Stresemann 12.) beschreibt neben den „djü-djü- . . . ."-Strophen noch „z ij ä z i j ä z i j ä " und „züja züjä .... und Udo Bährmann 7.) sagt über den Ge- sang: „Während des ganzen Jahres behalten cf und 9 i^^r© Lock- stimme, erst mit dem Paarungstrieb erwacht der Gesang des d*, das am regelmäfsigsten und eifrigsten von Ende April bis Anfang Juni in den Vormittagsstunden bis gegen Mittag singt. Die ein- zelne Strophe, die pfeifend anhebt, endigt meist in einem kurzen abgehackten Roller Touren, in denen die Töne weich, etwa ähnlich wie „schti-schti-schti- schjät-schjät" klangen, fast in gleicher Tonhöhe langsam dicht auf einander folgen, wobei das Männchen oft lange, zumal an drückend heifsen Tagen, an einer Stelle verbleibt, dagegen bei kürzeren Touren hurtig in den Zweigen der Bäume umherhüpft." Einen derartigen Gesang hörte auch ich von salicarius am 25. und 28. VI. 1918 bei Catillon du Temple, wobei es sich gewifs um den Brutplatz handelte. Ich notierte in mein Tagebuch: 25. VI. Am Zusammenflufs von Serre und PerOn-Bach mehrere Weidenmeisen, eine singt, dabei girlitzartig im Gezweig der dichten Uferbüsche herumfliegend, „zl zizizi-zi ....", die Silben gleich betont, danach däh-däh-Rufe, und 28. VI. Catillon (im Garten) „zizizizi däh däh". Bemerkenswert ist dabei, dafs die Meise nicht nur, wie Bährmann angibt, „hurtig in den Zweigen umherhüpfte" beim Singen, sondern singend einen regelrechten Balzflug ausführte, was wohl auch die von Stresemann 12.) beobachteten taten, über die dieser gute Beobachter schreibt: „Die zweite sang in den höchsten Zweigen der alten Buche, oft ihren Sitzplatz wechselnd" und „die dritte flog munter und rastlos von einem — 99 — Baumwipfel zum andern und pfiff auf jedem während kurzen Verweilens". Diese Ausführungen über Parus salicarius^ dessen Beob- achtung wie der mancher anderen Yogelart ich viele schöne Stunden der Erholung in den langen Weltkriegsjahren in Frank- reich verdanke, will ich mit einer kurzen Angabe der benutzten Literatur schliefsen. 1.) J. Gen gl er, „Kriegsbeobachtungen aus Belgien und Frank- reich". „Journal für Ornith." 1916, p. 398. 2.) Ders. „Weitere Kriegsbeobachtungen aus Belg. und Frankr." „Ornith. Mon.-Ber." 1917, p. 4. 3.) K. Hey der, „Einige Gelegenheitsbeob. an der Vogelwelt der weiteren Umgebung von Verdun". „Orn. Mon.-Ber." 1917, p. 121. 4.) V. Franz, „Das Vogelleben im Aisnegebiet". „Orn. Mon.- Ber." 1917, p. 112. 5.) B ö k e r , „Orn. Beobacht. in Frankr. und Belgien"^ „Orn. Mon.-Schr." 1917, p. 2 IL 6.) W. Bacmeister, „Über Parus salicarius^K „Journ. f. Orn." 1919, II, p. 1. 7.) Udo Bährmann, „Die Weidenmeise als Brutvogel an der Schw. Elster bei Ruhland". „Orn. Mon.-Ber." 1918, p. 22. 8.) L, Schuster, „Über Vorkommen der Weidenmeise in Ost- frankreich", „Orn. Mon.-Ber." 1917, p. 145. 9.) 0. Kleinschmidt, „Singvögel der Heimat". 10.) Ders. „Einiges über Vögel der von uns besetzten feindlichen Gebiete". „Falco" 1916, p. 9. 11.) W. Hagen, „Die Weidenmeise", ,,Gefied. Welt" 1917, p. 369. 12.) E. Stresemann, „3 Jahre Ornithologie zwischen Verdun und Beifort". „Verhandlungen d. Ornith. Gesellsch. in Bayern" 1918, XIII, p. 245. 13.) W. Sunkel, „Einige Winterbeobachtungen aus Frankreich" „Orn. Mon.-Ber." 1917, p. 169. Marburg a. d. Lahn, 6. IV. 1919. Die Ringeltaube als Nesträuber und anderes. Von Bernh. Hoffmann. In der Besprechung meines Buches „Führer durch unsre Vogel weit" in den ornithologischen Monatsberichten, 27. Jahrgang, Seite 38 bemerkt Herr Geh.-Rat Reichenow mit Recht, dafs „die Schilderung der Ringeltaube als Nesträuber auffallend" sei. Ich verstehe diese Bemerkung vollständig, denn auch ich war früher der Meinung, dafs der Ringeltaube das angedeutete Verhalten fern liege. Diesbezügliche, auf meinen vielen Wanderungen hier oder da einmal vernommene Äufserungen von anderer Seite erschienen — 100 — mir nicht glaubhaft, bis ich mich schliefslich selbst überzeugt zu haben glaubte, dafs es mit den Nesträubereien von selten der Ringeltaube seine Richtigkeit habe. Der erste hierher gehörige Fall betraf ein Finkennest. Es befand sich ziemlich hoch in einer Astgabel. Plötzlich erschien auf dem inneren Ende des langen Hauptastes eine Ringeltaube ; langsam schritt sie zum Finkenneste, blickte einige Augenblicke hinein und versenkte dann ein paar Mal ihren Kopf stofsweise in das Nest; hiernach kehrte sie wieder um, strich sich am Aste den Schnabel ab und flog dann fort. Das ganze Gebaren der Ringeltaube war derart, dafs ich mich keinesfalls des Gedankens erwehren konnte, sie habe einen Ei- diebstahl begangen. Ganz ähnlich lagen die Verhältnisse bei einem in einer dichten Taxushecke stehenden Zippennest. Sowohl dieses, als auch das Finkennest fand ich bei einem späteren Be- suche vom brütenden Weibchen besetzt. Nach diesen Beobachtungen habe ich den Ringeltauben meine Aufmerksamkeit mehr wie früher zuteil werden lassen und dabei mehrfach gesehen, wie verschiedene Kleinvögel einer Ringeltaube hitzig zu Leibe gingen und sie sogar verfolgten. Erst vor wenig Tagen sah ich, wie eine Amsel einer Ringeltaube hart zusetzte, dafs diese sofort die Flucht ergreifen mufste, und jedesmal, wenn sie Fufs fassen wollte, wurde sie jähhngs wieder vertrieben, bis sie endlich das Weite suchte. Als Grund dieses Verhaltens der Kleinvögel kann ich mir nur eine unangenehme Erfahrung denken, die sie in der oben angedeuteten Richtung mit der Ringeltaube gemacht haben. Die Ursachen des ungewöhnlichen Verhaltens der in der Hauptsache Körner fressenden Ringeltaube dürfte nicht ohne weiteres festzustellen sein. Möglicherweise ist in der Zeit, in der die Jungen geätzt werden, der Verlust an Eiweifsstoffen so grofs, dafs das Bedürfnis nach Ersatz derselben die Ringeltaube unter Umständen zu den erwähnten Nesträubereien veranlafst. Und nun ein paar Worte zum Meckern der Bekassine, das ich mit dem schwachen Schwingen der Flügel in Zusammen- hang bringe. Rohweder spricht zwar in seiner prächtigen Er- klärung des Bekassinenmeckerns in der neuen Bearbeitung von Naumanns „Naturgeschichte der Vögel Mitteleuropas" Band IX, Seite 186 von Zuckungen der Flügel; doch glaube ich schon deshalb meine Auffassung beibehalten zu können, als das Meckern nicht in einer Folge von stofsweise hervorgebrachten Tönen bez. Lauten besteht, wie es doch wohl bei „Zuckungen" der Flügel der Fall wäre, sondern man hört immer mehr oder weniger deut- lich ein An- bez. Abschwellen der einzelnen Töne heraus.^) Die *) Vergl. auch die zeichnerische Darstellung des Meckerns bei Roh- weder, 1. c. Seite 187 unter b. Bobweder nennt das An- und Abschwellen des Tones „Schwebung", welcher Ausdruck mir insofern nicht ganz ge- eignet scheint, als „Schwebungen" — physikalisch aufgefafst — eine ganz andere Entstehungsarsacbe haben. — 101 — Bewegungen der Flügel sind ferner in ziemlichem Abstand vom fliegenden Vogel noch deutlich erkennbar, während Zuckungen dann wohl unbemerkbar sein würden. Im übrigen scheint mir draufsen in der Natur die von dem herabstürzenden Vogel in der Ebene der ausgebreiteten Schwanzfedern durchflogene Luft durch Gegendruck kaum ein gleichmäfsiges whu — hervorzubringen, obgleich Kohweder im Versuchszimmer durch ein. mittels eines Blasebalgs auf die seitlichen Schwanzfedern geleiteten starken Luftstrom das whu — erzeugt bez. vernommen hat. Ich habe das eigentliche gleichmäfsig fortklingende whu nie überzeugend heraus- hören können ; auch glaube ich bestimmt beobachtet zu haben, dafs die Bekassine nicht immer gleich im ersten Augenblick des Ab- sturzes, sondern gelegentlich einmal erst mitten drin zu meckern anfängt ; auch in solchen Fällen habe ich das whu, das doch dann anfangs für sich allein ertönen müfste, nicht wahrgenommen. Was schliefslich die im Winter hier bleibenden weiblichen Amseln betrifft, so bin ich auch heute noch der Meinung, dafs' ihre Zahl so gering ist, dafs dadurch die Regel, d. h. der allge- meine Wegzug der Weibchen bestätigt wird. Bestimmend in dieser Hinsicht ist für mich auch die Tatsache, dafs, wenn zahlreiche Weibchen an der Seite der Männchen den Winter hier verbrächten, die letzten ihren Frühlings- bez. Paarungsgesang viel zeitiger an- stimmen würden, als es regelmäfsig der Fall ist. Ich erinnere an die einschlägigen Verhältnisse bei unsern Meisen, bei den Grün- lingen, beim Wasserstar u. s. w. Von den letztgenannten beiden Arten hört man den Paarungsgesang oft sogar schon Ende Dezember oder Anfang Januar. Gewifs kann man hier und da einmal eine Amsel sehr zeitig im Jahre singen hören; aber da handelt es sich gewöhnlich um den sog. Wintergesang, der meist ziemlich leise und ohne jede Erregung des Vogels angestimmt wird, oder es liegen die Fälle — falls es wirklich hell und laut klingender Paarungs- gesaug ist — , so vereinzelt, dafs sie ebenfalls nur die Regel be- stätigen, nach der die Amseln im allgemeinen verhältnismäfsig spät mit dem Singen einsetzen. Erst in diesem Frühjahr habe ich wieder einmal feststellen können, dafs die Amseln in gröfserer Zahl zu singen begannen, nachdem schon die Singdrosseln eingetroffen waren und ihre herrlichen Weisen ertönen liefsen, d. h. also durch- schnittlich nach der ersten Woche des März. Auch die zurück- gekehrten Finkenmännchen übten bereits ihren Schlag, ehe man von einem allgemeinen Singen der zahlreichen Amseln reden konnte. Ob die Zusammenkünfte von Amselmännchen, wie sie oft in den ersten Wochen und Monaten des Jahres stattfinden, gar so „exklusiv" sein würden, wie sie es wirklich sind, wenn Weibchen den Winter über hier geblieben wären, möchte ich endlich auch bezweifeln. Vielleicht regen meine vorstehenden Bemerkungen zu weiteren Beobachtungen auf den fraglichen Gebieten an ; für jede sachliche Mitteilung bez. Aufklärung würde ich dankbar sein. — 102 — Vom winterlichen Fntterplatz. YoD Frltx Brann. (SchluTs von S, 58-61.) Hinsichtlich des Gefangenlebens des Feldspatzen schreibt Naumann (1. c, p. 374): „Wäre er nicht ein so gemeiner Vogel, so würde man den Feldsperling als Stubenvogel gowifs mehr achten, da er in seiner Gestalt, Haltung und selbst in Farbe und Zeichnung manches Angenehme hat und noch dazu sehr leicht zähmbar und äufserst dauerhaft ist, ob er gleich weder einen anmutigen natür- lichen Gesang hat, noch die Fähigkeit besitzt, einen anderen er- lernen zu können." Dieses Urteil kann ich nur zur Hälfte unter- schreiben. Auch mir sind die Feldsperlinge liebe Hausgenossen, die mich durch ihre kecken, hurtigen Bewegungen und ihre ganze Art, sich zu tragen, an die hurtigeren unter den kleinen Weberarten erinnern, aber zahm ist bei mir noch kein Feldspatz geworden, obgleich ich diese Art mitunter in gröfserer Individuenzahl ver- pflegte und mir wiederholt grofse Mühe gab, einen Feldsperling kirre zu bekommen, um ihn dann dem bewährten Bastardzüchter H. Wickel-Thorn zu Kreuzungsversuchen mit Kanarienweibchen zu überweisen. Aber alle Mühe war eigentlich umsonst. Die Vögel waren schliefslich nicht mehr scheu, kümmerten sich aber um ihren Pflegeherrn nicht im geringsten. Wenn sie ihn auch nicht mehr flohen, blieb er für sie doch gänzlich Luft. Von ge- mütlichen Beziehungen, wie sie sich zwischen anderen Finken- vögeln und dem Menschen überraschend schnell anbahnen, war hier nie eine Spur zu entdecken. Auch in dieser Hinsicht glichen sie aufiallig den kleinen Webervogelarten. Selbstverständlich denke ich dabei aber nicht an Webervögel im Prachtgewande, deren ganzes Gebahren soviel Eigentümliches besitzt, dafs an einen Ver- gleich mit europäischen Sperlingsarten nicht gedacht werden kann. Wenn ich die Feldspatzen trotz alledem hoch schätzte, war daran auch ihr im allgemeinen recht friedfertiges Wesen schuld (von Ausnahmen habe ich schon berichtet), wodurch sie sich so angenehm von ihrem Vetter, dem Haussperling, unterscheiden. Allerdings kommt das Unheil, das die Hausspatzen in den Flugbauer anrichten, nicht immer unmittelbar auf ihre Eechnung. So steckte ich vor einer Woche zwei junge Haus- sperlingsmännchen in einen meiner Flugkäfige. Ihr lautes und ungestümes Gebahren ärgerte einen dort lebenden Kreuzschnabel (Loxia curvirostra L.) so, dafs er vor Zorn schliefslich ganz aus dem Häuschen geriet und sich auf einen — Girlitz (Serinus horfu- lanus Koch.) stürzte, der, ängstlicher als die anderen, von den randalierenden Gassenjungen zu besonders hastigem Geflatter ver- anlafst wurde. Jene beiden Haussperlinge verdanke ich einem Schüler, dessen Vater ein 10 km von Eylau enferntes Gut bewirtschaftet. Auf meine Bitte, mir ein schönes Sperlingsmännchen zu verschaffen, — 103 — brachte er mir einen ganzen Käfig voll Spatzen, die er abends im Stall mit der Taschenlaterne geblendet und so gefangen hatte. Nachdem ich mir zwei Stück herausgesucht hatte, die ich für einjährige Männchen hielt, liefs ich die übrigen fliegen. Aber vergebens spähte ich nachher im Hof und Garten nach ihnen aus. Sie hatten sich wohl sogleich auf die Suche nach ihrem Heim ge- macht. Am Abend des Tages philosophierte in der Gartenhecke wieder nur das einsame Weibchen, das unserem Hause kontraktlich verpflichtet zu