c— • FORTHE PEOPLE FOR EDVCATION FOR SCIENCE LIBRARY OF THE AMERICAN MUSEUM OF NATURAL HISTORY /•ounä 3t\ ^L^'•^*^! 1 10 -.1 ITBOLOCISCIlESJiHIIBÜCe. ORGAN für das palaearktische Faunengebiet. Herausgegeben und redigiert von VIKTOR TSCHUSI-SCHMIDHOFFEN. XXVIII. Jahrgang 1917. Hallein 1919. Verlag des Herausgebers. — Druck von Anton Pustet in Salzburg. 3^-1^*^- »VtDv A Inhalt des XXVIII. Jahrganges 1917. Seite W. Bacmeister: In welche Nester legen die württembergischen Kuckucke hauptsächlich ihre Eier? 110 V. Capek: Der sibirische Tannenhäher {Nucifraga car. tnacrorhynchus) in Mähren 1917 154 J. Hartwig: Aus dem Felde im Osten 52 C. Lindner: Bemerkung zu Schwanzraeisennest auf Fichte 49 C. Lindner: Emige kurze Beobachtungen aus den Bayerischen Alpen 50 F. Menzel: Vogelwelt des Amtsgerichtsbezirkes Harzburg 61 j. Michel: Ornithologische Reiseskizzen 1 u. 163 Jos. Noggler: Beobachtungen über den Vogelzug in Mariahof ... 51 Jos. Graf Plaz: Zugsbeobachtungen aus dem Pongauer Ennstale . . 35 Fr. Rohacek: Uebersicht über die Brutvögel der Bocche di Cattaro . 116 Fr. Roha6ek: Beiträge zur Biologie der Sitta neumayr Mich 130 E. Rößler: Ornithologische Beobachtungen zwischen Drau und Krndija 18 W. Rüdiger: Einige Notizen über Raubvögel in den Pripjet-Sümpfen . 153 G Schiebel: Die Vögel von Obertauern (Salzburg) 101 E. P. Tratz: Störche in Salzburg 53 E. P. Tratz: Vogelwelt des östlichen Arlberggebietes 80 V. V. Tschusi: Kleine Notizen 54 A. Watzinger: Ornithologisches von Gmunden und Umgebung ... 46 A. Watzinger: Am Neste des Erlenzeisigs 47 O. V. Wettstein: Berichtigungen und Ergänzungen zur Ornis des Gschnitztales bei Steinach am Brenner, Tirol 29 Literatur. Berichte und Anzeigen. Seite Aquila XXII. u. XXIIl. 1915 u. 1916 60 u. 160 W. Bacmeister: Zur Ornithologie des Württemberg. Schwarzwaldes . . 156 IIL Bericht der Station „Lotos" in Liboch a. E., 1916 159 R. Fenk: Ornithologisches aus Thüringen 58 I, Ist der griechische Steinsperling als eigene Form zu unter- scheiden und anderes über Petronia 58 H. Fischer-Sigwart: Kuttengeier, Gänsegeier in der Schweiz ... 157 I, Die Kreuzschnabel-Invasion 1909 158 „ Der Seidenschwanz (Bombydlla) und seine Züge in der Schweiz im 20. Jahrhundert 158 H. Fischer-Sigwart: Seltene Vögel des Wauwilermooses nach Trocken- legung des Wauwiler-Sees 158 VI H. Fischer-Sigwart: Ueber den Vogelzug im schweizerischen Mittel- lande und über den Vogelflug 158 W. Hennemann: Zum Vorkommen d. Baumpiepers i. mittl. Lennegeb. 59 „ Ornithologisches aus dem Spessart und der Mainebene 59 » Der Berghänfling als Wintergast in Westdeutschland 59 „ Zunahme von Accenior modularis infolge der Fichten- kulturen im Sauerlande 59 „ Ausbleiben bezw. Auftreten der Bergfinken im Sauer- lande anno 1915—16 60 Vorkommen der Nachtigall im Sauerlande .... 156 R. Heyder: Ornis Saxonica. Ein Beitrag zur Kenntnis der Vögel im Königreich Sachsen 55 7—9. Jahresbericht der Versuchstation Seebach 157 A. Ibarth: Die Vogelwelt der Insel Messina bei Danzig 155 R. Kollibay: Bemerkungen über einige tiirkestanische Vögel .... 57 F. Koske: Veröffentlichung über die Vögel Pommerns. Ornithologische Bibliographie Pommerns bis 1915 159 A. Kiengel: Störche und Storchnester im östlichen Sachsen .... 160 P. Krüß: Vogelzug auf Helgoland in 1912 ii. 1913, nach Tagebüchern der Vogelwarte 161 A. Laubmann: Nomenklatorische Bemerkungen zur Gattung Alcedo 57 » Ornithol. Beobachtungen aus d. Gebiete d. Maisinger-Sees 58 » Ueber die Begattungsart von Micropus opus .... 58 K. Logs: II. Bericht über die Tätigkeit der Ornithologischen Station des „Lotos" in Liboch 1915 56 Museum Zofingen: Bericht über 1911 15 158 Oesterr. Monatsschrift für grundlegenden naturwissenschaftl. Unterricht 60 F. Pax: Wandlungen der schlesischen Tierwelt in geschichtlicher Zeit 155 Janko Ponebeek: Unsere Raubvögel 163 H. Reichling: Beiträge zur Vogelwelt des Münsterlandes 156 E. Rößler: Hrvatzka Ornitoloäka Centrala 1915 57 Gv. Sajovic: Ornithol. Notizen für Krain 1914—16 159 L. Sitowski: Ptaki Pienin (Vögel des Pienin) 55 Th. Studer u. G. v. Burg: Verzeichnis der schweizerischen Vögel und ihre Verbreitungsgebiete. Neu bearbeitet 56 E. Stresemann: Beobachtungen über die Höhe des Vogelfluges . . . 157 H. Stadler: Zug der Mauersegler \ Micropus apus) im Mainnl 1916 . . 157 E. P. Tratz: II. Jahresbericht der ornithol Station Salzburg 1914-18 . 161 Nachrichten. t O. le Roi, O. Finsch 60 A. Kocyän, P. E. Heindl, E. Ritter v. Dombrowski, v. Berg . . 164 An den Herausgeber eingegangene Journale und Druckschriften . . 55, 164 irailliologisohes lahrbußh. ORGAN für; das palaearktische Faunengebiet. Jahrg. XXVIIi. Jänner— April 1917. Heft I.-2. Ornithologische ßeiseskizzen.*) Von Jul. Michel, Bodenbach. (Fortsetzung.) 3. Adameil o- und Brentagruppe. Über Gogole marschierte ich auf der schönen Landstraße durch das üppiggrüne Tal, dessen Hänge von Mischwald bedeckt sind, hinaus gegen Fucine. Der zu Berge stehende Wind machte die be- reits wieder bemerkbare Hitze erträglich. Unterwegs traf ich nur die gewöhnlichen Vögel der Niederung, Bachstelzen, Gold- ammer, rotrückige Würger, Meisen etc. Nach einer Mittagsrast ging es weiter auf der Tonalestraße der italienischen Grenze zu. Die gewaltige Hitze, der schwere Rucksack und die an- dauernd steigende Straße machten diesen Nachmittagsmarsch recht unangenehm. Dazu kam noch der mächtige Staub, der sich immer erhob, wenn ein Auto vorbeiraste oder ein mit 3 — 5 Maultieren be- *) cfr. Orn. Jahrb. XXV. 1914, p. 182—191. NB. Beim Wiederlesen dieser vor 4 Jahren geschriebenen Zeilen über- kommt mich ordentlich eine Märchenstimmung. So war es einmal! Das wun- derbare, von so wenig Menschen durchwanderte Adamello- und Presanella- gebiet hat unterdessen alle Schrecken des Krieges kennen gelernt. Zwar ist trotz aller Anstrengungen des Feindes der vielumstrittene Tonalepaß noch immer in unseren Händen, aber das Qrenzhotel Locatori und die liebe, trauliche Mandronhütte liegen in Trümmern. Dort am Presenagletscher, wo einst der Mauerläufer so friedlich seine Jungen fütterte, krachten die Schüsse und todeswund sanken viele unserer „welschen Bundesgenossen" in den Schnee. Die Felszinnen und Gletscher der Umgebung bildeten den Schau- platz hartnäckiger Kämpfe, das Antlitz der Steinriesen wurde von tausenden Granaten durchfurcht und auch mancher unserer wackeren Verteidiger ruht angesichts der mächtigen Berge im ewigen Schlafe. Wann wird wieder der friedliche Wanderer hier ziehen ? D. V. Ausgegeben am 20. März 1917. 1 Jul. Michel: Ornithologische Reiseskizzen. bpanntcr, leerer Wagen mit dem faul darauf liegeiKlcn \'cUiirino üaherrollte. Über Pizano, wo die Sonntagsgäste sich mit Mora- und Kcgelspiel in ziemlich geräuschvoller Weise vergnügten, führt die Straße hoch am bewaldeten Berghange aufwärts gegen Westen. Unten zur Linken das Tal. drüben auf der anderen Talseite hoch im Walde das neu angelegte, noch nicht fertige Fort, das in äußerst günstiger Lage fast die ganze Tonalestraße beherrscht und über diesen Berghängen die schneebedeckte Spitze der nahen Presanella. An verschiedenen Cantonieros geht es vorüber zur Baumgrenze. Dann sieht man schon den Tonalepaß (1884 m), eine breite, welligi-, fast baumlose Hochfläche zwischen den Bergen. Sehr froh war ich. als ich bei Einbruch des Abends endlich das nahe der Reichsgrenze zu gelegene Hotel Locatori. einen großen, schmucklosen Steinkasten, vor mir liegen sah. Das große, spartanisch eingerichtete Schlafzimmer zeigte statt des Waschtisches eine etwas angebrochene Waschschüssel auf stroh- geflochtenem Stuhle und an der W"and als Schmuck einen kleinen Spiegel ohne Glas. Bett und eine kleine Wäschelade vervollstän- digten die Einrichtung. In der Tür klaffte ein weiter Spalt, so daß ich am anderen Morgen in meinem Bette liegend, durch denselben über den schmalen Gang durch die offene Tür und das Fenster des gegenüberliegenden Zimmers ins Freie sehen konnte, .^uch hatte der geheime Ort keinen Riegel — aber die Hauptsache: es war überall sauber, was man da unten nicht von jedem Gasthause behaupten kann. Auch die große Gaststube war, abgesehen von einer mehr originellen als geschmackvoll bemalten Decke, recht einfach und wurde nur von zwei kleinen an der Wand hängenden Petroleum- lampen (sogenannten Ganglampen) spärlich erhellt. Der deutsch- sprechende, ungemein höfliche Wirt, welcher die ganze Bedienung besorgte, erinnerte mich an eine Lustspielfigur. So ein Quecksilber- inännchcn hatte ich noch nie gesehen. Wie von einer Tarantel ge- stochen rannte er hin und her, nahm die Wünsche entgegen, wieder- holte sie übermäßig laut, galoppierte in die Küche und schlug dabei die Türen zu. daß die Fenster klirrten. Dort hörte man ihn mit wahrer Feldhermstimme den Befehl erteilen. Mit Ausnahme des ungewohnten weißen Brotes war das Essen aber gut. Da ich recht müde war, wollte ich am nächsten Tage hier rasten und in der Um- gebung ornithologische Studien machen. Mit Wonnegefühl legte ich mich daher am frühen Morgen auf die andere Seite, als die anderen Jul. Michel: Ornithologische Reiseskizzen. Gäste — auch Besucher des Monte Vioz — zur Mandronhütte auf- brachen und schhef bis 7 Uhr. Nach dem Frühstücke wanderte ich mit Glas und Skizzenbuch hinaus auf die von moorigen Wiesen und Matten bedeckte Hoch- fläche. Der gänzliche Mangel an Vögeln, sowie die selbst vom Wirte iart angedeutete Möglichkeit, auf Grund des Guckers und Skizzen- buches von Österreichern oder Italienern als Spion zusammengepackt zu werden, ließ mich bald meinen Entschluß, hier Rasttag zu halten, bereuen und schnell entschlossen packte ich um 9 Uhr zusammen und trat den Weitermarsch an. Über den neuen Erzherzog Eugen-Weg ging es hinauf gegen den Adamello zu. Über Moorwiesen und Matten steigt der manchmal etwas geröllige Weg meist mit bequemer Steigung durch niederen krüppeligen Wald empor zur Baumgrenze. Unterwegs beobachtete ich bis hierher nur ziehende Alpen- sumpfmeisen und Zaunkönige. Weiter oben ging es dann über steinige Halden mit kleinen eingestreuten Matten, von welchen der grelle Pfiff der Murmeltiere herübertönte, hinauf zum Passe von Monticelli. Wasserpieper und Rotschwänzchen schie- ren die einzigen Bewohner zu sein. Vor mir lag ein weiter, gegen Westen ansteigender Felsenkessel, dessen unterer Teil mit einem, scheinbar kaum zu passierenden Chaos von großen und kleinen Tonalitblöcken*) bedeckt ist, während der obere Teil von dem ziem- lich steil ansteigenden Presenagletscher eigenommen wird. In dieser P'elseneinöde liegen zwei kleine Seen, die Laghi Presena, der eine grün, der andere schwarz. Hier hört der Weg auf, da aber die Stein- blöcke ungemein fest liegen, so war das Überschreiten der Block- halde viel leichter, als es aussah. Die vorgerückte Stunde war wohl Ursache, daß alles so still da oben war. Nur einen fütternden F 1 ü e v o g e 1 mit seinen Jungen traf ich an. Den letzteren fehlte noch das charakteristische Rot- braun der Brust. Beim Füttern ließen sie ein leises ,,tschib" ver- nehmen. Bald war ich am Gletscher, dessen schneebedeckte Ober- fläche aber schon stark erweicht war und besonders an steileren Stellen viel Mühe verursachte. Zur Rechten lag eine mächtige, wohl durch einen Bergsturz entstandene Schutthalde mit vielen größeren Blöcken. Als ich vorbei wanderte, bemerkte ich plötzlich einen kleinen, dunklen Vogel, der eigentümlich mit den Flügeln zuckte. Das kann nur ein Mauerläufer (Tichodroma inuraria (/..) sein! •) Tonalit, ein helles, granitähnliches Gestein. Jul. Michel: Ornithologische Reiseskizzen. Kichtig! Es ist der Langgesuchtc ! Wie verzückt stehe ich da und beobachte den durchaus nicht scheuen \'ogel, wie er unter stetigem PMügelzuckcn auf den Steinen umherhüpft, dann wieder in Lücken schlüpft und an einer anderen Stelle aufs neue zum \'orschein kommt. Jetzt fliegt er ein Stück aufwärts und deutlich ist der schön rote Flügclbug wahrzunehmen. Ja, dort sitzt ja noch ein zweiter! Es i:>t ein kaum flügge gewordener junger \ ogel, der mit den kurzen I'lügeln schlägt, den schwachen Schnabel weit aufreißt und um r utter bettelt. Der Alte füttert, sucht wieder und fliegt dann einige Schritte seitwärts, wo ein zweites Junge sitzt und Nahrung heischt. \'on mächtiger Freude durchdrungen beobachte ich das schöne Ea- niilienbild. X'ergessen ist Müdigkeit, vergessen die schmerzende Schulter und der .schw'ere Rucksack, ich sehe nur! Da schlägt Donnergrollen an mein Ohr. über die Felsklippen, die ich oben an! Morocaro-Passe überschreiten muß, ziehen Wolken und einzelne Tropfen fallen bereits. Schwer, sehr schwer trenne ich mich von dem reizenden Bilde, das sich mir tief in die Seele eingeprägt hat. Zwei Schritte vor und einen zurück, so geht es mühsam am Gletscher aufwärts. Endlich hin ich ganz erschöpft oben angelangt. Nun sind aber auch die drohenden Wolken verschwunden und ich bereue, nicht länger unten verweilt zu haben. Ohne zu rasten steige ich sofort in der mit ganz weichem Schnee ausgefüllten • steilen Scharte am Moracora (2975 m) nach dem Talkessel der Mandronhüttc ab. Der unter den Füßen durch- gehende Schnee bringt mich zum Falle und schon schieße ich, am Rücken liegend, abwärts. Zum Glück sehe ich nicht weit unten eine Felsennase in den Schnee hineinragen. Aui die rudere ich zu, fahre mit den Füßen an und komme wieder zum Stehen. Die weiter unten liegende Geröllhalde hätte sonst einen unangenehmen Abschluß der unfreiwilligen Fahrt bilden können. Nun bleibe ich stehen und lasse meine Blicke schweifen. \'or mir liegt ein gewaltiger Felsenzirkus, im Westen durch eine klippenreiche Felsmauer abgeschlossen. Gegen Süden zu liegen der Mandron- und Lobbiaglelscher, zwei mächtige Gletscher mit einfacher Linienführung, getrennt durch eine Felsen- kette, nicht romantisch, aber durch ihre Größe und majestätische Ruhe imponierend. Weiter zurück der Gipfel des .^damello. Gegen Osten breitet sich die Prcsanella mit ihren schneeigen Gipfeln aus, ihr gegenüber ein auslaufender Kamm der .'\damellogruppe und da- zwischen das waldreiche Val di Genova. Auf gut angelegtem Wege Jul. Michel: Ornithologische Reiseskizzen. geht es schnell hinab, bei den zwei Scuro-Seen vorüber zu der im Kessel liegenden, von dem grauen Gestein sich kaum abhebenden Mandronhütte der Sektion Leipzig (2447 m), einer echten deutschen Hütte, gemütlich, einladend, sauber mit trefflicher Bewirtung;;-. Daß hier der Rasttag abgehalten wird, stand beim ersten An- blicke der alpinen Pracht in mir fest. Der Nachmittag verging in angenehmer Ruhe und nacli er- quickendem Schlafe zog ich früh hinaus. Der Boden des Kessels besteht aus mächtigen, von dem Gletscher abgeschliffenen Fels- kuppen, welche teilweise mit kurzem Rasen bedeckt sind. Dazwischen liegen größere und kleinere Mulden mit kleinen Seen und moorigen Pfützen. Die hellgrauen Tonalitblöcke, mit gelben Flechten bedeckt, bilden mit dem grünen Rasen und den dunkelbraunen Moorpfützen malerische Gegensätze. Aus dem Grün leuchteten die bekannten Alpenblumen. Nur die Alpenrosen waren bereits verblüht. An den moorigen Stellen flatterten die großen weißen Fahnen des Woll- grases und Zwergwacholder und handhohe Lärchen krochen zwischen den Steinen am Boden. Die Zahl der Vogelarten war freilich dafür nicht groß. Graue Rotschwänzchen und Wasser- p i e p e r, die letzteren in ziemlich großer Zahl, bevölkerten die Mulden. Die Wasserpieper fütterten gerade ihre flüggen Jungen und so hatte ich gründlich Gelegenheit, den Vogel in aller Ruhe /u studieren. Die Sorge um die Jungen machte die Alten recht scheu und fortwährend umflogen mich dieselben unter ängstlichen ,,Hiß- hiß''-Rufen. Von den hier hausenden Schneehühnern fand ich nur zwei weiße Schwungfedern. Westlich der Hütte trieb sich ein Pärchen der Alpendohle herum. Zuerst suchten sie auf den berasten Flächen Futter, dann flogen sie rufend in die Felsen, wo sie, oft nebeneinander sitzend ein langgezogenes ,,Ziet !" hören ließen. Mittlerweile war es bereits recht warm geworden und die Schafe standen mit gesenkten Köpfen im Schatten der größeren Steinblöckc. Nachmittag setzte ich meine Spaziergänge fort, traf aber nur einige F 1 ü e v ö g e 1 und viele kleine, dunkelbraune Grasfrösche. Eine erquickende Ruhe herrschte hier oben. Das wohlbekannte Ge- birgsrauschen, dazwischen hie und da ein ferner Steinschlag oder das gedämpfte Rollen eines fernen Gewitters, das war das ganze Geräusch. Welch wohltuender Gegensatz zum lärmenden Treiben der Großstadt! Gegen Abend kam der Hüttenwart, der Geheime Rat Schulze aus T,eipzig vom Cercen zurück und erzählte mir, Jul. Michel: Ornithologische Reiseskizzen. daß sein Hund an der Baumgrenze ein kleines Hühnchen aus einer ganzen Familie gefangen habe. Der Beschreibung nach dürfte es ein Birkhuhn gewesen sein. Auch sagte er mir, daß öfters Schwalbenflüge sich über den Seen zeigen. Wie ich am nächsten Morgen mich unterwegs überzeugen konnte, handelt es sich um Mehlschwalben {Hirundo urbica L.). In angenehmen Gesprächen mit dem genannten Herrn und einigen Bekannten vom Monte Vioz verging der Abend des schönen Tages. Da Führer fehlten und eine Allcinbesteigung des Adamello infolge der dui;ch die große Hitze frei gewordenen, vielen Gletscher- spalten sehr gewagt gewesen wäre, zog ich am nächsten Morgen talwärts. Tiefe Schatten lagerten noch über dem Tale von Genova, als ich den Mandronkessel verließ und gegen 800 Meter auf gutem Wege zur nächsten Talstufe abstieg. Eine Schar Mehlschwal- ben zog unter lebhaftem Gezwitscher oben im Sonnenscheine tal- aufwärts. Da die nächsten Wohnorte ziemlich weit entfernt sind. dürfte es sich hier vielleicht um eine in den Felshängen südlich der Presanella wohnende Kolonie handeln. Noch ein prächtiger Rück- blick auf den in den letzten Jahren leider stark zurückgegangenen Gletscherabbruch des Mandrongletschers, dann führte der Weg im Walde weiter. Gegen 8 Uhr erreichten die Sonnenstrahlen den Talboden. Im Walde sangen Schwarzplättchen und Zaunkönige, bei einer verlassenen Futterhütte vergnügten sich zwei graue Hausrotschwänze und verschiedene Meisen waren über- all zu hören. Auch ein Zimzahl (W e i d e n 1 a u b v oge 1 (Phylloscopus collybita (Vieill.), und eine Zaungrasmücke ließen ihr Liedchen hören. Das von der Sarca durchflossene, wasser- reiche Tal ist stark bewaldet und zeigt außer einigen Wasserfällen verschiedene Spuren der Naturgewalten in Form von alten Lawinen- gängen und Felsstürzen am südlichen Talhange. Weiter unten hörte ich den charakteristischen Pfiff des Mäusebussards und konnte bald drei dieser harmlosen Gesellen bei ihren Fhigspielen be- obachten. Am unteren Ende des um weitere 800 Meter sich senken- den Tales nimmt dasselbe bereits einen südlichen Charakter an. Große Nußbäume und mächtige Edelkastanien erscheinen zwischen den Trümmern eines ehemaligen Bergsturzes und am .\usgange blickt zur Linken von einem Felsen ein freundliches Kirchlein, dem hl. Stephan geweiht, auf den Wanderer herab. Vor mir lag die Jul. Michel: Ornithologische Reiseskizzen. fruchtbare, gut bewässerte Talerweiterung von Pinzolo. Dieselbe durchquerend kam ich zwischen üppigen Wiesen, Bohnen- und Gemüsefeldern an ein sehr breites, von Geschiebe ganz ausgefülltes Flußtal, das von zwei seichten Wasserrinnen durchfurcht wurde. Die an beiden Ufern angebrachten hohen Schutzmauern zeigten die Un- zuverläßlichkeit dieses harmlos scheinenden Wässerleins zur Genüge. Bald zog ich in das originelle Städtchen ein. Es war Sonntag. Die Osterien waren gefüllt und überall erscholl das Schlagen der Fäuste auf die Tische und das gewaltige Geschrei, welches das beliebte Moraspiel (Erraten der aufgehobenen Fingerzahl) begleitet Die Häuser in Alt-Pinzolo sind hochoriginell und spotten förmlich unserer gebräuchlichen Regeln der Baukunst. Eingänge, welche in förmliche Räuberhöhlen zu führen scheinen, tiefe Ge- wölbe, offene Hausgiebel mit allen möglichen und unmöglichen Zubauten, wechseln in bunter Reihe Nirgends eine Wiederholung, überall eigenartig! Ich war entzückt über diese malerischen Buden und als dann noch gegen Abend mit gewaltigem, vielstimmigen Ge- bimmel eine große Herde brauner Ziegen mit ihrem ungeschlachten Hirten einzog und sich in die Häuser verteilte, da kam ich mir wie in einem Märchen vor. Gegen Morgen tobte ein heftiges Gewitter; als ich aber um 7 Uhr aufbrach, war es bereits wieder sehr schön. An einer kleinen Kirche mit einem prächtigen, aus dem i6. Jahrhunderte stammenden al fresco gemalten Totentanze vorbei führt die Straße in vielen Win- dungen hinauf gegen Madonna di campiglio. Im Tale herrschte eine feuchte Wärme wie in einem Treibhause und öffnete alle Poren. Endlich gelangte ich auf die höhere Talstufe und hatte nun einen herrlichen Anblick der Felsenwildnis der Brenta-Gruppe. Im Walde, sowie in dem Gesträuche zwischen den Feldern traf ich verschiedene Meisen, Rotkehlchen, L a u b v ö g e 1, Wiesensch mätzer. Dorn- und Zaungrasmücken, bei den Häusern weißeBachstelzen. Bald bog ich von der hohen Straße ab, kreuzte den Bach und wanderte dann in kühlem Waldes- schatten im \"al Brenta am Bache aufwärts. Unterwegs hörte ich einen Mäusebussard und sah eine fütternde Misteldros- sel (Turdiis viscivorus L). Nach einiger Zeit gelangte ich an eine natürliche Talsperre. Ein mächtiger Felsriegel liegt hier quer über das Tal und sperrt dasselbe vollständig ab. Passo dell Orso Cvvohl Bärenpaß?) heißt der Ort. 8 Jul. Michel: Ornithologische Reiseskizzen. An einer hohen, etwas überhängenden Felswand in der Nähe eines kleinen Wasserfalles sah ich plötzlich Schwalben ab- und zu- fliegen. Zuerst dachte ich an Felsenschwalben, bald aber bemerkte ich durch das Glas, daß es Mehlschwalben waren. Ungefähr lo — 12 Paare hatten sich hier in einer Kolonie angesiedelt. Ein Teil der Nester war als regelrechter Kugelabschnitt an den Felsen ange- heftet, einige Vögel schlüpften aber in enge Spalten. Augenschein- lich fütterten sie die Jungen. Lange schaute ich dem munteren Treiben zu, dann kletterte ich auf dem schmalen Wege an dem Fels- abstürze in die Höhe zur nächsten Talstufe. Diese war mit Fichten, Erlen, Birken und Knieholz bewachsen. Mittags langte ich bei der Malga bassa, einer kleinen, äußerst primitiven Hirtenhütte an, wo ich von dem urwüchsigen Bewohner derselben in einer Holzschale ausgezeichnete ,,Milk" bekam, w-elche mit einem Stücklein Brot ein wohlschmeckendes Mahl bildete. Wie weit der liebe Mensch in der sogenannten Kultur zurück war. konnte ich bald ersehen. Ich hatte ihm eine Zigarre geschenkt. Der Beglückte wußte aber nicht, daU man beim Rauchen die Spitze abschneiden muß und quälte sich nun schnaubend und zutzclnd damit ab, bis ich darauf aufmerksam wurde. Nach kurzer Rast zog ich weiter. Zwischen zwei steil abfallenden Felswänden führte eine Schutthalde hinauf auf die letzte Talstufe, eine trostlose und dabei doch großartig anmutende Einöde ohne jeg- lichen Pflanzenwuchs. Selbst das Schmelzwasser verkriecht sich zwischen die unzähligen Felsstücke, welche hier den Boden bedecken. Und ringsum die hohen, kahlen, fast lotrechten Felswände und Türme und am Schlüsse ein kleiner, aber steiler Schneehang, der zur Bocca di Brenta (2540 m) führt. Alles scheint hier erstarrt zu sein, kein tierischer T.aut ist r,u vernehmen. Von Block zu Block springend dringe ich aufwärts. Da grollt von den Zinnen herab der Donner. Wolken umziehen die Häupter, Blitze zucken und schon fallen die ersten Tropfen. Unter einem haushohen Felsen suche ich Schutz. Bald hört der Regen auf und ich gehe weiter. Noch ein paarmal wiederholt sich dasselbe Spiel, da verliere ich die Geduld und steige mühsam über den steilen, schneebedeckten Hang zur Bocca empor. Auch hier machte der sehr weiche Schnee viel zu schaffen und ich war wirklich froh, als ich endlich keuchend am Ziele stand. Bald war ich in der auf der an- deren Seite gelegenen nahen Tosa-Hütte. Zum Glück konnte ich mit allerlei List ein einzelnes Bett erobern, denn die Hütte war voll Jul. Michel: Ornithologische Reiseskizzen. von Kraxlern und von dem allgemeinen Lager hatte ich unterwegs ..Wanzliches" gehört. Es war die reinste Kletterschule hier oben. Von allen Seiten hörte man nur über Tritte, Griffe, Bänder, Culoirs u. dgl. reden, so daß einem normal und harmlos auf der Erde Wan- dernden schwindlig werden mußte. Da gab es einen Kletterherrgott, einen jungen Kerl, der allein auf der Guglia, dem derzeitigen Mekka aller Kletterfexe, gewesen und der nun mit einer wahrhaft souve- ränen Verachtung auf alles minder ,, kletterhafte" herabschaute, dann gab es eine Anzahl ihn anbetender Anfänger, die in scheuer Bewun- derung jedes seiner den Lippen entfliehenden Worte als Heiligtum hinnahmen. Selbst ich wurde im Freien das Opfer eines angehenden ,,Mauerklampfers", der mir unbarmherzig alle Spalten zeigte, in denen er tags zuvor am nahen „Hausberge" emporgekrochen war. Das Essen war mangelhaft, Fleisch und Rx)twein fehlte. Die Reinlichkeit ließ auch vieles zu wünschen übrig.*) Dazu hatten mir einige abgehende Italiener meinen alten, erprobten Bergstock mitge- nommen, was Wunder, wenn es mir hier oben wenig gefiel. In den nahen Felsen jagften sich unter grellen Pfiffen einige Alpen- dohlen herum. Weiter war kein Vogel wahrzunehmen. Ich war froh, als ich am kommenden Morgen nach Molveno abstieg. Über Geröll und dann über dürftige Matten gelangte ich wieder zur Baumgrenze. In dem noch mit Tauperlen bedeckten Knieholze sah ich einige Hausrotschwänze, darunter auch einen recht dunklen, und eine Zaunkönigfamilie. Alle Augenblicke sah man eines der drolligen Kerlchen mit hocherhobe- nem Schwänzlein aus dem Gezweige auftauchen und wieder ver- schwinden. Welch' eine Summe von Lebenslust ! Allmählich misch- ten sich Lärchen unter das Knieholz und bald wurde daraus ein schöner Wald mit großen Fichten und Buchen. Unten im Tal ge- langte ich an ein Bachbett, das mit mächtigen Steinblöcken erfüllt war, nur das Wasser fehlte gänzlich. Erst weiter unten hörte man es rauschen. An einer Säge („Segha" genannt) vorüber, wanderte ich bald über das Anschwemmungsgebiet des kleinen Bächleins zum tiefblauen Molvenosee. In den Sträuchem tummelten sich D o r n - grasmücken, auf den Wiesen zahlreiche Wiesenschmät- *) Das jetzt etwas weiter oben erbaute deutsche Haus wird seine Besucher jedenfalls besser befriedigen. (Nunmehr ist es infolge welscher Ränke in den Besitz des italienischen Alpenvereines übergegangen. D. V.) 10 Jiil. Michel: Ornithologische Reiseskizzen. z e r. Schwalben durchkreuzten die Luft und auf den belaubten Berglehnen waren auffallend viel Rabenkrähen zu bemerken. In den Bohnenfeldcm beim kleinen Kirchlein S. Vigilius beob- achtete ich eine Schar Sperlinge. Da dieselben äußerst scheu waren, so dauerte es eine geraume Zeit, ehe ich ein hübsches Männchen mit Sicherheit als Passer italiac ansprechen konnte. Der Ort selbst ist klein und recht altertümlich und interessant. Schon der Toreingang ist sehenswert und die engen bergigen Gassen sind malerisch. Dafür sind einige neue große, mehr seitlich liegende Häuser das geschmack- loseste, was man sehen kann. Große, nackte Steinkasten ohne jede Gliederung, ohne jeden Schmuck, oft erst halb ausgebaut und schon teilweise bewohnt. An dem großen Steinbrunnen, welcher eine zum Waschen bestimmte, mit breitem, schrägen Steinrande versehene Ab- teilung enthält, schlugen die Weiber ihre Wäsche und schnatterten dabei gewaltig. Schönheiten fehlten gänzlich. Andere holten in Kupferkesseln oder Holzcimem, welche an einem Tragjoche hingen, Wasser und musterten neugierig den Fremdling. An den Füßen hatten die Leute vielfach dicke, hölzerne, mit Riemen befestigte Sandalen. Auf hölzernen Schlitten brachten sie das Heu von den Bergen und aus den Fenstern der Obergeschosse ragte oft zum Trocknen bestimmtes Astholz weit heraus. Kurz : ein originelles örtlein ! Die Hitze nahm gewaltig zu und so rettete ich mich in die große gewölbte Hausflur des ,,Aquila nera". Hier im Schatten des ,, schwarzen Adlers" w-äre es bei einem Gläschen Vino santo sogar fein gewesen, wenn nicht die entsetzliche Fliegenplage jede Ruhe grausam zerstört hätte. So viel Fliegen habe ich in meinem ganzen Leben nie beisammen gesehen wie hier! Ich lebte in stetem Kampfe mit den Bestien. Als ich zufällig einen Blick in die Küche warf, sah ich auf einem Tische einen schwarzen Klumpen liegen. Bei Annäherung der Köchin wurde er plötzlich rot und die Luft herum dunkel, es war ein rohes Stück Fleisch, das über und über mit Fliegen besetzt war. Obwohl ich als Naturhistoriker allen Tieren einen gewissen Grad von Wohlwollen entgegenbringe und daher nicht zimperlich und heikel bin. so habe ich doch nicht mehr in die Küche geguckt. Nur die verfinsterten, abgesperrten Zimmer gewährten einigen Schutz vor dieser histori- schen Leibgarde des Teufels, .^m frühen Morgen traf ich den ita- lienischen Sperling auch im Orte selbst, aber immer nur Jul. Michel: Ornithologische Reiseskizzen. 11 auf den Dächern, nie auf der Gasse. Dabei waren die Vögel so scheu, daß es wirklich sehr schwer wurde, einen mit dem Glase festzuhalten. !^o wie sie sich beobachtet sahen, verschwanden sie in einer Baum- krone und nur das Geschilp verriet ihren Aufenthalt. Gegen 6 Uhr zogen sie auf das Feld hinaus. Allem Anscheine nach ist ihr Da- sein kein ungestörtes. Über Andalo-Fai fuhr ich dann nach Mezzo-Lombardo und von da über St. Michele nach Bozen. Um 5 Uhr Nachmittag zeigte das Thermometer 43 Grad Celsius an der Sonne, als ich nach Gries ging. An derTalfer konnte ich noch einige Passer italiae beobachten. Dann nah.men die Sehenswürdigkeiten Bozens, insonderheit das wohlbe- kannte „Batzenhäusel" meine ganze Aufmerksamkeit so in An- spruch, daß das ornithologische Tagebuch leer blieb. Die Mitter- nacht zog näher schon, als ich am Walterplatze bei den letzten Klän- gen der Militärmusik durch einige „Schälchen Heeßen"' die unge- stümen Geister des Batzenhäusels bannte. 4. Umgebung von Lienz in Tirol. Von Bozen fuhr ich über Franzensfeste durchs Pustertal, wobei mir unterwegs viele Rabenkrähen zu Gesichte kamen. In Lienz machte ich Halt und besuchte den Präparator Heinrich P i c h 1 e r, um desen Präparate einer Durchsicht zu unterziehen und Erkundi- gungen über die Alpenvögel der Umgebung einzuziehen. Der ge- nannte Herr zeigte sich als guter Kenner der vorhandenen Stücke und beantwortete meine sondierenden Fragen in einer Weise, dif mich von der Richtigkeit seiner Auskünfte vollständig überzeugte. Das Beobachtungsgebiet umfaßt einen Teil von Ost-Tirol und zwar das obere Drautal in der Umgebung von Lienz : das Isel- und Debanttal ; femer gehören dazu die Lienzer Dolomiten mit dem , ..Spitz- und Rauchkofel" (1911 m), der östliche Teil des Defregger- gebirges mit dem „bösen Weibele" (2523 m), „Schönbichele" (1982 m) und dem Schloßberge von Brück, die Bergkette zwischen dem Debant- und Iseltale und dem ,,Schleinitz" (2906 m), sowie die südliche Fortsetzung derselben, die östliche Berglehne bei Nikols- dnrf mit dem ,,Ziethenkoger' (2481 m). Meinen damals gemachten Aufzeichnungen entnehme ich fol- gendes : Der Steinadler kommt in den Dolomiten öfters vor, fehlt aber im Tauemgebiete. Pichler präpariert jedes Jahr 3 — 4 Stück. 12 Jul. Michel: Ornithologische Reiseskizzen. Der Weißkopf geier ist im Debanttale und beim Wanger- iiitzsee nicht so selten. Er kreist besonders gern an heißen Tagen und Pichler i)eobachtete früher einmal 3 Stück zu gleicher Zeit. Sperber, Habicht, T u r m f a 1 k und Lerchenfalk sind unten im Tale, der Wanderfalk höher im Gebirge anzu- treffen. Der W e s p e n b u s s a r d ist oft noch höher im Gebirge vorzufinden als der Mäusebussard. Der A he n d f a 1 k (Cerchneis vespertina { L.) zieht öfters An- fang Mai in großer Menge das Drautal aufwärts bis Bruneck und noch weiter und verliert .sich dann allmählich; doch ist die Zug- zeit nur kurz. Der U h u ist sehr selten auf der Schattenseite der Berge bei Nikolsdorf. Vor nunmehr ungefähr 20 Jahren brütete er noch auf der Schattenseite der Berge bei Ober-Lienz. Die Jungen wurden ausgehorstet und die alten \'ögel gefangen und erlegt. Der Stein- kauz ist häufig, der Rauhfußkauz {Aegolius funereus (L.) viel seltener. Ich sah bei Pichler auch einen jungen im dunklen Gefieder. Der Sperlingskauz ( Glaucidium passerinum (L.) ist nicht so selten und wurde früher beim \'ogelfangen öfters mit der Leimspindel gefangen. Der Kolkrabe ist überall verbreitet, in den Dolomiten wie auch in den Tauern. Bei Nikolsdorf ist er häufig. Ist besonders bei angeschweißten Gemsen zu finden. Die Alpendohle ist überall anzutreffen. Der .^ 1 p e n- segler {Cypselus melba (L.) ist im Schleinitzgebiete häufig zu sehen. Der Mauerläufer {Tichodroma muraria (L) bewohnt die Galitzenklamm (zwischen Spitz- und Rauchkofe). Ebenso ist er in den Dolomiten zu finden. Wenn im Herbste das Laub von den Bäumen fällt, kommt er öfters an den Schloßturm bei Lienz. Der Flüevogel {Accentor collaris (Scop.) ist in entspre- chender Höhe überall im Gebirge verbreitet. Der Stcinrötel {Monticola saxatilis (L) ist ein seltener X'ogel, welcher im Defregger-Gebirge zwischen dem bösen Weibele und Schönbichele ab und zu vorkommt. Der Steinschmätzer ist überall zu finden. Jul. Michel: Ornithologische Reiseskizzen. 13 Der Dreizeh enspeciit (Picaides trid. alpimts Br.) ist am Schloßberge (Brück) öfters, sonst aber im Gebirge gewöhnlich in einer Höhe von über looo Meter anzutreffen. Das Schneehuhn ist im Defreggergebirge, sowie in den Tauern bei Windisch-Matrei öfters, in den Dolomiten seltener zu beobachten. Im Gebiete des Schleinitz, wie auch bei Nikolsdorf ist auch das Steinhuhn noch vorhanden. Doch ist diese Art schein- bar im Aussterben begriffen. Hasel-, Au er- und B i r k w i 1 d kommt überall vor, auch R a c k e 1 w i 1 d. Vor ungefähr 7 — 8 Jahren wurde ein Rackelhahn bei Matrei, ein zweiter bei Schlaiten im Iseltale erbeutet. Die meisten weisen den Birkhahntypus mit violettem Halse auf, einer besaß Auerhahntypus. Der Alpenzeisig war Pichler nicht bekannt. 5. Im Krim m 1er Gebiet. Die Tauernbahn trug mich wieder ins Salzburger Landl, wo ich von Zell a. S. meine Reise durch das stellenweise fast ebene, ziemlich breite Pinzgauer Tal nach Krimml fortsetzte. Große, üppig grüne Wiesen und hie und da kleine Felder wechseln mit torfigen Sumpf- strecken, an denen Schilf- und Erlenbestände vorherrschen. Vorbei fährt das „Zügle" an den charakteristischen, grauen Holzzäunen, hinter denen Unmengen von weißblühenden Spierstauden, allerlei Sträucher und alte Ebereschen mit den sich bereits korallenrot fär- benden Beerentrauben stehen, vorüber an den verwitterten, luftig gebauten Heustadeln und den lieben, freundlichen Örtchen, bis es endlich auf der Endstation Krimml halt macht. .Zahlreiche Wiesensch mätzer, weiße Bachstelzen und Rabenkrähen, sowie lustig zwitschernde Schwalben belebten das Tal. Nach kleinem Marsche auf der ansteigenden Straße auf der sich viele Goldammer umhertreiben, ist das wohlbekannte Kirchdorf erreicht und vertraute Gesichter heißen mich willkommen. Am 15. August zog ich früh über die Gerlosplatte, den zumteil hochflächenartig breiten Nordabfall des Plattenkogels, ins Tal der wilden Gerlos. Über den mit schönem Hochwald bestandenen Ab- hang gelangt man auf eine ziemlich ebene Fläche, welche mit Hut- weiden und kleineren Beständen eines schon mehr verkümmerten Nadelwaldes bedeckt ist. \'on dort her erschallte der Schrei des dickschnäbligen T a n n e n h ä h e r s. Bei den einzelnen Almen 14 Jul. Michel: Ornithologische Reiseskizzen. trieben sich Hausrotschwänze (Rotbrandl) sowie ziemlich viele Wasserpieper umher und auch eine einzelne G e b i r g s- bachstelze war zu sehen. Von der Platte abwärts steigend, gelangte ich in das Tal der wilden Gerlos. Der untere Teil desselben ist mehr lieblich als wild. Mit geringer Steigung geht es über grüne Wiesen an Almen vorbei zu einem Querriegel, über den man zur zweiten Talstufe gelangt. Von den waldbedeckten Hängen zur Linken schallt der krei- schende Ruf des Tanne nhehers herab. Bei den Hütten sind zahlreiche Rotschwänze und am Bache viele Wasser- p i e p e r zu sehen. Auf der zweiten Stufe ist das Tal enger. Der Weg führt knapp am tosenden Bache, der schäumend zwischen den vielen .Steinblöcken sich seinen Weg sucht. Der Baumwuchs wird spärlicher und wie weiße Gerippe leuchten die gebleichten Stämmchen abgestorbener I-'ichten aus dem Grün. Durch das Astgewirr schlüp- fen nuintcre Zaunkönige und eine Herde schön dunkelbrauner, wollige] )auter Ziegen, welche vielleicht schon mancher Tourist in einiger Entfernung als ,, echte Jemsen" angesprochen hat, kommt unter der I'ührung eines patriarchalisch aussehenden Bockes neu- gierig heran. Das Tal wird immer enger und öder und zahlreiche kleine Wasserfälle, welche über die seitlichen Fclsenhänge herab- stürzen, geben ihm einen romantischen Anstrich. Die dritte Talstufe ist ein ödes Felsenkar mit zahlreichen Spuren wilder Felsstürze, das links und gradaus von Felswänden, rechts von den gletscherbe- dtckten Hängen der wilden Gerlosspitze abgeschlossen wird. Das Grün verschwindet allmählich und das Grau der Steine herrscht vor. Zahlreiche W' a s s e r p i c p e r treiben hier ihr Wesen. Mächtige knorrige Wurzelstöcke und Stammstücke sind die letzten Reste eines früheren Waldes. Die grauen Felsblöcke sind mit gelben Flechten und rotem \'eilchenmoos bedeckt und die Zahl der echten Alpen- blumen wächst, je weiter wir aufwärts steigen. Über Blockhalden und Moränen geht es zur steilen Wand, an der ein Fußsteig, den von eben in gewaltigen Sprüngen hera^)stürzenden Bach übersetzend, mühsam zur Höhe führt, auf welcher lawinengeschützt die Zittauer Hütte (2330 m) thront. Das Wetter hatte sich unterdessen recht häßlich gestaltet und unter mächtigen Regenschauern hielt ich meinen Einzug. Eine recht stürmische Nacht folgte und als ich am Morgen des 16. August früh in's Freie trat, da herrschte eine empfindliche Kühle. Jul. Michel: Ornithologische Reiseskizzen. 