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THE LIBRARY OF THE

UNIVERSITY OF

NORTH CAROLINA

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NORTH CAROLINA

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PA3 .P6 Bd. 16 1886

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PHILOLOGISCHER

ANZEIGER.

ALS ERGÄNZUNG

.11« PHILOLOGUS

HERAUSGEGEBEN

VON

ERNST von LEUTSCH.

SECHSZEHNTEE BAND.

1886.

GOTTINGEN

VERLAG DER DIETERICHSCHEN BUCHHANDLUNG.

1886.

V-

J. 1. 1886.

Philologischer Anzeiger.

Herausgegeben als ergänzung des Philologus

Ernst von Leutseh.

1. Brugmann, Karl, griechische grammatik. 125 p. 8. [Erster theil des ersten halbbandes von Iwan Müller, hand- buch der klassischen alterthumswissenschaft in systematischer darstellung. Nördlingen, Beck, 1885.]

Brugmanns arbeit ist eine parteischrift, dergleichen die Sprachwissenschaft bisher nicht gekannt hatte. Diesen Charakter verleiht ihr nicht sowohl die energie, mit der hier die lehren ei- ner bestimmten schule verfochten werden , als vielmehr die un- gleiche art und wejse, mit der ihr aütor licht und schatten ver- theilt. Die freunde der junggrammatischep sache werden in den Vordergrund gerückt ; wer nicht tfu diesen' gehört , kommt ent- weder gar nicht oder nicht gebührend zum worte. Eine solche Ungleichheit hätte in der vorliegenden, sqhrift um so eher ver- mieden werden müssen, als dieselbe ein handbuch vorstellen soll, das für laien bestimmt ist. Der fachmann , der den bestrebun- gen der tage gefolgt ist , kann die angaben des compendiums auf ihre historische treue hin leicht aus seinem gedächtnisse heraus prüfen ; der laie muß sie voraussetzen. Nur weil Brug- mqnn diese Voraussetzung in so hervorragendem maaße nicht erfüllt, habe ich mich entschlossen sein buch anzuzeigen.

Ich beweise zunächst, daß der Vorwurf der Parteilichkeit, den ich dieser neuen griechischen grammatik entgegengehalten habe, von mir mit recht erhoben worden ist. Auf den wissenschaft- lichen werth derselben komme ich in zweiter linie zu sprechen.

P. 11 wird die litteratur aufgezählt, welche belehruug über sprachwissenschaftliche methode gewährt. Man findet hier den titel: „John, Ueber die methodischen principien der sogenannten Philol. Anz. XVI. 1

2 1. Grammatik. Nr.

Junggrammatiker, Correspondenz-blatt für die gel.- und realschulen 1884, drittes und viertes heft" ; ferner die ,. junggrammatischen streifzüge" Ziemers, eines mannes der von Pischel (Gott. gel. anz. 1884, 501 ff.) dahin charakterisiert worden war, daß ihm die „elementarsten Sprachkenntnisse fehlen". Dagegen wird nicht erwähnt, daß die junggrammatische methode von Bezzenberger ausführlich kritisiert worden ist (Gott. gel. anz. 1879, 641 ff.); eben so wenig, daß J. Schmidt (KZ. XXVI, 329 ff.) einen we- sentlichen mangel derselben hervorgehoben hat. § 5, 1 anm 2 wird der nachweis dafür, daß a, e, o ursprüngliche vocale seien, mit folgender litteratur belegt: „verf. C. St. 9, 367 ff., K. Z. 24, 2, M. U. 3, 91 ff., K. Z. 27, 201 ff., Osthoff M. U. 1, 207 ff., Verner in M. U. 1, 116, Collitz Bezz. B. 3, 177 ff., J. Schmidt K. Z. 25, 1 ff. u. a.". Ich gehe hier ausführlich auf die frage um die „Umgestaltung der vocalismuslehre", ein ; meiner Unter- suchung voraus gehe die erklärung, daß ich Brugmann das ver- dienst den vocalismus der Ursprache von neuem zur discussion gebracht zu haben durchaus nicht zu schmälern beabsichtige. In der mitgetheilten litteraturangabe fehlen recht wichtige arbeiten. Einmal die Schriften Amelungs , besonders der KZ. XXII, 361 abgedruckte aufsatz. Sodann Collitz's kritik des Brugmann'schen vocalsystems Beiträge II, 291. Amelung wird gar nicht, Col- litz nur mittelbar erwähnt, indem Brugmann auf die replik ver- weist, die er M. U. III, 91 ff. gegen Collitz und Schmidt hat drucken lassen, sowie auf eine anmerkung Osthoffs (M. U. I, 207), aus der sachlich gar nichts zu holen ist. Die ehre direct ge- nannt zu werden hätte Collitz's aufsatz schon darum verdient, weil er den ersten durch druck veröffentlichten hinweis auf das palatalgesetz gebracht hatte. Die entdeckung des palatalgesetzes spricht Brugmann freilich Verner zu ; es ist mir indes nicht be- kannt, daß die von Bezzenberger Gott. gel. anz. 1879, 822 ff. gegebene darstellung des Sachverhaltes eine berichtigung erfah- ren hätte. Im folgenden will ich nun das Verhältnis von Brug- mann zu seinem Vorgänger Amelung und zu seinem kritiker Col- litz untersuchen.

KZ. XXII, 369 spricht Amelung seine meinung dahin aus, daß man zwei indogermanische o-laute anzunehmen habe. Der erste a-laut sei im europäischen durch e, im arischen durch a vertreten ; der zweite a-laut im europäischen durch a , im ari-

Nr. , 1 . 1 . Grammatik. 3

sehen durch a und ä. Unter europäischem a versteht Amelung einen laut , der im griechischen durch « und o , im deutschen durch a reflectiert wird (Bildung der tempusstämme p. 59). Die gleichsetzung von griechischem .o mit arischem ä stammt von Schleicher, der die vokale o und ä als „erste Steigerungen" von e, resp. a betrachtet hatte. Im jähre 1876 stellte Brugmann ein System des ursprachlichen vocalismus auf. (Curt. Stud. IX, 366 ff.). Brugmann unterscheidet zunächst zwei a-laute: ein ai, als dessen regelrechte fortsetzung altindisches a, griechisches, la- teinisches, slavisches e anzusehen ist; und ein a%, welches in den arischen sprachen vor doppelconsonanz als a, vor einfachen con- sonanten als a, im griechischen als o, im deutschen als a erscheint: z. b. griechisch dedoyxs == altindisch dadärga , griechisch cpögog == altindisch bharas. Halten wir hier einmal inne, so liegt die nahe Verwandtschaft des Brugmann'schen mit dem Amelung'schen Systeme klar vor äugen. Amelung's erstes a ist Brugmann's a\\ Amelungs zweites a hat mit Brugmann's a% folgende punkte ge- meinsam: der genannte a-laut ist 1) im arischen bald durch «, bald durch ä vertreten : hat 2) im griechischen die gestalt o, im deutschen die gestalt a. In einem wesentlichen punkte unterscheidet sich Amelungs zweites a von Brugmann's a% : er- sterm entspricht neben griechischem o auch a , letzterm nur griechisches o. Dagegen besteht wieder darin eine berührung Brugmanns mit Amelung , daß Brugmann sein ü2 als „stärkern laut" bezeichnet (KZ. XXIV, 2), das zweite a Amelung's als „Steigerung" des ersten zu gelten hat. Da Amelung die vocale von griechisch ts7ovs, ÖedoQxs, altindisch tatana, dadärga als nachkom- men eines einheitlichen lautes , seines zweiten a, betrachtet hat, mußte er eine vertheilung von arischem ä und a annehmen, wie sie Brugmann's gesetz behauptet; in der that steht Tempusstämme p. 42 f. : „daher hat sich ä l) in den perfectstämmen , die un- serer westarischen ersten ablautsclasse entsprechen, sasada, cakära, papäca, babhära, uväca erhalten , aber nur vor einfacher conso- nanz ; in allen positionslangen stammen ist es zu a geschwächt, wie in babandha". Wie Brugmann Stud. IX, 406 bemerkt, war ihm bei der abfassung seines aufsatzes entgangen, daß er in der an- nähme mehrerer ursprachlicher a-laute in Amelung einen vor-

1) In der genannten arbeit gibt Amelung seinem spätem zweiten a den werth ö; bei Brugmann ist a2 „mittelzeitig" (Stud. IX, 381).

1*

4 1. Grammatik. Nr. 1.

ganger gehabt habe. Er hätte also alle Ursache gehabt diesem Vorgänger wenigstens jetzt gerecbtigkeit wiederfahren zu lassen. Wenn er denselben, wie niemand verkennen wird, überholt hat, so ist nicht außer acht zu lassen, daß er unter wesentlich gün- stigeren umständen geschrieben hat als Amelung : Verners glän- zende entdeckung half nicht allein die methode zu schärfen, sie lenkte auch das ganze interesse wieder ausschließlich den laut- lichen fragen zu. Brugmann hat noch einen dritten indogerm. a-laut gefunden, den er mit a% bzeichnet. Curt. Stud. IX, 381 wird derselbe mit folgenden worten eingeleitet : „ich deutete schon oben an, daß unsere a\ und «2 nicht die einzigen a-laute der indogermanischen grundsprache waren. Wie viele ihrer ge- wesen sind, wollen wir hier ununtersucht lassen. Nur einen fall erwähne ich beispielsweise, der uns deutlich einen a-laut erken- nen läßt, der in der Ursprache weder a\ noch as gewesen sein kann". Aus den gleicbungen altindisch pitä' = griechisch nattjQ = lateinisch patert und altindisch sthitäs = griechisch ata- tög = lateinisch Status wird nun der dritte a-laut, 03, erschlossen. Im sanskrit ist er durch *, im griechischen und lateinischen durch a vertreten. Amelung hatte diesen a-laut noch nicht ge- kannt, da er griechisches a und 0 noch nicht reinlich geschieden hatte. Es ist ein verdienst Brugmann's, daß er denselben nach- drücklich von den beiden andern a-lauten gesondert hat. Aus seinen oben ausgehobenen worten geht aber klar hervor, daß Brugmann mit der entdeckung des dritten a-lautes sein System noch nicht für abgeschlossen hielt : 03 ist ja nur „beispielsweise" ein weiterer „fall", der KZ. XXIV, 2, wo Brugmann die haupt- resultate seiner früheren Untersuchung mittheilt, nicht einmal er- wähnt wird.

Brugmann's vocalsystem wurde von Collitz (Beiträge II, 291) einer eingehenden kritik unterzogen. Collitz hat zunächst ge- zeigt, daß Brugmann's annähme, 02 sei im arischen vor einfachen consonanten durch tf, vor doppelconsonanz durch a vertreten, an den thatsachen scheitere. 02 sei auch im arischen stets durch einen kurzen vocal dargestellt, durch a. Gegen diesen theil der Collitz'schen kritik, die in allem wesentlichen mit derjenigen J. Schmidt's (KZ. XXV 1 ff.) übereinkommt, hat sich Brugmann M. U. III, 102 ff. gewendet und zu zeigen gesucht, daß die gegen sein gesetz unternommenen angriffe „nicht als eine Widerlegung des-

Nr. 1. 1. Grammatik. 5

Beiben geltem" können (a.a.O. 1 29) 2). Im übrigen, meint Brugmann, sei sein vocalsystem mit dem von Collitz aufgestellten identisch. Ich kann das nicht finden. Qollitz's kritik gipfelt in dem satze, daß bei der reconstruction des ursprachlichen vocalismus nicht vom arischen sondern vom europäisch - griechischen vocalismus auszugehn sei. Die ursprachlichen kurzen vocale der sogenann- ten a-reihe sind nach Collitz a, e, o. Sie sind als solche vor- handen im griechischen; in den arischen sprachen sind sie in a zusammengefallen, doch erscheint ursprünglich a häufig geschwächt als i. Nun fallen die einzelsprachlichen Vertreter von Collitz's a und e , zu einem theile auch die von Collitz's o , zusammen mit den nachkommen der von Brugmann erschlossenen 03,01,02; und darum behauptet Brugmann, seine 03, 01, a% und Collitz's o, e, 0 sei im gründe dasselbe , der unterschied bestehe nur in der transscription. Aber das ist eine Selbsttäuschung: der un- terschied besteht in der gesammtanschauung. Als Brugmann am ende seiner arbeit angekommen war, wußte er noch nicht oder gab wenigstens nicht an, wie viele o-laute er der Ursprache zuzuschreiben hätte : ein fertiges system bot er so wenig, daß er die frage nach der anzahl der ursprachlichen o-laute „ununter- sucht lassen wollte". Bei Collitz stehn o, e, o innerhalb eines Systems , in welchem neben o, c, o kein weiterer „o-laut" mehr zu denken ist; so wenig wie neben griechischem a, e, 0. Brug- mann liegt ferner noch ganz im banne der alten anschauung, welche e und o aus a hervorgehn läßt. Sein a\ ist „ein a-laut,

2) Ich halte diesen beweis allerdings für mislungen und werde in diesem glauben durch die Verfasser der M. U. selber bestärkt. Col- litz und Schmidt hatten gegen Brugmann's gesetz die gleichung alt- indisch präti = griechisch ngon ins feld geführt. Brugmann bemerkt M. U. III, 111, die gleichung hätte entweder wegbleiben oder Osthoffs erklärung der besagten ausnähme „als unzulässig erwiesen werden müssen". Aber Osthoff steht der ausnähme selbst rathlos gegenüber. M. U. IV, 303, note heißt es: „ich könnte mir ... als eine denkbare beschränkung dieses . . . lautgesetzes vielleicht gefallen lassen : nur für hochbetontes indogermanisches 6 gilt die regel, daß es sich arisch vor einfacher consonanz zu ü entwickelt". Und p. 383 steht: „sskr. prdti ließ ich M. U. I, 210 anm., um das « in offener silbe = griech. 0 zu erklären, unter dem einflusse von prä stehn. Jetzt scheint mir, da auch die oben p. 303 anm. zugelassene einschränkung des gesetzes über arisches ä und ä = indogerm. o dem präti nicht hilft, noch eher an- nehmbar zu sein, daß das lautgesetzlich kurze a der antesonantischen eeitenform präty = griech. ngös auf präti statt *prä'ti = griech. ngori übertragen worden sei". Ein gesetz, das seine Urheber in solche nöthe bringt, richtet sich selbst. v

6 1. Grammatik. Nr. 1.

der in der Ursprache von dem a in acker nicht viel abwich, - aber .... in der zeit des gemeinsamen europäischen sprachzu- standes .... schon eine entschiedenere nach e hinneigende aus- spräche bekam" (Stud. IX, 375). Man beachte: „schon . . . bekam" und halte hierzu die worte M. U. I, 32 : „wie nun das kurze e der europäischen sprachen in Wörtern wie europ. hMra „ich trage" .... schon in der indogermanischen Ursprache kein „reines a" mehr [NB. mehr!] war" dann wird man sehen, daß hinter Brugmann's «i noch das alte ur-a sein wesen treibt. Collitz's e, welches von Brugmann's a\ sich nur durch die transscription unterscheiden soll, ist ein vocal, der nie etwas anderes als reines e gewesen ist; als e bewahren ihn die Euro- päer, die Arier wandeln ihn in a, pflanzen das andenken an ihn aber in den palatalen fort. Collitz hat also mit der alten an- schauung, an der Brugmann noch haftet, völlig gebrochen. Brugmann betrachtet ferner noch heute sein az als einen mittel- zeitigen vocal von dunklerer färbung ; er nennt ihn , im gegen- satz zu öj, den „stärkeren laut", und berührt sich in dieser an- schauung mit Schleicher, bei dem die laute, welche Brugmann als nachkommen seines a% definiert, steigerungslaute heißen. In Collitz's Systeme hat ein mittelzeitiger vocal keinen platz : mit der kürze e lautet die kürze o ab ; von einem „stärkeren" oder „schwächeren" vocale ist nirgends die rede, der Schleicher'sche begriff der Steigerung ist überwunden. Ich denke das alles be- weist, daß Brugmann von seinem kritiker nicht einfach die trans- scription herüberzunehmen hatte, um ihm gleich zu werden. Wenn er ihm jetzt gleich geworden ist, so hat sich mit der transscrip- tion seine anschauung geändert: zweifellos ist er im jähre 1876 von ganz andern Voraussetzungen ausgegangen als sein gegner zwei jähre später. Und darum ist es unrecht, daß Brugmann die arbeit desselben unerwähnt läßt.

Im § 11 wiederholt Brugmann seine M. U. III, 77 ff. auf- gestellte bebauptung, daß die vor den suffixen erscheinenden vocale «, e, o {Gvyä-rrjQ, yste-ri'iQ, *o/w'-qj*«t) mit sankritischem i (duhi-tdr-, jani-tdr-, vgl. jani-syäti) identisch seien. In seiner an- zeige des genannten buches (Gott. gel. anz. 1881 1418 ff.) war Fick auf die hier beregte frage eingegangen und hatte versucht Ord- nung in den Wirrwarr zu bringen. Brugmann brauchte diesen versuch nicht für gelungen zu erachten , aber er mußte ihn er-

Nr. 1. 1. Grammatik. 7

wähnen. § 17 heißt es : „kein hiatus im wortinnern stammt als solcher aus der indogermanischen Ursprache". In KZ. XXIV, 304 anm. schreibt J. Schmidt: „wichtig ist dabei, .... daß das älteste griechisch nirgend hiatus zeigt", und führt diesen wichtigen satz KZ. XXVII, 294 ff. weiter aus. Schmidts name fehlt. § 35 adoptiert Brugmann die Collitz'sche Umschreibung derjenigen gutturale, welche bei den Südeuropäeru und Germauen als q- laute auftreten; er theilt auch die von Collitz Beiträge III, 190 mit unrecht verfochtene anschauung, welche in den ge- nannten ^-lauten ursprachliche g-laute erblickt ; er spricht ferner davon, daß diese g-laute im griechischen vor palatalen vocalen zu dentalen werden gleichwohl sucht man Collitz's arbeit ver- geblich unter der am Schlüsse des § verzeichneten litteratur. § 23 fehlt hinter korkyräisch ßuyvafttroi,' Bezzenbergers name (Beiträge III, 136). Desgleichen § 38, wo Brugmann über den werth des durch ti und aa dargestellten lautes gerade so urtheilt wie Bezzenberger (Beiträge VII, 62 note 4); und § 54 unter der litteratur über epenthese (Beiträge III, 160 note). § 71 ist von den alten m-stämmen die rede , die im griechischen zu «-stammen geworden sind. Man vergleiche mit Brugmann's aus- führungen diejenigen Bezzenbergers Gott. gel. anz. 1879, 229, und entscheide, ob letztre nicht hätten erwähnt werden sollen. Zwei zuerst vielfach bekämpfte, jetzt allgemein adoptierte an- schauungen werden Scherer entlehnt, jedesmal ohne citat Sche- rer war der erste , der in der dehnuug des stammauslautenden vocals eine bezeichnungsweise des nominativs erkannte (Zur ge- schichte der deutschen spräche 1 316). Brugmann schreibt § 75, 2 kurz: „dehnungsbildung (die vocaldehnung ist indogerma- nisch, ihr Ursprung unklar)". Scherer theilte ferner zuerst sämmt- liche verba ein in verba auf (jetzt -ö) und verba auf -mi (a. a. o. 173). Bei Brugmann § 107 fehlt jeder hinweis dar- auf; der leser erfährt bloß, daß das ö von qt(jo3 „wohl aus o mit einem a-vocale, der personalendung, contrahiert" sei, und er- hält zu seiner belehrung die citate M. TL I, 146 ff., II, 121 f. In den beiden zuletzt angeführten fällen kann man vielleicht ein- wenden, daß diese entdeckungen gemeingut der Wissenschaft ge- worden sind. Allein wo Brugmann's eigene arbeiten gemeingut der Wissenschaft geworden 6ind, wie die über nasalis sonans, werden sie gewissenhaft erwähnt: vgl. § 5, 1 anm. 1. Auch in einer

8 1 . Grammatik. Nr. 1 .

reihe etwas anders gearteter fälle mißt Brugmann mit zweierlei maaß. Brugmann hat zuerst ausgesprochen, daß das ß von att. ßovlonai auf g zurückführe (bei de Saussure, Mein. 265 note 2). Seine ansieht hat sich nur darin eine modification gefallen las- sen müssen, daß die vergleichung mit altindisch guräte, lateinisch grätus aufzugehen sei (Fick , Beiträge VI, 212), Nichts desto weniger citiert sich Brugmann im § 35 , wo er auf att. ßoi'Xo- fiai zu sprechen kommt •, und mit vollem rechte : wer eine neue idee auf die bahn bringt, dessen name ist auch dann zu erwäh- nen, wenn dieselbe besser , als er es vermochte, begründet wer- den kann. Aber wenn ein andrer in den fall kommt , in dem wir Brugmann eben gesehen haben , verfährt Brugmann gegen ihn nicht immer so gerecht wie gegen sich selber : er nennt da den autor nicht direct sondern nur mittelbar, indem er auf ei- gene oder auf arbeiten seiner gesinnungsgenossen verweist, in de- nen von dem jeweiligen ersten entdecker die rede ist. Der stärkste derartige fall ist mir im § 68 aufgestoßen. In einer seiner letzten arbeiten hat Benfey den gedanken ausgeführt , daß der ursprüngliche accent der griechischen präpositionen in der ana- strophe erhalten sei (Nachrichten von der Göttinger gesellschaft der Wissenschaften 1878, 1 65 ff.). Unter der bei Brugmann p. 50 ver- zeichneten litteratur ist Benfey's name nicht zu finden ; dafür ist auf Bloomfield, Amer. Journ. of Philol. IV, 21 ff. verwiesen, wo Benfey gewürdigt wird. Wie viele leute sind in der läge Bloom- fields abhandlung zu lesen und sich daraus zu belehren, wem sie die erkenntnis der wahren betonung der griechischen präpo- sitionen verdanken?3) § 72 heißt es: „wenn in 0^//-/xe?,

3) Im hin blicke auf G. Meyer Zeitschrift für österr. gymn. 1884, p. 27 f. bemerke ich folgendes. Der grundgedanke der Benfey'schen arbeit ist allerdings bereits 1876 von Scholl (Acta Soc. Lips. VI, 65) publiciert, so daß man, wenn als autor einer idee derjenige zu gelten hat, der sie zuerst durch den druck bekannt macht, Scholl die ehre zusprechen muß, die ich Benfey zugesprochen habe. Benfey's schüler freilich haben durch Scholl nichts neues erfahren : im dezember 1875 habe ich in Benfey's Vorlesung genau das gehört, was Benfey im fe- bruar 1878 hat drucken lassen. Auf keinen füll aber ist G. Meyer mit der publication des gleichen gedankens (KZ. XXIV, 3. heft, p. 238) Benfey zuvorgekommen, wie er meint. Meyers aufsatz ist datiert vom juni 1877; Benfey's artikel ist einem hefte entnommen, das im winter 1875/76 zum letzten male benutzt wurde. Das oben erwähnte heft der Kuhnschen Zeitschrift ist am 8. august 1878 auf die hiesige biblio- thek gekommen; die nummer der Nacbricbten, die Benfey's aufsatz brachte, ist am 27. februar 1878 ausgegeben.

Nr. 1. 1. Grammatik. 9

TQ)%ci-t}i£g ein schwacher stamm pm = ai. vig-, abaktr. via ... . steckt (Osthoff, M. U. IV, 209 f.)". Diese annähme stammt nicht von Osthofij sondern von Fick (Beiträge III, 168 f.); gleichzei- tig mit Fick hat Saussure über zot^dixBg das gleiche gelehrt (Mem. 69). Aber Osthoff hat a. a. o., wenigstens für rp^a'^fff» sich auf Fick berufen. § 108 (p. 74) steht: „in einem theil der tempora hat -fini älteres *«* (ai. -e) verdrängt, z. b. im ind. perf. wie riTvy/jni, vgl. ai. tutude = latein. tutudt, abulg. vede (Osthoff Zur gesch. des perf. 191)". Hinter der gleichung alt- ind. tutude = latein. tutudt ist jedenfalls Ficks name übergan- gen. Fick hat ein jähr vor Osthoff, Gott. gel. anz. 1883, 589 ff., die genannte gleichung ausgesprochen, und Osthoff hat in einem polemischen excurse seines buches auf Ficks Vorgang hingewie- sen. Ich habe zur zeit keine gelegenheit zu constatieren , ob Brugmann's citat auf eben jenen excurs hindeutet, so daß Fick mit citiert wäre, oder ob an der stelle des Osthoff'schen buches von Fick nicht' die rede, Ficks name von Brugmann also ganz hintangestellt worden ist.

Es mag sein , daß in einigen der namhaft gemachten fälle ein einfaches versehen Brugmann's vorliegt, über das kein ver- ständiger sich aufhalten wird. Für alle reicht indes diese ent- schuldigung nicht aus. Ich kann mich des eindrucks nicht er- wehren, daß Brugmann in der begeisterung für die sache , die er verficht, schon so einseitig geworden ist, daß er sich der quelle, aus der eine neue Wahrheit geflossen ist, nur dann ganz deutlich erinnert, wenn sie einen junggrammatischen namen führt: fortschritt und junggrammatische arbeit fällt für ihn fast schon ganz zusammen.

Seine einseitigkeit verräth Brugmann auch dadurch, daß er den aufstellungen der gegner gegenüber sich skeptischer verhält, als seinen eigenen und den hypothesen seiner freunde gegenüber. Man beachte folgendes. Drei gelehrte sind unabhängig von ein- ander auf den gedanken gekommen, daß indogermanisches o vo- cal des nachtons sei', nachdem G. Meyer in e richtig den vocal des haupttons erkannt hatte: Mahlow (Die langen vocalep. 161; erschienen 1879); Fick (Gott. gel. anz. 1880, 421 ff.)4); Möller

4) Seine ansieht über die Stellung des o hatte mir Fick übrigens schon im herbste 1878 mitgetheilt.

10 1. Grammatik. Nr. 1.

(Paul -Braune VIT, 492 ff; april 1880). Man wird hierin eine gewähr für die richtigkeit der beobachtung erblicken dürfen. Brugmann aber urtheilt anders (p. 20) : „wie sich die e- und die o- stufe zu einander verhalten, darüber sind zur zeit erst unsi- chere vermuthungen möglich". Diese reserve in einem hand- buche würde zu loben sein, wenn sie überall gleich geübt wäre. Aber dem ist nicht so. P. 16 wird die hypothese aufgestellt, der spiritus asper in ino, vneg, vögoq deute auf Übergang von anlautendem u in zu- im urgriechischen. P. 27 ist von Osthoff's „glaubhafter ermittelung" der „nebentonigen und der tonlosen tiefstufenform" und damit von einem buche die rede (M. U. IV), welches zwar reichhaltige, freilich nur mit vorsieht zu benutzende, Sammlungen , in der hauptsache aber lediglich eine durch ver- muthungen gestützte vermuthung über das Verhältnis von i, ü zu deren kürzen gebracht hat, die Saussure's bekannte theorie umstoßen soll. § 43 wird Osthoffs erklärung von griechischem fiiiinuai wiederholt, iakw^ui soll ein denominativum von einem nomen *^i« (aus*^i«) sein und eigentlich bedeuten: „suche mir ein weib". Das adjeetivum verbale zu (uraiftai heißt ^»j/oro'i'-, es müßte *^»^7o's' lauten, wenn fivuafAai ein verbum wie zt- fxäa wäre.

Hiermit meine ich den Vorwurf der Parteilichkeit, den ich gegen Brugmann's buch erhoben, begründet zu haben, und trete nun dem inhalte desselben näher.

Die junggrammatische schule 5) läßt sich bei ihren arbeiten von dem grundsatze leiten, daß die lautgesetze an sich ausnahms- los sind. Was hiermit gemeint ist, formuliert Brugmann p. 7 dahin : „wenn innerhalb eines einheitlichen dialektes in einem gewissen Zeitpunkte eine lautbewegung aufkommt, so werden alle Wörter, in denen der laut unter gleichen bedingungen vorliegt, gleichmäßig von der lautbewegung berührt". Stellt sich eine ausnähme ein und ergibt die Untersuchung , daß die ausnähme keine scheinbare ist, d. h. daß in dem betreffenden worte wirk- lich der gleiche laut unter den gleichen bedingungen vorgelegen

5) Wenn im folgenden von fehlem innerhalb der junggrammatischen methode die rede ist, 80 sind unter „Junggrammatikern" die heraus- geber der Morphologischen Untersuchungen zu verstehn. Daß ich von einem manne wie Paul noch immer gelernt und gerne gelernt habe, wird aus meinen anderweitigen arbeiten zu entnehmen sein.

Nr. 1. 1. Grammatik. 11

hat, so muß man die ausnähme dies ist der zweite grund- satz als analogiebildung zu begreifen suchen.

Man kann das ohne weiteres als richtig zugeben ; dennoch wird man damit noch kein Junggrammatiker. Was den unter- schied ausmacht, sind nicht die principien sondern die anwen- dung der principien. Vortrefflich bemerkt J. Schmidt : „der Sprachforscher hat überall zuerst das gesetz festzustellen und erst in zweiter linie zu ermitteln, wie dessen Wirkungen von falschen analogieen durchkreuzt werden. Theoretisch sind hiermit auch die Junggrammatiker einverstanden . . . . Inder praxis aber gehen unsere wege vielfach aus einander" (KZ. XXVI, 330). Ich will nun an einigen beispielen zeigen , wie Brugmann lediglich da- durch, daß er nicbt bemübt war „das gesetz festzustellen'1, resp. vorschnell gesetze festgestellt bat, zu der annähme falscher ana- logiebildung verleitet worden ist.

1. Brugmann stellt § 6 die regel auf: indogermanisches i = griechisches l. Er belegt dieselbe u. a. mit „hom. m'll^, ßXo- öVQwniti, vgl. ai. nadi'sa 6) Es hat seine fruchte getragen, daß Brugmann das l dieser indischen kategorie mit einem griechischen langen i gleich gesetzt hat. Denn nun ist erstens die gleichung sanskr. pdtni, pätnim = griech. nnrvta, nörvtav nicht mehr mög- lich; dies griechische paradigma muß durch eine analogische er- klärung verdeutlicht werden, die alle paar jähre wechselt. Vor sechs jahren (M. U. II, 209) hatte Brugmann folgendes gelehrt. Anden stamm *k$iti- = sanskr. pdtni- trat zunächst im vocativ sg. nach der analogie von vvfixjia. ein a an. So entstand nörvia, ein vocativ. Da vocativ und nomin ativ der form nach häufig zusammenfielen, wurde ncnna auch als nominativ gebraucht. Das •führte dann zur bildung des accusativs nörridr. Heute ist es nun Brugmann wahrscheinlich 70), daß umgekehrt noivmv das muster für nun ta abgegeben habe. Die accusativendung -tut vergleiche sich der indischen endung -tarn in vedisch sta- riam. Der nom. sg. von stariam heißt im veda stari'-s, während griech. nötna durch sanskr. pdtni, nicht *pätni-s, reflectiert wird. Also ist nÖTnat selbst wieder eine analogiebildung, da indischem

6) Woher Brugmann diesen nominativ sg. hat , gibt er nicht an. Was die Schreibungen nadls, svädus, bharBs, acvais, yäus anlangt, so hätte eine erläuterung derselben gegeben werden sollen. Man kann von studenten, die ein handbuch benutzen, nicbt voraussetzen, daß sie mit allen modernen entdeckungen schon bekannt geworden sind.

12 1. Grammatik. Nr. 1.

patnim nach Brugmann ja *nöiti-v zu entsprechen hätte. Die- sen übergriff in die andere kategorie motiviert Brugmann mit keinem worte ; er deutet nicht einmal an, daß ein übergriff statt gefunden. Zweitens, wenn nöllg langes i hat, sind die formen nom. nn)u<>', gen., nöXtog , noXtjog, dativ nöX?]^ noXet, nom. plur. nöletg aualogiebildungen. In der that schreckt Brugmann vor dieser annähme nicht zurück. Vgl. § 70: „die ursprüngliche declinationsverschiedenheit der l- und ei-stämme ist vielfach durch formübertragungen verwischt worden, so z. b. nollt;, n6Xti$ (statt noXli;, 77('i/.ie^) nach ßüolg, ßäasii;, umgekehrt ßäaiog nach aoXiog", § 79: „altatt. noXsog ist neubildung nach yvöEog". § 82 wird no).jji als analogiebildung bezeichnet; § 86 nöXsit,'.

Ehe man Brugmann in all diesen behauptungen recht gibt, hat man zu fragen : ist es denn bewiesen, daß das indische l in nadi u. s. f. im griechischen durch l reflectiert wird?

Das einzige griechische wort mit angeblich langem i, wel- chem ein entsprechendes sanskritwort zur seite steht, ist noXig- Die vergleichung desselben mit sanskr. puri ist zwar nicht ohne bedenken, da man wegen des o und wegen nrtXtö* * to ovXXiytadai bei Hesych. auch daran denken kann Verwandtschaft mit latein. colere, inguülnus zu vermuthen (vgl. TiöXi-fiog, nTcXsfxos zu latein. percellere?). Indes sie soll gelten. M. U. II, 196 war Brug- mann noch so vorsichtig gewesen wegen altindisch puri- neben puri- einen stamm noXl- neben nöii- anzuerkennen; heute läßt er nur noch nöll- gelten. Um so schärfer werden wir die zeu- gen zu prüfen haben, die Brugmann für sein nöll- sprechen läßt. Es sind deren zwei : erstens die homerischen gedichte, durch welche die länge metrisch gesichert werde ; zweitens die ablei- tung nolirti^. Beide sind werthlos. Die länge des i von a6Xisf nöXiv folgt aus Homer nur für den, der die resultate des ersten heftes von Harteis Homerischen Studien kritiklos acceptiert und vor einem satze nicht zurückschreckt, wie ihn G. Meyer (Griech. gramm. p. 274) gewagt hat: „Homer hat, immer in der arsis, noXig nöXlv nt/ilv n^tlv cir &oi(tir tf&Qit, vocativ Qt'ii, wovon z. b. nöXiq n(j7j^m unzweifelhaft ursprüngliches l hatten". An- dere werden daraus, daß Homer in der Senkung nur nöXlv, fii\- t[v , ol* , dagegen iffv* mißt, den schluß ziehen, daß die länge von noXiq u. s. f. keine grammatische sondern eine durch die hebung bedingte metrische länge sei. Zu diesen andern bekennt

Nr. 1. 1. Grammatik. 13

sich halb und halb auch Brugmann , der § 82 schreibt : „wenn das l in homer. nartpi, vneopsyii u. s. w. (Hartel, Homer, stud. I2, 56 ff.) nicht bloß metrische lärigung ist". Man hat daber ein recht hinter „homer. noXi'-g" einzuschalten: „wenn das l nicht bloß metrische längung ist", somit diesem Zeugnisse den glau- ben zu versagen. Zweites zeugnis: noXt'-rrjg. Folgt aus der länge des t von nolinjg irgend etwas für die länge des t in nö- Xig, so ergibt sich aus I8ic6rqg mit Sicherheit ein nominativ *l8icog. Woher die dehnung in den abgeleiteten nominibus auf -tag kommt , weiß ich nicht. Wäre ich Junggrammatiker , so würde ich folgende hypothese für plausibel halten. Als - rüg an eine reihe von stammen auf langen vocal getreten war (ai^itjti^g^ xoQwiJTrjg), bildete sich das gefühl heraus, dem -rüg müßte stets ein langer vocal vorausgehn ; „die verleiblichung dieser psychi- schen bewegung" (Brugmann, M. U. III, 72) ergab dann dyooiw- Ttjg neben Innörijg und noll itjg für altes *noliTrig. So aber steht für mich nur fest, daß das i von noll'ttjg die gleiche be- gründung fordert wie das eo von Idimzrjg und daß noXl'trjg nur in dem sinne einen stamm m'.Xl- gewährt, in welchem wir aus ldico77]g einen stamm I8C03- erschließen.

Ein griechisches ncXl-g ist also durch Brugmann nicht be- wiesen. Das ist aber das einzige wort, dessen * man mit einem indischen l in gleicher läge zusammenbringen kann. Mit den son- stigen beispielen, die Brugmann M. U. II, 196 und in dem vor- liegenden buche für seine gleichung anführt, ist gar nichts an- zufangen. Mit ßXoavQcönig nichts, weil diese messung von -conig singulär dasteht (A 36 ßXoavuünlg tOTtyävmio). Mit i'jvir nichts, weil das wort etymologisch dunkel und vielleicht nach dem bei Theo- krit XXVIII, 13 hergestellten avioemt mit Fick hviv zu lesen ist. Mit oQiid-, xtrjftiö- nichts, weil die dehnung des 1 mit der ab- leitung zusammenhängen kann. Das 1 von bong mißt bei Ho- mer kurz Sl 219 ogvig iri nsyäooioi, ferner M 218 Tocaoiv od' ontig intjX&s nach den besten handschriften (Aristarch: ogng qXde). Daraus geht doch wohl hervor, daß dem ^-stamme die kürze zukommt, die länge erst in der erweiterung entsteht , der nominativ bong also *ögtld g vertritt. Daß die länge des i in die- sen Wörtern über das griechische hinausreiche, läßt sich in kei- nem falle erweisen.

Mit der gleichung altindisch puri'- = griechisch nokl- stürzt

14 1. Grammatik. Nr. 1.

zusammen, was Brugmann über die declination von noXtg wie über die entstehung des paradigmas n&ivta, nöiviav gelehrt hat. Was dies letztere anlangt, so ist zuzugeben, daß die gleichset- zung der lautgruppe griech. i& mit sanskr. I wegen der übrigen sprachen Schwierigkeiten macht. Ich halte es aber für ersprieß- licher hier vor der hand mein nichtwissen zu bekennen, als auf grund verfehlter lautvergleichungen unbeweisbare analogiebildun- gen zu statuieren.

2. Im § 13 7) stellt Brugmann den satz auf, sv werde im griechischen im anlaute zu h, im inlaute zu ao, o. Nun wider- sprechen dem ersten theile des satzes die angeblich mit ahd. suuellan, suuinan, sanskr. svdr verwandten Wörter oü\o±', oi'iofjat, 2t tg Brugmann glaubt den Widerspruch dadurch beseitigen zu können, daß er das o mit Osthoff als aus dem satzinlaute über- tragen betrachtet: ßäXoi;, al'tcpiai, Zsio wurden aus Verbindun- gen wie h-aalog , ix-JZaoöi; , s-atvöftrjv , in denen das alte sv ja inlautend war, entnommen. Darüber ließe sich erst dann reden, wenn es sicher wäre , daß altes sv im griechischen inlaute zu ao, o würde. Brugmann hat den fehler begangen diese her- kömmliche lehre in sein buch herüber zu nehmen: mit ihr fällt auch das, was man auf sie gebaut hat 8). Ich stelle ihr die lehre entgegen : vorgriech. sv wird im griechischen inlaute nicht ao, o, sondern fällt aus. Wir haben hierfür ein ganz sicheres beispiel : nicht die gleichung sanskr. dhisvä = griech. dto , der Wacker- nagel KZ. XXV, 273 die attische contraction &ov entgegenhält; sondern das wort ins pfeil , welches Brugmann früher (Curtius Stud. IV, 170) richtig aus *j0po$ (sanskr. isu-) gedeutet hat. Vermuthlich hat Brugmann sich durch Osthoff M. U. IV, 186

7) Beiläufig bemerke ich, daß die in diesem § gegebene verglei- cbung von griech. tkxw mit lit. welkt), falsch ist. Griech. tkxio gehört zu den vonFröhde (KZ. XXII, 268) zusammengebrachten latein. sulcits, ags. sulh.

8) Der an laut a im griech. ist die schwierigste ecke des griechi- schen consonantismus. Die oben mitgetheilten etymologien halte ich alle für unzutreffend. Für cälog, oivo/uca weiß ich vorerst keinen rath; 2ti(j führe ich auf tvesr- zurück und finde tves in lit. twiskii (glänze) wieder. Daß das i von üciskü zur e- reihe gehört, beweist das a von twasku , das nach Nesselmann bei Szyrwid vorkommt. Das vor dem Sibilanten erscheinende k des ebenfalls bei Szyrwid gebrauchten twak- styti (Bezzenberger, Lit. forsch. 191) kann nach Bezzenberger, Zur ge- schichte der litauischen spräche 82 note beurtheilt werden. Aus tv ist vielleicht auch das a in adog awg entstanden : Kögel vergleicht an- sprechend goth. pwastifia festigkeit (Paul-Braune VII, 191).

Nr. 1. 1. Grammatik. > ^ 15

dazu bewegen lassen seine alte ansieht aufzugeben. Allein Ost- hoff ist a. a. o. von der Voraussetzung ausgegangen, inlautendes sv werde zu aa, a und diese ist nur mangelhaft begründet. Man beruft sich für sie auch Brugmann auf "aßitg , 'taog aus ^ic-ng und arkadisch rjuiaam. neben rjpttavg. Prüfen wir diese bausteine! Die vergleichung von griech. ptapn^ mit sanskr. visu ist keine zwingende, da die bedeutung des adverbs visu9) („nach beiden nach verschiedenen seiten") mit der des grie- chischen adjeetivs sich nur gezwungen deckt. Bei Homer steht rftdtrai, fpeiaaro im lebendigen gebrauche; desgleichen gibt es viele nomina auf -po, die hinsichtlich des suffixes bei einer neu- bildung zum muster dienen konnten. Wie üsa^öi;, nafArj zu fteü-y 68-, so pCapog zu pid-10). Das <7 von jjfjiiavg soll aus den casus stammen , in welchen a unmittelbar vor p zu stehn kam , und aus aa vereinfacht sein ; für die doppelconsonanz soll arkad. rjulnaoi zeugen, das nach Osthoff M. U. IV, 187 mit avest. thrisva , catrusva ganz suffixgleich ist (s. Ascoli, Krit. stud. 339). Allein wenn >]/jiavg für *iqfMaav^ steht, warum ist auf dem münz- vertrage Sammlung no. 213, auf dem doppelconsonanz abgesehen von dem einen fiqvvsm peinlich genau geschrieben wird, zweimal alfiiaecor geschrieben ? Auch bei Homer was im zusammen- hange mit der zuerst erwähnten thatsache von bedeutung ist niemals die länge der zweiten silbe bezeugt ? Der gleiche ein- wand trifft die erklärung des a aus np, die noch A. Müller, De 2 Litera in lingua graeca inter vocales posita p. 68 für mög- lich gehalten hat. Doppeltes a steht allerdings in riptlaaoi ; aber mit diesem aa kann es die gleiche bewandtnis haben wie mit dem xx von nelsxxcoi (TV 612) etc. ntltxvg = sanskr. paragusist in einem einzelnen dialekte, nicht urgriechisch wie das wort für „pfeil", in die o-declination hinübergeführt, wobei v zum consonanten

9) Mit sanskr. visu will Ostboff M. U. IV, 186 auch griech. log, ein, zusammenbringen. Gegen J. Schmidts gleichsetzung von homer. ia mit goth. si wendet er ein, Schmidt vernachlässige ,,die digamma- spuren an den zwei stellen I 319, * 569, in einer formelhaften Wen- dung", wozu leicht noch A 174 durch änderung in ?ä$ dt Ijj komme. Aber sieben homerische stellen (| 435, J 437 , Z 422, N 354, n 173, X 477, Sl 496) zeugen gegen digamma : will man ändern (vgl. aber La Roche zu «f» 569), so müssen gerade jene zwei ersten stellen fallen.

10) Böotisch xo/tUTTa/utvoi Sammlung 712 beweist nicht, daß urgr. *pidafos böot. *fijTo$ ergeben hätte. In der folge dental + ff + con- sonant assimiliert sich der dental schon urgriechisch, da die folge von drei consonanten, deren mittlerer a ist, verpönt war.;

16 1. Grammatik. Nr. 1.

und der neue consonant an» = altindisch g assimiliert wurde. Wurde Sjutavg zum o- stamme, so mußte sein -ov- das gleiche Schicksal hahen , wie das -xi>- von nfkixvg. Aus dem «x von ntlixxcoi , TieXexMjöe etc. hat noch niemand den Schluß gezogen, daß ursprachliches k*v im griechischen zu xx werde; eben-darum kann auch das aa von ijfiiaaot für das Schicksal von ursprach- lichem sv nichts entscheiden. Woher das a von rifiiavg stammt, läßt sich nicht eher sagen , als wir eine anzahl alter dorischer inschriften haben, die uns über das geschick von ursprachlichem tu im dorischen aufklären. Vorläufig bleibt die herkunft des a dunkel ; sicher ist aber, daß es keine alte doppelconsonanz ver- treten, also auch nicht für sv stehn kann.

3. Brugmann entscheidet sich nach dem vorgange Osthoffs dafür, daß die von ihm entdeckte „nasalis sonans" unter dem hochtone eine andere gestalt habe als in anderer läge. Ich .will nicht fragen, warum der sonant n zwei gestalten haben soll, die mit ihm auf gleicher stufe liegenden sonanten r und l nur eine : alle aprioristischen erwägungen sollen unterdrückt, nur die thatsachen sollen gehört werden. Brugmann bringt § 21 drei thatsachen bei ; gewiß die besten , die er bei der hand hatte. Erstens hom. ion. saat aus ^saarzi; indogermanische urform *s-nti, daraus sanskr. sdnti, osk. set, umbr. sent, goth. sind. Das ivil der Nordgriechen und Dorer, das dal Homers und der At- tiker räumt Brugmann §112 ohne mühe hinweg: sie stehn „für uvti mit e nach den übrigen formen des indicativ, vielleicht zu- gleich nach Tt'öiiTi". Daß es glaubhaft sei, daß zwischen osk. set, umbr. sent, goth. sind und urgriech. iv7i nur scheinbar ein Zusammenhang bestehe, wie man annehmen muß, wenn £vt) erst für *ävu eingetreten sein soll, wird niemand finden. Viel ein- facher wäre es urgriech. ivtl als die lautgesetzliche , eaai als analogiebildung zu betrachten, welche zu ?/a , Hag, sa vollzogen wäre ; als griechische form der „nasalis sonans im hochtone" hätte dann tv, nicht «;, zu gelten. Es muß ein triftiger grund gewesen sein, der Brugmann abgehalten hat diese einfachere auffassung zu empfehlen : offenbar muß derselbe bei erörterung der übrigen beispiele zu tage kommen. Diese sind elisch avrtav = att. civrehv , und griech. emä = sanskr. saptö. Ich werde hernach unter 5. zeigen, daß elisch -uv nach Brugmann's eigener lehre als Umwandlung von -sv angesehen werden darf, mithin

Nr 1. 1. Grammatik. 17

eher gegen als für Brugmann zeugt. Bleibt also noch mtä. = sanskr. saptd. Warum nicht *sntuv , warum nicht sanskr. *sap- täm? Antwort 101): „enzü entweder für *enta = ai. säpta d.i. *septm nach der analogie von Imä (Osthoff M. U. I, 97 ff.) oder für smäv *septm in anlehnung an den auslaut von svvia, fig'x« ; die letztere auffassung verdient den vorzug". Brug- mann's drittes beispiel gründet sich also lediglich auf den glau- ben des lesers ; ohne spur eines beweises wird angenommen ,1) daß griech. hmä eine Veränderung von *i>nräi> sei; 2) daß den anlaß zu dieser Veränderung und das muster für die neu- bildung die gestalt nicht etwa der benachbarten Zahlwörter sechs und acht (vgl. etwa elisch onim Röhl no. 121 nach imä), son- dern der benennungen von neun und zehn abgegeben habe. Die erste annähme involviert die weitere , daß auch sanskr. saptd für *saptäm stehe ; woraus folgt, daß zwischen sanskr. saptd und griech. inrä so wenig wie zwischen sanskr. sdnti und griech. evtl ein directer Zusammenhang walten kann. Ich hofie Brug- mann nicht zu nahe zu treten, wenn ich behaupte, daß das bei dieser gelegenheit von ihm eingeschlagene verfahren das umkehrt, was bisher als wissenschaftliche methode gegolten hat : die Laut- gesetze werden nicht mehr durch möglichst vollständige induction aus den sprachlichen thatsachen gewonnen, sondern die lautgesetze stehn a priori fest und die thatsachen, so viele ihrer man gerade bei der band hat , müssen sich beugen. Wer die gleichung sanskr. saptd = griech. smü ohne Voreingenommenheit betrachtet, den lehrt sie, daß „nasalis sonans" im hochtone genau so re- flectiert wird , wie unbetonte „nasalis sonans" (sanskr. nä'ma, griech. inofA.a, latein. nömen) , also im griechischen durch a ver- treten ist. Diese erfahrung deckt sich mit der, welche wir an den mit n gleichstehenden sonanten r und l machen: sanskr. vfJcas = goth. wulfs so gut wie sanskr. vavrtus = waurfiun. Steht nun fest, daß sanskr. saptd, griech. e/izä die lautgesetzlichen nachkommen von indogerman. septni sind , so können sanskr. sdnti, homer. ion. säai ebenfalls nicht so aufgefaßt werden , wie Brugmann thut : indogerman. s-nti hätte sanskr. *sdti , urgriech. *uti ergeben. Die indogermanische Urform folgt mit nothwen- digkeit aus der Übereinstimmung von sanskr. sdnti, nordgriech. dorisch in), goth. sind: daß sie se-nti zu lauten habe, ist von Fick (Gott. gel. anz. 1880, 421) und ohne rücksicht hierauf Philol. Anz. XVI. 2

18 1. Grammatik. Nr. 1.

von Kögel (Paul - Braune VIII, 105) ausgesprochen worden. Brugmann wird mit der trennung se-nti nicht einverstanden sein. Allerdings setzt dieselbe voraus, daß man neben es und s noch einen stamm s4, wie neben ei und i noch einen stamm je (er- halten in sanskr. ydnti) anerkennt. Ich sehe aber nicht, wie man sich , ohne den thatsachen gewalt anzuthun ? dieser forde- rung entziehen will.

4. Brugmann erkennt gelegentlich so § 6 durch die Schreibung fjttrsi (= sanskr. mänasi) selbst an, daß bei Ho- mer die vorgriechischen Verbindungen am, eai, qoi zu a'i, ei, ol\ noch nicht zu diphthongen geworden sind. An andern stellen misachtet er dieses wichtige gesetz. Schon M. U. I, 173 ff. hat er die vermuthung aufgestellt, cf toste sei aus indogermani- schem bheresi so entstanden, daß an das lautgesetzlich entwickelte *cps'(jüi ein analogisches g getreten sei. Von Collitz (Anz. f. d. alt. V, 342) ist bereits darauf hingewiesen worden, daß man dann bei Homer noch *cpt>Qe'ig antreffen müsse. Dieser einwand wird von Brugmann ignoriert: § 107 wird die alte hypothese wieder vorgetragen, allerdings mit einem „vielleicht" eingeführt. Daß Brugmann bei Homer slg gelten läßt, obwohl es längst von Nauck überall durch «W ersetzt worden ist, zeigt ebenfalls, wie wenig er jenem gesetze rechnung getragen hat. Wer ferner bei Homer (iriti schreibt, der darf von «ni unmöglich annehmen, daß die form dativ-locativ eines o-stammes sei. Denn nach M. U. III, 98 haben wir „kein recht zu der annähme , derselbe laut könne unter ganz denselben bedingungen in verschiedenen Wör- tern verschiedene lautmechanische behandlung erfahren", alptt ist, wie schon der accent lehrt, ein locativ wie nurdij/itC, dfut^i osk. terei. Auch das ist nicht richtig, daß tl/jsi aus *tc>-i-fitv entstanden ist, wie § 6 und sonst angegeben wird. Aus welcher homerischen stelle ergibt sich die dreisylbigkeit der 3. pl. eht ? Der gegensatz zwischen dreisylbigem (te-rei und zweisylbigem eh* lehrt, daß in der letzteren form ein inlautendes o nie vorhanden gewesen ist. Aus *Hi/m = latein, slwus istf?//^», mit herübernahme des i aus den starken formen, entstanden, nicht aus *ia-i*psr.

5. Ich bespreche noch, was § 107 über die entstehung von thr und von epsgotev gelehrt wird. Auch hier hat Brugmann zu der analogischen erklärung seine Zuflucht genommen , ohne darnach gefragt zu haben , ob nicht eine „organische" möglich

Nr. 1. 1. Grammatik. 19

sei. Als ursprüngliche endung der dritten plur. optat. betrachtet Brugmann in der ww'-conjugation -nt, in der ö-conjugation -#i. Nachkomme von -y,t ist, wie oben gezeigt, nach Brugmann griech. -«*t ; nachkomme von -y,t griech. -nr. Im griechischen auslaute fällt r ab : folglich sind die urgriechischen formen der dritten plur. optativi *elui und *q<£goi<t. Die form *el,ai> erkennt Brug- mann, ganz wie G. Meyer § 584, in elisch avtiav (Röhl no. 110) wieder ; sie eben ist Brugmann's zweiter beleg für die gestaltung der hochtonigen nasalis sonans im griechischen (siehe oben p. 16). Nach *tlav sei dann, vermuthet Brugmann weiter, *q£ooia zu *cpp(>oiav umgestaltet. Auch diese form gewähre das elische: anoTiPoiav auf der gleichen inschrift. Endlich sei in folge „qualitativer an- lehnung an das // von tu/r oder .... assimilation an das s der schlußsilbe von el-usi, f/-7*" das alte ztar zu shv ge- wandelt und nach thv auch jenes qJgoiav umgestaltet worden. Die Junggrammatiker rühmen sich gerne der strenge ihrer methode. Nicht immer mit recht. Abgesehen davon, daß es überhaupt ein fragwürdiges unternehmen ist in Sachen des urgriechischen vocalismus etwas mit einem dialekte entscheiden zu wollen , dessen vocale sich in andern fällen von denen des urgriechischen anerkanntermaßen recht weit entfernt haben, be- richtet Brugmann § 8 noch ausdrücklich, im elischen sei s „sehr offen" gesprochen worden, indem er sich auf inschriftliches evaa- ßsoi, (xctnf.yas , yvcöftav = yv&fj'sv (von Blaß Samml. no. 1150 jetzt anders erklärt), unter andern beispielen also auf ein wort beruft, in welchem £ vor auslautendem * als a erscheint ; nichts desto weniger hält er § 107 elisch sav , zCvoiav für älter als nei> , tt- toisr. Das £ von ?hv soll möglicher weise auf „qualitativer anlehnung an das // von ürjt" beruhen; da auf der elischen inschrift fit für sttj steht, warum soll nicht das a von mv, ritotav auf „qualitativer anlehnung" an das a von elisch sav, 'iag , sa beruhen? So lassen sich Brugmanns aufstellungen aus dem glei- chen handbuche widerlegen , welches sie vorträgt. Der Wahr- heit über utr und tfegoiev war Brugmann früher M. U. III, 65 ganz nahe gekommen; er hätte sich nicht von Osthoff M.U.IV, 291 ff. dazu verleiten lassen sollen die dortigen ausführungen zurückzunehmen. Richtig hatte er a. a. o. geschrieben : „Osj£v(t)zvl &eCt]i> wie fqaier^r) zu kfürtjr, ueioi d. i. *asvri zu ürj/xt". Mit dem einzigen unterschiede , daß ich als indogermanische Urform

2*

20 1. Grammatik. Nr. 1.

nicht 8-ie-nt sondern si-e'-nt ansetze, weil mir eben diese aceen- tuation begreiflich werden läßt , warum hier ie als ie (griech. eltr, latein. sient) erhalten , in den formen aber , welche unzwei- deutig das personalsufnx betonen, zu i reduciert ist11), pflichte ich den dort gegebenen ausführungen bei.

Nicht die principien, die anwendung der principien scheidet die Junggrammatiker von den grammatikern ohne weitern zusatz. Die beigebrachten beispiele haben gezeigt, daß Brugmann laut- gesetze aufstellt , die sich nicht bewähren ; daß er lautgesetze nicht beachtet, die andere , ja er selber , aufgestellt haben ; daß er außer acht läßt, daß es möglicher weise viele lautgesetze gibt, die wir noch nicht kennen. Er ist darum fortwährend in der läge analogiebildungen zu statuieren, wo andere die Wirkung von lautgesetzen erweisen können oder sich vorläufig damit be- gnügen sie zu vermuthen. Wer sich bemühen wollte die geschichte der griechischen formen, wie sie Brugmann vorträgt, in den köpf zu bringen, der würde, wenn es ihm gelänge, eben so viele un- beweisbare oder unrichtige hypotheseu als erkannte Wahrheiten bei sich beherbergen ; wahrscheinlich aber würde er das loos des Strepsiades zu tragen haben , von dem Sokrates in den Wolken klagt: fntXiXi^tui kq\v itadsiv.

Die quelle einer reihe unrichtiger angaben wäre hiermit in der junggrammatischen methode aufgedeckt. Ich gedachte an diesen nachweis noch eine kritik der §§ 6 13 zu fügen. Die meisten ausführungen muß ich für eine andere gelegenheit zu- rücklegen. Zwei punkte will ich aber noch zur spräche bringen, weil auch sie zeigen , wie schnellfertig Brugmann mit der auf- stellung von lautgesetzen ist.

Im § 10 kommt die brennende frage um das lange a zur

spräche. Brugmann schreibt hier folgenden satz : „ob das bei

Homer in der Verbindung mit einem andern vocale auftretende ä

(z. b. ■Oea, 'Egpistäe, * jtfrgtCdäo , Floaetfiaöav), das für unionisch

zu halten (Fick) kein triftiger grund vorliegt, und das ä in att.

aojuar, xagdlä, yevta , otxvü\ ^^«'77«, %o>(jä u. dgl. (ion. ii]<io-

l*ai , xnudhj u. s. w.) unveränderte urgriech. ä sind oder ob

rückverwandlung von offenem e in ä stattgefunden hat, ist noch

unklar". Wir wollen diesen satz einmal genauer prüfen !

11) Folgte der accent, so wurde wohl e zu schwa gekürzt und dieses mit dem vorausgehenden i zu dessen länge contrainert.

Nr. 1. 1. Grammatik 21

Brugmann ist genöthigt bei Homer zweierlei ä zu statuieren. Das eine ist urgriechisch-äolisch und ist überall da anzunehmen, wo nicht ein vokal folgt oder vorhergeht. Das andere tritt in der „Verbindung mit einem andern vocale auf" ; dieses für un- ionisch zu halten ,,Hegt kein triftiger grund vor". Bloß um dieses letztere ä fragt es sich hier. Nach Brugmann ist noch „unentschieden", ob dasselbe aus dem urgriechischen ererbt oder aus ionisch-attischem >j zurückverwandelt ist ; in jedem falle ist das ä dem nächst benachbarten vocale zu danken, der, wie das beispiel Iloßtidi'tcov zeigt, urgriechisch sogar durch digamma von ä geschieden gewesen sein kann. Brugmann räumt hier dem auf ä folgenden vocale eine macht ein, wie sie im attischen dem vorhergehenden sicher zukommt; er berührt sich hierin, ohne es freilich zu sagen, mit Dietrich (KZ. X, 430) und J. Schmidt (Voc. II, 329). Wir wollen nun sehen, ob in der that dieses zweite ä als ein ionisches gerechtfertigt werden kann; nach Brugmann ist es entweder unverändert aus dem urgriechischen überkom- menes «; oder es ist resultat einer rückverwanrllung.

, Trifft die erste möglichkeit das wahre, so gilt die regel : ur- griechisches ä ist im ionischen des Homer als ä erhalten, wenn ein vocal folgt oder vorausgeht. Ich behaupte, daß es eine derartige regel nicht gibt , daß weder der folgende noch der vorausgehende vocal im ionischen die kraft hat ein ä unver- sehrt zu erhalten, daß mithin entweder die zweite möglichkeit zutrifft oder ä überhaupt nicht ionisch ist. Um meine behaup- tung zu beweisen , mache ich mir eine lehre Brugmaun's zu nutzen, welche K.Z. XXIV, 5 f. ausgesprochen ist : „wir haben hier mutter- und tochterform neben einander. In solchen fällen verliert sich die mutterform nach kurzer zeit in der lebendigen Sprache völlig". Noch eine zweite bemerkung Brugmaun's ist wichtig: ,,wenn innerhalb eines einheitlichen dialekts in einem gewissen Zeitpunkte eine lautbewegung aufkommt, so werden alle Wörter, in denen der laut unter gleichen bedingungen vorliegt, gleichmäßig von der lautbewegung berührt" (Handbuch p. 7). Nach dem ersten satze steht es fest, daß eine zeit, die^/rpaöfto und vvuqticot gesprochen hat, '^rgudän und vviufdmv nicht mehr im lebendigen gebrauch gehabt haben kann. Man muß daher, um das vorkommen der doppelform bei dem Ionier Homer be- greiflich zu machen, annehmen, die genetive auf -cco, -ämv seien

22 1. Grammatik. Nr. 1.

einer älteren periode der poesie entnommen, und sich auf deren formelhaften Charakter und -ihre Vorliebe für bestimmte_stellen des verses berufen. Aus dem zweiten satze aber ergibt sich, daß, wenn die Unmöglichkeit dargethan ist das ä der genetive auf -äo , -äcor als ein unverändert vom urgriechischen in das ionische übergeführtes zu betrachten, dann auch über das ä von Xäog, Floßeidäwv u. s. f. das urtheil gesprochen ist.

Nun aber decken sich die ionischen genetive auf -t'mv mit den attischen auf -<ü/, die genitive auf -jm wahrscheinlich, wie ich an anderem orte zeigen will, mit den attischen genetiven auf -ov (ov aus so, dies aus fco). Die endungen -sav und -so? setzen -i'jojv und -ijo voraus. Sind homerisch '<4tQsi8äo , iv/icjdcov ionische formen, welche sich in formein erhalten haben, so fragt man, warum nicht auch die zwischen '^iroetSäo, tv/nyitcuv und 'AjQttÖtcü , rvfiqimv nothwendig vorauszusetzenden mittelglieder *'s47Q£i8ijo, *vviA.cptjmi> in formein sich erhalten haben. Hat man zu der zeit, wo -äo, -a'co» in -?;o, -//an sich gewandelt hatte, keine epischen lieder gesungen, hat man erst wieder gesungen und gesagt, als -i/o, -/jwv zu -ea> und -itav geworden waren? Nirgends auf dem gebiete der Ionier treffen wir gesprochenes -i\o, -rjwv mehr an. Die ältesten lyriker messen -c« und -eW beharrlich einsylbig: bei Archilochos ri'yeco, [Avxtco , " Aqsco, Asmittto, Movat'cor, TtQTtwltKr, rvotcor, ßios'coi. Die Inselioiiier haben das andenken an die einstigen -?/o, -t'/mv ebenfalls nicht in der ausspräche sondern nur in der Schrift gewahrt. Ich kann das fehlen dieser mittelglieder bei Homer einerseits, das zusammentreffen der homerischen genetive auf -*W und -foj mit den attischen auf -öS»' und -ov andrerseits nur bei folgender Sachlage verstehn. Zu der zeit, wo Attiker und Ionier noch nachbarn waren, hatte die ionisch- attische tonerhöhung, die überall außer nach vocalen und nach q sich geltend gemacht hatte, die endungen -aar und -äo be- reits in -t'joaf und -?/o umgewandelt; bei den Attikeru und den- jenigen Ioniern , welche hernach zu trägern des epischen ge- sanges wurden, war ?/ in -/,'&)»• sogar schon gekürzt und -tjo in -sco umgesprungen. Wer dies läugnet, der muß die Übereinstimmung der gen. plur. der ä- stamme bei Attikern und Ioniern für zu- fällig halten, der muß ferner läugnen, daß zwischen der attischen und ionischen quantitätsvertauschung , die der intensivität der Verbreitung nach zu schliessen bei dem aus äo entstandenen yo,

Nr. 1. 1. Grammatik. 23

und zwar in den flectionssylben, begonnen hat, ein historischer Zu- sammenhang walte.

Ist diese entwickelung richtig, so kann kein urgriechisches «, welches in der gleichen läge wie das in ' jftQeiSüo und rv^qacor erscheint, unverändert in den ionischen dialekt hinein- ragen : alle diese ä sind vor der zeit unserer denkmäler hin- weggeräumt gewesen. Folglich sind die bei Homer vor vocal stehenden ä entweder überhaupt nicht ionisch , oder die zweite der von Brugmann aufgestellten möglichkeiten muß sich erhärten lassen, ä muß resultat einer rückverwandluug von ij sein.

Es wäre noch zu zeigen, daß auch das hinter einem vocale stehende homerische « kein, unverändert aus dem urgriechischen in das ionische übernommenes « sein kann. Ich begnüge mich mit der andeutung , daß der beweis durch die existenz von doppelformen wie &sa - Aev/.ottiij, Navcny.ua - xQavayt, Eg/tstag- tlEQasqtorsCijg geliefert wird, und wende mich sofort dazu darzu- thun, daß auch der zweite von Brugmann unternommene ver- such das bei Homer in der Verbindung mit einem vocal auf- tretende ä als ionischen laut zu begreifen nicht zum ziele führt.

Brugmann hält es für denkbar, daß das mehrerwähnte ho- merische ä und das attische ä- purum durch einen rückläufigen proceß aus offenem e entstanden sei. Die hypothese , attisches ü^ purum beruhe auf rückverwandlung aus gemeinionischem e, ist nicht neu : schon Bergk hat sie vorgetragen, Cauer (Curtius Stud. VIII, 224 ff.) alsbald zu widerlegen versucht. Völlig neu dagegen ist die einer rückverwandlung im ionischen ; daß sie haltbarer sei als die erstere, bezweifle ich. Sie statuiert folgende ent- wickelungsgeschichte des ä im ionischen. Gemeinsam mit den Attikern haben die Ionier « zu ij erhöht in jeder läge. Im attischen ist tj nach vocal und nach q zu ä zurückgedrängt. Die Ionier haben rj nach y gehalten , vor und hinter vocal zu ä verwandelt. Dieser älteste zustand des ionischen ist durch die älteste sprachschicht des homerischen epos repräsentiert. Noch während der epischen production wurde dieses aus ?j ent- standene ä wieder zu tj erhöht. Beweis : ntjög neben Xäög bei Homer. Also haben wir zwei aus urgriechischem ä entstandene tj bei Homer zu scheiden:

1) das tj in ari^ttai und in xcHJil- Stammt aus der ionisch- attischen periode.

24 1. Grammatik. Nr. 1.

2) das 7] in nr/i'g und in svgvoÖFiijg. Entsteht vor unsern äugen aus ä, welches urionisch aus ?] zurückgedrängt ist , und zwar aus einem /;, welches gleichzeitig mit dem in 1) genannten, also ionisch-attisch , aus ä verschoben war. Demnach hat der genetiv '^rgnüeco folgende geschichte hinter sich : urgriech. *'j4Tott8äo : ionisch- attisch ^Arfinidijo : urionisch *ATQudäo: ionisch 'AroHdijo (vgl. naxischJetvodixHO, Röhl no.407): " ATotidtm.

Ich werde diese theorie für discutabel halten , wenn mir gesagt wird :

1) welch anderer laut in einem dialekte solche Wanderungen von oben nach unten und von unten nach oben zurückgelegt habe 5

2) wie es komme, daß die beiden zu so verschiedenen zeiten aus ü erwachsenen »; im klänge so sehr zusammengetroffen sind, daß sie auf der uralten ionischen inschrift, der Bustrophedonin- schrift von Naxos , deren autor ja sinn für die Unterscheidung der langen e-laute an den tag gelegt hat , gleichmäßig mit H dargestellt werden konnten : AEINOAIKHO , AAHON so gut wie HEKHBOAOl, NJKANJPH u. s. f. Dabei ist zu erwägen, daß die Schreibungen /JEJNO/JJKHO , JAHON auf eine zeit weisen, die hinter der aufzeichnung der inschrift zurückliegt.

Es ist also Brugmann nicht gelungen das bei Homer in Verbindung mit einem vocale auftretende ä als ionisch zu recht- fertigen. Bis er eine besser begründete rechtfertigung vorbringt, namentlich aber, bis einmal eine inschrift gefunden wird, die ä in einem ionischen worte belegt, hat das homerische ä für nicht- ionisch zu gelten.

Der andere punkt, den ich herausgreife, ist die § 13 ge- gebene regel, daß rg im lesbischen und böotischen anlautend zu ßg werde. Im eingange des § hatte Brugmann el. ßdixiag selbst als zeugnis dafür erwähnt, daß B als graphischer Ver- treter von p erscheine. Aber, erfahren wir jetzt, lesbisch ßp?//o)(> (handschriftlich) und böotisch Bgctfidag (inschriftlich) haben kein bloß graphisches ß ; sondern pn wird im lesbi- schen und im böotischen zu ßg. Einen beweis erwarte man nicht : Brugmann schreibt Meister nach , der Griech. dial. I, 108 gesagt hatte: „dem gegenüber behaupte ich, daß im aeo- lischen ebenso ein lautübergang von pg zu ßg statt gefunden hat wie im böotischen in den namen Bg&ttftas , stamm p<tgr-.

Nr 1. 2. Metrik. 25

Bgetxldag und Bgsifiadag^ stamm pgrj*". P. 255 stellt Meister Bonri8<(^ zu Q/jv in noliQQijr. Man traut seinen äugen nicht, wenn man Brugmann die letztere etymologie wiederholen sieht : hat denn gitv nicht ein urgriechisches e, müßte man höotisch nicht wenigstens *Bgtivi.8a<; erwarten? Der name BgaviSag ist das einzige zeugnis für böotisch po = $g , das Brugmann bei- bringt ; Bger/Jda*; und BgsicsuSn^ übergeht er, vermuthlich in der richtigen erkenntnis. daß mit diesen namen so lange nichts aus- zurichten ist, als man nicht weiß, ob sie überhaupt griechisch sind. Also ist für das böotische der fragliche Übergang nicht bewiesen ; und wie steht es mit dem lesbischen? Daß Alkaios pu ge- schrieben hat, ist ausdrücklich bezeugt (Bergk 3 fr. 149). Daß zur zeit Alexanders pg zu n geworden ist , wissen wir aus in- schriften, die gi^rcag und f}ij{HvT(av gewähren. Wo reiht sich also ßgrjtcoQ historisch ein ?

Junggrammatisch ist zum theile auch die terminologie des buches. Brugmann redet von „indogermanist" (p. 18), von „rhtersonantisch", „antekonsonantisch", „postvokalisch". Bequem mögen diese bildungen sein ; aber ein philologe, der sein leben der grammatik geweiht hat, sollte, namentlich wenn er ein hand- buch des griechischen schreibt , weniger auf bequemlichkeit als auf Sauberkeit des sprachlichen ausdrucks sehen. Schleicher hat das wort „linguistik" als eine ,, etwas barbarische bildung" bezeichnet ; daß er über die ausdrücke „indogermanist", „ante- konsonantisch" milder geurtheilt hätte , ist schwer zu glauben.

Fritz Bechtel.

2. R. Thurneysen, der saturnier und sein verhältniß zum späteren römischen volksverse. Halle 1885. 63 p. 8.

3. Lucian Müller, der saturnische vers und seine denk- mäler. Leipzig 1885. 176 p. 8.

Thurneysen , der sich durch seine grammatischen arbeiten als scharfsinniger linguist bewährt hat, hat offenbar anstoß daran genommen , daß einige gelehrte auf grund der saturnischen me- trik sprachliche thatsachen zu erschließen gesucht haben, die er von seinem linguistischen Standpunkt aus nicht glaubt annehmen zu dürfen. Daher ist ihm Keller 's die bisher übliche messung des Saturniers bekämpfende hypothese sympathisch gewesen, doch

26 2. Metrik. - Nr. 1.

hat er sich auch Keller nicht ganz anschließen können und ist dadurch veranlaßt worden, selbst auf einem ihm bisher fremden gebiet zu debutiren. Dieser versuch kann aber nicht als glück- lich bezeichnet werden. Thurneysen's resultat ist nämlich (p. 47): ,,der Saturnier ist nach dem wortaccent gebaut. Jeder vers ent- hält fünf hauptaccente. Die stelle des ersten accents ist fest, die des dritten und fünften geregelt, die des zweiten und vierten frei". Außerdem sieht er sich gezwungen, eine concession an das quautitätsprincip zu machen, indem er zugiebt, daß bisweilen eine doppelkürze die stelle einer silbe vertritt. Ich kann nicht finden , daß dies schema sich gegenüber dem für die quantiti- rende messung des saturniers aufgestellten durch größere be- stimmtheit auszeichnet. Zudem lassen sich die überlieferten Sa- turnier auch dieser unbestimmten form nur in gewaltsamer weise anpassen. Betrachten wir z. b., wie es um Thurneysen's ersten hauptaccent steht, der sich an fester stelle, nämlich auf der er- sten silbe des verses, finden soll. Der saturnier beginnt in der mehrzahl der fälle, aber durchaus nicht immer, mit einer accen- tuirten silbe. Es wäre nun zu untersuchen gewesen , ob sich die häufige accentuirung der anfangssilbe aus den regeln über die verscäsuren oder aus den quantitätsgesetzen erklären läßt, oder ob wir darin eine neigung zu einer regelung der vertheilung der wortaccente , die sich ja auch in quantitirenden versen finden kann , zu sehen haben. Auf solche difficilitäten läßt sich aber Thurneysen nicht ein , sondern beseitigt wohlge- muth die ausnahmen , indem er ihnen einen „nebenaccent" auf der ersten silbe giebt , er liest also Cornelius Lucius, ja sogar

Bfcörpores Gigäntes ( u u u J) und ist der meinung , auf

diesem wege den beweis geliefert zu haben, daß „der erste der fünf versaccente die erste silbe des verses trifft". Es ist, wie mir scheint, wenig aussieht vorhanden, daß ihm die classische philologie auf diesen bahnen folgt. Ich meinestheils habe in Thurneysen's ausführungen keine beobachtungen über den accent im Saturnier gefunden, die sich nicht aus den bekannten regeln über cäsuren und quantität hinreichend erklären ließen.

Eine weit nützlichere publikation ist Luciau Müller's arbeit. Wenngleich die schrift keine epochemachenden oder abschließen- den resultate bringt und auch nach der läge der sache nicht bringen kann, so ist sie doch ein mit gründlicher kenntniß der

Nr. 1. 3. Metrik. 27

römischen metrik und besonnenem urtheil bearbeitetes bandbuch, welches ausreichend über den heutigen stand der forschung hin- sichtlich des Saturniers unterrichtet. In den meisten fällen kann referent den metrischen anschauungen Lucian Müller's ohne be- denken beitreten. Besonders sympathisch ist ihm u. a. sein (von Havet schon vorbereitetes) urtheil über den gebrauch des aus- drucks „rhythmisch" bei den römischen metrikern. Rhythmisch heißt bei denselben jedes metrum , das sie nicht zu scandiren verstehen ; man sollte daher in unserer modernen metrischen lit- teratur aufhören, accentuirende verse als rhythmische zu bezeich- nen , und darf vor allen dingen nicht , wenn der saturnier in der antiken metrik rhythmisch genannt wird, darin ein zeugniß für seine qualification als accentvers sehen. Ferner schließe ich mich der Müllerschen ansieht (die in anderen arbeiten desselben gelehrten schon mehrfach, aber leider nicht mit dem gebühren- den erfolg verfochten ist) über die verlängernde Wirkung des versictus auf kurze endsilben unbedingt an, ja ich möchte sogar der älteren römischen metrik jegliche beweiskraft für die ur- sprüngliche länge später als kurz erscheinender endsilben ab- sprechen.

In einzelheiten sind natürlich Lucian Müller's ansichten viel- fach angreifbar, da sich wohl nicht leicht zwei gelehrte finden werden, die über einen so problematischen gegenständ , wie das saturnische metrum ist, durchweg einer meinung sind. Ich will mich an dieser stelle auf einige bemerkungen über die Scipio- neninschriften beschränken. Es ist zu billigen, daß Lucian Müller am Schluß der grabschrift des L. Cornelius Cn. f. Scipio Lach- mann's conjeetur quei minus sit mäctus (statt mandatus) aufnimmt und so den anstößigen daktylus am anfang des zweiten hemi- stichs beseitigt. Weniger kann ich mich mit der vermuthung ti iitier vita in der grabschrift des P. Cornelius P. f. Scipio be- freunden, ich würde , wie Havet thut, tibe utier vita beibehalten und die verkürzende Wirkung einer betonten kürze auf eine fol- gende länge zur erklärung heranziehen, welche sich in der la- teinischen spräche in zweisilbigen jambischen wortformen und in gleicher weise in der archaischen metrik in zwei zusammen- gehörigen scheinbar einen Jambus bildenden silben hethätigt. In der grabschrift des L. Cornelius L. f. Scipio hält Müller nur die erste und vierte zeile für unvollständig, ich glaube mit recht,

28 3. Metrik. Nr. 1.

denn die übrigen sind dem sinne nach intact und keine der ver- suchten ergänzungen liefert einen metrisch unanstößigen vers- Aber ich kann ihm nicht beistimmen , wenn er die inschrift ei- nem so unfähigen versifex zuschreibt , daß er in der hälfte der verse an der messung verzweifelt. Ich würde lesen: Hone oino ploirume" J cosentiönt E[6mai]

dvonöro öptumö | fuise viro:

Luciom Scipiöne | filiö Barbäti.

consöl censdr aidilis | hie fu^t a[püd vos.] Hec cepit Cörsicä | Aleriäque ürbe,

dedet Te'mpestätebus j aide mereto Im zweiten vers ist der hiatus auffallend und die zweite hälfte ist auch für mich unscandirbar, doch wird ihre richtigkeit durch den zweiten vers der grabschrift des Calatinus (populi primäritim j fuisse virum) sichergestellt. Im fünften vers hat der dichter im fremdwort Aleria einen prosodischen fehler gemacht. Die mes- sung dedet Tempestätebüs im sechsten vers rechnet Müller aller- dings zu den prosodischen cruditäten, die er Havet vorwirft, aber ich halte sie für richtig ; weshalb sollte dedet Tempestätebüs im Saturnier weniger möglich sein als, um ein beliebiges beispiel herauszugreifen, negat Phäniüm am anfang eines senars bei Te- renz Phorm. 352? Die zweite hälfte kann ich ebensowenig scan- diren wie oben die worte fuise viro. Wie ich durch die Schrei- bung angedeutet habe, theile ich das epigramm in drei Strophen zu zwei versen, ich glaube nämlich in den Scipioneninschriften strophische composition zu erkennen. Alle vier bestehen aus sechs versen 2) , von denen je zwei dem sinne nach zusammen- gehören, und zwar wechselt in der dritten inschrift regelmäßig ein vers mit unterdrückter vorletzter Senkung mit einem solchen, dessen vorletzte Senkung erhalten ist, wir haben also die stro- phische gliederung a b -\- a b -j- a b , dagegen haben wir in der zweiten die Ordnung bb-\-ab-\-ab, und in der vierten ab-\-bb-\-ab. Die form b b finden wir in der mittleren Strophe der ersten inschrift wieder; die erste und dritte Strophe derselben inschrift unterscheiden sich von dieser mittleren durch die männlichen cäsuren , unter sich sind sie insofern im baue gleich, als sie aus einem verse von der form a und einem solchen,

1) Daß der erste vers der dritten inschrift spätere zuthat ist, ist allgemein anerkannt.

Nr. 1. 4. Palaeographie. 29

der in der zweiten hälfte für mich unverständliche Variationen (fuise viro und aide mereto) zeigt, bestehen. Demnach können wir die Strophenordnung der ersten Scipioneninschrift durch ac-\-bb-\-ac bezeichnen.

Friedrich Haussen,

4. Oskar Lehmann, das Tironische psalterium der Wolfenbütteler bibliothek. Herausgegeben vom königl. steno- graphischen institut zu Dresden. Leipzig , druck und verlag B. G-. Teubner 1885. gr. 8. p. IV u. 208 dazu 122 bl. auto- graphiert. 10 mk.

Die lateinische noteuschrift, deren erfindung die Überliefe- rung dem freigelassenen des M. Tullius Cicero zuschreibt, war bisher in der weise behandelt, daß entweder die notenverzeich- nisse einer behandlung unterzogen wurden, oder daß aus Handschrif- ten, in deren text einzelne notenzeichen eingestreut waren, diese stellen mitgetheilt wurden. Im laufe der zeit stellte sich aber immer mehr die nothwendigkeit heraus eine handschrift, die aus- schließlich in notenschrift geschrieben , in extenso zu veröffent- lichen. Wenn Kopp bei der abfassung seiner Pcdaegraphica critica deren nur zwei kannte, so hatte der in den bibliotheken herum- stöbernde fleiß der gelehrten bald weitere entdeckt, so in Paris, Bern und London, deren genaue beschreibung Lehmann p. 3 ff. giebt. Das kgl. sächs. stenographische institut in Dresden be- schloß schon im jähre 1859 die publikation des Wolfenbütteler psalteriums, aber der frühe tod Krauses, der mit dieser arbeit betraut war, verhinderte die realisierung des planes. Zeitweise fehlte auch eine der arbeit gewachsene kraft, bis sie in Lehmann erstand, dem die tachygraphie schon manches treffliche resultat verdankt. Er verglich die handschrift von neuem und verbesserte die einst von Krause gefertigte copie derselben, die dann auf auto- graphischem wege vervielfältigt wurde 1). So liegt denn für das tachygraphische Studium ein höchst brauchbares hülfsmittel vor.

1) In dem vorwort wird gesagt, daß das institut an eine andere als autographische reproduktion wegen der kosten nicht denken kounte. Gegenwärtig ist zwischen v. Sybel und v. Pflugk - Baittung ein litte- rarischer streit entbrannt, ob autographie oder photolitographie zweckmäßiger sei, vgl. Historische Zeitschrift 1885 und die bei Kohlhammer in Stuttgart 1885 erschienene broschüre von Pflugk- Harttung.

30 4. Palaeographie. Nr. 1.

Es wird nun ein leichtes sein , dieses mit den gleichartigen psalterien zu vergleichen.

Die vorliegende handschrift, der Guelferbytanus, umfaßt außer den psalmen noch andere gleichartige stücke aus den bib- lischen büchern. Von zwei händen geschrieben, weist sie hinter bl. 119 eine lücke auf, über die sich an der hand der Berner und Londoner handschrift eine vermuthung aufstellen läßt. Bezüglich des alters ist Lehmann wenig geneigt, den ansätzen Krauses zu fol- gen, der den codex für älter als das 9. Jahrhundert erklärt. Gegen- wärtig sind uns noch nicht zur genüge hülfsmittel an die hand gege- ben, um diese frage endgültig zu entscheiden Daß die handschrift zum gebrauch beim gottesdienst bestimmt war, ist richtig, ebenso daß die Tironischen psalterien gewissermaßen meisterstücke waren, durch deren anfertigung notenkundige kleriker ihre be- fähigung nachwiesen , um als notare im öffentlichen dienste verwendet zu werden. Daß auch die Wolfenbütteler handschrift nach diktat geschrieben ist, dafür spricht u. a. die Verwechselung des perfekts und futurs.

Der zweite abschnitt der einleitung erstattet bericht über die graphik des Wolfenbütteler psalteriums. Hier wäre zu be- merken, daß der Schreiber ängstlich bestrebt war, die endungen möglichst deutlich zu bezeichnen, jedenfalls zu dem zweck , um sich das wiederlesen möglichst zu erleichtern. Es werden dann von Lehmann die einzelnen noten 2) behandelt und dabei ge- zeigt, wie unser Schreiber vielfach selbständig operirend vor- ging. Ereilich ist er dabei oft auch etwas willkürlich verfahren, indem er klangverwandte worte neu gebildeten noten zu gründe legte. Wenn ihn aber sein schöpferischer geist im stiebe ließ, nahm er seine Zuflucht zur silbentaehygraphie, und derartig ge- geschriebene worte machte er durch einen über die zeichen ge- setzten horizontalen strich kenntlich.

Im dritten abschnitt wird dann die bedeutung des Wolfen- bütteler psalteriums für die kenntniß der Tironischen noten er- örtert. Hier ergiebt sich klar die bedeutung einer völlig be- kannt gemachten handschrift für die kritik. Viele von Kopp in der Palaeographica critica aufgestellte vermuthungen finden durch den vorliegenden codex ihre bestätigung , andere

2) Nach dem Vorgang von W. Schmitz bezeichnet Lebmann mit nota den eigentlichen kern der note, mit litula dagegen die endung.

Nr. 1 5. Palaeographie. 31

ihre berichtigung. Um aber die benutzung der einleitung für den mitforschenden zu erleichtern , hat Lehmann ein genaues verzeichniß der in derselben besprochenen noten hinzugefügt.

Den haupttheil der einleitung bildet die Übertragung des textes. Hier ist in der weise verfahren, daß wo nur irgend möglich die lesarten des Tironischen textes im Guelferbytanus beibehalten , wo aber offenbare fehler oder versehen vorlagen, die lesarten der Vulgata nach der ausgäbe von V. Loch 3 Regensburg 1872 substituiert sind.

Es kann dieser bedeutsamen erscheinung auf dem gebiete der lateinischen palaeographie die kritik nur volle anerkennung zollen, und es wäre kleinlich , sich an geringfügigkeiten zu klammern. Zum schluß sei noch bemerkt, daß kürzlich W. Schmitz einen neuen beitrag zur künde tachygraphischer noten aus der Kölnischen bibliothek im ,, Neuen archiv der gesellschaft für äl- tere geschichtskunde, band X, 1885, lieft 1" gegeben hat.

Hugo Landwehr.

5. Paul Mitzschke, eine griechische kurzschrift aus dem vierten vorchristlichen Jahrhundert. Leipzig, verlag von J. H. Robolsky 1885. 28 p. 8. 60 pf.

Bei den arbeiten auf der akropolis wurde vor kurzer zeit eine inschrift an's tageslicht gefördert, welche Köhler als bruch- stück eines grammatischen lehrbuches in den Mittheil. d. d. a. j. VIII herausgab. Erst Gomperz's Scharfsinn erkannte darin ein griechisches kurzschriftsystem. Bei dem fragmentarischen charakter der inschrift wird es nicht unterbleiben, daß einzelne punkte seiner auseinandersetzung controvers sind. Mitzschke glaubt nun durch eine abermalige behandlung der sache neues licht zu bringen1). Gomperz hatte für die vocale besondere zeichen in anspruch genommen , an welche dann die für die konsonanten angeheftet wurden. Die zeichen für die konsonanten zerfallen in zwei gruppen ä 7, indem die aspiraten ausgeschlossen werden. An stelle der letzteren will Mitzschke die doppelkonso- nanten £, £, \p ausscheiden , aber schwerlich mit recht. Schon der einwand p. 8 ist nichtig, daß die Griechen jener zeit kein schriftzeichen für die aspiration besaßen. Im attischen aipha- bet war dieselbe doch erst durch Eukleides' neuerung beseitigt. 1) Zuerst veröffentlicht im Archiv für Stenographie Nro. 434 ff.

32 6. Aischylos. Nr. 1.

Daher honnte der nach größter präcision trachtende anonymus sehr wohl auf die bezeichnung der aspiration bedacht sein. Den ersten theil der inschrift hat Mitzschke in durchaus ab- weichender weise von Gomperz folgendermaßen reconstruiert :

[~ Ev agioregcp 3' fjn' [axgov || too aztlX^ov^ iiWycoi'io^e 1' 61 nipiTiTOi || xoiv (pootqivTWt T \\ [Sia^uti^n uvtol /7q6l; itjv

71Q~\(>^lu^[ßÜlkl ZI/t' || «jJ«](T7£(;[«»', TU 8' H %(J),7UI || 7«?]*' M-QUIUI^

äpq)h[iB\\ gaeg~] t?^- 6(rdtj^ dn[ovö || yv t/}»] ov t <jpan[/}>' ph || 8ti ylgdqietv or[roo^.]

Diese ergänzungen stürzen schon dadurch zusammen , daß für sie nicht der nöthige räum vorhanden ist, so 1. 3 fi^wiio],'. Dann ist 1. 6 viel zu lang , um platz zu finden. Gegen die anordnung in eine figur nach art der konsonantenvertheilung möchte die bezeichnung von qcüi/'tiTa und uqcoxt sprechen. Ge- rade weil die vocale im alterthum jene bezeichnung hatten, machte sie Gomperz richtig zum träger der konsonantzeichen. Dieser versuch Mitzschke's muß als verfehlt zurückgewiesen werden, in gleicher weise das, was er über die doppelconsonanten gesagt hat. Darin mag er vielleicht recht haben, daß die ver- doppelten konsonanten durch vergrößerte Schreibung der zeichen zum ausdruck gebracht wurden. Auf das eine oder andere noch näher einzugehen will ich mir versagen, da ich selbst vor kur- zem über dies thema im Philologus XLIV, 193 ff gehandelt habe , woraus meine weiteren von Mitzschke abweichenden an- sichteu hervorgehen. Hugo Landwehr.

6. W. Kotthoff, quaestiones Aeschyleae. Gymn.- programm von Paderborn 1885. 18 p. 4.

Wenn der verf. auch an der einen oder anderen stelle die überlieferte lesart zu bessern sucht und z b. Cho. 622 a^vd^oo für äxuitjrx)^ schreiben will, so geht sein streben doch vorzugs- weise dahin, angefochtene stellen in schütz zu nehmen. An er- ster stelle behandelt er eine wichtige frage, die maskuline form des participiums in bezug auf ein femininum. Ein merkwürdiger fall der art findet sich Eur. Hipp. 1105 ff. , wo der weibliche chor von sich spricht und neben ti%a/Af'vqi, (JnzußaiXofiha die ma- sculina xtüdmr, Itvcacot vorkommen. Der scholiast will diese formen damit erklären, daß der dichter in eigener persou spreche. Aller-

Nr. 1. 6. Aiscbylos. 33

dings legt dort der dichter recht eigentlich seine besondern gedan- ken dar; aber die daneben gebrauchten feminina lassen diese er- klärung nicht gelten. Eben wegen dieser feminina bei der form Ofitid^ muß in der form des particips der grund gesucht und muß angenommen werden, daß die form nvaa dem hohen lyrischen tone minder entspricht. Bei Aeschylus stellt der verf. sechs fälle fest, in welchen das masculinum für das femininum gebraucht sein soll. Wir müssen davon gleich vier ausscheiden, welche eine andere erklärung gestatten. Hik. 210 nünQ, qsgofovvtwg nyog qiQovovvia^ tvv&nHig und 215 a> Ztt , xonoji> oixrsifjs (xi) unoloa- Xöjac beziehen sich die participia allerdings auf den weiblichen chor ; aber die maskuline form verallgemeinert die bedeutuug in einer dem sinne sehr entsprechenden weise: ,,du sprichst ver- ständig, wie du verständige leute vor dir hast", „schenke nicht erst solchen dein mitleid, die bereits todt sind". Die änderung von qc (>«»""'"•' T<1^ in q-ytnnvcai ist also ebenso wenig gerechtfertigt als die änderung von anoXwXntai; möglich ist. Ebd. 277 ist nicht fyiw, sondern fynr überliefert, ein deutlicher fingerzeig, daß die Verbesse- rung von Ejjoi Ö' (1% in p.%ovau 8" richtig ist, zumal das doppelte äv bei" Aeschylus selten steht. Ebd. 914 ei fit) n^ hV vuuv rfaiv alt taug rä8t bezieht sich zwar tic wieder auf die frauen des chors , ist aber allgemein, so daß es gar nicht aivsaaaa heißen dürfte. Es bleiben demnach nur zwei stellen übrig, Hik. 1030 yaiäont-^ (Med. yavaevrtg), Ag. 567 Sooaoi . . . ndintq. Für die erstere sucht Weil die rechtfertigung darin, daß auch Danaos und seine begleiter im zuge seien. Der verf. bemerkt dagegen, daß nur der chor die aufgäbe habe, die götter zu preisen. Wir können, wenn auch die lesart zweifelhaft ist, die form des masculinum in der melischen partie gelten lassen. Aus dem gleichen gründe ist auch ui.vepioev.imv alytdwi Cho. 590 für uns nicht unannehmbar, während der verf. die conjectur von Blom- field y.üi tfxötviJ ur .. ffQuaaiv billigt. Allerdings fehlt at, aber qntdaai^ ist ungerechtfertigt ; denn mavä ie xai nebn^äfxvta ist Sub- jekt zu yyaoui, folglich die besserung von Franz n.edoßuiAov'' <lv avtptohrcov vorzuziehen, welche sich auch dadurch bewährt, daß damit die für die melische partie unpassende krasis beseitigt wird. Vielleicht ist noch acdo^c^to»1 u* uit^ot-n' lu zu schrei- ben-, aber, wie gesagt, läßt sich das masculinum rechtfer- tigen und das doppelte uv in nächster nähe ist bei Aeschylus Philo! Ana. XVI. 3

34 7. Xenophon. Nr. 1.

nicht ohne bedenken. Keine rechtfertigung dagegen gibt es für Tt&t'rrsg im jambischen trimeter Ag. 567. Da auch andere gründe für die mangelhaftigkeit des überlieferten textes sprechen, so muß zwar nicht ri&irte$ als corrupt , dagegen, wie ander- wärts gezeigt, angenommen werden, daß ein Substantiv, zu wel- chem rid.il/7e-ii gehört (etwa ndybi), vorher ausgefallen ist. An zweiter stelle liefert Kotthoff den nachweis, daß die Strophe Cho. 621 ff. nach der antistrophe 629 36 ihre richtige stelle hat. Ich pflichte um so mehr bei, als ich selbst früher diese ansieht vertreten habe. Zuerst aber hat dieselbe, wie ich nachträglich gefunden, Preuß ausgesprochen, dem sie deshalb in meiner aus- gäbe beigelegt ist. Die behandlung von Ag. 104 f. führt zu dem resultate, daß avpcqvrog entweder verdorben sei oder einen dativ fordere, daß aber alxä den Widersinn aetas sive senectus cum robore coniuneta gebe. Wir erklären ulxü avficfvjoc „denn noch zum singen hat kraft mein alter". Endlich wird fteol Sieben gegen Theben 758 in schütz genommen mit Ag. 1336-, aber etwas anderes ist es, wenn der chor den siegreich zurück- kehrenden Agamemnon diOTtfjqmi; nennt, etwas anderes, wenn es heißt: ,,die götter staunten den Oedipus an". Wie passend ist auch die Zusammenstellung von dtoi und §v*e'arfO(!

N. Wecklein.

7. A. Roquette, De Xenophontis vita. Königsberger dissertation. 1884. 112 p.

Diese erstlingsschrift bietet hauptsächlich eine mit fleiß und kenntniß angefertigte Zusammenstellung des über Xenophons le- ben und die Chronologie seiner Schriften vorliegenden materials, wobei der Verfasser zugleich da , wo die meinungen der neuern auseinandergehen, seine eigene entscheidung näher zu begründen sucht. Es liegt in der natur und ausdehnung des gegenständes begründet, daß eine noch so umfangreiche dissertation darüber wenig neue und selbständige detailuntersuchungen biefen kann und daß sie sich vorzugsweise auf die verwerthung früherer for- schungen angewiesen sieht, daß ferner schwierigere und verwi- ckeitere fragen , ohne daß in das einzelne tiefer eingegangen wird , mehr summarisch abgethan werden. Einen vorwiegend selbständigen werth beansprucht die arbeit besonders in der Ver- wendung der nach Dittenbergers bekanntem vorgange aus dem

Nr. 1. 7. Xenophon. 35

gebrauch der Verbindungspartikeln entnommenen sprachlichen kriterien. Der Verfasser hat sich die mühe nicht verdrießen las- sen zur herstellung einer genauen statistischen übersieht die be- treffenden fälle aus allen einzelnen Schriften Xenophons zusam- menzuzählen , wobei sogar , wie oft in jeder derselben de vor- kommt, angegeben wird. Ich bezweifele indeß , ob die Sicher- heit der daraus für die chronologische folge der Xenophontischen schritten gezogenen Schlüsse der aufgewendeten mühe entspricht. Allen derartigen folgerungen liegt mehr oder weniger die un- bewiesene Voraussetzung zu gründe , daß die Verschiedenheit im gebrauche solcher ausdrucksformen lediglich das ergebniß einer stetigen stilistischen entwickelung sei , wobei nicht nur die ein- wirkung der Verschiedenheit der gegenstände und darstellungs- arten, sondern auch die möglichkeit wechselnder stilistischer an- gewöhnung außer betracht bleibt Daß sich nicht überall unbe- dingt sichere schlösse aus der einseitigen beobachtung solcher sprachlichen einzelheiten ziehen lassen, hat auch bereits A. Fre- derking in den Jahrbüchern für philologie 1882, p. 534 ff. ge- bührend hervorgehoben. Wenigstens können bloß annähernde Verschiedenheiten ohne einschneidende unterschiede hier wenig beweisen. Ich würde, was Xenophon betrifft, höchstens der fol- gerung eine gewisse berechtigung zuerkennen, daß wegen des mangelnden gebrauchs von iif/v der Kynegetikos und der erste theil der Hellenika (bis II, 3, 11) zuerst von Xenophon abgefaßt worden sind. Wie unsicher die übrigen aus dem gebrauch der Verbindungswörter von Roquette gezogenen Schlüsse sind , will ich an einem beispiele näher nachweisen. Im einklange mit den von ihm verwertheten sprachlichen kennzeichen setzt Ro- quette die Kyropädie nach dem jähre 364, die Anabasis ins jähr 371, den zweiten theil der Hellenika (II, 3, 11 V, 2, 1) nach 371 und den letzten theil derselben zwischen 358—54, während er den ersten bis 393 zurückschiebt. Nun ist für Xe- nophons stil nichts charakteristischer als der verhältnismäßig häufige gebrauch des optativus futuri. Derselbe kommt bei ihm öfter vor als in der gesammten übrigen classischen litteratur von Pindar an, bei welchem sich das erste beispiel desselben findet, bis Deinarchos einschließlich , und zwar ungefähr im verhältniß von 14:11. Aber auch in denjenigen Schriften Xenophons selbst, welche diese verbalform haben, zeigen sich auffällige unterschiede.

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36 7. Xenophon. Nr. 1.

Sie ordnen sich nach der zahl der einzelnen optativi futuri fol- gendermaßen: I. Memorabilien (== 114 p. der Sauppeschen text- ausgabe) 3, Gastmahl (= 29 p.) 1, Oekonomiko3 (= 56 p.) II. Hellenika erster theil (— 35p.)3, Kyropädie (= 254 p.) 31, Anabasis (= 184 p.) 23-, III. Hellenika zweiter theil (= 90 p.) 44, Hellenika dritter theil (= 97 p.) 40, Agesilaos (= 24 p.) 10. Innerhalb der unter I angeführten Schriften ist in dieser hin- sieht kein bemerkensweither unterschied; bei II ist ein gleiches verbältniß zwischen Kyropädie und Anabasis vorhanden, während im ersten theil der Hellenika die bezügliche form weniger häufig ist; doch ist der unterschied (ungefähr 3:4) nicht so erheblich, daß er berechtigte eine besondere zeitdifferenz zu erschließen ; bei III findet sich die merkwürdigste Übereinstimmung. Die aus- dehnung des gebrauchs innerhalb der drei gruppen verhält sich ungefähr wie 1:4:16. Nun kann aber für die Zeitbestimmung von I der in rede stehende gebrauch nicht von durchschlagender bedeutung sein, da die bezüglichen Schriften vorwiegend dialo- gisch sind und daher präteritale Zeitformen in ihnen nur in sehr beschränktem maße vorkommen können, der optativus obliquus aber (nur als solcher wird der optativus futuri gebraucht) die- selben bei dem die indirecte rede regierenden verbum erfordert 1). Um so bedeutungsvoller aber ist der unterschied zwischen den unter II und III aufgeführten Schriften (ungefähr 1 : 4), die sich sämmtlich in der historischen darstellungsform bewegen. Ordnen wir sie nach dem gebrauch des optativus futuri, der, wenn ir- gend eine ausdrucksform zur Zeitbestimmung verwende' werden kann, schon deswegen in ganz besonderin grade als maßgebend betrachtet werden muß, weil er niemals durch die gedankenform gefordert wird (denn in jedem falle ist ohne beeinfrächtigung des gedankeninhalts die directe form des indicativus futuri mög- lich), so würden unter den bezüglichen Schriften am frühsten ab- gefaßt sein der erste theil der Hellenika, Kyropädie und Ana- basis, um ein erhebliches später der zweite und dritte theil der Hellenika und der Agesilaos, und zwar ohne besoudern Zeitun- terschied zwischen diesen beiden tlieilen der Hellenika. Wir gewinnen also von diesem sprachlichen kriterium aus eine Zeit- folge , die von Roquettes aufstellung wesentlich abweicht. Be-

1) Das ist auch wohl der grund, weshalb in einigen Schriften Xe- nophons der optativus futuri gar Licht vorkommt.

