en = . EL ’ ea SE Sr nr tyra ne ar ne wre i 2 = 5 4 Id en 2 Resoundo /IFe Kibrary of the Museum COMPARATIVE ZOÖLOGY, AT HARVARD COLLEGE, CAMBRIDGR, MASS, FHounded by private subscription, in 1861. LNIANNITINTN Deposited by ALEX. AGASSIZ. Nos 23H ne en An FACTENKUNDE % DEUTSCHLANDS, ' * ” = PETREFAUTENKUNDE DEUTSCHLANDS. DER ERSTEN ABTHEILUNG SECHSTER BAND. ae A: BSkicE: N (RÖHREN- UND STERNKORALLEN). —eHptzon ERLP2I6G, FUES’s VERLAG (R. REISLAND). 1881. „ ROFESSOR DER GEOLOGIE UND MINERALOGIE IN TÜBINGEN. 4 UGUST QUENSTEDT, SSLEE-EP'ZT 6, FUES’s VERLAG (R. REISLAND). = > = = — = = = = fe NEBST EINEM ATLAS VON 42 TAFELN. FRIEDRICH A HRE r $ BT PR Vorrede Die Röhren- und Sternkorallen, welche schon in den ältesten Formationen bedeutende Wichtig- keit gewinnen, suchte ich nach ihren markirtesten Originalen in öhlschrdneten Reihen möglichst treu darzustellen. Nur wo zu grosseLücken waren, musste ich zu Copien greifen, wie in der Erklärung der Tafeln stets ausdrücklich angegeben steht. Unter den Ausgestorbenen konnte fast alles von der Natur abgenommen werden. Blos in dem letzten Hefte, wo ich die tertiären und lebenden Stöcke im System von Milne Edwards (Hist. natur. des Coralliaires, 3 Bd. 1857—60) aufführte, um dem Leser ein volles Urtheil darüber zu ermöglichen, musste ich VII Vorrede. von gegebenen Bildern einen grössern Gebrauch machen. Ich selbst lege kein Gewicht darauf, und halte es sogar für gefährlich, wenn man in dieser Bahn fortfahrend die Zersplitterung immer noch weiter treibt. Denn mein Zweck war nicht das mikroskopische Ergründen der innersten Theile, son- dern ich wollte nur makroskopisch zeigen, wie man die Hand und das Auge auszubilden habe, um end- lich an das freudige Ziel zu gelangen, selbst die Er- funde bestimmen zu können, welche uns die Natur gerade in den Korallenbänken in Masse und Mannig- faltigkeit bietet. Die Korallen sind in dieser Be- ziehung eines der schwierigsten Capitel in der Petre- factenkunde überhaupt, und sie dürften den scharf- sichtigsten Beobachter zu der Ansicht bekehren, dass die Variabilität der Formen in keine Namen und Worte gezwängt werden könne. Man muss unendlich viel mit dem Geständniss bei Seite legen, dass ein sicheres Urtheil über die Abgrenzung der Species nicht möglich ist. Wenn dann aber nicht Vorrede. IX ‚selten solche unsicheren Dinge zu Geschlechtern, ja selbst Familien hinauf geschroben werden, so thut man damit der Natur Gewalt an. Es wäre wohl möglich, dass unsere Nachkommen es zweck- mässiger und den Dingen angemessener finden wür- den, einen grossen Theil der Namen wieder einzu- ziehen, um damit die bessere Uebersicht zu ge- winnen. An Winken dazu habe ich es nicht fehlen lassen. Meine Darstellung ausserhalb des Edwards’schen Systems richtete ich stets so ein, dass das äusser- lich Aehnliche möglichst neben einander kam, und man daher im Rahmen bekannter Formationen leicht den Vergleichungspunkt für das zu Bestimmende findet. Freilich musste ich, um auf engstem Raume möglichst viel zusammen zu drängen, über die Wahl viel nachdenken, hier mehr weglassen, dort mehr ausführen. Dennoch zählen wir auf den ge- drängten 42 Tafeln von tab. 143—tab. 184 volle 2346 mit Erklärungen begleitete Nummern, eine X Vorrede, Menge, die gründlich nach allen Seiten zu ent- ziffern, ein Lebensstudium erfordern würde, aber sie legt schon in diesen flüchtigern Bildern Zeugniss genug ab, wie gross die Natur in ihren Schöpfungen ist und war. Tübingen, März 1831. _ PETREFACTENKUNDE DEUTSCHLANDS. DER ERSTEN. ABTHEILUNG SECHSTER BAND. ERSTES HEFT. EORSLLEN (RÖHRENKORALLEN) VON FRIEDRICH AUGUST QUENSTEDT, PROFESSOR DER GEOLOGIE UND MINERALOGIE IN TÜBINGEN. SECHSTES HEFT. LEIPZIG, FURS’S VERLAG (R. REISLAND). 1878. HIERZU EIN ATLAS IN FOLIO MIT 6 TAFELN IN TONDRUCK. a ee e er r R x ) Ne i 7 ' j Yo RARMANATNINIAKRARTANAKAHN AT UN AAN AAN HN oO ° ( | Bit ’ A | | | j# ) | Bu h . = f zT 1 > ı 7 8 | wann , \ j Ale: a IP J er y i T Ed zer aa ar PA dont AU ATI ERSSUGEM “ i " TyAh aateHlug h ‚MOukanon ma wi“ TAT 3 Tım or nı aa ß } 2 R f r WR .D FR “ en J Ka la aa 21 Lok ur x AR 3 Muh. ae ’ ; ö B Re AR N KEN “ 5 Var i f “ ur j N h | N R r A rn 7 II. Röhrenkorallen. Tubularia. Was Schwämme für die mittlern ‚ sind Röhrenkoral- len für die ältern Formationen, und wenn ihre Kanäle schief und klein werden, so kann man beide sogar noch leicht mit einander verwechseln. Dabei sind sie nun aber auch die entschiedenen Vorläufer der Sternkorallen, deren Grenze auf ziemlicher Willkühr beruht. Was die alten Petrefactologen darüber dachten finden wir bei Walch (Naturg. Verst. 1769 II. 2 pag. 16) ausführlich behandelt. Zunächst waren es die gekammerten Favositen, welche sich Walch noch als „Hohlröhren“ dachte, obschon M. v. Bromell (Acta liter. Suecie. 1725 pag. 405) unter Tubularia fos- silis candida von der Gothländer Species einen ganz vor- züglichen Holzschnitt mit zahllosen Scheidewänden gab. Man dachte dabei an eine Verwandtschaft mit der berühmten Orgelkoralle des Rothen Meeres, welche Imperati Tubularia purpurea nannte, ein Name, der erst viel später von Linne wit Tubipora vertauscht wurde. Daher war Pastor Büttner in Querfurt (Coralligraphia Subterranea 1714 tab. 1 fig. 1—5) so vergnügt, dass sich auch unter den Norddeutschen Ge- schieben solche Tubularia coralloidis finden. Luidius (Lithoph. Brit. Ichnogr. 1699 Nro. 104) bildete sie wahrscheinlich, aber sehr undeutlich, als Madrepora Imperati aus England ab. Fougt, der Schüler Linne’s (Amoenitates Academicae 1749 I pag. 97), warf gross- wie kleinlöcherige zu den Quenstedt, Korallen. 6te Liefer. Juni 1878. \ a ee > II. Röhrenkorallen. Ed Milleporiten. Einen zweiten wegen der zierlichen Verket- tung seiner Röhren noch nıchr in die Augen stechenden Typus gab besonders auf Gothland die Tubularia catenulata Bromell’s, welcher von beiden Species, der gross- wie der klein- löcherigen, förmlich glänzende Abbildungen gab (Acta hit. Suec. 1725 pag. 410 und Tab. Ifig. 2). Er eitirte schon Helwing (Lithogr. Angerburgica 1717 tab. 5 fig. 1), der sie bei Königsberg fand und als Corallii dendriei catenulati abbildete und beschrieb. J. Gesner (Tractatus Physieus de Petrificatis 1758 pag. 30) schlug dafür Catenularia Ketten- koralle vor. Diese ein ganzes Jahrhundert gäng und gebe Bezeichnung übersetzte dann Lamarck (Hist. nat. anim. sans vertebr. 1816 II pag. 206) passend in Catenipora, während die andere 'Tubularia wegen ihrer Aehnlichkeit mit Bienen- waben (favus) Favosites genannt wurde. Beide nebst Mille- pora und Tubipora bildeten zusammen den wesentlichen Inhalt seiner Polypiers foraminds, deren Oellules tubuleuses, non garnies de lames den Polypiers Lamelliferes (Stern- korallen, Astroiten) gegenüber standen. In der That ist jede Zelle von festen Wänden (murailles, walls) um- geben, die sich zu mehr oder weniger langen Röhren ge- stalten, welche durch verschieden gestaltige Querscheide- wände (tabulae, planchers) concamerirt sind. Die Wirtel- lamellen (Septa, cloisons) erscheinen auf der Innenwand meist nur rudimentär. So pflegen die Röhrchen massenhaft neben einander zu liegen, indem sie sich durch Knospung vermehren, und seitlich mittelst Kanälen verbinden, die sich durch Punktation auf den Wänden verrathen. Quer- scheidewände und Wirtellamellen stehen bei den Korallen gewöhnlich in einem gewissen Gegensatz: sind die Quer- scheidewände am ausgebildetsten, wie bei den Favositen, so schrumpfen die Wirtellamellen zu kaum sichtbaren Leisten oder andern regellosen Rauhigkeiten zusammen; herrschen II. Röhrenkorallen. | 3 dagegen die Wirtellamellen, wie bei den Turbinolien, so verkümmern die Querscheidewände, die Lamellen verwachsen sogar im Centrum der Zelle zu einer kräftigen Achse (Co- lumella). Zwischen beiden Extremen spielt dann das Heer der übrigen Sternkorallen, deren Zersplitterung jetzt bis ins Unendliche getrieben wird. Je dünner die Wände, desto ächter die Röhrenkoralle; dennoch sind jene bei keiner so dünn, dass das Mikroskop in Dünnschliffen wenigstens stellenweis nicht noch eine Grenzlinie nachweisen könnte. Erweitert sich diese Grenze, so entsteht ein Intercellularraum, der sich mit einer ver- schieden gebauten Grundmasse (Öoenenchym von xoıvög ge- meinsam, Zyyupa« Einguss) ausfüllt, und worin. sich die Röhrchen einsenken. Dann können die Stöcke, wie bei der alten Astrea porosa, den Sternkorallen sehr ähnlich werden ; nach dieser Seite hin hält es schwer, die sichere Grenze zu finden. Der Intercellularraum kann nun aber auch nicht ausgefüllt sein, die Zellen liegen dann mit ihren gestreiften Wänden frei da, wie bei den Kettenkorallen und Syringo- poren: jene hängen wenigstens noch auf zwei Seiten an- einander, diese dagegen liegen gleichsam nackt da, und würden uns nach ihrem Aussehen ganz irre leiten, wenn die geknieten Röhren nicht durch eine zahllose Menge von Kanälen (connecting tubes) wie mit dünnen Tauen unter- einander verbunden wären. Daher wurden sie schon mit vielem Takt von Walch (Naturg. Verst. 1771 III pag. 191 Suppl. tab. VI. f fig. 1) mit Tubipora im Sinne jener Zeit verglichen. Schwierigkeit macht noch die Bestimmung der klein- porigen, die besonders unter Chaetetes (yxirn Haar) und Cerio- pora (xnptov Waabe) begriffen werden. Wir begegnen ihnen _ namentlich auch häufig in den jüngern Formationen, wo sie gar leicht mit Bryozoen verwechselt werden, welche neben 1* 4 s IT, Röhrenkorallen. dem Munde noch ein besonderes Afterloch haben, das aber wegen seiner Winzigkeit leicht übersehen wird. Obgleich ihr Umfang ein ausserordentlich grosser ist, zu dessen Er- kennung das blosse Auge häufig nicht mehr hinreicht, so werde ich mich doch darüber kurz fassen, und in der Steckung der Grenzen nicht zu ängstlich verfahren, da ich kein zoologisch-systematisches sondern ein geologisch-prac- tisches Werk liefern will. Die neuere Litteratur beginnt mit Goldfuss Petrefacta Germanie 1826—33 Bd. I, dessen vortrefllicher Zeichner C. Hohe in vielen Punkten noch nicht übertroffen ist. Die ausführliche Systematik von Milne-Edwards und J. Haime muss man in den Archives du Museum Tome V (Bronn’s Jahrb. 1852 pag. 120) suchen, welche freilich nicht frei von der kleinlichsten Zersplitterung ist. Gleichzeitig erschien von denselben Verfassern „a Monograph of the British fossil Corals 1850—54 (Palzontogr. Soc. Bd. V), worin eine Menge der vortrefllichsten Abbildungen nach Formationen geordnet sind. In Nordamerika ist besonders die vorzügliche Arbeit meines werthen Freundes und frühern Zuhörers C. Rominger, Staatsgeologe in Ann Arbor (Geological Survey of Michigan Vol. III. 1876) zu erwähnen, worin den Korallen allein 55 photographirte Tafeln gewidmet werden. Auch J. Hall hat zu seiner rühmlichen Paleontography of New York noch einen vierten Quartband (Geol. Surv. of the State of New York. Illustrations of the Gastrop. Pterop. Ceph. Crust. and Corals 1376) vorläufig ohne Text hinzugefügt. Dazu kommen dann noch J. S. Newberry, Report of the Geological Survey of Ohio Bd. Il 1375 Palzontology, und andere, so dass die Neue Welt unsere Alte an emsiger Darstellung längst über- flügelt hat. Ich bin glücklich, nur einiges davon andeuten zu können. [| If. Röhrenkorallen : Favositen. Favosites tab. 143. Die Aehnlichkeit mit Bienenwaben ist allerdings auf- fallend, namentlich je grösser die Zellen werden, daher hat man jetzt auch die Benennung von Lamarck (Anim. sans vertebr. 1816 II. 204) ziemlich allgemein vorgezogen, ob- wohl derselbe darunter zwei sehr verschiedene Dinge ver- mischte: die erste Species Favosites alveolata scheint ein abgeriebenes Uyathophyllum quadrigeminum zu sein, und nur die zweite Gothlandica mit „prismes petits“ gehört hin, da Linne’s Corallium gothlandicum Amoen. Academ. I pag. 106 fig. 27 citirt wird. Goldfuss (Petref. Germ. pag.77 u. 245) hatte daher wobl einigen Grund, dafür Calamopora (x#Aau.os Strohhalm) einzuführen. Die graden Röhren bilden Kissen oder Zweige, haben dünne durch Punkte bezeichnete Wände, sind sehr deutlich gekammert, nur die Wirtellamellen treten zurück. Andeutungen davon stellen die meisten zu den Zwölfstrahlern (Dodeeactinien). Von concentrisch gestreifter Hüllsubstanz finden sich auf der Unterseite der Stöcke öfter sehr deutliche Spuren, zu Species lässt sich aber dieselbe kaum verwerthen. Für das Mittlere und Obere Transitionsgebirge die wichtigste Koralle, welche durch ihre massenhafte Kalk- ablagerung wesentlich zur Vergrösserung der Berge beitrug. Da sie im Silur und Devon nicht blos gleich zahlreich aut- treten, sondern auch einander so ähnlich sind, dass keine gewöhnliche Uebung dazu gehört, sie nur zu unterscheiden, so hat das lange zur Vermischung beider Formationen bei- getragen. In England sind sie bis in den Caradocsandstein hinab verfolgt, auch in Russland werden mehrere von Eich- wald in den Vaginatenkalken aufgeführt. In Amerika scheint das weniger der Fall, und da sie kaum in den Bergkalk hinaufgehen, so liefern sie für gewisse Horizonte wichtige 6 II. Röhrenkorallen: Favosites favosus. Leitpetrefacten. Doch kann man ohne bestimmte Kennt- niss der Fundorte die Sachen schwer bestimmen. Eine der ausgezeichnetsten, womit auch Rominger die Beschreibung der zahlreichen Species beginnt, ist Favosites favosus tab. 143 fig. 1. Schon Goldfuss Petref. Germ. pag. 77 tab. 26 fig. 2 bekam die verkieselten Stämme von Drummond Island im Huronsee, dessen köst- liche Erfunde durch Dr. Bigsby (Transact. Geol. Soc. 1824 2 Ser. I pag. 175) in Europa bekannt wurden, worunter namentlich auch jene sonderbaren Orthoceratitensiphonen, von Stockes Huronia genannt, sich befanden, welche erst in meiner Doctordissertation vom 13. April 1856 de notis Nautilearum primariis pag. 15 ihre richtige Deutung er- hielten. Point Detour, das der Insel westlich gegenüber- liegende Vorgebirge, scheint der besonders reiche Punkt zu sein, wo sie in zahlreichen Abstufungen mit Ketten- korallen in der „Niagara group“ liegen: fig. 1 gehört unter den gewöhnlichen schon zu den grosszelligen, doch können sie bis zur Grösse von fig. 2 anschwellen, welche letztere ich von Rominger (Geol. Surv. Mich. III tab. 4) copire. Sind einzelne kleine Zellen dazwischen, so rühren sie von Knospen her. So schön die Stücke auch beim ersten An- blick aussehen, und so klar der grobe Bau daliegen mag, für die feinern Zeichnungen eignet sich der Kiesel nicht recht, der Chalcedon mit seinen kleinen Trauben macht alles rauh und wulstig. Die obern Zellenränder sind etwa 1,5 mm hoch, doch brechen sie gern hart über den convexen Querscheidewänden ab, sie erscheinen dann wie gezähnt in Folge kleiner Grübchen am Rande, die gern nach der Zahl 12 sich gruppiren. Die Krümmung der Querscheidewände ist so bedeutend, dass man darnach Ober- und Unterseite ziem- lich sicher unterscheiden kann; man findet dann immer, dass so gross die Stücke auch sein mögen die Oberseite a ah If. Röhrenkorallen: Favosites favosus, Niagarensis. 7 zur Wölbung Neigung zeigt. Wie nun einerseits gross- zellige Varietäten sich entwickeln, so kommen andererseits auch kleinzellige fig. 3 vor, die namentlich dieselben con- vexen Scheidewände und dieselben Grübchen am Rande zeigen. Hr. Rominger ]. ec. 5. 2 hat sie daher mit Recht nicht specifisch geschieden. Die dunkeln und hellen Zellen- löcher in den Abbildungen rühren von den Querscheide- wänden her, welche in den Nachbarzellen in verschiedenen Höhen stehen. Sehr bemerkenswerth ist übrigens die Un- gleichheit der Löcher. Auch in fig. 1 stellt sich rechts oben in der Ecke plötzlich eine Parthie kleinerer Zellen ein. Unser Stück fig. 3 ist die Mitte eines kleinen Stockes von 80 mm Breite und 40 mm Höhe, unten an der Spitze mit Hüllsubstanz bedeckt, und mit sichtlich grössern Zellen am Aussenrande. Die Kammern sind oft mit Bergkrystall gefüllt, und blieben sie zufällig hohl (fig. 1. x vergrössert), so kann man zuweilen zahllose spitze Stacheln wahrnehmen, die wirr durcheinander stehen. Die Punkte auf den Seiten s sind nur selten sichtbar. Werden die Löcher noch kleiner, so hält sie Rominger für Fav. Niagarensis tab. 143 fig. 4. Mein Stück, das von Esthland stammen soll, besteht aus weissem körnigen Kalk- spath, ist aber auf der Oberseite verkieselt, wie die Nord- amerikanischen. Die Zellen sind alle gleich gross, wodurch sie sich von Emmonsii unterscheiden, und der Querbruch q zeigt an den matten Linien im lichten Spath wie die Röhren- wände parallel mit einander fortlaufen. Der Name Nia- garensis stammt von J. Hall (Paleont. N. York II pag. 125 tab. 34. A fig. 4), welcher in Europa gewöhnlich mit Goth- landica identifieirt wird. Es kommen aufGothland wie bei Dudley zwar auch solche kleinporigen vor, allein die wer- den von Haime (Palzont. Soc. V pag. 258 tab. 60 fig. 4) F. multipora genannt. Wir gerathen damit schon in einen 8 Il. Röhrenkorallen: Favosites venustus, Hisingeri. Abgrund von Synonymik, die für uns keinen Werth hat. Gehen wir daher gleich noch einen Schritt weiter, so komnıt Favosites venustus tab. 143 fig. 5 Hall Pal. N. York IT. 120 tab. 34 fig.1. Wir finden ihn am Point Detour ge- rade so schön verkieselt wie die andern, das prachtvolle Bild bei Rominger 1. c. 5. 3 beweist das. Die Wände der Röhrchen sind mit zahllosen Stacheln besetzt, was man nicht blos in den Hohlräumen des Querbruchs (y vergrössert), sondern auch schon auf der Oberseite (x vergrössert) mit der Lupe deutlich bemerkt. Hall wurde davon so bestrickt, dass er daraus ein besonderes Geschlecht Astrocerium (&or4p Stern, znpiov Wabe) machte. Die Stacheln finden sich natür- lich auch bei grössern Waben, da sie ein allgemeines Kenn- zeichen für die ältern Favositen überhaupt abgeben. Freilich darf man die Sache nicht zu streng nehmen. Sie wachsen gern in die Breite, und suchen da nach Art der Stromato- poren übereinander gelagerte Schichten zu bilden, was schon Hall ausdrücklich in einem idealen Holzschnitte hervorhebt. Dasselbe wiederholt sich bei unserm Gothländer F. Hisingeri fig. 6. 7, der offenbar sich nicht wesentlich unterscheidet, nur dass bei der Verkalkung manche Kennzeichen sich anders gestalten, namentlich die „Sternwaben“ stellenweis undeutlicher werden können. Die Unterseite fig. 6. « dieser 15 cm breiten und kaum 4 cm hohen Platte beginnt mit einem erhabenen Pünktchen, woran man sogar noch meint die Mutterzelle zu erkennen. Von hier aus als Centrum bildet sich ein Kreis von 40 mm Durchmesser überall mit dicker concentrischer gestreifter Hülle bedeckt, durch welche der Zug der horizontalen Röhren durchscheint, denn man sieht, wie sich immer wieder neue Röhren zwischenlagern. Es gewinnt dadurch ganz das Ansehen von der Aussen- fläche einer Kettenkoralle. Dann kommt ein Absatz, Rand- zellen brechen durch, und die Platte erhöht sich um eine IT. Röhrenkorallen: Favosites Hisingeri, spongilla. 9 Schieht; so geht es mehreremal fort bis zum Rande. Plötzlich heben sich alle Röhrchen senkrecht empor, so dass ihre Mündungen auf der breiten Fläche aufrecht neben einanderstehen, wie es der (Juerbruch g andeutet. Aber die Oberfläche ist nicht an allen Stellen eben, sondern es wuchern Buckel heraus, auf deren Gipfel o die Löcher wenigstens doppelt so gross werden können, als in den Thälern, etwa wie es F. placenta Rominger ]. c. 9. 3 aus der Hamiltongruppe zeigt. Schleift man den Rand an (x ver- grössert), so kann gesehen werden, wie die horizontalen Röhren plötzlich in die verticalen übergehen. Dinge die in solchen Massen vorkommen, zeigen natürlich allerlei Eigen- thümlichkeiten, wie fig. 7 andeutet: wir haben hier an manchen Stellen einzelne grössere Zellen, die von fünf oder sechs kleinern (ce vergrössert) zierlich umringt werden. Mannigmal bildet sich um das grössere Loch ein Hügel, dann könnte man meinen, Schmarotzer hätten es erzeugt. Nicht selten brechen die innern Wände auf (d vergrössert), dann entsteht ein eigenthümliches Sternloch. Das mag Ver- witterung zu Stande gebracht haben. Aber dasselbe führt uns noch weiter: die vergrösserten Zellen x haben ganz dünne Ränder, und keine Spur innerer Dornen; unmittelbar daneben folgen die dickrandig stacheligen y, welche die ausgezeichnetsten Astrocerien repräsentiren. Verfolgt man dann die Horizontalzellen (2 vergrössert) unter der Hüll- substanz, so sieht man in den Röhren weder Scheidewände noch Stacheln, alles erscheint innen glatt, und war es viel- leicht auch. Zu Waldron fig. 8 in Indiana kommen in der Niagara group kleine verkieselte Formen vor, die Hr. Rominger ' Favosites spongilla nannte. So klein und vielgestaltet sie auch sein mögen, bei allen tritt die Schichtung im höchsten Grade markirt auf. Aber die Grösse der Zellen bleibt die 10 I. Röhrenkorallen: Favos. interpunctus, stellifer, mieroporus. gleiche, wie vorhin. Gehen wir noch einen Schritt weiter, so kommt Favosites interpunetus tab. 143 fig. 9 aus dem mittlern Transitionsgebirge von Dudley. Sein äusseres Ansehen stimmt vollständig mit Chaetetes Lycoperdon Hall Pal. N. York I tab. 28 u. II tab. 17, der im Trentonkalke von Amerika massenhaft vorkommt. Aber unser englischer hat ein sehr markirtes Kennzeichen: fast überall, wo drei oder vier Zellen zusammenstossen, bemerken wir ein Pünktchen (x ver- grössert), bald grösser oder kleiner, je nachdem es in seiner Entwickelung vorgeschritten ist. Es sind das Anfänge von Brutzellen (Knospen). Die Zellen sind noch so gross, dass man sie mit blossem Auge gut unterscheidet. Auch hier fehlt es nicht an den eigenthümlichen Sterngruben (y ver- srössert), die gehörig gereinigt unterm Schlamm ebenfalls Zellen zeigen. Im Grunde der Grube scheint eine Zelle verpappt, und damit abgestorben zu sein; die Nachbarzellen bedurften dann Zeit, um die kranke Stelle wieder zu über- wuchern. Die Unterseite « zeigt Hüllsubstanz, die häufig von Schichtung unterbrochen wird. Ihr Begleiter, der Favosites stellifer tab. 143 fig. 10, ebenfalls von Dudley und Gothland, behält im Wesentlichen dieselbe Berggestalt bei, unten an der geflügelten Ausbreitung mit kräftiger Hüllsubstanz bedeckt. Die Löcher sind nun aber schon so klein, dass man sie zwar mit blossem Auge noch sieht, aber in ihrem Umriss nicht mehr recht beurtheilen kann. Dazwischen liegen verhältnissmässig dieke Wände, die mit einer dunkeln Rinde überdeckt zu sein scheinen, wenn diese Rinde wuchert, so entstehen jene eigenthümlichen Sterne (x vergrössert), welche ihnen den Namen geben, und die zwar sehr bestimmt hervortreten, aber unter der Lupe schier verschwinden. Damit ist nun die Gruppe der Mieroporen tab. 143 fig. 11—13, welche ausserordent- US. Rn 14 II. Röhrenkorallen: Favosites mieroporus, Petropolitanus. 11 liche Verbreitung hat, erreicht. Ich will nur einige davon auszeichnen, die schon durch ihre Gestalt zu Leitkorallen werden. Der kleine zierliche Berg fig. 11 aus der Niagara- gruppe von Waldron in Indiana hat unten concentrische Kreise von Hüllmasse, die eine etwas vertiefte Basis erzeugen, sonst ist alles gleichmässig mit den feinen Zellenmündungen (2 vergrössert) bedeckt, die je nach der Zahl ihrer Nach- barinnen drei- bis siebenseitig werden. Gipfel und Basis zeigen dunkele vertiefte Platten, worin die Röhrenmündun- gen verpappt sind, und daher nur schwach mit ihren Um- rissen hervortreten. Die Bruchstellen am Rande (y ver- . grössert) beweisen durch die Stellung der gekammerten Röhren, dass wir keinen Grund haben, sie von den gross- porigen Favositen geschlechtlich zu unterscheiden. Die kleinen Köpfchen von demselben Fundorte sind freilich sehr mannig- faltig, aber wer möchte alle den zahllosen Abänderungen Namen geben: fig. 11. a hat unten einen markirten Stiel, und nirgends Hüllsubstanz; die kleine Halbkugel fig. 12 zeigt dagegen unten « ein Loch, worin wahrscheinlich die kleine Kugel fig. 13 sass, welche sich damit zusammen fand. Die Oberfläche wird etwas ungleich durch kleine Er- höhungen, welche d’Orbigny zu einem besondern Geschlechts- namen Monticulipora benutzte. In unserm Falle rühren sie von üppigerm Wachsthum her, denn auf dem Gipfel (x ver- grössert) sind die Poren grösser als in den zwischenliegenden Thälern. In den Vaginatenkalken tab. 143 fig. 14-21 von Paulowsk gibt es zierliche halbkugelige Formen, die schon Pander (Beitr. Geogn. Russ. Reichs 1830 pag. 100 tab. 1) Favosites Petro- politanus nannte, und die dann später noch viele andere Namen bekamen. Gewöhnlich bildet die Unterseite eine runde Scheibe mit Hüllmasse, worauf sich dann die Halb- kugel mehr oder weniger erhebt. Beginnen wir mit der 10 li. Röhrenkorallen: Hexaporites, Seitenansicht von Hexaporites fungiformis fig. 14, welche Pander schon kannte, aber der Herzog v. Leuchtenberg erst specifisch unterschied (Fichwald, Leth»a Rossica I. 478), so sehen wir hier zwischen den dünnwandigen äusserst zier- lichen Zellen sich grosse sechsseitige Maschen fortziehen, deren dunkele Farbe der Oberfläche ein interessantes An- schen gewährt. Mit der Lupe betrachtet erscheinen die grossen Sechsecke (x vergrössert) zwar nicht so deutlich, als dem unbewaffneten Auge, aber man sieht, dass die dunkeln Linien aus etwas kleinern verpappten Zellen ent- stehen, die auch sonst vereinzelt auftreten. Namentlich fallen unter den zerstreuten kleine Oblongen auf, die zwischen je vier Zellen Platz greifen. Es sind verpappte Löcher, die wahrscheinlich auf abgestorbene Zellen hindeuten, und einen ähnlichen Ursprung haben, wie die Sterne auf stellifer fig. 10. Ich verdanke von diesen Halbkugeln dem ver- storbenen Dr. Volborth in Petersburg einen grossen Vor- rath, von dem ich Einiges hervorheben will: fig. 15 von dem schönsten Umriss hat unten einen dicken Callus von Kalkspath mit einem tiefen Oentralloch, das wahrscheinlich zum Ansatzdiente. Von Röhren sieht man darauf nichts. Aber der Callus schlägt sich um den Rand hinum, wird dünner, und alsbald scheinen feine Röhren durch, diese werden nach oben immer grösser, sind anfangs etwas dick- wandig, bis sie dann auf dem Gipfel ihre dünnsten Wände und ihr grösstes Lumen erreichen, ungefähr wie es x ver- grössert darstellt. Kutorga nannte diese Abänderung Fav. hemisphericus. Dieser stehen dann ganz flache fig. 16. 17 gegenüber mit ausserordentlich markirten Anwachsringen auf der Unterseite «, aber die Zellen sind ganz dieselben, und zwar überall gleich gross, doch liegt hin und wieder auch eine dunkle verpappte darunter (x vergrössert). Gar häufig finden wir unten eine vertiefte Linie fig. 17, welche z# 4 a cz A 1 DUkDe Nor Be Ä a N € im DZ II. Röhrenkorallen: Favosites Petropolitanus. 13 zum Ansatz diente, und durch die dünne mit scharfen Ringen versehene Rinde (x vergrössert) scheinen die Zellen wie bei Favositen durch. Pander schied sie daher nicht vom Petropolitanus, aber Eichwald machte nicht blos eine besondere Species, sondern auch ein besonderes Geschlecht daraus, Orbipora distineta. Von ganz besonderer Höhe ist fig. 18, als wenn mehrere Exemplare aufeinandergewachsen wären, aber es besteht entschieden aus einem Stück, der dicke Callus geht fast bis an den obern Rand, und hier sind die dünnwandigen Zellen (x vergrössert) am ansehn- lichsten; weiter hinab brechen sie in der Tiefe der Ringe noch öfter hervor, werden aber kleiner und diekwandiger, so dass sie unten nur noch wie Punkte (y vergrössert) durchscheinen. Fig. 19 mit concentrischen Ringen auf der vertieften Unterseite hat in der Tiefe einige grosse dünn- wandige Zellen, andere darauf sind aber so dickwandig und innen gestachelt, dass sie fast das Ansehen von Sternkorallen bekommen (z vergrössert), wie sie Hall von Astrocerium und Favistella zeichnete. Dennoch bin ich keinen Augen- blick im Zweifel, dass wir es nur mit einer Entwickelungs- form des Petropolitanus zu thun haben. Krüppel fig. 20 sind gar nicht selten, unserer gehört zu den Callosen mit zwei Gruben auf der Unterseite «, daran sitzt ein kleinerer warzenartiger Ansatz, der ebenfalls seinen ‚besondern Callusring hat, so dass man ihn stellenweis für eine Knospe halten könnte, aber an andern Punkten ver- wächst das scheinbare Junge so innig mit dem Alten, dass beide sichtlich ein Ganzes bilden. Das merkwürdigste Stück von allen ist jedoch der heterocellatus fig. 21, unten « la- _ gert sich um die grosse etwas punktirte Grube ein dicker - glatter Callus, der fast wie Porzellan glänzt, es geht davon zwar noch ein verdünnter Ring auf die Seite hinum, aber - hier scheinen dann schon lauter feine dünnwandige Zelleu 14 IT. Röhrenkorallen: Favosites Petropolitanus. durch. Flache Vertiefungen geben der schön gerundeten Oberfläche ein etwas unebenes Ansehen. Es stellen sich dann in halber Höhe grössere weisse Zellen ein (x vergrössert), die man bei schlechtem Lichte anfangs für dickwandig hält, allein ins Wasser getaucht lösen sich die vermeintlichen Wände in lauter kleine Zellen von grösster Deutlichkeit auf. Es kom- men dann wieder Stellen, wo diese grossen Mutterzellen feh- len, und alles sich in kleinere Zellenmassen zerschlägt. Nur die Mutterzellen sind so gross als die beim gewöhnlichen Pe- tropolitanus, die andern bedeutend kleiner. Zeichnen wir eine der Zellen z etwas stärker vergrössert aus, so kann man sie in der Umgebung ihrer zahlreichen Tochterzellen leicht für eine Sternzelle halten, namentlich wenn das Licht nicht günstig auffällt. Von den Grossen fig. 22. 23 will ich nur zwei aus den Norddeutschen Geschieben abbilden: fig. 22 von Satow in Mecklenburg ist wie die dortigen Siphonien in bläulichen Feuerstein verwandelt; das hat der Deutlichkeit zwar ge- schadet, denn die Oberfläche (y vergrössert) erscheint rauh- warzig, aber dazwischen bemerkt man dennoch einzelne Zellen. Ohnehin stimmt die Form mit den grossen Petro- politanern so vollständig, dass über die Gleichheit kaum Zweifel sein kann. Die Unterseite ist etwas vertieft, voll- ständig kreisförmig mit concentrischen Runzeln, durch welche Kiesellöcher hervor scheinen. Von etwas anderem Character ist die verkalkte fig. 23, welche von der Ostsee stammt. Die Hülle unten ragt in einer abgestumpften Pyramide hervor, sie zeichnet sich stellenweis durch die zartesten Runzeln aus, aber Zellen scheinen nicht durch. Diese erscheinen vielmehr erst auf dem hochgewölbten Kopfe als deutlich mit Schlamm erfüllte runde Flecke zwischen dieken Wänden. Man könnte dabei an die dickwandigen Zellen von fig. 19 erinnert wer- den, und an der Oberfläche findet man auch nichts vom wei- UI. Röhrenkorallen: Favosites Panderi, fibroglobus. 15 teren Röhrenbau. Schleift man dagegen eine Stelle an, so meint man, dass ebenfalls Zwischenzellen (z vergrössert) zum Vorschein kommen, stellenweis sind wenigstens kleinere da, die zu den grössern Zellen nicht passen. Dann wäre es ein grosser heterocellatus. Favosites Panderi tab. 143 fig. 24 aus dem Vaginaten- kalke von Paulowsk schliesst sich hier entschieden noch an. Trotz seiner Cyathophyllenartigen Gestalt mochte ihn Pander vom Petropolitanus nicht trennen, erst Haime (Arch. Mus. V. 265) nannte ihn Chaetetes Panderi, bald darauf (Palaeontogr. Soc. V. 266) Montieulipora, und Eichwald (Lethaea Ross. 1860 I. 4388) machte dann sogar ein besonderes Geschlecht Dianulites detritus daraus. Da die vertiefte Oberseite 0 ge- wöhnlich mit Schlamm erfüllt ist, so kann man die kleinen Zellen nur schwer aufdecken, aber sie sind bei den verschie- densten Formen vorhanden, wenn auch grade nicht so schön sechseckig und dünnwandig, wie bei den halbkugeligen. Die Aussenseite verhält sich an verschiedenen Stellen verschieden: ‘unten am stark verjüngten Ende zeigen sich lauter kleine angedrückte Spitzen (x vergrössert), nach oben treten dage- gen mehr parallele Linien mit Scheidewänden auf, welche dem Parallellaufe der Röhren entsprechen. In den Eifelerkalken tab. 143 fig. 25—29 kommen bei Gerol- stein halbkugelige Formen klein und gross massenhaft vor, die den Petersburgern so gleichen, dass ich von jeher An- stand nahm, sie davon zu trennen. Goldfuss scheint die ächte gar nicht recht zu haben, denn was er Oalamopora fibrosa var. globosa nannte stammt vielleicht gar nicht aus der Eifel. Ich habe erst im Hdb. Petref. 1852 tab. 56 fig. 50 eine kleine Probe davon gegeben. Zu den schönern Gestalten gehört fig. 26, die man fibroglobus nennen könnte, wenn die Devoni- schen andere Namen haben müssen als ihre ältern Brüder: wir haben hier auf der Unterseite « dieselbe flache concen- 16 II. Röhrenkorallen: Favosites fibroglobus. trisch gestreifte Scheibe, aus welcher die schöngerundete Halbkugel hoch emporquillt, übersät mit kleinen sechsseitigen Zellen (x vergrössert), die vielleicht nicht ganz so regelmässig sind als die schönsten Stellen der Petropolitaner. Im Uebri- gen zeigt sich nun ganz die gleiche Entwickelung, denn fig. 27 mit starken Runzeln unten « ist niedrig wie ein Num- mulith, und in der Regelmässigkeit seiner Zellen (x vergrös- sert; von den Russischen äusserlich nicht zu unterscheiden. Die niedrigen lieben es, sich auf kleine Muscheln zu heften: so sitzt fig. 23 auf dem Rücken einer kleinen Orthis, und von dem Muschelrande strahlen die Röhren nach allen Seiten; noch kleiner ist fig. 29, die auf einer mit langem Septum markirten Teerebratel sitzt. Selbst die grössern fig. 25 wählten sich eine solche Muschel m zur ersten Unterlage, von hier aus breiteten sich die Runzelschichten schief nach Aussen, wodurch eine Formenähnlichkeit mit fig. 23 herauskommt, aber die Zellen sind dünnwandig sechseckig, stellenweis etwas kleiner, besonders zum Unterrande hin, allein das hing ledig- lich von dem üppigern Wachsthum einzelner Parthien ab. Calamopora fibrosa var. globosa tab. 143 fig..30 Goldf. Petref. Germ. pag. 215 tab. 64 fig. 9. c habe ich schon im Hdb. Petref. 1852 tab. 56 fig. 51 abgebildet, es ist eine Bruchfläche, welche ziemlich durch die Mitte des Kopfes geht, der im Umriss mit fig.25 grosse Aehnlichkeit hat. Eine Vertiefung unten deutet die Ansatzfläche an. Man kann hier deutlich die Röhren verfolgen, deren Verlauf in der Mitte gestreckt und aussen mehr bogenförmig erscheint, und da sich immer wieder neue Röhrchen zwischenschieben, so blei- ben dieselben in allen Theilen gleich diek. Weitläufige Quer- scheidewände sieht man an vielen Stellen (x vergrössert), aber trotz der Klarheit des Kalkspathıs suche ich nach Pünkt- chen auf den Wänden vergeblich. Deshalb wollen die Fran- zosen solche Dinge zum Chaetetes stellen. Unser Stück II. Röhrenkorallen : Favosites fibroglobus, Gothlandicus. El stammt aus den schwarzen Kalken der Hamiltongruppe (De- von) vom Senecafall in Neuyork. Aus der Grauwacke tab. 143 fig. 31 von Ginetz, welche bekanntlich zu der ältern Abtheilung des böhmischen Ueber- gangsgebirges gehört, erhielt ich schon vor vielen Jahren von Krantz den Steinkern unter Echinosphaerites. Er liegt als Kern durch eine hohle Wand vom Gestein getrennt, und auf der Basis damit zusammengeflossen. Sein Umriss ist ver- drückt kegelförmig, am Gipfel abgestumpft, aber überall mit erhabenen Wärzchen bedeckt, die man für Ausfüllung von Zellen auf der Oberfläche eines Stockes halten könnte. Ich führe das Stück nur als Beispiel an, um zu zeigen, wie schwierig die Deutung der schönsten Dinge wird, wenn man nicht an Ort und Stelle beobachten kann. Kehren wir nun nach dieser Entwickelung von den grob- zu den feinporigen zurück zu unserm eigentlichen und viel- genannten Specimen quoddam singulare corallinum @othlandieum Amoen. Academ. I pag. 106 fig. 27, so war das ohne Zweifel eines jener Kalkspathgeschiebe, was am Strande von Gothland aufgelesen auch weiter südlich auf dem Festlande nicht selten gefunden wird. Tab. 143 fig. 32 bilde ich ein solches rings abgerundetes Stück aus der Sandgrube von Raake nordöstlich Breslau ab. Das macht uns die Bilder klar, wie wir sie schon bei Büttner (Coralliogr. subterr. 1714 tab. 1 fig. 1—4) aus der „arenofodina“ von Querfurth, oder bei Hermann (Maslographia 1711) von Massel bei Trebnitz in Schlesien finden. Auch ich habe schon frühzeitig bemerkt (Bronn’s Jalhrb.1837 pag.147), dasssolche Geschiebe bei Berlin wegen ihrer Häufigkeit mit gleichem Recht Favosites Mar- - ehieus genannt werden könnten. Die Schale ist meist weg, es zeigen sich die mit körnigem Kalkspath ausgefüllten Röh- ren (x vergrössert). Da das Ganze vom Wasser stark abge- Quenstedt, Röhrenkorallen, 2 15 II. Röhrenkorallen: Favosites Gothlandiceus, polymorphus. rieben wurde, so blieb von der ursprünglichen Oberfläche nichts über, doch zeigen die von einem Punkte ausstrahlen- den Zellen, dass wir die Wurzelspitze vor uns haben. Auf der Gegenseite fig. 33 stehen daher die Zellen senkrecht ab- geschnitten in eckigen Maschen verschiedener Grösse, die mit der Linne’schen Abbildung gut stimmen. In Mecklenburg bei Satow fig. 34 (vergrössert) sind diese Marmorgeschiebe öfter noch von einer Kieselrinde überzogen, dann lassen sich darin mit Salzsäure eine Menge Stacheln darlegen, die für Silurische Formation sprechen. Als Muster für Favosites Gothlandieus kann man den zierlichen Stock fig. 35 von Dudley nehmen. Er steckt in gelbem Thone, welcher schwer zu entfernen ist, doch lassen sich, wenn man nicht schleifen will, wenigstens einige Zellen so weit reinigen, dass kurze Stacheln (x vergrössert) zum Vorschein kommen. Indess muss das Kennzeichen mit grosser Vorsicht aufgenommen werden. Unten pflegen die Stöcke flach abgeschnitten und mit dicker Hüllsubstanz bedeckt zu sein. Goldfuss und die Aeltern nahmen zwischen den Eifelern und Gothländern keine Verschiedenheit an, und in der That kann sie auch kaum nachgewiesen werden, beide erscheinen vielmehr ledig- lich als Formen, die sich aus den ältern allmählich entwickel- ten. Es kommen auf den innern Wänden noch dieselben Stacheln vor, wie bei den ältern, dann aber verschmelzen die Stacheln öfter zu quergestellten Schüppchen, die sogar zu unvollkommenen Querscheidewänden (diaphragms) verwuch- sen, und die Zellenabtheilungen unsicher machten. Unter Favosites polymorphus tab. 143 fig. 36 von Gerolstein in der Eifel stellte Goldfuss Petref. Germ. pag. 79 tab. 27 fig. 2—5 eine Reihe zum Theil sehr verschiedener Dinge zusammen. Nimmt man aber die unter l. c. fig. 2. a an die Spitze gestellten Kolben als Original, so kann man den guten Namen wohl gelten lassen, obwohl die Zeichnung Il. Röhrenkorallen: Favosites polymorphus, tuberosus. 19 nicht gelungen ist. Besser in dieser Beziehung, man kann ' sogar sagen unübertrefflich, ist Calamopora basaltica 1. c. tab.26 fig.4. a, die aber von der ächten basaltica fig. 4. c. d wohl unterschieden werden muss. Man kann in die hohen grossen aber ungleichen Zellen tief hineinsehen, und ge- wahrt dann auf den Wänden innen schon mit blossem Auge die vielen characteristischen kurzen. Spitzen. An unserm Stocke, der oben noch ziemlich weit fast bis zur doppelten Länge fortgeht, sieht man die Anfangsspitze umgeben von dicker Hüllmasse, längs welcher sich die Röhren scheinbar ungekammert fortziehen. Man kann. darin die grossen offenen Verbindungslöcher deutlich wahrnehmen (x vergrössert). Die raspelartigen Zähnchen sowie die Querscheidewände sind aber nur noch in Rudimenten vorhanden. Die Zähnchen treten besser an den offenen Mündungen (y vergrössert) ‚hervor, und die Scheidewände S auf Schlifflächen. Sie haben immer Neigung knorrig längliche Stöcke zu bilden, woran von Zeit zu Zeit die gestreifte Hüllmasse in schmalen Bändern hervorbricht. Ganz dieselbe Sache kommt in Amerika ım Corniferous limestone, der nach seinen ver- kieselten Versteinerungen und Hornsteinlagern benannt wird, welche zur obern Abtheilung der Helderberggruppe ge- hörend das eigentliche nordamerikanische Devon beginnen sollen. Oben an durch seine Aehnlichkeit steht i Favosites tuberosus tab. 143 fig. 37 Rominger Geol. Surv. Michigan III tab. 9 fig. 1. 2 verkieselt aus dem Cor- ‚niferous Limestone von Port Colborne am Eriesee, Canada West. Auch dieser bildet gerne dünne Knollen; vielfach von Hüllsubstanz überzogen können die tiefen ungleichen - Zelleulöcher kaum ähnlicher sein. Schon Rominger ver- gleicht sie mit obigem Goldfuss’schen basaltiformis, aber die Wände der Löcher sind innen noch etwas rauher (x _ vergrössert), als bei unsern Europäischen. Bei starker Ver- br 2% 20 II. Röhrenkorallen: Favosites epidermatus, Goldfussii. grösserung (2) sieht man, wie über jedem Verbindungsloch ein halbmondförmiges Plättchen sich herüberbiegt, die öfter recht breit und lappig werden können, was als Wahrzeichen für Devon genommen wird. Noch mehr steigert sich das beim Favosites epidermatus tab. 143 fig. 33 Rominger |. c. tab. S fig. 1—3 ebenfalls von Port Colborne, hier wird die Hülle unten so dick, dass man in den Zügen der Röhren von aussen meint eine Kettencoralle vor sich zu haben, innen dagegen starren die Löcher von Rauhigkeiten, was schon dem blossen Auge in hohem Grade auffällt, und zwischen hinein stehen dann die Löcher mit der Oberhaut gleichsam im Kampf, das Eine sucht dem Andern die Ober- fläche streitig zu machen. Von scharfen Unterscheidungs- merkmalen kann freilich auch hier nicht die Rede sein, sondern man muss mit Hilfe des Fundorts dem allgemeinen Eindrucke bei der Sortirung folgen. ‘ Favosites Goldfussii tab. 145 fig. 39—41 hat man mit Recht die Kissenformen von Gerolstein genannt, deren Zellen ‚gewöhnlich ganz im Schlamme stecken, aber ge- waschen nicht blos die dünnwandigen mittelgrossen Maschen, sondern auch die Stacheln gut erkennen lassen, namentlich wenn man mit Schleifen etwas nachhilft (x vergrössert). Goldfuss Petr. Germ. tab. 26 fig. 3. b. c. d können hier als die besten Muster dienen. Freilich haben grade sie die grösste Aehnlichkeit mit Gothlandica, doch bleibt der Stachelmund durch die Länge der Stacheln immerhin ein Unter- scheidungsmittel. Wittert die Oberfläche aus, so werden die Löcher doch nie so tief, als beim polymorphus, und man sieht an den Rändern viel Stachelung, wie fig. 41 zeigt, welche zu der scheibenförmigen Oberfläche eines Exemplars von 0,33 m Durchmesser und 0,11 Höhe ge- hört. Innen sind die Zellen mit Querscheidewänden fig. 40 überladen, wie man auf Bruchflächen so oft zu sehen Ge- II. Röhrenkorallen: Favosites Goldfussii, bimuratus. 21 legenheit hat, zumal da die Kammern häufig gar nicht mit Schlamm erfüllt, sondern nur etwas übersintert sind. Die Unterseite fig. 39. « ist mit dicker Hüllsubstanz bedeckt, durch welche die horizontal strahlenden Zellen durscheinen. Es beginnt mit einer erhabenen Anfangsspitze, um welche sich ein zierlicher Kreis lagert, der in Absätzen immer grösser wird, ohne dass die Röhrenmündungen recht durch- brechen könnten. Macht man einen Dünnschliff, so kommt selbst unter dem Mikroskop 27 keine bestimmte Trennungs- linie zum Vorschein, die Wände sind hier im Maximum zusammengeschmolzen. Ganz anders ist das bei Favosites bimuratus tab. 143 fig. 42—44 im Devon von Bensberg bei Cöln. Ich nenne sie „doppelwandig*, weil zwischen zwei angrenzenden Zellen stets, sogar schon mit blossem Auge, eine bestimmte Trennungslinie bemerkt wird, und da in den Ecken sich die Masse verdickt, so ist das Zellenlumen bestimmt rund, wie sich unter andern auch aus den Ausfüllungen ergibt. Offenbar hat sie Goldfuss Petref. Germ. pag. 78 tab. 27 fig. 1 unter Calamopora in- fundibulifera verstanden, weil er meinte, die Querscheide- wände bildeten Trichter, was aber nur auf Täuschung be- ruhen kann. Weil nemlich die Wände dick sind, so kom- men durch Brüche allerdings solche trichterartigen Risse fig. 45 (z vergrössert) zum Vorschein. Aber man kann dann doch durch Schliffe sich bald überzeugen, dass es an gewöhnlichen freilich sehr dünnen Querscheidewänden nicht fehle. Demungeachtet haben Milne-Edwards und Julius Haime (Archives du Museum V. 253) sofort auf jenes min- destens zweifelhafte Kennzeichen des Goldfuss’schen Uni- cum ein neues Geschlecht Römeria basirt. Der sinnlose Name konnte natürlich nicht beibehalten werden. Aber ‘dieser interessante und am leichtesten erkennbare Favosit ist nicht blos von verschiedener Grösse in der Eifel häufig, 29 ll. Röbrenkorallen: Favosites bimuratus, sondern noch viel häufiger in Amerika, wo seine mannig- fachen Namen Rominger (Geol. Surv. Michigan III pag. 28) unter Favosites Hamiltonensis zusammenfasste, da in Michigan und den angrenzenden Staaten die „Hamilton group“ seine eigentliche Heimath bildet. Bei Bensberg fig. 42 sind die deutlichsten Exemplare wie abgerieben, daher nannte sie Goldfuss Geschiebe, aber grade dadurch kommt die Dicke der Wände am besten zum Vorschein. Ich habe nur einen kleinen Knollen ab- gebildet, allein andere irreguläre von Faustgrösse und dar- über sind gar nicht selten. Mit der Lupe (x vergrössert) bemerkt man die doppelten Wände, in den Ecken durch Dreiecke verdickt, ausserordentlich leicht; auch die Längs- schnitte der Zellen (y vergrössert) zeigen die doppelten Linien sammt den dünnen Querscheidewänden noch sehr deutlich. Zuweilen finden wir Bruchstücke fig. 43, an wel- chen die Dickwandigkeit sammt den grossen meist ein- reihigen Verbindungsporen sehr deutlich bemerkt wird. Die Aussenseite ist gewöhnlich dick mit Gebirge bedeckt, bei dessen Entfernung die Zellenmündungen zum Vorschein kommen. An diesen finden sich dann öfter Stellen (z ver- grössert), welche man mit einiger Phantasie als Trichter auslegen könnte. Da die Röhren gleichmässig mit kör- nigem Kalkspath erfüllt sind, so mag bei Goldfuss die un- - gleichförmige Verwitterung desselben auch noch zur Täu- schung beigetragen haben, wie schon aus der Verschwom- menheit des keineswegs deutlichen Bildes hervorleuchtet. Ist endlich die Kalkwand durch noch stärkere Verwitterung gänzlich verschwunden fig. 44, so hat man förmlich runde Spath- eylinder (N vergrössert), worauf die Ausfüllungen der Ver- bindungslöcher durch abgebrochene Stäbchen angedeutet sind, welche in den Fugen Grübchen und Buckel erzeugen. Auf der Oberseite (M vergrössert) sieht man dann vielfache . II. Röhrenkorallen: Favosites Hamiltonensis, Goldfussii. 23 Hohlräume zwischen den runden Kreisen. Goldfuss 1. c. 27. 4. ce hat ähnliche Sachen bei der Calamopora poly- morpha abgebildet, woran die Zellen aber viel kleiner sind. . Ich habe deshalb im Hdb. Petr. 1852 tab. 56 fig. 46—49 diesen Namen noch beibehalten. Um mich von der Be- schaffenheit der Querscheidewände zu versichern, machte ich verschiedene Schliffe, namentlich auch schief gegen die Säulen (P stark vergrössert), wenn Trichter da wären, müssten sie dann zum Vorschein kommen, allein immer treten nur zarte Querlinien auf. Der Amerikanische Fav. Hamiltonensis tab. 143 fig. 45 aus der Little Traverse Bay im Lake Michigan hat zwar tiefere Zellen, die an gut erhaltenen Endrändern ziemlich dünn sind, allein dazwischen kommen immer wieder Stellen mit breitern Wänden vor, namentlich an Bruchstellen (y vergrössert), wo dann über die Bestimmung gar kein Zweifel sein kann. Ich habe ein schwarzes Kissen von 0,11 m vor mir, was ich in (!/s) natürlicher Grösse darstelle, ohne die Zellen zu verkleinern. Es ist merkwürdig, wie diese schwar- zen Amerikaner nach ibrem äussern Ansehen mit den kohl- schwarzen Stöcken von Rittberg tab. 143 fig. 46 bei Olmütz in Mähren über- einstimmen. Da hier unter der reichen Korallenfauna die Cateniporen fehlen, so spricht schon das für Devon, und man darf nur eine kleine Stelle anschleifen, um sofort die zackigen Linien (x vergrössert) des Favosites Goldfussii klar zu legen, welche von den Doppelwänden des bimu- ratus sofort sehr abweichen. Ich habe zum Muster einen der kleinsten Stöcke gewählt, um unten den Stiel und die merkwürdig tiefe Zunge von Hüllsubstanz zur Anschauung zu bringen. In andern Fällen würden solche auffallenden For- men zu Species hinreichen. Obwohl die Zellenwände eckige Umrisse zeigen, so sind die N 24 I. Röhrenkorallen: Favosites crenatus. Steinkerne fig. 47 grade bei Rittberg in ungewöhnlicher Deutlichkeit vor- 49, welche aus Kalkspath bestehend kommen, öfter doch ganz anders beschaffen. Die dicksten Stäbe fig. 47 ohne Spur einer Zwischenmasse sind förmlich drehrund. Viele darunter beginnen mit einer Spitze, wo- nach man leicht die Unter- und Oberseite bestimmen kann, denn grade die Art, wie sich die Brutzellen einstellen, kann man nirgends deutlicher als an solchen Steinkernen sehen. Mit der Lupe (y vergrössert) nimmt man hin und wieder kaum Andeutungen von Querstrichen wahr, welche Querscheidewände andeuten könnten. Dagegen sieht man eine Menge vertiefter Pünktchen, welche man für Hohl- räume zarter Stacheln halten möchte. Lägen die Stücke im Silur, so würde man das als Kennzeichen von Goth- landicum nehmen. Auf dem andern Extrem stehen die mitteldicken Stäbchen fig. 48, welche man nach ihren zwei- seitigen Kerben erenatus nennen könnte. Das eigenthüm- lich knotige Wesen fällt schon in hohem Grade dem un- bewaffneten Auge auf, und man sucht etwas ganz Abson- derliches darunter, bis uns die unter einer gelben Erde verborgenen Zellenmündungen o zu Augen kommen, welche mit der Lupe (x vergrössert) zwar etwas unregelmässig gezackt aussehen, im Ganzen aber sich von Favositen nicht unterscheiden. Da die Stäbe beim ersten Anblick sich etwas in einander verwirren, so kommt man darüber an- fangs zu keiner rechten Klarheit, bis man endlich eine Breitseite (B vergrössert) daran wahrnimmt, welche un- regelmässig gekerbt erscheint, aber die Zahnung rauh und glaskopfartig gerundet. Die dünnere Schmalseite ($ ver- grössert) lässt diese rauhrunden Köpfchen sehr deutlich zu Gesicht kommen. Wenn zwei mit irgend einer Seite (Z vergrössert) an einander grenzen, so sieht man die Köpf- chen zusammen fliessen, wozwischen dann in den Kerben II. Röhrenkorallen: Favosites crinitus, basalticus. 25 runde Löcher liegen. Man kann sogar die untern Spitzen der Brutzellen noch deutlich unterscheiden, aber von Quer- scheidewänden sieht man nichts, wie es überhaupt schwer hält sich nach diesen Kernen eine klare Vorstellung vom Zellenbau zu machen. Es scheinen an den ursprünglichen Zellenwänden Schuppen gesessen zu haben, welche in zwei Reihen einander gegenüberliegend die zierlichen Kerben herbeiführten, und sich dadurch als ächte Devonische For- men bekunden. Am merkwürdigsten sind endlich die zarten Härchen von Favosites erinitus fig. 49, welche durch Fein- heit der Kalkstäbchen sich den dünnsten Microporen pag. 10 nähern, dabei stehen diese durchsichtigen Stäbchen alle frei wie Borsten steif empor, brechen leicht ab, und können dann sofort unterm Mikroskop M im durchfallenden Lichte auf das Bequemste betrachtet werden: man sieht deutliche "Querscheidewände, und dazwischen den zerrissenen Kalk- spath, ja nicht selten trifft man nach unten zugespitzte Stückchen (x vergrössert), welche Brutzellen bezeichnen, zum Beweise, dass die Zellen bei ihrer Vermehrung naclhı oben sich nicht gabelten, sondern knospenartig einsetzten. So gelangt man zu Aufklärungen von Seiten her, wo man es sonst gar nicht erwarten sollte. Calamopora basaltica tab. 143 fig. 50 nannte Goldfuss Petr. Germ. pag. 78 tab. 26 fig. 4. c. d ein längs ge- brochenes Stück aus dem Eifelerkalke, woran die Zellen kleinen punktirten Basaltsäulen gleichen. Die Querscheide- wände bilden einfache Platten. Unsere Figur vom Öhio- fall bei Louisville (Kentucky) unterhalb Cincinnati, aus weissem Kalkspath bestehend, scheint damit vollständig zu stimmen. Die Verbindungslöcher (y vergrössert) sind ver- hältnissmässig gross, man sieht auf den Wänden sogar con- vexe Anwachsstreifen, und mit der Lupe auf dem Quer- bruch der Zellen (x vergrössert) trotz der Dünne der Wände 26 Il. Röhrenkorallen: Favosites Emmonsii, bemisphxrieus. eine deutliche Scheidelinie, welche wahrscheinlich der Grund ist, warum die Säulen sich so leicht trennen. Ausser den einfachen Querscheidewänden nımmt man innen nichts be- sonderes wahr. Dürfte man seinem Auge trauen, so sollte Calamopora Gothlandica Goldf. 1. ce. tab. 26 fig. 3. a. e mindestens ebenso gut stimmen, allein in solchen Fällen müssen Fundort und Formation entscheiden, und diese gibt Goldfuss leider nicht immer bestimmt an. Wie leicht durch solch oberflächliche Vergleichungen Täuschungen vorkom- men, beweist Favosites Emmonsii tab. 145 fig. 51 Rominger Geol. Surv. of Michigan III pag. 27 tab. 7 fig. 1. 2 aus der obern Helderberggruppe von Uharlestone Landing in Indiana. Die parallel auf einander gepackten Säulen mit zwei bis drei Reihen Punkten auf den Seitenflichen haben zwar ausser- ordentliche Aehnlichkeit mit obiger Goldfuss’schen Goth- landica, allein bei genauester Betrachtung bemerken wir in 2-53 mm Entfernung von einander undeutliche Linien quer durchgehen, die wie bei Dania in einem Niveau lie- gen. Einige sehr undeutliche Längslinien auf der Schale haben wohl keine wesentliche Bedeutung. Von Scheide- wänden nimmt man äusserlich nichts wahr, schleift man dagegen an, so stellen sich unerwarteter Weise eine Menge wirrer Lappen ein, wovon einige zwar scheinbar zu Quer- scheidewänden zusammen wachsen, die meisten aber nur fetzenartig an den innern Wänden sitzen. Das hat Milne- Edwards und Haime (Archiv. du Museum 1851 Y pag. 218) trotz aller äussern Gleichheit bestimmt, daraus eine Emmonsia zu machen, die Rominger dann wieder ich möchte sagen zu ihrem Rechte brachte. Da sie in Amerika häufig ist, so hat sie viele Namen bekommen. Ursprünglich wurde sie von Hall zur Ualamopora alveolaris Goldf. 26. 1 ge- stellt, dann hiess sie Haime Emmonsia hemispherica, meinend, II. Röhrenkorallen: Favosites hemisphzricus, pyriformis. 27 dass Favosites hemisphsricus von Yandell und Shumard die gleiche sei, was sich nach dem innern Bau nicht be- stätigte. (Hall, Geol. Surv. New-York 1876 tab. 9 und tab. 11.) Die Zellen sind bei unserer einander gleich, das Rominger’'sche Exemplar 1. c. 7. 2 hat dagegen sehr un- gleiche, was bei den Figuren bei Hall wieder nicht so her- vortritt. Sichere Bestimmungen zu machen, hält immerhin schwer, namentlich wenn man des Fundortes nicht ganz gewiss ist. So liefert uns tab. 144 fig. 1 einen der deutlichsten Ein- blicke in den innern Bau des Stockes, man sieht wie sich, der basaltica entgegen, die Röhren auf das mannigfachste krümmen, immer wieder setzen sich junge ein, und alle sind durch flache Querscheidewände gleichmässig in Kam- mern getheilt. Der weisse durch und durch cavernöse Stock besteht aus Kiesel, aber alle Höhlen sind mit mikroskopi- schen Kalkspathen überzuckert, was die Beobachtung der feinern Organisation sehr stört. Zum Glück kann man mit Salzsäure die Kryställchen entfernen, und dann treten an den Wänden kleine Stacheln (x vergrössert) auf, und zwar sieht man deutlich, dass jeder Stachel einem Kryställchen (y vergrössert) zur Unterlage dient. Das würde für Goth- landica sprechen. Das Stück stammt ohne Zweifel von Amerika, da es ganz das Ansehen des Devongesteins von den Ohiofällen hat, doch finde ich keine recht passende Abbildung dazu. Es wird wahrscheinlich bei hemispherica Hall (Geol. Surv. New-York 1876 tab. II. B fig. 7) oder wohl gar bei Columnaria sein Unterkommen finden. Die abgegränztern Gestalten erleichtern öfter die Be- stimmung. Dazu gehört vor allen der zierliche Favosites pyriformis tab. 144 fig. 2—4 verkieselt von Waldron in Indiana aus der Niagaragruppe. Hall (Paleont. New-York II. 123) stellte es zum Astrocerium. Die ungleichen Zellen 25 II. Röhrenkorallen: pyriformis, turbinatus. gruppiren sich zu einer ausgezeichneten Birnengestalt, unten mit einer dicken Hülle überzogen. Am schwierigsten hält es die Stelle am Unterende_ von gelbem Kalke zu befreien. Sie stützten sich alle auf fremde Körper, die auf der Unter- seite in der dicken Hüllsubstanz verschiedene Eindrücke zu- rückliessen. Fig. 2 gehört zwar zu den kleinen, liefert aber eine rechte Normalgestalt. Die Ungleichheit der Zellen auf der Oberseite o fällt auf, und unten rechts habe ich den Eindruck klar gelegt, mit welchem sie sich anheftete. Längliche Formen pflegen zwar vorzuherrschen, doch kom- men auch vollständige Rundköpfe fig. 3 vor, welche mit kurzem Stiele versehen zu den zierlichsten ihrer Art ge- hören. Die Hüllsubstanz beschränkt sich auf einen ganz schmalen Ring, aber desto tiefer ist der Eindruck auf der Unterseite x. Kleiner und ungleichzelliger als fig. 4 kom- men sie nicht leicht vor, man sielit unter diesem runden Köpfchen den eingehüllten breiten Stiel, welcher einen kleinporigen Favositzweig umfasst, und wie das Unterende u zeigt ganz fest damit verwachsen ist. Kegelförmig ist Favo- sites turbinatus tab. 144 fig. 5 Billings aus dem Corniferous Limestone von Port Colborne (Canada West). Der gelbe Kiesel hat zwar die feinern Zeichnungen meist entstellt, aber der Gestalt im Grossen that das keinen Eintrag. Die kurze gekrümmte Kreiselform eriunert mehr an ein Uyatho- phyllum, als an einen Favositen, allein die Röhren im ver- brochenen Innern lassen über die Deutung keinen Zweifel. -Merkwürdig gezeichnet ist der Aussenrand (y vergrössert), gegen welchen die Röhren plötzlich abzusetzen scheinen, man meint hier eine schwammartige Rinde vor sich zu haben, wie das namentlich auch Rominger’s Abbildung (Geol. Surv. Mich. tab. 6 fig. 3) so vortrefllich zeigt. Man muss die Sache ganz gründlich studiren, wenn man darin die Reste verwitterter Röhren erkennen will. Auch die 45 II. Röhrenkorallen: Favosites Emmonsii, Canadensis. 99 Aussenseite pflegt so von Kiesel entstellt zu sein, dass nur bei Auswahl verschiedener Stücke man in den Stand ge- setzt wird, eine Vorstellung vom Austritt der Röhren zu bekommen, und dann sind diese durch Silificationsklümp- chen (x vergrössert) am Rande so entstellt, dass man daraus kaum noch specifische Merkmale entnehmen kann. Die Amerikaner lassen sie daher ebenfalls unter F. hemispharieus verschwimmen. Am Sandusky fig.. 6 (Ohio), der in den Eriesee fliesst, liegen sie im Devon schön verkalkt, man kann dann die meist einreihigen Verbindungsporen gut be- obachten: die Zellenkanten sind gern etwas verdickt, auch die Querscheidewände zeigen schon etwas Unstetes, wodurch sie zum Emmonsii und bimuratus Verwandtschaft erlangen. Alles das zu entwickeln würde mich jedoch zu weit führen. Nur über die Ungleiehporigen, die uns schon an Astr&a porosa er- innern, will ich noch etwas sagen: Tab. 144 fig. 7 ist ein schönes verkieseltes Bruchstück von Nordamerika. Die grossen Zellen endigen meist mit einer Querscheidewand ohne überragenden Zellenrand, und darum stehen dann, wie um eine Mutter, eine Menge kleiner (y vergrössert). Es stimmt das ganz mit Emmonsii bei Rominger |. c. 7. 2, nur dass es, da die kleinen Zellen meist hohler und in Folge dessen dunkeler erscheinen, an unserm Bilde greller her- vortritt. Im Längsbruch (x vergrössert) sieht man zwar die offenen Poren und Rudimente der Querscheidewände, aber so wirr wie bei tab. 143 fig. 51 erscheinen sie nicht. Auch zeigen die Deckel der grössern Zellen, dass ein grosser Theil Scheidewände vollständig sein muss. Gar eigenthüm- lich erscheint die Oberfläche von Favosites Canadensis tab. 144 fig. 8 Rominger |. c. 8.4 und 15. 3, liegt im Corniferous Limestone von Port Colborne in Westcanada, aus welcher Billings eine Fistulipora 30 II. Röhrenkorallen: Favosites Canadensis, placenta. machte. Die Platten haben unten eine kräftige Hüllsub- stanz, die freie Oberseite wulstet sich öfter empor, und zeigt sogar schon Neigung sich zu verzweigen. Der Gegensatz zwischen Gross und Klein fällt hier so in die Augen, dass sie mit zu den schönsten und characteristischen Species ge- hören, welche wir überhaupt haben. Nur muss man vor- sichtig sein, sie nicht mit Astra porosa (Heliolites) und Verwandten zu verwechseln. Man könnte hierin sogar ein Verbindungsglied zwischen beiden vermuthen. Auch diese zeigen in Beziehung auf die Grösse der Löcher einen weiten Entwicklungskreis, wie ein Vergleich mit Favosites placenta tab. 144 fig. 9 Rominger ]. c. 11. 2 aus der Hamilton Group von Widder in Westcanada zeigt, von der ich ein Stück- chen copire. Die Ungleichheit der Löcher fällt hier schon weniger auf, und es kommen endlich Exemplare vor, wo man in der Bestimmung schwankt. Mit Recht werden die dünnen rundlichen Platten mit einem „Kuchen“ verglichen, wie unsere Originale fig. 11. o und fig. 11. s von oben und von der Seite zeigen. Das von der Oberseite darge- stellte Exemplar zeigt mehrere Wülste, die sich seitlich durch concentrisch gestreifte Hüllsubstanz von der Scheibe abzuheben streben, und deren Gipfel sich durch grössere Löcher von den in den Niederungen zum "Theil bedeutend kleinern stark unterscheiden. Die sonstige Ungleichheit der Zellen, wie sie das Rominger’sche Bild angibt, ist kaum noch zu finden. Das zweite Exemplar fig. 11. s von der Seite, ebenfalls oben o bewulstet, zeigt die Dünne des Aussen- randes, der in mehreren runzeligen Absätzen sich vom dicken Anwachspunkte allmählig heraushebt. Der Anfangspunkt a zeigt einen Haufen hüllefreier Röhren, die wahrscheinlich direct zum Wulste der Oberseite hinauf laufen, während alle andern mit Hüllsubstanz schnell schief nach aussen biegen, um die dünne Scheibe zu bilden. Man könnte II. Röhrenkorallen: Favosites elegantula. 31 hierin schon einen Ansatz zu Zweigbildung vermuthen, wie sie in Amerika sich auch finden, aber dann nitella Rominger 11. 4 genannt werden. i Favosites elegantula tab. 144 fig. 10 von Gothland heissen die Schweden wulstige Platten, woran auf der Ober- seite die grössern Löcher von einer’ Menge noch kleinerer Brutzellen umringt sind, die dann aber bald im weitern Wachsen die Grösse der andern annehmen. Man sieht das deutlich auf den Schliffen längs der Röhren x, wo sich die Ungleichheit so schnell wieder verwischt, dass auf grosse Strecken namentlich gegen unten hin alle Zellen gleiches Lumen zeigen. Ein Mutterstock unten mit gleichen Löchern kann daher durch schnelles Treiben von Brutzellen oben scheinbar zu einer besondern Species werden. Alles das an Handstücken festzustellen hat freilich seine Schwierig- keit. Doch gewöhnen uns solche Beispiele daran, dass wir endlich auf den Durchmesser der Zellen allein kein zu grosses Gewicht legen. Ja wenn sich alles so durch ein- ander wirrt, so sinken die vermeintlichen Species zu immer gleichgültigern Dingen herab. Demungeachtet bleibt es in hohem Grade bemerkenswerth, dass nicht blos in ver- schiedenen Niveauen des Silur und Devon, sondern auch an den verschiedensten Localitäten dasselbe Grössenspiel sich wiederholt. Ich will in dieser Beziehung noch ein Bei- ‚spiel aus dem Böhmischen Silur tab. 144 fig. 12—15 hersetzen, wo sie besonders häufig in den Kalken von Beraun (Etage E) zusammen mit Cateniporen vorkommen. Es sind kissen- förmige Stöcke von verschiedener Grösse. Die kleinporige fig. 12 von einer niedergedrückten Eiform läuft gewöhnlich unter der alten Schlotheim’schen Species spongites, allein die Röhrenmündungen sind nicht schief, sondern ragen gerade und steif empor, werden aber an Stellen, wo der Stock 32 II. Röhrenkorallen: Favosites Böhmen. stärker wuchert, grösser als in anderen Gegenden, so dass wenn man getrennte Stücke davon fände, füglich zwei ver- schiedene Species daraus gemacht werden könnten. Sie gleichen also in dieser Hinsicht vollkommen der amerikani- schen placenta, bilden aber nicht Scheiben sondern Knollen. Wenn schon an ein und demselben Stocke die Sache varirt, so darf man zwischen ihr und der Gothlandica fig. 13 unbedingt alle möglichen Zwischenstufen erwarten. Die Löcher sind hier mindestens doppelt so gross, und stim- men ganz vorzüglich mit jenen gothländischen Exemplaren, welche Haime Favosites Forbesi nannte. Wir müssen da- her noch einen Schritt weiter gehen, um zur eigentlichen Gothlandica fig. 14 zu gelangen, deren grosse Zellen sich durch ganz besonders dünne Wandungen auszeichnen. Die kleinern Brutzellen zeigen öfter eine scharfe Vierseitigkeit (x vergrössert), auf dem Querbruch s liegen daher die Säulen scharfkantig da, der basaltica ausnehmend ähnlich, nur treten auf dem dunkeln Grunde der Schale die Verbindungslöcher sehr undeutlich hervor, können sogar mit der Lupe kaum gefunden werden. Doch sind sie vorhanden. Die Säulen- kanten (y vergrössert) zeigen eine undeutliche Knotung. Ich will jedoch jetzt die Sache nicht weiter verfolgen, son- dern nur kurz das Augenmerk auf Conjeprus tab. 144 fig. 15 wenden, wo in dem schnee- weissen petrefactenreichen Kalke Stöcke vorkommen, welche sich besonders durch klare Dünnschliffe auszeichnen. Schon das blosse Auge zeigt daran ziemlich unregelmässige Quer- scheidewände, die sich namentlich häufig gabeln (x ver- grössert). Ich lege darauf kein zu grosses Gewicht, sie beweisen nur, dass nicht blos erst im Devon, sondern auch schon im Silur solche eigenthümlichen Ungleichheiten sich einstellen. Auch ın den Öestlichen Alpen tab. 144 fig. 16 auf dem Gipfel des II. Röhrenkorallen: Favosites Gratz. Zweigformen. 33 Plawutsch bei Gratz kommen dunkele Kalksteine mit devoni- schen Versteinerungen vor, worunter man einen grossporigen Favositen wegen seiner gestreckten Zellen gewöhnlich als basalticus aufführt. Die Zellenwände sind dünn, auf dem Querbruch erscheinen die Querscheidewände platt und glatt, aber die Verbindungslöcher lassen sich in dem dunkeln Gestein kaum entdecken. Ein unbefangener Beobachter würde die Stücke eher für silurisch als devonisch halten. Ueber solche Schwierigkeiten kommen wir eben nicht hinweg. Selbst mit Dünnschliffen (x vergrössert) bringt man nicht viel mehr heraus, man findet nur, dass die Doppelwände innen mit kurzen Stacheln besetzt sind, die für sich allein kein sicheres Merkmal begründen. Die ungleichen Abstände der Quer- scheidewände fallen in einigen Röhren sehr auf, indem sie plötzlich um das Doppelte ja Dreifache enger stehen, und dann wie Jahresringe wieder weitläufiger werden. Zweigformen. tab. 144 fig. 17—55. Obwohl die Knollen, Kissen, Platten, Scheiben etc. am häufigsten gefunden werden, so erscheinen doch auch nicht selten mannigfaltige Zweige und Aeste, welche man aber trotz des verschiedenen und characteristischen Wuchses bei dem Calamoporengeschlechte gelassen hat. Nur Stei- ninger (Mem. Soc. geol. France 1831 Tom. I pag. 338) schlug für sie einen nicht unpassenden Namen 'Thamnopora (A& vos Buschwerk) vor. Zu verwundern ist es nur, dass gerade diejenigen, die sonst soviel Geschlechter machen, dem Steininger nicht folgten. Eine Gruppe bilden sie jedenfalls, die aber auch wieder durch die verschiedene Grösse der Löcher den mannigfaltigsten Spielarten unter- worfen sind. Unter den grosszelligen Zweigen ist der ver- meintliche Quenstedt, Röhrenkorallen. 3 34 II. Röhrenkorallen: Favosites cristatus. Favosites eristatus tab. 144 fig. 17. 18 aus dem Silur von Gothland eine der interessantesten Species. Hisinger (Lethea Suecica 1337 pag. 97 tab. 27 fig. 6) bildet sie unter der Goldfussischen Benennung Ualamopora polymorpha wenn auch unvollkommen ab. Noch dürftiger ist die Figur von Lonsdale in Murchison’s Silurian Syst. 1839 pag. 684 tab. 15 fig. 2 von Ludlow, die aber dem Lager nach der schwedischen und nicht der eifeler näher kommt, daher hiess sie d’Orbigny Prodrome I. 49 Alveolites Lonsdalei. Walch (Nat. Verst. 1769 Pars II. 2 pag. 61 tab. VII. a fig. 3—7) hat sie zwar auch schon unter den Milleporiten aufgeführt, aber ihnen zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Nun meinten Milne-Edwards und Haime (Archives du Museum V pag. 343) die Entdeckung zu machen, dass der alte Blumen- bach (Commentationes soc. reg. Sc. Gotting. 1803 XV pag. 154 tab. 3 fig. 2) sie schon unter Madreporites cristatus beschrieben und abgebildet habe, allein dieser stammt nach der ausdrücklichen Angabe vom Winterberge bei Grund auf dem Oberharze, wo sie massenhaft in einem grauen devonischen Kalke liegen. Später gab nun zwar Haime (Paleontogr. Soc. V tab. 61 fig. 3. 4) eine Abbildung der englischen von Dudley, aber ohne das Characteristische irgendwie anzudeuten. Trotz ihrer äussern Aehnlichkeit ist die Schwedische von der Eifeler ausserordentlich verschie- den, wie ein vergleichender Blick auf unsere Abbildungen fig. 17—25 zeigt. Im Wuchse sind zwar beide gleich, sie verzweigen sich wie ein Hirschhorn, im Centrum der ab- gebrochenen Aeste zeigt sich stets ein Haufen querge- schnittener Röhren, die dann plötzlich ohne Vermittlung in die längsgeschnittenen übergehen, wie es der Querschliff fig. 15 besonders in der Vergrösserung x klar macht. Fig. 17 ist nur das Oberende von einem viel längern mannigfach gekrümmten Zweige, die beiden Endspitzen sind zwar ver- II. Röhrenkorallen: Favosites cervicornis. 35 letzt, scheinen aber stumpf geendigt zu haben, wie es die punktirten Linien andeuten. Insbesondere sind die Zellen- wände dünner und die Scheidewände viel gedrängter, als bei der jüngern Thamnopora cervicornis fig. 19—24 aus den devoni- schen Kalken. Goldfuss Petref. Germ. pag. 79 tab. 27 fig. 4 hat diese vorzugsweise unter Calamopora polymorpha verstanden. Da sie in verschiedenen Gegenden Deutsch- lands ganze Gebirgsstücke zusammensetzen, so konnten sie Schlotheim nicht entgehen, der (Petref. 1820 pag. 365) unter Milleporites cervicornis Gothländer Exemplare, unter Milleporites cornigerus hauptsächlich Eifeler verstand, wäh- rend er die vom Winterberge am Oberharze Milleporites celleporatus nannte. Die äussere Achnlichkeit mit Madre- pora damicornis (Pocillopora), die so massenhaft im indi- schen Meere lebt, und mit den Milleporaten Schwämmen tab. 120, welche den Jura so reich bevölkern, brachte den alten bewährten Sammler etwas in Verwirrung. Haime (Arch. Mus. V pag. 243) gab dem Namen cervicornis den Vorzug. Die Zellenwände sind so dick fig. 20 (x ver- grössert), dass man sie schon auf den ersten Blick von den silurischen Exemplaren unterscheidet. Sie werden in dieser Beziehung, wie schon oben pag. 23 erwähnt wurde, dem bimuratus so ähnlich, dass man nicht im Stande ist eine sichere Grenzscheide zwischen beiden zu ziehen. Die Dicke _ der Zellenwände tritt namentlich auch an den Längsschnitten (fig. 20. y vergrössert) hervor, während man meist vergeb- lich nach Querscheidewänden sucht, sie wurden wegen ihrer Zartheit leicht zerstört. Dagegen bemerkt man immer einige sehr kräftige Verbindungslöcher. Blos im Centrum werden die Röhren quergeschnitten, wie die kegelförmige Verwitte- rungsstelle deutlich zeigt; die übrigen verlaufen mehr oder weniger schief nach aussen. Das innere Lumen ist rund 3* 36 II. Röhrenkorallen: Favosites cervicornis, cristatus. vermöge einer Füllmasse, welche mit der Lupe etwas fasrig erscheint, und dazwischen geht dann die Grenzwand in eckigen Umrissen durch. Wittert die fasrige Masse heraus, so bekommt man lauter runde Säulchen fig. 21, worauf die Verbindungskanäle (x vergrössert) in kleinen abgebrochenen Ringen hervorragen, während auf der unverwitterten Ober- seite (y vergrössert) die Röhrenmasse noch kenntlich bleibt. Man kann an solchen Stücken die ungleiche Länge der Röhren am deutlichsten nachweisen, indem sich immer wie- der kleine Kegelspitzen einsetzen, die dann bald die Grösse der Mutterzellen erreichen. Freilich treten dann in der Beurtheilung der Species allerlei Schwierigkeiten auf: so kommen Zweige fig. 19 vor, deren Zellenränder etwas schief und sehr scharfkantig endi- gen. Man wird an Alveolites erinnert. Die Zellenmündung geht nicht senkrecht, sondern schief hinab, so dass sie ein trichterförmiges Ansehen bekommt, was uns an obige Roemeria pag. 21 erinnern könnte, aber auf Schliff- und Bruchflächen tritt doch die Dickwandigkeit wieder hervor. Dass an den erhaltenen Gipfelspitzen gewöhnlich kleinere Zellen sitzen, darf uns nicht verwundern, es sind Brutzellen, welche die Verlängerung der Aeste fördern. Fig. 22 von Bensberg ist das Pröbchen eines faustgrossen Handstücks, worin die fingerdicken Aeste sich wirr ineinander schlingen. Auf der Aussenseite a bilden die eckigen Grenzlinien mar- kirte Rinnen; auf dem abgewitterten Querbruche q dagegen treten die Ausfüllungen der Lumina in runden Erhöhungen hervor, die beim weitern Verwittern den Stöcken ein eigen- thümliches Ansehen gewähren. Solche Aeste fig. 23 vom Winterberge verstand Blumenbach unter eristatus pag. 24, da die Ausfüllungen der Röhren in ihrer schiefen Lage etwas „Kammförmiges* haben. Im devonischen Gebirge sind sie eine gewöhnliche Erscheinung, und kommen unter II. Röhrenkorallen: Favosites cristatus, gracilis. 37 andern auch massenhaft zu Derbyshire fig. 24 in einem schwarzen Kalke vor, der geschliffen die schneeweisse thie- rische Schaale in grösster Deutlichkeit hervortreten lässt. Man sieht an unserm schiefen Querschnitte nicht blos die ziemlich dickwandigen Zellen mit dicken Verbindungspunkten, sondern auch die zarten etwas unregelmässigen Querscheide- wände (x vergrössert), welche jedoch nicht bis ans Ende reichen. Die Zellenwände sind nicht überall gleich dick, links oben (b) liegt ein kleines quergeschnittenes Bruchstück, woran die Lumina der Zellen sehr klein, die Wände dagegen sehr dick geworden sind (y vergrössert), und dazwischen bemerkt man sehr deutlich die eckigen Grenzlinien sogar schon mit blossem Auge. Mir wurden die Platten vom schönsten Marmor zwar als Bergkalk geschickt, aber nach diesem leitenden Petrefact sollte man Devon vermuthen. Favosites polym. gracilis tab. 144 fig. 25—29 Gold- fuss Petref. Germ. tab. 27 fig. 5 von Bensberg zeichnet sich durch ganz schlanke Aeste aus, die aber trotzdem sehr grobzellig sind, wodurch sie in so hohem Grade auffallen. Blos die Spitzen fig. 25. o machen davon eine Ausnahme, weil dort das Fortwachsen erfolgte, folglich die neuen Brut- zellen sich drängen und kleiner beginnen. Sie dienen häufig der Calamopora spongites fig. 26 zur Unterlage, was schon Schlotheim (Petref. 1320 pag. 365) von seinem Milleporites polyforatus hervorhob, der daher wahrscheinlich mit der Goldfuss’schen Benennung synonym ist. Haime führt ihn dagegen unter dem Blainville'schen Namen dubia auf. Da die Kalkmasse gesund ist, so kann man auf Querbrüchen die Zellen reinigen, sie haben (fig. 26. x) ein trichterför- miges Lumen, keine Spur von Scheidewand war zu finden, dagegen einige kräftige Löcher, welche die Seitenwände durchbrechen. Die Mannigfaltigkeit ist ziemlich gross. Ge- streckte Zweigspitzen, wie fig. 25, sind nicht häufig. Ge- 38 IL. Röhrenkorallen: Favosites graeilis. wöhnlich treiben sie Nebenäste fig. 28, die leicht an ihren abgebrochenen Narben erkannt werden, woran in der Axe mehrere runde Löcher hervortreten, denen sich dann nach aussen sofort kurze Trichterrinnen anschliessen. Symme- trisch sind nicht selten die Endgabeln fig. 27, deren Zinken mit gleichmässig grossen Löchern bedeckt sind, dazu ge- hört auch fig. 26, auf welcher sich eine grosse Calamopora spongites festgesetzt hat, von der ich nur einige Ringe ab- bilde. Die Löcher sind hier nach dem Tode der Länge nach aufgerissen, man gewahrt daher lauter vertiefte Trichter, hin und wieder mit einem einzelnen Verbindungsloch. Wie dünn die Stäbe werden können, ohne dass dabei die Zellen an characteristischem Ansehen verlieren, zeigt fig. 29. Man findet von diesem geringern Lumen bis zum grössten fig. 25 alle möglichen Zwischenstufen, so dass es eine der abge- schlossensten Species ist. Dasselbe kann man von polymorpha cervicornis weniger sagen. Wir kommen hier bei der Bestimmung nicht selten an ein und derselben Fundstelle in Verlegenheit. Ich habe zu dem Ende vier Exemplare tab. 144 fig. 30—33 aus der Eifel nebeneinander gestellt. Fig. 30 hat in seiner Aus- breitung Aehnlichkeit mit einem Geweihe des Damhirsches, das verführte die Aeltern, sie mit der lebenden Pocillopora damicornis pag. 35 zu vergleichen. Sie lief früher unter dem Namen Madreporites poriferus Schlotheim Petref. 1820 pag. 362. Die Löcher haben hier nun ganz die Grösse der Gothländer eristata fig. 17, aber die Querscheidewände fehlen, oder sind doch sparsamer. Die Verdickung der Zellenwände bleibt übrigens ganz die gleiche, wie bei den feinerporigen. Entschieden kleiner werden die Zellenlumina in fig. 31, es ist ein fingerförmiger Endzweig, der nach oben viel mehr Brutzellen entwickelt, als unten, wo der Stock nicht mehr weiterwuchs, was allein die zweigförmige Gestalt II. Röhrenkorallen: Favosites radieiformis. cs de) bedingte. Noch kleiner sind die Zellen in fig. 32, woran die Brutzellen nur noch wie Pünktchen erscheinen. Der Ast ist etwas knorrig, zeigt aber drei Bruchnarben von ab- gebrochenen Nebenzweigen, während die Endspitze o wie ein langer runder Zitzen hinausragt. Die feinsten Poren zeigt fig. 33 mit zwei abgebrochenen Aesten, das Stückchen ist immer noch nach Art des damicornis flachgedrückt. Natürlich steht es hier jedem frei Species zu machen, ob aber die vielen Namen erspriesslich sind, ist eine andere Frage. Wenn nun schon an ein und derselben Fundstelle solche Schwierigkeiten entstehen, wie müssen sie da erst wachsen, wenn wir verschiedene Gegenden und Formationen in Vergleich ziehen. In Amerika kommen derartige Dinge in ausserordent- licher Menge und Manmnigfaltigkeit vor. Rominger (Geol. Survey of Michigan 1576 III pag. 34 tab. 12) hat eine sehr häufige Form Favosites radieiformis tab. 144 fig. 34. 55 genannt. Sie liegen zwischen andern in gelben Kiesel ver- wandelt im obern Helderbergkalke bei den Falls of Ohio. Die mittelgrossen Löcher scheinen stellenweis durch eine dünne Hüllsubstanz verpappt zu sein, und da die Zweige von sehr verschiedener Dicke mannigfach gekrümmt er- scheinen, so nehmen sie wie Spongites radiciformis öfter ein Wurzelförmiges Aussehen an. Jedenfalls stehen sie sonst unsern Eifelern ausserordentlich nahe. Obgleich man öfter Spuren von Querscheidewänden sieht (fig. 55. x vergrössert), was wir der Verkieselung danken, so machen sich doch die Verbindungslöcher und die Dicke der Zellenwände ganz ähnlich. Für die Feinheit der Kennzeichen wirkte die Verkieselung gerade nicht günstig: fig. 34 gibt das gerun- dete Oberende eines daumendicken Zweiges; die gekrümm- tere dünnere fig. 35 zeigt drei markirte Bänder von Hüll- 40 Il. Röhrenkorallen: Favosites limitaris. Trachypora. substanz. Die Axe hat öfter durch Verwitterung so gelitten, dass man zuweilen meinen könnte, sie sei hohl. Favosites limitaris tab. 144 fig. 36. 37 Rominger l. ec. tab. 13 verkieselt aus dem Corniferous Limestone von Port Colborne in Westcanada erinnert durch seine runden Zweige wieder an einen kleinlöcherigen gracilis, die Zellen haben den ganz gleichen dickwandigen Bau, und wie man auf den Querschnitten (x vergrössert) sieht, so kommen nicht blos einzelne dicke Verbindungspunkte vor, sondern auch hin und wieder erhaltene dünne Scheidewände. Die Axe erscheint öfter hohl, aber blos in Folge von Verwitte- rung; es liegen ebenfalls Zellen darin, aber so bestimmt von den äussern abgetrennt, dass man von Längs- und Quer- zellen reden kann. Die Querzellen zeigen aussen (fig. 37. y vergrössert) zuweilen markirte Ringe, welche von der Ver- diekung der Innenwand herrühren, und in Folge von Aus- witterung öfter sehr sichtbar werden. Dass auch in der Eifel ganz verwandte Formen sind, mag tab. 144 fig. 38 zeigen, die Zellen sind hier sogar noch etwas feiner, als bei den Amerikanern, aber in den sonstigen Kennzeichen gleich, wie die Vergrösserung y am runden Querschnitt zeigt. Die Poren werden nun nicht sowohl grösser, als vielmehr weitläufiger, und wir ge- langen zur Trachypora ornata tab. 144 fig. 39—41 Rominger l. ec. pag. 62 tab. 23 fig. 1 verkieselt aus der Hamilton group von Darien in New-York. Die Zwischenräume der Zellen sind hier nicht blos ungewöhnlich breit, sondern auch mit rauhen (tpxyös) Wärzchen bedeckt, woher sie von Haime (Arch. Mus. V. 305) den besondern Geschlechtsnamen er- hielten. Die Verkieselung ist bei einigen fig. 39 so voll- kommen, dass sie mit Säure nicht im Geringsten mehr brausen, dann sitzt in den Löchern blos weicher Thon, den II. Röhrenkorallen: Trachypora. Dendropora. 41 ich mit der Nadel entfernen konnte. Es kam scheinbar eine hohle Axe hervor, die von einer dicken Wand um- geben einer grossen Centralzelle gleicht, durch welche das Licht von unten einfällt. Indessen nach andern Exemplaren fig. 40. Q scheinen darin doch auch, analog der limitaris, kleine Längszellen zu sitzen, wenn es auch schwer halten mag, sie sicher zu finden. Die trichterförmigen Zellen £ (fig. 39. x vergrössert) lassen sich deutlich nach innen ver- folgen, dazwischen liegen Hohlräume, in deren Tiefe immer wieder andere Trichter zum Vorschein kommen. Es ist das ein ausserordentlich zierlicher Bau. Am lebenden Thier- stock waren diese Hohlräume wahrscheinlich mit irgend welcher organisirten Masse erfüllt. Die Wärzchen auf den Zwischenwänden (fig. 39. y vergrössert) erscheinen zwar sehr pustulös, scheinen aber doch durch den Kiesel wenig ent- stellt zu sein. Das dünne Zweigstück fig. 40 mit ungleichen Löchern zeigt auf dem vergrösserten Querschnitt Q im Cen- trum wenigstens Andeutungen von kleinen Längszellen. Bei unverwitterten fig. 41 (z vergrössert) zeigte sich um die zerstreuten Löcher ein ringförmiger Wulst mit Knötchen, die sich durch Grösse etwas von den andern unterscheiden. Auf dem Querschnitte qg treten blos die trichterförmigen Zellen innen mit Schlamm erfüllt hervor; auch im Centrum liegt blos Sshlamm. Nach Rominger’schen Abbildungen treiben sie öfter Nebenzweige. Rominger schliesst daran noch eine Reihe verwandter Species. Ich erwähne nur noch die Dendropora (devöoov Baum). Michelin (Iconographie Zoophyt. 1845 pag. 187) führte aus dem Devon von Ferques (Bas-Boulonnais) eine kleine Dendr. explieita auf, welche ich tab. 144 fig. 45 copire, es sind dünne mehrfach ver- zweigte Aestchen mit zerstreuten plumpen Löchern. Ihrem Habitus nach gleichen die Löcher der Amerikanischen 42 II. Röhrenkorallen: Dendropora. Striatopora. Dendropora elegantula tab. 144 fig. 42—44 Rominger l. c. 23. 2, im der Hamilton group von Widder in Westeanada ausserordentlich häufig, nur stehen die Löcher hier in vier Längsreihen, was durch die Benennung (tetrasticha) hätte hervorgehoben werden sollen. Milne-Edwards und Haime (Arch. Museum V. 303) verglichen diese und Verwandte mit der lebenden Seriatopora, und machten daraus eine be- sondere Gruppe Seriatoporiden. Die Zweige sind eigen- thümlich glatt, und die von einander entfernt stehenden Löcher bilden blos flache eiförmige Vertiefungen (fig. 42. & vergrössert), welche sich meist bis zu ihrem Grunde reinigen lassen. Sie scheinen daher einer ganz andern Korallenab- theilung anzugehören, die vielleicht in Verwandtschaft mit Gorgonien stand, indem der Kalk blos die Axe einer Rinde bildete, die verloren ging. Wenn man sie benetzt, so wer- den mit der Lupe öfter einige krumme Striemen auf der Oberfläche sichtbar. Wie sehr das Vierreihige vorherrsche, zeigt fig. 42 deutlich, selbst das Innere war compact, und auf dem Querschnitte (@ vergrössert) beherrschen nur die vier Zellenreihen den Bau; fig. 43 zeigt einen Gabelzweig, worin nur selten ein Loch ausser der Reihe steht, daher die markirte Reihenansicht fig. 44, welche meinem dicksten Stabe angehört. Billings (Geology of Canada 1863 pag. 383 fig. 411. c) bildet die Axe hohl ab, und lässt die Zellen darin entspringen. Striatopora Linnzana tab. 144 fig. 46. 47 Billings Geol. of Canada pag. 383 fig. 410 Hamilton group von Widder in Westcanada zeichnet sich durch die Ungleich- heit der Zellen aus. Dabei werden die Mündungen schon sehr schief, wodurch sie sich Alveolites nähern. Deshalb erhob Hall (Paleont. New-York 1852 II pag. 156) die sehr ähnlichen Zweige von flexuosa aus dem Niagarakalk zu einem besondern Geschlechte. Die Axe fig. 47 ist deutlich ee he ee a a aaa in Ser a Fe a ® II. Röbrenkorallen: Striatopora. Cladopora Römeri, 43 von kleinen Zellen durchbohrt, was man schon auf Bruch- flächen gewahrt. Fig. 46 bildet eine dünne Gabel. So unbedeutend auch die Unterschiede auf den ersten Anblick erscheinen mögen, ınan erkennt sie aus guten Zeichnungen doch immer wieder, wie die Photographien bei Rominger (Geol. Surv. Michigan tab. 23 fig. 5) beweisen. Die Zellen sind schwer vom Schlamme zu reinigen, aber schon beim Versuch erkennt man, dass die Eingänge eine Neigung zeigen oben in gerader Linie (fig. 47. x vergrössert) abzu- setzen, wodurch ein halbkreisförmiger Umriss entsteht. Man meint auch Kerben am Rande wahrzunehmen. Auf diese wird von den Schriftstellern grosses Gewicht gelegt, ich copire daher von Hall einige vergrösserte Zellen x der Striatopora flexuosa fig. 48, welche die Furchen so deutlich zeigen, als wäre darin schon ein Uebergang zu den Stern- korallen angedeutet. Gehen wir in Beziehung der ver- zerrten Zellenmündungen noch einen Schritt weiter, so ge- langen wir zur Cladopora Römeri tab. 144 fig. 49)—54 Rominger Geol. Surv. Michigan pag. 51 tab. 20 fig. 5, deren zarte Zweige massenhaft in der Hamiltongruppe von Widder in West- canada liegen. Billings stellte sie wegen ihrer schiefen Mündungen zum Alveolites, man kann das im Grunde halten wie man will, allen Hall (Pal®ont. New-York U pag. 137) legte auf die Zweige (»A2d05) ein Hauptgewicht. Diese sind häufig comprimirt, gabeln sich öfter, und haben wahrscheinlich grosse gemeinsame Stöcke gebildet. Die Mündung, gewöhnlich in die Quere gezogen, wird durch eine hervorspringende Lippe am Unterrande halbmondförmig. Auf dem Querbruch gleichen die Zellen Favosites (fig. 49. x vergrössert) die innern sind grösser und dünnwandig, die äussern kleiner und diekwandig; alle haben ein Bestreben nach oben zu verlaufen, wodurch sie sich von Favositen- 44 II. Röhrenkorallen: Cladopora Römeri. zweigen unterscheiden, an denen die äussern Zellen sich schneller nach aussen wenden. Da sie in einem weissen Mergel liegen, so hebt dieser den Umriss der offenen Zellen sehr deutlich hervor fig. 50. x. Aber gewöhnlich finden sich einige Oeffnungen darunter (fig. 50. y), die man vom Mergel rein bürsten kann. Da tritt dann scheinbar eine Platte vom Ansehen der Masse des Stockes hervor, die man für Deckel halten könnte, „closed by opercula situated below the external margins“. Ich möchte sie lieber für abgestorbene und mit Kalk verpappte Zellen halten. Einige Bilder mögen das klar machen: fig. 49 ein dichotomer oben comprimirter und unten runder Zweig zeigt die queren Mün- dungen sehr deutlich, während auf dem Querbruch (x ver- grössert) die Zellendurchschnitte in verschiedener Grösse von innen bis hart zum Rande gehen, ohne dass sich irgendwo ein längliches Lumen zeigt. Die comprimirte fig. 50 gabelt sich oben dreifach, die vergrösserten Zellenmündungen (x ver- grössert) liegen unregelmässig durcheinander in Vertiefungen der Oberfläche. Nur wenige Zellen (y vergrössert) sind verpappt, man könnte sie in der That für gedeckelt halten, da das scheinbare Plättchen sogar in der Mitte noch ein durch concentrische Ringe ausgezeichnetes Fleckchen zeigt. Schleift man die Stücke der Länge nach an fig. 51, so zeigen sämmtliche Röhren einen gestreckten Lauf nach der Längsaxe, man sieht namentlich am Aussenrande, wie die verschlammten Mündungen nach innen dringen, bis eine Kalkfüllung an die Stelle tritt. Das runde Stückchen fig. 52 zeigt oben links eine halbkugelige Knospe, die auf dem Gipfel (x vergrössert) kleinere runde Löcher hat, welche den verzerrten auf dem Stiele gänzlich unähnlich sind, und doch kann über die Zugehörigkeit dieser zierlichen Brut- stelle kein Zweifel stattfinden. Der Character der Zellen auf dem starkcomprimirten dreiarmigen Stück fig. 53 weicht II. Röhrenkorallen: Cladopora Römeri. 45 zwar sehr ab, aber dass sie zu den andern gehören, geht schon aus dem gleichen Ansehen und aus der gleichen Fund- stelle hervor. Die Lagerung der Zellen gleicht in vieler Beziehung gedrängten Auloporen. Ihre mit Schlamm er- füllten mehr rundlichen Mündungen (x vergrössert) lassen sich mit der Nadel tief nach innen verfolgen, man sieht sogar den Schlamm durch die dünnen Zellenwände äusser- lich durchscheinen, und meint darnach, dass entsprechend den Schlifflächen fig. 5l. x das offene Lumen trichter- förmig war (funnel-shaped pits). Ganz anders macht sich dagegen die schlanke rundstielige Gabel fig. 54, hier sind fast alle Löcher durch scheinbare Deckel verpappt (y ver- grössert), dazwischen stehen nur noch vereinzelte mit Mergel erfüllt (x vergrössert), die man dann aber um so tiefer ver- folgen kann. Durch Verwitterung entstehen ‚Kalkceylinder (2 vergrössert), die durch ihre dunkelere Farbe sich von der lichtern Stockmasse unterscheiden, was ihnen Aehnlich- keit mit ächten Favositen gibt. Es mag wohl sein, dass diese Zweige im Zusammenhange Stöcke von unbestimmter Grösse gaben. | In Norddeutschland kommen häufig Geschiebe vor, welche grosse zusammenhängende Rasen bilden. Wir finden solche sehr in die Augen fallenden Dinge bei ältern Schrift- stellern zwar häufig abgebildet, aber die sichere Bestimmung ist immer schwer. Als Probe gebe ich tab. 144 fig. 55 ein Stückchen aus dem Felde von Satow in Mecklenburg. Es hat mit Millepora repens Linne Amoen. Acad. I pag. 99 tab. 4 fig. 25 grosse äussere Aehnlichkeit. Die Stücke sind alle stark durch die Fluth abgerieben, und die Verwitterung hat dann kleine Stäbchen klar gelegt, welche man mit blossem Auge so eben noch sieht. Die Korallenmasse hebt sich sehr scharf vom Gebirge ab. In der Seitenansicht S sieht man, wie die Cylinder sich stellenweis hart einander 46 II. Röhrenkorallen: Favosites perplexus, suborcularis. nähern, ohne völlig zusammen zu wachsen, sondern nur gegenseitige Stützen suchen; aber zwischen hinein kommen auch wirkliche Dichotomien vor. Oben o sieht man an diesem Theile meist Cylinder, wovon sich einige ebenfalls hart aneinander schliessen. Die Zellenlumina verrathen sich durch Buckel (x vergrössert). Auch an Steinkernen fehlt es in unsern Grauwacken nicht. Ihre Deutung kann da recht schwierig werden. Ich führe Bei- spielsweise nur ein Geschiebe aus dem „Drift* von Ann Arbor in Michigan auf, welches mir mein werther Freund Rominger unter Favosites perplexus tab. 144 fig. 56 zu- sandte. Es steckt in einem braunen porösen Kiesel, der nach vollständiger Auslaugung des Kalkes zurück blieb. Das Stück ist mir immer merkwürdig gewesen, weil sich unter den Geschieben der Mark bei Berlin ganz die ähn- liche Gesteinsart findet. Ich bilde nur ein Stückchen der glatten Aussenseite « ab, woran man oben den Querschnitt von vier Zweigen sieht, die zum Theil im Centrum deut- liche Röhrenmündungen (x vergrössert) zeigen. Darunter blickt dann ein Theil der Aeste hervor, die durch ihren Umriss wohl an Favositen erinnern, deren wirre Textur ich aber eher für Schwamm halten würde. Um davon ein etwas vollkommeneres Bild zu geben vergrössere ich bei y die halbe Spitze eines solchen Zweiges aus dem Innern: man sieht daran eine dickere Rinde und dazwischen gitterartige Fäden, die man lieber mit Gitterschwämmen als mit Röhren- korallen in Beziehung setzen möchte. Alveolites suborbieularis tab. 144 fig. 57—60 aus dem Eifelerkalke gehört wieder zu den berühmtesten deutschen Formen. Sie kommt in den dieksten Klumpen bei Bens- berg und Gerolstein vor. Lamarck (Anim. sans vertebr. 1816 II. 186) führte sie als zweite Species aus den „envi- rons de Dusseldorf“ an, cellulis obliquis subimbricatis, und ne La ze Co Aa Er a II. Röhrenkorallen: Favosites suboreularis. 47 diese schiefen Zellenmündungen haben zur Unterscheidung von Favosites geführt. Die erste Species von demselben Fundorte hiess Alv. escharoides, welche die spätern Fran- zosen als die gleiche ansehen, so wenig die Beschreibung auch stimmen mag. Schlotheim (Petref. 1820 pag. 345) nannte sie Escharites spongites, wobei er sich mit Recht auf Pallas Elench. Zoophyt. bezieht, welcher die lebende Eschara Spongites in den „Binsbergischen Kalksteinen bey Köln“ gefunden haben wollte (Uebersetz. von Wilkens 1787 I pag. 77). Es ist das im Sinne jener Zeit zu verstehen, da- her führte sie Goldfuss (Petref. Germ. I pag. 80 tab. 28 fig. 1) unter Calamopora spongites auf, und mit diesen vor- trefllichen Zeichnungen war das Thier im Grunde zuerst erkannt. Auch darf nicht vergessen werden, dass Lamarck unter seinem Geschlecht die verschiedensten Dinge begriff, wie den Alveolites madreporacea aus dem Mittlern Tertier von Dax, welcher zur lebenden Pocillopora gehört, und von Goldfuss Petref. Germ. pag. 23 tab. 30 fig. 7 unter glabra abgebildet wurde. Ihr innerer Bau gehört zu den kleinzelligen Favositen, nur die Mündung endigt schief, besonders wenn die Ober- fläche etwas abgerieben ist, wie das Goldfuss 1. ce. 28.1. c ideal dargestellt hat. Nur die Mittelleiste an der vorge- streckten Unterlippe sicher zu erkennen, hält schon schwer, und bei den meisten Exemplaren bemerkt man davon nichts, ich lege daher auf diese Unterscheidung kein zu grosses Gewicht: fig. 57 bildet eine kleine flache kreisrunde Scheibe _ unten mit einem comprimirten Vorsprung, der der Länge nach geschlitzt zum Ansatz eine dicke Hüllsubstanz ähnlich den Seiten einer Kettenkoralle zeigt. Oben breiten sich nach allen Richtungen die Mündungen schief aus, aber dar- unter trotz der guten Erhaltung auch nur eine Leiste auf der Innenseite der Unterlippe zu finden ist kaum möglich, 48 II. Röhrenkorallen: Favosites suborcularis. Fig. 58 bilde ich blos die Endspitze eines grössern Stockes ab, woran nach vielem Bürsten und Reinigen die Leisten (y vergrössert) wenn auch undeutlich zum Vorschein kamen. Allein es pflegt in solchen Fällen die Oberlippe sehr dünn zu sein, und in Folge dessen zu leiden. Ich habe senkrecht gegen die äussere Kante einen Dünnschliff (x vergrössert) gemacht, wobei ganz gewöhnlich gekammerte Röhren zum Vorschein kamen, die mit rissigem Kalkspath erfüllt sind; nur in die Zellenmündungen drang etwas Schlamm ein, der aber nicht genügend zur Klarheit kommt. Fig. 59 ist eine dünne Scheibe von der Unterseite, sie hat die Zweige eines Cyathophyllum c&spitosum umfasst und erstickt. Blos in der Mitte an der Bruchfläche kommen die Zellenlöcher zum Vorschein, die andern mehr erhaltenen Stellen zeigen mar- kirte Rippung (x vergrössert), welche an den gewellten Flächen concentrisch gestreifte Hüllmasse zeigt. Die Rippen liegen in der Richtung der Zellenröhren, sind zum "Theil sogar die verbrochenen Zellenwände selbst. In letzterm Falle sind Rudimente von Querscheidewänden vorhanden. Doch ist die Entscheidung nicht leicht, was man für unverletzt halten soll. Die Favositenmasse wucherte sogar in die Kelche der Cyathophyllen hinein, denn die Bruchfläche «a ist noch vollständige Sternkoralle, woran die Wirtellamellen nahe zum Oentrum reichen; 5b dagegen hat nur noch einen Ring von Lamellen, das Centrum füllt der Favosit aus. Fast kommt es einem vor, als wenn durch den Kampf bei- der so heterogenen Thiere die eigenthümliche Streifung entstanden wäre. Doch könnte man darüber eine ganze Abhandlung schreiben. Fig. 60 von der Steinbreche bei Reffrath ist der Sector von der Unterseite einer 0,16 m breiten und 55 mm hohen Scheibe, die aus verschiedenen markirten Schichten besteht, und wieder von unten bis oben im Kampfe mit einem Oyathophyllum cz»spitosum liegt. II. Röhrenkorallen: Alveolites spongiosus, erispatus. 49 Man sieht hieran deutlich, wie alles von der Sternkoralle ausgeht, und Längsröhren mit Mündungen ringweise ab- wechseln. An den Ringrändern sind die Mündungen immer schmaler und ohne Spur von Lippenvorsprüngen, die sich erst auf der flachen Oberseite einstellen. Hiüllsubstanz ist kaum da. Dagegen treten an verwitterten Stellen (y ver- grössert) öfter die wandlosen Kalkspathausfüllungen der Hohlräume auf, welche wieder so recht deutlich darthun, dass wir es lediglich mit einem kleinzelligen Favositen zu thun haben. Alveolites spongiosus tab. 145 fig. 1 aus dem Eifeler- kalk von Gerolstein hat genau den Bau des spongites, aber die Zellen sind so klein, dass man sie mit blossem Auge kaum sieht. Ich habe das Stück zur Hälfte verkleinert, ohne die Zellen zu verändern. Alles baut sich schichten- weis auf, und auf der Unterseite oder auf Vorsprüngen der Blätter zeigen sich immer die radialgeordneten Zellen (x vergrössert), an deren äusserm Ende sich die comprimirten Mündungen hervordrängen, dünnwandig und schief, wie es sich für ächte Alveoliten gebührt. Es fällt auf, dass man diese kleinporige bei Goldfuss nicht findet; ich habe die ächte auch nur einmal, sie muss daher wohl selten sein. Dasselbe gilt vom Alveolites erispatus tab. 145 fig. 2.3 aus den dolomi- tischen Schichten von Pafirath bei Cöln; fig. 2 ist die Spitze eines vierfingerigen Astes, woran der untere wegbrach, die drei obern aber bis zum Gipfel vollständig erhalten blieben. Die Zellenmündungen sind nicht schief, aber eigenthümlich kraus und nach innen zähnig, wodurch scheinbar ein wirres schwammartiges Gewebe entsteht (y vergrössert). Auf dem @Querbruche sieht man, dass sich an den dickwandigen Zellen innen Leisten herabziehen (z vergrössert), welche den Zähnen am Rande entsprechen, man kann sie daher als Quenstedt, Röhrenkorallen, 4 50 Il. Röhrenkorallen: Alveolites Goldfussii. Anfänge von Sternzellen betrachten. Der untere Quer- bruch @ ist von einem Ringe umgeben, welcher einer Stromatopora angehört, die sich auf der Hinterseite etwas hinaufzieht. Sonst haben wir Oentral- und Randzellen, wie bei ächten Calamoporen. Gar zierlich ist die kleine wohl- erhaltene Spitze fig. 3, welche ebenfalls einem grössern Stocke angehört, der aber wieder unten durch eine dünne Stromatopora verruculosa im Wachsthum behindert wurde, wie die Verticalröhren darunter zeigen. Anders verhält sich wieder die ebenfalls seltenere Calamopora spongites var. ramosa tab. 145 fig. 4 Goldf. 1. c. 28. 2 von Gerolstein. Sie kommt nicht blos in Zweigen sondern auch in Knollen (tuberosa) vor, aber die Löcher stehen steif empor mit verpappten Rändern, häufig bildet ein siebentes das Uentrum von sechsen im Kreise, ohne dass ein eigentlicber Quincunx entsteht. Da- her soll sie schon Blainville (Archiv. du Museum V. 241) unter Alveolites reticulata begriffen haben. Unser Stück ist die untere Hälfte eines viel längern Zweiges, an dem sich trotz der Runde die Schichtung mehrmals stark abhebt. Amerika überflügelt an Mannigfaltigkeit unsere Euro- päischen Formationen. Alveolites koldfussii tab. 145 fig. 5 Billings verkalkt aus der Hamiltongruppe von Widder in Westcanada könnte man nach der Zellengrösse an erhöhten Stellen für Favosites Forbesii halten, in den Vertiefungen o werden jedoch die Zellenmündungen schief, wie das die Photographie bei Rominger 1. c. 17. 2 so klar darthut. Die Schiefe tritt umsomelhr hervor, je mehr die Ränder (x vergrössert) gelitten haben. Daher gehört zum richti- sen Bestimmen immerhin ein gewisser Tact. Namentlich _ characteristisch macht sich die Unterseite «, welche sich allseitig nach aussen schwingt. Unser Stück bildet blos das Centrum einer Scheibe von 0,13 m Breite, man erkennt A ae a Me ie Fu ee ee II. Röhrenkorallen: Alveolites Goldfussii. 51 daran das Anfangsscheibchen von Kreisform mit Ansatz- punkt, von hier strecken sich die Zellen hinaus, bedeckt von Hüllsubstanz, die oben vielfach aufbricht, und dann einige Reste der zarten Querscheidewände zeigt, welche aber öfter in lauter kleine halbmondförmige Bogen (y ver- grössert) sich zerschlagen. Verkieselung tab. 145 fig. 6. 7 ist dem zarten Bau nicht günstig, weissfarbig finden wir sie viel im Dolomite von Point Detour im Huronsee in der Niagaragruppe. Rominger machte nach der Grösse der Zellen zwei Species: laminatus fig. 6 mit grössern und crassus fig. 7 mit kleinern Zellen. Ihre Mündung ist ent- schieden halbmondförmig (crescent-shaped), aber da die Wände dick sind, so erhob sie Eichwald (Zool. spec. 1529 pag. 129) zu einem besondern Geschlecht Cenites (zoıvös gemein), und verglich sie mit den lebenden Polliciporen. Steininger (M&m. Soc. g&ol. de France 1831 I. 339) hiess sie bald darauf nochmals Limaria, welchen Namen Hall und Rominger aufnahmen. Mit kalter Salzsäure braust der Dolomit nicht im Geringsten, dagegen hat Verwitterung die Oberfläche auf das Beste blos gelegt; gar zierlich nahm in jeder Zelle die Wurzel eines Mooses Platz. Wie ächte Alveoliten breiten sie sich in Schichten aus, die oft weit von einander klaffen, wie das Stück Seitenansicht fig. 7. s zeigt, jede Platte hat oben o ihre Löcher, und auf dem Querbruch ihre steifen diekwandigen Röhren (x vergrössert), unten dagegen Hüllsubstanz, worin die Zellen der Länge nach fortziehen. Schon deshalb mag man daraus kein be- sonderes Geschlecht machen. Je nach dem Aufbruch der Hüllsubstanz (y vergrössert) machen die Röhren einen ver- schiedenen Eindruck, in diesem Falle meint man sogar, die Mündungen kehrten sich nicht gegen die Peripherie, son- dern gegen das Oentrum, was aber blos Täuschung ist, und aus dem verschiedenen Erhaltungszustand folgt. 52 II. Röhrenkorallen: Alveolites Fisheri, Beraunensis. Alveolites Fisheri tab. 145 fig. 8. 9 Billings aus der Hamiltongruppe von Widder in Westcanada schlägt wieder in die zweigförmigen um, die aber zum Theil so dünn werden fig. 8, dass sie an Eschariten erinnern könnten, wenn innen eine Trennungslinie wäre. Allein der Querschnitt zeigt nur zerstreute Punkte. Oben endigt das Stück finger- förmig, die Zellen liegen zum Theil sehr verwirrt, und scheinen ungleiche Formen zu haben. An einer Stelle (x vergrössert) gleichen sie länglichen Säckchen, deren dünne Aussenwand die innere Schlammfüllung durchschei- nen lässt. Man sieht auch, wie die scheinbare Verschieden- heit durch äussere Verletzung entstand. Zur Vergleichung setze ich einen dickern, aber ebenfalls noch stark comprimirten Zweig fig. 9 daneben. Hier liegen die kleinen halbmond- förmigen Zellenmündungen (y vergrössert) sehr zerstreut in einer breiten glatten Zwischenmasse, nirgends scheint etwas von Innen durch die Oberhaut durch, man meint ein ganz anderes Geschlecht vor sich zu haben, und doch ist es nach Fundort und sonstigem Ansehen genau dieselbe Species, was sich dann auch an verletzten Stellen zu erkennen gibt. Auch hier kommen im Querschliff (2 vergrössert) nur rund- liche Punkte hervor, die innen etwas gedrängter stehen, und kleiner sind als aussen. Nehmen wir noch ein Beispiel aus dem Böhmischen Silur tab. 145 fig. 10 von Beraun (Berau- nensis), so haben dieselben noch ganz das Ansehen von Calamopora spongites, blos dass die schiefen Zellenmün- dungen im Allgemeinen ein wenig grösser sind, als die Eifeler. Doch kommen zwischen den grossen Stellen vor, wo sie sogar kleiner sind. Ich bilde von der 0,11 m langen Platte nur ein Stückchen ab, woran diese Ungleichheit her- vortritt. Haime (Palaontogr. Soc. V tab. 61 fig. 2) gab von Dudley einen Alveolites Grayi, der zwar etwas grössere rer FE Il. Röhrenkorallen: Tetradium, 53 Zellen hat, aber im Uebrigen nicht wesentlich abweicht. In solche Schwierigkeiten gerathen wir bei der Namen- suchung häufig. Für den Zeichner ist es ohnehin kaum möglich, die Sache richtig aufzufassen: die halbmondförmi- gen Zellen (x vergrössert) haben meist einen markirten Bogenrand, hinter welchem das Loch einem Täschchen gleicht. Wenn drei Täschehen 7 so zu stehen kommen, dass das unpaare sich auf die paarigen stützt, so zeigt die Unterlippe einen kurzen Fortsatz zwischen den Bögen der paarigen. Aber ein Gesetz ist darin nicht. Im Quer- schnitt @ sind die Zellenlumina (y vergrössert) zwar sehr verschieden, je nachdem man sie trifft, aber im Allgemei- nen wölbt sich auch ein Bogen über jeder Zelle. Trotz der Breite ist die Platte doch nur 4 mm dick, sie deckt die Zellen eines Porites (Heliolites) megastoma m, welcher ohne Zweifel von ihr getödtet wurde. Tetradium tab. 145 fig. 11 nannte Dana (Bromn’s Jahrb. 1857 fig. 236) kleinporige Stöcke von gewaltiger Grösse, die man gewöhnlich für Chztetes hält: „Koralle massig, be- stehend aus vierseitigen Röhren und Zellen mit sehr dün- nen Zwischenwänden; Zellen Stern-artig mit vier schmalen Lamellen“. Unser T. fibratum aus der Cincinnatigruppe von Madison (Indiana) erreicht in seinen halbkugeligen Stöcken 2° Durchmesser. Die rohen Stücke sind eigen- thümlich gestreift, die Streifen bezeichnen Röhren, aber man würde sich darein gar nicht recht finden, wenn dazwi- schen nicht die gedrängten Pünktchen auf offene Lumina hinwiesen. Oben links habe ich ein Stückchen angeschliffen (x vergrössert), das zeigt zwar den länglichen Verlauf, aber ohne Querscheidewände; bei y (vergrössert) erkennt man dagegen dieselben. Der viereckige Umriss (2 vergrössert) im Querschliff hat aber etwas Auffallendes, namentlich wenn sich die dünnwandigen Zellen zu vier in einer Ecke 94 Il. Röhrenkorallen: Protarsa. an einander legen, was jedoch grade nicht häufig der Fall ist, weil sich gewöhnlich ‘eine kurze Abstumpfungsfläche dazwi- schen schiebt, und das Lumen unregelmässig fünf- oder sechs- seitig macht. Häufig sieht man ein dreiseitiges Zähnchen auf den Wänden, das aber unregelmässig auftritt, und daher wohl nicht Anfänge von Wirtellamellen bezeichnet. Wirtellamellen (Septa) und Grundmasse (Coenenchyma) bilden zwar das wesentliche Merkmal der eigentlichen Stern- korallen, allein es kommen Favositenartige Stöcke vor, wo man über die Entscheidung in Zweifel geräth. Es sind das eben jene Embryonal- oder Mischtypen, die wahrscheinlich erst im Verlaufe späterer Entwickelung zu schärferer Tren- nung kamen. Ich will nur einige Beispiele anführen: Protarza vetusta tab. 145 fig. 12. 13 Haime Arch. Museum V. 208 aus dem T'rentonkalk (Cineinnati group) und Hudsonsrivergruppe von Richmond in Indiana. Sie überzog und tödtete wie die Stromatoporen und Alveoliten fremde Thiere, und bildete daher nur dünne (&9x:05) Platten. Abgerieben hat die Oberfläche Aehnlichkeit mit diekwan- digen Favositen, aber genau untersucht kann man häufig 12 kurze Wirtellamellen zählen, was sie in entschiedene Verwandtschaft mit Dodecactinien stellt. Die zierlichen Zellen senken sich nur wenig in die kaum 3 mm dicken Platten ein, ihre Grundmasse bald mehr bald weniger dick. Ohne Zweifel ist Porites vetusta Hall Paleont. N.-York I. 72 tab. 25 fig. 5 aus den untersten Lagen des Trentonkalks (Vaginatenkalks) dieselbe, d’Orbigny Prodrome I pag. 25 Nro. 416 erhob sie zu einer Astreopora. Unsere fig. 12 hat viel Grundmasse, die eine Lept®na alternata überzieht, Dicke D unbedeutend, die Wirtellamellen (x vergrössert) erkennt man schon mit blossen Augen. Da das Ceenenchym dicker ist als bei fig. 15 aus der Hudsonsrivergruppe, so ist die Oberfläche weniger rauh, es bleibt zwischen deu en EN II, Röhrenkorallen: Agarieia Swinderniana. 55 Zellen ein glatter Raum. Bei letzterer (y vergrössert) ist das kaum der Fall, sondern die durch Kalk verdickten und entstellten Wirtellamellen geben den Wandrändern nicht selten ein geperltes Ansehen, wodurch sie gewissen Asträen ausserordentlich ähnlich werden. Sie haben eine Pleuroto- maria subconica von unten bis oben so gleichmässig über- zogen, dass man darin noch deutlich das Gewinde erkennt. Unten das Stückchen rechts habe ich weggesprengt, wo- durch die characteristische Kante der Schnecke zum Vor- schein kam, die sich etwas breiter auf der Koralle verfolgen lässt. Die Innenseite © ist glatt und zeigt die Anwachs- streifen der Schnecke. Die Schnecken sind in dieser Ab- lagerung Steinkerne, und augenscheinlich haftet die Koralle auf einem solchen. Da entsteht dann immer wieder die schwierige Frage, hat der Steinkern sich erst unter der Koralle gebildet, oder setzte sich die Koralle schon auf einen Steinkern (Epochen der Natur 1861 pag. 54)? Agaricia Swinderniana tab. 145 fig. 14 von Goth- land nannte Goldfuss (Petref. Germ. pag. 109 tab. 38 fig. 3) ein Groninger Geschiebe, welches der Holländer Prof. van Swinderen gefunden hatte. Bronn (Ind. paleont. 1031) hiess es Porites Swindernana. Der Lonsdale’sche Porites expatiatus (ausgebreitet) Murch. Sil. Syst. II pag. 687 tab. 15 fig. 3 von Dudley scheint derselbe zu sein, welchen d’Orbigny Prodr. 1. 50 zur Astreopora M’Coy stellte, bis endlich Haime (Arch. Mus. V. 306) sie zur Theeia (94x Scheide, #nxiov) erhob. Sie kommt auch drüben in Amerika in der Niagara group mit grössern (major) und kleinern (minor) Zellen vor, selbst Zweige fehlen nicht, wie Rominger |. e. pag. 67 tab. 25 zeigte. Der Wuchs ist schichtenweis, wie bei Calamopora spongites, aber auf der Oberseite o bildet sich ein Callus aus, in welchen sich die trichterförmigen Zellen einsenken. Der 56 ll. Röhrenkorallen: Agaricia Swinderniana. Ca'lus wird durch markirte Furchen meist in zwölf Theile getheilt, wodurch sie sich den Dodecactinien anreihen. Bei jungen Zellen sieht man zuweilen sehr bestimmt nur sechs Furchen (x vergrössert). Die Furchen benachbarter Zellen fliessen sogar öfter in einander, wie bei confluenten Asträen. Es sind grosse Stöcke, wovon ich bei o blos einen wenige Millimeter dieken Lappen abbilde, der schon aus drei deut- lichen Schichten (1. 2. 3) besteht, die sehr bestimmt über- einander absetzen. Ausserdem hat sich bei w noch ein Wulst aufgeheftet, der zwar mit Nro. 3 ganz verwuchs, aber zerstreutere Zellen zeigt. Gar zierlich ist am Unter- rande das kleine Cyathophyllum, welches mittelst zahlreicher Lamellen auf der Unterseite sich festheftete, wie überhaupt eine Menge Schmarotzer auf den grossen Platten Zuflucht suchten. Die Stücke liegen in einem sehr durchgewaschenen Grande, der hauptsächlich aus Bruchstücken von Korallen und Crimoideengliedern besteht, „ad littora maris Balthiei projecta®. Auch die Unterseite « verräth durch zahlreiche Wellen den Schichtenbau; unter der öfter aufgebrochenen Hüllmasse treten die Hohlräume der durch zarte Quer- scheidewände gekammerten Zellen (y vergrössert) häufig hervor. Sie gewähren ganz das Ansehen dickwandiger Favositen. Auf Querbrüchen q dickerer Platten sieht man dagegen eine dichte Grundmasse, in welche die Röhren sich einsenken; man meint darin Verbindungspunkte und wirre Querlamellen (2 vergrössert) zu sehen, doch ist der Kalk zu compact, und für feinere Merkmale nicht recht zugänglich. Ein Dünnschliff d (D vergrössert) zeigt auf schwarzer Unterlage mit der Lupe Röhren, Zellen, Längsstreifen und namentlich besondere Schichtungslinien, über denen die halbmondförmigen Zellen hervorbrechen, aber es dürfte alles deutlicher sein. Selbst das Mikroskop nützt nicht vie. An dickern Platten e (E vergrössert) z . II. Röhrenkorallen: Favosites radiatus, stellifer, 97 haben die aufgebrochenen Poren der Unterseite wieder ein ganz verschiedenes Ansehen, man wird hier durch die scheinbare Einfachheit der Löcher an Calamoporen erinnert. Darauf stehen dann unmittelbar die 26 mm hohen Röhren D, deren grader Verlauf sich von Loch zu Loch verfolgen lässt, während zahllose Querlinien Schichtung freilich blos anzudeuten scheinen. Wie allmählig die Zellen gesternt werden, zeigt Favo- sites radiatus tab. 145 fig. 15 Rominger Geol. Surv. of Michigan III pag. 33 tab. 10 fig. 1 aus der Hamilton- gruppe in New-York, von der ich ein Stückchen zur Ver- gleichung copire. Die kegelförmigen Zellen haben dünne aber gekerbte Wände, wie bei einer grosslöcherigen vetusta, auch werden von einigen, wahrscheinlich in Folge von Ver- witterung, ausdrücklich schiefe Mündungen angegeben, was uns zum Alveolites stellifer tab. 145 fig. 16 Rominger aus der Niagaragruppe von Point Detour auf Drummond’s Island führt, wo sie in weissen Kiesel verwandelt in einem grauen Dolomite liegen. Die Mündungen der Oberfläche stehen alle schief, so dass man von einer Seite die Streifungen im Innern deutlich sieht, welche sich an dem gerundeten Rande nach verschiedenen Richtungen wenden. Dem Centrum zu stehen sie mehr aufrecht, und wo an abgebrochenen Stellen / die Zellen aus dem Innern hervorbrechen zeigen sie glatte Querscheidewände mit Punkten am Rande. Die Verkiese- lung war der Sache nicht ganz günstig, denn fasst man eine Zelle (x vergrössert) mit der Lupe schärfer ins Auge, so sind der Rand und die Streifen mit lauter kleinen Halb- kügelchen bedeckt, wie Chalecedon zu wachsen pflegt, was die Beobachtung der feinern Zeichnungen unmöglich macht, und theilweis auch irre führt. Darunter steckt dann mehr glatter Kiesel (y vergrössert), woran man den Umriss der 98 II. Röhrenkorallen: Bolboporites mitralis. eckigen geradern Röhren mit glatten Querscheidewänden und Löchern am Rande bestimmter erkennt. Von der Menge zweifelhafter Formen, die uns unter den Favositenartigen Körpern so viel entgegen treten, will ich nur noch zwei, Bolboporites und Dania, erwähnen: Bolboporites mitralis tab. 145 fig. 17--23 Eichwald Leth»a Rossica I pag. 495 aus den Vaginatenkalken bei Petersburg. Dieses häufige und mannigfach gestaltete Ge- schlecht verglich schon Pander (Beiträge Geogn. Russ. Reichs 1830 pag. 107) mit einer Zwiebel (BoAßög). Obwohl die Poren auf der Unterseite der Kreisel Aehnlichkeit mit Favositen haben, so bleibt doch ihre Deutung sehr zweifel- haft, zumal da sie durch und durch aus späthigem Kalk bestehen, wie wir es bei Stacheln von Echinodermen zu finden gewohnt sind. Durch zerschlagen kann man sich von den Blätterbrüchen leicht überzeugen. Ich würde un- bedingt an Cidariten- oder Asteriasstacheln (tab. 94 fig. 15) denken, wenn die Axe des Spathes mit der Axe des Kreisels zusammen fiele, aber das ist nach fig. 22 nicht der Fall, denn die Endecke des Rhomboeders r rr liegt im Oberrande, und nicht an der untern Spitze oder in der Mitte der glatten Scheibe. Das ist nun freilich in fig. 19 wieder anders, wo nicht blos auf der schiefen Bruchfläche d die stumpfen Winkel der Flächen sich nach oben und unten kehren, sondern auch auf der Oberseite drei Risse unter 60° ein Zusammenfallen der Hauptecke mit dem glatten Callus der Scheibe beweisen. Es muss in hohem Grade auffallen, dass auf diesem Callus sich nie eine Spur von Zellen findet, und dass die untere scharfe Spitze nirgends etwas von irgend welcher Anwachs- fläche zeigt: fig. 17 ist ein Kreisel von mittlerer Grösse, die Grübcehen werden von unten nach oben grösser, über der Mitte ziehen sich über den Mündungen Rippen fort, als wären es Reste aufgerissener Röhren, aber nirgends 1I. Röhrenkorallen: Dania. 59 sieht man Spuren weder von Wirtel- noch Querlamellen. Die etwas vertiefte Oberseite hat eine grosse schwer zu reinigende Grube. Der Kreisel fig. 15 ist viel stumpfer, und die Löcher setzen von unten nach oben gleichmässig an Grösse zunehmend bis zum äussersten Rande fort, der einen glatten Kreis mit kleinen wohl nur zufälligen Ver- letzungen einschliesst. Fig. 19 mit kurzem Stiele biegt sich oben wie ein breiter Pilz um, und dem entsprechend wölbt sich auch der Callus etwas heraus, der oben eine eigenthümliche Erhöhung mit Grübchen hat. Ein glatter Callus ohne Grübchen zieht sich auch links s bis zur Spitze nach unten hinab. In fig. 20 stehen die Löcher fast so regel- mässig wie im Quincunx, wären sie nicht späthig so würde man an kleine Exemplare von Scyphia obliqua (tab. 120 fig. 35) denken, so täuschend wird das äussere Ansehen. Bedeutend kleiner als fig. 21 habe ich sie nicht, aber auch diese zeichnen sich durch ausserordentliche Deutlichkeit der Löcher aus. Eichwald behauptete, „les planchers tres- rapproches se voint distinetement dans quelques cellules ä calice entierement ouvert“. Ich habe das nirgends ge- funden, wie die Vergrösserung fig. 23 zeigt. Leider hält das Reinigen der Löcher sehr schwer, es sitzt darin ein grauer Kalkmergel mit fast smaragdgrünen Chloritischen Punkten, was man nur mit grösster Mühe entfernen kann. Aber der Grund der Zellen erscheint dann immer glatt und gerundet. Dania Huronieca nannten Milne-Edwards und J. Haime (Arch. Mus. V pag. 275 tab. 18 fig. 2) einen Favositen- artigen Stock aus dem Silur von Drummond’s Island im Huronsee, dessen Querscheidewände (plancheres) zusammen- hängende Platten in ungleichen Abständen bilden. Die dünnen Röhrenwände zeigen keine Spur von Wirtellamellen (eloisons). Ein höchst ähnliches zartes Gebilde bekam ich 50 II. Röhrenkorallen: Dania Saxonica. einmal in Quedlinburg, wo mir der Fundort Harsleben südöstlich Halberstadt angegeben wurde. Ich habe darauf schon im Hdb. Petref. 1852 pag. 643 tab. 56 fig. 56 unter dem Namen Dania Saxonica tab. 145 fig. 24 aufmerksam gemacht. Das leichte Stück schwimmt auf dem Wasser, weil alle Kammern hohl und die Wände kaum mit etwas Sinter überzogen sind. Obgleich die Röhren nur 15 mm Höhe erreichen, so stehen doch an zwei Stellen die Quer- scheidewände gedrängter, gerade wie bei der Amerikani- schen, als wenn die Thiere gleich den Pflanzen zeitweis schneller und langsamer gewachsen wären. Die Zellen (x vergrössert) neigen im Umriss zum Viereckigen, ähnlich Tetradium pag. 53, sie scheinen durch einfache Theilung und durch Einsetzung vierseitiger Brutzellen sich vermehrt zu haben, wie die vergrösserte Seitenansicht y eine solche zeigt. Wir finden zwar weder Wirtellamellen noch Ver- bindungsporen, aber wenn man schief gegen die Wände (stark vergrössert) sieht, so treten im durchfallenden Lichte schr markirte helle und dunkele Horizontallinien hervor, welche dem Endrande parallel gehen, und wohl nur im Bau ihren Grund haben. Auf der Unterseite v ist das Stückchen Endplatte » ganz glatt, kaum dass man Spuren von Zellenrärdern wahrnimmt, die Zellen brachen hier leicht weg. Daher mögen die Stöcke wohl mit einer solchen Querplatte beginnen. Die Zellenränder sind zart und dünn, bei weitem dünner, als sie von Huronica ge- zeichnet werden. Grosszellige Favositen tab. 145 fig. 25—30 werden hauptsächlich unter Michelinia begriffen, obwohl es öfter schwer hält, sichere Unterschiede nachzuweisen. Ich habe schon im Hdb. Petref. 1852 tab. 56 fig. 44 das Stück j | * II. Röhrenkorallen: Favosites maximus. Michelinia favosa. 61 eines Favosites maximus tab. 145 fig. 25 aus dem kohl- schwarzen Kalke des mittlern Uebergangsgebirges von Holmestrand abgebildet, der mir in jeglicher Beziehung noch ein ächter Favosites zu sein schien, und dann an Grösse der Zellen alles Bekannte übertrifft, selbst den Amerikanischen Favosites maxima von Troost, welchen Rominger Geol. Surv. Michigan III pag. 74 tab. 26 fig. 3. 4 unter Michelinia cylindrica beschreibt. Die grossen Zellen fallen beim Schlage leicht auseinander, und zeigen dann besondere Wände mit Anwachsstreifen, zwischen welchen die Verbindungsporen wegen der Ungünstigkeit des Ge- steins zwar schwer zu finden sind, allein sie sind entschie- den vorhanden, und zwar gewöhnlich in zwei Reihen auf jeder Seite. Die Kanten, in welchen die Anwachsstreifen ‚zweier Seiten zusammenstossen, sind unbestimmt knotig, was bei allen Bruchstücken ein schlagendes Merkmal ab- gibt. Die Brutzelle bat sich bei 5 vortrefllich herausge- schält, man sieht wie sie anfangs eng und blos vierseitig beginnt, dann fünf- und endlich sechsseitig wird. Oben ist ihr Lumen sogar grösser, als die neben ihr liegende Mutter- zelle, welche durch den Wuchs der jungen sichtlich ge- litten hat. Der Querbruch @ zeigt fünf neben einander liegende Zellen mit ihren Querscheidewänden, welche wellige Ränder haben, daher nie ganz flach sind, sondern sich etwas nach oben wölben. Ja es kommen einige Wände x vor, welche durch ihre gezackten Ränder entfernt an die Lobung von Nantileen erinnern. Michelinia favosa tab. 145 fig. 26. 27 verkieselt aus dem grauen Bergkalke von Tournay in Belgien, wurde von de Koninck (Anim. foss. terr. carbon. de la Belgique 1842 pag. 29) zu Ehren von Michelin aufgestellt. Schon Par- kinson (Org. Rem. of a former World 1803 II pag. 39 tab. 5 fig. 9) gab von einer englischen aus den Mendip hills 62 II. Röhrenkorallen: Michelinia favosa. eine leidliche Abbildung, die er mit Honigwaben (honey- comb) verglich. Schlotheim Petref. pag. 359 berief sich zwar bei der Beschreibung seines Spongites favus ausdrück- lich auf jene Parkinson’sche Abbildung, vermischte darunter jedoch höchst verschiedene Dinge. Aber da er es ganz ent- schieden zu den Schwämmen stellte, so liess sich Goldfuss (Petref. Germ. pag. 4 tab. 1 fig. 11) noch verleiten, eine ganz vorzügliche Scheibe von 9 cm Durchmesser Achilleum favosum zu nennen, obwohl er nachher glaubte, es könnte die Grundlage eines Oyathophyllum quadrigeminum sein. Auch Michelin (Iconogr. Zoophytol. 59. 2) gab eine ganz vorzügliche Abbildung. Unsere kleine fig. 26. o, welche ich schon ım Hdb. Petref. 1866 tab. 72 fig. 23 abbildete, gleicht einem Wespenneste: die dünnwandigen Zellen sind innen gestreift, und jeder Streifen (x vergrössert) endigt auf dem Rande mit einem stumpfen Zahn. Ob die zwei schmalen Lücken junge Zellen bedeuten, lässt sich nicht entscheiden. Die Zellenwände zeigen an diesen Stellen auch aussen Streifen, welche ebenfalls, wie bei anliegenden Zellen, den innern correspondiren. Der Kiesel ist für die Beobachtung der feinern Merkmale nicht recht günstig, und obwohl das Gebirg aus grauer Asche besteht, so hält bei dem bruchigen Wesen eine genügende Reinigung doch schwer. Die wabenähnlichen Zellen sind sehr tief, und durch eine glatte flachblasige Querscheidewand begränzt: die Blasen gleichen glasköpfigem Chalcedon, und erscheinen öfter auch auf den Seitenwänden. Ihre Deutung macht oft Schwierigkeit: so lässt Haime (Pal&ont. Soc. V tab. 44 fig. 2. c), wie unsere Copie fig. 27. ce zeigt, die Blasen bis oben zum Rande gehen, und meint dass nur „well-preserved specimens“ mit solchen „endothecal vesicles* versehen seien. Leider erfährt man nicht, ob die Exemplare verkieselt waren, denn ich wäre gar nicht abgeneigt, einen Theil II. Röhrenkorallen: Michelinia favosa, megastoma. 63 solcher Ueberwucherungen zufälligen ' Chalcedonbildungen zuzuschreiben. Da sich wegen der Kürze des Stockes unten « sogleich concentrisch gestreifte Hüllsubstanz mit langen hohlen Stacheln (y vergrössert) auflagert, so können die Querscheidewände im Zellengrunde nur einen kleinen Raum einnehmen, wenn anders nicht öfter blos eine einzige vorhanden ist. Durch die Hüllmasse sind, besonders im Centrum, noch die Umrisse der längern Zellen erkennbar. Der Umriss s gleicht bei den meisten einer Kugelkalette. Davon weicht nun freilich fig. 27 mit ihrem langen hacken- förmiggekrümmten Stiele wesentlich ab, doch deuten die Stacheln überall zur Genüge an, dass das auf unwesentlicher Verkrüppelung beruhen möchte. Die Randzellen sind ge- wöhnlich kleiner, weil hier das Hauptwachsthum vor sich ging, worin die Kreisform und Niedrigkeit ihren Grund hat. Von Michelinia megastoma tab. 145 fig. 23 aus dem Berg- kalke von Kendal in Westmoreland gab schon Phillips (Olustr. Geol. Yorksh. 1836 II pag. 201 tab. 2 fig. 29) unter Calamopora megastoma eine schlechte Abbildung. Die rohen Kalkstöcke lassen sich kaum reinigen, aber die Um- risse der dicken Ränder deuten auf das Bestimmteste die grossen freilich auch sehr verschieden gestalteten Zellen an. Die innern Wände sind jetzt nicht gestreift, sondern mehr wirr rauh (x vergrösssert), wozwischen einzelne Verbin- dungslöcher liegen, die schon Phillips sehr deutlich zeich- nete. Auch hier ist eine markirte Spalte, wo zwei benach- barte Zellenwände sich nicht berühren, wie überhaupt die ganze Art des niedrigen Wuchses noch mit der vorigen stimmt. Allein die Hüllsubstanz auf der Unterseite « ist dicker, wulstig aber ohne Spur von Stacheln, sondern durch- aus glatt. Es scheint nun freilich auch nicht an Exemplaren mit längern Röhren zu fehlen, Haime (Pal. Soc. V tab. 44 64 Il, Röhrenkorallen: Michelinia megastoma, convexa. fig. 5. db) bildet einen Schliff davon ab, worin die Quer- scheidewände (tabul®) lauter kleine Bläschen bilden, die sich in einander verschränken, wie es die ÜOopie fig. 28. C zeigt. Darnach wäre es kaum zweifelhaft, dass Calamopora tenuisepta Phillips Geol. Yorksh. tab. 2 fig. 30 von Bolland blos eine Abänderung sei, woran die dickwandigen Zellen mehr in die Länge wuchsen. Was helfen alle die spitz- findigen Distincetionen, wenn man die Erfunde einer Schicht nicht in ihrer Entwickelung auffast. Für die blasigen Querscheidewände liefert die verkieselte Michelinia convexa tab. 145 fig. 29 aus dem Corni- ferous limestone von Port Colborne in Westcanada eines der lehrreichsten Beispiele. Schon d’Orbigny (Prodrome I pag: 107) gab ihr den Namen, weil die „cloisons trans- versales convexes et saillantes* waren, und Haime (Arch. du Museum V pag. 251 tab. 16 fig. 1) eine vorzügliche Abbildung. Nach Rominger (Geol. Surv. Michigan pag. 73 tab. 26 fig. 1. 2) sind die „hemisphaerical masses“ in Amerika sehr häufig, daher widmete ihnen Hall (Geol. Surv. of New- York 1876 tab. 15) zwei volle Quarttafeln.. Die hohen Blasen auf der Oberseite o im Grunde der Zellen fallen sehr auf. Gewöhnlich spielen um eine Hauptblase im Cen- trum mehrere kleine an der Basis herum. Ihre Gestalt er- innert an Chalcedonflächen, die in allen möglichen Grössen aus dem Grunde hervorragen. Die Brutzellen am Rande, darunter auch grössere, zeigen öfter keine Spur davon, statt dessen kleben Bläschen an den Seitenwänden, die jedenfalls nur Mineralauswüchse und keine organischen Gebilde sind. Doch würde ein grosses Material und langes Studium dazu gehören, das Wesentliche von dem Unwesentlichen genügend zu trennen. Die Wände erscheinen öfter gestreift, und gewinnen dadurch ein Ansehen, wie von favosa, womit auch ihre Dünnwandigkeit, Wuchs und Grösse übereinstimmen. II. Röhrenkorallen: Michelinia eylindrica. 65 Hin und wieder sieht man grosse Verbindungslöcher (2 ver- grössert): diese Zelle ist 8 mm tief, spitzt sich unten sammt der kleinern daneben liegenden völlig zu, blos ein kleines Bläschen sitzt auf dem Grunde, dagegen haften mehrere frei an den Wänden. Die Seitenansicht zeigt wie gering die Höhe der Scheibe s war, die auf der Unterseite « von Hüllmasse mit concentrischen Anwachsstreifen bedeckt wird. Unter dieser Haut stecken die Zellen, wie man aus dem Loche (u links oben) ersieht, worin im Grunde die punk- tirte Zellenwand sitzt. Ja im Centrum scheinen rhombische Maschen durch, welche durch ihren Umriss uns an den Umriss der Stäbchen von Pleurodictyum (Bd. V pag. 594) erinnern. Daher hat sie Hall geradezu unter dieser Be- nennung beschrieben. Machte der Serpulit keine Schwierig- keit, so würde man sich gern mit dieser Ansicht vertraut machen, zumal da auch die seitlichen Verbindungskanäle dafür zu sprechen scheinen. Michelinia eylindriea tab. 145 fig. 30 aus dem Devo- nian vom Falls of Ohio zeigt wieder langgestreckte Zellen, daher nannte Michelin (Iconogr. zoophyt. 255 tab. 60 fig. 1) die belgische Favosites, während sie Haime (Arch. Mus. V pag. 248) wenn auch etwas zweifelhaft zur Emmonsia stellte. Die Zellen gleichen von oben o gesehen mit ihren glatten Querscheidewänden und ihrem cylindrischen Lumen allerdings einem grosszelligen Favosites. Auf der Schnittfläche $ er- scheinen jedoch die äusserst zarten und gedrängten Quer- scheidewände wie flache Blasen, die sich öfter auch un- regelmässig mit einander verbinden, wie man es sich bei Emmonsia zu denken hat. Stellenweis können dann aber die Blättchen wieder regelmässig übereinander folgen, so dass ich darauf kein zu grosses Gewicht legen möchte. Die Zellenwände sind viel dicker, haben sich daher besser er- halten. Trotzdem dass sie vollständig verkieselt sind, gingen Quenstedt, Röhrenkorallen. (9) 66 II. Röhrenkorallen: Michelinia explanata. doch viele der Querscheidewände verloren, es setzten sich dazwischen klare Bergkrystalle, welche gegen den gelben Ochergrund scharf abstechen. Grosse Parthien der Röhren sind hohl, und lassen der Länge nach das Licht durchfallen, auf den Wänden entstehen allerlei bizarre Punktationen und Wülste (x vergrössert), denen man keinen zu grossen Werth beizulegen hat. Doch fehlt es dazwischen nicht an Verbindungslöchern, die freilich gar oft sich zwischen rohen Kiesel verstecken. Das Einsetzen von Brutzellen findet ganz so statt, wie bei ächten Favositen. Freilich wird es dann schwer, die Grenze nach den Favositen hin zu ziehen. Ich führe in dieser Beziehung nur noch einen an, den Favosites explanatus tab. 145 fig. 31 Hall Geol. Surv. of the State of New-York 1876 tab. 14 fig. 1—4 verkieselt aus dem Devonian der Falls of Ohio. Er bildet grosse Stöcke, deren Bruchflächen den innern Hohlbau vorzüglich erkennen lassen, ganz wie wir es bei Favosites hemi- sphericus tab. 144 fig. 1 hatten, nur dass jetzt die Seiten dicker, die Querscheidewände dagegen dünner und unsteter werden. Manche von letztern sind zwar eben, die meisten zeigen aber eine flache Convexität nach unten, hin und wieder spaltet sich auch wohl eine, wornach man sie zur Emmonsia stellen könnte. Daher blähen sich auch auf der Unterseite # die leichtzerbrechlichen Blättchen (y ver- grössert) etwas hervor, und bekommen ein anderes An- sehen als auf der Oberseite o. Die ziemlich dicken Wände zeigen öfter markirte Rinnen .auf dem äussersten Rande (z vergrössert), die ganz das Ansehen von verbrochenen Verbindungsröhren haben, welche unter der obersten Kiesel- rinde verborgen liegen. Aber leider bleibt der Kiesel für sichere Beobachtung immer ein Hindernis. Die dicken Seitenwände (x vergrössert) bestehen deutlich, wie bei bimuratus pag. 21, aus zwei Lagen. Eine Menge Spitzchen I. Röbrenkorallen: Chatetes. 67 in den Hohlräumen bestehen zwar aus Kalkspath, aber da sie auf den Wänden sichtlich Neigung haben sich in Reihen übereinander zu stellen, so musste dazu doch wohl der organische Bau den Anlass geben. Eben so sind auch die Querscheidewände mit vielen erhabenen Spathpünktchen be- deckt, die man freilich nicht schlechthin für thierischen Bau halten darf. Auch an freiliegenden Bitterspathrhomboedern fehlt es nicht. Dabei sind sämmtliche Wände mit einem dünnen Sinter so zart bedeckt, dass man leicht verführt wird, etwas für organisch zu halten, was es nicht ist. Chetetes tab. 145 fig. 32—35 etc. „Mähnencoralle* (yxirn Borste) nannte Fischer (Biblio- graphia paleonthologica 1834 pag. 333 und Oryctograph. de Moscou 1837 pag. 159) grosse Stöcke von Fussdurch- messer aus dem weissen Bergkalke von Moskau, deren feine parallel liegende Röhrchen aneinander gepappten Borsten oder Mähnen gleichen. Sie haben zarte Quer- scheidewände, und ähneln insofern kleinzelligen Favositen, nur die Verbindungslöcher auf den Wänden scheinen zu fehlen. Freilich ist das gerade bei den Favositen eines der verborgensten Merkmale, und daher eine Vermischung beider in vielen Fällen gar nicht zu vermeiden, zumal wenn man es mit unvollständigem Material zu thun hat. Ich lege darum immer das Hauptgewicht auf die Species, und verhalte mich gegen die Geschlechtsnamen viel indifferenter. Denn die Hauptsache ist und bleibt das Bild, welches richtig er- kannt uns zur Unterscheidung der Schichte dient. Haime (Palzontogr. Society V. 264) fügte dazu noch eine weitere Schwierigkeit, nach welcher bei einigen der Chz»teten die Zellen durch Theilung (fissiparous), bei andern durch Knos- pung (gemmiparous) sich vermehren sollen, welche letztern 5 F 68 II. Röhrenkorallen: Chetetes radians, dilatatus. unter d’Orbigny’s Monticulipora zusammen gefasst werden. Doch da der Unterschied im gegebenen noch so günstigen Falle kaum richtig beurtheilt werden kann, so erscheint mir die Trennung mindestens höchst unpractisch. Chestetes radians tab. 145 fig. 32 Fischer Orycto- graph. 36. 3 aus dem obern Bergkalke von Mjatschkowa bei Moskau, wo sie zusammen mit Spirifer Mosquensis und Productus gigas förmliche Bänke bildet. Vermöge der Grösse findet man ganze Parthieen mit fortlaufenden Röhren, die beim Schlage keilförmige Stücke geben, aber so vor- treflich auch das mehrere Fäuste grosse Bruchstück er- halten ist, und so lang die Röhrchen gestreckt verlaufen (x vergrössert), finde ich doch keine Spur von Querscheide- wand; kaum biegen sie jedoch an der obern Ecke rechts um, so sind die deutlichsten Lamellen (y vergrössert) da. Es kann uns das leicht irre führen. Von Verbindungs- löchern sieht man zwar nichts, allein es liegt auf den Wän- den ein zarter Kalksinter, der wohl Löchlein verbergen könnte. Im Uebrigen sind die Röhren hohl, man kann sogar mit dem Munde Luft durchziehen, auf dem Quer- bruch q treten daher die Lumina sehr deutlich hervor, und zeigen auf den Wänden feine Rauhigkeiten, welche von kleinen Kalkspathkrystallen herrühren. Die Löcher stehen zwar etwas durcheinander, doch ist jedes häufig von sechs Nachbarn umringt (Q vergrössert). Das natürliche Ober- ende o schält sich nur schlecht heraus, doch finden sich bei vorsichtiger Reinigung die Zellenmündungen (O ver- grössert), die etwas dickwandig erscheinen; mehrere davon sind ganz oberflächlich von einer zarten Querscheidewand verpappt, gerade wie die Bienen den Honig mit einem Deckel schützen. Bei manchen gehen die Röhren in ganz wunderbarer Weise durcheinander, was Fischer Chxtetes dilatatus tab. 145 fig. 33 nannte. Da man die hohlen II. Röhrenkorallen: Chztetes humilis, 69 Lumina soeben noch mit blossem Auge verfolgen kann, so gewähren sie ein gar eigenthümliches Durcheinander, dessen treue Darstellung freilich ihre Schwierigkeit hat. Zwischen hinein stellen sich auch grössere Hohlräume ein, auf deren krummen Grenzflächen man die Zellen deutlich verfolgen kann. Die Querscheidewände liegen hier überall sehr klar da. Oft fällt die plötzliche Wendung der Röhren (x ver- - grössert) auf, sie machen einen förmlichen Zickzacklauf, nur dass an den Knickstellen der Zusammenhang unserer Be- obachtung entschwindet. Ein wesentliches Hilfsmittel für das Erkennen bildet eben immer der klumpige Stock, der beim Zerschlagen in keilförmige Stücke zerfällt. Solche kommen dann auch schon tiefer vor, wie der Chetetes humilis tab. 145 fig. 34 aus dem Devon von Sandusky (Ohio), welchen Hall (Geol. Surv. of New-York 1876 tab. 37 fig. 11) in gleichen Stücken aus dem Upper Helderberg Limestone abbildet. Hier sind nun aber die Röhren nicht mehr hohl, sondern mit durchscheinendem Kalkspath erfüllt. Man kann leicht mit dem Messer ein Säulehen abnehmen und unter dem Mikroskop betrachten: man sieht dann zwar selten eine Querscheidewand, aber sie fehlen nicht, und man kann sie mit der Lupe (y vergrössert) auf grössern Flächen leichter finden, als mit den stärksten Vergrösserungen. Auch hier finden wir stellenweis plötz- liche Biegungen und Knickungen, als wären die Röhren durch gewaltsamen Druck in diese scheinbar unnatürliche Lage gekommen. Obwohl man auf den Seiten keine Spur von Schale, sondern blos Ausfüllungsmasse sieht, so sind die Zellenmündungen auf Querbrüchen g (Q vergrössert) dennoch durch eine weisse Linie bezeichnet, welche der Thierschale angehört, und sich von dem durchscheinenden Kalkspath wesentlich unterscheidet. Die Lumina sind ent- 70 II. Röhrenkorallen: Chxtetes capilliformis. schieden kleiner als im Bergkalk, und daher mit blossem Auge kaum noch wahrzunehmen. Die kleinsten hat Chetetes eapilliformis tab. 145 fig. 35 Michelin Iconogr. Zoophytol. pag. 112 tab. 26 fig. 2 aus dem Coalrag von Chätel-Censoir (Yonne). Michelin schreibt sprachlich rich- tiger Chetites. A. d’Orbigny Prodrome II. 41 stellte sie zu Risso’s Polytrema, ein Name, den Rafinesque schon früher für Crinoideenstiele in Anwendung gebracht hatte. Auch hier sind es gefüllte Röhrchen mit weissen Wänden von sechsseitigem Umriss, die so regelmässig im Quincunx stehen (O vergrössert), dass sie in Grösse und Ansehen den Facetten von Insectenaugen gleichen. Trotz der vortreff- lichen Erhaltung hat man dennoch Mühe, auch nur Spuren von Querscheidewänden zu finden. Doch wenn man sie mit Säure betupft, kommen wenigstens Spuren derselben (x vergrössert) zum Vorschein. Die keilförmigen Stücke mit parallelen Fäden erscheinen auf den Seiten etwas schuppig, was auf reihenweise Stellung der Röhrchen hin- weist. Dagegen ist die horizontale Schichtung fast gar nicht angedeutet. Dennoch glaube ich, dass nach dem Lager zu urtheilen eine innige Verwandtschaft mit unserm Chstetes polyporus (Bd. V pag. 572) von Nattheim stattfinde. Auch ist es gar nicht unwahrscheinlich, dass alle diese Formen von einer Mutter sich entwickelten, die schon frühzeitig im ältern Uebergangsgebirge auf den Schauplatz trat. Die Staaten Ohio, Indiana etc. (tab. 146 fig. 1—27) in Nordamerika bergen eine Menge feinporiger Blätter und Zweige in dem ältern Uebergangsgebirge (Cincinnati group), welches den obern Lagern der Vaginatenkalke entspricht. Ihre mannigfaltigen Formen haben Milne-Edwards und J. Haime (Archives du Musdum d’Hist. nat. V tab. 19 und 20) auseinander gesetzt, und unter dem Namen Chetetes be- griffen. Ich will nur das Wichtigste davon in seiner Ent- II. Röhrenkorallen: Chstetes Lycoperdon, frondosus. 71 wicekelung herausgreifen. Zunächst nannte Hall (Palz&ont. New-York I pag. 64 tab. 23 und 24) grosse plumpe Stöcke und Zweige aus dem Trentonkalke Chxtetes Lycoperdon tab. 146 fig. 1.2 von Cincinnati, der schon von Say wegen seiner „hemispheric or puffbal-shape* mit Lycoperdon bovista verglichen wurde. Man wird hier freilich sofort an Favo- sites Petropolitanus pag. 11 erinnert, aber die Zellenbildung scheint bei unsern Amerikanischen doch weniger favositen- artig. Ich habe einen etwas comprimirten vielzackigen Zweig aus der Menge herausgegriffen, welcher ziemlich gleichmässig mit Löchern bedeckt ist, die man mit blossem Auge noch gut unterscheiden kann. Mit der Lupe betrachtet (2 vergrössert) sind jedoch fleckenweis die Zellen etwas grösser, von denen gar gern eine Zelle von fünf oder sechs andern Zellen umlagert wird; öfter können die Centralcellen auch kleine Brutzellen sein, und hin und wieder sind einzelne davon gedeckelt, wie Bienen ihre Honigzellen verpappen. Das ist gar eigenthümlich, erinnert aber lebhaft an die Petersburger Hexaporiten pag. 12. Der sonstige Bau ist durchaus favositenartig, in der Axe wuchsen die Röhren nach oben, wodurch die Zweigspitzen entstanden, und auf der Oberfläche nach aussen (y vergrössert). Daher wird man auf die Verschiedenheit der Zacken kein Gewicht legen wollen. Fig. 2 hat zwar etwas feinere Löcher, aber typisch noch gleich ist sie nur deutlicher mit verpappten Zellen versehen, die d’Orbigny’s Monticulipora einleiten, wenn auch die Entwickelung zu Hügeln kaum eintritt (x vergrössert). Einzelne grössere Löcher darin dürfen nicht übersehen werden. Oben sitzt ein schmarotzender Alveolites so dünn und fest darauf, dass man nur bei sorg- fältigster Reinigung vor Irrthum sich bewahren kann. Chetetes frondosus tab. 146 fig. 3—7 aus der Cin- cinnatigruppe von Madison (Indiana) wurde von Haime 72 II. Röhrenkorallen: Chatetes pavonia. (Arch. Mus. V pag. 267 tab. 19 fig. 5) wegen seiner Blatt- form unterschieden, die freilich durch alle möglichen Ueber- gänge mit den verzweigten verbunden ist. Die Buckel sind auch hier noch sehr schwach, und meist auf dem Gipfel gar nicht verpappt (x vergrössert). Die Blätter von der verschiedensten Dicke und Krümmung bestehen sehr be- stimmt aus zwei Lagen, welche durch eine zarte Mittellinie von einander getrennt ihre Zellenmündungen nach entgegen- gesetzten Seiten kehren. So oft sich ein Endrand findet, ist er von Zellen umwallt. Die Zahl der Varietäten geht ins Unendliche, was uns die scharfe Bestimmung sehr er- schwert: fig. 3 ist ein Bruckstück eines grössern Blattes kaum mit Buckeln (x vergrössert) versehen; 2—5 mm dick und auf das mannigfaltigste wellig gekrümmt, wie die Seitenansicht zeigt, gehören sie zu den Normalformen, die d’Orbigny Ptilodietya pavonia Haime 1. c. 19. 4 nannte. Auf dem Bruchrande sieht man deutlich die zwei Lagen (D vergrössert): in der Mitte ein getheiltes Bändchen, von dem die gekammerten Röhrchen senkrecht nach aussen gehen. Nur sind die beiden Blättchen öfter von ungleicher Dicke, wie auch die Dicke des Blattes selbst an verschie- denen Stellen sich sehr ändert. Fig. 4 ist ein ganzes mehr- fach gekrümmtes (s) Blatt, dessen Ränder rings erhalten von Zellenmündungen umwallt werden. Die markirten grössern Röhren (x vergrössert) gehören wahrscheinlich nicht zum Thiere, sondern stammen von bohrenden Wür- mern her; sie sind oben mit einem callösen Ring umkleidet. Die kleine fig. 5 in drei Ansichten zeigt nur einseitige Zellenmündungen und kaum eine Spur von Buckeln, unten « ist eine glatte Grube von concentrischen Runzeln umringt, die am Aussenrande schneidig endigen. Dem centralen flachen Buckel nach zu urtheilen könnte man sie für Brut von mammulatus halten, an der sich die Zitzen noch nicht II. Röhrenkorallen: Chztetes pavonia. 13 entwickelt haben. Die zartesten Blätter zeigen tab. 146 fig. 6. 7 von Cincinnati, die im Durchschnitt kaum 2 mm Dicke (d) überschreiten. Da sie nach ihrem Bau ganz mit foliosa stimmen, nur zarter sind, so würde ich sie für jugendliche Platten halten. Die Buckel sind kaum ange- deutet, und zeigen meist auf dem Gipfel (x vergrössert) kleinere Brutzellen, durch deren Entwickelung die Höhe später wahrscheinlich zunahm. Man könnte vielleicht für diese zarten Blätter den Namen pavonia beibehalten, denn die Röhrchen stehen ganz besonders steif nach aussen. Wenn der Rand fig. 7 aussen umwallt ist, wird er förmlich schneidend. Die abgebrochene Unterseite 4 (U vergrössert) ist an dieser mehrere Quadratzoll grossen Platte abgerieben, man kann daran die zarte Trrennungslinie ausserordentlich deutlich wahrnehmen, und ausserdem scheinen überall Löcher hervor. Schreiten wir von diesen dünnen zu den dicksten Blättern, so treten wieder andere Schwierigkeiten ein: Tab. 146 fig. 8 in (!/2) natürlicher Grösse ist ein Blatt von Cincinnati, das 92 mm lang und 3 mm dick vollkom- men mit der Abbildung von Haime ]. c. 19.5 zu stimmen scheint. Da ich die Buckel nicht verkleinert habe, so stim- men sie im Habitus vollkommen mit fig. 3 überein, auch sind sie auf dem Gipfel etwas verpappt, und die dicken Ränder R (nat. Grösse) gleichmässig mit Löchern umwallt. Das etwa zur Hälfte durchrissene Blatt endigt unten in eine Art von Stiel, dessen elliptischer Querschnitt 7’ innen lauter Pünktchen, aussen dagegen Streifen von gekammerten Röhrchen zeigt. Ganz besonders bemerkenswerth sind je- doch die Menge grösserer Löcher, die zwar wie Grübchen von Pilzen aussehen, aber mit Schlamm erfüllt, in die Platte tief eindringen. Ich habe schon im Hdb. Petref. 1852 pag. 645 tab. 56 fig. 54 darauf aufmerksam gemacht, da- gegen erwähnen sie Milne-Edwards und Haime nicht. Wie 74 II. Röhrenkorallen: Chstetes limatus. die Vergrösserung x zeigt, so bilden die in der Mitte durch- brochenen Zwischenporen einen zierlichen Kranz von Strahlen um den Rand, die öfter sechsstrahlig uns wohl an Helio- poren erinnern könnten, allein sie erscheinen im Allgemei- nen zu unsicher. Ich möchte daher mehr an bohrende Schmarotzer denken, zumal da sie auch ungleich vertheilt, aber doch sehr gewöhnlich auf den verschiedensten Blätt- chen vorkommen. Wie die Dicke d (D vergrössert) zeigt, so dringen sie tief ein, durchqueren sogar öfter das ganze Blatt. Mit gelbem Ocher erfüllt erscheinen die Wände nach dem Waschen fein punktirt, und wenn ein Kalkkern darin steckt, so ist er zackig, als sässen Ausfüllungen von Verbindungslöchern darauf. Daher können es wohl keine zum 'Thiere gehörigen Zellen sein. Ausserdem kommt noch eine zweite Art bedeutend grösserer Löcher vor, die man unbedingt für Gänge von Schmarotzern halten muss. Der Verlauf der feinen Röhrchen ist trompetenförmig, sie streben in der Mitte senkrecht nach oben, biegen sich dann aber plötzlich horizontal um, und laufen senkrecht zur Ober- fläche. Eine Medianlinie finde ich nicht. Um nun die stär- kere Entwickelung der Buckel zu zeigen, bilde ich frondosus limatus tab. 146 fig. 9 von Cincinnati ab. Die Buckel treten hier vermöge einer verdickten Callus- spitze (x vergrössert) so scharf hervor, dass sie auf weichen Gegenständen wie eine Feile wirken. Aber der ganze Bau ist noch, wie die Ansicht von oben o und unten « zeigt, ein Doppelblatt, dem vorigen durchaus ähnlich. Auch hier sind die grössern Zellen (y vergrössert) wieder da, aber nur auf einer Seite, auf der andern nicht, was wohl nur zu- fällig der Fall sein mag. Sie scheinen sogar auch sich gerade so nach aussen hinum zu biegen, wie die kleinern Zwischenzellen. Der Orbigny’sche Name Monticulipora mammulatus Haime 1. c. pag. 267 tab. 19 fig. 1 würde II. Röhrenkorallen: Chstetes mammulatus. 75 hierzu zwar passen, da die Buckel bald spitz bald länglich endigen, allein es wäre doch wohl besser man beschränkte die Benennung auf Chztetes mammulatus tab. 146 fig. 10, aus der Cin- einnatigruppe von Richmond in Indiana. Bei Milne-Edwards und Haime fehlt diese characteristische Abänderung, die nicht aus Doppelblättern, sondern aus einfachen Schichten besteht, welche unten eine ausgezeichnete concentrisch ge- streifte Hüllsubstanz zeigen, und sich nach Art der Stroma- toporen stratenweis aufeinander lagern. Dazwischen liegt nicht selten eine Masse Schlamm, unter welchem die Zitzen der verschiedenen Lager sich bergen, was auf eine ge- wisse Selbständigkeit der einzelnen Abtheilungen hinweist. Daher wachsen die Stöcke auch ungewöhnlich in die Breite, so dass sie zu den grössten der ganzen Abtheilung gehören. Gar oft wird ein mützenförmiges Aufwachsen gefunden, wie fig. 10 sowohl in der Ansicht von oben o als auch von der schmalen Seite $ zeigt, und aus drei am Rande theil- weis völlig abgesonderten Schichten besteht, zwischen wel- chen man den Schlamm mit der Nadel hervorkratzen kann. Die Unterseite ist unregelmässig vertieft, das war auch ein Hauptgrund, warum ich die kleine fig. 5 für eine junge dieser Art hielt. Die zitzenförmigen Buckel (x vergrössert), am Gipfel mit einem Callus, sind regelmässig rund, und stehen fast sämmtlich im Quincunx, d. h. sie alterniren so, dass je ein Zitzen regelmässig von sechs andern umringt wird. Nicht zu übersehen sind zwei grosse mit Schlamm erfüllte Löcher, wovon ich eins vollständig reinigen und auf etwas krummem Wege eine Borste b durchstecken konnte. An der Hinterseite S, wo die drei Lagen ziemlich innig mit einander verwuchsen, übersieht man den ganzen Weg bb, der in seinem unsichtbaren Innern mit Hinzu- rechnung der Krümmung 23 mm beträgt. Offenbar rührt 76 II. Röhrenkorallen: Chxtetes mammulatus. die offene Röhre von Schmarotzern her, die ein Licht auf den Serpulit von Pleurodietyum (Schwämme V pag. 595) werfen könnten. Fig. 11 bilde ich die Dicke einer hand- grossen Platte ab, die aus zwei Lagen besteht, einer untern dickern auf der Unterseite mit lappiger Hüllsubstanz und einer obern dünnern, welche beide durch Schlamm von einander getrennt sind. Die zarten Röhrenausfüllungen verrathen sich auf den Verwitterungsflächen durch feine Streifen, und ein Dünnschliff (M stark vergrössert) zeigt unter dem Mikroskop den deutlichsten Röhrenbau mit Quer- scheidewänden, zuweilen zwar etwas unregelmässig, aber im Ganzen doch der Ordnung gemäss. Nur darf man sich durch die Risse im Kalkspath nicht täuschen lassen. Schmarotzer können die Zeichnungen öfter so ent- stellen, dass man gar leicht in der Bestimmung irre geführt wird. So danke ich tab. 146 fig. 12 meinem werthen Freunde F. Römer, der es schon 1845 im „Untersilur von Cineinnati gesammelt hat“ und als Chatetes mammillatus bestimmte, obschon die Buckel nur sehr flach sind. Es ge- hört nicht sowohl zu den blattförmigen, als vielmehr zu den dickern verzweigten Formen. Fleckenweis liegen die Zellen- mündungen frei da, und erscheinen dem blossen Auge wie markirte dunkele Pünktchen; auf weite Strecken verschwin- den sie aber gänzlich, und man sieht dann mit der Lupe (x vergrössert) wie sich eine äusserst zarte Haut darüber hinzieht, durch welche die Löcher wenn auch etwas dick- wandiger hindurch schimmern. Dann folgt aber (links) ein zarter gut bemerkbarer sehr dünner Schorfüberzug mit un- deutlichen Bläschen, die ein schwarzes Pünktchen auf dem Gipfel haben, etwa wie Geramopora (xepayis Ziegel) von Hall, nur dünner und zarter. Dieselben schmiegen sich so fest an die Unterlage, dass man sie leicht geradezu für Krankheit der Röhren erklären könnte. SE Y 7 u # 2 ? II. Röhrenkorallen: Chx&tetes ramosus. Ker| Chztetes ramosus tab. 146 fig. 13—18 Haime Arch. Mus. V pag. 266 fig. 2 von Cincinnati mit runden Gabel- zweigen und schmalen erhabenen Buckeln, deren spitze Gipfel nur durch wenig Callus verpappt sind. Es sind da- her die ausgezeichnetsten Repräsentanten von Monticulipora d’Orbigny Prodr. I. 25, die längst vorher den Amerikanern schon unter Ceriopora bekannt waren. Wesentliche Unter- schiede finden wir zwischen den blättrigen und ästigen nicht: fig. 13 bildet eine regelmässige Gabel, woran der linke Zinken sich nochmals spaltet; dabei ist das Ganze so mit Zellen überwuchert, dass man es nicht für Bruchfläche halten kann. Die dünnsten Arme fig. 14 haben schon die ausgebildetsten Buckel, runde und längliche (x vergrössert), auf dem Gipfel meist durch einen Oallus verdickt. Fig. 15 hat unten « eine sehr dünne Axe, welche dann oben o mit drei plumpern aber vollständig gerundeten Spitzen endigt; fig. 16 bekommt dagegen links ein nadelförmiges Ende, die Buckel sind weniger ausgebildet, der Wuchs findet sich aber bei allen so, dass in der Axe die Röhren (y ver- grössert) nach der Länge und aussen quer verlaufen. In fig. 17 verwuchsen die Arme zu Maschen; die Buckel (2 ver- grössert) endigen zwar alle auf dem Gipfel mit einem kräftigen Callus, aber sie sind so fein und zerstreut, dass man leicht daraus eine besondere Species machen könnte. Auf fig. 18 tritt dagegen der Gipfelcallus ganz zurück, es bilden sich unregelmässig-wellige Hügel aus, die überall die klarste Punktation zeigen. Der dünne Anfang des Zweiges u ist völlig von Löchern überwallt, ohne Spur von Bruchfläche; das Oberende o wurde wahrscheinlich in Folge von Ver- krüppelung so unförmlich. Vor allem darf man darin die grossen runden Löcher nicht übersehen, welche die Enden von glatten Röhren bildend und wahrscheinlich der Syrin- 18 II. Röhrenkorallen: Chxtetes rugosus. gopora bifurcata angehörend endlich im Kampfe mit dem Schmarotzer unterlagen. Chatetes rugosus tab. 146 fig. 19. 20 Haime Arch. Mus. V pag. 268 tab. 20 fig. 6 von Cincinnati hat zwar ebenfalls runde Zweige, aber die Warzen schliessen sich zu erhöhten Ringen (bourrelets), die nur hin und wieder unter- brochen sind, und auf der Höhe blos wenig Callus zeigen. Der kleine unten («) abgebrochene runde Zweig hat an seinem dünnen Stiele völlig geschlossene Ringe, die auch auf die Nebenzweige sich fortsetzen, wie die Seitenansicht s zeigt. Die obern (0) Spitzen sind keineswegs abgebrochen, son- dern gleichmässig mit kleinen Zellenmündungen (x ver- grössert) bedeckt, die wahrscheinlich den Schluss des Wachs- thums bildeten. Kleine Zweige der Art wuchsen nun massen- haft durcheinander, und erzeugten Stöcke von unbegränztem Umfange, die daher wesentlich zur Vermehrung der Ge- steine beitragen konnten. Vor mir liegt ein Stück von 5 cm Dicke, 9 cm Breite und 11 cm Länge, wovon ich nur einen kleinen Theil der Oberfläche fig. 20 wieder gebe. Mag auch der harte Mergelkalk das Innere verdecken, so zeigen doch rings aussen die gedrängten und miteinander vielseitig verbundenen Aeste, dass wir ein eigenthümliches Gitterwerk vor uns haben, worin eine Menge Schmarotzer Schutz suchten. Es würde zu weit führen, alles das be- schreiben zu wollen. Die runden Stäbe wachsen nicht ge- rade alle auseinander hervor, sondern öfter scheinen sie sich (wie bei p) mit den Stielen auf die vorhandenen auf- zupappen, aber so innig, dass sie zur Befestigung des Ganzen wesentlich mit beitragen. Leicht bestimmbar sind die zarten Fäden A der Aulopora arachnoidea Hall Paleon- togr. New-York I tab. 26 fig. 6, aber öfter ziehen sich wie faltige Tücher (7) dünne Platten fort, die mit lauter gelöcherten Buckeln besetzt den Zeichnungen von vorigem II. Röhrenkorallen: Chzxtetes constellatus. 79 ramosus gleichen, nur dass auf den Gipfeln der Callus fehlt. Chetetes constellatus tab. 146 fig. 21—25 Hdb. Petref. 1852 tab. 56 fig. 53 aus dem Trenton Limestone von Ohio ist wegen seiner erhabenen Sternchen wohl die zierlichste Form der ganzen Gruppe. Hall (Pal. New-York I pag. 79 tab. 26 fig. 10) bildete davon zwar nur ein einziges Stück- chen unter dem Namen Stellipora antheloidea ab, allein es lässt sich gar nicht verkennen. Demungeachtet änderte Dana den Namen nochmals in Constellaria um, wie die guten Abbildungen von Haime (Arch. Mus. V pag. 279 tab. 20 fig. 7) zeigen. Die erhabenen Sternchen treten zwar mehr oder weniger deutlich hervor, auch schwankt die Zahl der Strahlen zwischen 5 und 12, allein ihr allgemeines Ansehen fällt so auf, dass man in der Bestimmung sich kaum irren kann. Sie entstehen durch Wuchern gewisser Zellen- mündungen, die sich dadurch über die Grundfläche erheben, aber dann auch bald im Centrum durch einen Callus ver- pappt werden. Die Poren durchbrechen an den höchsten Punkten den Callusstern, und erzeugen so das gestrahlte Bild, wie es das vergrösserte Stück fig. 25 besonders bei M darstellt. Die Zweige sind gewöhnlich comprimirt, doch varüiren sie vom Runden bis zum Blättrigen. Ursprünglich sind sie wohl compact, allein durch Verwitterung entstehen innere Hohlräume, in welche der Schlamm eindringt. Wenn dann die Poren etwas verdrückt sind und der Sterncallus sich stärker ausbreitet, so könnte man sie leicht für beson- dere Species halten. Unsere Abbildungen stellen die wich- tigsten Abänderungen davon dar: fig. 21 in einem dunkeln ‚Thon gelegen ist das stark comprimirte Bruchstück eines mittelgrossen Zweiges, links in der Mitte am zerstörten Rande sieht man ins hohle Innere, die stehengebliebenen Aussenränder sind fast so dünn wie Papier. Es war wahr- 80 II. Röhrenkorallen: Chstetes constellatus. scheinlich der Fortsatz eines breiten Astes; schmaler und dickwandiger ist schon der Ast a, und noch dicker das ab- gebrochene Oberende 0. Im Uentrum vom letztern sieht man zwar noch Schlamm, aber es stellen sich dazwischen doch schon zerstörte Zellen ein. Das schief angeschliffene Unterende zeigt dagegen den weissen getüpfelten Kalk bis ins innerste Centrum. Das oben gegabelte Stück fig. 22, innen weniger hohl, habe ich im Hdb. Petref. schon von der Gegenseite abgebildet, ich gebe hier nochmals einen Theil, weil darauf die Sterne seitlich so eng zusammen fliessen, dass eine Art von Querrippung sich auf dem rechten Rande einsetzt, zum Zeichen, wie leicht Missbildung schein- bare Species erzeugen kann. Fig. 23 ist ein kleines völlig rundes Gabelstück, in allen Theilen bis ins Centrum mit Zellen gefüllt; Haime 1. c. 20. 7 hat schon eineu grössern Zweig der gleichen Sorte dargestellt. Dagegen erscheint nun fig. 24 wieder stark comprimirt, theils hohl und theils compact. Der zierliche Zweig erweckt insofern Interesse als er nirgends abgebrochen zu sein scheint, blos die obere linke Ecke E ist auf der Hinterseite etwas verletzt, aber die Abrundung des stehengebliebenen Stückes deutet das Ende an. Rechts endigt der Zweig 2 sehr dünnwandig mit länglichem Loch; die Zwischenlöcher 2 und 3 sind etwas breiter und ragen nur wenig hervor, aber die erhaltenen Ränder zeigen, dass nichts abgebrochen sein kann. Ebenso verhält sich auch das Unterende «. Blos der kurze Mittel- zweig 4 links endigt schüsselförmig. So gelangen wir end- lich zur Blattform fig. 25, die oben o in langer Linie klafft, selbst an der Seite s reicht der Riss noch weit hinab, so dass man deutlich sieht, die Kernmasse muss weit hinab fehlen. Dennoch hat es den Anschein, dass die Form durch Druck nicht wesentlich gepresst wurde, sondern die Dünne schon im Wuchs lag. Gerade auf solchen sc u Zn Eh [Si \ j Er E 4 r yn En N 7 - II. Röhrenkorallen: Chxtetes constellatus, leviramus. sl Blättern treten die Sterne (fig. 25. x und M vergrössert) am deutlichsten auf. Wenn den Aesten und Blättern die characteristischen Wahrzeichen, wie Buckel, Ringe, Sterne etc., fehlen, und die Oberfläche nur eben und glatt erscheint, dann wird die Bestimmung schwer und unsicher. Schon Fougt (Ameni- tates acad. 1749 I pag. 99 fig. 25) bildete aus den schwedi- schen Uebergangskalken eine Millepora repens ab, welche in ihrer Form Lycopodien gleicht. Wahlenberg (Acta Upsal. 1821 VIII pag. 100) und Hisinger (Lethea Suecica 1837 pag. 102 tab. 29 fig. 5) nahmen den Namen wieder auf. Letzterer verstand darunter grosse Haufwerke dünner fein punktirter oftmals dichotomirender Zweige von Gothland, die Orbigny (Prodrome I. 49) zum Chzstetes und Haime (Paleontogr. Soc. V. 263) zum Alveolites stellte, obwohl die Abbildung aus dem englischen Dudleykalke gerade nicht besonders gut mit der Hisinger’schen stimmt. Hall (Paleon- togr. New-York I. 48, 64, 275; II. 40) kam dagegen in den verschiedensten Schichten auf seinen Chstetes Lycoperdon zurück, während er andere ganz gleichgestaltete zur Clado- pora pag. 43 stellte. Man darf hinter diesen verschiedenen Geschlechtsnamen nicht zuviel suchen. Ich will nur Einiges davon durch Zeichnung erläutern. Die stattlichsten Stücke liefert Chstetes leviramus tab. 146 fig. 26 von Cincinnati Es ist eine dreizinkige Gabel, die frei auf dem Gestein mitten zwischen gebuckelten und geringelten liegt. Eine Uebereinstimmung mit Ch. lycoperdon Hall (Pal&ontogr. New-York I tab. 24 fig. 1. 9), die auch Haime (Arch. Mus. V pag. 274) nicht sicher zu deuten wagte, ist nach Lager und Form wohl unzweifelhaft, die Löcher sind so fein (x ver- grössert), dass man sie mit blossen Augen nur beim besten Lichte noch wahrnehmen kann. Die Zweige mannigfach Quenstedt, Röhrenkorallen. 6 82 II. Röhrenkorallen: Chatetes leviramus. verdickt und gebogen blieben rund und compact. Dabei liegen nun aber verdrückte Fetzen a, welche innen hohl sind, aber auf den dünnen Blättchen aussen ganz dieselbe Punktation haben. Die Innenseite der Blättchen zeigt da- gegen feine Linien, welche gestreckten Zellen entsprechen, wie das ja im Kern allgemein vorzukommen pflegt. Der rundliche Stab b mit vielen Nebenknoten gehört vermöge seiner Zeichnung ebenfalls dazu. Dagegen könnten die dünnen Platten c, die kaum Kartenblattdicke haben, und sich fest dem Gestein mit ihrer Unterseite anschmiegen, uns stutzig machen, aber da die Zellen ganz denselben Wuchs behalten, möchte ich nicht an der Gleichheit zweifeln. Am dünnsten ist das runde Stäbchen d, während e durch seine Buckel zum ramosus hinüber schweift, was freilich auch nicht von wesentlicher Bedeutung sein dürfte, denn sie bilden alle ein grosses einander nahe verwandtes Ganzes. Tab. 146 fig. 27 stammt aus der Hudsonsrivergruppe, und liegt zwischen einer Masse von Trochiten und Stielstücken des Heterocrinus simplex. Hall Pal. New-York I tab. 75 fig. 2 bildet auch von hier wieder seinen Chxtetes Lyco- perdon ab. Die Verzweigung ist jetzt eine andere als bei den ältern, da sich ihre Winkel öfter entgegen kehren, als wollten sie ein ‘grobes Gitterwerk bilden. Die Löcher sind auch ein kaum merkliches grösser (x vergrössert), und da- zwischen stellen sich hin und wieder kleinere Brutzellen ein, die Axe (y vergrössert) ist übrigens gleich: im Cen- trum laufen die Zellen in der Länge, aussen quer. Gold- fuss (Petref. Germ. I pag. 216) kam am Ende seiner Zoophyten nochmals auf die kleinen Korallenzweige zu sprechen, und zog dabei besonders die Exemplare von Dudley in Betrachtung, die er auch in der Eifel meinte ge- funden zu haben. Es war das zu einer Zeit, wo man beide Formationen noch für gleich hielt. Er hiess aber die meisten U. Röhrenkorallen: Chstetes Fletscheri, Goldfussii, radieiformis. 83 Ceriopora, nur die gröbern Zweige |. c. tab. 64 fig. 10. a—f mit feinern Zwischenlöchern stellte er noch zur Calamopora spongites. Michelin (Iconogr. Zoophyt. 190 tab. 48 fig. 9) zog sie dagegen mit Unrecht zu seiner dicken und plumpen Ceriopora Goldfussii aus dem Devon von Ferques bei Bou- logne, welcher Ansicht dennoch Orbigny und Haime (Arch. Mus. V. 269) folgten, nur dass letzterer sie Chstetes hiess. Später (Paleontogr. Soc. V. 267) wurden sie dann richtig zum Chztetes (Monticulipora) Fletscheri von Dudley ge- zogen. Der Eifeler Kalk, zum ächten Devon gehörig, zeigt wenige hierher gehörige Zweige, doch kommt die obige Ceriopora Goldfussii tab. 146 fig. 28. 29 bei Bensberg von Daumen- bis Strohhalmdicke nicht selten vor. Ich bilde nur zwei Bruchstücke von mittlerer Grösse ab: das eine fig. 28 gabelt sich oben in zwei Arme, wie die Bruchflächen zeigen; das andere fig.-29 endigt rundbuckelig. Gewöhnlich ist die Oberfläche der Löcher bedeckt fig. 28, so dass höchstens an einzelnen Stellen Punkte hervortreten; bei andern fig. 29 liegen diese dann zwar klar da, aber mit der Lupe betrachtet (x vergrössert) sind sie nicht blos dickwandig sondern auch etwas unregelmässig, „toujours & pores de formes inegales.* Es erinnert das noch auffallend an Stromatoporen, denen die dickern Formen zum Theil so ähnlich werden, dass ich sie unentschieden zur Seite legen muss. Im Gegensatz da- mit steht Chztetes radieiformis tab. 146 fig. 30 von Ker- pen südwestlich Cöln. Sie gleicht einer Crinoideenwurzel, auf deren Oberseite äusserst regelmässige Sechsecke im Quincunx stehen, denn wenn man eins ins Auge fasst (x ver- grössert), so wird es von sechs Nachbarn umringt. Die kreisförmige Platte erscheint sehr dünn, doch ist nicht aus- zumachen, wie viel von dem rohen unten anhängenden Ge- birge noch dazu gehört. Der Gipfel endigt scheinbar wie 6* s4 Il, Röhrenkorallen: Chstetes seriatoporoides, interpuncta. ein Stiel, ich schliff ihn etwas an (y vergrössert), wodurch innen Schlamm zum Vorschein kam, welchem sich die dünne Platte deutlich anschmiegt. Man könnte natürlich aus allen solchen Dingen besondere Geschlechter machen. Vergleiche übrigens auch Retepora infundibulum Lonsdale (Murch. Sil. Syst. tab. 15 fig. 24) von Dudley. Die Dudleyplatten tab. 146 fig. 31—68 in Central- england, welche seit langer Zeit in den meisten unserer Sammlungen verbreitet sind, zeigen zwischen Brachiopoden, Crinoideen, Trilobiten ete. (Epochen der Natur pag. 307) eine Mannigfaltigkeit dünner freilich wegen ihrer Kleinheit schwer bestimmbarer Korallen. Mehrere davon gehören zwar zu den Bryozoen, dennoch will ich einiges davon hier zusammenstellen unbeachtet ihrer zoologischen Stellung. Chzxtetes seriatoporoides tab. 146 fig. 31. 32 Haime Palzontogr. V pag. 263 tab. 62 fig. 2. Trotz ihrer Dünne haben die Gabelzweige die deutlichsten runden Zellen mit verhältnissmässig dicken Wänden, die auf der Oberfläche glatt und nicht punktirt sind. Die Löcher zeigen meist eine Neigung sich in Reihen übereinander zu stellen,. worauf der Name anspielen soll. Lonsdale (Murchison Sil. Syst. tab. 15 fig. 30. a) scheint sie zur Millepora repens gestellt zu haben, und Hall (Paleont. New-York II tab. 39 fig. 1) nannte sie Cladopora multipora. Goldfuss hob sie nicht hervor: Fig. 31 ist ähnlich verzweigt, wie die Amerikaner aus der Niagara group. An angebrochenen Zweigen (y ver- grössert) treten viele kleine Axenröhren hervor. An dem ziemlich langen Endast fig. 32, der mit stumpfer Spitze endigt, fällt die Reihenstellung (x vergrössert) der Zellen stellenweis sehr in die Augen. Chetetes interpuneta tab. 146 fig. 33 bildet zierliche Zweige, die theilweis spitz, theilweis stumpf endigen. Nach dem Wuchs und den etwas kleinern Poren zu urtheilen, Il. Röhrenkorallen: Chstetes apicicalis. s5 hat sie Lonsdale 1. c. tab. 15 fig. 30. d zur Millepora repens gestellt. Aber wenn man die Zweige gut abwäscht und wieder trocken werden lässt, so treten auf der breiten Zwi- schenmasse zarte Pünktchen (z vergrössert) auf, die man bei der vorigen nicht findet, auch sind die Mündungen etwas kleiner, und nicht alle rund, sondern oben entweder gerade ab- oder sogar etwas ausgeschnitten, wodurch sie einen halb- mondförmigen Umriss erlangen, ähnlich den Alveoliten. Schreitet diese Schiefe der Mündung weiter fort, so ge- langen wir zum Chetetes apieicalis tab. 146 flg. 34—36. Er gehört zu den dicksten Zweigen, aber die Poren der Oberfläche verzerren sich so stark, dass man anfangs gar nicht weiss, was man daraus machen soll, bis man endlich bemerkt, dass die meisten Zellenmündungen gipfelständig (apicicalis) sind, und nur die wenigen nach aussen gebogenen mehr durch Abreibung die eigenthümlich gekrümmten Mündungen be- kommen. Einige davon nehmen förmlich die Gestalt eines verkehrten » an. Dazwischen liegen dann gewöhnlich einige Pünktchen, wie bei vorigem. Die unten verbrochene Gabel fig. 34 zeigt sich auf den längsten der ungleichen Zinken fast vollständig glatt, nur beim Benetzen scheinen Längs- röhren (y vergrössert) durch, dagegen ist das etwas ver- tiefte Oberende (x vergrössert) bis zum äussersten Rande gedrängt mit Zellenmündungen bedeckt, die zwar meist einen verzerrten Umriss haben, aber sonst von ächten Chxtetes wohl nicht wesentlich abweichen möchten; der kurze Zinken zeigt dagegen einige deutliche Mundschnirkel (2 vergrössert), die dem blossen Auge wie Pünktchen er- scheinen. Noch klarer werden diese Mündungen auf fig. 35: unten links (x vergrössert) endigen die Röhrchen zwar rund, da sind eben einige direct nach aussen gegangen, oben da- gegen (y vergrössert) erscheinen sie in ihrer vollständigsten 65 II. Röhrenkorallen: Chetetes apicicalis, sagittatus. je pP 8 Ausbildung, man sieht einew förmig gebogene Querlinie, und meint in Folge dessen eine zweilappige Unterlippe zu sehen. Am kreisförmigen Oberende stehen wieder die ge- drängten runden Löcher. Der kurze Stummel fig. 36, welcher oben in die Tiefe des Gesteins dringt, ist auf der Oberfläche (z vergrössert) ganz besonders rauh, dazwischen dringen die wförmigen Linien schlitzartig ein, während unten am verbrochenen Anfange die Röhrchen mit ihrer runden Mündung am Unterende auf das Deutlichste hervortreten. Ich könnte die Beispiele noch vermehren, da sie zu den gewöhnlichen gehören, und bin nur verwundert, dass weder Lonsdale noch Haime davon sprechen, während Hall (Pal. of New-York II tab. 39 fig. 4. c und 6. c) etwas ganz Analoges unter Limaria ramula und laminata aus dem Niagarakalk abbildete. Etwas verschieden davon scheint Chetetes sagittatus tab. 146 fig. 37 zu sein, woran die Poren (x vergrössert) kleinen Pfeilen ähnlich werden, die als deutliche längliche Punkte schon dem blossen Auge auffallen, weil der lichte Thon die Vertiefungen sehr her- vorhebt. Die schlanken dichotomen Zweige gehören mit zu den gewöhnlichsten auf den Dudley-Platten. Mit einiger Mühe gelingt es, einzelne Stücke von den Platten abzu- heben, dann findet man schon auf der wnabgeriebenen Unterseite die kleinen Haifischzähnen ähnlichen Löcher. Der Stummel rechts (y vergrössert) endigt oben rund, zum Zeichen, dass er nicht abgebrochen ist, man meint einige runde Mündungen darauf wahrzunehmen, doch tritt die Sache nicht deutlicher hervor, desto deutlicher aber an der untern Bruchfläche «, wo die runden Kreise bis hart an den Aussenrand gehen, was sich an jeder beliebigen Bruch- fläche auf das Bestimmteste wiederholt. Sie gehören daher noch zu den ächten gipfelständigen Zellen, und stehen da- durch in förmlichem Gegensatz mit ih II. Röhrenkorallen: Chstetes eyelosus, nudus. 87 Tab. 146 fig. 38, die mit gedrängten Kreisen übersät ist, und daher eyelosus genannt werden könnte. Nach Fundort und Form stimmt damit Calamopora spongites Goldfuss Petref. Germ. tab. 64 fig. 10. a vollständig, nur sind die Zweige etwas dünner. Dem Vorkommen nach ist Montieulipora Fletscheri Haime Palsontogr. Soc. V tab. 62 fig. 3 davon nicht wesentlich verschieden, nur dürften dann die Wände nicht so diek sein. Auf dem Querbruch (u ver- grössert) sieht man deutlich, wie die Röhrchen alle nach aussen strahlen, und blos in der Axe einige wenige den Längslauf beibehalten. Der Zwischenraum der Zellen (x ver- grössert) ist stets viel kleiner als die Mündungen, wie das Goldfuss so vortrefllich gibt, nur hin und wieder kommt mal ein kleines Zwischenlöchlein vor. Dies wird nun all- mählig bei fig. 39. 40 anders, wie das aus Goldfuss 1. ce. fig. 10. ce und f schon deutlich hervorgeht, wovon Haime jedoch nichts erwähnt: die kleine Gabel fig. 39 hat zwar nur wenige Zwischenlöcher (x vergrössert), aber sie fehlen doch in keinem Theile der Seiten; auf der dickern fig. 40 nehmen sie dann so überhand (y vergrössert), dass sie in hohem Grade auffallen. Am Unterende fehlen die Poren, es bildet sich eine Art Wurzelregion aus, zum Zeichen, dass hier dem Stöckchen nichts Wesentliches fehlt. Die Bestimmungen werden nun immer schwieriger, man muss auf Nebendinge sehen, um sich überhaupt im Wiederer- kennen zu verständigen. Mit schroffem Abschneiden der Species und massenhaften Citaten wird die Schwierigkeit nicht gelöst. So meint man Tab. 146 fig. 41. 42 an ihrer nackten (nudus) Ober- fläche, die gewöhnlich weiss ist, öfter wieder zu erkennen, ihre Zellenmündungen (x vergrössert) sind ein wenig läng- lich, die Zwischenräume breit, und in der Axe sitzt Schlamm, den man zum Theil leicht entfernen kann: die breitere fig. 41 38 UI. Röhrenkorallen: Chatetes anguiformis, bovicornis. hat ein fast porcellanartiges Ansehen, und an der dünnern fig. 42 ragen die hohlen Aeste knorrig heraus. Man kann die Poren mit blossem Auge so eben noch sehen. Wo man nun aber die Species abgrenzen soll, das lässt sich nicht sicher entscheiden. Das Gipfel- (apicicalis) und Seitenständige (lateralis) der Zellenmündungen bildet zwar einen markirten Gegen- satz, aber es kommen dann doch wieder Fälle vor, wo dieser an ein und demselben Individuum sich auszugleichen sucht: der schlangenförmig (anguiformis) gekrümmte Einzel- stock fig. 43 mit schwarzer Oberfläche und kaum noch sicht- baren Poren zeigt sich an seinem engern Unterende « (U vergrössert) apicical, nur wenige zerstreute Zellen (x ver- grössert) streben nach aussen zu münden. Je weiter wir nach oben gehen, desto mehr drängen sich die Zellenkreise (y vergrössert) heraus, ja man sieht Stellen, wo nur ganz schmale Wände bleiben, und am Oberende o (O vergrössert) hat die Lateralrichtung der Röhrchen ein solches Ueberge- wicht gewonnen, dass man im Öentrum gar keine Gipfel- löcher mehr sieht, und statt dessen sich eine Schlammgrube vorfindet. Zuweilen finden sich von diesen auch Wurzel- stücke fig. 45. a, woran die Wurzel sich unten rund scheibenförmig ausbreitet: anfangs sind auf der gestreiften Fläche gar keine Löcher da, allmählig stellen sie sich je- doch ein. Man könnte darin einen Grund finden, sie vom Chztetes zu entfernen, und mehr den Bryozoen zu nähern. Verschwinden die Löcher dem unbewaffneten Auge, so wird die Beurtheilung immer schwieriger: Tab. 146 fig. 44 zeigt innen eine federdicke hohle Röhre, von der nach bei- den Seiten Zweige wie zwei Ochsenhörner (bovicornis) ab- gehen; unten an der Röhre sitzt nur noch ein stumpfer Wulst. Dem blossen Auge erscheint der sonderbare Gegen- stand glatt, aber mit der Lupe erkennt man überall auf W IT. Röhrenkorallen: Ceriopora affinis. 89 schwarzer Fläche zahllose runde Punkte (x vergrössert), welche durch weite Zwischenräume getrennt mit keinem der genannten übereinstimmen. In solchen Fällen hat auch die Farbe und das ganze Ansehen Gewicht: so liegt rechts neben den „Ochsenhörnern“ eine kleine Gabel fig. 45 ganz von derselben dunkeln Farbe und mit höchst ähnlicher Löcherung, was die Identität beider ausser allen Zweifel setzt; vielleicht sind es sogar Theile ein und desselben Stockes. Die weisslichen Zweige tab. 146 fig. 46. 47 haben da- gegen etwas längliche Löcher mit schmalen Wänden. Mögen die Löcher auch gerade nicht genau im Quincunx geordnet sein, so stellen sie ihren längern Durchmesser doch der Längsaxe der Zweige parallel. Die Zeichnung (x ver- grössert) ist mit der Lupe etwas schwieriger erkennbar, als bei den andern. Ich halte sie für Ceriopora affınis Goldfuss Petref. Germ. pag. 216 tab. 64 fig. 11, aber finde keinen Grund, sie von den andern Chzteten geschlechtlich zu trennen. Michelin Iconogr. Zoophyt. 1847 pag. 190 tab. 48 fig. 10 glaubte sie später im Devon von Ferques zu finden, die aber viel robuster von d’Orbigny Ceriopora Boloniensis (Boulogne) umgenannt wurde. Die Sache verliert sich nun im Endlosen, man kann tagelang eine einzige Platte mit der Lupe durchmustern, und findet immer wieder etwas Neues bisher Nichtgesehenes im Schlamm versteckt. Die kleinen haben öfter noch eine vollständige Wurzel, wıe Tab. 146 fig. 438 (x vierfach vergrössert) zeigt, sie werden dadurch gewissen Üerioporen des weissen Jura allerdings sehr ähnlich, aber die Dinge sind zu klein und das Material zu dürftig, um sichere Unterschiede von den andern nachzuweisen. Die länglichen Zellen senken sich in eine dicke Grundmasse ein, unten breitet die Wurzel ein concaves Blättchen aus, verengt sich dann plötzlich, ist 90 II. Röhrenkorallen: Ceriopora clavata, granulosa, oculata. anfangs mit zarten Längslinien bedeckt, über denen die Löcher klein beginnen, um dann alsbald ihre Normalgrösse zu erreichen. Oben ist das Individuum leider etwas ver- letzt, allein es scheint der Keulenform wenig zu fehlen, man könnte sie darnach Chxtetes elavatus heissen. Ceriopora granulosa tab. 146 fig. 49. 50 nannte Gold- fuss Petref. Germ. pag. 217 tab. 64 fig. 15 kleine krumme Zweige, die wahrscheinlich von der nebenstehenden punctata l. e. fig. 12 nicht verschieden sind. Lonsdale (Murchison Sil. Syst. pag. 680 tab. 15 fig. 29) nahm den Namen wieder auf, und zeichnete sie mit einer breiten punktirten Wurzel. Unsere fig. 50 bildet ein steifes Stäbchen, woran unten etwas wie von einer Wurzelausbreitung sichtbar wird, oben scheint sie zwei Zinken hinauszustrecken, wovon der rechte abbrach. Die Reihenstellung der ovalen Löcher (x ver- grössert) übereinander wird in der Mitte am leichtesten be- obachtet. Man muss sich hüten, die Stücke nicht zu viel mit Säure zu behandeln, damit der graue Mergel in den Zellenvertiefungen nicht aller verloren geht, weil dadurch die Zeichnung auf trockenen Stücken sich stärker hervor- hebt. Dagegen bildet fig. 49 einen v-förmigen Hacken mit ungleichen Armen; auffallender Weise bemerkt man in der Krümmung keine Bruchfläche (y vergrössert). Freilich kann man in dieser Beziehung bei so kleinen Dingen sich leicht irren. Die Freude bei derartigen kleinlichen Untersuchungen ist gerade nicht das Auffinden neuer Sachen, sondern viel- mehr das Wiedererkennen längst beschriebener Species. Dahin gehört vor allen die scharf charakterisirte Ceriopora oceulata tab. 146 fig. 51 Goldf. Petref. Germ. pag. 217 tab. 64 fig. 14. Die zarte dunkele Gabel ist mit markirten runden Zellenmündungen bedeckt, die das Ende schiefer Röhren bilden, welche bei der Benetzung (x vergrössert) II. Röhrenkorallen: Glauconome disticha. 91 noch im Innern etwas durchschimmern. Sie erscheinen in gewisser Beziehung wie zweigartig mit einander verwachsene Auloporen. Sind solche Stücke abgerieben fig. 51. a (y ver- grössert), so nehmen die runden Löcher eine kegelförmige Gestalt an, und man meint dann ein ganz anderes Wesen vor sich zu haben. Vielleicht noch leichter erkennbar sind die zahlreichen Zweige von Glauconome disticha tab. 146 fig. 52—56 Goldf. 1. c. pag. 17 tab. 64 fig. 15, die man schon mit blossem Auge wegen ihrer verhältnissmässig grossen ovalen Löcher gewahrt. Auch Lonsdale (Murch. Syl. Syst. pag. 677 tab. 15 fig. 12) gibt gut erkennbare Abbildungen davon. Orbigny Prodrome I pag. 45 erhob dieselbe zu einer Penniretepora Lonsdalei, meinend die Gold- fussische Abbildung sei verschieden davon, für welche er den Namen Penniretepora disticha (Prodr. I pag. 101) bei- behielt. Aber Goldfuss hat offenbar ebenfalls die englische abgebildet. Da heisst es eben schlechtweg ohne irgendwelche Untersuchung, andere Formation andere Species. Auf den Dudleyplatten findet man gewöhnlich blosse einfache Stäb- chen; wenn davon eine Kante nach oben liegt fig. 52 (x vergrössert), so bemerkt man ohne zu kratzen zwei un- bestimmt alternirende Lochreihen, deren Längswände durch die Rippen der Stäbchen erzeugt kräftiger sind als die Querwände. Liegt eine Lochreihe oben fig. 53 (y ver- grössert), so kann man gewöhnlich mit geringer Nachhilfe drei Reihen bloslegen. Am seltensten ist die Seitenlage fig. 54 (2 vergrössert), wo neben einer dickern gestreiften Rippe nur eine Lochreihe fortläuft, und eine zweite auf der Oberseite nirgends weiter zu entdecken ist. Selten kommen die verzweigten fig. 55. 56 vor, woran von einer Mittelaxe mehr oder weniger lange Aeste je mit zwei Poren- reihen (x vergrössert) ungleich nach beiden Seiten auslaufen, eine solche hatte Goldfuss vor sich, man bemerkt hier immer 92 II. Röhrenkorallen: Rindenkorallen. Fenestella antiqua, prisca. uur zwei Lochreihen auf der Oberseite, was zu dem Namen Anlass gab. Oefter findet man ganz ähnliche feingestreifte Zweige fig. 57. 58 (x vergrössert) ohne Spur von Zellen- mündungen, Lonsdale 1. c. tab. 15 fig. 12. c. d hält sie für die Gegenseite, und er kann darin Recht haben, dann wür- den sich die Mündungen nur auf einer Seite finden. Es kommen übrigens auch noch andere porenfreie Zweige vor, ich bilde davon nur einen tab. 146 fig. 60 ab, der einem nackten Dornzweige gleicht, und mit der Lupe (x ver- grössert) nur unbedeutende Unebenheit zeigt. Seine Farbe ist ziemlich auffallend schwarz. Möglich dass es Axen von Rindenkorallen wären. Die netzförmigen (Retepora) Stöcke gehören zwar zu den häufigsten, doch macht ihre genaue Bestimmung einige Schwierigkeit. Zu den deutlichsten gehört Fenestella anti- qua fig. 61 Lonsdale Silur. Syst. pag. 678 tab. 15 fig. 16. Bei guten Exemplaren stehen die Poren (x vergrössert) längs der Zweige in zweizeiligen Reihen so deutlich hervor, dass man sie sogar schon mit blossem Auge wahrnehmen kann. Blos den etwas dünnern Querästen, welche die Zweige zu Gittern gestalten, fehlen die Pünktchen. Die Höhe der Zweige ist durch eine zarte Linie bezeichnet, welche dem Ende einer senkrechten Lamelle entspricht, die den innern Hohlraum in zwei Längsfächer theilt, worin die Zellen Platz nehmen. Die Zellen sind mit Kalkspath erfüllt. Aber leider ist alles zu klein, als dass man ge- nauere Aufklärung erwarten dürfte. Auf der Gegenseite, womit sie auf dem Gestein kleben, scheinen die Poren gänz- lich zu fehlen. Fenestella prisea fig. 62 Lonsdale 1. c. tab. 15 fig. 18 hat viel feinere Aeste, welche durch die Querästchen in enge ovale Gitter getheilt werden. Jeden- seits von den Ovalrändern stehen etwa vier Poren (y ver- grössert), welche sich an dem grauen Schlamm, namentlich II. Röhrenkorallen: Fenestella millepunctata. Cellepora favosa. 93 129 wenn man sie benetzt, leicht erkennen lassen. Die braune Linie, welche auf der hohen Kante die Lochreihen trennt, ist breit und kräftig. Sie gehören zu den häufigsten Gitter- formen, aber man sieht nicht bei allen Poren fig. 63, weil die porenfreie Gegenseite sich uns entgegen kehrt, die Zweige sind dann etwas aber doch undeutlich gestreift. Sobald man aber daran kratzt so kommen Poren zum Vor- schein, weil die Zellen dann von der Unterseite durchschei- nen (links oben x vergrössert). So liesse sich noch manches bemerken, doch erwähne ich nur der bewurzelten Gitter- becher fig. 64--66, die Lonsdale 1. c. tab. 15 fig. 15 noch zur prisca stellte. Sie haben eine Trichterform, deren ver- dicktes Unterende sie leicht erkennen lässt. Die Netz- maschen sind im Allgemeinen unregelmässiger, und die dicken Wände aussen mit feinen Punkten (y vergrössert) bedeckt, wonach man sie millepunctata nennen könnte, aber die Sache ist doch sehr unsicher. Da das Unterende mit der flach ausgebreiteten Wurzel kräftiger ist, so sieht man hier aus der eingelagerten Schlammmasse fig. 64, dass die Netze in Wahrheit einen Trichter bildeten. Andere fig. 65 sind so verdrückt, dass man nur aus den Umrissen auf eine ähnliche Form schliessen kann. Dagegen sind die Exemplare zuweilen von oben fig. 66 niedergedrückt, und gewähren dann einen Einblick in die Tiefe des Kelches, worin unten (x vergrössert) die Poren der prisca allerdings gleichen; am obern Rande (y vergrössert) scheinen sich da- gegen die Zellen und die kleinen Maschen ansehenlich zu vermehren, was vielleicht zur Retepora infundibulum pag. 34 führt. Auch plattige Stöcke tab. 146 fig. 67. 