sein scheint. In der zweiten Januarwoche gingen bei uns ungeheure Schnee- massen nieder, die jene Verhältnisse schufen, unter denen die sonst mitunter recht überflüssige, ja selbst schädliche Winterfütterung der Vögel doch zur Wohltat wird. Seltsamerweise liefsen sich die Dompfaffen {Pyrrhula pyrrhula L.), die den nur durch einen Zaun von meinem Garten getrennten Wald in Menge durchstreifen, nur in der ersten Morgenstunde auf dem Grundstück blicken. Dann turnten sie eifrig an den Himbeersträuchern herum, auf denen das Sperlingsweibchen zu philosophieren pflegt, aber wenn ich die frisch gefallenen Schneemassen vom Futterplatz fortgeräumt hatte, waren sie immer schon wieder auf und davon. An dem ganzen Gebahren der Futtergäste sah man, wie lästig ihnen der tiefe Schnee war. Namentlich die Feldspatzen schonten auffällig ihre Füfse, aber auch die Goldammern {Emheriza citrinelld L.) liefsen sich mit Vorliebe an den winzigen Plätzchen nieder, welche der Wind, rund um die dicken Baumstämme herum, von Schnee freigehalten hatte. Ein Goldammerweibchen fiel mir besonders dadurch auf, dafs es sich ständig von seinen Artgenossen fernhielt und mit Feldsperlingen und Grünfinken herumstrolchte, obgleich ein starker Goldammernschwarm immer wieder auf dem Futterplatz einfiel. Auch während dieser Wochen fiel mir wieder auf, dafs die Vögel selbst im Mittwinter sozusagen bestimmte Mahlzeiten ein- halten, die auf die erste Morgen- und die letzte Abendstunde fallen. Während sie dann in Scharen auf den Futterplatz kommen und bis zu völliger Sättigung dort verweilen, ist ihr Treiben in der Zwischenzeit viel planloser; sie kommen und gehen und naschen mehr, als dafs sie fressen. Abends bleiben namentlich ein paar Grünfinken besonders lange an dem Futterplatz und verschwinden erst, wenn die Sonne schon lange untergegangen ist. Sie wissen hinsichtlich ihrer Schlafstelle wohl schon Bescheid, denn wenn sie erst zehn Minuten nach Sonnenuntergang eine suchen müfsten, würden sie wohl manchmal in Verlegenheit kommen. Über das Verhältnis der Geschlechter bei den überwinternden Grünfinken machte ich ähnliche Erfahrungen wie früher. Die Männchen überwiegen stark ; ein Bekannter, der einen ganzen Flug fangen wollte, erbeutete 12 Männchen und 6 Weibchen. — 104 — Als schmucker, aber auch gefährlicher Gast stellte sich im Garten ein grofser Würger (Lavius excnhitor L.) ein. Seinen eleganten Flugbogen folgte mein Blick immer wieder mit neuem Vergnügen. Verbrechen gegen meine Futtergäste habe ich zwar nicht beobachtet, doch wird er nicht kurzweilshalber hinter ihnen hergewesen sein. Ein anderer Zwischenfall wirkte so befremdlich, dafs ich ihn hier mitteilen möchte. Als ich eines Tages, die Fangschnur in der Hand, am Kellerfenster stand, kam plötzlich eine Saatkrähe {Corvus frugilegus L.) angeflogen, so zielbewufst und eilig, als wenn sie einen Wertbrief hätte abgeben sollen, liefs sich vor dem kaum 2 m von dem Hause entfernten Sittichkäfig nieder und schritt schnurgerade in den Behälter hinein, der sich eiligst hinter dem Gefangenen schlofs. In den letzten Wochen haben feuchtes Tauwetter und nicht minder die Ansprüche des Dienstes, die sich durch allerlei Kriegs- nöte noch erhöht haben, meinem Fallenstellerleben ein Ziel gesetzt. Den Nachbarn mag es oft kindisch erschienen sein, ich selber weifs ihm Dank dafür, dafs es mich manchen Zug im Westen unserer häufigsten Gefifederten klarer erkennen liefs. Die Felsentaube {Hiparia rupestris Scop.) in Tirol. Von 0. Büslng. In der Schriftenschau des Januar-Februar-Heftes der „Orni- thologischen Monatsberichte" bespricht Prof. Schalov eine Arbeit von A. Laubmann über das Vorkommen der Felsen schwalbe (Hipa- ria rupestris Scop.) am Falkenstein b. Pfronten im Allgäu. Seh. erwähnt dabei eine Notiz aus der Naumannia von 1854, laut welcher Albert Kindfleisch im Sept. 1853 diese Art in Tirol, und und zwar im ötztal, zwischen Ötz und Umhausen, als Brutvogel festgestellt habe. Bei der verhältnismäfsigen Seltenheit von Hipa- ria rupestris in den Alpen halte ich es, einer gütigen Anregung von Herrn Prof. Schalow folgend, für angezeigt, hier mitzuteilen, an welchen Plätzen Tirols ich sie im Sommer 1913 antraf. Zu- nächst aber seien die Fundorte angegeben, die v. Dalla Torre und Anzinger in ihrem Werke „Die Vögel von Tirol und Vorarlberg" nennen. Es sind: die bekannte Martinswand bei Zirl unweit Innsbruck, Finstermünz, das ötztal und Umhausen (nach Rind- fleisch, s. 0.), das Val Misanna, nahe der Schweizer Grenze, die Umgebung von Eicha, Schabbs und Vahrn am Eisack, ferner das Ufer der Rienz bei Brixen, das Nautal, das Sarntal und der sog. Virgl bei Bozen und scbliefslich mehrere Plätze Welschtirols, z. B. bei Riva am Gardasee. Häufig war sie angeblich an keinem der Fundorte im deutschon Tirol, von der Martinswand vielleicht abgesehen, wo im Juni 1885 etwa 10 Paare festgestellt wurden. „ 105 — Ich selbst traf Rupesfris riparia im Juli 1913 zuerst im ötztal, aber nicht zwischen Ötz und TJmhausen (s. o.), sondern mehr taleinwärts, zwischen Längefeld und Hüben, Die Zahl der dort beobachteten Vögel habe ich nicht genau festgestellt, glaube mich aber genau zu erinnern, dafs es nicht mehr als 5—6 Paare gewesen sind. Der nächste Fundort lag jenseits des Niederjoches im oberen Schnalstale, wo um die riesige, schroffe Felswand bei St, Katharinaberg ebenfalls einige Felsenschwalben in ihrem schönen weichen Bogenfluge kreisten. Einige Tage später begegnete mir die Art an der sog. Virglwarte, unmittelbar bei Bozen (s. o.), doch waren dort nicht mehr als 4 Yögel zu sehen. Weiterhin wurde dann Unpestris ripuna, wie ich aus meinen ornithologischen Auf- zeichnungen ersehe, noch an einigen Stellen der berühmten Eggen - talschlucht und zuletzt im Tale der Eienz (s, o.), zwischen Bruneck und Mühlbach, beobachtet, stets aber nur in wenigen Stücken. Hier bei Bruneck trieben sich in ihrer Gesellschaft, wie nebenbei erwähnt sei, mehrere Alpen Segler (Gypselusmelba) umher. Die gleiche Vereinigung dieser beiden interessanten Arten habe ich auch ein- mal in den Schweizer Alpen, am Felsen von Hohenrätien bei Thusis (Graubünden) beobachtet. — Aus meinen Feststellungen scheint, ebenso wie aus den An- gaben von Anzinger und Dalla Torre, hervorzugehen, dafs die Felsenschwalbe an ziemlich vielen Stellen von Tirol vorkommt, stets aber nur in recht schwachen, aus einigen Paaren bestehenden Brutsiedelungen. Da ihr eigentliches Wohngebiet ja viel weiter südlich liegt, sind diese kleinen, in nördlicheren Gegenden woh- nenden Gesellschaften gewissermafsen als vorgeschobene Posten anzusehen, die durch sehr dünn besetzte Etappenstrafsen mit der Hauptmacht ihrer Artgenossen in Verbindung stehen. Wäre es aber nicht möglich, dafs diese im allmählichem Nachrücken begriffen, d. h. eine Ausbreitung von Biparia rupestris nach Norden im Gange ist? Haben doch auch andere Vogelarten die Grenzen ihres Wohngebietes in den letzten Jahrzehnten ständig und und sogar ziemlich schnell vorgeschoben, z. B. der Girlitz nach Osten und Nordosten. Bei dem Karmingimpel anderseits besteht nach den Beobachtungen der letzten 10 Jahre anscheinend ein leb- hafter Drang nach Westen. — Meine Vermutung betreffs der Felsenschwalbe würde eine Stütze erhalten, wenn der Nachweis gelänge, dafs ihre Ansiedlung am Falkenstein bei Pfronten wirk- lich erst in der neuesten Zeit stattgefunden hätte. Es wird sich jedenfalls empfehlen, mit Sorgfalt nach etwaigen weiteren, in den oberbayrischen Alpen neu erscheinenden Brutkolonien von Riparia rupestris zu forschen. — 106 — Berichtigung bezüglich Atithus cervinus. Von F. Tischler. In den Ornith. Monatsber. 1914 S. 138 erwähnte ich ebenso wie in meinem Buche „Die Vögel der Provinz Ostpreufsen" S. 268 und in der Ornith. Monatsschrift 1917 S. 185, dafs ein von Hartert am 17, März 1884 gesammeltes cf von A. cervinus im Winterkleide aus der Caporner Heide bei Königsberg sich im Braunschweiger Museum befinde. Ich stützte mich dabei auf R. Blasius, der dieses Stück im neuen Naumann Bd. III S. 66 bespricht. Da Hartert es aber weder in seinem „Vorläufigen Versuch" in den Wiener Mitteilungen 1887 noch im Ibis 1892 aufführt, fragte ich zur Sicherheit noch bei Herrn Geheimrat W. B 1 a s i u s an, der mir die Zugehörigkeit zu A. cervinus be- stätigte. Mit Rücksicht auf das auffällig frühe Erlegungsdatum bat ich nunmehr Herrn Kustos Meerwarth, das Stück noch- mals zu untersuchen, worauf er mir schrieb, seiner Ansicht nach sei es ein A. pratensis. Er war dann so liebenswürdig, mir den Vogel zuzusenden. Es ist in der Tat ein Wiesenpieper mit nur ganz schwach rostgelber Kehle. Die 4 ersten ausgebildeten Hand- schwingen sind gleich lang, der Bürzel und die Oberschwanzdecken sind ungefleckt. Wie die Brüder Blasius darauf gekommen sind, diesen Vogel für A. cervinus zu halten, ist mir unerfindlich. Von Hartert ist er auf der Etikette als A. pratensis bezeichnet. Von anderer Hand (E. v. H o m e y e r ?) findet sich der Zusatz ,,rufoyularis'\ womit aber wohl nicht ein ßotkehlpieper, sondern nur eine Varietät des Wiesenpiepers mit intensiver gefärbter Kehle bezeichnet werden sollte. Ich bedaure lebhaft, diesen Irrtum weiter verbreitet zu haben ; in Zukunft werde ich bei Benutzung fremder Mitteilungen noch vorsichtiger sein als bisher. Namentlich den Angaben von K. Blasius im neuen Naumann gegenüber scheint mir eine sorgfältige Nachprüfung am Platze zu sein und zwar sowohl hin- sichtlich der von ihm angeführten Literaturstellen wie hinsichtlich der von ihm untersuchten Vögel des Braunschweiger Museums. Erwähnt sei z. B., dafs 2 von ihm als ostpreufsische Sitta caesia aufgeführte Kleiber von Hartert in der Rhön gesammelt sind. Vom Rotkehlpieper sind jetzt in Sammlungen demnach nur 2 ostpreufsische Belegexemplare vorhanden, nämlich die beiden cfd' vom 17. Mai 1914 und 15. Mai 1916 in meinem Besitz. Als normale Durchzugszeit im Frühjahr hat also die zweite Hälfte des Mai zu gelten. — 107 — Ist Anthropoides virgo in der „Neuen Namen liste der Vögel Deutschlands" nicht mit eigener Nummer einzureihen? You W. Bacmelster. Die Herren Verfasser der „Neuen Namenliste der Vögel Deutschlands", Geheimrat Dr. Koichenow und Dr. E. Hesse, (Journ, f. Orn. 19x6, S. 325) haben unter den Gruidae nur Grus grus L. unter Ziffer 139 angeführt, nicht aber auch den Jungfern- kranich {Anthropoides viryo L.) mit einer durchlaufenden Nummer versehen, ihn vielmehr in die Anmerkung mit döm Vermerk „ein- mal auf Helgoland erlegt" verwiesen. Dasselbe Schicksal wurde diesem Vogel in Dr. Reichenows „Kennzeichen der Vögel Deutsch- lands" (1902) zu teil. Zu Grunde gelegt wurden der „Neuen Namenliste" — nach der Darlegung der allgemeinen Gesichtspunkte, die für die Aufzählung der einzelnen Arten als mafsgebend erachtet werden, — Dr. Keichenows „Kennzeichen" und Hartert, Jourdain, Ticehurst and Witherby A Handlist of British Birds 1912, Nach der „Vor- bemerkung" zu den „Kennzeichen" sind „unter die Vögel Deutsch- lands alle Arten aufgenommen, die innerhalb der Grenzen des deutschen Reichs als Brutvögel, Wintergäste oder Durchzügler vorkommen, feroer gelegentliche Gäste, die öfter beobachtet werden oder doch ihrer Verbreitung nach öfter erwartet werden können". Wenn es bei Anthropoides virgo tatsächlich mit der einmaligen Erlegung auf Helgoland sein Bewenden hätte, so wäre die Art mit Recht in der „Neuen Namenliste" auf die anmerkungsweise Anführung beschränkt und ihr die Aufnahme in die eigentliche Liste mit fortlaufender Nummer versagt worden. Nun findet sich aber in Naumanns Werk folgende Bemerkung (Neuausgabe Bd. VII S. 92): „Nach einer uralten Nachricht soll er einmal in Ober- schlesien geschossen worden sein. Gewisser ist, was erst neulich öffentliche Blätter verkündeten, dafs in diesem Frühjahr (1837), wo der für den Zug der Vögel so verhängnisvolle Nach- winter im April so manchen von seiner gewohnten Strafse ver- schlug, auch so manchen aufrieb, ein Jungfernkranich auf der Insel Helgoland erlegt wurde, wodurch diese schöne Art nun auch eine deutsche geworden ist." In der Anmerkung fügt der Altmeister der Vogelkunde hinzu: „Da auch der dunkelfarbige Sichler auf Helgoland vorgekommen, war die Nachricht von einem dort erlegten Jungfernkranich wenigstens keine ganz unerwartete, da beide Vogelarten gewöhnlich fast gleiche Länderstrecken bewohnen und beide gute Flieger sind". Gätke bestätigt diese Angabe. Nach ihm wurde („Vogelwarte Helgoland" 2. Aufl. S. 484) der Jungfernkranich im Mai 1837 von Reymers auf der Düne geschossen, gjing dann in das Hamburger Museum über, kam aber wieder — 108 — durch dieBemühungeh Gätkes zu dessen „aufserordentlicher Freude" in seine Sammlung nach Helgoland zurück. In der Neuausgabe des Naumann'schen Werkes sagt der Be- arbeiter des betreffenden Abschnittes, Jacobi von Wangelin: „Im Jahre 1862 ist ein zweites Exemplar in Helgoland erlegt worden". Nähere Angaben fehlen leider. Über dieses Stück be- merkt Gätke auffallenderweise nichts. Zu diesem zweimaligen Yor- kommen unseres Vogels kommt noch ein drittes: C. G. Friderich erwähnt in der 4. Auflage seiner „Naturgeschichte der deutschen Vögel" (1891) bezüglich des Jungfernkranichs S. 875, dafs sich „im Jahre 1811 bei Gamsheim^) am Rhein ein ganzer Trupp gezeigt habe, wovon mehrere erbeutet worden seien". Auch in die Neu- bearbeitung des Friderichschen Werkes durch Alexander Bau (5. Aufl.) ist der Bericht über dieses Vorkommen des Jungfern- kranichs wörtlich aus der früheren Auflage übernommen worden. Dieser Mitteilung wird der Glaube wohl nicht versagt werden können, da Friderich für zuverlässig gilt. Eine gewisse Unterstützung findet diese Nachricht über den Jungfernkranich aus dem Jahre 1811 in der bekannten Tatsache, dafs in demselben „heifsen Jahr- gang", im Juni 1911, bei Kehl am Rhein ein Trupp von 27 Fla- mingos erschien, von dem sechs Stück erlegt wurden. (Friderich a. a. 0. 