Nr. 1. 7. Xeuophon. 37

züglich der vorstehenden angaben über den gebrauch des opta- tivus futuri verweise ich auf Faßbaender , De optativo futuri (Lipsiae 1884), wo das bezügliche material vollständig gesam- melt, kritisch gesichtet und geordnet ist. Am meisten wird man Roquettes erörterungen, so weit sie speciell das leben Xeno- phons betreffen, beifall schenken müssen ; seine entscheidungen beruhen hier im allgemeinen auf verständigem und besonnenem urtheil. Abweichender ansieht bin ich hier zunächst in einem nebensächlichen punkte. Roquette macht mit recht darauf auf- merksam, daß in des Diogenes von Laerte bericht II, 53 unglaublich sei, daß Xenophon sich aus dem von den Eleern eroberten Skillus nach Elis geflüchtet habe, und bemerkt, daß an dieser stelle nicht >Hln Überlieferung der besten handschriften sei, son- dern qltjv oder ij/ir. Aber daraus ist eine andere brauchbare •namensform nicht zu gewinnen und r/lr]i rjhv sind offenbar nichts als leichteste verschreibungen für 1Hln. Ich glaube, daß man an das freilich nur von Stephanos von Byzanz erwähnte arkadische Elis zu denken hat, womit jene unglaublichkeit fortfällt. Sodann muß ich auch Roquettes ansieht über die wichtige frage, wann Xenophon gestorben sei , bestreiten. Er folgt hier nämlich der gewöhnlichen meinung , daß wegen der Hellen. VI, 4, 35 37 stehenden erwähnung der ermordung Alexanders von Pherä, welche Diodor XVI, 14, 1 unter dem jähre 357/56 berichtet, Xenophon nach diesem jähre gestorben sein müsse , und zwar wegen der schritt über die einkünfte , deren abfassung er mit Böckh und Gleiniger in das jähr 355 setzt, frühestens 354. Damit steht aber in directem Widerspruch die bekannte angäbe des Chronographen Stesikleides aus Athen bei Diog. Laert. II, 56, der in seiner rööv ag^övroop Kai Olvfintot mäv urayoaqirj berich- tete, er sei gestorben hfi ng^rq^ zijc nsunT^g v.al s-AaroaTtjg 01v(AT7in8o<; , inl äg^orrng Kalliftrßnvg , sqr' ob x(u (PCXinnog n ''Auvnov MaxeSnvcov ^pJf, also 360/59, ein zeugniß, das, wenn wir auch von der persönlichkeit des Stesikleides nichts näheres wissen doch wegen der genauen urkundlichen daten, die es ent- hält , von ganz besonderm gewichte sein muß Das verkennt auch Roquette nicht , aber er sucht sich mit demselben durch eine vermuthung seines lehrers A. von Gutschmid , so gut es geht, abzufinden. Dieser nämlich glaubt, da nach Eusebios ein gewisser Porös sowohl Ol. 105 als 106 gesiegt hat, Stesikleides

7. Xeuophon. , Nr. 1.

habe deshalb beide Olympiaden verwechselt und 105 statt 106 gesetzt; da aber ol. 106, 1 als todesjahr 356/55 ergibt, was sich nicht mit der echtheit der schritt über die einkaufte ver- trägt, so muß ein theil der überlieferten urkundlichen daten, nämlich hei nQWJU) verworfen werden. Gerade dieser umstand aber spricht gegen diese vermuthung , so scharfsinnig sie auch sein mag ; es ist methodisch verkehrt, in einem zeugniß, dessen bedeutung gerade auf seinem urkundlichen charakter beruht, eine urkundliche angäbe einer bloßen vermuthung zu liebe zu verwerfen ; dann wäre es viel bequemer und ebenso berechtigt dem ganzen den glauben zu versagen. Auch controliert hier das eine urkundliche datum das andere, und man muß, um jene Verwerfung aufrecht zu erhalten, annehmen, daß Stesikleides das archontenjahr lediglich nach dem olympiadenjahr bestimmt habe, was wiederum eine bloße vermuthung ist , die durch den titel der schrift des Stesikleides , in welchem die aufführuug der ar- chonten an erster stelle erscheint, nicht besonders empfohlen wird. Wenn nun an dem urkundlichen zeugniß des Stesikleides, wie ich glaube, festgehalten werden muß , so ist der grund des Widerspruchs anderswo zu suchen , und dann kann er nur in Diodors angäbe über das todesjahr des Alexander von Pherä gefunden werden. Und daß hier ein fehler stecken muß, dafür liefert Plut. Pelop. 35 die bestätigung. Denn wenn hier be- richtet wird, Alexander von Pherä sei oXiyov vaitQo* , nachdem die Thebaner für Pelopidas' tod räche genommen (364/63 nach Diod. XV, 80, .6), ermordet worden, so würde, wenn seine er- mordung ins jähr 357/56 fiele, mit okiyov ein Zeitraum von sie- ben jahren bezeichnet, was nicht nur au sich wenig glaublich ist, sondern auch dadurch noch unglaublicher wird, daß so das bltyuv weit mehr als die hälfte der nach Diod. XV, 61, 2 elf- jährigen regierungszeit Alexanders beträgt und in Plutarchs be- richt seine ermordung als göttliche strafe für Pelopidas' tod dar- gestellt wird, wonach, damit das fostlioc als proptcr hoc erschei- nen könne, sich diese ereignisse näher beiühit haben müssen. Dazukommt, daß alles dasjeuige, was Diod. XVI, 14,1 3 in Ver- bindung mit Alexanders ermordung berichtet, kaum in den be- reich eines einzigen Jahres fallen kann. Alexauder wird von seinen Schwägern im einverständniß mit seiner frau ermordet; diese erfreuen sich anfangs einer großen beliebtheit, ändern aber

Nr. 1. 7. Xenophon. 39

später ihre gesinnung und. treten mit hülfe der söldner als tyrannen auf, tödten viele von denjenigen, die sich widersetzen, und behaupten mit gewalt die herrschaft ; die Aleuaden aber geben den widerstand nicht auf und, da sie sich selbst zu schwach fühlen, so rufen sie Philipp herbei ; dieser erscheint mit einem heere, bewältigt die tyrannen und stellt die freiheit Thessaliens wieder her. Man wird kaum umhin können anzunehmen, daß sieh in Wirklichkeit diese Vorgänge über einen längern Zeitraum erstreckt haben. Mit der einreihung derselben aber in das jähr 357/56 stimmt die angäbe Diodors XV, Gl, 2, daß Alexander, nachdem er 369/68 zur gewalt gelangt, elf jähre geherrscht habe, wenn vorausgesetzt ist, daß er in einer frühern Jahreszeit er- mordet worden sei als er zur herrschaft gekommen und er also nicht zwölf volle jähre geherrscht habe. Hat Diodor so gerech- net (und das muß man annehmen , wenn er sich nicht selbst widersprechen soll), so hängt die angäbe der elfjährigen regie- rungszeit mit dem zusammendrängen jener ereignisse in das jähr 357/56 zusammen und es beruhen also, wenn dieses irrthümlich ist, ! beide auf demselben fehler. Das letzte ereigniß aber, wel- ches Diodor sonst (XV, 95, 1 3) von Alexander von Pherä erwähnt, fällt in das jähr 361/60. Lassen wir nun seine er- mordung in demselben jähre stattfinden, so gewinnen wir für die bei Diodor XVI, 14, 1—3 berichteten ereignisse einen Zeit- raum von vier jahren, das IXiyov bei Plutarch reduciert sich auf drei jähre und die erwähnung des todes Alexanders und der nachfolge seines Schwagers Teisiphonos bei Xenophon (Hellen. VI, 4, 37) läßt sich vereinbaren mit der urkundlichen angäbe des Stesikleides, daß Xenophon selbst im folgenden jähre (360/59) gestorben sei. Da ähnliche irrthümer bei Diodor auch sonst vorkommen , so scheint mir diese lösung des Widerspruchs viel wahrscheinlicher als daß die urkundlichen daten des Stesikleides entweder ganz oder zum theil zu verwerfen seien. Dann aber freilich ist es mit der echtheit der schrift über die einkünfte, mag man sie ins jähr 355 oder 346 setzen, vorbei. Mir schei- nen indeß auch die gründe, welche Roquette für 355 geltend macht , so zuversichtlich er sich auch äußert , nicht stichhaltig zu sein. Freilich Hagens behauptung , daß zwei verschiedene frieden in der schrift erwähnt würden, 4, 40 der nach dem bun- desgenossenkriege (355), 5,12 der philokrateische (346), ist hin-

40 7. Xenophon Nr. 1.

fallig; aber daraus folgt doch nur, daß der friede von 355 ge- meint sein kann, nicht daß er gemeint sein muß; vielmehr spricht die entscheidende stelle 5, 9 ei dt /.tu nnata ri> h dtXq-oig le-

(jnr aVTOVOflOV OOOJtfQ 7TQCT8QOV VFV0I70 Cfdll-aOI tir/l l niflt} OfAiVOI . ., FJ'CO (ASV Ov8tl ((V IltUltl fluVf/(l(7TOr klllit, tl KO.I nuVTlti; T«t/4,"

E'XXtjvas Oftoyv(a(tnvai; Jt xttt Gvvogxovg Xaßoitt tn' ly.ttrovg «i- r/i'fs,' sxlmcvrcov (pooxicov to tegov xaraXa/jißuttH1 fnngärrO) auch wenn man Nitsches vermuthung nageSt-ro annimmt, dagegen. Freilich würde diese vermuthuug auf schwachen fußen stehen, wenn sie sich bloß darauf stützte, daß es so möglich würde an jenen stellen den frieden von 355 zu verstehen (das hieße das zu beweisende als bewiesen annehmen) ; aber diese emendation wird durch den sinn der stelle an und für sich gefordert: man schreitet nicht ein gegen einen vergangenen versuch ; denn ent- weder ist er versuch geblieben und dann ist das einschreiten überflüssig, oder er ist zur ausführung gelangt und dann schrei- tet man nicht gegen den versuch, sondern gegen das geschehene ein. Aber die nothwendigkeit dieser emendation kann die con- dicionale auffassung von i*font;titov fUmxtmr , wodurch man der beziehung dieser worte auf das ende des phokischen kriegs zu entgehen sucht , nicht rechtfertigen. Wenn die Phoker noch wirklich im besitz des delphischen heiligthums warsn, so mußte jede Vereinigung , welche die herstellung der autonomie dessel- ben zum zwecke hatte , zunächst sich gegen sie richten , und nicht gegen solche , welche möglicherweise einmal nach ihnen den versuch machen würden sich desselben zu bemächtigen, um so mehr, da im jähre 355 gar nicht abzusehen war, ob und wann die Phoker aus dem besitz desselben gesetzt werden wür- den. Daher ist die temporale auffassung von ixXinnvTcoi (pojyJojr nothwendig und die stelle ist um die zeit niedergeschrieben, wo das delphische heiligthum zwar den besiegten Phokern entrissen, aber eine endgültige Verfügung darüber noch nicht getroffen war. Verhält sich das so, so kann in keinem falle mehr von der echt- heit dieser schrift die rede sein, die schon von vorn herein da- durch verdächtig ist, daß Xenophon, der vom beginnenden man- nesalter an bis an sein lebensende dem athenischen Staate ent- fremdet blieb und an der Verwaltung desselben niemals thätigen antheil genommen hatte , sich kaum für berufen halten konnte eine denkschrift über athenische finanzverwaltung zu veröffent-

Nr. 1 7. Xenophon. 41

liehen. Bei der besprechung der Memorabilien wendet sich Roquette gegen Schenkls ansieht von dem zusammenhange der- selben mit dem Oekonomikos und dem Gastmahl. Ich kann die frage durch seine gegenbemerkungen nicht für entschieden hal- ten; durchaus mißbilligen, aber muß ich es, daß er de und aXXä im anfang selbständiger Schriften unter berufung auf den anfang der Schrift vom Staate der Lakedämonier, den von Diog. Laert. VIII, 85 angeführten anfang der schrift des Philolaos und den des werkes des Heraklit von Ephesos für möglich hält. Daß im anfang der letztgenannten schritt de wenig bewährt ist, hätte er aus Bjwaters fragmentensammlung ersehen können ; die schrift vom Staate der Laked ämonier ist uns zum theil in so lücken- haftem und verstümmeltem zustand überliefert, daß sie keinen beweis abgeben kann, und wegen des unzuverlässigen citates des Diogenes allein wird niemand eine an sich unmögliche ausdrucksform für mög- lich halten. Bei der bestimmung der abfassungszeit der schrift vom Staate der Lakedämonier betrachtet Roquette das vierzehnte ca- pitel derselben als ursprünglich und bei der Kyropädie das schluß- capitel derselben als echt. Was er vorbringt , um die wider- spräche, die sich in diesen capiteln zu dem gesammten inhalt und der absieht der bezüglichen Schriften finden, wegzuläugnen, läßt ein genaueres und tieferes eingehen auf die sache gänzlich vermissen. Ich kann bezüglich dessen auf die gründlichem erör- terungen von Wulff, Quaestiones in Xenophontis de rep. Lac. li- bello institutae (Monasterii 1884) p. 54 ff. verweisen, die Ro- quette gar nicht beachtet hat. Vielleicht ist ihm diese abhandlung, die er p. 84 in der anmerkung citiert, zu spät bekannt geworden, um sie in der erforderlichen weise berücksichtigen zu können. Schließlich kann ich auch die gründe, mit welchen Roquette die gewöhnlich angenommene unechtheit des Agesilaos behauptet, nicht für beweiskräftig erachten. Was zunächst die mit den Hellenika fast wörtlich übereinstimmenden stellen in dem ab- schnitt 1, 7 2, 31 betrifft, so ist nicht bewiesen und nicht zu beweisen , daß Xenophon sich über denselben gegenständ nicht selber habe ausschreiben können. Wundern aber muß man sich, wie zwischen Ag. 2,24 y.n) a< rchr ^nuoiiuTb-jv vi ^"aoicov ano- XcaloTcai iv ilj iv Aaiv.Tfjois |U«jf)j /} Atinofiexav und Hell. VI, 4, 15 uvrä>i> ^naQTtuTmi', uvitav Toäv ixei cß$ stztuxogicov, Jtdvi]- norag negl TtTguxoaiovg ein Widerspruch hat gefunden werden -

42 7. Xenophou. Nr. 1.

können ; denn die stelle des Agesilaos kann bedeuten und be- deutet, daß in der scblacht bei Leuktra mehr Spartiaten um- kamen nicht als überhaupt , sondern in dieser scblacht am leben' blieben, was zu der stelle aus den Hellenika bestens paßt. Auch ist nicht einzusehen , warum Xeuophon nicht auch Agesil. 2, 9 von der scblacht bei Koronea ebenso wie Hellen. IV, 3, 16 habe schreiben können &yivbt,a otuntfj ovx uXlrj rüp icp' ijuajr, wenn dies auch nach der scblacht bei Mantinea noch in Wirklichkeit zutraf; den gegeubeweis hat Boquette nicht ge- liefert. Ferner braucht man in Agesil. 5, 1 difioigiuv }'« pljv AUfißut'Oüi/ sv TuJb üotvaa: oi>% oaco^ äfACforf(juig i%(ir]io, dkXu 6ia- n^inwv ovtitTPQav avtcp xursXtiTie nicht den unsinn zu finden, daß Agesilaos auf die weise gar nichts für sich zu essen übrig gelassen habe, sondern man lese oud'' sisuut (vgl. piß' htoov Plat. Phil. 67a) und der sinn ist: er ließ nicht einmal eine der beiden portionen (nämlich ganz) für sich übrig, sondern theilte auch von dieser aus. So kann man hier höchstens eine rhetorische Steigerung des ausdrucks finden. Wenn sodann nach Hellen. IV, 3, 1 in der schlacht am Nemeabach nu/Anfajdtic toii noXt/jCooi' ge- fallen sind, so steht das an und für sich in keinem Widerspruch zu der ganz bestimmten angäbe im Agesil. 7, 5, daß es nahezu 10000 gewesen seien, und es ist gar nicht zu beweisen, daß Xe- nophon dort die von Diod. XIV, 83, 2 überlieferte geringere zahl 2800 vorgeschwebt habe. Dieser gibt eine verschiedene und wahrscheinlich glaublichere Überlieferung, wie denn ähnliche Verschiedenheiten in dergleichen verlustangaben nichts seltenes sind. Auch ist es an sich kein unmögliches verhältniß, daß von 26000 mann beinahe 10000 gefallen seien. In der schlacht bei Mantinea vom jähre 418 betrug nach Thukyd. V, 68, 3 das lakedämonische heer 3584 mann ; das ihrer gegner war aber nicht so groß (V, 68, 1); wir können also etwa 3000 mann anneh- men. Davon fielen nach Thukyd. V, 74, 3 1100 mann, was ungefähr dasselbe verhältniß ergibt. Es bleibt nun nur noch ein von A. von Gutschmid gegen die echtheit des Agesilaos vorgebrachter grund übrig, den Roquette für den entscheidend- sten zu halten scheint. Im Agesilaos (1, 6) nämlich heißt es, derselbe sei Sri vtog dtv zur königswürde gelangt, obwohl er nach Plut. Ag. 40 damals 43 jähre alt war. Nun ist es aber von Homer an bis Aristoteles den Griechen geläufig via* mit ysywv

Nr. 1. 7. Xenophou. 43

(II. II, 789. IX, 36. Aristot. Rhet III, 2, p. 1405a) oder na- Xa,ög (Od. I, 395. Aesch. Sept. 3-27. Plat. Symp. 182b) gegen- sätzlich zu verbinden , und wenn hier derselbe gegensatz vor- schwebt, so heißt hi vios cor nichts weiter als daß er noch nicht yHQoav war. Dann aber ist auch noch die möglichkeit vorhanden vtog in relativem sinne zu fassen: im verhältniß dazu daß er könig wurde ; es braucht dann nur vorausgesetzt zu werden, was an sich nicht unwahrscheinlich ist , daß die spartanischen könige meist erst in höherm alter zur herrschaft gelangten. Da- mit sind die gründe erledigt, mit denen Roquette die unechtheit des Agesilaos bewiesen zu haben glaubt. Was man sonst noch zu demselben zwecke als abweichende eigenthümlichkeiten des- selben vorgebracht hat, erklärt sich aus dem specifisch rhetori- schen Charakter der schrift , die eine lobrede und keine le- bensbeschreibung ist. Ein entscheidendes gewicht aber legt mei- ner ansieht nach für die echtheit derselben der oben angeführte umstand in die wagschale , daß sie in einer so hervorragenden eigenthümlichkeit der Xenophontischen spräche, wie es der häu- fige gebrauch des optativus futuri ist, mit den beiden letzten theilen der Hellenika , in welchen derselbe in ganz besonderm maße hervortritt, auf das genaueste übereinstimmt. Diese sprach- liche erscheinuug steht auch im besten einklange mit der ab- fassungszeit der schrift, die gleich nach Agesilaos' tod geschrie- ben ist, welcher nach Diod. XV, 93, 6 nicht lange vor Xeno- phon gestorben sein kann, wie sich auch aus anderweitiger berechnung ergibt. Sein Vorgänger Agis nämlich comman- diert nach Thukyd. III, 89, 1 zuerst im frühjahr 426, dessen vater Archidamos nach Thukyd. III, 2, 1 zuletzt im frühjahr 428. Möglicherweise ist also noch 428 Archidamos gestorbeu und Agis zur regieruug gelangt. Dieser ist dann , da er nach Diod. XII, 35, 4, welcher übrigens hier Archidamos' tod sechs jähre zu früh ansetzt, 27 jähre regiert hat, 401 gestorben und Agesilaos, der nach Plut Ages. 40 41 jähre könig war, 360. Jedenfalls ist keine nöthigung vorhanden Agesilaos' tod mit Böckh Maneth. p. 371 zwei jähre später anzusetzen. Vgl. Schäfer Demosth. I2 p. 488 anm. 2. Xenophon wird also ge- gen ende des olympiadenjahrs 360/59 gestorben sein.

J. M. Stahl.

44 8. Piaton. Nr. 1.

8. The Phaedo of Plato edited with introduction notes and appendices by R. D. A r ch er - H i n d, CMh. A. fellow of Trinity College, Cambridge. London 1883. 8. VI, 199 p

Nach der vorrede ist der zweck der vorliegenden ausgäbe denjenigen eine hülfe zu bieten , welche das Studium der plato- nischen philosophie mit ernst beginnen und die weit genug vorge- schritten sind, um die eigenartige Schwierigkeit der platonischen Schriften zu würdigen. Diesem zwecke entsprechend geht die absieht des herausgebers vorzugsweise darauf hinaus den philosophischen ge- halt des dialogs zu erläutern, die aufeinanderfolge seiner gedanken möglichst klar anzugeben und seine Stellung innerhalb des platoni sehen Systems zu bestimmen. Sprachliche erläuterungen sind dem- nach nur gegeben, soweit sie für das richtige Verständnis des plato- nischen gedankens nothwendig erschienen , oder wo nach der ansieht des Verfassers eine ungenügende Behandlung von seiten früherer herausgeber vorlag. Ref. ist mit dieser absieht des herausgebers vollkommen einverstanden, indem er der Überzeu- gung ist, daß eine gründliche einführung in das Verständnis des Phädon die beste einführung in das Verständnis der platonischen philosophie überhaupt ist.

Unter den bestehenden ausgaben verdankt Archer - Hind nach seiner eigenen angäbe am meisten den anmerkungen der admirable scholars Wyttenbach und Heindorf, auch aus dem ge- lehrten und klaren kommentar von Geddes , von dem er aller- dings recht häutig abweicht , hat er mannigfachen gewinn ge- zogen, vor allem aber gilt sein dank seiuem freunde, dem scharf- sinnigen Platoforscher H. Jackson: the references to him in the notes very imperfectly indicate how fully he carries out tbe principle ltotvot ra tcov qilujv.

Die einleitung zerfällt in fünf paragraphen, deren erster von dem zwecke des dialogs handelt.

Bei der feststellung des eigentlichen zieles des dialogs geht der Verfasser von dem satze aus, daß wir in den platonischen dialogen meistentheils nicht ein, sondern mehrere motive finden, die formell einem bestimmten ziele untergeordnet sind-, aber dieses ziel ist nicht immer, ja nicht einmal oft das wichtigste resultat des dialogs oder das was Plato bei seiner abfassung am meisten am herzen gelegen hat. Dieser satz wird durch eine analyse des Sophisten erhärtet, deren resultat folgendes ist:

Nr. 1. 8. Piaton. 45

Plato ist vor allem meta physiker ; ethik, politik , logik, physik sind ihm ebenso viele formen angewandter metaphysik. Wenn wir also in der rechten weise dem gange seines denkens folgen wollen, so müssen wir von einem metaphysischen ausgangspunkte aus ihm nachzugehen versuchen. Demnach sieht Archer -Hind den wahrhaften kern des Phädon in der bestimmung der ideen als des grundes des seins und des erkennens, also in der behauptung, daß diese die letzte realität konstituieren, auf welche alles ge- sunde denken basiert werden muß. Das ist nach ihm das bedeutsamste metaphysische resultat des Phädon und war ohne zweifei Piatos höchster zweck bei seiner abfassung. Die frage nach der Unsterblichkeit ist gerade soweit von interesse und von Wichtigkeit, als sie mit der erkenntnis der ideen verbunden ist. Während der dauer der Vereinigung mit dem körper hat die seele niemals freien Spielraum für ihre eigene thätigkeit. So ist die Unsterblichkeit eine unerläßliche bedingung der freien erkenntnis der ideen. Auf diese Unsterblichkeit zu hoffen hat sie ein recht wegen ihrer wahrhaften Verwandtschaft mit den ideen, welche sie in den stand setzt, die ideen zu erfassen , ja sie ist ihrer gewiß durch die ihr einwohnende idee des lebens, welche ihr wahres wesen bildet. So sind Unsterblichkeit und erkenntnis gegenseitig von einander abhängig.

Die Unsterblichkeit der seele verwendet aber Plato noch zu einem andern nicht unwesentlichen, obwohl geringeren zwecke. In dem eigentlichen ethischen Systeme Piatos spielt die Unsterb- lichkeit keine rolle ; denn dieses gründet sich auf die wahren tiefen seiner ontologie , auf die idee des guten. Von hier ethi- sches wissen herzuleiten , erfordert aber einen vollkommenen philosophen ; für die große masse der menschen ist es das beste, eine ethische lehre von dem philosophen anzunehmen. Aber dazu bedarf es für das volk eines anreizes, und dieser läßt sich von der Unsterblichkeit hernehmen. Und so gebraucht Plato die Unsterblichkeitslehre, um ein wirksames gesetzbuch der moral für diejenigen zu schaffen, die nicht im stände sind sich zu der wahrhaften und vernünftigen fügend zu erheben.

Aber während als das hauptresultat des Phädon die be- gründung der ideen als der wahren Ursachen und als der eigent- lichen objekte der erkenntnis zu betrachten ist , und während wir erkennen, daß der beweis der Unsterblichkeit einzig seinen^

46 8. Piaton. Nr. 1.

werth herleitet von seiner Stellung zur erkenntnis der ideen, dürfen wir den ursprünglichen satz nicht außer acht lassen , daß der weise dem tode freudig entgegengeht. Dieser satz gieht dem dialoge seine künstlerische einheit. Als einen rahmen für seine wahrung der würde der ideen hätte Plato nichts besseres wählen können als die beschreibung des freudigen muthes im angesichte des todes dargelegt von einem manne . dessen leben der intellek- tuellen forschung geweiht war. Die lehre, welche Sokrates durch seine Vorschriften und beweise einschärft , verstärkt er noch weit mächtiger durch sein lebendiges beispiel. Wir sehen also in dem Phädon eine affirmation der ideen als ursächlicher und intelligibler existenzen , woraus auf grund der annähme der Un- sterblichkeit die ethische folgernng gezogen wird, daß der philo- soph, seines Wohlbefindens im reiche der abgeschiedenen sicher, mit ruhe und vertrauen dem tode entgegengeht; und der so hervorgerufene eindruck wird noch lebendiger gemacht durch eine beschreibung der erde und der unterweit und eine erzählung von den Schicksalen der des leibes entkleideten seele , und schließlich wird er noch ernstlich verstärkt durch das gemälde philosophischer stand haftigkeit hergenommen von der wirklichen geschichte.

Ich erkenne das scharfsinnige und schöne dieser entwicke- lung gern an , möchte aber doch ein bedenken geltend machen. Nach dem gange des dialogs erscheint die Unsterblichkeit der seele als die Voraussetzung des Verhaltens des weisen und tugend- haften mannes und damit auch als der grund dafür, daß So- krates so ruhigen, ja freudigen muthes dem tode entgegengeht. Aber als Voraussetzung ist die Unsterblichkeit der seele ein problem, das des beweises bedarf. Diese beweisführung mußte Plato vor allem auf grund seiner ideenlehre versuchen, und dem entsprechend erscheinen die metaphysischen erörterungen in dem gange des dialogs durchaus als mittel zum zweck. Dieses Verhältnis umzukehren , dazu hätten wir doch wohl nur dann ein recht, wenn das formell als zweck hingestellte an innerem werte hinter den aufgewandten mittein zurückstände. Das ist aber hier nicht der fall. Die Unsterblichkeit der seele war für Plato ein problem von dem höchsten philosophischen interesse und demnach für ihn auch unbedingt werth der zweck der ein- gehendsten Untersuchung zu werden.

Nr. 1. 8. Piaton. 47

Der zweite paragraph der einleitung (p 8 18) behandelt das gegenseitige Verhältnis der verschiedenen argumente für die Unsterblichkeit der seele. Hier erklärt sich Archer-Hind in der hauptsache vollkommen einverstanden mit der auffassung von Bonitz , „in Ms admirable Platonische Studien", glaubt aber eine etwas genauere bestimmung geben zu können. Seine auf- fassung ist folgende: das argument aus der ikvran'idoan; 70 C 72 E und das aus der üi rqiDjnu 72 E 77 A bilden zu- sammen einen beweis. Von der «rr«77o'<5ornc leiten wir den beweis her, daß die seele in demselben zustande vor der geburt und nach dem tode existiert, und von der avüurrjm^ haben wir die gewißheit, daß dies ein selbstbewußter und denkender zu- stand ist. In diesem beweise findet Archer-Hind eine schwäche insofern , als die Wirkung eines und desselben gesetzes unter verschiedenen bedingungen eine verschiedene sein kann. Diese schwäche des argumentes glaubt Archer-Hind von Plato selbst angezeigt in 77 D mit den Worten: /</) w> ulij{)6ö< o aveftog avrrjV iußacfrovaaf f'x rnfi aoo/)U7nc Smqvaa y.at 8taGxs8turvGiv äXXmc te xat orav Ttyq tig f«/} iv jjpsju/a , aiV tu /ueydlq) nvl nret'uari unoßi tjayai ■■. Meiner ansieht nach sind diese worte ironisch gemeint und wenden sich gegen die, welche auf das immaterielle übertragen , was nur von dem materiellen gilt. Auch möchte ich nicht in dem argumente von der avTctnodoaig, a simple deduetion from a natural law erblicken. Plato ope- riert auch hier mit begriffen. Es ist ihm ganz sicher eine be- griffliche nothwendigkeit, daß das was größer wird, vorher klei- ner war, und das was kleiner wird, vorher größer; es liegt ihm also in dem begriffe des werdens selbst, daß das was etwas wird, dieses aus dem entgegengesetzten zustande wird. So ruht dieses gesetz auf einer denknothwendigkeit und muß demnach unter allen umständen in derselben weise wirken. Die schwäche des beweises besteht meines erachtens darin, daß „werden" nicht durchgehend in derselben bedeutung gebraucht ist. Wenn ein kleiner knabe durch wachsen größer wird, so ist dies ein an- deres werden als wenn der mensch dadurch wird, daß die seele eine neue Verbindung mit der materie eingeht.

Das nächste argument erstreckt sich nach Archer-Hind von 78 B 80 D. In diesem erblickt er mit recht einen versuch die sache wahrscheinlich zu machen. Dann folgt der schluss-

48 8. Piaton. Nr. 1.

beweis. So geht seine auffassung von dem Verhältnisse, in wel- chem die beweise zu einander stehen , dahin , daß im Phädon drei argumente enthalten sind , die in einem einzigen beweise gipfeln , aber so , daß sich durch alle ein fortlaufender Zusam- menhang verfolgen läßt. Das erste argument basiert die Un- sterblichkeit theils auf ein naturgesetz, theils auf den Zusammen- hang der seele mit den ideen. Das zweite argument, welches eine entwickelung des ersten ist , läßt das naturgesetz hei Seite und legt allen nachdruck auf den Zusammenhang mit den ideen, will aber nichts weiter sein als ein versuch die sache wahr- scheinlich zu machen. Das letzte argument nimmt dasselbe prin- cip auf, entwickelt aber daraus einen bestimmten beweis, der schließlich auf dem gesetze von der erhaltuug der kraft ruht, wie es in dem ersten argumente zu gründe gelegt ist.

Diese auffassung von dem zusammenhange der einzelnen argumente ist gewiß schön und im wesentlichen auch richtig. Doch möchte ich rücksichtlich des letzten beweises auf ein bedenken aufmerksam machen. Der letzte beweis bedarf hiernach einer wesentlichen ergänzung, die aus dem ersten argumente herge- nommen wird. Hierfür vermisse ich in dem dialog selbst jeden anhält. „Giebst du mir die realität der allgemeinen begriffe zu, so will ich dir von hieraus die Unsterblichkeit der seele be- weisen", so beginnt der beweis, und er schließt, als ob er kei- ner ergänzung bedürfte.

§3. Piatos auffassung von der Unsterblich- keit. (P. 18—26). Archer-Hind erklärt die form, in welcher Plato die Unsterblichkeit der seele aufrecht hält, für die wissen- schaftlichste und philosophischste. Plato legt der allgemeinen seele ewigkeit bei , den einzelseelen seelenwanderung. Der all- gemeine geist ist nicht gewesen und wird nicht sein , sondern ist in ewigkeit, die einzelnen seelen sind ohne anfang gewesen und werden immer sein. Und mag die einzelseele durch man- nigfaltige und ganz verschiedene inkarnationen hindurchgehen, indem sie sich bald zu höhereu Sphären der intelligenz erhebt, bald zu niederen herabsinkt, die Substanz, die bewußte persönlichkeit, bleibt unverändert und ungemindert bei allen diesen Wandlungen, und obwohl der stoß jeder folgenden Verbindung mit einem körper mehr oder weniger die erinnerung an die Vergangenheit zer- stört, so ist doch jegliches leben reich an erinueruugen an eine

Nr. 1. 8. Piaton. 49

frühere existenz, die leicht wachgerufen werden durch Wahrneh- mungen des gesichtes und gehörs , welche unser gegenwärtiges bewußtsein erfüllen.

Diese theorie hat zugleich einen großen vorzug vom Stand- punkte der praktischen ethik aus. Das grundgesetz der platonischen ethik ist dg/ivaizi naQüv ; die folgen einer jeden handlung sind un- abänderlich, wie die gesetze des Universums. Wenn jemand sün- digt, so büßt er für seine sünde durch geistige degradation ; reue nützt nichts, besserung allein kann allmählich die verlorene Stellung wieder gewinnen. Eine bleibende existenz gewinnt die seele nur dann , wenn sie die höchste Vollkommenheit erreicht hat, deren sie fähig ist. Archer-Hind erklärt bestimmt, daß die einzelnen beweise nur darauf hinauskommen, daß das lebens- princip oder die seele als solche unzerstörbar ist, aber nicht, daß die persönlichkeit dauernd ist-, es fehlt jeder beweis dafür, daß die einzelseelen bei ihrem abscheiden von dem körper nicht wieder in den allgemeinen geist absorbiert werden, indem ihr eigenes bewußtsein in die allgemeine naturkraft eintaucht welche sich immer von neuem in den formen individuellen le bens manifestiert.

Es wird nun die frage aufgeworfen, ob Plato wirklich und buchstäblich die persönliche Unsterblichkeit der einzelnen seelen aufrecht hielt. Hier setzt sich Archer-Hind mit zwei Vertretern der entgegengesetzten ansieht auseinander, mit Hegel und Teich- müller. Er erkennt bereitwillig an , daß Teichmüller mit viel Scharfsinn die entgegengesetzte ansieht vertreten hat, bekämpft sie aber in eingehender untersiichung mit schwerwiegenden gründen. Er kommt zu dem ergebnisse, daß Plato, wenigstens zu der zeit als er den Phädon schrieb , durchaus geneigt war zu glauben, daß die einzelne seele bei ihrer trennung von dem körper nicht absorbiert werde in das allgemeine, sondern weiter lebe als selbst- bewußte persönlichkeit.

§ 4. Die lehre von der seele im Phädon. (P. 26 35). Archer-Hind giebt zunächst die Widersprüche an, die sich bei der ersten betrachtung der verschiedenen angaben Piatos über die seele ergeben. Diese Widersprüche sind na- mentlich folgende zwei: 1) der Phädon lehrt eine einfache und ungetheilte seele, während der Phädrus, die Eepublik und der Timäus eine dreigetheilte seele lehren und der Timäus sogar Philol. Auz. XVI. 4

50 8. Piaton. Nr. 1.

von einem sterblichen theile der seele spricht. 2) die affekte werden in dem Phädon dem körper zugewiesen, während sie im Philebus der seele zugewiesen werden.

Die erste discrepanz wird durch die erklärung gehoben, daß die drei siöq der seele nicht verschiedene theile oder arten sind , sondern lediglich verschiedene modi der seelenthätigkeit unter verschiedenen bedingungen. Die beiden niedrigeren arten ergeben sich aus der Verbindung der seele mit dem Stoffe, und ihre thätigkeit , oder genauer gesprochen , sie selber hören bei der trennung der seele von der materie auf. So ist die seele durchaus eine und einfach. Auf derselben grundlage wird denn auch die zweite frage gelöst. Der Phädon weist die affekte dem kör- per zu, weil sie sich aus der beziehung der seele auf den kör- per ergeben, der Philebus weist sie der seele zu, weil der körper als solcher kein bewußtsein hat. Die Verschiedenheit der dar- stellung in diesen beiden dialogen erklärt sich aus der Verschie- denheit des Standpunktes, von dem die betrachtung in dem ei- nen und in dem andern ausgeht. Auf jeden fall eine sehr scharf- sinnige und sehr beherzigenswerthe auffassung.

§ 5. Die Stellung des Phädon innerhalb des platonischen Systems. (P. 31 38). Der Verfasser ge- winnt in umsichtiger betrachtung drei perioden für die platoni- schen Schriften : die sokratische , die mittlere und die spätere. Er acceptiert bei dieser erörterung im wesentlichen die resultate der scharfsinnigen Untersuchungen Jacksons im Journal of Phi- lologie bd. X und XI. In die sokratische periode verweist er den Eutbyphron, Charmides, Laches und andere, als ihren cul- minationspunkt betrachtet er den Protagoras. In diesen dialo- gen rinden wir Plato selbst noch nicht. In der mittleren phase des platonismus sind die ideen einfache hypostasierungen jeder logischen erfassung , also von begriffen jeglicher art, und die ideen existieren a) transcendent , sv rjj qvatt, b) immanent in den einzelwesen. Diese periode wird namentlich durch die Re- publik repräsentiert ; ebendahin gehören außer anderen der Phädrus und das Symposion. Die hauptsächlichsten merkmale der dialoge dieser periode sind die annähme einer idee für jede gruppe von einzelwesen und die immanenz der idee in den ein- zelwesen, auch ausgedrückt als theilnahme, (te&e%tf, der einzeldinge

Nr. 1. 8. Platon. 51

an der idee. In der dritten periode ist die zahl der ideen sehr herabgemindert, es giebt hier keine ideen für die von menschenhand bereiteten dinge , die relativen begriffe haben nicht mehr den rang von ideen , und die ideen für negative begriffe , wie z. b. böse, ungerecht, sind beseitigt. Die idee existiert nur noch tran- scendent , die individuen participieren nicht mehr an der idee, sondern werden als abbilder, [itpij/AaTu , des idealen typus, nu- QuÖttypu, betrachtet. Diese spätere metaphysik entfaltet sich im Parmenides, dem Sophisten und dem Philebus und vollendet sich im Timäus. Auf grund dieser bestimmungeu weist Archer-Hind den Phädo der mittleren periode, dem platonismus der republik, zu. Denn in diesem dialoge haben wir eine idee von i'aor (74 A), (jiiya (100 B), a/juagörrj^ (100 E) etc. Auch wird die idee be- schrieben als ii' ?},«// ebensowohl als h> rf, qsvaei (102) exi- stierend. Das heißt also : wir sehen im Phädon ideen von re- lativen begriffen, obschon ideen von oxtvaozu uns nicht begeg- nen, und zweitens die ideen sind den einzelwesen immanent.

Eine eingehende besprechung dieser erörterungen muß ich mir leider versagen ; sie würde zu weit führen. Ich will daher nur auf einige punkte aufmerksam machen. Mit den Worten Also xoe have the idea described as tv itfih as well as ?v 7ij (piati (102 D) ist offenbar folgende stelle gemeint: iptH yuo cpainzai ov fioroi' avtb to {iiyB&og vvö&noi' iiriXtiv äfia usya xai auiTtaov £?»«<(, aXXu %ai t o sv tjfilr (xiye&og ovötnors noocsSi- %£0&tti ro G[hixq.6v ovo' eOtleii v.7TSQe%EGdai xt).. Hierzu bemerkt Archer-Hind: ov (novo* uvto to f/iyeßog According to the earlier Platonism, the idea exists 1 ) absolutely apart from the sensible world, %cüQiatrj, 2) inherent in phenomena, to which it imparts their attri- butes. Die stelle giebt nach meiner ansieht zu dieser auffassung kein recht j io iv ijfth [nytüog braucht nicht die idee der große zu sein, ja die gegenüberstellung von a,»to to (iiysffqs; und to iilj/tii (Ahyt&og weist auf die entgegengesetzte ansieht hin. Wirkt die idee der große auch die große unseres körpers, so folgt daraus noch nicht, daß diese idee selber uuserm körper immanent ist. Unser dialog lehrt ein //isis^ejv oder [itTo.Xt'tißurtti der einzeldinge an den ideen , läßt es aber ganz ausdrücklich auf sich beruhen , wie dieses Verhältnis zu stände kommt Die berühmte stelle 100 D ort ovx aXXo ti noisi aito auXov // r\ ixeivov rov xaXoi/ stzs nagovaia f/re xowmvltt [«'?£] ony Srj x«J oncog ngoayevouspi] muß

4*

52 8. Piaton. Nr. 1.

doch unter allen umständen dahin verstanden werden, daß Plato in diesem zusammenhange eine nähere bestimmung des Verhältnisses zwiscben der idee und den sinnendingen ablehnen will. Das bleibt gewiß , man mag die stelle konstituieren , wie man will. Mir scheint übrigens der Zusammenhang auf folgende lesart hinzuweisen: ort ovx liXln rt noisT avro xnXnr r\ v ?xtt- vov tov «aXov (i£de<;i<z sizs nagovaCa. sits noitxavia firs nni] drj xa) nno3<,- ngodytro^irrj. Sodann kennt bereits der Phädon jenes von Archer - Hind mit Jackson erst für den späteren pla- tonismus statuierte Verhältnis zwischen sinnendingen und idee, daß nämlich die idee das aagadtiffta, das sinnending das fiipqfia derselben ist- denn nach p. 73 E erinnern wir uns durch den anblick der sinnendinge der ideen gerade so wie wir uns beim anblick des gemalten Simmias (= des abbildes) des Simmias selbst (avrov üififiinv = des Urbildes) erinnern. Das weiß Archer-Hind selbst recht gut, aber der obigen theorie zu liebe schwächt er die sache ab, wenn er in der anmerkung zu jener stelle sagt : Also it is worth notieing that although the relation bet- ween ideas and particulars is in the Phaedo , as in the Republic, still undefined (see 100 D) , tliis passage d.istinctly foreshadows the doctrine of fiifjrjGig , which is evolved in the Philebus and Timaeus. Eine weitere ganz wesentliche Übereinstimmung des Phädon mit den dialogen , die von Archer-Hind der späteren periode zuge- wiesen werden, besteht darin, daß im Phädon die grundlage der erörterungen im wesentlichen die annähme von allgemeinen begriffen im menschlichen geiste bildet in einer weise, daß es gar nicht schwer fällt, von hier aus den hauptsächlichsten In- halt des ganzen dialogs zu konstruieren. Dieses Vorhandensein von begriffen im menschlichen geiste wird aber im Philebus als die grundlage jeder Spekulation hingestellt. Ferner erscheint im Phädon gerade so wie im Philebus ixnd im Timäus der ro~> g als das höchste princip. Damit ergiebt sich jenes von Archer-Hind mit Jackson für die spätere periode des platonismus angenom- mene Verhältnis zwischen der idee und den sinnendingen wie von selbst. Ist der rorc, also die göttliche Vernunft, das höchste princip, so können die ideen nur die gedanken gottes sein. Es hindert nun aber auch gar nichts den schöpferischen gedanken gottes, in welchem das ding seinem wahren wesen nach enthal- ten ist, als das urbild und die nach diesem geschaffenen dinge

Nr. 1. 9. Römische altertliümer. 53

als die abbilder zu bezeichnen, ebenso wie die geistige conception des bildhauers als das urbild und die nach diesem gefertigte statue als das abbild derselben bezeichnet werden kann.

§ 6 handelt von den personen des dialogs. (P. 36—42).

Was die gestaltung des textes anlangt, so erhebt die aus- gäbe nicht den anspruch eine kritische ausgäbe zu sein. Der text ist basiert auf den text von M. Schanz, und die einleitung schließt mit dem ausdrucke des dankes für das unschätzbare werk, welches uns M. Schanz gegeben hat, und welches als eine wohlthat bezeichnet wird für alle , die sich mit Plato beschäfti- gen, die aber nur diejenigen vollkommen begreifen, welche sich damit befaßt haben einen der platonischen dialoge herauszugeben. Trotzdem weicht Archer - Hind nicht selten von dem texte des deutschen kritikers ab. Recht werthvoll sind die Inhaltsangaben zu den einzelnen kapiteln und kleineren abschnitten , in welche der dialog zerfällt. Dieselben zeichnen sich durch gründlich- keit des Verständnisses und klarheit der darstellung aus.

Beigegeben sind zwei anhänge, von denen der eine (p. 180 186) in einsichtsvoller weise von der 5>]f.ioiixi) xa« nolirixi] aiJhiri handelt, der zweite (p. 187 192) von dem 8tvzeQog nlovg. Ich weiche .in der auffassung dieser stelle von dem Verfasser ab, indem ich glaube, daß Plato hier mit feiner ironie spricht, doch darf ich des raumes wegen hier nicht weiter darauf eingehen.

Unser gesammturtheil über das buch gebt dahin, daß das- selbe eine sehr dankenswerthe gäbe ist, durch welche sich der Verfasser um die förderung der erkenntnis der platonischen phi- losophie sehr verdient gemacht hat. Lobend hervorzuheben ist namentlich auch die durchgehende klarheit der darstellung. Die ausstattung ist eine vorzügliche. Gustav Schneider.

9. J. Baron, geschichte des römischen rechts. 1. theil. Institutionen und civilproceß. Berlin, Leonh. Simion. 1884. 471 p. 8.

Bei der anzeige dieses werks in einer philologischen Zeit- schrift kann es sich nur um die frage handeln, ob dasselbe ge- eignet ist, philologen , welche mit den begriffen des römischen privatrechts und civilprozesses, die in der litteratur vorkommen, näher bekannt werden und sie in ihrem Zusammenhang erfassen^

54 10. Römische alterthümer. Nr. I.

wollen, als leitladen zu dienen. Hiezu eignet sieh das buch iu der that recht wohl. Die fassung der paragraphen ist trotz ih- rer knappheit klar, der systematische Zusammenhang durch die anordnung wie die Verweisungen von einem paragraphen auf den andern leicht zu finden , und man wird nichts vermissen, was für den genannten zweck nöthig ist. Den einzelnen paragra- phen geht eine Orientierung über die litteratur voran , die man wohl zum theil vollständiger zum theil anders wünschen kann, die aber immerhin das wesentliche giebt. Das buch hat nicht die Originalität des Keller'schen Civilprozesses, aber es ist leich- ter verständlich ; wie Puchta und v. Bethmann-Hollweg auf dtn geschichtlichen gang näher einzugehen, liegt seiner anläge fern. Der zweite theil soll eine darstellung des Staatsrechts , des kri- minalwesens, der rechtsquellen und der rechtswissenschaft ent- halten, ist aber erst für 1887 angekündigt.

E. H.

10. Seim ar Peine, de ornamentis triumphalibus. Berlin, Calvary 1885. 85 p.

Diese V. Gardthausen gewidmete Untersuchung behandelt die von Augustus aufgebrachte beschränkung des triumphalrechts, wornach außer mitgliedern des kaiserlichen hauses, später außer dem kaiser allein niemand zur wirklichen ehre des triumphs zugelassen wurde, sondern die heerführer, deren siege man be- lohnen wollte , nur die a u s z e i c h n u n g e n des triumphators, die ornamenta oder insignia triumphalia erhielten. In einem er- sten theil werden die einzelnen momente der einrichtung , Ur- sprung, bezeichnung, bestandtheile der auszeichnung, Verleihung, mögliche Verbindung mit der ovation , erster fall besprochen, wobei der verf. gegenüber den auseinandersetzungeu Mommsens im Staatsrecht theils nähere Untersuchung giebt theils zu andern resultaten kommt. In ersterer beziehnng wird namentlich p. 7 11 erörtert, wie sich die statua laureata in foro Augusti und die statua triumphalis zu den ornamenta triumphalia verhalten. Der verf. ist der ansieht, daß die statua laureata ein integrie- render bestandtheil der ornamenta triumphalia gewesen, die sta- tua triumphalis dagegen, die nach material lind aufstellungsort von der laureata verschieden, eine besondere höhere ehre, die entwe- der zu den gewöhnlichen ornamenta triumphalia hinzukam oder

Nr. 1. Bibliographie. 55

bei einem zweiten entsprechenden verdienst bewilligt wurde. Mir scheint dies nicht richtig, sondern vielmehr aus den stellen bei Tacitus, aus den inschriften und schon aus dem namen sta- tua triumphalis hervorzugehen und auch mit Plin. n. h. 33,131 vereinbar , daß es bloß eine art von statuen in Verbindung mit den ornamenta triumpliaüa gab, und daß nur fraglich sein kann, ob dieselbe regelmäßig ertheilt wurde oder eine besondere ehre war. Tac. Agric. 60 läßt sich in beiderlei sinn auslegen. Auch bei den andern punkten, die der verf. bespricht, läßt sich nicht immer evidenz herstellen. Der zweite theil ist sehr verdienst- lich ; er giebt aus litteratur und inschriften eine Zusammenstel- lung aller derjenigen, welche die ornamenta triumphalia erhielten, nach der folge der regierungen. Man sieht da nicht bloß , in welcher weise die einzelnen kaiser sie verliehen, wie weit die augusteische einrichtung blieb , sondern es erwächst auch aller- hand nutzen für die detailgeschichte. Mit ausnähme der fälle, in welchen gewisse kaiser diese ehre an günstlinge verschleu- derten, kam sie der natur der sache nach an die ausgezeichne- ten "heerführer •, ein verzeichniß der so geehrten enthält also zu- gleich die hervorragendsten männer der kaiserzeit , deren lauf- bahn hier gegeben wird. Den Schluß bildet (p. 82 85) eine chronologische namensliste der im vorhergehenden besprochenen. Ob in diesem zweiten theil das einzelne richtig ist , mögen die sehen, welche in die läge kommen, über die einzelnen männer Untersuchungen anzustellen; hier genügt es, auf diese nützliche Zusammenstellung hinzuweisen. Von nicht die personen betref- fenden geschichtlichen Untersuchungen , die sich gelegentlich er- geben, hebe ich die über das jähr der Varusschlacht hervor p. 24 33. Der verf. stellt die argumente zusammen , welche da- für sprechen, daß sie nicht in das jähr 10 n. Ch. zu setzen sei, sondern daß es bei dem jähre 9 sein bewenden habe.

E. H.

Bibliographie.

Angekündigt wird ein Dizonario epigraphico di antichita Romane e Manuale di epigraphia Latin a di Ettore de Ruggero, professore di antichita classiche della R. universita di Roma •, wer zu abonniren wünscht , hat sich an Loreto Pasqualici . Via della carrozee 3 Roma zu wenden.

56 Bibliographie. Nr. 1.

Albert Unflad iu Leipzig versendet: „der deutsche professor der gegenwart" von Johannes Flach.

Versandt und uns zugesendet sind: Verzeichniß von reise- werken aus dem verlag von F. A. Brockhaus in Leipzig : dabei Illustrationen und am ende ein verzeichniß der werke von Hein- rich Schliemann ; Grote'scher weihnachts - almanach : ebenfalls illustrirt, meist neuere classiker •, Verlag von Breithopf u. Härtel in Leipzig; Julius Moser, lithographisches institut, verschie- dene Sachen ; Katalog von A. Pichler's wittwe und söhn zu Wien und Leipzig, sehr gut geordnet.

Kataloge von antiqiiaren : S. Glogau, katalog 29, buchhand- lung und antiquariat in Leipzig; W. Koch u. Reimer, katalog nr. 18, antiquariat in Königsberg i. P. ; Simmel u. co. anti quariats-katalog nr. 104 in Leipzig; Verzeichniß von neuen büchern zu bedeutend ermäßigten preisen von L. Steyer in Cann- stadt bei Stuttgart.

Catalogue mensuel des livres ancieus et modernes en vente äla librairie F. A. Münster k Verone et Leipzig, nr. 72, philologie classique.

Verzeichniß der wichtigeren publicationen auf dem gebiete der alter-

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3. Gaius , the commentaries of, and rules of Ulpian translated with notes by /. F. Abdy and Bryan Walker. 3rd ed. London, Frowde 1885. 8. 526 p. 16 sb.

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34. Taciti, Cornelii, de vita et moribus Julii Agricolae. Texte latin publie avec une notice un argument analytique des notes en francais et une carte par Emile Jacob. 2ed. rev. et corr. Paris, Ha- chette 1885. 16. 96 p. 75 ct.

35. Taciti Historiarum libri I et II. Edition revue sur les rneil- leurs textes et accompagnee de notes grammaticales philologiques et historiques par E. Dupay. Paris, Delalain 1885. 12. VI, 148 p. 90 c.

36. Taciti Annalium libri XIII. XIV. XV. Edition revue sur les meilleurs textes et accompagnee de notes grammaticales philologiques et historiques par E. Dupay. Paris, Delalain 1885. 12. VI, 160p. 90c.

37. Terquem, A., la science romaine a l'epoque d'Auguste. Etüde historique d'apres Vitruve. Paris, Alcan 1885. 8. 174 p. et planche.

38. Virgile , l'Eneide de. Nouvelle edition contenant des notes litteraires grammaticales, mythologiques et geographiques precedee d'une notice sur l'epopee et les poetes epiques avant et apres Virgile par Ch. Aubertin. Paris, Belin 1885. 12. IV, 584 p.

Italien.

39. Beltrami, A., il grecismo nella sintassi latina. Dissertazione di laurea. Torino, Bona 1885. 8. 91 p.

40. Bigonzo , G. , le Sibille e i libri sibillini di Roma. 2a ediz. rived. Genova 1885. 8. 32 p.

41. Cicerone, M. Tullio , dell' oratore : libro primo commentato da A. Cima. Torino, Loescher 1885. 8. XXIII, 120 p. 2 lire.

42. Clerici, G. P. , il prologo di A. Persio Flacco interpretato ; con un' appendice. Parma, Ferräti e Pellegrini 1885. 16. 75p. Iure.

43. Coglitore,, J., Mozia: studi storici-archeologici. Palermo, Lau- riel 1884. 8. XV, 180 p. 5 lire.

44. Farabulini , David , archeologia ed arte : rispetto a un raro monumento greco conservato nella Badia di Grottaferrata. Roma 1883. 8. 240 p. 2,50 1.

45. Lattanzio , Firmiano, la Fenice tradotto da Paolo Zacchia con il testo latino al fronte per cura del prof. Angiolo Filippi. Fi- renze 1885. 16. 49 p.

46. Leoni, N., Studii storici su la Magna Graecia e su la Brezia dalle origini italiche fino ai tempi nostri. 3a ediz. Vol. I. Napoli, Tornese 1885. 4. 287 p.

47. Marini, Gaetano, iscrizioni antiche doliari pubblicate del comm. G. B. de Rossi con annotazioni del dottore Enrico Dressel. Roma, Salviucci 1884. 4. 544 p. (Biblioteca dell' accademia storico guiridica vol. III).

48. Pasdera, Arctnnis, de interest vei-bi imi»crsonali9 stmctura et origine quaestio grammatica. Sutrii 1885. 8. 35 p.

Nr. 1. Kleine philologische zeitung 59

49. Pepoli, A. , antichi bolli figulini e graffiti delle sacerdotesse di Venere Ericina rinvenute in Monte Giuliano. Firenze 1885. 4. 57 p. 17 tavv.

50. Plauto , M. Accio , i Captivi commentati da E. Cocchia. To- riuo, Loescher 1885. 8. XLVIII, 118 p. 2 1. 50 c.

51. Rubeis, Bernardo Maria de, dell'origine , ingrandimuuti ed eccidio della cittä d'Aquileia. Dissertazione inedita volgarizzata per don D. Puncini. Udine, Gambierasi edit. 1885. 8. 112 p. 2 lire.

52. Tacito la vita di Giulio Agricola coramentata da G. Dezia. Torino, Loescher 1885. 8. XXIV, 108 p. 2 lire.

53. Terenzio , le commedie volgarizzate da Antonio Cesari con note di Giuseppe Rigutini. Milano, Trevisini 1885. 16. XII, 355 p. 1,90 lire.

54. Vaccaro, V., Catullo e la poesia latina. Studio critico-filo- logico. Palermo 1885. 8. 124 p.

55. Vannucci , Atto, Studii storici e morali sulla letteratura la- tina. 3a ediz. stereotipa con rnolle correzioni ed aggiuuti Ristampe. Torino, Loescher 1885. 8. IV, 651 p. 5 lire.

Beilage B. Academica und dissertationen. Hei sing fors. 56. Heikel, J. A., de participiornm apud Hero- dotum usu. Hels. 1884. 8. 144 p.

57. Streng, Adolf von, de Ciceronis ad Brutum epistolarum libro qui secundus inscribitur. ib. 1885. 8. 119 p.

58. Ursin, Nie. af, de Lusitania provincia Romana. ib. 1884. 8. 150 p.

Upsala. 59. Laiin, Esaias , de praepositionnm usu apud Ae- schylum. Ups. 1885. 4. 57 p.

Sileino philologische zcilmig.

München. Es liegt uns ein exemplar der kürzlich zu Phi- ladelphia erschienenen publication über das Cleopatra- por- trait vor , welches sich im besitze des barons v. Benneval zu Piano di Sorrento befindet. Der amerikanische kupferstecher John Sartain , hat in der broschüre mehrere das Cleopatra-por- trait betreffende Veröffentlichungen , daranter die von ihm sehr günstig beurtheilten artikel in no. 227, 228, 229, 230, der bei- lage zur Allg. ztg. von 1882 , von dr. Keinhold Schöner in Rom , reproducirt und das elegant ausgestattete buch mit zahl- reichen Illustrationen versehen. Für die englischen und ameri- kanischen reisenden ist durch diese publication die versteckte villa Benneval in Piano di Sorrento zu einem vielbesuchten reiseziel geworden. Die artikel der „Allg. ztg." und diese publi- cation Sartains haben , wie die nummer der Pariser „Illustra- tion" vom 10. october dieses jahres zeigt, auch in Frankreich und bei autoritäten wie Jules Comte anerkennung gefunden und der Überzeugung von der antiken herkunft des portraits weitere bahn gebrochen , wie die Münch. allg. ztg. no. 308 berichtet : aber in Deutschland traut man der sache nicht recht: die vom besitzer für das bild geforderte summe von 600000 mk. hat das Berliner museum , dem das bild zum kauf angeboten , zu

60 Kleine philologische zeitung. Nr. 1.

zahlen anstand genommen , da zweifei über das alter des bildes entstanden sind. Vrgl. Berl. tagebl. zu nr. 492. 498.

Christiania, 2. sept. Bei den restaurationsarbeiten an der alten holzkirche zu Hopperstad in der bardesvoigtei Sogn ist in einer verdeckten niscbe ein aus sechs wachstafeln be- stehendes buch gefunden. Die tafeln sind aus buchenholz gefertigt und mit wachs überzogen ; dünne erhabene ränder an den Seiten verhindern , daß sich dieselben beim zumachen des buches berühren , wodurch die mit einem feinen stift gemachten anzeichnungen in dem buche vollkommen erhalten geblieben sind. Am rücken sind die tafeln zusammengeheftet-, als Verzierung sind auswendig und am schnitt kleine Stückchen verschiedenfar- bigen holzes, geordnet in geometrischen mustern , aufgeleimt ge- wesen. Das buch war eingelegt in ein aus holz und leder ge- fertigtes etui. Der inhalt besteht aus aufzeichnungen über land- besitz und dorfbegebenheiten , außerdem folgt eine lange reihe von thiernamen in lateinischer spräche mit altnorwegischer Über- setzung. Man nimmt an, daß der größere theil des inhalts ge- gen das ende des 13. Jahrhunderts geschrieben ist, dagegen zei- gen einige Seiten eine weit ältere handschrift.

Kempten. Einige Privatpersonen und beamte dieser Stadt haben neuerdings ausgrabungen in der nähe veranstaltet und sind dabei auf der s. g. Bleicherösche, zwischen dem Steilufer des flusses und den weilern Ober- und Unterlindenhof, in der nähe der stelle , wo die Römerstraßen von Augsburg und Salzburg zusammentreffen , die grundmauern eines großen gebäude - com- plexes aufgedeckt worden. In weniger als fußtiefe laufen die mauern unter der Oberfläche des bodens hin , meist bruchstein- mauern aus handgroßen kalksteinplatten mit jenem vorzüglichen mörtel verbunden, der alle Römerbauten characterisirt. An ver- schiedenen stellen sind sandsteiuquader verwendet. Sie sind je- doch durchgängig stark verwittert. Erstaunlicherweise ist sämmt- liches mauerwerk bis auf das pflaster abrasirt, ja oft noch tiefer abgebrochen , so daß läge und große der eingänge schwer zu bestimmen sind. Gleichwohl bedecken nur geringe schuttmassen den antiken boden. Obwohl die ausgrabung zur zeit noch un- vollendet ist, läßt sich doch die anordnung dieser anläge im ganzen klar erkennen : rings um einen großen oblongen , von hallen umschlossenen platz ordnen sich auf allen vier seiten reihen von räumen verschiedener große. Der platz ist 38 meter breit und 70 meter lang Die halle hat an der nördlichen Schmalseite eine tiefe von 7,3 meter , an den langseiten eine solche von 5 meter. Die tiefe der gemacher an der nordseite beträgt 10 meter. In der mitte dieser seite , die man als front betrachten kann, springt ein saal von 1 2 meter breite nach außen vor. Er war mit einer prostylen halle geechmückt und muß entweder ein tempel oder das vestibül der ganzen anläge ge-

Nr. 1. Kleine philologische zeitnng. 61

wesen sein. Auf der gegenüberliegenden seite des platzes, je- doch abweichend von der mittellinie, öffnet sich ein geräumiger saal von 17 meter breite und 24 meter tiefe. Er schließt hinten mit einer weiten segmentnische ab, wie die drei curven am ende des forums von Pompeji. Zur seite dieses Versammlungsraumes liegen mehrere quadratische zimmer , hinter denselben , jedoch durch einen gang getrennt, große magazine. Die übrigen den platz umgebenden räume sind von verschiedener große. Ihre Zwischenmauern enden meist in hausteinpfeiler, sie müssen des- halb gegen die halle weit offen gestanden sein und dürften als kaufläden gedient haben. An den ecken der nordfronte befan- den sich eingänge, die direct in die hallen der langseite führten. Der boden derselben liegt etwa 90 centimeter über dem niveau des platzes, so daß mehrere treppen zu diesem hinunterführten. Von dem pflaster der halle und der anschließenden räume ist nur noch die mörtellage übrig. Proben von wandputz zeigen dieselbe glätte und härte wie an den wänden in Pompeji , sie tragen einen lebhaften rothen , schwarzen und gelben anstrich, sowie aufgemaltes Ornament. Auch die Überreste architektoni- scher gliederung sind äußerst spärlich. Schon früher wurde ein ionisches capitäl gefunden. Jetzt sind noch zwei friesstücke mit palmetten aus marmor und mehrere sockelgesimsstücke aus Sandstein gefunden worden. Ein prachtvoll ausgeführtes mar- morrelief, einen reiher, der eine eidechse verschlingt, darstellend, scheint als bekleidung eines monumentsockels gedient zu haben. Hieraus ergiebt sich , daß man es hier mit einem öffentlichen gebäude , und zwar mit einem markt zu thun hat. Dazu ver- gleiche man z. b das forum in Pompeji : es ist zwar nicht von verkaufsläden , sondern von größeren öffentlichen gebäuden um- ringt, es hat jedoch dieselbe breite, und es findet sich bei ihm dieselbe gegenüberstelluug von tempel und curia. In Eom selbst gab es mehrere markte für die verschiedenen gattungen des han- deis. Von dem forum boarium und dem forum olitorium gibt ein antikes Wandgemälde deutliche ansichten , welche , ziemlich gut auf den Kemptener markt passen würden. Am meisten ähnlich- keit zeigt aber das forum der verschütteten stadt Valeia bei Pia- cenza. In dieser kleinen landstadt genügte ein einziges foi'um sowohl für den marktverkehr, als für das gerichts- und verwal- tungswesen. Der markt, welcher etwas kleiner ist als in Kempten, hat an den langseiten hinter den hallen verkaufsbögen , in der mitte der nordseite einen kleinen tempel oder ein propyläon, ge- genüber am südende eine basilica , welche die ganze breite ein- nimmt. Auch das forum von Gabii in der nähe Eoms kann hier zum vergleich angezogen werden. Es ist ebenfalls kleiner, hat nur auf drei seifen hallen und ist nach außen mit einem ana- logen tempelartigen vestibul geschmückt. Es ist ein merkwür- diger zufall , daß die ausgrabungen , welche seit einigen jähren

62 Kleine philologische zeitung. Nr. 1.

in Bregenz veranstaltet wurden, ebenfalls ein forum ans licht gebracht haben, s. PhAnz. XV, 12, p. 649. Wenigstens stim- men die veröffentlichten beschreibungen und die berichte von augenzeugen mit dem in Kempten gefundenen auffallend überein. Münch. allg. ztg. 1885, no. 308, 2. beilage.

Berlin, lieber die k ost b ar e Bacchusstatue, die kürz- lich beim baggern im Tiber bei Rom aufgefunden , liegt nun- mehr eine detaillirte beschreibung vor. Sie ist 1,75 meter hoch und überaus gut konservirt. Aus bronze gegossen , repräsentirt sie den jungen Bacchus, der in der linken den Thyrsus-stab und in der rechten ein trinkgefäß hält ; genau in der positur, welche man bei allen pompejanischen Bacchusstatuen beobachten kann. Anfangs wußte man in Born nicht recht, was der kostbare fund eigentlich vorstellen sollte. Man hielt ihn, den dortigen blättern zufolge, für einen sklaven, der im begriff steht, einen dolchstoß zu pariren. Zu dieser annähme gab nämlich die haltung der linken band anlaß. Der Thyrsusstab , den sie ursprünglich ge- halten, ist erst nachträglich nebst dem trinkgefäß ausgebaggert worden. Die statue ist von vollendeter formenschönheit. Den herrlichen köpf schmückt eine üppige epheu-krone. Ueber den frauenhaften rücken ergießt sich eine prächtige lockenfülle, welche an die modellirung der sogenannten apollinischen locken erin- nert, die in der blüthezeit der altrömischen plastik üblich waren. Sämmtliche italienische sachverständige, welche das bildwerk be- sichtigt, sind der ansieht, daß es aus dem ersten Jahrhundert n. Chr. stammt. Der einfluß der griechischen kunst ist dabei nicht zu verkennen. Merkwürdig ist der umstand, daß die statue jetzt, da sie vom schlämm befreit ist, wie ganz neu aussieht. Die italienische regierung, durch diesen fund angefeuert, beab- sichtigt nunmehr im Tiber größere archäologische nachforschun- gen vorzunehmen. National-ztg. sonntagsbeil. nr. 41.

Auszüge aus zeitschrifteil.

Philologische abband lungen in Zeitschriften.

Annuuire de la faculte des lettres de Lyon. 3. anne'e 1885, fasc. 1. Bistoire et geographie. I. Renseignements generaux. II. G. Bloch, Remarques a piopos de la carriere d'Afranins Burrus prefet du pre- toire d'apres une inscription decouverte. III. JE. Helot, de la revolu- tion e'conomique et nionetaire qui eut Heu ä Rome au milieu du Ille siede avant l'ere chretienne et de la Classification generale de la so- eidte romaine avant et apres la premiere guerre punique.

Archivio storico per le provincie neapolitane. Anno X. 1885. fasc. 1. 2.— 3. G. JRaeioppi, per la storia del nome d'Italia.

Archivio storico italiano 1885, disp. 5. C. Paoli , Miscellanea di paleografia e diplomatica.

Archivio Veneto t. 28, 2 (fasc. 56). C. Cipotta, ricerche sulle an- tiche immigrazione nella laguna (contin.). T. 29, fasc. 57—58: I). Bertolini, le scoperte arebeologiche nelle provincie venete durante

Nr. I. Auszüge ans Zeitschriften. 63

l'anno 1884. Ders. , epigrafii recentemente scoperte nel sepolcreto concordieso. fasc. 59.

Atti della R. Accademia dei Lincei 1883—1884. Serie III. Me- morie della classe di scienze morali storiche e filologiche vol. XIII: G. Fiorelli, notizie degli scavi di antichitä con una tav. (nov. e die. 1883). Ed. Le Blant , des voies d'exceptions employees contre les martjrs. G. Fiorelli, Notizie degli scavi d'antichita (genn. agosto 1884). L. Pigorini, i Liguri nelle tonibe della prima eta del ferro di Golasecca (prov. di Milauo). P. Tominasini, la vita e de opere di A. Vannucci. L. Borsari, il foro d'Augusto ed il teinpio di Marte Ultore. G. Fusinato, dei Feziali e del diritto feziale: contri- buto alla storia del diritto publico esterno di Roma. Ersilia Lo- vatelli Caetani, intorno ad un balsaruario vitreo con figure in rilievo rappresentanti una scena relativa al eulto dionisiaco. J. Cqßci, nuove indagini paleoetnologiche nella tomba neolitica di Calaforno (prov. di Siracusa) c considerazioni sui tempi preistorici in Sicilia.

Berichte über die Verhandlungen der sächs. gesellsch. d. wiss. zu Leipzig. Philolog.-histor. classe 1885. III. K. Wessely, die griechi- schen papyri Sachsens.

Bullettino dell' Instituto di corrispondenza archeologica 1885, no. 10. W. Heibig, antica tomba a cupola scoperto presso Quinto Fiorentino. W. Heibig, scavi di Chiusi. A. Mau, Scavi di Ponipei. A. Klitsche de la Grange , antica fonderia e ripostiglio di bronzi arcaici del territorio delle Allumiere.

'Eyy /ztglg äg^ai,oloyrxrt 1885, Tti)%.y.': Xg. J. Tgovvtk g, iniyga- ifid 11; axgonöfoutg. J. 4>ikiog, ImyQctycti ££ 'Ekivcivog. B. I. A iov dg cTo g , 'AfuytaQiiov iniygit(fai. 2. N. J QCty o v /utj g, intyoacfal ix Mtyctgidog. Et. A. Kov q ttv o v dt] g , äiTixal iniyQctrjixi. J. tPl).i,ogs ri(>yatoXoyixtt tiigy/uccta tujv iv 'Ektvcivi üvuGxaqiüv. 2. N. Jgayoi ptjg, naoctTtjQijcug ix o*t)/uonxov uvog xptjcfiafxarog. A&. 2. Ko v/liccp ov dt) g, JtxäkiTQOv hakixov,

Gazette arche'ologique X. 1885, no. 9. 10. Edmond Pottier , lecy- tbes ä fond blanc et ä fond bistre du Cabinet des medailles. A. Obodesco, coupe d'argent de la deesse Nana-Anat. L. de Laigue, genie funebre, marbre decouvert a Rome. H. Thedenat et A. Heron de Vitlefosse, les tresors de vaisselle d'argent trouves en Gaule.

Giornale storico della letteratura italiana. Vol. V, fasc. 3. Vol. VI, fasc. 1. 2. Rem. Sabbadini , notizie sulla vita e gli sritti di aleuni dotti umanisti del secolo XV. raecolte da codici italiani. V. Isotto Nogarola. VI. Aristonio da Rho. VII. Gia Aurispa. VIII. Gui- niforte Barzizza.

Hermes 1885, heft 4. G. Kaibel, Dionysios von Halicarnass und die sophistik. R Reiizenstein, die geographischen bücher Varro's. A. Otto, die reihenfolge der gedichte des Properz. W. Ditten- berger, zum gesetz von Gortyn. G. Kaibel, antike windrosen. Br. Keil, ad epigramniata Eleusinia, i<f>. ixqx- 1883, p. 143 u. 39. Miscellen: Br. Keil, aqgtict, äff gia. U. v. Wilamowitz-Möllendorff, Kleanthes u. Aristarch. Ders., die herkunft des Philochoros. G. Faltin u. Th. Mommsen, berichtigung u. erwiderung.

Jahrbücher, neue, für philologie hrsg. von A. Fleckeisen 1885. Heft 9 : H. Liers, zur geschickte der rhetorischen ideenlehre. R. Arno/dt, zu Athenaios. E>ers., zur chronolog. bestiinmung von Eu- ripides Ion. R. Peppmüller, homerisches. Ch. Ziegler , zu den Theokritosscholien. J. Sommerbrodt, zu Lukianos. S. Brandt, zur Chronologie des gedichtes des Lucretius und zur frage nach der Stellung des Memmius in demselben. F. Luterbacher , zur dritten dekade des Livius. A. Eussner, zu Quintilianus. G. Faltin, der

64 Literatur. Nr. 1.

neunte epodus des Horatius. F. Weiß, zu Gellius XVI, 5, 3. K. P. Schulze, zu Gellius XIX, 9, 11. F. Knoke, zu dem feldzug des Germanicus im jähre 16 n. Chr. J. W. Beck, zu den Differentiae Sermonum. A. Heuerling, zu einigen Placidusglossen.

Jahrbücher f. protestant. theologie 1886. Heft 1. R. A. Lipsius, Passiones Petri u. Pauli u. nachträgliches dazu.

Mnemosyne XIII, pars IV. C. G. Cobet, ad Galenum. -S. A. Naber, observationes criticae in Flavium losephura. J. van Leeuwen, disquisitiones de pronominum personalium formis Homericis. K. G. P. Schwartz, ad Lucianum. K. G. P. Schivartz, ad Dionysii Hali- carnassensis antiquitatum Romanarum librum primum. U. Ph. Boissevain, Additamentum ad p. 345. T. P. Postt/ate, Sallustiana.

Revue archeologique 1885. Sept./oct. P. Batifful , Carones Ni- caeni pseudepigraphi. //. Gaidoz, le dieu gaulois du soleil et le syrnbolisme de la roue (contin.). Rene Brian, introdaction de la medecine dans le Latium et a Rorne. Ch. Normmid, l'architecture metallique äntique ou röle du metal dans les construetions antiques. Dieulafoy , mission de Susiane. Note relative a la decouverte sur le tombeau de Darius de sept inscriptions nouvelles. H. Gaidoz, l'art de l'empire gaulois.

Revue de l'histoire des religions XII, 2. G. Maspero, la religion egyptienne d'apres les pyramides de la V. et VI. dynastie. Jean Reville, le mithriacisme au III. siecle de l'ere chretienne. Paul Reynaud , la methode en mythologie comparee. Reponse a quelques objeetions. Gablet d'Alviella, Maurice Vernes et la methode com- parative dans l'histoire des religions.

Revue numismatique 1885. Trim.4: C. Casuti, epigraphie de la numismatique etrusque. E. Babelon, monnaies de la Cyrenaique.

Romania t. XIV, 2: P. Meyer, inventaire des livres de Henri II.

Sitzungsberichte der Berliner academie 1885, no. 40—50: Lolliny, archaische inschriften in Boeotien. No. 46—48.

Studien, Berliner, für class. philologie u. alterthumswiss. bd. III. Heft I. Ludw. Stein, die psychologie der Stoa, bd. I, metaphys. -an- thropolog. theil. 216 p. Heft 2. Guil. Kaempf , de pronominum personalium usu et collocatione apud poetas scaenicos Romanorum. 48 p. Berlin, Calvary 1886.

Zeitschrift für ethnologie 1885. Heft 1 3. Heft 4. W. Schwär tz, die Vermählung der himmlischen im gewitter. Ein indogermanischer mythos.

Zeitschrift für allgem. geschichte, kultur-, litteratur- und kunstge- schichte 1885. Heft 8—10. Heft 11. J. G. Schultheiß, die Ger- manen im dienst der römischen reichsidee.

Zeitschrift der deutschen morgenländ gesellschaft bd. 39. Heft 3: 77t. Nüldeke, über Mommsens darstellung der römischen herrschaft u. römischen politik im Orient.

Zeitschrift f. d. gymnasialwesen 1885. Nov. Jahresbericht über Vergil von P. Deuticke, über griechische lyriker von O. Schroeder.

Zeitschrift für mathematik u. physik hrsg. von Schloemilch, Kahl, Cantor, histor.-literar. abtheilg. Jahrg. 30. Heft 1. 2 Heft 3. W, Schoenbom, die von Diophant überlieferten methoden der berechnung irrationaler quadratwurzeln. - Heft 4—6. -

Literatur 1880, (dem Philologus und PhAnzeiger zugesandt). Fr. Wunia , das praesens historicum in Caesars Bellum Gallicum

8. Wien.

Nr. 2. 1886.

Philologischer Anzeiger.

Herausgegeben als ergänzung des Philologus

Ernst von Leutsch.

11. K. Meisterhans, grammatik der attischen inschriften. Berlin, Weidmann 1885. 119 p. 8.

12. Max Hecht, orthographisch-dialektische forschungen auf grund attischer inschriften. Königsberg, Hartungsche dru- ckerei (Leipzig, Gustav Fock) [1885.] 37 p. 4.

Seitdem zuerst Wecklein in seinen bekannten Curae epigra- phicae den werth der attischen inschriften für die grammatik dargethan hat, ist in Zusammenhang mit der vorschreitenden publication des Corpus inscriptionum Atticarum eine lange reihe die inschriften ausbeutender abhandlungen erschienen , deren titel Meisterhans p. VII IX aufführt. Meisterhans' eigene ar- beit stellt eine Zusammenfassung alles bisher erforschten, ein vollständiges repertorium aller sprachthatsachen der bis jetzt bekannten inschriften dar. Wenigstens scheint dies die absieht des verf.'s zu sein. Und in der that ist die epigraphische lit— teratur mit bewundernswerter Vollständigkeit ausgebeutet, wenn auch die principielle beschränkung auf die in Attika selbst ge- fundenen inschriften sich kaum rechtfertigen läßt. Immerhin thut einiges dieser bedeutung des Werkes abbruch. Nicht so sehr die fort und fort neu zu tage tretenden inschriften, so- wie die bezüglichen Untersuchungen anderer gelehrten, wie ge- rade die von Hecht und wie Eiemanns neueste abhandlung (Revue de phil. 9, 49 99, im folgenden mit R(iemann) citiert). Aber einmal hat der verf. den fehler gemacht gelegentlich zu vergessen, daß alles substanzielle früherer arbeiten von ihm auf- zunehmen war , und er seinem leser einen schlechten dienst lei- stet, wenn er sich da und dort mit bloßem citieren anderer ge- Philol. Anz. XVI. 5

66 11. Griechische grammatik. Nr. 2.

lehrten begnügt (so z. h. anm. 695 für co in üto^co mit hinweis auf Eiemann und v. Bamberg). Ferner sollte sich eine attische grammatik möglichst eng an das C. I. A. anschließen. Wieder- holt aber citiert Meisterhans die früheste publication einer in- schrift statt der nummer des Corpus, so z. b. anm. 162 Mitth. 4, 79 stattC. I.A. 2, 804, 5, anm. 192a (p. 24) Ditt. Syll. 440 statt C. I. A. 2, 1058 (wo allerdings Dittenberger als Urheber einer ergänzung zu nennen war), anm. 192a (p. 25) Mitth. 7, 41 st. C.I.A. 2, 962, 1, anm. 445 Mitth. 5, 348, II, 6 st. C.I.A. 2, 1020. Ein weiterer in diesem Zusammenhang zu erwähnender mangel entspringt dem sonst löblichen grundsatz nur das wirk- lich überlieferte zu berücksichtigen , welcher grundsatz übrigens p. 50 bei dem citat toTv aus 2, 742 A 14 nicht zur geltung gekommen ist. Wenn es p. 62 heißt, daß xsgag „in der guten zeit" (siel) seine formen vom stamme xsom-: nfgars (410a.Ch.), später vom stamme xzquo-: xiQn (nom. pluralis 320 317 a. Ch.) bilde, muß man glauben, daß die flexion xsnctT- im vierten Jahrhun- dert nicht mehr vorhanden sei. Aber Riemann (p. 80) erinnert pas- send an 728 B 4 [xe]e«r[«], 778 A 2 xeear[a], 835 Ad 20 jeffßöTft] , an welchen stellen allen (mit einschluß der letzten) die ergänzung über jeden zweifei erhaben ist. Aehnlich ist 737 B 28 (p. 509) [ß8tx>x~\ctfjt£v ganz sicher, demnach in note 662 a) bei Meisterhans nachzutragen. Endlich kann man fra- gen, ob jetzt der richtige Zeitpunkt für eine zusammenfassende darstellung und es nicht richtiger war, bis zur Vollendung des Corpus sich auf einzelforschungen und nachtrage zu beschränken. Immerhin wollen wir das mit fleiß und urtheil gearbeitete buch als werthvolle gäbe mit dank entgegennehmen.

Das hauptverdienst der arbeit liegt in der streng durchge- führten Chronologie. Nie ist eine inschrift angeführt ohne daß (natürlich im anschluß an die herausgeber des Corpus) die zeit angegeben wäre : dabei kommen die paar kleinen irrthümer (daß z. b. p. 55 anm. 519 und p. 71 anm. 607 C.I.A. 2, 167 ge- gen Add. p. 411 in 334/26 gesetzt wird, anderwärts 2, 836 mit 835 gleich alt gemacht wird) nicht in betracht, wie auch nicht die bewußte ungenauigkeit die attischen jähre durch die- jenigen jähre unserer Zeitrechnung wiederzugeben , in welche je die erste hälfte von jenen fällt. Wichtige resultate werden so gewonnen. So ergibt sich aus der auf p. 78 zu findenden (obwohl

Nr. 2. 11. Griechische grammatik. 67

eigentlich nach p. 32 f. gehörigen) erörterung üher 7iqos-tiqov, daß in der ersten hälfte des vierten Jahrhunderts nur ngov-, ngos- dagegen erst seit 329 gefunden wird ; ebenso aus p. 89, daß erst nach 350 cpnd^ai statt cp'xg^ai eintrat; aus beiden nach- weisen also, daß Riemann voreilig urtheilt, wenn er p. 58. 61 sich durch die inschriften berechtigt glaubt, über die köpfe der atticisten und der neuern kritiker hinweg den altern attischen autoren ngos- und icfga^a zu vindicieren.

Ueberhaupt erhält man durch Meisterhans' arbeit einen wirk- lichen einblick in die attische Sprachgeschichte. Zwar die glie- derung in altattisch , mittelattisch und neuattisch , die von p. 7 an oft begegnet , aber nirgends ausdrücklich erklärt wird , ge- stehe ich nicht recht zu verstehen , zumal unter altattisch bald die ganz alte zeit des sechsten und siebten Jahrhunderts (p. 7), bald die zeit des voreuklidischen alphabets (p. 86. 88) begriffen ist : aber instructiv ist etwa folgendes

a) für die Unterscheidung des fünften Jahrhunderts von den folgenden: 460 410 a. Chr. verhalten sich die belege von %vvi aiv wie 71:19, 410—403 a. Chr. wie 9:50; 403 372 a. Chr. findet sich %vv nur noch in juridisch - publicistischen ausdrücken (was übrigens im ganzen auch schon für 410 403 gilt), von da an begegnet es , um freilich darin bis ins erste Jahrhundert a. Chr. zu bleiben , nur noch in der formel yvmfxtjv 8s %vfjtßdX- Uo&ai, 420 und 409 a. Chr. heißt es (pap|-, 347 qiQa%; 408 «xsa, 329 tKitvaa; 439 403 wird der aorist von cpsgco stamm- vocalisch ('stamm sreyxe-), seit 362 mit« flectiert (doch unter fest- haltung des infinitivs gy&yxü*).

b) einen einschnitt bildet wiederum die wende des vierten und dritten Jahrhunderts. Die sprachliche tradition erhält in dieser zeit so gut wie andere traditionen z. b. die der schrift einen starken stoß. So kommen die formen wie i&s/isv, die bis um 370 a. Ch. allein geherrscht, 370 300 überwogen hatten, nun außer gebrauch. Aehnlich ovöeig (tqdeis, die bis 379 allein gebraucht, dann acht Jahrzehnte hindurch mit ov&slg pij&eig kämpften, um 300 verschwinden. Mit recht hat sich Meister- hans für Buttmanns und Curtius herleitung des & aus der aspi- rierten ausspräche ovo' fig, ^ö' ijg entschieden (p. 37). Er hätte auf C.I.A. 2, 789, 24 (373/2 a. Ch.) attsvog iXsl ovBsv ovO"1 ol bff&al(Ao\ tvsiair verweisen können, wo OY0OI klärlich

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aus udhoi entstanden ist, da an ovts nicht gedacht werden kann Aehnlich ferner der genetiv der nomina auf qg, in welchem um 350 a. Ch. -nv statt -ovg aufzukommen beginnt, und nach ver- lauf eines halben Jahrhunderts so siegt, daß die folgenden drei- hundert jähre nur fünfmal noch -ovg als endung aufweisen. Trefflich paßt hiezu , daß im nom. plur der nomina auf evg-tjg bis 350 vorherrscht und vereinzelt noch sich bis 325 findet, -slg von 378 a. Ch. an nachweisbar, von 350 an häufig ist und seit 324 ausschließlich gebraucht wird ; daß , nachdem schon in früher zeit der nominativ und accusativ vivg , vivv durch vlng, vlöv verdrängt worden war, in den andern casus der alte stamm auf -s sich sicher bis 350 behauptete, formen wie vlnv u. s. w. aber erst 320 auftauchen, also damals vielleicht erst der wandel eintrat; daß im imperativ bis 320 (vielleicht bis 300) a. Ch. -vrmi, von 300 an -rmaav gesprochen wurde, wobei nur zwei beispiele entgegenstehen; daß endlich der gebrauch von vneg schlechtweg statt ney! zuerst für 290 a. Ch. bezeugt ist. Etwas später (270 a. Ch.) fällt der ersatz von vemg durch vaig. Um 265 a. Ch. tritt indv statt instöäv auf, offenbar eine nachbil- dung des letztern, da lautgesetzlich inttdij av zu sneiddv werden mußte, inst av aber nur int'jv ergeben konnte. Ich meinerseits möchte den eintritt von av für sdv aus der gleichung intt: indv = sl'.dv erklären: doch findet sich dieses av schon auf der undatierten inschrift 2,841, 7.9. 14, die nach Köhler nicht viel später als 300 a. Ch. aufgezeichnet ist, nach demselben übrigens mancherlei vulgärsprachliches enthält. Meisterhans p. 109 findet solches av sogar schon um 390 a. Ch. in C. I. A. 2, 11,6: tolg (jPaGrjliTaig jo xpi^iGua avayQa\patf 6?t (Köhler o 7t) «ju (ilv 'AdifirjGt ovfjßo).atov yevqzai nyog (haatjlirä.v iiva, Adtj- vt]öi rag 8i'xug yiyvsodut u. s. w. Ich sehe nicht ein , warum man nicht mit Köhler av im gewöhnlichen sinne nehmen sollte. c) der kaiserzeit eigenthü'mlich ist, daß sie vielfach wieder auf das alte zurückgreift, natürlich nur aus künstlichem archai- sierungstrieb. Jetzt kommen wieder, um die oben beobachtete reihenfolge inne zu halten, formen auf wie tdtfAst u. s. w. (unter Hadrian) ; oideig /AijÖeig zuerst wieder C. I. A. 2, 479, 30, also noch in der ersten hälfte des ersten Jahrhunderts a. Ch., von da an die 0 -formen ziemlich bei seite schiebend ; analog stellt im genetiv derer auf ?/<,' „die kaiserzeit, die periode der allgemeinen

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reaction , die ursprüngliche endung -ovg wieder her" (Meister- hans p. 60); ,,Herodes Atticus zeit" bringt wieder rsmg neben vaög (p. 53). Hätte Meisterhans sich um außerhalb Atticas aufgestellte attische inschriften gekümmert, so hätte er über das archaisieren des Atticus etwas mehr berichten und auf dessen versuch in altattischer schrift zu schreiben hinweisen können, für welchen versuch das an der spitze stehende OJENJ (statt OTdE.Nl) ebenso charakteristisch ist, wie für Atticus stilistische bestrebungen yiyvcw und riing (statt tjarttog) C. I. Gr. 6184 (Keil PE. P, 2100). Es sei hier beigefügt, daß nach Meisterhans p. 56 f. die contrahierten genetive und accusative auf -mg, -cor, -ä, -äg von nomina auf -tevg bis 400 a. Ch. ausnahmslos herr- schen (denn 'Outwg 1, 318, 8 hat eben kein i), hierauf all- mählich abnehmen, um 200 a. Chr. verschwinden, dann aber „in der kaiserzeit mit vielen andern klassischen formen" (Mei- sterhans, anmerkung 530) wieder aufkommen. Archaistisch ist weiterhin v'uig C. I. A. 3, 167, 5 (143 p. Ch.) und der dual XQvaii <>hüi[öa~] C. I. A. 3, 238a, 11 (p. 494) aus der zweiten hälfte des ersten Jahrhunderts p. Ch. (vgl. Anzeiger 1885, p. 191). Für die Chronologie der eigentlichen lautwandlungen ver- weise ich auf Meisterhans selbst und betone hier nur die be- kannte thatsache , daß allmählich und besonders in der auch hierin archaisierenden kaiserzeit historische Orthographie an stelle der phonetischen trat, z. b. in bezug auf yiyvofxat, yiyvmaxco und auf die diphthonge. Wenn übrigens Meisterhans p. 24 be- hauptet, daß seit 50 p. Ch. st für l geschrieben zu werden be- gann , so stützt er sich auf das falsche beispiel i]Q(aein] C. I. A. 3, 889, 6, wo es sich ja um l handelt. Das älteste richtige bei- spiel ist MähifAnv C. I. A. 3, 691,4 (nicht 14!) aus traianischer oder nachtraianischer zeit Bei dem Verhältnis von y und ei spielen nicht bloß phonetische gründe mit. Meisterhans weist hübsch nach, daß der Übergang von y in ti im dativ der ersten declination, in der dritten sg. conj. und im temporalen augment anfänglich rasch zunahm und im vierten Jahrhundert auf 391 y 118 dafür eingetretene si kommen, dagegen im dritten Jahrhun- dert auf 86 ij 200 si , daß aber seit 200 a. Ch. dieses ei ab- nahm und mit dem jähre 30 gänzlich aufhörte. Dieses stocken erklärt er aus dem Übergang von ei in t und daraus , daß das i von stumm zu werden anfing. Allein nachdem einmal ?/ zu a

70 11. Griechische grammatik. Nr. 2.

geworden war, hätte es doch auch weiterhin zu / werden sollen ; jedenfalls konnte es nicht plötzlich wieder als ei empfunden werden und mit äi} öi genossenschaft eingehen. Vielmehr ist klar, daß das ßovXrj der kaiserzeit sein ij den übrigen casus, Xi'ij das seine der zweiten person verdankt, und in ij»id>] die analogie von ijyov wirksam gewesen ist; rj mit i subscr. beruht natürlich auf archaisierender Schreibung. Den sichern beweis für diese auf- fassung liefern die außerhalb analogetischer einflüsse stehenden Wörter, xlftg , lyzovgyslv, sätyrjg, in welchen der einmal vollzo- gene Übergang in si niemals wieder stockt, (daher denn für die beiden ersten ti Vulgärschreibung geworden ist) und sogar viel- fach als letzte stufe der entwicklung bloßes / vorliegt. Man könnte freilich hienach verlangen, daß bei ijfttog und X^otifs sich dasselbe ei zeige : aber keines der beiden Wörter hat die zeit erlebt, wo at für rj allein herrschend war. Ihr vereinzeltes da- sein in der kaiserzeit A^erdanken sie künstlicher auffrischung.

Neben den chronologischen unterschieden hebt Meisterhans noch andere hervor: insbesondere p. 57 und 60 den gegensatz zwischen C. I. A. II, 1 und 11,2 d. h. zwischen den psephismen einer- und den rechnungen , katalogen und privaturkunden an- dererseits , von denen jene nach ihm mehr die litteräre , diese (besonders die seeurkunden) die vulgäre spräche aufweisen, jene demgemäß z. b. /Jrnjoodt'iovg, üsigaiiiog, diese Jr^ooßtvov, Tlsi- Qaicög setzen. Sonach wäre im ersteren fall die höhere , im zweiten die niedere spräche conservativer gewesen.

Diesem vorzug des werkes thut eine nicht verschweigbare schwäche abbruch. Wer wie Wecklein im gründe nur darauf ausgeht sich die kritik der schriftstellertexte zu erleichtern , hat das recht nur die für diese in betracht kommenden puncte her- auszugreifen. In einer förmlichen grammatik soll alles bespro- chen werden. Man weiß heutzutage, wie nothwendig es ist auch alltägliche und scheinbar selbstverständliche Schreibungen, for- men , constructionen u. s. w. statistisch aufzunehmen , da die vnlgärtradition oft einfach irrthümlich ist und auch, wenn nicht, das gebrauchsverhältnis zwischen regelmäßigem und ausnahmen festgestellt werden muß, überhaupt nicht abzusehen ist, warum das ungewöhnliche und fehlerhafte durchaus auf unsere beach- tung ein Vorrecht haben sollte. Indem Meisterhans im ganzen nur das auffallende verzeichnet oder das, worüber schon irgend

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einmal discutiert worden ist, entsteht der nachtheil, daß sobald irgend ein neues problem auftaucht, seine Sammlungen im Stiche lassen. In dieser weise sind viele stellen lückenhaft. So z. b. erfahrt man p. 41, daß gelegentlich xÜTQonrov vorkommt; daß dies aber sechzehnmal geschieht und diesen sechzehn stellen nur das eine beispiel 2, 721 B 5 y.äromQop entgegensteht, lernt man erst von Eiemann. P. 32 wird angegeben, wo krasis ein- tritt, p. 44 46, wo schließendes v assimiliert wird; wie oft das eine und das andere nicht eintritt , wird gar nicht in rechnung gezogen; so muß man sich für ersteres bei Eiemann p. 57 f., für letzteres bei Hecht raths erholen. Selbst die verhältniß- mäßig nicht so massenhaft belegten formkategorien des duals, der attischen declination , der conjugation auf fii , des perfects der liquida kommen wesentlich nur wegen einiger darin sich findenden Seltsamkeiten zur erwähnung , obwohl es z. b. sehr erwünscht wäre zu wissen , was für beispiele der bekanntlich erst bei den Attikern aufgekommenen präsentia auf -dvvvfjii in den inschriften vorliegen.

Auch sieht man nicht ganz klar, wo für den verf. die gren- zen der grammatik liegen. Die wortbildungslehre ist bei seite gelassen, ebenso Wörter wie ^rpa^to»', oVos, pixös, obwohl für letztere sich in der lautlehre gewiß unterkixnft gefunden hätte, ferner das durch seinen compositionsvocal merkwürdige ä{ia<zy- tioÖss- 2, 834c 42, (E) durch welchen beleg Pollux (1, 253) Schreibung bestätigt und zugleich erwiesen wird , daß das t in Hesychs ufia^Cnodsg in ij zu ändern ist, was ohne gefährdung der alphabetischen reihenfolge geschehen kann.

Ich gehe auf das einzelne über. Meisterhans beginnt mit einer besprechung des alphabets, zuerst der buchstabennamen, für welche sich in der bekannten merkwürdigen inschrift (Mit- theil. 8 (nicht 9!), 359 ff. eine höchst werthvolle quelle geöffnet hat , dann der schriftformen. Die buchstabennamen bieten ein treffendes analogon zu den numeralien , indem sie zeigen , wie reihenweis gesprochene Wörter eine neigung haben in gegensei- tigen einfluß zu treten, vgl. £ijtu (statt ?), imra (statt *(o5da), nach ^7«, &JjTa, ebenso pv (statt fAtj^u?) nach vi, wonach dann %v. Uebrigens möchte ich Meisterhans fragen , warum v als buch- stabenname bei ihm einen lenis erhält, warum er ferner nicht hervorhebt, daß der diphthong von nti (hebr. pe) mit dem

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von i? (hebr. he) gleichartig , also als unechter zu betrachten ist, der betreffende buchstabenname also altattisch muß [JE ge- schrieben worden sein. Dasselbe gilt natürlich von dessen nach- bildungen qin, jfff.

Unter den nachweisen über das eindringen der litteratura ionica vor Euclid hätte C.I.A. 1,338, weil durchgeführt ionisch, besonders genannt, nicht, wie bei Meisterhans geschehen ist, die einzelnen worte unter die verschiedenen rubriken zerpflückt wer- den sollen. Auch ist anmerk. I2d 1, 13, 7 urayuuxpar- mit xp nachzutragen, unter 12ef bei den beispielen der Jüngern formen von y und 1 4, 51ef, 19 zveyyücti*, 24 nöliji 1, 274, 20 (Suppl. 4, p. 36) xeqp«?L«to»', vgl. Kirchhoff zu letzterer stelle. Ein fehler nicht nur dieses abschnittes , sondern der ganzen schrift ist die wiedergäbe altattischer beispiele in moderner schrift Solches verfahren paßt schlecht zu dem grundsatz nur wirklich auf dem stein bezeugtes anzuführen. P. 4 ist über die interpunction auf den altern inschriften kurz und klar gehandelt. Es verdiente hervorgehoben zu werden , daß die interpunction wort für wort wesentlich nur in auf- und Überschriften, kaum in fortlaufenden texten sich findet.

P. 5 47 folgt die lautlehre, in anmerk. 27 mit einer schiefen gegenbemerkung gegen die allerdings unerwiesene be- hauptung G. Meyers, daß attisches ä (= ionisches if) auf e zu- rückgehe , eröffnet. Ueberhaupt läßt das linguistische urtheil des verf.'s zu wünschen übrig. So erklärt er p. 8 die vocal- verschiedenheit zwischen Nea noXig und NeonoliiTje aus einem schwanken zwischen a und o, während doch offenbar dem o von NnonoliTrjt; ein bestimmtes bildungsprincip zu gründe liegt, das die macedonische zeit mit ihrem Neanolirijg wieder aufgab. Es ist nur logisch, wenn Meisterhans das ethnikon der eretrischen ko- lonie Jixaia dixaionollTye in derselben rubrik unterbringt; ge- rade dies beispiel zeigt, wohin Meisterhans' auffassung führt. Ein ähnlicher irrthum ist es, wenn p. 16 formverkürzungen der kaiserzeit, wie tleiQevg, als contraction gefaßt werden.

Sehr sorgfältig hat Meisterhans die reduction der /-diph- thonge vor folgendem vocal und die damit parallele Schreibung si, oi statt t, o vor vocalen behandelt. Nachzutragen wäre etwa: für a statt ai [ü]fra>^« C.I.A. 2, 613, 6 (298/7 a. Gh.?) vgl. Bruno Keil Hermes 20, 162 anmerk., donavbnov 2,946,14, &tj-

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yaevg C. I. A. 2, 66, 7 von Dittenberger Syll. 90 aus .H.A.. 2 sicher hergestellt. Ferner hat Meisterhans die behandlung von aii unerörtert gelassen; ich verweise hierfür auf Eiemann, Revue de philol. 5, 159. 9, 51. An letzterer stelle weist Riemann das nach Meisterhans seit 360 nicht mehr gebrauchte aieC aus Ephem. arch. 1884, p. 45/6 z. 6 für die macedonische zeit nach.

Betreffend s, ei vor vocalen füge ich (meist nach Riemann) einerseits tavg?av C. I. A. 2, 834b II, 25, andererseits Qoaatiag 2, 943, 29, KoJLeio|V|j 2 add. 729b A 6, -onleiov« 2, 1060, 5, *A\jaQvf\iwt 2, 1060, 6 bei; vgl. auch das bekanntlich anders zu beurtheilende dwgeiä Ditt. Syll. 101, 20. 23 (347/6 a. Ch.) ; eil' statt tt fehlt bei Meisterhans ganz: ntslstivog C. I. A. 2, 834b, II, 15. 16. 18. 20.

Ganz verunglückt, dazu lückenhaft und von druckfehlern wimmelnd, ist p. 21 die ausführung über die mit Isqsoo- an- lautenden formen Der thatbestand ist folgender. Während die litterarischen denkmäler bloß isgmaivij, Isgoöawa , sowie formen von Ifgäo/Liai und Isgooa bieten , zeigen die inschriften zwar ie- Qwavvrj C. I. A. 2, 613, 13, legmawa 631, 12, daneben aber is- Qtmoivq 628, 42 (von Keil, Schedae epigraph p. 54 f. auch nachgewiesen aus inschriften von Patmos (Ditt. Syll. 402, 22), Thyateira und Nubien), ag^iegemaivrj (nach Keil auf nubischen inschriften), hgtcöavva 631, 10. 20. 841b, 4 und wohl auch 631, 5, und an verbalen formen iegsmaarö C. I. A. 2, 613, 14 und das particip legewpivog 2, 578, 32 und Mitth. 4, 335. Es fragt sich , woher das f co stammt. Nach Meisterhans aus steo, sodaß also eine ableitung aus einem thema ligsio- anzunehmen wäre. Die spielform -eico die sich C. I. A. 2, 578,32 für iegeoo- findet (die andere von Meisterhans angeführte stelle bietet iegsco-), wird natürlich niemand hiefür geltend machen. An sich ist eine solche herleitung von der größten unwahrscheinlichkeit. da weder ein adjectiv itgeiat; oder is'gsiog existiert hat noch es möglich ist, so das oo zu erklären. Ich meinestheils sehe nicht ein, was uns hindern sollte isgicoavvov, legtcoavvt] als correcte ableitungen aus isgsvg auf iegrjfo-, zurückzuführen; wenn vor -avvog, -avti] andere stamme ihren ausgang in o ändern, nXsnroavrTj für *x).e- Tiri»avvr], fxavzoavffj für */4aviiovvq, fjit](ioai'rrj für *(xry(jiaavvt] ein- tritt , warum sollte da nicht wie ■&e(Aia7-o-ovt>i] so auch *legrip-o- avvtj möglich sein? Ein vollständiges analogon bietet ogtmKOfjiog

74 11. Griechische gramrnatik. Nr. 2.

(CIA. 2, 834c, 18. 20. Ar. Thesm. 491: .. . ÖovXort rs xco- gemxofiwv) aus *oQ?jp-o-x('ifxoi;, wo nicht der «»-stamm selbst, son- dern eine erweiterung desselben durch o als erstes compositions- glied fungiert. Ferner ^(umwmv , von welchem Meisterhans p. 53 n. 509 eine wunderliche mit den lautgesetzen unverein- bare erklärung giebt. Obige form, die einzige inschriftlich er- haltene (Meisterhans a. a. o.; Dittenb. Syll. 13, anm. 3) und gewiß auch den Schriftstellern für i'jiurAteor zurückzugebende, beruht auf dem gesetz, wonach dimidiativa von sachbezeichnun- gen durchaus neutra sind und dabei entweder die endung -iov oder -ov führen, letzteres überaus oft, z. b. v[At8<*.Q£txov, i/pioj- ßolov, rjftiwa&or, il(jiXow (C.I. A. 2, 682c, 12. 841b, 8), i^i- Öiiani (Riemann 9, 63). Stämme auf consonanten und auf dünne vocale knüpfen in diesem falle an ihren auslaut noch -ov an : ?j^i0T,l7ijQ0f (C. I.A. 2, 834c, 29. Poll. 9, 62) wofür ijpaarat^Q bloß Hesych in der erklärung einer glosse giebt (?), /}^/xoa>oj', ijliiniliMov aus -ntlmp-ov W 851. 858. 883. Ganz analog sind numeralcomposita wie ihga^ov und besonders Tfji^odixov , asvr zuftoiviHov. Ausnahmen wie rnxi%oivi% , rjiJii%ovg , IjfitööeXog sind der klassischen spräche fremd. Hienach mußte zu sxtsi'u; *!j[xi- ixnjpov yititxTtwr gebildet werden. Allerdings war nicht unmöglich auch etwa *rinity.7r]piov tjfiiexreiot zu bilden. Aber tifAiHKTina in zwei inschriften des Jahres 329 kann eine solche form nicht erweisen, da offenbar ijiAitxrea zu lesen ist. Das bei Krates Aäyua fr. 20 K. belegte und dann wieder nachattische /][iCt;y.7oi> gehört nicht zu £xrtv<;, sondern zu s'y.zor. Ein fer- nerer fall von erweiterung eines -ei/-stammes durch o liegt in «p^ifxjscüt,' Hdt. 2, 37. PI. Legg. 12, 947a vor; in anlehnung daran kam dann isgecoc; statt ieqsiü auf: vgl. über diese unklas- sische form Dittenberger Syll. 376 anm. 4. Unter welchem einfluß^dem von uQ^isgsooa oder dem von itgecoavii], das sw in die oben angeführten verbalformen gekommen ist, wie sich fer- ner das durch Ameipsias im Konnos fr. 7 K. auch metrisch ge- sicherte 'uqcüouvov nebst hgcuoinij zu den inschriftlichen formen verhält, bleibe vorerst dahin gestellt.

Bleibt oi , o. Für aroü ist das zeugnis der athenischen weihinschrift in Delphi I. G. A. 3a (p. 169) beizufügen. Die behandlung des oi vor i ist unerörtert geblieben; vgl. ööonotiav C.I.A. 2, 834c, 28, r^gonommv 803c, 131. 807c, 5. 812a, 15,

Nr. 2. 11. Griechische grammatik. 75

-noiiumv 808d, 77. 91. Gut ist beobachtet, daß oi vor o-lauten stets bleibt , womit zusammenhängt , daß auch unorganisches ot für o sich vor o-lauten nicht findet.

Ueber sonstige vocalübergänge habe ich wenig nachzutra- gen; betreffend i—v vergl. ZCßilXa C.I. A. 2, 835, 54. Das o statt v in ngoiaveia C. I. A. 2 add. , 834b, I, 6. 8. 11. II, 6, (ibid. I, 37. II , 1 nov-) , ebenso in fragmenten derselben in- schrift , auf die Riemann verweist , ist wohl weniger einer laut- lichen neigung als einer volksetymologischen anlehnung an ttqo zuzuschreiben. Ueber st und / und die Wörter, deren Schrei- bung in dieser hiusicht der erwägung bedarf, ergänzen Riemann's sehr reiche materialien Meisterhans wesentlich ; jedenfalls war p. 26 anm. 211 für das ei von (bheiovg, (plsidaiog auf Sauppe, Gott, nachr. 1883, p. 299 anm., zu verweisen. Bei der krasis p. 33 ist insbesondere ijTe\Qa) C. I. A. 2, 797, al4. cl8 und oxiwßal<x>v 2, 834b, II, 70 (p. 527) beizufügen; letzteres ist bei den ko- mikern vielfach belegt.

Ich wende mich zur lehre von den consonanten, wo das auffällige mit aiv statt %vi> vielleicht zu parallelisierende avXiiog C.I.A. 2, 745 B 3. 778 C 18. 804 Bb 87 (Riemann) nirgend platz gefunden hat, wie auch p. 41 unter qq die von Riemann registrierten utuQtjdsrTeg 2, 719, 12, l4rjl(ji]Tog 2, 864, 32, ns- QiQui'itjQioi- 2, 744 B 5. 778 C 5. 818, 26 nicht erwähnt sind (ßoQQÜdst' auch noch C. I.A. 2, 781, 6. 15 (Riemann)). P. 36 sind formen wie ucpsiXqtyOTeg , (Ihgatqionj , 0£f.iiodoxlrjg richtig aus dem trieb in einem worte mit aspiration alle tenues zu aspirieren erklärt. Als gegenstück waren die fälle aufzu- führen, wo der ausgleichungstrieb ursprüngliche aspiration dem einfluß einer benachbarten tenuis geopfert hat : Riemann bringt Kuoovela 2, 778 A 16, von Köhler als Sacra Diana XiTWDjg gedeutet, xaXxovv 722 B 13, nnoxoCdtor 778 C 11, während x^o^jU^i'ot,'] 826, 11 der ratio entbehrt.

P. 41 heißt es, daß im neuattischen in vertragen mit aus- wärtigen mächten vereinzelt auch aa eintreten könne. Aber die belege sind außer dem ersten (Adr^ator 7, 93), den ich nicht einsehen kann, ungenügend. Denn 2, 184, 2 ist gar kein ver- trag; 2, 160 bietet einen, der sicher nicht in Athen und nicht bloß für die Athener redigiert wurde, und gar 2, 49b, 29 steht ■dälaaoa in einem den Korkyräern auferlegten schwur, wo «■/,

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/JiifxuTQa, dreimal xn geschrieben, also offenbar ein gewisser grad von dorismus beabsichtigt ist.

In den belegen der p. 46 besprochenen in der kaiserzeit aufgekommenen nebenform von Mvonnovna (Meisterhans „Mvg- Qivovttrj"\\) in Ix MvQ(j>)irovvtqi; ist das citat 3, 1023, V, 3 in IV, 3 zu berichtigen, 3, 1238, 2 zu streichen, weil zwar die Umschrift bei Dittenberger rr bietet, aber das facsimile [/Wt>] PINO TT O] , und endlich 3, 1882 1885. 2148, 5, welche stellen im index des corpus sämmtlich aufgeführt sind, beizufügen.

P. 48 74 beschlagen die deklination. Da finden wir gleich p. 49 die werthvolle thatsache gewonnen, daß die endung ALZl sich in ganz gleicher weise mit H1ZI in den gebrauch theilt, wie aai mit tjm, daß also -am zu lesen ist. Gut werden p. 51 unter Zuhilfenahme anderer dialekte die namen auf -ivqg der ersten declination vindiciert. Wenn es aber p. 51 heißt, daß das epische ayxnCvq attisch ayuoiva laute , so sind erstens zu den belegen für die attische form noch 2, 794b, 20. 795f, 10. 807c, 45 beizufügen, und ist zweitens hervorzuheben, daß das angebliche epische ayxoivq nichts als eine gelehrte er- findung ist, zuerst sicher bei Herodian belegt (1, 334, 16 ff., ausdrücklich von Theognost citiert). Homer selbst und die ibm folgenden dichter kennen nur die Wendung iv üyxoipißoi. Daß der nominativ dazu ayxowa lauten mußte, zeigt Stanoira ; -mit] kommt nur in (juvontj, einer alexandrinischen rückbildung aus ho- merischem fAsvoiTua, vor. Aehnliches gilt übrigens von öf/q»}, das als femininum von dpata zu erklären schwer hält. Homer hat bloß dficoaC , 8(i(pt'*g , dfitpdoav , dpcpäv, dfAw^ßt , also lauter formen, die, wenn man ju/a-ptjyc ; *daju£ia-du[A£tu£, öafAtuH'; *za.Q<ftia-iaQ- q>£taC, jvtQcpfut^ (Joh, Schmidt KZ. 25, 36) vergleicht, leicht auf das reguläre *d(A(ta zurückgeführt werden können. Der nomi- nativ Sficat'j findet sich erst auf metrischen inschriften der kaiser- zeit (Kaibel 1046, 84. 313, 1?).

Zu der zweiten declination möchte ich als beleg von con- traction xQvaoX(''1'' Mitth. 4, 33 (baurechnung aus der zweiten hälfte des fünften Jahrhunderts) nachtragen, sowie in anm. 502 die Zeitangabe zu C. I. A. 2, 836 in 267/6 a. Ch. und das folgende citat, das auch anm. 504c wiederkehrt, in 332, 44 verbessern.

In dem abschnitt über die dritte declination wird p. 54 anm. 517 mit recht die auffassung verworfen, wonach die formen

Nr. 2. 11. Griechische grammatik. 77

wie rioXrji aus Verwechslung von tji und et zu erklären wären. Allerdings hätte Meisterhans wohl gethan auch die helege der dative auf -et zu zählen, damit die häufigkeit des gehrauchs er- kennbar wäre. Die form noXy erklärt sich aus dem was Job. Schmidt KZ. 27, 298 f. ausgeführt hat; sie verhält sich zu der von diesem statuierten idealform des dativs nö).?j ähnlich wie im dativ plur. der ersten declination -rjai , -«ff; zu -qoi , -aai. Allerdings hat man sich noch mit dem nom. plur. [VjjptJtfgfy] 2, 572, 3 auseinanderzusetzen.

Vermißt wird eine besprechung derer auf cog, wie ygcog, xriloog (vgl. Riemann 9, 79), und unter den beispielen des gen. plur. von nomina auf og (Meisterhans p. 61) als belege zu Te/xeräv 2, 814a A 28. b24. zu axsvmv 2, 804 B a61. b56. add. 834c, 72. Beim comparativ (p. 67) fehlt iXurzovs(?) 2, 678B 50 (400/350 a. Ch.) und der hinweis auf das offenbar auf der analogie der comparative beruhende ysttco (neutr. pl.) 2, 814a B 36. 39 (374/3 a. Ch.). Auch ist nicht strict erwiesen, daß der sacrale ausdruck /jeiov, wovon C.I.A. 2, add. 841b 5 den genetiv /Asinv bietet, wirklich zu /bisicov „minder" gehört. Immerhin hätte diese anomalie nichts auffallendes. Das von seinem masculinum isolierte wort assimilierte sich dem ihm in der bedeutung correlaten xovqsiov. Zudem kann Meister- hans aus dem beginn des dritten jal.rhunderts f'# OdzTov (2, add. 302b 11) nachweisen. Man vergleiche auch die geschichte des privativen adjectivs zu rreCgag, att. ne'gag, das bei Homer cor- rect untCücov , aneigov lautet, ebenso noch bei Aeschylus (fr. 407 D. ff Xo%q> «77J-70OI/) , und das in daxrvXiog äneigcov , mit ionischer länge der zweiten silbe , den Attikern bis ins vierte Jahrhundert geblieben ist: Ar. Java'idsg fr. 250 K. <x«<> 8ax- ivlmv %a\xovv qttfjmv anetgova. C.I.A. 2, 652a, 39: daxrvXiog ATIEPSLN 752, 2 : -v antlg\ova\. Hier hat das neutrum zum nomin. ämigov formen der zweiten declination gebildet: um Ibyc. fr. 2 und die beispiele bei Pindar zu übergehen , weise ich auf Eur. Or. 25: ?} noatv unetgcp nsgißa\uva^ vqüanaii hin (zwei andere euripideische stellen ermangeln voller beweiskraft) , auf das ma- sculinische antigog in Sophokles Polyxena (Oros in E. M. 120, 47) fr. 481 N. und die häufige Verwendung des Wortes bei Plato, für den ich bemerke , daß das a auf entlehnung aus der dich- tung oder aus der philosophischen prosa früherer hinweist. Auf

78 11. Griechische grammatik. Nr. 2.

dieser Umsetzung von uaei'omr in aneigne beruht es offenbar, wenn umgekehrt bei Sophokles (OK. 1088. Thyestes fr. 245 N.) statt aasigog „imperitus" ilnttQmr, eine aus sich selbst nicht er- klärbare form, vorkommt.

Pronomen (p. 68 70) : beim reflexivum fehlt einerseits aqmv C. I. A. 1, 40, 44: ort S'a* xonor xfttjtpiOfta \])-rjqi£covrai ^i&rjvatoi /; \ß*{!1 ffqp]™»' '/ fzsgi nolfcor, andererseits savrovg 987 A 2 (um 350 a. Ch.) , [a^vräv sicher eigänzt 807b 108 (330 a. Ch.); der hinweis auf Möris p 310 beruht auf einer gedankenlosigkeit. Warum die behauptung, daß mvrov nur sel- ten in avTov contrahierl" werde (p. 69), bloß durch pluralische formen gestützt wird, stellen wie 2 add. 834b IT, 51 uvrag av- 70) übergangen werden, verstehe ich nicht.