15 Im Tale wogten dichte Nebel und der lustig pfeifende Wind trieb zeitweilig mächtige Streifen davon zur Höhe. Neben dem unteren Gerlos-See, der wie ein tiefdunkles Auge zwischen den grauen Felsen liegt, stieg ich über die Blockhalden und Moränen aufwärts gegen den Gerlosgletscher, um Schneehühner zu suchen. In dem dürftigen Blattwerk der Silberwurz, welches hier die Hauptnahrung derselben liefert, fand ich wohl Losung und ein meh- rere Wochen altes, totes Junge, aber keine lebenden Hühner. An- scheinend war das l'ier durch Steinschlag verunglückt und befand sich bereits im Federwechsel. Die Daunen waren durch die Federn des Jugendkleides ziemlich ganz verdrängt und im Flügel zeigten sich sogar schon einige weiße Schwingen. Da immer ein Pärchen Schneehühner in nächster Nähe der Hütte beobachtet worden war und Touristen noch vor einigen Tagen solche bei der nahen Roßkar- scharte gesehen hatten, so suchte ich jetzt auch das Gelände zur an- deren Seite sorgfältig ab. Ich sah wohl unsere Hausrot- s c h wä n z e und W a s s e r p i e p e r, hörte das „dridlit !"' des F 1 ü e V o g e 1 s und beobachtete ein Pärchen in nächster Nähe, ich sah ein eifrig zwischen den Steinen revierendes Hermelin, aber kein Schneehuhn. Ärgerlich kehrte ich zur Hütte zurück. W^ie mir der Hüttenwirt dann mitteilte, wurde vor ungefähr 20 Jahren auf dem Bergrücken am linken Gerlosufer ein Stein- adler geschossen, seitdem aber keiner mehr gesehen. Ich zeichnete nun das gefundene Huhn und balgte es hierauf für meine Sammlung ab. Die kleine 6jährige Kati der Wirtin stand dabei und ich sehe heute noch die entsetzten Augen der Kleinen und höre noch den schmerzlichen Ruf: ,,Das arme Vogei tat mi drbarmen!", als ich so mit dem Messer hantierte. Erst als ich ihr das \'öglein dann sauber zugerichtet zeigte, da erheiterte sich wie- der ihr Gesicht. Am liebsten hätte sie das liebe ,, Vogei" behalten. Nach eingenommenem Mittagessen zog ich dann an dem oberen Gerlos-See vorüber — ■ beide Seen haben vollkommen pflanzenleere Ufer — zur Roßkarscharte (2845 ^)- '^'on wo sich ein schöner Blick auf die eisbedeckten Gipfel der Umgebung öffnete. Ich wanderte hierauf ganz langsam und scharf beobachtend zur Richterhütte. Trotz aller Aufmerksamkeit gelangte außer H a u s - rotschwanz und W a s s e r p i e p c r kein anderer \'ogel zur Beobachtung. Interessant war mir ein Fleck mit rotem Schnee nächst der Hütte. 16 Jul. Michel: Ornithologische Reiseskizzen. Am anderen Morgen wanderte ich bereits vor 6 Uhr weiter zur \Vindbachscharte und dem Krimmler Tauern. Es war wiederum recht kühl, der Himmel überzogen und Nebel krochen aus der Tiefe herauf. Beim Austritte aus der Hütte begrüßte mich ein Wasser- pieper mit seinem „bist, bist!" sonst blieb alles still. Bald war die Scharte (2848 m) erreicht, aber nur ein mit Nebel erfülltes Tal bot sich dem Auge dar. Ebenso waren die Spitzen umschleiert. Ein Mutterschaf mit zwei allerliebsten Lämmlein, welche bei meinem Anblicke erschraken und mit großer Eile und viel Geschick über den steinigen Hang hinabrutschten, das waren die einzigen Lebewesen. Der Nebel wurde immer dichter und stieg immer höher. Da bei sol- chem Wetter die Schneehühner gern umherziehen, so bog ich vom Wege ab und kletterte über den blockbesäcten Berghang hinauf gegen den ewigen Schnee zu. Wieder fand ich nichts als Losung und so zog ich. dem Geschicke grollend, dem Tauem zu. Immer unwirt- licher wurde die Gegend. Graue, mit gelben und schwarzen Flechten bedeckte Steinblöcke, dazwischen hie und da ein braungrüner Rasen mit wenig Halmen und dürftigen Pflänzlein, fast blumenlos. so bot sich die Umgebung dar. Mit leisem ,.(ljib djib!" zogen einige F 1 ü e- v ö g e 1 in kurzbogigem Fluge durch den Nebel, sonst lautlose Stille. Nach 2^/2 Stunden stand ich auf dem mit einem Kreuze geschmück- ten Krimmler Tauem (2634 m), der Grenze zwischen Salzburg und Tirol. Vor mir lag das Ahrntal, aber die Dreihermspitze und die anderen gekrönten Häupter hatten immer noch Hauben. In der nahe gelegenen Neu-Gersdorfer Hütte kehrte ich ein. Das Maximum- und Minimum-Thermometer zeigte 14V2 Grad Celsius Wärme und eljensoviel Grad Kälte als Jahresergebnisse an. Hie und da brach ein Sonnenblick durch die Wolken, aber das Wetter war nichts weniger als verläßlich. Obwohl mir der Wirt mitteilte, daß der Lausitzer Höhenweg ganz verschneit und kaum aufzufinden sei und mir zu längerem Warten riet, machte ich midi doch auf den Weg zur Bimlücke. Wirklich konnte man den Weg nur mehr ahnen als sehen, aber es ging doch. Knapp vor der Lück'.' traf ich zwischen den Felsen junge Steinschmätzer, welche die W'ildnis einigermaßen belebten. Nach mühevollem Anstiege in hohem Schnee stand ich endlich auf der Paßhöhe (267T m). Ein wundervoller Blick auf den sonnenbcstrahlten großen Krimmler Kees zu meinen Füßen lohnte reichlich die Mühe. Auch die Bergspitzen zu meiner Rechten hatten sich bis auf kleine Häubchen frei gemacht. jul. Michel: Ornithologische Reiseskizzen. 17 Den ziemlich langen Schlangenweg kürzte ich durch Laufen und Abfahren auf dem schneebedeckten Hange teilweise ab und war so bald am Gletscherrande unten bei 2050 m angelangt. Ich überquerte dasselbe, setzte über die zwar kleine, aber recht tosende Krimmler Ache und kletterte dann zu der fast 400 m höher liegenden Warns- dorfer Hütte empor, dem gastlichen Heime unserer Sektion. Nach einem prachtvollen Sonnenuntergänge erglühten noch ein- mal die Bergspitzen im Osten und Süden der Hütte in rosigem Lichte, um dann nach einiger Zeit langsam im Dunkel der Nacht zu versinken. Aus dem Tale herauf drang das feierliche Rauschen der Ache durch die nächtliche Stille und hoch oben strahlten in zittern- dem Glänze die ewigen Sterne — ein feierlicher Abschied von den Bergen ! — Am nächsten Morgen ging ich auf das Gamsspitzel, den zahmen Hausberg der Warnsdorfer Hütte (2891 m). Herrlich war der Blick auf die vollkommen freien Berge der Venedigergruppe — weithin bis zu den Zillertaler. Stubaier und ötztaler Bergen schweifte der Blick. Hier oben bei der Spitze kommt bei schlechtem Wetter auch das Schneehuhn vor. Ein Führer fing vor einigen Jahren ein junges. Auf das Angstgeschrei desselben kam die Henne herbei, unternahm einen förmlichen Angriff auf den Mann und war nicht aus der Nähe wegzubringen, bis er das Junge frei ließ. Alpendohlen stellen sich bei der Warnsdorfer Hütte selten ein. Bei großen Schneefällen kommen dafür viele Schneefin- k e n, die sich sonst weiter oben aufhalten, in die Nähe des Unter- kunftshauses. Vor beiläufig 10 — 11 Jahren nistete unter dem Dache zwischen den Schindeln und Brettern ein M a u e r 1 ä u f e r, welcher seine Jungen auch glücklich großzog. Hausrotschwanz und Wasserpieper fehlen natürlich nicht. Noch am Vormittage trat ich den Rückweg nach Krimml an. Ein Stück unterhalb der Hütte beginnt bereits wieder der Bauni- wuchs. Beim Tauemhause (1631 m) traf ich im dichten Knieholz eine Familie des Alpen-Birkenzeisigs (Acanthis lin. rufesens {VieilL), welcher hier Rotschopf heißt. Die versteckten Jungen waren nur zu hören, während die Alten unter ängstlichem ,,täit !" mit gesträubtem Schöpfchen alle Augenblicke auf den Spitzen der Zweige erschienen. Auch ein rotrückiger Würger trieb sich in der Nähe herum. Auf den Höhen waren die Rufe des d i c k - 2 18 Prof. Dr. E. Rößler: Ornithologische Beobachtungen. s c ii n ä b c 1 i fj e n T a n n c n li c h c r s zu hören. Auch sind hier die R i n er p. m s c 1 n ziemlich zahlreicli. Dafür fehlt das Stein- h u h n. \\clches auf der Südseite der IJcrge bei Wald, einem Dörf- Itin in uiiniittclbarer Nähe von der Krimmler Bahnstation, noch '.a finden ist, freilich aber selten. \'on Raubvögeln kf)mmt der Maus e- bussard, der Turmfalk (Falk oder Stößer s^enannt), der Habicht (Hühnergeier") und .Sperber (\'ogelhabicht) öfters vor. Nach kurzer Ruhepause wanderte ich ilanii weiter talwärts. Dabei traf ich eine Anzahl weißer Bachstelzen, weiter unten (» c b i r g s s t e 1 z c n und W a s s e r p i e p e r neben einander. Bei den Stromschnellen und den mächtigen, weltberühmten Fällen waren auch diese verschwunden. Mit der Ankunft in Krimml war meine Gebirgsreisc beendet. Ornithologische Beobaclitungeu zwischen Dran und Krndija. (IV. oriiithologischer Bericht der .Kommission zur wissenschaflichen Erforschung Syrmiens".) Von Prof. Dr. E. Rößler, Zagreb. Nachdem eine im Jahre 1914 am 14. Juli von Zagreb (Agram) aus unternommene Kahnfahrt Save abwärts, die Zemun (Semlin) zum Endziele hatte, bereits am 26. Juli durch die Mobilisierung in DubiCica bei Babina Greda in Slavonien ein jähes Ende gefunden hatte und auch im Jahre 191 5 in Folge des Krieges in Syrmien selbst eine wissenschaftliche Tätigkeit vollkommen ausgeschlossen war. wendete ich mich diesmal dem Gebiete zwischen dem Drauflusse und dem Krndija-Gebirge zu. Am 8. Augxist traf ich in N a fi i c e ein und unternahm sofort am nächsten Tage einen Ausflug in die sich vom Kmci Lilin dvor. Pica pica (L. ) ist auch in diesen (jegenden ziemlich zahlreich vertreten und man trifft sie allenthalben auf den Feldeni, in kleineren Dr. Otto V. Wettstein: Berichtig, u. Ergänz. z.Ornis des Gschnitztales. 29 Feldgehölzen, an den Waldrändern sowie auch auf den Bäumen längs der Straße an. Garrulus glandarius (L.) Während ich diesen listigen, klugen Vogel heuer nur in den Revieren bei Viljevo und Moslavina in sehr geringer .\nzahl, fast möchte ich sagen vereinzelt, antraf, beob- achtete ich ihn im Herbst des Jahres 1912 in großer Menge in den Waldungen der Krndija bei Naäice und Gomja Moticina, wohin sie höchstwahrscheinlich die reiche Eichelernte angezogen hatte. Berichtigungen und Ergänzungen zur Ornis des Gschnitz- tales bei Steinach am Brenner, Tirol. Von Dr. Otto v. Wettstein, Wien. C. E. Hellmayr hat in seiner Arbeit: „Zur Ornis des oberen Ötztales in Tirol", Ornith. Jahrb. XXV,, 1914, p. 147-liJ5, einige Angaben in meinem im Ornith. Jahrb. XXIII., 1912, p. 176 — 194, erschienenen Aufsatze über die Ornis des Gschnitz- tales angezweifelt. Es war schon lange meine Absicht, meiner damaligen Arbeit einige Ergänzungen und Berichtigungen folgen zu lassen; in einigem i.st mir nun Hellmayr zuvorgekommen. Die im Gschnitztale vorkommende Sumpfmeise ist Parus airicapillus niontanus Baldenst. und nicht, wie in meiner Arbeit angegeben, Parus atricapülus salicarius Er. Die Bälge wurden damals richtig bestimmt, der falsche Name kam durch ein bedauerliches Versehen in die A.rbeit und wurde leider zu spät entdeckt, um wieder berichtigt werden zu können. Die von mir angeführte Alpendohle ist natürlich der jetzige Pyrrhocorax graculus (L.) wie ja schon aus dem ganzen über diese Art handelnden Absatz hervorgeht. Die Bezeich- nung Pyrrhocorax pyrrhocorax (L.) stammt aus der „N a t u r- geschichte der deutschen Vögel" von C. G. Frid- rich, 5. Aufl., neubearb. v. A. Bau, 1905, welches Buch mir damals beim Schreiben meiner Arbeit gerade zu Gebot stand und mit benützt wurde. Ohne die nomenklatorische Gültig- keit des einen oder andern Namens prüfen zu wollen, sei hier auf die, wie es scheint, verwechselte Benennung*) der beiden Arten in diesem Werke aufmerksam gemacht.**) *) Selbe waren aber bis dahin die einzigen gebräuchlichen. D. Herausg. •*) Siehe auch Martert, Vögel d. palaearkt. F., Bd. 1., p. 36, 2. Fußnote. 30 Dr. Otto V. Wettstein : Berichtig, u. Ergänz, z. Ornis des Gschnitztales. Der bei mir angeführte Cinclus cinclus L. gehört wahr- scheinlich der Form C. c. meridiofialis Br. an. Die von mir gewählte Benennung gab aber Hellmayr nicht das Recht, zu glauben, daß ich damit die Form C. c. cinclus L. meine. Die beiden von mir gesammelten Bälge gehören jungen Indi- viduen an, nach denen sich die Form nicht sicher bestimmen läßt, ich habe daher davon abgesehen, einen trinären Namen zu gebrauchen. Es ist doch selbstverständlich, daß der binäre Namen einer Art, die in mehrere Subspezies aufgeteilt wurde, nur besagt, daß das betreffende Tier zu dem Formen kreis dieser Art gehört und die Frage nach der betreffenden Subspezies gar nicht beantwortet. So ist im vorliegenden Falle mit dem Namen Cinclus cinclus L. noch lange nicht behauptet, daß es gerade C. c. cinclus L. sein soll *) Ich gehe von dem Grundsatze aus, ein Tier nur dann trinär zu bezeichnen, wenn man sich von seiner unterartlichen Zugehörigkeit verläßlich durch Untersuchung oder Vergleich überzeugen kann. Bei bloßer Beobachtung im Freien, wenn man das Tier nicht in die Hand bekommt, ist das aber in den allermeisten Fällen nicht mit Sicherheit möglich. So weit ist unsere tiergeographische Kenntnis kaum von Mitteleuropa gediehen, um ohne Risiko ein auf die Art hin erkanntes Tier nur deshalb entsprechend trinär benennen zu können, weil es in einem Gebiete beobachtet oder gesammelt wurde, aus dem bisher nur diese oder jene Subspezies nachgewiesen wurde. Die nachstehenden erwähnenswerteren Beobachtungen wur- den in den Sommermonaten 1913, während eines zehntägigen Aufenthaltes in Trins vor Kriegsausbruch, Ende Juli und An- fang August 1914, und nach zweijähriger Unterbrechung in der zweiten Hälfte August 1916 gemacht. Nucifraga caryocatactes caryocatactes (L.). Der Tannenhäher war im Sommer 1913 und 1914 im Gschnitztal viel häufiger als früher. Besonders war er an •) Die zu Mißverständnissen führende Anfügung desselben Autoren- namens zu dem binären Namen des Formenkreises und dem trinären Namen der „Stammform" ein und derselben Art ist für diejenigen, welche die „Subspezies" der „Spezies" unterordnen und nicht beiordnen, eine mißliche Sache, die der Diskussion wert wäre. Dr. Otto V. Wettstein : Berichtig, u. Ergänz, z. Ornis des Qschnitztales. 31 einem neuen Holzschlag auf dem „Muliboden", in den Fichten- wäldern der Schattenseite, stets zu sehen. Dort beobachtete ich z. B. am 25. Juli 1913 fünf, am 8. August ein Stück. Am 7. August desselben Jahres sah ich einen Tannenhäher am Gschnitzbach zwischen Steinach und Trins. Das bemerkens- werteste Zusammentreffen mit ihm war aber an den Fel.shängen der „Hohen Burg". Dort sah ich am lO. August 1913 drei Stücke an der oberen Baumgrenze*), die, sich auf F e 1 s v o r- sprünge und auf die letzten zerstreuten Bäume setzend, die Felswände entlang zogen. 1916 wurden keine gesehen. Pyrrhocorax graculus (L.). Wie alle Jahre, waren auch heuer, 19 i 6, die Alpendohle in einer größeren Schar auf den Talwiesen bei Steinach zu finden. Dabei fiel mir auf, wie systematisch die Wiesen von diesen schwarzen Gesellen abgesucht werden. Der ganze Schwärm sitzt nach dem Niederlassen gleichmäßig verteilt, aber doch zusammenhaltend, auf der Wiese. Nachdem jeder Vogel einige Schritte suchend vorgegangen ist, fliegen die hintersten auf und setzen sich in schönem Gleitfluge vor den vordersten wieder nieder. Dieser Vorgang wiederholt sich ununterbrochen und der ganze Schwärm rückt auf diese Weise kontinuierlich über die abzusuchende Wiese vor. Pyrrhula pyrrhula (L.). Ein einzelnes Weibchen, wahrscheinlich der Form P. p. euro- paea Vieill. angehörig, sah ich in einem Fichtendickicht am Austritt des Trunabaches in die Talwiesen am 8. August 1913. Am 25. August 1916 glaube ich zwei Exemplare am sog. Muli- boden flüchtig gesehen zu haben. Anthus spinoletta spinoletta (L.). War im Sommer 1913 in auffällig geringer Zahl gegen- über früherer Jahre anzutreffen. Seither hatte ich keine Gelegen- heit mehr, seine Standorte aufzusuchen. *) Der dortige Wald ist reiner, lichter RoHöhrenwald. Nach Harte rt, Vögl. d. palaearkt. F., Bd. 1., p. 26, wurde der Tannenhäher als Bewohner solcher Wälder noch nicht sicher beobachtet. 32 Dr. Otto V. Wettstein : Berichtig, u. Ergänz, z. Ornis des Gschnitztales. Certhia famlliarls macrodactyla Br. Die in meiner früheren Arbeit angeführten 3 Bälge au.*; der Trinser Umgebung sind in der Färbung alle typisch, das erwachsene (^ vom 1. IX. 1009 ist aber dadurch bemerkens- wert, daß sein Schnabel mit löö mm Länge die Schnabcllänge von C. brachydactyla brachydactyla Br. erreicht. Parus ater ater L. Parus cristatus mitratus Br. Parus atricapillus montanus Baldenst. Diese Meisenarten scheinen durch schlechte Witterung zur Brutzeit im Jahre 1913 ziemlich gelitten zu haben, denn man sah relativ wenige, besonders wenig Junge. 1913 scheint mir überhaupt ein für die Ornis sehr ungünstiges Jahr gewesen zu sein. 1916 waren diese drei Meisenarten im Gschnitztale sehr häufig. Meine beiden Haubenmeisen-Bälge aus Trins lassen sich Von P. c. cristatus L. -Bälgen kaum unterscheiden. Aegithalos caudatus europaeus (Herrn). In meiner früheren Arbeit als A. c. vagans (Lath.) bezeichnet. Von dieser Art liegen mir vier schöne Bälge aus Trins v"om I.September 1912 vor. Drei derselben sind normale europaeus^ der vierte hat aber ganz weißen Kopf und keine Fleckchen auf der Brust, kommt dalier A. c. caudatus (L.) ziemlich nahe. Die Trübung der Ohrdecken und die Flügellänge stimmen aber mit europaeus überein. Hartert (V. p. F.. Bd. I., p. 3S4) erwähnt das Vorkommen solcher Exemplare vom westlichen und mittleren Deutschland. Schwanzmeisen waren im Juli 1913 und 1914 in der Um- gebung von Trins häufig, 1916 sah ich kein einziges Stück. Phylloscopus trochilus trochilus (L ) Diese Art wurde in einem männlichen Stück am 15. VIII. 1912 wiederum bei Trins erlegt. Am 24. VIII. 1916 sah ich ein Pärchen auf einer Birke im ..Haslach" bei Trins. Turdus musicus L. (= philomelos Br.). Die Singdrossel trifft man im Gschnitztal selten an. Die immer einzeln lebenden, sehr scheuen Vögel führen ein ver- Dr. Otto V. Wettstein: Berichtig, u. Ergänz, z. Ornis des Gschnitztales. 33 stecktes Dasein meist am Waldrande in dichtem Jungholze. Auf den Talhängen gehen sie nicht weit hinauf. Turdus merula L. Diese Art erklärte ich in meiner früheren Arbeit als für das Gschnitztal fraglich. Mir ist es inzwischen gelungen, sie sicher nachzuweisen. In Steinach sah ich in den Gärten der Villen „Edelweiß" und „Zirbenheim" am 7. August 1913 ein Pärchen. In der Nähe unseres Hauses bei Trins beobachtete ich die ganze zweite Hälfte August lyl6 hindurch mehrere Amseln meist auf dem Boden sich umhertreiben. In ihrer Ge- sellschaft traf man häufig auch Ringdrosseln, die aber bedeutend scheuer waren. Es liegt die Vermutung nahe, daß die Amsel erst in den letzten Jahren im Gschnitztale seßhaft geworden ist, und ist es dabei aucn auffällig, daß sie sich auch hier wieder gerade in der Nähe menschlicher Wohnungen aufhielten. Turdus viscivorus viscivorus L. und T. torquatus alpestris (Br.) waren im August 1916 überall im Tale in auffälliger Menge. Chelidon rustica rustica (L.) Rauchschwalbe. Hirundo urbica urblca L. Mehlschwalbe. Die Rauchschwalbe hat gegenüber der Mehlschwalbe sowohl in Trins wie in Steinach sehr an Zahl abgenommen. Diese Er- scheinung war in den Jahren 1913, 1914 und 1916 augen- scheinlich. Im August 1916 sah ich Rauchschwalben in den Ortschaften Trins und Gschnitz gar keine, in Steinach nur wenige, dagegen sind die Mehlschwalben in allen drei Orten in großer Zahl. 1913 war für das Gschnitztal überhaupt ein schlechtes Schwalbenjahr. Die Mauersegler nahmen in den letzten Jahren gleichfalls sehr ab, 1916 habe ich in allen drei Ortschaften keinen ein- zigen gesehen.*) Dryocopus martlus martius (L.). Der Schwarzspecht wurde von mir neuerlich am 25. August 1916 in den Fichtenwäldern der Südseite des Tales, am sog. Muliboden, zweimal gesehen. *) Siehe dagegen die Ausführungen über die Mauersegler im Gschnitz- tale in meiner früheren Arbeit loc. cit. p. 190. 3 34 Dr. Otto V. Wettstein : Berichtig, u. Ergänz, z. Ornis des Gschnitztales. Bubo bubo (L.). Ein prächtiges Exerrjplar, anscheinend ein Weibchen, am 30. Juli 1913 gesehen. Es strich unter einem Krummholzslrauche am Rande einer Felsschlucht an den Abhängen der „Hohen Burg", auf der Nordscite des Tales, bei meinem Nahekommen auf etwa 10 Schritt ab. Buteo buteo (L.). Mitte August des Sommers 1913 trieb sich im sog. Haslach bei Trins ein Bussard herum, den ich dort öfter entweder auf dürren Bäumen oder auf den Giebeln der Heu.städel aufgehakt antraf. An sonstigen Raubvögeln habe ich außer zwei Sperbern und einem kleinen, mir unbekannt gebliebenem Falken in den letzten Jahren nichts gesehen. Tetrao tetrix L. Zur Balzzeit 1916 wurde bei Gschnitz ein Birkhahn erlegt, von dem der betreffende Schütze behauptete, es sei eine Kreu- zung zwischen Birk- und Schneehuhn gewesen. Nach der mir von ihm gemachten Beschreibung glaube ich aber eher, daß es ein partiell-albinotischer Birkhahn mit weißem Kopte und weißen Flügeln war, der leider damals der Küche überliefert wurde. Scolopax rusticola L. Am 27. Juli 1914 fand ich auf den „Pflutschwiesen" am Ausgang des Gschnitztales auf der nördlichen Talseite oberhalb Steinachs ein anscheinend verlassenes, aber sehr gut erhaltenes, unbebrütetes Gelege von vier Eiern der Waldschnepfe. Der Fundort liegt in einem lichten, trockenen, hochstämmigen Rot- föhrenbestand, also in für die Brutstellen der Waldschnepfe typischem Gelände. Die hohe Lage von zirka 1200 in, so tief im Hochgebirge, ist jedenfalls sehr bemerkenswert und gewinnt bei den nur sehr spärlichen Angaben über Brutschnepfen in diesen Gegenden an Interesse. Die Eier sind normal in Größe und Färbung (oliv-graugrüne Form) und lagen in einer Ver- tiefung des Bodens ohne besondere Unterlage. Erwähnt sei noch, daß sich in nächster Nähe der Niststelle sowohl kleine, sumpfige Wiesenstellen, als auch dichtes, niederes Föhren- gestrüpp befindet. Joseph Graf Plaz : Zugsbeobachtungen aus dem Pongauer Ennstale. 35 GalUnago major? (Gm.) Am Morgen des 30. August 1916 stand in dem Schwemm- land des Gschnitzbaches unweit der Kirche von Gschnitz eine einzelne Sumpfschnepfe vor mir auf, die ich wegen ihrer Größe, hauptsächlich aber wegen ihres nicht zickzackförmigen Ab- fluges und schwerfälligen, niederen Streichens, was beides für diese Art charakteristisch sein soll, als G. major angesprochen habe. Anas boscas L. Bei der Bahnstation Unterber g — F erdinandsbrücke im Wipptal sah ich bei der Vorbeifahrt am 15. August 1916 von dem dort sehr wilden, schäumenden Sill-Flusse drei Wild- enten abstreichen. Zttgsbeobachtungen aus dem Pongauer Ennstale. Von Joseph Graf Plaz. Mein Beobachtungsgebiet ist die Umgebung des Schlöß- chens „D i e H ö c h". Dieses liegt nach der österreichischen Spezialkarte unter 47» 22' n. B. und 31» 2' ö. L. v. F., 976 m über dem adriatischen Meere. Um 100/« tiefer erstreckt sich das Tal der E n n s, welche am westlichen Hange des südlich der Hoch ausmündenden Flachau -Tales entspringt, und ihren Lauf von Reitdorf (2 km von hier) ab ostwärts gegen Altenmarkt, Radstadt und weiter nach Steiermark nimmt. Nach Westen zieht sich die Talfurche gegen Wag- rein, St. Johann im Pongau und dann die Salzach aufwärts dem P i n z g a u zu. Im Süden erheben sich die N i e- deren Tauern, im Norden die nördlichen Kalkalpen, dazwischen ein Mittelgebirgsstock, der sich von Reitdorf und Eben im Osten nach St. Johann i. P. im Westen aus- dehnt, und an dessen südöstlichem Abfalle die Hoch gelegen ist. — Die Bodenbedeckung ist die in den nördlichen Ostalpen allgemeine: die höchsten Lagen Felsen und Almen, die mittleren Wälder, die unteren Hänge und der Talboden Wiesen und Felder, an den Wasserläufen der E n n s und L i t z 1 e n n s, welche aus der Richtung von W a g r e i n kommt, vielfach nasse Wiesen, die hie und da in kleine, schilfbewach- sene Sumpfstrecken übergehen. 36 Joseph Graf Plaz: Zugsbeobachtungen aus dem Ponß.iuer Ennstale. Daß hier eine Zugstraße durchführt, ergibt sich aus dem Auftreten verschiedener Vogelarten, welche hier z.vcifcllos nicht brüten, z. B. Brachpieper, Goldamsel, Wiedehopf u. a. Im Frühjahre dürfte der Vogelzug, wenigstens teilweise, den Talniederungen folgen, was ich namentlich aus der so späten Beobachtung der Wachtel und des Wachtelkönigs schließe. Im Herbste wählen wohl auch zartere Vogelarten den Weg über die noch nicht oder nur weni^»- beschneiten Gebirge. So sah ich um diese Zeit wiederholt Flüge von Hausrot- schwänzen in verhältnismäßig sehr hohen Lagen, und heuer am 13. September auf dem Bergzuge zwischen dem Zauch- und Flachau-Tale in etwa 1850 vi Höhe unter einer größeren Anzahl von Hausrotschwänzen einen Gartenrot- schwanz. Krähen, Ringeltauben, auch Schwalben sah ich wiederholt westwärts fliegen. Die Daten über den Herbstzug 1912 und den Frühjahrs- zug 1913 und 1914 sind wohl sehr lückenhaft, da ich mich damals nur ab und zu hier aufhielt, doch glaubte ich diese, so weit sie sich, verglichen mit späteren Boobachtungen als dem Zeitpunkte des ersten Erscheinens und der letzten Beobachtung entsprechend erwiesen, zur Vervollständigung des Gesamtbildes beifügen zu dürfen. Zum Vergleiche habe ich die in den letzten Jahren in Salzburg von mir beobachteten Ankunftsdaten in Klammern beigesetzt, und zwar bei dort einzeln überwinterten Arten : Rotkehlchen, Bachstelzen den Tag, an welchem ich zuerst ein häufigeres Vorkommen derselben wahrnahm. Luscinla sveclca eyanecula (WolQ 1913: 14. IV. bei einem Dunghaufen ein schönes (^ mit großem weißen Stern; sehr scheu. (Salzburg, 1911: 7. IV. (^\ 1912: 12. u. 16. IV. (j".) — 1915: 4. IX. im Gemüsegarten ein sehr vertrautes Junges. Phoenicurus ochruros gibraltarlensls (Gm.). 1913: 15. X. die letzten 5 St. Neben dem braunkehligen Wiesenschmätzer hier der häufigste Sommervogel. — 1914: 31. III. je ein graues und schwarzes (j", ersteres .singend; 29. X. Joseph Graf Plaz: Zugsbeobachtungen aus dem Pongauer Eniistale. 37 ein graues ^f. — 1915: 25. III (^, 1. IV. erster Gesang, 2. IV. viele, 16. IV. Hauptzug; 26. X. die letzten auf dem Wege nach Reitdorf. Phoenicurus phoenicurus (L.). 1912: 10. X. p oder jun. beim Schlosse. Häufiger Brut- vogel. - 1913: 23. IV. ^ singen gehört. (Salzburg, 1908: 11. IV.; 1909: 16. IV.; 1910: 12. IV.; 1911: 17. IV., 1912: 10. IV, 1913: 2. IV.); 1913: 3. X. ein St. — 1914: 21. IX. am Wege nach Reitdorf 1 oder 2 St. — 1915: 17. IV. cf, 23. IV. mehrere (5'c?, 9- V. p ; 15. X. ein St. bei Reitdorf. Erlthacus rubecula (L.). 1914: 3. IV singen gehört, 5. IV. zahlreich. Häufiger Brut- vogel, im Winter hier nie beobachtet. (Salzburg, 1911 : 14. III.; 1912: 20. III.; 1913: 4. III.; 1914: 9. III.) — 1915: 2. IV. erstes gehört, um den 18. IV. Hauptzug. PratJncola rubetra (L.). 1912: 17. IX. unterhalb der Hoch 1 St. Sehr häufiger Brutvogel. — 1913: 28. IV. an der Litzlenns ^. (Salzburg, 1908: 9. V.; 1909: I. V.; 1910: 19. IV., 1911: 20. IV., 1912 23.IV.); 1913: 29. IX. 1 St. im Ennstal. — 1914: 10. IX. letzte Beobachtung. — 1915: 26. IV. erste gehört, 30. IV. Haupt- zug; 31. VIII. Hauptzug, doch sah ich noch am 1. IX. drei ein- zelne und schließlich am 8. IX. den letzten, einen jungen Vogel, bei Reitdorf. Saxlcola oenanthe (L.). 1912: 4. IX. am Wege von Radstadt nach Reitdorf 4 St., darunter ein altes (^, später am Rückwege noch einige. Bis- her hier nur während der beiden Zugzeiten beobachtet. — 1913: 5. V. 1 oder 2 J'J'. (Salzburg, 1910: 27. IV.; 1911: 12. IV.); 30. VIII. 3 p oder Junge. — 1914: 25. VII. 2 (5" u. 1 jun. am kiesigen Klemmbachufer am Wege nach R itdorf ; 2 VIII rf, 8. VIII. p u jun., 31. VIII. einige, alle an gleicher Stelle. — 1915: C IV. 5, 29 IV. 5 u. 9; 28. IX. am Klemm- berg bei Reitdorf 2 St., am 5. X. 1 St. 38 Joseph Graf Plaz: Zugsbeobachtungen aus dem Pongauer Ennstale. Turdus merula L. 1913: 24. X. die letzte beobachtet. Die Schwarzamsel hält sich hier vom Frühjahr bis zum Herbst vereinzelt auf als sehr scheuer Waldvogel. Im September sieht man sie häufiger als sonst. Im Oktober verschwindet sie aus der Umgebung der Hoch, soll aber im Ennstale auch im Winter beobachtet werden. Scheint sich in den letzten Jahren hier vermehrt haben. — 1914: 10. bis 13. X. besonders zahlreich, dann keine mehr bis zum 23. XI., wo ich die letzte, ein ,^ ad, sah. — 1915 16. III. Warnungsruf gehört, 17. III. erster Gesang (in Salzburg 1911: 9. IL; 1912: 6. II) — 1915: 4. X. die letzten beobachtet. Turdus torquatus alpestris (Br.). Von etwa 1300/« aufwärts häufiger Brutvogel. 1913: 8. X. In einem Fluge von etwa 20 Drosseln konnte ich 2 St. als 9 od. jun. der Ringamsel bestimmt erkennen. — 1914: 6. VI. 6 St. (Salzburg, 1908: 4. IV.; 1912: 3. IV.) ; 23. XI. im Walde oberhalb der Hoch. — 1915: 1. IV. 5, 4. IV. Hauptzug; 29. IX. am Waldrande in etwa 1300 m die letzte gehört. Turdus pilaris L. 1913: 26. IX. die ersten gesehen. Am Herbstzuge recht häufig. — 1914: 30. IX. die ersten 10 St. auf Ebereschen. — 1915: 5.x. im Walde unterhalb der Hoch die ersten, zahlreich. Turdus viscivorus L. 1913: 3. XL die letzten gehört; häufiger Brutvogel. — 1914: 17. X. im W^alde ober der Hoch die letzten gehört. — 1915: 15. III. ,5, 23 III. Hauptzug (überwintert in Salzburg); 15. X. die letzten. Turdus musicus L. 1914: 23. XI. auf dem Wege nach Reitdorf 1 od. 2 St. — 1915: Glaube, die Singdrossel am \2. IV. gehört zu haben (in Salzburg, 1910: 2. IV. ; 1911: 2. IV., 1913:2. IV.); 6. X. die letzte. Regulus ignicapillus (Temm.). 1914: 19.x. in etwa 1300 m Höhe im Walde das einzige von mir gesehene St. angetroffen. Joseph Graf Plaz: Zugsbeobachtungen aus dem Pongauer Ennstale. 39 Phylloscopus trochilus (L.). 1912; ll.X. 1 St. an der Litzlenns. Häufiger Brutvogel. — 1913: 17. IV. den ersten gehört. (In Salzburg, 1908: 11. IV.; 1909: 9.1V.; 1910: 8. IV ; 1911: 3. IV.; 1912: 30 III.; 1913: 29. III.) — 1915: 19. IV., Hauptzug 24. IV. Phylloscopus collybita (Vieill.). 1913: 15. IV. den ersten gehört; häufiger Brutvogel, der bis ziemlich hoch im Gebirge vorkommt. (Salzburg, 1911 : 26. III. ; 1912: 18. III.; 1913: 25. III.) — 1914: 2. IV. den ersten gehört; 9.x. in einem Fichtenzaune 2 St. — 1915: 16. IV.; Hauptzug 24. IV. Phylloscopus sibilatrix (Bechst.). 1915: 2. VIII. Ein St. auf Lärchen oberhalb der Hoch; das einzige bisher von mir beobachtete Exemplar. Acrocephalus palustris (Bechst). 1915: 15. V., Hauptzug 28. V. Häufiger Brutvogel auf den nassen Wiesen und Schilffeldern an der Enns und Litzlenns. (Salzburg, 1909: 10. V.; 1910: 19. V.; 1911: 26. V.) Sylvia borin (Bodd.). 1912: 4. IX. im Weidengebüsch an der Enns unterhalb Radstadt 1 St.; die hier wohl am häufigsten brütende Gras- mücke. - 1915: U.V., Hauptzug 15. V. Sylvia communis Lath. 1914: 21. VIII. in einem Hollunderbusch 2 St. Brütet hier weit spärlicher als bei Salzburg. — 1915 : 2. V. 2 St., Haupt- zug 9. V., zu welcher Zeit die Dorngrasmücke recht zahlreich zu beobachten war. (Salzburg, 1908: 9. V.; 1909: 9. V.; 1910: 26. IV.) Sylvia curruca (L.). 1913: 10. V. die erste gehört; häufiger Brutvogel. (Salz- burg, 1908: 4. V.; 1909: 39. IV.; 1910: 19. IV., 1911: 13 IV.; 1912: S.V.) — 1915: U.V. 5. Prunella modularis (L). Brutvogel. I9l3: 24. IV. 5. — 1914; 2. X. im Buschwerk an einem Zaune. — 1915: 12. IV. 2 56 gehört. 40 Jeseph Graf Plaz: Zugsbeobachtuiigen aus dem Pongauer Ennstale. Alauda arvensis L. 1913: 6. V. Die ersten im Ennstal singen gehört. Hier oben beobachtete ich die Feldlerche nur einmal im Herbit. Im Ennstal brütet sie, jedoch nicht häufig. (Salzburg, 191U: 26. II.; 1911: 18.11.; 1912: 22.11.; 1913; 3. III.; 191-1: 18.11.) - 1914: 4. XI. auf einem Kornstoppelfelde 1 St. — 1915: 15. III. am Wege nach Reitdorf den ersten Lockruf, 6. V. im Ennstal die ersten 2 bis 3 singen gehört. Motacllla alba L. Häufiger Brutvogel. 1913: 15. X. die letzten. — 1914: 20. X. die letzten 15 St. am Wege nach Reitdorf. — 1915: 16.111.5, 22. III. Hauptzug. (Salzburg, 1911: 4. III.; 1912: 24.11.; 1913: 4. III.; 1914: 10. III.) Motacilla boarula L. 1914: 1. IV. 1 St. Nicht so häufig wie die vorhergehende. — 1915: 11. IV. In einem Fluge Bachstelzen erkannte ich ein 5 dieser Art. Sie ist hier weit seltener als die weiße. (In Salz- burg, wo sie wie die vorige einzeln überwintert, 1912: 7. III.; 1913: 5. III.) Anthus trivlalis L. 1913: 17. IV. hörte ich auf den Berglehnen oberhalb der Hoch den ersten singen. Ist sehr häufiger Brutvogel. (Salz- burg, 1911: 12. IV.; 1912: 3. IV.; 1913: 4. IV.) ; 6. X. hielten sich Baumpieper, Wiesen- und Brachpieper auf einem Hafer- stoppelfelde auf. Der Hauptzug dürfte von 1. bis 3. X. gewährt haben. — 1914: 9. IX. Hauptzug, der letzte 9. X. — 1915: 12. IV. den ersten gehört, 23. IV. Hauptzug; 7. IX. Haupt- zug, 8. X. die letzten gehört. Anthus pratensis L. 1918: 6. X. auf einem Haferstoppelfelde. Die ersten, die hier nur durchziehen, 7 St., hörte ich am 2. X. — 1914: 25. IX. zuerst, 9. X. Hauptzug, 20. X. letzte Beobachtung. — 1916 : 6. IV. zuerst, 1. V. Hauptzug; 7. IX. viele, die ersten; 9. XI. vor Reitdorf einige; 10. IX. sehr viele; 13. IX. auf gemähten Wiesen beim Dorfe Flachau einige; 23. IX. am Klemmbache 1 St. ; 30. IX. 1 St. ; 4. X. eine große Menge, dann keine bis 22. X., wo ich die letzten 20 St. sah. Joseph Graf Plaz: Zugsbeobachtungen aus dem Pongauer Ennstale. 41 Anthus campestrls (L.). 1913: 19. IV. ein kleiner Flug auf einer Wiese beim Schlosse. Ich beobachtete den Brachpieper regelmäßig- zu beiden Zug- zeiten in geringer Menge. 6. X. auf einem Haferstoppelfelde. — 1914: 12. X. gegen 20 St. auf einem Kornstoppelfelde. — 1915: 8. IV. 1 St. in einem Fluge Pieper bei Reitdorf. 15. X. zahlreich. Anthus splno!etta (L.). 1915: 8. IV. Im Sommer seht häufig auf den Almen, ebenso im Winter an der Salzach in Salzburg. Emberlza cltrinella L. Überwintert hier. Erster Gesang am 25. III. 1915. (Salz- burg, 1911: 25.11; 1912: 12.11.; 1913: 26.11, 1914: 21.11.) Acanthis carduelis (L.). 1914: 8.x. 2 St. am Wege nach Reitdorf, Bisher zur Brutzeit hier niemals beobachtet. Acanthis cannabina (L.). 1913: 3. X, die ersten 3 b's 4 St , Hauptzug am 14. X., an welchem Tage sich große Flüge von 100 und mehr St. und kleine Flüge auf den Stoppelfeldern herumtrieben. Letzte Be- obachtung am 31.x. in zwei kleinen Gesellschaften von 5 und 10 Stück. Der Bluthänfling brütet in der nächsten Umgebung von Hoch nicht, doch traf ich am 31. VI. 1913 ein Paar bei Altenmarkt. - 1914: 14. IX. ein kleiner I'lug im Gemüse- garten; 12.x. Hauptzug, bei 200 auf Haferstoppeln; 15. X. die letzten 30 bis 40 auf einer Eberesche am Wege nach Reit- dorf. — 1915: 4. X. sehr viele in größeren und kleineren Flügen; 29. X. die letzten 20 auf einer Eberesche am Klemm- bach bei Reitdorf. Acanthis linaria subsp.? 1914: 26. XI. auf einer Eberesche am Wege nach Reitdorf 1 St., nach der rosa überflogenen Brust ein i5- Leider konnte ich die Oberseite nicht sehen. Die alpine Form des Birken- zeisigs traf ich am Gebirgszuge östlich der Flachau in etwa 1850 m Höhe. 42 Joseph üraf Plaz: Zugsbeobachtungen aus dem Pongauer Ennstale. Fringilla coelebs L. 1915- cfö" überwintern hier, doch sah ich Ende Jänner wieder- holt auch ein 9- Erster Schlag 16. III. (in Salzburg: 1909; 19. II ; 1910: 16. II.; 1911: 22. II; 1912: 13. II.; 1913: 6. IL; 1914: 17. IL). Fringilla montifringilla L. 1913: 15. lY. die letzten beobachtet. Es war ein großer Flug, die (^fo" hatten schon das fast vollständige Sommerkleid und sangen. Die Bergfinken durchziehen die Gegend im Frühling und Herbst in großen Scharen. Im Winter traf ich sie bisher nur selten und ein- zeln; II. X. die ersten; 10. — 12. XL Hauptzug. Besonders am II. hielten sie sich in Scharen, die ich auf 500 \'ögel schätzte, hier auf. — 1914: 8. X. die ersten gehört, während des ganzen Oktobers mehr weniger zahlreiche Flüge. — 1915 : Letzte Beobachtung 11. IV., größerer Flug; 15. X. die ersten gehört; 29. X. — 2. XL Hauptzug. Coccothraustes coccothraustes (L.). 1915: 12. III. 2 St. beobachtet, sonst sah ich hier nie einen Kern- beißer. Überwintert in Salzburg. Passer montanus (L.). 