4, Aufl. S. 841 und ebenso 5. Aufl. S. 539; H. R. Schinz %,Naturgeschichte und Abbildungen der Vögel" 1836 S. 317.) Von diesen bei Kehl erschienenen und teilweise erbeuteten Flamingos steht ein Stück in der Zoologischen Sammlung der Universität Strafsburg. Der Begleitzettel trägt den Aufschrieb: „Strafsburg Rheinufer 1811". Sonach wäre bezüglich des Jungfernkranichs im ganzen ein mindestens dreimaliges Vorkommen in Deutschland bezeugt, weshalb ich anheimstellen möchte, ob nicht dem schmucken Vogel auf Grund dieser Tatsache die Ehre eingeräumt wird, bei einer etwaigen Neuherausgabe der „Namenliste" unter die deutschen Vögel bei den Gruidae in forlaufender Zählung eingereiht zu werden, anstatt nur in der Anmerkung ein etwas kümmerliches Dasein zu fristen. Über einige Arten des Grenus Collocalia, Von Oscar Neam&nn. Die mehrfachen Revisionen, die seit dem Erscheinen von Harterts Macroptcnjgidae im „Tierreich" 1897 und Sharpes Handlist Vol. II 1900 das Genus Collocalia erfahren hat, insbesondere von Oberholser Tr. Ac. Nat. Sc. Philad. 1906 p. 177—212, Proc. Un. St. Nat. Mus. 1912 p. 11—20, und Stresemann, Nov. Zool. 1912 1) Heute „Gambsheim" geschrieben; es liegt im Kanton Brumath, Kreis Stralsburg-Land. — 109 — p. 347—351, Verhandl. Ornith. Ges. Bayern 1914 p. 1—12 ver- anlafsten mich, das Collocalia-Msitenal des Berliner Museums einer eingehenden Durchsicht zu unterziehen. Wenn dies auch relativ klein ist, da es nur 48 Exemplare umfafst, so bietet es doch Veranlassung zu einigen Bemerkungen. 1. Collocalia fuciphaga fuciphaga Thunb. 4 in West-Java von Fruhstorfer gesammelte Stücke sowie mehrere ältere, gleichfalls von Java (Temminck, Bernstein, Wilden- stein) zeigen keine Spur von einer Tarsenbefiederung. Die Unter- seite variiert im Ton etwas. Fl. 115 — 121 mm. Das die letzt genannten, ausgestopften Stücke hellere Unterseite haben als die Fruhstorfer'schen mag darauf zurückzuführen sein, dafs sie lange dem Licht ausgesetzt gewesen sind. 2. Collocalia fuciphaga vanicorensis Quoy & Gaim. Diese Form unterscheidet sich sofort von C. f. fuciphaga durch die hellere Unterseite, speziell silbrig weifse Kehle. Von den verwandten Formen micans Stres., moluccarum Stres. und hinmdirtacea Stres. liegt mir kein Vergleichsmaterial vor. Exemplare von Friedrich Wilhelmshafen, Deutsch Neu-Guinea sind in der Färbung nicht von solchen von der Gazelle-Halbinsel, Neu-Pommern, zu unterscheiden, aber etwas kleiner. 5 Exemplare von der Gazelle-Halbinsel (Finsch, Dahl coli.) haben 116—120 mm Flügellänge, 2 von Friedrich Wilhelmshafen (Heinroth coli.) nur 110 und 112 mm. 3. Collocalia fuciphaga inquieta Kittl. Das Berliner Museum besitzt 3 Exemplare von Carolinen- insel Kussaie (Finsch, Schnee coli.). Sie zeigen deutlich die sehr dunkle Ober- und Unterseite. Fl. 117—119 mm. 4. Collocalia fuciphaga tachyptera Oberh. Ein schlecht erhaltenes Exemplar von den Pelew Inseln (Kubary coli.) könnte zu tachyptera gehören. Es hat 112 mm Flügellänge. 5, Collocalia linchi linchi Horsf. horae. 1 Exemplar Java (Temminck), 1 Exemplar Palabuan, Java (v. Martens), 1 angeblich Amoy, Süd-China (Schlegel) gleichen sich untereinander vollkommen. Bemerkenswert ist, dafs sie viel kleinere Mafse haben, als Stresemann Nov. Zool. 1912 p. 348 angibt, nämlich nur 87, 78, 80 mm in angegebener Reihenfolge. Trotzdem sehen sie nicht wie jung aus. Sonst besitzt das Berliner Museum nur ganz junge Stücke der Art. 6. Collocalia linchi oberholseri Stresem.? Das Berliner Museum besitzt ein Exemplar von der Insel Si-Pora, westlich Sumatra, nördlich der Pagi-Inseln, Maafs coli. — 110 — Fl. (abgestofsen) 100 mm). Das Exemplar hat viel stärkeren Metallglanz als die vorerwähnten Exemplare von Java und Amoy. Dabei glänzt der Schwanz deutlich blau. 7. Collocalia esculenta L. Exemplare von Amboina (Platen) Sepik, Neuguinea (Bürgers) und Gazelle Halbinsel (Dahl) scheinen sich vollkommen zu gleichen. Yl 96—104 mm. Ein Exemplar, leider ohne jeden Fundort, zeichnet sich dagegen durch viel mehr blauen Glanz aus, besonders glänzt der Schwanz rein blau. Fl. 97 mm. Vermutlich wird man linchi neglecta natalis und vielleicht noch andere als Subspezies zu esculenta ziehen müssen. 8. Collocalia uropygialis heinrothi nov. subsp. Collocalia uropygialis Heinr. Journ. Orn. 1902 p. 447. Ähnlich der C. n. uropygialis Gray von den Neu-Hebriden und Neu-Cale- donien, aber kleiner mit rein weifsen ünterschwanzdecken und schwärzlichen, nicht weifsgespitzen Unterflügel decken. Fl. 93 mm (nach Heinroth am frischen Balg 96 mm). Heimat : Neu-Mecklenburg. Typus: Nusa, Nordspitze von Neu-Mecklenburg 9. III. 1901 Dr. Heinroth coli. 9. Collocalia francica spodiopygia Peale. 2 Exemplare von Upolu (Thilenius coli.) haben 122 und 124 mm Flügellänge. 10. C. f. townsendi Oberh. 1 Exemplar von Vavao („Gazelle") hat 114 mm Flügellänge. 11. Collocalia francica reichenowi Stresem. 2 Exemplare von Kai um und der kleinen Insel Nordtochter bei der Gazelle-Halbinsel (Dahl coli.) haben 100 und 101 mm Flügellänge. Beide haben die Kehle viel heller und mehr silbern als spodiopygia und townsendi. Aufzeichnungen. In No. 1/2 (S. 12) dieses Jahrganges der 0. M. bemerkt Herr Schnurre, dafs er für Wilhelmshöhe und den Habichtswald Hagens Beobachtungen bestätigen könne, nach denen Cerihia familiaris nur in Kitzen, Certhia hrachydactyla nur in Höhlen brüte. Das mag für die genannten Gegenden zutreffen, durchweg findet sich diese Ver- schiedenheit in der Anlage des Nestes aber nicht. Bei Mudders- heim (im Rheinland), wo nur C. hrachydactyla ständig vorkommt, habe ich ihr Nest wiederholt in höhlenartigen Vertiefungen von Bäumen gefunden, ferner in vom Spechte zerhackten Nistkästen, verschiedentlich auch hinter der Holzverschalung von Hausgiebeln - ill - und einmal hinter einem geöffneten und der Hauswand anliegen- den Fensterladen. In letzgenanntem Nistplatze mufste der Vogel stets über den das Haus umgebenden Teich fliegen. Nicht un- gewöhnlich sind anderseits bei Müddersheim Nester, die ebenso wie bei ü. familiaris in Ritzen und hinter abstehender Baumrinde angebracht sind, ja ich fand dort sogar einmal ein freistehendes, welches in die dichten Wasserreiser einer Eiche hineingebaut war, worüber ich seinerzeit in der Zeitschrift für Oologie berichtete. H. Baron Geyr. Die Mauersegler sind im Jahre 1919 erst am 6. Mai in Essen angekommen, während sie sonst bereits am 25, oder 26, April zurückgekehrt zu sein pflegen. Ihre Zahl nimmt von Jahr zu Jahr aus z. T. unbekannten Gründen ab. Überhaupt scheint nach mei- nen Beobachtungen in den meisten Gebietsteilen Deutschlands die Zahl der Mauersegler zurückzugehen, und zwar seit etwa 1900. Eine Reihe verregneter und kühler Sommer dürfte in der Haupt- sache an diesem Rückgange mit Schuld sein. — Der Girlitz balzt in der Umgebung von Essen bereits seit Ende April. Dr. W. R. Eckardt. Schriftenschau. Um eine möglichst schnelle Berichterstattung in den „Ornithologischen ' Monatsberichten" zu erzielen, werden die Herren Verfasser und Verleger gebeten, über neu erscheinende Werke dem Unterzeichneten frühzeitig Mit- teilung zu machen, insbesondere von Aufsätzen in weniger verbreiteten Zeit- schriften Sonderabztige zu schicken. Bei selbstständig erscheinenden Arbeiten ist Preisangabe erwünscht. Eeichenow. 0. Heinroth, [Über das Genus Dendrocycna]-, J. f. 0. 1918, 241 — 544. — Nach Charakterisierung der einzelnen Arten des ge- nannten Genus wie Hinweisen auf die Verbreitung und Biologie derselben führt Heinroth aus, dals sich Dendrocycna als eine den übrigen Ana- tiden fern stehende Gruppe erweist, die offenbar sehr alt sein dürfte und von der wahrscheinlich zwei Arten, D. viduata und fulva, bereits im Tertiär gelebt haben. Verf. glaubt, dafs diese -Gattung nicht ohne weiteres den Schwimmenten angegliedert werden darf, wie dies von ver- schiedenen Systematikern geschehen ist. A. Eeichenow, [Zwei neue Arten aus Neuguinea]; J. f. 0. 1918, 244. — Neu: Psiitacella lürgersi (Sepikgebiet) und Astrapia alboundata (Kaiser- Wilhelmsland). J. H a m m 1 i n g , Neuer Beitrag zur Kenntnis der Vogelwelt der Provinz Posen; Journ. f. Ornith. 1917, 397—434; 1918, 1—42 und 191—219. — Die Provinz Posen gehört zu denjenigen Gebieten der norddeutschen Tiefebene, deren faunistische Erforschung lange vernach- lässigt worden ist und mit deren Aufklärung sich erst die Arbeiten allerneuestor Zeit zu beschäftigen beginnen. Wenn Borggreve in seiner - 112 - Vogelfauna Norddeutschlands sagt, ^,daf8 Posen soweit durchforscht worden ist, dafs regelmäfsige Vorkommnisse wohl kaum übersehen sein dürften", so ist dieser Ansicht kaum für jene Zeit vor fünfzig Jahren, in der das Buch geschrieben wurde, beizupflichten, durchaus aber nicht für heute, wo wesentlich andere Gesichtspunkte hinsichtlich der faunistischen Be- handlung eines Gebietes angenommen werden müssen. Die Arbeiten von Alexander von Homeyer und Ferdinand Schwaitzer über Posen, auf welche ausschliefslich zurückgegriffen wird, enthalten nur weniges und dürftiges Material. Es ist sonderbar, dafs der letztgenannte der beiden Männer, der beinahe 30 Jahre in Wittowo bei Neustadt a. Warte lebte und beobachtete, nie etwas Abgeschlossenes über seine Heimatprovinz veröffentlichte. In neuerer Zeit sind es Schulz, Eajser und Hammling, die uns über dieses östliche, zoologische Neuland dankenswerte Aufschlüsse ge- geben haben. Hammling hat seinen früheren Veröffentlichungen die obige umfangreichere Arbeit angereiht. Dieselbe bietet zwar, wie der Verf. selbst betont, noch keine in sich abgeschlossene Vogelfauna Posens, aber sie bringt doch nach eigenen Beobachtungen und den Mitteilungen Anderer eine zusammenfassende Darstellung über das Gebiet, soweit eine solche heute möglich ist. Auf eine genaue Abgrenzung der Formen bei den grauen "Würgern, Dohlen, Dompfaffen, Budytes^ Spechtmeisen u. s. w. gedenkt der Verf. später zurückzukommen. Dann wird es hoffentlich auch möglich sein auf einige Grenzgebiete innerhalb der Provinz, die sich in der obigen Arbeit noch nicht berücksichtigt finden, einzugehen. Bei den meisten Arten gibt Hammling seine eigenen Beobachtungen in der Reihenfolge der einzelnen JaLre. Zusammenfassende Darstellungen des Vorkommens für das 'ganze Gebiet fehlen. Für Posen bis jetzt nachgewiesen, werden 228 Arten und Formen aufgeführt. Diese Zahl wird sich in Zukunft bei weiterer Durchforschung wesentlich erhöhen. Interessant sind die Angaben über das Überwintern einzelner Arten. Für verschiedene seltenere Vorkommnisse, wie von Branta bernicla, Bhalaropus lohaius, Fhoenicopterus, I^ycUcorax, Ardeola ralloides^ Merops u. s. w., die nur nach älteren Beobachtungen registriert werden, fehlen sichere Nachweise. Wo sich Stücke nicht gewöhlicher Arten in Sammlungen finden, sind sie ohne genaue Ort- und Zeitangaben. In der Provinz erlegte Exemplare von lalco cherrug und F. rusticolus sind durch Belege sicher gestellt. Lanius Senator wurde brütend ge- funden, Spinus spinus ist nistend noch nicht beobachtet worden. Ob Kormoran und Uhu noch in der Provinz horsten, bleibt späteren Fest- stellungen nachzuweisen vorbehalten. Dosgleichen das Brüten von Co- lymhus arcticus, das aber sicher angenommen werden darf. M. Ren die, Schwarzspechtbeobachtungen und anderes mehr; Die Gefiederte Welt 1917, 41—42, 49—50, 57—59, 65—67, 73—75, 81—82, 89 — 90, 97—98 und 105—106. — Forstmeister Loos und Pfarrer Rendle dürfen sich der allgemeinen Anerkennung, die besten lebenden Kenner des Freilebens unseres Schwarzspechtes in Deutschland zu sein, versichert halten. Die Biologie dieses scheuen Bewohners unserer — 113 — Wälder, welche mancherlei ungelöste Fragen seit langer Zeit in sich barg und auch heute noch birgt, ist durch eine gröfsere Reihe von Arbeiten dieser beiden Männer geklärt und nachhaltig gefördert worden. Beide Männer verfolgen bei ihren Untersuchungen dasselbe Ziel, suchen es aber auf verschiedenen Wegen zu erreichen. Loos gibt fast aus- nahmslos seine eigenen sorgfältigen und wiederholt kontrolierten Beob- achtungen. Eendle verfährt zwar in gleicher Weise, zieht aber für alle in Betracht kommenden Fragen die ältere wie neuere Literatur in aus- giebiger Weise heran, hier alte Irrtümer klärend und dort die Beob- achtungen anderer bestätigend. In allen seinen Arbeiten, die der Verf. vom Jahre 1900 an über den Schwaizspecht geschrieben, geht er diesen Weg der Darstellung. Auch in der vorliegenden Veröffentlichung. An Hand seiner Tagebuchnotizen, die den Zeitraum eines Jahres füllen, be- handelt Kendle die verschiedensten Fragen, alte und neue, aus der Bio- logie des Schwarzspechtes. Und in Hinblick auf dieselben erörtert er „anderes mehr" nach seinen Lesestudien. Immer ist ihm „das Warum das allzeit Interessanteste in der Natur zumal in unserem Zeitalter der Biologie**. Fr. Lindner, Hiddensoes Vogelwelt im Jahre 1917; Ornith. Monatsschr. 