Zahlwort (p. 70 74): der verf. weist nach, daß, entspre- chend den lehren der atticisten , nfiiza- und verwandtes eigent- lich unattisch ist, wenigstens bis zum jähre 329 a. Ch. alle be- lege ntvtt-, s|- (resp. ex-, ej-), <)x7co- bieten. Allerdings müssen die formen mit « alt und auch attisch gewesen sein , wie , um mich auf metrisch sichere stellen zu beschränken , z. b. Hes. Opp. 425 6x7u7io8>]r, Ar. Eq. 70 o-ntanläaia zur genüge zeigen. Auch die formen der hunderte kommen in betracht; der verf. hat es nicht für nöthig gehalten sich darum zu bemühen, obwohl doch gegenüber anderwärts bezeugtem cy.7cox/>otoi das attische oxTuxäatoi 2, 803c 139 und ebenso die andern formen (z. b. nepzay.öaioi 1, 273g 6. 2, 585, 9. add. 841b 49; i&xcoioi 1, 55c, 15) registriert zu werden verdienten. Für die bei den zah- len von 13 19 sich zeigende Verschiedenheit in der gruppie- rung der beiden bestandtheile gibt Meisterhans die belege fast vollständig, aber nicht die ratio. Und doch liegt diese klar zu tage. Die aus früherer zeit ererbte voranstellung des einers mittelst y.ai wird, wenn das zahlwort seinem Substantiv voraus- geht, unverbrüchlich festgehalten (C.I.A. 1, 179, 11. 322a, 87. 2, 794c, 80. add. 834b I, 61. II, 57. 834c, 7). Wo aber das zahlwort folgt, also nach Delbrücks ausdruck (Synt. forsch. 4, 151 f.) isolierende Wortstellung gilt, werden die einzelnen zahlen in begrifflicher anordnung unvermittelt an einander gereiht. Also C.I.A. 1, 324c II, 16 nddtg i*ait,v dexa rgstg, 2,476,31 8f)u)(uug öt'xu 8io, add. 834b II, 5 atÖgdiai dkxu emü, 836, 73 8qu^(aui bixu oxt(x) , 1054, 47 dgiüfio* 8ixa Ixiä ; das letzte

Nr. 2. 11. Griechische grammatik. 79

heispiel kommt allerdings weniger in hetracht. Die von Rie- mann angeführte stelle Ephem. arch. 1883 p. 119/120 zeile 40 mit dexa srrrd ist mir nicht zugänglich. Die außerhalb At- ticas vorkommenden beispiele , die mir gerade zur hand sind, stimmen völlig. Auch hier ist voranstellung des einers das äl- tere: I. G. A. 121,4 nle&Qar otttco x«J df-'xa (eleisch). Die del- phische Urkunde I.G. A. 319 hat zeile 1 [?]oJ nsi'Tsxalötxa, da- gegen zeile 6 piväg 8iy.it rhogtg ? befolgt also genau die oben gegebene regel. Ditt. Syll 137, 1 (295/287 a. Ch.) ra>v tqs- \jgxa!~\8ty.u TTi'Xswr (Smyrna) ; 353, 134 "ki&cov räv 7Qtigy.aC8sy.ci (Lebadea); 170 (246 a. Ch.), zeile 37 Squ^/ah) sxarbv dexa zg^Tg, zeile 40 Öga%[iai rgiaxömat ftgxu nxzco (syrische könige); inschrift von Delphi (Annali 1866, p. 12) ftväg dexa [ilav , \ßvug 8ix\a TiftTe. Auch die herakleischen tafeln zeigen noch spuren der ursprünglichen Unterscheidung , insofern die ältere weise sich nur bei vorausschickung des zahlworts findet: 2, 15 rgslg xal S^xa yvai, 1, 141. 140 rtsvTt y.ai Swct nodmr3 oxtca ;<ai 8£y.a no8mi>^ die jüngere weise aber überwiegend (achtmal) bei nachstellung des zahlworts: 2, 34 ootyiunn 8ixa «V, 2, 53 OQfj^ara 8txa. 8vo, 2, 68 ogtyiAUTa St'xa ryta, 2, 61. 104 OQey^ara dexa hmä, 2, 86 x(x88i)(03r 8iv.u 7S7('qcov, 2, 99. 106 yaSSC^cov 8iy.a nwzt, dagegen bloß dreimal bei voranstellung: 1, 29 7QiaxarCai dexa 8io (syniroi , 2, 69 8ey.<c tiivts n^nitcog, 2, 40 Sexct pe<; a^oivoi. In der litteratur findet sich die nachstellung des einers zuerst bei dem verf. der pseudodemosthenischen rede 47, 64. 77: %i- Xiag 7oiuy.noiag 8ixa 7Qf?g (ohne ganz unmittelbar damit verbun- denes Substantiv), sonst nur in nachklassischer zeit. Aristoteles, Hist. an. p. 596a 8 ßt7gt]7og .... 8£xa xul zi77agag} wozu Bonitz im index : rara apud Aristotelem cardinalium coniunctorum cöllocatio. Doch vgl., falls excerpta in solchen fragen in betracht kommen , den index zu dem von Lambros herausgegebenen Supplem. Aristotel. Bei Polyb ist die sache ganz gewöhn- lich; beispiele wie 1, 42, 5 8sxu Ovo azäSict \ 4, 56, 2 8txa 7(TT(tQag pvgiaSmg zeigen, daß er den Jüngern typus nicht mehr auf das posjponierte zahlwort beschränkt , so wenig als Strabo, Diodor, Iosephus u. s. w.

Die conjugation wird p. 74 89 behandelt. Ich hebe p. 78 f. (augment) hervor, daß anm. 646 zu den belegen über diafaoyco C.I.A. 2, 613, 11 ngogun'^aatv. 834c, 24 artjXooaaiAtf, 814a A 32^

80 11. Griechische grammatik. Nr. 2.

uv7]Xc6&7], 834b II, 4 avTJIatat, sowie dasjenige zuzufügen ist, was Riemann 9, 86 aus Ephem. arch. 1883 beibringt. 837, 12 (olv?])cü(a£vov) ist in 834, 12 zu bessern. Vergessen sind ol- xodo[Ai]fi£voi 2, 808d, 95. 811c, 6, qpxo- 809e, 55 und sonst, coxo- to(xi]nivo3v 836^> 7 (vgl. Riemann). Wenn man p. 79 anm. 649, 2, 758 B 40 \v.ats\iQya\a']fx£va nachträgt, so ergiebt sich, daß im vierten Jahrhundert das präteritum von sgyä^opat sie- benmal mi*; 7], einmal (2, 809b, 117: 325 a. Ch.) mit tt augmen- tiert, im perfectum dagegen nur u und zwar viermal sich findet. Es ist klar, daß hier ein organischer unterschied zwischen aug- ment und reduplication , analog dem von sojqwv, edloov jfa- quxu, iuXwxa vorliegt, und das bezügliche „vielleicht" des verf.'s allzu vorsichtig ist. Vgl. KZ. 27, 272 ff. Die bomerkung p. 79 anm. 651 über schmarotzierendes temporales augment kann ich nicht für richtig halten. Wenn schon im dritten Jahrhundert auf der smyrnäischen inscbrift C. I. G. 3137, 58 drrjlcofxa , im zweiten C. I. A. 2, 594, 16 drrjXmaag neben dvalaaug zeile 8, 595, 4 dvrjlmomoiv , 12 dtrjkco^a gelesen wird, so sieht jeder, daß in den aoristischen beispielen das r\ des indicativs, in dvtL- lo3fia das etwa von dvrjXoofAtrog fortgewuchert hat, weil der flexivische Charakter des ?; nicht mehr empfunden ward. Aehn- lich sind üadfxfvog, rjQyuaäfAtvog in inschriften des ersten Jahr- hunderts, ersteres übrigens vielfach in texten älterer Schriftsteller überliefert und zum theil, nicht zur ehre der betreffenden her- ausgeber , noch in den neuesten ausgaben festgehalten. Ganz anders die übrigen beispiele. q)io%6i] 2, 403, 20 (ausgang des dritten Jahrhunderts) neben ofoo%6t] 2, 403, 47. 85 wird man um so eher geneigt sein mit Köhler für einen bloßen Schreib- fehler zu halten, als oivo^oito , aus dessen präteritum nach Mei- sterhans jenes oo stammen soll, attisch doch wohl fcoro^dnvv, im- vo^oijaa wird gebildet haben. Dagegen tlXia7)jgi:g 2, 698 II 23, dem kein inschriftliches «Aom/y gegenüber steht , ist wie ich glaube schon der alten komödie eigen; in fr. 320 K. der zwei- ten Thesmophoriazusen des Aristophanes wird v. 14 '< nodtyCÖag, iXiazi^ag, dlla nolld i)'d>v durch die ehisetzung von tiXixitjQag jedenfalls wesenllich verbessert; es liegt so der gleiche versein- gang vor, wie Ar. Lys. 1148: dÖatCofieg- dlX ö ^(jwxrotf dqjajov äg xalög. Wenn aber Lys. 12, 19 und bei den lexico- graphen der anlaut i- überliefert ist, so ist damit höchstens

Nr. 2. 12. Griechische grainmatik. 81

das dasein einer nebenform erwiesen. Es ist undenkbar, daß altattisch SIwzijq seinen anlaut irgend einem präteritum zu lieb verändert habe. Vielmehr sei erinnert , daß das zu grund lie- gende verbum trotz des platonischen gebrauchs als ein für die Attiker poetisches anzusehen ist , bei den nachhomerischen dich- tem aber und bei Herodot sein anlaut vielfach et auch außer- halb von präteritum und perfect hat. Wir haben in eiIixttjq einen ionismus anzuerkennen. Was endlich uGtr^xüia 1, 324, cl9 statt sa7t]xora betrifft, so findet sich gleiches ei statt s im perfect auch in att. s'icoüa, s'iQijxa (für iQQtjxa), sowie in dem weit verbreiteten ti'opjxa, e'iopiTai (vgl. G. Meyer, Griech. gram- matik p. 108).

Zu dem letzten abschnitt p. 89 109, der von der syntax mit einschluß der conjunctionen und präpositionen handelt, habe ich hier keine wesentlichen bemerkungen zu geben. Nur sei nachgetragen, daß über die ersetzung des accusativs durch den nominativ (p. 96) Dittenberger anm. 49 zu no. 388 seiner Syl- loge handelt, und daß was Meisterhans über ig sagt (p. 101 f.), nach Brugmann, Berichte der sächs. gesellsch. der Wissenschaften 1883, p. 185 f., sowie nach Eiemann Revue de phil. 9, 85 zu berichtigen ist, und daß endlich fälle wie e| Zeug (Meisterhans p. 102 f.), von Blaß, Aussprache p. 96 längst aus der eigenthüm- lichen natur des £ als eines aus 08 zusammengesetzten lautes erklärt worden sind.

Die oben an zweiter stelle neben Meisterhans genannte schrift Hechts beginnt mit dem nachweis der bedeutung, welche die inschriftliche Überlieferung für die richtige Würdigung der handschriftlichen hat, insbesondere in rücksicht auf die Ortho- graphie , deren Verhältnis zur ausspräche von Blaß in seinem vom verf. mit recht sehr hoch gestellten obgenannten werk noch nicht genügend festgestellt sei. Hecht selbst hat eine reihe von ersch einungen, nämlich die der assimilation des Schluß - ny , die der vertauschung von iji und a, die der Schreibungen ytfOfiai yuwaxoo wie auch das Verhältnis von aa zu zt durch die atti- schen inschriften verfolgt und gibt p. 6 27 aus den jähren ca. 490 283 a. Ch., eine chronologische Übersicht sämmtlicher fälle, wo schließendes v assimiliert oder nicht assimiliert ist, dann p. 27 29 für avv , iv und näv in der composition nachweise bis in das III. Jahrhundert p. Ch. hinab. Der eigentlichen erörterung Philo!. Anz. XVI. 6

82 12. Griechische grammatik. Nr. 2.

der einschlägigen fragen sind die übrig bleibenden acht seiten gewidmet. Der verf. bestreitet die vulgäre anschauung, wonach inconsequenzen der Schreibung aus nachlässigkeit der Steinmetzen erklärt werden, und meint, das schwanken der Orthographie be- ruhe auf deren phonetischem charakter, mit andern worten auf schwankender ausspräche. Auf p. 36 wird noch ein weiterer grund angedeutet, nämlich daß ein Schreiber, wenn schon ein laut sich verändert hatte, doch mitunter trotz seines phonetischen princips in die gewohnheit der alten Schreibweise zurückfallen konnte. Ich glaube, dieser gesichtspunct hätte insbesondere für die kaiserzeit von dem verf. etwas stärker betont werden dürfen •, umgekehrt betont er ihn zu stark, wenn er, für die assimilation des v die Schlußfolgerungen ziehend, p. 34 fälle wie 7cu»> ßag- ßagtav neben rijfi ßovhjr daraus erklärt, daß der Schreiber, wel- cher assimiliert sprach , zwar bemüht war phonetisch zu schrei- ben, jedoch unwillkürlich in die gewohnte Schreibweise zurück- fiel und inconsequent wurde. Der verf. verwechselt hier isolie- rende Schreibweise und historische ; der Schreiber schrieb rä* ßagßägotr , weil der artikel, wenn er ihn für sich allein sich vorsprach, räv lautete. Im übrigen kann man dem verf. in der meinung , ein vers wie Soph. Ai. 851 sei im alten Athen fiasi niycty xwavtov ? \i ndarj izoXet gesprochen worden, mir recht geben, wie auch in den postulaten an die künftige orthographische forschung , mit denen er seine lebendig geschriebene schrift abschließt.

Meisterhans und Hecht haben unabhängig von einander ge- arbeitet. Vergleicht man beide auf dem beschränkten gebiet, das letzterer sich ausersehen hat, so hat Meisterhans unbedingt den Vorzug vollständigerer Übersicht über die ganze frage, schärferer sonderung der verschiedenen kategorien. Auch ist er insofern zuverlässiger , als Hecht seltsamerweise die assimila- tion mit 286/5 a. Ch. aufhören läßt, während Meisterhans die- selbe noch für viel später nachweisen kann und die correcten data des aufhörens der assimilation vor den einzelnen anlauten zu geben vermag. Hecht bildet immerhin eine werthvolle er- gänzung , nicht bloß weil er für den wichtigsten Zeitraum die beispiele in extenso bietet, sondern insbesondere weil er die ge- genbeispiele nicht verschweigt und so erst einen vollen überblick

Nr. 2. 13. Homeros. 83

gewährt. Ueber den bezüglichen mangel von Meisterhans habe ich mich schon eingangs meiner besprechung geäußert.

Ich erwähne zum Schluß zwei versehen Hechts. P. 30 wird der locativ 'A^ovtjciv (sie!) C.I. A. 2, 585, 15.21 als bloß laut- lich verschiedene nebenform des dativs 'd^mvevaiv Ibid. 2. 3. ge- faßt, und p. 31 anmerkung als beweis für die ausspräche des i subscriptum auch noch in der frühern alexandrinischen zeit der hexameteranfang miaä^qv ARh. 1, 291 unter vergleichung des homerischen a>i%a angeführt.

Jacob Wachernagel.

13. J. M. Hoogvliet, studia Homerica. Lugduni Ba- tavorum 1885. 84 p.

Ein schüler Cobets bietet hier lexikalische Untersuchungen zu Homer, vermischt mit kritischen bemerkungen, nämlich de verbis videndi p. 1 44, avzög Homericum p. 45 69, de ig^atöcovro mira forma p. 70 74. Die resultate des haupttheiles faßt Hoogvliet in einem pathetischen satze zusammen , der zugleich meiner eigenen kritik vorgreift (p. 28): Iam videor mihi exaudire quempiam adversantem: „dtgxsadat pertineatne ad solos oculost argviiae\ Xevöanv ad oculos et meutern? somnia ! öaat- a&ai ad meutern et animum? ineptiael Nunquam scilicet argu- mentis probari poterunt ista". Der Verfasser macht sich den be- weis recht leicht, indem er blos darauf sieht, ob oy&alfxolai, qtgsaC oder dvpm zum verbum gesetzt werden. Zuvörderst mußte er die stamme nach der etymologie scheiden : Ogäw war von oxpopai, ü7jwna und sidov zu trennen, jenes gehört ja zu oaaopai, dieses zu s'i'do^ai , olöa. Es genügt auch nicht, die gleichen Stämme aus den verwandten sprachen aufzuzählen, man sollte in jeder die frühesten gebrauchsweisen nachweisen. So aber sind die angeblichen Urbedeutungen von Hoogvliet nur willkür- lich aufgestellt; Ssgno[xai soll z. b. ursprünglich fulgere, lucere bedeuten und eine spur davon in der glosse des Hesychios 86g- xuva, axgtßwg (was natürlich „scharfsichtig" heißt) zu finden sein. Im übrigen genügt mihi videtur. Es scheint mir, daß die verba der Wahrnehmung , (unter denen ich rosco und (fqät,onai vermisse) nach drei stufen der bedeutung zu behandeln sind: Wahrnehmung durch das äuge , durch irgendwelchen sinn (z. b. oQav vom hören qp 545 wie umgekehrt Sophocl. Oed. Col. 181

6*

84 13. Homeros. Nr. 2.

aisig), endlich durch verstand oder gefühl (zuerst durch &v(aw oder q>QSßl gestützt, dann für sich). Das schwierigste wort ist oaaofjai, mit dem Hoogvliet gar nicht zurecht kommt; seine Übersetzung lautet (p. 29): occupat animum praesens imago (vel repraesentatio) alicuius rei. Ich möchte folgende bedeutungsskala aufstellen: I. a) sehen, blicken v 81; mit ttqoti- X 356. r\ 31 = \p 365 oder im- P381; x«x' oaanfAtvng böse blickend A 105 ; b) = ala&ärouai £ 17; c) übertragen, nur mit dem erläutern- den zusatz 9vftM oder Qvfxög 2 224. v. 374. ff 153 (mit noori- £ 219), KQa8h] e 389 (fzport-), in <j.qsg£ a 115; II. kausativ „sehen, ahnen, machen", nur in jungen partien 42 172. ß 152. Hesiod. Theog. 551.

Bei diesem worte wendet Hoogvliet sofort die ultima ratio an, er korrigiert. Dasselbe thut er an allen stellen, die seinen sonderbaren ansichten über syntax widersprechen. Zu deren Charakteristik will ich die schöne erklärung p. 44 anführen, der akkusativ in naniafvcav A'iavia sei nicht ein simples objekt, sondern final , d. h. tamdiu circumspicere donec videas. Ebenso soll ötQuofAdt keinen accusativ bei sich haben, obgleich das im sanskrit entsprechende wort transitiv zu sein pflegt ; lieber kor- rigiert Hoogvliet vier homerische stellen (p. 14 f. 19 f.), wobei er dadurch etwas zu gewinnen meint, daß er ig entweder zum verbum (k 196 iad(janni) oder zum object setzt (X 15 ig zoig), als ob der akkusativ von der präposition abhinge. Zu gunsten einer änderung hingegen, die er !S 141 (p. 19) für nothwendig hält, sollen wir ihm glauben, yt]&to3 regiere den akkusativ, weil es / 77 ein pronominales neutrum bei sich hat. Uebrigens muß die änderung 1 15 ig roig (für avioig) jedes normale ohr beleidigen ; unter den von Koch , De articulo Homerico p. 22 verzeichneten stellen ist keine, wo eine einsilbige artikelform mit einer präposition am ende des verses stände.

lieber den zweiten theil kann ich mich kurz fassen ; Hoog- vliet behandelt nämlich die bedeutungen von avtög flüchtig, sein interesse ist vielmehr darauf gerichtet, die zahlreichen stellen, wo casus von ulnng ohne präposition als pronomen der dritten person erscheinen, sammt und sonders auszurotten, wobei er sich und den leser damit quält, daß er an gesunden stellen seiner theorie zu liebe etwas auszusetzen hat; oft genügen kernsprüche wie nihili est, inepte, zitique requiritur u. s. w. Besonders schön

Nr. 2. 14. Pindaros. 85

ist aber was er von 8 710 sagt: versus eiusmodi est ut tonsoris mei potius quam Homeri esse crediderim.

Daß endlich EQiaiömvto nicht von £(j%aTO abgeleitet ist, kann man dem verf. zugeben ; aber was hat er gegen das hesy- chianische sqxuto^ als Stammwort einzuwenden? Ich nehme doch lieber Vernachlässigung des digammas an, als daß ich mit Hoog- vliet schreibe : pig^azo n(irily,ovzu ai'eg %a[Aai?.vv(xdsg itrog.

Die thesen enthalten noch fünfzehn unbrauchbare konjek- turen zu Homer; das poetische gefühl des Verfassers wird wohl dadurch genügeud illustriert, daß er ß 156 schreibt: ovdei fot- gy.i]tiiov xtq.u\ui,- , taaovTo 8"1 oIbOqov, die Ithakesier ließen die köpfe bis zum boden hängen, wie die pferde des Achilleus in der Ilias (P 437)!

Karl Sittl.

14. De Aristarchi studiis Pindaricis. Scr. Eugenius Hörn. (Diss. Gryph.). 1883 ').

Die arbeit zerfällt in drei theile. Im ersten handelt verf. über Aristarchs Pindarausgabe gewissermaßen eine verbes- serte aufläge der des Aristophanes (den Hörn wunderbarer weise Byzantinus (sie) nennt), die kurz characterisiert wird, wie verf. sich dieselbe denkt. Aristarchus corruptelas quae iam in antiquis- sima mscripta irrepserant sanare conatus est, ubi partim erravit, partim vera et sagaciter perspexit et facili ratione reposuit. Dann handelt er kurz über die quellen unserer kenntnis der aristar- chischen lehre, über Didymus und seine Stellung zu Aristarch. Hörn ist objeetiv genug, bei der beurtheilung der thätigkeit Aristarchs den umstand in rechnung zu ziehen, daß uns derselbe wesentlich durch die polemik , die Didymus gegen ihn ausübt, bekannt geworden ist, und daß daher bei dem Verluste unendlich vieler höchst wahrscheinlich gelungener cor- rekturen und erklärungen das urtheil über Aristarch nur zu leicht ein einseitiges wird. Daher findet er es angezeigt, den weg anzudeuten auf dem die aristarchischen notizen in die uns vorliegende scholienmasse gelangt sind. Aristarchs bemerkungen sind mit den ihnen gegenüberstehenden des Didymus von dem scholiasten, der, was wohl zu beachten ist, nicht Aristarchs ori- ginalhypomnemata vor sich hatte, zu einem corpus von zetematen 1) Die citate sind mit dem verf. nach Bergk gegeben.

86 14. Pindaros. Nr. 2.

verarbeitet worden. Didymus aus dem sie geflossen sind hatte auch die homerischen arbeiten Aristarchs dabei berücksichtigt. Das ist gewiß richtig und es werden auf diese weise noch manche notizen dem Aristarch vindiciert werden können, die seinen namen jetzt nicht mehr tragen , oder besser , Aristarchs Pindarerklärung wird durch seine Homererklärungen licht und Zuwachs erhalten : einige stellen hat Hörn auf p. 7 nebenein- andergestellt; wobei ich nur bemerke, daß in dem Schol. Hom. II 717 (nicht 17) nännov zwischen fi7j7QÖg und [Atjroojg ausge- fallen ist. Ebenda scheint mir die parallelstellung von Schol. Ol. VII, 31 mit schol. B (nicht II oder 77, welches beides bei Hörn p. 7 zu lesen ist) 506 nicht zutreffend zu sein. Denn das ist doch wohl ein Widerspruch, wenn es an der einen stelle heißt 'iXsyov nuv xcagCwr äqiEQCO/Ahov ■Osm xai> xpiXliv cpvTÖSv rj aXaog und an der andern näg ronog a v v 8 sv 8 g vöcoq exrnv aal acpisgoD/Airoi; alaog aalshui. Der an beiden stellen vor- kommende ausdruck a^tEQOjfitvog kann doch in solcher sache unmöglich allein ausschlaggebend sein. Allerdings wird wohl zugestanden werden können, daß das Pindarscholion möglicher- weise, allenfalls auch wahrscheinlich, auf Aristarch zurückgeht. Was das resultat betrifft, zu dem Hörn bei seiner Untersuchung gelangt, so ist es zwar zum theil auch nur negativ, wie das von Feine (s. Phil Anz. XV, p. 568 ff.), so die erklärung der historischen momente ab Aristarcho admodum tractatam ex fragmentis intellegi potest, verum in- terpretationem quod in poeta tarn difficili par est aber bei genauem nachsehen finde man Aristarchum fere in plerisque errasse. Wenn Hörn aber behauptet : in primis Aristarchus tarn procul habet quod- vis veritatis ac fidei historicae Studium, ut ad absurdissima commenta delapsus sit, so ist das urtheil in der allgemeinheit entschieden übertrieben und durch die wenigen beispiele die Hörn dafür beibringt, nicht gerechtfertigt. Die positiven resultate der Un- tersuchung lassen sich mit des Verfassers worten folgendermaßen ausdrücken : primum quidem confiteri debemus ab Aristarclio primo Pindari carmina coepta esse accuratius explicari (p. 11) und prae- ter haec omnia Aristarchi vocabidorum interpretatio laude indigna non videtur (soll wohl heißen non indigna videtur?), diligentem ob- servationem in usu cum Pindari tum poetici sermonis collocaverat: inquisivit in patronymicorum formationem , impersonalem verborum U8um, enallagen, pleonasmum, alias figuras (worüber Hörn im dritten

Nr. 2. 14. Pindaros. 87

capitel handelt). Dlalectum Pindari non videtur accuratius tractasse ; negue rem metricam curavit, qui Py. III, 43 vitium adeo inferret Pindaro (p. 12). In bezug auf den letztern punct habe ich meine ansieht in der anzeige von Feine's abhandlung de Ari- starchi Pindari interprete Phil. anz. XV, 1 1, p. 570 ff. ausgesprochen.

Der zweite theil bringt die Sammlung der Aristarchischen fragmente aus den Pindarscholien (85 nummern. Dabei bemerke ich, die nummer 16 erscheint zweimal, 19 ist im drucke abge- fallen, no. 20 fehlt ganz und endlich fragm. 52 hat mit fragm. 53 den platz getauscht). Mit recht hat verf. sich nicht auf die stellen beschränkt, die mit namensnennung sich als Aristarchs eigenthum verrathen , sondern auch, was sich durch vergleich mit entsprechenden stellen aus den homerischen erklärungen un- sers grammatikers als aristarchischer lehre entsprechend erweist, herangezogen.

Betrachten wir einzelnes daraus. In dem Schol. Ol. II, 32 wo es am ende im cod. Vaticanus heißt otö' bnöze zsXavz^aofiev t-qv ia^aTTji> Tjfxtguv ' oti uOoQi>ßoog iv zq> zov £rjv %(jovq>. ovico de aal 'AgiataQ^oii uxovsi schlägt Hörn vor, das ozi in onözs zu ändern, nachdem er mit Böckh :tj davor eingesetzt, und vermißt im folgenden ein verbum finitum etwa iaöfÄt&a. Das ist nur zum theil zu billigen. Denn iaojxt&a paßt nicht mit u&oovßwg zusammen, es ist ztXsvzt'jooixev aus dem vorhergehenden zu er- gänzen, wie das auch bisher von allen verstanden ist. Die än- derung bnöze ist gut, aber statt Böckhs /} möcht' ich lieber ovSe lesen. Der sinn der Pindarstelle ist, wie ihn ja auch Hörn auffaßt, der : „das zwischen dir (Theron) und Hieron vorgefallene kann nicht ungeschehen gemacht werden, aber du kannst es ver- gessen im glücke, weil Verdruß erstirbt im hochgefühl der freude über gottgesendetes glück : dafür sind beispiele die Kadmostochter Semele , Ino, deren Unglück sich auch zuletzt in glück wandte. So ist auch in den menschlichen dingen alles ungewiß : nicht den tag des todes kennen wir". Und nun muß doch , um die Ungewißheit recht deutlich zu machen, wohl der gedanke folgen „ja, nicht einmal, wann wir einen glücklich begonnenen tag (Ü6i>%t[*ov afiSQav) in ungetrübtem glück (uzsiqsi avv aya&cp) be- enden werden". Das kann aber nur ausgedrückt sein durch ovo' 07io7e uüoQvßmg iv zw zov ^v XQOvm (sc. rj^igav zilevr!]Oonsv). Böckhs rt steht mit seiner abweichenden auffassung der stelle

88 14. Piudaros. Nr. 2.

im zusammenhange. Er verstellt auch diese verse vom lebens- ende und tibersetzt demgemäß nee tranquillam quando diem, solis filiam, illibata cum felicitate obituri simus.

In dem Schol. Ol. III, 1 setzt verf. das von Böckh in dem satze FXi'V'' Y^Q ei7ts0 &Qa 'Hoaxlia rbv 8ia&ivra tbv dymva xa- zctxaleiöftai getilgte si'nsQ wieder in seine rechte ein. Nicht zu billigen aber ist , wenn er hier dem Aristarch unhistorische fiction vorwirft nescio an rem, quae non fuit, commentus sit und dann fortfährt Didymus enim male doctum (Aristarch) ut solet re- futans (lö7ontx<X)7£Qov Xeyei) aliam causam certis testimoniis nisam circumspexit; denn in dem Vratisl. A steht ausdrücklich t\j \4qi- aTuo%ei(p anoöoösi 6 <Jt'8vfAog fiälXov rronaiCüeTui r , und das läßt sich sehr wohl mit jener ersten notiz im cod. Vat. B vereinigen. Aristarch hatte nur im allgemeinen auf den Dioskurenkult in Agrigent hingewiesen und Didymos sucht dazu noch nach einer eigenen beziehung zwischen Theron und jenem kulte , indem ei- serne herkunft aus Argos zu hilfe nimmt. Wenn Hörn diese auskunft als eine certis nisam testimoniis bezeichnet , so müssen wir bedauern , daß von den testimonia in unsern scholien auch keine spur mehr vorhanden ist. Gleichwohl glauben wir dem braven scholiasten sein iaTOQtxMteQor 7jyti (obwohl er selbst darüber wohl herzlich wenig zu urtheilen vermochte) , weil wir bei Didymus eine günstige meinung wegen seiner sonstigen lei- stungen haben. Aber finden wir uns nicht Aristarch gegenüber in der gleichen läge? Ehe also der beweis, daß diese seine er- klärung auf reiner erfindung beruht, nicht erbracht ist , müssen wir eine beschuldigung wie sie mit den Worten rem quae non fuit commentus est liegt, entschieden zurückweisen.

Gut emendiert Hörn das scholion zu Ol. III, 23 (worüber wir in der anzeige von Feine p. 573 gehandelt) rivsq dt Kqo- vi'nv ritlonnq , uti. TlXovrM üvyitTijn Koovov sys'vezOj r, avyxotftij- &t)g b <CZsvg iysrrijoa Tcnrnlnr, b 8f^> Tüv7u7.oc sn^e Tltlona. Eine sehr glückliche korrektur der fälschlich im Vat. B über- lieferten olympiadenzahl zu Ol. V, 19 hat Hörn gewonnen durch benutzung des scholions zu vers 16: er schreibt (82); Böckh hatte ziemlich gewaltsam o& gemacht. Sie kommt auch der lücke im Vratisl. A zu gute.

Zu Ol. VI, 15 (no. 19 bei Hörn, wo indeß die zahl abge- fallen ist) möchte ich mir die bemerkung erlauben : Aristarch

Nr. 2. 14. Pindaros. 89

sucht die Schwierigkeit- betreffs der zahl der sieben nvqal , da ja nur vier gefallene helden bestattet werden sollen, dadurch zu heben, daß er meint, nüdagog idid^ei. Aristodemos dagegen bezieht die trieben nvgai, nach meiner ansieht mit recht, auf die sieben Scheiterhaufen der sieben heeresabtheilungen. Das genügt Hörn nicht, und er findet die lösung in dem schol. Vrat. A zu no&ico v. 25 ö ' Afjxl^ntddtjg cpqrsl tavra silqqn-vai fx Tijg kv- xXixrjg Qijßatöoc. Abgesehen davon daß wir nicht wissen, was in betreff des fraglichen punktes in der cycl. Thebais stand, glaube ich daß rnvra vielmehr auf die erzählung im ganzen geht. Wenn aber Hörn meint, daß Asclepiades die zahl in der Thebais abweichend von der tradition gefunden habe, was hin- dert dann anzunehmen daß Aristarch mit seinem idiä^ei 6 Tllv- bagog dasselbe sagt, und daß Asclepiades nur die quelle hin- zufügte? Beiläufig möchte ich die lücke, die Böckh ergänzt Tag inict nvgdg <Cuvai rmv argariajäv to5»> annXoftzvcov , so ergänzen, daß ich vor anolofAeicov noch iv sy.ä.07iß nvlrj ein- schiebe, vgl. die voraufgehende fassung des scholions.

Auch das scholion zu VI, 92 verdient eine etwas genauere betrachtung, wenn mich nicht alles täuscht ist Midagog, wie in der handschrift steht, an der ersten stelle die richtige lesart und nur an der zweiten stelle mit Böckh /llbypiog zu schreiben. Dem abschreiber lag das erste TlliSugog noch im sinne. So er- klärt sich jedenfalls die vorliegende vertauschung der namen am einfachsten. Was nun den inhalt des scholions betrifft, so ist Aristarchs erklärung sehr verkürzt überliefert, wir haben nur noch eine art paraphrase der Pindarstelle Tolg ward tov %ogov eineiv inr/slevet, (sc. TllvSagog) täv re Cvgayovaäv ;u6- [irtjddai xal TTJg 'ÖQTvyi'ag. Dazu die dürftige erklärung dürftig in ihrer jetzigen form atTt] de iari itgoas^rjg Talg Cv- gaaovaaig i?]aog 8iä %co \naT o g [die gesperrten worte sind tref- fende emendationen von Hörn für ygnvov und x«J ä%m[AaTog'] dann fährt Didymos , aus dessen commentar die ganze notiz stammt, fort: 6 de TlivSagog Sid 7ov 'legava , d. h. nicht bloß wegen der räumlichen nähe von Ortygia und Syracus, wie Ari- starch wollte, sondern wegen des Hieron, der seinen Wohnsitz auf Ortygia hatte und vor allem das priesterthum „der göttin- nen" besaß, inst ävoo&sv in ngoyötav tegocpdvTqg ratv Ütalv dno- SföeiXTai , und nun folgt die angäbe des scholiasten , der diese

90 14. Pindaros. Nr. 2.

ganze benierkung aus Didymos entlehnt hat: zu 8s ttgoxelftend qirjaip 6 JiövfAog xai nagaiidsTai tu 0i).i<stov xai rd Tipalov. iatxelsvsi schreibe ich mit Hörn in der aristarchischeu para- phrase für iniiteXsvGor. elneh inixeXsisi ist Umschreibung für dnov imperativ. Also mag die aristarchische note etwa voll- ständiger so gelautet haben: einov avt\ tov tlni' ToTg xuzu

7. %. 'AtX.

Im dritten theile handelt Horu von Aristarchs annahmen von pleonasmus, ellipse und enallage zur erklärung homerischer stellen und überträgt diese auch auf Piudar. Nicht mit unrecht. Doch ist dabei auch große Zurückhaltung und vorsieht nötiig, damit man nicht zu weit geht. Wenn z. b. Hörn aus Schol. Hom. B 107 QviöTU : bzi xXqrtxtj avrl zqg orjdijg, Qvt'oza avt) 7ov Qveartjg heranzieht und damit vergleicht schol. Pind. VIII, 48 Ogaoigiaipa : xXtjTixtj <xvt\ Tqg evdet'ug mg xat nag OfxfjQm 'ln- nöza rbjltvg , so hat das ja allerdings einen gewissen schein für sich: aber es ist doch zu bedenken, daß in den stellen wo innota bei Homer vorkommt, wunderbarer weise niemals bemerkt ist, daß der vocativ für den nominativ stehe, und doch haben wir zu £ 117 eine note von Aristonicus, die sich auf dies wort bezieht. Sie lautet: i) SitiXij ort sXiy^ovTui ol tov InnoTtjv änoöi- 8öv7sg cpvyüSa . . . . o 8s \nnört\g aga ov cpvyug uXX' tnatxog. Keine spur von einer enallage casuuml Und wenn Et. M. 474, 6 Innoxu ovopä iaziv unh tov lnnoTi]g hutu ^iSTun).u6fxöv innoia dies wort in dieser form als nominativ anerkennt, ebenso wie Hesych Innoiw. \nnötr\g, innixog . ol de vscoregot qivydg . ovx ev . xuXXiov yun iniGtrjfioav innixijg, ihitixwiatog . uXX<ag (mit Lehrs) inntjXaTtje so dürfen wir ohne sichern beweis nicht dem Aristarch die ansieht zuschreiben Innözu sei vocativ und stehe in Vertretung des nominativs. Anders liegt die sache beim Thyest. Der kommt bei Homer in der Odyssee 8 517 o&i Sco- fjtaTa vuh 0viaT?jg to ngif in der nominativform auf yg vor. Hier war Aristarch berechtigt von seinem Standpunkte aus die form auf « für einen vocativ zu halten, also in der Iliasstelle enallage anzunehmen, während InnÖTa so wenig wie iaatjXdia bei Homer mit andrer nominativform erscheinen. Die hat Ari- starch also sicher auch als nominative anerkannt. Somit ist das Schol. Pind. ol. VIII, 48 (64) durch das Homerbeispiel In- nöxa n?]levg verdächtig, und ich möchte nicht das urtheil un-

Nr. 2. 15. 16. Sophokles. 91

terschreibeu das Hörn fällt : guocirca hie et illic erravit Ari- starchus.

Dies möge genügen um auf die interessante und auch an schönen emendationen (einige haben wir hervorzuheben gele- genheit gehabt) reiche abhandlung aufmerksam zu machen.

Die corrigenda p. 86. 87 bilden eine stattliche reihe und dennoch sind noch manche fehler stehen geblieben, die allerdings nicht eben von belang sind wie ovx p. 86 für olv und die Ver- stellung des Schob Nem. V, 10 p. 85 vor Schob IV, 95 p. 86. Ebenso finden sich noch fehler im index locorum z.b. das letzte citat aus Apollon. Synt. , das 213, 24 heißen muß. Auch hat Strabo sich wohl nimmer gedacht, daß sein name dereinst barba- risch zu Strabow werden würde, ebenso ist Tzetzes' name zu einem unaussprechlichen Ttetzes geworden. Die citate alle nachzuprüfen habe ich für überflüssig gehalten.

Georg Schoemann,

15. Günther, kritische miscellen. Osterprogramm des Friedrich - Wilhelms - gymnasiums zu Greifenberg in Pommern. 1885. 10 p. 4.

Es nimmt sich nicht gerade gut aus ,- wenn unter etlichen

30 „Verbesserungen", welche der verf. zu den Trachinierinnen und der Elektra des Sophokles gibt , sich gleich zwei metrische fehler finden. Sophokles soll trimeter geschrieben haben wie die da:

■i] tovxov uv ibv a&Xov avazXag xaXäg.

og xä[xe top * j$%sXcpov fjvtxa cpvywv. Erwähnung verdient vielleicht die conjeetur zu Trach. 117 ßg(- %si (für 7Qsq.et) und zu El. 565 7 5/ 'jco qtodaoo' naztjg notf ovpög , wg xXvco , &täg xuz' äXaog i^sxivrjaev nodoir. Alles an- dere gehört zu der masse jener einfalle, deren man zweihundert stans pede in uno zum besten geben kann.

16. M. H. Vetter, über die schuldfragen im könig Oe- dipus des Sophocles. Gymnasialprogramm von Freiberg 1885.

31 p. 4.

Dem alten und vielbehandelten thema sucht der verf. eine neue seite abzugewinnen, indem er gleichsam einen historischen nachweis dafür liefert, daß Sophokles im Oedipus keine schick-

92 16. Sophokles. Nr. 2.

salstragödie schaffen konnte. Er geht die verschiedenen bear- beitungen der Oedipussage bis auf Aeschylus durch und knüpft daran die frage : ist es denkbar , daß , während Aeschylus die geschicke des Labdakidenhauses in seinen drei abstufungen (Laios, Oedipus, Enkel) sittlich motivierte, nach ihm Sophokles aus jenem complex eine einzelne persönlichkeit herausgenommen und sie als schuldloses opfer blinder zufallslaune und schicksals- tücke oder unmotivierten götterhasses dargestellt hätte? Günther beantwortet in seinem buche „Grundzüge der tragischen kunst" wie schon früher Dronke diese frage mit ja und behauptet, daß Sophokles den von Aeschylus gewonnenen richtigen Standpunkt wieder verlassen habe. Es ist also gut , daß der verf. seinen ersten beweis durch einen zweiten stützt und darzuthun sucht, daß der freie wille der handelnden bei Sophokles überall gewahrt und das leiden nur die sühne für eine schuld sei. Am schwer- sten wird dieser nachweis bei Philoktet; denn daß Philoktets eindringen in das heiligthum als eine Verletzung desselben und der biß des hütenden drachen als strafe dafür erscheine , wird nirgends gesagt; dagegen wird ausdrücklich 192 ff. angegeben, daß diese leiden über Philoktet von der gottheit verhängt seien zur erfüllung des schicksalsbeschlusses , also ohne schuld des Philoktet. Aber eine nachträgliche Vergütung der leiden stellt ihm Herakles 1419 ff. in aussieht: „wie ich durch leiden zur herrlichkeit einging, so soll der lohn für deine leiden hoher rühm sein" und das muß genügen. Denn richtig ist die weitere bemerkung, die der verf. macht: „wie dem aber auch sei, So- phokles stellt in seinem drama diese schuld, wenn es eine war, gar nicht in den Vordergrund , gibt vielmehr dem tragischen proceß einen ganz anderen ausgangspunkt". Diese bemerkung aber nehmen wir auch für den Oedipus in ansprach und ver- langen, daß man zwischen der handlung selbst und dem, was außerhalb der handlung liegt und von der Überlieferung geboten ist, wohl unterscheide. Dieser Überlieferung stehen wir freilich anders gegenüber als die Griechen , welche darin historische thatsachen sahen. Etwas anderes ist es auch , wenn über je- manden das leid anderswoher kommt und wenn er es sich selber zufügt. Oedipus blendet sich selbst. Der dichter hat also nur psychologisch zu motivieren , wie die entdeckung der durch die sage gegebenen greuel auf Oedipus den eindruck macht, daß

Nr. 2. 17. Herodotos. 93

er hand an sich legt. Darnach hat er den charakter zu ge- stalten und diesen in solche kollisionen zu bringen , daß man die erregung und wuth, in welcher Oedipus sich die äugen aus- sticht, begreift. Wenn wir also nach einer sittlichen schuld des Oedipus forschen, stellen wir uns auf einen Standpunkt, der nicht antik ist. Allerdings aber mußte die Charakteristik auch den früheren thaten des Oedipus entsprechen und der dichter hat jedenfalls wohl daran gethan, daß er die gleiche Charaktereigen- schaft zu der katastrophe der handlung und zu den vorauslie- genden greueln führen läßt. In der that gewährt es eine befrie- digung , wenn wir sehen-, wie Oedipus an den greueln, deren entdeckung zu dem entsetzlichen ende führt , nicht ohne schuld ist. In dieser beziehung geben wir dem verf. recht, wenn er mit den Juristen zwischen culpa und dolus unterscheidet, wenn er die bloße schuld der Unvorsichtigkeit (Deianira) und der Unbe- sonnenheit (Oedipus) als besonders geeignet mitleid zu erwecken ansieht, wie das ja der forderung des Aristoteles , daß der cha- rakter möglichst gut sei, am besten entspricht, und wenn er an einen ausspruch des ästhetikers Vischer erinnert : „Oedipus hatte bereits winke erhalten , daß es mit ihm etwas besonderes auf sich habe , er hatte bereits Ursache , gegen den zufall argwöh- nisch zu sein , und im Widerspruche mit dieser von ihm bereits vorher gemachten erfahrung ist sein Jähzorn allerdings eine sehr imputable Unvorsichtigkeit: er hat diese sammt ihren nicht be- absichtigten folgen zu verantworten , wie jeder andre auch die nicht gewollten folgen seiner that zu verantworten hat". Nur sollte nicht auch noch rücksichtslosigkeit und Undankbarkeit ge- gen die langjährig genossene liebe der vermeintlichen eitern auf Oedipus geladen werden : daran hat Sophokles gewiß nicht ge- dacht. N. Wecklein.

17. Schaeffer, über den gebrauch des accusativs bei Herodot. Progr. Groß-Strehlitz 1884. 18 p.

18. Böttcher, der gebrauch der casus bei Herodot. Progr. Halberstadt 1885. 24 p.

In beiden programmschriften Böttchers arbeit beschränkt sich auf den accusativ ist derselbe gegenständ behandelt, und doch macht die eine die andere nicht überflüssig. Die zweite, obgleich ein volles jähr nach der ersten erschienen, ist

94 17. Herodotos. Nr. 2.

wie man leicht sehen kann, ohne kenntnis dieser abgefaßt, so daß der benutzer in diesem umstände eine bequeme controlle für die Vollständigkeit der Sammlungen hat. Denn daß trotz der größten aufmerksamkeit , die beide verf. bewiesen haben, hier und da eine stelle übersehen ist, wird jeder billige beur- theiler verzeihlich finden (z. b. bei £xöt8Q>'j<yxeiv sind beide un- vollständig). In zwei punkten dagegen steht Schaeffers arbeit hinter der Böttchers zurück. Erstens nämlich hat er sich im wesentlichen auf die sieben ersten bücher beschränkt, in der meinung, die gefundenen resultate dürften in den beiden letzten büchern nur bestätigung, keine änderung erfahren. Diese Vor- aussetzung war, wie ein blick in Böttchers Sammlung lehrt, eine irrige. Falsch ist z. b. p. 3 zu tbv ^stvov dijaas Ivfiaitono (V, 33) bemerkt : „in dieser einzigen stelle mit dem accusativ ließe sich auch der accusativ auf das folgende drjaag beziehen. Sonst braucht Herodot bei diesem nur den dativ". Denn VIII, 28 ist der accusativ sicher überliefert. Erheblicher noch ist ein zweiter mangel ; ohne jede berücksichtigung der handschriftlichen Überlieferung citiert verf. nur nach der Steinschen ausgäbe von 1866. Die folge davon ist, daß seine angaben nicht überall zuverlässig sind ; ein beispiel möge genügen. P. 5 bemerkt er zu qevysiv „VI, 40 aus dem Chersones". Aus dem Zusammenhang muß man annehmen, daß er die konstruktion mit dem accusativ im äuge hat. Dieser ist aber nur in PRsz überliefert; AB haben an 6 XeQCovi'jOov und in Cd fehlt nach sysvyov jeder Zu- satz. Letzteres wird , wie schon Schweighäuser vermuthet hat, das richtige sein. Ich erwähne gerade dieses beispiel, weil merk- würdiger weise Böttcher die stelle entgangen ist. Im einzelnen möchte ich in Schaeffers arbeit nur folgendes noch kurz berüh- ren. Verf. zählt p. 6 einige verba auf, die bei Herodot abwei- chend vom sonstigen gebrauch mit dem accusativ verbiinden sind, und darunter auch "kay%av£iv, ne/AVTJoOai und fAtT^Eiv (fioi- Qav). Diese drei verba haben auch sonst gar nicht selten den accusativ bei sich , wie man bei Krüger nachlesen kann ; und was das an letzter stelle genannte betrifft, so denke man nur an das konstante ro ni\xntov fjigog rwv xprjqxav ftij xaralaßth. P. 7 ist bei nagußahsiv mit dem räum etwas zu haushälterisch verfahren: „nagußuhsiv I, 65, 24 VI, 12, 11 (mit dem dativ VII, 40, 20)". Kurze zusatze hätten auf den unterschied der

Nr. 2. 18. Herodotos. 95

bedeutung aufmerksam machen sollen ; nur in der ersten stelle hat das verbum die gewöhnliche konstruktion mit dem accusativ der sache, in der zweiten ist es mit dem accusativ der person verbunden und in der dritten (mit dem dativ) ist es = tjv na- QaßazTjg (Stein). Im übrigen ist hier Schaeffer wieder vollstän- diger als Böttcher. Drittens endlich ist p. 5 zu n?nq>eöf)ai an- geführt „mit dem accusativ der person III, 1, 6". Es haben zwar alle Codices og fi£^q>6^evog * ' Anaaiv eng^s ravra und dies hat auch Stein aufgenommen, aber er verbindet " Aftaaiv mit etTQT]<;e ; die meisten herausgeber haben 'Afiäoi geschrieben.

Der vorzug von Böttchers arbeit besteht, wie schon er- wähnt ist, besonders darin, daß er überall die Varianten berück- sichtigt und damit nicht unwesentlich zur emendation des he- rodoteischen textes beiträgt. In der beurtheilung der lesarten zeigt er meist ein richtiges , unbefangenes urtheil. Ganz ver- fehlt möchte ich nur seine bemerkungen p. 3 zu I, 90 tw Osm 7ovto (so ~Py7ovrcor dz , 7ov7coi oder iov7G> ABCRs) bezeichnen. ,, (Indessen) Defriedigen weder 7ovicov noch roiro, jenes nicht, weil es abweicht von dem herodoteischen Sprachgebrauch und die autorität von d und z nicht genügend erscheint; letzteres nicht, weil die Verderbnis in den manuscripten gar nicht erklär- lich wäre, wenn man 701J70 als die ursprüngliche lesart annimmt. Das co, v und i in den manuscripten scheint darauf hinzuweisen, daß auf 7oi/7o noch ein wort folgte, und dies war vielleicht die partikel ye. Sie würde nicht allein vortrefflich in den Zusam- menhang passen , sondern sie findet sich auch ganz ähnlich ge- braucht VIII, 143, 4 tovtÖ ys 6vei8i£eii>u. Es liegt doch wohl auf der hand , daß 7nvrcp ein alter, aber ganz gewöhnlicher Schreibfehler ist, hervorgerufen durch das vorhergehende t<w dsw. P hat das richtige aus zufall bewahrt oder durch korrektur gefunden. Ich nehme hier gleich gelegenheit an zwei stellen meinen text Herodots nach Böttchers Untersuchungen zu korrigieren. VII, 86 ist nach PRsz 7ajy7r^i für t«^vt^t« zu schreiben (so verlangt auch Cobet) und II, 147 ig vor SvcäSsxa ptoigag nach Rsv zu tilgen , wie auch sonst die meisten herausgeber gethan haben. Richtig führt verf. an, daß die praeposition nur in der Verbindung ig dioägv^ag Stalaßsiv oder na7a7ifxvsiv gebraucht ist. Hier ist der grund auch ersichtlich; die praeposition be- zeichnet zugleich die richtung, die dem wasser gegeben wird.

9G 19. Äiliänos. Nr. 2.

Etwas anders steht es II, 4. Eichtig wird wohl auch V, 41 70 duvTSQov snsX&ovaa als ein glossein, das dann durch xai später in den text eingefügt ist, erklärt. Verf. stimmt hierin, ohne es zu wissen und dieser umstand ist nicht bedeutungslos mit Cobet überein, der nur auch noch das folgende yvvi\ tilgt.

H. Kallenberg.

19. Felix Rudolph, de fontibus quibus Aelianus in varia historia componenda usus sit. (Aus Leipziger Studien VII [1884] p. 1 137). 8.

Quellenuntersuchungen in den compilatorischen werken der kaiserzeit gehören zu den unabweisbaren aber schwersten auf- gaben der alterthumswissenschaft. Es braucht nur an Diogenes Laertios erinnert zu werden: es ist bekannt, welchen Schwierigkeiten die forschung bei ihm begegnet, trotzdem er durch eine fülle von ci- taten uns vielfachen anhält zur bestimmung seiner quellen bietet. Um wie viel mehr ist vorsieht geboten bei einem schriftsteiler wie Aelian , der in der Varia historia seine gewährsmänner mit sehr wenigen ausnahmen gar nicht nennt. Will man nicht ein gebäude von luftigen hypothesen aufführen , so muß man eine sichere grundlage haben, von der aus man weiter bauen kann. Die hier zu besprechende abhandlung entbehrt einer solchen grund- lage. Der Verfasser selbst ist zwar von der richtigkeit dessen, was er gefunden zu haben glaubt, so fest überzeugt, daß man ihn um die Zuversicht und gewißheit , mit der er von seinen resultaten spricht, beinahe beneiden möchte. Referent kann in- des diese Zuversicht weder theilen noch irgendwie gerechtfertigt finden. Der Verfasser geht von einer vorgefaßten meinung und unbewiesenen Voraussetzungen aus, und da er mit gewalt etwas beweisen will , was sich schlechterdings nicht beweisen läßt , so ist er bemüht, durch einen schwall von allgemeinen redensarten und durch beständige betonung der zweiffellosigkeit seiner an- nahmen die schwäche seiner argumentation zu verdecken. Eine darlegung des inhalts wird zeigen , daß dieses urtheil berech- tigt ist.

Nach einigen einleitenden bemerkungen über lebenszeit des Aelian und abfassungszeit seiner Schriften bespricht der Ver- fasser zuerst das Verhältnis der Varia historia zu Athcnaeos. Daß dieser von Aelian benutzt ist, war bekannt. Nach den

Nr. 2. 19. Ailianos. 97

ausführungen des Verfassers sind im ganzen 28 capitel der Varia Historia aus Athenaeos compiliert. Merkwürdig ist, daß Aelian, wie es scheint, nur die bücher IX X XII des Athenaeos ausschreibt. Aus dem umstände nun, daß Aelian den Athenaeos benutzt, schließt der Verfasser ohne weiteres, daß derselbe auch sonst auf ältere quellen nicht zurückging , sondern nur spätere compilationen und Sammelwerke benutzte. Rudolph ist der ansieht, daß Aelian außer Athenaeos keinen einzigen der erhaltenen Schriftsteller als quelle benutzt hat. Der beweis für diese behauptung wird uns vorenthalten : fidem postulo (p. 26). Auch die bekanntesten und zu jeder zeit viel gelesenen Schrift- steller , die von Aelian selbst bisweilen citiert werden , sollen nicht von ihm direkt benutzt sein, Herodot Thukydides Isokrates Piaton so wenig wie Aristoteles. Seine gewährsmänner seien vielmehr griechische schriftsteiler, welche nach Augustus oder noch genauer, wie Rudolph aus gewissen anzeichen schließt, die aber für das ganze werk nichts beweisen, unter Hadrian geschrieben haben. Auf dieser prämisse baut sich die ganze folgende Unter- suchung auf. Der inhalt der Varia Historia zerfällt nach dem Verfasser in zwei gruppen : die eine besteht aus einzelnen er- zählungen , insbesondere über leben Charakter und ausspräche der philosophen, nachrichten über lehren der philosophen, erzäh- lungen aus der griechischen persischen ägyptischen geschichte und drgl. : alle diese geschichten sind nicht von Aelian selbst aus verschiedenen quellen geschöpft , er verdankt sie vielmehr sämmtlich einigen Schriftstellern icommentariorum auetores , qui quaeeunque digna memoria aequaliumque sensibus apta et aecommo- data cum alibi tum in historiis de vitis philosophorum conditis legis- sent, sine via et ratione consarcinaverint : p. 38). Die andere gruppe bilden anekdoten und notizen ähnlichen inhalts, die Ae- lian in einem oder in mehreren aufeinanderfolgenden capiteln zu- sammenstellt. Alle diese stücke stammen aus dem Sammelwerk eines Schriftstellers, qui haec exempla . . . in usum rhelorum de- clamatorumque collegerit. Dieses Sammelwerk war alphabetisch an- gelegt: illa vero miscellanea ad ordinem litter arum disposita fuisse in suspici onem venit. Illustriert wird diese vermuthung durch eine inhaltsübersicht über einen großen theil der Varia Historia mit angäbe der lemmata, unter welchen die betreffenden erzählungen in einem reallexikon etwa gestanden haben könnten. Philo!. Anz. XVI. 7

98 19. Ailianos. Nr. 2.

Hier einige proben. V. H. I, 1 13 in quodam verum lexico ex- stare potuerunt s. v. f(jm. V. H. II, 22. 23 s. V. evfnfACOJuroi, weil in II, 22 das erste wort eiiioueordiovs ist. V. H. II, 25 s. v. e§, weil das capitel mit den Worten beginnt r/)i mtt\v tov Qaoyijlimoi; . . . . V. H. II, 34 36 (ausspräche über das alter) s. v. yi/Qug. V. H. III, 2 7 s. v. /.leyaXaq'poovri], weil in III, 6 das wort ftsyal^q^cov vorkommt. V. H. XII, 16 s.v. ^r/loTvnia, weil dort das wort ^tjXnTv.iait.tTn vorkommt. V. H. XII, 29 32 s.v. Tovq //, weil in XII, 30. 31 das wort TQvq-ij vorkommt u. s.w. Man sieht, daß dies alles rein willkürliche vermuthungen sind, die jeder thatsächlichen grundlage entbehren. Dem Verfasser aberscheint diese entdeckung völlig sicher: c onfir m at a est ea quam supra monuimus suspicio (p. 45). Und wiewohl Aelian ge- flissentlich die spuren der benutzung eines derartigen Wörter- buches verwischt habe , so glaubt der Verfasser doch noch viel- fach solche zu erkennen, er weiß uns anzugeben, wo Aelian sich an die alphabetische Ordnung seiner vorläge hielt und wo er von ihr abwich, er weiß auch, warum der anfang der Varia Historia (I, 1—13) unter das lemma £<jö« fällt, warum Aelian nicht mit dem buchstaben « begann : scilicet simulatque hunc li- brum (das reallexikon) nactus est, pro studio suo animalium , quae ipse ante singillatim tractaverat, nihil antiquius habuisse videtur, quam ut tu £ 07ot)[H(>v evolveret. Aus dem umstände, daß manche dinge von Aelian zweimal an verschiedenen stellen erwähnt wer- den, schließt Rudolph, daß die beiden quellen, die er für die beiden gruppen annimmt, mit einander zusammenhängen: „also hat eine quelle die andere ausgeschrieben und es ist kein zwei- fei , daß der lexikograph (die zweite quelle) die commentarien (die erste quelle) benutzt hat: Aelian hat also, da er einige er- zählungen doppelt hat, die commentarien in zweifacher weise benutzt, sowohl direkt als indirekt durch das lexikon". So fast wörtlich die argumentation des Verfassers (p. 47). Ueber die art dieser Schlüsse braucht ref. wohl kein wort zu verlieren. Der kreis der Schriftsteller, die nach dem vorausgegangenen in frage kommen können, ist eng begrenzt: die quellen der V. H. sind Schriften vermischten inhalts aus der zeit nach Augustus bis Hadrian. Es gehören hierher der XnifAOor des Pamphilos, die iaioQ/na vnofivijfiata der Pamphile , die xi)V(,Tnfl'^e,a ^es Philon von Byblos , die noixihj qitlo/H/üeiu des Telephos , die

Nr. 2. 19. Ailianos. 99

ano^vrifxorsvfiata und die narrodan?] icsTopia des Favoriuus , die navTodan)} vir} des Alexander von Kotyaeion und einige andere. Von diesen können aber nach dem Verfasser nur diejenigen in betracht kommen, die sich auch mit dem leben der philosophen beschäftigen , also nur Pampbile und Favorinus. Die beiden folgenden capitel , der mittelpunkt der ganzen schrift, handeln von Favorinus und dessen benutzung durch Aelian. Den inhalt der naviodum) iaroglit bestimmt der verf. nach der stelle des Gellius XIV, 6, die er mit Nietzsche auf Favorinus bezieht. Mit Maaß u. a. ist er der meinung, daß das werk lexikalische form hatte und alphabetisch geordnet war. Den gegen diese annähme erhobenen einwand, daß Diogenes Laertios über denselben Piaton einmal (III, 7) das zweite buch , ein andermal das achte buch der navTodanrj larogta des Favorin citiert, sucht der Verfasser durch die erklärung zu beseitigen, daß das erste citat aus dem lemma Ötdloyoi, das zweite aus dem lemma wpcörot,' stamme: jedes buch nämlich soll zwei buchstaben umfaßt haben, also z. b. das achte buch 77 und 77. Diese erklärung stützt sich aber auf unbewiesene annahmen des Verfassers und wäre auch nur dann statthaft, wenn bereits bewiesen wäre, daß die nurtodu/it) larogCa ein lexikon war. Ref. bestreitet diese lexikalische form des werkes und hält an der von Photios (Bibl. p. 103b) bezeugten eintheilung in 24 bücher fest : die einzelnen bücher waren nach dem aiphabet benannt, ä 57 (vgl. Wilamowitz , Philol. unters. III, 145). Die beiden quellen also, von denen oben die rede war, aus welchen hauptsächlich die V. H. compiliert sein soll, glaubt der verf. in den änoui'ij/xovsvfiaTa und der navtitbanr^ loTOQt'a des Favorin gefunden zu haben. Ein wichtiges beweis- moment scheint ihm die mehrfache Übereinstimmung zwischen Diogenes Laertios und Aelian. Er stimmt Maaß darin bei, daß Diogenes einen großen theil seines Werkes dem Favorin verdanke. Die einsichtigen bemerkungen , welche Wilamowitz an Maaß' ausführungen geknüpft hat, wodurch dessen theorie in der haupt- sache zu falle gebracht ist, haben auf Rudolph keinen eindruck gemacht. Da Diogenes die beiden Schriften des Favorin sicher benutzt habe, so sei es wahrscheinlich, daß er ihn auch an stel- len, wo er ihn nicht nennt, excerpierte : itaqueilla Aeliani cum Dio- gene congruentia ad Favorinum referri potest (p. 58). Die all- gemeinen Voraussetzungen sind also sehr problematisch. Man

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sollte nun wenigstens erwarten, daß der Verfasser im stände ist, eine möglichst große Übereinstimmung zwischen Aelian und den ziemlich zahlreichen fragmenten des Favorin oder stellen des Diogenes, die auf Favorin zurückgehen, nachzuweisen. Das ist aber keineswegs der fall. Weshalb V. H. IV, 9 aus Fa- vorin sein soll , vermag ref. nicht einzusehen : Diog. La. HL, 25 gibt aus Neanthes eine kurze notiz über Platon's aufent- halt in Olympia, auf den sich auch die ausführliche erzäh- lung des Aelian bezieht. Aelian soll hier aus Favorin ge- schöpft haben , weil Diogenes kurz vorher und nachher den Favorin nennt (aber für ganz andere dinge). Selbst wenn Dio- genes das citat aus Neanthes dem Favorin verdankte, so folgt doch daraus für Aelian nichts, denn die notiz des Neanthes hat mit der erzählung des Aelian nichts zu schaffen. Aelian V. H.

IV, 13 citiert einen ausspruch des Epikur m ölCyor ovi Ixa- ii()v, äXXa 7ov7q> ys ovdsv ixaror: seine quelle soll Favorin sein, weil Gell. IX, 8, 4 und Stob. Flor. 49, 8 eine ähnliche äuße- rung des Favorin anführen. V. H. II, 13, wo von Aristo- phanes' Wolken die rede ist, hat nicht die geringste ähnlichkeit mit Diog. II, 38. 39 (anklage des Sokrates): nichtsdestoweniger wird das capitel auf Favorin zurückgeführt, weil Diogenes mehr- mals den Favorin nennt (natürlich für andere dinge) und weil man staune! bei Aelian hier das wort a tu vXqv vorkommt, das sich auch in irgend einem fragment des Favorin (bei Stob. Flor. 65, 8) findet. V. H. XII, 17 wird auf Favorin zurück- geführt, obwohl dort augenscheinlich von Demetrios Poliorketes die rede ist, während Favorin bei Diog. V, 76 von dem Pha- lereer spricht. Zum beweise, daß V. H. III, 2 7 (beispiele von usyalocfQonvviq) aus Favorin stammen , wird Diog. IX, 20 und II, 54 citiert: Diog. 11,54 stimmt allerdings mit Ael. III, 3, aber es wird keine quelle genannt; IX, 20 aber, wo Favorin citiert wird, berichtet Diogenes etwas ganz anderes als Ael. III, 2.

V. H. IV, 8 (beispiele von /tsTaßo}al rijg tv^ijs) soll aus Fa- vorin sein, weil in einem fragment des Favorin (fragm. 113 Marres) die worte vorkommen : . . . t««,' [ASTaßoXag rrjg t^?/<? yevvafmg Inlmaao cptgetr. V. H. XII, 22 (Ursprung des Sprich- worts äkXoc; ovtoii 'Hgaxlrj*:) soll aus Favorin stammen, weil in einem fragment desselben (bei Phryn. p. 37 Lobeck) die worte allng ovrng 'HgaxXtjg vorkommen; letzteres ist aber auch ein

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mißverständnis j Phrynichos citiert aus Favorin nur die form int^tltvaöftatng, die worte aXXog ovrog 'Hga-ulrjg gehören dem Phrynichos. Diese beispiele genügen wohl, um zu zeigen, wel- cher art die beweise des Verfassers sind. Die möglichkeit , daß Aelian auch die Schriften des Favorin benutzt hat , soll nicht durchaus in abrede gestellt werden. Nur daß Favorin seine hauptquelle gewesen sei, daß Aelian, wie der verf. behauptet (p. 81), etwa die hälfte des inhalts der V. H. aus Favorin ent- lehnt habe , kann ref. nach diesen beweisen nicht zugeben. Dafür, daß Aelian die compilationen der Pamphile benutzte, führt Rudolph zunächst einige allgemeine gründe an. Mehrere capitel der V. H. , in denen persische geschichten erzählt wer- den , scheinen auf Ktesias zurückzugehen : unter den Schriften der Pamphile wird auch eine epitome des Ktesias angeführt. In der V. H. finden sich eine menge ägyptischer geschichten : Pamphile war Aegypterin oder lebte in Aegypten. Beweisend ist aber nur die Übereinstimmung von Ael. V. H. II, 42 mit dem fragment der Pamphile bei Diog. La. III, 23. Auch V. H. XII, 35 erinnert an Pamphile bei Diog. I, 98. Unsicher ist die vermuthung , daß Aelian die Schriften der Pamphile durch Vermittlung des Favorin benutzte. Daß Favorin die Pamphile ausschrieb , ist an sich möglich , folgt aber nicht aus Diog. La. I, 98 und 68. Steph. Byz. s. v. 'Pontig ist heillos corrupt.

Es folgen zwei excurse de aliis quibusdam quaestionibus Ae- lianeis. 1. nsQi Cww»' und jtomCi-ij iarogla sind von demselben Verfasser ; letztere ist nach Rudolph später verfaßt (die entge- gengesetzte ansieht äußert R. Schöner, de Claudio Aeliano, Bres- lau 1873, p. 13: diese schrift scheint dem verf. unbekannt ge- blieben zu sein). 2. Aus dem fragmentarischen zustand der V. H. hat man geschlossen , daß uns die schrift nicht vollstän- dig, sondern nur auszugsweise erhalten ist : der verf. sucht diese ansieht zu widerlegen und schließt sich der Gesner'schen ver- muthung an, wonach wir in der V. H. nicht ein vollendetes werk, sond3rn nur eine materialien - Sammlung zu erblicken ha- ben (ähnlich R. Schöner p. 6). Nach dieser absebweifung, die der verf. zweckmäßiger in der einleitung angebracht hätte, kommt er am Schlüsse nochmals auf Favorin zurück. Er will die entdeckung, daß Aelian's V. H. gleichsam eine epitome der natToSanrj iozo- Qia des Favorin sei, weiter verwerthen. Das werk des Favorin,

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„wie das Brockhaus'sche conversationslexikon ein thesaurus aller wissenswerthen dinge", müsse auch von andern compilatoren stark benutzt sein. Rudolph denkt zuerst an Athenaeos: tan- dem verus eins et geminus fons detectus est: sunt ötini oauqtmui . .. excerpta lexici Favoriniani in formam sermonum convivalium redacta (p. 109). Und die gründe für diese behnuptung? Sehen wir uns einige der beweise an. Athen. I, cap. 15 23 sollen aus Favorin sein; denn 1) Favor. b. Diog. V, 9 berichtet, Aristo- teles habe, als er Athen verließ, auf die Sykophanten anspielend den homerischen vers citiert '(>)ivri f;7' '''TX''V y>iQÜaxti, gvxov ß' in) at'yq> : denselben vers citiert Athen. I, p. 9e und 24 f. aber in einer ausführung über das leben der beiden bei Homer! 2) bei Ael. V. H. XII, 31 (wo angeblich Favorin zu gründe liegen soll) wird unter den verschiedenen weinarten auch der Tlgdfintiog erwähnt: Athen. I, 10a macht über den TJgäftvftog ohoc eine beiläufige bemerkung. Steph. Byz. s. v. XtlidUim erwähnt die Chelidonischen felseninseln und citiert dabei Favorin : damit sollen wir Athen. IX, 401a vergleichen, wo von Chelidonischen hasen die rede ist! Wenn eben dort von Athen, für dieselbe notiz Theopomp citiert wird , für welche Steph. Byz. s. v. Binulria Theopomp und Favorin nennt , so braucht doch Athen, die notiz nicht gerade aus Favorin zu haben. Rudolph behauptet es und schließt aus dieser stelle ohne weiteres, daß Athenaeos alle thiergeschichten, also buch VII, VIII, IX, aus Favorin habe. Athen. XI, cap. 112-120 werden, obwohl eine derartige polemik gegen Piaton dem Pla- toniker Favorin keinesfalls zuzutrauen ist, trotzdem auf Fa- vorin zurückgeführt, weil im anfang von der fy'koTvnict zwi- schen Xenophon und Piaton die rede ist und weil Ael. V. H. XII, 16 (CrjloTvnia Alexander's gegen seine freunde) nach ansieht des Verfassers aus Favorin stammt. Diese beispiele mögen genügen, mit den andern beweisen steht es nicht viel besser. Das ,,dogma" von der benutzung des Pamphilos durch Athenaeos ist durch Rudolph nicht erschüttert, wir werden vorläufig noch davon absehen, Favorin an die stelle des Pamphilos zu setzen. Von Athenaeos wendet sich der verf. zu Diogenes Laertios, und ob- wohl eigentlich seine ganze Untersuchung auf der Maaß'schen theorie über Favorin basiert, so will er doch in seinen resultaten über Aelian eine bestätigung der Maaß'schen resultate über die

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quellen des Diogenes erblicken. Daß so die Diogenes-frage nicht gefördert wird, ist klar.

Ref. glaubt gezeigt zu haben , daß des Verfassers theorie über Favorinus als haupt quelle des Aeliau nicht als bewiesen gelten kann. Gesetzt aber auch , die resultate wären richtig, was wäre damit gewonnen? wir würden an stelle des compila- tors Aelian den compilator Favorin haben. Um zu wissen, wel- cher werth den nachrichten Aelian's zukommt , müssen wir die primärquellen kennen. Der verf. hätte ein verdienstliches werk gethan, wenn er die erforschung der primärquellen der Varia hi- storia in angriff genommen hätte. Bei einer solchen Untersuchung dürfte sich auch herausstellen, daß Aelian nicht blos zwei oder drei Sammelwerke geplündert, sondern viele bücher gelesen und fleißig excerpiert und die excerpte vielfach selbständig verar- beitet hat. Aelian ist nicht der purus putus compilator und ex- scriptor iners, als welchen ihn der verf. hinstellt.

Leopold Colin.

20. G. Cozza Luzi, della geografia di Strabone fram- menti scoperti in membrane palimseste. Pars prima. Roma 1884. 89 p. Estratto dal periodico Gli studi in Italia.

Man erinnert sich wohl des großen aufsehens, welches im jähre 1874 durch die nachricht hervorgerufen wurde , es sei in der bibliothek der Basilianer - abtei Grottaferrata bei Rom ein sehr alter codex rescriptus des Strabon aufgefunden worden. Freilich wurden dann die an diese meidung geknüpften erwar- tungen durch die erste Veröffentlichung über den fund (Dell' antico codice di Strabone scoperto nei palimsesti della badia di Grottaferrata, memoria di G. Cozza, Roma, Spithoever 1875) nicht wenig getäuscht (vgl. Cobet, Miscell. crit. 1876, p. 86 ff. Kramer im Hermes bd. X; Philol. 39, heft 2, p. 331). Denn die darin mitgetheilten proben bewiesen , daß man es zwar mit einer in der that sehr alten, in unzialen geschriebenen handschrift zu thun hatte, daß dieselbe aber bereits durch viele lücken und fehler entstellt war. Als sich nun gar herausstellte, was aus jener Veröffentlichung noch nicht ersichtlich war, daß der ganze fund nur drei, zum theil sehr schlecht erhaltene blätter umfaßte (s. Philol. 42, p. 539), da schien jede hoffnung aufzugeben, daß derselbe einen irgendwie in's gewicht fallenden gewinn bringen

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würde. Da ist es denn immerhin erfreulich, aus der obigen schrift zu erfahren , daß Cozza , der inzwischen zum vice - bibliothekar an der Vaticana befördert worden ist, in dieser bibliothek eine reiche anzahl (copioso numero) von bruchstücken desselben codex aufgefunden hat. Dieser nämlich war allerdings, wie die blätter in Grottaferrata darthun, nicht vollständig im jähre 1840 aus der abtei nach Rom geschickt worden, um daselbst eingebunden zu werden, kehrte aber nicht wieder zurück. Dagegen tauchten einige jähre später zahlreiche lose blätter aus demselben bei dem antiquar Agazzi in Rom auf. Hier erstand sie 1844 der bekannte cardinal Mai, und mit seiner bibliothek wanderten sie dann in die Vaticana, wo sie jetzt Cozza der Vergessenheit ent- rissen hat.

Leider werden wir aber betreffs dieser bruchstücke auf ei- nen zweiten theil verwiesen, während der uns vorliegende erste nur eine vollständige wiedergäbe dessen bietet, was auf den drei blättern von Grottaferrata noch lesbar ist. In anbetracht des hohen alters der handschrift über welche Cozza's gewähi's- mann, der Mailänder bibliothekar Ceriani urtheilt, daß sie dem siebenten, wenn nicht gar dem sechsten Jahrhundert angehört , könnte der herausgeber auch für diese gäbe unseres dankes ge- wiß sein, wenn nicht mancherlei Wahrnehmungen uns mißtrauen gegen seine Sorgfalt und Zuverlässigkeit einflößten. Dahin ge- hört, um mit etwas äußerlichem zu beginnen , die beobachtung, daß bei der Zählung der fragmente sowohl im text als im index große Verwirrung herrscht, so daß 23 gezählt werden, während es in Wirklichkeit 24 sind. Vergleichen wir ferner die hier aus dem oben angeführten saggio wiederholten partien mit dem da- mals gegebenen texte, so nehmen wir wahr, daß zwar erhebliche unterschiede zwischen ihnen nicht bestehen, aber doch einzelne buchstaben jetzt als gelesen verzeichnet werden , welche damals ergänzt wurden , und umgekehrt jetzt ergänzungen angedeutet sind , wo damals die buchstaben als in der handschrift lesbar aufgeführt wurden. Diese abweichungen können doch nur zum theil dem an manchen stellen freilich in der that verzweifelten zustande der blätter schuld gegeben werden. Das schlimmste aber ist , daß der herausgeber uns jede aufklärung darüber schuldig bleibt, wie es kommt, daß ein in der schrift von 1875 an erster stelle veröffentlichtes bruchstück sich iu der jetzigen samm-

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lung gar nicht wieder vorfindet. Der herausgeber spricht nur von drei blättern auch mir sind im herbst 1882 nicht mehr zu gesicht gekommen , auf einem von diesen dreien aber kann das fehlende stück nach seiner beschreibung derselben nicht gestanden haben, woher kam es also damals? und wohin ist es jetzt gerathen?

Gereichen schon diese mängel dem schriftchen nicht zur empfehlung , so sind die noten und excurse , die den einzelnen stücken beigegeben sind , als nahezu werthlos zu bezeichnen. Vor allem verrathen dieselben eine erstaunliche unkenntniß des griechischen , wie unten an beispielen gezeigt werden wird , au- ßerdem aber werden zwar die abweichungen von dem Kramer'- schen beziehungsweise Müller'schen texte angemerkt , verglei- chungen mit den übrigen handschriften aber nirgends angestellt.

Ehe wir nun an die betrachtung des einzelnen gehen , sei noch die bemerkung vorausgeschickt, daß jedes blatt ursprüng- lich auf beiden seiten mit je drei columnen von 38 zeilen die zeile zu 12 16 buchstaben beschrieben war. In folge verschiedener einwirkungen, namentlich der nässe, sind aber da- von nur 24 mehr oder weniger umfangreiche bruchstücke übrig geblieben.

Das erste blatt enthält deren sechs, von denen das erste mit den Worten beginnt: nonbv dt) tovto b. 10, cap. 3, §9 und das letzte mit ßtotav in § 13 desselben capitels schließt.

In fragm. 1 ist bemerkenswerth , daß während die übrigen handschriften hinter 7<kg fxsv (Atzä jtovGutijg fortfahren: rag de fit] xai tag [asi' (Avatixaig, rag ö' qiavtow, hier gleich darauf folgt: tag ö' gjuqp« vmg , also offenbar eine von Cozza freilich nicht eingeräumte Kicke vorhanden ist. In der schwierigen und viel erörterten stelle tj tu yug artatg tbv vovv anäyn ano tcöv av{)()C077t,-Awv äa/oXij(idT(ar , tbv öl ovtcoq vovv rosaei ngbg ro dtlov hat der codex dnttyovoa, aber gerade die wichtigen worte hinter tbv sind ausgefallen bis nti. Trotzdem hält Cozza in seiner begeisterung für seinen codex durch die lesart änäyovaa alle Schwierigkeiten für gelöst, indem er ds('>v7cog liest und so- dann übersetzt : nam remissio abstrahens mentem ab humanis oc- cupationibus conv enienter convertit animum etc. !

Aus fragm. 2 ist hervorzuheben , daß zwischen toiovtov 8s und Tb xatQtiv ein gut passendes x<n steht. Weiterhin ist hinter

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eooTii^ii' die lesung sehr unsicher, jedoch scheint soviel gewiß, daß der text kürzer war als in den anderen handschriften, und wenn die folgende zeile wirklich mit Xta&cti anfängt, so muß auch der Wortlaut ein anderer gewesen sein.

Fragm. 3 und 4 sind ganz kümmerliche reste ; fragm. 5 fehlen hinter nai8a die worte: rrj 8' avT\] fnifis'kirCa naga- dtSooüat (Medic. 28, 19 und Madvig Advers. crit. I, p. 557 7zaga8(86aai). Auch ist im folgenden zwischen den erkennbaren buchstaben weder für den ganzen satz r/rot. xovgoTgoqiiv noch für liytrni yag anyrntgag genügend platz. Es hat daher ganz den anschein, als ob die in den Worten 7/7 81 at'r/7 na- Q(i8i'8on&ai und ?} 5/« to xovgorgnqtiv ausgesprochene zweite erklärung des namens Kovgqrec sowie die dazu in beziehung stehenden worte ijToi und Xf'yfrni yäg dj-Kiorsgooi; nicht in der Cozza'schen handschrift gestanden haben. Ist diese vermuthung richtig, so fragt es sich : haben wir es hier mit einer lücke im codex rescriptus oder aber mit einer interpolation in den ande- ren handschriften zu thun? Zur beantwortung dieser frage dürfte es sich empfehlen eine stelle von ganz ähnlicher beschaf- fenheit in fragm. 6 zur besprechung mit heranzuziehen. In den übrigen handschriften nämlich beginnt § 13 fjtlgrvgeg ö"' 01. noi- tjtai reo»' toioitcov vfiovnimt' 0 rs yag üivSagog und darauf folgt ein längeres citat aus diesem dichter, in welches einzelne bemerkungen eingestreut sind. Dann heißt es weiter : E'vgmi- drjg Tf sv zaig B<txx<ttg zw nnganlipia notri rofc (Jtgvyiniq aua etc. In unserer handschrift dagegen folgt auf vnovoimv (sie schreibt i n iimiSv) unmittelbar EvglJ^(8}]l,• 7s und 7a naganli'/Oia notsi fehlt. Cozza neigt nun zu der annähme , daß das ganze citat aus Pindar eine bei den späteren handschriften in den text gerathene randbemerkung ist, mithin sein codex allein das ursprüngliche bietet. Diese erklärung ist an und für sich an- sprechend genug, er übersieht aber dabei, daß vorher von noi- i]Ta I. die rede ist und daß Euripides als einziges beispiel für die vorher aufgestellte behauptung unmöglich durch ein einfaches te eingeführt werden kann. Ich halte es deshalb für wahrschein- licher, so auffällig diese erscheinung auch sein mag, daß hier wie an der vorher erwähnten stelle eine mit bedacht vorgenom- mene auslassung vorliegt. Dagegen finden sich in demselben fragment am ende noch einige worte, welche in keiner andern

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handschrift stehen : xata öuyxonrjv 8s Kvyßavrag , aber bei dem ausgesprochen grammatisch-antiquarischen gepräge dieser ganzen partie sehr wohl echt sein können. Im übrigen wimmelt gerade dieses bruckstück von Schreibfehlern ; zur probe nur ein stück : EvQirtlötjg TS sv TS Ba y %aig tolg (pqvytoig apa xal tu Av8ia avficfSQov 8ia rh o/i r\ qov etc. ofujQov geben allerdings auch die anderen Codices , und während Meineke dasselbe in npwQov geändert hat, vertheidigt es Cozza, da es sowohl blind als ver- wandt bezeichne, und hebt dabei hervor, daß die in seiner hand- schrift fehlenden worte tu naunnXriaia noisi auch um deswillen nicht erträglich seien, weil 8iä to o/jyQov lediglich eine Wieder- holung des durch jene ausgedrückten gedankens sein würde!

Auf dem zweiten blatte unterscheidet der herausgeber acht bruchstücke , deren inhalt dem achten buche , und zwar dem zehnten und elften paragraphen des vierten und dem ersten und zweiten des fünften kapitels angehört. Das erste derselben, welches mit den Worten nksnvdxtg 8s beginnt, ist bereits aus der ersten Veröffentlichung bekannt und von Kramer und Cobet a. a. o. besprochen worden. Erwähnung verdient hier nur, daß lin. 7, wo damals wie in den anderen handschriften m(r«ri|- aiv gelesen wurde, jetzt xaTäarrjaiv steht, wobei es jedoch zwei- felhaft bleibt, ob n ergänzt oder wirklich gelesen ist. Sehr un- glücklich ist Cozza's versuch , das hinter noirjfiaaiü stehende of- fenbar falsche avtmv zu verwerthen. Er legt nämlich die worte: Trjv nQOOTijv xaraaTijaiv avzäv qnjaiv Tvqtuioq iv Tolg nonmaaiv avtäii xuTa tobe rwv naTSQtav narsgag ysvsa&at folgendermaaßen aus : Tyrtaeos sagt, daß nach ihren d. i. der Messenier gedien- ten die erste erhebung (sollevazione) derselben zur zeit der groß- väter erfolgt sei. Außerdem bekämpft er in derselben weise wie in seiner früheren schrift , nur noch viel breiter Kramer's conjeetur nal AgxdSug für xul 'Hlsiovg lin. 14, welches seine handschrift gleich den anderen bietet. Nur zur kennzeichnung seiner akribie bemerken wir , daß er in seiner polemik bestän- dig, und zwar das erste mal sogar mit einem sie dahinter , von der conjeetur xa) 'Aoxadsg spricht.

Auch das folgende fragment (acht) ist schon bekannt. In dem texte desselben ist hinter '/.aTslv&ijnav ein n so gedruckt, daß man annehmen muß, dasselbe sei noch erkennbar, während aus der weiterhin folgenden besprechung das gegentheil hervor-

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geht. Es ist daher gegenüber der ergänzung des herausgebers navTsläg an relemg festzuhalten.

Fragm. 9 11 bieten nichts neues von belang.

In fragm. 12 hat v. 37 38 unsere handschrift allein die richtige Wortstellung. Die anderen schreiben hier nämlich : i]>v- yiovvia axga%> dCag/nü iari rijg KvQijvaiag , ngog votop, jene da- gegen richtig rtjg Kvgtjtttiag diagpa eanv.

Ebenso giebt sie in fragm. 13 au einer stelle allein das richtige (abgesehen von dem Schreibfehler im verbum) nonxeiv- tai de 7ovtov xa\ ra Kv&rjQa. Die übrigen lesen : noöxetiai xara tovtov Kidtiga , woraus Koraes xa) tovtov und weniger gut Madvig Adv. crit I, p. 553 x«t« tovto gemacht hatte. Auch ist nicht zu übersehen, daß Cozza lin. 36 hinter orndimv svi, zu erkennen glaubt. Im cod. A (Paris. 1397) ist nämlich hier die zahl ausgefallen ; einige andere haben mehr oder min- der deutlich Siaxoßioov , was aber der Wirklichkeit so sehr wi- derspricht, daß Großkurd emaxonimv und Müller (nicht Meineke, wie Cozza angiebt) ivvaxootav vorschlug. Da nun, was Cozza als i liest, recht wohl der erste strich eines v oder « sein kann, findet Müller's vermuthung hier eine gewisse bestätigung.

In fragm. 14 finden wir wie in allen anderen Codices 'Apa- &ovg , in Übereinstimmung mit A den fehler rvdiov statt des genetivs hinter fAStn^v (Cozza freilich liest und interpretirt ohne jedes bedenken ^btu^v ridiot), aber auch gegen alle anderen das richtige 'Ax g aCoov (ai übergeschrieben). Das dritte blatt endlich enthält zehn zum theil sehr geringfügige bruchstücke, welche zu dem ersten capitel des 17. buches gehören, und von denen das erste anfängt mit e<m» in1 dxga> iatm\v ejovaa § 15, das letzte mit den Worten aus §18 schließt: ^evSoarofiara fyei (xsv ovv. Das erste, verhältnißmäßig umfangreiche stück weist keine nennenswerthe abweichung von Paris. 1393 (C bei Kramer) auf. Zu bemerken ist hier nur, daß Cozza enirrjSeta für ein substan- tivum hält. Fragm. 16 enthält die Schreibfehler legauxlt] und xagdvoiTov , die aber von Cozza aus lauter Verehrung für seine handschrift als nebenformen von ieguTixrj und xuqvwzov behan- delt werden. In dem sehr kurzen fragm. 17 heißt es im anfang von § 16 x«i to* fisyav notafior statt 8 77/ ton (Atyav noiafior.

In fragm. 18 ist am Schluß lin. 37 hinter /tera de rt]v 8im- Qvya ausgefallen. § 19 besteht aus wenigen buchstaben ;

Nr. 2. 21. Aristoteles. 109

fragm. 20 hat vor dem citat aus Homer am ende von §16 statt des olr der übrigen handschriften ein yovv.

Fragm. 21 ist am anfang folgendes erkennbar: iov tixo . . . öTudCott,' x . ., während die übrigen tixoai x«J Sy.cnor ataÖioig dno haben.

Fragm. 22 23 bieten nichts der erwähnung werthes; in 24 endlich nimmt der herausgeber, wie es scheint, mit recht an, daß lin. 36 hinter Wtv^oüiö^aza das in den anderen hand- schriften stehende aarnuÖTfoa gefehlt hat.

So viel über den inhalt der drei blätter. Aus dem mitge- theilten dürfte ersichtlich geworden sein, daß das nach der er- sten Veröffentlichung von Cobet und Kramer über den werth dieser handschrift gefällte urtheil bis jetzt keine wesentliche än- derung erfahren kann. Aber da andrerseits hier eine offenbar sehr alte , von den übrigen handschriften vielfach abweichende und zwar an einzelnen stellen auch zu ihrem vortheil abwei- chende Überlieferung vorliegt , so erscheint eine recht baldige Veröffentlichung der nach Cozza's Versicherung ungleich zahlrei- cheren Vaticanischen bruchstücke in hohem grade wünschens- wert!). "Was wir von derselben erwarten und hoffen , ist eine genaue wiedergäbe der lesbaren buchstaben mit sorgfältiger Scheidung zwischen dem, was sicher, und dem, was zweifelhaft ist, sowie eine deutliche bezeichnung des umfanges der zwischen den lesbaren buchstaben sich findenden lücken ; auf Cozza'sche commentare wollen wir dann bereitwillig verzichten.

A. V.

21. Aristotelis de anima libri III, recognovit Guilelmus Biehl. (Bibliotheca Script. Graec. et Rom. Teubneriana). Leipzig, Teubner 1884. VI und 136 p. 8. 1 mk. 20 pf.

Zwei Vorzüge hat die Biehl'sche ausgäbe der aristotelischen schrift ney) xpvx^S vor ihren Vorgängerinnen voraus : 1) der text wird noch mehr als es bisher geschehen auf die Pariser hand- schrift E gegründet; 2) die commentatoren dieser schrift, welche uns durch die treffliche Berliner akademieausgabe (ed. Hayduck) zugänglicher wurden , sind wenn auch nicht in vollständiger, doch ergiebiger weise benutzt.

Im ersten punkte hätte Biehl noch weit mehr bieten kön- nen , hätte er die haupthandschrift E noch einmal verglichen.

110 21. Aristoteles. Nr. 2.

Die notbwendigkeit einer solchen vergleichung erhellt schon daraus, daß wir bei mehreren, keineswegs korrupten stellen nicht bestimmt wußten v was in der handschrift E steht. 409b7 z. b. finden wir im kritischen apparat avfAfiaivq E (Bck.), avpßiqlpet E (Bus.); 422a11 vXij E (Trend.), vh]i E (Bck. Bus.); frag. II, 5 Toliom v.u.) diäiota E (Bus.); fragm. III, 20 ij aüy^ E (Bus.), jj om. E (Trend.). Durch die gütige Vermittlung meines lehrers, prof. Christ konnte ich die handschrift nochmals einsehen und theile darnach mit: 409b7 steht in der handschrift au/A^uln-t; 422a11 vkiji. fragm. II5 lovzoig Öidvoiu-, fragm. III, 20 // <iuq±. Außerdem aber hätte eine nochmalige vergleichung der hand- schrift an manchen stellen eine andere gestaltung des kritischen apparates hervorgerufen; z. b. 403a8 idiov E, sed „ovu in ra- sura; subfuit i6Cot\ co supra ov a manu secunda insertum. 404b4 d- tirfiOTSQOig E. 405a7 In dt] xal E, sed in rasura. 405a11 Itnio- [isytiai E, sed „Xtniou inrasura; subfuit [iixyo. ro (Aixyo-iAtysiar. 405a16 ndtzcöv E. 408a11 fitoüi] moXXmn E. 408b16 nsv om. E. sed insertum ab antiqua manu. 409a15 fAiAounjri E. 416b14 sag av TQtquji. aal E. 422a10 /} «<?>/] rji oupt'i E. 427a12 diuiytrov vnäoisi ö/fe,- Tftj E; ov% sv ante vnuy%et, yuo ante iw a manu al- tera insertum. 434a5 tov/zoig E pr., zavta E corr., i^ rasura del. Diesem dutzend änderungen ließe sich ein weiteres beifügen, ganz abgesehen von den zahlreichen fällen , wo die handschrift den hiatus beibehält, Biehl aber nicht, und umgekehrt.

Bedauern müssen wir, daß der kritische apparat nicht ähn- lich wie es bereits in der Poetik und Rhetorik und in der eben noch im drucke befindlichen ausgäbe der Metaphysik des Ari- stoteles von Christ geschehen ist, durch zurückführung mehrerer handschriften auf einen gemeinsamen archetypus vereinfacht wurde. Biehls eigene worte p. III Sed si cui mirum esse videa- tur, quod eos [sc. Codices praeter E) non in familias, ut ita dicam, distinctos communi aliqua littera comprehendi, sed singulos separatim produxi, hanc ob causam id faciendum putavi, quod in dies magis intellexi, quamvis omnes Codices praeter E et L ad unum archetypum revocandi atque exemplarium ex communi illo fönte derivatorum duae vel tres familiae distinguendae essent , hanc tarnen affinitatem non eam esse , quae sine maxima obscuritate compendiis litterarum deno- tari posset geben uns den grund hievon an. Daß es trotzdem nicht unmöglich ist, eine Vereinfachung de3 kritischen apparates

Nr. 2. 21. Aristoteles. 111

ohne der genauigkeit eintrag zu thun vorzunehmen , werde ich in einer speciell diesen punkt behandelnden Untersuchung nach- weisen.

Was die benutzung der einschlägigen commentatoren be- trifft , so läßt besonders die des Sophonias an genauigkeit zu wünschen übrig. Um nur eines anzuführen : 404a2ü giebt der kritische apparat: verba ntQi 8s zovzcop siqijzui, Ök'iti avis^dö^ (pai- vtzui Kiro'ftsva, xav rj vijvsfiia navztltji; mihi suspecta videntur ; legit quidem ea Philoponus, sed Them. et Soph. non legisse videntur. Nun steht aber bei Sophonias (ed. Hayduck) p. 11, 22 23: nprjTcti 8s avzoiy zovzo , snst awe^wv cpairszat xaovfisvu , xap y vtjte/jiCu noXXij.

An corrigendis und addendis sind außer den bereits von Susemihl in der Deutschen litteraturzeitung, V. Jahrgang, no. 42 angegebenen noch einige weitere kleinigkeiten zu erwähnen ; so ist es 404b6 anmerkung, da zwei ndaiv in der gleichen zeile stehen, zweifelhaft, welches nüan in den bezeichneten handschriften fehlt; es muß heißen ufdgconoi^ nc/<ii*] näaiv om. STWX (cf. 409b9 anmerkung); 410a1 fehlt im texte zd azor^sia vor s%i>nzu. 413b5 anmerkung gehört auf die andere seite. 414a1 anmerkung gehört eine zeile oberhalb vor diacpogui,", 417a22 anmerkung fehlt 22 vor i\iyo(Atv. 420a31 anmerkung ist das zweite 31 überflüssig. 425b30 muß es heißen zozs 31 xia o incl. om. E. Im index fehlt bei xijqÖ^ das citat 412b7; bei xivtiaftut-öixäx; zo 416b27; bei ffpco 7 oh- gehört 41 3b2 vor 414a13; bei qiuvzaaCa fehlt x«t« tlqv quzzaotuv ann8i8öiui 402b23; bei x^'Q das citat 416b26.

Das verdienst des neuesten herausgebers beruht aber nicht blos in der erweiterung und berichtigung des kritischen appa- rates. Er hat sich außer anderem besonders auch dadurch um Aristoteles verdient gemacht, daß er das Verständnis der schritt nsQi Wv%t]i;, indem er die langen, oft gleich acht seifen umfas- senden capitel in mehrere abschnitte theilte , wesentlich erleich- terte und förderte. Aber weit öfter noch hätten solche abschnitte gemacht werden dürfen ! Ueberall , wo Biehl einen neuen ab- schnitt beginnt, ist es, einige formelle bedenken abgerechnet, zu billigen. Die bedenken bestehen darin , daß sätze wie 404a29-30 ort (asp ovv old uq/aopiup o'iop t' eirui zitv \pv%tjp ovts xvxlq> ntQKps'ytödai, 8tji.ov ix zöov tlyijtAf'vcot eher als schluß der geführten Untersuchung oder noch als Übergang zu einer neuen

112 21. Aristoteles. Nr. 2.

Untersuchung denn als anfang einer neuen Untersuchung zu be- trachten sind; demgemäß wären sie dann an den Schluß der geführten Untersuchung oder mit einer neuen zeile zwischen der früheren und der wiederum mit einer neuen zeile zu beginnen- den folgenden Untersuchung, nicht aber zu beginn der folgenden Untersuchung zu setzen. Auch ist sich Biehl mit dem beginne von neuen abschnitten nicht konsequent geblieben. Aristoteles legt im zweiten kapitel des ersten buches die von ihm über das wesen der seele aufgestellten ansichten klar; er theilt sämmt- liche lehren in drei theile , indem die einen philosophen die seele als ein xiiijtixÖv (cf. 404b27-29) erklären, die anderen als ein yi myiGTinöv, die dritten als ein aus diesen beiden zusammen bestehendes. Warum bei dieser offenbaren dreitheilung der zweite theil vor dem dritten durch beginn eines neuen abschnit- tes bevorzugt wird , ist nicht recht klar. Wenn 404b7 ein ab- schnitt gesetzt wird, so muß konsequenterweise auch 404b27 ein solcher gesetzt werden entweder überall oder nirgends.

Am besten hätte Biehl gethan, die jetzige, oft ganz wider- sinnige capiteleintheilung (s. Biehls eigene bemerkung zu 409a31) über bord zu werfen und dafür eine neue, soweit als möglich dem sinn entsprechende und das Verständnis fördernde zu treffen. Zugleich mit einer neuen capiteleintheilung müßte dann auch in der abtheilung der bücher eine änderung eintreten. Christ, dem auch diese aristotelische schrift so manche hübsche heilungs- versuche korrupter stellen verdankt, weist in seinen „Platoni- schen Studien" München 1885 aus den abhandlungen der königl. bayer. akademie der Wissenschaften p. 23 mit recht darauf hin , daß das dritte buch unserer schrift an unrichtiger stelle beginnt; er will die beiden ersten capitel des dritten bu- ches als zur Untersuchung über die atadqoig gehörig noch zum zweiten buche gesetzt wissen; mit dem kapitel drei beginnt dann ein neues buch, das von der denkenden seele handelt.

Zum Schlüsse möchte ich noch erwähnen, daß die von Biehl in seiner ausgäbe durchgeführten änderungen des bisherigen textes mag er nun eine bisher unbeachtet gelassene lesart einer handschrift oder eines commentators (z. b. des Sophonias 408a13) in den text aufnehmen oder unpassendes einklammern u. dgl. durchschnittlich gut zu heißen sind. Freilich finden sich immer noch stellen , die trotz der Bieul'schen änderung an

Nr. 2. 22. Hippokrates. 113

klarheit nicht gewonnen haben. So lobenswerth es an und für sich ist, den text der Pariser handschrift soviel als möglich zu gründe zu legen , so bin ich doch der ansieht , daß an stellen wie 407a10 die lesart dieser handschrift ihren richtigen platz im kritischen apparate hätte. Verständlicher und mit der nach- folgenden deduktion stimmender ist unbedingt wenn man nicht die auf Sophonias zurückgehenden conjekturen von Tren- delenburg und Torstrik benutzen will der text der übrigen handschriften. A. Stapfer.

22. Hermannus Uthoff, Quaestiones Hippocraticae. Dissertatio inauguralis. Marburgi 1884. 8. 42 p.

Die dissertation handelt über die drei chirurgischen Schriften

718QI TtttV tV XS(fal\i TQCOflUTCOV , 7Ztgt uyfAWV Und TlSQt OIQÖQMV.

Zuerst wird die handschriftenfrage erörtert und die klassifikation von Petrequin, Chirurgie d'Hippocrate , Paris 1877 und 1878 näher begründet. Nach diesem und Uthoff bilden für ntyl üy- [xäv der Marcianus 269 (A), der Medic. 74, 7 (B) und die bei- den Paris. M und N die erste, der Par. J und der Monacensis U die zweite klasse , für neg} uodgav ABMN die erste, der Paris. H, welcher für ntg'i ayfAÖov werthlos ist, die zweite, die Paris. EK die dritte, der Mon. U und die Paris. FGIJ die vierte klasse, für 77£(>/ räi> iv xequlft igm/nurojv BMN die erste, der Paris. C und der Monac. U, welche auf eine quelle zurück- gehen, die zweite klat.se. Ich bedauere, daß Uthoff meine mit- theilungen über den Med. B zu der letztgenannten schrift, welche kurz nach seiner dissertation im Hermes bd. XX, p. 181 flgd. erschienen sind , nicht benutzen konnte. Er geht von einer ir- rigen Vorstellung aus, wenn er p. 5 sagt: Cum autem MN ex- tremam partern libri , qui est de capitis vulnerihus , non exhibeant, quam B exhibere videtur, in eam abeo sententiam, ut credam Nicetam et auetorem B vel eius prototypi Ms in libris exarandis ex uno fönte hausisse. B schließt heute mit cap. 16 ßeXeog iv reo und hat wahrscheinlich die letzten sieben zeilen ebensowenig gehabt wie MN, die doch wohl aus B entstammen.

Hierauf wird über die alten commentatoren gehandelt.

Diese bemerkungen sind ohne belang, bis auf den nachweis, daß

der Alexandriner Apollonius von Kittium (saec. I a. Chr.) bei

der bearbeitung seiner drei commentare zu Trugt agOgoor zwar

Philol. Anz. XVI. 8

114 23. Lucretius. Nr. 2.

ein exemplar des Hippokrates vor sich hatte, aber keineswegs immer wörtlich aus demselben citierte. Seinen Varianten ist dem- nach kein gewicht beizulegen , während diejenigen handschrift- lichen lesarten , mit denen er stimmt , um so besser beglaubigt erscheinen.

Es folgt von p. 14 42 die hauptuntersuchung über den gebrauch der partikeln und modi. Dieselbe empfiehlt sich durch genauigkeit der Statistik und große vorsieht in der Schlußfolge- rung. Frühere arbeiten auf demselben gebiete , wie des refe- renten Observationes de usu particularum (Göttingen 1870), die sich freilich auf ein viel weiteres gebiet und auf die schritten tisqI ayfjiäv und n?o) agß'g'mt erst in zweiter linie erstrecken, so- wie die Greifswalder dissertation von Kaute über die modi (a. 1876) werden im einzelnen mehrfach berichtigt.

Das resultat der Uthoff'schen Untersuchung ist 1. für die modi: der substantivierte imfinitivus, der imperativ und das ad- jeet. verb., die in TTfß! uy/twr und nfg) uq&qmv sehr häufig er- scheinen, fehlen in atqi 7Öu tv xpqiaXrj jocotaxTcor ganz, 2. für die partikeln: ftümi f pi'v, azag verschmäht der Schreiber von nfo) roiv iv y-Kpali] ijQtafJitttoov überhaupt, ovi braucht er ganz vereinzelt, alles partikeln , die in den beiden anderen traktaten sehr häufig vorkommen. Dagegen macht der Schreiber von nsg) reo* iv y.ecfnlr tqw^u70)v von der einfachen Verbindung rs xui einen ungleich ausgiebigeren gebrauch.

Auf grund dieser unterschiede , welche bei der Verwandt- schaft des inhalts noch mehr auffallen müssen, theilt Uthoff das buch über die kopfwunden dem Hippokrates selbst, die beiden anderen Schriften einem andern Verfasser zu, ein resultat, das zwar nicht ganz neu (v. Ermerins I, p. 367, III, 1), aber jetzt erst durch Uthoff's zuverlässige Untersuchungen gesichert ist.

Druckfehler enthält die arbeit nicht wenige , auch in den citaten z. b. p. 5 de fractis 544, 82, 2 anstatt 544, 38, 2.

H. Kühlewein.

23. Lu er ez-s t u d ie n von dr. Ivo Bruns, a. o. pro- fessor der cl. philol. in Göttingen. Freiburg i. E. und Tübin- bingen 1884. 80 p.

Ein wesentliches verdienst dieses recht feinen schriftchens ist es, für wen Lucrez dichtete, scharf hervorgehoben und von

Nr. 2. 23. Lucretius. 115

diesem gesichtspunkte aus widerspräche entdeckt und beleuchtet zu haben. Darüber läßt sich Bruns seinem nächsten zwecke gemäß nicht weiter aus , welches die allgemeinen oder indivi- duellen Ursachen waren, welche Lucrez für Epikur und dessen Schöpfung so innig begeisterten ; Bruns will ja nicht Lucrez als menschen und dichter würdigen, er will, so scheint es uns, ein- mal die frage beantworten, wiefern Lucrez selbständig geschaffen, wiefern er sich an epikureische Schriften angelehnt habe und sich bei seinem zwecke anlehnen konnte und durfte , wie diese schritten beschaffen sein mochten.

Er will dann besonders aus dem allgemeinen charakter der Lucrezdichtung nachweisen, daß auch das erste buch nicht fertig, wir möchten sagen, nicht fertiger als die übrigen bücher gewesen sei , wie auch hier arbeit verschiedener art und ver- schiedener zeiten neben einander liegen.

Lucrez, sagt Bruns, schrieb für ein großes, zwar nicht über- haupt ungebildetes, aber nicht philosophisch gebildetes, also auch nicht in den epikureismus eingeweihtes, ihm eher feindselig oder wenigstens gleichgiltig gegenüberstehendes publikum , zunächst aber wendet er sich an einen einzelnen vornehmen freund aus diesem publikum. Es sei ein technischer fehler, daß Lucrez seine adresse so gewechselt habe, eine änderung, die er selbst dadurch ausgesprochen, daß er I, 921 ein neues proömium ein- schiebe. Diese Me mm ius frage ist von verschiedenen verschie- den beantwortet worden. Recht gewaltsam wurde jüngst von Kannengießer der knoten zerschnitten, der meint, Lucrez habe erst in sein im übrigen vollendetes gedieht nachträglich die stel- len an Memmius eingeschoben. Auch wir fragen nicht , wie es gekommen sei, daß Memmius allmählich zurücktritt, nehmen aber ein plötzliches hervortreten desselben, wie es Kannengießer auf- stellt, aus vielen gründen nicht an. Bruns verfolgt diesen punkt nicht weiter, fährt aber fort, das publikum, an welches sich Lu- crez wendet, aus dessen eigener darstellung klar und scharf zu zeichnen. Die constatierung der thatsache , daß Lucrez für laien und zwar eher für widerstrebende als solche belehrung suchende laien schreibt, muß natürlich für die ganze anläge des Werkes sehr wesentlich sein. Vorerst schreibt ihr Bruns den werth zu, daß sie das verhältniß von Lucrez zu Epikurs brief an Herodot wenigstens negativ näher bestimme. Soviel steht

8*

116 23. Lucretius. Nr. 2.

wohl fest, wie man auch über Bruns' diese epitome betreffenden erklärungen urtheilen mag (wir wundern uns übrigens, daß Bruns der bezüglichen vortrefflichen programmabhandlung des so tüchtigen Lucrezforschers Brieger mit keinem worte gedenkt), daß sie einen ganz andern zweck verfolgt. Sie wendet sich an wirkliche, befreundete epikureer und will den weiter vorgerück- ten eine knappe darstellung in rnemoriam geben, denjenigen aber die zwar mit dem epikureismus im allgemeinen bekannt sind, aber ihm nicht alle zeit zuwenden können, eine grundlage, von welcher aus ihnen weiter ins einzelne zu dringen möglich wird. Der verf. führt die Verschiedenheit beider werke mit großer feinheit und schärfe aus und prüft dann , wie Lucrez den po- stulaten, die daraus sich ergeben, gerecht geworden sei. Wenn nun schon im allgemeinen etwas auffällig ist, daß Lucrez sich möglichster kürze befleißigen will, so ist besonders das dritte für diese kürze angeführte motiv auffallend, das motiv nämlich bloßer anregung statt ausführlicher belehrung : es soll der leser, der ja erst für die sache gewonnen werden muß , auf den ge- gebenen grundlagen weiterforschen. Anläßlich der besprechung dieses motives läßt sich Bruns auf die erklärung von I, 1114 ein und scheint uns mit glück die Überlieferung gegen Lachmann zu vertheidigen. Lucrez schwankt in der beurtheilung seines publikums , schwankt darum auch in der anläge seines Werkes. Er bekennt sich als durchaus abhängig von chartae Epicureae. Ein theil dieser arbeiten, die aber an strickte mehr oder minder gebildete epikureer gerichtet sind, zeigt das system der anregung, so die epitome an Herodotus. Mit dieser zeigt Lucrez Verwandt- schaft , aber auch viel von ihr abweichendes. Daraus schließt Bruns, und darin stimmt ihm Susemihl bei, es müsse dem Lu- crez eine andere epikureische schrift als die epitome an Herodot, eine damit nahe verwandte, vorgelegen haben. Jedenfalls lag hier dem Lucrez eine speziell für epikureer bestimmte schrift vor, er selbst schrieb für ein nicht philosophisch gebildetes publicum. Aber Bruns hebt auch noch andere mißverhältnisse in Lu- crez hervor. Die frage, wie sich Lucrez mit den wissenschaftlichen postulaten der epikureischen kanonik abgefunden habe, trifft einen wicLtigen punkt. Lucrez mußte sich bei seinem zwecke einer erkenntnißtheoretischen einleitung völlig enthalten, er durfte eine kenntniß der bestimmten begriffe nicht voraussetzen, durfte

Nr. 2. 24. Aetna. 117

nicht citieren. Lucrezens darstellung muß populär gehalten sein, und eine förmliche Übersetzung epikureischer kunstausdrücke muß von ihm ferne gehalten werden. Bruns bestreitet wohl mit recht gegen Munro u. a. , daß Lucrez imßoXIj durch iactus oder iniectus, ny/lXrjipiij durch notitia, notities bestimmt habe wie- dergeben wollen. Aber den fundamentalsatz der epikureischen philosophie kann Lucrez nicht ignorieren, er muß Stellung zu ihm nehmen , und wie er das thut , wirft ein interessantes licht auf seine arbeitsweise. In der behandlung dieses theiles der epikureischen erkenntnißtheorie meint Bruns einen bedeutenden Wi- derspruch zu entdecken, indem er die worte I, 426 dahin inter- pretiert, als wiesen sie auf voraufgegangenen beweis hin-, sie sollen einer griechischen vorläge entnommen und müßten dann jedenfalls in einem momente geschrieben sein , wo Lucrez plan, zweck und methode seiner eigenen schrift nicht im äuge hatte. Außerdem führt Bruns theils schon von andern gelehrten nam- haft gemachte stellen , theils von ihm selbst scheinbar eruierte Widersprüche in der behandlung des ersten buches von Lucrez an, welche beweisen sollen, daß eben auch dieses erste buch nicht , wie Lachmann meinte , ein leidlich geordnetes ganze sei, sondern in bestimmte verschiedene partien, die zu verschiedener zeit gearbeitet wurden, zerfalle. Wir dürfen es unterlassen, auf diesen letzten theil der, wie scbon bemerkt wurde, durchweg fein gehaltenen schrift von Bruns näher einzugehen , da wir im ab- lehnenden urtheile über denselben mit Susemihl (Philol. XLIV, bd. I, p. 84 ff.) übereinstimmen. H. Schweizer- Sidler.

24. De Aetna poemate quaestiones criticae, scripsit Pau- lus Reinholdus Wagler. Berolini 1884, apud S. Calvary eiusque socium. 8. 107 p. 4 mk. 1).