68, die flach auf der Oberfläche lagern, oder fremde Gegenstände über- ziehen, gibt es. Schon Goldfuss Petref. Germ. pag. 217 tab. 64 fig. 16 hat einen unter Üellepora favosa abgiebildet, 94 II. Röhrenkorallen: Escharopora recta. welchen d’Orbigny Prodrome I. 108 zum Chetetes, Lonsdale Sıl. Syst. pag. 609 zur Discopora stellte. Ich glaube wohl, dass mehrere Species vorhanden sind, aber sie zu entwirren hält schwer. Als Muster kann fig. 67 gelten, die Platten erreichen im Querbruche kaum 1 mm Dicke, bestehen aber, wie das schon Lonsdale bemerkte, aus zwei Lagen, und zeigen daher unten und oben Zellen, welche aus flachen runden Löchern (x vergrössert) bestehen. Doch bekommt ınan davon so viele unreine Exemplare zu Gesicht, dass man sich darin leicht verwirrt, ja es scheint sogar, dass die Flachheit und Runde der Zellenmündungen meist erst Folge von Abreibung sei. Denn andere Löcher (sogar auf dem- selben Stück) fig. 68 zeigen aufgeworfene Ränder (y ver- grössert), wie sie Goldfuss zeichnete, oder sogar eine taschen- förmige Schiefe (z vergrössert), als wenn sie aus gedrängten Auloporen zusammengesetzt wären. Kommen dann dazu noch feine Knötchen zwischen den Zellenmündungen, so erlangen sie ein ganz verändertes Ansehen. Amerika hat im Trenton- wie Niagarakalke einen ähn- lichen Reichthum nachzuweisen, und es wäre von hohem Interesse, wenn einer mit den Originalen in der Hand ein- mal gründlich darlegte, nicht blos worin die Dinge sich unterscheiden, sondern ganz besonders die Aehnlichkeiten hervorhöbe, damit würde ein Lichtstrahl auf den Entwicke- lungsgang der Geschöpfe von unten nach oben, und von der Neuen zur Alten Welt geworfen. Quart. Journ. XXX. 499. Escharopora recta tab. 146 fig. 69. 70 Hall Palzont. New-York I pag. 73 tab. 26 fig. 1 aus dem Trentonkalk von Cincinnati bildet stosszahnähnliche Lamellen, welche nach Art der Eschara auf beiden Seiten mit Poren zierlich bedeckt sind (@ vergrössert).. Da die Porenwände dünn und die Lumina verhältnissmässig gross sind, so erkennt man schon mit blossem Auge zarte Pünktchen. Mit der II. Röhrenkorallen: Lichenalia concentrica. 95 Lupe (x vergrössert) lösen sie sich in die prachtvollsten sechsseitigen Netze auf, welche in graden Querreihen und sehr schiefen Längsreihen stehen, genau den drei parallelen Seitenpaaren der etwas länglichen Sechsecke entsprechend. Fig. 69 stellt eine abgebrochene Spitze dar, welche schon im Hdb. Petref. 1866 tab. 72 fig. 12 leider etwas schlecht abgebildet wurde. Es ist freilich nicht sicher, ob man die Spitze für Anfang oder Ende halten soll. Fig. 70 ist länger und breiter, schön geschwungen scheint es sich nach keinem Ende hin wesentlich zu verjüngen: oben brach es quer weg, und auch unten scheint es gleich nach dem Tode etwas verletzt zu sein. Goldfuss Petref. Germ. pag. 104 tab. 37 fig. 2 bildete aus den Diluvialgeschieben von Gro- ningen in den Niederlanden eine Flustra lanceolata ab, die Hisinger (Leth. Suec. tab. 29 fig. 10) auf Gothland wieder zu finden meinte. Sie haben zwar ganz ähnliche Umrisse, allein der Verlauf ihrer Poren ist innen axial und nur aussen schief, was Lonsdale (Murch. Silur. Syst. pag. 676 tab. 15 fig. 11) mit einer Feder (rriov) verglich, und da- her Ptilodietya (Federnetz) nannte. Sie soll im englischen Wenlock Limestone nicht selten sein. Durch die Gestalt verführt zählte d’Orbigny Prodrome I. 21 die Amerikaner dahin, und nannte sie Ptilodietya recta. Lichenalia concentrica tab. 146 fig. 71. 72 (Asıyav Flechte, &X:.05 meerisch) aus der Niagaragruppe von Wal- dron in Indiana nannte Hall (Pal. New-York I pag. 171 tab. 40. E fig. 5) papierdünne äusserst zierliche Kreisplatten, die öfter mehrere Zoll Durchmesser erreichen, sie zeigen auf der Unterseite u dicke concentrische Runzeln, die zu- weilen winklich und verzerrt werden, was dann natürlich Einfluss auf die Entstellung des Umrisses hat. Sie erreichen öfter mehrere Zoll im Durchmesser ohne dabei wesentlich an Dicke zu gewinnen. Deswegen ist die Oberseite o von 96 II. Röhrenkorallen: Labechia conferta. dem anhaftenden grauen Kalke schwer zu reinigen, und Hall scheint sie gar nicht gekannt sondern nur nach der Durchscheinenheit geschlossen zu haben, dass sie „celluli- ferous on one surface only“ seien. Aber gerade diese run- den gedrängten Zellenmündungen (x vergrössert) sind das Ueberraschende auf den dünnen Platten. Ich habe in fig. 71 die ganze Oberfläche mühsam blos gelegt, und mich überzeugt, dass die Zellen trotz der Dünne d überall vom Centrum bis zum Rande gleichmässig vertheilt sind. Die kleine Ausbuchtung unten kam durch Missbildung der An- wachsringe, der Anfangspunkt in der Mitte wurde dadurch nicht gestört, er ragt etwas hervor, wodurch die Platte im Centrum eine geringe Verdickung erlangt. Die kleine fig. 72 hat sogar am Ansatzpunkte eine tiefe Rinne, wo- durch die Masse halbmondförmig nach beiden Seiten ver- schoben wurde, und durch die Schale scheinen die läng- lichen Röhren durch (y vergrössert), was eine Richtung derselben von innen nach aussen bekundet. Aber da die Löcher oben mehr rund als länglich sind, so müssen sie sich dann plötzlich nach oben richten. Trotz der Häufig- keit und des merkwürdigen Baues wird sie von den Schrift- stellern wenig erwähnt, sogar d’Orbigny scheint sie in seinem sonst für Namen so ausführlichen Register über- sehen zu haben. Labechia conferta tab. 146 fig. 73. 74 Milne-Edwards und Haime Arch. Museum V pag. 279 aus dem mittlern Uebergangsgebirge von Gothland ist zwar sehr charak- teristisch aber ein äusserst merkwürdiges Dings, das viel- leicht besser zu den Schwämmen, als zu den Röhrenkorallen gestellt würde. So gleichmässig die grossen Platten auf der Unterseite mit concentrisch gestreifter Hüllsubstanz be- deckt sind, ebenso bestimmt erheben sich oben 0 gedrängte Wärzchen, wornach sie Lonsdale (Murchis. Silur. Syst. II. Röhrenkorallen: Labechia conferta. 97 pag. 688 tab. 16 fig. 5) zur Monticularia von Lamarck (Animaux sans vertöbres 1816 II. 248) stelltee Man kann das zwar nicht begreifen, aber die schlechte Abbildung hätte es wohl vermuthen lassen können. Erst durch Haime (Paleontogr. Society V tab. 62 fig. 6) ward es klar, was gemeint sei. Sie gehören auf Gothland und Oesel äusser- lich mit zu den zierlichsten Erfunden, aber ihr innerer Bau bleibt dennoch, analog den Stromatoporen, schwer entziffer- bar. Ich erwähne nur zwei Varietäten: die dünnplattige fig. 73 erreicht kaum 3 mm, die Wärzchen auf der Ober- seite o bilden zitzenförmige Knoten, die etwa so hoch wie breit sind (x vergrössert). Die Zwischenräume der Zitzen können zwar nur schwer vollständig gereinigt werden, aber wenn es gelingt, so bemerkt man keine Spur von Poren. Im Querschliff q (Q vergrössert) treten zwar die Zitzen scharf hervor, aber von Textur sieht man wenig mehr als undeut- liche Wellenlinien, welche meist den Knoten folgen, aber auch in Dünnschliffen nicht recht hervortreten. Die dick- plattige fig. 74, welche wohl 5 mm erreicht, zeigt unten dieselben concentrischen Streifen, aber oben o sind die Knoten grösser, gedrängter und flacher, und es kommen öfter grosse Platten vor, wo die Höcker gänzlich fehlen, als wenn sie durch Krankheit gelitten hätten. Wie Schorf und Grind griffen die Flecke um sich, sie sind nicht glatt, sondern matt, etwas raulı und streifig (z vergrössert), doch finde ich darin nirgends irgend eine scharfe Regel. Der Seitenschliff s (5 vergrössert) zeigt die Stromatoporenartig aufeinander folgenden Wellen öfter sehr deutlich, sie folgen den Zitzen nach oben, und den Zwischenräumen nach unten; eine Grenze / ist wohl blos zufällig darin markirter als die andern. Nach der Darstellung von Haime ]. c. tab. 62 fig. 6. ce würde man zwischen den Zitzen gekammerte Röhren vermuthen; allein dieselben fehlen entschieden. - Quenstedt, Röhrenkorallen. 4 98 Il, Röhrenkorallen: Aulopora. Aulopora tab. 147 fig. 1—11. (AvAö; Röhre) nannte Goldfuss (Petrefacta Germani 1829 I pag. 52) jene kriechenden und sich häufig gabelnden Röhr- chen, welche innen ohne Scheidewände ihre runde Mündung frei emporstrecken. Sie wurden von Linne nur anfangs zur Millepora, später zu den 'Tubiporen gestellt, von Pallas (Elenchus Zoophyt. 1766 pag. 248) dagegen noch im Sinne jener Zeit mit der lebenden Millepora liliacea zusammen geworfen. Daher figuriren sie auch bei Walch (Naturgesch. Verst. 1769 IL. 2 pag. 14) unter den Milleporite repentes, während Lamarck (Anim. sans. vertebr. 1816. 207) sie- sogar noch bei den Kettenkorallen Catenipora einreihte. Schlotheim (Petrefactenk. 1820 pag. 367) nahm für die „Kriechröhren“ wieder Tubiporites serpens auf. Der spätere Name Stomatopora Bronn’s (Lethaea geogn. 1837 I. 54) ist jetzt ziemlich vergessen. Dagegen hatte schon Lamou- roux (Exp. meth. Polyp. 1821 pag. 84 tab. 81 fig. 12) den Erynniennamen Alecto auf die kleinen jurassischen For- men übergetragen, welche Goldfuss zu seiner Aulopora stellte, während Steininger consequenter die Sache um- kehrte. Ueber wenige Versteinerungen sind wir seit dem vorigen Jahrhundert so sicher unterrichtet, als über diese, da sie bereits Linne’s Schüler Fougt (Ameenitates acad. 1749 I pag. 105 tab. 4 fig. 26) unter Millepora dichotoma, repens, teres, poris axillaribus solitariis eminentibus vor- trefllich beschrieb und auf das Deutlichste abbildete. Sie gehören seitdem zu den ausgezeichnetsten Leitkorallen des obern und mittlern Uebergangsgebirges. Aulopora serpens tab. 147 fig. 1—7. Goldfuss Petref. Germ. tab. 29 fig. 1 hat aus dem Rheinischen Devon eine Reihe der schönsten Exemplare von verschiedener Zellen- A II. Röhrenkorallen: Aulopora serpens. 99 grösse unter diesem schon von Linne gebrauchten Species- namen zusammen gefasst. Von der grosszelligen gaben ausser Fougt schon Walch (Nat. Verst. 1771 III pag. 179 Suppl. tab. VI* fig. 1) unter der Benennung milleporites repens und Schröter (Vollst. Einl. Verst. 1778 III pag. 467 tab. 8 fig. 5) sich auf obige Millepora liliacea berufend aus der Gegend von Bensberg gut erkennbare Zeichnungen. Das verleitete Milne-Edwards und Haime (Arch. Mus. V. 312) den Namen repens wieder hervorzusuchen, meinend dass er älter sei. Jedenfalls bedeuten beide Worte genau das Gleiche. Da- gegen nannte sie Lamarck nach der Porenstellung axillaris, weil die Röhren sich so miteinander verbinden, dass jegliche Mündung meist zwischen je zweien wie in einem Blattwinkel steht. Auf grossen Flächen, wo sich die Thiere ungestört ausbreiten konnten, schliessen sie sich zu mehr oder weni- ger regelmässigen Gittern, deren Entstehung vollständig zu begreifen man sich in das Fortwachsen einer Röhre ge- nau hineindenken muss: sie beginnt mit der Mutterzelle M, welche an ihrem Halse jederseits eine T'ochterzelle gebiert, die eben wieder in gleicher Weise Enkel- und Urenkel- zellen etc. erzeugen, bis sie endlich mit den Endzellen e absterben. Auf diese Weise könnten nur Gabeln (fig. 2) ‚niemals Gitter entstehen, wenn nicht Verbindungszweige v Mündungen verschiedener Stämme aneinander, ketteten. Aber alles das nun treu zu verfolgen und namentlich in Zeichnungen wieder zu geben, dazu gehört grosse Fertig- keit und gutes Material. Unter den Devonischen namentlich von Bensberg bei Cöln auf der rechten Rheinseite kann fig. 1 als Muster für die alte Linne’sche serpens angesehen werden. Sie sitzt auf einer grossen Calamopora spongites, hat meist sehr weite Gitter, von denen ich den grössern Theil abbilde. Im Allgemeinen strahlen von jedem Loche drei Arme aus, TE 100 II. Röhrenkorallen: Aulopora serpens. wovon die Mutterzelle am Loche etwas dicker ist, als die der beiden Töchter, was für die Beurtheilung der Wachs- thumsrichtung von Wichtigkeit ist. An mehreren Stellen zerriss die Decke, und dann kann man sehen, wie die drei Kanäle unmittelbar ineinander fliessen. Nur ein einziges Mal kommen vier vor, weil die Mutter drei fruchtbare Töchter hatte. Die Endzellen e liegen zuweilen sehr klar da, öfter jedoch macht die Erkennung der letzten Enden Schwierigkeit, es liegt noch vor der äussersten Oeffnung ein undeutliches Kalksubstrat, als wenn das Thier allmählig abgestorben wäre. Am Rande sind die bogenförmigen Schlingen (v v) interessant, sie schliessen die Gitter, sogar ohne dass eine Zelle im Knie % bemerkt wird. Am schwie- rigsten unterscheidet man die Verbindungszweige. Sie kön- nen dreierlei Beschaffenheit haben: 1) blind endigen, dann treten sie kaum an den Strang, mit welchen sie das Gitter schliessen, heran; 2) aneinander stossen, aber dennoch hart am Ende eine Zelle tragen; 3) endlich die Zellenmündungen verschiedener Stämme unmittelbar verbinden. Freilich ist die Entscheidung der Fälle oft schwer, und noch schwerer die erste Mutterzelle M zu finden, mit welcher der ganze Stock begann. Es können auch mehrere Mutterzellen vorhanden sein, wodurch dann nicht selten eine Ueber- wucherung und damit Verwirrung zu Stande kommt. Doch will ich in Aufzählung solcher Fälle nicht zu weitläufig wer- den. Feiner (gracilis) als fig. 2 kommen sie bei Bensberg nicht leicht vor, sie sitzen auf Astra porosa. Ohne ein Gitter zu bilden entsprossen sie deutlich von zwei Müttern m m, deren Einkel bei der kleinern und deren Urenkel bei der grössern sich erstmals gabeln.. Beide treten bei x (ver- grössert) zwar nahe zusammen, berühren sich aber nicht. Daneben ist eine noch dünnere Mutter u. nicht zu übersehen, die Tochterlos wieder abstarb. Goldfuss hält sie blos für A ee en Puh; BR II. Röhrenkorallen: Aulopora serpens, 101 kleinere Spielarten. Man könnte darüber streiten, allein gewiss ist, dass von diesen zarten bis zu den grössten alle möglichen Uebergänge stattfinden. Fig. 3 ebenfalls auf Calamopora spongites sitzend gehört zu den Formen mittlerer (minor) Grösse. Das meiste gehört zu der Mutter m, wovon ich drei Gitter des Anfangs etwas vergrössert (x) dar- stelle: das erste (7) Gitter wird deutlich durch eine Blind- röhre v geschlossen, es ist lang und wohl gebildet; kürzer aber ebenfalls blind ist der enge Schluss oben in dem zweiten (2); das dritte schliesst wieder ein Blinddarm von der rechten her; das vierte verkümmerte Gitter rechts neben 3 wird oben durch zwei hart aneinander gekittete Mün- dungen geschlossen ete. Die grösste Masse stammt von der Mutter m links. Rechts kommen dagegen einige dunkeler gehaltene Parthien herein, welche von andern Müttern her- stammen, wie man aus der Gabelung der Zellen sieht. Es ist nun immer von Interesse die Grenzen beider zu suchen, was wenigstens zuweilen möglich wird. Wieder etwas kleiner sind die Röhren fig. 4, welche ein dünnes Oyatho- phyllum czspitosum umschlingen. Darüber habe ich eine kleine Parthie x vergrössert gesetzt, welche von der Mutter m entspriugend oben ein Gitter Z verkehrt v-förmig schliesst, woran der linke Arm einem Blindschlauch entspricht. Die Endzellen e zeigen meist einen verkrüppelten Fortsatz. Fig. 5 ist wieder ein etwas dickeres Cyathophyllum czspi- tosum in hohe Röhrenhaufen eingehüllt. Die Hauptmenge läuft von oben spiralförmig um den Cylinder. Aber unten sitzen auch einige, die älter als die obern entgegengesetzt laufen, und daher von den obern bedeckt werden. Interessant ist die gebuckelte Kappe einer Stromatopora, welche sich auf die Röhrenmündungen legte, und die Thiere meist erstickte, nur einige vermochten die Schwammbuckel zu durchbohren, bis sie wahrscheinlich endlich auch erstickten. Trotz des 102 II. Röhrenkorallen: Aulopora serpens associata. Durcheinander kann man doch Stellen (x vergrössert) finden, wo man sieht, wie einzelne Zweige (ee) abstarben, während andere üppig fortwucherten. Der doppelte Kampf zwischen Stern- und Röhrenkorallen mit Schwämmen wird auf der Platte fig. 6 zu einem dreifachen. Denn trotz der geringen Dicke D besteht dieselbe aus zwei Lagen: aus einer dickern untern, welche Astr&a porosa angehört, wie man aus den Verticalstrichen und aus den Sternzellen (z vergrössert) am Öberrande sieht; darauf liegt eine dünnere Stromatoporen- schicht, welche die Astr&enzellen zum Theil erstickte. Dar- auf lagerten sich dann die Auloporenröhren, die abermals von einer Schwammschicht theilweis überrindet wurden, wo- durch auch sie erstickten, und nur mit Mühe noch einige Mündungen (x vergrössert) durchzubrechen vermochten. Die Röhren bilden hier zwar anfangs keine Gitter, aber in der Regel entspringen einer Mutter zwei Tochterzellen, nur dass alles gedrängt (associata) neben einander liegt. Höchst bemerkenswerth ist es dabei, dass man trotzdem von Zeit zu Zeit kleine Blindsäcke db (y vergrössert) findet, welche für den Gitterschluss von der Natur gleichsam parat gehalten wurden. Denn plötzlich treten die Gabeln rechts am Ober- rande auseinander, und würden beim weitern Verlaufe auch Gitter gebildet haben, wie das die Figur bei Goldfuss 1. c. tab. 29 fig. 1.b an einem ganz ähnlichen Exemplare zeigt. Dass die geöffneten Gabeln demselben Individuum ange- hören, darüber findet kein Zweifel statt. Wir haben daher hier den handgreiflichen Beweis, dass die verschiedene An- ordnung der Röhren nicht zu besondern Species berechtigt. Noch weiter geht das Gedränge (acervata) bei fig. 7 von Bensberg, hier kann man in den Haufen unten die Ent- wickelung der runden Zellenmündungen auseinander nicht mehr wahrnehmen, da sie sich nur mit kurzen Röhren aus der Fläche erheben. Oben scheinen nun zwar einige sich FIR = Ds II. Röhrenkorallen: Aulopora serpens acervata, conglomerata. 103 plötzlich zu strecken, und gabelförmig auszubreiten, allein die Sache ist nicht so klar, wie bei der Nachbarin fig. 6. Denn die gestreckten Zellen sind etwas kleiner und grauer, und da der Auswuchs nicht mit ganzer Bestimmt- heit nachweisbar ist, so muss man die Zusammengehörig- keit dahin gestellt sein lassen. Frei wuchsen dagegen die Bündel der Aulopora conglomerata fig. 8 Goldf. 1. c. 29. 4 empor, wie unser Stückchen von Bensberg deutlich zeigt. Die Röhren sind aussen etwas striemig und endigen frei mit runden scharfkantigen Mündungen. Unten « am abgebrochenen Ende stehen blos fünf Röhren, die auf den Seiten zwar schnell endigen, aber nach innen Tochterzellen aussenden. Ausserdem schieben sich sofort Brutzellen nach Art der Favositen dazwischen, wodurch die schnelle Ver- mehrung des Stockes sich leicht erklärt; oben endigt blos das rechte Zweiglein mit sechs ganzen Zellen, die beiden andern brachen ab, und lassen nur die Lumina der Röhren sehen. So bildeten sie faustgrosse Haufen mit vielen Zwi- schenräumen, die gereinigt Licht durchfallen lassen. Die schwarzen Kalke von Rittberg tab. 147 fig. 9. 10 bei Ollmütz in Mähren, den Eifelerkalken durchaus gleichstehend, sind zwar auch vielfach durch Auloporen ausgezeichnet, allein die Erfunde bleiben meist undeutlicher: fig. 9 gibt das Oberende eines Cyathophyllum, welches oben wie auf der Seite mit lauter runden Zellenmündungen bedeckt ist, die sich unmittelbar aus einer scheinbar glatten Grundmasse erheben, worin sich der Verlauf der Röhre nicht im mindesten mehr verfolgen lässt. Die Thierchen scheinen die Löcher wie aus einem Wasserniveau hervorzustrecken (emergens), so dass wir da- mit das Extrem erreicht haben. Die kleinzelligen fig. 10, theils in Haufen theils in Gittern, liegen auf einem glatten Steinkerne des merkwürdigen Euomphalus cameratus (Epochen 104 I. Röhrenkorallen: Aulopora spicata, arachnoidea. Quenstedtia. der Natur 1861 pag. 73), dessen Spitze weit hinab gekammert sein musste, wie das schöngerundete Ende e der Wohnkammer beweist. Die Schalen der Röhrchen liegen hier so hart auf der Steinkernmasse, dass man fast annehmen muss, der Euomphalus war schon ein Steinkern als die Auloporen sich darauf setzten, und doch hat die Annahme einer Umlage- rung solch tausendfach vorkommender sonst wohl erhaltener Schnecken ihre unübersteiglichen Schwierigkeiten. Die Lage der gedrängten Zellen (x vergrössert) gleicht ganz der Aulo- pora spicata Goldf. ]. c. 29. 3, nur sind sie entschieden feiner, es wäre also eine spicata minor. Aus den Gothländerkalken stammt schon die alte Ab- bildung von Fougt pag. 98. Hisinger (Lethxa Suec. pag. 95 tab. 27 fig. 1) hat dann eine weitere von mittlerer Porengrösse unter serpens abgebildet. Ebenso kommen sie in verschie- denem Oaliber aus den englischen Dudleykalken (Murch. Sil. Syst. tab. 15 fig. 6—9). Milne-Edwards und Haime (Arch. Mus. V. 274) erklären dieselben für junge Syringoporen, was mir auffällt. Aus Amerika hat Rominger (Geol. Surv. Michi- gan III tab. 33) mehrere ausgezeichnete Formen photo- graphirt. Dort beschrieb schon Hall (Pal.. New-York I pag. 76 tab. 26 fig. 6) eine Aulopora arachnoidea tab. 147 fig. 11 aus dem Trentonkalk, die zu den zartesten Zweigen gehört, welche man kennt, und insofern schon als ein Vor- läufer der jurassischen Formen betrachtet werden könnte. Ehe ich zu diesen schreite, will ich noch einige Nebenformen erwähnen: Quenstedtia umbellifera tab. 147 fig. 12 Rominger Geol. Surv. of Michigan 1876 II pag. 71 tab. 35 fig. 3 aus dem Corniferous Limestone von Port Colborne in Westcanada, wo sie häufig sein soll,‘ wurde früher von Billings zur Aulopora gestellt. Wie unsere Copie zeigt, so sind es gestreckte Einzelröhren, welche sich durch Gem- 2 II. Röhrenkorallen: Cannapora. Fletcheria. 105 mationen vermehren, die meist im Wirtel stehen. Da die Unterenden der Jungen eine Zeitlang mit einander verbun- den bleiben, so schwellen die Wirtelstellen zu Knoten an, bis die Röhren sich frei nach aussen biegen, und wieder neue Wirtel treiben. Die Röhren sollen innen sparsame Scheidewände und gestachelte Längsrippen haben. Die Tochterröhren stehen mit der Mutter nur durch eine feine Oeffnung in Verbindung, daher werden zuweilen auch sonst noch Verbindungsöffnungen mit der Mutter und der Jungen unter einander gefunden. Cannapora juneiformis tab. 147 fig. 13—15 Hall Pal. New-York II pag. 43 tab. 18 fig. 1 (x&vvx Rohr) aus der Clintongruppe von Ontario. Nach unserer Copie zu ur- theilen gleichen sie im Ansehen ächten Favositen, aber die Röhren sind voneinander getrennt, und äusserlich in regu- lären Abständen „by transverse septa“ miteinander ver- bunden. Einige gut erhaltene Röhren (x vergrössert) sollen zwölf Strahlen zeigen, andere (y vergrössert) hohl sein. Hall vergleicht sie ausdrücklich im Ansehen mit der leben- den Tubipora purpurea, nur dass die Fossilen nicht leicht so grosse Röhren bekommen. Obwohl die Grösse der Zellen nach den Copien fig. 14. 15 von Rominger ]. ce. tab. 38 fig. 4 sehr variirt, so zeigen die Bilder doch deutlich, wie die Röhrchen alle getrennt emporsteigen. „Diaphragms are not often developed, direct transverse, and not funnel-shaped as in Syringopora.*€ Rominger erinnert hierbei an die Aehn- lichkeit mit Fletcheria tubifera tab. 147 fig. 16 Milne-Edwards und Haime Arch. Mus. V pag. 300 tab. 14 fig. 5 von Goth- land, die Hisinger (Leth&a Suec. pag. 96 tab. 27 fig. 3) schon unter Syringopora abhandelte. Sie haben trompeten- förmige aufrechte Röhren, aus deren erweitertem Kelche die Jungen hervortreten (gemmation calicinale). Alle stehen 106 II. Röhrenkorallen: Columnaria, frei, zeigen sehr deutliche glatte Querscheidewände und nur sehr rudimentäre Wirtellamellen. Columnaria tab. 147 fig. 17. 18 nannte Goldfuss Petref. Germ. pag. 72 ursprünglich grosse dünnwandige Säulen vom Senecasee in New-York, verwechselte damit aber auch wirkliche Cyathophylien. Die Wände sind zwar bestimmt, aber so dünn, dass man sich nicht immer von der Zwischen- grenze überzeugen kann. Trotz dem favositenähnlichen Ansehen sollten sie weder Querscheidewände noch Verbin- dungsporen haben. Haime (Arch. Mus. V. 308) gab jedoch Querscheidewände an, und Rominger (Geol. Surv. Michigan III pag. 90 tab. 34 fig. 2) zeichnete auf einer kleinzelligen alveolata aus dem Dolomite der Trenton strata am Esca- naba River (Huronsee) so viele und deutliche Wände, dass man sie von unserm Favosites hemisph&ricus pag. 27 tab. 144 fig. 1 in Abbildungen nicht unterscheiden kann. Da bliebe dann der Mangel an Verbindungsröhren das einzige Krite- rium für die Unterscheidung, aber das ist gerade dasjenige Merkmal, was am leichtesten sich der Beobachtung entzieht. Eine andere Schwierigkeit bilden noch die Wirtellamellen, welche zum Theil sehr gross werden, was Hall (Paleont. New- York I pag. 275 tab. 75 fig. 1) mit Favistella stellata be- zeichnete, Haime aber bei Columnaria unterbrachte. Diese Schwierigkeiten alle zu bewältigen, ist nicht immer möglich. Die Copie von alveolata fig. 17 Rominger |. c. tab. 34 fig. 1 zeigt die ungleichen Zellenmündungen mittlerer Grösse aus der Trentongruppe auf St. Joseph Island im Huronsee, die zahlreichen Wirtellamellen ragen daran nur wenig hervor. Die Copie von stellata fig. 18 Rominger 1. c.28. 1 aus der Niagara- gruppe am Point Detour im Huronsee zeigt gleichmässig grosse Zellen mit markirtern Wirtellamellen, die zum Theil tief zum Centrum dringen, und den Anlass zur Favistella gaben. I. Röhrenkorallen: Aulopora dichotoma. 107 Auloporen der jüngern Formationen. Wenn auch nicht so schön und kräftig wie im ältern Gebirge, so kommen doch kleinere Species noch später vor, Dana (United States Expl. Exp. 1848 VIII pag. 66 und pag. 631 tab. 59 fig. 5) bildet sogar eine rothe lebende A. tenuis aus dem Stillen Ocean ab, die an Grösse den devonischen wenig nachsteht. Wie oben pag. 98 erwähnt nannte Lamouroux kleine dicho- tome Zweige auf Terebratula digona aus dem Braunen Oolith von Caen Alecto diehotoma. Goldfuss Petref. Germ. pag. 218. 245 nahm den Speciesnamen für ähnliche Formen aus unserm Weissen Jura zwar wieder auf, brachte sie aber beim Greschlechte Aulopora unter, zumal da Leach (Echino- dermen IV pag. 163) Alecto schon für Comatula verwerthet hatte. Lässt sich auch über diese winzigen Dinge, die man beim Sammeln grösserer Petrefacten leicht. übersieht, nicht viel sagen, so sind sie doch eigenthümliche Nachzügler ihrer grösseren Vorgänger. Für Bryozeen möchte ich sie bei der schlagenden Verwandtschaft nicht halten, wenigstens darf man sie von devonischen Formen nicht geschlechtlich trennen. Denn wollte man die einen von den Korallen streichen, so nothwendig auch die andern. Unsere Aulopora diehotoma tab. 147 fig. 19 Goldfuss 1. c. 65. 2 aus dem \Weissen Jura y von Weissenstein sitzt auf einer biplicaten Terebratel. Bei den meisten kann man die Mutter- zelle a (A stark vergrössert) nachweisen, da sie unten blind endigt und meist gut erhalten ist. Die Gabelung tritt zwar nicht bei allen ein, die Mündungen folgen dann in unbe- stimmter Zahl auf dünner Röhre hinter einander; aber wo sie gefunden wird, ist sie sehr bestimmt. Die Zellen ver- engen sich dann am Ursprung sichtlich, um sich gleich darauf zu erweitern. Zur Gitterbildung kommt es sichtlich nicht, wenn solche scheinbar vorhanden ist, so folgt sie aus Ueberlagerung nachbarlicher Zweige. Bei starker Ver- 108 II. Röhrenkorallen: Aulopora intermedia, orbiculata. grösserung A meint man beim Benetzen zarte Pünktchen wahrzunehmen. Aulopora intermedia tab. 147 fig. 20 Goldf. 1. c. 65. 1 aus Weissem Jura «x vom Böllert bei Balingen ist etwas dicker und mit runzeligen Anwachsringen (y vergrössert) be- deckt. Die engere Mündung ragt etwas stärker hervor. Für wesentlich halte ich solch kleine Unterschiede nicht. Gold- fuss zeichnet sie mit vielen Gittern, doch scheinen auch hier die meisten nicht von Verwachsung herzustammen, ob ich gleich dieselbe nicht ganz läugnen will. Fliessen die Röhrchen dieser beiden dichotomen Formen zusammen, so entsteht Cellepora orbieulata tab. 147 fig. 21—23 Goldfuss Petref. Germ. pag. 28 tab. 12 fig. 2 aus dem Weissen Jura «—y. Gewöhnlich sind es runde Scheibehen mit einer concentrisch gestreiften Unterlage, die häufig am Rande wie eine zarte Haut (Limbus) noch hervorschaut. Hier pflegt sich das Scheibchen auch etwas zu verdicken und feinere Brutzellen so herauszustrecken, dass man meinen sollte, es bestäinde aus mehreren Zellenlagern übereinander. Was nun aber die Dicke der Röhrchen betrifft, so nehmen sie ein ziemlich verschiedenes Ansehen an, und doch mag ich sie nicht scheiden; fig. 21 vom Böllert hat stark hervor- ragende Löcher, die schon mit blossem Auge in ihren Um- rissen erkannt werden. Dann scheint unten noch ein gutes Stück der Säule durch (x vergrössert), so dass man oftmals deutlich gewahrt, wie eine Mutter zwei Töchter gebiert, ganz analog der devonischen associata fig. 6. Nur am äussersten Rande innerhalb des zarten Limbus kommt eine Lage kurzer Schlusszellen, die zu mehreren deutlich je aus der nächsten grössern Mutter entspringen; fig. 21. a vom Böllert hat etwas feinere Röhren (%y vergrössert), der. Limbus ist besonders breit, und da er auf einem Schwamme liegt, er II. Röhrenkorallen: Aulopora orbiculata, divaricata. 109 so scheinen dessen Fasern deutlich durch. Die kleinen Schlusszellen bilden hier zwei Lagen übereinander, ınan kann daher ihren Ursprung von den grössern Mutterzellen nicht mehr verfolgen. Die Umsäumung (limbata) ist jeden- falls etwas sehr Characteristisches. Einmal fand ich im Ornatenthon von Pfullingen tab. 147 fig. 22 ein freies dünnes Scheibchen, was unten « eine deutlich gestreifte Hüllmasse hat, während oben die runden Mündungen wie ein Reibeisen hervorragen. Der Saum aussen ist zwar sehr schmal, aber hebt sich bestimmt von der Zellengruppe ab. Aehnliche Scheibchen aus der Weissen Kreide nannte Orbigny (Paleont. france. Terr. eret. V pag. 823 tab. 641 fig. 5—8) Diastopora (Discosparsa) simplex. So gelangen wir durch alle möglichen Zwischenstufen zu den feinsten Zellen fig. 23 aus Weissem Jura y von Gosbach am Fils- thale (Oberamt Geislingen). Der Limbus fehlt hier, und die Poren nimmt nur das schärfste Auge so eben noch wahr, die Zellenmündungen (z vergrössert) ragen zwar deutlich über die Fläche hervor, sind aber unter einander zu einer glatteır Fläche verschwommen, ganz wie bei emergens fig. 9, nur im verkleinerten Massstabe. In dieser Entwickelung aufgefasst sind die Dinge unzertrennbar. Vergleiche hier noch die Abbildungen im Jura tab. 81 fig. 71. 72 und 75. 76. Ganz ähnliche Gebilde setzen nun auch nach oben fort. Beispielsweise erwähne ich nur die Erfunde vom Rautenberge bei Schöppenstedt tab. 147 fig. 24. 25, welche über mittlerm Lias liegend den Gebilden der untern Kreideformation, dem Hils, angehören (Wiegmann’s Archiv 1856 I. 254—256), worin ich diese kleinen Dinge auf Auster- schalen sitzend schön im Herbste 1334 fand und sammelte. Später hat sie der verstorbene F. A. Römer (Verst. Nordd. Oolithengeb. Nachtrag 1859 tab. 17) benannt und beschrie- ben. Auf dem Bruchstücke fig. 24 sitzen fünferlei hierher- 110 II. Röhrenkorallen: Aulopora divaricata, crassa. gehörige Schmarotzer nebeneinander: 7—3 Aulopora divari- cata Römer 17. 3 hat noch den Habitus von dichotoma (xı vergrössert), die zarten Stränge sind blos etwas breit- licher, und die Punktation (y stark vergrössert) vielleicht noch deutlicher. Da heisst es eben immer andere Formation, andere Species. Auch die andern Individuen 2 und 3 (2. xs vergrössert) weichen nicht wesentlich ab, es kommt dabei immer darauf an, die Mutterzellen zu finden, sonst verwirrt man sich in dem Lauf. Daneben liegen nun wieder, ganz wie im Jura, die kreisförmigen Platten, von denen 4 Aulo- pora flabelliformis Römer 17. 4 genannt wird, da die Röhren denen von divaricata gleichen, namentlich auch feinpunktirt sind (zı vergrössert). Man kann sie daher nur als Varietät betrachten. Wenn das aber ist, so muss nothwendig auch Cellepora polystoma Römer 17. 6 dazu gehören. Ebenso unsere 5 (25 vergrössert), wenn auch die Zellen etwas kleiner sind, und sich nicht verfolgen lassen, sondern nur mit erhabenen Mündungen aus der Ebene hervorragen. Etwas wesentlicher verschieden erscheint in fig. 25 Aulopora crassa Römer 17. 5, welche wie die Vergrösserung yı zeigt viel breiter wird, und die einzelnen Zellen nicht mehr ver- folgen lässt. Die kleinen runden Mündungen treten schein- bar irregulär aus der gestreiften gemeinsamen Oberfläche hervor. Sprengt man jedoch diese weg, so hat jede ihren verborgenen länglichen Zellenlauf. Der kleinere Zweig 3 daneben hat im Grunde denselben Bau, nur dass die Mün- dungen viel feiner, und mit blossem Auge kaum gesehen werden. Ich mag sie daher nicht besonders benennen. Sie steht im Kampfe mit ihrer Unterlage, die aus einer fein- punktirten Platte (0) besteht, welche kaum über 1 mm (s) Dicke erreicht. Römer wird sie wohl unter Alveolites begriffen haben, ich würde sie wegen ihrer Blechform Chatetes lamnula heissen. Auf der vergrösserten Unter- II. Röhrenkorallen: Auloporen im Braunen Jura. all seite x nimmt man zwischen und über den Rauhigkeiten markirten unter einer zarten Hülle verborgenen Längslauf feiner Röhren wahr, die dann plötzlich ihre winzigen Mün- dungen (y. 2) nach oben richten. Einen zierlichern Bau kann man nicht leicht finden. Es klebt dann aber auf diesem kleinen Stücke noch ein weiteres scheibenförmiges Wesen, welches der crassa zur Unterlage dient. Hier treten aus einer glatten Oberhaut (y. 2) weitläufig gestellte runde Löcher her- vor, die an Grösse mit 3 stimmen. Wo die Haut verletzt ist, bemerkt man Ränder von excentrisch ausstrahlenden Röhren, die wieder den Charakter der Auloporen an sich tragen. Da wird offenbar, wenn man nicht auf Gerathewohl Species machen will, die Entscheidung schwer. Selbst in der Kreide wiederholen sich solche Dinge. Doch kehre ich zurück zum Braunen Jura tab. 147 fig. 26, wo ich aus Delta die Oberfläche einer Ostrea cristagalli von Aalen in Betracht ziehen will. Wie ein Blick auf die Vergrösserungen &1ı—5 zeigt, so haben wir es wieder mit einem ähnlichen Kreise von Formen zu thun: xı mit den feinsten Röhren weicht wohl nicht wesentlich von Aulopora dichotoma ab, wenn man nicht spitzfindig sein will, so kann man sie als die Vor- gängerin ansehen: x2 liegt wieder schlank da, sie scheint zwar wie intermedia Gitter zu bilden, aber genau betrachtet meint man mehrere Mutterzellen nachweisen zu können; %s wird dagegen durch ihre Breite und unsichere Poren- stellung der crassa schon ähnlicher; man könnte sie sub- crassa heissen, wenn nicht die Endzellen dünner, und damit den andern wieder ähnlicher würden, namentlich der gebün- delten xı Aulopora compressa Goldf. Petref. Germ. pag. 54 tab. 38 fig. 17, der einzigen sehr kleinporigen, welche Graf Münster im fränkischen Thoneisensteine des mittlern Brau- nen Jura gefunden hatte. An unserer erkennt man die 0% II. Röhrenkorallen: Auloporen im Brauner Jura, Zellen noch bestimmt mit blossen Augen, und sieht wie sie von einer einzigen Mutterzelle sich schnell fächerförmig ver- mehren. Wenn diese Vermehrung weiter schreitet, so ent- steht eine runde Scheibe &5, in deren Centrum die Mutterzelle noch erkannt wird. Es ist diese fächerförmige Bildung im Braunen Jura gewöhnlich leichter erkennbar, als im Weissen. Wenn daher irgend eine den Namen flabellulum (Fächer- chen) verdiente, so diese. Mit welcher Schärfe das selbst auf breiten Flächen hervortritt, zeigt tab. 147 fig. 27 auf der Innenseite einer Ostrea eduliformis von Dettingen bei Urach. Mit Serpula limax bedeckt und von dichotomen Stäben einer Vioa durchbohrt breitet sich das Thierchen scheinbar regellos wie ein zarter gelber Schleier über alles hin. Aber schon mit blossem Auge erkennt man im Üen- trum die Mutterzelle (« vergrössert), aus welcher die hun- derte von Nachkommen hervorgingen, die dann unter der Mutter in einer noch erkennbaren Medianlinie ihre Mün- dungen schief aneinander stossen. Am Rande r (R ver- grössert), wo es zum Absterben geht, nehmen die Röhrchen öfter ein anderes Aussehen an, ja sie schneiden sich sogar unter den verschiedensten Richtungen, so dass scheinbar ein Wirrwarr entsteht, der aber dennoch stets auf die Mutter- zelle hinweist. Nun kommt es aber auch vor, dass eine zweite Mutter 9 (@ vergrössert) sich auf der Nachkommen- schaft der ersten ansetzt, und dann an der Grenze (G M) beider scheinbare Verwirrung erzeugt. In unserm Falle sind die Zellen von @ kleiner als von M, was eine scharfe Trennung ermöglicht, auch sieht man, wie sich die kleinern Röhren über die grössern hinweglegen. Ich habe schon im Handb. Petrefactenk. 1852 pag. 637 tab. 56 fig. 11. 12. 24 auf solche Bildungen aufmerksam gemacht. Ohne Zweifel gehört Berenicea diluviana Lamouroux (Expos. method. Polyp. 1821 pag. 81 tab. SO fig. 3. 4) aus dem II. Röhrenkorallen: Auloporen des Lias. 113 Braunen Oolith von Caen dazu, welche dieselben kleinen Scheiben wie unsere schwäbischen zeigt, wenn auch die sonstige Zeichnung nicht treu dargestellt sein mag. Das Geschlecht ist aber nach einer im Mittelmeer lebenden Bryozoe gemacht. Die Dinge erscheinen schon ganz ähn- lich im Lias tab. 147 fig. 28. 29. Auch hier sieht man ge- wöhnlich eine Mutterzelle, von welcher aus die andern sich schnell zu porenreichen Strängen entwickeln. Oefter kann man sehen, wie die Gruppen von mehreren Punkten aus- gehen, und in ihrem Laufe zusammen kommen. In der Organisation der Röhren werden jedoch keine wesentlichen Unterschiede bemerkt: fig. 28 sitzt auf einem Belemnites paxillosus aus Lias $ von Boll. Ein ähnliches Bild gab ich schon im Hdb. Petref. 1852 tab. 56 fig. 10 unter Aulopora liasica. Die Mutterzelle m zeigt sich als markirte Anfangs- spitze, die dann schnell breite Flächen bedeckt, aber sich von Zeit zu Zeit wieder zusammen zieht (x vergrössert), als wenn neue Mutterzellen sich einsetzten. Die Unterlage (U vergrössert) muss äusserst dünn sein, denn wenn die Oberseite mit der runden Oeffnung wegfällt, so bleiben läng- liche Maschen zurück, welche rings geschlossen blos im Um- riss von erhabenen Rippen umgrenzt werden, auf dem Boden dagegen den nackten Belemniten zeigen. Fig. 29. a. b sitzen dagegen auf einem Steinkerne von Ammonites jurensis, ihre Züge sind nicht so breit als vorhin, aber äusserst zier- lich geordnet. Ragen auch die Mündungen etwas steiler hervor (y vergrössert), so kann man den Zug der Röhren doch wahrnehmen, und darnach beurtheilen, von welcher Mutter sie herkommen: so sieht man deutlich, dass a aus einer Mutter entsprosste, während 5 zwei Müttern angehört, wie die Richtung der Zellen (z vergrössert) und die spitzen Anfänge beweisen, der Zellenlauf von 7 ist daher dem von 2 Quenstedt, Röhrenkorallen. 8 114 II. Röhrenkorallen: Syringopora. gerade entgegen gesetzt. Ich muss hier ausdrücklich darauf aufmerksam machen, wie typisch ähnlich Idmonea elegans d’Orbigny Pal6ont. france. terr. cret. V pag. 856 tab. 634 fig. 1. 2 aus der Weissen Kreide von Meudon noch. ist, ja wenn man die Bilder auf den Tab. 633—637 mit unsern jurassischen vergleicht, so staunt man über die Gleichheit der Entwickelung. Hier wird die Fülle neuer Namen uns förmlich zum Ueberdruss. Es mag richtiger sein, diess alles bei den Bryozoen abzuhandeln, wie schon Milne-Edwards (Ann. Scienc. nat. 2 ser. 1838 Tom. IX pag. 223) mit den schönen Formen von Caen gethan hat, aber dann gehören auch nothwendig die grossen Auloporen des Uebergangsge- birges dahin, und nicht, wie derselbe Forscher (Archives du Museum V. 287) annahm, zur nm abe a Selle Nr En ne Er ng Syringopora tab. 147 fig. 30—46. Diese characteristischen Röhrenbündel führen uns wie- der zu den grössern Stöcken, welche Parkinson (Organ. Rem. form. World 1803 II pag. 11 tab. 1—3) bereits aus- führlich beschrieb, und deren Verwandtschaft mit der lebenden Tubipora musica schon der berühmte Diluvianist Woodward erkannte. Linne und Walch (Naturg. Verst. 1771 III pag. 195 Supplem. tab. VI. f fig. 1) stimmten der Ansicht bei. Daher liegen sie auch bei Schlotheim (Petref. 1320 pag. 368) unter Tubiporites versteckt, eine Benennung, die Parkinson 1. c. pag. 12 mit ganzer Be- stimmtheit einzuführen suchte, zumal da er meinte, sogar die rothe Farbe (slight reddish hue) der lebenden noch daran nachweisen zu können. Ganz vorzüglich hob er die Ver- kieselung hervor, und bewunderte die Macht der Natur, welche solche „astonishing changes“ im Laufe längst ver- gangener Zeiten mitten im Kalke habe zu Stande bringen II. Röhrenkorallen: Syringopora reticulata. 115 können 1. c. pag. 19. Goldfuss (Petref. Germ. pag. 75) wollte durch seine neue Benennung auf die Röhrengestalt (sögry&) hinweisen. Die Röhren liegen frei da, und sind unter einander nur durch dünne hohle Aestchen verbun- den. Harmodites (&pw.ödıos zusammenpassend) von Fischer in Moskau war in dieser Beziehung weniger bezeichnend. Die Querscheidewände bilden scheinbar tiefe Trichter, welche in der Mitte zusammenwachsend die Täuschung einer Cen- tralaxe hervorbringen. In der That aber geht durch die ganze Röhre ein Üentralkanal, der die krummen Quer- scheidewände wie ein Sypho durchbricht. Bei den ver- kalkten Gothländern bemerkt man auf der Innenwand öfter sehr niedrige wirtelständige Rippen. Besonders einladend sehen die verkieselten Nordamerikaner aus, aber für die Beobachtung des zartern innern Baues sind sie weniger ge- eignet, dazu bedarf man der Schliffe von verkalkten. So leicht im Allgemeinen die Bestimmung des Geschlechtes ist, so schwer wird das sichere Erkennen der vielen Species, deren Mannigfaltigkeit aus den photographischen Bildern von Rominger (Geol. Surv. Michigan tab. 30—32) uns am klarsten wird. Ich beginne mit einem Prachtexemplare von Syringopora retieulata tab. 147 fig. 30 Goldf. 25. 8 aus dem Bergkalke von St. Louis, das ich Herrn Mohr in Cincinnati verdanke. Die verkieselten Aeste liegen alle so frei, dass man zwischendurch sehen kann. Denn sie stecken in einem Lehm, den ich vollkommen herauswaschen konnte. Die glatte Aussenfläche zeigt zierliche Anwachsstreifen, auch _ treten die Silificationspunkte nicht hervor, so dass der Um- riss keine Störung erlitt; das Innere erfüllen jedoch polari- sirende Bergkryställchen, zwischen denen die Scheidewände unsicher durchgehen. Die Brutröhren gehen seitlich von der Mutter etwas verengt ab, und erreichen dann aber schnell die Normalgrösse. Es kam daher die Vermehrung 8* 116 II. Röhrenkorallen: Syringopora ramulosa. nur durch Knospung und nicht durch Dichotomie zu stande. Die kurzen Seitenkanäle (x vergrössert), welche die Röhren öfter miteinander verbinden, scheinen nicht unmittelbar in einander überzugehen, sondern es zeigt sich gewöhnlich eine markirte Einschnürung dazwischen, als wenn zwei Knoten sich begegneten und einander drückten. Wo das häufig geschieht entsteht eine Art Gitter, worauf der Name anspielen soll, was aber keineswegs von besonderer specifi- scher Bedeutung ist. Am Oberende o sind viele Zellen abgebrochen, sie erscheinen dann diekwandig ihnen mit Quarz erfüllt. Nur selten bemerkt man einen Ring, der auf die Querscheidewände hinweist. Andere Zellen sind dagegen trichterförmig tief, endigen dünnwandig, und geben das wahre Bild der natürlichen Enden (y vergrössert). Etwas grösser sind die Röhren von Syringopora ramulosa Goldf. 1. c. 25. 7, von der ich tab. 147 fig. 31 ein Stück- chen copire, der vergrösserte Längsschnitt % gibt die trichterförmigen unten offenen Querscheidewände schon sehr deutlich an. Da beide zusammen im Bergkalke von Olne im Limburgischen vorkommen, und in allen wesentlichen Kennzeichen, ausser der etwas verschiedenen Dicke über- einstimmen, so wird es oft schwer, die Grenze dazwischen zu ziehen. Tab. 147 fig. 32 ist ein Theil eines grauen Kalkes, den ich schon vor vielen Jahren in Essen kaufte und der wahrscheinlich aus dem Bergkalke von Ratingen stammt. Die Röhren sind nur unmerklich dünner als von reticulata, und ihre brockliche weisse Masse sticht gegen die dunklere Farbe des weichen Gesteins sehr ab, man kann daher mittelst Kratzens oder Schleifens die innere Textur leicht darlegen: auf dem Querbruch der Röhren (y vergrössert) sieht man fast bei allen im Centrum einen kleinen Kreis von verschiedenem Durchmesser, es ist der Querschnitt des Trichters. Ist noch die Andeutung einer II. Röhrenkorallen: Syringopora perelegans, vertieillata. 117 zweiten oder gar dritten Linie vorhanden, so deutet das auf Schnitte mehrerer Trichter in der Lage hin. Die Längs- schnitte (z vergrössert) bestätigen das vollkommen, wenn auch zuweilen in den Linien scheinbar etwas Verwirrung eintreten mag. Man hat hier bei der Weichheit des Gesteins die Sache ganz in der Hand, ich konnte die Verbindungs- röhre mit ihrem Hohlraum zwischen 7 und 2 völlig blos legen, und erkennen wie die offenen Centralkanäle unmittel- bar damit zusammen hingen; 2 habe ich minder tief ge- kratzt, da kamen dann concave Scheidewände zum Vorschein; 3 liess dagegen die Trichter genau im Medianschnitt sehen, während der Ausgang der Verbindungsröhre noch hinter einer Linie liegt, die mit dem kleinsten Kratz weggenommen werden könnte. Im Corniferous Limestone von Westcanada kommen eine Menge verkieselte Species vor, die in Beziehung auf Dicke der Röhren ähnlich varüren, wie unsere Europäi- schen. Ich will von den vielen Namen nur Syringopora perelegans tab. 147 fig. 33 Billings herausgreifen, wovon Rominger 1. c. 31. 4 Bilder gibt, die typisch sich kaum von retieulata ‚unterscheiden. Wenn es einen Unterschied gibt, so sind die Verbindungsröhren länger und dicker, wo- durch in uns öfter das Bild von Aulopora serpens erweckt wird. Aber so roh auch die Erhaltung im Innern sein mag, man sieht doch meist noch einen besondern Ring (z ver- grössert) im Querschnitte des Trichters, welcher mit grosser Gesetzlichkeit sich dem Rande nähert, als wenn wie bei Orthoceratiten Species mit centralem und randlichem Sipho vorkämen. Syringopora Maclurei von dort hat nur etwas dickere Röhren, denn der „Sypho“ innen behält dieselbe randliche Lage. Wie wichtig für die Bestimmung das Lager wird, zeigt Syringopora vertieillata tab. 147 fig. 34 verkieselt aus dem 118 II. Röhrenkorallen: Syringopora verticillata, nobilis. Dolomit der Niagaragruppe von Drummond’s Island im Huronsee, welche Goldfuss Petref. Germ. tab. 25 fig. 6 an die Spitze des Geschlechtes setzte, und wovon ich ein Stückchen copire. Einige der dicken Stäbe zeigen aller- dings eine unbestimmte Zahl von Röhren, die im Wirtel stehen, aber schon die prächtige. Abbildung bei Rominger (Geol. Surv. Michigan tab. 30 fig. 1. 2) lässt sie viel weniger hervortreten, und dabei sind die Röhren des einen Exem. plars bedeutend dünner als die vom andern. Von den dünnen erhielt ich unter dem gleichen Namen tab. 147 fig. 35, man würde dabei nicht an eine Vergleichung mit dem Goldfuss’schen Bilde denken, wenn nicht der Fund- ort dazu veranlasste. Ich bilde von dem mehrere Pfund wiegenden Dolomit, der leider in kalter Salzsäure sich nur schwer löst, Proben von drei Seiten ab: fig. 35. s zeigt einige der in die Länge gezogenen Röhren, welche sehr knorrig sind, und wovon eine drei gleich dicke Zweige aus einem Punkte treibt, von wirtelständigen Verbindungsröhren sieht man nirgends etwas. Oben 0 stehen die Röhrenmün- dungen sehr zerstreut, mit sehr verschiedenem Lumen, nur hin und wieder sind zwei in gewöhnlicher, Weise durch einen dünnen Nebenkanal verbunden. Unten « treten zu- fällig die Nebenzweige, welche zu drei aus einer Mutter entspringen, so vielfältig in Seitenverbindung, dass man an die Netze von Auloporen erinnert wird. Von Trichtern und Querscheidewänden ist kaum irgend etwas angedeutet, höchstens nimmt man einen grossen Ring im Innern wahr. So kommen wir allmählig zur Syringopora nobilis tab. 147 fig. 40 Billings, die ver- kieselt im Corniferous limestone gefunden wird, von wo sie auch unter die Diluvialgeschiebe (Drift) von Ann Arbor ge- rieth, wie die Copie von Rominger ]. c. tab. 32 zeigt. Die glatten mit Anwachsstreifen bedeckten Röhren erreichen Fr Ti wen ty Air, wo Ins N, x ‚ II. Röhrenkorallen: Syringopora bifurcata. 119 einen Durchmesser bis zu 8 mm, und sind durch lange Röhrchen miteinander verbunden. Auch hier verrathen die dünnwandigen offenen Zellenmündungen wenig vom innern Bau. Man könnte an ein Haufwerk von Serpula denken, wenn die Seitenlöcher sich nicht von Zeit zu Zeit zeigten. Allen die sehr ähnliche Syringopora abdıta tab. 147 fig. 41, welche ich von Haime Arch. Museum V pag. 295 tab. 15 fig. 4 aus dem Devon von Nehou (Manche) copire, zeigt innen 0 die schönsten Trichter, und dürfte an Grösse den Amerikanern nur wenig nachstehen. Sie scheinen daher zum Studium des Innern ganz besonders geeignet. Syringopora bifureata tab. 147 fig. 36—39 Lonsdale (Murch. Silur. Syst. pag. 685 tab. 15. bis fig. 11) von Dudley und Gothland liefert wieder ein lehrreiches Beispiel, wie man nach Formationen Species macht. Unsere beiden Originale fig. 36. 37 von Gothland laufen jetzt allgemein nach der Bestimmung von Haime (Arch. Mus. pag. 257) unter bifur- cata, obwohl man von einer Gabelung der Röhren nur selten etwas (fig. 37. a) bemerkt. Sie liegen in einem grauen Schlamm, der zwar nicht sehr hart ist, sich aber dennoch nur äusserst mühsam entfernen lässt, was eine Einsicht in das Innere des Stockes erschwert. Die Oberseite o fig. 37 zeigt lauter diekwandige verengte Mündungen mit einem kleinen Loch, nur hin und wieder stösst man beim Reinigen gleich oben auf eine Verbindungsröhre. In der schiefen Seitenansicht s erscheinen daher die Röhren dicker mit zahl- reichen Löchern und Armen, welche zur queren Communi- cation dienten. Unten erscheint dagegen ein förmliches Netz, das durch horizontale wenn auch unregelmässige Gabelung dünnerer Röhren entsteht, worauf der Name an- spielen soll. Dieses Netz gehört aber nicht den Haupt- röhren an, sondern den dünnern Verbindungsröhren, welche zufällig ungefähr in eine Ebene fallen, und dadurch die 120 II. Röhrenkorallen: Syringopora Hisingeri, tabulata, eigenthümliche Form erzeugen. Fig. 36 genau von dem- selben Ansehen der Gebirgsmasse hat grössere Mündungen, worin man innen niedrige Wirtellamellen (x vergrössert) bemerkt, ihre Zahl übersteigt 12 bedeutend. Hin und wie- der sieht man dicke Verbindungsröhren, so dass es den An- schein bekommt, als wenn sich eine Mutterzelle in mehrere kräftige Arme gabeltee Die Gabeln bei Lonsdale 1. c. tab. 15 bis fig. 11. « von Dudley, wovon ich fig. 39 ein Stückehen copire, sind ungewöhnlich dick, aber darauf er- heben sich nach der ausdrücklichen Beschreibung die gera- den Röhren senkrecht, wie bei den Schwedischen. Hisinger (Lethea Sueeica tab. 27 fig. 2) hatte von Gothland ein prächtiges Gitterstück, das wie unsere Copie fig. 38 zeigt allerdings mit retieulata pag. 115 vortrefllich zu stimmen schien. Aber wegen der verschiedenen Formation meinen wir jetzt sie mit besondern Namen belegen zu sollen, obwohl man sich scharfer Unterschiede nicht recht bewusst wird. Syringopora Hisingeri tab. 147 fig. 42 Rominger (Geol. Surv. Michigan pag. 85 tab. 32) aus den Driftablagerungen von Ann Arbor in gelben Kiesel verwandelt, und zum Corni- ferous Limestone gehörig. Die Röhrchen, welche von mikroskopischen Bergkrystallen glitzern, strecken sich etwas unstet, und sind durch zahlreiche Aermchen verbunden, die abgebrochen sich innen deutlich hohl zeigen (y vergrössert). Auf der abgeriebenen Aussenseite o stehen die getrennten Mündungen nicht blos offen, sondern sie zeigen auch an verschiedenen Stellen einen deutlichen Ring (x vergrössert), der auf die innere Trichterbildung hinweist. Wegen der vielen Verbindungsschläuche werden die Gitter zwar enger, als bei irgend einer andern, aber ein Gesetz lässt sich in ihrer Stellung doch nicht finden. Das gestaltet sich nun allmählig anders bei Syringopora tabulata tab. 147 fig. 43 Milne-Edwards II, Röhrenkorallen: Lithostrotion. 121 Arch. Mus. V pag. 288 tab. 15 fig. 3 aus dem Devon von Sandusky und den Ohiofällen. Die mattfarbigen Röhren stecken hier wie grade Orgelpfeifen in einem krystallinisch- körnigen Kalkspath, welcher der Beobachtung zwar etwas hinderlich ist, aber man sieht doch Stellen s, wo die Ver- bindungskanäle alle in Ebenen übereinander liegen, was so lebhaft an die heutigen Tubiporen erinnert, dass man sie schon als die entschiedenen Vorläufer derselben betrachten möchte. Auf der Oberseite o stechen die matten Mündungs- kreise scharf aus dem Kalkspath hervor. Die Röhrenwand ist runzelig und uneben, oftmals von Poren so durchbrochen, dass hin und wieder einige seitlich miteinander zu einer Ebene verwachsen mögen; im Allgemeinen ist das jedoch nicht der Fall, wie man aus den isolirten Durchbruchs- punkten folgern kann. Bei der Deutlichkeit solcher Röhren- wände fällt es auf, dass man innen in der klaren Kalkspath- füllung so wenig von den Trichtern sieht. Michelin (Icon. Zooph. pag. 185 tab. 48 fig. 3) beschrieb einen, Harmodites Bouchardi aus dem Devon von Ferques bei Boulogne, der gewöhnlich fremde Gegenstände überzieht, und dessen Zellen nach Grösse, Form und Stellung sich vom Amerikanischen nicht unterscheiden, aber unter einander verbunden sind, durch „expansions membraniformes qui sont probablement des d@pen- dances de l’Epith&que, et qui dans une coupe verticale se mon- trent sur des plans horizontaux & des distances A peu pr&s egales et d’un peu plus d’un millim&tre“. Milne-Edwards (Arch. du Museum V. 297) erhob dieselbe zu einem be- sondern Geschlecht Thecostegites. Rominger 1. c. pag. 84 hält beide geradezu für identisch. Die scharfe Abgrenzung der Geschlechter hat natürlich immer grosse Schwierigkeit. In diesem Sinne lenke ich noch die Aufmerksamkeit auf Lithostrotion Harmodites Haime Arch. Mus. V pag. 440 tab. 15 fig. 1 aus dem Bergkalke von Nordamerika, wovon “ 122 II. Röhrenkorallen: Lithostrotion. ich tab. 147 fig. 44 ein Stück copire. Wenn solche Dinge schlecht erhalten sind, liegt die Gefahr der Verwechselung sehr nahe. Von Aussen gleichen die Röhren durch Grösse und Ansehen vollkommen einer Syringopora abdita pag. 119, nur dass sie etwas steifer sind, und dabei kommen noch dieselben seitlichen Verbindungsröhren vor, welche bei ächten Sternkorallen wenigstens eine ungewöhnliche Er- scheinung sind. Aber dennoch scheinen sie dazu zu ge- hören, da sie nicht blos mit sehr entwickelten Wirtellamellen, sondern sogar mit einer ausgebildeten Centralaxe gezeichnet werden. Wahrschemlich ist Lithostrotion Stockesi Haime l. c. tab. 20 fig. 2 aus demselben Bergkalke davon nicht wesentlich verschieden. Jedenfalls war Lithostrotion sive Basaltes minima striata et stellata bei Luidius (Lithophyl. Brit. Ichnographia 1699 pag. 120) ein völlig anderes Ding, das ganz vortrefllich mit Columnaria sulcata Goldf. Petref. Germ. pag. 72 tab. 24 fig. 9 von Bensberg stimmt, wo es nach spätern Beobachtungen zum Cyathophyllum quadri- geminum gehört. Auch Hall (Paleont. New-York II pag. 119 tab. 33 fig. 3) bildete aus dem Niagarakalk von Lockport, rasen- förmige ziemlich dicke Cylinder ab, welche „connected among themselves by lateral processes“ innen vierzehn bis sechszehn bestimmte Wirtellamellen zählen, wie unsere Copie tab. 147 fig. 45 darthut. Demungeachtet wusste er sie nicht anders, als Syringopora multicaulis zu nennen. Rominger (Geol. Surv. Michigan III pag. 122) hat dieselbe sammt einer noch diekern (Simcoense) zwar zum Diphy- phyllum von Lonsdale gestellt, allein das sind doch mehr sich gabelnde Cyathophyllen. Jedenfalls bildete sie eine besondere Gruppe, welche die Röhren- mit den Stern- korallen verbindet, wozu auch die Syringopora 6Glockeri tab. 147 fig. 46 gehört, welche II. Röhrenkorallen: Catenipora. 123 der verstorbene Prof. Dr. von Glocker schon 1842 aus einem grob- und grosskörnigen Conglomerat der Karpathen- sandsteinformation an der Kuppe Zamzisko des Berges Klenow bei Klein-Bistrziz, 2 Stunden von Wallachisch-Meseritsch in Mähren, sammelte. Es ist eine unten zugespitzte eiförmige Gestalt von I1 cm Länge und 9 cm Breite, worauf aller- seits die rauh verkieselten Zellen sich schief hinauf ziehen. Deutliche Zwischenräume und Verbindungskanäle erinnern uns an den Bau von Syringoporen, aber oben im Querbruch treten zweifellose Wirtellamellen (= vergrössert) hervor, die uns an vorhin genannte lebhaft erinnern. Das Stück lag in einem grobkörnigen Sandstein, und hat an der Ober- fläche sehr gelitten. Catenipora tab. 148 fig. 1—14. Der „Kettencorall® (Walch, Naturg. Verst. 1769 II. 2 pag. 18. 64, Suppl. 181) oder „Kettenstein“ (Schröter, Vollst. Einleit. Verst. 1778 III. 488) bildet in den Goth- länderkalken eine der wichtigsten Versteinerungen mit sehr verschiedener Zellengrösse. Daher meinte Walch 1. c. II. 2 pag. 15, Luidius (Lithogr. Brit. Ichnogr. 1699 tab. IX fig. 1152. b) hätte sie schon unter Astropodium ramo- sum verstanden, wozu die Abbildung, wenn auch nicht der Fundort (a Trajecto Pyrtonensi, Pyrton-passage im Gloucester- shirer Lias), ganz wohl verleiten könnte. Allein das wahre Licht ging erst mit der Gothländer Tubularia catenulata von Bromell pag. 2 auf, obwohl man sie beim Pastor Büttner (Ooralliographia subterranea 1714 pag. 20 tab. 1 fig. 11) unter Corallion globosum, ductibus erroneis, gyratis ac contortis aus den Diluvialgeschieben bei Massel in Schle- sien schon ganz bestimmt erkennt, und Helwing pag. 2 be- res 1717 die Königsberger mit einer Kette (Corallii den- 124 lI. Röhrenkorallen: Catenipora. driei catenulati) verglich. Erst später kam Linne’s Schüler Fougt (Amoenit. academ. 1749 I pag. 103 tab. 4 fig. 20) mit seiner Millepora tubis ovalis, longitudinaliter reticula- timque concatenatis. Wenn es nach dem Alter ginge, so müsste sie Catenularia Gesner Tract. phys. de petrificatis 1758 pag. 30 heissen, allein es schlug in der ersten Hälfte unsers Jahrhunderts Catenipora Lamarck 1816 „Ketten- porit“ durch. Parkinson (Organ. Rem. 1808 II pag. 20 tab. 3 fig. 4—6) gab von der „Chain coral“ schon die deutlichsten Abbildungen, so dass Schlotheim (Petrefactenk. 1820 pag. 366) für seinen Tubiporites catenarius eine ganze Reihe von Citaten zusammenstellen konnte. Das lateinische Wort Catena war allen geläufig, daher nahm Goldfuss Petref. Germ. pag. 74 bei seinen vorzüglichen Darstellungen den Lamarck’schen Namen an. Dagegen verliess Fischer von Waldheim (Zoognosia 1806 I. 287) die gäng und gäbe lateinische Benennung, und ging zur griechischen Halysites (Ziucıs Kette) über, doch soll anfangs dieselbe (Archives du Museum V. 281) Alyssites (&Xlsow verwirrt, wahnsinnig) ge- lautet und sich erst später (Bibliographia palzontologica zweite ed. 1834, erste 1829, Jahrb. 1855 pag. 234) der alten Vorstellung durch willkürliche Veränderung angelehnt haben. Ich mag daher die treffliche lateinische so viele Er- innerung erweckende Bezeichnung nicht unnöthig verlassen. Die Röhrchen sind innen mit Querscheidewänden und Rauhigkeiten versehen, welche frühere Beobachter an Dode- cactinien erinnerten. Unten mit einer blinden Zelle be- ginnend wachsen sie nach zwei Seiten mit einander ver- bunden nach oben. Seitlich gleichen sie daher querge- streiften Panpfeifenartigen Platten, die sich zu Ketten ver- binden, indem einzelne gewöhnlich etwas stärkere Zellen statt zwei- eine drei- bis fünffache Verbindung mit den Nachbarn eingehen. Dadurch werden nun beiderseits äusserst mannig- II. Röhrenkorallen: Catenipora. 125 faltige Schlingen erzeugt, deren Wände geringelten Ketten gleichen, die unregelmässige Hohlräume umschliessen. Da- her kann man, wenn das Gestein fehlt, quer durch den Stock durchsehen, nur dass auf der Unterseite die Hohl- räume (Schlingen) etwas enger sind, und im Verlaufe theils durch Vergrösserung theils durch Vermehrung der Zellen sich etwas erweitern. Die Unterseite ist gewöhnlich minder deutlich, als die obere, allein man kann sich doch oft über- zeugen, dass die Zellen unten durch eine etwas convexe Fläche geschlossen (blind) sind. Das Einsetzen neuer Wände geschieht in verschiedenen Höhen, so dass oben das Bild ein volleres wird, obgleich auch hier verschiedene Zellen- reihen im Wachsthum zurück bleiben können. Wenn die Zellenmünder erhalten sind, so ragen die Ränder sichtlich hervor; auch ziehen sich letztere über die Verbindungsstellen fort, so dass öfter eine deutliche Rinne bemerkt wird, die beide Nachbarlöcher in Communication setzte. Die Stöcke pflegen mehr in die Breite als in die Höhe zu wachsen. Sie sind Hauptleiter für das mittlere Uebergangsgebirge. Schlotheim spricht zwar von Erfunden Gothlands und der Eifel, allein letzteres beruht ohne Zweifel auf Irrthum. Da- gegen fanden Gastaldi und Michellotti (Jahrb. 1377 pag. 952) im Chabertonkalk bei Briancon, der auf grünen vom Gneuse unterteuften Schiefern lagert, Cateniporen in Begleitung von Favositen, Syringoporen, Cyathophyllen etc. So sicher das Geschlecht sich von allen unterscheidet, so unsicher ist man in der Abgrenzung der Species. Schon Bromell sprach gegenüber der grosszelligen von einer tenuis, und nach Walch „findet man welche von starken, andere von schwachen Röhren.* Demungeachtet nahmen sie wie Linne nur eine Species an, Tubularia catenulata. Erst Lamarck schöpfte dafür einen unpassenden Namen escharoides, eitirte dabei aber die gross- (Knorr II tab. F. IX fig. 4) und 126 II. Röhrenkorallen: Catenipora catenulata. kleinzellige (Fougt Amoen. acad. tab. 4 fig. 20) Form, ohne über ihre verschiedenen Dimensionen auch nur eine Sylbe zu erwähnen. Lamouroux (Exp. meth. Pol. 65) be- merkte erst, dass Knorr (II tab. F. IX und Suppl. tab. VI. a) auch eine kleinere abgebildet habe, die Lamarck scheinbar übersehen hatte, nahm sie aber dennoch ohne Gründe für escharoides, und schlug für die grössere den neuen Namen tubulosa vor. Goldfuss blieb für die kleine bei escharoides, schöpfte für die grössere aber wieder einen neuen laby- rinthica. Erst die Russen (Fischer, Eichwald etc.) suchten grössere Zersplitterung herbei zu führen, die sich bei R. v. Fischer-Benzon (Jahrb. 1570 pag. 1015) mit Hilfe von 132 Dünnschliffen in den Ostseeprovinzen allein auf 10 Species vermehrte, während mein Freund Rominger (Geol. Surv. Mich. IlI pag. 78) in dem grossen Amerika, voll der herr- lichsten Exemplare, sämmtliche Ketten nur als Varietäten unter Linne’s Halysites catenulata vereinigte, denen blos noch der sonderbare Halysites compactus beigefügt wird. Catenipora eatenulata tab. 148 fig. 1—5 verkieselt in den grauen Dolomiten von Drummond’s Island und dem nachbarlichen Point Detour im Huronsee scheinen in Menge ° und Ansehen kaum Ihresgleichen irgendwo wieder zu finden. Schon Dr. Bigsby (Transact. geol. Soc. 1824 2. ser. I pag. 204) sagte, the chain-coral is common. Ich habe da- von fünferlei Oalibre, die man gut unterscheiden kann, neben einander gestellt. Fig. 1 vom ersten Calibre gehört schon zu den grössten, die Löcher bei Rominger l. c. 29. 1 sind kaum merklich grösser. Auch Goldfuss 1. ce. 25. 5. b zeichnet ein Stück aus den holländischen Geschieben von Gröningen, welches mindestens den Amerikanischen gleich kommt, ja Martin (Niederländische und Nordwestdeutsche Sedimentärgesteine 1378 pag. 86 tab. 3 fig. 2) nennt von dort eine Catenipora Ne} N a BER II. Röhrenkorallen: Catenipora catenulata. 127 triangulata, deren Zellendurchmesser sogar 4 mm noch über- schreiten soll. Dieser Name ist von den meist dreiseitigen Maschen genommen, doch zeigt ein Blick auf unsere Ameri- kaner, welchen Zufälligkeiten das unterworfen ist. Neben der Masche von 5 cm Länge und nur 3 mm Breite liegt unten links ein von 5 Zellen umlagertes Mäschchen, was man ganz wohl für eine längliche Zelle halten könnte, “ wenn es nicht ganz bestimmt der ganzen Länge nach hohl wäre, und von hier aus wechseln runde, eckige, lange etc. auf das bunteste mit einander ab, es kommt nur immer darauf an, dass an einer Zelle sich mehr als zwei anlagern. Der Stock hat Neigung zu Plattenbildung, in unserm Falle erreichte er bei grosser horizontaler Ausdehnung nur 25 mm Höhe. An den Zellenmündungen (x vergrössert) meint man zuweilen 12 Wirtelrippen zu sehen. Fig. 2 vom zweiten Calibre ist durch ihre Tafelform äusserlich der ersten zwar noch sehr ähnlich, aber die Zellen sind doch entschieden kleiner, und daher sehr wohl zu unterscheiden. Oben o und unten « ist die handgrosse Platte von unbedeutender Höhe h vollständig, wenn es wo fehlt, so blos an den Seitenrändern, wo eine Menge Bruchlinien an den Platten das weitere Fortsetzen in der Horizontale verrathen. So fest die Röhren seitlich auch verwachsen sein mögen, man kann dennoch jede einzelne vom Anfang bis zum Ende an einer Rinne verfolgen, und sieht wie sich neue einsetzen. An den Bruchlinien nimmt man hin und wieder die gedrängten Scheidewände wahr. Ausser den zarten Anwachsstreifen fallen distanzenweis noch stärkere Querlinien auf, welche die Zellenrichtung senkrecht schnei- den, und in den Vertiefungen zwischen den Röhren öfter sehr bestimmt vertiefte Punkte zeigen, als wäre hier ein feiner Durchbruch gewesen. Besonders klar liegt die Unter- seite u da, welche die Schriftsteller meist zu wenig beachten. 128 II. Röhrenkorallen: Catenipora catenulata. Ihre Oberfläche ist ein wenig concav, und man sieht deut- lich, wie alle durch eine kleine Convexität geschlossen sind. Der Beginn geht von den grössern Platten und Maschen aus, die sich bis zur Oberfläche verfolgen lassen, wo es der Dolomit nicht behindert. Dann setzen sich aber tiefer (dunkel gehaltene) kürzere Lamellen in verschiedenster Weise auf der Inwand an, welche die Zahl der Maschen auf der Oberseite ansehnlich vermehren. In günstigen Fällen kann man den ganzen Verlauf verfolgen, und be- merken, wie die Zellenmündungen und Maschen an Grösse und Zahl etwas gewinnen. Fig. 3 von drittem Calibre ist den beiden genannten in sofern unähnlicher, als es weniger in die Breite sondern mehr in die Höhe wächst, dabei ist das Zellenlumen ent- schieden wieder kleiner geworden. Mit der Grösse der Zellen nahm zugleich der Umfang der Maschen ab, so dass in dieser Beziehung eine wesentlichere Verschiedenheit von genannten beiden statt findet. Sonst bleibt sich die Seiten- ansicht s noch gleich, die Röhren gehen meist senkrecht von unten nach oben, und lassen auf Bruchflächen die Quer- scheidewände deutlich sehen. Welch geringe Bedeutung die Form der Maschen habe, das mag die vergrösserte Stelle x zeigen, wo auf einer Länge von 6 mm vier Mäsch- lein Platz nehmen, welche dann unmittelbar von den grössten Maschen umgeben werden. Auch hier kann man wieder die ganze Unterseite betrachten und mit den Veränderungen oben vergleichen. Ich habe davon blos ein Stückchen # durch den Spiegel gezeichnet, um es mit der gleichnamigen Stelle oben o unmittelbar vergleichen zu können: die grosse Masche 7 hat sich oben in zwei Theile 2. « und 7. b ge- theilt; dagegen blieb die kleinste Oeffnung 2 rechts daneben von sechs Zellen umgeben sich ziemlich gleich, nur dass sie 2 sich durch eine Zelle mehr etwas erweiterte; 3 wird oben 1 IE WERE ZTB TUN. € II. Röhrenkorallen: Catenipora catenulata, escharoides. 129 wesentlich länger; das Dreieck £ unten wird oben mehr viereckig; die grosse Oeffnung 5 hat sich oben mehr ge- bogen und verkleinert, und auf Kosten derselben nahm 6 zu etc. Da in der Mitte Dolomit die Kanäle schliesst, so ist es nur am Rande möglich, die Correspondenz unten und oben nachzuweisen, denn weiter hinein wird die Veränderung doch so gross, dass man die Sache blos bis zu einem gewissen Grade verfolgen kann. Es ist da- her nicht möglich, ohne das Stück unangenehm zu ver- letzen, die Stelle x unten zu finden, doch kann es daselbst nur eine grössere Masche sein, aus welcher durch Zwischen- schiebung und Verschmelzung von Röhren die vier Mäsch- chen hervorgiengen. Fig. 4 vom vierten Calibre nimmt statt der Tafel eine Kreiselgestalt an, indem unten der Anfang der Zellen eine viel kleinere Fläche deckt als oben, was nur durch ein zahl- reicheres Einschieben von Zellen und ein schieferes Wachsen nach aussen möglich wird. Daher erscheint der Zusammen- hang mit den vorigen drei etwas mehr unterbrochen, und man wird versucht hier die escharoides zu beginnen. Unter den labyrinthisch verworrenen Ketten fällt eine Topfförmige Masche c ganz besonders auf: 11 mm tief sieht man auf dem Grunde einen Dreizack von Zellenmündern, die un- verletzt im Wachsthum zurück blieben, und dadurch die ungewöhnliche Masche zu Wege brachten. Wir haben hier den umgekehrten Fall als beim Einsatz. Am entgegen- gesetzten Rande r steckt sogar ein kleines Cyathophyllum (Streptelasma), um dessen innere Hälfte sich eine ähnliche Topfgrube heftete, die aber keinen breitern Boden hat, son- dern von dem Fremdlinge abgegrenzt wird. In diesem Falle sieht man von der Seite s einen Blindsack 5b, den man sonst niemals beobachtet, ‘da es als allgemeines Gesetz gilt, dass die Maschensäulen unten wie oben offen stehen; ohne Quenstedt, Röhrenkorallen. g 130 II. Röhrenkorallen: Catenipora catenulata. Wasserumspülung von beiden Seiten konnten die vielge- krümmten Lamellen nicht leben. Fig. 5 vom fünften Calibre steht ziemlich an der Grenze der Feinheit, aber dennoch heben sich die ellipti- schen Zellenmündungen noch in aller Schärfe hervor, ja die Einschnürung an den Verwachsungsstellen scheint im Gegen- theil noch stärker zu sein, als bei den andern. Dabei wächst das niedrige Stück, wie die meisten andern, immer mehr in die unbegrenzte Breite. Gothland tab. 148 fig. 6—-8, seit Bromell pag. 2 als berühmte Fundstelle bekannt, wo sie das Meer auf der Westküste bei der alten Hansestadt Wisby häufig auswirft, liefert noch heute in einem weichern Thonmergel die voll- kommensten verkalkten Exemplare, welche mit den Dudley- kalken vollständig übereinstimmen. Linne (Systema nat. edit. Gmelin pag. 3753 Tom. I Pars VI) stellte sie unter Tubi- pora catenulata an die Spitze seiner fossilen Zoophyta. Fig. 6 sind zwei Zweige eines grösseren Stockes, deren Zellenweite 0 eine Mitte zwischen dem ersten und zweiten Calibre hält. Die Zellenränder sind so vortrefllich erhalten, dass man schon mit blossem Auge ein kleines hohles Vier- eck (x vergrössert) an den verengten Verbindungsstellen erkennt, was an andern Stellen dann wieder als Rinne oder compacter Kalk erscheint. Man kann daran schon auf eine besondere Textur der Zwischenmasse schliessen. Ein Längs- schliff (y vergrössert) zeigt dann auch, nicht selten aufs Deutlichste, eine Reihe von Querlinien, die mindestens doppelt so zahlreich sind, als die Querscheidewände der links und rechts anstossenden Röhren. Die Seitenansicht der Zweige ab zeigt, wie das schnelle Wachsen in die Breite vom häufigen Einsetzen neuer Brutzellen abhängt, deren Querscheidewände öfter durch die zarten Anwachs- streifen durchscheinen, so oft man sie benetzt. Es gewinnt II. Röhrenkorallen: Catenipora catenulata. 131 da zuweilen den Anschein, als wenn die Kammern an dem untern verengten Ende im Zusammenhange mit den Kam- mern der Zwischenmasse ständen. Dann würden die Jungen nicht unmittelbar von der seitlich gelagerten Mutter aus- gehen, sondern von der Zwischenmasse zweier Nachbarzellen. Die Vermehrung geht öfter so schnell vor sich, dass die Blätter förmlich fächerartig aussehen, wie b zeigt. Man kann hier ohne Schleifen sogar mit blossen Augen den Zu- sammenhang wahrnehmen, und es ist dann äusserst zierlich mit der Lupe zu verfolgen, wie die Brutzellen noch unten mit ihrem stumpfen Ende bis zur Schärfe von Nadelspitzen zwischen ihren Müttern fortsetzen. Schon Hall (Pal. New- York II tab. 35. bis fig. 2. d) gab davon einen guten Schliff. Fig. 7 ist ein kleiner Theil von einem grössern Geschiebe, dessen Zellen sich dem kleinsten Calibre nähern. Die Maschen gleichen hier mehr einem gestrickten Netz, was man wohl von den irregulären Amerikanern unterscheiden möchte, wenn nur die Sache etwas constanter aufträte. Durch das Abrollen haben natürlich die Zellenmündungen gelitten, denn sie pflegen immer freier zu liegen, als die Unterseite «, wo man die Wärzchen (x vergrössert) der blinden Anfänge ganz unverletzt aus dem Thone stechen kann. Andere fig. 8 von’ etwas grösserm Calibre sind dann wieder ausserordentlich deutlich, man sieht in den Zellen- vertiefungen (x vergrössert) sogar bestimmte Andeutungen von Wirtelleisten, und wenn es auch schwer hält, den Zellen- boden vollständig zu reinigen, so erkennt man im Öentrum doch einige Warzen, die einer Centralaxe gleichen. Ganz anders und auf den ersten Blick unterscheidbar ist die Unter- seite 2, ihre feinzitzigen Ränder (y vergrössert) biegen sich etwas, und stehen in ungleichen Höhen. Obgleich öfter etwas callöse Verdickung vorkommt, so klebten sie doch wohl nicht auf dem Boden, sondern lagen frei herum. 9* 132 II. Röhrenkorallen: Catenipora catenulata. Dünnschliffe (2 vergrössert) zeigen zwar auf den Grenzen der Röhren Doppelwände, aber die Querscheidewände sind krumm und unregelmässig. Unter andern gab Walch (Naturg. Verst. III Suppl. tab. VI. «) von beiden Seiten die Abbildung eines Prachtexemplars, das nach seiner Be- schreibung eine Tafel von 0,3 m Durchmesser bildete, und an Grösse der Zellen nicht ganz das dritte Calıbre erreichte. So deutlich die Maschen der Oberseite da liegen, so undeut- lich ist die Unterseite, diese pflegt sich schwerer herauszu- schälen, und mit Muschel- und Korallengrand bedeckt zu sein, der erst vorsichtig entfernt werden muss, bis man eine Uebersicht vom Bau bekommt. In den Vaginatenkalken (Pleta) der Ostseeprovinzen scheinen sie nicht mehr vorzu- kommen, auch Hall fand sie im Amerikanischen Trenton limestone noch nicht. Dagegen treten sie nach Herrn Mag. Fr. Schmidt (Archiv. für Naturk. Liv-Ehst- und Kur- lands 1858 erste Ser. II pag. 50) in den darüber folgen- den Lyckholmschichten zusammen mit andern Korallen (Heliolites, Favosites etc.) gleich in grosser Menge auf; Eichwald (Leth. rossica 1860 I. 505) beschrieb sie beson- ders aus dem „calaire ä Orthoc£ratites“ von der Insel Dagö, der jünger als die Pleta ist. Aus dieser Region mögen dann auch wohl die schönen Norddeutschen Geschiebe tab. 148 fig. 9—11 stammen, durch welche pag. 123 man zuerst mit dieser zierlichsten aller Korallen vertraut wurde. Fig. 9 von drei Seiten ab- gebildet ist das Stück eines solchen wohlerhaltenen Ge- schiebes. Auf der Seite s sieht man das Einsetzen der Röhren auf das Bestimmteste, rechts folgen sie immer kürzer werdend wie Orgelpfeifen aufeinander. Ihre Grösse steht zwischen dem ersten und zweiten Oalibre. Da ich von den beiden Enden, den Schliff oben o und den natürlichen An- fang u, eins (w) durch den Spiegel gezeichnet habe, und D x hi % B II. Röhrenkorallen: Catenipora catenulata. 133 das andere (0) nicht, so kann man unmittelbar mit dem Auge verfolgen, wie wenige Veränderungen auf dieser Strecke in der Zellenanordnung eintraten. Interessant ist. besonders die Nebenlage der einen Zelle im Centrum, _ welche oben wie unten isolirt blieb; degegen fehlen die zwei schiefen Zellen (1. 2) unten am Oberende. Fig. 10 aus einer Sandgrube von Parchwitz nordöstlich Liegnitz in Schlesien ist zwar auf einer Hälfte durch die Diluvialge- wässer etwas abgeschliffen, aber im Ganzen so vortrefflich erhalten, dass wir es hier sichtlich mit dem fast kugelför- migen (globata) Umrisse eines vollständigen Stockes zu thun _ haben, der mit einiger Mühe von einem halbharten Schlamme - bis tief ins Innerste gereinigt werden konnte. Man sieht nun meist von unten Licht einfallen; nur in seltenen Fällen _ dürfte ein geschlossener Sack vorhanden sein. Denn obwohl - die Unterseite « viel weniger Maschen hat als die obere o, so kam die Vermehrung bei letzterer durch Einsetzen _ einer Brutzelle doch leicht zu Stande. Daher zeigt z. B. unten m drei und n zwei helle Punkte, die nach Maschen führen , welche sich oben schnell erweitern, und öfter i - Brachiopoden und andern Geschöpfen Zuflucht gewährten. "Doch wurden diese Schmarotzer, wenn sie einmal sich fest- ” - gesetzt hatten, so umsponnen, dus sie nicht wieder fliehen konnten, und endlich wohl gar erstickten. Das Ganze hat ‚einen Blumenkohlartigen Umriss, dessen Kopf sich plötzlich - ausbreitet. Im Centrum der Kopfwölbung sind die nach unten stark verengten Hohlräume mehr Bienenwabenartig, als am Rande s, wo sie sich so fest dem Stocke anschmie- gen, dass meist in einander verschränkte Schmalräume ent- ; stehen. Isolirte Bruchstücke solcher Gegenden könnten uns leicht verleiten, daraus besondere Species zu machen. Die 5 linke Hälfte der Oberseite ist gar nicht abgerieben, wie die _ wohlerhaltenen Zellenränder zeigen; rechts fand zwar ein 134 II. Röhrenkorallen: Catenipora catenulata. Abschliff statt, aber er kann den Umriss nicht wesentlich verändert haben, weil immer noch einzelne erhaltene Zellen- mündungen dazwischen liegen. Die trapezförmige Ver- tiefung v® zeigt auf dem Grunde drei wohlerhaltene Mün- dungen, welche im Weachsthum zurück, und daher vor Abreibung geschützt blieben. Catenipora globata wäre ein passender Name, wenn anders man auf die so selten beob- achtbare Form der Stöcke Gewicht legen wollte. Fig. 11 ist ein Geschiebe von Satow in Mecklenburg; um den Ver- lauf der Ketten scharf zu erkennen schliff ich es unten an, und da es senkrecht gestellt wurde, so sieht man wie schnell (bei einer Länge von 3 cm) der Stock sich nach aussen fächerartig verbreitete. Wäre die Spitze erhalten, so hätten wir nicht mehr eine Kugel, sondern einen an der Basis etwas nach aussen gebogenen Kreisel. Der gelbliche ziem- lich harte Kalk hat einen sehr ausgesprochenen Oolithen- character, nur dass Körnchen sich öfter zum Eckigen nei- gen. Ein mit den nordischen Gesteinen Vertrauter könnte darnach leicht den Mutterort bestimmen. Auch Beraun tab. 148 fig. 12 in Böhmen hat grosse Massen in einem gelblichen schwer zu entfernenden Kalkmergel, woran die flacheonvexe obere Seite stets besser entblösst ist, als die untere. Da die weisse Kalkmasse namentlich beim Benetzen auf dem gelben Grunde sich scharf abhebt, so wäre durch Photographie die genaueste Darstellung mög- lich. Aber auszumitteln, wie die obern Schlingen mit den untern zusammenhängen, das gelingt nur an den Rändern. Als Beispiel habe ich eine der längsten Zellengruppen s ge- wählt, welche 8 cm erreichen: sechs Röhren laufen daran von unten « nach oben o ununterbrochen fort. Unten schliessen 648=14 Röhren ein hohles Dreieck d ein, oben davon auch nur den Umriss wieder zu erkennen, ist nicht möglich: blos die Basis von den aussen verfolgbaren sechs u II, Röhrenkorallen: Cat. agglomerata, compacta. Heliolites. 135 blieb beiden Enden gemein; oben verwandelte sich das Dreieck nicht blos in ein Trapez, sondern es schob sich auch noch eine Gabel mit 8 Zellen ein. Um das unmittel- bar dem Auge darzulegen, liess ich das obere durch den Spiegel zeichnen. Die Zellen drängen sich so, dass man eine ganz andere Species vor sich zu haben meinen könnte. Die Stöcke werden sehr gross, und da die Basis häufig schief nach aussen läuft, wo sich die Ränder ansehnlich zu verdünnen scheinen, so dürften wir statt der Amerikanischen Tafel- hier häufig eine grosse Linsenform haben, die in der Mitte ihren höchsten Zellenbau zeigt, der sich nach aussen hin allmählig erniedrigte. Von den Haufwerken tab. 148 fig. 13. 14 will ich nur zwei Stückchen aus der Amerikanischen Niagaragruppe vor- führen: Catenipora agglomerata fig. 13 Hall Pal. New- York I tab. 35. bis, ihr sieht man es an, dass sie ledig- lich nur aus gedrängten Netzen entstand, wie schon die Querreihen beweisen. Auch liegt sie mit den netzförmigen zusammen. Etwas anders verhält sich Oatenipora compacta fig. 14 Rominger Geol. Surv. Michigan III pag. 79 tab. 29 fig. 3, hier fehlen Reihen und Netze, die ovalen Zellen stehen allseitig so zusammen gedrängt, dass nur kleine meist dreieckige Zwischenräume bleiben. Dennoch finden wir in den gekammerten Röhren keinen wesentlichen Unterschied von den andern. Es ist eben nur eine Varietät, wie sie durch Einsetzung neuer Zellen so leicht entstehen. Heliolites tab. 148 fig. 15—31. Als stetige Begleiter der Kettenkorallen waren sie den alten Sammlern so lange bekannt, als diese, nur lassen die Abbildungen gewöhnlich etwas Unsicherheit über. Ohne Zweifel hatte sie schon Büttner (Coralliographia subt. 1714 136 II. Röhrenkorallen: Heliolites. pag. 22 tab. 2 fig. 5) in den Sandgruben bei Querfurth gefunden, und als pars corallii, lignei ac stellati generis ab- gebildet, da in der That die abgeriebenen Längsbrüche ein holzartiges Ansehen gewinnen. Dann wird Volkmann’s (Silesia subterranea 1720 tab. 15 fig. 6) Alcyonium spon- giosum eitirt, bis Fougt (Ameenit. academ. 1749 I pag. 99 tab. 4 fig. 24) mit seiner leidlichen Abbildung von Mille- pora subrotunda kam, und schon den Porus tuberiformis von Bromell (Acta liter. Sueci® 1725 pag. 368) aus Goth- land eitirte, welchen man nicht dafür halten würde, wenn es uns die Schweden nicht selbst versicherten. Walch bil- dete ihn auffallender Weise nicht ab, dagegen gibt er (Nat. Verst. III Suppl. 174) einen weitläufigen Bericht über die „Polypiten* von Guettard (Memoires sur differentes parties des Sciences et arts II und III 1770), welcher unter Helio- lithus „alle Astroiten und Madreporen, oder alle steinartigen Seekörper begreift, sie mögen in unförmlichen Stücken be- stehen, oder eine Baumähnliche Gestalt haben, wenn nur auf ihren Oberflächen entweder vollkommen runde Sterne, oder Eee Re ee Esch er Te Sterne von ungleichen Strahlen, auch in Circulfiguren einge- schlossen, angetroffen werden.“ Schröter (Vollst. Einleit. Ver- stein. 1778 III. 513) rechnete sie zu den „Porösen Fungiten, mit einer convexen Oberfläche, und platten Unterfläche, ohne Stiel. Sie haben, Regelmässig stehende, runde Löcher, alle von gleicher Grösse, zwischen solchen aber zarte Nadelstiche, - wie die feinste Stickerey.“ Parkinson (Organ. rem. form. World 1808 II pag. 69 tab. 7 fig. 2—5 und 10) nannte sie porpital und compound Madreporite. Schlotheim Petre- factenk. 1820 pag. 362 führte die Gothländer und Eifeler unter Madreporites stellatus auf, dagegen soll nach dem Zeug- niss der Schweden Madreporites interstinctus Wahlenberg (Acta Upsal. 1821 VIII. 98) die Gothländer bezeichnen. Man findet diese Namen schon bei Linn für lebende angeführt, von I Te 2 Il. Röhrenkorallen: Heliolites. e 137 denen man sie eben nicht unterscheiden wollte. Erst durch Goldfuss (Petref. Germ. I pag. 64 tab. 21 fig. 7) wurde die Sache fester begründet, der die devonische als Astra porosa vortrefllich abbildete. Bald darauf kam Blainville (Dietion- naire Sc. Nat. 1830 Bd. 60 pag. 357), und stellte sie unter Heliopora pyriformis Guettard III tab. 22 fig. 13. 14, welches neue Geschlecht er für die lebende Millepora czrulea, Lamarck’s (An. sans vertebr. 1816 II. 276) Pocillipora, ge- gründet hatte. Lonsdale (Silur. Syst. 1839 II pag. 686) stellte sie nach dem Vorgange von Ehrenberg (Abh. Berl. Akad. 1832 I pag. 344) zum Porites Lamarck (l. e. II. 269). D’Or- bigny (Prodrome I. 49) damit nicht zufrieden änderte es in Geoporites. Endlich lenkte Dana (United States Explor. Exped. 1848 VlII pag. 541) wieder die Aufmerksamkeit auf Guettard, und modelte dessen freilich für viele andere „Astroiten* geschaffenen Namen Heliolithus in Heliolites um. Damit scheint eine schon über ein Jahrhundert so fest begrün- dete Koralle auch in der Benamsung endlich zur Ruhe gekom- men zu sein. Wie bei ihren Begleitern, den Favositen, kommt es bei der Species hauptsächlich darauf an, ob sie den Eifeler- oder Gothländerschichten angehören. Aus den Abbildungen -als solchen lässt sich das nicht immer erkennen, daher wurden dann auch interstincta von Gothland und porosa aus der Eifel früher durchaus für gleich gehalten, und später häufig miteinander verwechselt, zumal da die Grösse der Zellen in beiden Lagern ausserordentlich varüirt. Alle haben runde einer kleinen Sonne (fA:0g) gleichende Zellen mit zwölf Wirtelrippen, während die Zwischenmasse aus lauter feinen Chzteten ähnelnden Röhrchen besteht. Wie man auf dem Längsbruch sieht, ist alles mit Quer- scheidewänden versehen. Obwohl sie öfter in dieken Stücken auftreten, so zeigen sie doch eine grosse Neigung, fremde Gegenstände zu überziehen. Die devonische 138 II. Röhrenkorallen: Astrea porosa. Astra porosa tab. 148 fig. 15—20 Goldf. Petr. Germ. tab. 21 fig. 7 von Bensberg und aus der Eifel ist in unsern Sammlungen gewöhnlich zu finden. Wenn sie abgewittert auf den Feldern liegen, so zeigt sich die gerundete Ober- seite fig. 15 nicht selten sehr rein. In den grössern Gruben hat ein Nadelknopf Platz, und die feinen Löcher gleichen zarten aber sehr deutlichen Nadelstichen, die meist im @Quincunx stehen, weil jedes Kreischen von sechs gleichen umlagert wird, was man mit der Lupe (x vergrössert) vor- trefllich beobachten kann. Man sieht sogar an einer dun- keln Zwischenlinie zweier Nachbarn, dass die Wände doppelt sind (y vergrössert), und da wo drei zusammenstossen, sieht man deutlich ein schwarzes Dreieck. Goldfuss sagt zwar sie hätten in den grössern Zellen 12—14 zarte Lamellen, allein schon Ehrenberg machte auf die Bestimmtheit von 12 aufmerksam, und stellte sie daher zu den Dodecactinien. Im Grunde gewahrt man die Querscheidewand, und da die Wirtellamellen wegen ihrer Kürze nicht ganz zum Mittel- punkte vordringen, so gleichen sie einem abgestumpften Kegel. Sie bestehen innen gewöhnlich aus weisslichem Kalk, aber es kommen auch hohlräumige fig. 16 vor, welche dann den innern Bau schon dem unbewaffneten Auge in seiner ganzen Zartheit zeigen, nur dass die Wände alle mit einer dünnen Kalkschicht überzuckert sind. Im Grunde der grössern Röhren sieht man deutlich Wirtellamellen (y vergrössert), wie das Haime (Pal. Soc. V tab. 47 fig.1. ce) schon so richtig zeichnet, dabei stehen die Querscheide- wände weniger gedrängt, als bei den feinen. Goldfuss l. e. 21. 7. e stellte das auffallender Weise unrichtig dar. Die kleinen Röhrchen setzen sich bei der Vergrösserung gerade so ein, wie bei Chzxtetes, so dass Bruchstücke damit verwechselt werden könnten. Mag nun aber das Gestein auch noch so compact sein, so kann man doch durch Aetzen (. Il. Röhrenkorallen: Astra porosa. 139 oder Schleifen den innern Bau vor Augen legen. Ich bilde zu diesem Ende den Aussenrand fig. 17 einer Scheibe von 0,15 m Durchmesser ab. Die Schlifffläche zeigt wie alles gekammerte Röhrenwerk vom Oentrum c herströmt, und sich dann allseitig nach oben 0, aussen a und unten u u herum biegt, was daher eine Ueberwucherung und Ein- schliessung fremder Gegenstände sehr erleichtern musste. Man sieht deshalb selbst an den grössten Stöcken von mehr als Fussdurchmesser überall die Zellenmündungen hervorbrechen. Die Vermehrung der Zwischenröhrchen (z vergrössert) findet hier so häufig statt, dass man meint sie gabelten sich, in- dem plötzlich eine Querscheidewand durch eine senkrechte Linie zweigetheilt wird. Allein die Sache beruht vielleicht doch nur auf Täuschung. Eigenthümliche Triehter fig. 15. 18, welche sich unten kreiselförmig verengen, kommen gar häufig vor. Sie sind natürlich mit Schlamm erfüllt, den man freilich nicht ganz leicht ent- fernen kann, aber wenn es gelingt, so tritt eine bräunliche Farbe hervor, die von einer dünnen Hüllmasse herzurühren scheint, durch welche die feinen Löcher hindurchbrechen ; die grössern Zellen (z vergrössert) pflegen zu fehlen. Es ist das ein eigenthümliches höchst auffälliges Zurückbleiben des Wuchses, dessen Ursache mir gänzlich unbekannt blieb. Die Schriftsteller scheinen es meist übersehen zu haben, Goldfuss 1. c. 21.7. a bildet es zwar ab, aber redet weiter nicht davon. Die Breite und Tiefe der Kegellöcher ist verschieden, das grösste fig. 18 erreicht 12 mm Tiefe. Es steht am Rande einer 99 mm breiten und 33 mm hohen Kreisscheibe, deren zerstreute Zellen verglichen mit fig. 15 zu den kleinen gehören. Beim Zerschlagen grösserer Stöcke findet man zuweilen auch innen eiförmige Hohlräume, die man sich als zwei mit ihrer Basis aufeinander gedeckte 140 Il, Röhrenkorallen: Astra porosa. Kreisel denken kann. Vielleicht sind das hohle Trichter, die nach oben wieder verwuchsen. Je grösser die Zellen fig. 19 desto beschränkter pflegt die Zwischenmasse (Ceenenchym) zu sein, und da mit den grössern auch die Lumina der kleinern im Verhältniss wuchsen, so erscheint je nach dem Grade der Erhaltung die Zwischen- punktation um so deutlicher. Die grossen Zellenmündungen gleichen gezähnten Rädern, und die kleinen Zwischenzellen mit sechseckigen Wänden stehen wie kleine Bienenwaben (x vergrössert) neben einander. Mit fig. 15. y verglichen erscheinen die Löchlein zwar eckiger und nicht doppel- wandig, allein ich möchte darauf kein zu grosses Gewicht legen, da manches von der Erhaltung abhängt. Fig. 20 bilde ich einen dicken Knollen, der scheinbar unten gestielt ist, in halber natürlicher Grösse ab. Wie die unverkleinerten Zellenmündungen zeigen, so gehören sie zu den Zellen mittlerer Grösse. Man sieht hier deut- lich, wie die kissenförmigen Lager mehrmals eine andere Richtung einschlagen, und dadurch markirte Einschnürungen erzeugen. Das untere kleinste Kissen schmiegt sich mit einem markirten Rande auf einen stielförmigen Gegenstand, der vonSchmarotzern und durch Reinigen entfernten Schlamm bedeckt einem Stiele glich, welcher rechts unten rund mit strahligen Streifen endigt. Goldfuss 1]. e. 21 fig. 7. g hat einen ganz gleichen nur etwas grössern Kreis gezeichnet, und für einen Querdurchschnitt des Stockes gehalten, wäh- rend er in der That nichts anders ist als das Ende eines Cyathophyllum turbinatum, welches in seinem kegelförmigen Umriss noch erkennbar dem Stocke zum ersten Anhalt diente. Die schwarzen „Grauwackenkalke* vom Rittberg tab. 148. fig. 21. 22 bei Olmütz in Mähren haben be- sonders viele birnförmige Stöcke, deshalb wollte auch schon n.4 SEEN EI he 2% II. Röhrenkorallen: Heliolites porosa. 141 Blainville den Guettardischen Namen „pyriformis* auf alle übertragen. Leider sind die Stöcke schwer zu reinigen, da auf den meisten schon frühzeitig ausgewitterten sich wieder eine grauweisse Kalksinterschicht festgesetzt hat. -Aber wenn man diesen mit Messer sorgfältig entfernt, so treten die weissen Löcher zwischen den schwarzen Wänden um so deutlicher hervor. Unsere kleine fig. 21 gleicht im Umriss einer Scyphia mit rundem Kopfe und unten etwas verengtem Stiele.. Die Grube oben entspricht zwar den Eifeler Trichtern: doch gehen die grössern Sternzellen un- gehindert hinein; ebenso in das seitliche länglichtiefe Loch, erst in dem sich zuspitzenden Tiefgrunde fehlen sie wieder ganz, so dass an der Analogie mit den Eifelern nicht ge- zweifelt werden kann. Fig. 22 ist das Stielende eines runden Kolben, der bei 1 dm Höhe zu einem Kopfe von 8 cm Durchmesser anschwellt. Die Zellenmündungen sind von mittlerer Grösse. Ich habe das Stück zur Darstellung gewählt, um auf die gekrümmte Anfangsspitze aufmerksam zu machen, die zwar wegen ihrer Kreiselform einem Cyatho- phyllum, aber nach den rohen diekwandigen Röhren der englischen Battersbyia inaequalis (Haime Pal&ontogr. Soc. V pag. 213 tab. 47 fig. 2) gleicht, welche Dr. Battersby im Devon von Teignmouth fand. So unrein und verwirrt die untere Spitze auch sein mag, so ist der kreisförmige Saum, in welchen der Heliolit sich aufsetzt, ausserordentlich scharf und so regelmässig, dass man nach der Form zu urtheilen beide so verschiedene Versteinerungen für eins halten würde. Die Bestimmungen der Battersbyia: „murailles £&paisses; coenenchyme tres-Jäche, spongieux; cloisons petites, plan- chers vesiculeux® scheinen ganz gut auf unsere Mährische zu passen, obwohl das Stück etwas klarer sein dürfte. Die Copie fig. 23 gibt einen Begriff vom Querschliff. _ Milne-Edwards und Haime (Pal&ontogr. Soe. V tab. 47 142 II. Röhrenkorallen: Heliolites interstincta. fig. 1) unterschieden zwar im englischen Devon drei Caliber, wie die Copie tab. 148 fig. 24. a. b. c zeigt, aber haben sich doch gehütet, daraus besondere Species zu machen. Heliolites interstineta tab. 145 fig. 25. 26 nennt man die Formen aus dem mittlern Uebergangsgebirge von Goth- land, obwohl die ältern Beobachter darunter Lebendes und Fossiles verstanden. Denn was konnte man unter „Madre- pora stellis immersis teretibus distantibus: interstitio punc- tato* nicht alles begreifen, namentlich gehörte auch die be- rühmte indische Millepora c»rulea dazu, welche schon Petiver (Gazophylac. 1713 tab. 10 fig. 1) Coralloides philippensis c»rulea hiess. Hisinger (Leth. Suec. 1837 pag. 98 tab. 28 fig. 2) bildete eine recht grossporige unter Astrea porosa ab. Unser rings abgeschlossener Stock kommt an Grösse der Zellen ihr fast gleich. Das schöne Stück hat einen halbmondförmigen Umriss, und erweitert sich dabei sehr schnell nach oben. Im Centrum der Unterseite «© steht ein Haufen ungleicher offener Zellen, die dann aber seitlich gleich von glatter Hüllsubstanz gedeckt werden. Auf der concaven Vorderseite, wo sich der Kopfrand oben etwas überbiegt, brechen die grössten Zellenmündungen zwischen Streifen von Hüllsubstanz hervor, sie sind nicht so deutlich wie oben, als wenn sie sich den Weg zum Licht zwischen der Decke hätten erkämpfen müssen. Auf der convexen Gegen- seite 9 nehmen dagegen die meisten Zellen ihre Richtung nach oben, so dass an abgeriebenen Stellen man eine grosse Strecke der innern Wandseiten betrachten kann. Die zarten Wirtel- und Querlamellen haben nur Gitter zurückgelassen. Die punktirten Zwischenräume auf dem convexen Kopfe sind viel beengter, als bei den devonischen Species, und gerade darin besteht ein wesentlicher Unterscheidungspunkt. Auch hier kommen öfter grössere Löcher ! vor, aber sie sind wegen der Härte des Gesteins schwerer zu ergründen, Il. Röhrenkorallen: Heliolites interstineta, megastoma. 143 als bei den Devonischen. In unserm Falle scheinen sie mehr Oylinder zu bilden, die mit Hüllsubstanz überkleidet sind. Am Strande sind die Geschiebe fig. 26 oft so stark abgerollt, dass die bräunliche Kalkmasse auf der Oberfläche spiegelt, die Narben der grossen Zellen aber doch immer noch sehr deutlich bleiben. Die mannigfaltigen Stücke haben aber dennoch vom kleinsten bis zum grössten ihre Form im Wesentlichen beibehalten. Die Zellen (x ver- grössert) sind in ihren Vertiefungen meist mit grauem Schlamm erfüllt, welcher sich von der Steinmasse deutlich abhebt, man meint dann im Centrum eine gitterige Axe zu sehen, doch ist die Sache gewöhnlich zu wirr, als dass darin ein festes Gesetz erkannt werden könnte. Die Nordischen Geschiebe tab. 148 fig. 27. 28 bergen manches schöne Stück, wenn jedoch die Oberfläche gelitten hat, so kann man sich nicht immer von der Beschaffenheit der Zwischenröhren überzeugen: fig. 27 von Satow in Mecklenburg braust nicht mit Säure, besteht daher ganz aus Quarz, dessen gleichschenklige Dreiecke man an den Krystallen noch mit der Lupe wahrnimmt. Die grossen Röhren stehen sehr gedrängt und lassen zum Theil das Licht durchfallen. Ihre innern Wände erscheinen zwar glatt, allein daran mag die Erhaltung Schuld sein. Da- zwischen stehen jedoch deutliche Poren, wie bei ächten Helioliten. Die Querscheidewände (x vergrössert) sind zum Theil sehr ungleich gedrängt, doch halte ich das für un- wichtig. Sie laufen gewöhnlich unter Heliolites megastoma M’Coy, wobei das Hauptgewicht nicht auf die Grösse son- dern auf die gedrängten Stände der Zellen gelegt wird. Die Seitenansicht des zierlichen Stockes fig. 23 von Sade- witz bei Oels in Schlesien hat viel kleinere und zerstreuter stehende Zellen und ist insofern einer gewöhnlichen inter- stineta viel ähnlicher. Aber ich bemühe mich vergeblich, 144 II. Röhrenkorallen: Heliolites interstincta. dazwischen auch nur eine deutliche Spur von kleinen Poren zu finden. Statt dessen meint man in dem lichten Kalk- steine eckige Schuppen wahrzunehmen, die sogar in uns die Vermuthung erwecken, es könnte ein Favosites Gothlandicus sein, woran einzelne Zellen mit einer gelben Erde erfüllt das Bild eines Helioliten in uns erwecken. Nach der Eti- kette eines wahrscheinlich bewährten Kenners jener merk- würdigen Ablagerung heisst er Porites tubulatus Lonsdale Silur. Syst. II pag. 687 tab. 16 fig. 3. Das Silur von Beraun tab. 14% fig. 29—31 in Böhmen scheint ganz besonders reich zu sein an hierher gehörigen Korallen. Freilich sind sie gewöhnlich roh, es verlöschen die feinern Zeichnungen, überhaupt fehlt ihnen das Gefällige von Goth- land und Dudley: fig. 29 bildet niedrige Scheiben von man- nigfaltigem Umriss, woran hauptsächlich die runzelige Unter- seite # mit Hüllsubstanz dem Kenner auffällt. Von der Seite s gesehen tritt das Schneidige des Randes und die dicke Runzelung der Untersite recht in die Augen. Die Oberseite o erscheint dagegen wie ein compacter Kalk, in welchen sich die flachen Zellen (x vergrössert) wie Siegel eindrücken: es sind runde Scheibehen, am Rande mit zwölf runden Vertiefungen, deren Grenzen sich öfter innen zu einer Art Axe verwirren, wie bei der Gothländer fig. 26. x. Kann man auch die feinen Poren dazwischen gerade nicht deutlich nennen, so erkennt man sie doch, und bei gewissen Erhaltungsgraden sogar sehr deutlich. Die Runzeln der _ Unterseite erinnern mich lebhaft an Heliolites Murchisoni Haime Palzontogr. Soc. V pag. 250 tab. 57 fig. 6 von Dudley, der vom porpital madreporite bei Parkinson (Org. rem. II tab. 7 fig. 2—5) nicht wesentlich abweicht. Beson- ders gross sind die Zellen fig. 30, welche auf breiten Platten die Unter- und Oberseite decken. Man kann öfter beide Flächen kaum unterscheiden, doch pflegen die Zellen- —rmnr“ vr wen | PEIRRFACTENKUNDE DEUTSCHLANDS. DER ERSTEN ABTHEILUNG SECHSTER BAND. ZWEITES HEFT. KO Re Achb-L.E N (RÖHRENKORALLEN) voN FRIEDRICH AUGUST QUENSTEDT, PROFESSOR DER GEOLOGIE UND MINERALOGIE IN TÜBINGEN. SIEBENTES HEFT. HIERZU EIN ATLAS IN FOLIO MIT 6 TAFELN IN TONDRUCK. LEIPZIG, FUES’S VERLAG (R. REISLAND). 1879. IININNINIINANAINANIANNNN NT ANATNATNANANTINININANNANANNTNANNNNNnNMNnnN " | | 4 Ir ir | M IR IB I: Er, I | (a N I | I I |. | (M I I I A I "A I Ph £ In I I I Bi : 2 8 | m. nu ö | A 2 Fa | + 080 Br I <) | | h a Er | + I 2. - E "0 4 Hi II. Röhrenkorallen: Plasmopora scita. 145 mündungen unten etwas schiefer zu stehen. Unsere Ab- bildung liefert ein Stückchen der Oberseite einer Hand- grossen Platte, die Vergrösserung y zeigt die sparsamen Zwischenporen, wie man sie bei megastoma annimmt. Dass die Zellenränder so wenig von Kerbung zeigen, hat seinen Grund in der schlechten Erhaltung. Noch gedrängter, wenn auch etwas kleiner, stehen die Wohnzellen auf fig. 31, und zwar so gleichmässig auf beiden Seiten, dass man in der Seitenansicht s ' die Zellenröhren gross wie klein von einem Ende zum andern verfolgen kann. Da- bei stehen sie aber so gedrängt, dass man im Coenenchym oft nur noch eine Reihe Pünktchen (y vergrössert) ge- wahrt. Aber alles Röhrenwerk ist dabei so regelmässig camerirt (x vergrössert), dass die Stücke noch zum Nor- malgeschlecht gehören, d. h. eine kleinerzellige Heliolites megastoma bilden. Auch hier zeigen die Scheiben im Centrum eine sehr ausgesprochene Hüllsubstanz, nur wo die Ränder frei hinaus wuchsen, liegen die Röhren unten wie oben offen da. Es kommen nun freilich auch noch andere vor, worunter namentlich die mit gedrängten Poren wegen ihrer Unreinlichkeit besondere Schwierigkeit machen. Sie werden besser verstanden, wenn ich eine Schwedische Form vorausschicke, nemlich Plasmopora seita tab. 148 fig. 32 Haime Palzont. Soc. V. 254 tab. 59 fig. 2 von Gothland. Der ganze Habitus bleibt entschieden Heliolitenartig, allein die Zellen- mündungen ragen etwas hervor, und sind unter einander durch zackige Linien verbunden, welche statt der runden Zwischenporen unregelmässige Räume umschliessen. Ge- streifte Hüllmasse ist nicht blos auf der Unterseite, sondern zieht sich auch in erhabenen Linien quer über den Kopf weg, aber überall suchen die Zellen durchzubrechen. Auf Schliffen längs der Zellen (y vergrössert) erscheint die Quenstedt, Korallen. T7te Liefer. Oktober 1878, 10 146 Il. Röhrenkorallen: Plasmopora seita. Grundmasse doch röhrig und mit Querscheidewänden ver- sehen, wenn auch die Sache nicht so deutlich ist, als bei Helioliten. Da die Zellen überall so leicht an Grösse variiren, so ist Plasmopora petaliformis 1. ec. 59. 1 wohl nur eine unbedeutende Varietät mit grössern Zellen. Mit diesen scheinen nun die grossen Stöcke von Beraun tab. 148 fig. 33. 34 übereinzustimmen, obgleich die Zeichnung der Grundmasse nur selten deutlich sich ab- hebt: fig. 33 ist m (’/s) nat. Grösse abgebildet, ohne dass ich die Löcher dem entsprechend verkleinern liess. Die Mündungen (x vergrössert) ragen überall auf ihrer Höhe mit 12 Wärzchen gekrönt markirt hervor, aber desto un- sicherer die Zwischenmaschen, man sieht nur statt der Poren einzelne wirre Knoten. Die Zellen sind etwas grösser als bei der Schwedischen, stehen aber gedrängter, da kaum eine Porenreihe dazwischen Platz zu haben scheint. Da die Hohlräume mit Kalkspath erfüllt sind, so wittert der- selbe in Säulenform heraus (y vergrössert), und man sieht daran wenigstens so viel, dass Wirtellamellen und Quer- scheidewände vorhanden waren. Noch etwas grösser sind die Zellen von fig. 34, seitlich s ziehen sie sich als Kerne und Rinnen mit fort, stets durch unvollkommene Quer- scheidewände abgetheilt, aber an vielen Stellen so gedrängt (y vergrössert), dass für die Zwischenmasse nur eine schmale gekammerte Rinne übrig bleibt. Auf Querbrüchen qg kann dann diese Zwischenmasse sehr unregelmässig erscheinen, so dass man viel mehr an Battersbyia pag. 141 als an etwas anderes denkt. Aber wenn man die Oberseite 0 gut bürstet, so scheinen einzelne Stellen (# vergrössert) doch mehr für Plasmopora zu sprechen. In der Theorie sind solch feine Unterscheidungsmale recht schön, aber wenn man sie in der Natur auffinden will, so entwischen sie uns nicht selten unter der Hand. Für Localsammler mag dann ein Varie- II. Röhrenkorallen: Plasmopora. Heliolites Grayi. 147 täten Name Plasmopora Beraunensis ganz am Platz sein, aber Wichtigkeit für die Species im Allgemeinen hat er nicht. Vergleichen wir damit noch die verkieselte Plasmopora follis tab. 149 fig. 1 Haime Arch. Mus. V. 223 tab. 16 fig. 3 aus der Niagaragruppe von Tennes- see. Gleicht öfter zufällig einem gestielten „Ballon“. Hier stehen die Löcher minder gedrängt, und die Zwischenmasse ist mit erhabenen Kieselrippen (x vergrössert) bedeckt, welche von den Zitzenförmigen Erhöhungen der Wirtel- lamellen auslaufend unregelmässige Räume einschliessen. Etwas Hüllmasse ist auch hier überall angedeutet. Die feinen Zacken sind zwar nicht so scharf ausgeprägt, als bei unserer Gothländer, aber sie waren da. Der 7 cm hohe von der Oberseite dargestellte Stock besteht aus drei Generationen: die untere a hat die grössten Zellen; etwas kleiner sind sie in db; die kleinsten aber hat der zierliche Zitzen c, welcher links den Auswuchs erzeugte, und durch einen Ring von Hüllsubstanz sich von der Unterlage ab- hebt. Rominger (Geol. Surv. Michig. HI pag. 14 tab. 3 fig. 2) gab ein sehr sprechendes Bild ebenfalls von drei künstlich aufeinander gelegten Stöcken, wovon der mittlere noch etwas grössere, der untere sogar etwas kleinere Zellen hat. Letzterer wurde elegans genannt. Heliolites Grayi tab. 149 fig. 2—4 Haime Pal&ontogr. Soc. V pag. 252 tab. 58 fig. 1 von Gothland, welchen J. Gray von Dudley zu Walsall entdeckte. Blumenbachium globosum Lonsdale Murch. Silur. Syst. II. 680 tab. 15 fig. 26 von Dudley soll der Abdruck derselben sein, was man nach der allerdings dürftigen Zeichnung nicht erwarten sollte. Freilich ist nun diese häufige Koralle kein ächter Heliolit mehr, wenn auch die kleinen Zellenmündungen auf beiden Seiten der Platten und Aeste sammt den undeutlichen Poren der Grundmasse daran noch erinnern könnten. Sie 10:7 148 II. Röhrenkorallen: Diplo&pora. bestehen vielmehr aus einem weissen festern Kalke, der zwei Platten (lamin®) bildet, die in der Mitte durch lockere undeutlich röhrige einer Diplo@& gleichenden Masse getrennt werden, wornach man sie passend Diplo&pora heissen könnte. Da die Dünnschliffe in dem lichten Kalke manches zu wünschen übrig lassen, so hängt eine treue Darstellung hauptsächlich von glücklichen Erfunden ab. Doch was den Bau im Groben betrifft, so sind die an den Strand geworfenen Stücke am Bruchrande meist so günstig verwittert, dass die innern „Diplo&* sich durch dunkelere Farbe von den lichten äussern Platten auf das Bestimmteste unterscheidet. Es muss uns daher Wunder nehmen, dass die Begründer der Species, Milne-Edwards und Haime, darüber nicht die leiseste Bemerkung machen. Lassen wir nun die einzelnen Bilder nochmals an uns vorüber gehen, so stellt fig. 2 die abgebrochene Spitze eines platten Astes vor, der im Zusammenhange mit seinen Nebenästen auf Zweige führen könnte, wie sie Haime von England in einem Hand- grossen Exemplare zeichnete. Unten und links hat unser Stück frische Bruchflächen, worauf ich nach Betupfen mit Säure die Diplo@ wenn auch undeutlich wahrnehmen konnte; wo dagegen rechts oben der Gipfel schon an der Meeres- küste etwas verletzt wurde tritt das lockere Innere so- fort hervor. Sonst ist rings alles gleichmässig mit Zellen besetzt, so bucklich und ungleich auch die Seiten sein mögen. Die Zellen (x vergrössert) lassen zwar öfter zwölf Wirtellamellen undeutlich hervortreten, aber ausserdem sind sie noch mit Zäckchen und Rippen bedeckt, die unter der Lupe die mannigfaltigsten Bilder erzeugen. Fig. 3. a. b sind natürliche Querbrüche einer Handgrossen Platte, woran sich die lockere „Diplo&* überaus deutlich von den harten Aussenplatten unterscheidet. In @ grenzen sich zwei Ellipsen ab, die rings von Hartmasse umlagert sind, in welcher die II. Röhrenkorallen: Diplo&pora. 149 Thierzellen sich durch dunkele Linien auszeichnen. Aber auch hier kann es vorkommen, dass sich plötzlich schmale Streifen von Diplo@ zwischenschieben, wie der kleine Halb- mond in der Mitte links zeigt. Der Schnitt b ist vom an- dern Ende, wo die beiden Ellipsen sich zu einer Diploe- platte vereinigt haben. Man erkennt darin ein schaumiges Wesen, wozwischen dann hin und wieder gekammerte Röhren erscheinen (z vergrössert), welche sich zu den viel engern Röhren in den Hartplatten öfter so hinneigen, dass man meint, diese seien die unmittelbare Fortsetzung der- selben. Ihre Concameration ist gewöhnlich nur unsicher angedeutet, noch weniger der Verlauf der Zwischen- poren in der Grundmasse, kaum dass man auf Schliff- flächen einige Streifen bemerkt. Die Masse wird nun in fig. 4 immer wirrer: das Stück a zeigt mehrere dünne Lagen übereinander, wozwischen sich immer wieder schau- miges Gewebe einlagert, während die Oberfläche die schärfsten Zellen mit Pünktchen hat, die man aber mit blossem Auge nicht mehr sieht. Im Centrum stehen ge- drängt runde dünnwandige Löcher (y vergrössert), welche, wenn sie etwas regelmässiger wären, leicht mit Favositen verwechselt werden könnten. An andern Stellen b zeigt das grosse Stück Hohlräume /, deren Innenwände mit den regelmässigsten Zellenmündungen bekleidet sind. Bei = ist die Hartmasse wieder angeschwollen, und sogleich ist Diplo& da, die angeschliffen (x vergrössert) ein Gemisch von ge- kammerten Röhren und runden Löchern zeigt. Heliolites macrostylus tab. 149 fig. 5. 6 Hall Paleont. New-York II pag. 155 tab. 36. A fig. 2 verkieselt aus der Niagaragruppe von Point Detour im Huronsee. Nach der Darstellung von Hall, der es mit einem verkalkten Exem- plare von Milwaukie zu thun hatte, würde es allerdings ein ächter Heliolit sein, dessen Grundmasse punktirt dargestellt 150 II. Röhrenkorallen: Lyellia. wird. Aber die verkieselten haben zwischen den grossen etwas hervorragenden Zellen eine den Plasmoporen ähnliche Zeichnung. Dennoch trennten sie Milne-Edwards und Haime (Archiv. Mus. pag. 226 tab. 14 fig. 3) abermals unter Lyellia Americana ab. Rominger (Geol. Surv. of Michi- gan III pag. 15 tab. 2 fig. 1. 2) gab davon Photographische Bilder. Die grossen Zellen scheinen innen 12 Verticalreihen von Dornen (spinule) zu haben. Herausgewittert sind sie dem entsprechend oft sehr deutlich zwölffach gerippt. Quer- scheidewände sind vorhanden, aber selten wegen der dicken Zellenwände sichtbar, nur ihr rauher Grund wird auf der Oberseite öfter gesehen. Die umfangreiche Grundmasse scheint unregelmässig blättrig zu sein, aber je nach dem der Verwitterungsgrad vorschritt nimmt sie ein ver- schiedenes Aussehen an. Solch ungünstige Umstände er- schweren die wahre Erkenntniss ausserordentlich. Doch kommt man mit Zuhilfenahme des Fundortes schon zurecht. Fig. 5. 0 zeigt die rauhe Oberseite, manche Zellen stehen wie ein abgestumpfter aussen gerippter Kegel hervor; an- dere erheben sich kaum über das Niveau der Fläche. Häufig zeigt der Oberrand zwölf zierliche Knötchen, den Enden der Aussenrippen entsprechend. Die Seitenansicht erscheint wie gedrängte quergelagerte Blasen von gekrümmten Blätt- chen eingefasst, welche von mikroskopischen Bergkrystallen mit deutlichen Dihexaederflächen wie überzuckert sind. Ganz anders macht sich dagegen die Seitenansicht fig. 6, hier stehen die gerippten Säulenwände zum Theil frei da, und sind mit Querlamellen bedeckt, die sich von Säule zu Säule verbinden, und Hängematten gleichen. Das gibt ihnen eine entfernte Aehnlichkeit mit der lebenden Tubi- pora musica, was die Alten so leicht zur Verwechselung verführte. Lyellia papillata tab. 149 fig. 7. S Rominger l. ec. 2. 3, ebenfalls vom Huronsee, hat nicht blos kleinere II. Röhrenkorallen: Calapoeeia. 151 Zellen, sondern im Centrum erhebt sich eine Blase (papilla) von einem vertieften Ringe umgeben (x vergrössert), was auf convexe Scheidewände hindeutet. Damit stimmt dann auch das Unterende (y 'vergrössert), das nun umgekehrt eine schüsselförmige Vertiefung zeigt. Freilich ist alles durch traubenförmigen Chalcedon so entstellt, dass man auf die Umrisse nicht zu viel geben darf. Unter andern kom- men auch auf der Oberfläche so viel Vertiefungen vor, dass man wohl an den Röhrenbau der Grundmasse erinnert wird, aber die Querbrüche s wollen das durchaus nicht be- stätigen: hier sieht man vielmehr stark gerippte Säulen, welche distanzenweis von dünnen Horizontalflächen zu- sammengehalten werden. Noch etwas kleiner sind die Röhren fig. 8 von der Unterseite dargestellt, die gerippten Säulen sitzen hier in einer dünnblättrigen Masse; die mitt- leren gehen senkrecht durch, die randlichen biegen dagegen schnell nach Aussen. Noch bedeutend kleiner sind die Röhren von Lyellia parvituba Rominger ]. c. 2. 4, wovon ich fig. 9 ein Stückchen der Oberseite copire. Der Character bleibt im Allgemeinen bei allen gleich, nur die Zellengrösse varüirt, wie es auch bei andern Röhrenkorallen so gewöhn- lich der Fall ist. Calapoeeia Huronica tab. 149 fig. 10 Billings 1865 (&roxix Ansiedlung) verkalkt im Dolomit der Hudsonsriver » group auf Drummond’s Island in (!/2) nat. Grösse, aber die Zellen nicht verkleinert. Sie bilden dicke Knollen, worauf die schöngerundeten gekammerten Zellen sich in eine spar- same Grundmasse einsenken. Die dicken Wände (x ver- grössert) heben sich gern in einem besondern Ringe ab, der innen mit zahlreichen Spitzen bedeckt ist. Die Zwi- schenmasse hat zwar auf der Oberfläche viele Grübchen, aber sie erinnert dennoch immer mehr an Plasmoporen, als an irgend etwas Anderes. Es ist nicht möglich von solch 152 U. Röhrenkorallen: Hougbtonia. Plasmopora. Propora. mittelmässig erhaltenen Dingen die scharfen Unterscheidungs- merkmale anzugeben, welche wahrscheinlich auch gar nicht vorhanden sind. Dem allgemeinen Eindrucke zu folgen ist Houghtonia Huronica Rominger Geol. Surv. of Michigan 1876 III pag. 18 tab. 3 fig. 3. 4 von demselben Fundorte nicht verschieden. Nach Rominger besteht das Coenenchym aus unregelmässig lückigen Zellen, die häufig unter sich und mit den Zellen durch Poren anastomisiren. Stellenweis stossen die Röhrenwände, wie bei Favositen, unmittelbar aneinander, sollen dann aber nicht direct durch Poren mit- einander verbunden sein. Dagegen behauptet Nicholson von einer höchst verwandten Columnopora cribriformis, dass hier das Ocenenchym ganz fehle, und die Zellen nicht erst indireet durch dieses, sondern durch lange Seitenporen direct miteinander communieiren. Wie spitzfindige Unterscheidungen nach der innern Textur gemacht werden, kann man schlagend an Plasmopora tab. 149 fig. 11 und Propora tab. 149 fig. 12 ersehen, von denen ich zwei etwas reducirte Copien nach Milne-Edwards und Haime (Paleontographical Society V tab. 59 fig. 1. ce und 3. b) gebe. Beide lagern im Dudleykalk, und beide zeigen auf dem Längsschliff dieselben concamerirten Zellen, nur hat Plasmopora im zwischengelagerten Coenenchym Längs- linien, welche zwischen den Blasen der Propora zu fehlen scheinen. Nun hatte M’Coy tab. 149 fig. 13 (Ann. Mag. Nat. Hist. 1849 2. Ser. III pag. 150) schon vorher aus dem Bergkalke von Derbyshire eine Fistulipora unterschie- den, die wie unsere Copie zeigt genau den Bau von Pro- pora hat, doch haben die Querscheidewände nach unten einen flachen Knick, die wohl nur mit einiger TJebertreibung „funnel-shaped diaphragms“ genannt werden. Die Zellen haben die Grösse von Nadelstichen. Dabei stehen dann alle drei wieder mit Lyellia und Calapoecia in so engem 1 u u an II. Röhrenkorallen: Heliopora. 153 Verkehr, dass es früher auch dem strengsten Naturforscher nicht in den Sinn kam, hier noch generisch trennen zu wollen. Die ältern machten daher grössere und damit über- sichtlichere Gruppen. Besonders waren es Blainville (Dictionnaire des Sciences naturelles 1830 Bd. 60 pag. 274) und Ehrenberg (Abhandl. Akad. Wissensch. Berlin 1832 I. 225), welche die G&schlechter zwar wesent- lich vermehrten, aber doch immer noch ein gewisses Mass inne zu halten wussten. Letzterer trennte nicht blos die Bryozoen ab, sondern suchte auch die zwölfstrahligen Röhren in einer besondern Gruppe zusammen zu fassen, wobei er unter andern auch Catenipora und Calamopora unterbrachte. Mit Dr. Hemprich zusammen hatte er auf Veranlassung der Berliner Akademie die lebenden Korallen des Rothen Meeres an Ort und Stelle studirt, und dabei Veranlassung gefunden, die Madreporen mit den rauhen ungleichen Zellen- mündungen als Heteropora abzuscheiden. Die hervorragen- den Zellen tragen durch ihre vorherrschende Gemmenbil- dung hauptsächlich zum Wachsthum des Stockes bei. Wo sich diese „Stelle gubernatrices“ nicht entwickeln, sondern die Oberfläche der Stöcke eben bleibt, wie bei Lamarck’s Porites, da nehmen die Dinge dann oft ein alterthümliches Ansehen an, und namentlich schien Blainville (Diet. Se. nat. Bd. 60 pag. 357) einen glücklichen Griff gemacht zu haben, indem er Linne’s Millepora czrulea pag. 137, „loges eylin- driques er@neldes interieurement par des demi-lames radiaires, et constituant un polypier poreux dans les intervalles des cellules,* als Heliopora von den andern Astr&en trennte. Wenn man mit solch allgemeinern Gesichtspunkten an die Sache geht, so erscheinen uns auch die spätern Gehäuse den ältern noch viel ähnlicher, als man nach ihrer Namenzer- splitterung erwarten sollte. Ich beschrieb in dieser Beziehung schon früher im Hdb. Petref. 1852 tab. 57 fig. 29 eine 154 II. Röhrenkorallen: Heliopora bipartita. Heliopora bipartita tab. 149 fig. 14-19, die am Hall- thor (Hallthurm) auf dem Wege von Reichenhall nach Berchtesgaden in Masse lagen, und hielt sie damals (1843) für Gosauschichten, welche im Norden und Westen den Fuss des Untersberges umringen, doch scheinen sie nach Herrn Gümbel (Geogn. Beschr. bayr. Alpen 1861 pag. 665) schon zum Subalpinen Tertiär zu gehören. Auf den ersten Blick erinnern sie allerdings auffallend noch an Astr&a porosa des ältern Gebirges, allein bei sorgfältiger Betrach- tung merkt man im Centrum eine Axe, mit welcher gar gern zwei sich gegenüber liegende Wirtellamellen zu einer Scheidewand zusammen fliessen, welche die Zellen in zwei Hälften zu theilen scheint, worauf meine Benennung an- spielen soll. Auch erscheint im Allgemeinen die Grund- masse so hart und compact, dass man vergeblich feinere Röhrchen darin sucht; doch waren sie vorhanden, wenn auch die Oberfläche statt der vertieften Pünktchen Warzen zeigt. Um ein Bild der Entwickelung zu geben, habe ich mehrere Varietäten von demselben Fundorte zusammen ge- stellt, wie es ein flüchtiger Besuch und der Zufall des Glückes mir in die Hände führte: fig. 14 ist eine kleine Gabel mit unregelmässig zerstreuten Löchern, worin man schon mit blossen Augen im Oentrum ein Pünktchen von der Kalkaxe oder eine Halbirungslinie wahrnimmt, die dann mit der Lupe (x vergrössert) sammt den Oberflächenwärz- chen um so deutlicher hervortreten. Die Axe O pflegt in Folge von Verwitterung mit Schlamm erfüllt zu sein. Wenn ein Röhrchen in der Rinde günstig der Länge nach bricht, so bemerkt man in der Mitte eine zarte Längslinie (z ver- grössert). Fig. 15 ist das Bruchstück eines soliden Oylinders, die Zellenform weicht zwar von voriger nicht ab, aber zwi- schen den Wärzchen ziehen sich vertiefte Linien (y ver- grössert) durch, welche das Gebiet eines jeden Thierchens > K- riet 2." A ee u II. Röhrenkorallen: Heliopora bipartita. 155 wie durch einen flachen Graben (fossati) abzugrenzen schei- nen. Das kleine Centrum o ist mit Längsröhren erfüllt, von denen dann plötzlich die gekammerten Röhren nach aussen ziehen (x vergrössert), alle mit einer zarten Axe durchzogen, gegen welche die Querwände öfter treppen- förmig absetzen. Kleine Pünktchen dazwischen könnten auf Zwischenröhrchen deuten, aber die Sache wird in der dichten Grundmasse doch nicht recht klar. An dem Cylin- der fig. 16 von mittlerer Dicke stehen die Zellen in regel- mässigen Reihen (seriata) übereinander, was sich auch bei der viel dünnern fig. 17 auf das Bestimmteste wiederholt. Mannigmal bemerkt man „sonnenartig“ gestrahlte Zellen- mündungen (x vergrössert), woran die 12 Wirtellamellen zu 646 in verschiedener Grösse miteinander alterniren. Allein alles das sind keine genügenden Gründe, sie von ihren Begleitern specifisch zu trennen. Dagegen zeigt die Gabel fig. 13 plötzlich bei gleichem Habitus viel kleinere Zellen (micropora), die wie Nadelstiche erscheinen, aber mit hartem Schlamm erfüllt sich bezüglich der Axe und Wirtellamelle kaum entziffern lassen (x vergrössert). Da- bei zeigt die Grundmasse zahllose vertiefte Pünktchen, die auf Zwischenröhrchen deuten würden, wenn nicht der Quer- schliff u ganz dieselben Pünktchen (y vergrössert) zwischen den grössern Löchern zeigte. Wir müssen daher in der Grundmasse statt der Röhrchen mannigfaltig gekrümmte Fäden annehmen, welche von irgend einer Seite betrachtet, wie beim Wurmgewebe der Schwämme, immer wieder hohle Löcher zeigen. Wenn wir Verwandte in andern Gegenden suchen, so fällt uns sogleich die ausserordentliche Zellen- ähnlichkeit mit Palmipora Solanderi Michelin Iconograph. pag. 166 tab. 45 fig. 9 aus dem jüngern Eocen von Auvert bei Paris auf; hier kann man mit der Lupe die Zellenaxen im Schwammartig verfilzten Grundgewebe ganz sicher er- 156 II. Röhrenkorallen: Heliopora bipartita. kennen. Schon Guettard hat sie als Madreporit gekannt, Defrance zur Pocillopora Lamarck’s gestellt; d’Orbigny zog für sie wieder die Linne’sche Millepora hervor; Milne- Edwards und Haime (Paleontogr. Soc. V pag. LIX) er- hoben sie zuletzt gar noch zu einem neuen Geschlecht Lobopora, trennten aber davon nochmals Axopora, welcher Geodia pyriformis Michelin Icon. 46. 2 aus dem jüngern Eocen von Monneville (Oise) zu Grunde liegt. Michelin hielt diese wegen ihres verwirrten Grundgewebes für einen Schwamm, während sie in der That von Solan- deri gar nicht verschieden sein dürfte. Heliopora bipartita sparsipora fig. 19 bildet allein keine Zweige, sondern plattige Ueberzüge. Die Zellen, entschieden grösser als bei micropora, nehmen eine Mittelstellung ein und lassen den Axenpunkt im Oentrum (x vergrössert) wieder deutlich erkennen, stehen aber auffallend zerstreut. Die Grundmasse ist etwas lockerer, als bei den vorigen, zeigt eine Menge Grübchen, die bei guter Beleuchtung sogar noch mit blossem Auge erkannt werden können, und wahrscheinlich den Aus- gängen von Röhrchen entsprechen. Denn wenn man die verwitterten Ränder (y vergrössert) mit der Lupe betrachtet, so erkennt man neben den grössern Wohnzellen zarte Linien, die an den röhrigen Bau der Gruudmasse lebhaft erinnern. Ich finde keine Gründe, daran zu zweifeln, dass alle dieese sechs alpinen Formen von den grössten bis zu den kleinsteın Zellen ein zusammengehöriges Ganzes bilden, wo- zwischen sich bei gehöriger Ausbeutung des Fundortes noch viele andere zaihlreiche Bindeglieder finden werden. Wenn man nun erwägt, ı dass Milne-Edwards und Haime in ihrer „Famille VIII“ die, acht Geschlechter Millepora, Heliopora, Heliolites, Fistuliporä, Plasmopora, Propora, Axopora, Lobo- pora zusammenfassten\, und dass die verschiedensten sach- kundigen Schriftsteller\ drei und mehr dieser Geschlechts- h h EL änd en u ce Rindenkorallen. 157 namen auf ein und dieselbe Species anwendeten, so leuchtet daraus die Unsicherheit solcher Genera zur Genüge hervor. Die Dinge sind alle unter einander so verwandt, dass der Schwerpunkt des Bestimmens auf die Species fällt. Rindenkorallen tab. 149 fig. 20 etc. Die „Polypiers cortieiferes“ bilden unter den Korallen eine der merkwürdigsten Gruppen (Lamarck, An. sans ver- tebr. 1816 II pag. 288), welche zwar versteinert wenige und dabei meist zweifelhafte Vertreter finden, aber dennoch schon frühzeitig als Ceratophyten oder Horngewächse (22925 Horn) beschrieben wurden, Walch Naturg. Verst. 1769 Il. 2 pag. 34. Linne’s Gorgonia mit horniger Axe auf Felsen heftend und mit einer lockern Kalkrinde überzogen, worin die achtarmigen Polypen leben, spielt in den heutigen Meeren eine grosse Rolle. Sie bilden nicht blos Ruthen, Stäbe und Büschel, sondern auch gitterförmige Fächer, wie der in Ostindien gemeine Venusfächer Gorgonia flabellum (Rhipidogorgia Val.), welche uns zwar lebhaft an die fossilen Reteporen und Fenestellen erinnern, aber in der hinfälligen Rinde auf beiden Seiten Polypen tragen. Weniger wichtig ist dagegen Isis, die eine gegliederte Axe hat, welche abwechselnd aus hornigen und kalkigen Stücken besteht. Sie kommen wenigstens deutlich nur im jüngern Tertiär vor. Nur Isis nobilis, die berühmte Edelkoralle (Corallium rubrum) des Mittelmeeres, besteht innen ganz aus verzweigtem Kalke. Zu diesen kommen dann unter den lebenden noch die dicken vielgestaltigen Korkpolypen Aleyonium (Bd. V pag. 5) mit hohlen aber festsitzenden Stöcken, welche ohne innere Axe in der fleischigen blos mit Kalktheilen geschwängerten Rinde die Thiere mit langer röhrenförmiger Leibeshöhle bergen. Ihr äusseres Ansehen 158 Rindenkorallen. gleicht nicht selten verzweigten Schwämmen, was bei den Fossilien zu vielfacher Verwechselung führte. Ihnen gegen- über stehen die Stachelkorallen Antipathes von Pallas mit einem ausgebildeten dunkelfarbig-hornigen Skelet, das schon im grausten Alterthum den Mittelmeervölkern eine wichtige Arznei lieferte (&vrıradrs Gegengift). Sie haben ganz den Wuchs der Gorgonien, nur pflegen sie verzweigter und mit kurzen Stacheln bedeckt zu sein. Sogar ein kohlschwarzer „Lrauerfächer* (Antipathes Flabellum) kommt in Ostindien vor. Allein statt der kalkigen Rinde findet sich nur ein gallertartiger Ueberzug, worin die Thierchen mit „sechs stummelförmigen Tentakeln“ sitzen. Lamarck (An. sans vert. ll. 304) sagte, „les antipates sont aux gorgones, ce que les €ponges sont aux alcyons. Dans les eponges, la eroüte n’est qu’une chair g@latineuse, fugace et qui disparait en grande partie apres l’extraction de l’&ponge hors de la mer; tandıs que dans les aleyons la croüte, qui empäte les fibres corndes, est une chair persistante, qui devient ferme et m&me dure ou coriace en se dessechant.“ Wenn nun schon bei der Beurtheiluug lebender Thiere solche Schwierigkeiten kommen, so darf man sich nicht wundern, dass die Unsicherheiten bei den fossilen noch wachsen. Namentlich gilt das bezüglich der sonderbaren Graptolithen, auf welche in Schweden schon Linne auf- merksam machte. An ihrer Sägenform so leicht erkennbar sind sie für die Deutung des Uebergangsgebirges zwar von ganz besonderer Wichtigkeit, aber dennoch ist ihre sichere Stellung im System noch allerlei Schwierigkeiten unter- worfen. Von der alten Wahlenbergischen Ansicht, die Stäbe für Brut von Orthoceratiten zu erklären, kam man längst zurück, seit man sie auch in miteinander verbundenen Stöcken fand. Ob man aber die gitterförmige Dietyonema dazu stellen soll, welche man mit einer Fächergorgonia Rindenkorallen: Keratophytes dubius. 159 vergleichen könnte, oder ob eine gewisse äussere Aehnlich- keit der Zellen mit den nackten Seefedern (Pennatula) ge- nüge, sie geradezu dahin zu stellen, wird noch langer Unter- suchungen und glücklicher Funde bedürfen. Ehrenberg (Abh. Berl. Akad. 1852 I pag. 277 und 354) nannte sie Octactinia, und machte daraus zwei Grup- pen: Phytocorallia octactinia mit kalkiger (Isis) oder horniger (Gorgonia) Achse, und Zoocorallia octactinia mit gefiederten Tentakeln, wozu ausser den Aleyonien vor allen die Orgel- korallen (Tubipora pag. 2) gehören, die von den alten Petrefactologen mit den fossilen Favositen und Uhsteten in die bestimmteste Verbindung gebracht wurden. Anderer- seits lässt sich nicht läugnen, dass obige Venus- und T'rauer- fächer mit den Gittern der fossilen Reteporen die grösste äussere Aehnlichkeit haben. Freilich sollen diese die Thier- zellen nur auf einer Seite zeigen, doch die Fossilität ver- wischt das öfter, und wir stehen dann lange rathlos da. Wir kommen deshalb von zwei Seiten her mit den Bryozoen in Oollision. Das bestimmte mich, gleich hier das Wichtigste von Rinden- und Mooskorallen einzufügen. Keratophytes dubius tab. 149 fig. 20 Schlotheim Denk- schrift Münch. Akad. Wiss. 1816 Bd. 6 fig. 4. 16. 17, wo- von ich letztere copirte. Damals hielt sie der alte be- rühmte Petrefactenkenner noch für eine Krone des dortigen Encrinites ramosus (Bd. IV pag. 498), erst in der Petre- factenkunde 1820 pag. 340 gab er ihr wegen der Aehn- lichkeit mit dem Horngerüste der lebenden Gorgonia tuber- culata (Esper Pflanzenthiere tab. 37) den Namen. Aus dem Zechsteindolomite (Höhlenkalkstein) von Glücksbrunn und Liebenstein südlich Eisenach. Sie scheint dem gelben An- sehen nach mit der 23 cm langen und 17 cm breiten Ab- bildung bei Walch (Naturg. Verst. 1767 II. 2 pag. 65 tab. F. VII. b*) zu stimmen, „die, wie der Augenschein 160 Rindenkorallen: Keratopbytes dubius. weiset, zu derjenigen Gorgonien-Gattung gehört, welche von Herrn Pallas Gorgonia flabellum, in seinen Zoophyt. pag. 169 genennet, von uns aber oben unter dem Namen der netzförmigen Ceratophyten beschrieben worden.“ Gold- fuss Petref. Germ. pag. 18 tab. 7 fig. 1 kam, ohne Schlot- heim zu nennen, auf denselben Namen Gorgonia dubia wie- der zurück, hielt aber den Dolomit von Glücksbrunn für Jurakalk. Ehrenberg (Abh. Berl. Akad. 1832 I pag. 364) war gerade nicht abgeneigt, die Zechsteingorgonien anzuer- kennen, liess sich aber durch die etwas unnatürlich gezeich- neten innern Zellenkerne Goldf. 1. ec. 7. 1. c verleiten, an die Schuppengorgone Prymnoa Lamouroux Exp. meth. Polyp. pag. 37 zu denken. Ich zeigte dann (Wiegmann’s Archiv für Naturg. 1835 I pag. 95), dass im englischen Jechstein von Humbleton bei Sunderland unter dem Vielen, was mit Deutschen stimmt, die Retepora virgulacea Phillips (Transaet. Geol. Soc. 1829,2. Ser. III tab. 12 fig. 6) nicht wesentlich von unserm dubius abweiche. King (Palzontogr. Soc. 1550 IV. 44) hat sie dagegen geschieden, und zur Synocladia (6x%xdix das Kniebiegen) erhoben, wahrschein- lich weil die Verbindungsäste der Längszweige zuweilen ein Knie nach oben machen; den Keratophytes anceps zur Acanthocladia und den dubius zum 'T'hamniscus gespalten, während retiformis bei Fenestella steht. Demungeachtet meine ich, dass alle einem Geschlechte angehören, das aller- dings den Reteporen unter den Bryozoen näher liegen mag, als den eigentlichen Gorgonien. Die Poren finden sich stets nur auf einer Seite. Die Schlotheim’sche Copie fig. 20 scheint zwar nur tuthen und keine Netze zu haben, allein die Abbildung ist zu schlecht, als dass man daraus zu viel folgern dürfte. Ich habe zwar jetzt nicht Gelegenheit, die Originale wie- der zu vergleichen, doch konnte ich seiner Zeit keine Unter- Rindenkorallen: Keratophytes dubius. 161 schiede finden. Es ist das kleinere Exemplar von den Ab- bildungen, und beide haben die gleiche trichterförmige Ge- stalt, wie der englische virgulatus, von dem ich tab. 149 fig. 21—24 einige Abbildungen gebe. Die Steinkernbildung im Dolomit muss bei der Deutung der Gegenstände wohl beachtet werden. Gewöhnlich präsentiren sich die Ruthen von der porenfreien Aussenseite fig. 21, sie erscheinen mit einer dünnen glatten Rinde (y vergrössert) ohne Spur von Zellen, und unter der Rinde treten Streifen hervor, die uns an die Hornaxe von Gorgonien erinnern. Die Verbindungs- äste sind dünner, kurz und können daher leicht übersehen werden. Sie kommen einem oft vor wie Stacheln, die sich an einem Ende zuspitzen, und die, wenn sie sich begegnen, in einander verschwimmen, ein Knie bilden, oder gar die Nachbarruthe nicht erreichen. Daher pflegt man bei den meisten auffallende Ungleichheit in der Dicke zu bemerken. Wenn die Ruthenmasse abspringt, so sind die Vertiefungen von den Zelleneindrücken punktirt (x vergrössert), und die Maschen bilden erhabene Bruchflächen von rundem Umriss. Haben wir die Abdrücke von der Innenseite i fig. 22, so bemerkt man ein weisses Mehl (x vergrössert) mit zahllosen Grübchen, woraus kleine abgebrochene Dolomitstäbchen hervorstehen, welche die Hohlräume der Zellen bezeichnen. Das Mehl lässt sich leicht wegbürsten, und dann treten die glatten Abdrücke der Aussenseite a hervor, worin die Maschen durch runde Erhabenheiten mit Bruchfläche ver- treten sind. Weil das Mehl sehr hinfällig ist, und die glatte Aussenseite sich ohnediess leichter aus dem Gestein schält als die porenreiche innere, so finden wir solche Abdrücke häufiger, als die Koralle selbst. Das Mehl ist offenbar noch ein veränderter Rest der thierischen Substanz, die durch den Dolomitisirungsprozess nicht zerstört wurde, was viel- leicht auf einen Reichthum organischer Substanz schliessen Quenstedt, Röhrenkorallen. 11 162 Rindenkorallen: Keratophytes dubius. lassen könnte. Untersucht man nun aber die feinen Hohl- räume und Löcher im Gestein fig. 23 näher, so bemerkt man darin mit der Lupe (1. 2. 3 vergrössert) kleine Säckchen, die nach der hohlen Aussenseite a eiförmig geschlossen sind, nach innen % dagegen sich öfter krümmen, und jedenfalls ansehnlich verengen. Es ist wegen der unreinen Gebirgs- masse nicht immer leicht, die Sache in ihrer rechten Schärfe aufzufassen: der sonst so geschickte Zeichner bei Goldfuss sah darin Schuppen; doch traf King schon das Richtige. In unseren Vergrösserungen zeigt 21 ein Zweigstückchen von der Seite, worin auf den Hohlraum a (Basis) vier Säckchen folgen, die ihre gekrümmte Endspitze nach innen ö kehren; dasselbe sieht man bei 2 wieder, wo man die Säck- chen mehr von der Hinterseite wahrnimmt; 3 ist dagegen ein Querbruch, in dessen Höhle die Zellenkerne in mehreren Reihen hervortreten. Ganz vorzüglich ist die Abbildung bei King (Pal. Soc. IV tab. 4 fig. 4), wovon ich in fig. 24 einen Theil copire: die Zweige sieht man von der Aussen- seite a, wo die Zellenkerne uns alle den Rücken zukehren, während der Abdruck der Innenseite © uns die runden engern Bruchflächen der Zellenmündungen zeigt. Besonders deutlich sieht man auch aus den Zellenrichtungen, wie die Verbindungsäste aus zwei Hälften bestehen, die in der Mitte sich zu einem Knie berühren. Durch Bürsten der glatten Unterfläche kann man sich von dieser zierlichen Anordnung leicht überzeugen. | Tab. 149 fig. 25 ist das Stück eines verkalkten Exem- plares von Tunstall hill in Durham, woran man mit Kratzen und Schleifen sich vom Bau am leichtesten überzeugen kann. Der Stock ist auch hier von der Aussenseite ent- blösst, wo der glatte Kalk einem Milchglase ähnlich beim Benetzen die mit gelber Gebirgsmasse erfüllten Zellen durch- scheinen lässt. Alles liegt viel klarer da, als bei den Dolo- Rindenkorallen: Keratophytes anceps. 163 miten von Humbleton hill. Kratzt man daran etwas mit dem Messer, so treten die Zellen (x vergrössert) reihenweis übereinander in alternirenden Ellipsen hervor, rings noch von ihrer durchsichtigen Kalkwand umringt. Man sieht daraus, dass sie in den Hauptzweigen eine longitudinale Richtung haben. Dagegen biegen sie in die Verbindungs- äste quer ein, aber so, dass man genau den Zweig verfolgen kann, zu welchem sie gehören. Hebt man ein Stückchen mit dem Messer ab, was öfter gelingt, so ragen auf der Gegenseite (y vergrössert) nicht blos die kleinen Zellen- mündungen hervor, sondern man sieht auch die zugehörigen Zellen in ihrem Längslauf. Es folgt daraus, dass die meisten Zellen bei ihrem verengten Austritt plötzlich einen Hacken machen. Auch Dünnschliffe (2) gelingen, die in unserm Falle am Ende des Längslaufes mit einem äusserst zier- lichen Kreise endigen. Keratophytes anceps tab. 149 fig. 26, den ich von Schlotheim (Denkschr. Münch. Akad. VI fig. 7 pag. 24) copire, erzeugt zwar auch verzweigte Ruthen, aber die Nebenäste bilden blos kurze Stummel, die Dornen (&xavd«) gleichen und daher von King zur Acanthocladia erhoben wurden. Der Zellenbau ist jedoch keineswegs wesentlich von dem vorigen verschieden, wie das schon aus der guten Abbildung bei Goldfuss Petref. Germ. tab. 36 fig. 1 her- vorgeht. Im schwarzen Zechsteinkalke von Röpsen nördlich Gera liegen schneeweisse Bruchstücke fig. 27 in Menge, begleitet von retiformis, kleinen Calamoporen und vielen andern Dingen. Von den geraden Stäbchen gehen senk- recht kurze Aeste ab, die an ihrem meist verletzten Ende Spuren von Zellen zeigen, welche man aber wohl nicht wie Goldfuss 1. ec. 36. 1. d auffassen darf, da sie nur oberfläch- lich, wie die andern zu liegen scheinen. Hin und wieder kehrt eine (a vergrössert) ihre Zellenmündungen nach oben, 1 Ss u en 164 Rindenkorallen: Keratophytes retiformis. dann sieht man gewöhnlich drei Reihen alternirender Grüb- chen, von welchen seitlich noch die andern in den Neben- ästen kommen. Die vergrösserte b zeigt Längsstreifen, die stellenweis noch von einer glatten Masse auf der Ober- fläche gedeckt werden; unten auf der Gegenseite sieht man die Abdrücke von den Zellenmündungen. Kratzt man die Hüllsubstanz sammt den Streifen weg (c vergrössert), so kommen stets die Zellen von der Unterseite gesehen zum Vorschein, sodass man sich leicht von deren Dasein über- zeugen kann. Das gelingt sogar auch bei den zarten Gittern von Keratophytes retiformis tab. 149 fig. 23 Schlotheim Denkschr. Münch. Akad. VI pag. 17 fig. 1. Schon Walch (Naturg. Verst. 1769 II. 2 pag. 62 tab. F. VII.b fig. 1) gab davon aus dem „Pöseneckischen“ (Pössneck östlich Saalfeld) eine gut erkennbare Abbildung, die er „eine schöne Eschariten-Art* nannte, und genügend beschrieb. Auch Schlotheim (Petref. 1820 pag. 342) kam später auf diesen Namen Escharites retiformis wieder zurück, während sie Goldfuss (Petref. Germ. pag. 98 tab. 36 fig. 2) wegen ihrer trichterförmigen Gestalt Gorgonia infundibuliformis nannte. King (Paleontogr. Soc. IV tab. 2 fig. 8. 18) gab von den Trichterformen sehr schöne Bilder, stellte sie aber zur Fenestella. Gewöhnlich hat man es, wie das schon Walch erkannte, mit den Abdrücken zu thun, die aus lauter elliptischen oben abgebrochenen Hügeln (x vergrössert) be- stehen, welche durch breitere Längs- und schmalere Quer- furchen von einander getrennt sind. Nur hin und wieder bemerkt man in den Längsfurchen rauhe Stäbchen ?, die sich öfter gabeln, und mit der Lupe oft sehr deutlich zwei Reihen alternirender Zellenkerne (y vergrössert) zeigen, wie das King l. ec. 2. 15 schon ganz vortrefllich bewiesen hat. Sie stimmen dadurch vollkommen mit den gröbern Zweigen Rindenkorallen: Fenestella Ehrenbergi. 165 von dubius fig. 24, nur dass dort wegen der grössern Breite mehr Reihen neben einander Platz haben. Wenn sich ein Stäbchen gabeln will, so pflegt es plötzlich breiter zu wer- den. Ganz dasselbe finden wir bei den zarten Netzen bei Röpsen (fig. 27. e vergrössert), die ebenfalls auf der Rücken- seite gestreift sind. Kratzt man nur ein wenig daran (d ver- grössert), so treten sofort mehr oder weniger deutlich neben den runden Steinellipsen alternirende Löcher auf. Die dün- nern Querästchen erscheinen innen zwar hohl, aber zeigen keine Zellen. Unser grösseres Bruchstück fig. 28 aus dem Humbleton hill bei Sunderland zeigt blos einen Theil der grossen Trichter von innen gesehen, wo die Zellen mün- deten, während die Stellen des Abdrucks der Gegenseite aussen angehören. Der zierliche Trichter ist nirgends auf grosse Strecken eben, sondern schlägt eine Menge Falten, wie man aus den Unebenheiten, und namentlich aus dem Verlaufe und dem schnellen Aufhören der Linien ersehen kann. Doch wird es einem nicht immer klar, wie weit die zarte Platte geschlossen war, und ob statt der geschlossenen Trichter nicht auch blosse Blätter und Krausen vorhanden waren. Es werden in Deutschland und England öfter gerade oder gekrümmte Kegel gefunden, wie tab. 149 fig. 29 von Glücksbrunn. Ich habe sie früher für die Kerne der hohlen Stiele dieser Trichter gehalten. Geinitz (Verst. Zechst. Rothl. 1848 pag. 18 tab. 7 fig. 18) hiess sie dagegen Fenestella Ehrenbergi, und King 1. c. 5. 2 Phyllopora Ehrenbergi. Auf der einen Seite stehen die elliptischen Maschen im Quincunx, was auf der andern minder deutlich sich zeigt. Man sieht an unserm Kerne nur den Abdruck der Innenseite. Das Blatt war sehr dünn, wie der Zwischen- raum zum Gebirge hin zeigt. Nach King soll Phyllopora aus einem Doppelblatt bestehen. 166 Rindenkorallen: Fenestella ripisteria. Bei Sunderland kommen Strandbildungen vor, wo die kleinen Zweigbruchstücke tab. 149 fig. 30 mit einem zarten Sinter überzogen sind, welche nicht blos den Umriss der Form erhielten, sondern wo auch die winzigen Kalkspath- krystalle nur auf den Poren ihre Stellung nahmen und da- mit das innere Bild (ab cd vergrössert) verrathen. Ich will nur einige davon auszeichnen: a ist ein einfacher Zweig mit kurzen Aesten, auf welchen sich die Löcher drängen, und daher in die Krystalle keine rechte Ordnung zu bringen ist; b hat längere Aeste, und in den Krystallen ist mehr Ordnung. Beide gehören zu anceps, und stimmen mit den kleinen Zweigen, welche Geinitz (Verst. Zechst. 1848 tab. 7 fig. 22) von Corbusen abbildete. Am zierlichsten ist das retiformis-Gitter c, nur dass blos eine, aber sehr bestimmte Reihe von Krystallen, schon mit blossem Auge wahrgenom- men wird, zwischen den Reihen scheinen die Maschen nur verengt durch; die Gegenseite d hat dagegen nur glatten Sinter, und keine Spur von erhabenen Krystallen, weil dort die Poren fehlen. Auch.der Bergkalk tab. 149 fig. 31—40 birgt in den entfern- testen Gegenden eine ganze Reihe ähnlicher Dinge. Auf Gorgonia ripisteria fig. 31 Goldfuss Petref. Germ. pag. 19 tab. 7 fig. 2 aus dem dunkelfarbigen Kalke von Vise an der Maas war man schon lange aufmerksam. Der Name (fmiornpıog zum Fächeln geschickt) sollte wegen der Art ihrer Verzweigung ausdrücklich an die Venusfächer pag. 157 erinnern. Nachdem sie Michelin und Phillips auch im Devon gefunden haben wollten, wurde sie dann zur Fenestella ge- stellt. Goldfuss meinte sogar Rinde gesehen zu haben, und allerdings könnte man eine matte Schicht dafür nehmen, aber die Zellen (x vergrössert) bemerkt man nur auf der Gegenseite im Abdruck als alternirende Punkte. In dem klaren Innern, das aus durchscheinendem Kalkspath besteht, Rindenkorallen: Fenestella infundibuliformis, plebeja. 167 der wie eine besondere Axensubstanz in der matten Rinde steckt, sieht man im Zickzack convergirende Linien, welche offenbar die alternirenden Zellen andeuten. Man findet die- selben Fächerreste auch im Bergkalke von Ratingen fig. 32 bei Düsseldorf wieder, nur sehen sie hier wie weisses Mehl aus. Die runden Hauptäste haben innen scheinbar eine festere Axe, es wird das aber wohl in den mit späthigem Kalkspath erfüllten Zellenkernen (y vergrössert) seinen Grund haben, die beim Wegbürsten des Mehles in alter- nirenden Reihen hervortreten. Gorgonia infundibuliformis Goldf. 1. c. 36. 2. « erhielt Goldfuss aus dem Russischen Bergkalke, und meinte dass sie von den feinmaschigern Formen des Zechsteindolomits von Glücksbrunn nicht ver- schieden sei. Unsere fig. 33 stammt von Kildare in Irland, wo sie lange unter demselben Namen lief. Sie bildet ein ausserordentlich schönes Gewebe, dessen Fäden sich in dem dunkeln Kalke auf das Schärfste hervorheben. Mit Mühe erkennt man in den Abdrücken (z vergrössert) die alter- nirenden Zellenmündungen. Kratzt man dagegen die Stäbe an, so scheinen sie hohl zu sein, weil hellerer Kalkspath sie scheinbar wie Mark erfüllt. Was den irischen Berg- kalk betrifft hat M’Coy (Synopsis Carb. lim. fossils 1862 tab. 28. 29) schon zusammengestellt, es scheint dort Fenestella ejuncida 1. c. 28. 11 zu sein, ein Typus, welcher im ältern Gebirge überhaupt ausserordentliche Verbreitung hat, und durch die Menge seiner Individuen sogar zur Ver- grösserung der Gebirge beitrug. Von ganz besonderer Zier- lichkeit ist Fenestella plebeja fig. 34 M’Coy 1. c. 29. 3 von Glasgow. Sie liegt gewandartig gebuchtet und ausgebreitet auf dem dunkeln Bergkalke, und kehrt uns die alterniren- den Zellen zu (x vergrössert). Dazwischen zieht sich ein mehr oder weniger deutlicher Kiel durch, der stellenweis auf der Höhe Knötchen zeigt, die vielleicht Tastorgane 168 Rindenkorallen: Fenestella Martis, Veneris. Polypora. trugen. Manche der Knötchen scheinen durchbohrt zu sein, wie Fenestella formosa M’Ooy 1. c. 29. 2, ich glaube aber dennoch, dass beide gerade nicht wesentlich verschieden sind, obwohl bei jener die Löcher gedrängter stehen. Ver- gleiche auch fig. 37. a. Bei Moskau hat Fenestella Martis fig. 35 Fischer etwas gröbere und dickstrahligere Maschen, und gerade solche Uebergänge erschweren die sichere Bestimmung. Doch lassen dort die Gitter sich leicht abheben, und auf der Gegenseite betrachten, wo sofort die grössere Menge zer- streuter Maschen zum Vorschein kommt (x vergrössert). Viel feiner ist dagegen Fenestella Veneris fig. 36 Fischer von dort, woran sich durch Kratzen wieder alternirende Zellen auf der verdeckten Unterseite erkennen lassen. Doch möchte ich nicht immer gleich auf solch unbedeutende Grössenunterschiede Species gründen. Ganz anders macht sich dagegen. Polypora dendroides tab. 149 fig. 37 M’Coy 1. ce. 29. 9 von Ayrshire in Schottland. Die Aeste sind hier breit, und zeigen sich gern von der punktirten Seite, wo sich min- destens vier Längsreihen von Zellenmündungen alternirend (x vergrössert) neben einander fortdrängen. Die kurzen Verbindungsästehen bilden nur dünne porenlose Stäbchen. Die Gegenseite ist glatt, wie der kleine Zweig « (A ver- grössert) daneben zeigt, doch kann man sich von dieser Seite her leicht in der Beurtheilung irren. Die Poren sind bei den schottischen Erfunden öfter ausserordentlich klar, namentlich auch bei den feinern Gittern b (B vergrössert): diese gleichen im Habitus einer verdrückten plebeja fig. 34, aber die alternirenden Poren drängen sich so nahe an ein- ander, dass kaum für eine zarte wellige Linie Platz bleibt. Wir haben hier einen noch extremern Fall, als bei voriger plebeja. Rindenkorallen: Polypora. Retepora. 169 Bei Glasgow tab. 149 fig. 38. 39 kommen auch dickere Stäbchen vor, die uns lebhaft an die diekern Zweige von Keratophytes dubius erinnern. M’Coy (Synopsis Carb. Limest. 1862 pag. 198) stellte sie zur Glauconome, die freilich vom gleichnamigen Geschlecht bei Goldfuss Petref. Germ. pag. 100 wesentlich abweicht: Glauconome pulcher- rima fig. 33 bildet doppelt gefiederte Zweige mit zwei Reihen alternirender Poren. Auf den etwas dickern Haupt- ästen zieht sich in der Mitte ein deutlicher Kiel durch, der ebenfalls kleinere aber etwas sparsamere Zellen hat (x ver- grössert.. Auf den dünnern Nebenästen findet sich der Kiel nicht, es sind nur die alternirenden Zellen da, welche sich um so enger zusammen drängen. Fig. 39 (links) zeigt dieselben Zäckchen, wie Keratophytes anceps im Zech- stein, unter der mehligen Hülle treten markirte Streifen (y vergrössert) hervor, die auch in die senkrechten Neben- äste hineingehen. Der maschige Zweig rechts mit glatter Oberfläche ist eine Polypora dendroides, welche beim Kratzen auf der Gegenseite die Spuren der Zellen hervor- treten lässt. Gar zierlich sind die Massen feiner Zweige fig. 40 im Bergkalk von Ayrshire, welche mit Glauconome gracilis M’Ooy 1. ce. 28. 5 übereinstimmen, aber so stark zer- setzt sind, dass man von den zwei alternirenden Porenreihen zwischen den markirten Längsstreifen nur wenig wahrnimmt. M’Coy 1. e. pag. 196 tab, 28 fig. 1. 2 spricht übrigens auch von Spuren ächter Gorgonien, die er im Bergkalke von Irland gefunden haben will, worunter Gorgonia zig-zac einem Venusfächer gleicht. Der Eifelerkalk bot längst auch schon einige Netze. Goldfuss Petref. Germ. tab. 9 fig. 1 und tab. 36 fig. 19 be- nannte von Heisterstein eine kleinmaschige Retepora anti- qua und eine grobmaschige prisca. Unsere tab. 149 fig. 41 ganz von dem gleichen Typus steht bezüglich der Grösse 170 Rindenkorallen: Gorgonia prisca. der Maschen genau mitten zwischen beiden. Durch Kratzen kommen auf der Gegenseite die zwei alternirenden Poren- reihen zum Vorschein. Später meinte Goldfuss die klein- maschige mit Keratophytes retiformis pag. 164 vereinigen zu sollen, welche er unter der Benennung Gorgonia infundi- buliformis in der Rheinischen Grauwacke mit inbegriff. Diese zierlichen Steinkerne kommen in ganz auffallender Menge vor. Bei Lüdenscheid im Westphälischen Sauer- lande gibt es in den „Lenneschiefern“ Schichten, wo man mit jedem Hammerschlage verwirrte Massen fig. 42 vor Augen ee a führt. Es sind hier nicht sowohl Trichter, als vielmehr faltige Krausen, die wegen ihrer vielen Vorsprünge und Buchten sich schwer ringsum vom Gestein befreien lassen. Daher sieht man meist nur Bruchstücke und Fetzen jeglicher Art. Der Abdruck der zellenfreien Unterseite gleicht einer Feile (u vergrössert), worin die Wärzchen den Ausfüllungen der Maschen entsprechen. Der Abdruck der Gegenseite (0 vergrössert) hat die Maschenausfüllungen minder deut- lich, dagegen kommen zwei Reihen feinster Erhabenheiten von den Zellenmündungen vor. Auch die grossmaschige Gorgonia prisca tab. 149 fig. 43 aus der Grauwacke von Hof im Fichtelgebirge fehlt nicht, die Maschenausfüllungen sind hier entschieden grösser. Freilich hat es dann öfter seine Schwierigkeit zu entscheiden, mit welcher Seite des Geflechtes man es zu thun habe. An unserm Exemplar erhielten sich oben rechts noch die Gitterwände, darnach hätten wir den Abdruck der Zellenseite vor uns. Man sieht dazwischen auch erhabene Pünktchen, aber undeutlich. Ich würde es nicht erwähnen, wenn nicht Geinitz (Verst. Grau- wackenf. 1853 II tab. 18 fig. 5. «) aus dem Grünsteintuffe der sächsischen Grauwacke von Planchwitz Aehnliches ab- bildete. Liegen die Dinge im harten Devonkalke, wie tab. 149 fig. 44 von Rittberg bei Olmütz, so hat man Rindenkorallen: Gorgonia prisca, ripisteria. 71 zur Bestimmung lediglich nichts weiter als die Grösse der Maschen, denn der Kalk dazwischen ist so compact und splittrig, dass zur Erkennung der Zellen ganz besonders günstige Umstände gehören. Wir haben hier zwar nur ein kleines Bruchstück vor uns, allein es zeigt schon die- selben schön geschwungenen Falten, wie die kleinmaschige fig. 42 aus der Grauwacke. Auch im Böhmischen Silur tab. 149 fig. 45—51, zumal in den weissen Kalken von Litten und Oonjeprus, wiederholen sich die Sachen fast in derselben Reihenfolge verschiedener Grössen, freilich ist die weisse Farbe des Kalkes für die Beobachtung nicht recht günstig. Der zierliche Trichter fig. 45 von der Unterseite dargestellt zeigt blos den innern Abdruck, die von den Maschenausfüllungen herrührenden Erhabenheiten stimmen nach Grösse und Lage vollkommen mit Gorgonia prisca der nebenstehenden Grauwacke von Hof, aber die Eindrücke von Zellenmündungen scheinen gänzlich zu fehlen. Man bemerkt selbst an der äussersten Spitze keine Bruchfläche, der Trichter ist ganz eben, erst im weitern Verlaufe setzen sich Anfänge von Falten ein. Noch spitzer endigt der etwas schief von der Seite dar- gestellte Trichter fig. 46, den man im Abdruck bis zur äussersten pfriemförmig endigenden Spitze verfolgen kann. Dieses Unterende mit sammt seinen Zeichnungen scheint äusserlich noch vollständig mit dem Kegel der Phyllopora Ehrenbergi fig. 29 zu stimmen. Aber darauf liegt schein- bar eine Rinde r (R vergrössert), in welcher lauter dünne gestreifte öfter dichotomirende Stäbchen stehen. Letztere gehören dem thierischen Stock an, und sind die Träger der Zellen, welche freilich nur selten recht zum Ausdruck kommen. Fig. 47 weicht dagegen durch die Grösse ihrer Maschen wieder wesentlich von prisca ab, und schliesst sich auf das Engste der Gorgonia ripisteria an. Denn wenn 172 Rindenkorallen: Gorgonia ripisteria, antiqua. auch die Stäbe unten etwas dicker sein mögen, als bei der Species des Bergkalkes, so tritt doch am obern Rande fig. 48 die vollkommenste Uebereinstimmung auf. Die convexe zellenfreie Seite zeigt zwar mehrere markirte Falten, aber im Ganzen scheint sie sich doch nach unten zu einem Triehter zu schliessen. Nun kommen freilich eine Menge Fälle vor, wo die Grösse der Maschen varıirt, allem man darf dann in der Benennung nicht zu ängstlich sein: man hiess sie bei uns von jeher antiqua: fig. 49 zeigt am ge- schliffenen Oberrande den markirten Verlauf mehrerer Falten, und die Aussenfläche hat je nach dem Grade der Erhaltung bald sehr deutliche Maschen, bald undeutliche, so oft die gestreiften Ruthen sich besser zeigen. Der krystallinische Kalk gibt sich namentlich auch dadurch zu erkennen, dass die thierische Masse den Spath anzog, so dass in der Mitte der Maschenausfüllungen, wie bei kleinen Drusen, ein Schlitz blieb (x vergrössert). Im dichten Kalk- stein fig. 50 ist das nicht der Fall, und hier treten dann die Maschen wieder in einem etwas andern Aussehen auf. Dagegen scheint fig. 51 an Feinheit noch den Keratophytes retiformis zu übertreffen. Man sieht die Unebenheiten noch kaum mit blossem Auge, doch ist daran das Gestein schuld, auf welchem die Bilder sich nicht so gut abheben, als auf Grauwacke. Auf dem Abdrucke liegt nun aber eine ausser- ordentlich zarte weisse Haut mit dickern dichotomen Längs- rippen, zwischen welchen zwei zierliche Kreisreihen mitein- ander alterniren, wie die Vergrösserung & zeigt, wo aut dem Abdrucke A unten die Hülle 4 oben unmittelbar folgt. Unbefangen betrachtet, müssten die Kreise Maschen be- zeichnen, und die Zellenmündungen in den Rippen sitzen, oder verloren gegangen sein. Vollständigeres Material muss die Sache entscheiden. Schwierigkeiten der Art gibt es übrigens noch mehrere Rindenkorallen: Fenestella disparilis, incongruens. 173 zu lösen. Im weissen Silurkalke tab. 150 fig. 1 von Con- jeprus bei Prag kommen zarte Gitter vor, die ich für reti- formis halte, weil die Gitter auf der porenfreien Seite ganz damit stimmen, wie der linke Rand der Vergrösserung x zeigt, woran die kleinern Poren soeben noch durchschim- mern. So wie ich nun aber das Stückchen schief nach rechts schleife, so treten in den Längsästen die alterniren- den Zellen auf, die Maschen werden schmaler, die Zellen- löcher immer grösser, bis sie endlich am linken Rande die Maschen ganz verdrängen, man sieht nur alternirende Kreis- chen, wo vorher die Zweige des Stockes sassen. Ja man bedarf nicht einmal des Schleifens, sondern man sieht schon oben am Abdrucke der Gegenseite, dass jede Spur von Maschen fehlt, und die ganze Fläche gleichmässig mit Buckeln besetzt ist. Auch in der Grauwacke tab. 150 fig. 2 von Lüdenscheid findet man dasselbe, womöglich noch deut- licher. Man sieht hier auf den zarten Abdrücken öfter eine dünne Haut liegen, die man durch Schaben vollständig reinigen kann, und ist dann verwundert, statt der Maschen- kerne lauter kleine überaus zierliche Pünktchen zu finden (y vergrössert), die nicht ein Viertel so gross sind, als die darunter hervorschauenden Maschenkerne, deren Stellen sie zu je zwei alternirenden Reihen genau einnehmen. Man könnte sie nach dieser Ungleichheit Keratophytes disparilis heissen. Es wären Hemifenestellen, wenn man bei dem Bilde der Fenster bleiben wollte. An etwas Aehnliches hat wohl Rominger bei seiner Fenestella ineongruens tab. 150 fig. 3 aus der Helder- berg group von Sandusky gedacht. Ich bilde von dem faltigen Trichter nur den Querschnitt der Oberseite ab, worin beim Schlage die Stietopora crispata S zum Vor- schein kam. Gewöhnlich springt aus dem krystallinisch- körnigen Kalksteine nur eine mehlige weisse Schicht her- 174 Rindenkorallen: Fenestella incongruens. Archimedes. aus, die von lauter eiförmigen Maschen durchbohrt ist, zwi- schen welchen sich eine Längslinie durchzieht. Es kommen grosse Flächen vor, wo man zwischen den Maschen nicht im Stande ist, auch nur die Spur einer Zellenmündung zu entdecken, an andern Stellen (x vergrössert) zeigen sich die Punkte dagegen sehr deutlich. Ich war an meinen Stücken nicht im Stande, das durch Kratzen beliebig hervorzurufen. Auf diesen gebogenen Flächen liegen dann noch Fetzen mehr als 1 mm dick, die theils Maschen, theils diehotomi- rende Ruthen 0 zeigen, welche man mit blossem Auge noch gut verfolgen kann. Eine eigentliche Diploe nimmt man jedoch nirgends wahr. Das ist nun aber gleich anders bei der aufliegenden Fucoidenartig verzweigten Stietopora erispata S der Fall. Hall (Pal&ontogr. New-York 1847 I pag. 73) gründete dieses Geschlecht auf die punktirte (orırrös) Oberfläche. Die Punkte bezeichnen die Zellen, welche rings die Blätter umgeben, denn wie der Querschnitt (Q vergrössert) sofort darthut, ist hier eine bestimmte Diploe (Axe) da, worauf die Thierzellen sich stützen. Die Löcher in ihren alternirenden Längsreihen werden zwar auch durch Rippenartige Erhöhungen (y ver- grössert) von einander getrennt, dieselben haben aber eine andere Bedeutung als vorhin, und hängen vielmehr mit den Seitenwänden zusammen, welche die Thierchen links und rechts von einander trennen. Ueber alles zieht sich dann noch eine glatte dünne Oberhaut hinweg, die freilich meist wegen der mehligen Consistenz abgefallen ist. Ein ausge- zeichnetes Glied unserer Gruppe bildet dagegen wieder Retepora Archimedes tab. 150 fig. 4-10 Lesueur Americ. Journ. 1342 Bd. 43 pag. 19 fig. 2 aus dem untern Bergkalke von Warsaw (Illinois). Sie imponirt uns nicht blos durch ihre Menge, sondern zieht auch durch ihre schraubenförmigen massiven Axen in ungewöhnlichem Grade er. KEN + Y re ü N Rindenkorallen: Archimedes. 175 die Augen auf sich. Dieselben gleichen der Columella (Spindel) einer langgewundenen Schnecke, an, deren ver- brochenem Spiralrande die feinen Gittergewebe sassen. Hall (Report Geol. Surv. Jowa 1858 I. 2 pag. 651 tab. 22 fig. 2—6) gab davon ganz vorzügliche Darstellungen. Die Amerikaner haben aus der Species natürlich sofort ein neues Geschlecht Archimedes gemacht, was A. d’Orbigny Prodrome I pag. 102 in Archimedipora verlängerte. Die "Spindeln sind bald rechts fig. 6 bald links fig. 4. 5 ge- dreht; aus letzterer macht Hall eine reversa, aus ersterer eine Wortheni. In Beziehung auf Zunahme in die Dicke und Steilheit der Spiralen findet ausserordentliche Ver- schiedenheit statt, die man bei der Unterscheidung der Species kaum berücksichtigen kann. Meine kleinste links- gewundene fig. 5 hat steile Spiralgänge, dabei nimmt sie langsam in die Dicke zu, wie die eben so steile aber stär- kere fig. 4, von welcher ich im Hdb. Petref. 1867 pag. 767 einen Holzschnitt gab. Dieser Columella. procera steht dann eine crassa fig. 6 gegenüber, deren rechts gewundene Umgänge schneller in die Breite und Dicke wachsen bei langsamerm Steigen und zahlreichern Umgängen; wiewohl unser Stück am obern dünnern Ende auch plötzlich einen steilern Character annimmt. Die Stücke sind theils verkalkt theils verkieselt, der Kiesel bildet im Kalke eigenthümliche Knoten, welche man leicht für specifisch halten könnte. Die centrale Axe ist compact, ungenabelt mit Kalk erfüllt. Son- derbar sind die runden Stützen (fig. 9. s) von verschiedener Dicke, die man zuweilen durch vorsichtiges Präpariren so frei legen kann, dass man dahinter durchsieht, wie nament- lich das von Hall copirte Stück fig. 8 vorzüglich zeigt. In der Stellung findet keine Regel statt, sie erscheinen zu- nächst als eine Falte, die sich noch an die Unterlage an- schmiegt, und werden dann bei andern immer freier. Ihren 176 Rindenkorallen: Archimedes. Zweck als Träger macht man sich nicht recht klar. Die Schraubengänge sind nach dem breiten Unterende etwas concav, oben convex, und beiderseits mit dickem Callus be- deckt, über den sich aber zarte Spiralstreifen (fig. 4. x ver- grössert) wegziehen, die uns immer wieder an Streifen der Gorgonienaxen erinnern. DBei besser erhaltenen Stücken bemerken wir am Aussenrande Maschen, die auf ihrer obern concaven Seite mit der Lupe an den nach aussen strahlen- den Zweigen zwei Reihen alternirender Poren zeigen. In günstigen Fällen kann man dieses Maschennetz mehrere Zoll weit im Gestein verfolgen, wie es die Ansicht fig. 7 von unten andeutet: die links gewundene Spiralaxe ragt im Centrum dick hervor, und in der Verlängerung nach unten und oben stehen die Gitter noch in deutlicher Ver- bindung mit der Spirallamelle; links und rechts wurde -da- gegen der zarte Bau zerdrückt. Vollständig gedacht bil- deten sie ein spirales Gitter, das sich wahrscheinlich nach oben allmählig kegelförmig verjüngte, durch seinen Wuchs zwar an lebende Gorgonien und Reteporen erinnert, aber an Zartheit und Eigenthümlichkeit alles Bekannte weit übertreffen musste. In welcher Masse sie im Meere des Bergkalkmergels gediehen, beweisen die zahllosen Fetzen solcher Gitterstücke. Die Zellenporen findet man auf der Oberseite fig. 9 (x vergrössert) ziemlich leicht, sie stehen alternirend auf den strahlenden Zweigen. Dazwischen finden sich auf der Medianlinie feinere Grübchen, die wohl wie bei Bryozoen Tastorgane (Avicularia oder Vibracula) ge- ‚tragen haben könnten, und dadurch sich dann als wahrhafte Molluscoiden verrathen würden, wie das auch bei andern Fenestellen (tab. 149 fig. 34 etc.) vorkommt. Auffallend ist dabei, dass am Rande der Spirallamellen die Maschen auf der Oberseite ganz verschwunden sind, während sie auf der Unterseite, die doch hart darunter liegt, klar auftreten Rindenkorallen: Archimedes. Gorgonia flabelliformis. 177 (y vergrössert). Weiter vom Rande der verbrochenen Spiral- lamelle weg scheinen die Maschen auch auf der Oberseite allmählig sich wieder einzustellen. Daher glaube ich, dass die mehr als handgrossen Platten, wovon ich fig. 10 blos ein Stück abbilde, das zu einem 9 cm langen und 8 cm breiten Fächer gehört, die Spiralflügel dieser merkwürdigen Geschöpfe bildeten. Die zarten Fäden biegen sich auf der einen Seite nach rechts, auf der andern nach links, und gleichen so einem ausgebreiteten Fächer, woran die Maschen dem blossen Auge wie Punkte erscheinen. Mit der Lupe (x vergrössert) wird ihr eiförmiger Umriss zwischen den Längs- und Querästen dann sehr deutlich; nach oben stellen sich die Zellenporen ein, welche in gedrängter alterniren- der Stellung die ganze Breite der Längsäste einnehmen. Feinere Zwischenporen findet man nicht. Wir haben hier wohl ohne Zweifel das Gitter von der Unterseite vor uns, woraus sich unten die porenfreien Stellen erklären, die dann nach oben in Folge von Verletzung durchscheinen, und den ganzen Raum der Längszweige einnehmen. Gorgonia flabelliformis tab. 150 fig. 11 bildet eines der ausgezeichnetsten Leitpetrefacten des ältesten Ueber- gangsgebirges, so wenig man auch über seine Deutung Sicherheit haben mag. Ich wurde damit schon frühzeitig bekannt nach Stücken, die H. v. Engelhardt an der Süd- küste des Finnischen Meerbusens bei Baltischport in Esthland über den von Vaginatenkalken bedeckten Ungulitensand- steinen gesammelt hatte. Heute weiss ich noch nicht mehr zu sagen, als damals (G. Rose, Min. Geogn. Reise nach dem Ural etc. 1837 I pag. 23): der „Thonschiefer, sehr bituminös, braun und dünnschieferig, enthält Versteinerungen eines vielleicht neuen Gorgoniten. Die einfache Spaltung seiner Hauptzweige, die unter sich überall von gleicher Stärke sind, so wie die feinen Querästchen, geben ihm ganz Quenstedt, Röhrenkorallen. 12 178 Rindenkorallen: Dietyonema. den Typus der Gorgonien des ältern Gebirges. Die ein- zelnen Maschen haben aber den vierfachen Flächeninhalt von dem der G. infundibulum (Goldfuss) des Uebergangs- gebirges.* Engelhardt sah es für einen Fucus an, „wo- gegen aber, abgesehen von andern Gründen, die Zellen der Polypen sprechen, welche längs den Hauptzweigen scheinbar in einfachen Reihen herablaufen.* Wegen seiner allgemeinen Formenähnlichkeit mit den Venusfächern Gor- gonia flabellum pag. 157 gab ihm später Eichwald den neuen Speciesnamen, während das Geschlecht zur Rhab- dinopora (s&ßdıvos aus Ruthen geflochten) erhoben wurde (Lethxa rossica 1560 pag. 369). Zwischen hinein kam nun Hall (Paleontol. New-York 1852 II pag. 174 tab. 40. F) mit seiner Dietyonema retiformis ($ixruov Netz, vru.a Faden), die zwar in den viel jüngern Schiefern (shales) der Niagara group bei Lockport lag, aber ihrem Ansehen nach den ältern Scandinavischen sehr glich, dabei bildet sie Trichter, die einen Fuss Durchmesser erreichen, ganz wie die Gorgonien und Fenestellen. Dennoch erinnerte ein schwarzes Häutchen (black film), welches eine hornig- kalkige Axe deckt, den bewährten Kenner lebhaft an Graptolithen, wozu sie jetzt gestellt werden, freilich nicht ohne mannigfache Bedenken. Hatte doch noch Hisinger (Lethxa Suecica Suppl. secund. 1840 pag. 5 tab. 33 fig. 9) einen kleinmaschigen Abdruck aus dem Alaunschiefer von Berg in Ostergotland wenn auch zweifelhaft für eine Im- pressio Plant Monocotyledonex gehalten. Selbst Göppert (N. Acta Acad. Leop. Car. 1860 Bd. 27 pag. 455 tab. 36 fig. 4—1 und tab. 45 fig. 3) stellt sie zu den Algen, und meinte sogar eine Frucht darauf gefunden zu haben. Doch seit Mag. Fr. Schmidt (Archiv Nat. Liv-, Esth-, Kurl. 1858 1. Ser. Bd. 2 pag. 44 und pag. 242) die russische zur Dictyonema stellte, wird sie als Dict. flabelliformis an die RE 1 u ee re re Dr Fe ng Sr Rindenkorallen: Dietyonema. 179 Grenze der Graptolithen gestellt. Ich danke Hrn. F. Römer mehrere Platten, welche derselbe am Egeberge bei Christiania, wo sie auf Gneus lagern, gesammelt hatte (Ztschr. deutsch. geol. Ges. 1859 XI pag. 557), und die vollkommen mit denen im Alaunschiefer der Kinnekulle am Wenernsee und Andrarum in Schonen übereinstimmen sollen. Auch in Eng- land gewinnen sie täglich mehr an Bedeutung, wo z. B. die cambrischen „Shineton Shales* im Südlichen Schrop- shire ganz davon wimmeln, und mit Recht Dietyonema Shales heissen (Quart. Journ. geol. Soc. 1877 XXXIII. 670). Sie gleichen den Oelschiefern im Lias «, sind aber gänz- lich nach Art unserer Fucoidenschiefer aus diesen merk- würdigen Dingen zusammengesetzt. Denn bei jedem Spalten kommen die Figuren wieder zum Vorschein, aber fast ohne Körpermasse, nur ein ganz dünnes Häutchen von Graphitartigem Glanz verräth die Spur. Daher pflegt an frischgespaltenen Blättchen die eine der Dubletten deut- licher zu sein als die andere. Aber da sie haufenweis über einander liegen, so muss man zum Studium sorgfältig die Flecke wählen, wo Stücke einfacher Blätter sich aus- breiten. Auf verwitterten Platten hat sich zwar öfter ein gelbes Mehl von zersetztem Schwefelkies (Misy), oder wohl gar eine dünne Lage von Gyps aufgesetzt, doch macht das die Bilder nicht sonderlich deutlicher. Ich habe im Hdb. Petref. 1867 tab. 72 fig. 14 ein Bruchstück ab- gebildet, welches einen Begriff von den auf einander ge- packten Massen geben sollte. Noch besser sind die Bilder von Göppert 1. c. tab. 45 fig. 3. 4. In unserer fig. 11 sieht man rechts bei a eine Reihe dichotomirender Zweige, welche nur wenige Verbindungsästchen haben, und daher mehr Ruthen als Gittern gleichen; bei b lagert sich darauf ein anderer ähnlicher Zweig, welcher plötzlich die so oft gesehenen Rhomben zeigt. Dabei ist die Auflagerung so 12 * 180 Rindenkorallen: Dietyonema. innig, dass man sich nicht recht entscheiden mag, welches Stück von beiden man für das obere oder untere halten soll. In dem Wirrwar bei c liegt dagegen ein deutliches Maschenstück, welches mit Hisinger’s gitterreicher Abbil- dung vollständig stimmt, nur ein wenig grobmaschiger ist. Fig. 12 gibt eine andere Parthie, wo rechts bei « die Gitter im reflectirten Licht deutlich hervortreten; dann kommt bei b eine Auflagerung, woran man blos gekrümmte hin und wieder dichotomirende Längsstäbe sieht; ein drittes Lager mehr gerader Stäbchen bietet c. Die Lager b und ce schnei- den oben gerade ab, man sieht sogar wie der Endrand noch ein Stück über b rechts hinaussetzt. Aber gerade da, wo sich b und c mischen, zeigen die Stäbe schon dem blossen Auge deutliche Zähne, die uns sofort an Grapto- lithenabdrücke erinnern. Mit der Lupe betrachtet erschei- nen sie sehr langzähnig (y vergrössert), und könnten zur Noth noch für Längsstäbchen mit vielen abgebrochenen Verbindungsästchen erklärt werden. Das ist nun aber oben bei einer noch tiefer liegenden Gruppe. d nicht der Fall, hier treten, namentlich beim Benetzen, sehr deutliche stumpfzähnige Stäbe auf, die mit der Lupe betrachtet (x vergrössert) in jeder Beziehung ächten Graptolithen gleichen. Das erinnert uns an das ideale Bild fig. 14, welches Dames (Zeitschr. deutsch. geol. Gesellsch. 1873 XXV. 383 tab. 12 fig. 8) von einem Graptolithennetze aus den grauen Graptolithenkalken des mittlern Ueber- gangsgebirges, die unter den Märkischen Geschieben so häufig sind, verfertigen liess. Freilich ist dasselbe auch nur nach schwachen Andeutungen entworfen, doch wird es dadurch immer wahrscheinlicher, dass wir es hier in der That schon mit Graptolithen zu thun baben. Beim Spalten der Schiefer kommen öfter eine Menge schwarzer Flecke fig. 13 zum Vorschein, worauf schon Göppert aufmerksam A TE nt ae Zn m en "al ee a nn N ne — = Ci 5 TH u ni nn Rindenkorallen: Isis. 181 machte. Sie haben allerlei verzerrte Formen, und sind mit schwarzem Mulm erfüllt, welcher unter dem Mikroskop bei starker Vergrösserung eine lichte Masse zu decken scheint. Bürstet man sie weg, so treten gerundete Hohl- räume hervor, die öfter Krystalleindrücke (y vergrössert), auch wohl Krystalldrusen auf dem Grunde zeigen. Die geschlossenen Höhlen haben auf der Decke kleine runde Löcher (x vergrössert), und solche könnten leicht mit Früchten verwechselt werden. Zur Versteinerung selbst scheinen sie in keiner Beziehung zu stehen, wenn man nicht etwa an angehäuften Kohlenstoff (Anthraeit) denken und daraus einen Fingerzeig für Pflanzennatur nehmen will. Der Nachweis ächter Gorgonien hat im ältern Gebirge von jeher ausserordentliche Schwierigkeiten gemacht. Es gab sogar eine Zeit, wo Goldfuss (Petref. Germ. pag. 19 tab. 7 fig. 3—15) die Steinkerne der Astrea bacillaris (Hdb. Petref. 1852 tab. 57 fig. 10. 11) aus dem Kreide- sande von Mastricht dahin zählte, bis ich den Irrthum auf- deckte (Wiegmann’s Archiv 1836 III. 245). Allein die gitterförmigen Wedel könnte man doch immer noch ge- neigt sein für Bildungen zu halten, die sich sowohl an Gorgonien als an Bryozoen anlehnen, d. h. vermittelnde Typen zwischen beiden Klassen bilden. In den jüngsten Formationen finden wir dagegen die ächten, namentlich wenn sie wie Isis und Corallium eine kalkige Axe haben. Schon Morren erwähnt aus der jüngsten Kreide von Ciply in Belgien einer Isis spiralis (Bronn’s Jahrb. 1833 pag. 363), deren Glieder 2 cm lang und 3 mm dick mit Spiralstreifen umgeben sind. Bekannter jedoch sind die weissen frischen Stücke von Isis Melitensis tab. 150 fig. 15—18 Goldfuss Petref. Germ. pag. 20 tab. 7 fig. 17 aus den jüngsten italienischen Muschellagern. Sie pflegen nicht sowohl auf Malta als viel- 182 Rindenkorallen: Isis. mehr bei Messina an der Sicilianischen Küste gefunden zu werden. A. Scilla „Sieulus, pingendi arte illustris“ machte darauf schon frühzeitig in einem Briefe (la vana specula- zione 1670) aufmerksam, eıkannte darin bald ganz richtig die Glieder des im Mittelmeer lebenden Corallium artieu- latum von Imperatus, und suchte nun daraus einen ganzen vielverzweigten Stock zusammen zu setzen (de corpor. marin. lapidesc. 1752 pag. 63 tab. 21 fig. 1), welchen Scheuchzer in der zweiten Auflage seines Herbarium diluvianum 1723 pag. 79 tab. 14 fig. 1 copirtee Dann kamen Walch (Naturg. Verst. 1771 IH Suppl. pag. 194 tab. VI. f fig. 6. 7), Parkinson (Org. Remains form. World 1808 II pag. 72 tab. 8 fig. 2. 4. 7) und andere mit Gliedern, die alle wie unsere von Messina stammten, wo sie in den marinen Küstenbildungen eine gewöhnliche Versteinerung sind. Michelotti und Michelin (Iconogr. pag. 77 tab. 15 fig. 10) erwähnen sie dann auch aus der Subappeninen- formation von Turin, und Bronn (Leth@a 1838 II. 874 tab. 35 fig. 23) bildet ein sehr dünnes Glied aus dem blauen Mergel von Oastell’arquato im Piacantinischen ab. D’Or- bigny Prodrome III. 151 wollte sogar ein besonderes Ge- schlecht Isisina daraus machen. Die Glieder sind alle ge- streift, endigen zitzenförmig, und im Centrum nimmt man gewöhnlich einen feinen Nahrungskanal wahr. Unsere Exemplare stammen sämmtlich von Messina: fig. 15 ist ein mitteldickes etwas krummes Glied, die Längsstreifen erkennt man schon mit blossem Auge, oben und unten ragt der concentrisch gestreifte Zitzen über den scharfen End- rand, ist aber unten flacher als oben, auch tritt das schwarze Centralloch unten weniger hervor, als oben. Gar zierlich ist das dünnere Glied fig. 16, die Streifen (x vergrössert) fallen hier noch mehr in die Augen, aber die Gelenkfläche ist oben und unten gleich flach, nur im Centrum erhebt Rindenkorallen: Isis. Graptolithen. 183 sich ein schmaler Zitzen mit engem Kanal. Fig. 17 ist gleich gebaut, nur tritt oben der Zitzen etwas mehr her- vor, und rechts zweigt sich senkrecht ein Ast ab, auf dessen Bruchfläche ein grosser Centralkanal wahrgenommen wird. Bezüglich der Verzweigung findet grosse Mannigfaltigkeit statt: das Bild bei Michelin 1. c. 15. 10. 5 liefert eine wohl erhaltene Gabel, an allen drei Enden mit zitzen- förmigen Endflächen; unsere vielästige fig. 18 zeigt da- gegen nirgends ein Gelenk, sondern nur Bruchflächen, den- noch glaubte ich sie nach Fundort und Ansehen von den andern nicht trennen zu sollen. Dass auch von Corallium rubrum, der berühmten Edel- koralle, schon von Scilla 1. ce. tab. 20 fig. 1 unter dem Namen Curalium simplex durissimum, sed decoloratum Ab- bildungen gegeben werden, darf uns nicht verwundern, da das Mittelmeer ihre heutige Heimath ist. Dem entsprechend bildete Michelin Iconogr. pag. 76 tab. 15 fig. 9 ein Coral- lium pallidum aus den Hügeln von Turin ab. Dagegen be- schrieb schon Defrance aus dem Grobkalke von Chaumont eine Distichopora antiqua (Michelin Iconogr. pag. 168 tab. 45 fig. 11), die durch zwei Reihen sich gegenüber liegender Poren ein eigenthümliches Ansehen gewinnt. So werden auch Antipathes und andere im jüngern Gebirge genannt, die alle jedoch keine wesentliche Bedeutung gewinnen. Graptolithi Ypxrrös geschrieben, Xidos Stein. Linne (Systema natur®, sive Regna tria nature syste- matice proposita, Lugduni Batavorum 1735) schöpfte diesen Namen für eine ganze Abtheilung von Naturspielen (Grapto- lithus. Petrificatum pietura assimilans), welche er Pflanzen- und Thierversteinerungen gegenüber stellte, und wozu unter andern Ruinenmarmor (Lapis ruderatus), Dendriten, Fucoiden 184 Graptolithen. (Phyeites), sogar Silificationspunkte (eirculos intra eireulos referens) etc. gehörten. Darunter mochten dann auch wohl die heutigen Graptolithen versteckt sein, da auf sie schon vorher M. v. Bromell (Acta lit. Sueei® 1727 pag. 312) mit folgenden klaren Worten aufmerksam machte: variarum plantarum foliacee impressiones et vestigia in lapide fissili nigro: ex monte Dalaberg in Westrogothix paroecia Dahla. Jedoch erst in der Reise nach Schonen (Carl Linn&i Skänska Resa, Stockholm 1751 pag. 147 fig. 147) ward eine erkenn- bare Zeichnung (tab. 150 fig. 46) beigefügt, und in der 12. Auflage des Systema natur, Holmie 1768 III. 173, stehen sogar zwei Species Gr. sagittarius und scalaris unter- schieden, wie das Herr Prof. Geinitz (Verst. Grauwackenf. 1852 pag. 1) actenmässig auseinander setzte. Walch (Naturg. Verst. 1771 III Suppl. tab. IV. c fig. 5. 6 pag. 163 und tab. X fig. 1 pag. 225) hatte zwar den Namen wieder ganz übersehen, aber er beschrieb die Sache unter der Be- nennung „gezähnelte Kleine Orthoceratiten und Lituiten in einem graulichen ziemlich festen Kalkstein auf den Fel- dern bei Stargard im Mecklenburgischen.* Man würde daher den Namen vergessen haben, wenn nicht Wahlen- berg (Acta Upsal. 1821 VIII. 92) wieder ausführlich dar- auf zurückgekommen wäre, aber die Dingerchen für Brut von Örthoceratiten hielt, mit denen sie öfter zusammen liegen, und daher Orthoceratites tenuis benannt wurden. Gleich darauf bildete ihn Schlotheim in seinem ersten der Nachträge zur Petrefactenkunde 1822 pag. 56 tab. 8 fig. 3 unter Orthoceratites serratus in gut erkennbarer Form ab, obwohl der Sipho nicht vorhanden ist und die Kammern in entgegengesetzter Richtung gezeichnet sind, man müsste denn annehmen, es wären Endspitzen. Eine zweite flach- gekrümmte Art zu den Tangen gestellt 1. c. pag. 48 tab. 6 fig. 2 sollte aus dem Schieferthon von Essen in Westphalen Graptolithen. 1855 . stammen. Sie hat mit unserm scalaris Aehnlichkeit, und könnte wohl ein schwarzes Diluvialgeschiebe des Ueber- gangsgebirges gewesen sein. So lagen die Sachen, als ich am 13. April 1836 meine Inaugural-Dissertation (de notis Nautilearum primariis) ver- theidigte, wo ich mich nur auf die Erfunde in den grauen Kalkgeschieben des Kreuzberges bei Berlin stützen konnte. Damals wurden die Foraminiferen, nach dem Vorgange d’Orbigny’s, noch allgemein zu den Cephalopoden gestellt, und da lag die Vermuthung am nächsten, auch die Grapto- lithen wenn schon zweifelhaft dort unterzubringen. Dann kam Bronn (Leth&a geognost. 1837 pag. 55 tab. 1 fig. 15) mit seinem schlanken Lomatoceras priodon (Aöy.x Saum) von Prag, und Nilson in Lund mit dem bezeichnenden Namen Priodon (Sägenzahn), da aber beide schon vergeben waren, so verwandelte ihn Hisinger (Lethea Suecica 1837. 113) in Prionotus (roıovorös von Sägengestalt). Erst mit Mur- chison Silurian System 1839 pag. 694 wurde man allmählig auf die grössere Verbreitung und Mannigfaltigkeit aufmerk- sam. Nachdem ich noch in Bronn’s Jahrb. 1840 pag. 276 drei Typen festzustellen suchte kam nun Geinitz (Bronn’s Jahrb. 1842 pag. 697) mit doppelgesägten und spiralge- krümmten Formen. Vor allem aber wurde der Einblick in den Reichthum durch Amerika erweitert. Zwar hatte schon Ad. Brongniart (Hist. veget. foss. 1828 pag. 70 tab. 6 fig. 9—12) einige Species von Quebeck als Fucoiden abge- bildet, Alec. d’Orbigny 1842 einen Gr. dentatus von Bolivia beschrieben, aber erst durch das grosse Werk von Hall (Paleont. of New-York I 1843 pag. 265) wurde man auf die ungeheure Menge in dem Utica Slate und der Hud- sons-river group aufmerksam. Gleichzeitig hatte Capt. Port- lock (Report on the Geol. of Londonderry 1843 pag. 317) in Irland eine Reihe nachgewiesen, namentlich aber trat 186 Graptolithen. Barrande (Graptolites de Boh&me 1850), veranlasst durch das Manuscript einer Jugendarbeit von Suess (Haidinger Naturw. Abhand. 1851 Bd. IV. 4 pag. 87), die später (Jahrb. geol. Reichsanst. 1852 III pag. 139) etwas hart kritisirtt wurde, mit seinen Schätzen hervor, worin die klaren Figuren namentlich über den Zellenbau die mög- lichste Aufklärung zu geben suchen. Ihnen folgte dann die Monographie der Graptolithen von Geinitz (Verst. Grau- wackenform. Sachsen 1852 pag. 1—58 tab. 1—6), der für die neuen Geschlechter nach Art von Prof. McCoy (Ann. Mag. Nat. Hist. 2. Ser. 1850 VI pag. 270 Diplograpsis) grapsus (Mono-, Diplo-, Nereo-, Oladograpsus) einführte, was Salter und Hall richtiger mit graptus vertauschten. Denn obwohl die Wissenschaft bereits über einen kaum übersehbaren Reichthum verfügte, so trat Hall (Logan, Geological Survey of Canada 1865 Decade II) doch aber- mals mit einer ausführlichen Darstellung der Amerikanischen Formen auf 21 Tafeln und vielen Holzschnitten hervor, wodurch namentlich die Verzweigung dieser merkwürdigen Geschöpfe zur vollen Klarheit kam. Die englischen immer zahlreicher werdenden Erfunde sind hauptsächlich im Quart. Journ. geol. Soc. behandelt, wo Nicholson 1868 XXIV. 125, Hopkinson 1875 XXXI. 631 und andere sie bis m die untersten Petrefactenführenden Schichten verfolgt haben. Freilich ist die Zerspaltung so angewachsen, dass letzterer allein 37 Genera aufführt, die alle mit graptus gebildet sind, und nach Huxley zu den Hydroiden gestellt werden. Vergleicht man jedoch die schönen und mannigfaltigen Bil- der, welche der Vorstand des Museum of Comparative Zoology Herr Alex. Agassiz in den Memoirs 1877 Vol. V Nro. 2 durch Herrn Allman auf 34 Quarttafeln bekannt machen liess, und die alle von Herrn v. Pourtal&s im Golf- strom aufgefischt wurden, so verrathen sie doch weniger ee 5 en we‘ Graptolithen. 187 äussere Aehnlichkeit, als die Seefedern pag. 159. Wir haben es hier eben wieder mit Zwischenformen zu thun, die zu den lebenden nicht recht passen wollen. Es kann mir nicht in den Sinn kommen, bei dem zu- gemessenen Raume eine ausführliche Abhandlung davon zu geben, dazu würde ein grosses Material gehören. Ich. will mich vielmehr darauf beschränken, das weiter auszuführen, was ich schon im Hdb. Petref. 1852 tab. 61 fig. 27 —41 andeutete, und namentlich zu zeigen suchen, wie man mit der Nadel in der Hand selbst den dürftigen Hülfsmitteln . Interesse abgewinnen kann. Graptolithen bestehen aus chitinöser Substanz, jeden- falls mussten sie arm an Kalk sein, denn nur daraus lässt sich ihre schwarze häutige Substanz erklären. Da sie nun überdiess gewöhnlich in Schiefern liegen, so pflegen sie bis auf ein Minimum flach gedrückt zu sein, welchem Umstande sie den Namen danken. Nur in Kalk eingebettet haben sie öfter ihren Umriss erhalten, man sieht dann auf das Bestimmteste, dass sie einer gekammerten Röhre gleichen, was zur Verwechselung mit Orthoceratiten verleitete. Allein die Kammern sind nach einer Seite offen, und entsprechen daher Thierzellen, wenn es auch im Allgemeinen schwer hält, ja bei den Verdrückten kaum möglich ist, die Zellen- mündungen klarzulegen. Lange kannte man nur ein- reihige monograpti, dann fanden sich bei Prag auch zweireihige digrapti, welche McCoy nicht ganz passend Diplograpsi nannte, da dır%ös (doppelt) dem &rXös (einfach) gegenübersteht, was Herr von Barrande mit mono- und diprion einführte. Ferner zeigte Lonsdale in Murchison Silur. Syst. tab. 26 fig. 4, dass zwei solcher einreihigen Stöckchen (Polypier, stipe) am schmalen Ende durch einen kleinen Stachel (radieula, sicula) mit einander verbunden seien, dadurch würde dann der haplograptus zum diplo- 188 Graptolithus serratus,. graptus. Die Verbindungen der einzelnen Stämme wer- den sammt den kleinen Anhängseln verschiedener Art so mannigfaltig, dass der Character des ursprünglichen Ge- schlechtes ganz verloren geht. Man hat sie daher wohl in zwei Ordnungen gebracht: Rhabdophoren ($4ßdos Ruthe) und Cladophoren (x%2d05 Zweig), um mit letztern an die Baum- und Gitterformen zu erinnern. Zweierlei Lager sind auseinander zu halten: das ältere bildet die Basis der Vaginatenkalke, und hat sich in unsern Zeiten namentlich in den Thonschiefern von England als wichtig erwiesen, wo sie bei St. David’s und auf der vor- liegenden Insel Ramsay in Pembrokshire so häufig und mannigfaltig vorkommen, wie in der berühmten Quebec group von Canada, wo Hall sein grosses Material schöpfte; das jüngere Lager gehört in die Region des mittlern Ueber- gangsgebirges, wo die Gothländer und Böhmischen Kalke die Sachen bergen. Zu diesen jüngern gehören auch die grauen Norddeutschen Geschiebe, welche Linne wahrschein- lich schon unter seinem Wetzstein verstand, wenn er sagt, „Graptolithus impressionibus sagittatis. Habitat in cote.* Darin liegt vor allen der einfachste und deutlichste Graptolithus serratus tab. 150 fig. 19—28. Schlotheim (Nachträge I 1822 pag. 56 tab. 8 fig. 3) hat offenbar diesen gemeint, der wenigstens in Deutschland am längsten bekannt ist. Man sollte ihn daher nicht, wie Geinitz möchte, streichen, sondern möglichst zu fixiren suchen, da er eine der sichersten Species bildet, wie ich das von jeher zu zeigen bestrebt war. Denn das Innere ist gewöhnlich mit Kalk und Spath erfüllt, so dass sein natürlicher Umriss wenig gelitten hat: es ist eine kleine Örthoceratitenartige Form, die sich unten plötzlich zuspitzt; N EL EREEN ELE EETERTE _ Graptolithus serratus. 