1918, 111 — 126. — Tagebuchnotizen vom 6. August bis 11. September. Zur Beobachtung kamen u. a. relativ gröfsere Mengen von Sterna caspia. Ficus major scheint Brutvogel zu werden. Er kam früher nur als seltener Gast zur Beobachtung. W. R, Eckardt, Über das Vogelleben d6s Meeres, insbesondere über die Anpassungen der Meeres- und Strandrögel an ihre Umgebung; Ornith. Monatsschr. 1918, 33—45, 70—80, 126 — 133. — Interessante Ausführungen im Rahmen des obigen Titels auf Grund eingehender Literaturstudien. Verf. erörtert das Leben der „Luftwasservögel**, zu denen er Longipennes und Stegauopodes zieht, der eigentlichen Schwimm- und Stelzvögel. Seine Darstellung gipfelt in der Ausführung: die aufser- ordentlich verschiedenen Anpassungen der See- und Küstenvögel an die Ernährung und ihr häufiger Geselligkeitstrieb auch zu anderen Verwandten ihrer Gattung, Familie oder Ordnung sind jedenfalls daraus hervorgegangen, dafs das Meer und sein Strand im allgemeinen sehr viel Nahrung spendet, die nur auf die mannigfachste Weise ausgenutzt werden kann, was eben nur durch die vielfache Anpassungen möglich ist. 0. L e e g e , Brutergebnis der Vogelkolonie Memmert im Jahre 1917; Ornith. Monatsschr. 1918, 133—136. — Die Anzahl der Brut- paare ist in den Jahren 1914 — 1917 von 4390 auf 5230 gestiegen. Den Hauptzuwachs wiesen die Silbermöwen auf. Die Brandseeschwalben sind von 233 auf 5 zurückgegangen, nachdem sie im Jahre 1915 die Zahl von 1500 Paaren erreicht hatten. J. Thienemann, [Vogelwarte Eossitten]; Ornith. Monatsschr. 1918, 139— 140. — Wendet sich gegen die Ausführungen Hübners, dafs 1917 eine grofse Menge nordischer Nebelkrähen in den vorpommerschen Winterhorbergen zurückgeblieben und zur Brut geschritten wären. Da — 114 — die Kraben nicht beringt waren wirft der Verf. mit Recht die Frage auf woher man denn wisse, dals die betreffenden Krähen nordischen Ursprungs, waren. A. J a c 0 b i , Am ForoUenbach und Fischteich ; Mitt. des Landes- ver. Sachs. Heimatschutz, Bd. 6, 1917, 90—96. — Über graue Bach- stelze, Wasserstaar, Eisvogel, Kiebitze, Möwen u. s. w. W. B a c m e i s t e r , Über Favus salicarius ; Festschrift ftlr A. Reichenow, J. f. 0. 1917, II, 1—4. — Biologische Beobachtungen vom westlichen und östlichen Kriegsschauplatz. H. Freiherr v. Berlepsch, Wichtige Beobachtungen im Paraguayischen Urwalde; Festschrift Ant. Reichenow, J. f. 0. 1917, Bd. 2, 5 — 8. — Schildert die Wahrnehmungen, die zur Anlage der heutigen Vogelschutzgehölze die Anregung gaben. Stefan von Chernel, Notizen über den Herbstzug aus der Gegend des Balaton-Sees; Aquila 1917, 27-29. J. Hegyfoky, Der Frühlingsvogelzug in den Landesgegenden [Ungarns] im Zeitraum 1899-1916; Aquila 1917, 111 — 113. F. von Lucanus, Der Zug der Waldschnepfe ; D. Jäger Zeitung Bd. 71. No. 8, 1918, 77 — 80 mit Karte. — Verf. stellt die Beob- achtungen zusammen, welche der Ringversuch über den Zug der Wald- schnepfe bis jetzt ergeben hat. Er nimmt sieben Zugstrafsen an. Von diesen kommen für Deutschland die folgenden in Betracht: Aus Nord- rufsland über Ostpreufsen, Schlesien, Bayern, Südfrankreich Spanien, Marokko ; aus Nordrufsland, entlang der Küste der Ost- und Nordsee bis zum Ärmelkanal; ferner von Schweden über Rügen, Mitteldeutschland, Südfrankreich, Spanien, Marokko; und schliefslich von Skandinavien und Jütland zum Nordseegebiet, Rheinabwärts,' Rhone, Südfrankreich, Spanien, Marokko. Die einzelnen Daten des Zuges geben, wie Lucanus bemerkt, interessante Anhaltspunkte für die Schnelligkeit der Wanderung. Verf. glaubt eine durchschnittliche Tagesleistung von etwa 400—500 km an- nehmen zu dürfen. E. Nieselt, Aus dem Leben des Kuckucks; Aus der Heimat, Organ des Deutschen Lehrervereins für Naturkunde, 32. Jahrg. 1919, 1—6. — Im Laufe meines Lebens habe ich schon mancherlei dummes Zeug hinsichtlich der Biologie unseres Kuckucks gelesen. Aber ein so hanebüchener Unsinn, wie er in der vorgenannten Veröffentlichung nieder- gelegt wird, ist mir denn noch nicht vorgekommen. Nach langjährigen Erfahrungen ist dem Verf. „die Tatsache zur Gewifsheit geworden: Nie und nimmer legt ein Kuckuck sein Ei in eis fremdes Nest, sondern stets nur einen einzigen, lebenden, etwa ein Tag alten, blinden Jungen. Dies währt bis in den Juli, solange er brütende Kleinvögel findet. Alle von meinen scharfen Augen entdeckten Nester überwache ich während der Brutzeit täglich seit 30 Jahren". Nach des Verf. Er- fahrungen wird der junge Kuckuck von dem alten Vogel unter dem Flügel getragen und mit dem Schnabel in das fremde Nest gelegt!! - 115 — ! Ich würde diesen Uosino hier nicht registriert haben, wenn ich nicht mein Bedauern darüber hätte aussprechen wollen, dafs ein solches Ge- schwätz in dem Organ eines deutschen Lehrervereins einen Platz hat finden können. Der Herausgeber der Zeitschrift, Gewerbeschuldirektor Bafs in Stuttgart, führt die Veröffentlichung u. a. mit den Worten ein: „Der Verf. kann keineswegs durch Worte, auch nicht durch die Behaup- tungen noch so allgemein anerkannter Autoritäten, sondern nur durch eigene zuverlässige Forschungen und Beobachtungen, bezw. durch eine bis in's Einzelne gehende Nachprüfung der in der Literatur vorhandenen Nachrichten widerlegt werden." Nun ich denke, dafs nach den Arbeiten von Baldamus, Pralle, Päfsler, Walter, Rey, Krüger, Kutter, Dybowski, Jex, Goebel, Thiele, Liebe, Jourdain, Gadamer, Capek, Kunz, Friderich, Newton, v. Treakow, Reid u. s. w. , »eigene zuverlässige Forschungen" be- züglich des Parasitismus unseres Kuckucks nicht mehr von Nöten sein werden. An den exakten Arbeiten dieser Männer wie an der Tatsache, dafs sich Hunderte von Gelegen der Pflegeeltern mit Kuckuckseiera in den Staats- und Privatsammlungen befinden, dürften auch die dreifsig- jährigen Erfahrungen des Herrn Ernst Nieselt in Lausa nichts ändern. Schäfer, Ägyptischer Vogelfang ; amtliche Berichte aus den Preufsischen Kunstsammlungen; 40. Jahrg. No. 8, Mai 1919, 163 — 184. — Eine Gruppe altägyptischer Liebeslieder, die uns in einer Hand- schrift des 14. Jahrhunderts v. Chr., in dem sogenannten Papyrus Harris, erhalten sind, verwendet dichterisch in mannigfacher Weise die Vogel- falle. Prof. Schäfer von der Ägyptischen Abteilung des Berliner Mu- seums weist darauf hin, dafs einzelne Züge der genannten Dichtung noch sinnenhafter werden würden, wenn wir genau wüfsten, wie die kleine von einer Person zu bedienende Falle eingerichtet gewesen ist. Er geht in seinen Ausführungen davon aus, dafs uns die alten Fallenbilder, die wir in den Museen besitzen, trotz scheinbarer Genauigkeit nur einen ganz allgemeinen Begriff von dem Aussehen des Geräts geben. Schäfer ver- sucht nun aus erhaltenen Überresten wirklicher Fallen und in Anlehnung an noch heute in Ägypten gebräuchliche Vorrichtungen die alten zum Vogelfang gebrauchten Geräte zu rekonstruieren. Die von dem Verf. geschilderten im Berliner Museum befindlichen modernen Fallen wurden von M. Davidsen in Qift in Oberägypten gesammelt. Er vergleicht sie init den alten Fanggeräten und beide mit den bekannten Wandbildern von Benihasan. Es ergibt sich dabei, dafs keine aus der einen Gruppe mit einer aus der anderen genau übereinstimmt. Die Ausführungen des Verfassers werden von 21 instruktiven Abbildungen begleitet. Diese letzteren wie die Darstellung Schäfers zeigen, dafs sich bis jetzt wenig Sicheres hinsichtlich des behandelten Gegenstandes erreichen läfst, zumal die Verschiedenheiten der vorhanden gewesenen Formen im Einzelnen recht grofs gewesen zu sein scheinen. W. Grassmann, Einiges über den Herbstzug, nordische Durch- zOgler und Wintergäste in den Rokitnosümpfen; Ornith. Monatsschr. 1919, 49 — 52. — Verf. zieht aus seinen Beobachtungen den Schlufs, dafs die Zugrichtung in dem genanDten Gebiet mehr eine südliche als eine — 116 — westliche sei. Auffallend ist, dafs in den Jahren 1915 — 1917 weder Seidenschwänze noch Tannenbäher zur Beobachtung kamen. E. Puhlmann, Abnormer Nistplatz des Zaunkönigs; Ornith. Monatschr. 1919, 91—92. J. Gengier und Stresemann, [Dryohates major halcanicus subsp. n. Hab. Mazedonien, Serbien, Bulgarien]; Anzeiger d. Ornith. Ges. in Bayern, 1919, No. 1, 2. H. Schal ow. H. K. S w a n n , A Sjnoptical List of the Accipitres. Part 1 (Sarcorhamphus to Accipiter (London 1919). [4 sh.] — Eine neue Handliste, die alle bis zum Jahre 1914 beschriebenen Species und Sub- species enthalten soll in der Reihenfolge der Sharpe'schen Handliste. Dem wissenschaftliche'n Artnamen ist die Literaturstelle der Urbeschreibung beigefügt, der englische Name, das Vorkommen und aufserdem eine aus einer oder wenigen Zeilen bestehende Kennzeichnung, die trotz der Kürze doch recht brauchbare Anhaltspunkte zum Bestimmen liefert. Ebenso sind auch die Gattungen gekennzeichnet, wo ipdessen dem Gattungsnamen nur Autorname und Jahr der Veröffentlichung beigefügt ist. Ob das Verzeichnis auf die Raubvögel beschränkt bleiben oder auch auf andere Vogelgruppen ausgedehnt werden soll, ist nicht ersichtlich, da das vor- liegende Heft keine Angabe darüber enthält. J. Hortung, Ur Fäglarnes Varld. 2 Teile: 1917 und 18 (Helsinjjfors, Söderström & Co.). [Erster Teil 3.50, zweiter 9 M.] — Der Verfasser des vorliegenden Buches „Aus der Vogelwelt" stützt seine Auseinandersetzungen auf eigene Beobachtungen und widmet seine Schil- derung hauptsächlich den Vogelstimmen und dem Benehmen der Vögel, ihren Erscheinungen in der freien IJatur. Auch die Mitteilungen über Lebensweise enthalten nur vom Verf. selbst Beobachtetes. Zur Be- zeichnung der Stimmen werden sowohl Buchstabenschrift als Noten und Zeichen verwendet. Auch dem Zugphänomen ist ein Kapitel gewidmet (25 in Teil 2). R c h w. Nachrichten. Vogelwarte Helgoland. Infolge Arbeitsüberlastung werden freiwillige Helfer zur Beobachtung des Herbstzuges (August bis November oder Teilabschnitte davon) und zum Vogelfang zwecks Beringung auf Helgoland gesucht. Alles Nähere brieflich durch Dr. Weigold, Preufs. Biologische Anstalt auf Helgoland. Berichtigung: In der Abhandlung „Geogr. Irrtümer betreffs Scopol! U.S.W." in No. 7/8 der 0. M. muls es auf S. 70 und 71 anstatt Labaeum Labacum heifsen. Mehrere andere Druckfehler in der Ab- handlung sind als solche leicht ersichtlich. Druck Ton Otto DornblUtb N«cbf. in Bernburg. >. Omithologisclie lonatsbericlite herausgegeben von Prof. Dr. Ant. Reichenow^. 37. Jahrgang. NoTember/Dezemlber 1919. No. 11/13. Die Ornithologischen Monatsberichte erscheinen in monatlichen Nummern (während der Übergangszeit in Doppelnummern) und sind durch alle Buch- handlungen zu beziehen. Preis des Jahrganges 8 Mark. — Zusendungen jeder Art für die Schriftleitung sind an den Herausgeber, Prof. Dr. Reich enow in Berlin N. 4. Invalidenstr. 43, den Buchhandel betreffende Mitteilungen an die Verlagshandlung von R. Friedländer & Sohn in Berlin NW. 6, Karlstr. 11 zu richten. Eine neue ßohrammerform? Von F. Tischler. Am 29. März 1919 erlegte ich in Losgehnen bei Bartenstein einen sehr vertrauten, männlichen Kohrammer, der ganz aus der übrigen Reihe meiner ostpreufsischen Brutvögel und Durchzügler herausfällt. Es ist ein schönes, mehrjähriges cT mit breiten, abge- rundeten mittleren Schvyranzfedern, während diese bei einjährigen cfcf spitz sind. Der Rücken ist auffallend hell; die Federränder sind rostgelblich weifs; auch die Ränder der Schwingen zweiter Ordnung sind sehr blafs, teilweise weifslich. Die Flügellänge beträgt gut 85 mm (auch nach Kleinschmidts Messung) und ist bedeutend gröfser als die aller anderen 22 ostpreufsischen cTcf meiner Sammlung, bei denen ich 5 X 82, 4 X 81, 7 X 80, 2 X 79, 2 X 78, 1 X 77, 1 X 76 mm messe. . Ja sie übersteigt noch das Höchstmafs schwedischer schoenidus, das Professor Lönnberg mir brieflich auf 84 mm angab, während H arter t (V. d. p. F. p. 196) ein solches von 82 mm, Stresemann nach brieflicher Mitteilung ein Maximum von 83 mm fand. Derartig helle d'cf kommen unter schwedischen Rohrammern nach Lönn- berg nicht vor. Die Annahme, dafs es sich bei meinem Exem- plar um das weifsliche Extrem ganz alter ostpreufsischer Brut- vögel handelt, möchte ich gleichfalls angesichts der bedeutenden Flügellänge und der Tatsache, dafs alle anderen 22 cfcT, unter ihnen auch 4 mehrjährige Vögel, rotbraun, jedenfalls viel dunkler sind, von der Hand weisen. Sehr nahe lag es nun, an die Form pallidior Hart, zu denken, die als sehr hell und langflüglig (80—84 mm) von Hartert (1. c. p. 197) beschrieben wird. Herr Stresemann war so liebenswürdig, mir aus der Münchener Staatssammlung 7 Exem- plare dieser Form zum Yergleich zu senden. Sie stammen meist — 118 — aus dem Altai, wo palUdior anscheinend brütet. 