Die vorliegende dissertation zerfällt in zwei capitel. In dem ersten „De Aetnae re critica , imprimis de praestantia codicis Gyraldini" weist der verf. die jetzt allgemein anerkannten Vor- züge des Gyraldinus, aus dem wir leider nur die lesarten zu den versen 138 207 kennen, eingehend nach. Die übrigen hand- schriften gehen auf einen archetypus zurück , der aus einem schwer lesbaren codex in langobardischer schrift stammte Dies

1) Vgl. Deutsche litteraturzeitung 1885, 223 f., Lit. centralblatt 1884, 1640 f., Berliner phil. Wochenschrift 1884, 872 ff., Archiv für lexicographie I, 453, Academy XXVI, 96.

118 24. Aetna. Nr. 2.

zeigen solche fehler , welche deutlich auf das langohardische a hinweisen, wie v. 68 uictos statt natos , 292 delecta statt delata, ferner die häufige Verwechslung von r und s. Da nun der ab- schreiber dieses codex offenbar ein unwissender mensch war, so hat er vieles schlecht gelesen , namentlich buchstaben und silben übersehen, was dann zur folge hatte , daß bei einer spä- teren abschrift der text freilich ungeschickt genug ergänzt und überarbeitet wurde. So vortrefflich nun auch der Gyraldinus ist, so ist er doch nicht frei von fehlem und man muß daher in dem oben bezeichneten stücke neben ihm doch immer die zweite classe zu rathe ziehen. In dem zweiten capitel „De Aetnae poe- tae cum Seneca conspiratione" weist der verf. gegen Bährens, der das gedieht in die zeit des Augustus setzt, überzeugend nach, daß, wie schon längst gelehrte angenommen hatten, der dichter des Aetna als hauptquelle die Naturales quaestiones des Seneca benutzt hat und somit, da dieses werk um 65 n. Chr. abge- schlossen wurde und der dichter den feuerherd in Campanien als erloschen ansieht, also den ausbruch des Vesuvs im jähre 79 n. Chr. nicht kannte, der Aetna zwischen 65 bis 79 entstanden ist. Mit recht stellt er es als eine offene frage hin, ob der freund des Seneca, Lucilius, wie Wernsdorf meinte, das gedieht verfaßt hat; denn wenn auch vieles für diese ansieht spreche, so fehle es doch an einem sicheren beweise. In beiden capiteln wird eine größere anzahl von stellen des Aetna besprochen, welche theils erklärt und gegen die änderungen , die man in ihnen vornehmen wollte, geschützt, theils weil verderbt emendiert werden. Den beschluß bildet ein „Plenus index Aetnaeus" in welchem alle Wörter aufgezählt sind , und zwar auf grundlage eines textes, den sich der verf. selbst construiert hat, wobei zu- gleich auch einige stellen kurz erklärt werden. Wir wünschten, daß der verf. diesen text vor dem index hätte abdrucken lassen, da hiedurch der gebrauch desselben ungemein erleichtert worden wäre. Den text von Bährens konnte er nicht zu gründe legen, da dieser mit einer unzahl unnöthiger und verfehlter conjeeturen überladen ist. Wie jetzt die sache steht, muß man sich den text, welchem der verf. folgte, oft aus mehreren artikeln zusam- mensuchen, was doch sehr störend ist. Auch sind trotz aller Sorgfalt einige Wörter übersehen worden. Wie es scheint , hat den verf. der gedanke abgeschreckt , daß trotz der bemühungen

Nr. 2. 24. Aetna. 119

der gelehrten so vieles noch unsicher oder geradezu räthselhaft bleibt. Aber dieses bedenken wiegt doch nicht so schwer. Daß die emendation des gedichtes nur langsam fortschreiten wird, unterliegt wohl keinem zweifei ; aber es wäre doch sehr verdienst- lich gewesen das gute , was bisher erzielt worden ist , zur gel- tung zu bringen und darnach einen einigermaßen lesbaren text herzustellen. Wenn sich die emendation sicher fortbewegen soll, so wird es nothwendig sein einen guten commentar zu schreiben und in demselben besonders die terminologie mit rücksicht auf Seneca gründlich zu behandeln ; weiter wäre eine sorgfältige darlegung der theorie des dichters wünschenswerth , wofür der verf. im zweiten capitel einiges vorgearbeitet hat-, endlich wäre eine Untersuchung über die nachahmung des Lucretius und Ver- gilius anzustellen. Dann würde die Verbesserung des textes auf grund solcher vorarbeiten gewiß erfreuliche resultate erzielen.

Unter den conjecturen, die der verf. vorschlägt, sind fol- gende sehr beachtenswerth : v. 232 (p. 35) [Haec . . . pervolat . . . meat), 252 (p. 16) hanc nomini, 318 (p. 58) infra, 386 (p. 59) creant , 426 (p. 42) Locris, eine wahre emendatio palmaris 593 (p. 28) atque unctus, 595 (p. 29) manantes rore\ denn auch mir dünkt Haupt's r'orantes patre nicht erträglich. Zweifelhaft oder nicht entsprechend scheinen mir: v. 64 (p. 28) atque ictos; denn uicto ist nur das wegen des langobardischen a falsch gele- sene iacto. V. 168 (p. 90) opus est turbans, kaum verständ- lich, während Haupt's turbent doch einen angemessenen gedan- ken gibt. V. 171 (p. 50) Hinc venis, dem zusammenhange entspricht mehr Haupt's monti, das dem venti paläographisch min- destens ebenso nahe liegt. V. 206 (p. 30) in occulto, clam tum tremit; ich möchte v. 203 miratus (vgl. 413, 462) und dann vertat, in occulto iam tum tremit schreiben. V. 213 f. (p. 20) languentibus ; ardet nam prope nequiquam per se violentia flammae. Aber die Stellung von ardet ist kaum denkbar. Vielleicht steckt in aer nichts als ante ; im folgenden dürfte nichts zu ändern sein. V. 395 (p. 30) infectae ecce piantur; eher könnte man an excipiuntur denken. V 462 (p. 27) movent (gleich moventse) vires turbamque minantur. Kann nicht flamma das subject sein? ~ V. 470 (p. 26) facies omnesque figurae. Allerdings liegt om- nesque dem hominumque paläographisch nahe ; man erwartet aber doch einen anderen ausdruck , wie etwa variaeque. V. 568

120 24. Aetna. Nr. 2.

(p. 23) incendi vis vincit maxima saxa. Munro's vis it entspricht dem überlieferten vivit am meisten. V. 569 (p. 27) Magni- ficos lapides\ aber die operosaque templa sind doch auch stein- bauten; aedes in der Aldina von 1534 scheint doch das rich- tige. — V. 610 (p. 27) caligine turguet ist ein keineswegs pas- sender ausdruck; wenn torpet nicht angeht, wüßte ich keine an- dere hilfe als turpe est gleich turpatur. V. 612 (p. 25) iugera, circum ornnis ist keineswegs besser als Heinsius' iugera cum domibus. Zum Schlüsse möchte ich noch einige stellen des gedichtes kurz besprechen. Die vorschlage, welche ich hier bringe, be- trachte ich natürlich nur als versuche , da bei der großen ver- derbtheit des textes sich nur selten eine sichere herstellung er- hoffen läßt. V. 6 ist mit dem überlieferten Dodona nichts zu machen. Da der dichter Xantbos und Delos erwähnt, so ist es geradezu unglaublich , daß er Delphi übergangen haben sollte. Daher ist Bährens Sive tibi Rhodos est ebenso wenig wahrschein- lich als das allerdings noch weit mehr abliegende Seu tibi La- donis Munro's. Da nun auch des Gorallus Seu tibi Python est paläographisch ferne steht , so möchte ich wenigstens die frage anregen, ob man nicht an einen ausdruck, wie Delphon a<^rx^> denken könnte. V. 53 admotisque tertia nimmt Wagler die conjectur Wassenbergh's admotis ad territa an. Vielleicht entspricht der Überlieferung mehr admotisque tremunt iam; in tremunt liegt eine Steigerung gegen metuentia, das durch Iuppiter et caelo metuit wieder aufgenommen wird. V. 69 tunc imber cessat nitet et per . . . mundi tunc ... ist nitet allerdings ganz passend und paläographisch gegenüber venu sehr wahrscheinlich ; doch muß man et einschieben , um den vers herzustellen. Des- halb wäre zu erwägen, ob nicht etwa ridet (an vernat wage ich nicht zu denken) mehr entspricht. V. 77 ist viderunt wohl nicht zu halten. Bährens' luserunt liegt zu weit ab ; schreibt man aber dixerunt, so könnte man begreifen, wie durch Verset- zung der silben daraus viderunt entstand. V. 79 schreibe ich Mentitique rates Stygias undasque calentes, wodurch alle Schwie- rigkeiten beseitigt sind. Daß hier nur an den kahn des Charon zu denken ist, hat schon Scaliger erkannt, der dem sinne nach entsprechend naves vorschlug (vgl. Verg. Georg. IV, 506), wäh- rend sein fast allgemein aufgenommenes canesque ganz verun- glückt ist. V. 84 hat wohl Mnnro recht, wenn er eine lücke

Nr. 2. 25. Anonymus Valesii. 121

annimmt. Nach Quidquid et ulterius (vgl. 142) ist das ende die- ses und der anfang des folgenden verses ausgefallen. V. 98 scheint animantum passender als animantis, das in alten ausgaben steht, und liegt dem überlieferten animanti eben so nahe. V. 129 ist hospitium fluvium apposition zu canales. Da nun des Gorallus fluviorum (so die Itali) haud semita nulla nicht zulässig ist, so denke ich an fluvium aut semita<Cs , iam> nulla. Die verse 302 und 303 möchte ich mit Jacob vor 283 stellen und dann schreiben: Conscrescunt animae penitus , seu porta . . . ser- vant, seu . . . abstrahlt auras (Plenius . . . qua vertice surgens II- linc infestis atque . . . ventis Undique . . . vires), Sive introrsus agunt nubes (darnach dürfte das ende dieses und der anfang des folgenden verses ausgefallen sein) et nubilus auster , si forte hae (sc. nubes) flexere . . . V. 315 f. könnten so gelautet haben: Flamina parva serunt ; auras (vis proxima vento est) Eminus; fortis ist proleptisches prädicat. V. 343 vielleicht inritet flamma. Die Verlängerung des a vor st darf man wohl einem dichter jener zeit zutrauen (vgl. L. Müller de re metr. 320). Oder soll man inritent . . . flammae schreiben? V. 377 führt prestat auf perstat. Das folgende schreibe ich so: Haec simulac tenuit cursus, tum und weiter tutoque licet ti<b£> scandere (vgl. 50) molem (mit A. de Rooy, da es nicht glaublich ist, daß der dich- ter hier mons wiederholt hat). V. 472 hie <j,am^> defessus anhelat. Dies scheint mir leichter als lapis vor hie zu ergänzen oder gar mit Munro hie, hie zu schreiben. V. 496 ulterius set. Man vergleiche 273, wo mir das von Wagler (p. 19) vor- geschlagene , aber dann gegenüber der conjeetur Bährens' quae- vis res aufgegebene quidvis est carius sehr annehmbar scheint. Die verse 527 f. sind schwer herzustellen. Ich vermuthe Quin etiam externum multus calor ipse resolvat Vel mador (resolvat Aut mador Haupt) aut aetate putris. V. 534 liegt liquescant näher als Haupt's liquescent. V. 621 incolumis dominum. Ich denke incolumis dominos, was der änderung incolumem dominum we- gen der folgenden plurale vorzuziehen ist.

Karl Schenkt.

25. Wilhelm Ohnesorge, der Anonymus Valesii de Constantino. Inaugural - dissertation. Kiel , Lipsius u. Tischer 1885. 108 p. 8.

122 25. Anonymus Valesii. Nr. 2.

Der verf. behandelt im ersten abschnitte „das gegenseitige Verhältnis der beiden Valesianischen bruchstücke" und sucht zunächst aus der handschriftlichen Überlieferung beider den be- weis zu führen, daß dieselben nicht zusammengehören d. h. nicht bruchstücke einer und derselben quelle sind ; man wird dem verf. zustimmen müssen, daß die Überlieferung letztere annähme ziem- lich unwahrscheinlich macht. Wenn er sich hier mehr an mit- theilungen anderer, namentlich Rühl's halten muß, so ist der zweite beweis gegen die annähme einer gemeinsamen abstammung beider fragmente, die sprachliche Verschiedenheit derselben, völlig sein verdienst; die thatsache war ja längst schon bekannt und auch wiederholt ausgesprochen; aber eine so eingehende und überzeugende analyse, wie sie hier gegeben ist, fehlte bis jetzt. Freilich geht es, wie bei allen diesen Untersuchungen, manchmal wird gar zu fein gespalten und wichtige sprachliche dinge gefunden, die eigentlich nichts bedeuten, weil sie in einer bestimmten zeit von allen gebraucht werden ; hieher gehören zum theil die präposi- tionen, einzelne conjunctionen, auch ein theil der stilistischen dinge, die man ziemlich lange zeit als im gebrauche befindlich nachweisen kann , und aus deren Verwendung sich so gut wie nichts deducieren läßt. Für noch erheblicher hält der verf. die an dritter stelle untersuchte innere Verschiedenheit beider stücke. Er wird wohl auch hier recht haben , aber doch mehr , wenn man das ensemble seiner gründe ins äuge faßt; die einzelheiten sind manchmal von fragwürdiger beweiskraft, so z. b. die beto- nung , daß II. allen bedeutenderen Persönlichkeiten charakteri- stische beiwörter beilege; wenn Augustulus ein schöner knabe, Odowakar mitleidig und wohlwollend heißt, oder insbesondere wenn die religiösen eigenschaften hervorgehoben werden , so ist das erstere so wenig signifikant, daß daraus nichts zu entnehmen ist, und die letzteren erklären sich ebenso wie die in I seltene, in II regelmäßige erwähnung kirchlicher fragen aus den gänz- lich verschiedenen religiösen Verhältnissen zur genüge, immer würde aber hier der einwand bestehen können, daß die beiden stücke aus verschiedenen quellen in engem anschlusse an die- selben entnommen seien.

Abschnitt 2 beschäftigt sich eingehender mit dem ersten Valesischen stücke und kommt in abschließender untej suchung zu dem resultate , daß sich quellen für dasselbe nicht finden

Nr. 2. 25. Anonymus Valesii. 123

lassen. Die bisherigen annahmen solcher werden sämmtlich als haltlos erwiesen, aber auch gezeigt, daß allerdings die nachrkhten desselben sich vielfach mit anderen berichten ähneln, berühren und kreuzen; zugleich beweist diese analysierende vergleichung, daß das stück durchaus zuverlässig und eine der besten quellen für die Constantinische geschichte ist , ja für manche partieen derselben die hauptquelle.

Am meisten umstritten ist das verhältniß des Anonymus zu Orosius ; die Übereinstimmungen beider sind längst bemerkt, und gewöhnlich wurden dieselben in der weise erklärt, daß der er- stere letzteren vor sich gehabt habe ; seltener war die annähme des umgekehrten Verhältnisses ; nur eine einzige stimme hat sich dafür erhoben, daß beide autoren aus derselben dritten quelle geschöpft haben könnten. Die sehr eingehenden und scharfsin- nigen Untersuchungen Ohnesorge's scheinen mir den beweis er- bracht zu haben, daß der Anonymus die quelle des Orosius ist; wahrscheinlich hat auch Polemius Silvius dieselbe quelle vor sich gehabt.

Das verhältniß des Anonymus I zu Orosius ist auch für die frage nach der zeit der abfassung wichtig. Da noch Iulian demselben bekannt ist und Orosius ihn benutzt hat , der sein werk 417 schrieb, so muß die abfassung zwischen 363 417 gesetzt werden , und mehr läßt sich auch mit einiger Sicherheit nicht sagen. Aber der verf. ist nicht abgeneigt, die abfassung früher anzusetzen, wogegen § 33 spricht, in dem eben Iuliaus tod erwähnt wird. Er sieht also vier stellen, in denen das christen- thum erwähnt wird , als spätere zuthaten an , die zwischen 363 417 erfolgten. Doch traut er diesem beweise selbst keine zu große kraft zu und gibt zu, daß beweisbar nur die entste- hung zwischen 363 417 ist. Und in der that hat die annähme einer christlichen interpolation bloß dieser vier stellen wenig Wahrscheinlichkeit; ein fanatischer geistlicher, wie ihn der verf. voraussetzt , hätte jedenfalls sich nicht mit diesen an und für sich harmlosen Zusätzen begnügt, wahrscheinlich aber überhaupt es nicht unternommen , einen heidnischen autor für den öffentlichen oder privatgebrauch durch solche zuthaten zurechtzumachen. Eher könnte der Anonymus ein christ von ähnlicher sorte gewesen sein, wie Ammian ein heide war; daß er bei der erwähnung der Verfolgungen die stehenden termini

124 25. Anonymus Valesii. Nr. 2.

brauchte (persecutio iniquissima und nefaria, praeceptum sceleratum, impia machinantem) und die bestrafung der Verfolger einfügte, war der einzige tribut, den er dem kirchenthum brachte. Wenn der verf. in dem Anonymus einen römischen Senator entdecken will, so scheinen die gründe, welche dafür vorgebracht werden, doch etwas weit hergeholt, wenn auch nicht unbedingt verwerf- lich zu sein ; man kann nur sagen, daß es wahrscheinlicher ist, der Anonymus oder seine quelle habe im westen geschrieben als im osten, jeuer ist ihm bekannt, dieser nicht. Seine quelle sage ich denn immerhin bleibt die möglichkeit nicht ausge- schlossen, daß der nach 363 schreibende Anonymus eine fast zeitgenössische quelle benutzt hat, welche über die Verhältnisse sehr genau orientiert war, weil der verf. derselben als augen- zeuge geschrieben hatte. An seinem werthe verlöre dadurch der Anonymus durchaus nicht. Der verf. kommt selbst zum theil zu einer solchen folgerung , indem er gefunden hat , daß der ganze kern der erzählung, ferner gewisse Wendungen und Zwi- schenbemerkungen den zeitgenössischen berichterstatter zu verra- then scheinen, ja er glaubt sogar, „daß an einigen stellen der augenzeuge durchblicke". Wenn aber ein augenzeuge und Zeitge- nosse die schrift abgefaßt hätte, so wäre es schwerlich denkbar, daß er das in solcher kürze gethan haben würde, noch weniger, daß er nie die authenticität seiner Wahrnehmungen hervorgehoben haben sollte , wie dies die Verfasser der Historia Augusta bewei- sen. Für die benutzung einer reicheren quelle spricht auch die einförmigkeit der anfange in den fünf abschnitten und die an- flickung einiger notizen, die, wie der erste satz, für die geschichte Constantins entbehrlich waren.

Doch wenn auch die frage nicht entschieden ist , vielleicht auch nie entschieden werden wird , ob wir in dem Anonymus eine originale oder nur eine abgeleitete arbeit vor uns haben, so bleibt doch der schrift noch verdienst genug; sie hat die nicht-zusammengehörigkeit von Anonymus I und II erwiesen und nicht minder den werth des ersteren stückes ; alle combinationen sind vorsichtig und mit ausreichenden beweisen gestützt, und aus diesen gründen kann man die schrift als einen willkommenen beitrag zur quellenforschung der kaisergeschichte bezeichnen.

Hermann Schiller.

Nr. 2. 26. Quintilianus. 125

26. M. Fabii Quintiliani declamationes quae supersunt CXLV. Recensuit Constantinus Ritter. Lipsiae in aedi- bus B. G. Teubneri MDCCCLXXXIV.

Gerade 100 jähre sind verflossen, seitdem in Deutschland die letzte ausgäbe der Declamationen erschien. Es ist darum nur zu loben , daß sich Ritter der mühe unterzogen , eine neue ausgäbe zu besorgen und dies mit unermüdlichem fleiß und voll- ster hingäbe an seine aufgäbe ausgeführt hat ; denn eine unend- liche geduld gehört dazu, sich jähre laug mit einem so spröden stoff auf das eingehendste zu beschäftigen, jedes wort auf grund der neu untersuchten handschriften und der früheren ausgaben sorgfältig zu prüfen , ja an sehr vielen stellen , wo die hand- schriften uns im stiebe lassen, einzelne Wörter oder auch ganze satze im sinne und geiste des autors hinzuzufügen.

Der titel ist, wie wir aus der vorrede ersehn, vorsichtig und absichtlich so gewählt , wie wir oben geschrieben haben : was übrigens auch in einigen früheren ausgaben geschehen ist, es sollte durch denselben der Standpunkt des herausgebers klar und bestimmt gekennzeichnet werden , welcher die sogenannten klei- neren Declamationen dem Quintilian zuschreibt, die größeren dagegen nicht. Der titel Declamationes ist allerdings insofern nicht zutreffend , als wir nicht ausgeführte Declamationen vor uns haben , sondern nur dispositionen , mehr oder weniger aus- führliche entwürfe , anweisungen , die für den schüler bestimmt waren, in der weise, wie es Quintilian im zweiten buche cap. 6 seiner Institutio auseinandersetzt. Da dieser abschnitt in den handschriften die Überschrift trägt: de divisione et parenhiresi, so könnte allerdings ein herausgeber auf den gedanken kommen, etwa Divisiones et parerihireses zum titel des vorliegenden Werkes zu machen, aber die erwägung, daß die Überschriften in der Institutio sicherlich nicht von Quintilian herrühren , muß unbedingt von solcher neuerung abhalten. Von seinem individuellen Standpunkt aus konnte Ritter daran denken, den titel über artis rhetoricae zu wählen , mit beziehung auf Inst. I prooem. 7. 8 : denn auf diese stelle gründet Ritter seine ansieht, daß wir in dem uns vorliegenden buche eine schrift Quintilians haben, die zwar nicht von ihm selbst verfaßt und redigirt, wohl aber von seinen Zu- hörern nach seinen schulvorträgen nachgeschrieben sei. So sehr sich auch Ritter bemüht, diese seine ansieht, die er schon frü-

126 26. Quintilianus. Nr. 2.

her in seinem buche „Die Quintilianischen declamationen" Frei- burg i. Br. und Tübingen 1H81 aufgestellt hat, zu begründen, so kann ich mich von der richtigkeit derselben doch nicht über- zeugen und bleibe bei dem urtheile, welches ich bei besprechung genannter schrift (in dieser Zeitschrift XII, p. 531) ausgespro- chen habe: die beiden von Quintilian a. a. o. erwähnten bücher artis rhetoricae, welche von schülern nachgeschrieben waren, das eine sermonem per biduum habitum, das andere pluribus sane diebus, quantum notando consequi potuerant , interceptum dürfen wir uns mit größerem rechte vorstellen als kurze theoretische anweisun- gen zur rhetorik , in denen ähnlich wie in der Institutio , nur in der knappsten form, dem schüler, der sich für seinen redne- rischen beruf vorbereitete, gezeigt war, wie er sein ziel am besten erreichen könne. Diese Schriften , und zwar nicht nur die erst- genannte, sondern auch die zweite, waren von verhältnismäßig geringem umfang-, damit vergleiche man das uns vorliegende buch: es füllt nicht weniger als 441 druckseiten und ist doch nur ein theil eines größeren ganzen, es enthält 145 declamatio- nen, während das ganze werk 388 enthielt: nehmen wir also an, und dieser annähme steht, soviel ich sehe, nichts im wege, daß die verloren gegangenen declamationen in derselben weise ausgeführt waren, wie die erhaltenen, so würden mehr als 1000 Seiten oder 25000 30000 zeilen für das ganze werk heraus- kommen: ist es wohl denkbar, daß Quintilian eine anleitung von solchem umfang seinen schülern innerhalb einiger tage vor- getragen habe? welchen zweck könnte er dabei im äuge gehabt haben? Doch ich will diese frage nicht weiter verfolgen, auch die bedenken Ritter's nicht bestärken , welche ihm selbst aus darstellung und ausdruck der declamationen erwuchsen und die er schließlich erledigt mit der annähme, daß es eben schüler waren , welche die vortrage ihres lehrers mangelhaft nachge- schrieben haben.

Wenden wir uns nun zu der neuen ausgäbe selbst. Es gibt überhaupt nur drei handschriften der declamationen und diese bat Ritter von neuem verglichen , ob sorgfältig , das läßt sich so ohne weiteres schwer entscheiden. Die vorzüglichste A befindet sich in Montpellier und gehört dem X. Jahrhundert an, von Ritter verglichen im september 1880: diese beruht auf ei- ner guten quelle, ihr Schreiber hat freilich oft gedankenlos und

Nr. 2. 26. Quintilianus. 127

nachlässig abgeschrieben , nicht selten Wörter ausgelassen und hinterher am rande nachgetragen. Die zweite B in München, verglichen von Ritter 1880, ist viel jünger, sie ist 1494 oder wenigstens nicht viel früher, schön und sorgfältig geschrieben; sie fängt mitten in der 252. declamation an und reicht genau so weit wie die erstgenannte. Aus diesem umstände könnte man zu der annähme versucht sein, daß uns hier eine abschrift von A vorliege, um so mehr, als sogar einige randbemerkungen aus A in den text derselben eingedrungen sind : eine solche vermuthung aber stößt, nach den uns vorliegenden collationeu beider handschriften , auf erhebliche bedenken: Ritter glaubt eine directe entlehnung nicht annehmen zu dürfen, da auch ei- niges, was in B nicht steht, sich in A finde. Die dritte hand- schrift C = Chigianus, aus dem XV. Jahrhundert ist von Ritter, da sie mit B übereinstimmt und deshalb für die kritik entbehr- lich ist, nicht vollständig verglichen.

Außer diesen handschriften hat Ritter die früheren ausga- ben , die des Ugoletus , des Aerodius, des Pithoeus, welcher A bereits sorgfältig benutzt hat, die von Obrecht, Burman u. a. zu rathe gezogen : aber mehr als all den genannten ausgaben zusammen verdankt er seinem lehrer , dem er auch seine erst- lingsschrift gewidmet hat , dem professor Rohde in Tübingen, welcher hunderte von fehlem in dem texte aufgefunden und verbessert hat.

Am schluß der einleitung hebt Ritter die mannichfachen Schwierigkeiten der conjecturalkritik hervor und macht besonders darauf aufmerksam , daß bei der unfertigkeit des Werkes die grenze zwischen nachlässigkeit und Verkehrtheit sich schwer zie- hen lasse, sowie darauf, daß die declamationen auch in sachli- cher beziehung manche Schwierigkeiten verursachen, insofern be- sonders die gesetze , auf welche häufig bezug genommen wird, anderweitig nicht bekannt sind.

Die grundsätze, welche für die Orthographie maaßgebend sind, können wir nur billigen , besonders aber stimmen wir mit dem herausgeber darin überein , daß auf grund des cod. A in Zusammensetzungen nicht s nach x zu schreiben ist.

Auf p. XXVIII sind die zeichen , welche im texte und hauptsächlich im kritischen apparat angewendet werden, zusam- mengestellt : von diesen empfiehlt sich nicht sonderlich der ge-

128 26. Quintilianus. Nr. 2.

brauch des Sternchens zur Bezeichnung eigner conjecturen, noch weniger aber die anwenduug der unschönen und störenden < > zur bezeichnung von sätzen, Wörtern oder auch buchstaben, welche gegen die handschriften in den text aufgenommen sind, z. b. formabit<Ss> , <.K>ac, si<Cc^> u. a. Dieselben tragen jedenfalls nicht zur leichteren orientirung oder zur bequemlichkeit des lesers bei.

Es folgt p. XXIX ein Verzeichnis der declamationen, welches, wie es scheint, aus einer älteren ausgäbe abgedruckt ist: wün- schenswerth wäre es gewesen, daß hinter jeder declamatio die seite, auf der sie steht, angegeben wäre.

Kommen wir nun zu dem texte selbst , so haben wir vor allem zu bedauern, daß sich so sehr viele druckfehler eingeschlichen haben : wir fühlen dem heruusgeber den ärger und schmerz nach, den er p 515 in der anmerkung ausspricht und können es nur lobend anerkennen, daß er das ganze buch revidirt hat und die lange liste der fehler, die er gefunden, auf p. 515 522 offen mittheilt, allerdings aber auch nicht verhehlen, daß es ihm auch so noch nicht gelungen ist , vollständig mit ihnen aufzuräumen.

Was nun die neugestaltung des textes anbelangt, so ist anzuerkennen , daß demselben eine sichere grundlage gegeben ist, auf welcher, sofern nicht andere und bessere handschriften entdeckt werden, weiter zu bauen sein wird. Von den früheren herausgebern ist zwar manche glückliche Verbesserung einzelner worte vorgenommen und in den text aufgenommen, aber eine so gründliche revision , wie sie uns hier vorliegt, ist von keinem der früheren herausgeber auch nur annähernd versucht worden. Eine große menge von stellen ist sehr glücklich geheilt, in den 27 declamationen, 248—254 293—306 347 348, mit denen ich mich eingehend beschäftigt habe, mehr als hundert.

Weniger überzeugend sind folgende änderungen: 2, 2 con- trahit ut neget Ritter, contrahit. negat Pithoeus : 4, 1 9 negabatur Rohde, negatur A: 7, 15 aclieceras Rohde, adiceres A: 8, 4 finitione Rohde, scientia A: 15, 3 examini , lege Rohde, exanimae legi A: 19, 26 coniunctioncm Ritter, coniecturam A: 21, 27 quisquis agere coepit agit, quia semel contigit rem Rohde, quid qui agere coepit, quia se- mel contigit num A: 23, 4 oportere Rohde, oportet A: 25, 12 hunc enim tu vicisti Rohde, haec enim tu fecinti A: 28, 7 tarnen et ipsam Ritter, et tarnen illa A: 42, 13 tantum Rohde, tarnen

Nr. 2. 26. Quin tili anus. 129

AB: 43,28 habebimus , Urheber der conjectur ist nicht angege- ben, habemu8 A: 44, 1 inquiret Rohde, inquirit AB: 159, 23 dissimiles Rohde, similes A: 160, 21 duc duc Rohde, die die AB: 168, 6 moderatio Rohde, ante ratio AB: 173, 13 illum esse eae- candum Ritter, illam esse cecatam B: 27 nocebit Rohde, noeuit AB: 174, 1 quondam Rohde, quoniam B: 14 putatis Rohde, pu- tas A: 176,23 ac Rohde, oc cum A: 188,21 en Rohde, et AB : 198, 7 dbsolveret Rohde, absolvet A: 202, 8 optaras Rohde, op- tares AB; 203, 10 aut tu Rohde, ac tu AB: 205, 7 agnoscet Rohde, agnoscit AB.

An anderen stellen verdient die handschriftliche Überliefe- rung entschieden den vorzug , so 4, 19 habuerit A, abnuerit Rohde: 8, 11 enim A, eram Rohde: 10, 23 non possumus enim A, nam possumus uxorem Rohde : 11,15 hoc A, haec Rohde: 16, 9 liceat A, licuerit Schulting: 16, 12 an int er est A, et interesse Ritter: 18, 28 cum abisset A, tum abire Rohde: 22, 14 contra A, contraria Rohde: 23, 15 ut A, sed Rohde: 26, 16 tum AB, tu Ritter: 31, 11 quod A, gm'Rohde: 36, 21 civium AB, virium Ritter: 42, 7 voluntatem eius retinuit AB, voluntate eius qui detulit Rohde: 157, 28 sanitat em A, suam rem Rohde: 159, 3 nee AB, haec Rohde: 160, 29 quod AB, qui Rohde: 161, 23 iuvenis, dum ohne filius A: 169, 16 h oc AB, hinc Rohde: 25 quod AB, ut Rohde: 171, 7 qu od AB, ut Rohde: 186,13 parte curavi AB, cura paravi Ritter : 188,22 hie] hinc Rohde : 196, 19 temporis AB, contentionis Rohde: 202, 23 suspirat] suspiravit Rohde: 203, 11 b enedict am AB, bene dictum die ausgaben, streicht Ritter : 204,17 inde AB, videte Rohde: 368,14 memoriam abieceratB, memoria obierat Rohde, memoria abier at A.

Conjecturen von früheren gelehrten verdienen besondere beachtung an folgenden stellen: 26, 11 ist mit Pithoeus zu schreiben: de eo (deo A) : 31, 19 de ipsa leg um natura mit Burman, (de ipsa rerum natura A): 32, 16 ut ex parte fecerit mit Gronov, (ut ea parte fecerit A): 40, 19 ubi lex est mit Schulting, (ubi lex non est AB): 177, 11 placeat mit Gronov, (placet A). Dagegen verdient 40, 15 die handschriftliche Überlieferung non den vorzug, wofür Schulting nullam vermuthet hat und 189,16 und 18 8 ollicitasti und petisti, was Gronov in sollicitasses und petisses umänderte.

Piniol. Adz. XVI. 9

130 26. Quintilianus. Nr. 2.

Außerdem ist vielleicht zu schreiben: 11, 13 sed non erit necessarium (sed adicit necessarium A): 22, 4 negaveris sevisse (necessarium possedisse A) : 29, 13 et an maleßcium? sed ohne sit. sed fügte Rohde hinzu: 37, 14 perpetua posteritatis immortalilate, (perpetuae posteritatis irnmortalitate A): 188, 30 neque enim poterat non dubitari, wo non in den handschriften fehlt: 197,28 prae- sente te ac spectante, vgl. 198, 18 und 27 (praestantis AB, praesente te Rohde): 204, 14 unde nobis tanta f elicitas est (unde nobis tantam felicitatem AB).

Am wenigsten sind wir mit dem herausgeber da einverstan- den, wo er durch Umstellung , Streichung oder hinzufügung ein- zelner Wörter oder ganzer sätze zu heilen sucht, als ansprechend möchte ich aber in dieser beziehung änderungen bezeichnen, wie 2, 28 die Streichung von quomodo vor quantum (Ritter) : 5, 7 hoc vor eo (Rohde): 18, 22 paene vor poenam (Rohde): 38, 19 et nach zweimaligem et (Ritter), ergänzungen wie 9, 24 Bona, 24, 23 iniuriarum, 25, 19 an, 25, 26 non, 30, 30 sed ei, 32,19 duae 37, 17 vixi, 157, 6 si, 181, 13 iura, 195, 8 quam, 198,22 fla- gella, 201, 27 cuius, welche ohne ausnähme von Rohde herrühren, endlich die ebenfalls von Rohde vorgeschlagene Umstellung des satzes 367, 10—14.

Eine werthvolle beigäbe bildet Index I rerum, verborum et locutionum, sowie Index II legum et Romani, Graeci, schola- stici iuris constitutionum ; in Index III declamationum et insti- tutionis oratoriae similes locos conponens ist nicht immer das rechte maaß eingehalten, sondern auch manches unwesentliche aufgenommen.

Nach dem oben schon erwähnten druckfehlerverzeichnis folgt p 522 524 unter der Überschrift Ad den da eine nachlese zu dem kritischen apparat , hauptsächlich zu A : wir werden über diesen nachtrag nicht weiter aufgeklärt jedenfalls verdient keine einzige der angegebenen Varianten in den text aufgenom- men zu werden; denn eontrahi p. 40, 17, was hier allein in frage kommen kann, steht bereits in dem text und zwar, wie man an- nehmen muß , da eine abweichende lesart nicht vermerkt ist, auf grund der handschriften.

Ferdinand Meister.

Nr. 2. 27. Römische geschichte. 131

27. Theodor Mommsen, römische geschichte. Fünfter band. Die provinzen von Cäsar bis Diocletian. Mit zehn karten von H. Kiepert. Zweite aufläge. Berlin, Weidmann 1885. 659 p.

Jakob Bernays hat einmal in seinen geistvollen aphorismen über Gibbon mit recht hervorgehoben, welch' eine fülle von Vor- bedingungen und Vorbereitungen nöthig ist, welche leistungen vorangegangen sein müssen , ehe ein wirklich gutes werk über alte geschichte möglich wird : auf einem gebiete , wo dem ge- schichtsschreiber die peinliche abhängigkeit von der zufälligen beschaffenheit des quellenmateriales auf schritt und tritt die freie gestaltung des Stoffes verkümmert und nur ausnahmsweise das zu voller erzählung nöthige detail mit Sicherheit gewonnen wer- den kann. Gilt das für die alte geschichte überhaupt, so ganz besonders für die geschichte der römischen kaiserzeit, deren „verwüstete" Überlieferung dem darsteiler von vorne herein je- nes gefühl der entsagung aufdrängt, in dem auch Mommsen sein buch geschrieben zu haben bekennt. Auf grund der literari- schen Überlieferung mit ihrem einseitigen interesse für die Stadt Rom und das spiel um den thron der Cäsaren war eine reichs- gescbichte überhaupt nicht zu schreiben. Um die lösung dieses problems auch nur mit einiger aussieht auf erfolg in angriff zu nehmen, bedurfte es erst der Sammlung und sichtung eines gewaltigen über den ungeheuren räum von mehr als 100000 meilen verstreuten denkmälermateriales, durch welches uns über- haupt erst eine einigermaßen zusammenhängende kenntniß der wehr-, provinzial- und gemeindeverfassung, sowie des öffentlichen und privaten lebens in den kleineren kreisen erschlossen ward, auf welche sich das politische interesse der zeit zurückgezogen hat. Ein material freilich, das , so tiefe einblicke es in das in- nere leben des großen reichsorganismus und seiner theile thun läßt, bei seinem naturgemäß durch und durch fragmentarischen Charakter nur gar zu oft der ,,mutter wie aller poesie, so aller historie", der phantasie, in hohem grade bedarf. Selbst jetzt, wo das große inschriftenwerk, zum guten theil Mommsens eigenste that, seiner Vollendung entgegen geht, vermag, wie Mommsen resignirt zugibt, selbst die genialste combination des urkundlichen und historiographischen materiales „nicht eigentlich ein ganzes, sondern nur das Surrogat eines solchen" zu schaffen.

9*

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Und doch ! welch ein fortschritt der erkenntm'ß und auffas- sung ist in dieser neuesten Schöpfung verkörpert, wie sie eben nur Mommsens unwiderstehliche gelehrsamkeit und unerschöpf- liche arbeitskraft dem in unzähligen oft sehr entlegenen Publi- kationen verstreuten und in die verschiedensten Wissensgebiete sich verzweigenden Stoffe abzuringen vermochte. Während man noch vor kaum zwei Jahrzehnten mit Tacitus römische kaiserge- schichte eben nur als gesehichte der römischen aristokraiie und ihrer Unterdrückung durch die Cäsaren schrieb und von den provinzen nur um der dort geführten grenzkriege willen zu er- zählen wußte, während noch im jähre 1868 ein kenner der kai- sergeschichte nur soviel zu constatiren vermochte, daß diese ein- seitige auffassung damals anfieng , allgemach eine schwankende zu werden '), ist jetzt dem düsteren taciteischen bilde ein ande- res ungleich erfreulicheres an die seife gestellt , ein bild , dem zwar in zahlreichen einzelheiten eine Umgestaltung durch die fort- schreitende forschung nicht erspart bleiben wird , das aber in seinen wesentlichen grundzügen als ein gesicherter besitz der Wissenschaft betrachtet werden darf.

In Mommsens fünften bände hat zum ersten male die durch die denkmälerforschung so unendlich vertiefte einsieht in die Verschiebung der lebendigen entwicklung vom centrum des rei- ches nach der peripherie ihren vollen adäquaten ausdruck erhalten. Das große, das die kaiserzeit geschaffen, wird uns hier zum er- sten male in seinem ganzen umfange durch eine großartig kon- cipirte nachschöpfung vor äugen gestellt: der aufbau der neuen universalen weltkultur, deren träger das römische imperium war, die durchführung der lateinisch-griechischen civilisirung , insbe- sondere in der form der ausbildung der städtischen gemeinde- verfassung, und die allmälige einziehung der barbarischen oder doch fremdartigen elemente in diesen kulturkreis ; ein werk jahr- hundertelanger arbeit, durch welche die grundlagen unserer gan- zen neueren europäischen civilisation geschaffen worden sind. Diese speeifische arbeitsleistung der denkwürdigen epoche ist es, die den Vorwurf des Werkes bildet, in wirthschaft und gesell- schaft, in recht und staat, in literatur und kunst, im philosophi- schen und religiösen ideenleben. Mommsen geht dieser „arbeit" der kaiserzeit nach da „wo sie zu suchen und auch zu finden

1) Nissen, Hist. zeitechr. 19. bd., p. 241.

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ist", in den centren großstädtischer civilisation, wie in den acker- städten Afrikas, in den winzerheimstätten an der Mosel, wie in den blühenden Ortschaften der lykischen gebirge und des syri- schen wüstenrandes. Provinz für provinz wird in ihrer sonder- entwicklung allseitig und tief ins einzelne eindringend geschil- dert, am glänzendsten wohl das hellenische Europa und die land- schaften des Ostens, welche an dieser stelle zum ersten male eine darstellung gefunden haben, die auf einer vollkommenen beherr- schung des in der neuzeit gerade hier so reich vermehrten nia- teriales beruht.

Ein bedenken freilich drängt sich uns bei diesem einzigar- tigen rundgang um den gesammten länderkreis der mittelmeer- welt auf, eine frage, die uns auch da, wo die meisterschaft der darstellung ihre höchsten triumphe feiert , angesichts der herr- lichen Schilderung der großen centralplätze dieser reichen kultur- welt, Alexandrias und Aiitiochias , keineswegs verläßt. Im ge- gentheil! gerade im hinblick auf solche statten, wo alle fäden der neuen universellen kultur wie in einem brennpunkte zu- sammenlaufen , und deren bedeutung daher eben nur auf der grundlage der gesammtkultur des universalreiches vollkommen erfaßt und gewürdigt werden kann, vermögen wir uns des zwei- feis nicht zu erwehren , ob bei dem von Mommsen befolgten plane, die einzelnen provinzen sowohl isolirt von einander, als auch losgetrennt von dem beherrschenden mittelpunkte des rei- ches zu behandeln , die höchste aufgäbe einer darstellung der reichsgeschichte lösbar war, d. h. das gesammtniveau der kultur- leistungen der epoche , der intensitätsgrad ihrer kultur mit der durch die quellen ermöglichten genauigkeit und klarheit festge- stellt und veranschaulicht werden konnte.

Mommsen macht selbst einmal die bemerkung, daß der platz, den z. b. Alexandria in der geistesentwicklung der occidentali- schen kultur einnimmt, nicht in einer Schilderung der örtlichen zustände Aegyptens , sondern nur in derjenigen dieser entwick- lung selbst entsprechend gewürdigt werden kann. Wir gehen weiter und sagen: die Stellung, welche die einzelnen provinzen überhaupt hinsichtlich ihrer materiellen und ideellen entwicklung innerhalb des ganzen einnahmen, kann nur im rahmen der ge- s a m m t entwicklung der kaiserzeit vollkommen gewürdigt wer- den •, ja selbst eine betrachtung, welche sich eben nur die örtliche

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entfaltung der provinzialen knltnr zum gegenstände macht, kann nicht darauf verzichten, die allgemeinen eben durch das impe- rium geschaffenen Voraussetzungen klar zu legen, auf denen sich diese Sonderkultur aufbaut. Erst wenn wir mit den grundsätzen und errungenschaften der monarchie auf dem gesammtgebiete der inneren politik genauer bekannt sind und dadurch eine wirk- liche anschauung von der weite des Spielraumes gewonnen haben, welcher der entfaltung der wirtschaftlichen und socialen kräfte innerhalb des großen reichsorganismus gegönnt war, erst dann können wir voll und ganz beurtheilen , welche höhe für die lo- kale kulturentwicklung erreichbar war und thatsächlich erreicht worden ist.

Nun ist allerdings Mommsens feinsinnige und geistvolle analyse der provinciellen zustände, soweit es sein plan irgend, gestattete, sorgfältig bemüht, die zahlreichen fäden darzulegen, die aus der provincialgeschichte in das gesammtleben der Mit- telmeerwelt hinüberleiten : ich erinnere nur an die schöne Schil- derung der ökonomischen entwicklung Syriens und Aegyptens, die Mommsen mit recht als die glänzendste seite an den zustän- den insbesondere des ersteren landes bezeichnet. Allein gerade dieses beispiel zeigt, daß sein verfahren nicht ausreicht. Um den gewaltigen aufschwung, den der osten in Industrie und han- del dem kaiserreich verdankt, vollkommen ermessen zu können, genügen weder die angaben über die Verbreitung syrischer kauf- leute und faktoreien, sowie über den waarenexport und -import, noch auch so gelegentliche bemerkungen, wie jene über „die im ganzen mäßigen grenz- und binnenzölle und das ausgedehnte handelsgebiet, welches den großhändlern offen stand". Wir ver- langen vielmehr eine allseitige darlegung der sämmtlichen grund- bedingungen, welche durch die römische kaiserzeit für die aus- bildung der stadtwirthschaft überhaupt geschaffen worden sind ; eine forderung , die um so näher liegt, als ja gerade die ent- wicklung städtischer knltur recht eigentlich für diese periode charakteristisch ist. Es tritt in der Mommsen'schen darstellung keineswegs anschaulich und klar genug hervor , was es für die merkantile Spekulation, wie die industrielle produktion städti- scher wirthschaft zu bedeuten hatte , über einen weitmarkt von der ausdehnung und der consumfähigkeit des in gewissem sinne ein ungeheures freihandelsgebiet darstellenden länderkreises ver-

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fügen zu können, welchen die römische Universalherrschaft durch die einheit von Verwaltung und rechtspflege, von münze, maß und ge- wicht, bis zu einem gewissen grade auch von spräche und kultur zu einem einzigen großen Organismus zusammengefügt hatte. Wir ler- nen weder die Verkehrs- und Zollpolitik der regierung in beziehung auf den allgemeinen verkehr innerhalb der reichsgrenzen eini- germaßen kennen , noch erhalten wir trotz der ausgezeich- neten erörterung der auswärtigen handelsbeziehungen ein zusammenhängendes bild von der bewunderungswürdigen ent- wicklung des communikationswesens in der kaiserzeit, weshalb auch von einer geschichtlichen Würdigung der eminenten social- ökonomischen bedeutung dieser momente von vorneherein keine rede sein kann. Und doch wäre es für das tiefere verständniß der kaiserzeit als eines klassischen Zeitalters intensivster städti- scher, insbesondere großstädtischer kultur unbedingt nothwendig gewesen , dem leser eine lebendige Vorstellung von dem organi- schen zusammenhange zu geben, welcher zwischen den fort- schritten auf dem gebiete des gesammten Verkehrswesens einer- seits und der phänomenalen städtebildenden kraft der epoche andererseits besteht.

Um das großartige wachsthum und die blüthe der städte in der römischen kaiserzeit zu begreifen , müssen wir vor allem fragen, wie groß einerseits der rayon war, welchem sie als pro- duktionsplätze ihre erzeugnisse anzubieten in der läge waren, andererseits derjenige , von welchem sie als consumtionsplätze mit lebens- und arbeitsmitteln versorgt werden konnten. Um aber darauf eine antwort zu erhalten, müssen wir weiter fragen : in welchem maße war durch die Sicherheit , verbilligung und Vervollkommnung des communicationswesens die transportfähig- keit der guter, d. h. die wirtschaftliche möglichkeit , dieselben auf eine gewisse entfernung zum absatz zu bringen, damals ge- steigert worden? In welchem grade hatte sich insbesondere das absatzgebiet der guter von geringerem tauschwerth , d. h. der guter des massenconsumes erweitert? Eine frage, ohne deren beantwortung nicht zu erkennen ist, wie breit die basis war, auf der sich das Versorgungssystem der städte aufbauen konnte, wie groß demnach der Spielraum für die städtische concentri- rung der in den beiden ersten Jahrhunderten der kaiserzeit so

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unverkennbar in der zunähme begriffenen bevölkerung gewe- sen ist.

Vor allem sollte man endlich von einer geschichtschreibung wie der Mommsenschen , für welche die historie „nichts ist , als die entwicklung der civilisation" (Römische geschichte I, 15) eine etwas genauere Charakteristik der typischen eigenschaften höchster städtischer cultur erwarten, wie sie eben die kaiserzeit entwickelt hat; der äußerst verfeinerten kulturbedürfnisse und ihrer befriedigungsmittel , besonders der hochvervollkommneten gewerblichen technik, der sehr entwickelten geldwirthschaft und des zu vollendeter feinheit durchgearbeiteten wirthschaftsreohtes. Es ist zu verwundern , daß derselbe forscher , der mit so feinem blick die civilisirende und städte-bildende Wirkung eines doch nur lokal bedeutsamen militärischen momentes der le- gionslager im gegensatz zu den standlagern der alen und co- horten hervorhebt, nicht zu einer erörterung der allgemei- nen grundlagen des städtewesens der kaiserzeit gekommen ist, ja mehrere der wichtigsten entwicklungsfaktoren desselben über- haupt unberührt läßt. Wohl bietet die bewundernswerthe Schil- derung der reichen kultur der provinzen eine fülle von einzelnen zügen auch für unsere frage, allein sie genügen nicht, das ei- gentümlichste und glänzendste produkt der kaiserzeit in seinem wachsthum und wesen so zu begreifen , wie es von dem heuti- gen Standpunkte staatswirthschaftlicher erkenntniß aus begriffen werden kann und muß.

Freilich müßte man , um der angedeuteten forderung ge- recht zu werden , diesem Standpunkt doch noch näher stehen, als es bei Mommsen unverkennbar der fall ist. Der große ge- schichtsschreiber besitzt ja allerdings die lebendigste intuition von der einwirkung geographischer Verhältnisse und wirtschaft- licher prozesse auf die politischen und socialen Verhältnisse im allgemeinen ; allein nicht auf gleicher höhe steht die positive einsieht in die feineren verschlingungen dieses gewebes geschicht- licher erscheinungen , wie sie nur aus einem eindringenden Stu- dium der modernen wirthschaftstheoretischen und socialgeschicht- , liehen forschung geschöpft werden kann. Wie hätten sonst von seifen einer geschichtsforschung , für welche die alte geschichte eben nur „die kulturgeschichte der anwohner des Mittelmeeres" ist (Rom. gesch. I, 3) und in einer darstellung von „1 an dem

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und leuten" einer epoche von dem Charakter der römischen kaiserzeit fundamentale culturpolitische Untersuchungen, wie z. b. die von Sax über die bedeutung der Verkehrsmittel in volks- und staatswirthschaft so gänzlich unverwerthet bleiben können? Untersuchungen, an deren hand den antiken quellennachrichten nach verschiedenen seiten hin ungleich mehr abzugewinnen ge- wesen wäre , als sie dem in dieser hinsieht weniger geschärften äuge darzubieten scheinen.

Nun wissen wir freilich, mit welcher Schroffheit sich Momm- sen früher einmal gelegentlich der erörterung einer grund- frage der socialen geschichte der kaiserzeit, der entstehung des colonates gegen alle diejenigen ausgesprochen hat, die, wie er meint, „von den realen römischen Verhältnissen zu wenig und von nationalökonomischen theorieen zu viel wissen"2). Allein gerade jene erörterung über das colonat, deren Unzulänglichkeit Heisterbergk schlagend dargethan 3), hat auf das deutlichste ge- zeigt, wie wenig die allgemeine auffassung Mommsens zu dem dort erhobenen anspruch berechtigt, die „correkte fragestellung" derartiger probleme gewissermaßen zu diktiren. Zu einer sol- chen correkten fragestellung reichen eben die quellen an sich nicht aus, auch die nicht, welche Mommsen a. a o mit emphase gewissermaßen als die einzigen ,,bronnen der künde wirklichen römischen lebens" preist, die pandekten und die inschriften. Die arbeiten von Nitzsch , Hildebrand, Rodbertus , Bücher und an- deren dürften zur genüge bewiesen haben , welch' ergiebigen born wirklichen lebens wir doch daneben auch in den erfährun- gen und ergebnissen der neueren socialökonomie und Wirtschaftsge- schichte besitzen Mit dem durch diese erkenntnißquellen geschärften blick stellen wir fragen an die schriftzeugen vergangenen lebens, wie sie andere überhaupt nicht aufzuwerfen in die läge kommen, und zwingen sie auch da rede zu stehen, wo sie für die ge- nialste einbildungskraft stumm bleiben. Wir werden zwar mit unserer methode nicht dazu kommen, in der weise Mommsens aus drei bis vier vereinzelten inschriften ohne weiteres die um- fassendsten Schlüsse auf die socialökonomischen Verhältnisse des

2) Ein dekret des Commodus für den Saltus Burunitanus. Hermes XV (1880), p. 408.

3) Tübinger Zeitschrift für die gesammte Staatswissenschaft bd, XXXVII, p. 581 ff.

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römischen reiches überhaupt zu ziehen ; allein was diese methode aus dem boru der inschriften uud pandekten uud sonstigen quellen an wahrhaft lebendiger erkenntuiß der Wirklichkeit mehr zu schöpfen vermag, wird für den verzieht auf solche resultate reichlich schadlos halten.

Mommsen bemerkt in der einleitung im hinblick auf die höhe der gesittung, welche die kaiserzeit erreichte: „wenn wir finden, daß die- ses also war, so fragen wir die bücher, die uns geblieben sind, mei- stens umsonst, wie dieses also geworden ist. Sie geben darauf so we- nig eine antwort, wie die Überlieferung der früheren republik die ge- waltige erscheinung des Korn erklärt, welches in Alexanders spuren die weit unterwarf und civilisirte". Sehr richtig ! allein zeigt nicht gerade die geschichte der römischen republik, daß selbst einer elenden Überlieferung gegenüber für eine korrekte fragestellung immerhin beträchtliches erreichbar ist, ja daß es gerade auf sie in erster linie ankommt, wenn es gilt, die durch die Kicken der tradition geschaffenen räthsel zu enthüllen. Beruht nicht die

von dem unvergeßlichen Nitzsch für den ref. wenigstens zur genüge erwiesene thatsache , das Mommsens darstellung der republikanischen geschichte bei aller großartigkeit der auffas- sung die eminenten leistungen der älteren republik bis zu einem gewissen grade doch unerklärt läßt, im letzten gründe auf einer uncorrekten fragestellung, auf einem einseitigen Standpunkte der beurtheilung der das staatsieben der älteren republik beherr- schenden kräfte , einer beurtheilung bei der die arbeitsleistung dieser kräfte ein ungelöstes räthsel bleiben muß? Ebensowenig kann für den, der dem gange neuerer socialgeschichtlicher for- schung aufmerksam gefolgt ist , ein zweifei darüber bestehen, daß auf dem glänzendsten gebiete der kaiserzeit, dem der städ- tischen civilisation, die ,, bücher" auf die frage, wie diese civili- sation geworden ist und sich gestaltet hat, wenigstens mittelbar doch noch tiefere und umfassendere aufschlüsse zu geben ver- mögen , als es nach Mommsen's an sich ja bewundernswer- then darstellung den anschein hat.

Dazu kommt noch ein anderes. Nach unserer ansieht ist eine geschichtliche Würdigung der wirtschaftlichen und socialen kultur des römischen reiches gar nicht möglich ohne eine stetige berücksichtigung der zustände Korns und Italiens, über welche

zumal für die anfange der kaiserzeit die „bücher" noch

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am ergiebigsten aufschloß gewähren. Wo wäre z. b. in dem gesammten umfang des mittelmeerreiches ein so eindringendes verständniß der großstädtischen entwicklung in der kaiserzeit mit ihren glänzenden kulturleistungen, wie mit ihren schlimmen socialen krankheitserscheinungen zu gewinnen , als es uns die Überlieferung an dem beispiele Roms ermöglicht? Und wird nicht die besondere entwicklung der großen kulturcentren von dem ränge Alexandrias, Antiochias , Karthagos erst recht deut- lich durch die vergleichende gegenüberstellung der zustände der capitale, die trotz einzelner für Rom ausschließlich oder wenig- stens hervorragend charakteristischen züge im allgemeinen doch eine gewisse typische bedeutung besitzen ? Die vortreffliche und geistvolle parallele der capitalen am Nil und Orontes , durch welche uns Mommsen das leben der Antiochener und Alexan- driner in seiner eigenart zu veranschaulichen sucht, bedarf noth- wendig der ergänzung durch jene tieferen einblicke in die das Städtewesen der epoche überhaupt beherrschenden allgemeinen entwicklungsmomente , wie sie uns eben nur die unvergleichlich genauere kenntniß der Verhältnisse Roms zu eröffnen vermag.

Dazu kommt ferner in betracht , daß das reich nicht blos politisch , sondern auch wirthschaftlich einen großen Organismus darstellte, daß provinzialverwaltung und provinzialwirthschaft von Rom und Italien her fortwährend die stärksten impulse em- pfieng und umgekehrt das centralland Italien selbst in ein un- lösliches abhängigkeitsverhältniß zu den provinzen getreten war, seitdem unter dem einflusse des in von Thünens concentrischen kreisen der produktion enthaltenen entwicklungsgesetzes, des rie- sigen wachsthumes Roms, der wirthscbaftspolitik der regierung und der gesammtsituation der italischen Ökonomie der agra- rische Schwerpunkt des Staates gänzlich in die provinzen verlegt war. Angesichts dieses innigen Zusammenhanges zwischen reichs- hauptstadt, ihrer „vorstadt" Italien und den provinzen können wir es nicht billigen, daß Mommsen Italien und seine inseln von der darstellung des fünften bandes ausgeschlossen hat, weil die geschichte Italiens „von der des allgemeinen reichsregimen- tes nicht getrennt werden könne". Wir sind der ansieht, daß dieselbe auch nicht von der „geschichte der einzelnen landes- theile" zu trennen ist, welche den gegenständ eben dieses ban* des bildet.

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Nach alle dem kommen wir in beziehung auf die anläge des werkes ganz zu demselben resultate , zu welchem schon Otto Hirschfeld von einem ganz anderen ausgangspunkte gelangt ist4). Hirschfeld betont, daß die von Mommseu durchgeführte ablösung der peripherie vom centrum und die isolirung der pro- vinzen unter einander einen überblick über die gesammte reichs- politik, die doch in gewissen zeiten wenigstens eine einheitliche und zielbewußte war, von vorne herein ausschließt; und er bezweifelt daher schon aus diesem gründe ganz mit recht, daß spätere dar- steller der kaiserzeit es wagen werden, Mommsen auf dem ein- geschlagenen wege zu folgen. Wir glauben, daß das, was sich von unserem Standpunkte aus gegen Mommsens anordnung des Stoffes sagen ließ, diesen zweifei erheblich bestärken dürfte. Es läßt sich ja allerdings nicht leugnen, daß jeder andere plan ebenfalls seine großen Schwierigkeiten haben und jedenfalls an einfachheit dem Mommsenschen nachstehen wird. Allein er wird gefunden werden müssen, etwa auf dem wege, den gleichfalls schon Hirschfeld angedeutet hat. Es wird sich , wie letzterer mit recht bemerkt , mit der darstellung der definitiven consti- tuirung des reiches unter Augustus eine Schilderung seiner theile verbinden lassen ; und die weiteren etappeu der reichsentwick- lung, die etwa durch die namen Vespasian , Hadrian, Severus, Diocletian bezeichnet sind, dürften eine passende stelle zu rück- und überblicken auf die in den reichslanden sich vollziehenden Wandlungen bieten. Jedenfalls würden sich bei einer derartigen anordnung die forderungen, die wir an eine geschichte der kai- serzeit stellen mußten, in höherem grade befriedigen lassen, als es bei dem Mommsenschen plane möglich war, der selbst der genialen gestaltungskraft eines solchen meisters von vorne herein unüberwindliche schranken setzen mußte.

Wir haben angesichts der bahnbrechenden bedeutung des vorliegenden werkes , welches ohne zweifei die forschung der nächsten zeit bestimmen und ihr die wege weisen wird, mit den obigen erörterungen nicht zurückhalten können, zumal die hier betonten gesichtspunkte unseres wissens von der bisherigen kri- tik des buches noch nicht geltend gemacht sind. Um eine um- fassende und erschöpfende Würdigung ist es uns hier nicht zu thun , da das , was in diesem bände wirklich großes geleistet

4) In der Zeitschrift Die Nation 1885.

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ward, von der krijtik bereits nach allen Seiten hin beleuchtet und klargestellt ist, und wir in dankbarer bewunderung der groß- artigen — in beziehung auf die gebiete der politik, der kriegs- und friedensverwaltuug, sowie der geistigen kultur unübertroffe- nen — darstellung nur all' das wiederholen müßten, was bereits von anderen zur genüge gesagt und gepriesen ist.

Aus ähnlichem motiv verzichten wir auf eine polemik gegen die zahlreichen einzelheiten der darstellung und auffassung , für welche sich bei der lückenhaftigkeit der quellen und ihrer oft sehr subjektiven ausnutzung von Seiten Mommsens abweichende ansichten von selbst ergeben. Die kritik hat bereits eine reihe von wichtigeren bedenken geltend gemacht, welche sich zum theil auch uns aufgedrängt haben , und wir müßten auch hier großentheils nur wiederholen, was schon von anderer seite (z. b. von Schiller in der Berliner philol. Wochenschrift 1885 p. 739 ff.) bemerkt worden ist. Nur ein , wie es scheint , noch nicht be- rührtes moment sei hier hervorgehoben, weil es zugleich die all- gemeine auffassung angeht.

Wir meinen, daß das bild, welches wir von dem politischen leben der provinzen aus Mommsens darstellung gewinnen , hie und da doch wohl ein allzu günstiges ist. Der historiker , der die geschichte der älteren repubiik , der kraftvollsten zeiten des Staates, mit solcher leidenschaftlichen rücksichtslosigkeit in her- vorkehrung der schwächen des volks- und Staatslebens, mit sol- chem Scharfblick für jedes wirkliche oder vermeidliche Symptom von verfall und entartung dargestellt, er schreibt die geschichte der monarchie mit solch' ruhigmildem urtheil , mit solch' liebe- vollem bemühen, das große, das die zeit geschaffen, möglichst rein hervortreten zu lassen, den noch vorhandenen gesunden kräften und den Vorzügen des regimentes voll und ganz gerecht zu werden, daß hier unwillkürlich nach der anderen richtung hin zu viel geschieht, und die schwachen seiten der dargestellten entwicklung nicht so k ai hervortreten, wie es bei einer schärferen vertheilung von licht und schatten ohne zweifei der fall gewesen wäre. Wenn man sich z. b. der unerbittlichen strenge, der beißenden ironie erinnert, mit welcher der geschichtsschreiber der republik über die souveränen comitien zu gericht gesessen, so wird man mit Verwunderung das freundliche bild aufnehmen, welches von der „nationalen Verfassung und organisirten ge-

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saramtvertretung" Galliens entworfen wird. Diese „landesver- tretung", die durch Mommsens bcmerkung , daß sie bei Kelten und Griechen ,,in der epoche der freiheit und Zerfahrenheit wohl erstrebt, aber niemals erreicht worden war", von vorne herein eine glänzende folie erhält, wird eigentlich nur nach ihren gün- stigen momenten dargestellt , sogar die verhältnißmäßige Unab- hängigkeit und ,, stärke" des gallischen landtages gerühmt. Wie problematisch thatsächlich die Wirksamkeit selbst dieser bedeu- tendsten provinzialvertretung war, davon erhält man keine ge- nügende Vorstellung, obwohl so bedeutsame momente , wie die berüchtigte Steuerverwaltung des Licinus und die durch die in- schrift von Torigny bezeugten Vorgänge im schoße des landtages die schwächen des instituts drastisch genug beleuchten und da- her z. b. von 0. Hirschfeld mit recht in diesem sinne ausge- nützt worden sind 5). Indem Mommsen gerade diese beiden mo- mente — unbegreiflicher weise mit stillschweigen übergeht, muß das bild, welches wir von der sache gewinnen, nothwendig ein unvollständiges und einseitiges werden. Wie könnte ferner, um nur noch eines zu nennen die kühle art, mit welcher der wirthschaft der kaiserlichen procuratoren in Iudäa6) gedacht wird, eine zutreffende Vorstellung von der leideusgeschichte des jüdischen Volkes erwecken , die um Hirschfelds worte (a. a. o.) zu gebrauchen, selbst einem Tacitus eine unwillkürliche äuße- rung des mitgefühls abgepreßt? In der that, es ist, als ob unter dem einfluß jenes „geheimen zuges cäsarischer anschauun- gen", wie er durch die ganze Mommsensche geschichtschreibung hindurchgeht, mit dem Wechsel der dargestellten epochen auch der maßstab für menschen und dinge ein anderer geworden wäre ! Zum Schlüsse noch ein wort über das reiche kartenmaterial, das dem buche beigegeben ist. Zu so großem dank diese bei- gäbe den leser verpflichtet, so störend ist es doch andererseits, daß die angaben Kieperts auf den karten den annahmen Momm- sens im text mitunter durchaus nicht entsprechen. So liegt z. b. auf karte III (Gallia) C. Vetera fast gegenüber der Kuhrmiin-

5) In dem aufsatz über Lyon in der Römerzeit.

0) Bei dieser gelegenheit können wir nicht umhin , einem irr- thnm Mommsens betreffs der jüdischen diaspora zu widersprechen. Er erklärt nämlich die ansied hingen der luden im auslände als eine ,, unfreie und verhältnismäßig späte bildung, eine Schöpfung Alexanders oder seiner marschälle". Vgl. dagegen die auslührungen des ref. in den Jahrb. f. nationalök. u. Statistik 1880, p. 488 ff.

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düng, obgleich auf karte V (Germania) in Übereinstimmung mit Mommsens ausführungen der ort in die nähe der Lippemündung gerückt ist. Nach Mommsen (p. 43) liegt es am nächsten, unter dem Teutoburger wald den Osning zu verstehen, und die erörterung über den zug des Germanicus im jähre 16 (p. 48) beruht geradezu auf dieser annähme , während auf der karte das Wiehengebirge als Teutoburger wald bezeichnet wird. P. 67 läßt Mommsen die Via Augusta, die „durchgehende reichs- straße , die Rom mit dem Ocean verbindet", von Tarraco über Valentia ungefähr die küste entlang gehen, während auf der karte II (Hispania und Africa) die von Ilerda zum Bätis durch das binnen land führende straße als Via Augusta erscheint und andererseits vom Iucar quer durch das innere , wo nach Mommsen die reichsstraße führen soll , überhaupt keine straße angegeben ist. Robert Pöhlmann.

28. Römische Chronologie von Ludwig Holzapfel. Leipzig, Teubner. IV, 364 p. 8.

Das buch behandelt drei schwierige und verwickelte fragen der römischen Chronologie : in erster linie die reduction der stadtjahre auf christliche aera, sodann die bestimmung und er- klärung der verschiedenen im alterthum gebräuchlichen aeren, endlich die geschichte des kalenders. Um für die römischen jähre vom beginn des freistaates bis zum ersten punischen krieg die der wahren zeit entsprechenden jähre vor Christi geburt zu ermitteln, sucht verf. einerseits die älteste officielle jahrzählung, andrerseits den betrag der durch die Verkürzung vieler amts- jahre in wegfall kommenden zeit festzustellen. Indem er von den sogenannten dictatorjahren varr. 421 430 445 453 die drei ersten für interpolirt erklärt und bei der Untersuchung der vor- zeitig abgebrochenen Jahresregierungen einen fehlbetrag von im ganzen vier jähren erhält , fällt ihm die Alliaschlacht (varr. 364/390) in 383 v. Chr. und das abweichende datum derselben bei Polybios u. a. (387 v Chr.) erklärt er aus vollzählung aller späte- ren amtsjahre mit ausschluß der drei obengenannten. Für die frü- here zeit ergiebt seine prüfung der Zeugnisse, daß unsre consulnlisten an mehreren stellen lückenhaft sind ; der anfang der republik wird in 502 v. Chr. gesetzt, woraus die ursprüngliche liste, sammtliche amtsjahre voll nehmend, 507 gemacht und mit 244

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königsjahren die gründung Roms in ol. 7, 2. 751 gebracht habe ; dies, uicht wie gewöhnlich angenommen wird, ol. 7, 2. 750 ist nach der auslegung, welche Holzapfel von Dionys. Hai. Ant. I, 74 gibt, das in der stadtchronik aufgestellte gründungsjahr. Der von Cäsar abgeschaffte schaltcyklus, welcher den in je vier jäh- ren ebenso viele tage zu viel zählenden kalender durch aus- merzung von 24 tagen in jedem 24. jähre auf den ursprüng- lichen stand im sonnenjahre zurückbrachte, ist nach Holzapfel eine Schöpfung der decemvirn ; die wichtige aufgäbe, die antangs- epoche desselben zu bestimmen, löst verf. mittelst einer fein er- dachten combination. Der antrag des Curio , 704 50 einen schaltmonat einzulegen , wurde nach Dio Cassius deswegen ab- gewiesen, weil diesem jähre ordnungsmäßig nur zwölf monate gebührten ; man sollte nun, weil auf jedes zweite jähr ein schalt- monat traf, annehmen, auch das jähr 708/46 habe der alten Ordnung nach zwölf , nicht dreizehn monate gehabt ; aber Sue- tonius behauptet das gegen theil. Diesen Widerspruch hebt verf. indem er 51 50 v. Ch. für das 24. cyklusjahr erklärt, welches den ihm eigentlich zukommenden schaltmonat verlieren mußte. Der vorletzte cyklus hätte demnach mit den märzkalenden von 74 v. Ch. und der nächst dem decemvirat anhebende 1 6mal 24 jähre früher, also mit den märzkalenden von 434 v. Chr. begonnen. Weiter findet er (siehe unten), daß diese kaienden dem julianischen 2. märz entsprechen mußten , woraus sich für das 20. cyklusjahr 415, 391, 367 u. s w. der 12. juni als julianisches datum der juniusnonen ergibt. An dem 12. juni 391 v. Ch. abends trat nun eine sonnenfinsterniß ein, welche in Rom sichtbar war : diese erklärt verf. für die vielbesprochene des Ennius, welche der textüberlieferung von Cic. de rep. I, 25 zufolge um das jähr 350 Roms an den juniusnonen stattge funden hat. Der schaltcyklus selbst ist nach Holzapfe seit den Samnitenkriegen , obgleich bis auf Cäsar als norm an erkannt, nicht mehr eingehalten worden; die abweichungen be stehen meist in verfrühungen , welche lange zeit hindurch ei bis zwei monate betragen.

Mit der ausführung dieser hauptgedanken verbinden sie viele nebenuntersuchnngen , welche dem buch einen reichen in halt verleihen ; durch Scharfsinn und beobachtungsgabe gelang der verf. oft zu ansprechenden oder beachtenswerthen aufstel-

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lungen ; die unvermeidliche polemik, sachlich gehalten, weiß nicht selten eine wirkliche oder scheinbare bloße der Vorgänger aus- findig zu machen. Freilich die haltbarkeit derjenigen neuen ge- danken, welche auf allgemeine, principielle bedeutung anspruch erheben, muß referent wenigstens zu einem großen theil in zwei- fei ziehen. Anzuerkennen ist, daß Holzapfel wichtige fragen, wie z. b. die nach dem verhältniß der interregenzeit zum amts- jahr, nach der geschichtlichkeit der solitudo magistratuum und der möglichkeit eigener sogenannter dictatorjahre , nicht bloß richtig im conservativen, der besten Überlieferung entsprechenden sinn behandelt, sondern diese auffassung auch durch neue argu- mente unterstützt die Untersuchung über den kalendergang von 199 bis 66 v. Ch. und über die gründungsepochen fördert viel gutes von bleibendem werth ; hoch anzuschlagen ist , daß hie und da die chronologischen mittel durch neue erhebungen vermehrt werden. Aber die oben mitgetheilten leitenden ge- danken treffen, wie uns scheint, das richtige nicht und aus der befangenheit in diesen vorgefaßten ansichten erklärt es sich, daß in den mit. ihnen zusammenhängenden ausführungen sich nicht selten geschraubte texterklärungen, haltlose zahlentheorien, Verlegenheitshypothesen und andere scheingründe vorfinden. Wir gehen, um dies urtheil zu rechtfertigen, so weit es in der kürze möglich ist, auf die zwei wichtigsten ausführungen ein.

Um die epoche des schaltcyklus zu gewinnen , fragt sich verf . , auf welches julianische datum die januarkalenden um die zeit der decemvirn , also in 16- oder 17mal 24 jähren vor Cäsars reform fallen mußten. Er antwortet: auf den 4. Januar julianisch: denn der unterschied zwischen den 365 tagen 6 stun- den des julianischen jahrs und den 365 tagen 5 stunden 48 minuten 48 secunden des wahren sonnenjahrs wächst in 4 Jahr- hunderten auf drei tage an. Und da der alte Januar nur 29 tage hält, so entfallen die märzkalenden , der anfang des alten kalenderjahrs auf den julianischen 2. märz. Auffallend ist hie- bei, daß verf. vom 1. Januar ausgeht, indem er neben dem amts- neujahr noch zwei neujahre unterscheidet, ein sacrales (1. jan.) und ein bürgerliches (1. märz), da doch das bürgerliche kein andres ist als das amtsneujahr und für das sacrale nur das kalenderneujahr , der 1. märz gelten kann: denn der kalender war ein sacrales institut, dazu bestimmt die festzeiten zu regeln, Philol. Anz. XVI. 10

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Ebenso grundlos ist die hereinziehung des wahren sonnenjahrs : dem 24jährigen cyklus liegt genau dasselbe jähr von 365 tagen 6 stunden zu gründe wie dem 4jährigen Cäsars, denn 13 ge- meinjahre zu 355 tagen, 7 Schaltjahre zu 377 und 4 zu 378 ergeben zusammen dieselbe tagsumme 8766 wie 24 julianische. Also müssen die märzkalenden jedes 1. cyklusjakres auf den julianischen 1. märz gefallen sein. Der verf. braucht freilich den julianischen 2. märz , weil sonst die sonnenfiusterniß des 12. juni 391 nicht auf die juniusnonen gebracht werden kann. Er hätte, nachdem einmal darauf aufmerksam gemacht war, ein- sehen sollen, daß bei Cicero a. a. o. die jahrzahl 350 gefälscht und 550 dafür zu lesen ist, s. Philol. anz. XV, 351. Davon abgesehen läßt sich in 334 v. Ch. ein cyklusanfang schon des- wegen nicht setzen, weil der alte, dem februar angehängte schalt- monat und die ihm folgenden, ein gemeinjahr (mit welchem der cyklus anfängt) einleitenden märzkalenden in die vorchristlichen jähre ungerader zahl fallen, s. Jahrbücher 1884, p. 748 ff. Hier ist in dieser beziehung bloß von dinem beweise zu reden, welchen verf. anficht. Die den abgeschafften alten kalender nachahmende datirung des hauptfesttags der Arvalenbruderschaft: in den varronischen (also auch vorchristlichen) jähren ungerader zahl 29. mai julianisch, in den geraden 19. mai, will offenbar die Verschiedenheit der alten gemein- und Schaltjahre zum aus- druck bringen. Ich habe es ein versehen genannt, daß Momm- sen Rom. chron. p. 71 umgekehrt den hier vorausgesetzten schalt- monat in den geradzahligen varronischen jähren finden will, und Holzapfel wirft mir vor, den gedankengang desselben verkannt zu haben. Mommsen verweist indeß zur begründung auf p. 19 wo dieselbe mittelst hinweises auf die bezeugten Schaltjahre der regelrechten Schaltung von varr. 494/260 und 518/236 gelie- fert, jedoch übersehen wird, daß diese stadtjahre nicht, wie die späteren, mit dem Januar, sondern mit dem mai annengen ; der sehaltmouat schloß sich also dem (alten) februar der ungeraden jähre 259 und 235 vor Christus an. Eine bemerkung, welche verf. macht, trifft den nagel auf den köpf, nur als einwand, wie sie gemeint ist, kann dieselbe nicht gelten. Bei meiner auffas- sung, erklärt er, müßte jener Arvalenfesttag im Schaltjahr des alten kalenders dasselbe datum gehabt haben wie im gemein- jahr. Gewiß, aber der aus den Aivalenuikunden bekannte so-

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dalitätscultus ist , wie Momrasen wahrscheinlich macht , erst von Augustus gestiftet worden und wenn er auch älter wäre, so sind doch keine älteren festdata überliefert; daß aber die datirung je- nes hauptfestes dem erwähnten postulat entsprochen haben würde, geht daraus hervor , daß das Volksfest Ambarvalia , aus welchem jener cultus abgezweigt ist und das sich neben diesem forterhalten hat , in jedem jähr das gleiche datum gehabt hat, eben den 29. mai, s. Marquardt Staatsv. III2, 200 ff.

Hängt von der ermittlung des alten schaltcyklus die re- duction der tagdata republikanischer zeit ab, so muß andrerseits die Wiederherstellung der alten jahrzählung sich in erster linie an die griechischen Synchronismen , vor allen an den der galli- schen invasion (varr. 864/390) halten. Um diese statt 381 v. Chr. in 383 setzen zu können, muß Holzapfel die von allen bearbei- tern der geschichte Siciliens bewährt gefundene Chronologie der hier einschlagenden abschnitte Diodors verwerfen und eine neue ohne Überlieferungsanhalt erfinden ; daß Diodor von der Olym- pienfeier des jahres 388 unter 386 spricht, beweist nichts gegen ihn: denn dies . ist nur eine gelegentliche erwähnuug, welche um so weniger gegen ihn ausgebeutet werden darf, als er unter 388 384 und überhaupt alle vier jähre die Olympien rechtzeitig anführt. Ferner muß Holzapfel, der hier in den fußtapfen Matzats wandelt, mit diesem die von Iustinus gemeldete erobe- rung Locri's durch den tyrannen Dionysios für einen irrthum, da Locri mit diesem zur zeit verbündet gewesen sei , und das fehlen der eroberung Krotons bei Diodor für eine irrige überge- hung erklären ; als ob Diodor, wenn er erzählt, wie der tyrann mit den andern Italiotenstädten frieden macht , Ehegion aber und Kaulonia erobert, die lange dauernde und schwierige bela- gerung der volkreichsten und mächtigsten Stadt, welche an der spitze des bundes gestanden war, hätte einfach übersehen können. Daß Dionysios Rhegion zweimal: 387 und 380, erobert hat, ist für eine ungereimte aufstellung erklärt worden : mit recht, wenn es 387 zerstört und nicht wieder aufgebaut worden war; aber aus Diodor ersehen wir, daß jener 387 die Stadt weder geplün- dert noch geschleift oder gar zerstört , vielmehr nur den anfüh- rer grausam behandelt und 6000 männer in gefangenschaft ge- führt hat ; unter diesen aber durften alle zahlungsfähigen sich freikaufen, haben also ihr vermögen behalten und in die heimath

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zu ihren familien zurückkehren dürfen. Die zweimalige erobe- rung selbst bezeugt Dionysios v. Hai. ant. XX, 7, nach welchem der tyrann in seinem ersten krieg zwei Städte (Rhegion und Kaulonia), im zweiten1) aber Kroton und Rhegion eroberte. Weiter nennt es Holzapfel mit Matzat einen irrthum , wenn a. a. o. K(iOT03iiurag i^silf x«? P/jyirovg xcu SisteXecsev v.rr\ dwdexa zovrcoi rvQarvmv räv nölecav . e««id' ol [*?v toi- ti- Quvtov Ösdinng Tofg ßagfiriooig avTovg frtxeiQitor oi <T xn fxei- vo3v nole/iov/Af-rot jÖ> ivQarvqj rag nt'leig naQsdiSoGav die partikel sm-ira auf ereile bezogen wird, so daß das weiterfolgende in den anfang der 12 jähre fällt. Welcher Widersinn bei beziehung des 'in situ auf das ende der 12 jähre entsteht, hätte von selbst einleuchten können: 12 jähre lang würde demzufolge Dionysios, nachdem die zwei stärksten städte gebrochen waren, diesen erfolg nicht ausgenutzt und den geschwächten rest des bundes un- geschoren gelassen haben , dann aber , gerade als er die herr- schaft über die zwei städte nicht mehr behaupten konnte , ein theil der andern in solche furcht vor ihm gerathen sein, daß sie sich den Lucanern in die arme warfen. Ebenso wäre nicht zu ersehen , was den verlust der herrschaft über Kroton und Rhe- gion herbeigeführt haben soll, während bei unserer erklärung, welche die 12 jähre von 380/79 bis zum tod des Dionysios 368/7 erstreckt, rvnavimv SistsXias zu seiner eigentlichen auf- fassung gelangt (er beherrschte sie bis ans ende) und die ge- schiehte zu ihrem rechte kommt: denn die herrschaft über die Italiotenstädte , soweit sie nicht lucanisch geworden waren , ist von Dionysios auf seinen söhn übergegangen.

Die folge des irrthums über die zeit der Alliaschlacht ist, daß Holzapfel die reduetion der stadtjahre bis fast zum Pyrrhos- krieg um durchschnittlich 2 jähre zu früh nimmt. So muß er die landung des Molossers Alexander in Italien (varr. 413/341) in das jähr 336/5 v. Chr. setzen, während von den zwei zeugen, welche hierüber befragt werden können, der eine, Gellius XVII, 21 sie erst nach Alexander des großen auszug gegen die Perser geschehen

1) Die eroberung von Locri (381 oder 382) fehlt bei Dionysios, welcher nur die persönliche kriegführung des tyrannen ins äuge faßt [öiißr] und dtvTtQuv dicißaaiv inoirjCuro) , weil sie vermuthlich gleich dem krieg des jahres 383 von seinen Strategen geleitet worden ist. Daß Hipponion, dessen einwohnerschaft 387 nach Syrakus verpflanzt wurde, 380 wieder bewohnt erscheint, läßt sich leicht erklären.

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läßt, IustinusXIf, 2 aber frühestens gleichzeitigkeit mit dieser Unter- nehmung voraussetzt. Von der schlacht bei Sentinum (varr. 459/295) bis zum Senonenkrieg (varr. 471/283) zählt der be- richt des Polybios II, 18 ff. über die kriege mit den Galliern nur 10 jähre; hieraus und aus anderen gründen habe ich ge- folgert, daß derselbe nicht aunalistischen quellen (welche sämmt- lich nach römischen amtsjahren zählen), sondern griechischen nacherzählt ist ; alle sachlichen abweichungen von der römischen Überlieferung erklären sich dabei in einfachster weise. Der verf. bleibt bei der ableitung aus Fabius und gewinnt im anschluß an Mommsen das eine fehlende jähr, indem er öiaytvofiticop tzäv dexa im sinn von 11 jähren nimmt (im Widerspruch mit Poly- bios, welcher die 10 jähre zwischen den zwei Vorgängen, nicht aber zwischen dem ende des früheren und dem anfang des spä- teren kriegsjahres verfließen läßt) , das andere aber , indem er die Überlieferung der annalen für fälschung erklärt und den L. Caecilius, welcher nach diesen 471 varr. als praetor im kämpfe fiel und Curius Dentatus zum nachfolger erhielt, für den consul von 470 L. Caecilius Denter hält. Diese hypothese scheitert an den capitolinischen fasten, welche weder vom tod des Denter im amte noch von einem nachgewählten consul (Curius) sprechen; wie auch der Chronograph von 354 den Curius für 479 und 480 als cos. II und cos. III (nicht III und IV) bezeichnet ; der verf. vermuthet zwar, jene fasten hätten hie und da einen consul suf- fectus übergangen , aber seine zwei belege beweisen das nicht : 405 und 459 wurde kein consul nachgewählt (Liv. VII, 25. X, 28). Die niederwerfung der Boier , nach Polybius im nächsten jähr (282 v. Chr.) geschehen, setzt Holzapfel folgerecht in das jähr 283 v. Chr. ; daß unsre römischen quellen sie in der that dem jähre 472/282 zuweisen, soll mit der angeblichen fälschung zusammenhängen. Was verf. durch diese athetese gewinnt , ist die scheinbare Übereinstimmung zwischen Polybios , der bis zum nächsten feindseligen auftreten der Gallier 45 jähre verfließen läßt, und den annalen, welche dieses 516/238 setzen. Aber nach Polybios besteht dasselbe in der bedrohung von Ariminum, welche nach den annalen erst in das dritte jähr 518/236 fällt: Holzapfel meint, Polybius habe bloß das resultat der dreijähri- gen kämpfe angeben wollen und zu diesem behuf die ereignisse zweier jähre übergangen (!), muß aber im Widerspruch damit, um

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mit dem fünften jähr darnach in 521/233 zu gelangen, für das von Polybios erzählte , also für die bedrohung von Ariminum doch wieder das falsche jähr 516/238 annehmen. In Wahrheit hat der Grieche des Polybios dieselbe in das attische jähr 237/6 gesetzt und nur sie erwähnt, weil er nicht alle römischen kriegs- ereignisse, sondern bloß die hervorragendsten verzeichnet. In das fünfte jähr darnach und in das achte vor dem Gaesaten- krieg des Jahres 529/225 setzt Polybios die ackervertheilung des Flaminius, geschehen Mdguov Äentdnv argartjynvrrog, d. i. wie Mommsen und ref. erklärt, unter dem consulat des M. Le- pidus 522/232 (bei Polybios attisch 232/1). Mit Niese be- hauptet Holzapfel, atQarijyoe bezeichne bei Polybios den consul nur, wenn er als feldherr thätig sei •, den gegenbeweis liefert die von Mommsen angeführte stelle III, 114, 6, ferner I, 7, 12. 11, 2. III, 106, 1. XXIV, 1, 8. 2, 9. Hier macht verf. eine gute Observation : die auffallende abweichung bei Cicero de se- nect. 11, wo die Rogatio Flaminia in das zweite consulat des Fabius Maximus 526/228 gesetzt wird, erklärt er aus Verwechs- lung mit dem ersten consulat desselben 521/233. Nur wird da- durch seine ansieht über Lepidus nicht erwiesen. Am 1. mai 232 v. Chr. gieng das consulat von Fabius auf Lepidus über, dagegen das tribunat hatte am 10. december gewechselt und Flaminius den voraussichtlich schwere und lange kämpfe her vorrufenden antrag sicher nicht erst in der zweiten hälfte seiner amtszeit gestellt: dieser ist 521 varr. eingebracht, 522 durch gesetzt worden und damit hängt es zusammen , daß Cicero von Fabius schreibt : consul iterum Flaminio tribuno plebis quo ad po- tuit restitit agrum Picenum et Gallicum contra senatus auetoritatem dividenti; am 29. april hörte seine macht auf und die neuen consuln traten nicht in seine fußtapfen U.

29. Otto Seeck, die kalendertafel der Pontifices. Berlin Weidmann 1885. 192 p. 8.-6 mk.

Seeck's buch ist Matzat gewidmet und preist dessen römische Chronologie als ein werk „das eine ganze diseiplin von grund auf neu zu gestalten zwinge". Eben diese bedeutung seines buches habe den einmüthigen zorn der kritiker erregt.

Schon in diesem urtheile zeigt sich eine bedenkliche uu kenntniß der probleme der römischen Chronologie und der trag

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weite der von den verschiedensten Seiten gegen Matzat vorge- brachten gründe.

Der dilettantismns, mit der jeder indnctiven forschung zum trotz von Matzat vorgegangen ward , die nichtbeachtung alles dessen, was nicht in „das System" paßt, und die art wie über an- dere abgesprochen wird: das sind die Ursachen „jenes einmüthigen zorns", welcher die kritiker bei Matzat's leistungen ergriffen hat.

Und daraus hätte jeder nicht voreingenommene schließen sollen, daß nicht die Wissenschaft, sondern Matzat umzukehren und bei sich einkehr zu halten habe.

Seeck ist der entgegengesetzten ansieht und hat damit zu- gleich der wissenschaftlichkeit seines buches ein schlechtes zeug- niß ausgestellt.

Und in welcher weise wird hier wieder Matzat's System ver- treten? Sind etwa die zahlreichen gegengründe gegen Matzat's kalendarisches hauptprineip gewürdigt?

Ist von Seeck ein versuch gemacht worden, die altrömischen daten mit den divergirenden Matzat'schen daten in einklang zu bringen? Oder 'ist etwa der satz widerlegt worden, daß aus dem schaltsystem von 22 -J- 23 -f 22 -f 23 = 90 tagen in acht jahren die bekanntschaft der Römer mit der Oktaeteris folge? Oder hat Seeck widerlegen können, daß die sogenannte Ennius- finsterniß (Cic. de republ. 1, 16) schon nach Cicero's Worten nicht in die zeit vor dem gallischen brande gehören können ? Von alle dem keine spur!

Die hanptirrthümer Matzat's werden kurz und apodictisch wiederholt, die grundlagen seines Systems sind ja so sicher „wie das einmal eins" oder „wie der pythagoräische lehrsatz" „trotz- dem noch keiner sie . . anzuerkennen gewagt hat" (155)!

Solchem verfahren gegenüber schien es referent anfänglich überflüssig zu sein, noch gegen die einzelnen ansätze Seeck's zu polemisiren.

Seeck sagt es ja ausdrücklich an einer anderen stelle Sybel Histor. Zeitschrift 1885, p. 294: „auch wenn Polybius nicht zwei- mal, sondern siebenmal mit Matzat's theorie im Widerspruch stände, so zeigte dieses nur, daß Polybius siebenmal geirrt habe. Denn die Zahlenreihen Matzat's sind ein zwingender beweis!"

Nur einige der neuen mittel Seeck's, um Matzat's system zu stützen, verlohnt es sich einmal etwas näher zu prüfen.

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Seeck erkennt die berechtigung des einwandes, welchen re- ferent gegen die grundlegende finsterniß vom 21. juni 400 v. Chr. erhob, an, daß nur die finsterniß den Worten Cicero's entspreche, von der mau auf Non. Quinct. eines todesjahrs des Romulus zu- rückrechnen könne. Seeck erkennt weiter au, daß die alten die methode , finsternisse zurückzurechnen besessen hätten. Und trotz alledem hält er daran fest, daß die finsterniß vom 21. juni 400 v. Chr. die von Ennius bezeichnete sein müsse !

Tarutius soll nämlich von den Non. Quinct. bis Kai. Mart. im

„Romulischen" jähre gerechnet haben 175 tage

dann 6 jähre zu 304 tagen 1824

24 jähre zu 354 tagen 8496

236 jähre zu 355 tagen 33780

12 schaltcyklen zu 1465 tagen 17580

endlich von den Kai. Mart. bis zu den nonaeluniae 96

zusammen 111,951 tage gerechnet haben: „das sind genau 17 chaldäische cyclen". „Das verwunderlichste", fügt Seeck 123 hinzu, bei diesen rechnungen, ist, daß sie so genau auskommen". Wenn diese rechnung etwas erweisen kann , so ist es das : mit zahlen , die keinen verständigen Zusammenhang repräsentiren, kann man alles beweisen , und wenn die zahl der 304tägigen, der 354- und 355tägigen jähre nach belieben ausgewählt wer- den kann, so müßte es doch noch „verwunderlicher" sein, wenn man damit nicht noch ganz andere dinge zum (vgl. p. 123) stimmen bringen könnte.

Außerdem aber kommt doch noch in frage, wie Tarutius in Wirklichkeit finsternisse aus Romulus' zeit berechnet hat. Plu- tarch Romul. 12 setzt Tarutius eine finsterniß am 23. choiak an. Plutarch rechnet , wie Boeckh Sonnenkreise 203 gezeigt hat, nach daten des festen alexandrinischen Jahres. Die finsterniß soll also am 19. december jul. (772) stattgefunden haben und wenn dieselbe auch bei Pingre fehlt, so ist sie doch in der that richtig mit 40 cyclen zurückberechnet worden von derjenigen am 24. februar 50 v. Chr. Romulus' conception, seine ttqm71] ysvepiß sollte wie die des Augustus im Steinbock sein (so ist Sueton Aug. 94 zu erklären), seine geburt wie die des Augustus beim eintritt der sonne in die prega 18. sept. jul. 63 v. Chr. = IX Kai. Oct. 691 vgl. Manilius astron. IV, 776 und Philologus XLV, 3. Ja aus den weitem angaben (9. piiaramuth = 5. april

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julianisch = palilia 753 v. Chr.) geht hervor, daß Tarutius vor dem kalender des Numa einfach ein mondjahr mit oktaeteris angenommen hat. Im fünften jähre der oktaeteris (354 -(-354 _j_ 383-|-354 = 1445 statt 1461 tage = —16) waren die pa- lilia am 5. april julianisch.

Seeck's rechnung ist also nicht nur im Widerspruch mit der Vernunft, sondern auch mit Tarutius, und das genügt wohl, um sie zu beseitigen.

Diesen resultaten reiht sich würdig an die seite die bewun- derung des berüchtigten extraschalttages. Wer glaubt's wohl, wenn er begeistert ausruft : „es ist das unvergängliche verdienst Matzat's durch die entdeckung des extraschalttages zuerst diese Schwierigkeit überwunden zu haben. So heftig seine hypothese von allen Seiten angegriffen ist , bleibt sie doch nicht minder unerschütterlich, als ihre grundlage, das einmaleins. Wenn eine so complicirte rechnung bis auf den tag auskommt , so ist dies beweis genug !"

Auch hier wieder eine fast pythagoreische bewunderung von zahlen, hinter denen kein vernünftiger inhalt steckt. Kein mensch hat vor Matzat einen extraschalttag gekannt , nichts ist über ihn überliefert. Ein solcher konnte auch dem überlieferten aberglauben nicht abhelfen , (die collision von Nonae und Nun- dinae ist ja durch ihn nicht vermieden worden) und Macrobius spricht nur von dem 355sten tag, nicht von einem weiteren einschiebtag.

Doch das allerschlimmste ist die behandlung der magi- stratsliste.

Während der ganzen zeit der republik bis in die zeit der punischen kriege, sollen die pontifices die marotte gehabt haben, immer am Schluß von 96 sonnenjahren mindestens vier jähre zu fälschen und dem fromm erstaunten publicum auf dem forum gemeldet haben, daß. schon nach 96 jähren ein saeculum zu ende sei.

Bei der zweiten capitolinischen nagelschlagung 391 varr. wollte, nach Seeck 165, der pontifex maximus , daß, was in sacralem sinne ein Jahrhundert war, es auch in kalendarischem werde; fdem publicum sollte ad oculos demonstrirt werden, daß seit der letzten nagelschlagung wirklich ein volles säculum ver- flossen sei , und deshalb wurde in der numerirung der jährlich

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wechselnden kalendertafelu, nachdem man sie zuerst richtig von 1 bis 96 durchgezählt hatte, plötzlich auf 101 übergesprungen. Die lücke in den fasten, welche sich dadurch ergab, wurde dann durch entsprechende Verlängerung der anarchie ausgefüllt. Aehn- lich verfuhr man im jähr 491 varr., hier interpolirte man „dic- tatorenjahre".

Ich frage dagegen : welchen Römer würde nicht bei einem solchen trug der pontifices Unwillen ergriffen haben ? Derartigen Schwindel sollten sich römische pontifices in den zeiten, da noch glauben und frömmigkeit herrschte, erlaubt haben?

Kaum ein Jahrzehnt nach der anarchie, also zu einer zeit, da noch die mehrzahl derer, welche die anarchie erlebt hatten, am leben waren, sollte man es geduldet haben, daß mit einmal vier interpolirt worden seien !

Der gedanke ist so absonderlich, daß man sich billig wun- dern muß, wie überhaupt ein verständiger mensch auf so etwas verfallen konnte, noch mehr aber , wie alle einzelnen theile der hypothese in der luft schweben.

Sind denn jemals 24 schaltcyclen oder hundertmal 12 mo- nate „in sacralem sinne ein Jahrhundert" (165) gewesen? Wer vier 24jährigen schaltcyclen eine sacrale bedeutung beilegen wollte, von der ja nichts verlautet, müßte schon nach 99 . 12 mondmonaten den abschnitt machen. Die capitolinische nagel- schlagung begann mit der gründung des tempels, aber nicht 292 varr. Die 2*/2 mondsäcula, welche dabei auf die königszeit kom- men sollen , könnten erst in der zeit nach Cato aufgekommen sein. Zu anfang des 2. Jahrhunderts v. Chr. war man kaum über das princip einig , wie die königsherrschaft zu berechnen sei. (Vgl. Das Catonische gründungsdatum, jahrb. 1385, p. 552 f.).

Kurz: das ganze ist ein schlechter einfall , (vgl. Niese, Piniol, anz. 1884, p. 561), der nie hätte gedruckt werden sollen Sollte ein solcher die räthsel der römischen Chronologie lösen können?

Günstiger als über diese fundamentalen abschnitte muß über diejenigen geurtheilt werden, in denen Seeck Matzat's auf- stellungen zu widerlegen versucht.

Die Matzat'schen Synchronismen hatten zwar (natürlich ab gesehen von dem polybianischen ansatz der Alliaschlacht 387) bisher noch von keiner seite billigung erfahren (vgl. Soltau Deutsche Literaturzeitung 1880, no. 48, p. 1700. Holzapfel,

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Berliner philologische Wochenschrift 1884, nr. 33 34, Niese, Philol. anzeiger 1884, 560 f.), p. 115 118 werden sie treffend auch von Seeck insgesammt als unhaltbar nachgewiesen. Matzat hatte die bei Diodor fehlenden fünf eponymencollegien von 331 335, welche sieben namen aus 326 330 wiederholen, als eine spätere interpolation aller fasten hinzustellen gesucht, von der allein Diodor freigeblieben sei. Seeck zeigt, daß die fastentafel noch mehrfach analoge interpolatiouen erfahren habe und schließt sicherlich mit recht p. 81 : „fand also Diodor zwei von jenen interpolationen in seinen quellen, so kann auch die dritte hier nicht gefehlt haben , und ihre tilgung ist nur eine eigenmächtige correctur der Überlieferung, die zufällig viel- leicht das richtige getroffen hat".

Die weiteren Schlüsse , die Seeck hieraus zieht , sind aller- dings unhaltbar. 25 jähre vor der Alliaschlacht sollten 8 oder gar 13 eponyinen gefälscht sein '? ! Wer glaubt das, der noch die an- gaben des censorenprotokolls und die Flaviusinschrift (vgl. aufsätze des referenten in Philol. Wochenschrift 1885, no. 40. 50) festhält.

Seeck verwechselt hier, wie das leider schon so oft gesche- hen ist, die interpolation ganzer jähre mit derjenigen einzelner namen in die tribunencollegien. Daß letztere mehrfach erfolgt ist, ist eine bekannte thatsache. Ersteres ist , nach ansieht des referenten , unerhört und eben deshalb ist über die combinatio- nen Matzat's, Seeck's u. a , welche diese beiden dinge confun- diren, ein strich zu ziehen.

Die obige entdeckung Seeck's ist nichtsdestoweniger das beste seines buches. Sie gibt uns eine feste handhabe zur lö- sung der Diodorischen Chronologie und zur ergründung der Ur- sachen der fasteninterpolationen. Darüber mehr in des referen- ten „Prolegomena zu einer römischen Chronologie" (Berlin 1886).

Von den außerdem noch in demselben enthaltenen glück- lichen einzelbeoachtungen, erwähne ich vor allem noch den nach- weis, daß allem anschein nach die pontificalchronik, wie sie um 130 v. Chr. überarbeitet worden ist, trotz ihres einflusses auf die annalistik in späterer zeit wenig gelesen , ja wenig zugäng- lich gewesen sein muß (p. 88). Noch wichtiger ist die angäbe p. 176, daß Cato's origines die quelle von Polybius' bericht über die tumultus Gallici II, 14 f. gewesen ist. Diese behaup- tung läßt sich , was Seeck merkwürdigerweise entgangen ist,

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durch einen vergleich der fragmente über jeden zweifei erheben. Erfreulich ist auch das zugeständniß (141), „daß das römische amtsjahr sich stets rückwärts , nie vorwärts bewegt hat". Da- mit ist denn die theorie der fülljahre, welche die durch Inter- regna entstandenen Überschüsse repräsentiren sollen, wohl defi- nitiv zu grabe getragen. Im übrigen ist Seeck's weitere aus- führung daselbst unbrauchbar. V. 433 460 waren Kai. De- cembres antrittstermin , zur zeit der leges Liciniae Sextiae ein dalum zu anfang des jahres (Idus Martiae), v. 425 Kai. Quinct. Kurz die zahl der amtsjahre seit dem decemvirat bis zu den punischen kriegen war um mindestens drei, wahrscheinlich um vier größer, als die der kalenderjahre.

Endlich sind noch die resultate des ersten abschnittes kurz zu berühren. Derselbe enthält eine analyse der quellen, welche von Cn. Flavius' bedeutung handeln.

Diese Untersuchung wird schon durch ihre sorgfältige Samm- lung und die scharfsinnige trennung der einzelnen Versionen ih- ren werth behalten , auch wenn es Seeck nicht gelingen sollte, seine leser von der richtigkeit seiner resultate zu überzeugen.

Nach Seeck's ansieht (11 f.) geht der bericht des Plinius in seinen einzelnen theilen 1) auf die Flaviusinschrift an der aedicula Concordiae in area Vulcani , 2) auf Ennius' annales, 3) theils auf einen unbekannten jüngeren annalisten , theils auf Varro zurück.

Der beweis für die wichtigen beiden ersten thesen ist Seeck nicht geglückt , bringt aber im einzelnen manches interessante detail.

Gegen die herleitung des ersten passus aus der inschrift des Flavius sprechen gewichtige gründe. Es ist gewiß richtig, daß Flavius eine zeit lang zugleich Curulaedil und volkstribun war. (Philol. wochenschr. 1885, no. 40). Aber als er die in- schrift setzte, war er noch nicht der tribun , wenn auch wohl schon zum tribun gewählt. Konnte er damals sich schon in ei- ner officiellen inschrift tribun nennen? Eine cumulirung meh- rerer kleinerer gemeindeämter ist aber nicht zulässig und auch nicht durch Seeck glaubhaft gemacht.

Vor allem aber ist es auch verkehrt, den zweiten abschnitt auf Ennius zurückzuführen. Gerade die bei Plinius und Livius

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wiederkehrenden, der gemeinsamen quelle angehörigen worte armlös und sed et phaleras positas passen ebensowenig zu En- nius' versen , wie die indirecte rede für Ennius' diction. Und gerade die letztgenannten worte sind doch allem anschein nach ^wörtlich dem annalenwerk entnommen. Dazu kommt, daß an- tiquissimi annales gewiß nicht auf Ennius' annales, die stets ohne diesen zusatz so genannt werden, bezogen werden darf, sondern ungefähr das bezeichnet, was wir unter „älterer anna- listischer tradition" verstehen.

Diese hypothesen Seeck's werden ebensowenig vor der kri-

tik stand halten, wie die vermuthung des 2. kapitels (63), daß

die annalistik der pontifices mit ihrer kalendarischen wirksam-

i keit nicht nur zusammenhänge, sondern vollkommen iden-

| tisch sei. Und ebenso unglücklich ist der versuch (56) den

i von Ihering in seinem geist des römischen rechts so mustergül-

j tig entwickelten einfluß der pontifices auf die rechtswissenschaft

zu verleugnen und zu beseitigen.

Aber mag in diesen wie in den gegen Matzat gerichteten abschnitten neben dem richtigen manches fehlerhaft sein ; es bleibt immerhin neben dem fehlerhaften des lehrreichen und an- regenden noch genug, wogegen die von Matzat's theorie beein- flußten abschnitte nur lehren , wie man es nicht machen soll. Sie sprechen jeder inductiven methode höhn und zeigen, wie es isich rächt, wenn man auf einem gebiete, das mehr als alles an- dere einem wüsten umherconjiciren widerstreben sollte, den , ge- wohnten langsamen fortschritt der Wissenschaft" ignorirt.

Referent ist keineswegs der ansieht, daß Unger, über den (Matzat und Seeck oft genug schnöde aburtheilen, in seinen chro- nologischen forschungen überall einen glücklichen weg ein- geschlagen hat. Unger's Synchronismen werden ebensowenig wie seine erklärung der tumulius Gallici oder seine theorie der dic- catorenjahre sich allgemeiner anerkennung zu erfreuen haben. Iber seinen zum theil sehr mühsamen und sorgsamen Studien Vird man wenigstens dreierlei verdanken:

1) die richtige theorie des Interregnums , womit dann die

fülljahre beseitigt sind und der satz gewonnen ist, daß die zahl

der amtsjahre größer ist als die der kalenderjahre; sodann sind

2) die wichtigsten amtsjahrverkürzungen durch ihn

sichergestellt und

158 30. Aegypten. Nr. 2.

3) wird das verhältniß vou altrömischer und julianischer datirung im wesentlichen durch seine for schlingen klargestellt sein.

Damit ist immerhin ein grund gelegt, auf dem sich weiter - arheiten läßt.

Luftschlösser nach art von Matzat/Seeck passen allerdings auf einen solchen soliden grund nicht und es wird wohl auch hier wieder bei dem gewohnten langsamen fortschreiten der Wis- senschaft sein bewenden haben müssen, wenn bleibende wissen- schaftliche errungenschaften gewonnen werden sollen.

Wilhelm Soltau.

30. A. Ermann, Aegypten und ägyptisches leben im alterthum. 1. bd. VIII mit 236 abbildungen im text und 7 Vollbildern. XVI und 350 p. Tübingen, Laupp. geb. 10 mk.

Das vorliegende werk, dessen zweiter band bis ostern 1886 in aussieht gestellt ist , unterscheidet sich von den zahlreichen anderen illustrierten und nichtillustrierten büchern über Aegypten, die sich an das große publikum wenden, schon durch die be- schränkung seines inkaltes. Es behandelt denjenigen theil der ägyptischen alterthumskunde , der auf das allgemeinste interesse ansprach erheben darf : dasjenige was man kulturgeschichte zu nennen sich gewöhnt hat. Bei der menge der über Aegypten existierenden populären darstellungen muß hervorgehoben werden, daß seit Wilkinsons längst veralteten manners and customs dieser gegenständ nicht mehr erörtert worden ist.

Als die moderne forschung sich zuerst der fülle ägyptischer denkmäler gegenüber gestellt sah , überwog das charakteristische allgemeine so sehr , daß man die besonderheiten übersehend, die hinterlassenschaft der alten Aegypter als ein einheitliches ganze betrachtete, ja sogar zu der ansieht sich bereebtigt hielt, die entwickelung dieses volkes sei von einer ganz besonderen Stabi- lität gewesen. Ist auch letzteres in gewissem sinne, soweit es die allgemeinsten Voraussetzungen und grundlagen betrifft richtig, so mußte doch ein wissenschaftliches verfahren, welches durch Jahrtausende getrennte denkmale ohne weiteres als gleichwertig behandelte, zu argen misgriften führen.

Seit Lepsius mit hilfe der historischen denkmale, die Schei- dung der drei großen perioden des alten, mittleren und neuen

Nr. 2. 30. Aegypten. 159

reiches aufgestellt hatte, waren der künftigen forschung auch hier die grundzüge für ein historisches verfahren gegeben , so konnte die erkenntnis nicht ausbleiben, daß auch in Aegypten nicht stillstand sondern mannigfache entwickelung und Verän- derung den inhalt einer Jahrtausende alten Vergangenheit bilde.

Trotz des unermeßlichen nutzens, der der ägyptischen philo- logie aus der erhaltung des koptischen erwachsen war, mußte sich auch hier die Überzeugung immer mehr bahn brechen, daß schrift und spräche der pyramidenzeit, der papyrus und denkmäler der späteren perioden unter einander und von dem koptischen nicht geringer seien, als sonst in gleich langen Zeiträumen sprachlicher entwickelung. A. Ermann hat diesbezüglich für die ägyptische philologie die größten, von allen fachgenossen anerkannten Ver- dienste, zu denen das weitere nicht geringere kommt, daß er überall in seinen .philologischen arbeiten auf das nachdrücklichste blos „errathenes" von methodisch gesicherten ergebnissen son- dert. Diesen grundsätzen ist der verf. auch in dem vorliegen- den werke treu geblieben, das eben deshalb den ersten platz unter den populären darstellungen über Aegypten einnimmt. Wie es Eduard Meyer in seiner jüngst erschienenen geschichte !des alterthums (Cotta 1884) auf derselben grundlage gelungen ist, zum ersten male das chaos von religiösen und sogenann- ten historischen texten der denkmäler zur religions- und staats- : geschichte Aegyptens zu gestalten, so schöpft Ermann aus den ünschriften und abbildungen in den gräbern der Würdenträger und privatleute, wie aus den papyrushandschriften der museen die kultur geschichte des landes, er hat zum ersten male in diesen denkmälerclassen das zusammengehörige zusammengefaßt, das verschiedene getrennt und so ein bild historischer entwicke- lung gezeichnet.