1913: 23. X. die ersten beim Schlosse gehört, wo sich der Feld- spatz nur im Spätherbst und Winter aufhält, während der Hausspatz ganz fehlt. Beide Arten sind im Ennstal zu jeder Jahreszeit häufig. — 1914: 18. X. die ersten 10 St. auf der Hoch, die von nun an den Winter über in steigender Anzahl bis zu einigen zwanzig St. hier \erbliebcn. — 1915: 26. III. letzte Beobachtung auf der Hoch; 28. X. die ersten 2 beim Schlosse. Stumus vulgaris L. 1912: 24. X. zwischen Hoch und Reitdorf 20 St. In den Nist- kästen überall brütend, verlassen die Stare wenige Tage nach dem Flüggewerden der 2. Brut die Gegend und wurden von mir im Herbste nur selten beobachtet. — 1914: 25. VIII. auf einer gemäh- ten Wiese bei Reitdorf ein einzelner Star unter einer Schar Raben- krähen. — 1915: 8. ni. einen, 22. IH. acht Stare, die mit kurzer Unterbrechung bei schlechtem Wetter hier blieben. (Salzburg: 1910: 21. IL; 1911: 23. IL; 1912: 19. IL; 1913: 28. IL; 1914: 18. IL) — 30. IX. bei beginnender Abenddämmerung 80 — ICX) südwärts ins Flachautal fliegend. Joseph Graf Plaz: Zugsbeobachtungen aus dem Pongauer Ennstale. 43 Oriolus oriolus (L.). 1913: 21. y. hielt sich ein Q in hohen Lärchen unweit des Schlosses auf. Seltener Durchzügler im Frühjahr. (Salzburg: 1909: 9. V.; 1910: 7. V.: 191 1: 9. V.; 1912: 14. V.; 1913: 30. IV.) — 1915: 27. IV. hörte ich in einem schmalen Waldstreifen unterhalb der Hoch gegen Abend eine unbestimmte Anzahl flöten und krei- schen. Als ich mittags die Stelle beging, war dort von Goldamseln nichts mehr zu bemerken. Am 15. V. hörte ich unfern von dort eine kreischen. Corvus frugilegus L. 1913 : Am 19. X. sah ich zwei große Scharen westwärts ziehen. — 1914: 25. X. ein kleiner Flug gegen Reitdorf. Corvus corone L. 1915: Verläßt im Oktober, spätestens anfangs November die nähere Umgebung der Hoch vollständig, bleibt aber in kleinen Flügen oder einzeln im Ennstal. i. III. sah ich die erste Rabenkrähe wieder in der Richtung von Reitdorf hierherfliegen. Am 6. III. hörte ich von hier aus die erste krächzen ; am 8. III. saß eine auf einem benachbarten Baume; den 13. III. zeigte sich das erste Paar. Sie brütet hier höchstens bis zu 1200 m Höhe. — 26. X. die letzte in der Nähe des Schlosses gehört. Lantus collurlo L. 1912: 17. IX. ein 9 ad. oder juv. ; 19. IX. ein juv. Ist hier ein ziemlich häufiger Brutvogel, doch scheint er seit einigen Jahren an Zahl abgenommen zu haben. — 1913: 6. V. ^ ; 21. V. das erste Paar. (Salzburg: 1908: 9. V. ; 1910: 9. V. ; 1911 : 8. V. ; 1912: 26. IV.) — 1914: 30. VIII. das letzte q". — 1915: 8. V. hörte ich einen bei Radstadt ; am 9. V. sah ich bei Reitdorf das erste (j', am 14. V. das erste 9- — 28. \'III. zuletzt 2 juv. Lantus excubitor L. 1913: 7. XII. unterhalb der Hoch im Gebüsch am Waldrande I St. Zieht im Spätherbste einzeln durch. — 1914: i- XII. auf einem Baumwipfel unweit des Schlosses i St. — 1915: 4- XI. ver- folgte ein sehr schöner Raubwürger mit ganz weißer l'nterseite eine Meise vergeblich in einer Baumkrone. 44 Joseph Graf Plaz: Zugsbeobachtungen aus dem Pongauer Ennstnle. Muscicapa atricapilla L. 1912: 19. IX. unterhalb der Hoch 1 St. Bisher nur zur Zugzeit beobachtet. — 1915 : 9- V. saß ein schönes altes ^ auf einem Weiden- busch an der Litzlenns. (Salzburg: 1908: 1. V.; 1909: 5. V.; 1910: 12. V.) Muscicapa striata (Pall.) 1913: 27. und 29. VIII. je ein Stück, dürfte hier nur durch- ziehen. — 1914: 3- IX. am Wege nach Reitdorf eine einzelne. Cypselus apus (L.). 1903 : 8. V. in Altenmarkt 5 St. Da und in Radstadt häufiger Brüter, in Reitdorf nur 2 — 3 Paare. (Salzburg: 1908: 5. V.; 1909: 26. IV.; 1912: 30. V.) — 1915: 4- V. in Reitdorf 4 St. Chelidon rustica (L.). 1912: 21. X. in Altenmarkt i juv. Hat auf der Hoch nach mehrjähriger Pause 1913 wieder zu nisten begonnen. Im Ennstal sehr häufiger Brutvogel. — 1912: 20. IV. zwei einzelne in Alten- markt. 21. IV. traf der Hauptzug in Reitdorf ein. (Salzburg: 3.. IV.: 1913: 5. IV.) — 1914: 4. — 9. IX. Hauptzug, 25. IX. in Reit- dorf die letzten 4 — 5 St. — 5915: 16. IV. die erste in Reitdorf, wo sie die letzten 4 — 5 St. — 1915: 16. I\. die erste in Reitdorf, wo sie blieb: 26. IV. das erste Paar auf der Hoch; 8. \'. Eintreffen des Hauptzuges. — i. — 5. IX. Hauptzug; 1. X. die letzte in Reitdorf gesehen. Hirundo urbica L. 1913: 6. V. 2 St. in Reitdorf, wo sie wie auch sonst im Ennstal sehr zahlreich brütet. Nistet auf der Hoch und in den benachbarten Bauernhöfen nicht. (Salzburg: 1909: 6. \'. ; 1910: 30. IV.) — 1914: 4. — 9. IX. Hauptzug. — 1915: 27. IV. I St. in Reitdorf; 10. V. Hauptzug. — II. IX. Hauptzug; 15. IX. letzte in Reitdorf. Caprimulgas etircpaeus L. 1914: 29. IV. flog in der Abenddämmerung eine Xachtschwalbe am Schlosse vorbei, die einzige, welche ich bisher hier beobachtete. Joseph Graf Plaz: Zugsbeobachtungen aus dem Pongauer Ennstale. 45 Upupa epops L. 1914: 14. VITI. wurde ein Stück in Reitdorf in ganz ermattetem Zustande gefangen. — 1915: In dt-n letzten April- oder ersten Mai- tagen wurde an der Litzlenns eine Wiedehopfe geschossen. (Salz- burg: 191 1 : 7. IV.) Jynx torquilla L. 1914: 22. VIII. am Wege nach Reitdorf auf einem Zaune i St. ; dürfte hier nur durchziehen. — 5. VIII. am Wege nach Reitdorf I ad. und i juv. ; 7. VIII. an gleicher Stelle 2 ad.; 10. VIII. eben- dort 2 ad. und i juv. Die Jungen hatten die Stoßfedern kaum zur halben Länge ausgewachsen. — 1915: 25. IV. und 10. V. hier gehört. Cuculus canorus L. 1913 : 13. IV. die ersten gehört, häufiger Sommervogel. (Salz- burg: 1908: 4. V.; 1909: 24. IV.: 1910: 26. IV.: 191 1: 20. IV.; 1912: 22. IV.) — 191 5: 23. IV. zuerst gehört. Falco tinnunculus L. 1912: 21. IX. am Wege nach Reitdorf i St.: bisher hier nur einzeln auf dem Durchzuge beobachtet. — 1Q13: 15. IV. q^. — 1915: 2. XI. jagte ein "Purmfalk auf Bergfinken. Buteo buteo (L ). 1913: 21. X. die letzten. Im Sommer täglich zu beobachten. • — 1914: 31. III. 3 St. (Salzburg: 1911: 11. III.; 1912: 28. II.) — 7. IX. letzte Beobachtung. — 1915: i. IV. i St.; 28. IX. der letzte. Columba palumbus L. 1914: 30. III. die 2 erstien. — 12. X. 6, 17. X. zogen 3 Ringel- tauben hoch westwärts. — 1915: 26. III. die ersten gehört. — 15. X. letzte Beobachtung. Es zog ein Flug von ungefähr 300 St. CoturnJx coturnlx (L.). 1913: 30. V. hörte ich in der Abenddämmerung den ersten Schlag. Hier nur am Durchzuge, brütet zerstreut im Ennstale. 1915: 5. VI. mittags die erste gehört. ^^^j^^^^^^^^^^^^^cAo^^s aus Gmunüen und Umgebung. Crex crex (L.). UMV ^ VI. zuerst gehört. Durchzügler, zerstreut im Ennstal nistend. (Salzburg: 1909-. ^S- V.; 191» : -5- V.; 191- 13- V) - 1915: 5. \'. den ersten gehört. Vanellus vanellus (L.). Tor4- 10 X. morgens auf einem Acker bei Reitdorf &-^ Stück. Er Jnd de ..HeiHger Geistvogel" genannt. In früheren ahren be: obadnetc ich ihn wiederholt in. Frühling auf den nahen Wesen an der Enns bei Radstadt. Ornitliologisches aus Gmunden nnd Umgebung. (Herbst und Winter 1916.) Von A. Watzinger. Bis jetzt (9. I.) hatten wir beständig wechselndes Wetter, Rega'lechseltemü Sonnenschein, hin und weder fiel etwas Schnee -' r;? V^'^^nds Cansezug über Gmunden. seitdem "nrtr™\egen.o Rauchschwalben an der Marienbrücke. An ersterem Tage einige H a u s s c h w a 1 b e n übe der Mitterau, am Traunufer viele R o t k e h 1 c h e n e.mg "Uckenbraunellen und L a u b s ä n g e r (/'/. trocküus und rnllvhita) auch w e i ß e B a c h s t e 1 z e n. • ; XI aßt in Steinfeld bei Isch. be, sonnigem Wetter um ,C Uhr vormittags ein Kleiber semen Frühjahrsruf vernehmen. 8 XII MüWbachberg b. Traunk.rchen. Im Walde am Raben- stein fallen m der Abenddämmerung tausende von P e r g f . n k e ,1 ein. 9 XII. Gmunden. Während der Aujagd im ''^^^"S'^^'^^^;: land sehen Revier zeigten sich im Hofstätterholz -<^ ^nglbaue ungeheure Schwärme von B e r g f i n k e n auf den Feldern. Na h mittags wurde in einen Schwärm derselben geschossen und fielen eeeen 20 Stück zur Erde. . ^ Der herzogliche Revierförster Dohmeier traf noch längere Z..t hindurch täglich riesige Schwärme dieser Vögel ,m Grunberg-- ^'^''17. XII. Am Theresientaler Wehr am Tratmufer in Gmunden A. Watzinger: Am Neste des Erlenzeisigs. 47 treibt sicli mit Zaunkönigen ein W e i d e n 1 a u b v o g e 1 herum, die Steingruppen und das Weidengeflecht nach Nahrung absuchend. .'\ni gleichen Tage sreicht mittags ein Girlitz lockend über den oberen Markt. Zwei Tage später beobachtete ich den Weidenlaub- vogel an gleicher Stelle in Gesellschaft von Schwanz- und Blau- meisen in den Weiden längs Betonverbauung. G m u n d e n, Januar 1917. Am Neste des Erlenzeisigs. Von A. Watzinger. Drei Jahre hindurch lenkte ich mein Augenmerk auf die mitt- leren Höhenzüge in der Umgebung von Gmunden, Grünau, Scharn- siein, Altmünster, Traunkirchen und Bad Ischl, wo ich zur Brütezeit Erlenzeisige, an manchen Stellen förmliche Kolonien, anderwärts vereinzelte Paare wahrgenommen hatte. In dichteren Waldbeständen ist ein Beobachten der Vögel nur am Rande von Blößen und Schlägen möglich, da sich ihr Leben und Treiben hauptsächlich in den Wipfeln der hohen Nadelbäume ab- spielt und nur Gezwitscher und Gesang ihr Vorhandensein verrät. Im vergangenen Jahre (1915) konnte ich nur viele ausgeflogene Junge feststellen, welche der Färbung wie der Stimme nach jun- gen Girlitzen zum Verwechseln ähnlich sind ; nur der gelbe Streifen in den Schwingen ist ein sicheres Kennzeichen. Kurz nach der Flug- fähigkeit der Jungvögel dürfte auch das Wandern beginnen, da es ii: den Gebieten, wo erst reges Stimmengewirr geherrscht hatte, plötzlich ruhig geworden war und höchstens vereinzelte Exemplare im Vorüherstreichen sich durch ihren Lockruf vernehmen ließen. Die Ebenseer Vogelfänger, unter denen sonst sehr gute Beob- achter zu finden sind, erzählen alle möglichen Märchen über das Brüten des Erlenzeisigs. In der zweiten Maihälfte d. J. beobachtete ich unter anderen ein Zeisigpaar auf der ,,Windlingerhald", ca. 2 Stunden von Tratm- kirchen entfernt, wo sich die Vögel auf den mit grauem Baummoos und Bartflechten überwucherten Lärchen herumtrieben. In einer Höhe von über 20 m sah ich das Pärchen auf einem Aste, ca. 1.80 m vom Stamme entfernt, wiederholt auf dem gleichen Punkte in der Flechten verschwinden und abstreichen. 48 A. Watzinger: Am Neste des Erlenzeisigs. Am z-j. Mai konnte ich das ,/ inncrlialh einer Stunde zweimal den Ast anfliegen sehen. Nachdem es unterwegs den Lockruf ganz wenig hören ließ, zwitscherte es auf dem Aste ganz piano „dschd, dschdd'", schlüpfte für kurze Zeit zu der vorher beobachteten Stelle und strich wieder ab, in größerer Entfernung den Lockruf hören lassend. Eine halbe Stunde später, es war gegen 7 Uhr abends, befanden sich plötzlich beide \'ögel über mir auf einer kleinen Fichte, wo das 9 vom ,3" aus dem Kröpfe gefüttert wurde. Nachdem letzteres ab- gestrichen war, llog- das 9 auf das äußere Ende des Astes und lief auf diesen entlang wie eine Maus zur erwähnten Stelle, von wo es nicht mehr zum Vorschein kam. Heftiges Anklopfen an den Stamm brachte es nicht zum Abstreichen. Trotz einer 12 m langen Leiter, welche mir der ..Große Windlinger" herbeischleppen half, konnte ich wegen der brüchigen Aste und des schlechten Halts der mit der Rinde abgleitenden Bartflechten das Nest nicht erreichen. .Auch das Erschüttern des ]')aumes durch die Klettcrvcrsuche und das An- lehnen der schweren Leiter brachten den brütenden \'ogel nicht zum Weichen. Am 1. Juni wagte ich mit Steigeisen den Aufstieg, mußte aber, (iben angekommen, mit einer I^ine den Ast herbeiziehen, um zu dem unsichtbaren Neste zu gelangen. Erst jetzt stürzte das brütende 9 mit dem Kopfe nach unten heraus, fast bis auf die Erde, wo mein junge zur Beobachtung aufgestellt war. Während ich noch aus Leibeskräften damit beschäftigt war. das Nest in greifbare Nähe zu bringen, kamen beide \'ögel stumm auf den in Bewegung stehenden Ast, erst wegstreichend, als ich nach dem Neste gjiflf, um das wert- volle Gelege für die Sammlung meines Freundes Lindorfor zu er- beuten. Da, o Jammer! ein kurzes Ausgleiten der Leine, ein leichtes Zurückschnellen des Astes — und ich konnte nur mehr das leere Nest erlangen. Die schwachbcbrüteten Eier lagen zerschellt teil- weise auf den unteren ,\sten und auf dem Moose und nutzlos war die Kinderstube der besorgten Eltern vernichtet. .'Ms ich vcrschundcn und zerkratzt unten ankam, schlüpften beide Vögel um die Stelle ,, dschd dschdd" zwitschernd, wo ihre Kinderwiege gestanden, an der sie mit aller Liebe ihrer kleinen Vogelherzen hingen. Solch bittere Unfälle können einem das .'^anmieln verleiden. C. Lindner: Bemerkung zu „Scliwanzmeisennest auf Fichte". 4Ö Wahrscheinlich sitzt auch der Alpenleinzeisig so fest auf den Eiern, daß ihn ein starkes Erschüttern des Baumes nicht zum Ab- streichen bringt. Ich erinnere mich einiger Fälle im Wildensee- gebiet, wo ich diese Vögel lange Zeit beobachtete und die gleichen Wahrnehmungen wie bei den ersteren machte, nur habe ich mich durch das Ersteigen der Bäume nicht überzeugt, da ich es nicht für möglich hielt, daß die brütenden Vögel einer so starken Erschütte- rung standhalten würden und glaubte stets, ich hätte mich in der An- nahme, daß da oder dort ein Nest sein müsse, getäuscht. Hoffentlich kommt auch die Zeit noch, wo es mir möglich sein wird, Nester der Acanthis linaria rufesccns zu finden. G m u n d e n, im Juli 1916. Bemerkung zu „Sehwanzmeisenuest auf Fichte". Von C. Lindner, Naumburg. Zu den mancherlei ornithologischen Mitteilungen der letzten 20 — 30 Jahre, die etwas besonders Auffallendes mitzuteilen glauben, ohne daß jedoch die der Mitteilung zu Grunde liegende Beobachtung irgendwie eine ganz außergewöhnhche wäre, gehört auch die von C. Loos unter obiger Überschrift in Heft 3 — 6 des ,, Jahrbuches'". Bei dem mitgeteilten Fall handelt es sich weder um eine vereinzelte, noch auch rein örtliche Erscheinung. Ich habe, und zwar an geo- graphisch weit auseinander erliegenden Örtlichkeiten, mehrfach Schwanzmeisennester in Fichten von kaum ■'/^ m über dem Boden bis etwa 15 m hoch gefunden und in einem Falle mich überzeugt, wie dieselbe vereinzelte hochragende Fichte mehrmals (von demselben Paare?) in aufeinanderfolgenden Jahren benutzt Morden ist. Mir ist nicht zweifelhaft, daß andere Ornithologen die- selben Beobachtungen gemacht haben, ohne sie darum gleich als Merkwürdigkeit zu veröffentlichen. ,,In Vorarlberg sah Bau wie- derholt Nester, die in den dichten, herabhängenden Behang alter, einzelstehender Wetterfichten eingebaut waren." (Friderich, 5. Aufl.). Voigt fand das Nest „zwischen die Zweige eines kümmer- lichen Lebensbäumchens eingebaut" (Excursionsb. 6. Aufl.) und Ussher, dieser ausgezeichnete Freibcobachter schreibt in seinem „Birds of Ireland" von der Platzwahl des Schwanzmeisennestes: bald hoch auf einem Ulmenast, bald in einem flechtenüberzogenen 4 50 C. Lindner: Einige kurze Beobachtungen aus den Bayerischen Alpen. Apfelbaum, wo das Nest einem Astknoten ähnelt, bald auf eineiu Seitenast einer Fichte mit seitlichem Einflugsloch zwischen zwei Zweigen des Astes, daran einer darüber, der andere drunter sich befindet". Diese paar Zitate mögen genügen. — Einige kurze Beobachtiingeu aus den Bayerischen Alpen. Von C. Lindner, Naumburg a. S. Daß auch einem scharfen, zuverlässigen Freibeobachter eine „gute" Art infolge Nicht-Auseinanderlialtens mit einer ihr nahe- stehenden in einem Faunengebiete entgehen kann, dafür liat mir bezüglich der von mir wieder im vorigen Jahre (im Allgäu) und in diesem Jahre (bei Garmisch) häufig beobachteten Alpen- weidenmeise {Parits salicarhis montamis*) kein Geringerer als Jäckel den Beweis geliefert. Er führt in seiner ,,Systemat. Übers, der Vögel Bayerns" nur Pariis palustris auf, den er in einem einzigen kurzen Satz abtut. Auch der Herausgeber dieses Werkes, R. Blasius, fügt dem nichts hinzu. Dabei muß der Vogel schon bei flüchtiger Beobachtung in den bayrischen Alpen auffallen. Mich überraschte es, ihn noch in einer Höhe von etwa 1700 m zwischen Kreuzershaus und Höllentodanger, wo nur die Legföhre noch ver- einzelt wuchs, anzutreffen. Dabei hörte ich außer dem bekannten, ziemlich modulationsfähigen „däh" auch ein scharf herausgespritztes „pittitt", das mich lebhaft an Töne erinnerte, wie ich sie bisweilen vom Thüringer Steinsperling vernahm. — Zwischen Kreuzeckhaus und Alpspitze traf ich auch einige T a n n e n h ä h e r im Jugend kleid an. Unterhalb des Hauses an einer unzugänglichen schroffen Felswand hatten Kolkraben ihr Standquartier ; auch am „Wank", östlich von Partenkirchen, hielt sich ein Pärchen Raben auf". Auf einer sumpfigen Wiese zwischen Garmisch und Ham- *) Nicht diese, sondern P. atricapillus submontanus Kleinschm. u. Tsch. bewohnt die Bayerischen Alpen. Daß Jäciiel die Alpen- bez. VVeidenmeise nicht erwähnt, findet darin seine Erl 29. HI. 3 cf, 6 9> 4- I^- cT» ^ 7, 13. IV. I cT. 2 9, 20. IV. cr9, 1- VIII. 5 St., 7. VIII. i6 st., 30. X. 12 St., welch letztere lange auf dem Teiche verblieben. Anas crecca 8. W . q", 9. IV. 9. 20. IV. (^, 24. IV. 2 5- Nyroca marila 30. X. 0*9- Nyroca fuligiila 14. IV. i St.. 30. X. 6 St. Laras ridibundus 31. III. i St.. 24. IV. 4 St. Colymbus nigricolUs 24. IV. i St. Colymbus nigricans -'). IV. i St. Hält sich hier auf. Aus dem Felde im Osten. Von Oberleutnant Hartwig. I. XII. 1916. Ein eigenartiges Schauspiel, das Sie vielleicht interessieren dürfte, hatte ich unlängst (XI. 1916) zu beobachten Gelegenheit. Wir hatten an diesem Tage ein kleines Artillcrieduell. Der erste Schuß, der von feindlicher Seite abgegeben wurde (die Batterie steht in einem Kiefemwalde), hatte zur Folge, daß wie täglich hun- derte von Krähen und Dohlen unter lautem Gekrächze flüchteten. Sie nahmen die Richtung auf unsere Stellung zu. Wie die \'orhut in der Mitte der feindlichen und unserer Gräben anlangte, setzte unsere Artillerie ein. Sofort machte die \'orhut kehrt und ver- suchte, sich höher in die Lüfte zu schrauben. Die auf beiden Seiten Eduard Paul Tratz: Störche in Salzburg. 53 immer lebhafter werdende Artillerietätigkeit brachte es jetzt mit sich, daß bald nur ein großer schwarzer Knaul vorhanden war, der ein unheimliches Gekrächze anstimmte. Im Kreuzfeuer ange- kommen, schienen die Vögel den Kopf verloren zu haben. Plötzlich brach ein Vogel nach links aus, ihm folgten gleich mehrere, jedoch nach wenig Flügelschlägen machte der Führer wieder Kehrt und schon hörte man aus weiter Feme das Rattern eines Motors. Nach abermaligem sekundenlangen Kreisen versucht ein Teil, nach rechts auszubrechen, docH ein aus dieser Gegend im gleichen Augenblick kommender Flieger, schien auch diesen Durchbruch vereiteln zu wollen. Da schoß nach einer kleinen Pause das erstemal unser schwerer Mörser und in diesem Augenblick stürzte ein Vogel, es hatte den Anschein, als ob er getroffen worden wäre, senkrecht nach unten, um nach einer Wendung in niedriger Höhe über unsere Grä- ben in schnellem Fluge zu streichen. Bei jedem Schuß wiederholte? sich dasselbe Manöver bei einem Teil der Gesellschaft und bald stürzte der letzte, ähnlich dem Purzeln der Purzeltaube, in die Tiefe. Die Scheidewand zwischen Freund und Feind bildet ein Fluß. Trotz des stündlichen heftigen Schießens halten sich hier Gänse und Enten auf und manche Salve, wenn sie aufgescheucht über die Grä- ben zogen, hat schon guten Braten gegeben. Auch der Fischadler ist nicht selten. \'or einigen Tagen schoß ich einen solchen. Zwischen den Drahtverhauen halten sich Hühner auf. Störche in Salzburg. Von Eduard Paul Tratz. Wie mir Herr Dr. Max Baron Schwarz mitteilte, wurde von ihm am 7. September 1916 auf einer Fichte im Park des Ansitzes Stadel- bof, in nächster Nähe des Frachtenbahnhofes in Salzburg, ein weißer Storch (Ciconia ciconia L) durch längere Zeit beobachtet. Ebenso sah genannter Herr am 13. September 1916 einen kürzlich erlegten Jungstorch in Gois bei Salzburg an einer Scheune angenagelt. Jedenfalls waren diese beiden wahrgenommenen Exemplare nicht die einzigen*) ihrer .A.rt im Salzburgischen, denn die Störche *) Nach dem „Salzburger Volksblatt" vom 9. August erschienen am 7. v. M. über Puch bei Hallein 3 Störche und Heßen sich auf den Dächern der Häuser, zuletzt auf dem Kirchendach nieder. Den kommenden Tag suchten sie Nahrung auf den umliegenden Feldern. Zu beiden Zugzeiten in geringer Zahl alljährlich das Land passierend, gehörte er ehemals zu den Brutvögeln, so noch 1802 bei Adnet. D. Herausg. 54 von Tschusi: Kleine Notizen. werden genau so wie die vielen Gänse durch die Krie,e:sverhältnisse im Osten von ihrer ursprün,Q:lichcn rejrclmäßi.sjcn Reiseroute ver (lrang;t und in westlichere Läng-cn verschlagen worden sein. Zell am See, Herbst 1916. Ranbmöven in Oberösterreich nnd Krain. I.chrer O. Koller in Mauerkirchen erhielt am 2. X. 1916 eine junge, sehr abgemagerte mittlere Raubmöve {Stcrcorariits pomari- nus {Tem.), welche eine Bäuerin in einem Kartoffelfelde bei Mauer- kirchen mit gebrochenem Flügel fand. Derselbe bekam am 19. X. wieder eine solche, aber offenbar ein älteres Tier, aus M i n n i n g bei Braunau a. I. zugeschickt, welches der gräfiicli Strachwitz'sche Gtitsvervvalter auf einem Brachacker erlegt hatte. .\uch dieser \'ogcl war sehr abgemagert. Eine T.angsdiwanzraubmöve {Stercorarius longicaudatus Vieill.) wurde laut der ..Grazer Tagespost" vom 20. IX. den 11. IX. an der Save bei Krain bürg geschossen und dem I.aibacher Museum überlassen. voa Tschusi zu Schmldhoffen. Eiderente (Somateria raollipsiraa (L.) im Salj^bur^ipchen. Am 7. X. 1915 erlegte der Halleiner k. k. Forstmeister \\. F 1 e ß 1 e r im PTalleiner Holzrechen ein junges q" im Federwechsel. Es sollen noch mehrere Exemplare - — ob derselben .'\rt ! — anwesend gewesen sein. Der Forstmeister besitzt den Vogel ausgestopft. Es ist das erste für das Land nachgewiesene Stück. von Tschusi zu Schmidhoffen. RingelgSnse (Branta berniela (L.) in Oberösterreich. Laut Mitteilung des k. k. Eichmeisters A. Wa t z i n g e r in Gmunden erlegten am 19. November 1916 drei Schützen in der N e u k i r c h n e r Jagd bei Lambach drei Ringelgänse, welche, aus westlicher Richtung kommend, beim Schweigbaclie eingefallen waren und sich leicht anpirschen ließen. Leider wanderten die seltenen Stücke in die Bratpfanne. Nach Lindorfer-Lambach waren es 1 Q ad. und 2 jun. von Tschusi zu Schmidhoffen. Literatur. 55 Literatur. Anzeigen und Besprechungen. R. Heyder. Ornis Saxonica. Ein Beitrag zur Kenntnis der Vogelwelt des Königreichs Sachsen. (J. f. 0. 1916, Heft 2, p. 165-228; Heft 3, p. 277-324; Heft 4, p. 429-488.) Als einen Bescheidenheitstitel möchten wir es ansehen, wenn sich vor- liegende Arbeit „Ein Beitrag zur Kenntnis der Vogelwelt des Königreichs Sachsens" nennt; denn sie darf sich ihrem Inhalte nach mit vollem Rechte als „Ornis Saxonica" bezeichnen. Sie schließt sich in ihrem ganzen Aufbaue und ihrer Gründlichkeit würdig den zusammenfassenden Arbeiten an, welche uns das letzte Dezennium über verschiedene Teile des Deutschen Reiches geliefert hat. Sie enthält folgende Abschnitte: I. Geschichtliche Ent- wicklung der Vogelkunde im Königreich Sachsen; IL die ornithologische Literatur (415 Nrn.); 111. die geographische Verbreitung der Vögel im König- reich, allgemeiner und besonderer Teil, welch letzterer 302 Arten aufzählt und nähere Details über selbe bringt. Als regelmäßige Brutvögel werden 142—, als unregelmäßige 18 — und als solche verschwundene 10 Formen bezeichnet. Über 11 Arten fehlen Nachweise ihres wahrscheinlichen Brütens. Die in der Arbeit benützte Nomenklatur folgt im wesentlichen der A. Rei- chenow's in „Kennzeichen der Vögel Deutschlands" (1902). Nicht unerwähnt soll es bleiben, daß Verf. an den aus der Literatur übernommenen Angaben die nötige sachliche Kritik übte, was sich insbesondere bei den älteren Quellen als nötig erwies. T. L. Sitowski. Ptaki Pienin (Vögel des Pienin). [Sprawozdaii Kom. Fizyograf. Krakowie, 1916, p. 44—81. Poln. m. deutsch. Resume.] Seit Ernst Schauer und Ant. Kocyan drang nur wenig ornitholo- gische Kunde von galizischer Seite in die Öffenthchkeit. Wenngleich die vorliegende Schrift auch nur ein kleines Gebiet galizischen Landes behandelt, so ist es doch ein erfreuHches Zeichen, daß das Interesse für die Vogelwelt im Osten der Monarchie, welches einst dort ein so reges war, nicht ganz erloschen ist. Verf. behandelt die Vogelwelt des von Dunajec durchströmten Pieningebirges, das sich bis zu einer Höhe von ungefähr 1000 m erhebt. 137 Arten werden für das Gebiet verzeichnet, welches sich faunistisch an die benachbarten Teile der Karpathen anschließt, wie das Auftreten des Alpen-Dreizehenspechts, der Ringdrossel und des Mauerläufers beweist, zu denen sich noch der Tannenhäher gesellt. Monticola saxatilis, die Kocyan anführt, hat Verfasser nie gesehen, dagegen werden Sitta c. homeyeri, Parus a. assimilis, Picus leuconotus, Aegolius tengmalini, Aqiiila chrysaetus als vorkommend angegeben. Nach Verf., dessen Angaben auf eigenen mehr- jährigen Beobachtungen beruhen, bildet derDunajecdurchbruch in dem Pienin eine stark besuchte Zughnie für die von der baltischen Küste her längs der Weichsel und des Dunajec südwärts ziehenden Vögel. T. 56 Literatur. Th. Studer u. G. v. Burg. Verzeichnis der schweizerisciien Vögel und ihre Verbreitungsgebiete. Neu bearbeitet auf Grund des Kataioges der in der Schweiz beobachteten Vögel mit Fragenschema der schweizerischen Kommission. — Bern, 1916, gr. 8, 92 pp. m. 1 Karte. Preis: Fr. 3.50. Form und Textanordnung entsprechen der ersten Ausgabe (1892), doch trat an Stelle des veralteten Systems das von Sharp e in seiner „Handlist of Birds" durchgeführte und bez. der angewandten Nomenklatur folgten die Verf. zwar der „List of British Birds", doch wurden die in die Liste der nomina conservanda aufgenommenen Gattungsnamen an Stelle der neu angeführten älteren beibehalten oder gesetzt. Von den Lokalnamen konnte Raummangels wegen nur eine Auswahl aus jedem Sprachgebiete gebracht werden. Bei den Verbreitungsangaben sind die fremden angrenzenden Lan- desteile einbezogen, auch wird auf das Auftreten seltener Arten unter Hin- weis auf sicheres oder unsicheres Vorkommen aufmerksam gemacht. Das System, nach welchem die schweizerischen Vögel (360 Formen) geordnet sind, findet sich auf Seite 81—84. Daran schließen sich unter der Überschrift „Aber- rationen" Angaben und kurze Besprechungen über Varietäten, Subspezies, fest- gestellte Tendenz zur Variation, Fluktuationen, lokale Aberrationen, deren Zweck es wohl ist, zur Aufmerksamkeit auf selbe und zu ihrer Prüfung anzuregen. Der allgemeinen, kurzgefaßten Beschreibung des Beobachtungsfeldes ist eine Karte beigefugt, in welcher die einzelnen Regionen eingetragen sind. Für jene, die sich des Genauem über das Auftreten jeder Art informieren wollen, sie auf den von G. v. Burg bearbeiteten „Katalog der schweize- rischen Vögel" verwiesen, von dem bereits 12 Lieferungen erschienen sind. T. K. Loos. II. Bericht über die Tätigkeit der Ornithologischen Station des „Lotos" in Liboch a. E. im Jahre 1915. („Lotos", 65, 1916, p. 91-111.) Begreiflicherweise hat der andauernde Kriegszustand auch hier schädi- gend eingegriffen und viele treue Mitarbeiter zur Verteidigung des Vater- landes an die Front gerufen ; aber auch dort in der Ferne ist so mancher bestrebt, neben dem Ernste der Pflicht auch der Wissenschaft zu dienen. Da auch an die im Hinterlande Gebliebenen vermehrte Anforderungen traten und ihre Tätigkeit vielfach ausschalteten, so ist es ein erfreuliches Zeichen des für die Vogelberingung sich äußernden Interesses, daß sich 1915 wieder eine ganze Reihe neuer Kräfte in den Dienst der Sache stellte. Gegen 65 Mitarbeiter des Vorjahres waren diesmal 45 tätig, doch mögen manche Berichte wohl auch in Verlust geraten sein. 1915 wurden im ganzen 5182 Beringungen gemeldet, die sich auf 89 Arten verteilen. Die größten Berin- gungszahlen weisen auf: Hirimdo rustica 1094, Laras ridibundus 916, Sturnus vulgaris 848, Parus major 383 und Dclichon tirbica 332. Steht auch das der- malige Beringungsergebnis gegen das des Jahns 1914 um etwa 800 St. zurück, so ist doch immerhin das unter den dermaligen Verhältnissen er- zielte Resultat ein sehr zufriedenstellendes. Manches Interessante verzeichnen die Rückmeldungen. So wurde ein in Liboch beringter Star bei Florenz, einer aus Dobern in Südportugal erbeutet; ein auf Liboclier Gebiet beringter junger Schwarzspecht wurde in Westfalen geschossen; von am Hirnsener Literatur. 57 Teiche beringten Lachmöven wurden solche rückgemeldet aus Tunis, Valencia, N.-Holland, bei Cuxhafen, bei Emden, bei Hamburg, aus der Niederlande, von der Tirol-Kärntner Grenze und von Sevilla. Für den Zusammenhalt der einzelnen Glieder einer Kolonie spricht, wie Verf. berichtet, der Umstand, daß mitunter ganze Kolonien ausbleiben, wie z. B. die seit vielen Jahren bei Wittingau bestehende auf dem Boschiletzer Teiche, die 1915 ganz ver- lassen war. Von Interesse sind die beiden Kartenskizzen, welche die Berin- gungsfunde 1. bis 200 km und II. über 200 km im Umkreis zeigen. Speziell aus letzterer Karte tritt die nord- bis südwestliche Zugrichtung der Möven deutlich hervor, während der Osten geradezu gemieden wird. Die ver- schiedenen Details, welche der Bericht bringt, wollen in selbem nachgesehen werden. T. R. KoUibay. Bemerkungen über einige turkestanische Vögel. (J. f. O. 1916, p. 582-604.) Eine 1909 bezogene Sammlung von gegen 400 Bälgen, welche in der Umgebung Taschkents und dem nicht fernen Gebirge zusammengebracht wurde, gibt im Anschlüsse an einige aus der Gegend von Naryn zum Ver- gleich herangezogener Stücke Verf. Veranlassung, zu einer kritischen Bespre- chung derselben, welche bei dem Interesse, das die Vogelwelt Turkestans beansprucht, volle Beachtung verdient. T. E. Rößler. Hrvatska Ornitoloska Centrala XIV. 1914. — Zagreb, 1915, 91 pp. Obgleich viele der Beobachter als Vaterlandsverteidiger im Felde stehen, weist das Jahr 1914 doch für die Beobachtung des Frühjahrszuges 478 Beobachter an 366 Orten und für die des Herbstzuges 126 an 128 Orten auf. Die Zahl der beobachteten Vogelarten beträgt 81 Arten für das Früh- jahr und 36 für den Herbst. Die Bearbeitung ist sich gleich geblieben. Der Charakter des Frühjahrszuges war ein früher, die Besiedlungs- bez. Durch- zugsdauer währte kurz, die Kulmination fiel bei den einzelnen Arten nur in ganz geringer Mehrzahl früher. Die Kulminationen traten hauptsächlich auf bei steigendem Luftdruck, ausnahmsweise bei fallender Temperatur, Nord- winden mit wenig Kalmen, schwachen Niederschlägen und nordwesthcher bez. nördlicher Lage der Depression. Der Herbstzug zeigte einen späten Charakter, die Abzugs- bez. Durchzugsdauer war kurz, die Kulminationen traten Im ganzen etwas früher ein, am häufigsten bei fallendem Luftdruck und fallender Temperatur, Nordwinden mit wenig Kalmen und schwachen Niederschlägen. Was die Vogelberingung anbelangt, so wurden außer den bisherigen Schwalben- und Storchringen auch solche für Drosseln und Krähen angeschafft. Im ganzen wurden 552 Ringe abgegeben. Beringt wurden 14 Arten in 170 Exemplaren, am meisten Hirundo rustica 87 St. Von an anderen Instituten beringten Arten wurde nur eine Lachmöve mit der Ringnummer 20.909 der Vogelwarte Rossiten am 8. IIL im Komitat Modrus-Fiume erlegt. T. A. Laubmann. Nomenklatorische Bemerkungen zur Gattung Alcedo L. 1758. (Orn. Monatsb. 1916, 1, p. 4—7.) 58 Literatur. — — Zur Nomenklatur unseres Eisvogels (Alcedo ispida L). [Verh. Orn. Ges. Bayern XII. 1916, p. 238-241.] In ersterer Arbeit weist Verf. nach, daß für die nordafrikanische Form unseres Eisvogels der Name pallida A. E. Brehm 1853 in Verwendung kommen müsse an Stelle Spate« Koenigs. — Weitere nomenklatorische Nachforschungen, über welche die zweite Arbeit berichtet, haben ergeben, daß an Stelle der bisher gebräuchlichen Speziesbezeichnung ispida L. atthis L. zu treten habe und die nordafrikanische Form Alcedo atthis atthis L. heißen müsse. T. A. Laubmann. Ornithologische Beobachtungen aus dem Gebiet des Maisinger Sees. (Verh. Orn. Ges. in Bayern. Xll, 1916, p. 242—261.) Den wichtigsten Teil des Gebietes, das kurz und übersichtlich geschil- dert wird, bildet der 633 m ü. M. gelegene Maisinger See. Verf. verbrachte in den Jahren 1912—1915 jedesmal längere Zeit daselbst und lernte das reiche Vogelleben gründlich kennen. SO Arten werden für das Gebiet ange- führt, darunter als interessanteste Botaurus stellaris und Nyroca ferina, die sich beide als Brutvögel erwiesen. Auch eine Lachmövenkolonie beherbergt der See, deren Bestand nach den Jahren wechselnd 100—300 Paare beträgt. Über das Brüten der Rohrdommel und deren Stimmlaute, gibt Verf. näheren Aufschluß. Es wäre gewiß wertvoll, wenn auf ähnliche Weise kleinere Gebiete genau durchforscht würden. T. A. Laubmann. Über den Begattungsakt von Micropus opus (L.) (Orn. Monatsber. 1916, Nr. 9, p. 134—136). Schildert, an die Beobachtungen von E. Hesse und P. Böhme an- knüpfend, den Vorgang einer vom Verf. beobachteten Begattung eines Seglerpaares in der Luft. T. R. Fenk. Ornithologisches aus Thüringen. (Gef. Welt 1913, Sep. 4, 19 pp.) Der vorliegende Tagebuchauszug von 1912 beansprucht doppeltes Interesse, indem er einerseits zeigt, wie man beobachten soll, auf was alles zu achten ist, damit aus dem Geschauten und Gehörten der Wissenschaft auch ein Nutzen erwachse — die Berücksichtigung der da gegebenen Winke seien allen wärmstens empfohlen — anderseits eine Fülle interessanten bio- logischen Materials enthält, das dem begeisterten vogelkundigen Forscher verrät, der Aug und Ohr in den Dienst der Sache gestellt und das so in sich Aufgenommene auch trefflich zu schildern versteht. Man muß die Arbeit mit Muße durchgelesen haben, um sie richtig einzuschätzen. Beson- ders sei auf die Beobachtungen des Steinsperlings und der Weidenmeise hingewiesen. T". R. Fenk. Ist der griechische Steinsperling als eigene Form zu unter- scheiden sowie anders über Petronia. (Orn. Monatsber. 22, 1917, Nr. 6, p. 85-90.). Verf. Untersuchungen an einem ausreichenden Material von Stein- sperlingsbälgen aus dem ganzen Verbreitungsgebiete der Art haben erge- Literatur. 59 ben, daß die griectiisclien Stücke, die bereits Chr. L. Brelim. als P. macro- rhynchos 1855 beschrieben hatte, eine gut kenntliche Form darstellen. Den west- und mitteleuropäischen Exemplaren gegenüber zeigen die Griechen oberseits eine auffallend blassere und mattere Färbung, ein blasses, grau- rostfarbiges Braun, gegenüber dem dunklen Schwarzbraun jener. Der hel- leren Unterseite fehlt nahezu die bräunliche Wellung und die an den Schwanz- federenden befindlichen Mondflecke sind verwaschener und gelblicher und zeigen Neigung zu größerer Ausdehnung. Die Schnäbel erscheinen größer und gestreckter. An diesen systematischen Teil anschließend, bringt Verf. eine Reihe eigener Beobachtungen des deutschen Steinsperlings aus Westthüringen (südl. von Weimar), wo er die Art auch in Starkästchen brütend fand, die sie auch zur Winterszeit als Schlafstätte zu benützen scheinen. Schließlich werden die Angaben aus der älteren Literatur — die leicht mögliche Über- schätzung der Zahl eines Fluges — besprochen. T. W. Hennemann. Zum Vorkommen des Baumpiepers (Anthus trivialis L.) im mittleren Lennegebiet. (Jahresb. Westf. Prov.-Ver. Wissenschaft und Kunst, 1913—1914, p. 95—97.) Mit dem Schwinden der alten Laubwaldungen und dem Entstehen von Blößen hatte sich der Bestand dieses ziemlich häufig vorkommenden Brutvogels noch gehoben. Sein nach den Jahren wechselndes Auftreten dürfte nach Verf. Ansicht in der zur Brütezeit herrschenden günstigen oder ungünstigen Witterung zu suchen sein, teils auch in der Wiederaufforstung der Schläge mit Fichten. Letzteres mag zum Teil bewirkt haben, daß er sich verschiedentlich an mit Gras bewachsenen Böschungen der Bahndämme angesiedelt hat, besonders dann, wenn sich zu beiden Seiten schützende Dornhecken befinden. Über Ankunft und Abzug werden Angaben gebracht. T. W. Hennemann. Ornithologisches aus dem Spessart und der Main- ebene von 1913. (Orn. Monatsschr. XXXIX, 191, Nr. 9, p. 471—478.) Ein Ausflugsbericht dahin, der, da er im Oktober stattfand, sich natur- gemäß nur auf die zu dieser Jahreszeit noch vorkommenden Arten beschränkt, doch haben die vom Kgl. bayerischen Förster Conrad zu Heinrichsthal und Hauptlehrer laut in Bonames erhaltenen Nachrichten einiges hinzugefügt. So wird als häufigster Brutspecht der Schwarzspecht bezeichnet und das Nisten des Kotkopfwürgers in Bonames erwähnt. T. W. Hennemann. Der Berghänfling als Wintergast in Westdeutschland. (Orn. Monatsb. 1916, Nr. 6, p. 83—85.) Gibt auf Grund der diesbezüglichen Literatur eine Übersicht des Auf- tretens des Berghänflings im Westen Deutschlands. T. W. Hennemann. Über die Zunahme von Accentor modularis infolge der Fichtenkulturen nebst Ankunftsdaten aus dem Sauerlande. (Orn. Monatsb. 