6 Stücke sind im Herbst bezw. Winter erlegt, und nur ein einjähriges cf stammt vom 22. März; es trägt aber auch noch teilweise das Winterkleid. Bei einem Vergleich mit ostpreufsischen Herbstvögeln fällt die blasse Färbung der Altaivögel sofort ins Auge; erstere erscheinen rot- braun mit breiten, letztere hell sandfarben mit schmalen schwarzen Rückenflecken. Mein cf vom 29. März 1919 hat aber fast noch hellere Ränder an den Rückenfedern und Schwingen zweiter Ord- nung als die Stücke von palUdior^ und die weifse Farbe tritt auch ein wenig mehr hervor; das liegt aber wohl nur daran, dafs das Gefieder etwas stärker abgerieben und ausgebleicht ist. Aufserdem befindet sich unter den 7 Stücken von pallidior kein ganz altes cf. Die schwarzen Rückenflecke, die sich bei meinem Stück naturgemäfs mehr abheben, sind aber entschieden breiter, der Schnabel ist ein wenig länger als bei den 7 Asiaten. Die gröfste Flügellänge bei einem cf der letzteren beträgt 84,8 mm, stimmt also mit meinem Yogel gut überein. Er steht sicherlich pallidior sehr nahe, wenn er wohl auch nicht ganz damit identisch ist. Wünschenswert wäre es, wenn noch das frische Herbstkleid untersucht werden könnte. Wir haben es vielleicht mit einer in Nordrufsland heimischen Form zu tun, die in der Schnabelform und den breiten Rückenflecken an schoeniclus L., in der hellen Färbung an pallidior Hart., volgue Stresem. und tschusii Reis. & Alm. erinnert. Es handelt sich anscheinend um dieselbe Form, die nach Z e d 1 i t z (J. f. 0. 1917 II p. 298—299) im Scharagebiet brütet. Er sagt von ihr: „Am nächsten steht der Rohrammer, welcher hier brütet, der Form tschusii Reiser aus Südrufsland, besonders die sehr helle Färbung stimmt ganz überein. Dagegen ist der Schnabel nicht so klobig, kaum stärker als bei typischen schoeniclus}'- Das pafst recht gut auf mein Stück. Auch einige Wintervögel von Konstantinopel, die P a r r o t (0. J. 1 905 p. 87 — 90) beschreibt, gehören vielleicht hierher; er betont gleichfalls die bedeutende Flügellänge (80—83,5 mm) und die starke Ent- wicklung der grauen Farbe bei dem ältesten cf- Zu der von Stresemann (Anzeiger der Ornith. Ges. Bay. 1919 p. 9) be- schriebenen Form E. seh. volgae gehören sie sicher nicht, da es sich bei letzterer um eine zwar helle, aber noch dickschnäbligere Form als tschusii handelt. Dagegen gehört ein cf vom 1. Ok- tober 1914 von Saratow, das v. Domaniewski (Passerif, der Umgegend von Saratow 1916 pg. 44, 141/142) unter Vorbehalt als pallidior aufführt, wahrscheinlich zu der neuen Form; er be- tont ausdrücklich die helle Oberseite. Kleinschmidt, der meinen Vogel untersucht hat, hält eine Prüfung der Frage für erforderlich, ob nicht der Name microrhynchos (Brehm) =: lapponictis (Brehm) nee L. auf ihn an- gewendet werden mufs. Brehm (Vogelfang p. 116) beschreibt seine Form auf Grund eines deutschen Zugvogels als in Lappland vorkommend, sagt aber, der Vogel sei sehr klein, während — 119 — Kleinschmidt aus Lappland ein junges, langflügliges cf (a. 83 mm) besitzt, das aber im Gegensatz zu meinem Stück dunkel ist; doch meint er, es sei möglich, ja wahrscheinlich, dafs östliche Rohrammern in der Jugend brauner und im Alter weifs- licher seien. Bei paUidior sind aber auch jüngere Stücke und 99 "^iö^ heller als entsprechende schoeniclus. Der B r e h m'sche Name, der sich auf einen kleinwüchsigen Vogel bezieht, erscheint doch recht unsicher und wird daher besser zu verwerfen sein, eine Ansicht, die auch Kleinschmidt vertritt. Bei dem kleinschnäbligen B r e h m'schen Vogel handelt es sich vielleicht um eine individuelle Variation, wie auch T h i e n e m a n n (J. f. 0. 1913 Sonderheft 2 p. 26) ein auffallend kleinschnäbliges 9 (Flügellänge 74, Schnabellänge 7 mm) am 9. Oktober 1911 bei Ulmenhorst erlegte. Einen sehr kleinen Schnabel schreibt B r e h m (Naturgesch. Vögel Deutschi. p. 302) allerdings auch seinem Cynchramus sepfenfrionalis zu. Was es mit diesen kleinschnäbligen nordischen Rohrammern auf sich hat, wird daher noch weiter zu untersuchen sein, zumal auch das Kleiuschmidt sehe cf aus Lappland einen kleinen Schnabel hat. Für meinen Vogel trifft letzteres, wie erwähnt, nicht zu ; er hat den normalen schoeniclus^ Schnabel. Ich bezeichne ihn einstweilen als E. seh. schoeniclus L. <; paUidior Hart., glaube aber, dafs später die Form benannt werden wird. Der genaue Brutbezirk ist noch festzustellen; an- scheinend beginnt er bereits im Scharagebiet. Über die Bedentang des Gresanges und der nächtlichen Wanderrufe der Vögel. Von Werner Hagen, Lübeck. Über die Bedeutung des Gesanges der Vögel liegen viele Theorien vor, unter denen mir diejenige, die die Bedeutung im Zusammenhange mit dem Geschlechtsleben sucht, die richtige zu sein scheint. Es wird zwar darauf hingewiesen, dafs Vögel mit- unter aus Anlässen den Gesang hören lassen, die mit dem Geschlechts- leben bestimmt nichts zu tun haben. Da begrüfst ein gekäfigtes Rotkehlchen den eintretenden Pfleger mit abgerissenen Strophen, ein anderes sprudelt einige Töne beim Anblick eines Mehlwurms hervor, ein drittes schreit heisere Bruchstücke beim Anhören eines Musikinstrumentes. Derartige Laute einer besonderen Er- regung sind aber doch nicht als Gesang zu bewerten, da sie ebenso wenig wie das Schwanz wedeln des Hundes bei einer Züchtigung ursprüngliche Äufserungen sind. Weiter wird als angeblicher Gegenbeweis der Herbst- und Wintergesang mancher Arten genannt. Wenn aller Gesang nur Bedeutung für das Ge- schlechtsleben hätte, müfsten diese Herbst- und Wintersänger zu diesen ungewöhnlichen Jahreszeiten zur Brut schreiten. Da eine — 120 — allgemeine Brutzeit aber nicht einsetzt, so kann dieser Gesang nicht im Zusammenhang mit dem Geschlechtsleben stehen. Das ist die Logik der Verfechter dieser Ansicht. Weshalb aber soll der Zilpzalp im Herbst mit seinem Gesang andere Gefühle äufsern als im Frühling, warum soll der vor der Abreise nochmals auf seinem Nistkasten singende Star im Herbst andere Kegungen unter seinem Brustgefieder hegen als im Vor- frühling bei Eis und Schnee? Manche, die sich mit diesen Fragen beschäftigten, empfanden daher doch dunkel, dafs auch zwischen Herbstgesang und Ge- schlechtsleben eine gewisse Beziehung herrschen müsse. Da sie es aber direkt nicht beweisen konnten, versuchten sie es indirekt. Sie nahmen einen gewissermafsen latenten Geschlechtstrieb als Ursache an und prägten die Formel von „der spielerischen Be- tätigung des Gesangstriebes". Wenn man die Übungen geschlechts- unreifer Jungvögel so nennt, so lasse ich's vielleicht gelten. Die Gesangsäufserungen geschlechtsreifer Vögel aber halte ich durchaus für direkte Ausflüsse des Geschlechtslebens. Da wird man mir auch jene Frage vorlegen : Warum kommt es dann nicht zur Brut? Antwort: Der Grund liegt im Verhalten der Weibchen ! Die Weibchen besitzen bekanntlich eine gewisse Sprödigkeit. Sie wird als Reizmittel gedeutet. Aber sie wird wohl noch einen andern Zweck haben. Welchen Wert hätte es für die Erhaltung der Art, wofür doch die Fortpflanzung dient, wenn sich die Weibchen zu ungünstiger Jahreszeit begatten liefsen? Die Brut würde zugrunde gehen. Diese Sprödigkeit setzt den geringen Triebregungen der Männchen zu unpassender Zeit einen Damm entgegen. Vom 3. Januar (1918) an beobachtete ich bereits die heftigen Balzgezeter der Hausspatzen. Die umtanzten Weibchen reagierten nicht darauf. Dafs die Männchen aus platonischen Regungen solche fruchtlosen Anstrengungen machten, ist nicht anzunehmen. Ich konnte aber keine vorzeitigen Jungen in diesem Frühlinge bemerken. Dieses Beispiel beweist: 1. Bereits im Januar regte sich der Geschlechtstrieb der Männchen, 2. der Geschlechstrieb der Weib- chen ruhte noch. Daraus folgt also, dafs die periodische Wieder- kehr der Fortpflanzungszeit in erster Linie von der Reifung der Geschlechtsprodukte der Weibchen abhängig ist. Es sind wohl klimatische Verhältnisse, durch die das Ein- treten der Reife ausgelöst wird, aber die inneren Ursachen sind uns noch verborgen. Dafs Witterungsursachen den Anstofs geben, läfst sich auch bei den Männchen beim Beginn des Herbst- und Wintergesanges erkennen. Ich habe beobachtet, dafs der Gesang durch eine Reihe schöner Tage ausgelöst wird. Wenn dann zwischendurch einzelne — 121 — schlechte Tage kommen, hält der Gesang oft an; auch wenn eine längere Schlechtwetterperiode folgt, verstummt er meistens nicht sofort. Auch bei der Bastardzucht hat es sich erwiefsen, dafs Sonnenlicht einen grofsen Einflufs auf das Auslösen des Geschlechts- triebes hat. Bei den Wintersängern fallen Unterschiede auf. Wenn Meisen, Amseln, Buchfinken bereits im Winter ihren Sang auf- nehmen, so wird wohl jeder das als Erwachen des Geschlechts- triebes anerkennen, ist doch schon öfters ohne Gegenäufserung in den Fachschriften erklärt, dafs man am „Dichten" des Bachfinken die Stärke des Geschlechtstriebes erkennen kann, und Meisen sah ich mitunter schon im Winter Begattungsversuche unternehmen. Warum soll dann bei dem Gesang der gelegentlich bei schönem Winterwetter singenden Stieglitze, Zeisige, Braunellen u. a. ein anderer Grund vorliegen? Bei scharfem Nachwinter verstummt der Buchfink auch wieder. Dem Hochaufgeblasenen, Hungrigen, schweigsam das knappe Futter Suchenden sieht man es deutlich an, dafs bei ihm der Geschlechtstrieb erloschen sein mufs. Im allgemeinen jedoch läfst sich beim Zunehmen des Geschlechts- triebes der ersten Wintersängergruppe eine gewisse Stetigkeit wahrnehmen, während die zweite Gruppe ein sprunghaftes Auf- und Abschnellen dieses Triebes erkennen läfst. Wenn nun aber der Buchfink im Frühling durch sein Dichten Geschlechtserregung beweist, warum soll er dann in jener ab- normen Gesangszeit im Herbst 1911 bei Lübeck (siehe Orn. Monatsber. 1918, S. 89—92) aus einer anderen Ursache in den vollen Gesang eingetreten sein? Wenn aber bei dieser abnormen Witterungsperiode wirklich ein Auftreten des Geschlechtstriebes stattgefunden hat, warum sollten die allerdings sehr selten im Herbst stümpernden Buchfinken nicht im Anfangsstadium ge- schlechtlicher Erregung stehen? Was aber für den Buchfinken gilt, gilt natürlich auch für die übrigen Herbstsänger. Am besten beweist das die Ringeltaube. Dafs auch bei ihr tatsächlich mit der im Herbst wiederbeginnenden „Rucksperiode" (Gesangsperiode kann man hier ja nicht sagen) geschlechtliche Triebe verbunden sind, zeigt das bei dieser Art häufiger auftretende Herbstbrüten. Beispiele kann wohl jeder Feldornithologe aufführen. Auch bei dem im Herbst ja viel singenden Star hat Dr. Laubmann, wie er mir freundlichst mitteilt, noch am 22. September Begattungs- versuche beobachtet. Auch von anderen Arten hat man Brüten zu ungewöhnlicher Zeit gefunden. Einige Beispiele aus den letzten Jahrgängen der Orn. Monatsber. mögen folgen: Am 22. Sept. 93, 6. Sept. 95, 5. Aug. 96, 6. Sept. 04 fand Jörgensen in Dänemark Schleiereulen- nester mit teilweise frischen Eiern, im September einmal ein Dohlennest mit frischen Eiern. Am 17. Nov. 06 fand Snouckert von Schauburg in Holland ein Elsternest mit 6 Eiern; am 28, und 30. Jan. OS sind nach ihm Botkehlchennester mit frischen — 122 — Eiern gefunden. Brauner fand im Dezember 06 im Chersoner Gebiet ein Sumpfohreulennest mit frischen Eiern. Wenn also im Herbst oder Winter keine allgemeine Brut- zeit folgt, so liegt das im Verhalten der Weibchen, die zu dieser Zeit nur ganz ausnahmsweise in Brunst treten. Schon bei der normalen Brutzeit läfst sich erkennen, dafs der Trieb bei den Männchen länger anhält. Sie beweisen das mit ihrem Gesang, der bis nach der Eiablage der Weibchen fortdauert. Bei einer Ver- nichtung des Geleges sind daher die Männchen noch begattungs- fähig, wenn es die Weibchen in diesen Ausnahmefällen wieder werden. Ich möchte diese Ausführungen in ein paar kurzen Sätzen zusammenfassen: Der materielle Aufwand für die Fortpflanzung ist bei den Männchen viel geringer als bei den Weibchen, daher bleibt bei ihnen ein gewisser Überschufs von Energie, der in der eigentlichen Brutperiode nicht verausgabt wird und daher bei manchen Arten auch nachher noch nach Betätigung sucht. Deshalb ist die Zeit der geschlechtlichen Erregung bei den Männchen aus- gedehnter als bei den Weibchen. Bei den Männchen mancher Arten, die hinsichtlich des Lebenskampfes günstig gestellt sind, ist dieser Trieb nicht auf eine kurze bestimmte Zeit im Jahr fest- gelegt. Die einzelnen Arten verhalten sich in dieser Hinsicht ver- schieden (wie sie sich hinsichtlich des Zugtriebes verschieden ver- halten). Den Grad der geschlechtlichen Erregung erkennt man an der relativen Stärke des Gesanges (nicht an der absoluten; denn in kalten Frühjahren singen die Vögel nicht so wie in warmen). Ein in der Freiheit singendes, geschlechtsreifes Männchen steht unter der Einwirkung des Geschlechtstriebes. Geschlechtstrieb und Gesangstrieb gehen parallel. Ob nun aber die männlichen Keimdrüsen zur Samenabgabe aufserhalb der eigentlichen