In einer einleitung wird das Verhältnis der Griechen und iRömer zu dem ägyptischen volke und seinen denkmalen sowie ; das interesse unserer eigenen zeit an der Vergangenheit des landes , die eigenart seiner monumentalen reste und die entziffe- rung der hieroglyphenschrift dargestellt. Das erste capitel schil- dert Aegypten nach seinen landschaftlichen und klimatischen be- i Sonderheiten, dessen allmählige kultivirung und die geographische eintheilung in alter zeit. Die folgenden betrachten das volk in ethnologischer, seine spräche in philologischer hinsieht und geben

160 30. Aegypten. Nr. 2

eine kurze übersieht seiner geschiente. Wenn schon diese ersten abschnitte, die oft behandelten dingen gewidmet sind, gleichwohl eine fülle neuer und wie mir scheint, richtiger gedanken, sei es zum ersten male ausgesprochen, sei es schärfer und entsprechen- der gefasst enthalten, so bieten vollends die aus umfassendster detailkenntnis geschöpften , in's einzelne gehenden späteren ab schnitte ein dem fachmann wie dem nichtägyptologen gleich neues lind interessantes bild dieses merkwürdigen Staatswesens. Der könig und seine Umgebung , der staat der älteren und neueren zeit , polizei und gerichtsverfahren , die familie , das haus , die tracht und Vergnügungen werden mit gewissenhafter Scheidung der verschiedenen Zeiträume geschildert unter steter berufung auf die belegsteilen in schrift und bild, die dem leser die ur kundlichkeit der darstellung gewährleisten, dem forscher die nachprüfung ermöglichen. Archäologen sei besonders der auch nach Perrot und Chipiez durchaus neues bietende abschnitt übe männer- und frauen- , haar- und barttracht handelnde abschnitt empfohlen , sowie jener über die einrichtungen des Wohnhauses, das bisher soviel man auch vom tempelbau aus den ruinen wußte, so gut wie unbekannt war, da es nur aus den abbildun- gen sich reconstruieren läßt.

Besonders schwierig war es eine darstellung der überaus reich und mannigfach gegliederten beamtenhierarchie zu geben, was der verf. diesbezüglich in drei capiteln mittheilt, ist alles von ihm zum ersten male aus einer mühsamen vergleichung der verschiedensten denkmale ermittelt. Hoffentlich erfüllt derselbe bald das versprechen einige abschnitte dieses buches in streng wissenschaftlicher gestalt auszuarbeiten.

Der vorzug dieser im guten sinne des wortes populären darstellung liegt darin, daß ihr Verfasser diese arbeit bereits ge- than hat, und es muß schließlich hervorgehoben werden, daß dieselbe einige Wiederholungen von einzelheiten abgerechnet, sich sehr gut liest. Sie hält sich von aller künstelei des Stiles frei, durch welche andere darstellet", um den ton der inschriften nach- zuahmen oder um ägyptischen dingen eine unbegründete, abson- derliche feierlichkeit zu verleihen , ihre leistungen verunziert ha- ben. Auf p. 40 ist ein leicht zu bessernder fehler stehen geblieben.

Die ausstattung ist an sich und besonders im Verhältnis zu

Nr. 2. Bibliographie. 161

dem preise reich zu nennen; allen, die über Aegypten nicht nur zu lesen und bilder zu schauen, sondern zu lernen wünschen, sei das buch bestens empfohlen, es ist „keines der beliebten bilderbücher für große kinder", darum aber nicht minder ein prachtwerk. Adolf Bauer.

Bibliographie.

Ausgegeben ist : Bibliotheca philologica, oder geordnete Über- sicht aller auf dem gebiete der classischen alterthumswissen- schaft wie der altern und neuern Sprachwissenschaft in Deutsch- land und im ausländ neu erschienenen schritten. Herausgege- ben von August Blau, dr. ph. 28. Jahrgang, 1. heft, januar bis juni 1885. Verlag von Vandenhoeck u. Ruprecht in Göttingen.

Mittheilungen der Verlagshandlung B. G. Teubner in Leipzig, 1885, nr. 6. Erste abtheilung, anzeigen über künftig erschei- nende werke : Valeri Maximi factorum et dictorum memorabilium libri novem adiecta Iulii Paridis epitome recensuit C. Kempe. 8. : geh. (Bibliotheca Teubneriana) ; Handbuch des homerischen dialektes. Von dr. J. van Leeuwen jr. und M. B. Mendes da Costa. Aus dem Holländischen übersetzt von dr. E. Melder, di- rekter des gymnasiums in Zwolle. gr. 8. geh. ; Encyklo- pädie und methodologie der philologischen Wissenschaften von August BoecTch. Herausgegeben von Ernst Bratuschech. Zweite aufläge besorgt von Rudolf Klussmann. gr. 8. geh.; Por- phyrii philosophi Platonici opuscula selecta. Iterum recognovit A. Nauck. 8. geh. (Bibliotheca Teubneriana); Babrii fabulae. -Recognovit Otto Crusius. 8. geh. (Bibliotheca Teubneriana).

Verzeichniß ausgewählter werke aus dem verlag der Weid- mann'sehen buchhandlung in Berlin, welche zu bedeutend ermäßigten preisen durch alle buchhandlungen zu bezie- hen sind. Januar 1886.

Eingesandt sind : G. Eichler in Berlin, katalog der antiken portraitbüsten und statuen ; Verzeichniß des Verlags von Gu- stav Gräber in Leipzig ; des Verlags der buchhandlung Styria iin Graz.

Ankündigung der philologischen handbibliothek der Weid- »wmnschen buchhandlung; des ebendaselbst erscheinenden Jahrbuchs der königlich preußischen kunstsammlungen ; des bei Julius Springer in Berlin erscheinenden werks : Olympia, das fest und seine statte, nach den berichten der alten und den er- gebnissen der deutschen ausgrabungen von Adolph Bötticher. Zweite durchgesehene und erweiterte aufläge.

Kataloge von antiquaren : G. Detlejfs antiquariat in Basel, katalog nr. 51 ; antiquarisches buchlager von Gilhofer und auschburg in Wien ; K. F. Köhlers antiquariat in Leipzig , ka-

Philol. Anz. XVI. 11

162 Bibliographie. Nr. 2.

talog nr. 435; J. A. Stargardt, buchhandluug und antiqua- riat in Berlin, katalog nr. 151.

Verzeichnis von dissertationen , programme, gelegenheits- schriften aus dem gebiete der classischen philologie und alter- thumswissenschaft, vorräthig bei Simmel u. co. in Leipzig.

Verzeichniß der wichtigeren publicationen auf dem gebiete der alter- thumswissenschaft. 1886. II.

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156. Specht, Thomas, die einheit der kirche nach dem heiligen Augustinus. Neuburg a. D. 1885. 8. 76 p.

157. Stanger , Gustav, die Platonische Anamnesis. Rudolfswert 1885. 8. 35 p.

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159. Strimmer , Herrn., das gesellige leben der Römer zur zeit des Horaz. Meran 1885. 8. 31 p.

160. Tumlirz, K., die tragischen affekte mitleid und furcht nach Aristoteles. Wien, (IL bezirk) 1885. 8. 40 p.

161. Weber, Philipp, die absichtssätze bei Aristoteles. Speier 1885. 8. 45 p.

162. Wessely, K., die griechischen papyri der kaiserl. Sammlungen Wiens. Wien, (Franz-Joseph-gymn.) 1885. 8. 28 p.

163. Wismeyer, Joseph., die durch schoben nicht erklärten kri- tischen zeichen der Iliashandschrift Venetus A.

164. Jf'itrzens, J., ein beitrag zur griechischen accentlehre. Te- schen 1885. 8. 25 p.

165. Wurzer, Romuald , de Cicerone tragoediae Romanae iudice. Czernowitz 1885. 8. 35 p.

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167. Zelina , Joh., Anstösse in Ilias J v. 600 bis anfang n mit rücksicht auf das was Patroklos betrifft. Mährisch-Weißkirchen 1885. 8. 33 p.

168. Zwanziger , Karl Hermann, der Chattenkrieg des kaisers Domitian. Würzburg 1885. 8. 32 p.

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170. , commentatio de poesis Pindaricae in archa et sphra- gide componendis arte. ib. 1885. 4. 26 p.

171. , commentatio de priscae cuiusdam epiniciorum formae apud Pindarum vestigiis. ib. 1885. 4. 22 p.

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173. Gercke, Alfredus, Chrysippea particula prior. Lipsiae 1885. 8. 26 p.

174. Müllenbach, Ernestus, Comoediae olegiacae. Bonn 1885. 8. 36 p.

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185. Biereye, Joh. , res Numidarum et Maurorum annis inde ab a. DCXLVI1I usque ad a. DCCV1II ab u. c. perscribantur. ib. 1885. 8. 45 p.

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189. Graetzel, Paul, de pactionum inter Graecas civitates facta- ruin ad bellum pacemque pertinentium appellationibus formulis ra- tione. ib. 1885. 8. 69 p.

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192. Joffe, Siegfr. , de personis Horatianis capita tria. ib. 1885. 8. 51 p.

193. Leite, Gust. , quo tempore et quo consilio oratio quae in- ieribitur ntgl jvSp ngog 'dli%av$Qov avv^xwv composita sit. ib. 1885. 3. 52 p.

194. Hauschild, Oscar , de sermonis proprietatibus quae in Phi- pippicis Ciceronis orationibus inveniuntur. ib. 1885. 8. 34 p.

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207. Siaeker, Otto, de litis instrumentis quae exstant in Demo- sthenis quae feruntur posteriore adversus Stephanum et adversus Neae- ram orationibus. Halis 1884. 8. 57 p.

208. Stai, V., de variis gigantum formis in fabula et arte Grae- corum. ib. 1884. 8. 25 p.

209. Teetz, Ferd. , de verborum compositorum apud Horatium struetura. Halis 1885. 8. 62 p.

210. Tuerk, Moritz, de Propertii carminum quae pertinent ad antiquitatem Romanam auetoribus. ib. 1885. 8. 64 p.

211. Vieze , Herrn., de Demosthenis in Androtionem et Timo- cratem orationibus. ib. 1885. 8. 44 p.

212. Voigt, Theod., de Atrei et Thyestae fabula. ib. 1885. 8. 31 p. Leiden. 213. Damste, Pieter Heibert, adversaria critica ad C.

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214. Veen , Jacob Simon van, Quaestiones Silianae. ib. 1884. 8. 93 p.

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Bordeaux. 216. Dubourdieu, la question de la providence au 5e siecle. (Salvien). Bordeaux 1885. 8. 72 p. (These de theologie).

217. Severin, Louis, etude sur le jus italicum. Bordeaux 1885. 8. (These de droit romain).

218. Lafaye, Auguste, histoire de l'organisation judiciaire ro- maine en matiere civile. Bordeaux 1885. 8. (These de droit).

219. Jardon, Jacques Alfred, Etude historique sur les fonds pro- vinciaux. Bordeaux 1885. 8. (Droit romain).

Clermont. 220. Gillet, Mathurin, Plutarchus quid senserit de pueris instituendis. Paris 1883. 8. 59 p.

221. Everat, Eduardus, de M. Ausonii operibus et genere di- cendi. Lutetiae Paris. 1885. 8. 125 p.

Dijon. 222. Saverot , Victor, les recuperateurs. Dijon 1885. 8. (Droit romain).

222a. Cothenet, Gustave, de la condition des peregrins. Dijon 1885. 8. (Droit romain).

Douai. 223. Gastier, Georges Alexandre, les socie"tes de publi- cains. Douai 1884. 8. (Droit romain).

Paris. 224. 3Iassebieau, Eugene, examen des citations de l'an- cien testament dans l'evangele selon S. Matthieu. Memoire couronne-. Paris 1885. 8. 107 p. (Theologie protestante).

225. Sabatier , Paul , la Didache ou l'enseignement des douze apotres. Paris 1885. 8. 168 p. (Theo!, prot.).

226. Delavaud, Louis Charles Marie, le cens et la censure. Paris 1884. (Droit romain).

227. Delasire, Edouard Jean Marie , de la Capitis diminutio mi- nima. Paris 1884. 8. (Droit romain).

228. Thomas, Francois Auguste Henri, des requisitions militaires

Nr. 2. Kleine philologische zeitung. 169

et du logement des gens de guerre chez les Romains sous la repu- blique et sous TErnpire. Paris 1884. 8. (Droit rouiain).

229. Reinach , Theod. , de l'etat de siege et des institutions de salut public ä Ronie. Paris 1885. 8. (Droit rom.).

230. Cordier, Prosper Octave, de l'adrogation. Paris 1885. 8. (Droit Rouiaiu).

231. Audibert, Victor Bernard Eaoul, funerailles et sepultures de la Rome paienne. Paris 1885. 8. (Droit romain).

232. Charreyron, Paul Adrien Pierre, etude sur les origines du conseil des empereurs roniains. Paris 1885. 8. (Droit rouiain).

233. Rogier, Alex. Olivier , de l'edilite romaine et specialement de l'edit des ediles. Paris 1885. 8. (Droit romain).

234. Beuf, Jeau Bapt. Marie Lucieu , les voies de communica- tion. Paris 1885. 8. 77 p. (Droit romain).

235. Stelian, Thomas, la plebe a Rome jusqu'au troisieme siecle avant Jesus Christ. Paris 1885. 8. 111 p. (Droit romain).

236. Holtzapffel, Paul Jules, des fontaines publiques. Paris 1885. 8. (Droit romain).

237. Dubois , Marcel, les ligues etolienne et acheenne leur hi- stoire et leurs institutions. Nature et duree de leur antagonisme. Paris 1884. 8. 239 p.

238. de Co insula. Lutetiae 1884. 8. 69 p. 3 pl.

239. L6oy - Brecht , Lucien , Quid de Deo Seneca senserit. Paris 1884. 8. 68 p.

240. Hauvette-Besnault , Amedee, les strateges atheniens. Paris 1884. 8. X, 190 p.

241. de archonte rege. Parisiis 1884. 8. V, 124 p.

242. Monin, Hippolyte, de unitate religionis homericae in Iliade. Paris 1884. 8. 74 p.

243. Bourchenin , Pierre Daniel, de Tanaquilli Fabri vita et scriptis. Lutetiae 1884. 8. X, 200 p.

244. Thiaucourt, Camille, essai sur les traites philosophiques de Ciceron et leurs sources grecques. Paris 1885. 8. VIII, 360 p.

245. de Johannis Stobaei eclogis earumque fontibus. Lu- tetiae 1885. 8. 94 p.

246. Thirion, Maurice, de civitatibus quae a Graecis in Cherso- neso Taurica conditae fuerunt. Nancy 1884. 8. 122 p.

247. Favre , Julius , de Ovidio novatore vocabulorum in Meta- morphoseon libris. Paris 1885. 8. 140 p.

248. Bourgeois, Emile, Quoinodo provinciarum Romanarum qua- lem sub fine reipublicae Tullius effinxit conditio j>rincipatum pe- perisse videatur. Parisiis 1885. 8. 108 p.

Toulouse-M ont auban. 249. Niel, Elie James, un esclave moraliste. Etude historique et critique sur l'enseignement d'Epictete. Lunel 1885. 8. 92 p.

250. Lafon, Marc, Paulin de Nole 353 431. Essai sur sa'vie et sa pensee. Montauban 1885. 8. 50 p. (Theo!, protest.).

251. Campagnole , Edouard, des comices dans un gouvernement direct. Toulouse 1885. 8. 176 p.

Kleine philologische zeiluug.

Eine vermeintliche tragödie des Euripides. Daß die in Fayyüm gemachten handschriftenfunde ganz dazu angethan sind, auf dem gebiete der klassischen alterthumswissenschaft großen Umschwung herbeizuführen, hat kürzlich wieder ein fund bewie-

170 Kleine philologische zeitung. Nr. 2.

sen , welchen Theod. Gomperz in Wien in der Sammlung des erzherzogs Rainer (früherer besitzer Theod. Graf) gemacht hat. Unter den unzähligen kleinen resten ist es gelungen folgenden größeren zu entziffern: M«![1i<tt]« 8vvdu[srog] \ avTqv «*(;(*)«- ßa>i; j anoSiSövai /tri).[m~] tu dya&og notijTt'jC ' | na) diu 7olto OttijQog üyaOag y.ut £oqio\}il\jjg']' oiu }un uv ei not aal cög tj s4vdQo\puxi] , tdolou rot j av8(j[a sIk6"\usvop \ dvva[v&' ev'joih y-ut | P.f|t( [*]«[T] >'l^£l *ta' | ätavoia . tiaiv 8s | weg ol op (.ter j ngotC&svrai ov [*(e)i\iAoivrai [5f,J ullov de j xat tovtov xaA.cn?, j \_et t]vy%avotev iiijorreg hvoiav | x«« nagdSety/xa 77«V >;u(e)tv uvrotg , | ooßtJSQ nat Tföifxö&eng I fr 7ej} Oni^rcp rov | 'Oövaatoog ei (j£v\tira ft(e)i/.ieiTat v.u) to c/joiov iiv)\ol.8ev , «ÄA o<.l>^> rtji Odvaasl. Wenn nun hiermit verglichen wird , was Aristoteles Poet. c. 15 von einem ÖQ^rog 'Odvßot'me fv r\j Zyvlh] sagt, daß es ihm nicht an naturwahrheit , wohl aber an angemessenheit der Charakteristik fehle, so muß die annähme als gerechtfertigt erscheinen , daß der im päpyrus und der von Aristoteles er- wähnte Qqtjvpq identisch sind. Sind nun in der that keine ge- gründeten zweifei gegen eine derartige identificierung vorzubrin- gen, so kann durch diesen fund ein litterarischer irrthum be- richtigt werden. Die Skylla , welche von Aristoteles nochmals c. 26 erwähnt wird, wurde von der mehrzahl der litterarhisto- riker als eine tragödie des Euripides angesehen, und die mei- nung, es sei ein dithyrambus fand nur wenig beifall. Jetzt ist nun der dithyrambendichter Timotheos von Milet als Verfasser einer Skylla, Kyklops , Laertes und Elpenor in den litteratur- geschichten aufzuführen. (Vgl. Anzeiger der philos. bist, classe der Wiener akad. der wiss. Jahrgang 1884 nr. V).

In der nähe von Hochmauern bei Rottweil ist ein altrömi- scher begräbnißplatz gefunden ; ausgrabungen stehen in aussieht.

Ein senatusconsult aus Sulla's zeit. Folgende ausführung des pro- fessor dr. Benndorf entnehmen wir dem Anzeiger der philos -histo- rischen classe der Wiener acad. der Wissenschaften vom 9. decemb. 1885 nr. 26: Die von der österreichischen regierung 1881 nach Kleinasien entsandte archäologische expedition hatte sich den Hekatetempel von Lagina in Karien , welcher von L. Ross 1844 entdeckt, seither von verschiedenenen besichtigt, aber nur einmal, von Ch. T. Newton, untersucht worden war, als ein hauptziel ihrer forschungen erwählt. Vor beginn der reise traf ich auf einem Lloydschiffe im PiräilS mit dem director der französischen schule von Athen , herrn Paul Foucart , zusammen und gab ihm auf sein befragen auskunft über die expedition und ihre absichten auf Lagina insbesondere. Die triimmer- hügel von Lagina fanden wir von einem urvvaldartigen dickicht überwachsen , das noch niemals beseitigt worden war. Auch zwei Zöglinge der französischen schule, welche vor uns dage- wesen waren, hatten dasselbe unberührt gelassen. Wir befreiten

Nr. 2. Kleine philologische zeitung. 171

den tempelhügel von aller Vegetation und gewannen hierdurch zum ersten male einen vollständigen überblick über den zustand der ruine. Zu ausgrabungeu waren wir nicht berechtigt und ohne hilfsmittel. In achttägiger arbeit konnten wir jedoch alle bemerkenswerthen sichtbaren theile des bauwerkes aufnehmen, darunter eine größere zahl von friesreliefs und über vierzig noch unbekannte inschriftsteine. Mit Unterstützung der regierung und der kaiserlichen marine wurde 1882 eine zweite expedition nach Kleinasien entsendet, welche ausgrabungen sowohl in Ly- kien wie in Lagina vorzunehmen hatte. Sie besaß hierzu einen auf zwei jähre lautenden ferman. In Lykien stieß sie indessen auf Schwierigkeiten, welche sie vorerst verhinderten, von dem rechte des ferman auch in Lagina gebrauch zu machen. lieber beide expeditionen orientirte ein im VI. Jahrgang der „Archäo- log. - epigraph. mittheilungen aus Oesterreich" (1882) veröffent- lichter bericht, in welchem alles angeführte eingehend auseinan- dergesetzt ist. In eiuem Separatabdruck gelaugte dieser bericht auch an Paul Foucart in Athen Zu Weihnachten 1884 er- schien im auftrage des k. k. ministeriums für cultus und Unter- richt ein von G. Niemann und mir verfaßtes reisewerk, das die ergebnisse der ersten expedition darzulegen hatte. Da für La- gina eine gelegentliche Verlängerung des fermans in aussieht stand, behielten wir uns hinsichtlich des Hekatetempels in die- ser publication „weitere mittheilungen für den hof- fentlich nicht allzu fernen Zeitpunkt vor, zu dem es möglich sein wird, die schätze dieser trümmer- stätte in planmäßiger ausgrabung zu heben". Nur das wichtigste unserer aufnahmen hielten wir uns verpflichtet im voraus zu veröffentlichen , vor allem zwei isolirte blocke ei- ner großen Urkunde , die einst an einer langwand des tem- pels eingehauen war, und in der ich ein senatuscon- sult der Sullanischen zeit erkannt hatte. Aus- drücklich behielt ich uns auch eine nähere be- handlung dieses historischen fundes vor. In ei- nem vom 20. jänner d. j. aus Athen datirten dankschreiben, dessen Wortlaut mir abschriftlich vorliegt, bescheinigt Paul Fou- cart den empfang eines exemplars dieser reisepublication , wel- ches das k. k. ministerium für cultus und Unterricht der fran- zösischen schule in Athen als geschenk übersandt hatte. Zu unserer vollkommenen Überraschung veröffentlichte vor kurzem die von Paul Foucart redigirte Zeitschrift der französischen schule von Athen bedeutende zusammenhängende theile, stellen- weise den ganzen ursprünglichen Wortlaut des senatusconsultes, das wir in Lagina auszugraben wünschten. In dem unlängst ausgegebenen mai novemberhefte des „Bulletin de correspon- dance helldnique" theilen zwei Zöglinge der anstalt, Charles Diehl und Georges Cousin , neun neue blocke der inschrift mit.

172 Kleine philologische zeitung. Nr. 2.

Sie verschweigen in ihrer darlegung, wodurch sie wissenschaft- lich zu derselben veranlasst und in den stand gesetzt worden sind. Sie berichten auch nicht, daß sie auagrabungen veran- stalteten, noch weniger, in welcher ausdehnung und zu welcher zeit sie dieselben veranstalteten. In einer anmerkung (p. 458, 2) sprechen sie es jedoch gelegentlich aus, daß sie meine copien mit den originalen in Lagina verglichen, mithin nach erscheinen unseres reisewerkes im vergangenen frühjahr ihre nachgrabung in Lagina vorgenommen haben. Ich glaubte es den Veran- staltern und forderern der österreichischen expeditionen schuldig zu sein, den Zusammenhang der aufgezählten thatsachen der öf- fentlichen beurtheilung anheimzustellen.

Dr. Alb. Jahn hat eine replik gegen eine beurtheilung seiner ausgäbe der schrift des Gregorius Palames in der Revue criticpue 1885, nr. 46, p. 388 veröffentlicht, in der er die ihm gemachten vorwürfe zurückweist.

Der hauptmann von Donath in Beuthen hat der italieni- schen regierung einen entwurf zur austrocknung der Pontinischen sümpfe vorgelegt , auf dessen ausführuug man hofft. Näheres s. Berl. tagebl. 1885 vom 13. decemb. nr. 631a.

Berlin. In der Sitzung der archäologischen gesellschaft vom 20. februar 1886 wurden vorgelegt: Studniczka, Beiträge zur geschichte der altgriechischen tracht ; Forchhammer, Kunstbestre- bungen, rückgang der höheren geistesbildung; Holwerda, Tod des Pkeidias ; derselbe, De pecuniis sacris in Parthenonis opi- stjiodomo ; Klein, Bathykles ; Dressel, Chronologie der ziegelstem- pel der gens Domitia; Dümichen , Geographische iuschriften alt- ägyptischer denkmäler; Christ, Chemische analyseu antiker bronze ; Zeitschrift für museologie 23; Journal of hellenic Stu- dies VI 2 ; Bericht der athenischen archäologischen gesellschaft; Ephemeris III. 4. Engelmann fügte den vorlagen unter erläu- ternden bemerkungen hinzu : Weizsäcker , Pausanias und die bildwerke in den Propyläen; Menge, Einführung in die antike kunst; Schreiber, Kulturhistorischer bilderatlas; Seemann-Engel- mann, Mythologie der Griechen und Kömer. Conze gab einen kurzen bericht über seine letzte reise nach Pergamon, wo die ausgrabungen auf der höhe des stadtberges im bereich der vermuthlichen königsburg der Attaliden und zweier tempel der römischen kaiserzeit letzthin fortgesetzt seien und bis zum näch- sten sommer zw einem abschluß geführt werden sollen. Hierbei wurde auch nicht ganz unterlassen, der Umgebung von Pergamon einige aufmerksamkeit zu schenken ; namentlich hätten Bohn und Fabricius die schon von Baltazzi und Keinach besprochenen ruinen von Nemrud Kalassi (Aigai) zu untersuchen begonnen, eine Untersuchung welche als integrirender theil der pergame- nischen arbeiten weiter zu führen sei. Auf eine andere stadt im pergamenischen gebiete habe Fabricius zuerst aufmerksam

Nr. 2. Kleine philologische zeitung. 173

gemacht und eine darauf bezügliche mittheilung von ihm und Bohn werde alsbald in den athenischen mittheilungen des ar- chäologischen instituts erscheinen. E. Fabricius berichtete über seine Untersuchung der schlangensäule auf dem Atmeidan, dem alten Hippodrom, in Konstantinopel. Nach kur- zem überblick über die geschichte 'dieses denkmals , das mit recht für einen Überrest des durch Konstantin von Delphi nach Konstantinopel gebrachten platäischen weihgeschenkes gilt, wurde eingehender die inschrift (Röhl 70) besprochen, bei deren nach- vergleichung sich eine anzahl abweichungen von der früheren lesung ergeben hat. Die Überschrift über der liste der theil- nehmer am Perserkrieg ist in der bisher angenommenen form : ' ytnoXXavi &i(Jo Giacavo uvddrifi *unb Miqdwv ganz unmöglich, die erhaltenen buchstabenreste lassen vielmehr mit Sicherheit so viel erkennen, daß dieselbe ro\jdi xbv~\ n6X(f.ioy[avis^ nol[_f\ [xtov oder ähnlich ergänzt gelautet haben muß , eine fassung , die durchaus zu dem stimmt, was Thukydides III 57 über den in- halt der inschrift angiebt. Die eigentliche weihinschrift hat auf der basis des denkmals gestanden und ist bei Diodor XI 33 erhalten. In der frage nach der ursprünglichen form des weih- geschenks tritt der vortragende für die von Strack vorgeschla- gene rekonstruktion ein, nach welcher man sich die schlangen- säule in der mitte zwischen den drei beinen des dreifußes ste- hend zu denken hat. Als beleg für diese anordnung wird u. a. auf eine anzahl griechischer weihgeschenkbasen hingewiesen, auf denen noch heute die Standspuren gleichartiger dreifüße mit mittel- stütze erkennbar sind. Furtwängler legte zuerst einen neuen bericht des herrn Ohnefalsch-Richter über ausgrabungen in einer der ältesten nekr opolen auf Cy per n vor. Er betonte, daß auch dieser bericht gleich den früheren jenes forschers sehr werthvoll sei und hob besonders die Photographie mehrerer becher hervor, die an den berühmten becher des Nestor bei Homer erinnern. Darauf ging der vortragende über zu dem alten problem der rekonstruktion des amykläischen thrones. Er legte die hauptfehler der bisherigen versuche dar und begründete dann ausführlicher seine eigene Wiederherstellung, von welcher er eine Zeichnung vorlegte , deren Veröffentlichung in dem diesjährigen Winkelmannsprogramm in aussieht genommen ist.

Rom. Eine außerordentlich interessante archäo- logische entd eckung ist in diesen tagen in Rom in näch- ster nähe des Lateran (wo früher das haus Marc Aureis ge- standen haben soll) gemacht worden. Man stieß auf eine an- tike Straße mit zahlreichen ehrensäulen, welche auf drei seiten sehr werthvolle inschriften tragen. Im ganzen handelt es sich bis jetzt um circa zwanzig solcher epigraphe. Es sind Wid- mungen, welche die Equites singulares, die „garde du corps" der imperatoren, betreffen. Die meisten rühren aus der zeit des

174 Auszüge aus Zeitschriften. Nr. 2.

Trajan , Hadrian und Antonin her. Nachdem die betreffenden krieger fünfundzwanzig jähre redlich gedient hatten, ehrenvoll verabschiedet waren (missi honesta missione) und die übliche gra- tifikation von dreitausend silberlingen erhalten hatten, pflegten sie den göttern ein abschied sepigraph zu widmen, bevor sie die rückreise in die ferne meist nordische heimath antraten. Es be- finden sich darunter tribunen , centurionen , exerziermeister, trompeter, kuriere etc. Alle haben ihre ursprünglichen namen der staatsomnipotenz zu liebe romanisirt und noch obenein die vornamen des regierenden kaisers adoptirt. Trotzdem ist zu merken , daß sie nicht aus Deutschland stammten. Die einzel- nen iuschriften enthalten genaue daten über eintritt und eutlas- sungstermin der gardeu. Wie verlautet, wäre bis jetzt erst ein kleiner theil dieser inschriften blosgelegt. Es ständen also noch weitere ausgrabungen bevor.

Der buchhändler Emil Behrend zu Jena hat ein „wissen- schaftliches leseinstitut und antiquariat gegründet, dessen zweck er folgendermaßen angiebt : 1. den mitgliedern desselben j ed e s von ihnen gewünschte werk fachwissenschaftlicher richtung der deutschen sowie ausländischen litteratur in sau- beren in der regel völlig neuen exemplaren leihweise ge- gen eine lesegebühr, welche dem Ladenpreise und der Zeitdauer der benutzung des betreffenden werkes entspricht, sofort zu verschaffen; 2. den mitgliedern desselben den an kauf der zum lesen in benutzung genommenen werke zu einem billi- gen preise zu ermöglichen. Die beitritts- und lesebedingun- gen sind in einem programme von ihm angegeben.

Auszüge aus Zeitschriften.

Philologische ab h and Hingen ans Zeitschriften 188 6.

No. 2.

Almanach der kais. akad. der wiss. zu Wien. 35. jahrg. 1885: Otto Benndorf, über die jüngsten geschichtlichen Wirkungen der antike.

Annalen des historischen Vereins für den Niederrhein. Heft 44. II. Nagelschmidt, Zülpich unter römischer herrschaft.

Antologia, Nuova 1885, fasc. 20. 21.— 22. Val. Giachi, il cristia- nesimo nella societii romaua secondo Eusebio di Cesarea. 23. Ora- zio Marucrhi, le recenti scoperte del Naville nel Basso Egitto.

Archiv für lexikographie und grammatik hrsg. von Ed. WUlfßin. Jahrg. II. Heft 3: G. Goetz, lexikalisch -kritische beincrkungen. Adam Miodnnski, exomico. G. Helmreich, porcaster. S. Brandt, infinitivus fut. passiv, auf •utn, W, Brandes, omnipar omnipater, omniparus. E. Wölfßin , die Verba desuperlativa. mediastrinus. E. Wvdfßin, genetiv mit ellipse des regierenden Substantivs. Phil. Thielmann, habere, mit dem particip perf. pass. I. G. Helm- reich, reimender heilsprucb. G. Gröber, vulgärlateinische Substrate romanischer Wörter. 23dm. Hau/er, Thesauri latini specimen V [abbatia-abdecet). Abiudicattones, adfabricari. abducere, abductio,

Nr. 2. Auszüge aus Zeitschriften. 175

Addenda Lexicis latinis von J. N. Ott und anderen. j Miscellen: Em. Baehrens , vermischte bemerkungen zu Ennius. Zu Lucilius, zu Caesar und Mernmius. Fr. Vogel, balteanus. K. Sittl, Calandra, culandrum, charadrius. L. Havet, filia.

Archivio giuridico XXXV, fasc. 3. 4. Gandolfo , la reversio ad dominum delle cose furtive (studj sulla lex Atinia).

Archivio storico italiano 1885, disp. 6. G. Rosa, anzeige von Mommsen, römische geschichte V.

Blätter für das bayer. gymnasialwesen, bd. XXI, lieft 10. J. Nasser, kritische erörterungen zu Plato's Politeia. Otto Harnecker, zum 36. gedichte des Catullus. Anzeigen.

Bulletin de correspondance hellenique. 1885. VI. E. Poltier et E. Bemach, fouilles dans la necropole de Myrina: e'le'phante foulant aux pieds un Galate. J. Martha, inscriptions de Naxos. 31. Clerc, fouilles a l'Heraion de Samos. F. Durrbach, inscriptions du Pelo- ponnese. M. Holleaux, fouilles du temple d'Apollon Ptoos.

Bullettino deli' Istituto di Corrispondenza archeologica 1885, no. 11. W. Heibig. Scavi di Corneto. A. Mau, Scavi di Pompei. Centralblatt für das bibliothekswesen. II. jahrgg. 1885. Heft 1—6. Heft 7. Knod , zur bio - und bibliographie des Bealus Rhenanus. Heft 8-12. III. Jahrg. 1886. Heft 1. 2. Aug. Blau, verzeichniß der handschriftenkataloge der deutschen bibliotheken.

Forschungen, romanische, hrsg. von K. Vollmöller. Bd. II, heft 1 heft 2. J. Hümer, zur geschichte der mittellateinischen dichtung.

H. Rönsch , lexikalische excerpte aus weniger bekannten lateini- schen schritten. Ders., lexikalisches aus Leidener lateinischen Iu- venalscholien der Karolingerzeit. Ders., etymologisches. Mis- cellen. — Ders., das Substantiv bolunda. Ders., das adjectiv pro- nostontis. Ders., das adjectiv cererosus.

Jahrbücher für nationalökonomie, n. f. X, 1885, heft 1 3— heft 4: W. Sehr a der , anzeige von Paulsen's geschichte des gelehrten Unter- richts in Deutschland. Heft 5 lieft 6. B. Matthiass, die römische alimentarinstitution und agrarwirthschaft. Bd. XL— Bd. XII, heft 1.

Jahrbücher, neue, für philologie 1885. Heft 10/11. K. Brandt, zur geschichte und composition der Ilias I. IL E. Hoffmann, zu Aeschylus Prometheus. J. H. Lipsius, nochmals zu Thukydides II, 2. A. Römer, zu Aristophanes Acharnern. A. Schmidt, das Eleusinische steuerdekret aus der höhezeit des Perikles. Attischer kalender und attisches recht. IV. Studemund, anzeige von Uhlig's Dionysius Thrax. W. Soltau , das julianische datum von Syphax gefangennähme. E. Bahrens, Acca Laurentia. Ein beitrag zur äl- testen geschichte Roms. O. E. Schmidt , die vier Zeitalter des Florus. L. Schwabe, Catullus in den glossarien. G. Radtke, zu Cornelius Nepos Epamin. IV, 4. //. Blümner, zu Terentius Heau- tontimorumenos. F. Polle, zu Cicero's Cato maior. K. Meiser, zu Tacitus Hist. II, 28.

1886. Heft 1. P. Weizsäcker , Pausanias und die bildwerke in den Propyläen. K. Jacoby, zu Dionys von Halicarnaß. K. Cor- radi, zu Thukydides. O. Keller, zur textkritik von Xenophons Hel- lenica. H. Blümner, zu Lukianos nwg dfl Igt. ovyyQ. 45. K. Kempf , zu Valerius Maximus. L. Mendelssohn, zu Ciceros ver- mischten briefen. Th. Vogel, anzeige von Gellius ed. Hertz vol. IL

F. Polle, kritische miscellen.

Jahrbücher des Vereins von alterthumsfreunden im Rheinlande. Heft 80. v. Veith, die Römerstraße von Trier nach Cöln. 3. Die rö- mischen Wasserleitungen aus der Eifel zum Rhein. E. Hübwr, neue Studien über den römischen grenzwall in Deutschland, J,

176 Auszüge aus Zeitschriften, Nr. 2.

Klein, kleinere mittheilungen aus dem provinzialmuseum in Bonn. J. Reuleaux , Remagen im Mittelalter und zur Römerzeit. Mis- cellen: C. Mehlis , grabfeld bei Obrigsheim. v. Veith, römische mauerreste in Bonn. Römische funde in Bassenheim. Römische niederlassung in Ettlingen. C. Koenen, Römerwarte zu Liedberg ; römische gräberfunde und inschriften zu Neuß; vorrömische funde zu Neuß. Maaßen, inschriftstein von Merten. J. Klein, römischer begräbnißplatz zu Saffig. Münzfund zu Thüngersheim.

Journal of philology. Vol. XIV, no. 28. J. Frazer, the Pryta- neuin, the Temple of Vesta, the Vestals, perpetual fires. Henry Jackson , Plato's later theory of ideas V. the Sophist. W. Leaf, 'insw and tnta&at. J. Moivat, on three corrupt passages in Catullus. A. H. Sayce , the season and extent of the travels of Herodotus. F. Haverfield, lexicographical notes. J. P. Postgate, Propertius I. XXI.

Journal of the american oriental society. Vol. XI, number II: Isaac J. Hall, the Cypriote inscriptions of the Cesnola collection in New York. Ders., the greek stamps on the handles of Rhodian amphorae found in Cyprus and now in the Metropolitan Museum of New York.

Memoires de la societe de linguistique de Paris t. VI, fasc. 1. Michel Brial , de quelques mots latins tires du grec. L. Havet, Melanges latins. J. Pischari, doublets syntactiques (Brav ovzav). V. Henry, quirquir. M. Breal, une nouvelle inscription osque. F. de Saussure, 'Adrjv. H. D'Arbois de Jubainville, Celtica. V. Henry, les infinitivs medio-passifs du latin. J. Loth , Britannica.

Ponsinet, teuto-touto-novio-nevio. V. Henry, kv6fii&tt kv6fito9a, femur. F. de Saussure, lüdus, ukxvwv, schwalbe, yvaidCco, kv&goy, 'ifißrjQig. L. Havet, la lettre ui.

Mind 1886, no. 1. J. M. Riyg, notes on Aristoteles psychology in relation to modern thought. A. Goodioin, anzeige von Teich- müller, litterar. fehden.

Mnemosyne XIV. 1886. Heft 1. C. G. Cobet, Thucydidea. H. van Herwerden, ad poetas Graecos. S. A. Naber, Thucydidea.

A. J. Holwerda, de pecuniis sacris in Parthenonis Opisthodomo.

Monatshefte, philosophische, XXII, heft 1/2.— heft '6. M. Sarto- rius, die realität der materie bei Plato.

Monumenti storici pubbl. dalla R. Deputazione Veneta di storia patria. Serie IV. Miscellanea. Vol. III. Bemardo Morsolin, l'aque dotto romano e il teatro Berga di Viceuza. II Veronese all'epoca romana. Giacomo Pictrogrande , lapidi lucerne anfore e bolli nel museo di Este e nel territorio atestino. Relazione della Sub-Com- missione di S. Giorgio di Noyaro per la topografia della Venezia nell' eta romana (dall Ausa alla Zellina).

Museum, Rheinisches, für philologie, bd. 41, heft 1. F. Bücheier, coniectanea. A. Phüipin, Alkibiades Sokrates Isokrates. F. Schoell, zum Vergil des Probus und Quintilian. O. Herne, Nicolaus Schow und Stobaeus. J. Overbeck, nochmals Dipoinos und Skyllis und die anfange der niarmorskulptur. ./. von Pßugk-Harttung, über den feldzug des Germanicus im jähre 16. Th. Kock, die Samm- lungen menandrischcr spruchversc. F. Bächc/er und E. Zitelmann, bruchstücke eines zweiten gesetzes von Gortyn. B. Wagner, ein excerpt aus Apollodors bibliothek. Miscellen: E. Schulze, zu Homer Od. VII, 69. E. Hoffmann , zu Menander. M. Schanz, grammatische bemerkungen. JB. Hirzel , zur bedeutung von über.

E. Wölfflin, zu Cato. Th. Korsch, metrisches zu Martial. Fr. Vogel, Maximianus als lyriker. F. Bächeier, devotion aus Karthago.

Nr. 2. Auszüge aus Zeitschriften. 177

Quartalschrift, theologische, 1886, heft 1. Reck, Minucius Felix und Tertullian.

Revue archeologique 1885 uov. dez.: E. Revillout, un fernläge du temps d'Amasis et l'etat de la propriete ä cette epoque. Vercoutre, la me'decine sacerdotale dans l'antiquite grecque. J. Menant, in- taille de l'Asie mineure. II. Gaidoz, le dieu gaulois du soleil et le syrnbolisme de la roue. P. Charles Robert, dissemination et cen- tralisation alternatives de la fabrication nionetaire en Gaule. S. Reinach, chronique d'Orient: fouilles de Chypre. P. Tannery, k'ovy- xnxofAvs vdccTos (ecole Heronienne).

Revue internationale de l'enseignement. 1885, no. 8 11 u. 12: JB. Dreyfus-Brisac, la question du latin. A. Croiset, E. Egger. 1886, no. 1.—

Revue de l'histoire des religions publ. par Jean Reville. XII, heft 3. C. P. 'fiele, le raytbe de Kronos. A propos d'une nouvelle methode en niythologie comparee.

Revue des deux mondes 1885. 15. nov. 1. dez. 15. dez. Ferd. Brünettere, la question du latin ä propos d'un livre recent.

Rivista storica italiana. Anno 1885, fasc. 1 2. G. Tamassia, osculum interveniens (contribuito alla storia dei riti naziali). C. Ca- lisse, il governo dei Bisantini in Italia. fasc. 3. J. Gentile, il con- flitto di Giulio Cesare col senato.

Sitzungsberichte der königl. preuß. akad. d. wiss. zu Berlin 1885. Stück 49. 50. 51. A. Pernice, zum römischen sacralrechte I. 52.

Sitzimgsberichte der kais. akad. d. wiss. zu Wien. Philolog. - hi- stor. classe, bd. 107, heft 1. O. Hirschfeld, gallische studien. II. Gal- lische inschriftfälschungen. III. Der praefectus vigilum in Nemausus und die feuerwehr in den römischen landstädten. Theod. Gomperz, über ein bisher unbekanntes griechisches schriftsystem aus der mitte des vierten vorchristlichen Jahrhunderts. Ein beitrag zur geschichte der kurzschrift und der rationellen alphabetik. Heft 2. B. Dom- bart, Commodianstudien. Bd. 108, heft 1. H. Hagen , Berner Pa- limpsestblätter aus dem 5.-6. jahrh. zur Passio Sancti Sebastiani. Wilh. Klein, zur Kypsele der Kypseliden in Olympia. S. Brandt, der St. Galler Palimpsest der Divinae institutiones des Lactantius. Heft 2. Adulbert von Horawitz, Erasmiana 4. Heft 3. P. Zingerle, studien zu Hilarius von Poitiers Psalmen cornmentar. Bd. 109, heft 1 heft 2. Michael Petschenig, studien zu dem epiker Corippus.

Studien, Leipziger, zur class. philologie hrsg. v. G. Curtius , L. Lange , O. Ribbeck , H. Lipsius. Bd. VIII. JB. Graf, ad aureae ae- tatis fabulam symbola. C. A. Bapp, de fontibus quibus Athenaeus in rebus musicis lyricisque enarrandis usus sit. - J. H. Lipsius, zu Thukydides. II, 2. H. Heyden, Quaestiones de Aelio Dionysio et Pausania Atticistis etymologici Magni fontibus. Otto Immisch, de glossis lexici Hesychiani italicis. 0. Ribbeck , zu des Aristophanes Acharnern. JDers., zu Sophokles u. Euripides Elektra. Ders., die Medea des Neophron.

Taschenbuch, historisches , hrsg. von W. Maurenbrecher. 6. folge. 5. jahrg. Jul. Asbach, Cornelius Tacitus.

Vierteljahrsschrift für Volkswirtschaft hrsg. v. JB. Weis. Bd. 85.

86, 1. 86, 2. C. E. Ulrichs, notizen zur betriebsamkeit und ge- werbthätigkeit bei den Römern. Nationalökonomische tempelinschrift.

Bd. 87. 88. Bd. 89, 1.

Zeit, unsere, hrsg. v. R. v. GottschaU. 1885. Heft 1. 2—3. Fr. Zarncke, die brüder Grimm. Heft 4—9. Heft 10. Heinr. Schlie- mann, die ringmauer von Tiryns. Heft 11. 12.

Zeitschrift für allgemeine geschichte hrsg. von H. v. Zwiedeneck-

Philol. Anz. XVI. 12

178 Auszüge aus Zeitschriften. Nr. 2.

Südenhorst. 1885. Heft 12. 1886. Heft 1. Ad. Bauer, die an- fange der kriegswissenschaft. Wilh. Fischer, Trapezunt und seine bedeutung in der geschiente.

Zeitschrift, westdeutsche, für geschieh te und kunst, hrsg. v. F. Hettner u. K. Lamprecht. Jahrg. IV. 1885. Heft 4. G. v. Rößler, das Römerbad in Rückingen bei Hanau. Ein reconstruetionsversuch. K. Zangemeister , inschriften von Waldfischbach. F. Hettner, Iuppitersäulen. A. Hammer an , die inschriften der Saalburg bei Homburg. 0. Robert, nachtrag. A. Hammer an , anzeige von R. Suchier, weitere römische münzen und Stempel aus der gegend von Hanau.

Zeitschrift für das gymnasialwesen. 1885. Heft 12: Jahresberichte. O. Schröder, griechische lyriker. U. Zernial, Tacitus Germania. 1886. Januar : Jahresb. A. v. Bamberg, thatsachen der attischen for- menlehre. F. Luterbacher, Cicero's reden.

Zeitschrift für die Österreich, gymnasien 1885. Heft 10. P. v, Hofmann Wellenhof, Arminius und die Varusschlacht bei Hütten. M. Manitins, zu Tacitus u. Julius Valerius. A. Miodönski, zu Pro- pertius II, 3, 42. Heft 11. H. Rönsch, lilium = monile. Das Sub- stantiv subitillus. J. Golling, zu Horat. Od. I, 7, 8. Zu Tac. histor. IV, 83. Anzeigen. XXXVII, 1886. Heft 1. H Schenkt, anzeige der Aeschylusausgaben von Wecklein u. Weil. J. Jung, anz. v. 0. Gil- bert, topographie von Rom. II.

Zeitschrift für kirchengeschichte v. Th. Brieger. Bd. VIII, heft 1/2. Th. Zahn, studien zu Iustinus Martyr. J. Dräseke, der briefwechsel des Basilios mit Apollinarios von Laodicea. H. Reuter, augustini- sche studien V.

Zeitschrift für bildende kunst. Jahrg. 20. Heft 8—9. C. O. F(abriczy) , ausgrabungen auf Delos. Heft 10 12. Jahrg. 21. 1885/86. Heft 1. H. Heydemann, der wachskopf des museuras zu Lille. Heft 2. 3. Heft 4. G. Schäfer, die Römerbrücke zwischen Klein- und Großkrotzenburg bei Seligenstadt am Main. Die bronze- funde an der Via nazionale in Rom.

Zeitschrift für mathematik und physik. Histor. - literar. abth. Bd. 31, heft 1. C. Demme , die berechnung irrationaler quadratwur- zeln bei Archimedes und Hero.

Zeitschrift des deutschen Palaestina-vereins red. v. Herrn. Guthc. Bd. VIII. Heft 3. Heft 4. H. Guthe, die zweite mauer Jerusa- lems und die bauten Constantins am heiligen grabe.

Zeitschrift für deutsche philologie. Bd. 18. Heft 1. - Heft 2. G. Kettner, zu Tacitus Germania XIII. XIV.

Zeitschrift der Savigny - Stiftung für rechtsgeschichte. Bd. 6. Heft 2: L. R. von Salis, Lex Romana Curiensis.

Zeitschrift für vergleichende rechtswissenschaft. Bd. VI. 1885. Heft 2. Bernhöft, das gesetz von Gortyn.

Zeitschrift, theologische, aus der Schweiz. Jahrg. III. 18&6. Heft 1. Volkmar, der Wiener evangelien-papyrus.

Zeitschrift für kirchliche Wissenschaft und kirchl. leben, hrsg. v. E. Luthardt. 1885. Heft 10. 11. Th. Zahn, apokalyptische stu- dien. I. II. E. Noeldechen, die Situation von Tertullians schrift über die geduld. Heft 12. 1886. Heft 1. Th. Zahn, apokalyptische studien. III. Ueber urRprung und religiösen Charakter der Sibyllini- schen bücher. IV. V. VIII. XH. XIII. Ernst Noeldechen, die krisis im carthagischen schleierstreit.

Zeitung, archaeologische. Jahrg. 43. 1885. Heft 3. F. Marx, ein neuer Aresmythus. P. J. Meier, beitrage zu den griechischen vasen mit meistersignaturen. F. Winter, über vasen mit umriß-

Nr. 2. Literatur. 179

Zeichnung. W. M. Ramsay, basrelief of Ibriz. K. Wernicke, Jebenslauf eines kindes in Sarkophagdarstellungen. A. Furtivängler, Prometheus. Miscellen: K. Wernicke, die kindheit des Zeus. A. Michaelis, Theseus oder Iason, C. Aldenhoven, zu der Cicero- büste in Madrid. Erwerbungen des britischen museums 1884.

Literatur 1886, (dem Philologus und PhAnzeiger zugesandt).

Handbuch der classischen alterthums -Wissenschaft in systemati- scher darstellung mit besondrer rücksicht auf geschichte und metho- dik der einzelnen disciplinen. In Verbindung mit . . . herausgegeben von dr. Iivan Müller. 8. Nördlingen , Beck. (Dritter halbband: L. v. Urlichs, grundlegung und geschiebte der classischen alterthumswis- senschaft: Fr. Blaß, hermeneutik und kritik , Fr. Blaß, palaeogra- phie, buchwesen und handschriftenkunde; G. Hinrichs , die griechi- sche epigraphik).

Max Hecht, orthographisch-dialektische forschungen auf grund at- tischer Inschriften. Zweiter theil. 4. Leipzig. Fock.

Elemente der lateinischen syntax. Von H. Weber. 8. Gotha, A. Perthes.

Adolf Müller, currus , uneus und composita. 4. Flensburg. (Programm).

Beiträge zur vergleichenden tropik der poesie. Erster theil. Sy- stematische darstellung der tropen des Aeschylus , Sophokles, Euripi- des , mit einander verglichen und in poetischer und culturgeschicht- licher rücksicht behandelt von dr. Wilhelm Pecz. 8. Berlin, Calvary.

Die homerische Ilias, nach ihrer entstehung betrachtet und in der ursprünglichen sprachform wiederhergestellt von August Fick. Hft. II. 8. Göttingen, Vandenhoeck u. Ruprecht.

Meletemata Graeca. Scripsit S. Leo Sternbach. 8. P. I. Vin- dob., Geroldi filius.

Die tragödien des Sophokles. Zum schulgebrauch mit erklären- den anmerkungen versehen von N. Wecklein. Hft. 7, die Trachinie- rinnen. 8. München, Lindauer.

Inlustri gymnasio Zittaviensi summa litterarum laude et magna clarorum diseipulorum copia nobilitato seeundis et adversis temporum condicionibus felicissiroe perfuneto die X Martii mensis quo die abhinc trecentos annos felicissimis auspieiis institutum atque consecratum est laetantes congratulantur ac pro perpetua eius salute bona vota nun- cupant gymnasii Vitzthumiani Dresdensis rector et collegae. (Insunt Friderici Rolle , professoris gymnasii Vitzthumiani , de Sophoclis Oe- dipo Rege quaestiones criticae). Lipsiae, Teubner.

Virorum doctorum de gymnasio Zittaviensi bene meritorum me- moriam die XXII mensis Decembris . . . oratione celebrandam . . . indicit Aemilius Mueller, gymnasii rector. 8. Zittav. 1885. (Enthält: Oedipi Regis Sophoclei vs. 326. 327 Dind. choro an Oedipo rectius tribuantur?) 12 p.

Des Euripides Iphigenie bei den Tauriern zum schulgebrauch mit anmerkungen versehen von W. Bauer. Zweite aufläge durchgesehen von N. Wecklein. 8. München, Lindauer.

QuaestionesPhaetonteae. Scripsit G. Knauer. 8. Berlin, Weid- mann. (Aus Philologische Untersuchungen, herausgegeben von A. Kie.ßiing und U. v. Wilamowitz- Mollen dor f. Heft. 8).

Specimen lexici Euripidei contposuit Paulus Stoppel. 8. Wismar.

Aristophanis comici quae supersunt opera, recensnit Fr. M. M.

180 Literatur. Nr. 2.

Blaydes , aedis Christ, in universitate Oxoniensi quondaui alumnus. Vol. I, undecim fabulas superstites continens. T. II: fragmenta an- notatione partim aliorum selecta instructa continens. 8. Hai. Saxo- Dum, in libraria Orphanotrophei.

Ernestus Brandts, Observationes criticae de coinoediaruin aliquot atticarum tetnporibus. 8. Rostock. (Doctordiss.).

Ignatii Diaconi tetrasticha iambica 53, versus in Adatnum 143 recensuit et brevi adnotatione instruxit Carolus Fridericus Mueller, 4. Kiel. (Programm).

Tbucydidis de bello Peloponnesiaco libri octo. Ad . . . explana- vit E. Fr. Poppo. Editio tertia quam auxit J. M. Stahl. Vol. I: sectio I. 8. Lipsiae, Teubner.

Tbukydides zweites bucb, cap. 1 65. Erklärende ausgäbe nebs eiuleitung in die Tbukydides -lectüre für den schul- und privatge- brauch von dr. Franz Müller. 8. Paderborn und München. Schö ningh. (Aus Schöninghs ausgaben lateinischer und griechischer klas- siker mit kommentar).

Thukydideische studien von dr. J. Steup. Zweites beft. 8. Frei bürg i. Br.

Flavii Iosephi Opera. Edidit et apparatu critico instruxit Bene- dictus Niese. Vol. II. Antiquitatum Iudaicarum 11. VI. 8. Berol. Weidmann.

Plutarchs biographien. Deutsch von prof. dr. Eduard Eyth. 8 min Berlin, Langenscheidt.

De Appiani elocutione Dissertatio philologica ad summos . . . scripta et . . . Heidelbergensi philosophorum ordini tradita a Godo fredo Kvalt. 8. Baden-Baden, Sommermeyer.

Piatos werke. Gastmahl, deutsch von Fr. Prantl, 8 min. Berlin Langenscheidt.

Platonische studien von II. Bonitz. Dritte aufläge. 8. Berlin Vahlen.

Aristotelis Metaphysica recognovit W. Christ. 8 min. Lipsiae Teubner.

Aristotelis ntgi tQ^itjviiag librum pro restituendo totius philoso phiae fundamento interpretatus est dr. Fr. Michelis. 8. Heidelberg Weiß.

H. Bürmann, die handschriftliche Überlieferung des Isokrates. I Der Urbinas und seine Verwandtschaft. 4. Berlin. (Programm des Friedrichs-gymnasium).

De Helia monacho, Isaaco monacho, Pseudo-Dracene , scriptoribus metricis Byzantinis. Ad summos . . . scripsit Ludov. Voltz. 8. Ar- gentorati.

T. Macci Plauti Comoediae. Recensuit , instrumento critico et prolegomenis auxit Frid. Ritsclielius . . . sociis operis adsumptis G. Loewe, G. Goetz, Fr. Schoell. Vol. III, fasc. I : Bacchides continens. Editio altera a G. Goetz recognita. 8. Lipsiae, Teubner.

De pronominum personalium usu et collocatione apud poetas scae- nicos Romanorum. Scripsit Guilelmus Kaenvpf. 8. Berol., Calvary.

De ratione quam Plautus potissimum et Terentius in reciproca actione exprimenda inierint. Scripsit Zacharias Dembitzer. 8. Cracoviae.

Bruno Baier, de Plauti fabularum recensionibus Ambrosiana et Palatina commentatio critica. 8. Vratislaviae.

In ketten und banden. Ein plautinisches schönbarspiel übersetzt von dr. Rudolf Meyer. 4. Berlin. (Programm des Leibnitz - gym- nasiums).

Nr. 3. 4. I8S8.

Philologischer Anzeiger.

Herausgegeben als ergänzung des Philologus

Ernst von Lettisch.

31. Bechtel, thasische inschriften ionischen dialekts im Louvre. Aus dem XXXII. bände der abhandlungen der königl. gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen. 1884.

Verfasser von dem wir in der unter Collitz leitung jetzt er- scheinenden Sammlung der griechischen dialektinschriften die be- arbeitung der ionischen zu erwarten haben, behandelt von den 34 von Miller (Rev. arche'ol. XII und XIII) publicierten in- schriften diejenigen, welche mehr oder weniger ionischen dialekt aufweisen. Zu einer solchen besonderen behandlung sieht er sich veranlaßt, weil Millers lesungen nicht immer korrekt sind und seine ergänzungen zuweilen der begründung entbehren , beson- ders aber, weil über die Chronologie der inschriften fast gar nichts bestimmtes geäußert ist. Letztere bestimmt verf. im we- sentlichen nach dem epigraphischen Charakter der buchstaben; ergänzend treten hinzu das wiederholte vorkommen gleicher namen und die gestaltung der spräche. Nach der schrift werden fünf perioden unterschieden , die sich aber für den dialekt auf drei reducieren. Im allgemeinen ist ein beständiges fortschreiten des atticismus zu beobachten ; in der letzten periode sind nur noch geringe anklänge an den ionischen dialekt zu bemerken. Verf. setzt für die inschriften die jähre 300 175 v. Chr. an.

Das verfahren des verf.'s ist, soweit ich es zu beurtheilen vermag, überall sehr umsichtig und gründlich ; hier und da fal- len für die grammatik kleine belehrungen ab. Nur eins ist mir aufgefallen. In der Übersicht über den dialekt der inschriften der zweiten periode wird gesagt, daß der genet. singularis der a- stämme außer auf -/?«, -s o g, -svg, auch auf -ov und auf endige Philol. Anz. XVI. 13

182 32. Metrik. Nr. 3.

und der gen. singularis ders-stamme nie auf -ovg oder -ov, sondern auf -cos,', avg ausgehe. Nun ist aber in den dieser periode zu- getheilten Inschriften überhaupt nur ein genetiv auf sog (/7o- Xväldtog no. 10, bei Miller no. 13) enthalten. Aus den namen dieser inschrift ist für ihr alter nichts zu entnehmen, dem dialekte nach könnte sie aber eben so gut zur ersten periode gerechnet werden. Nur nebenbei sei bemerkt , daß sämmtliche genetive der a-stämme auf -sco ausgehen. Erman , der die hier behan- delten inschriften in seiner abhandlung de titulorum ionicorum dialecto (Curtius' Studien V) nach Miller wieder abgedruckt hat, rechnet deshalb diese inschrift zu den ältesten in dieser Samm- lung. Die frage ist vielleicht nur eine orthographische , aber immerhin ist doch zu beachten , daß ein schwanken zwischen •sog und -ivg bei diesen genetiven sich sonst nur in den in- schriften der ersten periode findet. Eine entscheidung darüber, wer von beiden recht hat, vermag ich nicht zu fällen, da ich nicht beurtheilen kann, ob die schriftzüge unbedingt die Bechtelsche bestimmung verlangen.

H. Kallenberg.

32. 0. Keller, der saturnische vers. Zweite abhand- lung. Prag 1886. 42 p. 8.

Kellers erste schrift über den saturnier (der saturnische vers als rhythmisch erwiesen. Leipzig - Prag 1883) hat einen erfolg gehabt, mit dem der autor wohl zufrieden sein kann. Ueber theilnahmslosigkeit des gelehrten publikums kann er je- denfalls nicht klagen , denn kaum um ein andres problem wogt augenblicklich in der klassischen philologie ein so heftiger streit, wie um die Kellersche hypothese. Auch steht er im kämpfe nicht allein : mit gerechtem stolz zählt er am anfang dieser neuen abhandlung die stattliche reihe von gelehrten auf, die ihm öf- fentlich zugestimmt haben , darunter einen mann von großem gewicht in metrischen fragen , nämlich Rudolf Westphal. Es kann daher nicht wunder nehmen, daß Keller mit großer Sie- geszuversicht auftritt. Die quantitirende messung des saturniers ist nach seiner meinung „eine Ungeheuerlichkeit, die vor einem nicht voreingenommenen richter unmöglich bestehen kann" und die neueste schrift , die den gegnerischen Standpunkt vertritt, wird mit den worten eingeführt : „Trotzdem wagt noch L.

Nr. 3. 32. Metrik. 183

Müller" u. s. w. Eeferent kann sich aber doch nicht davon überzeugen, daß die sache, welche 0. Müller, Ritschi, Bücheier verfochten haben, jetzt wirklich eine verlorene ist, er muß viel- mehr bekennen , daß er noch immer die quantitirende messung des Saturniers für eine thatsache halt , für welche sich der strikte beweis erbringen läßt. Die argumente, aus denen sich für ihn dieser beweis ergibt, sind folgende: 1. Einen ge- wissen einfluß räumt auch Keller der Quantität ein, indem er zugibt (p. 13 der vorliegenden schrift), daß „die normalsilbe des Saturnius" in zwei kürzen aufgelöst werden kann. 2. Was die Senkungen (arsen nach Aristoxenischer terminologie) betrifft so zeigt sich, wenigstens im streng gebauten Saturnier (verschie- dene bauart des Saturniers nimmt ja auch Keller an) , an zwei stellen ein unzweifelhafter einfluß der Quantität, indem bekannt- lich ein reiner iambus stehen muß erstens vor der hauptcäsur, wenn dieselbe männlich ist (hone oino ploirüm^), und zweitens vor der nebencäsur (Caesura Korschiana) des zweiten hemistichs (Scfpiö | Barbätus). Es zeigt sich hierin eine ähnliche norm, wie die in den iamben und trochäen der komödie güllige, wo vor männlichen verschlussen und cäsuren der reine iambus ob- ligatorisch ist. Freilich herrscht dies gesetz nur im strengge- bauten Saturnier (besonders deutlich ist es in den Scipionenin- schriften), nicht in nachlässigen (vgl. Corinto deletö vor der haupt- cäsur im Titulus Mummianus) und archaischen compositionen (vergl. z. b. me^d fec^d vor der Caesura Korschiana des zweiten hemistichs in der Duenosinschrift). 3 In den hebungen (the- sen nach Aristoxenischer terminologie) stehen , wenn wir von den endsilben absehen, fast durchweg lange silben oder doppel- kürzen ; die fälle, in welchen eine kurze silbe, welche nicht die endsilbe eines Wortes ist, eine hebung bildet1), sind viel zu selten, als daß man aus ihrem vorkommen ein argument gegen die quantitirende messung des Saturniers entnehmen könnte (kürzen an stelle von längen erscheinen unter dem ictus bekannt- lich auch bei Homer), und an ihnen scheinen auch die verthei- diger der accentuirenden messung keinen ernstlichen anstoß ge- nommen zu haben. 4. Der punkt, welcher die gegner der quantitirenden messung am meisten zum Widerspruch veranlaßt

1) Die versuche, diese kürzen durch annähme archaischer formen zu beseitigen, sind zum theil wenig glücklich.

13*

184 32. Metrik. Nr. 3.

hat, ist die prosodie der endsilben, und die hierauf bezüglichen bedenken sind auch nicht ohne berechtigung. Wenigstens muß ich Keller zugeben, daß sich der sprachwissenschaftliche beweis für die länge der im saturnier gelängten kurzen endsilben nicht nur nicht erbringen läßt , sondern daß für einen theil so- gar der gegenbeweis geliefert werden kann. Aber gerade aus diesem umstand, welcher Keller als die verwundbarste stelle des quantitätsprincips erschien, glaube ich ein gewichtiges argument für die quantitirende messung herleiten zu können. Fänden sich nämlich solche sprachhistorisch nicht zu rechtfertigende län- gungen der endsilben nur im Saturnier, so stände es allerdings um die quantitirende messung bedenklich , aber es erscheinen solche längungen auch bei Plautus , bei Terenz , ja sogar noch bei classischen dichtem, und um die sprachwissenschaftliche mo- tivirung derselben steht es dort keineswegs besser. Mit der re- gel „im altlateinischen waren manche endsilben noch lang , die später gekürzt wurden" kommen wir nach meiner meinung schlechterdings nicht durch , die regel muß vielmehr lauten : „im altlateinischen können beliebig kurze end- silben unter dem ictus als lang gebraucht werden, im Saturnier geschieht das sehr häufig, sparsamer in der grä cisirenden metrik ; ob diese im metrum gelängten sil ben ehemals lang waren oder nicht, hat gar kei nen einfluß, wohl aber ihre lautgestalt: silben auf t wer den häufiger lang gebraucht als silben auf s 2) , noch häufige silben auf r , silben mit dunklerem vokal häufiger als solche mit hellerem". Eine erklärung der erscheinung ist auf doppel- tem wege möglich. Entweder nämlich ist die längung nur me- trisch (längung der endsilben durch hinzutritt kleiner pausen am wortschluß, vergl. auch L. Müller, der saturnische vers § 45) oder die längung ist eine reminiscenz an ursprüngliche, später gekürzte längen in den endsilben. Dann stände die sache fol- gendermaßen : die längen waren aus der Umgangssprache zwar geschwunden, aber in der poesie, welche so häufig ältere sprach- formen bewahrt, lebte eine erinnerung an sie fort. Freilich wußte

2) Gegen die dehnung der kurzen endsilben auf s wird sich wahr- scheinlich deshalb eine abneigung herausgebildet haben, weil es auch endsilben mit langem vokal vor s gibt, während einem auslautenden t und r stets kurzer vokal vorausgeht.

Nr. 3. 33. Rhetorik. 185

man nicht mehr im einzelnen , bei welchen endsilben die länge historisch berechtigt war, bei welchen nicht (dazu wären ge- lehrte forschungen nöthig gewesen), und so bildete sich die re- gel aus : ,, kurze endsilben können in der poesie nach bedürfniß als lang gebraucht werden3)". Welcher der beiden erklärungen wir auch beipflichten , in jedem falle müssen wir eine der grä- cisirenden metrik voraufliegende quantitirende poesie mit natio- nalen prosodiegesetzen annehmen , und das kann nur die satur- nische gewesen sein.

Wie aus vorstehendem hervorgeht, ist referent auch durch diese zweite abhandlung Kellers, welche entgegnungen auf ein- würfe der kritik, einige modificationen des in der ersten abhand- lung aufgestellten Schemas und dann besonders einen versuch, die historische entwickeluug der Saturuischen metrik zu skiz- ziren, enthält, nicht von der richtigkeit seiner hypothese über- zeugt. Das hindert ihn jedoch nicht anzuerkennen , daß Keller seine sache mit umsieht und nachdruck verficht, und ebensowenig leugnet er (vergl. oben nr. 4), daß derselbe in gewisser hinsieht grund hatte, an der üblichen messung des saturniers anstoß zu nehmen. Freilich kann er alle von Keller gefundenen accent- gesetze nur als das nothwendige ergebniß der für quantität und cäsuren gültigen gesetze anerkennen. Doch stimmt er in man- chen einzelheiten mit Keller übereiu. So ist auch ihm nicht zweifelhaft, daß das epigramm des Naevius apokryph ist: der vers obliti sunt Romae loquier lingua latina ist unerträglich und ist durch keinen der bisher gemachten emendationsversuche ge- bessert worden. Auch die annähme einer historischen entwi- ckelung in der saturnischen poesie ist ihm durchaus sympa- thisch , und jedenfalls rechnet er es Keller als verdienst an, daß er von neuem das interesse der philologen für den Satur- nier geweckt hat.

Friedrich Haussen.

3) Ein analogen würde die Verdoppelung anlautender consonanten bei Homer bieten (z b. ivl n[A,tydQotoiv) , die ebenfalls nicht auf die fälle beschränkt ist, wo sie etymologisch berechtigt ist.

33. Volk mann, die rhetorik der Griechen und Römer in systematischer Übersicht. Zweite vielfach vermehrte und ver- besserte aufläge. Teubner 1885. XVI und 595 p.

186 33. Rhetorik. Nr. 3.

34. Volkmann, rhetorik der Griechen und Römer in Iwau Müller, handbuch der klassischen alterthumswissenschaft. 2. bd. Griechische und lateinische Sprachwissenschaft. 1885. p. 455—489.

Unter den litterarischen denkmälern des klassischen alter- thums ist die kröne und Vollendung- des gedankenausdrucks die rede, wie sie sich nach dem gegenstände und dem orte in die einzelnen gattungen scheidet. Die hohe Vollendung in inhalt und form sowie der große werth des Studiums derselben für die geistige ausbildung der Jugend und für den späteren praktischen beruf ist allerseits anerkannt. Mit vollem rechte wird aber von einsichtsvollen männern die forderung aufgestellt , hiebei die grammatische und sprachliche erklärung mehr in den hinter- grund treten zu lassen und dafür besonders den künstlerisch- ästhetischen werth sowie den ethischen gehalt des Schriftwerks der jugend zum bewußtsein zu bringen , ihr einen einblick in die geistige werkstätte der alten redner und rhetoren zu gewäh- ren. Höher wird dann diese seite der alterthumswissenschaft in ihrer bewunderung steigen , da sich dem jugendlichen geiste die Überzeugung aufdrängt, ,,daß die beredsamkeit eine kunst, der redner ein künstler, jede gute rede endlich ein kunstwerk sei , das als solches betrachtet und gewürdigt werden müsse". Ein hauptmittel nun , die für eine solche erklärung und Würdi- gung nöthigen kenntnisse sich zu verschaffen, ohne die weit zer- streut liegenden, oft schwer verständlichen quellen studieren zu müssen , bietet dem gewissenhaften förderer einer gründlichen, nutzbringenden bildung Volkmanns Rhetorik der Griechen und Römer, die in zweiter bearbeitung uns vorliegt.

Die darstellung beschränkt der Verfasser nach dem Vorwort auf die zeit von ungefähr 100 v. Chr. bis auf Syrianus um 500 n. Chr. Man könnte über die berechtigung dieser ein- schränkung streiten , wenn man den praktischen werth für die erklärung der klassiker, nicht auch die entwicklung und die Übun- gen der rhetorenschulen berücksichtigte , und es hat auch in der that der Verfasser nicht darauf verzichten können, die ältere zeit eingehend zu behandeln und auch die späteren techniker und kommentatoren zu streifen. Läßt man diese anordnung des Stoffes als eines abgeschlossenen Systems gelten, so ist allerdings damit ein sicherer Standpunkt gewonnen, von dem aus man nach

Nr. 3. 33. Ehetorik. 187

allen Seiten die betrachtung schweifen lassen kann. Aber die genetische entwicklung der einzelnen theorien wird dadurch ver- kürzt. Eine systematische geschichte der alten rhetorik läßt leider immer noch auf sich warten , und was Volkmann in der i einleitung über die entwicklung des begriffs und der eintheilung derselben von Korax bis auf die Byzantiner bietet, kann nicht immer einer ernsten kritik stand halten. Die darstellung hätte wohl an klarheit und auch an Sicherheit gewonnen , wenn der unterschied der Isokratischen und der stoischen theorie, das Verhältnis der peripatetischen schule zu den Pergamenern, die abhängigkeit der späteren techniker von den einzelnen richtun- gen der oft unvermittelt neben einander stehenden theorien mehr verfolgt worden wäre. Die Schwierigkeit , ein richtiges urtheil hierüber zu fällen , ist freilich groß ; es fehlen ja die nöthigen vorarbeiten, so besonders über die quellen des Dionysius von Halikarnaß , dessen Schriften dem verf. als „summe der stoisch- pergamenischen rhetorik" oder als lehre der „grammatisch, d. h. kritisch-litterarisch gebildeten pergamenischen rhetoren" erschei- nen. — Besser ist die theorie der theile der rede in ihrer ent- wicklung besprochen.

Nach diesen einleitenden bemerkungen, die in der zweiten aufläge völlig neu bearbeit sind , geht der verf. zu den einzel- nen theilen der rede über. Bei der inventio ist die statuslehre von besonderer bedeutung. Volkmann untersucht diesmal die theorie des Hermogoras in klarerer , wenn auch noch nicht ab- schließender weise und bespricht im anschlusse daran den ein- fluß derselben auf die lehren anderer rhetoren, unter denen be- sonders die allerdings oberflächliche statuslehre Cicero's verur- theilt wird. Etwas unklar scheint die beurtheilung des Hermo- genes p. 55 zu sein; denn wenn Hermogenes zur noiöitjq ngay- Harixi'] das genus deliberativum zieht , so spricht er doch eigent- lich dem sinne nach auch von noiottjg av/yßnvl?vTixrj. Ebenso kann nicht Hermogoras gleichzeitig mit den stoikern die status- lehre zum abschluß gebracht haben und doch dabei seine ab- hängigkeit von diesen keinem zweifei unterliegen.

In der erörterung des status coniecturalis ist die berück- sichtigung der rhetoren nach Hermogenes zwar nach dem an- genommenen plane gerechtfertigt, aber doch sind derartige spitz- findige Unterscheidungen von zweifelhaftem werthe; dankenswer-

188 33. Rhetorik. Nr. 3.

ther wäre die besprechung einer hieher gehörigen rede Ciceros z. b. pro Cluentio ähnlich der des Deinosthenes de falsa legatione gewesen. Mehrere passende beispiele erörtert Volkmann für den Status definitivus und vertheidigt dort besonders die angäbe der hypothesis zu Isaeus de Cleonymi hereditate, wonach hier ein ogog 8mXolg x«r' Ufxqiaßij7t]aiv stattfinde , gegen Kayser und Bi'näk. Fast unverändert bleiben der qualitätsstatus und das asystaton, wo besonders Cicero wieder seine Unterlassungssünden scharf vorgehalten werden. Hat denn wohl Cicero hiebei keine vorläge benützt , die schon diese mängel enthielt , weil auch Quintilian es nicht besser weiß?

Der abschnitt über die genera und figurae causarum sowie die lehre vom sermo figuratus (Xoj'ot iapjfiatiaiAsvniJ hat meist nur in den beispielen erweiterung gefunden. Mit recht nimmt der verf. hiefür ein höheres alter an als Diouysius von Hali- carnaß; er hätte auf des Theophrast zwei bücber ärqyiABrmv lü- ycov slg tu a^r/^ata verweisen können sowie auf Anaximenes cap. 21. Ebenso ist Apsines übergangen, von dem ein inter- essantes fragment (I, 407 sp.) vorbanden ist; vgl. Volkmann, Abriß p. 460. Gleichfalls fast unverändert sind die theile der gerichtsrede geblieben : einleitung, erzählung, themastellung und eintbeilung desselben; doch hätte sich hier manches kürzen und zusammenfassen lassen, so § 15 a. e. des Hermogenes ngo- xataoxevij mit bezug auf p. 125.

In der topik der Enthymeme wird die theorie des Aristo- teles Rhet. II, 23 eingehend kritisiert. Dieser theil sowie die weitere besprechung der topik der Enthymeme bei den stoikern und deren Umbildung bei anderen rhetoren gehören zu den be- sten Zusätzen und Umarbeitungen der neuen aufläge. Ueber einzelheiten kann man auch hier anderer ansieht sein ; so finde sich z. b. bei Aristosteles dno vov jioau%ä>g nichts in der topik, vgl. I, 15, II, 3, worauf bereits längst aufmerksam gemacht wurde. Auffallend ist überhaupt das urtheil über die bedeu- tung des Aristoteles für die rhetorik, das jetzt im schwunge zu sein scheint ; die art und weise , wie er die topik der Enthy- meme zuerst wissenschaftlich behandelt hat, soll „äußerst man- gelhaft" sein; „vieles naheliegende wird vermißt", und doch „ist auch hier der Scharfsinn und die findigkeit des Aristoteles zu bewundern". Er verweist ja in seiner rhetorik auf die topik,

Nr. "3. 33. Ehetorik. 189

wo über die sache genaueres zu finden sei; in der rhetorik giebt er nur eine allgemeine Übersicht , ohne Vollständigkeit oder er- schöpfende gründlichkeit beanspruchen zu wollen ; daraus erklärt sich vieles , ohne daß man einzelne kapitel des zweiten buches oder sogar das ganze dritte buch dem philosophen abzusprechen braucht. Auch bei Prantl, Geschichte der logik im Abend- lande, hat sich der verf. nach einer wirklichen, sachgemäßen belehrung über die rhetorischen topen vergebens umgesehen.

Die kvoiq xurä utiaaiv ist wohl (p. 245) insofern mit der Xvaiti aiaiQi-a sgh' verwandt, als beide widerlegen sollen; aber Apsines zieht letztere in der auch von Volkmann angeführten stelle zur direkten Widerlegung : oi y<t(j txtivo y' eativ tintlv^ d. h. der Vorschlag ist nicht nützlich , sondern im gegentheil schädlich. Das unveränderte kapitel 26) „anwendung und ausführung der beweismittel" berührt sich mit bereits vorge- brachtem, z. b. nXaa-ia fni^eiot'juuTa p. 260 und 232, ohne daß man neues hört, oder hätte besser früher untergebracht werden können, theils gehört es unter die dispositio § 38. In dem ab- schnitte über den schluß der rede werden p. 271 beispiele für loci communes angeführt, die nicht am Schlüsse der rede vorkom- men ; sie hätten passender zur egressio § 14 gezogen werden können. Ueber den unterschied des yelofov und i'vxaQ' unc^ *^re anwenduug giebt Demetrius III, 298 f. Sp. nicht uninteres- sante winke.

Die zweite gattung der beredsamkeit , genus deliberativum, (p. 294 314) wird kurz behandelt; die bedeutung und anwen- düng der relma y.ecpdXaia wird nicht erschöpfend erörtert; be- sonders würde man eine darlegung der art des Demosthenes an stelle des Isokrates dankbar gesehen haben. Zu ausführlich (p. 315 363) ist dagegen das genus demonstrativum nach Me- nander besprochen. Die ermüdende, eingehende aufzählung der einzelnen formen dieser sophistischen kunst hätte man wohl dem verf. gerne erspart, zumal da jedem, der sich damit befassen will, dieses quellenmaterial leicht zugänglich ist.

Die disposition der rede (p. 363 392) wird an passenden beispielen erläutert. Bei der ötuigtaig der einzelnen Status ist die theorie des Cornificius , Cicero und Quintilian jetzt an die spitze gestellt. Doch wäre für den konjekturalstatus eine Zerle- gung der rede Cicero's pro Roscio Amerino zweckdienlich ge-

190 33. Rhetorik. Nr. 3.

wesen, da diese zu den ältesten seiner reden gehört und streng nach den rhetorischen Vorschriften gebaut ist.

Eine größere Umarbeitung hat der dritte theil der rhetorik, die elocutio erfahren. Auch dieser abschnitt kann zu einzelnen bemerkungen anlaß geben. So ist die notiz § 42 , die lehre vom ausdruck werde von den Griechen crgdoic, meist lehe, sel- tener ajtayy&lta oder SQfJirjrtCn genannt, ungenau; ioftqreia wird von den späteren rhetoren mit Vorliebe verwendet, weniger Xs^ig. Wenn ferner Fortunatian nach stoischer theorie die elo- cutio in quantitas verborum, d. h. bonitas verborum, und structurae qualitas, d. h. komposition theilt und nach Quintilian: ea spectatur verbis aut singulis {ut sint Latina, perspicua, ornata) aut coniunctis (ut emendata, ut apte collocata, ut figurata), so haben wir es doch nicht mit einer ganz verschiedenen eintheilung im allgemeinen zu thun.

In dem vermehrten und verbesserten abschnitte über die tropen und figuren ist die geschichtliche entwicklung der theorie der tropen nicht genügend beleuchtet. Für die notiz p. 418, Cicero nenne den gebrauch der metaphern einen naturgemäßen und Demetrius die Umgangssprache die lehrmeisterin der me- taphern, ist Aristoteles Rhet. III, 2 die quelle. Ueberhaupt giebt Aristoteles über diesen und andere tropen feine bemer- kungen, die von späteren rhetoren nur wiederholt werden; Volk- mann bezeichnet die Aristotelische eintheilung der metaphern als unfruchtbar. „Oft spricht Cicero von sich allein im plural" als Synekdoche (p. 422) bedarf der berichtigung. Von den hy- perbeln p. 439 und 440 werden einige zweimal angeführt. Die gelegentliche bemerkung des Philostratus v. p. 607 16 aavv8sroi\ o 8ij niilmra iniarolijv lapi7iQvt>£\ hätte nicht als kennzeichen der alten technik angesehen werden sollen ; Aristoteles verwirft das asyndeton für die ygaqun^ te$t^ (III, 12) und Demetrius § 226 hält es für den briefstil für ungeeignet.

Eine vollständige Umarbeitung erfuhren die stilarten. Doch kann die frage über den Ursprung und die eintheilung derselben noch nicht als abgeschlossen betrachtet werden. Volkmann ver- mißt bei Aristoteles eine Unterscheidung der y(ia(pi*ij lf%ig, wäh- rend dort nur eine redegattung angenommen wird: 76 8e ngot,- dictiQtia&di t/;»' }^ir , ort tjdsTat 8e7 xai fityalonQtni], negiegyor. Dagegen zerfällt !t aymvitiitxri )r$is (// inoy.giifXMrüiij) in 1)-

Nr. 3. 33. Rhetorik. 191

i dixtj und nadr]7tiirj, vrgl. die xpdnl Xoyni III, 2. Dem Theo- phrast legt Volkmann mit recht die aufstellung dreier stilarten bei; dagegen läßt er es dahingestellt, ob er sie zuerst gelehrt und wie er sie bezeichnet habe. Abar Dionysius Dem. cap 3 behauptet, Theophrast habe den Sophisten Thrasymachus als be- gründer tijg nvicag (xtdor^mg bezeichnet; daraus darf man wohl folgern, daß Theophrast (»tarn- yevog jene stilart nannte, die aus der /f'|(? }irrj x.<u ayeliji; (cap. 2) und der ntyalnnQtnsta xca fopvoTijg (cap. 4) richtig gemischt ist. Daher ist die annähme Volkmanns kaum richtig, daß die „späterhin meistentheils üb- lichen ausdrücke ndgar ueaov la%rnv bereits auf ihn zurückge- hen". Bei Demetrius § 114 ist eine definition des Theophrast vom ipv/Qor , dem gegentheil des xccnaxTtjQ nsyalonQsnrjg ange- führt : also geht auf ihn sache und name zurück ; die übrigen bezeichnungen können nicht von Theophrast herrühren , da De- metrius sie als neuerungen bezeichnet, z. b. § 186, 239. Dionysius führt in Dem. und C. V. gänzlich von einander ab- weichende theorien der stilarten und harmonien an. Unrichtig sieht Volkmann p. 536 das uv&t]q6v für synonym mit ui-'aov an; denn Dem. cap. 36 werden drei aQfioviat aufgestellt: avoiyga

\ ylayvgct (== ni&rjga) /je arj ; vgl. Dem. 5 und C. V. 24, wo %a- quxttjq fiiaog und aouoria fjtnrj oder xoivr} gleiche erkläruug finden. Eine dtirnryg (p. 544 ff.), die in der rechten Verwen- dung aller drei stilarten besteht, kann nur von jenen rhetoren angenommen werden, bei denen nicht rb fte'aor yeiog richtig ge- mischt ist aus dem besten der erhabenen und schlichten rede- weise (Dion. C. V. cap. 24). Deshalb kann nicht nach Diony-

\ sius Demosthenes das eigentümliche aller drei stilarten ver- mischt und sich zu eigen gemacht und so die Sfij-rm/s' geschaf- fen haben ; die mittlere stilgattung ist eben nicht mit der „blü- henden" gleichbedeutend , sondern die richtige verwerthung der beiden anderen. Doch kann diese Schwierigkeit hier nicht weiter verfolgt werden, zumal ja auch die texte der rhetorischen Schrif- ten des Dionysius noch sehr im argen liegen. In der stillehre der späteren sophistischen zeit, die ebenfalls verbessert dargestellt ist, legt der verf. dem Hermogenes zu große bedeutung bei; der junge Vielschreiber ist zwar der tummelplatz der spätesten techniker und kommentatoren ; aber seine Vorgänger hat er red- lich geplündert, wenn er auch scheinbar auf sie keine rücksicht

192 34. Rhetorik. Nr. 3.

nimmt; vgl. auch Liers, zur geschichte der rhetorischen ideen- lehre, Jahrb. für phil. 1885, 577.

Den Schluß bilden die zwei letzten theile der beredsamkeit, das gedächtnis und der Vortrag. Das wort- und Sachregister ist ebenfalls verbessert und nach deutsch-lateinischen und grie- chischen Vokabeln geordnet.

In dem oben erwähnten ,, Handbuch der klassischen alter- thumswissenschaft" veröffentlicht Volkmann einen gut geschrie- beneu abriß seiner rhetorik der Griechen und Römer. Zuerst giebt er eine kurze geschichte und eintheilung der rhetorik ; u. a. werden dem Aristoteles auch hier nur zwei bücher der rhetorik zugeschrieben ; im dritten habe ein peripatetiker die lehre vom sprachlichen ausdruck und den theilen der rede in mehr empirischer weise behandelt. Von Apsines soll ein aus- zug aus einem original ähnlich wie Alexander aus Caecilius und anderen rhetoren über die figuren auf uns gekommen sein (?). Daran schließt sich die lehre von der auffindung des Stoffes, von der disposition, dem ausdruck, endlich vom gedächtnis und Vortrag. Es wird dabei häufig auf das größere werk verwiesen, wo man sich aufschluß über gewisse nur angedeutete fragen er- holen soll, wie denn der ganze abriß nur für solche leser be- rechnet zu sein scheint, die das größere werk im köpfe haben und einen bequemen auszug benutzen wollen. Denn einzelne partieen, wie über die statuslehre, werden den meisten in dieser fassung schwer verständlich bleiben; die propositio und partitio werden nach dem Schlüsse der rede als etwas nebensächliches erwähnt. Dagegen verdient die übersichtliche behandlung der tropen und figuren hervorgehoben zu werden.

Die litteratur ist in beiden Schriften, soweit es sich über- sehen läßt, ziemlich vollständig verzeichnet. Auffallend führt Volkmann § 46 der größeren ausgäbe bei der erörterung über „bilder und gleichnisse", simüüudines, die den gegenständen un- serer darstellung licht und klarheit verschaffen, Stangls öpoiü- 7// res' in Ciceros rhetorischen Schriften und den lateinischen rhe- toren, Blätter für bayer. gymnasialwesen 1883, bd. 19, h. 7 an. Nun aber steht in diesem heft nur der Schluß der bereits im vierten heft begonnenen Zusammenstellung der citate aus Ci- ceros rhetorischen Schriften bei lateinischen rhetoren (Halms

Nr. 3. 35. Bibliographie. J 93

Rhetores latini minores) mit rücksicht auf die textkritik ; es hat das also mit dem schmuck der rede gar nichts zu thun.

Hammer.

35. 0. Castellani, le biblioteche nell' antichita dai tempi piü remoti alla fine dell' impero Romano d'occidente ri- cerche storiche. Bologna, stablimento tipografico succ. Monti 1884. (Mailand, U. Hoepli). 8. XXXIV u. 60 p. 2 lire.

In drei abschnitten: biblioteche delV Oriente, biblioteche della Grecia e delV Egitto und biblioteche di Roma wird die geschichte der bibliothek von den ältesten Zeiten bis zum Untergang des weströmischen reiches behandelt. Die arbeit des Verfassers be- ruht hauptsächlich darauf, die Zeugnisse der klassiker aus den bekanntesten arbeiten deutscher gelehrter zusammenzustellen und kritiklos eins dem anderen anzureihen. Zu bedauern ist, daß Castellani Birt's arbeit über das antike buchwesen (Berlin 1882) I nicht kennt , dann hätte er auch p. 54 anders über die libri i lintei und elephantini geurtheilt. Ein lohnendes thema ist hier ' leider dilettantisch und flüchtig behandelt. Es macht schon ei- nen üblen eindruck, daß der Verfasser nöthig hatte, zu dieser j kurzen arbeit zehn Seiten nachtrage hinzuzufügen, und diese be- richten weder alle fehler, unter denen sich ganz erschreckliche finden, noch vervollständigen sie ztir genüge das gebotene. Es r ist unbegreiflich, daß erst in den nachtragen der Verfasser dar- i auf kommt, daß das bekannte scholium Plautinum, welches eine : notiz über die bücherzahl der alexandrinischen bibliothek ent- ii hält, eine lateinische wiedergäbe derselben quelle ist, die Tzetzes prooem ad Aristoph. benutzte 1). Diese stelle mußte doch aus- ■i führlich kritisiert werden , oder Castellani mußte zu erkennen ): geben, welcher erklärung er beiträte. Auf welchem Standpunkt l der kritik Castellani steht, kann man daraus ersehen, daß er ohne •i weitere bemerkung den Apollonios Rhodios als alexandrinischen ■) bibliothekar gelten läßt, während doch bereits Bernhardy, Griech. - litteratur II, 1, p. 304 diese nachricht sehr in zweifei gezogen hatte, und schon früher Tzetzes in den genannten prooemien c hierüber im unklaren war, vgl. Ritschi, Opusc. I, 200. 207. . Ueberhaupt leidet der abschnitt über die alexandrinische bib»,

1) Aus welchem gründe Castellani griechische belegstellen immer m lateinischer Übersetzung citiert, kann ich nicht ergründen.

194 36. Bibliographie. Nr. 3.

liothek trotz Ritschl's arbeit au mancherlei Unrichtigkeit. Es durfte des ferneren nicht ohne weiteres von einer öffentlichen bibliothek des Peisistratos geredet werden. Dieser begriff hat aller Wahrscheinlichkeit nach dem griechischen altorthum gefehlt, ers' in der zeit der Ptolemäer nahm der staat ein interesse an de Sammlung der litteraturschätze. Unbekannt ist Castellani , de nur auf 21/2 seite von bibliotheken des klassischen Griechen- lands zu reden weiß, daß schon Piatons Schriften gegen eine leih- gebühr entlehnt wurden, vgl. Antigonos von Karystos bei Diog. Laert. 111,66, dazu Bergk, Griech. litter. I, 218 f. In gleicher weise ist in dem abschnitte über die bibliotheken Roms, welcher sonst noch der beste theil der arbeit ist, nicht untersucht, ob die benutzung der Staatsbibliotheken jedermann freistand. Wenn man Ovid Epist. I, 3, 64 liest , möchte man geneigt sein , es anzunehmen, aber Tac. Dial. 21 und 37 scheinen nicht für das gleiche zu sprechen. Mir ist es nicht möglich, hier diese und andere fragen , an denen Castellani ruhig vorübergegangen is zu erörtern. Jedenfalls wird der deutsche philologe sich nich in dieser scbrift rath über die geschichte der bibliotheken de, alterthums holen. Vielleicht war der leserkreis der patria letta raria , in der die arbeit veröffentlicht wurde , weniger auf neue wissenschaftliche resultate gespannt.

Hugo Landwehr.

36. Guil. Busch, de bibliothecariis Alexandrinis qui fe- runtur primis. Dissertatio inauguralis Rostochiensis. Leipzig, Gust. Fock 1884. 56 p. 8. 1 mk. 20 pf.

Daß es vorwiegend chronologische fragen sind, welche zum gegenstände der erörterung gewählt werden , hätte vielleicht im titel kurz angedeutet werden können. Denn wenn über die bi- bliothekare gehandelt werden soll , so wäre doch auch die thä- tigkeit der betreffenden näher ins äuge zu fassen gewesen. Vor allem hätte ich bei Kallimachos eine Stellungnahme zu der ii neuster zeit von Birt (Antikes buchwesen p. 482 ff.) aufge- stellten hypothese , daß jener ein gegner des großrollensystems gewesen ist1), gewünscht. Zwar wird der ausspruch des Kal-

1) Eine ausführliche kritik dieser arbeit gab ich im Philo!, anz. XIV, p. 357 ff. Dagegen hat sich ferner ausgesprochen Haenny, Schriftsteller und buchhändler in Rom. Inauguraldiss. von Zürich 1884, p. 89 ff.

Nr. 3. 36. Bibliographie. 195

limachos p. 41 erwähnt, aber in einer weise, die deutlich zeigt, daß Busch nicht über jene kontroverse unterrichtet ist. Natur- gemäß werden neben den biographischen notizen der gramma- tiker auch die Zeitereignisse berücksichtigt. Mit recht schließt Busch sich hier an Droysen an; denn das, was Koppe (Rhein, mus. 39) gegen diesen vorgebracht hat, ist nicht stichhaltig. Wo etwa vereinzelt Busch von Droysens darlegung abweicht, geschieht es ohne glück z. b. p. 20 f. Zur behandlung ge- langen Zenodot, Kallimachus, Eratosthenes, Apollonius Rhodius, Aristophanes v. Byzanz und Aristarch. Von diesen scheidet Busch den Kallimachus und Apollonius als solche aus , die das amt eines bibliothekars nicht verwaltet haben. Daß Kallima- chos , der als Verfasser der nivaxeg unter den alexandrinischen grammatikern eine so bedeutende Stellung einnimmt, nicht jenen posten bekleidet habe, muß wunderbar erscheinen, und in der that hat auch bis heute die wissenschaftliche forschung ihn nicht jenes amtes entkleidet. Aller zweifei an der richtigkeit der bis- herigen ansieht muß aber berechtigt erscheinen , wenn sich er- giebt , daß Kallimachos vor Zenodot gestorben ist , mithin für ihn, so lange Zenodot lebte , keine anwartschaft auf jene stelle vorhanden war. Busch setzt nun den tod des Kallimachos Ol. 133, 4 und den des Zenodot er. ol. 136. Wenn man nun ge- nauer die von ihm hierfür ins feld geführten argumente betrach- tet, so ergiebt sich, daß diese angenommene priorität, welche durchaus Ritschis ansätzen widerstrebt, hauptsächlich von der interpretation einer stelle des Suidas s. v. ^(jtHTnyüvij^ ausgeht, wo gesagt wird ,ua#//?/}t,' KaXXifta^ov y.<u Zijiodozov , aXlu rot Mv Jt'oc, rov dt nuig i/Hovatv. Dies erklärt er nun dahin, daß Aristophanes erst den Kallimachos , dann den Zenodot gehört habe. Gegen die richtigkeit dieser erklärung will ich keinen zweifei erheben, aber es folgt doch nicht nothwendig aus dem übergange von dem einen lehrer zu dem andern, daß der er- stere gestorben sein muß, bevor Aristophanes zum zweiten über- ging ; vielmehr ist es doch viel natürlicher , daß er erst die schule des geringeren wählte, um dann in die des berühmtesten überzugehen. Mag es auch schon durch die Verhältnisse ge- boten sein, daß Zenodot sich nicht mit anfängern befaßte. Ein weiteres argument für diese hypothese glaubt Busch p. 1 7 in den Worten des Suidas s. v. KaXXl(ia%og zu finden. Aber abgese-

196 36. Bibliographie. Nr. 3.

heu davon, daß die lesung, auf welcher Busch fußt, eine durch konjektur hergestellte2) ist, hat doch nagoweheiv , wie Busch p. 48 n. 9 selbst eingesteht, eine viel weitergehende bedeutung, als daß hier eine so bestimmte (,, lebte bis") angenommen wer- den könnte. Ich kann es daher als nicht begründet ansehen, daß Kallimachos nicht bibliothekar gewesen, wenn er auch nicht mit diesem amte bereits bekleidet war, als er seine nCvaxsg ver- faßte. Das durch Ritschi bekannt gewordene scholion Plautinum nennt ihn doch aulicus regius bibliothecarius. Allerdings hat der vielumstrittene bericht des Tzetzes in den prolegomenis zum Ari- stophanes die an sich schwer verständlichen worte: dag ö Kai- Xi'fxaj(ng vsavtGxhg mv rjjg nvXijg laTFQbig ptsrn rijv uvoQdwotv rovg nlvaxag avrmv ansynäxpato 3). Die erklärung dieser worte hat Busch durch den hinweis, daß rsaviaxot von Diog. Laert. häufig die schüler der philosophen genannt würden , nicht ge- fördert, vielmehr will Schneiders (Callim. II, 298) emendation doch ansprechender erscheinen.

Daß Apollonios nicht bibliothekar gewesen , hat Busch da- durch am sichersten erwiesen , daß er die entstehung der vita II aus I, was vielleicht in der kaiserzeit geschah, dargelegt hat. Hiermit ist die romanhafte notiz über die vermeintliche rück- kehr des Apollonios ins reich der fabel verwiesen.

Daß nun bereits im alterthum sich ein kanon der alexan- drinischen bibliotheken festgesetzt hat , scheinen mir die prooe- mien des Tzetzes zu zeigen. Hier wird in beiden übereinstim- mend Aristarch als der vierte oder fünfte bezeichnet, der nach Zenodot jenen posten bekleidet hat (Ritschi Op. I, 200. 207). Für mich ergiebt sich aus dieser notiz aber, daß es nicht, wie Busch meint, eine vereinzelt dastehende ansieht war, Kallimachos sei bibliothekar gewesen, sondern eben der gebrauch der zahl

2) Suidas sagt xal nagimve ^^XQ1, T°v Evtgyitov xlrjfttvTos Tlio- Xf/Lt«iov , okv/umädog dt qx£ , IS xata tu dtvTtyov trog v Evtgyhtjg llro- kifiaios rjQ$aro. Nun ist aber Euergetes Ol. 133, 2 könig geworden und nach Kaibels vorgange emenHirt Busch ijxfiaat dt tnl rrjg 6kv/u- niädog qx£ xal naginivt /uijf£t zov Evtgyirov xkrj^ipiog IlTokt/.iaiov, vkv/u- ninöos dt (jky, t)s Kik

3) So ist die lesung des Ambrosianus. Daß der Parisinus etwas abweichendes bietet ist Busch entgangen, sonst hätte er es ohne Zwei- fel für seine argumentation verwerthet. In diesem ist nämlich nur zu lesen: iuv (sc. ßißkiav) lovg nivaxag v&rtQOV Kakklfxayog Int- yQÜiparo.

Nr. 3. 37. Bibliographie. 197

! weist darauf hin, daß jeder leicht im stände war, sich das feh- lende zu ergänzen, i Hugo Landwehr.

37. Louis Haenny, schriftsteiler und buchhändler in Kom. Inauguraldissertation der Universität Zürich. Leipzig, Gu- stav Fock 1884. 8. 118 p. 2 mk. 40 pf.

Theod. Birt hat durch sein „antikes buchwesen" ein neues bisher wenig beachtetes arbeitsfeld erschlossen ; daß aber nach ihm noch manches zu thun ist, dafür liefert die vorliegende ar- beit einen vollgültigen beweis. Dieselbe erörtert : 1. die Stellung des Schriftstellers, 2. die des buchhändlers , 3. das Verhältnis zwischen autor und editor. Hieran schließen sich in einem vierten abschnitte die darstellung ergänzende excurse über die anfertigung und den umfang der rollen, das autorrecht, das ver- i lagsrecht, die buchpreise und die dedikation.

Der Schwerpunkt der arbeit liegt im dritten abschnitt, wel- i eher den beweis liefert , daß das Verhältnis zwischen autor und editor kein kontraktliches war , und der Schriftsteller kein ho- norar empfing. Um dies nun im einzelnen zu erweisen , prüft Haenny sämmtliche Zeugnisse , welche für diese frage etwa in betracht gezogen werden können. Denn bis auf Gölls auseinan- dersetzung im Gallus II, 450 war die ansieht herrschend , daß der Verleger im alterthum dem Schriftsteller das apographum abkaufte. Bei Cicero und Atticus hat die gelehrte weit nun sogar eine procentuelle abgäbe des Verlegers an den autor an- genommen. Doch kann dies sich allein auf Ep. ad Att. XIII, 12, 2 stützen : Ligarianam praeclare vendidisti. Posthac quidquid scripsero, tibi praeconium deferam, aber das vendere wird von Haenny als synonym mit venditare „empfehlen" erklärt, und dadurch bekom- men die worte eine durchaus andere bedeutung , welche aber nicht zum nachtheile des sinnes ist. Denn auch aus einer an- dern stelle wissen wir, daß Atticus dem Caesar insbesondere die Ligariana empfohlen hatte. Auch was sich aus den bemer- kungen des Horaz, Ovid, Quinctilian, Plinius dem Jüngern, der nicht schlechtweg Plinius Secundus in der Überschrift zu nennen war, Iuvenal, Tacitus und namentlich Martial ergiebt, ist nicht derartig, daß eine honorierung nothwendig erschlossen werden muß. Namentlich bei Martial, von dem die forschung bis jetzt Philol. Anz. XVI. 14

198 37. Bibliographie. Nr. I

immer die entgegennähme eines buchhändlerhonorars fest be- hauptet hatte, wird genau erwiesen, daß dieser dichter nirgends auf eine entschädigung seitens des buchhändlers rechnet , viel- mehr betont, daß die poesie keine ars pecuniosa (V, 56, 8) sei. Wenn ich nun die richtigkeit dieses resultates anerkenne, so möchte ich doch daran die frage knüpfen , wie war es möglich, daß hier die Wissenschaft so lange einer fälschlichen ansieht hul- digte. Daß dieselbe überhaupt fortwährend vertheidiger fand, hat einmal darin seinen grund, daß die forscher von der ge- genwärtigen anschauung beherrscht wurden und dann darin, daß in der that die dichter und Schriftsteller des alterthums nicht um den rühm allein ihre feder schwangen , sondern daß ihnen auch ein nicht unbedeutender erdenlohn zu theil wurde. Die form der dedikation war es im wesentlichen , durch welche sie eine einnähme erzielten. Noch im siebenzehnten jahrhun dert herrschte ja bei uns die gewohnheit , daß gelehrte ihre abhandlungen fürsten widmeten und diese jenen dann eine be- stimmte summe dafür zahlen ließen. "Wenn Horaz sagt, daß ihn die paupertas audax angetrieben habe , verse zu machen, so fragt man doch hier schon nach dem cui bono. Hierzu kommt, daß ihm gerade später Maecenas in mehr als einer weise be- lohnungen zukommen ließ. Bei Martial ergiebt sich dies am deutlichsten, denn seine dedikationen sind immer von einem Sei- tenblick auf den geldbeutel des gefeierten begleitet. Freilich umgiebt er sich mit dem nimbus , als ob ihm wenig an einer belohnung seiner muse gelegen sei (X, 74), aber dann fordert er wieder sogar jeden leser auf , ihm für die genossene lektüre einen tribut zu zahlen (XI exit. und V, 16)1). Freilich kann er dabei ruhig behaupten : Dieitvr et nostros cantare Britannia versus. Quid prodest? rieselt saccidus ista meus. Denn wenn seine gedichte auch noch so verbreitet waren, der buchhändler zog al-

1) Der interpreta/tion des letzten epigramms des elften buches hat Haenny eine längere auseinandersetzung p. 71 ff. gewidmet. Die verschiedene lesart v. 4 lector, salve oder solve hat eine verschiedene auffassung gefunden. Ilaenny entscheidet sich für lector, solve und sieht darin „nichts als eine humoristische aufforderung an den leser, dem dichter für den geistigen genuß eine gratification darzureichen". Der leser thut, als ob er nicht angeredet, als ob er dem dichter nichts schuldig wäre. Martial giebt ihm sein vale und ergreift die ge- legenheit, um sein buch zu schließen.

Nr. 3. 37. Bibliographie. 199

lein den vortheil davon. Jenes , was ich hier nur andeutete, mußte im excurse: dedikation weiter ausgeführt werden.

An den excursen ist überhaupt zu tadeln , daß sie zu we- nig abschließend die fragen behandeln , zum theil aber auch bereits von Birt erledigte fragen , wie über die buchpreise 2) ohne neue resultate nochmals besprechen. Das bedeutendste bietet der über die anfertigung und den umfang der rollen. In dem- selben wird Birts ansieht bekämpft, daß es einen raumzwang gab, „dem die alten schon bei der koneeption ihrer werke selbt und während all ihres producierens gehorsamten". Sollte nun diese frage in einer wirklich abschließenden weise erledigt wer- den, so mußte dieselbe in viel ausführlicherer weise besprochen werden. Vor allem war der nachweis erforderlich, daß in der altern litteratur Griechenlands das von Birt angenommene groß- rollensystem keinen räum hat. In welcher weise ich diese Un- tersuchung geführt denke , brauche ich hier nicht auseinander- zusetzen , da ich bei einer ausführlichen besprechung von Birts buche gerade in dieser Zeitschrift (XIV, 357 ff.) meine ansieht dargelegt habe3).

Was Haenny über die edition vorgetragen, fordert in mehr als einem punkte den Widerspruch heraus. Verfolgen wir die entstehung eines litterarischen produktes von seinem Ursprung an. Die erste aufzeichnung geschah durch den dichter selbst fast aus- schließlich wohl auf der schreibtafel und dann , wenn der vol- lendete abschnitt ein größerer war, der auf ersterer nicht mehr genügend platz fand, auf pergament. Bei der behandlung dieser frage hat Haenny übersehen , was Ovid im beginn des ersten buches der Fasten sagt. Daß papyrus bei der ersten koneeption gebraucht sei, will mir nach Pers. III, 10 und selbst Hör. Ep. II, 1, 112 wenig wahrscheinlich vorkommen, und ich schließe mich hier Birts erklärung (Antikes buchwesen p. 60 f.) an. Denn die schreibtafel und das pergament4) wurden deshalb ge- wählt, weil sie beide die gleichen vortheile benutzen : korrektu-

2) Hierbei bätte auch die gleichzeitige griechische litteratur be- rücksichtigung finden müssen. Was Birt p. 82 ff. gegeben, ist weder vollständig wiedergegeben , noch bezüglich der römischen litteratur completiert.

3) Haenny verweist p. 99 auf diese anzeige , doch scheint sie ihm erst nach Vollendung seiner Untersuchung bekannt geworden zu sein.

4) „Papyrus und palimpseste dienten zu entwürfen" sagt Haenny

14*

200 37. Bibliographie.

ren konnten leicht gemacht werden und ein abermaliger ge- brauch war nach erfolgter tilgung der eingetragenen schritt wieder möglich. War nun das werk beendet, so begann die Zu- sammenstellung und alsdann die anfertigung des autographums, was aber auch durch sklaven geschehen konnte. Die eigent- liche publikation d. h. die mittheilung an das publikum geschah durch den buchhändler. Daß die privatedition des dichters im freundeskreis von bedeutung gewesen sei, wie Haenny p. 18 glaubt , ist schwerlich anzunehmen. Schriftsteller von ruf wer- den dies nicht gethan haben, und auch für weniger bedeutende konnte es dem buchhändler gegenüber nicht als empfehlender vortheil erscheinen , wenn bereits eine anzahl exemplare ver- breitet war. Dadurch war der buchhändlerischen Spekulation ein absatzgebiet vorweggenommen.

Daß nun der stand der buchhändler in Rom bereits vor der kaiserzeit ein ausgebreiteter gewesen sei, wie Haenny p. 24 Schmitz gegenüber behauptet, ist nicht zuzugeben. Denn er- stens ist es doch eine feststehende thatsache, daß erst der Römer der kaiserzeit den buchhändler librarius bezeichnet, während es früher nur Schreiber bedeutete 5). Zweitens ist es doch nicht

p. 8 und will palimpseste ohne zweifei als gleichbedeutend mit per- gament verstanden wissen , wie die beigefügte anmerkung auch zu zeigen scheint. Dies ist aber falsch, denn auch papyrus wurde, wenn auch seltener, zum zweiten male beschrieben, vgl. Gardthausen, Griech. palaeographie p. 43.