189 die schiefen Scheidewände schneiden die Rückenlinie unter 450%. der Rücken selbst ist offen, deutet also einen allen Zellen gemeinschaftlichen Hohlraum an; eine zarte Median- linie zeichnet sich auf dem Rücken durch Schwärze aus, und lässt öfter im Gesteine eine Rinne zurück, welche Schlotheim zur Meinung eines Sipho führte; die sägen- artigen Zähne auf der Bauchseite deuten die Wände der versteckten Zellenmündungen an, deren Oeffnungen am schwersten nachzuweisen sind. Fig. 19 ein Berliner Geschiebe zeigt uns die untere Spitze von der Seite, die schiefen Scheidewände (x ver- grössert) reichen entschieden nicht an den Rücken heran; die unterste Spitze zeigt sich blos noch im kohlschwarzen Abdrucke mit vier Zähnen; darüber folgt eine Bruchstelle, wo man im grauen Kalke drei zarte Scheidewände ver- folgen kann. Die Oberfläche entfärbt sich durch das viele Waschen und Putzen allmählig, nur die etwas vertieften Grenzlinien der Scheidewände bleiben schwarz, und treten dann um so deutlicher hervor. Fig. 20 von demselben Stück ist etwas verdrückt, und dabei treten die schwarzen Zähne in Spitzen so scharf her- vor, dass man meinen sollte, eine andere Species zu haben, Ich bildete es ab, da es sich durch seine vollkommen er- haltene Anfangsspitze (y vergrössert) auszeichnet, die frei im Gebirge liegt. Von einem Würzelchen (sieula) nirgends die Spur. Fig. 21 Geschiebe von Sorau in der Lausitz (Branden- burg) etwas comprimirt zeigt auf dem Rücken eine markirte Linie (2 stark vergrössert), die einem Kalkspathstäbchen in schwarzer Hülle gleicht. Ich habe solche Dinge früher selbst für Sipho gehalten. Unten verengt sich das Stück stark, doch fehlt die letzte Spitze (x vergrössert). Oben dürfte dagegen nichts fehlen, die Scheidewände werden 190 Graptolithus serratus. schnell kürzer, und bestätigen das Ende. Die Treppen der Röhrenmündungen lassen sich zwar gut verfolgen, man meint die Scheidewände ragen darüber in einer Spitze her- vor, doch ist das Merkmal nicht überall sicher. Hier könnte man nun glauben, dass wie bei Gr. pennatulus ein Würzel- chen vorhanden war, wenigstens weist das oben geschlossene Ende darauf hin. Deshalb bilde ich noch das kleine Stück Fig. 22 von dort ab, hier ist die untere Spitze (x ver- grössert) ganz vortrefllich erhalten, aber unter dem durch- sichtigen Kalkspath geht noch ein schwarzer Abdruck hinaus, welcher vielleicht Spuren von Würzelchen andeuten könnte. Da der graue Kalkstein meist ganz von Resten wimmelt, so kann man öfter auf einer einzigen Bruchfläche alle Lagen bekommen, die unser Urtheil immer sicherer machen: Fig. 23 auf demselben Stück zeigt sich verdrückt halb vom Rücken her, wie man aus der markirten Rückenlinie beurtheilen kann, dabei kommen an dem breitern Ende noch die deutlichen Anzeichen der Scheidewände hervor, die natürlich nicht ganz bis zur Rückenlinie reichen. Da- gegen ist Fig. 24 von dort gerade von der Bauchseite (BD ver- grössert) her durchbrochen, da sieht man dann lauter kleine runde Kammern übereinander, deren Querwände je nach dem Bruch breiter zu sein pflegen, als die seitlichen, es deutet das mit Entschiedenheit Zellen an, welche sich nach dieser Seite hin öffnen. Fig. 25 von Berlin zeigt sich mit ihrer Medianlinie ganz symmetrisch vom Rücken (x vergrössert) bis zur zartesten Spitze hinab, die Scheidewände werden seitlich soeben noch sichtbar. Parallel daneben fig. 26 liegt eine noch zartere Spitze ebenfalls vom Rücken gesehen. Ich habe sie künstlich aufgeschürft, dann kamen kohlschwarze Scheidewände (y vergrössert) in grösserer Schärfe zum Graptolithus serratus. 191 Vorschein. Die untersten Kammern sind im Verhältniss länger als die obern. Merkwürdig gleicht das untere Ende einer kleinen Siphonaldute. So deutlich letztere auch sein mag, so darf man doch darauf kein sonderliches Gewicht legen, und alles wird uns sofort klar, wenn man das kleine Stück fig. 27 daneben mit zu Rathe zieht, welches aus dem Gestein herausgebrochen wurde: man sieht auf dem Rücken r die deutliche Furche mit schwarzer Masse erfüllt, und von der Seite s vier Kammern, die oben und unten nach den Querscheidewänden q (Q vergrössert) abbrachen. Näher betrachtet sieht man nach dem Rücken hin eine halbkreis- förmige Oeffnung o mit grauem Kalk erfüllt, davor lagert sich eine schwarze Zunge w, welche die Querscheidewand be- zeichnet. Es haben also die Orthoceratitenförmigen Stöck- chen auf dem Rücken einen offenen Raum, von welchem die Zellen ausgehen, wie ich das schon im Hdb. Petref. 1852 tab. 61 fig. 31. 32 darstellte. So oft ich nun aber diese zum Theil greifbaren Unterschiede zu Species verwerthen will, komme ich in Verlegenheit, Fig. 28 von Berlin mag das klar machen. Es liegen darauf zwischen kleinen regulären Orthoceratiten dreierlei Stücke abe (ABC vergrössert) hart beieinander. Das längste a habe ich im Hdb. Petref. 1852 tab. 61 fig. 33 schon zum serratus gestellt. Es liegt verkehrt, das schmalere Unterende nach oben. Die Rückenlinie ist concav, und das ganze Stück in Rücksicht zur Länge ziemlich schmal. Da das Erkennen des glatten Rückens meist keine Schwierig- keit bietet, so hat man eben immer das Bestreben, die Bauchseite gehörig klar zu legen: da kamen dann einige Zellenränder, die eine förmlich trompetenförmige Aufschwel- lung am Rande hatten, was man mit Gr. Roemeri Barr. 2.10 vergleichen möchte; bei andern war nichts davon zu finden, sie verschwinden dergestalt treppenförmig, dass die 192 Graptolithus Ludensis. kohlschwarze Scheidewand um ein Beträchtliches über den Zellenrand hinausragt. Freilich gibt sich letzterer nur durch einen Glanz zu erkennen, da die schwarze Hülle durch das viele Behandeln bald verloren geht. Deutlicher schon er- scheint 5 B, hier sind nicht blos die schwarzen zarten Linien vorhanden, sondern auch der Umriss des Stockes lässt nichts zu wünschen übrig, man sieht eine kleine Treppe, in welcher die plötzlich nach oben gerichteten Zellenmündungen gegen einander absetzen. Man sollte nicht meinen, dass «a A die- selbe Species wäre, und doch zweifle ich daran nicht im Geringsten. Unten das Stückchen bei r gehört zur Rücken- linie, die dann weiter hinauf dem Auge verloren geht. Aber noch auffallender ist ce C, hier markirt sich die Treppe durch die aufrechten Zellenmündungen so, dass man nicht blos meinen könnte eine andere Species, sondern sogar ein an- deres Geschlecht vor sich zu haben. Und doch ist es wahr- scheinlich nichts weiter, als ein verdrückter Längsschnitt der gleichen Art. Gehen wir nun zum Graptolithus Ludensis tab. 150 fig. 29—39 aus den grauen Kalkgeschieben von Malchin in Mecklen- burg, so verrathen die kohlschwarzen Bänder schon durch ihre schlankere Gestalt und die hakenförmig übergebogenen Hälse der Zellen, dass wir es wohl mit einer andern Species zu thun haben, die mit Gr. Ludensis Lonsdale bei Murch. Sil. Syst. pag. 694 tab. 26 fig. 1 aus den Gesteinen von Ludlow gut übereinzustimmen scheint, woran sich dann freilich eine ganze Reihe von Namen anschliessen. Welch verschiedene Pressung die Stücke erlitten haben, zeigt eine Schliffläche der Oberseite 0. Die Vergrösserungen Qı—Qa von der Ober- und Unterseite deuten den ausserordentlichen Formenwechsel zur Genüge an. Trotz der Masse von Pig Na R Graptolithus Ludensis. 193 Individuen liegen doch alle in ihrer gehörigen Stellung, kein einziges hat gegen das andere sein Oberende nach unten gekehrt, die Individuen können daher nicht wohl durch Wasser zusammen geschwemmt sein, sonst sollten sie mehr durcheinander liegen. Mit Salzsäure behandelt bleichen die Stücke zwar ab, aber die Umrisse treten den- noch etwas schärfer hervor. Wie die Vergrösserung fig. 29. x zeigt, so sieht man auf dem Rücken ein Stäbchen, das wie ein Kern in der Rinne liegt, und daher auf einen besonders abgeschlossenen Kanal hinzudeuten scheint. Die Scheide- wände gehen nirgends an diese Rinne heran, sondern setzen frei mit einer kleinen Verdickung ein, und endigen aussen umgekehrt fussföormig mit einem an der Endspitze abge- stumpften Hacken. Diese Hacken nehmen sich nun zwar an ein und demselben Stück sehr verschieden aus, allein auf diese Unterschiede Species zu begründen halte ich für ge- wagt, bin dagegen mehr geneigt, sie durch verschiedene Ver- drückung zu erklären. So zeigt z. B. fig. 29. y (vergrössert) eine treppenförmige Bauchlinie, die gekrümmte Spitze wurde durch den Druck verkümmert; bei z (vergrössert) gleichen sie dagegen gleichförmig gekrümmten Hacken. Ob die Endspitzen nun wirklich offen sind, lässt sich freilich schwer entscheiden, doch gelingt es beim Schlage oft, einen Bruch der Ventralseite (v V) zu bekommen, worin die Oeffnungen der Hacken sehr deutlich als quergestellte Ellipsen zum Vorschein kommen, die daher mit höchster Wahrscheinlich- keit bis zur äussersten Hackenspitze reichten. Auch die Abdrücke A (vergrössert) erwecken durch ihre Schärfe zu- weilen das Interesse: die Scheidewände treten hier als er- habene Linien auf, die in den Bauchkerben plötzlich ab- setzen, während die Schärfe der Hacken meist zu wünschen übrig lässt, da sie bald Treppen- bald Fussförmig zu endi- gen scheinen, je nach dem Grade ihrer Deutlichkeit. Quenstedt, Röhrenkorallen. 13 194 Graptolithus Ludensis. Tab. 150 fig. 30 ist ein kohlschwarzer Abdruck in einem blauen Kalkgeschiebe von Sorau in der Niederlau- sitz. Ich habe schon im Hdb. Petref. 1852 tab. 61 fig. 28 ein Stück davon abgebildet. So viele Fetzen darauf liegen mögen, keiner ist gestreckt, sondern alle sind flach ge- krümmt (arcuati), aber demungeachtet scheint ihr sonstiger Bau vom Ludensis nicht abzuweichen. Am schwierigsten bekommt man über die concave Seite genügenden Auf- schluss: im Allgemeinen scheinen es zwar unvollkommene Abdrücke von Hackenzellen zu sein, aber ausserdem ziehen sich schwarze Linien in das Gestein, die öfter scheinbar eine bedeutende Länge haben, aber durchaus in keine rechte Ordnung gebracht werden können, wie die Vergrösserungen x und y bezeugen mögen. Barrande (Graptol. de Boh&me tab. 3 fig. 19) hat Bogen mit ähnlichen Anhängen aus den Kalken Etage E von Beraun testis genannt, noch bizarrer zeichnete sie Suess (Böhmische Grapt. pag. 112 tab. 8 fig. 7). Sie werden für Röhrenförmige Organe gehalten. Die schlan- keren Formen fig. 31 ebenfalls aus Sorauer Geschieben sind zwar viel weniger dunkel, scheinen aber ihrem Habitus nach durchaus mit Ludensis zu stimmen. An dem längern Individuum «a meint man hackenförmige Zellen (x ver- ‘# grössert) wahrzunehmen, die an dem kürzern b (y ver- grössert) stellenweis zwar scharf treppenförmig absetzen, aber dennoch wohl nicht verschieden sind. Man hängt da ‘in der Beurtheilung lediglich von der Erhaltung der Er- funde ab, denn es kommen an demselben Stücke unten einzelne Zellen vor, die ebenfalls ein hackenförmiges An- hängsel haben. Der Dudleykalk tab. 150 fig. 32 liefert dunkele Stücke von kohlschwarzer Farbe, die mit elliptischen Querschnitten versehen durch Druck nicht im Geringsten gelitten zu haben scheinen. In ihrer Begleitung sind eine Menge BEL TER. - a Mae 208 j Des Ren: ei 32 mh men 2 ‚ nr L # Graptolithus Ludensis. 195 regulärer Orthoceratiten vom zartesten Bau, wodurch sie mit den Märkischen Geschieben die grösste Aehnlichkeit erlangen. Da sie sich, wenn auch mühsam, aus dem Ge- stein herausarbeiten lassen, so liefern sie für das Studium ein wichtiges Material. Ich habe sie wegen ihres gestreckten Baues immer für die Normalform von Ludensis gehalten. Die Zellen scheinen zwar als Hacken zu endigen, wie es Lonsdale bei Murchison (Silur. Syst. tab. 26 fig. 1. a) so klar darstellte, allein wenn man sie anschleift, so zeigen sie gabelförmige Scheidewände a (A vergrössert), wovon der obere Zinken dick und kolbig, der untere dünn und schlank hinaus ragt. Hinten (links) gegen den Rücken hin bleibt immer ein offener Raum, falls man tief genug schleift. Zwischen den Kolben und der zarten Linie darüber musste die Zellenmündung (in der Richtung des Pfeiles) liegen, also nicht an der Endspitze sondern unterhalb des Hacken- bogens. Der vergrösserte Querschnitt Q zeigt daher mehrere Kammern, welche der Z und 2 correspondiren. Schleift man daher die Bauchseite (D vergrössert) an, so kommen anfangs blos die obern offenen Bogen, erst beim Tieferschleifen schliessen sich die Mündungen querelliptisch. Das vollstän- dige Reinigen der Mündungen hält schwer, wenn man nicht ganz gutes Material hat, doch mit einiger Uebung bringt man es wenigstens bis zum Erkennen (Ü vergrössert), die Oeffnungen werden oben wie von einem dunkeln Helm ge- schützt. Im Querbruch (D vergrössert) schält sich dieser Helm 3 leicht ab, dahinter folgen dann die Z und 2 ent- sprechenden Oeffnungen. Bei sorgfältig geführten Quer- schliffen (E vergrössert) bekommt man gewöhnlich drei Kammern 1. 2. 3, wovon die 3 die obere Wölbung des Helmes schneidet, während man auf dem Rücken von 1 ‘genau in der Medianlinie eine Verdickung bemerkt, die so- gar in der Mitte einen hohlen Punkt zu haben scheint, 13.7 196 Graptolithus priodon. welcher auf eine besondere feine Höhle hindeuten würde. Man heisst diese Verdickung Axe, darnach würde die Axe hohl sein, wie auch Steinkerne zu beweisen scheinen. Graptolithus priodon tab. 150 fig. 33. 34 Bronn Leth. geogn. 1837 pag. 56 tab. 1 fig. 13 aus den Prager Kalken. (Etage E bei Slivenec) bildet ebenfalls lange gefüllte Stäbe, deren Zellen in krummen Hacken hinausragen. Doch darf man nur mit dem Federmesser die Seitenfläche etwas an- kratzen, um sofort in ausserordentlicher Deutlichkeit die gabelförmigen Scheidewände, ganz wie bei Ludensis von Dudley, darzulegen (fig. 33. x vergrössert): unten bei « habe ich den Schnitt bis zur Medianlinie geführt, dann zeigt sich stets am Rücken eine feine Linie, von der die mit einem Knoten beginnende Scheidewand absteht: bei b geht der Schnitt minder tief, die schiefgeschnittene Aussenschale lässt daher ein breites Band zurück, mit welchem die Scheide- wand noch zusammen hängt, aber bei keinem reicht die Zellenmündung bis zur Spitze, sondern sie nimmt unterhalb des obern Bogens Platz. Wer das einmal weiss, bemerkt es auch noch auf den Abdrücken c, wo die Art des Ein- dringens vom Schlamm zeigt, dass die Oeffnung einen wesentlichen Theil der Unterseite einnahm. Bronn und Suess haben sie daher in umgekehrter Stellung abgebildet. Die ideale fig. 35. y würde die Schale etwas vergrössert von der Bauchseite darstellen, woran die Oberlippe der Oeffnung weit über die untere hervorragend gedacht wer- den muss. Vergleiche auch Gümbel Jahrb. 1878. 294. In den plattigen Kalken von Böhmen sind die Schalen grau und ganz flach gedrückt, wie der lange Stab fig. 34 zeigt. An vielen Stellen kann man noch mit dem Messer ein dünnes Blättchen Kalk von den Abdrücken abheben, welches man wohl nicht für Kalkschale halten darf, sondern als Steinkern ansehen muss. Sich darin sicher hinein zu Graptolithus priodon, 197 finden, und namentlich die Sache treu wieder zu geben ist nicht leicht, obwohl der Habitus noch ganz der von prio- don und Ludensis bleibt. Wie die Vergrösserung x zeigt, so setzen die Kernränder mehr fussförmig ab, zuweilen meint man sogar noch einen Fersen, wie an der obersten Zelle wahrzunehmen. Die damit wechselnden Abdrücke «a sind viel undeutlicher. Je nachdem sie nun verdrückt wurden, kommen ganz verschiedene Bilder zum Vorschein, worauf ich jedoch nicht eingehen will, da es mir an gutem Material fehlt. Herr v. Barrande (Grapt. de Boh@me 1850 tab. 1 fig. 6—8) hat auffallender Weise die Species wesentlich anders characterisirt, wie die idealen Copien fig. 35 im Längsschliff und fig. 36 von der Bauchseite darstellen. Römer (Leth®a geogn. tab. V! fig. 7), Geinitz (Verst. Grauw. tab. 3 fig. 21. 22), Suess (Böhm. Graptol. tab. 8 fig. 5) etc. sind dem Meister gefolgt, und ich kann die Sache nicht finden. Wie leicht man bei idealen Darstel- lungen irren könne, mag die vierfach vergrösserte fig. 37 von dem gleichen Stück fig. 53 zeigen: wir haben hier sieben Zellenhacken, jeder endigt in Folge von Verletzung etwas anders, darunter könnte man Nro. 6 leicht für gleich- schenklich halten, aber sie ist es offenbar blos, weil der zarte obere Schenkel verletzt wurde. Wenn nun aber an diesen besten Fundstellen solche Versehen möglich sind, was darf man da von den unvollkommenern Erhaltungszu- ständen erwarten. In Böhmen bei Prag wimmeln die untern Kalke (Etage E) nicht selten von diesen merkwürdigen Wesen, wie tab. 150 fig. 38 nicht blos auf dem Längs- 7 sondern namentlich auch auf dem Querbruch q9 © darthut. Obwohl die Massen sehr undeutlich sind, so erkennt man doch die schnabelartigen Zellen (y vergrössert) immer wieder, man 198 Graptolithus priodon, eolonus. meint hier sogar eine wahrzunehmen, deren Schenkel gleich- mässig bis zur Spitze reichen, worauf man jedoch kein zu grosses Gewicht legen darf. Der Querschliff q zeigt die unaufgedeckte Menge im compacten Kalke; um die ver- schiedenen Verdrückungszustände deutlicher zu machen, habe ich in Q einige vergrössert. Sie sind mit Kalkspath erfüllt, und zeigen alle, wenigstens eine, mannigfach ge- krümmte Theilungslinie, welche vom Druck krumm gewor- den auf die Zellenkammern hinweist. Die dunkeln schwar- zen Grenzlinien heben die Umrisse scharf hervor. Tab. 150 fig. 39 stammt aus dem harten schwarzen Kalke von Prag, welcher mit Schwefelkies durchdrungen ist, der auch einen Theil der Hohlräume der Schalen er- füllt, wie man namentlich auf den etwas vergrösserten Quer- schliffen ® sieht, wo die lichtern Stellen den Kies be- zeichnen. Die Millionen schwarzer Reste liegen im Längs- bruch Z parallel der Schichtung aufgehäuft, und zwar meist in einer Richtung. Schlägt man quer dagegen, so tauchen in der Flucht eine Menge Rücken R hervor, die häufig mit einer deutlichen Rückenfurche versehen sind; und wenn die Bauchlinie der Länge nach geschnitten wird (Rs), so zeigen sich Kammern. Die Oberfläche aller dieser organischen Massen ist mit schwarzglänzenden Schuppen be- deckt, welche äusserlich mit Graphit die grösste Aehnlich- keit haben. Graptolithus colonus tab. 150 fig. 40—43 nannte Barrande (Grapt. Boh@me 2. 5) eine bauchige Form aus den Prager schwarzen Kalken, wo sie in den untersten Lagern der Etage E beginnen, und dann in den höher ge- lagerten „Colonien“ nochmals zum Vorschein kommen. Die Zellenmündungen krümmen sich am Rande nicht, sondern 3 Sn Graptolithus colonus. 199 liegen gestreckt wie eine Reihe von Pulverpatronen über- einander, aber doch so, dass die nächstfolgende über die unterliegende hervorragt, sie werden dadurch die Vorläufer vom scalaris. Man hat viel zu viel Species daraus gemacht. Schon M’Coy (Quart. Journ. geol. Soc. IV. 223) scheint die breiten latus zu nennen. Auch sollte man meinen, Gr. Roemeri 1. c. 2. 9 und andere seien nicht davon ver- schieden. Hall (Geol. Surv. Canada Dec. II pag. 82 tab. 5 fig. 9) nannte die canadischen in den Schiefern von Que- bec sehr passend Gr. pennatulus, und betrachtete, sie als die Repräsentanten der „semini“ fig. 41, welche nach seiner Darstellung unten an der Spitze zu zwei mit einander ver- wuchsen. Daher könnte auch Graptolithus Murchisoni Silur. Syst. 26. 4 aus den Lower Silurian Rocks, wovon ich fig. 42 ein Exemplar copire, der gleiche sein; auf den schärfern Winkel ist kein zu grosses Gewicht zu legen. Hisinger (Letheza Suecica tab. 38 fig. 3) bezeichnete die schwedi- schen mit Prionotus geminus, was M’Coy schon 1851 zum Didymograpsus (didunoı Zwillinge) oder besser Didymo- graptus erhob, die man wohl von Diplograptus (Digrapsus pag. 187) unterscheiden muss, welche den einreihigen (Mono- graptus) gegenüber stehen, und wo das Pärchen hart in der Rückenlinie verwachsen ist. An unserm schwarzen Kalkstein Fig. 40 von Prag bemerkt man von Zwitterbildung nirgends etwas. Bei c (Ü vergrössert) liegt wohl ein Stück- chen, das irre führen könnte, und ein oberflächlicher Be- obachter dürfte es schon Digrapsus heissen, wenn nicht die andern ähnlich gebauten Stöcke durch ihre entschiedene Einreihigkeit dem ‚widersprächen. Bei aller Aehnlichkeit mit Ludensis stehen die Zellen doch gedrängter, namentlich zeigen das auch die Querschnitte (D vergrössert), wo man nicht selten drei Wände mit vier Zellen wahrnimmt, was 200 Graptolithus colonus. bei Ludensis kaum zwei übersteigt. Die Einzelstöcke sind kurz und bauchig, denn sie verjüngen sich schnell nach unten a (A vergrössert), bilden anfangs Häckchen, die dann bald in Patronenformen übergehen. Dabei erscheint die Änfangsspitze so vorzüglich erhalten, dass da nicht wohl ein Zwillingsstock ‘abgerissen sein kann. Die Bruchfläche der Bauchseite b (B vergrössert) zeigt ebenfalls gedrängte Kammern, die sich unten schnell verjüngen. In den Ab- drücken haben die „Patronen* am Unterrande des Aus- gangs öfter ein deutliches Häckchen, was Barrande in seinen Abbildungen als scharfe Spitze idealisirte. Fig. 43 ist ein Kalkgeschiebe vom Sandberge bei Münsterberg südlich Breslau. Die schwarze Farbe ging hier zwar ganz verloren, aber desto schärfer sind die brau- nen Abdrücke, die benetzt an Deutlichkeit nur wenig zu wünschen übrig lassen. Die „Patronen“ bilden schon mehr Treppen, und nähern sich dadurch dem scalaris, doch setzen die Treppenstufen in stumpfen Winkeln gegen einander ab. Die Bauchigkeit ist zwar geringer, als bei den Böhmischen, aber sie beginnen doch mit schmalem Stiele (x vergrössert), der sich dann schnell erbreitertt. Hin und wieder bemerkt man an der Treppenkante ein Zäckchen, was sich bei man- chen, namentlich am untern schmalen Ende (%y vergrössert) zu förmlichen rundlichspitzen Zähnen ausbildet, die dann nach oben wieder gänzlich verschwinden. Die Gliederung ist meist durch eine schwarze Linie bezeichnet, die be- sonders auf dem Rücken hervorsticht, und mannigmal noch über die Patronen (z vergrössert) hinaus geht, was zuweilen auch an den zerrissenen Patronen (P vergrössert) bemerkt wird. Es können da Lappen, wie zerfetzte Blätter mit langen kahlen Stielen (F' vergrössert) zum Vorschein kom- men. Auch hier fehlt es nicht an Aneinanderlagerungen (G vergrössert), als wenn eine Copulation statt gefunden Graptolithus scalaris. 201 hätte, und das Pärchen sich wieder von oben nach unten allmählig trennte. Graptolithus scalaris tab. 150 fig. 44—59. Linne pag. 184 gab davon zwar nur unvollkommene Abbildungen, aber von den zwei kleinen Kreisen fig. 46 kann man den oberen a wohl nur auf jene feinen mannigfach gebogenen Formen beziehen, die allerdings unter allen be- kannten einer Treppe am ähnlichsten sehen. Im zweiten Kreise 5 sind dann wahrscheinlich zwei gleiche in Copu- lation befindliche Individuen, die auf beiden Seiten Treppen zeigen. Die vermeintlichen Tange pag. 184 bei Schlot- heim mögen wohl hieher gehören. Ich habe daher schon frühzeitig (de notis Nautilear. prim. 13. März 1836 pag. 22), als man mit der Mannigfaltigkeit dieser sonderbaren Wesen noch wenig vertraut war, jene treffliche Benennung auf die schmalleibigen und grosszähnigen Exemplare, wovon ich die ideale Skizze fig. 45 (Bronn’s Jahrb. 1840 pag. 276 fig. 5) gab, zu beschränken gesucht: „dentes acuti longi- tudine reliquam teste latitudinem bis excedunt. Planum dentium superius ad rectum, inferius ad obliguum angulum ad axem vergit. Diverso modo curvati in schistis dispersi sunt. Marchia, Suecia, Saxonia.* Sie gehören zu den dünnhäutigsten, ihre schwarzen Bilder sind daher der schär- fern Beobachtung sehr unzugänglich, namentlich wenn sie in bituminösen Schiefern liegen: fig. 44 ein Märkisches Ge- schiebe im blauen Kalk habe ich schon im Hdb. Petref. 1852 tab. 61 fig. 35 abgebildet. Man darf es mit den Treppen (x vergrössert) nicht zu genau nehmen. Ihre obere Linie steht zwar im Allgemeinen stumpf gegen die Axe, doch sind auch einzelne rechtwinkliche darunter. Die Grenze der Zellen gegen einander ist nur schwach ange- 202 Graptolithus scalaris, rigidus. deutet. Wie verbreitet dieser Typus sei, hat sich später gezeigt. Ich habe dazu einige Beispiele copirt: die schlanke fig. 47 aus dem schwedischen Alaunschiefer nannte Hisinger Leth. suec. 35. 6 Prionotus sagittarius; sie hat mit Mono- grapsus sagittarius fig. 48 Geinitz Verst. Grauw. 2. 2 aus dem schwarzen Schiefer von Langenstriegis grosse Aehn- lichkeit; dünnleibiger als Monograpsus Nilssoni fig. 49 (x vergrössert) Gein. l. ce. 2. 31 von Ronneburg werden sie nicht leicht gefunden, dabei bilden die Treppen wahre Normalfiguren. Barrande Grapt. Boh@me 2. 16. 17 gibt solche „Impressions sans relief* auch aus den Schiefern von Conjeprus an, wo sie mehr oder weniger flache Bogen bilden, wie unsere Copien fig. 50 und 5l zeigen. Graptolithus rigidus tab. 150 ig. 52. 53 Hall Geol. Surv. of Canada 1865 Dec. II pag. 105 tab. 11 Ag. 3 und der kaum davon trennbare Gr. flexilis tab. 150 fig. 54 Hall l. c. pag. 103 tab. 10 fig. 3 aus den dunkeln Schiefern der über Potsdamsandstein folgenden Quebec group bei Point Levis, der ich meine Copien entnommen habe, schei- nen nichts als vollständigere Gruppen derselben Thiere zu sein. Sie fanden sich dann auch auf der Basis des Silurian in den Skiddaw Slates von Nordengland, Nicholson Quart. Journ. geol. Soc. 1868 XXIV pag. 125. Die zahlreichen Individuen hängen im Centrum auf zellenlosen Stielen (funi- culus) aneinander, und vermehren sich durch beliebige Dicho- tomie, daher schöpfte Salter (Geologist 1861 I. 74) für sie vorzugsweise den Namen Dichograptus, während andere sie bei den verzweigten überhaupt unterbringen, welche Geinitz (Verst. Grauw. 1852 pag. 29) unter (ladograpsus (xAadog Zweig) zusammenfasste.e Wenn auch das Kennzeichen im Allgemeinen wenig practische Bedeutung haben mag, so ist und bleibt es doch ein wichtig zoologisches Merkmal, was uns aus Amerika höchst unerwartet kam. Man treibt 1 a Graptolithus scalaris. 203 freilich auch hier die Trennung der Species weit. Denn es ist z. B. schwer einzusehen, warum man rigidus und flexilis voneinander scheiden mochte, denn beider Stiele gabeln sich häufig, und kehren die Zähne ihrer Zellen nach derselben Seite. Besondere Wichtigkeit scheint auch das Centrum fig. 52 zu haben, wo die Hauptgabeln der linken und rechten Hälfte in einem kurzen aber starken Quer- stamme m zusammenfliessen, der sich dann symmetrisch nach vier Seiten entwickelte. Sind die Gegenstände noch besser erhalten, so werden die Stiele im Centrum durch eine dunkele Scheibe (discus) verbunden, die aus der gleichen hornigen Masse besteht, wie der Graptolith. Das Centrum von Dichograptus Logani Hall Dec. II tab. 9, welches ich fig. 55 copire, gibt davon eines der besten Bilder. Es ist das eine der grössten und schönsten Species, die nur zwei- fach dichotomirt, woran die charakteristischen Sägen eine Länge von 2 dm erreichen. Da nicht alle Exemplare damit behaftet sind, so nimmt man das als Beweis, wie leicht dieses eigenthümlich häutige Gebilde verloren ging. Die Zahl der Stiele ist oft so bestimmt, dass Hall darnach die Speciesnamen wählte: so heisst der einfachste mit vier un- gespaltenen Armen Gr. quadribrachiatus fig. 56 Hal’ ]. e. 5. 1. Er ist besonders durch das mediane Würzelchen (radicula) characterisirt, welches dem andern Individuum fig. 57 fehlt. Die Treppen gleichen übereinandergelagerten Patronen. Der centrale Discus fehlt, dieser ist um so dicker und einförmiger am Gr. cerucifer fig. 58 Hall l. ec. 5. 10, wo- ran der bauchige Graptolith einer breiten Schrotsäge gleicht. Besonders regelmässig sind die Scheiben am Gr. octobra- chiatus fig. 59 Hall l. ec. 7. 1 ausgebildet, dabei beginnen die Zellen (x vergrössert), welche einen auffallend vier- eckigen Umriss haben, gleich am Rande der Scheibe, und 204 Graptolithus tenuis. setzen gegen 2 dm fort, so lang sind die einförmigen Arme. Alles das stammt von Point Levis. Graptolithus tenuis tan. Jaime Der treflliiche Wahlenberg (Acta Upsalensia 1821 VIIL pag. 91) hatte den Namen für die dünnen Schieferformen bestimmt, von denen er meinte, dass ihre Kalkschale vom Schlamme aufgesogen sei. Die Ansicht war zu jener Zeit nicht absolut verwerflich, denn wenn wir die Ammoniten nur aus unserm Posidonienschiefer kennten, so würde man auch keine Kalkschale vermuthen, da von ihr nur eine zarte Haut übrig blieb. Dasselbe findet man bei den Planulaten im Weissen Jura etc. wieder. Dennoch kommen gerade . diese „tenues“ am häufigsten vor, ich (de not. naut. primar. 1836 pag. 22) suchte daher bei den fehlenden Abbildungen cine Normalform aus, die mit den Beschreibungen der Alten am besten stimmte: „graminis instar conchylium pro- longatus, cujus dentes latissimi, ad axem subangulos rectos vergentes, non ex septis verum ex quadam test& virtute originem ducunt. Suecia, Saxonia, Bohemia.“ Das ideale Bild fig. 1, welches ich aus dem Neuen Jahrb. Mineral. 1840 pag. 276 fig. 4 entlehne, sollte zum Verständniss der Beschreibung dienen. Sie gleichen in ihrem Extrem der Zahnaxe einer Wagenwinde. Ich meine die rechtwinklichen Zähne früher öfter sehr markirt gesehen zu haben, die dann freilich durch Rundung Uebergänge zu den schief- zähnigen machen. Auch Suess (Böhm. Grapt. pag. 116 tab. 8 fig. 8. a) bildete solche unter Graptolithus colonus aus Böhmen ab, wie unsere Copie fig. 2 zeigt. Die steifen Stengel von Grapt. Becki fig. 3 Barr. (Grapt. de Boh@me tab. 3 fig. 14—18) erinnern ganz an jene „Gräser,“ und es gehören gute Exemplare dazu, um die Biegung der EMMEN Eau ran Graptolithus tenuis. Rastrites. 205 Zellen überhaupt wahrzunehmen. Barrande konnte sie in Böhmen bis zu der zartesten Anfangsspitze fig. 4 verfolgen. Portlock und Hall (Paleont. New-York I tab. 74 fig. 2) haben den Namen tenuis auf unsere scalaris übertragen, während sie für die grasartig gestreckten mit breiterm Körper den Linne’schen Gr. sagittarius benutzten. Sie er- scheinen in der Regel massenhaft, und imponiren durch ihre Länge. Hall bildet von beiden Bruchstücke von 2 dm Länge ab, deren beide Enden einander noch vollständig an Dicke gleichen, was noch auf viel bedeutendere Dimensionen hinweisen würde. Die schwarzen Thonschiefer bei Beraun fig. 5 bergen sie in Masse, allein man muss diese wie schmale Gräser ausgebreiteten Abdrücke nach allen mög- lichen Seiten schillern lassen, um nur einen richtigen Um- riss zu bekommen. Die Abbildungen pflegen daher meist deutlicher gemacht zu werden, als die Naturexemplare sind. Lange Zeit wurde ich aus dieser Böhmischen Gabel nicht klar, bis der Schiller im schärfsten Sonnenlichte zeigte, dass der Körper des kürzern Exemplars b, welches gegen das längere « unter scharfem Winkel convergirt, sich unten langsam aber ganz bestimmt verengt, woran dann die schein- bar etwas krummen Zähne sitzen, die sich in beiden Indi- viduen einander zukehren. Solche Dinge zu bestimmen, gehört langjährige Erfahrung an Ort und Stelle. Rastrites tab. 151 fig. 6—8 Barrande |. c. pag. 64 tab. 1—6 aus Böhmen bekam seinen Namen nach den ma- gern Zellen, die einem Rechen (rastrum) gleichen. Barrande und Suess halten die Zinken (fig. 6. x) für hohle Zellen, die an einer haarfeinen Axe sitzen. Wahrscheinlich ging dabei Zwischenmasse durch Maceration verloren. Sie sind unter verschiedene Species vertheilt: Rastr. Linnei fig. 6 heisst. die grösste, woran die Zinken senkrecht gegen die gebogene Axe stehen; peregrinus fig. 7 die mittlere ge- 206 Graptolithus convolutus. bogene Form; fugax fig. 8 die kleinste, woran die Zinken sich sichtlich schief zur Axe neigen. Aber alle bilden pressions sans relief.* Krümmungen der Blätter kommen zwar in der ver- schiedensten Weise vor, die im allgemeinen mit dem Er- „ım- haltungszustande in Beziehung stehen. Schon Hisinger (Leth. Suec. pag. 114 tab. 35 fig. 7) bildete aus den Thon- schiefern von Furudal in Dalecarlien einen sehr langzähni- gen Prionotus convolutus tab. 151 fig. 9 ab, der wie unsere Copie zeigt, sich durch seine langen markirten Zähne her- vorhebt. Aehnliche kommen auch in unsern deutschen Thonschiefern vor. Gewöhnlich zeigt sich die haarfeine Axe (rachide marginali, capilları) an der concaven Rücken- kante sehr deutlich. Ich bilde tab. 151 fig. 10 einen schön geschwungenen aus dem schwarzen silurischen Schiefer von Beraun ab. Barrande Grapt. de Boh@me pag. 54 tab. 3 fig. 10 hat ihn zu Grapt. spiralis Geinitz Bronn’s Jahrb. 1842 pag. 700 tab. 10 fig. 26 von Ronneburg gestellt. Er hat einen breiten Körper, worin die Rachis einen scharf verfolgbaren Abdruck macht, der aber bald mehr der Mitte bald mehr dem Rande zu liegt. Die Anfangsspitze schliesst sich zwar hart an den concaven Rand an, lässt sich aber nicht scharf bis zu ihrem äussersten Ende verfolgen. Am schwierigsten ist die Beschaffenheit der Zähne auf der con- vexen Seite zu sehen, die wenn man sie ins Wasser taucht ziemlich deutlich hervortreten, da die Abdrücke etwas nach Schwefelkies glänzen. Im Centrum des Nullförmig ge- schlossenen Endes scheint zwar noch ein abgebrochener Rest zu liegen, doch ist die Sache nicht klar. Schon Walch (Naturg. Verst. III Suppl. pag. 225 tab. X fig. 1) bildete ein ähnliches Exemplar von unbekanntem Fundorte ab, das er für einen gezähnelten Lituiten hielt. Man darf sich daran, dass jedes Bild wieder etwas anders ausfällt, ’ 5 we 4 ; Ö Ä Ri , R Graptolithus convolutus, turrieulatus. 207 nicht stossen, denn alle diese Dinge sind zur scharfen Dar- stellung überhaupt nicht geeignet. Dennoch hat Barrande l. c. 4. 12—15 daselbst wieder einen Graptolithus Proteus tab. 151 fig. 11 unterschieden, woran die haarförmig er- habene Axenlinie (x vergrössert) zum förmlich leitenden Organ wird, denn alles andere pflegt wie gelber Schiller mit undeutlicher Gliederung auf dem dunkelu Gestein zu liegen. Das Blatt hat den Umriss einer liegenden 6, die Axe geht etwas über den Anfang des Blattes hinaus, rückt dann allmählig in die Mitte, so dass die erhabene Linie auf beiden Seiten (wie ein Digrapsus) gefiedert ist. Das Blatt hört dann scheinbar auf, aber die Linie ganz undeutlich umsäumt geht bis ins Innere fort, lässt sich jedoch bis zu ihrem Ende nicht sicher verfolgen. Ich würde die Sache kaum erkannt haben, wenn nicht die treflichen Abbildungen fig. 12 von Barrande dazu den Weg zeigten, freilich in einer Schärfe und Deutlichkeit, wie man sie wohl nur in jener grossen Sammlung von Prag finden mag. Ein zar- terer Anfang mit etwas veränderter Gestalt wird nicht leicht bei andern Species gefunden. Das interessanteste Gewinde zeigt jedoch Graptolithus turrienlatus tab. 151 fig. 13—17 Barrande Grapt. de Boh@me pag. 56 tab. 4 fig. 7—11 aus den schwarzen Thonschiefern von Litohlaw bei Beraun, wo sie unter den ältesten dortigen Silurkalken Etage E über Grün- stein liegen. Sie wurden dann auch von Richter bei Saal- feld gefunden. Es sind conische rechts gewundene Spiralen, wie es die Copie eines der vollständigsten Exemplare mit 13 Umgängen darstellt. Die Zähne daran (x vergrössert) sollen ganz spitz endigen. Die seitliche Zusammendrückung ist zwar am häufigsten, aber zuweilen fand sie bei jüngern Exemplaren auch längs der Axe fig. 14 statt, dann gleichen die zierlichen Stücke einem kleinen Ammonitengewinde. 208 Graptolithus turriculatus. Wenn man mit diesem Bilde an die Naturexemplare fig. 15 selbst geht, so würde man sich ohne die ausgeprägte Axe (Rachis r) nicht zurecht finden, die entweder selbst durch eine Erhöhung oder ihren Abdruck sich gewöhnlich scharf erkennen lässt, wie das Suess (Böhm. Grapt. tab. 9 fig. 1. d) schon so vortrefllich darstellte. An dieser Rachis sitzt dann der übrige Körper wie ein Bändchen wirren Schaumes, woran man kaum höchst unbestimmte Zahnung wahrnimmt. Unser Exemplar hat deutlich sechs solcher Fadenschlingen; am siebenten und achten lässt sich die Rachis nicht mehr verfolgen, weil die beiden Umgänge sich decken; die achte bildet eine Parabel, und das Ende einen Hacken. Diesem entspricht auch das Verhältniss der Schlingen, indem die unteren am breitesten nach oben immer schmaler werden. Je nachdem nun diese zarten Spiralen vom Druck getroffen sind, ändern sich die Bilder, wie schon mein Holzschnitt Epochen Nat. 1861 pag. 303 zeigte. Es kommen dabei nicht nur die verschiedensten Winkel und Schleife vor, sondern die Umgänge können auch so weit auseinander gezogen sein, dass sie eine Zickzacklinie fig. 16 bilden. Am auffälligsten sind die flachen Spiralscheiben fig. 17, welche man nicht leicht deuten würde, wenn sie sich nicht durch die conischen Spiralen daneben verriethen. Nur an dem Faden der Rachis kann man Umgänge verfolgen, denn die Zwischenmasse des eigentlichen Graptolithenkörpers lässt sich nicht unterscheiden. Auch liegt der Anfangspunkt etwas excentrischh und schief gegen das Licht gehalten, meint man die Scheibe sei noch flach vertieft. Auf dem Voigtlande tab. 151 fig. 18 in Sachsen kom- men kohlschwarze kieselreiche Thonschiefer vor, welche von dünnen Anthraeitadern durchzogen auf ihrer Fläche mit den verschiedensten Graptolithen überfüllt sind, deren Schale aber nicht aus schwarzer Masse, sondern aus schneeweissen h: ' ä $ ‘ Monograpti. Digrapti. 209 wahrscheinlich talkartigen Schuppen besteht. Diese Schup- pen durchdringen das ganze Gestein, und treten namentlich auch auf dem Querbruche Q in zahllosen zarten Schmitzen hervor. Ihr genaues Studium gibt uns einen Begriff, wie schwer es hält, von derartigen zarten Wesen eine klare Vorstellung zu bekommen. So bunt nun aber auch die Formen durcheinander liegen, so scheinen sie sich doch hauptsächlich auf zwei Gruppen, Mono- und Digrapti pag. 187 zu beschränken. Freilich lässt sich nicht alles sicher bestimmen. Schon Geinitz hat diesen Dingen die grösste Aufmerksamkeit geschenkt, aber dennoch ist es nicht leicht, unter den vielen Abbildungen die unsrigen sicher wieder zu erkennen. Ich will daher nur auf Einiges aufmerksam machen. Unter den Monograpti würde die gekrümmte Nro. 7 am besten mit Monograptus triangulatus Gein. 5. 5 stimmen, Körper dünn, Zähne lang. Der Kör- per zerbrach, und rückte etwas aus seiner Lage, aber die Stücke gehören unfehlbar zusammen. Nro. 2 hat schon einen etwas breitern Körper, und erinnert mich an Mono- graptus millipeda Gein. 4. 5. Nro. 3 nähert sich durch die Breite ihres Körpers den Bandförmigen, aber die Zahn- form sicher zu ergründen lassen die weissen Schüppchen nicht zu, man sieht nur bestimmt, dass die Rückenlinie ungezähnt fortläuft. Nro. bildet auch ein Band, aber so dünn und zart, dass man die einseitige Zahnung kaum noch erkennt. Die lang fortsetzende Nro. 5 scheint hinter den Treppen schiefe Zellen zu haben, wie Monograptus Nilssoni Gein. 2. 7. Mit noch grösserem Interesse betrachtet man die Digrapti, da sie im Allgemeinen seltener gefunden werden. Man kann sie nicht besser vergleichen, als mit Monograpti, die miteinander im Copulation stehen. Ziem- lich deutlich ist Nro. a (A vergrössert), die einem tenuis fig. 1 gleichen, welcher sich mit einem zweiten längs der Quenstedt, Röhrenkorallen. 14 = 110 Digrapti. Didymograpti. Rückenlinie so aneinander legte, dass die Zähne beiderseits alterniren. Freilich sind die weissen Schuppen der scharfen Beobachtung immer hinderlich, doch scheint Diprion palmeus Gein. 1. 18 vortrefllich zu stimmen. Nro. b (B vergrössert) zeigt treppenförmige Zähne, die auf beiden Seiten einer fadenförmigen Rachis miteinander alterniren. Prionotus Pristis Hisinger 35. 5 scheint damit gut zu stimmen. Es ist das eine ziemlich häufig wiederkehrende Form, wie d, e, f etc. zeigen. Manche der Digrapti Nro. ce (O ver- grössert) bergen unter der weissen Hülle eigenthümliche schwarze Falten, welche in erhabenen Rippen mehr un- regelmässig von der Medianlinie nach aussen strahlen, doch lassen sie sich schwer verfolgen. Manche Blätter Nro. g (@ vergrössert) scheinen sogar gitterförmige Falten zu haben, und damit an Retiolites zu erinnern. Die Graptolithenschiefer von Hof tab. 151 fig. 19 im Fichtelgebirge bergen zum Theil ebenso schwarz noch reichere Lager, aber die Thierreste sind blos grau und zeigen kaum kohlige Spuren. Wären die Zähne nicht zu deutlich, so würde man die Millionen lichtere Fetzen auf dunkelm Grunde eher für pflanzlicher Natur halten. Trotz- dem findet man auf abgelagerten Platten mit der Lupe (x vergrössert) eine Menge feiner Falten netzförmig ver- theilt, die man eher für Textur als für Folge von Rissen halten möchte. Sonst unterscheiden sich die einfachen wie die Doppelstäbe von den andern nicht. Didymograpti tab. 151 fig. 20—27. Zwillingsgraptolithen wurden schon oben pag. 199 er- wähnt. Es sind Pärchen tab. 150 fig. 41. 42, welche durch einen nach unten gerichteten Stachel pag. 187 miteinander verwuchsen. Die beiden gegeneinander gekehrten Arme EN TE a ee We EN. Int WER : KO 2 H Didymograptus flaceidus, Bigsbyi. 211 entfernen sich zwar unter verschiedenen Winkeln vonein- ander, aber die treppenförmigen Zellen liegen immer nach innen. Wenn die beiden Arme sich voneinander trennen und zerstreut liegen, so kann man sie von Monograpten kaum unterscheiden. Hall hat nun nicht blos Pärchen, sondern auch einen zierlichen Vierling aus der Quebec group zu Point Levis Graptolithus bryonoides fig. 20 Decade II pag. 8 tab. 4 fig. 1 genannt. Sie sind dem einfachen Zwilling pennatulus pag. 199 so ähnlich, dass man sie leicht für eine Missbildung erklären könnte, die sich jedoch öfter wiederholt. Wie markirt der Stachel bei Formen auftreten kann, wo man es nicht erwarten sollte, zeigt der feine Cladograpsus Forchhammeri fig. 21 Geinitz 5. 30. 31 von Bornholm, wo die zarten Arme vom kleinsten bis zum grössten sich nach aussen umbiegen, und in Folge dessen die Zähne nicht einander zukehren können. Wie solche Merkmale zuweilen typisch werden, zeigt Graptolithus flaceidus fig. 25 Hall Dee. II tab. 2 fig. 17 aus den Utica- schiefern von Lake St. John. Sie schlingen sich wie schlaffe Zweige von Fucus durcheinander mit kaum bemerkbarer Zahnung am Innenrande. Aber hin und wieder (7. 2. 5) bemerkt man den spitzen Stachel, von dem aus sich die Arme nach Art des Forchhammeri bogenförmig ins Unbe- stimmte krümmen. Entwickelt sich nun der Stachel zu einem dicken Stiel, wie beim Graptolithus Bigsbyi fig. 22 Hall Dec. II tab. 16 fig. 22 von Point Levis, so bildet der gezähnte Bogen ein gar stattliches parabolisches Dach. Würden die Arme längs des Stieles zusammenwachsen, so entstände ein Phyllo- graptus. Sonderbarer Weise kommen auch Exemplare mit drei gleichen Armen vor. Wird der Stiel dann breit, so kann man leicht an die Vierlingsform von bryonoides erinnert werden. So verketten sich die Dinge nach allen Seiten. 14 # DD Dendrograptus. Digrapti. Graptolithus fruticosus fig. 23. 24 Hall Dec. II tab. 5 fig. 3 aus der Quebec group auf Orleans Island eröffnet uns wieder ein ganz anderes Feld: eine lange Anfangsspitze erinnert noch an ein einfach verwachsenes Pärchen, welche sich ganz regelrecht ihre Zähne einander zukehren fig. 24. Aber wenn nun die Spitze sich zu einem dickern Stiel ausbildet und die Pärchen sich vermehren, so gelangen wir zum Dendrograptus Hallianus fig. 26 Dec. II pag. 11 und 127 aus dem Potsdamsandstein von Wisconsin, worauf die dichotomen Sägen sich nach Art eines Baumes (d&vögov) ver- zweigen. Mögen auch die Zähne undeutlich sein, so er- kennt man sie doch noch mit blossem Auge. Allein die Zeichnung wird in der Quebecgruppe von Point Levis dann so fein, dass man sie kaum noch wahrnimmt, wie das copirte Zweiglein von Dendrograptus fruticosus fig. 27 Decad. II tab. 17 fig. 9 zeigt. Dabei treten die Zellen (x vergrössert) nur an den zartesten Spitzen auf, während die diekern Aeste und der Hauptstamm nur glatt oder gestreift er- scheinen. Letzterer soll sogar zuweilen auf einer Art von Wurzel befestigt sein. Hall liefert eine ganze Reihe hier- hergehöriger Beispiele, die in Canada gar nicht selten sein sollen. Wir nähern uns damit nicht blos dem Graptolithus flexilis tab. 150 fig. 54 und Oonsorten, sondern es wird uns auch die Möglichkeit näher gerückt, Dietyonema pag. 178 hier am passendsten unterzubringen. Digrapti tab. 151 fig. 28—31. Die zweireihigen Stöcke, auch Diplograpsi genannt. Schon Linne scheint sie gekannt zu haben, und Hisinger (Leth. Suec. pag. 114 tab. 35 fig. 5) nennt, ich möchte sagen ein Modell derselben, Prionotus pristis fig. 28, in Digrapti. Climacograptus. 213 Calce transitionis fusca Dalecarlie, vix lineam latus, com- pressus, rachide centrali, capillari, utrinqgue dentibus latis, acutis. Sie gleichen vollständig zwei mit dem graden Rücken aneinander gelagerten Scalares pag. 201. Barrande (Grapt. de Boh@me tab. 3 fig. 1—7) lehrte uns aus den dunkeln Schiefern bei Beraun einen Grapt. palmeus fig. 29 kennen, dessen Klarheit der zweireihigen Zellen nichts zu wünschen übrig lässt. Er schlug dafür (Grapt. de Boh@me pag. 30 und Jahrb. Geol. Reichs. 1852. 146) den Ge- schlechtsnamen Diprion vor, und zeigte namentlich, wie die zarte Rachis sich öfter über das Zellenlager hinaus mit grösster Bestimmtheit verfolgen lasse, und wie unsere Copie sich in vier Blätter trenne, „axe tordu et exfoli@ en quatre“. Wie zart diese Dinge nicht selten erscheinen, zeigt Diplograpsus palmeus fig. 30. 31 Geinitz 1. 12, 14 aus den Voigtländischen Schiefern, woran die Fortsetzung der zarten Rachis ganz besonders anffällt. Wenn die Stöcke schief zusammen gedrückt werden, kann das Ansehen sehr verschroben sein, namentlich erscheinen zwei Reihen Durch- brüche neben der Rachis. Doch will ich darauf weiter nicht eingehen, sondern nur eines kleinen Climacograptus antennarius fig. 32 Hall Decad. II pag. 112 tab. 13 fig. 11 aus der Quebec group von Point Levis erwähnen, der seine Treppen (#AusL) gegen die Rachis kehrt, welche oben noch weit in einem zarten Faden hinausragt. Eigenthümlich sind die zwei schiefen Stacheln an der Basis, welche sich auch beim Grapt. bicornis fig. 33 Hall Pal. New-York I tab. 73 fig. 2. «a aus der Cincinati- gruppe finden, und welche als Typus des Geschlechtes an- gesehen werden. Es ist freilich nicht leicht sich klar zu machen, wie in Folge von Druck die Randzähne (fig. 33) sich in Durchbrüche (fig. 32) verwandeln können, aber der Augenschein lehrt es zu oft, obgleich man gewöhnlich 214 Dieranograptus. Diplograptus. Phyllograptus. die Sache sicherer haben möchte. Eine der merkwürdigsten Species bildet noch Grapt. ramosus fig. 34 Hall Pal. New- York I pag. 270 tab. 73 fig. 3 aus dem Utica Slate von Albany, hier gewinnt es geradezu den Anschein, als wenn zwei Individuen nur erst unten fest miteinander verbunden und oben noch vollständig getrennt wären. Hall bildet Gabeln ab, woran die Zinken über 120 mm Länge er- reichen. Später (Decade II pag. 112 tab. A fig. 18) ent- deckte er unten analog dem Olimacograptus ebenfalls zwei schiefe dünne Fortsätze, und erhob sie zu einem Unterge- schlechte Dicranograptus, um damit an das Zweiköpfige (Sixoxvog) zu erinnern. Diplograptus quadrimueronatus fig. 35 Hall Decade II pag. 144 tab. 15 fig. 1—10 aus dem Utica Slate von St. John zeichnet sich durch seinen viereckigen Quer- schnitt q aus, in jeder der vier Ecken scheinen die Zellen von zwei Stacheln begleitet zu sein. Werden die Stöcke von der Seite der Zellenmündungen s gedrückt, so gewinnen sie ein ganz verschiedenes Ansehen. Die mediane Rachis zeigt, dass sie noch zu den Digrapti zählen. Phyllograptus tab. 151 fig. 36—40 nannte Hall (Geol. Surv. of Canada 1865 Decade II pag. 118) jene blattför- migen (p0X%ov Blatt) Species, die bereits Lonsdale in Mur- chison’s Silur. Syst. II tab. 26 fig. 3 im Graptolithus folia- ceus angedeutet hatte. Dann kam Barrande (Grapt. de Boh&me pag. 63) mit den zarten Abdrücken seines Grapt. ovatus fig. 36 von Zelkowitz in Böhmen, die mit ihrer überragenden Rachis einem gestielten Blättchen gleichen, woran die Zellen durch schiefe Rippen angedeutet sind. Grösser und ausgebildet kommen ihre Verwandten in der Quebec group von Point Levis in Canada vor. Gleich die wohlgebildete Gestalt von Phyllogr. typus fig. 37 mit ihrer nach unten gekehrten scharfen Spitze beweist das. Die Phyllograptus. Retiolites. 215 Rippen treten über den Rand hinaus in scharfen Spitzen, zwischen welchen die Zellen münden. Die Rachis in der Mitte ist breit und meist verbrochen, doch kann man in günstigen Fällen in der Medianlinie die untern Mündungen der Zellen wahrnehmen. Es zeigt sich das besonders deut- lich bei Phyllogr. ilieifolius fig. 35 Hall Dec. II tab. 16 fig. 4. Hier ragt die gekammerte Rachis in der Mitte noch hervor. Daraus schliesst Hall, dass die einfachen Blätter nur scheinbar seien, vielmehr das vollständige Thier aus zwei Blättern bestände, die sich rechtwinklich kreuzten, wie der ideale Querschnitt qg darthut. Liegt davon nun einer der Arme z. B. « nach oben, so brach derselbe beim Spalten der Schiefer weg, nur das horizontalgelagerte Blatt b zeigt sich, und in der Medianlinie sehen wir blos eine Reihe von Zellen, wie in fig. 38, die dem abgebrochenen Blatte «a angehören. Liegt dagegen der rechte Winkel nach oben, so drückten sich beide Blätter a und b aufeinander, deckten sich mehr oder weniger genau, und nun treten die Zellen- mündungen von beiden in der Mitte auf, wie in fig. 37. Wenn bei solchem schiefen Druck die Mitte nicht zerriss, so sieht man statt der breiten eine ganz dünne Rachis, wie Phyllogr. Anna fig. 39 Hall Dec. II tab. 16 fig. 11 in der Quebec group vom St. Annafluss zeigt. So wenigstens stellte Hall die Sache dar. Obwohl die Blätter meist breit sind, so kommen doch auch schmalere vor, wie Phyllogr. angusti- folius fig. 40 Hall Dee. II tab. 16 fig. 17 von Point Levis, auch hier verräth die breite Rachis Kreuzung der Blättchen. Nimmt die Schmalheit und Länge noch weiter zu, so ge- langen wir zum Retiolites ensiformis tab. 151 fig. 41 Hall Dec. II tab. 14 fig. 4 von Point Levis. DBarrande (Graptol. de Boh&me pag. 68) zeichnete solche schon von Geinitz ge- kannte Formen wegen ihrer schwertförmigen Gestalt als 216 Retiolites Retiograptus. Gladiolites Geinitzianus aus, und bemerkte darauf un reseau compose de mailles inegales, irr&gulieres, form&es par de petits filets noires, carbonises, was ihn bestimmte, darauf einen besondern Geschlechtsnamen Retiolites zu gründen, welche Zeichnung dann Suess (Böhm. Grapt. pag. 91 tab. 7) in vergrössertem Massstabe weiter ausführte, und in zwei Species spaltete, wogegen Barrande (Jahrb. geol. Reichs- anst. 1852 pag. 145) eifrig polemisirte. Etwas Aehnliches Retiolites venosus fand Hall (Paleont. New-York 1852 I pag. 40 tab. A. 17 fig. 2) in der Ülintongruppe von Rochester wieder, wie die neunfach vergrösserten Copien fig. 42. a. b aus dem Geol. Surv. Canada Dec. II tab. B fig. 20. 21 beweisen. Merkwürdiger Weise sind beide Seiten ungleich gezeichnet: die eine (etwas convexe) Seite a zeigt eine gerade Rachis, mit einfachen alternirenden Neben- rippen versehen; die andere b, wahrscheinlich von innen stammend, hat nicht blos eine ziekzackförmige Rachis, son- dern an der Basis jeder Querrippe noch einen kurzen Neben- stachel. Die Gitter sollen sich auf beiden nicht wesentlich unterscheiden. Man würde gern der Gleichartigkeit wegen dafür den Namen Retigraptus einführen, wenn nicht noch ein weiteres Geschlecht den höchst ähnlichen Namen Retiograptus eucharis tab. 151 fig. 43 Hall Dec. II pag. 146 tab. 14 fig. 9 aus dem Utica slate am Lake St. John östlich vom Blue Point erhalten hätte. Die zierlichen schlanken an dem Rande gestachelten Blätter hängen fami- lienweis nach Art des rigidus tab. 150 fig. 52 und Con- sorten zusammen. Die Netze werden hier zwar nicht durch anastomisirende Nerven gebildet, sondern durch die regel- mässig gestellten viereckigen Maschen der Rippen. Aber der nicht ganz passende Name ist nun einmal da. So mannigfaltig nun auch alle diese Gestalten sein mögen, so erweisen sie sich doch durch den zweizeiligen n Ptilograptus. 217 Character als zusammengehörig. Gerade sie haben auf die Aualogie mit den Polypi natantes (Lamarck, Hist. nat. anim. sans vertebres 1816 II pag. 415) geführt, worunter die Seilförmige Funiculina oder die mehr Ruthenartige Virgularia wohl äusserliche Aehnlichkeit zeigen, insofern sie innen eine hornig-kalkige Axe und zweizeilige Zellen haben, woraus die Polypen mit 8 gefiederten Armen her- vortreten. Wenn man bedenkt, dass dazu auch die lang- stielige Umbellaria Groenlandica gehört, welche noch dem Lamarck als das Prototyp des fossilen Encrinus (Aster. und Ener. Bd. IV pag. 188) galt, so gewöhnt man sich immer mehr zu der Ansicht auch die buschichten Formen dahin zu zählen. Dagegen gehören Nereites, Myrianites, Nemertites ete. Murchison Silur. Syst. II tab. 27, die Geinitz unter Nereograpsus zusammen fasste, wohl nicht dazu. Sie sind vielmehr in das freilich zum Theil so räthselhafte Gebiet der Thierfährten zu verweisen. Entschieden lässt sich das von Glocker’s (Nov. Acta Leop. 1851 XXII pag. 937 tab. 73) Oncophorus Beskidensis und Platyrhynchus proble- maticus auf Thoneisenstein der Beskiden in Mähren be- haupten. Es sind das „Naturspiele,* Wülste und Ungleich- heiten auf der Unterseite der Schichten, die Kenner wahrer Petrefacten gern noch bei Seite legen. Etwas ganz anderes sind dagegen die Büsche und Netze, welche wenn auch fein und absonderlich ausser der Form immerhin noch einen Anflug von organischer Sub- stanz zeigen,. wenn auch dieselben durch ihre Busch- und Netzform von den Örthoceratitenartigen Stäbchen sehr ab- weichen. Ich will zum Schlusse nur noch auf zwei auf- merksam machen: Ptilograptus plumosus tab. 151 fig. 44 Hall Decade II pag. 139 tab. 21 fig. 1 aus der Quebec group von Point Levis bildet gefiederte (rriXov Feder) mehrfach dichotomirende Zweige, ganz ähnlich der leben- 218 Callograptus. Bryozoen. den Plumularia Lamarck Anim. sans vert®bres II pag. 123, welche den Sertularien sehr nahe stehend ihre hornigen Zellen nur auf einer Seite der Fiedern tragen. Sie wer- den jetzt zu den Hydroiden unter den Quallen gestellt. „Cellules minute, arranged upon one face of the pinnules.* ; Darnach würde kaum ein Unterschied von Plumatella nach- gewiesen werden können, wenn man damit z. B. nur die Ser- tularia pennatula Ellis Natur. Hist. of Zoophytes 1786 pag. 56 tab. 7 fig. 1.2 aus dem Indischen Ocean vergleicht. Gallograptus Salteri tab. 151 fig. 45 Hall Dec. II pag. 153 tab. 19 fig. 5 (x&%%og Schönheit) aus der Quebec group von Gros Maule hat eine Menge dichotomer Zweige, welche bei gut erhaltenen Exemplaren von einem verdickten zellen- losen Stamm ausgehen. Die Zellenmündungen sitzen aber ungewöhnlicher Weise nicht m den Achseln der Zweige, sondern auf einer Seite (x vergrössert), während die Gegen- seite nur gestreift ist. Zuweilen sollen sich die Zweige auch seitlich zu Netzen verbinden, so dass sie eine Zwischen- stellung zwischen Dietyonema und Dendrograptus einnehmen, und zugleich an Reteporen erinnern würden. Dies Wenige mag zur allgemeinen Orientirung genügen. Bryozoa tab. 151 fig. 46 etc. Moosthiere (ßpbov Moos, (öoy Thhier) oder Mooskorallen genannt, weil viele der kleinen mit blossem Auge kaum verfolgbaren Stöcke wie zarte Moose (Dendriten) auf Felsen und Thierresten wuchern. Andere überwuchern Pflanzen und Muscheln, und haften wie ein Schorf (&sy&ex) darauf. Lamarck (An. sans vertebres 1816 II pag. 152) begriff sie unter seiıten Polypiers ä& r&seau, die er nach ihrem Habitus zwischen Sertularien (Vaginiformes) und Favositen (Fora- mins) stellte. Sie spielen in den heutigen Meeren, zum h } er * 12} hi v j ct Ef Are Een ee AR REN EN er I A { \ fr \ NR 5 Bryozoen. 219 Theil sogar im Süsswasser, noch eine bedeutende Rolle. Da aber die ächten Korallenthiere, zu den Ccelenteraten gehörig, leere Hohlschläuche bilden, woran Mund und After zusammen fallen, unsere kleinen Geschöpfe aber schon einen geschlossenen Darmkanal mit ausgebildetem Mund und After haben, die beide nebeneinander in der Zellen- mündung heraustreten, so schied sie Ehrenberg pag. 153 von den übrigen Korallen, und suchte sie den Molluscoiden (Tunicata) näher zu bringen. Allein der Mund ist wie bei ächten Korallen noch mit zahlreichen bewimperten Ten- takeln umgeben, und die Stöcke behalten jedenfalls noch soviel Aehnliches, dass es bei mangelnden Thieren für den Petrefactologen schwierig werden kann, die Grenze zu ziehen. Bronn (Klassen und Ordn. des Thierreichs 1861 III. ı tab. 1—8) stellte sie in seinen compilirten Abbil- dungen unmittelbar vor die Tunicata, die in ihrem knor- peligen Mantel Cellulose enthalten, welche die neuern Zoo- logen bestimmt hat, sie sogar über die Mollusken zu setzen, und unmittelbar hinter den Wirbelthieren folgen zu lassen. Bei den lebenden Bryozoen findet sich häufig eine hornige oder pergamentartige Beschaffenheit, die sich zur Fossili- sation sehr wenig eignete, wenn sie nicht durch Kalk mehr gefestigt wurde. Am leichtesten erkennbar sind die neben- einander lagernden Einzelzellen (Cellulata) welche unge- kammert nur durch Sprossenkanäle mit ihren Nachbarn ver- bunden sind, ganz in der Art, wie wir es bei den Favositen finden. Die Mündung ist mehr oder weniger verengt, und mit Nebenlöchern verziert. Letztere bilden häufig die Aus- gänge von Ovicellen d. h. Räumen, worin die Eier reiften. Ausserdem kommen noch sogenannte Avicularia und Vibra- cula neben dem Munde vor: jenes sind vogelkopfähnliche Zangen, welche Nahrung festhalten können, und an die Pedicellarien der Seeigel (Bd. III pag. 14) erinnern; diese 220 Bryozoen. gleichen mehr peitschenförmigen Borsten. Die Organe sind jedoch viel zu klein und entgehen uns daher im Gebirge. Eschara, Cellepora ete. gehören dahin. Daneben kommen dann besonders kleine Röhrenförmige Zellen (Tubulata) vor, welche mit ihrer unverengten Mündung gern über die Fläche hervorragen, wovon die schon beschriebenen jurassi- schen Diastoporen ein gutes Beispiel geben, bis endlich die Cerioporen blos kleine Oeffnungen (Foraminata) in der glatten Ebene zeigen, und dadurch den kleinzelligen Favo- siten und Chzteten so ähnlich werden, dass wir bereits viele derselben bei den Röhrenkorallen anführten. Wenn schon die Gruppirung der lebenden Thiere den Zoologen Schwierigkeit macht, was sollen wir da mit einer todten nicht selten schon veränderten Zelle anfangen. Dennoch ist Vieles darunter so characteristisch, dass es für die Gebirgs- geschichte von Bedeutung wird. Zwar ist das ältere Ge- birge an Foraminaten reicher, als das spätere, aber es kom- men doch im Jura, Kreide und Tertiär noch ansehnliche Lager vor. Alec. d’Orbigny (Paleontologie France. Terr. cr&tac. 1550 Bd. 5) hat den Kreideformen einen dicken Band gewidmet, und dann noch sämmtliche Namen aller Formationen bis zu den lebenden nicht blos aufgeführt, sondern auch auf deren Litteratur kritisch hingewiesen. Derselbe glaubte in Erfahrung gebracht zu haben, dass die lebenden Geschlechter vorzugsweise die Theile der Tiefsee aufsuchten, wo unterirdische Strömungen ihnen Nahrung zu- führten. Ich werde nur Einiges auswählen, und soweit es geht nach Formationen zusammen stellen, ohne mich dabei an eine feste zoologische Ordnung zu binden. In der obersten Region vom Lias «x bei Göppingen findet man im Lager des Pentacrinus tuberculatus fette dunkele Kalkbänke, die von weissen Stengeln wie geflammt erscheinen. Darin erkennt man auf Bruchflächen mit der Bryozoen: Ceriopora flammata. 221] Lupe röhrige Baue. Ich zeichne sie daher mit dem Namen Ceriopora flammata tab. 151 fig. 46. 47 aus. Es sind grosse Stöcke, von denen unsere Abbildung nur einen Theil gibt. Sie schälen sich aus dem Muttergestein nicht heraus, des- halb kann man von der Öberflächenzeichnung nirgends etwas wahrnehmen. Nur wenn die grossen Klötze lange im aufgeschwemmten Boden lagen, wie fig. 47, dann kom- men mürbe sehr unebene aber zusammenhängende Zweige zum Vorschein, die freilich erst deutlichen Röhrenbau zei- gen, wenn man davon Dünnschliffe macht. Wie die Proben des ebenen Bruches fig. 46 ersehen lassen, so ist jeder Zweig wieder anders gestaltet. Häufig fallen dunkele An- wachsstreifen auf, sogar Löcher, welche mit Kalk ausge- füllt sind, wie die Ovallöcher von a; oder es sitzt wenigstens im Centrum eine lockere und aussen eine festere Masse (x vergrössert), was an den Bau von Diploepora pag. 148 erinnern könnte. Die bizarre Gestalt erkennt man bei einigen, wo man Längs- und Querbruch miteinander ver- gleichen kann: der Längsbruch /! hat unten links einen runden Blindsack, der im Centrum geringelt sich mit einem engern Halse an den Hauptstab anschliesst; oben 0 endigt es halbmondförmig, unten auf dem senkrechten Querbruch q sitzt dagegen ein längerer fussförmiger Fortsatz mit Rinde und Mark, worin mehrere runde Kreise zu stecken schei- nen, die deutliche Zellen haben, wie das vergrösserte Stück zeigt. Der Durchschnitt 5b gleicht einer Fisch- blase, deren beide Theile durch einen Hals miteinander ver- bunden sind, die äussern Streifen und centralen Flecke geben den Dingen ein gar eigenthümliches Ansehen. Dünnschliffe (y vergrössert) machen den Bau zwar nicht für das Mikros- kop wohl aber für die Lupe klarer: es ist ein Querschnitt, woran das eckige Centrum blos mit Kalkspath erfüllt ist, während der Zellenbau nur in den lichtern Wänden her- 239 Bryozoen: Ceriopora flammata, Cidariformis. vortritt, woran die Rinde in der gerundeten obern rechten Ecke dichter und weniger gelöchert erscheint. Das Stück von fig. 47 habe ich nur abgebildet, um doch wenigstens eine ungefähre Vorstellung von den vielgekrümmten meist dichotomen und zur Verplattung geneigten Aesten zu geben. Auf dem ÖOberende der Gegenseite (# treten eine Menge unregelmässiger Spitzen hervor, die wegen ihrer regellosen Rundung als die Spitzen der Zweige angesehen werden können. Es ist merkwürdig, wie wenig Zeichnung man darauf findet, nur mit Mühe sieht man mal eine Spitze (z vergrössert), die auf der Oberfläche wenigstens Zellen vermuthen lässt. An Schwämme möchte ich dabei doch nicht denken. Ceriopora Cidariformis tab. 151 fig. 48 ebenfalls aus dem obern Lias « von Göppingen könnte man leicht mit Cidaritenstacheln verwechseln, die an derselben Fundstelle gezackt in ähnlicher Grösse vorkommen. Der Querschnitt ist oben vollkommen rund unten blos etwas verdrückt, und die Menge vom. ÜÖentrum ausstrahlender Röhren (x ver- grössert) zeigen zur Genüge, dass wir ein Ohzxtetenähnliches Wesen vor uns haben, auch scheinen Querscheidewände vor- handen zu sein. Die ganze Oberfläche (y vergrössert) ist mit gerippten Wärzchen bedeckt, die auf dem Gipfel einen Calluspunkt haben, wozwischen dann aber eine Menge ge- drängter Pünktchen fast schon mit blossem Auge gewahrt werden. Es erinnern die callösen Sternrippen schon lebhaft an die der Cerioporen des obern Weissen Jura. In meinem Jura habe ich das Stück noch nicht erwähnt. Ceriopora wnpiov Wabe. Goldfuss Petref. Germ. 1826 I pag. 32 führte diesen später so geläufig gewordenen Namen für feinzellige Korallen Bryozoen: Ceriopora straminea. 223 ein, die von den Aeltern öfter zu den Milleporen gestellt wurden. Sie sollten nach der Definition „aus mehreren, sich concentrisch umschliessenden Zellenschichten® bestehen. Da- bei dürfen die Zellen weder geschwollen noch röhrig sich verlängern, sondern müssen vertieften Punkten auf der glatten Oberfläche gleichen. So scharf nun auch dieses Kriterium auf den ersten Anblick erscheint, so schwierig ist es factisch nachzuweisen, und daher erklärt sich die ver- schiedene Anwendung bei verschiedenen Schriftstellern. Man hat sich nun wohl mit unendlichem Zerspalten zu helfen ge- sucht, und aus jeglicher Species womöglich ein neues Ge- schlecht gemacht, aber damit ist dem Practiker kein Dienst geleistet. Am nützlichsten für die richtige Bestimmung sind noch die empyrischen Kennzeichen nach dem Lager im Ge- birge. Daher stelle ich das gern voran, und mache darnach meine Gruppirungen. Wie vorhin im Lias «, so folgen nun die Stäbchen im Braunen Jura y tab. 151 fig. 49—51 von Jungingen bei Hechingen. Ich gab schon im Jura pag. 368 einige schlechte Holzschnitte und tab. 60 fig. 3 eine bessere Ab- bildung davon. Millepora straminea Phillips Geol. York- shire tab. 9 fig. 1 aus dem Great Oolite von Nordengland schien mir damit übereinzustimmen. Morris (Oatalogue Brit. Foss. 1854 pag. 121) stellte sie unter Blainville’s Crico- pora, A. d’Orbigny anfangs (Prodr. 1850 I pag. 289) zur Intricaria Defrance (Dict. sc. nat. 1322 XXIII. 546), gleich darauf (Pal&ont. frang. terr. er&t. V. 779) zur Entalophora von Lamouroux (Exp. me&th. Polyp. 1821 pag. 81 tab. 80 fig. 9—11). Aber trotz der vielen Namen bleibt alles noch in der Schwebe, so lange die genauen Darstellungen fehlen. Unsere zierlichen Stücke bilden freie Gabeln, die weder unten noch oben festsassen. Ihre seitliche Oberfläche ist mit länglich sechseckigen Gittern bedeckt, die oben an den 224 Bryozoen: Ceriopora straminea. Collapora. convexen Gabelenden, und unten am concaven Anfange plötzlich in feine Oerioporenartige Zellenmündungen über- gehen: fig. 49 (x vergrössert) zeigt ein solch punktirtes Ende, die Grösse nımmt allmählıg von Aussen nach Innen ab. Fig. 50 (o vergrössert) kommen am verbrochenen Gipfel innen gedrängte Stäbchen zum Vorschein, welche die Ausfüllung der Röhren bezeichnen: die Zellenmaschen der Seiten (s vergrössert) bilden nur wenig schiefe Reihen. Besonders gut ist das Unterende erhalten, woran die feinen Löcher in der Concavität von einem Kreise grösserer Löcher umringt sind. Diese Löcher 7 führen auf der schief abge- schnittenen Kante deutlich zu den Maschen m (y stark vergrössert), wodurch die zierlichen Maschen plötzlich eine ganz andere Bedeutung bekommen. Die Zellenmündungen gehen nicht im Oentrum hinab, sondern in der untern Ecke jedes Sechsecks, und zwar unter der längeren Seiten- kante. Noch weiteren Aufschluss gibt fig. 5l, hier sehen wir auf dem verbrochenen Unterende nicht blos Löcher von dreierlei Caliber (u vergrössert), sondern ein Theil der sechseckigen Maschen ist mit einer glatten Haut voller runder Mündungen bedeckt. Man merkt bald, dass diese Mündungen mit dem unterliegenden Netze in Beziehung stehen, da beide in gleicher Zahl aufzutreten scheinen. Fig. 52 zeigt sogar einzelne Stellen, wo man an den Gren- zen zwischen Netzen und Punkten den Zusammenhang wahrnimmt. ÜCricopora Tessonis Michel. Iconogr. 56. 6 gehört ebenfalls hierher. Die Sache behält immerhin etwas sehr Auffallendes, aber da ich an der Thatsache nicht zweifeln kann, so hätten wir ein ganz absonderliches Ge- schlecht Collapora (x%x Leim) vor uns, deren schlanke Zellen einen verpappten Vorhof haben, welcher abgerieben ein ganz verschiedenes Ansehen gewinnt. Dicker als fig. 53 kenne ich die Bruchstücke nicht; fig. 54 bildet eine grössere 2 es a ee Eh Bryozoen: Collapora. Ceriopora Gingensis. 225 Gabel, welche sich der englischen bei Phillips bereits sehr nähert. Die feinste fig. 55 zeigt schon Andeutungen von Spiralstellung der Zellen (Spiropora Lmx). Oberhalb der Eisenbahnstation Gingen an der Fils liegen in der Sowerbybank y gar manche solcher feinpunktirten Stämme. Einige davon, fig. 56 in der Mitte mit einem abgebrochenen Aste, ge- hören noch zur ächten straminea. Dagegen hat die neben- stehende Gabel fig. 57 (x vergrössert) schon mehr ausge- prägte Spiralen, die namentlich an den verpappten Stellen deutlich hervortreten. Allein die ächte Spiropora elegans tab. 151 fig. 58 Lamouroux Polyp. pag. 47 tab. 73 fig. 19—22 hat nicht blos stärkere Verzweigungen, die sogar hin und wie- der zu Gittermaschen verwachsen, sondern die unverpappten Zellen erzeugen längliche Furchen (x vergrössert), wenn auch nicht so deutlich als die französischen von Caen. Ürico- pora cespitosa Michelin Iconogr. 56. 1 ist die gleiche. Doch sind der Uebergänge so viele, dass man nicht alle sicher bestimmen kann, wie fig. a (A vergrössert) zeigt, wo unter der dicken Pappe die langgezogenen Netzmaschen hervor- schauen, und noch an straminea erinnern. Hieraus scheint die Cricopora der Kreide hervorgegangen zu sein. Peron und Lesueur sollen sogar noch lebende aus Australien mit- gebracht haben. Unmittelbar daran schliesst sich Collapora escharoides tab. 151 fig. 59, die schon Blätter wie Eschara erzeugt. Ihre verletzten Zellen bilden Gitter, welche ver- pappte aber grössere Mündungen als vorhin haben (y ver- grössert). Ceriopora Gingensis tab. 151 fig. 60—64 zeigt nun jene einfachen Röhrenzellen auf glatter Oberfläche, welche sich in ähnlicher Weise in den verschiedensten Gebirgen wiederholen, und die namentlich auch in den Oolithen des Braunen Jura in Frankreich und England eine gar nicht Quenstedt, Köhrenkorallen. 15 926 Bryozoen: Ceriopora Gingensis. Heteropora. unbedeutende Rolle spielen. Das Lager und die mannig- fachen Gestalten geben die einzige Handhabe zur Be- stimmung: fig. 60 bildet einfache Gabeln, deren Löcher man schon mit blossem Auge wahrnimmt. Nur sehr wenige kleinere Zwischenlöcher bemerkt man, ausgenommen ein schmaler Ring (x vergrössert), der die Einförmigkeit der grössern unterbricht. Fig. 61 ist knolliger und unförmlicher. So gelangen wir endlich zu Kugeln (globosa) fig. 62. 63, deren Gestalt uns zwar an Ceriopora nuciformis der Kreide erinnert, doch sind die Zellenmündungen bestimmter und gedrängter. Man könnte öfter meinen, dass sich die Zellen- lagen im Fortwachsen übereinander deckten, allein es be- ruht das nur auf Täuschung. Hin und wieder drängt sich wohl ein kleineres Loch dazwischen, aber es sind nur Brut- zellen, die bald die andern einholen. Eigenthümlich ist die Platte fig. 64 von unbedeutender Dicke d, worauf die Mündungen durch Wuchern und Zurückbleiben Ungleich- heiten auf der Oberfläche erzeugen (2 vergrössert), die Aehnlichkeit mit Sternzeichnungen (stellata) erreichen. Auf der Unterseite sind die Röhren zwar mehr horizontal ge- lagert, wodurch sie an Diastoporen erinnern, aber dennoch mögen sie hier ihre natürlichste Stellung haben. Verschie- dener scheint die Masse von Heteropora Gingensis fig. 65 (Erspos verschieden) zu sein. Denn hier liegen zwischen den grössern Mündungen eine Schaar von kleinern (x vergrössert), dass Blainville (Diet. science. nat. 1830 LX. 381) einigen Grund hatte, sie von den übrigen Goldfuss’schen Cerioporen zu trennen. Dabei haben die kleinen Stöcke eine ausge- zeichnete Wurzel am Unterende «, wie man sie bei den gleichzelligen nicht leicht findet. Im französischen Oolith kommen diese Dinge nun grösser und schöner vor, als bei uns in Schwaben, wie das Lamouroux und Michelin längst nachgewiesen haben. Man Bryozoen: Ceriopora conifera, ficulina. Terebellaria. 2927 hat ihnen freilich viel zu viel Namen gegeben, deren Werth auf sich beruhen mag. Gleich die Ceriopora eonifera tab. 151 fig. 66 von Chamboy zeichnet sich vortheilhaft durch die Grösse und Rundung ihrer Spitzen aus, dabei ist sie überall bis zu den Gipfeln mit gleichgrossen Zellen (z vergrössert) bedeckt. Nur im Centrum zeigen sich auf Querschnitten kleinere Zellen (y vergrösserter Sector), da- bei fallen die concentrischen Ringe sehr in die Augen. Sie . begriffen hauptsächlich die Millepora der ältern Schriftsteller, selbst Lamouroux Polyp. 84 führt sie unter diesem Namen von Caen auf, wo sie dann Uebergänge zur Heteropora bilden. Ceriopora fieulina tab. 151 fig. 67. 68 von Berrieres gleicht in ihrer guten Ausbildung einer Feige. Die kleinere fig. 67 gewinnt auf ihrem kurzen dicken Stiel, der unten « eine markirte concentrisch gestreifte Hülle hat, ein gar zier- liches Ansehen. Grösser und minder schön ist fig. 68, die unten nur unregelmässige Eindrücke, und keine deutliche Hülle hat. Zwischenlöcher sind nur wenige da. Dabei liegen länglich diehotome Zweige, welche schon Lamouroux Polyp. pag. 84 tab. 82 fig. 1 bei Caen als Terebellaria ramosissima fig. 69 auszeichnete. Leicht an ihrer Spiral- linie erkennbar schliesst sie sich ohne Zweifel eng an obige Spiropora an. Nur hält es schwer an abgeriebenen Exem- plaren die Beschaffenheit der Röhren scharf aufzufassen (y vergrössert): an abgeriebenen Stellen kommen Sechsecke, wie bei straminea zum Vorschein; daran lagern sich dann Röhren, die an Diastoporen erinnern, sich aber merkwür- diger Weise nicht gegen die Spitzen, sondern nach unten gegen den Steilfall der Spiralen öffnen, worauf ein Band feinerer Zellenmündungen liegt. Die Gipfel (9 vergrössert) zeigen dagegen wieder im Centrum entschieden einen Haufen feinster Löcher. Unten # (U vergrössert) zeigt sich ver- wirrte Faser, die mehr an Schwämme als an irgend etwas Kol 2928 Bryozoen: Ceriopora pustulosa, pyriformis. anderes erinnert. Möglich dass unser Stöckchen sich auf einem Schwamme festsetzte, obwohl man keine Grenze sieht. Schon bei den Schwämmen von St. Cassian (Achil- leum milleporatum Bd. V. 541) wurde aufmerksam gemacht, wie leicht man in solchen Fällen sogar gegen die Thier- klasse verstossen könne. Wir hätten hier das Gegenstück. Bei andern ist die Oberfläche mit flachen Buckeln bedeckt, die Michelin Iconogr. 57. 6 von Caen Üeriopora pustulosa fig. 70 nannte. Unser Exemplar von Berritres gehört zwar schon zu den dicken, sie sollen aber bei Ranville 2 dm Länge erreichen. Die Gipfel bleiben öfter im Wachsthum zurück, und dann stehen dort tiefe Gruben, zuweilen sogar mit scharfkantigen Rändern. Die Zahl der feinen Zwischen- löcher (x vergrössert) ist nicht unbedeutend, gewöhnlich steht eines an der Stelle, wo drei grössere Mündungen an- einander stossen. Die Zellenwände sind ziemlich dick, da- her hat man nicht selten Gelegenheit auf dem Abbruch der Aeste Scheidewände (y vergrössert) in den langen Röhren, wenn auch meist etwas undeutlich, wahrzunehmen. Die Pusteln haben d’Orbigny viel beschäftigt, zumal da Goldfuss schon von Mastricht eine Oer. pustulosa abbildete, die später Hagenow zur Pustulipora stellte. Im Prodrome I. 323 wurde daher die Form des „ culipora gestellt, und in der Paleont. france. Terr. eret. V Bathonien* zur Monti- pag. 1015 zur Ceriocava gemacht. Definiren lassen sich solche Geschlechter freilich nicht. Bei Ranville kommen grosse Büsche vor, die ich vor- zugsweise zur Öeriopora pyriformis tab. 151 fig. 71 stelle, welche schon Lamouroux Polyp. 87 tab. 83 fig. 5 aus dem Park von Lebisey bei Caen als Millepora abbildete, und Michelin 1. ec. 57. 3 wegen der Ungleichheit ihrer Löcher Heteropora nannte. Die Kuppen bleiben auch hier öfter im Wachsthum zurück, und wenn sie dann kolbig werden, Th Dr rn a Me ME a an 4 ai ae ne hi er kr re Bryozoen: Heteropora ramosa. 229 erinnern sie lebhaft an Schwämme. Die Ungleichheit der Löcher ist hier zwar grösser als vorhin, aber es sind das meist nur Brutzellen, da es Regionen gibt, wo fast alle gleich werden. Denn es kommen an denselben Klumpen vor, woran die gedrängten Zellen auffallend gleich bleiben, wie z. B. bei Ceriopora globosa Michelin 1. ce. 57. 5, wo- von ich schon im Hdb. Petref. 1852 tab. 56 fig. 43 von Buxweiler im Elsass ein sehr deutliches Exemplar gab. Sehr reich an ähnlichen Formen ist der Braune Jura $ von Egg bei Aarau tab. 151 fig. 72—81. Mir schon seit vierzig Jahren bekannt vergleiche ich sie immer mit Heteropora ramosa Michelin Iconogr. pag. 244 tab. 57 fig. 4, denn es sind darunter die zierlichsten Zweige mit ungleichen Zellen, wie der diehotome hornförmige Zweig fig. 72 (2 vergrössert) zeigt. Die Löcher haben mindestens dreifaches Oaliber, worunter man nur die grossen mit blossem Auge wahrnimmt. Unförmlicher knorrig und mehrfach ge- krümmt ist schon fig. 73, der vergrösserte Gipfel @ zeigt, dass bis ins Centrum hinein die Zellenmündungen sich nicht ändern, und auf dem Querschliff dringt die Gleichheit der Zellengrösse bis ins Centrum (x vergrössert), man sieht auch deutlich, wie sich Zwischenzellen einstellen, die Anfangs ein kleineres Lumen haben. Die mikroskopischen Querschliffe fig. 74. M geben auch keine sonderlichen Aufschlüsse, die Risse im Kalkspath sind der Beobachtung nicht günstig, man sieht nur Quer- und Längsschnitte der Zellen, Quer- scheidewände zeichnen sich durch dunklere Linien aus, aber zur rechten Deutlichkeit kommt es nicht. Beachtens- werth ist die Taschenbildung fig. 75. t{, welche sich nach unten «, der Ansatzfläche zukehrt. Auf die Lochbildung aussen hat es keinen Einfluss, aber innen bemerkt man blos Hüllmasse und keine Löcher. Auch hier bleibt der Gipfel (% vergrössert) immer gleich beschaffen. Unter der grossen 230 Bryozoen: Heteropora diversipunctata. Zahl finden sich immer wieder Zweige fig. 76 mit gleich- förmigen Zellenmündungen (x vergrössert).. In günstigen Fällen meint man an Querbrüchen in der Mitte der Scheide- wände einen Punkt wahrzunehmen (y stark vergrössert), als wären die Wände durchbrochen, doch ganz klar wird die Sache nicht; dasselbe gilt auch von den Seitenwänden. Dagegen zeigen andere wieder Spiralzüge fig. 77. 78, die im Wesentlichen mit Terebellaria übereinstimmen, freilich könnte man aus jedem Stück eine besondere Species machen. Die Beschaffenheit der Zellen erinnert meist an Pustulipora und Diastopora: die dünne fig. 77 (x vergrössert) hat aussen hervorragende Zellenmündungen, die oben am Steilabfall der Umgänge plötzlich den feinern Cerioporencharacter annehmen; die dickere unregelmässige fig. 75 (y vergrössert) hat zwar allerlei wulstige Anhänge, aber die zwei Caliber von Zellen- mündungen bleiben, blos dass die Pustellöcher sich durch Abreiben in längliche Röhren auch wohl sechseckige Gitter verziehen. Einen ganz ausgezeichneten Doppelkolben auf kurzem Stiel bildet fig. 79. Merkwürdiger Weise hat der Kolben links lauter kleine Cerioporenlöcher; der rechte da- gegen ist ganz von wirren zerrissenen Röhren bedeckt, die von verschiedenen Öentralpunkten ausgehend sich irregulär verbreiten. Es mag wohl sein, dass es lediglich schmarotzende Diastoporen sind, die sich die Cerioporenkolben zur Unter- lage wählten, aber sichere Grenzen lassen sich zwischen beiden nicht nachweisen. Dasselbe gilt von den Kugelfor- men fig. 80. 81: die grössere fig. 80 scheint ein Gemisch von abgeriebenen Diastoporen zu sein, wozwischen immer wieder Üerioporenlöcher zum Vorschein kommen (x ver- grössert); die kleinere fig. Sl (y vergrössert) scheint vor- zugsweise zur Üeriopora zu gehören. Es ist freilich schwie- rig das alles treu wiederzugeben, aber erkennen kann man 1 { j # R { f aha al 7 Ma TE Su EN RE 1 NET AR a REN RA ENTE NN Se ei h E ah: A 12 . & ' Bryozoen: Heteropora diversipunctata. Ceriopora cavernosa. 23] die Stücke trotzdem, wenn man sorgfältig auf ihre Lage- rungsverhältnisse achtet. Im Hilsconglomerate vom Rauthenberge bei Schöppen- stedt liegen dichotome äusserlich geglättete Zweige tab. 151 fig. 82. 83, welche ich im Handb. Petref. 1852 tab. 56 fig. 40 unter Heteropora diversipunctata abbildete, die dem Fundorte nach mit H. ramosa Röm. Ool. Geb. Nachtr. 17. 17 übereinstimmen. Sie liefern ein schönes Beispiel zu zeigen, wie mit der Formation die Kennzeichen ändern. Nicht blos die eigenthümliche Glätte, sondern auch die grosse Ungleichheit der Poren (z vergrössert) fällt sofort mit der Lupe auf. Die grossen Zellen können hin und wieder einen aufgeworfenen Rand zeigen. D’Orbigny Pro- drome II. 87 führt sie aus dem Yonne Dep. als Zonopora ramosa auf, die im Terr. eret. V. 927 in Multizonopora verändert wurde: fig. 82 hat einen Anflug von Ringelung (Zonen), und in den Einschnürungen stehen vorzugsweise kleine Zwischenzellen (x vergrössert). Orbigny hat darauf seine Benennung gegründet. Auch auf dem Querbruch (@ vergrössert) machen sich die grössern Zellen mit ihren freilich immer undeutlichen Scheidewänden geltend. Auch sind concentrische Lagen da. In fig. 83 sind die Zonen zwar viel undeutlicher, aber demungeachtet darf man dar- aus nicht gleich ein besonderes Geschlecht machen. Unten « ist eine Anwachsfläche durch ihre unregelmässige Vertiefung erkennbar. Im Centrum des abgebrochenen Astes schält sich eine glatte Oberfläche mit Cerioporenlöchern heraus, die auf einen concentrisch-schaligen Bau hindeuten würde. Im Neocom von Verrieres (Canton Neuenburg) kommen unter andern sehr feinporige Stöcke vor, woran am Gipfel sich Trichter einsenken, die wenigstens theilweis zu innern Höhlen führen. Ich habe sie daher seit vielen Jahrzehnten in der Sammlung als Ceriopora cavernosa tab. 151 fig. 84 232 Bryozoen: Ceriopora eristagalli. Apsendesia. niedergelegt. Ihr Habitus erinnert in mancher Beziehung an Antrispongia dilabyrinthica Bd. V pag. 474 tab. 137 fig. 24, allein unsere Zellenkorallen befestigen sich unten « auf dem Boden mit einer Art Wurzel, auf der Oberseite blieb in der Mitte eine trichterfreie Stelle. Die Höhlungen zum Innern zu verfolgen gelingt nicht, ohne sie zu zerschneiden. Poren sieht man blos auf der Aussenseite aber nur mit der Lupe (x vergrössert).. Einige darunter heben sich zwar durch Grösse hervor, aber bei weitem nicht so deutlich, als im Hilsconglomerate. Vergleiche hier Semimultiereseis ramosa d’Orb. Terr. eret. V pag. 1078 tab. 800 fig. 16, und Semicaya variabilis 1. c. tab. 790 fig. 15, beide aus der weissen Kreide. Fast noch zierlicher ist bei Verrieres Ceriopora eristagalli tab. 151 fig. 55. Die kugelförmigen Stöcke zeigen auf der Oberfläche labyrinthische Windungen, welche mit Hahnenkämmen Aehnlichkeit haben. Kann man sie wegen der Beschaffenheit des Gesteins auch nicht weit zur "Tiefe verfolgen, so erscheinen die senkrechten Aussen- wände doch glatt, und nur die flache Oberseite hat Cerio- porenartige Zellen (x vergrössert),. A. d’Orbigny Paleont. france. Terr. eret. V pag. 683 tab. 743 fig. 12 bildet aus dem Yonne Departement eine Apsendesia Neocomiensis ab, die unserer sehr nahe zu stehen scheint. Schon Lamouroux (Expos. meth. Polyp. 1821 pag. S1 tab. 80 fig. 12—14) hat diesen sonderbar klingenden Geschlechtsnamen für eine Form aus dem Oolith von Oaen gemacht, die freilich wieder ganz anders aussieht, während Apsendesia cerebriformis Blainv. Michelin Icon. Zooph. pag. 314 tab. 75 fig. 5 aus den jungtertiären Falunen der Rhonemündungen viel grössere Aehnlichkeit zeigen, woraus aber d’Orbigny wieder ein an- deres Geschlecht Meandropora machte. Im Oolith des mittlern Braunen Jura tab. 151 fig. 86—88 sind die hahnenkammförmigen Blätter mehr gekräuselt, ob- 4 rn nn OTHER Bryozoven: Bidiastopora. Apsendesia. 233 wohl sie in der Härte des Gesteins dem Auge sich leicht entziehen. Fig. S6 aus Braunem Jura ö$ vom Hummel bei Wal- denburg im Canton Basel bildet Nussgrosse Knollen, auf deren Oberfläche eine mäandrisch gekrümmte Platte ans Licht tritt, die tief ins Innere hinabgeht, wie man aus dem Querschnitt ® sieht. Eine zarte Linie (z vergrössert) auf ıhrer äussersten Kante deutet an, dass sie nach Art der Eschariten zweigetheilt ist, die Zellenmündungen werden durch mehrere Lagen von Punkten jederseits angedeutet. Der vergrösserte Querschnitt y deutet dagegen Längszellen an, die auch auf beiden Lamellenflächen (x vergrössert) sich durch gestreckte Linien verrathen, wie man es bei Diasto- pora zu sehen gewohnt ist. A. d’Orbigny Prodr. I pag. 317 hat daher solch gekräuselte Platten Bidiastopora genannt. Sie hat blos etwas gröbere Falten, als Diastopora Michelinii tab. 151 fig. 37 Michel. Icon. 56. 10 von Ranville. Dabei ist bei dieser die Platte dünner, und nicht so deutlich zwei- theilig (y vergrösserter Oberrand), desto mehr machen sich aber die länglichen Zellen (x vergrössert) auf beiden Seiten der Platten geltend. Am leichtesten nach ihrem Habitus bestimmbar, wenn man die Unter- # und Öber- seite 0 frei machen kann, ist Apsendesia Dianthus tab. 151 fig. 88 Blainv. Michelin Icon. pag. 230 tab. 55 fig. 4 von Ran- ville. Die Falten der Oberseite verwachsen öfter zu abge- schlossenen Trichtern, unten dagegen strahlen die Lamellen dichotomirend nach aussen, runden sich mehr ab, und da sie etwas dicker sind, gewinnen sie das Ansehen von zusammen- geklappten Falten, was auch bei einigen öfter der Fall ist, in- dem sie sich oben zu zwei spalten. Auf dem Rücken dieser Falten strahlen längliche Zellen undeutlich fort (U ver- grössert), die wohl an Diastoporen erinnern. Auf den Seiten dagegen (y vergrössert) und auf den obern Kanten (= ver- 234 Bryozoen: Ceriopora angulosa. grössert) nehmen die Zellenmündungen ein Cerioporenartiges Aussehen an. Die Zwischenlinie ist zwar nicht sehr deutlich, doch ist eine Escharaartige Theilung da. Lamouroux scheint dieselbe noch nicht gekannt zu haben, doch ist seine Apsendesia cristata ]. c. pag. 82 tab. 30 fig. 12—14 von demselben Fund- orte wenigstens sehr ähnlich, so dass man nicht begreift, dass sie d’Orbigny Prodrome I pag. 316 zur Reticulipora stellte. Cerioporen des Weissen Jura tab. 152 fig. 150 bilden in ihren Hirschhornähnlichen Abänderungen ein aus- gezeichnetes Petrefact, worauf zuerst Goldfuss Petref. Ger- man. pag. 37 tab. 11 fig. 5 und 7 aufmerksam machte. Sie zeichnen sich häufig durch ihre glatten Rippen aus, weshalb sie Bronn Neuropora (vsügoy Sehne) nannte. Zwar hatte schon Lamouroux Polyp. 1821 pag. 33 tab. 81 fig. 8—9 eine Chrysaora damzcornis bei Caen unterschieden, woran die Vergrösserung fig. 9 entfernt an unsere deutschen For- men erinnert, allein es scheint doch ein ander Ding zu sein, so vortreffllich auch der Speciesname passen würde. Die beiden Goldfuss’schen Species striata 1. c. fig. 5 und angulosa 1. c. fig. 7, welche Münster in Fränkischen Quellen bei Thurnau fand, sind sehr klein, und an Pracht entfernt nicht mit unsern schwäbischen zu vergleichen. Ich habe zunächst von angulosa im Hdb. Petref. 1852 tab. 56 fig. 39 und im Jura tab. 84 fig. 50—32 einige vollkommenere Exemplare dargestellt, und gezeigt, dass man hauptsächlich zwei Abänderungen von Hörnchen unterscheiden könne, mit Zellenhaufen in Grübchen (ang. cellata) und mit gleich- mässig vertheilten Pünktchen (ang. porata), obwohl es bei verkieselten Stücken schwer werden kann, beide richtig auseinander zu halten. Ein vollständigeres Exemplar als fig. 1 aus Weissem Jura e von Steinenfeld bei Ringingen Fe Sr ee ie ee er u En Kran RUE SE EEE GENE DEN SER en Bryozoen: Ceriopora angulosa cellata. 235 Oberamt Ehingen wird nicht leicht gefunden. Im Jura 84. 31 habe ich ein ähnliches aber kleineres angulosa porata genannt, vielleicht hiess es besser ang. cellata, weil das Ganze zwischen den sehnigen Rippen mit regellosen Zellen- sruben bedeckt ist (x vergrössert.. Der ziemlich dicke Stamm war mit einer runden Fläche aufgewachsen, der- selbe gabelt sich sofort in 3 bis 4 Nebenäste, worauf sich dann die dünnern zahlreichen Endäste wie Rehartige Ge- weihe aufsetzen. Die beiden Ansichten, s seitlich und o oben, machen eine weitere Beschreibung unnöthig. Die Hauptschwierigkeit bildet das Remigen, denn legt man sie in Salzsäure, so leidet die Kieseloberfläche immer mit. Von derselben Fundstelle stammt fig. 2, die einem noch grösseren Stocke angehört, aber nicht gut frei gemacht werden kann. Die Längssehnen bilden immer das Hauptmerkmal, dazwi- schen senken sich dann die Zellengrübchen (y vergrössert) ein, die immer eine gewisse Unregelmässigkeit bewahren. Fig. 3 ein kleinerer Stock von Nattheim ist von der Seite s und von unten « abgebildet, woran die breite etwas ge- krümmte Ansatzfläche frei hervortritt. Die Verkieselung steht der scharfen Betrachtung sehr im Wege. Das ist bei verkalkten aus dem Oolith von Schnaitheim fig. 4 weniger der Fall, diese geben unter der Lupe (x vergrössert) ganz vollständige Bilder von den Adern und Grübchen, und hin und wieder gelingt es in den Vertiefungen (y stark vergrössert) die feinsten Zellenmündungen wahrzunehmen. Auch der Kiesel aus dem Epsilonmarmor im Oerlinger Thale bei Ulm fig. 5 hat wenig gelitten. Es ist zwar blos ein verkrüppeltes Stöckchen auf der Unterseite mit grosser Wurzelfläche, aber zwischen den Adern sieht man eine Menge mit weissem Kalk gefüllte Gruben (z vergrössert), die man nur scharf bürsten darf, um im Grunde die feinen Zellenmündungen freilich nicht ohne einige Mühe zu finden. 236 Bryozoen: Ceriopora angulosa porata. Die Sache bleibt deutlicher, wenn man den Kalk nicht sämmtlich mit Säure zerstört. ; C. angulosa porata tab. 152 fig. 6—13 herrscht im Oerlinger Thale vor. Hier finden wir statt Längssehnen mehr Querwülstchen, zwischen welchen die feinen Poren sich gleichmässig vertheilen. Freilich kommen darunter auch Fälle vor, wo man sich nicht bestimmt entscheiden mag: fig. 6 ist eine markirte vierkantige Säule, die oben 0 mit drei Zitzen gipfelt, wovon einer zwischen zwei Kanten liegt. Die Querfalten sind zwar nicht sehr dick, aber doch schon mit blossem Auge erkennbar (x vergrösserte Seite). Die vierkantige Säule fig. 7 ist zwar schlanker, endigt nur mit zwei Spitzen, hat aber viel gröbere Falten, wie das vergrösserte Bild y darthut. Zwischen den grossen stehen dann noch zahllose feinere Querfalten, längs welchen die Zellenmündungen verlaufen. In fig. 3 treten die Haupt- falten dreimal in krummen Linien hervor, während fig. 9 einen kurzen sechskantigen Zapfen o unten mit flacher Wurzelausbreitung bildet. @uerfalten bleiben ganz fein. In fig. 10 ist nur der etwas krumme vierkantige Gipfel ruhig ausgebildet, er trennt sich durch einen markirten Kragen von dem ebensolangen grobfaltigen dünnen Stiele, wie das vergrösserte Bild x zeigt. Fig. 11 hat wieder einen sechs- kantigen Gipfel 9, aber einen im höchsten Grade entstellten Stiel. Damit stehen dann die kleinen ein- fig. 12 und zwei- armigen fig. 13 Zinken, beide mit breiter runder Basis, in merkwürdigem Gegensatz. Die kleine Spitze (2 vergrössert) auf letzterer unterhalb der Gabel ist entweder ein fremder Gast, ader eine Brutknospe. Die Mannigfaltigkeit ist so gross, dass man aus jeder nicht blos eine Species, sondern unter Umständen sogar ein Geschlecht machen könnte. Bei Nattheim tab. 152 fig. 14—17 ist porata meist so entstellt, dass eine Unterscheidung von cellata öfter. zur ehe en D A Bryozoen: Cellepora angulosa. 331 Unmöglichkeit wird. Doch sieht man nach Behandlung mit Säure auf den rohen Silificationspunkten öfter noch ein haut- förmiges Gitter mit gleichmässigen Durchbrechungen liegen, die für porata sprechen: fig. 14 mit breiter Wurzelfläche ww hat zwar etwas rohe entstellte Zweige, aber die Haut mit feinen Querfalten lässt uns nicht in Zweifel. Fig. 16 bildet einen weissen durchscheinenden Quarz mit drei- bis vierkantigen Aesten, worauf Fetzen von schneeweissen Gittern (y ver- grössert) lebendig hervortreten. Die ang. cellata fig. 15 hat dagegen im günstigen Falle wabenartige unregelmässige Vertiefungen von gelber Farbe, die auf weissen Silifications- knoten liegen. Innen pflegen alle, porata wie cellata, ge- wöhnlich hohl h zu sein, woraus auf eine besondere Üonsi- stenz der dicken Oberhaut geschlossen werden könnte. Bei den kräftigern Stücken fig. 17 muss man sich daher vor Verwechselung mit Schwämmen hüten. Die rohen Silifi- cationspunkte (z vergrössert) gewinnen hier so die Ober- hand, dass die Zellenlage dazwischen sich nur ganz unter- geordnet durchzieht, und leicht mit fein poröser Schwamm- textur verwechselt werden könnte. Der vielverzweigte Stock tab. 152 fig. 15 von Natt- heim, den ich blos von seiner Schmalseite abbilde, wird von einer grossen rundmündigen Serpula s gehalten. Die Stäb- chen in einem harten gelben ochrigen Kiesel sitzend er- innern zwar an eine feinzweigige Ceriopore, aber die rohe Silification (x vergrössert) hat sie so entstellt, dass von einem Zellenbau trotz der vielen sichtbaren Zweige, auch nicht die geringste Spur bemerkt wird. Die gelbkieselige Tab. 152 fig. 19 aus Weissem Jura e von Sirchingen, über die ich schon im Jura tab. 84 fig. 33 mein Bedenken hatte, zeigt unten eine schuppige Wurzel w, auf welcher sich der Stock mit zahllosen Runzeln aufbaut. Derselbe gabelt sich dann oben in zwei ungleiche Zitzen von schöner 238 Bryozoen: Ceriopora radiata. —_ Rundung. Längssehnen werden nirgends wahrgenommen, wohl aber ist die ganze Oberfläche mit zarten Punkten (x vergrössert) bedeckt, die uns lebhaft au eine sehr dick- gewordene porata erinnern. Nun haben wir aber schon oben bei den Schwämmen (Bd. V pag. 570 tab. 141 fig. 19—21 und tab. 142 fig. 1—3) grosser Stöcke von Chetetes poly- porus erwähnt, die möglicher Weise mit unserer kleinen Form in irgendwelcher specifischen Beziehung ständen. Doch fehlt es bis jetzt an den nöthigen Zwischenstufen. Man könnte dabei auch an aufeinander gethürmte Kappen von Ceriopora radiata tab. 152 fig. 20—23 aus Weissem Jura e von Nattheim, Oerlingen, Blaubeuren etc. denken. Es sind mützenförmige Formen, die einzeln oder verwachsen auftreten, und durch ihre Radialrippen mit einem Callus auf dem Gipfel ein gar gefälliges Ansehen haben. Goldfuss Petref. Germ. pag. 40 tab. 12 fig. 1 hat davon kleinere Stücke aus der „Muschelquelle von Thurnau“ in Franken abgebildet, wo auch dessen winzige Exemplare von angulosa gefunden wurden. Mein zierlichstes Stück fig. 20 habe ich schon im Jura tab. 84 fig. 36 abgebildet, wegen seiner gelben Farbe sieht es der Fundstelle von Nattheim ähnlich. Nach der Seitenansicht s zu urtheilen ist es innen hohl, und die Buckel ragen flach über die Oberlamelle hervor. Die Zahl der sternförmig geordneten Runzeln ist gross und auf dem Rücken mit Callus gedeckt, so dass die Pünktchen (x vergrössert) nur in den Furchen aber hier auch sehr deutlich beobachtet werden. Der Verlauf der Runzeln ist gedrängt und unstet. In dieser Beziehung weicht fig. 21 wahrscheinlich auch von Nattheim etwas ab, die Strahlen stehen dünner und weniger gedrängt, aber die Zellen da- zwischen sind wegen der Silification sehr unklar. Es ist eine unten concave Patellenartige Einzelform, an deren scharfem Rand eine abgebrochene Platte hervortritt, die Bryozoen: Ceriopora radiata, striata. 239 mit Kieselringen angefüllt der Unterlage sich ebenfalls con- cav anschmiegt. Wenn diese einzelnen Mützen miteinander am Rande verwachsen, so entstehen dünne Krusten, wie fig. 22 von Dietingen bei Blaubeuren, welche den Bauch einer Terebratula insignis deckt. Die Rippen beherrschen die Oberfläche weniger, zwischen den magern Rändern der Sterne bleiben grosse glatte Stellen frei (x vergrössert), wo die Zellen soeben schon dem blossen Auge sichtbar werden. Sonst sind die einzelnen Stücke ganz von gleichem Bau, wie fig. 21, man könnte sie darnach als interradiata unter- scheiden. Endlich verschwinden von den Mützen fig. 23 im Oerlinger Thale die Runzeln gänzlich, wir meinen eine glatte Patella auf dem Gestein zu haben, welche jedoch mit der Lupe gedrängte Poren (x vergrössert) zeigt, wie ich schon im Jura tab. 84 fig. 37 nachwies. Die Spitze ragt hier zwar ganz besonders scharf hervor, daher könnten wir sie mit Rücksicht auf die vorigen eradiata (ungestrahlt) heissen. Wir haben oben pag. 83 tab. 146 fig. 30 eine Scheibe von Kerpen Chztetes radieiformis genannt, doch hatte diese oben noch einen stielförmigen Anhang, auch er- innerte der sechseckige Umriss der Maschen mehr an Cono- dietyum. Ceriopora striata tab. 152 fig. 24—50. Goldfuss Petref. Germ. pag. 34 tab. 11 fig. 5 bekam sie von Streitberg, wo sie wie bei uns verkalkt in den colonisirten Felsen des Weissen Jura «x ß liegen. Ich habe schon im Jura tab. 81 fig. 64—69 die Sache so gedeutet. Denn diese kleinen Wesen lassen sich nur mit Zugrundelegung der Formation bestimmen. Dabei sind sie so mannigfaltig, dass man dar- aus verschiedene Geschlechter machen könnte. Zur nähern Beurtheilung stelle ich nur eine Auswahl zusammen. Die verzweigten könnte man Cornua capreoli heissen, so ähnlich sind sie Rehgeweihen. Die Sehnen verrathen noch die 240 Bryozoen: Ceriopora striata. Neuroporen, obwohl die Löcher ausserordentlich varüren: fig. 24 (x vergrössert) ist eine einfache Gabel mit langem Stiel und breiter Wurzelfläche. Die dickgestreifte Gabel setzt auf einem Querwulst ab, der uns an den Rosenstock der Geweihe erinnert. Auch der lange Stiel ist gestreift. In den Furchen zwischen den Streifen stehen äusserst wenig Löcher, sie würden ganz übersehen, wenn man sie nicht mühsam aufsuchte. Fig. 25 am langen Stiele mit mehreren Ringwülsten, und fig. 26 kürzer gestielt, sind zwar ähnlich gebaut, haben aber schon mehr Löcher, und werden dadurch der vielgelöcherten fig. 27 (y vergrössert) immer ähnlicher. Der Stiel ist kurz und glatt, beide Zinken comprimirt. Fig. 25 (z vergrössert) zeigt dagegen ein solches Uebermass von Poren, dass dagegen die Sehnen selbst an der Spitze zurücktreten, und wenig callös erscheinen. Fig. 29 (x ver- grössert) ist eigenthümlich kolbig, aber wahrscheinlich nur in Folge von Verkrüppelung. Die dicken Rippen stehen wieder so gedrängt, dass in den Furchen kaum Poren entdeckt werden können. Die breitwurzelige fig. 30 hat wieder so viele und so grosse Löcher, dass man sie schon mit blossem Auge wahrnimmt. Leider ist der Zacken rechts weggebrochen, und links der kurze Stum- mel nicht zur Ausbildung gekommen. Fig. 31 ist ein langer stark bewurzelter Stiel, wovon die Hauptzacken zwar wegbrachen, aber doch Zeugniss abgeben, dass die Büschel sich zuweilen reichlicher entwickeln konnten. Die comprimirte fig. 32 hat Anlage zu vier schon ziemlich entwickelten Zacken, dabei stand der obere Zacken am Gipfel rechts (G@ vergrössert) im Begriff, sich nochmals zu spalten. Gabeln von der Länge wie fig. 33 mit magerm Stiele sind selten. Dagegen entwickeln sich nun die Gipfel öfter zu mehrzackigen Kolben, wie es auch bei Rehge- weihen vorkommt: fig. 34 ist ein ausgezeichneter Dreizack & » Bryozoen: Ceriopora striata. 241 (x von oben vergrössert), auf dünnem runzelig punktirtem Stiel, die auch Goldfuss 1. e. 11. 5. g. » freilich wieder etwas anders abbildete; vierkantig und vierköpfig ist fig. 35, unten breitet sich eine deutliche Wurzelfläche (y seitlich vergrössert) aus. Der Stiel ist unterhalb eines ringförmigen Absatzes plötzlich etwas anders beschaffen. Unter den zahl- reichen Zellenmündungen zeichnet sich eine längliche durch absonderliche Grösse aus. Es mag das aber wohl blos Miss- bildung sein (Eierzelle?). Bei der noch kleinern fig. 36 ist die Wurzel, welche mit zungenförmigem Fortsatz einen runden Gegenstand umfasst hat, grösser als das viereckige Köpfchen (o von oben vergrössert). Die vergrösserte Seiten- ansicht zeigt markirte Rippen, welche nicht auf die Wurzel hinabreichen. Als eine ganz absonderlich zierliche Bildung ist der Fünfzack fig. 57 anzusehen, wie die vergrösserte ÖOberansicht o zeigt, der magere Stiel ist gerunzelt, aber eine Wurzelausbreitung scheint zu fehlen. So könnte ich noch manche Missbildung anderer Art anführen, doch ich erwähne jetzt (um bei dem Bilde von Rehgeweihen zu bleiben) nur noch die verschiedenen Spiesser tab. 152 fig. 383—50. Sie bilden bei weitem die Masse, und knüpfen schlecht erhalten an alle möglichen Formen an. Namentlich muss man sich auch hüten, damit nicht etwa kleine Stacheln des mitvorkommenden Cidaris coronatus tab. 62 fig. 50—57 zu verwechseln. Fig. 38 (x vergrössert) ist eine Normalform, die mit Goldfuss 1. c. 11.5. @ gut stimmt, nur hat sie mehr Rippen und weniger Poren in den Furchen. Die Poren nehmen bei der kurz- köpfigen fig. 39 zu, wie das vergrösserte Köpfchen & zeigt. Viel schlanker und in Folge von Missbildung etwas krumm ist fig. 40, aber bei allen verrathen mit blossem Auge sicht- bare Längsrippen den vom Stiele abgesetzten Kopf. Die Grösse ist meist noch genügend, um daraus Dünnschliffe zu Quenstedt, Röhrenkorallen. 16 242 Bryozoen: Ceriopora striata. machen fig. 41, die fallen nun zwar im Längsschnitt ziem- lich verschieden aus, je nachdem man der Mitte nahe kommt, aber die Porung wird bei allen klar, wenn man auch schwer heraus bringt, wie tief sie eindringe. Auch die Querschnitte fig. 42 (Q vergrössert) geben in letzterer Beziehung nicht viel mehr Aufklärung; sie genügend zu erreichen, verlangt Geschick und Mühe. Doch meint man Zellen aus dem Innern verfolgen zu können, die sich sternförmig gruppiren. Man muss sich aber da mit den äussern Kennzeichen be- gnügen. Die Verkrüppelung fig. 43 scheint dadurch her- vorgegangen zu sein, dass sich ein oberes jüngere auf ein unteres ältere setzte. Doch ging dann die Verwachsung so innig vor sich, dass die sichere Auffindung der Grenze Schwierigkeit macht. Neigung zur Ballonförmigen Gestal- tung fig. 44 finden wir selten. Dagegen tritt zuweilen die Rippung fig. 45 so stark zurück (x vergrössert), dass man meint eine ganz besondere stark getüpfelte Species vor sich zu haben. Es sprechen sich solche Unterschiede in der ersten Jugend aus. So hat die kleine fig. 46 mit ihrer breiten Wurzel nur zarte Punkte, wie ihre Nachbarin links, wäh- rend bei der noch feinern fig. 47 die Striemung (x ver- grössert) schon deutlich sogar mit blossen Augen zu er- kennen ist. Auch bezüglich der Dicke und Dünne kommen die auffallendsten Unterschiede vor: so hat fig. 48 einen stark gestriemten unverhältnissmässig dicken Kopf, während die schlanke fig. 49, am Gipfel mit einer krummen Spitze, dazu im förmlichen Gegensatz steht; und die Verkrüppelung hat es dann wohl mit sich gebracht, dass ab und zu an ein und demselben Individuum Streifen hervor oder zurück- treten. Sogar den Gegensatz von porata und cellata scheint man zuweilen bei den gerippten Formen nachweisen zu können, wenn auch minder deutlich als bei angulosa pag. 234. Zu dem Ende bilde ich ein schon in früheren Bryozoen: Ceriopora radieiformis. 243 Jahren bei Pfullingen im ächten Weissen Jura y gefundenes Stück fig. 50 (x vergrössert) ab, welches von den ältern sich schon durch seine ansehnliche Dicke und Gedrungen- heit unterscheidet. Hier sieht man zwischen den Längs- rippen Maschen, in deren Grunde die Zellenmündungen sich gruppenweis versammeln. Ceriopora radieiformis tab. 152 fig. 51—62 Goldfuss Petref. Germ. pag. 34 tab. 10 fig. 8 aus den Oolonien des Weissen Jura «ß unserer schwäbischen Alb. Haime stellte sie. zur Berenicea Lamouroux Polyp. 1821 pag. 81 mit läng- lichen Zellen, ähnlich der Diastopora, d’Orbigny (Paleont. Frane. Terr. eret. V. 1017) zur Ceriocava, die Chteten- artig mit unserer jurassischen sehr wenig stimmt. Sie sind durch ihre wurzelartige Form mit hervorragenden, schon dem blossen Auge erkennbaren Mündungen so eigenthüm- lich, dass man sie geschlechtlich nur durch einen besondern Namen Radieipora fixiren könnte. Unten sind sie mit keiner deutlichen Wurzel versehen, sondern meist etwas concav ausgehöhlt; oben endigen sie convex, auf der Convexität (fig. 51. x vergrössert) stehen im Centrum zwischen den hervorragenden Pusteln stets einige kleine Löcher von der Sorte gewöhnlicher Üerioporen. Längs der cylindrischen Seiten (fig. 5l. y vergrössert) finden sich solche kleinen Löcher nie. Die zierlichen Oylinder sind unregelmässig eingeschnürt. Es sind das Anwachsringe, die namentlich im Längsschliff (fig. 62 vergrössert) sehr deutlich hervortreten. Dazwischen stehen dann immer unregelmässige Reihen gleich- grosser Zellen. Auch die Querschnitte (fig. 61 vergrössert) zeigen im Centrum Zellenhaufen, die sich dann plötzlich nach aussen biegen. Länger als fig. 52 werden sie nicht leicht gefunden, es ist hieran die untere Concavität, und oben der kleine Ansatz sehr markirt. Diese Ansätze, ge- wöhnlich mit kleinern Zellen bedeckt, sind die Knospen- 16* 244 Bryozoen: Ceriopora radieiformis. punkte, welche das Fortwachsen förderten. Die kurze fig. 53 gehört schon zu den dicksten, das Unterende ist daran plötzlich verdünnt. Die dünne fig. 54 nahm in Folge markirter Runzeln starke Biegungen an. Die kleine unten concave fig. 55 hat oben (x vergrössert) deutlich zwei Brut- punkte. Wenn jeder für sich wuchs, so konnten Gabeln fig. 56 entstehen, deren Ausbildung aber immerhin zu den Seltenheiten gehört. Selbst die kleinsten Stücke fig. 57 sind ganz, es haben sich hier erst blos vier Wachsthums- ringe gebildet; fig. 58 beginnt dagegen ganz spitz, wächst dann schnell in die Breite, aber oben zeigen rechts die beiden aufeinanderfolgenden Köpfchen, dass es bei weiterer Entwickelung stark ins Krumme gewachsen wäre. Wie vollständig und unverletzt selbst die kleiuste Brut fig. 59 ist, thut die Vergrösserung x dar. Zum Schluss muss ich noch auf eine absonderliche Eigenthümlichkeit aufmerksam machen: es kommen ausgewachsene Stücke fig. 60 vor, worauf scheinbar eine mehr weissliche Haut von Zellen sich angesiedelt hat (x vergrössert), die innen kohlschwarze Klümpchen wie Erdpech enthalten. Man wird bei der grossen Regelmässigkeit der Zellenausfüllung versucht, die- selbe mit dem organischen Inhalt in Beziehung zu bringen, wie ja auch die Nordamerikaner vieles Erdöl von den zer- setzten Weichtheilen der Korallen ableiten. Die Zellen unten a, der kleine käseförmige Aufsatz o, und die kleine halbmondförmige Auflagerung sind gelbfarbig und haben keinen schwarzen Kern. Demungeachtet hängt die schwarz- gefüllte Zellenlage so innig mit dem gewöhnlich geformten Stocke zusammen, und schliesst sich allseitig so sicher an die Runzeln an, dass sie als zum Stocke gehörig betrachtet werden muss. Dabei darf nicht übersehen werden, dass sämmtliche Zellen im unverletzten Zustande oben mit einer rundlichen Kalklamelle verschlossen sind, zerkratzt man Bryozoen: Ceriopora clavata. 245 diese mit der Nadel, dann kommt erst der schwarze Inhalt zum Vorschein, wie es die drei stark vergrösserten Zellen y klarmachen: die eine davon rechts ist unverletzt, und zeigt daher keine Spur von Schwärze; an der andern links da- neben habe ich durch einen Stich den schwarzen Fleck hervorgerufen; endlich bei der dritten darunter wurde der schwarze Inhalt nach seinem ganzen Umfange frei gemacht. Es ist bei den gelblich verkalkten eine schwierige Frage, welche Zellen man für offen und welche für geschlossen erklären soll: jedenfalls zeichnen sich meist einige mit auf- geworfenem Rande aus, woran der Schlamm innen deutlich zum Vorschein kommt, während das bei andern nicht der Fall ist. Ceriopora elavata tab. 152 fig. 65—88. Schon im Jura pag. 665 tab. 81 fig. 59. 60 zeigte ich, dass Goldfuss Petref. Germ. pag. 36 tab. 10 fig. 15. c—f diese überaus zierlichen Formen „aus einer Quelle bei Thurnau im Bay- reuthischen® im Weissen Jura erhalten hatte, die mit unsern zahlreichen Erfunden in den Colonien des Weissen Jura « ß am Böllert und der Lochen bei Balingen etc. vollständig übereinstimmen. Er machte blos den Fehler, dass er ein Exemplar 1. c. fig. 15. ab von Essen dazusetzte. Hagenow (Bryozoen Mastr. Kreideb. 1851 pag. 44) stellte sie nicht glücklich zu seiner Stellipora, und d’Orbigny (Terr. cret. V. 988), der das verschiedene Lager gar nicht beachtete, zur Domopora. Die jurassischen Formen erkennt man mit Berücksichtigung des Lagers ganz bestimmt wieder, nur darüber bleibt man mit sich uneinig, ob man die oben ge- schlossenen Köpfchen nicht lieber zu den Schwämmen stellen sollte. Jedenfalls hat die Punktation der Oberfläche fig. 63 (x vergrössert) etwas Unsicheres. Diese keulenförmigen Ge- stalten könnte man, um Verwechselung mit den Kreidefor- men zu vermeiden, vielleicht besser elaviceps (Keulenkopf) 246 Bryozoen: Ceriopora clavata. heissen. Der länglich runde Kopf, der kurze verengte Stiel und die grosse Wurzelplatte stimmen mit der Abbildung bei Goldf. 1. ec. fig. 15. e ganz vortreflich. Fig: 64 ist eine kleinere Modification ohne ausgebildete Wurzel; fig. 65 gehört bereits zu den sehr kleinen. In fig. 66 wird das Köpfchen schon viel runder, und fig. 67 mit übermässig grosser Wurzel neigt sich den Krüppeln zu. Rund und langstielig ist fig. 68, schlankköpfiger fig. 69. Die breit- wurzelige fig. TO neigt sich schon zum Cylindrischen, und die noch grössere Wurzel fig. 71 scheint blos einen Zitzen zu tragen. Eine der gefälligsten geraden Gestalten, die auf ihrer kreisförmigen Wurzel auf dem Tische stehen bleibt, ist fig. 72; dagegen krümmt sich fig. 73, hat unten über der Wurzelfläche markirte Hüllrunzeln, und zeigt auf dem flachen Kopfgipfel eine Neigung zur Dreitheilung (trisul- cus), was man bei der schlankern ebenfalls gekrümmten fig. 74 schon ganz bestimmt von den Seiten her wahrnimmt. Die krumme fig. 75 unten mit drei Hüllrunzeln hat oben einen nasenförmigen Auswuchs (x vergrössert), der aber wohl ein Schmarotzer sein könnte, da an seiner Wurzel sich ein gestreifter Ring von Hüllmasse findet. Entschei- dung, ob Aus- oder Anwuchs, bleibt aber immer schwer, da Hüllrunzeln an allen Theilen gefunden werden. Die Runzel fig. 76 (x vergrössert) ist so gross und hervorragend, dass man meint, das lange etwas missgebildete Köpfchen wachse aus einem kleinen Topfe hervor. Zu den schlankern mit langem Stiele führt uns fig. 77. Sie bilden öfter ganz einfache magere Cylinder mit breiter Wurzel fig. 78. Doch stellen sich dann auf dem langen Stiele dicke Hüllrippen fig. 79 ein, nur das längliche Köpfchen bleibt von jeglichen Hüllstreifungen frei, wie fig. SO (x vergrössert) zeigt. Die Ringe kehren so bestimmt und häufig wieder, dass man meint, es seien beim Wuchs die Köpfe ineinander geschach- rd BIS IN sr Br Bryozoen: Ceriopora clavata. 247 telt, und nur das letzte frei am Licht. Das kleine com- primirt zitzenförmige Bild fig. 81 stellte ich von zwei Seiten ab dar, um zu zeigen, wie die Wurzel auf dem quer- gelagerten Trochiten eines Eugeniacriniten sich befestigte. Das Bestreben kleine Gegenstände zu umfassen, zeigt die concave Unterseite fig. 82 (x vergrössert), der untere ver- dickte Theil mit Hüllrippen gleicht einem Postamente, auf welchem das obere Köpfchen gleich einem Schmarotzer gipfelt. Demungeachtet bilden sie aber doch wohl eine einzige zusammengehörige Zellencolonie. Dasselbe gilt von dem Häckchen fig. 83 (x vergrössert). Der dicke Doppel- gipfel fig. 34 besteht dagegen aus einem Guss, ohne Spur von Hüllstreifen, hat daher aber auch ein sehr schwamm- artiges Ansehen. In fig. 85 ist links der rechtwinkliche Ast so innig mit dem Hauptstamme verwachsen, dass da- durch wieder Geweihartige Formen zum Vorschein kommen. In fig. 86 scheint der gerade Gipfel den Aufwuchs zu bil- den, und in fig. 87 hat die untere Hälfte eine Dreiecksge- stalt, während auf der breiten Wurzel von fig. 88 sich zwei ungleiche Kugeln aufeinander thürmen. Die Dünnschliffe der Länge fig. 89 (x vergrössert) und Quere fig. 90 (y ver- grössert) nach sind zwar nicht so lohnend als bei radieifor- mis fig. 61 und 62, aber man erkennt doch Löcher, welche denen von Uhzxtetes wenigstens nahe zu stehen scheinen, namentlich sieht man im Querschnitte innen ein Haufwerk von Löchern, die sich nach aussen schnell wenn auch un- sicher umbiegen. Nicht zu übersehen ist am Rande ein äusserer Kreis kurzer Zellen, die durch Eindringen von Schlamm dunkel geworden sind, während den tiefern lich- tern Kalkspath die unreine Gebirgsmasse nicht erreichte. Es könnte uns das an eine Ueberlagerung der Schichten er- innern, wie man sich ja das Fortwachsen ächter Cerioporen immer denken möchte. 248 Bryozoen: Ceriopora crispata. Gekräuselte Cerioporen tab. 152 fig. 91—95 hat Gold- fuss Petref. Germ. pag. 38 tab. I1 fig. 8. 9 unter Cer. alata und erispata aus der öfter genannten Quelle im Weissen Jura bei Thurnau zusammen gestellt. Es wird hier schwer das Richtige zu treffen. Kommt man von den Schwämmen her, so ist man geneigt sie wegen ihrer nicht ganz deut- lichen Zellen zu den Amorphozoen zu stellen, wie unser Spongites alatus tab. 125 fig. 24. 25 Bd. V pag. 222 aus dem Oerlinger Thale zeigt. Sie sind bei uns in Schwaben immerhin selten, aber zuweilen doch recht ausgezeichnet in den Colonien des Weissen Jura « ß gefunden. Die krumme fig. 91 scheint blos ein Krüppel von clavata trisul- cus fig. 73. 74 zu sein, doch sind die drei Furchen (x ver- grössert) am Kopfe viel stärker ausgeprägt, und die grosse Wurzel führt innen zu einer mit Ocher gefüllten Höhle. Bei der noch kleinern fig. 92 (s und o vergrössert) zer- schlägt sich das gefaltete Krönchen in 6—8 comprimirte Köpfe, die unten aus einer becherförmigen Hülle schein- bar hervorwuchsen. Fig. 93 (o und s vergrössert) bildet dagegen vier markirte gekrümmte Flügel, wie Goldfuss mehrere hat, von denen aber trotzdem keine mit unserer genau stimmt. Nach ihm kommen auch zwei- und drei- flügelige Abänderungen vor. Fig. 94 (o und s vergrössert) werden die punktirten Falten schon so vielfach gekrümmt, dass sie Hirnwindung gleichen. Auf dem Gipfel o dringt ein tiefes Loch ein. Es mögen auch auf den Seiten s noch Kanäle vorhanden sein, allein sie lassen sich in dem harten Kalke nicht nachweisen. Am eigenthümlichsten ist in dieser Beziehung fig. 95 (o und s vergrössert), von der ich schon im Jura tab. 81 fig. 61 eine Seitenansicht gab. Unten markirt bewurzelt dringt oben o ein ziemlich grosser Kanal ein, aber auch seitlich zwischen den krausen Falten stehen mindestens 8—10 kleinere Querlöcher, die ich soweit reini- Bryozoen: Ceriopora compacta. 249 gen konnte, dass sie sich durch das einfallende Licht und durch Einblasen von Luft verrathen. Man wird hier un- willkürlich an die verschlungenen Schwämme Plocoscyphia- labyrinthica etc. tab. 138 fig. 12. 13 Bd. V pag. 485 aus dem Pläner erinnert. Ja wenn es Entwickelung in der organischen Welt gibt, so dürfte es einem natürlich erscheinen, hier schon die Prototypen davon zu ver- muthen. Ceriopora compacta tab. 152 fig. 96—108 aus den colonisirten Kalken des Weissen Jura «ß nannte ich im Jura tab. 81 fig. 62. 63 kleine Stacheln und Verzweigungen, welche eine scheinbar glatte und feste Oberfläche zeigen, und von Zellen kaum etwas vermuthen lassen. Ich habe diese kleinen Dinge lange bei Seite gelegt, aber da sie uns immer wieder unter die Hände kommen und örtlich leicht bestimmt werden können, so mag unsere Zusammenstellung zur Uebersicht dienen: fig. 96, im Jura tab. 81 fig. 62 ab- gebildet, ist ein kurzes Eugeniacrinitenglied, auf welches sich vier Stämmchen so aufgesetzt haben, dass man es leicht für ein Bruchstück von Cidaritenstacheln halten könnte. Von Textur ist an den kleinen Dingern kaum etwas zu merken, das cylindrische Köpfchen glänzt, und die breite kreisförmige Wurzel haftet auf der glatten Unterlage, so dass die Stöckchen abgelöst (x vergrössert) ein äusserst zierlich Obeliskenähnliches Aussehen gewinnen. Fig. 97 ist ein ähnliches Ding mit drei Zitzen, nur ist der dicke Stiel darunter nicht recht entzifferbar. Diese kleinen Säulen fig. 98 kommen auch öfter von der Unterlage abgelöst vor bis zur winzigen Grösse fig. 99, nur muss man dann sich vorsichtig hüten, sie namentlich nicht mit striata zu ver- wechseln. Die kleinen Sachen bilden dann wieder Geweihe, wie der Zweizack fig. 100, unten mit deutlichem Wurzel- ansatz. Unförmlicher ist fig. 101, hier meint man der klei- 350 Bryozoen: Conodietyum striatum. nere Zacken rechts wäre blos schmarotzend dem grössern angewachsen. Schöner gestaltet sich schon die Gabel fig. 102, während fig. 103 sich zur Keulenform neigt, und oben nur zwei runde kaum etwas zugespitzte Klumpen trägt. Zierlich langstielig ist dagegen der kaum gespaltene Zweizack fig. 104. So kommen wir allmählig zum Drei- zack fig. 105, woran freilich die Gabelung links anfangs kaum zu Stande kam, während in dem Bruchstück fig. 106 alle drei Enden schlank hinausstehen. Fig. 107 mit vier Zacken hat etwas vom Elengeweihe an sich, die Wurzel unten ist gut erhalten, aber auf der Hinterseite sind noch zwei Bruchstellen von weitern Zacken vorhanden. Mit Dünnschliffen fig. 108 erreicht man nicht viel, statt der lichten Zellen sieht man im Mikroskop dunkele etwas ge- zackte Flecke. Conodietyum striatum tab. 152 fig. 109—112 (Kövos Kegel, $ixruov Netz) Goldf. Petref. Germ. pag. 103 tab. 37 fig. 1 wurde als Seltenheit in den colonisirten Kalken von Streitberg gefunden. Auch bei uns ist es am 'Böllert und an der Lochen im Weissen Jura «ß ebenfalls nicht häufig, geht aber bis in das ächte y herauf. Das erste schwäbische bildete ich im Hdb. Petref. 1852 tab. 56 fig. 33 ab, wozu ich im Jura tab. Sl fig. 70 noch ein zweites Exemplar fügte. Gümbel (Sitzungsb. II. Ol. Acad. Wiss. München 1873 III pag. 282) untersuchte sie mikroskopisch, wobei jedoch nicht viel herauskam. Es sind hohle dünnwandige Gebilde, die einem Ballon gleichend unten eine freilich sehr kleine Oeffnung zu haben scheinen. Die Oerioporenartigen Löcher stehen im Quincunx zwischen erhabenen Rippen, in grosser Zahl (bis 50) vom dünnen Stiele bis zum Scheitel strahlend, den sie nicht ganz erreichen. Die Rippen ragen ziemlich hervor, sind mit callösen Stacheln bedeckt, doch gehen diese Erhabenheiten leicht verloren, und dann kom- Bryozoen: Conodicetyum striatum. >51 men auch Löcher zum Vorschein, die sich von den andern kaum unterscheiden lassen. Die Zahl der Lochreihen zwi- schen den Rippen wechselt sehr, dabei sind die Löcher selbst am dünnen Stielende am grössten, am schöngewölbten Scheitel am kleinsten. Die Oberfläche hat zwar oft etwas gelitten, doch finden sich die Stücke nie comprimirt, was bei ıhrer scheinbaren Hohlheit auffällt, während die hohlen daneben liegenden Cidaritenstacheln tab. 64 fig. 4 nicht selten gänzlich verquetscht sind. Zu einer ganz treuen Dar- stellung genügt übrigens das Material nur selten. Meine grösste fig. 109 von 21 mm Länge zeichnet sich durch ihr dünnes wohlerhaltenes Stielende (x vergrössert) aus. Das Unterende « (U vergrössert) hat kaum die Dicke einer Stecknadel, doch erkennt man noch mit blossem Auge den dunkeln Schlammfleck im Centrum, welcher auf Ausfüllung hinweist. Durchschnittlich stehen am breitesten Ende zwi- schen den Rippen vier Lochreihen nebeneinander, deren mittlere Löcher den schönsten Quincunx bilden. Die Rippen sind besonders unten mit länglichen Warzen bedeckt, sie reichen aber nicht ganz bis zum Unterende hinab, sondern setzen plötzlich an einem glatten Doppelringe ab, der auf- fallend an den Bau von Cidaritenstacheln erinnert, was sie aber schon wegen ihrer Poren nicht wohl sein können. Um ein volleres Bild zu geben habe ich fig. 110 von oben o und von der Seite s dreifach vergrössert abgebildet. Die Goldfuss’sche Vergrösserung stimmt im Allgemeinen gut mit der unsrigen, unten sind die. Zellenöffnungen am grössten, und meist hat nur eine Reihe zwischen den Rippen Platz; am Gipfel sind sie am kleinsten. und mit der Lupe zuletzt nicht mehr verfolgbar. Die Rippen waren besonders am untern und obern Ende mit Stacheln besetzt, aber zwischen hinein sieht man ebenfalls Löcher, die mehr eine treppenförmige Stellung einnehmen, und sich von den andern ziemlich sicher 252 Bryozoen: Conodietyum cariniferum, bursiforme, unterscheiden lassen. Der Stiel ist übrigens nicht so voll- ständig als in fig. 109. Ganz besonders zierlich erscheint die Rippung, welche sich auf dem runden Scheitel o all- mählig verliert, und das scheinbar mit einem Bläschen ge- schlossene Centrum nicht erreicht. Kleiner und schmaler als fig. 111 aus Weissem Jura x vom Hörnle bei Balingen habe ich sie noch nicht gesehen. Trotzdem sind aber die Löcher verhältnissmässig gross, und zählen an dem breitesten Theile kaum über zwei Reihen (x vergrössert) zwischen je zwei markirten Rippen. Dagegen schwoll die starkgerippte fig. 112 viel bedeutender als gewöhnlich auf, die Zahl der Lochreihen zwischen zwei Rippen vermehrt sich mindestens auf sechs (y vergrössert), so dass man gut vielporige und (multipora) und wenigporige (paucipora) Varietäten unter- scheiden könnte. Endlich sind in fig. 113 die Rippen so markirt, dass man sie vielleicht als besondere Species carini- ferum abtrennen könnte. Die Poren sind hier am feinsten, gehen vielleicht auf acht bis neun Reihen (x vergrössert). Dabei stammt dieses seltene Stück aus dem ächten Weissen Jura y an der alten Steige von Eningen nach St. Johann bei Reutlingen, wo mehrere derartige Formen gefunden worden sind. Conodictyum bursiforme aus dem Epicorallien von Pruntrut im Schweizer Juragebirge ist ein ganz anderes Geschöpf, das nur durch seine Flaschenförmige Gestalt noch an das Geschlecht erinnert, wie die Öopie fig. 115 zeigt. Herr Gümbel erhob sie daher zu einem besondern Geschlecht Petras- cula, die zu der Foraminiferengruppe der Dactyloporella gehören soll. Dieselben zeigen nur rohe irreguläre Puncti- rungen auf der Oberfläche. In unserm Weissen Jura & habe ich nur ein einziges Mal etwas Aehnliches fig. 114 am Schafberge neben der Lochen bei Balingen gefunden. Es könnte aber ebensogut das Köpfchen irgend eines un- deutlichen Schwammes sein. Ei 1 | | | ' MER EEE Bryozoen: Ceriopora polymorpha. 253 Die Tourtia von Essen enthält zwischen Schwämmen tab. 132 auch besonders viele und ausgezeichnete Cerioporen. Goldfuss machte uns zuerst damit bekannt, und Simonowitsch (Verh. nat. Ver. Rheinl. Westph. 1871 pag. 70) suchte sie nach dem heutigen Standpunkte zu bestimmen. Eine der merkwürdigsten und characteristischen Formen bildet Ceriopora polymorpha tab. 152 fig. 116—125 Goldfuss Petref. Germ. tab. 10 fig. 7 und tab. 30 fig. 11. Man kann dieselben nur in ihrer Entwickelung auffassen, die von einer gekräuselten Lamelle bis zu einer flachen ver- läuft. Meist mit platter Wurzel auf dem Boden befestigt nehmen sie ein schwammartiges Ansehen an, und da die Poren etwas verwirrt nicht selten auf der Oberfläche mit der Lupe kaum erkennbar sind, so wird man leicht irre geführt. Römer (Verst. Nordd. Kreideg. 1841 pag. 25) stellte sie zur Palmipora von Blainville, worin Bronn ihm nachfolgte, es war das eine unglückliche Deutung. Bei d’Orbigny Prodrome II. 184 Nro. 732 figurirt sie unter Risso’s Polytrema. Solchen Meinungen gegenüber thut man immer noch besser, sie bei ihrer ursprünglichen Benennung zu belassen: fig. 116 bildet den Haupttypus, der mit Gold- fuss l. ec. 30. 11 ganz vortrefllich stimmt. Wir haben ein Bäumchen mit flacher Wurzel, worauf sich eine Menge nicht selten oben offener Zitzen erheben, worin vielleicht Schmarotzer ihren Aufenthalt hatten. Von oben o erkennt man drei Hauptlamellen. Fig. 117 ist krumm, etwas massiger und zur vierfachen Flügelung geneigt. Eine Menge offener Zitzen häufen sich besonders nach unten an. Wenn man ‚einen der Flügel zerbricht, so erscheint er innen compacter als aussen, wo eine weichere matte Lage undeutliche Punk- tation zeigt (x vergrössert), die man je nach Stimmung auch für Schwammtextur erklären könnte. Mannigmal gleicht die zarte Oberflächenzeichnung lauter kleinen Knötchen, du ER 254 Bryozoen: Ceriopora polymorpha. dann aber stellenweis wieder offenen Mündungen von Röhren, wie man sie bei Cerioporen zu sehen pflegt. Fig. 118 ist knorriger und buckelreicher, und hat dabei die kreisförmige Wurzel w ganz seitlich senkrecht von oben nach unten ge- richtet. Am schlanksten und längsten ist fig. 119 mit einem Gewirr von Lappen, die Wurzel w an der Unterseite bildet eine concave Fläche. Die Menge der Bilder geht ins Un- endliche, und dabei ist keines dem andern gleich: fig. 120 brach unten 4 ab, wodurch eine fünfstrahlige Axe zum Vor- schein kommt, die nach oben allmählig durch Verschwinden einer zur Kreuzform sich vermindert, ähnlich den kleinen gekräuselten Formen von alata fig. 93 im Weissen Jura «, aber grösser und zitzenreicher, wie der dünne Blattflügel fig. 121 im Querbruch q und von der Seite s zeigt. Ein Stückchen (Q vergrössert) zeigt im Dünnschliff innen zwar eine festere Masse, aber Poren verschiedener Grösse und Gestalt kommen doch überall zum Vorschein. Man könnte das unter den Subgenus Alipora (ala Flügel) Flügelporer passend zusammenfassen. Die Stöcke verlieren nun immer mehr an krausem Character, und werden dann schwer be- stimmbar, nur ihre Gesellschaft verräth sie: so hat fig. 122 von der Schmalseite dargestellt eine breite tiefeoncave Wurzel w, doch sind noch Zitzen und Wülste vorhanden, nur bleiben sie in gedrückter Lage. Fig. 123 ebenfalls von der Seite stösst auf der flachen Unterlage so viel offene und geschlossene Cylinder heraus, dass man eher an Schwämme als an etwas anderes denkt. Sie stimmt mit der Varietät polym. inerustans Goldfuss 1. e. 10. 7. e vor- trefllich. Zuletzt werden die Sachen ganz flach fig. 124. mit möglichst wenig Wülsten, was Römer (Verst. Nordd. Oolithg. tab. 17 fig. 12) Millepora lobata nannte, die er auch noch im Hilsthon gefunden zu haben meinte. Selbst ERTL ENTEEL EEE EH ER FETEETR lie wenn sie Neigung zur Verzweigung haben fig. 125, so ver- Bryozoen: Ceriopora mieropora. 255 rathen sie doch immer eine gewisse Eintönigkeit, die sie von den gekräuselten Begleitern sofort unterscheiden lässt. Um das Formenspiel noch weiter zu verfolgen, habe ich auch zwei Stücke vom Salzberge tab. 152 fig. 126. 127 bei Quedlinburg ab- gebildet, wo sie im gelben Eisenschüssigen Sande zwischen ächten Bryozoen liegen. Nur das Reinigen hält dort schwer, aber man sieht an fig. 126 doch, dass sie einer gekräuselten Platte gleicht. Etwas dicker erscheint zwar fig. 127, aber blos, weil sie unten einen fingerförmigen Gegenstand um- schlang, wie der runde Ausschnitt rechts zeigt. Die Textur der Oberfläche (x vergrössert) zeigt aber immer die gleiche Unsicherheit der feinen Zellenmündungen. Ceriopora mieropora tab. 152 fig. 1283—133 Goldfuss Petr. Germ. pag. 33 tab. 10 fig.‘4. Die Textur der Ober- fläche unterscheidet sich zwar von vorigen nicht wesentlich, aber sie bildet blos kleine concentrisch geschichtete Köpf- chen meist mit flacher breiter Wurzel: fig. 125 mit den vielen äussern Schichten s und kreisrunder Wurzel kann man als Norm nehmen. Das Ende des Köpfchens 0 zeichnet sich ununterbrochen durch gefällige Rundung und scharfe Punktirung (x vergrössert) aus. Fig. 129 hat dagegen ein auffallendes querdurchgehendes Loch, was mit weichem Sande erfüllt sich leicht reinigen liess. Es kann wohl nur von Schmarotzern herrühren, die den kleinen Stock durch- bohrten. Dasselbe gilt vom Gipfel der länglichen fig. 130, die ebenfalls unten rechtwinklich mit Kreisfläche abschneidet. Das Loch geht wahrscheinlich der ganzen Länge nach durch, doch gelang mir die vollständige Reinigung nicht. Winzig ist der kleine von der Seite s dargestellte Zitzen fig. 131, wovon die Unterseite « mehr Rauhigkeiten als gewöhnlich hat. Die bedeutend grössere Masse fig. 132 scheint ledig- lich dadurch entstanden zu sein, dass sich drei solcher halb- 256 Bryozoen: Ceriopora stellata. kugeligen Buckel (7. 2. 3) aufeinandersetzten, wie die Gren- zen der Füsse von 2 und 3 noch zeigen. Ein Querschnitt des kissenförmigen Knollens fig. 133 lässt innen einen röth- lichen härtern Kern wahrnehmen, welcher von Röhren (x vergrössert) durchsetzt wird, deren dicke grauliche Wände irreguläre Punktationen zeigen, was besser zu Schwämmen, als zu Cerioporen passen würde. Die con- centrische Schichtung tritt nicht so deutlich hervor, als man nach der Aussenseite und der Goldfuss’schen Abbildung l. c. fig. 10. 4. b erwarten sollte. Ganz anders wird die Sache bei Ceriopora stellata tab. 152 fig. 134—145 Goldfuss Petref. Germ. pag. 33 tab. 11 fig. 11, tab. 30 fig. 12, und tab. 31 fig. 1, welche bei Essen ebenfalls zu den häufigen gehört. A. d’Orbigny ceitirte sie unter Domopora Prodrome II. 267, Lichenopora und Radiopora Terr. eret. pag. 963 und 993, während alle diese scheinbar so verschiedenen Dinge so viel Gemeinsames haben, dass man sie ganz gut bei einer Species belassen könnte. Die Sternförmige Strah- lung wird freilich wegen ihrer Undeutlichkeit leicht ganz übersehen, wohl aber ist der mit blossem Auge soeben uoch wahrnehmbare Zellenbau sehr bestimmt ausgesprochen. C. stellata eumulata fig. 134—138 könnte man die zierlichen Verzweigungen nennen, welche mit der Abbildung von Gold- fuss 1. c. tab. 30 fig. 12 auf das Beste stimmen. Auf einen Einzelstock lagern sich unter dichotomer Vermehrung deut- lich einzelne Kappen auf, die am Rande hin und wieder undeutliche Rippung zeigen, welcher sie ihren Namen danken: in fig. 134 gewahrt man schon von der Seite s die Vermehrung, besonders aber von der Unterseite «, wo jeder neue Aufsatz durch eine klaffende Furche bezeichnet wird. Nur die Gipfel erscheinen wie verkümmert; fig. 135 gleicht im Ganzen einer Gabel, doch sieht man vorn und Zn ir on chic Bryozoen: Ceriopora stellata, diadema. 957 besonders am rechten Zinken, wie mehrere kleine getrennte Buckel dessen Erweiterung vorbereiteten. Fig. 136 von unten entwickelte sich gleich bestimmt nach drei Seiten. Fig. 137 bekam sofort nach der zweiten Gabelung, die man schon in der Seitenansicht s verfolgen kann, auf der Ober- seite o vier deutliche Köpfe, welche zu je zwei in der Mitte durch eine erhabene Naht aneinanderstossen. Fig. 133 bildet drei sehr ungleiche Lager aufeinander, wovon be- sonders das mittlere grösste schon dem blossen Auge deut- liche Furchung zeigt, doch scheint dieselbe für die Organi- sation keine wesentliche Bedeutung zu haben, höchstens dass die Zellenmündungen etwas ungleich wurden. Von den zwei markirten Käppchen fig. 138. a habe ich die Oberfläche (x) vergrössert dargestellt, um die gleichartigen Punkte im Centrum mit den schwachen Falten am Rande zu zeigen. D’Orbigny (Terr. eret. V pag. 989 tab. 647) hat zwar etwas Aehnliches unter Domopora clavula aus dem Cenomanien von Mans (Sarthe) abgebildet, aber diese merkwürdige Entwickelung nirgends erkannt, sondern immer nur Namen auf Namen gehäuft. Dass nun auch in jüngern Gebirgen solche Entwickelung fortschritt, wird jeder Denkende selbstverständlich finden. Goldfuss 1. ce. tab. 11 fig. 11 hat daher auch die kleinen gelben Einzel- stöcke fig. 139 aus dem jüngsten Kreidesande von Mastricht dazugestell. Unser Exemplar zeigt eine flachere Abände- rung, unten mit einer concentrisch gestreiften Hülle, oben dagegen mit dem gleichen Wesen der Zellung und Faltung, nur dass das Köpfchen flacher bleibt. Die Schwierigkeit ist dann eben immer, wann soll man mit der neuen Namen- gebung beginnen. So unterschied Goldfuss 1. c. pag. 39 tab. 11 fig. 12 bei Mastricht eine Ceriopora diadema fig. 140, woran die kreisrunde Unterseite concav, die Falten sich da- gegen Kronenartig am Rande plötzlich emporheben. Hage- Quenstedt, Röhrenkorallen. IT 258 Bryozoen: Ceriopora c&spitosa. now (Bryozoen Mastr. Kreid. 1851 pag. 43 tab. 4) hat dann unter dem schon von Bronn 1825 eingeführten Geschlechts- namen Defraneia eine Reihe von Species unterschieden, die einander sehr nahestehend nur beweisen, wie die Natur uns das Trennen erschwert. D’Orbigny damit nicht zufrie- den nannte sie Radiocavea (terr. eret. V. 965). Unser kleines Bild von drei Seiten dargestellt würde mit der ächten diadema am besten stimmen, obwohl die ganze Ober- fläche (x vergrössert) mit Zellenmündungen bedeckt ist, wie vorhin, und nur die Rippen stärker hervortreten, so dass an den Seiten dieser der Längslauf der Zellen noch sicht- bar wird. Wieder anders machen sich die Platten fig. 141 und fig. 142 aus der Weissen Kreide von Rügen, welche einst Hagenow selbst mir unter Üeriopora stellata über- sandte. Beide haben unten eine starke Hülle, sind aber sehr flach, und würden wahrscheinlich von d’Orbigny zu Lichenopora gestellt werden. Wie die Vergrösserung & zeigt, so sind eine Menge halberhabener Rippen da, welche auf dem Rücken einzelne grössere Poren tragen, aber sie nach den vielen Bildern im Terr. cret. V tab. 643—650 auch nur annähernd zu bestimmen ist mir nicht möglich. Einen ganz andern Eindruck machen dagegen wieder die grössern Stöcke Tab. 152 fig. 143—145 von Essen. Goldfuss ]. c. pag. 85 tab. 31 fig. 1 hat sie mit richtigem Tact zur stellata gestellt, und nur als specimen botryoides unterschieden. Römer (Nordd. Kreideg. tab. 5 fig. 29) bildete eine ganz ähnliche unter Ceriopora ew@spitosa vom Sutmerberge bei Goslar ab. Mein plattestes Stück fig. 143 von der Seite dargestellt wird kaum 8 mm dick, hat unten eine glatte Ebene von 4 cm im längsten Durchmesser, und zeigt oben flache innigst aneinander gewachsene Köpfe, die ausser Spuren von Radien sehr deutliche und regelmässige Zellen- a or YET 8 77° Bryozoen: Ceriopora cylindroides. 259 mündungen (y vergrössert) zeigen, während am angebroche- nen Rande die Röhrchen (x vergrössert) sich auch nach der Länge verfolgen lassen. Fig. 144 von oben o und von der _ Seite s dargestellt gleicht wegen der vielen Zitzen und Gruben beim ersten Anblick einem Haufen von verwachsenen Scyphien, bis die vollkommenen Zellen, welche auch an den Seiten überall deutlich hervortreten, uns die sicherste Auf- klärung geben. Die regellosen Vertiefungen am Gipfel und Fusse der Zitzen haben in zufälligen Wachsthumsverhält- nissen ihren Grund. Nur der runde Ausschnitt an der Unterseite bezeichnet die Anwachsstelle, worin daher die Zellen undeutlich sind. Fig. 145 ist ein kleinerer Stock mit kleinern Zitzen an der Seite. Hier haben aber die vielen markirten runden Löcher nicht im Thiere, sondern in Schmarotzern ihren Grund, die in irgend welcher Weise darin Wohnung aufschlugen. Die Köpfchen haben voll- ständige Aehnlichkeit mit den isolirten Cer. stellata eylindroides tab. 152 fig. 146— 156. Gold- fuss scheint sie zwar wenig beachtet zu haben, aber sie fan- den sich seiner Zeit im Sande von Frohnhausen in grosser Menge. Möglicher Weise könnte Cer. clavata Goldf. 1. e. 10. 15. ab dazu gehören, die dann aber nicht von Thurnau stammen. Die schlanke fig. 146 unten mit kreisförmiger Ansatzfläche kann als Muster dienen, alles ist mit Pünkt- chen überdeckt, nur dass hin und wieder kleinere dazwi- schen liegen, die an Heteroporen erinnern. Auf dem Kopfe aber (x vergrössert) sind alle Zellen gleich, und biegen am Rande plötzlich nach aussen, wie man es bei Chxtetes im ältern Gebirge so gewöhnlich sieht. Schwache Einschnü- rungen fig. 147 weisen auf Schichtenbau hin. Das Köpf- chen oben endigt hier spitz. In fig. 148 fällt das schiefe Köpfchen im Oentrum mit Grube auf, es könnte wohl durch Anwachsen eines Jungen erzeugt sein. Fig. 149 wuchs 17 # 260 Bryozoen: Ceriopora cylindroides, spongites. dagegen wirklich krumm durch wechselnde Verengungen, Anschwellungen und Einschnürungen. Gar zierlich sind die kurzen Säulchen fig. 150 mit drei Lagern und einem Grübchen oben; fig. 151 mit kurzem dünnem Stiel, aber desto dickerm runden Kopf; endlich die kleinste fig. 152 mit breiter Wurzelfläche und zwei Lagern, Reihen grösserer Löcher (x vergrössert) deuten entschieden noch auf Strah- lung der stellata hin. Mit fig. 153 beginnt wieder die Gabelung, wobei das eine Köpfchen o links eine Grube hat, rechts dagegen vollständig glatt ist. Auffallend knorrig und hohl ist fig. 154, unten « stehen sogar in einer Aushöhlung zwei deutliche Löcher nebeneinander, die wahrscheinlich mit den hohlen Aesten communiciren. Fig. 155 hat ein hohles Centrum, wo man durchsehen kann, und die Röhr- chen gehen alle horizontal nach aussen (x vergrössert). Die Menge kleiner Ringe aussen deutet auf Schichtung, wie sie bei dem dreifach vergrösserten Längsschnitt fig. 156 sich deut- lich zeigen. Man zählt etwa sieben Glieder, die sich durch Linien markiren, über welchen dann die Zellen scheinbar einen neuen aber im Allgemeinen verwirrten Auslauf nehmen. Ceriopora spongites tab. 152 fig. 157—159 Goldfuss Petref. Germ. pag. 35 tab. 10 fig. 14 würde ich zwar bei ihrer grossen typischen Aehnlichkeit kaum von vorigen zu trennen wagen, doch da der Name einmal da ist, so kann man sich ihn gefallen lassen, da die Zellen in den extremen Formen entschieden grösser schon ganz bestimmt mit blossem Auge erkannt werden. Ihre Gestalt ist flach zitzenförmig. Fig. 157 von der Seite zeigt eine ganze Reihe gedrängt übereinander gelagerter Schichten. Fig. 158 ist ganz flach, aber die Löcher (x vergrössert) sind schon etwas deutlicher, am grössten und deutlichsten jedoch auf der flachen Oberseite von fig. 159 (y vergrössert), unten hebt sich der Fuss zierlich scharf ab, und ist auf seiner Bryozoen: Ceriopora eribrosa. 261 Wurzelseite w mit einer dünnen Hülle bedeckt. A. d’Orbi- gny Prodr. II. 183 führte sie bei Polytrema auf, und bald darauf bei Reptomulticava Terr. eret. V pag. 1037 tab. 792 fig. 6—11 von Mans. Das Cenoman in der Sarthe hat überhaupt viel mit Essen gemein, namentlich auch die höchst interessante Ceriopora eribrosa tab. 152 fig. 160—163 Goldfuss Petref. Germ. pag. 36 tab. 10 fig. 16. Sie hätte wegen ihrer zahllosen Siebplatten den Geschlechtsnamen Cribro- pora verdient, doch zog Römer (Verst. Nordd. Kreideg. 1841 pag. 21) Thalamopora (9&ray.os) nach den vielen characteristischen Kammern vor. Wir haben schon oben bei dem jurassischen Spongites squamatus tab. 131 fig. 31. 32 auf diese Namen hingewiesen. Die wohlerhaltenen Exem- plare gleichen zwar äusserlich noch der cylindroides, aber innen ist ein markirter Kanal mit durchlöcherten Wänden, wo jedes Loch zu einer trichterförmigen Kammer führt, die rings von dünnen durchlöcherten Platten umgeben wer- den, welche Licht durchfallen lassen, und worin die Thier- chen mögen gesessen haben. Die Aussenseite ist den Kam- mern entsprechend gern etwas blasig, weshalb sie d’Orbigny Prodrome II. 184 zur Monticulipora stellte, was ein gänz- liches Verkennen der merkwürdigen Organisation verräth. Die Löcher erscheinen aussen vielfach verpappt, als wenn die Thiermünder innen in den Kammern Schutz gefunden hätten. Fig. 160 hat aussen zwar keine Pusteln, aber so- wie das Gitter zerbricht treten die Kammern (y vergrössert) hervor; auch liegt der Centralkanal oben o deutlich da. Desto pustulöser ist fig. 161 (x vergrössert), und gewöhn- lich entsprechen die Pusteln je einer Kammer. Das zer- rissene Bruchstück fig. 162 (x vergrössert) zeigt in den Wänden des Kanals die runden Löcher, welche zu den aussen verdeckten Kammern führen, und eine Quincunx- 262 Bryozoen: Ceriopora ceribrosa, nuciformis. artige Stellung haben. Die Siebwände erscheinen alle ein- fach, und an den Bruchflächen durch die Poren gekerbt, zum Zeichen dass diese durchgehen. Da der äussere Mantel grössern Umfang hat, als der innere des Kanals, so müssen natürlich die offenen Kammerräume trichterförmig sein, d.h. sich von aussen nach innen verengen. Fig. 163 stellt drei verwachsene Cylinder unten mit einer markirten Ansatzfläche von der Seite s dar, oben o sind sie abgebrochen, man sieht Kanäle und Kammern, und in der Vergrösserung z, wie sich beide zu einander verhalten. T’halamopora vesiculosa und siphonioides Michelin Iconogr. tab. 53 fig. 8 und 9 von Mans stimmen in allen ihren wesentlichen Kennzeichen da- mit überein. Ceriopora nueiformis tab. 153 fig. 1-12 Hagenow N. Jahrb. 1839 pag. 286 tab. 5 fig. 9 aus der Weissen Kreide von Rügen, Lüneburg etc. bildet äusserst zierliche nussförmige Kugeln ohne Spur einer Ansatzfläche, die ganze Oberfläche mit etwas unregelmässigen Zellen bedeckt, deren dicke Wände noch mit undeutlichen Zwischenpunkten besetzt sind. Römer (Verst. Nordd. Kreideg. 1841 pag. 25) setzte sie unter Palmipora und d’Orbigny Prodrome II. 279 unter Poly- trema. Die Rundung der Kugeln fig. 1—3 von den grössern bis zur kleinsten lässt nichts zu wünschen, und sämmtliche zeigen durchaus gleiche Zellen. Dann kommen freilich auch regellosere vor fig. 4, ohne dass die Zellenmündungen an Deutlichkeit einbüssten, wie die Vergrösserung x zeigt. In der Mitte durchsägt fig. D (vergrössert) sieht man undeutliche Röhren vom Centrum nach Aussen strahlen, welche mit den Zellen aussen endigen. Die dicken Zwischenwände sind un- regelmässig punktirt, was an Schwammbau zwar erinnert, aber die Dünnschliffe sind nicht deutlich genug, um bestimmte Aufklärung zu geben. Fig. 6 eine grössere Kugel von Lüne- burg ist vollkommen kugelig, und blos stellenweis etwas ver- = ei 7 Bryozoen: Ceriopora nuciformis. 263 wittert, was aber der Deutlichkeit der Zellen (y vergrössert) zu Gute kommt... Eine andere verzerrte fig. 7 von dort zeichnet sich durch zwei sehr bestimmte runde Löcher ver- schiedener Grösse aus, deren Erklärung einige Schwierig- keit macht. Interessant sind in dieser Beziehung noch grössere Kugeln fig. 8 von St. Acheul bei Amiens, wo sie mit den dortigen Feuersteininstrumenten im Sommethal ge- funden werden. Schon Lyell (L’AnciennetE de l’Homme 1864 pag. 123) hat eine kleinere davon unter Üoscinopora globularis d’Orb. (Orbitolina concaya Parker et Jones) ab- gebildet. Ich danke mehrere, durchbohrte und undurch- bohrte, Herrn Golowkinsky, die unzweifelhaft hierhin ge- hören, trotz der verschiedenen Namengebung. Ob aber die Löcher künstlich sind oder nicht, lässt sich an den Stücken nicht gut entscheiden. Man sieht in dem grossen medianen Kanale dieselben Poren, wie auf der etwas geglätteten Aussenfläche. Die Annahme liegt übrigens sehr nahe, dass sie von Menschen als Perlen, mit denen sie so viele Aehn- lichkeit haben, getragen wurden. Vergleiche hier auch die Löcher von Üellepora volvox tab. 154 fig. 17, wo sie ohne Zweifel natürlichen Ursprungs sind. Im Pläner von Quedlin- burg fig. 9—11 sind die Kugeln verkieselt, wie man an der Härte beim Durchschneiden merkt. Trotz der Gleichheit in der Form erinnert die Kieselfaser doch schon mehr an Schwämme: fig. 9 ist vollkommen rund; fig. 10 zeigt da- gegen zwei deutliche Ringe an kurzem Stiele, die Kiesel (x vergrössert) zeigen Pünktchen, welche durch feine Linien ‚ verbunden werden. Die Durchschnitte fig. 11 (vergrössert) haben innen einen dunkeln Kern, welcher vergitterte Röhren zeigt, die von der Mitte ausstrahlen, und Schwämmen mehr gleichen, als Cerioporen. Doch sehen wir auch hier im Centrum einen Haufen runder Röhrenmündungen. Fig. 12 von dort mit rauh verwitterter Oberfläche (y vergrössert) 264 Bryozoen: Achilleum. gewinnt bereits ein förmlich Schwammartiges Ansehen. Merkwürdig ist der Kalkring, der wie ein Aequator die Kugel in zwei Theile theilt. Da er bei allen vorkommt, so scheint er nicht zufällig zu sein. Hagenow sandte schon früher an seine Freunde Kugeln unter dem Namen Achilleum globosum tab. 153 fig. 15. 14 N. Jahrb. 1839 pag. 260. Einige darunter waren gehörig gereinigt ächte Cer. nuciformis; bei andern fig. 13 (x vergrössert) könnte man schon zweifeln, und jedenfalls hat die eiförmige fig. 14 (y vergrössert) ein verworrenes Gewebe mit Punkten, was sich nur als Schwamm deuten lässt, wozu unter andern auch der kleine Tragos globularis Reuss (Verst. Böhm. Kreidef. II pag. 78 tab. 20 fig. 5) aus dem Pyropensande von Trziblitz gehört, der früher Ceriopora pisum hiess. Im Grünsande von Blackdown finden sich öfter harte Sand- kugeln, die man gern hier herstellen möchte, aber mit der Lupe bemerkt man lauter kleine Kieselnadeln, als wenn es Haufwerke von allerlei Resten wären. Man muss in der Beurtheilung solcher Dinge über- haupt sehr vorsichtig sein. So fand ich seiner Zeit im Weissen Jura « bei Birmensdorf (Aargau) kleine scheinbar getüpfelte Kugeln tab. 153 fig. 15 (x vergrössert), die leb- haft an die nuciformes erinnerten, aber da sie innen späthig sind, so müssen sie bei den Asseln der Asterien tab. 91 untergebracht werden. Gar eigenthümlich sieht fig. 16 aus Kreideresten von Mecklenburg aus: die untere Mandelartige Form, innen wahrscheinlich aus schwarzem Feuerstein be- stehend, hat oben einen punktirten Knopf (y vergrössert), der der gewöhnlichen Ceriopora nuciformis ausnehmend gleicht. Er scheint aus Kalk zu bestehen, ist aber so innig mit der Unterlage verwachsen, dass man beide für zusammen- gehörig hält. Ein Schlag auf das Köpfchen würde uns so- fort beweisen, ob es Seestern oder Koralle sei. Die Feuer- ee} Nr « De ji Bryozoen: Ceriopora parasitica, polytaxis. Nullipora strata. 265 steine können durch ihre schöne Rundung überhaupt leicht verführen. So kommen sie bei Lüneburg bis zu Hühner- eigrösse, und auch wohl darüber vor. Man meint auf der Oberfläche hin und wieder Cerioporentextur zu sehen, aber innen ist alles homogener Kiesel. Wie viele Missdeutungen bei derartigen kleinen Dingen begangen werden, mag Achilleum parasiticum tab. 153 fig. 17—19 Hagenow N. Jahrb. 1839 pag. 260 von Rügen beweisen. Unsere Stücke wurden von Hagenow seiner Zeit mit diesem Namen mir zugesandt: fig. 17 sitzt auf einem gelben Belemnites mucronatus, ist zwar sehr dünn, hai aber ganz genau die Zellenform von Ceriopora nuciformis (x vergrössert), wohin sie ohne Zweifel gehört. Wenn sie “ nun trotzdem Römer (Verst. Nordd. Kreideg. pag. 15) Celle- pora alveolata nannte, so muss das auf Irrthum beruhen. Werden die Lagen nun dicker, so fallen sie ab, und es ent- steht Orbitulites Creplinii fig. 18. 19 Hagenow 1. c. pag. 285, natürlich wieder mit dem ganz gleichen Zellenbau, die Römer 1. c. 24 bei Myriopora von Blainville ebenso un- glücklich unterbrachte, und worin Reuss (Böhm. Kreid. II pag. 64 tab. 14 fig. 7) ihm folgte. Fig. 18 ist unten ganz flach, fig. 19 (etwas vergrössert) dagegen concav mit zier- lichen Streifen auf der Hüllsubstanz. Ceriopora polytaxis tab. 153 fig. 20—32 (Reptomulti- cava) von Mastricht. Ich greife diesen Namen „vielgefügt“ aus der Abhandlung von Hagenow (Bryoz. Mastr. Kreideb. 1851 pag. 5l) nur heraus, denn die Sache schliesst sich als Spielart an die eben genannten eng an. Namentlich haben wir dieselbe Zellenbildung, nur sind es Knollen, die gewöhnlich mit breiter Fläche anwuchsen. Sonderbarer Weise sind sie öfter mit glatten gänzlich porenlosen Kalk- schichten bedeckt, die ich mit dem Namen Nullipora strata fig. 25—29 bezeichnen will, da sie gewöhnlich aus vielen 266 Bryozoen: Nullipora strata. übereinandergelagerten Schichten bestehen. Sie kommen im gelben Kalksände von Mastricht ausserordentlich häufig vor, und die Mannigfaltigkeit ihrer Formen ist nicht zu er- schöpfen: fig. 20 von oben o und von der Seite s zeigt auf dem wulstigen Kopf die bekannten Poren, (y vergrössert), während der Stiel mit einem glatten Callus der Nulliporen bedeckt wird. Fig. 21 ist überall fein punktirt- und das Unterende (U vergrössert) zeigt im Oentrum ein Häufchen feinster Zellenmündungen, während am Rande sich der Längslauf grösserer Röhren anschliesst. Die kleine fig. 22 ist rund und rings mit Zellenmündungen (2 vergrössert) be- deckt. Hätte sie unten nicht eine kleine Ansatzfläche, so könnte man sie von nuciformis nicht unterscheiden. Fig. 23 ist unten hohl und getüpfelt (x vergrössert), oben dagegen wird sie durch einen glatten kissenförmigen Callus, d. h. durch eine Nullipora, abgerundet. Das verzweigte Stück fig. 24 ist rechts eine ächte polytaxis und links bis zur Wurzel eine strata. So gelangen wir zur vielwulstigen Nullipora strata fig. 25, die unten mit breiter Wurzel auf- gewachsen keine Spur von Zellentextur hat. Grössere flache Stücke als fig. 26 habe ich nicht, abgesehen von einigen scheinbar zum Bau gehörigen Grübchen ist die Oberfläche auffallend glatt. Das kleine mehr halbkugelige Stück fig. 27 mit concaver Grundfläche sägte ich durch, und da kamen dann die zahlreichen der Oberfläche parallel gehenden Schichten (x vergrössert) sehr deutlich zum Vorschein. Fig. 28 bildet ein ringsgeschlossenes Ei, kaum irgendwo mit Spuren von Ansatzfläche. Der Oallus ist aber so eigen- thümlich, dass man deutlich sieht, man habe es mit hier- her gehörigen Dingen zu thun. Gar zierlich sind die zahl- reichen Halbkugeln fig. 29, unten mit einer kleinen Änsatz- fläche, aber nirgends Textur, die Oberfläche glänzend glatt, und das Innere compact. Ganz anders verhält sich dagegen Bryozoen: Nullipora strata, labyrinthica, 267 fig. 30, aussen eine ächte Nullipora ist sie innen hohl, be- steht daher blos aus einer Hülle, worin Fremdartiges steckt. In fig. 31 habe ich die hohle Hülle durchschnitten und innen 5b gereinigt, während sie aussen a einer ausgezeichneten Nullipora gleicht. Ebenso ist es bei fig. 32, woran das Oberende o sich auffallend verflacht, während Kopf mit Stiel s etwas Keulenförmiges hat, aber innen i steckt der deutliche Rest einer Sternkoralle, die wie in einer Kalk- sinterschicht sich zu verbergen scheint. Beim Schlemmen der Kreide kommen ebenfalls eine Menge ähnlicher Dinge zum Vorschein. Den kleinen weissen glatten Dreizack mit comprimirten Armen fig. 33 würde man nur für Nullipora halten, denn der Arm links ist oben vollständig gerundet und glatt geschlossen; aber der rechte Arm (B vergrössert) zeigt eine Bruchstelle, worin eine deutliche Eschara sitzt, die von der callösen Masse auf das Beste umhüllt wird. Das koorrige vieleckige Stück fig. 34 ist dagegen ganz umhüllt, nur dass einige Gruben auf innen verborgene Reste deuten könnten. Am auffälligsten zeichnet sich Nullipora laby- rinthieca fig. 35 (x zweifach vergrössert) aus: das Ganze besteht aus einem Guss, der mit groben Knochenzellen Aehnlichkeit hat. Sämmtliche Durchbrüche communiciren miteinander, nirgends sieht man eine Bruch- oder Ansatz- fläche, und die Porzellanartigen Stränge sind glatt und com- primirt. Dazwischen liegen dann wieder dieselben ver- krüppelten Cerioporen, wie die vieleckige unten an der Anwachsstelle ausgehöhlte fig. 36 darthut, die zahlreichen Zitzenauswüchse namentlich am Kopfe o sind meist ge- schlossen, nur hin und wieder hat einer eine Centralhöhle, aber sonst ist alles gleichmässig mit Poren (x vergrössert) überdeckt. Zuweilen erinnern die Poren an Zeichnungen von Asterienasseln, wie fig. 37. x (vergrössert), aber die- selben sind doch im Allgemeinen kleiner, und die Art, wie 268 Bryozoen: Ceriopora tenera. die Zitzen sich von der Unterlage absondern, spricht für Cerioporen. Weniger knorrig und klotzig, aber sonst im ganzen Wesen ähnlich ist Ceriopora tenera tab. 153 fig. 33—49 von Mastricht. Hagenow (Bryoz. Mastr. Kreid. V. 14) stellte sie zur Hetero- pora, doch tritt die Ungleichheit der Zellen wenig hervor. Sie gehört zu den Massenvorkommen, und findet sich daher oft im Handel. Um absolute Gewissheit kann es sich natür- lich bei solchen Dingen nicht handeln. Goldfuss (Petref. Germ. tab. 10 fig. 3) hat sie daher wahrscheinlich unter Ceriopora cryptopora inbegriffen, da mit blossen Augen die Zellen nicht wahrgenommen werden. Um die Vielgestaltig- keit darzulegen habe ich nur Einiges herausgegriffen: fig. 38 gleicht einer wulstigen Keule mit dünnem Stiel, der aber unten (% vergrössert) die Anwachsstelle zeigt. Fig. 39 liefert einen ähnlichen aber kurzstieligeren Kolben, worauf. sich oben, wahrscheinlich schmarotzend, ein langer Zitzen setzte, da dessen Ansatzrand ein gestreiftes Hüllband zeigt. Wuchsen solche Zitzen selbständig weiter, so entstanden Formen wie fig. 40, die mit gar vielen Species Aehnlich- keit haben, und sich nur durch die feinere Punktirung unterscheiden. Fig. 41 bildet einen unregelmässigen Bogen, der aber unten eine deutliche Ansatzfläche hat. Die ge- fällige Gabel fig. 42 hat unten wieder einen verjüngten Stiel, der allein an seiner äussersten Spitze (u vergrössert) eine Ansatzfläche zeigt. Mehr entstellt ist fig. 43, woran die linke Gabel kolbig und stumpf doppelköpfig wird. Die Querlinie am Stiel (x vergrössert) besteht aus Hüllmasse, und beweist, dass das gabelige Oberende durch einen be- sondern Aufsatz entstand. Fig. 44 besteht dagegen wie aus einem Guss, und nur mit Mühe bemerkt man unten bei #, wenn auch gerade keinen Anwachspunkt, so doch die Stelle, von der aus das Wachsen vor sich ging, wie Bryozoen: Ceriopora tenera. 269 schwache ringförmige Eindrücke beweisen. Fig. 45 ist das Bruchstück eines grössern Zweiges, wo an der untersten schmalen Stelle der Ansatz (x vergrössert) noch klar wird. Auf der Oberfläche sind dagegen die Zellenmündungen stellenweis verpappt (y vergrössert), oder iu Folge dessen sehr verengt. Der linke kürzere Zweig ist bis zum Gipfel ganz, der längere rechts dagegen abgebrochen. Fig. 46 ist wieder sehr plump, und knüpft damit an polytaxis an. Ueberhaupt soll man nur nicht meinen, dass man alle diese zahllosen Nüancirungen durch Namengebung erfassen könne. Das Verwachsen mit andern Thieren ist oft lehrreich. So hat die dickstielige fig. 47 zwei ausgebildete oben ge- schlossene Zinken. Nur der dritte Vorsprung zeigt auf dem Gipfel ein Loch, vielleicht blos in Folge von Verletzung. Dagegen finden wir unten eine breite Ansatzfläche (u ver- grössert) mit Löchern, worin eine Escharites distans einge- wachsen ist, von der die Üerioporenzellen allseitig aus- gehen. Die kleine fig. 48 zeigt zwei Hauptlager, wie an den Ringen der beiden abgebrochenen Zacken klar wird. Verpappungen (y vergrössert) werden hin und wieder auf der Oberfläche gesehen, wodurch stellenweis ein Hetero- porencharacter entsteht, der an andern Flecken wieder ver- schwindet. Besonders zierlich ist auf der untern Bruch- fläche (x vergrössert) ein weissglänzendes Plättchen mit sehr regelmässig gestellten aber sparsamern Löchern, die sich von der Umgebung plötzlich sehr wesentlich unterscheiden. Wenn nun vollends andere Species fig. 49 (x y vergrössert) hineinverwoben werden, so kommen ganz eigenthümliche Bildungen zum Vorschein. In unserm Falle verwuchs mit den dünnen Cerioporenschichten ein Celleporenlager so innig, dass beide sich verschiedene Mal gegenseitig decken: an dem vergrösserten Ende x sieht man am untern Kopfe, der 970 Bryozoen: Ceriopora Bosquetiana, crassa. sich aus der ringförmigen Bruchfläche sehr schön heraus- schälte, nur Cerioporenzellen; am obern dagegen treten innerhalb einer kreisförmigen natürlichen Vertiefung auf- geblasene Zellen von Üellepora deutlich hervor, namentlich aber am Unterende y, wo durch die Zellen immer wieder Punkte von ÜÖerioporen durchbrechen, bis letztere an der Schichtfläche die Oberhand gewinnen, und nur einzelne Häufchen von Celleporen darin verwoben sind. Stellipora Bosquetiana tab. 153 fig. 50 Hagenow I. c. 5. 8 von Mastricht scheint sich gerade nicht wesentlich von den genannten zu unterscheiden. Der kolbige Kopf hat oben mehrere Buckel (x vergrössert), die von der Unter- lage öfter durch ein dünnes Hüllband getrennt sind, daran stehen grössere Löcher in Reihen untereinander, die etwas verpappt erscheinen. Wo die Pappe fehlt, sind die Löcher wie bei den andern. Von einer Faltung, wie bei Ceriopora stellata, ist nirgends die Rede, dagegen bildet die Ansatz- fläche w eine breite rauhe Platte. 2 Heteropora erassa tab. 155 fig. 51—64. Ich greife auch hier blos einen von Hagenow’s Namen |]. c. V. 12 heraus, da sie wieder zu den zahlreichsten gehört, die im gelben Kalksande von Mastricht liegen. Die Ungleichheit der Poren fällt meist sehr auf, weshalb man sich das Sub- genus gefallen lassen kann. Fig. 51 bildet einen oben schön zugerundeten unten aber verbrochenen Cylinder. Die Un- gleichheit der Zellenmündungen (x vergrössert) tritt sehr in die Augen. Die vollständige unten mit erhaltener Ansatz- fläche versehene fig. 52 wird wulstiger und hat schon Nei- gung oben zwei Köpfe auszubilden. Krumm und schwach kolbig ist fig. 53, dagegen hat fig. 54 in Folge von Ver- krüppelung eine Käseförmige Verdickung, die aber die Porung nicht ändert. Fig. 55 beginnt die Gabel, welche ohne Zweifel Goldfuss (Petr. Germ. 10. 9) unter Ceriopora Bryozoen: Ceriopora crassa, verrucosa. >71 dichotoma begriff. Wie klein die langgestielten Abände- rungen werden können, zeigt fig. 56, ohne dass die Porung (x vergrössert) sich wesentlich änderte. Den langen Stielen steht wieder der ganz kurze fig. 57 gegenüber, woran die vergrösserte concave Anwachsfläche « zeigt, dass nichts weg- brach. Das winzige Wärzchen (w vergrössert) darauf rührt von einem Schmarotzer her, der sich durch ein glattes Bänd- chen von der Unterlage abhebt, und gleichmässige Löcher wie Ceriopora milleporacea hat. Fig. 58 weicht zwar nicht wesentlich ab, aber die grössern Zellenmündungen (y ver- grössert) scheinen in schiefen Reihen zu stehen, wie es Hagenow 1. c. V. 15. 5 von seiner dichotoma zeichnete. Fig. 59 mit breiter Wurzelfläiche w gehört dazu, ebenso das zierliche Stückchen fig. 60, welches Hagenow l. c. V. 17 als Heteropora Dumonti aufführte. Hier stets das Richtige zu treffen, und namentlich die Uebergänge gehörig zu ver- mitteln, hält schwer. So hat fig. 61 die äussere Punktation der gewöhnlichen crassa, aber der Querschnitt (y vergrössert) zeigt im Centrum eine wirre Masse, worin sich nur verein- zelte grössere Zellenmündungen hervorheben. Die ge- streckte fig. 62 wird bei sehr ungleicher Porung (y ver- grössert) auf der Oberfläche entschieden wellig und bucklig, was sich in fig. 63 zu förmlichen Einschnürungen gestaltet, während in fig. 64 die glatten Zweige so aufeinander gepackt liegen, und dabei noch mit besondern Straten bedeckt sind, dass man sich kaum darin zurecht findet. Dennoch steht man an, aus allen solchen wenn auch noch so in die Augen springenden Formenverschiedenheiten Species zu machen, so lange der Bau der Zellen nicht wesentlicher abweicht. Zwar liegen zwischen den vergrösserten Löchern z& in fig. 63 nur wenig feine Zwischenpunkte, aber der Character der grössern bleibt sich gleich, und so gelangen wir zur Plethopora verrucosa tab. 153 fig. 69—72 Hagenow IAD Bryozoen: Cerivpora verrucosa, spiralis. Bryoz. Mastr. Kreid. pag. 45 tab. 5 fig. 10, wo bei characte- ristischer Ausbildung die gleichmässigen Poren haufenweis ("X7905) deutlicher sind, als an den verengten Zwischen- stellen; der Character der Zellen ist der ächter Cerioporen. Fig. 65 hat zwar nur geringe Einschnürungen, aber die Verpappung in der Enge ist doch recht deutlich (x ver- grössert. Unten links brach ein Zweig ab. In fig. 66 wird die Knotung schon deutlicher (y vergrössert), und zwi- schen den Knoten windet sich die Pappmasse unbestimmt fort. Noch stärker sind die Köpfe in fig. 67 ausgebildet, aber die Verpappung tritt dabei fast ganz zurück, so dass sie zur tenera fig. 44 vollständig hinüberspielt. Fig. 68 liefert uns blos eine unten abgebrochene Endspitze mit fast kugelförmigen Köpfen, und ohne Verpappung. Die Löche- rung neigt sich sogar zur Heteropora crassa fig. 5l. Das Oberende fig. 69 breitet sich oben zu einer Zweiköpfigkeit aus. Die Endspitze fig. {O0 ohne Verpappung, aber mit ver- hältnissmässig grossen Löchern. Etwas Absonderliches hat die Spitze fig. 71 mit vier ganz isolirten nach einer Seite gekehrten Köpfen, die mit Plethopora truncata Hagenow ° ]- e. V. 11 ziemlich gut stimmt. Die convexen Köpfe haben nur auf der Oberseite a (A vergrössert) gleichmässige Zellen- mündungen, die zwischen hinein auf den engen Hälsen und namentlich auf dem Stücke b (B vergrössert) verschwinden. Es erinnert das schon an das Wachsthum der Reteporen. Fig. 72 hat zwar ganz den Wuchs einer Plethopora, allein alles ist so stark verpappt, dass man kaum etwas von Porung bemerkt. Merkwürdig ist links der aufrechte Schlauch [, durch welchen man einen dicken Faden stecken kann. Ganz besonders zierlich ist Ceriopora spiralis tab. 153 fig. 73 Goldf. Petref. Germ. tab. 11 fig. 2 vom St. Petersberge bei Mastricht, welche schon Faujas von dort als Milleporite en colonne torse Bryozoen: Ceriopora milleporacea. 273 abbildete. Hagenow stellte sie zur Teerebellaria von Lamou- roux, die aber dem Oolith von Caen angehörig ganz ge- drängte Spirallinien mit gestreckten Röhren der dortigen Diastoporen haben. Daher machte Orbigny (Terr. eret. V. 883) eine Spiroclausa daraus. Spiropora wäre passender, da dieser Name von Lamouroux unpassend auf geringelte Formen (Cricopora) angewandt wurde. Unser Stock hat noch ächten Cerioporencharacter, nur windet sich die Haupt- säule, welche unten auf drei Zacken ruht, in linker Spirale empor, auf den Rücken der Umgänge (x vergrössert) mit freien und in den Furchen mit verpappten Löchern. Ceriopora milleporacea tab. 155 fig. 76. 77 Goldfuss Petr. Germ. pag. 34 tab. 10 fig. 10 von Mastricht hat so grosse Zellenmündungen, dass sie mit blossem Auge deut- lich verfolgt werden können, wie fig. 76 von Mastricht zeigt. Die Löcher (z vergrössert) rund und weit offen gewinnen allmählig zwar ein anderes Ansehen, aber sie stehen doch noch zerstreut, und nur selten liegt mal ein kleines da- zwischen. Da der Kreidesand sich leicht in die Oeffnungen setzt, so ist es unter Umständen nicht möglich, die ver- pappten Löcher von den offenen zu unterscheiden. Die Zellen in der Axe o sind zwar kleiner als aussen, aber im Verhältniss lange nicht so klein, als bei gracilis. Das kleine Stück fig. 77 von Rügen zeigt lauter freie sehr dickwan- dige Löcher (x vergrössert), was namentlich auch auf dem vergrösserten Querbruch g deutlich hervortritt, während im Oentrum desto dünnwandigere Maschen aufsetzen. Die Porengrösse ist aber bei diesen kleinen Dingen so mannig- fach, dass in der Abgrenzung viele Schwierigkeiten ein- treten. Ich habe zwei ähnlich geformte Cylinder fig. 74 und fig. 75: in fig. 75 kann man die Löcher soeben noch mit blossem Auge wahrnehmen, bei fig. 74 geht das nicht ohne Lupe. Die entsprechenden Vergrösserungen 2Yz Quenstedt, Röhrenkorallen. 18 274 Bryozoen: Ceriopora gracilis. zeigen die Stufenfolge. Wir werden hier zu derselben Be- merkung genöthigt, wie bei den Favositen und Chzteten des Uebergangsgebirges, wo ebenfalls das Caliber ausser- ordentlich wechselte. Ceriopora graeilis tab. 153 fig. 78—85. Goldfuss Petr. Germ. tab. 10 fig. 11 von Mastricht hat das Bild gut aufgefasst. Die Zellen haben nicht blos einen mehr sechs- seitigen Umriss, sondern sie werden in der Axe auch auf- fallend kleiner. Römer (Verst. Nordd. Kreid. 1841 pag. 18) nannte sie daher Meliceritites, meinend, dass sie mit der lebenden Melicerita von Milne-Edwards eng verwandt sei. Hagenow (Bryoz. Mastr. Kreid. 1851 pag. 56 tab. 1 fig. 15) brachte sie dagegen bei Escharites unter. Bei verpappten Zellen sollen die Mündungen dreieckig werden. Doch scheint das meist nicht wichtig zu sein. Fig. 78 ist ein kurzer Oylinder von Rügen, der Umriss der Zellen (x ver- grössert) ist mehr rund als eckig, und die kreisförmige Unterfläche (x vergrössert) hat lauter feine Löcher in der Axe, welche von einem Kreise grösserer umringt werden, die unmittelbar zu den äussern Zellen führen. Fig. 79 von Mastricht ist höchst ähnlich: das gerundete Oberende (0 ver- grössert) ist im Oentrum fast ganz verpappt, und erst nach dem Rande hin nehmen die Zellenmündungen allmählig an Grösse zu, unten (« vergrössert) umringt dagegen wieder ein grösserer Lochkreis die kleinen. Die Ansicht s (ver- grössert) in halber Wendung des Unterrandes zeigt, dass die grössern Randlöcher den äussern Zellen genau correspondiren. Die kleinen Löcher in der Axe, da sie am Anfange « und Ende o fast in gleicher Grösse und Ausdehnung auftreten, scheinen zum Theil der ganzen Länge nach durchzugehen, obgleich wohl manche darunter das innere Ende der äussern Zellen bilden mögen. Fig. 80 hat ein doppeltes Kopfende (0 vergrössert), jedes mit kleinlöcheriger und verpappter EEEEHIG > Bryozoen: Ceriopora gracilis. 275 Axe, die Löcher der Seiten (s vergrössert) sind rund, aber öfter deutlich ganz verpappt; wenn eine Oeffnung darin ist, muss sie sehr klein sein, da sie den stärksten Lupen ent- geht. Auch unten (uw vergrössert) erscheint das Centrum verpappt, die äussern Furchen (links) entsprechen dem Längslaufe der Zellen, und die kleinern Löcher (rechts) den innern Zellenmündungen. Die Stäbe werden nun dicker fig. 81, das Kopfende (0 vergrössert) sitzt etwas schief, und endigt mit einer sehr markirten feinlöcherigen Kreisplatte, um welche die Zellenlöcher und Zellenfurchen stehen. Die ziemlich dieke fig. 82 hat oben (o vergrössert) nur eine kleine Platte, um welche die aufgerissenen Zellen im Kreis liegen und nach unten sich allmählig erweitern. Meine dickste fig. 33 breitet sich unten in einer dicken Wurzel von elliptischem Umriss aus, die Sohle davon ist ganz ver- pappt, auch die Zellen auf den Seiten sind von Papp- streifen durchzogen, und haben in Grösse und Form viel Un- regelmässiges, während Parthienweis ganz normale Zeich- nungen auftreten. Das abgebrochene Oberende (gq ver- grössert) scheint im Centrum eine ganz feste Kalkplatte zu haben, um welche sich dann die innern Zellenöffnungen in drei Hauptkreisen lagern. Damit auf das engste verwandt ist der dicke gelbe Gabelzweig fig. 834. Davon weichen auch die dünnen Gabeln fig. 85 wenigstens nicht wesentlich ab, denn man sieht auch hier schon die Zellenmündungen mit blossem Auge. Unten im Centrum (u vergrössert) heben sich sieben Löcher durch Grösse hervor, wie man das auch bei fig. 79 oben und unten sieht. Fig. 86 ist der linke Arm oben ganz, innen (0 vergrössert) die Axe verpappt, und dann nehmen die Löcher zum Rande hin allmählig an Grösse zu. Man kann aber unmöglich auf alle solche kleinen Unterschiede Species hasiren. Bei Mastricht kommen solche Gäbelchen massenhaft vor. Einen Theil derselben fig. 87”—90 18 * 276 Bryozoen: Ceriopora distans. Cavaria biceps, arcuata, ramosa. nannte Hagenow ]. c. 1. 16 Escharites distans, auch sie be- halten die kleinlöcherige Axe bei, allein die äussern Zellen sind mehr in die Länge verzerrt, wie die Vergrösserung x fig. 87 darthut. Fig. 88 (o vergrössert) zeigt uns die ver- schiedenen Axenlöcher. Die Zweige fig. 89 werden nun immer dünner, aber selbst auf den dünnsten fig. 90 kann man die länglichen Zellen noch mit blossem Auge erkennen. Einige Verpappungen finden sich hin und wieder an be- schränkten Stellen, zuweilen kommen aber sogar glatte Ringe vor fig. 91 (x vergrössert), die. sich distanzenweis wiederholen, worauf A. d’Orbigny (Terr. eret. pag. 701 tab. 616) seine Peripora gründete. Während sich nun gar oft die Zahl und Grösse der Axenlöcher mannigfaltig ändert kommen jetzt sogar auch Hohle Axen tab. 153 fig. 92—95 vor, wornach Hagenow (Br. Mastr. Kr. pag. 53) seine Gavaria benannte. Die kleine Cavaria biceps fig. 92 stimmt im Habitus vollständig mit C. pustulosa Hag. 1. e. 6. 2 hat aber keine Pustelmündungen, sondern längliche Zellenöffnungen gleich der OÖ. micropora l.c. 6.3. Wie unsere Vergrösserung x von der Breitseite zeigt, so runden sich die Köpfchen um die grossen Löcher zierlich ab. Von der Schmalseite tritt nur ein Loch ins Auge, unten liegt dagegen quer eine an beiden Seiten offene Röhre vor, (y vergrösserte Mündung). Den kleinen Bogen darunter könnte man Oavaria arcuata fig. 93 nennen, so zierlich schwingt sich das Stückchen mit seinen drei Oeffnungen, eine unten «, und je eins links und rechts (y vergrössert von oben), dazwischen liegen dann Üerio- porenartige Löcher. Cavarıa ramosa fig. 94 Hag. 1. c. 6.1 bildet dagegen langstielige Gabeln mit mehr zerrissenen Zellenmündungen (2 vergrössert). Die centrale Höhle (w ver- grössert) ist kleiner. Oavaria findet sich zwar nicht häufig, aber die Höhlung macht doch einen eigenthümlichen Ein- Bryozoen: Ceriopora variabilis, milleporacea. ner druck. Hagenow fand im Längsschliff Concameration, wie die Copie von Ö. mieropora fig. 95 darthut. Es fällt das sehr auf. Vergleiche hier auch die weiter unten beschrie- bene Ccelocochlea tab. 155 fig. 22—25. Das Verfolgen der Zellen in der Axe mittelst Schliffe hat bei den feinzelligen, wie gracilis tab. 153 fig. 96, grosse Schwierigkeiten. Man hängt dabei vom Zufall ab, doch scheinen die äussern Zellenmündungen in der Axe sich all- mählig zu verengen, und mit den feinsten Röhren zu be- ginnen. Nur die obern Axenkanäle an den Endspitzen würden dann nicht zur gänzlichen Ausbildung gekom- men sein. Ceriopora variabilis tab. 153 fig. 97—99 Goldfuss Petref. Germ. pag. 105 tab. 37 fig. 6 aus dem Mitteltertiär von Astrupp bei Bünde im Ösnabrück’sehen hat dünnwan- dige Zellen, welche distanzenweis von verpappten Ringen umgürtet sind, was Orbigny zum Namen Zonopora veran- lasste, und später zur Peripora etc. In der Axe liegen viele feine Kanäle: fig. 97 etwas abgerieben ist oben ganz, mit flacher Vertiefung auf den beiden Enden. Die Narbe unten links scheint auch wenig verletzt zu sein, das Unter- ende « (vergrössert) zeigt die vielen kleinen Zellen in der Axe. An der kleinen verbrochenen Gabel fig. 98 kann -man die verpappten Ringe mit blossem Auge noch gut sehen. Das dickere Stück fig. 99 lässt auf der Bruchfläche (x vergrössert) die Axenzellen sehr deutlich erkennen; die dünnwandigen Zellen (y vergrössert) der Aussenwände stehen weit offen; am abgestutzten Unterende u (U vergrössert) sieht man, dass die Röhren ziemlich weit schief nach innen laufen, und sich hier verengen. Auf ihren Wänden meint man mit scharfen Lupen feine Grübchen oder Poren zu entdecken. Goldfuss (Petr. Germ. pag. 35 und 244) er- wähnt von demselben Fundorte auch eine Ceriopora mille- 278 Bryozoen: Ceriopora milleporacea. Pustulipora madreporacea. poracea tab. 153 fig. 100, welche mit der gleichnamigen der Kreide fig. 76 allerdings Aehnlichkeit hat, aber der grösste Theil der Oberfläche ist mit einer dicken Kalkrinde nach Art der Nulliporen überzogen, auch kommen in der Axe wenige kleine Zellen vor, die meisten strahlen gleich diekwandig nach aussen (y vergrösssert), und auf den Wänden sieht man mit scharfer Lupe feine Punktationen. Die Zwischenwände (x vergrössert) sind breit, und die Löcher werden am Rande der Pappmasse sehr klein. Auch auf der Pappe sieht man öfter feine Grübchen fig. 101. x (vergrössert). Es kommen dicke vielzackige Stücke fig. 102 vor, die aussen blos dicke Pappmasse zeigen, während man auf den Bruchflächen deutliche Zellen- strahlen sieht, und unter Umständen auf der hohlen Innen- seite der Pappe auch Zellenmündungen. Ceriopora madreporacea tab. 155 fig. 103 Goldf. 1. ce. 10. 12 von Mastricht wurde wegen ihrer aufgeworfenen Zellenränder von Blainville (Dietionn. sciene. nat. 1830 Bd. 60 pag. 382) zur Pustulopora (Pustulipora) erhoben. Die Pusteln um die Zellenmündungen haben öfter Characte- ristisches, finden sich aber keineswegs innen gleich deutlich ausgebildet. Unser Exemplar weicht zwar von dem Gold- fuss’schen Exemplar, was Hagenow 1. c. 1. 8 nochmals ab- bildete, etwas ab, stimmt jedoch in allen andern wesent- lichen Merkmalen überein, namentlich auch bezüglich der porösen Axe (2 vergrössert). Kigenthümlicher Weise ziehen sich zwischen die Pusteln strichweise unregelmässige Poren herein, die so lebhaft an Heteropora crassa tab. 153 fig. 51 erinnern, dass ich sie lange nur als eine Abart derselben in anderm Entwicklungsstadium hielt. Noch eine dritte Eigenthümlichkeit bilden eiförmige Zellen (y vergrössert), welche an mehreren Punkten zum Vorschein kommen. Bei flüchtigem Anblick hält man sie für schmarotzende Üelle- Bryozoen: Pustulipora rustica, geminata, trigonopora, dubia. 279 poren, aber da sie sich vollständig an die übrigen Zellen- öffnungen anschliessen, so wird man genöthigt, sie für ver- schiedene Entwickelungsstadien- des gleichen Thierstockes zu halten. Pustulipora rustica tab. 153 fig. 104 Hagenow 1. c. 1.5 von Mastricht sind äusserst zierliche kleine Dinge, die Pusteln ragen aber sehr hervor (x vergrössert) und in der Axe (y vergrössert) fehlen die feinen Röhren, wir sehen an den Querbrüchen blos Röhren in verschiedener Zahl und Höhe nach aussen und oben verlaufen, wodurch sie sich schon der Glauconome (Vincularia) anschliessen. D’Orbigny (Terr. eret. V. 787) nannte sie zwar Entalophora raripora, bildete aber darunter etwas anderes ab, als Hagenow. Aehn- lich verhält sich die Axensubstanz von Pustulipora geminata tab. 153 fig. 105 (x vergrössert) Hagenow I. 11 von Mastricht, aber die winzigen Gabeln lassen sich schwer beobachten. Die länglichen Zellen sind aussen zwar aufgerissen, stellen sich aber gern paarweis, wie der Name andeutet. Bei Pustuli- pora trigonopora tab. 153 fig. 106 Hagenow (Bryoz. Mastr. Kreid. pag. 25) aus der Weissen Kreide von Rügen neigen sich die Löcher der Pusteln zum Dreieckigen (x vergrössert), aber hier tritt in der Axe wieder eine feinpunktirte Platte auf, die freilich mit den äussern Zellen nicht wie bei Cerio- poren in unmittelbarer Verbindung zu stehen scheint. Pustulipora dubia tab. 153 fig. 107 Hagenow 1. ce. 1. 10 von Mastricht hat gedrängte Löcher von Backofenform, unten gerade und oben gerundet (x vergrössert) stehen sie im schönsten Quincunx. Die Axe innen (w vergrössert) zeigt wieder viele feine Löcher im Centrum. Den Löchern nach zu urtheilen scheint es Entalophora Meudonensis Orb. Terr. eret. tab. 623 fig. 8 von Meudon zu sein. Ceriopora artieulata tab. 153 fig. 108 Hagenow Jahrb. 1339. 284 und bei Geinitz (Grundriss Versteinerungsk. 1846 280 « Bryozoen: Ceriopora artieulata, velata. tab. 23. b fig. 16) aus der Weissen Kreide von Rügen gehört mit zu dem zierlichsten Zellenbau, den man kennt. Die Stöckchen sind knotenförmig eingeschnürt, in den Ein- schnürungen münden die Zellen verwirrt und undeutlich, wie es ächten Cerioporen geziemt; auf den Anschwellungen (x vergrössert) stehen sie dagegen scharf ausgeprägt reihen- weis übereinander, ganz wie es A. d’Orbigny (Terr. eret. V tab. 647 fig. 6. 7) von Domopora clavula zeichnete. Was er aber nicht zeichnet, das ist der characteristische Quer- bruch (@ vergrössert), worin von sieben grössern Zellen des Centrums zahlreiche Reihen nach aussen strahlen, öfter sind die Seitenwände dieser Reihen so dick, dass man die Strahlen für langgezogene concamerirte Zellen halten könnte, was sie aber nicht sind, sondern es entsprechen die Verdickungen blos den breitern Räumen, welche die äussern Längsreihen der Poren von einander trennen. Zu anderen Betrachtungen führt uns Ceriopora velata tab. 153 fig. 109 Hagenow Jahrb. 1839 pag. 285 tab. 5 fig. 6 aus der Kreide von Rügen. Römer (Verst. Kreid. pag. 17) stellte sie an die Spitze seines Geschlechtes Escharites, und Hagenow (Geimitz, Grundr. Verst. tab. 23. b fig. 19) zur Vaginopora des Defrance, die beide wohl nicht wesentlich von einander abweichen. Die Zellenmündungen scheinen hier theilweis ganz, theilweis halb verwachsen zu sein: so sieht man bei a (x vergrössert) rundliche Löcher in einem undeutlichen Netze, in manchen Maschen des Netzes erscheint noch um die Oeffnung ein Ring, der an Glauconome erinnert. In 5 (y vergrössert) sind dagegen alle Oeffnungen geschlossen, es breitet sich über die ganze Rundung des Stöckchens ein überaus zierliches Netz von sechseckigen Maschen aus. Auf dem Querbruch (Q vergrössert) treten dagegen die deut- Bryozoen: Ceriopora striatopunctata. Glauconome. 281 lichsten Reihen von Löchern auf, fast so schön, wie in der nebenstehenden articulata. Ceriopora striatopunetata tab. 153 fig. 110 Hagenow Jahrb. 1839. 283 von Rügen gehört zwar zu den markir- testen Formen, dennoch finde ich sie unter der grossen Menge bei d’Orbigny nicht, wenn nicht etwa Vincularia Lorierei Terr. erdt. tab. 601 fig. 18 dazu gehört. Zwischen Längs- und Querfurchen, die undeutliche rechtwinkliche Gitter erzeugen, stehen die kleinen Grübchen in flachen Vertiefungen (x vergrössert). Nur auf einer Seite scheint diese Ordnung auf schmalem Längsbande etwas gestört. Das Stöckchen im Querschnitt (Q vergrössert) erscheint etwas comprimirt, ist aber mit feinen Zellenpunkten erfüllt. Auf dem schmalen Rande haben die Zellenmündungen eine pustu- löse Erhebung. Durch Verwitterung werden die Stäbe leicht hohl. Heteropora dichotoma tab. 153 fig. 111 Hagenow Bryoz. Mastr. Kr. V. 15. i von Mastricht liefert kleine Stäbchen, die gut erhalten auf der Oberfläche eiförmige Zellen (x ver- + grössert) mit einer runden Oeffnung am Oberrande zeigen. Zwischen den Zellenrändern selbst sieht man noch kleine Pünktchen, die allerdings an Heteropora crassa erinnern. Der Querbruch (x vergrössert) zeigt Massen kleiner Löcher, die sie an die Seite der Cerioporen stellen. Glaueonome nannte Goldfuss (Petref. Germ. I pag. 100) winzige Stäbchen aus dem Tertiärsande von Astrupp bei Osnabrück. Die verhältnissmässig grossen Zellen entspringen direct aus der Axe, und sind an der Mündung gern durch einen Ring bezeichnet. Wir haben den Namen pag. 169 schon im Kohlengebirge erwähnt, da bei der allgemeinen Unsicherheit solcher Geschlechter von den Schriftstellern gar leicht Missgriffe gemacht werden. Defrance (Dietionn. se. nat. 1829 Bd. 58 pag. 214) nannte das Geschlecht gleich- 282 “ Bryozoen: Glauconome. zeitig Vineularia, und vor ihm Cuvier schon Salicornaria. Glauconome matrona tab. 153 fig. 112 Hagenow Jahrb. 1839. 292 von Rügen. Die grossen durch schiefe Rippen getrennten Zellenmündungen stehen in acht alternirenden Reihen übereinander (x vergrössert). Die Masse zwischen den Rippen hat eine lichtere Farbe, und erscheint wie eine Art Ring. Im Querbruch (Q vergrössert) fehlen die Cen- tralporen, man sieht ein erhabenes Kreuz vom Centrum etwas nach oben strahlend, worin vier Reihen keilförmiger Zellen sitzen; die Vertiefungen dazwischen führen zu den vier damit abwechselnden Reihen. Freilich hält es meist etwas schwer, klare Durchschnitte davon zu bekommen. Die Menge der Species ist gross. Wenn die Zellenreihen sich vermehren, so bekommen sie Aehnlichkeit mit Cerioporen. So erhielt ich vor langer Zeit eine Glauconome trigona tab. 153 fig. 113 durch Hagenow von Rügen, hier zählt man an den dünnen Stöcken bis zwanzig alternirende Zellen- reihen. Bei d’Orbigny (Terr. er&t. V tab. 601) möchten sie wohl unter Vincularia grandis und dubia versteckt sein. In den Vertiefungen eines undeutlichen Maschenwerks drin- gen Löcher ein, die öfter einen dreieckigen Umriss anzu- nehmen scheinen. Im Querbruch (Q vergrössert) bemerkt man zehn strahlende Zellen, jede auf dem Rücken mit einem Loch, das wohl ohne Zweifel eine Verbindung mit der Nach- barzelle andeutet. Dazwischen liegen zehn schmale Furchen, zuweilen mit einem erkennbaren Durchbruch, der zu den darunter folgenden Zwischenzellen führt. Brechen ein Paar Zellenreihen heraus (2 vergrössert), so kann man die zier- lichen Zellen der ganzen Länge nach bis zur Axe verfolgen, sie sind in der Mitte eingeschnürt, und das äussere Ende erweitert sich etwas trompetenförmig. Im Tertiär von Astrupp hat Goldfuss nicht blos eine sechsreihige hexagona, sondern sogar auch eine tetragona tab. 153 fig. 114 Petref. b> u Er m, E PH 4 HL vr Bryozoen: Cellepora. 283 Germ. tab. 36 fig. 7 unterschieden. Der Character der Zellen scheint sich auch hier gleich zu bleiben. Cellepora tab. 153 fig. 115 etc. Lamarck (Animaux sans vert®br. 1816 II. 169) nahm das passende Wort von seinen Vorgängern (Fabricius, Ellis) auf, und suchte es hauptsächlich für lebende Formen zu be- gründen. Schon die Masse von Speciesnamen legt ein Zeug- niss ihrer Bedeutung ab. Goldfuss Petref. Germ. pag. 26 warf ausdrücklich Discopora damit zusammen. Aber erst die spätere Zerspaltung in zahllose Untergeschlechter that dar, wie wenig Sicherheit auch in dieser Abtheilung zu finden ist. Die fossilen Formen lagern entweder nach Art der Schmarotzer auf einer fremden Unterlage (Rindenfor- men), Johnston’s Lepralia von Aeroög schorfig und AXtx Meerbewohnerin; oder bilden massive Stöcke (Massenfor- men), deren Zellenlager sich umeinander wickeln, wozu Cellepora volvox tab. 154 fig. 14 ein Musterbild gibt. Freilich liegen dazwischen dann alle möglichen Uebergänge zu den Cerioporen, so dass man sich nicht wundern darf, wenn die Namen öfter vermischt wurdeu. Die Löcher ächter Celleporen sollen sich jedoch nie als längere Röhrchen nach innen verfolgen lassen, sondern immer wieder auf- und durch- einander absetzen. Bei vollständigen Zellen finden wir unten ein kalkiges Substrat, oben dagegen zum Schluss einen ge- wölbten Deckel mit feiner Mündung, vor welcher öfter eine geschwollene Haube das Ovicell, und unter welcher ein feines Doppelloch den Ansatz eines Avieularium bezeichnet. Man darf übrigens den mannigfachen Zusammenhang mit den Auloporen pag. 107 nicht aus dem Auge verlieren, worauf neben Diastopora sogar noch vielfach der Name Cellepora angewandt ist. Ich will daher aus der Menge 284 Bryozoen: Cellepora polythele. nur einiges Wichtige herausgreifen, ohne mich zu streng an die systematischen Namen zu binden. Cellepora polythele tab. 155 fig. 115—120 Reuss foss. Polyparien Wiener Tertierbeckens pag. 77 tab. 9 fig. 18 (Haidinger Naturw. Abh. 1848 II) aus dem Neogen in den Steinbergweingärten von Voitelsbrunn bei Nikolsburg in Mähren, wo sie in ziemlich harten Kalk verwandelt ver- einzelt auf Jurakalk liegen. D’Orbigny Terr. eret. V. 422 führte sie unter Reptocelleporia auf, obwohl sie gerade von den „Kriechern“ (reptus) sich entfernt. Wozu solche un- nützen Worte! Die Species haben von den characteristi- schen Warzen ("Ar Zitzen) ihren Namen erhalten, obwohl diese minder tief gesondert sind, als man nach der Abbil- dung von Reuss erwarten sollte. Sie wurden lange für Manon oder Tragos gehalten, zumal da die Zitzen mit Cne- midium tuberosum Goldf. Petr. Germ. 30. 4 von Caen einige Aehnlichkeit haben. Auch ist die Oberfläche voll verwirrter Zellenmündungen, die wohl an Schwammgebilde erinnern könnten. Doch kommen zwischen hinein eiförmige Zellen- decken vor, obwohl es schwer hält sie mit Sicherheit von Schmarotzern zu unterscheiden, die sich möglicher Weise darauf angesiedelt haben und mit dem Stocke verwachsen ° sein könnten. Reuss will an ganz guten Exemplaren Pustel- artige Erhöhungen beobachtet haben, wie sie die Copie fig. 120. im vergrösserten Massstabe zeigt. Durchgesägt er- scheinen zwar einige concentrische Lager, die aber nichts Hervorstechendes haben, man sieht nur ein Gewirr von Zellen. Eine mehr oder weniger ausgebildete Ansatzfläche mit einem Kalksubstrat, durch welches die Zellen durchscheinen, finden wir bei allen, wenn auch öfter durch dicke Nulliporenartige Kalkniederschläge versteckt. Ich habe einige Hauptvarie- täten ausgewählt. Fig. 115 ist mein grösstes Exemplar von der Seite dargestellt, die Anwachsstelle scheint links unter Er ee Far re be he BE a ee ee aa re SZ ur Ba ö a x h Bryozoen: Cellepora polythele. 