Brunstzeit fähig sind, steht dahin. Mir ist es unbekannt, ob schon Untersuchungen darüber vorliegen, dafs die Hoden der ausgeprägten Herbstsänger oder Winterbalzer (Birkwild) zu dieser Zeit wirklich geschwollen sind. Sollte es tatsächlich der Fall sein, dafs die Hoden nicht geschwollen sind, also zur Befruchtung unfähig, so kann daher der Reiz zu diesen Minneproduzierungen nicht von den Keimdrüsen ausgehen. Des- wegen aber können diese Äufserungen doch mit dem Geschlechts- trieb in Beziehung stehen; denn die Stockentenerpel z. B., deren Hoden, wie mir Herr Dr. Heinroth liebenswürdigerweise mitteilt, sich nach der Brutzeit so sehr zurückbilden, dafs man ein mehr- jähriges Herbstmännchen nicht von einem noch nicht fortpflanzungs- fähigen halbjährigen Stück unterscheiden kann, treten nach weit- verbreiteter Anatidenart auch im Herbst. Ich konnte auch bei Stockenten die typischen Bewegungen im Herbst beobachten, die dem Treten voraufgehen. Derartige Tätigkeiten aber, wie Herbst- treten der Stockenten, Herbstgesang der Laubvögel, Winterbalz der Birkhühner fallen ihrer Bedeutung nach zusammen. Dafür ' - 123 - den Namen „Spiel" (Grofs) oder „ProbierübuDgen" (Doflein) zu setzen, halte ich nicht für richtig. Diese Namen sagen gar nichts, geben gar keine Erklärung. Diese „Spiele" und „Probierübungen" müssen doch eine Ursache haben. Wenn der Keiz nicht von den Keimdrüsen ausgeht, mufs er eben einen anderen Ursprung haben. Dieser könnte rein psychologischer Art sein. Aber auch das halte ich nicht für wahrscheinlich. Das Verhalten ist sicherlich körperlich bedingt. Sicherlich sind es irgend welche Hormone, die den Vogel je nach ihrer Häufigkeit im Blut zu diesen Tätigkeiten zwingen. Wir haben es also, wenn wohl Brunsttätigkeiten, wie Gesang, Balz, Begattung, aber keine Befruchtung, auftreten, mit einer un- vollständigen Brunst zu tun, die man Scheinbrunst nennen könnte. (Eine solche nahm man ja früher beim Eehwild an.) Ich halte diesen Namen für glücklicher gewählt, da er der Wahrheit sicherlich näher kommt. Herbst- und Wintergesang kann man demnach nicht vom Geschlechtsleben trennen. — In meiner Arbeit „Über den Vogelzug 1911 bei Lübeck", J. f. 0. 1912, habe ich unter dem Titel „Wann und weshalb rufen die nächtlichen Wanderer" im Gegensatz zu Hacker (der Gesang der Vögel, seine anatomischen und biologischen Grundlagen, Jena 1900) nachgewiesen, dafs die nächtlichen Rufe der Zügler nicht erregungslose, gewohnheitsmäfsige „Signale" sind, sondern dafs sie gerade in einer Erregung ihren Grund haben und daher als Warn- oder Angstrufo aufzufassen sind. Stimmen für oder wider haben sich damals nicht erhoben. In den Referaten, die ich gesehen, ist auf diesen Teil jener Abhandlung gar nicht eingegangen. Ich gab daher unter dem Titel „Der Grund nächtlicher Vogelrufe" in der volkswissenschaftlichen Zeitschrift „Natur" 1917 noch einmal eine gleiche Darstellung in der Hoffnung, dafs aus diesem weiteren Kreise mir gleiche Beobachtungen mitgeteilt würden. Das geschah nun allerdings auch nicht. Aber ich erhielt von mehreren Fach- genossen die Aufforderung, doch ja diese Tatsache eingehend weiter zu verfolgen. Da ich nun in den letzten Jahren wertvolle positive und negative Beobachtungen machte, möchte ich hier auf diese Sache zurückkommen. Ich wies auf Grund der von mir durchgesehenen Literatur nach, dafs die nächtlichen Wanderer im allgemeinen schweigsam ziehen, nur durch das Licht grofser Städte oder den Strahl der Leuchttürme, die in ihrer Zugbahn liegen, werden sie erregt und daher zum Rufen veranlafst. Durch Beobachtungen bei Lübeck wies ich nach, dafs nur im Lichtkreis der Stadt nachts die Vögel rufen, aufserhalb desselben aber durchweg schweigen. Im Jahre 1913 wurden durch Brandstiftung mehrere grofse Holzlager bei Lübeck im Laufe des Sommers und Herbstes ein- geäschert. Das gab des Nachts natürlich eine ungeheure Glut. Diese Lichtfülle verwirrte die Vögel gänzlich, öfters sah man — 124 — besonders gröfsere Vögel wie Enten und Gänse zum Feuer zurück- kehren und über demselben kreisen. Kleinere Vögel wagten sich gar nicht über den Brandherd, der gerade in ihrer Zugbahn lag, hinüber. Sie streiften, wie z. B. Weindrosseln, unter angstvollen Pfiffen in den Baumpartien einige 100 m vor der Brandzone auf- geregt umher und zogen anscheinend um dieselbe herum. Auch Wasserrallen sind dort am Morgen gegriffen. Über dem Feuer konnte man vor dem Prasseln die Stimmen nicht vernehmen. Aber weit vor dem Feuer schrien die ankommenden Zugvögel, wie mir ein Jäger mitteilte, sehr lebhaft. Das waren sehr be- zeichnende Beispiele für meine Angaben, dafs die nächtlichen Kufe der Vögel durch Erregungen ausgelöst werden. Wenn diese Kufe nur „Signale zum Zusammenhalten" wären, so waren sie doch in dieser kilometerweiten Helligkeitszone überflüssig, da sich die Vögel ja gegenseitig sehen konnten. Der Krieg hat nun eine grofse Herabminderung der Strafsen- beleuchtung veranlafst. Daher herrscht über Lübeck nicht mehr jene Lichtfülle wie früher, wo man schon von weitem an dem grofsen Lichtfleck am Himmel besonders in trüben Nächten die Lage der Stadt erkennen konnte. Wenn also die Häckersche Theorie die gröfste Wahrscheinlichkeit hätte, müfsten auch jetzt über Lübeck dieselben Vogelzüge bemerkbar werden wie früher. Ich habe vom Herbst 1915 an Gelegenheit gehabt, auf diese Frage genau zu achten ; aber nur ganz selten konnte ich Vogelzug fest- stellen. Herbst 1915: 2. Aug. Numenius arquat.^ 4. Tot. totanus, 6. Tringoides, Lim. lappomca, 13. (Gewitternacht) viele N. arquat.^ Squatarola, Tr. alpina, Haematopus, 14. N. arquat., 15. N. ar- quat., 4. Sept. (Gewitter), Tringoides, Char. hiaticula und Flügel- laute, 3. Okt. Haematopus, Tr. ferruginea, 28. Okt. Nyr. clavgula, 3. Nov. Num. arquatus. Frühling 1916 : 31. März Ballus aquat., Num. arquat. u. Unbekannt, 8. Apr. Larus ridibundus. Herbst 1916: 8. Sept. 3 Boiaurus stellaris, 15. Okt. Turdus iliacus. Frühling 1917. —Herbst 1917: 26. Juli Tot. totanus, 30. (Gewitter) Tringoides, I^um. arquat., Yanellus, Eaematopus, Gall. galUnago, 8. Aug. JSltim. arquat., 13. (Gewitterstimmung) Grofser Sümpfler- zug, 23. (Gewitterstimmung) Num. arquat, 8. Okt. Cygnus, 17. Turd. musicus, 20. Turd. iliacus und merula, 10. Nov. Turd. ili- acus, 14. T iliacus, 18. Nyr. clangula. Frühling 1918 : 12. März Fulica atra, 6. Apr. T. iliacus. Herbst 1918 (bis Ende Aug.): 6. Aug. (Gewitter) grofser Zug von Num. arquat., 15. Tringoides^ 16. Num. arquatus. Manche dieser Züge konnte ich nur durch einen einzigen gelegentlichen Kuf oder durch nur wenige Kufe feststellen. Es mögen daher viele Züge von mir unbemerkt vorübergegangen sein. Nur in Gewitternächten zeigten die Vögel durch häufiges, lautes Rufen ihre Anwesenheit. Ich konnte aber tags öfters Züge beob- achten, auch an den Kaststationen (Travemünde und Stau) vielfach — 125 — Vögel antreffen. Durch den Krieg ist also der Zug an sich nicht ausgeblieben. Es liegt also gar keine Ursache vor, anzunehmen, dafs während des Krieges die Zugstrafse „verlegt" sei und daher nicht mehr über Lübeck führe. Es mufs der Lichtmangel einzig und allein sein, der die Vögel nicht mehr so häufig wie sonst sich melden läfst. Der Vogel ruft also tatsächlich nicht, um „Signale zum Zusammenhalten" zu geben, sondern er ruft, weil er durch irgend etwas auf der Erdoberfläche Vorhandenes (Licht, tags Menschen) erregt wird. Ich bin gespannt, ob nach dem Kriege bei normaler Beleuchtung sich wieder über Lübeck die Zügler häufiger melden. Ein junger Ornithologe, der öfters in Haffkrug (Oldenburg. Küste der Lübecker Bucht) weilt, teilte mir mehrfach mit, dafs er dort nach Anbruch der Dunkelheit selten Laute der Zugvögel hören konnte, fast immer nur Flügellaute der Vorüberziehenden. Dort in dem kleinen Ort werden die Vögel eben durch Licht nicht erregt, also schweigen sie auch auf ihren Wanderungen. Faules Holz, Eulen und Irrliehter. Von Dr. Frlti firaf von Schwerin, 'Wendisch-'Wilmersdorf. Eine eigentümliche Erscheinung ist das Leuchten faulen Holzes in alten hohlen Weiden und Pappeln, das man in den jetzigen Zeiten nur noch selten sehen kann, da man kranke, hohle und faule Bäume nicht mehr so lange stehen läfst, wie früher. In manchen Lehrbüchern finden sich als Ursache leuchtende Bakterien angegeben, da man vielleicht glaubte, die Ursache sei dieselbe, wie die der leuchtenden Fleischreste, Fischkadaver und Hummerschalen ; dem ist aber nicht so. Das Leuchten des faulen Holzes geht von dem Mycelium, des bekannten Hallimasch, Agaricus melleus und anderer ihm nahe verwandten Arten aus, das sehr vielgestaltig ist. Es besteht aus ziemlich dicken dunklen Strängen, die zwischen Holz und Kinde der befallenen Bäume netzartig durcheinander wachsen, ferner aus dünnen ebenfalls dunklen Fäden, die in das Holz senkrecht zur Längsachse des Stammes einwachsen, und schliefslich aus spinnwebfeinen weifsen Fäden, die das ganze Holz förmlich durchspinnen und wie weifs- liche Nester, Netze oder Stofffetzen überall auf und in dem mo- dernden Holze zu erkennen sind. Diese weifsen, fast farblosen Fäden sind es, die leuchten, und wo sie das faule Holz völlig durchdringen, rufen sie den Anschein hervor, als wenn das Holz selber leuchtet. Am schönsten und hellsten leuchtet das Mycelium, wenn das Holz sich in feuchtem Zustande befindet. Ist es trocken oder geradezu nafs, so findet kein Leuchten statt. Hieraus ergibt sich auch, wie lange die Leuchtkraft eines solchen Stückes Faulholz — 126 — dauert, wenn man es mit nach Hause nimmt. Im Zimmer mit seiner trockenen Luft hört das Leuchten sehr bald auf, während es z. B. in einem Orchideenhaus oder Vermehrungshaus mit seiner feuchten Luft wohl noch 24 Stunden in gleicher Kraft andauert. Auch der gleichfalls phosphoreszierende Feuerschwamm, Poly- porus fomentarius, kommt an hohlen Bäumen vor und kann ein Leuchten des Holzes vortäuschen. In letzter Zeit finden sich nun Mitteilungen über angeblich leuchtende Vögel, so im „Chasseur fran9ais" aus den Pyrenäen, und ferner aus anderen Gegenden in den Berichten der „Sociötö d'acclimatisation" ^und der „Revue d'Ornithologie". Auch aus England wurde ähnliches berichtet in den Blättern der „Norfolk and Norwich Naturalists Society" VIII (1908), und zwar in über- raschend häufigem Vorkommen. In England wurden die be- treffenden Tiere ausnahmslos als Schleiereulen, Strix flammea, festgestellt. Die Ursache dürfte zweifellos die sein, dafs das Gefieder der mit Vorliebe in hohlen Bäumen wohnenden Eulen durch Berührung Leuchtstoffe des faulen Holzes aufgenommen hat, dessen Leucht- kraft dann auf den Federn noch einige Stunden andauert, und in der Dunkelheit sichtbar wird. Der Schreiber dieser Zeilen war in jungen Jahren Offizier der Wandsheker Husaren, und lag während des Regiments- exerzierens auf der Bornhörnder Heide in dem Pachthof Alt Erfrade bei Bornhöved (Holstein) einquartiert. Nach einer abendlichen dienstlichen Versammlung ging ich — das Pferd war aus dem Stalle entwischt und von selbst ins Quartier zurückgelaufen — begleitet von einem die Laterne tragenden Husaren nach Alt- Erfrade zurück, am Rande des tückischen tiefen Moores, das zwischen Petluis und Blunk liegt. Es regnete stark und war sehr stürmisch, dabei stockdunkel. Hier sah ich das einzige Mal in meinem Leben ein Irrlicht. Der Husar machte mich darauf aufmerksam, wie über dem Moore, wohl 200 Schritte von uns entfernt, bald näher, bald ferner, ein fahler Lichtschein hin und her tanzte, bald dicht am Boden, bald hoch in der Luft, dann vom Sturm 50—60 m zur Seite geschleudert, und langsam wieder zurückpendelnd. Wir blieben lange stehen, das seltene Phänomen zu betrachten. Es war ein fahles gelb-bläuliches, wie schwach elektrisches Licht scheinbar von Handgröfse, wohl durch den strömenden Regen mit einem hofartigen Schein umgeben. Als ich jetzt die Mitteilungen über die leuchtenden Schleier- eulen las, mufste ich an das damalige Irrlicht denken, dessen Bewegungen, soweit ich mich heute nach 39 Jahren entsinne, genau die einer fliegenden und im Fluge vom Sturm fortge- wehten, wieder dagegen ankämpfenden, auf und nieder steigenden Eule hatten, woran zu denken ich damals natürlich keine Ver- anlassung hatte. — 127 — Mir scheint hierdurch endlich eine mögliche Erklärung für die Erscheinung der Irrlichter vorzuliegen. Vielleicht sind auch von anderer Seite ähnliche Beobachtungen gemacht worden, für deren Mitteilung ich sehr dankbar wäre. Es würde in erster Linie die im Moor lebende Sumpfohreule, Asio accipitrinus, aber auch die Schleierrule in Betracht kommen. Zur Nomenklatur des Alpenstraudläufers. Von Dr. Alfred Laabmann, Mimchen. Die kleinere Form des Alpenstrandläufers {Pelidna alpina alpina (L.) ) wurde bisher von den Autoren allgemein unter dem Namen Tringa alpina schinzii Brehm 1822 1) angeführt. Nun existiert für diese Form aber noch ein etwas älterer Name, der von Schinz selbst in die Literatur eingeführt worden ist. Schinz schreibt nämlich in seiner Übersetzung von „Cuvier's Tierreich" 3) 1821, p. 782 in einer Fufsnote zu der „Gemeinen Meerlerche. Felidn. variahilis^'' [= Pelidna alpina alpina (L.) ] folgendermafsen: „Herr Brehm unterscheidet von diesem unter dem Namen Tringa pygmaea einen kleineren Vogel, mit kürzerem Schnabel, bedeutend kürzeren Füfsen, der aber dieselben Farben- veränderungen erleidet, aber fast um ein Dritteil kleiner ist. Seine Eier sind viel kernförmiger und kleiner. Er findet sich an den- selben Orten, und scheint wirklich verschieden. A. d. Ü.". In dieser Anmerkung wird der Name Tringa pygmaea zum ersten Male gebraucht. Schinz entnahm denselben einer an ihn er- gangenen brieflichen Mitteilung Brehms, wie aus einer Bemerkung dieses Autors in Band 3 der Beiträge zur Vögelkunde, 1822, p. 355 bei Aufstellung von Tringa Schinzii entnommen werden kann. An besagter Stelle schreibt Brehm selbst: „Früher nannte ich in einer schriftlichen Mitteilung an den wackern Naturforscher ^) Tringa schinzii Brehm, Beiträge zur Vogelkunde, III, p. 355 (1822. — „an der Ostsee; auf Eugen*')- Keichenow citiert als Original- stelle sowohl in „Kennzeichen der Vögel Deutschlands" 1902, p. 53, wie auch in der „Neuen Namenliste der Vögel Deutschlands" (Journ. f. Ornith. 