5) Diese bedeutungsverschiebung ist nicht unwichtig für die ent- stehung des buchhandels in Rom. Die litteratur war wohl verbreitet, aber wesentlich durch die privatabschrift. Erst als das bedürfnis nach litterari sehen produkten weitere kreise ergriff, und als auch eine po- pularisierende scbriftstellerei , wie sie Cicero betrieb, um sich griff, konnte das geschäft eines buchhändlers, wie es schon lange in Grie- chenland betrieben wurde, lukrativ erscheinen. Hiermit kam der stand der buchhändler empor, und der Römer, welcher kein wort bildete, nahm eins seiner spräche , welches ihm die thätigkeit dieser leutc treffend zu bezeichnen schien. Librarius war nicht mehr der, welcher selbst schrieb, sondern welcher schreiben ließ. Hiermit hängt es wohl auch zusammen, daß Cicero gegen seinen bruder Quin- tus klage führt, es sei schwierig werke der älteren litteratur zu er- langen. Zur zeit eines Ennius nahm sich noch nicht der geistespro- dukte der spekulative sinn der buchhändler an. Daß nun auch äl- tere werke in späterer zeit hohe preise hatten , lag darin , daß eine Vervielfältigung, die in mehreren exemplaren dann billiger sein mußte, als im einzelnen, sich nicht lohnte. Weiter muß unter diesem ge sichtspunkte der umstand in betracht gezogen werden, daß die ersten bibliotheken in Rom im wesentlichen auf einen anstoß von Griechen- land zurückzuführen sind, und daß dieselben in erster linie griechische

n

Nr. 3. 37. Bibliographie. 201

dringend noth wendig, daß die von Cic. Phil. II, 9, 21 erwähnte taberna libraria, in welche der von Antonius verfolgte Clodius sich flüchtet, ein buchladen gewesen sein muß, vielmehr steht doch dem nichts im wege , daß es die stube eines professions- schreibers war. Ebenso wenig sind die librarii bei Cic. Ep. ad Att. XII, 6, 3 buchverkäufer6), sondern Schreiber. Gar sortiments- buchhändler in die letzte stelle zu bringen, will doch etwas kühn erscheinen. Drittens kann Atticus nicht zum beweis dafür an- geführt werden, daß in Eom bereits ein buchhandel in flor war. Atticus' hauptgeschäft war in Athen, und hierfür muß der maßstab der griechischen Verhältnisse gelten.

Die edition eines werkes erfolgte nun in der weise, daß der buchhändler eine größere anzahl von exemplaren herstellen ließ. Bezüglich der große der aufläge ist Haenny p. 39 f. zu keinen weiteren resultaten als Birt gelangt, ja er hat nicht ein- mal das gesammte material einer erneuten durchforschung unter- zogen. Denn Plin. Ep. IV, 7, 2 ist nicht die einzige stelle, welche über die große der aufläge nachricht giebt. Was Vo- piscus cap. 10 vom kaiser Tacitus erzählt, konnte nach Birts emendationsversuche (Antikes buchwesen 352) sehr wohl einer nochmaligen Untersuchung unterzogen werden. Zum Verständnis der stelle wäre dann Libanius I, p. 78 ed. Reisk. heranzuzie- hen und danach das decies zu erklären. Ich kann hier nicht im einzelnen die resultate meiner Untersuchungen vorlegen, da dies zu weit führen würde , sondern muß mich begnügen nur die hauptpunkte hervorzuheben. Daß nun die Vervielfältigung durch diktat geschah, wie Birt p. 362 noch annimmt, hat Haenny mit recht in abrede gestellt, aber daß um mehrere Schreiber zu beschäftigen die originalrolle in bogen 7) zerschnitten wurde,

werke umfaßten. Erst nach der gründung derselben kam der rö- mische buchhandel in flor.

6) Haenny sagt p. 24 zu dieser stelle : „sonderbar genug nimmt Th. Birt (p. 351) an, die librarii des Atticus müssen „nun zu allen privaten, die das buch schon gekauft haben, rennen und den „druck- fehler" exemplar für exemplar ausmerzen". Aber Birts worte sind mißverstanden. Der orator war erst in einigen exemplaren ver- kauft und soweit Atticus die besitzer ermitteln konnte, sollte er die korrektur mittheilen.

7) Als bezeichnung hierfür erweist Haenny scapus. Aus Plin. XIII, 77 : plagulae inter se iunguntur nunquam piures scapo quam vicenae darf nicht geschlossen werden , daß die Papierfabriken nur

202 38. Pinclaros. Nr. 3.

will mir wenig wahrscheinlich vorkommen. Denn wie war dann das aneinanderfügen der von den einzelnen gemachten abschrif- ten möglich ? Schrieben sie alle stets genau in derselben weise, wie die vorläge war? Dann wäre unbedingt nothwendig die annähme einer feststehenden normalzeile. Daß aber für diese in der Überlieferung kein fester anhält vorhanden ist , habe ich früher dargelegt. Nun muß aber die Vervielfältigungsart, welche gleichzeitig mehrere exemplare entstehen ließ , billiger gewesen sein, als die abschrift eines einzelnen exemplares. Um nun eine befriedigende lösung dieser frage zu erzielen , wird eine nochmalige prüfung der Zeugnisse nothwendig sein, die aber hier keinen räum hat.

bogen liefern. Auch einzelne blätter waren käuflich. Das bezeugt Martianus Capella II, 219 f. und V exit.

Hugo Landwehr.

38. Studia Pindarica scripsit Aug. Heimer. Commen- tatio academica. Lundae 1885. 150 p. 4.

Unter dem ein wenig unbestimmten titel Studia Pindarica behandelt der autor dieser mit großem fleiße bearbeiteten disser- tation, welche freilich die aufgewendete mühe durch neue resul- tate nicht allzureichlich lohnt, folgende fragen der Pindarischen metrik und spräche: I. De digammo Pindarico. IL De posi- tione apud Pindarum. III. De prosodia Pindarica annotationes. Ap- pendix I. Quo exitu utantur cola dactylica , quae aut in fronte versuum aut mediis in versibus leguntur. Appendix IL De v paragogico apud Pindarum. Am umfangreichsten ist die Untersuchung über das digamma. Sie ist sehr gründlich mit ei- ner etwas ermüdenden ausführlichkeit durchgeführt , so werden z. b. bei jedem von Pindar mit digamma gebrauchten worte alle belege aus der vorpindarischen litteratur und aus den in- schriften aufgeführt. Vorausgeschickt ist eine erörterung über den hiatus. Dann bemerkt Heimer (Hartel folgend) , daß die kürzung der diphthonge mit kurzem ersten element am wort- schluß vor folgendem vokal auf die halbconsonantische natur des zweiten dementes zurückzuführen sei also Übergang von «t und oi zu aj und oj *) aber zu diesen diphthongen hätte

1) Für den accent haben auslautendes «t und o* in ältester zeit regelmäßig als vokal mit consonant gegolten und gestatten daher proparoxytonining und properispomenirung; eine ausnähme macht nur

Nr. 3. 38. Pindaros. 203

er &v garnicht und nur mit reserve rechnen sollen; ov ist in allen stellen , die Heimer beibringt , endung des genitiv singul. der o-declination , ist also ein unechter diphthong , der niemals wirklich diphthong gewesen ist. Hinsichtlich des digamma kön- nen wir Heimer im allgemeinen beipflichten : Pindar folgt in der anwendung des digamma dem epischen dialekt (referent zweifelt überhaupt nicht , daß dieser die grundlage der spräche Pindars bildet), doch zeigt der gebrauch des digamma einen erheblichen rückgang, indem es seine positionsbildende kraft im allgemeinen seltener bethätigt, und indem viele bei Homer di- gammirte worte bei Pindar keine spur von digamma zeigen, auch kommt es bei letzterem nie vor , daß digamma eine kurze silbe in der arsis (Heimer folgt im gebrauch dieses ausdrucks der Aristoxenischen terminologie) durch position längt. So be- reitwillig aber referent auch zugibt, daß das digamma von Pin- dar nicht aus dem böotischen , lesbischen oder einem dorischen dialekt entlehnt, sondern aus dem epischen übernommen ist (na- türlich haben dabei die älteren chorischen lyriker einen vermit- telnden einfluß geübt), so kann er doch die seite 4 gegebene begründung nicht ohne anstoß hinnehmen. Wenn Heimer sagt constat Pindarum sermone patriae prorsus abstinuisse, so hat dagegen referent von seinem Standpunkte aus zwar sachlich nichts einzu- wenden , aber es haben sich doch neuerdings stimmen erhoben, welche die entgegengesetzte meinung vertreten. Wenn ferner der autor geltend macht , im lesbischen sei das digamma früh geschwunden , so trifft das doch erst für eine jüngere stufe des dialekts als die hier in betracht kommende zu, bei Alkäus und Sappho wenigstens ist das digamma vorhanden und wird für sie ausdrücklich bezeugt. Unverständlich schließlich ist mir fol- gende auseinandersetzung : Ad doricam Pindari sermonis partem digamma referre eo ipso prohibemur , quod, unde hauserit doricas figuras (sie) Pindarus, ignari sumus. Wenn wir nicht genau ver- folgen können , woher die dorischen demente der spräche Pin- dars stammen (das will Heimer wahrscheinlich sagen) , so kann diese unsere unkenntniß doch für die entscheidung der frage nicht bestimmend sein.

Das nicht ganz neue ergebniß der Untersuchung über die

dasjenige at und o», welches, wenn der hauptton darauf Hegt, circum- flectirung fordert, vrgl. meinen aufsatz über den griechischen circum- flex in Kuhn's Zeitschrift 27, p. 612 tf.

204 38. Pindaros. Nr. 3.

position bei Pindar ist , daß muta cum liquida bei Pindar häu- figer position macht als bei Homer, jedoch nicht so häufig wie bei den Attikern. Sicher ist, daß Pindar von Homer abweicht, indem er nicht selten die silben auch vor muta mit nasal kurz mißt. Im übrigen ist ein vergleich mit Homer tmd den Atti- kern sehr mißlich wegen der Verschiedenheit der metra : so lange ich nicht weiß, wie viel ich dem zwang, den das metrum den dichtem auferlegte, beimessen muß, kann ich aus den ver- gleichungsweise aufgestellten zahlen keine schlösse ziehen. Sehr wünschenswerth wäre auch gewesen, zumal bei den äoliscben metren , daß die versstelle (anfang oder ende der cola u. drgl.) berücksichtigt worden wäre. Bemerkenswerth ist, daß es für die längung auslautender kürzen durch muta cum liquida am anfang des folgenden wortes bei Pindar einerlei ist , ob die worte dem sinne nach eng zusammen gehören oder nicht, ja so- gar dazwischentretende Interpunktion hat keinen einfluß.

Aus dem dritten abschnitt hebe ich hervor, daß y.alö^ und iaog auffallender weise bei Pindar stets kurze Wurzelsilbe haben. "Was die beiden appendices betrifft, so hätte bei der ersten Hei- mer gut gethan, Felix Vogt's einschlägige Untersuchungen (De metris Pindari quaestiones tres , Argentorati 1880) zu rathe zu ziehen. Er würde daraus gesehen haben, daß im versinnern am Schluß der daktylischen kola und der epitrite eine kürze nur an denjenigen stellen eintreten darf, wo sich die kürze im ersten System findet, und daß es also keineswegs , Nachlässig- keit" ist, wenn im ersten system der trochäische ausgang dak- tylischer kola häufig ist. Zur zweiten appendix möchte ich hin- zufügen, daß Felix Vogt a. a. o. § 6, 7, aus dem metrum die form oTTorer glaubt für Pindar erschließen zu können, welche mir sprachwissenschaftlich betrachtet keineswegs unhaltbar er- scheint. Die partikel lautet bekanntlich in dorischer form önnua, und durch die form 07707 tr hätten wir die möglichkeit, das gegenseitige verhältniß der beiden formen zu erklären. Wir könnten nämlich -zei (= *-Kf») als volle form der endung und -na (=*-x»' mit nasalis sonans) als geschwächte form ansetzen; durch combination der beiden formen -rsr und -x« wären als- dann die gewöhnliche form -it und die äolische -tu entstanden. In demselben verhältniß stehen vielleicht die endungen der, üs, Oa u. a. m. Friedrich Haussen.

Nr. 3. 39. Sophokles. 205

39. Sophokles' tragödien. Erklärt von C.Schmel- zer. Dritter band: Antigone. Vierter band: Elektra. Berlin 1885. Verlag von C. Habel. 8. 130 und 149 p.

Der verf. läßt in rascher folge eine bearbeitung der stücke des Sophokles erscheinen , welche sich zur aufgäbe macht , der ästhetischen Würdigung und erklärung besonderes augenmerk zuzuwenden. Man könnte einem solchen plane vollen beifall spenden, wenn einerseits der ersten bedingung genügt wäre, der richtigen auffassung des sinnes, wenn andrerseits für die ästhe- tische beurth eilung etwas nennenswerthes herauskäme. Wenn aber die sogenannte ästhetische erklärung über eine schülerhafte paraphrase des inhalts kaum hinauskommt und wo sie darüber hinausgeht, gar zu häufig in geschmacklosigkeit und Unwahrheit verfällt, wenn die grammatische und kritische seite der behand- lung der art ist, daß ein direktor dem lehrer, der solche ver- stoße sich zu schulden kommen ließe , den Unterricht aus die- sem gegenständ entziehen müßte , so kann man diese ausgäbe nur als bemerkenswerthes zeichen der zeit betrachten und muß, da es auf dem Umschlag heißt , es habe der zweite band an maßgebender stelle denselben günstigen eindruck hervorgebracht wie der erste, vor solcher reklame nachdrücklich warnen.

Um das gesagte zu beweisen, greifen wir aus der fülle von beispielen nur einige heraus. Ant. 393 fabriciert der verf. fol- genden trimeter : eoixev aXlos itie t ovder rjdovr^ Den hiatus scheint der verf. nicht zu kennen, denn auch 130 steht %qvc>ov xava%rj lntQ0n7or im text. V. 614 soll es heißen: draräv ßiazdg nuunolig ?xtoc "trag. Ob die responsion (mit ngnansi d aXiyoaror %q6vov 'ixrog arac) oder die prosodie außerhalb des ästhetischen gesichtskreises liegt, läßt sich nicht sicher bestim- men ; doch scheint mehr, die responsion ; denn diese kommt auch bei der conjectur innnv ^svytvrai 351 nicht in betracht. V. 681 wird als unecht erklärt ; man lese die ästhetische bemerkung dazu und vergegenwärtige sich dann, welche achtung etwa schüler vor dem dichter haben müßten , wenn sie diese bemerkung be- herzigten und dann von ihrem lehrer erführen, daß der vers nicht fehlen kann, weil nach längeren reden der Chorführer im- mer zwei verse hat. Noch schlimmer wird die sache später, wo 817-22, 834—48, 853—56, 871—75 dem Sophokles ab- gesprochen werden als „geradezu taktlos" und „geradezu albern".

206 39. Sophokles. Nr. 3.

Wenn kein vernünftiger an der echtkeit jener verse zweifeln kann , dann möchten wir fragen , auf wessen conto die albern- heit zu schreiben ist ? Für die entscheidung dieser frage dürfte die vermuthung ins gewicht fallen, welche p. 84 geäußert wird, es seien die bisher dem chor zugewiesenen verse dem führer der wachen beizulegen. Oder soll man auch noch auf die köst- liche bemerkung zu 46 verweisen: ,,v. 46 mit einem alten er- klärer beseitigen, weil er die stichomythie unterbricht, heißt wohl den dichter hineinzwängen in die kunstregeln der poetik" oder auf conjecturen wie ovt' dzegneg et' 4, tig av 8qwv vnzoßuaia xuzäa^oi 603, zcötö' vn"1 in yfaovg 1035, 77« xevdoo („wo ich mich verbergen soll") 1042, ivtav&a fiiv , iV ovx sz' onvelv xai-yög xts. El. 21, dynfiov 8s acoaag 686? Ant. 606 wird nävia yqodv gesetzt, worin „y^gum faktitive bedeutung, wie öfter bei Aeschylus haben" soll. Bei Aeschylus kommt ytj\)ä(o gar nicht vor, faktitiv steht ein einziges mal (Suppl. 894) der aorist iyrt{jaaa. Noch schwächer als mit der kritik steht es mit der grammatik des verf. Ant. 35 heißt es zu 16 ngäyi* aytiv ov% röt,1 TiaQ-1 oiidsv „man soll die sache ja nicht so leicht neh- men": würde die grammatik nicht fitj-^dsv fordern? Ebd. 552 wird dlXa für dXXd geschrieben: kann es ii ö/;t' av dXXa rvv ö1 sz' oocpeXo!^ iym heißen oder müßte dXXo stehen? Ebd. 1096 wird diziazdna atrj mit „an der Verblendung festhält" wieder- gegeben, 1213 soll in 7ÖLv naoelftovomv 68ä>v das passiv zu ödov noisladai zu suchen sein, zu 8ivtog 1217 wird aus dem vorhergehenden a&Qtjawte gar o/ifiaaiv ergänzt. In der erklä- rung ist dem verf. eben jede deutung möglich, auch daß xrijfiuza 782 im Verhältnis zur zarten Jungfrau die starken jungen männer bedeutet und daß 1232 „sein antlitz auf den vater speit". V. 1249 wird ngoß-ijaetv von a^tcöasw abhängig gemacht und damit man ja wisse, daß nicht ein versehen, sondern ein starker man- gel an Sprachgefühl obwalte, wird eigens bemerkt: „ngodijasit ist von dlzimasip und nicht von iXntaiv ßonxoftai abhängig". „In ßgäftioza yuo xquzigtu zav noGiv xuxd 1327 wird zu iv noa)v xuxä ausdrücklich als accus. (,,in bezug auf das vorliegende un heil") erklärt! Die einfachsten sätze werden mißverstanden, z. b. ro [lav&ävsiv 8' ?j8iazov ev Hyoprog, et xeydog Xiyoi 1032 „es ist die höchste freude sich zu überzeugen , ob ein wohlmei- nender zum vortheil rathe". Was tl Xiyovrog bedeutet, zeigt

Nr. 3. 39. Sophokles. 207

hinlänglich das dabei stehende sl aot ygovrjaag sv hsfco. We- nigstens müßte es bei jener erklärung sv cpgovovviog heißen. Aber daß der gedanke: „es ist am angenehmsten, sich belehren zu lassen von einem der guten rath gibt, wenn der rath nutzen bringt" allein richtig ist, ergibt der Zusammenhang unwiderleg- lich. Der satz El. 335 rvv 8"1 iv xaxoig fioi nXtiv vqisiftsviß So- Hei nal n>j öoy.uv (xlv 8gäv xi , n%]\iaivuv 8s fitj wird für jeden primaner klar sein. Was sich der verf. bei der erklärung nr\- f/gtfvMv di (Atj sc. South „und nicht den schein zu erwecken, als betreibe sie etwas und wolle schädigen" gedacht hat , können wir nicht recht sagen. V. 341 8siv6v yi a ovaav naigög , ob ab nalg eyvg, aeivov IsXrja&at soll ov nicht mit nargog, sondern mit xsitov verbunden werden. Elektra theilt also mit a' ovaav nuigög ihrer Schwester etwas neues mit, was die harmlose bis dahin nicht wußte, nämlich daß sie von einem vater abstammt. Gleich darauf (345) sagt Elektra: „du hast die wähl zwischen mangel an Verständnis oder mangel an kindlicher liebe ; der eine oder andere Vorwurf kann dir nicht erspart werden" [slov ye darso', r\ qigovsh xaxmg rj rar cpilcov qsgorovaa [itj ^ivijfiijv üfteiv). Der verf. bemerkt: „v. 346 ist das qoovolaa gleich ei- nem <7oo(jp()0)'or»r7« , das vorhergehende cpgovsh xax&g ein bitteres wort für u)j awqQoieiv : sie möge doch wählen zwischen der thor- beit der Elektra und ihrer Weisheit, welcher der Vorwurf pt] fivijfjrjv s%£tv rmv y-ikwr folge". So wird infolge arger miß- verständnisse eine feinheit gesucht , wo keine zu finden ist, und oft wird des verf. ästhetik an der grammatik zu schänden, Ant. 33 soll vtioüai für iX&sTv höhnisch sein: kann es etwa in dem sinne „man sagt, Kreon wolle hieherkommen" il&eiv heißen? El. 466 zv ydg Sixaiov ovx syei Xöyov 8volv igC&iv wird rb igi- |i £eiv övoit ovx syst Slxaiot löyov verbunden, also ro zu igi&it> gezogen! V. 557 bedeutet oly. dv ?ja&a Ivnijgd xlveiv dem verf. „so würdest du nie ein kränkendes wort von mir zu hören [ bekommen haben". Für was er eigentlich Xvnijgd hält oder wie er die worte konstruiert , kann man nicht ersehen. Der j stärkste nonsens kommt bei dem chorgesang 1058 ff. heraus, i wo z. b. Sagdv olx dnövritoi (1065) „dann werden wir bald ; ohne otqaig sein" und 8i8v(jiav slova1 'Eotrvr (1080) „sie hat i erfaßt die doppelte erinys" gedeutet wird. Wenn 1101 Avyt- aOur, nd' cpxijxei, iarogcö ndlai bedeutet: „ich erkenne längst,

208 40. Sophokles. Nr. 3.

wo Aegisthos wohnt", so braucht Orestes nicht weiter zu fragen und die antwort des chors ist zwecklos. Doch wenn man von der grammatik des verf. ein volles bild haben will , lese man nur die bemerkung zu 914 p. 88. Es wird hiernach auch nicht zufallig sein, wenn zu 597 na*oa70(AoiTs als zweite person zu Kintoazopiovfisv auftritt, wie ja nebenbei auch die statue der Hera in Argos zu dem herrlichsten werke des Praxiteles " ge- macht wird.

Wir hören auf ; denn die fehler sind endlos. Das gesagte dürfte genügend erkennen lassen , daß die umfangreiche Sopho- klesliteratur kaum ein zweites so trauriges machwerk aufzu- weisen hat.

40. 2Q<l>OKAEOT2 ANTITONH MET A KPITIKttN TnOMNHMATfiN. EN AQHNA12 TTüOIZ ATT1KOT MOT ZEIGT. 1885.

Diese von dem ungenannten herausgeber seinem bruder 'draoraaioc gewidmete ausgäbe der Antigone ist ein beweis sehr ernster, sehr hingebender beschäftigung mit der sophokleischen dichtung und wird auch durch hinweisung auf einzelne , bisher weniger beachtete Schwierigkeiten so wie durch die beibringung vieler parallelstellen für kritik und erklärung der Antigone von nutzen sein können. Im allgemeinen aber ist sein kritisches verfahren durchaus abzulehnen. Der herausgeber ändert den text sehr oft, wo vor ihm kein kritiker an der überlieferten lesart anstoß genommen hatte , wie er selber oft genug wohlge- fällig hervorhebt, wenn er ndvrs^ ol ngf'.jeQOi Fxdörai sich ge- genüberstellt. Selten kommt ihm dabei ein bedenken über die nothwendigkeit der konjektur, und kommt es ihm wirklich ein- mal, so richtet er ein ermunterndes ygdqs {tagges* an sich und an den leser. In der regel aber ist der muth zur änderung auch da ohne weiteres vorhanden, wo die meisten leser es wohl für wagehalsig erklären würden ihm zu folgen. Und dennoch hat er sich in gewisser weise immer noch in schranken gehalten. Denn wenn er kühn genug gewesen wäre , auch die mit einem tacos yganjfor in den anmerkungen zweifelnd vorgeschlagenen änderungen alle in den text aufzunehmen, so würden die kenner der Antigone manchen vers und verscomplex, wenn er ihnen außerhalb des Zusammenhangs vor die äugen käme, als worte

jj Nr. 3. 40. Sophokles. 209

des Sophokles gar nicht wiedererkennen , gar nicht vermutheu, . daß die griechischen worte ein theil der Antigone sein sollen. . Durch die änderungen sind ja das ist nicht zu leugnen j manchmal leichter verständliche, auch dem zu erwartenden sinne j angemessene lesarten geschaffen ; aber wem diese eigenschaften einer konjektur genügen , um durch sie das wort des dichters , hergestellt zu sehen , wem alles schwerer verständliche , unge- wöhnliche gleich als ausreichendes kriterium für Verderbnis gilt, j dem fehlt es eben an einer unerläßlichen eigenschaft des kriti- ( kers, an behutsamkeit und besonnenheit. Es gibt freilich auch ; deutsche Sophoklesausgaben , deren werth bei aller gelehrsam- keit und beherrschung des Sprachgebrauchs gerade durch diesen - mangel leider sehr beeinträchtigt wird, aber schwerlich eine, in f der sich ein so gewaltsames verfahren zeigt wie in dieser. Dazu r kommt , daß der herausgeber gerade die verwegensten konjek- i turen deutscher (und englischer) ausgaben mit Vorliebe adoptiert, L während er sonderbarer weise manche verse , die entschieden . verderbt und schon längst durch einleuchtende einfache konjek- j turen geheilt sind, getreu nach dem Laurentianus abdrucken läßt und sie in den bemerkungen für unheilbar erklärt.

Ich komme nun noch der pflicht nach , mein urtheil über j das im allgemeinen abzulehnende kritische verfahren des heraus- , gebers durch mittheilung einiger vermuthungen, die mir beson- 3 ders unwahrscheinlich und größtenteils ganz unnöthig scheinen, j zu begründen.

V. 10 £%0<O7a 77QOG6TU%nrTa zoig cpÜ.oig naxu. v. 144

y Svoiv (einsilbig) für zolr. Nach v. 214 sollen zwei verse fehlen.

I v. 323 o g Öoxii yt (sonst findet der herausgeber kein xo/iipivetv

in der ausdrucksweise) statt w Soxei ye. 340 n Xut,o n z-vcov

'ttckQpzQmv. 351 t/7770»; ^si'|«t' sv dfAq )iX('i(f,q> &yw. 354 cplsyfia

und gleich darauf daTQovofxi-vg statt qdsyna und ixozvropovs.

362 intaruTui. 368 zu rijgmr statt nagstgoar. 392 sixög statt

I sxzog (vor zlxog soll dann nugä gedacht werden). 445 iXsvOi-

L Q#s statt ilevdeQor. 448 txqurij. 452 oi 7ova8'1 iv, 484 r\ Ötj

v ai- statt r/ tvr. 586 noniug als neutrum. 595 nnpiat^ av&ig

bvetitg. 605 vnt'gßtng at. 721 aavTtniarynqg als ein wort, ohne

kritische bemerkung. 782 "Egcog og iv 8 igy pao iv i^sig (Bo-

nitz behält recht mit seiner prophezeiung : „der zweisilbigen no-

. mina auf -pu und der zweisilbigen verba auf -ten gibt es nicht

210 43. Polyaiuos. Nr. 3.

wenige, so werden dann die änderuugsversuehe au diesem versc noch lange nicht erschöpft sein". Ja, unser herausgeber zeigt, daß man es mit der verbalendung gar nicht einmal so genau zu nehmen braucht. Dadurch wird dann die bahn für künftige vermuthungen noch erheblich freier). 800 ii>aza£et. 856 ?x- aovslg. 859 7t nalatov statt TyinoXiöTOv. 877 rar vna) yäv 6d6r. 906 sxeir1 sTt statt iiijueto. 959 xtTto <51 sniyvoig fiarCatg ßd£cov (kaum noch die worte des Sophokles zu erkennen). 1146 7z&(A7ivti(ov. 1219 ov xot&v/Aoi. 1224 «im statt xujco. 1236 ftiaauv statt fAsooor. 1248 ovx ä<~tovv %ilr. 1254 y.vXivdy. Im letzten verse netoa statt yijya.

Franz Kern.

41. J. Melber, über die quellen und den werth der stra- tegemensammlung Polyaens , ein beitrag zur griechischen histo- riograpbie. XIV. supplementbd. der Jahrbb. für class. philol. p. 419—688. Leipzig, Teubner 1885.

Niebuhr hat von einem schätz von nachricbten gesprochen, der sich bei Polyaen auf Ordnung harrend erhalten habe, noch 1860 konnte aber Wölffün in der vorrede seiner ausgäbe sa- gen : de fontiuus Polyaeni in animo fuit accuratius disserere, tum quia nemo adhuc fecit .... Seither ist nach Wölfflins andeu- tungen dies wiederholt geschehen ; allein eine das gesammte werk umfassende Untersuchung, die allein zu gesicherten und er- schöpfenden resultaten führen kann , hat bis auf die zu bespre- chende noch gefehlt. Die immer mehr mode werdende ansieht, daß die antiken schriftsteiler ausschließlich oder vorwiegend einer quelle gefolgt seien, hatte neuerlich auch zu der annähme geführt, daß für Polyaen, sei es Timagenes, sei es Nikolaos von Damaskos als hauptgewährsmann zu betrachten sei ; diese sonst gewiß falsche ansieht war gerade Polyaen gegenüber nicht so unberechtigt.

Melber nun und Schirmer : über die quellen des Polyaen, progr. des gymn. Eisenberg, Altenburg 1884 sind darauf auf- merksam geworden , daß man bei diesem Schriftsteller zu unter- scheiden habe zwischen rein anekdotenhaften, sich inhaltlich wie- derholenden , allgemein gehaltenen stücken , die er Sammlungen oder taktischen handbüchern entlehnte, und solchen, deren indi- viduelle und charakteristische fassung auf historische quellen

| Nr. 3. 41. Polyainos. 211

hinweise. Dazu kommt noch die von Wölfflin bereits gemachte i beobachtung, daß die vorläge einer historischen quelle bei Po- 'i lyaen auch durch die richtige chronologische reihenfolge der : einzelnen auf eine person bezüglichen abschnitte angezeigt i werde ; also Unregelmäßigkeiten in dieser hinsieht die benutzung mehrerer quellen für einen artikel anzeigen. Es scheint näm- i| lieh bei der geringen historischen bildung und den notorischen lj fehlem , die Polyaen begangen hat , nicht wahrscheinlich ihm selbst eine solche oft überaus genaue anordnung des materiales i: zuzuschreiben.

Von diesen gesiebtspunkten ausgehend unter heranziehung der parallelstellen sucht nun Melber's Untersuchung die quellen Polyaens zu bestimmen, die werthlosen stücke auszuscheiden. i. Dabei ist er genöthigt auch die zahlreichen quellenuntersuchun- gen über die zum vergleich herangezogenen Schriftsteller zu be- ll nutzen, um, wenn diese nicht selbst Polyaen vorgelegen haben, idie muthmaßliche gemeinsame quelle zit ermitteln. Die dispo- i sition der Untersuchung ist naturgemäß gegeben, indem die sach- j lieh zusammengehörigen stücke, auch wenn sie jetzt in verschie- ; dene bücher vertheilt und unter den namen verschiedener per- «sonen erzählt sind, doch zusammen betrachtet werden. So ge- ! langt diese vorsichtig geführte, von großer kenntnis der antiken 3 wie der modernen literatur zeugende und verständig angelegte 'Untersuchung zu folgenden ergebnissen. Die behauptung, daß Polyaen für längere partien nur eine quelle benutzt habe , ist /unrichtig, die chronologisch geordnete Überlieferung geht im 1. (buche sicher, im 7. wahrscheinlich auf Ephoros zurück, die aus i dieser reihe fallenden abschnitte sind theilweise aus Herodot. Von 1 hohem werthe sind die abschnitte, die sich auf sicilische ge- hl schichte beziehen, für die sowohl Philistos als Timaios benutzt ?isind, ohne daß es im einzelnen immer möglich ist zu entschei- den , welcher von beiden autoren vorliegt , für eine anzahl von ) abschnitten ist Thukydides quelle. Xenophon dagegen ist nicht "benutzt, sondern die guten berichte über die von Xenophon behandelte partie der griechischen geschichte sind großenteils Ephoros entnommen. Als Makedonier hatte Polyaen für die jDiadochen- und Alexandergeschichte besonderes interesse , für idie erstere hat er sowohl Hieronymos und Duris als Phylarchos i eingesehen. Nicht benutzt ist Plutarch ; für die auf Römer be-

212 41! Polyainos. Nr. 3.

züglichen kriegslisten des 3. buches folgte Polyaen verschiedeneu quellen, in dem artikel Cäsar scheint er die schrift des JNiko- laos (iCoi,' KaiaaQOi; vor sich gehabt zu haben. Die abschnitte VI und VIII dieser Untersuchung erörtern ferner die anläge des 2. 3. 6. und 8. buches im allgemeinen.

Obschon es Melber vor allem um den nachweis der histo- rischen quellen zu thun ist, so hat er doch nicht verabsäumt bei der besprechung einiger „schlechten Sammlungen" entnom- menen stücke darauf hinzuweisen, daß diese zum theil aus tak- tischen lehrbüchern stammen Polyaen wird ja selbst als Ver- fasser eines solchen buches genannt. (Suid. s. v. Polyaen.) Wenn man aber bedenkt , wie die beispiele aus der kriegsge- schichte schon bei Aeneas obwohl vielfach verallgemeinert, trotz- dem guten quellen entnommen sind, so wird man kaum geneigt sein, abgesehen von dem literargeschichtlichen interesse, das solche stücke haben, dieselben so ohne weiteres zu verurtheilen, wie dies Melber gethan hat ; freilich jene bald von diesem bald von jenem feldherrn erzählten, rein anekdotenhaften geschichten, deren auch Polyaen so viele bringt, verdienen kaum berücksich- tigung. Auch insofern bewegt sich Polyaen in seinen kriegs- listen in dem herkömmlichen rahmen der griechischen taktiken, daß er mit beispielen aus Homer den anfang macht , der schon im perikleischen Zeitalter als erster lehrer der taktik galt (Ari- stoph. Ran. 1034, auch des Thukydides Übersicht über die äl- tere griechische kriegsgeschichte suchte die angaben Homers (I, cap. 9 12) zu verwerthen, vgl. den ausspruch des Pamme- nes bei Plut. Pel. 18 und die drei Verfasser von taktiken aus Homer: Frontinus, Stratokies und Hermias bei Aelian tact. cap. 1). Es scheint mir daher wünschenswerth Polyaens buch auch nach seiner literarischen seite hin zu betrachten , es mit erhaltenen ähnlichen Schriften noch eingehender zu vergleichen , als dies bei Melber geschehen ist , der Frontin , die Sammlung des Ps. Aristoteles, die Schriften dieser art, die unter Plutarchs namen gehen, allerdings heranzieht, aber meist nur zu dem zwecke die so mehrfach bezeugten erzählungen als werthlose anekdoten zu kennzeichnen. Jede quellenuntersuchung läuft gefahr auf eine petitio principii hinauszukommen, ganz frei hat sich auch die vor- liegende davon nicht gehalten. Melber hat eine ganze reihe vonjj beispielen angeführt die Polyaens selbständige formulierung der

Nr. 3. 42. Periplns. 213

i einzelnen abschnitte erkennen lassen, hätte also auch nicht jede .kleine differenz zwischen uns erhaltenen autoren und den stra- j tegemen zur constatierung einer mittelquelle verwenden sollen. ilch erwähne diesen fehler, um nicht nur diese, die mehrzahl ähnlicher Untersuchungen weit übertreffende schrift zu tadeln, i.i sondern weil ich auch gegen die früher von mir als selbst- i verständlich behandelte identificirung Diodors mit Ephoros nun- i mehr gegründete bedenken zu haben glaube, ich wäre also ge- igen die ergebnisse meiner arbeit in Fleckeisens Jahrbb. X, : supplementband, was einzelheiten anlangt, mistrauischer gewesen tals Melber.

() Ob bei aller anerkennung für die belesenheit des verf. ab-

; solute Vollständigkeit die vor allem für solche untersuebun- i gen wesentlich ist der belegstellen erreicht ist, wird jeder dieser auf seinem besonderen forschungsgebiet zu bejahen oder »verneinen im stände sein. Ich finde nachzutragen zu p. 436 j:Ael. Arist. in. i. t. p. 255, Panath. p. 228 und schob ad. loc. n sowie zu der stelle Ps. PI. apoph. reg. Arist. 3 dieselbe ge- .: schichte bei Suid. s. v. Aristides und Schob in Luc ed. Jak. ;IV, 235, zu S. 453, Polyaen. VII, 6, 1 vgl. Iust. I, 6, 12, Plut. i de mul. virt. p. 196 ed. Tauchn. Alex. cap. 69, Nikol. fr. 66. jAnaxim. fr. 18. Strabon XV, 730 C.

Jil Schließlich noch einen wünsch, dessen erfüllung ich Melber,

L da er mit der neubearbeitung der Wölfflinschen Polyaenausgabe i beschäftigt ist, ans herz legen möchte. Er könnte des dankes s aller historiker und jener philologen, die sich mit realkritik be- : i fassen, sicher sein , wenn er in dieser neuen ausgäbe zu jedem ;. paragraphen, sei es seitwärts, sei es unter dem texte alle stellen hangeben wollte, die für die kritische beurtheilung der betref- fenden geschichte heranzuziehen sind.

Adolf Bauer.

\

42. Der periplus des Erythräischen meeres von einem un- | bekannten. Griechisch und deutsch mit kritischen und erklä- l renden anmerkungen nebst vollständigem Wörterverzeichnisse von f-iiB. Fabricius. Leipzig, Veit & comp. 1883. IV u. 188p. 8. Das vorliegende buch macht zunächst keinen günstigen ein- ; druck; seine breite ist vielfach unerträglich. Die einleitung :{ bietet auf 31 seiten eine litteraturübersicht von zweckloser um- Philol. Anz. XVI. 15

214 42. Periplus. Nr. 8.

ständlichkeit ; titelcopien , wie sie der verf. bietet, passen nur für bibliothekskataloge und bibliographische werke. Trotzdem ist absolute Vollständigkeit in den litteraturangaben nicht er- reicht; ich vermisse die kenntniß von Mc Crindle's commerce and navigation of the Erythraean sea , London 1879. Mit ei- nem sorgfältigen, alles wesentliche knapp zusammenfassenden ex- cerpte der vom verf. citirten abhandlungen wäre mehr geleistel worden. Geradezu kleinlich ist der anhang p. 32 35, der ei- nem gelehrten wie Karl Müller jeden druckfehler vorhält. Die kritischen anmerkungen unter dem texte und der Übersetzung könnten denselben inhalt auf dem vierten theile des rau- mes bieten.

Trotzdem treten schon hier große Verdienste der neuen ausgäbe zu tage. Die Übersetzung zeigt , daß der herausgeber sich um das verständniß des Periplus ernstlich bemüht hat. Was seine Vorgänger geleistet haben, hat er sorgfältig benutzt. Wo seine eigene textesgestaltung nicht befriedigt, und das ist aller- dings häufig der fall, findet man meistens in den anmerkungen etwas besseres wenn auch in seinem werthe nicht erkannt, sc doch wenigstens angeführt. Die stärke der ausgäbe ist aber in den sachlichen erläuterungen zu suchen. Der erste band von Müllers geogr. Graeci min. ist 1855 erschienen; seitdem ka< die reiselitteratur über die in dem Periplus berührten gegenden einen erheblichen Zuwachs erfahren. Fabricius hat dieselbe mii großem fleiße durchgearbeitet und im ganzen gut verwerthct Von strabonischen Untersuchungen ausgehend habe ich einen theil derselben arbeit ausgeführt und dabei gelegenheit gefunden mich von der Sorgfalt des commentars zu überzeugen. Im fol- genden gedenke ich an einige stellen desselben anzuknüpfer und die Untersuchung weiter zu führen.

Der Periplus giebt §25 die breite der straße Bab-el-Mandel auf 60 Stadien an. Der commentar beschränkt sich darauf p. 141 demgegenüber zu constatiren, daß neuere die breite au: 3'/2 (geogr.) meile bestimmten: eine erklärung der differenz wird nicht versucht. Schon Eratosthenes (bei Berger p. 291 ff. hat die angäbe von 60 Stadien vorgefunden; sie geht, wie mar aus Plinius *) sieht, auf Timostbenes, den nauarchen des2.PtO'

1) IV, 163. Daß die richtige lesart hier 7500 römische schrit d. i. 60 stadien bietet, bat Berger, Erat. p. 292 constatirt.

Nr. 3. 42. Periplus. 215

i lemäus zurück. In Wahrheit aber ist die Straße Bab-el-Mandeb zwischen Ras Sijan und Ras Bab-el-Mandeb l3'/2 seemeile breit2). Wenn Eratosthenes die überfahrt auf 200 Stadien an-

> giebt, so meint er ungefähr dieselbe stelle, da die sechs inseln, f die er hier erwähnt , nur die sogenannten brüder , auch Jezirat S Sab'ah genannt, sein können3). Gewiß sind 200 Stadien zuviel, i aber eine Überschätzung in diesen grenzen ist in keiner weise 5 zu beanstanden, wenn man bedenkt, daß es zweifelhaft ist, ob \{ die ausfahrt genau von Ras Sijan und ob sie nicht etwa von d einem etwas südwestlich gelegenen punkte stattfand. Dagegen ja sieht man keine möglichkeit für eine Unterschätzung auf nur

60 Stadien. Allerdings zerlegt die kleine insel Perim die straße ) Bab-el-Mandeb in zwei theile ; aber die straße westlich von Perim

> ist immer noch 10 Seemeilen breit und auch auf die enge östliche , straße kann die entfernungsangabe des Timosthenes nicht he- il zogen werden , denn von der insel Perim bis zum kap Bab-el- ijiMandeb sind es nur l1/^ Seemeilen4) oder 15 Stadien, die zu ;i vierfachem betrage anzusetzen einem kundigen Schiffer nicht

2 passiren konnte. Zur erklärung dieser angäbe werden wir da- : her andere wege einzuschlagen haben.

ei Nach Plinius VI, 163 nannte Timosthenes als länge des

; ganzen busens eine schifffahrt von vier tagen , für die breite

3 gab er eine zweitägige fahrt an. Nun bedarf es keiner aus- ceinandersetzung darüber, daß kein mensch im stände war, das jrothe meer von norden nach süden in vier tagen zu durchfah- ren •, und ebensowenig ist es möglich, einen solchen irrthum bei

«dem nauarchen des 2. Ptolemäus anzunehmen. Sprenger5) hat (das richtig erkannt und eine abhilf e vorgeschlagen, indem er,

2) Findlay, a directory for the navigation of the indian Ocean. third edit. London 1876 p. 674.

3) Findlay 674. Es sind in Wirklichkeit sieben an zahl , wie 3chon der name anzeigt. Bereits K. Niebuhr, beschreibung von Ara- bien, Kopenhagen 1772, tab. XX gab die zahl der inseln richtig an, t aicht so ihre genaue läge. Valentia, voyages and travels in India ■II- .s. w., vol. IV. London 1811, chart of the Red Sea, part Ist nennt .rrig brothers, aber wenn bei ihm die zwei westlichen inseln etwas

nbges8ndert erscheinen, so wird das durch die britische admiralitäts-

iarte obestätigt. Auf jeden fall ergiebt sich deutlich , daß die zahl

''3 bei Eratosthenes der identificirung mit den brothers nicht im wege

:) steht, zumal man selbst bei klarem wetter in einer entfernung von

20 bis 30 seemeilen nur 5 erblickt; Findlay 675.

4) Findlay p. 674 mit genauer karte.

5) Die alte geographie von Arabien, Bern 1875, p. 11.

15*

216 42. Periplus. Nr. 3.

auf Herodot II, 11 verweisend, vorschlug, bei Plin. VI, 163 für quadridui navigatione zu schreiben quadraginta dierum navi- gatione. Aber diese änderung, der Fabricius p. 114 beipflichtet, empfiehlt sich paläographisch und mit rücksicht auf das folgende bidui so wenig als nur möglich; und vor allem, bezieht man diese angäbe auf das ganze rothe meer , so sind die 60 oben besprochenen Stadien nur bei Bab - el - Mandeb zu suchen , was doch nicht angeht. Eine erklärung, die uns weder nöthigt, ir- gendwo den text zu ändern, noch dem Timosthenes einen groben irrthum zur last zu legen, muß unbedingt den Vorzug haben.

Unter den quellen für Arabien „bevorzugt Theophrast die angaben der seeleute, welche von Heroonpolis aus die Westküste Arabiens befuhren" 6). "Wir erhalten dadurch künde von einer schifffahrt, die den busen von Suez durchfuhr und um die süd- spitze der Sinaihalbinsel herum nach der arabischen küste einbog. Die ausdehnung des busens von Suez beträgt in der richtung von nnw nach sso 172 seemeilen7) oder etwa 1720 Stadien. Die tagfahrt beziehungsweis tag- und nachtfahrt wird im alter- thum verschieden gerechnet; die ansätze schwanken zwischen 500 bis höchstens 1000 Stadien für tag- und nachtfahrt. Der bu- sen von Suez konnte sehr wohl als in vier tagen zu durchfahren bezeichnet werden. Der durchschnitt von 430 Stadien , wobei wohl lediglich tagfahrt gemeint ist, wird etwas erhöht, wenn wir annehmen, daß die fahrt sich der küstenlinie enger anschloß. Bei der Vereinigung des busens von Suez mit dem von Akabah hat das rothe meer in der geogr. breite des Eas Mohammed eine ostwestliche ausdehnung von ungefähr 90 seemeilen gleich 900 Stadien. Wenn nach Timosthenes die breite des rothen meeres eine fahrt von zwei tagen , bidui navigatio, erforderte, so würde dies ungefähr dieselbe durchschnittssumme der tagfahrt ergeben, wie das beim busen von Suez der fall ist, wenn wir annehmen , daß auf ihn die vier tage des timosthenischen be- richtes sich bezogen. Nun findet sich auch eine möglichkeit, die 60 Studien für die enge des busens zu erklären. Die ein- mündung des busens von Akabah hat eine breite von sieben seemeilen8) oder 70 Stadien, der angäbe des Timosthenes also

6) Berger, Erat. p. 292 nach Theophr. b. p. IX, 4, 4 ff.

7) Findlay p. 644 ; vgl. die karte der halbinsel Sinai bei Palnier, der Schauplatz der vierzigjährigen wüstenwanderung Israels. Gotha 1876,

8) Findlay p. C79 vgl. mit Palmer a. a. o.

,! Nr. 3. 42. Periplus. 217

'i

erheblich näher kommend als irgend eine andere stelle des rothen meeres. Ziehen wir ferner in betracht , was wir aus Theophrast über die fahrten von Heroonpolis durch den busen

, von Suez um Ras Mohammed nach Arabien wissen, so kann es uns auch nicht befremden , daß gerade die drei besprochenen angaben uns begegnen. Mit einem wort : diese angaben des Timosthenes bezogen sich nicht auf das ganze rothe meer, son- dern lediglich auf den nördlichen theil desselben. Das mißver- ständniß hat Eratosthenes verschuldet, der die angäbe über die enge fälschlich auf die straße Bab-el-Mandeb bezogen hat. Auch

, der Periplus des erythräischen meeres zeigt in § 25 die nach-

t Wirkung des eratosthenischen irrthums. Gelegentlich eine schrift- liche quelle für den verf. des Periplus anzunehmen sieht auch

, Fabricius p. 134 sich veranlaßt.

Bei dieser gelegenheit möge es gestattet sein zu bemerken,

i daß man dem Damastes von Sigeion (sie) wohl mit unrecht den glauben zuschreibt, der arabische busen sei ein landsee gewesen. Ein mann, dessen zeugniß Eratosthenes benutzte9), ist auf jeden fall ernst zu nehmen. Hekataios der Milesier hat nun aber be- stimmt gewußt , daß das arabische meer ein busen des Oceans sei 10), Damastes also, wenn nicht anderswoher, so aus Hekataios 11). Aus Strabon I, 3, 1 C 47 geht mit Sicherheit nur das hervor, daß sich bei Damastes der ausdruck 'Agäßto^ iCpry gefunden

, hat. Damit kann er nur das todte meer gemeint haben, auf das die bezeichnung sehr wohl paßte. Dies ist also meines

erachtens die älteste spur von einer kenntniß des

r

li todten meeres bei den Griechen.

[a

§ 1 und 19 p. m. Erythr. erwähnen Myoshormos. Fa- . bricius schließt sich p. 115 der auseinandersetzung von Spren-

ger an, der a. a. o. p. 17 zwei verschiedene häfen dieses na- L mens annimmt, den einen an der stelle des heutigen Abu Scha'r, !■ den zweiten , südlichen gleich al - Qocayr. Indessen läßt sich

wohl mit bestimmtheit sagen, daß für eine Unterscheidung von [ zwei Myoshormoi ein zureichender grund nicht besteht, und L daß Myoshormos weder mit Abu Scha'r noch mit Qocayr iden-

tificirt werden kann. Entscheidend ist die angäbe des Aga-

9) Strabon I, 3, 1 C 47.

10) Berger, Erat. 48.

11) Ägathem. I, 2 bei Müller, geogr. Gr. min. II, 471.

218 42. Periplus. Nr. 3.

tharchides l2) , wonach drei inseln vor dem hafen liegen. Daß hier nur die drei Jifatininseln gemeint sein können, ist allgemein zugestanden. Daraus folgte dann aber auch mit Sicherheit, daß Abu Scha'r, erheblich nördlich davon gelegen , mit Myoshormos nichts gemein hat. Dieser hafen ist vielmehr in der bucht süd- lich von Ras Salam zu suchen, vor der die Jifatininseln liegen und zu der auch wirklich , der angäbe des Agatharchides ent- sprechend , eine schiefe einfahrt führt. So hat die läge auch Letronne 13) bestimmt , mit dessen ansetzungen ich zu meiner freude nach vollendeter eigener Untersuchung mehr als einmal Übereinstimmung constatiren konnte.

Der einzige grund für die annähme eines zweiten, südlichen Myoshormos ist eine entfernungsangabe unseres Periplus , der Berenike als 1800 Stadien von Myoshormos entfernt bezeichnet. Fäbrt man nun von dem im winkel des unreinen busens gele- genen Berenike um Ras Benass herum, so steht der stadiasmus allerdings einer ansetzung von Myoshormos bei Qocayr nicht im wege. Aber der Periplus bezeichnet § 1 ausdrücklich die häfen von Berenike und Myoshormos als xöXnoi. Nun sehe man sich die genaue skizze von Qocayr in Petermanns Mitthei- lungen 1860 tafel 15 an; die bezeichnung xölrtog paßt darauf wie die faust aufs äuge. Aber der stadiasmus kann überhaupt von der fahrt um Ras Benass absehen, denn aus Agatharchides bei Diodor III, 39, 3 erfahren wir , daß man die schiffe über die schmale halbinsel von Berenike hinübertransportierte, wobei man gegen 400 Stadien wegs ersparte. Von dort aus führt der stadiasmus etwa nach Ras Abvi Somer, wo Karl Müller in der that Myoshormos angesetzt hat. Damit ist man aber in eine solche nähe von Ras Salam gekommen , daß niemand wegen dieser differenz zwei Myoshormos , sondern lediglich eine unge- nauigkeit des stadiasmus annehmen wird. Handelt es sich aber nur um Ras Salam und Abu Somer, so muß man sich der drei inseln wegen nothwendig für Ras Salam entscheiden. Nur für den fall, daß der verf. des Periplus sich des gewöhnlichen Sta- diums und nicht, wie man vermuthet hat, eines etwas größeren

12) Bei Photios, Diodor (g G m I, 167 sq.) und Strabon XVI, 4, 5 C 769. Artemidor, dem Strabon folgt, schöpft hier lediglich aus Agatharchides; anders Sprenger p. 17.

13) Recueil des inscriptions Grecques et Latines de l'Egypte, pl. I.

;| Nr. 3. 42. Periplus. 219

- bediente, läge dann eine kleine Unterschätzung der entfernung 1 von Myoshormos und Berenike vor. Gewohnheitsmäßige über-

Schätzung ist dem verf. aber ohnehin nicht nachzuweisen ; man ': vgl. die wahre entfernung von Berenike und Adulis mit den

7000 Stadien, die sich aus den offenbar runden zahlen 4000 1 für Berenike Ptolemais und 3000 für Ptolemais Adulis

zusammensetzen.

Aber sollte man die vortreffliche hafenbucht von Abu Somer 1 im alterthum ganz unbenutzt gelassen haben ? Keineswegs. '! Ptolemaeus IV, 5, p. 278, 11 Wilb. nennt zwischen Myoshormos und Leukos Limen einen einzigen hafen, tlhlmriQaa Xtfirjv. Dem D entspricht die Stellung der bucht von Ras Abu Somer zwischen 1 Ras Salam und Qo^ayr, das mit vollem rechte dem Leukos 1 Limen des Ptolemäus gleichgesetzt wird. Wir werden daher unbe- ' denklich unmittelbar südlich von Ras Abu Somer den hafen der '" Philotera zu suchen haben. Von diesem ist, wie Letronne, Re- ,! cueil I, 180 ff. gezeigt hat, die Stadt Philotera Artemidors bei \ Strabon XVI, 4, 5 C 769 bestimmt zu unterscheiden; dieselbe

lag am busen von Suez, wahrscheinlich etwas südlich vom Kap Zafarana. Es folgt Arsinoe, die &£Q[xä vdura und das oqoq

\ txtl7<n8eg, der in allerjüngster zeit wieder mehrfach erwähnte 1 „Djebel Zet mit seinen erdölquellen und schwefelbrüchen" u). : Ein Philoteris erwähnt Mela III, 80 : inter promunturia Maeno- 1 renon et Coloba Philoteris et Ptolemais, d. i, llrolsfAuig im &rj- \ (»«er, über dessen ansetzung etwas südlich von Ras Makdah 1 ein zweifei meines erachtens nicht mehr statthaft ist. Hier I entstehen aus der handschriftlichen lesart Maenorenon noch ; nicht gehobene Schwierigkeiten. Vossius 15) wollte den unmög- lichen namen in das plinianische Aennum (sie) verwandeln, wo- i bei er offenbar Plin. VI, 167 im sinne hatte; falls aber jemand i an das myoshormische Vorgebirge dächte, so wolle er dem nicht 'i entgegen sein. Und in der that ist Mvog oq^lov seit Reinoldius die vulgata dieser stelle. Eine besonders gewaltsame änderung schlugen die notae criticae von Tzschucke vor: deinde muris '■ Hormos et ad Monoleum lacum Philoteris. Den Schlüssel dürfte in der that eine notiz des Plinius , wenn auch nicht die Vos-

14) Heuglin, reise nach Abessinien, Jena 1868, p. 36 f. Karte bei Petermann 1860, taf. 15.

15) Observ. in Pomp. Mel. 1658, p. 289.

220 43. Autolykos. Nr. 3.

sische bieten. Plin. VI, 168 Detl. heißt es: mox deserta ad Myos hormon, ubi fons est Ainos. Ich schlage demgemäß vor, Statt promunturia Maenorenon vielmehr promunturium Aeno- crenen zu schreiben. Plinius hätte wohl eigentlich von einem fons Aeni reden sollen, wie Ptolemäus eine A'lrov v7jtu>g im ara- bischen busen erwähnt. Mit Philoteris ist bei Mela dann na- türlich <Ihla>TSQag Xifirjv gemeint. K. J. Neumann.

43. Autolyci de sphaera quae movetur liber , de ortibus et occasibus libri duo una cum scholiis antiquis e libris manu- scriptis edidit, latina interpretatione et commentariis instruxit Fridericus Hultsch. Lipsiae in aedibus B. G. Teubneri. MDCCCLXXXV. 8. 3 mk. 60 pf.

Es werden nicht gerade viele sein , denen auch nur der name des Autolycus , und noch wenigere , denen seine beiden Schriften neo] xivovfihqg ayuioug und ntgl fnno}äv xai dvai-av bekannt sind. Dies würde gewiß gegenwärtig noch der fall sein , wenn nicht Hultsch bei gelegenheit seiner ausgäbe des Pappus , welcher des Autolycus gedenkt , veranlassung gehabt hätte, auch diesem seine aufmerksamkeit zuzuwenden. Der be- reits früher gefaßte plan jedoch, die Schriften desselben heraus- zugeben, hat erst jetzt ausgeführt werden könneü.

Es konnte nicht fehlen, daß , wie alle einigermaßen intelli- genten und cultivierten Völker, insbesondere solche, welche süd- liche gegenden bewohnen, die pracht des gestirnten himmels mit ehrfurchtsvoller scheu betrachtet haben , ein gleiches auch bei den Griechen stattfand. Während aber die meisten anderen sich damit begnügten , über die augenfälligsten und für das menschliche leben bedeutsamsten erscheinungen und die zeit ih- rer Wiederkehr beobachtungen anzustellen, machte sich bei letz- teren schon frühe das bestreben bemerkbar , diese Vorgänge am sternen-himmel zu erklären und ihre Ursache nachzuweisen. So entstanden bei den Griechen verschiedene astronomische Schrif- ten, von denen die vorliegenden zwar wahrscheinlich nicht die ältesten (denn man vermuthet, daß schon Eudoxus aus Knidos, 408—355 v. Chr. eine astronomie geschrieben habe), wohl aber die ältesten auf uns gekommenen sind. Ihr Verfasser, Autolycus aus Pitane in Klein-Asien an der küste von Aeolis, war, wie in der praefatio berichtet wird , ein Zeitgenosse Alexanders des

Nr. 3. 43. Autolykos. 221

großen und lebte 30 40 jähre vor dem berühmten geometer Euklid. Von diesem letzteren besitzen wir, außer seinen ele- . menten, unter dem titel cf.atiofASva eine derjenigen seines Vorgän- gers ähnliche astronomische schritt, und beide wieder liegen der I sphärik des Theodosius Tripolita (aus Tripolis an der phönizi- schen küste) im ersten Jahrhundert v. Chr. zu gründe. Zwar wurden die Schriften des Autolycus von den Arabern übersetzt, im christlichen abendlande aber scheinen sie lange zeit unbe- kannt geblieben zu sein. Denn, abgesehen davon, daß sich ei- nige stücke derselben, in das lateinische übersetzt, in dem werke i Georg Valla's „De expetendis et fugiendis rebus. 1501" finden, | gab erst 1508 Maurolycus eine lateinische Übersetzung des oben genannten buches de sphaera heraus, jedoch ohne die beweise, , sodann 1572 Conrad Rauchfuß (Dasypodius) den wortlaixt beider abhandlungen , ebenfalls ohne die beweise, griechisch und latei- i nisch, und 1582 Joseph Auria eine die beweise mit enthaltende lateinische Übersetzung beider Schriften. Seitdem aber sind die- : selben fast 300 jähre völlig unbeachtet geblieben, und nur die propositionen sind 1872 von R. Hoche veröffentlicht worden, wieder ohne die beweise. Letztere nämlich hielt man längere i zeit für von Theodosius herrührend , ja , es schien, ähnlich wie man im mittelalter die beweise Euklids für einen ,,commentar" | zu dessen sätzen ansah (und welche Verwirrung diese anschauung . angestiftet, darauf hat ref. verschiedentlich hingewiesen), so in i bezug auf Autolycus die meinung platz greifen zu wollen, seine I beweise seien 'für „scholien" zu erachten. Beiden ansichten tritt i der herausgeber mit recht entgegen , denn bei den Griechen :; würde , wo nicht wie bei Heron besondere Verhältnisse und i zwecke vorlagen , ein mathematisches buch ohne beweise eine Unmöglichkeit sein. Dieselben sind daher mit aufgenommen, »und die vorliegende ist als die erste vollständige original -aus- "• gäbe zu bezeichnen.

In der zwölf propositionen enthaltenden ersten der beiden Schriften des Autolycus, 7i?q*i y.nov^iiij^ arfatgu^, werden die von ■- punkten der Oberfläche einer mit gleichmäßiger geschwindigkeit f um ihre axe rotierenden kugel (der himmelskugel) beschriebenen bahnen erörtert. Es wird zunächst gezeigt, daß alle punkte in i gleichen zeiten ähnliche bögen paralleler kreise durchlaufen, : wobei unter „ähnlichen bögen" solche verstanden werden, deren

222 43. Autolykos. Nr. 3. |

zugehörige centriwinkel gleich sind. Dann werden die bewe- gungen von punkten der kugeloberfläcbe behandelt in beziehung auf einen festen und unbeweglichen größten , die kugel in zwei hälften , eine sichtbare und eine unsichtbare, theilenden kreis, den horizont, und zwar für jeden der drei fälle, wenn derselbe senkrecht zur kugel-axe stellt , wenn er dieselbe in sich enthält und also durch die pole geht , und wenn er schief gegen die- selbe geneigt ist. Es wird gezeigt, daß im letzteren falle von zwei sternen, die zugleich aufgehen, derjenige, der dem sicht- baren pole näher ist , später untergeht , von zwei sternen aber, die zugleich untergehen, der dem sichtbaren pole nähere früher aufgeht, daß ein durch die pole gehender größter kreis während einer Umdrehung zweimal auf dem horizonte senkrecht steht, u. a. In der zweiten schrift, nst/t srnroldöv hui dvatcav , aus zwei bü- chern bestehend, deren erstes 13, deren zweites 18 propositionen enthält, behandelt Autolycus den auf- und Untergang der fix- sterne (die scheinbar verschlungenen bahnen der planeten ver- mochte er nicht zu erklären). Er unterscheidet hier sehr scharf die wahren und die scheinbaren auf- und Untergänge. Bei den wahren wieder werden die vier fälle behandelt, je nachdem ein fixstern mit aufgang der sonne oder mit Untergang derselben, und also beim einbruche der nacht , auf- oder untergeht , der verus ortus matutinus , cosmischer (morgen-)aufgang , verus occasus rnatutinus, cosmischer (morgen-)untergang , verus ortus vespertinus, akronychischer oder akronyktischer (abend-)aufgang , verus occa- sus vespertinus , akronychischer (abend-)untergang. Ebenso wer- den bei den scheinbaren, heliakischen, auf- und Untergängen, je nachdem ein stern beim beginne der morgen- oder zu ende der abend-dämmerung auf- oder untergeht , die vier möglichkeiten auseinandergehalten, der apparens ortus matutinus , heliakischer morgen-aufgang, apparens occasus matutinus, heliakischer morgen- untergang, apparens ortus vespertinus, heliakischer abend-aufgang, apparens occasus vespertinus, heliakischer abend-untergang. Nach- dem dies festgesetzt ist, werden die sätze bewiesen, daß bei al- len fixstornen der heliakische auf- und Untergang später er- folgt als der cosmische, aber früher als der akronychische, daß für jedes gestirn die zeit vom heliakischen morgen- bis zum heliakischen abend-aufgang, und ebenso vom heliakischen mor- gen- bis zum heliakischen abend-untergang kleiner ist als ein

! Nr. 3. 43. Autolykos. 223

I halbes jähr, daß die sterne im thierkreis vom heliakischen mor- gen-aufgang bis zum heliakischen morgen-untergang, uud ebenso vom heliakischen abend-aufgang bis zum heliakischen abend-un- . tergang ein halbes jähr , die weiter nördlich stehenden längere, die weiter südlich stehenden kürzere zeit gebrauchen , daß die [ sterne des thierkreises , nachdem sie in der abend - dämmerung i verschwunden , einige tage und nachte unsichtbar sind , bevor , sie in der morgen-dämmerung wieder erscheinen , daß bei süd- licher stehenden sternen diese Zwischenzeit etwas länger ist, daß , von den nördlicher stehenden manche jede nacht zu sehen, daß | in jeder nacht elf zeichen des thierkreises sichtbar sind, u. a. , Für das Verständnis beider Schriften ist vom herausgeber

bestens gesorgt: nicht nur ist der griechische text von einer la- ; teinischen Übersetzung begleitet, sondern es sind auch zahlreich i scholien aus alten griechischen handschriften mit aufgenommen, und andere, deren ur-text verloren gegangen, die sich aber, in - das lateinische übersetzt, in Auria's oben erwähnter ausgäbe fin- den , in einer appendix zugefügt worden. Dem ganzen endlich : ist ein „index" der vorkommenden worte beigegeben, der gleich- falls, z. b. bei den worten fiiifir, o/xoiog , Öqi'Qsiv, oq{£<ov, u. a. .zur förderung des Verständnisses wesentlich beiträgt. Denn zur klaren einsieht in die hier erörterten erscheiuungen , welche in i den neueren astronomischen büchern meistens weniger eingehend l behandelt werden, wird trotz der beistehenden figuren eine nicht (Unerhebliche Übung im auffassen räumlicher Verhältnisse erfor- i dert , und was hier rein geometrisch bewiesen wird , läßt sich weit leichter an einem himmelsglobtis anschaulich machen. Mit- telst eines solchen hat auch, wie der herausgeber in der vorrede annimmt, Autolycus seinen schülern das hier geometrisch behan- delte erklärt. So ist denn die vorliegende schrift die älteste auf uns gekommene vorläuferin der im früheren mittelalter, vom : 10. Jahrhundert an, nicht selten auftretenden abhandlungen de sphaera , in welchen anweisungen zur herstellung und zum ge- brauche eines solchen himmelsglobus gegeben werden. Verstand , doch Gerbert, wie wir aus seinen briefen ersehen, himmelsgloben , anzufertigen , gegen welche er handschriften oder copieen von , solchen , die er anfertigen ließ , eintauschte.

! Alle freunde der astronomie und der geschichte der mathe-_

j.matik aber werden sich mit dem ref. dem herausgeber, welcher

224 44. Bekker und Boeckk. Nr. 3.

sich um die inathematik der alten so hohe Verdienste erworben, zum lebhaftesten danke verpflichtet fühlen, daß er diese Schriften, welche zeigen , aus welchen keimen unsere jetzige astronomie hervorgegangen ist, welche erkennen lassen, auf einer verhält- nismäßig wie hohen stufe diese Wissenschaft bereits vor mehr als 2000 jahren bei den Griechen stand, und aus denen her- vorgeht, wie ausgeprägt bei diesen das bestreben war, beobach- tungen auf mathematische, insbesondere geometrische, grundsätze zurückzuführen, der Vergessenheit entrissen und allen zugänglich gemacht hat. Möge das, wie man nach dem wenigen hier mit- getheilteu ermessen kann , gewiß mit großer mühe hergestellte büchlein nun auch recht viele leser finden !

H. Weißenlorn.

44. August Böckh und Immanuel Bekker. Zum säkularge- dächtniß von Martin Hertz. (Aus der Deutschen rundschau nov. 1885).

Wenn diese skizze aus einer Zeitschrift hier erwähnt wird, so geschieht das, um dem Verfasser zu danken, daß er durch sie die philologische bedeutung des 21. mai und 24. november des jahrs 1785 auch dem Studium der philologie ferner ste- henden kreisen zur kenntniß gebracht hat, dann aber um unsrerseits der jetzigen generation der philologen gelegenheit zu geben, einmal bei dem leben und wirken unserer meister zu eignem frommen länger zu verweilen, freilich auch nur durch eine kurze skizze; denn eine genaue darstellung der leistungen die- ser großen philologen würde ein buch erfordern.

Einfach und würdig erzählt Hertz, wie Immanuel Bekker in seinen jungen jahren mit noth und entbehrungen zu kämpfen hatte : der vater , ein unbemittelter Schlossermeister in Berlin, unterstützte, unzufrieden mit der berufswahl des sohnes , diesen nicht, dagegen halfen Spalding auf dem gymuasium zum grauen kloster, später Fr. A. Wulf auf der Universität Halle, da beide die ungewöhnlichen anlagen des fleißigen schülers sofort er- kannten. Dies änderte sich , als Bekker durch Schleiermachers Vermittlung eine ihm zusagende hauslehrerstelle in der familie von Wülcknitz in Lanke bei Bernau erhielt: sie ließ ihm zu sei- nen Studien ein griechisches etymologisches lexikon plante er vor allem zeit so wie zu den schon in Halle begonnenen

1 Nr. 3. 44. Bekker und Boeckh. 225

schriftstellerischen arbeiten, nämlich recensionen für die Jenaische literaturzeitung , darunter die über Heynes Ilias und die über den Homer von Fr. A. Wolf : er gab die stelle auf, als er durch Fr. A. Wolfs fürsorge 1810 zum außerordentlichen, 1811 zum or- dentlichen professor an der Universität zu Berlin ernannt ward und zu gleicher zeit (mai 1810) Urlaub zu einem längern auf- enthalt in Paris bekam , um die damals daselbst aufgehäuften philologischen und archäologischen Sammlungen für bestimmte von der academie , der Wissenschaften zu Berlin aufgegebene zwecke zu durchforschen. Aber bald nach der rückkehr (1812) von dieser an wissenschaftlicher ausbeute überaus reichen reise sandte man ihn 1815 wieder nach Paris, um bei der zurück- forderung der aus Deutschland von den Franzosen entführten handschriften und drucksachen thätig zu sein. Wie vollkommen er hiebei den erwartungen seiner auftraggeber entsprochen , er- giebt sich daraus, daß er von denselben schon 1817 mit ver- wandten auftragen betraut nach Italien, dann 1819. 1820 wie- der nach Paris und Italien , zuletzt zur durchforschung der bi- bliotheken nach England und Holland entsendet ward : nach einer längern zeit der ruhe geht er 1839 wegen der großen ausgäbe des Aristoteles und dessen commentatoren noch einmal nach Italien : dies seine letzte wissenschaftliche reise. Diese reisen dürfen als die bedeutendsten ereignisse im äußern leben Bekkers angesehen werden ; denn abgesehen von jener Unter- brechung 1839 verläuft dasselbe von 1821 an in Berlin ganz nach der bei fleißigen Stubengelehrten üblichen weise. Aber dieselben reisen haben auch auf die wissenschaftliche thätigkeit Bekkers den entscheidendsten einfluß ausgeübt; denn sie allein haben den von ihm in seiner philologischen arbeit eingeschla- genen weg ermöglicht. Schon in Lanke nämlich scheint Bekker, wie die dort begonnene, aber unterbrochene und erst 1814 vol- lendete ausgäbe der reden des Aischines und Demosthenes vom kränze erkennen läßt, die einsieht gewonnen zu haben , die zur zeit gebräuchlichen texte der griechischen classiker seien durch- aus unzuverlässig und nichts wünschenswerter als eine durch- greifende auf guten handschriften beruhende revision derselben; je tiefer er in die alten eindrang, je genauer er seit seinem aufenthalt in Paris das handschriftliche material kennen lernte, desto mehr überzeugte er sich von der richtigkeit seines allmählig gereiften

226 44. Bekker und Boeckh. Nr. 8.

Vorsatzes, selbst eine neugestaltung der texte der classiker in das leben zu rufen: daber die fast zebn jähre hindurch mit al- ler energie ununterbrochen fortgesetzten und auch später nicht aufgegebenen vergleichungen von handschriften ; denn diese mußten erst beschafft werden, ehe dieser sein vorsatz ausgeführt werden konnte. Und so hat er denn allmählig über vierhun- dert handschriften benutzt, manche davon abgeschrieben, die meisten ganz, andre theilweise verglichen, dabei immer bemüht mit jeder genügend in kurzer zeit fertig zu werden, wobei ihm außer großer sachkenutniß die scharfen äugen , das treue ge- dächtniß nicht wenig zu statten kamen: als er 1820 in Hei- t delberg auf der bibliothek , nachdem er einen codex des Piaton erbeten und erhalten , sofort aus ihm zu excerpiren begann und der bibliothekar verwundert fragte , ob er nicht eine aus- gäbe holen solle , antwortete Bekker kurz „ist nicht nöthig", fuhr mit seiner arbeit fort und gab ungefähr nach einer stunde die handschrift dankend zurück : er hatte eben den text mit Varianten so ziemlich im köpf und wußte auf welche stellen es bei bestimmung des werthes und der Verwandtschaft der handschrift vorzugsweise ankam; ein solches verfahren fiel da- mals auf, daß man es jetzt begreift ist auch Bekkers verdienst. Freilich übersah und versah diese weise manches und erwuchs aus ihr, da nachvergleichungen das mangelnde aufdeckten, man- cher nicht unbegründete tadel, s. meine anführungen in Zim- mermanns Allg. Schulzeit. 1833, abtheil. II, nr. 31 flg.; allein um gerecht zu sein, muß man wohl beachten, daß eine erste ver- gleichung eines manuscripts immer andern zu thun übrig läßt, daß ferner was zweiffellos von bedeutung war , immer Bekker gesehen und verzeichnet hat, anderes aber, was sich später als werth- voll herausstellte, absichtlich weggelassen worden, weil es damals für unwesentlich galt : die Wissenschaft schreitet bekanntlich vor- wärts, wovon ein für unsern fall sehr lehrreiches beispiel Zacher am codex Venetus des Aristophanes nachgewiesen , s. Piniol. XLI, p. 11 ; endlich vor allem beachten, daß Bekker be- griffen hatte, wie in jener zeit das reisen nicht jedes philologen sache war, wie schwer es ferner in ihr hielt, von der regierung, auch von corporationen besonders für philologen die für einen längern aufenthalt auf auswärtigen bibliotheken nothwendigen mittel zu erwirken, zustände, welche jetzt erst bessern glück-

) Nr. 3. 44. Bekker und Boeckh. 227

lieh gewichen sind ; daß daher, da ihm ein günstiges geschick

zu theil geworden, auch durch ihn diesem der möglichst größte

, nutzen für die classische philologie abgerungen werden müsse:

I nach seiner eignen äußerung ist dies viel sicherer dadurch erreicht,

! daß durch möglichst viele collationen für viele schriftsteiler ein

j fester boden geschaffen worden, als wenn eine geringe anzahl von

handschriften mit ängstlichster Sorgfalt verglichen worden wäre.

Und darin hatte er recht : es haben Bekkers collationen zu der

glänzenden entwicklung der classischen philologie in neuerer

zeit wesentlich beigetragen : es liegt überhaupt in diesem seinem ver-

i fahren, meine ich, etwas großartiges : daher müssen die kleinen man1

i gel im einzelnen vor den großen erfolgen im ganzen verschwinden.

i Aber nur vergleichen genügt nicht ; es galt die gewonnene

i beute zu verwerthen: damit ward zwar schon während der er-

' sten reise begonnen, aber erst von 1821 an widmete sich

«< Bekker mit aller kraft und seltner ausdauer und hingäbe seinem

oben erwähnten plane die texte der classiker, zumeist der grie-

3 chischen , neu und besser zu gestalten : die von ihm besorgten

texte füllen gegen einhundert und vierzig bände. Freilich ste-

i hen sich diese nach des herausgebers eigner andeutung an werth

; nicht alle gleich; es sind in ihnen recensionen und recognitionen

„zu unterscheiden; aber immer bleibt das was Bekker geschaffen

i eine von keinem bis jetzt übertroffene leistung. Denn auch

■:■ die recognitiones leisten bedeutendes: in ihnen stand ihm zwar

j kein eigner kritischer apparat zu geböte, sondern nur das von den

frühern meist ungenügend zusammengebrachte ; aber trotzdem be- ; zeichnen sie durch die methodische benutzung der handschriften, i durch sorgfältiges Studium der spracheigenthümlichkeiten der i einzelnen autoren , durch sichere handhabung der interpunetion v und Orthographie , durch musterhafte correktheit einen entschie-

denen fortsch ritt: Polybios, Pausanias, Appianos gehören hierher : so wie viele andre. Aber seine volle eigenart entfaltete Bekkers ge- S nie in den epochemachenden recensionen, ausgaben entweder von

ihm entdeckter Schriften griechischer grammatiker oder zu deren ; textgestaltung die grundlage aus erst von ihm verglichenen manu-

Scripten geschöpft war, unter ihnen die schwierigsten, umfang- ] reichsten, vernachlässigtsten prosaiker der verschiedensten gat- 3 tungen und zeiten, wie Thukydides, Piaton, die attischen redner, ; Photios , die scholien zu Homer doch ward ihr werth nicht

228 44. Bekker und Boeckh. Nr. 3.

sofort anerkannt, da die im täglichen leben bei Bekker so cha- racteristisch bervortretende Schweigsamkeit „was schweigt Bekker" fragte einst bei einem streit der freunde in seiner iro- nischen weise Schleiermacher sich aus den ausgaben nicht wegweisen ließ : daher fehlen gegen die gewohnheit der philo- logen vorreden mit bequemen ausführungen über die mittel und methode des herausgebers so wie gemiithliche erörterungen über werth and unwerth unbedeutender lesarten und dergleichen; die titel, die Varianten und höchstens kurze angaben am anfange oder am ende mußten dies alles ersetzen; man meinte, der her- ausgeber beabsichtige nur, seine meinungen , die er ohne selbst ein wort zu sagen , zum ausdruck bringe , vornehm vom leser mit mühe und arbeit errathen zu lassen. Das verstimmte : aber der gewichtige einfluß G. Hermanns , der die Jüngern , wie ich selbst zu erfahren das glück gehabt, stets auf die in Bekkers leistungen befolgten grundsätze hinwies , die nachfolge anderer und besonders die K. Lachmanns, endlich die macht der Wahr- heit erzwangen anerkennung und nicht lange , so war der wi- derstand gegen Bekkers verfahren und kritische grundsätze ver- schwunden. Unter diesen steht, wie man nun anerkannte, als der gewichtigste oben an die neue art der Würdigung und clas- sificirung der handschriften : Bekker suchte und fand mit wun- derbar sicherm blick den codex und dessen sippen , der die band des betreffenden classikers am treuesten wiedergab und darnach bestimmte er werth und folge der übrigen, welche, wenn auch seltner, doch auch wahres enthalten können, ordnete ferner darnach die Varianten , welche nun richtig aufgefaßt die hand- schriftlichen Schicksale der lesung darstellen und unter ihrer scheinbar so todten masse ein wirkliches leben verbergen. Die- ser besten familie und dies war ein weiterer grundsatz hatte der kritiker bei der constituirung des textes zu folgen und zwar je consequcnter desto besser, eine schwere aufgäbe: in dieser hinsieht darf als muster die stereotyp-ausgabe des Tliit- kydides (Berlin, Weidmann) betrachtet werden, was nicht genug anerkannt zu sein scheint. Aber oft genug lassen auch die be- sten handschriften im stiebe und dann muß die conjeetur belfen: gegen sie verhält sich Bekker ablehnend , bleibt vielmehr so lange es irgend geht bei der Überlieferung : ging es aber nicht anders und mußte diese verlassen werden , so versteht er mit

Nr. 3. 44. Bekker und Boeckh. 229

' leichter änderung die schaden zu heilen, wie man, um doch ei- : nen beleg dafür anzuführen, an der in den Monatsbl. der Berl. 'acad. 1847, p. 26 mitgetheilten reihe von conjecturen zu Dio

- Cassius ersehen kann : dies eine kunst, zu der ihm wohl beson- f, ders seine große Vertrautheit mit den alten Schreibungen ver- Uiolfen : auch hierin schloß sich an Bekker mit schönstem erfolg 8jK. Lachmann an, dagegen haben die neuern durch glänzende ' beispiele verleitet zum schaden der Wissenschaft zu oft den ent- c gegengesetzten weg eingeschlagen. Diesen grundsätzen zumeist i verdanken die ausgaben ihre Vorzüge: nur bei zweien finden ä( sie sich durchweg zu wenig wir wissen nicht durch welche 5 umstände zur geltung gebracht, bei Aristophaues und Livius : p in andern ist ihnen Bekker, wie er wohl wußte, nur in einzel- ;■ nen fällen untreu geworden, so in angäbe von Varianten; denn ida er bei der durch stete Übung erlangten großen Sicherheit in ihandhabung der kritik rasch zu arbeiten sich gestattete, hat er i manches übersehen, manches falsch beurtheilt, daher seine nach- i träge zu Demosthenes in Monatsber. der Berl. acad. 1854 , p. i 252, zu Thukydides ebendas. 1855, p. 470, zu Isokrates, eben- fcdas. 1861, p. 1034, und die von Torstrick zu Aristoteles im i Philol. XII, p. 494. XIII, p. 204: anderes und wichtiges haben -andere forscher berichtigt, wie die wähl der für den text zu i gründe zu legenden handschriften im Lysias , im Aeschines, .auch wohl im Isokrates und einigen Schriften des Aristoteles, , auch nachgewiesen, wie bei der textgestaltung bei diesem oder i jenem consequenter hätte vei-fahren werden können, so im De-

I mosthenes (cod. 2'), in Aristoteles negl r/>rp/s (cod. E); aber a dies und ähnliches thut den leistungen Bekkers im ganzen nicht j den geringsten abbruch : durch seine auf eisernem fleiß und selt-

- nem Sprachtalent beruhende bis in das kleinste sicherstreckende kenntniß der griechischen spräche so wie durch die begründung « und einführung einer festen kritischen methode sind texte ge- schaffen, welche die erste zuverlässige grundlage für gedeihliche

i forschung nicht allein in der grammatik , formenlehre wie syn-

;tax, sondern überhaupt für das Studium des classischen alter-

:thums gewährt haben, ein unvergängliches verdienst. Damit

; jedoch noch nicht zufrieden hat Bekker seit seinem ersten auf-

enthalt in Paris durch Uhland angeregt auch altfranzösische-

und altitalienische dichtungen und romane mit gleichem eifer

Philol. Anz. XV. 16

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und gleichem erfolge aufgesucht und bearbeitet : endlich hat er auch, wie sein amt verlangte, Vorlesungen gehalten, das einzige, worin er trotz der darauf verwandten gewissenhaften Sorgfalt und trotz seiner gelehrsamkeit keine hervorragenden erfolge er- zielt hat : die neigung zur kürze und ein allzugroßes vertrauen auf den fleiß und die fassungskraft der zuhörer ließen ihn, wie es scheint, die passende auswahl und form für das vorzutragende nicht finden , so daß nur sehr gut vorbereitete und charakter- feste studiosen sich von ihm angezogen und gefördert fühlten: vielleicht war jedoch die hauptsache, daß die stille und sichere erfolge verheißende Studierstube den zur mittheilung unlustigen stärker anzog, als ein immerhin zweifelhaftes publicum: ein ge- feierter docent ist demnach Bekker eben so wenig geworden als ein großer redner.

So reihte sich in rascher folge werk an werk bis 1857, wo die fünf bände starke ausgäbe der biographieen Plutarchs beendet ward : obgleich nun ein siebziger und zum ausruhen berechtigt scheute der rastlos thätige doch vor der ausführung eines lange bedachten aber immer zurückgeschobenen schwieri- gen Unternehmens nicht zurück. Denn die in Halle gesteckten ziele hat Bekker nie ganz aufgegeben: so scheint er 1821 ge- willt gewesen die lexikalische arbeit wieder aufzunehmen, da er damals das kleine griechische Wörterbuch von Niz neu herausgab ; eine weitere spur davon finden wir indeß nicht. Dagegen bleibt Homer sein steter treuer begleiter , mit dem ihn immer wieder anderweitige arbeiten in berührung bringen: Theognis 18] 5, 1827, Tzetzes 1816, die scholien zur Ilias 1825, die paraphrase der Ilias 1827, Aratos 1828, Apollonius der sophist 1833; aber erst 1841 fängt er wieder an sich über homerische fragen wirk- lich auszusprechen, wie über den anfang der Odyssee, eine noch immer umstrittene these, die homonymie bei Homer, und besorgt 1843 eine recognitio der homerischen gedichte : aber erst in den nun folgenden, in den Monatsberichten der academie der Wissen- schaften zu Berlin in bald größern bald kleinern Zwischenräu- men zuerst veröffentlichten , dann in den Homerischen blättern (1863. 1872) vereinigten mittheilungen so wie in der 1858 er- schienenen mit vorrede und kritischem apparate ausgestatteten und mit einem von den bisherigen ganz abweichenden titel ver- sehenen zweiten bearbeitung der homerischen epen liegen die

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i schließlichen resultate von Bekkers forschungen vor: sein letzter ? Vortrag, der Hom. II. B, 203 und Od. J, 20 flg. (Monatsber. im 75) behandelt, ist am 20. februar 1871 kurz vor seinem ab- ' leben gehalten und somit schließt seine schriftstellerische lauf- B bahn mit voller geisteskraft im 86. lebensjahre mit der erklä- I rung des dichters, mit dem er sie im 21, begonnen, ebenfalls j epochemachend ab : ein beneidenswerth wunderbares geschick ! t Diese die letzten vierzehn lebensjahre ausschließlich betriebenen i Studien führten zu überraschenden ergebnissen : nicht die Über- lieferung soll im Homer bei der textgestaltung entscheiden, \ sondern im anschluß an Fr. A. Wolf lediglich die analogie, 1 d. h. gleichmäßigkeit in spräche und metrum , aus deren stren- i ger und consequenter beobachtung sich dann auch die einfüh- rung des digamma ergab , was doch nie in einer alten hand- i schrift des Homer gestanden hat, und mit ihm viele weitere än- '-• derungen und conjecturen, von denen wie überhaupt von seinem 3) verfahren er in einem in der vorrede zum zweiten Homer ver- i heißenen aber nie geschriebenen werke noch weitere rechenschaft r abzulegen gedachte. Viel schönes ist auf diesem wege gewon- s nen und wird noch, wie neuere forschungen darthun, auf ihm ge- t wonnen werden: aber wie viel als fest und unumstößlich gelten 3 kann , dürfte von der endgültigen lösung der sogenannten He- il merfrage abhängen , die freilich in nächster zukunft kaum zu i erwarten steht; denn diese lösung erfordert noch außer vielem H andern eine auch auf verwerthung von Mykene , Tiryns und p verwandten funden beruhende klare erörterung des culturzustan- 8 des in den homerischen zeiten, erfordert ferner eine Untersuchung R der Überlieferung der homerischen epen vom beginne der rhap- 3 sodik (um ol. 1) bis auf Peisistratos und Piaton: aber wie die .1 entscheidung auch falle , immer wird die geisteskraft bewundert i werden müssen, mit welcher Bekker in hohem alter vorher mit

- rühm geübte grundsätze verließ , um mittelst einer dem dichter seiner meinung nach allein entsprechenden wenn energisch durch-

- geführten behandlungsart sichere erfolge zu erzielen, immer wer- den die aus großartiger gelehrsamkeit entsprungenen ansichten

i und resultate Bekkers von den philologen freudig anerkannt und | dankbar zu neuen fortschritten benutzt werden , wenn anders j die philologen die ihrer Wissenschaft von den meistern gewiese- nen und von diesen erfolgreichst betretenen bahnen nicht ver-

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lassen , vielmehr diese auch fernerhin mit gewissenhaftem eifer und aufopfernder hingehung verfolgen.

So viel von Immanuel Bekker als gelehrten , ganz anders sein altersgenosse und College August Böckh: von dem wortkargen und in sich gekehrten norddeutschen unterscheidet sich das ganze lehen hindurch der gern sich äußernde und gern am leben sich betheiligende süddeutsche. Geboren zu Karls- ruhe, wo die eitern wohnten, zeigte der knabe früh bedeutende anlagen; denn schon in seinem dritten jähre lernte er die buchstaben (Boeckh, Pindar. I, 2, p. 326) und vom sechsten an besuchte er das Gymnasium illustre seiner Vaterstadt, eine sehr wohl organisirte anstalt, an der grade damals ausgezeichnete lehrer wirkten. Leider starb der vater , secretair am hofrathe des markgrafen Karl Friedrich, unerwartet früh (1790) ohne vermögen zu hinterlassen , so daß die familie in eine sehr be- drängte läge gerieth : aber die tüchtige mutter wußte mittel und wege zu finden , die für eine höhere bildung ihrer kiuder, drei söhne und zwei töchter, nöthigen mittel herbeizuschaffen. August begriff seine läge, lernte und arbeitete auf dem gymna- sium unermüdlich und nicht lange , so gehörte er zu dessen be- sten Schülern, war bei den lehrern beliebt und sah sich von ih- nen nach möglichkeit gefördert. Der Unterricht umfaßte sehr viel: Böckh trieb lateinisch und griechisch seit 1761 ward auf dem gymnasium auch Homer gelesen , daneben hebräisch und arabisch , französisch und englisch , eine sprachenfülle , wie sie im siebzehnten und auch eine Zeitlang im achtzehnten Jahr- hundert oft, damals aber nur selten erscheint, ei trieb ferner geschichte und römische alterthümer, in denen professor Hugo, vater des göttinger Juristen unterrichtete, dann mathematik und physik, welchen er durch professors Böckmann weise angezogen mit besonderm fleiße oblag, naturgeschichte und botanik dies alles ward gründlich erlernt ohne daß die gesundheit gelitten oder daß jemand eine überbürdung, das jetzige losungswort pä- dagogischer Weltverbesserer entdeckt hätte: daß aber wirklich nur gründliche kenntnisse erworben wurden, das beweist Böckhs folgendes leben , in welchem diese auf der schule errungene grundlage in ihrem ganzen umfang in schönster entwicklung sich kundgiebt: es liegt hier ein herrliches zeugniß dafür vor, daß was auf der schule von kundiger band auf empfänglichen boden

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'gesäet wird, später die reichsten fruchte trägt, wird es nur wei- ter gepflegt und nicht der Versuchung des lebens aus schwäche geopfert. Nach Vorgang von verwandten sollte und wollte Böckh 'idem geistlichen stände sich widmen und besuchte deshalb am J Schlüsse seiner Schulzeit das gymnasium theologicum , eine abthei- lung des gymnasium illustre, in dem er eine art academischen 'Unterricht in der theologie erhielt und candidatus theologiae ward: j als solcher hat er vor seinem abgange auf die Universität in »der umgegend von Karlsruhe ein paarmal gepredigt, dann aber i nicht wieder. Mit glänzendem schulzeugniß entlassen und vom imarkgrafen Karl Friedrich durch ein Stipendium unterstützt be- izog Böckh ostern 1803 die Universität Halle, um sich in theo- tlogie und im lehrfach , eine damals übliche Verbindung, acade- i misch auszubilden; aber von Fr. A. Wolfs vortragen und Per- sönlichkeit ergriffen ergab er sich gar bald mit jugendlichem äfeuereifer dem Studium der classischen philologie: mit Pindar; den tragikern, Piaton beschäftigte er sich mit Vorliebe und wett- 3 eiferte in ihrer erkenntniß mit Immanuel Bekker , Johannes B Schulze , Karl Schneider und andern gleichgesinnten freunden : 3 diesen allen stand als sachkundigster berather Fr. A. Wolf treu- lich zur seite und verstand besonders durch das philologische [ seminar die als tüchtig erkannten zu dem Studium der ihren i talenten und neigungen entsprechenden classiker hinzuleiten. :So hat Fr. A. Wolf noch am ende seiner lehrthätigkeit in Halle 'I. Bekker und A Böckh der philologie gewonnen, ein verdienst, i dessen Hertz mit warmen Worten gedenkt, grade jetzt recht 5 zeitgemäß, wo jüngere philologen in ihrem hochmuth wähnen \ den gewaltigen mann und lehrer geringschätzig behandeln zu 'dürfen. Im letzten jähre des triennium gewann auf Böckh auch "Schleiermacher durch die vortrage über kritik und hermeneuük 3 wie durch die erklärung der platonischen dialoge und der in ' diesen nachgewiesenen kunst einen einfluß , den der dankbare zuhörer nie verheimlicht hat, s. Boeckh Pind. II, 2, praef. p. 7; es bezeugt denselben auch die im januar 1806 erschienene erste ' druckschrift Böckhs : in Piatonis qui vulgo fertur Minoem eiusdem- 1 gue libros priores de Legibus ad virum illustrem Frid. Aug. Wol- fium . . . commentabatur Aug. Boeckh, Badensis, Seminarii philolog. 1 reg. Halensis sodalis : sie zeigt sowohl in der bestimmung des- ; Verfassers des Minos als auch in der kritischen und exegetischen

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behandlung einer reihe von stellen aus dem schwierigen werke nsQi röpav eine bei einem einundzwanzigjährigen ungewöhnliche kenntniß sämmtlicher platonischer dialoge und trotz des einflus- ses der lehrer deutlich die keime der Selbstständigkeit, welche die folgenden Schriften Böckhs auszeichnet : sie erregte sofort die aufmerksamkeit der gelehrten. Bald darauf, ostern 1806, reiste ihr Verfasser, da ihm das badische Stipendium verlängert ward, nach Berlin, trat daselbst in das von Gedike geleitete pädago- gische seminar und unterrichtete in den untern classen des gym- nasiums zum Grauen kloster: doch weit wichtiger war, daß er mit Ph. Buttmann, L. Fr. Heindorf, den gebrüdern Delbrück und andern strebsamen philologen in enge, auch später gepflegte Verbindung trat , mit ihnen ein pindarisches kränzchen einrich- tete und sonstigen fördernden Umgang sich zu nutze machte. Er hatte gehofft, in Preußen eine anstellung zu erhalten; da jedoch bei den damaligen politischen Verhältnissen diese aussieht schwand, entschloß er sich Berlin zu verlassen und kehrte über Halle, wo er am 15. märz 1807 unter eigentümlichen Verhält- nissen von der trümmerhaften philosophischen facultät Fr. A. Wolf war übrigens anwesend auf grund einer abhand- lung de harmonice veterum , die aber ungedruckt geblieben , pro- moviert ward (s. Piniol. XI, p. 791), nach Karlsruhe zurück, und zwar mit der absieht, sich sobald als möglich in Heidel- berg zu habilitiren. Doch erreichte er dies erst nachdem einige Schwierigkeiten mit hülfe des großherzogs beseitigt waren , im october 1807, wo er dann seine Vorlesungen mit solchem er- folge begann , daß er noch vor ablauf dieses Jahres zum außer- ordentlichen professor ernannt wurde. Damals herrschte in Deutschland eine eigenartige rege Spannung : das joch der fremd- herrschaft erschien unerträglich ; die literatur strebte die alten fesseln zu sprengen und in freier forschung das höchste zu er- reichen, ein streben, dem die der philologie von Fr. A. Wolf und G. Hermann gegebene richtung entsprach : auf diesem bo- den nun bewegte sich Böckh mit jugendlicher kraft und begei- sterung: weder der neue Wohnort mit der neuen Stellung, weder die zahlreichen exegetischen Vorlesungen über Griechen und La- teiner so wie solche über reale fächer der philologie, darunter nach Wolfs Vorgang encyclopädie, noch auch die Verlobung mit ihrem unvermeidlichen hangen und bangen und die verheirathung

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f vermochten ihn von den ihm als das höchste erscheinenden schrift - W stelleilschen planen abzuziehen , führten ihm vielmehr immer l| neue ideen und plane zu, durch welche er die in Halle empfan- 1 gene anregung selbständig weiter ausbilden zu können erhoffte. ■Und so vollendete er schon im sommer 1808 das so ungemein -reichhaltige und obgleich ohne index ungemein viel benutzte,

Gottfried Hermann scenicae rei veterum iudici longe peritissimo ge- ' widmete buch über die griechischen tragiker, Graecae tragoediae ^ principum , Aeschyli, Sophoclis , Euripidis , num ea quae supersunt

I genuina omnia sint et forma primitiva servata , an eorum familiis Valiquid debeat ex iis tribui: dies buch, das in einem damals sehr f viel behandelten gebiete ganz unbeachtet gebliebene gesichts- i. punkte eröffnete, ich nenne nur die Untersuchungen über die s Überarbeitung der tragödien durch die Verfasser selbst , dann

durch mitglieder ihrer familien , die über den einfluß der komi-

ker, über die zahl der stücke u. s. w. so wie kleinere pub- ; licationen und der beifall, den er als docent hatte, brachten ihm

im frühjahr 1809 einen ruf an die Universität Königsberg und da - er ihn ablehnte , eine ordentliche professur in Heidelberg ein ; : diese also in demselben lebensjahre , in welchem sie sein ver- ehrter lehrer Fr. A. Wolf in Halle erhalten hatte. Dieser er-

; folg spornte zu weitern leistungen an, welche sich nun mehr und mehr auf Pindar und Piaton und die über diese geplanten »| werke concentrirten : als ihre Vorläufer dürfen wir die schrift 'über die versmaße des Pindar (1809) und programme über die- sen dichter ansehen, ferner ein specimen einer ausgäbe von Pla- '! tons Timaios, und eine reihe abhandlungen , wie über die bil- ! dung der weltseele in Piatons Timaios , über das kosmische sy- i stem Piatons , über das philolaische Weltsystem und andre ver- 1 wandten inhalts (Böckhs Kl. schrift. bd. II), alles schwer zu lö- sende aufgaben und probleme, entlehnt aus poetischen wie pro- \ saischen werken der Griechen : von beiden versteht er , auch darin Fr. A. Wolf verwandt, die eigenthümlichkeiten darzulegen und zu behandein , ein zeugniß großer geistiger begabung. In dieser zeit entstand auch der plan zu einem werke , das den titel Hellen erhalten so"te: es war bestimmt die einheit des gan- zen griechischen lebens in seiner realen erscheinung wie in den principien seiner kunst und Wissenschaft zur darstellung zu brin- gen: der plan ist nie ausgeführt, doch ist er interessant, weil

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sich aus ihm die entstehung des einen oder andern der spätem werke erklärt, ferner weil er zeigt, daß schon jetzt Böckh liebte, sehr verschiedenes neben einander zu treiben. Alles dieses läßt aber erkennen , wie die zeit in Heidelberg vier jähre eine ungemein schöpferische gewesen : alle größern werke Böckhs beruhen auf ihr und knüpfen an sie an. Auf dies so reiche, fruchtbare schaffen wirkte nicht wenig der kreis edler männer ein , mit denen Böckh innig verkehrte , die begeistert für ihre Wissenschaft und für das Vaterland sich in Heidelberg zusam- mengefunden: ich nenne nur de Wette, Marheineke , Neander Wilken, die später auch in Berlin wirkten: dann Creuzer, der damals auf der höhe seines ruhms stand und den jungen colle- gen förderte, wo er konnte, Brentano und andre romantiker: wie diese Böckh's werth hoch anschlugen scherzhaft nannten sie ihn den Polyhistor so auch die übrige gelehrtenweit, wie man jetzt auch aus dem briefwechsel der gebrüder Grimm er- sieht. So ward es denn Fr. A. Wolf nicht schwer , das preu- ßische ministerium dahin zu bestimmen , grade diesem seiner schüler die professur der beredsamkeit nebst der leitung des philologischen seminars an der zu gründenden Universität zu Berlin anzuvertrauen: im herbst 1810 erhielt Böckh den ruf: er nahm ihn an, da sich ihm in Berlin ein größerer Wirkungs- kreis zu eröffnen schien. Aber die zeit in Heidelberg vergaß er nicht, hat ihrer vielmehr stets mit liebe gedacht: noch in dem an die Heidelberger philosophische facultät wegen erneuerung des doctordiploms bei seinem Jubiläum gerichteten dankschreiben nennt er diese vier jähre „die schöne zeit jugendlicher frische"; das ist sie in jeder weise gewesen.

Böckh trat zu ostern 1811 sein neues amt au, ein amt, das er sechsundfunfzig jähre hindurch ruhmvoll verwaltet hat. Noch in dem sommer desselben jahrs erschien die erste abtheiluug der großen ausgäbe des Pindaros in zwei quartbändeu , deren erster den neugestalteten text enthielt er war nach neu ver- glichenen handschriften und andern hülfsmifteln berichtigt und gab die verse der strophen in neuer anordnung , der andre die commentarii metrici und notae criticae; letztere gaben den kri- tischen apparat mit einer fülle zur begründuug der einzelnen lesarten dienenden sprachlichen und sachlichen bemerkungeu, welche auch das genaue Studium der Schriften G. Hermanus

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'. dartbaten : die ersteren aber, der glanzpunkt des ganzen und ein ! in formeller wie sachlicher hinsieht auf das sorgfältigste ausge- ' arbeitetes meisterwerk , rechtfertigten das metrische verfahren - und zwar so, daß die metrik zum ersten male das alterthum

nicht ausgeschlossen ; die ihr unentbehrliche rhythmische grund- E läge erhielt: diese grundlage, welche Böckh zum begriinder ei- ! ner wissenschaftlichen metrik machte, war richtiger methode zu- folge aus den griechischen musikern und den alten dichtem, be- i sonders aus Pindar geschöpft. Und docdi blieb diese herrliche 1 leistung lange ohne erfolg, das einzige von Böckh's werken, i welches dies Schicksal erfahren : denn haben auch einzelne an-

sichten und grundsätze aus ihm allmählich eingang gefunden, die hauptsache, die rhythmik, ist erst durch Westphals arbeiten

iin fluß gekommen und dadurch erst jetzt auch für Böckh's ver- dienst anerkennung und einfluß erwachsen. Der grund dieser auffälligen erscheinung liegt an Pindar selbst, der nie zu den ■gelesensten dichtem gehört hat, dann in den noch heute schwer »zugänglichen büchern der alten musiker, wenn auch für sie man- ches schöne neuerdings zu tage gekommen , auch in dem aber- glauben von der Schwierigkeit der metrik, deren gründliche kenntniß noch jetzt eine Seltenheit unter den philologen ist, vor -allem aber in der feindlichen haltung Gottfried Hermanns, der sich 'nicht entschließen konnte, seinen unhaltbaren, weil außerhalb der tnovöixi'f liegenden Standpunkt aufzugeben: jetzt steht jeder selbst- iständig denkende metriker auf Böckhs seite : es geht eben in *der Wissenschaft wie im Staate, wo eine leidenschaftliche und des- halb einseitige Opposition die zweckdienstlichsten maßregeln lange zu hemmen vermag , bis endlich die macht der umstände der «einsieht zum siege verhilft. Diese Pindarbände waren bis auf 'weniges noch in Heidelberg inmitten des friedens vollendet: in ^'Berlin änderten sich die Zeiten : die freiheitskriege brechen aus mnd ziehen auch den nur zu gern an die stille Studierstube ge- kesselten in mitleidenschaft, nöthigen auch andre kreise zum still- stand in ihren gewohnten beschäftigungen : so gelangte denn auch von Böckh in den nächsten jähren nur wenig zum druck, lie berühmte abhandlung über die bergwerke in Laurion (Kl. >clmft. bd. V), die jedes semester nöthigen vorreden zu den ectionskatalogen (Kl. schrift. bd. IV) von geringem umfange, iber der schönsten miniatur vergleichbar sind zu nennen Dafür

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wurden hefte für Vorlesungen ausgearbeitet, so das für griechische literaturgeschichte , wie ich nach dem mir von des Verfassers gute gestatteten gebrauche sagen kann : solche hefte dienten als grundlage dem freien vortrage, nicht einem ablesen, waren sorg- fältig stilisirt und überhaupt wohl geschrieben, um über die Sachen sich selbst klar zu werden. Die Vorlesungen selbst erstreckten sich über Hellas und Rom, waren deshalb bis 1826 sehr zahl- reich, drei, vier, zuweilen gar fünf das semester, wie das nähere die lectionskataloge nachweisen , exegetische wie wissenschaft- liche ; von 1826 an, wo Lachmann nach Berlin berufen war, beschränkte sich Böckh auf zwei das semester , und fast aus- schließlich auf Hellas ; sie sind immer zahlreich besucht gewesen und auf die fortbildung der philologie von ganz ungemeinem einfluß : offen und ohne rücksicht entwickelte er in ihnen in schlichter aber wirksamer weise seine originellen ideen. Er- gänzt wurden diese vortrage auf eigne weise durch das philo- logische seminar: beides, Vorlesungen wie seminar, Verpflichtun- gen, welche vielen aufwand an zeit erforderten. Aber neben dem ausarbeiten von heften beschäftigt Böckh in dieser zeit noch viel andres: denn von 1817 an wird als wäre versäumtes nachzuholen eine ganze reihe von umfangreichen meisterwerken vollendet, deren jedes in die zeitgemäße neugestaltung der classischen phi- lologie mächtig eingreift: zuerst 1817 die Staatshaushaltung der Athener (zweite aufläge 1851): dies werk wurzelt in Fr. A. Wolfs ausgäbe der Leptinea und vor allem wie der Hellen, von dem es ein theil sein mag, in dessen auffassung der classischen philologie; es entwickelte, indem es der von Niebuhr, dem es gewidmet ist , scharfsinnig und lebensvoll durchgeführten erfor- schung des altrömischen Staatslebens volle rechnung trug, selbst- ständig unter sorgfältigster benutzung aller , den frühern zum theil unbekannt gebliebenen, quellen in lichtvoller darstellung die wirtschaftliche Organisation eines in voller kraft stehenden altgriechischen Staates nach allen ihren seiten hin, eine leistung, welche nur gelingen konnte mit einer bei dem Verfasser vor- handenen detaillirtesten kenntniß des gesammten griechischen lebens. Dadurch brachte es aber zunächst bei den philologen eine vollständige Umwälzung in der behandlung der hellenischen alterthümer hervor, wozu die von der erhebung des deutschen volks im jähr 1813 beeinflußte und für jede reform empfängliche

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c Stimmung der zeit das ihrige beitrug; denn diese bis dabin •,„ein roher und unzusammenhängender wüst" erhielten jetzt den [Staat zu ihrem mittelpunkt, so daß sie sich zu einer darstellung <des entstehens und allmahligen wachsthums desselben gestalteten und zu einem wahrhaft nützlichen Hilfsmittel für die richtige erklärung und auffassung der schriftsteiler : das werk be- ; wirkte aber auch in andern lebenskreisen eine erfreuliche ände- rung in beurtheilung und Stellung der philologie ; denn es be- gehrte gelehrte andrer fächer so wie Staatsmänner, welcher nicht ,zu unterschätzende nutzen aus den staatlichen einrichtungen des ?alterthums für die Staaten der gegenwart gezogen werden könne. ^Unerwartet wurde aber Böckh nach dieser so anziehenden ar- beit zu einer von ganz andrer art genöthigt, zu der herausgäbe der Pindarscholien oder dem ersten bände der zweiten abthei- Jung der ausgäbe Pindars ; sie erschien 1819: Ed. Gerhard nämlich hatte die herausgäbe übernommen, doch ein augenleiden zwang ihn zurückzutreten und so mußte Böckh sich dem müh- samen und unerfreulichen geschälte unterziehen. Trotz des un- igenügenden handschriftlichen materials gelang es seiner umsieht und ausdauer einen vielfach vermehrten und überall verbesser- fiten text herzustellen und somit ein noch heute für die erklä- rung Pindars unentbehrliches hülfsmittel zu schaffen. Freilich -jhaben neue funde und collationen so wie weitere forschungen ^auf dem gebiete der scholienliteratur das mangelhafte der jetzi- gen Sammlung dargethan und wie wünschenswerth eine neue recension derselben sei klar erwiesen : doch bleibt Böckhs aus- gäbe eine äußerst dankenswerthe Vorarbeit und hat außerdem •tdie diesem bände vorangestellte geschichte der erklärung und be- ühandlung der Pindarischen gedichte hervorgerufen: ist auch in jihr wegen der damals noch so gut wie gar nicht behandelten jgeschichte der altgriechischen grammatiker einzelnes zu verbes- sern , so muß doch das ganze als ein musterhaftes beispiel für ^derartige Untersuchungen gelten und sehr bedauert werden, daß das glänzende beispiel so wenig nachfolge gefunden ; für jeden .der alten class'iker ist solche leistung eine nothwendigkeit. Gleich aach beendigung dieser ausgäbe ward die durch sie unterbro- chene ausarbeitung des erklärenden commentars zu den epini- vkien wieder aufgenommen , des zweiten bandes der zweiten ab- jtheilung der ausgäbe; doch ließ sie Böckh auf kurze zeit zu-

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rücktreten, um durch die herausgäbe der fragmente des pytba- goreers Philolaos eine in Heidelberg begonnene Studie zu ende zu führen : es war das seine art einen zu bearbeitenden schwie- rigen stoff lange mit sich herumzutragen und zu durchdenken. Böckh sah nämlich die uns erhaltenen bruchstücke dieses deu- kers als den einzigen lichtpunkt in dem labytinthischen gewirre der nach richten über die pythagoreische schule an und meinte durch eingehende erklärung der fragmente das dunkel, das diese schule umgab, aufhellen zu können, jedenfalls ein origineller ge- danke, der auch eine Zeitlang allgemeinen beifall gefunden hat. Doch tieferes eindringen in die Satzungen der alten philosophen ließ allmählich zweifei an der richtigkeit der ausführungen Böckhs aufkommen ; man lernte die alte terminologie näher kennen und stieß sich nun an gar manchem ausdruck in den fragmenten : entscheidender wirkte genauere kenntniß des dori- schen dialekts; denn der in den fragmenten herrschende doris- mus ergab sich als gar keiner; auch hatte man, als Böckh sein büchlein schrieb , keine klare Vorstellung von der art und dem umfang der in Hellas in vorchristlicher zeit betriebenen fäl- schungen : also was von den bruchstücken echt, ob überhaupt etwas echt , steht noch zu untersuchen , als sicher dagegen darf gelten, daß der faden des Philolaos, an dem wir aus dem py- thagoraischen labyrinth haben herausgeführt werden sollen, sich als ein zu wenig dauerhafter erwiesen : Böckh hat hier einmal seiner zeit, der er sonst vorauszueilen pflegt, und ihrer schwäche seinen tribut wie jeder andre sterbliche entrichten müssen. Nach dieser abschweifung ward mit verdoppeltem eifer die arbeit am Pindar-commentar wieder aufgenommen: 1821 lag der ganze band im druck vollendet vor dem erstaunten publicum. Unter- stützt war Böckh dabei von Ludolph Dissen , vom anfang der ausgäbe an deren treuer begleiter : Dissen nämlich und Böckh hatten sich in Göttingen , wohin letzterer wegen der Verwandt- schaft seiner gattin sich öfter begab, in jungen jähren, um 1810, kennen gelernt und überrascht durch die Übereinstimmung ihrer auf verschiedenem wege erlangten ansichten über philologie so wie in der wähl ihrer lieblingsstudien , der griechischen poesie und vor allem Piatons, sich eng an einander geschlossen: daher also die Vertrautheit Dissens mit den ansichten Böckhs; da er nun , ebenfalls ein warmer verebrer Schleiermachers , auch die

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5 ansichten Böckhs über exegese vollkommen billigte , so hatte er sich gern zur theilnahme an der Pindararbeit entschlossen und , die erklärung der Nemeen und Isthmien übernommen: daher also die im commentar so merkwürdige Übereinstimmung in den Ldie erklärung leitenden grundideen. Aber die hauptarbeit fiel darum doch Böckh zu : die für eine würdige erklärung der ge- : dichte unumgänglich nothwendigen historischen und chronologi- schen Untersuchungen hat dieser allein geführt und überhaupt cfußt Dissen schon auf Böckhs commentar und baut auf diesem j weiter, weshalb seine erklärung im einzelnen zusammenhängen- der, gefeilter, ich möchte sagen ruhiger erscheint, als die Böckhs, .dessen commentar mehr einem kühnen, großartigen ersten wurf ^ähnelt, der jedoch fast immer wunderbar sicher das ziel trifft. Böckh .ist demnach der hauptbegründer dieses commentars und man über- treibt nicht mit der behauptung , daß seit den großen Alexan- drinern, Aristophanes und Aristarch , kein gelehrter an die er- .klärung Pindars mit solcher gelehrsamkeit , solchem congenialen jblick und solchem erfolg herangetreten ist als Böckh. Sonach {war es kein wunder, wenn jetzt eine völlige Umwälzung in der l(beurtheilung des dichters entstand : vorher sprach man von der .ärmlichkeit des Stoffes, der zu abschweifungen geführt habe, be- -klagte den mangel an Zusammenhang und fand lyrische spränge, [3ah überall schwulst und phantastischen taumel : jetzt mußte ijQian von alle diesem das gegentheil zugeben ; denn der stoff er- giebt sich als ein reicher, der sieger nämlich und sein geschlecht [.mit dessen geschichte und ahnen , welche mit den göttern und £heroen verkehrten , der sieg selbst und die Vaterstadt des sie- igers , sie alle bilden das historische fundament des gedichts : [des dichters aufgäbe und pflicht ist es dies genau zu kennen, Üss dann von seiner ethischen seite aufzufassen und dadurch zu dem ethischen grundgedanken zu gelangen, der die einheit des gedichts bildet ; denn nach diesem ordnet und behandelt er den >toff und zwar nach den gesetzen der lyrik : als ein erstes ge- r>etz gilt , daß der sieger durch mythen verherrlicht und auch rlie grundidee, wenn nöthig , durch mythen zur anschauung ge- bracht werde: die mythen sind also nicht um ihrer selbst willen fla, sondern dienen der grundidee, so daß durch diese der engste Zusammenhang aller theile des epinikion entsteht, wodurch das gedieht statt eines gelegenheitsgedichtes zu einem freien, idealen

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gebilde einer geregelten phantasie sich erhebt. Diese theorie und ihre gesetze, auf welche Pindar in den gedienten selbst hin- weist, hat er aber nicht selbst erst erdacht, sondern sie hat er gelernt ; denn seit früher zeit sind in Hellas durch die musischen schu- len feste grundsätze für die (JovarAij geltend geworden, von de- nen besonders die des Terpandros und der lesbischen schule auf die chorische lyrik eiufluß gewonnen haben : sie hinderten ihrer beschaffenheit wegen nicht die freie entwicklung der In- dividualität des dichters , waren vielmehr wie das metrum eine wohlthätige fessel. So steht denn Pindar als der selbststän- digste Vertreter echt griechischer kunst da und der grundsatz : besonnenheit in der begeisterung , tritt in seinen Schöpfungen überall unverkennbar hervor. Diese hier skizzirte methode in jedem gedichte Pindars befriedigend durchzuführen ist noch nicht gelungen , die arbeit also noch nicht beendet , aber der weg zur Vollendung zu gelangen gewiesen. Gerade um diesen weg recht deutlich darzuthun , schrieb Böckh 1821 und 1822 die berühmten abhandlungen über die kritische behandlung der pindarischen gedichte (Kl. schrift. bd. V), welche wenn gleich nach seiner art anspruchslos geschrieben, jetzt, wo die ausgäbe vollendet vorlag, jedwedem ihre großartige eigenart anschaulich machen mußten. Einen gleichen zweck verfolgten die 1824 und 1828 geschriebenen, später (1843) in einer ausgäbe des Stücks wiederholten abhandlungen über die Antigone des So- phokles; sie erwiesen, wie die aus den Untersuchungen über Pin- dars metrik, diction und composition gewonnenen resultate auch auf die griechischen tragiker Anwendung fänden, ein ziel, dem auch eine reihe von vorreden zu den lectionscatalogen dienten und dadurch den weg zu einer tiefern auffassung der griechi- schen tragödie bahnten. Indeß erschöpft das bisher gesagte Böckhs thätigkeit in den jähren 1811 1827 noch nicht: da er, wie schon bemerkt, neben dem vollenden des einen werkes Vor- bereitungen und theilweise ausführungen zu einem andern wo ! möglich großartigem zu betreiben pflegte, so gingen neben dem bisher besprochenen mancherlei Studien für die 1814 von der academie der Wissenschaften zu Berlin zur förderung der alter- thumsstudien beschlossene Sammlung der griechischen Inschriften her; denn die ausführung dieses so dankenswerthen Unterneh- mens war Böckh unter beistand von I. Bekker, Buttmann und

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Schleiermacher übertragen, ein wissenschaftlich sehr schwieriger jauftrag, welcher zugleich wegen der mit ihm verbundenen masse von arbeiten rein geschäftlicher natur eine ganz eigenartige ge- jwandtheit und arbeitskraft erforderte: alle diese Schwierigkeiten jhat Böckh in der that siegreich überwunden. Die aufgäbe äu- [ßerte sofort ihren einfluß auf seine wissenschaftliche thätigkeit; tdaher wohl die benutzung der inschriften in der Staatshaushal- -tung, ebenso die behandlung einiger derselben in den vorreden jzu den lectionscatalogen (Kl. schrift. IV); daher aber auch be- sonders von 1822 an die verhältuißmäßig geringe anzahl von ^beitragen zu den abhandlungen der academie der Wissenschaften : ^geschrieben ist außer dem schon angeführten 1817 die abhand- jilung über den unterschied der attischen lenäen , anthesterien Ha-, s. w. , 1818 die über die Zeitverhältnisse in der Midiana, i,1821 die erklärung einer ägyptischen Urkunde auf papyrus in ^griechischer cursivschrift, der erste versuch dieser art : sie alle »Kl. schrift. V) beseitigten vielbestrittene probleme der alter- ^thumswissenschaft glücklich und gründlich; dies also ungefähr itlas, was neben dem inschriftenwerk herging, von welchem schon 11825 das erste heft, am ende von 1827 der erste folioband des 'Üorpus inscriptionum graecarum vollendet vorlag, ein riesenwerk, blas unsre quellen durch bis dahin schwer zugängliche wie durch ,;ieu aufgefundene und kritisch behandelte inschriften erheblich vermehrte, dadurch wissenschaftliche behandlung der griechischen tipigraphik ermöglichte und in Verbindung mit den ausführungen i;md bemerkungen des herausgebers fast jeden zweig der pkilo- ifogie in überraschender weise förderte und bereicherte. Jetzt frei- lich kann die ganze große der leistung leicht unterschätzt werden ; rfie methode für behandlung der inschriften ist bekannt, viel für wie nöthiges gemeingut durch Böckh geworden, sehr viel hat sich m der herbeischaffung und darstellung der inschriften glück- lich verändert, ich denke an die abklatsche und ähnliches, wor- über Hübner ein besonderes büchlein geschrieben (Berlin , W. ;;üertz, 1881), an die fast verschwundene varia lectio, vor allem m den segen des Deutschen reichs (vrgl. Philol. anzeig. IX, 1, o. 2 flgg.); denn wo früher der Deutsche nur um eine kleinig- i^eit zu erreichen sich bücken und drücken mußte, da steht er üetzt geehrt und wird durch erfüllung seiner wünsche zu ver- landen gesucht: .dies alles macht jetzt die arbeit an inschriften

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um vieles leichter, als sie damals war. Aber was wir, daß es jetzt geschehe, verhüten wollen verkennung das geschah, als das erste lieft erschien: denn die meinungsverschiedenheit, welche über die behandlnng der philologie so wie über einzelne namentlich metrische fragen zwischen G. Hermann und Böckh entstanden und mancherlei polemik hervorgerufen hatte, veranlaßte erstem zu einer leidenschaftlichen recension : in dieser griff er das erste lieft des Corpus heftig an und verwarf Böckhs behandlungs- art der inschriften überhaupt so wie vieles einzelne gänzlich. Böckh schmerzte dies verfahren : gern hätte er mit G. Hermann, den er „seines wissens wegen" selbstverständlich schätzte, in frieden gelebt: jetzt mußte er entgegnen: von natur nicht streit- lustig that er es widerwillig, weil er solche zum guten theil persönliche polemik als der Wissenschaft schädlich haßte: miß- billigte er doch jetzt besonders vor Jüngern, was er derartiges einst Pind. I, 2, p. 324 flgg. geschrieben : er setzte daher, nach- dem er eine antikritik (Kl. schritt, VII), eben kein meisterstiick, geschrieben , im vertrauen auf seine gute sache und die recht- fertigende kraft der zeit den streit nicht fort, veranlaßte auch M. H. E. Meier, die stärksten stellen in einer Streitschrift ge- gen G. Hermann zu streichen (Briefw. zw. Böckh und K. 0. Müller p. 189); dagegen bemühte er sich aus dem tadel de3 gegners nutzen für die Wissenschaft zu gewinnen : daher also manche lehrreiche erörternng in den nachtragen zum ersten bände des Corpus, daher zum guten theil die gestalt der classi- schen vorrede zu demselben ersten bände, daher die ausgezeich- nete abhandlung über die logisten und eutbynen (Kl. Schriften bd. VII): diese wie die folgenden hefte des Corpus blieben ohne anfechtung, doch wohl auch eine Anerkennung des wertlies des ersten heftes : ohne kämpf kommt bei uns selten die Wahrheit zu ihrem recht.