285 dem kleinen Kopfe zu sitzen, an welchen dann der grosse rechts unmittelbar anwuchs, wodurch unten eine sattelför- mige Ausbuchtung entstand. Oben auf dem Gipfel der Zitzen (y vergrössert) sitzen öfter einige grössere Löcher, _ doch hat gerade diese Stelle Neigung zur callösen Ver- kalkung. Die eiförmigen Zellen (x vergrössert) findet man in den Vertiefungen zerstreut, und besonders gern unten am Rande der Ansatzfläche. Fig. 116 bildet von der Ober- seite eine gefällige Kugel, die mit ihren zahlreichen Hügeln einer Erdbeere gleicht. Unten « ist ein tiefer gabelförmiger Eindruck, der wahrscheinlich von einer andern Koralle her- rührt. Mit einer Hülle überzogen sieht man die Unterseite der Zellen (U vergrössext) in verschiedenen Umrissen durch- scheinen. Meist sind es langgezogene wirre Maschen, die aber von einem bestimmten Centrum c ausgehen, dazwi- schen liegen fleckweis auch regelmässige Sechsecke. Der Durchschnitt fig. 117 zeigt unten eine weisse Kalkmasse, die durch ihre Dichtigkeit an Nulliporen erinnert, worauf sich die gelbe Farbe des Stockes scharf abhebt. Verschie- dene Farbentöne scheinen Wachsthumsperioden anzudeuten. Im Uebrigen ist die ganze Masse mit einem Gewirr von Zellen (x vergrössert) bedeckt, die sich nach aussen wölben. Das unterbrochene Wachsthum zeigt fig. 118 vom Selowitzer Berge südlich Brünn am schönsten. Von der Seite darge- stellt sieht man rechts unten (7) den ersten halbkugeligen Anfang; sodann folgt darüber ein etwas mehr verkrüppeltes Mittelstück (2), das dem kleinen gleich von dem grossen links (3) zur Hälfte gedeckt wird. Die Warzen sind dabei an allen so wohl gebildet, dass man über die Bestimmung nicht in den geringsten Zweifel kommt. Anders ist es mit der Kugel fig. 119, die aus einer uralten Sammlung stammend ganz die Farbe und Dichtigkeit von Weissem Jurakalk hat. Ich habe sie lange unter Spongites spheralis in der Samm- 286 Bryozoen: Cellepora mitra. lung liegen, aber die Pusteln, obgleich undeutlich, verrathen sie, obwohl man auf Schlifilächen (y vergrössert) durch die ungleichen mit Kalk ausgefüllten Punkte lebhaft an Hetero- poren erinnert wird. Würde man diese Dinge Thelepora (Zitzenporer) nennen, so hätten wir in unserer Oberschwäbi- schen Molasse in Thelepora mitra tab. 153 fig. 121—123 ein vortreff- liches Gegenstück. Die Warzen der Oberfläche sind zwar den Mährischen noch völlig gleich, aber die Unterseite ist halbkugelig ausgehöhlt, so dass sie von oben einer Brom- beere (ßarov) von unten einer Mütze (mitra) gleichen. Da nun der ganze innere Raum glatt ist, und die Zellen sich vom Centralpunkte bis zum Oberrande gleichmässig ver- mehren, so wird man von der Zierlichkeit der Erfunde sehr überrascht. Die ersten fand ich auf der Kohlplatte am 'Todtenwege bei Rengetsweiler unweit Kloster Wald im Sigmaringischen, es ist mein grösstes fig. 122. Dann kamen sie noch an vielen Punkten vor, namentlich in den reichen Bryozoenlagern von Enzkofen, Ursendorf, Oelkofen etc. zwischen Mengen und Saulgau. Da dies alles Strandbil- dungen sind, so konnten sie nicht wohl der Tiefsee ange- hören, wie mancher annimmt. Die Form fig. 121 von mitt- lerer Grösse fand ich bei Enzkofen, das Brombeerförmige fällt sowohl von oben 0 als von der Seite s sehr in die Augen. Da der Sand von allen Seiten fest daran haftet, so muss man erst sorgfältig arbeiten, um die Warzen (x ver- grössert) mit ihren runden Poren, die nicht selten von einem Wulst umgeben sind, freizulegen; die Löcher haben ein mehrfaches Caliber. Innen ist dagegen alles glatt, der Zug der Zellen (y vergrössert) geht hier zwischen je zwei Linien fort, die durchscheinende Zellenbasis hat meist einen ob- longen Umriss. Wenn die Wand einbricht, wodurch man einen Einblick in die Tiefe bekommt, so erhebt sich in der he Eee nz rs el Bryozoen: Cellepora mitra. Ceriopora cucullus. 287 Mitte häufig ein Wärzchen, dessen Bedeutung ich nicht recht einsehe. Die grosse fig. 122 von der Unterseite zeigt uns die Tiefe der Mützenform, die Anfangszelle ce liegt ge- nau am tiefsten Punkte (x vergrössert) unmittelbar von einem ersten Zellenkreise umgeben, von dem dann die Strahlen zum Rande hin sich schnell vermehren. Die kleine fig. 123 von Ursendorf zeigt uns im Medianschnitt die Grösse der Vertiefung, die Lupe (x vergrössert) bringt auf der Schlifffläche dasselbe Zellengewirr zum Vorschein, wie bei polythele. Womöglich noch interessanter und Kappen- artiger ist Ceriopora eueullus tab. 155 fig. 124. 125, der stetige aber seltenere Begleiter von mitra gleicht vollständig einer aussen und innen glatten „Schmerkappe“ von Leder, welche genau die Rundung des Schädels hat. Allerlei unregel- mässige Gruben auf der Oberfläche rühren von Sandkör- nern her, durch die man sich nicht täuschen lassen darf. Mit der Lupe treten aber sofort auf der Aussenseite die feinen Löcher auf (x vergrössert), welche durch ihre Dünn- wandigkeit uns lebhaft an Chxtetes erinnern, und dem entsprechend sieht man auf dem Querbruche lauter feine parallel gelagerte Säulchen (y vergrössert). Nur innen (2 vergrössert) wird man durch unregelmässig strahlende Maschen wieder an den Bau von mitra erinnert. Obgleich man nur schwer zu einem klaren Bilde gelangt, so schei- nen es doch blos feine Röhren zu sein, die sich eine Zeit- lang an das dünne innere Substrat anschmiegen, um dann plötzlich quer nach aussen zu gehen. Die grosse fig. 124 von Oelkofen von oben 0 und seitlich s dargestellt zeichnet sich durch Grösse und Dünne aus; die kleinere fig. 125 von der Kohlplatte bei Rengetsweiler zeigt uns die Innen- seite (2 vergrössert), am Gipfel meint man eine etwas schnirkelförmige Vertiefung zu sehen, welche vielleicht 288 Bryozoen: Ceriopora polyporus. dem Stocke während des Fortwachsens irgendwie einen Halt gab. ® Diese cucullus liefert uns ein eigenthümliches Verbin- dungsglied zwischen Celle- und Cerioporen. Nach Form und Lager ist die Verwandtschaft mit mitra so augenschein- lich, dass ich sie lange damit verwechselt habe, bis mir deutliche Exemplare zu Augen kamen. Sie führt uns dann weiter hinüber zum Chzxtetes polyporus tab. 153 fig. 126. Wir haben diesen Namen schon im Weissen Jura e (Bd. V. 572) wie- derholt erwähnt. Hier stossen wir in der Molasse abermals auf ganz ähnliche Dinge, wir finden sie unter andern bei Ursendorf westlich Saulgau zwischen Cellepora globularis massenhaft, aber sie haben das Ansehen vom lichten Marmor aus Weissem Jura e, und weichen dadurch von allen andern Bryozoen jenes Lagers ab. Dabei sind die mehr als faust- grossen Stücke von birnförmigen Fistulanen fig. 126 ange- bohrt, so dass man sie anfangs für blosse Jurageschiebe hält. Aber bald bemerkt man beim Zerschlagen fig. 127 oben eine graue Verwitterungsrinde (y vergrössert), die mit der Lupe betrachtet aus lauter Fäserchen des Ch»tetes be- steht, und diese Röhrchen lassen sich namentlich in Dünn- schliffen (x vergrössert) durch das ganze edelfarbige Gestein verfolgen, man meint sogar stellenweis zarte Scheidewände wahrzunehmen. Im durchscheinenden Lichte kommen auch dunkele concentrische Linien zum Vorschein, die auf Schich- tung hinweisen, welche sich hin und wieder durch Schuppung fig. 126 oder sogar durch Absonderung zu erkennen gibt, wie fig. 127 zeigt, wo selbst unten auf der Absonderung Pusteln » vorkommen, wenn auch nicht so deutlich, als bei polythele. Es ist merkwürdig, wie vortrefllich in allen diesen Beziehungen die Abbildungen von Chxtetes pomiformis Michelin Icon. pag. 324 tab. 77 üg. 12 aus dem Falunien Bryozoen: Ceriopora polyporus. Cellepora globularis. 289 der Touraine stimmen. Die Oberfläche sitzt meist im Sande, der fest cementirt beim Wegkratzen regellose Zellen zurück lässt, die man leicht mit Celleporenzeichnung verwechseln könnte, wenn die Lupe darunter nicht immer wieder die Pünktchen zeigte fig. 126 (z vergrössert). Unsere fig. 127 ist ein kleines Bruchstück von einem Faustgrossen Knollen, worin ebenfalls Hohlräume von Fistulanen stecken, deren Köpfe unwillkürlich an vorige mitra und cucullus erinnern, so dass man jene sonderbaren Höhlungen durch Ueber- wucherung solcher Formen erklären könnte. Dann würden eucullus und polyporus im Hinblick auf ihre Säulenförmige Textur nicht verschieden sein. Da auch der Jurakalk ganz gewöhnlich von Fistulanen angebohrt wird, so muss man sich in dieser Beziehung sehr vor Verwechselung hüten. Doch kommen öfter Stücke vor, wie fig. 126, woran man unten noch deutlich die Ansatzfläche sieht, so dass ihre obere Rundung nicht von Abreibung, sondern vom Thierbau her- rührt. Schon oben tab. 142 fig. 1 wurde vom Schiessberge bei Gingen ein ganz ähnlicher Kalkstock abgebildet, woran die Röhrchen nur unmerklich grösser sind, anscheinend ganz dieselben Dinge. Zuweilen sind an der Oberfläche auch Pusteln angedeutet, die jedoch nie zu der Ausbildung wie bei polythele kommen. Eine ganz besonders schwierige Frage ist noch die nach dem Alter des Kalkes, ist es Jura- oder Süsswasser- kalk? Die Verwitterungsrinde würde für letztern sprechen. Auch zeigen die Erfunde öfter ein Grau, wie man es nur bei tertiären Landschneckenkalken kennt. Hr. Dr. K. Miller (Molassemeer in der Bodenseegegend 1877 pag. 72), der sich übrigens über die merkwürdige Kalkbeschaffenheit gar nicht auslässt, scheint sie Ceriopora simplex zu nennen. Cellepora globularis tab. 153 fig. 128 aus dem Leitha- kalk von Oedenburg, heissen nach einer uralten Etikette: Quenstedt, Röhrenkorallen. 19 290 Bryozoen: Cellepora globularis. Ossa globosa ex lapide arenoso albo von Edenburg in Un- garn, und allerdings haben die weissen porösen Kugeln etwas Knochenartiges, Reuss (Foss. Polyp. Wien. Beck. pag. 76 tab. 9 fig. 13) stellte sie zu Bronn’s globularis (Lethea 35. 15), der darunter freilich vielerlei zusammenfasste. Unsere Abbildung von mittlerer Grösse bildet einen eiför- migen Knollen, der in der Mitte eine starkvertiefte mit Bergmasse erfüllte Ansatzstelle hat. Die Zellenlöcher bilden auf der Oberfläche im Allgemeinen eine wirre Masse, aber man findet Stellen mit regelmässigen sechseckigen Maschen (x vergrössert), in der Mitte öfter mit einer Erhöhung, wie es Goldfuss Petref. Germ. tab. 36 fig. 16 von Üellepora hexagonalis zeichnete. Andere Zellen sind mit einem bauchıi- gen Deckel geschlossen (d), an deren Ende die kleine vier- eckige Mündung steht, überragt von einem Bläschen, was wahrscheinlich Brut umschloss. Der Gipfel des Bläschens bricht leicht weg, und dann sieht man ein viereckiges Grüb- chen. Der Querschnitt (y vergrössert) will mit der wirren Oberfläche wenig harmoniren, er gleicht vielmehr stellenweis Röhrchen, welche durch Querscheidewände abgetheilt wer- den, und hohl erscheinen, aber dennoch auf Wasser nicht schwimmen. Das ganze Ansehen unter der Lupe erinnert uns lebhaft an gewisse hohle Favositen des Uebergangsge- birges. Die Molasse tab. 153 fig. 129—138 zwischen Mengen und Saulgau bei den Dörfern Oelkofen, Enzkofen, Ursendorf etc. birgt eine Masse hierhergehöriger Celleporen, die wenigstens nicht wesentlich von globularis abweichen, aber leider stecken sie so zwischen den scharfen durchsichtigen Sandkörnern, dass man sich hüten muss, die durch Druck entstandenen Löcher nicht für Textur zu nehmen. Gleich der halbei- förmige Knollen fig. 129 von Enzkofen seitlich dargestellt zeigt die grosse Aehnlichkeit mit dem nebenstehenden a EEE ST ERS N ee RER, Bryozoen: Cellepora globularis. 291 ungarischen, eine verzweigte Vertiefung lässt sich nicht vollständig reinigen, auch sieht man oben links eine grosse Vertiefung eindringen, zum Zeichen, dass die Stöcke fremde Gegenstände umhüllten. Ein rings geschlossenes gefälliges Ei bildet dagegen fig. 150 von der Seite dargestellt, nir- gends bemerkt man weder Anfang noch Ende, und die ganze Oberfläche ist mit ungleichen Zellen (y vergrössert) bedeckt, worunter hin und wieder einige vorkommen, die einen ver- dickten und etwas verengten Hals und verdickten Kopf haben. Am klarsten wird die innere Textur beim Durch- sägen, wie der rundliche Kugelschnitt fig. 131 (= vergrössert) zeigt, alles ist gleichmässig von Zellen durchdrungen, liegt aber bunt und regellos durcheinander. Das Centrum ist etwas dunkeler und härter, weil dahin die Verwitterung weniger einwirkte. Unten scheint der Canal auf eine Be- festigungsstelle hinzuweisen. Wie mannigfaltig Grösse und Form aller dieser zahlreichen Erfunde sind, mag der Quer- schnitt fig. 132 einer handgrossen Platte (glob. explanata) von Pfullendorf zeigen: im Querbruch bleiben die Zellen (x vergrössert), auf dem Grunde öfter mit einer kleinen Er- höhung, gerade so regellos wie vorhin, dagegen bemerkt man auf der etwas concaven Oberseite an verschiedenen Stellen längliche Züge (y vergrössert) am Ende mit einem markirten Loch. Wenn die Zellen uneben liegen, so treten im Grunde die Löcher als kleine Trichter auf (z vergrössert), welche den Organen der in der Zelle verborgenen Thiere zum Ausgang dienten. Diesen Explanaten stehen dann wie- der vollständige Kugeln gegenüber, welche Herr Oaplan Dr. Miller (Molassemeer Bodenseegegend pag. 72 tab. 4 fig. 1) Cellepora spharica hiess: fig. 133 ist völlig rund, und die noch kleinere längliche fig. 134 hat unten eine röhrenförmige Grube. Bedeutung haben solche Zufällig- keiten nicht. Andere Stöcke unmittelbar daneben fig. 135 10:* 292 Bryozoen: Cellepora globularis, pumicosa. unten mit einer Ansatzgrube, die sich durch Hüllsubstanz verräth, werden fingerförmig (digitatus), ohne dass die Ober- flächenzeichnung (x vergrössert) sich wesentlich modificirte. Fig. 136 in schiefer Stellung mit markirtem Wurzelansatz w entwickelte bizarre gerundete Wulste (tuberosa), und was der Abänderungen mehr sind. Wenn die Stöcke ‘sich in die Länge zogen, wie fig. 137 und 138 von Oelkofen, so kommt man bei undeutlichen Stücken in Gefahr, sie mit Schwämmen zu verwechseln: unter andern wird fig. 137 unten mit einer undeutlichen Anwachsfläche und oben o mit einer flachen Vertiefung den Scyphien ausserordentlich ähnlich (scyphiformis), woran auch die wirre Oberflächenzeichnung erinnern könnte. Die kleine ist spindelförmig (fusiformis), in der Mitte rundlich verdickt, oben o und unten « plötz- lich verdünnt, und scheint in der Axe einen Kanal zu haben, welcher sich jedoch bald sehr verengt. Im Tegel tab. 153 fig. 139 von Sebranitz bei Letto- witz nördlich Brünn lassen die Stöcke sich leicht waschen, sie sind im innern öfter so rein, dass sie auf dem Wasser schwimmen, doch verräth ihr Thongeruch die Fossilität. Die Zellenlöcher (x vergrössert) haben einen etwas ver- stärkten Rand, aber es hält immer schwer, sicher zu beur- theilen, ob man eine unverletzte Oberfläche habe. Innen sind sie gerade so zerrissen, wie die vorigen, ich stelle sie daher immer zur globularis.. Ihr ganzes Wesen hat schon grosse Aehnlichkeit mit Cellepora pumicosa tab. 153 fig. 140 Lamarck An. sans vertebres II. 170 aus dem Mittelmeer. Dieselben schwimmen mit Leichtigkeit auf dem Wasser. Es sind meist dicke Platten, die fremde Gegenstände umwickeln, wie an unserm Stück das grosse Loch zeigt, was der Länge nach durchgeht. .Die Zellen bilden einen Wirrwarr, woran sich jedoch an einigen Flecken eine rauhe Decke mit € 3 > f & 42 Ka nn Bryozoen: Cellepora pumicosa, ceonglomerata, 293 Löchern zeigt (y vergrössert), welche den obern Zellenschluss, bilden. Sie liegen auch in der Subappenninenformation fossil, wie das nicht anders zu erwarten ist. Man kann ziemlich sicher solche Dinge an den verschiedensten Orten erwarten, wenn man sie z. B. in dem Bryozoenreichen - Crag von England bei Busk (Monograph of the fossil Polyzoa of the Crag 1859 Palzontol. Soc. XIV) nicht auf- finden kann, so ist daran lediglich die Darstellung schuld, welche zu viel spaltet. Eine ziemlich wichtige Fundstelle ist das Tertiär von Astrupp bei Osnabrück, deren Reste schon Goldfuss unter verschiedenen Namen abbildete. Der eiförmige Klum- pen tab. 153 fig. 141 (!/2 nat. Grösse) gleicht völlig unsern Oberschwäbischen durch den Wirrwarr seiner Zellen, (die Öberflächenzeichnung habe ich daran nicht verjüngt). Lei- der ist auch hier das Gebirge dem Erkennen nicht günstig, und man muss sich mit stückweiser Beobachtung begnügen. Es fallen da hin und wieder eckige Zellen auf, die eigen- thümlicher Weise innen mit einem verpappten Hügel oder Loch versehen sind (y vergrössert). Goldfuss Petref. Germ. tab. 36 fig. 16 hat das schon gut unter Cellepora hexa- gonalis vom Kressenberge bei Traunstein in Bayern abge- bildet. Es mag das in den dortigen Eisenerzen etwas Ab- sonderliches sein, in unserm Falle aber gehören sie zur globularis. Verschieden davon ist die schöne Cellepora conglomerata tab. 153 fig. 142 Goldfuss Petref. Germ. pag. 245 tab. 133 fig. 12 vom Doberge, die Münster anfangs Scyphia cellulosa nannte. Wir haben hier einen gut ausgebildeten mit vielen Zitzen ausgestatteten Stock, der gleichmässig mit etwas bauchigen Zellen über- zogen ist. Die Zellen (x vergrössert) haben auf dem Gipfel meist ein rundes Loch, und nur selten ein Nebenloch, worauf vielleicht eine Avicularia befestigt war. Bronn 294 Bryozoen: Cellepora conglomerata. Leth®a geogn. VI. 265 tab. 35 fig. 15 ceitirte sie zwar ebenfalls unter globularis, allein die Zellen haben doch ein anderes Ansehen. Es ist sogar in diesem speciellen Falle noch die Frage, ob die Zellenlager sich, wie bei der ächten globularis, überwucherten, oder blos einen fremden Körper, der häufig eine Nullipora ist, überziehen. Unser Stock hat seinen vielen Zitzen nach zu urtheilen innen wahrscheinlich einen solchen Kalkniederschlag. Am Doberge bei Bünde sieht man häufig, dass die dortigen Bryozoen den Nulli- poren, die leicht an ihrem weissen concentrisch geschich- teten Kalk erkannt werden, ihren Umriss danken. Ein Beispiel tab. 154 fig. 1 mag das klar machen. Es ist ein vielwulstiger Knollen vom Doberge bei Bünde, wovon ich unten noch einen Theil weggelassen habe, alles ist gleich- mässig mit Zellen überwuchert, nur hin und wieder sieht man eine schneeweisse Stelle n, welche auf Nullipora hin- weist. Es kommt diese Masse ausserordentlich häufig in wulstigen Knollen vor, etwa wie sie Michelin (Iconogr. tab. 15 fig. 14) aus der Subappenninenformation von Asti unter Nullipora tuberosa, oder Reuss (Haidinger Abhandl. II pag. 29 tab. 3 fig. 11) aus dem Wiener Leithakalk unter N. ramosissima abbildeten. Schneidet man sie durch, so zeigt sich innen compacter undeutlich geschichteter Kalk. Uebrigens ist ihr Umriss so mannigfaltig, dass man nicht gut Species daraus machen kann. Dazu kommt noch, dass sich stellenweis sogar blos weisse Blättchen einlagern, welche die Oelleporen decken, so dass ein förmlicher Kampf zwi- schen beiden entstehen musste. Man sieht dann auf der Oberfläche Pusteln (N vergrössert), welche genau der Unter- lage entsprechen. Andern weissen Stellen w fehlen diese Pusteln gänzlich, sie haben nur traubige Unebenheiten auf der Oberfläche. Was die thierischen Ueberzüge betrifft, so zeigen viele eine hervorragende Mündung (y vergrössert), Bryozoen: Cellepora annulata, pustulosa. 295 welche mit Cellepora annulata Goldfuss Petr. Germ. tab. 36 fig. 11 (urceolaris) stimmt, und obwohl die vielen Buckel kissenförmig hervorragen, so dürften sie doch nur dünne Ueberzüge bilden und daher zum Untergeschlecht Lepralia gehören, wie. das allgemein angenommen wird. Die Be- kleidung aller dieser zierlichen Buckel steht zwar scheinbar im Zusammenhange, dennoch treten mit der Lupe gar ver- schiedene Bilder. ins Auge, welche richtig aufs Papier zu bringen schwierig ist. Um nur einiges davon anzudeuten, so zeigt sich gleich daneben bei 2 (Z vergrössert) ein Cerio- porenartiges Gitter, welches sich allmählig zu Buckeln (wie Ovicellen) gestaltet mit einer markirten Mündung an der Basis. Zahllose Mittelstufen übergehend gelangen wir dann zur Cellepora pustulosa x (vergrössert) Goldf. 36. 15, die freilich auch schwer nach allen ihren Entwickelungsstufen zu verfolgen ist: anfangs («) bemerkt man sechseckige Maschen, innen mit einem zierlichen Buckel, der auf dem Gipfel ein zartes Loch zeigt; diese Buckel entwickeln sich allmählig zu Zellen (b) vorn mit einer grössern Mündung, das Buckelloch erscheint dann als der Befestigungspunkt des Avicularium, Reste von den Gitterrippen sind noch be- merkbar; endlich schwinden auch diese (c), und die eiför- migen Zellen zeigen rings keine Spur von Gitter mehr; der Buckel darunter ist geschlossen. Tab. 154 fig. 2 vom Doberge bildet einen auch im Querschnitt gerundeten Knollen auf der Oberseite mit höchst eigenthümlicher Rippung. Die hohe Kante dieser Rippen zeigt eine Rinde gelblich durchscheinenden Kalkes. Die Sache erscheint so scharf, dass man es für den Eindruck irgend einer Schnecke halten könnte, aber die Oberfläche ist mit regellosen Zellen bedeckt, die noch lebhaft an Celle- pora globularis erinnern. Auch das braune Innere zeigt auf Schliffflächen (2 vergrössert) eine Art von Zellung, aber so 296 Bryozoen: Cellepora pustulosa, urceolaris. mit Eisenkalk erfüllt, dass man es für Oolithbildung halten könnte. Auf einem Fortsatze f, den ich zufällig abschlug, bemerkte ich auf der Schliffläche F (etwas vergrössert) eine höchst eigenthümliche Bildung, die Tannenzweigen ähnlich sieht, und in den kurzen Nadeln (z vergrössert) Cerioporenartige Punktation zeigt. Weahrscheiulich irgend einer Idmonea angehörig, deren Zweige in den Kalk hin- eingeknetet sind. Auf den Flächen der welligen Vertie- fungen sieht man sehr vereinzelte eiförmige Zellen, mit einer kleinen Mündung und feinen Punktationen auf der runden Decke. Sie stimmen vortrefllich mit Üellepora arrecta Reuss (Haid. Abh. II pag. 81 tab. 9 fig. 23) aus dem Leithakalk. Bessere Exemplare müssen in solchen Fällen einstige Aufklärung bringen. Ich wollte damit nur zeigen, dass der Antheil am Gebirge kein unbedeutender sei. Wenn schon es oft schwer hält, sicher zu entscheiden, ob man es mit einer Massen- oder Rindenform pag. 283 zu thun habe, so gibt es doch viele Fälle, wo die Rindenformen (Lepralia) über allem Zweifel stehen. Am Doberge finden wir sie hauptsächlich auf Austern, Clypeastern, Terebrateln ete., in einer Schönheit die wenig zu wünschen übrig lässt. Goldfuss Petref. Germ. tab. 9 fig. 2 und tab. 36 fig. 11—16 hat dieselben zwar schon abgebildet, aber dennoch hält es schwer, die kleinen Dinge sicher wieder zu finden: tab. 154 fig. 3 stellt ein Stückchen von der Oberfläche eines Ulypeaster Kleinii vor, was ganz von diesen winzigen Schmarotzern überlagert ist, die sich zum Theil decken. Den Hauptantheil hat wieder Cellepora annulata Goldf. 36. 11, die aber mit urceolarıs Goldf. 9. 2, pustulosa Goldf. 36. 15 und sogar tristoma Goldf. 36. 12 sich an ein und derselben Thiergruppe findet, die an unserm Stücke einen Durchmesser von 5 cm erreicht. Das Scheib- chen « (A vergrössert) zeichnet sich schon dem blossen Bryozoen: Cellepora urceolaris, gracilis. 297 Auge etwas aus, die schief emporragenden länglichen Zellen haben eine runde Mündung, vor und unter welcher zu- weilen eine deutliche Ovicelle liegt, die nicht selten einem kleinen Kropfe gleicht. Mutterzellen im Centrum auffallend klein. Auf der grossen Platte db nehmen die Zellen sehr verschiedene UJmrisse an: bei 5b (vergrössert) ragen die Hälse der Zellen nur wenig aus der Ebene hervor, die Mündungen sind am Unterrande gerade abgeschnitten, und gewinnen dadurch einen halbkreisförmigen Umriss; eine mehr oder weniger grosse Anschwellung davor deutet öfter eine Ovicelle an. Sowie sich die Colonie dem Rande des Scheibehens a nähert, werden die Zellen plötzlich doppelt so gross, und zeigen ein Bestreben, das Scheibchen zu über- wuchern. Bı und 53 zeigen noch zwei andere Entwicke- lungsstufen, die auf einer Austerschale (fig. 5. bı b2) mitten zwischen annulata in deren Fortsetzung sitzen: Bı bildet eine Zeitlang gerade Reihen kleiner Zellen mit runden Mündungen, deren jede vor sich ein Halbkügelchen zeigt, , welches die Ovicelle bildet, und einen grössern Umfang als der Thierraum dahinter hat. Plötzlich und ohne den unmittelbaren Zusammenhang zu verlieren werden die Zellen wieder eiförmig (52) mit enger runder Mündung. Jeder- seits bemerkt man häufig ein kleines Grübchen, was zur Goldfuss’schen Benennung tristoma Anlass gab, obwohl sie blos zum Ansatz von Avicularien dienen mochten. Bei c (CO vergrössert) sieht man nur markirte Rippen, welche rundliche Maschen einschliessen, worin man hin und wieder noch eine Zelle von urceolaris wahrnimmt. Ueber alles dieses hinweg legt sich eine dünne aber markirte und schon mit blossem Auge unterscheidbare Haut von Cellepora gra- eilis d (D vergrösssert), die man nach Goldfuss 1. c. 36. 13 nicht leicht bestimmen würde, wenn ihre Häufigkeit uns nicht Bürgschaft wäre, dass nur diese unter der schlechten 298 Bryozoen: Cellepora arcuata. Membranipora reticulum. Zeichnung gemeint sein könne. Die Zellen lagern sich gern in geraden Reihen, sind seitlich durch markirte Rippen begränzt, zwischen welchen die querovalen Mündungen hoch- randig im Quincunx hervorragen. Die Zellenbreite ist ziem- lich variabel, hin und wieder schiebt sich auch eine ver- kümmerte Zelle (Ovicelle?) ein, namentlich an Punkten, wo neue Reihen beginnen. Stellenweis können übrigens die Reihen auch sehr durcheinander laufen, so dass man sich in der Anordnung kaum zurecht findet. Die Zellendecke geht leicht verloren, dann kommen längliche Vierecke zum Vorschein, woran die kürzern etwas ausgebauchten Quer- linien den Mündungen entsprechen. Gewöhnlich findet sich dabei noch eine andere ähnliche Dünne e (E vergrössert), aber mit wirrer Zellenfolge, die Zellen sind flach eiförmig, und ihre zum Halbmondförmigen geneigte Mündung vorn mit einer Bogenrippe umgeben, wornach man sie Cellepora arcuata heissen könnte. Bei f liegt eine weisse Haut von Nulliporenkalk, über und unter der die arcuata erscheint, als wenn sie damit im Kampf gestanden hätte. Es kommen übrigens auch Stellen vor, wo gracilis und arcuata in ein- ander überzugehen scheinen, doch will ich die Sache nicht zu weit ausspinnen. Die kleine gefaltete Scheibe (x ver- grössert) von Defraneia socialis Reuss (Haidinger Nat. Ab- handl. II tab. 5 fig. 23) darf man nicht übersehen, da von ihr öfter kleine Fleckchen (y vergrössert) zerstreut liegen, die man leicht für Schwammbrut halten könnte. Membranipora retieulum tab. 154 fig. 4 Michelin Icon. tab. 15 fig. 5 aus der Subappenninenformation von Asti über- zieht häufig die Schale von Muscheln und andern Gegenstän- den. Sie bildet markirte Längsreihen von elliptischen Oeff- nungen (x vergrössert), die freilich sich stellenweis ver- wirren, und sogar sehr verschiedene Grösse annehmen, namentlich wo zwei Strömungen zusammenfliessen (y ver- Sa Pill Bryozoen: Membranipora reticulum, tubereulata. 299 grössert). Die Begrenzungen der Ellipsen nach der kurzen Axe sind bedeutend breiter, als die etwas mehr hervor- ragenden nach der langen. Der Name (membrana Haut) stammt von Blainville (Dietionn. sc. nat. 60. 411), „cellules ferme&es A leur face superieure par une membrane fort mince, trös-fugace, dans laquelle est perc&e Fouverture.* Unser Exemplar überzieht in vollständiger Continuität eine rund- liche Fläche von 9 em Durchmesser. Die Buckel rühren von darunterliegenden Balanus der verschiedensten Grösse her, deren Existenz man gar nicht ahnen würde, wenn nicht am Rande noch unbedeckte Exemplare ständen. Schon Esper erwähnt sie als Millepora reticulum unter den im Mittelmeere lebenden, welche dann Lamarck (An. sans ver- tebr. II. 167) zur Dicopora stellte. Ich zweifle nicht, dass dieselbe auch z. B. im Englischen Crag vertreten sei, Membr. monostachys Busk Polyzoa of the Orag pag. 31 tab. 2 fig. 2 hat wenigstens grosse Aehnlichkeit. Dabei liegt in England Membranipora tubereulata tab. 154 fig. 5 Busk 1. c. tab. 2 fig. 1 vom Doberge bei Bünde. Es sind hier drei Lager aufeinander gepackt, die mit den gleichen Buchstaben wie in fig. 3 von der gleichen Fundstelle, bezeichnet sind: d (D vergrössert) Cellep. gracilis nimmt die oberste Stelle, bı ba urceolaris die unterste ein, worunter bı (Dı fig. 3 ver- grössert) in ganz besonderer Pracht gegen die Mittellage der tuberculata absetzt. Die Maschen stehen ziemlich regel- los durcheinander, und sind durch schmale Furchen von unregelmässigem sechseckigem Umriss voneinander getrennt (x vergrössert). Stellenweis treten an der schmalen Seite des Sechsecks zwei Knötchen (y stark vergrössert) neben einem grössern Wulst auf. Da die Knötchen auf dem Gipfel ein kleines Pünktchen zeigen, so mochten sie wohl Träger von Avicularien sein. Die Kreideformation, als die reichste an Bryozoen, 300 Bryozoen: Membranipora cognata. Ceriopora tuberosa. birgt natürlich eine Menge ähnlicher Formen, deren richtige Deutung freilich allerlei Schwierigkeit macht. Zunächst will ich von Membranipora eognata tab. 154 fig. 6 aus dem Upper Greensand von Chardstock im südlichen England reden. Michelin Iconogr. 73. 2 scheint sie Chstetes irregularis ge- nannt zu haben, welche d’Orbigny Prodr. II. 209 anfangs Polytrema Marticensis und bald darauf (Terr. eret. V pag. 1038 tab. 791 fig. 15) Reptomulticava irregularis nannte. Die französischen machen grosse vielspitzige Stöcke, unsere dagegen scheint blos Ueberzüge auf knolligen Geo- den zu bilden. Das zierliche Maschennetz (x vergrössert) kann man zwar schon mit blossen Augen verfolgen, aber mit der Lupe erkennt man erst die Furchen zwischen den Maschen, welche zu lebhaft an die nebenstehende tuberculata erinnern, als dass man damit nicht eine innige Verwandt- schaft annehmen sollte. Zwischen hinein finden wir dann auch einige Knötchen, die wenn sie aufgebrochen sind Ovi- cellen gleichen. Doch kann man das leicht in dem harten Gestein übersehen. Darauf legt sich dann, gerade wie am Doberge, eine Cellepora cognata fig. 6. y (vergrössert), deren dünne Zellen mit dem vordern dicken Bogen sich ebenfalls aufs Engste an die Doberger arcuata anschliessen. Michelin Iconogr. 53. 16 nannte diese zwar nach Goldfuss Eschara pyriformis, was d’Orbigny (Terr. eret. V. 394) dann in Cellepora sarthacensis umwandelte, allein so ganz zutreffend scheinen die Namen nicht zu sein. Jedenfalls verdient es aber Beachtung, dass in verschiedenen For- mationsstufen ganz ähnliche Formen in ganz ähnlicher Weise sich wieder zusammengruppiren. Neben ihnen liegt auch bei Chardstock die Ceriopora tuberosa tab. 154 fig. 7—12, deren Knollen in der Kreideformation von unten bis oben zu den Massen- A Ber . Bryozoen: Ceriopora tuberosa. 301 vorkommen gehören, und daher von Wichtigkeit sind. F. A. Römer (Verst. Ool. Geb. Nachtr. 1839 pag. 14 tab. 17 fig. 9) scheint sie unter Alveolites tuberosa aus dem Hils- conglomerat von Schöppenstedt verstanden zu haben, ein Geschlecht, was Lamarck pag. 46 hauptsächlich für Formen des Uebergangsgebirges eingeführt hatte. Daher wurde der Name (Verst. Nordd. Kreideg. 1841 pag. 23) alsbald mit Ceriopora vertauscht, womit die feinen Zellenmündungen auch grosse Aehnlichkeit haben. Allein demungeachtet sind die Stöcke weniger röhrig sondern mehr blättrig gefügt, was sich durch die Schuppung bei der Verwitterung ver- räth. Ja wenn man von der grobmaschigeren cognata her- kommt, so denkt man unwillkürlich an Membranipora. Da- her führte sie auch d’Orbigny (Terr. eret. V. 1036 tab. 791 fig. 13) bei der incrustirenden Reptomulticava auf. Im Neocom von Neufchätel liegen sie bei Verrieres fig. T—11 massenhaft von der verschiedensten Form, aber sie genau zu putzen hat seine Schwierigkeit. Sie haben nicht blos allerlei Wülste, sondern auch Durchbrüche verschiedener Art, die zu entblössen Geschick und Mühe erfordert: fig. 7 ist ein kleiner Knollen von der Seite, unten zwar abge- schnitten, aber die ganze Fläche mit Wülsten besetzt, so dass man keinen Ansatzpunkt wahrnimmt. Das Loch links dagegen scheint durchzugehen, doch konnte ich es nicht ganz verfolgen. In den deutlich elliptischen Löchern (x ver- grössert) bemerkt man einen gewissen Zug, der dann plötz- lich (links) eine andere Richtung nimmt, wie wir es bei Membranipora so oft finden. Den etwas grössern Klumpen fig. 8 habe ich in der Mitte durchgesägt, das brachte eine liegende Achte zum Vorschein, die durch ihre feine con- centrische Streifung (y vergrössert) an Nullipora erinnert, aber es dennoch vielleicht nicht ist. Im Innern von dieser Achte scheint mehr Gebirge als Zellentextur zu sein, da- 302 Bryozoen: Ceriopora tnberosa, mamillosa. gegen folgen nach aussen wirre Bläschen, höchst ähnlich der gelben Masse auf der Schlifffläche (fig. 2. x) vom ter- tiären Doberge. Ich halte die Sache zwar für mehr zu- fällig, doch zeigt uns fig. 9 einen ganz ähnlichen Durch- bruch, ich konnte diesen vom Schlamm reinigen, so dass oben o das Licht durchfällt. Die Umgebung des Loches unten « gleicht ebenfalls einer liegenden Achte, seitlich s zeigt das Stück nur unebene flache Wülste. Die kleine fig. 10 gleicht von der Seite gesehen einer förmlichen flachen Scyphia, doch hat die Unterseite, selbst an der hervorragen- den Spitze, keine Spur von Ansatz. Dagegen merkt man auf den Löchern öfter eine Andeutung von Zellenschluss (y vergrössert), wie man es bei ächten Cerioporen nicht findet. Fig. 11 gehört schon zu den grössern, die ganze Oberfläche ist mit zahllosen unregelmässigen Wülsten be- deckt, worauf sich die Zellenmündungen auf das Deutlichste hervorheben, man kann hier nicht nur die Zellenzüge (x ver- grössert) nach ihren verschiedenen Richtungen verfolgen, sondern die Decke ist auch von Zeit zu Zeit abgesprungen (y vergrössert), dann zeigen markirte dünne Kanten mit Querrippen oblonge Vertiefungen, die miteinander alterniren. Manche grosse Buckel dazwischen scheinen sogar auf Ovi- cellen hinzuweisen. Tab. 154 fig. 12 stammt zwar vom Sutmerberge bei Goslar aus der jüngern Kreideformation, aber das schuppige Wesen sammt der Punktation (x vergrössert) stimmt noch vollkommen mit den ältern, nur sind die Löcher etwas kleiner. Die beiden glatten Wülste neben der tiefen Rinne geben ihr ein markirtes Ansehen. Der obern Kreide von Bültum zwischen Seesen und Hildesheim gehört auch fig. 13 an, nach den zahllosen Buckeln zu urtheilen scheint Cerio- pora mamillosa Röm. Verst. Nordd. Kreideg. pag. 23 tab. 5 fig. 25 von Goslar damit übereinzustimmen. D’Orbigny DE rr vn Bryozoen: Ceriopora mamillosa. Cellepora volvox. 303 Prodrome II. 279 stellte sie anfangs zur Monticulipora, er- erhob sie dann aber (Terr. cretac. V pag. 1014) zu einer Reptonodicava, zu welchem Geschlecht auch die ähnliche Ceriopora globosa Michelin Iconogr. 57. 5 aus dem Oolith von Caen gestellt wurde. Die Oberfläche erinnert zugleich an die characteristische Cellepora polythele pag. 284, aber die Lochbildung ist etwas anders, und namentlich deutet die Schuppenbildung (y vergrössert) auf ein zahlreiches Ueberwachsen hin, obwohl man sich die Schwierigkeiten des Erkennens nicht verhehlen darf. Die Oberseite ist schön convex, unten zeigt sich zwar eine unregelmässige Ver- flachung, aber eine eigentliche Anwachsfläche mit ausge- sprochener Hüllsubstanz finden wir nicht. Einen der nied- lichsten Erfunde in den mächtigen Plänerkalken südlich Hildesheim liefert Cellepora volvox tab. 154 fig. 14—17. Sie bilden in der obern Kreide Kugeln von Nussgrösse, welche durch deutliches Umwickeln einer Zellenschicht entstanden. Ich danke die Stücke Herrn Dr. Denkmann in Salzgitter, der sie in der obern Kreide von Adenstedt und Bültum fand. Dieselben erinnern zwar etwas an Eschara nobilis Michelin Icon. tab. 79 fig. 1, und der Zellenbau an Reptescharellina marginata d’Orbigny Terr. eret. pag. 455 tab. 715 fig. 2 aus dem Senon der Manche, aber das scheinen doch ganz andere Dinge zu sein. Die Umwickelung der Zellenschichten habe ich nie deutlicher beobachten können: die Querlinie fig. 14 zeigt den Absatz des Endes an, worin die Zellen- - wickelung aufhört, jederseits sieht man eine Nabelstelle fig. 15, um welche die Zellenzüge plötzlich eine spirale Biegung (y vergrössert) machen. Die Züge der Zellen mit halbkreisförmiger Mündung laufen im Allgemeinen parallel nebeneinander, und sind durch längliche Löcher in schmale Bänder getrennt, wobei sich der Bogen der Mündung nach 304 Bryozoen: Cellepora volvox, escharoides. vorn kehrt. Die länglichen Zwischenlöcher kann man an- fangs zwar nicht recht deuten, allein wenn die Decke ab- springt, so sieht man, dass sie ebenfalls zu Zellen führen, wie das die Vergrösserung «© am Unterrande zeigt, wo vier Reihen gleich breiter Oblongen zwei Band- und zwei Zwi- schenlochreihen entsprechen. Daher alterniren auch die Halbkreislöcher unter einander nicht, wohl aber in grösster Regelmässigkeit mit den länglichen Schmallöchern. Es mag wohl sein, dass diese Doppelzelligkeit für das Leben der Thierchen ganz besondere Bedeutung hatte. Schneidet man die Kugeln durch, fig. 16, so findet sich innen gewöhnlich ein eckiges Stück von Brauneisenstein, so dass sich die Thierchen um denselben wie ein Knäuel wickelten. Selten kommt mal ein Exemplar mit hohler Axe fig. 17 vor, doch bin ich nicht im Stande, die Höhlung vollständig zu reinigen. Sie wirft vielleicht ein Licht auf die ähnlichen Löcher von Ceriopora nuciformis tab. 153 fig. T. Es fällt allerdings auf, dass dieses schöne Petrefact bislang sollte ganz über- sehen sein, und wenn ich irgend eine Abbildung eitiren dürfte, so wäre es Millepora globularis Phillips Illust. geol. Yorksh. 1835 I pag. 91 tab. 1 fig. 21 aus dem White Chalk an der Küste von Dane’s Dike bei Bridlington, die freilich sonst noch verschieden gedeutet wird. Cellepora escharoides tab. 154 fig. 13—20 Goldfuss Petref. pag. 28 tab. 12 fig. 3 bildet einen ganz absonder- lichen Typus unter den Massenformen. Die Zellen machen gewöhnlich irreguläre Züge, die von verschiedenen Punkten ausgehen, und in dünnern oder diekern Schichten sich über- einander lagern. Oefter sind dieselben mit einem ellipti- schen Deckel verpappt, worin man meist keine Oeffnung bemerkt; andere haben dann wieder in einer gröbern Haut zerstreute Löcher, wie grobe Nadelstiche. Dennoch sind alle nach dem Ansehen des Fundortes leicht zu bestimmen: | j Bryozoen: Cellepora escharoides, piriformis. 305 fig. 18 ist eine Kissenform, die nicht selten von eiförmigem Umriss die doppelte bis dreifache Grösse erreicht. Die Unterseite hat eine concave Aushöhlung, an Bruchflächen des Randes tritt die Schichtung (x vergrössert) deutlich hervor, es zeigen sich compacte Lamellen, welche mit offenen Poren wechsellagern. Auf der convexen Oberseite zeigen sich dann eine Menge excentrisch strahlender Schnirkel (y vergrössert), deren Zellen meist von einer glatten Kalk- fläche verpappt sind, worin man schwierig den elliptischen Umriss des Deckels (2 vergrössert) erkennt, an dessen Spitze sich hin und wieder ein feiner Ausgang verräth. Etwas anders gestaltet sich die convexe Platte fig. 19: unten (u vergrössert) auf der Ooncavseite zeigen sich lauter offene Zellen, von den verschiedensten Centren ausstrahlend; oben o (vergrössert) werden diese Centren mehr durch eine allge- meine Hüllsubstanz bedeckt, die zerstreute runde Löcher zeigt, deren Zahl aber viel geringer ist, als die der verdeckten Zellen. Die Neigung zum Ueberrinden spricht sich in der Serpula erecta fig. 20 aus, die rings von einer punktirten Kruste (x vergrössert) umhüllt ist. Die strahligen Zellen- züge werden nur auf der untern Anwachsfläche « sichtbar, sie sind zwar etwas feiner (y vergrössert) als bei den an- dern, aber ganz von gleichem typischem Character. In der Kreide ist die Zahl der Rindenformen unzähl- bar. Obwohl ihre Zellen sich von Eschara kaum unter- scheiden lassen, so zeigen sie doch keine doppelten Lager, sondern sie haften mit der Unterfläche auf fremden Körpern. Man mag sich dafür des Namens Lepralia pag. 283 be- dienen, allein schon im Hinblick auf volvox pag. 303, der sich anfangs um Steine lagert, sieht man das Missliche der Trennung. Abgesehen davon, dass die gleiche Species zu- weilen ein- und zweiblättrig vorkommen kann. Cellepora piriformis tab. 154 fig. 21 auf einem Anan- Quenstedt, Röhrenkorallen. 20 306 Bryozoen: Cellepora piriformis, eyclostoma. chites ovatus der Weissen Kreide gehört zu den grob- zelligsten. Das untere Substrat ist auffallend dünn, und beim Abbruch der Zellen kaum bemerkbar. Desto kräfti- ger ragen die obern Zellenränder hervor, welche vorn halbeiförmig geschwungen sich hinten zu einern schmalern Stiele verengen, worauf der Name anspielen soll. Die Zellenmündung ist halbkreisförmig, da die hintere Zellen- hälfte mit einer dünnen Kalkhaut (x vergrössert) bedeckt ist. Zwischen hinein klemmen sich hin und wieder ver- krüppelte Cellen, welche man als Ovicellen ansieht. Wo am Rande die Zellendecken wegbrachen, finden wir meist oblonge Gitter, doch können dieselben an andern Stellen sich ziemlich verwirren. Ist die Colonie ganz, so findet man immer eine Region, wo die Grösse auf die Hälfte bis auf ein Drittel zusammenschrumpft, wie eine Vergleichung von der kleinsten a mit der grössten b zeigt. Erst im Ver- lauf nehmen sie ihre Normalgrösse an. Bei Mastricht tab. 154 fig. 22 setzen sich die Platten auf Kalk an, der in festern Massen im weichern Gebirge liegt. Es kann dann unter Umständen schwer werden zu entscheiden, ob man es mit einer einfachen oder doppelten Platte zu thun habe. Unsere Platte ist einfach, sitzt aber gewöhnlich auf andern Formen, wovon das Meiste zur Cellepora cycelostoma « (A vergrössert) gehört, die entschieden kleinere Zellen hat. Zwischen beiden liegt noch ein Stückchen von Cellepora cerustulenta d (B vergrössert), die zwar undeutlich ist, aber wenn ich die Abbildungen von Goldfuss Petref. Germ. 9. 6 mit Hagenow Bryoz. Mastr. 11. 19 vergleiche, so steht sie zwischen beiden in der Mitte. Oben links in der Ecke («) sieht man wie beide (piriformis ce und cyclostoma a) gegen- einander absetzen, und wie dann an der Seite s die gross- löcherige piriformis c durch eine plötzliche Biegung der kleinlöcherigen a auswich. Unten rechts ist dann « mit etwas EEE U ET LIRDEN Bryozoen: Cellepora hippocrepis, bipunctata. 307 anderm Ansehen wieder da, bedeckt von den kleinen Zellen der crustulenta db. Bei solch grössern Flächen ist es dann auch interessant zu sehen, wie die Zellen sich im Verlaufe ändern, und hätten wir hier nicht die drei Lagen «bc, woran eine die andere erklärt, so würde man jeden Flügel wieder für eine besondere Species halten. Cellepora hippoerepis tab. 154 fig. 23 Goldfuss 9. 3 von Mastricht, die Zellen sind feiner, behalten aber immer noch die Form eines Pferdefusses, so glaube ich wenigstens die Abbildung bei Goldfuss deuten zu sollen. Hagenow Bryoz. Mastr. 11. 17 war anderer Ansicht. Sie überzieht gleich einem mannigfach gebuchteten Gewande das Gestein. Gewöhnlich ist die Hälfte der Zellen am untern engern Ende geschlossen (x vergrössert), dessen zerrissener Ober- rand allerlei bizarre Figuren macht, wodurch man sich nicht irre leiten lassen darf. Die obere breitere Hälfte steht halb- kreisförmig offen. Mehrere verletzte Zellen haben dagegen gar keinen Deckel, und werden dann der Eschara sexangulata Goldfuss 8. 12 ähnlich, die ebenfalls nur in einfachen Platten sich auf dem Gestein ausbreitet. Mit blossem Auge betrachtet erscheinen lauter scharfe Pünktchen, die feinen Nadelstichen gleichen, was Goldfuss 8. 11 mit Eschara stigmatophora bezeichnete. Ueber alle diese Zweifel kommt man nach Zeichnungen allein nicht hinaus. Doch bringt eine Ver- wechselung in diesen Grenzen der Sache keine sonderliche Gefahr. Der kleine Fleck darauf (d vergrössert) ist Celle- pora disciformis. Cellepora bipunetata tab. 154 fig. 24 Goldfuss 9. 7 von Mastricht scheinbar mit einfachem Blatte hat etwas eiförmige Löcher, die entschieden in Reihen miteinander alterniren, also im Quincunx stehen. Es fehlt jede Spur von Bedeckung (y vergrössert), dagegen sind die Löcher von einer freilich oftmals undeutlichen sechsseitigen Furche 20 * rin 308 Bryozoen: Cellepora bipunctata. umgeben, die in jeder Ecke einen feinen Punkt zeigt, so dass die Seiten je zwei Punkte zeigen. Bricht der Ober- theil der Zellen ab, so kommen etwas ausgebauchte oblonge Vierecke zum Vorschein. Eschara eyclostoma Goldfuss 8. 9 scheint ganz den gleichen Zellenbau zu haben, namentlich in Betreff der Grösse der Löcher, nur werden dieselben vollkommen rund und nicht länglich gezeichnet. Wahr- scheinlich waren sie noch von einer dünnen Haut bedeckt, dann zählten sie zur Membranipora. Obwohl entschieden einplattige Stücke vorkommen, so gibt es doch auch zwei- plattige fig. 25, die namentlich in Beziehung auf die zwei Löcher vollständig mit den einplattigen übereinstimmen, wie die Vergrösserung 2 zeigt. Die Zellen beider Seiten greifen zickzackförmig ineinander, wie es Hagenow (Bryoz. Mastr. tab. 9 fig. 8. d) an seiner Eschara cyclostoma schon gut gezeichnet hat, ausserdem kommen auf jeder Wand zwei deutliche Verbindungspünktchen zum Vorschein. Da dem verwandte Doppelplatten zu den gewöhnlichsten Er- funden gehören, so komme ich weiter unten nochmals dar- auf zurück. Wenn die kriechenden Formen auf der Oberfläche sehr empfindlich waren, so kommen dünnwandige Gewebe zum Vorschein, die zwar etwas typisches an sich haben, aber dennoch sich schwer deuten lassen. Man könnte sie am besten mit dem Collectivnamen Cellepore macerat® be- bezeichnen. Ich will nur zwei Beispiele erwähnen: das eine tab. 154 fig. 26 von Mastricht kriecht auf Stein, erscheint dem blossen Auge wie cyclostoma, aber mit der Lupe (x ver- grössert) zeigen die Wände eine auffallende Magerkeit, und auf der Kantenhöhe zieht sich eine zarte Furche deutlich fort, ähnlich der bipunctata; das andere fig. 27 bedeckt fast die Hälfte eines Ananchites aus der Weissen Kreide von Meudon bei Paris, die Thierleiber mussten die Schale fast were De Bryozoen: Cellepora Meudonensis, amphora. 309 unmittelbar decken, da kaum etwas von einem Substrat be- merkt wird, nur die Rippen (x vergrössert) ragen wie an einem macerirten Blatte hervor, und zeigen auch Spuren von einer Mittellinie. Kriechende Celleporen meist mit eiförmiger Decke sind zwar durch ihre Zeichnungen gewöhnlich gut characteri- sirt, allein es hält dennoch schwer sie sicher zu bestimmen, namentlich auch weil man zu viel Species gemacht hat. Dabei ist die Frage nicht entschieden, ob dann in der That Ein- und Zweiplattigkeit wesentliche Verschiedenheit be- gründen kann. Man geräth da häufig in einen Zwiespalt zwischen Öellepora und Eschara. Gleich die ersten, welche ich nach d’Orbigny (Terr. eret. V pag. 371 tab. 708 fig. 15—16) Cellepora Meudonensis tab. 154 fig. 28 nennen will, sitzen nicht selten massenhaft auf Ananchyten der Weissen Kreide von Meudon. Die Decke ist flach (x ver- grössert) von einem erhabenen Rande umgeben, hinter welchem die runde Mündung liegt. Hin und wieder klem- men sich dazwischen verkümmerte Zellen. Die Unterlage ist dick, und gleicht bauchigen Oblongen, wie schon die Oberfläche verletzter Exemplare andeutet. D’Orbigny hiess sie daher Semieschara. Eschara irregularis Hagenow Jahrb. 1839 pag. 264 tab. 4 fig. 2 ebenfalls von Rügen hat zwar höchst ähnlichen Zellenbau, bildet aber Doppelplatten. Cellepora amphora tab. 154 fig. 29 Hagenow Jahrb. 1839 pag. 273 auf Ananchytes von Rügen hat zwar noch einzelne höchst verwandte Zellen, allein die meisten sind schlanker, unten eigenthümlich verengt, was entfernt an die „Gestalt einer antiken Amphora“ erinnert. Dagegen tritt über vielen Mundlöchern noch eine feinere Oeffnung auf, aus welcher wahrscheinlich die Eier heraustraten. Dieses Doppelloch ist zu characteristisch, als dass man nicht alle, auch wenn die Zellenumrisse etwas abweichen, zusammen 310 Bryozoen: Cellep. pavonia, eircumdata, granulosa, marsupium. lassen sollte, wie z. B. Cellepora subgranulata Hagenow Bryoz. Masir. tab. 11 fig. 15. Merkwürdig ist es, wie schnell die kleinen Zellen eine andere Richtung nehmen, und dabei ihre Form ändern. Zuweilen fliessen die beiden Löchlein auch zu einem grössern zusammen, und was der Abweichungen mehr sind. Cellepora pavonia tab. 154 fig. 30 Hag. Jahrb. 1839 pag. 270 tab. 4 fig. 9 auf Belemniten von Rügen bildet meist nur Scheibchen, worin die ersten Zellen im Centrum (x vergrössert) sich durch auffallende Kleinheit von denen im äussern Rande unterscheiden. Man findet das namentlich auch deutlich wenn die Decke zerstört ist, und nur die Zellenumrisse (y vergrössert) Rippenartig her- vorragen. Die kleinen Ellipsen darauf mögen wohl die Eiersäcke bezeichnen (Y stark vergrössert). Die Unterlage für die Thierchen ist sehr unbedeutend, die Glätte der Belemnitenfläche gewährte ihnen schon genügenden Schutz. Die Zellendecke ist flach eiförmig, und neben der halbkreis- förmigen feinen Mündung findet sich öfter jederseits noch ein Grübchen zur Anheftung von Avicularien. Üellepora eirecumdata tab. 154 fig. 31 Hag. Jahrb. 1839. 271 von Rügen auf Terebratula hat zwar noch sehr ähnliche Zellen, aber sie sind in characteristischer Weise von leistenförmigen Rippen (x vergrössert) umgeben. Hier und da fehlt es nicht an kleinen Anschwellungen vor der Mündung, was Eierzellen andeutet. Cellepora granulosa tab. 154 fig. 32 Hagenow Jahrb. 1839. 270 auf Belemniten von Rügen hat mehr rundlich bauchige Zellen, die im Centrum klein an- fangen (y vergrössert) aber schnell an Wachsthum zu- nehmen. Die kleinen halbmondförmigen Löcher stehen an der äussersten Spitze. Wie der Name sagt, soll die Oberfläche gekörnt sein, was aber schwer wahrzunehmen ist. Üelle- pora marsupium tab. 154 ng. 33 Hagenow Jahrb. 1839. 273 auf Ananchiten von Rügen hat längliche Zellen von schief i \ F N 3 ” f be et Feen Er Bryozoen: Cellepora oviformis, trifora. 311 emporragender Beutelform, am Gipfel mit aufgeworfener kreisrunder Mündung (2 vergrössert). Auch bei Mastricht tab. 154 fig. 34—358 liegen auf den harten gelben Kalken, welche viel Abgüsse von Sternkorallen ent- halten, die nach Binkhorst (Esquisse geol. couch. cr@t. Lim- bourg 1859 pag. 37) die Sohle des mittlern Bryozoenlagers einnehmen, ausserordentlich schöne Beutel, wovon ich einige abbilden will, wenn ich sie auch nicht genau zu bestimmen vermag: Cellepora oviformis fig. 34 könnte man die grösste heissen, da sämmtliche Zellen mit der Oberhälfte ihres Körpers wie kleine Eier hervortreten, die schon das blosse Auge bestimmt unterscheiden kann (x vergrössert). Die Mündung schliesst rund und ringförmig, ist aber an der Oberseite öfter etwas unterbrochen. Es fehlt nicht an klei- nen hervorragenden Nebenlöchern, die uns an Cell. pusilla Hagenow Bryoz. Mastr. tab. 10 fig. 9 erinnern. Die Ober- fläche ist etwas rauh, was auf feine Porung hindeutet, die man mit der Lupe aber kaum wahrnimmt. Vielleicht hat auch Porina varians d’Orb. Terr. eret. V tab. 714 fig. 9 Verwandtschaft. Mindestens um die Hälfte kleiner sind die Zellen der nebenliegenden Cellepora trifora fig. 35. Innen noch alle hohl zerbrachen die dünnen Wände häufig. Aber einige davon sind doch ganz vortrefllich erhalten, und lassen ihre drei Mündungen (y vergrössert) sehen, die mitt- lere davon ist entschieden grösser als die äusseren, welche der Lage nach doch wohl nur Avicularien trugen. Die Stellung dieser Nebenlöcher ist sehr verschieden, einzelne Zellen haben gar keine, und dann tritt die Hauptmündung um so mehr hervor. Auch sie haben wahrscheinlich eine durchbrochene Schale. Bei einigen am Rande bemerke ich hinter den Mündungen noch eine Stelle strahlender Oeff- nungen (zZ stark vergrössert), welche einem Siegel gleichend vielleicht noch eine besondere Bedeutung hatten. Wenn 312 Bryozoen: Cellepora perforata, subgranulata. man eine solche Zelle fig. 36 (vergrössert) vereinzelt fände, würde man etwas ganz Absonderliches darin suchen, zumal da fast jede wieder ein etwas anderes Siegel zeigt. End- lich gelangen wir zur ächten Cellepora perforata fig. 37, die grosse Flächen auf dem Gestein bedeckt, "und den Habitus von pavonia hat. Die meisten (x vergrössert) er- scheinen zwar etwas rauh, aber von Durchbohrungen kann man sich anfangs nicht sicher überzeugen, bis näher dem Rande mit der Lupe die vertieften Punkte gar nicht über- sehen werden können, wenn auch die Ermittelung ihrer Stellung Schwierigkeit macht. Man hängt da eben immer von der Güte des Materials ab. Einige Zellen (y stark vergrössert) haben dann vor der Mündung einen deutlichen Eiersack, der nicht durchlöchert ist, und daher sich auf der durchlöcherten Decke der folgenden Vorderzelle um so schärfer abhebt. Diese Eiersäcke lassen vermuthen, dass Cellepora elegantula Hag. Bryoz. Mastr. tab. 10 fig. 13 die gleiche sei. Man ist bei den Bestimmungen immer glück- lich, wenn solche Nebenerscheinungen uns auf die richtige Spur leiten. So glaube ich Cellepora subgranulata fig. 38 Hag. 11. 15 nach dem zarten Pünktchen, welches unmittel- bar vor jeder querelliptischen Mündung steht (x vergrössert), bestimmen zu sollen. Sie bilden eine dünne flache Haut, ganz nach Art der amphora fig. 29, aber die Zellenform seitlich durch eine Rippe begrenzt ist bestimmter. Unter der Haut treten unregelmässige Netzrippen hervor, zwischen denen von Zeit zu Zeit Mündungen stehen blieben. Gold- fuss Petref. Germ. tab. 8 fig. 14 hat solche Verstümme- lungen unter Eschara arachnoidea abgebildet. Natürlich ge- hören ähnliche zum Theil schwer zu entziffernde Bildungen, worauf schon Faujas (Hist. nat. Mont. St. Pierre. Mastricht 1799 pag. 300 tab. 39 fig. 3) aufmerksam machte, nicht alle einer Species an. Bryozoen: Cellepora ringens, gothica, monilifera, ornata. 313 In der weissen Kreide von Rügen gehört Cellepora ringens tab. 154 fig. 39 Hagenow Jahrb. 1839. 278 auf Ananchytes zwar zur Gruppe der piriformis fig. 21, aber die Zellen sind kleiner, und die meisten haben als Wahr- zeichen über der grossen halbeiförmigen Mündung em run- des Löchlein, offenbar von derselben Bedeutung, als bei voriger. Die abgebrochenen Zellen lassen eine zierlich punk- tirte Fährte zurück, woraus man schliessen muss, dass die Wände seitlich durchbrochen waren. Cellepora gothiea tab. 154 fig. 40 Hagenow Jahrb. 1839. 276 auf Belemniten von Rügen hat dagegen in den etwas kleinern Zellen (x ver- grössert) unter jeder rundlichen Mündung zwei Grübchen, wahrscheinlich Ansätze für Avicularien. Auf Kosten der- selben vergrössert sich öfter der Mund, und dann fehlen natürlich die Pünktchen. Es wiederholt sich das mit solcher Sicherheit, dass man kaum irren kann. Springen dagegen die Zellenwände weg (y stärker vergrössert), so zeigen sich unregelmässige Gitter, mit vielen Einsenkungen auf der Kantenhöhe, wovon man die regelmässigern Sechsecke bald deuten lernt: es entspricht das grössere Loch in der Median- linie der Ovicelle; die kleinern länglichen Ovale auf den Seiten mögen Intercellularräume bezeichnen. Bei Mastricht bildet Cellepora monilifera tab. 154 fig. 41 Hagenow Bryoz. Mastr. tab. 11 fig. 1 eine Gewand- artige Ausbreitung, woraus die runden Mündungen (2 ver- grössert) mit feingeknotetem Rande etwas hervorragen. Hagenow hebt noch einen kleinen „halbmondförmigen Höhlenspalt“ ausserhalb des knotigen Ringes hervor, den ich bei meinem sonst so vortrefllich erhaltenen Exemplare nicht finde. Verwandt damit scheint Üellepora ornata tab. 154 fig. 42 Goldfuss 9. 1 von Mastricht, die Zwi- schenmasse der Zellen ist hier nur am Unterrande mit eini- gen Zacken und ausserdem durch Wülste und Punkte ver- 314 Bryozoen: Cellepora bilaciniata, disciformis. ziert (x vergrössert). Durch Ueberwuchern dieser Masse können die Löcher dann recht klein werden, und daraus erklären sich die verschiedenen Darstellungen, namentlich auch bei Hagenow 10. 16. Verkümmerte Zwischenzellen sieht man als Eierbehälter an. Unser abgerundetes Stück sitzt auf einer dicken Unterlage s, die offenbar nicht dazu gehört, die kräftigen Zellenwände (5 vergrössert) zeigen zwei Verbindungskanäle mit jeder Nachbarzelle. Auf Rügen sitzen auf Belemniten öfter dicke unregel- mässige Ueberzüge, welche Hagenow Jahrb. 1839. 278 Cellepora bilaeiniata tab. 154 fig. 43 nannte. Die Mün- dungen sind ebenfalls rund, zeigen öfter ein feines Neben- loch, aber das Ganze erscheint so wirr, dass ich mich nicht so recht hinein finde, namentlich wird die richtige Auf- fassung der einzelnen Zellen so schwer. Dazu kommt nun noch, dass unsere Colonie auf einer Cell. pavonia ruht, die am Rande zu allerlei Irrthümern führen könnte, da beide auf der Grenze in einander übergehen. Hat man aber mal solche Dinge gesehen, so erkennt man sie wieder, wenn auch nicht nach Abbildungen und Beschreibungen. Bei Mastricht und auf Rügen ist Cellepora diseiformis tab. 154 fig. 44 Hagenow Jahrb. 1839. 279 eine der häu- figsten, die später wegen ihrer hervorragenden Mündungen Diastopora genannt wurde. Unsere auf Belemniten von Rügen bildet Scheibchen, deren rundliche Mündungen so fein sind, dass man sie mit der Lupe (x vergrössert) kaum wahrnimmt. Bei Mastricht Hag. 10. 7 kommen ausser den Scheibchen auch regellosere Formen vor. Man wird hier noch unwillkürlich an Cellepora orbiculata pag. 108 im Weissen Jura erinnert. Gerade dieses Wiedererscheinen so ähnlicher Formen in den verschiedensten Zeiten lässt sich kaum anders als durch Fortentwickelung erklären. D’Orbi- gny Paleont. frang. terr. er&t. V tab. 631—637 bildet auch Bryozoen: Aulopora ramosa. Eschara. 315 noch eine Reihe von Röhrenkorallen unter Idmonea und Diastopora ab, die von Oolithischen und Liasischen kaum verschieden geworden sind. Und dies geht dann bis zur Aulopora ramosa tab. 154 fig. 45 (= vergrössert), die von der jurassischen dichotoma pag. 107 lediglich nur nach ihrem Vorkommen unterschieden werden kann. Dabei treten dann auch wohl gröbere Formen auf, wie tab. 154 fig. 46 (y vergrössert), die mit Bidiastopora rustica d’Orb. l. e. tab. 628 fig. 1 die grösste Achnlichkeit hat. Alle diese kleinen Sachen und noch mehrere sitzen bei Mastricht auf einem nur wenige Zoll grossen Handstück, namentlich beweisen auch die beiden kriechenden Auloporen, dass die porösen Kalkstücke auf dem Meeresgrunde abgetrennt ge- legen haben müssen, um der kleinen Bevölkerung als Unter- lage dienen zu können. Ganz anders verhalten sich dagegen an demselben Fundorte die Eschara tab. 154 fig. 47 etc. Dieselben bilden Doppelblätter, krochen daher nicht auf Unterlagen, sondern bildeten selbständige Stämmchen, die sich aufrichteten, und nach dem Tode meist zertrümmert im Gebirge begraben wurden. Da nun aber die Zellen denen von Öellepora in allen wesentlichen Merkmalen glei- chen, so ist eine Verwechselung gar leicht möglich, was das Auffinden bei den Schriftstellern wesentlich erschwert. Ich wenigstens vermag mich nicht durchzufinden, und will daher nur auf Einiges die Aufmerksamkeit lenken. Sehr häufig sind die rundmündigen Doppelplatten, Goldfuss 8. 9 beginnt daher auch mit einer Eschara eycelostoma, die Ab- stufungen der verschiedenen Varietäten sind aber so fein, dass man nicht im Stande ist alles zu sondern. Eine sehr kräftige von Mastricht nenne ich gern Eschara mono- 316 Bryozoen: Eschara monocyclostoma, diplocyclostoma, eyelostoma tab. 154 fig. 47 um damit an die einblättrige Schicht zu erinnern. Sie liegen im Sande, und sind so fest, dass man die glatte Unterseite «, welche häufig concav ist, reinigen kann; man kann dann gewöhnlich in die ziemlich hohen diekwandigen Zellen mit einem Verbindungskanal hin- ein blicken. Wie die Vergrösserung & zeigt, so ist innerhalb der Mündungsringe kaum eine Lamelle angedeutet. Ich zweifle nicht, dass Stichopora elypeata Hagenow Bryozoen Mastr. tab. 12 fig. 14 die gleiche ist, obwohl unsere Figuren etwas von einander abweichen. Dieser steht eine viel zarter gebaute Eschara diploeyelostoma fig. 48 gegenüber, welche im weichen Kalksande von Mastricht liegend zu den häu- figsten aber auch zerbrechlichsten jener berühmten Fund- stelle gehört. Unser Bruchstück ist 16 mm breit, und zeigt noch nirgends einen geschlossenen Rand. Da die Zellen häufig hohl und nicht einmal mit Sinter überzogen sind, so kann man die Verbindungslöcher ($ vergrössert) zweier angrenzenden Zellenwände oft sehr deutlich verfolgen. Man sieht auf jeder Wand zwei Punkte, aber da die Zellen im Quincunx stehend miteinander alterniren, so geht jedes Loch nach einer andern Zelle, so dass auf jede Zellenwand nur ein Loch kommt, und im Ganzen keine mehr als sechs Punkte hat. Am geschlossenen Rande r (R vergrössert) kommen zwar allerlei Unregelmässigkeiten durch kleine Zwischenzellen vor, aber im Allgemeinen schliesst er mit zwei alternirenden oder correspondirenden Reihen. Die Zellenlöcher (x vergrössert) variiren zwar auf den verschie- denen Stücken, indem sie bald runder, bald eckiger werden, und dann zur piriformis hinüber spielen, aber ich will das nicht zu genau verfolgen. Die Medianplatte, welche beide Schichten voneinander trennt, ist öfter stark und zuweilen auch deutlich doppelt. In letzterm Falle trennen sich die Blätter leicht voneinan- Bryozoen: Eschara diplocyclostoma. 317 der, und man glaubt dann einschichtige Blätter zu haben. Schon Hagenow (Bryoz. Mastr. tab. 12 fig. 4. c) hat solche abgebildet und für „einschichtige Varietäten“ gehalten, d’Orbi- gny (Terr. cret. V pag. 564 tab. 708) erfand dafür sogar einen Namen Semieschara ete. Schwache Linien auf der glatten Fläche deuten nicht selten noch den Umriss der Zellen an. In unserm Stück fig. 49 scheinen es Rhomben zu sein, es gehört zu der rundmündigen Varietät. Die Seitenansicht s zeigt, wie oben die eine Hälfte links noch fort geht, und die rechte abgesprengt ist. Fig. 50 hat da- gegen die ganze Unterseite u (U vergrössert) geschlossen, und nur oben 0 (O vergrössert) kommen runde Zellen vor, während man seitlich s (5 vergrössert) dennoch deutlich zwei Lager wahrnimmt. Es lässt sich das kaum anders er- klären, als dass man annimmt, man habe hier wirklich ein- plattige Thierstöcke vor sich, wovon die untern von den obern bedeckt wurden. Das bestätigen auch die dreiblättri- gen Bruchstücke fig. 51: die zwei untern « rechts gehören einem normalen diplocyclostoma mit zarten punktirten Wän- den; der vereinzelte links oben muss als Schmarotzer an- gesehen werden, welcher sich so geschickt auflagerte, dass man das Fremdartige daran kaum erkennt. Wie der Quer- bruch s ($ vergrössert) zeigt, so sind auch seine Zellen etwas unsicherer aufgelagert. Der Unterschied der Zellen ist frei- lich bei beiden nur unbedeutend, doch wenn man sie so vergrössert in U und O nebeneinander stellt, so stehen die Löcher von dem Schmarotzer O mehr durcheinander, auch sind die Wände etwas breiter als bei U, worin man alter- nirende Reihen und einen deutlichen Quincunx unterschei- den kann. Andere einfache Blätter tab. 154 fig. 52 von Mastricht . neigen sich durch ihre halbeiförmigen Mündungen wieder zu den Piriformen, und wahrscheinlich stimmt Cellepora 318 Bryozoen: Eschara multicanalis, quadrata, oblita, stigmatophora. subpiriformis Hagenow 11. 7 damit überein. Die gestielten Zellen o können mit blossem Auge (O vergrössert) noch gut unterschieden werden; die glatte Unterseite « (U ver- grössert) ist dagegen durch zarte Rinnen in Bänder getheilt, am Rande links zeigt die Bruchfläche zur Genüge, dass die Gegenplatte wegbrach. Characteristisch erscheinen am Rande (R vergrössert) die vielen feinen Verbindungskanäle, wornach man sie multicanalis heissen könnte. Denn auf die Länge von vier Zellen zählt man über 20 Löcher. Fig. 53 von Mastricht hat entschieden grössere Zellen- mündungen, die in einer Art quadratischer Gitter liegen, wornach man sie quadrata heissen könnte (0 vergrössert). Die Unterseite u (U vergrössert) ist ebenfalls noch gebän- dert, aber durch Querfurchen in oblonge Gitter getheilt. Fig. 54 von Mastricht könnte man Eschara oblita nennen, weil viele der Zellen in eigenthümlicher Weise verschmiert sind (x vergrössert): stehen die Zellen offen, so haben sie mit subpiriformis die grösste Aehnlichkeit; aber alsbald tritt auf Kosten dieser Oeffnung ein rundes Nebenloch ein; endlich geht die Verschmierung so weit, dass sogar nur noch ein kleines Löchlein übrig bleibt. Oefter sind jedoch zwei, drei, sogar vier da, ohne irgend welche Gesetzlichkeit. Im Rande (R vergrössert) steht meist nur eine Reihe verpappter und unverpappter Zellen. Die Mittelplatte im Querbruch q ist deutlich doppelt, so dass man die Stöcke in der Mitte mit einem Federmesser spalten kann. Das erklärt das Vor- kommen einfacher Blätter zur Genüge. Bricht man die Stücke nach dem Längslaufe der Zellen (Q vergrössert), so bemerkt man wieder wie vorhin bei multicanalis eine Menge feiner Löchlein. Eschara stigmatophora tab. 154 fig. 55—58 Goldfuss 8. 11 von Mastricht begreift Doppelplättchen, auf welchen die runden Löcher dem blossen Auge wie Nadelstiche er- RERer.. Bryozoen: Eschara stigmatophora. 319 scheinen. Je nachdem die Kalkverpappung dicker oder dünner niedergeschlagen ist, nehmen sie ein verschiedenes Aussehen an. Das hat dann zu unendlicher Zersplitterung geführt, zumal da sie zu den gewöhnlichsten Erfunden ge- hören. In dem dünnen Stückchen fig. 55 stehen die Löcher in Reihen (x vergrössert), und gleichen einer kleinzelligen piriformis. Die Zellen im Querbruch q (@ vergrössert) zei- gen in der Tiefe ein Pünktchen, und stehen in grösster Regelmässigkeit da. Das krumme Plättchen fig. 56 ist links nach dem schmalen Arme hin so verpappt, dass kaum das feinste Löchlein (y vergrössert) bleibt, und dazwischen ziehen sich undeutliche Linien fort, welche den Umfang der Zellen bezeichnen. Auch auf dem geschlossenen Rande (R ver- grössert) treten blos solche kleinen Oeffnungen heraus. Fig. 57 hat scheinbar einen andern Charakter, man sieht in der dicken Pappmasse nur runde Löcher (x vergrössert), wenn man jedoch die Oberfläche mit Salzsäure bepinselt, so treten die Umrisse der Zellen hervor. Auf dem Quer- bruch (y vergrössert) stehen die einfachen Zellenreihen sehr unregelmässig da, hin und wieder mit Verbindungslöchern versehen. Merkwürdiger Weise finden sich Stücke, woran man innen Höhlungen fig. 53 bemerkt, die beiden Platten haben sich hier weit voneinander getrennt, o ist am wei- testen, das vergrösserte x enger, und man sieht hier deut- lich, wie rechts die beiden Platten sich auf kurzem Wege wieder vereinigen. Vergleiche hier auch Semieschara arborea d’Orb. Terr. erei. V tab. 710 fig. 4. 5. Es fällt auf, dass Hagenow derartige Dinge übersah. Sie geben einen Finger- zeig, dass zwischen Ein- und Zweischichtigkeit kein abso- luter Unterschied ist. In dieser Beziehung lenke ich noch die Aufmerksamkeit auf das kleine Kissen tab. 154 fig. 59 aus der Weissen Kreide. Es gleicht von oben o einer mehr oder weniger verpappten wulstig gekrümmten stigmatophora, 3920 Bryozoen: Eschara laminaris. die aber einen Knäuel von glatten Serpulen umwickelt hat, die am Unterende « hervorschauen. Unerwarteter Weise haben wir aber nicht ein, sondern zwei Lager überein- ander (= vergrössert). Es ist zwar schwer, die gegen die Serpulen gekehrte Fläche zu beobachten, ohne das Dings zu zerstören, allein die Zellen scheinen auf dieser Seite gänzlich geschlossen zu sein. Eschara laminaris tab. 154 fig. 60—65 will ich dünne Platten heissen, die Fächerartig auf einem verdickten Stiele sassen. Da sie zu den häufigen Vorkommen bei Mastricht gehören, so mögen sie wohl unter Ceriopora compressa Goldf. Petref. Germ. pag. 37 tab. 11 fig. 4 verborgen sein, welche Hagenow (Bryoz. Mastr. 1851 pag. 49) zu einer Ditaxia (rx&ı5 Stellung) erhob, aber die Blätter unterschei- den sich in dieser Beziehung durchaus nicht von Eschara, doch sind die Zellen schon etwas länger und diekwandiger, was sie den Cerioporen nähert. Fig. 60 zeigt uns eine Doppelplatte von mittlerer Grösse. Ihre runden Zellen- löcher (x vergrössert) mit breiter Zwischenmasse zeigen innen öfter Spuren von einer Axe, was jedoch auf Täuschung beruhen könnte. Unten gegen die Wurzel hin verdicken sie sich ansehnlich, ohne dass dadurch das doppelte Zellen- lager vermehrt wird. Es sind immer zwei durch eine Mittelwand getrennte Platten (y vergrössert), woran die Zellen in Folge der Dickwandigkeit blos länglicher er- scheinen. Fig. 61 hat oben o noch eine sehr dünne Doppel- platte, unten « dagegen eine plötzlich dickwerdende con- cave Wurzel, deren verbrochene Ränder sich undeutlich einplattig zeigen. Man darf hier natürlich die Sache nicht zu genau nehmen. Die Zellenröhrchen in fig. 62 winden sich schwer entzifferbar im stark verdickten Unterende « durcheinander, während oben in der Doppelplatte (x ver- grössert) alles in bester Ordnung steht. Wenn auch zu- Bryozoen: Eschara laminaris, constricta. 321 weilen vereinzelte Zwischenlöcher auftreten, so kann man sich durch Aufritzen mit einer feinen Nadel überzeugen, dass sie alle bestimmt blos zu einfachen Röhren führen, die aber in diesem speciellen Falle öfter durch zwei Pünktchen bezeichnet sind, welche durch eine zarte Linie getrennt werden, die uns wieder an eine Axe erinnern könnte. Die zwei miteinander verwachsenen stark verpappten Lappen fig. 63, von Fucusartiger Gestalt, scheinen eine grössere Ver- zweigung auzudeuten, etwa wie es d’Orbigny (Terr. eret. V tab. 775 fig. 7) von Ditaxia anomalopora darstellt, was aber ein ganz anderes Ding ist. Die Stöckchen können nun auch rund werden fig. 64, und dann tritt die Gefahr der Verwechselung mit Cerioporen uns näher: unten « ist die Axe hohl, und von einwandigem Ringe umgeben; oben o (O vergrössert) erscheint die Mittelwand wieder, und trotz der Ungleichheit beider Lager zeigen sie doch nur einfache Zellen. Das wird am verdickten Unterende fig. 65 zwar anders, indem da die Zellenmündungen (y vergrössert) bis zum Centrum gehen, aber am Oberende (z vergrössert) treten doch lediglich wieder nur zwei Zellenlager auf. Man darf sich durch die Punkte nicht täuschen lassen, denn so- bald man sie mit der Nadel prüft, findet sich, dass mehrere übereinanderliegende Löcher ein und derselben Zelle dar- unter angehören. Anders verhält sich die Sache bei Ceriopora constrieta tab. 154 fig. 66 Römer Nordd. Kreideg. pag. 23 aus der Weissen Kreide von Rügen. Die runden zierlich dichotomen Zweige scheinen äusserlich noch eine ganz ähnliche Zellen- bildung zu haben, doch sind die Enden der Gabeläste (y ver- grössert) bis zum Uentrum punktirt. Unten (x vergrössert) hat sich zwar eine harte Rindensubstanz ausgebildet, allein innen ist ein feinwandiges mit weisser Kreide erfülltes Zellen- gewirr, und nirgends eine Spur von Doppellager auszumachen. Quenstedt, Röhrenkorallen. A 322% Bryozoen: Ceriop. compressa, anomalopora. Eschara filograna. Ceriopora eompressa tab. 154 fig. 67 Goldfuss Petref. Germ. pag. 37 tab. 11 fig. 4 von Mastricht (Hagenow 4. 10. l) gehört zu den erkennbarsten: „in der Mitte des Randes verläuft ein glatter, schmaler Kiel, und an beiden Seiten desselben macht die Vergrösserung gedrängt stehende, feine Poren bemerklich* (x vergrössert). Das liefert ein sicheres Unterscheidungsmerkmal von der ähnlichen Eschara laminaris, auch sind die Poren (y vergrössert) etwas feiner, der ganze Bau erscheint überhaupt zarter. Dabei gehören die Blätter schon zu den ächten Cerioporen, wie der Quer- bruch (z vergrössert) verräth: es scheinen zwar auch nur zwei Zeilenlager vorhanden zu sein, allein dieselben machen eine starke Bogenkrümmung, ehe sie die Aussenfläche er- reichen. Ein Gegenstück dazu bildet Ceriopora anomalo- pora tab. 154 fig. 68..69 Goldfuss 10. 5 von Mastricht nach der Deutung von Hagenow 4. 9. Sie ist ganz gleich ge- baut, nur sind die Poren ungleich, weshalb sie Blainville zur Heteropora stellte. Andererseits erinnern sie uns schon an Eschara filograna, so habe ich das Stück fig. 68 bereits im Hdb. Petref. 1866 tab. 72 fig. 7 gedeutet. Der schmale - Kiel gleicht einem weissen Callus (5 vergrössert), neben welchen sich sofort die ungleichen Löcher einsetzen, die dann auf den Flanken (x vergrössert) durch ihre bedeutende Verschiedenheit sehr in die Augen fallen. Im Querbruch am Unterende (U vergrössert) treten neben der Median- platte zahllose feine Löcher auf. Gar zierlich ist das dünne zungenförmige Plättchen fig. 69, ohne Spur einer Ansatz- fläche tritt rings der schmale Kiel deutlich hervor. So ge- langen wir allmähliıg zur ächten Eschara filoegrana tab. 154 fig. T0—73 Goldfuss Petref. Germ. tab. 8 fig. 17 von Mastricht, die mit ihren verpappten Löchern freilich oft schwer zu deuten ist. Hagenow (Bryoz. Mastr. tab. 7) hat sie in eine ganze Reihe von Species zer- Bryozoen: Eschara filograna, tricata. 323 splittert, die ich nicht im Stande bin, wieder nach zu be- stimmen. Das Wesen besteht in comprimirten Zweigen mit ungleichen runden Poren, und zwei scharfgeschiedenen Zellenlagern: fig. 70 ist stark mit Brauneisenocker bedeckt, wie sie so gern in dem obern Bryozoenlager vorkommen. Das erschwert zwar die Beobachtung des feinern Zellenbaues, aber man meint die grössern Löcher hätten eine Vförmige Stellung (x vergrössert), gerade wie es Goldfuss zeichnet; die feinen dazwischen kann man nicht sehen, aber auf dem Querbruch (y vergrössert) sieht man vereinzelte kleinere Zellen zwischen den grössern. Desto deutlicher treten die Zwischenpünktchen in den lichten Exemplaren fig. 71 (= ver- grössert) auf, man sieht hier öfter zwischen zwei grössern rundlichen Mündungen zwei feine Pünktchen, aber doch ohne sichere Regel. Auch auf den Querbrüchen (y ver- grössert) gewahrt man Zellen ungleicher Grösse. Auf der kleinen Zunge fig. 72 unten mit einer Wurzelartigen Aus- breitung liegen die grössern Löcher wirr durcheinander. Fig. 73 gehört zu den zartesten Feingebilden, die grössern Zellen scheinen wenigstens noch eine Neigung zur V-Stel- lung zu bewahren (y vergrössert), aber die Zwischenlöcher bilden bald runde bald längliche Tüpfel, auch fällt es auf, dass einige runde Zellenmündungen ganz offen stehen, wäh- rend andere so verschlossen sind, dass man sich nicht recht entscheiden mag, soll man es für natürlichen Schluss, oder für mechanische Sandausfüllung halten. Die Oeffnungen im Querbruch (x vergrössert) haben etwas Unsicheres an sich. E. filograna Hagenow 7. 12 und Mülleri 8. 18 zeigen damit grosse Aehnlichkeit. Das wirre Wesen tritt in Eschara trieata tab. 154 fig. 74 so recht zu Tage, da weiss man nicht mehr, was man für Haupt- und Nebenlöcher (y vergrössert) halten soll, und doch erweist sich der Querbruch (x vergrössert) als eine characteristische Eschara, nur dass grössere und kleinere 21 324 Bryozoen: Eschara quadrifrons, striata. Zellen mit einander abwechseln. Die kleinern zeigen meist zwei Löchlein über einander, was man leicht für Kammer- wände halten könnte. Es mag das aber doch wohl nur auf Täuschung beruhen, indem gewisse Theile, z. B. die Umgebungen der Verbindungskanälchen, leichter abge- scheuert und verletzt wurden, als andere. An Eschara quadrifrons tab. 154 fig. 75 von Mastricht scheinen die runden Löcher in kleinen quadratischen Feldern zu liegen, aber da nun häufig einige Mündungen in den Feldern un- deutlich oder feinporig werden (y vergrössert), so tritt doch wieder eine allgemeine Aehnlichkeit mit Filogranen ein. Ganz besonders deutlich wechseln im Querbruch (x ver- grössert) kleinere und grössere Zellen miteinander ab. Die kleine dünne Zunge fig. 76 hat je nach dem Erhaltungs- grade runde oder halbkreisförmige Löcher (2 vergrössert). In letzterm Falle bemerkt man auch Umrandungen. Oefter liegen noch grosse eiförmige Löcher dazwischen, welche durch eine schmale Leiste ungleich getheilt werden, wie es von Eschara Lamarckii Hagenow 9. 4 gezeichnet wird. Aber so rechte Klarheit kommt doch nicht hinein. Unter Eschara striata tab. 154 fig. 77—-82 scheint Goldfuss Petref. Germ. tab. 8 fig. 16 die verpappten Zweige ver- standen zu haben, welche bei Mastricht in Menge vorkom- men, und sich auf dem Querbruche meist durch ihre dicke Rinde verrathen. Einzelne grössere Röhren brechen durch die dicke Masse durch, viele werden aber oft bis zum gänz- lichen Verschwinden verpappt. Fig. 77 zeigt auf der Ober- fläche (y vergrössert) noch viele runde Löcher, und sieht daher den Filogranen noch sehr ähnlich, aber der Quer- bruch (x vergrössert) zeigt nur die abwechselnd grossen und kleinen Hohlräume der Zellen im innersten Kern. Viel weiter schritt die Verpappung schon in fig. 78 vorwärts, wie die Dicke des Querbruchs y (vergrössert) zeigt, nament- Ä Bryozoen: Eschara striata, pusilla, 325 lich am vergrösserten Unterende x. Auf der Oberfläche (2 vergrössert) sieht man stellenweis kein einziges Loch mehr. Bei der eigenthümlich gekrümmten fig. 79 ver- schwanden die Oeffnungen, die Oberfläche (x vergrössert) hat eine Nulliporenartige Glätte, worauf keine einzige grössere Oeffnung mehr zum Vorschein kommt, man be- merkt nur winzige Grübchen, während das Innere gerade so grobzellig wie bei den vorigen gebaut ist. Fig. 80 lässt wieder viele grössere Löcher sichtbar werden, die sogar (y vergrössert) eine Vförmige Stellung einnehmen, und da- durch sich als ächte filograna verrathen würden. Der Quer- bruch (x vergrössert) zeigt aber auch hier eine ganz be- sonders verdickte Rinde. Die Zierlichkeit der Vförmig gestellten Löcher von fig. 81 (x vergrössert) fällt in hohem Grade auf, aber dennoch muss man nach dem Querbruch (y vergrössert) schliessen, dass wir es immer blos mit der- selben Species zu thun haben, woran sich nur in Folge von Verpappung die Oeffnungen verengten. Eschara pusilla Hagenow 7. 1 scheint mit dieser zu passen. Wozu auch die zierliche fig. 82 gehört, welche unten (U vergrössert) eine runde fussartige Ausbreitung hat mit Zellenöffnungen im Centrum: eine der Breitflächen ist hier ganz glatt, wäh- rend die andere ausgezeichnete Oeffnungen in V-Stellung zeigt, zum Beweise, dass die Sache von zufälligen Ein- flüssen herrührt. Fig. 82. a wuchs mehr ins Rundliche, und sonderbarer Weise liegt oben (O vergrössert) darauf eine Röhre, die an fig. 58 erinnern würde, wenn die Zellen- mündungen nicht zu verpappt wären. Unten (U vergrössert) kann man auf dem Querbruch nur wenig von den innern Zellenhöhlen wahrnehmen, weil alles zu sehr mit Kalk ge- tränkt ist. Diese Beispiele mögen genügen, um die Schwie- rigkeit der Bestimmung bei Mastricht darzuthun. Wahr- scheinlich gehört auch Eschara dichotoma Goldfuss 8. 15 326 Bryozoen: Eschara disticha, callosa. dazu. Wenn kleine Wahrzeichen uns leiten, dann wird die Bestimmung wieder erleichtert, falls man sich das Ziel nicht zu hoch steckt. Ich will das noch darlegen an einigen Beispielen aus der weissen Kreide von Rügen tab. 154 fig. 88—89. Eschara disticha fig. 83. Goldfuss Petref. Germ. tab. 30 fig. 8 bildete sie sehr deutlich von Meudon ab. Die Oberfläche ist stellen- weis gänzlich verpappt, sobald aber die runden Mündungen gut ausgebildet sind, ragen sie etwas pustulös hervor, wes- halb sie Römer Kr. 21 zur Diastopora stellte. D’Orbigny erwähnt sie nur im Prodrome II pag. 263 Nro. 1070, im Terr. Cret. scheint er sie ganz vergessen zu haben. Das Wahrzeichen aber, worauf auch der Name anspielt, bilden die Doppellöcher, die auf vielen Pusteln nach verschiedenen Richtungen wie ein Kolon (:) hervortreten (y vergrössert). Auf dem obern Querbruche (O vergrössert) erscheinen die Zellen alle fast gleich gross, und ganz besonders deutlich tritt links und rechts ein unpaares Loch auf. Dagegen wechseln unten (U vergrössert) öfter kleinere Löcher mit grössern ab. Aeussere Rinde dick. Schreitet nun die Ver- pappung noch weiter vor, so entstehen glatte Zweigstücke von Beschaffenheit der Nulliporen, worin man nur feine Löcher wie Nadelstiche sieht. Man könnte sie darnach Eschara callosa fig. 84 heissen. Hier steigert sich die Zahl der Löcher öfter auf drei, aber meistens sind es auch nur zwei, wovon sich gewöhnlich eins durch Grösse und Deut- lichkeit auszeichnet (x vergrössert). Oefter bemerkt man dabei auch noch einen sichelförmigen Eindruck. Im Gan- zen gruppiren sich die Löcher noch Vförmig. Die obern zwei Querbrüche deuten auf Gabelung hin. Hagenow hat sie früher auch unter Eschara disticha an seine Freunde versandt, unter diesem Namen wurde es schon im Handb. Petref. 1852 tab. 56 fig. 32 abgebildet. Bryozoen: Eschara elegans, marginata. 327 Eschara elegans fig. 85 Hagenow Jahrb. 1839 pag. 265 tab. 4 fig. 3, pulehra Bronn, bildet Fucusartig verzweigte mehrfach gegabelte Stöcke. Der Quincunx der Zellen, welcher auf den Seiten Vförmige Reihen erzeugt, spricht sich in den kleinen halbkreisförmigen Mündungen lebhaft aus. Die Zellen sind von einer zarten Linie flaschenförmig umsäumt (y vergrössert), und lassen sich noch auf dem Querbruch (Q vergrössert) auf das Bestimmteste verfolgen, woran die schmalen Furchen den Zellenmündungen entsprechen, wäh- rend die breitern Zellenwände hart über der Medianwand Verbindungskanäle zeigen. Da nun auch im Grunde der Furchen Pünktchen sitzen, so gewahrt man eine ganze Reihe von Colon. Freilich brechen nicht alle so günstig durch” Das Wahrzeichen bilden jedoch die grossen Rand- zellen, welche allein jederseits eine fein getüpfelte Deck- wand haben, was schon Hagenow richtig erkannte. Da- gegen sitzen auf dem Rande selbst eine Menge Täfelchen (2 vergrössert), die blos mit einem Pünktchen bezeichnet sind, und wie es scheint nur Nebenkammern von den punk- tirten Zellen bilden. Die Umrisse dieser Täfelchen zu ver- folgen ist nicht leicht, doch scheinen es jederseits drei Reihen zu sein, wovon die mittlern längsten Täfelchen genau auf die Kante fallen. Orbigny gab zwar eine Masse Namen für ähnliche Dinge, aber solche schlagende Merkmale wur- den von ihm übersehen. Eschara marginata fig. 86 Hagenow Jahrb. 1839. 266 hat von ihrer zarten Umrandung den Namen, wenn auch der glatte Kiel weniger ausgeprägt sein mag, als bei der ' darüber stehenden compressa fig. 67. x. Die grossen ei- förmigen Mündungen geben der Oberfläche (x vergrössert) eine Gittergestalt. Das Wahrzeichen bilden aber unter der Mündung fünf Pünktchen (quinque-punctatus), die in zwei Reihen 3+2=5 stehen, wovon die dreipunktige nach oben er 3 ‚ | » 328 Bryozoen: Eschara fissurata, irregularis. Flustra foliacea. liegt. Da von diesen der mittlere etwas nach unten fällt, so erinnern sie in ihrer Aehnlichkeit öfter an die fünf Punkte eines Spielwürfels. Man muss freilich solche zarte Merk-- male erst sehen lernen, aber einmal erfasst leiten sie uns sicher. Möglicher Weise könnte Escharifora Circe d’Orbi- gny Terr. ceret. pag. 210 tab. 671 fig. 2 von Royan die gleiche sein, dann sind aber die Pünktchen nicht ganz richtig gegeben. Eschara fissurata fig. 87 hiess Hagenow eine schmalstielige, welche fast so dick a wie breit b ist, da- her kann man dann den Escharitencharacter an dem Quer- bruch o kaum noch erkennen. Ja die Querfläche u (U ver- grössert) ist schon förmlich rund, und schwer nach ihrem | Bau erkennbar. Die Öerioporenartigen Löcher stehen in Reihen übereinander, aber von Zeit zu Zeit kommt ein markirter Querschlitz (2 vergrössert), worauf der Name an- 1 spielt. Eschara irregularis fig. 83 Hagenow Jahrb. 1839 pag. 264 tab. 4 fig. 2 führt uns wieder zu den Species mit flaschenförmiger Umgürtung der Zellenoberfläche, die im Ganzen so schwer zu bestimmen sind. Die unsrige hat den Namen von ihrer unregelmässigen Stellung der Zellen, doch haben viele eine ganz regelmässige Verengung am Unterende, die Verziehungen kommen meist durch Einsetzen von kleinern schlecht ausgebildeten Zwischenzellen. Wir finden den gleichen Bau auch bei kriechenden ÜOelleporen. Wenn sich die Zellen verpappen, wie fig. 89, so entsteht eine Nulliporenartige Glätte, worin sich die halbkreisförmi- gen Zellen dunkel einsenken, von Umgürtung der Zellen bleibt keine Spur sichtbar, dennoch hatte sie seiner Zeit Hagenow unter der gleichen Benennung an seine Freunde versandt. Die Zellen auf dem Querbruch (U vergrössert) sind unten kleiner als oben, was auf zufälliger Ausbildung beruhen mag. Flustra foliacea tab. 154 fig. 90 Lamarck An. sans B Bryozoen: Flustra foliacea. Eschara bimarginata, 329 vertöbr. 1816 II. 156 hat man unter den lebenden die Fucoidenartig ausgebreiteten und verzweigten Doppelplatten genannt, die ganz den Wuchs von unserer Eschara haben, aber biegsam sind, also nicht aus Kalk sondern Horn be- stehen. Zur Erhaltung im Gebirge eigneten sie sich daher nicht, wohl aber haben sie die gleichen Avicularien und Ovicellen. Unser Blättchen ist eine der vielen Spitzen eines Fucusartig verzweigten Stockes von einem Quadratdeci- meter Fläche aus der Nordsee. Die zarte durchscheinende Decke mit einem engen Querschlitz für die Mündung, die sich beim Heraustritt des Thieres klappenartig erweitert, ist meist weggefallen, und. nun treten die flaschenförmigen Umrisse -des Zellengrundes (x vergrössert) hervor, vorn mit fünf Stacheln geziert, wovon freilich leicht einer verloren geht. Bei Ouvier le Regne animal ed. Masson. Zoophytes tab. 78 fig. 1. @ ist der Medianstachel vergessen. Im obern Quader vom Salzberge bei Quedlinburg finden wir zwar mehrere Eschara, sie sind aber meist schlechter erhalten, als in der Weissen Kreide. Eine schmale davon läuft unter dem Namen Escharites bimarginatus tab. 154 fig. 91 Römer Verst. Nordd. Kreideg. 1841 pag. 17 tab. 5 fig. 14, die aber aus den Feuersteinen der Norddeutschen Ebene stammt. Die dünnen schmalen Blättchen gabeln sich, und es haben etwa fünf bis sechs alternirende Zellen- reihen (x vergrössert) von zierlichen flaschenförmigen Um- rissen auf einer Seite Platz. Etwas breiter werden die Stöcke fig. 92, aber sie liegen nicht in einer Ebene, sondern sind klumpenförmig durcheinander gewachsen, was die Ent- zifferung erschwert. Die Zellen (z vergrössert) erscheinen zwar weniger flaschenförmig, doch mag daran die schlech- tere Erhaltung Schuld sen. Gleich das dünne Blättchen fig. 93 von dort verhält sich schon wieder anders, denn hier sind die Stiele der Zellen (y vergrössert) sogar noch 330 Bryozoen: Eschara tortuosa. durch besondere Furchen voneinander getrennt, was die Flaschenform nur um so mehr hervorhebt. Eine der schönsten gekrümmten Blätterformen bildet Eschara tortuosa tab. 155 fig. 1. 2 ebenfalls aus dem gelben Sande vom Salzberge. Sie kommen in Faustgrossen Knollen vor, die aber selbst von der Aussenseite her schwer zu reinigen sind, vom Innern kann man sich nur mittelst Durchsägen fig. 2 unterrichten. Die Masse ist zwar von Kieselerde durchtränkt, kann aber dennoch mit Säure nicht genügend gereinigt werden. Unsere Stücke von mittlerer Grösse zeigen die complieirte Faltung gut, man kann sich überall von den doppelten Zellenlagern überzeugen, und namentlich wird an Bruchflächen (x vergrössert) die Median- linie deutlich beiderseits von Zellenhöhlen begleitet. Der Oberflächenumriss der Zellen selbst (y vergrössert) lässt sich jedoch nicht ganz sicher beurtheilen, man sieht nur unregel- mässige runde Löcher, hin und wieder von einem flaschen- förmigen Umriss, so dass ich am Escharacharacter nicht zweifeln möchte. Ich habe mehrere durchgesägt fig. 2, aber im Innern viel leeren Raum und gerade nichts Lehr- reiches gefunden. Man sieht nur, dass die Lamellen öfter gekrümmt bis zum Oentrum vordringen. D’Orbigny (Paleont. frane. Terr. eret. V pag. 632 tab. 625 fig. 11—15) spricht von einer Elea lamellosa, im Prodrome zur Bidiastopora ge- stellt, welche, im französischen Senon sehr gewöhnlich, mög- licher Weise die unsere sein könnte. Aehnlich lamellöser Bau kehrt in verschiedenen Formationen wieder, und man muss sich dann bei undeutlicher Zeichnung vor Verwechse- lung hüten. Tab. 155 fig. 3 von zwei Seiten a und b darge- stellt stammt aus dem Eisenbahneinschnitt von Greifendorf bei Zwittau in Mähren, wo sie wahrscheinlich dem Pläner angehört. Roh verkieselt, wie die Quedlinburger, konnte ich sie nach allen Seiten bis ins Oentrum bloslegen. Eine # Bryozoen: Eschara foliacea, Lorieri. 331 runde Röhre, welche sich nach unten schnell verjüngt, nimmt in der Ansicht «a die Mitte ein, man könnte sie leicht für eine Serpula nehmen, woran sich der Stock befestigte, sonst wird nirgends eine Spur von Anwachsstelle bemerkt. Ausser- dem fällt das Licht noch an mehreren andern Stellen durch, wodurch die Verwachsung der stark gekrümmten Lamellen nach allen Seiten hin sich erweist. Der Zellenbau auf der Oberfläche (x vergrössert) ist zwar undeutlich, aber eine Aehnlichkeit mit Escharazellen lässt sich darin doch nicht verkennen. Gewöhnlich läuft sie unter Eschara foliacea Lamarck Anim. sans vert. 1816 II. 175, die in unsern Meeren lebt, und von Michelin Iconogr. pag. 90 tab. 14 fig. 9 auf eine jungtertiäre Form von Asti übergetragen wurde. Wenn die Species durch Entwickelung aus ähnlichen Vor- gängern entstanden, wie es bei vielen so grosse Wahrschein- lichkeit hat, so müssen solche Zusammenstellungen von grösster Wichtigkeit werden. Am Salzberge finden wir noch kurze Bruchstücke von Aesten tab. 155 fig. 4—6, die möglicher Weise auch dazu gehören. Die Zellenränder haben einen elliptischen Umriss (x vergrössert), wahrscheinlich weil die Decke wie bei Mem- braniporen sehr hinfällig war. Häufig sieht man zwischen je zweien ein horizontales Colon ( .. ), namentlich an Stellen, wo die Zellen in Reihen übereinander stehen. Eschara Lorieri d’Orbigny Terr. cret. tab. 600 fig. 5—7 scheint da- mit vollständig zu stimmen, bipunctata wäre dafür ein vor- treflicher Name. Auf dem Querbruche (y vergrössert) stehen nicht selten die Zellen in regelmässigen Reihen hin und wieder mit einem Sprossenkanal, der freilich durch Uebersinterung leicht unsichtbar wird. Brechen die Stücke nach der Medianplatte auseinander, so haben wir natürlich nur eine Zellenlage, deren glatte Unterseite fig. 6 (z ver- grössert), durch zarte Linien bezeichnet, sich in aneinander- 332 Bryozoen: Siphodietyum graeile. gereihte Oblongen theilt. Merkwürdiger Weise nehmen dieselben öfter plötzlich eine ganz andere Richtung an. Lithodendron gracile tab. 155 fig. 7—9 Goldfuss Petref. Germ. pag. 44 tab. 15 fig. 2 aus dem gelben Quadersandsteine von Quedlinburg liefert eine der sichersten Formen. Allein Goldfuss hielt unglücklicher Weise die callösen äussern Rippen für Wirtellamellen, und meinte da- her eine der zartesten Sternkorallen gefunden zu haben, die Blainville (Dietionn. Se. nat. 1830 Bd. 60 pag. 311) sogar zur Oaryophyllia stellte. Erst Römer (Verst. Nordd. Kreideg. 1841 pag. 24 tab. 5 fig. 29) wies zwischen den Rippen in einer ganz vorzüglichen Vergrösserung kleinere Poren nach, und stellte sie darnach als Chrysaora pulchella zu den Bryozoen, wofür dann Bronn (Index palsont. pag. 809) Neuropora einführte. D’Orbigny überging das alles mit Schweigen, bildete aber in der Pal&ont. frang. terr. erdt. V pag. 945 tab. 624 fig. 4—8 eine Eutalophora Royana, im Text unter Cavea Royana beschrieben, ab, die, in Frankreich sehr gemein, mit unserer deutschen vollständig stimmt. Ich habe es im Hdb. Petref. 1852 tab. 56 fig. 41 schon unter Siphodietyum gracile Lonsdale Quart, Journ. geolog. Soc. 1849 III pag. 94 beschrieben, welches im un- tern Grünsande von Atherfield auf der Insel Wight gelegen jedenfalls damit aufs Engste verwandt ist. Die vielfach dichotomirenden Zweige waren mit einer Wurzel aufge- wachsen, und werden nach oben allmählig dünner. Sehr characteristisch sind die callösen Rippen, welche über der Wurzel öfter miteinander anastomisiren, dann aber parallel nebeneinander fort laufen, und den alternirenden runden Zellengruben (x vergrössert) die Wege bezeichnen. Dazwischen stehen dann noch sehr zarte Pünktchen (2 stark vergrössert) in grösserer oder geringerer Zahl, welche man jedoch nur bei gutem Lichte mit starken Lupen wahrnimmt. Bryozoen: Siphodietyum graecile. 333 Dem Goldfuss waren beide Arten von Löchern entgangen. Dünnschliffe, sowohl nach der Länge (M) als quer (N) zeigen auch im Innern den Zellenbau, so dass man dabei an Cerioporen und COhzteten denken könnte, namentlich biegen sich die Zellen aussen öfter plötzlich um. Freilich geben verschiedene Schliffe etwas verschiedene Bilder. Je nachdem der Längsschliff dem Centrum des Cylinders ferner (fig. 7. M) oder näher (fig. 10. m) liegt, wird man leicht verführt, die Sache verschieden zu beurtheilen: im fernern 7 erscheinen Netze, weil man die grossen Zellen schief schnei- det; im nähern m sieht man dagegen die Zellen sich plötz- lieh nach aussen biegen, und dazwischen deuten noch feine Linien die feinern Zwischengrübchen an. Die Sache liesse sich darnach der Astrea porosa pag. 138 vergleichen, wo zwischen feinern Zellen sich gröbere einsenken. In der Gabel fig. 11. y (@ vergrössert) wurde der Dünnschliff so geführt, dass man die Lumina der grössern und kleinern Zellen deutlich durcheinander sieht. Auch die Querschnitte fallen verschieden aus: fig. 7. N fiel etwas schief aus, wie schon aus dem elliptischen Umriss ersehen wird, man sieht hier blos runde Zellen von ziemlich gleicher Grösse, und zwischen durch geht eine Linie, welche den Schnitt wie bei Eschara zu halbiren scheint. Dagegen sieht man in fig. 12 (n vergrössert) in der Oberhälfte sehr markirte Radien, welche offenbar einer Fortsetzung der äussern Rippen nach innen 'entsprechen, aber nicht überall in gleicher Deutlich- keit hervortreten. Daher sind dann auch die scharfen Linien im Centrum fig. 10. m ebenfalls darauf zu beziehen, und nicht als Zellenwände zu deuten. Nicht selten brechen die Stöcke quer ganz glatt weg (fig. 9. x vergrössert), sie sind dann am Rande etwas gestreift, weil hier die Zellen plötz- lich nach aussen biegen, nur die innere Scheibe ist fein punktirt. Man muss sich hüten, dabei nicht an Encriniten- 334 Bryozoen: Siphodietyum graeile. Ceriop. pustulosa, vertieillata. stiele zu denken. Die Stöcke erreichten einen bedeutenden Umfang, wodurch sie allerdings Sternkorallen ähnlich sehen. Fig. 7 gehört zu den dicksten Aesten, die ich mühsam von der Seite S und von unten U blos gelegt habe. Es scheinen zwar zwei Wurzeln (w w) in verschiedener Höhe vorhanden zu sein, doch hängt. alles so zusammen, dass man es als einen Stock, der erst zu den kleinern gehört, betrachten muss. In fig. 9 suchte ich einen einzelnen Ast bis zur Spitze zu verfolgen, die vier dargelegten Zweige verjüngen sich allmählig nach oben, und endigen plötzlich etwas stumpf, nur hin und wieder findet man ein Knötchen k von grösserer Kürze. Die Vermehrung geschieht immer durch bestimmte Gabelung. Fig. 8 ist ein Zweig von dünnerer Sorte, man sieht daran recht deutlich, wie oft die Gabelung vor sich ging. Es kommen am Salzberge noch mehrere kleine Aeste vor, die aber der Üeriopora pustulosa tab. 155 fig. 13 an- gehören, welche durch ihre hervorragenden Zellen, die man schon mit blossen Fingern fühlt, den Anlass zur Pustuli- pora pag. 278 gab. Freilich hält es schwer für alle diese Dingerchen immer den rechten Namen zu finden. Nur in einer täuscht man sich selten, in der Ceriopora vertieillata tab. 155 fig. 14—16 Goldf. 11. 1, woran die Poren in Ringen (xpixog) hervorragen, wornach sie Blainville (Dictionn. sc. nat. 1830 Bd. 60 pag. 385) Crieopora nannte, zu welcher sogar noch lebende Formen gestellt werden. Trotz der zarten Stäbe, verkennt man sie höchstens in stark abge- riebenen Exemplaren: fig. 14 bildet einen langen Stiel mit 12 Ringen (y vergrössert), woran oben sich soeben noch eine Gabel einsetzt; in fig. 15 ist diese Gabel grösser, das Stückchen konnte soweit vom anheftenden Sande befreit werden, dass beim Benetzen deutliche Längslinien (2 ver- grössert) zum Vorschein kommen, zwischen welchen im Bryozoen: Cricopora vertieillata. Feuersteine. 335 Ringe je eine Zelle mündet. Diese Linien erinnern in etwas an die Linien vom mitvorkommenden Lithodendron gracile. Fig. 16 zeigt links einen Anwuchs, der in einem runden Köpfchen (% vergrössert) endigt, an welchem man die Linien bis zum Gipfel convergiren sieht. Unter den Feuersteinen tab. 155 fig. 17 (!/s nat. Grösse) aus dem Diluvium von Helfta bei Eisleben findet man öfter Stücke, die innerlich von Bryozoen wimmeln. Wenn solche dann lange Zeit, namentlich im Lehm, der Verwitterung ausge- setzt waren, so zersetzen sie sich zu einem weissen Kiesel- mehl, aus dem man die einzelnen verkieselten Stöckchen herausklauben kann. Ein Uebelstand ist dabei, dass sie zu durchsichtig sind, doch wenn man sie mit Russ oder Graphit etwas zwischen den Fingern reibt, so lassen sich mit der Lupe die Zellen verfolgen. Bei der zierlichen Crieopora «a b ist das jedoch kaum nöthig, blos auf dem Querbruch (A ver- grössert) muss man iv dieser Beziehung etwas nachhelfen, dann treten im Ringe Punkte auf; b hat unten zwei wurzel- artige Anhänge (B vergrössert), wie überhaupt das ganze Stöckchen ausserordentlich zart gebaut ist. Hagenow Jahrb. 1839. 284 tab. 5 fig. 5 nannte eine ähnliche aus der Weissen Kreide Ceriopora annulata. Dann kommen die Pustuliporen, deren rauhe Zellen man schon mit den Fingern erkennt, und die sich daher leicht schwärzen lassen. Fig. 17. ce könnte man Pustulipora eireulata heissen, so bestimmt stehen die Wärzchen in Kreisen (Ü vergrössert), doch bilden dieselben keine hervorragenden Ringe mehr, die Zwischenmasse ist glatt, und stellenweis beginnen die Löcher sich “schon zu zerstreuen. Wenn die Poren gröber und breiter werden, wie bei Pustulip. furcata fig. 17. d, so nimmt die Rauhig- keit zu, man meint sogar zuweilen innerhalb der stark her- vorragenden Mündungen mehrere Pünktchen zu sehen, was sie der Cyrtopora elegans Hagenow (Bryoz. Mastr. Kreideb. 336 - Bryozoen im Feuerstein. 1. 14) nähern würde, womit auch das höckerige (xuorög) Wesen übereinstimmen könnte. Doch habe ich es vorge- zogen, sie nach den beiden Endhörnern (D vergrössert) zu nennen, die oben sich schön zurunden und die Endspitzen bezeichnen. Dünner und krumm sind die Zweige von Pustulip. genieulata fig. 17. e. f. Auch hier sind an der krummen Gabel die Spitzen abgerundet. Doch kommen auch andere gebogene Bruchstücke f vor, die an beiden Enden Bruchflächen zeigen. Die rauhen Zellenmündungen (E vergrössert) liegen zerstreut. Man findet die feinsten Stäbchen, feiner wie Nadeln fig. 17. g, doch brechen dieselben beim Reinigen leicht entzwei, und man wird da nicht aus jeder Verschiedenheit gleich Species machen wollen. Man muss sich namentlich hüten, sie nicht mit Bruch- stücken von Reteporiten fig. 17. h zu verwechseln, deren zarte Zweige die Poren nur einseitig (0 oben vergrössert) haben, während die Unterseite (w vergrössert) glatt ist. Freilich lässt sich das bei kleinen und unreinen Stücken oft kaum ermitteln. Sehr fein sind auch die Stäbchen der Vineularien pag. 282, aber da hier nun die sechseckigen Zellen wie bei Eschara vertieft erscheinen, so kann man sie nur schwierig mit reiben sichtbar machen, man muss sich da mit der generellen Bestimmung begnügen: fig. 17. i hat sechs Längsreihen von Zellen, wovon in jeder Lage drei Reihen (I vergrössert) ins Auge treten. Auf dem Querbruch (@ ver- grössert) findet man öfter ein dreilinigtes Kreuz, was am besten die Sechsseitigkeit beweist. Die Mündungen sind zwar eiförmig, allein dabei scheint Verletzung mit im Spiel zu sein. Dieser hexasticha steht enneasticha fig. 17. k gegenüber, worin man neun Zellenreihen am diekern Ober- ende zählt, die sich unten vermindern. Die Löcher (X ver- grössert) scheinen mehr halbkreisförmig und unten mit einer etwas vertieften Rinne versehen zu sein. D’Orbigny sollte Na Wi PETREFACTENKUNDE DEUTSCHLANDS. DER ERSTEN ABTHEILUNG SECHSTER BAND. DRITTES HEFT. RL 0 N pn Pa DR (STERNKORALLEN) VON FRIEDRICH AUGUST QUENSTEDT, ERUEBDSSOR DER GEOLOGIE UND MINERALOGIE IN TÜBINGEN. ACHTES HEFT. LEIPZIG, ‚FUES’S VERLAG (R. REISLAND). 1879... III ANIIIIIRIIRnnnnnnnnnnnNnNnNnNNnnNn HIERZU EIN ATLAS IN FOLIO MIT 6 TAFELN IN TONDRUCK. ANAND VmNmAnneN Ana ANAND ANMANNANANANTNTnIRNRnnnNnNnNnnNF IN ANANADVNTInRaNnNnnn a yet le: a Bryozoen im Feuerstein. 55 sie unter Biflustra haben. An dem ganz zarten Faden fig. 17. ! kann man die Zellenränder kaum so weit zur Klar- heit bringen, dass man eine Alternanz (Z vergrössert) wahr- nimmt, aber sie ist da, wenn auch die bestimmte Feststellung der Umrisse nicht gut möglich wird. Ganz eigenthümliche aber häufig eingelagerte Dinge bilden die Stäbchen (bacula) fig. 17. m. n. 0, die durch ihren Habitus an glatte Echiniten- stacheln erinnern, es aber doch wohl nicht sind: fig. 17. m gehört schon zu den dicksten, man bemerkt daran vertiefte Längslinien, aber keine deutlichen Zellen, unten hat sie einen etwas aufgeschwollenen Kopf, und in einer ringförmi- gen Vertiefung erhebt sich ein rundes Knöpfchen (U ver- grössert) mit einem Kanaleingang auf dem Gipfel. Fig. 17.n ist ein wenig länger und dünner, hier sieht man am etwas verjüngten Oberende (N vergrössert) einen Zitzen hervor- ragen, welcher am Gipfel (O vergrössert) wieder durch- bohrt ist. Ausserdem bemerkt man einen hohlen Auswuchs (x vergrössert), der sich unten trichterförmig verengt. Unten scheint das Stäbchen abgebrochen zu sein. Der in der Mitte durchgebrochene kurze Stab fig. 17. o hat oben und unten eine scheinbare Gelenkfläche. Die untere (y vergrössert) zeigt innerhalb eines erhabenen Ringes noch zwei Kreise, zwischen denen sechs Löcher stehen. Auf der Bruchfläche (x vergrössert) merkt man innen wieder einen deutlichen Kanal, und am Rande undeutliche Pünktchen wie Mün- dungen zarter Zellen. Auf den Stäbchen sitzen nun öfter Schmarotzer der verschiedensten Art fig. 17. p—s, die uns einen Begriff von der Lebensthätigkeit dieser kleinen Ge- schöpfe geben, die Glätte der Stäbe mochte ihnen dazu am bequemsten sein: p zeigt Auswüchse verschiedener Grösse, die mit zarten Löchern wie Cerioporen bedeckt sind. Den grössten davon (2 vergrössert) kann man bis zur Wurzel verfolgen, welche das Stäbchen zu umfassen sucht. Daraus Quenstedt, Korallen. Ste Liefer. März 1879. 22 338 Bryozoen im Feuerstein. geht dann hervor, dass auch die kleinsten Warzen (P ver- grössert) in solchen Schmarotzern ihren Grund haben, sie sind von Pünktchen umgeben, die man für Zellenmün- dungen der Stäbchen halten könnte. Auf g (@ vergrössert) wuchern diese Schwammartigen Massen zu unförmlichen Klumpen empor, deren hervorragende Mündungen lebhaft an Üellepora disciformis pag. 314 erinnern. Das zierliche Stäbchen r hat oben einige offene Maschen (R vergrössert), die man wegen gänzlichen Mangels einer Zellendecke zur Membranipora pag. 298 stellen würde, während die Zellen- ränder von verzogen-elliptischem Umriss uns an Cellepora mit unregelmässigen Zellen, etwa wie escharoides pag. 304 oder irregularis pag. 323 erinnern. So lange das Mehl noch zwischen den Stöckchen sitzt, sehen die Feuersteine weniger voll aus, ging aber dasselbe in Folge von Auswaschungen verloren, so blieb zwar meist nur eine Lage, die mit ihrer Unterseite noch auf dem unverwitterten Kiesel haftet, aber gerade diese zeigt, welche ungeheuren Mengen ein einziger Kopfgrosser Klumpen birgt, wovon ich tab. 155 fig. 18 blos eine Probe gebe. Ich habe das Stück aus den Haushohen Feuersteingeröllen bei Stralsund aufgelesen, man könnte mit der Mannigfaltigkeit der Formen eine ganze Tafel füllen, und wenn die Zellen vorhin bei dem mehligen Stück nur mit Mühe erkannt werden konnten, so liegen sie hier in ungewöhnlicher Reinheit da, nament- lich wenn sie nicht nachträglich durch Abrollung gelitten haben. Ich will nur Einiges davon hervorheben: die Ge- wandartig ausgebreitete a (A vergrössert) gehört schon wegen ihrer krummen Oberfläche zu den Üelleporen, und mit Rücksicht auf die Formation könnte man sie der Cellep. hexagona Hagenow Jahrb. 1839 pag. 276 tab. 4 fig. 12 vergleichen. Sie gehört zur Gruppe der Piriformen pag. 305, die Mündungen sind halbelliptischh mit der Rundung nach Bryozoen im Feuerstein. 339 vorn gekehrt, und die Zellenränder im Allgemeinen läng- lich; allein es kommen Stellen vor, wo das Sechseck so gleichmässig wird, dass man um dasselbe einen Kreis be- schreiben könnte. Zeigen die Zellen Doppelplatten, so neigen sie sich mehr zur Eschara irregularis. Die schmalern Zweige bc haben auch noch längliche sechsseitige Zellen, die sich aber schwer verfolgen lassen, da sie bis auf ein kleines Loch verpappt sind (Ü vergrössert), ganz wie bei _ Ceriopora velata Hagenow Jahrb. 1839. 285 tab. 5 fig. 6. Darauf siedelte sich in auffallender Zierlichkeit eine runde Oellepora disciformis d (D vergrössert) an. Trotz der ge- wöhnlichen Undeutlichkeit der Zellen täuscht man sich doch selten in ihrer Richtung: so war ich anfangs geneigt, den langen Stiel rechts von b aufrecht zu steilen, und links den Anhang für eine Gabel zu halten, aber eine strengere Prü- fung überzeugte mich, dass es nach der Stellung der Zellen- mündungen ein Horizontalast sein muss, während das kurze Ende unter b den abgebrochenen Stiel bezeichnet, der deut- lich comprimirt (D vergrössert) in der Mitte nach Art der Eschara eine Trennungslamelle hat. Schon Römer Verst. Nordd. Kreideg. pag. 17 tab. 5 fig. 11 zeichnet eine Escha- rites bimarginata im Feuersteine der Norddeutschen Ebene aus, ich meine diese kleinen rundlichen Stängel fig. 18.e fg häufig zu finden, allein je nachdem sie verwittert sind, sehen sie ziemlich verschieden aus: die kleine e ist oben und unten verbrochen, und scheint eine hohle Axe zu haben; jedenfalls zeigen die Zellen (E vergrössert) eine grössere Mündung, als velata; f von der Seite gesehen ist deutlich comprimirt, die _ Mündungen (F' vergrössert) erscheinen zwar vollständig rund, wie bei Chsteten, aber hin und wieder bemerkt man doch nach unten hin eine Zellenkante. Der Gipfel ist geschlossen, daher weiss man nicht, wie es innen aussieht. Bei g liegen links und rechts von der kleinen zierlichen Ceriovpora dia- 22% 340 Bryozoen im Feuerstein. dema (@s vergrössert) mehrere verschiedene Exemplare: Gı (vergrössert) von der Schmalseite dargestellt, ist innen hohl, wie der vergrösserte Querschnitt x zeigt, was uns an Eschara stigmatophora tab. 154 fig. 53 erinnern könnte. Die kleine 92 (Ga vergrössert) ist ebenfalls hohl, aber voll- ständig rund, und man zählt am verbrochenen Rande zehn Zellen. Nun kommt wieder ein Heer Pustuliporenartiger Dinge h meist mit zerstreuten Tuberkeln (H vergrössert); doch sind einige dabei hı (Hı vergrössert), wo sie sich, wie bei eirculata fig. 17. c, ganz bestimmt zu schiefen Ringen gruppiren, während die seltenere "2 (Ha vergrössert) noch ent- schiedener sich Cricoporen anschliesst, obwohl die Oberfläche zwischen den etwas abgeriebenen Lochringen gänzlich glatt ist. Gehen wir noch einen Schritt weiter, so kommen schief hervorragende Röhrchen ikImn, die man gewöhnlich Diastoporen nennen hört, obwohl die Uebergänge sich nicht alle sicher unterbringen lassen. Ein solches Mittelding ist die kleine : (/ vergrössert): über und über mit rauhen her- vorragenden Warzen bedeckt bildet sie die geschlossene Spitze eines längern Stockes; an %, die unten verletzt mit einer Art Wurzel endigt, kommen zwischen den zerbrech- lichen Röhren (K vergrössert) grosse glatte Zwischenräume vor, welche dem Stäbchen ein ganz anderes Ansehen ge- währen. Auf dem vergrösserten Querschnitt A sieht man fünf Löcher, wovon das obere unmittelbar mit einer her- vorragenden Röhre in Verbindung steht. Das zarte ge- bogene / hat die runden Röhrchen, welche sich ins Innere durch einen matten Schein verfolgen lassen, am vollkom- mensten ausgebildet (Z vergrössert), aber bei der Menge von Gestalten ist jeder Stab wieder anders. So zählt m (M vergrössert) unten scheinbar mit einer dicken Wurzel nur wenige Röhren mit viel glatter Oberfläche dazwischen; n mit kurzem Stiel hat zwei Horizontalarme voll zerstreuter A a ie ee \ ( % u; 11 Bryozoen im Feuerstein. 341 runder Röhren (N vergrössert). Hier hat man unten (U ver- grössert) die seltenere Gelegenheit den innern Bau zu er- kennen, welcher lauter runde Mündungen zeigt, die auf einen innern gedrängten Verlauf der Röhren hindeuten, was Hage- now Mastricht 1. 1 mit Tubulipora, Orbigny Terr. cret. pag. 627 mit Bidiastopora bezeichnete; o eine kleine knor- rige Gabel, die sich meist im harten Kieselmehl versteckt, zeigt im Querschnitt (= vergrössert) sechs gleich grosse Kreislöcher, wovon eins das Öentrum einnimmt. Wenn die Sachen nicht mehr oder weniger von Zufälligkeiten abhingen, könnte man solche Merkmale als Wahrzeichen für Species nehmen; auf der glatten Oberfläche bemerke ich nur zwei dieckwandige Röhren (O vergrössert). Vineularia fig. 18.p qr liefert die feinsten Stäbchen, die sich daher auch am schwer- sten bestimmen lassen, zumal wenn sie noch etwas mit Kiesel- mehl bestäubt sind: p ist nicht dicker als ein Zwirnfaden, aber da eine Seite gerade nach oben liegt, so lassen sich die Zellenmündungen ziemlich scharf beobachten (P ver- grössert), man sieht unter jeder zwei Nebengrübchen, die wahrscheinlich Avicularien trugen, wornach man sie avicu- lata nennen möchte. Man könnte dabei an Glauconome trifaux (dreischlündig) Hagenow Jahrb. 1839 pag. 293 tab. 5 fig. 15 von Rügen denken, allein hier sollen die drei Mün- dungen übereinander liegen. Da die seitlichen Zellenreihen schon sehr schief stehen, so werden kaum mehr als fünf vorhanden sein; die Gabel.g ist etwas dicker, und hat rund- liche Mündungen (Q vergrössert) in der obern Hälfte von undeutlichen Sechsecken umgeben, ich möchte sie daher für Glauconome elliptica Hagenow 1. c. 5. 14 halten. Man zählt sieben Zellenreihen, und vier Löcher auf dem Quer- bruch (x vergrössert). Doch ist auf solche Zahlen kein zu grosser Werth zu legen. Die kleine gekrümmte r ist zwar an ihren offenen Zellen, denen die Deckfläche fehlt, leicht 342 Bryozoen im Feuerstein. zu erkennen (.R vergrössert), was man aber daraus machen soll, das ist eme schwierig zu beantwortende Frage. Gehen wir nun an die Feuersteine tab. 155 fig. 19 selbst, so sind diese öfter ganz durchwoben mit den zartesten Gebilden, die sich je- doch nicht herausklopfen lassen, und daher nur nach ihren Durchschnitten beurtheilt werden können, was die richtige Bestimmung sehr erschwert. Zur rohen Einsicht braucht man blos die Schlagfläche fig. 19 von Stralsund. Ueber- pinselt man die Fläche mit Salzsäure so brausen einige Stellen, wie z. B. die Trapezplatte t, und das scheint meist auf Reste von Echinodermen hinzuweisen. Die Stelle a (A vergrössert) zeigt viele zarte weisse Nadeln, die mit Wasser benetzt oder gar ins Wasser gehalten, um so deut- licher hervortreten. Viele der zarten Stöcke sind von Härchen durchzogen, welche den Zellenverlauf bezeichnen. Namentlich fallen oft runde Durchschnitte auf, die innen allerlei zelligen Bau zeigen. Bei 5 liegen mehr Vineu- larien und andere dünnstäbige Durchschnitte. Die Deut- lichkeit hängt öfter auch von der Farbe ab, es können dann durch Anschleifen und Poliren die Einschlüsse schon zu etwas grösserer Klarheit gebracht werden, wie das Bruch- stück eines gelblichen Nordischen Feuersteins fig. 20 zeigt. Wir haben hier besonders viele Querdurchschnitte der man- nigfachsten Art vor uns, welche zu entziffern die grösste Uebung und Kenntniss erfordern würde. Die Vergrösse- rungen x mögen davon einen unvollständigen Begriff geben. Würde man dieses Faustgrosse Stück schleifen, so liesse sich darüber ein dickes Buch schreiben, aber solche Dünnschliffe fig. 21 von Stralsund erfordern Zeit und lohnen dann doch wohl nicht der aufgewandten Mühe, obgleich derartige Prä- parate mit zu den schönsten gehören, welche man überhaupt erreichen kann. Schon auf dunkelem Grunde mit der Bryozoen: Celocochlea torquata. 343 Lupe betrachtet bekommt man die zartesten Bilder (y ver- grössert), welche dann das Mikroskop noch weiter aufklärt, wie das stark vergrösserte Bild M eines Querdurchschnitts mit sieben Randröhren zeig. Wir bemerken dann eine braunschwarze Masse, welche die Umrisse gibt, freilich ver- schwimmt dieselbe auch wieder, doch sehen wir in einem dunkeln Netze Zellendurchschnitte mit besondern Wänden. Ich halte es für den Querschnitt irgend einer Tubulipora. Auffallend sind die drei hohlen Röhren mit Stacheln, welche sonst weiter keine innere Textur zeigen. Wir haben schon oben solcher Cavarien pag. 276 erwähnt. Zu solchen ge- hört unter andern auch Celocochlea torquata tab. 155 fig. 22 Hagenow Bryoz. Mastr. Kreideb. pag. 54 tab. 6 fig. 4 von Mastricht (zog hohl, xoyAov Schnecke). Die erhabenen Ringe sind sehr markirt, nur zuweilen auf einer Seite fig. 23 etwas gebuchtet. Dagegen steckt die Central- höhle nur voll. weichen Sandes, der meist leicht zu ent- fernen ist. Sand haftet oft auch auf der Aussenfläche, doch vorsichtig entfernt ragen lauter kleine Röhrchen oder Bläschen mit einer Oeffnung auf dem Gipfel (B stark ver- grössert) hervor, was ihnen ein zierliches Ansehen gewährt. Die hervorragenden Ringe (x vergrössert) scheinen auf der Höhe geknotet zu sein, doch ist die Sache nicht immer deutlich. Schmarotzer von Ceriopora disciformis haben sich öfter zwischen oder auf die Ringe gebettet, wie es fig. 22 zeigt. Mehrfach gekrümmt und stellenweis mit unregel- mässigern Ringen ist fig. 24, aber die Hohlröhre zeigt sich unten wie oben. Dagegen tritt die' Zellung auf Querbrüchen nur höchst undeutlich hervor. Plethopora cervicornis d’Orb. Terr. eret. V pag. 1045 tab. 799 fig. 4 aus dem Senonien von Tours sieht äusserlich sehr ähnlich aus. Die Anhäufung solcher kleinen Dinge gerade in dem Feuersteine der Kreide hat zwar auf den ersten Anblick etwas Auffallendes, aber 344 Bryozoen: Retepora cellulosa. wenn man bedenkt, dass bei Mastricht oder in dem gleich- alterigen Limsten von Faxöe auf Seeland, die beide durch ihre grossen Kalksteinbrüche weithin berühmt sind, ganz der gleiche Reichthum schichtenweis vorkommt, so erklärt das die Sache genügend. Reteporen rete Netz. Der bezeichnende Name Retepora tauchte schon 1599 bei Imperato (Hist. nat. pag. 321) für eine im Mittelmeere lebende Form auf, die das Volk Meernetz nannte, und die daher Pallas (Elenchus Zoophyt. 1766) unter Millepora Retepora beschrieb. Lamarck (Hist. nat. anim. sans ver- | tebres II. 180) gründete darauf sein Geschlecht, was Gold- fuss Petref. Germ. I pag. 23 beibehielt. Es sind mehr oder weniger netzförmig verzweigte Aeste, welche nur auf einer Seite, welche gerade nicht immer die obere ist, höchst feine Zellen tragen. Lamouroux (Expos. me&th. des Polypiers 1821 pag. 41) zersplitterte das characteristische Geschlecht, und basirte auf kleine Verschiedenheiten Sub- genera, wovon Hornera und Idmonea oft genannt werden. Schon oben pag. 167 wurde darauf hingedeutet, wie typisch ähnlich Fenestella und andere im ältern Gebirge unsern spätern schon werden können, und in welche äussere Aehn- lichkeit gewisse Rindenkorallen damit treten. Aber ich will hier nicht ein System aufstellen, sondern nur Anleitung zum Bestimmen geben. Unter den lebenden haben wir beson- ders zwei hervorstechende Formen, cellulosa und reticulata. Retepora cellulosa tab. 155 fig. 25 Lmek. I. 182 die berühmte Neptunsmanschette aus schneeweissem Kalk be- stehend, Linne’s Millepora cellulosa, „welche schon seit Jahrhunderten, wegen ihrer Schönheit, und der kunstreichen Bauart, allgemeine Bewunderung erweckt,“ Esper Pflanzen- Bryozoen: Retepora cellulosa, echinulata. 345 thiere 1791 T pag. 176 Millepora tab. I, an den Standorten sollen sie eine Elle lang werden. Lamouroux Polyp. pag. #1 tab. 26 fig. 2 gab davon eine zierliche baumförmig gerun- dete Form mit vielen Manschettenartigen Krausen. Die Zellen sind schwer zu beobachten, doch benetzt bemerkt man auf einer Seite (o vergrössert) Längszüge, welche den Verlauf andeuten, und wenn man auch über die Form der Zellen selbst sich mit der Lupe kaum unterrichten kann, so verrathen doch Pünktchen die Zellenmündungen. Die andere Seite (uw vergrössert) hat eine Emailartige Glätte, durch welche mattweisse Linien erscheinen, die wohl auf Längskanäle im Innern deuten. Auf dem Querbruche (Q@ vergrössert) merkt man übrigens sehr deutlich zwei Lagen: eine untere glänzende callöse, und eine obere matte poröse. Häufige Schmarotzer darauf sind dünne Serpula und dunkelfarbig hornige Lager von Flustra. Die Blätter sind übrigens so ineinander verschränkt, dass gerade die schönsten Trichter innen die Zellen nicht zeigen sondern aussen schief nach unten gekehrt, wo man sie nicht erwartet. Michelin Iconogr. Zooph. pag. 71 tab. 14 fig. 10 bildete unter gleicher Benennung schon ganz ähnliche aus dem französisch-italie- nischen Tertiärgebirge ab. Wie nahe solche Dinge den lebenden kommen, mag die Copie von Retepora echinulata tab. 155 fig. 26 Blainville Dictionn. se. nat. Bd. 60 pag. 398 aus der Subapenninenformation von Asti beweisen. Die Pünktchen auf der Oberseite (x vergrössert) deuten die Zellenmündungen an. Den Abbildungen zufolge würde die Uebereinstimmung vollkommen sein. Nach dieser Dar- stellung kommt daselbst noch eine Varietät mit kleinern mehr rundlichen Durchbrüchen fig. 27 vor, auf welche Blainville allein den Namen cellulosa beschränken wollte. Retepora vibicata Goldf. Petref. Germ. pag. 103 tab. 36 fig. 18 von Astrupp und aus dem Wienerbecken weicht 346 Bryozoen: Retepora reticulata, clathrata. jedenfalls nur unwesentlich von den lebenden ab, und ge- hört zu den grossmaschigen, während fenestrata Goldf.]. c. 30. 9 aus dem Falunien von Cl&on bei Nantes sich den kleinmaschigen anschliesst. Sie bilden heute die Reprasen- tanten von Retepora im engsten Sinne. Retepora retieulata tab. 155 fig. 28 Lamarck II. 182 im Mittelmeer bildet den zweiten Typus durch ihre regel- losen Vergitterungen, welche einem Fischernetz gleichen, weshalb schon Linne für sie den Namen „Netzcoralle* schöpfte, Esper Pflanzenthiere 1791 I pag. 183 Millepora tab. II. Imperato (histor. nat. 1599 pag. 821 fig. 2) hiess sie Frondipora „frondium formis Absinthio similis“, weil sie den dreifach-hederspaltigen Blättern des Beifuss (Artemisia Ab- sinthium) ähnlich seien. Die zahlreichen Maschen kommen durch Verwachsung der Nebenäste mit den Hauptzweigen zu Stande. Die Unterseite « ist glatt und glänzend, aber alle Nebenzacken sammt den Hauptstimmen haben oben 0 (O vergrössert) gedrängte Löcher, nach Art der dünnwandigen Cerioporenzellen, nur hin und wieder sind sie durch glatte Einschnürungen in Haufen getheilt. An Bruchflächen von der Seite ($ vergrössert) sieht man, dass das Ganze aus Lochwerk besteht, welches blos unten und seitlich von emer zarten Hüllmasse gedeckt wird. Der Character hat im Ganzen grosse Aehnlichkeit mit der Löcherung von Üerio- pora diadema etc. Retepora celathrata tab. 155 fig. 29 Goldf. Petref. Germ. pag. 29 tab. 9 fig. 12 a—f aus dem Kalksande von Mastricht liefert eine der characteristischten Formen. Hagenow (Bryoz. Mastr. Kreid. pag. 28) machte daraus vier | Species, die er zur Idmonea stellte, nur cd gehört zum engern Typus, welchen A. d’Orbigny (Terr. eret. V pag. 1026) Retecava und kurz zuvor im Prodrome II. 264 Reticulipora nannte. Den grossen Flügel b von der Unterseite halte ich Be Bryozoen: Retepora clathrata, lichenoides. 347 noch für eine Characterform, doch nannte ihn Hagenow 2. 5 Idm. verriculata, während das kleine Stämmchen « wohl mehr zur lichenoides gehört, und ef eine abgeriebene trun- cata ist. Bleiben wir bei unserm Typus (Hagenow 2. 2) stehen, so gehört er zu den maschenreichsten Platten, wie das Goldfuss’sche Stück (l. ce. 12. b) so vortrefllich von der glatten Unterseite zeigt, die vollkommen mit unserm Stück- chen « stimmt. Die Stränge sind unten « gerundeter als die Oberseite o (O vergrössert), woran die schmale Hochkante in einen glatten Callus ausgeht, von dem dann zu beiden Seiten die Poren in ziemlich unregelmässiger Stellung hinablaufen, am deutlichsten auf der Seitenstellung s (5 vergrössert) hervortreten, und die ganze Höhe bis zum Unterrande be- decken. Auch an den beiden Bruchflächen b b der Maschen- ränder sieht man, dass die Porung ganz tief hinabreicht. Retepora liehenoides tab. 155 fig. 30. 31 Goldf. 1. e. 9. 13 von Mastricht hat dünnere mehr rundlichere Aeste. Unser Hirschhornähnliches Ende zeigt auf der Oberseite o (0 vergrössert) eine markirte Leiste, die auch auf dem Quer- bruch (@ vergrössert) die Porung innen in zwei Hälften zu theilen scheint. Seitlich s (5 vergrössert) gruppiren sich die Löcher zu Reihen. Die Unterseite « (U vergrössert) ist zwar auffallend glatt, aber darauf liegen vertiefte Punkte zerstreut, welche höchst wahrscheinlich mit der innern Zel- lung in Beziehung stehen. Uebrigens darf nicht übersehen werden, dass die Abbildung bei Goldfuss 1. c. fig. 12. c da- mit die grösste Aehnlichkeit hat, nur dass unsere etwas dünner ist. Dagegen stimmt unser mit breiter Wurzel auf- gewachsener Fächer fig. 31 ganz vortrefllich mit Goldfuss l. ec. fig. 12. a. Die Dinge kommen oft vor, sind aber meist abgerieben, dennoch erscheint die Unterseite # immer sehr stark verpappt, während auf der obern 0 (O vergrössert) zwar der hervorragende Callus fehlt, aber die Pünktchen 348 Bryozoen: Retepora lichenoides, disticha. doch immer gut hervortreten, die von der Seite betrachtet (y vergrössert) ebenfalls in Reihen stehen. Da die Maschen trotz der Kürze des Stückes gut ausgebildet sind, so könnte man immer noch die Meinung hegen, dass. es junge Cla- thraten wären. Tab. 155 fig. 31. A mag wohl nur ein ver- krüppelter Ast sein, der mit einer besondern ausgebreiteten 2 Wurzel bei 4 auf einem fremden Stocke vom Wuchse der fig. 31 haftet. Mag auch die Verpappung und Abreibung 4 stark sein, so sind doch die Poren seitlich ($ vergrössert) | in ihrer Reihenstellung bestimmt zu verfolgen. Was Linne Millepora lichenoides (Esper Pflanzenthiere Millep. tab. 5) nannte, und Lamarck unter Retepora frondiculata beschrieb, ° lebt im Mittelmeer. Ist zwar auch ähnlich verzweigt, ohne Gittermaschen, aber die undeutlichen Poren bedecken die ganze Oberseite. Die kleine Retepora disticha tab. 155 fig. 32—34 Goldfuss 1. c. pag. 29 tab. 9 fig. 15 ist eine der häufigsten am St. Petersberge bei Mastricht. Hr. Prof. Giebel (Repertorium zu Goldfuss’ Petr. Germ. 1866 pag. 6) weist nach, dass Hagenow daraus vier Species gemacht habe. Unsere Abbildungen entspre- chen gut den Originalen 1. c. fig.9.efgh. Wie die grössere Gabel fig. 32 zeigt, so kommen auf der Oberseite (O ver- grössert) Vförmige Wülste vor, zwischen welchen die Zellen- mündungen Platz greifen, die äussern Löcher sammt der Medianreihe pflegen etwas grösser zu sein, als die zwischen- liegenden. Auf der Unterseite (U vergrössert) sieht man, namentlich bei abgeriebenen Stücken, Längsfurchen mit Punkten, welche auf innere Hohlräume hindeuten. Oefter steht im Oentrum ein kleines Loch (@ vergrössert), aber nicht bei allen. Die kurze Gabel fig. 33 hat auf dem ge- 3 streckten Stiele wieder ein Y, aber in der Gabel stehen nur wirre Punkte (x vergrössert). Die kurzen Köpfchen fig. 34 sind schön abgerundet (y vergrössert), der Hüllring = Bıyozoen: Retepora alternans, macilenta. 349 ist blos an einer Seite offen. Dasselbe trifft man auch am Oberende (z vergrössert). Der Name „zweireihig“ hat: kei- nen rechten Sinn, ich würde sie lieber Vsignata genannt haben. Daran schlösse sich dann die noch zartere Retepora alternans tab. 155 fig. 35 von Mastricht, hier alterniren auf der Oberseite zwei Reihen markirter runder Löcher, welche man trotz der Dünnstämmigkeit schon mit blossem Auge (O vergrössert) erkennt. Darunter folgen dann auf den etwas comprimirten Seiten (‚5 vergrössert) noch zwei feinere Löcher, aber dann verschwinden die Zellen, denn die untere Hälfte der Stämmchen ist vollständig glatt, (U vergrössert). Man kann kaum etwas Zierlicheres auslesen, als diese zarten Zweige. Freilich sind die Unter- suchungen mühsam, da sie in Tausenden von Exemplaren im Gebirge liegen. Hagenow II. 6 könnte sie unter Idmonea lichenoides mit inbegriffen haben. Retepora maeilenta tab. 155 fig. 36. 37 Hagenow Bryoz. Mastr. Kreid. tab. 2 fig. 6 etc. hat stark comprimirte Stäbchen, auf deren Breitseite (S vergrössert) die Röhren- mündungen in senkrechten Reihen stehen, die durch flache Furchen voneinander geschieden sind. Die runden Mün- dungen ragen etwas hervor, und sind mit den Nebenreihen nicht selten durch deutliche Furchen verbunden. Der ver- grösserte Querbruch @ zeigt, dass die Oberseite o (O ver- grössert), nach welcher sich die Stäbe hinkrümmen, ent- schieden schmaler sei, als die untere u (U vergrössert). Auch die Reihen stehen etwas bognig, doch hält es immer- hin schwer, sich darnach genau zu orientiren. Gabeln am Ende deuten auf eine vetzförmige Vertheilung hin. Fig. 37 stellt eine breite Gabel von der Unterseite # in natürlicher Grösse dar, daran klebt aber an der Oberseite o ein Gegen- stand e so fest, und ist mit dem Stocke so innig verwachsen, dass man keine Grenze zwischen beiden findet. In der ? - 44 a > In 350 Bryozoen: Retepora geometrica, furcillata. Seitenansicht s (S vergrössert) sieht man nicht blos wie der Gegenstand die Porenreihen theilweis bedeckt, sondern der Querbruch E (vergrössert) deutet durch seinen innern Bau eine kleine Eschara an, die darauf Wurzel fasste, aber keine Zellen zeigt. Bei der ächten macilenta ist die Unterseite nicht recht verpappt, sondern man merkt überall verworrene Zellenmündungen. Dagegen hat die ähnliche Retepora geometriea tab. 155 fig. 38. 39 Hagenow l. c. 2. 11 von Mastricht unten einen flachen beiderseits etwas hervorragenden Callus. Die comprimirten Seiten s ($ vergrössert) haben nicht über fünf Mündungen in der Porenreihe, dagegen sieht man auf der obern Kante 0 (0 vergrössert) noch einzelne kleinere Pünktchen, bei gutem Lichte auch auf der breiten Unterseite «u (U vergrössert) Punktreihen, die nach der Copie M von Hagenow sogar zuweilen von sechsseitigen Gittern umschlossen sein sollen. Der Durchschnitt fig. 39. Q (vergrössert) zeigt, wie scharf * bei den kleinsten Zweigstücken die flache Unterseite von der schmalern obern unterschieden werden kann. Je weiter wir nun aber wieder fortgehen von der Entwickelung der Seitenreihen, destomehr nähern wir uns wieder der alter- nans: das zarte Aestchen fig. 40 hat auf den Seiten nur noch drei Löcher (S8 vergrössert) in einer Reihe, freilich könnten es nun wohl die letzten Enden grösserer Stöcke sein, worauf auch der Querbruch (q vergrössert) noch hindeuten könnte. Dagegen würde ich die langzinkige Gabel fig. 41 schon lieber alternans heissen, nur sind die Löcher (x ver- grössert) in den rundlichen Aesten weniger deutlich. Ganz anders ist dagegen der Eindruck von Retepora fureillata tab. 155 fig. 42. 43 aus der Weissen Kreide von Rügen. Die Zweige sind hier sichtlich depri- mirt wie der vergrösserte Querschnitt @ zeigt. An den Seiten ragen einige grössere Zellen warzenartig hervor, wo- Bryozoen: Retepora truncata, semicylindrica. 351 zwischen dann auf der Oberseite (O vergrössert) kleinere Mündungen zerstreut liegen, während die untere (U ver- grössert) glatt ist, und nur mit starken Lupen ganz zarte Pünktchen hervortreten lässt. Zu einer ganz andern Ab- theilung führt uns Retepora truneata tab. 155 fig. 44. 45 Goldfuss 1. ce. 9. 14 von Mastricht. Die Zellen treten hier bündelweis hervor, daher erhob sie Hagenow zu einem besondern Ge- schlecht Truncatula, d’Orbigny Prodr. II. 267 zur Ösculi- pora. Ohne Zweifel hat Goldfuss 1. c. tab. 9 fig. 12. e. f einen dicken abgeriebenen Zweig irrthümlich zur Retepora clathrata gestellt, woraus Hagenow eine besondere Species geniculata machte. Unsere kleine Gabel fig. 44 (x ver- grössert) bildet durch ihre isolirten Zellenflecke ein rechtes Muster. Man wird hier schon an die noch lebende reti- culata pag. 344 erinnert. Der vergrösserte Querschnitt Q zeigt, wie die Zellen sich nur nach einer Seite öffnen. Am etwas längern knieförmigen Stückchen fig. 45 bilden die Zellenbündel längere Fortsätze, wie die Seitenansicht s dar- thut. Da dieselben leicht wegbrachen, so bleiben wie vor- hin blos runde flache Löcherkreise zurück. Merkwürdiger Weise haben die Fortsätze nur nach aussen hin Zellen- mündungen (5 vergrössert), während zwischen den Fort- sätzen auf der Oberseite o (O vergrössert) sämmtliche Oeff- nungen verpappt sind. Auch am vergrösserten Querbruch @ sieht man, dass die Löcher zumeist sich nur nach aussen hin- ziehen. Der abgebrochene Fortsatz a scheint den Anfang einer Gabelung anzudeuten. Retepora semieylindriea tab. 155 fig. 46. 47 Römer Verst. Nord. Kreid. pag. 20 tab. 5 fig. 21 aus der Weissen Kreide von Rügen ist zwar nach dem gleichen Typus ge- baut, wie vorhin, aber die Oberseite ist flacher, wodurch ein ausgezeichneter Halbeylinder entsteht (Q@ vergrössert). 352 Bryozoen: Retepora semicylindrica, pinnata, arenivaga. Ausserdem bemerken wir auf der ganzen Oberfläche Pünkt- 3 chen, die ihnen das Ansehen einer feinlöcherigen Ceriopora | nuciformis geben. Daher kann man sich die neue Benen- ° nung gefallen lassen, obwohl sie Hagenow anfangs nicht von der etwas jüngern truncata trennen mochte. Auch hier 3 können die Zellenbündel fig. 47 ansehenlich hinauswachsen (x vergrössert), wobei dann die Zellenmündungen an’ die Spitze treten. Aber sonst behalten die Zellenbündel auf der Unterseite u (U vergrössert) ganz das gleiche Ansehen 3 bei. Bei E Retepora pinnata tab. 155 fig. 48—50 Römer Verst. Nordd. Kreid. tab. 5 fig. 22 aus der Tourtia von Essen sind die Bündel etwas länglich zusammen gedrückt. Sie ist daher mit Rücksicht auf das Vorkommen leicht bestimmbar, _ obwohl das Reinigen schwer hält. Deshalb pflegen auch die Abbildungen nicht so gut auszufallen, als man das wün- schen möchte, wie die unsrige im Hdb. Petref. 1852 tab. 56 fig. 31 zeigt. Die krumme Endspitze fig. 45 zeigt von der. - Seite s (S vergrössert) die länglichen Bündel mit den Zellen- öffnungen am schönsten, von der Oberseite 0 (O vergrössert) sieht man nur an den äussern Spitzen noch einzelne Löcher, die Bündel durch eine zellenlose flache Furche voneinander getrennt alterniren miteinander. Fig. 49 stellt eine steife Spitze von der Oberseite dar, woran die Zellenbündel in dem Gestein doch immer noch durch Buckel sich verrathen. Die Spitze auf der Unterseite (U vergrössert) zeigt an ver- witterten Stellen längliche Rinnen, welche aufgerissene Zellenröhren andeuten, die dann bei weiterer Abreibung fig. 50 u (U vergrössert) sich in wirren Lagen auf der ganzen Unterseite zeigen, zum Beweise, dass die Stöckchen innen sehr porenreich sind. Römer zeichnet davon auch eive Gabel, welche seltener vorkommt. Retepora arenivaga tab. 155 fig. 51 durchschwärmt Bryozoen: Retepora arenivaga. Idmonea, 353 mit ihren zahlreichen gebrechlichen Zweigen den jüngern Quader vom Salzberge bei Quedlinburg. Ich glaube, dass sie grosse Verwandtschaft habe mit Filicrisina retiformis W’Orbigny Terr. eret. V pag. 911 tab. 769 fig. 1—4 aus dem Senon der Sarthe, doch bin ich entfernt nicht im Stande die Sache zu solcher Klarheit zu legen, wie die Franzosen, denn die zarten Stämme sind zu zerbrechlich, und der zähe Sand haftet zu fest daran, dass alle Mühe nur spärlich ge- lohnt wird. Man kann blos die büschelförmige Verzwei- gung sowohl auf der Oberfläche als auch in der Tiefe des Gesteins verfolgen: die Zweige gabeln sich öfter, werden in der Gabelung breiter (x vergrössert), und zeigen dann auf der Unterseite einzelne emporragende Fäden, welche . wahrscheinlich auf innere Röhren deuten. Sucht man sich nun mühsam ein Stückchen frei zu machen, so sieht man öfter wohl, dass auf einem schmalen "Theile der Unterseite (U vergrössert) nur Striemen vorhanden sind, und Zellen fehlen; oben (O vergrössert) dagegen treten längliche Löcher wie Schlitze auf. Das kleine von vier Seiten (ABCD) vergrösserte Ruthenstück r zeigt auf der schmalen Ober- kante A meist Pärchen von Löchern; auf den breitern Seiten 5 © stehen sie regelloser, nur mannigmal meint man schiefe Reihen zu erkennen. Die Unterseite D hat dagegen an unverletzten Stellen nur Striemen. An Ort und Stelle ist man trotz der unvollkommenen Darlegung doch keinen Augenblick im Zweifel, dass man es mit diesen Wesen zu thun habe, so wichtig können unter Umständen für den Geognosten empyrische Kennzeichen werden. Idmonea, wahrscheinlich nach dem alten Wahrsager der Argonauten "Boy, nannte Lamouroux Expos. meth. Ord. Polyp. 1821 pag. S0 tab. 79 fig. 13—15 ein Unicum aus dem Oolith von Caen, dessen einzige Species Id. triquetra ich tab. 155 fig. 52 von der Ober- o und Unterseite « copire. Quenstedt, Röhrenkorallen, 23 ; RR: Be. 354 Bryozoen: Idmonea triquetra. Tetrapora Suevica. Sie erhielt ihren Speciesnamen nach dem dreiseitigen Quer- schnitt, woran zwei Flächen feine Poren in schiefen Parallel- reihen zeigen, die dritte untere aber gänzlich porenlos und glatt ist. Schon der Schwung der Arme zeigt, dass wir es mit einem Reteporenartigen Wesen zu thun haben. Später bildete Michelin Iconogr. Zoophyt. pag. 234 tab. 56 fig. 16 von dort das Stückchen eines kriechenden Netzes ab, das nur der alte Deslongehamps besass. Daher brachte sie Orbigny bei Reptotubigera unter, welche Benennung auch I. Haime in seiner ausführlichen Darstellung der fossilen Bryozoen der Juraformation (M&m. soe. g&ol. 1854. b V pag. 171 tab. 7 fig. 1) wieder erwähnte. Was Milne-Edwards (Ann. Se. nat. 2. ser. 1838 Zool. IX tab. 9 fig. 2) darunter aufführte, scheint eine tertiäre Species zu sen. Denn der Name wurde nun hauptsächlich auf Kreideformen über- tragen, die mindestens ebenso verschieden von den Jurassi- schen sind, als unsere lebenden Reteporen. Das hat mich dann auch immer bestimmt, alle einseitiggeporten unter dem alten Geschlechtsnamen zu belassen. Tetrapora Suevieca tab. 155 fig. 55—59 Jura pag. 666 tab. 81 fig. 77. 78 aus den colonisirten Kalken des Weissen Jura « vom Böllert und von der Lochen bei Balingen ge- hören mit zu den zierlichsten unter den Bryozoen, obwohl sie schon wegen ihrer Kleinheit leicht übersehen werden. Da die Zellenmündungen, jederseits zwei, nur auf der Ober- seite auftreten, unten dagegen alles glatt bleibt, so gehören sie auch zur grossen Gruppe der Reteporen, die mit einer Wurzel auf fremden Körpern festsassen. Fig. 53 ist ein dünnes krummes Zweigstück, von oben 0 (O vergrössert) kann man schon die alternirenden Zellen mit runden Mün- dungen sehen, welche wie bei Diastoporen fühlbar hervor- ragen, und sich an einer bauchigen Erhöhung ins Innere etwas verfolgen lassen. seitlich s ($ vergrössert) steht “ Bryozoen: Tetrapora Suevica. 355 unter jeder eine kleinere Mündung mit aufgeworfenem Rande, dem sichtlich im Innern auch eine Röhre folgt. Nur unten « wird von Oeffnungen nichts wahrgenommen. In fig. 54 ist das obere Ende (E vergrössert) geschlossen, zwischen den hervorragenden Röhren beobachtet man einige _ klare Bläschen (vesicules ovariennes), die auch bei andern Exemplaren öfter aber verschieden gestaltet wiederkehren. Auch von den Röhren sind einige an der Basis stärker an- geschwollen als andere, D zeigt das noch etwas stärker ver- grössert. Fig. 55 von der Seite tritt ein solches Bläschen (V vergrösserter Querschnitt) noch deutlicher hervor. Diese Querbrüche (fig. 54 Q vergrössert) zeigen gewöhnlich einige grössere Löcher, welche den Hauptzellen entsprechen, dar- unter liegen dann meist noch mehrere kleinere schwer sichtbare. Hin und wieder kommen jederseits auch drei Poren fig. 56 (S vergrössert) vor, wobei die unterste stets die kleinste ist, allein es begründet das keine besondere Species, da die Dreireihigkeit nicht lange anhält, sondern sich immer wieder blos zweireihige dazwischen schieben. In günstigen Fällen sieht man auch an der Unterseite fig. 57 ($ vergrössert) länglich sechsseitige Eindrücke, die an Escharaartige Zellenumrisse erinnern, aber sie sind durch Glätte gewöhnlich fast ganz verwischt. Interessant sind die kleinen Wurzelstücke fig. 58. 59, welche man wegen ihrer Aehnlichkeit mit anderem Stabwerk gar leicht verkennt, namentlich wenn, wie bei fig. 58, noch keine Spur von Zellen da ist, die sich in dem dreizinckigen Stück fig. 59 (W vergrössert) an dem längsten Zweige schon unverkenn- bar einstellen. Verwandte Sachen hat Orbigny (Terr. eret. V. 737 tab. 613 fig. 1—5) aus der Kreideformation von Fecamp (Seine-Inferieure) anfangs Crisina, dann Idmonea unipora genannt, die wie unsere ÜCopie fig. 60 zeigt, eben- falls auf der Oberseite ähnliche, aber nur jederseits eine 23 * 356 Bryozoen: Tetrapora Suevica. Ceriopora conjuncta. Reihe alternirender hervorragender Poren hat, die andern könnten leicht übersehen sein, denn die Darstellung ist eine zu künstliche. Auch Proboscina alternata 1. e. pag. ST tab. 760 fig. 4—6 ebenfalls daher ist ganz was Aehnliches, blos die Röhren ragen weiter frei hinaus, wie unsere Copie fig. 61 zeigt. Man sieht daraus wie zerrissen und durch- einander gestellt die Dinge sind. Jedenfalls handelte unser berühmter Schriftsteller inconsequent, wenn er jene so ganz verschiedene Kreideform mit dem Öolithischen Original fig. 52 in ein Geschlecht warf, und dann diese fast gleiche wieder zu einem besondern Geschlecht erhob. E Die scharfe Abgrenzung der Geschlechter hat zwar seine Schwierigkeit, aber gerade deshalb darf man auch nicht zu- viel spalten, und das Gedächtniss mit nichtssagenden Namen überbürden. Wenn die Einseitigkeit der Zellenmündungen auf freigewachsenem Stock ein Hauptkriterium für Rete- poren bildet, so frägt sich noch, wozu man die lockern Haufen mit grössern Zwischenräumen stellen will, wie z. B. die Ceriopora eonjuneta tab. 155 fig. 62 Goldfuss Petr. Germ. pag. 104 und pag. 245 tab. 37 fig. 3 von Astrupp. Münster stellte sie anfangs zur Ceriop. Diadema, mit welcher die porösen Zellenbündel allerdings auch grosse Aehnlichkeit haben. Aber die Sternbündel wuchsen seitlich zu Platten (0 vergrössert) zusammen, welche unten mit gestreifter Hüll- substanz versehen sich Schichtenweis übereinander lagern. Da auf der Unterseite die Poren fehlen, so stützt sich die- selbe auf die Köpfe der Bündel und verwächst öfter so innig damit, dass die Zellenröhrchen aus einem Lager in das an- dere durchwachsen. Zwischen den Zellenbündeln und den Platten bleibt ein sehr verwiekelter Hohlraum, der mit Ge- birgsmasse erfüllt sich kaum reinigen lässt, was die richtige | Darstellung erschwert. Wie das abgebrochene Stückchen an der Unterseite (U vergrössert) zeigt, so haben wir eine Bryozoen: Ceriopora conjuncta. Orbitulites lentieularis.. 357 Fläche mit concentrischen Kreisen, worauf einige abge- brochene Zellenbündel stehen; von der Seite (S vergrössert) ‘sieht man dann, wie sich darauf punktirte Bündel erheben, die wieder eine folgende Lage etc. tragen, so dass man an unserm kleinen Stück schon 8—10 Lagen zählen kann. Man sieht beim ersten Blick, dass Multifascigera Campicheana d’Orb. Terr. eret. V pag. 688 tab. 762 fig. 7—9 aus dem Neocom, wovon ich fig. 65 ein Stückchen copire, schon ein höchst verwandtes Ding sei. Die Striche (y vergrössert) sollen den Verlauf der Zellenröhren andeuten. Auch die Apsendesia Neocomiensis- pag. 232 dürfte man hier ver- gleichen, die möglicher Weise trotz der zwei Geschlechts- namen dieselbe Species ist! Dabei haben alle das Kissen- artige Hervorbrechen und die längliche gedrängte Be- schaffenheit der Röhren mit der lebenden Retepora reticulata pag. 346 gemein. Es könnte einem leicht mal einfallen, abgesehen von allem Formenreichthum der Stöckchen, die Thiere lediglich nach der Beschaffenheit der Wohnzellen zu elassifieiren. Zum Schluss noch ein Paar Worte über Orbituliten. Lamarck schöpfte den Namen Orbitolites schon 1801, welchen er dann später (An. sans vertebr. 1816 II. 195) in Orbulites verkürzte, für Scheiben, welche äusserlich den Nummulithen ähnlich innen keine Spiralwindungen haben. Er stellte sie mit Ovulites und Lunulites an die Spitze der Röhrenkorallen, während später A. d’Orbigny (Cours @l&men- taire de Pal&ont. 1352 II. 192) sie für Foraminiferen er- klärte. Mögen den Streit Andere entscheiden, wir wollen ‚nur Einiges davon wegen seiner Wichtigkeit hervorheben. Am berühmtesten ist Orbitulites lentieularis tab. 155 fig. 64, welchen Blu- 358 Bryozoen: Orbitulites lenticularis. 4 menbach in seinen Abbildungen naturhistorischer Gegen- stände 1805 8. Heft tab. 80 schon in ganz vorzüglicher Weise aus dem Gault von der Perte du Rhöne bei Belle- garde unterhalb Genf abbildete. Da sie an jenem be- rühmten Sammelpunkte eine ganze Bank bilden, wie unsere Probe zeigt, so war natürlich dieser „Pierre lentieulaire® schon dem alten Saussure bekannt, der es aber für Linsen- erz hielt, bis der jüngere Deluc im Journal de Physique- 1802 Bd. 56 pag. 325—340 fig. 1—6 es für einen Madre- porites erklärte. Lamarck nannte es Orbulites lenticulata, unter welcher Benennung es auch Lamouroux Polyp. pag. 45 tab. 72 fig. 13—16 abbildete. Schon die entschiedene Con- cavität u und s zeigt die Verschiedenheit von ächten Nummu- liten, daher bekommt man beim Querbruch einen halbmond- förmigen Umriss. Die convexe Seite o ist oft sehr augen- fällig, dagegen gehören gute Lupen und gutes Licht dazu, wenn man die punktirte Zeichnung der Oberfläche sehen will. Wie das Blumenbach schon so vortrefllich gab be- merkt man auf der convexen Seite (x vergrössert) zierliche concentrische Ringe mit Pünktchen dazwischen, und ın diesem Falle scheint die Gegenseite weniger concav zu sein; die concavern haben dagegen nach links und rechts geschwun- gene Linien (y vergrössert), zwischen deren Kreuzungs- stellen ein Punkt Zellenmündungen andeutet. Die concave Deite ist kaum entzifferbar, man meint darauf zuweilen zer- streute Pünktchen zu sehen, aber niemals klar, wahrscheinlich bildete die Convexität allein die Seite wo Thierchen lebten, ° während die Unterseite auf dem Schlamm lag. Die kleinen Scheibchen liegen in einer Handhohen Schicht so gedrängt durcheinander, dass man den wenigen cementirenden Mergel $ kaum bemerkt, und wenn auch ihre Grösse sehr verschie- den sein mag, so übersteigen sie doch nur selten den Durch- messer von 5 mm. "ie bilden namentlich auch für die nu De Bryozoen: Orbitulites concava. 359 Alpinische Kreideformation am Sentis eine wichtige Ver- steinerung. Orbitulites eoneava tab. 155 fig. 65 Lmek. An. vert. II. 197 aus der chloritischen Kreide von Escragnolle in der Provence habe ich schon im Hdb. Petref. 1852 tab. 56 fig. 17 nach der Abbildung bei Michelin Icon. pag. 28 tab. 4 fig. 5 bestimmt. Obwohl die meisten Scheiben platt sind, so kommen doch darunter einige entschieden concave c vor, die einer förmlichen Patella gleichen, wie die Seiten- ansicht s zeigt. Ich habe eine Auswahl der verschiedenen Grössen zusammengestellt. Nach Michelin sollen sie in der Sarthe 3 cm Durchmesser erreichen, ja nach d’Orbigny Prodrome II. 279 bei Royan in der untern Charente sogar 10 cm (Orbitolina gigantea). Die beiden Seiten sind ver- schieden, der obern meist etwas concaven fehlen die con- centrischen Streifen, und kratzt man diese mit einem Feder- messer an, so treten Zellen auf, deren Charakter aber keinen rechten Schluss auf die Thierklasse zulässt. Die grösste a stellte ich von der gestreiften Seite dar, sie hat im Öentrum ein markirtes Grübchen, während die Umgebung darum etwas ‚hervorragt, so wie sie auf der Gegenseite etwas ein- sinkt. Die Streifen (x vergrössert) folgen ziemlich regel- mässig gedrängt hintereinander. Am Rande brechen leicht Streifen ab, dann sieht man auf der ebenen Bruchfläche feine Grübchen (z vergrössert), sie bilden vom Rande r her gesehen vollständige Münzenförmige Scheiben, die nur im Centrum eine unbedeutende Buchtung gegen die gestreifte Seite hin zeigen. Von hier aus nehmen sie nur ganz all- mählig ab: b von der gestreiften Seite sichtbar ist schon bedeutend kleineı, in der Mitte liegt eine noch kleinere glatt auf, welche mit ihr genau centrirt ist. Die mittel- grosse c von der gestreiften Seite sichtbar wölbt sich so- weit heraus, dass sie einer niedrigen Patella gleicht, wie 360 Bryozoen: Orbitulites concava, macropora. die Seitenansicht s darthut. Kratzt man auf der convexen Seite die Streifen weg, so tritt ein gar zierlicher Zellenbau (y vergrössert) hervor, concentrische Rippen werden von schiefen geschnitten, welche zusammen markirte Poren abgrenzen. Die flache d kehrt uns wieder die gestreifte Seite zu, in der Mitte mit einer kleinen Zitzenförmigen Re Erhöhung geziert. Zu den kleinen gehört schon e, die von der concaven Seite sichtbar wird, worauf man keine 4 Spur von Streifung gewahrt. Die drei übrigen geben uns die Stufenfolge bis zur kleinsten von kaum 3 mm E Durchmesser. Zuweilen kommen sogar Exemplare vor, wo sich der Rand zur gestreiften Seite hinumbiegt, wäh- rend das Centrum flach vertieft bleibt, wie die Seitenan- sicht f zeigt. | Orbitulites macropora tab. 155 fig. 66-68 Goldfuss Petref. Germ. pag. 41 tab. 12 fig. 8 aus dem gelben Kreide- sande von Mastricht ist. auf beiden Seiten gleich gebaut, und im Centrum vertieft, die dicken Exemplare gleichen daher kleinen Haifischwirbeln, welche Bronn (Lethea V. 95) zu einem besondern Geschlecht Omphalocyclus (Nabelkreis) erhob. Da diese kleinen Scheibehen schon von Faujas (Hist. nat. Mastr. 1799. 208 tab. 40 fig. 7) zu den Mille- poriten, und vom jüngern Delue (Journ. de Phys. 1802 Bd. 56 pag. 338) zu den Porpiten gestellt wurden, so mag sie Lamarck (An. sans vert. Il. 197) wohl unter seinem Orbulites macropora „complanata, centro depressa; poris utroque latere majusculis* von unbekanntem Fundorte ver- # standen haben. Goldfuss setzte sie wegen der gelben Farbe irrthümlich ins ältere T'ertiär von Grignon. Hagenow (Bryoz. Mastr. Kreid. pag. 103 tab. 12 fig. 17) hat das schon erkannt: fig. 66 habe ich eine kleine Auswahl der verschiedenen Grössen gegeben. Die Poren auf der Ober- fläche, im Centrum kleiner als am Rande, sind gewöhnlich 4 NEN u 1 - a u £ Er A A er aerPe - 2. Da a AH, = Ye ER ; BE u: > a Mad ueer / Bryozoen: Orbitulites maceropora. Lunulites Goldfussii, 361 stark verpappt, und daher schwierig zu verfolgen (O ver- grössert), Goldfuss und Hagenow zeichnen Bögen, die sich wie bei den vorigen kreuzen. Auf dem breitlichen Rande (z und y vergrössert) erkennt man drei Lager, die uns an eine Verwandtschaft mit Eschara mahnen könnten. Nur die äussern Lager scheinen Zellen zu sein, denn die mittlere, welche gern am Rande verpappt ist, zeigt bald zwei x bald nur eine Reihe y von Löchern. In der Dicke variiren die Scheibehen ausserordentlich, so dass man eine varietas crassa fig. 66 und tenvis fig. 67 unterscheiden kann. Bei den dünnern pflegt die Mittelschicht wie eine glatte Platte her- vorzuragen (fig. 67. y vergrössert), auf welcher beiderseits die niedrigen Zellen (x vergrössert) haften. Die sich kreu- zenden Radien pflegen hier deutlicher zu sein. Bricht man ein Scheibchen in der Mitte durch fig. 68 (Q vergrössert), so sieht man wie bedeutend die Einschnürung im Centrum ist, man erkennt dabei nicht blos die Zellenwände, sondern auch die feinen „Sprossenkanäle,* welche sich durch deut- liche Pünktchen verrathen, so dass am Bryozoencharacter hier kaum zu zweifeln ist. Es liegen übrigens unter diesen Dingen mehr glatte Scheibehen fig. 69, welche statt des Nabels jederseits einen Hügel haben, äusser- lich ächten Nummuliten gleichen, und als N. cretaceus für die ältesten Vorläufer der Tertiärformen gehalten werden könnten. Lunulites tab. 155 fig. 70—73 Lmck. An. sans vert. II. 194 „Polyparium uno latere convexum, altero concavum“ würde ‘zwar auch zum lenticularis passen, allein die kleinen Stöcke sind im Ganzen nicht blos Mützenförmiger gestaltet, und die Glätte auf der concaven Unterseite gegen die ge- - porte Convexität der Oberfläche fällt doch stärker in die Augen.- In der Weissen Kreide von Rügen ist L. Goldfussii fig. 70 Hagenow Jahrb. 1839 pag. 287 tab. 5 fig. 10 zwar 362 Bryozoen: Lunulites mitra, urceolata, Androsaces. noch flach, aber man erkennt die Zellen auf der convexen Oberseite 0 schon mit blossen Augen, sie sind mit einem kreisförmigen Hofe umgeben, der uns noch an Celleporen erinnert. Auf dem Gipfel stehen einige kleine verpappte, sonst sind alle gleich gross (O vergrössert). Die schwach concave Unterseite (U vergrössert) zeigt Längsfurchen, welche die Reihen der Zellen auf der Gegenseite andeuten. Bei manchen kommen zwischen den grössern runden Zellen- mündungen noch längliche Schlitze vor, worauf vielleicht Avicularien sassen. _Von den flachen gelangen wir dann ö durch Uebergänge zum L. mitra fig. 71 Hag. 1. e. 5. 11, die halbeiförmige Mützengestalt ist hier sehr vollkommen, wie die aufrechte Seitenansicht s zeigt, die Streifen auf der tiefconcaven Unterseite u (U vergrössert) behalten ganz den- selben Character bei, ebensowenig treten in den Poren der Oberseite o (O vergrössert) Veränderungen ein. Das sind eben Reihenentwickelungen, die man voneinander nicht trennen sollte. Anders verhält sich die zierliche L. urceo- lata fig. 72 Goldf. 12.7 aus dem Grobkalke von Grignon. Wir haben hier zwar auch eine Kegelgestalt, aber die Basis ist lach. Die grossen Zellen stehen in straffen Reihen über- 1 einander, und zwischen je vieren erscheint eine flache vier- 4 eckige Vertiefung. Auf der Unterseite u sind zwar eben- falls Furchen, aber eine Menge Pünktchen (U vergrössert) wie Nadelstiche geben ihr ein eigenthümliches Ansehen. Vergessen darf man übrigens dabei nicht, dass die Art der Erhaltung und die theilweise Steinkernbildung auf die Kenn- zeichen ihren Einfluss ausübten. L. Androsaces fig. 73 Michelotti Spec. Zoophytol. dil. 1838 tab. 7 fig. 2 und Michelin Icon. pag. 75 tab. 15 fig. 16 aus dem Mitteltertiär von der Superga bei Turin finden wir schon bei Allioni Oryetogr. Pedemont. Parisiis 8 (1800) verzeichnet. Es sind Patellenartige Mützen, die sich zwar schwer von dem Bryozoen: Lunulites Androsaces, 363 kalkigen Alpensand reinigen lassen, aber man sieht unten « in der tiefen Concavität schon mit blossem Auge Linien, und die Oberseite s ($ vergrössert) hat Maschenförmige Zellen. Am Gipfel y ist ein grünes Serpentinstück so fest eingebacken, dass man deutlich sieht, es diente dem Stocke zur Stütze. ” III. Sternkorallen Astroite, Madrepor&, Fungit® ete. Agricola de natura fossilium 1546 pag. 628 sagte: astroites candida vel subeinerea stellarum, qua radios ja- ciunt nigros, est plenissima; in acetum posita se movet loco, Bestand also aus kohlensaurem Kalk. Sie hiessen Sieg- steine, weil in der Tasche getragen sie den Sieg über die Feinde verschafften. Conrad Gesner (de figuris lapidum ete. 1565 pag. 35) bildete nun zwei solcher Amulette mit mugge- ligem Schliff sehr deutlich ab, und hiess den einen Stern- stein (Astrea), den andern Wasserstein (M&»andrina). Er setzte dann weiter auseinander, dass man sich gewöhne, diesen mit vielen Sternen Astroiten zu heissen, weil er Syderis coelestis instar stellas in se complures habeat: ut discernatur ab asteria (Orinoideenglieder), qui corpore toto stellam unam pr& se fert. Bald darnach unterschied der Italiener Impe- rato (Historia naturale 1599) von der Edelkoralle die Pori, und bildete daraus die beiden Abtheilungen Mille- und Madre- pora, deren pori matronales durch eine gemeinsame matrix verlaufen; und als nun Luidius (Lithophyl. Brit. Ichnographia 1699 pag. 7 Nro. 104) dieselbe von einem Bauersmann fossil bekam, so wurde im vorigen Jahrhundert von Linne’bei den Vermes Zoophyta das 337te Geschlecht unter Madrepora Sterncorall der Röhrenkoralle Tubipora und Punktkoralle Millepora zur Seite gestellt. Da noch im Siebzehnten Jahr- Fe N ae rt ie See en 1 III. Sternkorallen. 365 hundert die Thiere allgemein für Pflanzen gehalten wurden, verglichen die Botaniker die Lamellen mit Champignons (Fungus): so stellte der berühmte Fabio Colonna (de Purpura 1616 pag. 35) einen Turbinoliden von Malta dar, der seine Lamellen nur statt unten auf der Oberseite habe. Des- gleichen sprachen Merret (Pinax rer. Brit. 1667 pag. 209) und Luidius (Lithophyl. 1699 Nro. 157) von Fungites, der dann vielfach auf Einzelzellen, namentlich auch von Bromell (Acta litt. Suecie 1725 pag. 442) auf die Cyatho- phyllen von Gothland übertragen wurde, während Tourne- fort 1700 unter Champignons pierreux die breiten im rothen Meere lebenden Pilzkorallen Fungia verstand. Für die spitzen und säulenförmigen hielt Luidius Lithoph. pag. 7 Columellus und Brauchiale bereit, indem er bei letzterm Worte die Lamellenzüge mit Fischkiemen verglich. Doch schlugen die Namen nicht durch, und wurden in Schwe- den vom Hippurites verdrängt, worunter man die fungit® eyathiformes verstand, ein Name, den 1801 Lamarck auf die Rudisten übertrug. Den Anlass zur Pflanzenbenen- nung gab Ulusius (Exoticorum libri decem 1608 pag. 124) mit seiner Hippuris saxea, das Original zu Linne’s Isis hip- 'puris, deren gestreifte Glieder tab. 150 fig. 15 allerdings wohl entfernt an Schachtelhalme (Equisetum oder Hippuris) erinnern konnten. Während man so mit Namenerfindungen sich abmühte, hatte man von den Thieren kaum eine Ahnung. Schon Aristoteles be- schrieb eine Nessel (Kviön oder Axadson), die zu den Actinien ohne Kalkgerüst gehörte. Einige davon sollten fest an Felsen sitzen, andere sich beliebig los machen und frei im Wasser schwimmen können. Die ältern Schriftsteller nannten sie daher wegen ihrer brennenden Eigenschaft Urtica. Noch Cuvier deutete die beweglichen als Quallen (Acalephen), ‚allein E. Forbes (Travels in Lycia 1847 II. 121) suchte 366 III. Sternkorallen. zu beweisen, dass beide zu den Korallen gehören, welche man daher heute als die Repr&sentanten der Anthozoa (Korallenthiere) betrachtet. Erst der Arzt Peyssonel 1723 wies nach, dass in der Rinde der rothen Edelkoralle eine petite ortie (Nessel) sässe. Lacaze-Duthiers (Histoire nat. du Corail 1564) erkannte in unserer Zeit nicht blos die Wichtigkeit der Korallenfischerei im Mittelmeer, sondern verfolgte auch die Thiere bis zu den feinsten mikroskopischen Einzelheiten. Zwar hatten die Apotheker von Marseille, da die Edel- koralle seit dem grauesten Alterthum officinel war, die Thiere wohl gesehen, aber sie für Blumen gehalten. Selbst bei Linne (Systema natura 1735) figuriren sämmtliche Korallen noch als Lithophyt® am Ende der kryptogamen Pflanzen. Erst Pallas (Bd. V pag. 2) brachte darin volle Klarheit. Für die Classification haben die fleischigen 'Thierchen grosse Bedeutung bekommen, denn während die Rindenkorallen pag. 159 acht breitliche gefiederte Arme führen, zählen wir bei unsern Sternkorallen 12, 24, 48 etc. rundliche Aerm- chen ohne Fiedern. Ja seitdem Dana (United States Expl. Exped. Zoophytes 1848 pag. 575 tab. 56 fig. 1. 2) bei Antipathes pag. 158 Thierchen mit sechs eimfachen Ten- takeln gesehen hatte, nahm man sie trotz ihrer sonstigen Aehnlichkeit mit Hornkorallen dort weg, und brachte sie zwischen den fleischigen Actinien und kalkigen Madreporen unter, so störend sie auch in den Ueberblick eingreifen mögen. Die in den herrlichsten Farben prangenden Acti- nien lagern im innern keinen Kalk ab. Die verwandten Zoanthus von keulenförmiger Gestalt haben zwar eine leder- artige Haut, worin sich Sandkörner festsetzen, aber zur Fossilität sind sie nicht geeignet. Blainville (Dietionnaire des science. natur. 1850 Bd. 60 pag. 274) hat darnach die ganze Sternkorallenklasse Zoantharia benannt, was Ehren- berg mit Anthozoa vertauschte. * Da r ei u = ET a a GE re. 4 III. Sternkorallen. 367 Die Weichtheile der Thierchen bilden blos einen längs- gefalteten Magen mit Mund, welcher von hohlen Tentakeln umringt, zugleich After und Genitalöffnung vertritt. Die Zahl der Tentakeln entspricht genau den Wirtellamellen, da über jeder eine Tentakel steht, „chaque cloison occupe une cavit& sous-tentaculaire*. In den „Mesenterialfalten“ hängen die Geschlechtskrausen hinab, die an ihrem Inhalt, _ ob Eier oder Sparmatozoen, mikroskopisch erkannt werden, und mehr getrennten als vereinigten Geschlechts sein sollen; vergleiche ©. Claus, Grundzüge der Zoologie, 2. Aufl. 1872 pag. 154. Wer sich genauer unterrichten will, muss die Arbeit Developpement des Coralliaires von Lacaze- Duthiers (Archives de Zoologie exper. 1873 II pag. 279) nachlesen. Die Thiere pflegen nur mit der Unterhälfte des Leibes an die Zelle geheftet zu sein, können sich aber lang ausdehnen, wie das schöne Bild der Caryophyllia calyeu- laris aus dem Mittelmeer bei Cuvier (Rögne animal grande edit. bei Masson Zoophyt. tab. 83 fig. 2) darthut, wo die Orangenfarbigen Schläuche von 10 mm Durchmesser sich 40 mm über die Zellenmündungen hinausstrecken, und dann wieder fast spurlos hineinziehen können. Wer nur die prachtvollen Regenbogenfarben der Actinien bei Dana (Zoophyten tab. 1—5) überfliegt, die gerade deshalb Lieb- linge unserer Aquarien geworden sind, der muss sich so- gleich gestehen, wie viel uns für die sichere Beurtheilung der fossilen Species fehlt. Wir haben nur das harte Kalkskelet, und auch dieses oft nur dürftig genug er- halten. Das wichtigste Merkmal liefern die Wirtellamellen, Längsscheidewände, die an der Innenseite der Zellenwände hinablaufen, weshalb auch Lamarck (An. vertebr. II. 209) die ganze Section Polypiers lamelliferes, Lamellenführende Polypengehäuse, nannte. Nach der Darstellung von Milne- Edwards setzen sie in der ersten Jugend sechs Hauptlamellen 368 III. Sternkorallen. ab, welche man an angeschliffenen Zellenspitzen noch er- kennt. Die sechs Zwischenräume (loculi) werden dann durch sechs Lamellen zweiter Ordnung halbirt, so dass 6+6=12 gleiche loculi entstehen, die bezüglich ihrer Grenzlamellen sich wie links und rechts verhalten. Werden nun diese 12 Räume durch 12 gleichwerthige nochmals getheilt, so haben wir 6+6-+12—=24 Lamellen und 12+12—24 loculi. Mehr als 12 gleiche loculi können überhaupt nicht ent- stehen. Wenn daher die gleichwerthigen Lamellen fort- schreiten, so geht das immer nach der Zahl 12, dabei soll jede folgende Abtheilung feiner sein, und minder weit zum Mittelpunkt vordringen, so dass mit der vierten Ord- nung 36, mit der fünften 48 etc. Lamellen entstehen. Man macht sich die Sache leicht mit dreierlei Buchstaben klar, wenn man sich dabei den Kreis aufgewickelt denkt: 4.0:0:0. A.a:a:a. A.a:a:a.A.a:a:a. A.e:a: aA aa Zwischen den sechs A liegen sechs gleiche loculi, die durch a in 12 getheilt werden, wovon die eine Hälfte die Lamelle a links und die andere rechts hat. Durch die gleich- werthigen «x werden diese 12 loculi verdoppelt, es entstehen 12 «A und 12 xa. Käme nun eine vierte Lamellenordnung, so müsste diese die Stellen der 12 Punkte (.) zwischen A, eine fünfte die Stelle der Kolon (:) zwischen «« einnehmen, und so fort. Die Punkt-loculi (A.«) welche der Haupt- lamelle A anliegen, haben einen grössern Werth, als die Kolon-loeuli (a:«), da sie nur neben Zwischenlamellen «a liegen. Die 43 Lamellen oder Zwischenräume theilten sich daher in vier Kreise 6, 6, 12, 24 und fünf Ordnungen, in- dem der letzte Kreis mit seinen 24 Lamellen in zwei Ord- nungen zerfiel. Bis 43 ja 96 geht das Zählen selbst bei kissenförmigen Astreen oftmals sehr gut, und man muss daher dieses Gesetz, ‘welches wir dem Scharfsinn von Milne- 1 be a ch erben > u 1 TE re a 2 a id ILL. Sternkonetlan® 369 Edwards danken, als eine der bedeutendsten Errungen- schaften in der so schwierigen Bestimmung der Korallen freudig aufnehmen. Zuweilen hat es zwar den Anschein, als wenn die ersten A+a=6+6=12 Strahlen gleichwerthig wären, dass also die Ordnungen gleichmässig nach der Zwölf- zahl fortschritten, allein andere Beispiele bestätigen die Verschiedenheit. Freilich kommt dann im Jura bei der Astra cavernosa und Verwandten scheinbar auch die Grund- zahl S vor, aber doch minder bestimmt, und jedenfalls lässt sich bei vielen gar keine sichere Zahl nachweisen, so dass man von bestimmt- (delomeri) und unbestimmtgetheilten (adelomeri) sprechen könnte. Nun hat zwar Lacaze Duthiers nachgewiesen, dass die Actinia equina an der Bretannischen Küste (Archives Zool. exper. 1572 I. 289) und Caryophyllia calycularis (l. ec. II. 269) des Mittelmeeres im Embryonal- zustande keineswegs gleichzeitig sechs Primärlamellen aus- scheiden, sondern dass zuerst eine einfache Einschnürung des Thiermantels vorkommt, wodurch eine Zweitheiligkeit (dimeri) entsteht, welcher dann die übrigen der Reihe nach - folgen, allein auf das Zellengesetz der erwachsenen Thiere hat das doch wohl keinen wesentlichen Einfluss. Uebrigens muss ausdrücklich hervorgehoben werden, dass gerade bei den Cyathophyllen des ältern Gebirges öfter eine Furche (Zaphrentis) den Kelch symmetrisch halbirt, und wenn da- zu dann noch jederseits eine erhabene Rippe kommt, so ist das „Tetracorallium,“ le type tetrameral, da, als wären die Stammväter der heutigen Korallen auf der Embryonalstufe stehen geblieben. Sogar den regulären Kreisen der Madre- pora porpita tab. 156 fig. 65— 70 von Gothland fehlt die Furche nicht, wenn schon dieses jugendliche Muttermahl bis jetzt von den Schriftstellern wenig beachtet wurde. - Trotzdem muss man sich mit dem Zahlengesetze recht ver- traut machen: es gibt Formen, wie’ die Heterocoenia aus Quenstedt, Sternkorallen. 24 370 III. Sternkorallen. der jüngern Kreide der Gosau im Salzburgischen, welche nur 6 oder im höchsten Falle 12 Lamellen zeigen. Die überaus zierliche Turbinolia erispa aus dem Grobkalk von Parnes bringt es so bestimmt zu 24 Verticallamellen, dass man Dutzende prüfen darf, ohne auch nur einen Strahl mehr oder weniger zu finden, so bedeutungsvoll ist die Zahl. Dabei kann man die gekräuselten Rippen (cost) ausser- halb der Zellenwand (Theca, muraille) vom Oberrande bis zur untern Spitze auf das Sicherste verfolgen, und ohne mikroskopische Bemühung erkennen, dass der Lamellenan- fang hier ein regelloser war, und erst durch Einsetzung verschiedener Rippen der wundervolle Bau entstand. Theco- cyathus florealis aus dem Weissen Jura « unserer Alb bringt es schon zu 48 Lamellen, wo zwischen zwölf dicken langen Strahlen je drei kürzere liegen, von welchen die mittlere sichtlich ihre Nachbarn überragt. Es ist dies ein sich oft wiederholender Bau, wie wir ihn auch bei Fungia coronula aus der Tourtia von Essen finden, nur dass hier am Rande sich weitere achtundvierzig vom kleinsten Caliber zwischen- schieben, wodurch die Zahl 96 entsteht, mit welcher die Rippchen auf der concaven Unterseite auf das Bestimmteste alterniren. Mit fünf Kreisen 6+6-+12+24—+-43 wären wir dann schon bis zur 9ten Ordnung vorgeschritten, da nur je 12 loculi gleich sein können, und demnach die 24—=2.12 und die 48—4.12 sein müssten. Bei andern Formen wird das Zählen nicht blos schwerer, sondern man merkt auch, dass sie sich der Hexamerie nicht einfügen lassen. So zählt meine zierliche Caryophyllia cya- thus aus dem Mittelmeer ganz bestimmt 78 Lamellen, da nun das Centrum 20 comprimirte Pfählchen (pali) umkreisen, so werden wohl zwei Lamellen verkümmert sein, so dass ein Vierfaches von zwanzig 4.2080 heraus käme. Schon Esper (Pflanzenthiere tab. 24 fig. 1) zählte ausdrücklich a ze a 1 III. Sternkorallen. IK. zwanzig pali, die sich symmetrisch gegen die Lamellen ver- theilen. Wenn demungeachtet (Hdb. Petref. 2. Aufl. tab. 72 fig. 27) es Haime versuchte, sie bei den Hexameren unter- zubringen, so heisst das der Sache Gewalt anthun. Noch leichter lässt sich obige Porpita zählen, ich finde stets gerade Zahlen, aber einmal 46, zweimal 44, dreimal 42, zwei- mal 40, viermal 56. Nur ein einziges Mal kam eine unge- rade Zahl 39, aber da die Lamellen, längere und kürzere, auf das Bestimmteste abwechseln, und an einer Stelle zwei längere unmittelbar aufeinander folgen, so darf man wohl annehmen, dass dazwischen die vierzigste verküm- merte. Da nun kein einziges 48 erreicht, so lassen sie sich auf die Kreiszahl der Hexameren nicht ohne Zwang zu- rückführen. Doch kann man wenigstens noch sicher zählen. Das lässt nun bei den ÜOyathophyllen des Uebergangsge- birges oder den Anthophyllen des Weissen Jura sehr nach. Bei unserm riesigen Anthophyllum obeonicum von Nattheim, dessen Kelchdurchmesser 7 cm erreicht, zählt man zwar mehr als 200, was davon aber richtig oder unrichtig ist, steht dahin. Das Zählen behält bei allen solchen Adelo- meren nur noch geringen Werth. Die Querlamellen (Scheidewände, tabul®, planchers) stehen mit den Längslamellen in einem gewissen Gegensatz: sobald die einen sich schärfer ausbilden, treten die andern zurück. Für die Röhrenkorallen bildeten sie das wichtigste Merkmal, daher erhob sie Milne-Edwards zur Section Tabules. Unter den Oyathophyllen hatte schon Sowerby einen Am- plexus unterschieden, und wegen seiner höchst ausgebildeten Scheidewände zu den Cephalopoden gestellt, so sehr treten daran die Wirtellamellen zurück. Die Thiere hoben sich mittelst derselben aus der Zelle empor. Gewöhnlich besteht das Innere aus poröser Masse, die Säulchen (columella) heisst, wenn sie über den Boden hervorragt, wo sie zuweilen ganz 24 * 32 III. Sternkorallen. callös werden kann. Auch die Kammern (loculi) zwischen den Längslamellen pflegen nicht ohne Querblättchen (traverses) zu sein, welche sich aussen meist durch feinere Querlinien verrathen. Sie geben den Weichtheilen eine Unterlage, und den Längslamellen Festigkeit. Zuweilen, wie bei den Cystiphylien, können diese Querlamellchen so wuchern, dass sie die Längslamellen förmlich verdrängen. Bei den Fungien schrumpfen sie dagegen zu Stäbchen (synaptieule) zusam- men, welche wie Quersäulchen von Wand zu Wand laufen. Die Einzelzellen haben nicht selten noch eine concentrisch gestreifte Hüllsubstanz (epitheca), welche aber oftmals sehr zerbrechlich leicht verloren geht, und auch sonst für die Bestimmung keine grosse Bedeutung zu haben scheint. Da- gegen hat das Gefüge der Grundmasse (matrix, Coenenchyma) bei den Familien- Stöcken noch Wichtigkeit. Die Zellen sind darin versenkt, und erscheinen wie Krystalle in eine Matrix gelagert, was den Linne in der Mineralogie so viel beschäftigte. Schich- tung findet darin seltener statt, dagegen gleicht sie oft einem wirren Haufen von dünnen Lamellen, deren Umriss man mit Seifenschaum vergleichen möchte. Auf der Oberfläche blei- ben daher zwischen den Zellen mehr oder weniger breitere Räume, welche Linne ambulaera hiess, weil sie zwischen den entfalteten T'hieren wie Spaziergänge erschienen (Echini- den III. 19). Diese Ambulacren sind glatt, gestreift, porös, knotig, ete. Linne unterschied Madrepor& simplices stella unica und composit® stellis pluribus. Der simplex entsteht aus einem Ei, was sich auf dem Boden festsetzt und am Gegenende einstülpt, gleichsam einen kleinen Magen (Gastrula) bildet, sich einschnürt, Kalk ausscheidet und weiter wächst, Die composit® entstehen zwar auf gleiche Weise, aber sie ver- zweigen sich dann entweder durch Knospung (bourgonne- VE WW D WERL BA W. III. Sierukorallant 373 ment) oder Theilung. Die Knospe bildet anfangs irgendwo auf der Oberfläche blos ‘einen Buckel, der sich dann all- mählig zum Proles vervollständigt. Kommt dieser aus dem Munde, wie Fougt (Ameenit. acad. 1749 I pag. 94 fig. XI und Nro. 4) einige ausgezeichnete Beispiele von Gothländer Cyathophyllen liefert, so heisst das vorzugsweise Proliferatio. Die Theilung findet nur an den Kelchspitzen statt, und kann ein- oder mehrfach sein, wie das jurassische Lithoden- dron trichotomum so vortrefllich zeigt. Pallas (Elenchus zoophyt. 1766 zu deutsch Character der Thierpflanzen 1787 IL pag. 4) theilte die composite wieder in mehrere Unterab- theilungen: eoneatenat®, wo die Polypen in Reihen stehen, wie bei der Neptunsmütze Fungia talpına, denen sich die conglomerat® mit den M&andrinen (Irrgarten, Gehirnstein, Endivienkorall ete.) anschliessen; aggregat® umfassten die kissenförmigen, welche Walch (Naturforscher 1775 füuftes Stück pag. 28) unter Astroites zusammen fasste, und Brown 1756 Astrea nannte; dichotom&® gabelten sich zu Aesten, _ wie der Eckstern Madrepora angulosa oder der Kohlstrunk Madr. fastigiata; an der Spitze der vegetantes stand der be- rühmte Cadixkorall Madrepora ramea; zu den anomali von ungleichem Wachsthum gehörte der Dornkorall Madrepora muricata, der heute noch den alten Geschlechtsnamen reprä- sentirt. Auch Lamarck (Anim. vertebr. II. 219) legte auf die Form alles Gewicht: Etoiles terminales hatten Stylina und Sareinula mit parallelen Cylindern, sie waren unbedeu- tender; wichtiger dagegen Caryophyllia, Turbinolia, Cyelo- lites, Fungia. Etoiles laterales ou repandus ä la surface: mit Oellules confluentes Pavonia, Agaricia, Meandrina, Monti- eularia; mit Cellules eirconserites erscheinen die Sterne bei Echinopora, Explanaria, Astrea blos auf der Oberseite, bei Porites, Pocillipora, Madrepora, Seriatipora Oculina rings auf der ganzen freien Fläche. Bei diesen 18 Geschlechtern 374 III. Sternkorallen. wurde alles in übersehbarer Weise untergebracht. Der alte Meister im Bestimmen bezog sich dabei hauptsächlich auf die Abbildungen von Esper (Pflanzenthiere 1791), der 86 Quarttafeln von lebenden Madreporen abbildete, und auf Ellis und Solander (Natural History of Zoophytes 1786), deren 63 gelungene Kupfertafeln später Lamouroux (Expos. meth. de lordre des Polypiers 1821) nochmals copirte. Blainville (Dietionnaire Scienc. natur. 1830 Bd. 60 pag. 297) vermehrte die Geschlechter zwar auf 49, aber die Sache war doch noch zu übersehen, und in drei grosse Gruppen Madrephyllies, Madrastrees, Madr&pores getheilt, und er liebte in zweckmässiger Weise in den Geschlechtern diese Gruppen durch die Endsilben phyllia, astrea und pora an- zudeuten. Ehrenberg (Abh. Berl. Akad. 1832. 1 pag. 225) machte zwar einige weitere Namen, war aber in der Be- urtheilung der fossilen Korallen sehr unglücklich. Desto glücklicher und scharfsinniger sind die Arbeiten von Milne- Edwards und dessen verstorbenem Schüler J. Haime (1824— 1356). Edwards hat uns in der Histoire naturelle des Coral- liaires 1857—60, drei Bände nebst einem Atlas von 31 Tafeln, ein Werk geliefert, welches die lebenden und aus- gestorbenen Arten in gleicher Gründlichkeit behandelt. Freilich werden dabei die Geschlechter in Hunderte und die Species in Tausende vermehrt, doch gibt uns das voll- ständige Register wohl über 7000 Namen von der ältesten Zeit an Aufklärung, worunter die Selerodermata (Harthäuter), d. h. Thiere mit festem Kalkgerüst, die beiden letzten Bände einnehmen. Sie zerfallen in fünf sehr ungleiche Sectionen, wovon die Tubulosa blos das Geschlecht Aulopora des ältern Gebirges umfassen, denn das Unicum Pyrgia könnte man mit gleichem Recht zu den Cyathophyllen stellen. Die Tabulata, welche nach ihren ausgebildeten Querscheide- wänden genannt sind, umfassen die von uns schon abge- 4 F 5 4 Stu 1 Äh a ei 6 u F III. Sternkorallen. 375 handelten Röhrenkorallen. So bleiben dann noch drei Aporosa, Perforata und Rugosa, deren Benennungen jedoch von wenig sichern Merkmalen genommen sind. Die Aporosa (undurchlöchert) nehmen mehr als den mittlern dicksten Band ein, sie haben die vollständigsten Wirtellamellen und Zellenwände (murailles), compact und ohne Poren. Es zählen dahin die Hauptgeschlechter Turbinolide, Dasmide, Oculinide, Astreid® und Fungid&, die dann aber wieder in zahllose Subgenera geschieden werden. Die so hervor- stechenden M&andrinen sind nur beiläufig bei der unver- hältnissmässig grossen Abtheilung der Astreiden abgemacht. Die Perforata, compos® de coenenchyme poreux ou re£ti- eule, umfassen die Madreporide und Poritide. Endlich will man die Rugos® blos auf das ältere Gebirge bis zur Stein- kohlenformation beschränken. Auch hier ist der Sections- name nicht gut gewählt, er soll wahrscheinlich auf die geringe Entwickelung der Wirtellamellen hindeuten, die auf der Innenwand häufig nur Runzeln gleichen. Vierthei- lung soll in der Lamellenzahl durchgreifen, was freilich auch nicht immer einleuchtet, und die Vermehrung nur durch Proliferation stattfinden. Stauride, Cyathaxonid, Cyathophyllide und Cystiphyllide heissen die Familien. Wer nach dieser Eintheilung meinte bestimmen zu können, etwa wie die Pflanzen nach dem Linne’schen System, würde sehr irren. Denn die meisten Kennzeichen schwim- men so ineinander, dass nur der Geübteste, welcher die Sache vorher schon kennt, sich mühsam. zurecht findet. Dabei leitet hauptsächlich der Fundort und das Lager. Ich will daher die Hauptspecies nach den Formationen auf- führen, und beginne mit den 376 III. Sternkorallen: Cyathophylien. Cyathophyllen tab. 156 etc. Goldfuss Petref. Germ. pag. 54 fasste die Korallen des ältern Gebirges unter diesem Namen „Blätterkelche* (xdadog und PVAAov) zusammen, wozu ihm hauptsächlich die Vorkommen der Eifeler Kalke dienten. Die meisten bilden kreiselförmige Kelche, welche die Aeltern hauptsächlich unter 'Turbinolia oder Hippurites begriffen. Sie wurden schon zeitig Fungite cyathyformes oder Corallia geniculata genannt, womit auf ihre Proliferation hingedeutet werden sollte, Schröter Vollst. Einleitung Verst. 1778 III 495. Allein es kommen auch grössere Stöcke vor, worin die Individuen sich rasenförmig versammeln, oder auch in Kissen zu grossen Stöcken zusammen pressen, doch pflegt die Grundmasse dazwischen zu fehlen, wodurch sie sich von den spätern Astreen unterscheiden. Ihre Vermehrung in solchen zusammengesetzten Exemplaren geschieht meist durch Knospen, die nicht selten mitten aus dem Munde hervorbrechen, wodurch die ausgezeichnetsten Proliferationen entstanden. Namentlich bekommen dadurch die Einzelstöcke oft ein ganz eigenthümliches Aussehen. Die Wirtellamellen sind selten gut zählbar, und gruppiren sich öfter symmetrisch gegen eine Medianebene. Die äussere Wand zeigt nicht selten eine concentrisch gestreifte Hülle von Längsrippen durchzogen, welche mit den Wirtellamellen gewöhnlich in Verbindung stehen, und nur die äussern Rippen derselben bilden. Dazwischen stehen dann feinere Querlinien, welche die äussern Grenzen der Querblättchen (traverses) bezeich- nen, und die Interlamellarräume (loculi) in übereinander- stehende freilich sehr unregelmässige Fächer theilen. Da- zwischen lagert sich dann oft weisser Kalkspath, von dem man nicht immer bestimmt sagen kann, ob er krystallisirte ERENTO A EEE N en & ul el an ae a ur I a a a an ee en u Te Mike ee ee III. Sternkorallen: Cyathophyllum ceratites. 377 oder vom Thiere abgelagert wurde. Zuweilen steht die * Columella wie ein dicker Callus hervor, oder es bilden sich die grossen Querlamellen zu förmlichen Scheidewänden aus. Eine einseitige Medianfurche erzeugt leicht eine Art un- regelmässiger Viertheilung. Sind die Längslamellen kräftig und steif, so gewinnen sie namentlich aussen ein Lithoden- dronartiges Ansehen, dann aber können diese Rippen wie- der ganz verschwinden und sich in lauter irregulär gestellte Querblättchen zerschlagen. Alles dieses und noch mehr hat man zu Untergeschlechtern benützt, die man am Besten nach dem Vorgange von Goldfuss auf phyllum endigen lässt. Ja man sollte, wenn man einmal Subgenera macht, nur solche Namen dulden, die au das Hauptgeschlecht durch ihren Nachklang erinnern, und das Characteristische bezeichnen. So würde der mir unenträthselbare Name Zaphrentis zum Holcophyllum (ö%x55 Furche), Amplexus zum Toichophyllum (rotyos Wand), Stauria zum Staurophyllum (sraupös Kreuz) etc. Obwohl die Gothländer, welche Bromell 1725 und Fougt 1745 für ihre Zeit schon gut behandelten, durch ihre Pracht und Reinheit alle überragen, so will ich mich zu- nächst doch an Goldfuss halten, der unsere deutschen in den besten Abbildungen lieferte. Da die Simplices für das Studium geeigneter sind, als die Composite, so beginne ich mit Cyathophyllum ceratites tab. 156 fig. 1—20 ete. Ceratit® corallinische Widderhörner (Walch Nat. Verst. II. 2 pag. 28) waren schon lange bekannt, und wurden von Fougt (Amen. acad. I pag. 87) Madrepora simplex, tur- binata, levis; stella concava genannt, die freilich alle von Gothland stammten, und worunter die verschiedensten Species steckten. Walch 1. c. tab. F. X stellte bereits eine ganze 378 III. Sternkorallen: Cyathophyllum ceratites. Tafel voll zusammen, worunter auch die ächten kleinen Eifeler waren, und gerade auf diese von Dollendorf, welche gekrümmt einem Widderhorne gleichen, hat Schröter (Ein- leit. III tab. 7 fig. 6) die Benennung ceratites vorzugsweise angewendet. Als Goldfuss Petr. Germ. pag. 57 fig. 2. a—k den Namen wieder aufnahm, wollte er darunter vorzugs- weise diese kleinen „an der Basis gekrümmten hörnerför- migen Stämme“ verstehen, die gerade in der Eifel zu Tau- senden vorkommen, und wozu namentlich die ersten drei a—c wahre Muster bilden. Wenn nun Milne-Edwards und Haime (Archives du Museum hist. nat. V. 361) für den Namen den gestreckten Kegel tab. 17 fig. 2. f herausgreifen, und für die übrigen noch vier neue Species unter vier Ge- schlechter vertheilen (Giebel Repertorium 1866 pag. 12), so sieht man, wie wenig sie mit der Geschichte des inte- ressanten Thieres vertraut waren. Wir haben in Deutsch- land von jeher (Handb. Petref. 1852 tab. 59 fig. 25) die kleinen vertieften Kelche darunter verstanden, deren Ent- zifferung freilich Schwierigkeit macht. Aber man muss es gleich von vorn herein aufgeben, alle bestimmen zu wollen, sonst fällt man in zahllose Irrthümer, und am allerwenig- sten lässt sich jede Figur, selbst bei Goldfuss, deuten. Fig. 1 von Gerolstein habe ich immer für die Normal- form von Goldfuss 1. c. 17. 2.b gehalten. Der gekrümmte Kreisel; die zahlreichen Lamellen (60), welche abwechselnd lang und kurz sind; der dünne etwas umgebogene Kelch- rand, dessen Tiefe plötzlich senkrecht hinabfällt; auf dem Grunde ein beschränktes rundes Plättchen; aussen unge- rippt, das alles bezeichnet eine der häufigsten kleinen For- men im Rheinischen Devon. Während man aussen keine Symmetrie sieht, gelingt es doch im Innern (x vergrössert) Spuren davon blos zu legen: auf dem schneeweissen Grunde, der einer centralen Scheidewand gleicht, bemerkt man in ne Due 2 a ae ten III. Sternkorallen: Cyathophyllum ceratites. 379 der convexen Medianlinie eine kurze mit Schlamm erfüllte Bucht, darauf geht der kräftige nach unten etwas unter- brochene Medianstrahl 7 gerade los, jederseits von einem krummen (2, 2) begleitet, die sich je an den nächsten ge- raden (3, 5) unten anschmiegen, und so eine Bilateralität herstellen... Die Unterbrechung des Medianstrahles rührt von einer Erniedrigung her, daher kann man durch tieferes Kratzen nicht selten die Vereinigung beider Theile her- stellen. Zwischen 7 und 2 stehen je zwei kurze Strahlen, und zwischen allen übrigen längern nur einer. Auch unten auf dem weissen Boden ist in der Krümmung der Anfänge zweitheilige Anordnung unverkennbar. Schleift man die Stücke Fig. 2 quer an, so tritt ein zierlich innen gezahnter Ring hervor, an ganzen Rändern anfangs dünn, beim wei- tern Schleifen immer dicker werdend. Die Zähne entsprechen natürlich den Längslamellen, sie sind daher abwechselnd dicker und dünner (y vergrössert) und leicht zählbar (56). Der äussere Ring erscheint zwar dem blossen Auge com- pact, aber mit der Lupe sieht man doch, wie dunkele Linien sich zur Aussenwand ziehen, auch verräth sich die Hüll- masse durch concentrische Streifen. Leider pflegt der dun- kele Mergel im Ringe zu hart zu sein, so dass man nur mit der grössten Mühe die Bodenverhältnisse entziffern kann, und das stört die sichere Bestimmung. Von Sym- metrieverhältnissen bemerkt man am Rande nicht die Spur. Fig. 3 habe ich schon im Hdb. Petr. 1352 tab. 59 fig. 25 abgebildet, weil es stark proliferirt, was nicht gewöhnlich ist. Der Rand, oben ganz scharf, scheint im Sonnenlichte durch, und dann lassen sich die Wirtellamellen (58) leicht zählen. Der ideale Längsschnitt m quer gegen die Median- ebene zeigt das becherförmige Abfallen zur Tiefe. Es kostete zwar Mühe, sich von der Medianleiste auf der con- 380 III. Sternkorallen: Cyathophyllum ceratites. vexen Seite (0 oben) zu überzeugen, aber sie ist entschie- den da. Der Schnirkelgang (z vergrössert) im obern Laufe der Wirtellinien fällt etwas auf, allein darauf darf man nicht gleich etwas Besonderes gründen wollen. Die kleine Furche seitlich an der untern Spitze ist nicht zu übersehen, sie beweist, dass sie in der Jugend festsassen, und dann frei wurden. Das Proliferiren genauer auseinander zu setzen bilde ich tab. 156 fig. 4 und 5 ab: fig. 4 von der Mündung her dar- gestellt zeigt, wie sich die junge ohrenförmig an die Innen- wand der Mutterzelle ansetzte. Beide Zellen haben einen Theil der Kreiswand miteinander gemein, und lebten jeden- falls eine Zeitlang miteinander fort. Die junge gleicht voll- kommen einer angenähten Schürzentasche, die sich nach unten allmählig zuspitzt, und 8 mm tief in die Mutter hin- einragt. Fig. 5, die ich auch von der Seite darstelle, ist zwar in der Ausbildung schon weiter vorgerückt, die junge füllt mehr von der Mutterzelle aus, doch haben beide auch noch ein Stückchen von der Seitenwand gemein. Wenn die Dinge im Gebirge stecken, übersieht man die Sache leicht, daher darf es uns nicht verwundern, wenn die Schriftsteller so wenig davon reden, doch hat schon Fougt (Amoenit. acad. 1749 I pag. 92 tab. 4 Nro. 2—4) wenn auch in anderer Weise darauf aufmerksam gemacht. Dana in seinem grossen Werke über Zoophyten pag. 80 copirte sie wieder, und auch ich habe das zierlichste Bild tab. 156 fig. T nochmals abzeichnen lassen: man sieht hier, wie vorn ° mitten aus dem Munde zweier Mütter je ein Junges her- vor sprosste. Wären die Exemplare nicht aus Gothland, so würde ich sie auch ceratites heissen. Uebrigens muss man in der Beurtheilung solcher Gruppen äusserst vorsichtig sein. Der Zufall spielt dabei nicht selten eine Rolle. Zur War- nung setze ich fig. 6 bei: zwei kleine zierliche ceratites EEE a lin ann BR N ae hp hun na 2 a Ann = 23 Muh 20 0 LE Lin ib 02h an anal ED a ee a an a‘ s 5 . \ , { e® EN ee EEE EN Se RAR a ea Sl ee ir : EN e} R Es, > - . - ‚ III. Sternkorallen: Cyathophyllum ceratites. 