1916, Nr. 10, p. 150—152.) 60 Nachricht. Die Anlage von Fichtenkulturen begünstigt das Auftreten der Hecken- brauneile; Ankunftsdaten des Vogels im Sauerlande, 1910—1916. T. W. Hennemann. Zum Ausbleiben der Bergfinken im Sauerlande 1915. (Orn. Monatsschr. XL!., Nr. 2, p. 95.) — — — Zum Auftreten der Bergfinken 1915—1916. (Orn. Monatsb. 1916, Nr. 10, p. 152—154.) Hebt das gänzliche Ausbleiben der Art im Herbst 1915 im Sauerlande und nach Bar. Snouckaert auch das nahezu Fehlen in Holland hervor. In der zweiten Veröffentlichung weist Verf. darauf hin, daß nach den inzwi- schen bekannt gewordenen Angaben der Bergfink 1915—1916 stellenweise ganz ausblieb oder nur in sehr geringer Zalil auftrat, dagegen in Nord- deutschland zahlreicher war. Der Grund des nahezu Fehlens in südlichen Breiten ist nach Granvik in dem Zurückbleiben des Vogels in Schweden begründet, wo die riesigen Massen reichliche Buchelnahrung fanden. Schließ- lieh wendet sich Verf. gegen die irrtümliche Auffassung Granviks in seiner ersten Arbeit. T. Aquila. Zeitschrift der Kgl. ungar. ornithologischen Zentrale, gegründet von 0. Herman, Redakteur T. Csürgey, XXII, 1915. — Budapest 1916. gr. 8, 438 pp., m. 1 Taf. u. 27 Fig. im Text. (Ungarisch und Deutsch). Enthält: J. Schenk, Vogelzug in Ungarn im Frühjahr 1914; Vogel- markierungen der Kgl. ung. orn. Zentrale 1914 und 1915. — E. Greschik, zur Histologie der Vogelhaut; über den Bau der Milz einiger Vögel. — K. Lambrecht. Die erste ungarische präglaziale Vogelfauna. — J. v. Bit- tera. Über die Nahrung des Habichts und Sperbers. — D. Lintia. Materia- lien zu Avifauna Serbiens. — J. Hegyfoky. Vogelzug und Wetter im Früh- ling 1914. — T. Csörgey. J. Salamon v. Petenyis Briefe an J. F. Nau- mann u. s. w. T. Österreichische Monatsschrift für grundlegenden naturwissenschaft- lichen Unterricht. — Wien, (Tempsky.) XII, 1916. Preis 4 K. Heft 1/2: E. P. Tratz: Die Ornithologie und deren Pflege in der gegenwärtigen Zeit, p. 38—41. — Heft 11/12: F. Knauer: Zur Frage von der Abnahme der Vögel, p. 355—362; V. R. v. Tschüs i zu Seh m id h o f f en : Aus ornithologischen Briefen. III, (1915), p. 362—368. T. Nachrichten. t Dr. Otto le Roi, Leutnant d. R., Ritter des Eisernen Kreuzes, fiel in den Karpathen im Oktober 1916. Prof. Dr. Otto FInsch in Braunschweig, am 1. Februar, im 78. Lebensjahre. fpnithologisohes laiiFbucli. ORGAN ffir das , palaearktische Faunengebiet. Jahrg. xxvm. Mai— Dezember 1917. i Heft 3.-6. Vogelwelt des Amtsgerichtsbezirkes Harzburg. Von Oberförster F. Menzel, Calwörde. Der Amtsgerichtsbezirk Harzbiirg bildet einen isoliert liegenden, von den preußischen Provinzen Sachsen und Hannover umschlossenen Teil des braunschweigischen Kreises Wolfen- büttel. Die Größe beträgt rund 12.500 ha, wovon fast die Hälfte (5654 ha) bewaldet ist. Die Waldungen bilden die drei herzoglichen Forstamtsbezirke Harzburg I, II und III In den niederen Lagen ist hauptsächlich Laubholz (Eiche und Buche) vorhanden, während in den höheren Lagen fast ausschließlich die Fichte vertreten ist. Ein prächtiger Laubholzwald ist der nördliche Teil des Forstamtsbezirkes Harzburg I, der soge- nannte Schimmerwald. Außer diesen grol.len geschlossenen Waldungen gehören zum Bezirke die Feldmarken Bad Harz- burg, Bettingerode, Westerode, Bündheim, Schlewecke, Har- lingerode und Oker In diesen Feldmarken liegen nur unbe- deutende kleine Feldhölzer. In der Feldmark Bündheim befinden sich die großen Wiesen- flächen des herzoglichen Gestüts, welche mit vielen einzeln stehenden alten Eichen bestanden sind. In allen Ortschaften liegen zahlreiche Gärten ; die größte Gartenanlage ist der rund 40 ha große sogenannte Meyer'sche Park in Bad Harzburg. Letzterer ist sehr vogelreich und habe ich dort die schönsten ornithologischen Beobachtungen machen können. Es brüteten dort z. B. Acmthi'i spirms L., Pyrrhali pyrrhula curopaca Vieill. Motacilla boarula L., Ccrthia brachydactyla Brehm, Sitta eiiro- paea caesia Wolf, Parus ater L und rristafus mitrat us Brehm. Regulus ig nicapi IIa Tem.m. nebst zahlreichen anderen Vogelarten. 62 F. Menzel : Vogel welt des Amtsgerichtsbezirkes Harzburg. Drei größere Gewässer durohtließen den Beobachtung-s- bezirk von Süden nach Norden, im Osten die die Grenze bil- dende Ecker, im Westen die Oker, während die Radau die Mitte des Bezirkes durchfließt. An stehenden Gewässern ist nur ein kleiner Teich bei der Radaumühle vorhanden Die höchste Erhebung- liegt im Süden, an der preußischen Grenze im Forstorte Seilenberg mit 652,21 m über N. N An literarischen Quellen standen mir zur Verfügung: 1) Prof. Dr. Blasius. Die Vögel des Herzogtums Braun- schweig und der angrenzenden Gebiete. Braunschweig 1896. 2) I — IV. Jahresbericht des Ausschußes für Beobachtungs- stationen der Vögel Deutschlands. Journal für Orjiith. 1877, p. 278-3-il; 1S7S. p. 357—486; ISSO, p. 12—96 und p. 355 — 408. In diesen Jahresberichten hat der Verwalter des P'orstamtsbezirks Harzburg II, Forstmeister Retemeyer seine ornith. Beobachtungen niedergelegt. Zahlreiche Beobachtungen verdanke ich den braunschweig. Forstbeamten, besonders den Herrn Forstrat Nehring und Forstmeister Retemeyer. Ganz besonderen Dank schulde ich Herrn Obergärtner Bungenstock, dem Verwalter des Meyer'schen Parkes, einem sehr eifrigen und kundigen Naturfreundes. Auch nach meiner Versetzung von Harzburg hat Herr Bungenstock eifrig weiter beobachtet und mir seine Aufzeichnungen mitgeteilt. Ich selbst bin 10 Jahre, im 1898 — 1908 im Gebiete ornitho- logisch tätig gewesen. In systematischer Hinsicht bin ich der Arbeit Professor Dr. Ant. Reichenows: „Kennzeichen der Vögel Deutschlands. Neudamm, 1902" gefolgt. Die trinäre Bezeichnung liabe ich nur da angewandt, wo ich die betreffende F"orm genau bezeichnen wollte. Im Norden grenzt mein Beobachtung.sgebiel direkt ar das Gebiet, das Oberpfarrer Dr. F. Linder. Quedlinburg in seiner großen Arbeit: „Grundstein der Ornis des Fallstein- gebietes" behandelt hat (26, 29 u. 37. Jahrgang der Ornitholog. Monatsschrift). Liftdner hat nach Vollendung seiner Arbeit noch ein „Sy.stematisches Verzeichnis aller bis Juli 1910 nach- gewiesenen Vogelarten des Fallsteingebietes mit kurzer Cha- rakteristik ihres Vorkommens" herausgegeben (erschienen bei A. W. Zickfcldt, Ostcrwick a. H.j. F. Menzel: Vogelwelt des Amtsgerichisbezirkeä Harzbur«. 63 Lindner's und meine Arbeit behandeln also zwei direkte zusammenhängende Gebilde. Lindner hat für sein Gebiet 230 Vogelarten, darunter 12U Brutvögei festgestellt, während ich nur 152 Arten, darunter 107 Brutvögcl aufführen konnte. Der Hauptgrund für die geringere Anzahl der von mir beobachteten Vogelarten liegt in dem vollständigen Fehlen größerer Wasser- flächen. Folgende Arten hat Lindner in seinem Gebiete nicht fest- stellen können: 1) Herodias garzetta L. Nach Blasius einmal bei Bad Harz- burg erlegt. 2) Tetrao urii'^aUiis L. ] . „. , ... , , . ° \ nur in den tichtenwal- deni des Gebirges. 3) Surniij ulula L. und 4) Aegolius fcngmalmi (xm. 1. Colymbus grisegena Bodd. Rothalssteißfuß. Sehr seltener iJurchzügler. Herbs; iyü2 wurde ein j' am Teiche der Radau- Mühle erlegt. 2. Colymbus nigricans Scop. Zvvergsteißfuß. Brutvogel in 1 — '2 Pärchen auf dem feiche der Radau- Mühle. 3. Larus argentatiis Brunn. Silbermöve. Seltener Gast. In deti aciiiziger jatuen des vorigen Jahr Hunderts wurden zwei junge .Silhermöven auf der Feldmark Westerode erlegt. 4. Larus ridibundus L. Lachmöve. Wurde verschiedentlich in den Feldmarken AVesterode und Harlingerode erlegt. 5. Sterna hiruiido L. Flußseeschwalbe. Wurde ebenfalls in den Feldmarken Westerode und Har- lingerode öfter erlegt. 6. Anas boscas L. Stockente. Jetzt wohl nur noch Durchzugsvogel. Vor der durchgeführten Entwässerung und Aufforstung der Brücher Brutvogel. 7. Anas querquedula L. fCnäkente. Früher Brut-, jetzt nur noch Durclizugsvogel. Ende April 1902 wurde noch ein Gelege im Riefenbruche gefunden. 8. Anas crecca L. Krickente. Forstmeister Retenit-yer '.jt-uoacutete diese Ente Irülier im Riefeubruche als Brutvogel. — 1902 wurde ein O auf einem kleinen Teiche am Forstorte Schimmervvdld erlegt. 5* 64 F. Menzel: Vogelwelt des Amtsgerichtbezirkes Harzburg. 9. Anser anser I.. Graugans. Diirchzügler; wurde einige Male im (jcbiete erlegt. 10. Anser fabalis L. Saatganz. Wurde ebenfalls auf dem Durchzuge erlegt. 11. Charadrius dubius Scup. Flußregenpfeifer. Wie Lindner vermutete, ist der FluLiregcnpfeifer Brutvogel im sog. Steinfelde an der Oker bei Harlingcrode. Ich habe dort jedes Jahr den Vogel zur Brutzeit beobachtet und kann sein Brüten als sicher annehmen, wenn ich auch das Nest nicht gefunden habe. 12. Vanellus vanellus L. Kiebitz. Ziemlich häufiger Durchzugsvogel, seltener Brutvogel. 13. Tringoides hypoleucos. L Flußuferläufer. In jedem Herbsta, in den Muuateii August bis Oktober an den kleinen Teichen im Meyer'schen Parke mehrere Stücke beobachtet. Ein Belegexemplar für meine Sammlung wurde am 2S. August 1907 erlegt. 14. Numenius arquatus L. Großer Brachvogel. Durchzugs vogel. Wurde erlegt in den Feldmarken Weste- rode und Harlingerode. 15. Gallinago gallinago L. Bekassine. Früher Brutvogel in allen Brüchen; jetzt nur noch in 1 — 2 Pärchen im Hainischen Bruche. — Zur Zugzeit oft in dem genannten Bruche beobachtet. 16. Gallinago gallinula L. Kleine Sumpfschnepfe. Am 29. Dezember l!)OG erhielt ich ein j für meine •Sammlung, welches durch Anfliegen an den Telephondraht auf der Sägemühle getötet war. 17. Scolopax rusticola L. Waldschnepfe. Brut und Durchzugsvogel. Brutpaare wurden festgestellt im Schimmerwalde, im Hassel-, Marien- und Riefenbruche. — 1903 fand Forstmeister Retemeyer am Ettersberge ein verleg- tes Ei. — Herbst 1905 und Frühjahr 1906 wurde je ein Exem- plar in den Gestütswiesen und mitten in Harzburg unter den Telephondrähten verendet aufgefunden. Im Meyer'schen Parke stets im Herbste einzelne Stücke beobachtet. 18. Grus grus L. Kranich. Regelmäßiger Durchzugsvogel. F. Menzel: Vogelwelt des Amtsgerichtbezirkes Harzburg. 65 19. Crex crex L. Wachtelkönig. Häufiger Brutvogel, besonders in den großen Gestütswiesen. Erhielt öfter ausgemähte Gelege. 20. GalHnula chloropus L. Grünfüßiges Wasserhuhn. Brutvogel auf dem Teiche der Radaumühle. Am 1. Okto- ber 1904 fing Bildhauer Sievers, Harzburg, ein p auf dem flachen Dache seines Hauses, welches vorher auf den Zweigen eines Birnbaumes gesessen hatte. Am 1. August HUT erlegte Obergärtner Bungenstock im Mayer'schen Parke ein junges i^. 21. FuHca atra L. Bläßhuhn. Nur einmal im Gebiete beobachtet. Am 10. April 1006 wurde im Mayer'schen Parke ein -^ erlegt. 22. Ciconia ciconia L. Weißer Storch. Früher Brut-, jetzt nur noch Durchzugsvogel. 23. Ciconia nigra L. Schwarzer Storch. Vom schwarzen Storche, der im Harze noch in einigen Pärchen Brutvogel ist, wurde 1903 vom Forstmeister Rete- meyer ein einzelnes Stück längere Zeit im Forstamtsbezirke Harzburg II beobachtet. 24. Ardea cinerea L. Fischreiher. Zur Zugzeit oft beobachtet. Am 2. August 1902 wurde ein junges p im Meyer'schen Parke erlegt, welches den Gold- fischen nachstellte. 25. Herodias garzetta L. Seidenreiher. Nach Blasius einmal bei Harzburg erlegt. 26. Columba palumbus L. Ringeltaube. Häufiger Brutvogel, besonders im Gebirge. In dem milden Winter 1905/6 große Schwärme im Schimmerwalde beobachtet, welche die Bucheckern auflasen. 27. Columba oenas L. Hohltaube. Am Hazrande in den alten Laubholzbeständen noch recht häufiger Brutvogel ; auch in den einzeln stehenden alten Eichen auf den Gestütswiesen jedes Jahr mehrere Pärchen. Im Forst- amtsbezirke Harzburg II wurden in den Forstorten Papenberg und Breitenberg aufgehängte von Berlepsch'sche Nistkästen sofort bezogen. 28. Turtur turtur L. Turteltaube. Brutvogel in den Laubwäldern ; besonders zahlreich im Schimmerwalde. G6 F. Menzel : Vogelwell des Anitsgerichtsbezirkes Harzhurg. 29. Phasianus colchicus L. Fasan. Brutvogd. Teils von den Jagdpächtern der Feldmarken Bündluiim und Westerode ausgesetzt, teils von der Vienen- burger Fasanerie zugewandert Am 14. Juli J906 erhielt ich ein vcrl asser en Gelege. Der .Stand war ganz dicht an dem nach (ioslar lührenden Wege 30. Perdix perdix L. Rebhuhn. Brutvogel in sämtlichen Feldmarken, besonders in der Feld- mark Ilarlingerodc. Am 3. Juli 1906 wurde in der Hazburger Feldmark ein Gelege mit lö Eiern gefunden, welches, trotz- dem dicht dabf-i eine Wiese gemäht wurde, glücklich auskam. 31. Coturni.x coturnix L. Wachtel. Jetzt sehr seltener Brutvogel ; .soll früher häufiger vorge- kommen sein 32. Tetrao urogalius 1.. Auerhuhn. Seltener Standvogel in den höheren Lagen der Forstamts- bezirke Harzburg II und III. In dem angrenzenden preußischen Reviere Torfhaus sind öfter Hähne auf der Bah erlegt und Gelepe aufgefunden. 33. Tetrao tetrix L. Birkhuhn. Am iO. August 190r. im Riefenbruche einen einzelnen Birkhahn beobachtet. Bei Torfhaus und Oderbrück sind von der preußi.schen Forstverwaltung Einbürgerungsversuche gemacht, welche abi^r .scheinbar mißlungen sind. 34. Circus cyanetis L. Kornweihe. Am 2. September 19U5 Ijeobachteie ich ein einzelnes pracht- volles Männchen im Hainischen Bruche. 35. Astur gentilis L. Hühnerhabicht. Noch ziemlich häuHger Bruivogel ; jedes Jahr 3—4 Pär- chen beobachtet Am If). Mai I9U7 fand ich im Steinfelde bei Harlin2'''rude in einem kleinen Kiefernholze den Horst mit 3 Jungen Unter dem Horste lagen Reste von gerissenen Hasen und Rebhühnern Molkenhauspächter Reuß erlegte ein altes Q, welches beim Verfolgen eines Haushuhnes sich zwischen zwei Gatterlatten festgeklemmt l.atie. 30 Accipiter nisus L. Sperber. Häufiger Hl utvogel. Obergärtner Bungenstock erlegte im Mey'erschen Parke in jedem Jahre mehrere Sperber. Am 27. April 1908 jagte Hungenstock '.-in starkes 9 ^'O" einem Reb- F. Menzel: Vogelwelt des Amtsgeriehtsbezirkes Harzburg. 67 huhne fort und legte sofort das Rebhuhn auf ein Tellereisen. Kurze Zeit nachher saß das Sperberweibchen in der Falle. — Gelege gefunden am 20. Mai — 15. Juni. .37. Buteo buteo L. Mäusebussard. Noch recht häufiger Brutvogel im ganzen Gebiete. Am 24. April 1900 fand ich im Schimmerwalde einen Horst mit 3 stark ge- fleckten Eiern. Da der fast vollständig weiße Bussard erlegt werden sollte, ließ ich das Gelege ausnehmen und 2 Hühnereier in den. Horst legen. Der Bussard brütete sofort weiter, trotzdem die Hühnereier vollständig weiß gelassen waren. Als nach etwa S Wochen der Bussard wieder vergeblich beschossen wurde, kamenlaut piepend zwei etwa )— H Tagen alte Kücken herun- ter gestürzt. Das eine Kücken war durch den Sturz sofort ge- tötet, während das andere noch einige Stunden lebte. Die Kücken waren auffallender Weise weder aus dem hochstehenden Horste gefallen, noch von der .Stiefmutter getötet. Über Ausbrüten von Hühnereiern durch Raubvögel in der Freiheit und in der Gefangenschaft hat Dr. P. Leverkühn ver- schiedene Beispiele in seinem Werke ^.Fremde Eier im Neste" angeführt. — Am 18. Mai 1902 fand ich einen fast nur mit Ha- ferstroh ausgelegten Horst mit einem vollständig ungefleckten Ei, am folgenden Tage lag ein zweites sehr stark geflecktes Ei im Horste. Förster Lüdecke fing am 25. März 1908 oben im Gebirge ein altes Weibchen in einem Fuchseisen 38. Buteo lagopus Brunn. Rauhfußbussard. Fast jeden Winter beobachtet ; wurde auch öfter im Ge- biete erlegt. 3^' Aquila maculata Gm. Scheüadler. Ende Mai 1908 beobachtete ich im Schimmerwalde und bei Stapelburg einen großen Raubvogel, den ich für einen Stein- adler hielt. Am 3. Juni wurde mir dann ein herrliches, etwa Sjähriges C von Schelladler gebracht, welcher an dem „großen Vecken.stedter Teiche*' erlegt war. Der Adler, von der Meister- hand des zoolog. Präparators Braunholtz, Wolfenbüttel aufge- stellt, bildet jetzt das kostbarste .Stück meiner .Sammlung. Bla- sius führt 2 Fälle von \'ürkommen des Schelladlers in der Um- gebung des Herzogtums Braunschweig an. 1) 1875 bei Hildes- heim. 2) Jänner 1892 bei Alt-Jeßnitz (Prov. Sachsen, au der anhaltischen Grenzei. (JS F. Menzel : Vogelwelt des Amtsßerichtsbezirkes Harzburg. 4(». Aquila pomarina Ilichm. Schreiadler. Seltener Brulvugel. i!iU2 und 190.3 beobachtete ich ein Pärchen im Schimmerwalde, ohne den Horst auszufinden. 1<)08— 1910 brütete ein Pärchen ganz in der Nähe von Bad Harzburg im Fors-torte Papenberg in einem alten Wespcnbus- .'iardhcr.'-te. Ein Schreiadler kam last täglich Dach den Teichen im Meid 'sehen Parke und fing dort Irösche, welche stets so- fort auf einem starken, wagerecht stehenden Aste einer alten Eiche verzehrt wurden. Trotzdem die Vögel in keiner Weise gestört wurden, .sind sie 1911 nicht -wiedergekommen. Am 26. XI. 1904 wurde vem Zahnarzt Hoppe ein Stück bei Wernige- rode erlegt. 41. Pernis apivorus 1 . Wespenbussard. Recht häufiger Brutvogel. Ich schätze den jährlichen Be- .stand auf S— 10 Pärchen. Am 2,^. Mai 19(8 fand ich einen Horst mit fast wcil.lcm, ganz schwach gt fleckten Ei. am 26. Mai lag daneben ein prachtvoll gefärbtes. Konnte also, ebenso wie oben beim Mäusebussard angeführt, feststellen, daß aus- nahmsweise das zuerst gelegte Ei am wenigsten gefärbt ist. 42. Milvus milvus L. Gabelweihe. Seltener Brutvogel. Ein, in manchem Jahre auch zwei Pärchen beobachtet. Soll früher zahlreicher vorhanden gewesen sein. 43. Milvus migrans Bodd Schwarzer Milan. Durchzugs-, vielleicht auch Brutvogel. Oft beobachtet, aber Horst nicht gefunden. In den benachbarten Stapelpurgerwalde Horst gefunden und sehr oft an den X'eckenstedter Teichen ge- sehen 44. Falco peregrinus Tun st Wanderfalk. Brutvogel an der Rabowkiippe bei Romkerhall im Ükcrtale. Da die VTigel hier in keiner Weise gestört wurden, konnte man das Pärchen oit m groser Nähe beobachten. In der Nähe des Horstes wurden zahlreiche Überreste von Ringel- und Haustauben gefunden. Außerdem brütet der Wanderfalke, wenn auch nicht regelmäßig, an den Hausmannklippen im Eckertale. Von hier erhielt ich am 29. April 1912 ein hochbcbrütetes, verlassenes Gelege von 2 Eiern. — 45. Falco subbuteo L. Baumfalk. 2 — 3 Pärchen regelmäßig im Schimmerwalde. Herbst 1905 wurde im Meier'schen Parke ein junges ^ erlegt F. Menzel: Vogelwelt des Amtsgerichtsbezirkes Harzburg. 69 46. Falco vespertinus L. Rotfußfalk. Aniarg Juli IPOö erlegte Gutsbesitzer \on Voigt, Westerode ein altes 5- 47. Faico tinnunculus L. Turmfalk. Häufiger Biutvcgel, besondeis in den alten Eichen der Ge- Etüts'wiesen. Am letzteren Orte brüteten in derselben Eiche zu gleicher Zeit Turmfalk, Waldkauz und Hohltaube 48. Bubo bubo L. Uhu. Nach Forstmeister Retemeyer bis 1878 Brutvogel im Eckertale. 49 Asio otus L. Waldohreule. Sparsamer Brutvogel, nur in den Verbergen des Harzes, 50. Asio flammeus Pontopp. Sumpfohreule. 1905 hat ein Pärchen im Hainischen Bruche gebrütet. Den Horst habe ich zwar nicht gefunden, aber die große Familie (2 alte, 5 junge Vögel) oft beobachtet. Soll in früheren Jahren regelmäßig in dem Bruche gebrütet haben. Die Sumpfohreule ist bisher im Herzogtume Braunschweig als Brutvogel nicht festgestellt. 51. Strix aluco L. Waldkauz. Noch recht häufiger Brutvogel in der E^bene und im Ge- birge. Benutzt als ßrutplatz alte Raubvögel- und Krähenhorste und Baumhöhlungen. Am 6. April 1903 fand ich am Scheiben- stande im Riefenbachstale ein Gelege von 'd Eiern Trotzdem die Höhlung nur 1 m über dem Erdboden sich befand und der Brutbaum dicht an einem Fußwege stand, kam die Brut glück- lich hoch. 52. Surnia ulula L. Sperbereule. Mein Freund, Forstmeister Holtzberg- in Daundorf, erlegte als junger Forstmann im Riefenbache im Winter 1887 eine Sperbereule, welche sich noch jetzt in seinem Besitze befindet. 53. Aegolius tengmalmi Gm. Rauhfußkauz. Brutvogel in den Harzwäldern. Zwei Fälle seines Vorkom- mens im Gebiete kann ich anführen. '. Pastor Dr. F. Lindner, Quedlinburg, berichtet in den Ornithologischen Monatsberichten (XII. Jahrgang 1904 Nr. 6), daß bei Bad Harzburg ein Rauh- fußkauz erlegt ist, der sich jetzt in der Liemann'schen Samm- lung in Halberstadt befindet. 2. Anfang April 1906 wurde ein zweiter Rauhfußkauz in dem angrenzenden preußischen Reviere 70 F. Menzel: Vogelwelt des Anitsgerichtsbezirkes Harzburg. Altenau ganz in der Nähe de r BraunFchweigischen Grenze er- legt, welcher in das Provinzial-Museurr. zu Hannover gekom- men ist. Ich selbst habe bei der Jagdausübung in den Harzbergeii häufig kleine Eulen beobachtet, die nur dieser Art angehören können. Leider konnte ich kein Belegstück sammeln, da ich stets, wenn ich die Euli'n in Schußnähe latte, mit der Dop- pelbüchse bewaffnet war. - D< r Rauhfußkauz war bisher für das Herzogtum Braunschweig nicht nachgewiesen ; Blasius er- wähnt ihn nicht. 54. Athene noctua Sc(i|-.. Steinkauz. Brutvogel in den (bcncn Teil?n des Gebietes. 55 Tyto alba guttata Brchni. Schleiereule. Brutvogel in allen Ortschaften des Gebietes. 56. Cuculus canorus •'.. Kuckuck. Überall vorkommend, selten im Gehige. Hauptsächlich werden der. ?ahln ich vcrhaidtnen Rctkehlchcn-Nistern die Eier anvertraut, nur eirmfcl fand i( h (inen jurgfn Kuckuck im Neste der Heckenbraunelle. Ais auffallend erwähne ich, da(j im Hainischen Bruche, wo der rotrückige Würger sehr häufig ist, nie cie Würgern» stcr vom Kuckuck zur Ablage seiner Eier benutzt wurden. 57. Jynx torquilla I.. Wendehals. Recht häufig in den Dörfern und an den Rändern des Schimmerwaldes. Auch in Bad Harzburg in allen größeren Gärten: im Meyer'schen Garten jedes Jahr 2—3 Pärchen Am 30. Mai 190.T enthielt ein Starenkasten ein Nest mit 11 Eiern. 58. Dryocopus martius L Schwarzspecht. Am 28. April 19ul hörte ich zum ersten Male einen Schwarzspecht, welcher bis dahin von mir im Gebiete nicht beobachtet war. Als ich 190S Bad Harzburg verließ, waren mindestens .5 Pärchen vorhanden. Also auch hier konnte eine Zunahme des herrlichen Vogels festgestellt werden. 59. Dryobates major pinetorum Brehm. Großer Buntspecht. Häufiger Brutvogel in den Laubwäldern und auch in den reinen Fichtenbeständen des Gebirg-es. 60. Dryobates medius I Mittelspecht. Nur im Schimmerwalde 2—3 Pärchen festgestellt. J F. Menzel: Vogelwelt des Amtsgeriehtsbeziikes Harzburg. 71 61. Dryobates minor hortorum Brehni. Kleinspecht. Forstmeister Rettmeyer hat ihm üttrr bei Harzburg be- obachtet. Ich selbst sah nur einmal ein 9 ^^ 10- April 1905 im Meyer'schen Parke. 62. Picus viridis pinelorum Brehm. Grünspecht. Häufiger Brutvogel in den Laubwäldern der Ebt ne und der Verberge. 63. Picus canus Gm Grauspecht. Ich konnte 3 Pärchen feststellen ; 2 im Schimmerwalde und 1 im Forstorte Papenberg. dicht bei Harzburg 64. Alcedo ispida L. Eisvogel. Sparsamer Brutvogel an der Okcr, Radau und Ecker. Im Herbst erschien regelmäßig ein Eisvogel an den Teichen im Meyer'schen Parke. Am 15. April 1905 beobachtete ich ein Stück längere Zeit an eim m ganz kleinen Teiche in einem Garten, 65. Coraclas garrulus L. Blaurake. Am 26. April 1877 beobachtete Forstmeister Retemeyer ein Stück am Waldesrande bei Bad Harzburg. 66 Upupa epops L. Wiedehopf. Bis 1899 Brutvogel im Schimmerwalde, seitdem verschwun- den. 67. Apus apus L. Mauersegler. Häufiger Hrutvotrcl in den r)(;irfern und in Rad Harzl";urg. .\ni I. Juni iyü9 erhielt ich ein Gelege von 3 Eiern; das Nest l)efand sich nur 4 m hoch unter den Dachziegeln eines niedrigen Nebengebäudes. 68. Caprimulgus europaeus L. Ziegenmelker. Einige wenige l'aare zur Hrutzeit im Schimmerwalde sind im Harze. Nest nicht gefunden. 69. Chelidon rustica L. Rauchschwalbe. In den Dörfern noch iiäufiger i!rut\ ngfl, m Bad Harzburg nur vvenige Paare. 70. Riparia riparia L. Uferschwalbe. Oft an der ( )ker bei HarHngerode beobachtet : Brutplätze nicht gefunden. 71. Hlrundo urbica L. Mehlschwalbe. Überall im Gebiete recht häufiger Rrutvogel. .An der Scheune eines Gasthauses in Had Harzlnirg jedes Jahr eine Kolonie von 50 — 60 Pärchen. 72. Bombycilla garrulus L. Seidenschwanz. Winter 1878 von Forstmeister Retemeyer beobachtet. 1903 im 72 F. Menzel: Vogelwelt des Amtsgerichtsbezirkes Harzburg. Winter einige Stück an der preußischen (irenze im Torfliäuser Reviere gesehen. Februar 1907 hielten sich 10 Seidenschwänze etwa 14 Tage im Mcyer'schen Parke auf. 73. Muscicapa grisola Fall. Grauer Fliegenschnäpper. Häufiger Brutvogel in den Ortschaften. 74. Muscicapa hypoleuca Fall. Trauerfliegenschnäpper. Häufiger l'.rutxdgel in Hau Harzlnirg. in ik-n y)uriem nicht beobachtet. .\ni 17. Mai 1905 enthielt ein Starenkasten im Meyer"- schen l'srke 7 Eier. 75. Lanius excubitor L. Raubwürger. Früher Stand-, jetzt nur noch Durchzugsvogcl. Fast in jedem Herbste und Winter beobachtet. 76. Lanius minor Gm. Schwarzstirnwürger. Hat nach Rciciiu-yer 1S78 noch bei liarzhiirg gebrütet. Ich selbst sah nur einmal ein einzelnes Exemplar am 2. .April 1904 an der Straße Eckerkrug — .Schimmerwald. 77. Lanius collusio L. Rotrückiger Würger. überall ( ahge.sihen vdii lU-n höheren i iebirgslagen^ häufiger Brutvogel, besonders zahlreich in den Gestütswiesen und im Haini- .schenbruche. — .Am 4. Juni 1907 fand ich ein (iclege von 6 Stück, drei Eier waren von kurzer gedrungener, drei Eier von sehr schlan- ker Form : an demselben Tage in einer Fichte Gelege von 2 nor- malen Eiern und 1 Doppelei. Am 5. Juni 1908 Xest mit 5 Eiern auf einer Birke in einem kleinen Birkenwäldchen. Einmal, am 23. Mai 1907, fand ich ein Gelege von 7 Eiern. 78. Lanius Senator L. Rotköpfiger Würger. Forstmeister Retenieyer be(>haclnete den rotköpfigcn Würger Anr der Brutzeit in den Jahren 187^- -187S. 79. Corvus corax L. Kohlkrabe. Hat nach Retemeyer bis 1878 im Gebirge gebrütet. 80. Corvus corone L. Rabenkrähe. Häufiger Brutvogel in der l'.hene und in lUn X'orbergen. 81. Corvus comix L. Nebelkrähe. Regelmäßiger Wintervogel. 82. Corvus frugilegus L. Saatkrähe. Nur Dnrchzugsvoycl. In jedem lliilisK er.scliienen zahlreiche Saatkrähen im Oberforstamtsgarten. um die Wallnußbäume zu plündern. F. Menzel: Vogelwelt des Amtsgerichtsbezirkes Harzburg. 73 83. Coloeus monedula spermotogus Vieill. Dohle. Nur Durchzugsvogel. 84. PIca plca L. Elster. \'ereiiizelt als Brutvogel in den Feldhölzern. 85. Garrulus glandarius L. Eichelheher. i'lieriill in ilen Wäldern hiiuliger Drutvogel. 86. Nucifraga caryocatactes macrorhynchos Brem. Dünnschnäbliger Tannenheher Nur diese rorm bisher beobachtet, im Herbst 1900 ringen sich 3 Stück im Dohnenstiege. Am 20. November 1907 wurde i Stück beim Okertorsthause erlegt. 87. Oriolus oriolus L. Pirol. Häufiger Brutvogel im Schimmervvalde. .\m 4. Juni 1907 fand ich auf einer kleinen Erle in der Nähe hoher Pappeln Nest mit drei Eiern. Ende Mai — Anfang Juni 1908 wurde ein Pärchen im Ober- forstamtsgarten beobachtet. 88. Sturnus vulgaris L. Star. Häufiger J^rutvogel in der F.bene und den \"orbergen. 89. Passer doraesticus L. Haussperling und 90. Passer montanus L Feldsperling. Häufige Brutvögel in den Dörfern und Bad Harzburg. 91. Coccothraustes coccothraustes L. Kernbeißer. Regelmäßiger ßrutvogel im Schimmerwalde : einige Pärchen brüteten auch jedes Jahr im Meyer'schen Parke. Im Parke 19. V. 1902 4 Jimge und 1 frisches Ei; 25. V. 1903 Nest mit 4 verlassenen Eiern; 12. \'. 1904 4 frische Eier, Nest auf Lärche; 30. VI. 1906, Nest mit 1 faulem Ei. Junge bereits ausgeflogen. 92. Fringilla coelebs L. Buchfing. Häufiger Butvogel. Im Meyer'schen Parke fand ich 2 Nester, die fast vollständig aus weißer Watte hergestellt waren. 93. Fringilla montifringilla L. Bergfink. Häufiger und fast regelmäßiger Wintergast. Besuchen in dem milden W'inter 1905 — 6 große .Schwärme im .Schimmerwalde be- obachtet, welche die Buchenkeme auflesen. 94. Chloris chloris L. Grünling. Häufiger Brutvogel in den Gärten des ganzen Gebietes. 74 h. Menzel : Vogelwelt des Amtsgerichtsbezirkes Harzburg 95. Acanthis cannabina L Bluthänfling. Häutiger Brutvuyxl. Am 14. Mai 1905 land ich im Meyer"scheii l'arke ein Gelege von vollständig weißen Jilieni, ferner am 13. Mai 1907 im Steinielde bei Harl ingerode Nest mit 5 Eiern, von denen 4 ebenfalls vollständig wciB waren, während das 5. Ei stark gefleckt war. 96. Acanthis linaria linaria L. Birkenzeisig. L'nregelmäßiger \\ iniergasi. Winter 1907 große .Schwärme im Meyer'schen Parke. Nur diese l'orm wurde bisher aufgefunden. Vi. Acanthis spinus. L. Erlenzeisig. Brutvogel im Gebirge und im Meyer'schen Parke. Ich hatte das Glück, aus dem Parke 3 \ün den seltenen Gelegen zu bekom- men. 7. Juni 1903 3 schwach bebrüiete. 12. Juni 1904 4 stark be- l^rütete Eier: 24. Juni 1909 4 frische Eier. Anfang Juli 1904 aus- geflogene Junge. Die Nester standen sehr versteckt auf Eichten. 9S. Acanthis carduelis L. Stieglitz. Häufiger hrutvogel in (kn Gärten. 99. Serinus serinus L. Uirlitz. Bi.s zum Jahre 1902 nicht im Gebiete beobachtet. 1907 hörte ich das erste q" singen. 1903 konnte icli bereits 3 Pärchen feststellen. jet7i hört man überall in den Giärten singende rfo". ilX). Pyrrhula pyrrhula europaea Vieill. Gimpel. Brutvogel im Schimmerwalde luid in den X'orhergen des Harzes. Im Meyer'schen Parke brüteten in jedem Jahre 2 — 3 Pärchen. Hier finde ich das Nest oft im Epheu am Hause. Die östl. I'^orm im Gehierc nicht festgestellt. 101. Loxiacurvirostra L. Fichtenkreuzschnabel. Jedes Jahr in den I-'ichtenwäldern des Harzes festgestellt. Nester wurden in dem benachhanen preußischen Reviere Torfhaus gefunden. 102. Emberiza miliaria L. Grauammer. t^berall in den Feldmarken : oft wurden mir Gelege gebracht, die beim Mähen der Wiesen aufgefunden waren. 103. Emberiza citrinella L. Goldammer Häufiger Brutvogel. Am 14. Mai I907 fand ich im Meyer'schen Parke ein abnorm gezeichnetes (jelege. Gnuulf arbe ganz weiß, da- rauf einzelne lilabraune Flecke. Die Eier sehen ähnlich den Fichtenkreuzschnabel-Eiem. P. Menzel: Vogelwelt des Amtsgerichtsbezirkes Harzburg. 75 104. Emberiza kortulana L. Ortoian. Xur tiiiinal am lo. Mai iy05 ein ^ an der Straße Bad Harzberg- — TIsenljurg beobachtet. 105. Emberiza schoeniclus L. Rohrammer. Zur lirntzeit am Teiche bei der Radai: mühic beobachtet. Ne- nicht gefunden. 106. Anthus pratensis L. Wiesenpieper. .Sparsamer Brutvogel im Hainichcnbruche, wn ich am 27. April 1904 Xest mit 3 Eiern fand. In frülieren Jahren hat der Wiesen- i^ieper nach Retemeyer im Marien- und Riesenbusche gel)rütet. bevor die Büsche entwässert und aufgeforstet waren. 107. Anthus trivialis L. Baumpieper. Häufiger Brutvogcl, besonders auf den Abtriebs- und Kuhur- tiächen ini (iebirge. 108. Motacilla alba L. Weiße Bachstelze. Häufiger Brutvogel im Gebiete mit Ausschluß des Gebirges. 1Ü9. Motacilla boarula L. Uraue Bachstelze. Häitfiger Brutvogel, besonders an den Gebirgsbiichen. Im Meyer'schen Parke jedes Jahr 2 — 3 Pärchen. 110. Motacilla flava L. Kuiisteize. ßrutvogel in der Ebene, besonders zahlreich in den großen Ge- stiitsw lesen. 111. Alauda arvensis L. Feldlerche. Häufiger Brutvogel in den Feldmarken. .\uch von diesem \ ugel gehen zahlreiche Brüten beim Mähen der Wiesen verloren. 112. Galerida cristata. L. Haubenlerche. Seltener Brutvogel. Nur in den Feldmarken Harlingerode und Westende festgestellt. 113. Certhia familiaris macrodactyla Brehm. Baumläufer. Häufiger Standvogel in den Wäldern, auch in den Gebirgs- wäldern. 114. Certhia brachydactyla Brehm. Kurzzehiger Baumläufer. Nicht sij häufig als die vcirhergehende Art und nur in den Gärten be(jbachtet. Im Oberforstamtsgarten und im Meyer'schen Parke jedes Jahr mehrere Pärchen. Auch hier fand ich die früher bei Helmstadt gemachte Beobachtung (vergl. Vogehvelt von Helm- stadt und Umgebung. Ornith. Jahrbuch '909, Seite 111) bestätigt, daß die Eier bedeutend kräftiger geflecKt sind, als die Eier der vorhergehenden Art. 76 F. Menzel: Vogelwelt des Amtsgerichtsbezirkes Harzburg. 115. Sltta europaea caesia Wolf. Kleiber. Häufiger Brutvogt-l im in-ljicti.- mit Au>^clilul,i der Fichtenwälder des Gebirges. Im Meyer'schen Parke jedes Jahr 2 — 3 Pärchen, die oft die Starenkasten als P>nitplatz benützten. 116. Parus major L. Kohlmeise. Häufiger Brutvogel. .\i)ril irjoiS hatte uin ]':irchen sein Nest in eine große, dicht über dem Erflboden befindliche Baumhöhlung ge- baut, trotzdem natürliche Xesthohlen und zahlreiche Meisen- und Starenkasten zur \ erfügung' standen. 117. Parus caeruleus L. Blaumeise. Ebenfalls häutiger Brutvogel. Oft werden nur Berlepscli'sche Nistkästen als Brutplatz benützt. 118. Parus ater L. Tannenmeise. überall im Gebirge Brutvogel, auch iii'. .^leyer'schen l'arke jedes Jahr 1 Pärchen. 119. Parus palustris communis Baldenst. Glanzköpfige Sumpf meise. Il.'iihger Hrutv.igel: auch diese An benützt oft die Meisen- kästen. .^n, 29. April 1912 in einem Nistkasten Gelege von 8 Eiern. 120. Parus cristatus mitratus Brehm. Haubenmeise In den Wäldern ziemlicli häufiger lirulvogi!. 2 J';irchen jedes Jahr im Meyer'schen Parke. Hier wurden nie die zahlreich vor- iiandenen Nistkästen benützt, sondern immer selbstgezimmerte Höhlungen, besonders in alten Weiden. — Stets fand ich sieben Eier oder sieben Junge im Neste. 121. Aeglthalus caudatus caudatus I.. Weißköpfige Schvvanzmeise und 122. Aegithalus caudatus europaeus Henn. Schwarzbrauige Schwanzmeise. Jm (iebiete kommen beide Formen vor. Erwähnt sei, daß ich am 3. Mai 1902 im .'^chimmerwalde ein Nest der weißköpfigen ."^chwanz- meise mit 12 vollständig ungefleckten Eiern und am j. Mai 1910 im Meyer'schen Parke ein Nest der westlichen Form mit 11 blaurot ge- fleckten Eiern fand. Bei Helmstadt fand ich auch von der ostl. Form stets gefleckte Flier. 123. Regulus regulus L Gelbköpfiges Goldhähnchen. Nur im Schimmerwalde und im Forstorte Papenberg b. Harz- burg beobachtet, ohne das Nest zu finden. 124. Regulus ignicapilla Temm. Feuerköpfiges Goldhähnchen. Häufiger Brutvogel. Im Meyer'schen Parke stets 3 — 5 Pärchen. In jedem Jahre wurden mehrere Nester gefunden. Gelegezahl 8 — 10 P. Menzel: Vogelwelt des Amtsgerichtsbezirkes Harzburg. ^^ Stück. Zwei Nester meiner Sanimliing- eiitliielten am lo., bezw. 21. Mai 8 und g frische Eier. 125. Troglodytes troglodytes L. Zaunkönig. Häufiger Brutvogel ; besonders zahlreich in den Gebirgswäklern. Im Meyer'schen Parke wurden an folgenden Orten Nester gefunden : 1) 1903 stand ein Xest im Ge vvächshause : die alten \'ögel flogen durch eine zerbrochene Fensterscheibe ein und aus. 2) 1904 hatte ein Pärchen in einer alten Strohmatte, die über einem Drahtzaun hing, sein Nest gebaut. 3) 1905 stand ein Nest in den Falten eines alten .Sackes, der ühcv einem Ast hing. 4) 1906 fand ich ein Nest 5 ni hoch auf einem Balken am (ie- wächshause. 126. Prunella modularis L. Heckenbraunelle. Häufiger Brutvogel. Besonders zahlreich ist die Heckenbraunelle m den Fichtenwälern des Gebirges. Einzelne Stücke blieben immer im Winter zurück und besuchten dann regelmäßig die Futterplätze. Erwähnt sei, daß viele Pärchen in den Gärten Harzburgs brüteten. 127. Sylvia nisoria Bechst. Sperbergrasmücke. Nach Retemeyer bis 1878 Brutvogel bei Harzburg. Ich be- obachtete nur einmal, am 15. Mai 1904, ein (j im Schimmerwalde. 128. Sylvia borin Bortd. Gartengrasraücke. Mit Ausschluß des Gebirges überall häufiger Brutvogel. 129. Sylvia communis Lath. Dorngrasmücke. Ebenfalls in der Ebene und den A'orbergen häufiger Brutvogel. Besonders zahlreich ist die Dorngrasmücke im Hainischenbusclie vertreten, wo auch der rotrückige Würger häufig vorkomm.t. 130. Sylvia curruca L. Zaungrasmücke und 131. Sylvia atricapilla L. Mönchgrasmüke. Kommen im ganzen Gebiete als Brutvögel vor. 132. Acrocephaluä streperus Vieill. Teichrohrsänger. Nur bei dem Teiche an der Radaumühle als Brutvogel fest- gestellt. 133. Acrocephalus palustris Bechst. Sumpfrohrsänger. Häufiger Brutvogel in der Ebene, besonders zahlreich in den f^csti-.tswiesen und im Hainischenbusche. Oft wurden mir ausge- mähte Gehege gebracht. 6 78 F. Menzel: Vogelwelt des Amtsgerichtsbezirkes Harzburg. 134. Locustella naevia Bodd. Heuschreckensänger. In jedtni Jalirc im Scliimnierwalde mehrere (j'q- geliört. Xest nicht aufgefunden. 135. Hypolais icterina Vieill. Gartensänger. Häufiger Brutvogcl in den Gärten. 13fi. Phylloscopus sibilator Bechst. Waldlaubsänger, 137. Phylloscopus trochilus L. Fitislaubsänger und 138. Phylloscopus collybita Vieill. Weidenlaubsänger. .Sämtliche 3 Laub.sängcr ?ind Rnitvögcl. Während Fitis- und Weidenlaubsänger ül)erall zu finden sind, konnte icli den \\'aldlaub- sänger nur im Schimmerwalde als Brutvogel feststellen. 139. Cinclus cinclus aquaticus Bechst. Wasserschmätzer. Brutvogel an sämtlichen Gebirgsbächen. Da die A'ögel nicht verfolgt werden, lassen sich leicht beo1)achten. Am Kadauerwasser- fall stand ein Nest in einer Höhlung hinter dem Wasserfalle, so daß die ^'ögel, um zum Neste zu gelangen, stets durch das herabstür- zende W^asser fliegen mußten. 140. Turdus philomelos Brehm. Singdrossel. Häufiger Brutvogel. 