Sechszehn jähre sind somit verflossen , seit Böckh sein amt in Berlin angetreten: das was in Heidelberg, in Halle auf grund von Karlsruhe gedacht und begonnen, steht in seltner Vollen- dung vor unsern äugen , in ihrer art einzige , bis jetzt unüber- troffene werke, daneben die treue und glänzende erfüllung der pflichten des docenten : es waren an Schöpfungen mannigfacli- eter art reiche jähre. Und doch nicht unbeaingt die reichsten ; denn I überblicken wir die nächsten zwanzig jähre, 1828 1848, so

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leiben die äußern bedingungen für Böckh so ziemlich dieselben : eden und geschäfte mehren sich zwar durch Übernahme des ecretariats der academie der Wissenschaften, 1834, aber arbeiten i ermindern sich durch beschränkung der Vorlesungen seit 1826, ;urch abgäbe der vorreden für die lectionscataloge , 1843 . da- egen verlangt was in diesem Zeitraum literarisch geschaffen ;'ird, eine wo möglich erhöhte arbeitskraft , da es sich auf ent- igene, dunkle gebiete erstreckte, nicht bloß die philologie, son- dern auch andre zweige des wissens zu fördern bestimmt war. ijnmittelbar nach abschluß des ersten band es des Corpus ward ; er zweite in angriff genommen ; die behandlung blieb natürlich :i ie im ersten: daher hier ebenfalls Untersuchungen größern :tnfangs, welche das neu gewonnene material verwerthen und ins bis dahin brach gelegenen feldern reiche erndten erzie- Lüb 5 doch entstand aufenthalt und Störung durch die unvor- hergesehene häufung des materials : Griechenland, das sich mehr ;"ad mehr ordnete , förderte aus schutt und trümmern nicht ge- bnte schätze an das tageslicht, welche schleunige veröffentli- ;iung erheischten: so sandte 1835 (Briefwechsel zwisch. Böckh nd K. 0. Müller p. 347) L. Roß aus Athen äußerst wichtige rkunden über die flotte und das arsenal der Athener und trotz 3r Schwierigkeit ihrer behandlung erschienen sie 1840 als dritter jind der in Vorbereitung befindlichen zweiten aufläge der Staats- aushaltung der Athener auf das sorgfältigste ergänzt und er- ;utert. Solche arbeit neben dem zweiten folioband des Corpus {ußte, wenn sie auch noch so sehr lohnte, doch ermüden und teunde hörten zuweilen die klage „wozu werde ich noch lust ha- ]in, wenn diese arbeit beendet ist"; aber die bei ihm immer i, ge forschungslust kannte das kräftigungsmittel , nämlich eine s»dre recht schwierige arbeit. Bei den Vorbereitungen zu der /eiten oben erwähnten aufläge der Staatshaushaltung der Athe- t\t hatte Böckh wegen abweichender ansichten andrer gelehrter je abschnitte des ersten buchs über münze und gewichte ei- ir erneuten prüfung unterzogen: der gegenständ, auch seinen iithematischen neigungen entsprechend, zog ihn an, ward in |j;r stille jähre hindurch mit freunden vielfach erwogen und ; ötzlich überraschten die gelehrte weit die Metrologischen itersuchungen, 1838, ein werk unermüdlichen und penibel rgfältigen fleißes ; es gab für die historische zeit von Hellas Philol. Anz. XVI. 17

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und Rom und den von diesen abhängigen ländern überraschende aufklärungen über den staat wie das tägliche leben betreffende Verhältnisse characteristischster art, wie über die censussätze des Servius Tullius, die verschiedenen münzfüße, die geldreductiouen, führte dann aber in andere erdtheile und in mythische zeiten, nämlich von Hellas nach Phönikien und Karthago , von da zu den Babyloniern und Aegyptern und deren seit uralter zeit eng verbundenen pristerschaften : indem nun der Zusammenhang zwischen allem diesen an der band der gewichte, münzfüße und maaße nachgewiesen wird, eröffnet das werk ungeahnte sichere blicke in das dunkel der ältesten culturentwicklung de** men- sch engeschlechts , verfährt dabei aber im gegensatz zu der bis- herigen behandlung dieser alten zeiten überall besonnen und nach fester methode : welchen überwältigenden eindruck das buch bei seinem erscheinen machte , kann die anzeige K. 0. Müllers in den Götting. gel. anzeig. 1839, st. 94 flgg. vergegenwärtigen; das buch war und bleibt durch seinen inhalt wie durch die vol- lendete form ein gegenständ ungetheilter bewunderung. Obschon dies werk auch wegen des vielen wiegens und messens und rechnens mehr als andre andauernd beschäftigte, fand sich doch 1832 zeit für die lange zurückgehaltene abhandlung über die Atthis des Philochoros, da der Verfasser immer fürchtete, bruck- stücke übersehen zu haben, dann 1834 für die über das ver- mögen des Apollotempels auf Delos, ein wie die 1835 über die Schatzmeister derAthenäa geschriebene für die Staatshaushaltung wichtiger stoff, 1836 die über die merkwürdigen inschriften von der insel Thera, 1839 die über die schwere des wassers, welche beweise der seltensten belesenheit aufweist, ja es fand sich auch zeit zu beitragen für die 1827 in Berlin zur stütze einer partei gegründeten Jahrbücher für wissenschaftliche kritik, so 1827 die recension über Brönstedt's reisen in Griechenland, welche unter anderm zuerst das wesen der priesterschaft auf Keos entwickelte, 1830 die kritik von Dissens ausgäbe des Pindar, 1835 von G. Hermanns schrift de officio interpretis, in der er seine auffassung des wesens der philologie der seines gegners entgegenstellte, alles Schriftstücke epochemachender art (Kl. schrift. V. VI. VII). Doch von 1839 an concentrirt sich Böckhs thätigkeit auf das Corpus, so daß 1843 der viel stärkere zweite band plötzlich beendet war, jedoch mit einer vorrede, in welcher der heraus-

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geber den entschluß aussprach, die weitere herausgäbe jungem kräften zu überlassen : Böckh hatte nun dreißig jähre hindurch die last allein getragen und das werk, welches nach dem plane der academie ein förderungsmittel der philologie sein sollte , zu einer epochemachenden förderung dieser Wissenschaft erhoben : die behandlung der inschriften selbst , die menge der in dem riesenwerk niedergelegten paläographischen , sprachlichen beson- ders dialektischen , historischen , archäologischen , literarischen ausführungen größter bedeutung lassen darüber keine zweifei zu: kein zweig der philologie ist , wie schon oben bemerkt , durch dies werk ohne förderung geblieben. Nach alle diesem führte Böckh auch in diesen jähren gleichzeitig verschiedene Untersu- chungen, ein verfahren, welches vor einseitigkeit schützte; denn bei der einen Untersuchung waren nun im geiste des forschers auch andre theile des alterthums , auch wohl das ganze alter- thum lebendig und gegenwärtig und davon die folge, daß die ausführungen und resultate dem wesen des alterthums entspra- chen und das richtige immer trafen. Dies verfahren hielt Böckh auch in der folgenden zeit fest : gab er auch das Corpus nicht mehr heraus, so sagte er sich doch keineswegs von der fortse- tzung desselben los : im gegentheil, er schrieb, luden dazu stoffe ein , auch fernerhin epigraphische abhandlungen (Kl. schrift. bd. VI), unterstützte seine nachfolger bereitwillig mit rath und that : daneben aber ward die nun freiere zeit auch jetzt von dem nun an der schwelle des greisenalters stehenden zur förderung schwieriger philologischen aufgaben und probleme ver- wandt: so gab er 1845 die Antigone des Sophokles mit deut- scher Übersetzung und den oben erwähnten wichtigen , jetzt re- vidirten abhandlungen heraus, wovon 1881 eine zweite vermehrte aufläge erschienen : veranlaßt war dies buch durch die im an- fang der regierung Friedrich Wilhelms IV lebhaft betriebenen versuche zur Wiederbelebung der antiken tragödie : der werth der künstlerisch nicht bedeutenden Übersetzung liegt darin, daß man aus ihr erkennt, wie schwierige stellen von Böckh aufgefaßt sind. Aber auf ganz anderm und viel schwierigerm gebiete bewegte sich und vertrieb das dunkel das in demselben jähre 1845 er- schienene buch „Manetho und die hundsternperiode , ein bei- trag zur geschichte der pharaonen", also behandlung der ägyp- tischen Chronologie , ein schon im alterthum verwilderter stöff

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und durch die seit beginn unsrer Zeitrechnung unter den ge- lehrten herrschend gewordenen unhistorischen principien , sowie durch arge fälschungen ein tummelplatz haltloser Systeme und vager hypothesen : ich brauche nur an Panodoros und das Sothis- buch, an die so ungleichen angaben bei Julius Africanus und Eu- sebius zu erinnern : an dieser Sachlage hatten die forschungen neuerer zeit wenig geändert; denn wenn auch, während früher die verschiedenen Systeme nach Jahrtausenden divergirten , die divergenz jetzt sich nur auf Jahrhunderte belief, war doch nicht anzunehmen , daß die forschung an dem gewünschten ziele an- gelangt sei. Böckhs buch erregte nun gleich dadurch zutrauen, daß es von Manetho ausging, dem bewährtesten unter den alten, und daß es den kyklen oder zeitkreisen die gehörige aufmerk - samkeit schenkte : er fand dann auch , daß die von Manetho aufgeführten dynastien mit ihren Zahlenreihen nach dem an den für die Aegypter bedeutungsvollen frühaufgang des Sirius geknüpften zeitkreise (hundsternperiode) geordnet, also jene angaben nicht als eine historische Überlieferung, sondern als das resultat der forschung eines gelehrten zu betrachten seien , ein nachweis , durch den erst methode und Sicherheit in die ergründung der ägyptischen Chronologie gekommen ist. Da- neben waren stellen der alten zuerst richtig erklärt, die quellen geprüft und der werth derselben , wie der der epitome des Ju- lius Africanus , zuerst richtig bestimmt , das echte von den fäl- schungen geschieden und den letztern das Sothisbuch zugezählt, endlich weittragende ideen ausgesprochen, welche spätem for- schem als leitsterne gedient haben. Natürlich kann hier, wo fortwährend neue quellen massenhaft zuströmen , im einzelnen gar manches jetzt berichtigt , auch verworfen werden : aber es sind feste anhaltspunkte durch diese Untersuchungen geschaffen und damit durch Böckh von neuem für den unbefangenen der beweis geliefert, daß die an den alten classikern erlernte me- thode überall in gelehrten Untersuchungen sich als die sicherste führerin erweist und daß namentlich theologen ihren eignen vor- theil völlig verkennen , wenn sie von der classischen philologie sich abwenden und sie zurückzudrängen sich bemühen. Aber um des Orients willen vernachlässigte Böckh Athen und Hellas nicht: rieth doch die zweite aufläge der Staatshaushaltung das Staats- und gemeindeleben Athens wohl im äuge zu behalten ;

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daher dann 1847 die schöne „Ueber zwei attische rechnungs- urkunden" überschriebene abhandlung (Kl. schrift. bd. VI) ; die inschriften beziehen sich auf die zwei in die schlacht bei Sy- bota eingreifenden athenischen flotten und die ausgaben für diese; die erläuterung ihres inhaltes führte zu betrachtungen über den attischen kalender , zu beitragen zur geschichte des attischen mondjahrs, zur erörterung der Zinsenzahlung und ähn- lichen verfänglichen fragen. Es wäre ohne zweifei mehr zu ver- zeichnen , hätte sich nicht der politische horizont so sehr unizo- gen: das wüste jähr 1848, für Berlin so verhängnißvoll, störte und lähmte jeden patrioten in seinem tbun : wie Böckh in die- sen schweren zeiten dachte, mag folgende stelle aus einer 1849 gehaltenen rede veranschaulichen : ,, möchte das geschlecht der Hohenzollern den deutschen süden , welchem es entstammt, und den norden, wo es durch tapferkeit, Weisheit , gerechtigkeit und i milde seine macht erworben hat , die herzen gewinnend versöh- i nen und mit gleichem rühm und glücklicherm geschick als das i begabte haus seiner alten burgnachbarn, der Hohenstaufen, wie des preußischen so des germanischen namens glänz verbreiten" (Kl. schrift. II, p. 48)

So schloß diese zwanzigjährige periode in Böckhs leben trüb und sorgenvoll ab : doch allmählich gelangten nach man- cherlei noth und unbill besonnenheit und Ordnung wieder zur herrschaft und mit ihnen auch die für gelehrte arbeiten wün- schenswerthe (vrgl. Kl. schrift. VI, p. 152) ruhe: sie benutzte in den ihm noch vergönnten neunzehn jähren Böckh um so eifri- ger und freudiger, als er sah, wie Preußen und somit Deutsch- land sich zusehens consolidierte und festigte. Denn es erschien nun 1851 nach fünfzehnjähriger Vorbereitung die zweite auf- läge der Staatshaushaltung der Athener, selbstverständlich mit vielen durch die masse neuer quellen und die Schriften andrer gelehrten veranlaßten Zusätzen und berichtigungen; aber in den eigentlichen resultaten , was nicht genug hervorgehoben werden kann, so gut wie gar nicht verändert; denn darin liegt ein sprechender beweis für die trefflichkeit der angewandten me- thode und für die ruhige Überlegung und umsieht, mit der Böckh bei seinen produetionen verfuhr : das werk, mit der jetzigen for- schung in unserer Wissenschaft auf das engste verbunden, bleibt ihr unentbehrlich. Gleich darauf galt es für Piaton thätig zu

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sein: es erschien nämlich 1852 die schrift : ,, Untersuchungen über das kosmische system des Piaton, mit bezug auf Gruppes kosmische Systeme der Griechen", also ein stoff, an dem Böckh sich schon in ju- gendlichem alter versucht hatte ; überhaupt achtete er sehr darauf, ob für die von ihm literarisch behandelten materien neue quellen, wie inschriften, neue ansichten von bedeutung bei neuern hervortraten: geschah dies , so suchte er durch dieselben seine ansichten zu erhärten, zu erweitern , wenn nöthig zu verbessern oder zu mo- dificiren : daher 1852 die abhandlung über die tributlisten der Athener, 1854 die über Catos gedieht de moribus , welche me- trisches erörterte, daher in demselben jähre die über das baby- lonische längenmaaß , ein stoff , der ihm damals gerade zusagte, wo ihn, den greis, astronomische und verwandte Studien fast ganz in anspruch nahmen, so daß man sagen darf, je älter Böckh wurde, desto schwieriger und grämlicher auch die probleme, de- ren lösung er sich vorsetzte ; dies zugleich auch dafür ein be- weis, daß er, für den fortschritt und das neue stets empfäng- lich, mit seinen forschungen immer auf der höhe der zeit stand, kein stillstand also bei ihm wahrzunehmen war : so verfaßte er 1855. 1856 abhandlungen zur geschichte der mondcyclen der Hellenen, Kleine Schriften bd. III, Fleckeis. Jahrb. für philol. u. pädagog. Suppl.-bd. I. II. u. f., aufgaben, welche wie da- mals so auch heute noch die scharfsinnigsten köpfe der philolo- gen nicht ruhen lassen ; denn auch das war ein resultat von Böckhs wirken, daß er mit seinen forschungen nicht allein stand, während früher für diese kaum ein recensent zu finden war: die controversen , welche aus dieser theilnahme entstanden, ver- folgte er unermüdlich und daraus erwuchs sein letztes buch 1863: ,,Ueber die vierjährigen Sonnenkreise der alten, vorzüg- lich den Eudoxischen. Ein beitrag zur geschichte der Zeitrech- nung und des kalenderwesens der Aegypter, Griechen und Rö- mer", woran sich noch in demselben jabre eine abhandlung über des Eudoxos bestimmungen des auf- und Unterganges des Orion und des Kyon mit einem anhange über die auf- und Untergänge des Arktur und der Lyra (Kl. schrift. bd. III) schlössen : schwie- rige astronomische fragen und berechnungen , deren glückliche lösung der Verbindung von philologie und astronomie verdankt wird, einer Verbindung, wie sie seit Scaliger nicht wieder vor- gekommen war. Aber diese Verbindung lenkte wieder auf das

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, gebiet zurück , auf dem Böckh seine ersten schriftstellerischen y lorbeeren sich errungen hatte : 1864 schrieb er seine letzten ab- , kandlungen : „Piatons Timäus enthält nicht die axendrehung \ der erde" und dann: „Vom philolaischen Weltsystem" (Kl. schrift. y bd. III): mit dem Schriftsteller, von dem er in seinen Studien ausgegangen, schließt er dieselben: Piaton, dem er nach seinem , eignen ausspruch ein gutes theil seiner bildung verdankte, hat ( ihn sein ganzes leben hindurch begleitet. Aber die arbeitskraft des in so hohem alter stehenden erweist sich auch dadurch als i ungebrochen, daß jetzt noch neben diesen anstrengenden arbei- j ten eine zweite nebenhergehen konnte, die Sammlung der kleinen : an so verschiedenen orten zerstreuten Schriften. Böckh ging an die ausführung dieses seit lange gehegten planes um 1856 und erwuchs ihm daraus und aus der revision der Schriften vielerlei arbeit: die herausgäbe selbst übertrug er Jüngern kräften: 1858 erschien der erste band, der siebente und letzte 1872, ein Supplement, die ausgäbe der Antigone, 1884. Durch diese samm- ; lung wurde ein guter theil dieser schriften , wie die reden , die vorreden zu den lectionscatalogen, recensionen u. s. w. dem größern und besonders dem Jüngern philologischen publicum erst bekannt, i und da sie alle mit derselben Sorgfalt und gelehrsamkeit wie die größern werke gearbeitet waren , trugen sie auch das ihrige dazu bei , die bewunderung und Verehrung , welche man schon lange dem großen philologen allgemein zollte , zu steigern und zu befestigen ; diese Verehrung brach überall unaufhaltsam aus, wo sich gelegenheit dazu bot : so bei den Versammlungen der philologen; als diese 1852 in Göttingen tagten und am Vorabend der Versammlung Böckh in den saal trat, ward er mit lautem, nicht enden wollendem jubel empfangen-, aber allgemeiner und nachhaltiger trat diese Stimmung am 15. märz 1857 zu tage, dem tage seines doctorjubiläums : alt und jung, hoch und nie- drig, philologen und nichtphilologen, alles wetteiferte, dem ver- ehrten gelehrten wohlverdiente huldigung darzubringen, s. Pin- iol. XI, p. 791 : natürlich, denn an solchem tage vergegenwär- tigt man sich die große des gefeierten zugleich mit dem woraus sie erwachsen, hier also das bestreben der philologie dadurch, daß er sie als die reproduction des lebens der beiden classischen Völker nach allen seinen richtungen hin auffaßte und nachwies, ihre hohe Stellung in der Wissenschaft zu sichern, dann das emi-

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nente wissen, das K. 0. Müller 1837 bitten ließ, Böckh möge bei dem jetzt bevorstehenden besuch ihn wieder über das viele, was er (Böckh) allein in der weit wisse, in die schule nehmen (Briefw. zw. A. Böckh und K. 0. Müller p. 399), die seltne sprachkenntniß, auf deren erwerb schon in Heidelberg, wie aus der abhandlung über die Verwandtschaft der buchstaben (Kl. schrift. bd. VI) zu ersehen , bedacht genommen war, die innige Vertrautheit mit der geschichte und dem leben aller alten cul- turvölker , vor allem mit dem der Hellenen und Römer , dazu die nie rastende thätigkeit und schaffungslust, aber dabei keine hast und Übereilung, vielmehr überall in den eignen Schöpfun- gen die größte ruhe und besonnenheit : siquid scribo, schreibt er, soleo omnia curiose pensitare et inter se conferre : quodsi quid ta- rnen erratum fuerit, humani aliquid mihi accidisse fateor, Pind. II, 1, praef. p. XXXIX, was auch die dem druck übergebenen manu- scripte durch die menge der in sie zum schrecken der setzer eingetragenen nachtrage und besserungen und sonstigen änderun- gen gründlichst bezeugen , Briefwechsel zw. A. Böckh und K. O.Müller p. 341; daher denn in allen Schriften, wenn auch die erste anregung zu ihnen von außen gekommen war , völlige Selbstständigkeit und Unabhängigkeit von andern forschem, ohne jedoch deren Verdienste irgendwie zu verkennen. Allen diesen tugenden begegnet man recht sichtlich da , wo , wie so oft in unsrer Wissenschaft, die Überlieferung nicht ausreicht und durch combination ersetzt werden muß : da grade findet sich die um- sichtigste prüfung der quellen, das strengste festhalten der me- thode, auf welche Böckh überall das größte gewicht legt und deshalb stets weiß, wie weit er gehen darf, so daß er nie den boden unter den fußen verliert, ein vorzug , den er zum guten theil seinen philosophischen und mathematischen Studien ver- dankt. Daraus erklärt sich, weshalb er auf reconstruction alter poesien und Schriften aus deren uns erhaltenen überbleibsein nicht eingeht, eine Übung, die in neuerer zeit sehr beliebt, zu vielen täu- schungen und Übertreibungen anlaß gegeben : nur einmal hat er sich an dergleichen versucht, an den neu aufgefundenen frag- menten des Hyperides (Kl. schrift. bd. VII) : daraus erklärt sich ferner , warum er sich von der mythologie abwendet und sich in einem briefe an Welcker einen nnmythologischen men- schen nennt (Kekule das leben Welckers p. 430), weil ihn das

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unmethodiscke und wirre in den Untersuchungen über sie ab- schrecke: er weiß wie schwer es hält, das für diese nöthige verhältniß des ältesten Hellas zum Orient zu bestimmen, er ahnt i wie noch gar viel entdeckt werden müsse, um das denken und dichten der ältesten Hellenen einigermaaßen zu ergründen. 1 Dieses strenge festhalten an der methode empfiehlt das Studium von Böckhs Schriften gerade der jetzigen zeit , welche wegen mangelnder methode gar zu leicht an die stelle der Überliefe- rung und vorsichtigen combination luftige hypothesen setzen zu dürfen wähnt. Alle diese hier angedeuteten Vorzüge kommen allen Schriften Böckhs in gleicher weise zu, jede ist in sich ab- geschlossen und völlig reif, so daß von einer allmähligen aus- bildung, von entwicklungsstufen hier keine rede sein kann : die I Staatshaushaltung erscheint, ohne daß vorher von staatsalterthü- i mern gehandelt, der commentar zu Pindar, ohne daß vorher ein i andrer Schriftsteller commentirt worden , in den metrologischen i Untersuchungen ersteht zum ersten male eine vergleichende me- I trologie , ohne daß vorher vom Orient die rede gewesen wäre : ■\ wie Athene schön und gerüstet aus dem haupt des Zeus plötz- j lieh unter die erstaunten götter tritt, so treten auch Böckhs schrif- I ten ohne sichtbare Vorbereitung unter das erstaunte publicum i nach inhalt wie foim in schönster Vollendung. Denn auch hin- I sichtlich der form verdienen diese Schriften alle anerkennung : \ klar und übersichtlich disponiert wird auch hinsichtlich des stils sowohl in den lateinischen als auch in den deutschen Schriften das richtige gefunden und dadurch ermöglicht , daß neben dem I fesselnden Stoff auch die über das ganze sich erstreckende kluge ft ruhe und wohlthuende milde ihre Wirkung nicht verfehlen ; i der deutsche ist in den wissenschaftlichen werken rein und schlicht, wie der mann selbst, in den gedankenreichen, über ge- ■: genstände von allgemein wissenschaftlichem oder zeitgeschichtli- i chem und patriotischem interesse sich ansprechend verbreitenden ■i reden ohne schwulst erhaben : dasselbe gilt vom latein : in den i büchern de metris Pindari ist es rein und sorgfältig und trotz des oft so spröden Stoffes überall durchsichtig und klar, durchweg aber \ elegant; für die reden (Kl. schrift. I. II. III) hat sich Böckh einen eignen stil geschaffen , nicht nach Cicero , sondern in er- wägung unseres geschmacks mehr nach mustern der silberneu \i latinität: beides setzt kenntniß der spräche und somit auch des

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volks in ihrem ganzen umfange voraus; denn hat Böckh auch nichts umfassendes über Eom veröffentlicht, so bot sich doch in seinen werken, wie im Corpus inscriptionum , der metrologie , in den vorreden zu den lectionscatalogeu, in recensionen häufig ge- legenheit, seine Vertrautheit mit den geschicken und dem wesen der Kömer zu beweisen : auch stammte er aus einer zeit, welche eine Scheidung der philologen in gräcisten und latinisten nicht kannte, eine Scheidung, die in der neuerdings öfter laut gewor- denen weise durchgeführt, den völligen verfall unserer Wissen- schaft herbeiführen müßte. Dies also gedanken, wie sie das Ju- biläum hervorrufen konnte ; erschöpfend sind sie nicht : sie sol- len nur dazu dienen , das vor ihnen hier gesagte zu vervoll- ständigen und klarer zu machen , wie Böckh „ein wissenschaft- liches genie von seltener begabung" gewesen ist.

So viel von Böckh als gelehrten und alterthumsforscher : also ganz anders als der ebenfalls große Imanuel Bekker. Und ähnlicher Verschiedenheit bei gleicher tüchtigkeit begegnet man, betrachtet man Bekker und Böckh als bürger und menschen; nur in einem stehen sie sich da ganz gleich , in der das leben hindurch in ihnen lebendigen hinneigung und dankbaren Ver- ehrung zu Fr. A. Wolf: auch manche in den letzten lebens- jahren des letztern eingetretene Verstimmung hat derselben kei- nen abbruch thun können : Bekker wird in seiner art wortreich, findet sich , wie in der vorrede zu den Homerischen blättern, gelegenheit des genialen lehrers zu gedenken : die wenigen Avorte Böckhs im anfange der vorrede zum ersten bände des Corpus: meus oliin praeceptor (vgl. Kl. schritt. IV, p. 385) sprechen unverkennbar die treue anhänglichkeit an den rath- kundigen meister aus : so ergiebt sich auch hier ein nicht weg- zuleugnendes zeugniß edelster art für die gesinnungstüchtigkeit dieses triumvirats großer deutscher gelehrter. Sonst aber gehen hier wie gesagt beider wege und weise gar vielfach auseinander: im geräusch des bürgerlichen und öffentlichen lebens bleibt Bekker still und zurückgezogen , auch bei verkehr wie in ge- sellschaft spricht er als biedrer Deutscher nicht viel und auch das wenige nur auf aufforderung und gezwungen : theilnamlos ist er darum nicht ; konnte er doch auf scherz eingehen und über einen guten witz herzlich lachen : immer aber mied er die öffentlichkeit, so lange es mit der pflicht vereinbar war. Böckh

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dagegen liebt die geselligkeit , nimmt regen antheil an allem, was die Universität angeht , verfolgt aufmerksam alle bewegun- gen des öffentlichen lebens um sich an ihnen zu betheiligen, so- bald es die pflicht zu gebieten scheint. Als 1813 der könig zu den waffen rief, ließ Bekker als oberlieutenant des landsturms vor den thoren Berlins tüchtig exercieren , führte Böckh als hauptmann ebendahin eine compagnie , in welcher auch Butt- mann und Marheinecke dem ungewohnten Waffendienste oblagen : er erzählte noch später gern , welch eine freude entstanden, als Buttmann endlich einen tambour aufgetrieben , so daß die com- pagnie nun unter trommelschlag ausrücken konnte: als 1848 wegen des kriegerischen lärms in Berlin ein corps von Studen- ten sich gebildet , berieth und leitete Böckh dasselbe , und be- mühte sich zugleich unablässig als mitglied eines wahlclubs auf gutgesinnte die wähl zu lenken. Und als die wogen sich etwas gelegt, neue Verhältnisse aber neue regelung erheischten, um welche leidenschaftlich gekämpft ward, strebte er nach maßgabe seiner Stellung unbeirrt durch irgendwelche einflüsse von unten oder von oben unausgesetzt dem gesetz und der Ordnung ihre geltung zu verschaffen , wofür besonders seine in deutscher spräche an der Universität gehaltenen reden (1847 1862) das lauteste zeugniß ablegen. Anhaltender beschäftigten die ange- legenheiten der Universität: er leitete das philologische seminar und ein pädagogisches, hatte für beide regelmäßig ausführliche berichte abzufassen, deshalb viel mit den arbeiten der mitglieder zu thun : er saß lange zeit im senat , verwaltete sechsmal das decanat der philosophischen facultät, war fünfmal rector, vielfach mitglied von commissionen , namentlich solchen , welche die Or- ganisation der Universität betrafen: als 1841 die academie die herausgäbe der werke Friedrichs des großen beschloß, blieb er für die redaction derselben stets thätig : in allen diesen so ver- schiedenen Stellungen erwarb er sich durch unparteiische, takt- volle beurtheilung der vorlagen wie durch geschäftliche gewandt- heit das vertrauen der collegen so wie das wohlwollen der vor- gesetzten behörde. Alles dies war nicht in Bekkers sinn , der das öffentliche leben mit seiner wirren unruhe unvereinbar glaubte mit den aufgaben des gelehrten , dagegen gereichte es ihm zu wahrer freude, konnte er in der stille mit rath und that nützen und wo möglich jedem der ihn um hülfe anging, diese gewähren.

256 44. Bekker und Boeckh. Nr. 3.

So berietk er mit Böckh schwierige inschriften, theilte Seidler werthvolle collationeu zu Aristophanes comödien mit, und als Lachmaun den text des ueu gefundenen Babrios constituhfce, half er wo man es wünschte immer war er in schlichter, an- spruchsloser weise bereit, aus den schätzen seines Wissens mit- zutheilen und zu unterstützen, alles dies natürlich ohne viele worte : kurz was der dichter vom biedern deutschen sagt : „ge- rad und ehrlich ist sein brauch, so wie er denkt, so spricht er auch", das gilt von Immanuel Bekker in vollstem maaße. Aber ebenso auch von Böckh : nur daß bei diesem all dies edle und schöne in größerer fülle auftritt. Schon die menge seiner Zu- hörer läßt dies erwarten : galt es einen fleißigen , talentvollen zuhörer zu fördern , so war er als guter professor mit seinem wissen, mit seiner geschäftskunde sofort zu helfen bei der band : waren es freunde, die seines raths oder aus anderm gründe sei- ner bedurften, so fehlte für diese die zeit nicht, sondern sorg- lichst und zu beiderseitiger Zufriedenheit wurden die geschäfte abgewickelt : das führte oft zu briefwechseln , welche wie der mit K. 0. Müller geführte die erhebendsten eiublicke in die gei- stige Werkstatt dieser großartig angelegten und großartig sich ausbildenden naturen thun lassen : e.'i führte aber auch zu druck- schriften, wie für Hirt zu dem büchelcheu über die Hierodulen, für Fr. v. Kaumer zu beitragen zu dessen antiquarischen briefen (Kl. schrift. VII): denn hoch hielt er, sehr hoch die treue ge- gen freunde; aber merkwürdig genug, zeit fehlte auch nicht für briefe an befreundete gebildete trauen, ein verkehr, den Böckh ähnlich hierin Wilhelm von Humboldt, seit früher Jugend bis in sein spätes alter mit Vorliebe pflegte. Bedenkt man dies, bedenkt man ferner die geschäftliche und die gewaltige gelehrte correspondenz und arbeit , so kann man nicht anders als diese unvergleichliche arbeitskraft mit staunen betrachten , welche ne- ben den anforderungen einer vielumfassenden Wissenschaft auch denen des praktischen lebens inmitten des geräuschvollen trei- bens einer hauptstadt gerecht zu werden verstand : sie setzt den besitz einer eignen kunst der zeitbenutzung voraus, für den hier nur eins angeführt werden mag, nämlich daß Böckh sich so gewöhnt hatte, daß wenn ihn beim schreiben mitten in der pe- riode, ich will sagen bei „und" ein besuch unterbrach, er nach weggang des oft lange dauernden ohne sich zu besinnen und

Nr. 3. 44. Bekker und Boeckh. 257

ohne das vorhergehende nachzusehen fortfahren und das zu „und" gehörige wort setzen konnte; eine gewöhnung, durch welche wirklich eine zeitersparniß entsteht. Dies erinnert an das enorme gedächtniß, welches Böckh besaß und seine art zu arbeiten beeinflußt hat: er pflegte was er zu ediren gedachte lange zeit mit sich herum zu tragen und im köpfe zu verarbei- ten, dann aber rasch niederzuschreiben; so hat er die abhand- lung über die versmaaße des Pindar in zehn tagen schreiben können: dieselbe beneidenswerthe anläge hat, was man ohne seine ausdrückliche Versicherung kaum glauben würde, bewirkt, daß er seine solche massen von details enthaltenden werke ohne eigentliche collectaneen aus dem gedächtniß zu papier gebracht hat: Briefw. zwisch. A. Böckh und K. 0. Müller p. 352. Und dieser begabte, berühmte, mit ehrenbezeugungen aller art aus- gezeichnete mann vermochte in allen Verhältnissen des täglichen lebens nur schlicht, einfach, anspruchslos aufzutreten und deshalb auch nicht zu repräsentiren ; er war sogar mißtrauisch gegen sich selbst und ließ vor dem druck seiner arbeiten sie gern von andern lesen, las auch wohl selbst partien derselben oder ab- handlungen freunden vor (Briefw. zw. A. Böckh und K. 0. Müller p. 342), ließ sogar mich, weil er wußte, wie sehr ich Dissen verehrte, das manuscript der recension von Dissens Pin- dar (Kl. schrift. VII, p. 369) lesen, damit ich prüfe, ob etwas darin sei, was den freund verletzen könne. Alle diese schönen eigenschaften traten meines erachtens besonders klar und cha- rakteristisch in dem verkehr mit seinen zuhörern hervor; denn wer von ihnen als strebsam von ihm erkannt und mit seinem vertrauen beehrt ward, den behandelte er als einen seines glei- chen und ließ sich im verkehr mit ihm ganz gehen, ein beneh- men , das ihm immer die herzen der jungen leute für alle zeit gewann. Man hatte eine ansieht ihm mitgetheilt: „ach, was Sie sagen ist dummes zeug" ; aber der tadel kam so gutmüthig her- aus, daß man sich zur vertheidigung angeregt fühlte und dann auch angehört und freundlich zurechtgewiesen wurde. Im som- mer 1830 hörte ich griechische literaturgeschichte bei ihm: ei- nes mittwochs war Menander beinahe beendet und als am don- nerstag nach einigen worten eine stelle aus Eusebios angeführt werden sollte , stockte Böckh plötzlich : „Eusebios . . . meine herren, ich habe meine papiere vergessen : ich will morgen die

258 44. Bekker und Boeckli. Nr. 3.

stelle genau angeben" und nun ging es langsam, langsamer als sonst weiter zu Philemon : bei diesem beugte er sich zu dem hart am katheder rechts sitzenden zuhörer herab und fragte leise etwas, was dieser mit einem kopfschütteln beantwortete: kaum hatte sich Böckh wieder aufgerichtet, als die thür sich Öffnete, sein bediente hereintrat und mit einer Verbeugung sei- nem herrn papiere überreichte : ,, danke . . ich habe so eben meine papiere bekommen : Eusebius ist Praeparatio evangelica X, 4 : sonst bleibt alles, wie ich gesagt habe" , und fuhr dann unverkennbar mit erleichtertem herzen fort. Den nächsten Sonn- abend abends acht uhr ging ich zu Böckh, Behrenstr. nr. 72, II; zu dieser zeit war damals zuhörern gestattet ihn zu besuchen und raths sich zu erholen: nach der ersten begrüßung sagte ich mit jugendlicher Unbefangenheit: ,,aber herr geheimerath, vorgestern war doch der bediente ein wahrer deux ex machina^l ,,Ja", versetzte er herzlich lachend, „das war er: ich war in der größten Verlegenheit: ich hatte soeben den Studenten neben mir gefragt, ob er nicht Passows grundriß bei sich habe; ich wußte wohl, was ich von den einzelnen komikern zu sagen hatte, ich wußte im augenblick nur nicht , wie die verfluchten kerle auf einander folgten!": solcher kraftausdrücke bediente sich Böckh in heiterer laune gern. Dazu muß ich bemerken , daß Böckh die literaturgeschiclite nach Passows grundriß las; ferner daß der bediente, ein schlauer Berliner, beachtet hatte, daß sein herr vor der Vorlesung papiere auf den tisch zu legen und diese dann mitzunehmen pflege: an jenem donnerstag geht er zufällig nach des herrn weggang in dessen zimmer und sieht die papiere auf dem tische liegen : halt, denkt er, der herr wird sie vergessen haben und wahrscheinlich ungern vermissen : steckt sie in die tasche und erscheint mit ihnen nun grade zur rechten zeit. Böckh stets offen und wahr , verhehlte seine augenblick- liche Verlegenheit selbst vor einem Studenten nicht: manch an- drer in gleicher läge hätte sich gerühmt, des heftes nicht be- durft zu haben. Bald darauf, in der ersten hälfte des august, hatte ich an Böckh drucksachen abzugeben : als ich an der thür klingele, höre ich, da die stubenthüre offen stand, ihn ärgerlich rufen: „wen führt denn der teufel da wieder her!"; gleich darauf erscheint der vorhin erwähnte bediente und erwiedert auf meine frage, ob der herr geheimerath zu sprechen: ,,ja, herr

i| Nr. 3. 44. Bekker und Boeckh. 259

j doctor, aber ist ihr geschalt auch kurzweilig"? „Freilich" ent-

t gegne ich lachend und als ich in das zimmer trete, sehe ich Böckh

ij im gallafrack stehen und werde kurz nach meinem begehr ge- fragt: ich gebe meine sacken ab und entferne mich schleunigst.

Nach ein paar tagen suche ich ihn wieder auf um mich wegen

j der eingetretenen ferien zu empfehlen : aber noch ehe ich etwas

[ sagen kann , sagt er : „ach , lieber Leutsch , nehmen Sie mir nicht übel , daß ich Sie neulich so kurz abgefertigt habe ; der

i wagen stand schon vor der thür und ich wollte grade wegfah-

i ren, um mich zu verloben". Ich hatte natürlich nichts übel

j zu nehmen, sprach vielmehr so gut ich es konnte, meinen herz-

J lichsten glückwunsch aus und durfte dann mit ihm noch über

: den kurzweiligen bedienten lachen. Böckh war zweimal glücklich

i verheirathet , das erste mal mit Dorothea Wagemann aus Göt-

I tingen , welche ihm der tod 1829 entriß, das zweite mal mit ii Anna Taube aus Berlin. So Böckh im leben , immer schlicht, n wahr, leutselig, eben so I. Bekker, beide bis an das ende ihres

II lebens geliebt und hochgeehrt : jener entschlief sanft am 3. au- s gust 1867, I. Bekker folgte ihm nach schweren leiden aiu 7. ij juni 1871 , beide im festen vertrauen auf ihres gottes gnade. I Während ich dieses schrieb, mußte ich zweier edlen männer Ij gar oft gedenken , denen näher gestanden zu haben zu meinen

erfreulichsten erinnerungen gehört, Karl Lachmann und Karl Ot- 3 fried Müller; denn beide sind von den eben besprochenen meistern i angeregt und dann mit ihnen in enger freundschaft verbunden,

beide eifrigst bestrebt gewesen , die Wissenschaft in großartiger I weise auf dem von jenen angebahnten wege weiter auszubauen ; und zu fördern. Denn der erstere wandte Bekkers methode ; selbstständig und mit glänzendem erfolge auf die lateinischen i dichter an und trug von natur nicht schweigsam in musterhaft i erörternden commentaren die originellen aus gründlichsten und i umfassendsten Studien gewonnenen resultate seiner forschungen

ausführlich vor, wußte sich daneben auch eine der ersten stellen i unter den bearbeitern der altdeutschen literatur zu erkämpfen :

von Karl Otfried Müllers geltung und bestrebungen liegt in

den edlen 1827 geschriebenen worten Böckhs (Kl. schrift. VII, I p 323) das vollgültigste zeugniß vor: „K. 0. Müller mit den

schönsten kräften des geistes und gemüthes und noch jung mit

umfassender gelehrsamkeit ausgestattet , wird mich , den er als

260 44. Bekker und Boeckb. Nr. 3.

seinen lehrer anerkennt, weit hinter sich zurücklassen": dieser glaube schien sich erfüllen zu sollen, da die nächste zeit in rascher folge von Müller abhandlungen, werke (Etrusker, Hand- buch der archäologie der kunst) , ausgaben (Varro, Festus) be- deutendster art brachte : mußten später auch manche von seinen grundansichten über die geschichte und die zustände der alten weit aufgegeben werden , so liegt das nicht an der begabung ihres Urhebers , sondern in den gewaltigen fortschritten einer lebhaft betriebenen Wissenschaft, zu denen jedoch er selbst groß- artiges beigetragen , wie das viele zeigt , was von seinen for- schungen zum besten unserer Wissenschaft jetzt noch fest und unübertroffen dasteht: er selbst freilich dachte und hoffte nach seiner rückkehr aus den classischen landen auch dieses zu über- treffen und zwar zunächst durch eine auf zwölf bände berech- nete geschichte der Hellenen : sah er doch alle seine bisherigen Schriften nur als Vorbereitung zu diesem werke an, welches das herrlich ausgeführt haben würde, was Böckh mit dem Hellen zu thun gedacht hatte; aber die Vorsehung hat es anders be- schlossen : ehe er an die Verwirklichung seiner plane gehen konnte schied er ein opfer seines forschungseifers im rüstigsten mannesalter im fernen lande am 1. august 1840 aus dem leben. Gleiches mußten wir an Karl Lachmann erleiden : freilich in der heimath aber noch vor dem greisenalter erlag er nach schwerer Operation am 13. märz 1851 seinen leiden: viel schön geplantes ward auch mit ihm zu grabe getragen. Aber auch diese uns so früh entrissenen leben in der classischen philologie als unvergeßliche Vorbilder fort : eine Wissenschaft, in welcher solche geister wie die hier in kürze besprochenen gewirkt und durch ihre meisterwerke fortwährend großes wirken , wirkt und blüht in einem volke wie das deutsche nie ohne gerechte Würdigung und dankbare anerkennung zu finden: ja noch mehr: sie besitzt des volkes achtung und liebe und weiß sich dadurch untrenn- bar mit ihm verbunden : daher kann die classische philologie in Deutschland der znkunft mit ruhe entgegensehen: sie bleibt da, bleibt anders wahre cultur bestehen, auf festester grundlage ruhend unerschütterlich das, was sie in Wirklichkeit ist, ein uner- setzliches hülfsmittel für die höhere bildung der deutschen Ju- gend und damit eine unzerstörbare grundlage für die Veredlung der deutschen nation. Ernst von Leutsch.

1 Nr. 4. Bibliographie. 261

, Bibliographie.

Mitteilungen der Verlagsbuchhandlung B. G. Teubner in Leipzig, 1886, nr. 1: künftig erscheinende werke: Aristotelis

j qui ferebantur librorum fragmenta collegit Val. Rose] Ae- schylos Perser. Erklärt von W. S. Teuffei. Dritte aufläge, be- arbeitet. von N. Wecklein; Methodologische beitrage zur wie-

derherstellung der griechischen tragiker. Von F. J. Schwerdt.

i Als nachwort: Ein offenes Sendschreiben an alle bearbeiter und freunde der griechischen dramatiker ; M. Minucii Felicis Oc- tavius. Emendavit et praefatus est Aem. Baehrens ; P. Ver- gib Maronis Bucolica, Georgica, Aeneis. Recognovit O. Güthling. Versandt ist: Verzeichniß ausgewählter werke aus dem ver-

1 lag der Weidmann' sehen buchhandlung in Berlin, welche zu be- deutend ermäßigten preisen durch alle buchhandlungen

. zu beziehen sind. Januar 1886.

Ausgegeben ward : Verzeichniß von Schulbüchern aus dem

verlag der Weidmann' sehen buchhandlung in Berlin. März 1886.

So eben ist erschienen: Achter bericht über die bei Friedr.

\ Andr. Perthes in Gotha erschienenen Schulausgaben griechischer

und lateinischer klassiker mit deutschen erklärenden anmerkun-

, gen , textausgaben , philologischen Schriften und Schulbücher. Von michaelis 1885 bis ostern 1886. Dabei liegt „Vorwort zur lateinischen elementar - grammatik von H. Weber". Derartige Unternehmungen mehren sich jetzt in bedenklicher weise: da

; sie im ganzen von keiner wissenschaftlichen bedeutung sind,

l haben wir nur einzelnes bis jetzt besprochen , eben das , was

j wissenschaftlichen werth hatte : es wird aber doch diese ganze

richtung besprochen werden müssen , um wo möglich weiterem

fortschreiten dieser sich hier zeigenden krankheit einhält zu thun.

Ein prospect ist ausgegeben über: Sprachwissenschaftliche

' abhandlungen von dr. C. Abel, verlag von W. Friedrich in Leip-

; zig und Berlin.

Für die periodischen Schriften des kaiserlich deut- schen archäologischen instituts tritt vom j ahre 1886

i an folgende neugestaltung in kraft: Die Monumenti inediti und An- nali, sowie die Archäologische zeitung gehen ein. In Berlin er- scheinen fortan im verlage von Georg Reimer: I. Antike

', denk mal er herausgegeben vom kaiserlich deutschen archäologischen institut. (Preis 40 mk.). Am ende eines jeden Jahres wird ein heft in folioformat ausgegeben, in der regel 12 tafeln enthal- tend, mit einem ganz knappen texte , welcher nur die thatsäch- lichen, zur wissenschaftlichen benutzung der abbildungen noth- wendigen angaben bringt. Die antiken denkmäler enmehmen ihr material dem ganzen umfange der klassischen archäologie einschließlich der architekturforschung, und dem gesammten be-

, Stande innerhalb der länder klassischer kultur und der samm- Philol. Am. XVI. 18

262 Bibliographie. Nr. 4.

hingen antiker kunstwerke. Die herausgäbe der ,, antiken denkmäler" wird unter mitwirkung der centraldirektion und der Sekretariate in Rom und Athen im auftrage des instituts durch dr. Max Fränkel erfolgen. IL Jahrbuch des kai- serlich deutschen archäologischen instituts herausgegeben von Max Fränhel. (Preis 16 mk.). Vierteljährlich wird eine lieferung ausgegeben, in größtem octav, mit text-illustrationen und tafeln nach bedarf, der Jahrgang im umfange von etwa 20 bogen. Das „Jahrbuch" bringt in deutscher oder lateinischer spräche aufsätze aus dem ganzen umfange der klassischen archäologie und epigraphik, so weit letztere mit der archäologie in Verbin- dung steht, außerdem Übersichten, zunächst wenigstens in biblio- graphischer form, über neue erscheinungen auf den bezüglichen gebieten. Für umfangreichere abhandlungen ist die beigäbe von Supplementen in aussieht genommen. III. Ep ke- rn er is epigraphica Corporis Inscriptionum Latinarum Supple- mentum edita iussu Instituti archaeologici Romani. Die Ephemeris erscheint in bisheriger weise weiter. In Rom erscheinen bei Loescher u. comp.: IV. Mittheilungen des kaiserlich deut- schen archäologischen instituts. Römische abtheilung. Vierteljähr- lich wird ein heft ausgegeben , in groß-oetav , mit text - illustra- tionen nach bedarf, der Jahrgang mit etwa 12 tafeln. Die rö- mischen „Mittbeilungen" erscheinen in deutscher, italieni- scher , lateinischer oder bei autoren aus den ländern französi- scher zunge französischer spräche ; sie bringen berichte über die Sitzungen der römischen institutsabtheilung und über reisen, so- wie andere aufsätze und nachrichten aus dem gebiete der ar- chäologie und epigraphik innerhalb Italiens und der übrigen westlichen länder des römischen reichs. In Athen erscheinen bei Carl Wilberg: V. Mi ttheilungen des kaiserlich deut- schen archäologischen instituts. Athenis che abtheilung. Viertel jährlich wird ein heft ausgegeben, in groß-oetav, mit text-illu- strationen nach bedarf, der Jahrgang mit etwa 12 tafeln. Die athenischen „Mittheilungen" bringen, wie bisher in der regel in deutscher oder griechischer spräche, berichte über die Sitzungen der athenischen institutsabtheilung und über reisen, sowie andere aufsätze und nachrichten aus dem gebiete der ar- chäologie und epigraphik innerhalb Griechenlands und der übri- gen östlichen länder hellenischer kultur.

Es laden zur subscription auf die: Revue internationale de V Enseignement ein Armand Colin et ce. editeurs ä Paris und ge- ben in einem prospect mitarbeiter darunter auch deutsche und ziele der Revue an. Zugleich kündigen sie auch an : Hi- stoire de la civilisation francaise depuis les origines jusqu'a nos jours par Alfred Rambaud.

Die Verlagsbuchhandlung Funcke et Naeter in Berlin ver- sendet prospecte und probenummern von dem in ihrem Verlage

Nr. 4. Bibliographie. 263

ersch einenden : The H ome Journal, in welchem die interessen der i jetzigen englischen spräche besonders berücksichtigt werden sollen. Angekündigt wird: Giornale italiano di iilologia e lin- ; guistica classica diritto dai dottori Luigi Ceci e Giacomo Cortose. \ 4. Milano. Via Solferino , 7 : bezieht sich vorzugsweise auf i neuere sprachen.

Cataloge von antiquaren : Gillhofer und Rauschburg antiquari- ' sehen bücherladens katalog nr. 5 , Wien , klassische philologie

und arebäologie ; Antiquaria von W. Gläser in Lübeck , nr. .3. 4; K. F. Köhlers antiquarium in Leipzig, katalog 436 i 437, classische philologie und Sprachwissenschaft; - Bibliotheca i philologica classica, bibliothek von F. A. Eckstein und W. Weis- i senborn, thl. I , grieebische autoren : katalog I der Lippertschen I buchhandlung und antiquariat in Halle a. d. S. ; Katalog 88

des bücherverzeiebnisses von Meyer u. Müller in Berlin, W ; reich- i baltig: bibliotbeken von pro!'. Kießling und M. Sengebusch, be- ' sonders Homerica ; Katalog nr. 60 von L. Schleiermachers

Verlagshandlung und antiquariat in Berlin, Potsdam, New.- York; ' Anzeiger I der antiquariats-bucbhandlung von Emil Soeding i in Wien.

H. Welter ä Paris, rue Bonaparte 59, librairie francaise et i Prangere , auch kommissionsbuchhandlung in Paris : Verzeichnis i daselbst erschienener werke neuerer zeit.

Das Phil. anz. XV, 12, p. 639 angekündigte unternehmen : von Gustav Foch Sortiment, verlag und antiquariat zu ; Leipzig, eine Zentralstelle für dissertatiouen und programme zu i| errichten, wird eifrig weiter geführt: jetzt ist ausgegeben: Ver- - zeichniß nr. II: abhandlungen aus den gebieten der classischen i philologie und alterthumswissenschaft etc. Anhang: Antiquaria. 1 Das verzeichniß umfaßt : I. Scriptores Graeci. II. Scriptores i Latini. III. Alterthumswissenschaft. IV. Philologische antiquaria. '; Verzeichniß der wichtigeren publicationen auf dem gebiete der alter- i1 thumswissensebaft. 1886. III.

Deutschland. Oesterreich. Schweiz.

252. Abhandlungen des archäologisch-epigraphischen seminars der J Universität Wien, hrsg. v. O. Benndorf u. E. Bormann. 6. heft. 1.

theil: Franz Studniczka, beitrage zur geschichte der altgriechischen 1 tracht. Mit 46 abbild. Wien, Gerold's söhn 1886. 8. 6 mk.

253. Adolph , Herrn. , archäologische glossen zur Urgeschichte. I Moses, Herodot, mythologisches. Thorn, Lambeck 1886. 8. 45 p. 2 mk.

254. Aischylos Agamemnon, griech. text und deutsche Übersetzung von Ulrich von Wilamowüz- Möllendorif. Berlin, Weidmann 1885. 8.

' 115 p. 3 mk.

255. Alt, Theod., die grenzen der kunst und die buntfarbigkeit : der antike. Berlin, Grote 1886. 8. VII, 142 p. 4 mk.

256. Alter thümer von Pergamon. Hrsg. im auftrage des königl. preuß. ministers der geistl. Unterrichts- und medicinalangelegenheiten. Bd. 2. Das heiligthum der Athena Polias Nikephoros von Rieh. Bohn. Mit einem beitrage von Hans Droysen. Mit 49 abbild. im text und

\ einem atlas v. 50. taff. Berlin, Spemann 1886. fol. 143 p. 180 mk.

18*

264 Bibliographie. Nr. 4

257. Anthes, Ed. G., die antiken der gräflich Erhach-Erbach'schen Sammlung zu Erbach i. 0. beschrieben. Darmstadt, Bergsträßer 1885 8. 45 p. 1 mk.

258. Aristophanis comoediae. Annotatione critica commentaric exegetico et scholiis Graecis instr. Freder. IT, M. Blaydes. Pars XTI Fragmenta. Halle, Waisenhaus 1885. 8. XIV, 491 p. 9 mk.

259. Aristophanis comici quae supersunt omnia. Rec. Fr. S. M Blaydes. 2 voll. Halle, Waisenhaus 1886. 8. XC, 528. XIV, 628 p. 16 mk.

260. Aristotelis metaphysica recogn. W. Christ. Leipzig, Teub- ner 1886. 8. XX, 330 p. 2 mk. 40 pf.

261. Bachofen, J. J., antiquarische briefe vornehmlich zur kennt- niß der ältesten verwandtschaftsbegriffe. Bd. 2. XXXI LXI. Straß- burg, Trübner 1886. 8. IV, 244 p. 4 mk.

262. Baier , Bruno , de Plauti f'abularum recensionibus Ambro- siana et Palatina commentatio critica. Breslau, Köbner 1885. VI, 191 p. 4 mk. 80 pf.

263. Bastian, Adolf, die seele indischer und hellenischer philo- Sophie in den gespenstern moderner geisterseherei. Berlin, Weidmann 1886. 8. XLVIII, 223 p. 6 mk.

264. Bergk, Theod., kleine philolog. Schriften hrsg. v. Rud. Pepp- müller. 2. bd. : zur griechischen litteratur. Mit einem abriß vor Bergk's leben. Halle, Waisenhaus 1886. 8. XCV, 813 p. 12 mk.

265. Bernhöft, F., die inschrift von Gortyn übersetzt. Stuttgart, Enke 1886. 8. 38 p. 1 mk. 60 pf.

266. Bibliotheca philologica oder geordnete Übersicht aller aul dem gebiete der class. alterthumswissenschaft wie der älteren und neueren Sprachwissenschaft in Deutschland und dem ausländ neu er- schienenen bücher hrsg. v. Aug. Blau. 38. Jahrg. Jan. juni 1885. Göttingen, Vandenhoeck 1886. '8. 157 p. 1 mk. 60 pf.

267. Boetticher, Adolf, Olympia, das fest und seine statte. Nach den berichten der alten und den ergebnissen der deutschen ausgra- bungen. Mit 95 holzschn. und 21. taff. 2. durchges. u. erweit. aufl. Berlin, Springer 1886. 8. XII, 420 p. 20 mk.

268. Bolle, L. , das knöchelspiel der alten. Mit 2 lit-h. taff. Wismar, Hinstorff 1886. 8. 42 p. 1 mk. (Aus Festschrift für gymn. dir. dr. Nölting).

269. Bonitz, Herrn., platonische Studien. 3. aufl. Berlin, Vahlen 1886. 8. X, 323 p. 7 mk. 50 pf.

270. Brückner, Alfr., Ornament u. form der attischen grabstelen. Mit 2 taff. Straßburg, Trübner 1886. 8. 93 p. 3 mk. 60 pf.

271. Brunn, Heinr. v. , archäologie und anschauung. Rede. München, Th. Ackermann 1885. 4. 22 p. 80 pf.

272. Caesar, C. Iulius, commentarii de bello Gallico erkl. von Friedr. Kraner. 14. verb. aufl. von W. Diltenberger. Mit 1 karte v. Gallien v. H. Kiepert. Berlin, Weidmann 1886. 8. 399 p. 1 mk. 25 pf.

273. Caesar, C. Iulius, commentarii de bello Gallico. Zum schulgebr. mit anmerk. hrsg. v. Herrn. Rheinhard. Mit einem geo- graph. sachl. u. Personenregister , 1 karte von Gallien, 12 tafeln u. 14 schlachtplänen. 5. verb. u. verm. aufl. Stuttgart, Neff 1886. 8. VI, 249 p. 2 mk. 70 pf.

374. Catulli Veronensis liber ad optimos Codices denuo collatos Lud. Schwabe recogn. Indices testimoniorum et verborum Catullia- norum adjecti sunt. Berlin, Weidmann 1886. 8. XXIV, 156 p. 1 mk. 50 pf.

275. Cicerrfs reden f. M. Marcellus, f. Q. Ligarius u. f. den kö- nig Deiotarus. Für den schul- und privatgebrauch hrsg. von Fr.

Nr. 4. Bibliographie. 265

Richter und Alfr. Eberhard. 3. aufl. Leipzig, Teubner 1886. 8. 96 p. 90 pf.

276. Cicero's ausgewählte reden erkl. von Karl Halm. 3. bd. : die reden gegen L. Sergius Catilina u. f. den dichter Archias. 12. verb. aufl. besorgt v. G. Laubmann. Berlin, Weidmann 1886. 8. VI, 128 p. 1 mk. 20 pf.

277. Cicero, M. Tullius, Brutus de claris oratoribus. Rec. Th. Stanyl. Leipzig, Freytag 1886. 8. XXVI, 93 p. 80 pf.

278. , Orator ad. M. Brutum. Rec. Th. Stangl. Leipzig, Freytag 1886. 8. XIV, 68 p. 60 pf.

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343. Michelis, Fr., Aristotelis ntgl tQ/uqvtictg librum pro restituendo totius philosophiae fundamento interpretatus est. Heidelberg, Weiß

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350. Patrum sanctoruni opuscula selecta ad usum praesertim stu- diosorum theologiae. Ed. et commentariis auxit H. Hurter. Vol. 48: Sulpicii Severi opuscula de S. Martino episcopo Turonensi et S. Eu- sebii Hieronymi Stridonensis presbyteri vitae S. Pauli S. Hilarionis et Malchi rnonachorurn. Innsbruck, Wagner 1885. 16. 317 p. 1 mk. 50 pf.

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354. Reinhardstoettner, Carl von, Plautus. Spätere bearbeitungen plautinischer lustspiele. Ein beitrag zur vergleichenden litteraturge- schichte. Leipzig, Friedrich 1886. 8. XVI, 793 p. 18 mk.

355. Richter, Otto, über antike steinmetzzeichen. 45. progr. z. Winckelmannsfeste der archäolog. gesellsch. zu Berlin. Berlin, Rei- mer 1885. 4. 53 p. 3 mk.

356. Richter, Franz , de thesauris Olympiae effossis. Berlin, Weidmann 1885. 8. 46 p. 2 mk.

357. Ritterling, Emil, de legione Romanorurn X genuina. Leip- zig, Fock 1885. 8. 2 mk.

358. Roemer, Adolf, über die Homerrecension des Zenodot. Mün- chen, Franz 1885. 4. 84 p. 2 mk. 40 pf.

359. Roßbach, Aug. und Rud. Westphal , theorie der musischen künste der Hellenen. Als 3. aufl. der Roßbach-Westpbalschen rnetrik. Bd. 2. Rud. Westphal, griech. harmonik u. melopoesie. 3. gänzl. um- gearb. aufl. Leipzig, Teubner 1886. 8. LIV, 240 p. 6 mk. 80 pf.

360. Sallusti Crispi, O, de Catilinae coniuratione de hello Iugur- thino libri. Schulausg. von K. Kappes. II : de bello Iugurthino über. Paderborn, F. Schöningh 1885. 8. 120 p. 1 mk.

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363. Schäfer, Arnold, Demosthenes und seine zeit. 2. rev. ausg. 1. bd. Leipzig, Teubner 1885. XVI, 528 p. 10 mk.

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365. Schneider, Arthur, der troische Sagenkreis in der ältesten griechischen kunst. Leipzig, Engelmann 1886. 8. V, 191 p. 5 mk.

366. Schuchardt, Hugo, über die lautgesetze. Gegen die Jung- grammatiker. Berlin, Oppenheim 1885. 8. VI, 39 p.

367. Schultheß, Otto, Vormundschaft nach attischem recht. Frei- burg im Breisg., Mohr 1886. 8. XII, 255 p. 6 mk.

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370. Sittl, Karl, geschichte der griech. litteratur bis auf Alexan- der den großen. Theil 2. München, Ackermann 1886. 8. X, 494 p. 6 mk. 50 pf.

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277. Thukydides de bello Peloponnesiaco libri VIII ad opt. libr. fidem editos explan. Ernst. Frdr. Poppo. Ed. III quam auxit et emendav. Jo. Matth. Stahl. Vol. I. Sect. 1. Leipzig, Teubner 1886. 8. IV, 360 p. 4 mk. 50 pf.

378. Ueberweg, Priedr., grundriß der geschichte der philosophie. Th. I: das alterthum. 7. aufl. bearb. u. hrsg. von Max Heime. Ber- lin, Mittler u. s. 1886. 8. IX, 360 p. 5 mk. 50 pf.

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382. Vergü's gedichte erkl. von Th. Ladewig. 3. bdchn.: Ae- neide. Buch VII— XII. Mit 1 karte v. H. Kiepert. 8. aufl. von C. Schaper. Berlin, Weidmann 1886. 8. III, 291 p. 2 mk. 25 pf.

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385. Wieseler, Friedr., über einige beachtenswerthe geschnittene steine des 4. jahrh. n. Chr. 2. abth. Heft 2. Göttingen, Dieterich 1885. 4. 58p. 2mk. 40 pf. (Aus Abh. d. Gott, gesellsch. d. wiss.).

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392. Cicero de natura deorum libri tres with introduction and commentary by Joseph B. Mayor together with a new collation of several of the English Mss. by J. H. Sicainson. Vol. 3. Cambridge 1885. 8. 354 p. 10 sh.

393. Cicero, M. Tullius ad M. Brutum orator. A revised text with introduetory essays and critical and explanatory notes by John Edwin Sandys. Cambridge 1885. 8. 350 p. 16 sh.

394. Cox , G. W. , lives of greek Statesmen. Second Series: Ephialtes-Hermokrates. London, Longmans 1886. 12. 266 p. 2sh.6d.

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397. Harrison, Jane E., introduetory studies in Greek art. With map and illustrations. London, Unwin 1885. 8. 318 p. 7 sh. 6 d.

398. Plato Phaedo. Edited with introduction and notes by W. D. Geddes. 2nd ed. London, Macmillan 1885. 8. 340 p. 8sh.6d.

399. PlutarcVs lives transl. with notes critical and historical and a memoir of the translator by John and Will. Langhome. New ed. London, Ward u. Lock 1886. 8. 7 sh. 6 d.

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401. Schürer , Emil, a history of the Jewish people in the time of Jesus Christ. Second div. The internal condition of Palestine and the jewish people in the time of Jesus Christ transl. by Sophie Taylor and Peter Christie. 2 vols. Edinburgh, Clark 1886. 8. 700 p. 21 sh.

402. Sophocles Plays and fragments with critical notes commen- tary and translation in english prose. Part II: The Oedipus Coloneus. Cambridge 1886. 8. 384 p. 12 sh. 6 d.

403. Torr, C., Rhodes inancient times. With six plates. Cam- bridge 1886. 8. 150 p. 10 sh. 6 d.

404. Waldstein, C. , Essays on the art of Pheidias. Cambridge 1885. 8. 450 p. 30 sh.

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411. S. Athanasius Alexandrinus archiepiscopus. Tomus I. (Migne Patrologiae cursus completus Series Graeca tomus 25). Paris, Garnier 1886. 8. CCLXXX, 406 p.

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414 Boissier, Gaston, nouvelles promenades archeologiques: Ho- race et Virgile. Paris, Hachette 1886. 18. 318 p. 2 cartes. 3 fr. 50 c.

415. Bouche-Leclercq, A., Manuel des institutions romaines. Pa- ris, Hachette 1886. 8. XVI, 656 p. 15 fr.

416. Cagnat, R. , cours elementaire d'epigraphie latine. Paris, Thorin 1886. 8. X, 235 p.

417. Cataloyue ge'neral des manuscrits des bibliotheques publi- ques de France Departements. Tome 3. (Chalons Soissons Moulins Ajaccio Agen Saint- Quentin , Provins Beauvais Meaux Melun Noyon Corbeil Gap Bourbourg Vendome. Paris, Plön 1886. 8. VIII, 599 p. Paris: bibliotheque de l'Arsenal par Henry Martin. T. 1. Paris, Plön 1886. 8. VII, 502 p.

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419. Decharme, P., Mythologie de la Grece antique. 2 ed. revue et corrige"e. Paris, Garnier 1886. 8. XXXVII, 697 p.

420. Delisle, Leop., memoire sur l'ecole calligraphique de Tours au IXe siecle. Paris 1885. 4. 32 p. 5 pl. (Aus Me'moires de l'a- cademie des inscr. t. XXXII, pl. 1).

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422. Diehl, Ch., Ravenne etudes d'archeologie byzantine. Paris, RoDam 1885. 4. 84 p.

423. Dionysii Halicarmissensis antiquitatum Romanarum quae supersunt graece et latine ex rec. Adolph Kießling et Victoris Frou. Accedunt indices scriptorum nominumque. Paris, Firmin-Didot 1886. 8. 761 p. 15 frcs.

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425. Droz, E. , de M. Cornelii Frontonis institutione oratoria. Besancon, Rambaud 1886. 8. 85 p.

Nr. 4. Bibliographie. 273

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427. Ernault, Emile, etudes comparatives sur le grec, le latin, et le celtique. I. La voyelle breve: ou. Poitiers 1885. 8. 20 p.

428. Faucon, Maurice, la librairie des papes d'Avignon sa for- mation sa composition ses catalogues (1316-1420) d'apres les regi- stres de comptes et d'inventaires des archives vaticanes. T. 1. 2. Paris, Thorin 1885. 86. 8. (Bibliotheque des ecoles francaises d'Athe- nes et de Rome fasc. 43. 44).

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430. Gregory, Casp. Rene, les cahiers des manuscrits grecs. Pa- ris 1885. 8. 12 p. (Comptes rendns de l'acad. des inscr. 1885, p. 261—268).

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432. Haussoullier, B., le deme d'Eleusis. Angers 1886. 8. 16 p.

433. Horace , Oeuvres d'. Traduction nouvelle avec le texte en regard precedee et suivie d'etudes biographiques et litteraires par M. Patin. T. 1. 2. Paris 1886. 18. LXXXVI, 443 p. 496 p. 7 fr.

434. Jahn, Otto, Ciceron et ses ermemis litteraires ou le Brutus l'Orator et le de Optimo genere oratorum traduit d'une inreface de O. J. par Ferd. Gache et J. Sully Picquet. Suivi du texte annote du de optimo genere oratorum. Paris, Klincksieck 1886. 8. VII, 103p.

435. Jail, O., de la decadence des etudes classiques en France; Discours. Vienne 1886. 8. 36 p.

436. Le Blant , Edmund , les sarcopbages chretiens de la Gaule. Paris 1886. 4. XXIV, 171 p. 59 pl. (Collection de documents ine- dits sur l'histoire de France).

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438. Legrand, Maxime , les ruines romaines et les mosaiques de Souzy la Briche arrondissement d'Etampes (Seine et Oise). Orleans 1886. 8. 39 p.

439. Lehanneur , L. , le traite de Tertullien contre les Valenti- niens. Caen 1886. 8. 46 p.

440. Martha, Constant, les moralistes sous l'empire romain, philo- sophes et poetes. 5. ed. Paris, Hachette 1885. 18. VIII, 341 p. 3 fr. 50 c.

441. Monceanx, Paul, de communi Asiae provinciae (Koivoy'Acias). Paris, Thorin 1885. 8. 137 p.

442. , les proxenies grecques. Paris, Thorin 1886. 8. VIII, 331 p.

443. Nageotte , E. , Histoire de la litterature latine depuis ses origines jusqu'au VI siecle de notre ere. 2. ed. Paris, Garnier 1885. 18. 559 p.

444. Flessis, F., Essai sur Calvus. Caen 1884. 8. 24 p.

445. Flessis, Fridericus , Italici Ilias latina ed. praefatus est ap- paratu critico et indice instruxit. Paris, Hachette 1886. 8. LI, 108 p. 5 fr.

446. JRegnaud , Paul, la question des aspirees en sanskrit et en grec. Lyon 1886. 4. 20 p.

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448. Reville, Jean , la religion a Rome sous les Severes. Paris, Leroux 1886. 8. VII, 302 p.

449. Rossignol, J. P., les artistes homeriques ou histoire critique de tous les artistes qui figurent dans l'Iliade et dans l'Odyssee. 2e ed. augiuentee d'un chapitre intitule: Dedale muntre" pour la pre- miere Ibis sous son vrai jour suivi de questions artistiques relatives ä Homere. Paris, Labitte 1886. 8. 339 p.

450. Schliemann , Henri, Tirynthe, le palais prehistorique des rois de Tirynthe; Resultat des derniers fouilles avec une preface de F. Adler et des contributions de W. Dörpfeld. Paris, Reinwald 1885. 8. LXVI, 409 p. 4 plans. 24 planclies. 188 gravures.

451. Schliemann, Henri, Ilios, ville et pays des Troyens; resultat des fouilles sur l'emplacement de Troie et des explorations faites eu Troade en 1871 a 1882 avec une autobiograpbie de l'auteur. Traduit de l'anglais par Mme E. Egger. Paris 1885. 4. XII, 1038 p. 2 cartes. 8 plans. 2000 gravures. 30 fr.

452. Schoemunn, G. T., antiquites grecques traduit de l'allemand par C. Galuski. T. 2. Paris, Picard 1885. 8. 180 p.

453. Souriau, Maurice, de deoruui ministeriis in Pbarsalia. Pa- ris, Hacbette 1886. 8. 93 p. 2 fr.

454. Tardieu , Ambroise, voyage archeologique en Italie et en Tunisie , Rome, Naples, Pompei, Messine, Catane, Syracuse, Palerme, Malte, Tunis et Utique. Herment (Puy de Dome) 1886. 4. 27 p.

455. Tuuxier, H., voies et villes romaines de la Manche: Cosedia, Fanum Martis, Legedia. Cosedia (Montcastre) Saint 1886. 8. 16 p.

456. Vacant, J. M. A., les versions latines de la Morale a Ni- comaque anterieures au XVe siecle leur emploi leurs caracteres leur parente leur date leurs auteurs. Paris, Taranne 1885. 8. 65 p.

Italien.

457. Ascoli, Ferrando , la storia di Brindisi. Rimini, Malvolti 1886. 8. XXV, 527 p. 6,50 1.

458. Blanc, Joseph, Bibliographie italico-fraucaise universelle ou catalogue methodique de tous les imprimes en langue fran9aise sur l'Italie ancienne et moderne depuis l'origine de l'imprimerie 1475 1885. Vol. I: Rome Eglise Italie. Milan, auteur 1886. 8. 1038 col. 15 lire.

459. Bonanni, Teodoro, la numismatica antica e mediaevale della provincia del 2o Abbruzzo ulteriore e propriamente della citta dell' Aquila di Amatrice di Cittaducale di Sulmona di Tagliacozzo: rela- zione archivistica 1885 1886. Aquila, R. Grossi 1886. 8. 43 p.

460. Briiio , E. , la provenienza degli Etruscbi. Modena , tip. Vincenzi 1885. 8. 116 p.

461. Bruneri go , Gius., l'impero di Babilonia e di Ninive dalle origine fino alla conquista di Giro desciitto secondo i monumenti cu- neiformi comparati colla Bibbia. Prato 1885. 8. 2 voll. 599,585 p. 8,50 lire.

462. Carraroli, Dario, i primi storici di Alessandro Magno. Liceo-Ginnasio „Muratori" Modena 1885. 8. 63 p.

463. Civinini, Gius., le conversazioni del giovedi ed altri scritti politici e letterari con proemio di Ruggero Bonghi. Pistoia 1885. 16. XI, 414 p. 4 lire.

464. Codici, i, Pala.tini della r. Biblioteca nazionale centrale di

. Nr. ^. Bibliographie. 275

j Firenze. Vol. I, fasc. 1 A. Bartoli, descrizione di 81 codici Palatini. \ Roma 1885. 8. 80 p. 1 1. fasc. 2. 88 codici. ib. 1886. 8. 80 p. 1 1. 465. Collazione fiorentina di facsiinili paleografici greci e latini J illustr. da Girolamo Vitelli e Cesare Paoli. fasc. 2. Firenze, Le Mon- . uier 1885. fol. 13 24 tavole greci et latini.

i 466. Ferro , Lod. dal , dei principi morali e religiosi nella tra-

:; gedia : Sofocle. Bologna, Zanichelli 1886. 8. 114 p. 2,50 1.

467. Garrucci, Raffaele , le monete dell'ltalia antica: raccolta :'; generale. Roma, Loescher 1885. fol. 4, 118 p. csxv tavole. 150 lire.

468. Gilli, Albino, il niito dei Dioscuri e il mito degli Asvini: j studio comparativo. Bologna, Zanicbelli 1885. 8. 30 p.

469. Horatii Flacci, Q., opera omnia scholar. in usum ad optim. I edit. fidem castig. rec. C. Fumagalli. Verona, Drucker u. Tedeschi

1885. 16. XXVIU, 232 p. 1,20 1.

470. Isocrate il panegirico commentato da Giov. Setti. Torino, l Loescher 1886. 8. XXXV, 106 p. 2 lire.

471. Majocchi, Rod., la dottrina dei dodici apostoli : documento I della chiesa primitiva pubblic. nel suo testo originale con versione e

commento. Milano 1885. 8. 83 p.

472. Pietroqrande, Gr., un soldato della legione XIV in Ateste. \ Este 1886. 8. "16 p.

473. Plauto , i Captivi commentati da Enrico Cocchiu. Torino, I Loescher 1886. 8. 118 p. 2,50 1.

474 , il Trinummus commentato da Enrico Cocchia. Torino, 1 Loescher 1886. 8. VIII, 138 p. 2 1.

475. Pamorino, Fd., letteratura romana. Seconda ediz. corretta. Milano, Hoepli 1886. 16. 111,290 p.

476. Eevelli, G. B. Alb., Mura antiche di Verona e loro vicende: ii breve cenno storico militare. Verona, Drezza 1885. 8. 87 p. carta.

477. Ruggiero , Michele , storia degli scavi di Ercolano riconi-

I posta sui documenti superstiti. Napoli , Furchheim 1885. 4. LI, 696 p. 12 tavv. 60 lire.

478. Subbadini , Remigio, Storia dei Ciceronianismo e di altre 1 questioni letterarie nell' eta della rinascenza. Torino, Loescher 1885. | 8. 136 p. 3 lire.

\ 479. Siniscalchi , Luigi , esposizione critica della dottrina dello

'• stato secondo la Reppublica e le Leggi di Piatone. Cosenza 1886. 8. 1 61 p. 1,50 lire.

480. Tavemi, Romeo, sopra il nai&aywyog di Tito Flavio Cle- :i mente Alessandrino: discorso. Roma 1885. 4. 36 p.

481. 2'e?itori, Tullio, la poesia pastorale in Teocrito e Virgilio: studio critico. Verona, Drucker e Tedeschi 1886. 8. 47 p. 75 c.

482. Vannucci, Atto, studii storici e morali sulla letteratura la- ' tina. Torino 1886. 8. 650 p. 5 lire.

t Beilage A. Programme und schulschriften.

483. Festschrift zur einweihung des Wilhelm - gymnasiums zu ' Hamburg am 21. mai 1885, hrsg. vom director und lehrer-collegium

desselben. Hamburg 1885. 4. (Philolog. inhalt: A. Wilms , über ( die quellen der geschichte des ersten sclavenkriegs. O. Pauli, über

die interpunction bei den Römern H. Christensen , über den Vi-

gintisexvirat und den eintritt in den senat. M. Klußmann , Con- i iectanea critica ad Tertulliani libros ad nationes. J. H. Hansen,

über die bevölkerungsdichtigkeit Attikas und ihre politische bedeu- I tung im alterthume.

276 Bibliographie. Nr. 4.

Beilage B. Academica und dissertationen.

Bern. 484. Dick , Adolph, de Martiano Capeila emendando. Bern 1885. 8. 58 p.

485. Maag , Albert, de Ibidis Ovidianae codicibus. Bern 1885. 8. 63 p.

Erlangen. 486. Müller, Iwan, specimen II novae editionis li- bri Galeniani bn ralg iov oiv/ncaog xoäcton' cd ttjg yjvyji1; ävväfing tnoyrai. Erlangen 1885. 4.

487. Boehner, Aug., de Arriani dicendi genere. ib. 1885. 8. 57 p.

488. Gregoras , Demosthenes, kritische betrachtungen über das leben und die lehren des Etippokrates. ib. 1885. 8. 27 p.

489. Holly, Fr. Jacob, Quaestiones Anacreonteae. ib. 1885. 8. 52 p.

490. Huettner , Georg, Demosthenis pro Phormione oratio adno- tatione critica instructa et commentario explanata. ib. 1885. 8. 104 p.

491. Michael, Athanasius, gebrauch der präposition inl bei Ari- stophanes. ib. 1885. 8. 39 p.

492. llav ki&ov, hoaxiu 1., Jafnou r\ MvnXtjvaia. Leipzig 1885. 8. 50 p.

493. Schwanke, Arminius, de M. Tullii Ciceronis quae fertur oratione pro M. Marcello quid statuendum esse videatur. Bromberg 1885. 8. 64 p.

Jena. 494. Aronis, Christos, Xgvoi-Tinog yga^fjaiixög, Jena 1885. 38 p. 8.

495. Heubach, Herrn., Commentarii et indicis grainmatici ad Iliadis scholia veneta A spec. I quibus vocabulis artis syntacticae pro- priis usi sint Hoiueri scholiastae. ib. 67 p.

496. Krumblwlz, Franc, de praepositionuni usu Appianeo. Jena 1885. 8. 58 p.

497. Meifart, Theoph., de futuri exacti usu Plautino. ib. eod. 27 p. 8.

498. Meyer, Paul Erich, quaestiones grammaticae ad Scauri ar- tem restituendam spectantes. ib. eod. 70 p. 8.

499. Müller, Rieh., de interiectionum apud Sophoclem Euripi- demque usu significatione rationibus metricis parsl. Jena 1885. 51p. 8.

500. Neumann, Emil., de compositorum a dis (di) ineipientiuni apud priscos scriptores vi et usu. ib. 1885. 8. 36 p.

501. Scipio, Konr., des Aurelius Augustinus metaphysik im rah- men seiner lehre vom übel. I. Leipzig 1886. 8. 47 p.

502. Stuhfmann, Joh., de vocabulis notionum philosophicarum in Epicteti libris. Neustadt 1885. 8. 60 p.

503. Unrein, Otto, de Aviani aetate. Jena 1885. 8. 64 p. Kiel. 504. Blaß, Fried., de Phaetontis Euripideae fragmentis

Claromontanis. Accedit tabula photolithographica. Kiliae 1885. 4.

505. Blaß, Friedr. , die socialen zustände Athens vom 4. jahrh. v. Chr. Kiel 1885. 8. 20 p.

506. Amunn, Rud., de Corippo priorum poetarum Latinorum imi- tatore. Oldenburgi 1885. 4.

507. Milchin, Joh., de Choricii Gazaei veterum Graecorum scri- ptorum 8tudiis. Kiliae 1884. 8. 63 p.

Königsberg. 508. Jordan, H., Quaestiones Ernianae. Regi- monti 1885. 4. 8 p.

509. Buzello, Iulius, de oppugnatione Sagunti quaestiones chro- nologicae. ib. 1886. 8. 42 p.

510. Hoffmann , Frid. , de Festi de verborum significatione libris quaestiones. ib. 1886. 8. 49 p.

511. Hutecker, Wilh., über den falschen Smerdis. ib. 1885. 8. 73p.

( Nr. 4. Kleine philologische zeitung. 277

512. Jeschonnek , Priedr. , de nominibus quae Graeci pecudibus doinesticis indiderunt. ib. 1885. 8. 65 p. )! 513. Konitzer, Theod., de fabulae Prometheae in arte Htterisque

usu. ib. 1885. 8. 35 p.

514. Meyer, Georg, die Karier. Eine ethnographisch- linguistische ; Untersuchung. Göttingen 1885. 8. 26 p.

515. Neumann, Maxim., de iinperativi apud epicos Graecos tra- ij gicos Aristophanem forrnis atque frequentia. ib. 1885. 8. 56 p.

516. Prellwitz, Gualtharius, de dialecto Thessalica. Göttingen 1 1885. 8. 63 p.

a 517. Seliger, Maxiniil., de versibus creticis sive paeonicis poe-

taruin Graecorum. Regimonti 1885. 8. 52 p. j: 518. Stettiner, Paul, ad Solonis aetateui quaestiones criticae. Re-

: gimonti 1885. 8. 54 p.

| 519. Ziemann, Franciscus, de anathernatis Graecis. ib. 1885.

ii 8. 60 p,

Tübingen siehe oben no. 305 A. v. Gutschmid.

Kleine philologische zeitung.

München, 10. decemb. Heute feierte dr. W. von Christ sein i 25jähriges Jubiläum als professor der classischen philologie an hiesiger Universität. Die Müuch. Allg. ztg. 1885 beil. 2 zu nr. 343 giebt über die feier nähere auskunft.

Die höhern lehranstalten in Genua , Catania , Messina sind i nach längerm schwanken von der regierung zu Universitäten er- sten ranges erhoben worden, eine maaßregel, mit der nach Allg. ; ztg. 1885 beil. zu nr. 345 manche unzufrieden siud , da es in Italien schon genug professoren und Studenten gäbe.

In der Pfalz ist ein römischer grabstein angeblich aus dem ii dritten jahrh. p. Ch. gefunden, den Allg. ztg. 1885 beil. 2 zu nr.

- 345 ungenau beschreibt: die inschrift beginnt mit den namen : c Mero . Vituo . Parienis.

Bei gelegenheit der Main - canalisation sind mancherlei alt- römische geräthe und drgl. zu tage gefördert , worüber Allg. i ztg. 1885 nr. 350 kurz berichtet.

Ueber eine sehr gelungene aufführung von Sophokles Oe- dipus Rex in Karlsruhe nach der trefflichen Übersetzung von [l Wendt berichtet Allg. ztg. 1885 beil. zu nr. 350.

Das römische lager zu Campodunum (Kempten) wird aus- führlich besprochen in Allg. ztg. 1885 nr. 353, beil. 1 zu nr. 354 -• von F. Ohlenschlager. Dazu vrgl. Allg. ztg. 1886 beil. 2 zu

- nr. 6 und oben hft. 1, p. 60.

Ein kurzes resume" eines über Rhätien und dessen älteste

bevölkerung, wobei auch die Etrusker auf eigenthümliche art

berührt werden, am 18. december 1885 in der anthropologischen

gesellschaft zu München von Steup gehaltenen Vortrags giebt

j beil. 2 zu Allg. ztg. 1885 nr. 355.

Eine anzeige über Schliemanns Tiryns von dr. Mähly ent> I hält beil. zu Allg. ztg. 1885 nr. 355.

Philo!. Anz. XVI. 19

278 Kleine philologische zeitung. Nr. 4. {

Antike funde in neuster zeit im Martinsbüchel in Tirol er- wähnt auf unklare weise Allg. ztg. 1885 nr. 356: es sind auch kanonenkugeln dabei.

Notizen über den aufschwung der medicinischen facultät in Dorpat und dadurch veranlaßte erweiterungen desinstituts giebt Münch. allg. ztg. 1886, nr. 1. Doch vgl. unt. nr. 6 zu 15. märz.

1886 Allg. ztg nr. 2 bringt von Schöners Capri fortsetzung nr. X , in welcher ein römischer Sarkophag beschrieben , dann von der läge der alten Stadt, ihren cisternen und quellen ge- handelt und schließlich wahrscheinlich gemacht wird , daß an einzelnen stellen das land gesunken und daher alte baulichkei- ten auf dem meeresgrund sich zeigen. Den Schlußartikel zu Schöners berichten über Capri, nr. XI, bringt Münch. allg. ztg. beil. zu nr. 41. 42 : er enthält zuerst eine beschreibung einer der größten von Tiberius hier erbauten villen, kommt dann auf die blaue grotte , die in der jetzigen weise im alterthum wegen Veränderung des nordrandes der insel - er stieg ungefähr sechs meter höher als jetzt aus dem meere empor nicht existirte, und daher von den alten nicht erwähnt wird: er beschreibt die wunderbare eigenthümlichkeit der grotte , den magischen reiz beim baden in derselben und giebt dann notizen zu ihrer ge- schichte: zum Schluß wird noch vom Timberino gehandelt, der einzigen stelle der insel, die an den kaiser Tiberius durch ih- ren namen erinnert. Sonst vrgl. Phil. anz. XV, 12, p. 650.

Am 5. januar 1886 feierte der conrector des gymnasiums zu Friedland in Mecklenburg, professor dr. August Dühr, geb. den 10. mai 1806, in voller rüstigkeit den tag seines 50jährigen amtsjubiläums. Unter den wissenschaftlichen festgaben ist zu nennen die gratulationsschrift des gymnasiums, welche außer ei- ner poetischen begrüßnng des directors Ubbelohde abhandlungen von Ad. Funk Ueber Hom. Ilias IX, 34, 0. Neckel ' ' Aqyayov- irjg, G. Lang Plautina, H. Rieck Die gelehrte bildung des apo- stels Paulus, W. Salow die Stellung der parteien bei dem tode Heinrichs V, E. Marx Ueber einige trisectionscurven enthält. Ein griechisches festgedicht von G. Sellin überbrachte das Schwe- riner, ein lateinisches von Tb. Fritzsche das Güstrower gymna- sium. Andre schulen hatten ihre theilnahme durch votivtafeln bekundet. Der Jubilar hat sich durch schritten grammatischen und metrischen Inhalts sowie durch eine biographie J. Haussi's und eine reihe von gelungenen lateinischen und besonders grie- chischen dichtungen bekannt gemacht.

„Die frage nach den griindern von Tiryns" ist ein artikel in Münch. allg. ztg. beil. zu nr. 15 überschrieben , der mahnt, Tiryns als eine vorhellenische , nicht griechische gründung an- zusehen. Vrgl. unt. hft. 6.

Regensburg, 16. januar. (Die porta praetoria). Die vor ei- nigen monaten dahier zum Vorschein gelangte porta praetoria

Nr. 4. Kleine philologische Leitung. 279

hatte im vorigen sommer sehr bald das interesse des reisenden s publicums gewonnen , und selbst der kronprinz des deutschen reiches hatte ihr die ehre seines besuches zu theil werden lassen. 1 Besonders aber widmen die archäologischen fachjournale dem höchst merkwürdigen baulichen denkmal römischer machtentfal- : tung ihre aufmerksamkeit. So nahm selbst das „Correspondenz- (jblatt der Westdeutschen Zeitschrift" „wegen der mannichfachen ibelehrung, die auch die westdeutsche fbrschung aus dem Re- gensburger funde gewinnt" veranlassung, demselben einen arti- kel aus der feder von professor Ohlenschlager in München zu

widmen, dessen Schluß wir an dieser stelle auch wohl weiteren I kreisen mittheilen dürfen: „das thor entbehrt ganz eines archi- ; tektonischen schmuckes ; es sollte nur dem bedürfniß dienen, ist i aber gerade dadurch archäologisch um so merkwürdiger, weil i es uns ein sonst nirgends erhaltenes bild giebt, wie die meisten

thore der römischen standlager in der provinz ausgesehen haben, ri für welche die porta nigra in Trier als prachtbau durchaus i nicht als vorbild angesehen werden kann. Ueber das künftige >• Schicksal dieses neu aufgefundenen zeugen kriegerischer macht- i entfaltung der Römer an der Donau ist noch keine sichere ent- : Scheidung getroffen. Hoffen wir , daß es den vereinten bemü- ' hungen der alterthums- und geschichtsfreunde in Regensburg '■ gelingen möge, das thor und den thurm nicht bloß zu erhalten,

sondern auch derartig von anbauten zu befreien , daß sie dem I blick des beschauers sich unverhüllt bieten als das älteste er- haltene baudenkmal in unserem lande, ebenso merkwürdig und r ebenso ehrwürdig als die reste der altrömischen mauer beim

tempel des Mars Ultor in Rom, mit deren thor und steinver- i band das Regensburger thor die größte ähnlichkeit hat". Die f in London erscheinende wissenschaftliche Zeitschrift : „The Athe- näum" bringt in nr. 3024 vom 10. octobcr vorigen Jahres aus

i der feder des bewährten kenners und erforschers römischer ge- - schichte, reverend Joseph Hirst, einen ziemlich ausführlichen be- zieht über das römische thor und die badeanlage in hiesiger 3 Stadt, durch deren aufdeckung in diesem jähre alle freunde der 'geschichte erfreut wurden. Angesichts des interesses, das man, 'iwie der erwähnte aufsatz beweist , sogar in England an den -hiesigen entdeckungen nimmt, darf man hoffen, daß dasselbe hier

in noch höherem maße zu tage trete, und daß insbesondere alle ^schritte gethan werden, damit die ebenso seltene als interessante

Porta praetoria nicht nur erhalten bleibe, sondern auch zugänglich

-gemacht und freigestellt werde. Münch. allg. ztg. beil. 2, nr. 20.

Einen lesenswerthen nekrolog von dem architekten James

i Ferguson, der auch als alterthumsforscher bekannt namentlich mit

Schliemann viel verkehrt hat, findet man in Allg. ztg. beil. zu nr. 19. 1 Bei Reichenhall hat man reihengräber aufgedeckt und dabei

ist eine römische ara aus rothem Untersberger marmor mit einer

19*

280 Kleine philologische zeitung. Nr. 4.

verwitterten inschrift, auch eine münze von Marcus Aurelianus(?) aufgefunden : Münch. allg. ztg beil. 2 zu nr. 22.

Paris, 20. jau. In Frankreich beschäftigt man sich lebhaft auch mit der unterrichtsfrage und bespricht die art, wie auf den verschiedenen lehranstalten die lehrstoffe zu behandeln und was als solche zu betrachten sei. Aufsehen hat das buch von Raoul Frary gemacht, La question du latin : er will griechisch und la- tein ganz von der schule verbannen und durch die neuern spra- chen ersetzen. Daher hat der unterrichtsminister Goblet am 17. jan. in einer zu Bordeaux gehaltenen rede geglaubt über diese gegenstände sich aussprechen zu müssen : er will den Unterricht in den beiden classischen sprachen auf eine anzahl von gym- nasien beschränken, die übrigen Lycies und Colleges in realgym- nasien umbilden, in denen nur die modernen sprachen, vornehm- lich französisch, gelehrt werde. Ferner müsse das examenwesen umgestaltet werden: dagegen will er aber die jetzigen facul- täten beibehalten , und diese nicht , wie professor Michel Breal will, nach art der deutschen Universitäten umändern , also nicht die verschiedeneu facultäten an! einem ort vereinigen. Damit hat er viele verletzt: wir theilen hier nach Münch. allg. ztg. nr. 23 mit , wie sich über diese ansieht des ministers das Jour- nal des dibats äußert: ,, Goblet erinnerte mit leicht begreiflicher befriedigung an ein von ihm jüngsthin veranlaßtes decret, wel- ches den facultäten eine gewisse Unabhängigkeit gewährt und antwortete auf den Vorwurf, er gehe der Schöpfung wirklicher Universitäten aus dem wege : „die bezeichnung „Universität" ist schließlich nur ein wort. Worauf es ankommt, ist die sache, die fruchtbare und freie Vereinigung der verschiedenen zweige des menschlichen wissens unter der aufsieht des Staates zur er- ziehung der jugend". Hierüber sind wir ganz mit dem unter-1 richtsminister einverstanden , und wir klammern uns nicht an das wort „Universität". Was uns peinlich berührt, das ist, daß die jüngste reform die Schöpfung von mittelpuncten des höhereu Unterrichts, welche ein sclbstständiges dasein führen, nicht nur nicht begünstigt , sondern hindert. „An den facultäten selbst ist es, sagt Goblet, diesen Organismus zu entwickeln, zu beleben, daraus wahre Universitäten zu schaffen, welche das gesetz später bestätigen wird". Uns will bediinken , wir stehen hier einer illusion gegenüber. Wie könnten wirkliche Universitäten sich von selbst bilden, wie der gesetzlichen anerkennung zuvorkom- men, so lange die beitrage des Staats, der departements und der städte, die hülfsmittel aller art, das lehrpersonal und die Zög- linge von gesetzeswegen auf sechzehn oder siebzehn städte zer- splittert, statt auf fünf oder sechs concentrirt sind? Goblet giebt selbst zu, daß „gewisse , in ungünstigen Verhältnissen le- bende facultäten einem unrettbaren verfall geweiht scheinen". Statt sie so vegetiren zu lassen , statt ihnen auf Staatskosten

' Nr. 4. Kleine philologische zeitung. 281

durch Stipendien und besoldung der lehrstühle ein Scheindasein zu sichern , statt auf diese weise die entfaltung anderer anstal- / ten, welche lebensfähig wären und sich zur blüthe erheben könn- $ ten, zu hindern, sollte man, meinen wir, einen energischen ent- 5 Schluß fassen , eine gute hälfte unserer facultäten opfern , die s übrigen gruppiren und so unseren höheren Unterricht neu be- v leben". Ob minister Goblet diese ansichten berücksichtigen . werde, steht dahin : er scheint sehr energischer natur. Bei der 1 berathung des Volksschulgesetzes im senat am 5. februar er- i| klärte er , ordensgeistliche als lehrer in den schulen nicht an- J: stellen zu wollen, da sie nicht den weltlichen behörden, sondern i ihren geistlichen obern in conflicten gehorchten : auch sei con- j fessioneller Unterricht von der schule auszuschließen , dagegen J in der Sittenlehre zu unterweisen : „der glaube an gott werde j aufrecht erhalten , der aberglaube verbannt". Auf die entgeg- [i nung , wie er die katholischen glaubenslehren als aberglauben i bezeichnen könne, erwiderte er: „ein volk kann nicht ohne den ; glauben an ein ideal leben, unser ideal ist das vaterland": f Frankreich will, wie er weiter s^gt, frei in einer selbstgewählten i regierungsform leben, nicht unter einem einzelnen oder einer j käste stehen: Münch. allg. ztg. nr. 40. Man sieht, man steht ? in Frankreich den ideen der ersten revolution schon sehr nahe: für uns sind nicht allein wegen der Unterrichtsfrage diese vor- i gänge von großer bedeutung. Vgl. unt. hft. 6. \ Ueber römische münzen im innern Chinas findet sich ein

i aus dem North China Herald 1885 vom 9. december entlehnter ij artikel Münch. allg. ztg. beil. zu nr. 24, der diese münzen in j China nachweist und sich über die handelswege und Verbindungen i der Eömer mit China und angrenzenden ländern verbreitet : zu be- i dauern ist, daß dem Verfasser von den alten chinesischen quellen | sowohl als auch von neuerer literatur so wenig bekannt gewesen : J dies hat v. L. S. veranlaßt, „die beziehungen zwischen den Römern :| und den Chinesen" in der Münch. allg. ztg. nr. 39 etwas ge- I nauer zu erörtern : er zeigt unter benutzung chinesischer quel- ji len, wie von 200 a. Chr. bis 800 p. Chr. in China das bestre- v ben der regierung dahin ging , sich in Mittelasien festzusetzen $ und dadurch Verbindungen mit dem westen und dessen großen t reichen anzuknüpfen : in der zeit der regierung des kaisers M. i Aurelius Antoninus scheint man in diesem bestreben am weite- : sten gekommen: um 166p.Ch. gingen römische gesandtschaften ; nach China und die handelsverbindungen der Eömer erstreckten < sich sowohl dahin als nach Indien Später, nach dem stürz i der Parther und nach entstehung des römisch - byzantinischen ) reichs ward aber der verkehr immer schwächer und hörte mit i dem entstehen und erstarken des Islam ganz auf. Uebrigens 1 läßt sich nach diesen mittheilungen manche stelle der alten, ä auch des Horaz, etwas bestimmter erklären.

282 Kleine philologische zeitung. Nr. 4.

Berlin 21. jan. In der heutigen sitzung der academie der Wissenschaften sprach Th. Mommsen über die Germania des Ta- citus : man müsse sie in die engste Verbindung mit den Historiac setzen ; da sie als integrierender theil derselben zu groß gewe- sen, habe sie Tacitus besonders herausgegeben: Münch. allg. ztg. beil zu nr. 24. Es ist eine derartige ansieht unhaltbar, weil gegen sie vor allem der stil in der Germania spricht, der von dem in den Historien verschieden dem in den Annalen sich nä- hert: dann steht ihr auch die kunstgewöhnung des Tacitus ent- gegen. Die Germania scheint für eine recitation bestimmt und als solche zuerst vorgetragen : die einleitung dazu wie der schluß ist bei der herausgäbe weggelassen.

Rom, 24. jan. Eine beschreibung der feier des auf den heutigen tag fallenden 70. geburtstages des professor dr. Henzen giebt Münch. allgem. ztg. nr. 27.

Eine ausführung über die tendenz und die thätigkeit des lE)Jrivtxö$ ffi'koloywbc GiÄXoyog in Konstantinopel giebt K. Sittl in Münch. allg. ztg. zu nr. 31.

Unter der Überschrift „Ethnologisches aus Südost- Europa" wird von A. v. Schweizer- Lerchenfeld über die entdeckungen und reisen seit Schliemann und Humann gehandelt und die Wanderungen der ältesten Arier etwas darzustellen versucht in Münch. allg. ztg. beil. zu nr. 35.

Die zweite aufläge von A. Böttichers buch Olympia wird in Münch. Allg. ztg. beil. zu nr. 35 kurz besprochen und em- pfohlen.

Ueber eine nichtige die Ashburnham-bibliothek betreffende Interpellation in der deputirtenkammer zu Rom berichtet Münch. allg. ztg. nr. 38 : über eine gleiche dieselbe in nr. 90 : wir erwähnen derselben wegen der abhandlung im Piniol. XLV 2, p. 201.

Athen, 5. februar. Bei den jetzigen ausgrabungen auf der Akropolis fand man unweit des Erechtheion drei statuen von fraueu, ausgezeichnet erhalten, in halber lebensgroße, mit großen köpfen und völlig bemalt. Sie gehören dem Zeitabschnitt vor Phidias an, und sind fein ausgeführt. Sie lagen in einer tiefe von drei metern. Sie sind von äußerster Wichtigkeit für die kunstgeschichte. Münch. allg. ztg. 1886, nr. 40.