64, 1917, p. 388) wohl nur aus Versehen Pelidua schinzi (sie!) Brehm, Eandb. Naturg. Vögel Deutschi. 1831, p. 668. Tatsächlich wurde der Name jedoch von Brehm bereits im Jahre 1822 im 3. Bande seiner „Beitiäge zur Vögelkunde" p. 855 als Tringa schinzii (sicl) in die Literatur eingeführt. ') Das Thiereich | eingetheilt | nach dem Bau der Thiere | als 1 Grundlage ihrer Naturgeschichte | und der vergleichenden ] Anatomie | von ) dem Herrn Kitter von Cuvier | etc. Aus dem Französischen frey tibersetzt | und mit vielen Zusätzen versehen | von | H. E. Schinz, med. Dr. Erster Band. Säugethiere und Vögel. Stuttgart und Tübingen, in der J. G. Cotta'schen Buchhandlung. 1821. — 128 — der Schweiz diesen Vogel Tringa pygmaea^ und daher kommt es, dafs er in der, von ihm verfafsten Übersetzung des ßögne animal von C u V i e r , unter diesem Namen aufgeführt ist. Später über- zeugte ich mich, dafs der Name Tringa pygmaea, da wir schon eine Tr. minuta und Tr. pusilla haben, leicht Verwirrungen ver- anlassen könnte, und fand mich umso mehr gedrungen, ihn nach unserm Schinz zu benennen, je .mehr meine Hochachtung gegen ihn durch das Lesen seiner Schriften zunahm." Dafs für den Namen pygmaea natürlich Schinz, und nicht Brehm in Frage kommt, bedarf wohl keinerlei weiterer Begründung. Es ergibt sich somit für die kleine Form des Alpenstrandläufers als ältester Name Tringa pygmaea Schinz (Brehm Ms.), in der Übersetzung von Cuvier's Tierreich, Band I, p. 78k! (1821. — „In Sümpfen, auf dem Zuge häufig im mittleren Europa, nistet in Holland und an der Nord- und Ostsee".) Solange man nun aber den Alpenstrandläufer in der Gattung Tringa Linnaeus 1758 1) führte, mufste dieser Name notwendiger- weise zu Gunsten der nächstjüngeren Bezeichnung Tringa Schingii Brehm 1822 verworfen werden, da er durch den ebenfalls in die Gattung Tringa eingereihten „Bogenschnäbligen Strandläufer", Scolopax pygmaea Gmelin 1789 2)= Tringa ferruginea Brünnich 1764 = Erolia ferruginea (Brunn.) vorweggenommen war. Nun sind aber ohne Zweifel gerade in den beiden umfang- reichen Scolopacidengattungen Tringa und Totanus der Autoren so viele gattungsfremde Arten vereinigt, dafs eine Aufteilung gerade dieser beiden Genera unbedingt notwendig geworden er- scheint, wenn überhaupt den tatsächlichen Verhältnissen in der Natur auch im System Rechnung getragen werden soll. Einfacher wäre es ja wohl, mit Kleinschmidt S) die Schwierigkeit der Tringa- Totanus-Fr&ge dadurch zu beseitigen, dafs man beide Genera, im weitesten Umfang aufgefafst, vereinigt. Diese Art, den gordischen Knoten zu lösen, mag ja auch für den Laien viel praktisches und bestechendes zu haben scheinen, sehr wissenschaftlich dünkt mich dieses Vorgehen aber nicht zu sein. Versteht man sich einmal zur Aufteilung der Gattung Tringa, — und eine Reihe von Forschern stimmt diesem Vorgehen zu — , ^) Tringa Linnaeus, Syst. Nat. 10, I, 1758, p. 148. Typ durch Tautomonie: „Tringa" Aldrovandi = Tringa Ocrophus L. 2) Scolopax pygmaea (sie!) Gmelin, Syst. Nat. I, 2, p.6B5 (1789 — . „Habitat in Belgio.") 8) Falco, 13. 2. 1917, p. 10. Kleinschmidt vereinigt auch Saxicola- Fratincola, wie er auch „alle Raubvögel, die nicht Falken und nicht Geier sind, also ungezähnten Schnabel und voll befiederten Kopf haben" in der Gattung Fraedo zusammenfafst, „um die Lächerlichkeit zu vermeiden, dafs jede Art ein besonderes Genus bildet." — 129 — dann käme für die Gruppe der Alpenstrandläufer das Genus Pelidna Cuvier 1816 in^) Betracht, wogegen Tringa ferruginea Brünnich = Scolopax pygmaea Gmel. am besten in die monotypisch für die Art aufgestellte Gattung Erolia Vieillot 2) eingereiht würde. Durch diese Mafsnahmen wird natürlicherweise dem Scolopax pygmaea Gmelin jeglicher praeoccupierende Einflufs auf den von Schinz aufgestellten Namen Tringa pygmaea genommen, sodafs nunmehr der „Schinz'sche Alpenstrandläufer" Felidna alpina pygmaea (Schinz) genannt werden mufs. Zweck dieser Auseinandersetzung war lediglich ein nomen- klatorischer ; die heute von manchem Autor angefochtene Ab- trennung der Schinz'schen Form soll hier nicht weiter beurteilt werden. Es existieren eine Keihe von Anschauungen zu dieser Frage, teils pro, teils contra. Es mag hier noch darauf hinge- wiesen sein, dafs Ticehurst (Bull. B. 0. C. 33, 1914. p. 98—101) die Frage noch offen läfst, während Hartert (Nov. Zool. 25, 1918, p. 53—57) die Berechtigung einer Abtrennung der Ostseebrutform bestreitet. Weiteren Untersuchungen mag es vorbehalten bleiben, die Frage endgültig zu lösen. Für uns war heute lediglich nomenklatorisches Interesse mafsgebend. Zur Fufshaltung der Trappen (Otis tarda) L. im Fluge. Von Rud. Pohl. Auf den von mir bewirtschafteten Gütern lebten und leben viele Trappen, besonders in den Erbsenfeldern habe ich dieselben viel beobachtet und auf dem Anstand dortselbst sicher verborgen genau sehen können. "Viele Male habe ich dabei genau beobachtet, dafs die Trappen, wenn sie von weiter herkamen, stets die Füfse nach hinten gestreckt hielten und kurz vor dem Sichniederlassen nach vorn streckten. Weiter habe ich gesehen, dafs manche Trappen, wenn dieselben in den Erbsenfeldern ästen, und aus irgend einem Grunde hochgingen, um sich in kurzer Entfernung wieder nieder- zulassen, die Füfse nach dem Anziehen nicht nach hinten streckten, sondern gegen die Brust angezogen liefsen, da das betr. Tier sich ja doch bald wieder niederlassen wolte. Manche Trappen dagegen streckten die Füfse auch auf kleinere Entfernungen bald nach dem Aufsteigen nach hinten. Erstere Flugbilder mag Kayser be- obachtet haben, ohne genauer darauf zu achten. *) Felidna Cuvier, Rögne animal I, 1816 (cfr. Matthews, Nov. Zool. 18, p. 18) p. 490. Type durch spätere Bestimmung (Gray, List Gen. Birds, 1840, p. 69): Felidna cinclus L. = Tringa cinclus L. 1766 = Tringa alpina L. 1758. 2) Erolia Vieilott, Analyse d'une nouv. Ornith. 6I6m. April 1816, p. 55. Type durch Monotypie (p. 69): Erolia variegata Vieill. = Tringa ferruginea Brunn. — 130 — Ich möchte also festhalten: 1. Die Otis tarda streckt genau wie Hesse angibt bei gröfseren Flugstrecken m. "W. stets die Füfse nach dem höher Auf- steigen nach hinten. 2. Die Otis tarda läfst bei kleineren Flügen dicht über dem Erdboden hin z. T. die Füfse angezogen, z. T. streckt sie die- selben nach hinten. Ardeola ralloides (Scop.) am Drauscnsce bei Elbing erlegt. Von L. Dobbrlck. In Nr. 3/4 der Orn. Mtsb. 1919 konnte ich über die Erlegung von drei juv. Nyroca rufina-(f(S^ auf dem Drausensee bei Elbing berichten; nun liegt bereits wieder die Erbeutung einer seltenen deutschen Art auf jenem See vor. Ende August 1918 erhielt Präparator Kuck in Kranz Ostpr. ein ad. cf von Ärdeola ralloides durch Büchsenmacher Neye in Elbing zugesandt. Nach den Ermittelungen von Dr. Lütschwager-Elbing wurde jener Schopfreiher vom Müller Abraham in Grünau-Höhe, Kr. Elbing, geschossen und für ihn ausgestopft. Der Erleger teilt mir am 6. Mai 1919 mit, dafs er Ende August 1918 bei Ausübung der Wasserjagd auf dem Drausensee, Eevier Elbinger Ström, zwei Schopfreiher bemerkt habe, von denen er einen einige Tage später, als der Reiher auf einem Mummel- wurzelstock stand, erlegte. Das zweite Stück wurde seitdem nicht mehr gesehen. Die erste Mitteilung von der Erlegung des Schopfreihers machte mir wieder, wie schon bei den Kolbenenten, Tischler-Heilsberg, der wieder durch Faber-Königsberg darauf aufmerksam gemacht worden war. Es scheint die Eegel zu sein, dafs der seltene Irrgast erst nach beendigter Brutperiode in unsern Breiten auftaucht. Für Westpreufsen ist dies der 1. Fall des Yorkommens; es ist deshalb bedauerlich, dafs das Stück nicht in der Provinz bleibt, sondern wie mir der Erleger und Besitzer des Reihers mitteilt, Mitte Mai nach Kapsdorf in Schlesien in Privathände übergeht. Die Angaben der * älteren Literatur, die Ä. ralloides bereits für Westpreufsen angeben, sind irrig: Borggreve, Die Vogel-Fauna von Norddeutschland. Berlin 1869, p. 123 : A. coniata Pall. . . . Boek bekam ihn aus Preufsen einmal im Juni. Hartert, Vorläufiger Versuch einer Ornis Preufsens. Schwalbe 1887. Septabdr. p. 41: Buphus comatus Pall., R. ralloides Scop. Bock bekam 2 Exemplare aus Preufsen. Floericke, Neuer Naumann VI. Bd., p. 243: ... in Deutschland dagegen ist er eine recht seltene Erscheinung. Doch ist er schon für . . . Westpreufsen . . . nachgewiesen. - 131 - Alle diese Angaben dürften sich auf Bock, Einige seltene Vögel der Danziger Umgegend. (J. f. 0. XII. Jahrg., 1864, p. 139) beziehen, wo Bock berichtet: „Im Jahre 1853 wurden hier beob- achtet: Ärdea comata, Schopfreiher. Im Juni erhielt ich ein aus- gezeichnet schönes altes Männchen aus der Gegend von Lauenburg, wo sich bedeutende Torfmoore befinden." Nun liegt Lauenburg aber bereits in Pommern, was anscheinend übersehen worden ist. Die Jahreszahl 1853 beruht sicherlich auf einem Druckfehler, denn einmal ist es wenig wahrscheinlich, dafs Bock Beobachtungen des Jahres 1853 erst 1864 veröffentlicht, zum andern erwähnt B. die in dieser Arbeit angeführten Arten, nämlich Ärdea comata, Platalea leucorodia und Syrrhapies paradoxus in seiner Zusammenstellung von 1858: Zur Ornithologie der Ostseeküste von Preufsen und Pommern, besonders Danzig. (in : v. Viebahn, Statistik d. zollv. und nördl. Deutschlands. 1. Teil. Berlin 1858.) nicht, was sicher ge- schehen wäre, wenn diese Arten bereits 1853 beobachtet worden wären. Zuletzt trägt der Vogel selbst, der heute noch im Westpr. Prov. Museum zu Danzig steht, auf dem Etikett das Datum 14. VI. 63, wodurch jeder Zweifel behoben sein dürfte. Bei Koske, Die Veröffentlichungen über die Vogelwelt Pommerns (J. f. 0. 65. Jahrg., 1917) fehlt die Böcksche Arbeit. Über das Auftreten des Seidenschwanzes im Sauerlande 1918/19. Von W. Hennemann in "Werdohl. Wie der Seidenschwanzzug von 1913/14, worüber ich im Ornith. Jahrbuch 1914, S. 110—115 berichtete, so berührte auch der letztwinterige das Sauerland und zwar vorwiegend das obere Bergland und dessen Randgebiete. Nachdem mir die Präparatoren E. Melches in Velmede und L. S p i e s in Girkhausen die eingelieferten Stücke gemeldet hatten, stellte ich zunächst bei den Erlegern Nachforschungen an. Aus Winterberg (636 m ü. M.) schrieb J. Dauber : „Den er- legten Seidenschwanz traf ich am 28. Dezember 1918 an der Astenberger Strafse in einem Schwärm von 12 — 16 Stück an und zwar auf einem Vogelbeerbaume sitzend. Etwa sechs Wochen später hat ein hiesiger Förster ebenfalls einen in derselben Gegend erlegt, also in der Nähe des Kahlen Astenberges." — Aus Neu- Andreasberg bei Ramsbeck meldete F. B ä t g e n : „Ich habe den Seidenschwanz bei unserm Hause in einer Esche geschossen. Sie waren zu fünf Stück daselbst. Es waren hier drei Trüppchen, eins zu sechs, eins zu sieben und das zu fünf Stück. Anfangs Januar habe ich die ersten gesehen. Es waren sehr zahme Tiere Sie sind hier gewesen bis zum 20. Februar. Seit dem Tage habe ich keine mehr gesehen. Sie ernährten sich von Vogelbeeren. In früheren Wintern sind noch keine hier gewesen." — Präparator — 132 — L. Spies berichtete: „Seidenschwänze wurden mir aus Mollseifen bei Winterberg anfangs Januar sieben Stück zugesandt. Dort ist ein starker Trupp vorbeigekommen; auch bei Langewiese sind einige gesehen worden." — Aus Olsberg schrieb V. Schmücker: „Am 7. Januar habe ich die ersten Seidenschwänze gesehen; am selben Tage hat ein Bekannter von mir einen erlegt. Acht Tage später erlegte ich den ersten, welchen ich verschenkte. Nach wieder acht Tagen schofs ich den zweiten und am Sonntag darauf noch drei andere. Die Vögel traten meist in Trüppchen bis zu fünf Stück auf und ernährten sich von Ebereschenbeeren und von den Früchten des Weifsdorns. Sie waren scheu, und es war nicht leicht, in Schufsnähe zu kommen. Erlegt habe ich dieselben in der Nähe unseres Hauses, welches etwas vom Dorfe entfernt steht. Die letzten sah ich am 15. Februar." — Aus Ramsbeck meldete