381 haben sich mit ihren Mündungen so genau aufeinander ge- legt, dass man meint, der obere etwas kleinere sei aus dem untern hervorgewachsen, bis auf einen Millimeter tief lässt er sich verfolgen, dann aber wird der Raum zu eng, wie die Ansicht von oben 0 zeigt. Sässen dieselben nicht ver- kehrt aufeinander, so könnte man es leicht für eine Proli- feration halten. Quer geschnitten tab. 156 fig. 8 (zweifach vergrössert) findet man in der untern Hälfte lichten Kalk, der aussen einen matten Saum hat, welcher die Dicke der Zellenwand bezeichnet. Matt sind auch die Strahlen der Wirtellamellen, die aber nach innen so mit der Kalkausfüllung verfliessen, dass man ihre Enden nicht sieht, obwohl sie sich am Rande bestimmt zählen (44 Lamellen) lassen. Lehrreicher sind die Längsschnitte tab. 156 fig. 9—11, weil sie uns über die Tiefe und Form des Kelches die beste Aufklärung geben, freilich muss man suchen genau die Mitte zu treffen. Wie die Dünne des Oberrandes o zeigt, so fehlt der fig. ) sehr wenig, vielleicht dass beim weitern Wachsthum sich noch eine Beugung nach aussen bildete. Doch vermisst man diese bei den meisten Exemplaren, ohne dass ich sie desshalb trennen möchte. Unten auf dem breitlichen Boden heben sich die Lamellen sehr bestimmt hervor. Sonst lässt der derbe Kaik des Stockes wenig Textur erkennen. Fig. 10, welche genau durch die Anfangsspitze geschnitten ist, hat im Verhältniss zur Tiefe des Kelches, der oben sich etwas nach aussen biegt, nur sehr wenig weissen Kalkniederschlag, während in der schlankeren fig. 11 das Verhältniss sich schon wieder ganz anders gestaltet. Denn obgleich oben o der Rand etwas verbrach, so ist die Zelle doch noch auffallend tief, und unten mehr als gewöhnlich verengt. Ganz unten an der Spitze gewahrt man eine Einschnürung; einen zweiten 382 III. Sternkorallen: Cyathoph. chiloceras, pachyceras. Absatz darüber, wo der Kalk aufhört, wie das ziemlich gewöhnlich ist. Varietäten, woraus Andere Geschlechter machen wür- den, gibt es unter diesen „Hörnchen“ ausserordentlich viel, zumal da an Ort und Stelle keine häufiger gefunden wer- den, als diese. Ein gar zierliches Unicum bildet Cyathoph. ehiloceras tab. 159 fig. 12, das Lippenhörn- chen (ysi%os), weil der schneidende Rand auf der convexen Seite wie eine breite Lippe vorspringt. Der glatte Kegel mit concentrischen Einschnürungen ist sehr kurz, und das Centrum der nicht sehr tiefen Mündung weit nach unten zur concaven Seite hingerückt. Eine Furche mit langer Leiste ist zwar etwas aus der Medianlinie gerückt, aber sie gewährt denn doch dem Ganzen eine zweitheilige Ansicht. Besonders schön symmetrisch sind zu jeder Seite von 7 die 2 und 3 mit ihren kurzen Zwischenleisten geordnet (x ver- grösserter Kelch), und da wir im Ganzen 43 Lamellen zählen, so mag man sie im Hinblick auf die Normalform fig. 1. x vom ceratites nicht trennen. Freilich darf man nicht erwarten, dass jede Linie stimme. Im Habitus ist eine Annäherung an die kurzen dortigen Hadrophyllen nicht zu verkennen. Auf dem andern Extrem steht Cyathoph. pachyceras tab. 156 fig. 13—15 das Dick- hörnchen, denn ich halte diese für die kräftigsten und grössten der Species. Die Seitenansicht fig. 14 gibt ein vollständiges Bild, ich habe den Oberrand r blos etwas ge- rad geschliffen, wobei die Wirtellamellen 64 an der Zahl, alle fast in gleicher Grösse zum Vorschein kamen, ihre ab- wechselnde Ungleichheit spricht sich erst tiefer aus. Fig. 13 ist ein über dem Kelchboden etwas verstümmeltes Stück, was gehörig gereinigt auf der Bodenfläche auch Spuren von Zweiseitigkeit zeigt. Die Ungleichheit der 60 Lamellen springt hier recht in die Augen. Der äussern Hülle gehen III. Sternkorallen: Cyathoph. pachyceras, depoceras. 383 noch zwei Kreise parallel, die einem wie Jahresringe vor- kommen, und mit der Proliferation zusammen hängen. Ausserdem sind dann noch dünne Querlamellchen (traverses) vorhanden, die man mit blossem Auge (x vergrössert) kaum noch sieht, und deren Anordnung zu ergründen uns gewöhn- lich Mühe macht. Fig. 15 ist ein Querschliff der Spitze unter dem Kelchboden und das dunkele noch Schlamm, der zwischen die 54 Wirtellamellen eindrang. Man sieht schon mit blossem Auge die zweiseitige Anordnung, und oben die Schlammfurche mit Medianleiste, die auf einen isolirten Punkt los geht, den man für eine Columella erklären könnte. Allein das Stück gehört seinem ganzen Ansehen nach ge- 3 ; > j f 2 i > wiss zu den andern. Cyathophyllum depoceras tab. 156 fig. 16. 17, die Becherhörnchen haben einen breitern und namentlich sehr tiefen Becher (Serx5), so dass für die verkalkte Anfangs- spitze nur ein kurzes Stück übrig bleibt. In fig. 16 ordnen sich zwar die 64 Lamellen auf dem callösen Boden (x ver- grössert) zweiseitig, aber es ist darin zu wenig Beständig- keit, auch sind die Becher von oben 0 gesehen so tief, dass das Licht und die Entfernung die Besichtigung mit der Lupe stört. Fig. 17 von oben ebenfalls mit 64 Lamellen _ ist etwas comprimirt, aber doch höchst ähnlich gebaut. Da die Kelehwände tief hinab sehr dünn sind, so bringt man die Reinigung vom harten Gebirge selten zu Stande, ohne dass uns etwas zerbricht. Wenn Verkrüppelungen tab. 156 fig. 13—20 vorkommen, ‚dann hält es natürlich schwer, den Hörnern ihre genaue Stelle anzuweisen: fig. 18 war sichtlich in der Jugend ein normaler ceratites, dann aber setzte sich ein Knoten «a an, der aus callösem Kalke mit Grübchen besteht, welche an einen schmarotzenden Chztetes erinnern. Möglich dass auch kranke Auswüchse vom Thiere mit im Spiele waren, REN Pr 5384 III. Sternkorallen: Cyathophylien. in Folge dessen der Becher, welcher in der Tiefe o des Bodens einen Callus zeigt, seine krumme Richtung nahm. Ich zähle 54 Lamellen, deren Anordnung aber nichts von /weiseitigkeit andeutet. In fig. 19 trat die Verkrüppelung schon ganz frühzeitig ein, kaum dass man rechts unten noch die natürliche Spitze bemerkt, der dann sofort links bei b eine Verzerrung folgt, die auf ihrem höchsten Gipfel wieder characteristische Grübchen hat, welche man schier für Brut (DB vergrössert) von Oyathophylienstöcken halten möchte, deren Zellen aus compactem Kalk bestehend von durchschei- nenden Linien umgeben sind. Sie haben sich gleichzeitig mit ihrer Unterlage entwickelt, denn man sieht auf der Gegen- seite von bı bei b, wie das Cyathophyllum mit zahnartigen Fortsätzen das Gebilde zu umfassen strebt. Der Oberrand 0 ist zum Theil zerbrochen, dann lassen sich die 54 Lamellen schr bestimmt verfolgen, auf dem Boden sitzt wieder ein runder Callus. Bei « bemerkt man das Anfangsende von einem jungen Cyathophyllen, welches mit seiner ganzen Breit- seite aufwuchs, und den Beweis liefert, wie leicht Missbil- dungen der Art vorkommen können, da sonst die Spitze gewöhnlich frei zu sein pflegt. Wenn den Becherhörnern eine Verkrüppelung widerfährt, wie der fig. 20, wo unten ein deutlicher Ansatz eine lange Furche zurück liess, so besteht unter Umständen das ganze Horn aus einem scharf- kantigen (wie die Punktation andeutet) breiten Becher blos mit etwas verdicktem Boden, worauf in unserm Falle ein blasiger Callus sich ausbreitet, den man leicht mit einer Scheidewand verwechseln könnte. Während ringsherum 54 Lamellen sich gleichmässig gruppiren, sieht man aussen von Streifung ausser den concentrischen Linien der Hülle nur wenig. Anders wird die Sache schon bei Tab. 156 fig. 21, die auf der Aussenseite « markirte runde Längsrippen zeigt, welche genau den Interlamellar- | III. Sternkorallen: Cyathoph. depoceras, lineatum. 3835 räumen entsprechen, während in den Thälern eine zarte knotige Linie (y vergrössert) den Rücken (cote) der Wirtel- lamellen (cloisons) bezeichnet. Der Rand r wurde ange- schliffen, er zählt 32 Lamellen im Halbkreise, im Innern ist der Becher gänzlich mit hartem Schlamm erfüllt, sonst enthält das Ganze nur compacten Kalk, worin höchstens etwas Lamellartextur durchschimmert, und die äussere Wand grauer ist. Ich halte es nicht für lohnend, davon Dünnschliffe zu machen. Der Habitus stimmt auffallend mit den Dick- hörnchen fig. 14, auch könnte die Zahl der 2.32 —=64 Lamellen zu einer Identificirung verleiten, dennoch bringe ich sie lieber in die Nähe von Cyathophyllum lineatum tab. 156 fig. 22—27 Handb. _Petref. 1852 tab. 59 fig. 29. 30, der in der Eifel die cera- tites begleitet. Streptelasma ungula Hall Pal. New-York 1876 tab. 19 fig. 14 aus der Hamiltongruppe scheint damit zu stimmen. Das Subgenus (orsrrög gedreht, &iaxou.« Platte) von Hall (Pal. New-York 1847 I pag. 17) schon frühzeitig für den ältesten Cyathophyllen aus dem Chazylimeston auf- gestellt, ist gänzlich unwichtig. Durch ihre nicht selten sehr markirte Rippen lassen sie sich sofort von ihren Be- gleitern unterscheiden, es fällt daher auf, dass sie Goldfuss übersah. Man kann sie nur in ihrer Entwickelung fassen: fig. 22 unten abgebrochen hat durch die Breite und Tiefe des Kelchbodens mit dem Nachbar fig. 21. « noch grosse Aehnlichkeit, es sind wieder die 64 Lamellen da, zwischen welchen hin und wieder blasiger Kalk sitzt, der sich auf dem Boden zu einer Art Scheidewand verdichtet, in welcher die Wirtellamellen kaum heraustauchen können. Daher sieht man am verbrochenen Unterende (U vergrössert) die Wirtellamellen viel von ihrem Wege abgelenkt. Die Lamellenränder (x vergrössert) sind zierlich gezähnt, und besonders deutlich scheinen aussen (y vergrössert) die matten Quenstedt, Sternkorallen. 23 386 III. Sternkorallen: Cyathoph. lineatum. Wirtellamellen zwischen dunkelfarbigen Rippen hervor. Sie sind in der Mitte mit einer schnirkelförmigen Linie (2 stark vergrössert) durchzogen, welche den zugehörigen Strahl der Wirtellamelle in zwei Theile theilt, und zugleich am Innen- rande die Zahnkante mit erzeugt. Es liefert das für die Species förmliche Wahrzeichen. Die Querzähnchen selbst sieht man gewöhnlich für das wesentliche Merkmal von Heliophyllum (Sonnenblatt) an. Fig. 23 zeigt uns ein kleines Horn, was durch seine Rippung trotz der grossen Formähnlichkeit sich sofort vom glatten ceratites unter- scheidet. Der Kelch o konnte wegen der Zerbrechlichkeit der Wände kaum gereinigt werden, man merkt nur, dass Zähnchen auf den Lamellenkanten nicht fehlen, und auch der Boden breitliche Callositäten zeigt. Auf dem Rücken geht zwischen den 46 Rippen eine mediane Furche hinab, welche den Kreiseln ein symmetrisches Ansehen verleiht, doch darf man die Sache nicht zu genau analysiren wollen, es hängt das blos mit der Bilateralität vieler Cyathophyllen zusammen. Die kleine fig. 24 vom Rücken dargestellt, wo sie natürlich trotz ihrer Krümmung wie ein gerader Kreisel erscheint, macht das schon dem blossen Auge klar, oben ist es angeschliffen, wo ebenfalls 46 Lamellen zu Tage treten. Die kleinste fig. 25 hat nur 36 Rippen, aber die Rückenfurche r, welche nicht ganz bis zur untersten Spitze reicht, in ausgezeichneter Weise. Da die Rippen (x ver- grössert) auf das Genaueste den Interlamellarräumen cor- respondiren, so kann man nirgends die zufällige Vermehrung der Wirtellamellen genauer studiren, als hier. Doch will ich darauf nicht eingehen. Die unten angeschliffene fig. 26 stellt kaum mehr als die Tiefe des von 50 gezahnten Lamellen umstrahlten Bechers vor, dessen Boden gelockert und wirr ist, weil es den loculi an callösen Kalkflecken fehlt, desto schärfer tritt die Zahnung (x vergrössert) hervor, welche | i 1 III. Sternkorallen: Cyathoph. lineatum. 387 sich in kleinen kreuzförmigen Verdickungen geltend macht. Fig. 27 von der Seite ist verkrüppelt, und oben durch eine regellose Proliferation entstell. Aber die Rippung passt zu den vorigen noch ganz vorzüglich. Auf dem Rücken ist nicht blos die obligate Furche, sondern es setzt sich auch jederseits eine V-förmige Rippenstelle ein, die leicht zur Meinung einer symmetrischen Theilung führt, welche aber nicht vorhanden ist. Es fällt auf, dass unter und über der Proliferations-Einschnürung die gleiche Zahl der Lamellen (50) bleibt, was für die Entwickelung ein und desselben Thieres spricht. Die Verwirrung der Wirtel- lamellen auf der abgebrochenen Oberseite, von der ich schon Handb. Petref. 1852 tab. 59 fig. 29 eine Skizze gab, fällt in hohem Grade .auf. In dieser Beziehung wäre es eine ächte „Streptelasma“, und so gross auch die Regellosigkeit sein mag, so meint man auf dem Rücken doch die Furche der Holcophyllen pag. 377 mit einer kurzen Medianlamelle noch heraus finden zu können. Im Boden verfliessen eine Menge Kalkblasen, die einer Scheidewand gleichen, worüber die Strahlen weggehen. Am auffälligsten verhält sich da- bei fig. 28, woran die Kalkblasen zu einer ausgebildeten Scheidewand verfliessen, in der die 49 Strahlen am äusser- sten Kreisrande kaum noch angedeutet sind, wie man es sonst nur beim ächten Amplexus (Toichophyllum) findet, daher hat sie auch Haime (Archives du Museum V pag. 344 tab. 3 fig. 2) unter Amplexus Yandelli aus dem Devon der Ohiofälle beschrieben, während sich ihr ganzes Wesen auf das Mannigfachste mit lineatum verknüpft, aus dem sie sich zweifellos heraus entwickelte. Fig. 29 ist ein im Hdb. Petref. tab. 59 fig. 26 von der Vorderseite abgebildeter Krüppel, den ich jetzt noch von oben 0 und von der Seite s gebe. Die Ausbildung der äussern Rippen ist zwar minder scharf, und man könnte es daher als ein Zwischending von 25 * 388 III. Sternkorallen: Cyathoph. ungula, filaris. ceratites und lineatum halten, ja die Blasen im Innern sprächen mehr für ein „Toichophyllum®@, doch kommen auf der Bauchseite rechts die Wirtellamellen zur vollkommenen Ausbildung, erst unter der Decke links machen sich die Kalkblasen viel geltender. Interessant ist es zu sehen, wie trotz der Verkümmerung die Streifen genau von den senk- rechten Seiten über die Kante auf die Horizontalfläche fortsetzen. Je genauer man die verschiedenen Kennzeichen abzu- wägen bestrebt ist, desto mehr erweitern sich die soge- nannten Species, und man bemerkt bald, dass man in der Vielheit untergehen würde, wenn man sich nicht zu be- schränken bemüht. Wie characteristisch macht sich z. B. das untere krallenartige Ende des Oyathophyllum ungula tab. 156 fig. 30. Hier correspondiren den Lineaten ent- gegen die etwas knotigen Rippen den innern Wirtellamellen, es sind also wahre cötes im Sinne der Franzosen. Ganz besonders hackenförmig krümmt sich die Anfangsspitze. Dagegen werden die Wände o plötzlich sehr dick, die 30-+30=60 Lamellen umkränzen in schönster Ordnung den callösen Boden, die Querlamellchen (traverses) verbin- den nur die ungleichen Zähne, während zwischen die län- gern gleichen Schlamm eindringt. Die Zunahme in die Dicke des Stockes findet schnell statt. Schlanker ist da- gegen Oyathophyllum filaris tab. 156 fig. 31, woran die den innern Zähnen äusserlich correspondirenden „Fäden“ breite Zwischenräume (x vergrössert) abgrenzen, wornach man die Zahl (50) der Wirtellamellen bequem controlliren kann. Zugleich sieht man an dem kurzen unbestimmten Ansatz der Rippen, wie gesetzlos die Vermehrung der innern Zähne vor sich geht. Das Gebirge war zu hart und die Wand zu zart, um die Tiefe des Kelches o ermitteln zu können. Für das III. Sternkorallen: Cyathophyllum ceratites. 389 Studium der Böden tab. 156 fig. 32—37 muss man verbrochene Kelchränder wählen. Freilich erfordern sie auch immer noch eine Nachhilfe, aber diese ist dann meist ohne grosses Geschick möglich. Fig. 32 stimmt mit dem ächten ceratites, die äussere dicke Wand brach so weit weg, dass das Centrum (x vergrössert) etwas hervorragt. Die Kreuzchen (7) sollen die Viertheiligkeit bezeichnen, oben ist eine Furche durch zwei Seitenwände und eine Medianrippe angedeutet (3 L); dann folgen jederseits sechs Lamellen nach aussen scharf getrennt, nach innen irregulär gebündelt (12 L), die letzte davon ist auf beiden Seiten kurz; eine schmale Furche jederseits zeichnet sich beson- ders links durch zwei markirte Wände aus (4 L); endlich trennt beim untern Kreuz eine gut ausgebildete Median- furche den untern Schluss der 6-6 Lamellen (12 L), so dass im Ganzen 34+12+4-+.12=31 Lamellen heraus- kommen, dabei sind dann die Zwischenlamellen in dem sehr verdickten Rande nicht mitgezählt, die aber gar nicht sicht- bar werden, weil sie im Kalke und in den Querlamellchen uns entschwinden. Man müsste Dünnschliffe machen, um sie zu gewahren. Von diesen feinsten Lamellen ausgehend werden dieselben nun immer dicker und dicker. Die kleine fig. 33 mit 25 Lamellen (y vergrössert) liegt ausserordent- lich klar da: die kurze unpaarige Medianrippe ist genau auf den convexen Punkt des Rückens gerichtet; dann folgen 5+5 Lamellen, deren Lage zur Mittelrippe etwas Gebün- deltes und Gefiedertes zeigt; die Kurzrippen bei den Kreuz- chen (7,7) bekunden noch ganz besonders die Bilateralität; endlich machen 6+6= 12 L den Schluss, eine Median- furche gegenüber der Medianrippe liegt etwas ausser der Halbirungslinie, und hebt sich unter den andern loculi nicht deutlich genug hervor. Die Zwischenlamellen greifen viel weniger ein, lassen sich aber nach der Aussenwand bei 390 III. Sternkorallen: Cyathophyllum ceratites. ceratiten nicht controlliren. In fig. 34 würde ich 26 Lamellen zählen, da die Medianlamellen beim obern und untern Kreuz (f,}) dem Kelche ein auffallendes symmetrisches Ansehen geben, wie namentlich auch die Gabeln jederseits von der untern Medianlamelle andeuten. Links ist die Zahl 12 un- zweifelhaft; rechts kommt zwar an einer Stelle eine kleine ‚Verletzung vor, aber schon die 12 Zwischenlamellen geben für die gleiche Zahl eine Controlle ab. Hier kommt noch der günstige Umstand dazu, dass die Wirtellamellen aussen auf der glatten Wand in zarten Linien (2 vergrössert) an- gedeutet sind, die zusammen 2.26=52 Lamellen andeuten, so dass man zur Controlle mehrere Mittel zur Verfügung hat. Fig. 35 zeigt de 1+6+14+6+1+6-+1-+6=23 Lamellen sammt den kürzern 23 Zwischenlamellen in ganz besonderer Klarheit. Der Callus im Centrum ist zwar un- bedeutend, doch pflegt er eine unbestimmte Bündelung im Gefolge zu haben. Die äussern zarten Linien fehlen hier wieder gänzlich. Der etwas vertiefte aber sonst ziemlich verstümmelte Kelch fig. 36 zählt 28 symmetrisch geordnete Wirtellamellen, gegen den Rücken mit einem halbmond- föormigen Callus, was man leichtfertig zu einem Menophyl- lum (wAvn Mond) benutzt hat. Die unpaarigen Leisten oben und unten gehen auf die Medianfurche des Halbmon- des zu, und zwei kurze links und rechts gestellte Leisten theilen jederseits die 12 Strahlen in 6-6, äusserlich gleicht der Kegel einem ceratites. Die etwas vertiefte fig. 37 hat oben eine ausgebildete Mulde, gegen welche die seitlichen Strahlen eine etwas fiederartige Richtung annehmen. Im Grunde der Mulde stehen drei feine Haupt- und vier sehr zarte Zwischenstrahlen. Wenn man diese nicht zählt, so ist jederseits der fünfte dicker als die andern, was ein aus- gezeichnetes Symmetriebild erzeugt. Darauf folgt jeder- seits ein kurzer Strahl (7,7), zwischen ihnen und dem untern \ pi je) “ ET Te VER ETT TRE III. Sternkorallen: Cyathophyllum crassilamella. 391 verkümmerten Medianstrahl (7) stehen wieder je fünf längere Wirtellamellen. Einer dieser kürzern rechts zeichnet sich abermals durch besondere Dicke aus, wornach das ganze Bild zwar unsymmetrisch erscheint, aber es im Grunde nicht ist, denn wir haben 4.5+2+2+-1+1=26 durchaus symmetrisch geordnete Haupt- mit eben so viel Zwischen- strahlen, also im Ganzen 26+26=52 Wirtellamellen. Die Lamellen werden nun immer dicker und auch minder zahl- reich, man könnte dafür eine neue Benennung Cyathophyllum erassilamella tab. 156 fig. 33—40 ein- führen: fig. 38 ist so dick, dass man sie leicht ohne Lupe zu ordnen vermag: der Sinus im Rücken ist tief V-förmig, hat aber-im Grunde doch nur für drei un- entwickelte Lamellen Platz; ihm gegenüber steht eine Medianfurche; die kurzen seitlichen Kreuzlamellen (7,7) trennen nach oben und unten je fünf Hauptlamellen ab, die nach Form und Stellung den Eindruck der Symmetrie erwecken, obwohl die Bündelung nach innen dabei nicht immer zu scharf analysirt werden darf. Fig. 39 (y ver- grössert) hat mich lange Jahre irre geführt, weil im Centrum eine Masse sass, die man für callösen Boden halten musste, und dem zu Folge ein regulärer Bau ohne Rückenfurche vorhanden zu sein schien, bis ich endlich unter der kurzen Kreuzlamelle (7) am Rücken eine schmale aber tiefe mit Schlamm erfüllte Grube entdeckte, die dann über den Boden die richtige Aufklärung gab: wir haben in der That eine tiefe. schmale Rückenfurche, deren äussersten Rand eine kurze Lamelle einnimmt, die nur wenig in der Medianlinie des Grundes sich geltend macht. Die Furche selbst scheint tief in den Kegel hinabzudringen, allein das lässt sich ohne Schleifen nicht sicher herausbringen. Bis zu den seitlichen Kreuzlamellen (7,7) folgen rechts fünf und links sechs Haupt- lamellen, die gegen die Medianfurche eine fiederförmige 392 III Sternkorallen: Cyathoph. erassilamella, dentiformis. Stellung einnehmen; dann folgen bis zur untern Kreuz- lamelle (+) jederseits noch fünf, so dass wir 5+5+5+6 +2+1+1=25 Hauptlamellen hätten. Während das Ganze so vollständig symmetrisch erscheint, ist die Cor- respondenz der Fiederlamellen doch unvollkommen. Hier ist es nun wohl nicht zufällig, dass im Rücken (R ver- grössert) neben der Kreuzlamelle links nur eine Zwischen- lamelle « erscheint, während rechts deren zwei a und 5 sind, wovon eine als der verkümmerte Vertreter der fehlen- den sechs angesehen werden könnte. Fig. 40 lässt sich mit blossem Auge verfolgen: wir haben in der tiefen Rücken- furche drei schwache Lamellen; dann folgen bis zu den seitlichen Kreuzlamellen (7,7) jederseits sieben, sieht man davon die obern: als Seitenlamellen der Rückenfurche an, so wären sechs vorhanden, so wie unten neben der Median- lamelle der Bauchseite (7). Dentiformes tab. 156 fig. 41—45 kann man im Devon der Eifel eine kleine zahnförmige Gruppe heissen, die sich aus dem ceratites entwickelt, und ebenfalls sowohl glatt, wie gerippt auftritt. Die glatte fig. 41 mit tiefem Kelche gleicht noch dem ceratites, doch ist sie schon schlanker als gewöhnlich. Noch dünner wird fig. 42, der Rand ist oben verletzt, daher der Becher weniger tief. Gereinigt zeigen sich vier Kreuzlamellen. Die obere und die beiden seit- lichen kurz, die untere lang und nicht sonderlich ausge- gezeichnet. Dazwischen folgen dann je fünf Hauptlamellen, also im Ganzen 24. Fig. 43 brach oben 0 (etwas vergrössert) noch stärker weg, und da die Hauptstrahlen entschieden weiter nach innen vordringen, als die Zwischenstrahlen, so wurde es mir auch hier möglich, die gleiche Zahl 24 nach- zuweisen. Fig. 44 zeigt auf der Oberfläche schwache Rip- pung, die bei der fast gerade gestreckten fig. 45 noch deutlicher wird, der Kelchrand o ist hier aber so fein wie III. Sternkorallen: Cyathoph. dentiformis. 393 Papier, und daher eine Reinigung schwer ausführbar, man müsste sie denn in eine Masse giessen, und so ausarbeiten. Im untern Bergkalke von Nordamerika, St. Louis-Gruppe von St. Louis in Missouri, liegen dieselben verkieselt in einem gelben Lehm, der das Reinigen und Zählen ausser- ordentlich erleichtert, wie die Beispiele tab. 156 fig. 46—53 von Bloomington in Indiana darthun. Dass bei den meisten vollständige Symmetrie verbunden mit bestimmten Zahlen- verhältnissen vorkommt, daran möchte ich nicht zweifeln. Nur gewähren die gewöhnlichen Zeichnungen darin keinen sichern Einblick, und doch ist die Darlegung für die Ent- wickelung der guten Species von ausserordentlicher Wichtig- keit. Beginnen wir mit 22+1=23 Hauptlamellen, so , zeigt fig. 46 das in vorzüglicher Ausbildung. Die Zaphrentis- Furche entwickelt sich im Centrum (2 vergrössert) zu einem tiefen excentrisch gelagerten Trichter, die unpaarige Rücken- | lamelle lässt sich darin bis zum Grunde verfolgen. Jeder- seits folgt nun eine (sabel, von deren Fusse die tafelartige Bekleidung des Trichters ausgeht. Die innern Zinken da- von gehören Zwischenlamellen an, die im Trichter ebenfalls kaum noch wahrnehmbare bogenförmige Absätze erzeugen; mit den äussern beginnen die Hauptlamellen, die sich schief an die Tafelbekleidung, wie Rippen an das Brustbein, an- schliessen, während auf der Bauchseite, wo der Trichter am breitesten ist, die Lamellen mehr rechtwinklich anstossen, was dem ganzen Bau ein symmetrisches Ansehen verleiht. Entweder fehlt hier die unpaare Bauchlamelle, oder die Seiten müssen ungleich sein, denn wir zählen 22 +-1+1=24 Hauptlamellen. In fig. 47 ist der Kelch x doppelt ver- grössert, und kann mit seinen 24 Zwischenlamellen als ein Muster der symmetrischen Aehtundvierziger gelten. Die Centralgrube ist etwas kleiner als vorhin, aber die Gabeln neben der medianen Rückenfalte sind wieder da, welcher 394 III. Sternkorallen: Cyathoph. dentiformis, tabulatum. die mediane Bauchfalte (7) genau gegenüber liegt, alles in so vollkommener Regel, dass man sieht, die Zahl hat hier ihre Bedeutung. Scheinbar anders macht sich dagegen der Achtundvierziger fig. 485, wir haben hier einen breiten glatten Boden (y vergrössert), welchen 22 Gäbelchen in zierlichem Ringe umkreisen, die auf dem Rücken und Bauch durch je eine einfache Leiste in zwei Hälften getheilt sind. Genauer genommen hätten wir (die Zwischenlamellen mit- zählend) nur 2 +2 +1+1—=46, da auf dem Bauche die Zwischenlamellen links und rechts nicht klar auftreten, doch will ich nicht zu genau sein. Da er mit den andern zusammen vorkommt und mit ihnen den Habitus theilt, so mag ich ihn nicht trennen. Es ist eben ein dentiforme tabulatum. Bemerkenswerther Weise liegt die Furche nicht immer auf der convexen Seite, sondern fig. 49 krümmt ihre Anfangsspitze rechts, während das tiefe Loch sich zur linken Seite wendet. Demungeachtet zählen wir 20 Gäbelchen, die durch die Medianlamellen in zwei gleiche Gruppen ge- theilt werden. Die Zeichnung der äussern Wand pflegt durch Verkieselung entstellt zu sein. Anders doch sehr be- stimmt zählt fig. 50 (x vergrössert) 1-10 +1+10=22 Hauptlamellen, woran aber auch die tiefe Trichterartige Furche nicht genau nach der Krümmung des Kreisels orien- tirt ist. Die symmetrische Anordnung bildet im Uebrigen ein wahres Muster. Den loculi entsprechen aussen undeut- liche Rippen. Fig. 51 (y vergrössert) mit 20+1 Lamelle ist etwas unregelmässiger, da die Hauptplatten sich ein- seitig biegen, aber das Zahlengesetz ist dennoch vollkom- men gesichert. Die paarigen Rückenlamellen umschlingen wie gewöhnlich die Centralgrube, in deren Tiefe man die Medianplatte des Rückens noch deutlich wahrnimmt. Fig. 52 mit glattem Boden (x vergrössert) und 20 kurzen Gabeln, die vorn durch eine glatte mit dem Boden zusammenhän- III. Sternkorallen: Cyathoph. horologium, mueronatum. 395 gende Furche, in der man kaum etwas von Erhöhung einer Rückenleiste wahrnimmt, markirt getrennt werden. Von oben gesehen gleicht es einem Uhrblatt (horologium) ohne Zeiger, wornach man es benennen könnte. Man hat auch für das Zählen noch in den Streifen eine Controlle, jedem Randzahn (z vergrössert) entspricht ein Streifen, weil da- hinter ein Interlamellarraum steckt, ein zweiter der Zahn- lücke. Wir zählen daher ganz bestimmt 2.20—=40 Längs- streifen. Fig. 53 ist von der concaven Seite her darge- stellt, um die tief herabgehende Furche (y vergrössert) zu zeigen. Trotzdem dass diese dunkele Rinne der convexen Seite gegenüberliegt, muss man in diesen Fällen doch wohl bei der alten Sprache bleiben, und sie Rückenfurche heissen. An der Stelle des Bodens steht hier das Loch, doch wird dasselbe wieder von den gleichen 20 Gabeln umringt. Zwar scheinen es blos 19 zu sein, allein eine davon, der Furche gegenüber, hat drei Zinken, wovon man den einen als Ver- treter einer Gabel ansehen kann, die ja immer aus einer Haupt- und Zwischenlamelle besteht. Da diese zwanzigste der Medianleiste (21ste) in der Furche gegenüberliegt, so könnte man sie auch für eine Medianleiste halten, die aber dann die Hauptlamellen in 9+10=19 theilen würde. Bis zu solcher Genauigkeit lassen sich die Zahlengesetze ver- folgen. Alle diese Zellen sind gerundet. Nun liegen da- zwischen aber auch comprimirte, welche in ihrer gestreckten oder gekrümmten Form einem Dolche gleichen, die ich unter Cyathophyllum muerenatum tab. 156 fig. 54. 55 von Bloomington beschreiben will. Wie die beiden Ansichten fig. 54. ab von zwei Seiten zeigen, so ist die erste Varietät vollständig gestreckt, und endigt mit Nadelförmiger Spitze, welche sich bei der vollständigen Verkieselung sehr gut er- halten hat. Eine Kieselrinde mit Silificationspunkten lässt die äussern Längsstreifen nicht zur rechten Klarheit kommen. 396 II. Sternkorallen: Cyathoph. mucronatum, ensiforme, Krüppel. Obgleich der gestreckte Untertheil stark comprimirt ist, wie der Querschnitt p zeigt, so nähert sich das abgebrochene Oberende doch schnell der Kreisform (x vergrössert), worauf ein 20fächeriger Ring die tiefe Centralhöhle umgibt, in der man eine Nadel 14 mm hinabstechen kann, es wäre daher ein ausgezeichnetes Celophyllum (xoiXos hohl). Das untere Medianfach thut sich blos durch Grösse hervor; das obere dagegen ist durch eine Hauptleiste halbirt, so dass wir 20+1==21 Hauptlamellen, und eben soviele Zwischen- lamellen zählen. Die andere Varietät ist zwar entschie- den von dem gleichen Typus, aber geschwungen wie ein Schwerdt (ensiformis) bleibt sie comprimirt bis zum Ober- ende (y vergrössert), das eiförmig im Umriss sich innen wegen Ausfüllungsmasse nicht sehr tief verfolgen lässt. Die 20 Hauptlamellen erscheinen aussen geschlitzt, woran wohl auch die Art der Erhaltung viel Schuld hat. Das Rücken- loch, durch eine dünne Lamelle symmetrisch getheilt, zeichnet sich sichtlich aus, und wenn auch links unten die vier punk- tirten Lamellen sich am Rande nicht zählen liessen, so spricht doch die Grösse des Raumes und die freilich dürf- tige Streifung auf der Seite dafür, dass wir uns im Zählen nicht täuschen. Endlich dürfen auch die Verkrüppelungen tab. 156 fig. 56. 57 bei Bloomington nicht übersehen werden. Die halbmondförmig gekrümmte fig. 56 hat unten an der sonst nicht gewöhnlichen Ansatz- fläche wurzelartige Zacken herabhängen. Sonst ist die Natur der Streifen ganz wie bei ächten Dentiformen. Aber in höchstem Grade auffallend ist das breite und tiefe glatt ausgekleidete Centralloch, das 9 mm hineindringt, und von einem schmalen Kranze irregulär gekrümmter ganz kurzer Lamellen (2 vergrössert) umringt wird. Wenn auch ein genaues Zählen unmöglich zu sein scheint, so entfernt man sich von der Zahl 20 wenigstens nicht wesentlich. Auf dem } II. Sternkorallen: Krüppel. Cyathoph. corniculum. 397 Rücken (+) ist die Medianlamelle in einer markirten Lücke unverkennbar, sie zieht sich links an der Glattwand ge- bogen zur Tiefe, in den Zwischenlamellen links und rechts daneben streift die glatte Bekleidung der Höhle in con- tinuirlicher Linie zur Aussenwand. Schief rechts gegenüber auf der Bauchseite am untern Kreuz (7) mündet eine mar- kirte Mulde, die zur Tiefe gehend einer ähnlichen auf dem Rücken rechts von der Medianlamelle entspricht, so dass durch diese beiden schmalen Vertiefungen die Höhle wie der Rand in zwei ungleiche Theile getheilt wird, links der grössere und rechts der kleinere. Die meisten der Gäbel- chen, deren Zinken aus einer Haupt- und einer Zwischen- lamelle bestehen, sind bestimmt zählbar, und nur einige durch die schlechtere Erhaltung gestört. Am ärgsten ist fig. 57 mitgenommen, zahllose Proliferationen haben das krumme Hörnchen entstellt, und oben in dem glatten Trichter o fehlen die Wirtellamellen gänzlich, statt dessen ist ein vierarmiges Kreuz durch emporragende Lamellen angedeutet, wovon die obere rechts eine V-förmige Breite hat, unter der zwei Arme hervortreten. Cyathophyllum cornieulum tab. 156 fig. 58. 59 wurden schon zeitig die verschiedenen „Hörnchen“ genannt, die durch ihre zierliche Form etwas Bestechendes haben. Wenn uns der Fundort oder sichere Merkmale nicht leiten, so geht man meist irr in der Bestimmung. Milne-Edwards und Haime (Archives du Museum V. 327 tab. 6 fig. 1) knüpfen die Benennung schon an Caryophyllia cornieula Lesueur M&m. du Mus. 1820 Bd. VI pag. 297 an, welche von Kentucky und vom Ufer des Eriesees stammten. Sie selbst wollen eine Zaphrentis cornicula aus dem Nord- amerikanischen Devon vor sich haben. Unsere verkalkte fig. 58 stammt aus den oolithischen Lagen der Corniferous- . gruppe von der Kelly-Insel im Eriesee; schon Lesueur er- 398 III. Sternkorallen: Cyathoph. corniculum. wähnte dieser „petits globules spheriques“. Die Form des Hörnchens ist ganz vorzüglich, und an der Oberfläche mit einer zerrissenen dünnen Haut bedeckt, auf welcher die zarten Rippen mit markirten Querzähnen (z und y ver- grössert) in characteristischer Weise durchscheinen: unten & wechseln dünnere mit dickern Linien ab, welche allmählig nach oben y ins völlige Gleichgewicht treten. Die Linien entsprechen, wie im Devon der Eifel, genau den innern Wirtellamellen, und daran erkennt man jedes Stück des- selben Fundortes mit grösster Sicherheit. Anders machen sich schon wieder die verkieselten von Louisville fig. 59, hier ist die zarte Oberhaut durch Verkieselung zerstört, es treten statt dessen knotige Rippen (2 vergrössert) auf. Die- selben ordnen sich auf dem Rücken r mehr oder weniger fiederförmig, doch ist darauf kein zu grosses Gewicht zu legen. In unserm markirten Falle zieht sich genau auf dem Rücken r eine mediane Doppellinie vom obersten Rande bis zur untersten Spitze hinab, woran die andern seitlich sich unter scharfem Winkel anlehnen. Dadurch wird schon aussen ein Symmetriebild erweckt, was nun innen durch die genau correspondirende „Zaphrentis-Furche“ o noch verstärkt wird. Ich zähle 34+1-+1==36 Haupt- lamellen, die sammt den kürzern Zwischenlamellen auf der Kante geknotet sind. In der Rückenfurche erscheint die Medianlamelle am tiefsten Punkte etwas verdickt. Sodann beschrieb Graf Keyserling (Wiss. Beob. Reise Petschora- Land 1846 pag. 166 tab. 2 fig. 4) ein ähnliches Horn aus dem Bergkalke am Flusse Ylytch unter Cyathophyllum corniculum n. sp., was ich ohne Original nicht entziffern möchte. Bald darauf kam Streptelasma corniculum tab. 156 fig. 60—64 Hall Palzontology New-York 1847 I pag. 69 tab. 25 fig. 1 aus dem Trentonkalk. Die Abbildungen sind zwar sehr schlecht, 1 } j III. Sternkorallen: Cyathoph. eornieulum. 399 aber wer mit den örtlichen Erfunden versehen ist erkennt sie an der scharfen Anfangsspitze wieder. Unsere verkalkten Exemplare stammen aus der Cineinnatigruppe von Qlinton Oty. Ich habe des Raumes wegen nur kleinere gewählt, denn sie werden doppelt und dreifach so gross. Die Ab- bildung von Haime Arch. Mus. V pag. 398 tab. 7 fig. 4 ist zwar besser, als die von Hall, aber die wichtige Zwei- “ theiligkeit wurde in der so prachtvoll ausgeführten fig. 4. a doch übersehen. Gewöhnlich sind sie aussen mit einer com- pacten Hüllmasse bedeckt, worunter hin und wieder Rippen hervorbrechen. Der Trichter kreiselförmig tief. Sägt man die grossen quer durch, so kommt im Centrum ein Kreis wirrer Massen, worauf der Geschlechtsname anspielt pag. 355, doch ist es nicht bei allen. Unsere äusserlich glatte fig. 60 mit schneidigem Oberrande und tiefem spitz endigendem Trichter kann als Normalfigur gelten. Die kleine darauf klebende Brut gehört jungen an, die sich aus Eiern dort entwickelt haben. Damit im Gegensatz steht der kurze Kegel fig. 61, dessen Rippen auf der Oberfläche ziemlich stark hervortreten. Er ist kaum merklich gekrümmt, und der schneidige Rand oben o zeigt, dass ihm nichts fehle. Die kleine Ellipse fig. 62 stellt das etwas verflachte Ober- ende eines jungen dar. Man muss solche Stücke freilich sehr aufmerksam reinigen, um die kurze Kreuzlamelle (7) in der Medianlinie mit darunter liegendem engem Sinus nicht zu übersehen. Darum folgen dann im Rande weitere 30 Hauptlamellen, während die kurzen Zwischenlamellen in der äussern Wand fast verschwinden. Nach innen liegen einige unsichere Krausen, mit welchen man das Subgenus Strepte- lasma rechtfertigen könnte. Beim Reinigen brechen die obern Theile des Kelches leicht weg, und dann kommen dicke Wände zum Vorschein fig. 63, welche innen mit ganz besonderer Regelmässigkeit gestrahlt sind. Haupt- 400 III. Sternkorallen: Cyathoph. corniculum. Porpiten. und Zwischenlamellen 58+58= 116 wechseln mit einander ab, und erstere lassen sich bis in die Tiefe des Trichters verfolgen, wo ein länglicher schmaler Raum mit späthigem Kalk erfüllt ist. Nur eine leicht übersehbare Stelle unter dem Kreuz (f) zeigt einen etwas kürzern Strahl, der innen plötzlich unterbrochen ist, wo ihm ein schwächerer von unten in der Mulde entgegen kommt. Das ist die einzige wichtige Andeutung von Zweitheiligkeit, die bei allen mehr oder weniger deutlich wiederkehrt, was fig. 64 noch darthun mag: der obere Rand o ist noch schneidend, und unten das grössere Stück brach weg; die mediane Leiste unterm Kreuz (7) ist nach unten wieder unterbrochen, wo ihr aus der Tiefe die untere Medianleiste entgegen kommt, die durch dieken Callus keulenförmig aufschwoll; 46 Haupt- strahlen umringen sie in schönster Ordnung, nur im Grunde (x. vergrössert) steht etwas links unten noch ein zweiter Kolben, und beide sind von callösen Pusteln umringt, welche im Centrum einen kurzen Raum einnehmen. Callös gebün- delt sind auch zu den Seiten der Medianleiste mehrere an- dere Strahlen, welche zur Mittellinie eine Fiederstellung ein- nehmen, wie es der Rückensector (y vergrössert) darstellt. Die Spitze des Kegels s unten bricht mit ihren dicken Rippen in markirter Weise unten aus der glatten Hülle hervor, was öfter ein angenehmes Merkmal gewährt. Schreiten wir nun, um bei .den sichersten Formen zu bleiben, zu den flachen, so stehen unbedingt die Porpiten tab. 156 fig. 65— 81 oben an. Der bezeichnende Name stammt schon von Plotius (hist. nat. Oxon. 1686 pag. 139), der sie wegen ihrer run- den Form Buttonstone (Knopfsteine) nannte, was er in Por- pites (röprn Knopf) übersetzte. Luidius (Lithophyl. Brit. - el u a an 4 u 10 Zn © serie ee III. Sternkorallen: Porpiten. 401 Ichnogr. 1699 Nro. 151) gab vom Porpites nummularis eine ganz gut erkennbare Abbildung. Auch der Pastor Büttner (Coralliographia subterranea 1714 pag. 25 tab. 3 fig. 5) scheint sie unter seinem Fossile Querfurtense ver- standen zu haben. Er hielt sie für Fungi marini, wie auch bald darauf Bromell (Acta litt. Sueci® 1725 pag. 446), der eine Reihe der deutlichsten Abbildungen von den Gothlän- dern gab, Fougt's (Amen. acad. 1749 I pag. 9 fig. 5) Madrepora orbicularis. Später hielt sie Linne für die versteinerte Knorpelscheibe der indischen Medusa porpita (Amenitates acad. 1759 Bd. IV pag. 255 tab. 3 fig. 7. 8), die dann von Lamarck (Anim. sans vertebr. 1816 II pag. 484) zur Porpita nuda erhoben wurde. Wie man schon aus der Eneyelope&d. methodique (Vers I tab. 90 fig. 3—5) sieht, so haben diese sonderbaren Knorpelscheiben, auch bei Medusen etwas ganz Ungewöhnliches, mit dem Fossil entfernte Aehn- lichkeit (Cuvier Regne animal, Zooph. pag. 96 tab. 58 fig. 1. a), aber damit war nun der Verwechselung Thor und Thür geöffnet, und die alte gute Bezeichnung ging zu Grunde. Bei Esper (Pflanzenthiere 1791 Petref. tab. 1 fig. 1—3) erkennt man sie unter Madrepora Porpita noch gut wieder, Schlotheim (Petref. 1820 pag. 350) alten Ueber- lieferungen treu nannte sie Porpites lenticulatus, aber vorher hatte schon Lamarck II. 233 den neuen Namen Uyclolites numismalis eingeführt, und wunderbar genug „habite l’oc&an indien* hinzugefügt, er konnte sich eben von der falschen Linne’schen Vorstellung noch nicht los machen. A. d’Orbi- gny (Prodrome I pag. 47) stellte es zum Discophyllum, was allerdings ein bezeichnender Name wäre, aber bei Hall (Pal. New-York I. 277) ein breitkelchiger Cyathophylle ist. So wurde dann von Milne-Edwards und Haime (Ompt. rend. 1849 Bd. 29 pag. 71) der neue Name Palzocyelus ge- schaffen, aber unglücklicher Weise (Hist. nat. Corall. III. 47) Quenstedt, Sternkorallen. 26 402 III. Sternkorallen: Cyathophyllum porpita. mit Verkennung ihrer Symmetrie unter die Fungid® ge- stellt. Sie sind eben im Sinne der alten Sprache ein Porpe- phyllum, Knopfblatt. Die Hauptspecies Oyathophyllum porpita tab. 156 fig. 65—70 aus dem Gothländer Kalke bildet im mittlern Uebergangsgebirge eine wichtige Leitmuschel, namentlich auch bei Dudley und in Nordamerika, wo Üyclolites rotuloides Hall Palsont. New-York II pag. 42 tab. 17 fig. 4 aus der Clintongruppe nur wenig abzuweichen scheint. Hisinger (Lethaa Suecica pag. 100 tab. 28 fig. 5) bildete sie unter Cyclolites numis- malis ab, meinend Fungia numismalis Goldfuss Petref. Germ. pag. 48 tab. 14 fig. 4 aus dem Jurakalk von Giengen in Schwaben sei die gleiche. So wurden früher Synonyme missbraucht. Dagegen scheint Cyelolites preacuta Lonsdale Murch. Sil. Syst. II tab. 15 fig. 5 nur wenig verschieden zu sein. Da es überall an richtigen Zeichnungen und Be- schreibungen fehlt, so habe ich fig. 66 eine doppelte Ver- grösserung etwas genauer dargestellt: gut gereinigt gelangt man im ÜOentrum auf eine glatte Scheibe, die das Licht durchscheinen lässt, so dünn ist die Unterlage; darüber kommt dann in der Medianebene eine schmale aber markirte Furche, in deren Grund drei Lamellen ruhen, davon nimmt die mittlere unter dem Kreuz (7) die Stelle einer Haupt- lamelle ein, obwohl in der Furche nur zarte Knötchen bis zur glatten Centralscheibe reichen. Sie ist dadurch einzig in ihrer Art, und brachte durch ihre Verkümmerung die Furche hauptsächlich zuwege. Die beiden zu ihren Seiten gleichen schon mehr den andern Zwischenlamellen, deren Knötchen nicht ganz bis zur innern Scheibe reichen. Es folgen dann jederseits vier Hauptlamellen, deren Fuss mit der untern Scheibe verwuchs, nur die vordern beim Ein- gang der Furche reichen nicht ganz hinab. Dann erscheinen jederseits drei Schieflamellen, die an Länge zunehmend sich EEE TT Wu III. Sternkorallen: Cyathophyllum porpita. 403 an den Hinterrand der Hauptlamellen 4—+-4 anlehnen. Den Schluss bilden am Unterrande sechs Hauptlamellen, welche sämmtlich mit dem Fusse an die glatte Centralscheibe angewachsen sind. Alle wechseln mit kürzern Zwischen- lamellen ab, die sich nur durch zarte Knötchen nach unten etwas verlängern, aber die glatte Scheibe nicht erreichen. Wir zählen daher vollkommen symmetrisch geordnet 4+3 +6+3-4=20 Hauptlamellen, mit der Medianlamelle 21 und ebensoviele Zwischenlamellen, also im Ganzen 42. Die Höhenkante aller ist zierlich geknotet; die untere hori- zontale Wand dagegen vollkommen glatt, und mit concen- trischen Ringen versehen, ragt etwas über den Rand hin- aus. Ich habe schon oben pag. 371 aus einander gesetzt, wie die Zahlen zwischen 36—46 wechseln, aber immer ge- rade sind, wobei dann natürlich die Symmetrie bald mehr bald weniger deutlich ausgeprägt ist. Mein grösstes Exem- plar fig. 65 zählt 23 Hauptlamellen, erreicht also mit den 23 Zwischenlamellen das Maximum der Zahl. Die symme- trische Anordnung verlor aber dadurch nicht, sondern wir haben nur in der obern Hälfte jederseits statt vier nun fünf Hauptlamellen. Wie ganz anders macht sich das Bild, wenn man dasselbe mit dem jüngsten etwas ver- grösserten Holzschnitt bei Zittel (Hdb. Palsontol. 1879 pag. 227) vergleicht: der Künstler hat zwar ziemlich un- natürlich drei kurze dicke Lamellen in der Furche aus- gezeichnet, aber der Schriftsteller spricht nicht davon. Die glänzend glatte Unterseite hat einen excentrisch unten gerückten Zitzen, nach welchem sich die concentrischen Kreise richten. Das Exemplar gehört zu den mittel- hohen. Meine kleinste fig. 67 hat auf der Unterseite « eine Art Wasserstreifen (x vergrössert), wovon die dun- keln den Lamellen und die lichten den Interlamellar- räumen entsprechen. Die vergrösserte Oberseite O zählt 26.7 404 III. Sternkorallen: Cyathoph. porpita, Orbignyi. blos 39 grosse und kleine Lamellen, man sieht aber so- gleich, dass die vierzigste Zwischenlamelle unten (etwas links) fehlt. Ungereinigt würde man nicht erwarten, dass sie dem grossen Bilde fig. 66 so gut entspräche, aber trotz- dem dass innen die glatte Scheibe auf ein Pünktchen redu- eirt ist, und die Hauptlamellen in Körnchen hinabgehen, zerlegen sich dieselben doch bestimmt m 4+3-+5-3 44==19 Hauptlamellen, wozu dann noch die zwanzigste Medianlamelle oben kommt, welche in ihrer Rinne knotig zum Oentrum verläuft. Die Knotung der Hauptlamellen ist unten am dünnern gegen die Mitte gerichteten Ende sehr stark, aussen wird sie nur auf den Seiten sichtbar. Doch will ich darauf kein Gewicht legen. Fig. 68 von der niedrigsten Sorte hat ausser der obern Medianlamelle noch 21 Hauptlamellen, die sich symmetrisch n 5+3-+5 43-5 vertheilen, so dass auch auf der Bauchseite eine Medianlamelle erscheint, und im Ganzen 44 Lamellen vor- handen sind. Am höchsten ist die Krone fig. 69, woran die 36 Lamellen am Rande gleichmässig gerundet über- ragen. Die Hauptlamellen zerlegen sich ausser der Median- lamelle in 44+5-+5+3+4=117, und sind ausserordent- lich stark geknotet. Fig. 70 etwas minder hoch s hat die- selbe Zahl und Anordnung der Lamellen, die Unteransicht zeigt, wie die Lamellenränder über die glatte Scheibe her- vorquellen. Wenn die Zahl 36 constant wäre, so könnte man beide letztere für eine besondere Species halten. Um eine unmittelbare Vergleichung mit oben pag. 401 erwähnten Quallenknorpeln zu ermöglichen, habe ich fig. T1 die Ab- bildung von Ouvier copirt. Cyathophyllum Orbignyi tab. 156 fig. 72—77 aus dem Corniferous Enmestone (Devon) von Charlestone Landing (Indiana) und Clarcke Oty. oberhalb Louisville am Ohio, wo sie in gelben Kiesel verwandelt massenhaft vorkommen, a en DT a III. Sternkorallen: Cyathoph. Orbignyi. 405 wurden von Haime (Arch. Mus. V pag. 357 tab. 6 fig. 4) zum Hadro-phyllum (&S065 derb) erhoben. Die kräftigen Scheiben ohne Kelchartige Vertiefung bleiben, die Rücken- furche kommt zu grösserer Ausbildung, die Lamellen er- scheinen aber so unregelmässig, dass von einem bestimmten Zählen, ja selbst von einer sienern Gruppirung häufig Um- gang genommen werden muss. Öhnediess sind sie durch rohe Verkieselung so entstellt, dass man vieles als unbe- stimmbar zur Seite legen muss. Putzen hilft nicht viel. Eines der deutlichsten Stücke ist fig. 72: die lange Rücken- furche zeigt innen eine Medianleiste, die hinten links ange- wachsen zu sein scheint. Die Wände der Furche endigen am Rücken in einer kleinen Gabel. Dann folgen je sechs Hauptlamellen allmählig an Länge zunehmend. Hinter der längsten senkt sich jederseits quer eine Seitenfurche ein, an deren untern Wänden wieder je fünf Hauptlamellen zum Unterrande gehen. Dann bleiben noch fünf gedrängt neben- einander verlaufende unter der Medianfurche übrig, so dass die Unterhälfte 3.5=15 Hauptlamellen zählt. Am Rande r findet man deutlich kurze Zwischenlamellen, die dünner als die Hauptlamellen sind. Nur den fünf in der Mediane des Unterrandes fehlen dieselben. Dieses Bild stimmt zwar im Allgemeinen mit dem von Haime (Ann. Mus. tab. 6 fig. 4. «a), aber es weicht in einzelnen Punkten doch wesentlich ab, möglicher Weise ist die Abbildung daselbst nicht ganz treu. Die Unterseite u ist etwas convex, und im Centrum ver- brochen, doch treten die Lamellen daselbst nur sehr un- deutlich hervor. Einfacher aber roh erscheint dagegen fig. 73, doch ist darin grosse Symmetrie vorhanden: neben der Vorderfurche jederseits fünf, und hinter der Seitenfurche neun Strahlen, wovon der mittlere sich unten gabelt. Wie die Randansicht 7 zeigt, ist die Unterseite ungleich ange- schwollen. Die längliche Ag. 74 hat links der Furche einen 406 II. Sternkorallen: Cyathoph. corniger, spatangoides, cervicorne. Strahl weniger als rechts; dagegen stehen hinter den Seiten- furchen 11 Strahlen, wovon der mittlere in der Medianlinie sich durch Grösse hervorthut. Unten hebt sich die Scheibe etwas ab, wie die Randansicht r zeigt. So undeutlich fig. 75 durch Verwitterung geworden sein mag, so sieht man doch aus der ganzen Eintheilung, dass man ein ähnliches Wesen vor sich habe. Da die Lamellen mit ihren flachen loculi Hirschhörnern gleichen, so könnte man sie vielleicht corniger (hörnertragend) heissen. »Sie gleichen dem Symbol im Württembergischen Wappenschilde. Etwas reicher bezackt ist die flache fig. 76, wodurch wir dann dem ächten Orbignyi wieder näher kommen. Mit den gelben Kieseln wurden mir auch plumpe Stücke gesandt, die einen nicht brausen- den. Kieselkern mit einem brausenden graulich weissen Ralk- überzug enthalten, worin die Furchen flach eingedrückt sind, sie haben öfter den Umriss eines Spatangus, sind also ein Cyathophyllum spatangoides fig. 77: mit den Echiniden wurden ja die Porpiten früher häufig verwechselt. Die dicken Furchen machen ein undeutliches Kreuz, aber die Nebenfurchen alle sicher zu entwickeln, dazu sind die Stücke zu schlecht erhalten. Die Seitenansicht s gleicht vom brei- tern Rücken her einem gefälligen Kegel. Ein anderes Stück aus der Niagaragruppe von Waldron (Indiana) wurgde mir unter Astylospongia geschickt, weil die Unterseite völlig halbkugelig war, und die strahlenden Radien mit ihren Zwischenräumen verwitterten Schwammfurchen glichen. Cyathophyllum cervieorne tab. 156 fig. 78. 79 aus dem Eifeler Uebergangsgebirge ist schon im Hdb. Petref. 1852 tab. 59 fig. 20 unter Hadrophyllum Orbignyi gut ab- gebildet, dem es jedenfalls nahe steht. Es sind niedrige flachkelchige Kegel, von hinten symmetrisch, von der Seite s gegen die Rückenfurche hinüber gebogen. In vier „Hirsch- hörner* getheilt, kehrt fast jedes Zäckchen symmetrisch OR III. Sternkorallen: Cyathoph. paucieosta, tetragonum. 407 wieder. Die Vergrösserung % ist besonders instructiv: in der Rückenfurche erhebt sich eine Medianleiste, nach deren Seiten je sechs Gäbelchen ausstrahlen, die nach hinten immer länger werden. Die kleinere fig. 73 hat je eine weniger, also nur fünf. Hinter den Seitenfurchen schwingt sich ein Halbmond herum, an beiden Exemplaren mit 17 Gäbelchen. Die Gäbelchen sind übrigens nur scheinbar, gut gereinigt erscheinen die Zinken meist getrennt, da die grossen den Haupt- und die kleinen den Zwischenlamellen angehören. Wir haben also ausser dem Medianstrahl bei der grössern 34+24=53 Strahlen, die in 29+29 zer- fallen, und bei der kleinern vier weniger. Die loculi sind tief, überhaupt alles scharf ausgeprägt. Anders verhält sich Cyathophyllum paueicosta tab. 156 fig. 80. 81 eben- falls aus der Eifel, sie stimmt mit Hadrophyllum paucicosta Haime Arch. Mus. V tab. 6 fig. 5 gut. Die kleinen Kegel h sind hier nicht übergebogen, loculi flach, Lamellen breit und unsicherer: fig. 80 (z vergrössert) hat die Medianrippe deutlich, daneben vierzackige Hirschhörner, hinter den Seitenfurchen 11strahliger Halbmond. Zwischenlamellen meist unsicher. Die etwas grössere fig. 81 am Rande verbrochen, Hirschhörner vorn fünfstrahlig, die Zwischen- strahlen am hintern Halbmonde deutlicher. Obwohl voll- ständige Symmetrie vorhanden ist, fällt sie doch weniger auf. Unter den Gothländer Typen tab. 156 fig. 82—102 ete. sind einige leicht und sicher bestimmbar. Die merkwür- digsten von allen bildet Cyathophyllum tetragonum tab. 156 fig. 32—86, welche schon Bromell (Acta lit. Sueeie 1728 pag. 446) als Fungitz tetragoni Gothlandici so vortrefllich abbildete, dass ich von 408 III. Sternkorallen: Cyathoph. tetragonum. dieser wichtigen Leitform in meinen Epochen der Natur 1861 pag. 310 eine Copie gab. Ueber hundert Jahre später nannte sie Hisinger (Lethea Suec. 1831 pag. 101 tab. 28 fig. 12) ohne von seinem Landsmann Notiz zu nehmen Turbinolia pyramidalis. Der verstorbene Girard (Bronn’s Jahrb. 1842 pag. 232) fand darauf einen Deckel, wodurch sie sich der Calceola näherte. Edwards und Haime gaben ihr dann den Namen Goniophyllum (Winkelblatt), und Herr G. Lindström (Öfversigt af K. Vetensk. Akad. Förhandlingar 1865 pag. 271 tab. 30 fig. 6—8) bildete die Opercula von innen und von aussen ab. Da Hisinger schon die Stöcke „rarior“ nannte, so kann man sich denken, wie selten man die Deckel zu Gesicht bekommt. Die Vierseitigkeit lässt alle leicht erkennen, die Kelchkanten sind schneidig, die Lamellen flach und öfter noch durch blasigen Oallus ent- stellt. Um die Proliferation zu zeigen, bilde ich das kräf- tige Stück fig. 82 von oben ab: rechts kann man deutlich drei Kelchränder übereinander unterscheiden, die links zu einer zusammenhängenden Kante verwuchsen. Hier müsste der Deckel gesessen haben, wenn einer vorhanden war, man merkt auch in der Mitte eine dickere Leiste, worauf möglicher Weise der Schlosszahn sich stützte. Breit und tief ist der kurze stark gekrümmte Kelch fig. 83, der innen fast ganz mit Oallus geglättet ist. Der Wulst auf der Quer- fläche darf nicht übersehen werden, ihm entspricht auf der Aussenseite ein wulstförmiges Unterbrechen der Anwachs- streifen. An den Kanten der Spitze hängen einige wurzel- artige Ansätze, aber undeutlich. Fig. 84 am Seitenrande ver- brochen lässt innen die groben Rippen recht ins Auge treten, auf dem schmalen Boden liegt ein blasiger Callus, und die Ecken sind mehr glatt, wie es schon Bromell durch Schatten angedeutet hat. Die Schlosskante links ist zwar schnei- dend, aber der Mittelwulst tritt mit seiner Dicke doch recht 3 £ # * h FR; $ E 3 ” < j ENTE BEE WETTER ED nu III. Sternkorallen: Cyathoph. tetragonum. Calceola. 409 hervor. Die schlanke fig. 85 stammt aus dem Dudleykalke, Haime (Pal&ontogr. Soc. V pag. 290 tab. 68 fig. 3) fand sie zuerst als Seltenheit in der Sammlung von Fletscher, und hiess sie daher Goniophyllum Fletscheri. Unser Exem- plar ist ein wenig dicker, aber scharf viereckig, und durch- aus nach dem gewöhnlichen Typus gebaut, so dass man es nicht gern besonders benennen mag. Wir kommen dann zu den merkwürdigen Formen von Calceola tab. 156 fig. 36—89, die ich schon am Ende der Brachiopoden (Bd. II pag. T11 tab. 61 fig. 203—208) unter Calceola Gothlandiea abhandelte. Ihre Schuhartige Gestalt lässt sie leicht erkennen. Ich will hier nur Einiges hinzufügen, blos um den allmähligen Uebergaug zu den ächten Oyathophyllen nachzuweisen. Lindström (Öfversigt Akad. Förh. 1865 tab. 31) erhob sie zum Rhizophyllum (Wurzelblatt), weil man an den Kanten der dreiseitigen Area fig. 86 öfter kurze Wurzelartige Anhänge bemerkt. Die queren Anwachsstreifen sind in der Rückenansicht gut erkennbar, auch erhebt sich in der Mitte ein schwacher Wulst, der aber doch nie so deutlich wird als das vermeint- liche Deltidium von der devonischen Pantoffelmuschel, doch führt er in der geraden Schlosslinie auf den Punkt, wo das Schlosszähnchen gesessen haben müsste. Das Innere o ist ganz mit glattem Callus erfüllt, ohne Streifen. Fig. 87 von oben gesehen ist ein nach unten verkrüppelter Sack, überall voller callöser Blasen, die aber trotzdem das Grüb- chen im geraden Schlossrande nicht ganz verdecken können. Der Bau lässt sich mehr oder weniger deutlich bis zu den kleinsten Individuen fig. 88 verfolgen, man würde diese für eine junge sandalina halten, so dick und kräftig ist ihre Schale, wie die drei Ansichten von der Seite s, vom Rücken r und von oben 0 beweisen. Sehr gespreitzt und ausserordentlich dünnwandig erbreitert sich der Rücken von fig. 39 mit 410 III. Sternkorallen: Cyathoph. calceoloides. breitem ausgesprochenem Medianwulste, aber dennoch blieb die Schlosslinie oben o so dünn, dass die Deckelung nur sehr zart gewesen sein kann. So gelangen wir allmählig zu einer Mittelform, welche Lindström (Öfversigt Akad. Förh. 1865 tab. 31 fig. 9—12) sehr passend Cyathophyllum ealeeoloides tab. 156 fig. 90—92 nannte. Eine Kante auf jeder Seite und ein platter Rücken gewährt ihnen zwar noch eine schlanke Schuhform, aber die Kelch- ränder sind scharf, die Rückenhälfte ragt mit breiter Lippe hervor, darauf zeichnet sich eine Leiste genau in der Mitte durch Stärke aus, welche bis zum Centrum des Kelches hinabdringt. Die ersten Nebenpaare neigen sich dazu etwas fiederartig, wie es bei symmetrischen Formen gewöhnlich vorkommt. Lindström 1. c. 31. 11 hat das möglichst gut wieder gegeben, aber deshalb die Species zur Hallıa gestellt, eines jener vielen schielenden Geschlechter, womit Edwards und Haime die Wissenschaft erschwerten. Da der Kelch zu tief und schmal ist, so eignen sie sich zum Studium der Lamellen nur wenig, obwohl man sich von der symmetrischen Anordnung wenigstens theilweis überzeugen kann. Fig. 90 zeigt auf dem Rücken r vier markirte Einschnürungen, ohne Spur einer Mittellinie, nur der Pletteisenartige Umriss 0 erinnert noch an Calceola.. Die Lamellen innen wechseln in Haupt- und Zwischenstrahlen, wie gewöhnlich. Der Medianstrahl hebt sich durch Dicke hervor, daran schliesst sich jederseits nur ein kürzerer, so dass er einem Dreizack mit kurzen Zwischenlamellen gleicht, die übrigen reichen schon bis zum Grunde und bündeln sich dort in der Nähe des Unterendes vom Mittelstrahl, von Fiederstellung „comme les barbes d’une plume“ ist also nirgends die Rede. Fig. 91 gehört seiner Form nach noch genau hierhin, aber die Lippe, innen mit neun Rippen, ist etwas an Länge verkümmert. Fig. 92 etwas breit endigt unten nadelspitz, und hat da- Ar u III. Sternkorallen: Cyathoph. pinnatum, Dalmani. 411 selbst aussen Spuren von Fiederstreifen (R vergrössert), welche den Interlamellarräumen entsprechen. Der Rücken ist entschieden noch flach, wie die Seitenansicht s zeigt. All- mählig wird das nun anders, der Rücken rundet sich, ohne dass die Rippung innen sich anders gestaltete. Lindström hat dieselben auffallender Weise Hallia pinnata tab. 156 fig. 93—96 genannt, obwohl von Fiederung nichts Wesentliches bemerkt wird. Fig. 93 mit weit hinausspringender Rückenlippe kann als Normal- form gelten, die Medianleiste tritt gut hervor, und an sie lehnen sich nur die allernächsten kaum an, da sie alle schnell zur Tiefe streben. Die markirte Krümmung in der Seiten- ansicht s zeigt den Unterschied von dem darüber stehenden Flachrücken. Fig. 94 ist kürzer, die Mündung weiter, es ist daher leichter hineinzusehen. Wie die etwas ver- grösserte x zeigt schliessen sich an jede Seite der Median- rippe fünf Rückenrippen an, wovon die unterste am längsten bis zum Centrum dringt. Daran lehnen sich dann je die ersten vier von den 15 Hauptlamellen der Bauchseite. Fig. 95 ist zwar‘etwas verkrüppelt, auch tritt die Rückenlippe viel weniger hervor, aber wie die Vergrösserung des Kelches x zeigt, so entfalten sich die Lamellen zu den Seiten der Medianrippe in ähnlicher Weise, nur dass statt fünf jetzt sechs da sind, also 6+15-+6==27 Hauptlamellen. Wenn man die Sachen sorgfältig putzt, so fällt einem auch die Aehnlichkeit der Zwischenlamellen mit den Porpiten auf. Ueberhaupt sind alle diese Formen so ineinander verwoben, dass man nicht weiss, wo den sichern Schnitt machen. Die ziemlich deutlich gerippte fig. 96 bilde ich nur von der Seite ab, um zu zeigen, wie ähnlich die Umrisse auch hier dem devonischen ceratites werden. Cyathaxonia Dalmani tab. 156 fig. 97—101 Edwards und Haime Arch. Mus. V pag. 322 tab. 1 fig. 6. Michelin 412 III. Sternkorallen: Cyathoph. Dalmani. Icon. Zoophytol. 1846 pag. 253 gründete dieses leicht er- kennbare Geschlecht auf die compacte Centralaxe (&&wv Wagenachse), es wäre also ein Axonophyllum (Axenblatt), was Milne-Edwards zu einer besondern Gruppe erhob. Freilich machte dann Edwards noch eine zweite Familie Axophyllinen, deren hervorstehende Axe lamellar, meist aus lamelles tordues besteht, was natürlich wieder die Sicher- heit im Bestimmen trüben muss. Unsere Gothländer haben eine comprimirte Axe. Fangen wir zunächst bei den kleinen an, so zeigen diese aussen deutliche Streifen, fig. 97 hat eine kleine Anwachsfläche, und zeigt durch zwei Ringe drei deutliche Wachsperioden. Die Compression der Axe liegt in der Medianfläche, unten und oben schliesst sich je eine Medianleiste an, die obere ist jederseits von einer kurzen Leiste begleitet, dann folgen fünf grössere Rippen, jeder- seits nochmals eine kurze Rippe, zwischen ihnen und der ‚Bauchleiste liegen nochmals je fünf Leisten. Das gibt also in schönster Symmetrie viermal fünf, zweimal zwei, und zweimal eins, alles so deutlich, dass man es noch mit blossem Auge sieht. Die Symmetrie richtet sich genau nach der Krümmung des Hornes, wie die untere Spitze bei 0 zeigt. Das ist bei der noch kleinern fig. 98 nicht der Fall, hier dreht sich die Spitze, und wo vorhin fünf Hauptlamellen waren, sind jetzt vier, was die Vergrösserung y darlegt. Diese Symmetrie der Lamellen quer nach den Seiten s spricht sich auch in den Rippen aus, wie die gefiederte Stellung ($ vergrössert) zeigt. Die grössere fig. 99, schon im Hdb. Petref. 1367 tab. 72 fig. 24 abgebildet, ist. zwar noch vollständig symmetrisch, es bildete sich sogar die Zaphrentis-Furche vollständig aus, worin man die unpaare Rückenlamelle verfolgen kann, allein eine Abtheilung auf den Seiten lässt sich nicht bestimmt ermitteln, nur die ver- einzelte Bauchlamelle ist fest mit dem schneidigen Unter- x 7 A er En III. Sternkorallen: Cyathoph. Hisingeri. 413 rande der Axe verwachsen, die sich durch ihre weisse Farbe von der gelblich grauen der Lamellen scharf abhebt. "Wir haben daher 38 Haupt- und genau so viele Zwischenlamellen. Es findet in diesem Zahlenverhältniss eine grosse Sicherheit statt. Die Seitenansicht a zeigt, wie weit sich der Zahn über den Grund erhebt, worin die längsten Lamellen sich etwas krümmen oder bündeln. Jlisiophyllum Hisingeri tab. 156 fig. 100—102 (xXisıov Wohnung) Edwards und Haime Arch. Mus. V pag. 410 tab. 7 fig. 5 läuft auch häufig unter vorigem Namen, da sich die Axe wie ein runder Buckel mit weisser Spitze über den Boden erhebt. Die Wirtellamellen gehen an der Basis der Axe hoch hinauf, so dass sie einem Vulkane im Er- hebungskrater oder besser einem umgekehrten Kelche glei- chen. Da die äussere Wand sehr kräftig ist, so haben sie etwas Robustes, und lassen sich daher mit Rücksicht auf die Localität im allgemeinen zwar leicht erkennen, aber ihre Kennzeichen zu würdigen wird ohne Schleifen und gutes Material nicht möglich. Ich will daher nur einige beschreiben: fig. 100 ist mittlerer Grösse, der Rand wie gewöhnlich abgebrochen, lässt den innern Hügel, woran sich die Lamellen fast bis zum Gipfel schief hinauf ziehen, zur klaren Ansicht kommen. Zu den Seiten der Medianlamelle im Rücken entwickeln sich Gruben, welche an Zaphrentis Stockesi Edwards und Haime Arch. Mus. V pag. 330 tab. 3 fig. 9 erinnern, die jedenfalls einen verwandten Bau hat. Auch die Medianlamelle der Bauchseite ist nicht zu ver- kennen, da sich ihre Spur bis auf den Gipfel des Central- hügels verfolgen lässt, und sich jederseits ziemlich sicher 20 Hauptlamellen zählen lassen, so -dass an einem symme- trischen Bau nicht zu zweifeln ist. Die Interlamellarräume mit grauem Schlamm erfüllt kann man oft tief klar legen, dann aber schmiegen sich bei andern gelbliche Plättchen 414 II. Sternkorallen: Cyathoph. Hisingeri, cornu, eynodon, daran, welche ohne Zweifel zu den Querscheidewänden ge- hören, sich aber nicht recht verfolgen lassen, namentlich finde ich auch keine Querlinien, die auf Querlamellen (traverses) deuten sollten. Ftwas anders gestaltet sich fig. 101, hier gabeln und bündeln sich die Hauptlamellen nicht nur öfter, Sondern die flachen Interlamellarräume sind häufig durch zarte deutliche Linien (Querlamellchen) in regellose Fächer getheilt, doch so, dass die Hauptstrahlen nicht im Geringsten von ihrem Wege abgelenkt werden. Man zählt etwa 46 Hauptlamellen, Medianlamellen scheinen ganz zu fehlen, auf dem Rücken gewahrt man statt dessen eine schmale tiefe Furche. Das wirrste Stück jedoch liefert der Seitenanblick von fig. 102, hier sind Längs- und Quer- lamellen so miteinander verwoben, dass sie sich gegenseitig vom Wege ablenken, und dem Künstler wie dem Auge unmöglich wird, die Sache genau zu verfolgen, aber der Hügel in der Mitte bleibt, und das Ganze schliesst sich nach Fundort und Ansehen so sicher den gestrahlten an, dass man an der Uebereinstimmung der Species nicht zweifeln kann, so sehr auch der äussere Anschein dagegen sein mag. Von Zählen der Lamellen will ich dann auch nicht reden. Während hier die Axonophyllen ins Unsichere verlaufen, habe ich tab. 156 fig. 105 die nicht seltene Cyathaxonia cornu Michelin Iconogr. Zooph. pag. 258 tab. 59 fig. 9 aus dem Bergkalke von Tournay copirt, deren Zierlichkeit auffällt, und dabei steht im Centrum die Axe wie ein run- der Stachel hervor, was die Vergrösserungen x und % zeigen. Im Bergkalke von Nordamerika ist Cyathaxonia eynodon fig. 104 Arch. Mus. V pag. 321 tab. 1 fig. 4 eine sehr ähnliche Ersatzform, deren Aussenseite blos gestachelt ist, wie unsere Copie zeigt. In den Gothländerkalken von Schweden und England kommen eine Reihe kleiner Becherformen vor, die gar III. Sternkorallen: Cyathoph. pseudoceratites, Salteri. 415 viele Localbenennungen bekommen haben. Am passendsten scheint mir der Name Cyathophyllum pseudoceratites tab. 156 fig. 105—107 Edwards und Haime Palzontogr. Soc. V pag. 282 tab. 66 fig. 3. Dieses kleine „Trughorn“ hat allerdings äusserlich viel Aehnlichkeit mit dem devonischen ceratites. Es sind Becher mit steilabfallenden Wänden und knotigen Lamellen, der runde Boden bleibt mehr oder weniger platt und breit. Gar zierlich proliferirt die klene fig. 105 von Walsall in Staffordshire. Sie zählt 30 geknotete Hauptlamellen, und trotz ihres spitzen Anfangs hat der Kelch doch einen breiten Boden. Sie wurde mir unter Paleocyclus rugosus Palxon- togr. Soc. V tab. 57 fig. 4 gebracht, dem sie auch nach der Abbildung von Haime gleicht. Allein wenn man solche Formen zu den flachsten Scheiben stellt, dann darf man alle Systematik aufgeben. Auf Gothland heissen die ganz ähnlichen Hörnchen Heliophyllum Salteri tab. 156 fig. 106 und 107. Ich zähle hier bei gross und klein 34 knotige Hauptlamellen. Die grössere fig. 106 fängt eben an zu proliferiren, ihre Wände fallen vom schmalen Rande plötz- lich ab, daher ist auch der callöse Boden unverhältniss- mässig breit. Einige dickere Lamellen (rechts) am con- vexen Rücken könnten scheinbare Symmetrie anbahnen, allein bei der kleinen fig. 107, die noch in ihrem ersten Stadium des Wachsthums ist, bemerkt man davon nicht die Spur. Offenbar begriff sie Bromell Acta lit. Suec. 1727 pag. 477 fig. 1—4 schon unter seinen Fungit& parvi. Wie solche Dinge mit Hilfe des Fundortes wieder erkannt wer- den, mögen noch die Drei Exemplare tab. 157 fig. 1—3 von Dudley be- weisen. Parkinson (Org. Rem. II pag. 27 tab. 4 fig. 8) verstand sie offenbar unter seinen „elongated turbinated madreporite*, und mag der Schliff von Cyathophyllum NEE ER 416 III. Sternkorallen: .Cyathoph. Salteri. cylindrieum Lonsdale (Murchison Silur. Syst. II pag. 691 tab. 16. bis fig. 3) innen auch ganz blasig aussehen, die äussere Zeichnung und der ganze Habitus ist der typisch gleiche. Es wäre an sich schon auffallend, wenn eine bei Dudley so häufige Koralle im Silurian System übergangen sein sollte. Besser ist sie freilich von Haime (Pal&ontogr. Soc. V pag. 282 tab. 66 fig. 3) abgebildet, so dass sie zu den weniger verwechselbaren Formen gehört: fig. 1 beginnt mit einem zierlichen Kreisel, woraus dann plötzlich ein mehr gerader Aufsatz kommt, was die Bogenkrümmung erzeugt. Immer sind wieder Absätze wie Anwachsringe da, worauf markirte Kerben stehen. Die äussern Längsrippen ent- sprechen diesen Kerben. Mit der Punktation habe ich die Tiefe und Dünnwandigkeit des Kelches angedeutet. Da die gekörnten Lamellen innen nur flach hervorragen, so muss das eine eigenthümliche Blätterung erzeugen, wie wir es bei den folgenden turbinatum in noch höherem Grade finden. Namentlich leuchtet uns das auf dem breiten Boden fig. 2. o ein, der hin und wieder dünnschuppig und callös ist, ohne dass die strahlenden Rippen ganz verschwänden. Diese Form wuchs gleich vom Anfange an mehr ins Oylin- drische. Das war bei fig. 3 wieder nicht der Fall, wo erst in der Mitte die plötzliche Krümmung eintrat. Ueberhaupt sind hier die Absätze auf dem convexen Rücken grell, auf dem concaven Bauche viel weniger. Unten war der erste Kreisel seiner ganzen Länge nach angewachsen, dadurch entstand eine dreieckige Breitfläche, an den Kanten mit wurzelartigen Haftästen, so dass der Anfang förmlich einer Calceola Gothlandica gleicht. Daraus wuchs dann erst ein runder Kegel hervor, der sich ausserdem rechts noch auf einen dicken Wurzelfortsatz stützt. Sonderbarer Weise gleicht auch die Endmündung wieder einem dünnwandigen innen mit sehr undeutlichen Rippen und vielen callösen le MEET 7 a a a a nie a & 2 i R - f a III. Sternkorallen: Cyathoph. Salteri. Omphyma. 417 Blasen versehenen Schuh, doch hielt es wegen der Härte des Gesteins schwer, die innern Wände des tiefen spitz- endigenden Kelches bloszulegen. Mit einiger Phantasie könnte man geradezu meinen, in die runde Endmündung . eines pseudoceratites hätte sich am Schluss eine Calceola eingenistet. Wer es genau nehmen wöllte, könnte aus diesen kleinen Dingen bequem drei Species machen, namentlich mit Hilfe der Wirtellamellen: diese gleichen bei fig. 1. x (ver- grössert) geschlängelten Linien, welche direct in die Rand- kerben verlaufen; in fig. 2. y tragen die äussern Rippen sehr zackige Knoten, wodurch die Oberfläche eigenthümlich rauh ward; dieselben Rauhigkeiten verwandeln sich in fig. 3.2 in glatte Züge mit zahllosen Anwachslinien, welche beim Aufbrechen gedrängte Querlamellen ans Licht treten lassen. Aber die meisten scheinbaren Unterschiede stützen sich ledig- lich auf die Art der Erhaltung. Omphyma tab. 157 fig. 4—11 ist ein mir ‘nicht recht ableitbarer schon von Rafinesque und Clifford (Ann. des sc. phys. de Bruxelles 1820 Bd. 5 pag. 234) gebrauchter und von Milne-Edwards wieder ein- geführter Name. Madrepora turbinata Fougt (Ameen. acad. 1746 I pag. 87 tab. 4 fig. 1 und 2) von Gothland lieferte dazu den Typus, den man aber schon früher bei Bromell (Acta lit. Sueei@ 1727 pag. 461) im Fungites Gothlandieus magnus noch deutlicher hat. Auch Parkinson (Org. Rem. 1808 II pag. 25 tab. 4 fig. 1—3) bildete sie leidlich als turbinated madreporite ab, und erwähnt sogar ausdrücklich an der Unterseite Spuren von Wurzeln (traces of the root), welche allerdings eines der wichtigsten Wahrzeichen bilden. Goldfuss hatte dieses Kennzeichen übersehen, und den Namen Cyathophyllum turbinatum auf grosse Kreisel der Quenstedt, Sternkorallen. Art 418 III. Sternkorallen: Omphyma. Cyathoph. turbinatum. Eifeler Kalke (Petref. Germ. tab. 16 fig. 3) übertragen, die jetzt gewöhnlich unter Cyathophyllum hypocrateriforme eitirt werden. Wäre er nicht für Calceola pag. 409 ver- geben, so wäre Rhizophyllum der passendste Name, da keine Species so geneigt erscheint, am Unterende cylindrische Auswüchse zu treiben, die vielleicht im Schlamm einen wurzelartigen Dienst leisteten. Man findet diese Wurzeln meist am Gipfel. verletzt, die unverletzten pflegen dort ein mit Schlamm erfülltes Grübchen zu zeigen. Nur zuweilen kommen complicirtere Verschlingungen vor, die wie Ranken Gegenstände umfassen, doch muss man diese erst mit grosser Vorsicht aus dem Gesteine klar legen. Ein zweites wichtiges Merkmal liefern die dünnen Scheidewände, welche bei passen- der Verwitterung wie Papierblätter aufeinander liegen. Im Centrum bleibt stets eine grössere Stelle glatt, aber selbst die hervorragenden Wirtellamellen auf den breiten Scheiben sind im Wesentlichen nichts anderes als Falten jener Quer- wände. Daher erweisen sich die Interlamellarräume so oft sie breit sind lediglich als Fortsätze der Centralscheibe. Da sie zu den grössten Species gehören, so würde ihre ge- nügende Entwickelung zuviel Raum erfordern, ich will da- her nur die wichtigsten Momente hervorheben. Die Haupt- species, in der fast alle aufgehen, bleibt Cyathophyllum turbinatum tab. 157 fig. 4—9 von Goth- land. Schon Wahlenberg (Acta Upsalensia 1321 Bd. 8 pag. 96) hatte sie unter Madreporites turbinatus, von denen er sich zu beweisen bemüht, dass sie ausgestorben seien, wie die Endigung ites andeuten sollte, während sie bei Esper (Pflanzenthiere Petref. tab. 2 fig. 1 und 2) noch Madre- pora hiessen. Hisinger hob bereits in seinen Änteckningar und später in der Leth»a Suecica 1837 pag. 100 tab. 28 fig. 7 und 8 die Wurzeln als Turbinolia turbinata var. verru- cosa und echinata in grellster Weise hervor. In England III. Sternkorallen: Cyathoph. turbinafum. 419 gab Lonsdale (Murchison Sil. Syst. II. 690 tab. 16 fig. 11) aus dem Wenlock Limestone eine eylindrische Form mit den deutlichsten Querscheidewänden unter Cyathophyllum turbinatum, mit einer Fluth von Synonymen, aber ohne sie zu beschreiben, doch erkennt man aus den angedeuteten Stacheln und dem Fundorte, dass es nicht die Goldfuss’sche Species sein konnte, wie man auch in England allgemein meinte. D’Orbigny Prodrome I pag. 47_ schied dann diese englischen Cylinder, deren Riesengrösse und lang herab- hängende Wurzeln uns Haime (Pal&ontogr. Soc. V tab. 68 fig. 1) so klar vor Augen stellte, als subturbinatum von der Goldfuss’schen turbinatum, aber Edwards und Haime l. e. 69. 1 trugen dann diese Benennung auf die kreisel- förmigen über, so dass wir in den Gothländerkalken statt einer nun zwei Species haben turbinatum und subturbina- tum (Hist. nat. des Coralliaires III pag. 394). Freilich sind das nur Varietäten ein und derselben Species, deren Menge man bis ins Unendliche vermehren könnte. F. Römer (Lethea geogn. 1876 tab. 10 fig. 4) hat sogar schon die längern Kegel in einer gerade nicht gelungenen Abbildung subturbinatum genannt, dann müssten die Cylinder wieder anders heissen. Auch der kurze Kegel von Omphyma dis- cus Eichwald Letha»a rossica 1860 I pag. 550 tab. 29 fig. 13 aus dem Öorallenkalk bei Hoheneichen auf der Insel Oesel gehört genau hier hin. Solche Species darf man nicht machen. Fig. 4 von der Unterseite dargestellt stimmt in Be- ziehung auf den stumpfen Winkel mit der eben citirten Omphyma turbinata Paleont. Soc. V tab. 69 fig. 1 voll- kommen überein. Ich wählte diese Lage, um an dem ver- brochenen Ende die Glätte der Scheidewand von der Unter- seite darzulegen, die 33 mm im Durchmesser fast über und über glatt ist. Nur stellenweis bemerkt man am Rande 420 III, Sternkorallen: Cyathoph. turbinatum. kurze Kerben, die aber nirgends zu längern Strahlen sich entwickeln, und meist ganz verschwinden, so dass die glatten Falten bis hart zum Rande reichen. Der unbefangene Be- obachter müsste es darnach für die Scheidewand eines Am- plexus halten. Die Streifen aussen sind nicht recht ausge- bildet, wohl aber ragt ein zierlicher Kranz von acht abge- brochenen Wurzelenden hervor, die für die Bestimmung das untrügliche Wahrzeichen bilden. Von der Innenseite i bilde ich nur ein Stückchen ab: die glatte Oentralscheibe, etwa so gross wie aussen am abgebrochenen Ende, schuppt sich am Rande etwas ab, eine rundliche Vertiefung mit einer etwas breitern Rippe könnte man für die Medianebene halten, zumal da unten gegenüber eine noch breitere er- scheint, und man jederseits 23 Hauptlamellen zählt, die unten über der glatten Scheibe auf kurze Strecke rippen- artig hervorragen, nach oben aber dann bald theilweis fast gänzlich in der Ebene verlaufen, während dort die Zwischen- lamellen breiter und deutlicher werden. Es ist das zwar ein eigenthümlicher Bau, den ich bei keiner andern wieder finde, typisch ordnet er sich aber durchaus der Haupt- species unter. Fig. 5 eine der prachtvollsten Gothländischen Gestalten durch ihre auffallend regelmässigen Ringe, sie hat mit der grossen subturbinata Haime 1. c. 68. 1 Achnlichkeit. Den Raum zu sparen liess ich oben 2 cm, die in gleicher Weise fortgehen, weg: unten beginnt das Stück mit einem ausge- zeichneten Kreisel, der etwas einseitig überhängt; erhalten bis zum Anfang brach blos die äusserste Spitze unten « weg, woran man Spuren von einer, Scheidewand zu sehen meint. In der ersten Jugend sind die äussern Längsstreifen markirter, als später, wo sie fast gänzlich verschwinden, und die Oberfläche glatter erscheint. Nur unten ragen die Wurzelstumpen hervor, und bis zum ersten markirten Ringe III. Sternkorallen: Cyathoph, turbinatum. 421 gleicht sie einem vollkommenen turbinatum. Plötzlich setzte sich der Cylinder auf, welcher blos unten ein wenig bauchig mit seltsamer Regelmässigkeit bis zum Endrande fortsetzt. So viel Ringe auch da sein mögen, ich zähle genau 20, alle gehen dem Oberrande parallel. Unter Umständen könnte man Bruchstücke leicht mit gekammerten Cephalopoden verwechseln. Die Varietät könnte eylindrata heissen. Wie- der anders entwickelte sich Fig. 6, dünner und gekrümmt habe ich unten ein Paar Centimeter weggelassen. Die Ringe klaffen mehr, und treten damit der Proliferation näher. Besonders lehrreich erscheinen die untern Trichter, sie bestehen aus zahlreichen gefalteten Wänden, die innen wie aussen das gleiche An- sehen haben, und sich bis zum obersten Kelchrande ver- folgen lassen, Beweis genug, dass nicht blos der Boden sondern auch die Seiten aus lauter Getäfel bestehen, das blos durch die Wirtelrippen hin und wieder unregelmässig ver- bunden wird. Auf der Krümmung stehen natürlich die Ringe näher zusammen, als auf der convexen Seite, wo dieselben mit den vorigen Aehnlichkeit haben, nur dass die Längs- streifen etwas deutlicher hervortreten. Der Rand von sämmt- lichen ist schneidig, und vollkommen der Endmündung ähn- lich, wie die Oberansicht o darlegt. Sie ist analog wie in fig. 5 gebaut, nur enger. Der Gegensatz zwischen der groben tiefern Faltung unten und der flachern oben tritt zwar nicht so grell, wie in fig. 4. i hervor, allein darin täuscht uns zum Theil der feine T'hon, welcher etwas hart mühsam zu ent- fernen ist, ohne die Rippung zu verletzen. Eine ziemlich markirte Grube, die aber nicht symmetrisch zur Krümmung liegt, zeichnet sich unten aus. Ihr liegt zwar scheinbar eine Rinne gegenüber, doch ist die Sache nicht recht klar; jederseits stehen zwischen beiden etwa 20 Hauptlamellen, die unten um den glatten Boden her jedenfalls kräftiger 422 III. Sternkorallen: Omphyma, und höher sind, als weiter oben, wo die Zwischenlamellen ihre Zahl verdoppeln. Daher erscheinen auch unten die Wirtellamellen etwas weitläufiger als oben, was ein characte- ristisches Bild gibt. Einige blasige Unebenheiten zeigen, dass die Querlamellen das Ganze beherrschen, man sieht daher auch oben an der verletzten Stelle « die einzelnen Lager bis an den Rand hervortreten, welche im Verlaufe sich bald einander nähern, bald von einander entfernen, oder gar zu länglichen Maschen zusammen treten. Fig. 7 ist wieder eine mehr niedrige Form, wie fig. 4, aber die Rippung am Oberrande ist viel bestimmter, man zählt etwa 44 Haupt- und eben soviel Zwischenrippen, die sich gegen die unpaarige Rückenrippe symmetrisch 9—+1 +11-+1+11+1-49=43 zu vertheilen scheinen. Schon der glatte Boden hat mit den Rippenanfängen verglichen einen zum »echsseitigen geneigten Umris. Am deut- lichsten ist daran die tiefe Rückengrube, welche jedoch nicht genau in die Medianebene des Kreisels fällt. Zu den Seiten zeigt das Loch dieselbe Glätte, wie der Horizontal- boden, mit dem es in unmittelbarem Zusammenhang steht. Die Rückenrippe lässt sich darin, freilich erst nach müh- samem Putzen, bis zum Bodenrande verfolgen. Gegenüber sinkt der Boden nochmals, aber sehr unmerklich hinab, wo- durch eine breite flache Vertiefung entsteht, in welcher drei Rippen zwei loculi einschliessen, die sich etwas vor den an- dern auszeichnen, und gerade aus der mittlern Rippe läuft eine etwas erhabene Linie dem Rückenloch zu, und theilt den Boden genau in zwei Hälften. Zählt man von dieser jederseits 11 Hauptrippen ab, so meint man wieder je einen etwas ausgezeichneten loculus vor sich zu haben, wodurch eine Viertheiligkeit wenigstens schwach angedeutet wäre, und welche Milne-Edwards schon so ausdrücklich hervor hob. Gewicht lege ich darauf in diesem Falle nicht. Wohl III. Sternkorallen: Omphbyma ventricosa. 423 aber sieht man auch hier wieder auf den Bruchflächen des Randes (x vergrössert) schon mit blossen Augen die über- einander gepackten Querlamellen in continuirlichen Linien, durch Querfäden verwirrt und verbunden. Die Unterseite x mit den ziemlich markirten Streifen, welche sich genau nach der Zahl der innern Wirtelrippen richten, zeigt an der ver- brochenen Scheibe wieder eine glatte Querscheidewand ohne Radialrippen, diese kommen erst zum Vorschein, wenn man etwas von der Kalklamelle wegschabt. Fig. 8 liefert den Anfang eines scharfwinklichen Kegels, von dem ich oben 2 cm wegliess. Ich habe schon im Hdb. Petref. 1867 tab. 72 fig. 25 eine Skizze davon geliefert, die mit den Abbildungen von Hisinger sehr gut stimmt. Er liefert durch seine zahlreichen Wurzelstumpen, die bis zum obersten Rande reichen, ein wahres Muster von schlagender Species, wie wir sie im Grunde nur auf Gothland kennen. Die meisten Wurzeln bilden runde am Gipfel verletzte Säulchen mit glatter Oberfläche, nur an einer einzigen Stelle entspringen zwei Ranken von ungleicher Dicke, zwischen denen man unten durchsehen kann, wie die Seitenansicht S zeigt, und die in ihren Armen ein Cylinderstück halten, was ohne Zweifel zu einer Wurzel gehört, welche unter den ungleichdicken Ranken an die Kegelfläche fest ange- wachsen ist, und sich dann horizontal und frei nach links bog. Die längern Wurzelenden hingen also nicht blos frei herab, wie es Haime (Pal&ontogr. Soc. V tab. 68 fig. 1. a und 1. 5b) so handgreiflich darstellte, sondern sie machten auch allerlei Biegungen, was schon aus einem von mir früher erwähnten Stück fig. 9 hervorgeht, wo eine dünne Ranke hart unterm ÖOberrande 0 eines Kegels entspringt, sich dann über die Proliferationsspalte p hinwegbiegt, und sich an den untern Mutterkegel so dicht anschliesst, dass man meint, sie sei damit verwachsen. Es scheint als wenn 494 III. Sternkorallen: Omphyma. Cyathoph. Bohemieum. der jüngere Brutkegel an der tiefer gelegenen Mutter noch weitern Halt gesucht hätte. Fassen wir nun den grossen zugehörigen Kelch fig. 8. o am Oberrande ins Auge, so meint man ein viel gebuchtetes Gewand vor sich ausge- breitet zu sehen mit zahllosen Gruben, deren Grund zum Ende zu verfolgen nicht leicht wird. Auf dieser callösen Platte erheben sich dann die Haupt- und Zwischenlamellen in so schwachen Linien, dass man sie als ganz untergeord- nete Organe der Querscheidewände ansehen muss. Wäre dieses schöne Exemplar durch seinen Kegel nicht so eng mit den andern verbunden, so würde man das bauchige Wesen gern mit einem besondern Namen ventricosa belegen. Bemerkenswerth scheint mir an diesem Stück noch eine etwas comprimirte Säule s, welche aus einer Grube so her- vorragt, dass man meint es sei der Durchbruch einer Wurzel. Ein fremder Gegenstand kann es kaum sein, da er so fest mit dem Stocke verwachsen ist, dass ich ihn nicht heraus- heben konnte. Cyathophyllum turbin. Bohemieum tab. 157 fig. 10 aus dem Silur von Böhmen ist wahrscheinlich unter Omphyma grandis Barrande, Mss. bei Edwards und Haime (Archives du Museum V pag. 403) gemeint. Es sind allerdings sehr kräftige Stöcke von verschiedener Kreiselgestalt, deren kno- tige Wurzelansätze auf der Aussenseite sehr in die Augen fallen. Leider haben die bläulichen Kalke etwas Rohes, doch sieht man, wie unter den äussern Streifen unmittelbar die Querscheidewände sich längs der Seiten bis zum obern Rande hinaufziehen. Ja sie sind in dieser Beziehung fast noch lehrreicher als die Gothländer. Unten « an der ab- gebrochenen Spitze breitet sich ebenfalls die glatte Quer- wand aus, die nur am Rande durch grobe Strahlen gefaltet ist. Auch auf der Oberseite o gehen die Falten von einem glatten Centrum aus, das zuweilen geschuppt erscheint, als + u n_ h A ee III. Sternkorallen: Cyathoph. plicosum, connivens, 425 wenn es aus lauter aufeinander gepackten Papierblättchen bestände. Die strahlenden Falten sind zwar roh, und aussen von gleicher Grösse, doch bemerkt man, dass trotzdem die Zwischenfalten nicht so weit zum Centrum hinabreichen, als die Hauptfalten, wie das allgemeine Bildungsgesetz verlangt. Zur weitern Verfolgung schliff ich ein Stückchen vom Rande r (R vergrössert) an, man bemerkt da, namentlich wenn auch die Verwitterung noch zu Hilfe kommt, dass darunter ein gleiches System von Faltung der Oberseite parallel geht. Senkrechte Linien, die Wirtellamellen ver- tretend, verbinden die Höhenpunkte der Falten miteinander. Doch treten an vielen Stellen zwischen den Hauptzügen noch Nebenplatten auf, die sich zwar auch nach oben und unten knicken, aber doch in ihrem Verlaufe viel Unsicheres haben, wie es ja bei der Freiheit der ganzen thierischen Bildung nicht gut anders möglich war: die Plattung be- herrscht das Gefüge, wird aber durch allerlei kleine regel- losere Niederschläge in etwas getrübt. Die Faltung selbst hat übrigens grosse Aehnlichkeit mit der devonischen helian- thoides. Eine sehr grobfaltige Cyathophyllum turbin. pliecosum tab. 157 fig. 11 kommt auch auf Gothland vor, von der ich nur einen Theil der Mündung abbilde, um den ganz andern Character der Rippen zu zeigen. Dieselben sind untereinander durch Querwand- masse so’ fest verbunden, dass man an verwitterten Exem- plaren eine Platte nach der andern abnehmen kann. An den Seiten sieht man wie ein dünner Kegelmantel in dem andern steckt, nach Art der fig. 6, an deren Seite man sie stellen könnte. Um solche Sachen richtig zu bestimmen, muss der Fundort und die Formation sorgfältig mit in Er- wägung gezogen werden. Nach den Zeichnungen könnte man hier das Anisophyllum connivens tab. 157 fig. 12. 13 Eichwald 426 III. Sternkorallen: Cyathoph. connivens, Leth. ross. I pag. 531 tab. 29 fig. 4 in Vergleich ziehen, aber dasselbe stammt aus dem weissen Bergkalke von Tula. Wie unsere Copie fig. 12 nach dem russischen Original zeigt, so sind es ebenfalls grobe Lamellen, die von einem blättrigen Centrum ausstrahlen, aber tiefe Interlamellar- räume haben, was bei den Schwedischen nicht der Fall ist. Doch gibt es an ein und demselben Individuum nicht selten Stellen, wo die Querscheidewände die Wirtellamellen über- wuchern, und dann tritt grosse Aehnlichkeit ein. Ueber- haupt zeigen die Cyathophyllen Neigung zur Missbildung, was offenbar in ihrem unsteten Wesen lag. Es mag das unsere fig. 13 beweisen, die ebenfalls aus dem untern Berg- kalke von Podmokloje an der Oka stammt. Man kann hier nach Lager und Ansehen gar nicht zweifeln, dass sie mit connivens stimme, aber durch Verkrüppelung ein ganz an- deres Ansehen annahm: obgleich sie schief gedrückt ist, so sieht man auf dem Rücken doch noch eine dünne hohe Medianlamelle, die links und rechts von einer kurzen be- grenzt sich mit ihrem Fusse über die breite und glatte Wand des Bodens verfolgen lässt, und der nasenförmigen Erhöhung zusteuert, nach welcher Andere den schiefen Kreisel zur Cyathaxonia pag. 411 stellen würden. Unter- halb der „Nase“ schlängelt sich dann die Bauchlamelle bis zum Unterrande. Zählt man von der Rückenlamelle jeder- seits 12 Lamellen fort, so kommt rechts unter einer kurzen Zwischenlamelle eine Art Sinus, links dagegen nehmen die Lamellen durch Verkrüppelung plötzlich ein anderes Ansehen an, namentlich verschwinden eine Zeitlang die tiefen loculi gänzlich, und doch meint man noch jederseits 12 Lamellen zählen zu können. Jedenfalls ist der symme- trische Bau nicht ganz verdrängt. Zwischenlamellen nimmt man gar nicht wahr, weil die Kelchwand zu dick ist, aber die äussern Streifen verrathen sie, denn ihre Zahl ist ge- ee Are ' ir III. Sternkorallen: Cyathoph. eonnivens, patellatum. 427 rade doppelt so gross als die der Hauptlamellen, worin man bei gut verwitterten Exemplaren eine sichere Oontrolle für das Zählen hat. Nur verwittert müssen sie sein, denn sonst liegt eine zarte concentrisch gestreifte Rinde darauf. Den Namen Anisophyllum (&v:sos ungleich) führten Edwards und Haime Brit. foss. Corals (Pal&ontogr. Soc. 1850 Bd. V pag. LXVI) für eine kleine seltene Form aus dem Devon von Tennessee ein, die wegen ihrer sonstigen Kreiselgestalt sich wahrscheinlich von Cyathophyllum cera- . tites pag. 377 nur unwesentlich unterscheidet. Um einen Begriff von der Ungleichheit der Wirtellamellen zu geben, copire ich fig. 14 die Mündung in natürlicher Grösse, woran drei Lamellen sich durch Dicke von den übrigen unter- scheiden, und dem vertieften Kelche ein etwas symmetri- sches Ansehen gewähren, wie das ja so oft erscheint. Wie nun aber Eichwald dazu kam, seinen viel grössern russi- schen Kegel diesem Geschlechte beizufügen, bleibt mir un- verständlich. Cyathophyllum patellatum tab. 157 fig. 15 von Gothland gehört durch das wellige Wesen seines Wachs- thums zu den leicht bestimmbaren Erfunden, und liefert ein lehrreiches Beispiel, mit welch zweifelhaftem Erfolge mau auf ältere Namen zurück greifen darf. Hisinger (Lethxa Suecica 1837 pag. 99 tab. 38 fig. 3) zog den alten Namen Fungites patellatus Schlotheim Petrefact. 1820 pag. 347 für ein schüsselförmiges Cyathophyllum von Gothland wieder her- vor, welches dann Edwards und Haime (Archives du Museum 15850 V pag. 407) zu ihrem Ptychophyllum (xr3£ Falte) stellten, dessen Typus sie in Caryophyllia Stockesi (Trans- act. Geol. Soc. 1824 2. ser. I pag. 203 tab. 29 fig. 1) aus dem silurischen Dolomit auf Drummond Island im Huronsee = 428 II. Sternkorallen: Cyathoph. patellatum, zu finden meinten. Aber derselbe hat die ausgezeichnetste Wurzelbildung, welche schon Bigsby wegen ihrer Höhlung für Röhren hielt, die mit dem Innern des Thieres communi- eirten. Ich zweifle daher nicht im Geringsten, dass es mit dem ächten gothländischen turbinatum übereinstimme, wie auch schon Rominger annahm. Schlotheim hatte die üble Gewohnheit, seine Species öfter gar nicht zu beschreiben, er citirte in diesem Falle nur die lebende Madrepora Patella Esper Pflanzenth. tab. 62, von der schon Ellis und Solander (Natural history of Zooph. 1736 pag. 148 tab. 28 fig. 1—4) so treflliche Kupferstiche lieferten, und die Lamarck (An. sans vertebr. II. 236) in Fungia patellaris umnannte, diese konnten es natürlich nicht sein, aber Schlotheim nannte zwei Fundorte Gothland und Blankenburg. Unter letzterm Fund- orte sind ohne Zweifel die berühmten rothen devonischen Marmore zwischen Blankenburg und Elbingerode gemeint, deren geschliffene Platten in allen ältern Sammlungen viel verbreitet sind. Darunter fallen besonders gestrahlte Schei- ben bis zu 8 cm Durchmesser auf, die am besten mit den grossen kurzen Einzelzellen von helianthoides Goldf. 20. 2 stimmen, obwohl das beste Material dazu gehören würde, über diese festen Einschlüsse, welche den scheckigen Platten zum schönsten Schmuck dienen, auch nur einiger- massen Sicherheit zu bekommen. So blieben dann nur die Gothländer über, dem Citate nach dürften. es auch nur kurze breite Kelche sein, und daher könnte Hisinger Recht haben, doch zählt man bei der alten Hansestadt Wisby auf Gothland auch unsere fig. 15 dazu, die allerdings so viel Eigenthümliches hat, dass man sie nicht blos als gute Species, sondern auch für ein gutes Subgenus ausgeben könnte, aber dann sprechen wir damit ein ganz anderes Urtheil aus, als die Citate der Franzosen. Die Ausbreitung des Kelches ist so dünnwandig, dass kaum etwas Aehnliches 3 3 $: | III. Sternkorallen: Cyathoph. patellatum. 429 wieder vorkommt, und darüber ziehen sich dann bognig die Wirtellamellen in zarten Linien fort. Obwohl das Stück mit einer Hauptzelle beginnt, so kommen doch bald mehrere Zellenpunkte zum Vorschein, aber alles schuppt sich so auf- einander, dass man von der Seite gesehen an den Habitus der Monotis salinaria des Alpenkalkes erinnert wird. Unser Stück kaum 4 em hoch hat schon so viele Blätter, dass wenn man sie zählen wollte ein Durchschnitt nothwendig würde. Oben fallen dagegen nur drei Zellen bestimmter ins Auge: Nro. 2 und 3 fliessen mit ihrem Limbus so ineinander, dass beider Grenze nicht überall nachgewiesen werden kann. .Am Oberende krempelt sich der gemeinsame Rand in wei- tem Bogen etwas empor, zieht sich dann von der Unterlage zurück, bildet bei «a ein Säckchen, unter dem man auf kurze Strecke b wohl 10—12 Schichten übereinander zählen kann, die bald ineinander schwimmen bald sich trennen. Die Zellen selber sind becherförmig, und 83—12 mm tief, doch hält es schwer, ihren Boden genau zu ergrün- den. Die ältere Zelle Nro. 1 liegt am tiefsten, und dar- unter kann man dann noch mehrere Lagen durch die zu- gehörigen Radialstreifen bestimmt verfolgen. Darauf setzte sich Nro. 2 auf, wie man an dem aufgestülpten Rande r sieht, aber gleich darauf folgte eine viel höhere Wand w, welche mit dem linken Flügelende die Zelle Nro. 2 etwas überragend von der Mutterzelle Nro. 7 oben eine dritte Tochterzelle abscheidet, deren Boden höher liegt, als der der Mutter. Es war zwar keine leichte Sache, das alles klar zu legen, aber es unterliegt keinem Zweifel, dass diese Wand w nur oben senkrecht abfallende Radiallamellen hat, aussen dagegen ist sie wie der niedrigere Rand r glatt, und nur mit Anwachsstreifen versehen. Ich möchte daraus fol- gern, dass die Mutterzelle Nro. 1 schon abgestorben war, als das Schwesterpaar Nro. 2 und 3 darauf lustig fortlebte, 430 III. Sternkorallen: Cyathoph. perfoliatum. um dann vielleicht wieder einer einzigen nachfolgenden Zelle zu weichen. In den beiden jüngsten Zellen sieht man auch eine Bucht, ob dieselben eine Bedeutung haben, konnte ich nicht entscheiden. Cyathophyllum perfoliatum tab. 157 fig. 16 aus dem Devon der Eifel steht der vorigen Gothländer jedenfalls zur Seite. Goldfuss Petref. Germ. pag. 59 tab. 18 fig. 5 bildete ein vortreflliches Exemplar unter Oyathoph. plicatum ab, aber da er l. c. pag. 54 tab. 15 fig. 12 den gleichen Namen schon für eine längliche Form mit gefalteten Wirtellamellen von Kentucky verwendet hatte, so vertauschte er ihn später mit dem bezeichnendern, denn die dünnen Kelchplatten folgen wie die Blätter eines Buches übereinander. Freilich nannte er Schweden als Fundort, was zu unserm Eifeler Bilde dann nicht stimmen würde. Wie die Ansicht von oben zeigt, so sind die Rippen namentlich auf verbrochenem Limbus viel bestimmter, alle 52 bilden Falten von gleicher Dicke, wie bei Cyathoph. helianthoides, und um Haupt- und Zwischenlamellen zu unterscheiden, muss man erst tief an der Steilwand des Kelches hinabsehen, aber dann erkennt man, dass nur die 27 Hauptlamellen bis zum Boden reichen, und hier ein wirres Netz bilden, worin sich keine Symme- trie nachweisen liess. Von der Seite s gesehen sind die Kelchränder gröber, steifer, gleichsam minder beweglich, was ihnen ein ganz anderes Ansehen gab, dagegen zeigt der enge tiefe Kelch einen ähnlichen Bau, aber voll Schlamm steckend ist er schwer zu reinigen. Uebrigens muss ich die Aufmerksamkeit noch besonders auf die Kalkmasse % lenken, die durch Querlinien in zahllose mit Spath erfüllte Fächer getheilt ist, wie man sie bei Cyathoph. vesiculosum zu sehen gewöhnt ist. Wie das mit dem andern Bau zusammen hängt, bleibt zwar etwas problematisch, doch deutet es wahrscheinlich auf keinen fremden Einwuchs, sondern es RL ee III. Sternkorallen: Cyathoph. multiplicatum. 431 sind zugehörige Querwändchen, in welche sich die grossen Scheiben stellenweis zerschlugen. Edwards und Haime (Arch. Mus. pag. 405) erhoben die Species zu einem be- sondern Geschlecht Chonophyllum (yövos Becher), und zählten dazu aus dem Devon von Nehou (Manche), auch daumen- dieke Oylinder (Ch. elongatum), die aus lauter ineinander geschachtelten Düten mit den dünnsten Wänden zu bestehen scheinen. Die Grenzscheiden für alle diese viel nüaneirten Schichtenzellen zu ziehen, ist schwer. Ich will daher nur noch einzelne Beispiele hervorheben. Cyathophyllum multipliecatum tab. 157 fig. 17. 18 nannte Dale Owen die schön verkieselten Formen aus der Niagaragruppe von Masonville in Jowa, deren Lamellenbau in ganz besonderer Klarheit verfolgt werden kann. Wie fig. 17. s von der Seite zeigt, so haben die vielfaltigen Becher eine grosse Neigung sich zu krümmen, das kurze Stück zeigt fünfmal scharfe Absätze mit sechs kurzen Trich- tern. Bei andern sind diese Absätze weniger geknickt, aber es kann auch kommen, dass plötzlich einer den ganzen Kelch mehr als die Hälfte überzieht, um dann sogleich wieder in gewöhnlicher Weise fortzuwachsen. Das klar zu machen habe ich fig. 18 ein solches Knie von oben abgebildet: man sieht hier drei Kelchränder gedrängt übereinander, deren Wirtellamellen genau miteinander correspondiren, trotz der scharfen Absätze. Dann aber biegt sich die Wand plötzlich über, um weiter oben wieder in gewöhnlicher Weise fort- zuwachsen. Man sollte meinen, die Zahl der Wirtellamellen wäre nun von der Unterlage unabhängig, allein die äussern markirten Streifen beweisen, dass das durchaus nicht der Fall ist. Es entspricht jedes Bändchen genau zweien am Rande des Kelches folgenden Rippen, woraus hervorgeht, dass die zarten Rinnen zwischen den Bändern den Haupt- lamellen entsprechen. Daher trifft man dann auch hin und 432 III. Sternkorallen: Cyathoph. multiplieatum. Dr wieder noch eine zartere Zwischenlinie, welche den kürzern Zwischenlamellen entspricht, wie das die kleine Skizze fig. 17. u zeigt, wo sich die dünnen Zwischenlinien bald einstellen, während unten bei / die loculi in der Fortsetzung der Quer- scheidewand g mit Wändchen geschlossen sind. Die Art der Querscheidewände fig. 17. o hat mit der von Omphyma noch grosse Aehnlichkeit, man sieht deutlich wie sich über den Oentralboden die Hauptlamellen vielgekrümmt fortziehen, aber man kann auch auf das Bestimmteste die bandförmigen Plättchen (traverses) verfolgen, welche die loculi in der verschiedensten Weise decken: ein Theil letzterer bleibt ganz offen, man kann tief in den Interlamellarräumen hinabsehen; andere sind bis zum äussersten Lamellenrande durch weisse Plättchen geschlossen, welche zum Theil mit der Central- scheibe in unmittelbarer Verbindung stehen. So zeigt die etwas vergrösserte Lamelle x unten in der Hauptgabel eine weisse Wand, während man darüber zwischen den drei Zinken tief hinabsehen kann; die Wirtellamellen y von der Seite gesehen zeigen hinten ein langes Zwischenplättchen, während davor zwei isolirte Bögen sich herauswölben. Da in allen diesen Gebilden keine feste Regel gefunden wer- den kann, so darf darauf auch nicht zuviel Gewicht gelegt werden. Ja an der verbrochenen Unterseite sehen wir bei g einen entschiedenen Vorsprung, der auf eime Zaphrentis- Grube hindeutet, die oben auf dem Kelche o wieder ganz verschwunden ist. Diese Verpappung erschwert bei aller Klarheit das Zählen der Lamellen, namentlich auch deshalb, weil der Unterschied zwischen Haupt- und Zwischenlamellen sich verwischt. Das Ueberbiegen der Seitenwand über einen Theil des Kelches ist eine so allgemeine Erscheinung, dass es ver- wundert, wenn die Schriftsteller der Sache so wenig er- wähnen. Ich habe schon oben tab. 156 fig. 29 Einiges II. Sternkorallen: Cyathoph. tubatum. 433 davon ausgezeichnet, wo es den Anschein einer Verkrüppe- lung &ewann, hier scheint es dagegen tiefere organische Bedeutung zu haben, man könnte dafür das Wort „halb- gedeckt“ (semitectum) einführen, tab. 157 fig. 19 von Goth- land liefert dafür ein recht ausgezeichnetes Beispiel: der kurze Kegel mit seiner markirten Rippung gleicht äusserlich dem devonischen lineatum pag. 385, aber die Becheröffnung ist markirt kegelförmig, und nicht sonderlich tief. Die Zahl der Wirtellamellen (67) lässt sich nach den äussern Rippen auf das Bestimmteste feststellen, darunter sind auf einer Seite nur zwei (z vergrössert), die sich durch Kürze und Schmalheit auszeichnen, was aber für die Symmetrie wohl keine Bedeutung hat, so sehr sie auch wegen ihres Unter- schiedes in die Augen fallen mögen. Die Lamellen innen sind flach, aber lassen wegen der Härte des Gesteins keine genaue Beobachtung zu, dagegen liefert nun der halbmond- förmige Deckel ein ganz merkwürdiges Organ. Die Ober- fläche ist etwas uneben gewellt, die Rippen der Seitenwände verschwinden plötzlich, man sieht nur die Linien der Wirtel- lamellen durchscheinen, die unter dem Halbdeckel sich gut ausbildeten. Da der concave Rand wenn auch undeutlich gekerbt ist, so hatte das Wachsthum damit seinen Stillstand erreicht. In Gothland scheinen ähnliche Formen freilich ohne Halbdeckel nicht selten zu sein, denn Fougt (Amoen. acad. 1749 I pag. 90 tab. 4 fig. 7) bildet nicht blos sehr ähnliche ab, sondern setzt auch hinzu „in Gothlandia Gums- horn (cornua arietis) vulgo salutantur“. Cyathophyllum tubatum tab. 157 fig. 20. 21 aus den Kalken von Louisville am Ohio in Kentucky ist in gelben aber etwas mürben Kiesel verwandelt. Aeusserlich gleichen sie ineinander gesteckten Trompeten, die eine grosse Anzahl von Proliferationen bedeuten. Edwards und Haime (Palzon- togr. Soc. V pag. 280 tab. 66 fig. 2) haben ähnliche von Quenstedt, Sternkorallen. 28 434 II. Sternkorallen: Cyathoph. tubatum. Dudley Cyathoph. Loveni genannt, und meinen, dass Madre- pora simplex $ Fougt (Amen. acad. pag. 90 tab. 4 fig. 4) von Gothland dieselbe sei. Da würde Cyathophyllum vermi- culare Hisinger Leth. suec. pag. 102 tab. 29 fig. 2 äusser- lich noch besser passen. Unsere Amerikanischen haben jedenfalls eine andere Entwickelung. Die dickere fig. 20 steckt unten in einem harten blauen Kalke, mit dem die Spitze der untersten Trompete wegbrach, dann folgen aber noch sechs weitere, die sich durch ihren abstehenden Becher- rand scharf abheben, so dass in der Ansicht von oben meh- rere zugleich sichtbar werden. Die äussere Hülle ist wahr- scheinlich durch die Verkieselung zerstört, daher treten nur rohe Längsrippen mit feinen Rückenlinien auf, jene ent- sprechen den loculi der Hauptlamellen, diese dem Ursprunge der Zwischenlamellen, wie die vergrösserte Skizze y zeigt, wo oben regelmässig zwei kleine Löcher durch eine Zwi- schenlamelle geschieden sind, was in der Oberansicht o ein schönes Bild gibt, und nicht einmal durch den eigenthüm- lichen Halbdeckel ganz gestört wird. Letzterer besteht aus rohem Kiesel, und würde im weitern Fortwachsen ein Knie wie fig. 13 erzeugen. Möglicher Weise könnte unten die in die Medianlinie gestellte Furche auf eine Symmetrie hin- deuten, worin die kurze Lamelle unpaarig erscheint, denn ich meine hier 36—+1 Hauptlamelle zählen zu sollen. Die Querscheidewand im Centrum bildet nur eine verkrüppelte Grube, worin die Hauptwirtellamellen undeutlich verschwin- den. Der Querbruch auf der Unterseite « dieser obersten Trompete scheint plötzlich ein ganz anderes Geschlecht zu sein, denn wir haben eine breite kreisförmige Scheidewand, welche von 42+1 Hauptlamellen ringförmig umlagert wird. Die obere unpaare Lamelle passt genau auf die darüber liegende Furche der Oberansicht, auch ist eine schwache mediane Erhöhung auf der Scheidewand angedeutet. Mit ee] ı III. Sternkorallen: Cyathoph, tubatum. 435 dem Zählen der Ringe muss man vorsichtig sein, denn wir haben hier nur einen Ring, während auf der Gegenbruch- fläche zwei getrennte Ringe vorhanden sind, aber davon ge- hört der äussere dem Oberrande der zweiten Trompete an, welche auf der Bruchfläche « keinen Antheil mehr nimmt. Gingen wir blos auf den innern Bau, so hätten wir an ein und demselben Stück zwei Geschlechter. Mit Zuhilfe- nahme des äussern Habitus und Fundortes gehört nun aber auch das viel dünnere Exemplar fig. 21 dazu, wir zählen hier S—10 mehr oder weniger ausgebildete Trompeten über- einander: unten « ist die Anfangsspitze abgebrochen, doch sieht man in der Tiefe deutlich eine ebene Querscheidewand, und erwartet darnach ganz dieselbe Bildung, wie vorhin, aber bricht man die Säulen entzwei, was freilich wegen der Mürbe mit Vorsicht geschehen muss, so erscheint das Innere ö hohl, es fehlen weit hinein die Querscheidewände, man findet nur einzelne harte Klumpen, die noch auf Textur hindeuten, welche am Rande sich noch durch einen Ring von Lamellen zu erkennen gibt. Es muss das immerhin auffallen, da sonst die Verkieselung alle organische Ablagerung zu erfassen pflegt. » Blos wenn die Reste lange im Lehm liegen, wird selbst der Kiesel wieder angegriffen, wie es hier im Innern der Fall sein mag. Auch das Oberende o scheint der Species zu widersprechen, denn es verjüngt sich nicht blos auffallend, sondern die kleine Scheibe im Innern bezeichnet keineswegs den Rest einer Scheidewand, vielmehr mit Spuren wirrer Linien bedeckt scheint sie lediglich aus der Verwachsung von den innern Enden der Wirtellamellen hervorgegangen zu sein. Man darf nun aus solchen scheinbaren Verschieden- _ heiten nicht gedankenlos Species und Geschlechter machen. Aber doch geschieht es hin und wieder, das beweisen die Steinkerne. Die schärfsten derselben liegen in dem weissen Dolomite der Niagaragruppe von Wisconsin, wovon 2Is? 436 III. Sternkorallen: Polydilasma. Cyathoph. patella. Hall (Paleont. New-York II pag. 112 tab. 32 fig. 2) die wichtigste Polydilasma turbinatum tab. 157 fig. 22. 23 nannte, weil die Ausfüllungen der loculi zahllose Gabeln bilden (roX% viel, dis doppelt, &Axsu.x Platte), die freilich allen Oyathophyllen mehr oder weniger deutlich zukommen. Ich zähle an dem grossen Stück genau 40 solcher Gabeln, die bald tiefer bald flacher geschlitzt sind, aber mit ihrem breiten Stiele die abgebrochene Basis erreichen. Nur zwei davon zeigen blos ganz kurze Zinken, und diese liegen fast genau auf dem Rücken, fallen dabei in die Verlängerung der merkwürdigen Grube, worin die Nadel erst bei 10 mm den Grund erreicht. Da hier nun alles was Hohlraum ist mit Kalkmasse erfüllt sein musste, so sollte man meinen, es müsste der Abguss einer Axe sein, die wie bei Oyathaxonia hoch über den Boden, der einige wirre Fäden zeigt, hinaus- ragte. Die Gabeln sind übrigens alle mit kleinen Bitter- spathrhomboedern bedeckt, deren Flächen namentlich in der Sonne oder beim Lampenlichte glitzern. Natürlich füllen solche Kerne blos den Becher aus, und sie geben in dieser Beziehung gerade von einem Theile Rechenschaft, der bei den tiefen Kelchen gewöhnlich mit Schlamm erfüllt ist, wie die kleine fig. 23 von derselben Fundstelle beweist. Sie gleicht mit ihrem übergebogenen Rande vollkommen einem Glas- becher. Hier bilden die Rippen weniger Gabeln, sondern ihre Länge wechselt blos regelmässig ab, so dass ihre Zahl etwa in 23+28=56 zerfällt. Auf dem runden Boden der Unter- seite u geht dann die Rippung allmählig verloren. Auch die Grauwacke liefert in Amerika gute Beispiele. Ich nenne davon eine der wohlerhaltensten Cyathophyllum patella tab. 157 fig. 24 aus der Helderberggruappe von Orange Cnty, New-York. Der Abguss a des Kerns ragt mit seinen 43 Lamelienpaaren nur wenig wie eine niedrige Patella aus dem gelblich grauen Sandsteine hervor, oben zieht sich ein III. Sternkorallen: Cyathoph. patella. Pileaten. 437 flacher Rücken zum excentrischen Gipfel hinauf, der auf eine entsprechende Furche im Kelche hinweist, welche eine entschiedene Symmetrie erzeugt, da sich die ersten zehn Hauptstrahlen jederseits anders gruppiren, als der dahinter- folgende halbkreisförmige Limbus. Für den Zeichner wird es jedoch schwer, das alles Zahlengemäss wieder zu geben. Da die Rippen den loculi entsprechen, so müssen die punk- tirten Rinnen dazwischen von den Kanten der Wirtellamellen herrühren, aus deren kürzerm und längerm Laufe man die Haupt- und Zwischenlamellen leicht beurtheilen kann. Auch der kreisförmige Saum bildet eine markirte Vertiefung, woraus sich die Dicke des Kelchrandes ergibt, die jedenfalls nicht bedeutend war. Die Tiefpunkte (x vergrössert) haben eine deutliche Kreuzgestalt, und auch aus ihrer Grösse kann man schon die zweierlei Wirtellamellen beurtheilen, da die kleinern den kürzern Zwischenlamellen zukommen. Solche Kreuze werden gewöhnlich für ein Wahrzeichen von Helio- phyllum genommen, während die Furche auf Zaphrentis deuten würde. Die äussere Hülle b gleicht einem unten zugespitzten Loche mit markirten concentrischen Streifen, in denen kaum Schatten von Längsfurchen angedeutet sind. Fungit® pileati tab. 157 fig. 25—29 nannte Walch (Naturgesch. Verst. 1769 II. 2 pag. 56 tab. F. III. a fig. 1. 2 und tab. F. X fig. 14) jene bekannten Steinkerne aus un- sern Grauwackenschiefern und aus den devonischen Kiesel- lagern und Eisensteinen von „Lohdenbleck“ bei Hüttenrode. Auch F. A. Römer (Verst. Harzgeb. 1843 pag. 3 tab. 2 fig. 1 etc.) und Andere wandten ihnen die Aufmerksamkeit zu. Da sie stets die innern Abgüsse der Kelche bilden, so liefern sie im Allgemeinen für den innern Bau ein will- kommenes Material, das aber für die erhaltenen Kalk- und Kieselspecies schwer zu verwerthen ist. Ich will daher nur Einiges aus den devonischen Lenneschiefern von Olpe in 438 III. Sternkorallen: Steinkerne von Cyathophyllen. Westphalen vorführen. Die Stücke haben gewöhnlich durch Verdrückung etwas gelitten, und werden beim Herausschla- gen namentlich am Oberende, wo sie mit der Gebirgsmasse zusammenhängen, häufig verletzt, auch hat sich sichtlich der Schiefer noch bewegt, während der Kalk schon ausge- laugt war, denn derselbe klebt nicht selten auf zwei ent- gegengesetzten Seiten dem Drucke entsprechend noch auf den Kernen. Die kleine Fig. 25 etwas verdrückt gleicht durch ihre senkrecht aufsteigenden Wände dem Kelchkerne eines Cyathophyllum ceratites. Die Gabeln der loculi sind meist scharf ausge- bildet, man kann etwa 23 zählen, nur das Erkennen der unpaarigen Rückenregion macht Mühe. Die untere Spitze % ragt wie ein glatter Zitzen hervor, aber gerade auf diesem kann man die symmetrische Anordnung der Wirtellamellen noch nachweisen, denn man sieht deutlich, dass in der Seiten- ansicht s links die Rinnen mit den begleitenden Rippen nicht so tief hinabgehen, als rechts. Lamouroux (Expos. meth. Polyp. 1821 pag. 85 tab. 78 fig. 78) bildete einen etwas dickern Oylinder mit ganz gleichen Zitzen an der Unterseite aus den Thonschiefern von Kerliver bei Faon (Finistöre) unter Turbinolia celtiea ab, weil sie im Wohn- sitze der Celten gefunden ward. J. Phillips (Figures and Descript. of the Paleoz. Foss. 1841) begann damit sein viel- gerühmtes Werk über das devonische System, und erhob sie auffallender Weise zu einem neuen Geschlechte 'Tur- binolopsis (Turbinolia und öyıs Aussehen), was eine ziem- liche Unkenntniss mit der Sache voraussetzt, obwohl er sie ausdrücklich „casts“ nennt, die er aber mit so schlechten Abbildungen begleitet, dass sie ohne die Originale nicht zu verwerthen sind. Die grosse Fig. 26 ganz mit ‚gelbem Eisenocker überzogen ist etwas verdrückt, ich stelle sie von der Schmalseite dar, um 3 & 5 III. Sternkorallen: Steinkerne von Cyathophyllen. 439 den ungleichen Stand des Kelchrandes, der ohne Zweifel durch Druck herbei geführt wurde, klar zu übersehen. Die Hauptwirtellamellen haben tiefe breite Furchen zurück ge- lassen, wornach sich ihre Zahl auf 45 bestimmen liess; die Zwischenlamellen erzeugten dagegen nur eine ganz flache Rinne, jederseits von einer zierlichen Knotenreihe (x ver- grössert) begleitet, die dann beide nach unten, wo der Ein- druck der Zwischenlamelle nicht mehr hinreicht, in eine einzige übergehen. Es setzt das im Grunde der loculi entsprechende Grübchen voraus, wie man sie bei gut ge- reinigten Kalkexemplaren öfter sieht. Man könnte sie darnach Cyathophyllum bipunetatum heissen. Nur wenn die Gabeln vom Schiefer wegspringen, wie an der verletzten Stelle v, dann sieht man blos Längsfurchen mit flachen Wölbungen dazwischen, welche den innern Rinnen zwischen den Hauptlamellen entsprechen. Die untere Spitze « ist wie künstlich abgeschnitten, was wahrscheinlich in einem Abgange des Schiefers seinen Grund hatte. Es könnte da- bei auffallen, dass die den Wirtellamellen entsprechenden Schlitze fast alle zum Centrum reichen, aber die Sache findet ihre Erklärung in der Annahme, dass der Abgang dicht über den Boden wegging, wo ja öfter die Wirtel- rippen bis ins Innerste verlaufen, wenn auch selten so ge- rade, als in unserm Falle. Leider hat links der Kreis durch Druck gelitten, sonst könnte man vielleicht darin noch eine Symmetrie nachweisen, da ein Strahl besonders tief ein- greift, und gerade dieser nach oben durch eine dreifache Gabel ausgezeichnet ist, während alle übrigen in einfacher Gabel ausgehen. Lonsdale (Murchison Silur. Syst. II tab. 16. bis fig. 5. 6) zeigt sie mit Turbinolopsis bina be- zeichnet, und seine fig. 6 hat allerdings Aehnlichkeit mit der unsrigen, obwohl die „casts“ aus dem Caradocsandstein stammen sollen. Der stumpfere Kegel 440 III. Sternkorallen: Nucleus mamillatus, planus. Fig. 27 gehört einem rohern Grauwackenschiefer an, der rechts noch einen Theil der Kalkhülle hat, aber doch zu wenig, um bestimmt als Cyathophyllum ceratites gedeutet zu werden. Die Furchen sind hier sehr breit und flach, was auf dicke Wirtellamellen schliessen lässt; die Gabeln scharf ausgebildet sind alle symmetrisch und kurzzinkig. Gerade solche bestimmte Gabelung gehört ja zu dem wich- tigsten Beweise, dass wir es nur mit Steinkernen zu thun haben. Hier kann man nun noch zum Ueberfluss genau sehen, wie die Kalklamellen am verbrochenen Oberrande in die Furchen eingreifen. Von den 34 Gabeln liegen 11 unter dem Kalke verborgen, die sich aber trotzdem sicher zählen lassen. Unten steht wieder, wie bei celticum, ein kurzer glatter Zitzen hervor, der rechts von der Kalkhülle überragt wird. Während wir also hier einen nucleus mamil- latus vor uns haben, so bietet uns Fig. 23 von der Unterseite dargestellt einen nucleus planus, welcher daher auf einen ebenen Boden schliessen lässt, wie ich das schon im Hdb. Petref. 1852 tab. 59 fig. 35 beschrieb. Das Stück ist hier von oben her verdrückt, da- her steht der Rand oben schief zungenförmig hervor, wäh- rend er unten senkrecht abfällt. Die beiden dunkeln Fur- chen oben und unten scheinen in der Symmetrieebene zu liegen, jederseits etwa von 12 Gabeln begleitet, doch bringen unregelmässige Verdrückungen etwas Unsicherheit hinein. Endlich ist Fig. 29 an der nach oben gekehrten Spitze abge- brochen, daher dringen die Schlitze wirr bis zum Centrum vor. Am verbogenen Rande zählt man sehr bestimmt 33 Rippen, die durch tiefe Furchen voneinander getrennt sind. Auf dem Rücken der Rippen zieht sich eine flache Rinne weit herauf, welche jederseits von Knötchen in geschlän- geltem Laufe begleitet wird (2 vergrössert). Zwei Rippen III. Sternkorallen: Cyathophyllum Loveni, 441 springen am Oberrande etwas hervor, und diese könnten viel- leicht auf Symmetrie hindeuten. Am verbrochenen Gipfel kommt an einigen Stellen ein eigenthümlicher Wechsel von Rippen vor (y etwas vergrössert): die untern Reste «, eben- falls mit zwei Punktreihen auf dem Rücken, legen sich nicht blos vor die oberen Furchen, sondern wechseln auch mit den darauf folgenden obern o Rippen dergestalt, dass die zwei Punktreihen auf dem Rücken der untern in den Punkt- reihen zweier oberer die Furchen begrenzenden Rippen fort- laufen. Ich erkläre mir diesen Absatz durch Proliferation, doch wäre etwas grössere Deutlichkeit wünschenswerth. Wir ersehen daraus wenigstens so viel, dass die verschie- denen Steinkerne zu gar mannigfaltigen Species gehören. Cyathophyllum Loveni tab. 158 fig. 1-6 führt uns wieder nach Gothland. Sie wurde schon oben pag. 434 bei tubatum erwähnt, jetzt haben wir die ächte Species vor uns, welche sich durch Kleinheit und Zierlich- keit in hohem Grade auszeichnet. Natürlich kann sie nur in ihren zahllosen Abänderungen richtig aufgefasst werden, wie das unsere wenigen Beispiele beweisen. Die Alten zählten sie zu den Columelli lapidei (Steinsäulen), ein Name der schon 1699 bei Luidius vorkommt, und im Gegensatz zu den kreiselförmigen Hippurite pag. 365 gebraucht wurde. Büttner (Coralliograph. subterr. 1714 pag. 21 tab. 2 fig. 1. 2) scheint sogar schon von Querfurt abgebildet zu haben, zonulis instructum, ac leviter striatum adhuc intra massam cretaceam. Solch weissliche Farbe nimmt der Gothländerkalk im Diluvium an. Da der Kelch einem steilwandigen Becher ohne besondere Wahrzeichen gleicht, so wurde er von Edwards und Haime noch beim engern Geschlecht Oyatho- phyllum belassen. Als man jedoch ausgebildete Querscheide- 442 IH. Sternkorallen: Cyathoph. Loveni. wände daran entdeckte, so wurden sie zum Campophyllum (x&u.ren Krümmung) gestellt, wozu das stark gekrümmte Cyathophyllum flexuosum den Typus bildete. Aber da diess devonisch war, so vertauschte man in Schweden den Namen nochmals mit Pholidophyllum (goXs Schuppe). Ich halte das alles für unnöthige Mühe. Es mag wohl Symmetrie vorhanden sein, aber sie in den mit hartem Kalke erfüllten Bechern nachzuweisen, ist schwierig. Nur das beste Mate- rial kann da genügende Aufklärung geben. Fig. 1 unten « angeschliffen, ist obschon mit seiner schwachen Krümmung 6 cm lang doch oben wie unten genau gleich breit, zum Zeichen, dass es wahrscheinlich noch viel länger wurde. Es gleicht dadurch dem c»spitosum. Unten zähle ich sehr bestimmt 23+23 —=46 und oben 25+25=50 Haupt- und Zwischenlamellen, so dass dieselben sich auf dem langen Wege nur wenig vermehrten. Man zählt wohl an zwanzig verschiedene Absätze, die aber nie kragenartig hervor- stehen, sondern deren Nähte verwuchsen. Die Aussenseite regelmässig mit Doppelrippen (x vergrössert) besetzt, welche die Hauptloculi nach aussen schliessen. Die feinere Linie darauf entspricht der kürzern Zwischenlamelle, so dass auch von aussen ein Zählen der loculi ermöglicht wird, wenn es auch dort gewöhnlich etwas schwerer hält. Die zarte fig. 2 bildet eine Zierde der Sammlungen, sie beginnt unten mit einer scharfen Spitze, der jederseits eine kurze Wurzel an- hängt, ihre untere Hälfte gleicht daher einem schlanken Kreisel, der dann aber in den vier weitern Absätzen zur völligen Säule wird. Die Mundränder springen zwar etwas stärker hervor, allein die Doppelrippen setzen sehr deutlich ununterbrochen über die Absätze fort. Ich zähle oben in der Mündung 21 Hauptlamellen, mit ebensoviel deutlichen Rippen; die drei untern Kreisel haben dagegen nur 20, und man sieht deutlich in dem vierten, wie die Zahl durch III. Sternkorallen: Cyathoph. Loveni. 443 eine Gabel (y vergrössert) um eins vermehrt wird. Fig. 3 ist bei ungefähr gleicher Länge schon ansehnlich dicker, und dem entsprechend zählen wir in der Mündung o 28 Haupt- lamellen, ich meine sogar eine gewisse symmetrische Stellung darin zu finden, namentlich wird man überrascht, dass der kleine unterste stark _bewurzelte Kreisel schon 26 also blos zwei weniger zählt, aus dem Verlaufe der Doppelrippen folgt das mit grösster Sicherheit. Diese Rippen haben nun sogar daselbst eine schon mit blossem Auge erkennbare symmetrische Stellung, indem links neun Rippen vom obersten Rande bis zur Spitze durchlaufen, und die folgenden auf beiden Seiten eine fiederförmige Stellung einnehmen, wo- durch sich schnell die höhere Lamellenzahl einstellen konnte. Trotz der zahlreichen gezahnten Ringe, die mehr Anwachs- streifen als Absätzen gleichen, haben die Längsstreifen doch gar nicht gelitten. Die innern Lamellenkanten sind wie bei der folgenden deutlich geknotet. Diese fig. 4 ist gestreckt, und ausnehmend regelmässig gebildet, drei Absätze werden so stark, dass der Rand die deutlichen Rippen auf kurze Strecke unterbricht. Oben zählt man 28 und unten am ersten Kreisel schon 26 Hauptlamellen, welche sehr deut- liche Knoten zeigen (z vergrössert), dabei sind die Zwischen- lamellen zwar viel kürzer, aber die Knoten kann man im Grunde der loculi doch recht deutlich verfolgen, wie wir das ja schon bei den schönen Grauwackenkernen von patella tab. 157 fig. 24 sahen. Unten steckt die Anfangsspitze des grössern Kreisels in einem kleinen mehr glatten be- wurzelten Embryo, der gerade da verbrach, wo die Rippen sich gefiedert aneinander legen. Dicker bewurzelt, aber sonst höchst verwandt, ist fig. 5. Ich zähle hier 24+ 24—48 geknotete Lamellen. Der Kelch o ist etwas tiefer, und die äussere Rippung ein wenig rauher. Die dicke Wurzel w von unten dargestellt zeigt, dass die vier finger- 444 III. Sternkorallen: Cyathoph. Loveni. förmigen Cylinder der Endspitze nur seitlich anhängen. Fig. 6 ist wieder das fünfgliedrige Stück eines gerad ge- streckten Cylinders, welcher aussen a 32 zartere Rippen zählt, die treppenartig übereinander absetzen. Das Stück brach zufällig der Länge nach durch, da kann man innen i den oben mit Schlamm erfüllten Kelch sehen, und darunter die breiten Querscheidewände mit zwischengelagertem die Hohlräume füllendem Kalkspath, etwa wie man sich den innern Bau von Amplexus denkt. Ich habe dann noch Stücke angeschliffen und polirt, aber die Wände blieben doch immer etwas unregelmässig, auch unterscheidet sich ihre matte Farbe nicht leicht, was das Verfolgen erschwert. Zwischen der ansehnlichen Zahl von quer durchgehenden kommen an den Rändern immer noch Parthieen vor, die minder weit eingreifen. Wegen der zahllosen Uebergänge lege ich daher auf solchen Bau immer nur ein bedingtes Gewicht. Unzweifelhaft dürfte Fougt (Amoen. acad. 1749 pag. 94 fig. XI n. 4) unter Madrepora composita, corporibus proli- feris e centro solitariis diese verstanden haben, sie war blos grösser und wohlgebildeter, als die unsere, deren ältester Name also Cyathophyllum proliferum sen würde. Lonsdale beschrieb in Murchison’s Geology of Russia (1845 Vol. I pag. 613 Plate A. Appendix A fig. 7. 5) eine Tryplasma zequabilis und articulata von der Kakva bei Bogoslowsk jen- seits des nördlichen Ural, die offenbar unsern Gothländern nahe steht. Der falschgebildete Name (rgürn Loch, Maoux Platte) sollte in den senkrechten loculi auf die Knötchen hinweisen, welche er für feine Röhren hielt: „lamelle of the outer area (äussere Wand) being pierced, from the inner surface of the wall, through their whole breath by well- defined, relatively large foramina, terminating on the inner edge in a distinet row of short tubuli.* Darnach wären ie a I ET III. Sternkorallen: Cyathoph. flexuosum, 445 also die Knötchen durchbohrt, was ich zwar nicht bestätigen kann, aber nicht läugnen will. Cyathophyllum flexuosum tab. 158 fig. 7—10 von Goth- land hat wenigstens äusserlich Aehnlichkeit mit der gleich- namigen bei Hisinger Leth. suec. tab. 29 fig. 3. Ich folge in dieser Beziehung gern den Citaten von Milne-Edwards (Hist. nat. corall. 1860 III. 384) und der alten Linne’schen Benennung, obwohl jeder wieder etwas anderes meint, und die Unvollkommenheit der Darstellung keine Sicherheit zu- lässt. Bei aller Aehnlichkeit mit vorigen sind sie glatter, die Kelchvertiefung mehr kreiselförmig, die Wirtellamellen zarter. Fig. 7 bildet für die Proliferation ein ausgezeich- netes Muster: das unverwitterte Stück lässt aussen kaum Rippen bemerken, der untere fast gänzlich getrennte Kreisel hat auf seiner einst angewachsenen Anfangsspitze einen rundzweigigen Favositen umfasst, den man leicht für eine Wurzel halten könnte. Auf der Innenseite (rechts) kommt dann der neue Sprössling hervor, mit seinem Unterende nicht die Hälfte des Mutterkelches ausfüllend. Die nach- folgenden drei wuchsen dagegen aus dem Boden heraus, erst oben o sieht man wieder eine ausgezeichnete Seiten- tasche, welche auf der äussern Wand sich noch auf das Engste an die Wirtellamellen der Mutter anschliesst und nur an der Taschenwand neue Lamellen hinzufügt. Offen- bar lebten und starben Jung und Alt miteinander. Es kann hier nach Art des Ansatzes weder von Sprossung noch Theilung die Rede sein. Die Ansicht von oben o soll zeigen, wie weit der unterste kleinste Kelch (links) offen steht, der vielleicht auch noch Leben hatte, als die Enkel schon weit hinaufgesprosst waren. Ich zähle im Kreise des ganzen Endrandes etwa 42 Hauptlamellen die zum Theil auf dem Boden sich umbiegen, und in der Mitte nur einen engen Callus frei lassen. Die kleine fig. 8 um- 446 III. Sternkorallen: Cyathoph. flexuosum. fasste unten wie mit einer Hand ein rundes Stäbchen, woran sie Halt fand, durch Verwitterung ging auf einer Seite die Oberhaut weg, dann kommen rauhe Längsrippen (x vergrössert) zum Vorschein, zwischen denen zahllose @Querlamellchen (traverses) übereinander stehen. Allmählig wuchs mitten aus dem Kelche ein dünnes Exemplar her- vor, das an seinem ÖOberrande ein kleines Brutsäulchen hat, welches man nicht für einen Wurzelanhang halten darf.” Es lässt sich übrigens nicht sicher ermitteln, ob man es für eine zum Stocke gehörige Knospe oder für einen Schmarotzer halten soll. Das dritte Stadium bildet ein knieförmiger glatter Endwuchs, den ich bei o von oben darstellte, um die starke Krümmung zu zeigen, welche den Mutterkelch anfangs zur Hälfte decken musste. Fig. 9 mit fast gänzlich verwitterter Oberfläche gewinnt in Folge dessen ein viel anderes Aussehen, weil man überall nur Längs- und Querlinien sieht, die aber sichtlich durch Zerstörung der Oberhaut hervor gingen, wie es x vergrössert darstellt. Eigenthümlich macht sich der dünne magere Aufsatz, der aber aus dem innersten der Mutter herauswuchs, und deren Kelchcentrum völlig füllte, wie die Ansicht von oben o deut- lich zeigt. Es sind solche Bilder viel veröffentlicht, nament- lich finden wir es schon in einem etwas dickern Exemplare bei Fougt 1. ce. fig. IV, dennoch kann man solches Formen- spiel zu specifischen Unterscheidungen kaum benutzen. Aber für die Beurtheilung des Wachsthums liefern sie wichtige Gegenstände. Fig. 10 macht schon den Ueber- gang zu den dickern, der untere Kreisel war mit seiner Länge und Breite aufgewachsen, was auf die Richtung der Zelle seinen Einfluss hatte. Plötzlich ward sie frei, und nun stieg sie senkrecht in die Höhe, freilich immer mit einer Neigung zum Proliferiren und Verjüngen. Der Ober- rand leidet vorn etwas an Missbildung, daher sieht man F c - be ch re re Diehl = 0 Te nr eh TREU TR NER u, III. Sternkorallen: Cyathoph. Loveni. A447 von der Seite hinein. Zur Vergleichung führe ich noch einige gelbverkieselte Exemplare Tab. 158 fig. 11—15 aus der Niagaragruppe von Char- lestone Landing in Indiana an. Sie wurden mir seiner Zeit als Cyathophyllum flexuosum von meinem Freunde Rominger gesandt, und in der That spricht die äussere Form da- für, aber durch ihre stärkere Rippung und durch die platti- gen Querscheidewände neigen sie sich wieder zum Loveni: gleich die fig. 11 beweist das, schon die abgebrochene un- tere Spitze vu zeigt die glatte kreisförmige Querscheidewand, und oben 0 sieht man rechts in den Kelch mit rundem Boden hinein, links sitzt die Hälfte der obersten Zelle noch darauf, und erlaubt einen Einblick in die Tiefe, welche einer vollkommen hohlen Kammer gleicht, an deren senk- rechten Wänden die geknoteten Hauptlamellen hinablaufen. Von Zwischenlamellen bemerkt man jedoch keine Spur. Die wurmförmig gekrümmte fig. 12 ist zu roh, gedrängte Silifi- cationspunkte haben aussen alles zerstört, man würde dar- nach keinen Augenblick anstehen, sie flexuosus zu nennen. Die bogenförmige fig. 13 erweist sich durch ihre Rippen wieder als Loveni, obgleich oben die Brut aus dem Cen- tram der Mutterzelle sich in ganz gleicher Weise wie fig. 9 verjüngt. Oben o in dem kelchförmigen Becher mit breitem Boden kann man 23 geknotete Hauptlamellen leicht zählen. Die breite Mündung von fig. 14 würde wieder der flexuo- sum besser entsprechen, die Rippen sind zwar noch auf der innern Kante geknotet, aber der breite Boden fehlt, die Bruttasche, deren flachen Umriss man innen noch deutlich erkennt, hat sich über dem Rande schon zu einer runden Zelle entwickelt, die ebenfalls unten spitz endigt. Dagegen liefert fig. 15 von oben dargestellt scheinbar wieder ein Muster von Loveni mit etwa 33 geknoteten Lamellen, die an der schmalen Wand senkrecht hinabgehen, dann aber 448 HI. Sternkorallen: Cyathoph. vermiculare, pullulatum. sich senkrecht umbiegen, um unter dem breiten glatten Boden deutlich noch ein Ende weit durchzuschimmern. Noch besonders muss ich dabei bemerken, wie entschieden sie sich der Gothländer Loveni anschliesst, und nicht der tubatum pag. 433, der sie doch dem Vaterlande nach viel näher stände. Cyathophyllum vermieulare tab. 158 fig. 16 will ich eine schöne Gothländer heissen, die mit vermieulare Hisinger Leth. Suec. pag. 102 tab. 29 fig. 2 vom Klinteberge stimmt, und möglicher Weise von vermiculare Goldfuss Petr. Germ. pag. 55 tab. 17 fig. 4 nicht wesentlich abweicht, wenn diese auch aus .der Eifel stammt. Jedenfalls steht sie näher, als articulatum, die Milne-Edwards (Hist. nat. Corall. II. 377) damit vereinigen wollte. Bleiben wir zunächst bei der Einzelzelle fig. 16 stehen, so erinnern die ringförmigen Wülste noch ganz an Loveni, sie danken wenigstens ver- narbten Proliferationen ihren Ursprung; darüber ziehen sich deutliche Rippen weg, welche mit der Zahl der Wirtel- lamellen aufs Genaueste stimmen, aber mit dem Unter- schiede, dass sowohl den Haupt- wie den Zwischenlamellen eine entspricht, wir zählen daher 23+23=56 Rippen und Lamellen. Beide Lamellensorten sind zwar am Oberrande gleich dick, aber nur die Hauptlamellen reichen bis auf den ziemlich breiten Boden, biegen sich da plötzlich um, und gehen bis zum Centrum, wie die Kelchansicht 0 zeigt. In Schweden hält man diese mit Cyathophyllum pullulatum tab. 155 fig. 17 von Goth- land nicht blos verwandt, sondern gleich. Es ist das eine von den vielen proliferirenden Formen, die schon Fougt ideal auseinander setzte. Unsere gehört zu den Mutter- kelchen, denen meist vier Junge entsprossen, wodurch sie der Madrepora composita, corporibus proliferis e disco pluri- bus, margine coadnatis (Amenit. acad. 1749 I pag. 95 fig. X er) ,, yhO, 1.00 SERIEN Zu BEER N III. Sternkorallen: Cyathoph. pullulatum. ‚449 Nro. 3) am ähnlichsten wird, aber sie stimmt damit eben- sowenig wie mit Oyathoph. turbinatum bei Hisinger (Leth. Suec. 39. 1) und andern überein. Unser Bild ist insofern lehrreicher als alle mir bekannten Darstellungen, weil man so klar sieht, wie an ein und demselben Stocke an ver- schiedenen Stellen so ganz verschiedene Sprösslinge vor- kommen können. Wie die Ober- o und Seitenansicht s zeigt, so haben mehrere grosse Zellen, wie z. B. A und B, gar keine Brut erzeugt, ihre Kelche sammt dem ganzen Habitus gleichen dann vollkommen den Einzelzellen von vermiculare, nur dass beim Reinigen öfter der Boden breiter und glatter erscheint, weil man die Wirtellamellen darauf wegen ihrer Zartheit zu leicht verletzt. Die mittelgrosse im Vordergrunde trägt bei i eine kleine Tasche, die man leicht für einen Fremdling halten könnte, der von andern Müttern herbeischwamm, und hier sich ansiedelte. Wir finden bei Fougt ganz die gleiche Taschenbildung 1. c. fig. X angedeutet. Edwards und Haime (Pal&ontogr. Soc. V pag. 234 tab. 66 fig. 5) bildeten von Dudley unter Cyatho- phyllum truncatum zwar etwas Achnliches ab, aber die Kelche sind ausgewachsen offener. Wie die Zahlengruppen oben zeigen, so entspringen meist vier oder fünf Brutzellen _ aus einer Mutter, während mehrere unmittelbar dazwischen ° gar keine Jungen erzeugten. Dazwischen bleiben oft grosse Räume offen, und wenn die Zellen miteinander verwachsen, so ist es meist nur am obersten Rande. Besonders brut- reich ist unten der Stiel: die ganze zahlreiche Colonie hat zwar nur eine grössere Zelle zur Grundlage, aber es sprosst daraus vorn auf der einen Seite gleich so viel Nachkommen- schaft, die zu keiner rechten Entwickelung kommt, dass man schwer eine Regel herausfindet, doch scheint es, dass auch hier die Mutter Aller vier Hauptstämme hervorbrachte, deren hintere beide sich zu der längern Gruppe entfalteten, Quenstedt, Sternkorallen. 29 450 III. Sternkorallen: Cyathoph. artieulatum. während die vordern verkrüppelt blieben, doch erkennt man auch hier (unten links) noch deutlich vier Enkel, zu denen noch ein fünfter kam, der die grössere Zelle mit der Tasche ö gebar. Die kleinern Sprösslinge sind meist durch einen kreisförmigen schmalern Proles bezeichnet, der aus ibrem Innersten central hervordringt. So gelangen wir allmählig von den einfachen (simplices) zu den zusammengesetzten (composite) Stöcken. Ein zweites vorzügliches Beispiel davon ist auf Gothland Cyathophyllum artieulatum tab. 158 fig. 13. 19 Hisinger Leth. Suec. 1837 pag. 102 tab. 29 fig. 4, das schon Wahlen- berg (Acta Upsalensia 1522 VIII pag. 97) unter Madre- porites articulatus beschrieben haben soll. Ihre oftmals tiefen Kelche zeigen auf dem Boden ein Kreuz, dessen vier Arme von einer zarten Axe ausgehend durch schwache Verdiekung von Wirtellamellen entstanden. Hisinger und Wahlenberg reden davon nicht, wohl aber sagte Fougt (Amoen. acad. 1749 pag. 97 fig. XVI) ausdrücklich, Madre- pora aggregata, stellis angulosis, concavis; radiis quatuor altioribus. Von denen es dann noch weiter heisst: qua- tuor lamelle decussatim posite reliquis majores altioresque conspiciuntur. Dies wäre dann der älteste Name, und lie- ferte ein lehrreiches Beispiel, wie eine schlechte Figur mit Zuhilfenahme des Fundortes durch ein solches Wahrzeichen aufs Sicherste gedeutet werden kann. Demungeachtet gaben ihr Milne-Edwards und Haime (Archives du Museum V pag. 316 tab. 1 fig. 1) die neue Benennung Stauria astrei- formis, und stellten sie nicht blos an die Spitze sämmtlicher Cyathophylliden, sondern machten sie auch zum 'T'ypus einer unnatürlichen Familie, wozu unter andern eine kleinzellige Astree Holocystis elegans aus dem Neocom und die Zech- steinkoralle Cyathophyllum profundum gestellt wird. Ihre rasenförmige langstängliche Verwachsung würde sie viel PR; %“ Js & ö br x 3 r III. Sternkorallen: Cyathoph. articulatum. 451 natürlicher den Oxspitosen anschliessen. Was zunächst die Seitenansicht fig. 18. a betrifft, so sind die runden Säulen nur selten miteinander verwachsen, es drang sogar an vielen Stellen noch blauer Schlamm ein, den man mit der Nadel leicht entfernen kann. Daher zeigt sich an den langen Cylindern, unten und oben von gleichmässiger Dicke, eine eigenthümliche Ringelung, welche zum Wahlenberg’schen Namen Anlass gab. Die Längsstreifen mit den Querlamell- chen haben weiter nichts Characteristisches. Desto mehr ziehen die Sternzellen fig. 18.5 cd durch ihr Kreuz die Aufmerksamkeit auf sich, wornach ein Name Staurophyllum (sraupöz Kreuz) gerechtfertigt wäre. Da sie grosse häufige Stöcke bilden, und die Zellen gern herauswittern, so hat man bequeme Gelegenheit, die verschiedenen Kreuze mit- einander zu vergleichen. Der Kreuzpunkt fällt natürlich stets ins Centrum, welches sogar noch in einer dünnen Axe hervorragt. Aber dennoch sind die vier Felder meist weder symmetrisch noch regulär gebaut, sogar die Kreuze sind nur ausnahmsweise rechtwinklich, und dann pflegen in jedem Quadranten 5+6=11 Lamellen zu liegen, wovon 5 den Haupt- und 6 den Zwischenlamellen angehören. Da nun das Kreuz stets durch Verdickung von gegenüberliegenden Hauptlamellen entsteht, so kommen in Normalfällen 20+ 4-24 —48 heraus, wie es die vergrösserte Zelle x dar- stellt. Von den dreierlei Abtheilungen, die ich von ein und derselben Colonie abgenommen habe, gruppiren sich die obern fünf Zellen bei d um einen dunkeln Hohlraum, nur an unterbrochenen Stellen verschmelzen die schneidigen Zellenränder miteinander: Nro. 7 oben rechts liefert uns das Normalbild mit rechtwinklichem Kreuz und je 5 Haupt- lamellen in jedem Quadranten; Nro. 2 ist die tiefste Zelle am ganzen Stock, sie hat 7 mm hohe Wände, aber die Kreuzarme schneiden sich unter 60°, und wir zählen in den 29* 452 III. Sternkorallen: Cyathoph. artieulatum. vier Abtheilungen blos 3+5+4+7—19 Hauptlamellen, also eine weniger als vorhin. Nro. 3 gehört schon zu den diekwandigen, und zählt nur in ihrer flachen Zelle 3+6 —+4+5=18 Hauptlamellen. Die höchste Zahl 6 in einem Quadranten ward nur dadurch möglich, dass der obere Kreuzarm sich in Folge von Missbildung nach links zur nächsten Hauptlamelle umbog. Die Gruppe ce von sechs Stücken, die sich um ein siebentes lagern, verwuchs mit den scharfen Rändern, nur in den Ecken blieben zuweilen kleine Zwischenräume. Zwar deckt öfter Seeschlamm den Boden, welcher schwer zu entfernen ist, doch kann man sich von dem meist schiefwinklichen Kreuz noch leicht über- zeugen. Wählen wir endlich eine Parthie d von den dick- wandigen, so haben diese die meisten Zwischenräume, und ihre Grösse ist am ungleichsten, weil sich öfter junge ein- stellen, die an ihrer Anfangsspitze kleiner sind, wie man das aus dem Mittelstück von a sieht. Aber selbst die kleinsten haben schon ein Kreuz, während dazwischen dann viele eckige Löcher nur Schlamm enthalten, den man leicht ent- fernen kann. Die dicken Wände rühren öfter von Proli- feration her, denn man sieht in dem Callus ausser der äussern Zellengrenze noch eine besondere Grenzlinie. Da- her zeigen auch die Querschliffe bei Edwards und Haime l. ce. fig. 1. ce ausser der dicken Wand noch eine zweite innere dünne. Aber das sind ungewöhnliche Stellen, die uns in der Bestimmung leicht irre führen können. Den- noch hat auch Zittel (Hdb. Palzontol. 1879 pag. 234 fig. 145) gerade diese copirt, welche auch sonst ein un- natürliches Bild gibt, wie unser Dünnschliff y zur Genüge beweisen wird: das Kreuz schneidet deutlich durch, und das ist das einzige Unterscheidungsmittel von den übrigen etwas krumm verlaufenden Hauptstrahlen, deren Zahl nur 16 erreicht, da ich den Schliff weit unten nahm. Die 20 Zwi- E co) SURCEEER Par! BK £l un a ud TORE, ERBEN RATEN TUR EN E III. Sternkorallen: Cyathoph. articulatum. 453 schenlamellen sind kurz. Nirgends wird die Spur einer Querlamelle sichtbar, die überhaupt nur eine unbedeutende Rolle zu spielen scheinen. Den innern Bau darf man nicht blos mit Schleifen verfolgen, sondern man muss von den Bruchflächen ge- hörigen Nutzen zu ziehen wissen. Da findet sich dann öfter mitten in Zellenhöhlen blauer Schlamm, der nur von oben hinein gekommen sein kann. Es scheinen Zellen plötzlich abzusterben, und neuen Platz zu machen, fig. 19 ist ein solches Stückchen: bei «a sehen wir einen Kelch von der Seite, die Hauptlamellen ziehen sich in dicken Rippen hinab (x vergrössert), und die-Zwischenlamellen hinterlassen nur zarte Punkte übereinander; bei b setzt der Stock plötzlich ' ab auf einer darunter folgenden Zelle, worauf man wieder denselben Wechsel von Punkten und ganzen Rippen sieht; unten bei c liegen Plattenblättchen in dunkelm Thone wirr durcheinander. Links daneben steht eine verdrückte Zelle d, welche unten auf frischer Bruchfläche in lichtem Kalkspath ein wirres Gefüge von Querlamellen zeigt (y vergrössert), durch welche eine Medianlinie gerade hinabzieht. Sie ge- hört wahrscheinlich einem abgebrochenen Kreuzarme an. Der Cylinder f rechts hat oben die bekannten Querrunzeln, unten auf der Bruchstelle sieht man dagegen nur parallele Längslinien, abwechselnd dicker und dünner, welche den Zügen der Wirtellamellen entsprechen. Querwändchen be- merkt man nur wenige. Jene wirren Maschen y entsprechen nun allerdings ungefähr dem Bilde bei Edwards und Haime l.c. fig. 1. d, da es sich aber nur so selten findet, so darf dem Bau nur bedingter Werth beigemessen werden. Im Allgemeinen wird man das Gewirr mehr im Centrum er- warten dürfen. Es kommen dann in den Zellen selbst Miss- bildungen vor, wie die beiden aneinander grenzenden etwas vergrösserten m und n zeigen, beide gehören den dick- 454 III. Sternkorallen: Cyathoph. profundum. wandigen an: m hat zwar 24 Hauptlamellen, aber das Kreuz ist gänzlich verkrüppelt, ja im Centrum finden wir statt der Axe wirre Maschen, was dann auch die Maschen in gewissen Längsschliffen erklärt; n hat zwar wieder eine dünne Axe, aber die Winkel der Axenarme sind gänzlich ungleich, und man zählt in den vier Feldern 7+5-++4+2=158 Haupt- lamellen, wovon die zwei im schmalsten Winkel nicht ganz sicher sind. Um ein Bild von der Unnatürlichkeit oben erwähnter Familie zu geben copire ich Holoeystis elegans tab. 158 fig. 20 Paleontogr. Soc. V pag. 70 tab. 10 fig. 5 aus un- terem Greensand von Atherfield auf der Insel Wight, die schon Fitton mit viel grösserem Recht Astrea hiess, wie ihre kleinen Zellen sammt dem ganzen Habitus beweisen. Auf die Viertheiligkeit, die allerdings in der Vergrösserung x sich sehr bestimmt zeigt, darf man denn doch nicht das Ver- trauen legen, da wir dieselbe auch im Jura finden, ohne dass man daran denken dürfte, sie zu den Cyathophyllen zu stellen. Das seltene Cyathophyllum profundum tab. 158 fig. 21 Germar Bronn’s N. Jahrb. 1842 pag. 579 tab. 10 fig. 14 aus dem Zechstein von Ilmenau, was ich von Geinitz copire, hat wenigstens noch den Habitus eines ächten Oyathophyllums: „die Vertheilung der Lamellen, deren in der Mitte der Länge etwa 24 vorhanden sind, ist nicht ganz regelmässig. In einem durchgebrochenen Exemplare stehen die vier bis zur Axe laufenden fast im Kreuz, und zwischen ihnen fünf bis sechs kleinere, welche auch ziemlich abwechselnd kleiner und grösser sind.* Darnach scheint ein durchgehendes Kreuz vorhanden zu sein. Auch die Steinkerne, welche King (Palzontogr. Soc. IV pag. 24 tab. 3 fig. 2) aus dem Magnesia Limestone der Steinbrüche bei Humbleton unter Petraia profunda tab. 158 fig. 22 lieferte, bieten nicht viel, \ ; F: j EN u X . III. Sternkorallen: Cyathoph. pileolum, ablutum. 455 man sieht nur, dass Spuren von kräftigen Lamellen in der Kernmasse zurückblieben, aber die bestimmte Anordnung wird nicht gegeben. King führte dafür den Namen Poly- coelia ein, welchen er dann mit Dana’s Calophyllum und Münster’s Petraia vertauschte.e Doch will ich mich bei diesen vergeblichen Namen nicht aufhalten, und wieder zum mittlern Uebergangsgebirge zurückkehren, worin auf Gothland tab. 158 fig. 23—26 noch einige Formen am Strande auffallen, die häufig schon vom Wasser abge- rollt sind, aber dann durch ihre Glätte das Auge auf sich ziehen. Eine reizende Mützengestalt darunter möcht ich Cyathophyllum pileolum fig. 23 heissen. Trotz der Kürze zeigt sie schon in der Seitenansicht s eine entschie- dene Proliferation, unten sind sogar einzelne Wurzelstummel angedeutet. Das Stöckchen besteht fast ganz aus Trichter, der unten einen kleinen Kreis glatten Bodens hat, welcher über der Anfangsspitze kaum 7 mm emporragt. Die Knotig- keit der Lamellenkanten hat so auffallende Aehnlichkeit mit der von Porpiten pag. 400, dass man an eine Verwandtschaft beider denkt, wenn nur die Gestalt nicht so gänzlich ver- schieden wäre. Auch die kurzen Zwischenlamellen setzen unter dem schwer zu entfernenden Schlamme in deutlichen Knoten auf dem Grunde der loculi fort, ohne durch Er- höhungen untereinander verbunden zu sein (x vergrössert). Ich zähle sehr bestimmt 36 Hauptlamellen, wovon die kurze Rückenlamelle auf der convexen Seite durch eine Furche an ihrer untern Spitze ausgezeichnet ist, und sich sofort in ihrer Medianlage erkennen lässt, vorausgesetzt, dass die Kelche gut gereinigt sind. Auch die äussern Streifen, mit einer Erniedrigung auf dem Rücken, entsprechen ihrer Zahl nach genau den Interlamellarräumen. Das kleine Cyathophyllum ablutum fig. 24 von den Gothländischen Strandwellen glänzend glatt gewaschen ist unten zum Theil 456 IIl. Sternkorallen: Cyathoph. ablutum, grallator. von der Reibung schön abgerundet und nahm durch seinen doppelten Knick eine s-förmige Gestalt an. Die ganze Oberfläche schimmert weiss, wie das glatteste Kalkgeschiebe. Obgleich das zufällige Folgen der Erhaltung sind, so hat der Kelch mit breitem Boden durch die Knotung seiner Rippen mit voriger doch noch Verwandtschaft, und vielleicht ist es nicht zufällig, dass auch die Zahl der Hauptlamellen 36 erreicht, obwohl der Kelch bedeutend kleiner ist. Das Zählen am dicken Rande (x vergrössert) wird ausserordent- lich leicht, da jede Hauptlamelle sich oben durch ein Drei- eck verräth, das erst wegen der Abreibung weiter innen Knotung zeigt, während die Knoten der Zwischenlamellen ihre Köpfchen isolirt aus dem Thone der loculi hervor- strecken. Selbst auf der geglätteten Aussenseite (y ver- grössert) schimmern zwischen den Längsrippen noch Punkt- reihen durch. Ganz anders macht sich Cyathophyllum grallator fig. 25. 26 der Stelzengänger. Auch er ist durch Abreiben firnissglänzend geworden, aber dessen ungeachtet hat er seine Stelzfüsse unten nicht ver- loren, die ihm ein eigenthümliches Ansehen gewähren. Die äussern Rippen litten durch Abrollung. Den Kelch voll- ständig zu reinigen hat wegen der Härte des oolithischen Gesteines Schwierigkeit, doch brachte ich es in fig. 25 zu- stande, ich deckte einen tiefen kreiselförmigen Trichter auf, wie es die punktirte Linie andeutet, der Kelchrand oben ist scharf, und die Wirtelrippen fast alle gleich gross erheben sich nur wenig über die dünne Kelchwand. Fig. 26. « habe ich nach der Medianebene durchgesägt, hier zeigte sich bei sonst ganz gleichem äussern Habitus unten ein breiter gewellter Kelchboden, und darunter erscheinen wirre Querlamellen, ohne Spur von Längslinien. Letztere treten erst ein, wenn man aus der Medianebene heraus der äussern Wand näher tritt, wie es im Gegenschnitt fig. 26. b der Fall III. Sternkorallen: Cyathoph. Europsum. 457 ist, man sieht da auch wie die Wirtellamellen auf dem mehr ebenen Boden in die Schlammschicht hineinragen. Trotz der grossen Verschiedenheit in der Becherform zweifle ich nach Fundort und äusserem Ansehen keinen Augenblick, dass wir es mit ein und derselben Species zu thun haben. Dieselben scheinbaren Verschiedenheiten wiederholen sich bei Gyathophyllum Europ@um tab. 158 fig. 27—31 aus den Vaginatenkalken der Diluvialgeschiebe von Sade- witz bei Oels in Niederschlesien, die allerdings den grössten Theil Europas bedecken, daher hat sie F. Römer (Letha»a geognostica 1376 tab. 3 fig. 3) Streptelasma Europzum ge- nannt, nach ihrer kleinen Kreiselgestalt würde man sie noch zum Oyath. ceratites stellen. Wahrscheinlich hatte sie Pastor Büttner (Coralliographia subterr. 1714 tab. 2) schon unter den verschiedenen Kreiselformen. Sie gehören mit zu den ältesten Vorkommen, blos Billings (Geol. Surv. of Canada. Palzozoic foss. 1865 I pag. 3) meinte im Potsdamsandsteine der Mingansinseln an der nördlichen Mündung des Lorenz- stromes einen Archeocyathus Minganensis gefunden zu haben, aber da er Kieselnadeln enthielt, so wurde er wieder an- gezweifelt, während ein dünner zahnförmiger mit tiefem Kelch (A. profundus) sicherer erschien, und ein eylindri- scher Arch. Atlanticus bis zur Strasse Belle Isle zwischen Neufundland und Labrador hinaus ging. Aber unter allen war nichts Deutliches, während unsere Species äusserlich durch die Schärfe ihrer Rippen mit zu den schönsten ge- hörten, nur das Innere ist wegen der Härte des Gesteins schwierig aufzudecken, ja es sitzen sogar zwischen den Lamellen Quarzstücke, welche das Schneiden sehr er- schweren. Die scheinbaren Verschiedenheiten im Innern fallen zwar auf, aber ich glaube dennoch, dass wir es immer 458 III. Sternkorallen: Cyathoph. Europzum. nur mit derselben Species zu thun haben. Fig. 27 bildet einen langen etwas gewellten Kreisel, der Rand endigt schneidig, die gedrängten Rippen entsprechen immer genau den innern Räumen zwischen je einer Haupt- und Zwischen- lamelle. Ein solches Rippenpaar läuft von der untern Spitze bis zum Oberrande, gegen welches sich dann links die fol- genden Rippen etwas fiederförmig stellen. Man findet es zwar nicht bei allen in gleicher Vollkommenheit, doch scheint es auch Römer durch eine dunkele Linie andeuten zu wollen. Schleift man den Oberrand r an, so treten Haupt- und Zwischenlamellen in gleicher Dicke hervor. Nur bei der kleinen etwas gedrehten fig. 23 war ich im Stande den tiefen Kelch zu reinigen, wie es die punktirte Linie darstellt, der Oberrand o ist ringsum schneidig, nur die äussern Rippen stehen etwas zahnig hervor, wodurch der Kreis mit lauter kleinen Bögen (y vergrössert) geziert ist. Dazwischen sieht man die Hauptlamellen bis zum Boden in zarten Linien hinablaufen. Der Boden selbst endigt zwar nicht spitz, aber bildet doch nur eine beschränkte Fläche, der die gekrümmten Linien des Streptelasma fehlen. Ich zähle sehr bestimmt 31 Hauptlamellen, zwischen denen aussen ebenso bestimmt die doppelte Rippenzahl (62) liegt. Die kurzen Zwischenlamellen nehme ich nur am äussersten Rande wahr, weil es mir nicht möglich ist, die loculi vom harten Gestein gänzlich zu befreien. Uebrigens lässt sich auch hier eine Doppelrippe auf dem Rücken verfolgen, und unten hängt rechts neben der Anfangsspitze ein Stückchen abgebrochener Wurzel. Fig. 29 ist die obere Bruchfläche eines 35 mm langen ausserordentlich deutlich gestreiften Kegels, der Kelchboden reicht kaum noch 1 mm hinab, desto breiter ist der Rand darum, worauf abwechselnd etwa 76 Haupt- und Zwischenlamellen etwas gekrümmt sich her- ausheben. Anfangs war darin ein Gewirr, man meinte Haupt- III. Sternkorallen: Cyathoph. Europsum. 459 und Zwischenlamellen flössen miteinander zusammen, und bildeten allerlei Maschen, allein durch starkes Aetzen brachte ich heraus, dass allerlei feine Kieselgänge an dieser Täu- schung schuld waren, wie das die Vergrösserung x zeigt, wo scheinbar drei Maschen auftreten, während es lediglich zwei Haupt- und eine Zwischenlamelle sind, deren nach innen offene loculi durch drei kurze Quarzadern zu dem Irr- thum Anlass geben. Betrachtet man nun vollends den media- nen Längsschnitt fig. 30, so baucht sich unter dem Schlamm s nicht blos der Boden heraus, sondern der ganze Inhalt dar- unter wird vorherrschend durch Querscheidewände abge- theilt, welche durch schiefe Anhängsel zahllose unregel- mässige Behälter umgrenzen, und jedes Behälter wird von krystallinischem Quarz satt ausgefüllt, was die auffallende Härte genügend erklärt. Es kommt einem schier vor, wie eine gleichartige Quarzausfüllung, die durch Austrocknung Risse bekam. Daher ist dann auch das dünnere Gegen- stück @, welches beim Durchschneiden mehr excentrisch aus- fiel, zwar ähnlich aber anders gemascht, Querlinien fallen gar nicht mehr auf, dagegen finden wir in der untern Spitze Wirtellamellen (y vergrössert), die in der Mitte eine feine Linie zeigen, um welche sich Krystallmasse angesetzt hat. Fig. 31 ist das durchgesägte Bruchstück von einem viel dickern halbmondförmig gekrümmten Oylinder, was sich aber auch innen durch Kiesel verrieth, woran man nach dem äussern Ansehen gar nicht denken würde. Während am Rande der Oberseite o die Wirtellamellen regelmässig lang und kurz abwechseln, und blos zuweilen durch An- lagern von Kieselsubstanz scheinbar gleich werden, weil die kurze Lamelle dazwischen in der Anlagermasse verschwindet, haben wir im Längsschnitt wieder von Wand r zu Wand r regellose @uerscheidewände, so dass man schier an Am- plexus denken könnte. Der Mergel an den Querwändchen 460 III. Sternkorallen: Cyathoph. obeonicum. (traverses) trägt auch zu den veränderten Bildern im Längs- schnitt bei. Gyathophyllum obeonicum tab. 158 fig. 32—36 aus dem Devon der Eifel, wurde von Goldfuss (Petref. Germ. pag. 56 tab. 16 fig. 8) und ältern mit dem Linne’- schen turbinatum von Gothland pag. 418 identifieirt, was allerdings seine Bedenken hatte, die jedoch nach den Ab- bildungen allein nicht leicht zn heben waren. Da Goldfuss sie als „turbinatum vel obconicum, subrecetum, solitarium vel cx#spitosum, cellula terminali margine recto centro dis- coideo planiusculo, lamellis subasqualibus erenulatis“ be- schrieb, so könnte man sie vielleicht am besten ©. obeonienm heissen. - Hisinger (Leth. Suec. pag. 102 tab. 29 fig. 1) wiederholt nicht nur diese lateinische Diagnose wörtlich, sondern copirt auch als einzigen Beleg die fig. 16. 8. « von Goldfuss, gibt aber Goldfuss entgegen „Gothlandia ad Djup- viken und Vestrogothia ad Alleberg“ an, dann würde sie durch drei Abtheilungen des Uebergangsgebirges gehen. Edwards und Haime suchten dafür hauptsächlich den Namen Cyathophyllum hypocrateriforme Goldf. 17. 1 anzuwenden, die allerdings grosse Aehnlichkeit hat, aber wenn man meint mit Citaten aller Art die Sache zur Klarheit bringen zu können, so ist man im höchsten Irrthum befangen. Der Laie staunt ob der französischen Gelehrsamkeit, selbst der kenntnisslose Compilator Holl (Hdb. Petref. 1851 pag. 416) wird eitirt, aber die schärfere Analyse zeigt bald, dass zu- letzt wir lediglich nur Individuen und keine Species be- schreiben. Ich selbst vermag weiter nichts zu thun, als einige Originale möglichst treu hinzustellen, und sie in einer Gruppe zu vereinigen suchen. Im Allgemeinen haben-die Einzelzellen eine conische Gestalt, ihre äussere Oberhaut + £4 de Bft en ae An 1 ö MT) bi Er „ a ic au II. Sternkorallen: Cyathoph. obeonieum. 461 verwittert gern, und dann treten die Längsrippen über- aus deutlich hervor, durch zahllose dünne Querlamellchen in Fächer getheilt, was den Schliffflächen ein blasiges An- sehen gibt, wodurch sie sich schon dem Cyathophyllum vesiculosum nähern. Der obere Kelchrand ist breitlich und selten schneidig, darauf biegen sich öfter die hervorragen- den Hauptlamellen eigenthümlich schuppenartig um, was das Reinigen sehr erschwert, und die Abbildungen sehr ent- stellen kann. Der enge Kelch pflegt einen breitlichen Boden zu haben, auf welchem in günstigen Fällen die Wirtel- lamellen sich verwirren, und zur Benennung Streptelasma Anlass gaben. Die zahllose Mamnigfaltigkeit zu ordnen kann nicht mit mathematischer Schärfe, sondern nur durch zoologischen Tact geschehen, den man sich durch lang- jährigen Umgang mit ähnlichen Dingen erwerben muss. Es ist dabei immer gut, wenn man vorzugsweise bei einem Fundorte verweilt, und diesen zu entziffern sucht. Ich will daher meine Beispiele aus der Eifel nehmen, um nament- lich auch zu zeigen, wie Weniges davon mit der reichen Auswahl bei Goldfuss stimmt. Die grosse Fig. 32 von Gerolstein scheint am besten mit turbinatum Goldf. 16. 8. d zu stimmen, dann würde hypocrateriforme Goldf. 17. 1. ab folgen, doch scheiuen beide vermeintliche Species falsch gezeichnet zu sein, da sämmtliche Wirtel- lamellen mit ihren Unterenden in die Kelche hineinragen, was bei den Zwischenlamellen nur dann der Fall ist, wenn sie auf das Sorgfältigste gereinigt werden können, doch bleiben sie immer entschieden dünner. Ich habe das an dem Stückchen Kelchrande r angedeutet, wo die Zwischen- lamellen viel kürzer und dünner bleiben, und nur die diekern Hauptlamellen an der Kelchwand gerade hinablaufen, und auf dem Boden 5 sich verwirren. Wollen jene Zwischen- lamellen ins Innere weiter verfolgt werden, so muss man 462 III. Sternkorallen: Cyathoph. obeonicum. in den tief verschlammten loculi mit äusserster Vorsicht arbeiten, und auch dann gelingt es nicht immer, sich von ihrem Dasein zu überzeugen. Dem Fundorte nach ist es daher wohl Cyathophyllum heterophyllum E. et H. Archives du Museum V pag. 367 tab. 10 fig. 1, wenn auch hier die Sache nicht ganz richtig wieder gegeben ist, denn so un- gleich auch die Lamellen oben und innen werden, so plötz- lich gleichen sie sich auf den Seiten aus, und dazwischen liegen dann tausende von kleinen Querwellen und Quer- bögen (x vergrössert), die jedoch auf Oberflächen ohne Hülle ziemlich regellos erscheinen. Ich zähle 46 +46 —92 Lamellen, welche steif empor stehen, aber doch nach ihrer genauen Beschaffenheit schwer zu ergründen sind. Das Ganze bildet einen strammen Cylinder ohne Spur von con- centrisch gestreifter Hüllmasse, nur die Anfangsspitze bildet links einen glatten breitmündungen Kreisel, der aber bald und plötzlich sich in einem gerundeten Knie nach oben biegt. Vergleiche hier auch striolepis tab. 159 fig. 25. Am stärksten ausgewittert ist Fig. 33 von Gerolstein, die Rippen ragen aussen alle weit hervor, und nirgends von Hülle bedeckt wuchs sie in drei Stufen hervor, wovon die untere wieder einen schiefen Kreisel bilde. Wählt man glattere Stellen aus, so liegt der Kalkspath zwischen den matten Lamellen fächerartig (y vergrössert) aufeinander gepackt, und man kann bei grössern Stellen meinen, ganz andere Species vor sich zu haben. Der Oberrand von ungleicher Breite wird auffallend abgeflacht, darauf lassen sich die 38+38—=176 Lamellen mit grösster Bestimmtheit zählen. In o habe ich den Kelch mit einem Theile des vordern Schmalrandes von oben her abgezeichnet. Das Schuppige der Lamellen tritt an der Schmalseite links etwas hervor, und könnte von Ver- drückung herrühren. Rechts schief oben könnte man auch III. Sternkorallen: Cyathoph. vermiculare. 463 eine „Zaphrentisfurche“ vermuthen, doch bleiben solche Merkmale bei der Unreinheit des Gesteins gewöhnlich un- sicher. Der Kelchboden mit groben Lamellenschnirkeln be- deckt spitzt sich im Centrum nach unten flach zu. Durch vorsichtiges Kratzen war es hier möglich, an der senkrechten Kelchwand die zarten Zwischenlamellen (2 vergrössert) bis an den Bodenrand zu verfolgen, aber dort brachen sie plötz- lich ab, die Schnirkel gehören lediglich den dickern Haupt- lamellen an. So scharf ist hier unten der Unterschied, während am Oberrande Haupt- und Zwischenlamellen meist gleiche Dicke haben, und sich erst weiter nach innen erkennen lassen. Das sind Gesetze, die man nicht über- sehen darf. Wenn ich einen Verwandten suchen sollte, so wäre es Oyathophyllum ceratites E. et H. Palaontogr. Soc. pag. 224 tab. 50 fig. 2 aus dem Devon von Newton Bushel, mir schien es daher gerade diejenige Abtheilung zu sein, wo man den Goldfuss’schen ceratites pag. 378 nicht zu suchen hat. Fig. 34 von Gerolstein ist einer jener vielen ge- krümmten Oylinder, die schon Esper (Pflanzenthiere Petref. tab. 3 fig. 3) als Madrepor& turbinat® Varietates abbildete, und welche Goldfuss 17. 4 unter C. vermiculare begriffen haben könnte, wozu möglicher Weise auch flexuosum Gold- fuss 17. 3 gehört, wenn man an den undeutlichen Quer- scheidewänden keinen Anstoss nehmen will. Unser Stück besteht aus zahllosen Ringen, die aber oben mit einem breiten Kelchrand enden, welcher typisch in Verbindung mit den andern Kennzeichen zum ächten obconicum passt. Unten ist unser krummer Cylinder quer durchgebrochen; dächte man sich diesen Theil ergänzt, so käme ein Cyatho- phyllum Buchardi E. et H. Arch. Mus. V pag. 367 tab. 10 fig. 2 aus dem Devon von Ferques.. Die Leisten der 60 Lamellen bilden oben o jenen characteristischen abge- 464 II. Sternkorallen: Cyathoph. dianthus, limbatus. stumpften Kranz, der uns auf die Spur richtiger Verwandt- schaft leitet. Die steile Kelchwand fällt innen 8 mm senk- recht hinab, und auf ihr lässt sich die Ungleichheit der, Linien bis zum Boden verfolgen. Man meint oben am schmalern Rande eine Zaphrentis-Furche wahrzunehmen, die genau mit der Krümmung zusammenfällt. Aussen sind die Rippen durch eine glatte Hüllmasse mehr oder weniger aus- geglichen, auf der die zarten Querbögen (x vergrössert) schon mit blossem Auge deutlich erkannt werden. Wenden wir uns nun eine zeitlang den Kleinern zu, so ist Fig. 35 eine ganz characteristische Form, die ebenfalls unten mit krummen Schnäbelchen anfängt. Unverwittert sind ihre Rippen geglättet (x vergrössert), sie ziehen sich in lauter gleichmässigen Linien herab, aber Verwitterung macht sie sofort rauher, und fächerig. Ihre Zahl ist genau 335+33—=16, weil jede einem loculus ungleicher Lamellen entspricht: der Rand oben wird zwar nicht sehr breit, aber man kann nach den breitern Varietäten hier alle Ueber- gänge verfolgen. Boden des Kelches kreisrund. Es hält freilich schwer nach Abbildungen allein die Sache zu er- kennen, aber wer mit der Nadel in der Hand die Beschaffen- heit der Lamellen prüfen kann, der erkennt unbedingt die Verwandtschaften. Cyathoph. dianthus Goldf. 16. 1. e wäre hier zu vergleichen. Um zu zeigen, wie alles sich inein- ander verkettet füge ich noch die etwas kleinere Fig. 36 hinzu, die oben wieder einen ganz ausgebil- deten Limbus von 5 mm Breite hat, was den Dingen immer- hin ein ganz besonders ausgesprochenes Ansehen gewährt, nur schade, dass es bis jetzt so sehr an verwandten Ab- bildungen fehlt. Die untere Anfangsspitze brach zwar weg, aber die characteristische Biegung weist entschieden auf die Form der vorigen hin. Da die äussere Hülle etwas stärker aufgelagert ist, so verschwanden die Längsstreifen fast gänz- u EEE 7 7 2 SE „BAtan 9 III. Sternkorallen: Cyathoph. limbatus. 465 lich, nur die matte Farbe der Wirtellamellen scheint etwas durch; erst die Verwitterung macht sie wieder mehr rippig. ‚Im Kelche lassen sich 40 Hauptlamellen sicher zählen, die im Limbus mit ebensoviel Zwischenrippen bestimmt ab- wechseln. Man muss gut arbeiten, um den runden Boden klar zu bekommen, doch zeigt er eine Glätte, die auf etwas ausgebildete Querscheidewände hinweisen könnte. Proliferationen mit dünnen Cylindern, die genau die Dicke des Kelches haben, sind bei unsern Typen eine ge- wöhnliche Erscheinung. Schon Fougt (Ameen. acad. 1749 I pag. 90 fig. IV) schenkt ihnen besondere Aufmerksamkeit, der junge Oylinder füllt genau den Kelch aus, und tritt da- her mit derselben Dicke hervor, so dass ein innerer Zu- sammenhang sichtlich ist. Man könnte sie die bordirten (limbati) heissen, da das dünne Ende vom dickern kragen- artig umfasst wird. Gleich Fig. 37 von Gerolstein liefert ein bemerkenswerthes Beispiel. Nachdem der daumendicke Cylinder mehrere Zoll lang fortgewachsen war, bedeckt mit einer Masse von tiefen Querwurzeln, die mit glatter Hülle überzogen nur am Rande Zahnung zeigen, verengt er sich plötzlich bis auf die Hälfte des Querdurchmessers. Wie die Ansicht von oben zeigt ist der Limbus mit 35 dicken Hauptlamellen geziert, und nur am Rande bemerkt man auf tieferliegenden Schuppen die doppelte Zahl, weil hier auch die Zwischenlamellen zur Geltung kommen. Dasselbe gilt von der Lamellenzahl im dünnen Endeylinder. Denn obwohl dessen Inneres fast gänz- lich mit glattem Oallus bedeckt ist, so schimmern stellen- weis doch Radialstreifen durch, die blos kleiner als am dicken Oylinder ganz demselben Zahlengesetz zu folgen scheinen. Etwas anders ist wieder der Anblick von Fig. 35, denn die Falten erscheinen viel kleiner, weil sich auf dem Limbus die 57-37 —174 Haupt- und Zwi- Quenstedt, Sternkorallen. 30 466 III. Sternkorallen: Cyathoph, limbatus, simplex. schenlamellen fast ins Gleichgewicht gestellt haben. Ihre Zahl entspricht genau den flachen Seitenrippen. Da der engere Endceylinder genau dieselbe Faltenzahl bewahrt, so ist ihre Grösse auf die Hälfte redueirt, und man meint eine ‘ganz andere Species vor sich zu haben, obwohl die Junge auch bezüglich des Limbus das gleiche Bild der Alten wie- derholt. Die Kelchvertiefung zeigt nur einen engen Boden, ist daher Kreiselförmig, entsprechend dem Umriss der Mutter, welche zwar unten abbrach, aber sich schneller verengt, als die Species vorhin. Die Falten auf den schiefen Kelch- wänden nehmen vielfach einen krummen Verlauf. An ver- witterten Stellen sind die äussern Rippen sehr deutlich ge- fächertt. Vom Limbus will ich noch bemerken, dass die eine Hälfte des Ringes (rechts) schief hinabfällt, und da- durch dem des Cyathophyllum marginatum Goldfuss 16. 3 gleicht, während die andere (links) senkrecht mit scharfer Kante absteht. Werden die kleinen am Kelchrande scharf- kantig, so gehen sie zum Cyathoph. ceratites und Dianthus hinüber, wie z. B. Fig. 39 von Gerolstein. Wir sehen hier von oben 0 drei Duten in einander, die zwei grössern haben zwar auf einer Seite noch eine gemeinsame Wand, gegenüber sind sie aber durch eine halbmondförmige Kluft getrennt. Mit der Grösse der Kegel nimmt auch die Grösse der Lamellen ab, blos der kleinste innen hat einen selbständigen Kelch- rand, ist aber innen mit Callus so stark besetzt, dass nur an einzelnen Stellen die feinen Wirtellamellen zum Vorschein kommen. Von der Seite s zählt man 52 deut- liche Rippen, die auf 26+26 Lamellen hindeuten, ausser einem starken Absatz, der einen vierten Kegel vermuthen lässt, findet eine Art von Drehung statt, die durch Miss- bildung kam. In Amerika hat Hall ähnliche Cyathoph. simplex genannt. re Eee SEE PR FE III. Sternkorallen: Cyathoph. antilimbatum, pustulosum. 467 Fig. 40 ist durch schiefe Schuppen und Anwachsstreifen wurmförmig gekrümmt. Wir haben hier den umgekehrten Fall von den Limbaten (antilimbatus). Das Stück begann in bestimmter Weise mit einem kurzen dünnen Cylinder, der sich dann plötzlich auf mehr als das Doppelte erbrei- terte. Nach oben fand dann wieder eine langsame aber unregelmässige Verengung statt, sie endet zwar mit ver- brochenem Rande, aber von der kreiselförmigen Vertiefung blieb noch ein gutes Stück, das über und über mit glattem Callus ausgekleidet ist. Solche Auskleidungen verrathen gern eine Verwandtschaft mit Cyathophyllum vesiculosum, wie sich das in Fig. 41 schon mehr ausspricht. Auf der schuppigen Seite bemerkt man zwar keine Längsrippen mehr, aber die beiden äussern scharfrandigen Kelche sind doch noch mit deutlichen Wirtellamellen versehen, nur die innern beiden kleinern, von den äussern mehr selbständig getrennt, sind mit deutlichen Bläschen bedeckt, wornach man sie passend Cyathophyllum pustulosum nennen könnte. Wenn die Bläs- chen stark wuchern, so ist von Strahlung nichts mehr zu sehen. Sie bereiten gewissermassen den Uebergang zu den ächten „Oystiphyllen® vor. Auch die kleine Fig. 42, welche ich nur von oben her zeichnete, ge- hört noch zu dieser Gruppe. Kaum über 2 cm hoch ist sie aus einer Menge von Schuppen zusammen gesetzt, deren hervorragende Ränder öfter noch Kerben zeigen, die frei- lich zuweilen so dick und rundlich werden, dass man nicht recht weiss, soll man sie für Blasen oder Lamellen halten. Der Kelchrand ist oben zwar verbrochen, doch liegt das spitze Kelchende immer noch tief, und durch regelmässige ‘ Radialstreifen ausgezeichnet, wozwischen nur vereinzelte nicht recht ausgebildete Blasen stecken. Dagegen er- innert uns 30 * 468 III. Sternkorallen: Cyathoph. obconieum. Fig. 43 mit ihrem tiefen breiten Kelche und sonsti- gem Habitus wieder lebhaft an ceratites, doch der Limbus unterscheidet sie. Er ist zwar schmal, aber scharf ausge- bildet; und darauf kann man sehr bestimmt 34+34=68 kurze und lange Rippen unterscheiden, nur die langen lassen sich auf der steilen Kelchwand ins Innere verfolgen, die kurzen liegen in den loculi zu tief, um aus dem harten Schlamm hervorgeholt zu werden. Die Schwierigkeit des Reinigens erzeugt auch leicht falsche Bilder, namentlich hält die Entscheidung schwer, ob eine Zaphrentis-Furche vorhanden sei, oder nicht. Die Lamellen scheinen gekörnt zu sein, doch kratzt man das innen gar zu leicht weg. Die tiefe durch Missbildung entstandene Grube auf der Seite fällt auf, sie übt aber auf die innern Wirtellamellen nicht den geringsten Einfluss, obwohl die Wand an der tiefsten Stelle kaum dicker als starkes Papier sein kann. Die Gestalt des Oyathophyllum explanatum Goldf. 16. 5. 5 hat mit ihr Aehnlichkeit. Gehen wir nun wieder zu den grössern, so habe ich Tab. 1558 fig. 44 von Grerolstein immer noch zum ächten obconicum gestellt, obwohl der Kopf sich etwas schnell ausbreitet, wie schon das kurze Seitenstück S zeigt. Der kreisförmige Boden (5 vergrössert) konnte hier unge- wöhnlich gut gereinigt werden, man sieht, wie die dünnen haarförmigen Lamellen ihren geraden Lauf plötzlich auf- geben, sich krümmen und breit werden. Dieses Breitwer- den hängt aber mit einer Biegung der Lamellen in hori- zontaler Richtung zusammen, wodurch von der Lamellen- fläche mehr sichtbar wird, und eine Art Schuppung entsteht, die sich, wie schon erwähnt, stellenweis auch auf dem Lim- bus zeigt, weshalb bei der Reinigung häufig eine Verletzung entsteht, was die Darstellung der genauen Umrisse fast un- möglich macht, wenn uns nicht die Natur durch Verwitterung f 4 u See" N, 2 III. Sternkorallen: Cyathoph. obeoniecum, crateriforme. 469 ganz besonders zu Hilfe kommt. Das Bestreben zu proli- feriren spricht sich ebenfalls sehr deutlich aus, wodurch eine Aehnlichkeit mit dem dicken Cyatoph. ceratites Goldfuss 17. 2. k zu Stande kommt, der aber im innersten Kelche scheinbar einige Pusteln zeigt, weshalb ihn Milne-Edwards (Hist. nat. Corall. III. 447) schon zum vesiculosum stellte, aber da sie markirte Wirtellamellen hat, so könnte man sie höchsten Falls mit unserer pustulosum fig. 39 vereinigen. Die Goldfuss’sche Beschreibung ist in dieser Beziehung viel zu ungenau, und man muss sich daher aller bestimmten Deuteleien vorsichtig enthalten. Unsere Mündung hat keine Spur von Blasen, dagegen zählt man auf dem innersten Limbus bestimmt 78 Lamellen, die sich zur Hälfte auf der Kelchwand in dünnen Linien verfolgen lassen, da die Zwi- schenlamellen nur selten sich so weit erheben, während sie am Kelchrande fast gleich dick sind, und sich in gleicher Weise schuppen. Im darunterstehenden breitern Limbus kann man die verschiedene Dicke zwar nicht mehr unter- scheiden, aber die Zahlencorrespondenz weist auf die Ver- schiedenheit. Rippen auf der Aussenwand nur wenig an- gedeutet. Endlich bleibt noch der Krüppel tab. 158 fig. 45 übrig, welcher das obere Kniestück eines langen Oylinders bildete. Die Seiten sind schuppig geringelt, und wenn man sie reinigen will brechen immer Schuppen von den Ringen ab, auch fehlt es gänzlich an Längsstreifen, was für pustulosum sprechen würde, aber die gerippte kreiselförmige Mündung tritt verengt über die bauchige Dicke hoch hinauf, endigt oben o mit einer stumpfen Kante, über welche hinaus die 44 verdickten Rippen wieder hinabsteigen. Gerade diese Mundbildung, die wie ein Krater mit Rillen auf der concentrisch ge- streiften Dickseite absetzt, hat etwas sehr Markirtes, und man könnte sie darnach erateriforme heissen, wenn sich A470 IU. Sternkorallen: Cyathoph. Dianthus. das Spiel öfter wiederholen sollte. Einige weissliche Blasen zeigen sich nur auf dem Kelchgrunde, aber hier auch in ausgezeichneter Weise. Bei diesem ausserordentlichen Durcheinander, wo es noththäte, jedem Stück einen besondern Namen zu geben, muss man nach schärfern Merkmalen suchen, und wo die nicht sind, gleichgültiger darüber weggehen. Ein solcher Gegensatz ist ein breit- und scharfkantiger Kelch: jene setze ich gern zum obconicum, diese zum Cyathophyllum Dianthus tab. 159 fig. I—3. Goldfuss Petref. Germ. pag. 54 stellte sie an die Spitze der deut- schen Formen, und verglich sie nicht ganz passend mit Nelken („göttliche Blume“). Madrepora truncata Linne (Fougt Am. Acad. fig. X. 3) sollte die gleiche sein. Es stehen darunter rasenförmige Stöcke Goldfuss 15. 13 und Einzelzellen Goldf. 16. 1. Gerade hier das Richtige zu treffen, ward mir immer am Schwersten. Als die erste europäische Species kamen die verschiedensten Schriftsteller wieder darauf zurück. Lonsdale Silur. Syst. 16. 12 meinte sie bei Dudley, Michelin Icon. 47. 4 bei Ferques wieder zu finden. Natürlich ward das von Milne-Edwards später alles verworfen, nur der Rasen 15. 13 behielt seinen Namen, die Einzelzellen wurden Steiningeri, Römeri, Michelini, und die aus dem Dudleykalke mussten schon wegen der For- mation andere sein. Fast möchte ich behaupten, gerade diese exacte Behandlung sei ein warnendes Beispiel, wie man Organismen nicht behandeln soll. Ich begnüge mich daher mit einigen Bemerkungen. Die Einzelzelle Fig. 1 kommt der Abbildung Goldfuss 16. 1. d am nächsten, welche Edwards unter Cyathoph. Steiningeri auf- führt. Der Kelchrand ist schneidig, Neigung zur Proli- feration vorhanden, nur sind die 39 Hauptlamellen im Kreiselförmigen Kelche etwas gröber. Die Zwischenlamellen III. Sternkorallen: Cyathoph. Dianthus. 471 (x vergrössert) sind dagegen so kurz und unscheinbar, dass man sie leicht übersehen könnte. Von Rippen ist Aussen nichts wahrzunehmen, eine dicke concentrische Hüllmasse verdeckt alles, trotzdem dass die Individuen durch Ver- witterung gelitten haben, da sie in einer röthlichen Erde lagern. Die Spitze unten ist etwas entstellt durch Aus- wüchse, ohne dass man von einer wohlgebildeten Wurzel sprechen könnte, die dagegen in Fig. 2 in unregelmässiger Gabel auftritt. Das Stück stammt aus der gleichen rothen Erde, aber der tiefe kreisel- förmige Kelch war schwer zu reinigen, so dass die Wirtel- lamellen in der Tiefe litten; am scharfen Rande stehen alle so gedrängt, dass keine Zwischenlamelle mehr Platz fand. Das würde mit den Goldfuss’schen Bildern ganz ‚stimmen. Ich zähle im Kreise etwa 54, und diesen entsprechen dann aussen gerade so viel Rippen, welche man schon mit blossem Auge zählen kann, was bei voriger nicht der Fall war. Aber wer möchte daraus sogleich eine andere Species machen, da Fundort und sonstiger Habitus genau überein stimmen. Oben kann man drei scharf abgesonderte Trichter fast ringsum verfolgen. Zu dieser würden die drei einge- schachtelten Trichter tab. 158 fig. 39 am besten passen, obgleich dort die äussern Rippen viel markirter auftreten. Fig. 3 neigt sich zwar etwas zum Glockenförmigen, etwa wie das Michelin’sche Exemplar (Michelini) von Fer- ques, aber ganz wesentliche Unterschiede finde ich nicht. Haupt- und Zwischenlamellen kann man leicht unterscheiden, etwa 32+32—=64. Gut erhalten erscheinen sie etwas ge- knotet, was an ceratites erinnern würde. Ich führe sie hier blos auf, um zu zeigen, wie zwei ziemlich ungleiche Ge- schwister an der innern Kelchwand einer bedeutend grössern Mutter stehen, die sie noch zur Hälfte umfasst, wodurch man an die Rasenform Goldf. 15. 13 wenigstens erinnert 472 III. Sternkorallen: Cyathoph. Dianthus, vesiculosum. wird, obwohl dieselbe meist mit breitem Limbus gezeichnet wird. An der etwas schief gezeichneten Seitenansicht s sieht man, wie die Anfangstaschen förmlich in die Mutterlamellen hinein wuchsen, die Mutterzelle m m lässt sich noch hälftig zum obern schneidigen Rand verfolgen, ‘bis wohinan die Jungen fest anwuchsen, die sich dann noch mit dem Rücken untereinander verbanden, wie die etwas schiefe Ansicht von oben 0 zeigt; überall in ihrem Wachsthum gedrängt be- kamen beide ein ziemlich verschiedenes Ansehen: rechts hat die eine zur Hälfte einen schneidigen Rand, und zur andern Hälfte einen ausgezeichneten Limbus; das Neben- stück ist dagegen gerade an der verwachsenen Stelle am schneidigsten. Der Boden ist an diesem sehr ungleich, die Lamellen bündeln sich unregelmässig, es treten Furchen, wie bei Zaphrentis dazwischen, und was der Ungleichheiten mehr sind. Aussen erkennt man bei beiden feine Rippen, genau von der innern Lamellenzahl. Gyathophyllum vesieulosum tab. 159 fig. 4—13 ete. Goldfuss Petref. Germ. pag. 58 tab. 17 fig. 5 und tab. 18 fig. 1 schöpfte dafür den Namen, wozu wahrschein- lich noch ©. secundum 18. 2 und das grosse Exemplar von C. ceratites 17. 2. k gehört. Er hiess ihre Gestalt obceonico- turbinatum, weil sie in Grösse und. Habitus mit obeonicum pag. 460 noch viel Aehnlichkeit behalten, aber „lamellis denticulatis in vesiculas confluentibus“ ausgezeichnet sind. Wegen solcher characteristischen Blasen (xösrı5) erhob sie Lonsdale (Murch. Sil. Syst. 1839 II pag. 691) zu einem passenden Untergeschlecht Cystiphyllum, das trotz dieses vortrefllichen Kennzeichens dennoch in seinen Uebergängen sehr schwer festzustellen ist. Denn die Blasen erscheinen öfter blos wie eine Krankheit, die sich mehr oder weniger . + TER III. Sternkorallen: Cyathoph. vesiculosum conistructum. 473 ausgebildet hat. Es sind degenerirte Querlamellchen, welche die Wirtellamellen besonders nach aussen hin endlich gänz- lich zerstörten. Sie erscheinen nicht blos in der Eifel, son- dern auch ganz besonders schön auf Gothland, wo sie schon Bromell (Acta litt. Suec. 1728 pag. 464) unter Fungites Gothlandieus major, cujus pileoli orificium stalactite in- faretum est, verstanden haben könnte, da die Bläschen aller- dings eine entfernte Aehnlichkeit mit der rundlichen Ober- fläche von Stalactiten zeigen. Ihre Formenmannigfaltigkeit ist übrigens auch hier wieder so gross, dass man ganze Reihen von Species machen müsste, um nur einigermassen, die Sache gründlich zu fassen. Gewöhnlich lässt man sich von den Fundorten und Formationen leiten, wie das einige Beispiele darthun mögen. Cyathoph. ves. eonistruectum tab. 159 fig. 4. 