1904 siedelte sich die Singdrossel auch im Meyer'schen Parke an. 141. Turdus musicus L. Weindrossel. Kegelmäßiger Durchzugsvogel. 142. Turdus viscivorus L Misteldrossel. Überall in den Wäldern der l'.benc und \ orberge Brutvogel. Zur Zugzeit auch oft im Gebirge auf den Abtriebsschlägen beobachtet. 143. Turdus pilaris L. Wachholderdrossel. L nregelmäßiger Durchzugsvogel. In den Gestütswiesen be- oliachtete ich 1904 und 1907 größere Schwärme zur Herbstzeit. 144. Turdus merula L. Amsel. Häufiger Brutvogel. Im Meyer'schen Parke wurden oft die in große Holzkübeln stehenden Lorbeerbäume für die Nestanlage be- nützt. 1907 hatte eine Schwarzdrossel oben auf einer am Hause hängenden Trittleiter gebaut. Da der Raum für ein Nest zu groß war, hatte die Drossel zwei vollständige Nester nebeneinander gebaut imü in das eine Nest die Eier gelegt. Am 5. Mai 1902 fand ich em Nest mit 7 Eiern. P. Menzel: Vogelwelt des Amtsgerichtsbezirkes Harzburg. 79 145. Turdus torquatus L. Ringdrossel. Durch/.ugsvogel ; wurde l'i-üiier oft im IJohnenstiege gefangen. (Ich vermute, daß die südliche Form: liirdus torquatus alpcstris Brehm bei Harzburg Brutvogel ist, da verschiedene Forstbeamte und ich selbst öfter ein q" der Ringdrossel im Sommer im Forstorte Kattnase in der Kähe der Rabenklippen beobachtet haben. Alte Wald- arLeiur versicherten mir fest, daß die Ringdrossel das ganze Jahr im ticliirge vorkomme und dort auch brüte.) 146. Saxicola oenanthe L. Steinschmätzer. Häufiger Brutvogel im Steinfelde bei Harlingerode ; auch an anderen Stellen in den Feldmarken zur Brutzeit beobachtet. 147. Pratincola rubetra L. Braunkehliger Wiesenschmätzer irläufiger Brutvogel in den Wiesengegenden, besonders zahlreich in den Gestütswiesen. 148. Pratincola torquata rubicola L. Von 1905 — 1908 beobachtete ich jedes Jahr 2 Pärchen im Hainischenbruche, ohne das Nest auffinden zu können. Endlich am I. Mai 1910 erhielt ich ein Nest mit 4 typischen Eiern. Dieses ist der zweite sichere Beweis für das Brüten des Schwarzkehlchens im Herzogtume Braunschweig. Zuerst stellte ich rubicola bei Marienthal als Brutvogel fest, wo ich am 25. Mai 1897 ein Nest mit 4 Jungen und I faulen Ei auffand (X'ogelwelt von Helmstedt und Umgebung im Ornith. Jahrbuch 1909, Seite 116). — Blasius konnte noch keinen sicheren Beweis für das Brüten auffiUtren. 149. Phoenicurus ochruros gibraltarensis Gm. Hausrotschwanz. Hätifiger Brutvogel. 150. Phoenicurus phoenicurus L. Gartenrotschwanz. Ebenfalls häufiger Brutvogel. 1907 war eine alte Zigarrenkiste an die Hauswand im Oberforstamtsgarten genagelt, welche sofort von einem Gartenrotschwanzpärchen bezogen wurde. Während das 9 brütete, saß das q" singend im Flugloche. — Am 25. Mai 1907 fand ich an der üker in der Höhlung einer Kopfweide ein Nest mit 8 Eiern. 151. Erithacus rubeculus L. Rotkehlchen. Häufiger Brutvogel, besonders im Gebirge. Der Kuckuck legt in der Harzburger Gegend hauptsächlich in die T-^otkehlchcnnester seine Eier. 6» so Ed. Paul Tratz: Die Vogelwelt des östlichen Arlberggebietes: 152. Lusclnla megarhynchos Brehm. Nachtigall. Bis 1908 Brutvuf,'^el im Schiinmcrwalde, seitdem \ersch\vunden. ftn der Grenze des Gebietes, an den Okerhängen zwischen \'ienen- bürg- "lind Scliladen sehr zahlreicher Bnitvcigcl. Die Vogt'lwelt des östliciieu Arlbeiggebietes. Von Ed. Paul Tratz. ]^eiter der Omithologischen Station in Salzburg. l".s ist schade, daß gerade der X'ngehvelt Tirols, die zwei feilet zu den interessantesten Faunengebieten gehört, in den letzten Jahren so wenig Beachtung geschenkt worden ist. Seit dem Tode des bekann- ten Innsbrucker \'ogelkundigen Franz A n z i n g e r wurde über die 'Jiroler Urnis nichts Zusammenfassendes veröffentlicht. Finer derartigen Unterlassungssünde muß übrigens auch ich mich selbst überweisen, denn dank eines fast fünfjährigen Aufenthaltes in Xord- tirol ist es mir gelungen, ein umfangreiches und zum Teil recht wert- volles Datenmaterial, namentlicfi über das \'orkommen von Stein- adler und Uhu, zu .sammeln. Der Mangel an Zeit versagte mir jedoch bisher die Erarbeitung cu- Stoffes, j'ch hofi'e aber, dns nrch dem Kriege einzubringen. Unterdessen sei hier das Ergebnis einer sieben monatlichen Beobachtung aus dem Osten von Tirol und zwar aus der Gegend von St. Anton am A r 1 b e r g, wohin mich meine militärische Dienstleistung braclUe, niedergelegt. Die günstige Zeit, die mir dabei zu Hilfe kam, nämlich vom Dezember (1916) bis Juni (1917), gewährten mir einen guten Einblick in das dortige Stand-, Strich- und Zugvogelieben. Was im nachsielRudin nun folgt, ist das Resultat von in erster Finie an Ort und Stelle selbst Festgestelltem, einiges auch von, von verläßlicher Seite Gehörtem, was aber jeweils ausdrücklich erwähnt wird. Bezüglich des Standvogellebens in diesem Alpenteil habe ich mir nie große Hoffnung auf besonders interessante Feststellungen gemacht, dagegen erwartete ich mir doch manches Interessante von der Zugzeit. Das war aber nicht der Fall und es will fast Schemen, als ob meine Erwartungren in umgekehrter Weise erfüllt wurden. I lat sich mir dazu nun ein ungünstiges Frülijalir geboten, oder liegt Ed. Paul Tratz ; Die Vogelwelt des östlichen Aiiberggebieles. 81 diese Gegend tatsächlich außerhalb des Bereiches einer großen Zng- straße, darüber zu entscheiden vermag ich infolge des spärlichen Datenmateriales einer einzigen Zueperiodc naturgemäß nicht. Es ist aber kaum anzunehmen, daß der Arlberg von den Massen der aus dem Süden kommenden Zugvögeln völlig links liegen gelassen wird. Vielleicht beeinträchtigte auch diesbezügliche Wahrnehmungen, die während der Hauptzugzeit herrschende günstige Witterung. Nächt- lichen ^'og■elzug, und zwar das Ziepen von Drosseln, hörte ich bloß einmal, in der Nacht vom 28. auf 2g. April. Jedenfalls ist zu hoffen, daß es später einmal, an der Hand der von unserem Ornithologischen Institut geplanten Zentralisierung von X'ogelzugsbeobachtimgcn in Österreich, möglich sein wird, darüber eingehenden Aufschluß zu bekommen. Was nun die lokalen Ortlichkeiten der hier niedergelegten Beobachtungen betriflft, sollen vorerst darüber einige Zeilen kurz berichten. Zur Hauptsache wurde westlich von St. Anton a. A. beobachtet, einerseits im ca. 1500 — 1800 m ü. d. AI. gelegenen r e r w a 11 1 a 1. andererseits in der Gegend zwischen St. Anton a. A. ( 1300 m ü. d. M.) und St. C h r i s t o p h a. A. ( 1800 m ü. d. M.), also im Gebiete der östlichen Arlbergstraße und dann vcm St. Anton a. A. ostwärts im S t a n z e r t a 1, im Bereich der Gemeinden N a s s e r e i n, !>t. J a k o b. I' c 1 1 n e u und S c h n a n. zweimal auch flüchtig bis in die Gegend von L a n d e c k und einmal in W i e s b e r g und dem von dort nach Südwesten, gegen die Schweiz hin führenden Paznauntal. Als Beobachtungszentrum ist natürlich das Dorf St. A n t r, n a. .\. .selbst, bezw. dessen nähere Umgebung zu betrachten. Die ganze dortige Gegend bietet vermöge ihrer hohen Lage wenig bebautes Land, viel mittelalten Fichtenwald ohne Unterholz, Almenboden und Felsen, die Umgrenzung schnce- und gletscherreiche Hochgebirge. Der Winter im Beobachtungsjahre zählt, nach Aussage der Ein- l'.eimiscb.en. zu estätigte sich regelmäßig. 82 Tel. Piiul Tratz: Die Vogelwelt des östlichen Arlberggebietes. Meine Nachforschungen nach besonders seltenen befiederten Alpenbewohncm waren nur teilweise von Erfolg, allerdings in diesen 1-ällen über alle Erwartungen erfreulich. Über das einstige \'orkommen des Bartgeiers (Gyf>a'ctus barbat iis) konnte ich selbst von den ältesten Bewohnern und Jägern nichts erfahren. Von der Erbeutung eines jungen Kondors (Sarcorhamphus gryphus). der vor Jahren' einem südfranzösischen Tiergarten entflogen war und sich dann längere Zeit im Ferwall- und Montafongebiete umhertrieb, wo er von einem Hirten gefangen >vunle und hierauf in das Ferdinandeum in Innsbruck gelangte, erzähl- te mir Dr. med. Kybiczka in St. Anton. \'om V h u (Biibo bubo) ver- mag ich leider nur Bas eine zu berichten, daß er einmal vorgekommen sein dürfte, worauf heute die volkstümliche Bezeichnung eines Felsens im Ferwalltal, genannt „Buhinloch", schließen läßt. Von der Alpenkrähe {Pyrrhocorax pyrrhocorax) konnte ich selbst in den oft sehr großen Schwärmen der Alpendohlen {Pyrrhocorax graculits) kein Exemplar feststellen. Merkwürdigerweise gelang es mir, während meines ganzen Aufenthaltes auch nicht einmal, unseren far- benprächtigsten Alpensprößling, den Mauerläufer (Tichodroma iiiuraria) zu beobachten. Bei meinem vielen Umherstreifen hätte ich ihn eigentlich antreffen müssen. Ja, ich habe wiederholt lange Zeit einen Felsen, der mir als charakteristischer Aufenthaltsort für den Mauerspecht .schien, scharf im -Auge behalten, — doch vergebens. Trotzdem halte ich es für ganz unwahrscheinlich, daß diese interes- sante \"ogelgestalt, die bei genauer Beobachtung überall im Ge- birge zu finden ist, in den dortigen Bergen fehlen soll. Auf diese negativen Befunde hin freut es mich umsomehr, die Ergebnisse meiner Steinadler beobachtungen mitzuteilen. Nicht nur, daß mir von Jägern wiederholt versichert wurde, im Ferwalltal sei seit vielen Jahren ein jährlich besetzter Adlerhorst, dem stets i — 2 Tunge entkommen und daß die zur Zeit im genannten Tal hausenden Steinadler, wahrscheinlich vier Stück, zwei alte und zwei junge Vögel seien, war es mir selbst beschieden, Steinadler zu sehen und einen, im Jahre 1914 im Ferwalltal dem Horst entnommen, für das Institut zu erwerben. Ausführlicheres darüber folgt unten im systematischen Teil. Vom \'orkommen des S t e i n h 11 h n e s (Caccabis saxatilis) vermag ich nichts Positives anzuführen, will aber erwähnen, daß nach Aussage des k. k. Försters K. K 1 i m m e r in ^t. Jakob, die einzige Gegend, wo Steinhühner vorkommen sollen, Ed. Paul Tratz : Die Vogelwelt des östlichen Arlberggebietes. 83 das Gebiet um die L e u t k i r c h e r h ü 1 1 e (2300 m ü. d. M.) sein soll. Der Genannte erzählte mir auch vom H a s el h u li n ( Teirao bonasia), daß dieses in der Gegend nur an ungefähr sechs Stellen zu finden sei. Diese Angaben zu überprüfen, vermochte ich nicht. Im ganzen konnte ich für das Gebiet 63 ^'ogelarten mit Be- stimmtheit nachweisen, wovon mindestens 43 Brutvögel sind, .außer- dem führe ich 10 Arten an. die ich einerseits als von mir unsicher beobachtet, andererseits auf Grund der mir von Jägern gemachten Mitteilungen erwähne. Hier anschließend sei eine übersichtliche Zusammenstellung der .Ankunftsdaten und Brutzeiten im Frühjahr 1917 gegeben. Haaptzug, Nestbau. Eier. Junge, Ende April ^ — — Erstes Ankunftsdatum I.Misteldrossel 9. .'^pril 2. Singdrossel 9. > > . 3. Ringdrossel 23 » > » 4. Wasseramsel Standvogel — 5. Braunkehlchen 2. Mai Mitte Mai 6. Rotkehlchen 19. April Anfang Mai 7 Gartenrotschwanz 1. Mai S.Mai . ^ 8. Hausrotschwanz 14. April Ende April Ende » 9. Zaungrasmücke 10. Mai — > . 10. Fitis Anfang Mai — — 11. Waldlaubsänger 10. Mai 12. Weidenlaubsärger 1. Mai 13. Tannenmeise Standvoge 14. Gebirgshachstelze (24.) 28. April — Mitte Mai — 15. Weiße Bachstelze 11. März Ende April — — — — 10. Juni 20. Mai — — Witte Mai — — > > — 6. Juni 2. » Letztes Drittel Mai — 10. Juni 16. Wasserpieper 17. Baumpieper 18. Goldammer 19. Buchfink 20. Rabenkrähe 21. Dorndreher 22. Rauchschwalbe 23. M..hkchwalbe 24. Mauersegler 25. Kuckuck 26. Schwarzspecht 27. Turmfalke 28. Mäusebussard 29. Birkhuhn 9. .April » » Mitte Mai — — 2. Mai Erstes Drittel Mai — — — Standvogel — Ende Mai — — > 8. April erster Schlag — 29. Mai 14. Juni . — Anfang Mai — Mitten. Ende Mai 24. Mai — — — 1<'. Juni 14 April Anfang Mai — — — 4. Mai 20. Mai 24. Mai — — 15. Mai — _ _ _ 3. (28.; Mai — _ _ _ Standvogel — — 24. Mai — 18. Mai — _ _ _ (9) 11. April — — Mitte Mai — — Standvogel Erster Balzruf 7. April — — Im folgenden führe ich nun in systematischer Anordnung die verzeichneten Einzclbeobachtungen an. Den Kamen der \'ogelarten, die ich mit Sicherheit feststellen konnte, sind laufende Xummom 84 Ed. Paul Tra(z : Die Vogelwelt des üstlithtn Arlberggebietes. vorgesetzt, jenen, wovon icli Belee^exemplare für das Institut san;- nielte. außerdem ein *. 1. Misteldrossel (Turdus viscivorus). E r u 1 \ o i; c 1? — Die ersten, ;u .seben, i^m 10. 3 Stück, am 11. 1 — 2, 14., 15. und 16. mehrere. Am 18. und 19. April bei siarkem Schneefall I — 3 Stücke. Am 26. April waren viele alba am Durchzug. Ab Ende April einzelne Paare, in St. ,\nton selbst jedoch nur i — 2 Paare. 27. Wasserpieper. (Anthus spinoletta). B r u t V o g e 1. — Er ist einer der häufigsten \ögel und auf allen feuchten Wiesen anzutreffen. Der erste am 9. April. Ende April war seine Hauptdurchzugszeit. Am i. Mai waren hunderte Wasser- pieper auf allen feuchten Wiesen. Am 4. Mai beobachte ich auf dem schneebedeckten S. C. A.-Kopf einige sich paarende Stücke. Als lirutvogel fand ich ihn um St. Anton selbst nicht, dagegen im oberen Ferwalltal bei der Konstanzerhütte am 2/. Juni, im Moostal am i~. Mai und in St. Christoph am 18. Mai. Auf der Arlberghöhe, am Kalteneck, um St. Christoph und westlich davon ist er ein sehr zahl- reicher Brutvogel. 28. Baumpieper (Anthus trivialis). B r u t V o g e 1. — In den schütteren Fichtenbeständen an der Arlbergstraße hört man ihn öfters auf den Wij.fcln singen. Den ersten traf ich am 2. Mai beim „Stadle", ungefähr 1450 m ü. d. M. an. Im ersten Drittel des Mai war sein Durchzug. Wiesenpieper (Anthus pratensis)i Durchzügler. — Am 11. Mai vemiutlich einen VViesen- pieper gehört. 29. Goldammer (Emberiza citrinella). Standvogel und S t r i c h ^" o g e 1. — Im Dezember und Jänner meist einzeln, aber auch in kleinen 1 rupps bis 10 .Stück. ?.!ur Brutzeit, Ende Mai bis Anfang Juni, nur einzelne Paare. 30. Mitteleuropäischer Gimpel (Pyrrhula pyrrhula europaea). Standvogel. — Am 16. Dezember i q' an der Arlberg- straße. ^\m 14. Jänner 1 q". 1 O im Ferwalltal. Am i. Februar bei Nasserein 10 — 15 Stück. Am 15. Juni 2 — 3 Gimpel beim Mooser- kreuz. Im großen und ganzen selten. 31. Alpen-Lein Zeisig (Acanthis linarla rufescens). B r u i V o j, e 1. — .'vni 4. Mai .■^angen auf dem S. C. A.-Kopf dO Ed. Paul Tratz: Die Vogel weit des östlicheu Arlberggebietes' zwei kleine \ ögelclicn, die ich mit P.fstinimtheit als Leinzeisige ansprach. 32. Erlenzeisig (Acanthis spinus). Strichvogel. — -Xin 22. und 23. Juni sah ich mehrere Zeisige, Ende Juni wicderliolt beobachtet. Grünfink (Chloris chloris) und Bergfink (Fringilla montifringilla). Strichvögel. — Diese beiden Arten konnte ich nie mit .'Sicherheit feststellen. Möglicherwei.se hörte ich am 12. .April 1 — 2 chloris und am 27. Dezember, sowie am 10. Jänner, vielleicht auch am 9. und 2^. .Ajiril einige Bergfinken. *33. Buclifink (Fringilla coelebs). .Standvogel. — Mitte Dezember bis linde März nur i — 2 q". Am 8. April erster Finkenschlag, sehr stümiXTlialt. .Am 11. April singen schcMi mehrere, am ly. Ajiril viele. Am 1. .Mai sehe ich ein l'aar. Der Fink steigt auch in dieser Ciegend, wie überall im Gebirge, ziemlich hoch liinauf. Am 17. Mai hörte ich im Moostal ( 17 — 1800 m .ü. d. AI.) mehrere singende g". Am 29. Mai finde ich auf der „Planie" in einer niederen Fichte ein \est mit 5 noch nicht bebrüte- ten Eiern, wovon ich eines nehme. Am 14. Juni sind 4 ungefähr i — 2 Tage alte Junge darin. Am 21. Juni war das Nest leer, nur frische Exkremente zeigten, daß die Insassen kurz vorher ausgeflogen waren. *34 Haussperling (Passer domesticus). Standvogel. — In der ganzen Gegend in den Ortschaften. Im Paznauntal vernnitlich fehlend. Ein (J aus St. Anton weist eine sehr interessante rotbraune Kehlfärbung auf. Darauf zurückzukom- men, behalte ich mir für eine andere Gelegenheit vor. 35. Schneefink (Montifringilla nivalis). Strichvogel. — Der erste Trupp crscliien am 8. Januar (nach R. Rück). Am 11. Januar beobachtet Hauptmann B. Siglär wahrscheinlich den gleichen Schwärm. Am 12. Januar sieht meine FVau 1 — 3 Stück vom F'cnster aus und am 14. Januar gegen -Abend trelife ich auf der Arlbergstraße, gleich hinter St. Anton, 15 — 20 Stück an. .\m 18. Jänner fliegen ungefähr gleich viele .gegen den Wald in der Kosannenschlucht, am gleichen Tage wird wohl dieselbe Gesellschaft von einem Soldaten auf einem Misthaufen mitten im Dorf gesehen. Am 19. Januar sind 16 Stück auf der Arlbergstraße, am 23. 2 Schneefinken im Dorf und die letzten 8 \"ögel bei starkem Schneefall am 21. Februar. Ed. Paul Tratz: Die Vogelwak des östlichen Arlberggebietes. 91 Star (Sturnus vulgaris). Strichvogel. — Am 21. Februar abends flog vermutlich ein Star über St. Anton, ebenso schienen mir am 1. Wärz über St. Anton nach Westen fliegende 15 — 20 \'ögel Stare gewesen zu sein. *36. Rabenkrähe (Corvus corone). Standvogel. — Im Winter ist die Rabenkrähe im allge- meinen nur in vereinzelten Paaren zu sehen. Bei warmem Fohnwettcr, so z. B. am 26. Dezember 1916, waren sie zahlreicher. Auch bei Schneefall zogen sie weit häufiger. Ende April waren sie nur noch paarweise anzutreffen. Am 16. Mai finde ich bei St. Anton ein Nest mit 5 Jungen, am 31. Mai eines mit 4 Jungen und am 4. Juni ein drittes mit 3 fast flüggen \'ögeln. Ab 20. Juni waren des Abends stets große Gesellschaften von 20 bis 30 Individuen kreisend zu beobach- ten. — Auffallend tritt der Zeitunterschied in dem Brüten zwischen den höher und tiefer gelegenen Teilen des Stanzertal zu Tage. Fand man Ende Mai und Anfangs Juni um St. Anton die ersten nackten Jungkrähen, so konnte man am 30. Mai bereits in der Gegend von Flirsch ausgeflogene Jungkrähen auf der Nahrungssuche begegnen. 37. Kolkrabe (Corvus corax). Standvogel. — Zu den interessantesten Erscheinungen des Arlberggebietes gehört der Kolkrabe. Es war mir auch beschieden, Bruchteile seiner Lebensgewohnheiten mitten im mit Metern tiefen Schnee bedeckten Hochgebirgsgelände zu belauschen, wie sie wolil nur selten zur Beobachtung gelangen können. Am 22. Januar 1917 hörte ich im Ferwalltal auf einer Waldblöße nächst der „Wagner- hütte" seinen Ruf. An diesem Tag legte ich dort ein „Luder" aus und errichtete mir abseits dann am Waldrand eine Schneehütte zur Beobachtung. Am 23. waren bereits zwei Raben am Platze. Nach einem schoß ich mit der Kugel, fehlte ihn aber und beide flogen ab, um bald darauf wiederzukommen. Ein zweiter Schuß ging wieder fehl. Am 24. Januar früh waren abermals, wohl die beiden gleichen Vögel beim ,, Fleisch". Diesmal waren sie aber schon weit vorsich- tiger, flogen ab, aber ihr Hunger trieb sie wieder zurück. Am 26. Januar vormittags waren sie wieder dort, kamen aber, durch mein Anpürschen an die Hütte verscheucht, nicht mehr zurück. .\m 27. Januar nachmittags, vorher war frischer Schnee gefallen, war von den Raben nichts zu hören noch zu sehen. Am 30. Januar früh, 25 Grad Kälte, waren wieder beide Yöge\ dort. Durch mein Anpür- 92 Ed. Paul Tratz : Die Vogeiwelt des östlichen Arlberggebietes. sehen vertrieben, kam nach kurzer Zeit wieder einer zurück, der aber bei einer ganz unbedeutenden Bewegung meinerseits in der Hütte sofort verschwand. Als der Vogel wiederkam waren ungefähr 15 Saatkrähen am J^uder, die mit Ausnalime von einer, bei dessen Er- scheinen sofort nach allen Richtungen davonflogen ; auch die eine räumte ihrem größeren \ etter bald das Feld. Die beiden Kolkraben setzten sich damals in nächster Nähe auf eine Fichte unil stießen von Zeit zu Zeit Rufe aus, wie man sie sonst nur von einem Schwein hören kann, manchmal erinnerten sie auch an ein kurzes, stoßweises Blasen in ein Hom. Am 4. Februar nachmittags waren sie in der Nähe des Beobachtungsplatzes, aber nicht beim Aas, sondern auf Fichtenwipfeln und ließen von Zeit zu Zeit ihr „kroah" hören. Ich stand ihnen auf ungefähr 250 Schritte frei gegenüber und sj^ttete ihren Ruf nach, worauf einer ganz unerwartet darauf einging und regelmäßig antwortete. ^\m 13. Februar sollen nach l'örster Klinnuer 4 Raben auf dem Aas gewesen sein. .\m 22. Februar er- schienen nach .schon längere Zeit hindurch hörbar gewesenem „Kluck- sen" vermutlich fünf Kolke. Auf einen, der in den Asten einer I-'ichle saß, schoß ich, er fiel in eine Schneemulcle und als ich mich über ihn beugte um ihn aufzuheben, strich er. mir zwei kleine Federn zurück- lassend, ab, um nicht wieder gefunden zu werden. .\m 22,. Februar waren gleichfalls zwei Raben in der Nähe des Fleisches, gefielen sich aber diesmal nur im Wettbewerb tonkünstlerisch recht zweifelhafter Lautäußerungen und in heißem Liebcswerben. ich habe über meine Wahrnehmungen an Kolkraben in der Jagdzeitung „Waidmannsheil" ßd.37,Hft. II 1917 eine kleine Skizze veröffentlicht, woraus ich hier die Schilderung der damaligen Beobachtung wiedergeben will: „Frühmorgens, als es noch tief dunkel war, allerdings kalt, daß es einem fast das Blut in den Adern zum Stocken brachte, zog ich hinaus zum Luderplatz. Nahezu zum \erzwcifeln lang strich die Zeit dahin und schon mußte ich in meiner Schneehütte blau geworden sein, als sich endlich, so gegen 7 Uhr früh, von hoch oben kommend, der erste ersehnte Ruf des anscheinend soeben zum Tagewerk tiiegenden Raben vernehmen ließ. Lange, erwartungsvolle Minuten kamen wieder, aber nichts mehr regte sich. Schon fühlte ich mich versucht, das unlängst erprobte Spotten zu wiederholen und über- legte noch gerade, ob ich's wagen sollte oder nicht. — Doch was war das? — Aus meiner nächsten Nähe erschallt ein dumpfes, gedehntes „Kroah". — Sollte er so mäuschenstill und unbemerkt herangeflogen Ed. Paul Tratz: Die Vogelwelt des östlichen Arlberggebietes. 93 sein? Kaum zum glauben! Fliegt er, aufgescheucht, über einen hin- weg, dann vollbringt er Flügelschläge, deren Geräusch man auf weite Entfernung hören kann. Und jetzt so wie damals beim Fr- scheinen am Aas. kommt er still wie ein Geist. Da drängte sich mir unwillkürlich wieder der Gedanke auf, wie vorsichtig, listig unil findig dieser X'ogel doch ist. Fürwahr, man sollte große Schlauheit eines Menschen nicht nach jener des Fuchses benennen, sondern die Vorsichtigkeit des Kolk's zum N'ergleiche heranziehen. Denn darin ist entschieden er größerer Meister. — Nun vergingen abermals Minuten größter Spannung. Endlich hörte ich das l\nicken \on .\sten rechts ober mir. Das schärfste Suchen kcmnte aber nichts entdecken. Nach einer halben Stunde ungefähr erschollen nun in Zwischenräumen von einer bis mehreren Minuten die unglaublichsten Laute. Bald war es ein Grunzen wie von einem Schwein, bald war es ein halblautes Gekläff wie von einem Flund, dann war es wieder ein Raunen und Krächzen, ein Stöhnen und Blasen, Klucksen und Trompeten, kurzum eine derartige l'üHe von unartikulierten Lauten und Tönen, wie ich sie aus der rauhen, tiefen Kehle eines Kolkraben nie vermutet hätte. Dabei schienen sie meinem Beobachtungsstau'.l immer näher zu kommen. Den Vogel selbst konnte ich aber noch immer nicht entdecken. — Plötzlich sah ich ihn denn doch. Sein fortwährendes Drehen mit dem Kopf, sein Auslugen nach unten und seitwärts, verriet ihn mir. Fr saß unterhalb des Wipfels einer Lärche. Neben ihm war noch einer. Zu meiner größten Freude konnte ich jetzt dem Liebestreiben dieses merkwürdigen, anziehenden, sch\\arzen Gesellen — obgleich erst Ende Februar — lauschen und zusehen. Fort neckten sich beide, jedoch die scharfe Beobachtung der Umgebung nicht außer Acht lassend ; es versetzte gegenseitige SchnabelhieLe, die zuweilen ein .Schnabelziehen zu sein schienen ; dann gab es ein Flattern und Grunzen, Klucksen und Krächzen, bis die Leidenschaft der Liebe dem Männchen seine Rechte zu holen gebot. Der Begattungsakt selbst war sehr kurz, nur von heftigen Flügelschlägen begleitet. Darnach war einen Augenblick Ruhe und alsdann begann der männliche Vogel, der überhaupt der bewegliche und allein , .tonangebende" zu sein schien, sich von Ast zu Ast und Baum zu Baum dem Aasplatz zu nähern. Dabei verriet er eine Ge- schicklichkeit und \"orsicht — die erstere im großen Gegensatz zu seinem Gebaren auf dem Boden — die ihn rasch, ruhig und vor- züglich gedeckt, vorwärts brachte, daß sie einem in der Tat ein Staunen abzwingen mußte." • 7 94 Ed. Paul Tratz: Die Vogelwelt des östlichen Arlberggebietes. Am 13. März soll einer nächst „Stiegcneck" geflogen st-in. Am 21. A])ril besuchten 2 Kolkraben das Dorf St. .Xnton. setzten sich auf einen l'tlock, krächzten und wurden von zwei Rabenkrähen belärmt. Am 4. Mai sah ich ein Stück auf dem Wipfel einer kahlen W'etter- lärche auf dem S. C. A.-Kopf. Die letzten zwei beoachtete ich am 7. Mai, als sie, wahrscheinlich von einer abgegangenen Lawine ange- lockt, über St. Anton laut krächzten. 38. Nebelkrähe (Corvus comix). W i n t e r g a s t. — Die Nebelkrähe war nur vereinzelt in den großen Trupps der Saatkrähen anzutreffen. Ich notierte: 29. Jänner 1 — 3 Stück. I. März eine, 9. März 2 — 6 und am 13. April eine. *39. Saatkrähe (Corvus frugilegus). Wintergast. — In den W'inlcrnionatin war sie in der gan- zen Gegend und überall, sowohl auf den Wiesen, im Dorf und selbst mitten im Hochwald zu linden. Ihre Gesellschaften waren oft sehr zahlreich und sämtliche \ ögel zeichneten sich durch eine auffallende Vertrautheit gegenüber den Menschen aus. Aleine Aufzeichnungen berichten über folgende Beobachtungen : Am 23. Jänner zielien früh und mittags zwei Scharen gegen Westen, am 24. Januar fliegen kleine, aber desto mehr Trupps über den Arlberg gegen Westen, außerdem sind überall viele Saatkrähen, sogar mitten im Hochwald, am Rande einer Blöße, wo eine auch das Opfer einer Marderfallc wird. Am 2"/. Jänner mehrere, am 28. viele, ebenso am 29. beim Schlachthaus in St. Anton, außerdem beim ,,Luderplalz" im Ferwalltal. Am 30. Jänner sitzen ungefähr 15 Saatkrähen beim Aase und fliegen nacl: allen Richtungen auseinander, als ein Kolkrabe erschien; als dieser abstrich, kamen sie wieder. Im Dorfe ist gleichfalls eine große An- zahl, ebenso am 31. Jänner. An diesem Tage ist aber keine beim aus- gelegten ,, Fleische" im Ferwalltal. Am 1. und 3. Februar weniger Krähen. Am 4. Februar sind 2 — 3 beim ,. Luder", 5. Februar : wenig. 6. Februar: i .Stück beim Aase gefangen, 8. Februar: vereinzelte Vögel außerhalb des Dorfes, 10. Februar: nur bei St. Jakob 6 — 10 Stück. 12. Februar: bei Pettneu 10 frugilegus, 19. Februar-. 15 bis 20 Saatkrähen unterhalb St. Jakob, 28. Februar: 1 — 2 in St. Anton. Mit Ende Februar verschwanden sie. 40. Dohle (Coloeus monedula spermologus). Strichvogel. — Ein cinzigesmal imd zwar am i. Februar beobachtete ich in einem Garten in St. Jakob eine Dohle. Ed. Paul Tratz : Die Vogelwelt des östlichen Arlberggebietes. 95 41. Alpendohle (Pyrrhocorax graculus). Strichvogel, ( B r u t v o g e 1) . ■ — Die Alpendolüen er- schienen im Tal meist wie die Schneefinken vor einem größeren Schneefall, ansonsten konnte man sie fast überall und immer auf den Bergen antrefi'en. Am 4. und 5. Jaimer waren ca. 10 Alpendohlen in St. Anton, nachdem es bereits sieben Tage geregnet hatte und nun- mehr zu schneien begann. .\ni 24. Januar war ein Schwann von ungefähr 50 Stück herunten, z. T. vergesellschaftet mit paar Saat- krähen. Am 27. Jänner abermals em Schwärm. Am 5. Februar sind zwischen Schnan und Pettneu 10 Dohlen ; die gleiche Anzahl am 8. zwischen Pettneu und St. Jakob. Am 10. Februar sind 8 Stück in St. Jakob. Am 12. Februar sitzen 22 auf einer Wiese bei Pettneu. Am 24. Februar mittags bei herrlichem Wetter verfolgen ca. 15 Alpendohlen einen Sperber. Am 4. März kreisten am Nordhang ver- mutlich Alpendohlen. Am 7. März sind wieder 15 — 20 Stück im Tal, nachdem nachts etwas Schneefall eintrat. Am io. April ein Trupp von 14 Individuen, am 13. April ca. 30. Am 15. April, einem aus- gesprochenen Law'inentag, warm und windig, etwas überzogen, sind wieder 40 — 50 Alpendohlen im Tal. Am 17. tritt andauernder und starker Schneefall ein. Am 26. April ca. 30 Stück, am 2. Mai, schön und warm, 10 — ij und am 4. Mai, überzogen, 25 — 30 Stück. *42. Tannenhäher (Nucifraga earyocatactes). Standvogel. — Im ganzen Gebiet überall in einzelnen Exem- plaren. Da sich meine Aufzeichnungen über die gesamte Zeit meines Aufenthaltes beziehen, erwähne ich liier nur z\\i.-i liiologisch bemer- kenswerte Wahrnehnumgcn. Im Winter und zwar Im, Ende Jänner war der Alpenhäher selten zu hören ; im Laufe des Februar war sein „Lärmen", namentlich im Ferwalltal, sehr häufig wahrzunehmen. Am 14. Februar beobachtete ich zwei Häher, die in einem geradezu un- heimlichen Sturzflug, die Flügel eng angelegt und die Schwanzfedern weit gefächert, von hoch oben kommend, über die Arlbergstraße in die Tiefe stürzten. 43. Eichelhäher (Garrulus glandarius). Strichvogel? — Ueber das \'orkommen des Eichelhähers konnte ich mir kein klares Bild machen. Ich notierte nur 4 sichere und eine unsichere Beobachtung. Am 27. Dezember an der Arlberg- straße einen gehört, am 10. Tebruar 2 Stück bei Pettneu. am 23. Fe- bruar im Ferwalltal möglicherweise einer ,, geschrien", ferner am 96 Ed. Paul Tratz: Die Vogelwelt des östlichen Ärlberggebietes. 9. März an der Arlbcrgstralk _' und am 1. Mai auf dem ..Mi ms" i — 2 gesehen. 44 Rotrückiger Würger (Lanius collurio). ]'. r u t V o g e 1. — Der Domdreher ist eine seltene Erscheinung pcwtsen und dürfte in der l'mgcbung von St. Anton in ein bis zwei ßrulpaarcn vorgekommen sein. Das i. q" sehe ich am 24. Mai nach- mittags (ca. 1350 m ü. d. M.j in einem Gebüsch an der Arlberg- slraße und fast an der gleichen Stelle ein y am 4- Juni, ebenso mög- licherweise am 8. Jvmi. Am 10. Juni fliegt über die Straße unterhalb St. Jakob ein Futter tragendes 9- Raubwürger (Lanius excubitor). W i n t e r g a s t. — Am 10. Jänner vermute ich, von der Arlberg- straßc aus einen Raubwürger gesehen zu haben, der einen kleinen \'ogcl verfolgte. 45. Rauchschwalbe (Chelidon rustica). D u r c h z ü g 1 e r. — Die Rauchschwalbe brütete in St. Anton a. A. nicht, dagegen wahrscheinlich in St. Jakob und kam auf ihrem Durchzug früher an als die Hausschwalbe. Die erste erschien am 14. April, am 26. April um 6 Uhr abends sehe ich 2, am 28. April 2 — .\ Stück, am 1. Mai eine, am 7., 9. und 11. Mai je i bis 2. Am 15. Mai paar rustica und die letzte am 20. Mai. .\ni y. Juni sehe ich eine in St. Jakob. 46. Mehlschwalbe (Hirundo rubica). B r u t V o g e 1. — Ihr Ankunftstag war der 4. Mai, jedoch war nur eine, höchstens zwei zu sehen. Am 10. Mai möglicherweise eine gehört, am 13. Mai flogen abends i — 2 umher und am 15. Mai be- gannen ebenfalls 1 — 2 in St. Jakob Nistgelegenheiten zu suchen. Am 17. Mai eine gehört, am 19. i — 2 Stück ge.sehen, am 20. tagsüber ebenfalls, dagegen waren abends schon bei 20 Stück auf der Xest- suche? da oder wenigstens diesem Triebe folgend. .Am 21. Mai waren nur mehr 2 — 3 zu sehen. 1 — 2 Brutpaare stellte ich am 24. Mai fest. Am 2. Juni waren viele Hausschwalben, vielleicht sogar schon Junge aus den tiefer gelegenen Ortschaften hier. Um diese Zeit brüten in St. Anton ungefähr 4 — 6 Paare. Am 3. und 4. Juni waren abermals viele junge Schwalben im Dorf. Am 8. Juni abends sehe ich in St. Christoph am Arlherg (1800 m ü. d. M.) 6 — 8 Stück. Am 10. Juni Ed. Paul Tratz: Die Vogelwelt des östlichen Arlberggebietes. 97 viele urbica. Am 2j. Juni ?itzt eine kleine Gesellschaft, 12 — 15 Stück, auf der Straße und holt ,,Kot". Ich konnte aber keine zweite Brut feststellen. 47. Mauersegler (Apus apus). Gelegentlicher Besucher in St. .\nton. — Brutvo^el in St. Jakob. — In St. Jakob erschienen die ersten Segler um den 15. Mai. Die .-\nxalil der do- f im Kirchturm nistenden Paare konnte -ch zwar nicht eruieren, aber viele waren es bestimmt nicht. Auf ihren v.mi dort aus unternommenen Ausflügen, namentlich im Laufe des Juni, kamen sie bis St. Anton. Der Grund, weshalb die Segler in St. Jakob brüten, nicht aber in St. Anton, dürfte sich, abgesehen von dessen höheren Lage, wohl auch im Mangel an entsprechenden Nislgelegen- heiten dortselbst finden. 48. Kuckuck (Cuculus canorus). Brutvogel? — Der erste Kuckucksruf soll nach Aussage zweier Jäger am 3. Mai hoch vom Berg her zu hören gewesen sein. Am 28. Mai und einige Tage später soll er abermals gehört worden sein. Am 8. Juni vermute ich vom „Moostal" her einen rufen gehört zu haben und am 13. Juni früh höre ich einen im Ferwalltal. Im all- gemeinen scheint er in dieser Gegend recht selten zu rufen. Oder handelt es sich bei vorgenannten Beobachtungen bloß um Durch- zügler? *49. Kleiner Buntspecht (Drjobates mi or). Strichvogel. — Am 18. Januar schieße ich ein 3 in St. Anton von einer Birke herunter. Buntspecht (Dryobates spec. ?). ? Am 14. Jänner höre ich einen und am 27. Jänner sehe icli, vermutlich einen großen Buntspecht; vielleicht stammte ein Ende Mai gehörter Ruf gleichfalls von einem major. 50. Grünspecht (Picus viridis pinetorum). Standvogel. Am 7. Dezember hörte ich seinen Ruf. am 23. April hämmerte einer auf einer Lärche am ,,Moos" und im Juni, so am 2., wo mehrere riefen, war er öfter vom Xordhang her zu ver- nehmen. *51. Schwarzspecht (Dryocopus martius). Standvogel. -- Am 14. Jänner flog einer hoch über das Ferwalltal hin, fiel dann ein und ließ seinen Schrei hören. Am 98 Ed. Paul Tratz : Die Vogelwelt des östlichen Arlberggebietes. 31. jänmr einer bei Stiej4eiieck und an 3. Februar an der Arlherg- straße. Am 24. Mai finde icb im Fcrwalltal in einer l'^iclitc eine frische Jiöhle mit einem brütenden Weibchen und 3—4 Fiern. Das Loch der Höhle war nach Xorden i^erichtet und vom FrdlMHJen unge- fähr 6 — 7 ui hoch entfernt. Waldohreule (Asio otus). ? — Ein am 28. Februar gehörter Ruf schien mir der einer Ohreule gewesen >;u sein. 52. Waldkauz (Symium aluco). ? — Am 4. Mai hörte ich auf dem Wege zum S. C. A.-Kopf um 4 Uhr früh das „Huhu" eines Waldkauzes. 53. Steinkauz (Athene noctua). ? — Im Besitze des h'örsters Klimmer befindet sich ein präi)a- rierter .'Steinkauz, tien er vor etwa 6 Jaliren in der Nähe von St. Jakob erlegt iiat. 54. Turmfalke (Cerchneis tinnunculus). n r u t V o g e 1. — In der ganzen (hegend um St. .\nton war mir nur ein Turn\talkenpaar bekannt. Fs hatte seinen Horst wahrschein- lic!'. an einer steilen Felswand oberhalb St. Christoph m der Nähe des „Maienkopfes". Beobachtet habe ich das ;-:• dort am 18. Mai und 3. Juni. 55. Sperber (Accipiter nJsus). S t a n d V o g e 1. — Der Sperber war verhältnismäl.lig häufig zu sehen. Am 24. J-"ebruar wurde einer von Alpendohlen verfolgt. Am 23. A])ril einer nächst des Bahnhofes, ebenso in den letzten Tagen des April. Am 2. Juni stöl.U einer unterhalb St. Jakob in eine Hecke hinein, um bald darauf wieder ilavonzufliegcn. .\m 10. Juni verfolgt ein Six;rber eine Mehlschwalbe. .\m 12., 13., 17.. und 21. Juni ist je einer dieser kleinen Sirauchritter im Dorf St. .\nton, \\(ihl aesclieiden gefärbt", vermutlich das Weibchen. Em zv.eitos Stück, das auf der Arve andauernd lockte, konnte ich nicht erblicken. Die Vögel dürften ihre Jungen in der nächsten Nähe gehabt haben, da ich ihnen offenbar ein Dorn im Auge war. Auch in 1600 m Höhe traf ich im Juli 1912 die Art im Krummholz an. Prunella coUaris (L.) Alpenbraunelle. \'on diesem mir sehr sympathischen \'ogel sagt Reiser so treff- lich in der Urnis Balcanica H. Bd.. p. 57: „Dieselbe besitzt eine ausgesprochene \'orliebe, sich immer die höchsten Kämme und Kuppen der Gebirge zum Sommerwohnsitz auszuwählen und wird daher oft übersehen, wenn von dem Beobachter eben nicht die Kammhöhe oder die Spitze des Gebirges erreicht werden." Diesen Ausspruch Reisers habe ich überall bestätigt gefunden, wo ich nach diesem \'ogel suchte, sowohl in Tir(.)l ( Innsbrucker Nordecke, Stripsenjoch bei St. Johann i. T.), Kärnten ( Hochobir und übrige Karawanken), als auch in Corsica. Bei Obertauern wird man die Art im Sommer vergeblich in der näheren Umgebung von Wisenegg suchen. Wenn man aber am Grünwald-see vorbei zur Seekaarspitze steigt, trifft man beim See und weiter hinauf schnell mit ihr zusammen. Diese Vögel durch- kriechen die Gesteinstrümmerfelder in den Kaaren, um Insekten oder Tausendfüßler zu suchen *). Bei einem schauerlichen Gewitter, *) In Corsica fand ich bei ber Magenuntersuchung zahlreiche Steinkriecher (Lithobius) vor ungefähr 2200 m Höhe. i08 Prof. Dr. G. Schiebet: Die Vögel von Obertauern (Salzburg). das mich am 27. Juli 1913 auf der Seekaarspitze plötzlich über- raschte, beobachtete ich, daß sich die vorher imi die Spitze des Berges rege sich tummelnden Alpenbraunellen, furchtsam unter Steine und in enge Felsspalten verkrochen. Ivnde Juli 1912 waren beim Grünwaldsce Alte mit Jungen. Am 26. Juli 1913 aber sah ich beim Wildensee bloß 1 Stück, von da aufwärts zunächst nur höchst vereinzelte Stücke, aber oben auf der Spitze (,,Pleiß!ingkeil") in 2500 m Höhe gab es plcilzlicli sehr viele, auch flügge Junge. Sylvia curruca (L.) Zaungrasmücke. Genau so wie ich in Tirol (etwa ..Kaisersimlc" bei Hall) diese Art hoch oben im Krummholzgelände angetroffen hatte, so war sie auch bei \\ isenegg ziemlich häufig und Ende Juli in der Mauser. Ihr Revier ist bi.s zur Höhe von rund 2000 m. Acrocephalus palustris (Beclist.) Sumpfrohrsänger. Am 6. September 1912 überreichte mir Frau Sektionschef Wurmb ein Stück dieser Art lebend. Der \'ogel war flugunfähig, offenbar während des Zuges in der Nacht \oni 5. zum 6. Sept. ver- unglückt und wurde am Morgen beim Hotel gefunden. Heim Präpa- rieren des bald darauf verendeten \ ogels, der sich als Männchen ciwies, stellte ich eine leichte Beschädigung an der Stirn fest (blut- unterlaufen), wo auch einige Federn fehlten. \ ermutlich hat sich der Vogel an der Telegraiihenleitung angv;.stoßen. Cinclus cinclus meridionalis Brehni. Bachamsel. An den Bächen um die Tauernhöhe hält sich die Bachamsel nicht selten auf, in Höhen von 1600 — 1700 m. Ich sah dort auch ein Jugendkleid im Juli 1912 sehr nahe, da ich mich im Krummholz durch Legeföhrcn und Alpenrosen gut gedeckt, bis etwa 2 ni nähern konnte. Turdus torquatus alpestris (Brehm). Alpenringdrossel. Dieser Charaktervogel der Hochalpenregion ist im Krummholz- gclände um W'isenegg so außerordentlich häufig, daß ich es unter- lassen kann, die vielen Datumsangaben meines Tagebuches besonders zu nennen. Man trifft e^en jeden Tag und überall, wo Krummholz- dickichte sind, mit der Ringdrossel zusammen. Am zahlreichsten ist sie bei der Feiseralm und östlich ober dem Hotel, dort, wo die Lege- föhrendickichte an sumpfige Wiesen grenzen. Am leichtesten sieht man sie zeitlich morgens bei Sonnenaufgang, da diese X'ögel damals gesellschaftlich am Rand der Krummholzdickichte Nahrung nac'i Prof. Dr. G. Schiebe! : Die Vögel von Obertaueni (Salzburg). 