Lehrer 0. Rhode: „Der hiesige Förster teilte mir mit, dafs er Januar und Februar in unserer Flur zwei Seidenschwänze beobachtet habe; einer der Vögel sei auffallend klein gewesen, so- dafs er ihn zunächst gar nicht für einen Seidenschwanz gehalten habe." — Aus Warstein sandte Prokurist B. Wiemeyer unterm 19. März folgenden Bericht: „Mein Haus ist im villen- artigen Landhausstil gehalten und der Garten rings mit Stein- mauern umgeben. Auf der Mauer stehen Holzgitter und alle 4—5 m erhebt sich ein Steinpfeiler, der oben eine überstehende gewölbte Platte aus Cementmörtel trägt. Gerade vor meinem Schlaffenster, nur 4 m entfernt, erhebt sich ein solcher Pfeiler. Es kann 6 bis 8 Wochen her sein, da weckte mich frühmorgens meine Tochter mit dem Ausruf: Auf dem Pfeiler sitzt ein Seiden- schwanz! Und richtig, so war es. Ein zweiter kam hinzu und beide verschwanden dann in den Coniferen, die vor meinem Hause stehen. Weitere Seidenschwänze habe ich nicht bemerkt". — Bei ödingen traf J. S t r a t m a n n am 15. Februar auf Randbäumen eines Buchenbestandes einen Trupp von 10—12 Seidenschwänzen an; seitdem aber kamen ihm keine mehr zu Gesicht. — Förster Eickhoff zu Schanze bei Oberkirchen berichtete : „Am 2. März glaube ich dicht über Grafschaft 6 — 8 Seidenschwänze gesehen zu haben, anscheinend auf dem Zuge befindlich". — In seinem Berichte über die Eingänge bemerkte Präparator E. Melches beiläufig: „Auch hier im Velmeder Walde waren Dutzende von Seidenschwänzen; es sind hier aber keine geschossen worden." Somit sind vom letzten Wanderzuge des Seidenschwanzes die ersten Stücke erst Ende Dezember in unserem Berglande an- getroffen worden, und es hatte fast den Anschein, als ob unser Sauerland beim Herzug nicht sogleich berührt worden sei. Mög- licherweise handelte es sich bei dem diesmaligen späten Auftreten um Vögel, die bereits in andern Gegenden in unseren Breiten verweilt hatten und von dort infolge Nahrungsmangel oder anderer Ursachen ins obere Sauerland einwanderten, um sich daselbst von den noch vorhandenen Vogelbeeren u. a. eine Zeitlang zu ernähren. -133 — Auf derartige Verschiebungen weist von Tschusi in seiner Arbeit über den Seidenschwanzzug von 1903/04 in 0 r n i s 1905 besonders hin (cf. S. 53 des Sonderabdruckes). Zwei neue Posener Brutvögel. Yon J. Hammling. I. Mergus merganser L. — Gänsesäger. Am 10. VII. 1918 traf ich einige 100 m oberhalb des Eichwaldes in einer stillen Bucht der Warthe ein Gän8esäger-9 mit 2 ziemlich er- wachsenen Jungen. Die letzteren trugen das Federkleid der Mutter, waren abersichtlich kleiner. Die Säger, das alte Stück voran, flüchteten wassertretend der Mitte des Flusses zu und schwammen dann, ruhiger und sicherer geworden, langsam nach dem andern Ufer. Auf der Flucht warnte und lockte der alte Vogel seine Jungen mit kurzen, harten krra-Lauten, während diese ängstlich piepend folgten und sich immer dicht bei der Mutter hielten. Als die Vögel das andere Ufer erreicht hatten, schwammen sie langsam stromaufwärts oder verweilten hinter Ufergesträuch, jenachdem ich mich bewegte oder stehen blieb. Dabei liefs der alte Vogel mehrmals ein recht vernehmliches, energisches Tattattattattat hören, also Laute, wie sie eine Junge führende Gans hervorzubringen pflegt, wenn sie ihre Nachkommenschaft fortführen will und zum Aufbruche auffordert. (Sollte etwa das Artbestimmungswort merganser sowie unser Tauchergans auf diese gänseähnlichen Laut- äufserungen des grofsen Sägers hindeuten ?) Da wurden die Säger von einigen spielenden Kindern bemerkt Natürlich waren diese sofort mit Geschrei hinter den vermeintlichen Enten her. Die Vögel entwichen nach der Mitte des Flusses und suchten sich hier, nunmehr zwischen zwei Feuer geraten, durch Tauchen zu retten oder wenigstens den Blicken ihrer Feinde zu entziehen. Dies gelang ihnen aber nur unvollkommen, da die Jungvögel offenbar noch nicht die nötige Tauchfertigkeit besafsen. Sie blieben nur eine ganz kurze Zeit unter Wasser und kamen, da sie hartnäckig stromauf strebten, nur recht langsam vorwärts, auch die Mutter, die ihre Kinder nicht im Stich lassen wollte. Schliefslich flüchteten sie wieder, sich mittels der Füfse über die Wasserfläche schiebend, hinter eine Buhne des Ufers, auf dem ich stand. Ein Versuch die Flügel zu gebrauchen wurde nicht gemacht; diese wurden nicht einmal beim Wassertreten gelüftet. Lange mögen die Vögel auch hier nicht ungestört geblieben sein, da nicht allzuweit oberhalb ihres Zufluchtsortes ein Angler sich zu schaffen machte, der mehr- fach seinen Platz wechselte und sich allmählich den Vögeln näherte. Bisher handelte es sich um durch Beobachtung gewonnene Tatsachen; weiterhin kann ich leider nur mit Vermutungen auf- warten. Wo kamen die Säger her? Waren die Jungen im nahen — 134 — Eichwalde erbrütet? Die Möglichkeit ist ohne weiteres zuzugeben. Alte Eichen bieten hier viele passende Bruthöhlen, wie sie mit Vorliebe von dieser Art benutzt werden. Dafs die Vögel den un- mittelbar am "Walde liegenden Teil der Warthe mieden, mochte darin seinen Grund haben, dafs die Ufer dort zu belebt sind und des deckenden Buschwerks entbehren. Und doch scheint mir diese Annahme wenig wahrscheinlich. Bei meinen nicht seltenen Besuchen des Eichwaldes wären mir die Brutvögel doch wohl nicht gänzlich verborgen geblieben. Ich möchte vielmehr glauben, dafs die Säger von Rogalinek, das durch seine mächtigen Eichen bekannt ist, oder Unterberg, also von Süden her wartheabwärts gezogen waren, nachdem sie gelegentlich der Entenjagd, der viel- leicht einige Junge zum Opfer fielen, aufgestört und zur Ab- wanderung aus dem Nistbezirk veranlafst worden waren. So viel steht jedenfalls fest, dafs diese Art irgendwo bei uns gebrütet hat und somit unter die Posener Brutvögel aufzunehmen ist. IL Colynibus grisegena Bodd. — Rothalssteifsfufs. Schon 1913 (am 10. V.) beobachtete ich diese Art auf dem kleinen Ketscher See (Kr. Posen West) und hörte daselbst Balz- rufe eines Paares (J. f. 0. 1917, Heft 4, S. 401). Die Vögel haben offenbar in diesem und wahrscheinlich auch in den folgenden Jahren daselbst gebrütet. Denn 1918 wurde ein Pärchen dieser Taucher auf dem genannten See von dem Gehülfen des Fischers angeblich in einem Netze gefangen und am 3. V. 18 dem Posener Vogelhändler Seiler zum Ausstopfen übergeben. Hier sah ich die beiden gestopften Stücke, und Seiler teilte mir, ohne dafs ich ihn danach gefragt hatte, mit, das 9 ^^be einen stark entwickelten Eierstock gehabt. Demnach ist wohl nicht daran zu zweifeln, dafs der ßothalstaucher auf dem kleinen Ketscher See Brutvogel war. Chloris macedonica Rchw. n. sp. Der Chloris chlorotica Syriens am ähnlichsten, aber das Gelb von Oberseite und ünterhals viel dunkler und grünlicher. Die Federn der Oberseite zeigen auch die dunklen Endsäume, die für den syrischen Grünling bezeichnend sind. Die schwarzbraunen Enden der Schwanzfedern sind breiter als bei Ch. chlorotica. Nördliches Mazedonien 5. VI. 17. Wie der syrische Buntspecht ist somit auch der syrische Grünling in einer Abart in Mazedonien nachgewiesen. Da auch Ch. chloris Brutvogel in Mazedonien ist, wäre es wichtig, fest- zustellen, ob beide nebeneinander heimisch sind. E c h w. Berichtigung: Auf S. 104 mufs es anstatt Felsen taube „Felsenschwalbe" heifsen. — 135 — Schriftenschau. Um eine möglichst schnelle Berichterstattung in den „Ornithologischen ' Monatsberichten" zu erzielen, werden die Herren Verfasser und Verleger gebeten, über neu erscheinende Werke dem Unterzeichneten frühzeitig Mit- teilung zu machen, insbesondere von Aufsätzen in weniger verbreiteten Zeit- schriften Sonderabzüge zu schicken. Bei selbstständig erscheinenden Arbeiten ist Preisangabe erwünscht. Reichenow. P. K r ü f s , Aus der Vogelwarte der Kgl. Biologischen Anstalt auf Helgoland. Berichte Ober die Vogelberingungsversuche in den Jahren 1913 bis 1916 und Über den Vogelzug auf Helgoland in den Jahren 1914 bis 1917; Jouro. f. Ornith. Sonderheft 1918, 84 S. — Geh.-Rat Heincke, Direktor der biologischen Anstalt, schickt dem Bericht einige einleitende Worte voraus. Er weist darauf hin, dafs das in dieser Arbeit niedergelegte Material gegen das in Friedenszeiten veröffentlichte nur gering und sehr lückenhaft sei, dafs es aber doch von einem gewissen Wert wäre, als die Beobachtungen in einer Zeit gemacht wurden, in der das für den Vogelzug wichtige Leuchtfeuer auf Helgoland gelöscht war, dessen Einflufs von gröfster Bedeutung für das Vogelleben auf der Insel ist. In dem Bericht wird darauf hingewiesen, dafs in den Jahren 1913 — 16 und früher von der Vogelwarte Helgoland 14172 Vögel beringt wurden. Den gröfsten Anteil der beringten 120 Arten tragen die Flufs- und Küstenseeschwalbe mit 5507, die Lachmöwen mit 8514, die Silbermöwen mit 667, die Rauchschwalbe mit 286, die Amsel mit 329 und die Sing- drossel mit 224 Individuen. In den obengenannten Jahren wurden 29 Arten von Ringvögeln zurückgemeldet, zum Teil in zahlreichen Exemplaren. So z. B. 14 Larus aryentatus und 9 L. canns, 78 L. ridibundus, 54 Seeschwalben, 8 Stare u. s. w. Der Zugbericht wird chronologisch erstattet. Bei den einzelnen Daten phänologische Angaben. Zwei für die Sammlungen neue Arten wurden erbeutet: Nyctea nyctea und Cölymhus nigricoUis. Im April 1914 wurde ein Exemplar von Geo- cichla varia und im September 1916 ein solchet von Xema sabinei erlegt. Als sehr seltener Gast wurde Fanurus biarmicus beobachtet. N. Lohmann, Ernst Vanhöffen ; Mitt. aus dem Zoolog. Museum in Berlin, 9. Band, 1. Heft, 1918, 71—90. — In der dem Nachruf an- gefügten Liste der Veröffentlichungen des Verstorbenen werden auch mehrere oruithologische im Journal für Ornithologie (1895, 1901 und 1905) erschienene Arbeiten aufgeführt. E. Lönnberg, Loxia hordeacea Linnö 1758 is identical with Euplecies flammiceps Swainson 1837; Arkiv for Zoologi, Bd. 12, No. 3, 1918. — Auf Grund des im Königl. Zoolog. Museum in Stockholm be- findlichen Typus von Loxia hordeaca von Linnö führt Lönnberg den Nachweis der Idendität dieser Art mit der von Swainson sechzig Jahre später beschriebenen Fyromelana flammiceps (Swains.). Fr. L i n d n 0 r , Die Vogelwelt der Pommerschen Inseln Riems, Reffbrinks, Gr. Werder (im Grissower Wiek), Hiddensöe, Fährinsel, Kuh- riff und Gänsewerdor im Juni und Juli 1918; Ornith. Monatsschr. 1918, 281—302. — Tagebuchnotizen. Von Eecurvirostra avosetta und — 136 — Arenaria interpres interprea scheint in dem genannten Jahr keine Nach- |^ kommenechaft erzielt zu sein. Tringa alpina schimi hat auf Langenort gebrütet, Squatarola squatarola sqtcatarola wurde in einem Paar im Juli gefunden. Sterna tschegrava wurde im Juli auf Hiddensoe beobachtet, hat also wahrscheinlich in der Nähe genannter Insel, wie von Lindner angenommen wird, gebrütet. W. Bacmeister, In welche Nester legen die württembergischen Kuckucke hauptsächlich ihre Eier?; Ornith. Jahrb. 1918, Mai/Dez. 110 — 115. — Verf. wirft in seiner Arbeit die Frage auf: bevorzugen die Kuckucke einer bestimmten geographisch abgegrenzten Gegend überhaupt eine besondere Vogelart dieser Gegend? Eine flüchtige Durchsicht der Literatur ergibt eine Bejahung dieser Frage. Nach eigenen Beobachtungen, nach den Mitteilungen anderer Oologen wie nach Durchsicht lokaler Sammlungen weist Bacmeister nach, dafs „die württembergischen Kuckucke eine besondere Vorliebe für das Rotkehlchen haben, und dafs dieses für annähernd zwei Drittel der schwäbischen Kuckucke die Pflegeeltern abgibt". Franz Rohicek, Übersicht über die Brutvögel der Bocche di Cattaro; Ornith. Jahrb. 1918, 116—129. — Auf Grund mehrjährigen Aufenthalts in dem genannten dalmatinischen Gebiet berichtet der Verf. über die Brutvögel desselben. In kurzen Notizen behandelt er 103 Arten und Formen. Nach ßobäceks Beobachtungen kommt im dortigen Karst besonders zahlreich die sogenannte cairii-Form von Erithacus titys vor. Er ist der Ansicht, dafs Vögel aus solchen „miseren" Gegenden das Jugendkleid länger behalten. Die Angabe, dafs Aegithalos caudatus caudutus A. c. europaens und A. c. nhis zusammen in dem besagten Karstgebiet als Brutvögel vorkommen, dürfte nachzuprüfen sein. Nasser domesticus fand Vtrf. kolonien weise auf Oelbäumen brütend. Lanitis Senator wird durch L. collurio stark verdrängt. Die Arbeit bildet eine Ergänzung zu den Veröffentlichungen Paul Kollibays (J. f. 0. 1904) über dasselbe Gebiet, die der Verf. nicht zu kennen scheint. Franz Rohäcek, Beiträge zur Biologie der Sitta neumayer Mich.; Ornith. Jahrb. 1^18, 130—- 186. — Eingehende Mitteilungen über das interessante Nistgeschäft dieses Kleibers, über welches Kollibay (J. f. 0. 1916) gleichfalls bereits berichtet halte. H. S. Anzeigen. Soeben erschien: Hermann Schalow Beiträge zur Vogelfauna der Mark Brandenburg. Materialien zu einer Ornithologie der norddeutschen Tiefebene auf Grund eigener Beobachtungen und darauf gegründeter Studien. Gr. 80, VIII u. 602 Seiten mit 1 Photogravure u. 13 Lichtdrucktafeln. Preis 15 Mark. Druck Ton Otto Domblüth I^kclif. iu BernboiK. o o ^3 CT U3 (0 «ec^-A ^ iS : .er) ^%r '^ ^-.. -^ :ai^ ^T:^K 0: X % o o o l s- o •-t