5 heisse ich einige verkehrte Kegel von Gerolstein, die gut ausge- bildet auf den ersten Blick sich unterscheiden lassen. Die kleinere fig. 4 oben und unten angeschliffen, lässt im Innern freilich schwer sichtbare Bläschen zum Vorschein kommen. Trotz dem mangelnden Oberrande greift doch der Kelch noch tief ein, und endigt in einem scharfen Punkte, wie ich äusserlich mit den getüpfelten Linien angedeutet habe. Eine Menge unzählbarer feinster Wirtellamellen ziehen sich so deutlich auf der Inuenwand i herab, dass man sie tenui- lamellate nennen könnte. Unverletzt zeigen sich dagegen aussen concentrische zarte Linien, nur an verletzten Stellen brechen Blättchen und nie Längsrippen hervor. Innen frei- lich verhält sich die Textur sehr verschieden, wie ein Ver- gleich mit der grossen fig. 5 zeigt. Denn während an der kleinen der Kelch ganz frei ist, und nur kleine Pusteln un- gleich hervorbrechen, wie es das Randstückchen r zeigt, so verhält sich der schlanke grosse Kreisel ganz anders, seine ebene Wand reicht bis zum schneidigen Rande, aussen wohl 474 IM, Sternkorallen: Cyathoph. vesieulosum conistructum. erhalten sieht man nur zarte concentrische Linien stellen- weis kaum von ganz schwachen Längsstrichen gekreuzt, ein wahres Muster für die Species. Aber schon das grössere Gewicht verrieth, dass innen der Kelch nicht hohl sein konnte, auch merkte man noch verunreinigt am Rande schon grosse gedrängte Blasen, die einem traubigen Chal- cedon überaus ähnlich sehen. Durch die angestrengteste Mühe brachte ich endlich aus dem harten Gestein die Fläche o heraus, welche sich so flach nach unten biegt, dass der Trichter der Senkung einer entsprechenden Kugelkalette gleicht, die durch den Kelchrand abgeschnitten wird. Da- bei scheint im Längsschnitt des Kegels die ganze innere Füllung aus solchen blasigen Blättern zu bestehen. Wir haben hier ein Beispiel, wo Ansehen, Form und Fundort für die gleiche Species sprechen, und doch der innere Bau ein so ganz verschiedener ist. Fig. 6 erweckt durch ihre Verkrüppelung das Interesse. Wie die Seitenabbildung s zeigt, so stimmt das ange- schliffene Unterende nach seinem ganzen Wesen noch voll- ständig mit vorigen Kegeln, aber plötzlich biegt es sich zu einem markirten Knie um, verdeckt die Kegelmündung vollständig, und erst in der ansehnlichen Ueberragung dringt die Blasenreiche Thierzelle ein. Ja auf dem Rücken kommt sogar noch eine länglich runde Vertiefung vor, worin ein Spatzenei Platz hätte. Natürlich muss dadurch der ohnehin schon niedrige Deckraum der Unterzelle noch niedriger werden. Links darüber liegt noch eine zweite kleinere Vertiefung, aber sonst bemerkt man aussen keine Spur von Verletzung, alles wird von zartgestreifter Hüllmasse über- zogen. Die Zelle selbst ist gegen 3 cm tief, beginnt aber entsprechend der obern vertieften Kniefläche nicht mit einem Punkt, sondern mit einer langen callösen Linie auf dem Grunde. Der Kelchrand endigt wie immer schneidig. Die III. Sternkorallen: Cyathoph. vesiculosum. "475 Blasen sind nicht blos gross, sondern scheinen auch öfter durcheinander zu stehen, doch entsprechend den Wirtel- lamellen etwas in die Länge gezogen. Findet man auch die Wirtellamellen selbst nicht mehr deutlich, so gewahrt man auf den kleinern Blasen öfter noch eine Längslinie (x vergrössert), ja sie stehen nicht selten reihenweis über- einander, zum Zeichen, dass die lineäre Leitung noch nicht gänzlich verloren ging. Die verschiedenen Beispiele liessen sich hier ins Unendliche vermehren, man kann gewisser- massen die Species an sich heranwachsen sehen. So zeigt die grosse Mündung von Fig. 7, die einem 6 cm langen Kreisel angehört, im tiefsten Grunde rings die grössten Blasen, von hier ziehen sie sich nach dem Oberrande in geschlossener Breite fort, unten und zu beiden Seiten sind weniger sichtbar, und hier treten dann wieder die feinen unzählbaren Streifen hervor, deren Regel sich kaum entziffern lässt, doch sieht man öfter Reihen von Knötchen (y vergrössert) übereinander stehen, wozwischen grössere Pusteln wuchern, die oben wie Seifen- blasen geplatzt sind. Der Blasenraum war daher zu Leb- zeiten des Thieres hohl; wenn er jetzt meist mit Spath erfüllt wird, so ist daran die Versteinerung schuld. Wenn nun solche Dinge proliferiren, wie Fig. 5, so kommen gar verschiedene Bilder zum Vor- schein. Unser Stück ist ein junger Anfangskreisel, der mit seiner ganzen linken Seite noch angewachsen war, und da- her durch bizarre Wurzelfortsätze und Vertiefungen in seiner Form entstellt wird. Nur der entgegengesetzte Rücken nimmt schönere Rundung in zwei Absätzen an, und man bemerkt auf der Oberfläche öfter noch deutliche Ansätze von Längs- rippen, dagegen ist oben o der Kelch mit grossen Blasen überladen, die wesentlich die Kelchvertiefung auf mehr als die Hälfte verkürzen dürften. Wie das so gewöhnlich bei A765 III. Sternkorallen: Cyathoph. torulosum. Proliferation der Fall ist, hat links der Junge mit der Mutter noch einen gemeinschaftlichen Dünnrand, und hier sieht man an einer einzigen kleinen Stelle die Spuren von 6—8 deut- lichen Wirtellamellen, deren Rücken (x vergrössert) zierlich geknotet ist, weshalb man sie für ein krankes Exemplar von Cyathoph. ceratites ansprechen könnte. Denn die Masse traubiger Bündel rechts, sowohl in der Mutter wie in der Tochter, gleichen einem Haufen von Seifenblasen, die un- bekümmert um den Bau der Unterlage völlig regellos her- auf wucherten. Zu ganz anderer Betrachtung leitet uns wieder Fig. 9, die ich nach ihren characteristischen Wülsten Cyathoph. torulosum heissen möchte: ein doppelsinniger Name, der auf die äussern Einschnürungen anspielen kann, die sich namentlich an der Krümmung wie bei Ammonites torulosus heraus schälen; aber auch auf die eigenthümlich verdickten Wirtellamellen, wovon besonders vier gegen unten gerichtete förmlich langen Blasen gleichen. Die Dicke der einzelnen ist sehr verschieden, viele sind ganz unter- drückt, und obwohl man etliche Dreissig meint zählen zu können, so kommt man doch darüber zu keiner völligen Sicherheit. Wie man von oben 0 sieht hat der mittelmässig tiefe Kelch keinen rechten Boden. Das fällt der untern Schlifffläche u gegenüber auf, denn hier sieht man eine grosse kreisförmige Scheibe mit kurzen ungleichen Wirteln am Rande, die zwar auch kaum sicher zu zählen sind, aber trotz des viel kleinern Durchmessers wohl auf die doppelte Zahl steigen. Das würde schon zum Amplexus hinüber spielen. Wie man an der Vorderseite v sieht hat sich nun aber die Ungleichheit der Lamellen nicht blos am Ende ausgebildet, sondern man sieht darunter unter den hervor- tretenden zwei Limbussen schon den gleichen Unterschied ausgesprochen, obwohl die vier grossen Lamellen minder re he a a Ill. Sternkorallen: Cyathoph. eylindricum. AT angeschwollen sind. Nach der schönen Krümmung des Cylinders könnte man an vermiculare Goldf. 17. 4 denken, aber man sieht an unserm lediglich feine concentrische Streifen, an Aufbruchsstellen undeutliche Bläschen, und nirgends sichere Längsstreifen. Cystiphyllum eylindrieum tab. 159 fig. 10. 11 Lonsdale (Murchison Sil. Syst. tab. 16. bis fig. 3) von Gothland liefert wenn man die rechten auswählt ein gar characteristisches Bild, worauf schon Bromell pag. 473 hingewiesen zu haben scheint. Ich will davon nur zwei Beispiele auszeichnen: fig. 10 beginnt unten mit einem schiefen Kegel, der seiner ganzen Länge und Breite nach aufgewachsen war, links bei «a sitzt nochmals in ganz gleicher Weise ein junges schlankeres darauf. Die Oberfläche beider zeigt Querrunzeln, über welche sehr deutliche feine Rippen hinwegziehen, unter welchen man nichts von Blasen ahnt, diese beginnen erst in wirrem Durcheinander mit dem senkrechten Aufsteigen des Cylinders, dann zeigen blos noch einzelne Fetzen da- zwischen, dass auch hier eine ähnliche Oberhaut darauf sass. Der breitliche Kelchrand ist schuppig, und hat wahrschein- lich gelitten, doch dringt ein regelmässiger Kreisel 0 in die Tiefe, der unten nicht blos in einem Punkte endigt, sondern auch über und über mit knotigen Wirteln (x vergrössert) bedeckt ist, die man nicht zählen kann. Es erinnert das lebhaft an vorigen conistructum fig. 4, nur dass nirgends darauf auch nur die Spur einer grössern Blase wahrzu- nehmen wäre. Das steht nun mit fig. 11 in merkwürdigem Gegensatz: das unten abgebrochene Bruchstück hat noch einen eylindrischen Umriss, ist aber mit lauter halbkugeligen Vertiefungen bedeckt, die der Oberfläche wieder ein ganz absonderliches Ansehen gewähren, woran freilich die Art der Verkalkung viel Schuld hat. Der tiefe Kelch oben, zur Hälfte abgewittert, zeigt nun auf der andern Hälfte a a 478 III. Sternkorallen: Cyathoph. Americanum. das sonderbarste Gedränge von Kalkblasen, wovon nur die kleinern in Reihen stehen. Doch kann man hin und wieder bemerken, dass einzelne der grössten Aufblähungen in den Zwischenraum von zwei Hauptwirtellamellen fallen, als wenn darin noch ein Zeugniss läge, dass sie ihren Ursprung von den Querlamellchen nähmen. In America unterschied Hall (Paleont. New-York 1852 II pag. 114 tab. 32 fig. 4) ein Conophyllum Niagarense im Niagarakalk, um durch den neuen Geschlechtsnamen auf die „inverted conical septa“ anzuspielen, gerade wie wir es bei den schwedischen sehen. Auch Rominger (Geol. Surv. Michigan 1876 III pag. 133 tab. 49) hat dasselbe photographirt. Daran schliesst sich dann auf das Engste das im dortigen Devon weit verbreitete Cystiphyllum Ameri- canum tab. 159 fig. 12.13 E. et H. Arch. Mus. V pag. 464 aus der Hamilton group von Hamburg in New-York. Hall stellte es noch zum cylindricum, wovon unsere beiden kleinen Exemplare allerdings nur unwesentlich abzuweichen schei- nen, doch ist ihr Habitus schuppiger, auch fehlen die Rippen, aber sonst hat die runzelige Anfangsspitze mit ihrer An- wachsfläche und ihren Wurzelanhängen noch ein ganz ver- wandtes Ansehen. Ein besonderes Interesse gewähren noch die Kelche: fig. 12 wird derselbe bis an den Rand so mit Blasen erfüllt, dass nur eine ganz flache Einsenkung bleibt, während fig. 13 sich ein tiefer Kreisel bildet, wie die punk- tirte Linie in der Seitenansicht s zeigt. Von oben o kann man daher tief hineinsehen, man bemerkt an den innern Wänden zwar flache längliche Blasen, aber eben so sicher ziehen sich- Radien dazwischen durch, so dass sich ganz dasselbe Spiel, wie in der Eifel fig. 4.5 wiederholt. Auch Rominger (Geol. Surv. Michigan 1876 III tab. 50 die beiden Mündungen rechts in der untern Ecke) hebt ganz die gleiche Verschiedenheit hervor. Solche Unterschiede bei ein und : III. Sternkorallen: Cyathoph. sulcatum, lamellosum. 479 derselben Species wiederholen sich öfter, das kann unter Umständen Verlegenheit bringen, wenn uns die „empyri- schen Kennzeichen nicht daraus retten. So zeichnet Rominger auf eben genannter Tafel drei breitmündige ge- krümmte Hörnchen unter Billings Cystiphyllum suleatum tab. 159 fig. 14. 15 aus dem Corniferous Limestone von Port Colborne in Westcanada. Ein Exemplar davon hat auf dem gekrümmten Rücken im Kelche eine ausgezeich- nete Furche, worauf der Name anspielen soll, andern fehlt sie gänzlich, und statt der Radialstreifen kommen innen blos Blätter von Bläschen vor, wie unser verkieseltes Exem- plar von dort zeigt: die flachen breiten Blasen bilden zu- sammenhängende Blättchen, welche wie dünne Schuppen übereinander liegen. Aussen sieht man dagegen markirte Rippen. Mit Schleifen und Schneiden kann man bei diesen Kieseln im Allgemeinen nichts ausrichten, da sie innen hohl sind, und wenn Kalk vorkommt, derselbe keine Textur zeigt. Fig. 15 hat zwar ganz denselben Habitus und dieselbe Art der Verkieselung, aber innen sieht man keine Spur von Blasen, sondern statt dessen ausgezeichnete Wirtellamellen, während nun umgekehrt die äussere Wand völlig glatt bleibt, und nur zarte Anwachsstreifen zeigt. Man meint oben innen den Anfang einer Medianfurche wahrzunehmen, aber daran legt sich sofort ein eigenthümliches Kieselpflaster, worin die Streifen nur undeutlich fortsetzen, und ein rauheres An- sehen annehmen. Von Blasen sieht man nirgends die Spur. Um weitere Aufklärung darüber zu bekommen, schlug ich das Stück durch, allein der Kiesel in Verbindung mit den Hohlräumen liess keinen sichern Schluss zu. Fundort und Form muss also hier unbekümmert um Textur für die Be- ‘ stimmung den Ausschlag geben. Eine der zierlichsten und dabei auch sehr lehrreichen Species bildet das häufige Oyathophyllum lamellosum tab. 159 fig. 16—19 Gold- 480 III. Sternkorallen: Cyathoph. lamellosum. - fuss Petref. Germ. pag. 58 tab. 18 fig. 3 von Gerolstein, wo sie in weichem Mergel liegen. Ein so schiefer zierlicher Bau, der wie mit einem Nagel beginnt, und dann in immer grössern Blättchen sich fortschiebt, kommt nicht wieder vor. Aber trotzdem hängen sie durch ihre blasige Textur und feinen Wirtellamellen auf das Engste mit vesiculosum zu- sammen, in das sie dann zuletzt auch übergehen. Fig. 16 ist eine Normalform von Mittelgrösse mit besonders in- structivem Rücken r, der in flachen Absätzen immer weiter schreitet, wozwischen dann zahllose feine Anwachsstreifen liegen ohne irgend eine Spur anderer Zeichnung. Die Seitenansicht s macht das schuppige Fortwachsen recht klar. Auf der Vorderseite v erheben sich dagegen eine Menge Bläschen, zwischen denen besonders gegen den Rand hin zarte Radiallinien hervortreten, die sich namentlich auch auf den Schuppen zeigen, wo zuweilen die Bläschen ganz fehlen. Trotz der grossen Flachheit macht sich am Ende die Proliferation doch noch recht geltend, indem die Zellen statt grösser immer kleiner werden, wie das namentlich fig. 17 in so extremer Weise zeigt. Ihr Habitus bleibt im Allgemeinen zwar der gleiche, aber man sieht nirgends eine Blase, sondern nur zarte Radialstreifen auf den hervor- stehenden Rändern. Dabei nehmen die drei letzten flachen Schüsseln allmählig an Grösse ab, ja auf der kleinsten obern treten sogar noch die Streifen zurück, wir haben eine fast glatte Vertiefung vor uns. Die Ansicht von oben o zeigt jedoch an ihrer geschuppten Depression, dass es nur eine der vielen Varietäten von lamellosum ist. Fig. 18 wuchs anfangs schief, wie die andern, aber dann erhob sich die Zelle plötzlich, wie die Seitenansicht s zeigt, und nahm einen kreisrunden Umriss an, worin auf der Oberseite 0 die Blasen herrschen, und nur hin und wieder zarte Radial- streifen undeutlich auftauchen. Auch Spiralkrümmungen u a a hen u dan _ h. By je III. Sternkorallen: Cyathoph. striolamellosum, nodilamellosum. 481 fig. 19 fehlen nicht, wenn man solche Stücke in ver- kehrter Stellung mit Gebirge verdeckt fände, so könnte man sie leicht für eine links gewundene Exogyra halten, zumal da auch die Anwachsringe ganz denselben Character haben, und sich durch keine Spur von Wirtellamellen oder Blasen verrathen. Flach bleiben sie, wie die Ansicht vom Oberrande s zeigt. Zwischen allen diesen Dingen eine sichere Grenze zu ziehen, ist nicht möglich. Ich will nur zwei davon tab. 159 fig. 20 und fig. 21 aus der Gegend von Pelm in der Eifel mit besondern Namen auszeichnen: Cyathophyllum striolamellosum fig. 20 gehört zu den flachsten Sorten, in vier Absätzen erreicht sie plötzlich ihre grösste Breite. Auf dem Rücken « werden nur glatte Anwachsringe sichtbar, auf dem flachen Kelche dagegen warzige Radialstreifen (x vergrössert). Blos das Centrum ist von Streifen frei, und da ist dann die Scheibe nur fein gewarzt. Eine flache Medianfurche, die besonders unten deutlich hervortritt, halbirt die elliptische Scheibe nach ihrer Längsachse. Wesentlich verschieden davon scheint Cyath. nodilamellosum fig. 21, denn hier fehlt dem flachen Kelche jede Spur von Streifung, statt dessen bilden sich aber die zerstreuten Wärzchen (x vergrössert) stärker aus, und werden schon dem blossen Auge erkennbar. Einige gröbere Pusteln unten erinnern schon an die Bläs- chen der andern Lamellosen. Characteristisch ist auch die Rückenseite r, sie gleicht einer Muschelschale, welche durch schmale Rinnen gestrahlt, das Ansehen einer Plicatula spino- sum gewinnt. Wir finden diese eigenthümliche Rinnung auch bei viel grössern Exemplaren, wie sie Goldfuss 1. ce. 18. 3. db abgebildet hat, doch will ich darauf nicht weiter eingehen, und nur in tab. 159 fig. 22 den Längs- und Quer- schnitt eines mittelgrossen Exemplares geben. Man sieht hier nichts als Bläschen wirr durcheinander, und keine Spur Quenstedt, Sternkorallen. : 31 482 III. Sternkorallen: Cyathoph. nodilamellosum. von Reihenstellung: im Längsschnitt / sind alle zwar schief in die Länge gezogen, aber doch ziemlich ungleich (y ver- grössert); auch im Querschnitt q bleibt ihr Umriss noch höchst ähnlich, nur sind sie etwas dicker und weniger in die Länge gezogen (x vergrössert). Die kleinen Hohlräume werden von Kalkspath erfüllt, der von den Wänden aus- geht und nach innen zur Bildung kleiner Drusen Neigung hat, was man am verschiedenen Farbenton erkennen kann. Schwierigkeiten in der Bestimmung stellen sich häufig ein, so vortrefllich auch das System der Blasenbildung uns leiten mag. Namentlich wird bei den grossen Formen die Trennung vom Goldfuss’schen turbinatum pag. 460 unsicher. Und gerade diese Riesenexemplare spielen im Devon eine wichtige Rolle, nicht blos sieht jedes wieder anders aus, son- dern es kommt uns zuweilen vor, als wenn die Wucherung der Blasen eine Krankheit wäre, welche die Wirtellamellen zerstörte, und dadurch alle möglichen Zwischenformen er- zeugte. Ich will davon nur Einiges hervorheben: Tab. 159 fig. 23 aus der Eifel ist das Stück von einer mehr als spannenlangen ceylindrischen Säule, die durch das Gewirr ihrer Blasen auf der verwitterten Oberfläche als ein Muster vom Oystiphyllum gelten könnte, obwohl sie Gold- fuss unter seinen Abbildungen nicht hat. Fasst man die Blasen (x vergrössert) mit der Lupe schärfer ins Auge, so lösen sie sich zu lauter kleinen Wärzchen auf, welche die Enden von strahligem Kalkspath bilden, der das ganze Innere erfüllt. Wo jedoch die Oberfläche von der Ver- witterung nicht verletzt wurde, wie das fast auf der ganzen Längshälfte (links) stattfindet, zeigt sich eine concentrisch gestreifte zarte Hülle, die von Längsrippen durchzogen wird, welche ohne Zweifel noch auf die letzten Spuren von Wirtel- lamellen hindeuten. Auch auf dem Querbruch q löst sich alles in Blasen auf, deren Wände im Centrum etwas zu- { k X A vn EUR N WTB III. Sternkorallen: Cyathoph, semivesiculum, striolepis. 483 sammenfliessen, und einen unsichern Anfang von Quer- scheidewänden andeuten. Wollte man auf alle diese Ver- schiedenheiten achten, so würde man mit der Namengebung nicht fertig. Tab. 159 fig. 24 aus der Eifel hat ähnlichen Wuchs und dieselbe Grösse. Wo aussen die Hüllsubstanz deckt kann man sie von voriger nicht unterscheiden, aber wo diese fehlt löst sich die ganze Oberfläche in Bläschen auf. Quer durchgesägt kommt jedoch ein ganz anderes Bild zum Vorschein: hier ist blos das Centrum etwas verworren, nach Art von Streptelasma, dann aber strahlen 53 Hauptlamellen nach aussen, die mit 53 kürzern Zwischenlamellen abwech- seln. Die Lamellen sind so kräftig (x vergrössert), dass man in jeder am dicksten Theile schon mit blossem Auge drei Lagen erkennt, eine dunkele innen und zwei lichte aussen. Zarte. Querlamellen theilen die loculi schon zwischen den Hauptstrahlen vielfach, werden dann aber immer zahlreicher, bis endlich 3—4 mm vom Aussenrande weg die Wirtel- lamellen durch die Querlamellchen so zerschlagen werden, dass von den innen so stark ausgebildeten Strahlen nicht eine Spur mehr bleibt. Je nachdem man beim Durchsägen Stellen trifft, zeigen sich im Centrum Anfänge von Quer- scheidewänden. Man könnte sie passend nach dieser Doppel- natur Cyathoph. semivesieulum heissen, es erinnert das schon an den Amplexus von Sable. Wieder anders gestaltet sich Tab. 159 fig. 25 aus der Eifel, von der ich blos ein Stück oben und unten abgesägt habe. Die Rippen ragen aussen sehr stark hervor, und da sie den Enden der Wirtel- lamellen entsprechen, so sind sie, wie diese, abwechselnd dicker und dünner. Dazwischen ziehen sich nun ausser- ordentlich gedrängte Querlamellen hinab, die dem ganzen Bilde etwas sehr Characteristisches gewähren, was man mit striolepis bezeichnen könnte. Ich finde bei Goldfuss keine 31* 484 III. Sternkorallen: Cyathoph. striolepis. entsprechende Figur, während ich oben pag. 461 bei obconi- cum schon darauf aufmerksam machte. Gewöhnlich wird sie mit ©. vermiculare Goldf. ]. c. 17. 4 zusammengeworfen. Auf dem Querschnitt g treten 574537 =174 Lamellen steif hervor, wovon jedoch nur die 37 Hauptlamellen in etwas gekrümmtem Lauf das Centrum erreichen. Zahllose feine Lamellchen theilen die loculi m Fächer, aber eine Zer- reissung der Strahlen kommt nicht mehr vor, höchstens dass aussen durch Wucherung der kleinen Fächer die Rippen etwas undeutlicher werden. Alles das zeigt sich mit einer Deutlichkeit, dass man meinen sollte, wir hätten es mit un- verwitterten Exemplaren zu thun. Allein man sieht an zwei Stellen noch Spuren von einer glatten Oberhaut, die es wahr- scheinlich macht, dass bei Lebzeiten davon mehr vorhanden war. Deshalb darf man darauf auch nur mit grösster Vor- sicht Unterschiede basiren. Wie mit den äussern Kenn- zeichen, so geht es uns auch mit den innern Durchschnitten tab. 159 fig. 26 aus der Eifel. Unser unten abgesägtes Bruchstück zeigt oben einen tiefen Kelch mit ausgebildeten Wirtellamellen (x vergrössert), ein gelber eingeflötzter Schlamm zeigt uns genau, wie weit die Zellenräume offen standen: am innern Kelchrande kann man die Rippen in ihrer abwechselnden Grösse genau verfolgen, auf den Boden gehen dagegen nur die dicken hinab, die in gekrümmtem Laufe noch 8 mm hinabdringen, bis-dahin fehlen die Querlamellchen, daher konnte die gelbe Erde so- weit vordringen. Dann aber wird plötzlich alles späthig, weil die Querlamellen die Hohlräume nach aussen ab- schlossen, nur Kalkspath konnte noch durchfiltriren. Unser Längsschnitt / (x vergrössert) geht durch die Medianlinie, überall sieht man nur Bläschen, sie scheinen zwar an ver- schiedenen Stellen eine etwas andere Gestalt anzunehmen, allein im Wesentlichen bleiben es die gleichen unregel- t: £ Pu 2] a BT bi : . Ex E- A : s wi Sn a a u u” ET = u III. Sternkorallen: Cyathoph. striolepis. Amplexus coralloides,. 485 mässigen Räume, die nur unter dem Kelche mehr quer als der Länge nach verlaufen. Alles das treu wieder zu geben, ist kaum möglich, da im reflectirten Lichte immer eine ge- wisse Trübe bleibt, die das Auge leicht mre leitet. Aussen auf der Gegenseite g hat der kleine Cylinder regelmässige Rippen, welche aber nicht den Wirtellamellen, sondern den loculi eorrespondiren, daher ist ihre convexe Seite durch zahllose Querlamellchen (y vergrössert) getheilt. Wir sehen hier also aussen die Zellen in den schärfsten Reihen über- einander, während sie innen blasenartig durcheinander liegen. Es wirkt dabei zwar die Zufälligkeit der Schnittführung mit ein, allein man sieht daraus doch, wie weit dadurch Irrungen herbei geführt werden können. Das auf den ersten Anblick so wichtige Merkmal der Vesiculosen verliert dadurch all- mählig an Bedeutung. Aehnliche Betrachtungen lassen sich auch über die Querscheidewände anstellen. Die deutlichsten davon zeigt i Amplexus coralloides tab. 159 fig. 27 etc. eine Hauptform im Bergkalke, die schon Sowerby (Miner. Conchol. 1814 tab. 72) aus dem Black-rock von Limerick gut abbildete, und wegen der „im Umfange (amplexus) ge- fältelten Scheidewände“ zu den „vielzelligen Schalen“ stellte. Obwohl sie an verschiedenen Orten gefunden sind, so ge- hören die Irischen von Kildare noch immer zu den schönsten Typen. Da man es meist mit eylindrischen Bruchstücken zu thun hat, so macht die Stellung Schwierigkeit. Nach meinem Dafürhalten hat sie Sowerby verkehrt gestellt, und obwohl Bronn’s Lethea tab. V! fig. 10 eine der gelungen- sten Abbildungen gibt, so bekommt man doch über diesen Punkt keine Aufklärung, eben so wenig bei Milne-Edwards und Haime (Paleont. Soc. V tab. 36), de Koninck (Me&m. re ur re a a Kr he = El N en AT EEE EHE Denn Er “ et a Fe ER 9 Hg EEE, en EN re + Wehe = 5 e “7, nr A Is « “ 486 III. Sternkorallen: Amplexus coralloides, Acad. Bruxelles 1872 Bd. 39 tab. 5) oder Zittel (Handb. Pal®ont. 1879 pag. 228). Wegen der gut ausgebildeten Scheidewände springen sie leicht quer, man findet dann an der einen Seite fig. 27. «u vertiefte Kerben ‚mit convexen Zwischenwülsten, die ein Bestreben zeigen sich nach aussen zu kehren, und daher der: „concaven Seite“ von Sowerby angehören. Die Gegenseite o muss natürlich dem entspre- chend sich zum Üonvexen neigen: die vertieften Kerben sind hier schmale faltenförmige Erhöhungen; die convexen Zwischenwülste werden zu flachen breiten Rinnen, und die Ränder gehen nach dem entgegengesetzten Ende. Wie unser Längsschnitt / zeigt, trifft man viele regelmässig durch- gehende Linien, die sich am Rande gern nach unten biegen. Ihre Verfolgung wird nur durch die Art der Erhaltung er- schwert, namentlich wenn weisser Kalkspath vorhanden ist, der die Schale verzehrte; weniger gefährlich ward schon der graue Spath; am besten sieht man sie im dichten Kalk- steine, die Wand verräth sich dann durch eine kräftige Linie, welche sich an die dünne äussere Schale, wie bei Cephalopoden, anzulegen scheint. Unsere fig. 27. I zeigt blos sechs schwarze Querlinien, alle andern hängen mit der Krystallisation zusammen. Aussen hat die Schale regel- mässige Querrunzeln, durch welche sich etwas vertiefte Rinnen parallel nebeneinander hinabziehen, sie bezeichnen die Lage der Hauptwirtellamellen, welche daher oben auf die Falten, und unten auf die Kerben losgehen. Hin und wieder bemerkt man auch noch Spuren von Zwischenrinnen, welche die Zwischenlamellen andeuten. Das dünnere Stück fig. 25 hat innen einen Kern von weissem Kalkspath, wo jede Spur von Wand fehlt, sie wurde eben durch die Krystallisation zerstört. Darum folgt eine Lage von grauem Kalkspath, in welchen sich der dunkele Kalkstein hin- einzackt, und so die Querwände vor Zersetzung bewahrte. m | EG Pu z % EEE BEER Jh Br % III. Sternkorallen: Amplexus coralloides. 487 Links ist die Spur einer Querwand mehr als rechts, was dar- auf hinweist, dass nicht alle Wände regelmässig durchgingen. Die Oberseite o der Wand hat lauter unregelmässige Ver- tiefungen. Die Querlinien auf der Aussenseite a sind sehr markirt, und machen wie bei Nautileen eine breite Bucht nach unten, was leicht zu Verwechselungen führen kann. An der kleinern fig. 29 habe ich oben den Rand möglichst gereinigt, man sieht wie links die Scheidewand mit ihren schmalen Falten sich weit hinabbiegt, rechts ist das weniger der Fall, wie das namentlich die Seitenansicht « klar macht, wo die Erniedrigung zur Rechten fällt. Die Scheidewände im Längsschnitt 7 senken sich daher an der dünnen Aussen- schale bald mehr, bald weniger hinab, dabei hat sich die unterste Platte rechts gegabelt. Selbst die dünnsten fig. 30 lassen sich bei Kildare noch an diesen Eigenschaften er- kennen, wenn der innere Kalkspath die Sache nicht zer- stört hat. Die Längslinien erscheinen dann wie Wasser- streifen (x vergrössert), denen aber in der Mitte die dunkele characteristische Rinne nicht fehlt. Ganz besonders schön und innen hohl kommen sie im Russischen Bergkalke von Sterlitamack vor, wo sie kaum die Dicke eines Gänsekiels erreichen, Kutorga Verh. Mineral. Gesellsch. Petersburg 1844 pag. 82 tab. 9 fig. 1. Auch bei Ratingen tab. 159 fig. 31. 32 am Unterrhein scheint die ächte Species nicht zu fehlen, obwohl der graue weiche Kalk die Beobachtung etwas behindert: das Bruchstück fig. 31 zeigt oben o die gleichen Querwände und Falten, wie die Irländischen, nur zählt man aussen a die doppelte Zahl von Rinnen, weil noch die der Zwischenlamellen deutlich vertreten sind. Auch der Unterschied zwischen den Kerben « und den Falten o, welche durch die Hauptrinnen verbunden werden, tritt gut hervor. Fig. 32 ist eine kurze Anfangs- spitze, welche ich schon im Handb. Petref. 1852 tab. 59 Ass 1II. Sternkorallen: Amplexus coralloides. fig. 32 abbildete. Die Rinnen für die Zwischenlamellen (y vergrössert) treten zwar etwas weniger deutlich auf, aber sie stellen sich doch regelmässig ein. Das Oberende 0 zeigt drei Treppen von verbrochenen Querscheidewänden, das er- schwert zwar die Betrachtung des Randes, doch sind An- zeichen vorhanden (x vergrössert), welche für Falten auf der Oberseite sprechen, und ein Kriterium für unsere Stel- lung abgeben. Häufig kommen damit im Rheinischen Berg- kalke tab. 159 fig. 33. 34 hornartig gekrümmte Zellen vor, die man äusserlich gar leicht mit Amplexus verwechselt, und die ich im Hdb. Petref. 1852 pag. 661 mit Caninia cornu- bovis Michelin Iconogr. tab. 47 fig. 8 von Boulogne verglich, zumal da der dünnwandige Kelch eine ähnliche Gestalt hat, allein auf dem Boden ‘findet man statt der glatten Platte eine wirre Masse Blättchen, die am Ende fig. 33. 0 sich in einem markirten Hügel erheben, wie es Haime (Pal&ontogr. Soc. V tab. 37 fig. 5) vom Clisiophyllum eoniseptum aus England zeichnete. Unser Haken fig. 33 in halber natür- licher Grösse zeigt in seiner obern Mündung o den characte- ristischen Hügel, welchen ich künstlich, so gut es eben ging, entblösste. Während an der innern Kelchwand 52 Wirtel- lamellen auf eine Länge von 14 mm sich einförmig anschmie- gen, erhebt sich der Hügel plötzlich mit seiner runzeligen Basis, worin Linien und Schuppen kaum noch Lamellartextur andeuten. Besser noch gewahrt man den Bau auf Bruchfläche fig. 34, welche dem Oberende angehört: die dicken Wirtel- lamellen gehen steif von aussen nach innen, aber schneiden plötzlich an einem wirren Centrum (x vergrössert) ab, man erkennt darin zwar noch Querscheidewände mit Spuren von Falten links auf der Oberfläche, aber rechts löst sich alles in Schuppen und Bläschen auf. Auf der angeschliffenen Unterseite erscheint der Kern (y vergrössert) wie ein wirrer Haufen von Oeffnungen, in denen man kaum noch Spuren RN NER RR EN ER, DB, VER EEENURDESTTERS \ III. Sternkorallen: Amplexus coralloides. Caninia. 489 eines seitlichen Zusammenhanges findet. Das System der convexen Querscheidewände lässt 'sich also kaum noch nach- weisen. Fig. 35 habe ich eine Anfangsspitze von sehr ge- fälliger Form abgebildet, die gleich auf ein viel dickeres Exemplar hinweist. Da man von oben dem Kelche nicht beikommen konnte, so zeigte sich beim Schlage eine grosse Querwand g, die aber im abgebrochenen Centrum ebenfalls etwas Wirres zu haben scheint, auch meint man oben Spuren einer Mediangrube wahrzunehmen, was dann auf die ächte cornu-bovis hinweisen würde. Amplexus de Sabl& tab. 160 fig. 1—3 aus dem Berg- kalke der Sarthe, welchen Michelin (Iconograph. 81) nach einem Prinzen von Canino den neuen Greschlechtsnamen Caninia gab, weil die ausgebildeten Querscheidewände noch eine deutliche Zaphrentis-Furche auf dem Rücken zeigten. Da sie zu den grössten ihrer Art gehören, so hiess er sie passend gigantea 1. c. tab. 16 fig. 1. In Irland hatte M’Coy (Synopsis Carbon. Lim. 1844 pag. 187 tab. 27 fig. 5) die Rückenfurche mit einem Sipho verglichen und unter Siphono- phyllia eylindrica schon gut abgebildet und beschrieben, da- her wählten Edwards und Haime (Pal»ont. Soc. V pag. 171 tab. 35 fig. 1) die Benennung Zaphrentis cylindrica. Unsere Exemplare stammen aus dem schwarzen Kalke von Sligo in Irland, deren äussere Schale sich meist schwer reinigen lässt, desto deutlicher wird aber die Textur auf den Bruchflächen: fig. 1.0 von der Oberseite wurde durch Schlag gewonnen, da zeigte sich die bedeutende Grösse der glatten Quer- scheidewand im Centrum sehr deutlich, am Rande mit schmalen Falten garnirt, die unmittelbar in die weissen Wirtellamellen auslaufen, welche am dicksten Ende plötzlich aufhören, und sich sofort in lauter kleine Bläschen zer- schlagen, wie wir es schon oben pag. 482 bei der devoni- schen semivesiculum hatten. Gar leicht wird der Sinus 490 II. Sternkorallen: Amplexus. Caninia. übersehen, aber eine Depression am Oberrande der Scheide- wand verräth ihn, gewöhnlich stehen sieben weisse Linien darin, wovon die unpaarige in der Medianebene liegt. Fig. 1. « ist eine Schnittfläche der Unterseite, der Sinus bildet daran zwei Schlingen, welche zwei Durchschnitte von Duten bezeichnen. Das Centrum besteht aus wirren Pünkt- chen, weil der Schnitt zufällig zwischen zwei Querscheide- wänden durchgeht. Der äussere Ring wirren Gewebes (x vergrössert) sehr deutlich, man sieht wie die dicken Linien plötzlich dünn werden, aber die strahlende Richtung bis zum äussersten Rande noch beibehalten. Fig. 1. a. b bilden das zugehörige Ende, was nach der Medianebene durchge- schnitten wurde: der äussere verwirrte Zellenring ist im Querschnitte « sehr markirt, und dem zugehörigen Längs- schnitt db genau angepasst. Am letztern sieht man rechts ‘bei r, dass der Ring der äussern Wand « nur anklebt, an dieser Stelle also die Ringmasse gar nicht vorhanden ist, während sie auf der Gegenseite links ganz hinabgeht. Es mag das in der Proliferation seine Erklärung finden. Die convexen Scheidewände gehen im Centrum zwar durch, sind aber doch meist nicht ganz regelmässig. Die genaue Ver- folgung macht besonders an den Rändern Schwierigkeit, rechts ist durch die Biegung der Sinus angedeutet, und links kam der Schnitt gerade durch die Medianlamelle. Verwitterte Exemplare sind in dieser Beziehung günstiger, wie die Copie fig. 2 nach Haime |. c. tab. 35 fig. 1. a be- weist, man sieht hier rechts die Zaphrentis-Furche in Duten hinablaufen, und links die breite Blasenzone, zwischen wel- chen beiden die Querscheidewände an der Oberseite noch die Zähne der durchgeschnittenen Wirtellamellen tragen. Das herausgewitterte Bruchstück fig. 3 zeigt ebenfalls auf der Innenseite ö die breiten Blasenbänder sehr deutlich, wovon sich im Kern die radialgestreiften Querscheidewände in den x 7 x III. Sternkorallen: Amplexus lineatus, 491 schönsten convexen Bögen abheben. Aussen a ist dagegen der mehr als Fusslange Cylinder regelmässig gegliedert und mit einer dünnen Oberhaut gedeckt, die blos undeutliche Längsstreifen zeigt. Nur von Zeit zu Zeit springen die Ringe weiter hervor, wodurch offenbar blos stärkere Proli- ferationen angedeutet werden. Amplexus lineatus tab. 160 fig. 4—7 aus dem schwar- zen devonischen Kalke von Oberkunzendorf bei Freyburg in Schlesien bildet eine ausgezeichnete Mittelform, die man früher gewöhnlich zum coralloides stellte, zumal da sie sich sehr schwer reinigen lassen, und demzufolge ihre innern Kennzeichen versteckt liegen. Schon A. Römer (Pal»on- tographica 1855 V pag. 30 tab. 6 fig. 13) meinte, dass unser C. lineatum mit einer Form von Grund am Harze vollkommen übereinstimme, und Dames (Ztschr. deutsch. Geol. Ges. XX pag. 490 tab. 10 fig. 2) nahm die Benennung für unsere schlesische wieder auf, obwohl der specifische Eindruck ein ganz anderer ist, als bei den Eifelern. Fig. 4 gibt uns durch ihre wulstige mit Schlamm verschmierte Oberfläche ein Bild von dem gewöhnlichen Vorkommen. Es kostet schon Mühe, um nur einige Längsstreifen in der Hüllmasse zu finden, dabei ist der Dreck so zähe, dass man nicht recht weiss, ob die Oberfläche geputzt sei oder nicht. Die Ein- schnürungen erinnern übrigens an die von fig. 3, und hängen wohl mit Proliferation zusammen. Der Cylinder mehr als ‚doppelt so lang, endigt unten « mit einer breiten Quer- scheidewand, die fast bis an den äussern Rand reicht, und dadurch grosse Aehnlichkeit mit coralloides behält. Die Querscheidewände bekommt man nur auf Bruchflächen gut zu Gesicht, wie der Oberkreis 0 zeigt, wo sich in der Mitte eine glatte Wand mit erhabenen Fältchen etwas herauswölbt, wie weit dieselbe aber zum Rande reicht, lässt sich unter der verbrochenen Decke nicht verfolgen. Fig. 5 gibt die 492 III. Sternkorallen: Amplexus lineatus. Bruchfläche eines andern Exemplares ebenfalls von der Unterseite, die Fläche wird etwas concav, und statt der Fältchen sieht man hier vertiefte Rinnen, die nach aussen scheinbar in schärfer ausgeprägte Wirtellamellen übergehen. Aber nur scheinbar, .denn man meint, dass sich dazwischen die Querscheidewand noch geglättet fast bis zum Rande fort- setze. Fig. 6 stammt von einem noch dickern Cylinder, hier sieht man, wie die untere Hälfte der Scheidewände mit ihren erhabenen Radiallinien bis an den Rand hingeht. Den obern Theil vom Gebirge wegzubringen hält schwer. Auch die Längsschnitte fig. 7 gelingen nicht recht nach Wunsche, sie sind hart, weil Schwefelkies und namentlich einge- sprengter Bergkrystall dabei zum Vorschein kommt, der sich schon durch seine glänzendere Politur vom ähnlichen Kalkspath unterscheidet. Aetzt man und lässt das Licht schief auffallen, so treten zumal in der Mitte die convexen Scheidewände gedrängt hervor, nur wo Kalkspath oder Bergkrystall sich eindrängt sind sie aufgelöst. Sowohl auf der convexen Rücken-, wie auf der concaven Bauchseite sieht man zwei Längslinien, die einer äussern Schalengrenze entsprechen: zwischen den innern Linien gehen die Quer- linien gedrängt aber ziemlich regelmässig horizontal; zwi- schen den innern und äussern Linien machen sie dagegen eine kleine Biegung nach unten; endlich sieht man ausser- halb der äussern Linien noch wirre schiefe Schlingungen, die schon Römer angab, und die auf Blasenbildung hindeuten. Es wäre in letzterer Beziehung zwar etwas mehr Klarheit wünschenswerth, doch sieht man rechts bei «a noch eine äusserste Linie, die den Rücken abschliesst. Wenn man damit das markirte Bild bei Dames 1. c. fig. 2. « vergleicht, so würde man meinen, etwas ganz Anderes vor sich zu haben. Dennoch bürgen schon die Fundorte dafür, dass wir beide dieselbe Sache beschreiben, was namentlich auch a Be" III. Sternkorallen: Amplexus lineatus. 493 durch fig. 8 bewiesen wird, die untere Spitze von einem 15 cm langen und 4 cm dicken Exemplar, woran durch Verwitterung (wie bei Dames |. c. fig. 2. b) markirte Längs- rippen sehr deutlich hervortreten. Dieselben werden durch die Kerben der Wirtellamellen erzeugt, entsprechen den durch Querlamellchen gegliederten Interlamellarräumen. _ Ich finde auf der ganzen Länge kaum eine Stelle, wo eine Vermehrung durch Gabelung entstände, die Rippen sind daher am untern dünnern Ende sichtlich schmäler. Der Querschliff oben 0 zeigt ein texturloses Centrum, um wel- ches die Hauptwirtellamellen steif strahlen, aber nach aussen auf Kosten der Querlamellchen dünner und unbestimmter werden. Besonders schwierig bleibt noch die Oberhaut, zu erklären: in der Seitenansicht s sieht man bei % eine deutliche glatte Schicht mit concentrischen glatten Linien; im Querschliff o wird dieselbe rechts ziemlich dick, und hängt mit den Wirtelstrahlen auf das Bestimmteste zusam- men, während links dieselbe gänzlich fehlt, und die Längs- rippen die unmittelbare Grenze bilden. Die Erklärung da- von macht keine Schwierigkeit, aber dann sieht man nament- lich gegen das Unterende zwischen den Rippen zierliche Knotenreihen hervortreten (= vergrössert), welche schein- bar die äussere Kante der Wirtellamellen bilden. Die Knötchen % überwuchern dann weite Flächen, auf welchen die Rücken der Rippen in zarten erhabenen Linien (y ver- grössert) fortsetzen. Dabei fällt es auf, dass an andern Stellen statt der Knötchen sich Grübchen g zeigen. Da diese Stellen auf den Rippen etwas absonderliche weisse Farbe haben, so könnte man es möglicher Weise für einen fremden Schmarotzer halten, allein die Verbindung mit der Unterlage ist eine so vollkommene, und dabei die Masse so dünn, dass man mehr geneigt wird, es für ein bedeutendes Merkmal der Oberfläche zu halten. = Pe ne ARM ; ” ent = = u 494 II. Sternkorallen: Cyath. multilamella. Amplexus tintinnabulum. Cyathophyllum multilamella tab. 160 fig. 9 mag ein Bruchstück heissen, woran ich mindestens SO Hauptlamellen zähle. Es stammt aus einem röthlichen Kalke (Kohlenge- birge) von England, doch vermag ich seinen Namen nicht zu finden. Vor allem lehrreich ist der Längsschnitt !, wel- cher etwa durch ein Drittel der Breite geführt ist. Im schiefen Lichte fallen aussen dunkele Bänder auf ohne Zeichnung, deren glänzende Zwischenräume durch characte- ristische Querlamellchen in unregelmässige Zellen (y ver- grössert) abgetheilt werden; nach innen werden die Bänder immer enger, so dass man sie zuletzt mit blossem Auge kaum noch verfolgen kann. Die Erklärung des interessanten Bildes ist leicht: aussen sind die Wirtellamellen und loculi schief gegen die Strahlung geschnitten, beider Streifen müssen da am breitesten sein, nach innen dagegen immer schmaler werden, je mehr sie sich dem Centrum nähern. Zwischen Centrum und Aussenseite kann man so sogar noch Haupt- und Zwischenlamellen unterscheiden, da diese nicht so weit hinablaufen, als jene. Aber trotz der vortrefllichen Regel sieht man doch sofort ein, wie complieirt der innere Bau wird. Aussen bemerkt man davon lediglich nichts, die hervorragenden Rippen gehen überall ihre regelmässigen Wege, der Kelch auf der Oberseite o ist flach, die Zwischen- lamellen gehen nur um den gerundeten Rand, den Boden erreichen sie nirgends. Bei der grössten Aufmerksamkeit und sorgfältigsten Reinigung bemerkt man ein schmales Gebirgsband, wo keine Strahlen hinreichen, das ist die auf- fallend schmale Furche, welche innen von zwei Haupt- strahlen parabolisch umringt, aussen von 1+2=3 kür- zern Strahlen geschlossen wird. Zum Beweise, dass kein Irrthum stattfinde, gewahrt man am gut polirten Gegen- ende dieselbe Unterbrechung (x vergrössert) wieder. Amplexus tintinnabulum tab. 160 fig. 10 aus dem III. Sternkorallen: Amp]. tintinnabulum. Zaph. Cliffordana. 495 bläulichen Bergkalke von Kildare in Irland nannte ich im Handb. Petref. 1852 tab. 59 fig. 33 ein Bruchstück, das aus lauter ineinander geschachtelten Glocken zu bestehen scheint, wie die Seitenansicht «a durch ihre Randschuppen verräth; auf der Seitenansicht db sieht man weiter, wie die Glocken von unten bis oben ineinander stecken, eigenthüm- liche kurze Furchen erinnern mich lebhaft an die Scheide- wandränder von Amplexus coralloides, mit denen sie zu- sammen vorkommen, obwohl ich sie nicht recht zu deuten vermag. Leider ist das Centrum sowohl unten « wie oben o mit Kalkspath erfüllt, der den innern Bau zerstörte, doch erhielt sich oben links noch ein Theil der concentrischen Glockenränder, während innen wirre Zellen für einen ab- sonderlichen Bau sprechen würden. Zaphrentis-Furchen und Amplexus-Wände treten im Kohlengebirge nicht selten in solche Wechselbeziehung, dass uns eine sichere Entscheidung zwischen beiden schwer wer- den kann. Besonders lehrreich ist in dieser Hinsicht Zaphrentis Cliffordana tab. 160 fig. 11—13 E. und H. Archives du Museum V pag. 329 tab. 3 fig. 5 aus dem Bergkalke von Buttonmould bei Louisville, wo sie in Menge verkieselt in einem grauen Lehm liegen, der ein sorgfältiges Reinigen der Interlamellarräume zulässt. Die Gestalt ist zwar ein gewöhnlich kleiner Kegel, aber lokal erkennt man sie doch bestimmt wieder: die kleine fig. 11 hat im Centrum eine grosse glatte Scheibe, wie sie beim ächten Amplexus kaum glatter vorkommt, darum gruppiren sich die Haupt- falten nach den Zahlen 6+1+-17+1+6=51, wozu dann noch die Medianfalte im Sinus kommt, welcher etwas schief nach rechts liest. Geht man nun aber den loculi mit der Nadel nach, so merkt man bald, dass sie in der Fortsetzung der Querwand sich tief am Rande hinab biegen, wie die dunkeln Flecke im Grunde der loculi zeigen. Das 496 III. Sternkorallen: Zaphrentis Cliffordana, spinulifera. ist wieder Amplexus-Character. Ja die Falten selbst sind innen hohl (x vergrössert), so dass sie nicht sowohl Wirtel- lamellen, als vielmehr gefältelte Querwände bedeuten. "Dächte man sich die Zelle länger, so käme Oaninia cornu-bovis Michelin (Iconogr. tab. 47 fig. 8), welche A. d’Orbigny Prodr. I pag. 105 zur Cyathopsis erhob, ce sont des Am- plexus, qui ont une partie creusde lateralement en dedans de la cellule. Fig. 12 ist meine kräftigste, es bleibt zwar nur noch eine kleine glatte Scheibe im Centrum, aber man sieht deutlich, dass unter den dünnen Falten alles sich zu einer grossen Scheibe vereinigt, die am Rande sich in den tiefen Löchern der loculi verliert. Am tiefsten bleiben freilich die beiden loculi des Sinus, die Seitensinus treten nicht mehr hervor, wir haben 35 Falten, die sich im Kreise um die Medianfalte des Sinus lagern. Aeussere Rippen gut ausgebildet. Fig. 13 mit verbrochenem Kelchrande scheint zwar nach der Anordnung der Radialfalten ein ganz anderes Ding zu sein, der Rückensinus, etwas nach links gelegen, ist kaum noch zu unterscheiden, die Falten gehen hoch bis zum Centrum, Ordnung hat sich darin nur unvollständig erhalten, aber den Rand umkränzt noch ein Kreis von etwa 33 Löchern, und würde man sich die Falten weg- denken, so stände der ausgebildetste Amplexus da. Mit diesen nahe verwandt ist Zaphrentis spinulifera tab. 160 fig. 15 Hall Report. Geol. Surv. Jowa 1858 I pag. 650 fig. 1 aus dem Berg- kalke von Bloomington, in gelben Kiesel verwandelt auf das vortrefllichste erhalten. Unser Stück bildet einen schlan- ken Kegel mit gedrängten Längsstreifen, die sich nach oben bedeutend vermehren. Die Rinnen dazwischen entsprechen gleichmässig den Haupt- und Zwischenlamellen, und gerade auf jenen Rinnen treten runde Wärzchen (x vergrössert) hervor, welche entfernt an die Wurzeln von Omphyma Nom. II HERR IP. IV Be ae Dh in un on nn > a U nn LluL al an Q U uX 2 SZ PETREFACTENKUNDE DEUTSCHLANDS. DER ERSTEN ABTHEILUNG SECHSTER BAND. _ VIERTES HEFT. KR ASL CU BEN (STERNKORALLEN) VON FRIEDRICH AUGUST QUENSTEDT, PROFESSOR DER GEOLOGIE UND MIRERALOGTE IN TÜBINGEN. NEUNTES HEFT. HIERZU EIN ATLAS IN FOLIO MIT 6 TAFELN IN TONDRUCK. III NANANANINAAAIANAARAAANANAANANANNANANANAAAA TARA AA ANA AN AA HAAAAN Anno N LEIPZIG, FUES’S VERLAG (R. REISLAND). 1879. ENT. m EN » e III. Sternkorallen: Zaphrentis spinulifera. Turbinolia fungites. 497 pag. 417 erinnern, nur dass sie viel kleiner bleiben. Jeden- falls sind sie so characteristisch, dass mit Recht darauf der Name anspielt. Daher glaube ich auch, dass trotz der scheinbaren Verschiedenheit Zaphrentis spinulosa Haime Arch. Mus. V pag. 334 tab. 5 fig. 7 ebenfalls aus dem Kaskaskia Limestone von Dlinois vollständig damit überein- stimme. Oben o ist der Sinus mit einer schwachen Median- rippe sehr ausgebildet, so dass er selbst unten auf der kleinen Bruchfläiche am Rücken r sich noch verräth. Die Querscheidewand ist zwar durch die hohen Wirtellamellen stark unterbrochen, aber doch erkennt das Auge eine ge- meinsame Glätte, welche noch lebhaft an den Amplexen- charakter erinnert. Die kleine fig. 14 vom gleichen Fund- orte scheint trotz ihrer Krümmung doch auch dahin zu ge- hören, denn in der Seitenansicht « sieht man Anfänge von denselben Knötchen. Die Seite b verbrach, und lässt einen Theil der trichterförmigen glatten Querscheidewand (x ver- grössert) sehen, die wahrscheinlich durch Missbildung sich so stark nach unten krümmte. Kurze kräftige Randstrahlen scheinen sie an Amplexus anzuschliessen. Der Bergkalk hat eine Menge kreiselförmiger Cyatho- phyllen, welche den devonischen noch ausserordentlich ähn- lich sehen. So bekam ich schon vor ungefähr vierzig Jahren von dem berühmten Fischkundigen Lord Cole die schöne Form tab. 160 fig. 16 unter Turbinolia fungites, mountain Limestone. Es war das durch Fleming (History of Britisch Animals 1828: pag. 510) eine vielfach eitirte Species ge- worden. Ich führe sie nur an, um die Schwierigkeiten der richtigen Bestimmung an ihr darzulegen: ein prachtvolles Hörnchen mit verschiedenen Proliferationen zeigt sie aussen ziemlich deutliche Rippen. Der tiefe Kelch o, durch Punk- tation in der Seitenansicht angedeutet, konnte nur mit Mühe blos gelegt werden, es zeigt sich am Rande eine dünne _Quenstedt, Korallen. 9te Liefer. Juli 1879, 32 498 IH. Sternkorallen: Turbinolia fungites. äussere Hülle (x vergrössert), woran sich die knotigen Wirtellamellen in abwechselnder Grösse anlagern. Der kreisförmige Boden scheint sich zwar von den Seiten ab- zusondern, doch konnte ich das wegen der Tiefe nicht zur rechten Klarheit bringen. Die Wirtellamellen (y vergrössert) lassen sich durch Kratzen sichtbar machen, man sieht zwi- schen den mehr glattern Hauptlamellen nur Punktreihen von den niedrigern Zwischenlamellen, woraus folgt, dass die Lamellenkanten Knoten haben. Da ich kein genaueres Bild bei den Schriftstellern finde, so stellte ich es immer in die Nähe von ©. depoceras pag. 384. Ich habe an der Richtig- keit der Bestimmung hauptsächlich deshalb nicht gezweifelt, weil Phillips (Palsoz. foss. 1841 tab. 1 fig. 3) ausdrücklich aus dem Bergkalke wenigstens ein ähnliches Ding gab. Das stimmt nun freilich nicht mit einem zweiten Cyathopsis fungites tab. 160 fig. 17, der im Bergkalke von Yorkshire eine der gewöhnlichsten Korallen sein soll. Auch dieser gab Phillips (Illustr. Geol. Yorksh. 1836 II pag. 203 tab. 2 fig. 23) den Namen Turbinolia fungites, während sie später (Morris Catalogue Brit. foss. 2 edit. 1854 pag. 52) mit wenig Glück zum d’Orbigny’schen Cyathopsis pag. 496 gestellt wurde. Toward the centre discontinuous when old sagte Phillips, und führte dabei Parkinson’s Org. Rem. II tab. 4 fig. 8, 13, 14 als Synonym auf, die jedoch‘ wenig Aehnlichkeit haben. Der innere wie ein erhabenes Rohr abgesonderte Boden scheint allerdings ein nicht un- wesentliches Merkmal zu sein, weshalb Edwards und Haime (Pal&ontogr. Soc. V Introd. 1850 pag. LXX) sie zu einem besondern Geschlecht Aulophyllum erhoben. Aeusserlich gleichen sie einem Horn mit flachen aber sehr klaren zarten Gittern (x vergrössert), was sie in der Praxis mit Berück- sichtigung des Lagers sofort erkennen lässt. Häufig ist der Kelch verdrückt, aber selbst in diesem verdrückten ver- Pin: [27 en u in a 0 a ne X du “- an II. Sternkorallen: Turbinolia fungites. 499 räth sich im Centrum o (O vergrössert) noch die eigenthüm- liche Erhabenheit, in unserm Falle ebenfalls verdrückt, aber am Aussenrande mit deutlichen Längsrippen. Von einem Sinus bemerkt man zwar keine Spur, aber sägt man die Zelle quer durch g, so zeigt sich der innere Kern mit einer besondern dicken Wand sehr bestimmt, dieselbe spitzt sich oben am Rücken nicht blos bestimmt zu, sondern zeigt hier auch zwischen den äussern dicken Wirtellamellen eine deut- liche Unterbrechung. Im Centralringe (y vergrössert) be- merkt man innerhalb der Ringwand b nur zarte Strahlen, die sogar im Centrum a gänzlich zu verschwinden scheinen. Desto kräftiger werden die Strahlen-c ausserhalb des Ringes b, ‚aber auch diese zerschlagen sich nach aussen d ganz plötz- lich in dünne Fäden, entsprechend dem äussern zarten Gitterwerk. Ein grösserer Kreisel tab. 160 fig. 18 ebenfalls von Yorkshire stammt aus einem schwarzen Thonmergel, daher ist der Kelch wieder stark verdrückt, aber dessen unge- achtet konnte ich den ebenfalls verdrückten aber aus dem Boden hervorragenden COylinder von der Oberseite o her bloslegen, die Gitter aussen zeigen sich gerade so fein, wie vorher, und unten an der abgerundeten Anfangsspitze (x ver- grössert) sieht man einen dunkeln Kreis, der von dicken lichten Radien umstrahlt wird, die sich am äussern Ende wieder plötzlich in feine Linien zerschlagen. Der dunkele Kreis selbst zeigt ebenfalls zarte wirre Linien, die aber im Centrum verschwinden. Ich stelle daneben fig. 19 noch eine Form aus dem Obern Bergkalke von Moskau, die nicht blos weiss ist, sondern innen auch noch hohle Zellung zeigt, was die Beobachtung auf Schliffen erleichtert, obwohl die Reini- gung des Bodens b Schwierigkeit macht, man sieht hier keinen hervorragenden Cylinder, sondern nur dünne Täfe- lung mit wirren Falten. Das obere längsgeschnittene Ende 328 500 III. Sternkorallen: Cyathophyllum helianthoides. zeigt nun im Boden, wie diese Täfelung bald mehr bald weniger ausgeprägt stellenweis durch Querlamellchen ganz verdrängt wird. Aussen lässt sich der Wechsel von Schnitten der Wirtellamellen und zellenreichen loculi ausserordentlich leicht unterscheiden: je nachdem die Wirtellamellen ge- schnitten werden entstehen breitere oder schmalere Glätten; auch die loculi dazwischen sind bald in feinere bald in grö- bere Maschen getheilt. Auf dem Querschnitte (y etwas ver- grössert) sieht man einen äussern Ring wirrer Zellen, die voll- ständig mit denen vom englischen fungites stimmen. Inte- ressant ist das Stückchen glatter Scheidewand, was oben von Radien und Zellen überragt wird, die unten nicht auf- liegen, daher leicht mit dem Federmesser weggesprengt wer- den könnten, wodurch ein glatter Kreis zum Vorschein kommen würde. Cyathophyllum helianthoides tab. 160 fig. 20 etc. Goldfuss Petref. Germ. pag. 61 tab. 20 fig. 2 stellte zuerst diese vortreflliche Species aus dem devonischen Kalke der Eifel für einzelne und verwachsene Exemplare auf. Milne-Edwards (Hist. nat. Coralliaires III. 375) hat sie beim Geschlecht Cyathophyllum im engern Sinne belassen, An- dere haben sie bald hier- bald dorthin geworfen: um die mitteltiefe Zelle schwellt die Oberfläche gleich einem Vulkan an, von dessen Rande zahllose dachförmige Rippen hinab- strahlen, um sich am Aussenrande plötzlich mehr horizontal auszubreiten. Obgleich ihre Zahl nicht selten 80 übersteigt, so merkt man doch nie Spuren von Zwischenlamellen, blos an der innern Kelchwand bleiben sie abwechselnd zurück. Der Kelchboden ist schwer freizulegen, es scheinen sich da die Strahlen etwas zu verwirren. Die Einzelzelle fig. 20 (in der Mitte durchgesägt) li 4 a er III. Sternkorallen: Cyathophyllum helianthoides. 501 bildet einen stumpfen freien Kreisel oder vielmehr Pilz, der unten « von Rinnen schwach geritzt ist, welche am Rande den- Vertiefungen auf der Oberseite correspondiren. Geht der Schnitt genau durch eine Furche, so erscheint die ganze Fläche mit kleinen Bögen wie Bläschen bedeckt, was schon Edwards und Haime (Arch. Mus. V tab. 5 fig. 5) ideal darstellten. An den dünnen Flügelenden (x ver- grössert) strecken sie sich mehr horizontal, als wenn sie in lauter parallele Blättchen übergingen. Man darf das aber nicht als wesentliche Merkmale nehmen, denn sobald die im Innern versteckten Wirtellamellen schief geschnitten werden, so wechseln die Bläschen mit Bändern ab, wie die Spuren des rechten Flügels zeigen. Die Bänder vermehren sich natürlich, je mehr man sich von der Medianebene ent- fernt. Daher sieht man denn auch im Kelchschnitt nur oben reinen Schlamm, unten wird derselbe von gekrümmten Längs-Linien und -Plättchen unterbrochen, bis endlich an der untern Spitze der Raum geschlossen war, und kein Ge- birge sondern nur Kalkspath durchliess. Die Seitenansicht fig. 21 gibt eine mittelgrosse Zelle mit 82 gleichmässigen Falten, die am scharfen Rande am breitesten werden. Sie hat unten eine breite verbrochene Ansatzfläche. Schleift man den scharfen Rand an, so zeigen sich eine Menge zackiger Schichten (y vergrössert), welche den Falten der Kelchfläche parallel gehen, was lebhaft an den Faltenbau der Böhmischen Omphyma tab. 157 fig. 10. r erinnert. Wenn die schwach radialgeritzte Hülle an der Unterseite « aufspringt, so sieht man, wie die zarten Wirtel- lamellen zwischen die Ritzen der Oberhaut fallen, also ge- nau der Dachkante der Falten entsprechen. Der Kelch- boden o liess sich zwar nur unvollständig reinigen, aber man sieht doch, wie die Radien nach innen dünner und ge- kräuselt werden, und in regelmässigem Wechsel nur zu« 502 III. Sternkorallen: Cyathophyllum helianthoides. Hälfte den horizontalen Boden erreichen, so dass also die Falten trotz ihrer Gleichheit am Rande sich doch als zwei Klassen erweisen. Mein grösster stumpfer Kreisel von fast kreisförmiger Rundung misst 45 mm in der Höhe und 85 mm in der Breite mit 84 Lamellen. Ein anderer ellipti- scher mit 80 Lamellen erreicht sogar über 100 mm in der grössern und 70 mm in der kleinern Axe. Ob die schein- bar noch etwas grössern Scheiben von Torquay in England (Paleontogr. Soc. V tab. 51 fig. 1) hier hergehören, lasse ich dahin gestellt sein, doch bezweifle ich es. Von beson- derem Interesse sind die Zwillinge tab. 160 fig. 22, wovon schon Goldfuss 1. c. 20. 2. h einen abbildete, und wovon ich in der Eifel meh- rere fand. Unser Stück von oben 0 in natürlicher Grösse dargestellt ist ein Muster. Die Köpfe ragen wie ein „Topf- kuchen“ über den verdünnten Rand empor: der kleinere « links ist aus einem Guss, nur unten bemerken wir eine ganz schwache zweite Randspur; der grössere b besteht da- gegen aus drei Schichten die aber stellenweis miteinander verwuchsen. Beide haben dieselbe Zahl von dachförmigen Lamellen (72), die sich in der Thalfurche der Köpfe auf der Zwillingsgrenze zwar eigenthümlich verdicken, aber keine Spur von Randbildung bemerken lassen. Die Kelche sind becherförmig, und man kann an ihren Wänden die Ungleichheit der Lamellen deutlich verfolgen; die Zwischen- lamellen hören schon mehrere Millimeter über dem Boden auf, nur die Hauptlamellen reichen ganz hinab, und ver- lieren sich da unbestimmt. Ueber die markirte scheinbar glatte Scheibe im Kelche von a komme ich zwar nicht vollständig ins Klare, aber es könnte doch eine Querwand sein, da man auch im Grunde von b eine etwas ähnliche schuppige Absonderung findet. Um zu zeigen, wie schief a unten an b anwuchs, gebe ich noch eine verkleinerte Seiten- 1 3 f u un EU no III. Sternkorallen: Cyathophyllum helianthoides. 503 ansicht s: b bildet daran einen stumpfen Kreisel, der alsbald eine Knospe aussendete, welche sich anfangs schlank an- schmiegt, aber am Ende über den Mutterrand hinüber- schlägt. Diese Verschlingung wirft ein Licht auf die Tafelartigen Platten Cyathoph. helianth. tabulatum tab. 161 fig. 1. 2, welche schon Goldfuss 1. c. tab. 20 fig. 2.i. %k und tab. 21 fig. 1. a. b mit Recht von der Hauptspecies nicht trennen mochte. Schröter (Vollst. Ein- leit. Verst. 1778 III. 456 tab. 8 fig. 5) bildete sie unter Astroites organum von Bensberg ab, man sieht der Zeich- nung die Dünne gut an, und er sagt, sie sei „aus eckigten Oylindern zusammengesetzt, die an beiden Enden eine Stern- fläche bilden“. D’Orbigny Prodrome I. 106 hat sie daher zum Discophyllam (disx05g Scheibe) Hall (Paleont. New- York 1843 I. 277) aus der Hudsonsriver group gestellt, welche aber nichts weiter als eine gewöhnliche Einzelzelle von helianthoides bezeichnet, während das eigenthümliche Wesen in der scheibenförmigen Verwachsung liegt, was Fromentel passender mit Polyphyllum (Vielblatt) bezeichnete. Aber kein Schriftsteller hebt das Eigenthümliche in dem merkwürdigen Wachsthum hervor, blos Goldfuss 1. ce. 21. 1 bildete von einem und demselben Stück die Oberseite « und Unterseite b ab, doch werden bei jenem 11 und bei diesem nur 10 Zellen bemerkt, was bei der Dünne der Stücke eine sehr merkwürdige Thatsache ist! Ich bildete daher fig. 1 das Öberende einer mehr als handgrossen Platte ab, die selbst wieder nur ein vielleicht unbedeuten- der Theil eines viel grössern Stockes war. Die Dicke d erreicht nirgends 2 cm, und bleibt meistens viel darunter. ‘ Alle Zellen sind auf beiden Seiten durch erhabene Rippen voneinander getrennt, die oben o zwischen den dachförmigen Strahlen den vertieften Mund, und unten % einen meist etwas erhabenen Anfangspunkt zeigen. Um den Mund prägt sich 504 III. Sternkorallen: Cyathoph. helianthoides tabulatum. der Wulst des helianthoides nicht selten so deutlich aus, dass man sie unwillkürlich trotz ihres sonstigen andern Wesens zu den Einzelzellen stell. Aber eigentbümlich bleiben die markirten Grenzrippen, die sich nicht einmal immer bei den Zwillingen finden, welche man doch sonst gern für die Zwischenstufen halten möchte. Beim ersten Anblick meint man nun zwar, es seien lauter kurze neben- einander stehende Säulchen, etwa wie ein lusus Helmontii, mit dem die Rippen äusserliche Aehnlichkeit haben, allein man ist bei näherer Betrachtung erstaunt, dass dem nicht so sei. Um das mit einem Blick klar zu machen, liess ich die Unterseite « durch den Spiegel zeichnen, und setzte überdiess noch Zahlen drauf, deren Ermittelung freilich ganz besondere Schwierigkeit machte. Schon an dem Quer- schliff d, der die Dicke anzeigt, sieht man, dass die Rippen keineswegs senkrecht correspondiren, denn wir haben links drei und rechts blos zwei, auch ist die Schliffläche selbst zu wolkig und unrein, dass man den Zellenbau nicht sicher verfolgen kann; man sieht nur, dass das obere Ende zu Nro. 2, und das untere zu Nro. 4 gehört. Beschauen wir blos die Flächen, so zeigt sich Nro. 1 unten « im ganzen Umriss mit der Anfangsspitze im Centrum, während oben 0 kaum mehr als die Hälfte da ist, und zieht man in Ge- danken eine Linie von der Anfangsspitze zum Kelchcentrum, so nimmt diese einen ganz schiefen Lauf nach oben. Nro. 2 scheint oben und unten sicher zu sein, obwohl die Umrisse etwas verschieden sind. Da Nro. 3 beiderseits an eins und zwei gränzt, so muss meine Deutung wohl richtig sein. Dann aber macht der Zwickel x Schwierigkeit, den man gern mit der Mündung drei in Verbindung setzen möchte. Da aber auf der Schlifffläche trotz der Dünne ein Wolken- streif w die Wirtellamellen zu unterbrechen scheint, so müsste x einer ganz schiefen viel weiter links liegenden . # 5 re III. Sternkorallen: Cyathoph. helianthoides tabulatum. 505 Zelle angehören. Führt man nun so weiter nach den Anlage- rungen bis Nro. 8 oben o fort, so sehen zwar unten « die entsprechenden Maschen etwas verschieden aus, allein das könnte man sich gefallen lassen, wenn nur nicht auf der Unterseite geradezu eine y überbliebe. Man könnte sie für Nro. 6 halten wollen, aber gerade diese ist nach der Bruch- fläche des Randes r eine der sichersten unter den entspre- chenden Nummern. Solche Schwierigkeiten in der Deutung sollte man auf so kleinen Platten nicht erwarten! Fig. 2 ist schon viel dicker, wie der Seitenschliff S zeigt, dabei fehlt unten noch ein mehr oder weniger grosses Stück, so dass es vielleicht zu einem kissenförmigen Stocke gehört. Aber die ebene Oberfläche behält ganz den Platten- förmigen Charakter bei, namentlich erinnern die drei gleich- grossen Zellen (1, 2, 3) durch ihr ganzes Wesen noch auf- fallend an helianthoides, obwohl die Anschwellungen um die Kelche minder hoch sind. Wahrscheinlich gehört das Bild bei Goldfuss 1. c. 20. 2.% zu dieser Abänderung. Die etwas kleinere Nro. 4 ist in der Mitte durchgeschnitten, man sieht oben den Kelchboden mit Schlamm gefüllt, und kann ihre Kegelgestalt auf dem Seitenschliff nach unten verfolgen; mit vielen Blasen auf der Schnittfläche bedeckt unterscheidet sich das Centrum von den Flügeln ziemlich scharf. Dagegen erscheint Nro. 5 oben o glatt, doch schim- mern die Wirtellamellen linienförmig durch, eine dicke Rippe trennt links einen trapezförmigen Flügel ab, aber statt sich nach unten zu verjüngen, erbreitert sich die Zelle schnell auf den doppelten Durchmesser, so dass sie das Stück eines abgestumpften Kegels bildet, der sich nach oben verjüngt. Rechts neben ihr steht eine grosse dreieckige Lücke ! mit Schlamm, dann folgen zwischen 2 und 4 vier Brutzellen, die der Reihe nach an Grösse zunehmend sich _ genau auf der Grenzlinie heraufdrängen. So unbedeutend 506 . III. Sternkorallen: Cyathoph. hypocrateriforme, regium. auch die kleinste sein mag, so erkennt man darin doch schon Spuren von Wirtellamellen. Auf der angeschliffenen Unterseite « klemmt sich ein Kelchkreis « ein, der mit der dritten oben an Grösse und Rundung vollständig stimmt, so dass man meinen möchte, beide gehörten der gleichen Zelle an. Diese kleinen scheinen ein Wahr- zeichen für Oyathophyllum hypocrateriforme Goldf. 17. 1 zu bilden, nur dass dort die Hauptzellen weniger gross und die Zwischenzellen zahlreicher erscheinen. Einzelzellen von hypocrateriforme sind in der Eifel gerade nicht häufig, sie haben einen längern Kegel, der Rand um den Kelch ist weniger aufgeschwollen, die Faltung der Wirtellamellen bleibt aber dieselbe, daher lege ich auf die Unterscheidung von helianthoides kein Gewicht. Aber jedenfalls kommt man häufig in Gefahr, sie miteinander zu vermischen. So kommen im röthlichen devonischen Marmor von Blanken- burg, dessen viereckig geschliffene Täfelchen sich in allen ältern Sammlungen finden, häufig breite gestreifte Kelche vor, wovon schon Parkinson (Org. Rem. 1808 pag. 33 tab. 4 fig. 17) die vollständigste Abbildung gab, und als turbinated madrepora mit der Gothländer Omphyma vereinigte; nach der Art ihrer Strahlen und den zwischenliegenden Bläschen zu urtheilen stimmen sie am besten mit der ächten helıan- thoides, wie oben pag. 423 schon angedeutet wurde, wäh- rend die längere Kegelgestalt bei Walch (Nat. Verst. I. 2 pag. 57 tab. F. III. a fig. 4) „aus den Blankenburgischen Marmorbrüchen“* mehr an hypocrateriforme erinnert. Da- gegen scheint Cyathophyllum regium Phillips Geol. Yorksh. 1836 II pag. 201 tab. 2 fig. 25 aus dem englischen Berg- kalke, composed of aggregated short prismatie radiated masses, ganz vortrefllich mit den Eifeler Tafeln zu stimmen, wie sie Haime (Pal&ontogr. Soc. V tab. 32) so deutlich abbildete. Auch hier kommen längliche Zwillingskelche vor, Auer III. Sternkorallen: Cyathoph. coalitum. 507 welche damit zusammen geworfen werden. In ihrer Ver- einigung sehen sie allerdings grosszelligen Astreen gleich, daher nannte sie M’Üoy Palastrea carbonaria. Cyathophyllum eoalitum tab. 161 fig. 3 aus der devoni- schen Corniferous group von Olarke Cty (Indiana) nannte “ Rominger (Geol. surv. Michigan 1876 IH pag. 108 tab. 38 fig. 4) verkieselte Formen aus den Diluvialgeschieben (Drift) von Ann Arbor, die von unsern Europäischen Tafelformen wohl kaum abweichen. Unser Stück erhielt ich unter Phillipsastrea gigas Bill., d’Orbigny (Prodrome I pag. 107) führte das Geschlecht für die kleinzellige Astrea parallela von Grund (Römer, Verst. Harzgeb. 1843 pag. 5 tab. 3 fig. 1) ein. Wie das Stückchen der Oberseite 0 zeigt, so fliessen die grossen Zellen, welche über 5 cm Durchmesser erreichen können, innig ineinander. Im senkrechten Längs- ‘schnitt s, der nicht ganz durchs Centrum geht, sieht man einen Kern dünner Wirtellamellen, deren Schiefschnitte sich nach aussen durch Bänder verrathen, welche an ihren brei- testen Flächen schiefe Linien von Querlamellchen zeigen. Alles das zur gehörigen Vorstellung zu bringen, ist freilich nicht leicht. Die Strahlen der Oberseite sind augenfällig in lauter Fächer abgetheilt, dazwischen deuten gelbe hohle Linien und Punkte (x vergrössert) die Stellen der Längs- und Querlamellen an, die trotz ihrer Zartheit sich doch schon dem blossen Auge verrathen. Die schwarzen devoni- schen Kalke von Rittberg tab. 161 fig. 4-6 bei Olmütz in Mähren setzen uns durch die Menge ihrer nur. ungefähr bestimm- baren Formen in Verlegenheit. Man möchte die Sachen gern lociren, und doch passen die bekannten Abbildungen nicht recht. Gleich der grosse gefällige Kreisel fig. 4, in der Stellung abgebildet, wie er auf dem Tische liegt, ist ein wahres Mittelding zwischen hypocrateriforme und helian- 508 II. Sternkorallen: Cyathoph. hypocraterif. compressum, strigilatum. thoides, blos dass er mehr Kegel als Pilz bildet, weshalb ich den erstern Namen vorziehe. Die Wirtelstrahlen sind dachförmig, und der innere breite Kelch spitzt sich unten zu, wie die Oberansicht o im Centrum zeigt. Bei der Härte des Gesteins sind freilich kleine Irrthümer nicht zu ver- meiden. Wir zählen sehr bestimmt 84 scheinbar gleich grosse Lamellen, die aber an der innern Kelehwand sich in 42-42 zertheilen. Fig. 5 ist ein Exemplar von guter Erhaltung, das nicht durch Druck sondern durch Wuchs die stark comprimirte Form 5 erhielt, woran sich die Dicke zur Breite wie 2:5 verhält. Das Stück lag in einem röth- lichen Boden, daher haben sich die äussern Rippen vor- trefllich erhalten, man zählt am Rande des comprimirten Kreisels 84, also zufällig die gleiche Menge, wie- vorhin. Dann aber verkrüppelt es plötzlich, wird rund und viel enger; der Kelch in seiner längern Dimension 3 cm zog sich gegen den breitesten Rand des comprimirten Kreisels fast um die Hälfte zusammen. Die Wirtellamellen lassen sich zwar nicht sicher zählen, doch scheint es ein C. hypo- crateriforme eompressum zu sein. Fig. 6 zeichnet sich durch seine regelmässige Gestalt aus, die einmal markirt proliferirt, und gewöhnlich mit Cyathophyllum dianthus Goldfuss Petref. Germ. tab. 16 fig. 1 identifieirt wird, welche Milne-Edwards (Coralliaires III. 378) als Steiningeri citirte. Die 62 Lamellen ragen am Rande so gleich und hoch her- vor (x vergrössert), dass sie den Platten einer Striegel glei- chen, wornach man sie strigilatum heissen könnte. Daher sind die loculi sehr tief, und die Ungleichheit der Lamellen bemerkt man erst ganz tief auf dem Boden, wohin nur die Hauptlamellen meist etwas schnirkelförmig hinabreichen. Das ist der Grund, warum die Lamellenzahl stets gerade und niemals ungerade ist. E;: >, “ III. Sternkorallen: Cyathoph. cxspitosum, 509 Cyathophyllum cespitosum tab. 161 fig. 7—15 ete. Goldfuss Petref. German. pag. 44 tab. 13 fig. 4 und pag. 60 tab. 19 fig. 2 verlieh den Namen „rasenförmig* zwei verschiedenen Varietäten, einer dünnern von Bens- berg, die er Lithodendron nannte, und einer dickern, die er bei Cyathophyllum liess. Bei beiden verwachsen die freien Cylinder nur locker miteinander, und bilden so die grössten Stöcke, welche überhaupt vorkommen. Unweit der Cementfabrik von Lüdenscheid im Westphälischen Sauer- lande liegt ein fortlaufendes Band, das aus lauter Riesen- klumpen besteht. Wenn solche Gesteine verwittern, wie im Dolomit von Bensberg bei Cöln, so ist das ganze Feld mit gestreiften Cylindern tab. 162 fig. 1 bedeckt, welche Luidius pag. 365 unter Columelli mit inbegriff, die dann später als ceratite _recti den incurvati pag. 377 gegenüber gestellt wurden. Die Säulen zeigen auf dem Querbruch häufig eine glatte Centralscheibe, und aussen einen schmalen Ring mit ungleichen Wirtellamellen, wodurch ein vollkom- mener Uebergang zum Amplexus pag. 485 eingeleitet ist. Während einerseits die Oylinder mehr als Daumendick werden können, gehen sie auf der andern unter Federkiel- grösse hinab, und dann kommt man bei locker gestellten Säulen in Gefahr, sie mit Syringoporen pag. 114 zu ver- wechseln, zumal da es nicht an Species fehlt, die sich auch durch eylindrische Wurzeln aneinander stützen. Drängen sie sich zu eckigen Säulen zusammen, so entsteht das weit verbreitete Lithostrotion (Steinpflaster, orpovvun.), von wel- chem Luidius (Lithogr. Brit. Ichnogr. 1699. Epistola V pag. 120) schon eine ganz vortreflliche Zeichnung gab. Kein Wunder, dass bei der heutigen Sucht zum Zersplit- tern wieder eine Menge Untergeschlechter daraus gemacht 510 III. Sternkorallen: Cyathoph. c»spitosum. wurden. Lonsdale (Murchison, Geology of Russia 1845 I pag. 624 tab. A fig. 4) hiess die Uralischen Diphyphyllum ($ıouns doppelter Natur), weil der innere Bau ein Cyatho- phyllum und die äussere Verzweigung eine Caryophyllia verrathe. Hall (Paleont. New-York 1852 I. 115) schied in der Niagara group dann nochmals ein Diplophyllum ($ımiö05 zwiefach) ab, weil es aus „two distinet portions“ bestände, „the inner transversely septate, the outer with fine transverse dissepiments uniting the lamelle which are continuous to the centre“, und allerdings ist der äussere Ring mit ungleichen kurzen Wirtellamellen nicht selten sehr bezeichnend. Unsere Fig. 7 von Gerolstein in der Eifel hat zwar ein wenig dünnere Säulen als das Goldfusssche Bild, darf aber in jeder Beziehung als Normalform gelten: es ist ein kleines Bruchstück von einer grossen Familie, unten sind die ge- streiften Säulen abgebrochen, oben o endigen dagegen die meisten ganz, die vielen Zwischenräume deuten auf den lockern Zusammenhang hin, nur an manchen Punkten, wo zwei Nachbarn einander zu nahe treten, endigen sie mit einer gemeinsamen scharfen Kante. Die meisten Kelche zeigen einen breiten Boden, über welchen die Hauptlamellen sich hinwegziehen, nur im Centrum pflegt ein kleiner glatter Kreis zu bleiben, der die Querscheidewände andeutet. Zer- brochene Ränder zeigen einen Kalkring, der durch Längs- und Querlinien in viereckige Fächer (y vergrössert) getheilt ist, es sind die durch Querlamellchen abgetheilten loculi. Daher sieht man in Längsschliffen (x vergrössert) am Aussen- rande gedrängte Bläschen, welche sich nach innen in längere Querlinien auflösen, obschon es im reflectirten Lichte schwer wird, davon ein treues Bild wieder zu geben. Gewöhnlich laufen die etwas gewulsteten Säulen lange fort ohne irgend einen Auswuchs und ohne irgend welche Veränderung, wie BEE UT III. Sternkorallen: Cyathoph. exspitosum, Simcoense. 511 Nro. 1; dagegen verengt sich Nro. 2 oben plötzlich in Folge eines jungen Sprossen a, der aus seiner Wand heraus wuchs, und daher der Mutter die Kräfte entzog; der Zinken b, welcher aus dem Innern kommt, entstand. dagegen mehr durch Gabelung, wie man öfter zu sehen Gelegenheit hat; Nro. 5 zeigt dagegen wieder von unten bis oben keinen Aus- wuchs. Eine Erbreiterung findet im Allgemeinen von unten nach oben Statt, denn wo unten fünf Individuen Platz haben, breiten sich oben nur drei aus, die freilich durch die Neben- äste «5b auseinander gedrängt wurden. Nahe verwandt ist Eridophyllum Simeoense tab. 161 fig. 8 Billings aus dem Corniferous limestone von Caledonia N.-York. Rominger (Geol. Surv. Michigan 1876 III pag. 123 tab. 46 fig. 3. 4) gab davon vortreflliche Photographische Bilder. Die ver- kieselten Zellen sind etwas dünner, und stützen sich öfter mit glatten Säulchen aufeinander, was Billings durch den Namen (&osidöw anlehnen) andeuten wollte. Die Säulchen haben zwar das Ansehen von den queren Verbindungs- kanälen der Syringoporen, aber im Hinblick auf ihren sonstigen Bau müssen sie mehr den Wurzelanhängen ver- glichen werden. Auf den Längsbrüchen kann man dieselben im Kalke zwar leicht übersehen, allein wenn sie oben 0 heraus wittern, so strecken sie häufig Knoten und Fortsätze hervor, denen man bald den Wurzelcharakter ansieht. Zu- weilen kommen sie uns auch wie verkümmerte Brutknospen vor, denn bei © sieht man, wie sich eine dünne junge daraus entwickelte. Auch der linke Zweig bei a zeigt deutlich, wie unten der schmale Anwuchs sich plötzlich zu einer langen Zelle erweiterte. Bei aller Aehnlichkeit mit c»spitosum scheinen doch die Querscheidewände noch stär- ker entwickelt zu sein, wie die Bruchfläche bei b zeigt, und namentlich die Vergrösserung von x, welche man ganz füglich Amplexus heissen könnte; man sieht wie diese zwei 512 II. Sternkorallen: Cyathoph. exspitosum. längern Stäbe nicht blos von Zeit zu Zeit knotig werden, sondern auch unten drei Verbindungssäulen haben, die aber erst sorgfältig aus dem harten Kieselkalke hervorgefördert werden mussten. Zu Ober-Kunzendorf tab. 161 fig. 9. 10 bei Schweid- nitz in Schlesien kommen in den dunkeln devonischen Ral- ken grosse Stöcke in ganzen Schichten vor, deren langge- streckte Zellen gewöhnlich die Dicke eines Gänsekieles nicht überschreiten. Der Mineralienhändler Krantz hat sie seiner Zeit viel unter Lithodendron c&spitosum Goldfuss Petref. Germ. pag. 44 tab. 15 fig. 4 verbreitet, was dann Edwards und Haime (Archiv. Mus. V pag. 439) mit Lithostrotion antiguum vertauschten. Die zahllosen Stäbchen liegen bei unsern Schlesischen locker nebeneinander, sind alle wohlge- rundet und aussen längsgestreift, obwohl der harte Mergel die feinern Kennzeichen häufig unkenntlich macht. Da von den dicken bis zu den dünnsten sich eine continuirliche Reihe nachweisen lässt, so lasse ich sie immer neben dem dickern Oyathophyllum c&spitosum stehen. Das Stückchen fig. 9 gibt einen klaren Begriff von der gedrängten Stellung der Cylinder, nur einer in der Mitte setzt einen jungen Nebenast an, man muss oft suchen, um eine solche Stelle zu finden, was auf einen langen Wuchs hindeutet. Unten am abgewitterten Ende strahlen aus dem Centrum 14—18 Gabeln, welche die mit Kalkspath erfüllten loculi bezeich- nen, wie man schon aus den Querlinien schliessen kann, die vergrösserte & mit 15 Gabeln macht das klar; sobald man aber die Säulen quer schleift (y vergrössert) so machen sich umgekehrt die Wirtellamellen geltender, welche aussen zwei Ringe ansetzen und breiter sind als in der Oentralscheibe, wohin nur die 15 Hauptlamellen dünn und gekrümmt vor- dringen. Fig. 10 liegt in einem dunkeln aber harten Kalk- mergel, worin die Säulchen S-förmig gekrümmt stecken, III. Sternkorallen: Cyathoph. exspitosum. 513 was wohl auf einen äussern Druck hindeutet; dennoch blie- ben die zahllosen Cylinder von verschiedenster Grösse, wie sie sich besonders auf dem Querbruch @ darstellen, bei ein- ander, man kann ein Säulchen nach dem andern heraus- . nehmen, und beliebig untersuchen. Es fällt auf, wie wenig Gabelungen sichtbar werden, spannenlange Säulen setzen gleichmässig ohne Vermehrung fort, was mit den vielge- gabelten Stücken von Goldfuss nicht recht stimmt. Auch die Längsschliffe (2 vergrössert) zeigen zwei deutliche Lagen, die innere mit gedrängtern und die äussere mit weitläufi- gern Querwändchen. Im ÜÖentrum tritt gewöhnlich Verwir- rung ein, wo sich Längs- und Querlinien scheiden, doch finden sich Stellen mit mehr vorherrschenden Scheidewän- den, wie sie unser Bild ungefähr darstellt. In der Eifel kommen grosse Stöcke fig. 11 vor, woran die einzelnen Säulen auf mehr als Spannenlänge parallel nebeneinander laufen, doch merkt man schon an den Quer- brüchen @, wie ungleich ihre Dicke ist. Da sie in einem röthlichen Mergel liegen, so hebt sich dagegen der weisse Kalkspath ab, und lässt die freie Lage hervortreten. Wenn sie auf den Seiten $ stark durch Verwitterung angegriffen wurden, so sieht man längs der Öylinder ein regelloses Maschenwerk (rechts); sobald wir jedoch unverletzte Stellen (links) finden, stellen sich die Längsrippen wieder in ge- wöhnlicher Weise ein. Die Ungleichheit der Cylinder fällt zuweilen in hohem Grade auf: so liegt der kleinste neben einem grossen, der wohl einen viermal dickern Querdurch- messer hat. Ursprungsstellen sieht man zwar öfter, allein sie sind gewöhnlich undeutlich, man bemerkt nur, dass sich die Tochter- gleich eng an die Mutterzelle anschmiegt, und letztere an Grösse plötzlich beeinträchtigt, so dass es schier einer Gabelung gleicht. Daraus erklärt sich auch das ver- schiedene Caliber auf dem Querbruch zur Genüge. In dem- Quenstedt, Sternkorallen. 33 514 III. Sternkorallen: Cyathoph. c#spitosum. selben röthlichen Gebirge mit grünen Flecken liegen noch viel grössere Oylinder fig. 15, die ich wegen ihrer Gruppi- rung von c&»spitosum nicht trennen möchte. Sie haben mit den verkieselten Stücken des Blothrophyllum csspitosum Rominger Geol. Surv. Michigan III pag. 114 tab. 42 von Drummond Island grosse Aehnlichkeit (BAw®pös hochwach- send). Ich habe nur die Oberhälfte der langen Säulen ab- gebildet, aber schon das genügt zur Beurtheilung des eigen- thümlich grosseylindrischen Wuchses. Leider sind sie schwer zu reinigen, aber man sieht, dass sie concentrisch-runzelige Anwachsstreifen haben, von denen Zeitweis hackige Fort- sätze nach unten hängen, welche sich auf den Nachbar zu stützen suchen, etwa wie das Haime (Arch. Mus. V pag. 424 tab. 8 fig. 6) bei dem dünnern Eridophyllum Verneuilanum im Devon von Columbus (Ohio) zeichnete, obwohl an unserm Exemplare auch Zellen sich finden, die jene Americanischen an Dicke nicht einmal erreichen. Gerade solche Ungleich- heiten zeigen, welch bedingten Werth man auf die Grösse zu legen habe. Wie heimlich sich die Säulen vermehren, zeigt unser Bild: unten zählt das Bruchstück, welches ich von einem grossen Stocke lostrennte, nur drei Säulen, die unten wie oben aussehen; nach einem Verlaufe von 13 cm werden es am Öberende fünf mehr, und während die stärkste 25 mm in der Dicke erreicht, übersteigt die Dünnste Nro. 8 auf 6 cm langem Wege kaum 9 mm. Zwischen diesen Extremen liegen alle möglichen Grössen. Man darf daraus mit Recht folgern, wie werthlos die Grösse der Zellen an und für sich sei. Tab. 161 fig. 13 soll ebenfalls aus der Eifel sein, es ist aber ein schwarzer Kalk, welcher durch Verwitterung weich und aschgrau wird, so dass ich ihn lieber dem Berg- kalke zuschreiben möchte. Hier strecken eine Masse mittel- grosser getrennter Säulen ihre Köpfe hervor, von denen III. Sternkorallen: Cyathoph. c»spitosum. 515 ich fünf abbilde: vier davon zeigen ihre natürliche Ver- witterungsfläche, der krystallinische Kalk liefert dann jene characteristischen Gabeln (# vergrössert), welche durch Querlamellchen in Fächer getheilt die loculi füllen, während die Wirtellamellen selbst den Vertiefungen dazwischen ent- sprechen. Sprengt man daher eine Säule ab, wie bei der fünften geschehen, so bekommt man ein ganz anderes Bild: zarte Radien strahlen von einer kleinen glatten Scheibe im Mittelpunkte, zwischen welchen sich gegen den Rand hin kürzere einstellen, welche durch Querlamellchen an die grössern geheftet sind. In derben Kalkbänken finden wir solche Textur häufig. Besonders lehrreich ist in dieser Be- ziehung der Oberhärzer Kalk, ich bilde davon nur zwei stark ver- witterte Zellenquerschnitte tab. 161 fig. 14 von Rübeland an der Bode bei Hüttenrode ab, wo im blauen devonischen Kalke die berühmten Baumann’s- und Biehl’shöhle liegen. Die grösste Zelle a erreicht hier sogar 30 mm, und zählt 34, die kleinere db dagegen nur 27 Gabeln. Das Centrum _ bildet eine glatte Scheibe, am Rande senkt sich dagegen eine Ringförmige Vertiefung ein, von welcher aus die Gabelenden plötzlich emporsteigen, während nach Innen sich ein flacher Buckel ausbildet. Eine Neigung in der Peripherie einen Doppelring zu bilden ist sichtlich vorhan- den. Um die glatte Oentralscheibe sind die Anfänge der Gabelstiele durch markirte Vertiefungen getrennt. Indessen möchte ich alle diese kleinen Wahrzeichen nicht gleich für Species verwerthen. Auch Römer (Paleontographica V. 29 tab. 6 fig. 9), der uns die Harzer Korallen vorführte, nannte eine kleinere vom Iberg mit Recht auch noch Cyathophyllum cxspitosum. Sucht man dagegen in den Schriften von Edwards und Haime nach Verwandten, so wird man gleich von vornherein so mit Namen erschreckt, dass man den 33 * 516 II. Sternkorallen: Cyathoph. cxspitosum, multicaule. Muth zum Bestimmen verliert. Nur leuchtet so viel ein, dass die C&spitosen auch noch in den Bergkalk herauf- ragen. Steigen wir nun zu den Dünnsten hinab, so habe ich tab. 161 fig. 12 mit weisser Schale in einem gelben Kalke mit röthlichem Thon nicht besser als hier unterzubringen gewusst. Ich kenne den Fundort nicht, er ist aber möglicher Weise Nord- amerika, wo Hall (Pal&ontol. New-York II pag. 119 tab. 33 fig. 3) im Niagarakalke eine multicaulis nennt, die er zweifel- haft zur Syringopora stellt, und die unserer vollkommen zu gleichen scheint. Auf der Oberseite o endigen die meisten Zellen frei, nur an einzelnen Stellen verwuchsen sie mit- einander, ohne dass dadurch ihre Rundung wesentlich be- einträchtigt wurde, die ausgebildeten Wirtellamellen (x ver- grössert) stimmen mit der gewöhnlichen Species; in den dicken Wänden stecken öfter zwei Kreise mit Querlamell- chen; die Seitenwand s ist glatt; man sieht öfter, wie sie sich durch Knospen vermehren, die sich dicht neben der Mutter herauf ziehen, und gern etwas kleiner sind. Be- sonders deutlich werden die mit gelbem Kalkmergel er- füllten Zwischenräume auf der Unterseite «, während theil- weis die Zellen hart aneinander wuchsen (y vergrössert). Schon deshalb kann es keine Syringopora sein. Zuweilen zeigen die Zellen eine deutliche Axe, aber nicht alle. Ich habe oben tab. 147 fig. 14 die Oberseite einer Cannapora junciformis von Rominger copirt, deren Zellen äusserlich grosse Aehnlichkeit haben, und als Beweis dienen mögen, wie leicht man in Irrthum fallen kann. In der Um- gebung von Bensberg tab. 162 fig. 1—-12 rechts des Rheins un- weit Oöln sind die grauen Dolomite in zahlreichen Stein- brüchen aufgeschlossen. Dort kann man auf verwitterten Halden Säulenstücke in Menge sammeln, welche zum -Stu- II. Sternkorallen: Cyathoph. cxspitosum. 517 dium ganz vortrefllich geeignet sind. Schon Schröter (Einl. Verst. 1778 III. 501) führte sie unter Columelli fasciati auf. Was die dünnern Exemplare anbelangt, so mögen diese wohl zum Lithodendron c&spitosum pag. 509 gehören, für welche Bronn (Index palzontolog. pag. 303) den Namen Cladocora antiqua einführen wollte, nicht bedenkend, dass Ehrenberg’s Cladocora für Caryophyllia cespitosa Lamarck An. sans vertöbr. 1816 II. 228 aus dem Mittelmeer einge- führt wurde, welche schon Gualtieri 1744 mit einem Rasen verglich. Sandberger verband daher mit Recht die Nassaui- schen mit Oyathophyllum, wozu dann freilich der Name antiguum nicht gut passt. Unser Säulchen tab. 162 fig. 1 gibt ein Normalbild mit 13+18=36 Wirtellamellen, die aussen durch zarte Längslinien von dunkeler Farbe ange- deutet sind. Diese Linien, für das Zählen der Wirtel sehr _ wichtig, erinnern zwar lebhaft an die von Awmplexus pag. 486, aber die Querscheidewände sind minder ausge- bildet. Im Querschliff g fällt die dicke Kreiswand auf. Ich schliff sie unten (x vergrössert) etwas an, es treten die Wirtellamellen in schneeweissen Längslinien von ungleicher Dicke sehr deutlich hervor, während die zartern Quer- lamellchen kaum bemerkt werden, doch sind sie da, und verrathen sich auf dem vergrösserten Querschliff @ durch lichtere und dunkele Schatten. Die Kelchgrube oben war sehr tief, wie man aus dem verdrückten Oberende fig. 2 er- schliessen kann, welches sich gar häufig findet. Dieses Stück etwas dicker als fig. 1 zählt aussen sehr bestimmt unten wie oben 38 Längslinien, die 19—+19 Wirtellamellen an- deuten, also zwei mehr als vorhin. Fig. 3 und fig. 4 zeigen einige vorsichtig gemachte Durchschnitte: nach fig. 3 (z ver- grössert), wo der Längsschnitt genau durch das Centrum geht, treten Querscheidewände so deutlich wie bei Amplexus hervor, in der Mitte meint man sogar noch eine zarte Axen- 518 III. Sternkorallen: Cyathoph. exspitosum trigemme. linie wahrzunehmen. Aber schon fig. 4 (y vergrössert) mehr excentrisch geschnitten muss uns an unserem Schluss irre machen, denn hier treten, obwohl fast centrirt, die Längslinien viel deutlicher hervor, als die Querlinien. Es scheinen zwar einige Querlamellchen sich noch zu einer grössern Scheidewand zu verbinden, aber die Wirtel be- halten entschieden das Uebergewicht. Es liefert das war- nende Beispiele, auf die Zufälligkeiten der innern Textur nicht zu grossen Werth zu legen. Oefter treiben die Cylin- der oben seitlich Drei Sprossen (trigemme) fig. 5—8, was uns lebhaft an die Goldfuss’schen Abbildungen erinnert, aber lange vorher von Schröter (Einl. Verst. 1778 III. 445 tab. 7 fig. 3) unter Madrepora ananas schon sicher beschrieben wurde. Um sich in der Zahl der Sprossen nicht zu irren, muss man sorgfältig reinigen: so habe ich fig. 5 lange für zweisprossig gehalten, wie die Ansicht von oben 0 zeigt, allein es klebt darauf in der Kopfansicht 7 noch ein drittes gestrahltes Siegel, was man von der Seite gar leicht über- sieht, da hinten der geringe Vorsprung in der Gebirgs- masse meist verkannt wird. Der Stiel zeigt mit der Lupe gar zierliche Anwachswellen (x vergrössert), die freilich zwischen den Längslinien etwas verwischt werden. In der halbgewendeten fig. 6 liegen die drei 'Tochterzellen schon klarer da, sie erreichen die Dicke der nach oben fort- wachsenden Mutter gewöhnlich nicht. Der tiefe Kelch von Nro. 1 (x vergrössert) mit schneidigem Rande lässt sich bis zum Boden verfolgen, seine 32 Falten erheben sich wie niedrige Rippen gleicher Grösse auf der Innenwand, und lassen sich nur auf dem Boden als ungleich erkennen, weil dort nur die 16 Hauptlamellen hinreichen. Durch Schleifen fig. 7 kann man den Ursprung in der Mutter nachweisen: von oben o sieht man, wie weit der Schliff eindringt; die III. Sternkor.: Cyath. cxsp. trigemme, unipalmes, quadrip., dianthus. 519 Seitenansicht s zeigt, namentlich in der Vergrösserung &, dass alle drei von einer untern Querwand q entspringend in einer Querflucht liegen; das mittlere kreiselförmige wird von den äussern eingeklemmt, welche aussen gegen die Mutter einen Winkel machen. Die Querwand qg kam mir anfangs verdächtig vor, allein ich fand sie auch bei der scheinbar zweisprossigen fig. 8, wo über der grossen Mutterzelle m eine lange Gabel r steht. Der isabellgelbe Kalk hebt sich hier ausnehmend scharf in der aschgrauen Dolomitmasse ab, und beim Schliff kam sofort auch der dritte Sprössling zum Vorschein, den ich dann in der That an der Basis der Gabel klar legen konnte. Das Wesen ist also hier, dass die Mutter ins Unendliche wächst, und immer nur seitlich Sprösslinge treibt. Dazwischen liegen dann wieder grössere mit Endsprossen, wie Tab. 162 fig. 9, welche ihrer Dicke zu Folge noch gut czspitosum heissen könnte, aber durch ihre vereinzelte Brutzelle jedenfalls ungewöhnlich ist. Da das Junge wie ein Schössling (palmes) herausfährt, so könnte sie uni- palmes heissen, im Gegensatz von der dickern quadri- palmes fig. 10, wo vier von ungleicher Grösse aus dem Mutterkelche hervorsteigen, was diesen seltenen Bensberger Becher in die Nähe der Gothländer pullulatum tab. 158 fig. 17 bringen würde. Wenn die jungen im Kelche fehlen, so hatte Goldfuss Petref. Germ. pag. 54 tab. 16 fig. 1 in der Eifel dafür den Namen dianthus bereit, welche schlanker als ceratites im Kelche keine Andeutung von Symmetrie zeigen: fig. 11 kann als Muster gelten, sie hat 25 +25 = 50 geknotete Lamellen, die auf dem Boden sich zu einem etwas wirren Buckel (Streptelasma) erheben, während die schlan- kere fig. 12 mit 26+26—=52 Lamellen einen Kegelförmi- gen Trichter von 15 mm Tiefe hat, der unten fast in einem 520 III. Sternkorallen: Cyathoph. c&spitosum. Punkte endigt. Die Vergrösserung I zeigt auf der Innen- seite die Knotung der Lamellen. Bei Gerolstein tab. 162 fig. 13—22 haben die vereinzelten Bruchstücke zwar wieder ein etwas anderes Ansehen, allein im Wesen weichen sie doch wohl nur wenig ab: fig. 13 ist eine der normalsten Säulen, woran ich unten noch ein Stück- chen wegliess, sie war wahrscheinlich ganz mit concentri- schen Linien bedeckt, aber wo diese verloren gehen, kom- men die Längs- und Querlinien sehr deutlich zum Vorschein. Die etwas dickere fig. 14 vom Anfange bis zum Ende er- halten hat scheinbar eine markirtere äussere Rippung, doch zeigen einzelne Reste von Hüllmasse, dass das nur in der Art der Erhaltung seinen Grund hat. Sieht man zwischen den Rippen auch nur Spuren von Querlamellchen, so sind sie doch da, und der Wuchs geht ins Oylindrische, oben mit 48 und in der Mitte mit 50 gleich dicken Rippen, die aber im tiefen Kelche deutlich sehr ungleichen Wirtel- lamellen entsprechen. Nur die 24 Hauptlamellen biegen sich sämmtlich auf dem Boden um, setzen aber an einem platten Centralscheibehen ab. Die Zwischenlamellen bilden kaum mehr als Knötehen am Kelchrande. Wenn man hier schon an der Species c&»spitosum zu zweifeln anfängt, so wird man bei den nachfolgenden immer unsicherer. Fig. 15 anfangs von Kreiselform setzte sich auf einem dünnen Favo- sitenzweige fest, aber kaum hatte der Kelchrand die voll- kommenste Ausbildung erreicht, so wuchs in zwei Absätzen ein dünner Krüppel daraus hervor, den Jedermann für ein ächtes cx»spitosum halten sollte. Die Oberansicht o macht das klar. Unten schmiegt sich noch ein kleines Brutexem- plar (x vergrössert) an, das offenbar aus einem Ei entstand, und wahrscheinlich derselben Species angehört, obwohl die Wirtellamellen unverhältnissmässig dick sind, und weitläufig stehen. Fig. 16 behält den gleichen Habitus bei, aber hier n# En a I a u 4 N a a Fa IIL, Sternkorallen: Cyathoph. parrieida, matrieida. 521 — wuchsen, wie aus einem völlig geschlossenen Sack zwei ungleiche Cylinder hervor, die an Körpermass der Mutter sehr ungleich sind. Ganz besonders knotig ist fig. 17, sie erscheint, als wenn Trichter aus Trichter gesprosst wäre, und doch ist alles gleichmässig mit glatter Hüllmasse über- _ wachsen, welche blos die Rippen durchschimmern lässt. Das kleine Siegel oben links bildet die Ursprungsstelle eines Jungen, allein der Kelch ist dadurch im Innern nicht im Geringsten affieirt, obwohl die Mutter mit ihrer Oberhaut aussen das Kind gleichmässig umschliesst. Fig. 185 führt uns wieder zu den Zweigen, wo drei Sprösslinge der Mutter entwachsen, nur dass jetzt letztere kein Cylinder, sondern ein entschiedener Kreisel ist. Edwards und Haime (Paleontogr. Soc. V tab. 31 fig. 1) haben eine ähnliche Form aus dem Bergkalke von Derbyshire unter Cyatho- phyllum parricida (Vatermörder) nach dem Vorgange M’Coy’s abgebildet, nur erscheint bei unserm Exemplare die Mutter noch kräftig genug, um nochmals fortwachsen und Junge erzeugen zu können. Das war nun bei der klei- nen fig. 19 nicht mehr der Fall, hier wuchsen aus der Tiefe des Mutterkelches drei ungleiche Sprösslinge hervor, womit sie ihr Ende erreichten. Allein die Tödtung und Ver- kümmerung wurde hier wahrscheinlich durch den dünnen Ueberzug eines feinporigen Chxtetes herbeigeführt, der sich so innig an die Unterlage anschmiegt, dass man kaum im Stande ist, darin einen Epizoen zu erkennen. Man wird hier noch lebhaft an Cyathoph. pullulatum pag. 448 erinnert, während die schlankern Säulenformen mit ©. Loveni tab. 158 fig. 1 sich füglich vergleichen liessen, aus denen sich diese spätern gar leicht heraus entwickelt haben könnten. Wollten wir jedoch das schöne Bild der „Elternmörder“ beibehalten, so würde der ächte „Muttermörder“ Cyathophyllum matrieida tab. 162 fig. 20 aus dem 522 IlI. Sternkorallen: Cyathoph. matrieida. _ Devon von Gerolstein sich von allen aufs Sicherste unter- scheiden, denn oben ist mit den drei Endzellen der Säulen- wuchs der Mutter vollständig beendet. Auch hier wurde die Mutter von Epizoen bedrängt, aber die Hülle mit den durchscheinenden Rippen hat sich grösstentheils noch so gut erhalten, dass man diese zählen, und ihre Vermehrung ver- folgen kann. Plötzlich bildet sich oben ein markirter Rand aus, die Hülle verschwindet gänzlich, und an die Stelle treten 53 markirte Rippen, die am Aussenrande der drei Tochterzellen endigen. Die Rippen setzen bis auf den Scheitel o fort, wo sie mit einem Dreizack endigen; so dass auf jede Zelle 40 äussere Rippen kommen. Es ist wohl zufällig, dass am angeschliffenen Unterende (x vergrössert) der Mutter ebenfalls 20+20—=40 Wirtellamellen gezählt werden. Die Zellenmündungen (y vergrössert) haben einen breiten glatten Boden, über welchen nur hin und wieder die Hauptlamellen sich in niedrigen Falten erheben; das Centrum blieb jedenfalls glatt. Im Uebrigen c&spitosum nicht unähnlich. Auch die vergrösserten Längsschliffe tab. 162 fig. 21. 22 fallen sehr ungleich aus: fig. 21 zur Säule fig. 13 gehörig zeigt aussen, soweit die Wirtellamellen reichen, Bläschen, die von den Quer- lamellchen herrühren. In der Mitte herrschen zwar die Querlinien, allein sie kommen zu keiner rechten Klarheit, auch fehlt es nicht ganz an Längslinien, da einzelne Wirtel- lamellen « weit vorgreifen. Fig. 22 gehört dagegen der stark gerippten Abänderung an, wie das Unterende % zeigt. Man merkt unter der mit Schlamm erfüllten Zelle etwa drei Zonen: die äussern zeigen Bläschen; dann folgen jeder- seits wirre Blättchen, und das Centrum füllen ziemlich regelmässig breite Querlinien, namentlich sieht man keine Spur von Längslinien. In andern Schnitten, besonders III. Sternkorallen: Cyathoph. sulcatum. 523 wenn sie nicht gut durchs Centrum der Säule gehen, be- kommt man wieder andere Bilder. Columnaria suleata tab. 162 fig. 23 etc. nannte Goldfuss Petrefacta Germ. pag. 72 tab. 24 fig. 9 lange gedrängte Säulen aus dem Eifelerkalke von Bens- berg, die wahrscheinlich Schröter (Vollst. Einl. Verstein. 1778 III pag. 494 tab. 9 fig. 5) unter seinen sechseckigten Tubuliten gemeint hat, aber irrthümlich in den Petersberg von Mastricht versetzte. Milne Edwards (Coralliaires III pag. 381) stellt sie mit Unrecht zum Cyathophyllum qua- drigeminum, wozu das abgeriebene Stück bei Goldfuss 1. c. 19. 1. 5 ihn verführte. Eben so vortrefllich stimmt oben pag. 509 erwähntes „Lithostrotion sive Basaltes minimus striatus et stellatus“. Parkinson (Organ. Rem. 1808 HI pag. 42 tab. 5 fig. 3. 6) bildete es sehr deutlich von Wales ab, wo es nach ihm sehr häufig sein soll. Nach Abbil- dungen könnte man meinen, dass Columnaria Gothlandica E. H. Arch. Mus. V pag. 309 tab. 14 fig. 2 davon sich nicht wesentlich unterscheide, allein Milne Edwards (Corall. III pag. 318) stellte es gar nicht zu den Oyathophylien, sondern ans Ende der Tabulds, und da Phillips (Geol. of Yorksh. II. 202 tab. 2 fig. 21) aus dem Bergkalke eine ver- wandte Form Cyathophyllum basaltiforme nannte, so wurde der Form von Luidius der Name Lithostrotion basaltiforme gegeben. Weil die Säulenform bei zerschlagenen Stöcken so sehr in die Augen fällt, so klänge ein Subgenus Columni- phyllum Säulenblatt gar nicht so übel. Unsere Bensberger, von der ich im Handb. Petref. 1852 tab. 60 fig. 1 schon eine kleine Skizze gab, ist in Deutschland eine der erkenn- barsten. Der Schlag löst die Wände wie Basaltsäulen ab, weil sie sich nur aneinander schmiegen und nicht mitein- 524 III. Sternkorallen: Cyathoph. suleatum. ander verwuchsen. Daher ziehen auch die Rippen längs den Seiten deutlich hinab, meist gut zählbar decken sie die loculi, und sind durch markirte Furchen geschieden, welche genau den Wirtellamellen entsprechen. Mag auch die Ver- dickung nach oben nur allmählig vor sich gehen, so kann man doch schon mit dem Zirkel auf kurze Strecken sich orien- tiren, wie unsere vier Säulen s beweisen, deren Breitenzu- nahme man sogar schon mit blossem Auge beurtheilen kann. Meist ist aber das nicht einmal nöthig, weil von Zeit zu Zeit sich Brutzellen B einsetzen, die unten klein beginnen, und dadurch die Richtung andeuten. Die Tochterzelle hat an- fangs mit der Mutter die Aussenwände gemein, und muss sich daher taschenförmig an die Innenwand gesetzt haben. Selbst an Querschliffen kann man sich von dieser Vermeh- rung überzeugen, wie die Bilder o und u, die 23 mm zwi- schen oben o und unten « von einander liegen: unten schliessen die vier äussern Säulen Nro. 7—4 ein fünftes Junge ein (zur bessern Vergleichung durch den Spiegel ge- zeichnet), nach dem kurzen Wege von 28 mm ist: dieses Junge Nro. 5 oben o schon den andern ebenbürtig gewor- den, es hat durch seine Grössenzunahme Nro. 7 und Nro. 2 voneinander getrennt, und damit die Ordnung verändert. Trotz der gedrängten Lagerung mussten daher die emzelnen Säulen noch beliebige Wege einschlagen können, was man zugleich als Beweis nehmen könnte, dass die Zellen nicht miteinander verwachsen sind. Je nach dem sich die Säulen mit Nachbarn pressen nehmen sie, gerade wie beim Basalt, verschiedene Umrisse an, die sechsseitigen darunter (y ver- grössert) sind die gefälligsten, ich zähle hier an beiden Enden 16+16=32 Lamellen, welche sich wie bei freien Zellen auch aussen an den Kerben zählen lassen. Durch Anschleifen A treten die Wirtellamellen sofort in ihrer ab- wechselnden Ungleichheit hervor, nach aussen mit zierlichen h kr: w,D EHRE III. Sternkorallen: Cyathoph. alveolatum, stellatum. 525 Querlamellchen gegitter. Führt man den Schnitt zum Centrum C, so kommen alsbald grössere Querwände, die auf einen flachen Kelchboden hinweisen. Auf Bruchflächen D (etwas vergrössert) kann man am obern Säulenende solche glatten etwas convexen Centralscheiben öfter deutlich sehen, während im Querschliff y nur eine leere Stelle im Centrum sie vermuthen lässt. Günstige Dünnschliffe M (stark ver- grössert) sind für dieses Innere lehrreich, man kann die zarten Wände schon mit der Lupe deutlich verfolgen. Goldfuss begriff, wie das schon lange erkannt ist, unter dem Geschlecht verschiedene Dinge. An die Spitze stellte er Columnaria alveolata tab. 162 fig. 24 aus der Trenton group in Middle Tennessee, wo sie verkieselt in grosser Menge liegt. Dieselbe hat nun allerdings mit einem gross- rohrigen Favositen die grösste Aehnlichkeit, denn die Wirtel- lamellen schrumpfen scheinbar, wie bei Michelinia pag. 60, auf einfache Wandleisten zusammen, während die Quer- _ scheidewände das vollständige Uebergewicht bekommen, wie man schon an der Oberansicht o wahrnimmt. Es handelt sich beim Abwägen dieser Kennzeichen stets um ein Mehr oder Weniger, und bei schlechter Erhaltung kann man dann leicht in Irrthum verfallen: so beschrieb Hall (Palzont. New-York I pag. 275 tab. 75 fig. 1) eine Favistella stellata aus der Hudson river group, die Milne-Edwards (Coralliaires III pag. 317) sogar mit alveolata gleich hält, allein da die Wirtellamellen bis zum Centrum vordringen, so musste es ja eine ächte Sternkoralle sein. Aber trotzdem könnte Edwards Recht haben, wie unser Exemplar tab. 162 fig. 25 aus der Hudson river group von Drummond Island beweist: auf der Oberseite o ist man in dem harten Gestein nicht im Stande die Wirtellamellen klar zu legen, man hält sie für einen grosszelligen Favositen. Auf den Längsbrüchen d kommen dagegen markirte Gitter zum Vorschein, die darauf 526 III. Sternkorallen: Cyathoph. alveolatum. hindeuten, dass Längs- und Querwände ins Gleichgewicht treten, dennoch finden wir bei stark vorgerückter Verwitte- rung viele hohlen Kieselröhren. Erst in sorgfältig geführten @uerschnitten kann man sich überzeugen, dass an den Zellenausfüllungen (x vergrösserte) Wirtellamellen wesent- lichen Antheil nehmen. Dabei wechselt nun die Grösse der Zellen in den verschiedenen Lagern und Fundstellen ausser- ordentlich: so liefert tab. 162 fig. 26 ein Bruchstück von den gewaltigen Kieselblöcken, die in der Cineinnati group von Madison (Indiana) wohl drei Fuss Durchmesser er- reichen. Unser Exemplar stimmt mit dem erwähnten von Hall vollständig. Da es im Lehme lagerte, so ist der gelbe Kiesel gänzlich ausgelaugt: die Längsbrüche zeigen wie- der die groben Gitter, während auf der Oberseite o die Querplatten in gerundeter Fläche lange Wirtellamellen (y vergrössert) zeigen, deren Zahl meistens nicht 12 +12 —24 übersteigt: nur in der Mitte bleibt eine markirte glatte Stelle, wo die Faltenähnlichen Radien nicht hin- reichen. Dennoch sind stellenweis die Querwände spurlos verschwunden, man kann in die Zellen tief hinabsehen (o rechts), und meint ein ganz anderes Geschlecht vor sich zu haben. Am verbrochenen Ende der Unterseite « be- wahren die Säulen ganz das gleiche Ansehen, zum Zeichen dass sie eine ähnliche Parallellagerung wie ächte Columna- rien hatten. Auf Gothland tab. 162 fig. 27 kommen weisse auf der Oberfläche mit orangenfarbigen Kügelchen (Flechten) be- deckte Stöcke vor, die mich lebhaft an die Amerikanischen Favistellen erinnern. Der Kalk erhielt die Zellenoberfläche, nur dass diese durch Annagung von Flechten häufig ge- litten hat. Die verschmolzenen Zellenränder ragen hervor, die Zelle selbst verengt sich etwas nach unten. Auf den Längsschliffen s treten hauptsächlich Gitter hervor, und die Rh III. Sternkorallen: Cyathoph. macrommata. 527 dieken Kalkwände trennen sich nur schwer voneinander. Man nennt die Dinge häufig Cyathophyllum quadrigeminum. Im grauen devonischen Kalke der Baumannshöhle und des Iberges bei Grund am Oberharze kommen Blöcke vor, die an ihrer abgeriebenen Oberfläche tab. 162 fig. 23. 29 die zierlichsten Sternzeichnungen zeigen. Schlotheim (Petref. 360) erwähnte sie unter Madreporites hexagonatus, und eitirte dabei eine gute Abbildung von Parkinson Organ. Rem. Il tab. 5 fig. 1. F. A. Römer (Pal&ontogr. V. 33 tab. 6 fig. 22) nannte sie Acervularia macrommata. Ihr Verwitterungscharacter erinnert an die grössern isolirten Sterne tab. 164 fig. 14 von dort, nur dass hier die Zellen nicht blos kleiner sind, sondern auch inniger untereinander zusammenhängen. Wesentlich dürften sie sich von der eigentlichen Eifeler sulcata nicht unterscheiden, so anders auch das Oberflächenbild sein mag, das uns lebhaft an Cyathophyllum Boloniense E. H. Palzontol. Soc. V. 230 tab. 52 fig. 1 erinnert. Die Verwitterung erzeugte im Uen- trum einen runden Hügel meist mit 16 Hauptstrahlen, welche sich ausserhalb des vertieften Ringes durch die Zwischen- strahlen auf das Doppelte vermehren. Bei der genauern Betrachtung muss man sich zum Bewusstsein bringen, dass alle die groben Strahlen nichts anderes sind, als Ausfül- lungen der loculi, die eigentlichen zarten Wirtellamellen nahmen die Zwischenräume ein. Es folgt das schon aus den Gabeln @ (vergrössert) und den Querstreifen in deren Zinken. Die Schriftsteller heben das in ihren Beschrei- bungen nie recht hervor, Michelin (Iconogr. pag. 180 tab. 47 fig. 1. abc) identificirte die Boulogner mit Acervularia ananas, und meinte „la fig. « le represente & l’&poque oü la colonne centrale est inferieure aux lamelles; celles 5 et c dans celles ou au contraire le centre domine les lamelles“. Letztern Zustand wollte Blainville (Dietionn. Sc. nat. Bd. 60 528 NUI. Sternkorallen: Cyathoph. macrommata, interlineatum. pag. 339) sogar zu einer Montastrea erheben. Da die Härzer Stöcke öfter ringsum abgerieben sind, so darf man sich durch die verzerrten Zellenbilder nicht täuschen lassen: fig. 25 ist die kleinere Abänderung, die durch alle Mittel- stufen in die grössere fig. 29 übergeht, welche durch die Schärfe der centralen Hügel und die Tiefe der Ringe sich auszeichnet. Im Oentrum bleibt immer ein grösserer glatter Kreis, der auf Querscheidewände hindeutet. Bei Conieprus tab. 162 fig. 30 kommen im weissen silurischen Kalke (Etage F Barrande) grosse derbe Stöcke vor, deren Säulenbau s mich immer an die Eifeler erinnert, sie lösen sich zwar nicht leicht voneinander, weil die ganze Masse in weissen Marmor verwandelt ist, woran auf den Geschieben die Zellenwände etwas hervorragen, mit ge- raden und trichterförmigen Streifen dazwischen, die man mühsam erkennt. Desto deutlicher nımmt man die Grenz- linie am Oberende o wahr, welche die Seitenwände zick- zackförmig theilt. Bei den mit Flechten überzogenen Klötzen können die Wirtellamellen leicht übersehen werden, aber der leiseste Schliff genügt, um die Hauptlamellen bis zum Centrum zu verfolgen. Auch Dünnschliffe werden lehr- reich, weil in den durchsichtigen Spathausfüllungen mit zahlreichen Rhomboederzwillingen der matte thierische Kalk sich deutlich abhebt, wie die etwas vergrösserte Zelle zeigt: die feine Grenzwand geht zwischen gröbern Zellen durch; dann kommt eine dickere Wand, von der die Wirtel- lamellen ausgehen; die Querlamellchen zeigen öfter Neigung noch weitere Kreise zu bilden, doch werden dieselben nie recht vollkommen. Schneidet und polirt man blos die Röhren (y etwas vergrössert), so kommt im reflectirten Lichte die zarte Zwischenlinie nicht recht zur Anschauung, man sieht nur eine breite matte Wand, die durch eine lichtere Linie getheilt wird, welche jener zarten Zwischen- ER III. Sternkorallen: Cyathoph. interlineatum, rugosum, erenulare. 529 linie entspricht, wornach man sie Oyathophyllum interlinea- tum nennen könnte. Mannigmal kommt im Centrum noch eine wirre Masse, worin die Wirtellamellen verfliessen. Vergleiche hier auch den eigenthümlichen Bau von der folgenden Lonsdalia pag. 532. Cyathophyllum rugosum tab. 162 fig. 31 E. H. Arch. Mus. V. 387 tab. 12 fig. 1 aus der devonischen Corniferous group heissen in Amerika runzelige Säulen, welche sich aber trotzdem gerade so absondern und dieselbe Streifung haben, wie unsere deutsche sulcata. Auf verwitterter Ober- fläche bekommen sie vollständig das Ansehen unserer Härzer, namentlich zeigt sich auch die „colonne centrale*. An Quer- schliffen (2 etwas vergrössert) mit 22+22—=44 Lamellen würde man davon nichts ahnen, allein wenn man es weiss, so erkennt man eine etwas schattige Rundung, die wahrschein- lich durch Verstärkung der Querlamellchen erzeugt wird, auch pflegen darin die Zwischenlamellen zu endigen, was an sich schon eine Stärkung bedingen konnte. Von Doppel- linien, wie bei Conieprus, ist hier selbst in den besten Dünn- schliffen nichts zu merken, sondern die Radien setzen sich aussen und innen von der Grenzwand unmittelbar an. Mit Derby tab. 162 fig. 32 und 33 sind in alten Samm- lungen prächtig geschliffene Platten gezeichnet, die in einem grauen ziemlich weichen Kalkstein liegen, welcher dem Fundorte nach wohl zum Bergkalke gehört. Es scheinen darunter hauptsächlich zweierlei Species verborgen zu sein: die eine fig. 32, wovon ich eine Tafel von 12 mm Dicke besitze, habe ich immer für Oyathophyllum erenulare Phillips Geol. Yorksh. 1836 II. 202 tab. 2 fig. 24 gehalten, weil die gelblich weissen Grenzwände markirt gewellt sind, also wie gekerbt erscheinen, und die Mitte eine getäfelte Axe (coni- cal twisted umbo) einnimmt. Da aussen von der Seite s gesehen die gestreiften Säulen sich leicht trennen, ohne dass Quenstedt, Sternkorallen. 34 530 III. Sternkorallen: Cyathoph. cerenulare. darauf auch nur Spuren von Querlamellchen sitzen blieben, so gibt ihnen das eine auffallende Aehnlichkeit mit Litho- strotion pag. 523 von Luidius, allein die Röhren im Quer- schnitt g sind viel ungleicher, und innerhalb der durch eine zarte Linie getheilten Wellenwände kommt ein dunkeler unregelmässig gezellter Raum, worin scheinbar ein zweiter gestrahlter Cylinder steckt, dessen Centrum eine concen- trisch getäfelte Axe einnimmt. Wenn man eine der ge- streiften Röhren der Länge nach anschleift (x etwas ver- . grössert) so unterscheidet man im Allgemeinen an den Schattirungen 2+2+1=5 lichte Linien, und vier dun- kele Zwischenräume: die Axe besteht aus Blättchen, die sich von oben nach unten ziehen; dann folgt jederseit eine breite lichte Zone, die dem Raume der Wirtellamellen ent- spricht, und worauf die Querlamellchen mehr horizontal verlaufen; endlich laufen in den dunkeln äussern Räumen die meisten Lamellen von unten innen nach aussen oben, und bilden so vollständig gedacht ein System übereinander liegender Trichter. Nro. 2—Nro. £ habe ich einzelne Theile des Querschliffs etwas vergrössert dargestellt: Nro. 7 ist der Kern einer grössern Zelle, man erkennt daran die Lamellen der breiten centralen Axe, welche ein Hauptstrahl von rechts nach links halbirt. Die Zwischenlamellen sind nur sehr kurz, und durch mehrere Querlamellchen an die Haupt- lamellen gekettet, wodurch eine Art von Wand entsteht, die aber doch nur illusorisch ist, da man die Hauptlamellen öfter durch den dunkeln äussern Raum bis zur äussern Zellenwand verfolgen kann. Nro. 2 von dreieckigem Um- riss zeigt im Centrum blos eine einfache Schlinge, und der innere Kreis lässt nur in den Ecken Lücken. Nro. 3 etwas comprimirt hat die gleiche Schlinge, die Hauptwirtelstrahlen reichen alle bis zur äussern Wand, und man sieht dort auch Spuren von Zwischenstrahlen, so dass der innere Kreis, der ar III. Sternkorallen: Cyathoph. papillatum. 531 meist aus einer einfachen Linie besteht, nichts weiter als der Rand einer Proliferationszelle ist. Die etwas vergrösserte Nro. 4 kann man als eine Normalzelle betrachten, wo auch ausserhalb des innern Kreises sich Maschen zu Trichtern ordnen, durch deren Ränder die Wirtel zur Aussenwand strahlen. Genau passt mit diesem Bilde bei Edwards und Haime keines, am besten dürfte noch nach Zeichnung und Beschreibung Lonsdaleia papillata Arch. Mus. V. 460 tab. 11 fig. 2 stimmen. Ich gebe fig. 33 das Bild von einem zweiten Schliff, was der genannten papillata noch näher zu stehen scheint, aber einen andern Wuchs hat, denn die Zellen liegen nicht Basaltsäulenartig nebeneinan- der, sondern strahlen von einer Mutter m aus, die nach einer Höhe von 24 mm schon eine Scheibe von 100 mm Länge und 85 mm Breite bildet, auf der weit über hundert Nachkommen gezählt werden, von denen ich nur einen Theil der Oberseite o abbilde. Statt vertical gehen daher die Säulen mehr horizontal, und doch erscheinen im Horizontal- schnitt ihre Mündungen nur wenig verzogen. Am Öber- rande sieht man noch einige unverletzte Kelche, die mit Mühe von dem aschgrauen Kalke gereinigt werden konnten. Mehrere zeigen im Centrum einen erhabenen Zitzen, der Axe entsprechend, namentlich je weiter man nach innen geht, wo dieser Zitzen durch einen Schlammring von aussen getrennt ist. Endlich schwindet durch den weitern Schliff dieser Schlamm, es bleibt nur noch ein dunkeler Kalkkreis, in ıhn, wie in den Schlamm, dringen nur noch die Haupt- wirtel ein, denn am Ende der Zwischenwirtel bildet sich wieder ein lichterer Kreis aus, ausserhalb welchem bis zur äussern Grenzwand sich wieder die mehr wirren Lamellen der Lonsdalia zeigen, ohne dass sie jedoch überall die Herr- - schaft gewännen, wie die etwas vergrösserte sechseckige & darthut. Die Centralaxe zeigt mehr strahlende Linien, als 34 * 532 III. Sternkorallen: Lonsdalia floriformis. concentrische, wie ein Vergleich mit Nro. 71 fig. 32 zeigt, daher sehen sie im Allgemeinen mehr gegittert aus, doch möchte ich darauf kein zu grosses Gewicht legen. Die kleinern Zellen (y vergrössert) gleichen mit ihren Doppel- kreisen nicht selten einer cx»spitosum, namentlich lässt sich das von der Mutterzelle m sagen. Sie wird wahrscheinlich mit Lonsd. floriformis Pal&ontogr. Soc. V tab. 43 stimmen. Lonsdaleia (besser Lonsdalia) nannte M’Coy (Ann. Nat. Hist. 1849 2. Ser. III pag. 11) nach Lonsdale Einzel- zellen „never lateraly united“, ist, a cylindrical, defined, complex axis composed of irregularly blended vesicular plates; 2nd, a cylindrical, defined area of strong, vertical, radiating lamell@; 3rd, a wide, largely cellular outer zone. Später wurde der Name auch auf verwachsene Oylinder übertragen, die in ganz wunderbarer Pracht namentlich im Russischen Bergkalke vorkommen. Mehr sachlich wäre Fromentel’s Name Stylidophyllum (sruAis Stange). Lons- dale (The Geol. of Russ. 1545 1 pag. 602) hat mehrere Holzschnitte davon zum Lithostrotion von Lhwyd (Luidius) gestellt. In alten Sammlungen treiben sich hauptsächlich isabellgelbe Bruchstücke vom Onega See herum, die mit Säure nicht brausen und vollständig rein von Bergmasse lebenden gleichen. Ich habe schon im Hdb. Petref. 1872 tab. 72 fig. 16. a b ein paar Zellen davon unter Lonsdalia floriformis abgebildet, welcher Name bei Martin (Petref. Derb. 1809) unter Erismatolithus floriformis (£psısu.x Stütze) vorkommt. Tab. 162 fig. 34 bilde ich davon eine grössere Parthie ab, vier dickere Säulen, zwischen welchen zwei jüngere kürzere nebeneinander stehen, woraus sich das Oben und Unten ermitteln lässt. An vielen Stellen sieht man zwar die gestreiften Aussenwände, aber es kleben überall Blasen darauf, die uns an Oystiphyllen erinnern könnten. Wenn man jedoch die Blasen sorgfältig verfolgt, so merkt Fate N en Ye ’ III. Sternkorallen: Lonsdalia floriformis. 533 man bald, dass es Reste von Trichtern sind, die sich nach oben öffnen, und dort Falten (x vergrössert) erzeugen, welche nach Art der Wirtellamellen übereinander stehen, und deren Stelle vertreten. Es wird das namentlich auf der Oberseite o klar, wo nicht selten trichterartige Zellen vorkommen, die bis zum äussersten Rande mit Haupt- und angedeuteten Zwischenfalten versehen sind. Wo die Zwi- schenfalten aufhören bildet sich die „accessorische Wand“ aus, innerhalb welcher nur Hauptfalten fortgehen, bis zum Erscheinen der cylindrischen Axe, die aus verwirrten Lamellen besteht, welche allerlei Höhlen zwischen sich lassen. Es hält zwar schwer, in diesen ein Gesetz zu fin- den, aber da sie mit den Wirtellamellen öfter zusammen- hängen, so sind sie doch wohl nur Modificationen derselben. Fasst man die Unterseite « fig. 35 ins Auge, so bemerkt man bald, dass die Trichterwände hervorragen, aber keine oder doch nur undeutliche Wirtelfalten zeigen, dieselben treten erst im innern Kreise auf, und setzen an der Axe (x vergrössert) ab, ohne sie zu erreichen. Die Axenmasse ist öfter so compact, dass sie herausfällt, fig. 34. A (ver- grössert). Man sieht dann auf der Oberfläche vereinzelte Längslinien, zwischen welchen die Querlamellchen alter- .nirend sich durchziehen. Dieselben hängen mit den Quer- lamellchen zwischen den Wirteln zusammen. Die Wirtel- strahlen selbst reichen jedoch an den Üentraleylinder nicht heran, wie der Querbruch @ (vergrössert) zeigt. Die Axe hat in letzterm Bilde deutliche Radien, die durch Quer- wände gegittert sind, doch finden wir das nicht bei allen, so dass auf solchen wechselnden Bau nicht zu viel ge- gründet werden darf. Das Caliber der Röhren variirt sehr: so kommen im weissen obern Bergkalke von Podolsk am Pachra südwestlich Moskau fig. 36 grosse Stöcke vor, deren Unterseite & gewöhnlich entblösst ist, während die obere o 534 III. Sternkorallen: Lonsdalia floriformis. so fest im Gebirge steckt, dass man bei der Gebrechlichkeit der porösen Stöcke kaum ım Stande ist, Theile davon bloss zu legen. Die Zellen (O vergrössert) haben dicke Wände, und fallen dabei so gleichmässig zur Tiefe, dass man von einer accessorischen innern Wand nichts wahrnimmt, höchstens treten nach aussen etwas weniger Querlamell- chen auf. Das Centrum bildet dagegen ein geglätteter Boden mit einer comprimirten Axe, die uns ganz wohl an Cyathaxonia erinnern könnte. Unten (U vergrössert) scheidet sich dagegen die Trichterbildung zwischen den er- habenen Wänden .und der gestrahlten Scheibe auf das Deut- lichste ab, doch bleibt im Oentrum meist nicht mehr als eine comprimirte Axe, die sich mit zwei gegenüberliegenden Strahlen zu verbinden sucht, selten dass die Uentralmasse einmal rundlich wird. Auch in Längsschnitten (L ver- grössert) erkennt man das wieder: zwischen den Wän- den w w lagern zuerst die groben Tafeln der Trichter t, dann folgen erkennbare Blätter 5 d der Wirtellamellen, be- deckt mit den Resten von Querlamellchen, die entschieden feiner sind, als die Trichterränder Z, und dadurch sich als bestimmte Region unterscheiden; die Axe a besteht oben aus einem Blatt, woran sich links bald noch ein zweites schmiegt, deren dicke Ränder man der ganzen Länge nach verfolgen kann. Die Querlamellchen biegen sich daran em- por, und verwachsen damit, denn sie überspringen den Raum, welcher zwischen der Axe und dem innern Wirtel- lamellenrande offen bleibt. Trotz dieser Verschiedenheit begreifen die Russen sie noch unter floriformis. Anderer- seits sind die ganz grossen Zellen wieder Lonsdalia Bronni Arch. Mus. V. 459 tab. 11 fig. 1 genannt. Ja zuweilen wurden die Wände weniger ausgebildet, dann haben sie Edwards und Haime Arch. Mus. V. 446 tab. 11 fig. 3 III. Sternkorallen: Cyathoph. Battersbyi, Römeri. 535 Chonaxis (y6vos Becher) genannt. Mir scheint das in der Spaltung zu weit gegangen. Aus England tab. 162 fig. 37—40 kommen uns in einem frischen weisslichen Marmor angeschliffene Hand- stücke zu, wahrscheinlich aus devonischen Kalken stammend, die Edwards und Haime (Pal&ontogr. Soc. V tab. 53—55) unter mannigfachen Namen besonders von Toorquay in De- vonshire abgebildet haben. Mag auch die Bestimmung der Schlifflächen besonders schwierig sein, so legen sie doch ein glänzendes Zeugniss von den Mengen im Gebirge ab. Acervularia Battersbyi fig. 37 E. H. l. ce. 54. 2 nach Dr. Battersby benannt, der sich um die Entdeckung be- sonders verdient machte. Die ziemlich grossen Zellen sind nur durch eine schwache Zickzacklinie von einander getrennt. In den dunkeln Kreis dringen nur die 16—18 Hauptwirtel- lamellen ein. Mit ihnen erzeugen die innern Enden der Zwischenlamellen eine Art von Wall, der plötzlich lichter erscheint, da er die doppelte Zahl gleich dicker Radien hat. Auch die zarten Querlamellchen reichen in den dunkeln Centralkreis nicht hinein. Sehr nahe steht ihr Acervularia Römeri fig. 33 E.H. 1. c. 54. 3, die Zellen sind blos etwas kleiner, und dem entsprechend zählt man nur 13 Haupt- wirtellamellen, die sich nur selten auf 15 vermehren. Ich würde es nimmermehr wagen, aus solch unbedeutenden Abänderungen besondere Species zu machen. Dann ist auch die grosse Aehnlichkeit mit Astrea Hennahii Lonsdale (Geol. Transact. 1840 3. ser. V. 697) nicht zu übersehen, die auch Phillips (Palzoz. foss. 1841. 12 tab. 6 fig. 16) ganz be- sonders hervor hob. Da hier die zackigen Linien der Wände öfter ganz zu fehlen scheinen, und die Strahlen benach- barter Zellen unmittelbar zusammen fliessen, so erhob sie Edwards zu einem besondern Geschlecht Smithia zu Ehren von William Smith, welcher die „Strata identified by Orga- 536 III. Sternkorallen: Cyathoph. Bowerbanki, Goldfussi, seriacum. nized fossils 1816“ in England zur ersten Klarheit brachte. Dazu wird dann weiter die etwas kleinzelligere Smithia Bowerbanki fig. 39 E. H. 1. c. 55. 2 gerechnet, welche in den dunkeln Kreisen meist sehr bestimmt nur 10 Haupt- strahlen zählt (x vergrössert), wovon blos hin und wieder einer nicht zur Ausbildung kam. Das Unterscheidungsmerk- mal bleibt jedoch oft unsicher, wozu dann noch Acervularia Goldfussi fig. 40 E. H. 1. ce. 53. 3 kommt, deren Wirtel- zahl ganz dieselbe bleibt, nur dass die 10 + 10 = 20 Strahlen straffer verlaufen, und auf den Zellengrenzen durch eine markirte Linie (y vergrössert) deutlich getrennt sind. Wenn solche Stöcke herauswittern, dürfte es kaum möglich sein, sie von Cyathophyllum pentagona Goldf. Petref. Germ. pag. 60 tab. 19 fig. 3 zu unterscheiden. Am Iberge bei Grund auf dem Oberharze kommen im grauen Devonkalke eine Menge ähnlicher Dinge vor, wo- von wir oben pag. 527 schon Proben gaben. Kleinere Zellen davon habe ich im Handb. Petref. 1852 tab. 59 fig. 42. 43 unter Oyathophyllum ananas abgebildet, die ich hier nicht wiederholen will. Nur die Acervularia seriaca tab. 163 fig. 1 Hdb. Petref. tab. 60 fig. 3 erwähne ich nochmals, da sie die kleinsten mir bekannten Zellen eben- falls mit 10 Hauptstrahlen im innern Kreise. hat (x ver- grössert). Die Strahlen sind so fein, dass man sie auf unsern polirten Schliffflächen mit blossem Auge kaum noch wahrnimmt. Deutlicher stehen sie auf den Längsbrüchen (y vergrössert), worauf die zahllosen Querlamellchen mit der Lupe gut sichtbar werden. Später bildete sie F. A. Römer in Clausthal (Paleontographica 1855 V. 32 tab. 6 fig. 19) wahrscheinlich als Acervularia Römeri vom Iberge ab. III. Sternkorallen: Cyathoph. Ananas. 537 Cyathophyllum Ananas Goldf. liefert ein lehrreiches Beispiel, wie zu verschiedenen Zeiten dem gleichen Namen eine ganz verschiedene Auslegung widerfuhr. Zuerst tauchte derselbe bei Fougt (Ameenit. academ. 1749 I pag. 93 tab. 4 fig. IX. n. 2) einem Schüler von Linne auf, wo es hiess: „coh®ret adeoque ha»c species Madrepor® uti bacca in Ananas seu Bromelia®. Dabei be- zog er sich auf einen Holzschnitt des Fungites Gothlandicus von Bromell (Acta liter. Suecie 1728 pag. 464), dessen Bild er sogar blos in verbesserter Copie scheint wieder ge- geben zu haben. Schweigger Beobachtungen 1819 pag. VI nannte sie daher Acervularia Baltica. Lonsdale (Murch. Silur. Syst. II. 689 tab. 16 fig. 8) hat dieselbe gut von Dudley abgebildet, und wie unser Exemplar tab. 163 fig. 2 von dort zeigt, so werden die runden Zellen von einer aus- gesprochenen Erhöhung umgrenzt und durch zarte Strahlen verbunden, die meist ineinander zu fliessen scheinen, wie ich das schon ziemlich gut im Hdb. Petref. 1852 tab. 60 fig. 2 gegeben habe. Leider ist mein einziges Stück auf der Oberfläche so abgewittert, dass man die dünnen Strahlen nur unsicher verfolgen kann, aber man sieht doch, wie nur die Hälfte der Wirtellamellen den Zellenboden erreicht. Zahllose Querlamellchen erzeugen darauf Grübchen und Schuppen. Auf der runzeligen Unterseite 4 treten dagegen die zarten Streifen um so deutlicher hervor, ja die Quer- brüche (x zweifach vergrössert) zeigen schon dem blossen Auge so viele Blättchen, dass man nur an Cystiphyllum dabei denkt. Die ungleiche Blasengrösse fällt öfter auf. Während es hier nach den ältesten Ueberlieferungen kaum zweifelhaft erscheint, dass man mit Ananas diese fein- strahlige von den Begleitern sehr abweichende fossile Form im Auge hatte, gab Linne (Syst. Nat. Ed. XII pag. 1275) 538 III, Sternkorallen: Cyathoph. Ananas tabulatum. zu der Verwechselung mit andern selbst Anlass, indem er sagte, Habitat in Oceano Americano; rejieitur ad littora Gothlandi@. .Pallas (Zooph. 1766 tab. 17 fig. 57), Ellis (Zooph. 1786 tab. 47 fig. 6), Esper (Pflanzenth. 1791 I pag. 128 tab. 19) geben von der Madrepora Ananas (Seeananas) die besten Bilder, welche Lamarck (An. vert. 1816 II. 260) zur Astrea und Oken zur Favia erhob. Da man nun von vorn herein jetzt weiss, dass eine silurische Species mit lebenden nicht wohl übereinstimmen kann, so war der passende Name, ursprünglich für das Fossil ge- braucht, von Zoologen gleichsam mit Beschlag belegt. Indessen fuhren die Petrefactologen nach wie vor fort von ihrem Ananas zu sprechen: schon Schröter (Vollst. Einleit. 1778 III. 445 tab. 7 fig. 3 und-tab. 9 fig. 4) liess sich weitläufig darauf ein, namentlich aber sorgte Parkinson (Organ. Rem. 1808 II. 40 tab. 5 fig. 1) dafür, dass die Benennung auch für Petrefacten nicht wieder vergessen wurde, freilich vermischte er darunter noch allerlei Familien- stöcke. Erst Goldfuss (Petref. Germ. 1826 I. 60 tab. 19 fig. 4) suchte den Namen auf eine characteristische Form aus dem Devon von Namur zu beschränken, und eitirt da- bei Fougt 1. c. fig. VIII, die letzterer ausdrücklich für eine Varietas von obiger fig. IX ausgab. Auch Hisinger (Leth. Suec. 1837 pag. 95 tab. 28 fig. 1) bildete etwas höchst Aehnliches unter Astrea Ananas ab „in Gottlandia passim“. Die Belgische kommt kissenförmig (pulvinatum) und plattenförmig (tabulatum) vor, von letzterer bilde ich ein Stück tab. 163 fig. 3 aus der Gegend von Huy ab. Es ist eine elliptische Platte von 15 cm Länge, 11 cm Breite, und im Centrum noch nicht 2 cm dick, was sich an den Rändern r auf wenige Millimeter verjüngt. Die Zeichnung der Oberseite ist scharf, man kann meist 12+12—=24 III. Sternkorallen: Cyathoph. Ananas tabulatum, Gothlandicum. 539 Radien in einer Zelle zählen, die durch Zickzacklinien von denen der Nachbarzellen bestimmt getrennt sind. Die schönsten Formen darunter werden sechseckig (z°” ver- grössert), ihre Strahlen liegen alle in einer Ebene, nur die Kreise senken sich plötzlich etwas ein, es gehört einige Sorgfalt dazu, letztere vom Schlamme zu reinigen, dann erkennt man aber sehr bestimmt, dass den Boden nur die Hauptstrahlen erreichen, die im Oentrum noch einen ver- tieften Raum frei lassen. Die Unterseite « ist zwar mit einer concentrisch gestreiften Hülle bedeckt, durch welche jedoch die Zellen (y vergrössert) in gleichem Umrisse wie oben durchscheinen. Im Centrum ec, dem dicksten Anfangs- punkt der Scheibe, sieht man neben der Mutterzelle gleich mehrere Junge, die nicht wohl anders als seitlich hervor- gesprosst sein können. Wir haben hier daher den klaren Fall vor uns, dass die Säulchen, unten und oben gleich dick, nebeneinander aufwuchsen, wenn auch die eine oder andere sich noch dazwischen hinein schieben mochte, was man nur durch das vorsichtigste Schleifen ermitteln könnte. Cyathoph. Ananas tabulatum bildet daher zum helianthoides complanatum pag. 503 ein vortreflliches Seitenstück. Milne Edwards (Ooralliaires 1860 III. 407—409) legte dagegen den Goldfuss’schen Ananas wieder ganz anders aus: 1. c. 19. 4. a ward eine Acervularia Goldfussi und 19. 4. b Ac. Troscheli; oben eitirte Varietät von Fougt ]. c. fig. VIII wurde dagegen zur Acervularia luxurians er- hoben, welche aus den Dudleykalken stammend von Lons- dale (Murch. Sil. Syst. pag. 688 tab. 16 fig. 6) für Astrea Ananas ausgegeben ist. Die Schweden halten heutiges Tages diese tab. 163 fig. 4 für Bromell’s Fungites Goth- landicus pag. 537, und heissen sie deshalb Lithostrotion Gothlandicum. Die Sache liesse sich natürlich nur sicher stellen, wenn man die Bromell’schen Originale hätte, da 540 III. Sternkorallen: Cyathoph. Gothlandicum, mamillare. nach unserm Bruchstück diese Gothländer sich durch einen innern Trichter mit schneidigem Endrande (z vergrössert) vortheilhaft auszeichnen; auch Lonsdale hob das an seinem englischen Exemplare gut hervor, während die fig. 2. f tab. 69 bei Edwards und Haime (Pal&ont. Soc. V pag. 292) grössere und weniger untereinander verwachsene Zellen hat. Bei unserm grossen Stocke ist die Oberfläche gänzlich durch die Zellen geschlossen, welche sich nur durch einen zickzackigen Callus voneinander trennen. Ausserhalb des centralen Trich- ters scheinen die loculi, meist 52 an der Zahl, dunkel her- vor, und haben daher etwas sehr Specifisches. Die Lamellen übersteigen sämmtlich den Trichterrand, stehen nicht selten an der äussern Trichterwand in erhabenen Rippen hervor, aber den innersten Trichterboden erreichen nur die Haupt- lamellen. Oefter entsteigen dem Trichter mehrere kleine Brutzellen (BD vergrössert), die anfangs die Aussenwand mit dem Muttertrichter gemein haben. Mannigmal ist das’ im Grunde durch verdickte Leisten angedeutet, wie das Lons- dale schon so bestimmt malte. Wäre der Trichter im Ver- hältniss zum Durchmesser der äussern Zelle nicht zu gross, so könnte man gewisse Verwandtschaften mit Lonsdalia pag. 532 herausfinden. Aber in noch höherem Grade ist das der Fall bei Cyathophyllum mamillare tab. 163 fig. 5. 6 verkieselt aus dem Bergkalke von Nordamerika, steht mit den Lonsdalien pag. 531 in engster Verwandtschaft. Schon Castelnau (Terrains Sil. de ’Amerique du Nord 1843 tab. 24 fig. 5) bildete sie unter Astrea mamillarıs und Axinura cana- densis l. c. 24. 4 ab, welche Edwards und Haime (Arch. Mus. 1851 V. 433 tab. 13 fig. 1) Lithostrotion mamillare nannten, der aber nach der Erklärung der Tafeln 1. e. 483 III. Sternkorallen: Cyathoph. mamillare. 541 „par erreur“ statt canadense gebraucht sein sollte. Trotz- dem eitirte sie Edwards (Coralliaires 1861 III. 423) wie- der unter mamillare, weil die zitzenförmige Erhöhung in der Mitte doch gar zu characteristisch ist. Hall (Report Geol. Surv. Jowa 1858 I. 2 pag. 667 tab. 24 fig. 5) führt sie aus dem St. Louis limestone unter mamillare auf, obgleich Owen (Report of Wisconsin, Jowa and Minnesota 1852 tab. 4 fig. 5. 6) sie von dort als Lithostrotion basaltiforme beschrieben hatte. Rominger (Geol. Surv. of Michigan II. 111 tab. 55) stellte zum L. mamillare auch L. proli- ferum Hall (Rep. Geol. Surv. Jowa tab. 24 fig. 6). Die Verkieselung bringt hier zwar Manches zur sofortigen An- schauung, was man bei verkalkten erst mit Mühe aufdecken muss, allein für die mikroskopische Untersuchung eignen sie sich weniger. Auf der Oberseite o erheben sich in den breiten Zellen, die mit einer scharfen Kante untereinander verwuchsen, überall die characteristischen Zitzen, welche oben mit einer scharfen Spitze endigen. Das convexe Üen- trum derselben ist glatt, aber am Rande stellen sich sofort Wirtel ein: sind dieselben fein, so gehören sie den Wirtel- lamellen an; sind sie grob, so bezeichnen sie die Ausfüllung der loculi, zwischen welchen die Wirtellamellen durch Furchen angedeutet sind. Fast noch leitender ist die Unterseite «: hier finden wir häufig abgestumpfte Kegel, der Kegel entspricht der Zelle, und die vertiefte Abstumpfung dem Zitzen der Ober- seite. Die Meisten haben im Centrum an der tiefsten Stelle ein Loch mit einer dünnen Axe. Durch Verwitterung treten in der Seitenansicht $ öfter Bilder hervor, die an proli- ferirende Kelche erinnern, indem von einem gerippten Cylin- ‘ der sich Blätter nach aussen biegen, die Aehnlichkeit mit der Madrepora composita, corporibus proliferis bei Fougt (Ameen. acad. 1749 I. 94 Fig. XI) haben. Es erläutert das jedenfalls das Wachsthum, welches in zahllosen Bechern 542 III. Sternkorallen: Cyathoph. mamillare. sich nach oben entwickelte. Andere Seitenbilder A er- scheinen wie eine gestelzte Säule, der Kiesel hat hier die Zerstörung so vollkommen geheilt, dass man meinen könnte, die Zelle habe erst eine cannelirte Säule gebildet, worauf sich dann der mehr glatte breite Theil plötzlich aufsetzte. Aber unten verräth der kleine Rest von W-förmigen Blättern, dass die Entstellung nur durch Verwitterung entstand. Fig. 6. 7 bietet einen etwas schief gehaltenen Längsschnitt einer Zelle, unten geht er durch den Mittelpunkt, daher haben die Querwände eine mehr kegelförmige Richtung neben der feinen Uentralaxe; nach oben formt sich das zu horizontalen Wänden mit Längslinien gekreuzt, weil hier der Schnitt excentrisch liegt, wie der Zitzen zeigt, hinter welchem die Kelchwände liegen. Diese haben neben dem Cylinder innerhalb der Wände w w das mehr blasige Ge- füge erzeugt, was lebhaft an das von Lonsdalien erinnert, nur dass es minder blasig ist, und weniger an den äussern Wänden haftet. Die Verkieselung hat eine Masse Bläschen erzeugt, die besonders in Dünnschliffen (x vergrössert) zier- lich hervortreten, die meisten haften an den Wänden, die freien sind rund, und erscheinen häufig wie Zellen mit einem Centralkern, der zuweilen sogar etwas Spiraliges zur Schau trägt. Die Seitenansicht $ zeigt uns unten die Trichter- weite, welche im grössten Durchmesser 17 mm misst, sie zerschlägt sich dann aber gleich in mehrere kleinere, die man zwar nicht alle verfolgen kann, doch fällt darin be- sonders die vordere kleine % von 8 mm Zellendurchmesser am ÖOberende auf, die aus dem Muttermunde hervorge- gangen sein muss, ohne dass man auf den 37 mm langen Seitenwänden auch nur die Spur einer Trennungslinie sähe. Die Querschliffe auf der Oberseite 0 zeigen eine Gruppe kleiner Zellen, die durch ihre doppelten Wände immer noch auffallend an Oxspitosen erinnern, jede davon ist 2 ee ee ae A re re ne DR er La N % F _ III. Sternkorallen: Cyathoph. pentagonum. 543 etwas anders gezeichnet, am einfachsten die vergrösserte fünfseitige Form y, wo zwischen der äussern und innern Wand kaum einige Blasen angedeutet sind. Strombodes pentagonus tab. 163 fig. 7 nannte Goldfuss Petref. Germ. pag. 62 tab. 21 fig. 2 einen verkieselten Stock aus der Niagaragruppe von Pointe de Tour am Ausfluss des Canals, der den Lake Superior mit dem Huronsee verbindet, gegenüber Drummond Island. Die flachen feingestrahlten Zellen auf der Oberseite o sind durch eine callöse Kante voneinander getrennt, die ihren unregelmässigen Umriss sehr bestimmt hervorhebt. Das Centrum erscheint meist vertieft, und deutet auf einen gestreiften Cylinder hin, der in manchen Zellen sich auch trompetenförmig erhebt, doch ist er meistens durch wulstigen Kiesel entstellt, so dass man keine recht klare Vorstellung davon bekommt. Fehlt dieser Kieselwulst, so strahlen um den innern Kreis zarte Wirtel (x vergrössert), die sich nach aussen in Reihen zierlicher Bläschen auflösen, die.zwar in Radialreihen stehen, aber deren Zahl das drei- bis vierfache beträgt, und daher mit der Wirtelzahl nicht recht im Einklang steht. Am äussersten Rande legt sich öfter wie- der ein gestrahltes Häutchen darauf, was im Callus des Zellenrandes endet. Oftmals gleichen die Bläschen alter- nirenden Röhrchen (X stark vergrössert), welche der Ober- fläche ein COhzxtetes-ähnliches Ansehen geben. Stellenweis hat es aber doch wieder den Anschein, als wenn ihre Reihen den loculi entsprächen, welche zwischen Haupt- und Zwi- schenlamellen liegend aussen die doppelte Zahl von innen erreichen müssen. Dass sie den Querlamellchen (traverses) entsprechen unterliegt wohl keinem Zweifel. Der Quer- bruch q zeigt Horizontalblätter in etwas unregelmässiger 544 III. Sternkorallen: Strombodes. Acervularia. Lage übereinander, oben und unten öfter durch Zähnchen Wirtellamellen verrathend. Undeutliche Röhren ziehen von oben nach unten durch, wenn der Bruch zufällig durch das Centrum einer Zelle geht, und man sieht dann ungefähr, wie sich die Blätter nach unten biegen (y vergrössert), und hin und wieder die innern Kieselwülste ein Trompeten- förmiges Lager darauf bilden. Auf den Bruchflächen der Unterseite ragen dann häufig entsprechend den obern Ver- tiefungen die Zellencentra ceylindrisch hervor. Der Callus, welcher die äusserste Kante der Zellen abgrenzt, liegt stets wie eine besondere dichte Masse darauf. Rominger (Geol. Surv. Michigan III pag. 131 tab. 45) weist eine ganze Reihe Species nach von den klein- bis zu den grosszelligen. Nahe verwandt damit scheint dessen Geschlecht Vesicularia 1. c. tab. 49 zu sein, nur sollen die Querbrüche ein blasiges Ansehen nach Art der Cysti- phyllen zeigen. Alle sind verkieselt. Dazu kommen dann noch die verkalkten von Dudley in England, wovon Edwards und Haime (Pal®ontogr. Soc. V. tab. 70. 71) ausführliche Abbildungen gaben. Ob diese nun aber mit Strombodes (sroouBadns Kreiselähnlich) bei Schweigger (Hdb. Naturgesch. 1820 pag. 418) übereinstimmen, das ist eine ganz andere Frage. Denn dessen Diagnose „Coni lamellososi, in strata conjuncti, proliferi€ war auf Linne’s Madrepora stellaris Fougt Ameoen. acad. pag. 94 fig. XI. n. 4 basirt, die wegen ihrer Rohheit verschieden gedeutet ist. Eben so verhält es sich mit dem vielgenannten Geschlecht Acervularia. Schweigger (Hdb. Naturg. pag. 418) hatte auch hier wieder einzig und allein das rohe Bild von Madrepora Ananas pag. 538 im Auge, und entwirft darnach eine un- brauchbare selbst falsche Diagnose, wovon man blos die III. Sternkorallen: Cyathoph. Davidsoni. 545 Worte „Stirps globosa® (kissenförmig) gebrauchen kann, zu welcher Gestalt sich die „coni acervati“ zusammen häufen. Ich erinnere mich daher gern dieses Namens bei den kuge- ligen Stöcken von Cyathophyllum quadrigeminum, hexa- gonum, Davidsoni etc, ohne zu meinen, dass damit ein scharfes Genus begründet sei. Die Stöcke gehen meist von einer Mutter aus, deren Sprösslinge plötzlich nach aussen strahlen, und nicht parallel laufen. Ein Muster davon bildet Acervularıa Davidsoni tab. 163 fig. SE. H. Arch. Mus. V. 418 tab. 9 fig. 4 aus der Hamiltongruppe der Little Traverse Bay im Michigansee, wo die schön verkalkten Exemplare massenweis vorkommen. Hall (Rep. geol. Surv. Jowa 1858 I. 477 tab. 1 fig. 7) hat eine unwesentliche Varietät davon A. profunda genannt. Rominger (Geol. Surv. Michigan III. 107 tab. 37 fig. 4) beschrieb sie unter Cyathophyllum. Unser elliptisch gerundeter kleiner Stock zeigt auf der Oberseite das Gedräng verschieden grosser Zellen, die durch eine erhabene Zickzacklinie (x vergrössert) scharf von einander getrennt sind. Die Wirtellamellen haben deutlich Kreuzknoten, und die Kelche mit breitlichem Boden senken sich tief zwischen den Limbus hinab. Die Unterseite zeigt eine gestreifte Hüllsubstanz, unter welcher strahlende Eindrücke den Gabellauf der Zellen verrathen, die von einer Mutter m entspringen, und sich schnell ver- mehren, wie die Seitenansicht s zeigt. Kann man auch auf der Bruchfläche der Mutter die Jungen nicht genau zählen, so sieht man doch bestimmt, dass mehrere da sind. Macht man einen Längssclmitt 7, so kann man die Wand der Zellen gewöhnlich gut verfolgen, es tritt dann unter dem Kelche ein dunkeler Cylinder hervor, der Längsrippen hat, wenn er nicht durchs Centrum geht; dagegen liegen zu beiden Seiten des Cylinders in der Region des Limbus lauter Bläschen, wie bei Cystiphyllen, so dass die Wandlinie stets Quenstedt, Sternkorallen. 35 546 NIHI. Sternkorallen: Cyathoph. Davidsoni. Octophyllum. die Blasenregion durchschneidet. Oben links bei b ent- springt eine kleine Brutzelle auf dem Limbus. Geht der Längsschnitt durch das Centrum (2 vergrössert), so treten die Längsstreifen zurück, es kommen im günstigsten Falle sogar einfache Querwände zum Vorschein, die glatte Zellen- gründe andeuten. Doch sind diese nicht alle glatt, man merkt auch viele, wo die Hauptlamellen sich nach Art des Streptelasma verwirren, sogar Hügel bilden. An unserm Stöckchen sind alle Zellenwände innen frei und gestrahlt. Nur in einer einzigen (y vergrössert) lagert sich ein glattes Häutchen an, was auf eine Bruttasche hindeutet. Dagegen kommen an derselben Stelle grössere Stöcke fig. 9 vor, woran man sieht, wie an einzelnen Zellen aus dem Grunde ein Oylinder wächst, dessen deutlich gestreifte Wände Edwards und Haime für „murailles interieures“ hielten, während sie doch blos von zufälligen Proliferationen herrühren, die nur einem Theil der Zellen zukommen. In unserm Stück zeigt die grosse siebenseitige Zelle keine Spur einer innern Wand, dagegen stellt sich im Kelche der rechts unten angrenzen- den Nro. 7 ein aussen glatter Cylinder ein, der sich an den Mutterrand rechts noch anschmiegt, und einem heraus- wachsenden Fremdlinge gleicht; er füllt den Kelch noch nicht ganz, wie Nro. 2, die innen gerippt mit ihrer besondern Wand sich über den Limbus erhebt. Nro. 3 am weitesten entwickelt hat nicht blos einen besondern breiten Limbus, der sich über den der Mutter hinlagert, sondern ihre gestreifte Wand ragt auch ziemlich weit hin- auf. Es gibt Beispiele, wo eine solche Brutzelle frei hin- aus wächst, und oben wieder eine besondere ÜOolonie er- zeugt, welche auf der Mutterkolonie wie auf Stelzen steht. Doch will ich das nicht weiter verfolgen, sondern das Auge nur auf die zwei kleinen Schmarotzer lenken, welche acht keulenförmige Strahlen (2 vergrössert) zeigen, die sich auf III. Sternkorallen: Cyathoph. hexagonum. 547 besonderer flacher Wurzel erheben. Möglicher Weise ist es Cyathophyllenbrut, man könnte sie nach der Strahlen- zahl Oetophyllum heissen, in der Hoffnung, dass darüber später uns weitere Aufklärung käme. Bei Goldfuss tab. 163 fig. 10—15 kommen hauptsäch- lich zwei Formen in Betracht: Oyathophyllum hexagonum Petref. Germ. I. 61 tab. 20 fig. 1 und quadrigeminum I. 59 tab. 19 fig. 1. Sie gehören zu den häufigsten und riesigsten der Eifel, und wittern frei in den Ackerfeldern bei Gerol- stein und Bensberg heraus, von wo ich vor vielen Jahren aus einem Haufen Riesenexemplare eine unten abgeplattete Kugel mit einem Meter Umfang und 48 Pfund Gewicht unserer Academischen Sammlung einverleibte. Nach ihrer Häufigkeit und Aehnlichkeit könnte man sie als Europäische Ersatzform für Davidsoni ansehen. Die Eifeler beide von- einander zu unterscheiden hält schwer, doch hat hexagonum flachere und quadrigeminum tiefere Zellen, wovon letztere allerdings zuweilen eine Neigung zur Viertheiligkeit zeigen. Von ältern Schriftstellern ist besonders Madrepora truncata Esper Pflanzenth. Petrific. tab. 4 zu erwähnen, die nach einer viertheiligen Zelle zu urtheilen, eine Bensbergische quadrigeminum war, welche später Lamarck (An. sans ver- tebr. 1816 II. 205) fälschlich Favosites alveolata benannte, und Schlotheim Petrefactenk. 355 mit der im Mittelmeere lebenden Madrep. calycularıs Esper tab. 16 (Caryophyllia, Astroides etc.) verglich. Der ursprünglich Linne’sche Name truncata bezog sich auf die Gothländer von Fougt (Ameen. acad. I fig. X. n. 3 pag. 95) mit stellis truncatis bezeichnet. Diese wenigen Bemerkungen werden schon überzeugen, wie vorsichtig man mit Synonymik sein muss. Der kleine Stock fig. 10 von Gerolstein ist eine Uebergangsform, die ich immer noch für Cyathophyllum Ananas Goldf. 1. c. 19. 4. d gehalten habe, die aber Edwards Coralliair. III. 408 39 * 548 III. Sternkorallen: Cyathoph. bexagonum. als Acervularia Troscheli davon schied. Die Zellenwände ragen über den Limbus hervor, und die senkrecht abfallen- den Kelche schwellen am Oberrande etwas auf. Die Zwi- schenlamellen verschwinden bald, nur die Hauptlamellen er- reichen den Boden, wo sie sich verwirren und öfter nur in der Mitte ein freies Kreischen lassen. Seitlich s kann man den Verlauf der Zellen undeutlich verfolgen, und sehen, wie sie plötzlich von einer Mutterzelle nach allen Seiten strahlen. Fig. 11 ist ein Muster für die meist fünf bis sechs- seitigen Zellen von hexagonum. Die Zellenwände endigen oben in einer etwas callösen Zickzacklinie, von wo aus die Wirtellamellen ziemlich gleichmässig zur Tiefe fallen, so dass ein ausgesprochener horizontaler Limbus eigentlich nicht vorhanden ist. Der Zellenboden bleibt breit, und wenn er auch nicht leicht gereinigt werden kann, so kommt man doch bald auf den wulstigen Grund, in welchem man hin und wieder ein centrales Kreischen sieht, freilich selten so deutlich wie es Goldfuss zeichnet. Der kleine Junge bricht zwischen fünf Nachbarn hervor, bei andern entspringen dieselben aus dem ÜUentrum, wie fig. 12 zeigt. Es ist dies ein Stück von oben erwähntem 48-pfündigem Riesen von der Randseite weg, wo die Ueberwucherung einer Welle gleich sich vorschob. Die Zellen sind in dieser Region am grössten und kräftigsten, wie die drei am Ober- rande zeigen. Ueber dem erhabenen Unterrande zeigen viele mehr oder weniger entwickelte Brut, die ganz leicht mit einem innern Kreise verwechselt werden könnte. Links kommt sogar einmal eine scheinbare Dreitheilung vor, das ist aber nur Ausnahme. Die gleichmässig gerun- dete Oberseite zeigt lauter Zellen mittleren Umfangs, die nirgends die Grösse von denen in fig. 11 erlangen. Ge- rade dieser verschiedene Wuchs an verschiedenen Stellen III. Sternkorallen: Cyathoph. quadrigeminum. 549 fällt auf, und mahnt uns zur Vorsicht im Species machen. Es sind sogar Parthien darunter, die man mit vollem Recht quadrigeminum fig. 13—15 nennen könnte. Goldfuss l. e. 19.1. a hat den Character der tiefen Zellen sehr gut gegeben, aber die Viertheiligkeit nur auf der abgeriebenen Nebenfigur 1. b angedeutet. - Es sind das im Schweigger’- schen Sinne ächte Acervularien. Weniger lässt sich das von der eben dazu gerechneten Abbildung 1. ce. 18. 6. b sagen, die man viel lieber zum Gothländischen Cyatho- phyllum flexuosum pag. 445 stellen würde, welches auch gern vier Junge auf einmal gebiert. Um das Kennzeichen wahrzunehmen muss man vorzugsweise die Ränder unter- suchen: fig. 13 kommen in der Ansicht « von unten vier Hauptzellen zum Vorschein, wovon die rechte sich vier- theilig zeigt; in der Randansicht r wird es noch die linke, und ausser den beiden kommt hinter dem einfachen Mittel- paare sogar eine dritte deutlich geviertheilte zum Vorschein. Das Kreuz erinnert uns entfernt an die Gothländer Stauria pag. 450, doch finden wir dasselbige nur bei wenigen, aber dann auch recht kräftig. Fig. 14 ist ein kleiner kugeliger Stock von der Seite dargestellt. Die innen senkrecht ab- fallenden Zellen sind zwar ungleich, aber nur selten findet sich eine eigentliche Viertheilung v. Dagegen schiebt sich öfter eine dünne Lamelle (Z vergrössert) ein, die auf der Innenseite Wirtelrippen, und aussen concentrische Streifen hat. Unsere Zelle zeigt auf dem Boden zufällig sechsseitige Maschen, die wohl von einem schmarotzenden Favositen I uw ” herrühren. Es kommen übrigens an diesen Stücken auch dünne Gänge von Brauneisenstein vor, die man mit solchen Kalklamellen nicht verwechseln darf. Wir finden grosse Stöcke, wo die tiefen Zellen auf einem Flecke fig. 15. «a Honigwaben gleichen, auf andern fig. 15. b aber ein ganz verändertes Ansehen haben, so dass man sie nicht für die . 550 II. Sternkorallen: Cyathoph. quadrigeminum, hypocrateriforme, gleiche Species halten würde, wenn sie nicht auf derselben Colonie sässen. Für a wählte ich eine Stelle, wo sich fünf um eine kleine Oentralzelle lagern, aber es kommen auf dem Stocke noch viele vor, welche selbst die grösste noch bedeutend an Umfang übertreffen. Die Stelle db hat im Durchschnitt kleinere, welche aber in auffallender Regel- mässigkeit vierseitig geordnet sind, und in Folge dessen einen fast quadratischen Umriss annehmen. Wenn bei den tiefzelligen gewisse Parthieen sich dergestalt auszeichnen, so darf man sie wohl sicher zum quadrigeminum zählen. Wegen des Steilabfalles der Wände, der gleich in der obern Kante beginnt, hat man wohl gemeint, dass Columnaria sulcata pag. 523 damit zu vereinigen sei, aber ich bezweifle das. Denn abgesehen von der Viertheiligkeit, wachsen die Säulen beim ächten quadrigeminum mehr excentrisch, was die vielfache Vermehrung mit sich bringt, und sondern sich schwieriger von einander ab. Durch die Menge junger Zellen fallen in der Eifel noch zwei Haufwerke tab. 163 fig. 16. 17 auf: Cyathophyllum hypocrateriforme Goldf. Petref. Germ. tab. 17 fig. 1 und Dianthus 1. e. tab. 15 fig. 13, die einander ebenfalls wieder nahe stehen, und wegen dieser Zellenungleichheit sich leicht bestimmen lassen. Bei hypoerateriforme fig. 16 (broxo&rnp Becheruntersatz) erinnern die grossen Zellen durch ihre Ausbreitung, Art der Verwachsung und gleichmässige Fal- tung der Wirtelstrahlen an kleinzellige Abänderungen von helianthoides tab. 161 fig. 2 pag. 505, nur pflegt der Lim- bus etwas gleichmässiger nach innen abzufallen, doch muss man den breiten Boden der gerade nicht tiefen Kelche zu Hilfe nehmen, um Haupt- und Zwischenlamellen unterschei- den zu können, denn nur die Hauptlamellen gelangen bis dorthin, und laufen gekrümmt bis zum Oentrum. Die klei- nern Zellen von verschiedenen Grössen brechen nur zwi- III. Sternkorallen: Cyathoph. Dianthus. 551 schen den Müttern einzeln und gruppenweis hervor, es bildet sich zuerst der senkrechte Kelch aus mit dicken Grenzwänden, worunter von Wirtelstreifen kaum etwas sichtbar wird. Erst später erscheint der Limbus. Die Verwachsung sämmtlicher Zellen untereinander ist so innig, dass sie in dieser Beziehung noch zu den ächten Acervularien zählen. Das lässt sich weniger von Dianthus fig. 17 sagen, denn diese zeigen schon entschiedene Neigung, freie Räume zwischen den Zellen zu lassen, wie man namentlich an den Jungen sieht, die von oben ungereinigt betrachtet Serpulen gleichen, welche ihre runden Mündungen frei hervorstrecken. Erst mit dem weitern Wuchs bemerkt man Spuren von Wirtellamellen, die endlich mit den obern Rändern zu Hauf- werken verwachsen, aber im Innern des Stockes nicht alle Höhlungen erfüllen. Sonst unterscheiden sich die grossen Mutterzellen gerade nicht wesentlich von vorigen, nur dass sie öfter im Centrum proliferiren. Wir haben schon pag. 470 bei den Einzelzellen des Namens erwähnt. Ich halte die Beschaffenheit des Wuchses für entscheidender, als die im Allgemeinen viel unsicherere Zellenform. Wenn daher noch eine Gruppe dazu gehört, so wäre es Oyathoph. turbinatum Goldf. 1. c. 16. 8. a, die aber Edwards Coralliaires III. 380 zur hypocrateriforme setzte. Es ist das ein entschiedener Fehler, der mir ein Mass gibt für die geringe Sicherheit jener Synonymik überhaupt. Man kann übrigens in solchen Fällen der neuen Namen gänzlich entbehren, wenn man die Einzelzellen Cyathophyllum, und die verwachsenen Acervu- laria Dianthus heisst, immer im allgemeinen ursprünglichen Sinne der „Haufwerke“ genommen. Die zahlreiche Brut in und neben den Müttern hat hier etwas Auffallendes. Da es wahrscheinlich ist, dass selbst die grössten Stöcke mit solch kleinen Brutzellen begannen, so füge ich tab. 163 fig. 18 eine Gruppe kleiner runder Mündungen bei, welche 552 III. Sternkorallen: Pachyphyllum Woodmanni. alle frei herausragend einen späthigen Crinoideenstiel um hüllen. Die richtige Bestimmung hat mich schon lange gequält, aber ich kann nur hier bei der Oyathophyllenbrut Aehnlichkeit finden. Ein Favosites ist es nicht. Pachyphyllum (Dickblatt) nannten Edwards und Haime (Archiv. du Mus. V. 396) kleinzellige Stöcke aus dem Devon von Ferques und Torquay, die sich durch ihr im Ueber- gangsgebirge ungewohntes Ansehen von ächten Cyatho- phyllen weit zu entfernen und vielmehr den lebenden Astreen sich zu nähern scheinen, wie besonders die verkalkten Exem- plare von Pachyphyllum Woodmanni tab. 163 fig. 19—21 aus der obern Hamilton group von Rockford in Jowa be- weisen. Die kreisförmigen Zellenmündungen ragen ansehn- lich über die Fläche hervor, worauf die Rippen der Wirtel- lamellen sich rauh erheben und meist mit den Nachbarn ineinander fliessen, kaum dass man stellenweis zwischen den Zellen Spuren einer Zickzacklinie wahrnimmt, die auf äussere Zellenwände hinweisen würde. Bei der Verwitterung treten auf den Seiten besonders die innern Wände in gestreiften Säulchen hervor, zwischen welchen Wirtel- sammt Quer- lamellen sich nach Art einer Grundmasse auszubreiten scheinen, worin die Bläschen mehr vorherrschen. Es gibt in Amerika klein- und grosszellige Varietäten. Die klein- zellige fig. 19 erinnert durch ihren Habitus an jurassische Cavernosen, aber der Zellenboden ist flach; umstrahlt mit den Fortsätzen der 12—14 Hauptlamellen erhebt sich das Cen- trum öfter in einem kleinen Zitzen, während die Zwischen- rippen ausserhalb der gekerbten Zellenränder sich von den Hauptrippen an Dicke nicht unterscheiden. Seitlich s spitzt sich das vollständige Stöckchen nach unten nur langsam zu, es heben sich die Zelleneylinder von der Zwischenmasse zwar etwas aber nicht deutlich ab, nur Querlinien verrathen letztere. Auf der Bruchfläche unten « kommt neben der a Fi 1 ni - III. Sternkorallen: Pachyphyllum Woodmanni, 553 grössern Mutter gleich eine etwas kleinere Tochter, doch zeigen auch sie kaum erwähnenswerthe Zwischenmasse. Die ‚grosszelligen fig. 20 haben einen tiefer gelegenen Boden, man kann daher an den innern senkrechten Steilwänden den Verlauf der diekern Hauptlamellen von den dünnern Zwischenlamellen bestimmt unterscheiden. Die Stöcke blei- ben unten flacher, und werden minder hoch. Uebrigens liegen zwischen den grössern Zellen auch gar manche klei- nere, welche die vorigen an Grösse nicht übertreffen. Auf verwitterten Stellen treten unten u langgestreifte Cylinder hervor mit Längs- und Querlamellen, wie bei ächten Cyatho- phyllen, aber dazwischen sieht man in günstigen Fällen eine Zwischenmasse (2 vergrössert), die aus zarten Blasen besteht, woran die Querlinien etwas Uebergewicht bekom- men, während auf den Cylindern ce ce die Längsrippen ent- schieden vorherrschen. Fig. 21 zeigt, wie sich auf der Oberfläche die Brutzellen bald näher bald ferner den Müt- tern einsetzen. Interessant erschien mir das winzige Täsch- chen bei b, was als geschlossenes Säckchen unmittelbar am Mundrande der Mutter hängt, wie es die vergrösserte Linie D erweist. Um den innern Bau schärfer zu studiren, schnitt ich ein grösseres Stück s ab, es zeigten sich die dickwandi- gen Cylinder sammt der Zwischenmasse dann zwar klarer, allein der graue Schlamm war auch an vielen Stellen ein- gedrungen, und hat die Textur zerstört. Eine besondere Längslinie, die die Aussenwand der Zellen auch nur leise bezeichnete, kann ich nicht auffinden. Das hebt dann die dicken weissspäthigen Cylinderwände um so schärfer hervor. Schon Lamarck pag. 373 hatte für solche Korallen mit herausgewitterten Säulen (orö%0o5) den Namen Stylina, er soll dabei eine Jurassische Astrea cavernosa in Händen ge- habt haben, die er für lebend hielt. Wenn die Säulchen durch eine Grundmasse verbunden waren, so hiess er sie 554 III. Sternkorallen: Dendropora. Sareinula (Bündelchen), und zählte dahin vornehmlich die Gothländer Madrepora organum Linne Amen. Acad. I fig. VI. n. 1, wo die Oylinder wie „Orgelpfeifen“ aus der Grundmasse hervorragen. Freilich hielt er sie dabei mit einer lebenden Form im rothen Meere (Atlas Rögne anim. Cuvier Zooph. tab. 85 fig. 1) für identisch. Goldfuss Petref. Germ. I. 73 tab. 24 fig. 10 beschränkte den Namen auf die fossile, welche sich vom Pachyphyllum nur in sehr un- wesentlichen Dingen unterscheiden dürfte. Denn wenn auch Bilder, wie sie Hisinger Leth. Suec. pag. 97 tab. 27 fig. 8 gab, sehr davon abzuweichen scheinen, so muss man doch der verschiedenen Erhaltungsweise Rechnung tragen. Ja man darf hier sogar einen Rückblick auf die Helioliten tab. 149 fig. 6—8 werfen, um zu beurtheilen, wie leicht uns die Art der Erhaltung irre leiten kann. Selbst Gold- fuss hat unter Sarcinula die verschiedensten zusammen ge- worfen; gehörige Berücksichtigung der Formation hätte ihn davor beschützen können. Wie ähnlich einzelne Formen spätern Astreen werden, mag Dendropora ornata tab. 163 fig. 22 beweisen. Der in weissen Kiesel verwandelte Zweig wurde mir unter diesem Namen aus der Corniferous group von Olarke Cty gesandt. Man meint einen jurassischen Zweig von Astrea limbata vor sich zu haben, allein die rohe Verkieselung mit durch- sichtigen Bergkrystallen garnirt hat alle äussern und innern Kennzeichen so entstellt, dass man nichts als einzelne Silifi- cationspunkte und andere damit zusammenhängende Linien (x vergrössert) wahrnimmt. Wahrscheinlich hat sie Herr Hall in seinem neuesten grossen Werke über Devon (Geol. Surv. St. New-York 1876 tab. 33 fig. 11) aus der Hamilton group unter Striatopora limbata (Thamnoptychia) abgebildet, woran die Oberfläche durch ähnliche Rippen, wie bei Pachy- phyllen gezeichnet ist. Zum Schluss stehe hier noch eine er en > RE ' « - ee ee En III. Sternkorallen: Sphenopterium cuneatum. 555 gar wundersame Keilform, die mir von meinem werthen Freunde Herrn Mohr in Cincinnati unter Sphenopterium cuneatum tab. 163 fig. 23—25 aus dem Bergkalke von St. Louis gesandt wurde. Milne Edwards (Coralliaires 1860 III. 171 tab. E. 1 fig. 2) hat es schon vortrefllich von dort unter Pal®acis cuneiformis abgebildet. Sie sind wie die meisten Erfunde daselbst in gelben Kiesel verwandelt, was die feinere Zeichnung etwas unsicher macht. Die Basis unten ist schneidig, ihr gegenüber am obern Ende steht eine kreisrunde Mündung, während die eine oder zwei an den Seiten gern länglich werden. Daher zählen wir 3—5 Löcher; Edwards erwähnt sogar im Ganzen blos zwei. Die tiefen Zellen verengen sich nach unten kreiselförmig, und scheinen da unten in Poren auszugehen, Edwards gibt sogar eine mediane Scheidewand an, die ich nicht finde. Der Zellenrand ist fein gekerbt, entsprechend den zarten Wirtellamellen, welche sich unregelmässig nach innen und aussen ziehen, und dazwischen liegen Grübchen zerstreut, die nach innen dringenden Kanälchen entsprechen. Ihre ganze Oberfläche wird von feinen Rippen bedeckt, welche zwar unregelmässig verlaufen, aber doch in etwas sich nach den Zonen der Zellen richten. Die vierzelligen fig. 23 von drei Seiten dargestellt scheinen am gewöhnlichsten zu sein: unter der Gipfelzelle kommen einerseits zwei und anderer- seits eine vor, so dass die eine mehr dem Zwischenraume der zwei entspricht. Die Vergrösserung x der obern Mün- dung macht die Randkerben deutlich, und auf dem ver- grösserten Seitenstück y sieht man rechts neben dem Seiten- loche die Grübchen zwischen den vielgekrümmten Rippen. Fig. 24 von der Seite dargestellt hat nur drei Löcher. Da- gegen lässt das oben verbrochene Bruchstück fig. 25 ent- schieden fünf Zellen vermuthen: die zwei Zellen jederseits sind ohne Zweifel; aber zwischen den obern beiden klemmt 556 III. Sternkorallen: Mxandrinen von St. Cassian. sich noch deutlich ein zelliges Grübchen ein, welches augen- scheinlich den Boden einer fünften Zelle bildet. St. Cassian tab. 164 fig. 1—24. Während wir bei den Schwämmen (Bd. V pag. 524) hier in der alpinen Trias ein erstes Aufleben begrüssten, bieten uns nach dem Uebergangsgebirge die zahlreichen Stern- korallen einen zweiten grossen Schritt in der Entwickelung dieser merkwürdigen Geschöpfe. Zwar sprach Graf Münster (Beitr. Petref. 1841 IV. 37) noch von Üyathophyllen, aber recht begründen konnte er sie nicht, sie schliessen. sich eben schon eng an Anthophyllum und Lithodendron der Jura- formation an, die dann von Laube in den Denkschriften der Wiener Akad. 1864 Bd. XXIV. 247 ausführlich und vortreflich dargestellt, aber auch im Sinne von Milne Edwards (Üoralliaires 1857—60) minutiös in alle möglichen Subgenera gespalten wurden. Mir steht dagegen freilich nur geringes Material zu Gebote, aber selbst dies Wenige genügt schon, um die neue Aera darzulegen. Das stoss- weise Auftreten solcher Riffbauenden Geschöpfe darf uns nicht verwundern, da auch in heutigen warmen Meeren zu ihrem Gedeihen besondere günstige Bedingungen gehören, namentlich meinte Darwin, dass ohne langsame Senkung des Bodens durch Jahrhunderte hindurch der Aufbau im Stillen Ocean gar nicht begriffen würde. Mag das auch keineswegs sicher sein, so zeigten sich bis jetzt Stern- korallen im Zechstein pag. 454 und Muschelkalke nur äusserst sparsam. Desto willkommener waren die Erfunde im alpinischen „Meereskeuper“, wo gleichsam als Wahr- zeichen der neuen Ordnung sich zum ersten Male eine M&andrina Bronni tab. 164 fig. 1 Klipstein Beitr. geol. Kenntn. östl. Alpen 1843 pag. 292 tab. 20 fig. 8 fand, die % ' II. Sternkorallen: Mx&andrinen von St. Cassian. 557 von M. labyrinthica Klipst. 1. c. 20. 9 wohl nicht verschie- den ist. Letzterer Name ist um so weniger zu verwerthen, als ihn schon Lamarck An. sans vert®br. II. 276 für eine lebende in Westindien gebrauchte, der Begleiterin von der riesigen cerebriformis. D’Orbigny Prodrome I. 208 nannte daher die fossile unpassend Oulophyllia (oö%og gewunden), und Edwards (Coralliaires II. 550) stellte sie mit wenig Glück zur Latim»andra. Obgleich die bisherige Darstellung, selbst bei Laube (Denkschr. Wien. Acad. XXIV. 260 tab. 6 fig. 4. 5), unvollkommen ist, so glaube ich doch im Besitze eines 21/2 Pfund schweren Stockes von mehr als Hand- grösse zu sein, den ich Herrn Dr. Hahn verdanke. Man könnte es für einen Sammeltypus halten, an welchem die Kennzeichen von der Westindischen labyrinthica und cerebri- formis zugleich angedeutet sind. Das zu verstehen, habe ich beide fig. 2 und fig. 3 abgebildet: die schönste und riesigste, aus welcher man auf den Caraiben Kalk brennt, ist Madrepora labyrinthica fig. 2 „Sutura obtusa* d. h. mit breitem Joche (x vergrössert), worauf sich eine Vertiefung (ambulacrum) parallel den Zellenthälern fortzieht. Schon Pallas verwechselte sie mit msandrites, und da sie vom Volke Hirnkoralle genannt wurde, so hiess sie Lamarck Me&andrina cerebriformis. Ehrenberg erhob sie wegen der breiten Joche zur Platygyra, Edwards abermals zur Diploria Doppelhügel (öpıov). Neben ihr lebt Madrepora maandrites fig. 3 „sutura acuta®* d. h. mit schmalem Joche (y ver- grössert), worauf jede Spur eines Ambulacrums fehlt, Lamarcks M&andrina labyrinthica, von Edwards zur Ceeloria erhoben. Dana erwähnt Exemplare von mehr als sechs Fuss im Durchmesser. Die labyrinthischen Thäler sind bei beiden mit wirren Fäden (Öolumella) gedeckt, aus welchen die gezähnten Wirtellamellen nach zwei Seiten hervor wach- sen, nach zwei andern aber fehlen, so dass die Zellen nach TEE SERERIN EN 558 III. Sternkorallen: Mx&andrinen von St. Cassian. langem Irrlaufe nicht geschlossen sind, und das ist in der grossen Menge von Sternkorallen eine der wichtigsten Abthei- lungen, welche hier bei St. Cassian ihre ältesten Verwandten zeigt. Die Joche und Thäler sind zwar viel kleiner, als bei den lebenden, aber dennoch im höchsten Grade von typischer Form. Was zunächst den breitjochigen fig. 1. «a (A vergrössert) Theil betrifft, so ist die Ambulacralfurche auf der Jochhöhe zwar nur wenig angedeutet, aber sie lässt sich schon mit blossem Auge erkennen. Mit ziemlicher Regel verlaufen die Wirtellamellen in abwechselnder Grösse quer über das Joch, auf ihrer äussersten Kante schwach mit Knötchen geziert, doch muss man gut reinigen, um diese überhaupt zu sehen. Die Thäler dazwischen, worin die Thierzellen sich einsenken mussten, sind zwar äusserst eng, doch ragt daraus öfter eine unterbrochene Linie her- vor, welche wahrscheinlich der Columella einzelner Zellen entspricht. Zuweilen kommen günstige Längsbrüche / (L vergrössert) vor, die in der Richtung der Thäler sich ablösen, dann sieht man undeutliche Längswülste, welche von feinern Wellenlinien quer geschnitten werden. Aber abgeschlossene Zellenräume bemerkt man nicht. Ganz an- ders nimmt sich der schmaljochige fig. 1. b (BD vergrössert) Theil aus, hier sind umgekehrt die Thäler breiter als die Joche, was man gleich mit dem ersten Blicke wahrnimmt. Das schmale Joch wird durch einen Callus erzeugt, welcher auf dem Rücken der Wirtellamellen klebt. In den Thälern wechseln ebenfalls dünne und dicke Wirtellamellen mitein- ander ab, und mitten durch im Thalgrunde zieht sich wie- der die unterbrochene Linie, welche mit den dieken Lamellen Fächerchen bildet, worin sich meist eine dünne noch ver- steckt. Wenn diese mit der unterbrochenen Linie sich vereinigt, wird man stellenweis wie bei lebenden an Colu- mellensubstanz erinnert. Schleift man die Stöcke quer q Se nee BE Re er III. Sternkorallen: M&andrinen. Lithodendron Cassianum. 559 (Q vergrössert) gegen die Joche an, so treten dunkele und helle Linien hervor: die hellen liegen unter den Jochen, die dunkeln unter den Thälern, weil jene compacter, diese poröser und damit dem dunkeln Schlamme zugänglicher sind. Obwohl die Klipstein’schen Abbildungen unvollkom- men sind, so erkennt man doch in Bronni 1. c. fig. 8 ent- schieden die breit- und in labyrinthica 1. c. fig. 9 die schmal- jochigen Züge. Wenn die Zukunft es immer mehr bestätigen sollte, ‘ dass die Nachkommen sich aus gewissen Voreltern allmählig entwickelten, so mahnen uns solche eclatante Beispiele, dass wir in der Namengebung nicht so übereilt freigebig sein sondern mehr nach alter Weise Mass halten sollten. Suchen wir noch nach andern lebenden Verwandten, so ist Madre- pora filograna tab. 164 fig. 4. a. b Esper Pflanzenthiere I tab. 22 aus dem Indischen Meere, welche Milne-Edwards (Coralliaires II. 390) für den Repräsentanten der Mxan- drinen im engsten Sinne nimmt, zwar freier in ihren Jochen und Thälern ausgebildet, aber unmittelbar zwischen den . schmalsten Jochen « verlaufen die breitesten b, in gleichem Wechsel, wie bei der St. Cassianer, nur sind die Joche alle callös mit feinen Punkten auf der obersten Breite. Die Wirtellamellen bilden ebenfalls in den flachen Thälern kleine viereckige loculi, in welchen eine kurze Zwischenlamelle sichtbar wird, aber die Mitte der Thäler nimmt eine poröse Columellarmasse ein. Alles das ist der St. Cassian’schen so typisch ähnlich, dass man sie geschlechtlich davon nicht trennen darf. Ja wollte man noch weiter gehen, so wäre auch an Ceeloria laticollis Edwards Coralliaires II. 415 Pl. D. 4 fig. 4 zu erinnern, von der ich ein Stückchen tab. 164 fig. 5 copire, um die frappante Aehnlichkeit mit _ unserer breitjochigen darzulegen. Lithodendron Cassianum tab. 164 fig. 6. Unter diesem 560 II. Sternkorallen: Lithodendron Cassianum. Namen habe ich schon gegen vierzig Jahre einen 21/2 Pfund schweren platten Stock in der Sammlung liegen, dessen mehr oder weniger freie Zellen in einem harten schwarzen Kalke stecken, der durch Verwitterung gelb wird. Da mit der Nadel nichts heraus zu bringen ist, so hängt man in der Bestimmung lediglich von dem Grade der Verwitte- rung ab, in welchem es uns die Natur darbietet. Wie das Stück der Seitenansicht s zeigt, so sehen wir rechts einen dieken Stock, der sich nach oben schnell mehrfach gabelt, während die beiden links daneben liegenden das weniger zeigen. Eigenthümlich ist die häufige Einschnü- rung der Cylinder, wodurch sie ein schlaffes knorriges Ansehen bekommen, was mich an Calamophyllia cassiana Leube (Denkschr. W. Ac. XXIV. 254 tab. 4 fig. 1) er- innert, nur dass dort die Zellen entschieden kleiner sind, und die „epitheca costis spinosis“ geziert ist, während bei unserer kaum quer gestreifte Hüllsubstanz bemerkt wird, sondern vorzugsweise blos Längsrippen (x vergrössert) auf- treten, die durch dünne Querlamellchen verbunden werden. Hin und wieder stellt sich einmal eine feinere Längsrippe dazwischen. Doch hält es schwer, sie zu verfolgen, da die Cylinder meist geschlitzt und geschunden sind. Auf der Oberseite o ragen zwar alle Cylinder etwas aus dem Ge- stein hervor, aber die Kelchränder müssen doch wohl ab- gerieben sein, da man in der Mitte nur hin und wieder flache Vertiefungen findet. Dabei fällt die Vertheilung sehr verschieden aus: während sie stellenweis so gedrängt stehen, dass viele seitlich miteinander verwuchsen, blieb in andern Gegenden noch ein grosser freier Raum. Im Allgemeinen scheint im Centrum keine Columella vorhanden zu sein, doch meint man bei verwitterten und geschliffenen zuweilen Spuren davon zu sehen. In der elliptischen Säule von 7 mm Durchmesser habe ich y (dreifach vergrössert) die III. Sternkorallen: Lithodendron Cassianum. 561 Wirtellamellen möglichst getreu dargestellt. Ich zähle etwa 120 sehr ungleiche, wovon die Hälfte, nur ganz kurz, innen an die Hüllsubstanz mit den grossen abwechselnd sich an- lehnen; sie sind zwar auch nicht alle gleich, doch ist es wohl kaum möglich, ihre Ordnungen anders als abstract nach pag. 370 darzustellen. Unter Umständen können diese zarten mit den dicken abwechselnden Linien etwas sehr Characteristisches haben, wie das vergrösserte Stück 2 zeigt, wo auch die Querlamellchen sich ganz bestimmt darnach richten. In Q habe ich einen vergrösserten Querschnitt von drei aneinander gewachsenen Zellen gegeben: die obere klei- nere (7) hat links eine dicke Hülle, rechts scheinbar gar keine; an der dicken Zusammenwachsungsfläche findet meist Correspondenz mit den Wirteln von der mittlern (2) statt. Diese hat eine deutliche poröse Columella, rechts oben da- von bildet sich das Auge einer Jungen aus, was durch einen Punkt und Knickung der nebenstehenden Wirtel angedeutet ist. Die Verwachsungswand zur untern (3) ist unbedeutend, und das Ineinanderfliessen der Wirtel nur durch eine dünne Zickzacklinie etwas behindert. Die Neigung der Zellen sich öfter zu spalten, erinnert uns lebhaft an die ähnliche Cladophyllia subdichotoma Laube ]. c. 4. 2, und wenn auch die Zeichnungen etwas anders, namentlich die Kelche tiefer aussehen, so soll sie doch häufig sein. Endlich zeigen gar manche Zellen eine Art Proliferation P (etwas vergrössert), was Laube |. c. tab. 5 fig. 6 für so wichtig hielt, dass er daraus eine Elysastrea Fischeri (eiXöü» umhüllen) machte. Wahrscheinlich sind alle diese grossen Stöcke nicht wesent- lich voneinander verschieden, und ich bleibe daher gern bei dem alten Goldfuss’schen Geschlecht Lithodendron stehen. Denn obwohl Walch (Naturg. Verst. 1771 III. 2) den gleichen Namen schon für versteinerte Bäume vorschlug, und Schweigger (Hdb. Naturg. 1820. 415) alle die mannig- Quenstedt, Sternkorallen. 36 562 II. Sternkorallen: Lithodendron diehotum, reconditum. faltigen lebenden Formen bei Ellis und Solander (Natural hist. Zoophytes 1786 tab. 32—38) darunter vereinigen wollte, so haben sich die Petrefactologen doch verständigt, den guten Namen auf die freien verzweigten Cylinder zu beschränken, wie sie namentlich im obern Weissen Jura eine Rolle spielen. Edwards hat für viele eine neue Be- nennung Cladophyllia (xA&dos Zweig) eingeführt, Cladoden- dron wäre vielleicht besser gewesen, da dasselbe wenigstens noch den Nachklang des alten vielverwandten Namens ge- habt hätte. Ist es schon Glückssache, die Erfunde selbst genau zu bestimmen, so wird das nach Zeichnungen und Beschrei- bungen fast zur Unmöglichkeit, wenn nicht besondere Kenn- zeichen uns leiten. Was Münster (Beitr. IV. 33 tab. 2 fig. 3) Lithodendron dichotum nennt, ist vielleicht ganz was anderes, als das was Laube 1. c. 4. 2.5 dafür ausgibt, doch scheint das mit unserer tab. 164 fig. 7 zu stimmen: unser kleines Bruchstück hat eine dicke glatte Hülle, durch welche die Längsrippen der Wirtellamellen kaum durchscheinen; eine Längsfurche deutet auf einen Anfang der Theilung, wie der Name vortreflich bezeichnen würde; der Kelch oben o hat eine ziemliche Vertiefung, die ungleichen Lamellen darin sind viel dünner, als die loculi, und an der Schmalseite links meint man den Anfang eines zweiten Oentralpunktes zu sehen; die Schliffläche unten u (x vergrössert) zeigt innen eine längliche wirre Masse, von der die zum Theil sehr zarten Radien entspringen; die feinen rechts liegen in einem matten Kalke, der wahrscheinlich den horizontalen Lauf der Querlamellchen bezeichnet, die an andern Stellen, wo sie schiefer laufen, sich nur durch zarte Verbindungslinien und nicht durch Blätter zu erkennen geben. Gesicherter er- scheint mir die Bestimmung von Rhabdophyllia recondita tab. 164 fig. S—10 Laube vo: III. Sternkorallen: Lithodendron reconditum. 563 Denkschr. Wien. Ac. XXIV tab. 4 fig. 3 (62ßdos Ruthe), da wir hier meist eine bestimmte kleine Columella finden, welche sich wie ein runder callöser Zitzen im Centrum her- vorhebt. Auf Querschliffen erscheint sie wie ein Plättchen, von welchem die Wirtel unmittelbar entspringen. So oft man die Stöckchen vorsichtig von Schlamm reinigen kann zeigt sich eine concentrisch gestreifte Hülle, die freilich bei starker Verwitterung verloren geht, wobei dann die längsgestreiften Säulen ein ganz verschiedenes Ansehen gewinnen. Die sehr ungleichen Wirtellamellen bündeln sich oft, und sind dicker als die zwischenliegenden loculi: der zierliche Rasen fig. 8 hat Zellen von ungleicher Dicke, wie die Oberansicht o zeigt. Das Gebündelte der Wirtellamellen tritt öfter schon in den flachen Zellen (x vergrössert) hervor, wenn man im Stande ist, sie gut zu reinigen; namentlich aber zeigt es sich auf den Querbrüchen (y vergrössert). Da der aus- füllende Kalkspath dunkeler erscheint als der thierische Kalk, so giebt es oft schöne Bilder. Das zierliche Säul- chen fig. 9 scheint zwar sechs Hauptstrahlen zu haben, wie man an dem vergrösserten Querschliff & sieht, allein das ist zufällig. Die Bestimmung wird häufig noch durch eine dicke Kalkrinde erschwert, welche wegen ihrer Härte kaum zu entfernen ist, wodurch aber gerade gewisse Ablagerungen ein ganz characteristisches Ansehen bekommen. Die kleine inerustirte Gabel fig. 10 liess sich zwar manchen Abbil- dungen vergleichen, allein der Schliff unten (y vergrössert) lässt aus der rohen Mergelrinde die gebündelten Rippen mit Columella hervortreten, so dass an recondita nicht zu zweifeln ist. Viel dicker und characteristischer wird der Mergel auf tab. 164 fig. 11, überall ragen rundliche traubige Knollen hervor, in deren Zwischenräumen ein weicherer Schlamm liegt, der sich zur Noth entfernen lässt. Daraus schaut 36 * 564 II. Sternkor.: Lithod. margivelatum, subleve. Anthoph. pygmz&um. oben o eine runde flache Zelle hervor mit dicken Wirteln (x vergrössert), statt der Columella ist innen ein Loch. Unten angeschliffen (y vergrössert) meint man sieben Haupt- wirtel zu zählen, die von einer Axe entspringen. Oefter stehen zwischen den grossen drei kleinere Lamellen, aber Regel scheint wenig darin zu sein. Aeusserlich gleich ist fig. 12, aber oben 0 zeigt sich ein stark vertiefter Kelch mit Mergelknollen, innen am Kelchrande ragen nur kurze Wirtel heraus, wie sie auch unten « auf der Schlifffläche (x vergrössert) erscheinen. Es sind eben Margivelaten (in Mergel gehüllte), deren Bestimmung ich Andern überlasse, doch gleichen mehrere dem Lithodendron subleve tab. 164 fig. 13 Münster Beitr. 2. 4, Cladophyllia Laube 1. c. 4. 5. Die kleine Zellen- gruppe ist zwar ebenfalls dick in Mergel gehüllt, aber oben o schauen die Wirtel doch öfter recht klar hervor, wenn man auch seitlich s den Anfang nur vermuthen kann. Ich meine öfter nur 12 Haupt- und 12 Zwischenlamellen annehmen zu sollen, wie es die Vergrösserung x darstellt. Etwas sicherer ist das Zählen bei Anthophyllum pygm&um tab. 164 fis. 14 Münster Bronn’s Jahrb. 1834 pag. 8, später (Beiträge IV pag. 36 tab. 2 fig. 14) zur Montlivaltia gestellt, aber von d’Orbigny Prodrome I. 207 wegen seiner „saillie styliforme ronde & la columelle“ zur Conophyllia erhoben. Laube verglich diesen Zitzen nicht passend mit einem Nabel (öu9xXös Nabel) und hiess sie daher Omphalophyllia (Denkschr. Wien. Acad. XXIV. 251 tab. 3 fig. 9). Unsere kleine Zelle hat unten eine markirte Anwachsfläche, von welcher aus die dicke Hüllmasse fast bis zum obersten Rande der steifen Wirtel reicht, wie die Seitenansicht s zeigt. Die zitzenförmige Columella 0, mit blossem Auge gut sichtbar, wird von einer schmalen Vertiefung umgeben, welche selbst die sechs Haupt- II. Sternkorallen: Anthoph. eyathophylloides, obliquum. 565 lamellen nicht überspringen. Wer das Zählen versteht bringt 6+6-+12-+24=48 Lamellen heraus (x vergrössert), frei- lich darf man sich dann nicht durch Missbildungen beirren lassen. Es sind das Erscheinungen, die möchte ich sagen Zukunftsformen einleiten, und weniger auf die Vergangen- heit hinweisen. Die grobblättrigen Anthophyllen tab. 164 fig. 15—18, welche Münster später Montlivaltia nannte, beliess Laube l. c. pag. 247 unter Montlivaultia, meinend dass das der richtiger geschriebene Name sei. Sie gehören meist zu den von Mergel eingehüllten. Es sind Einzelzellen, welche zwar kleiner sind, als die Jurassischen Anthophyllen, aber sonst in jeder Beziehung als die Vorläufer derselben be- trachtet werden können. Unsere kleine fig. 15 ist mög- licher Weise blos eine Junge, deren Habitus uns aber noch gut an Cyathophyllen erinnert, und die man demnach cyatho- phylloides nennen könnte. Denn wenn man es scharf nimmt, so stimmt keine der vorhandenen Abbildungen genau damit. Die steifen Lamellen sind zwar abwechselnd gross und klein, aber die grossen haben doch entschieden wieder zweier- lei Caliber, so dass zwischen zwei grösste je zwei kleinere und eine mittlere fällt (x vergrössert), das ist em häufiger Character der zukünftigen Formen. Columella fehlt. Sie schliesst sich eng an obliqua fig. 16 Münster Beitr. 2. 8 an, die nur länger und weiter ausgebildet ist. Ich habe die unsrige immer so genannt, weil sie in der That schief ist, und durch Verdrückung oben einen markirten Kopf be- kommen hat, auf welchem die gröbern Lamellen, wie vorhin, in ungleicher Grösse hervortreten (y vergrössert). Unten angeschliffen (U vergrössert) zeigten sich natürlich viel weniger Wirtel. Wenn eine Wirtellamelle » zufällig über die andere hervorragt, so treten auf der Fläche eine Masse rauher Punkte ein, die in den loculi scheinbare Kerben 566 III. Sternkorallen: Anthoph. constrietum, Zieteni. erzeugen. Das Comprimirte darzulegen gab ich zwei Seiten- ansichten. Vielleicht kam es von Druck her, aber da eine dicke pustulöse Mergelhülle darauf liegt, so pflegt solcher Druck nicht da zu sein. Fig. 17 zeigt, wie leicht man sich in der Beurtheilung der Dicke täuschen könne. Denn hier ist zufällig an einer Stelle der Mergel abgesprengt, es tritt die dicke Hüllmasse hervor, und die untere Schlifffläche « zeigt, wie bedeutend die eigentliche Dicke zusammen- schrumpft. Dasselbe gilt von fig. 18, die periodisch sich einschnürt (constrictum), aber unter dem Mergel kommt nur oben der Kopf heraus, blos unten « an der Schliff- fläche lässt sich die Zellendicke beurtheilen, es sitzt da- selbst auf dem innern Ringe noch das Stück eines zweiten, welches aber unten im Mergel plötzlich aufhört. Man kann diesen Varietäten Namen geben, aber so wenig unsere Bei- spiele mit bekannten Abbildungen übereinstimmen, so wird jeder wieder andere finden. Ich habe es daher längst vor- gezogen, alle unter dem gemeinsamen Namen Anthophyllum Cassianum wieder zusammen zu werfen. Montlivaltia Zieteni tab. 164 fig. 19 Klipstein Oestl. Alpen pag. 289 tab. 20 fig. 1 scheint mit unserm Bilde vortrefllich zu stimmen. Sie beginnt die Reihe reinge- waschener Stöcke, deren harte Kalkblätter verkieselten Er- funden gleichen, wodurch sie typisch den ähnlichfarbigen im Weissen Jura e näher treten, ja sie könnten als die Vorläufer derselben betrachtet werden. Sie beginnen unten mit einer niedrigen Einzelzelle, die man allerdings Antho- phyllum heissen könnte, wenn nicht mehrere kurze Seiten- sprossen sie wieder den Lithodendron näherten. Dabei spielt die eine vordere Zelle mit drei Anfängen von Augen- punkten schon zu den Maandrinen hinüber. Die steifen Blätter sind auf den Wänden w rauh, die Wärzchen schei- nen in Längsreihen zu stehen. Gewöhnlich wechseln kurze III. Sternkorallen: Lithod. bicorne, graeilicosta, gracilifurca. 567 feine und lange dicke Lamellen (x vergrössert) miteinander ab, doch haben die dicken abwechselnd ungleiches Caliber. Querlamellchen sind oftmals angedeutet, eine zarte äussere Hülle findet sich jedoch nur sporadisch ohne Zusammen- hang. Unmöglich lassen sich solche Dinge bei sichern Ge- schlechtern unterbringen. Daher hat auch fast Jeder wie- der andere Ansichten darüber: d’Orbigny Prodrome I. 208 führte sie bei Synastrea auf, Edwards Arch. Mus. V. 113 bei Thamnastrea (9&u.vo; Gesträuch), Laube Denkschr. Wien. Ac. XXIV. 255 bei Thecosmilia (4%n Kapsel, öowWXıov ein riechender Meerpolyp), an deren Spitze das Nattheimer Litho- dendron trichotomum steht. Ein gewöhnlicheres Ansehen gewinnt schon fig. 20, woran die kurze gerippte Säule s sich oben bestimmt gabelt, es wäre ein Lithodendron bicorne, wie ich kein genau ähnliches unter den Zeichnungen finde: es beginnt unten an verletzter Säule (U vergrössert) mit wenigen steifen Wirteln, wozwischen die Querlamellchen sehr auffallen, wie zwischen den Hauptrippen der Seiten (x vergrössert), die zuweilen durch feine Zwischenrippen in zwei Reihen getrennt werden. Während man bei allen diesen die Rippen mit blossem Auge sehr bestimmt wahr- nimmt, ist das bei der oben dreitheiligen Säule fig. 21 nicht mehr der Fall, hier muss man die Lupe zu Hilfe nehmen (y vergrössert) um die übrigens sehr deutliche Gitterung bestimmt wahrzunehmen. Es ist eben eine andere zartere Qualität der Rippung, ein Lithodendron gracilicosta. Schon auf den Seiten erscheinen die Längsrippen viel feiner, aber wenn man nun vollends die Kelchfläche gut reinigt, so lösen sich die Wirtel innen (2 vergrössert) zu feinen etwas unbestimmt verlaufenden Linien auf, während am Rande dickere callöse Wirtel zu stehen scheinen, welche Folge der kalkigen Ausfüllung von den loculi sind. Dies führt uns dann allmählig zum Lithodendron graeilifurca tab. 164 568 III. Sternkorallen: Lithodendron gracilifurca. fig. 22. Die gedrängten Wirtel haben etwas eigenthümlich Feines und Körniges, was der Praktiker auf den ersten Blick wieder erkennt. Man könnte sie unter dem gemein- samen Namen 6raeciles zusammen fassen, die fortan auf den verschiedensten Lagern sich wieder einfinden. Unser kleines Zwillingspaar gehört noch zu den groben, woran man mit blossem Auge die zartgeknoteten Wirtel erkennt. Im gerundeten Centrum scheint eine vertiefte Platte mit flachen Pusteln zu liegen. Die äussere Hülle s ist dünn und kaum durch vereinzelte Querlinien angedeutet. Unten (U vergrössert) zeigt die Schlifffläche schon zwei Augen, ‘ die sich oben 0 (O vergrössert) zu flachen Zellen absondern, welche nun noch durch wenige Wirtel nach Art des Cyatho- phyllum helianthoides tab. 160 fig. 22 zusammenhängen. Wände der Wirtellamellen feinknotig. Während wir hier im Kreise etwa noch 60 Lamellen zählen, die sich oft sehr ungleich einsetzen, steigt die Zahl bei gewissen Einzel- zellen, wo das Köpfchen oben halbkugelig hervor quellt, auf das Sechsfache (360). Ich habe diese namentlich auch wegen ihrer äussern Gestalt für Montlivaltia gracilis Münster Beitr. IV tab. 2 fig. 5 gehalten, welche Laube Il. c. 3. 5 zur Omphalophyllia stellte, weil er eine Columella daran zu finden meinte. Aber in solchen Fällen wiegt die typische Beschaffenheit der Wirtel mehr, als das Vorhandensein einer Lamelle, die hier nicht als Zitzen, wie in fig. 14, son- dern als pustulöses Blättchen erscheint, wenn anders sie wirklich vorhanden war. Ich habe die Sache schon bei den Schwämmen Bd. V pag. 545 tab. 140 fig. 41—43 ab- gehandelt, und gezeigt, wie geneigt man ist, wenn man von der Beschäftigung mit den Cnemidien herkommt, solche Sachen mit in Erwägung zu ziehen, was schon ein flüch- tiger Blick auf tab. 126—128 lehrt. Jetzt, wo wir von den gröbern Lamellen der Sternzellen ausgehen, scheint III. Sternkorallen: Cnemidium stellare. Muschelkalkformen. 