109 Art unserer Amseln suchen. Ende Juli gibt es viele im Jugendge- fieder und dies ist auch die Zeit der Mauser. Die Vögel sind ziemlich scheu. Ein am 31. Juli 1914 erlegtes altes Männchen (das gerade gesun- gen hatte), befindet sich in voller Mauser. Man kann an dem Balg viel lernen. Man sieht deutlich, daß der MauserN-organg nach dem Gesetz der „posteroanteriorcn" Entwicklung fortschreitet, d. h. von rückwärts nach vorn. Der Schwanz ist ganz frisch vermausert (jedoch noch nicht ganz ausgewachsen), der Rücken ebenfalls, am Ober- rücken gegen den Hals ist die Grenze. Hals und Kopf sind noch völlig unvermausert, stark abgerieben, daher Ijraun schimmernd. An der Unterseite ist vom Schwanz her alles frisch vermausert bis zum weißen Halsring, der noch ganz unvermausert, abgerieben ist ebenso wie die abgeriebene Kehle. Saxicola oenanthe (L.) Grauer Steinschmätzer. Ende Juli 1912 fand ich in dem von großen und kleinen Stein- blücken übersäten schwer begehbaren Gelände um den tjrünwaldsee, also in einer Höhe von rund igoo — 2000 m mehrere graue Stein- .schmätzer u. zw. .Alte mit tlüggen Jungen, die alle ziemlich scheu waren. 1913 fand icli jedoch an derselben .Stelle kein einziges Stück \or. Ani der hohen Wand (Plcißlingkeil) sah ich keine. In den österreichischen Alpen lernte ich den Steinschmätzer ausschließlich als Bewohner der baumlosen hochalpinen Region (gegen 2000 m) kennen, z. B. in Kärnten am Hochobir in einer Höhe von rund 2000 m am 14. Juli lyir lauter liraune Stücke. Erithacus titys (L.) Hausrotschvanz. Der Hausrötling ist um Wisenegg nicht selten, am Cjrünwaldsee sah ich Ende Juli 1912 viele }'ärchcn auch mit Jungen, die .\lten alle im caiVii-Kleid ; an einer anderen Stelle auch ein schwarzes Männchen, .\nfangs September 1912 waren, als eine hohe Schnee- lage uns in Wisenegg gefangen liiclt. in der Nähe des Hotels viele schon vermauserte graue Stücke zu sehen. An dieser Stelle möchte ich erwähnen, daß ich, obwohl ich den Hausrotschwanz in verschie- denen Teilen unserer Alpen anzutreffen Gelegenheit hatte (besonders in Tirol), die Beobachtung machen konnte, daß tatsächlich in ' unvergleichlich mehr graue als schwarze Männchen zu finden sind (gemeint sind selbstredend nur die Alten), ."^clnvarze dagegen sind die gewöhnliche Erscheinung in der Talsohle. a 110 \V. Bacmeister : In welche Nesterlegen wurttemb. Kuckucke ihre Eier? Mögen solche ( )rnithologen, die selbst nie die Gipfel unserer Alpen betreten haben, sondern sie nur vi im Hörensagen oder von Abliildunj^'en her kennen, von der Stube aus noch so sehr darüber wettern und lachen und mich geringsciiätzig beurteilen, ich kann nach I5jähriger Beobachtung getrost behaupten: In der kahlen hoch- alpinen Region (über der Baumgrenze) unserer Alpen sind die alten Hausrotschwanzmännchen zum größten Teil grau, nur selten schwarz, wahrend sie in der Talsohle und im ebenen Machlantl der Tiefländer größtenteils schwarz und nur >elten grau sind. Dies läßt sich einfach so erklären, daß die Fortentwicklung zum schwarzen Kleid im Hochgebirge mehr gchenunl wird als unten, so daß sie dort oben anscheinend erst in späterem Alter so aussehen wie ander- wärts meist sclion im zweiten Lebensjahr. Erithacus rubeculus (L.) Rotkehlchen. Das Rotkehlchen kommt meist in den feuchten Uebergangs- wäklchen an der Baumgrenze vor. seltener im Krummholz, z. B. bei der Stockalm. Am 6. Sept. 1912 war die Art zahlreich auf dem Weg zwisclien Tweng (1233 m) und ( )liciiauern, wcjhl auf dem Zuge. Im Schnee lag ein Stück tut neben der Straße. In welche Nester legen die württeuibergischen Kuckucke hauptsächlich ihre Eier? von Walther Bacmeister. Bevor der in der tMjerschrift gestellten Frage näher getreten wird, ist die andere Frage zu beantworten : bevorzugen die Kuckucke einer bestimmten geographisch abgegrenzten Gegend überhaupt eine besondere Vogelart dieser Gegend? Oder legen nicht viehnehr die Kuckucksweibchen ihre Eier eben einfach in die Nester von Vögeln. die sie erfahrungsgemäß mit ihren lüern beglücken, ohne eine be- sondere Vorliebe für bestimmte Arten an i\cn Tag zu legen? Ein nur flüchtiger Blick in das Schrifttum zeigt, daß in der Tat mehrere Forscher sich dahin aussprechen, daß die Kuckuckswcibchen ein- zelner Gegenden bestimmten Vogelarten hauptsächlich und mit \"or- liebe ihre Eier zum Ausbrüten überlassen. W. Bacmeister : In welche Nester legen die württemb. Kuckucke ihre Eier? 111 J. F. Naumann sagt in seiner NaUir,L;cbchichte der \'ögel Mitteleuropas" (Neue Auflage Bd. 4, S. 403) : ,,hi der hiesigen Gegend (Ziebigk in Anhalt) habe ich sein l-'.i oder junges gewöhnlich in den Nestern der MotaciUa alba und Sylz'ia siiiiplex, viel seltener in denen von S. currnca und .V. syh'ia oder in denen des Zaunkönigs oder der gelben Bachstelze gefunden, aber warum mag er sein Ei so selten in das Nest der hier sehr gemeinen Sylvia africapüla legen, die doch auch eine echte Grasmücke ist. deren Fortptlanzungsw-eisc der der Gartengrasmücke so ganz erstaunhch iUmlich ist und deren Lebensart so wenig von der dieser abweicht? Die Nester derselben wären ebenso leicht und wegen der größeren Anzahl noch viel leichter aufzufinden : woher nun dieser Widerwille? — Auch Hipolais philomela nistet hier aulk-rordentlich häufig und 7^. phoeni- curiis ist gemein, in deren Nester er sein Ei auch unterbringen soll ; aber mein ^'ater und ich haben nie eins in den Nestern dieser Vögel gefunden." Diesen Angaben fügt a. a. O. E. R c y, der in der Neu- ausgabe des Naumann den Abschnitt über Cuciihis canorus be- arbeitet hat, p. 404 hinzu : ,,\Vie für die Gegend von Leipzig der rot- rückige Würger, so ist in Finnland das Gartenrotschwänzchen der am häufigsten in .\nspruch genommene Brutvogel für das Kuckucksei." Während also in Finland der Gartenrotschwanz vom Kuckuck hauptsächlich bevorzugt wird, haben in der Gegend von Ziebigk die Kuckucke das Nest desselben dort gemeinen \'ogels beständig gemieden. Wie verhält es sich nun mit den württembergischen Kuckucken? Läßt sich auch bei ihnen eine bestimmte Neigung feststellen, ihre Eier mit Vorliebe einer bestimmten Vogelart zum Ausbrüten zu überlassen oder legen sie ihre Eier wahllos bald in dieses, bald in jenes Nest der überhaupt als ISrut- und Pflegeeltern in Betracht kommenden Arten ? Schon früher fiel mir bei der Durchsicht der ,, Zugänge" zur Sammlung der \'ögel des \'ereines für vaterländische Naturkunde in Württemberg auf, daß wiederholt das über ganz Württemberg verbreitete, häufig vorkommende und zuweilen überwinternde Rot- kehlchen {Erithacus nibcciila L.)a\s Brut- und Pflegeeltern des Gauchs eine Rolle spielte. Demzufolge wandte ich mich an den Konservator der zoologischen Sammlung des Vereines, Herrn Ober- studienrat Dr. L a m p e r t in Stuttgart, mit der Bitte um eine Auf- stellung einer Liste der Kuckuck^eier des \'ereines. In freundlicher 1 12 W. Bacmeister: In welche Nester legen die würitemb. Kuckucke ihre Eier? Weise kam der Genannte meinem Wunsche nadi und übersandte mir folgende T.iste : Je (in Kuckucksei ist vorhanden: '■" ^?,'^^* von Fundort eingeliefert von am 5 Eier Erithacus rubecula I-. Stuttgart Dr. Jal. HofTmann 4. 8. 1870 5 . . . Kaltental O./A. Stuttgart Zitzmann 16.5.187" > > Stadtwald Schorndorf Eeallehr. LSrcbner 4 6. 1877 Motacilla alba L. Sillenbroch im Scbönbtuch ^^''^^j^'^^^^^'"^ 1377 Erithacus rubecula L. ^Z^faT'BlIubSr^a ^"'"^-^- '^-- '■ '■ ^^«« Bruderhof, b. Hohentwlel^^'-'^^jj^;/-"*'- 2. 6. 1881 . . Schuasenried, 0. A.Valdsee Oberförster Frank Sommer 1881 _ . , Eey. -Forst. Keller ,, . ,„.„ Dorzbach Rovier-Förster ^'^' ^^^^ , . Oiengen a/Br. Schwendtner 4. 6. 1884 laringen 0. A. Blau- Eevier-Amt beuren Blaubeuren Würltembcrg Dr Jnl. Hoffmann Bermaringen 0. A. Blau- Eevier-Amt „ , „ beuren Blaubeuren -^i-o-isöa * * * sämtliche Sylvia atricapilla > » Hypolais icterina Vieill. > » gestiftet ' * im Jahre 1893 Phylloscopus trochilus L. Accentor modularis L. Anthus trivialis L. » » Acanthis cannabina L. > » Die einzelnen Fundorte der Kuckuckseier der Hoffmann'schen Samnilun.sf sind nicht angegeben. — Endlich ist noch in der württeni- bergischen Saniiiilung in Stuttgart ein Xest von Erithacus rubecula mit darin ausgebrütetem jungen Kuckuck, gestiftet von Revierförster Pfizenmaicr in Bebenhausen im Schönbuch aus deni Ende der 6oer Jahre des vorigen Jahrhunderts. In den von ]~ r e i h e r r n Richard von König- W a r t b a u s e n in den Jahresheften des Vereines für vaterlän- dische Naturkund'" in Württemberg veröfTentlicbten naturwissen- schaftlichen Jahicsberichte aus Württemlx'rg finden sicli folgende Angaben : Oberförster Fridolin traf im Besizheimer Wald am 4. Juni 1888 einen jüngeren Kuckuck im Neste eines Rotkehlchens, das in eine Brunnenleilung gebaut hatte (Jahreshefte 1890 p. 141). — -^m W. Bacmeister : In welche Nester legen die wiirttemb. Kuckucke ihre Eier ? 1 13 27. Mai 1889 wurde ein juni^er Kuckuck in einer mit Epheu bewach- icnen Mauer des SchloBgartens in Eybach, (). A. Geislingen, in einem Rotkehlchennest entdeckt und am 6. Juni in den Käfig gebracht. Später ließ man den erwachsenen \'ogel fliegen. (Jahreshefte 1891 p. 180). — .Am 14. April 1890 erstmals rufend Schussenried ; Nest- hocker aus einer Rotkchlchenbrut aufgezogen und dann frei gelas- sen. Jahreshefte 1892. p. 184). Nach einer handschriftlichen Aufzeiclinimg des Frhr. R. von König- Warthausen nahm Lehrer Ziegler in Röhrwangen (O. A. F.iberach) einen Kuckuck Mitte Juni 1867 aus einem Rotkehlchen- nest und zog ihn auf. In der Eiersanmilung des Robert Mayer-Museums in Heil- bronn a. N.. die in jüngster Zeit von Sanitätsrat Dr. W" i i d daselbst aufgestellt wurde und in der Hauptsache aus dessen Samm- lung und derjenigen des K o m m e r z i e n r a t s L. Link in Heil- bronn sich zusammensetzt, befinden sich atis dem Ende des vorigen Jahrhunderts vier Gelege mit je einem Kuckucksei. Drei davon sind Rotkehlchengelege, eines rührt von der Gartengrasmücke her. Alle wurden im Württemberg' sehen Unterlande gefunden. Eines dieser Gelege stammt aus der Sammlung des württembergischen Oologen W i 1 h e 1 m T' a u 1 1 e n in Ü h r i n g e n. Dieser erfahrene Kenner teilte mir mit, daß unter den in seiner Sammlung befind- lichen elf württembergischen Kuckuckseiern nicht weniger als 8 dem Neste des Rotkehlchens entnommen waren. Sieben Kuckuckseier hat er selbst in den Jahren 1867 — 1880 im württembergischen Unterlande eingesammelt. A'on diesen rührten aus dem Neste des Rotkehlchens 4 Stück (mit zweimal 7 und je einmal 3 und 4 Stück Nesteiern), je eins aus dem Neste des Zaunkönigs (ohne Nesteier), der Gartengrasmücke (4 Nesteier) und des Großen Würgers (Laniiis e.vcubitor) (mit 4 Nesteiern) her. Das dem Würgerneste entnommene Ei war , .ausnahmslos schön rot und hatte braun- schwarze Punkte und Flecken". Aus der neuesten Zeit wäre noch zu erwähnen, daß nach einer Mitteilimg von Herrn K o m m e r z i e n r a t Link in Heil- bronn am 30. \'T. 1912 bei Flein, O. A. Heilbronn, ein junger Kuckuck im Neste des Rotkehlchens gefunden und hernach aufge- zogen wurde. Ich selbst habe am 10. VL 1914 einen jungen etwa 10 Tage alten Kuckuck im Neste des Waldlaubsängers (Phylloscopiis 1 14 W. Bacmeister : In welche Nester legen die württemb. Kuckucke ihre Eier ? sibiliilor ( Mchst. ) auf dem Waßbcrg ht'i I U-illjiDiin gefunden. Zwei lücr des Bnilvtigels lagen unbeschädigt vor dem Neste. In der großen Eiersatnnilung des Freiherrn R. von König- \\ a r t h a u s e n befinden sich aus Württemberg folgende Kuckuckseicr ; 1)1 St. mit4 (frischen) von £A/f/!flfüsruöccu/a von Feuertaoh.O. A.Stuttgart, v. 8. 5.1850 2)1 St. mit 2 (frischen) v Sylvia simplex t. Qärtringen, 0. A. Herrenberg, t. U. 6. 1850 3) 1 St. mit 2 von Sylvia curruca von „ „ „ v. 18. 6, 1850 4) 2 St. (eines faul, das andere bebrütet) mit 4 bebrüteten v. Erithacus rubecula v. Aich, 0. A. Nürtingen, v. 20. 6. 1851. 5) 1 St. niit;4 (frischen) v. Erithacus rubecula v. Wangen, 0. A Göppingen v. 14. 5. 1852 6)1 St. schwach (bebrütet) mit 2 höchst bebrüteten V. Sylvia currucav. Wangen v 1.6. 1858 7)lSt. (hoohbebrütet) mit 2 hocbbebrüteten V. Erithacus rubecula^. Oirtringen, O.A Her- renberg, V. 22. 5. 1854. 8) 1 St. aus dem Neste v. Erithacus rubecula v. Oärtringen, 0. A. Herrenberg v. 15. 6. 1854 9)1 St, ausdem verlass. leer. Nest v. Erith. rubecula^. "W&ngen, O.A. Qöppingenv.22.5. 1855 10) 1 St. (schwach bebrütet) mit 2 T. Accenior morfu/ans v. Hohenheim 0. A. Stuttgart, V. 5. 6. 1855. 11) 1. St. (schwach bebrüt.) m. 3.v. Acccntur modularis v. Plieningen. 0. A. Stuttgart V. 15. 6. 1855 12) 1 (bebrüt.) mit 2 v. Sylviasylvia v. Wangen, 0. A. Qöppirjen v. Jahre 1855 13) 1 St. mit 4 weit stärker bebrüt. V. P/i>7/oscopus rufus v. Thalheim. 0. A. Heilbronn V.21. 5. 1S56 14)1 St. mit4T. Troglodytestroglodytesr.liiaXhHm.i}. A. Heiltronn, ans dem Jahre. Aus dieser licdcutungsvolkn Zusammenstellung ergibt sich, dal.l von 15 Kuckuckscicrn 7 dem .N'cste des Rotkehlchens, je 2 dem der Hcckenbraunclle und der Zaungrasmücke und je eines dem Gelege der (Jartcn- und Dorngrasniücke, des Weidenlaubsängers und des Zaunkönigs entnommen worden waren. Erwähnt möge noch v.erden — ohne des näheren auf die wissenschaftlich abgeschlossene J'rage von der Gleichartigkeit der Abweichung der Kuckuckseier hinsicht- lich denen des Krutvogels einzugehen — . daß von diesen 13 Kuckuckseiern elf eine entschiedene Abweichung von denjenigen der Nestgeschwister, drei (Ziffer 12 — 14) eine wenn auch noch so entfernte Beziehung zur äußeren Erscheinung der Eier der Pflege- eltern aufweisen und nur eines (Ziffer 1 ) in Übereinstimmung mit den Nestern sich befindet. Aus dem bisher Ausgefülnteu ergibt sich, daß die w u r t l c lu- 1) e r g i s c h e n K u c k u c k i' eine besondere \' o r 1 i e b e f ü r d a s R o t k e h 1 c h e n h a 1) e n u n d daß dieses für a n n ä h e r n il zwei Drittel tl c r schwäbische n Kuckucke die 1' f 1 c g e e 1 t e r n a b g i b t. Derselben Bevor- W. Bacmeister: In welche Nesterlegen die wiirttemb. Kuckucke ihre Eier? 115 zugung erfreut sich nach C a p e k das niedliche Rotbriistcheii in Mähren. Ein ganz anderes, aber ebenso eigenartiges Bild als die Liste der vrin König- Warthausen'schen Sammlung ergibt eine von der Hand des bekannten Xaturforschers Rudolf Blasius unter dem Ausfertigungstag ..Braunschweig 8. 3. 1876" herrührende Zusam- menstellung, deren Einsicht ich der Freundlichkeit des Barons Fritz von König- Wart hausen verdanke. In dieser wer- den 17 Kuckuckseier mit .-Xngabe der Anzahl der Nester, der Zeit und des Ortes des Fundes nebst Bemerkungen über die Färbung aufgezählt. R. Blasius bemerkt am Ende der Liste, sämtliche Kuckuckseier seien von ihm. seinem \'ater und Bruder persönlich in der näheren l'mgebung Braunschweigs gesammelt oder ihnen von ganz sicheren Gewährsmännern Ende der fünfziger oder Anfang der secliziger Jahre des vorigen Jahrhunderts übergeben worden. Hienach haben die Braunschweiger Kuckucke in 6 Fällen ihre Eier in das Nest von Calamoherpe arundinacca, 4mal in das von Mota- cilla alba gelegt und je einmal ihr Ei in das Gelege von Calamoherpe phragmitis. Cal. turdoides, Sylvia syh'ia, Phylloscopus rnfus, Alauda arvcnsis. ..Pratincola rubctra" (^ Erithacus rubeculus (],.) und Laiiins collnrio eingeschmuggelt. Ganz ähnlich ist das \'erhältnis nach einer mir ebenfalls in der L'rschrift vorliegenden, von F"rh. Fritz von König-Warthansen zur Einsicht überlassenen Liste von Adolf Nehrkorn vom i . II. 1876, von dessen bei Riddagshausen in Braunschweig Hlnde der sechziger und Anfang der siebziger Jahre des vergangenen Jahr- hunderts gesammeften Knckuckseiern. Die.ser erhielt aus den Nestern von Calamoherpe arundinacea 5, von C'(7/. piirati^initis und Motacilla alba je 2. von Sylvia sylvia. Motacilla flava und Sylvia hortensis je ein Kuckucksei. Doch genug! Mit den soeben mitgeteilten Ergebnissen der Sammeltätigkeit der (^rnithologen R. Blasius und .■\. Nehrkorn kehre ich zum Ausgang meiner .'\usfuhrungcn zurück. .\uch die Listen dieser gewiegten Kenner erweisen die Richtigkeit des Satzes, daß in geographisch bestimmten Gegenden die Kuckucke besondere Arten von Pflegeeltern bei der Eiablage bevorzugen. 116 Hptm. F.Rohacek: Ubersichtüber die Brutvögel der Bocche di Cattaro. Übersicht über die BruhöJiel der Bocche di Cattaro. Von Hauptmann Franz Rohäcek. l'.iii lüclirjahriger Aufenthall in der Bocche di Cattaro, sowie meine \ orlielie für OmitlHilo.t,ne und Oologie lassen es mijch als berechtigt erscheinen, riickblickend Interessenten in diesem Ar- tikel eine knappe Skizze über die dort anzutreffenden Brutvögel zu geben. Ich niiiH mich so kurz als möglich fassen, zunächst. '.veil CS mir an Zeit mangelt und des weiteren, weil ich mein gesammeltes Material nicht zur Hand habe und deswegen eine aus- füJiriiche Behandhing der gesamten Öniis der Bocche mir für spätere Zeiten vorliehalle. \iji ausschicken muß ich nocli. daß ich unter Bocche di Cattaro im ernithologischen Sinne nicht den durch die Reichsgrenzen abge- steckten Kaum meine, sondern jenes Gebiet, das durch seine Glie- derung als zusammengehörig erkannt werden muß : somit sind auch initenihczügen die die innerste Bocche umschließenden Gebirgsstöcke der Krivosije bis zum 1 .ovccngebiet. Somit gehe ich meine Beobachtungen wie folgt : 1. Turdus viscivorus L. Xui- einmal auf 1200 in gegen l-'.nde Juni ein N'est mit Jungen 8 m auf einer Buche gefunden. 2. Turdus phllomelos Br. Mehrfach zur Brutzeit beobachtet, nichtsdestoweniger sehr rarer linitvogel über 500 m. Nur einmal ein schon stark angebrütetes Ge- lege gefunden. 3. Turdus merula L. Häufiger Urutvogel in allen T.agen, wenn nur einige Büsche vorhanden. .So fand ich ein Nest kaum 2 .Spannen überm Boden in einer J-'elsnische, schlecht von einem kaum kniehohen Wacholder- busch verdeckt : freilich noch der beste Platz weit umher, mitten zwischen Salbei und Felsblöcken. 4. Monticola saxatilis L. .\n ihm zusagenden Boden, manchmal nicht gerade selten, um und über 1000 m. Hptm. F. Rohäcek: Übersicht über die Brutvögel der Bocche di Cattaro 117 5. Monticola cyanus L. \'on der Meeresküste bis 1400 ni sind die Brutpaare stellenweise ziemlich nahe beisammen zu finden. 6. Saxicola oenanthe L. 7. Saxicola stapazina (L.) J „ . , Saxicola hispanica hispanica (L.) 8. Saxicola rufescens (L.) | I.etzterc beide auch in ihren Nebenformen von der Küste bis zirka 1000 m. Pratincola rubetra dalmatica Kollibay, der in Süddalmatien vorkommen soll, konnte ich im ganzen Gebiet nicht auffinden, da l'.eide Pratincola nur zur Zugzeir, rcsp. hin und wieder im Winter hier anzutreffen sind. 9. Erithacus luscinia (L.) Bis 400 m, manchmal direkte gemeiner Mrutvogel. 10. Erithacus rubecula (L.) Traf ihn an n-anchen Stellen über 900 m allenthalben an, um ihn an anderen ebenso guten ganz zu vermissen. 11. Erithacus titys (L.) Ab 500 m bis zu den höchsten Spitzen, um 1000 m am häufig- sten. Hier aubgesprochener Felsbewohner, wird er nur noch von Siita lu'iunaycr übertroffen und kommt deshalb selbst im wildesten, fast jeder \'egetation barem Karste noch häufig genug vor und dann merkwürdiger Weise besonders zahlreich in der sog. C"öj>u'-Form. ■weswegen ich mich der Ansicht zuneige, daß Vögel aus solchen mise- ren Gegenden länger ihr Jugendkleid beibehalten mögen. 12. Sylvia nisoria Bechst. Nur einmal 2 Jungvögel in 500 m erlegt. 13. Sylvia orphea Gm.- hortensis auct. Ich traf sie am häufigsten um 500 ni, ohne dabei zu zahlreich zu sein. 14. Sylvia melanocephala (Gm.) Bis 400 m guter Brutvogel. 15. Sylvia atricapilla (L.) Entdeckte nur einmal durch Zufall ein Nest. .Auch sonst zur Brutzeit nur als große Seltenheit beobachtet. 118 llptm. F. Rohäcek: Übersicht über die Brutvögel der Bocche di Cattaro. 16. Sylvia communis Lath. Häufig in allen Lagen. 17. Sylva curruca (L.) 'J'raf sie uiid da nui- sparsam um Soa- looo ni. 18. Sylvia subalpina Temm. }5is 500 m die häufitr.ste der rirasniückcn. 19. Agrobates galactodes familiaris (Mernt^tr). Beobachtete .sie als sehr seltenen Hrntvogel in m, in Höhlen meist kolo- iiienweisc nicht zu selten, aber auch nur zu 2 — 3 Paaren beisammen brütend gefunden. 60. Oarrulus glandarius (L). Ab 400 m und da im allgemeinen selten. 61. Pica pica (L). Ich fand nur einmal ein Gelege zu 4 Stück. Der Horst stand auf einer Buche ca. 12 m hoch, fernab von allen menschlichen An- siedelungen, auf ungefähr 1000 m Seehöhe. 62. Colaeus monedula (L). Nachdem ich sie im Sommer erlegte und beobachtete, so ver- mute ich sie als sehr raren Brutvogel. 63. Corvus cornix L. J'".rst um 1000 m stellenweise nicht seltener Brutvogel. 64. Corvus corax L. Ich sah ihn horsten kaum 20 m über der Brandung im Fels der Steilküste bis hinauf zu den wetterzerzausten Buchen der höchsten Bergspitzen und doch sind die der tieferen Lagen so ganz grundver- schieden in ihrem ganzen Benehmen gegen den einsamen, unver- träglichen Bewohner der Höhen : denn, wie schon angedeutet, duldet der Kolkrabe des Hochlandes nie und nimmer das Kindringen eines anderen seiner .\rt, während der in den tieferen Lagen zu allen Zeiten, wenn .-UH-h zufällig allein oder i^aarweise heute, so doch Hptm. F. Rohäcek: Übersicht über die Brutvögel der Bocche di Cattaro. l23 i^clsnii lUurgen wieder mit 20 — 30 Seinesgleichen ohne Zank und Hader l'elder und W'eidegründe oder den Seestrand u. dgl. nacli l'"ntter absucht. 65. Lanius Senator L. Derzeit immer seltener werdender I^rutvogel, den eben 66. Lanius collurio L. immer mehr unil melir verdrängt, um selbst au Zahl zuzunehmen. .Sij brüteten an mehreren mir bekannten Stellen noch im Jahre 1908 nur Senator, aber schon im Jahre 1910 beobachtete ich ein merkliches Schwinden desselben und ein \'ordringen des collurio. bis 1913 an keinen dieser Stellen mehr der erstgenannte anzutretifen war, sondern eben nur collurio. der den .'icimtor es nur mehr gönnt, sehr selten und in weit von einander getrennten Paaren zu brüten. 67. Lanius minor Gm. Nur einmal ein (ielege von ihm gefunden, auch sonst fast nie beobachtet. 68. Muscicapa grisola L. In allen Lagen und an manchen Stellen gemeiner Brutvogel. 69. Hirundo rustica L. Dort, wo sie geeignete Gebäude zur Anlage ihres Nestes iimlet. gerade auch nicht zu häufig. Kannte zwei Ortschaften, wo ich die rotbäuchige, an savignü erinnernde Varietät nicht selten brütend antraf. 70. Hirundo rufula Temm. Beobachtete im Jahre igte durch den ganzen Juni und Juli fast täglich ein Pärchen und vermute dieshalb, daß sie denn doch, wenn auch selten, in der Zone der Strand felsen nisten. 71. Chelldonaria urbica (L.) Ist die häufigste Schwalbe und geht auch bedeutend höher ins Gebirge als H. rustica. Diese fand ich an der Seeküste an aufgelas- senen Kalköfcn brüten. 72. Riparia rupestrls (Scop.) Ohwijhl sie hier nicht gerade selten auftritt, so habe ich denn doch nur zweimal ihr Brüten mit Sicherheit feststellen können. In beiden Fällen waren es nur wenige, drei bis vier l^aare, die ihre 124 Hptm. F. Rohäcek : Übersicht über die Brutvögel der Bocche di Cattaro. Nester so angebracht hatten, daß es ein Ding der Unmöglichkeit war, sie zu erreichen. 73. Apus apus (L.) Dieser von mir liier nur in der nächsten Nähe der Küste mit \'orliebe brütend angetroffene \ ogel scheint im Zunehmen begriffen zu sein, denn ich fand mehrere Orte, die früher nur vcm Sperlingen be- setzt gehalten wurden oder gänzlich unbenutzt standen, plötzlich von ihm besetzt vor. \'ielleicht mag dieses Vordringen der Grund des gänzlichen Wjschwindens als Brutvogel des früher hier an mehreren Stellen brütenden Apus iiwlba sein ; denn mir ist kein Ort mehr bekannt, den ich mit .Sicherheit als Brutort für ihn angeben könnte. 74. Apus murinus (Br.) Ich kenne nur drei Höhlen an der Seekü.ste. in denen sie mit Afius iipits gemeinsam, aber nicht bunt durcheinander, sondern immer nehrtre Pärchen derselben Gattung enger beisammen, nisten, ergo nicht, wie Hartert für Spanien angibt, in getrennten Flügen leben, wo sie sich doch beim Brüten noch mehr absondern müßten. Des weiteren habe ich sie bei ihren bekannten Neckereien und l-'lug- spielen sowohl wie beim ordnungsmäßigen Insektenfang gemeinsam miteinander angetroffen und schoß derer auch weitab von ihren Brut- kolonien aus Flügen von .Ipiis apus. — Im allgemeinen kommt unirinus allerdings früher an als Apus apus und zieht auch bedeu- tend .-])äter ab. .'^o fand ich in den Kolonien am 20. August noch nicht flügge Junge vor, während der schwarze Segler schon längst mit seinen Jungen weis wo herumzigeunerf. — Am 13. Sept. waren die Kolonien noch immer von einzelnen S';iicken des A. a. muriuus besetz-t. 75. Caprimulgus europaeus L. üb es sich hiebei nicht etwa um C. eur. nieridionalis Harten gehandelt iiai. ka'm ich nicht angeben, da ich nur ein Gelege fand, ohne den Vogel selbst damals genauer bestimmen zu können. Merops apiaster L. der seinerzeit in der Zupa brütete, hat seine Brutkolonie ver- lassen. 76. Alcedo ispida L. Ein Gelege zu finden, gelang mir gar nicht, da ich aber den Eis- vogel auch des Sommers über und zwar vornehmlich an der Küste Hptm. F. Rohäcek: Übersicht über die Brutvögel der Bocche di Cattaro. 125 gegen die offene See beobachtete, so liake ich ihn für einen sehenen Brutvogel. 77. Cuculus canorus L. Als Brutvogel nach seiner .Vii in allen Lagen anzutreffen, war und ist er einer jener ^ ögel, die mein stetes Interesse waciizuhalten vermögen und dennoch bin ich derzeit nicht in der Lage, mit einem halbwegs abschließenden Urteil über ihn mit mir fertig zu werden. Denn die in der Bocche durch die Bodenkonfiguralion und der sie bedeckenden \'egetation gegebenen Gegensätze und Übergänge be- dingen in dem Betragen und der Lebensweise ein und derselben Gattung manchmal große A'erschiedenhciten, wie ich ein Beispiel be- reits beim Kolkraben gab. Mein seinerzeitiger Artikel im ,,Ornith. Jahrbuch", Jahrgang XX\'II, p. 134, behält seine Richtigkeit nur für jene Gebiete bei, wo üppigste Vegetation in entsprechender Gruppierung den Kleinvögeln und speziell den Sylviden ein masscnliaftcs \orkommen und gutes Gedeihen zusichert und wieder ganz anderen \"erhältnissen sieht sich der Kuckuck in den felsigen, wenig Plianzenwuchs aufweisenden und daher nur spärlich von der \ ogelwclt besetzten (jebieten des Hochkarstes gegenübergestellt. Zwar habe ich genug diesbezügliches Material gesammelt, das zu behandeln ein Kapitel für sich bedeuten würde. Dabei wäre un- bedingt notwendig, so dieses Anspruch auf Wert machen wollte, genauere Daten über alles, so auch über die Zieheltern des hierortigen Kuckucks zu geben, was mir aber derzeit der A'erhältniss wegen, unmöglich ist. Vm mir letztere l-'ragen leichter zu gestalten, erkor ich mir seinerzeit einige hoffnungserweckende Burschen, die ich, so sie mir nur etwas halbwegs Brauchbares überbrachten, gut lielohnte ; doch, weh', die Geister, die ich rief, ward ich nun nicht los, denn von allen Ecken her erhielt ich gegen Tabak, Schnaps und Geld, was nur mit einem \'ogelei eine entfernte Ähnlichkeit besaß und hatte damals eben Mühe geiuig, all' dies nur zu präparieren und für eine spätere Bearbeitung so zu verstauen, daß nacliher noch etwas Vernünftiges aus dem Wust zu stampfen wäre. Für heute mag somit genügen, daß ich den Kuckuck noch über- all antraf, wo Kleinvögel brüten, vom ruppigsten Bosko an bis hinauf zur trostlosesten Felswildnis. 78. Jynx torquilla L. Bis 500 m sparsamer Brutvogel. i26 Hptm. F. Rohääek: Übersicht über die Brutvögel derBocchedi Cattaro. 79. Dryocopus inartius (L). Traf ilm nur um und über iooo m als raren Brutvügel. 80. Dendrocopus leucotos lilfordi (Seh. u. Dr.) Der am häufigsten von mir hier brütend gefundene Speclit, auch nur den Iidhcn Lagen um und ülx-r irxio ni angehörend. 81. Dendrocopus major (L.) 82. Dendrocopus medius (L.) Beide, ebenfalls nur den höchsten J^agen angehörend. Ich bin der .\nsicht, daß medius ungleich hänfiger zu finden sei als major. Dendrocopus minor (L.) JCrlangte einmal ein Stück in 400 m Sechöhe im Sommer in einem Edelkastanienwäldchen ; es war ein rf. Möglich, daß dieser leicht zu übersehende \'ogel in den tieferen, mehr ebenen Hainen und Wäldchen denn doch noch als Brutvogel aufgefunden werden könnte. 83. Picus viridis L. TCbenfalls nur den Schichten um und über 1000 m angehörend, traf ich ihn an der einen Stelle gerade nicht zu selten, um ihn an einer anderen gänzlich zu vermissen. 84. Athene noctua (Scop.) ]?rutvogel für alle ]..agtn, freilich in den tieferen, weil an Nah- rung reicher, am meisten. Bemerken will ich, daß ich iixemplare schoß imd andere sicher beobachtete, die ich für A. it. glaiix anspreche. 85. Bubo bubo (L.) Brutvogel so ziemlich in allen ihm zusagenden Orten, wenn- gleich schon selten und immer weniger werdend. — Ich selbst sah noch einen Horst mit 4 und mein Bruder einen mit 3 Dunenvögeln. 86. Otus scops (L.) Die gemeinste Eule der Niederungen, habe ich sie aber stellen- weise noch bis 1000 m brütend gefunden. \'on meinem l-lruder erhielt ich aus Krtale \ ögel, die ich für O. s. graeca Tschusi halten möchte. Die \'ulturidae übergehe ich hier mit der Begründung, daß es mir nicht gelang, sie als Brutvögel zu konstatieren. Was man mir als junge Geier überbrachte oder mir als deren I Hptm. F. Rohäcek: Obersicht über die Brutvögel der Bocche di Cattaro. 127 Horste zeigte, war alles aiiderc, wobei man sich aber unter alles andere sehr viel denken muß, nur keines der Gesuchten. 87. Aquila chrysaetus (L.) Nachdem mir zwei besetzte Horste bekanm waren, Brutvogel. 88. Buteo buteo (L.) In wenigen l'aaren in allen Lagen brütend. 89. Falco peregrinus [Tunst. Ich konnte nur einen besetzten Horst oberhalb Crahovae auf- finden. 90. Cerchneis naumanni (Fleisch). In allen Lagen in wenigen Paaren. 91. Cerchneis tinnunculus (L.) Noch seltener als nauinaiini. Die Gelege meiner Sammlung fand ich nur auf Felswänden oder Bäumen. 92. Astur palumbarius (L.) Nur einmal einen Horst n-it nur einem Nestvogel in looo m Höhe auf einer Buche, ca. i2 m hoch, gefunden. 93. Astur brevipes Severz. Nur in den Hainen in der unmittelbaren Nähe der größeren ebenen Niederungen der tiefsten Schichten und nur, wenn er dort keinen entsprechenden Horstbaum findet, höchstens 300 m hoch ins Berglad hinaufziehend. 94. Accipiter nisus (L.) Fand ihn schon auf 400 m horstend. Sonst am meisten noch in den hohen und höchsten Lagen, ohne dabei gerade zu häufig zu sein. 95. Turtur turtur (L.) Diese Taube dürfte, weil im Sommer sehr versteckt lebend, hier häufiger brüten als man anzunehmen geneigt wäre ; denn ich fand einst ein Nest in der nächsten Nähe meiner Wohnung, ohne je das Girren des .rj vernommen, noch beide \'ögel vorher dort zu Gesicht bekommen zu haben. 96. Columba Hvia Briß. Immer seltener werdender Brutvogel. — Nicht zu selten fand ich nur i oder bis 3 Paare allehi brütend vor, freilich auch noch gut besetzte Kolonien mit 30 und mehr Paaren. 9* 128 Hptm. F. Rohäcek : Übersicht über die Brutvögel der Bocche di Catiaro. 97. Caccabis saxatilis graeca (Briß.) Nenne ich absichtlich nur graeca"^'), weil alle Gelege, die ich unter- suchen kcinnte, typische i^raectr') waren u. mir keines vom Typus des Alpensteinhuhns unicrkani; doch lasse ich die Möglichkeit offen, dab auch noch Caccabis sasatilis hier aufgefunden würde und so die Übergangsgrenze Ijestininit wäre. — im üljrigen will ich eine diesLe- züglichc Beobachtung hier einschalten : Als mir einst ein stark ange brütetes Gelege gebracht wurde und ich mir, um es nicht nutzlos vernichtet zu wissen, nicht anders helfen konnte, als die Eier durch Mazerieren zu entleeren, weil kein Amoniak noch Salmiak aufzutrei- ben war, sie ergo durch drei Tage im Wasser liegen lassen mußte, be- obachtete ich, daß die bis datto fast reinvveißen Eier plötzlich ganz die Zeiclniung der Alpensteinhuhncier annahmen. Nach vollendeter Präparation, also vollkommener Austrocknung, verschwand die Eleckung wieder bis zum normalen graeca-Typus. — üb dies auch bei schon längerer Zeit in Sammlungen erliegenden oder nur bei frischen Stücken gelingt, endlich in der Natur draußen bei naßcm ^\'etter zur Brutzeit sich ebenfalls ereignet und so Anlaß zu Irrun- gen gibt, kann ich derzeit nicht feststellen. 98. Coturnix coturnix (L.) Nach dem Ruf des q" zu schließen, eigentlich an für \V^achtebi geeigneten Stellen nicht selten. Ich erhielt 3 Gelege. 99. Ardea cinerea L. Im Jahre 1913 teilte man mir mit, daß ein l'aar des grauen Reihers an einen hohen Strandfelsen gegen die offene See horstend und auch Junge erbrütend aufgefunden worden sei. Ich selbst konnte mich von der Richtigkeit hievon persönlich leider nicht über- zeugen, doch waren mir die Angaben dessen, der sie mir zukommen ließ, von früher her stets als verläßlich bekannt. 100. Ortygometra porzana (L.) \"ün dieser, sonst nur am Zug hier anzutreffenden Halle über- brachte mir mein Hund am 10. 7. ujii in der Sutorina ein kaum flügges, nicht etwa in Mauser befindliches Stück und einige Tage später noch zwei, so daß es sich doch tun ein ausnaJnnsweiscs Brüten geliandclt hat. 101. Tringoides hypoleucus (L.) Am 28. Juni 191 1, als ich die Küste gegen die ofTene See ent- lang fnlir inid dabei meinen Hund das Ufer absuchen ließ, trieb dieser i Hptm. F. Rohäcek: Übersicht über die Biutvögel der BocchediCatfaro. 129 drei noch nicht fiiie;ljare Juiigvögel in die See, die so gut tauchen konnten, gleichsam unter Wasser fliegend, daß es dem Hund viel Mühe kostete, endlich eines zu fangen. — Somit nehme ich an, daß jene Vögel, die man in wenigen Exemplaren noch am häufigsten an den Küsten gegen die offene See im Sommer beobachten kann, hierorts auch brüten. 102. Anas crecca L. Diese Ente fand ich im Mai 1013 unter einem Holzstoß in der Zupa brätend an. Meiner Ansicht dürfte dies ein angebleites Stück gewesen sein, dem sich ein zweites, ebenfalls am Abzüge verhin- dertes, zugesellte, denn sonst habe ich vor und nachher nie dergleichen mehr hier beobachtet. 103. Larus cachinnans Fall. Um eine geringfügige Bootreparatur anläßlich eines nächtlichen Langusten fanges in den ersten Junitagen 1910 zu beheben, ging ich an einen Felsvorsprung an der Steijküste gegen die offene See an Land, was mein Hund zu einer Untersuchung des steilen Küsten- felsens benützte und dabei ein Paar Silbermöven, wie ich zuerst glaubte, vcn ihren Schlafplätzen scheuchte. Nachdem diese abei^ nach ihm stießen und keine .^cheu vor den Leuten zeigten, bequemte ich mich ebenfalls hinauf und fand zwei schon ziemlich erwachsene Jung^ögel. — Damals war ich der Ansicht, daß genannte Möve öfter an der Steilküste brüte. Später, als ich so ziemlich genau die gesamte Küste kennen gelernt hatte und keine weitere derartige Beobachtung mehr machte und diesbezügliches auch nicht erfragen konnte, mußte ich meine Ansicht dahin ändern, daß es sich nur um ein ausnahmsweises Brüten gehandelt haben mag. Somit hal)e ich versucht, in Kürze die in der Bocchc di Cattaro und dem angrenzenden Gebiete als dort brütend konstatierten Vögel zu nennen und entnahm die diesbezüglichen Daten den Vormer- kungen aus meinem ornithologischen Handbuche, welches ich jetzt gerade bei mir führe und von früher her noch besitze. Wäre es mir möglich, derzeit mein gesamtes ^Taterial zur Hand zu haben, so würde ich es nicht unterlassen, genauere Daten zu geben. 