569 es wieder plausibel, bis zu den feinsten Lamellen vorzu- dringen, wo auf den Sector eines Zwölftelkreises fig. 23 am Rande schon 30 Linien kommen, die wegen ihres unregel- mässigen Einsetzens in allen Theilen der Zellenwölbung gleich gross sind. Andererseits können nun auch wahrhafte Schwämme Irrthum über die Ziehung der Grenze nach den Sternkorallen hin bringen, zumal wenn man es mit undeut- lichen Exemplaren zu thun hat. Es mag das ersehen wer- den aus Cnemidium stellare tab. 164 fig. 24 Klipstein Oestl. Alp. pag. 291 tab. 20 fig. 6, welches einen grossen halb- kugeligen Klumpen bildet, der sich auf Östrea caprilis fest- setzte. Zwischen zackigen Kanälen, die man für Grund- masse halten könnte, senken sich grössere gestrahlte Gru- ben regelmässig ein, welche beim ersten Anblick Stern- zellen gleichen. Die ganze Oberfläche ist schön gelb von verrottetem Schwefelkies, dessen Ocher den feinern Bau versteckt, doch erkennt man auf Bruchflächen nach sorg- fältiger Behandlung die ineinander verkettete Schwammfaser, in welcher sich nach Art der Siphonien Kanäle einsenken, - die grösser und deutlicher sind, als bei Laube’s Stellispongia — variabilis tab. 140 fig. 45. Der Muschelkalk ist ausser den Alpen arm an Stern- korallen. Doch hat schon Michelin (Iconogr. 1840 pag. 13 tab. 3 fig. 2) aus dem typischen Hauptmuschelkalke von Luneville (Meurthe) eine Sareinula Archiaci abgebildet. Nicht ahnend dass es ein Steinkern sei brachte er sie am Ende unter den Errata zur Stylina.. Aber da das kleine Stück wie der Abguss eines Favosites Gothlandicus aussieht, so stellte sie d’Orbigny Prodrome I. 178 wahrscheinlich mit Recht zum Favosites. Eine zweite grössere, übrigens von unbekanntem Fundorte, hiess Astrea polygonalis. D’Orbigny hiess sie Prionastrea, Edwards Isastrea, ein Subgenus, das 570 Ill. Sternkorallen: Muschelkalkformen. auch bei St. Cassian vertreten, sich darnach als die Mutter des später so häufig erscheinenden Typus erweisen würde. Wie wir aus der Notiz von Beyrich (Ztschr. d. geol. Ges. 1852 IV. 216) ersehen, fand sich im Schaum- kalke von Rüdersdorf bei Berlin etwas der Archiaci ähn- liches. Sodann bildete Dunker (Paleontograph. 1851 I. 308 tab. 35 fig. 6. 7) aus dem Oberschlesischen Muschelkalke eine Montlivaltia triasina ab, die zur Gruppe der grob- blättrigen Anthophyllen von St. Cassian pag. 565 gehörend als Vorläufer derselben betrachtet werden kann. Endlich erwähnte Beyrich auch einer Thamnastr&a Silesiaca von Mikultschütz, die Dr. Eck (Ueber die Form. Bunt. Sandst. und Muschelk. in Oberschlesien 1865 pag. 86 fig. 3) abge- bildet hat, sie gehört zu den Confluenten Astreen, die bei uns ihre Rolle im mittlern Braunen Jura beginnen. Nach Prof. Sandberger (N. Jahrb. 1870. 604) fehlt sie auch der fränkischen Trias nicht, uud liegt „nicht sehr tief unter dem Schaumkalk in der Spiriferinen-Bank*. Bald darauf erwähnte Prof. Vogelgesang (Beiträge zur Statistik der innern Verw. des Grossh. Baden 1572 Heft XXX pag. 86) in den oolithischen Encrinitenkalken von Marbach bei Vil- lingen kleiner Stöcke, die mit der alpinen Thamnastr&a Bologn& von Recoaro (Schauroth, Sitzb. Wien. Ac. 1859 XXXIV. 285) übereinstimmen sollten. Sie wurden mir als kleine Hohlräume beschrieben, welche an den Wänden die deutlichsten Abdrücke zeigen. Doch da die Zellen, wie bei oberjurassischen, öfter in die Länge gezogen sind, so nannte sie Herr Prof. Eck (Ztschr. deutsch. geol. Ges. 1879. 254 tab. 4 fig. 2) Latim&andra Vogelgesangi. Um einen flüch- tigen Begriff von den kleinen Dingen zu geben habe ich tab. 164 fig. 25—28 das Wichtigste copirt: gleich der erste Blick auf Sarcinula Archiaci fig. 25 zeigt durch die schwar- zen Ringe den Steinkern an, die Zellen haben zwar die III. Sternkorallen: Alpenkorallen. Heterastridium. 571 gleiche Grösse, wie bei Thamnastrxa Silesiaca fig. 26, stehen aber gedrängter. Die confluirenden Wirtellamellen werden bei dieser sehr deutlich gezeichnet, aber da sie im Dolomite liegen, so sind es doch wohl auch nur Steinkerne, was auf die Beurtheilung der‘ Zeichnungen natürlich wesentlichen Einfluss haben müsste. Montlivaltia triasina fig. 27 soll im Kalke sitzen, der auf Dolomit lagert. Die runden Säul- chen haben steife Wirtellamellen, die meist in gleicher Länge und Dicke zum nabelartig vertieften Uentrum ver- laufen. Dagegen zeigt die Copie fig. 27. b von Römer (Geol. Oberschl. 1870 tab. 11 fig. 5), ein Gutta-Percha-Ab- guss aus dem dortigen Dolomit, schmalere und zahlreichere Wirtel. Die Alpen weisen in der vorjurassischen Zeit unter und über den Cassianschichten nicht blos vereinzelte Stern- korallen, sondern sogar ganze Riffe auf, freilich sind sie in den dichten Kalken meist schlecht erhalten, allein durch Schliffe wird man ihnen immer besser beikommen. Schon längst erkannte Reuss (Denkschr. Wien. Ac. 1855 IX. 167, tab. 1 fig. 1) bei Hallstatt eine Isastrea salinaria, die in dem grauen Ammonitenreichen Kalke des Steinbergkogels „gewölbte Knollen von 1!/2 Fuss Durchmesser“ bildet. Während hier über die specifische Stellung nicht der ge- ringste Zweifel stattfindet, kommt man schon mit den zier- lich runden faustgrossen Kugeln im rothen Kalke des Som- meraukogels in Verlegenheit. Reuss (Sitzb. Wien. Acad. 1865 LI. 1 pag. 386 tab. 1) hiess sie Heterastridium con- globatum tab. 164 fig. 285, weil man beim Anschliff zweier- lei Zellen zu sehen meint: die einen bilden Röhren (y ver- grössert) mit Gebirge erfüllt, und die andern Sternzellen. Beide senken sich in eine mit Schnirkeln lineirte scheinbare Grundmasse, welche treu wiederzugeben seine Schwierig- keit hat. Die Kugeloberfläche schält sich öfter ziemlich 572 III. Sternkorallen: Heterastridium. gut heraus, man sieht dann schon mit blossem Auge a lauter erhabene Wärzchen, die benetzt auf dem Gipfel mit der Lupe (x vergrössert) Sternlamellen zeigen. Ich halte diese für den wesentlichen Theil des Baues, denn man kann weite Strecken untersuchen, und findet nichts als solche Zitzchen. Dann kommen aber dazwischen öfter Schlamm- löcher vor, welche sich vielleicht durch Absterben und Zer- stören erklären lassen. Unsere fig. 28. a ist das Stückchen einer elliptischen Kalette von 1 dm Länge und 8 cm Breite, was auf ganz ansehnliche runde Gestalten schliessen lässt, die massenhaft im Gesteine mit Globosen Ammoniten liegen, ohne irgendwo eine deutliche Ansatzfläche sehen zu lassen. Viele derselben werden innen plötzlich weiss mit hohlem Centrum, worin Krystalle von Kalkspath, Schwerspath ete. liegen. Bekommen die Kugeln runde Auswüchse, so hiess sie Reuss ]. c. pag. 393 tab. 3 Heter. lobatum tab. 164 fig. 28. db in halb natürlicher Grösse, über und über mit (unverkleinerten) Zitzen bedeckt gleicht unser Exemplar einem Oktaeder mit wulstigen Ecken. Die zierlichste Form bildet Heter. easeolus tab. 164 fig. 28. c (!/a nat. Grösse), sie haben auffallende Aehnlichkeit mit kleinen Altenburger Ziegenkäsen. Lange hielt ich sie für glatte Geoden im dichten rothen Kalke, aber schon bei gutem Lichte be- merkt man feine Tüpfelchen, die Sternzellen bedeuten. Schleift man sie etwas an, so kommt mit der Lupe (2 ver- grössert) eine punktirte Grundmasse zum Vorschein, worin die Zellen eingesenkt sind. Man könnte dadurch sogar noch an den Bau von Helioliten tab. 143 fig. 15 ete. er- innert werden, nur in kleinerem Massstabe. Der rothe eisenoxydreiche Schlamm ist zwar für die Beobachtung nicht günstig, aber man findet dazwischen öfter isabellgelbe Stellen, welche die Textur genügend bewahrt haben. Bei Reutte am Lech kommen östlich vom Fluss über III. Sternkorallen: Alpentrias. Lias. 573 ächtem Muschelkalke an einer „Sintwag“ genannten Stelle schwarze „Partnachtschiefer*, auf welchen sich weisse „ Wettersteinkalke“ lagern voll von Sternkorallen, die leider aber so mit dem Gebirge verschwimmen, dass das Studium sehr erschwert wird; weiter östlich im Salzkammergute hat Dr. v. Mojsisovics (Jahrb. k. k. geol. Reichsanst. 1874. 115) im Gebiete des „Hauptdolomits* eine Abtheilung „Korallen- kalk“ genannt, die vom „Dachsteinkalke* abweichend über- lagert wird; noch höher in den „Avicula-contorta-Schichten“ der Lombardei bei Azzarola führte der Abt Stoppani (Essai sur les condit. gener. des couches & Avc. cont. Milan 1861 pag. 34) eine ganze Reihe neuer Species auf, die später (Monographie des fossiles de l’Azzarola) beschrieben wur- den: Montlivaltien, Thamnastreen, Isastreen etc. spielen darunter die Hauptrolle. Aber auch nördlich der Hoch- alpen in Bayern und Tyrol wurden in den dunkeln Mer- geln der Kössener Schichten über dem Dachsteinkalke längst „Lithodendronbänke“ ausgezeichnet (Hauer, die Geologie Oestr. Mon. 2. Aufl. 1878 pag. 414), schon Schafhäutl (Bronn’s Jahrb. 1851 pag. 412 tab. 7) bildete daraus gross- zellige Thamnastreen mit confluenten Wirtellamellen ab; Winkler (Zeitschr. d. geol. Ges. 1861 XIII pag. 487 tab. 8) rühmt besonders die Kothalp bei Fischbachau östlich Tegern- see in Oberbayern, während Reuss (Sitzungsber. Wien. Ac. 1864 Bd. 50. 1 pag. 153 tab. 1—4) sein mannigfaltigeres Material aus der „Voralpe bei Altenmarkt“ erhielt. Damit gelangen wir allmählig aus dem Muschelkalke durch den Meeres-Keuper zum Lias. Lange galten bei uns Cyathophyllum Tintinna- bulum Goldf. 16. 6 und Mactra Goldf. 16. 7 von Kloster _ Banz, deren sicheres Lager ich im „Flözgebirge Würt.“ 1843 pag. 277 auf dem Wendepunkte des Lias zum Braunen Jura zuerst nachwies, als die einzigen Sternkorallen in den 574 III. Sternkorallen: Caryophyllia psilonoti. tiefern Juraschichten. Orbigny Prodrome 1850 I. 222 und 241 führte zwar aus Frankreich mehrere neue Namen an, aber gezeichnet war nur eine davon, Axosmilia multiradiata aus dem mittlern Lias von Ourcy (Calvados), welche Michelin Iconogr. Zoophyt. 1840 pag. 9 tab. 2 fig. 3. b unter Caryo- phyllia extinetorium beschrieben hatte. Nach diesem Vor- gange nannte ich eine ähnliche aus dem Arietenkalke von Hattenhofen bei Göppingen Caryophyllia liasica Hdb. Petref. 1852 tab. 55 fig. 21, zumal da auch Phillips Geol. Yorksh. 1835 tab. 11 fig. 1 die älteste aus dem englischen Jura Caryo- phyllia convexa nannte. Es war eben damals noch Sitte, den Namen lieber als den Goldfuss’schen Anthophyllum, welchem dann Montlivaltia als der ältere vorgezogen wurde, zu gebrauchen. Erst aus der Belgischen Provinz Luxem- burg wurden uns durch Chapuis und Dewalque (Mem. cou- ronnes Acad. roy. Belgique 1854 Bd. 25 tab. 38) mehrere schöne Zeichnungen namentlich aus dem Marne de Jamoigne abgebildet, welcher unter den Sandsteinen des Lias « ge- legen unsern Mergeln mit Ammonites angulatus angehört. Es waren niedrige Montlivaltien und kleinzellige Isastreen. Dagegen führten Edwards und Haime in ihrer Monograph of the British fossil Corals (Paleontogr. Soc. 1850—54 V tab. 30 fig. 7) hauptsächlich nur ein Oyathophyllum novum aus dem Lias von Weston auf, bis Duncan 1866 und 1867 (Paleontogr. Soc.) zwei Supplemente mit 17 vollen Tafeln und Holzschnitten hinzufügte, die hauptsächlich im untern- Lias liegen. In Frankreich deckte Dumortier (Etudes pal&ontol. sur les Depots jur. 1864 I tab. 27—30) einen gewissen Reichthum ebenfalls im „Infra-Lias* auf. Ich will jedoch nur Einiges aus unserem Württembergischen schwarzen Jura hinzufügen. Caryophyllia psilonoti tab. 164 fig. 29 nannte ich im Jura tab. 4 fig. 16 eine Kelchmündung, die in einer sehr Be III. Sternkorallen: Caryoph. psilonoti, liasica. 575 zähen Kalkbank zu Bebenhausen bei Tübingen in der Region des Ammonites psilonotus der untersten Abtheilung des Lias «x steckt. Leider etwas verletzt gehört sie entschieden zu den Wirtelstöcken mit unbestimmter Zahl. Ich zähle etwa 90 Strahlen, worunter allerdings mehrere dicke sich auszeichnen (x vergrössert), doch ist kein Gesetz darin. Leider hat gerade das Centrum gelitten. Die äussere Hülle ragt etwas hervor, aber wie weit sich der einfache Stock ins Innere des zähen Gesteines fortsetzt, lässt sich mit Sicher- heit nicht heraus bringen. Wie die Seitenansicht s zeigt, so scheint es eine sehr niedrige Zelle zu sein, die man aber dennoch an die längern Anthophyllen (Montlivaltien) anschliessen muss. Schon im Jura vermuthete ich, dass wegen seines Lagers Cyathophyllum novum pag. 574 dazu gehöre, allein dieses bildet eine ausgezeichnete Kreiselform, und die Wirtellamellen zerfallen in abwechselnd kleine und grosse, weshalb auch Münster, Schafhäutl ete. in dieser jüngern Abtheilung noch ausdrücklich Cyathophyllum er- wähnen. Man kann hier auch Montlivaultia Sinemuriensis (Dumortier Etud. pal&eontol. I tab. 29 fig. 4) vergleichen, die ebenfalls sehr niedrig ist. Caryophyllia liasica tab. 164 fig. 30 Hdb. Petref. 1852 tab. 58 fig. 21 liegt etwas höher im Lias « in der Nach- barschaft der Arieten von Hattenhofen bei Göppingen. Diese bildet einen durch die Ansatzfläche verstümmelten Kreisel. Die Hülle ist stark verletzt, daher brechen die Wirtel seitlich s durch. Im Centrum der Zelle (x ver- grössert) findet sich eine etwas wirre Masse, mit welcher die grossen Wirtel unmittelbar zusammen hängen. Oefter stellen sich zwischen zwei Hauptwirteln drei Zwischenwirtel von ungleicher Grösse ein, doch ist keine feste Regel darin. Möglicher Weise gehört Caryophyllia extinetorium Michelin lcon. zoophytol. pag. 9 tab. 2 fig. 3. db aus dem mittlern 576 III. Sternkorallen: Caryoph. papillata, Haimei. Lias von Curcy (Oalvados) hierhin, welche aber nach d’Orbi- gny Prodrome I. 241 eine „columelle styliforme* haben soll, und deshalb Axosmilia multiradiata genannt wird. Man kann ja das Centralgewirr an unserer auch als Columella deuten. Vergleiche auch Montlivaltia rugosa Duncan |. c. pag. 58. Caryophyllia papillata tab. 164 fig. 31 mit der vori- gen bei Hattenhofen hat nicht blos durch ihre untere Ver- engung eine auffallend zitzenförmige Gestält, sondern im Centrum erhebt sich eine Säule mit quergestreifter Hüll- masse, wie die Bruchstelle s links zeigt, und die auch oben o im Gestein sich noch verfolgen lässt. Es scheint eine gemmatio calicularis zu sein, wie sie Duncan von Lepido- phyllia Hebridensis zeichnete. Die Ansicht von unten % zeigt eine Compression des engern Stieles mit rauher An- satzfläche. Dennoch mag es doch wohl blos eine Spielart von liasica sein. Wesentlich davon verschieden ist ein zweiter Typus, der scheinbar mit Montlivaltia Haimei tab. 164 fig. 32 Chap. und Dew. M&m. cor. Belg. XXV. 263 tab. 38 fig. 5 stimmt, und im Marne von Jamoigne gar nicht selten sein soll. Ich habe nur dieses einzige verdrückte Bruchstück von Vaihingen auf den Fildern bei Stuttgart im Eisenbahndurchschnitt unter den Arietenkalken gefunden. Es lag gepresst im Mergel auf einer harten Kalkbank. Durch Zerreissen der Decke war es möglich die Wirtellamellen blos zu legen, wo- bei dann schon an zwei Stellen links und rechts die gestreifte Hülle der Unterseite herausriess, was für einen sehr niedri- gen Stock spricht, wie es etwas ideal die Seitenansicht s zeigt. Die Wirtellamellen (x vergrössert), wo 18 auf !ı2 Kreis gehen, also im Ganzen reichlich 200, haben etwas Gekrümmtes und Gebündeltes, weshalb sie innen wie aussen gleich dick und gekörnt sind. Doch ist es für den Künstler III. Sternkorallen: Astr&a favoides. Problematica. 577 schwer, das treu wieder zu geben. Das Oentrum zeigt eine rohe Columellenartige Verdickung. Kratzt man von der Oberfläche den Schlamm weg, so kommen zierliche Körner zum Vorschein. Dieselben deuten auf den qualitativ ver- schiedenen Character der Graciles pag. 568, man könnte darnach die Scheibchen Graeilidiseus heissen. Astrea favoides tab. 164 fig. 33 Jura tab. 10 fig. 6 ebenfalls unter den Arietenkalken von Hattenhofen gelegen, könnte man auf den ersten Anblick für einen Favositen halten, allein wie die Vergrösserung x zeigt, so liegen doch deutliche Wirtellamellen darin, welche öfter zwölftheilig er- scheinen, und darnach wie Vorläufer der Nattheimer Astr&a limbata betrachtet werden könnten. Allein dies einzige Stückchen bietet zu wenig, als dass man darauf zu sichere Schlüsse bauen dürfte. Problematica tab. 164 fig. 34—39, die man leicht für Sternkorallen halten könnte, gibt es eine ganze Reihe. Ich habe nur Einiges davon ausgezeichnet: Striocyclus fig. 34 sitzt auf gelbem Sandstein, der vielleicht noch unter dem Bonebed seinen Platz hat; aus der Fläche hebt sich der zierlich gestreifte Kreis etwas wulstförmig hervor, und fällt gleichmässig zum Centrum ab. Auf dem Querbruch des Sandsteins bemerkt man jedoch keine Spur von Absonde- rung. Dem blossen Auge erscheint das Stück wie eine Zelle aus der Gruppe der Graciles, allein mit der Lupe (x vergrössert) gewinnt die Zeichnung nicht sonderlich an Sicherheit. Lavicyclus fig. 35 zeigt einen ähnlichen Kreis aus dem grauen Liassandstein von Dewangen im Oberamt Aalen, der durch seine Asterien (Jura pag. 62) bekannt ge- worden ist: es ist ein glatter erhabener Kreis, welcher nach innen bald abfällt, und im Centrum einen kleinen erhabenen Zitzen hat. Weitere Zeichnungen fehlen. Cupulicyclus fig. 36 aus den Insectenthonen des Lias x von Müllingen Quenstedt, Sternkorallen. 37 578 MI. Sternkorallen: Problematica. Cyathoph. Tintinnabulum. im Aargau hebt sich wie ein flacher Korallenbecher über die Thonfläche hervor, im Centrum ist etwas wie‘eine ver- letzte Ansatzfläche, von der aus die Streifen zum äussern Rande gehen. Es sind das offenbar anorganische Absonde- rungen, welche durch Druck freilich in nicht leicht erklär- licher Weise erzeugt wurden. Zuweilen lösen sich die Scheiben auf beiden Seiten ab, wie in fig. 57 aus dem jungen Tertiärthon von Oberkirchberg bei Ulm (Epochen der Natur pag. 702), die sogar für Eicheln ausgegeben wur- den. Sie finden sich auch in den rothen Schieferletten des Keuper, sogar im Devon. Fast noch räthselhafter werden solche Dinge im fetten Hauptmuschelkalke fig. 38 von Alt-Krautheim im Oberamt Künzelsau: hier sondern sich äusserst zierliche Doppelkreisel ab, die sich mit ihrer etwas niedrigern äussern Seite über die Schichtenfläiche @ hervor- heben, kleintraubige Aufwüchse zeichnen die Oberfläche aus; hebt man nun den innern Kern ab, so kommt eine zierlich gestreifte Vertiefung im Kalke b zum Vorschein; der Kern c selbst von der Seite abgebildet zeigt unten die- selben zarten Absonderungsstreifen, oben meint man sitze öfter ein dreikantiger fremder Gegenstand darin, dessen Druck vielleicht zur Absonderung den Anlass gab. Der grosse Solicyclus fig. 39 aus der Psilonotenschicht von Degerloch bei Stuttgart sieht wie eine strahlende Sonnen- scheibe aus; wenn man sie ins rechte Licht hält, so bringt man etwa 36 Strahlen heraus, die sich um einen scheiben- förmigen Wulst regelmässig gruppiren. Man könnte zwar dabei an einen Umgang von Ammoniten denken, aber der sollte sich nicht zu solch vollständigem Kreise schliessen. Die Masse selbst besteht aus feinen Muschel- und Gesteins- trümmern, und lässt in der Beobachtung keine Schärfe zu. Cyathophyllum Tintinnabulum tab. 164 fig. 40—43 Goldfuss Petref. Germ. pag. 56 tab. 16 fig. 6 liegt in der III. Sternkorallen: Cyathoph. Tintinnabulum. 579 obersten Grenze unseres Lias {. Ihr Lager lässt sich an dem grauen harten Gestein erkennen, wodurch sie sich gleich auf den ersten Blick von dem höher gelegenen Cyathophyllum Mactra Goldf. 16. 7 in den schwarzen weichen Schiefern des Ammonites torulosus im Braunen Jura & unterscheiden. Die „glockenförmigen“ Stöckchen zeigen statt der Hülle markirte Rippen, deren Zahl den Wirtellamellen (oder loculi) entspricht, aber die Lamellen selbst nebst den cen- tralen Knötchen (pali) können meist nur durch sorgfältiges Abkratzen des harten Gesteins blos gelegt werden. Obwohl die Abbildung bei Goldfuss 1. c. 16. 6. a. b gut zu stimmen scheint, so ist doch die Vergrösserung des Kelches 16. 6. c mit 48 bestimmten Rippen mir verdächtig, sie würde zu Mactra besser passen. Dasselbe gilt von Thecocyathus Moorei E. und H. Pal&ontogr. Soc. V pag. 144 tab. 30 fig. 6 aus dem obern Lias von Ilminster, während der un- vollkommen gekannte Trochocyathus primus 1. ce. 30. 8 von dort dieselbe Rippung hat, und nur viel schlanker und dünner ist. Die äussere Rippung gibt ihnen viel mehr Aehnlichkeit mit Turbinolia impress® als mit den breiten Schüsseln von Mactra.. Wenn die Franzosen beide, Tin- tinnabulum und Mactra, unter einem Geschlechte Theco- cyathus (B%%n Kapsel) begreifen, so sind damit ungleiche Dinge zusammen geworfen. Fig. 40 aus der Jurensisschicht von Weiboldshausen nordöstlich Weissenburg in Mittelfranken wurde schon im Hdb. Petref. 1852 tab. 59 fig. 11 abgebildet, das Glöck- chen (y vergrössert) verengt sich unten zu einem kurzen Stile Der Knoten in der flachen Zelle (x vergrössert) mögen über 30 sein. Man meint der kleine Centralknoten werde von sechsen umringt, denen dann 12 grössere und zuletzt etwa 16 grösste folgen. Jedenfalls zählen wir 32 Wirtellamellen, und genau eben so viel äussere Rippen, die ale 580 III. Sternkorallen: Cyathoph. Tintinnabulum. unten Spuren von Hülle zeigen. Die Wirtel erscheinen abwechselnd dicker und dünner, wie bei ächten Cyatho- phyllen. Bezüglich der äussern Rippen kann man sich leicht täuschen, denn wenn Schwefelkies die Interlamellar- räume einnimmt, so quillt derselbe öfter soweit heraus, dass die Rippen sich geltender machen, als die der Lamellen. In unserm Falle tritt der Lamellenkalk stärker hervor. Umgekehrt pflegt es bei unsern Württembergern zu sein. Fig. 41 aus den obersten Zetaschichten mit Ammonites Aalensis von Wasseralfingen wurde schon im Jura tab. 41 fig. 51 abgebildet. Hier entsprechen die äussern Rippen Steinmergel, welcher sich zwischen den Wirtellamellen in den loculi abgelagert hat. Der Kelch (x vergrössert) ist sehr tief, wie es die punktirte Linie der Seitenansicht s in natürlicher Grösse nachweist. Durch mühsames Kratzen kommen die kalkigen Wirtellamellen zum Vorschein, welche man mit Salzsäure sichtbarer machen kann; denn da der Mergel sich nur schwer löst, so tritt die Textur in Ver- tiefungen hervor, wir zählen 21 Hauptstrahlen, die sich nach unten in immer kleiner werdende Wärzchen auflösen, welche alle von einem Punkte ausgehen. Die Wirtellamellen müssen also auf ihrer Hochkante knotig sein. Die 21 Zwischen- strahlen sind nur am äussern Rande angedeutet, weil man den harten Kalk an diesen kleinen Dingern kaum entfernen kann, doch mit Mühe und Vorsicht lassen sich auch feinere Strahlenpunkte bloslegen. Man könnte das geradezu noch als Cyathophyllencharacter nehmen. Wenn die Knoten des Centrums in die Höhe wuchern, entstehen die scheinbar wirren pali, sie haben daher nur bedingte Wichtigkeit. Fig. 42 von dort ist wieder kürzer und flachzelliger. Durch stärkeres Aetzen kommen im Üentrum (z vergrössert) Favo- sitenartige im Quincunx stehende Zellen zum Vorschein, deren Wände der harte Schlamm, und deren Höhlungen II. Sternkor.: Cyathoph. Tintinnabulum. Stephanoph. tetraeyelus. 581 der Kalk der Säulchen bildet, und die immer tiefer werden, je mehr man Säure darauf pinselt, weil nur der Kalk sich löst. Dem entsprechend bilden die Wirtel 36 dunkele Fur- chen. Selbst die kleinste fig. 43 daselbst zählt noch 30 Wirtellamellen. Sonderbar sehen die vier concentrischen Kreise tab. 164 fig. 44 aus, welche in einem dichten Kalkstein des Lias / von Zimmern südlich Hechingen stecken. Glatt auf der Gesteinsfläche liegend gleichen sie einem Silificationspunkte, bestehen aber aus Kalk, und zeigen sechs Radien (A ver- grössert), die sich unter 60° schneiden, und sich dadurch auf das Bestimmteste als Sternkorallen verrathen. Die sechs Zwischenstrahlen sind zwar etwas unsicherer, sie sind aber bestimmt vorhanden, ja am Rande zeigen sich noch An- deutungen von 12 Strahlen dritter Ordnung, wozwischen sich sogar auf der schmalen Schlifffläche (BD vergrössert) noch 24 dünnste Striche schieben, so dass wir 6+6-+ 12+24—=48 Lamellen zählen. Sie gehören also zu den Delomeri pag. 368, und müssen daher von ihren Begleitern Tintinnabulum verschieden sein. Sie mag vorläufig Stephano- phyllia tetracyelus heissen. Der Braune Jura hat bei uns schon bedeutendere Bänke aufzuweisen, und obwohl sie nirgends zu der Entwickelung wie im Weissen Jura & kommen, so sind sie doch schon die entschiedenen Vorläufer derselben. Characteristisch werden einige Formen in den Schieferletten, die ich gleich der Reihe nach auf- führen will. Zwei Gruppen trennen sich besonders scharf: die einen haben eine ganz bestimmte Lamellenzahl (delo- meri), worin die Zahl 12 herrscht, und diese stelle ich wegen ihres kronenförmigen Habitus gern zur Stephano- - phyllia (orepavog Krone) Michelin Dietionn. sc. nat. Suppl. 582 III. Sternkorallen: Cyathoph. Mactra. 1841 I. 484; bei den andern wechselt die Lamellenzahl (adelomeri), aber die Scheibchen bleiben noch flach, und gleichen in sofern dem Cyelolites Lamarck An. sans ver- tebr. 1816 II. 232, haben aber unten meist einen Anwachs- punkt. Wenn sie lang werden, so gehen sie zum Antho- phyllum (Montlivaltia) über. Milne Edwards (Coralliaires II. 47) begriff beide Gruppen unter 'Thecocyathus. Die wichtigste Leitform Cyathophyllum Maetra tab. 164 fig. 45—55 Goldfuss Petref. Germ. pag. 56 tab. 16 fig. 7 liegt in den dunkeln Thonen des Ammonites torulosus, welche die kalkigen Wirtel sehr brüchig machten, so dass eine gute Reinigung meist nicht möglich ist. Das erschwert zwar das Zählen, doch scheinen sie zu den Adelomeri zu gehören, wo eine gesetzmässige Gruppirung nicht ermittelt werden kann. Die zahlreichen Pfählchen im Centrum sind häufig unbestimmt eckig, und wenn sie flach auf der Oberfläche endigen, lassen sie sich mit den Wirteln nicht in Beziehung setzen. Desto besser ist die untere concentrisch gestreifte Hülle erhalten, worauf rundliche radiale Rippen den Interlamellarräumen (loeuli) auf der Oberseite entsprechen. Gewöhnlich klebt an der Anfangsspitze ein kleines fremdartiges Muschelplätt- chen, worauf sich das junge Thier festsetzte: Fig. 45 von Schömberg bei Balingen hat mittlere Grösse; mehrere Säulchen der Mitte (y vergrössert) zeigen eine bizarre Gestalt; man zählt sehr bestimmt 28—+ 28 —56 Wirtel, die durch seitliche Knoten an den dicksten Stellen etwas Zickzackförmiges annehmen; die Aussenseite hat drei markirte Absätze, wovon der mittlere 48 gleich dicke Rippen trägt. Die Anfangsscheibe ist unten « von einem glatten fremdartigen Muschelplättchen bedeckt. Fig. 46 schliff ich dieses Plättchen (x vergrössert) an, da kam ein Sechsstrahl zum Vorschein, in jedem Sextant III. Sternkorallen: Cyathoph. Mactra. 583 mit 2+1=3 kürzern Zwischenstrahlen, und einem Axen- artigen Uentralpunkt. Man könnte daraus auf eine sechs- strahlige Anordnung schliessen, allein obgleich im darauf- folgenden Absatze sich etwa wieder 48 Rippen zeigen, so zähle ich doch auf der obern Scheibe 76 Wirtel. Fig. 47 von Hechingen ist mein grösstes schüsselför- miges Exemplar, die Scheibe oben o vertieft sich ansehn- _ lich, man meint daher die centralen Säulchen mehr in Reihen gewissen Hauptlamellen folgen zu sehen. Allein die schwarzen zähen und dabei doch härtlichen Schiefer- letten machen jede scharfe Beobachtung unmöglich. Man sieht nur, dass die Wirtellamellen abwechselnd durch Druck sich zur Seite bogen, und gewöhnlich abbröckeln, wenn man sie klar legen will: seitlich s haben wir eine gefällige schwachfaltige Form, über die concentrisch gestreifte Hülle stehen die Wirtel stellenweis zwar markirt wie bei Montli- valtien hervor, aber nur in Folge des Wegbrechens der Hülle (links), während in andern Theilen (rechts) die Wirtel den Hüllenrand kaum überragen. Doch sieht man in günsti- gen Fällen mit etwas Nachhilfe der Nadel, dass die Strahlen ein dreifaches Caliber haben ($ vergrössert), nach dem all- gemeinen Gesetz &-+y-+-2z. Dumortier (Depots jurass. du Bassin du Rhone 1874 I. 317 tab. 62 fig. 6) bildet von der herrlichen Fundstelle bei La Verpilliere ein gleich grosses Exemplar ab, und nennt es auch dort „un des fossiles les plus importants et les plus caracteristiques de la zone & Ammonites opalinus. Diesen grössten sind dann Fig. 48 kleinste beigesellt, welche in der Seitenansicht s niedrigen Nummulithen gleichen. Aber der flache Kelch o zählt schon 62 knotige Lamellen mit Neigung zu drei- fachem Caliber, durch Verwitterung sind sie gelblich ge- worden (y vergrössert), und da sie klar aus der Gebirgs- masse hervortauchen, so merkt man eine dunkele Median- 584 III. Sternkorallen: Cyathoph. Mactra. linie, die jede Lamelle in zwei Blätter zu theilen scheint. Man hat darauf wohl kein besonderes Gewicht zu legen, zumal da man sich durch blosse Anschauung mit der Lupe nicht bei allen davon überzeugen kann. Fig. 49 mit 68 Lamellen habe ich angeschliffen und doppelt vergrössert, um den Verlauf und die Zahl der Säul- chen und Wirtel klar darzulegen. Die Sache gelingt, wenn man etwas verhärtete Exemplare wählt, deren Masse durch Verwitterung gelblich geworden ist, und sie dann unter Wasser betrachtet. Im Allgemeinen kann man drei Grössen anneh- men, 17+17+34=68, die 34 sind davon am kleinsten, entschieden stets kleiner, als ihre Nachbarn. Doch kom- men allerlei Unregelmässigkeiten vor. Oefter laufen die dicken in den Reihen der Säulchen (pali) aus, so dass diese als die knotigen Fortsätze der Wirtel erscheinen, aber die Vertheilung im Kreise ist unsicher. Die Dünne der kleinsten fällt auf, nur zuweilen werden sie durch Anlagerung von Kalk lanzettförmig, wie die dicken, erreichen aber doch niemals die gleiche Grösse, demnach scheint noch immer ein Wechsel zwischen Klein und Gross statt zu finden, wie man es bei Oyathophyllen zu finden gewohnt ist. Quer- blättchen bemerkt man zwar wenig, aber hin und wieder fliessen die nachbarlichen Wirtel doch zusammen, obwohl es mehr Quersäulchen (synapticule pag. 372), wie bei Fungia, als Querlamellchen zu sein scheinen. Die äussere Hülle (Zellenwand, theca) zeichnet sich als glänzender Kalk- kreis aus, an welchen die Wirtel anfangs nicht ganz her- anreichen. Es kommen übrigens verwitterte Stücke Fig. 50 (3]2 vergrössert) vor, woran der isabellgelbe Kalk im dunkeln Gebirge, namentlich gegen das Centrum hin, gar zellige Knollen auf der Oberseite o zeigt, das Innere scheint darnach ziemlich unregelmässig zu sein, wie auch der Querschliff @ beweist, woran wirres Gewebe im III. Sternkorallen: Cyathoph. Mactra. 585 Centrum aufsteigt, das sich nur oben zu dicken Säulchen abscheidet. Die Zellenwand ist seitlich dick, unten dagegen besteht die dünne Stelle fast nur aus dem untergelagerten fremdartigen Muschelblatt, welches das Thier zu seiner ersten Ausbildung bedurfte. Das Bruchstück fig. 51 zeigt unten sogar die zarte Schale eines Ammonites torulosus, von welcher die gitterförmig verschlungenen Lamellen un- mittelbar aufsteigen (x vergrössert), und erst oben in Wärz- chen endigen. Fig. 52 (®/sfach vergrössert) ist eine jener gut erhal- tenen Formen, die sich bestimmt zählen lässt. Wir finden unter den 83 Lamellen entschieden 24, welche sich durch Grösse vor den andern auszeichnen. Im Allgemeinen stehen zwischen je zwei grossen 2+1==3 kleine, nur in vier mit einem Kreuz bezeichneten Feldern sieht man statt drei blos eine Zwischenlamelle, es scheinen also 4.2—=3 Lamellen nicht zur Ausbildung gekommen zu sein, so dass der voll- ständige Kelch 88+83=96 Lamellen zählen würde. Da- bei nimmt das Oentrum ein Wärzchen ein, welches von sechsen regelmässig umstellt wird. Fig. 53 von Uhrweiler im Elsass zeigt uns eine schmale Abänderung s, welche 48 ungleiche Lamellen zählt. Sie gleicht daher der Goldfuss’schen Tintinnabulum von Banz, von der der Künstler Hohe (l. c. 16. 6. c) die gleiche Zahl angab. Aber es ist hier gar kein Zweifel, dass sie nur eine Abänderung von den breiten bildet, welche an jener schon durch Voltz berühmten Stelle häufig vorkommen, wie meine Abbildung im Handb. Petref. 1852 tab. 59 fig. 14 darthut. Noch zierlicher und schmaler ist die kleine Glocke fig. 54, welche ich seiner Zeit in Gesellschaft von breiten am Fusse des Berges vom Kloster Banz aufgenommen habe. Die concentrisch gestreifte Hülle lässt in der obern Hälfte die loculi deutlich durchscheinen. Man sieht es schon an der 586 II. Sternkorallen: Cyathoph. Mactra. Cyelolites Suevicus. Gabelung einiger, dass es nicht die Rippen der Wirtel- lamellen sein können, obwohl ihre Zahl 34 der der Lamellen (y vergrössert) entspricht. Etwa 20 Punkte nehmen das Centrum der Scheibe ein. Die noch schmalere fig. 55 von Schömberg hat nur 16+16=32 Wirtel, und eine sehr dicke Hülle, lag aber so bestimmt in der Gesellschaft von Mactra, dass ich sie nur für eine Varietät derselben halten mag. Wir können diese in Schwaben meist sehr wohl von der oberliasischen pag. 573 dem Gestein nach unterschei- den. Aber nach Zeichnungen allein ist das nicht möglich. Da nun Goldfuss von allen diesen Sachen nicht spricht, so stieg in mir schon längst der Verdacht auf, dass er mög- licher Weise unsere liasischen gar nicht kannte, und dass seine Tintinnabulum lediglich junge Mactra wären, Handb. Petref. 1852 pag. 657. In ähnliche Verlegenheit komme ich mit Cyclolites Suevieus tab. 164 fig. 56 ete. Jura pag. 515 und 554 tab. 68 fig. 17. 18, der vermöge seiner zahlreichen Pfählchen und unbestimmten Wirtelzahl sich noch an Theco- cyathus Mactra eng anschliesst. Die verschiedenen Abände- rungen durchlaufen die thonigen Lager von Ammonites Parkinsoni bis zu den Impressathonen des Weissen Jura «, doch erschwert die Art der Erhaltung häufig die Sicherheit des Bestimmens. Ja es kann vorkommen, dass sich Ver- wechselungen mit den Torulosusschichten einschleichen. Ich will davon die Hauptsachen deutlich machen: Fig. 56 aus den gelblich grauen Thonen des Braunen Jura & zeigt einen deutlichen Limbus, wornach man die Abänderung limbatus nennen könnte. Wenn man .den Thonmergel mit einem Messer schabt, so treten 76 dünne knotige Wirtel verschiedener Länge hervor (x vergrössert), wovon die grössten sich an die centralen Pfählchen an- schliessen. Von einem Umbiegen der Lamellen, wie bei III. Sternkorallen: Cyelolites Suevicus. 587 der ältern Mactra, bemerkt man nirgends etwas. Auf dem Limbus kann man, wenn er gut erhalten ist, die Wirtel am besten zählen. Höchst ähnlich aber doch immer wie- der etwas anders gestaltet ist Fig. 57, man kann hier 50 ungleiche Lamellen inner- halb des markirten Limbus schon mit blossem Auge unter- scheiden, aber auf keine Weise mit der Zahl Sechs und deren Multipla in Einklang bringen. Bei allen beiden schützte der Mergel die niedrigen Lamellen. Anders ist Fig. 58, die etwas höher in den Macrocephalusschichten bei Eningen lagerte. Hier traten die Lamellen von selbst hervor, sind aber dicker und zerbrechlicher, so dass man beim Reinigen fast mehr zerstört, als zu Stande bringt. Trotz der Kleinheit zählt sie 56 ungleiche Lamellen. Der Limbus hat gelitten. Fig. 59 führt uns in den untern Örnatenthon von Gammelshausen bei Boll. Die Lamellen sind an der Ober- fläche verkiest, und daher aus dem harten Mergel zu ent- blössen. Sie gleicht einer stehenden Schale s von ellipti- schem Umriss 0, die Rinne des Limbus ganz besonders tief, im Centrum umringen sechs Punkte einen siebenten Üen- tralpunkt (y vergrössert), aber dennoch kann man in die 54 ungleichen Wirtel keine sechszählige Ordnung bringen. Etwas anders sieht Fig. 60 im Ornatenthon am Ursulaberge bei Pfullingen aus. Die dicken Rippen, 25+25=50 an der Zahl, sind von verrostetem Schwefelkies überzogen, durch dessen Bruchstellen die kalkigen Wirtel (x vergrössert) durch- scheinen. Der dicke Wulst oben ist Schwefelkies, den man nicht wegbringt, doch stört das das Zählen am Rande nicht, obwohl die Pfählechen im Centrum sehr undeutlich werden. Der Limbus scheint zu fehlen. Nun darf man sich zwar dadurch nicht gleich beirren lassen, allein ich habe Aehn- 588 II. Sternkorallen: Cyclolites ornati, nodulosus, inversus,. liches öfter in diesem Lager gefunden, man könnte sie dar- nach als Oyclolites ornati unterscheiden. Liegen sie dort verkalkt in den Thonen fig. 61, so sieht man nur die Unter- seite, an deren flachen Rippen man zwar noch die Wirtel- zahl annähernd ermitteln kann, allein die Oberseite zu ent- blössen ist bei der Zerbrechlichkeit kaum möglich, man müsste denn allerlei umständliche Vorkehrungen treffen. Dagegen kommen sie bei Beuren im Oberamte Nürtingen fig. 62 wieder frei verkalkt vor, und wenn es auch nicht möglich ist, die abgebrochenen und umgeklappten Wirtel- lamellen genau zu ermitteln, so gelangt man doch meist zu der Zahl 23 +25 =50. Leider kann man sich in der Bestimmung des genauen Lagers leicht irren, und dann hält es schwer bei der an- sehnlichen Mannigfaltigkeit für jegliche den richtigen Namen zu finden. So stammt der dünne Öyclolites nodulosus tab. 164 fig. 63 wohl aus dem Braunen Jura, und zwar nach oben hin, aber ich weiss nicht genau wo. Die Wirtel sind auf der Kante knotig, doch sehr ungleich und unbe- stimmt, daher auch schwer zählbar, etwa 62. Eine beson- dere Gruppe von Pfählchen sind ım Centrum kaum zu unterscheiden, da die grössern Knotenwirtel sich damit un- mittelbar verbinden. Cyeclolites inversus tab. 164 fig. 64 aus Braunem Jura = von Oeschingen südlich Tübingen führt uns wieder in ganz andere Schwierigkeit: hier ist die Oberseite mit traubigem Schwefelkies bedeckt, in welchem sich keine Spur von Strahlen mehr zu erkennen gibt, wie die Seitenansicht s darthut. Dagegen ist die Unterseite v concav und so deut- lich gerippt, dass man sie leicht für die obere nehmen könnte. Dabei treten unter der verwitterten Kalkhülle die den loculi entsprechenden Rippen so deutlich hervor, dass man davon 50 sehr bestimmt zählen kann. Aber die Hülle II. Sternkorallen: Cyelolites inversus, impresse. 589 riss an mehreren Stellen, so dass dadurch die Zahl etwas unbestimmt wird. Auch hier sind die Kiesrippen (y ver- grössert) auf der Höhe knotig, was ihre Aehnlichkeit mit Wirteln noch verstärkt. Die noch grössere fig. 65 stammt aus der Hamitenschicht in der Oberregion des Braunen Jura ö von Eningen, etwa 62 Rippen geben sich auf der stark concaven Unterseite « nur durch Schatten in der con- centrisch gestreiften Hülle kund, während die convexe Ober- seite wieder tief im Schwefelkies steckt, aus welchem blos am Kreisrande die Enden der Wirtellamellen kerbenartig hervorragen, wie die Seitenansicht s zeigt. Dagegen setzt uns die gänzlich verkieste fig. 66 aus dem Ornatenthon des Braunen Jura { von Oeschingen in Verlegenheit: dem vori- gen entsprechend würde man die concave Seite a wieder für unten halten, allein die Rippen liegen abgesehen von den Rissen so klar da, und sind dabei so tief voneinander abgeschreden, dass man meint das Stück müsse nothwendig die Stellung von b haben. Aber die Täuschung kommt hier von der vollständigen Steinkernbildung, jede Spur von Kalk verschwand, und die Rippen (z vergrössert) gabeln sich, was nur die Ausfüllungen von loculi thun, niemals die Wirtellamellen selbst. Wir sehen daher bei a den Kern von der Unterseite, und die Stellung b zeigt das Unterende oben, steht also verkehrt. Hat etwa 60 loculi. Cyclolites impress® tab. 164 fig. 67. 68 mögen die Scheibehen aus den Thonen des Weissen Jura « mit Tere- bratula impressa heissen. Sie sind meist mit Kies etwas im- prägnirt, aber ihr Kalk hat sich erhalten. Die grössere Scheibe fig. 67 von Reichenbach im Thäle Oberamts Geis- lingen gleicht seitlich s mit ihrem kurzen Stiele einem Schwamme. Die 68 dünnen Lamellen heben sich etwas zickzackig aus dem Mergel hervor (x vergrössert), Limbus fehlt gänzlich, und im Centrum o steht ein grosser Haufen 590 II. Sternkorallen: Cyclolites impress&. Stephanophyllia Suevica. Pfählehen. Kleiner ist fig. 63 vom Stuifen bei Wisgoldingen unfern Gmünd, auf der Oberseite o hat der Kies fast alle J.amellen zerstört, desto deutlicher treten die 52 Kiesrippen auf der Unterseite « (U vergrössert) hervor. Man könnte sie auch hier leicht für Wirtellamellen halten, aber schon die Ansatzfläche der dünnen Scheibe leitet uns. Ich meide es, auf solche kleine Unterschiede Species zu gründen. Stephanophyllia Suevica tab. 164 fig. 69 etc. nannte ich (Jura 1858 pag. 515 tab. 68 fig. 15. 16) die kleinen Cyelolitenförmigen Erfunde im obern braunen Jura, die sich durch eine sehr bestimmte Zahl von 48 steifen Lamellen auszeichnen, und dadurch zu den etwas veränderten Vor- läufern der spätern cretacischen und tertiären werden. Ich lege auf diese Zahl, welche überall sogleich zu ermitteln ist, ein grösseres Gewicht, als auf die Nebenerscheinungen im Centrum. Milne Edwards (Coralliaires 1857 II. 49) hat die Bedeutung dieses Merkmals unterschätzt, sonst würde er sie nicht bei seinem Thecocyathus belassen, sondern zum Trochocyathus Oorall. II. 31 gestellt haben, wo die Tur- binolia Magnevillianus Michelin Iconogr. 2. 2 von Bayeux, die Orbigny Prodr. I. 291 Aplocyathus (&miös einfach) nannte, nach der bessern Abbildung (Pal. Soc. V tab. 26 fig. 1) aus dem englischen Inferioroolith ganz dieselbe Rip- penbildung hat. Die körnigen Lamellen sind von dreierlei Caliber 12 +12 -+24—=48. Davon sind die 24 am kleinsten, und leichter zu übersehen; den zwölf diceksten entspricht innen öfter ein Wärzchen; die 12 mittlern sind dagegen im innern Drittel stark eingesattelt, so dass sich öfter um die Palı ein zwölfstrahliger Stern bildet, wie sich das namentlich beim verkiesten floralis zeigt, welcher in dieser Beziehung sich leichter studiren lässt. Fig. 69 bilde ich nochmals das Original aus Braunem Jura e von Oeschin- gen südlich Tübingen ab, es ist ein schmaler Limbus da III. Sternkorallen: Stephanopbyllia Suevica, floraloides. 591 (x vergrössert), über welchen sich in der Seitenansicht s die steifen Wirtel gemäss ihrer Grösse ungleich erheben (y vergrössert). Ein Ansatzpunkt unten deutlich. Die kleine fig. 70 aus der Parkinsonschicht von der Lochen bei Balingen hat schon einen noch höheren Seitenrand s (2 vergrössert). Kann man auch mit blossem Auge nicht viel sehen, so kann man doch mit der Lupe die zwölf ein- gesattelten von den zwölf grössten noch unterscheiden, trotz der Verwirrung, welche der Thon meist mit sich bringt. Einerseits werden die flachen Kelche der floralis immer ähnlicher, so dass man sie Stephanoph. floraloides tab. 164 fig. 71 nennen könnte. Ich weiss zwar den Fundort nicht genau, sie scheint aber auch aus der Parkinsonschicht zu stammen, ist noch flacher als die vorige, und die Rippen s ragen noch höher hinaus. Die Knotung am Aussenrande (x vergrössert) fällt auf, dieselbe setzt sich auch auf die Lamellenflächen fort. Das fein punktirte Centrum liegt be- deutend tiefer als die hohen Lamellen, welche abwachselnd ihre Sättel so deutlich zeigen (y vergrössert), dass sich ein Zwölfstrahl um die Centralscheibe ausbildet. Andererseits spielt ihr Habitus zum Üyeclolites Suevicus hinüber, wie fig. 72 aus dem Örnatenthon des Linsengrabens bei Glems unweit Metzingen beweist, aber die Zahl und das Caliber 12+12-+24—=48 ist so bestimmt, dass schon das blosse Auge beim Wegkratzen des Mergels das Richtige sofort erkennt. Wie die Seitenansicht s zeigt, bildet unser Exem- plar eine flache Schüssel, aber daran ist nur die Erhaltung Schuld, denn wenn der Mergel härter ist fig. 73, wölbt sich auch die Krone s hoch hinaus, und man ist dann im Stande durch vorsichtiges Kratzen die dreierlei Wirtellamellen klar zu legen, nur im Oentrum bleibt eine leere Stelle, weil dort die Pfählchen tief liegen. Selbst die kleinste fig. 74 aus den Parkinsonschichten von Laufen bei Balingen lässt 5993 III. Sternkorallen: Stephanophyllia Suevica, inversa. sich noch mit blossen Augen zählen, trotz ihrer Flachhei und Dünne s. Das Stückchen ist rein verkalkt, und liess sich bürsten. Aber auch die rohesten Kieskerne fig. 75 von dort lassen keinen Zweifel zu, wir sind hier nicht blos oben sogleich in die bestimmte Zahl orientirt, wenn auch der Lamellenrost stellenweis etwas hindert, sondern es ist auch unten « ein rundes Scheibchen mit 53+3=6 Hügeln bedeckt (U vergrössert), woran sich symmetrisch 6+6—=12 Gabelrippen anschliessen, welche den Delomeren verrathen, wenn auch die weitere Verfolgung bis zum Aussenrande hin sich nicht bewerkstelligen lässt. Die Flachheit der Scheiben erinnert zwar an Cyeclolites Eudesii Michelin Icon. 2. 8, die nach der bessern Darstellung von Edwards (Pal. Soc. V. 125) zum Discolithus erhoben wurde, doch hat dieselbe, wie Fungia coronula von Essen, eine breite Axe. Auch ist bei Michelin Cyclolites deformis und orbitolites aus dem Inferior Oolite der Calvados noch in Vergleich zu ziehen. Schwierigkeiten gar mancher Art kommen freilich auch hier wieder vor: gleich die grosse verkieste tab. 164 fig. 76 von Eningen, wo sie wahrscheinlich in den Hamitenschichten $ lag, erinnert uns durch ihre concave Schüssel mit dickem Rande lebhaft an Cyelolites inversus, aber man zählt trotz des rohen Schwefelkieses genau 48 Rippen, welche den Ausfüllungen der loeuli angehören müssen, wenn die Con- cavität « der Unterseite angehört; in der Seitenansicht s sind die Rippen am Rande noch etwas angedeutet; dagegen bemerkt man auf der Oberseite o im wulstigen Kiese kaum noch Andeutung von Strahlen. Es würde also eine Stephano- phyllia inversa sein. Die etwas kleinere fig. 77 stammt aus den schwarzen Knollen der Lambertischichten des Ornaten- thones. Die Seitenansicht s hat durchaus etwas Stephano- phyllienartiges. Durch Anschleifen liess sich die Zahl der III. Sternkorallen: Stephanophyllia penteconta, floralis. 593 Lamellen auf das Bestimmteste ermitteln, wir haben oben bei o zwei über die gehörige Zahl, so dass man sie Stephano- phyllia penteconta (Fünfzigstrahl) nennen könnte. Die Zeit muss lehren, ob daran Missbildung schuld ist, oder die Sache in der bestimmten Schicht sich öfter wiederholt. Die eigentliche Stephanophyllia floralis tab. 164 fig. 75—81 Handb. Petref. 1852 tab. 59 fig. 12. 13 und Jura tab. 73 fig. 85. 56 (Horealis) führt uns in den untern Weissen Jura. Mag auch die Verkiesung in den Impressathonen noch so roh sein, die Zahl 12 ist nicht leicht verwischt, wie das schöne Beispiel fig. 78 zeigt, wo auf der Oberseite o die Hauptstrahlen sich durch zwölf dicke Wülste anzeigen, während von den ein- gesattelten Zwischenstrahlen sich der äussere Theil durch kleinere Buckel verräth, der innere dagegen einen ge- schlossenen Kranz flacher Ellipsen erzeugt, zwischen welchen die runde Centralscheibe plötzlich einsinkt. Die kleinsten 24 Strahlen sind am Rande noch durch schmale Linien an- gedeutet, wie die Seitenansicht s zeigt, die durch den flachen Abschnitt unten ein auffallend kronenartiges Ansehen ge- winnt. Da die dieksten Kolben hier am Aussenrande stehen, so könnte man die Varietät extraclavata heissen gegenüber der intraclavata fig. 79 Handb. Petref. 59. 12, wo die grössten Kolben auf die innere Hälfte der gesattelten Zwi- schenstrahlen fallen. Bei ganz gleichem Zahlengesetz wird der Anblick ein äusserst verschiedener. Was daran der thierische Wuchs und die mineralische Umhüllung schuld haben mag, lässt sich nicht ermitteln. Der Umriss ist statt rund, markirt elliptisch, die Krone niedriger und am Rande s lassen sich die 43 Lamellen ganz bestimmt zählen. Sonnen- artig (solaris) gezeichnet und am zierlichsten von allen ge- staltet- ist fig. SO (x etwas vergrössert) Jura 73. 85, zum Theil rührt das von dünner Schwefelkieskruste her; beson- Quenstedt, Sternkorallen. 38 594 III. Sternkorallen: Stephanophyllia floralis. ders zierlich macht sich der innere Stern der sattelförmigen Zwischenlamellen geltend, die aussen. mit den Hauptstrahlen abwechseln. Das Centrum nehmen deutliche Knötchen ein. Die Krone s ist nicht hoch, alle Lamellen sind scharf von einander getrennt, haben eine rauhe körnige Oberfläche, und lassen sich daher ganz vortreflich zählen. Tab. 164 fig. 81 aus dem Weissen Jura « von Onst- mettingen im Oberamt Balingen sieht der vorigen solaris zwar noch ausserordentlich ähnlich, aber der innere Stern hat 13 Strahlen, und am Kronenrande zählen wir sehr be- stimmt 54 scharf getrennte körnige Stäbchen. Wenn alles so vortrefilich stimmt, so muss man die Ueberzahl, welche ausnahmsweise vorkommt, wohl für Missbildung halten. In den wohlgeschichteten Kalkbänken des Weissen Jura 8 finden sich zuweilen Kerne tab. 164 fig. 82—84 Jura tab. 74 fig. 19, woran die loculi mit Kalk ausgefüllt sind, die man leicht für Lamellen nehmen könnte. Sie lie- gen wie die invers® gewöhnlich von der Unterseite bloss, weil die äussere Hüllsubstanz des Kelches eine natürliche Absonderungsfläche bot. Die Hohlräume, welche die spur- los verschwundenen Lamellen einnahmen, sind öfter sehr rein, die Kernblätter zeigen dann Grübchen, welche den Wärzchen der thierischen Blätter entsprechen. Hin und wieder bemerkt man gegen den Rand hin Stäbchen, welche auf Durchbruchsstellen der Wirtellamellen hindeuten. Das Centrum gleicht einer wirren Schwammfaser, worin punkt- förmige Hohlräume die Stellen der Pali andeuten, an die Faser schliessen sich die Stiele der langen Gabeln unmittel- bar an. Die breitesten Oeffnungen liessen die 12 Haupt- strahlen zurück, was das Zählen sehr erleichtert, und zwi- schen je zwei solcher fallen stets zwei Gabeln: fig. 82 von ÖOnstmettingen im Oberamt Balingen zeigt auf dieser ihrer Unterseite sich noch zierlich geschlossen, weil noch etwas III. Sternkorallen: Stephanoph. floralis. Turbinolia impresse. 595 von der Hüllmasse zurück blieb, die 12 dunkeln Vertie- fungen am Rande verrathen das Geschlecht; die grössere fig. 88 vom Hundsrück hinter dem Hohenzollern auf der Hechingisch-Württemberger Grenze wölbt sich „inversen- artig“ heraus, zwischen den Hauptlamellengruben stehen immer zwei deutliche Gabeln, die innerhalb der Zinken Stäbchen zeigen, das flache Centrum scheint blos die Ein- drücke der Pali zu zeigen, weil diese niedriger lagen als die Oberränder der Lamellen, und daher tiefer in das Ge- birge eindringen müssen; besonders klar liegt die Gabel- bildung in fig. 84 von Zillhausen im Oberamt Balingen da. Die Hohlräume der zwölf Hauptlamellen sind zwar etwas grösser als die der andern, doch fällt das weniger als vor- hin auf, und man meint 24 gleichmässig vertheilte Gabeln (y vergrössert) vor sich zu haben, die von der Wirrmasse des Centrums auslaufen. Turbinolia impress& tab. 165 fig. 1—9 verkiest aus den Thonen der Terebratula impressa in unserm Weissen Jura x von Württemberg und Bayern will ich gleich hier anreihen, da sie die kleinen Stephanophyllien begleitet, und vielleicht gar damit in Verwandtschaft steht. Obgleich klein, so ist sie doch eine der merkwürdigsten Sternkorallen überhaupt, die ich schon im Flözgeb. Würt. 1843 pag. 402 wegen ihrer äussern Gestalt mit Caryophyllia conulus Phill. Geol. Yorksh. I tab. 2 fig. 1 verglich, im Handb. Petref. 1852 tab. 59 fig. 16 und im Jura tab. 73 fig. 87. 88 ab- bildete. Die knotigen Rippen der kleinen Kreisel gabeln sich, sobald sie über den obern Rand ins Innere des Kelches treten. Man meint, dass im Centrum Pfählchen standen, welche freilich durch Schwefelkies meist bis zur Undeut- lichkeit entstellt sind. Die Anfangsspitze ist stets verletzt, und ruht auf einem Wändchen der eignen Art, welches aber so damit verwuchs, dass man meint es gehöre zu dem 38 * 596 III. Sternkorallen: Turbinolia impress. Stöckchen. Das ist einzig in seiner Art, und dadurch sind die kleinen Dinge so merkwürdig. Auch die Gabelung der Kiesrippen fällt auf, man könnte daraus schliessen, dass sie die Wirtellamellen verträten, und die Furchen den loculi entsprächen, wie wir es bei den Pariser Turbinolien so deut- lich sehen. Dem ungeachtet scheint das Umgekehrte der Fall zu sein, es sind Kieskerne. Doch bleiben wir zu- nächst bei der Form stehen, so ist fig. 1 mit 40 Rippen meine grösste, am Unterende etwas verbrochen findet sich nichts von einer Ansatzplatte, dagegen sieht man auf der Kante des Kelches deutlich, wie sich die äussern Rippen (A vergrössert) innen (J vergrössert) in zwei dünnere Stränge spalten, nur bleibt die Verfolgung schwer, man er- kennt blos, wie sich je zwei Nachbararme zu einer Zick- zacklinie vereinigen. Fig. 2 mit 42 Rippen ist kürzer und runder 0, zeigt aber am Unterende « (U vergrössert) fünf Rippen, die nach einer Seite plötzlich sich hinauf biegen, und wie die andern des Stockes fortwachsen; nach der gegenüber liegenden Seite sind sie abgebrochen, und setzen nicht hinauf; seitlich dagegen (5 vergrössert) sieht man unten Pünktchen, welche die Abdrücke der Lamellenwärz- chen innerhalb der loculi andeuten. Die comprimirte fg. 3 mit etwa 50 Rippen scheint zwar unten in einer etwas abge- brochenen krummen Spitze zu endigen, doch liegt nicht alles so klar vor, dass man darüber sicher entscheiden möchte. Zuweilen finden wir lehrreiche Bruchstücke fig. 4, welche aussen auf dem etwas convexen Rücken r knotige Rippen zeigen, seitlich s ($ vergrössert) dagegen bemerkt man eine runzelige Platte mit vielen zarten Vertiefungen, welche den Abdrücken der Wirtellamellen entsprechen, die innerhalb der loculi bei ganzen Exemplaren verborgen liegen; das erklärt uns die Punkte in fig. 2. $, die noch deutlicher in fig. 5 zum Vorschein kommen: der grosse Schnabel s III. Sternkorallen: Turbinolia impresse. 597 (5 vergrössert) ist ein solches Bruchstück, in welchem der niedrige Kelch mit 40 Rippen aufgewachsen ist; zwölf da- von auf dem Rücken r sind damit so vollständig verwachsen, dass sie ein Ganzes bilden; die übrigen setzen sich dagegen selbständig auf der Innenseite des Bruchstückes an, und dass das so der Fall ist, beweisen die Pünktchen der Plättchen auf beiden Seiten des Bruchstückes. Es erinnert uns das noch lebhaft an die Proliferationen der Cyathophyllen, wo auch die Jungen an der Innenseite der Mutter sich Theile der Schale aneignen konnten (tab. 156 fig. 4 ete.), nur dass es hier im untern Weissen Jura immer blos Bruchstücke sind, an welche die Nachkommen scheinbar ohne Ausnahme sich anschmiegten. Es entstanden dadurch eine Masse bizarrer Formen, zu welchen wir jetzt den Schlüssel der Enträthselung gefunden haben. Ganz besonders deutlich ist in dieser Beziehung fig. 6, man sieht am Oberrande o (O vergrössert) grössere Kerben mit kleinern wechseln, weisslicher Kalk darin zeigt, dass dort noch Spuren von den Wirtellamellen sassen, die der Kies nur einhüllt. Es sind bestimmt 20-+20=40 solcher Kerben vorhanden, zehn davon kräftiger als die übrigen bilden das Mutter- stück r, welches von unten bis oben zur Planke diente, worauf das Junge innen anwuchs. Diese Planke links bei s (S vergrössert) ragt beiderseits, vom Anfange bis zum Ende immer schmaler werdend, mit ihrer punktirten Lamellen- fläche hervor, und diente dennoch dem neuen Thiere zum Schutz. Ihre Bruchfläche r (R vergrössert) zeigt fünf Kies- gabeln, ganz wie wir es bei den verkalkten Betakernen tab. 164 fig. 84. y sahen. Wir können daraus den Schluss ziehen, dass alles, was an diesen zierlichen Stöckchen von Kies vorkommt, nur Ausfüllungen von Hohlräumen sind. Darnach müssten sie auch eine spurlos verschwundene Hülle (theca) gehabt haben, welche die Rundung der Kiesrippen 598 II. Sternkorallen: Turb. impress®, sulcoides. Lithod. Lochensis. erzeugte. Die kleine fig. 7 scheint zwar frei auf einem un- verhältnissmässig grossen Stück zu sitzen, aber bei genauer 3etrachtung merkt man doch, dass sie unten « links mit der Unterlage verwuchs. Bei fig. 3 verwuchs das Plättchen so genau rings mit der Unterlage (x vergrössert), dass das Stöckchen darnach anfangs die comprimirte Gestalt annahm, so dass von der Schmalseite es wie gestielt erscheint, bis es dann zuletzt eine Kreisform annahm. Dennoch wird es wohl nur an einem Ende mit der Unterlage zusammenge- wachsen sein, wie man das auch bei der kleinsten fig. 9 mit 34 Lamellen sieht, wo das fünfrippige Stück rechts frei hinausragt, und nur links in den Seitenrippen (x ver- grössert) fortsetzt. Während alle diese Formen mit unbe- stimmter Rippenzahl ein und derselben Species angehören, habe ich von der Turbinolia suleoides tab. 165 fig. 10 nur ein einziges Exemplar aus den Alphamergeln von Reichenbach im Thäle (Filsthal) aufzuweisen. Es ist kreisrund, wie die zierliche Turbinolia sulcata im Grobkalke bei Parnes, aber etwas hornförmig gebogen. Vierundzwanzig markirte knotige Rippen ziehen sich seitlich ($ vergrössert) hinab, und die Anfangsspitze ist vollständig frei ohne Spur eines Ansatzes. Die kreisförmige Mündung (O vergrössert) scheint im Öen- trum ein Loch zu haben, was auf eine Axe hindeuten würde, doch möchte ich bei der schlechten Erhaltung kein Gewicht darauf legen, auch ist von Strahlen dort wenig zu sehen. Lithodendron Lochensis tab. 165 fig. 11 aus der Schwammregion des Weissen Jura «ß an der Lochen bei Balingen ist ebenfalls mein einziges Exemplar, schon die Gabeln auf dem Querbruch 9 (Q vergrössert) verrathen den Kalkkern, daher müssen auch die seitlichen Rippen (5 vergrössert) Ausfüllungen der loculi sein. Eine wirre Masse im Oentrum deutet auf Pfählehen. Obwohl sich das Be III. Sternkorallen im Braunen Jura y. 599 Säulchen nach unten etwas verjüngt, so könnte es dennoch dem Aussehen nach das Bruchstück eines kleinen Lithoden- dron sein. Mit Berücksichtigung des Lagers können solche unbedeutende Sachen immerhin bestimmt werden, wenn man auch über das richtige Geschlecht im Zweifel sein mag. Der Braune Jura Gamma birgt in seinen untern Lagern mit Ammonites Sowerbyi eine ziemlich entwickelte Sternkorallen-Fauna, die sogar stellenweis Anfänge von Riffbildungen zeigt, welche sich in vieler Beziehung als Vorläufer der Riffe im Weissen Jura erweisen. Die Sache wurde mir zuerst am Fusse des Hohenzollern klar, wie ich das im Jura 1858 tab. 50 nach- wies, und wiederholt sich in ganz ähnlicher Weise über den Eisenerzen östlich Attenhofen bei Wasseralfingen. Dann ist Jungingen, 5 Km östlich der Kaiserburg, zu nennen, wo etwa 10 m unter dem Blauen Kalke y im Mergel eine verschieden gestaltige grosse Sternzelle liegt: man suche nordöstlich vom Dorfe den „Viehwasenweg“, welcher längs des „Mühlbaches* den Fussweg nach Salmendingen bildet. Gleich beim letzten Hause liegt im schwarzen 'Thone die interessante Schicht der Gryphaacalceola £. Darüber fol- gen graue sandige Platten, und über ihnen in den dunkeln Steilgehängen neben dem Wege kann man mit dem knoti- gen Ammonites Sowerbyi schon Korallenspuren finden. Das Hauptnest liegt aber kaum hundert Schritte jenseits des Baches am linken Gehänge einer Quelle, die aus Gamma- bänken hervorrieselt, und ein ganz kleines Laubgehölze (Kaiwäldle) schneidet. Dort kommen mit jedem Hacken- schlag Bruchstücke einer handgrossen flachen Perna mit auf- fallend kurzem Schloss (brevicardo) neben länglichen Tri- gonia costata zum Vorschein in zahlreicher Begleitung von 600 III. Sternkorallen: Cyelolites Jungingensis. Cyelolites Jungingensis tab. 165 fig. 12—27. Schon im Jura pag. 368 gab ich davon einen ziemlich gelungenen Holzschnitt, woran die Wirtellamellen noch den Mergel- überzug tragen, der ihnen ein eigenthümlich dickes Ansehen gibt fig. 12. Es wechseln zwar Haupt- und Zwischen- lamellen miteinander ab, allein letztere bleiben häufig im Schlamm stecken, so dass ein sicheres Zählen unmöglich wird. Im Centrum meint man meist eine längliche Ver- tiefung zu sehen, doch ist es selbst mit Schleifen nicht möglich, die Sache genügend aufzuklären. Man muss sich daher beim Bestimmen dem allgemeinen Eindruck hingeben, doch glaube ich, dass trotz der Mannigfaltigkeit alle im Wesentlichen derselben Species angehören. Die Unterseite ist meist von Schmarotzern angebohrt und entstellt, fig. 15. « gehört in dieser Beziehung noch zu den wohlerhaltendsten, woran nur wenige Gruben bemerkt werden, überall schauen die Rippen in wechselnder Dicke hervor, nur wenige Streifen von Hülle werden bemerkt, die scheinbar aus dem Innern hervorkommend zusammengeflossenen Querlamellchen glei- chen. Selbst eine sichere Ansatzfläche wird vermisst. Wie die Seitenansicht s zeigt, so sind es niedrige Stöcke, die sich unten kaum etwas zuspitzen, und die Rippen gehen ununterbrochen in die Lamellen der Oberseite o über. Ich habe dieselben so viel es ging von der Mergelhülle befreit, es kommt dann ein isabellgelber sehr bröcklicher Kalk zum Vorschein, woran man etwa 40 Haupt- mit ebensoviel Zwi- schenlamellen unterscheiden kann. Im Oentrum scheint eine deutliche Längsgrube zu bleiben, wo die Lamellen nicht hinreichen. Pfählchen fehlen gänzlich. Den Gegensatz von freiem Wuchs bildet fig. 14, welche mit ihrer ganzen Unter- seite fest auf einer dickschaligen angebohrten Perna auf- wuchs (adnatus). Man meint hier stellenweis Lamellen von dreierlei Grösse unterscheiden zu können, was das Zählen III. Sternkorallen: Cyelolites Jungingensis. 601 erleichtern würde, wenn nicht zuviele davon verwischt wären. Goldfuss Petref. &erm. pag. 107 tab. 37 fig. 15 führt aus dem Braunen Jura von Thurnau in Franken ein Anthophyllum sessile an, was grosse Aehnlichkeit hat. An- dere fig. 15 sind dann unten « ganz zerfressen (arrosus), zahllose rundliche Löcher dringen unten mehr oder weniger tief ein, und rühren wahrscheinlich von Thieren her, welche sich auch in die mitvorkommenden Perna einnagten. Lei- der sitzen die Löcher voll von hartem Dreck, zwischen durch zieht sich die Thiermasse nur in schmalen Zacken, die beim Reinigen gar leicht abbrechen. Doch meint man in der Mitte auf dem erhabensten Punkte noch strahlende Rippen wahrzunehmen. Seitlich s quellen die Wirtel wie bei Montlivaltia über die quergestreifte Hülle empor. Die quergebrochene fig. 16 zeigt eine eigenthümliche Auswitte- rung der Unterseite g, wodurch scheinbare Umkrempelungen entstanden, wie bei den inversen Stephanophyllien pag. 592, was namentlich ein Licht auf den merkwürdigen Cyelolites Langii wirft. Auf der Gegenseite g schwellen die Wirtel in abwechselnder Grösse hervor, man kann ziemlich sicher 20—+20=40 zählen. Aber dann fehlen noch die Zwischen- lamellen von kleinstem Calıber, die ebenfalls noch 40 be- tragen, so dass wir im Ganzen 80 hätten. Da die gelbe Kalkmasse ausserordentlich bröckelt, so sind die kleinsten schwer unter dem Mergel hervorzuholen, und wenn dann eine davon zufällig grösser wird, so stört das das sichere Zählen. Das Centrum scheint eine runde Grube zu bilden. Sucht man den Wirteln mit Schleifen fig. 17 beizukommen, so wird die Masse innen schnell hart, es legt sich Schwefelkies und beson- ders Schwerspath (ba $ O*) dazwischen, dessen Bedeutung einen anfangs in Verlegenheit bringt, bis man heraus findet, dass derselbe den isabellgelben Kalk der Lamellen ganz 602 IT. Sternkorallen: Cyelolites Jungingensis. verdrängen kann, und von letzterem nur am Aussenrande noch Spuren übrig bleiben. Die abwechselnde Dicke der Hauptlamellen tritt stellenweis recht deutlich hervor, die dickere Hälfte davon kommt näher an das längliche Cen- trum heran, als die dünnere, aber die Strahlen kleinsten Calibers sind meist kaum angedeutet. An andern Stücken fig. 15 wird die Sache noch undeutlicher, als die Oberfläche war. Die innern Enden (x vergrössert) zeigen öfter eine dunkele Zwischenlinie, so dass die Schwerspathlamelle aus zwei Platten zu bestehen scheint. Das länglichrunde Bohr- loch hat deutlich die Lamellen durchfressen, zeigt aber eine besondere Wand, welche wohl dem Schmarotzer ange- hören mag. Tab. 165 fig. 19 sass in einer harten Kruste, die man mit dem Messer kaum entfernen konnte, aber darunter steckte eine der gefälligsten dünnen (tenuis) Scheiben mit dunkeln Schwerspathstrahlen, die im Centrum deutlich einen Schlitz nach Art der Fungien umgrenzen. Im Allgemeinen wechseln am Schlitze dickere mit dünnern Strahlen ab. Nach aussen setzen sich dazwischen etwa sieben weitere Lamellen von dreierlei Caliber ein. Nähmen wir innen 12-+12—=24 Dickstrahlen an, so kämen auf den äussern Kreis noch weitere 7.24 —= 168, also im Ganzen 192. Allein das gilt nur ganz im Allgemeinen. Trotz der Dünne, welche man aus der Seitenansicht s beurtheilen kann, kom- men doch auf der freien Unterseite eine Menge flacher ein- genagter Gruben vor. Diesem tenuis steht wieder ein flacher erassus fig. 20 gegenüber, woran in der Randansicht die Wirtel hochgewölbt in ungleicher Dicke hervorquellen, freilich war es bei der Härte der Kruste nicht möglich sie zu reinigen, auch mochte ich durch Schaben das schöne Bild nicht entstellen. Unten gewahrt man eine dünne Platte von der ebenen Anfangshülle. Natürlich liegen dazwischen III. Sternkorallen: Cyclolites Jungingensis. 603 dann wieder alle möglichen Uebergangsstufen, wie fig. 21 eine ist, die zugleich zu den kleinsten gehört, welche bei Jungingen vorkamen. Alle dieselben sind zwar unten mehr oder weniger frei, doch möchte ich darauf kein zu grosses Gewicht legen, es hing das von Zufälligkeiten ab; denn so oft die Brut eine Perna fand, wie fig. 14, so schmiegte sie sich möglichst lang der glatten Schale an, wie wir das auch bei fig. 22 sehen, wo ich die dicke Schale des Raumes wegen unten weg liess. Die Zelle wuchs nun aber bedeu- tend in die Höhe, und gleicht insofern einem ächten Gold- fuss’schen Anthophyllum, sonderbarer Weise aber mit sehr ungleichen Seiten (inzqualis), indem sie links kaum halb so hoch wuchs als rechts. Einzelne Querbänder deuten eine dünne Hülle an, welche aber von den Wirteln vielfach durchbrochen ward. Man steht da immer mit sich in Zweifel, ist es der Mühe werth, solche Dinge zu benennen oder nicht? Blicken wir von hier zur fig. 23, so meinen wir darin ein ganz anderes Wesen vor uns zu haben, es wuchs ins Kreiselförmige (turbineus), weil es eben unten den gehörigen Anwuchs nicht fand, und mehr frei blieb. Zwei Einsehnürungen theilen den Kreisel in drei Abthei- lungen, wovon jede für sich mit einer gewöhnlichen Jun- gingensis schon mehr Aehnlichkeit hat. Man kann solche Dinge, zumal da sie seltener als die andern vorkommen, nur für Missbildungen halten. Das Centrum ce scheint einen schmalen gebogenen Spalt zu bilden, doch ist es kaum möglich, sich darüber sicher zu unterrichten. Trotz der Menge könnte man fast jedem Stück ein specifisches Merk- mal abgewinnen wollen: so zeichnet sich fig. 24 (coniformis) durch eine grosse fast runde Uentralgrube aus, während die Seitenansicht das gefällige kreiselförmige Bild einer kurz- stämmigen Montlivaltia gibt, woran die Wirtel von drei- fachem Caliber über die gestreifte Hülle hoch hinaus quellen. 604 II. Sternkorallen: Cyclolites Jungingensis. Keine der andern Gestalten kann sich bezüglich der Ge- fälligkeit damit messen. Fig. 25 wurde dagegen durch die Unterlage in diesem Schönwuchs gestört, sie blieb ungleich niedriger, und hatte auf einer grobfaltigen Muschel (Ostrea peectiniformis) gesessen, wie die drei Bogen am Unterrande zeigen. Sonst bleibt die Oberseite sehr ähnlich, nur dass die grosse Oentralgrube "entschieden länglicher ist. Merk- würdig hoch ragt die Platte rechts über die andern heraus, man sollte es für eine schmale Gangausfüllung halten, zu- mal da sie etwas schief gegen die Nachbarn steht, und drei Hauptwirtel sogar zu schneiden scheint. Dennoch ist andererseits ihr Wesen, namentlich auch die isabellgelbe Kalkfarbe, den andern so gleich, dass man zu keiner rechten Entscheidung gelangt. Die kleinere Gestalt fig. 26 hat unten « und oben o etwas Herzförmiges, was sie aber ledig- lich der Unterlage dankt, die links auf der Unterseite einen schnabelförmigen Eindruck zurück liess, über den die Wirtel beiderseits hervorquollen. Dabei blieb die Höhe sehr un- bedeutend, wie das Stück Seitenansicht s andeutet. Uebri- gens liegt alles so in Schlamm gehüllt, dass nur das unter- brochene Gelb unser Auge leitet, was auf der Unterseite gemäss der Hülle fleckig, oben dagegen streifig erscheint. Diesem eigenthümlichen Umrisse nach wäre es ein zier- licher rostratus. Mein grösster Kelch (maximus) fig. 27 von eiförmigem Umriss hat steife ungleiche Wirtel, die aber nur flach rings die deutliche Hülle überragen. Unten ist alles durch Bohrmuscheln jämmerlich zernagt, ein Loch I nimmt dort genau das Centrum ein, und liess sich 8 mm tief verfolgen, aber dann ward das Gestein zu hart. Die ganze Höhe dieses gefälligen Stockes erlangte nur 13 mm. Ich habe schon im Jura tab. 59 fig. 6 in den Junginger Schichten einen kleinen Lithodomus pygmasus erwähnt, der eine Ostrea eduliformis anbohrt. Die birnenförmigen Löcher III. Sternkorallen: Anthophyllum Gingense. 605 kommen auch sonst im Lias ß etc. vor, und erinnern durch ihre Gestalt schon lebhaft an die grössern tertiären Birnen von Fistulana. Zwar scheinen an unsern Sternkorallen die Löcher mehr eylindrisch zu sein, doch lässt die Mürbe der Schale keine rechte Verfolgung zu. Gingen an der Fils im Oberamt Geislingen (nicht mit Giengen an der Brenz zu verwechseln) ist ausge- zeichnet durch die Petrefacten der untern Gammaschichten mit Ammonites Sowerbyi. Dort liegen auch sparsame Stern- korallen. Zwei glockenförmige davon bildete ich im Jura tab. 50 fig. 1. 2 unter Montlivaltia trochoides E. und H. Palxontogr. Soc. V tab. 26 fig. 3. 4. 10 aus dem Inferior Oolite von England ab, freilich nur, um einen gegebenen Namen dafür zu haben. Sie bilden wieder für sich einen besondern Kreis, den man Anthophyllum Gingense tab. 165 fig. 23—31 nennen könnte. Man kann hier wegen der verschiedenen Erhaltung manches sehen, was man bei Jun- gingen kaum heraus findet: die Lamellen sind zwar noch isabellgelb, liegen aber unverhüllt da, erscheinen daher dünner und deutlicher gekörnt. Ich bilde die kleinere Glockenform (campanulatum) fig. 23 Jura 50. 2 nochmals ab, um zu zeigen, wie sie von allem Gegebenen abweicht. Der graue Mergel füllt im Centrum deutlich ein rundes Loch (x vergrössert), welches etwa 22 Hauptstrahlen erreichen, womit ebensoviel Zwischenstrahlen wechseln, die dann beide am Rande durch 44 Strahlen dünnsten Calibers geschieden werden. Ihre Oberränder sind deutlich gezähnt, die runden Zähnchen bilden die Enden von knotigen Längsrippen, welche sich m den Flanken der loculi hinabziehen, und schwer klar zu legen sind. Seitlich s quellen die Wirtel kaum über die Hülle empor, und unten « wird keine Spur von Anwachs- fläche wahrgenommen, sondern die Stelle mit einem win- zigen Wirbelpunkte glättet sich gerade wie bei Cyecloliten. 606 III. Sternkorallen: Anthoph. Gingense. Drei markirte Runzeln theilen die ganze Höhe in vier nie- drige Felder. Es kommen dann freilich wieder andere vor, welche gerade am Anfange sehr entstellt sind fig. 29, Bohr- muscheln scheinen hier links und rechts s das Wachsthum gestört zu haben, bis endlich das Thier oben o zur Ruhe kam, und nun Cyelolitenartig sich ausbreiten konnte. Im Gegensatz dazu steht wieder fig. 30, die mit ihrer ganzen Unterseite festwuchs, und in dieser Beziehung dem adnatus (sessilis) fig. 14 von Jungingen zwar parallel steht, aber ihr sonstiges Ansehen ist doch wieder ein ganz anderes: die Wirtel schweilen weniger hervor, das Centralloch der Oberseite o ist markirt rund, und die dünnen Lamellen zeigen ihre Knotung viel lebhafter. Was aus solchen Gingense sessile dann aber alsbald werden kann, mag fig. 31 zeigen, die auf einem faustgrossen Geschiebe von Sand- stein schief aufgewachsen ist, zwar ähnlich der Jungingensis inzqualis fig. 22, aber doch wieder von anderer Entwickelung: in der Seitenansicht s gibt sich die Schiefe besonders klar am Hüllenrande kund, welcher nur concentrische Streifen zeigt, und nirgends von Rippen durchbrochen wird. Plötz- lich quellen die Wirtel über den Rand hinaus, convergiren aber nach oben, um dann einem niedrigen senkrecht auf- steigenden Cylinder mit gestreifter Hülle Platz zu machen, der im Umriss und Wuchs mit sessile fig. 30 die grösste Aehnlichkeit hat, wie das Stück Oberansicht 0 zeigt. Die obere Einschnürung (constrictio) erscheint wie eine Art von Proliferation, oder wie ein junger Cyclolites, der einem ältern aufwuchs, und ihn tödtete (matrieida, Muttermörder). Am burggekrönten Berge Hohenzollern tab. 165 fig. 32—35 ist nicht blos die Erhaltung etwas sicherer, sondern auch die Mannigfaltigkeit der weitern Entwickelung grösser, wie das schon aus den Abbildungen im Jura tab. 50 fig. 3—10 hervorgeht. Gleich ‚III. Sternkorallen: Anthoph. constrietum, sessile. 607 das lange Anthophyllum eonstrietum fig. 32 (vielleicht mit dem Madreporit von Basel bei Walch Nat. Verst. 1769 Bd. II. 2 pag. 275 tab. I. ı fig. 6 übereinstimmend), welches sich oben nach Art des vorigen matrieida plötzlich ver- engt, zeigt seitlich den Lamellenverlauf, wo er nicht von quergestreifter Hüllmasse überzogen wird, in ausserordent- licher Deutlichkeit, namentlich treten auch die Querlamell- chen sehr klar hervor. Anderes steckt freilich wieder in hartem Kalkschlamm, der sich nur schwer entfernen lässt. Gar zierlich erhebt sich darauf der verengte Cylinder, dessen Wirtellamellen aber mit denen am unteren breitern Theile in unmittelbarer Verbindung stehen, so dass der Mutterstock nicht getödtet, sondern nur in eigenthümlicher Weise verengt und verkümmert wurde. Die meiste Mühe machte die Reinigung des obern Kelches 0, der sich unge- wöhnlicher Weise trichterförmig einzusenken scheint. Ich sage scheint, weil bei der undeutlichen Trextur man nicht immer sicher weiss, wann das Kratzen aufhören soll. Auch an der Anfangsspitze lässt sich nicht überall entscheiden, was frei und was angewachsen war. Schreiten wir von diesen längsten gleich zu den niedrigsten - Sessiles pag. 601 tab. 165 fig. 33, die im elliptischen Durchmesser 53 mm und 45 mm erreichen, so breiten sie sich am liebsten auf der Confluenten Astrea Zolleria aus, welche sie wahrscheinlich zum Theil erstickten. Sie kleben wie eine niedrige Warze darauf, verengen sich nach oben etwas, suchen aber mit dem ausgebreitetern Fusse möglichst viel Fläche zu decken. Sie haben eine ziemlich dicke Hülle, die oft zerriss, und dann die Wirtelrippen mit Querlamell- chen sehr deutlich zu Tage treten lässt. Die Sternzellen der Zolleria treten oben o am Rande sehr deutlich mit ihrer natürlichen Fläche rings hervor; seitlich s und unten habe ich dagegen das Stück angeschliffen. So ähnlich das Bild 608 III. Sternkorallen: Antboph. sessile. dem sessile von Jungingen fig. 14 und Gingen fig. 30 auch werden mag, statt der Ausbreitung unten merkt man eher das Bestreben, sich zusammen zu schnüren. Milne Edwards Coralliaires II. 318 eitirt das Goldfuss’sche Anthophyllum sessile unter Montivaultia sessilis, hält aber Anthophyllum sessile Römer Verst. Nordd. Ool. pag. 20 tab. 1 fig. 7 aus dem Coralrag von Hannover damit Synonym! Blainville Diet. Sc. nat. LX. 307 stellte sie zur Turbinolia, d’Orbigny Prodr. I. 384 zur Thecophyllia. Ich halte das Festwachsen zwar mehr oder weniger für zufällig, aber bemerkenswerth bleibt es immerhin, da sich die Sache an den verschiedensten Orten wiederholt, namentlich fand Graf Münster sein Exem- plar nach dem Berichte bei Goldfuss „auf einem gerollten Stücke Eisensandstein aus den obern Schichten des Lias- Sandsteins“ d. h. nach heutiger Bestimmung auf Geschieben des Sandsteins im Braunen Jura ß, wie sie ja auch bei Gingen pag. 605 liegen. Freie Einzelzellen tab. 165 fig. 34—37 kommen in allerlei Gestalten vor, vom Glockenförmigen bis zu den flachsten Scheiben. Mehrere davon habe ich unter Litho- dendron Zollerianum Jura tab. 50 fig. 3—5 begriffen. Ich will das nicht alles wiederholen. Man könnte dafür unter den englischen und französischen auch wohl Namen auf- finden, die wenn auch nicht ganz adäquat doch wenigstens annähernd passten: so möchte man unsere fig. 34 für Montli- valtia depressa E. H. Pal. Soc. V tab. 29 fig. 5 halten, sie hat etwas Herzförmiges, ist sehr niedrig, und gehört gemäss der untern glatten Fläche noch zu den ®essiles. Mehr säulenförmig (columnaris) entwickelt sich schon fig. 35, aber in Kalkspath verwandelt lässt die Schärfe der Lamellen allerlei zu wünschen übrig, man sieht nur an der Ungleich- heit der Unterseite, dass sie sich ebenfalls an fremde Körper festgeheftet hatte. Erst die kleine zierliche Scheibe fig. 36 an II. Sternkorallen: Anthoph. sessile. Coenotheca Zolleriana. 609 ist rings frei, und hat namentlich unten an der flach kegel- förmigen Spitze keinen sichtbaren Anwachspunkt, sondern alles witterte nackt heraus. Die nackte Unterseite u zeigt sich besonders frei in fig. 37, woran die Wirtel bis zum flach convexen Centrum hinauf reichen, nur eine einzige aber markirte Kreislinie unterbricht etwas den Lauf, sie ge- hört der sonst fehlenden Hüllsubstanz an, und scheint einen Stillstand im Wachsthum zu bezeichnen. Während von dieser rein daliegenden Unterseite man es lediglich mit einer einzigen Zelle zu thun haben meint, bietet die ‚ obere o schon mehrere Punkte, von welchen Wirtel aus- strahlen. Leider ist gerade diese Seite häufig mit hartem Mergel verpappt, der nicht selten aller Mühe spottet, aber so viel lässt sich doch klarlegen, dass man die regellose Unterbrechung der Strahlen wahrnimmt. Es ist das bei der unbedeutenden Zellenhöhe % von kaum 10 mm eine auffallende Sache, die bei weiterem Fortwachsen immer mehr in die Augen tritt. Da die Goldfuss’schen Lithodendren sich ähnlich verzweigen, nur dass dort die Zellen mehr frei in die Länge wachsen, so pflegte ich schon die Einzelzellen Lithodendron zu heissen. Zwischen beiden steht die grosse englische Thecosmilia gregaria Pal. Soc. V tab. 28 aus dem Inferior Oolite von Dundry bei Cheltenham. Man könnte unsere süddeutschen unter Coenotheca (xoıvös gemeinschaftlich) zusammen fassen, da alle in einer wohl abgerundeten Zelle sitzen, über deren Rand die regellosen Uentra kaum hinaus ragen, dann wäre Coenotheca Zolleriana Jura tab. 50 fig. 6 mit fünf unglei- chen Oentren eine Musterform, deren weitere Mannigfaltig- keit tab. 165 fig. 33—43 darthun mögen: fig. 33 hat einen etwas lappigen Umriss, aber die Seitenansicht s zeigt, wie im Kreise die Strahlen alle regelmässig in abwechselnder Dicke zum Centrum c hinstreben, nur vereinzelte Schlamm- 39 Quenstedt, Sternkorallen, 610 III. Sternkorallen: Coenotheca Zolleriana, eminens. löcher von Schmarotzern herrührend stören in Etwas das Bild. Auch oben scheint die Centralzelle am ausgebildetsten zu sein, um welche sich dann die andern wie unregel- mässig zerstreute Trabanten schaaren, die freilich, wenn die Verwitterung nicht günstig einwirkte, unter dem harten Eisen- schlamm oft so schwierig zu finden sind, dass man die Zelle leicht für ein einfaches Anthophyllum halten könnte. Die Kanten der Lamellen sind entsprechend den gerippten inter- locularen Flanken geknotet. Freilich gehen die Knoten leicht verloren, daher haben sie für die füchtige Bestimmung keinen Werth. Eigenthümlich ist der dick hervorragende Wulst, der vom untern Rande zum Oentralloche strebt, wir finden, dass von den Randbuchten solche Verdiekungen sich öfter einstellen. Man könnte die Varietät lobata heissen, da sie am Rande mehrere Buchten zeigt. Ganz anders ist dagegen die Seitenansicht von eminens fig. 39, fünf ziemlich abgeschlossene Zellen ragen über die markirte Hülle empor, von denen seitlich je drei in die Augen treten; die mittlere Hauptzelle überragt wieder alle. Diese Ab- änderung steht obenerwähnter Thecosmilia gregaria am - nächsten. Man könnte sie füglich für einen Zweig der viel grössern englischen Stöcke halten. Aber unsere Zelle ist mit den fünf Stücken abgeschlossen, und grössere habe ich nie gesehen. Durch Anschleifen fig. 40 stellt sich zwar der Ver- lauf der Wirtellamellen etwas klarer heraus, aber doch meist auch nicht genügend. Wie die Seitenansicht s zeigt, so ist die Zelle sehr flach, in der Mitte sogar nach Art der Cyeloliten etwas eingedrückt, auch ist keine merk- liche Ansatzfläche da; auf der obern Schliffläche sieht man aber ganz bestimmt fünf Strahlengruppen, die ebensoviele Anfänge von Zellen bedeuten. Der runde Kreis im Cen- trum, mit Eisenoolithen erfüllt, darf uns nicht täuschen, er III. Sternkorallen: Coenotheca montifer, pullulans. 611 rührt von einer Bohrmuschel her. Auch muss man sich vor Verwechselung der Kalkstrahlen mit den loculi hüten. Letztere mit Eisenerz erfüllt pflegen deutlicher hervorzu- treten, als der dunkele Kalk. Wie leicht man übrigens die Zellen für einfache Anthophyllen halten kann, soll Tab. 165 fig. 41 zeigen: hier ist der flach gebuchtete Rand von Wirteln gleichmässig umstrahlt; im Centrum er- hebt sich ein sechsstrahliger Hügel, der noch in der Seiten- ansicht s ziemlich über die Fläche hinausragt. Am Fusse desselben finden sich blos zwei markirte Zellengruben, die drei kurze Strahlen miteinander gemein haben. Ein deut- licher Einsatz weiterer Zellen wird nicht bemerkt. Obwohl es nur eine Spielart sein mag, so ist der centrale Hügel doch so characteristisch, dass man sie Hügelträger (montifer) heissen könnte. Freilich hält es stets schwer, alles das mit dem Griffel in der Hand klarzulegen, und dabei entgeht uns meist die Körnung der Lamellen, die sich nur auf den niedrigern Kanten erhalten lässt. Ebenso leidet die äussere Hülle. Die innere Zellenmannigfaltigkeit wächst, sobald die Stöcke Fig. 42 grösser werden. Der unsrige ist 9 cm lang, 7 cm breit und 4 cm hoch, wovon ich nur das ÜÖentrum abbilde: die einfache Mutterzelle von eiförmigem Umriss erzeugte fünf Trichter, die sich oben nach Art des con- strietum fig. 32 zusammen schnüren, so dass zwischen den Gipfeln ein breites Thal bleibt, worin die Wirtellamellen zusammen fliessen. Die stark verengten Gipfel zerlegen sich nun aber nochmals zu kleinern Zellen von verschie- denem Durchmesser. Bei andern Korallen pflegt mit der Zellenvermehrung eine Erbreiterung des Stockes einzutreten, hier ist das Umgekehrte der Fall, man könnte sie darnach pullulans heissen. Da sie vielfach von Schmarotzern an- gebohrt sind, so muss man sich hüten, deren Gruben mit 39* 612 IM. Sternkorallen: Coenotheca astreiformis. Lithodendron fungus. Zellen zu verwechseln. Bei andern fig. 43 setzen sich die Strahlenzellen wieder möglichst ins Gleichgewicht, keine sucht über die Nachbarin hervor zu ragen, die lache Ober- fläche nimmt ein Astreenartiges (astreiformis) Ansehen an, doch fliessen die Wirtel häufig ineinander, auch erinnert die verschiedene Zellengrösse noch vollständig an Coeno- theca, von den vier angedeuteten Zellen unseres Bildes o hat die kleinste 17 mm, die grösste 39 mm Durchmesser, also mehr als das Doppelte. Der eiförmige Stock ist 9 cm lang, aber die grösste Hälfte steckt so fest im Kalk, dass sie nur mit grösster Mühe darzustellen wäre. Dagegen liegt die Unterseite « völlig frei da, vom Centrum aus strahlen rings Wirtel hinaus, die sich durch Einsatz kürzerer vermehren, und durch concentrische Hüllmasse häufig unterbrochen wer- den. ‘Die Hüllmasse dringt deutlich immer wieder ins Innere des Stockes ein, sie entstand offenbar durch Zusammenfluss von innern Querlamellchen. Man wird dadurch lebhaft an den Aufbau von Omphyma tab. 157 erinnert. Alles das lässt sich nun freilich nicht zur bestimmten specifischen Unterscheidung verwenden, da mit dem Anwachsen des wissenschaftlichen Materials die Grenzen sich immer mehr verwischen: auf einem Extrem steht das grosszellige Antho- phyllum, auf dem andern die in viele Zellen zerschlagene Astrea. Besonders lehrreich ist bezüglich solcher Betrach- tungen das Lithodendron fungus tab. 165 fig. 44. 45 Jura tab. 50 fig. 8, welches ich nach seinem schwammförmigen Wuchs be- nannte. Der kaum fingersdicke Stiel gleicht der Anfangs- zelle eines gewöhnlichen Lithodendron, das am Hohenzollern und bei Jungingen gar nicht selten fig. 45 vorkommt, der Ansatzpunkt unten ist klein, aus der Hüllmasse quellen oben die Wirtelränder wie bei den Normannischen Montli- valtien hervor. Erst beim weitern Fortwachsen bildete sich III. Sternkorallen: Lithodendron fungus. Isastrea tenuistriata. 613 oben der Pilzförmig ausgebreitete Kopf fig. 44 aus, wie die Seitenansicht s zeigt, auf der Unterseite « mit einer kräf- tigen Hüllsubstanz bedeckt, welche keine Spur von Wirteln zu durchbrechen vermochte. Die Hülle geht bis an den äussersten gewellten Rand heran, welchen die Wirtel nirgends überragen. Oben o erhebt sich genau über dem Ende des Stieles die Oentralzelle umgeben von sechs Randzellen, die ebensoviel Buchten erzeugen. Die Zellenwirtel fliessen alle ineinander, namentlich gemeinsam ist gern derjenige Wirtel, welcher die nachbarlichen Oentra auf dem kürzesten Wege verbindet. Von den Randzellen zeichnet sich die obere durch Länge aus, welche in Folge des Einsetzens von zwei Nebenaugen entstand, wodurch gleichsam Ma&andrinen ein- geleitet werden; auch die übernächste links hat zwei Augen; alle übrigen sind einäugig. Von hier zur Isastrea tenuistriata tab. 165 fig. 46 E. H. Pal. Soc. V tab. 30 fig. 1 ist nur noch ein kleiner Schritt. Schon im Jura pag. 375 tab. 50 fig. 9 hätte ich sie gern Astrea helianthoides y genannt, so ähnlich ist sie der Natt- heimer bei Goldfuss Petref. Germ. pag. 65 tab. 22 fig. 4. Aber da der Name für die englische aus gleichem Lager bei Dundry von M’Coy (Ann. Mag. Nat. Hist. 1548 2. Ser. II. 400) einmal gegeben war, so behielt ich ihn gern bei. Die Goldfuss’sche helianthoides 22. 4, wovon explanata 38. 14 nur eine bedeutungslose Varietät mit dünnem Blatt ist, bildet einen eigenthümlichen in verschiedenen Schichten wiederkehrenden Typus, worin den Zellenrändern der Oallus fehlt. Man sieht daher, wie die Strahlen nachbarlicher Zellen zickzackförmig abwechseln, oder auch einzeln un- mittelbar ineinander übergehen. Milne Edwards (Coralliaires II. 526) erhob sie daher zu einem vielgenannten Unterge- schlecht Isastrea (isog ähnlich). Unser Stöckchen ist nie- drig, wie die Seitenansicht zeigt, rings ganz und gemäss 614 III. Sternkorallen: Astrea Zolleria. der Zellengrösse etwas gebuchtet. Die Unterseite steckt zwar in schwerem Eisenerz, aber man kann doch die Radial- streifen wenigstens stellenweis entblössen, und deutlich nach- weisen, dass sie nichts als eine weiter entwickelte Ooeno- theca bilden, die auch ausgezeichnet über den Eisenerzen von Wasseralfingen vorkommt. Querlamellchen und ge- körnte Lamellenränder werden öfter gesehen. Mit ihr ıst die Formengrenze erreicht, welche ihren Ausgang von der Coenotheca nahm. Isolirter, freilich auch nicht ganz ohne Zwischenglieder, steht Astrea Zolleria tab. 166 fig. 1—10. Sie gehört zu den Confluenten (Flözgeb. Würt. 1843 pag. 464), deren Zellen und Lamellen ineinander fliessen. Schon Le Sauvage (Üoralliaires II. 555) führte den Namen Thamnasteria (B&wvos Busch) für die verzweigte Astrea dendroidea Lamouroux Exp. meth. Polyp. 1821 pag. 85 tab. 78 fig. 6 aus dem Ooolith von Oaen ein, von der Michelin Iconogr. pag. 109 tab. 25 fig. 3 eine gute Abbil- dung gab. Später wurde er dann in Thamnastrea ver- bessert. Für die plattigen Stöcke führte Milne Edwards (Cmpt. rend. 1845 XXVII. 493) Synastrea ein, um durch die Sylbe oöv die „cloisons confluentes* zu bezeichnen. Allein er gab die Scheidung wieder auf, und so klingt der Name Buschkoralle für riesige flache Scheiben, die viel- mehr Oyclastrea (Kreiskorallen) heissen sollten, ganz sonder- bar. Sie sind aber wichtige Repräsentanten für die ältesten Triaskorallen, die der Uebergangsformation gänzlich zu fehlen scheinen, aber bald darauf im Muschelkalke in Be- gleitung von Montlivaltien (Anthophyllen) auftreten, und in verwandten Formen bis ins Tertiär fortsetzen. Ihre Ent- wickelung im mittlern Braunen Jura ist nicht unbedeutend, III. Sternkorallen: Astrea Zolleria. 615 da sie in Deutschland, Frankreich und England schon lange bekannt sind, aber so viel Local- und Personennamen er- hielten, dass man mit Abbildungen allein sich nicht durch- findet. Ich habe daher die unsrige vom Hohenzollern Astrea Zolleria Hdb. Petref. 1852 tab. 58 fig. 9 genannt, die mit Terquemi und Metensis (Meta Metz) Pal. Soc. V tab. 30 fig. 2 und 3 in Lothringen zwar die grösste Achnlichkeit hat, aber die Süddeutsche kommt in Scheiben bis zu einem Fuss Durchmesser bei wenigen Zollen Dicke vor, und über- wuchert öfter alles, was ihr in den Weg tritt. Sie erweckt daher von Anthophyllen begleitet in uns schon das Bild einer dünnen Korallenbank, unter der Millionen Trümmer vom. Pentacrinus Zollerianus liegen, welcher zum Briareus (Extracrinus) gehörig sich an seinen rhombenförmigen Hilfs- armgliedern so leicht erkennen lässt, und der neuerlich im Pent. Dargniesi Frankreichs namentlich bei Sennecey-le- Grand durch M. de Loriol einen ähnlichen Vertreter fand. Am Zollern kamen auch mal mit Serpula socialis eine Menge spannengrosser Exemplare von Ammonites Gervillii vor, die zu den Humphresianern gehörig sich an ihrer verengten etwas evoluten Mündung so leicht bestimmen lassen. Die Pentacrinitenbank ist kaum über Zoll dick, und liegt sobald man die Stufe der Gammakalke erreicht hat unmittelbar links (östlich) an der Strasse. Das Korallen- feld bildet ein steiniger Acker (rechts), der in den alten längst verlassenen Steinbrüchen lieg. Beim Bau des Schlosses hat man auch etwa 20 M tiefer am „Karren- bühl® gegraben, dessen flachen Rücken man leicht an den Steinfeldern erkennt, die durch Senkung und Abbruch in die tiefere Lage kamen. Das Gestein sind eisenschüssige gelbe und lebhaft grüne Oolithe, die besonders bei Dünnschliffen ‘ klar zum Vorschein kommen. Zwischen der Strasse und dem Karrenbühl zieht sich im Schieferletten der sogenannte 616 Ill. Sternkorallen: Astrea Zolleria. „Todtegraben“ zum Stettener Bach hinab, worin hoch oben angebohrte Schalen von Perna das Lager der Junginger Korallen pag. 599 andeuten. Besonders reichlich und man- nigfaltig lagern sie über den Eisenerzen von Attenhofen bei Wasseralfingen. Fig. 1 liefert uns den scheibenförmigen Umriss in (?/s) natürl. Grösse, worauf ich die Zellen unverkleinert habe zeichnen lassen. Grösser als diese kommen die Zellen nicht leicht vor, wohl aber etwas kleiner, doch nimmt dann auch die Deutlichkeit ab. Eine Zellengrenze wird nirgends be- merkt, die Wirtel fliessen vollständig ineinander, und endi- gen auf der Kante mit blasigen Knoten, welche zuweilen hohl erscheinen. Manche Centra zeigen auch eine dünne Axe, wie ein Halbkügelchen endigend, meist erscheint je- doch das Oentrum selbst bei Dünnschliffen leer. Eine Zwei- seitigkeit der Wirtelumrisse, wie es x in dreifacher Vergrösse- rung gibt, lässt sich nicht verkennen: man sieht oben und unten die Wirtel von Centrum zu Oentrum auf kürzestem Wege gehen, während sie links und rechts sich gabelig ge- stalten. Die Unterseite u zeigt stets eine concentrisch ge- runzelte Hüllmasse, welche die Wirtel öfter durchbrechen. Die Dicke dieser Wirtelstrahlen gibt den besten Massstab für kleine Unterschiede ab: Fig. 2 ist das Randstück der Unterseite von einer Scheibe, die ?/ı Fuss (240 mm) im Durchmesser hat, und im dieksten Theile, der mehr auf die Seite fällt, kaum 50 mm erreicht. Die Strahlen sind unmerklich dicker als in der links nebenstehenden z, und von Zeit zu Zeit brechen. Zellencentra durch, was auf ein randliches Fortwachsen hin- deutet. An ausgewitterten Stellen (y vergrössert) bemerkt man deutliche Rippen, die sich in den loculi auf den Wirtel- platten schief gegenüber liegen, und mit denen der Nach- barn zierlich alterniren. Zwischen den Rippen beider Seiten III. Sternkorallen: Astrea Zolleria., 617 verdickt sich die Platte etwas, aber eine verschiedene Stärke im Wechsel der Lamellen lässt sich nirgends bestimmt wahr- nehmen. Bei der unbedeutenden Dicke der Scheiben finden wir oftmals Querbrüche fig. 3. a. b, die über das Innere Aufschluss geben. Sie sind auch von zweierlei Beschaffenheit, je nach- dem der Bruch mehr oder weniger senkrecht a oder mit den Lamellen b läuft. Die senkrechten a zeigen Streifen, welche von denen auf der verwitterten Unterseite fig. 2 sich nicht unterscheiden. Beide Löcher rechts rühren von Schmarotzern her, das dritte links 7 entstand dagegen durch eigenthümliche Wucherung des Stockes, die auf der Ebene öfter solche Ungleichheiten erzeugt: natürlich verwitterte Stellen (# vergrössert) zeigen wieder dieselben schiefen Leisten, wie die Unterseite von fig. 2. y, die Verwitterung nahm den zwischenliegenden Mergel weg, der thierische Kalk blieb in seinen Umrissen stehen, und wurde blos in gelblichen Spath verwandelt. Schleift man dagegen (y vergrössert), so kommen äusserst zierlich lichtere Wellenlinien zum Vorschein, welche den Ausfüllungen der Hohlräume mit Gebirge ent- sprechen. Wer nicht im Voraus den Bau kennt, kann durch Dünnschliffe im Mikroscop leicht getäuscht werden, da der Spath durchsichtig, und das undurchsichtige Gebirge dagegen sich sehr stark hervorhebt. Wenn man es einmal weiss, so erkennt man auch in den Hohlräumen ganz be- stimmt die Schlangenform, es scheint dies zu beweisen, dass die Nachbarlamellen auf der Fläche in keinem Punkte mit- einander verwuchsen, geschlossene Querlamellchen in den loculi also fehlten, wenn nicht zufällig die Leiste an die Gegenwand auwuchs, und ein vereinzeltes Querlamellchen (traverse) erzeugte. Das erklärt nun auch die Brüche 5, welche an demselben Stocke den Lamellen folgen (z ver- grössert): die Bruchfläche ist da nicht blos schuppig, sondern 618 III. Sternkorallen: Astrea Zolleria. man kann sogar eine Fläche mit Leisten verfolgen, die von Centrum ce zu Centrum c gehen. Diese niedrigen Leisten entsprechen den Rippen ©, und ihre Höhe scheint etwas knotig zu sein, aber die Knoten sind undeutlicher und feiner als die auf den Hochkanten der Lamellen. Zittel (Handb. Palzontol. pag. 245 fig. 158. b) hat die Sache anders auf- gefasst, wenn er die Leisten in den loculi miteinander ver- wachsen, und zwischen den Leisten runde Löcher (Poren- reihen) quer durchgehen lässt. Die schief nach oben gehenden Leisten vertreten dort zwar unsere Querlamell- chen, alterniren aber nicht so bestimmt miteinander. Dass dabei ein stellenweises Anwachsen nicht gänzlich fehle, sehen wir zuweilen, aber die Leisten selbst verwachsen mit ihren Endrändern nicht untereinander. Löcher fig. 4. L (ver- grössert) bemerkt man zwar zuweilen, aber sie durchbrechen dann nicht quer die Wirtellamellen, wie es Zittel zeichnet, sondern sie correspondiren den Zwischenräumen (loculi). Freilich möchte man die Sache gern bestimmter verfolgen, allein man hängt dabei vom Zufall der Verwitterung auf den Bruchflächen ab, mit Schleifen kommt man nicht recht zu Stande. Ueberdiess muss man bei Dünnschliffen fig. 5 unter dem Mikroskop äusserst vor- sichtig sein, dass man die dunkeln mit Schlamm erfüllten loculi nicht für die Strahlen hält. Die Bilder machen zwar auf uns einen gefälligen Eindruck, aber wesentliche Schlüsse über den feinern Bau fördern sie nicht. Die dunkeln Strahlen bezeichnen die mit Gebirge erfüllten Zwischen- räume, sie erscheinen etwas blasig von Kalkspath unter- brochen, was auf die Leisten hindeutet, denn der lichte Kalkspath dazwischen nimmt die Stelle der thierischen Strahlen ein. Das dunkele mit oolithischen Körnern er- füllte Loch rechts oben rührt von einem Schmarotzer her. Ein üppiges Wuchern tab. 166 fig. 6 bemerkt man . III. Sternkorallen: Astrea Zolleria. 619 namentlich bei grössern Stöcken, die nicht blos von un- zähligen Löchern angebohrt sind, sondern wo man auch sieht, wie die Thierchen sich um den Raum stritten, und meist den feinern Confluenten unterlagen. Gleich oben rechts in der Ecke a ist noch der Sector eines Anthophyllum sessile sichtbar, das sich ganz in den Stock einsenkte, aber zur Hälfte des Randes schon so überwuchert wurde, dass es nur noch ‘ein kümmerliches Dasein fristen konnte. In der gegenüberliegenden Ecke ce hält sich ein Lithodendron fungus noch im Niveau, das selbst von runden Löchern an- gebohrt zwar noch sehr lebensfähig aussieht, aber an den Rändern doch schon soeben ergriffen ward. Die Zellen der Zolleria sehen, wo sie nicht zerstört sind, sehr gesund aus. Dennoch gruppiren sich darauf (Ecke b) kreisförmige Kolo- nien, deren Zellen zwar etwas kleiner sind, als die der grossen Mutter, aber dennoch nicht wohl als besondere Species angesehen werden dürfen. Wenn nun alles das für sich wuchert, so kommen eine Menge eigenthümlicher For- men zum Vorschein, die ich nicht weiter verfolgen will. In den grössern Löchern (Ecke d) stecken öfter Muscheln, welche die Löcher erzeugten, sie scheinen zum Lithodomus zu gehören. Die kleineren Kanäle von verschiedenem Oali- ber endigen unten gewölbt, erweitern sich auch wohl, so dass sie eine Keulenform annehmen, die Fistulanen gleicht. Sie kommen auch massenhaft in härtern Geoden vor, ähn- lich wie ich sie im Jura tab. 12 fig. 12 aus dem Lias ß abbildete. Es mögen wohl dieselben sein, wie in den dicken Schalen der Perna brevicardo. Zuweilen erscheinen sie von einer gewissen Regelmässigkeit mit kurzen Strahlen um- geben, und man kommt dann leicht in Gefahr, sie für be- sondere Korallen zu halten, namentlich wenn darin noch axenähnliche Kerne stecken. Das alles genügend zu ent- ziffern, ist namentlich auch bei der lockern Art der Erhal- 620 III. Sternkorallen: Astrea Zolleria. _ tung schwierig, und wenn dazu nicht noch besondere Merk- male kommen, so steht man rathlos da. Tab. 166 fig. 7 bilde ich eine Geschiebeartige Platte ab, die ich einer sehr geschickten Sammlerin auf dem Schloss Hohenzollern danke: überall brechen gestrahlte Löcher (2 vergrössert) mit einer dicken Axe hervor, sie erscheinen wie Sternzellen, die durch eine punktirte Haut voneinander getrennt sind. Die mit blossem Auge noch gut sichtbaren Punkte entsprechen kurzen schiefen Chsteten- ähnlichen Röhren, deren Wände, wenn die Löcher auf- reissen, so strahlig erscheinen, dass die Wirtel um die Zellen sehr wohl daher stammen könnten. Einzelne mit Erd- masse erfüllte Löcher dazwischen rühren dagegen entschie- den von Schmarotzern her. Ganz anders verhält sich wieder Fig. 8, die Ecke eines mehrere Faustgrossen Klumpens, hier sieht man in einer griesigen Grundmasse lauter runde mit Schlamm erfüllte Löcher, worin zum Theil noch Bohr- “ muscheln stecken. Die Grundmasse hat zwar ganz das Ansehen von Korallensubstanz, aber die Textur ist auf der Oberfläche so verwischt, dass man auch mit der Lupe keine Anhaltspunkte findet. Dazwischen liegen dann viele kleinere Löcher, die zum Theil sehr deutlich gestrahlt sind. Macht man dagegen einen Dünnschliff (y vergrössert), so bemerkt man schon mit der Lupe namentlich in Längsschnitten den Bau der Zolleria, nur in kleinerem Massstabe (minor). An- dere Klumpen fig. 9 sind dem vorigen zwar zum Verwechseln ähnlich, aber stellenweis sieht man darauf kleine Stern- haufen (2 vergrössert), die blos steifere Strahlen als die Zolleria haben. Man meint sogar zuweilen dazwischen kleine Punkte, wie in fig. 7, wahrzunehmen, das könnte dann in jene auch einige Aufklärung bringen. Andere Stellen sind dann wieder von Schmarotzern ganz durch- löchert. Ich würde die Sachen gar nicht erwähnen, wenn III. Sternkorallen: Astrea Zolleria, Aalensis. 621 sie uns nicht mahnten, dass die zahllosen Brocken jener Aecker am Hohenzollern mit grosser Aufmerksamkeit be- _ trachtet werden müssen, ehe man sie für etwas Organisches erkennt. Kleinere Zellen tab. 166 fig. 10 in deutlichen Platten kommen seltener vor. Unser Stück vom Hohenzollern hat in der Seitenansicht eine Pilzgestalt mit breitem Ansatzstiel. Die ganze Unterseite « ist mit dicker concentrisch gerun- zelter Hüllmasse gedeckt, auf welcher sich die zarten Zellen erheben. Man kann die Wirtel mit blossem Auge zwar noch gut unterscheiden, aber sie sind wenigstens um die Hälfte dünner, als bei den grossen Scheiben, und stark ineinander verschnörkelt (x vergrössert),. Nach sonstigen schärfern Unterschieden sucht man vergeblich. Die zwei Kreise je oben und unten wucherten etwas über die ge- meinsame Fläche empor. Es bildeten sich auf diese Weise Platten übereinander aus, welche den Stöcken ein gar ver- schiedenes Ansehen geben. Da die kleine Thamnastrea seita E. H. Pal. Soc. V tab. 23 fig. 4 dem Great Oolite ange- hört, so denke ich dabei mehr an Thamnastrea Dumonti Chapuis und Dewalque (Me&moires couronnes Acad. Bel- gique 1852 Bd. XXV pag. 270 tab. 38 fig. 11) von Longvy mit ähnlichem Wuchs. Bei Thamn. Metensis pag. 615 von St. Quentin wird die Ungleichheit der Septa ausdrücklich hervorgehoben, das würde mehr an unsere Astrea Aalensis tab. 166 fig. 11 erinnern, die sich in dünnen Platten bei Attenhofen (Jahreshefte Würt. 1864. 49) ebenfalls im Braunen Gamma findet. Die Zellen (y ver- grössert) sind hier sichtlich in die Länge gezogen, und der Grössenunterschied der Wirtellamellen fällt in hohem Grade auf; dabei dringen die grossen, etwa 12 an der Zahl, weiter ins Innere vor, als die kleinen. Die Hochkante ist aber auch geknotet, und man sieht öfter Querlamellchen. Die 622 III. Sternkorallen: Astrea Aalensis, Luciensis. Stöcke bilden längliche meist elliptische Platten, deren Centrum sich flach einsenkt. Unsere Abbildung o gibt nur ein Stück von der Oberseite, woran die hohe Leiste auf- fällt, welche links Zellen und rechts Hüllmasse zeigt; in der Seitenansicht s bekommt man eine Vorstellung von der flachen Wölbung, welche durch die Leiste kaum gestört wird. Im Mittel nicht über 6 mm dick mit fast schneidi- gem Rande, ist die längliche Schüssel doch ausserordentlich fest und kräftig, von Rissen und Kalkspathgängen durch- setzt, und mit Schmarotzern (Serpula, Thecidea) bedeckt scheinen auch hier Pentacrinitentrümmer auf den Zoller’- schen Briareus hinzudeuten. Die Menge von Confluenten bei Attenhofen fällt auf, ich finde darunter namentlich viele kleinere fig. 11. @, doch da das typische Ansehen ganz gleich bleibt, so mag ich sie von Zolleria nicht trennen, zumal da sie an Ort und Stelle durch alle möglichen Zwischenstufen darin übergeht. Bei Gingen sind die Zellen zwar kürzer als fig. 11, aber die Ungleichheit der Wirtellamellen bleibt ähnlich. Aus dem Obern Braunen Jura von Eningen tab. 166 fig. 12 an der Achalm bekam ich aus dunkelm Thone nur das einzige Stück, was ich schon im Jura tab. 72 fig. 11 unter Cyathophora Luciensis E. H. Pal. Soc. V tab. 30 fig. 5 aus dem Bradfordelay at Pound hill aufführte. Es können zwei Funde nach Lager und Form kaum besser stimmen. Den unpassenden Geschlechtsnamen führte Michelin Iconogr. pag. 104 ursprünglich für Cavernose Astreen aus dem Coralrag an, womit die kleinzelligen Species nur wenig Verwandtschaft zeigen, daher hatte d’Orbigny Prodr. I. 321 für dieselben aus dem Grand Oolite von Luc den Namen Uryptocoenia bereit: „Oalice non saillant, tr&s-profondement creusd, orbiculaire, & cloisons r@guliöres, par doubles cham- bres, intervalle orn€ de cötes rayonnantes prononcdes; six III. Sternkorallen: Astrea kaceiformis. 623 systömes®. Gerade diese sechs kräftigen Strahlen je von dreieckigem Querschnitt (x vergrössert) machen unser kleines Kissen ausserordentlich characteristisch. Leider ist die Ober- fläche etwas verdrückt, aber man sieht doch, dass keine breite Grundmasse (Coenenchym) vorhanden ist. Sechs Zwischenlamellen mögen vorhanden sein, doch heben sie sich kaum von der innern Wand ab. Der Schlamm in den Zellen lässt keine Querscheidewand wahrnehmen, nur auf dem Längsbruch (y vergrössert) sieht man deutliche Reste von Querscheidelamellchen, die meist einander auf beiden Seiten der Wirtelbrüche correspondiren, wodurch sich die Thierchen aus der Zelle heraus hoben. Unsere Thone sind gegen die kalkigen Great Oolite an Sternkorallen arm. Sie sind zwar in den lockern Kalken vortrefllich erhalten, aber doch schwer zu reinigen. Beson- ders gefällig ist Astrea baceiformis tab. 166 fig. 13 von Chamboy, unser Exemplar ist blos etwas weniger kugelig und grosszelliger, als das von Michelin (Icon. 225 tab. 54 fig. 11) aus den Calvados. D’Orbigny Prodrome I. 322 führte sie als zweite Species von voriger Uryptocoenia auf, während sie Edwards Coralliaires II. 241 Stylina heisst, wohin besonders die Nattheimer grosszelligen Cavernosen gezählt werden. Die Interstitien der Zellen haben allerdings ähnliche Streifungen (y vergrössert), die selbst bei abgeriebenen Exemplaren beim Benetzen noch durchscheinen. Es kommen Zellen vor, worin man ganz bestimmt blos sechs Hauptstrahlen wahrnimmt, aber im Centrum ist dann immer eine markirte glatte Platte, welche die compacten Querscheidewände an- deutet. Sechs weitere Zwischenstrahlen fehlen jedoch nie- mals. Dazwischen liegen dann aber wieder grössere zer- 624 II. Sternkorallen: Astrea dissimilis. Montlivaltia caryophyllata. streut, worin die Sechszahl verwischt ist: so zählt die ver- grösserte © um die Centralscheibe 10 lange Strahlen und nur 9 kurze, indem eine (unten) fehlt. Solche Verschieden- heiten dürfen uns beim Bestimmen nicht hindern. Beim Verwittern kommen öfter Säulen zum Vorschein, welche auf eine lockere Verbindung der Zellen hinweisen, und zur Namengebung veranlassten. Sie könnten daher ganz wohl als Vorläufer der Cavernosen gelten, während Astrea dissimilis tab. 166 fig. 14 Michelin 54. 12 von dort zur Gruppe der kleinzelligen Isastreen gehören würde, wenn nicht der Callus zwischen den flachen Trichterzellen Er er etwas zu dick wäre. Ein Scheibchen (2 vergrössert) oder Knöpfchen ist zwar im Centrum der Zellen noch vorhanden, aber die Sechszahl der Wirtel tritt nicht mehr hervor. In England scheint Isastrea Richardsoni E. H. Pal. Soc. V tab. 29 fig. 1 aus dem Inferior Oolite von Dundry ihm schon sehr nahe zu stehen, anderer zahlloser Varietäten nicht zu gedenken. Zu den grossen Einzelzellen gehört vor allen Montlivaltia caryophyllata tab. 166 fig. 15. 16 Lamou- roux Exp. meth. Pol. 1821 pag. 78 tab. 79 fig. S—-10 aus dem Great Oolite der Normandie. „Dedie & M. le comte de Montlivault“ wollte Ehrenberg unnöthig den Namen in Montlibaldia, M’Coy in Montlivaultia umändern. „Presque piriforme, Tinferieure ridee transversalement; la sup6rieure legerement ombiliqude et lamelleuse passt auf unsere klei- nern fig. 16 von Ranville vortrefllich. Ganz so fasste Michelin Iconogr. 222 tab. 54 fig. 2 die Sache auf. Lamou- roux legte auf die quergestreifte Hülle ein solches Gewicht, dass eine cylindrische meist nur mit Längsrippen versehene Abänderung von dort Oaryophyllia truncata Exp. 85 tab. 78 fig. 5 genannt wurde. Goldfuss Petref. Germ. pag. 46 tab. 13 fig. 10 citirte jene kurze unter Anthophyllum piri- forme, und will ein „caleinirtes Exemplar von Caen“ unter nnnnnne . DEUTSCHLANDS, : DER ERSTEN ABTHEILUNG SECHSTER BAND. FÜNFTES HEFT. (STERNKORALLEN) VON ZEHNTES HEFT. - LEIPZIG, 1880. FRIEDRICH AUGUST QUENSTEDT, PROFESSOR DER GEOLOGIE UND MINERALOGIE IN TÜBINGEN. a ’ FAHRT > 35, N A Hgasıız | PETREFACTENKUNDE TIER AKTEN ININININININININZNITIINININSNININDNWNS NUNG HIERZU EIN ATLAS IN FOLIO MIT 6 TAFELN IN TONDRUCK. FUES’S VERLAG (R. REISLAND). ; III. Sternkorallen: Montlivaltia caryophyllata. 625 den Händen gehabt haben, während die Abbildung mehr zu einem Nattheimer passen würde. Da nun an letzterer Fundstelle verwandte aber grössere Einzelzellen in ausge- zeichneter Pracht schon anderthalb Jahrhundert bekannt waren, so gewöhnte man sich um so leichter an den Namen von Schweigger (Beobachtungen Naturhist. Reisen 1819 pag. VI), wenn auch dieser darunter namentlich in seinem Hab. Naturg. 1820 pag. 417 die verschiedensten Dinge be- griff. Ohnehin würde Anthophyllum ganz verloren gehen, ich ziehe ihn daher als den ältern und bezeichnenderen immer dem Montlivaltia vor. Es sind eben die Vorläufer der spätern Caryophylleen, die in jeder Altersschicht eigenthüm- liche Wahrzeichen an sich tragen. Bei unsern Oolithischen sind die Lamellen von wechselnder Grösse auf der Kante geknotet, doch ist das schwer zu beobachten, weil man meist lange kratzen muss um sie freizulegen, auch ist das Centrum nicht rund, wie man es immer abgebildet findet, sondern länglich, was mit Bestimmtheit zu zeigen einige Uebung verlangt. Unsere längliche krumme fig. 15 hat unten einen kleinen Ansatzpunkt, die Anfangsspitze biegt sich aber schnell, und es entstand dann ein zierlicher Kegel, der sich durch eine grössere Runzel hervorhebt, bis endlich in verschiedenen Absätzen ein Üylinder entstand. Eine Menge concentrischer Linien decken die Längsrippen, zwi- schen welchen man vergeblich nach Querlamellchen sucht, sie sind wahrscheinlich durch Kalkspath verzehrt, der überall im Innern gleich hervorbricht, wo eine verletzte Stelle ist. Der kleinere Kegel fig. 16 hat unten eine deutliche callöse Ansatzfläche, die sich gut reinigen liess. Wenn die Kegel länger festsassen, so entstanden Sessiles, wie Lamouroux |. c. 79. 8 schon ein so gutes Beispiel gab. Mit der Lupe erschei- nen die Wirtel auch auf abgeriebenen Stellen knotig (x ver- grössert), was auf niedrige Leisten in den Flanken hindeutet. Quenstedt, Korallen. 10te Liefer. Januar 1880. 40 626 III. Sternkorallen: Anthophyllum deeipiens. Anthophyllum deeipiens tab. 166 fig. 17—19 Goldfuss Petref. Germ. pag. 218 tab. 65 fig. 33 aus den dunkeln Thonen des Braunen Jura & (Walkererde) von Buxweiler im Elsass ist wegen der verschiedenen Länge seiner Zellen sehr lehrreich. Goldfuss bildet ein 42 mm langes Stück ab, das im Habitus unserer fig. 15 gleicht, aber gewöhnlich sind sie kürzer, etwa wie fig. 17, was aussen mit dicker Hülle bedeckt einem vertieften Napfe gleicht; unten « nimmt man keinen recht deutlichen Ansatzpunkt wahr, von der Seite s ragen die gekerbten Wirtel über den Hüllenrand kurz hinaus. Die Wirtel auf der Oberseite o zu zählen hält im Thongebirge immer schwer, weil die Masse zu zer- brechlich ist, die äussere Hülle schliesst eng an. Man darf sich in dieser Beziehung nicht durch die Serpula limax rechts täuschen lassen, die sich so vollkommen an den Hüllenrand anschliesst, und sich dabei so wenig durch Farbe und Strei- fung von der Unterlage unterscheidet, dass ich lange das Richtige nicht erkannte. Die Stöcke werden nun immer flacher, und endlich gleichen sie vollkommen einem Oyclo- lites fig. 18 mit einer horizontalen Unterlage « und bognig geschwungenen Wirtellamellen, wie die Seitenansicht s zeigt. Die Bruchfläche 5b lässt die verticalen Rippen auf den Flan- ken der Blätter (5 vergrössert) deutlich erkennen, wie das Goldfuss schon wusste. Die Blätter sind nach ihrer Höhe dreierlei, und das entspricht dann auch der ungefähren Grösse auf der Oberseite o, indem zwischen zwei Haupt- lamellen meist drei von zweierlei Werth fallen: eine mitt- lere grössere, zu den Seiten mit je einer kleinern. Auf unserer Hälfte würden dann 12 Hauptlamellen zum Mittel- punkte reichen; 12 Mittellamellen greifen nicht so tief ein; 2.12—=24 sind die kürzesten, so dass auf die ganze Scheibe 2.4896 Wirtel kämen. Die kleinste Scheibe fig. 19 ist in dieser Beziehung ziemlich vollkommen: sie hat unten eine III. Sternkorallen: Anthophyllum deeipiens. Fungjia. 627 dicke Hülle mit glattem Centralwulst, der aber keine Spur von Ansatzfleck zeigt; die Seitenansicht bietet uns die ausser- ordentliche Flachheit, und das Hervorquellen der Lamellen; oben o scheinen dagegen nur 6 Strahlen vom Aussenrande zum Mittelpunkte zu reichen, der sich dadurch zu einer kleinen Axe verdickt. In jedem solchen Sextel (x ver- grössert) folgen nun der Grösse nach geordnet 1+2+4 —+8=15 Lamellen, so dass auf den ganzen Kreis 6+6 +12+24-+43=96 Strahlen kämen. Es wäre das gleich- sam das Ideal, welches alle zu erreichen strebten. Das ganzesAnsehen bürgt dafür, dass diese flachsten Scheiben entschieden zu den Cylindern gehören, welche sich zu be- liebiger Länge entwickeln konnten. Fungia tab. 166 fig. 20— 55. Lamarck gründete schon 1801 (Syst. des anim. s. vert. 369) dies merkwürdige Geschlecht auf den Fungus lapideus, welchen im Mittelmeer in grossen Scheiben vorkommend noch J. Bauhin 1651 zu den Pflanzen stellte. Es war der Champignon marin, welcher von dem terrestre nur dadurch sich unterscheiden sollte, dass er seine Blätter oben statt unten hatte. Sie wurden von Milne Edwards in eine Masse von Untergeschlechtern zersplittert. Es fehlt im Allgemei- nen unten die concentrisch gestreifte Hülle, man sieht die Wirtellamellen vom Centrum ausstrahlen, und kann einzelne bis zur obern Mündung verfolgen, die gewöhnlich eine läng- liche Grube bildet. Sie gehen dann allmählig in Cyelolites über, die aber unten eine deutlich concentrisch gestreifte Hülle haben, und meist blos niedrige Scheiben werden. Unsere kleinen Jurassischen, den ältesten ihrer Art ange- hörig, waren schon längst unter Porpites pag. 400 gekannt, A. d’Orbigny Prodrome I. 241 führte sogar schon eine 40 * an Een er 2 628 III. Sternkorallen: Fungia orbulites. Anabacia Normaniana aus dem mittlern Lias (Liasien) der Normandie an. Es wäre auch hier besser gewesen, man hätte bei der typischen Aehnlichkeit mit Fungia statt Abacia stets Fungia gewählt, dann wüsste man gleich aus dem Namen, dass Ana-, Gena-, Micro-, Cryptofungia ete. zu den characteristischen Fungiden gehören. Fungia orbulites tab. 166 fig. 20—24 Lamouroux Expos. method. pag. 86 tab. 83 fig. 1-3 aus dem Great Oolite der Normandie ist eine der ausgezeichnetsten Oolith- formen, die unsern thonigen Lagen in Württemberg durch- aus fehlt. Die zarten Lamellen sind auf dem Rande alle gekörnt, überall gleich dick, was natürlich nur durch stetiges Einsetzen neuer Lamellen bei gleicher Breite der loculi möglich wird. Die Basis im Centrum etwas eingesenkt hat weder Hülle noch Ansatzpunkt, und die Oberseite sich halbkugelig hinaufwölbend kann leicht mit Galeriten ver- wechselt werden. Am schwersten ist oben die längliche Mündung zu ergründen, sie ist jedenfalls tief, und daher die Beschreibung von Edwards (Corall. II. 32) „fossette cali- culaire eirculaire, petite et peu profonde“ doppelt unrichtig. Er nannte sie Anabacia complanata, weil Defrance (Dictionn. sc. nat. 1820 XVII. 217) sie schon vor Lamouroux unter Fungia complanata verstanden haben soll, aber sie ist nicht flach, sondern gehört vielmehr zu den hochgewölbten Racen, dagegen fällt der gefällige Kreis auf, was Guettard schon 1770 mit Porpite eirculaire bezeichnete. Unsere fig. 20 von Poix (Ardennes) gehört schon zu den grossen Varietäten, die grosse Mündung oben o ist in ihrem Umriss durchaus ge- treu, ich kam mit 3 mm Tiefe noch nicht auf den Grund. Die Unterseite « hat nur im Centrum einen kleinen glatten Fleck, womit das 'Thier in der ersten Jugend festsass, sonst aber treten überall die gekörnten Rippen hervor, welche man mit blossem Auge soeben noch sieht, wornach man zur III. Sternkorallen: Fungia orbulites. 629 auf die grosse Zahl am Rande rechnen kann. Etwas kleiner und genau so gross, wie es Michelin Iconogr. 221 tab. 54 fig. 1 zeichnete, ist fig. 21 von Poix, die Mündung m, von Michelin falsch gezeichnet, wird hier im Verhältniss noch breiter und tiefer, allein in Brauneisen verwandelter Schwefel- kies auf dem Grunde erschwerte das Verfolgen. Besonders deutlich treten auf der Unterseite « (U vergrössert) die knotigen Rippen auf, eine davon läuft schief durch das Centrum ununterbrochen fort, links und rechts bündeln und biegen sich die Strahlen, eine treue Darstellung ist freilich für den Künstler nicht leicht. Noch kleiner und flacher wird fig. 22 von Poix, aber die Länge der Mündung fällt immer stark in die Augen. Der Schwefelkies war bei dem Ausarbeiten aller drei etwas hinderlich. Wir haben es hier bei Poix mit einer langmündigen Varietät zu thun, die viel- leicht unter Anabacia Buchardi Edwards Corall. III. 33 ver- standen sein könnte, da es von ihr heisst „fossette centrale legerement oblongue“. Allein ohne die Originale bringt man es bei den misslungenen Zeichnungen nicht sicher her- aus. In den kalkigen Oolithen von Me&zieres (Ardennes) fig. 23 und 24 sind die Scheitel- mündungen (x vergrössert) zwar kleiner, aber doch immer noch entschieden oval, die Wölbung in der Seitenansicht s bleibt immer noch sehr gefällig, aber die Wirtel (x ver- grössert) scheinen etwas roher, stellenweis wie durch Quer- lamellchen gegittert. Doch ist daran nur die kalkige Er- haltung schuld, man verwechselt die breitern loculi mit den schmalern Wirtellamellen. Es gehören dazu zwar sehr kleine Exemplare fig. 24, die man deshalb vielleicht schon zum laevis rechnen könnte. Ohne reichliches Material sind die Sachen eben nicht zu bewältigen. Bei Ranville fig. 25 kommen förmliche Scheiben vor, die unten und oben fast gleich sind, aber die schönen Exemplare haben durch Ab- - 630 III. Sternkorallen: Fungia orbulites, lsvis. reibung gelitten. Dem Fundorte nach könnte man an ab- geriebene Oyclolites orbitolites Mich. Iconogr. pag. 7 tab. 2 fig. 6 denken, allein die Unterseite u (U vergrössert) zeigt keine Spur von Hülle, und die gekerbten Wirtellamellen gleichen den vorigen vollkommen. Sie haben im Centrum eine Neigung sich durch Gabelung zu bündeln, durch die Grübchen dazwischen darf man sich nicht täuschen lassen, sie rühren von kleinen schwarzen Flechten her. Auf der Oberseite o (O vergrössert) ist die Mündung kaum etwas oval, die Strahlen bündeln sich nicht, sondern setzen sich bei der Vermehrung nach aussen immer bestimmt frei ein. Zuweilen kommen bei M&zieres fig. 26 Exemplare von orbulites vor, die auf der Unterseite durch Bruch vertieft und entstellt sind, man sieht den Riss (x vergrössert) deutlich im Kreise herum- ziehen. Die Verwitterung muss daher im Innern Höhlungen erzeugt haben, dass eine solche Entstellung möglich ward. Bei unreinen Exemplaren kommt man daher in Gefahr, sie für Echiniden zu halten, zumal da auf dem Scheitel die tiefe Mündung (M vergrössert) nicht fehlt, die an unserm Exemplare rechts verkrüppelte, was sicher zu ermitteln mir grosse Schwierigkeit machte, aber ihr sonstiges Ansehen stimmt ganz mit den gleichgelagerten fig. 23. 24. Es wirft das ein Licht. auf die verkrüppelte Fungia l»vis tab. 166 fig. 27—33 aus dem Grossoolith von Pfirt (Ferrette) im Ober-Elsass südwestlich Basel. Ich habe im Hdb. Petref. 1852 tab. 59 fig. 15. 19 diesen Namen von Goldfuss Petref. Germ. pag. 47 tab. 14 fig. 2 wieder aufgenommen, ganz vorzüglich bildete sie schon Walch (Naturg. Verst. 1769 II. 2 pag. 56 tab. F. 3 fie. 6. 9) von Orbelingen an der Ergolz im Canton Basel als Por- pites ab, weniger deutlich sind zwar diese „Corallpfennige“ bei Schröter (Vollst. Einleit. Verst. 1778 III pag. 506 tab. 9 III. Sternkorallen: Fungia lsvis. 631 fig. T) von Troyon in Lothringen, aber er sagt ausdrücklich „ihre Farbe ist braun und die Streiffen bestehen aus lauter nebeneinander stehenden Punkten“. In England soll der Bottonstone von Plot (Nat. Hist. of Oxfordsh. 1676 pag. 139 tab. 8 fig. 9) schon hierhin gehören. Jedenfalls haben diese kleinen in den braunen Oolithen die grösste Verbreitung, demungeachtet beliess sie Milne Edwards bei obiger com- planata, obwohl die zum grössern neigt. Nach der Dar- stellung in der Pal&ontogr. Soc. V. 120 tab. 25 fig. 3. f, wo sie noch Anabacia orbulites genannt wird, liegen sie auch hier verdrückt. Trotz der grossen Menge, die ich besitze, haben alle namentlich in der Basis mehr oder weniger gelitten; die Scheitelgrube ist zwar, wenn es ge- lingt sie richtig zu entblössen, etwas oblong, aber viel weniger als bei orbulites; die verkalkten Wirtel sind fein und knotig sobald man nicht zu tief kratzt, und der braune verrostete Kies sie nicht entstellt hat. Eine Auswahl von Stücken mag das bestätigen: fig. 27 hat oben o noch eine gefällige Rundung, doch liegt das Grübchen auf dem Scheitel ziemlich unsicher versteckt; die Basis « ist tief eingesenkt, wie es die Seitenansicht s durch eine feine Linie andeutet. Die loculi (= vergrössert) übertreffen an Breite die der zarten knotigen Wirtel mehr als um das Doppelte, was leicht zur Verwechselung führen kann. Fig. 23 mit hoher Seitenansicht s ist etwas verdrückt, die in Kies verwandelten Wirtel (y vergrössert) sind hier, um- gekehrt wie vorhin, breiter als die loculi, und haben durch Druck die Krümmung bekommen. Die stark verdrückte fig. 29 hat unten 4 eine ganz zerrissene Basis, während der Scheitel oben o sich besser erhielt, und namentlich den Mund vortrefllich aber ungewöhnlich lang zeigt. Fig. 30 gleicht einer Bi ohne sichtliche Bruchfläche; wie concav die Basis unten A ist, ward in der Seitenansicht s durch 632 III. Sternkorallen: Fungia lsvis, stellifera. die zarte Zwischenlinie angedeutet; ungestört laufen die Wirtel vom Centrum (O vergrössert) fein punktirt und öfter gebündelt aus; die kleine aber deutlich ovale Mün- dung liegt oben 0 in einer sehr ausgesprochenen Vertiefung. Die kleine fig. 31 mit deutlich länglicher Mündung habe ich angeschliffen, es zeigt sich wegen der stark vertieften Basis blos ein Halbmond s, aber die Wirtel (y vergrössert) gehen trotzdem unverletzt knotig durch, es deutet das Rippen auf den Flanken an. Wie die Dünne s fig. 32 von der Seite zeigt, so ist es durch Druck ein blosser Lappen geworden, demungeachtet hat sich auf der Ober- seite o die ovale Mündung (M vergrössert) mit den zart punktirten Strahlen besser erhalten, als bei irgend einer andern; nur unten « wird am innern Rande der Bruch deutlich, aber die Strahlen bleiben, nehmen nur gern ein anderes Ansehen an. Fig. 33 ist meine kleinste mit gut erhaltener Mündung, aber tief ausgehöhlter Basıs. Fungia stellifera tab. 166 fig. 34. 35 Archiac Mem. Soc. geol. France 1843 2. ser. V. 369 tab. 25 fig. 2 aus dem Oolith von Boulogne am Pas-de-Calais ist durch ihre Nebensterne eine der reizendsten und leicht erkennbaren Species, die Milne Edwards (Corall. III. 33) zur Genabacia erhob. Es könnte uns das schon an die zusammengesetzte Fungia limacina (Herpetolitha) aus dem indischen Ocean erinnern, welche ebenfalls Massen solcher Nebenzellen zeigt. Es sind gefällige stumpfe Kegel, deren Kante unten abge- stumpft und deren Basis eingesenkt ist. Man sieht nirgends auch nur eine Spur von Hülle, überall gelangen die Wirtel an die Oberfläche, die Frage ist nur die, ob man die schma- lern lichten und punktirten Kalkspathfäden oder den brei- tern dazwischenlagernden gelblichen Kalk für die thierische Masse nehmen soll. Jene zartern Fäden sind der thierische Kalk, welcher nur selten an die Oberfläche tritt, während III. Sternkorallen: Fungia stellifera. Cyclolites orbitolites. 633 die Steinkernmasse sich geltend macht, Am allgemeinen Bilde ändert das nun zwar nichts, allein wenn man aus der Beschaffenheit der Wirtellamellen Kennzeichen hernehmen wollte, so könnte das zu Irrthümern führen. Auf der Ober- seite setzen sich die Wirtel immer frei ein, in der Basal- vertiefung verbreiten sie sich dagegen büschelförmig (y ver- grösser) vom Centrum aus. Durch Kratzen gehen die Pünktchen der Oberfläche verloren, die Lamellen werden geschlossene Linien mit seitlichen Knoten, welche auf nie- drige Flankenrippen hindeuten. Die Nebenzellen (x ver- grössert) können leicht übersehen werden, sie bilden ge- wöhnlich nur einen unregelmässigen Kreis um die oblonge Gipfelmündung. Die Zellengruben sind gern verschmiert, und an Grösse sehr ungleich, man muss dann vorsichtig aus dem Gewirr der Lamellen den Kelchpunkt festzustellen suchen. Es kommen übrigens auch Exemplare fig. 35 vor, die auf dem Scheitel keine Hauptmündung zu haben schei- nen, der Seitenzellenkreis aber nicht fehlt, die punktirten Wirtel (2 vergrössert) treten hier sehr deutlich an die Ober- fläche. Cyelolites orbitolites tab. 166 fig. 36 Michelin Iconogr. pag. 7 tab. 2 fig. 6 aus den Braunen Oolithen von Cham- boy darf nicht mit obigen orbulites verwechselt werden. Die flachen Scheiben haben hier auf der Unterseite « nicht blos eine deutlich concentrisch gestreifte Hülle, sondern die Strahlen sind viel gröber und minder zahlreich. In der Seitenstellung s sieht man sie zwar deutlich über den Hüll- rand hinausragen, aber das Zählen wird doch schwierig. Ich meine, dass nur 6+6==12 Strahlen bis zur Centralscheibe reichen, während in jedem der zwölf Zwischenräume noch 1+2=3 Lamellen sich einsetzen, also im Ganzen 6+6 —+12-+24—=48 Lamellen vorhanden wären. Es ist inter- essant, wie die Eisenoolithe bei dem Zählen uns leiten, 634 III. Sternkorallen: Cyelolites Hehlii, Langii. dieselben konnten ebenfalls nur Reihenweis in die loculi eindringen, wie die vierfache Vergrösserung x zeigt. Ohne sie wäre ein Zählen kaum möglich, da die Wirtel der Ge- birgsmasse ausserordentlich gleichen. Nur ein einziges Mal bekam ich aus unsern Eisenoolithen von Tuttlingen fig. 37 ein ähnliches Exemplar, wo auch die Oolithkörner: sich Reihenweis in die loculi drängen. Man zählt etwa 72 Wirtel, die nie- drige Scheibe s biegt sich am Rande etwas empor, aber der Unterseite « (U vergrössert) fehlt jede Spur von Hülle, was jedoch vielleicht nur Folge der Erhaltung sein mag, zu- mal da das Stück sehr abgerieben erscheint. Bergrath Hehl, aus dessen hinterlassener Sammlung es stammt, be- stimmte es als Cyclolites numismalis. Es ist das ein alter von Lamarck (An. sans vertebr. II. 233) für Linne’s Madre- pora porpita pag. 401 eingeführter Name. Goldfuss (Petref. Germ. pag. 48 tab. 14 fig. 4), der Cyelolites und Fungia von Lamarck ausdrücklich wieder zusammen warf, wendete seine Fungia numismalis auf eine jurassische Form von „Giengen in Württemberg“ an. Es könnte das sehr gut auf einer Verwechselung der Fundorte beruhen, denn mir ist sie nicht bekannt geworden. Sie ist also, so lange wir die Originale nicht kennen, für die Wissenschaft verloren. Demungeachtet wird sie von Milne Edwards (Coralliaires Ill. 40) für eine Form aus dem untern Greensand von Uchaux (Vaucluse) eitirt, und an die Spitze der Synonymik „Echinites striis capillaceis in monte Legerio“ von Lang (Hist. lap. fig. 1708 pag. 126 tab. 36 fig. 1. 2) gesetzt, der doch einzig und allein nur aus dem Jura stammen kann. Ich habe ihn daher schon im Hdb. Petref. 1852 tab. 59 fig. 2. 3. a—c als Cyelolites Langii tab. 166 fig. 33—45 aus dem mitt- lern Braunen Jura vom Hummel bei Waldenburg im Canton III. Sternkorallen: Cyelolites Langii. 635 Basel aufgeführt. Da sie in der Schweiz so häufig sind, so werden sie auch andern Oolithischen Lagern nicht fehlen, Milne Edwards Oorall. II. 326. hat die meinige als Montli- vaultia gedeutet. Jedenfalls ist es eine der lehrreichsten Formen, die aber leider in so ungefügen grauen Schlammen stecken, dass man bei der Unsicherheit des Erkennens leicht das Unterende « nach oben stellt, wie das in meinem Hand- buche geschehen ist. Denn nicht blos der Rand fig. 33 ist nach unten gebogen, sondern man sieht anfangs auch blos auf der Unterseite 48 Gabeln, die Ausfüllungen der loculi bilden, und die man so leicht für die Wirtel nimmt. Erst nach sorgfältigem Putzen erscheinen auf der flach convexen Oberfläche o die zarten geknoteten Wirtel von verschiedener Länge, deren Zahl 6+6+12+24+435=96 beträgt. Am leichtesten sind an guten Exemplaren die 96 Kerben zu zählen, man kann dabei deutlich verfolgen, dass die Wirtellamellen oben in die Zwischenräume der Randkerben fallen, wie x vergrössert in halbgewendeter Stellung zeigt. Konnte ich auch die Mündung wegen der Härte des Ge- steines nicht bis zur Tiefe verfolgen, so sieht man doch bei allen deutlich, dass nur die Hauptstrahlen in ungleicher Weise bis zum ovalen Mundrande reichen. Das Centrum auf der Unterseite hebt sich stets flachkegelförmig hervor, wie man aus der Seitenansicht s am besten beurtheilen kann. Es ist allerdings auffallend, dass man an diesem Exemplar, das genau so gross als das Langische ist, auf der Unterseite kaum eine Spur von den eigentlichen Wirtel- lamellen wahrnimmt, während die Gabeln selbst ebenfalls aus Kalkspath bestehen, und daher täuschend das gewöhn- liche Wirtelansehen haben. Dass diese Deutung die richtige sei, beweist die Unterseite « fig. 39, wo die flache Con- cavität von concentrisch gestreifter Hülle gedeckt wird, durch welche die gegabelten Rippen durchschimmern. In 636 III. Sternkorallen: Cyelolites Langii. fig. 40. u wird die gerunzelte Hülle so diek und callös, dass von Durchscheinenheit entfernt nicht mehr die Rede ist, auch sieht man am Rande s, wie die Wirtel oben über die Hülle hinausragen. Zuweilen fig. 41 kann man auf der gerippten Unterseite u noch wahrnehmen, wie dieselben sich durch breitere Furchen zwölfmal bündeln, und diese Zwölf vereinigen sich im Centrum (x vergrössert) abermals zu 6; aber das zu beobachten gehören gute Stücke dazu, und auch diese müssen mit grosser Sorgfalt klar gelegt werden, bis man erkennt, dass jedes der sechs Bündel durch vier- malige Gabelung entstand. Fig. 42 habe ich oben und unten an der Kegelspitze angeschliffen, es fällt dieses Exem- plar unten durch den langen Faltenkegel, und auf den Seiten durch seine ausnehmende Höhe auf, eine Bruchfläche oben gewährt darin Einsicht. Der grosse Hohlraum da- zwischen war mit Kalkspath erfüllt, während oben auf der Schlifffläche die 483+48=96 Wirtel vorhanden sind, nur muss man beim Zählen der kleinen 48 Zwischenlamellen vorsichtig sein, die zuweilen nur kaum hervortreten, sogar ganz fehlen können. Die kleine fig. 43. u von unten hat einen auffallend ovalen Umriss mit einer zum Theil dicken callösen Basis. Die kleinste fig. 44 etwas unrein ist wahr- scheinlich nur eine Junge; in solchen Fällen entscheidet das Lager, man lässt sie hier bei den andern. Zum Schluss copire ich fig. 45 noch den Kupferstich von Lang: der Künstler hat in den feinen Strahlen der Oberseite o noch versucht, die Knötchen anzudeuten, und die Unterseite « mit den concentrischen Linien zeigt an, dass es ein Exem- plar mit vorhandener Hülle war. Da nun im „Kettenjura“ des Lägern östlich Baden an der Limmat die braunen Oolithe auf beiden Flanken hervortreten, so bietet das für die richtige Deutung jenes alten Schriftstellers ein wesent- liches Moment. a un III. Sternkorallen: Nattheim. e 637 Es kommen nun zwar in den englischen und französi- schen Kalkoolithen des mittlern Braunen Jura noch eine Masse klumpiger Astreen vor, worunter schon Cavernosen, Confluenten, Isastreen bis auf die M&andrinen hinaus eine bedeutende Rolle spielen, aber sie sind meistens entschie- dene Vorläufer von den Sternkorallen des Weissen Jura tab. 167 etc. Da unser Württembergisches Nattheim schon längst bei allen Europäischen Sammlern wegen seines Reichthums hohen Ruf geniesst, so bin ich hier in der günstigen Lage, gleich- sam ins Volle hineingreifen zu können. Aber gerade da zeigt sich, wie schwierig es wird, nur einen so beschränkten Horizont ins klare Licht zu stellen; die scheinbar scharfe Species verwischt sich, man meint es gar oft nur mit Uebergangsformen zu thun zu haben. Ihr Hauptlager ge- hört der obersten Region des Weissen Jura e an, doch greifen sie dann noch in die unteren Schichten von Zeta ein, und jedenfalls liegen sie unter den eigentlichen Soln- hofer Schiefern. Man vergleicht sie gewöhnlich mit dem Englischen Coralrag, doch liegt dieser durchschnittlich wohl etwas tiefer, und noch tiefer das Terrain & Chailles, welches in der Schweiz höchst verwandte Formen schon in der Region von «ß hat. Wir sehen davon bereits bei Walch (Naturg. Verst. 1769 II. 2 tab. 273 tab. * und 1. D) vornehmlich aus dem Birsthal von Basel gute Abbildungen, sie wurden von den verschiedensten alten Schriftstellern meist unter Madrepora turbinata mit Linneischen Cyatho- phyllen verwechselt, und wir würden noch jetzt an den Dingen straucheln, wenn nicht die Formation uns leitete. Diakonus Schröter in Weimar gab von den „versteinten Corallen aus der Herrschaft Heydenheim im Würtenbergi- 638 NH. S$ternkorallen: Nattheim. Anthophyllum obeonicum. schen“ (Naturforscher 1782 X VIII. 147) schon eine recht ausführliche und für damalige Zeit gründliche Beschreibung. Einiges Wichtige unserer Alb habe ich im Jura tab. 85 —87 zusammengestellt; der leider zu früh verstorbene Dr. E. Becker (Die Korallen der Nattheimer Schichten 1875) hat sie in vollständigem System zu behandeln gesucht, das Meiste aber finden wir schon bei Goldfuss. Früher wur- den die Sachen beim Graben der Erze gefunden, doch liegen sie auch ganz oberflächlich in den Feldern und Wäldern, woraus sie zu jeder Zeit wieder in Masse geför- dert werden könnten, wenn ein eifriger Sammler sich dort dafür interessirte. Die Erfunde sind zwar schön ver- kieselt, ihre feinern Theile haben aber durch den Silifi- cationsprozess ziemlich gelitten; ebenso ist es bei Sirchingen auf der Uracher Alb und bei der Ziegelhütte von Gussen- stadt zwischen Heidenheim und Geislingen. Am längsten bekannt ist das Hochgesträss von Beiningen und Sotzen- hausen zwischen Ulm und Blaubeuren, wo schon der Prälat Weissensee mit den Zöglingen seiner Klosterschule im An- fange des vorigen Jahrhunderts sammelte. Die Sachen sind hier zwar auch verkieselt, liegen aber unversehrter im Kalke, sind sogar stellenweis (Arnegg) selbst verkalkt. Ich glaube mich auch jetzt der complieirten und dadurch un- natürlichen Systematik enthalten zu sollen, und will diessmal mit den augenfälligsten grossen Einzelzellen beginnen, und dann zu den verwickelteren Familiengruppen fortschreiten, um dem Leser damit die Sache gewissermassen handgreif- lich zu machen. An der Spitze steht dann nothwendig Anthophyllum obeoniecum tab. 167 fig. 1—17. Schröter (Naturforscher 1782 XVII. 150) beschrieb sie unter Madrepora tubinata sive trochiformis schon ganz III. Sternkorallen: Anthophyllum obeonicum, 639 vortreflich, und hatte eine Riesenzelle von 3!/a Zoll Höhe und 3 Zoll Breite vor sich. Es ist das eine ganz unge- wöhnliche Dicke. Erst Goldfuss (Petref. Germ. pag. 107 tab. 37 fig. 14) führte die neue Benennung für einen ganz vortrefllich abgebildeten Kreisel mittlerer Grösse von 6 em Breite und 9 cm Länge aus Nattheim ein, der nicht wesent- lich von Caryophyllia Calvimontii Michelin Iconogr. pag. 116 tab. 27 fig. 1 aus dem Corallien von Saint-Mihiel an der Maas abweicht, und schon Guettard 1770 bekannt war. A. d’Orbi- guy Prodrome I pag. 384 eitirte jene im Oxfordien unter Montlivaltia, diese dagegen Prodrome II. 30 unter Lasmo- phyllia truncata, so dass man offenbar nicht weiss, wohinter die Geschlechtsunterschiede stecken sollen. Milne Edwards Coralliaires II. 298 nannte die französische Montlivaultia truncata, und begann damit das Lamouroux’sche Geschlecht pag. 624, dem nun gerade diese Riesenzellen wegen der ver- kümmerten Hülle am wenigsten gleichen. Da wäre es besser bei Caryophyllia truncata von Defrance (Dictionn. sc. nat. 1817 VII. 193) geblieben, der für seinen Namen Guettard (Memoir. Science. et Arts 1770 ILL. pl. 25) und Pfeffingen bei Basel aufführte. Verwirrend wird nun aber die Benennung Montlivaultia dispar Coralliaires II. 301 für die Nattheimer obeoniecum, denn die schlechte Abbildung von Turbinolia dispar Phillips Geol. Yorksh. tab. 3 fig. 4 ähnelt wegen ihrer Breitg und Kürze vielmehr dem Anthophyllum turbinatum, das Coralliaires II. 306 einfach als Montlivaultia turbinata beschrieben wird. Lassen wir daher solch Namensgewirr auf sich beruhen, und gehen zur Entwickelung der Sache, so gehört Fig. 1 von Nattheim schon zu den grössten, unten habe ich sie in der Seitenansicht s abgebrochen, doch sieht man schon auf diese kurze Strecke, dass die Zelle dem Kreiselförmigen zustrebt. Die Hülle verräth sich nur durch 640 III. Sternkorallen: Anthophyllum obconicum. wenige dünne concentrische Streifen, worunter dann die Wirtel knotig hervorragen. Die Dicke derselben wechselt scheinbar, doch kommen auch Stellen vor, wo zwischen zwei dicken drei dünnere von zweifachem Caliber (y vergrössert) sich eindrängen. Freilich wird die Sache an verschiedenen Stellen des Kreisels sehr unsicher. Der Umriss ist schwach elliptisch 67 mm breit und 68 mm lang. Oben o pflegt die längliche Mündung durch Kiesel etwas entstellt zu sein, aber der Geübte erkennt sie doch oft und kann auch etwas nachhelfen. Es sind wenigstens ein paar Hundert Wirtel vorhanden, die weit hinein knotig endigen, nur sind diese Knötchen gewöhnlich zerstört. Auch die Flanken der Wirtel- lamellen (2 vergrössert) zeigen schon dem blossen Auge senk- rechte Knotenreihen, die aber von den Ansätzen der Quer- lamellchen regelmässig unterbrochen werden, wie ich das schon im Hdb. Petref. 1852 tab. 58 fig. 24 darstellte. Lie- gen die Zellen im Kalke, wie bei Beiningen, so gelingt es öfter durch Säuren die Mündung m völlig klar zu legen, sie erscheint, ähnlich den Fungien, wie ein tiefer schmaler Schlitz, um welchen etwa 24 der Hauptrippen herantreten. Querlamellchen finden sich gegen das Centrum zwischen den dicken Platten nicht, sie erscheinen mehr nach aussen, wo sich Zwischenplatten einschieben. Die ausgelaugten Wirtelplatten (x vergrössert) erscheinen schaumigporös und aus zwei Platten zu bestehen, die innerhalb der Mundhöhle zusammen fliessen. Diese Beininger Zelle hat die Breite der Nattheimer, ist aber noch länger (82 mm), und gerade in der Längsaxe liegt der Mund. Fig. 2 von Nattheim, deren ganze Länge von 146 mm ich unten nicht ausgeführt sondern nur durch Punktation angedeutet habe, könnte passend longieonieum heissen. Sie wurde etwas gedreht vorgestellt, denn ihr elliptisches Ober- ende erreicht 7’d mm in der Länge und 55 mm in der Breite. = III. Sternkorallen: Anthophyllum obconicum. 641 In der Längsaxe liegt die Mündung m, diese bildet aber keinen eigentlichen Spalt, sondern die Wirtel beider Seiten treten nur hart aneinander. Man bemerkt an dieser massi- gen Zelle nirgends eine Spur von Hülle, sondern die Wirtel- blätter ragen überall klaffend hervor, besonders wenn die feinern Zwischenlamellen unsichtbar werden; wo diese stellen- weis hervortreten, wie oben links, gewinnt die Oberfläche ein ganz anderes Ansehen. Auch von Querlamellchen kann man sich kaum überzeugen, sie sind natürlich da, aber schwer aufzufinden. Die Aehnlichkeit mit dem Bilde bei Walch 1. c. tab. I** fig. 4 von Pfeffingen lässt sich zwar nicht läugnen, aber diese ist doch schlanker, und wahr- scheinlich dem Terrain & Chailles angehörig auch älter. Es kommen solche grossen Kegel öfter vor, und namentlich streckt sich bei elliptischen Kelchen die Mündung auch öfter in der kurzen Axe, doch möchte ich allen solchen wenn auch greifbaren Unterschieden keine grössere Bedeu- tung beimessen. Fig. 3 hat dagegen durch die plötzliche Verengung der Kegelspitze nicht blos eine Rettiggestalt (rhaphaniformis), sondern die Querlamellchen treten auch auf den äussern Längsrippen in ganz besonderer Deutlichkeit hervor, wie ich das im Hdb. Petref. 1852 tab. 58 fig. 23 schon zeigte. Auf dem flachen Oberende der Zellen machen sich etwa 43 Hauptlamellen durch bedeutendes Hervorragen über die kürzern und dünnern Zwischenlamellen geltend, und man kann zwischen diesen 483-4896 Wirteln nicht selten die Querlamellchen wie schiefe Treppen bis zur Nähe des Centrums verfolgen, wie das x (vergrössert) zwischen den Wirteln erster und zweiter Grösse zeigt, während die dritter nur als unbedeutende Leisten oben hervortreten, aber auf den Seiten schnell das gleiche Oaliber (y vergrössert) annehmen, so dass hier 2.96=192 Längsreihen kleiner Quadrate Quenstedt, Sternkorallen. 41 642 Ill. Sternkorallen: Anthophyllum obeonieum. gezählt würden, wenn alles in gleichmässiger Ausbildung wäre. Leider sind die Löcher durch zähen Thon, den man schwer entfernen kann, stark verpappt, sonst würde das Bild noch deutlicher hervortreten. Die Hülle darüber ist durch Silificationspunkte äusserst rauh geworden, so dass man darin nach keiner Richtung Streifen wahrnimmt. Von diesen Bildern scheint nun die kleinere Fig. 4 wesentlich abzuweichen, der kurze Kreisel spitzt sich unten nicht blos schärfer zu, sondern der Kelch ist oben auch tiefer, und zwischen den grössern Wirteln greifen selbst noch auf den Seiten drei kleinere Platz, wie es Phillips 1. e. 3. 4 von seiner Turbinolia dispar zeichnete, die damit auch dem turbinatum Goldf. 37. 13 ähnlich wird. Da der Name Madrepora turbinata, von Schröter (Natur- forscher XVIII. 150) schon auf unsere Heidenheimer über- tragen, früher für die verschiedensten Dinge und nament- lich von Linne pag. 418 für Cyathophyllen gebraucht wurde, so könnte man das Wort „ungleich“ vielleicht vor- ziehen, und dabei an die Rippen denken, denn dicke und dünne Rippen wechseln bei Anthophyllen häufig mit ein- ander ab, aber drei dünnere zwischen je zwei dickern (x vergrössert) ist nicht gewöhnlich. Noch passender wäre brevieconieum. Es ist eben auch wieder eine der zahllosen Spielarten, obwohl ächte Normalexemplare nicht häufig vor- kommen. Ba gegenüber wäre Fig. 5 von Nattheim ein parile, so gedr ängt und schein- bar N tig umstrahlen die Wirtel die breite Mündung m. Namentlich brechen auf den Seiten unter der zarten quer- gestreiften Hülle die knotigen Rippen in zierlicher Gleich- heit hervor. Unten mit breiter Fläche aufgewachsen nimmt die grosse Zelle eine gefällige Becherform an. Ich danke dieses einzige Stück dem längst verstorbenen Pfarrer Knapp in Neckarthailfingen. Ich möchte solche markirten Formen an... II. Sternkorallen: Anthophyllum obeonicum. 643 gern bekannten anreihen, so scheint z. B. Montlivaltia brevis Bölsche (Ztschr. d. geol. Gesellsch. 1866 X VIII pag. 444 tab. 7 fig. 1) vom Lindner Berge bei Hannover bezüglich des Anwachsens ähnlich, aber das ganze sonstige Ansehen ist anders. Davon verschieden sind die Bauchigen fig. 6, die man ventrieoniecum heissen könnte. Der Ansatzpunkt unten ist ganz klein, aber die Zelle er- weitert sich dann plötzlich, und liefert so eine Reihe der zierlichsten Gestalten. Gewöhnlich wechseln auf den Seiten dünne und dicke Rippen miteinander ab, aber an verschie- denen Stellen schieben sich hin und wieder noch kleinste ein, und gerade diese erschweren ja machen das bestimmte Zählen unmöglich. Der flach vertiefte Kelch könnte sonst in Beziehung auf Strahlung kaum klarer sein, ich zähle 68-+68—=136 Wirtel, worin freilich die Zahl sechs nicht aufgehen würde. Dagegen reichen an die lange Mündung m etwa nur 24 Hauptlamellen heran. Solche Bauchgestalten können auch riesig werden, ich gebe davon unten im punk- tirten Ende von longiconicum ein auf (!/s) verkleinertes Bild fig. 7, lasse dabei aber die Wirtel in ihrer natürlichen Dicke, sie treten überall knotig hervor, nur oben ziehen sich ein- zelne dünne Hüllstreifen darüber weg. Unten nimmt das Stück einen kugeligen Anfang, schnürt sich alsbald etwas ein, um dann sofort einen dicken Bauch vorzustrecken; es schnürt sich dann nochmals ein, und setzt noch einen dritten kurzen Cylinder auf. Elf Centimeter lang und 73 mm dick gehört sie noch zu den imponirenden Gestalten. Kleiner als alle diese ist fig. 8, aber sie beginnt ebenfalls mit einem kurzen Stiel, unten « von zarter Hüllmasse überdeckt; auf den plötzlich erbreiterten Seiten treten dagegen gleich dicke Rippen hervor, durch viele Querlamellchen in viereckige Grübchen getheilt. Die Mündung m ist wohl nur durch Missbildung etwas halbmondförmig gekrümmt. Reiner als 41* 644 III. Sternkorallen: Anthophyllum obconicum. Fig. 9 von Nattheim findet man nicht leicht Exemplare, aber die Unterseite ist verstümmelt, doch ist es wohl mög- lich, dass solche Stücke schon ausgewachsen wären, dann. würde es ein microconicum sein. Die Hauptlamellen ragen hoch hinaus, und dazwischen erhebt sich auf langhin ver- folgbaren Querlamellchen eine dünne Leiste, die gewöhnlich noch jederseits ein feines Wirtelblättchen zeigt, was oft nur auf den Seiten bemerkt wird, wie es x vergrössert darstellt. So liessen sich von Nattheim ällein noch eine Menge Bil- der aufführen, wo uns ein jedes zum Nachdenken auffor- dert, ob man daraus eine Species machen wolle, oder nicht. Ich lasse alle diese „Conica® in der Sammlung bei ob- conicum liegen und erkenne darin blos Entwickelungsfor- men eines gemeinsamen Typus. Bei Beiningen tab. 167 fig. 10 etc. sind die Erfunde mehr grau und liegen in einem weichern Kalke, der sich wenn auch mühsam entfernen lässt. Ich will davon nur einige Eigenthümlichkeiten hervorheben, die auf die freie Bildung ein Licht werfen können: fig. 10 von elliptischem Umriss ist im Ganzen einem ventriconicum nicht unähnlich, es be- ginnt mit einem kurzen Stiele, der über die theilweis mit Hülle bedeckte Unterseite « wie ein kleiner Zitzen her- vorragt, dann erweitert es sich plötzlich sehr bauchig, kno- tige Rippen und dicke Hüllmasse wechseln unbestimmt mit- einander ab, wie es wahrscheinlich schon zu Lebzeiten der Zelle der Fall war, aber während vorn v der bauchige Kegel steil bis zum äussersten Oberrande fortgeht, krümmt er sich auf der Gegenseite allmählig hinein, wie man von oben o sieht, bildet plötzlich eine Steilwand und schliesst eine stark deprimirte Mittelzelle ab, welche nicht die Hälfte des Flächenraumes der Mutterzelle einnimmt. Den Gipfel bildet endlich eine winzige Schlusszelle, die durch ihre Un- bedeutendheit einem Schmarotzer gleicht. Aber daran ist III. Sternkorallen: Anthophyllum obconicum. 645 nieht zu denken, da man den Zusammenhang fast aller Wirtellamellen durch alle dreierlei Zellen verfolgen kann. Man mag solchen Missbildungen Namen geben, um sie bei der Besprechung citiren zu können, es wäre dann eine fri- forme, aber damit noch keine Species. Fig. 11 eine ausgezeichnete birnförmige (pyriconicum) Gestalt von Beiningen, welche sich unten stielförmig ver- engt, und dann plötzlich bauchig erweitert, endigt oben mit einem sehr niedrigen „sessiliconicum“. Lange hielt ich dieses Ende für zugehörig, aber durch sorgfältiges Reinigen der mit. Kalkstein gefüllten Fugen, erwies sich der engere Aufsatz als ein besonderer Schmarotzer, der die Mündung des untern vollständig versteckt. Das untere viel grössere Exemplar ist bezüglich der äussern regelmässigen Rippen ganz eigenthümlicher Art, dieselben bilden eine vollständig geschlossene cannelirte Oberfläche (y vergrössert), von den loculi dazwischen ahnt man nichts. Der Stiel brach unten weg, und war noch ansehnlich länger, aber alles sieht gleich aus, erst mit der Lupe bemerkt man, dass es mit hunderten von Sıilificationspunkten besät ist, die das ungewöhnliche Ansehen herbei führten. Der Kelch oben scheint gerade abgeschnitten zu sein, das freie Ende links hat allerlei Un- ebenheiten, die scheinbar nicht durch Verletzung sondern _ durch Missbildung entstanden, da durch alle diese Ungleich- heiten weg sich die gleich dicken Wirtel bis unter den Fuss der aufsitzenden Scheibe ziehen. Diese Scheibe sitzt mit der ganzen Unterseite auf, und hat daher bei ihrer geringen Höhe die Form eines Damenbrettsteins; die knotigen Rip- pen, bedeutend dünner als die darunter, sind blos unten mit einigen Querstreifen von Hüllmasse bedeckt, oben stehen alle 155 so scharf und bestimmt hervor, dass das einer der wenigen Fälle ist, wo man mit Sicherheit behaupten kann, sich nicht um eine einzige Rippe geirrt zu haben. Ich 646 III. Sternkorallen: Anthophyllum obconieum. musste zwar lange kratzen, ehe die längliche Mündung mit allen ihren Wirtelstrahlen da lag, aber ich konnte dann auch um so deutlicher die Knotenlinien (& vergrössert) in ihrer verschiedenen Dicke verfolgen. Gehe ich nun noch zu einigen kleinern, so gleicht Fig. 12 von Gosbach an der Fils im Oberamt Geis- lingen einem Pilz (fungiconieum) mit flacher Vertiefung und langem engen Mundschlitz. Am Rande ragen die 136 Rippen alle bestimmt und leicht zählbar hinauf, wovon sich freilich nur ein kleiner Theil bis zur Mündung verfolgen lässt, aber die Hauptstrahlen endigen hier dick und plötz- lich. Die Unterseite ist zweimal eingeschnürt, vielfach mit Hüllsubstanz bedeckt, die aber absonderlich runzelig und dick sich unten von der Spitze schief nach links hinauf- zieht. Diese schiefe Scheibe « zeigt rechts ebenfalls eine ganz markirte Anfangsspitze, von welcher aus die Zelle plötzlich in die Breite geht, wie man es bei vielen dieser Gruppe so oft findet. Etwas ganz verschiedenes scheint Fig. 13 von Blaubeuren zu sein, das oben o mit einem Zitzen (papilla) endigt, wo die Strahlen von einem runden Punkte ausgehen. Unten u fehlt aber die zarte freie Anfangs- spitze nicht, wenn sie auch mühsam in dem Weissen Kalke gesucht werden musste. Wir hätten hier also ein papilli- conicum, dessen Rippen sich namentlich auf dem breitesten Theile der Mittelscheibe ganz nach Art des dispar gruppiren (y vergrössert), indem zwischen je zwei dickern immer 1-+2=3 dünnere Platz greifen. Diese Ungleichheit er- schwert das Zählen ausserordentlich. Am breitesten Theile sind natürlich wegen des grössern Raumes die Wirtel am dicksten, feiner werden sie auf dem Zitzen, obgleich: nach der allgemeinen Regel nur die Hauptstrahlen, also viel weniger, mit ihren innern Enden hinreichen. Die Ver- engung schneidet auf dem Gipfel gerade ab, und hat keine III. Sternkorallen: Anthophyllum obeonicum. 647 Spur von Kelchvertiefung, sonst könnte man an constrietum pag. 607 des Braunen Jura denken. Das ganze Ansehen hat etwas auffallend Nacktes, allein an eine Verstümmelung kann man nicht denken, da Abreibung durch Gewässer ohnehin im Korallenlager zu den grössten Seltenheiten gehört. Tab. 167 fig. 14 vom Sotzenhauser Bühl bei Blau- beuren gleicht einer ziemlich tiefen Schüssel mit breitem, flachem, elliptischem Fuss (pediconicum), so dass man es überall wie ein Becherglas auf den Tisch stellen kann. Ich habe die Tiefe in der Seitenansicht s durch eine punktirte Linie angedeutet. Aber man muss Messer und Säure zu Hilfe nehmen, um das zu Stande zu bringen. Leider greift die Säure in diesen Korallenlagern auch die Koralle stark an, die Wirtel werden porös und zerbrechlich, doch kann man ihre stark knotige Gestalt (x vergrössert) klar darlegen. Die Hauptwirtel heben sich zwar auffallend hervor, gern mit drei Zwischenstrahlen zweierlei Calibers, aber dennoch kann man ihre Zahl nur im Grossen taxiren, ein genaueres Zählen wird zur Unmöglichkeit. Die Mündung (M ver- grössert) tritt im Grunde der Kelchvertiefung zwar nicht als ausgebildeter Schlitz hervor, aber die Hauptwirtel setzen doch sehr bestimmt in gerader Linie ab. Auffallend sind die kleinen Kieselkügelchen, welche förmlichen Eiern glei- chend von der Säure in Masse blosgelegt werden, haupt- sächlich in den loculi liegen, jedoch auch auf den Quer- lamellchen und auf den Wirtelflanken zu kleben scheinen. Man findet sie zwar öfter, aber so deutlich wie an dieser Fundstelle habe ich sie nicht leicht gesehen. Mit den ge- wöhnlichen Silificationspunkten haben sie gar keine Aechn- lichkeit. Neben der grossen Mannigfaltigkeit der Formen kommt noch eine wesentliche Schwierigkeit in der Beurtheilung des 648 III. Sternkorallen: Anthophyllum obceonicum. Alters hinzu, wogegen so häufig gefehlt wird. Eine junge Zelle muss im Allgemeinen zwar kürzer sein, als eine aus- gewachsene, aber man wird dabei durch Nebendinge so leicht verleitet, dass die sichere Entscheidung gewöhnlich ausserordentlich schwer wird. Die schöne grosse Pilzform tab. 167 fig. 15, welche ich von der Seite in etwas ge- drehter Stellung abbilde, stammt nach einer alten Etikette des Prof. Schübler „vom Hochsträss bei Beiningen“. Schon dieser hatte sie als Anthophyllum obconicum bestimmt, ob- wohl ihre niedrige Form damit nur wenig Aehnlichkeit hat. Allein wenn man die Unterseite mit einer dicken mehr eylindrischen Varietät vergleicht, so ist unten der gleiche Zitzen da, von welchem die Scheibe plötzlich nach aussen sich ausbreitet. Die Zelle dürfte nur länger gelebt haben, so würde möglicher Weise eine grosse Aehnlichkeit mit den kreiselförmigen sich heraus gebildet haben. Der Mund- schlitz m liegt in einer tiefen Grube, von der die Haupt- wirtel öfter etwas schlottrig ausstrahlen, aber alle stehen steif empor. Das ist nun bei einer andern mit fast voll- ständiger Verkieselung, die etwas mehr cylindrisch wuchs und von Sirchingen bei Urach stammt, nicht der Fall. Die Wirtellamellen sind hier alle wie längliche Fischschuppen nach einer Seite umgebogen, was das Bruchstück fig. 16 in natürlicher Grösse zeigt. Schon das blosse Auge bemerkt auf den Wirtelflanken gedrängte senkrechte Linien, welche auf beiden Seiten miteinander correspondiren, und in Folge dessen am ÖOberrande in markirten Zähnen endigen, ver- gleichbar dem gesägten Hinterrande der Schuppe eines Barsches. Mit der Lupe (x vergrössert) erkennt man, dass auf den Rücken der Linien Knötchen stehen, aus deren Zusammenfluss sie hervorgingen. Das Centrum C, wo der Mundschlitz liegen sollte, steckt noch im Kalke, der wegen der Gebrechlichkeit der Zelle nicht gut entfernt werden Be, NS III. Sternkorallen: Anthophyllum obeonieum, Silesiacum, 649 konnte. Die Knotung der Flanken entspricht zwar dem allgemeinen Bau, aber so deutlich wie hier habe ich es doch niemals gesehen. Das eigenthümliche Umlegen der grossen wie kleinen Wirtellamellen mag wohl von Druck herstammen, wäre es Natur, so böte ein Name obliqui- lamella (schieflamellig) sich von selbst dar. Zum Schluss unserer Tafel bilde ich tab. 167 fig. 17 noch den tiefen Kelch einer stark zusammengedrückten (compressiconicum) Zelle von Nattheim ab. Auch hier kann die sehr unge- wöhnliche Gestalt nicht wohl durch gewaltsamen Druck entstanden sein. Die Art der Verkieselung erlaubte zwar nicht, den Mundschlitz in dem 12 mm tiefen Grunde ge- nau zu ermitteln, allein entsprechend der Compression er- scheint er doch auffallend lang. Die Zahl der Wirtel ist gross, bietet aber ausser der ziemlich regellosen Ungleich- heit nichts besonderes dar. Leider ist unten das sonst schöne Stück an den Seitenecken verbrochen, man kann es aber doch 78 mm weit verfolgen, wie die Rippen der Seitenansicht % andeuten. Das vollständige unverjüngte Cylinderstück ist 50 mm lang, und erst der übrige Theil verletzt. Man bemerkt oben nach der Mündung hin kaum ein paar Querlinien von der Hülle. Die Zeichnung der Wirtellamellen auf der Fläche in den Zwischenräumen (loculi) etwas genauer zu verfolgen, ge- lingt in den meisten Fällen nicht, man hängt da ganz vom Zufall ab, ob die Stücke so der Länge nach gesprungen sind, dass wenigstens ein Theil des Blattes frei wird. Im Rohen lassen sich zweierlei Gruppen unterscheiden, gewellt (undulati) und gestreift (striati). Von den gewellten liefert Anthophyllum Silesiacum tab. 168 fig. 1 aus dem Dilu- vialsande von Prieborn südlich Breslau eine. Da in Schlesien die Kreide vorherrscht, so wird sie wahrscheinlich dahin gehören, und dann der Turbinolia hippuritiformis Michelin ei TE EELRE A RN En 650 III. Sternkorallen: Anthophyllum Silesiacum. Icon. Zooph. 1846 pag. 287 tab. 65 fig. 7 aus dem Turo- nien der Bains de Rennes nahe stehen. Das Stück ist im Wesentlichen verkalkt, aussen etwas eiförmig abgerieben, aber durch einen Schlag der ganzen Länge nach gespalten, der Spalt liegt dem Centrum sehr nahe. Von dem innern (%) Umrisse habe ich blos oben ein Stückchen weggelassen, es liegen mehrere Blätter frei da, über welche markirte Rip- pen wellig und bognig wegziehen. Diese Rippen sind die auf den Wirtelflanken haftenden Reste der Querblättchen (traverses), durch welche das Thier sich aus der Zelle beim Längswuchs heraushob. Dieselben gabeln sich nicht blos, sondern fliessen auch zu länglichen Maschen zusammen, springen von einer Wirtelfläche zur andern über, und was der Unregelmässigkeiten mehr sind. Kurz sie geben uns ein recht lebendiges Bild von dem innern complicirten Bau, der sich mit dem blossen Auge gut verfolgen lässt, wenn auch die treue Darstellung Schwierigkeit macht. Unser Bild zeigt links und rechts ein kürzeres Blatt, unter wel- chem dann je ein grösseres bis zur Centrallinie geht, wo die Reste der Querblättchen von beiden Seiten zusammen- laufen, eine kurze Spitze nach oben bilden, und eine kleine Verdickung hervorbringen. Da nach Innen sich die Zwi- schenräume (loculi) verengen, so sind die Wirtelblätter da- selbst stark aufeinander gepresst, so dass man meinen könnte, die Wellenrippen sprängen von der kürzern Platte auf die längere über. Das Ueberspringen findet auch wirklich statt, wenn die kürzere Lamelle auf der längern ihre Endschaft erreicht, wie das an der linken Platte un- serer fig. 1. % der Fall ist. Dabei verwächst der innere Lamellenrand mit der Unterlage so, dass eine Reihe Löcher übereinander (x vergrössert) entstehen. Wenn dagegen der innere Lamellenrand zufällig verbrach, so springen die Wellenlinien nicht hinüber, sondern brechen ab, und es III. Sternkorallen: Anthophyllum Silesiacum, obeonicum. 651 treten die des folgenden loculus darunter hervor. Im All- gemeinen ist die Lamellenfläche zwischen den Wellenlinien glatt, nur stellenweis bemerke ich zerstreute erhabene Wärz- chen (I vergrössert). Was nun die äussere Zeichnung « betrifft, so ist diese den Rippen des obconicum zwar ähn- lich, aber der ganze Anblick macht doch einen verschie- denen Eindruck auf uns: unten spitzt sich die Zelle sehr gleichmässig zu, die Lamellenränder beginnen fein, ver- dieken sich nach oben, und neue schmälere schieben sich anfangs dazwischen, aber bald ist die Zahl 5 +95 = 190 erreicht, dann lassen sich Haupt- und Zwischenlamellen bis zum Gipfel klar verfolgen, durch Querlamellchen in lauter ‚Fächer getheilt (A vergrössert). Wenn man die ganze Länge im Grossen überschaut, so erscheinen in der untern Hälfte die Wirtelränder ungleicher als in der obern, so dass man unten eine andere Species zu haben meint als oben, aber an andern Stellen gleicht sich das wieder mehr aus. Man sieht daraus, wie vorsichtig man in der Beurtheilung von Kennzeichen sein muss. Unter den gestreiften ist Tab. 168 fig. 2 ein Muster von Sirchingen. Sie ge- hört einer länglichen Abänderung von obeonieum an. Ich gebe bei ö nur die verbrochene Stelle, wo die glatten Seiten der Wirtel wie Schuppen übereinander liegen, und mit knotigen Längsrippen, die das blosse Auge schon erkennt, bedeckt sind. Die Knötchen (I vergrössert) sind spitz er- haben, und wurden die loculi mit Gebirge erfüllt, wie bei Z, so erkennt man darin ganz bestimmte Reihen ver- tiefter Pünktchen, die genau in der Fortsetzung der Längs- rippen liegen, und die Schärfe derselben besser erkennen lassen, als die meist etwas abgeriebenen Kieselplatten. Die Knötchen haben dabei auch eine Neigung Querreihen, und damit viereckige Gitter zu erzeugen. Sucht man auf der Aussenseite a (A vergrössert) mit dem Auge ‚schief zwischen 652 III. Sternkorallen: Anthophyllum obconieum. die Wirtelblätter einzudringen, so gewahrt man sehr mar- kirte Querrippen, die auf beiden Flanken correspondiren (W vergrössert) und auf der steifen Wirtelkante Knoten erzeugen. Vergleichen wir dieses Bild mit Astrea Zolleria tab. 166 fig. 5, so wird man lebhaft an die Aehnlichkeit erinnert, nur dass bei unsern Anthophyllen keine schiefen sondern senkrechte Kreuze sich ausbilden. Auf den ersten Blick scheint das zwar mit den Längsrippen innen im Wider- spruch zu stehen, allein da selbst dort wenn auch schwache @Querreihen zum Vorschein kamen, so muss man dem Augenschein zu folgen eben annehmen, dass diese gegen den Längsrand ein Uebergewicht bekommen. Oben im Kelche (O vergrössert) treten dagegen wieder sichtlich die Längslinien hervor entsprechend dem Innern . Wo man also hinsieht, seitlich oder oben, treten uns markirte Ripp- chen entgegen mit Kreuzknoten auf der Hochkante endi- gend. Nur eins fällt oben im Kelche zuweilen sogar leb- haft auf, die Wirtel ragen nicht tief hinein, sondern scheinen wie aus einer dünnen gemeinsamen Querscheidewand heraus zu treten. Das sind eben jene Querlamellchen, deren Bruch- linien sich durch Wellenrippen in fig. 1. so deutlich ver- riethen und hier wegen ihrer Zartheit kaum wahrgenom- men werden können, erst wenn man sie sucht, finden sich ihre Spuren, wie die schwachen Wellenlinien auf 7 bezeu- gen. Fig. 3 gebe ich das kleine Bruchstück eines 14 cm langen longiconicum, wo auf den rauhen Platten die Längs- linien schwächer als die Querlinien sind, wodurch eine zier- liche Gitterung (I vergrössert) entsteht, aber die rauhe Ver- kieselung lässt keine ganz scharfe Beobachtung zu, doch sieht man ungefähr, dass die Querlinien von den Quer- lamellchen herzurühren scheinen. Die Längsrippen aussen a haben hier wieder den gewöhnlichen Charaeter von obconi- cum. Während bei allen genannten die Wirtellamellen auf > FA de III. Sternkorallen: Anthophyllum obconicum. 653 den Seiten a ziemlich gedrängt stehen, und die Querlamell- chen sich wenig geltend machen, finden wir bei tab. 168 Fig. 4 von Nattheim gerade das Gegentheil: ich bilde von dieser schönen Kegelform (obeonicum) nur ein Stück der Aussenseite a ab, um die kräftigen weitläufigen Wirtel in ihrem vollen Lichte zu zeigen, aber auch darzuthun, wie sich trotzdem die obwohl etwas dünnern Querlamellchen nicht vertreiben liessen. Vergleicht man das Bild mit allen vorigen auf tab. 167, so wird man von der augenfälligen Verschiedenheit sofort betroffen, nur hin und wieder deckt eine Spur von zarter Hüllsubstanz die viereckigen Räume. Dann aber gibt es stellenweis Flecke, wo durch Zwischen- lagerung feinerer Platten die Längsrippung nicht blos ge- drängter, sondern die Quadrate auch um das Vierfache kleiner werden. Vielleicht war bei gut erhaltenen Exem- plaren die ganze Fläche mit den feinern Gittern bedeckt, aber sichere Gründe kann man dafür nicht finden, da durch die Silification der Erhaltungszustand ein so vortrefllicher ist. Nur zuweilen sieht man auf den Querwändchen der grösseren oben eine Lippe (x vergrössert), die wie ein Rudiment der dünnern Zwischenlamelle aussieht, aber bei andern verschwindet sie spurlos, und die weitläufigern Eck- räume erscheinen ganz wie ursprünglicher Bau. An einer kleinen Stelle (Z nicht vergrössert) liegt die Wand glatt da, aber mit den Resten dicker Wellenleisten bedeckt, welche wie in fig. 1. den Verlauf der Querblättchen an- deuten. Unser Bruchstück stellt die linke Seite eines 8 cm langen und 6 cm dicken Kegels dar, der durch eine mar- kirte Einschnürung in zwei Theile getheilt wird. Die kräftigen Wirtel zeigen auf dem Querbruche dihexae- drische Bergkrystalle, welche sich in zwei Reihen inner- halb der wie eine gelbe Haut erscheinenden Wände ange- setzt haben. Man könnte sie wegen der überaus deutlichen * 654 III. Sternkorallen: Anthophyllum margaritifer. Gitter obconicum elathratum heissen. Eine auf den ersten Anblick sehr verschiedene Reihe beginnt Anthophyllum margaritifer tab. 1638 fig. 5 von Sirchingen bei Urach. Perlträger heissen sie, weil die her- vorstehenden Rippen auf ihrer hohen Kante, welche den Wirtellamellen entspricht, äusserst zierliche Perlknoten haben. Zwischen den Knotenrippen sitzt eine glatte tiefe Rinne, aus der sie hervorgewachsen zu sein scheinen, und darüber lagern sich noch einige dünne Streifen von Hüll- substanz. Meistens sind sie innen hohl und mit den schönsten Bergkrystallen austapeziert, so dass von der ursprünglichen Korallenmasse nichts als eine gerippte Wand übrig bleibt. Oben in der Zelle dagegen ragen die steifen Wirtel mit schneidigem Rande hervor, dass man meinen sollte, die- selben wären der ganzen Länge des Stockes nach erhalten. Der Kelch o gibt von der Lamellenverschlingung im Cen- trum einen klaren Begriff, leider sind die obern Ränder meist zerbrochen, aber man sieht doch noch einige schnei- dige Kanten, und auf den Flanken der Wirtelblätter be- merkt man zarte Längsreihen von Punkten, wie in fig. 2. Die Bestimmtheit der Rippen auf den Seiten s ist ausser- ordentlich, ich habe rechts ein Stückchen bis zur ver- brochenen Anfangsspitze zeichnen lassen, um zu zeigen, wie alle schmal und glatt beginnen, und erst nach oben breiter und knotig werden. Links kann man an der Bruch- fläche die geringe Dicke der Wände beurtheilen, worunter sofort Quarzdihexaeder zum Vorschein kommen, die sich an die ausgehöhlte Koralle wie an ein Salband lagern. Noch vortrefllicher prangen die Knoten auf den dickern Rippen der Fig. 6 tab. 168 aus dem Weissen Jura < von Gussenstadt. Es ist das 65 mm breite und 48 mm dicke elliptische Ober- ende von einem 15 cm langen Bruchstück, das am ver- Bee III. Sternkorallen: Anthophyllum margaritifer. 655 brochenen Unterende noch 60 mm breit und 46 mm dick ist, also eine fast säulenförmige Gestalt hat. Wenn sie nicht zufällig aus dem harten Kalke herauswitterten, so hält es sehr schwer, sie frei zu machen, denn beim Meisseln zer- brechen sie, und durch Säure werden sie angenagt, und wegen ihrer dünnen Hülle äusserst zerbrechlich. Desto vollkommener stehen an freien Stellen die Perlen da, über- lagert von einer zarten quergestreiften Hülle, welche sich einem Schleime vergleichen lässt, der immer wieder zer- riss. Man kann alle diese knotigen Leisten von oben bis unten verfolgen. Ich finde auf der grossen meist freien Fläche keine einzige Rippe, die sich einsetzte, oder in ihrem Geradlaufe aufhörte. Der Kelch steckt zwar voll Kalk, doch kann man wenigstens den glatten gänzlich unknotigen Rand erkennen. Die Wirtellamellen sind sehr ungleich, und wenn schon sie am Kelchrande mit den knotigen Rip- pen der Seiten in unmittelbarem Zusammenhange stehen, so drückt sich die Ungleichheit hier doch viel weniger aus, nur hin und wieder steht eine schmalere zwischen den dickern. Obwohl die Knoten durch die Silification etwas entstellt und namentlich rundlicher werden, so gibt es doch Flecke (x vergrössert), wo sie quer wie ein Kreuz liegen, und mit den Streifen der Wirtelflanken zusammen zu hän- gen scheinen; aber leider ist die Rinne dazwischen gleich mit glattem Grunde geschlossen, und lässt keinen Blick ins Innere zu. Der Querbruch qg (Q vergrössert) zeigt eine wellige chalcedonisirte Kieselwand, woran sich eine dünne Schicht (7) von strahligem Kalkspath lagert, worauf dann dicke Ballen (2) krystallinischen Quarzes mit den schönsten Dihexaedern auf der Drusenfläche folgen. Wo das Innere nicht ausgefressen ist, folgen selbstverständlich die Spuren von Wirteln, welche sich an die Innenseite der Knoten- rippen ansetzen. Auffallend ist die Zartheit der Hülle 7, 656 III. Sternkorallen: Anthophyllum furcatum, poculum. welche wie eine dünne Haut so über die äussern Rippen wegläuft, dass zu den Rinnen hin noch deutliche Zwi- schenräume bleiben. Sie gehört, selbst in ihrem Mutterge- stein noch theilweis versteckt, zu den schönsten Korallen- erfunden. Nur die Salzbestandtheile im Lehm konnten sie langsam vom Gebirge befreien, und jenen Zauber über sie verbreiten, den nur die Natur zu Stande bringt. Anthophyllum furcatum tab. 168 fig. 7 ebenfalls von Gussenstadt steht dem geperlten im Habitus zwar nahe, aber merkwürdiger Weise kommt auf den markirten Rippen nicht die Spur von Knoten vor, obwohl die Furchen zwi- schen den Rippen sich so tief und regelmässig hinabziehen, dass man von unten bis oben jede auf das Bestimmteste verfolgen kann, unten am engern Ende sind sie natürlich schmäler, und werden nach oben mit der Zunahme der Zelle immer breiter. Auch hier ist der Unterschied der Lamellen bezüglich der Dicke auf den Seiten viel weniger ausge- sprochen als im Zellenmunde, wo dickere und dünnere Wirtel ziemlich bestimmt miteinander abwechseln. Ich zähle 47-+47—=94 solcher Wirtel. Innen ist es hohl und mit körnigem Kalkspath erfüllt, so dass das Ganze aus einer gewellten Kieselrinde r besteht, und nur die Wirtel- strahlen oben in der Zellenmündung sich erhielten, aber leider zu stark im Kalkstein stecken, als dass man sie » ganz befreien dürfte. Wenn man so rechte Extreme mit ihren offenen loculi von Nattheim dagegen hält, so ist der Anblick zwar ein sehr verschiedener, aber man wird dann doch wieder irre, wenn man die Uebergänge damit ver- gleicht. Anthophyllum poculum tab. 168 fig. 8 Weisser Jura © von Sirchingen bei Urach haftet unten an einem Astreen- stock, den ich wegliess.. Sie entwickelte sich auf ihrer festen Basis in einen sichtlich verengten Stiel, um dann III. Sternkorallen: Anthophyllum poculum, firmum. 657 sofort einen weiteren Kelch zu entfalten. Die Rippen (x vergrössert) sind hier viel schmaler als die Zwischen- räume, aber auf der Hochkante auch geknotet, und lassen sich von unten bis oben etwas dicker werdend in ihrem ganzen Verlaufe auf das Bestimmteste verfolgen. Dabei erscheinen die loculi so fest verpappt, dass man meint, die Wirtel seien in die festeste Kapsel eingeschlossen. Aber es gibt doch auch Stellen, namentlich unten an der Wurzel, wo sich eine quergestreifte Kieselhaut noch darüber weg- zieht, auch merkt man im Grunde der Rinnen noch eine zarte Linie. Die Wirtellamellen im flachvertieften Kelche, wovon ich bei o ein Stückchen zeichne, ragen roh und hoch über die offenen loculi hervor, sie haben aber eine sichtliche Neigung zum dreifachen Caliber. Im Kelchrande sieht man übrigens sehr bestimmt, dass die knotigen Rippen aussen den innern Wirteln correspondiren, man kann sogar ziemlich sicher sein, dass jedes Rippchen aussen, welches sich hin und wieder zufällig zwischen zu lagern scheint, durch den Einsatz einer innern Lamelle hervorgerufen wird. Innen ist das schöne Stück, wie man schon an der Schwere fühlt, gleichförmig mit grauem Chalcedon erfüllt, so dass mit Schleifen vielleicht etwas zu erringen wäre. In Be- tracht so vieler Kennzeichen meint man, das Ding müsste einen Namen haben. Allein ein zweites Exemplar kenne ich nicht, denn bei Nattheim kommt zwar eine ganz ähn- liche, nur ein wenig kleinere Gestalt vor, aber dieselbe hat aussen viel feinere Rippen fig. 8. a, während innen die groben Wirtel gleich bleiben. Das sollte also schon wieder einen Namen haben. Ebenso einzig ist Anthophyllum firmum tab. 168 fig. 9. Der 11 cm lange und oben 6 cm breite Stock ist ebenfalls in Chal- cedon verwandelt, aber so überwulstet, dass man vom Kelche o nur einen Theil sieht, die sparsamen Wirtel mit Quenstedt, Sternkorallen. 42 Ar li 658 III. Sternkorallen: Anthophyllum firmum, nodosum. tiefen Zwischenräumen liegen so klar und kräftig da, dass sie mit Recht den Namen „fest“ verdienen. Sonst scheint es der äussern Zeichnung nach durch seine offenen Lamellen- zwischenräume sich nicht wesentlich von obconicum zu unter- scheiden. Wenn aber irgendwo innen ein Loch / eindringt, so ist alles mit traubigem Ohalcedon überwulstet, der sich jedoch sichtlich etwas nach dem thierischen Bau richtet, denn wir sehen hier Linien, welche die loculi zwischen den Hauptlamellen zu decken streben. Auch auf den schnei- digen Kanten der Wirtel sieht man Knötchen, die auf Längsstreifen auf den Flanken hindeuten. Dennoch würde ich demungeachtet das kräftige Exemplar nicht ausgezeichnet haben, wenn nicht die merkwürdige Querleiste innen das Auge sofort auf sich zöge. Sie erhebt sich frei wie eine comprimirte Axe im Centralraume, die grossen Wirtel im Kreise reichen an sie zwar heran, aber verwachsen damit nicht. Sie selbst hat ganz das Ansehen einer kräftigen Wirtellamelle, rechts steht sie ganz frei, allein links könnte man meinen, sie hienge mit einer Hauptlamelle zusammen, aber leider lassen da mehrere Bruchstellen und die Be- deckung von oben das Auge zu keiner rechten Sicherheit kommen. Jedenfalls ist die Sache so vollkommen ausge- bildet, dass von irgend welcher Zufälligkeit nicht wohl die Rede sein kann. Vergleiche auch weiter unten bipartitum tab. 169 fig. 35. Das zierlichste Knotenwerk jedoch, was mir je zu Augen kam, zeigt Anthophyllum nodosum tab. 168 fig. 10 Weisser Jura & von Wittlingen, was südlich Urach auf der rechten Seite der Erms, Sirchingen gegenüber liegt. Hier ist alles mit so gedrängten Perlenreihen besetzt, dass dazwischen auf den Seiten a nur schmale Furchen bleiben. Aber auch hier stellt sich von Zeit zu Zeit, namentlich unten über der breiten Wurzel, zarte Querstreifung ein. Ganz dieselbe a - III. Sternkorallen: Anthoph. nodosum. Lobophyllum Suevicum. 659 Knotung setzt nun sogar über den Kelch oben o fort, was eine ganz ungewöhnliche Erscheinung ist. Leider ward alles so fest in Chalcedon gehüllt, dass von einem Reinigen durch- aus nicht die Rede sein kann, ich sehe nur auf dem schein- bar einfachen Stocke von 5 cm Dicke oben etwa drei Zellen hervortreten, von denen ich die schönste abbilde, sie er- zeugte darnach oben mehrere confluente Zellen, während bei weitem der grösste Theil ihrer Länge einem einfachen dieken Anthophyllum gleicht. Wo soll man ein solches Ding hinstellen? Aber die Schwierigkeiten gehen noch weiter: wenn man das reizende Stück weiter rechts ver- folgt, so verschwinden allmählig die Knoten, es treten ein- fache Längsrippen auf, welche durch loculi getrennt deut- lich den Wirtellamellen entsprechen, wie das Stückchen 5b rechts in der Tiefe zeigt. Bei solchen Thatsachen vergeht uns der Muth, nur Species zu machen, geschweige denn, dass man ein so grosses Gewicht auf die vermeintlichen Genera legen dürfte. Lobophyllia Suevica nannte ich im Jura 1858 pag. 638 einen Holzschnitt von Beiningen bei Blaubeuren, dessen grosse Zellen mit groben Wirteln ineinander fliessen. Schon im Flözgeb. Würt. 1843 pag. 464 stehen sie unter Astr&a confluens, an der Spitze der confluenten Astreen über- haupt, welche Scheuchzer Specimen Lithograph. Helvet. 1702 pag. 39 fig. 54 sehr bildlich Cometites hiess, indem er die hauptsächlich nach zwei Seiten gerichteten Strahlen mit Cometenschweifen verglich. Walch (Naturg. Verst. 1769 II. 2 pag. 64 tab. F. VIII fig. 2—4) stellte von Pfeffiingen im Canton Basel ähnliche grosse Zellen zu den Madreporas M&andritas, was gar nicht so übel war. Ich liess mich durch den bezeichnenden Namen „Lappenblatt“ verleiten, welchen Blainville (Dietionn. Scienc. natur. Bd. 60 pag. 321) für eine Reihe grobzelliger Caryophylleen ein- 42 * 660 IH. Sternkorallen: Lobophyllum Suevicum, quadrilobus. führte, den später Michelin häufig benützte, und namentlich auf eine höchst ähnliche Lobophyllia meandrinoides Mich. Iconogr. Zoophyt. pag. 93 tab. 19 fig. 3 aus dem Üorallien von St. Mihiel anwendete, d’Orbigny Predrome II. 39 eitirte sie als Oulophyllia Michelin. Edwards Coralliaires II. 361 stellt unsere Suevica zur 'T’hecosmilia obtusa, die Orbigny Prodr. I. 385 Amblophyllia hiess, und im Oxfordien von Villers (Calvados) liegt. Milne Edwards und Haime (Pal®on- tograph. Soc. V pag. 34 tab. 13) bilden aus dem englischen Coralrag ähnliche aber etwas kleinere gelappte Zellen unter Thecosmilia annularis ab. Da der Repräsentant von Thecos- milia unser Lithodendron trichotomum ist, so ist das Ge- schlecht nicht gut getroffen, denn wie ich schon im Flöz- gebirge nachwies, könnte sie wegen der groben Rippen eher für ein gelapptes Anthophyllum gelten. Dennoch führte sie Dr. Becker (Korallen Natth. Schicht. pag. 33) als Thecosmilia suevica an, und liefert dazu tab. 3 fig. 6—8 drei Beispiele, die aber alle drei zu den feinrippigen ge- hören, und daher im Grunde meine ächte Suevica nicht recht treffen. Ich habe. ausserdem schon im Hdb. Petref. 1852 tab. 57 fig. 27 eine grössere halbmondförmige Zellen- gruppe unter Astrea confluens in halber natürlicher Grösse gegeben; nehmen wir dazu nun noch unsere Figuren, so kommt ein recht mannigfaltiges Bild heraus. Um allen Zweideutigkeiten zu entgehen könnten wir sie vielleicht analog dem Anthophyllum kurz Lobophyllum heissen. Lei- der hält es schwer, die Wirtel aus dem Kalke vollständig heraus zu bringen, man darf daher in dieser Beziehung den Abbildungen nicht ganz trauen. Da grobe und feinrippige ineinander übergehen, so beginne ich mit den feinrippigen: Lobophyllum Suev. quadrilobus fig. 11 von Beiningen, die vier Lappen o gehen hier ziemlich regelmässig nach den vier Weltgegenden, in jedem Juappen sitzt etwas vom pie III. Sternkorallen: Lobophyllum Suev. flexibile. 661 Rande weg ein Zellenauge, das hauptsächlich Wirtel nach Aussen sendet. Nach innen ziehen sich in flacher Vertie- fung nur drei bis vier Strahlen fort, welche sich mit der centralen Mutterzelle verbinden; letztere ist klein und mit ihren kurzen Strahlen, die hauptsächlich nach den vier Buchten gehen, schwer zu finden. Die Buchtenränder sind am schmalsten, weil sich dort die Seitenfläche am meisten herum biegt, und die Lappen erzeugt, welche sich an den Enden wieder etwas ausbreiten. Die kurzen Randwirtel erinnern allerdings an M&andrinen, wie schon Walch meinte, und verfliessen dann sofort mit den knotigen Seitenrippen s (x vergrössert), welche untereinander nach Art der margari- tifer pag. 654 zusammen hängen, und eine feste Zellenwand zu bilden scheinen. Vielleicht ist auch unten die Querfläche nicht zufällig, da der cylindrische Anfang wie abgesägt er- scheint, und darauf noch eine besondere Kieselhaut g liegt, blattartig dünn und rauh. Beim Aetzen der Zelle kommen eine Menge Kügelchen (y vergrössert) zum Vorschein, die aus Kiesel bestehen und Eiern gleichen. Sie liegen auch massenhaft im Gestein, und mögen wohl aus kleinen Oolithen entstanden sein. Üoncentrisch gestreifte Hüll- masse bemerkt man nur wenig. Typisch auf das Engste verwandt und doch durch seine etwas feinern Rippen ver- schieden ist Lobophyllum Suev. flexibile fig. 12 von Beiningen. Die Vierlappigkeit wird nicht nur durch die verschiedene Ausdehnung ungleich, sondern die Zahl der Zellenaugen ver- mehrt sich auch, und die Lamellen sind zarter und knotiger gebaut. Hier werden nun die Strahlen denen der Astrea confluens aus demselben Lager ausserordentlich ähnlich, so dass ich selbst bei der schärfsten Analyse keinen wesent- lichen Unterschied finde, als den der allgemeinen Gestalt. Ausser der gerade nicht sonderlich scharf ausgebildeten 662 III. Sternkorallen: Loboph. Suev. flexibile, rigidum. Centralzelle kommen links und rechts in den schmalen Lappen je zwei Augen und in den kürzern breitern je eıns vor. Die Lamellenzüge sind wie bei den Scheuchzer’schen Cometiten aus der Birs zweiseitig, und mit denselben zarten Knotenlinien auf den Lamellenflanken versehen, was sich schon mit blossem Auge erkennen lässt, und vollends mit der Lupe (x vergrössert) hervortritt. Merkwürdig sind die krummen Wege, welche die Wirtel öfter einschlagen, was auf eine grosse Beweglichkeit der Bildungsorgane schliessen lässt. Auch die Rippen der Seiten s, welche mit den Kelch- wirteln in unmittelbarer randlicher Verbindung stehen, zeigen dieselben Knoten. Der Anfang des Stieles ist wieder quer abgeschnitten, auch liegt eine Kieselrinde darauf. Spora- disch ziehen sich einzelne Querbänder von Hüllmasse über die zarten Rippen hin. Eine Masse feiner Kieselkügelchen gehören dem Gebirge an. Es ist gut, wenn man von hier wieder einen Blick auf Astrea Zolleria tab. 166 fig. 1—10 wirft, die ja nur die Vorläufer von den Confluenten sind. Diesen biegsamen dünnwirteligen stehen wieder die steif- plattigen dickwirteligen Lobophyllum Suev. rigidum fig. 15 von Sirchingen gegenüber. Erst dieses schöne Exemplar knüpft durch die Dicke seiner Wirtellamellen und die Grösse der Zellen an das ächte Suevicum des Jura an, und gleicht daher dem Typus der Anthophyllen. Man könnte es für einen Drilling (trilobus) derselben halten, wenn nicht jeder der drei Halb- cylinder wieder die Neigung hätte, ein Nebenauge anzu- setzen. Leider ist immer etwas Steinbedeckung und Ver- letzung da, welche die genaue Verfolgung behindert. Aber auch schon in dieser unvollkommenen Darstellung hat die Koralle etwas Characteristisches, was im gleichen Maasse ich nirgends wieder finde. Die Zahl der Lamellen drängt sich besonders auf dem Rande zusammen, wodurch derselbe III. Sternkorallen: Lobophyllum Suev. rigidum. 663 von dem Innern sich etwas unterscheidet. Die Strahlen weichen um die Augen öfter plötzlich vom Wege ab, nur in den drei Rinnen, die von der Centralzelle ce ausgehen, ziehen die Linien über einen flachen Sattel, wie bei Scheuch- zer’s Cometiten, gerade fort. Nach dieser einen Stellung ist ziemliche Symmetrie vorhanden, deshalb nahm ich auch Zelle c, über dem kürzern Lappen gelegen, für die Oen- tralzelle, dann ist aber darin nur ein Auge vorhanden, wäh- rend die obern zwei ansetzen, wovon namentlich die beiden auf dem linken Flügel sehr, auf dem rechten wegen des deckenden Kiesels weniger deutlich sind. Die Seiten s haben knotige durch Verkieselung entstellte Rippen, worüber sich viel quergestreifte Hüllmasse wegzieht. Die Stöcke sind kaum über 4 cm hoch, unten « zwar verletzt, aber doch so, dass man meint, es fehle an ihrer ganzen Länge nur noch wenig. Durch diese Verletzung kommen rings die dicken Lamellen zur Ansicht, aber nur mit zwei Augen, welche auf die Centralzelle ce und den rechten Lappen hin- zielen. Es mussten also die übrigen Augenpunkte, deren oben mindestens fünf sind, sich erst später einsetzen. Bei Sirchingen kamen von dieser gewaltigen Koralle, die dort zu den gewöhnlichsten gehört, eine ganze Reihe zum Theil viel grösserer Stöcke vor, die ich wegen des Raumes nicht alle darstellen mag. Da es sich aber, wenn man einmal die Vorstellung von der Zelle hat, blos um Bilder handelt, so mag fig. 14 auf (!/a) reducirt die kurze Beschreibung unterstützen: die mittlere kleine Hauptzelle 14 cm lang hat links ihren Hauptkopf, der bezüglich seiner Rundung dem nebenstehen- den trilobus gleicht, nur etwas grösser und kräftiger ist. Ihre Centralmündung ist länglich, von ihr ziehen sich drei Lamellen wie ein „Cometenschweif“ 7 cm weit bis zur schma- lern Zelle rechts fort; über dem Schweife steht noch eine kleine, aber äusserst markirte Zelle, die auch ihre untern 664 III Sternkorallen: Loboph. Suev. rigidum. Coenotheca pyramidalis. Schweifstrahlen direct links und rechts kehrt. Oben etwas tiefer schmiegt sich eine weitere Riesenzelle an, auf deren rechtem Rande noch eine kleinere aufwuchs. Endlich liegt unten an diesem rechten Ende noch eine bauchige Zelle mittlerer Grösse. Sämmtliche entspringen aus einem einfachen aber dieken Anthophyllenartigen Stiele. Die Rippen r aussen sind dick knotig, und die Flanken der Lamellen 7 zeigen die erhabenen Längslinien ausserordent- lich deutlich. Die Entwickelungen gehen nicht blos in einer Linie, sondern nach den verschiedensten Richtungen vor sich. Je nachdem man nun von irgend einer Seite herkommt, finden wir Anknüpfungspunkte. Das erklärt zur Genüge die verschiedenen Meinungen über die Geschlechter. Wir können kaum mehr als Individuen bezeichnen, und sie nach ihrer Lagerung in den Schichten in die rechte Stellung bringen. So habe ich im Jura tab. 386 fig. 6 von Sirchingen die verkieselte Hälfte einer Thamnastrea clausa abgebildet, da sie aussen eine festgeschlossene gerippte Wand hat, ganz wie Anthophyllum poculum fig. 8, aber sie ist nur 32 mm hoch, und beginnt dabei mit einem kleinen freien Zitzen. Am Hohenzollern pag. 609 fasste ich ganz ähnliche Bildungen unter dem Subgenus ÜOoenotheca zu- sammen. Das ginge hier eben so gut, ich will ihr da- her eine Coenotheca pyramidalis tab. 165 fig. 15 zur Seite stellen. Sie stammt aus Weissem Jura < höchst wahrschein- lich von Gussenstadt. Die nahe Verwandtschaft leuchtet auf den ersten Blick ein. Auch sie beginnt mit einem kleinen freien Zitzen 2, was vielleicht nicht ohne Bedeutung ist, aber da die gewölbte Rückenlinie auf der schön pyra- midalen Gestalt sich länger fortzieht als die des Bauches, so erscheint das Oberende schief abgeschnitten. Der etwas vertiefte Zellenkreis zeigt in der Mitte eine Üentralzelle, III. Sternkorallen: Coenotheca pyramidalis. Lithodendron trilobus. 665 die von mehreren Nebenzellen umkreist wird, wenn auch zum Theil mit undeutlichen Mündungen. Wirtel und äussere Rippen sind zarter als bei clausa. Von der Central- zelle gehen, zwischen den Nebenaugen durch, mehrere Wirtel von der innersten Mündung bis zum äussersten Rande, aber Regel ist nicht darin, wie auch einige Neben- augen sehr unregelmässig sind. Noch besonders muss die kleine Zelle unten betrachtet werden, welche feinere Radien hat, und sich mehrere Millimeter über die Unterlage erhebt. Sie mag wohl derselben Species angehören, ob sie aber ein Schmarotzer sei, also von aussen kam, oder von der Mutter unmittelbar entsprosste, lässt sich nicht bestimmt entschei- den. Aussen sind zwischen den Rippen in den loculi Quer- lamellchen sichtbar, aber ein grosser Theil ist mit dicken Querrunzeln bedeckt, was möglicher Weise eine compacte Hülle wie bei Anthoph. circumvelatum erzeugen könnte. Aechte Lobophyllen mit dieken Wirteln sind mir von Nattheim noch bis heute nicht bekannt, Becker behauptete zwar, sie auch dort gefunden zu haben, aber er hatte wahr- scheinlich dünnwandige (Lithodendren) im Sinne, wovon ich ein Lithodendron trilobus tab. 168 fig. 16 gern auszeichnen möchte. Der Kelch ist bei Lithodendron im Goldfuss’schen Sinne tiefer, und der Stock schmächtiger, obwohl dann wieder alle möglichen Uebergänge vorkommen. Wie die Oberseite 0 zeigt, so ist ein Bestreben zur Dreilappigkeit nicht zu verkennen, die vollständige Trennung zu drei Aesten kam nicht zu Stande. In der Tiefe der Zellen lassen sich die Wirtel nur sehr unvollkommen verfolgen, blos am eingebogenen Rande sieht man die knotigen Wirtel sehr bestimmt hervorragen. Sie setzen dann mit gleicher Kno- tung auf den eingebuchteten Seiten herab, und erzeugen so ein gefälliges Bild, was unten plötzlich wie abgesägt er- 666 UI Sternkorallen: Lithodendron trilobus. Anthophyllum. scheint, und in sofern an den Querschnitt des darüber- stehenden Lobophyllum erinnert. Unten rechts sitzt daran ein niedriger Vorsprung, sonst bemerkt man aber auf der eiförmigen Ansatzfläche ‘erst einen Oentralpunkt, von wel- chem alle Wirtel ausgehen. Die ockergelbe Farbe pflegt den Fundort im Lehm zu verrathen, wo aller Kalk ausge- laugt wurde, aber auch der Kiesel innen etwas litt. Ver- gleiche dazu die andern lappigen Formen von Nattheim tab. 170 fig. 22—24. Welch verschiedene Dinge Goldfuss Petref. Germ. I pag. 46 unter Anthophyllum zusammenfasste, will ich kurz vorführen: Anth. truncatum 13. 9 waren kleine vielzellige Kegel aus dem Pariser Eocen, welche Michelin Icon. 43. 9 zur Caryophyllia stellte, und Edwards Corall. II. 293 zur Circophyllia erhob. Anth. piriforme 13. 10 ein ganz kurzer Kegel aus dem Oolith von Caen hielt Goldfuss selbst nur für eine Abänderung von Montlivaltia caryophyllata pag. 624 gemäss dem Fundorte. Anth. dentieulatum 13. 11 ein kurzer scheinbar aufgewachsener Cylinder vom Niagara, wurde natürlich blos auf die Formation hin von Edwards Corall. III. 341 für eine Oyathophylle Zaphrentis erklärt. Anth. bieostatum 13. 12 aus.dem Eifelerkalk von Heister- stein (unbekannter Ort), ziemlich lange Oylinder mit Gabeln, die auf Steinkerne pag. 436 hindeuten. D’Orbigny Prodr. I. 105 nannte sie zwar Ellipsocyathus und Edwards Corall. III. 354 Lobophyllum, aber keiner lenkte die Aufmerksam- keit auf dieses wichtige Kennzeichen! Anth. proliferum 13. 13 aus der jüngsten Kreide von Faxoe gehört hier ganz und gar nicht hin, wie auch Goldfuss schon vermuthete. D’Orbigny Prodr. II. 296 könnte auf der rechten Spur sein, wenn er es für einen Schwamm hält. Jetzt erst kommen zwei unserer schwäbischen: Anth. turbinatum 37. 13 von Nattheim kurze groblamellige Kreisel, nicht wesentlich ver- III. Sternkorallen: Anthophyllum. 667 schieden von Anth. obeonieum 37. 14, das ich von jeher pag. 638 wegen seiner Grösse und Mannigfaltigkeit für den Repräsentanten genommen habe. Anth. sessile 37. 14 aus dem Braunen Jura y von Thurnau pag. 601 kann als Vor- läufer derselben gelten, während Anth. deeipiens 65. 3 aus der Walkererde von Buxweiler pag. 626 schon mehr eine Mittelstellung einnimmt. Mit wenigen Ausnahmen haben alle den von Goldfuss gegebenen Speciesnamen behalten, während fast Jeder über das Genus wieder anders dachte. Velati tab. 169. Die Eingehüllten bilden bei Nattheim eine der mannig- faltigsten Gruppen. Ich habe schon im Flözgeb. Würt. 1843 pag. 458 auf den äussern „compakten Ueberzug“ auf- merksam gemacht, aber die Abänderungen mit kurzem Kegel zum Anth. turbinatum Goldf. 37. 13 gestellt, obwohl dasselbe ganz ohne Hülle gezeichnet und beschrieben wird. Im Hdb. Petref. 1852 pag. 654 wurde schon mehr auf die Entwickelung eingegangen, und gezeigt, wie zuletzt nur noch „ein hohler Schlauch, ähnlich einer Zipfelkappe, bleibt“. Erst im Jura 1858. 709 suchte ich das durch Zeichpungen mit Namen Anth. eireumvelatum und mitratum zu fixiren. Die schlankere hornförmige Abänderung nannte Michelin Iconogr. 87 tab. 17 fig.5 von St. Mihiel Caryophyllia cor- nuta: „cette espece differe completement de ses cong@neres, par sa superficie lisse et sans apparence de stries, ainsi que par son &toile terminale tr&s-enfoncde, et son bord aigu“. Die Beschreibung ersetzt hier, was man an der undeutlichen Abbildung vermisst. D’Orbigny Prodrome II. 30 stellte sie zur Montlivaltia, und Edwards Corall. II. 310 ist sehr im Irrthum, wenn er hinzusetzte „trös-lisse & sa surface sans doute par suite de l’usure qu'il a &prouvde“. Aber was 668 III. Sternkorallen: Veliphyllum eircumvelatum cornutum. ist Hülle (epitheca)? Das kann nur in der Entwickelung aufgefasst werden, und muss in Einzelfällen unentschieden bleiben. Ich will daher die Sache der Reihe nach auf- führen, und das Endurtheil dem Leser überlassen. Für die extremen Formen wäre Veliphyllum (velum Hülle) sehr bezeichnend. Veliphyllum eornutum tab. 169 fig. 1 aus dem Weissen Jura von Nattheim liefert uns in jeder Beziehung ein Muster. Die dicke Wand: des Hornes hat nur Querstrei- fung, die Längsrippen sind fast spurlos verschwunden. Die Anfangsspitze rechts unten pflegt etwas Characteristisches zu haben, da das Junge gern schief auf den fremden Körper wächst. Die Zelle oben o endet scharfrandig, indem die Wirtellamellen immer niedriger werden, und den äussersten Saum nicht mehr erreichen. Gegen das Licht gehalten scheint daher ein guter Theil der Hülle durch, kann innen auch wohl ganz nackt werden, was für grosse Selbständig- keit spricht. Nach unten werden die Lamellen allmählig höher, und etwa 24 Hauptlamellen dringen bis zu dem länglichen Schlitz vor, wo sie gern mit einem Knötchen beginnen, während sie am Rande je 1+2=3 kürzere Lamellen zwischen sich nehmen. Fig. 2 von Nattheim bildet zwar kein Horn mehr, aber der Ansatz auf einer Sternkoralle, die ich unten nur ange- deutet habe, hat doch rechts noch die Anfangsspitze in voll- endeter Ausbildung. Um links weitern Halt auf der Unter- lage zu bekommen, senkte das Thierchen dieke Wülste hinab, die Wurzelartig sich ringsum Haftpunkte suchten. Könnte man die Zelle von der Unterlage befreien, so würde in den breiten Fuss eine tiefe kegelförmige Höhlung ein- dringen. Die Hülle hat nicht blos überall concentrische Streifen, sondern sie ist auch in allen ihren Theilen ausser- ordentlich kräftig und nirgends so verletzt, dass auch nur III. Sternkorallen: Veliphyllum eireumvelatum. 669 Spuren von Rippen zum Vorschein kämen. DBlos oben endigt der Kelchrand dünn und schneidig, worauf die Wirtel- lamellen gleichsam verklingen. Noch kleiner ist Fig. 3, hier lässt sich die Anfangsspitze nicht beob- achten, sondern das freie Unterende zeigt nur rauhe Ein- drücke. Alles andere bleibt gleich, namentlich auch oben 0 die tiefe Mündung, nur hält es sehr schwer, den halbmür- ben Kiesel aus der Tiefe wegzubringen. Wenn das nicht wäre, würden die Zellen zu den besten Erfunden unter den Sternkorallen gehören. Oefter setzt sich dann auch noch Brut darauf, wie in Fig. 4 von Nattheim. Die ansehnliche Zelle sitzt unten ganz flach auf, schnürt sich dann etwas ein, wird oben wieder breiter, und erinnert daher durch ihre Gestalt etwas an poculum pag. 656, aber von Längsrippen nimmt man keine Spur wahr, die dicke Hülle ist überall dicht ge- schlossen. Seitlich rechts sieht man übrigens auch deutlich, dass die ursprüngliche Unterlage ebenfalls Wirtellamellen vielleicht von ähnlichen Müttern waren. Diese Wirtellamellen liegen oben im Rande alle klar da, ich zähle 103 von un- gleicher Länge, aber da meist fast ebensoviel kleine Zwi- schenwirtel vorhanden sind, und hin und wieder einer der- selben gross wird, so genügt das Zählen allein nicht, son- dern man muss auch wissen, was man zählt. Es wären daher möglicher Weise nur 96 vorhanden, die sich ihrer Grösse nach in 24-+-24+-48 gruppirten, wozwischen dann noch 96 kleinste kämen. Leider ist das Oentrum nicht ganz klar zu bringen, doch sieht man, dass nicht alle grossen dahin vordringen. Die Brut darauf gehört wahr- scheinlich der gleichen Species an, wobei man besonders das kleine Stück (x vergrössert) ins Auge fassen mag, worin ziemlich bestimmt 6+6-+12—=24 Lamellen als erster Ansatz zum Vorschein kommen, was für die Ent- 670 III. Sternkorallen: Veliphyllum poculum. wickelung nach der Zahl 6 spräche. An vielen Stellen endigt der Rand schneidig, wenn er aber verletzt wird kommen Löcher zum Vorschein (y vergrössert), welche zwi- schen der dicken äussern Hüllwand und den innern zarten Querblättchen (traverses) liegen. Kommt darin nochmals ein kleiner Zwischenwirtel vor, so wird das Loch halbirt. Wenn die Dinge im Lehme oder Ackerboden lange ver- witterten, so wird die Zelle Fig. 5 bis zum Innersten rein, und durch vorsichtiges Arbeiten lässt sich dann der Bau darlegen, höchstens dass die Verkieselung die Lamellen etwas unnatürlich verdickte. An unserem Exemplare brach der Unterrand zwar weg, aber der Kelchgrund litt dadurch nicht im Geringsten. Ohne Zwang kann man 24 Hauptlamellen annehmen, welche mit ihrem verdickten Unterende alternirend bis an die quere Medianfurche heranreichen. Die Zwischenlamellen fügen sich dem zwar nicht recht, es sind etwa 4-6, aber das lässt sich bei Adelomeren überhaupt nicht recht ordnen: sind es fünf (x vergrössert), so pflegt der mittlere Strahl am längsten zu sein; dann folgen zwei kürzere und dahinter die kürzesten. Dazwischen setzen sich zuletzt am äussersten Dünnrande noch ganz feine Strählchen. Da nun alle nach oben niedrig und knotig werden, so bildet sich ein ganz eigenthümlicher zart gerippter Endsaum aus, der von den tiefer unten folgenden Stellen augenfällig abweicht. Der Stiel unten in der Seitenansicht s ist zwar kurz und dick, aber der Zellenraum oben breitet sich doch plötzlich aus. An dem Unterende rechts hat sich die dicke Hülle etwas abgeschält, dann treten natürlich wieder die Wirtel mit den Querlamellchen hervor. Deshalb kommt man so leicht in Versuchung, das ähnlich gestaltete Anthophyllum turbinatum Goldf. 37. 13 damit zu vergleichen. Der Stiel wird nun immer dünner, scheinbar sogar ganz frei, es entsteht dann III. Sternkorallen: Veliphyllum ceaudatum. 671 Veliphyllum eaudatum tab. 169 fig. 6 von Nattheim, wo der Stiel wie ein Schwänzchen an dem plötzlich er- breiterten Kelche hängt. Die Spitze ist scheinbar ganz frei, doch wenn man sie von der andern Seite sorgfältig befreit, so findet sich ein ähnliches Füsschen f wie in fig. 1. Die dicke Hülle steht zwar etwas über die Wirtellamellen her- vor, diese endigen aber kräftig, nur dass sie am äussersten Rande etwas auseinander laufen, und die loculi ein Punkt- förmiges Ansehen annehmen. Characteristisch ist überdiess die Dicke und gedrängte Stellung der Wirtel. Obwohl das Centrum nicht zu reinigen war, so kann man im Kreise doch ziemlich sicher 24-24-4896 Wirtel annehmen, während von weitern kleinern Zwischenradien auch nicht die Spur gesehen wird. Die Hülle ist zwar dick, aber doch brechen die Wirtel in Folge von Verletzung an ein- zelnen kleinen Flecken hervor. Die Schale wird von vielen Schmarotzern bedeckt, namentlich andern Korallen und Serpula gordialis, die ich, die Klarheit des Bildes nicht zu stören, weg liess. Alle diese Varietäten in das gehörige Licht zu stellen, müsste ich Dutzende abbilden, um am Ende zum Schlusse zu gelangen, dass man kaum von einer Species bei solchen Dingen reden kann. Fig. 7 von Nattheim gehört noch zu den Caudaten, aber das Schwänzchen ist noch kürzer als vorhin, und die grosse elliptische Zellenscheibe o hat im Centrum eine deut- lich hervorragende Lamelle, welche die Stelle einer Axe (columella) vertritt (A vergrössert). Dieselbe ist zwar etwas gekrümmt und warzig, in Folge der Silification, allein sie erhebt sich so bestimmt zwischen den innern Enden der grössten Wirtel, dass man es nicht gut für zufällige Aus- füllungen erklären kann. Das Zählen der Wirtel ist . schwierig, dieselben erheben sich etwas über den com- pacten Rand, und lassen zwischen sich häufig die Quer- 672 II. Sternkorallen: Veliphyllum campanulatum, coniforme. lamellchen erkennen. Die untere Spitze u ist zwar ziem- lich ganz, durch Verletzung treten jedoch die Wirtel stark hervor. Von Fig. 8 gebe ich nur eine Seitenansicht, um die Grösse des Schweifes und die Dicke der Hülle darzulegen. Ihre Spitze unten u zeigt einen etwas vertieften rauhen Ansatz- punkt. Die gefällige elliptische Scheibe von 69 mm Länge und 54 mm Breite hat zwar viele deutliche Wirtel, ist aber im Centrum nicht rein. Die Zellen werden nun immer grösser, sind aber leider zu oft im härtesten Kiesel ver- steckt, dass keine Kunst hinreicht, sie davon zu befreien. Trotzdem ragen einzelne Theile öfter auf das Schönste her- aus, wie die halbe Zellenscheibe Fig. 9 von 64 mm Länge und 58 mm Breite darthun mag: der Rand der dicken Hülle lässt sich daran fast rings verfolgen, gewöhnlich ragen die Hauptrippen am stärksten hervor, zwischen sich drei kleinere Lamellen von zweierlei Caliber nehmend, und damit ein höchst vollkommenes Bild gewährend, was man aber leider nicht bis zur Mitte ver- folgen kann. Von der Seite s gesehen ragen die Haupt- lamellen flach convex hinauf, wie es bei keiner andern der Fall ist. Ich schätze die Zahl derselben auf 48, so dass 4848-96 —=192 im Ganzen heraus kämen. Sie gehört übrigens nicht mehr zu den geschwänzten, sondern im Ge- stein verbirgt sich ein etwa 34 mm hoher Cylinder, der unten nach Art von fig. 4 blos etwas enger wird. Die Hülle des Unterrandes bildet viele herabhängende Zotten, zwischen welchen ein zierliches Anfangsspitzchen a bemerkt wird. Es entsteht dadurch eine Glockenform die man cam- panulatum heissen könnte. Ganz was Anderes liefert Veliphyllum eoniforme tab. 169 fig. 10 von Nattheim. Hier hat die kräftige Hülle eine gleichmässige Kegelgestalt, aber doch wieder eine einseitige grosse elliptische Ansatz- III. Sternkorallen: Veliph. coniforme, ecaudatum, fuscum. 6753 fläche, wie gewöhnlich mit rauhem unebenem Kiesel ge- deckt. Ich würde jedoch darauf kein zu grosses Gewicht legen, wenn nicht die weitläufigen Wirtellamellen dem lei- der etwas stark verpappten Centrum ein ganz absonder- liches Ansehen gäben. Wir haben etwa 24 Hauptlamellen, welche an Dicke und Höhe die Zwischenlamellen bedeutend überflügeln. Oefter stehen 2+1=3 Lamellen dazwischen, die dann am äussersten Rande nochmals ganz kleine Wirtel- chen zwischen sich nehmen, die wie kleine Auswüchse der dicken Hüllmasse erscheinen. Den geschwänzten will ich noch ein ungeschwänztes Veliphyllum eeaudatum tab. 169 fig. 11 von Nattheim gegenüber stellen. Wie die Seitenansicht zeigt, so scheint hier unten jeder engere Fortsatz zu fehlen, der niedrige Stock rundet sich förmlich ab, und da die Hüllmasse dort verletzt ist, so treten die Wirtel undeutlich hervor. Die obere Hälfte wird dagegen von der dicken Hülle festge- schlossen. Mit grosser Zierlichkeit präsentirt sich oben die vertiefte Zelle mit ihrem markirten Querschlitze, von dessen Rande etwa 24 Hauptlamellen dick beginnen, um sich dann oben am Rande zu verdünnen und zu erniedrigen. Häufig kann man dazwischen 1+2-++4=717 Lamellen kleinern Calibers wahrnehmen, aber durchgreifend ist die Regel nicht, weil sie eben nicht zu den eigentlichen Delomeri ge- hören. ‘Trotzdem ist es eine der wohlgefälligsten Zellen der ganzen Abtheilung, die nur durch rohe Verkieselung etwas knotig ward. Zur Vergleichung habe ich hier in der Sammlung eine dickhüllige Vorläuferin tab. 169 fig. 12 aus dem Braunen Jura Yy vom Hohenzollern stehen. Die kräftige Aussenwand ver- deckt jede Spur von Wirteln, in sofern ist es ein characte- ristisches Veliphyllum fuaseum. Wie die Seitenansicht s zeigt baucht sie sich in der Mitte etwas heraus, unten die schein- Quenstedt, Sternkorallen. 43 674 III. Sternkorallen: Veliphyllum fuseum, cornucopie. bare Abstumpfung ist nichts als eme rauhe durch Hüll- masse verdickte Ansatzfläche. Der Rand steht oben etwas über die feinen knotigen Lamellen heraus, wenn er nicht verbrach. Es ist zwar nicht möglich alle Lamellen sicher zu zählen, aber ich konnte wenigstens in der Mitte ein tiefes rundes Loch entblössen, an dessen Wänden sich die Hauptlamellen hinabziehen. Ihren Bau (x vergrössert) kann man bei einzelnen gut studiren, er hat mit Oyelolites Langii tab. 166 fig. 38. y grosse Aehnlichkeit. Da die Seitenzähne auf den Lamellen durch Schaben zum Vorschein kommen, und beim tiefern Schaben nicht verschwinden, so müssen sie von Längsrippen auf den Flanken herrühren. Ich hätte sie daher füglich der Montlivaltia caryophyllata pag. 624 von ÖCaen anreihen können, nur dass dieselbe eine viel zartere und viel verletzbarere Hülle hat. Die äusseren Formen sind oft so characteristisch, dass man sie gleich auf den ersten Blick von allen Verwandten unterscheidet: ich erwähne hier nur das Füllhorn Veli- phyllum eornucopi® tab. 169 fig. 13 von Nattheim. Leider ist das Innere der kräftigen Gestalt noch ganz mit Kalk erfüllt, doch wollte man den mit Salzsäure wegnehmen, so würden die Wirtellamellen mürbe werden und zerfallen. Die äussere Hülle ist nur mittelmässig dick, aber doch blos wenig durchbrochen. Ein Ansatzpunkt unten kaum find- bar, das Ganze ward vielmehr runzelig geschlossen. _Die dicken Silificationspunkte konnten die zarte Querstreifung und damit die Gefälligkeit des Bildes nicht ganz zerstören. Der Oberrand ist dagegen verbrochen, worüber daher die Lamellen hervorragen. Etwa 13 Hauptlamellen dringen oben 0 zum Üentrum vor, wozwischen ein elliptischer mit Kalkstein gefüllter Raum bleibt. Wie es darunter aussehen mag, weiss ich nicht. Zwischen den Hauptlamellen kann man öfter noch 1+2-+4= 17 Zwischenlamellen wahrnehmen. TE Ne Be RE Er 1 KEN > “ a Se ? u { dr Jane 4 ® pi ‚Bu „2 . r “ III. Sternkorallen: Anthophyllum eircumvelatum, radicosum. 675 Anthophyllum eireumvelatum tab. 169 fig. 14. 15 hiess im Jura tab. 86 fig. 10 eine proliferirende Zelle von Natt- heim, welche ich fig. 14 von oben darstelle, um den tiefen spitz endigenden Trichter zu zeigen. Es ist ein ächtes Veliphyllum, denn die Oberhaut ist dick und kräftig, und jedenfalls sind in der citirten Originalzeichnung die Längs- streifen viel zu stark aufgetragen, wenn sie überhaupt irgendwo mal sichtbar werden sollten. Die obere Zelle steckt in der untern so vollständig darin, dass diese fast rings überragt, und beide nur an einer schmalen Stelle eine verwachsene Haut zeigen. Während man hier noch wähnen könnte, dass in der Tiefe ein kurzer Querstrich vorhanden wäre, ist das in fig. 15 völlig ausgeschlossen, der rundliche Grund liegt in der kleinen proliferirenden Zelle ganz klar da, die Hauptrippen gehen alle bis an den Kreisrand heran, und vollenden das Bild eines vollkommen kreisförmigen Trichters. Ob der grössere Absatz darunter dasselbe Uen- trum beibehalte, lässt sich wegen der Deckung nicht sicher sagen, aber es scheint wenigstens so. Schon bei cornutum sahen wir den merkwürdigen Schlitz (fissuratum) im Grunde, ich habe den Umriss eines solchen fig. 16 dargestellt, der sonst in allen andern Kennzeichen mit dem Rundloch (aper- turatum) übereinstimmt. Wenn man bei allen dieses Merk- mal vor Augen hätte, so würde es in seinen Extremen ein wichtiges Erkennungsmittel sein. Aber selbst hier er- schweren Uebergänge die Entscheidung. Auch Etallon (Neue Denkschr. Schweiz. Ges. Naturw. 1864 XX. 378 tab. 53 fig. 6) beschreibt eine solche „Oolumelle ideale“ von 10 mm Länge an Montlivaultia grandis aus dem Epi- corallien von Pruntrut, die vielleicht von unserer schwäbi- schen nur unwesentlich verschieden sein mag. Anthophyllum radicosum tab. 169 fig. 17—20 Jura tab. 86 fig. 11 von Nattheim habe ich nach der markirten 43 * 676 III. Sternkorallen: Anthoph. radicosum. Wurzelbildung genannt, welche fremde Gegenstände nicht selten in höchst eigenthümlicher Weise umfasst. Die äussere Wand (muraille) ist kräftig und dick, aber mit ziemlich markirten Rippen versehen, zwischen welchen die Quer- lamellchen (traverses) zu fehlen scheinen. Es sind meist schlanke Cylinder, deren langer Stiel über der ausgebrei- teten Wurzel sich bedeutend verengt. Der Zellengrund bildet einen etwas länglichen Punkt, den man aber noch nicht zu den Fissuraten stellen kann: fig. 17 gehört schon zu den kurzstieligen, ihre Oberfläche hat einige Wellen. Die Wurzel umfasst unten einen runden Stiel, so dass zwi- schen dicker Hülle und Stiel ein Zwischenraum bleibt. Fig. 19 von unten « dargestellt macht das an einem kür- zern Exemplare klar. Man sieht hier in dem Loche der dicken Hülle einen deutlichen Lithodendronartigen Cylinder stecken, der auf seiner Aussenseite markirte Längsstreifen zeigt, innen dagegen in der dicken Hüllwand zarte Wirtel- strahlen. Da der Oylinder unten abbrach, so könnte man ihn vielleicht für einen Rest der Mutter erklären, über welchen sich dann die Tochter aussen ausgebreitet hätte. Wahrscheinlicher dürfte es jedoch ein fremder umwach- sener Gegenstand sein, worauf das Thier einen Halt fand. Fig. 18 stellt ein unteres wohlerhaltenes Wurzelende dar, die markirten äussern Rippen gehen besonders deutlich über den Wurzelrand hinaus. Oben brach das Ende wahrschein- lich ab, wodurch sich die convexe Erhöhung erklären würde, von deren Gipfelpunkte die Wirtel nach aussen strahlen, wornach es ein ausgezeichneter Aperturat sein würde. Fig. 20 bildet ein characteristisches Oberende von einem 74 mm langen Cylinder, dem unten die Wurzel wegbrach. Die 1335 Rippen am äussern Mundrande sind im Verhält- niss dieker und deutlicher, als bei den vorigen. Die Ver- tiefung der Zelle oben könnte ein etwas längliches Loch Wu III. Sternkorallen: Anthoph. tubuliferum, ellipsocentrum. 677 haben, unten dagegen an der Kreisförmigen Bruchfläche von 14 mm Durchmesser strahlen alle Wirtel von einem runden Centrum aus. Obwohl die Silificationskreise gross und roh sind, konnten sie die äussern Längsstreifen doch nicht gänz- lich zerstören. Die Flanken der Wirtellamellen scheinen zerstreute Warzen zu haben, wie Turbinolia cyelolites fig. 25, womit sie sorgfältig zu vergleichen ist. Eine interessante Varietät dieser bewurzelten bildet Anthophyllum tubuliferum tab. 169 fig. 21 von Natt- heim. Sie hat ganz die längliche Kegelgestalt und die Streifung der vorigen, aber die Wand ist von Röhren durch- brochen, wovon die grössern Zitzenförmige Erhabenheiten bilden, längs welchen die Streifen sich heraufziehen. Zwi- schen den grossen sind auch die kleinen nicht zu übersehen (x vergrössert), welche von keiner Erhöhung umgeben wer- den, sondern flach in der Ebene liegen, und hin und wie- der nur die Streifen etwas vom Wege ablenken. An gut erhaltenen Stellen erscheint die Oberfläche mit zahllosen kleinen Wärzchen besät, die ich bei den andern noch nicht gesehen habe. Innen ist der Kegel hohl, und mit schnee- weissem zelligem Quarz erfüllt, welcher durch die dünne zerbrochene Rinde klappernd herausfällt. Das äussere An- sehen mit seinen Auswüchsen erinnert etwas an Cyatho- phyllum turbinatum tab.. 157 fig. 8, nur dass dort die War- zen nicht durchbrochen waren. Eine andere sehr bestimmte Form bildet Anthophyllum ellipsocentrum tab. 169 fig. 22 von Sirchingen. Die Verkieselung ist zwar sehr roh, aber den- noch bleibt der Rippenhabitus namentlich am Oberrande den Radicosen noch sehr ähnlich, aber die Wurzel scheint zu fehlen, da die Bruchfläche unten nur ganz schmal bleibt. Die wohlerhaltene Zelle ist flach, und in der Mitte mit einer markirt elliptischen Vertiefung geziert, wonach ich RER 678 III. Sternkorallen: Anthoph. ellipsocentrum. den Namen gab. Auf die sonderbare Knotung der Wirtel- kanten (x vergrössert) darf man kein Gewicht legen, sie ist durch Kiesel entstellt. Wer zu sehen versteht, entdeckt darin Seitenzähne, die durch die Rippenenden auf den Wirtelflanken entstanden. Wirtel und Rippen sind am Oberrande so scharf, dass man ihre Zahl 83 bestimmt er- mitteln kann. Bei Nattheim kommen zwar auch ähnliche flache Zellen mit elliptischem Centrum fig. 23 vor, aber die dünne Hülle ist daselbst weniger geschlossen, überall brechen die Wirtel hervor. Unser kleines sehr kurzes Exemplar erinnert durch seine Gestalt an Veliphyllum fig. 2, ist aber durch die Flach- heit und Zierlichkeit des Kelches ein ganz anderes Ding. Die feine Knotung der Wirtelkanten o lässt sich schon schärfer verfolgen, weil die Exemplare zu den sehr reinen gehören. Am schönsten jedoch liegen sie in dem Kalke mit „Kieseleiern“ pag. 624 tab. 169 fig. 24 am Sotzen- häuser Bühl südlich Blaubeuren: der kleine Kegel, unten frei, beginnt mit einem kleinen dickumhüllten Zitzen, oben jedoch durchbrechen die Wirtel überall die zarte querge- streifte Hülle. Wir kommen damit von den Veliphyllen wieder gänzlich ab, und da am ÖOberrande die knotigen Wirtel gar zierlich über die Hülle, wie bei der ältern Montlivaltia pag. 662 hervorragen, so habe ich dieses alte Geschlecht immer gern von dem grössern Anthophyllum getrennt gehalten. Die elliptische Centralgrube (C ver- grössert) kann man hier mit grösster Sicherheit verfolgen, und sehen, wie etwa 24 Hauptwirtellamellen darin hinab- steigen. Diese zarten Lamellen (© vergrössert) kann man durch Kratzen leicht blos legen, und meint dann etwas ganz Absonderliches zu bekommen, weil die Rippen der Wirtelflanken auffallende Knotung am Ende erzeugen, und _ damit ähnlich den verkalkten (tab. 166 fig. 38. y) werden. B III. Sternkorallen: Turbinolia ceyclolites. 679 "Aber dazu trägt wesentlich die Art der Erhaltung bei, denn wenn man die Hochkante mit Säure heraus beizt, dann tritt eine Reihe gleichmässiger Perlknötchen (untere Lamelle bei x) hervor, die mit den abgekrazten Wirteln kaum noch Aehnlichkeit hat, und daher leicht zu vermeintlichen Unter- ‚scheidungsmerkmalen verleitet. Aus diesen zahllosen Ver- ‚schlingungen der Dinge untereinander kommen wir nun einmal nicht hinaus, und hätten wir die Formation nicht, so würde es uns an jeglicher Sicherheit fehlen. Ich will daher, ehe ich zum Lithodendron schreite, den Raum der _ Tafel noch mit einigem bunten Allerlei ausfüllen: Turbinolia eyclolites tab. 169 fig. 25 Hdb. Petref. 1852 tab. 59 fig. 22 von Nattheim. Das Exemplar ist unten zwar verstümmelt, indem die dünne äussere Rinde sich von den innern weissen Quarzkrystallen lostrennte, aber man _ meint, die Unterseite hätte sich halbkugelig abgeschlossen. Die äussern 148 Rippen am obern Rande zeigen ausser- ordentliche Aehnlichkeit mit radicosum fig. 20, es scheint so- gar dieselbe Species zu sein, aber dann müsste es zum Ober- ende eines Cylinders gehören. Es gelang hier die Zelle o mit Säure vollständig blos zu legen, wobei eine ungewöhn- lich poröse Axensubstanz, zu welcher sich die Hauptlamellen verwirrten (x vergrössert), zum Vorschein kam, ja sechs der Hauptlamellen ragen vorzugsweise hoch hinaus, und fliessen im Centrum der Wirrmasse noch besonders zusam- men. Die Wirtel stehen alle steif hinaus, und eigentliche Querlamellchen bemerkt man nirgends, wohl aber nimmt man auf den Flanken zerstreute zitzenförmige Knötchen wahr, welche so weit in die loculi hineinragen, dass man sie von oben leicht wahrnimmt. Die wirre Axensubstanz erinnert lebhaft an die „spongieuse Columella“ der leben- den Caryophylleen, von denen unsere radicosa vielleicht schon ein Vorläufer war. Milne Edwards Coralliaires II. 326 680 II. Sternkorallen: Caryophyllia lacera. ? führt sie unter Montlivaultia an, allein wenn man dieses viel- gebrauchte Genus bis dahin erweitern wollte, dann dürfte man andererseits die Zahl der übrigen Geschlechter nicht so ins Unendliche zersplittern. Goldfuss 1. c. pag. 44 sah seine Anthophyllen für ein Sub- genus von Lamarck’s Caryophyllia an, ein Hauptgeschlecht unter den lebenden Madreporen. Wie nahe diese jetzigen Thiergehäuse unsern fossilen kommen, zeigt Caryophyllia lacera tab. 169 fig. 26 Pallas Zooph. Nro. 175, Esper Pflanzenth. 1791 pag. 148 tab. 35 fig. 2 aus Westindien. Oaryoph. Carduus Lamarck An. sans ver- tebr. 1816 II. 229 Lamouroux tab. 35. Mussa carduus Dana Unit. St. Explor. Zoophytes 1848 pag. 175. Litho- phyllia Edwards Corall. II. 291 ete. Freilich stimmt von den vielen Abbildungen auch hier keine einzige genau mit der unsern, man muss also immer zu und weg denken, um zum idealen Bilde zu gelangen. Lamellen und äussere Wand sind zwar rauher und kräftiger, aber typisch gleich, und namentlich finden wir im Centrum das gleiche wirre Ge- webe, wie bei voriger Nattheimer. Etwa 24 Hauptlamellen gelangen damit in Berührung, und dazu kommen dann je 1+2=3 Zwischenlamellen. Da nun von diesen öfter eine oder die andere fehlt, so muss man vor allem suchen, die sechs Hauptstrahlen festzustellen, und darnach das An- dere eintheilen. Die Rippen sind aussen zu einer festen Wand verwachsen, worüber dieselben gut zählbar hinaus ragen, auf der Höhe mit Löchern (x vergrössert) versehen, die zum Innern der Lamellen führen. Auch die Bruch- fläche der Hochkanten (y vergrössert) zeigt, dass dieselben aus zwei Platten bestehen. Bei fossilen ist das freilich auch der Fall, aber es kommt wegen der Versteinerung weniger zur unmittelbaren Anschauung. Die obere freie Lamellen- kante ist grob gezahnt, oft wie zerrissen, worauf der III. Sternkorallen: Caryoph. lacera. Anthoph. serratum. 681 Speciesname anspiel. Die Lamellenflanken innen mit lauter kleinen erhabenen Wärzchen bedeckt, welche blos etwas feiner sind, als bei radicosum. Die Anwachsfläche (base) ziemlich breit, mit einem heraushängenden Schnipfel. Querlamellchen mögen einige vorhanden sein, namentlich bemerkt man etwas davon unter den kleinsten Zwischen- lamellen, aber sie kommen sonst in den tiefen dunkeln loculi nirgends zum deutlichen Vorschein. „Six cycles, mais le dernier est ordinairement incomplet.* Ich finde an menem 96—=6-+6+12-+24-+-.48 Lamellen, d. h. nur fünf Kreise (cycles), und diese fünf sind, wahrschein- lich in Folge von Missbildung, nicht einmal vollständig. Blos ein Paar ganz kleiner Lamellen gehört zum sechsten Kreise, die kaum zu mehr, als zur Befestigung der äussern Wand dienten. Aber gerade sie sind es, die bei der Zäh- lung uns irre machen können. Bemerkenswerth ist es ferner, dass derartige Zellen in unsern heutigen Meeren dieselbe Buchtung wiederholen, wie unsere Lobophyllen von Beiningen. Man darf nur einen flüchtigen Blick auf den Fungus marinus bei Seba The- saurus 1758 III tab. 109 fig. 4 werfen, welchen Edwards Lithophyllia cubensis nannte, um sich von der Thatsache zu überzeugen; und von hier aus finden dann alle mög- lichen Uebergänge bis zur rundgeschlossenen Zelle statt. Anthophyllum serratum tab. 169 fig. 27 von Beiningen habe ich mit Säure gänzlich frei gelegt. Freilich wurde dadurch die weisse Kieselmasse so gebrechlich, dass man das Stück kaum anrühren darf, aber die krummgebogenen Lamellen (& vergrössert) mit ihren Wärzchen auf den Flanken und den äusserst zierlichen Zähnen auf der Hoch- kante liegen um so klarer da, und erwecken in uns das Bild einer lebenden lacera, nur dass alles zarter gebaut ist. Das runde Centrum erscheint hohl, doch könnte leicht etwas 682 Ill. Sternkorallen: Anthopb. depressum, breve. Wirrmasse zerstört sein. Wie die Seitenansicht s zeigt, war die Zelle niedrig, denn obwohl Verletzungen vorkommen, so erkennt man doch noch unten den Schluss der Wand, welche mit einem umhüllten Zitzen beginnt. Höher brechen überall die Wirtel hervor, da die Hüllmasse nur dünn ist. Die Niedrigkeit fällt zwar auf, aber es könnten ja möglicher Weise blos junge Anfänge sein. Veliphyllum depressum tab. 169 fig. 28 von Sirchingen hat eine der dicksten Aussenwände, die ich kenne. Daher sieht sie ungewöhnlich kräftig aus. Der Zellenrand oben krempelt sich um, worauf sich dann die dicken Lamellen kurz erheben. Die ganze Höhe beträgt kaum 15 mm, ohne Spur einer Ansatzfläche, nur in der Mitte der Seiten bildete sich eine markirte Falte aus. Leider ist sie aber unten wie oben durch die härtesten Kieselschmarotzer bedeckt, die keine Kunst zu entfernen vermag. Ganz anders ist wieder der Character des Anthophyllum breve tab. 169 fig. 29 von Wittlingen südlich Urach. Hier wird die Unterseite « faltig und zartrippig mit einer markirten excentrischen Anfangzitze. Auch in der Seitenansicht s erscheint alles lappıg und schlappig. Entsprechend dem Anfange liegt auch oben 0 das Auge der Zelle nicht ganz in der Mitte, es ist ein wenig länglich, und etwa von 24 Hauptlamellen umgeben, die je drei Zwischenwirtel begrenzen, was die Vollzahl 96 gäbe. Man könnte solche niedrigen natürlich auch Oyclo- lites nennen, denn das Gewicht liegt bei diesen zahllosen Abänderungen, die ich noch ansehnlich vermehren könnte, doch nur auf der Species. Tab. 169 fig. 30 aus dem „Coralrag bei Sirchingen“ von oben dargestellt gleicht einer 15 mm tiefen Schüssel, die freilich unten verbrochen ist. Sie heisst nach einer mehr als vierzigjährigen Etikette des Grafen Mandelsloh een II. Sternkorallen: Anthoph. turbinatum. Lithodendron flexicauda. 683 e Anthophyllum turbinatum Goldf. 37. 13, und in der That bin ich immer der Meinung gewesen, die Bestimmung dürfte nicht ganz unrichtig sein. Das Exemplar ist zwar kleiner, _ und die Hauptrippen ragen etwas weniger hervor, doch darf man es mit dem Vergleichen nicht zu genau nehmen, sonst brächte man gar keine Species heraus. „Es wechseln _ immer eine dickere mit zwei dünnern ab“, und das scheint allerdings öfter seine Richtigkeit zu haben, aber schärfer genommen (2% vergrössert) liegen zwischen den 6+6—+12 —24 Hauptlamellen je 1+2-++4=17 Zwischenstrahlen, die, wenn sie vollständig auftreten, unter sich wieder in drei Cyclen 24+48+-96—168 zerfallen, und wir im - Ganzen sechs cycli mit 24-168 = 192 Lamellen hätten. Aber die sind lange nicht alle vorhanden, und wenn nun zwischen % und 1 eine von den dreien (424) wegfällt, so wird man leicht zu der Goldfuss’schen Meinung verführt. Das Centrum hat zwar durch die Säure etwas gelitten, allein man meint, es bleibe ein elliptischer Raum frei, in dessen Innerem zufällig ein äusserst zierlicher Kieselknoten liegt, den man leicht für eine Axe nehmen könnte, was er aber doch wohl, trotz seiner Aehnlichkeit, nicht ist. Mehr der Curiosität wegen bilde ich das. Lithodendron flexieauda tab. 169 fig. 31 von Nattheim ab. Das krumme Schwänzchen unten ohne Spur einer An- satzfläche ist mit einer dicken glatten Hülle nach Art der Veliphyllen bedeckt, aber nach oben, wo sich die Cylinder- form einstellt, brechen die zarten Wirtel in Masse unver- hüllt durch, und nehmen das Aussehen eines gewöhnlichen Lithodendron an. Der Zellenmund o ist gerade nicht über- mässig tief, und würde besser zu Anthophyllum passen, aber die Buckelung unten deutet eine entschiedene Ver- krüppelung an. Auch treten in den loculi überall die deut- lichsten Querlamellchen auf. 684 III. Sternkorallen: Axiphyllum spatiosum, bipartitum. Die eomprimirten Axen tab. 169 fig. 32—35 verdienen noch besondere Erwähnung. Wir haben schon oben bei firmum 168. 9 nnd caudatum 169. 7 beiläufig darauf auf- merksam gemacht. Etallon (Neue Denkschr. Schw. Ges. Naturw. 1864 XX. 359 tab. 50 fig. 6) bildet ein schönes Exemplar aus dem Epicorallien von Caquerelle unter Pleu- rosmila Marcoui ab. Die Axen sind auch bei Pruntrut selten, und da alles Andere mit den gewöhnlichen Gross- zellen stimmt, so haben sie gewiss hier ihre natürliche Stel- lung. Eine Schwierigkeit in der Beurtheilung liegt noch darın, ob man das Axenblatt als frei oder als verwachsen mit einer Hauptwirtellamelle ansehen soll, wobei die rauhe Verkieselung uns gewöhnlich unangenehm hindert. Da diese Columella stets ein stark comprimirtes Blatt bildet, so würde Axiphyllum Axenblatt der passendste Name sein. Gleich die rohe Zelle fig. 32 von der Ziegelei bei Gussen- stadt mit kräftigen aber sparsamen (spatiosum) Wirteln macht Schwierigkeit. Eine längliche Axe liegt da, und zwar links und rechts mit den beiden Hauptlamellen in einer Flucht, mit der rechten Lamelle scheint sie continuir- lich zusammen zu hängen, links dagegen bleibt zwischen Axe und Lamelle eine Lücke. Die äussere Wand ist sehr dick, unten « verbrochen mit einem Loch, welches eine Lamelle halbirt, die dieselbe Richtung, wie oben die Axe hat. Wahrscheinlich ist hier aber blos Zufall im Spiel, und jedenfalls lässt die rohe Erhaltung kein sicheres Urtheil zu. Fig. 33 von Nattheim blieb zwar schärfer erhalten, und die Zweitheilung oben o so bestimmt, dass man es Axiphyllum bipartitum nennen könnte; aber einige Un- sicherheit über die Trennung der etwas diekern Centralaxe von den Seiten bleibt doch noch. Wir zählen sehr be- stimmt 6+6+12-+24-+48= 96 Lamellen in fünf voll- ständigen Cycelen, wie man es mit gleicher Sicherheit selten III. Sternkorallen: Axiphyllum bipartitum. 685 findet. Nicht blos innen kommen zwischen den 24 Haupt- rippen regelmässig 1+2—=3 Zwischenstrahlen vor, sondern auch aussen in der Seitenansicht s erscheinen 96 Rippen gleicher Dicke mit Kreuzknoten und Querlamellchen. Quer- gestreifte Hüllmasse ist wenig vorhanden, diess und die Tiefe der Zelle gibt ihm das Ansehen von gewöhnlichen Litho- dendren. Unten ist das Stück abgebrochen, doch verengt es sich vorher bedeutend. Eine andere blos 16 mm lange und mit der ganzen Unterfläche aufgewachsene ist zwar weniger zweitheilig, aber die fünf Oyclen sind eban so be- stimmt, und die Axe ist viel dieker und isolirter, wie die Skizze fig. 34 mit den beiden Seitenwirteln darthut.. Die kleine fig. 35 ebenfalls von Nattheim mag wohl blos eine Junge sein, an welcher die fünf Cyclen bestimmt ange- deutet aber noch nicht vollständig ausgebildet sind. Hier zeichnet sich die ausserordentlich zierlich hervortretende Axe nicht blos durch besondere Dicke aus, sondern sie er- hebt sich auch isolirt von allen Wirteln frei empor, so dass über ihre Deutlichkeit nicht der geringste Zweifel statt- finden kann. Anders verhält sich dagegen die grosse am linken Rande verbrochene fig. 36 ebenfalls von Nattheim. Man meint nur der Hauptwirtel rechts hänge unmittelbar mit der comprimirten Axe einseitig zusammen, während auf der linken Gegenseite der Wirtel sich wohl verfolgen lässt, aber durch eine Lücke abgetrennt wird. Eine ganz unbe- deutende Lücke sieht man übrigens auch rechts, allein da die sonst eng angeschlossene Wirtellamelle im Zellenrande dick beginnt, sich dann eine kurze Strecke verdünnt, um sofort wieder allmählig dicker werdend mit der Axe ein augenscheinliches Ganze zu bilden, so möchte ich an dem einseitigen Zusammenhange, welchen Fromentel mit Pleuro- phyllia (mAsup& Seite) bezeichnete, nicht zweifeln. Auch hier kann der Fünfkreis (pentecyclus) kaum übersehen 686 III. Sternkorallen: Lithodendron. werden, womit namentlich wieder die markirte Rippen- bildung der Seitenansicht s übereinstimmt. Denn jeder Wirtel gibt sich aussen durch eine Rippe kund, deren loculi durch zahlreiche Querlamellchen in zierliche Fächer getheilt sind: stellenweis wechseln diekere mit dünnern ab, aber an andern Flecken treten sie ganz ins Gleichgewicht, und dann könnte man meinen, eine ganz verschiedene Species vor sich zu haben. Die Aehnlichkeit ist freilich gross mit Stielen vom Lithodendron tab. 170 fig. 1—21 etc. Des Namens (Steinbaum) bediente sich Walch (Naturg. Verst. 1771 III pag. 2) einmal für verkieselte Hölzer, ver- kehrte ihn aber dann gleich in Dendrolithus. Unter Litho- phyta Steinpflanzen wurden dagegen von jeher Korallen verstanden. Schon Klein (Sciagraphia lithol. curiosa 1740 | pag. 54) tadelte es, dass Luidius (Lithophyl. Brit. Ichnogr. 1699. 107) darunter sämmtliche fossile Pflanzentheile be- greifen wollte, die Walch 1. c. III. 51 wieder umgekehrt unter Phytolithi beschrieb. Es war daher nicht zu ver- wundern, wenn Schweigger (Hdb. Naturg. 1520 pag. 445) auf den passenden Namen Lithodendron wieder zurück griff, a aber darunter die Lamarck’schen Sukgenera Oculina. und 5 - - . R Caryphyllea ß vermischte. Die Zoologen gingen auf diese Neuerung nie recht ein, wohl aber hatte Goldfuss Petref. Germ. 1826 pag. 43 uns Petrefactologen für eine der aller- ‘ wichtigsten jurassischen Steinkorallen die Benennung so mundgerecht gemacht, dass sie aus den Registern wohl $% nicht wieder verschwinden wird. Ueberschauen wir flüchtig die 12 Species bei Goldfuss, so ist gracile 13. 2 pag. 332 längst als Bryozoe erkannt, und c&spitosum 13. 4 von Bensberg pag. 509 ergab sich schon aus seinem Fundorte | III. Sternkorallen: Lithodendron triehotomum. * 687 als Cyathophylle.e Mag man nun auch das an der Spitze stehende virgineum 13. 1 aus dem Grobkalke Diplohelia Edwards Corall. II. 123, elegans 37. 10 und compressum - 87.11 von Nattheim Enallhelia d’Orbigny Prodrome I. 385 nennen, der lebenden Oculina bleiben sie darum doch auf das Engste verwandt, sowie auch gibbosum 37 aus der Kreide trotz ihres neuen Namens Synhelia Edwards Corall. U. 114 sich durch ihre Spiralstellung der Zellen nur un- wesentlich davon entfernt. Andererseits steht cariosum 13. 7 _ aus dem Grobkalke der lebenden Caryophyllia ramea, welche Blainville Diet. Sc. nat. Bd. 60 pag. 320 zur Dendrophyllia erhob, so nahe, dass es nicht abermals des Untergeschlechtes Lobopsammia Edwards Corall.- III. 124 bedurft hätte, und da sich die jungtertiäre granulosum 37. 12 von Castell’ ar- quato schon wegen ihres Lagers der Mittelmeerischen Clado- cora Ehrenbergs anschliesst, so blieben nur die vier Jurassi- schen noch für das erwählte Lithodendron übrig, sie wurden nun zwar unter vier neue Geschlechter vertheilt: dicho- tomum 13. 3 zur Cladophyllia Corall. II. 366; plicatum 13.5 zur Latim&andra Corall. II. 544; dianthus 13. 8 zur Plaecophyllia Corall. II. 222; endlich trichotomum 13. 6 zur Thecosmilia Corall. II. 356, aber Lithodendron schien da- mit ausgelöscht. Dieser Name man darf sagen für die wichtigste Koralle im ganzen Jura ist doch bei uns zu oft genannt, als dass er nur so verlassen werden dürfte, zumal ‘ da er nirgends verbraucht, und von Milne Edwards selbst an die Spitze seiner Thecosmilia (su:rtov Messerchen) ge- stellt ward. Die Hauptspecies Lithodendron triehotomum tab. 170 fig. 1—21 Goldf. Petr. Germ. pag. 45 tab. 13 fig. 6 aus dem Weissen Jura von Nattheim etc. bildet ein dünnes Anthophyllum, das sich verzweigt. Wenn es daher heisst „les murailles sont entou- rees d’une forte Epithdque plissee“, und deshalb theca vor- 688 III. Sternkorallen: Lithodendron trichotomum. gesetzt wurde, so ist das nicht richtig, denn die äussern knotigen Rippen hängen unmittelbar mit den innern Wir- teln zusammen, und sind durch einen Theil der Querlamell- chen (traverses) miteinander verbunden, so dass nur durch die Fossilisation eine scheinbare Zellenwand entstand. Das zu ergründen muss man günstige Querbrüche suchen, dann findet man zwar, dass die loculi sich nach aussen ver- engen, weil eben die Wirtellamellen dicker werden, aber geschlossen ist der Raum nie ganz. Anders erscheint die Sache von aussen, man kann da leicht meinen, die Rinnen zwischen den Rippen seien im Grunde völlig zu einer Wand verschlossen, bis man die Täuschung bemerkt: es sind offene durch Querlamellchen gegitterte Räume: Auf den Flanken der Wirtel erheben sich Knötchen, die Zellen pflegen etwas tiefer als bei Anthophyllen zu sein, doch kommen so viel Abänderungen vor, dass man darauf keine festen Unterschiede begründen kann. Es fällt auf, dass man im vorigen Jahrhundert so wenig Sicheres davon abbildete, denn die dicke lange Madrepora turbinata Walch 1. c. II. 2 tab. I** fig. 3 und 4 aus dem Schweizer Jura, welche Bronn in der Lethza da- zu rechnete, gehört mehr zu einem dreiäugigen Antho- phyllum. Auch das Goldfuss’sche Normalexemplar hat einen ungewöhnlich dicken Stiel, der sich gabelt, jeder der Zin- ken mit drei gedrängten Zellen, das wäre ein ausgezeich- netes bitrichotomum. Es soll zwar von Giengen stammen, doch habe ich nie etwas Aehnliches von dort gesehen. Bronn (Leth&a 1837 pag. 258 tab. 16 fig. 16) copirte sie, selbst der verstorbene F. A. Römer (Verst. Nordd. Ool. 1836 pag. 19 tab. 1 fig. 19) bildete vom Lindner Berge bei Hannover eine zweizinkige Gabel ab, von der er meinte, sie hätte blos die drei Endzinken noch nicht angesetzt. Wie unrichtig solche Meinungen waren, hat schon Schübler III. Sternkorallen: Lithodendron trichotomum. 689 seiner Zeit wohl gewusst, aber dann müssen noch viele ‚andere dazu gerechnet werden, wie ich bereits im Flözgeb. Würt. 458 auseinander setzte. Daraus erklärt sich dann auch, wie Michelin Iconogr. Zool. aus den deutlichsten Exemplaren von St. Mihiel verschiedene Species ja Ge- - schlechter machen mochte, denn Dendrophyllia dichotoma l. e. 18. 4 ist nichts als eine ausgezeichnete vierzinkige, und Lobophyllia eylindrica 1. e. 20. 2 eine dreizinkige etwas dickere Varietät. Letztere mag wohl, trotz des Wider- spruchs von Edwards, mit Caryophyllia cylindrica Phillips . Geol. Yorksh. I tab. 3 fig. 5 aus dem Coralline Oolite über- einstimmen, die schon Parkinson (Organ. Rem. of a former World 1808 II. 67 tab. 5 fig. 5) in einem schön gelben Exemplare von Steeple Ashton in Wiltshire abbildete. Die erste gute Figur unserer Schwäbischen finden wir im Jura tab. 86 fig. 13, die eigentlich keinen Tadel verdient, es sind ‚blos einzelne feinere Zwischenlamellen übersehen, welche “ die Künstler mit Kreide schwer hinzubringen vermögen. Viel schlechter ist die vierzinkige Schweizer bei Etallon (N. Denkschr. Schweiz. Naturw. 1864 XX pag. 386 tab. 55 fig. 2) vom Mont Terrible gerathen. Ohne Zweifel gehören noch Confusastrea Dianthus 1. ec. pag. 389 tab. 55 fig. 7 und andere wenigstens zum gleichen Geschlecht. Becker (Korallen Natth. Sch. 1875 pag. 32 tab. 3 fig. 1—5) gibt eine Reihe ziemlich guter Figuren, Zittel (Hdb. Palzontol. 1879 I. 251) hätte für ein Lehrbuch ein normaleres Exemplar auswählen sollen. Doch will ich nicht tadeln, sondern nur warnen, dass man nicht meine, die Sachen könnten mit einer untrüglichen Sicherheit dargestellt werden, wie sich nament- lich A. d’Orbigny und Milne Edwards das Ansehen geben, was leider auch in Deutschland viele Nachahmer findet. Species und Geschlecht haben in dieser Weise wenig Sinn. Ich lasse mich daher auf keine Kritik ein, was nach Schriften Quenstedt, Sternkorallen. 44 690 III. Sternkorallen: Lithodendron triehotomum. ohnehin nicht gut möglich ist, sondern will mich nur bemühen dem Sammler ein Bild zu geben, wornach er seine Erfunde ordnen kann. Uebrigens hat schon Schröter (Naturforscher 1782 X VIII. 148) sie von Nattheim unter Madrepora fasti- giata vortrefllich beschrieben, und zwei Varietäten mit an- einander geschlossenen und mit getrennten Aesten unter- schieden. Es lag in jener Zeit, das Lebende zur Ver- gleichung herbei zu ziehen, und wie für die einzelligen lacera pag. 680, so passt für die verzweigten Madrepora fastigiata von Ouracao in den Kl. Antillen, welche in der Uebersetzung des Pallas (Oharact. Thierpfl. II fig. 53) von Seba (Thesaur. 1758 tab. 109 fig. 1) copirt wurde. Besser war die Abbildung von Ellis und Solander (Zoophyt. 1786 pag. 152 fig. 33), die später Esper (Pflanzenthiere I tab. 82) wieder copirte, und für eine Varietät seiner Madrep. capitata ausgab. Wenn auch die Rippung viel roher sein mag, als bei Lithodendron, so ist doch der Wuchs ähnlich. Edwards Corall. Il. 187 erhob sie zur Eusmilia, die weit getrennt von jener Lithophyllia lacera steht, was mir nicht sonder- lich natürlich erscheint. Tab. 170 fig. 1 von Nattheim, für die gestielten (stipi- tata) ein Normalexemplar. Unten verengt sich dieser Stiel ansehnlich, er ist zwar etwas verbrochen, doch dürfte nicht viel mehr fehlen. Die Rippen sind hier unten fast etwas dicker als höher oben, weil mit der Erbreiterung des Stockes sich neue einstellen. Kann man dieselben auch nicht sicher gruppiren, so sitzen doch öfter feinere dazwi- schen (x vergrössert), alle auf dem Rücken mit Knötchen bedeckt, die freilich durch die Verkieselung etwas entstellt sind. Oben folgt ein regelmässig getheilter Dreizack, was den Namen trichotomum (dreifach getheilt) rechtfertigt. Die dünnwandigen Zellenränder (y vergrössert) fallen senkrecht zur Tiefe, man sieht die Wirtelplatten (septa) ohne Spur III. Sternkorallen: Lithodendron trich. trifureum, bifurcum. 691 von Mauer (theca) in ungleicher Grösse neben einander stehen, ohne dass die Seiten hinab auch nur die geringste Andeutung von Hülle vorkäme. Man meint am Oberrande der einen Zelle sehr bestimmt 68 Wirtellamellen und Rippen zu zählen, wor- nach sie etwa in 17+17-+34 zerfallen würden, da gewöhnlich zwischen zwei Hauptrippen 14-2 =3 Zwischenrippen fallen. Doch sind diese Zahlen sehr unsicher, und man könnte sie eher als abwechselnd gross und klein deuten. Der Dreizack Fig. 2 von Nattheim ist von oben dargestellt: obwohl bedeutend kleiner, 42 mm lang und 11 mm am Unterende dick, liefert er doch ein förmliches Ebenbild von vorigem, die Zellen fallen gleich steil ab, sind ähnlich dünnwandig, aber die Wirtellamellen kann man nicht über 48 setzen, wovon etwa 12 zum Mittelpunkte reichen. Daher sind auch die Rippen auf den Seiten s zum mindesten nicht feiner als vorhin. Es wäre das ächte trifurcum, und natürlich gänzlich verschieden von Goldfuss, wenn man es genau nehmen wollte. Fig. 3 von ganz ähnlicher Länge gabelt sich oben nur kurz und zweifach (bifurcum), wie die Seitenansicht s zeigt. Die Zellenmündungen sind zwar stark comprimirt, aber der Character des schmalen Oberrandes, sowie das ganze Ansehen ändert sich nicht. Mögen auch öfter drei Zwischenwirtel von zweifachem Caliber zwischen den Haupt- lamellen stehen, die Sache wird immer wieder unregelmässig, und dann sind schon wegen der ungleichen Verkieselung die Hauptlamellen doch nie so sicher, dass man heraus- bringen könnte, was soll man davon als fehlende Zwischen- lamellen betrachten. Dass öfter nur eine oder zwei, auch wohl gar keine da zu sein scheint, hat seine Richtigkeit, aber einen Delomeren pag. 369 heraus zu düfteln, erschien mir bis jetzt als vergebliches Bemühen. Fig. 4 von Nattheim liefert uns ein tiefgeschnittenes 44 * 692 TI. Sternkorallen: Lithodendron trich. quadrifurcum, trifaux. Vierzack (quadrifurcum), die Zacken bilden ein schönes Trapez, da das hintere Paar ein wenig grösser und tiefer geschlitzt über das vordere hinausragt. Der Stiel verengt sich auch hier ziemlich schnell. Obwohl ich das Unter- ende « aus dem Gebirge erst herausarbeiten musste, so mag es doch schon ursprünglich vor dem Begrabenwerden Fehler gehabt haben, denn die Vertiefung mit den Wirteln war wahrscheinlich noch mit einer Hülle überzogen, deren Spuren man nur am Rande sieht. Auch hier sind die vier Zellen dünnwandig und tief, so dass man keinen Grund hat, daraus eine besondere Species zu machen. Ganz anders verhält sich dagegen Fig. 5 von Nattheim. Sie beginnt mit einem bauchi- gen gerippten Cylinder, von dem man nicht recht einsieht, ob das flache Unterende mit Theilen eines Hüllringes den Anfang bildete, oder ob noch ein Stück daran fehlt. Das äussere Ansehen bleibt ganz das gleiche wie vorhin, nur statt einer kommen oben o drei Mündungen (trifaux), welche sich aussen nicht durch Spaltung hervorthun, sondern sich lediglich in den dreiseitigen Raum der Mutterzelle theilen, deren Aussenrand sie fast gemeinsam haben, innen dagegen hart aneinander wachsen und ein zierliches Dreieck um- schliessen, welches schier das Ansehen einer vierten Zelle annimmt. Die Zellen sind überdiess viel flacher, und haben ein ganz anderes Ansehen, das bezüglich der Verwachsung Aehnlichkeit mit einem Zinken der Goldfuss’schen Abbil- dung hat, nur dass dort die Zellen tief sind. Fig. 6 von Nattheim führt uns das Muster schneller Vermehrung und grosser Mannigfaltigkeit vor. Der Stiel, welcher ganz im Gestein lag, beginnt mit unbedeutender Dicke, wie es scheint ohne Bruchfläche, denn hinten h auf der Gegenseite kommt eine Ausbuchtung vor, die mit einer Art Callus umgeben nicht wohl durch Bruch entstanden I. Sternkorallen: Lithodendron trich. mierostoma, cespitosum. 693 sein kann. Sie erweitert sich nun schnell fast kegelförmig, und sendet gleich bei « eine Zelle aus, die sich aber kaum aus der Seitenfläche erhebt. Desto länger ward der Stiel von b, aber leider brach die Krone, welche wahrscheinlich schon mehrere Zellen hatte, ab. Dahinter stehen nun noch drei ausgebildete Zinken mit acht ziemlich ungleichen Zellen, davon kommen in der Oberansicht o auf den. ersten (7) und zweiten (2) je drei, die ungleichen Einzelzellen kehren sich entgegen, und die gleichen Zwitter nehmen in symmetri- scher Weise die Flanken ein; dahinter (3) steht dann noch ein ungleiches Paar, dessen grössere linke zwar buchtig er- scheint, aber noch nicht zur Theilung kam. Das Ganze bildet einen äusserst zierlichen Zweig mit ungewöhnlich kleinen jedoch tiefen Zellen (microstoma). Fig. 7 von Nattheim liefert einen der normalsten Rasen (cespitosum) mit mittelgrossen Zellen, die ich zur klareren Uebersicht von der Oberseite darstelle. Die dreizehn Zellen haben einen Stiel gemein, aus welchem sie durch zweimal wiederholte Gabelung so weitläufig hervortreten, dass man zwischen den meisten durchsehen kann. Auf dem untern Hauptzinken stehen vier Zellen, von denen die, mittlern sich nicht vollständig trennten. Der obere Hauptzinken bildet nochmals eine Gabel zweiter Ordnung, worauf der Zinken links fünf, und der rechts vier Zellen trägt. Man kann das Ganze auch als eine dreizinkige Gabel betrachten mit 4+4+5—=13 Zellen freilich von verschiedener Grösse und verschiedenem Ansehen, aber doch alle von typischem Character. Diese Varietät scheint es allein zu sein, welche sich zu Stöcken von vielen Fuss Durchmesser entwickelte, _ aber sie sind so fest in den Kalkstein gehüllt, dass man ganz besondere Anstalten machen müsste, sie zu entblössen und zu verfolgen. Einzelne Zellen bilden zwar öfter Zwitter, wie wir ja an unserm Busch schon drei sehen, 694 III. Sternkorallen: Lithodendron trich. gregatum. aber die langen Schafte darunter stehen so frei, dass man dazwischen durchsehen, und von oben genannte drei Grup- pen wahrnehmen kann. Zelle 2 rechts brach zwar ab, aber nach ihrer Richtung darf man annehmen, dass dieser Zinken ein Vierzack, wie fig. 4, bildete. Das verstümmelte Stück k dagegen war blos eine Knospe, die nicht durch Gabelung, sondern durch Sprossung entstand, obwohl beide Arten des Wachsthums nicht immer scharf auseinander ge- halten werden können. Diesen freien langstrahligen Zellen stehen dann die kurzen verbundenen gegenüber, wie Fig. 8 von Nattheim ein gutes Beispiel gibt. Wir haben hier denselben langen Stiel s, der unten blos weg- brach. Plötzlich erweitert er sich trompetenförmig, und es treten oben o sieben kurze gedrängte Zellen herdenweis (gregatum) hervor, deren Ränder entweder ganz miteinan- der verwuchsen oder doch nur durch flache Furehen von- einander getrennt sind, nach Art von fig. 5. Freilich muss man immer nach extremeren Ausbildungen suchen, denn cespitosen und gregaten sind wieder durch alle möglichen Uebergänge verbunden. Eine gewisse Willkühr in der Namenrgebung ıst daher gar nicht zu vermeiden. Alle diese langstieligen Zellen pflegen unten mit einem einfachen Schafte zu beginnen, und dann durch Spaltung nach oben langsam oder schneller sich auszubreiten, wie es fig. 9 in ?/3 natürlicher Grösse darstellt. Dem abgegrenzten Stocke scheint nichts Wesentliches zu fehlen, nur stehen seine Zellen etwas weniger klar da, als in fig. 7. Der Stiel brach unten u weg, aber man erkennt doch noch die Ein- fachheit der Ursprungsstelle, worauf der Stock 14 cm lang und an dem dicksten Theile 12 cm breit emporwuchs, und mindestens 50 Zellen erzeugte, die nur zum geringsten Theil miteinander verwuchsen, und meist frei dastehen würden, wenn das Gebirge sie nicht versteckte. Wie die Blumen III. Sternkorallen: Lithodendron trich, breviscapus. 695 in einem wohlgeordneten Strausse suchen die Zellenkelche einander sich zu überragen, die kräftigsten überflügeln da- bei die schwächern, welche zurück bleiben, und sich nicht weiter spalten. Gleich an der Unterseite (w in natürlicher Grösse) sieht man einen Vierzack entstehen, der sich dann aber wegen des Gebirges nicht vollständig verfolgen lässt, nur die freistehenden Zellen der Oberfläche beweisen, dass nirgends eine Grundmasse sich ausbildete. Gänzlich ver- schieden davon entwickeln sich die Kurzstieligen tab. 170 fig. 10. 11 (breviscapus) von Nattheim. Hier kommt unten kein längerer Stiel vor, son- dern die wohlerhaltene Ansatzfläche bildet blos eine convexe oder concave Rundung, von welcher die Zellen allseitig ausstrahlen. Bei einem Theil sind die Zellen noch bedeu- tend in die Länge gezogen fig. 10, man kann zwischen ihnen durchsehen, überhaupt erinnert die Ansicht von oben noch an die langstielige Gruppe der ÜOespitosen, während bei den andern fig. 11 von tiefern Schlitzen nirgends mehr die Rede ist, es bilden sich zwischen den Zellenrändern nur flach vertiefte Wege aus, wie bei dem langstieligen grega- tum. Bei unserm Exemplar ist sogar ungewöhnlicher Weise die mit Hüllsubstanz bedeckte Basis flach eingedrückt, zum Zeichen dass es ein gänzlich abgeschlossener Stock ist mit kleinern Zellen am Rande, und bedeutend grössern im Cen- trum. Ausser diesen mamnigfaltigen Formen, wovon ich nur den allerkleinsten Theil vorführte, um wenigstens ein Bild der Entwickelung zu geben, kommen nun noch eine Menge Einzelzellen tab. 170 fig. 12—16 vor, die in allen möglichen Varietäten zum Anthophyllum hinüber spielen. Bei der Aehnlichkeit im allgemeinen Bau hat man meist zur Unterscheidung kein anderes Mittel, als die Grösse der Zellen. Man sollte daher über die Stellung zum Ge- 696 III. Sternkorallen: Lithodendron trich. pachypleura. schlecht kein so grosses Wesen machen. Fassen wir z. B. die kleine fig. 12 von Nattheim ins Auge, so spricht die Tiefe des Bechers für ein junges Lithodendron. Leider ist das zierliche kleine Ding ganz mit Silificationspunkten be- deckt, kaum dass am Innenrande einige Wirtel flach her- vorragen. Wenn solche Formen zum zweiten Male vor- kommen sollten, so muss man eben unsere Abbildung eitiren. Ein anderes Unicum liefert fig. 13, die Mutterzelle unten ist einfach kreiselförmig mit Lithodendron-Rippen, aber aus dem Kelchrande sprosst ein Zwitterpaar hervor, das mit der Mutter den Rücken links vollständig gemein hat, in- dem die Rippen der Mutter in die der Jungen ganz unge- hindert übergehen, nur rechts ragt der halbe Mutterkelch noch vollständig hinaus, wie die Ansicht von oben 0 zeigt. Höchst wahrscheinlich haben alle drei noch lange nebenein- ander fortgelebt, so dass die Dreitheilung nur eine krüppel- hafte war. Fig. 14 bilde ich seitlich s und von unten « ab, um die Anfangsspitze, welche in eine Hülle gekleidet ist, klar darzulegen. Blos das kleine erhabene Centrum hat eine kurze Zeit einen unebenen Gegenstand erfasst, der übrige Theil der Hülle lag frei. Die Rippen, etwa 74 an der Zahl, sind etwas dick, ich hätte dafür gern einen Namen (pachypleura) gewählt, wenn nur nicht zu viele Uebergänge da wären. Uebrigens muss hier auf die Form- ähnlichkeit mit Anthophyllum fungiconicum tab. 167 fig. 12 hingewiesen werden, doch bin ich geneigter diese kleine dickrippigere lieber bei Lithodendron unterzubringen. Eben- so fällt der kleine niedrige Zwitter fig. 15 durch das Her- vortreten seiner dicken kräftigen Rippen ausserordentlich in die Augen, aber ich habe ihn nur ein einziges Mal von Nattheim bekommen. Die Zellen brachen unten weg, schei- nen aber nur niedrig zu sein. Ich glaube, dass den Haupt- lamellen die Zwölf- oder Dreizehnzahl zu Grunde liegt, ih rn III. Sternkorallen: Lithodendron pachypleura. 697 aber bestimmt bringe ich die Sache nicht heraus. Wenn ‘das schon an ein und derselben Lagerstätte nicht möglich ist, so wachsen die Schwierigkeiten, wenn man nun vollends _ andere Fundorte mit in Vergleich zieht. So habe ich schon seit vier Decennien eine gar zierliche Kelchfläche fig. 16 aus den rothen Diphienkalken von Roveredo an der Etsch, wo der merkwürdige Ammonites ptychoicus (Cephalopoden Bd. I pag. 219 tab. 17 fig. 12) sein Lager hat, neben die Nattheimer gestellt. Weil die alpine Formation auch dem obern Weissen Jura nahe liegt, so denkt man unwillkühr- lich an Lithodendren. Dreizehn Gabeln gehen bis an das etwas breitliche Centrum heran, und jede Gabel, wenn sie gut ausgebildet ist, theilt sich am Rande in vier Zinken. Das gäbe im Ganzen am Rande 4.13 —=52 Wirtel. Doch findet in letzter Beziehung einige Unsicherheit statt, aber die am besten ausgebildeten Gabeln stimmen jedenfalls mit der Vergrösserung x überein. Leider sitzt alles Uebrige im rothen homogenen Kalkstein, allein da das Stückchen nur 12 mm hoch ist, und unten am abgerundeten Ende noch keine Spur von Wirteln sichtbar wird, so mag sie wohl eine sessilis-artige (tab. 165 fig. 14) Gestalt gehabt haben. Aber hier kommt nun wieder ein anderer wich- tiger Punkt zur Sprache, wofür man die Wirtel halten soll, ob für Schale oder Kern. So ähnlich die Strahlen nun auch wirklichen Wirteln sehen mögen, sie müssen nach der . pag. 455 aufgestellten Regel doch nur Ausfüllungen der loculi sein, und die eigentlichen Wirtelstrahlen in den dün- nen Zwischenräumen gesessen haben, Langgeschlitzte Gabeln tab. 170 fig. 17—19 mit cylin- drischen Zinken kommen bei uns nicht viel vor, aber ihr Habitus ist dann um so auffallender. Schon Walch (Nat. Verst. 1769 Il. 2 tab. G@. I fig. 3, vielleicht auch tab. @. I. a fig. 1) bildete solche Dinge aus dem Canton Basel ab, ja 698 III. Sternkorallen: Lithodendron longimanum. Guettard soll 1770 die langen gestreiften Säulen Calamites genannt haben, was dann Blainville (Dietionn. science. nat. 1830 Bd. 60 pag. 312) veranlasste, den Namen in Calamo- phyllia zu verändern. Freilich hat dann Milne Edwards wieder eine Rhabdophyllia (528505 Ruthe) und andere davon geschieden, ich wäre zufrieden, wenn ich einen sichern Speciesnamen ausfindig machen könnte. Jedenfalls schliessen sie sich im Habitus dem trichotomum noch auf das Engste an, mit dem sie ja auch zusammen vorkommen. Eine An- näherung an Lithodendron plicatum Goldf. 13. 5 lässt sich zwar nicht läugnen, aber die Wirtel bleiben doch viel gröber, und namentlich die äussern Rippen a trichotomum- ähnlich. Wir haben bei uns zwei Abänderungen mit starker und mit schwacher Hülle. Da ich keine so recht adäquate Abbildung finde, so will ich die schwachhüllige fig. 17 von Nattheim unter Lithodendron longimanum eitiren, um da- mit die langfingerigen Zinken anzudeuten. Am nächsten scheint ihr Rhabdophyllia strangulata Etallon (N. Denkschr. Schw. Ges. Naturw. 1864 XX pag. 381 tab. 54 fig. 8) aus dem Corallien von Caquerelle zu kommen, doch sind bei unsern schwäbischen die queren Einschnürungen schwächer als bei der schweizerischen. Die äussern Rippen (x ver- grössert) treten öfter markirt hervor, zwar wenig geknotet, aber mit vielen Querlamellchen, welche stets von unten her die Oeffnung zeigen, zum Zeichen, dass sie nach aussen hin einen Bogen nach unten machen. Ehe die Gabelung eintritt, erbreitert sich der Cylinder etwas, aber die Zinken werden im Verlaufe wieder runder, um dann alsbald sich ähnlich auszudehnen, wie man an unserem linken Arme oben sieht. Die Spaltung ist zwar eine ganz bestimmte, doch ehe sie eintritt, kann man oft lange eine mehr oder weniger deutliche Rinne verfolgen. Die Hülle ist nicht deutlich, aber wiederholt sich gern am dicksten Ende unter III. Sternkorallen: Lithodendron cylindratum, laeve. 699 den schwachen Einschnürungen. Die Beobachtung der Wirtellamellen wird meist dadurch erschwert, dass das Innere mit Chalcedon und Bergkrystall erfüllt ist, und kom- men trotzdem die Wirtel zum Vorschein, so wird ihnen der Weg wieder durch stark entwickelte Querlamellchen streitig gemacht. Der Kiesel pflegt für derartige Beobachtungen durchaus nicht günstig zu sein. Dies zeigt z. B. das kleine eylindrische Bruchstück fig. 18 von Nattheim, woran Hülle und Rippen in ein gewisses Gleichgewicht traten: es gibt Stellen, wo die glatte Hülle entschieden die Ober- hand bekommt, so dass man meinen sollte, die Rippen wären für immer verschwunden; dann liegen sie aber wie- der mit ihren Querlamellchen auf das klarste und reinste da, als könnten sie nirgends von einer Oberhaut verdeckt werden. Das bestimmte Wesen der vollkommen walzen- förmigen Säule fordert uns förmlich auf, sie von allen unter eylindratum zu trennen, obwohl der Querschliff oben o keine besonders erfreulichen Aufschlüsse gibt, man sieht nur mattweisse, längere oder kürzere Kieselstrahlen, hin und wieder durch Querlinien verbunden, aber dieselben haben häufig Neigung, in unbestimmte Nester von Chalcedon über zu gehen, und dadurch die Beobachtung des Baues zu er- schweren. Als Lithodendron l»ve tab. 170 fig. 19 glaubte ich im Jura tab. 86 fig. 12 die glatten Cylinder von Bei- ningen nach Michelin Iconogr. pag. 93 tab. 19 fig. 8 be- stimmen zu sollen, die zwar den genannten nahe stehen, aber mit einer dieken Hülle äusserlich bedeckt sind, die schon Gruettard Calamite & tuyaux lisses nannte, und Blain- ville zur Calamophyllia stellte, Milne Edwards (Corall. II. 364) wieder als Cladophyllia (»A&dog Zweig) schied. Alles dieses Herumwerfen in verschiedenen Geschlechtern hat lediglich keine Wichtigkeit. .Die Dicke der Hülle fällt zwar an den meisten Säulen etwas in die Augen, nament- 700 III. Sternkorallen: Lithodendron lsve. lich eigenthümlich sind auch die gelben Bänder dazwischen, von denen einige sich undeutlich gabeln, aber ein absolutes Merkmal liefern sie nicht, weil die Säulen plötzlich davon frei werden können, und dann die Längsrippen mit den Querlamellchen frei dastehen. Die Säulen pflegen an solchen gleichsam abgeschundenen Stellen etwas magerer zu werden. Im Uebrigen wiederholen sie das Bild von fig. 17 ich möchte sagen vollständig: die Säule ce links ist, so weit sie Oberhaut hat, mit der grössern Nachbarin a fest verwachsen, sobald sie sich aber häutet, wird sie nicht blos dünner, sondern trennt sich auch vollständig; rechts hängt die Säule b unten noch soeben mit a zusammen, trennt sich _ dann aber vollständig, um oben früher als die andere zu endigen. Der Querschnitt g zeigt die Verwachsung beider, b ist etwas grösser und stumpf dreieckig, a dagegen an dieser Stelle vollkommen cylindrisch, wie fig. 18. Da alles in Kiesel verwandelt ist, so meint man eine dieke Hülle zu sehen, an welche sich innen (Q vergrössert) die Wirtel ansetzen, meist stumpfen Zähnen gleichend, die nach Innen zu undeutlichen Strahlen werden. Man kommt über ihre Deutung in Verlegenheit, aber wenn man zufällig auf kalkige Stellen % trifft, wie unten an der Bruchfläche von c, dann merkt man, dass die Wirtel zarte Strahlen bilden mit zierlichen Knoten auf den Flanken, es können daher jene dicken Radien nur Ausfüllungen von Zwischen- räumen sein. Die Hauptsäule a, welche unten die voll- kommenste Rundung zeigt, wird nach oben allmählig breiter, es stellt sich eine Furche ein, die linke Zelle schält sich, die rechte hat anfangs noch Hülle, aber diese schwindet auch mit einem plötzlichen Absatz nach oben. Die Aehn- lichkeit mit dem Oberende des linken Zinkens fig. 17 scheint schlagend zu sein, und doch haben beide ein sonst so ganz anderes Ansehen. III. Sternkorallen: Lithodendron pressum, lacerum. 701 Missbildungen tab. 170 fig. 20—23 kommen bei Natt- heim gar nicht selten vor, so schwer auch die Entschei- dung in einzelnen Fällen sein mag. Sie liefern immerhin interessante Beispiele für die Freiheit der Entwickelung. Auffallend zusammen gedrückt erscheint das Lithodendron pressum fig. 20, man könnte es für Folge mechanischen Einflusses halten, wenn nur nicht der ganze Wuchs so wohl- gebildet wäre. Das Pärchen gehört zu den langgeschlitzten, denn die Verwachsung wird nur ganz unten bemerkt, dann laufen sie etwa 4 cm nebeneinander fort, bis sich je auf der Schmalkante eine Zelle einsetzt, die in ihrem Verlaufe ebenfalls comprimirt bleiben. Jedes Stück setzt drei Zin- ken an, von denen aber die Vorderseite verletzt ist. Die Ansicht von unten « gibt wenigstens ein ungefähres Bild vom Verhältnis der Breite zur Dicke. Lithodendron lacerum fig. 21 erscheint zwar auch noch comprimirt, aber weniger stark. Sehr characteristisch sind hier die dicken unregelmässigen Querrunzeln, welche dem seltenen Stocke ein ungewöhnliches Ansehen geben. Ich gebe nur die längere Zelle vollständig, um namentlich auch oben o die starke Compression zu zeigen, wodurch sie mit der vorigen in Verwandtschaft tritt. Die linke kürzere hat zwar noch stärkere Runzeln, aber die zwei Mündungen darauf sind weniger dünn. Beide entspringen aus einer gemeinsamen Wurzel, die eine dicke etwas schief gestellte Hüllmasse zeigt. Die Lappen kommen eben nur von Hüll- substanz, sowie die Rippen dazwischen erscheinen, wird der Bau regelmässiger. Oefter stellt sich mitten zwischen den regulären Zellen- mündungen eine verzerrte ein, der Grad der Verzerrung ist nun freilich ein sehr verschiedener, aber wie die Zelle fig. 22 kommt es doch selten vor. Es ist ein Drittel von einer kurzstieligen pag. 695, deren beide andere Dreizacke 702 II. Sternkorallen: Lithodendron violatrieolor, quadrilobus. ganz regelrecht gebildet sind. Man könnte sie für eine Zwitterzelle ansehen, die nicht zur vollständigen Gabelung kam. Würde der dicke gefurchte Wulst oben weiter hin- ab gedrungen sein, so wäre die Scheidung dagewesen. So aber springt nun der untere dünne gemeinsame Lappen ganz eigenthümlich vor, krümmt sich nach unten nochmals hinum, und endigt wie ein Papierdünnes Blättchen. Die Zelle bekommt dadurch Aehnlichkeit mit einem Stiefmütter- chen (Viola tricolor). Wenn die Schafte grösser werden und die Faltung noch weiter fortschreitet, so entstehen Formen, wie die Lobophyllen pag. 660 von Beiningen, nur dass sie seltener sind, und gewöhnlich nicht dieselbe Grösse erreichen: wie jene sich an die dicken Anthophyllen, so schliessen sich diese mehr an die dünnern Lithodendren an. Ich habe schon oben pag. 665, wo wir von den ächten Anthophyllen herkamen, tab. 168 fig. 16 ein dreilappiges Beispiel ange- führt. Jetzt setze ich noch ein Lithodendron quadrilobus fig. 23 hin, die schön geschwungene Zelle würde, wenn sie sich hätte abschliessen können, ein ächter Vierzack pag. 692 geworden sein, so aber blieb sie ungewöhnlicher Weise mitten im Trennungsact stehen, und erzeugte das vierlappige Bild mit einer schmalen tiefen Kelchrinne. Alles erinnert bis auf die gelbe Farbe an ächte Lithodendren. Die Rippen seitlich s sind zwar etwas grob, aber in dieser Beziehung kommen viele Abänderungen vor, die man nicht alle sor- tiren kann. Gehen wir nun noch einen Schritt weiter, so kommt die tiefgelappte fig. 24 von Nattheim, die zwar im Stiel s durch die Feinheit der Rippen noch ganz das Ansehen der dortigen Lithodendren hat, aber durch die Tiefe der Buchten den feinrippigen Lobophyllen von Beiningen nahe tritt, und namentlich im Innern des Zellenrandes auch die HI. Sternkorallen: Lithodendron Dianthus. 103 confluenten Sterne hat. Mein einziges Stück zeigt die zwei rechten Lappen ausgezeichnet, die entsprechenden zwei lin- ken sind aber nur durch Bruchflächen b 5 angedeutet. Die Augen in den beiden Lappen sind zwar undeutlich, doch scheint der obere breitere drei, und der untere schmalere zwei zu haben. Ausserdem steht über jeder Bruchfläche noch eins. Grobfaltige Zellen, wie sie auf dem Hochsträss, und namentlich bei Sirchingen zu Hunderten auf gewissen Feldern liegen, wollen sich dagegen bei Nattheim nicht recht finden. Lithodendron Dianthus tab. 170 fig. 25—380. Goldfuss 13. 8 bildete ein gutes Exemplar von Giengen ab, das er mit einer Nelke verglich, wobei er sich wahr- scheinlich der bei Japan lebenden Madrepora dianthus Esper tab. 69 erinnerte, die Ehrenberg Abh. Berl. Akad. 1834 I. 299 zum Desmophyllum erhob. Der Typus ist einzig, und wurde daher von A. d’Orbigny (Prodrome I. 385) mit dem Geschlechtsnamen Placophyllia (ris£ Platte) belegt, der auf die steifen dicken Wirtel anspielen sollte, die den Rand der dicken Hülle öfter nicht ganz erreichen, was ihnen ge- rade das Blumenförmige Ansehen gibt. Die Species ist leicht zu bestimmen, obgleich die Kelche meist durch die Verkieselung gelitten haben. Es existiren nur wenige Zeichnungen. Einen Zweig liess ich im Hdb. Petref. 1852 tab. 58 fig. 19 abbilden, der die kreiselförmigen Zellen ganz gut angibt, und daher mit Unrecht von Milne Edwards (Coralliaires II. 222) eine „trös-mauvaise figure“ genannt wird. Ganz vorzüglich ist die Einzelzelle im Jura tab. 87 fig. 3 getroffen. Auch Becker (Korallen Natth. Schichten pag- 20 tab. 1 fig. 9. 10) versteht unter seinem dianthus die mehr kreiselförmigen, während die Goldfuss’sche Zeichnung 704 III. Sternkorallen: Lithodendron Dianthus expansum. cylindrische Zellen vermuthen lässt, die Becker 1. c. tab. 5 fig. 9 nach Münster’schem Manuscript unter Placophyllia rugosa beschreibt. Zittel (Hdb. Paleont. 1879. 261 fig. 180) lieferte nur eine verschlechterte Copie, und nennt die breite Axe nach Edwards fälschlich griffelförmig (styliforme). Es kommen kopfgrosse Rasen vor, die aber meist in Kalk oder Kiesel so versteckt liegen, dass man über ihre Verzweigung keine vollständige Einsicht erlangt. Sie gleichen im äussern Ansehen der Madrepora prolifera Esper Pflanzenth. tab. 11, welche im Norden lebt, und in der Ostindischen Madrepora anthophyllites Ellis und Solander Zooph. tab. 29 eine ähn- liche Ersatzform findet. Auch diese erhielten wieder ver- schiedene Geschlechtsnamen, Oculina, Caryophyllia, Litho- dendron, Anthophyllum ete., bis sie dann Edwards in das Subgenus Lophohelia einzwängte. Wesentliche Merkmale: eine rauhe nicht selten zackige Hülle; niedrige kräftige Wirtel, die sich am Hüllrande ver- dünnen; eine stark comprimirte Axe, die freilich öfter ver- loren geht, oder einseitig mit nur einem Wirtel zusammen hängt. Fig. 25 von Nattheim ist für die Mündung der Zellen lehrreich. Man meint hier in den guten ausgewachsenen Exemplaren bestimmt nur 24 abwechselnd längere und kürzere Wirtel wahrzunehmen, wozwischen sich dann am äussersten Rande noch ganz kleine jedoch unregelmässig einschieben, aber auch leicht übersehen werden. Da der Kalk nicht gut wegzubringen ist, so lässt sich die Hülle nicht tief verfolgen. Doch erkennt man auf der Unterseite die Mutterzelle, wornach der zierliche Stock kaum 3 cm hoch ist, und trotzdem sich schon über 9 cm ausgebreitet hat, es wäre ein Lith. Dianthus expansum. Fassen wir nun die Zellen genauer ins Auge, so sind mehrere kleine dabei mit wohl erhaltener Hülle, aber ohne Wirtellamellen, kaum DER Re III. Sternkorallen: Lithodendron Dianthus expansum. 105 dass man an der Innenwand daran noch Andeutungen findet, wie es das verwachsene Paar a (A vergrössert) darstellt. Gewöhnlich sitzt noch Kalkspath darin, den man erst vor- sichtig mit der Nadel wegnehmen muss. Wahrscheinlich sind es nur verletzte Kelche, da wir auch bei den grössern wohlerhaltenern den innern Bau ausgefressen und mit Kalk- spath erfüllt finden. Die Zelle b (B vergrössert) mit 24 Wirteln, wenn man die ganz kleinen nicht zählt, ist durch die kleinen Brutzellen interessant, die sich auf dem Rande einsetzen: die grössere davon mit 12 ausgebildeten Lamellen zeigt schon ganz bestimmt ihre comprimirte Axe; die klei- nere dagegen erscheint wie ein glattes aber sehr bestimmtes Kreischen, das hart über einer Wirtellamelle steht, und den äussern Rand derselben beeinträchtigt. Zelle ce (CO ver- grössert) habe ich erst aus dem Kalke befreit und mit Salz- säure behandelt. Es kamen dann zunächst 24 Hauptlamellen zum Vorschein, die sich nach innen verdünnen, und ab- wechselnd wieder tief eingreifen, ja die Hälfte scheint sogar oft mit der Columella zu verwachsen. Erst beim weitern Kratzen erschienen kleinere Zwischenlamellen, die sich auch am Aussenrande durch markirte Rippen kund geben, keine mehr’und keine weniger als innen Lamellen stehen, also 12+12+24—48. Die Säure greift die Lamellen etwas an, sie werden dadurch porös und zerdrückbar wie Schaum, das ist namentlich auch mit der Columelle (L stark ver- grössert) der Fall. Es wird sich das wahrscheinlich aus dem organischen Gefüge erklären. Eine ganz eigenthümliche Erscheinung sind die regel- losen Wirtel d (D vergrössert), die nach der Mitte mehrerer Zellen zwischen die Hauptstrahlen sich einschieben. Die Sache ist sehr augenfällig, die Lamellen bleiben kürzer und zarter, passen nicht in die Lage der andern, aber lassen sich meist gut zählen, unsere hat 28; ein Paar andere noch Quenstedt, Sternkorallen. 45 Dr Bi br 706 III. Sternkorallen: Lithodendron Dianthus. vorkommende haben bedeutend weniger. Vielleicht sind es blosse Missbildungen, auch könnte eine gewisse Ueberfruch- tung der Grund sein. Die Zelle hat überdiess nur 23 Haupt- lamellen, die 24te konnte ich durchaus nicht finden, denn obwohl einzelne Zwischenlamellen ziemlich gross werden, so lässt sich doch keine derselben dafür nehmen. Das bauchige Aufschwellen dieser Hauptlamellen, und die Ver- dünnung nach beiden Enden fällt auf. Fig. 26 gibt uns einen Einblick in die Verzweigung: die Mutterzelle m brach unten weg, sie hat rechts den ersten Hauptkreisel (7) erzeugt, der spitz beginnt, aber sich dann schnell trompetenförmig erweitert. Die ganz kleine zwi- schen beiden starb wahrscheinlich schon jung ab. Eins ge- biert wieder 2, von welcher rechts im Bogen 3 abgeht. Zwischen 2 und 3 eine kleine Brutzelle; 4 überragt end- lich die Mutter, die nun direct weiter keine Nachkommen zu haben scheint. Denn 5 hat sich zwar stark an sie her- angepresst, aber eine Tochterzelle scheint es von ihr nicht zu sein. So wachsen die rauhen Zellen mit zarten Quer- streifen und vielen Zacken zu den grössten Stöcken empor. Da viel Zwischenraum blieb, so dienten die Zacken haupt- sächlich mit zum Halt. Die quergestreifte Hüllmasse ist so dick, dass die Wirtel darunter selten zum Vorschein kommen. Aber wenn sie irgendwo abspringt, so sind gleich die zierlichen Gitter y da, zum sichern Zeichen, dass es an @uerlamellchen nicht fehlt, wenn man auch in der Zellen- mündung selbst davon wenig zu Gesicht bekommt. Fig. 27 eine isolirte Mutterzelle von Nattheim gibt uns ein Bild starker Fruchtbarkeit: nach dem sie selbst gekräf- tigt ist, gebiert-sie rechts eine grössere Tochter, die alsbald wieder eine Enkelin bekam; mit dieser auf gleicher Höhe kamen dann nochmals fünf Junge zum Vorschein, so dass die sieben ungleichen Nachkommen mit der Mutterzelle B.: ee an III. Sternkorallen: Lithodendron Dianthus eorymbosum. 707 ‘oben o in gleicher Höhe endigen. Obgleich hier der Wuchs ein anderer ist, als vorhin, so ist darauf doch wohl kein Gewicht zu legen, denn die jungen Zellen kommen hervor wo sie eben mögen, oft scheint sogar die regellose Zackung schon eine gemmatio anzudeuten, gleichgültig ob sie „sub- basilaire ou laterale“ sei. Unser Stück ist zwar roh, aber die comprimirte Axe tritt trotzdem hoch und deutlich her- vor, und bei der kleinsten Zelle (x vergrössert) meint man deutlich zu sehen, wie nicht blos die in der Längsrichtung der Axe gegenüberliegenden Wirtel mit dieser verwachsen sind, sondern auch noch die vier andern, während die sechs kürzern dazwischen lagern, so dass 6+6=12 die Grund- zahlen wären. Gerade die Jungen, wo die ersten Anlagen der Hauptlamellen zum Vorschein kommen, pflegen für das Zählen von besonderer Bedeutung zu sein. Kleine Zweifel über die richtige Auffassung bleiben freilich, auch kommen Zellen mit mehr Wirteln als 12+12-+24 vor, aber alles das muss gehörig abgewogen werden. Da fehlt es eben an richtigen Zeichnungen. Diese -doldenförmige (corym- bosum) kommt öfter vor, schon Becker l. c. tab. 1 fig. 9. a. b gab ein solches Original, wovon ohne Zweifel Zittels Holz- schnitt Nro. 180 blos eine etwas verschlechterte nicht durch den Spiegel gezeichnete Copie ist, daher geben beide 29+ '29=58 Wirtel an. Da solche Beispiele ganz besonders geeignet sind das Zählen zu lernen, so will ich Tab. 170 fig. 23—30 noch einige Einzelzellen von der Ziegelhütte bei Gussenstadt aufführen: fig. 28 von der Seite s verbrach am Oberrande etwas, wodurch aber glücklicher Weise die comprimirte Axe mit den gegenüberliegenden Wirteln in ganz besonderer Deutlichkeit zum Vorschein kam. Eine Zweitheilung der Zelle, wie sie uns seit den Cyathophyllen des Uebergangsgebirges nicht wieder be- gegnete, ist hier unverkennbar. Die dicke kräftige Scheide- m 45 * Bu. ı ,, ei 108 III. Sternkorallen: Lithodendron Dianthus bipartitum. wand zeichnet sich so vor allen übrigen aus, dass man sie darnach ganz passend zweitheilig (bipartitum) heissen könnte. Die Wand ist mit Knötchen bedeckt, die auf der Axe sich in Querreihen zu ordnen scheinen. Das wohlerhaltene Ober- ende zeigt nun unverkennbar 5+6= 11 Lamellen, und so viel sollte man auch in der verbrochenen Unterhälfte ver- muthen, womit de 6+6+12—=24 Wirtel dargethan wären, die ganz kleinen weitern 24 Zwischenlamellen nicht mitgezählt. Fig. 29 eine etwas vergrösserte Zellenansicht zeigt zwischen 00 auf das Bestimmteste wieder die Querwand, welche mit der comprimirten Axe in der Mitte der Halbi- rungsebene entspricht. Ausserdem gehen oben vier (ab cd) und unten fünf (212345) Wirtel deutlich an die Axe heran; Ve macht man diese mit Bleistift vorsichtig schwarz, so er- leichtert das die Sicherheit im Zählen: wir finden dann in der obern Hälfte, abgesehen von den kleinsten Randwirteln, zwischen oa eine, zwischen ab, bc, cd je zwei, und zwi- schen do drei Zwischenlamellen von verschiedenem Werthe; in der untern zwischen 0 7 eine, zwischen 72 zwei, zwischen 25 eine, zwischen 5 4 zwei, zwischen 25 eine, und zwi- schen 50 drei. Also oben und unten je 10 Zwischen- lamellen, mit den Hauptlamellen zusammen 29, wozu dann noch die zwei der Queraxe kommen, was die scheinbar sehr unpassende (resammtzahl 31 gibt. Fig. 30 ist insofern noch ungeschickter, als hier die Axe zu fehlen scheint, doch zeigt die Dicke der Quer- lamellen oo mit der Eiförmigen Vertiefung dazwischen, dass unsere Vergrösserung x mit den vorigen sich in Parallel- stellung befindet: über dieser Querlinie 00 wechseln 11 Hauptwirtel mit Zwischenrippen, unten dagegen nur neun, so dass im Ganzen 2+9-+11+22—=44 Wirtel vorhan- den wären. Nur ein Paar mal kommt neben dem Zwischen- “ Fr weh III. Sternkorallen: Lithodendron dichotomum. 709 wirtel noch ein kleines kurzes Rippchen vor, doch kann uns das im Zählen nicht wohl irre leiten. Würden wir die obere Hälfte zu Grunde legen, so kämen wieder 24+24 —48, man könnte dann meinen, die untere Hälfte sei noch nicht zur völligen Ausbildung gekommen. Lithodendron dichotomum tab. 170 fig. 31. Goldfuss Petref. Germ. pag. 44 tab. 13 fig. 3 bildete ' von Giengen zwei Exemplare ab, die aber so durch Silifi- cation gelitten hatten, dass man keines recht erkennt; es soll Guettards Calamite tr&s branchu sein. Viel besser ist die Abbildung von Michelin Iconogr. zoophyt. pag. 95 tab. 19 fig. 6, die Bronn Leth&a IV. 104 tab. XV! fig. 10 copirte. Wahrscheinlich ist die Madrepora ramea bei Walch (Nat. Verst. 1769 pag. 66 tab. @ fig. 1) von Pfefüingen in Baselland die gleiche. Weiter geschah in der Sache nichts, aber nun kam wieder eine Fluth von neuen Geschlechts- namen: Ehrenberg Abh. Berl. Akad. 1832 I pag. 311 zählte sie zu der im Mittelmeere lebenden Cladocora, wo die schöne cespitosa (Ellis 31. 5 und Esper I tab. 29) allerdings den gleichen äussern Wuchs hat; Orbigny Prodrome I. 385 stellte sie zur Eunomia von Lamouroux 81. 10, die erst durch die richtige Abbildung bei Michelin Icon. tab. 54 fig. 6 von Oaen verständlich, und in Folge dessen Litho- dendron Eunomia geheissen wurde. Milne Edwards (Coral- liaires II. 366) stellte sie anfangs zur Calamophyllia, be- schreibt sie dann aber unter Oladophyllia. Sie ist bei uns selten, ich habe sie daher lange nicht gefunden, und ge- meint, es könnten möglicher Weise schlechte rundzellige Exemplare von Lithodendron plicatum sein, wie eins im Jura tab. 87 fig. 1 ziemlich gut wenn auch nicht vollständig getreu abgebildet wurde. Selbst Dr. Becker (Korallen 710 II. Sternkorallen: Lithodendron dichotomum, coarctatum. Natth. Schichten 1875 pag. 35), der die Goldfuss’schen Ori-- ginale sahe, klagte in dieser Beziehung, und gab daher keine weitere Abbildung, wohl aber schöpfte er l. c. pag. 19 tab. 4 fig. 1 eine Stylosmilia Suevica, die höchst wahr- scheinlich in ihren wesentlichen Merkmalen von dichotoma sich nicht unterscheidet. Fig. 31 von Nattheim gehört zu einem kopfgrossen Stocke, woran man die meist zweitheilige Verzweigung deutlich sieht, jeder Sprössling entfernt sich in dünnerem Bogen von der Mutter, um dann eine Zeitlang parallel zu laufen, und selbst wieder Junge zu erzeugen. So entstan- den Rasen von unbegränzter Grösse. Trotz der rohen Silifi- cationspunkte treten doch öfter namentlich gegen die Mün- dung hin Rippen hervor, die mit denen bei Michelin gut stimmen, freilich bei Goldfuss gar nicht angedeutet sind, es heisst nur cylindricis dense striatis. Diese Rippen von ungleicher Dicke entsprechen genau den innern Wirteln, die leider selten gut hervor treten. Denn obgleich auf der abgestutzten Oberseite o die Zellen alle unverwachsen zer- streut liegen, so muss man schon zufrieden sein, wenn man nur Wirtel (x vergrössert) überhaupt sieht, blos bei bessern Exemplaren (y vergrössert) zählt man bestimmt 6+6=12 Wirtel, die übrigen zwölf Zwischenwirtel sind meist kaum angedeutet. Die äussere Kieselwand erscheint hier zwar sehr dick, doch ist daran die Versteinerung Schuld. Daher darf man auch auf kleine scheinbare Unterschiede kein zu grosses Gewicht legen. So habe ich lange vorher, ehe ich dicho- toma kannte, im Hdb. Petref. 1852 tab. 61 fig. 24. a. 5b eine kleine zierliche Zelle Lobophyllia eoaretata tab. 170 fig. 32 von Nattheim genannt, da sich die Mündung m (M vergrössert) von oben gesehen, sichtlich zusammen zieht. Der Bogen rechts stimmt so ganz mit dem Anfange einer verengten Toochterzelle von dichotomum, die gleich. beim % PR TL- RETTET a A PFIRTTEENETENTETEEEANERTET NA era a re ee ee ALLER Po ern > Mr IH. Sternkorallen: Lithodendron dichotomum, Michelinii, Suevicum. 711 - Beginn ihrer Erweiterung wieder eine Junge erzeugte, dass man sich der Vergleichung nicht entschlagen kann. Die zwölf Hauptrippen, welche den 6+6 Wirteln entsprechen, erscheinen zwar etwas dicker, allein wohl nur wegen der ‚bessern Erhaltung. Die Kelchmündung fällt etwas ab, und das Centrum scheint eine runde Axe einzunehmen. Sie ge- hört entschieden zu den Delomeri, nur sind die Wirtel ‚dritten Calibers kaum angedeutet, am besten noch durch die zarten Zwischenrippchen, die sich aussen an der Rand- wölbung zeigen. Milne Edwards (Coralliaires II. 179) eitirte sie bei Coelosmilia der.Kreideformation, die ganz was an- deres ist. Wohl aber hätte ihn schon die Formation auf Stylosmilia Michelinii (Ann. Sec. natur. 1848 Zool. 3. Ser. Bd. 10 pag. 275 tab. 6 fig. 2) aus dem Coralrag von Chaude- Fontaine (Doubs), die auch Bronn Leth&a tab. XV! fig. 14 copirte, leiten sollen. Hier stimmt der Bau ganz, die Zellen sind blos ein wenig dünner. Daher citirte er dann auch richtig obigen grossen Stock von Pfeffingen, worauf die runden Zellen ebenfalls dreierlei Grösse zeigen. Nach Fromentel (N. Denkschr. Schw. Naturw. 1864 XX pag. 360 tab. 50 fig. 8), der ein schon verzweigtes Stück gibt, sind sie bei Oaquerelle „assez commun“. Derselbe bildet auf den Hauptlamellen dieselben runden Löcher ab wie Edwards, welche ich fig. 34 copire. Sie zeigen, dass der Innenrand der Hauptwirtel von Zeit zu Zeit an die Achse anwuchs. Umgekehrt ist obige Stylosmilia Suevica, von der ich fig. 33 ein Stückchen copire, blos etwas dicker. Wenn solch ähn- liche Dinge verkieselt in gleicher Formation gefunden wer- den, so lässt ein guter Systematiker sie zusammen. Ja ich gehe noch weiter, und stelle auch die kleine dazu, welche ich unter Caryophyllia pumila tab. 171 fig. 1. 2 Hdb. Petref. tab. 58 fig. 16 von Nattheim beschrieb. ‘Die Säulchen er- 712 III. Sternkorallen: Caryophyllia pumila. reichen hier oft kaum die Dicke einer Rabenfeder, sind häufig recht deutlich gestreift, etwa mit 16—20 erhabenen Rippen, die den innern Wirtellamellen correspondiren. Sie vermehren. sich durch Sprossen, indem die junge etwas dünner sich von der Mutter abzweigt, zuweilen liegen zwei, sogar drei Brutzellen sich gegenüber. Solche bourgeons opposes kommen auch bei der augenscheinlich höchst ähn- lichen Oculina gemmata Michelin Icon. pag. 228 tab. 54 fig. 5 in dem Grande Oolite der Calvados vor, welche Milne Edwards (Ooralliaires II. 124) genügten, sie zu einem besondern Genus Euhelia mit einer einzigen Species zu er- heben. Eine runde Axe scheint da zu sein, aber man sieht sie selten, auch finde ich statt 12 blos 10 Wirtel. Doch darf man auf alles das nur sehr bedingtes Gewicht legen. Uebrigens ist nicht zu verkennen, wie der Wuchs schon so auffallend an die im Mittelmeere lebende Caryophyllia cespitosa (Oladocora) Ellis 31. 5 erinnert, so dass sie viel- mehr zu dieser Gruppe, als zu den Oculinen passt. Fig. 1 liefert ein Paar Zweige von einem grossen Stocke. Ich habe gerade eine Stelle gewählt, wo links ein Dreizack von der Mutter ausgeht. Gewöhnlich ist das nicht der Fall, sondern es kommen blos zwei in Opposition vor (mittleres Exemplar), meistens zweigt sich sogar nur eine ab (links). Wie ungleich die Zellen sind, zeigt die Oberseite 0, wo alle getrennt nebeneinander liegen. Nur bei wenigen kann man Wirtel wahrnehmen. Um den Bau bequemer zu studiren habe ich die Stäbchen xyz losge- brochen: x (vergrössert) zeigt deutlich 10+10=20 Wirtel, und in der Mitte etwas wie eine breite Axe; y (vergrössert) bestätigt das, die Zelle erscheint blos tiefer, und die Axen- region weniger breit; ein gänzlich verschiedenes Ansehen ge- winnt dagegen 2 (wie B und $ vergrössert), hier erhebt sich der Zellenrand mit einer dünnen Wand, worauf 18 längliche III. Sternkorallen: Caryophyllia pumila. 713 Zähne stehen, welche aussen ($) ebensovielen Rippen ent- sprechen; die ganze Mitte ist glatt, und gleicht daher einer geschlossenen Querscheidewand, die untere Bruchfläche B ist mit Kiesel erfüllt, wenn der zerbröckelt, so erscheinen die Röhren öfter tief hinab hohl. Hätte ich das Säulchen nicht von dem gleichen Stocke weggebrochen, so würde man ein neues Geschlecht daraus machen. Fig. 2 ist dagegen ein Zweig von einem andern grossen Stocke, wozu auch oben citirte Abbildung im Hdb. Petref. 58. 16 gehört. Die Säulchen sind geknieter und weniger schlank als vorhin, auch zerstörte die Verkieselung jede Spur von Streifung, nur selten findet man Punkte, wo man noch etwas davon wahrnimmt. Die Mutterzelle unten be- ginnt sehr dünn, erweitert sich dann aber schnell, um zwei Töchter in Opposition zu erzeugen, jedoch gehen alsbald noch weitere zwei unregelmässig seitlich ab, so dass schnell fünf Zacken da sind, wie die Oberansicht o zeigt. Ich reihe hier nun gleich einige Kleinigkeiten tab. 171 fig. 53—12 an, deren scharfe Bestimmung wegen des Kiesels mit Schwierigkeiten ver- knüpft ist. Nach dem äussern Wuchs kann man drei Typen unterscheiden, auf welche Fromentel sogar ein System ge- baut hat: a) Einzelzellen Solitaria (Monastr&a), die aus dem Ei entstanden, und nur wieder Eier legten. Da- von wurden die kreiselförmigen, mochten sie nun frei oder angewachsen sein, unter Turbinolia zusammen geworfen. Edwards theilte sie in zwei Sectionen mit undurchbohrten (aporosa) und mit durchbohrten (porosa) Wänden, wovon die Masse auf die erste Section (Turbinolid®) fällt, und viel weniger bei der zweiten (Eupsammin®) stehen, die mehr den jüngern Bildungen angehören. Treiben die Einzelzellen Knospen oder spalten sie sich, so entstehen b) Rasenstöcke Dendroidea, woran die gabeligen Kelche 714 III. Sternkorallen: Lobophyllia radicata. frei auseinander stehen (Disastrea), und das Licht zwischen durchfallen kann. Jede bindende Grundmasse fehlt, bricht daher eine Zelle ab, so kann man sie leicht mit Einzel- zellen verwechseln. Da die Stöcke nicht so viel Wider- stand leisten, als die mit verwachsenen Zellen, so findet man die meisten zerbrochen und verstümmelt. Die eigent- lichen Inselbauenden Korallen bilden die e) Haufsterne Acervata, von den Alten vorzugsweise Astroite pag. 364 genannt, wo die Sternzellen entweder in einer Grundmasse vereinigt liegen, oder in irgend welcher Weise miteinander verwuchsen. Die grössten Kalkmassen lieferten die Kissen- formen (pulvinat®), zu welchen vor allen die M&andrinen mit ihren merkwürdigen Gyri, worin die Zellen halbgetrennt liegen (Synastrxa), gehören; minder massig sind die Ballen mit geschlossenen Sternen (Polyastreen), die sich besonders in den heutigen Meeren (Madrepora) Geweihartig verzweigen (ramosa), selbst zu dünnen Blättern (foliosa) ausbreiten (Agaricia). Alle diese Formentypen stellen sich schon im Jura ein, wenn auch nicht so vollkommen als später. Mit obiger coarcetata kam Lobophyllia radicata tab. 171 fig. 3 Hdb. Petref. tab. 61 fig. 23 bei Nattheim vor, die sich sofort durch ihre breite losgetrennte Wurzel als eine Einzelzelle erweist, und schon deshalb von der zu den Rasenstöcken gehörigen coarctata wohl verschieden sein muss. Uebrigens ist auch die Oeff- nung nicht eingeschnürt, 6+6=12 viel stärkere Rippen entsprechen genau der Wirtelgrösse, nur hin und wieder kommt noch ein Zwischenrippchen vor, was dann auch so- fort einen kurzen Wirtel innen andeutet. Die Wand zwi- schen den Rippen ist sehr kräftig, man muss daher bei den aporosen Turbinoliden das Subgenus suchen. Aber leider ist die Erhaltung nicht so, dass man sich über das Vorhandensein einer Axe entscheiden könnte. Eine Krone ner TE ER RE a Ken er Sr 2 ger II. Sternkorallen: Turbinolia octuplus, Suevica. 715 von Pfählchen ist auch da, sie müsste daher bei den Tur- binoliens (Corall. II. 59) gesucht werden. Aber Edwards hat auch bei den Astreide noch Einzelzellen, die er nach ihren kräftigen Wirteln (sun Messer) Eusmiline nannte, unter denen die Trochosmiliacee (Corall. II. 146) ebenfalls eine Kreiselgestalt zeigen. In der Voraussetzung, dass die Axe fehlt, könnte man sie bei Coelosmilia (xoiog hohl) unterbringen. Achtfältig erscheint zwar Turbinolia oetuplus tab. 171 fig. 4 von Nattheim, aber wahrscheinlich nur in Folge ihrer Jugend, ausgewachsen würden statt der 32 volle 36 Wirtel erscheinen. Denn von den Strahlen zeichnen sich sechs durch Grösse o (0 ver- grössert) aus, nur mit dem Unterschiede, dass in den zwei untern Sextanten blos 2+1=3, dagegen in den vier obern 2+3=5 Zwischenlamellen in der zierlichsten Symmetrie vorkommen. Im Centrum sitzen deutlich Pfählchen, ob aber eine Krone da sei, sehe ich nicht sicher. Doch da der glatten Hülle jede Rippung fehlt, und ihr Rand über die Wirtel hinausragt, so mag sie wohl bei den Turbinoliden stehen. Das Zellchen scheint ganz spitz zu beginnen, und würde daher gar keinen merklichen Ansatzpunkt haben, was früher als ein wichtiges Kennzeichen für Turbinolia galt. Freilich haben sich jetzt darüber die Ansichten gänz- lich geändert. Nur das Wärzchen daran könnte möglicher Weise eine Knospe sein, dann müsste man an Anfangszellen von Rasenstöcken denken. Cyathina Sueviea tab. 171 fig. 5 von Nattheim, gleich- sam eine prophetische Form, welche der im Mittelmeere lebenden Cyathina eyathus, womit Edwards Corall. Il. 23 seine Madreporaria aporosa einleitete, schon ziemlich gleicht: sie beginnt mit einer schmalen Wurzel, anfangs ist die Hülle glatt, dann wird sie gerippt s ($ vergrössert), und die Rippen treten gemäss ihrer Grösse über den Kelchrand 716 III. Sternkorallen: Turbinolia simplex, lamina. empor; davon zeichnen sich 6+6=12 durch Grösse aus, mit je b+2=3 Zwischenrippen, so dass im Ganzen 6+ 6+12-+24—=48 heraus kommen. Das Centrum nehmen Pfählchen o (O vergrössert) ein, die von zwölf längern Blättchen in einer Art Krone zierlich umringt werden. Die Kelchzeichnung in Verbindung mit der bestimmten Wirtel- zahl erinnert schon etwas an Stephanophyllia floralis pag. 593. Auch mag man damit Cyathina levigata Edw. Pal. Soc. 44 tab. 9 fig. 1 aus dem Upper Chalk von Dinton in Wiltshire vergleichen, die schlagende Verwandtschaft zeigt. Weniger Aehnlichkeit hat die einfachere Cyathina simplex tab. 171 fig. 6 ebenfalls von Nattheim. Hier sind die knotigen Rippen auf der äussern Wand s (5 vergrössert) fast völlig ins Gleichgewicht getreten, wäh- rend innen die Wirtel sich der Grösse nach in 24+24 —48 zertheilen, also kleine und grosse regelmässig mitein- ander abwechseln, die Rippen aussen aber solche Ungleich- heit nicht vermuthen lassen. Das Üentrum nimmt ein Haufen Pfählchen o (O vergrössert) ein, während ich die Krone vergeblich suche. Das wäre also schon wieder ein anderes Genus! Turbinolia lamina tab. 171 fig. 7—10 Jura tab. 98 fig. 7. 8 nannte ich kleine verkalkte Einzelzellen aus den Zeta- mergeln von Gussenstadt. Etwas grössere verkieselte finden sich auch im Weissen Jura e. Es sind kurze Kreisel von ver- schiedener Zuspitzung, welche oben am äussern Kelchrande ziemlich stark gerippt sind, 6+6+12+24=48 bildet die Grundzahl der Wirtel und Rippen, und innen meint man eine Axe mit sechs Pfählchen umstellt zu sehen. Doch ganz sicher ist die Beobachtung nicht. Die Spitze scheint meist eine kleine Ansatzfläche zu haben. Michelin Iconogr. tab. 2 fig. 2 bildete aus dem Bajocien der Calvados eine Turbinolia Magnevilliana ab, die als Vorläuferin mit unserer Form schon u . wo 174 Re Te ve 53 - III. Sternkorallen: Turbinolia lamina. 717 viel Aehnlichkeit hat, auch im Inferior Oolite von Dorset- shire vorkommt (Palontogr. Soc. V tab. 26 fig. 1), und von d’Orbigny Prodrome I. 291 Aplocyathus genannt wurde, „e’est un Trochoeyathus & calice circulaire“, unter welchem Namen sie Edwards Corall. II. 31 beschrieb. Auch Brachy- cyathus Ann. Sec. nat. 1848 3. Ser. IX tab. 9 fig. 6 und 6. a aus dem Neocom der Hautes-Alpes könnte man in Vergleich ziehen. Fig. 7 vom Hochsträss bei Blaubeuren ist meine deutlichste, die Spitze unten « ist zwar verletzt, aber die Rippung der Seiten tritt namentlich nach oben stark hervor, man kann darnach die Wirtelstrahlen oben o (O ver- grössert) bestimmt zählen, namentlich da sie ebenfalls drei- faches Caliber haben, indem zwischen den zwölf Haupt- strahlen je 1+2=3 Zwischenstrahlen sitzen, ja selbst die Zwölf alterniren etwas an Dicke. Fig. 8 von Sirchingen ist unten zwar sehr zerrissen, aber man sieht seitlich die Rippen deutlich, jedoch mehr in alternirender Grösse, auch lassen sich die Wirtel auf der Oberseite o (O vergrössert) zählen, jedoch nach ihrem Werthe kaum unterscheiden, man meint 24-+-24—48 Lamellen zu haben, wobei man bei den 24 grössern nur hin und wieder Unterschiede sieht. Die Zelle ist flach vertieft, und endigt scharfrandig. Die Spitze in fig. 9 von Nattheim scheint zwar am besten er- halten zu sein, allein eine Querlinie deutet an, dass unter der Ansatzfläche nur ein fremder Kiesel liege. Die Rippen haben alternirende Grösse, aber der Zellenrand erscheint stumpf, im Centrum steht ein grosser Kieselkreis, den man mit der Nadel nicht bewältigen kann. Fig. 10 von Sirchingen ist sehr roh verkieselt, sie erscheint von der Seite s halb- kugelig, aber oben o meint man doch noch sechs Haupt- wülste zählen zu können, zwischen welchen aber die klei- nern Wirtel nicht mehr sicher erkannt werden. Verkieselt im Korallenlager & sind die Sachen selten, und grösser als Ve. # . 718 IL Sternkorallen: Turbinolia lamina. Cylindrosmilia reticulata. die etwas höhern, man könnte daher eine Varietas corallina unterscheiden. Vergleiche Trochocyathus mancus Milasche- witsch Paleontographica XXI. 183 tab. 43 fig. 3. Bei Gussenstadt tab. 171 fig. 11—13 kamen sie in den grauen Mergeln des Weissen Jura ( in einiger Menge vor, aber alle klein, der grösste davon steht im Jura 98. 7, welcher unten zwar spitz endigt, aber dennoch hinter der Spitze eine kleine schiefe Ansatzfläche hat. Letztere kann unter Umständen gross werden, wie fig. 11 von der Seite zeigt. Die Kelche sind meist durch krystallinischen Kalk verpappt, den man nicht wegbringen kann, daher sehen auch die Kelchränder sehr verschieden aus. Mein bestes Exemplar fig. 12 unten mit einer kleinen deutlich vertieften Ansatzfläche hat einen schmalen Kelchrand (y vergrössert), worin sechs die Grundzahl sein mag, innen bemerkt man zwischen Strahlen eine Menge pali, aber zu undeutlich, um genau geordnet werden zu können. Kleiner als fig. 13 sahe ich sie nicht, der dünne Stiel setzt hier scharf ab, und die Rippen lassen sich am Oberrande noch deutlich erkennen. Cylindrosmilia reticulata tab. 171 fig. 14 aus Weissem Jura &g von Nattheim will ich eine dünne äusserst zierliche Säule nennen, die auf der geschundenen Oberfläche mit äusserst zierlichen Gittern (x vergrössert) bedeckt ist, welche durch die Wirtel und Querlamellchen gebildet werden. Eine glatte Hülle unten deutet an, dass dort der Anfang war, und wir es keinenfalls mit dem Bruch irgend eines dünn- säuligen Lithodendron zu thun haben. Oben biegen sich die Gitter etwas über, dann senkt sich die Zelle ein, welche 24 Lamellen zu haben scheint, die genau der äussern Rip- penzahl entsprechen würden. Im Centrum bleibt ein rundes Loch, ob darin eine Axe sass, oder nicht, lässt sich nicht ausmachen. Sonst könnte man an die dünnen Kreidefor- men von Parasmilia denken. Ein eigenthümliches x g nn se Zu: III. Sternkorallen: Cylindrosmilia retieulata. Lithod. plicatum. 719 Problematieum tab. 171 fig. 15 von Nattheim will ich nur beiläufig erwähnen, die runde scheinbare Zelle mit vier dicken Wirteln sitzt auf einer breiten Basis, die sicht- ‚lich einer Wurzel gleicht. Möglicher Weise könnte es ein ausgehöhlter Stiel von bewurzelten Urinoideen sein. Lithodendron plicatum tab. 171 fig. 16 etc. Goldfuss Petref. Germ. pag. 45 tab. 13 fig. 5 bildete aus dem Weissen Jura e von Giengen das Stück eines rasenförmigen Stockes ab, welchen man an seinen feinge- streiften und gebuchteten Wänden wenigstens in dieser Ab- änderung bei uns sicher wieder kennt. D’Orbigny Prodrome I. 385 hiess sie, wie auch dichotomum pag. 709, Eunomia, und sie scheinen allerdings eine ähnliche Verzweigung zu haben. Milne Edwards Coralliaires II. 544 stellt sie da- gegen an die Spitze seiner Latim»andra, die zu den Mxan- drinen gehört, und in ihrer Grundform gar nichts mit un- sern freien Zweigen zu schaffen hat. Eine Folge dieses Irrthums war es dann, wenn Meandrina astroides Goldfuss 21. 3 und Astrea confluens Goldf. 22. 5, die beide aller- . dings einander sehr nahe stehen, damit zusammen geworfen vera RE: LESER wurden, und welche Orbigny Prodrome I. 387 richtiger zur Oulophyllia stellte. Wahrscheinlich hatte Walch (Naturg. Verst. 1769 II. 2 pag. 67 tab. @. I) aus dem Bisthum Basel schon hierhergehörige Stöcke vor sich. Wenn noch Ehrenberg (Abh. Berl. Acad. 1832 I pag. 313) meinen konnte, Oaryophyllia fascularis Ellis tab. 30 aus dem Rothen Meere sei „dem Lith. plicatum Goldfussii admodum affine“, so zeigt das nur, wie wenig geschickt derselbe im Bestim- men von Petrefacten war. Dagegen wäre es nach dem all- gemeinen Habitus nicht unmöglich, dass Alveopora inerustata Michelin Iconogr. pag. 111 tab. 25 fig. 8 aus dem Corallien 720 III. Sternkorallen: Lithodendron plicatum. von St. Mihiel (Meuse) hierhergehörte, wenn schon Edwards (Corall. III. 201) sie Microsolena hiess. Ich habe im Jura tab. 87 fig. 1 und 2 nur zwei Zellenproben gegeben, die Etallon (N. Denkschr. Schw. G. Naturw. 1864 tab. 54 fig. 1) unter Rhabdophyllia cervina erwähnt und wahrscheinlich verkannte. Becker (Kor. Natth. 1875 pag. 31) glaubte mit einem neuen Namen UOalamophyllia disputabilis die Schwie- rigkeiten heben zu können, fügte aber keine Zeichnung hin- zu. Die Schwierigkeit liegt jedoch nicht darin, dass man die Goldfuss’sche Abbildung, mit Württembergischen Er- funden in der Hand, nicht auf das Bestimmteste deuten könnte, sondern in der richtigen Anreihung der zahlreichen Uebergänge zu den Meandrinen und Üonfluenten Astreen. Um die Selbständigkeit der guten Species zu wahren, könnte man sie bezeichnend Plieodendron heissen. Ich suchte im Jura pag. 711 hauptsächlich zwei Varietäten mit rundem fig. 16 und mit faltigem Schafte fig. 17 zu fixiren, was ich zunächst jetzt weiter begründen will: Fig. 16 mit rundem Schafte (Plicodendron plie. rotun- dum) von Nattheim ist das Stück eines grössern Stockes, dessen Schafte sich häufig gabeln, und meist frei daliegen, nur wenn zwei Nachbaräste in ihrem Verlaufe nach oben sich hart berühren, verwuchsen sie öfter miteinander, was namentlich auch noch am äussersten Kelchrande stattfinden kann, wodurch dann ihre Mündungen einer 8 gleichen. Die Gabelung wird häufig eine sehr bestimmte, ich würde daher die gemmatio (Knospung) nicht so stark wie Edwards be- tonen. Die äussere Wand ist fein aber zierlich gerippt, man kann die Rippen mit blossem Auge noch deutlich ver- folgen, und jede entspricht innen einem ähnlichen Wirtel, der aber leider durch Silification oft entstellt ist. Die meisten Zellenränder brachen oben weg, weil die Schafte innen hohl sind. Wenn sich nun aber mal eine innen gut erhielt, III. Sternkorallen: Lithodendron plie. sinuosum. 721 wie c (Ü vergrössert), dann sieht sie gern etwas fremdartig aus. Es ist das dieselbe Zelle, welche ich schon Jura. tab. 87 fig. 1 isolirt abbildete, und die ich nun hier im Zusammenhange mit einem Theil ihrer Geschwister wieder- gebe. Der längste Schaft d gabelt sich oben plötzlich in zwei dünnere Cylinder, wovon der rechte am obersten Rande mit dem Nachbar zu einer 3 verwuchs, wie die Ansicht oben o bei d zeigt, während alles dazwischen frei ist. In der Vergrösserung x suchte ich das Innere einer Zelle darzustellen, doch gelingt es nie recht. Ihre Un- gleichheit springt bei @ so recht in die Augen; während 5 einen scharfen Rand mit flacher Vertiefung zeigt, erscheinen andere oben wie abgeschnitten, und was der Verschieden- heiten mehr sind. Fig. 17 mit faltigem Schafte (Plicodendron plic. sinuo- sum) kommt dem Goldfuss’schen Originale am nächsten. Der Typus bleibt noch ganz der vorige, die Mündungen sind blos etwas grösser und gebuchteter, wie das Stückchen Oberseite 0 zeigt, alle ragen frei hinaus, und man würde tief zwischen ihnen hinabsehen können, wenn das zwischen- gelagerte Muttergestein es nicht behinderte. Das Stückchen gehört zu einem mehr als faustgrossen kissenförmigen Stocke mit über hundert Schaften. Diese haben entspre- chend den Mündungen etwas Buchtiges und Gekrümmtes, worauf der Name anspielen soll. Trotz der rohen Ver- kieselung und der hohlen Röhren kann man die feine Strei- fung der Wände noch sehr deutlich verfolgen, welche im schneidigen Kelchrande in die Wirtel unmittelbar über- gehen. Die meisten Kelche erscheinen zwar trichterförmig tief, aber ihre Wirtel sind so zerstört, dass deren ursprüng- liche Natur nicht leicht zu errathen ist. Man muss sich da mit allgemeinen Bildern begnügen, und es dem Tacte des Bestimmers überlassen, ob er das Richtige treffe oder nicht. Quenstedt, Sternkorallen. 46 722 III Sternkorallen: Lithodendron plie. sinuosum, Rauracum. Wenn daher Etallon 1. c. 380 behauptet, seine Rhabdo- phyllia cervina, assez commun bei Oaquerelle falle zusam- men mit „Lithodendron plicatum, Qu., Der Jura pag. 711, pl. 87, fig. 1 (non fig. 2 non Pusch, non Goldf.)*, so leuchtet aus unserer Darstellung ein, dass er die Württem- berger Erfunde gar nicht kannte. Es ist übrigens meist gewagt aus Zeichnungen allein, namentlich wenn sie schlecht sind, wie die jenes Berner Kettenjura, sichere Behauptungen aufzustellen. Selbst mit Originalen verschiedener Gegenden bleiben öfter Zweifel, namentlich wenn das Aussehen der Formation nicht das Gleiche ist. So habe ich ansehnliche Stücke Tab. 171 fig. 18 aus dem Obern Weissen Jura von Pruntrut schon seit vierzig Jahren in der Akademischen Sammlung neben plicatum niedergelegt, die Thurmann da- mals Lithodendron Rauracum nannte. Unser Bild gibt nur ein Pröbchen davon. Der grosse Block voller verkälkter Schafte hatte mehrere Fuss Durchmesser, liess sich aber gut spalten, so dass ich mehrere 2 dm lange Stücke mitnehmen konnte, von denen ich einen kleinen Theil der Spaltfläche abbilde. Unten « brach es quer durch, da kommen lauter hohle Röhren zum Vorschein, die an den Wänden mit krystallisirtem Kalkspath überzuckert sind, der die Wirtel gänzlich zerstörte. Nur auf der verwitterten Oberseite merkt man an den etwas emporgebogenen Zellengipfeln feine Wirtel, die man auch in Dünnschliffen etwas klarer legen kann, doch gewähren sie keine wesentlichen Anhalts- punkte. Diese zarten Wirtel entsprechen genau den feinen Rippen der Aussenwände, die im Ansehen vollständig mit plicatum stimmen. Die Schafte erscheinen auch etwas ge- drückt und gefaltet, sind blos schlanker, und diehotomiren seltener. Das allgemeine Ansehen erinnert mich immer leb- haft an Calamophyllia Stockesi E. H. Palsontogr. Soc. V en II. Sternkorallen: Lithod. Rauracum. Plicodendron multiplex. 723 tab. 16 fig. 1 aus dem Coralrag von Steeple Ashton, nur dass die eigenthümlichen „annular expansions“ fehlen, welche etwas regelmässig vertheilte Reste von quergestreifter Hülle sind. Bei unsern aus dem Berner Jura nimmt man nur von Zeit zu Zeit undeutliche ringförmige Einschnürungen wahr, welche mit der Neigung zur Faltenbildung in Beziehung zu stehen scheinen. Wahrscheinlich verstand sie Etallon 1. ce. pag. 381 tab. 54 fig. 2 unter Rhabdophyllia flabellum, die im Epi- corallien von Caquerelle gemein sein soll, aber dann ist die Abbildung nicht gelungen, gelungener dagegen bei Litho- dendron flabellum Michelin Icon. tab. 21 fig. 4, von welcher der Name genommen wurde. Bis dahin ist alles klar, ich will mich nun nicht in einer endlosen Synonymik verlieren, sondern nur an der Hand der Natur einige Uebergangs- formen darlegen. Gerade ihretwegen ist es gut, wenn man einen subgenerellen Namen einführt, der alles richtig in Verbindung bringt. Gleich das erste Plicodendron multiplex tab. 171 fig. 19 von Nattheim weicht wegen seiner weitläufig gestellten Zellen augenfällig von den andern ab. Ich bilde von dem fast Faustgrossen Stock nur einen Haupt- mit Nebenzweig ab: der Haupt- zweig entspringt auf einer Art Wurzel, die sich an eine Crispispongia klammert. Der schmale Stiel erbreitert sich schnell, bildet eine Gabel, wovon oben o der eine Zin- ken in einer liegenden 8, der andere in einem Dreizack endigt. Die äussern feinknotigen Rippen sind ein wenig dicker als vorhin, aber sonst ganz gleich, sie werden nur öfter von etwas hervorragenden Querbändern umschlossen, die unten einen steilern Absatz haben, als hätte beim Fort- wachsen der Schaft sich stossweis erbreitert. Da die Zellen- wirtel genau den äussern Rippen entsprechen, so bleiben auch sie ein wenig dieker. Die Lappen deuten offenbar an, dass sich die rechte Zelle zweifach und die linke drei- 46 * 724 III. Sternkorallen: Plicodendron pescapreoli, medianum. fach gabeln wollte, aber in diesem Prozess dann stecken blieb. Das Unterende des Schaftes ist rund, wie der Neben- zweig n. Die Querbänder bilden drei erhabene Ringe, auch die Zellenmündung oben 0 ist kaum etwas verzogen, wahr- scheinlich, weil der Theilungsprozess noch nicht begonnen hatte. Da nun solche Zweige wegen ihrer, freien Stellung leicht wegbrachen, so muss das die richtige Bestimmung sehr erschweren. Tab. 171 fig. 20 brach wohl von einem andern Stocke weg, ihr ganzes Wesen ist feiner, und damit dem plicatum sinuosum ähnlicher, wenn auch unsere Zelle in der Ober- ansicht 0 etwas stark gebuchtet sein mag. Doch sind auf den Seiten wieder die Ringe, nur bedeutend zarter. Wie zierlich diese kleinen Gebilde sich entwickelten, zeigt die fünflappige Zelle, fig. 21. Sie scheint sich unten kreisel- förmig zuzuspitzen, denn die Bruchfläche daselbst gehört mehr der Seite als der Spitze an. Trotz der Kürze sind die Seiten schon buchtig, der Zellenrand biegt sich über, und erzeugt daher oben 0 eine so breite Oeffnung. Ganz ver- schieden macht sich fig. 22, der flache Kelch o ist hier tief geschlitzt, wie ein kleiner Rehfuss (pes capreoli), daher sind in den Wirteln auch schon verschiedene Augen angedeutet, aber die Seiten s zeigen das Wellige durchschnitten von Querringen in seiner ganzen Vorzüglichkeit. Unten « be- ginnt der Schaft rund, dann aber erbreitert er sich unregel- mässig, in Folge dessen müssen sich die zarten Rippen häufig spalten, da sie überall gleich dick bleiben. Freilich ist es für den Künstler schwer, alles das gut und getreu wieder zu geben. Mit der Dicke der Rippen nimmt auch die Dicke der Wirtel zu, wie das Bruchstück tab. 171 fig. 23 von Natt- heim zeigt, man könnte es Lithodendron medianum nennen, da es eine gewisse Mitte zwischen den grob- und feinge- Bee ur ee SE BE FVFR III. Sternkorallen: Plicodendron medianum. Septophyllia depressa. 725 streiften einnimmt. Der Habitus ist noch wie bei Plico- _ dendron, entsprechend der Verzerrung in die Quere scheint auch eine längliche Axensubstanz vorhanden zu sein, allein da die Schafte hohl sind, so kann man der Sache schwer beikommen. Nur in günstigen Fällen, wenn die Zellen noch im Kalke stecken, und sie von Säure herausgeätzt werden können, tritt der Kelchboden in grösster Deutlich- keit hervor, wie fig. 24 zeigt: der runde Schaft beginnt unten hackenförmig, und riss wahrscheinlich von einer grössern Gruppe los, sein Wuchs ist im Uebrigen bauchig, nach Art von plicatum, und oben o wird die Zelle plötz- lich dreilappig. Da der poröse Kiesel von der Säure ebenfalls angegriffen wurde, so zerbröckelten die befreiten Blätter, nur der glatte Kalkboden gibt ein ausserordentlich schönes Bild vom Verlaufe der Wirtel im Gestein, während im Centrum (x vergrössert) wohl dreissig Pfählchen sich durch Kieselpunkte auf das Deutlichste verrathen. Schon ein flüchtiger Blick auf Lithodendron lacerum 170. 21 zeigt, wie die äussern Rippen allmählig dicker werden, so dass keine feste Grenze zum trichotomum vorhanden ist. Septophyllia depressa tab. 171 fig. 25—29 Eitallon N. Denkschr. Schw. Naturw. 13864 XX pag. 376 tab. 53 fig. 1 aus Weissem Jura e von Gussenstadt ist eine aus dem Ei entstandene Anfangszelle, die schnell eine Schirm- form annimmt, und wenn sie mehr Augen bekommt zu den Confluenten Astr&en (microconos) hinüberspielt, wie das Exemplar im Jura tab. 86 fig. 3 zeigt, welches rechts schon eine zweite Zelle ansetzt. Leider haben die Wirtel häufig durch Verkieselung so stark gelitten, dass eine scharfe Dar- stellung unmöglich wird. Dennoch erkennt man sie em- pyrisch nach ihrem allgemeinen Aussehen leicht wieder. In der Mitte scheint ein Haufen kleiner Pali zu stehen. Die Kelchränder sind scharf. Fig. 25 mit längerm Stiel hat » 726 Ill. Sternkorallen: Septophyllia depressa. unten eine hohle Ansatzfläche. Die Wand ist dick und mit ganz flachen etwas eigenthümlich aussehenden Rippen be- deckt, die Oberseite des schirmförmigen Kelches aber so schlecht erhalten, dass man eigentlich nur Kieselbläschen sieht. Fig. 26 scheint unten eine stumpfere Spitze zu haben, aber die Wand ist wieder mit Hüllringen bedeckt, wie bei ächten Plicodendren. Die vertiefte Scheibe im Zellencentrum scheint der Hauptsache nach aus Pali zu be- stehen. Fig. 27 hat in Folge der breiten Wurzel und des dicken Stieles ein Römerartiges Ansehen. Mögen auch die Wirtel in der Zelle nicht gut erhalten sein, so erkennt man doch die zarten Strahlen, die in der Mitte nur ein ganz schmales Grübchen zurück lassen. Fig. 28 bildet eine ge- fällige Scheibe mit ganz kurzem Stiel, der keinen Ansatz- punkt hat. Die Wand ist kräftig und zart gestreift, dar- über treten die dünnen Wirtelstrahlen in flachconvexer Oberfläche hervor, während die andern alle mehr concav waren. Eigenthümlich ist der dicke dreieckige Auswuchs, der besondere Augen hat und auf Vermehrung von Zellen hindeutet. So könnte ich die Sache immer noch weiter fortspinnen. Nun kommen aber Scheibchen vor ganz von demselben Ansehen und von derselben Gestalt, welche schon voll- ständig mit Zellenaugen erfüllt sind, wie tab. 171 fig. 29 von Nattheim ein ganz vorzügliches Beispiel liefert: der Stiel unten zeigt sich in der Seitenansicht s etwas ver- brochen, die Rippen auf der dicken Aussenwand sind aber sehr deutlich, dagegen ist die ganze Oberseite o, soweit sie von den harten Kieselknorren befreit werden konnte, ganz nach Art der Astra microconos mit confluenten Zellchen erfüllt, namentlich erscheinen auch deren Wirtel auf der Höhe knotig (x vergrössert). Anders erscheint wieder der Character in fig. 30 von Nattheim, die Wirtel der Zellen II. Sternkorallen: Plicodendron campanulatum, incisum. 727 (y vergrössert) werden auf ihrer Höhe nicht recht knotig, und gleichen in dieser Beziehung völlig der depressa von Gussenstadt. Die zarten Streifen sind auf der Unterseite von Hüllringen umschlossen, auch muss die Lücke am Unterrande besonders ins Auge gefasst werden, sie deutet schon entschieden einen zweiten Aufsatz an. Die Scheiben ‚werden nun immer höher, und schliessen in einer breiten vielgestaltigen Wand einen Zellenhaufen ein, der uns leb- haft an Coenotheca pag. 609 erinnert, aber die zarten Wirtel des Plicodendron beibehält, so dass man zwischen zwei Namen schwankt. Ich will die zierliche Glockenform Tab. 171 fig. 31 aus dem Weissen Jura e von Gussen- stadt Plicodendron campanulatum nennen, weil die Seiten- ansicht s derselben gar zu auffallend gleicht: unten der dünne Stiel, und dann die plötzliche bauchige Erweiterung, welche am Rande mit einigen schwachen Falten endigt. Wäre sie beim untern Wachsthumringe stehen geblieben, so hätte sie sich noch sehr den obigen Scheiben genähert. Auch die Hüllringe fallen auf der Wand auf. Oben ist die Centralzelle von acht kleinern umstellt, die meistens zu einem flachen Bogen Anlass gaben. Tiefer geschlitzt wer- den diese Bögen in fig. 32 von Nattheim, man könnte sie darnach Plicodendron incisum heissen: sie begann auch mit einer langstieligen Zelle, die jedoch unten verletzt ist. Da sie langsamer in die Breite wuchs, so erzeugte sie mehr einen Kreisel, der aber oben plötzlich um so breiter und geschlitzter wurde, so dass die Einschnitte auf der Ober- seite viel mehr hervortreten. Das Zellencentrum (C ver- grössert) erweist sich hier öfter wie ein Haufwerk zierlicher Pfählchen. Alle diese zahlreichen Formen bis zu ihren Anfängen fig. 33. 34 zu verfolgen, hat seine eigen- thümlichen Schwierigkeiten. Wenn wir auch glücklich solche Jugendzellen gefunden haben, so bleibt meist die 128 Ill. Sternkorallen: Plicodendron gradatum. Frage offen, wohin gehören sie? Gear zierlich ist die kleine Pilzgestalt fig. 33 von Nattheim, ihr dünner Stiel s zeigt unten einen deutlichen Ansatz, aber plötzlich breitet sie sich zu einem flachen Schirm o (O vergrössert) aus, der auf der Höhe knotige Wirtel hat, und so den Weg zu den confluenten Astr&en einzuschlagen scheint. Ganz anders entwickelt sich dagegen fig. 34 ebenfalls von Nattheim. Das spitze Unterende scheint gar keinen Ansatzpunkt zu haben, langsam entwickelt sie sich zu einem comprimirten Kreisel, der auf einer Seite s zwei markirte Falten schlägt, die oben o sich zu zwei ungleichen callösen Jochen ent- wickeln, welche wahrscheinlich den Weg zu den Maan- drinen einschlagen würden. Das ist auch wohl einer der Hauptgründe, warum die Franzosen diese Lithodendren zu den Latimsandren gestempelt haben, während ich immer geneigt war, sie an confluente Astreen anzuschliessen. Namentlich verleiteten mich dazu gewisse Terrassen-Formen (gradata) tab. 171 fig. 35—37, wo- von ich schon im Jura tab. 86 fig. 2 ein vortreflliches gross- zelliges Beispiel in etwas gewendeter Stellung gab, um die drei Stufen übereinander zu zeigen, deren untere einem kleinzelligen microconos, deren obere dagegen mehr dem campanulatum gleicht. Becker (Korall. Natth. Sch. 1875 pag. 41 tab. 4 fig. 7. 8) erhob sie zu einer Chorisastr&a dubia (ywpis getrennt), stellte aber unglücklicher Weise un- sere Abbildung „Jura tab. 87. f. 2. (non 1.)* dazu, die einem ächten plicatum angehört, während er die zugehörige auf der vorhergehenden Tafel 86. 2 übersah. Ich würde sie lieber unter Plieodendron gradatum an die Grenze des Geschlechtes stellen. Meine drei jetzigen Beispiele gehören zu den etwas kleinzelligen: fig. 35 von Sirchingen zeigt auf der Schmalseite s deutlich zwei Stufen, die untere breitere, welche sich stark nach links biegt, wo die krumme III. Sternkorallen: Plieodendron gradatum, m&andratum. 729 Spitze wegbrach, dient den drei getrennten Zweigen zur Unterlage. Jeder etwas anders geformt gleicht einer Üoeno- theca. Ein dünner Quarzgang theilt die ganze Gruppe der Länge nach in zwei Hälften. Solche Zufälligkeiten können leicht irre leiten. Fig. 36 von Nattheim in etwas gewen- deter Stellung hat unten wieder eine markirte Stufe, woraus die vier Zweige völlig getrennt herauswuchsen. Die drei kleinern sind kaum mehr als Einzelzellen; nur die grössere oben rechts ist dreilappig und dreizellig, und hängt auf ihrem Rücken direct mit der Hülle der untern Stufe zu- sammen, zum sichersten Zeichen, dass alle zu einem einzi- gen Stocke gehören. Fig. 37 ebenfalls von Nattheim be- ginnt mit einem markirten engen Stiel, der sich dann plötz- lich zur ersten Stufe erweiterte, welche besonders auf der Hinterseite hervortritt, während die drei vordern Zacken am Rande damit vollständig verwuchsen. Plicodendron m@andratum tab. 171 fig. 33 aus Weissem Jura gab Corall. tab. E.3 fig. 1 selbst eine Abbildung, die ich tab. 178 fig. 35 copirte. Die Wand ist bei Dendracis fester und mit isolirten Wärzchen bedeckt (y vergrössert), während es bei Madrepora fig. 47. z irreguläre Schnirkel sind mit ® feinen Löchern dazwischen. Die kleinen Zweige werden © zwischen den hervorragenden Zellen zuweilen sehr rauh, obwohl auch viele glatte vorkommen, die ich nicht davon © trennen möchte. Wenn der Gipfel fig. 57. o erhalten ist, so rundet er sich zitzenförmig zu, aber die Endzellen sind 3 kleiner, als auf der Seite. Das Innere fig. 55 scheint zwar 5 öfter hohl zu sein, aber bei guten Stücken fig. 57 (x ver- grössert) sieht man zwischen dem Kalke zarte Fäden mit 5 Zellen, die leichter zerstört wurden als die compaete Wand, auf welchen Gegensatz Edwards sein Geschlecht gründete. Eine Columelle bemerkt man nicht. Das massenhafte Vor- kommen im Veronesischen könnte uns leicht zur Gründung einer ganzen Reihe von Species verleiten, aber die Trennung NN (FT eur Pa Madreporide: Dendracis Haidingeri, nodosa. Actin-, Paleacis. 1057 ist schwierig, auch lässt sich das nicht in Kürze darlegen: das schöne Stück fig. 58 oben mit drei Löchern, in deren Grunde man aber verschlungene Fasern erkennt, schliesst sich noch durch die Rauhigkeit und das Hervorragen der _ runden Mündungen an vorige dünnen an. Die dicken längern Säulen fig. 59, welche sich aber oben ebenfalls verzweigen, hat man Dendr. Haidingeri Reuss Denkschr. XXI. 27 tab. 8 fig. 2 genannt, da sie meist durch Ab- reibung gelitten haben, hält es schwer scharfe Unterschiede aufzufinden. Man täuscht sich in solchen Dingen gar leicht. D. nodosa fig. 60 Reuss Denkschr. XXVII. 172 tab. 15 fig. 5 vom Monte Grumi ist wahrscheinlich nur eine Miss- bildung: unten gleicht sie einer Kugel, wie die Rundung auf der Seitenansicht s zeigt; oben o sendet sie mehrere Fortsätze aus, wovon die drei runden Löcher vielleicht Schmarotzern angehören, was sich nicht sicher ausmachen lässt. Die Zellen (x vergrössert) zeigen immer ziemlich bestimmt 6+6=12 Wirtel.e. Zwar ist die Grundmasse glatt, doch kann da die Art der Erhaltung leicht täuschen, wohl aber scheinen zahlreiche Löcher auf der Oberfläche Poren anzudeuten. 17) Actinaeis Haueri pag. 900 tab. 178 fig. 28. 29 aus der Gosau unterscheidet sich durch eine papillöse Colu- melle, umgeben von undeutlichen Pfählchen. 18) Palzacis euneiformis pag. 555 tab. 163 fig. 23 —25 aus dem Bergkalke von St. Louis hat hier eine un- natürliche Stellung, wie auch cymba 908 tab. 178 fig. 41 beweist. Vergleiche hier auch noch Prisciturben pag. 906 aus den Vaginatenkalken, und Aphyllacis mit Uryptaxis pag. 908 aus dem Tegel, welche von den Schriftstellern hier ange- reiht werden. Quenstedt, Sternkorallen. 67 1058 Poritide: Porites clavaria, II. Familie Poritide. Haben ein zartes wirres Gewebe, was den Stöcken eine ungewöhnliche Lockerheit gewährt, worin die Zellen mit undeutlichen Wirteln sich verbergen. Dana begründete 1846 die Gruppe, aber Edwards und Haime (Ann. Sc. nat. 3. ser. 1851 X VI. 21) modificirten sie schon wieder. Das Studium der lebenden ist hier unerlässlich. Zwei Unter- familien: Poritine ohne und Montiporine mit wesentlicher (srundmasse. a Unterfamilie Poritine. 1) Porites Lmck. Die Stöcke treiben von einem Punkte aus zahlreiche Aeste, welche sich oben in mehrere Zweige gabeln, die mit stumpfer Spitze endigen. Das blosse Auge gewahrt gedrängte flache Zellen mit breiten Wänden, aber wenn man sie mit der Lupe genau verfolgen will, so treten wegen der Lockerheit der ganzen Masse Schwierigkeiten ein. Die Species genau zu bestimmen, ist kaum möglich, weil man zuviel Namen macht. Pallas nannte die Hauptspecies Madrepora porites Ellis et Solan- der tab. 47 fig. 1.2 und Esper tab. 21, was dann Lamarck in Porites elavaria tab. 184 fig. 61 specialisirte.e Unser Bild hat zwar kürzere Zacken, die unten von einem abge- brochenen Stiel entspringen. Derselbe ist wahrscheinlich in Folge Absterbens weiss gefärbt, gegenüber der gelb- braunen Gipfelfarbe, doch kann man auf ihm die Zellen am deutlichsten sehen: um eine kleine stielförmige Axe stellen sich 5—6 etwas diekere Pfählchen, die etwa 6+6 — 12 undeutlichen sehr zackigen Wirteln entsprechen (x ver- grössert). Alles ist an diesen sonderbaren Dingen zerrissen, und im Innern auf den Bruchflächen sieht man kaum mehr als wirre Faser (y vergrössert). Im weichen Miocen-Gebirge * E 7 = 7 ‘& $ N EN EEE N ee TEEN er erigeäht NEN N: sch A I in RL Poritide: Porites clavaria. Rhodarma, Dietyarza. 1059 von Turin etc. liegt ein Porites incrustans Defrance, Colle- gniana Michelin Icon. 65 tab. 13 fig. 9, der fremde Gegen- stände überzieht, aber ausserordentlich mürbe ist. Deut- licher sind die härter verkalkten aus dem Oligocen von S. Giovanni llarione, wie der ziemlich häufige P. Pellegrinii tab. 184 fig. 62 Reuss Denkschr. XXXIIL 17 tab. 40 fig. 9, die Aststücke sehen den lebenden schon ähnlich, auch gewähren die flachen Zellen (x vergrössert) ein ver- wandtes Bild. 2) Rhodarza ist ebenfalls mürb (&9x165), aber die - Zellenwände treten schärfer hervor, doch fehlt innen der Axenknoten (tubercule columellaire), die dieken Pfählchen bilden eine Rosette ($600v) um das Centrum. Verwandt damit ist wohl Dietyarza (Stxruov Netz), welche Reuss (Novara-Exp. Geol. 1866 II. 175) nach fossilen Species auf Java zu- sammenfasste. Ihre dünnen Zweige finden sich auch häufig im Oligocen von Oberitalien, wo ich blos Dietyar. elegans tab. 184 fig. 63. 64 Reuss Denkschr. XXVIII. 163 tab. 15 fig. 6 auszeichne. Die Zellen liegen zwar flach da, aber die Wände schwellen etwas empor. Wegen der rohen Ver- kalkung sind sie für feinere Beobachtungen nicht recht ge- eignet, aber dennoch im Allgemeinen leicht zu erkennen. Meist 12 Wirtel und in der Mitte eine breite freie Fläche. Die rohe Gabel fig. 63 hat meist Zellen (2 vergrössert), die noch nicht sehr zu den excentrischen neigen. Mehr spricht sich das schon in fig. 64 aus, worin die breite cen- trale Platte sichtlich nach unten weicht (y vergrössert). So gelangen wir allmählig zu einer förmlichen Dietyar. excen- trica fig. 65, deren Zellenränder dick aufgeworfen sind, und worin das Zellenauge so stark nach unten rückt, dass die obern sechs flachen Wirtel einer ausgebreiteten Hand gleichen (2 vergrössert). Jedenfalls sind sie der Goniarza 67° 1060 Poritidse: Prot-, Litharza. Goniopora. d’Orbigny Prodrome II. 334 eng verwandt. “ Ueber die Stellung im System hat wieder jeder eine andere Meinung, weil es eben an sichern Merkmalen fehlt. 3) Protar®a pag. 54 tab. 145 fig. 12. 13 und pag. 907 tab. 178 fig. 37 gehört sogar dem Uebergangsgebirge, wor- auf der Name (rp&ro; frühester) anspielt. In den Winkeln der Kelchränder kleine stielförmige Fortsätze. 4) Lithar®a (A905 Stein) bildet kissenförmige Stöcke mit vertieften Zellen, die durch ihren Habitus an Isastr&en erinnern, aber die Wirtel sollen von zahlreichen Löchern durchbrochen sein. Astrea Caillaudii tab. 184 fig. 67 Michelin Icon. 273 tab. 63 fig. 5 von Castelgomberto kann man als Muster nehmen, obwohl sie d’Orbigny zur Prion- astrea und Edwards zur Astrocoenia stellten. Schon die äussere Aehnlichkeit mit Litharea Websteri E. H. Pal&on- togr. Soc. V tab. 7 fig. 1 aus der Bracklesham-Bay spricht dafür, die blos etwas grössere Zellen hat. Die Wirtel stehen steif heraus, verbinden sich mit denen der Nachbar- zellen ziekzackförmig, sind nicht recht sicher zählbar, ver- wachsen öfter zu Dreizacken, und zeigen auf der Ver- wachsungsstelle ein Knötchen. Die innern Pünktchen kann man für Pfählchen halten, welche die Axe in einiger Ent- fernung umlagern. Wie zierlich sich die Bilder wiederholen, zeigt Astrea crispa tab. 184 fig.66 Michelin Icon. 162 tab. 44 fig. T aus dem Eocen von Cuise-la-Motte, welche Edwards unter Litharea Gravesi beschrieb. Da man in den loculi öfter Querwändchen sieht, so geben diese den Wirtelkanten leicht ein gekräuseltes Ansehen, was jedoch bei krystallini- schem Kalke leicht verwischt wird. Die lebende 5) Goniopora hat wenig entwickelte Wirtel und stark durchbrochene Wände, so dass der ganze Stock wie aus kleinen Balken zusammengesetzt ist. Kelche tief, und die Er i \ R 2 t , Ba Poritida: Alveopora rudis, retepora, polystyla. 1061 Thiere von Quoy et Gaimard und Dana mehrfach abgebildet können sich sehr verlängern. 6) Alveopora retepora tab. 184 fig. 68 liefert eines der zierlichsten lebenden Gitterwerke, welche Ellis et Solander Zooph. 1786 tab. 54 in grossen Bildern dar- stellten, und Lamarck unter Porites reticulata beschrieb. Lange Favositenartige Zellen mit Reihen runder Poren in den Wänden, und innen sechs magere Wirtel (x etwas ver- grössert). Quoy et Gaimard, die Begründer des Geschlechts, haben von mehreren kleinern Species auch die Thierchen abgebildet. Bei fossilen sind jedoch die Merkmale schwer zugänglich. Im Oligocen der Alpen kommt Alveopora rudis tab. 184 fig. 69 Reuss Denkschr. XXIII tab. 9 fig. 1 massenhaft vor, die runden Säulen gleichen äusserlich Favo- siten, auch sind sie zuweilen mit concentrisch gestreifter Hüllmasse bedeckt, aber die gelöcherten Wände so deut- lich wie Reuss nachzuweisen, dazu gehören ungewöhnlich gute Exemplare. Bei Querschliffen qg (@ vergrössert) er- kennt man jedoch, dass die Zellenwände häufig unter- brochen sind, und wenn die Röhren der Längsschliffe (L vergrössert) von Kalkspath erfüllt wurden, so sieht man Löcher und Zitzen auf den Wänden, und im Kalke auch unregelmässige Querscheidewände. Porites polystyla tab. 184 fig. 70 nannte Reuss Denkschr. Wien. Akad. XXXHI 40 tab. 56 Oligocene Stöcke, die aus wirrer Masse bestehen, woraus sich die runden Zellen wie Röhren erheben, was ihnen zwar ein leicht erkennbares Ansehen gibt, doch wenn man der Sache auf den Grund gehen will, so kommen selbst bei sorgfältigem Schliffe noch aller- lei Schwierigkeiten. Wie die Vergrösserung x zeigt, so sind die Wände so zahlreich wenn auch regelloser als bei retepora durchbrochen. Bei ihrem häufigen Vorkommen - finden sich zwar allerlei Formen, doch bilden die meisten 1062 Poritide: Mierosolena. M&andr-, Coseinarea. Montipora. ‘ rohe Cylinder, wovon unsere Abbildung einen Gipfel darstellt. 7) Mierosolena porosa tab. 184 fig. 71 Lamouroux 3 Exp. m6th. Polyp. 65 tab. 74 fig. 24—26 aus. dem Oolith von Cx&n bezeichnet kleinzellige confluente Astreen, die sich meist kaum entziffern lassen, daher werden davon besonders im Coralrag eine Reihe von Species erwähnt pag. 720, denn die Namengebung pflegt am geschäftigsten 4 zu sein, wo man das Wenigste sieht. Bei 8) Mxandrar@a des Corallien sollen nach Etallon die Zellenaugen in Reihen stehen. 9) Coseinarza Maandrina tab. 154 fig. 72 (Kösxıvov Sieb) Edwards Ann. sc. nat. IX tab. 5 fig. 2 aus dem Rothen Meere hat sehr entwickelte confluente Wirtel, deren Flanken (Z vergrössert) stark durchlöchert sind. Die Zellen zeigen hin und wieder Neigung zur Reihenstellung. Dass 10) Plenrodietyum problematicum Bd. V pag. 592 aus dem Uebergangsgebirge hierher gestellt wird, verwundert man sich. Zur 11) Dietyophyllia wurde die M&andrina reticulata Gold- fuss Petref. Germ. 63 tab. 21 fig. 5 aus der jungen Kreide von Mastricht erhoben. b Unterfamilie Montiporine. Lebende sehr kleinzellige Formen, die eine reichliche schwammige Grundmasse haben. Es hält schwer ohne Naturexemplare sich davon einen klaren Begriff zu machen. Die beiden Geschlechter sind: 12) Montipora, bildet runde Zweige oder Platten, welche Dana besser nach den spärlichen (uxvös) Zellen Manopora nannte. Da’ viele Thiere davon bekannt sind, so halfen diese wesentlich zur specifischen Bestimmung. Montipora papillosa tab. 184 fig. 73 von Tongatabu im Stillen Ocean Porites: Psammocora. - 1063 stellte Lamarck zur Agaricia, da ihre Blätter blos auf einer Seite Zellen zeigen, wie es Edwards Corall. III. 216 tab. E.3 fig. 2 darstellt, von dem ich ein ganz kleines Stückchen copirte. Die Oberseite o der Blätter zeigt läng- liche rauhe Hügel, zwischen denen die kleinen sechsstrah- ligen Zellen zerstreut liegen. Die Unterseite « ist dagegen mit kleinen durchbohrten Papillen bedeckt. Es werden 32 Species aufgezählt. 13) Psammocora (Y4uy.os Sand) von Dana Zooph. 345 nach dem feinkörnigen Ansehen der Oberfläche genannt. Die Zellen liegen unbegrenzt in dem wirren Gewebe, wie Ps. obtusangula tab. 184 fig. 74 Edwards Oorall. tab. E. 3 fig. 3 von Tongatabu zeigt. Die Wirtel (x vergrössert) bilden Rinnen in der „subcompacten® Masse, welche einem Schwamme nicht unähnlich sieht. Register. A. Acantharia 859 Acanthastrea Bowerbanki 1020 — hirsuta 1020 Acanthocladia 160. 163 Acanthocoenia Rathieri 997 Acanthocyathus Grayi 919 — Hastingsii 919 Acervata 714 Acervularia 544 — Baltica 537. 906 — Battersbyi 535 — Davidsoni 545 — Dianthus 551 — Goldfussii 536 — macrommata 527 — Römeri 535 — Troscheli 548 — favosum 62 Achilleum globosum 264 — milleporatum 228 — parasiticum 265 Acrohelia horrescens 972 Actinacis Haueri 900. 1057 Actinastrea Goldfussii 852 Actinhelia 857 Adelomeri 369 Agaricia agaricites 1039 Agaricia ampliata 1031 — asperella 978 — crassa 780 — foliacea 810 — graciosa 790 — papillosa 1063 — rotata 780 — Swinderiana 55 — undata 788. 1039 Aleyonium 157 — spongiosum 136 Alecto 98 — dichotoma 107 Alipora 254 Allopora oculina 977 Alveolites crassus 51 — crispatus 49 — escharoides 47 — Fisheri 52 — Goldfussii 50 — Grayi 52 — laminatus 51 — Lonsdalei 34 — madreporaceus 47 — retieulatus 50 — spongiosus 49 — spongites 52 — — ramosus 50 Register, Alveolites spongites tuberosus 50 — stellifer 57 — suborbicularis 46 — tuberosus 301 Alveopora incrustata 719 — retepora 1061 — rudis 1061 Alyssites 124 Amarantus saxeus 1006 Amphihelia 738 — oculata 974 Amplexus coralloides 485 de Sable 489 lineatus 491 tintinnabulum 494 Yandelli 387 Anabacia Buchardi 629 — complanata 628. 1034 Angia rubeola 1025 Anisophyllum 425 — — connivens 427 Anthophyllum 638 bicostatum 666 breve 682 breviconicum 642 campanulatum 605 Cassianum 566 eircumvelatum 667, 675 clathratum 654 columnare 608 compressiconicum 649 conicum 826 constrietum 566. 607 cornutum 608 eyathophylloides 565 cylindraceum 840 decipiens 626. 667 — denticulatum 666 depressum 682 Anthophyllum ellipsocentrum 677 — explanatum 826 firmum 657 fissuratum 675 fungiconicum 646. 696 furcatum 656 Gingense 605 longiconicum 640 margaritiferum 654 nodosum 658 obconicum 638. 667 obliquilamella 649 obligquum 565 parile 642 pediconicum 647 piriconieum 645 piriforme 624. 666 poculum 656 proliferum 666 pygm&um 564 radicosum 675 rhaphaniforme 641 serratum 681 sessile 607. 667 Silesiacum 649 sulcatum 1012 triforme 645 truncatum 666. 1004 tubuliferum 667 turbinatum 639. 666. 683 ventriconicum 643 Zieteni 566 Antipathes 183. 366 — flabellum 158 Antrispongia dilabyrinthica 232 Aphrastrea deformis 1016 Aphyllaeis 1057 — Neugeboreni 908 Aplocoenia Yerofeyewi 1003 1065 1066 Aplocyathus 590. 715. 928 — obesus 928 Aplophyllia Orbignyi 1007 Aplosmilia aspera 988 Apsendesia cerebriformis 232 — cristata 234 — Dianthus 233 — Neocomiensis 232. 357 Arxacis Auvertica 983 Archimedes reversa 175 — Wortheni 175 Archimedipora 175 Aspidiscus eristatus 879. 1011 —. Picteti 880 — Shawi 879 Astra 1020 E — Aalensis 621 — Abgüsse 772 — Agaricites 889 — agaricoides 819 — alveolata 762. 768 — arachnoides 855. 999 — argus 778 — baceiformis 623 — baecillaris 181. 850 — bilineata 911 — Burgundi® 784 — caryophylloides 763. 778 — cavernosa 762. 777, 1017 — clathrata 860 — cometites 813 — composita 889 — confluens 719. 787. 801 — coronata 776 — crispa 1060 — cristata 804. 806 — ceristatoides 807 — decaphylla 892 — decemradiata 774 Register. Astr&a Delabechii 763 Deluei 762 dendroidea 614 depravata 771 digitalis 785 dipsacea 1020 discrepans 817 dissimilis 624 elegans 856 Ellisiana 1018 escharoides 858 explanata 613 Faujasii 853 favoides 577 flexuosa 857 foliacea 810 formosa 759. 891. 895 fossata 798. 817 galaxea 1021 geminata 851 Genevensis 807 gemetrica 997 Goldfussana 779 Goldfussii 853 gracilis 820 helianthoides 779 heliopora 1016 Hennahii 535 heterocella 777 heteromorpha 808 hexacnema 899 hexaphylla 898 hystrix 996 intermedia 776 intrieata 896 italica 1021 Langii 808 lepida 909 Leunissii 826 neetrma Lifoliana 777 E- limbata R — Lucasana 1027 Rn Luciensis 622 De - mzandrinoides 887 — mamillaris 540 — Metensis 615 _ — mierommata 758 - — mieroconos 812. 816 — oetophylla 894 — oculata 763 - — panicea 1055 - — parallela 507 — pentagonalis 760. 821 — polygonalis 569 _ — porosa 137. 138 — radians 1020 — — radiata 1000 — Requieni 897 — retieulata 894 — rotula 854. 999 — rotularia 761 — sexradiata 757. 1002 — spheroidalis 1056 — striata 897 — stylophora 996 — Taurinensis 899. 981. 997 — Terquemi 615 — tuberculata 853. 895 — tubulifera 767 —- tubulosa 763. 766 ‚— turbinosa 768 — Turonensis 1019 _ — undulata 815 — — versatilis 761 — Zolleria 614 Astreacis Auvertica 1055 Astraide 984 Astr&opora 54. 907 Register. Astreopora asperrima 1055 — exigua 980 — myriophthalma 905. 1055 — panicea 1055 Astrangia Michelini 1026 Astrocerium 8. 27 Astrocoenia Caillaudii 1060 — numisma 997 — pentagonalis 760 — pulchella 997 Astrohelia Lesueuri 971 Astroides calycularis 1049 Astroite 364 Astroites arachnoides 855 — mammillaris 852 — undulatus 802 Astropodium ramosum 123 Aulopora 98 — acervata 102 — arachnoidea 78. 104 — associata 102 — Brauner Jura 111 — compressa 111 — conglomerata 103 — crassa 110 — dichotoma 107. 111. 315 — divaricata 110 — emergens 103 — flabelliformis 110 — flabellulum 112 — graeilis 100 — intermedia 108 — liasica 113 —- minor 101 — Neocom 109 — orbiculata 108 — ramosa 315 — serpens 98 — spicata 104 EAN ER a er ae »r r> a\ Ya a rn 4 y; » A Die {7 a A ui Kite ER, ey 1068 Aulopora tenuis 107 — Weisser Jura 107 Avicularium 283 Axinura Canadensis 540 Axiphyllum bipartitum 684 — spatiosum 684 Axohelia myriaster 976 Axonophyllum 412 Axopora 156 Axosmilia 574 — multiradiata 576 — Wrighti 986 B. Bacillastrea brevis 851 — gracilis 851 — longa 851 Balanophyllia desmophyllum 1042 — subeylindrica 1043 — varians 1042 — verrucaria 1042 Baryastrea solida 1021 Baryhelia 975 Barysmilia 1007 — brevicaulis 992 Basaltes minimus 523 Bathangia sessilis 1043 Bathycyathus Chilensis 919 — Sowerbyi 919 Battersbyia in»qualis 141 Berenicea 243 — diluviana 112 Bidiastopora 233. 341 — rustica 315 Biflustra 337 Blainville 366 Blastotrochus nutrix 954 Blastocyathus indusiatus 920. 935 Blothrophyllum cespitosum 514 Blumenbachium globosum 147 Register. ‚Bolboporites mitralis 58 Bottonstone 400 Brachyeyathus Orbignyanus 919 Brachyphyllia glomerata 1018 Brachytrochus Speyeri 954 Branchastr&a 753 Brauner Jura 581 Bryozoa 218 C. Calamophyllia 1006 — Cassiana 560 — multicineta 1007 — disputabilis 720 — Stockesi 722. 883 Calamopora 5 — alveolaris 26 — basaltica 19. 25 — dubia 37 — fibrosa 16 — globosa 16 — Gothlandiea 26 — infundibilifera 21 — polymorpha 23. 34. 35 — spongites 37. 47 — tenuisepta 64 Calapoecia Huronica 151 Calceola Gothlandica 409 Callograptus Salteri 218 Calophyllum 455 Campophyllum 442 Caninia cornubovis 488 — gigantea 489 Cannapora jureiformis 105. 516 Caryophyllin® 915 Caryophyllia Altavillensis 985 — anthophyllum 973 — cezxspitosa 517. 712. 1023 — Calvimontii 639 — calycularis 367. 1049 Caryophyllia Carduus 680 — conulus 595. 834 — convexa 574 — cornuta 667 — crispata 958 — cyathus 370. 915 — eylindrica 689 — extincetorium 574 —— fascieularis 719 — glabrescens 988 — Haimei 570 - — lacera 680 — Jiasica 574. 575 — Oppaviensis 950 — papillata 576 —- Pedemontana 933 — psilonoti 574 — pumila 711 — ramea 687. 1045 — salinaria 94) — sinuosa 1005 — Stockesi 427 — striatula 829 — truncata 639. 666 Catenipora 123 — agglomerata 135 — catenulata 126 — compacta 135 — escharoides 125 — triangulata 127 — tubulosa 126 Catenularia 2, 124 Cavaria arcuata 276 — biceps 276 — mieropora 276 — pustulosa 276 — ramosa 276 Cavea Royana 332 Cellepora 283 Register. Cellepora alveolata 265 — amphora 309 — annulata 295. 296 — arcuata 298 — arrecta 296 — bilaeiniata 314 — bipunctata 307 — eircumdata 310 — cognata 300 — conglomerata 293 — cyelostoma 306 — diseiformis 314. 339 — elegantula 312 — escharoides 304. 338 — favosa 93 — globularis 288 — — digitata 292 — — explanata 291 — — fusiformis 292 — — seyphiformis 292 — — tuberosa 292 — gothica 313 Wer gracilis 297. 299 — granulosa 310 -—— hexagona 338 — hexagonalis 293 — hippoerepis 307 — irregularis 338 — limbata 109 — marsupium 310 — Meudonensis 309 — mitra 286 — monilifera 313 — orbiculata 108. 314 — ornata 313 — oviformis 311 — pavonia 310 — perforata 312 — piriformis 305 1069 “L 1070 Register. Cellepora polystoma 110 Ceriopora celaviceps 245 — polythele 284 — compacta 249 — pumicosa 292 —- compressa 320. 322 _ — pusilla 311 — conifera 227 -—— pustulosa 295 — conjuncta 356 » — ringens 313 — cornua-capreoli 239 — spherica 291 — crassa 270 — subgranulata 310. 312 — cribrosa 261 — subspiriformis 318 — crispata 248 — trifora 311 — cristagalli 232 — tristoma 296 — cryptopora 268. — urceolaris 295. 296 — ceucullus 287 — volvox 263. 283. 303 — cylindroides 259 Cellepor® macerat® 308 — diadema 257. 340. 346. 356 Ceramopora 76 — dichotoma 271 Ceratophyten 157 — distans 276 Ceratotrochus alternans 927 — eradiata 239 — duodeeimcostatus 946 | — fieulina 227 = — multiserialis 945 — flammata 221 — multispina 941 ı — Gingensis 225 — paueicosta 949 — globosa 229. 303 — sexnodosa 942 Goldfussii 83 — verkrüppelt 944 | — gracilis 274 Ceriocava 228 , — granulosa 90 Ceriopora 222 | — Hils 231 — affınis 89 ı — interradiata 239 — alata 248 — madreporacea 278 — angulosa 234 ı — mamillosa 302 — — .cellata 237 Bee mieropora 255 — — porata 236 ı — milleporacea 273. 277 — anomalopora 322 , — nuciformis 262. 304. 352 — artieulata 279 | — oeulata 90 — Boloniensis 89 — parasitica 265 — Bosquetiana 270 ' — pisum 264 — Brauner Jura 223 | — polymorpha 253 — cx&spitosa 258 _ — -— inerustans 254 — cavermosa 231 — polyporus 288 — Cidariformis 222 — polytaxis 265 — clavata 245. 259 — punctata 90 __ Ceriopora pustulosa 228. 234 — pyriformis 228 radiata 238 radieiformis 243 ramosa 77 simplex 289 Spiesser 241 spiralis 272 spongites 260 stellata 256 straminea 223 striata 239 striatopunctata 281 tenera 268 tuberosa 300 variabilis 277 velata 280. 339 verrucosa 271 verticillata 334 Weisser Jura 234 Chastetes 3. 67. 70 affınis 89 anguiformis 88 apieicalis 85 bovicornis 88 capilliformis 70 elavatus 90 eonstellatus 79 eyclosus 87 dilatatus 68 favosus 94 Fletscheri 83 frondosus 71 — limatus 74 Goldfussii 83 granulosus 90 humilis 69 interpunctus 84 irregularis 300 Register. Chetetes leviramus 81 lamnula 110 limatus 74 Lyecoperdon 10. 71. 74. mammulatus 72. 75 nudus 87 Panderi 15 pavonia 73 polyporus 70. 238. 288 pomiformis 288 radians 68 radiciformis 83 ramosus 77 rugosus 78 sagittatus 86 seriatoporoides 84 Chonophyllum 431 Chrysaora damzcornis 234 pulchella 332 Circophyllia truncata 1004 Cladangia conferta 1029 differta 1030 Cladocora 687 antiqua 517 cxspitosa 1023 flexuosa 1024 oligocenica 1024 Prevostana 1024 tenuis 883 | Cladograpsus 186. 202 Forchhammeri 211 Cladophoren 188 Cladophyllia 564. 687. 699 articulata 1008 subdichotoma 561 | Cladopora 81 multipora 84 Römeri 43 | Clausastrea 1022 1071 81 VFRRFEET vn. de MENT HF BARON Dy wie TI 7 vi id EN, il hist ' > a 4 a. Ir Ve a EN | an 1072 Climacograptus antennarius 213 Clisiophyllum coniseptum 488 — Hisingeri 413 Cnemidium stellare 569 — tuberosum 284 Coelocochlea torquata 343 Coeloria 557 — labyrinthica 1013 — latieollis 1013 Coelosmilia 711 — aurora 838 __ cornucopia 969 — elliptica 968 — excavata 985 — laxa 986 — Michelinii 711 Coenenchym 3 Coenites 51 Coenoeyathus Corsicus 919 — costulatus 919 Coenopsammia Ehrenbergiana 1049 Coenotheca 609 — astreiformis 612 — eminens 610 — Haliturris 882 — montifer 611 — pullulans 611 — pyramidalis 664 — Zolleriana 609 Collapora 224 — escharoides 225 Columella 3 Columelli fasculati 517 — lapidei 441° Columnaria — alveolata 106. 525 — Gothlandica 523 — levis 910 — stellata 106 Register. Columnaria suleata 523. 550 Colpophyllia gyrosa 1011 Columnastr&a 898 — striata 998 Columniphyllum 523 Cometites 659. 802 R Comoseris conferta 1037 — vermicularis 1037 Concha fungiformis 1010 Confluenten 801. 887 Confusastrea Dianthus 689. 1018 Conodietyum bursiforme 252 — cariniferum 252 — striatum 250 — — paucipora 252 Conotrochus eylindricus 955 — typus 955 Conoeyathus sulcatus 920 — ventricosus 920 Constellaria 79 Convexastr@a sexradiata 757 Coseinopora globularis 263 Corallium Gothlandieum 5. 17 | — immaturum 972 — pallidum 183 — rubrum 183 — verrucosum 1046 Corallpfennige 630 Coseinar&a Meandrina 1062 Cricocyathus 966 Crieotheca gemina 967 — trigona 968 Crieopora 334 — cespitosa 225 — Tessonis 224 Crisina 355 Cryptabacia talpina 1033 Cryptangia Woodii 1025 Cryptaxis 1057 Cryptaxis alloporoides 909 Cryptocoenia 622. 753 -Cryptohelia pudica 976 - Ctenophyllia 993 - Cunnolites 872 Cupulicyclus 577 Cuvier 367 Cyathaxonia cornu 414 — cynodon 414 — Dalmani 411 Cyathina 915 — Berteriana 917 — Bowerbankii 918 .— clavus 918 — crassicostata 927 u eyathus 915 — cylindracea 918 - — Guadulpensis 918 — levigata 716 — pseudoturbinolia 918 — pulchella 933 — salinaria 949 — simplex 716 — Sismondai 918 — Smithii 917 — S$uevica 715. 919 Cyathinin® 915 Cyathohelia axillaris 971 Cyathophora Bourgueti 770 — Luciensis 622. 1000 — Richardi 769, 771 Cyathophyllia annulata 965 Cyathophyllum 376 — ablutum 455 — alveolatum 525. 526 — Americanum 478 — Ananas 537 — —- pulvinatum 538 — — tabulatum 538 Quenstedt, Sternkorallen. Register. | 1075 Cyathophyllum antilimbatum 467 | — articulatum 450 | — basaltiforme 523 — Battersbyi 535 — bipunetatum 439 — Bohemieum 424 — Boloniense 527 — Bowerbanki 536 ' — Buchardi 463 — c&spitosum 509 | — cealceoloides 410 | — ceratites 377. 389 — cervicorne 406 — chiloceras 382 — eoalitum 507 - compositum 888 — conistructum 473 — Conjeprus 528 — eonnivens 425 — corniculum. 397 — corniger 406 — cornu 414 — crassilamella 391 — crateriforme 469 — crenulare 529 — eylindrieum 477. 416 — cynodon 414 — Dalmani 411 — Davidsoni 545 — dentiformis 392 — depoceras 383 — Dianthus 464, 470. 508 — ensiforme 396 — Europsum 457 — explanatum 468 — filaris 388 — flexuosum 445. 549 — Goldfussii 536 — Gothlandieum 539 68 “iA 1074 Cyathophyllum grallator 456 helianthoides 500 — complanatum 533 — tabulatum 503 heterophyllum 462 hexagonum 547 Hisingeri 413 horologium 395 hypocrateriforme 461. 506. — compressum 508 interlineatum 528 Krüppel 396 Kunzendorf 512 lamellosum 479 limbatum 464. 465 lineatum 385 Loveni 441 macrommata 527 mactra 582, 573. 579 - mamillare 540 marginatum 466 matricida 521 Michelini 470 mueronatum 395 multieaule 516 multilamella 494 multiplicatum 431 nodilamellosum 481 novum 574 obeonico-turbinatum 472 obeonieum 460, 468 Oberhärzer 515 Orbignyi 404 pachyceras 382 papillatum 531 parricida 521 patella 436 patellatum 427 paueicosta 407 Register. 550 | — plicatum 430 ' — profundum 454 | — secundum 472 \ — spatangoides 406 | — striolepis 462. 483 Cyathophyllum pentagona 536 — perfoliatum 430 — pileolum 455 — pinnatum 411 — plieosum 425 — psendoceratites 415 — quadrigeminum 62.527.545,549 — quadripalmes 519 — regium 500 - — Römeri 50. 470 — rugosum 529 — porpita 402 — proliferum 444 — pullulatum 448, 521 — pustulosum 467 — Salteri 415 — semivesiculosum 483 — seriacum 536 — Simeoense 511 — simplex 466 — Steiningeri 470 — Steinkerne 437 — stellatum 525 — strigillatum 508 —- striolamellosum 481 — subturbinatum 419 — suleatum 479, 525. 524 — tabulatum 394 — tetragonum 407 — Tintinnabulum 578 — torulosum 476 — trigemme 518 — tubatum 433 — turbinatum 418, 461. 551 ze vermiculare 434. 448 _ vesiculosum 472 Cyathopsis 496 — fungites 498 Cyathoseris applanata 1036 - eyelolites 1035 patera 1035 — Perezi 1035 semiglobosa 1035 _ Valmondoisiaca 1036 er Borsonis 1035 = eorallinus 729 — cristatus 878 x - deformis 592 - discoidea 865. 876 — elliptica 872 Eudesii 592 — gigantea 873 — granulata 877 — Haueriana 878 ©. — Hebhlii 634 Re. — hemisphsrica 872 Me impress® 589 — inversus 588 — Jungingensis 600 — — arrosus 601 — — coniformis 603 — — inzqualis 603 — — maximus 604 — — .turbineus 603 — Langii 634. 674, 876 _ Jimbatus 586 ° eg macrostoma 869 —— nodulosus 588 - — numismalis 402, 876 Register, ı Cyelolitopsis 1035 | Dendroidea 713 Cyelolites ornati 588 — orbitolites 592. 633 — patinatus 1035 — polymorpha 862 — pr&acuta 402 — rotuloides 402 — semiglobosa 829 — Suevicus 586 Cyeloeyathus Fittoni 831. 920 Cycelophyllia 879 Cylicosmilia Altavillensis 985 Cylindrosmilia reticulata 718 Cyphastrea microphthalma 1018 Cyrtopora elegans 335 Cystiphyllum 472 — Americanum 478 D. Dactylosmilia 1007 Dania Huronica 59 — Saxonica 60 Dasmia Sowerbyi 956 Dasyphyllia echinulata 1006 Decacoenia Michelini 774 Defrancia 258 Delomeri 369 Deltoeyathus italicus 933. 1044 Dendraeis Gervillii 905. 1056 — Haidingeri 1057 — nodosa 1057 — tubereulosa 909 Dendrograptus fruticosus 212 — Hallianus 212 _ Dendrogyra eylindrus 992 Dendrolithus 688 Dendrophyllia 681 — amica 1047 — cariosa 1048 68 * 1076 Dendrophyllia cornigera 1047 — dichotoma 687 — digitalis 1047 orthocladia 908. 1048 — Poppelacea 1048 ramea 1045 Taurinensis 1047 Theotdolvensis 1048 Dendropora elegantula 42 — explieita 41 — ornata 554 Dendrosmilia Duvaliana 994 Desmophyllum 703 — costatum 948 — Stockesii 948 Dianulites detritus 15 Diaseris distorta 1035 Diastopora Michelinii 233 — simplex 109 Diblasus Gravensis 978 Dichocoenia Stockesi 992 Dichograptus Logani 202. 203 Dieranograptus 214 Dietyar®a elegans 1059 — excentrica 1059 Dietyonema 158 — flabelliformis 179 — retiformis 178 Dietyophyllia reticulata 1062 Didymograptus 210. 214 Digraptus 209. 212 Dimorphastr&a 858. 1023 — fungiformis 888 — helianthus 809 Dimorphophyllia collinaria 787. 789 _ jurensis 787 — oxylopha 1036 Diphyphyllum 122 Diploctenium 841. 985 Register. | Discophyllum 503 Diploctenium cordatum 842 — Haidingeri 844 — lunatum 843 — subeirculare 844 Diploepora 148, 221 Diplograpsis 186. 212 Diplograptus 186. 199 — palmeus 213 — quadrimucronatus 214 Diplohelia 738 — compressa 687 — elegans 687 reflexa 974 raristella 752 Diplom&andra 790 Diplophyllum 510 Diploria 557. 790 cerebriformis 1012 Diprion palmeus 210 Diseocyathus Eudesi 920 Discolithus 592 Discom&andra 796 Discopora 283 — favosa 94 — reticulum 299 Discopsammia Bowerbankii 1045 Discosparsa 109 Discotrochus Orbignyanus 948 Distichopora antiqua 183 Ditaxia 320 — anomalopora 321 Domopora 245 — clavula 257. 280 — stellata 256 Mr E. Echinopora rosularia 1030 Echinospherites 17 Ecemesus fungiseformis 931 Elasmocoenia explanata 1002 Elea lamellosa 330 Ellipsocyathus 666 Elysastrea Fischeri 561 Emmonsia 26. 65 Enallohelia 743. 687 — compressa 975 — Greslyi 746 — tubulosa 750 Encrinites ramosus 159 Endohelia Japonica 976 Endopachys Maclurii 1042 Endopsammia Philippensis 1044 Entalophora 223 — raripora 279 e- Royana 332 Episeris mierostoma 869 Epitrochus primus 954 Eridophyllum Simeoense 511 — Verneuilanum 514 Erismatolithus floriformis 532 Eschara 315 — arachnoidea 312 bimarginata 329. 339 callosa 326 eonstricta 321 eyclostoma 308. 315 dichotoma 325 diploeyclostoma 316 distans 276 disticha 326 elegans 327 filograna 322 fissurata 328 foliacea 331 irregularis 309. 328. 339 Lamarckii 324 laminaris 320 Lorieri 331 Register. 1077 Eschara marginata 327 — monocycelostoma 316 multicanalis 318 nobilis 303 oblita 318 pulchra 327 pusilla 325 pyriformis 300 r | quadrata 318 quadrifrons 324 quinquepunctata 327 recta 94 retiformis 164 spongites 47 stigmatophora 318 striata 324. 325 subpiriformis 318 tortuosa 330 tricata 323 velata 280 Euhelia 712. 738 — gemmata 975 Eunomia 709 Euphyllia contorta 989 — glabrescens 988 | — striata 988 Eupsammia elliptica 1040 1. Sismondiana 1041 | — aspera 987 — teres 1042 Eusmilia 690 — compressa 987 n — fastigiata 987 Eusmiline 715. 984 | Explanaria 1054 — alveolaris 822 — lohata 763. 774 | — mesenterina 905 . 1078 F. Favia amicorum 1014 — Ananas 538 — caryophylloides 778. 1014 — denticulata 1014 — lobata 1014 Favistella stellata 106. 525 Favosites 2. 5 — alveolata 5. 547 — basaltieus 25 — bimuratus 21 —. Böhmische 31 — Canadensis 29 — cervicornis 35 — Conjeprus 32 — crenatus 24 — cerinitus 25 — cristatus 34 — elegantula 31 — Emmonsii 26. 29° — epidermatus 20 — explanatus 66 — favosus 6 — fibroglobus 15 — Forbesi 32 — Goldfussi 20. 23 — Gothlandica 7 — Gratz 32 — Hamiltonensis 23 — hemisphariecus 12. 27.29. 66,106 — heterocellatus 13 — Hisingeri 8 — interpunctatus 10 — limitaris 40 — Marchieus 17 — maximus 61 — mieroporus 10 — multiporus 7 — Muschelkalk 569 Register. Favosites Niagarensis 7 — nitella 31 — numismalis 402 — Panderi 15 — perplexus 46 — Petropolitanus 11. 71 — placenta 9. 30 — polymorphus 18. 35 — — gracilis 37 — pyriformis 27 — radiatus 57 — radieiformis 39 — spongilla 9 — stellifer 10 — tuberosus 19 — turbinatus 28 — venustus 8 Fenestella — antiqua 92 — disparilis 173 — Ehrenbergi 165 — ejuncida 167 — formosa 168 — incongruens 173 — Martis 168 — millepunctata 93 — plebeja 167 | — prisca 92 — retiformis 164 — ripisteria 166 — Veneris 168 Filierisina retiformis 353 Fistulanen 288 Fistulipora 29. 152 'Flabellacea 951 Flabellum aculeatum 953 — avicula 951 — (Candeanum 953 — cuneatum 952 Register. _ ellum extensum 951 Fungia polymorpha 872 intermedium 951 — radiata 828. 865. 1045 — pavoninum 951 — robusta 869 rubrum 953 — seutellum 865 spinosum 953 — sellata 871 — vaginale 953 — sororia 874 Fletscheria tubifera 105 — stellifera 632 _ Flustra foliacea 328 — tenuiradiata 873 - — lanceolata 95 — undulata 865 Fungid® 1031 Funginella 865 Fungit® cyathiformes 376 — pileati 437 — tetragon® 407 Fungites 365 0 bilabiata 868 | — Gothlandieus 417. 539 0 eancellata 832 — patellatus 427 F _— coronata 829 Fungus lapideus 1032 Jr: — coronula 826. 1034, 1045 — saxeus 1032 - eyelolites 1035 6. FE — discoidea 730. 865 Galaxea cespitosa 995 ER — dispar 862. 870 — irregularis 995 8 — distoma 868 — Lamarckii 996 — elegans 1044 — Laperouseana 995 : — elliptica 869 Gemmipora asperrima 1055 . — Fittoni 831 | Genabacia 632 — hemispherica 873 — stellifera 1034 — humilis 863 Geodia pyriformis 156 0 Ievis 630 | Geoporites 137 5 - — lapideus 627 - ) Gesner 2 — Jimacina 632 ‚Gladiolites Geinitzianus 216 macrostoma 867 Glauconome 279, 281 nummulus 862 ae] — disticha 91 oetostoma 873 — elliptica 341 orbulites 628 , — gracilis 169 - patellaris 1032 I hexagona 282 patellata 871 ' — matrona 282 .— perforata 860 — puleherrima 169 platystoma 867 | — tetragona 282 1080 Glauconome trifaux 341 — trigona 282 Goniarza 1060 Goniastrea solida 1015 Goniocora socialis 1025 Goniophyllum 408 Goniopora 1060 Gorgonia bacillaris 850 dubia 160 flabelliformis 177 flabellum 157 prisca 170 ripisteria 166. 171 Gosauer Korallen 860 Graeilidiseus 577 Graptolithus 158. 183 — Becki 204 bicornis 213 Bigsbyi 211 bryonoides 211 colonus 198 erucifer 203 dentatus 185 flaceidus 211 flexilis 202. 212 foliaceus 214 fruticosus 212 -— Ludensis 192 Murchisoni 199 octobranchiatus 203 ovatus 214 palmeus 213 pennatulus 190, priodon 196 Proteus 207 quadribrachiatus 203 ramosus 214 rigidus 202 infundibuliformis 164. Register. 199.7 211 ' Harmodites 115 Heliolites 135. 137 | — lobatum 797 ' Gyroseris patellaris 1035 167. 170 | ‚ Haloseris erispa 1039 ' Halysites 124 Graptolithus Römeri 191 — sagittarius 184 scalaris 201. 184 serratus 188 — spiralis 206 tenuis 204 turrieulatus 207 Gyrodendron eylindratum 797 — integrum 797 Gyrosmilia interrupta 993 2. H. Hadrophyllum 405 — ÖOrbignyi 406 — paueicosta 407 Hallia pinnata 411 — compaetus 126 Haplohelia gracilis 978 — Bouchardi 121 Heliastr@a Auleticon 1017. 1020 — heliopora 1016 — inzqualis 1027 Lifoliana 777 Lucasana 1020. 1027 Reussana 1018 rotula 854. 1016 — Grayi 147 interstinetus 142 — macrostylus 149 megastoma 143 Heliolithus 136 Heliophyllum Salteri 415 Heliopora bipartita 154 — Blainvilliana 901 - Heliopora ceoerulea 902. 903 x — mieropora 155 — panicea 1055 — pyriformis 137 — Reichenhall 155 — sparsipora 156 Hemieyathus 932 Herpetolitha 632 — limax 1033 Herpetolithus crassus 1033 Heterastridium caseolus 572 — conglobatum 571 'Heterocoenia 903. 1003 Heterocyathus 1043 — zquicostatus 932 - — Rouss®anus 932 Heteropora 1050 .— crassa 270. 278 — dichotoma 281 — diversipunctata 230 — Dumonti 271 — Gingensis 226 — pyriformis 228 — ramosa 229, 231 Heteropsammia Michelini 1043 Hexaporites fungiformis 12. 71 Hippurites 365. 376 Hohlsterne 762 Holeophyllum 377 Holocoenia mierantha 996 Holoeystis elegans 454 Holomitra pileus 1033 Houghtonia Huronica 152 Hydnophora 791 — Cuvieri 858 — Ehrenbergi 1013 Hymenophyllia Haueri 1008 I. Idmonea 353 Register. 1081 Idmonea clathrata 346 — elegans 114 — triquetra 353 — unipora 355 — verrieulata 347 Illinodendron 800 Isastrea 613. 1021 — Bernardana 781 — helianthoides 780 — polygonalis 569 — Richardsoni 624 — salinaria 571 | — tenuistria 613 Isis brevis 1025 | — Melitensis 181 — nobilis 157 — spiralis 181 Intricaria 223 Isophyllia australis 1009 Jugodendron diductum 798 — dilatum 798 K. Keratophytes anceps 163 — dubius 159. 160 — retiformis 164 Kettenkoralle 123 \ Knopfsteine 400 Korallenthiere 366 L. Labechia conferta 96 Lacaze-Duthiers 367 L»vieyclus 577 Lasmophyllia truncata 639 Latims&andra 687. 1022 — mzsandroides 887 — morchella 886 — plieata 719. 801 — Sömmeringii 787 — Vogelgesangi 570 1082 ne Register, Latusastraa 822 Lithodendron elegans 747 Lepidophyllia Hebridensis 576 — eunomia 709 Lepralia 283 — flabellum 723 Leptastrea Roissyana 1019 — flexicauda 683 Leptocyathus elegans 931 — fungus 612 Leptophyllia abbreviata 963 — geminum 884 — brevis 1004 — gibbosum 687 — clavata 1004 — gracilicosta 567 — compressa 1004 — gracilifurca 567 Leptopsammia Stockesiana 1044 — gracile 332 Leptoria Konincki 885. 1012 — granulosum 687. 883. 1024 — phrygia 792. 1012 IE gregatum 694 Leptoseris fragilis 1039 , — Haliturris 883. Lichenalia concentrica 95 | — illitum 800 Lichenopora 256 | — lacerum 701. 725 Limaria 51 — leave 699 — laminata 86 ' — Lochensis 598 — ramula 86 | — longimanum 698 Lithaetinia Novs-Hibernie 1034 | — margivelatum 564 Lithar®a Caillaudii 1060 , — medianum 724 — cerispa 1060 ' — Michelinii 711 — Gravesi 1060 | — mierostoma 693 — Websteri 1060 | — mitratum 731 Lithodendron 688 ‚ — pachypleura 696 — bicorne 567 — parasitum 1026 — bifureum 691 — plicatum 687, 719 — bitrichotomum 688 | — pressum 701 ix — breviscapus 695 — quadrifurcum 692 — c&spitosum 512. 693 — quadrilobus 702 — ceariosum 687. 1048 — Rauracum 722 — Cassianum 559 — reconditum 562 — coaretatum 710 | — subleve 564 — ceylindricum 699 "| — Suevicum 711 — Dianthus 703. 687 — trichotomum 687 — — bipartitum 708 — trifaux 692 — — corymbosum 707 ' — trifureum 691 — — expansum 705 ' — trilobus 665 __ diehotomum 562. 687. 709. 1007 | — viola tricolor 702 — diduetum 798 | — virgineum 738, 752 _ Ben 1004 uithophyia 688 — antiquum 512 — basaltiforme 523. 541 Gothlandieum 539 Harmodites 121 — aspera 988. 1005 ur — coarctata 710. 985 Er N - eylindrica 689 En — germinans 739 2 — labyrinthica 993 I En Bi radicata 714 — $uevica 659 2 Lobophyllum flexibile 661 _ — quadrilobus 660 — rigidum 662 "s — $Suevicum 659 2 Lohopens 156 Lobopsammia 687 — cariosa- 1048 loeuli 368 2 A Lomatoceras priodon 185 Lonsdaleia Bronni 534 ei — floriformis 532 — papillata 531 Lophohelia 704 a anthophyllum 973 — prolifera 972 en eristata 1038 | Register, RN 1083 . — filograna 559 ' — flabellum 1052 — flexuosa 1023 SER fungites 1032 | — hexagonatus 527 _ Lophosmilia cenomana 986 , — intersepta 752, 998 ev Lophosmilia rotundifolia 986 Luidius 1 2 BR Lunulites Androsaces 362 RN — Goldfussii 361 — mitra 362 — urceolata 362 Lyellia Americana 150 — papillata 150 — parvituba 151 Ari Madrepora 364 BEN I — ananas 544. 518 { _ anthophyllites 704 — aporosa 914 — arachnoides 802 — areolata 1011 — asperula 983 — Calendula 915 — cealyeularis 547 — capitata 690, 987 — cellulosa 779 — coalescens 758 — compressa 987 — cueullata 1039 — cristatus 34 — damicornis 35 — Dianthus 703 — exesa 816. 1013 — faseicularis 1023 — fastigiata 690. 987 en — Gervilli 1054. 1056 — Hellana 983 — hemispherica 978 1084 Register. Madrepora interstineta 136. 1019 Maandrina apiaria 795 — labyrinthiea 557 — areolata 1012 — lamellosa 1030 — Armissensis 794 — limbata 752 — astroides 719. 787. 794 — lunata 842 — bisinuosa 1008 — maandrites 557. 1012 — Blavensis 794 — Meyeri 972 — Bronni 556. 884 — muricata 1050 — cerebriformis 557 — musicalis 995 — confluens 795 — oculata 737 | — eorrugata 787 — organum 554 — discus 796 — ornata 1054 | — Edwardsii 787 — palmatum 1053 — filograna 559. 792. 1011 — pistillata 979 1. gyXosa OLE — plantaginea 1052 ‚ — labyrinthica 557 — pocillifera 1052 ' — lamellodonta 787 — porcata 992 — montana 791 — poriferus 38 — montosa 791 — porites 1058 | — phrygia 792 — porpita 369. 401 , — placenta 790 — prolifera 704. 973. 1050 ' — profunda 1009 — ramea 709 me Pyrenaica 885 — rosea 976 — rastellina 791 — simplex 434 — Raulinii 787 — Solanderi 1053 — reticulata 1062 — stellaris 544 , — sinuosa 1008 — stellatus 136 , — Soemmeringii 786 — trochiformis 1041 ı — tenella 786 — truncata 470. 547 | — virgosa 799 — turbinata 377. 417. 638.688. 935 | Mx»androseris 1037 — uva 992. 1000 Manicina areolata 1011 Manon favosum 769 Manopora 1062 Madreporid® 1040 , Membranipora cognata 300 Maandrarza 786. 1062 Maandrastrea 786 — aurasiaca 1016 Msandrina 786. 1011 — agaricites 1012 — vermieularis 803 — virginea 738 — monostachys 299 — reticulum 298 — tuberculata 299 Meliceritites 274 Merulina ampliata 1031 Metastr&a Aegyptorum 1021 Michelinia 60 convexa 64 eylindrica 61. 65 explanata 66 favosa 61 megastoma 63 Micrabacia 827. 1034 Microsolena 720 — porosa 1062 Millepora 364 cexrulea 142. 902 celleporatus 35 cellulosa 344 eervicornis 35 cornigerus 35 dichotoma 98 globularis 304 lichenoides 348 liliacea 98 lobata 254 polyforatus 37 reticulum 299 repens 45. 81. 84, repentes 98 99 straminea 223 subrotunda 136 Mitra polonica 1033 Mitrodendron 731 — ceylindratum 733 — ’ — mitratum 732 — pullulans 733 Molluscoiden 219 Monastr&a 713 Monocaria centralis 840. 986 Monomyces 833 Monograptus 186 — millipeda 209 — Nilssoni 202 209 Register. | | | | | | | 1085 Monograptus sagittarius 202 Montieularia 782. 791. 1013 Cuvieri 858 conferta 97 m&andrinoides 1013 mieroconos 816. 1014 Montieulipora 11. 15. 68. 228. 303 ; z, — Fletscheri 83. 87 N | — mammulata 74 S — ramosa 77 os Montipora papillosa 1062 x Montlibaldia 624 , Montlivaltia 624 j — brevis 64 ” caryophyllata 624. 625 — cicatricosa 1005, — gracilis 568 grandis 675 sessilis 608 Sinemuriensis 575 St. Cassian 565 triasina 570 trochoides 605 truncata 639 Zieteni 566 Morphastrea 858 Mooskorallen 218 Multifascigera — Campicheana 357 Mussa aspera 987 . — Carduus 680 — sinuosa 1003. 1005. 1008 = Mycedium elephantotus 1038 #. Mycetophyllia antiqua 1010 — Lamarckiana 1010 Myrianites 217 Myriophyllia 792 Myriopora 265 Mystropsammia 1043 1086 N. Nemertites 217 Neptunsmanschette 344 Netzkoralle 346 Nereites 217 Nereograpsus 186. 217 Nessel 365 Neuropora 234. 332 Nucleus mamillatus 440 — planus 440 Nullipora 294 — labyrinthica 267 — ramosissima 294 — strata 265 — tuberosa 294 0. Octactinia 159 Octophyllum 547 Oculina 970 — calycina 749 — compressa 794 — conferta 970 — eylindrica 751 — elegans 746 -— explanata 1002 — flabelliformis 976 — gemmata 712. 738 — geniculata 748 — glutinata 750 — infundibulifera 977 — Meyeri 826 — Moravica 749 — oculata 745 — ramosa 751 — raristella 752 — striata 747 — suprajurensis 746 — sursumpunctata 747 — sursumstriata 747 Register. Oculina tubulosa 743. 750 — undulata 749 — virginea 748. 970. 974 Oeuliniden 737. 969 Omphalocyclus 360 Omphalophyllia 564. 568 Omphyma 417 — diseus 419 — turbinata 419 — ventrieosa 424 Oncophorus Beskidensis 217 Orbipora distineta 13 Orbitolina concava 263 — gigantea 359 Orbitulites eoncava 359 — Creplini 265 — lentieularis 357 — macropora 360 Orbulites lenticulata 358 Oroseris plana 1039 Orthoceratites serratus 184 — tenuis 184 Oulophyllia 557 a | Ovalastrea 778 \ Ovicell 283 15 Pachygyra Knorrii 994 — labyrinthica 993 — Savii 993 ' Pachyseris Murchisoni 1040 — rugosa 1039 ' Pal®acis euneiformis 555. 1057 — cymba 906. 908 Palzocyclus 401. 1035 Pachyphyllum Woodmanni 552 Palmipora polymorpha 253 — Solanderi 155 — uneiformis 262 Paracyathus caryophyllus 932 Paracyathus firmus 957 — Pedemontanus 933 — procumbens 932 — pulchellus 933 Parasmilia 985 -— serpentina 841 Parastrea Lifoliana 777 Pavonia agaricites 1038 — tuberosa 784. 1037 Pectinia m&andrites 993 Pennatula 159 Penniretepora disticha 91 — Lonsdalei 91 _ Pentacoenia 1003 "Peplosmilia Austeni 839. 986 Peripora 276. 277 Petraia profunda 454 Petrascula 252 Phillipsastrea gigas 507 Pholidophyllum 442 Phyllangia Americana 1026 Phyllocoenia irradians 1000 — irradiata 1026 — Lucasana 1027 Phyllograptus 214 — angustifolius 215 — Anna 215 — ilieifolius 215 — typus 214 Phyllopora Ehrenbergi 165 Phyllosmilia Basochesi 847 Phymastr®ea Valenciennesi 1020 Phyrmastrea 858 Phytocorallia Oligactinia 977 Phytogyra 735 — magnifica 994 Phytolithus_ 688 Pierre lenticulaire 358 Placocoenia macrophthalma 999 Register, 1087 Placophyllia 687. 703 — Dianthus 995 Placosmilia complanata 985 Placotrochus levis 995 Plasmopora 152 — follis 147 — petaliformis 146 — scita 145 Platyrhynchus problematicus 217 Platytrochus Stockesi 941 | Plerastr&a tessellata 1022 Plerogyra excavata 995 — laxa 993 Plesiastrea Urvillei 1019 Plethopora cervicornis 343 — truncata 272 — verrucosa 271 Pleurocoenia 1030 — Provincialis 822 Pleurocora gemmans 1025 Pleurocyathus apertus 935 — dilatatus 921 Pleurodietyum 65. 76. 1062 Pleurophyllia 685 Plicodendron 720 — campanulatum 727 — gradatum 728 — ineisum 727 — msandratum 729 — medianum 724 — multiplex 723 — pes capreoli 724 — plicatum 720 — — rotundum 720 — — sinuosum 721 Plocophyllia 989 Plumaria 218 Poeillipora glabra 47 — raristella 980 a a Nr -r * v4 E Br x, en; £ I EN fe 72 > UT a Er I Ken « K PEN EN 1088 Podabacia erustacea 1033 — patula 1038 Polycoelia 455 Polydilasma turbinatum 436 Polyphyllia pelvis 1034 Polyphyllum 503 Polypiers lamelliferes 367 Polypora dendroides 168 Polytrema 70 — Marticensis 300 — nueiformis 262 — polymorpha 253 — spongites 261 Polytremacis Partshii 901 Pori matronales 364 Porina varians 311 Porites 1058 — clavaria 1058 — Collegniana 1059 — expatiatus 55 — inerustans 1059 — Pellegrinii 1059 — polystyla 1061 — reticulata 1061 — Swindernana 55 — vetusta 54 Porpephyllum 402 Porpite circulaire 628. 865 — elliptique 872 Porpiten 400 Porpites 627 — nummularis 401 Porus tuberiformis 136 Priodon 185 Prionastrea abdita 1021 — Caillaudii 1060 — polygonalis 569 — profundicella 1016 Prionotus eonvolutus 185 \ Register. Prionotus geminus 199 — pristis 212 — sagittarius 202 Priseiturben 906. 1057 Problematiecum Mastricht 858 Prohelia 975 - h Proliferiren 380 Propora 152 Protarea 1060 — vetusta 54. 907 Protoseris infundibulum 810 — Suevica 810 — Waltoni 810. 1038 Prymnoa 160 Psammohelia 975 Psammoseris hemisph&rica 1036 Pseudocoenia digitata 756 — ramosa 756 Pseudocorallium album 1023 Pseudocora obtusangula 1063 Pseudooculinide 979 Ptilodietya lanceolata 95 — pavonia 72 Ptilograptus plumosus 217 Ptychophyllum 427 Pustulipora 278 — ceirculata 335 — dubia 279 — furcata 335 — geminata 279 — geniculata 336 — rustiea 279 — trigonopora 279 Q. Quenstedtia umbellifera 104 R. Radieipora 243 Radiocavea 258 Radiopora 256 On ' Rastrites Linn®i 205 Er ‚peregrinus 205 Reptescharellina marginata 303 Reptocelleporia 284 Reptomulticava 261 — irregularis 300 Reptotubigera 354 Retecava 346 . Retepora 344 — alternans 849 — antiqua 169. 172 — Archimedes 174 — arenivaga 352 — cellulosa 344 — celathrata 346 _ — disticha 348 — echinulata 345 — frondiculata 348 — fureillata 350 — geniculata 351 — geometrica 350 — infundibulum 84. 93 — lichenoides 347 — macilenta 349 — pinnata 352 — prisea 169 — reticulata 346 — semieylindrica 351 — truncata 351 — vibicata 3. 45 — virgulacea 160 Retieulipora 234. 346 Retiograptus eucharis 216 Retiolites ensiformis 215 — venoösus 216 Rhabdinopora 178 Rhabdophoren 188 Rhabdophyllia 1006 — cervina 720 Quenstedt, Sternkorallen. Register. ‚ Rhabdophyllia crenaticosta 1002 — flabellum 723 ' — reeondita 562 ı — strangulata 698 — tenuis 1024 Rhipidogyra 735 — costata 737 — Martiniana 994 Rhipidogorgia 157 ' Rhizangia brevissima 1026 ' — Michelini 1026 Rhizophyllum 409 , Rhizotrochus typus 953 Rhodar&za 1059 Rindenkorallen 157 Romeria 21. 36 Röhrenkorallen 1 S. | Salieornaria 282 Sareinula Archiaci 569 | — astroites 1017 — Auleticon 1017 — conoidea 753. 763. 766 | — mierophthalma 753. 763 | — organum 995 | Scapophyllia eylindrica 1011 Selerohelia hirtella 971 ' Seyphia cellulosa 293 | Seeananas 538 Seefedern 159 ‘ Semieschara 309, 319 | — arborea 319 Septa 2 Septastrea hirtolamellata 1015 — multilateralis 1015 Septophyllia depressa 725 Seriatopora 42 Serpula erecta 305 Siderastr@a galaxea 1021 69 1089 wo DE IR 1090 Register. Siegsteine 364 Siphodietyum gracile 332 Smilotrochus Austeni 941 — ineurvus 941 Smithia Bowerbanki 535. 536 Solenastraea sarcinulata 1020 — Turonensis 1019 Sphenopterium euneatum 555 Sphenotrochus Andrewianus 940 — crispus 938 — crispissimus 940 — granulosus 940 — intermedius 940 — pulchellus 940 Spinnensteine 813 Spiroclausa 273 Spiropora elegans 225 Spongites favus 62 Stauria astreiformis 450 Staurophyllum 377. 451 St. Cassian 556 Stellipora 245 — antheloidea 79 Stellispongia variabilis 569 Stelloria sulcata 1012 Stephanoceoenia formosa 895 — intersepta 998 Stephanophyllia 581 — Bowerbankii 829 — elegans 1044 — foralis 593 — — extraclavata 593 — — intraclavata 593 — floraloides 591 — imperialis 1045 — inversa 592 — italica 933 — penteconta 593 — Suevica 590 \ — tubulosa 767. 774 | Stylocoenia emarciata 996 ' Stichopora elypeata 316 | Stietopora crispata 174 Stomatopora 98 | Streptelasma corniculum 398 ı — limbata 554 | — Faujasii 852 | — geminata 852 | — ramosa 754 Stephanophyllia tetracyclus 581 Stephanoseris Rousseani 1036 Stephanosmilia annulata 995 Stereopsammia humilis 1049 Sternkorallen 364 — der Kreide 825 Sternsteine 364 . — Europsum 457 — ungula 385 Striatopora flexuosa 43 — Linn&ana 42 Strioeyelus 577 Strombodes 544 — pentagonus 543 Stylarea Römeri 908° Stylaster gracilis 976 — rosea 976 i Stylasteracex 976 Stylidophyllum 532 Stylina 553. 753. 763. 996 — echinulata 753 — Goulardi 754 — Lucasana 1027 — micrommata 758 — provincialis 903 ul — spissa 774 — tubulifera 774 Stylinacew 994 EUREN I RERBENE — hystrix 996 dontalinus 930 ‚contorta 980 distans 979 - lobatorotundata 981 . montieularia 997 pistillata 979 subseriata 979 losmilia Suevica 711 — Michelinii 711. 995 Stylotrochus arcuatus 954 Symphyllia bisinuosa 1008 — eonfusa 1009 — mierolopha 1009 — simuosa 1008 ynapticule 372. 1031 ynastrea 567. 614. 860 Synhelia 687 = Meyeri 972 Sharpeana 971 Synocladia 160 Syringopora 114 — abdita 119 — bifurcata 78. 119 — Glockeri 122 — Hisingeri 120 ° — Maclurei 117 ne multicaulis 122 — nobilis 118 ee perelegans 117 — ramulosa 116 _— retieulata 115 — Simeoense 122 E - tabulata 120 ylocyathus eoronatus 931 Register, Syringopora vertieillata 117 Systematik 373. 914 T. Tabula 2 Taschenkorallen 822 Terebellaria 227 Tetradium fibratum 53 Tetrapora Suevica 354 Thalamopora 261 — siphonioides 262 — vesiculosa 262 Thamnastrea 614. 567, 1022 — Aalensis 622 — arachnoides 812. 855 ' — Bologn® 570 - — Moorei 579 — _clausa 664 — composita 888 — Dumonti 621 — eocenica 1022 — Genevensis 807 — heteromorpha 808 _ — mammosa 758 — patina 811 — prominens 810 — pulchella 1023 — seita 621 — Silesiaca 570 — undulata 815. 1023 — Zolleria 614 Thamnopora 33 — cervicornis 35 Thamnoptychia 554 Thecia 55 Thecoeyathus crispatus 958 — florealis 370 -— Mactra 582. 931 — microphyllus 958 — primus 579 69 * 1092 Thecocyathus Tintinnabulum 579. — velatus 957. 958 [931 Thecosmilia 567. 687 gregaria 609 multicineta 1007 obtusa 660 trichotomum 687, 1007 Thecostegites 121 Thelepora mitra 286 Tiarodendron germinans 739. 975 — rotundum 741 Toichophyllum 377. 387 Trachyphyllia amarantum 1006 Trachypora ornata 40 Tragos globularis 264 Tridacophyllia lactuca 1010 — manicia 1010 Trinaeis 904 Triplasma zquabilis 444 Trochocyathus abbreviatus 963 — armatus 930 — Bellingherianus 924 bidentatus 926 conucopie 925 cornutus 963 eyclolitoides 962 granulatus 927 — gracilipes 923 — gracilis 835 — Harveyanus 835 — mancus 718 mitratus 921 multieosta 929 obesus 928 octoscissus 927 plicatus 941 Sismond® 930 symmetricus 926 undulatus 923 Register. Trochocyathus verrucosus 925. Trochoseris distorta 1036 Trochosmilia didymoides 880 — Salisburgensis 846 — sinuosa 985 | Tropidocyathus Lessoni 934 Trymohelia eburnea 970 Tubipora 98 — catenulata 130 — musica 114 Tubiporites catenarius 124 — serpens 98 Tubularia 1 — catenulata 2. 123. 125 — purpurea 1 Tubulipora 341 Turbinaeis 905 Turbinalia 935 Turbinaria brassiea 1054 — eyathiformis 1054 — mesenterina 905. 1054 — peltata 1054 Turbinolia 376. 832 — abbreviata 964 annulata 965 attenuata 938 bidentata 926 Brennensis 959 callosa 964 campanulata 835 celtica 438 centralis 839 cernua 882 clavus 1040 complanata 845. 880 compressa 845 conulus 834 costata 938 erispa 370. 938 ; E NE N, > Register. - 1098 ae ö: Turbinolia cuneata 952 Ulastr®a erispata 1019 RER Be er eyelolites 679 Ulophyllia 557 Sr — eyelolitoides 962 — acutijuga 1009 i — eylindrata 839 - — profunda 1009 % — eylindriea 955 — Stockesiana 1010 3 SR _— dispar 639 Umbellaria Grönlandica 217 | Sa ne — duodeeimcostata 946 Y 3 X .— elliptiea 1040 i & h SF excavata 837 | Vaginopora velata 280 3 er ” — fascieulata 836 Veliphyllum 668 Be > nit: 497 | — campanulatum 672 2 “= er siiturris 881 — caudatum 671. 986 - — hippuritiformis 649 | — eircumvelatum 675 ‚ = — impress® 579 | — eoniforme 672 ni E ntermedia 940 — cormnucopi®. 674 { —_ lamina 716. 717 —- cornutum 668 “ — literata 841 — depressum 682 ° K — Magnevilliana 590. 716. 928 — ecaudatum 673 = — mitrata 921 — fuscum 673 5 — octoseissa 927 | — poculum 669 E — oetuplus 715 Vineularia 279 g* — Oppaviensis 950 — aviculata 341 x ' — paueicosta 947 | — dubia 282 — Pyrenaica 880 ur enneasticha 336 ; 3 — rubra 953 | — grandis 282 ne — semiprunum 961 , — hexasticha 336 — sinuosa 960. 985 ı — Lorierei 281 „ — squamata 882 | W. | u Ba | Wasserstein 364. 834 fe Bene | Wirtelordnung 368 ’ — sulcoides 598 | Re — turbinata 418 | 2. Be Turbinoliacee 936 | Zaphrentis Cliffordana 495 S Turbinolide 914 | — eylindrica 489 2 = Turbinoline 935 — spinulifera 496 a Turbinolites 935 | — spinulosa 497 a2 Turbinolopsis bina 439 | Zellenwand 370 ’ ö ; U. | Zoantharia 366 BR: Ulangia Stockesana 1029 Zonopora 231, 277 iA 3, ei tr a x . x “ u a ee w 2 N In Fues’s Verlag (R. Reisland) in Leipzig sind ferner erschienen: Petrefactenkunde Deutschlands. NE, Mit besonderer Rücksicht auf Wirte Von Professor Dr. F. A. Quenstedt. Der ersten Abtheilung erster Band: die Gephalopo olen. 431/a Bogen Text in gr. 8°, mit einem Atlas von 36 Tafeln in Folio. 1849. broch. 30 Mark. ASERR. Der ersten Abtheilung EN zweiter Band: | E die Brachiopoden. 47!/g Bogen Text in gr. 8°, mit einem Atlas von 25 en in Folio. 1871. broch. 60 Mark. Der ersten Abtheilung dritter Band: die Echinodermen. (Echiniden.) 45 Bogen Text in gr. 8°, mit einem Atlas von 28 Tafeln. in Folio. 1874. broch. 70 Mark. Der ersten ‘Abtheilung vierter Band: die Echinodermen I. Abth. (Asteriden und Enceriniden). 47 Bogen Text in gr. 8°, mit einem Atlas von 25 Tafeln in Folio. 1876. broch. 64 Mark. Der ersten n Abykeilbng fünfter Band: KR eral ken (Schwämme.) 83/4 Bogen Text in gr. 8°, mit einem Atlas von 28 Tafeln in Folio 1878. broch. 70 Mark. Druck von I. F. Fues m Tübingen. Ca> een ga