130 Hauptmann Franz Rohäcek: Zur Biologie d. Sitta neumayer. Beiträge zur Biologie der Sitta iicümayer Mich. \'on Hauptmann Franz Rohäcek. Dort, wo es dem Karst gefällt, m seiner ganzen trostlosen Wild- licit zu trotzen, dort, wo nur weißer Kalkfels, von Sonnengluten zer- l)or.sien, von Kcgengüssen zernagt und zerfressen das Auge blendet im I.iclit der Mittagsonne; wo tot und erstorben erscheint alles i,c-btn in (:fcr tollen Fclswildnis. wo nichts sich regt als flMmiemd die Luft über zerfetzte Felsgrate und kein Laut vernehmbar als da.- Siinmun des durciiglühlen Gesteins; dort erschallt plötzlich heraus das höhnische, weithintönende, langgezogene Gelächter der l'elsen- spechtmeise. Damit soll aber nicht gesagt sein, daß nur der wildeste, an \^egetation ärmste Karst sein einzig bevorzugter Aufenthalt sei. sondern nur, daß selbst dort, wo kein anderer \'ogel mehr es wagen würde, sein, Nest zu bauen Si!ta iiciiuiaycr noch alles zu finden wisse, was ihr nötig; denn man trifft sie auch in viel wirt- licheren Gegenden wie zum Beispiel dort, wo üppigste \'egetation in zäher Ausdauer gegen ein \'ordringen des kahlen Gesteins an- kämpft, wo neben schrofTen Wänden uralte Buchen oder Eichen stehen mitten zwischen einem Gewirr von ungeheuren Blöcken und Schlin.g})fianzen. Dann mag es nicht zu selten vorkommen, daß an .solchen .^teilen beide Spechtmeisen vertreten sind und hin und wieder ihre Rollen vertauschen und die Baumspechtmeise die Spalten und Ritze der Felsen durchschlüpft, während die Felsenspechtmeise zur Abwechslung ebenso geschickt an den untersten, bemoosten Teilen der alten Bäume klettert oder beide am Boden nach Futter suchen. Und sprach ich früher vom Brutgebiet der neiiniayer so u ill ich es jetzt in Standgebiet ändern, denn ich traf die Brutvögel selbst noch auf Höhen ülier 1400 m überwinternd an und nur aus- nahmsweise mag es gewesen sein, claß die \'ögel ihr Revier ver- ließen, wenn übergroßer Schneefall alles überdeckte und auch dann war ihre Abwesenheit nur so lange, bis wieder gün.stigere Witte- rung eintrat. — Somit gilt für ein gepaartes Paar der Sitta ncitiiiaycri, daß sie, solange sie nicht gewalt.sam voneinander ge- trennt werden. Sommer und Winter durch Jahre hindurch immer im gewählten Standgebiete anzutreffen sein werden und in der Regel sind es nur die Jimgvögel oder allein gewordene Paarvögel, die im Herbst herumziehend angetroffen werden. — i Hauptmann Franz Rohäcek : Zur Biologie der Sitta neumayer. 131 Wie groß nun das Standrevier eines Pärchens ist? — Auf 500 ni im Umkreise stieß icli nur selten auf deren zwei und nur einmal auf drei Brutpaare und habe deren samt Nest wohl mehr als 50 entdeckt. Ich traf sie ihr Nest bauend nur in Felsspallen. die gegen Regen und abfließendes Wasser, wie, war egal, geschützt waren, nie aber so ihren Bau anbringend, daß das Wasser ihm hätte schaden können : denn so solid der Bau auch ausgeführt wurde, ein mehrtägiger Regen würde ihn vollends erweichen und abstürzen lassen. Ich fand Nester in kaum 50 cm Höhe, wo dichter Adier- farn sie überragte bis zu 50 cm hoch oben am Fels, bald von über- längendem Gesträuch verdeckt, bald frei und weithin sichtbar oder auch im Halbdunkel an den Rändern jener abgrundtiefen, brunnen- artigen Löcher im Karst, die Felscntauben und Alpendohlen zu ihren Brutstätten wählen, kurz überall dort, wo, wie schon erwähnt, sich ein Felsspalt findet, der von oben durch ein Gesimse oder vortretenden Block oder vielleicht, weil selbst überhängend, es gegen Wasser zu schützen im Stande ist. Ist eine solche ihr zusagende Stelle gefunden, so be- ginnt sie damit, Flügel- und Schwanzfedern vom Steinhuhn, der Alpendohle oder vom Kolkraben etc., oder so sie es haben kann, schließlich auch vom Haushuhn mit dem Schnabel in die Felsritzen dort einzuzwängen, wo sie den Bau an die Wand setzen wül. 1) Ist der Felsspalt 80 bis 100 cm lang, so verbaut sie ihn beiderseits, so weit, innen dadurch rechts und links einen Gang schaffend, bis sie in der Mitte den 20 — 25 cm im Üurchm.esser haltenden, halbkugel- oder kugelförmigen Vorbau, das eigentliche Nest, beginnen kann, dem sie dann in der Mitte noch eine Einflugröhre von 5 — 10 cm, etwas nach abwärts geneigt, ansetzt. Die Wandstärken und das verwendete Material zum Bau sind nicht überall gleich; so ist der Bau dort, wo er an den Fels ange- klebt v\-ird, 5 — 8 cm dick, um beim Flugloch kaum i cm zu betragen, an erster Stelle meist aus gröberen, an letzterer aus feinstem Ma- terial und innen durch das Ein- und Ausschlüpfen wie poliert. Ge- baut wird dieser für einen kleinen Vogel manchmal ganz unge- heuere Bau hauptsächlichst aus einer lehmigen Erde (hier meist Fetten) vermengt mit Steinchen bis zur Haselnußgröße, bald mehr, 1) Nun hatte icli erneut Gelegenheit, ca. 15 Nester zu untersuchen, bei denen keine' Federn in der wie oben angegebenen Art zur Verwendung gebracht wurden. 132 Hauptmann Franz Rohäcek: Zur Biologie der Sitta neumayer. bald weniger Federn, die fast ausscliließlich dem Kleingefieder diverser Kleinvögel entstammen, dann etwas Schaf- und Ziegen- liaaren, Sclincckengeliäuscn, Flügel von Käfern und Schmetter- lingen, sowie Spuren von Moos und Gras, wie zufällig mitgenommen. Einmal fand ich einen Dopi)clbau. der mit einer ca. 60 cm langen Röhre, entstanden durch die \'ermauerung der Felsspalte, verbunden war und ein andermal, als ich so ein Nest zwecks'Ent- nahme des Geleges abnehmen mußte, baute der Vogel an derselben Stelle ein neues binnen 5 Tagen fertig, dem er soviel Flügel eines Nachtschmetterlings ( \'onlerflügel : schwarz-rot, Hinterflügel : schwarz-gelb) beimengte, daß sein Nest hievon fast vollständig verdeckt war und eher einen großen Hallen aus schon genannten Schmetterlingen als einem Felsenkleibernest glich. — Das Material zum Nestbau nuiß dieser \"ogel im trockenen Karst meist sehr weit herbeisch1ep]ien oder aus feuchten Felsspalten und -löchern herausholen. Ich vemiute, da ich viele nur sehr früh morgens arbeitend antraf, daß sie auch tau- feuchtes Material hiezu verwenden. Tm übrigen müssen sie es auch mit ihrem Speichel vermischen, denn luu- aus feuchtem Lehm oder dergl. könnte es doch nimmei' eine Sf)lche Festigkeit erreichen, daß es mir manchmal schwer fiel, es mit der Hand zu zerbrechen und dies halb, zumal wenn das Gelege tief rückwärts lag und ich alles ausbrechen mußte, .m manche gute Messerklinge nicht mehr ganz heil wegkam. — Doch gibt es noch eine andere Möglichkeit. Eben möglich, daß jenes feuchte lehmartige Material mit dem von der Sonne ausgeglühten Kalksteinchen, zumal wenn es nachher hin und wieder dann doch mit Wasser wieder benetzt wird, endlich und schließlich zementartig abbindet, denn je älter ein solches Nest, desto härter imd widerstandsfähiger fand ich es vor. In diesem Bau fand ich innen i/^. bei alten Nestern bis das Dreifache an Gewöllen von Raubvögeln, meist wohl vom Bussard als Unterlage für das Gelege und die folgenden Jungvögel, und bei 54 untersuchten Nestern nur 7 mit Schafwollflocken, Hühner- federn und lladem. — diese waren aber alle in der unmittelbaren Nähe von liewohnten Orten. Dieses Gewölle ist. solange das Gelege noch nicht vollzählig, wirr durcheinander, denn das Q bedeckt nach dem Legen die Eier damit. Erst beim Brüten wird es wie eine Tenne eben getreten und meist direkt vor dem lunflugsohr fand ich in einer schön ausgerundeten fluide das Gelege. — \"on diesem Ge- i Hauptmann Franz Rohäcek: Zur Biologie der Sitta neumayer. 133 i wolle bekommen die Eier bei längerem Regenwetter, wo wohl die \ ögel. am meisten das das Q fütternde q' l'euchtigkvit eintragen, schwärzliche, verschwommene Flecke oder Ammercier- artige Zeichnungen, die sich selbst mit heißem Wasser manchmal nur unvollkommen entfernen lassen. Die Gelege fand ich vollzählig und noch nicht angebrütet im Mittel : o m bis 800 m Seehöhe gegen 25. April bis 5. Mai, 800 „ „ 1200 ,, ,, um den 15. Mai und ab 1200 ,, ., ab 25. bis Ende Mai. — Nachgele^e fand ich bis ins erste Drittel Juli. Die vollzähligen Gelege betrugen 8, am häufigsten 10, sehr selten II und nur einmal 12 Stück Eier. Gebe folgende gedrängte Beschreibung" von 60 Stück von mir untersuchten und gemessenen Eiern : Fast immer gestreckte Form, das sicherste Erkennungszeichen. Meist glänzend, doch auch matt, dies sehr selten. — Grundfarbe reines Weiß. — Fleckung, sehr selten ohne, also dann reinweiß, meist wenig gefleckt, so die Mehrzahl, manchmal aber auch stark gefleckt. Fleckung aber immer um den stärkeren Pol gehäuft ge- funden. — Flecken entweder fein wie Nadelstiche, doch auch, wenn- gleich seltener, Hirsekorngröße erreichend. Rand der Flecke ent- ^^"eder scharf und intensiv, gegen die Mitte zu lichter werdend oder auch verwaschen, bald aussehend, als ob die Farbe mit einem Pinsei aufgetragen und nachher wieder verwaschen worden wäre, ein andermal, als wäre sie mit einem sehr trockenen Pinsel aufgesetzt worden oder endlich, als würde man die Flecken mit sehr verdünn- ter Farbe in kleinen Tropfen aufgetragen und nachher eintrocknen gelassen haben, sodaß der Rand der Flecken stärker, die Mitte nach- her lichter wurde. — Die Farbe der Flecken ist vergleichbar mit gebranntem Lehm bis zu nassem Eisenrost. Schnörkel und Züge nie gefunden, wie Rev angibt, dagegen sehr selten wie Nadelstiche klein ein oder zwei Punkte von violetter Farbe pro Ei. — Schale nicht zu selten am spitzen, noch seltener am stumpfen oder an beiden Polen rauh und gekörnt. — Im frischen Zustande mit schön orangerotem Hauch auf einem warmen Weiß, weil der tiefdunkle rote Dotter und vielleicht auch das Eiweiß durchschimmern : denn nach dem .aus- blasen werden sie sofort porzellanweiß, ebenso die schon angebrüte- ten Eier. — 60 von mir gemessene Eier geben : 134 Hauptmann Franz Rohäcek : Zur Biologie der Sitta neumayer. Max.: 25:17; 23:i7'5 mm, Mittel : 23'! :i6'i mm, Min. : 21 :i6 mm. Dopphöhe, (iewiclit und Korn kann ich, weil meine Instrumente nicht zur Hand, nicht angeben und werde dies, wenn erwünscht, später nachholen. Die Brütezeit dauert 14 — 15 Tage, wobei das 9 ^^s Xest an- fangs nur wenig und später fast garnicht verläßt und fast aus- schließlich vom (^ gefüttert wird, wie ich dies an 3 Paaren be- obachtete. Dabei sitzt das 9 so fest, daß es erst das Gelege verläßt, wenn man das Nest zerstört, um sich dann in einer Ecke zurückzu- ziehen, w-o man es leicht mit der Hand fangen könnte. Vm zu erfahren, wie oft Sitta neumayer nachlegen würde, wenn ihm sein Gelege genommen, wenn ja, ob sich dieses in der r'^gc verändern würde, ob sie wieder am alten Platze bauen würde etc., wählte ich mir ein leicht zu beobachtendes Paar. Das Nest, auf 1000 m Seehöhe, das ich am 19. April entdeckte, enthielt noch kein Gelege. Dabei mußte ich es leider teilweise, ohne die Einflugröhren zu zer.stören, also von seitwärts, abtragen. Am 4. Mai entnahm ich demselben Neste ein Gelege von 5 Eiern und am 16. Mai verließ das Paar aber doch ihren alten Nistplatz und baute das Nest halb abgetragen werden mußte und ich kein Ei zurückließ und das Pärchen trotzdem in 3 — 4 Tagen den Bau wieder hergestellt hatte und das 0 sich im Legen nicht stören ließ. — Nach dem 16. Mai verließ das Paar aber doch ihren alten Nistplatz und bauten kaum 20 m entfernt davon ein neues binnen 5 Tagen. — Dieses mußte ich. meinen Plan beibehaltend, am 13. Juni vollkommen ab- nehmen und entnahm daraus ein weiteres Gelege von 10 Stück. — - Als ich nach .Ablauf von 5 Tagen die Stelle wieder besuchte, bauten beide Vögel noch emsig an der Neuherstellung. Was mir aber da- mals schon wunderlich vorkam, war, daß beide hauptsächlich nur Gewölle eintrugen und entgegen, nie sonst Regel, die Einflugröhren nicht bauten. Am 24. Juni fand ich zu meiner Ueberraschung, daß der Bau dort, wo sonst die Einflugröhre sich befindet, vermauert w-orden war. sodaß es glich, als wäre dort unter dem überhängenden Fels nur ein Klumpen Lehm hervorgequollen. _ - Daß es aber wirk- lich das Nest des Sitta «("((H/nv^r-Pärchens war. hatte ich zweifellos beobachtet. — So blieb der Bau bis zum nächsten Frühjahr und als ich" ihn ? Hauptmann Franz Rohäcek : Zur Biologie der Sitta neumayer. !35 dann am 14. Mai gelegentlich wieder besuchen konnte, war er in nor- maler Weise ausgebaut wurden und das y bereits beim Brüten. Die dem oben erwähnten Paar abgenommenen Eier, in Summe 23 Stück, sind untereinander nicht verschieden. Durch diesen zwar etwas rüden \'ersuch bin ich der Ueberzeugung, daß Sitta neumayer an der einmal erwählten Niststelle zähe festhält, auch wenn ihm sein Nest 2- bis 3mal vollkommen zerstört und .sein Gelege genommen wird, es einfach wiedererbaut und vom neuen dt)rt brütet und man au '" diese Art das tj veranlassen kann, 3 — 4 Gelege pro Jahr zu oduzieren. — Mehrfach beobachtete ich 5". neumayer, und dies meist früh morgens und in der Nähe des Nestes, beim Begattungsakt, bei dem das r^ meist derartig urkomische Posituren einnahm, daß ich ver- suchen will, es wiederzugeben. Die Aufforderung erging in den meisten Fällen vom 0, das mit dem q" Futter suchend, letzteres plötzlich mit einem an Acgithalos caudatus erinnerndem feinen zieh-zieh einlud und, auf einen Fels- block in der bekannten Stellung, mit den Flügeln zitternd, das (j* erwartete. Dieses flog nun in den allermeisten Fällen vorerst auf 60 — 80 cm zur Seite seines 9, "-'tn sich dann wie eine Zwergohreule fast senkrecht aufzurichten und durch Anpressen des Gefieders ganz schlank zu machen, den Schnabel dabei so hoch hebend, daß er in der \'erlängerung des Körpers kam, in dieser Stellung ging er seitwärts, also traversierend, langsam auf das 9 zu, dabei noch zu allem Über- fluß mit dem Kopfe bei jedem Seitenschritt wankelnd als wäre ihm die Halswirbel gebrochen, um es endlich zu treten, was eine Affäre von I . — 2 Sek. war. Nachher sofort wieder die eingangs erwähnte steife Stellung einnehmend, wiegte es sich wohl eine Minute lang nach rechts und links, was das Urkomische nur noch erhöhte. Nach 3 — 4maligem Treten flog es dann ab, das noch immer bettelnde ^ verlassend, um vom nächsten, ihm passenden Fels sein gellende!-" Lachen erschallen zu lassen. — Soviel ich mich bemühte, liie Stimme in Buchstaben wenigstens andeutungsweise auch anderen, die sie noch nicht gehört, zur Kennt- nis zu bringen, gelang mir selbes nicht; möglich, daß ich hiezu zu wenig Geschick besitze. — Der Hauptruf ist eben jenes höhnische, weithintönende, langgezogene Gelächter, so ganz passend zu dem Aufenthalte. Weiter eben beschriebenes, feines Zieh-zieh als Auf- forderung zur Paarung und ein I — gdjüh -gdjüh . . w ohl 20 — 3/) Mal wiederholter Wamungsruf. — 136 Jul. Michel: Ornithologische Reiseskizzen. Obwohl ausgesprochener Felsenbewohner, sah ich sie doch (ift, die verkrüppelten Bäumchen und Sträuchcr, wie sie in den Fels- spalten i:nd an den Wänden gedeihen, absuchen oder auf ihn'jn sit/en. Ist sie gut aufgelegt, und das scheint bei il'r immer der Fall, so fängt sie nach Art der Sperlinge vorbeifliegende Insekten aus der Luft. Im Sommer bilden ihre Nahrung nur Insekten, die sie an und zwischen dem Gestein genugsam findet, in der schlechten Jahreszeit nimmt sie aber auch Sämereien und kommt bei hohem Schnee selbst bis zu den Düngerhaufen, dort dann in Gemcin?clir;'i niit Ammern etwas Genießbares suchend. — Und wie es die Baunispechtmeise mit den Buchenkernen, so macht es der Felsenkleiber mit jenen flachen, bis zu 3 cm Durchmesser besitzenden Geliäuseschnecken, die sie zur Zeit der Not. im Sommer scheinbar zum \'ergnügen, in einen passen- den Felsspalt einklemmt und aufmeißelt, aber nur einen Teil der besseren Partien verzehrt. Manchmal fand ich in einer Spalte, die ihr besonders bequem .«ein mochte, deren wohl bis 20 Stück, jede schon mehrfach angelocht. Einmal beobachtete ich sie im Winter, wie sie eine Eidechse, die sie Gott weiss woher hervorgeholt haben mochte, teilwei.-s verzehrte. — Ein Paar, das ich seinerzeit in einem Zimmer mit wenig anderen Vögeln hielt, war verträglich mit allen, nur nicht mit einem dritten ihresgleichen. Als ich ihnen dann ein Nest von draußen mit- brachte und es in einer Ecke an einem künstlichen Felsen möglichst naturgetreu befestigte, nahmen sie es schon nach wenigen Stunden an und das 0 legte später auch 3 Eier, die ich noch besitze inid welche sich durch nichts von solchen von in der I-'reiheit befindlichen Vögeln unterscheiden. Ich konnte sie leider nicht au.sbrüten lassen, da ich meinen Wohnort wechseln mußte. — Nachdem ich meine ornithologische Sammlung über diverse Alterskleider und aus den verschiedensten Jahreszeiten und Gebieten nicht zur Hand habe, so erlasse ich mir diesen Punkt und verschiebe seine Erledigung für ein anderesmal. OriiitholoKisehe Reisesldzzen.* Von Julius Michel, Bodenbach. Fortsetzung. 6. Z i 11 e r t a 1 e r .'\ 1 p e n , Es war am 2"]. Jvili iot2. als ich, von Innsbruck kommend, den Weg von .'^t. Todok am Brenner ins Schmirntal einschlug, über *) Cfr. Orn. Jahrb. XXVUI.1917. p. 1-18, Jul. Michel: Ornithologische Reiseskizzen. 137 Außer- und Inner-Schmirn s^iiig es nach Käsern und von dort durch das Tal des Kaserbaches hinauf über die unbewaldeten Höhen zum Tuxer Joch (2340 m), wo icli gegen i Ulir anlangte. Anfangs führte der Weg durch das enge, mehr schluchtälinliche Tal, das noch zahl- reiche Spuren des vernichtenden Hochwassers, aber auch schon neue und im Entstehen begriffene \\'eg- und Schutzbauten aufwies. Aus allnr Herren Lander, besonders aber aus dem Süden, stammten die .^beiter, welche jedenfalls weder zur Hebung der Moral, noch zur Vermehrung der \dgehvelt beigetragen haben. Aus dei/i am rau- schenden Bache stehenden Gestrüpp erscholl häufig der schmettemde Gesang des Zaunkönigs, welcher außer Meisen fast der ein- zige Bewohner des Tales schien. Jenseits des Joches, welches einen schönen Ausblick auf die nahen Ferrer bietet, traf ich oberhalb der ersten Häuser von Hhiter- Tux auf den grasigen Hängen eine kleine Schar von .\ 1 p e ti- d o h 1 e n an. In dem Bauernbade Hinter-Tux, welches durch seine schönen gebräunten Holzhäuser auffällt, hielt ich nu'ch einige Zeit auf und zog dann weiter nach Lauersbach ( Vordcr-Tu.^:). Die Berghöhen sind meist mit Wiesen bedeckt und nur einzelne Waldstreifen ziehen sich herab gegen die Talsohle. Das kleme Örtchen ist um die Kirche gruppiert. Die beiden Gasthäuser waren voll besetzt und so war ich froh, berin Dorfschuster ein einfaches, aber satiberes Zimmer zur Unterkunft zu erhalten. Der alte, ergraute Cieselle. \\'elcher nach des Lebens Irrfahrten hier ein ruhiges Plätzchen gefunden hatte und der, wie so viele Dorfschuster, etwas philjsophisch angehaucht war, ersetzte mir die vom Großstadtpflaster heimtückisch ausge- bissenen Flügelzwecken und so konnte ich am sonnigen Sunntag- morgen getrost meine Wanderung weiter fortsetzen. Außer den festlich geputzten friedlichen Talbevvohncrn, welche zur Kirche zogen, traf ich auf den halbfertigen Wegen viele Gestal- ten mit weniger vertrauenerweckendem Aussehen, die das stille Tai mit Arbeitslärm erfüllten. Endlich war auch diese Strecke überwunden und in größter Seelenruhe pilgerte ich nun durch die Dornauberger Klamm gegen Ginzling. Hier öftnet sich zur Rechten das Floritental. an dessen Ende die Greizer Hütte liegt. Das verhältnismäßig breitere Tal trägt deutlich die Spuren iä8 Jul. Michel: Ornithologische Reisesldzezri. seiner Entstehung durch Gletscher an sich und besitzt nur wenig bewaldete Hänge. Je weiter aufwärts, desto mehr Moränen zeigen sich und endlich schließt der große Floitenkccs, die Floiten- und Löfflerspitze das Tal ab. Die zeitigen Xachmittagsstunden sind füi ornithologische Beobachtungen sehr ungünstig und so konnte ich außer einem kreisenden Bussarde und den gewöhnlichsten Arten nichts anderes beobachten. Unterwegs fand ich eine tote Schnee- maus. Gern hätte ich das Tier präpariert, aber es war nicht nsehr tadellos erhalten. Zweimal kehrte ich um, legte es aber nach sorg- fältiger Prüfung immer wieder weg. Beim drittenmal Umkehren zog ich aber doch das Pelzlein ab, um wenigstens eine Erinnerimg mit- zunehmen. Gegen Abend langte ich in der Greizer Hütte an. Leider ließ die mangelnde Wärme keine Beliaglichkeit aufkommen. Der Hüttenwirl, welcher zugleich Bergführer ist, gab mir auf meine Fragen einige Aufschlüsse, welche ich hier kurz anführen will. Der Steinadler horstet hier nicht, streicht aber hie und da durch und hält sich bis zu 6 \Vochen auf. Wenn Gemsen geschosseti «erden, finden sich schnell Raben ein. Die Alpendohle ist öfters zu sehen. Ebenso der l" 1 ü h e v o g e 1, welcher hier nach den Heublumcn (Grassamen), den er gern bei den Heustadeln aufsucht, „Mieter" genannt wird. Der ebenfalls hier vorkommende Alpe n- segler wird „Speier" (in der Schweiz „Spyr") genannt. Wie vor- auszusehen, fehlt das ..Rotbrandl" ( Hausrotschwanz) nicht. Der S c 1'. n e e f i n k brütet in der Xähe der Hütte, desgleichen der Mauerläufer ( Mauerkloomer oder Steinpicker genannt). Auch das Schneehuhn kommt in der Nähe der Hütte vor. Die W a s- seramsel kommt herauf bis ins Kar, am Bache finden sicli W a s s e r p i e p e r und Gebirgsbach stelzen. .Auch der D r e i z e h e n s p e c h t ist im Tale zu finden. A u e r- und B i r k wild ist weiter unten anzutreffen, desgleichen Habicht, Bus- sard und Sperber. Der T u r m f a 1 k ( „Windbehen" ) kommt bis herauf zur Hütte. Fuchs, Steinmarder tmd Hermelin dringen bis zum Gletscher vor, die „Ratzmaus'" (Gartenschläfer) ist weiter unten beim Gast- haus zum Steinbock ansässig. In der Nacht herrschte ein tüchtiger Sturm, selbst am Morgen war es noch windig, sonst aber schön. Die Löfflerspitze (3882 m) war das Ziel des Tages. Um '/^5 wurde aufgebrochen. Meine Suche jul. Michel: Örnithologische Reiseskizzen. 139 nach Schneehühnern blieb erfolglos, nur einige Federn und weiter oben am Schnee eine Menge Losung bestätigten die Aussage des Führers. Dafür sah ich einige Flühe vögel. Allmählich umzogen sich die Bergspitzen. Der, Aufstieg führte fortwährend über Gletscher und Schnee. Manchmal waren tiefe Spalten zu überschreiten, int ga.nl in war aber die Tour so ziemlich gefahrlos. Dafür war sie aber etWas anstrengend, da langanhaltende Steigung von 30 — 40'^ gegen den Gipfel zu sogar noch größer, zu überwinden war. In der Nähe des Gipfels, der nach 5 Stunden erreicht wurde, beobachtete ich einige Alpendohlen. Leider herrschte dichter Nebel, welcher die Spitze nur ab und zu auf einige Minuten freigab, aber keinerlei Aussicht zuließ ; mein gewohntes Bergpech ! Beim Abstiege kamen wir ;)iif den Trippachkees. \'om Felsengrate, der diesen geger. Süden zu begrenzt, hörte ich einen kurzen Gesang und sah gleich darauf einen prächtigen Mauerläufer, welcher in unmittelbarer Nähe den Kces überquerte. Wunderbar stach das schöne Rot von dem weißen Hintergrunde ab. Der \'ogel tat immer nur einzelne Flügelschläge und beschrieb kurze Bogen im Fluge. Nachdem der größte Teil des Gletschers durch Abfahren rasch überwunden war, suchte ich mir über den steinigen, mit Alpenrosen und Knieholz be- deckten Hang den Weg ins Trippachta! und langte gegen 2 Uhr in St. Johann im Ahrntale an. Der Himmel hatte sich während des Abstieges ausgeheitert und nur die Bergspitzen trugen noch Tarnkappen. Bald kam aber ein mächtiges Gewitter, das mich auf meinem Marsche nach Tatifers noch ziemlich einweichte. Mit knapper Not fand ich ein Unter- kommen. Am anderen Morgen sah der Himmel trostlos aus und so gab ich meine geplante Wanderung durch die Riesenfemergruppe auf und wandte mich, einem lang gehegten Plane folgend, dem sonnigen Süden Tirols zu. 7. S ü d - T i r o 1. Wie im Jahre 19 12 war auch im folgenden Jahre das Wetter in den Nord- und Mittelalpen während des Juli und August ,, unter aller Kanone", weshalb ich beide Jahre meine Reisetage in Südtirol verbrachte. Ich besuchte zweimal das Nordufer des Gardasees, durchwan- derte und durchfuhr je nach Bedarf das Tal von Ledro, Judicarien bis Tione, von dort durchs Sarcatal über Tobliilo nach Trient, weiter 140 JuL Michel: Ornithologische Reiseskizzeil. durch das Val Sugana über den ]>roconepaß zur Palagruppe,"*) außer- dem das \ al el Algone, über l'inzolu und Madonna di Campiglio ins Sulzberger Tal und von dort über die Mendel nach Bozen. Um nicht weitschweifig zu werden, fasse ich teilweise das orni- thulügische Ergebnis beider Reisen zusammen. Am ]. August 1912 wanderte ich frühmorgens auf der weißen staubigen Straße von der Bahnstation Mori zwischen den von Mauern eingefriedeten Gärten, in denen Mais, Wein, Tabak und Maulbeerbäume üppig wucherten, nach dem ziemlich schmutzigen Orte Mori. Vögel waren wenig zu sehen und zu hören, dafür häm- merten zeitweilig Maschiuengewclire von der Höhe herab und ich dachte mir so lebhaft, wie angenehm das sein mußte, als Zielpunkt dieser menschen freundlichen Maschine dahinzuwandem. Wer hätte gedacht, dal3 im gleichen Monate 2 Jahre später schon blutiger Ernst hier herrschen würde? Von Mori ging es weiter ilurch das schmale 'ial von Loppio zum gleichnamigen See. Die schmutzigen, ungekämmten Weiber in den zerrissenen Röcken sahen echt italienisch aus, was man von der \ ogelwelt nicht behaupten konnte, denn ich traf in der zur J Jnken wachsenden Buschwaldung nur 1) r a u n k e h 1 i g e \\' i e s e n- s c h m ä t z e r. r n t r ü c k i g e \\ ü r g e r und ein singendes S c h w a r z p 1 a 1 1 c h e n. Über die karstartige Wasserscheide zwischen dem Etschtale und dem Gardasec gelangte ich nach .Xago. \'or dem Orte herrscht wieder südliche Üppigkeit. Hinler dem farblosen, Sjiurcn deutlichen Verfalles aufweisenden .Städtchen ragt ein kleiner Felskamm empor, der eine alte Burgruine trä,gt und den Gardasee verdeckt. In dem kleinen, gartenartigen Hofraume des besten Gasthofes hing eine gefangene B 1 a u d r o s s e 1, welche ihren .schönen drosselartigen, aber mit kreischenden Tönen versetzten Gesang fleißig ertönen ließ. Bald durchschritt ich das kleine Fort von Nago vuid erfreute mich an deiu wunderbaren Blicke auf den tiefblauen Gardasee mit seinen hochragenden, steil abfallenden Felsen zur Rechten und den lang- gestreckten hohen Rücken des Monte Baldo zur Linken. In feinen Duft gehüllt erblickte im Süden die weißlich leuchtende Häuser- masse von Desanzano. ein Weitblick, wie er nur .selten beschieden ist. Durch das malerisch gelegene Torliole wanderte ich über die von *) Zum grüßten Teile jetzt unmiUelbares Kriegsgebiet. Jul. Michel: Ornithologische Reiseskizzen. 141 J'ruclitbarkcit strotzende Anscinveniimiiir;- iler weißgrünen Sarca, vorüber am befestigten Monte Brionc nach Riva. Ans den Gärten leuchteten herrliche Blumen, über die Mauern hingen duftende Oleai^ lerblüten und die Luft zitierte ni der Sonnenglut. w.n Riva hielt ich mich 4 Tage auf und unternahm bei herr- lichlm Wetter eine Rundfahrt um den ganzen See und eine Teilfahrt nach Salo. Die Farbenpracht des Sees, die wundervollen Stimmungs- bilder am Abend mui:i man gesehen haben, um sich eine ricluige \'or- stellung davon machen zu können. Abends lernte ich bei meinem ersten Aufenthalte auch eine Spezialität \'on Riva, die lieblichen Mücken, gründlich kennen*) und fing früh am kühlen Korridor einen Skorpion. In Käfigen sah ich 3 junge Stein rötel und einige Blaudrosseln und hörte im Garten des Hotels ein S c h \v a r z p 1 ä 1 1 c h e n singen. ( Tberhallj Riva Hegt ein altes Kastell, das ich besuchte. Hier stieß ich auf den Stein rötel. Gegen 7 Uhr früh ersclioll aus den mit P>üschen l^esetzten Felsen ein drosselartiger Gesang und bald sah ich den Urheber. Stolz aufgerich- tet saß der Vogel auf einem Steine und musterte sorgfältig die l-^i^i- gebung. Zeitweilig schlug er kurz mit den Flügeln. Dann flog er in die Sträucher und auf den Boden um Nahrung aufzunehmen. Beim Hüpfen trug er den Körper wagrecht und richtete sich dann wieder plötzlich steil auf. Beim PTiegen fällt der rotbraune Schwanz stark auf. Dadurch, wie auch durch seine Bewegungen bekommt der Stein- rötel viel Aehnlichkeit mit dem Rotschwanz. Der Berghang, wo ich ihn antraf, ist stark felsig und mit Sträuchern aller .^rt : Steineiche, wildem Buchsbaum, Feigen, Sanddorn, stranchförmigen Eschen und vereinzelten, ziemlich verkrüppelten Kiefern und h'ichtcn be e n s u m p f m e i s e n. Bei der .\lbergo al cervo (Gasthaus zum Hirschen 1 in Ronco, einem kleinen Dorfbeißel — blieb ich stehen und betrachtete fröhlich schmunzelnd das Schikl. Der naive Maler hatte jedenfalls noch keinen Hirsch gesehen und hatte nun eine kühn springende Gemse mit sczessionistischer \errenkung der Glieder und zwei umgekehrt nach rückwärts gebogenen Geweihstangen aufgemalt. Wie hätte sich der edle „Pittore" gefreut, wenn er gesehen hätte, wie ein bar- barischer Zeichenlehrer fein Kunstwerk skizzierte! Die in zahlreichen Schleifen zutale führende Straße wird durch unsagbar elende Fußsteige abgekürzt, denen ich unbedachterweise Jul. Michel: Ornithologische Reiseskizzen. 147 folgte. Manch guter deutscher Schuhnagel rostet nun dort. In unmittelbarer Nähe eines Häuschens trieb sich im Gemüsegarten ein Stieglitz umher. Unten im Tale bei C'anale san Bovo traf ich auf den gemähten Wiesen wiederum Nebelkrähen an. Die Felder wareij hauptsächlich mit Mais und Kartoffeln bebaut. In einem städtisch, leider recht geschmacklos eingerichteten Gasthause machte ich Mittagsrast. Da hingen an der Wand einige elend aus- gestopfte \'ögel, ein italienisch empfundes Bild von Faust und Grctchen und — ich war vor Staunen fast sprachlos — die beiden bekannten Wilddiebbilder, welche man bei uns so häufig in den Dorf- wirtshäusern findet. Dann wurde die Reise über den niederen Golbero-Paß nach I'rimör fortgesetzt, wo ich abends nach lostün- diger Wanderung einlangte. Das am nächsten Tage einsetzende Regenwetter veranlaßte micl\, die Tour in die Palagruppe aufzugeben und mit ricm Postauto über S. Martino de castrozzo, P?neveggio, Pedrazzo und Cavalese nach Bozen zu fahren. Bei meinem Aufenthalte in Brixen sah ich auf der Terrasse des alten, gemütlichen Gasthofes ,,zum Elefanten" 4 Männchen vom italienischen Sperling ( Passer italiae) und i vom g e- wöhnlichen Hausspatzen, sowie einige Weibchen und Junge, welche sich mit der bekannten \'ertrautheit die hingeworfenen Brotkrumen holten. 1913 wanderte ich mit meinem Freunde vom Schloß Toblino nach Judicarien. Am Eingange in das bereits im \'orjahre passierte wilde Sarca- Tal sah ich am 28. Juli eine F e 1 s e n s c h w a 1 b e und weiter innen eine Schar von 13 — 15 A 1 p e n s e g 1 e r n, deren weiße Unterseite im Sonnenscheine förmlich leuchtete. Außerdem beobachtete icli noch S c h w a r z p 1 ä 1 1 c h e n, r o t r ü c k i g e AV' ü r g e r und Zaunkönige, auf dem Wege nach Stenico ( am linken Ufer der Sarca ) traf ich s c h w a r z k c h 1 i g e W i e s e n s c h m h t z e r mit Jungen. Auffallend gering schien die Zahl der sonst so zahlreichen Hausrotschwänze. .Steninco, einst der Gerichtssitz von Judicarien, ist ein kleines, bergiges Städtchen mit einem neueren und einem allcii .Stadtteile und einer alten Burg. Der alte Teil übertrifft an Eigenart noch den \on Pinzolo. Wenn man von der Burg auf diese alten Häuser herab- sah, glaubte man ein altes Zeltlager vor sich zu sehen. Wie Filzdecken 148 Jul. Michel: Ornithologische Reiseskizzen. hingen die moosigen, dicken Strohdächer herab. Die vielfach (kirch- gebogenen h'irstlinicn der Haupt-, Zu- und Anbauten zeigten alle möglichen Neigungswinkel, nur die wagrechte Linie fehlte. Die Giebel waren ganz ohne Mauerwerk, so daß man in den derzeit ziemlich leeren Bodenraum sehen konnte. Dazu die bergigen, mit Katzenköpfcii der schlimmsten Art gepflasterten Gassen und Seiten- gätichen mit allerlei Toreingängen, Mauern. Schlupflöchern und äußeren Holzstiegen! Das war so etwas für mich. Ich kroch auch in jeden Winkel, guckte in jedes halbwegs zugängliche Loch und freute mich dieser sonderbaren Leute, während mein l-'rcund es vor- zog, in die freie Natur zu ziehen. Leider habe ich mir nur ein altes Haus abgezeichnet, das zum Abbruche bestimmt war. Hätte ich eine Ahnung gehabt, daß bereits im nächsten Jahre dies alles ein Raub der Flanmien werden würde, ich hätte wohl einen Rasttag zum Zeichnen gemacht. Man muß sich .eigentlich nur wundem, daß so etwas ausnehmend Feuergefährliches so lange bestehen konnte. \'on Stcnico wanderten wir am nächsten Morgen in das Algonetal. Das ist ein kleines, von Nord nach Süd streichendes, enges Nebental, dessen Seitenhänge hauptsächlich von Strauchwald mit ein- gestreuten Nadelbäumen bedeckt sind. In großen Mengen kommt die Waldrebe vor. Beobachtet wurden : Gebirgsbach stelzen, Gesellschaften von Meisen aller Art, besonders viel S c li w a n /.- meisen. fleißig singende S c h w a r z p 1 ä 1 1 c h e n und Z a u n- k ö n ige. ^'on den letzten fiel mir ein Stück auf, dessen Gesang mit Ausnahme einiger einleitender Töne ganz aus Trillem bestand, wohl ein welscher Koloratursänger ! Auch Rotkehlchen waren zu sehen. I.'ntcrwcgs stießen wir auf einen Förster, der sich im Laufe des Gespräches allmählich wieder auf sein ehemals erlerntes Deutsch erinnerte und so ein zusammenhängendes Gespräch ermög- lichte. Xow ihm erfuhr ich, daß h u e r- imd B i r k w i 1 d im Tale zu finden sei. Das .Schnee h u h n kommt in der angrenzenden Brentagruppe ziemlich häufig vor, wird aber von Raubtieren \ iel verfolgt. Das H a s e 1 h u h n, er nannte es F r a n k o 1 i n, ist auf der westlichen Seite gegen Pinzolo vorzufinden. Zwei Tage zuvor hatte er eine Henne mit Jungen oberhalb der ungefähr in der Mitte des Tales liegenden alten Glashütte angetroffen. Im Tale selbst kommen Habichte und Bussarde nicht selten vor. .A. d 1 e r zeigen sich jährlich gewöhnlich i — 2mal. Jedenfalls kommen sie aus Jul. Michel : Ornithologische Reiseskizzen. 149 der Brentagruppe. Der M a u c r 1 ;i u f e r ist nur im Winter zu beobachten. Bei der Malga Stablei ging es über das Joch hinab in das frucht- bare Tal von Pinzolo. Oben tummelten sich viele Zaunkönige in dem lockeren Fichtenhochwalde umher. Beim Abstiege hörte ich' eine Singdrossel und einen Weidenlaubvogel. Das freundliche Pinzolo war kaum wiederzuerkennen. Eine schreckliche Feuersbrunst hatte kurz vorher den größten Teil des Ortes fast vollständig zerstört. Ganze Gassen lagen noch in Schutt und Trümmern. Ein trauriger Anblick, der mich lebhaft an das seinerzeit ebenso vernichtete Prutz erinnerte. Mit Mühe und Not konnten wir Unterkunft finden. Am 30. Juli 1913 früh brachen wir auf und marschierten über Aladonna de campiglio bis Timaro im Sulzbergtale. Gern hätte ich festgesetzt, ob die Spatzen bei Pinzolo der italie- nischen Spielart angehören, aber die Tiere waren derartig scheu und trieben sich bei der alten Kirche San Vigilio immer auf den höchsten Punkten des Turmes so wild und mißtrauisch umher, daß ich sie nicht genau betrachten konnte. Auf diesen Wiesen viele b r a u n k e h I i ge W i e s e n s c h m ä t z e r. Unterwegs wurden noch Schwär z- plättchen, Goldammern, weiße Bachstelzen, W a 1 d 1 a u b v ö g e 1. Weidenlaubvogel, alle Arten Meisen und eine, Zaungrasmücke beobachtet. Eine halbe Stunde vor Campiglio beobachtete ich auf Lärchen einen B e r g- 1 a u b V o g e 1. Campiglio liegt auf einer Waldblöße imd erinnerte mich so leb- haft an die böhmisch-sächsische Schweiz, daß ich schleunigst Reiß- aus nahm. Sieht man doch vom Orte aus keine Bergspitze! Der Ab- stieg nach Timaro führte durch schattigen Hochwald, bot aber omi- thologisch nichts von Bedeutung. Mittelst Auto und Bahn fuhren wir riann über Cles u. Fondo zur Mendel und weiter nach Bozen. 8. Nördliche K a 1 k a 1 p e n ( K a r w e n d e 1 und R o f a n ) . Am 2. August 1913 verließ ich am frühen Morgen die Scharnit.^ und wanderte ins Karwendeltal. In dem langen, nur sanft anstei- gendem, ziemlich einförmigen Tale konnte ich nur alle Meisen- arten und Goldhähnchen beobachten. Weiter oben, wo be- reits das Krummholz vereinzelt auftritt, hörte ich die S u m p f- m e i s e singen und L a u b v ö g e 1 locken und sah an dem noch ziemlich ruhig fließenden Bache eine W a s s e r a m s e 1. Allmählich 150 Jul. Michel: Ornithologische Reiseskizzen. tritt der Hochw ald in die Talsohle und vereinzelte Bergahorne, diese Charakterbäume des Karwcndels, sind zu sehen. Auch der Bach wird nuinterer. Ein Bild blieb mir in der Er- innerung: ein großer, weißgrauer l-"elsblock vom grünlichweißen Wasser schäumend umspült, darauf Knieholz und blühende Alpen- rosen und mitten d"rinn ein singender Zaunkönig! In der Anger-Alni kehrte ich ein und erquickte mich an einer vorzüglichen Alpenmilch. Wie gut, daß unsere Hausfrauen der großen Mehrzahl nach diese nicht kennen, sonst säßen sie jetzt bei dem blauweißen Wasser, vom Städter Milch genannt, und weinten blutige Tränen! Hier saß inmitten der munteren Kinder ein alter Tiroler, den ich natürlich über die \'ogelwelt ,,ausfratschelte". Der erzählte, daß 3 — 4 ^\"l;chen zuvor in der Hinterriß ein junger Steinadler beim Ausfliegen zu Boden kam und von Hirten erschlagen wurde. Auch sagte er, daß bei Umhausen im ütztale noch Stein hühner vorkämen. Möglicherweise bezieht sich vielleicht diese Beobachtung auf frühere Zeiten — ich vergaß den Mann um die Zeit zu fragen. Schneehühner gibt es im Karwendel, auch .\ u e r- und B i r k w i 1 d kommt vor. Bei der Angeralm ist S c h \v a r z- und R i n g d r o s s e 1 vertreten. Selbstverständlich fehlt die Grätsche (T a n n c n h e h e r) nicht und das Rotbrandl (hiausrot- schwanz) ist überall zu finden. Außerdem zählte er mir die be- kannteren häufigen Kleinvögel auf. Das Murmeltier ist weiter drinnen im Kar und auch auf der Bärenalpe zu finden. In der Hütte selbst sind Hausmaus und ..Waldratzen'' (Gartenschläfer) als Gäste zu bemerken. Beim Ab- märsche beobachtete ich ein Männchen der gelben Gebirg s- stelze und S c h o p f m e i s c n. Dann ging es aus dem noch immer breiten Talboden im Zickzack über den steilen Querriegel hinauf zum Karwendelhause. Schon unterwegs traten Wasser- pieper mit Jungen und graue Hausrotschwänze auf, oben am Hochalpensattel waren nur Wasserpieper wahrzu- nehmen. Als ich am nächsten Morgen weiter wanderte, sah ich meiirere Alpendohlen, deren Gefieder im Sonnenscheine prächtig glänzte. Ungefähr 300 m hinter der Hütte stand auf 50 m Entfer- nung eine Gemse im Kar und äßte ganz ruhig. Ich wollte meinen Augen nicht trauen und nahm den Trieder zur Hand — aber es blieb eine richtige, wahrhaftige „Jemse". Jul. Michel: Ornithologische Reiseskizzen. 151 Nun achtete ich unterwegs auf (He Sandrießen und sah so l>is 12 Uhr mittags über 40 Stück, alte und junge Gemsen. Das Karwen- delgebirge gehört wohl zu den wildreichsten Gebieten der .^Ipen. Im Knieholzc traf ich graue H a u s r o t s c h w ä n z e und hörte den A 1 p e n 1 e i n f i n k e n rufen. W a s s e r p i e p e r gab es überall. Weiter unten, wo bereits wieder fliehten im Knieholze auf- tauchen, sah ich 2 Gimpel und hörte S u m p f m c i s c n und Zaunkönige. Auch eine Ringdrossel trieb ich aus einem Latschenbusche auf. Auf einer Lichtung, dem kleinen Ahornboden, stehen n";achtige, flechten- und moosbedeckte, aber nicht sehr hohe Bergah<~irne. Den Hintergrund bilden liohe, graue Felswände, von denen große Sand- riesen herunterreichen. Auf einer derselben zählte ich 8 Gemsen. Dann ging es wieder aufwärts. Li den mit Flechten bedeckten Fich- ten waren nur AI e i s e n zu sehen. Beim Austritte aus dem Waide auf die Alm erhoben sich viele AI isteldrosseln und R i n g- drosseln, welche hier ihre Nahrung gesucht und aus einem ^^'as- sertümpel getrmiken hatten. Auch Finken waren in größerer Zahl dabei. Von der Ladiz-Alm, wo nur anttatt der vielbesungenen Dirndeln etwas weniger saubere Männer eine gute Alilcii verab- reichten, ging es über die Matten hinauf zum SuIlis-jocJ!. von wo aus ich in den gegenüberliegenden Felshängen wiederum 12 Gemsen, darunter einige Kitze, erblickte. In der Folge sah ich die durchaus nicht Fcheuen Tiere in größeren und kleineren Rudelr; seltener allein, noch öfters. Bei der Lalider Steinwand konnte ich sehr gut Stein- schläge beobachten und den Gesang eines Flüevogels vernehmen . Unterhalb des Joches waren wieder Wasserpieper zu sehen. Nach einem ziemlich steilen Abstiege über Matten gelangte 'ch in die Eng, das ist der flache Talboden des Eng-Baches. Auf den Wiesen standen einzelne kräftige, aber wenig ausladende Bergahorne und hie und da auch große Wettertannen. R o t s c h w ä n z e und W a s- serpieper belebten die Gegend. Nach der im Gasthause zur Eng abgehaltenen Mittagsrast ging es trotz des wehen Fußes wieder rüstig in einen engen, schutterfüllten Tälchen mit reißendem Bache emix)r zum Lamsenjoche. Wir dem Joche sah ich B e r g 1 e i n- f i n k e n mit Jungen, W a s s e r p i e p e r und S u ni p f ni e i s e n. Hier oben bei der Lamsenhütte gibt es Schneehühner und Alpendohlen, aber keine Steinhühner. Am nächsten Morgen bestieg ich allein die Hochnissel (2544 m), welche einen hübschen 152 Jul. Michel: Ornithologische Reiseskizzen. Femblick auf die Zillertaler und die umliegenden Berge gewährt. Auf dem mit etwas Kletterei verbundenen Aufstiege konnte ich nur singende F 1 ü e v ö g e 1 beobachten, doch soll vor vier Jahren in den Felswänden noch ein Steinadler gehorstet haben. Am Nachmit- tage stieg ich in die Pertisau ab. Das breite, geröllerfüllte Tal des Falztumbaches war vollständig trocken. Außer Sumpf- und Schopfmeisen, braun kehligen W iesenschmät- ? e r n und weißen Bachstelzen gelangte nichts zur Be- obachtung. In Seespitz am .Achensee ülx-rnachtcte ich in einem scheuerartigen Nebengebäude (unter mir residierte das Borstenvieh) und wanderte am anderen Tage über Maurach ins Rofangebirge. Im Walde unterwegs nur Meisen, Haus- und \V a 1 d r o t- schwänzchen und Singdrosseln gesehen. Weiter oben flog lautlos ein T a n n e n h e h e r von Baum zu I^aum und lockte ein G i m )) c 1. in der l>furter Hütte, welche einen wundervollen Bück auf den .\chensee und die westlich gelegenen Berge gewährt, wurde gerastet und dann ging es in tiimmemder Sonnenglut durch ein ödes, charakteri.stisches Kar (wohl das Grubenkar), das von weißen, die bezeichnenden \'erwitterungsrinnen aufweisenden Kalk- steinblöcken übersäet war. zwischen welchen spärlicher Rasen, Alpenrosen und kümmerliche Zirbelkiefern gediehen. Die frische Höhenluft milderte die Hitze. Unterwegs dachte ich mir aber trotz- dem, wie gut es ist. daß der Schweiß nicht kalkhaltig ist, sonst hätte ich sicherlich Tropfsteine an der Nase bekommen, \"on einem Hüter- buben hörte ich. daß Schneehühner hier oben nicht selten sind. .Auch den Mauerläufer kannte er. Bei der Kofanspitze waren Alpendohlen zu sehen. Nach Cberkletterung des Sagzahnes, einer Felsklippe, welche den Zugang zu dem Sonnen wendjoche ver- sperrt, gelangte ich auf dasselbe. Es ist ein langgestreckter, grasbe- deckter Rücken, der nach Osten zu in steilen, zerrissenen Felswänden abstürzt. .Am südlichsten Punkte desselben genießt man einen herr- lichen l)iick auf das Inntal, die Hohen Tauern und die Bergwelt des mittleren Tirol. Auf den ATatten trieb sich eine Schar von minde- stens loo Alpendohlen umher, welche in der sie charakteri- sierenden Art das Gelände absuchte, dann unter gewaltigem Geschrei kleine Flugspiele aufführte und sich hierauf auf den Felsblöcken zur Rast niederließ und sich sonnte. Mit \'ergnügen betrachtete ich das muntere Treiben, bis mich ein tiefes „goak" ober mir aufblicken ließ. Wilh. Rüdiger: Einige Notizen über Raubvögel in den Pripjet-Sümpfen. 153 Ein mächtiger Kolkrabe zog dalier. bog aber schon nach wenigen Augenblicken um eine Felsklippe und verschwand. Alle Anstrengun- gen, den \'ogel in dem Felsgewirr des Steilabsturzes noch einmal zu sehen, blieben leider vergeblich. Bis auf das Kaisergebirge, das von Wolken verhüllt war, stand die ganze Bergwelt klar und rein vor meinen Augen und beim Ab- stiege bedauerte ich lebhaft, nicht oben geblieben zu sein. Als ich aber am anderen Morgen in Kramsach bei Rattenberg aus den I-'edeni kroch und den Regen sah, der alles ringsum einhüllte und dann tagelang nicht mehr aussetzte, da war ich doch froh, den letzten schönen Tag so glücklich ausgenützt zu haben. Einige Notizen über Raubvögel in den Pripjet-Sämpfen. Von Wilhelm Rüdiger. Anfänglich in den Rokitno-Sümpfen, bin ich seit Mitte Septem- ber 1916 im Pripiet-Surapfgebiet ; das Pripjetflüßchen fließt nur 4 km südlich von meinem Unterkunftsort enntfernt vorüber. Wäh- rend Jahresfrist habe ich oft und häufig Gelegenheit gehabt, ornitho- logische Beobachtungen zu machen und neben Kleinvögeln auch Raubvögel erbeutet. Am 14. Augtist 1917 schoß ich einen Buteu stminennannae; der übervolle Magen des \'ogels enthielt nur Mäusereste. Pastor Klein- schmidt erhielt diesen Bussard. Derselbe schreibt mir untemi 24. Au- gust 1917: ,,Es ist ein sehr charakteristisches Stück von B. ciinnier- inannae. schon fast darüber hinaus zvmi desertorum-T\\n\s hin- neigend, aber doch ein echter ziiiunermannae nach Schwanzfärbung. Der Schnabel hat auch die charakteristische kurz-winklige Form, Flügel etwa 38, also wohl 9 ad." — .\n einigen späteren Tagen zogen einzelne Vögel dieser Art ohne Aufenthalt nach NW. ; am 7. .Sep- tember 1917 früh 6 Uhr überstrich mich ein Stück sehr niedrig, leider hatte ich ein Gewehr nicht zur Hand ; schon mit bloßem Auge sah icli die stark rostrot gefärbte Unterseite, was mir aber mein Prismenglar erst recht gut zeigte. — Weihen treten als Brutvögcl in den Pripjetsümpfen recht häufig auf ; doch sind die \'ögel im Fluge nicht immer sicher zu bestimmen. Sollen \'eröfifentlichungen und Behauptungen wirklich Wert haben, tlann müssen Belegstücke gesammelt werden. So konnte ich CircH.t pygcifiiiis durch Eier und Nestjunge feststellen. Beim Erben- 154 V. Capek: Der sibirische Tannenliälier. ten versciiicdeiKT Rohrsänger, sowie Scliwirle fand ich am 3. Juli' 1917 einen Horst dieser Weihe im Weidengestrüpp. Der alte \'oge! strich ab und wurde hiedurch zum N'crräter des Horste»;. Dieser barg 2 Eier und ein wohl 8 Tage altes junge: beide Kier waren ungleich groß, doch klein und zeigten mir den Wiesen weihen-Typ. .^ni 27. Juli besuchte ich abermals diesen Horst und nahm nunmehr das fast flügge Junge. Pastor Kleinschmidt war Rmpfänger und ?chreibt mir dieser unter dem 2. August 1917: ..Ich habe von der VViesen- weihe Flügelspitzen, Fänge und Hrustfedern, alles zum Bestimmen wichtige aufgehoben. Obschon die Kennzeichen noch nicht recht ausgebildet sind, zweifle ich doch bei der Kleinheit der Fänge nicht daran, daß es eine Wiesenweihe ist." Am 3. September 1917 wird eine Circiis macrourus erlegt: damit auch dieser Vogel unzweifelhaft richtig bestimmt wird, schicke ich ihn auch nach Dcdcrstedt Die Antwort lautet : ..Vielen Dank für Sleppenweihen-Balg, •ii - r „ 72, ,, 11 - r r „ 73, „ « r r ist „ 74, „ IH „ r lies » 75, „ lU r oben „ „ 75, „ 11 n „ „ „ 112, „ 8 tt » n _ 112, ,, 12 K a fi ^ 112, 1» 14 a n r „ 112, ^ 3 „ unten ^ „ 113, „ 18 „ r » p 144, „ 1 ^ oben ,, „ 144, „ 6 , unten ^ ' 141, Wh, ' 11 14 - B n Sylvia subalpina 1 18. Sylvia 111, 114, 115. Syrnium aluco 98. T. Tetrao bonasia 83. tetrix 34, 66, 100, 101. urogalius 63, 66, 100. Tichodroma muraria 3, 12,82, 106, 119. Totanus calidris 22. glareola 52. „ nebularius 52. Tringoides hypoleucus 22, 64, 128. Troglodytes troglodytes 25, 77, 87, 107. 114, 118- Turdus merula 25, 33, 38, 78, 85, 116 musicus 32, 38, 78, 84. „ philomclos 78, 116. pilaris 38, 78, 84. „ torquatus 79, 84. alpestris 33, 38, 79, 108. viscivorus 7, 26, 33, 38, 78, 84, 116. Turtur turtur 20, 52, 127. Tyto alba guttata 70 U. Upupa epops 45, 51, 71. Uria louivia 155. V. Vanellus vanellus 21, 46, 52, 64. .Calvurde". statt „Calwörde". „Riesenbruche", statt „Reifonbache". im Scbimmerwalde „und", statt „sind^. ^coUurio'^ statt coUiish". .za' statt ,.vor" der Brutzeit. „Besuchen" zu streichen. „1902", statt ,1907". „Riesenbruche". statt „Riesenbasche". , Brücher" statt „Büsche". „Sillenbuih" in Schönbroch statt „Sillcnbrach'. Dörzbach „1887" statt „188H- „Besigheiner" stritt „Bcsizlieiraer". „Pantlen" statt „l'autlen. „Wartberg" statt „Waßbori;'. „Nesteiem" statt „Nestern". „15" statt ,13". fWarthansen" statt .Warthanson". ORGAN für das palaearktische Faunengebiet. Herausgegeben Viktor Tschusi-Schmidhoffen. Heft 1 XXIX. Jahrgang. -6. Jänner — Dezember 1918. Nachdruck vorbehalten. Das „Ornithologische Jahrbuch" braweckt ausscblioßlich die Pflege der palae- ;irktischon Orintliolr.gio uud erscheint in 6 Heften Lexikon-Oktav. — Der Preis des Jahrganges (6 Hefte) beträgt bei direktem Bezuge für Deutschü-sterreieli 12 K, für J)eiitschlan-tfii'ljpreises, der un.vernieidlich ist, um bis zur Rückkehr (.'«-'rdneter Verhältnisse selbes fortführen zu künÄeii, Derselbe stellt sich derzeit auf 12 K bezw. 12 it bei dirok-tcm Be/uj; und ;inl 14 K durch den Buchhandel. >Cui eheste Begleichunj; der vielen noch auHstitndi^n Bezugsgebührcn snwii .i r für da.»! laufend» Jahr wird dringondst ersucht. Ikr HrinHxijehi'r. Von ilsi OiDiilog. Mi, Iniiil lii VogeH id Vooelsdiiilz in Mnixbiirg; (Inhaber nind Ix'ifcr Eduard, Paul Tratz) «ind bisher crscbidüeu: dir I. Jiiliresbertcht 1913 zum P-reise von 2.50 K dtr II. Jahresbericht 1!)U bis April 1917 ^ » » 4.50 K ..Der WalOri^tp", ilitteihuigen des De\it.>5chösterr. Ornitliolog. Institiite.s und der Vc'jrclgchntzstation Salzburg. Bezugspreis pro Jahr 5. — K. Bilduisse verNtorbcner Ornithologeii. üonic ttller« orni- ttiologische I..iteratar, außerdcni palaearkllache Vogel- I>üIkc< KIcr und Nester /« kaufen gesucht. .VllfaDige .\ntr;ig'' irfnt/n an dif Omithol. Station In Salzbnri?, Augustinergassc H. Naumanns Naturgeschichte der Vögel, neue Autlage, wiril zu kaiileii gesiicbl, desgb'ichen die IJetto 7 — 10 uicl 12 dt;> I. Jahrganges des ; Oinithologischen Jahrbuches'! sowie ornithcilogische und jagdliche Htichor und /,eitscliriftf>n. Angebot'' an ilie Kedaktion. Palaearktische Yogelbälge für wissenschaftl. Sammlungen gibt ab Direktor M. Friedrich, Gross- Aapa (Midiraeni, Villa Wiescnheira. Kauft auch genau befundortete Bälge aller Oegeudcn de.* palaearktischcii (Jebietex. 5 Dunenjunge \on f.anis nirrhuiiii können abgegeben werden. An- fragen an die Kedaktion des »Omithol. Jahrbucli.- . Dansk Ornithologlsk ForsningsTidsskrIft Zeitschrift des dänischen ornithologi.sch. Vereines. Behandelt iusl)esondere die däni.schi;, nordeuropäi.sohc und arktische Fauna (Grönland), er.scheint viermal jährlick. in der Stärke von .jp drei Druckbugen. Preis des Jahrganges, ilen Illustrationen und kolorierte Tafeln zieren, 5 Mk. Alle Zusendungen sind zu richten an , Stoffwechselstörung« infolge des Krank- heits- und Heilungsprozesses unter zweijährigem Geltesein zu- rückzuführen, denn in späteren Jahren brachte die Henne stär- kere und normal gezeichnete Gelege. An ihren Nachkommen war Pigmentarmut oder sonst abnorme Zeichnung nicht festzu- stellen gewesen. An sich sind Henne und Gelege gut geschützt und gedeckt. Da aber die Brutstätte mitunter nahe an Wegen und Steigen liegt, sind unliebsame Störungen und Frevel alljährlich wieder- kehrende Ereignisse. Im Anfange der Brutzeit ist die Auerhenne gegen Störungen empfindlicher als später und verwildert leicht; mit fortgeschrittener Brutzeit — diese dauert 28 Tage — nimmt sie Störungen weniger übel, ihr Bruteifer steigert sich immer mehr, und führt sie erst einmal, so kann man keine eifrigere, treuere und mutigere Mutter finden als eben die Auerhenne. Mit gesträubtem Gefieder und zornigem Jocken nimmt sie den Feind an, und selbst wehrhafte Gegner, wie Krähen, wurden M. Merk-Buchberg: Aus dem Leben unserer Waldhühner. 6l schon von verteidigenden Auerhennen zu Tode gehackt. Bei Störungen am Gelege kommt es darauf an, ob der Störenfried sich so näherte, daß ihn die brütende Henne noch in einiger Entfernung wahrnehmen konnte, oder ob die Henne förmlich überrumpelt wurde. Im ersteren Falle schleicht sie, wenn sie nicht sich tief drückend sitzen bleibt, behutsam davon; im letz- terem Falle verläßt sie das Gelege in polternder Flucht und schleudert dabei manches fii aus der im Verlauf des Legens und Brütens entstandenen Mulde heraus. Kehrt die Henne nach sol- chen gröblichen Ueberfällen überhaupt wieder zum Gelege zu- rück, so kommt es vor, daß sie den verzettelten Inhalt heraus- geschleuderter und dabei zerbrochener Eier aufnimmt. Ich habe öfters bemerkt, daß in der Kette stehende Jung- hähne selbständiger, aber auch ungestümer sind wie junge Hennen. Junge Hähne trennen sich mitunter auch schon im ersten Herbst von der Kette, doch bleibt diese in der Regel den Winter über vereint, um sich erst gegen die Balzzeit hin, be- stimmt aber dann zu trennen, wenn die älteren Hähne die Balz- plätze fest bezogen haben und die balzwilligen Hennen diesen dann auch zustehen, um sie insgesamt, sich an andere Balzplätze zerstreuend, zu verlassen, wenn sie ihres Hahnes verlustig gin- gen, oder um einzeln abzustreichen, wenn sie sie sich befruchtet fühlen, worauf dann allmählich das Brutgeschäft von neuem einsetzt. In dem ungemein strengen Nachwinter 1916/17 konnte ich allenthalben feststellen und erkunden, daß die Baumbalz nur spärlich zu beobachten, die Bodenbalz namentlich in gebirgigen Lagen fast als Regel anzusprechen war. Die Morgenbalz war da- bei äußerst lebhaft mit zum Teil prächtigem Balzwetter, da die »Knospenpause" manche Balzjagd vereitelte. Fiel die Balz noch dazu mit ihrer Balzfeste in die Vollmondsperiode, so zeigte sie das altbekannte Bild: die Hähne spielten am Abend so gut wie gar nicht, fielen in der Nacht nach geringem Balzgesang vom Aste und standen längst bei den Hennen, wenn programmgemäß die Frühbalz hätte stattfinden sollen. So beobachtete ich in der Balz 1Q15 einen Althahn, der abends eifrigst bei den Hennen in einem tiefen Steilgraben paradierte, dann »zu Fuß" gemächlich seinem Schlafbaum zu bummelte, sich »wortlos" emporschwang und darauf nach etlichem leisen Sichumstellen einschlief. In der Nacht um etwa 1 Uhr erwachte er, rauschte er, machte ein paar 62 M. Merk-Buchberg: Aus dem Leben unserer Waldhühner. Spiele und ritt dann ab. Nach dem Mondwechsel flackerte die Balz flammengleich zu voller Lebhaftigkeit empor, um nach wenigen Tagen vorüber zu sein. Ein merkwürdiges Verhalten zeigte ein sehr alter und also erfahrener Hahn, der beim frühesten Morgengrauen vom Schlaf- baum fiel, mit den Schwingen schlagend und lebhaft spielend über einen Schneefleck und eine Reiß'n emporlief, um dann in einem mittelwüchsigen Bestand unbekannten Aufenthalts zu ver- schwinden. Der Ausdruck „vom Baume fallen" entstammt der Weid- mannssprache und bezeichnet das Abreiten oder Abstreichen des Hahnes. Ich habe es aber auch einmal gesehen, daß ein* auf seinem Ast mit Würde paradierender Hahn mit einem Fuße in die Luft griff, den Halt verlor und prasselnd und polternd, einen Regen von Nadeln und Reisig mitnehmend, zu Boden rumpelte. Er bäumte nach diesem Ereignis nicht wieder, sondern wechselte laufend vom Balzplatze weg, mutmaßlich den Hennen zu, die ich seitab in einer Blöße wußte. Vor dem Treten nähert sich der Hahn der Henne unter bald gravitätischen, bald tänzelnden Bewegungen und Schwen- kungen. Schließlich drückt sich die balzwillige Henne, die unter dem starken Hahne fast völlig verschwindet. Das nur kurze Frist währende Treten ist von ein- bis dreimaligem Wippen der Schaufel des Hahnes begleitet. Nach dem Treten schüttelt sich der Hahn das Gefieder, die Henne tut dasselbe in noch stärke- rem Maße, und ist die Henne zwei- bis dreimal getreten, so steht sie allmählich von dem Balzplatze ab, um den Freuden und Pflichten der Mutterschaft entgegenzugehen. In der Zeit des Brü- tens und Führens lebt jede Henne für sich allein, und nur zur Winterszeit wird der Zusammenhalt etwas engerer; in der Balz- zeit kennt die Henne in erster Reihe nichts als die Befriedigung des Balztriebes, und auf der Höhe der Balzwilligkeit stehende Hennen sind in außerordentlichem Maße benommenen Sinnes, außerhalb dieser Anspannung des Begehrens sind sie jedoch rege und wachsam, und eben dieser Wachsamkeit der doch meist nicht einzeln, sondern zu zweien und darüber bei ihm stehenden Hennen verdankt der Hahn erfreulicherweise recht häufig Rettung und Leben. Geraten beim Führen zwei Hennen und ihr Gesperre neben- und untereinander, so kümmert sich M. Merk-Buch berg: Aus dem Leben unserer Waldhühner. 63 kein Teil um den andern. Ja, ich sah eine Auerhenne nach den stärkeren Jungen eines Nachbargesperres hacken, als sich diese unter die noch geringeren Jungen des eigenen Qesperres misch- ten, als wollte sie eine Beeinträchtigung oder Verkürzung der Aesung hintanhalten; das gleiche Bild, wie es gelegentlich der Qeflügelhof zeigt. In den Winterständen finden sich freilich die Glieder verschiedener Qesperre zusammen, die Hähne und die Hennen je für sich. Selten sieht man bei vergesellschafteten Winterhähnen eine Henne; ist dies doch der Fall, so weiß ich nicht, ob es sich dabei stets um eine alte Oelthenne handelt. Die das bisher behaupteten, werden es wohl auch nicht zuver- lässig gewußt haben. Noch ein Wort über das Auffinden von Auerwild in un- bekanntem Revier! So eigenartig zerstreut und so verschieden nach Höhe und Tiefe die Balzplätze immer liegen mögen, Wasser und moorige Stellen sind immer die Zentren der Bestände. Wo Gräben im Gebirge sind, steht das Auerwild in diesen oder in deren Nähe, — „je dreckiger, desto lieber", meinte ein alter Auerwildheger mir gegenüber. Der Mann hatte recht; wo ich die schmutzigsten Stiefel bekam, habe ich die reichsten und schönsten Auerwildstudien und -Erinnerungen eingeheimst. Durch sein örtlich noch immer recht häufiges Vorkommen im Flachlande, durch seine offenere Lebensweise und seine größere Regsamkeit ist das Birkwild im allgemeinen besser be- kannt wie das Auerwild. Nur seine oft so belangreichen Orts- veränderungen bilden vielfach auch für erfahrene Birkwildkenner ein ungelöstes Rätsel. Zum Teil führen sich, so im Flachlande, diese Ortsveränderungen zurück auf die Umgestaltung der Boden- beschaffenheit. Die um sich greifende Stadt, Industrie-Anlagen, Bodenentwässerung, Moorkultivierung, Aenderungen im Forst- und Vegetationsbild bringen auch Ortsveränderungen des Birk- wildes mit sich, die zwar bedauerlich, aber schließlich unver- meidlich sind. Bei aller Beweglichkeit bekundet das Birkwild einen gewissen Eigensinn hinsichtlich seiner Standortstreue. So habe ich Jahre hindurch die reichen Birkwildreviere im Ammer- moos zoologisch und botanisch durchforscht und dabei beob- 64 M. Merk-Buchberg: Aus dem Leben unserer Waldhühner. achtet, daß die Ammer in einer gewissen Gegend nie vom Birk- wilde überstrichen wurde, obschon das dort nur schmale Flüß- chen an die Flugleistungen des Birkwildes keinerlei nennens- werten Anspruch gemacht hätte. Mit stiller Erheiterung beob- achtete ich oft die langen Gesichter der »Jenseiter", wenn im Diesseits die Spielhähne bliesen und kullerten, daß das ganze Moos davon lebendig wurde. Ortsveränderungen sind dann auch bedingt durch unge- zügelten Jagdbetrieb. Es mögen auf den Revieren des Flachlandes noch so viele Hähne auf einem Balzplatze sicli zusammenfinden, ein jeder hat als Trethahn einen gewissen, nur wenige Quadrat- meter umfassenden Balz- und Tretplatz inne, wo er die Henne tritt und von dem er den Eindringling abkämpft. Wird unter diesen Trethähnen, die stets alte Hähne sind, einer um den an- dern, und dies noch dazu zu früh abgeschossen, so hat die Er- satzmöglichkeit eben ihre Grenzen, das Fortpflanzungsgeschäft ist mehr oder weniger unterbunden, und mit der Zeit verläßt das Birkwild ein Revier, in dem ihm so verständnislos und übel mitgespielt wird. Die Hauptgefahr für solche Reviere liegt nicht so sehr darin, daß sie überhaupt bejagt werden, — est modus in rebus, — sondern daß bei der großen jagdlichen Beliebtheit des Birkwildes und seiner doch verhältnismäßig nicht zu schwie- rigen Jagd der Liebhaber es zu viele sind, die »auf den kleinen Hahn gehen". Es heißt dann vielfach, derartige Maßnahmen seien zur Bestandesregulierung nicht zu umgehen. Bestandesre- gulierung durch einen einzelnen sehr erfahrenen Wild- und sehr genauen Revierkenner mag von Fall zu Fall eine sehr greifbare Sachlichkeit haben, in der Verallgemeinerung dieses Begriffes auf all und jedes jagdliche Gebahren wird mit dem Worte be- wußt und unbewußt viel Schwindel getrieben und die vermeint- liche Regulierung findet weit mehr nach der schlimmen als nach der guten Seite hin statt. Einen sehr wesentlichen Faktor zur Vertreibung des Birk- wildes aus seinen ursprünglichen Standorten erblicke ich in der Einbürgerung von Fasanen. Es wird oft gesagt, Birkwild und Fasanen vertrügen sich gut miteinander, das ist aber tatsächlich nur der Fall, solange die Fasanen in nur geringem Bestände vor- handen sind. Mit zunehmendem Fasanenbestande nimmt immer das Birkwild ab, um endlich aus der alten Heimat sich völlig M. Merk-Buchberg: Aus dem Leben unserer Waldhühner. 6S zu verstreichen. Ich lasse die Entscheidungsfrage offen, ob die Schmälerung der Aesung oder die Beunruhigung durch die Fa- sanen die Hauptursache des Abwanderns darstelle; m. E. spielen beide Umstände mit. Von einer allzu einseitigen Vorliebe für die Gattung Phasianus möchte ich überhaupt und für alle Re- viere warnen, auch da, wo Rücksichten auf Birkwild und an- deres Wildgeflügel nicht obwalten. Wohl gewährt ein Fasanenstand eine beachtenswerte jagdliche Rente, und wo der Fasan nicht überhand nimmt, gewährt er, u. a. als Mäusejäger und nament- lich als Schneckenvertilger, einen beachtenswerten Nutzen. Ueber- wuchert aber sein Bestand, so wird eine Plage daraus. In den zum Teil kraß überhegten Fasanenrevieren Belgiens z. B. wur- den die Fasanen von der Feldbau treibenden Bevölkerung vor dem 1914 ausgebrochenen Kriege als eine wahre Feldplage empfunden, nach dem Urteil von Sachverständigen mit allem Recht. Der Verlag J. Neumann in Neu-Damm veröffentlichte i. J. 1Q16 den Farbendruck einer Abbildung eines Bastards zwischen Birkhahn und Fasanhenne, gemalt von Dr. Ernst Schaff. Der- gleichen Hybriden kommen ab und zu auf Revieren vor, wo Fasanen neben Birkwild auftauchen; immerhin sind sie selten, seltener als die sonst bekannten Tetraonen- Hybriden. Im Mittel- und Hochgebirge hängen Ortsveränderungen des Birkwildes, abgesehen von den Folgen forstwirtschaftlicher Maßnahmen und etwaigen Folgen schädlicher Jagdausübung, in der Hauptsache zusammen mit den Witterungsverhältnissen. Im allgemeinen steht das Birkwild im Hochgebirge in höheren Lagen als das Auerwild, es kann wenigstens höher hinaufrücken, doch sind auch dem harten Spielgeflügel hinsichtlich seiner Ausdauer Schranken gesetzt, und unter besonders ungünstigen Witterungs- verhältnissen ist eben ein Verweilen in der unwirtlichen Region nicht möglich. Derartige Ortsveränderungen sind nur vorüber- gehend und haben nichts gemein mit jenem Rücken, das das Birkwild dauernd der Heimat entführt. Derartige Beobachtungen sind einwandfrei festgestellt. So schrieb mir i. J. 1916 der k Förster Hohenadl aus seinem Hochgebirgsrevier Griesen an der Grenze zwischen Bayern und Tirol, das Birkwild nehme dort unbegreiflicherweise immer mehr ab und all das, trotzdem es nicht bejagt werde, trotz jagdlich einwandfreier Hege des Re- 5 66 M. Merk-Buchberg: Aus dem Leben unserer Waldhühner. viers und trotzdem in den letzten Jahren absichtlich kein Spiel- hahn mehr geschossen worden sei. Auch Krankheiten und das Auftreten des Hämoproteus beim Birkwilde sind dort nicht be- kannt. Ob derartige Abwanderungen vielleicht mit der von Geo- logen und Botanikern längst erkannten »Verwilderung der Alpen" im Zusammenliang stehen, kann ich nur mutmaßen, Beweise dafür oder dagegen stehen mir zur Zeit nicht zur Verfügung. Das Ha sei wild, das die Reihe der hier erwähnten Tetra- onen-Arten zum guten Ende beschlieikn wolle, war mir von meiner frühen Jugend an der Gegenstand besonderer Zuneigung. Ich habe ilnn bis auf den heutigen Tag viel Beobachterfleiß ge- widmet und iiabe um seinetwillen mancherlei Mühen und Stra- pazen ertragen, ich darf sagen: gerne ertragen. So ist mir das Haselwild ein guter, ein recht vertrauter Bekannter geworden, trotz seiner verborgenen Zurückgezogenheit, aus der es selten nur heraustritt, so selten, daß ein nicht Kundiger sich vielleicht lange in einem Hasel wildrevier bewegt, ohne die Anwesenheit des kleinsten Waldhuhns auch nur zu ahnen. Doch kommen Ausnahmeerscheinungen vor, wie ja denn die Tetraonen insge- samt bis zu einem gewissen Grade unberechenbar sind. Meine Frau, mich und den uns begleitenden Hund iiielt ein auf einem Buchenheister mitten auf einer Blöße stehender Haselhaim eigen- willig auf geringe Entfernung aus, trotzdem wir uns ihm bei „lautem" Schnee und Harsch nähLrUii. Er ritt erst ab und strich ins nahe Holz, als wir unter ihm durchschritten. Auf einem somiigen, durch reichen Beerenwuchs ziehenden Steig sah ich einige Wochen zwei Haselhähne sogar in der Kampfzeit einträchtig beieinander aushalten und so offen am Steig stehen, daß ich sie regelmäl5ig schon von weitem wahr- nahm, wenn ich in den gemeinten Revierteil kam. Einem an Berg und Wild nicht gewöhnten Naturfreund konnte ich einen am Holzrande zu Baume stehenden Haselhahn nur dadurch kenntlich machen, daß ich, sehr gegen meine Gepflogenheit, unausgesetzt mit dem Bergstock nach ihm deutete; der Hahn hielt mein unglaublich ungeschicktes Manipulieren mit nicht M. Merk-Buchberg: Aus dem Leben unserer Watdhühnet öt minder unglaublicher Geduld aus. In einem anderen Falle lief ein Haselhahn vor mir über den Steig und begann dicht an der Böschung nebenan im Beerenwuchs zu äsen. Beim ruhigen An- sitzen sind mir schon Haselhühner bis dicht vor die Genagelten gelaufen. Das Haselwild tut sich sehr rege um, beherrscht jedoch kein sehr großes Revier. Ortsveränderungen kommen u. a. weniger vor als beim Auer- und Birkwild. In meinen alpinen und vor- alpinen Beobachtungsrevieren steht das Birkwild i. a. in den höheren Lagen, wohin Auerwild nur selten rückt. So ist das Birkwild durch Wintersnot am ersten zum Sichumstellen in tiefere Lagen genötigt. Das Auerwild steht mit vereinzelten zeitlichen Ausnahmen in mittleren und unteren Lagen und stellt sich hori- zontal weiter um als vertikal, besonders während der Balzzeit, und dann wieder im Herbst. Das Haselwild teilt in der Haupt- sache die Standortslage mit dem Auerwilde, eher hat es noch die Neigung, etwas tiefer zu stehen. In den wenigen, mir be- kannten Revieren des Flachlandes verlälU es, wohl aus Aesungs- liebhaberei, mitunter die größeren Waldbestände und nimmt vor- übergehend Feldgehölze und Remisen zum Aufenthaltsorte. Eine gewisse Härte und Ausdauer ist dem Haselwilde, das als der zarteste Tetraone gilt, nicht abzusprechen, sonst könnte es z. B. im Bayerischen Walde nicht Standwild sein, einem Gebirge, das in manchen Wintern eine trostlose Schneewüste darstellt. Gleichwie das Birkwild in manchen Gegenden merklich zurückgeht, so nimmt auch das Haselwild, letzteres vielleicht in noch höherem Maße, auch da ab, wo ihm jagdlich wenig oder gar nicht nachgestellt wird. Das Auerwild ist ja meist, wo sein Bestand sich mindert, das Opfer jagdlicher Gier und Verständnis- losigkeit, wo ihm das Gelände nicht den einen oder anderen Zufluchtsort bietet, wie oben gezeigt. So sind z. B. die noch zu Jäckels Zeiten berühmt gewesenen Auerwildstände von Dießen, Raisting und Wessobrunn in der Ammerseegegend in der bru- talsten Weise ausgeschossen worden. Ich bin damals selbst am Orte gewesen, als eine Oberstabsarztensgattin aus München sieben- mal auf den balzenden Hahn sich führen ließ, lange bevor die spärlich vorhandenen Hennen getreten sein konnten. Der Ur- sachen zum Bestandesrückgang des Haselwildes gibt es mehrere, bekannte und unbekannte. Aenderungen im forstlichen Bestand 68 M. Merk-Buchberg: Aus dem Leben unserer Waldhühner. mögen einiges beitragen, obschon eine Gegend, es fiele denn der Waid völlig, iiv.g ^S^K»' Verlag des Herausgebers. "ilF&i^ a^sum l Ausgegeben am 20. März 1917. i 2iirpfl.K8fliilfllsiliDifi! senden Bezüelich erößerer Mannskrintp orhitton I Manuskripte ersuchen wir. ToUitl deutlich geschrieben und drncUartl am besten in Maschinenschrift — «, Bezüglich größerer Manuskripte erbitten wir vorherige Anfrage. Der Hera -4 Preise des „Ornilhologischen Jahrbuches" «a^M Jahrgang 1 (iS„o), Xl\ (i.,u.^j-.\XIii iu,i2;,-\X\ 1. (1916) a 10 Mk. - erste Jahrtjaiig kann nur bei Abnahme der ganzen R. abgegeben werden. „ III (1892), XT (I900)-Xin (1902). XV (1904). XVII (ino6) a 8 Mk ., II (.89.). IV (.893)-X f .899). XIV ^903) XVI dSxVl 1 1 ( a 6 Mk. ^ liinzelne Hefte, s<.wiit sie vorhanden, werden das einfache yu Mk 1 =*, .las doppelte .u Mk. 3.- abgegeben. ^^ Herausgeber ' Dansk Oriiitliologisk Forenings Tidsskrift (Zeitschrift des dänischen ornithologischen Vereines). Behandelt insbesondere die däni- sche, nordeuropäische u. arktische Fauna (Grönland), erscheint vier- mal jährlich in der Stärke von je drei Druckbogen. Preis des Jahrganges, den Illustrationen u. kolorierte Tafeln zieren, 5 Mark. — Alle Zusendungen sind zu rich- ten an den Redakteur: O. Helm's, Sanatoriet ved Nakkebolle Fjord #*, pr. Pejrup, Danemark. ,% uclie vom ersten Jahigang . „Ornithol. Jahrb." die Heftt ^' 7,8,9, 10 und 12zu enverbeii, bez. gegen andere einzutauschen. von Tschusi zu Schmidhoffen. Berajab, Zoographia infinita, (Herausgegeben von 0. Kleinschmldt) begleitet von der Zeitschrift „FALCO" = rt=^ Preis 8 Mk. und 1 Mk. für Porto und Verpackung. ;- - Kommissionsverlag: —~=t— Gebiatr-Schwetscbke, Halle a. S. Eier u. Vogelbälge von d. Kanacen Gelege von Fringilla leydea (2 Eier) Mk. 5Ü. . OHs faertevenlurat p Ei , la . Cursorius gallicus ... 5. > l'ratincoladaki)li(rCi— Eieri, 30. AUe anderen Gelege und Bälge : : : ; werden gesammelt. : : : ; Tenerife, Vilaflor, Casa inglesa per Ornitholog. Beobachter Monatsberichte für Vogeikunde u. Vogelschutz. Einzige rein ornithologische Fachzeit- schrift in der Schweiz. Redaktion für den deutschen Teil: Karl Daut in Bern I Schweiz', für den französischen Teil: Prof. Mathey Dupraz a Colombier. :::: Preis Fr. 5.— jährlich. :::: " F'robehefte kostenfrei. Bestellungen an die Expedition u Buchdruckerei R. Q. Zbinden, Rheinsprung. 5. Basel (Schweiz'. 5 Dunenjunge von Laras auduuini können abgegeben werden Anfragen a. d. Redaktion d. „Ornith. Jah^buches^ Naumann's Naturgeschichte der Vögel, neue Auflage, wird zu kaufen gesucht. Angebote a. d. Redaktion. Inlialt des 1. iiiul 2. Ht^ftes. Seite jul. Michel: Ornilhologische Reiseskizzen 1 frof. Dr. E. RöBler: Ornithologische Beobachtungen zwischen Drau und Krndija LS Dr. Otto V. W'ettstein: Berichtigungen und Ergänzungen zur Ornis des (jschnitztales bei Steinach am Brenner, Tirol 29 Joseph Graf Plaz: Zugsbeobachtungen aus dem Pongauer Ennstale . . 35 A. VVatzinger: Ornithologisches aus Gmunden und l'mgebung ... 46 A. VVatzinger: Am Neste des Erlenzeisigs . . 47 C. Lindner: Bemerkung zu „Schuanzmeisennest auf Fichte" .... 49 C. Lindner: Einige kurze Beobachtungen aus den Bayerischen Alpen. 50 Josef Noggier: Beobachtungen über den Vogelzug in Mariahof ... 51 Oberleutnant Hartwig: Aus dem Felde im Osten 52 Eduard Paul Tratz: Störche in Salzburg 53 von Tschusi: Kleine Notizen 54 Literatur 55 Nachrichten 60 Zur Bespreclmug eiugelaugte Dmekscliriften. R. Hey der. Ornis Saxonica. (J. f. O. 1916.) C. E. Hellmayr <& Laubmann. Nomenklator der \ögel Bayerns. — München 1916. A. La üb mann: Über den Begattungsakt von Micropits apiis apus (L.) [Orn. Monatsb. 1916]. — — Nomenklatorische Bemerkungen zur Gattung Akedo [Ibid. 1916]. — — Zur Nomenklatur unseres Eisvogels. [\'erh. Orn. Ges in Bayern, XII]. — — Ornithologische Beobachtungen a. d. Gebiete des Mai- singer Sees. [Ibid. XII]. L. Sitowski. Ptaki Pienin. [Acad. litter. Cracoviensis 1916]. K. Loos. 2. Bericht der ornith. Station Liboch a. E.. 1915. [Lofos 1916]. F. Schwabe. 8. 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ORGAN für das palaearktische Faunengebiet. Herausgegeben von r Victor Ritter von Tschusi zu Schmidhoffen. XXVIII. Jahrgang. Heft 3.-6. — Mai— Dezember 1917. Nachdruck vorbehalten. Das „Ornithologische Jahrbuch" bezweckt anssohliesslich die Pflege der palaearktischen Ornithologie nnd erscheint in 6 Heften Lex. 8. — Der Preis des Jahrganges (6 Hefte) beträgt bei direktem Bezüge für das Inland 10 Kronen, für das Ausland 10 Hk. prännmerando, im Buchhandel 12 Kronen, 12 Hark. Volks- und Mittelschulen können den Jahrgang zu dem ermässigten Preise von 6 Kronen bez. 6 Hk. (nur direkt) erhalten. Kauf- und Tauschanzeigen finden nach vorhandenem Räume auf dem Umschlage Aufnahme, Beilagen- und Inseraten-Bereohnung nach Vereinbarung. Probehefte nur gegen Rücksendang. Alle Zusendungen, als Manuskripte (dentlich geschrieben), Druckschriften zur Besprechung, Bestellungen, Anzeigen und Beilagen bitten wir an den Herans- geber, Villa Tännenhof bei Hallein, Salzburg, zu adressieren. Hallein, 1918. Druck von Ignaz Hartwig in Freudenthal (Schles.), Kirchenplatz 13. Verlag des Herausgebers. I f^ » > Z-U-r gefälligen Beac"h.tnrLg I statt der unrichtigen Inhaltsangabe zu Jahrgang 1916 liegt ein Blatt mit der richtiggestellten bei. Die Einziehung des Setzeriiersonals der Druckerei, der schwere und unge- nüf;ende Ersatz durch ungeschuUe ililfsl