Zum Grimmdenlcmal. Nach einer uns freundlich gewordenen mittheilung beliefen sich die bis zum 15. juli 1885 eingegange- nen gelder für das Grimm-denkmal in Hanau (vgl. PhAnz. XV, 3, p. 184) genau auf 56048 mk. 21 pf., wovon Hanau 21068 mk. 1 1 pf. gegeben hatte, während der rest von auswärts eingegangen ist. Jetzt werden mit dennoch hinzugekommenen betragen und Zinsen mindestens 60,000 mark da sein. Zur Vollendung des doppel- denkmals in bronze sind aber mehr als 90000 mark nöthig. Es ist aussieht vorhanden daß in dem laufenden jähre noch einige tausend mark hinzu kommen, so daß dann mit den vorarbeiten,

Nr. 4. Kleine philologische zeitung. 283

! ausschreibung und concurrenz u. dgl. wird vorgegangen wer- i den können. Vrgl. Münch. allg. ztg. nr. 43.

Aus Köln wird ein fund gemeldet. In einem innerhalb der ? Stadt bloßgelegten römischen grabe fand man unter einem stein mit jj inschrift einen aureus des Postumius von vorzüglicher erhaltung, und vor allem eine ovalgeformte broche von nahezu 5 centimeter ii länge : ein ovaler sardonyx ist mit feingearbeitetem filigran ge- ü faßt. Auf dem stein ist vertieft eine nackte männliche figur I (Apollo) mit übereinander geschlagenen beinen neben einer säule ii stehend und eine lyra haltend dargestellt. Die rückseite des i Steines bildet die Vorderseite der broche , die skulpirte seite die rückseite; letztere ist mit einer goldplatte unterlegt. Bei der durch- i sichtigkeit des Steines erscheint das bild wie ein hochrelief unter glas. Den mittheilungen des professors dr. von Hartel in den Si- tzungsberichten der kaiserlichen akademie der Wissenschaften zu i Wien vom 5. mai 1886 (no. XI) entnehmen wir folgendes: Bei ; Untersuchung des patristische fragmente enthaltenden codex Au- relianensis no 169 in Paris fand dr ■. Gundermann palimpsestische j stücke : diese von dr. Haider genau untersucht , ergaben unter 1 dem Hieronyrnustexte, fragment 5 und 7, auf fünf blättern (fol. i 15, 18 bis fol. 20) neue bruchstücke aus Sallust's Historien. : Das letztere fragment (fol. 20a) zeigt nicht nur äußerlich hin- sichtlich der Verstümmelung, schrift, zeilen- und columnenzahl des palimpsestes eine auffallende ähnlichkeit mit dem fragm. : Berolinense (Iordan's Sallust-ausgabe 2, p. 124), sondern es erweist sich geradezu als ergänzung desselben , indem dessen I erste und vierte columne durch die buchstabenreste der spalte I IV und I bei Iordan vervollständigt werden. Dadurch ist zu- : gleich im Berliner bruchstücke das nach den angaben des Um- schlages zu unserem fragmente aus dem Orlöaner codex verlo- rene zweite blättchen ausfindig gemacht. Die von diesem in der handschrift noch vorhandenen kleinen Überbleibsel scheinen j darauf zu deuten, daß dasselbe aus ihr (vielleicht von Libri) i in einem unbewachten augenblicke herausgerissen worden ist. j Der text des fragmentes erhebt Bergk's und L. Roth's (Rhein, mus. VIII, p. 433 ff.) vermuthung, daß dasselbe den anfang der rede Cotta's aus Sallust's Historien biete , zur thatsache. I Ferner ermöglicht jetzt der Zusammenhang die correctur mehre- i rer lesungen Pertz' u. a. in dem durch anwendung von Giober- tischer tinctur bald nach dem funde nahezu unlesbar geworde- nen Berliner palimpseste. Die worte aber , welche der rede Cotta's vorausgehen , helfen uns , die Vermittlung zwischen der gefährlichen demonstration der plebs wider die consuln des Jah- res 75 v. Chr. (C. Cotta und L. Octavius) und jener uns im Vatic. 3864 völlig erhaltenen rede herzustellen. Die vollstän- digere spalte auf fol. 20b, welche die columne I bei Jordan er- gänzt und der anderen vorausgeht, handelt über den amtsan-

284 Auszüge aus Zeitschriften. Nr. 4.

tritt der nämlichen consuln und gibt eine kurze , aber treffende Charakteristik der beiden uns wenig bekannten persönlichkeiten. Das zweite weit umfangreichere fragment (fol. 15 18) enthält theile aus dem briefe des Pompejus an den römischen senat, jenem merkwürdigen antiken bulletin , durch welches der histo- riker die fähigkeit des Pompejus, die Wahrheit zu seinen gun- sten zu modeln , glücklich zeichnet. Eine weitere (allerdings schwer lesbare) spalte berichtet über die an dieses schreiben sich knüpfende debatte im senate, und mehrere andere enthalten interessante scenen aus den kämpfen des Pompejus und Serto- rius in Spanien , sowie aus dem erfolgreichen feldzuge des P. Servilius Isauricus gegen die piraten. Dieselben sind alle der Zeilenzahl (21) nach vollständig, einige auch seitlich unverletzt. Damit ist auch die frage über die länge des verstümmelten Sal- lustfragmentes im Vaticanus gelöst, welches sich durch seine pro- venienz , die völlige Übereinstimmung in schrift (vgl. E. Chate- lain, Paldographie des classiq. latins pl. LI) , Orthographie und abkürzungen als zu der nämlichen handschrift gehörig darstellt. Allerdings ist die lesung des fragmentes 5 theilweise mit noch größeren Schwierigkeiten verknüpft als die des kleineren bruch- stückes , zumal sich hie und da zwischen die schwach durch- schimmernden züge des Sallusttextes eine noch tiefer liegende ähnliche capitale störend eindrängt, so daß also diese blätter zu einem codex ter scriptus , wie es die handschrift des Britischen museums mit des Granius Liciniauus annalistischen bruchstücken ist, gehörten. Auch die geringen Charakteristika einer reihe von capitalzeichen , welche nicht selten von den in gleicher richtung darüberlaufenden neuen zeilen verdeckt werden , end- lich einfließende fehlerhafte Schreibungen , welche theils auf die flüchtigkeit des alten copisten , theils auf die incorrectheit des archetyps zurückgehen , erschweren das dechiffriren besonders des letzteren bruchstückes in ungewöhnlicher weise. Genaue- res über diesen fund wird demnächst in der Revue de philologie und in dem anzeiger der philosophisch -historischen classe der Wiener academie der wissenschaffen veröffentlicht werden. Ei- nige mittheilungen hierüber finden sich auch in der Münchener allgemeinen zeitung, vom 19. mai 1886, beilage zu no. 138.

Auszüge aus Zeitschriften.

Philologische ab Handlungen aus Zeitschriften 18 8 6.

No. 3.

Antologia, Nuova 1885, fasc. 24. Oiacomo Zanella, quattro idilli di Teocrito. 1886, fasc. 1 2.— fasc. 3. O. Marucchi, un eroina cri- stiaua sotto il regno di Marco Aurelio e la sroperta de! suo sepolcro. fasc. 4. 5. fasc. 6. Q. Setti, una recente escursione in Grecia. B. Franrlict.fi, dclle Rane di Aristofane; saggio di traduzione. fasc. 7. 0. Marucchi, la guarnigione dell' antica Roma a proposito di una recente scoperta.

jj Nr. 4. Auszüge aus Zeitschriften. 285

Archiv für anthropologie. Bd. XVI, heft 1. 2. heft 3. R. Andree, die masken in der Völkerkunde. E. Bötticher, die cultusmaske und . der hochsitz des ohres an ägyptisch-assyrischen und griech. -römischen bildwerken.

Archiv für latein. lexikographie und grammatik hrsg. von E. i Wülfflin. Jahrg. IT, heft 4. Fr. Stolz, per und anhang. F. Bü- cheier, Titus. Ph. Thielmann, habere mit part. perf. pass. I. K. . Sittl, zur beurtheilung des sogenannten mittellateins. Ed. Wülfflin, instar, ad instar. G. Goetz, Afannae. E. Haider, Thesauri la- ' tini spec. VI. A. Zingerle} donicum, donec cum. Episcopium. l Miscellen: Zur Lex metalli Vipascensis. J. M. Stowasser, Con- iectauea. Fr. Vogel, inscius ignotus. K. Sittl, zum gastmahl c des Trimalchio. Calandra. S. Dehner, saraballum. E. A. Gutja kr -Probst, coromagister. L. Havel, prologus. E. Wülfflin, Varia. - Litteratur. Jahrg. III, 1886, heft 1. W. Hartel , Lucifer ^ v. Cagliari u. sein latein. E. Wülfflin, capreolus, cabviolet. P.f I zu den latein. Sprichwörtern. G. Goetz, zu Placidus p. 49, 10. ( .F. Wülfflin, der substantivirte infinitiv. E. Haider, Thesauri la- , tini speeimen VIT. K. Hofmann, cautuna. Besta bestea besto- lus. Intimare. A. Müller, curvus, uneus und composita. E. Wülfflin. paeifico. Addenda lexicis latinis E. F. 6 B. Dom- >> hart, dimicatura. •— G. Grüber, Vulgärlatein. Substrate romanischer [ Wörter. C. Sittl, cerrum. Miscellen: F. Bücheier, zu Lucilius , und zur altlatein. prosodie. B. Dombart, storia inormis. Joh. J Haußleiter, a ab abs. M. Petschenig, transitive verba als reflexiva bei Corippus.

Archives des missions scientifiques et litteraires. III. Serie, t. XI. R. Cagnat, rapport sur une raission en Tunisie 1881 82. Ch. Tissot, quatrieme rapport sur les missions archeologiques en Afrique. \ Archivio giuridico XXXV, 5/6.— XXXVI, 1/2: Brandileone , il di-

ritto greco-romano nell'Italia meridionale sotto la dominazione nor- manna. Pernice, l'ordo iudiciorum e l'extraordinaria cognitio du- 1 i-ante l'impero romano tradotto da A. Gaudenzi.

I Beiträge zur künde der indogerman. sprachen hrsg. v. Ad. Bez-

i) zenberger. Bd. X, heft 3/4. F. Beehtel, Parerga F. Frühde, Ety- j mologicum. S. Lehmann, zur etymologie von Leo Löwe. K. Lu- gebil, die ältere form des griechischen namens der Karier. H. Col- litz, uachtrag zu p. 34 ff. E. Wilhelm, zum Übergang von der un- 5 thematischen zur thematischen coniugation. Const. Angermann, i Georg Curtius. XI, heft 1. 2. <S. Bugge, beitrage zur erforschung ■i der etrusk. spräche II. R. Meister, fcftyiov u. ad/jfvig. ■■ Berichte der sächs. gesellsch. d. wissensch zu Leipzig, 1885, IV. . M. Voigt, über die Lex Pabia de plagiariis. Lipsius, J. FL, bemer- 1 kungen über die dramat. choregie. G. Curtius, über das lateinische | perfect auf -vi und -ui.

Bibliotheque de l'ecole des chartes. XLVI. 1885. Heft 3—5. heft 6. R. Omont, catalogue des manuscrits grecs de Guillaume I Pellicier.

Blätter f. d. bayer. gymnasialwesen hrsg. von A. Rümer. XXII.

Heft 1. M. Kiderlin, kritische u. exegetische bemerkungen zu Quin-

tilianus. N. Wechlein, zu den Heracliden des Euripides. An-

: zeigen. Heft 2/3. F. Heerdegen, noch einiges über die handschrif-

] ten von Lodi und Avranches. D. Kenncrhnecht, zur Argonauten-

- sage. A. Eußner, über neuere litteratur zu Tacitus Germania.

- Anzeigen. Heft 4. J. von Menrad, zur Jubiläumsfeier W. v. Christ. / M. Kiderlin, kritische und exeget. bemerkungen zu Quintiliit,n.

H. Loehner, zu Horaz und Vergil. Anzeigen.

286 Auszüge aus Zeitschriften. Nr. 4.

Bulletin de correspondauce hellenique 1886, janv. G. Cousin et F. Durrbach, bas-reliefs de Leninos avec inscriptions. Th. Homolle, note sur la Chronologie des archontes atheniens de la secoude rnoitie du II siecle avant Jesus Christ. G. Cousin et Ch. Diehl, inscriptions de Caryanda en Lycie. 31. Holleaux, fouilles au temple d'Apollon Ptoos. Statue et fragments archaiques. Fevrier: E. Pottier, fouil- les dans la necropole de Myrina faites par A. Veyries. P. Foucart, inscription d'Ephese. 31. Holleaux, fouilles au temple d'Apollon Ptoos. F. Durrbach , Decrets du Ule et du He siecles trouves a Delos. C. D. Mylonas, inscription de Trezene. G. Rudet et P. Paris, inscriptions d'Attaleia de Perge d'Aspendos. B. H., inscri- ption metrique d'Athenes. 31. Holleaux, inscriptions funeraires de Rhodes. Mars: G. Cousin, inscriptions d'Acarnanie et d'Etolie. 31. Holleaux, fouilles au temple d'Apollon Ptoos. P. Foucart, in- scriptions de Rhodes. E. Pottier, fouilles dans la necropole de My- rina. - 31. Holleaux et P. Paris, Inscriptions d'Oenoania. R. Dareste, inscription de Calymna.

Bullettino dell'Instituto dicorrispondenza archeologica 1885, no. 12: W. Heibig, Scavi di Nemi. A. 31au, Scavi di Pompei. Leop. de Feis, framtnento di gerama gnostica.

'Etftj fxtgig ä Q/a tokoy ixri 1885. Ttv/. d'.: 77. K « ßßadi a, im- ygarfctl Ix twp Iv Enidccvgicc dvaaxwfüüv. Em. Loewy, ini,yga(frj ny^vi- iwv i^ ATukdvTyg. 2 t. A. Ko v u av ov dt] g , iniygatfal ix Ttjg iv ijj dyooa 'Adtjvwv dvaaxayljs. Xg. J. Tßovvia, xoctrqq 11; dzgonöktutg.

K. J Mvkwva, 6 iv lij avkkoyrj ^luidvvov Jrjutjigiov /akxovg dxv- gog. n. Kct ßßcdia, Kogiv&iaxbv xiovöxgavov, K. Purgold, dg- ^a'ixbv dsno/uce ix rr\g dxgonökaog. 0. Socpovkq, xiki% ü; Kogiv&ov.

Z. J. Taßdkn, dvsxdoTog dvn&efxanxt} Imygnyq 4>okeydvdgou.

Gazette archeologique X. 1885. 11/12: E. le Blant, introduction a l'etude des sarcophages chretiens de la Gaule. A. Chaboui/let, etudes sur quelques camees du cabinet des uiedailles 1. Camee attri- buee a Seleucus I Nicator etc. Paul 3Ionceaux, fouilles et recher- ches archeologiques au sanctuaire des jeux isthmiques. 1886, no. 1/2. A. Sorlin-Dorigny , la mort d'Egisthe, bas-relief du marble du muse'e de Constantinople. A. Chabouillet , etudes sur quelques camees du cabinet des me'dailles.

Hermes, XXI, heft 1. C. de Boor, die chronik des Georgios Mo- nachos als quelle des Suidas. A. Kopp, die quantität der ancipites im jambischen trimeter der Spätgriechen. H. Buermann, Bavaricus u. Marcianus (des Demosthenes). E. Thomas, kritische blätter zum rhetor Seneca. H. Delbrück, die Manipularlegion und die Schlacht bei Cannae. U. v. Wilamowitz-31Ulle,ndorff, Oropus und die Graer. F. Rohde, IxCga tnl 2xigt>) itgonoita. E. Hiller, zur quellenkritik des Clemens Alexandrinus. Ä'. J. Neumann, Strabos gesammturtheil über die homerische geographie. Th. 3Iommse,7i , zur lateinischen stichometrie. E. Wölfßin, die hexadische composition des Tacitus.

G. Schulz, Seneca ep. 89 ff 4 ff.

Jahrbücher für philologie hrsg. von A, Flecheisen 1885. heft 12. A. Beck, ein chorlied des Oidipus Tyrannus (1086-1109). - F. Blaß, der Paian des Isyllos. C. Büumker, vermeintl. aristotelische Zeug- nisse über Anaximanders anft.gov. R. Peppmü/ler, zu den fragmen- ten der griech. epiker. H. Rumpf, ein inschriftliches digamma. C. John, das verhör der Catilinarier. K. P. Schulze, über die va- riatio bei den römischen dichtem. H. Blümner, Catull c. 30. F. Härder, a und ab vor consonanten in dei älteren römischen poe- sie. E. Hoffmann, Acca Laurentia. 31. Schneidewin, Horat. ep. 1, 2, 27. - F. Pollc, zu Ovid. - K. Heraeus, Tacitus Hist. II, 28.—

Nr. 4. Auszüge aus Zeitschriften. 287

1886. Heft 2: A. B reusing, nautisches zu Homeros 5. 6. - G. H. i Müller, zu Platons Eriton 53c. H. Kolhe, über das 3. buch der hi- i storien des Timaios. A. Sonny, zur handschriftlichen Überlieferung i des Dio Cbrysostoruos. G. F. Unger, die nachrichten über Thucy- n dides I. II. Erotenmtia. A. Evßner , ad Plinii Panegyricum I c. 69. Th. Blaß und K. Niemeyer, zur erklärung der Horazischen ij öden. A. Goethe, zu Cicero de natura deorum. G. Ungermann, i zu Sallustius. Th. Opitz, die handschriften der Caesares des Aure- j'i lius Victor.

Jahrbücher für protestant. theologie 1886, lieft 2: C. Siegfried, i bedeutung und Schicksal des Hellenismus in dem leben des jüdischen i volkes. Ernst Kneldechen , Tertullians verhältniß zu Clemens von -I Alexandria. Bratke, über die einbeitlichkeit der didacbe. Joh. i Dräseke, über die theolog. Schriften des Boethius. Lipsius, R. A., ■j Passionis Pauli fragmentum.

Sj Melunges d'arcbeologie et d'histoire de l'e'cole de Rome 1885,

no. 1. 2. A. V. Blarette , etudes sur le Pantheon de Rome restaura-

[ tion de la Palestre des Thermes d'Agrippa. C. Lecrivain, le par-

\ tage oncial du Fundus Romain. E. Langlois, notice du ms. Otto-

bouien no. 2523. 31. B. de In Blanehere, Villes disparues: Conca.

i Edm. Le Blant, notes sur quelques actes des martyrs. No. 3. 4.

il G. Lumbroso, un doute au sujet de Trogue Pompee. Ch. Lecrivain,

} note sur le recrutement des avocats dans la periode du Bas -Empire.

i Paul Fähe , note sur un manuscrit de la chronique de Jordanus.

i Andre Berate, note sur le groupe de Paneas. Les sarcophages

de la Via Salaria. J. Jullian , Caius Serenus proconsul Galliae

1 Transalpinae. Bierre Battifol, Evangeliorum codex Graecus purpu-

reus Beratinus *.

Mittheilungen, archäologiscb-epigraphische, aus Oesterreich-Ungarn v. O. Bermdorf, O. Hirschfeld, E Bormann. Jg. IX, 1885, heft2. W. Klein, Bathykles. 0. Hirschfeld , das gebiet von Apeslai. Schuchhardt, wälle und chausseen im südlichen und östlichen Palma- tien. C. Torma , das amphitbeater zu Aquincum. Teglas. Domaszewski, inschriften aus Dacien Gregorulti, inschriftenkunde aus dem gebiet von Aquileia. Frankfurter, epigraphischer bericht aus Oesterreich.

Mittheilungen des deutschen a.rchäolog. instituts zu Athen X, heft 3. Fr. Marx, marmorgruppe aus Sparta. J. H. Mordtmann, zur epi- graphik von Kyzikos. III. Georg Weber, Akdsche-Kaja, eine unbe- kannte felsburg bei Smyrna. N. Novosadsky, de inscriptione Leo- badiae nuper inventa. W. Dörpfeld, das choragische raonument des Nikias. U. Köhler, die choregische inschrift des Nikias. F. •T- Meier, über das archaische giebelrelief von der akropolis. I. II. Fr. Kopp, die attische Hygieia. E. Fabricius , der tempel des Apollon Cbresterios. W- Dörpfeld, der alte Athenatempel auf der akropolis zu Athen. Ar. Fantrier ^ inscription d'A'idin. H. G. Lolling , rnarathonische inschriften. E. Fabricius, zur idäischen Zeusgrotte. U. Köhler, bialphabetische inschrift in Athen. H. G. Lolling, inschriften in Chalkis. H. G. Lolling, inschriften aus Syrakus u. Limogardi. Heft 4. W. Dörpfeld, metrologische bei- trage. IV, das italische maaßsystem. J. H. Mordtmann, inschriften aus Varna (Odessos). B. J. Meier, über das archaische grabrelief von der akropolis. W. M. Bamsay , notes and inscriptions from Asia minor. IV— VII. H. G. Lolling, das Delphinion bei Oropos u. der Demos Psapbis. TJ. Jiöhler , die attischen grabsteine des V. Jahrhunderts. I. Th. Schreiber, alexandrinische Bculptnren in Athen. Miscellen: Aristtdes M. Fonirier, iytamxij Imyoaqij. J. H.

288 Auszüge aus Zeitschriften. Nr. 4.

Mordtmann , Dachträge zur epigraphik von Kyzikos. U. Köhler, grab- u. steindenkmäler.

Mittheilungen des instituts für Österreich, geschichtsforschung 1885. Heft 1-4.— 1886. Heft 1 2. R. Hotz, beitrage zur erklärung und geschichte der Peutingerschen tafel.

Mnemosyne, XIV, 2. C. G. Cohet, de locis quibusdaui in Ae- schyli Prometheo et scholiis antiquis ad hanc tragoediani. S. A. Naber, Thukydidea. H. van Herwerden, de fragmentis coinicorum Graecorurn commentatio altera. - K. G. P. Schwarte, ad Dionysiuin Halicarnassensem. K. G. P. Schwarte, ad Lucianum. P. J. Scri- nerins, ad Sallustium.

Monatshefte, philosophische XXII, no. 4/6. H. v. Kleist, anzeige von Teichmüllers literar. fehden des 4. jahrh. Kucken, anz. von Gr. Schneider, platonische metaphysik. Anzeige von Bernays ges. ab- handlungen A. Richter, anzeige von Paulsens geschichte des ge- lehrten Unterrichts.

Museum, Rhein., für philologie, bd. XLI , lieft 2. O. Seeck, die Haloanderschen subscriptionen und die Chronologie des Jahres 238 n. Chr. K. Rohde, die asianische rhetorik und die zweite sophistik. W. Deecke, beitrage zur entzifferung der mittelalterlichen inschriften.

B. Schicartz, über das erste buch des Thukydides. K. Schu- macher, zu rhodischen und delischen inschriften. P. Corssen, Ver- giliana. A. Kopp, über positio debilis u. correptio attica im iam- bischen trimeter der Griechen. I. A. Gereke, eine platonische quelle des neuplatonismus. C. Galhtnd, Arcadius im codex Matritensis. Miscellen: N. Wecklein, zu Hesiod. A. Ludwich, zur periegesis des Dionysios. G. Hey Unit, schoben zur Nikomachischen ethik. K. Fuhr, zu Hyperides. H. Leivy, zu Themistios. M. Schanz, grammatische bemerkungen. F. Bücheier, gortynisch-kretisches. F. Buche/er, prosodisches zu Plautus. F. Blaß, zu dem zweiten gesetz von Gortyn. Th. Kack, das metrum von Horaz Carmen I, 10.

A. Zingerle , zu Livius. G. Goetz, Lactantius und die räthsel des Symphosius. B. Müllenhach, römischer töpferstempel mit bild aus Köln.

Notices et extraits des manuscrits de la bibliotheque nationale XXXI, pl. 2. E. Miller, catalogue des manuscrits grecs de la Biblio- theque royale de Madrid. (Supplement au catalogue d'Iriarte). L. Delisle , notice sur un manuscrit de l'abbaye de Luxeuil copid en 625 (Homiliae Augustini). Paul Tann^ry, notices sur des fragments d'onomatomancie arithmetique.

Revue archeologique, 1^86, janv. L. Courajod, la Diane de bronze du chateau de Fontainebleau. Vercoutrc, la medecine sacerdotale dans l'antiquite grecque. Paul Tannery , la coudee astrouomique et les anciennos divisions du cercle. Fevrier mars. A. Danicourt, etudes sur quelques antiquites trouve'es en Picardie. Vercoulre, la medecine sacerdotale dans Pantiquite grecque (suite). E. Mnntz, les monuments antiques de Rome (suite).

Revue, nouvelle, historique de droit francais et etranger 1885, no. 3. 4.— no. 5. C. Appleton, de la Publicienne et de l'utilis Vindi- catio (Dig de Publiciana in rem actione 6, 2). No. 6. E. Glasson, le droit de succession dans leR lois barbares. 1886, no. 1. A. Es- mein, les baux de cinq ans du droit romain. No. 2. A. Esmein, un des fragments de Papinien du Musee de Louvres.

Revue, de Phistoire des religions p. p. Jean Reville, t. XIII, 1. Ph. Ploix, mythologie et folklorisme. Eug. de Faye, de Tinfluence du de'mon de Socrate sur sa pensee religieuse. Paul Regnaud, l'o- rigine du mot Saturnus.

,Nr. 4. Auszüge aus Zeitschriften. 289

Revue des deux mondes 1886. 1. u. 15. janv. 1. u. 15 fevr.

I. mars. E. Renan , les origines de la ßible histoire et legende. |J?i Bumouf, Tirynthe et les fouilles en pays classique. 15. mars. iW. Renan, les origines etc. suite. 1. avril. V. Duruy, le develop- peinent de l'idee religieuse en Grece. 15. avr. 1. mai. L. Carrau, i la sophistique et Socrate d'apres E. Zeller.

Revue numismatique , III. Serie, t. III, trirn. 4. L. Maxe- Werly, IMonnaies des Petrocores. Rh. Margaritis , medailles grecques et 'tesseres de plomb de la collection de Margaritis. J. P. Six, mon- 1 naies lyciennes.

Revue de philologie IX, 1885, livr. 4— X, 1886, livr. 1. E. Cha- i telain, Leon Renier. M. Bonnet , A ou AB. L. Havet , sur le I Prologus de l'Heautontimorumenos de l'Hecyre et du Phormio. A. t Martin , notes sur l'heortologie athenienne. P. Tannery, Aristote 'meteorol. livr. III, eh. 5. L. Havet, Italicus Ilias 621 627. A. 1 3L Desrousseaux , la critique des textes grecques a l'ecole des 1 hautes-etudes. III. Herodote. E. Baehrens, ad Ciceronis Brutum et ' Oratorem. E. Baehrens, Gellianum. E. Chatelain, fragment ' d'Asper d'apres le palimpseste de Corbie.

Rivista di filologia 1885/1886, heft 5-7: G. Bertolotto, sulla cro- nologia e autenticita dei Macrobii attributi a Luciano; Macrobii di [ Luciano nei codici fiorentini. ßibliografia. V. de Vit e Pietro \Me?-lo, un po' di polemica sull' origine del linguaggio. 8-9. P. ■\Merlo, appunti critici sulla genesi delle desinenze personali. A. I Cima , de locis quibusdam libri prirni Ciceronis de oratore nuper 1 emendatis. Rem. Sabbadini, Guarino Veronese e le opere rettoriche " di Cicerone. ßibliografia.

Rivista storica italiana 1885, no. 4. 1886, no. 1. R. Bonghi, la vfede degli storici superstiti di Roma antica.

Romania p. p. P. Meyer et G. Paris 1885, livr. 55—56. N. Zin- 'gare/li, la fönte classica di un episodio del Pilocolo.

Sitzungsberichte der akademie zu München. Philolog. - hist. cl. '1885, heft 3 heft 4 W. Meyer, ein antikes werk über thiermedizin. W. v. Christ, kritische beitrage zur meta.pbysik des Aristoteles. Studien, Berliner, für class. philologie, bd. III, heft 3. W. Pecz, l beitrage zur vergleichenden tropik der poesie. Theill: systemat. dar- > Stellung der Tropen des Aeschylus Sophocles und Euripides. Berl. ? 1886. ßd. IV, heft 1. -

Studien u. kritiken , theologische. 1886. Heft 1. 2. heft 3. E. i1 Nöldechen, am Nil und am Bagradas 191 u. 197.

Studien, Wiener, hrsg. von W. Hartel u. K. Schenkt. VIILjahrg. 1886, heft 1. E. Szantb, anleihen griechischer Staaten. J. Kohm, {kritisch exeget. studien zu Antiphon. A. Baar , beobachtungen iüber Lucians Sprachgebrauch. A. Schwarz, zur kritik der Smyrna- ireden und der rede 'Anslkä yn>tdfoc<-/.ös des Aelius Aristides. K. \Magirus , griechische papyri im ägyptischen museum zu Berlin. IE. Wessely, bemerkungen zu den griechischen papyri im ägyptischen ) museum. K. Wessely, neue griechische ostraka. W. Kubitschek, 'I die Persiushandschrift der Peterskirche in Rom. K. Wolke, über 'jalte formen bei Vergib J Stolz, giebt es wirklich gar keine spu- ren einer älteren betonung des lateinischen. F. Stolz, zu den la- 1 konischen inschriften. Miscellen: A. Rzach, zu Apollonios Rho- dius. J. Zahlfleisch, zu Aristot. Rhetor. I, 14, 1375a 15. K. ' Schenkt, zur anthologia Latina c. 683 R. H. Schenkt, handschrift- liches zu den lateinischen dichtem. F. Drechsler, zu Cic. divin.

II, 59, 121, - H Jurenka, zu Cornel. Nepos Milt. V, 3. C. Burk- hard, de perfecta tertiae personae pluralis formis in (e)-runt et-ere

290 Auszüge aus Zeitschriften. Nr. 4.

exeuntibus quae in panegyricis latinis inveniuntur. K. Schenk/, ein porupeianisches räthsel. H. S,chenkl, ein büuherkatalog des Xil. Jahrhunderts.

Zeitschrift für allg. geschichte hrsg. von Zwiedeneck - Siidenhorst 1886. 2-3. G. Winter, neuere darstellungen der röm. geschichte.

Zeitschrift, westdeutsche, für geschichte und kunst, 1886, heft 1.

0. Dahm, die römische Maiubrücke bei tiroßkrotzenburg.

Zeitschrift für das gyinnasialwesen , 1886 , febr. , märz. Ü. Will- mann, das philologische element der bildung. G. Heß, anz. v. H. Nissen, italische landeskunde. April. H Otte, Jahresbericht über Sophocles.

Zeitschrift für die Österreich, gymnasien, 1885, no. 12. A. Hau- senblas, zur erklärung von Piatons Laches. Anzeigen. 1886, no. 2. M. Manitius, zu spätlateinischen dichtem. Fr. Drechsler, textkri- tisches zu Ciceros büchern de divinatione. Anzeigen.

Zeitschrift für bildende kunst, jahrg. 21. Heft 6. H. Heydemutiu, Schliemanns ausgrabungen in Tiryns.

Zeitschrift, Streffleurs Österreich, militär., 18o5- Heft 1 10. heft 11/12. Berkovic- Borata , Milos, das Standlager Bregaetium der Legio 1 adiutrix pia fidelis. Römertunde u. ausgrabungen beim baue der Positionsbatterie nächst O-Szöny bei Komorn.

Zeitschrift für numismatik. Bd. XIII. Heft 3. 4. W. Drexler, bemerkungen zu einigen münzen bei Mionnet Cohen etc. W. Drexler, über eine münze Iulians des apostaten mit der Isis und dem Siriushund und einige andere Isis-Sothis betreffende denkmäler. J. Pick , zur titulatur der Flavier. R. Weil, der Dionysos des Praxiteles in Elis.

Zeitschrift der Savigny-stiftung für rechtsgeschiehte Bd. 7, heft 1. Fr. Eisele, zur diagnostik der interpolationen in den digesten und im codex. A. Schneider, noch einmal die Latini Iuniani und Ulpiau

1, 12 nebst erwideruDg von F. Holder. Otto Gradenwitz, interpo- lationen in den pandecten. F. C. Ferrini, atilicinus. A. Feinice, amoenitates iuris. P. Krüger, die vaticanischen scholien zum Co- dex Theodosianus.

Zeitschrift für vergleichende Sprachforschung. Bd. XXVIII, heft 3. Wilh. Schah, das lateinische v-perfectum. Ders., das suffix des nomin. plur. masc. u. fem. Ders., etymolog. miscellen. F. Holt- hausen, etymologien. F. Hartmann, wieder einmal das k-perfectum. Joh. Schmidt, Schleichers auffassung der Lautgesetze. W. Geiger, über zwei skythische namen.

Zeitschrift für kathol. theologie. Bd. IX. heft 4— bd. X, heft 1. Jos. Blölzer, der heilige stuhl und die ökumenischen synoden des al- terthums.

Zeitschrift für wissenschaftl. theologie 1886, heft 1. Joh. Dräseke, Apollinarios in den anführungen des Nemesios. A. Hih/cnfeld, kein unentdecktes evangelium. H. Geizer, Kallistos' Enkomium auf Joh. Nesteutes. Heft 2. A. Jacobsen , der lukanische reisebericht. A. Hihjenfeld, der brief des Polykarpos an die Philipper. F. Nöl- dechi-n, Tertuiliaus geburtsjahr. Joh. Dräseke, der dialog des So- terichos Pantengenos. G. Gundermann , der brief des P. Lentulus über Jesum.

Zeitschrift für Völkerpsychologie u. Sprachwissenschaft. Bd. XVI, heft 3 heft 4. A. Klein, über die bedeutung der etymologie für die Jurisprudenz.

Zeitschrift für kirchliche Wissenschaft u. kirchl. leben. 1886, no. 2. Th. Zahn, apokalyptische studien. III. Ueber Ursprung und religiösen Charakter der sibyllinischen bücher IV. V. VIII. XII. Xin. Artikel 2.

Nr. 4. Literatur. 291

E. Nöldechen , das Odenm Karthagos und Tertullians Skordiace. - No. 3. Th. Zahn, ein neu gefundener bibelkanon vom jähre 359.

Zeitung, archäologische, 1885, heft 4. K. Mayer, Alkmeons ju- xend. — K. Wernicke, beitrage zur kenntniß der vasen mit meister- Damen. F. Wolters, der triton von Tanagra. F. Marx, Diosku- :ren von Süditalieu. A. Furtwängler , die Hera von Girgenti. A. Michaelis, Theseus oder Iason. Ders., die verschollene inediceische Poseidonstatue. H. Blümner, noch einmal die griechischen speise- ;tische. F. Studniczka, nachtrag.

Literatur 1886, (dem Philologus und PhAnzeiger zugesandt).

Handbuch der classischen alterthumswissenschaft . . . herausge- geben von dr. Iwan Müller. Vierter halbband , enthaltend die fort- setzung von bd. I. 8. Nördlingen , Beck. (Schluß der epigraphik -ind aut'ang der Zeitrechnung der Griechen und Römer). n Lateinische schulgramrnatik. Erweiterte ausgäbe der „kleinen ilateinischen Sprachlehre von dr. Ferdinand Schultz . . . unter mitwir- jung desselben bearbeitet von dr. M. Wetzet. 8. Paderborn, Schöning.

F. V. Fritzsche, de numeris dochmiacis: Specimen sextum. (In- dex lectt. in acad. Rostochiensi per sem. aestiv. a. MDCCCLXXX VI : . . habendarum). 4. Rostock.

Homeri hyrnni, epigrammata, Batrachomyomachia. Edidit Euge- \-.mus Abel. 8. Lipsiae, Freytag.

De contractionis et synizeseos usu hornerico. Scripsit Jos. Menrad. 1 8. München, Buchholz.

Kampf und kampfschilderung bei Homer. Ein beitrag zu den iiriegsalterthümern von dr. Fr. Albrecht. 4. Programm von Schul- -Pforta.

Die lieder des Anakreon frei übertragen von Ludwig Weissei. 8. -Leipzig, Elischer.

Sophokles tragödien , erklärt von C. Schmelzer. Bd. V: Oedipus .in Kolonos. 8. Berlin, Habel.

i Kritische betrachtungen über das leben und die lehren Hippo- -irates. Inaugural-dissertation zur erlangung der medicinischen doc- L :orwürde , vorgelegt der medicinischen facultät zu Erlangen von De- ;nosthenes Gregoras, doctor der medizin, aus Nazianzus in Cappadocien. 3. Erlangen.

Hermannn Richard, die Lykinosdialoge des Lukian. 4. Ham- -ourg. (Programm des realgymnasium des Iohanneum).

T. Vergili Maronis Aeneis. Scholarum in usum edidit W.Kloccer. ,3. Lipsiae, Freytag.

Th. Oeste.rlen, komik und humor bei Horaz. Ein beitrag zur rö- .nischen literaturgeschichte. Erstes heft : die Satiren und epoden. 8. ■Stuttgart, Metzler.

Horaz, entdeckungen und forschungen von R. Bobrik. 1. theil. angezeigt von Fritz Curschmann. 8. üarmstadt, im october 1885.

De Propertii carminibus in libros distribuendis. Dissertatio phi- ologica critica , quam scripsit loannes de Pruzsinzski. 8. Budapest, Glian.

P. Ovidii Nasonis Heroides. Apparatu critico instruxit et edidit ff. St. Sedlmayer. 8. Wien, Konegen.

P. Ovidi Nasonis Heroides. Edidit H. St. Sedlmeyer. 8min. Lip-- iae, Freytag et Tempski

B. Fsehenburg, wie hat Ovid einzelne Wörter und wortclassen im

292 Literatur. Nr. 4.

verse verwandt. Ein beitrag zur echtheitst'rage der Heroiden des Ovid. Lübeck. 4. (Programm).

M. Valerii Martialis, Epigrammaton libri. Recognovit Waller Gil- bert. 8min. Lips., Teubner.

Die historische glaubwürdigkeit der commeatarien Caesars vom gallischen kriege nach gegenwärtigem stände der kritik von dr. Poisch. 4. Glückstadt. (Programm).

Lexicon Caesarianum confecit H. Mensel. Fase. IV. ßerol. 8. Weber.

C. Sallustii Crispi Bellum Catilinae et Bellum Iugurthinum. Schul- ausgabe von 1. Prammer. 8. Wien, Holder.

Titi Livi ab urbe condita libri I. II. XXI. XXII. Adiunctae sunt partes selectae ex libris III. IV. VI. Scholaruni in usum edidit An- tonius Zingerle. 8. Pragae et Lipsiae, Tempski et Freitag.

M. luniani Iustini epitoma historiarum Philippicarum Pompei Trogi ex recensione Francisci Buehl. Accedunt prologi in Pompeium Trogum ab Alfredo de Gutschmid recensiti. 8min. Lipsiae, Teubner.

Q. Curtii Ruh historia Alexandri Magni. In breviorem formam redegit et scholarum in usum edidit Max C. P. Schmidt. 8. Lipsiae, Freitag.

Lud. Carrionis in A. Gellii Noctt. Atticarum libros commenta- rios qui exstant castigationum et notarum speeimen alterum ex edit. princ. a M. Hertz depromptum. 4. (Index leett. in im. lit. Vratis- laviensi per aestiv. a. MDCCCLXXXVI . . . habendarum). Vratislaviae.

Beiträge zur syntax des Q. Curtius Rufus. Theil I. Von dr. E. Kräh. 4. Insterburg. (Programm).

De Ciceronis codieibus Vossianis LXXXIV et LXXXVI denuo ex- cussis scripsit dr. H. Deiter. 8. Aurich, Tapper. (Programm).

M. Tulli Ciceronis orationes selectae scholarum in usum edidit Hermannus Nohl. Vol. III. 8. Lipsiae, Freytag.

Beiträge zur erklärung Virgilscher eclogen. Von 31. Sonntag. 4. Frankfurt a. d. Oder, Trawitz.

Corpus scriptorum ecclesiasticorum Latinorum editum con- silio et impensis academiae literarum Caesareae Viudobonensis. Vol. XIII: Luciferi Calaritani Opuscula. Recensuit et commentario critico instruxit Guilelmus Hartel. 8. Viudobonae, Gerold fils.

Kritische miscellen zu Horaz. Von R. Loioinski. 4. Deutsch- Krone, Garms.

Geschichte des alterthums. Von Max Duncker. Neue folge Zweiter band. 8. Leipzig, Duncker u. Humblot.

Allgemeine kulturgeschichte von J. J. Honegger. Zweiter band. Geschichte des alterthums. 8. Leipzig, Weber.

Demosthenes und seine zeit, von Arnold Schäfer. Zweite revi- dierte aufläge. Erster band. 8. Leipzig, Teubner.

Theorie der musischen künste der Hellenen von A. Roßbach und R. Westphul. Dritte aufläge. Zweiter band. Griechische harmonik und melopoiie, von Rudolph, IVestplial. 8. Leipzig, Teubner.

Vormundschaft nach attischem recht, von Otto Schul theß. 8. Frei- burg i. Br., Mohr (P. Siebeck).

Geschichte des römischen kaiserreichs von der schlacht bei Ac- tium und der eroberung Egyptens bis zu dem einbruch der Barbaren von Victor Duruy. Aus dem französischen übersetzt von pro f. dr. Gu- stav Herizberg. Mit ca. 2000 Illustrationen. Heft 25— 29. Kl. - fol. Leipzig, Schmidt u. Günther.

Questions d'enseignement. secondaire per Charles Bigot. 8 min. Paris, Hachette.

fe. 5. 6, 1886.

Philologischer Anzeiger.

i

herausgegeben als ergänzung des Philologus

i;

Ernst von Leutsch.

o

1'

ii 45. Schmalz, lateinische syntax. (Aus Handbuch der

klassischen alterthums - Wissenschaft herausgegeben von Iwan Müller. Nördlingen 1885. 8. II. band, p. 240—364)

46. Schmalz, lateinische Stilistik. (Ebendas. p. 365— 411). Die behandlung, welche die lateinische syntax und Stilistik -durch Schmalz erfahren hat , kann als eine den zwecken des ;handbuchs durchaus entsprechende bezeichnet werden. Die dar- i.stellung ist vom philologischen Standpunkt mit berücksichtigung (der bedürfnisse eines philologischen publikums entworfen , sie 'unterscheidet sich darin von der in demselben bände enthalte- nen bearbeitung der griechischen grammatik durch Brugmann und der lateinischen formenlehre durch Stolz, welche den sprach- vergleichenden Standpunkt in schroffer weise zur geltung brin- gen, und sie verwerthet ausreichend die resultate der modernen ; Sprachforschung. Sie ist streng wissenschaftlich mit hinzufü- igung der nöthigen litterarischen nachweise, keineswegs nur ein referat über die leistungen anderer, sondern eine selbstständige i arbeit, die, besonders was das spätere latein betrifft, viel neues ^bringt. Für den anfänger freilich ist sie nicht gemacht , denn tes offenbart sich an ihr hin und wieder die Wahrheit des Ho- irazianischen brevis esse laboro, obscurus fio, einige abschnitte ent- halten eigentlich keine darstellung des in frage stehenden ge- ; genstandes, sondern nur bemerkungen dazu. Daraus aber wird i man dem Verfasser keinen ernstlichen Vorwurf machen dürfen, es ist dies die kaum vermeidliche folge des strebens, viel wich- l tiges auf engstem räume zusammen zu drängen. Auch sach- liche ausstellungen und einwände lassen sich machen, ohne daß Philol. Anz. XVI. 20

294 45. Grammatik. Nr. 5.

dadurch irgendwie der gesammtwerth der arbeit in frage ge- stellt würde.

So kann ich mich mit der anordnung insofern nicht ein- verstanden erklären, als nach meiner ansieht der größere theil dessen, was Schmalz in der Stilistik erörtert, in der syntax am richtigeren platze gewesen wäre. Die Stilistik ist eine diseiplin, welche rein theoretisch betrachtet in der Wissenschaft keinen platz hat. Eine lateinische Stilistik für Deutsche ist ein prak- tisches handbuch für die Umwandlung deutscher gedanken in: lateinische form. Sie muß daher zunächst eine art vergleichender syntax des deutschen und lateinischen enthalten, dann aber muß sie übergreifen in das gebiet der bedeutungslehre uud eine art vergleichender bedeutungslehre geben. Schmalz nun setzt diese specielle aufgäbe der Stilistik bei seite und will die Stilistik hi- storisch behandeln, aber was er bringt sind fast lauter dinge, die in dieser form entweder in die lateinische syntax gehören (z. b. Wortstellung, satz- und periodenbau) oder in die lateinische Wort- bedeutungslehre, die in ihrem gesammten umfange bisher über- haupt nicht systematisch dargestellt ist. Auch insofern hätte ich eine andere anordnung des Stoffes lieber gesehen, als ich es nicht für vortheilhaft halte, daß durch die Scheidung von syn- tax des einfachen satzes und des zusammengesetzten satzes die tempus- und moduslehre in zwei theile zerrissen wird. Dabei möchte ich auf einen speciellen punkt eingehen. Eine beson- ders harte nuß ist stets für die syntaktiker der konjunktiv in den konsekutiven ut - Sätzen gewesen. Schmalz sagt darüber in § 285 : „das konsekutive ut wird immer mit dem konjunktiv ver- bunden; dies kommt daher, weil nur durch den konjunktiv im nebensatz ausgedrückt werden kann, daß der letztere die haupt- handlung nach den sie begleitenden oder ihr folgenden um- ständen bestimmt". Nach meiner ansieht aber kann man zu ei- ner befriedigenden erkläruug des konjunktivs nur unter der be- dingung gelangen, daß die konsekutiven ut-s'&tze als eine abart der finalen angesehen werden : in substantivsätzen mußte aus einem finalen ut ein konsekutives werden, sobald der persönliche hauptsatz durch einen synonymen subjektslosen oder ein säch- liches Subjekt enthaltenden, z. b. fit oder mos est, ersetzt wurde. Es fand in diesem falle genau dieselbe Übertragung statt, welche stets in gleicher weise dann vorliegt, wenn ein verbum , das

jNr. 5. 46. Grammatik. 295

-sine thätigkeit oder gar eine willensthätigkeit bezeichnet , ein 3achlicb.es Subjekt erhält: lex est ut stand ursprünglich auf ei- iaer stufe mit einer ausdrucks weise wie lex vult. Bei diesem vor- sang entstand erst jene neue specialität des konjunktivs, welche, dum Schmalz' worte zu gebrauchen, „ausdrückt, daß der neben- isatz die haupthandlung nach den sie begleitenden oder ihr fol- genden umständen bestimmt". Diese ansieht über den Ursprung (des konsekutiven ut kann durch die beobachtung gestützt wer- I den , daß wir auch später , nachdem sich das konsekutive vom ) finalen ut abgezweigt hatte, noch fälle finden, in denen Mi-sätze fcmit finaler form thatsächlich an stelle von konsekutivsätzen ste- iihen. In dieser hinsieht sind , neben den seit klassischer zeit 3 vorkommenden beispielen von finalem ut nach verben des ge- iischehens, hervorzuheben die ut-sätze nach usus est, opus est, potin, i welche finale form, aber zweifelsohne konsekutive bedeutung haben. MBei diesen sätzen hat sich der Vorgang wiederholt, durch wel- chen in früherer zeit aus finalem ut das konsekutive wurde, tum hiernach noch einmal auf die anordnung des Stoffes zurück- zukommen, muß ich bemerken, daß ich es genau genommen «nicht für richtig halte , die fragesätze unter die einfachen sätze üzu subsummiren. Ein fragesatz ist nämlich eigentlich eine ellip- tische periode , denn er ist eine noöranit; , zu welcher die ant- swort die nnödoaig bildet, und deshalb theilen die fragesätze mit fallen Vordersätzen die eigenthümlichkeit , daß in ihnen der ton i gegen ende nicht sinkt , sondern bis zum Schluß gehoben wird. li Schließlich muß ich noch die kasuslehre berühren , indem

•ich mein befremden ausspreche über die art, wie Schmalz den t ablativ behandelt hat. Er sondert nicht die drei im ablativ ^enthaltenen demente, instrumental, lokativ, ablativ, sondern be- i trachtet den ablativ als einheitlichen kasus, und zwar ist der ;' ablativ nach seiner ansieht „der adverbiale kasus, d.h. er dient i zur bestimmung des prädikats , indem er auf die begleitenden t umstände, unter denen sich eine handlung vollzieht, hinweist", ' eine definition , welche , soviel ich sehe dem sinne nach völlig ) mit der übereinstimmt, die er vom akkusativ giebt: „der akku- sativ ist ein rein verbaler kasus und giebt lediglich die modi- fikation des prädikates". Darnach hätten also eigentlich ablativ und akkusativ gleiche funktion. Im übrigen ist seine darstel- lung der kasuslehre sehr anerkennenswerth. Zu billigen ist

20*

296 47. Lexikographie. Nr. 5.

auch , daß er beim dativ nicht von einer lokalen grundbedeu- tung ausgeht, nur wäre es richtiger gewesen, wenn er dies prin- ; cip konsequent durchgeführt und nicht den zusammenfall eines locativus fiualis mit dem dativ angenommen hätte. Denn in mittere leto , welches in § 89 aus Accius als beispiel für einen im dativ erkennbaren locativus finalis augeführt wird , haben wir einen echten dativ zu erkennen (dem tode schicken), wäh- rend der wirklich lokale gebrauch des dativs (it clamor caelo), der von den augusteischen dichtem , allerdings wohl in anleh- nung an den scheinbar lokalen gebrauch der in mittere leto er- scheint, eingeführt ist, als graecismus betrachtet werden muß.

Friedrich Haussen.

47. G. Autenrieth, griechische lexikographie. (Hand- buch der klassischen alterthumswissenschaft in systematischer darstellung mit besonderer rücksicht auf geschichte und metho- dik der einzelnen disciplinen. 2. Halbband, enthaltend die 2. hälfte von band II, p. 415—426). Nördlingen 1885. 8.

In dem von Iwan Müller herausgegebenen handbuch der klassischen alterthumswissenschaft ist auch der lexikographie ein platz eingeräumt worden. Die griechische lexikographie ist von G. Autenrieth, die lateinische von F. Heerdegen bearbeitet. Die art und weise, wie die beiden Verfasser ihren gegenständ behan- delt haben , ist eine verschiedene. Während Autenrieth haupt- sächlich eine geschichte der griechischen lexikographie beabsich- tigt und über die aufgäbe der heutigen lexikographie nur in aller kürze einige gesichtspunkte augiebt, legt Heerdegen auf den ersten theil , die geschichte und litteratur der lateinischen lexikographie, der namentlich über das alterthum rasch hinweg- geht , offenbar viel weniger gewicht als auf den zweiten theil, die theorie der lateinischen lexikographie, in welchem die neue- ren arbeiten und versuche auf diesem felde eingehend beurtheilt werden. Der unterschied ist jedoch nicht blos äußerlich , die beiden bearbeitungen sind auch ihrem inneren werthe nach sehr verschieden. Heerdegen, dessen Sachkenntnis auf diesem gebiet bekannt ist, hat, soweit ref. sehen kann, seine aufgäbe in be- friedigender weise gelöst. Dagegen muß von Autenrieth's dar- stellung der griechischen lexikographie leider gesagt werden, daß sie den anforderungen, die man an ein handbuch zu stellen

Mt. 5. 47. Lexikographie. 297

I

berechtigt ist, in keiner weise genügt. Ein handbuch soll in

"kürze, aber klar und genau über den gegenwärtigen stand ei- gnes Wissenschaftszweiges belehren; das vermag doch wohl nur /derjenige, der den gegenständ beherrscht und durch selbständige rforschung eine genügende Vorstellung von dem entwickelungs- igange der Wissenschaft gewonnen hat. Mancher aber glaubt, ^selbst ohne die nothdürftigsten kenntnisse ein handbuch schrei- ben zu können. Autenrieth giebt auf etwa vier seiten eine, ge- dind gesagt , schülerhafte und von Verkehrtheiten aller art im fl einzelnen strotzende geschichte der griechischen lexikographie im alterthum. Das ganze ist nichts als eine kecke und hand- werksmäßige compilation aus einem wenig zuverlässigen und "heute größtentheils veralteten buche, aus Gräfe nhan's geschichte jJder klassischen philologie. Der Verfasser hat die betreffenden '-abschnitte im Gräfenhan gelesen und flickt seine darstellung aus einzelnen aus dem Zusammenhang gerissenen sätzen Gräfenhan's so zusammen , daß er dieselben größtentheils bis zur Unklarheit verkürzt, ja gelegentlich durch kleine änderungen verdreht. Die iim folgenden angeführten beispiele werden zeigen , wie Auten- Erieth gearbeitet und in welch unqualificierbarer weise er Grä- zfenhan geplündert hat.

p Autenrieth. Gräfenhan.

H Es ist Staunens- 1,190: So dürfen wir also schon in die-

■werth, welche menge ser periode lexikographen annehmen, und ■von autoren auf die- als einer derselben wird Philetas (ca. tsem gebiet schon 400?) genannt, welcher ein h om er isch es H von der zeit des dra- Wörterbuch geschrieben hatte. Der imatikers Aristopha- komiker Strattis oder Straton (vgl. Fabric. -nes an thätig gewe- Bibl. Gr. II, p. 497) führt nämlich in ei- isen sind; denn zu ner komödie einen bürger auf, der die ^dessen zeit sind veralteten und dichterischen Wörter, mit « Wörterbücher denen ein koch seine rede ausputzt, nicht ^bereits etwas versteht, aber ihre bedeutung in dem wör- »gewöhnliches. terbuche des Philetas aufsucht. Da nun 'Dazu anm. 2: P h i- Strattis (bl. c. 396) gleichzeitig mit Ari- ele tas (c. 400 a. stophanes lebte, Aristophanes aber auch Chr.), Verfasser ei- schon von homerischen glossen spricht, so : nes homerischen wör- folgt hieraus, daß schon zu ihrer zeit -terbuches. Fabri- Wörterbücher etwas gewöhnli-

298 47. Lexikographie. Nr. 5.

Autenrieth. Gräfenhan.

cii Biblioth. graec. ches und den bedürfnissen entsprechen- II, 497. des gewesen sein müssen.

Die stelle bei Fabric. Bibl. Gr. II, 497 (anm. von Harles) lautet : exstat fragmentum ap. Athen. IX, p. 382, quo poeta bonum civem atticum facit narrantem, se coqui magnifice loquentis verbis ante sibi inauditis fatigatum lexico Philetae in manus sumto perqui- sivisse, quid singula vocabula (fAtoontg, duuvuwv) significarent. ex eo Valckenaer illud Strattidi potius quam Stratoni vindicaturus . . . monet, constare Strattidis aevo atque adeo vigente lingua glossaria iam Aihenis reperta ; lexicon certe liomericum Philetae , in quo voces antiquatae redderentur atticis. Die angäbe also , daß zu Aristo- pbanes' zeit Wörterbücher bereits etwas gewöhnliches waren, be- ruht blos auf einem einfall Valckenaer's : der bei Athen. IX, 382b citierte komiker ist nicht Strattis , sondern der in alexan- drinischer zeit lebende Straton, und der von ihm erwähnte Phi- letas ist natürlich der um 300 v. Chr. lebende koische dichter und grammatiker , wie man bei Fabricius - Harles selbst lesen kann: I, 518. Philetas Cous , Ptolemaei Philadelphi praeceptor, scripsit glossas homericas: v. Athen. IX, 3831 Aus dem fragm. der Daitales des Aristophanes folgt nur, daß die erklärung ho- merischer Wörter und altattischer gesetzesausdrücke gegenständ des knabenunterrichts waren , nicht aber , daß es zu jener zeit bereits Wörterbücher gab. Daß Gräfenhan so leichtfertig schließt, ist schlimm; wie aber soll man es bezeichnen, daß der ihn aus- schreibende Autenrieth den fehler wiederholt, ja verstärkt? Autenrieth. Gräfenhan.

An Homer's be- I, 187 f. . . . Die erklärung der glos- handlung beim un- sen hatte ihren ausgang schon von der terricht entwickelte schulmäßigen erklärung des Homer her- sich zunächst die genommen. Man machte die Jugend auf glossographie ; j Aojö- die selteneren oder dialektisch vom helle- aat nannte man ver- nismos oder attikismos abweichenden wör- altete Wörter, inter- ter und formen des dichters aufmerksam pretatio linguae secre- und erklärte die derzeitig veralteten oder tioris , im gegensatz außer gebrauch gekommenen. Solche wör- zum oro/ua kvqiov; ter hießen rXoJaaai. rXmaau stand dem solche wurden durch kvqiov ovofia, dem im dialekt eingebürger- glossographen ge- ten und als schriftmäßig an erkannten worte

Nr. 5. 47. Lexikographie. 299

Autenrieth. Gräfenhan.

j sammelt und waren entgegen. . . . Solche schulmäßige wort-

lange im gehrauch erklärungen wurden schriftlich aufgezeich-

f[wer?], aber dilet- net, und die Verfasser solcher Sammlungen

;itantisch abgefaßt, hießen ylaaaoyQcxqioi, auf welche späterhin

idaher dann später die Alexandriner sich öfters beriefen. Doch

4 unterschieden von scheinen die erklärungen nicht weit hergewe-

jden uxfjifi&ßTtQoi sen zusein, da man [nur Eust. p. 1861, 51]

d. h. den wissen- den yXtoaanyQu^oig die anQi^iartQoi (seil.

v schaftlichen 1). Dazu youfx^uTinoi s. ngmuoi) entgegenstellte.

j.anm. 4 und 5. Dazu anm. 24: Quintil. I, 1,35 interpre- tatio linguae secretioris, quas Graeci ylcoaaag vocant.

f Spätere glosso- I, 529. Ein mangel der glossographen,

: graphen nennen sei- besonders der späteren, war , daß sie ihre

-ten ihre quellen, ci- quellen nur selten nannten , aus denen sie

-tieren oft ganz zu- die glossen entlehnten . . . Dabei ist das

^fällige formen, oder wort ohne allen Zusammenhang in einer

erklären etwa nur flektierten form hingestellt, so daß die ge- i die eine hälfte eines gebene erklärung sich wunderbar und un- -compositums. glaublich [?] ausnimmt, Oft wird eine ganze J redensart gesetzt und aus derselben nur

ein wort durch ein anderes wort erklärt « ... oder von zusammengesetzten Wörtern

s wird nur eine hälfte erklärt u. s. w.

Dieselbe Übereinstimmung im folgenden : man vergleiche Autenrieth p. 415 „ursprünglich 6vofxaöTtaäu und Gräfenhan

I, 527 f. „die reihenfolge bvo(iaaiai führten"; ^Autenrieth p. 415 f. „frühzeitig reptxjj l£%igu und Gräfenhan 1 I, 512 „was dem redensarten"; \ Autenrieth p. 416 „die titel redensart" und Gräfenhan I, 530

„Aristoteles u. s. w." und 531 „der begriff u. s. w.". Auf die einleitenden ausführungen folgt das autoren-verzeichnis, eine trockene aufzählung von namen , hier und da mit bücher- titeln , gleichfalls im engsten anschluß an Gräfenhan und nach dessen eintheilung (I. periode bis Alexander d. gr. , II. periode

1) Schon die stümperhafte Stilisierung dieses satzes zeigt zur ge- : nüge, mit weß geistes kind wir es zu thun haben.

300 47. Lexikographie. Nr. 5.

bis Augustus, III. periode bis zum ende des 4. jahrb. p. Cbr.). Aus der ersten periode werden genannt Demokritos und Philetas: „zur zeit des peloponnesischen kriegesp] war des Philetas Ho- merisches Wörterbuch viel gebraucht" : s. oben. „Auch die So- phisten behandelten die spräche, nsgl li^Ewg , negl ogfloeTruiag, nag) diofxütwv OQdö'UjZo^ , besonders aber der sokratiker Anti- sthenes". Alles nach Gräfenhan I, 189, der jedoch selbst es dahingestellt sein läßt, ob derartige schritten etwas mit der lexiko- graphie zu thun haben. Die lexikographen der II. periode sind zusammengestellt aus Gräfenhan I, 532—539 und 544 547. Die confusion, die hier bei Gräfenhan herrscht, indem er vielfach ungehöriges einmischt, ist natürlich auf Autenrieth über- gegangen ; bei seinen kürzungen aber begegnet ihm wiederholt das unglück, daß er wichtige namen und titel ausläßt und da- für andere, die gar nicht hierhergehören, aufnimmt. Da erscheint neben Kleitarchos als lexikograph auch Klearchos von Soloi, während an den beiden stellen, wo Kltag^n^ f'' 7u;^' yXärrmg citiert wird, ohne zweifei Kltirugiog gemeint ist. (Auch die schrift 7tsq) tmv iv ty nXuTtoroi,- nolntia {.taütj/xaTixcög elgy/Af.- v(ov war keine lexikalische). Von Artemidoros gehört die schrift ntgt dcogtdog nicht hierher. Von den zahlreichen glossarien zu Hippokrates nennt Autenrieth nur drei , die des Glaukias und des Epiklaustos [sie] und des Bakchios, nach Gräfenhan I, 536 (Epikleustos): daß der name Epikleustos bei Erotian längst durch eine emendation von Fabricius beseitigt ist , weiß Auten- rieth natürlich so wenig wie Gräfenhan. Harpokration von Ar- gos, Verfasser von le'^sig FHürcavog , und Parthenios , Verfasser von Is'&ig der historiker, waren zur dritten periode zu stellen. Unter den Homer - lexikographen wird auch Ptolemaeos Pinda- rion aufgeführt (nach Gräfenhan I, 538): er schrieb aber tmqI O/AtjQiHOv lagaar^gog , vnodeiyftaTCor 'O/aijqcagh ßtßXCa y u. drgl. Die namen der lexikographen der III. periode sind aus Gräfen- han 111,177— 189. Da wird zuerst genannt: „zu den dramati- kern : Pamphilos Alexander" [sie]. Gemeint ist Pamphilos aus Alexandrien. Dann zu Hippokrates: „Erotianos , Claud. Gale- nos, Herodotos". Daß das unter letzterem namen veröffent- lichte glossar sich nicht auf Hippokrates , sondern auf Herodot bezieht, weiß Autenrieth nicht, da Gräfenhan III, 180 schwankt,

Nr. 5. 47. Lexikographie. 301

.wie er die frage entscheiden soll. Als Verfasser von glossarien isu den attischen rednern werden von Autenrieth genannt : Cae- oilius, Harpokration , Iulianus , Iulius Vestinus , Thrasymachos vgl. Gräfenhan III, 183 ff.). Interessant sind die angaben über Harpokration: „Valer. Harpokration aus Alexandrien (IV. saec.) .besonders zu Isokrates , nicht alphabetisch ; auch antiquarisch ^wichtig, wie für gerichtswesen und historische anspielungen". aHier hat Autenrieth zunächst aus den von Gräfenhan III, 184 '.erwähnten zeitausätzen für Harpokration gerade den am wenig- sten begründeten gewählt. (Wozu er da noch M. K. [sie] E. eMeier , de Harpocration. aetate comment. , citiert , begreift man >:aur, wenn man Gräfenhan ansieht). Der zusatz „besonders zu Üsokrates" findet sich nicht bei Gräfenhan, ist also vielleicht ei- /^enthum des Verfassers. Leider ist er falsch ; denn Isokrates :ist gerade derjenige der zehn redner , der verhältnismäßig am Iwenigsten bei Harpokration citiert wird. Wenn der Verfasser iaber „nicht alphabetisch" hinzusetzt und somit zeigt, daß er den Harpokration nicht ein mal in die band genommen hat, so "kann man professor I. Müller nur aufs tiefste bedauern , daß er 'Autenrieth unter seinen mitarbeitern zählt. Der zusatz erklärt .sich aus Gräfenhan. „Was die form betrifft, sagt Gräfenhan, so ;war es ursprünglich nicht a lp habe ti s ch abgefaßt, son- dern es ist die alphabetische Ordnung der Wörter zuerst von 'iN. Blancard in seiner ausgäbe dieses werkes (1683) vorgenom- hmen worden". Diese behauptung beruht jedoch auf einem mis- Hverständnis. Das lexikon des Harpokration ist alphabetisch über- i liefert , aber nicht durchweg in der streng alphabetischen form unserer Wörterbücher : Blancard änderte die reihenfolge "der glossen , um eine vollständige alphabetische Ordnung 'herzustellen , während die späteren herausgeber wieder zu •der handschriftlich überlieferten form zurückkehrten. So ist ^Gräfenhan's irrthum „ursprünglich nicht alphabetisch" zu dem k,nicht alphabetisch" Autenrieth's geworden. „Das ist der 'fluch der bösen that etc.". Im nächsten abschnitt werden i" die attikisten besprochen und aufgezählt, wörtlich und ge- hnau nach Gräfenhan III, 190 ff. Genannt werden Eirenaios, ^Pamphilos [der nicht hierher gehört], Dorotheos , Ael. Diony- ^sios [Pausanias und Valer. Polion bleiben unerwähnt] und „Orion Alexandr. (c. 150 p. Chr.)". Letztere angäbe ist wie-

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302 47. Lexikographie. Nr. 5

derum für die abhängigkeit Autenrieth's von Gräfenhan charak teristisch. Er erwähnt selbst unmittelbar darauf (anm. 2) Oros den gegner des Phrynichos , und citiert dabei Hiller N. jahrb. 99, 438 und Philol. 28, 86 [vielmehr 93]; aber er kann un- möglich Hiller's ausführungen gelesen haben , er hätte sonst merken müssen, daß es einen „Orion Alex. c. 150 p. Chr." (Gräfenhan III, 195) gar nicht gegeben. Auch Gräfenhan's an- gaben über Phrynichos , die von krasser ignoranz zeugen , hat Autenrieth gläubig aufgenommen , wobei es ohne Verdrehung nicht abgeht. Autenrieth (p. 417, Gräfenhan (III, 196 f.).

anm. 2). Sein alphabetisch Photios gibt eine kurze beschreibung geordnetes werk Zo- dieses alphabetischen werkes und hebt sein (piauxijg naQaoxevijg Verhältnis zu des Helladios' ähnlichem [vielmehr Ilgona- werk hervor. Dieser beschreibung nach gaß'Asv7j^ Xoyoi haben wir noch ein ganz ähnliches werk, ist [sie]*) ähnlich aber in abgekürzter form, in der Zwa- der oviaywyij Xi^iav ]'03y>j l^tcau ^qtjoI/xodv ix dtucpÖQWv aocpwv %ot]6([imv bei Bach- ze xal gqzoocov nollav etc. mann, Anecd. Gr. I, 1—422; Bekker, Anecd. Gr. I, 319 —476.

Der folgende abschnitt handelt über allgemeine Wörterbücher (vgl. Gräfenhan III, 205 ff.), die es „von den Aristarcheern an" gab. Von Diogenian's h?!~tg na.vto8a.nr} heißt es: „dieses gründ- liche werk, eine glossensammlung für mittellose gelehrte (negietä yon£i>r]TE±) ist mit vielen andern späteren Zusätzen wie in schuft vergraben überliefert im sogenannten [warum sogenannten ?] He- sychios von Alexandria". Daß die IleQiSQyonivrjrsg und die le£m navrobani'j oder epitome des Pamphilos jetzt den meisten ge- lehrten als zwei verschiedene werke gelten, weiß Autenrieth nicht. Von Hesych wird gesagt : „er selbst hatte aus vielen glossarien und kommentaren gesammelt". Vgl. Gräfenhan III, 209 : „er sammelte aus älteren glossarien und den kommentaren der gram- matiker". Von den allgemeinen Wörterbüchern geht der Ver- fasser zu den otofiaGrixd über, „welche hauptsächlich Synonyma

2) Glaubt der Verfasser etwa, daß dies werk erhalten ist?

Jr. 5. 47. Lexikographie. 303

'behandeln , aber in sachlicher Ordnung". Hier werden neben Pollux merkwürdiger weise genannt: Orion Theb. neol iivfio- Moyiag, Helladios Alexandr. und Amnionios. Dann werden zu- sammen genannt: Philoxenos (der Verfasser des griechisch-latei- Einischen glossars) , Photios und das ^Ervfioloyixiv /^sj«, lexika- lisch, grammatisch, historisch und mythologisch wichtig, aus vie- 'len quellen bis auf Herodian schöpfend". Also nach Herodian f lebende Schriftsteller sind nicht benutzt? Choeroboskos lebt p wohl vor Herodian? von Photios zu schweigen. „Später schrieb Suidas, der besonders biographische nachrichten aus Wörterbü- chern , scholien (besonders zu Aristophanes) und grammatikern I sammelt, zum theil mit excerpten und citaten". Ob sich wohl p hiernach jemand, der den Suidas nicht kennt, auch nur annä- hernd ein bild vom inhalt desselben machen kann? „Endlich ^schrieb Joa. Zonaras (in. saec. 12) avvaymyij Xe^ecop", Bekannt- -ilich hat man ganz ohne grund Joannes Zonaras zum Verfasser p( jenes Wörterbuches gemacht. „Außerdem gab es allmählich [!] h viele lexika, z. b. die sogenannten Segueriana, deren manche * noch unediert sind". In einer anmerkung hierzu erfahren I wir , daß die Segueriana von Bachmann An. Gr. I, 1 422 I ediert seien. Also nicht einmal Bekker's Anekdota kennt der ; Verfasser.

Die wenigen belegstellen , welche Autenrieth anführt , sind i aus Gräfenhan entlehnt3), ebenso die meisten litteratur-angaben. I Die vom Verfasser selbst hinzugefügten angaben sind unvoll- ; ständig und ungenau. Man erfährt nicht einmal, was erhalten j| und was verloren, und was ediert ist. Auch die geschichte | der lexikographie der neueren zeit ist nichts als eine trockene \ aufzählung von namen und büchertiteln.

Wir können nicht anders als unser lebhaftes bedauern dar- 'i über aussprechen, daß das handbuch der klassischen alterthums-

' Wissenschaft durch ein solches machwerk verunstaltet ist.

t

3) Hier ein beispiel für den ängstlichen anschluß an Gräfenhan

" auch in dieser beziehung. P. 415, anm. 3 lesen wir folgendes citat:

i „Aristoph. fragm. ap. Lehrs Aristarchi stud. Hom. p. 43". Eine ei- genthümliche art, ein fragment des Aristophanes zu eitleren (es ist das bekannte bruchstück aus den Daitales). Autenrieth hat das citat

einfach aus Gräfenhan I, 188 anm. 27 übernommen.

s Leopold Cohn.

304 48. Palaeographie. Nr. 5.

48. Paleographie des classiques latins. Col- lection de fac-similes des principaux manuscrits de Ploute, Te- rence, Varron, Ciceron, Cesar, Cornelius Nepos, Lucrece, Catulle . . . Pline le jeune, Suetone, etc. publiee par Emile Chate- lain. Livr. 1—3. Paris, Hachette et Cie, 1884 85. 12 p., 45 taff. fol.

Diese Sammlung von facsimiles lateinischer classikerkand- schriften verspricht in mehr als einer beziehung von hoher be- deutung zu werden. Zunächst für den akademisch-philologischen Unterricht und zwar nicht nur als mittel zur veranschaulichung der textesquellen und zur belebung der kritischen Übungen, son- dern auch als Vorschule für selbständige handschriftenforschung. Gerade auf diesem gebiete hat sich in neuerer zeit, dank der liberaleren praxis der bibliothekverwaltungeu und der erleichte- rung des reisens, die zahl der arbeiter erfreulich vermehrt, aber der werth der arbeit wird , fürchte ich , häufig durch ungenü- gende Vorbereitung beeinträchtigt. Es mag das zum theil daran liegen, daß die vorhandenen allgemein zugänglichen schrifttafeln zum Studium der lateinischen paläographie , denen es auf cha- rakteristische und möglichst genau datirte proben aller schrift- gattungen ankommen muß, aus guten gründen wenig bieten, was auch inhaltlich für den philologen interesse hat. Dagegen ist zu erwarten, daß für ihn Chatelain's tafeln, obgleich zunächst nach kritischen , nicht nach graphischen gesichtspunkten ausge- wählt , eine vorzügliche anleitung sein werden , indem sie ihm nicht nur die meisten entwickelungsstadien der buchstabenfor- men und des gesammten Schriftcharakters, sondern auch die vor- kommenden fälle von abkürzungen, radirungen, correcturen, glos- sen u. s. w. vorführen , und ihm überdies gelegenheit geben, die technik des beschreibens und collationirens an bekannten texten einzuüben. Daneben werden sie auch von unmittel- barem vortheil für die kritik und handschriftenkunde sein. Nicht so sehr durch sicherstellung einzelner lesarten in den facsimi- lirten stellen , obgleich auch derartige fälle vorkommen. Aber schon das ist ein großer gewinn, daß hinfort auch diejenigen, welche nicht gelegenheit haben selbst die handschriften zu se- hen, über manche fragen, wie alter, herkunft, abhängigkeit von anderen handschriften , Zuverlässigkeit vorhandener collationen, selbständiger urtheilen können. Und endlich werden wir durch

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•ßc. 5. 48. Palaeograpbie. 305

3hatelain ein gesammtbild von der mittelalterlichen Überlieferung ier lateinischen autoren erhalten , wie es vor der jüngsten Ver- vollkommnung der reproductionstechnik gänzlich unmöglich schien. Das werk ist auf 10 lieferungen zu je 15 tafeln (große i.iiO :32 cm.) berechnet. Die bisher erschienenen drei lieferungen1) mit 45 tafeln enthalten proben aus 69 handschriften, von denen jiine mit verschiedenen werken und bänden an zwei gesonderten kiteilen vorkommt. Außer dieser sind noch 9 mit zwei seiten, 3iine mit drei , alle übrigen mit je einer seite vertreten. Auf i Plautus kommen 5 , Terenz 7 , Varro 2 , Catull 2 , Cicero ein- ,, ichließlich Ad Herennium 54 handschriften und zwar, soweit tich hier scheiden läßt, auf die rhetorischen werke 13, die re- alen 18, die briefe 4, die philosophischen schriften 19. Dem lilter nach vertheilen sie sich zufolge Chatelains ausätzen, welche Ur für die majuskelhandschriften natürlich mit reserve gibt, fol- gendermaßen: III. Jahrhundert: 1; III— IV : 1; IV: 3; V: 3. jOiese sind sämmtlich rescribirt mit ausnähme des Vatic. 3226 jles Terenz. Ferner VIII, Jahrhundert: 2-, IX: 20-, X: 10; M: 16 (15); XII: 8; XIV: 2; XV: 4. Bei weitem die mei- .iten zeigen die karolingische minuskel und ihre abkömmlinge, 7om VIII. oder IX. Jahrhundert bis herab zur renaissanceschrift. .n capitalschrift sind 6 (5 davon palimpsest) , uncial 3 (2 pa- ^impsest), langobardisch 3. Andere Schriftarten sind in den übergeschriebenen texten , in glossen und correcturen vertreten. Ein erheblicher theil der facsimilirten handschriften gehört der Pariser nationalbibliothek (20). Von den übrigen kommen .auf Eom 13, Florenz 8, Mailand und St. Gallen je 5, Leiden 4, München 3, Turin, Zürich und Bern je 2, Avranches, Brüssel, Heidelberg, Einsiedeln, Wien je 1. Die proben sind in natür- licher große (nur hier und da, wie es scheint, ein wenig ver- größert oder verkleinert) von photographen der betreffenden orte aufgenommen. Die darnach in der berühmten anstalt von P. iDujardin ausgeführten heliographischen tafeln zeigen auf gelb- i ich-grauem gründe, welcher der färbe des pergamentes vielfach iahe kommt, die schwarze schrift in vorzüglicher schärfe, soweit Us der zustand des Originals überhaupt zugelassen hat. Jedem lieft ist ein text von vier folioseiten beigegeben, welcher zur einzelnen handschrift kurz über folgende punkte auskunft gibt : 1) Inzwischen ist auch lief. 4 (Caes. Sallust. Lucrez) erschienen.

306 48. Palaeographie. Nr. 5.

ort, bibliothek und Signatur, Schriftart und alter, anzahl der blätter und große in metertheilen , inhalt, provenienz, bisherige benutzung und litteratur darüber, stelle des facsimilirten textes, transscription etwaiger glossen , verzeichniß bereits veröffentlich- ter facsimiles. Das schlußheft , welches für 1887 angekündigt ist , vielleicht aber etwas länger auf sich warten lassen wird, soll außerdem eine einleitung enthalten. Obgleich diese voraus- sichtlich manche fragen und bedenken, welche sich bei der durch- sieht der facsimiles aufdrängen, erledigen wird, mögen doch schon jetzt einige bemerkungen gestattet sein.

Bei der großen zahl der vorhandenen handschriften war selbstverständlich beschränkung auf die wichtigsten geboten. Gegen die auswahl derselben im ersten heft ist kaum etwas ein- zuwenden (z. b. von Plautus ABCDE der neuen Eitschl'schen ausgäbe , von Terenz Umpfenbachs ABCDFGP). Schwieriger war die wähl unter den Codices der verschiedenen Ciceronischen Schriften. Hier hat Chatelain, überzeugt von der Unzulänglich- keit der zweiten Züricher ausgäbe, aus eigener kenntniß hand- schriften hinzugefügt, welche seiner meinung nach verdienen ge- nauer bekannt zu werden. Er hat damit in der that einige beachtenswerthe fingerzeige gegeben. Mindestens die beiden Co- dices des IX. X. Jahrhunderts von De offieiis, Paris. 6601 und Voss. Q. 71 müssen näher untersucht werden , wenn sie auch zu der genügend bekannten ersten classe gehören. Der Voss. 0. 79 des Cato maior ist inzwischen von Gemoll und Dahl be- arbeitet worden, anderes war schon früher bekannt und benutzt, ohne daß Chatelain davon kenntniß hatte. Daneben hat er aber auch manches unbrauchbare aufgenommen, z. b. die Parisini 6602 von De offieiis, 18420 von Laelius, Cato m., Paradoxa, De offi- eiis, den Ehenaugiensis (Zürich, Cantonsbibliothek) 127 der Ca- tilinarischen reden und des Cato maior , von Baiter längst als renaissancehandschrift erkannt. Zu einer befriedigenderen aus- wahl würde Chatelain gelangt sein , wenn er auch die Tauch- nitzsche und die neue Teubnersche ausgäbe und etwa Teuffel- Schwabe's litteraturgeschichte oder die verschiedenen Jahresbe- richte eingesehen hätte. Die dort angeführte litteratur (er selbst kennt von der deutschen nur die allerneueste) würde ihm so viele wichtige, nach der zweiten Orelli'schen ausgäbe aufgefun- dene handschriften nachgewiesen haben, daß er auf die zweifei-

pr. 5. 48. Palaeographie. 307

?baften werthes gewiß gern verzichtet haben würde. Ich nenne aur den Vossianus F. 12 des Cato maior, Monacensis 15514 des 'Laelius und den 1882 von Narducci signalisirten excerptencodex 'Vaticanus Reg. 1762. Weitere fühlbare lücken ergeben sich ciaus dem umstände , welcher dem leser schon in der oben gege- benen Übersicht aufgefallen sein wird , daß alle englischen und eiie meisten deutschen bibliotheken unberücksichtigt geblieben feind. So fehlen die wichtigen Harleiani 2682 (Epist. ad fam.) J2716 (Off.) 2736 (De orat.) und der in B. Quaritch's besitz befindliche Didotsche Laelius, von Würzburg De Inventione, De "afficiis und die fragmente der briefe, von Erlangen cod. 848 i^DeOr.), von B amber g M.V, 1 (Off.), von W olf enb üttel Gud. ''294 (Tusc.) und 335 (Lael.), von Berlin der große als Erfur- ';ensis bekannte sammelcodex fol. 252. Vielleicht zieht Chate- rlain die frage in erwägung, ob es sich nicht lohnen würde, pro- ben dieser und einiger anderen handschriften , z. b. des Voss. «'fol. 84, in einem supplementhefte zusammenzustellen.

Ein zweiter schwieriger punkt ist die auswahl der nachzu- bildenden stelle. Hier kreuzen sich freilich so viele rücksichten 'auf kritik, palaeographie und die technik der reproduction, daß jine ganz befriedigende Vereinigung derselben selbst dann nicht : mmer möglich sein würde , wenn man die handschriften dersel- ben schrift an einem orte vereinigt vor sich haben könnte. Ohatelain hat sich mit recht bemüht, möglichst denselben text \n den verschiedenen handschriften vorzuführen, dieser ist aber, 'urie es scheint, hier und da durch sehr zufällige umstände be- istimmt worden , so bei De officiis durch das schöne alte frag- -nent des Paris. 6347. Um seinetwillen offenbar sind auch aus "den anderen handschriften stücke facsimilirt worden (ende des ■sweiten und anfang des dritten buches), welche zwar für die ^srste handschriftenclasse gegenüber der gar nicht vertretenen weiten, aber nicht für die einzelnen glieder der ersten charac- ;;r,eristisch sind. Hier hätten wir also vom Paris. 6347, welcher vegen seines geringen umfanges für die kritik kaum in betracht commt , lieber eine verschiedene stelle gesehen. Umgekehrt < mißte vom Laurentianus 49, 7 der Epistolae ad fam. unbedingt dieselbe stelle wiedergegeben werden wie von Laur. 49, 9, aus dem Ha? abgeschrieben ist, und zwar eine solche, in welcher sein kritischer verth für die Schätzung der correcturen in 49, 9 zur geltung kommt.

308 48. Palaeographie. Nr. 5.

Was Chatelain's text betrifft, so ist die exacte bezeichnung der handschriften nach bibliothek und Signatur hervorzuheben welche sich vortheilhaft vor der in den neuesten deutschen Ci- ceroausgaben beliebten auszeichnet. Dagegen sind bedenken gegen seine altersbestimmungen zu erheben. Nicht nur daß er niajuskelhandschriften bis in das III. Jahrhundert hinaufrückt, auch die minuskelhandschriften dürften mehrfach um ein Jahr- hundert zu früh angesetzt sein. Daß Rhenaug. 127 (taf. 28, 1) nicht dem XI. Jahrhundert, sondern der renaissance angehört, wurde schon bemerkt. Dasselbe ist vielleicht mit Paris. 18420 der fall, den Chatelain dem XII., das Inventaire dem XIII. Jahr- hundert zuweist. Durch äußere Zeugnisse näher bestimmt sind von den älteren nur zwei: Paris. 7530 (taf. 13), langobardisch, von 791 813, und Paris. 6601 (taf. 45, 1) vor 880, falls die bitte für Nanno nicht aus der vorläge herübergenommen ist. Wenigstens trägt die Nannohandschrift von Troyes nr. 96 (Bi- bliotheque de l'^cole des chartes 6. ser. tom. 4, 218) ein weit alterthümlicheres gepräge. Bei der Seltenheit datirter classiker- handschriften des früheren mittelalters würde es sich empfohlen haben auch den Erlangensis 848 von De oratore aufzunehmen, welcher von Ayrard , mönch von Aurillac, 982 bis spätestens 991 geschrieben ist. Zu den näher bestimmbaren gehört in- deß wahrscheinlich auch der Leidensis Bibl. publ. 118 (Hein- sianus) von De natura deorum , De divinatione und De le- gibus , saec. XL, in langobardischer schrift. Den letzteren um- stand zu erwähnen haben weder Vahlen noch Jordan noch Deiter, welche die haudschrift verglichen haben, für nöthig ge- halten, Deiter sucht sogar nach anderen gründen für ita- lienischen Ursprung. Jetzt zeigt Chatelain's facsimile (taf. 38, 2), verglichen mit den Schriftproben der Bibliotheca Casinensis, daß der Heinsianus jedenfalls identisch ist mit der copie der bücher De natura deorum , welche nach Leo Ostiensis (Mon. Germ. SS. VII, 747) unter abt Desiderius (1056—1085) in Montecas- sino angefertigt worden ist. Daß nur die erste schrift genannt ist, spricht nicht dagegen; vollständiger ist die angäbe im ka- talog von 1532 (Bibl. Casin. I, p. LXXXV): Lib. de natura Deorum ine. Cum multe res; Divinationum. Das ende von De legibus mit der schlußschrift fehlte wohl schon damals. Für die textesgeschichte der genannten Schriften folgt daraus , daß

((Nr. 5. 48. Palaeographie. 309

!nan in Italien keine bessere und vollständigere Überlieferung kannte als diesseits der Alpen (andere handschriften weisen auf 'Frankreich und die Niederlande hin) und daß man etwaige hoff- 'lungen, welche sich an die angeblich verschollene handschrift .fon Montecassino knüpfen konnten, aufgeben muß.

Chatelain hat von den außerhalb Paris aufbewahrten hand- ■schriften, von denen er proben gibt, gewiß viele nicht selbst i gesehen und vielleicht deshalb seine beschreibungen möglichst j'knapp, manchmal zu knapp gehalten. Das wenigstens möchte pman überall wissen , ob der codex ausschließlich von der band des facsimiles oder auch von anderen händen geschrieben ist. bA.uch ein fehler wie Unterinharius episcopus dedi statt Werinharius fepiscopus declit (zum Florentiner Marcianus 257, taf. 37) fällt P'Wohl nicht dem herausgeber zur last, doch hatte er ihn aus ge- druckten quellen corrigiren können. Falsch ist auch die an- -gabe, daß der Vindobon. lat. 189 (taf. 38, 1) „dieselben philo- sophischen Schriften enthält wie Marc. 257, nur mit einer lücke 'zu anfang". Mit dem mangel an durchgängiger autopsie scheint DBS ferner zusammenzuhängen, wenn zu den einzelnen facsimiles iKerläuterungen fehlen, welche die unvermeidlichen fehler des re- s;produktionsverfahrens ausgleichen könnten. Es wird sicherlich ■iniemand für die wiedergäbe von Codices das autographische ver- fahren statt des photographischen befürworten wollen, wie es (kürzlich von Pflugk-Harttung für die der Urkunden gethan hat. (Aber es kann nicht geleugnet werden, daß mit der Photographie [gewisse nachtheile verbunden sind, vor allem, daß sie die färben tdes Originals nicht in denselben helligkeitsunterschieden hervor- treten läßt, in welchen sie dem äuge erscheinen, und daß mit ((derselben schwärze , wie die schrift , auch alle zufälligen flecke, irisse, falten u. dgl. des pergaments sichtbar werden. Der erste Hübelstand, welcher allerdings durch das hier nicht angewandte aneue farbenverfahren beseitigt werden kann, ist namentlich hin- derlich bei Unterscheidung der verschiedenen hände. Dieselben : heben sich im original sehr häufig ohne weiteres durch den ton u der tinte von einander ab, während sie im facsimile nur durch genaue beobachtung der züge getrennt werden können. So för- 1 derlich eine solche Übung auch ist, so wünschenswerth ist doch i eine anleitung dazu auf grund des Originals, zumal die vorhan- I denen collationen dazu selten ausreichen. Ohne solche erläute- Philol. Anz. XVI. 21

310 48. Palaeographie. Nr. 5.

rung dürfte z. b. das verständniß von taf. 39, 1 (Voss. F 86) fast unmöglich sein. Erfährt man aber, daß in zeile 1 der m-strich in romä , das s in spartä, das übergeschriebene h in rlwdum von zweiter band sind, so wird man dieselben züge in den ferneren zeilen leicht herausfinden. Von der gleichen band ist zeile 8 um und xi in heroum vlixi. Daß dieser corrector viel zu alt ist , um die häufigen i - striche gesetzt zu haben , kann sich zwar jeder leicht sagen, aber es wäre doch besser gewesen alle zweifei durch die angäbe zu beseitigen , daß sie von der- selben grauen tinte herrühren wie die zeichen am rand. Am ende ist eine rasur von 3/4 zeile: im original ist noch zu er- kennen, daß dort die anfangsworte des 3. buches De nat. deorum standen quae cum balbus dixisset tum adridens cotta. Die schluß- schrift ist fast unleserlich und erscheint wie mit tinte überzogen: in Wirklichkeit ist es gelbe färbe, welche zur auszeichnung über- gestrichen ist und im codex die schrift völlig durchscheinen läßt , während sie in der Photographie fast ebenso dunkel aus- gefallen ist wie die darunter stehenden bucbstaben. Es wäre sehr zu wünschen , daß in den folgenden heften wenigstens zu der einen oder anderen handschrift derartige erklärungen gege- ben würden. Dagegen scheint mir die transscription sämmtlicher glossen, soweit sie nicht in besonders schwieriger Schriftart ge- schrieben sind, unnötbig.

Daß die angaben über die bisherige benutzung der hand- schrifteu sehr der ergänzung bedürfen , ist bereits angedeutet. Ich unterlasse es einzelnes anzuführen , um nicht den räum des Anzeigers ungebührlich in ansprach zu nehmen. Auch beein- trächtigt weder diese noch die anderen ausstellungen , welche wir zu machen hatten , im wesentlichen den hervorragenden wertb der publication , für deren zustandebringen wir Chatelain aufrichtigen dank schulden und welcher wir die weiteste Ver- breitung wünschen. Zwar haben die Verleger den früheren au- ßerordentlich niedrigen subscriptionspreis von 6 fr. für die lie- ferung seit dem 1. juni 1885 für die neu eintretenden abonnen- ten auf 10 fr. erhöht, aber es gibt hoffentlich auch seminar- und gymnasialbibliotheken , deren etat es erlaubt für ein werk von dauerndem werth einige jähre hindurch 20 30 mk. aufzu- wenden. Einzelne lieferungen werden gegenwärtig zu 15 fr. ab- gegeben. P. SchivenJce.

Nr. 5. 49. Deraosthenes. 311

49. Demosthenis orationes ex recensione Guilielmi Din- dorfii. Vol. I, orationes I XIX. Editio quarta correctior curante Priderico Blaß. Editio maior. Lipsiae in aedibus B. G. Teubneri MDCCCLXXXV.

Obwohl der berausgeber den handschriftlicben apparat zu (Demosthenes nur durch einige beitrage aus dem Parisinus S tund dem Augustanus A nach eigner vergleichung vermehrt hat, ,so muß diese ausgäbe der Dindorfschen recension doch als eine

I, durchgreifende Umgestaltung des textes angesehen werden. Die igrundsätze , welche er dabei beobachtet hat , sind der ge- kehrten weit durch seine attische beredsamkeit und mehrere im Rheinischen museum erschienene abhandlungen bekannt gewor- i den und werden in der Praefatio wiederholt und durch beispiele erläutert.

Blaß theilt die auch von anderen ausgesprochene ansieht, :;daß der überlieferte Demosthenestext sich von dem echten sehr weit j.ientfernt habe, namentlich durch zahlreiche interpolationen entstellt, ;idie sich schon frühzeitig mit dem Studium der reden in diesel- ben eingeschlichen haben: paene eadem aetas ad legendi explican- \ dique et huiusmodi corruptelarum initium fuit. Ganz eigenartig L;sind ja die aus einer zweiten recension stammenden interpolationen .der 9. rede, die bekanntlich in S und B von erster hand feh- len ; aber auch diese niederschriften sind im übrigen nicht frei von kleinen Zusätzen , welche' der herausgeber zur Übersicht , und zum nutzen künftiger kritik in einem etwa 40 Seiten um- jfassenden Verzeichnis alphabetisch zusammengestellt hat. Aus i demselben ergiebt sich, daß namentlich pronomina, wie ovTog Jjfyg airog vfis^g u. s. w. , die copula shai in den verschieden- sten formen, der artikel, partikeln v.ai yäq u. a., verba composita 4 statt der simplicia , eigennamen , besonders &iXiittiog., Wörter (,von allgemeiner bedeutung wie av&goonog , nag , aXXog u. a. m. J fälschlich in den text gekommen sind , deren entfernung am ;( rechten platze allerdings die sichersten kriterien erfordert.

Die handschriften bieten dem herausgeber diese Sicherheit nicht. Denn wenn er auch den werth von S und B den übri- gen gegenüber nicht leugnet, so stimmt er doch mit Dindorf darin überein, daß auch jene zahlreiche fehler aufweisen und die geringeren in manchen fällen die bessere lesart aufweisen. Wenig nutzen verspricht er sich von einer genealogischen klaa-

21*

312 49. Demosthenes. Nr. 5.

sificirung derselben , wenn sie überhaupt durchgeführt werden könnte. So wendet er denn ein eklektisches verfahren an und hat dafür um so sorgfältiger ein andres mittel der textkritik zu hülfe genommen, die testimonia, nicht nur wörtliche citate, son- dern auch freiere nachahmungen bei den rhetoren. Wenn die letzteren selbstverständlich nur indirekte benutzung zulassen, so verkennt der herausgeber auch von den citaten nicht, daß diese einerseits nicht überall genau nach dem Wortlaute gegeben sein mögen, anderseits selbst aus einem bereits verdorbenen Demo- sthenestext stammen können oder nach einem solchen korrigiert worden sind ; doch glaubt er in denselben noch vieles achte und manche handhabe zur Wiederherstellung des ursprünglichen zu finden und hat sich darum die mühe nicht verdrießen lassen, ihren text nach den besten handschriften festzustellen. Das gleiche gilt von den scholien, aus denen hier und da eine les- art begründet wird. Die gesammte ausbeute ist keine geriuge, wenn man sich überall dem herausgeber anschließen kann. Zur erläuterung nur wenige beispiele : IX, 31 wird an die stelle des herkömmlichen dkV cXedgov MuxsScpog oder ovo' dtdgdno- dov cnnvdaiov ovdev ijv Tzgäztgop ngiuadat [ngiaadui fehlt pr. S. pr. L.] mit Lucian Paras. 42 gesetzt: v&sp ovo"1 drd(>dno5ov ngiaito Tig dp noie. in der kranzrede wird die ausscheidung von av tirj § 2, avögconoig § 3, tovto § 4, sxdato) § 8, oiov ovtoq rjttuTo und fj nctQ bfxiv § 10 u. a. durch citate, bezw. nachah- mungen bei Aristides und Libanius begründet; II, 23 wird aus der vulgata: tovvavtiov ydg av >/p &av/iaat6r} tl (itjdev noioiv- reg ij/tsig dir zoig nnXsixnioi TiQnafjUSi rov navta noiovrtog d Sei nsgiTJfiSv nicht nur mit pr. S d Ste, sondern auch nach einem citat des Tiberius d>i roig aolspovoi ngoofaei gestrichen; die zusätze würden dann aus der nachahmung in XI, 19 stammen. Besonders ins gewicht fallen bei der entscheiduug über in- terpolationen nach des herausgebers meinung gründe der kom- position, über deren regeln er sich ausführlich in seinem werke ausgesprochen hat. Rhythmik der rede , parallelismus der glie- der, Vermeidung des hiatus und von drei auf einander folgen- den kurzen silben werden möglichst angestrebt. So liest Blaß in IV, 6:

xui fyft tu (abv dög di' ikarp iig noXi^co

tu. 8e <Ti>i<iA<i%a xai a[Xa tioiijoapsvog.

ßr. 5. 49. Demosthenes. 313

i Dieser strenge parallelismus in den rhythmen dieser glieder >^ird erst nach entfernung von ?%ot (om. August. 3) vor nolificp j «reicht, welche noch durch eine nachahmung bei Aristides em- pfohlen wird. Anders wird die stelle Att. ber. III, 1, 116 be- handelt, wo k'xoi beibehalten wird um des anapästischen Systems »wällen. Ferner XVIII, 72:

xai OQiäv y.azudovXoi>[Aeioi> | ndvrag dvdQKmovg iasTiov

i]vai>ziovfitji> xat ngolsyrnv | xui Öiddoxcov (jitj ngoec&ui.

Die ersten hälften . zählen je neun silben , die sich rhythmisch

allerdings nicht genau entsprechen, die zweiten dagegen stellen

«nen regelrechten trochäischen dimeter dar. Der gleichmäßig-

seit sind zum opfer gefallen: 8ttitXow am schluß des satzes

[mit B F 0 T und ravra frilCnncp vor Sttiskovt mit S pr. L;

J7Qotadui steht mit AO für nQoieo&ai.

[I, 23 : ov 8h üavfAaaTÖr^ ei

novmv extivog | nul nagatv sqp' änuai J x«J jW'/^e XÜIQOV fiijö'

copav naoaXuineov l

?](j.<ßv (teXXovtcov | aal xpfjCft^o^sroav | aal nw&avofiivcov tisqi-

yCyvsrai.

Der parallelismus der glieder wird durch den Wegfall der worte viQarfvvfAtio^ nal vor novüi herbeigeführt, welche aus der nach- ahmung unsrer stelle in XI, 17 in den text gekommen sein soll-, "die citate bei Hermogenes schwanken in der aufnähme und weg- lassung der interpolation. II, 29:

nQ07£Q0i> nsv yuo 03 avdQsg Adrtiuloi xuta avfifiogCag eigsqisQSTS,

vvtr 8s rzolirsvsöOs.

Qrj7(OQ ifle/Aobt' xai GTQatqyog xai oi ßorjdqaofievoi tqmxxogioi'

ol 8' äXXot ngoare) sfATjads. Diese lesung ist das resultat mehrfacher änderungen. Die Stel- lung xard avfjfioQtug vor statt wie handschriftlich nach slaeqtfQSTs ist zur Vermeidung des hiatus vorgezogen und wird idurch die eutlehnung in XIII, 20 gestützt; auch hier findet sich, wie in der Überlieferung von II, 29, YAud avfjfxogiag nach no- XtTtvta&e wiederholt; es muß beseitigt werden, weil es eine häu- fung von drei kürzen veranlaßt. Das nach tjye/xmv überlieferte sxaisgcor fehlt XIII, 20, ebenso im citat bei Suid. s. v. Qt'jicog, beim scholiasten p. 110,3 Dind. Endlich fällt vno tovioj nach otQaztjyog wegen des dreisilbengesetzes , und der schluß ol pev

314 50. Demosthenes. Nr. 5.

mg roviovg ol de äg sxsivovg wird mit Rehdantz wegen des ver- dächtigen gebrauchs von äg gestrichen.

Das dreisilbengesetz rosig ßoaxeiag fitj ndiiai 7iay ttX- XqXuig , idv (irj nots äV.cog ddvvarov y drjtwoai. ?/ ötutoi-cjig j tig hat mit dem hiatusgesetz zahlreiche opfer gefordert. So IX, 74 tovto [76 yigag'] nach T pr. (Aug. 2 steht ro ye.Q(tg nach xTtdvtoov) ; § 76 vir [sti] inavoodoo&tjvai ebendaselbst ei <5' s%ti 7ig 70VT03V ßelrior (S : ii 8a ng F%ei tovtuu A: el- 8t iig sxsi ii 70V7C0V vulg. : el de zig fyet tovtgop t«) I, 15 it. [naoa 7täv #£<»}' ] § 19 vnsg 8s vermuthet für ntol 8s II, 21 äffavtj xäx1 sgtiv statt xax« rntg noiXoig egtii. Mehrere dieser conjekturen sind noch nicht in den text aufge- nommen. Vorstehende beispiele dürften genügen zur charakte- risirung der von Blaß angewandten methode. Interessant wäre freilich noch eine genaue Statistik der zahlreichen abweichungen von dem bisherigen text nach art , grund und mittel der ände- rung-, doch dazu fehlt dem referenten die nöthige muße. Er bescheidet sich daher den eindruck, den die durchsieht der ar- beit auf ihn gemacht hat, mit des herausgebers eignen worten auszudrücken: Dubitare ubique in promptu est, certi aliquid in- venirepaucis locis. K. Seeliger.

50. Franz Slameczka, Untersuchungen über die rede des Demosthenes von der gesandtschaft. Wien 1885. (Sepa- ratabdruck aus dem 1 1. Jahresbericht des k. k. Staatsgymnasiums in Hernais).

Der Verfasser hat „sich zur aufgäbe gestellt , einen neuen beitrag zu liefern zu einer befriedigenden erklärung der in der jetzigen gestalt der rede begründeten Schwierigkeiten". Im all- gemeinen lautet sein urtheil über sie dahin, daß sie nach einem einheitlichen plan gearbeitet sei, und er bemüht sich dies durch eine ausführliche disposition zu beweisen. Wenn diese einmal nach allen regeln der rhetorik entworfen werden soll , so müßte trotz der Ungleichheit der theile aus der dreitheilung der beweisführung, die dem Verfasser beliebt, eine zweitheilung werden, wonach der erste haupttheil in zwei untertheile zerfallen würde. Denn bis § 149 beschäftigt sich der redner nur mit den nach der ge- sandtschaftsreise fallenden ereignissen, insbesondere mit der pho- kischen angelegenheit ; der zweite haupttheil behandelt die ge^

5. 50. üemosthenes. 315

,indtschaft selbst und in Verbindung damit die Verluste in Thra- ien. Das fundamentum divisionis des ersten theiles in die un- isrtheile 29—97 und 98—149 giebt der redner selbst § 120 an :

Hl it'g fxov y.aia^aQtVQSi\ <j i'fGsi n q u y jx a z' j4la^lvij

.... 7iQ0£ 8s ?oig nijajfiaön avzog avilxu 8)j G v ösavroT. i dem abschnitte 98 149 werden nämlich nicht, wie Verfasser lj. 22 behauptet, die motive des angeklagten dargelegt s motiv ist die durch die bestechung veranlaßte agitation für hilippos, deren nachweis in der ganzen rede versucht wird •, ->ndern der redner will den beweis führen, daß Aischines durch nn ganzes verhalten nach der gesandtschaftsreise sich selbst des ;errathes überführt hat. Uebrigens hat Blaß mit recht darauf aufmerksam gemacht, und Verfasser giebt dies zu (p. 40) , *aß gerade die gesandtschaftsrede sich in ein rhetorisches Schema icht zwängen läßt. Dies gilt nicht bloß für den sogenannten i'ipilog, in welchem die taktik des redners jeglichen zwang ver- schmäht und namentlich Wiederholungen nicht scheut , wenn sie em gedächtnis der hörer zu hilfe kommen-, auch in der drei- ichen draay.£L>i'j der beweisführung wird an der disposition icht streng festgehalten. Man vergleiche z. b. den abschnitt 82 186, in welchem von den reden des Aischines, nicht von einen Pflichtverletzungen auf der reise gesprochen wird. Da- er wird auch der abschnitt 88 97 nicht aus dem gründe für nachträglich eingefügt erklärt werden können, weil in ihm nicht f.ie phokische angelegenheit behandelt wird. Damit kommen rir zu der hauptfrage nach der redaktion der rede. Der ver- asser entscheidet sich mit recht für die namentlich von Blaß rertretene ansieht, daß die rede wie sie vorliegt geraume zeit i/or der hauptverhandluug ausgearbeitet sei, genauer vor dem itroceß des Philokrates, und nicht mehr die Umgestaltung erfuhr, •ivelche sie der wirklich gesprochenen würde gleich gemacht iiaben. Einige Veränderungen müssen natürlich nach dem proceß vorgenommen worden sein, da an einer stelle, § 116 f., von l^ler verurtheilung des Philokrates gesprochen wird. Slameczka glaubt den umfang dieser nachträglichen redaktion genauer be- timmen zu können; es sind die abschnitte 4 8, 88 97, 147 ':— 149, 332 336, welche später eingefügt sein sollen; über :116 119 äußert er sich auffallender weise nur unbestimmt. -;Mit unrecht hat man die angäbe der fünf punkte, nach welchen

316 50. Demostheues. Nr. 5.

ein gesandter zu beurtheilen ist, § 4, für eine disposition ge- halten und darnach sich die kühnsten Umstellungen erlaubt. Verfasser ist zwar darüber entgegengesetzter meinung, kommt jedoch immer wieder zu dieser eintheiluug zurück und erklärt schließlich die ganze prothesis für nachträglich eingefügt und mit ihr die abschnitte, in denen diese partitio vorzugsweise be- rücksichtigt wird. Diese haben aber zugleich das gemeinsame, daß in ibnen diejenigen einwände des gegners beantwortet wer- den, welche der redner ausdrücklich als s^m tqv nqay^cfto^ be- zeichnet : der preis des friedens und die beschuldiguug der feld- herrn, einwände, die der redner kaum habe voraussehen k'mnen. Abgesehen von dem letzten abschnitt 332 336, der am meisten den verdacht nachträglicher einfügung erweckt, bieten die übri- gen nicht genügenden grund zur ausscheidung aus der ursprüng- lichen redaction ; namentlich fragt man vergebens , warum der redner nicht auch in dieser die fünf bei beurtheilung eines ge- sandten maßgebenden punkte, welche durch die ganze rede wie- derklingen und, wie es scheint, begründen sollen, warum auch die phokische sache in die anklage hineingezogen wird, angege- ben haben soll. Uebrigens hält der Verfasser alle diese ab- schnitte für demosthenisches gut; für gefälscht nur 234 236 mit Gilbert u. a. ohne hinreichenden grund. Kein anstoß ist § 234 an dem ausdruck rijg ngwrqg nneaßsinii ynä(pa>v in nQQ- ßoi'ilfv/i iym xa) näXiv iv rw 5>'][Aq> zu nehmen-, der vom verf. vermißte gegensatz zu er iq> ^//^«p liegt deutlich genug in ngo- ßovlevftu vor, und zu iv $>'](<& ist natürlich nur yQÜyxav zu ergänzen. Demosthenes hat im rath bei der Verhandlung des Tzgnßoidevfia , wie vor dem volke in gleicher weise den antrag gestellt. Da der text t«?V ixultjaCan,' bietet, müssen wir uns dabei beruhigen, daß die angelegenheit in mehreren Versamm- lungen zur spräche gekommen ist, vielleicht weil sich eine ab- änderung des ursprünglichen antrags nöthig gemacht hat; die inschriften lehren uns, wie mannigfach sich in der praxis solche dinge gestalteten.

Referent will am schluß nicht verschweigen , daß der Ver- fasser alle seine vermuthungen mit vorsichtiger reserve ausspricht, und freut sich mit demselben in dem endurtheil übereinstimmen zu können , daß die rede unter die mustergiltigen werke der rednerischen stilgattung zu zählen sei.

Nr. 5. 51. Demosthenes. 317

I

51. Gustavus Leue, Quo tempore et quo consilio ora- tio quae inscribitur T7e(j"i tojv ngog ',4).t%ard{>or avu&fjxdov compo- jäita sit. Dissert. Halis Saxonum 1885.

Daß die 1 7. rede dem Demosthenes nicht gehört, wird wohl on niemand mehr bezweifelt ; über namen und charakter ihres Verfassers gehen dagegen die meinungen auseinander, am mei- sten aber über die frage, wann dieselbe gehalten oder für welche zeit sie geschrieben sein könnte. Der Verfasser vorliegender sdissertation hat die äußerungen darüber gesammelt und geprüft [fifund seine eigne bestimmung zu begründen gesucht. Es ist inicht leicht sich durch die vielverschlungene refutatio hindurch- zuarbeiten; mit größerer kürze und präcision auch im einzelnen rausdruck das latein ist mangelhaft hätte Verfasser seiner r sache besser gedient. Was das resultat der ersten Untersuchung 'betrifft, so glaubt referent die entscheidung derselben für die »trelativ annehmbarste erklären zu können, wenn man einmal zu- giebt, daß die rede aus der praxis, nicht aus der schule hervor-

- gegangen ist.

Im gründe lassen sich die verschiedenen Zeitbestimmungen I der rede auf drei zurückführen : ist die rede vor der Zerstörung Wvon Theben i. j. 335 gehalten? oder gleichzeitig mit dem auf-

- stand des Agis 330? oder in der Zwischenzeit, genauer vor der 'schlacht bei Issus , sommer oder herbst 333? Für die erstere " bestimmung läßt sich lediglich ein argumentum ex silentio gel- ; tend machen : wäre die rede nach 335 geschrieben , so würde i man in derselben einen hinweis auf das Schicksal Thebens er- ;> warten , von 333 an außerdem eine berührung der ungeheuren i erfolge des Perserkriegs. Leue hat den einwand , der Theben Xl betrifft , richtig beseitigt; im allgemeinen ist noch darauf auf- Ei merksam zu machen , daß der redner fast ängstlich seine auf- | gäbe auf den nachweis beschränkt, daß die Makedonen die ver- träge mehrfach gebrochen haben, und nur mit schüchterner an- ]1 deutung des xaioöq jeden weiteren ausblick auf die politische

Situation vermeidet. Wollte man überhaupt das argumentum ex silentio gelten lassen, so würde man für die zeit vor der Zerstö- rung Thebens erst recht eine Schilderung der politischen Ver- hältnisse vermissen. Gegen die bestimmung der rede auf das ! jähr 330 genügt, abgesehen von anderen gründen, die na- mentlich Windel zusammengestellt hat, der eine genügende ein-

318 51. Demosthenes. Nr. 5.

wand , daß um diese zeit , wo Alexander über die gesarnmte asiatische flotte gebot, von einer Übermacht der Athener zur see, wie sie § 25 behauptet wird, nicht mehr die rede sein kann. Anders in der zeit vor der schiacht bei Issus, wo der eben erst wiederhergestellten makedonisch -hellenischen flotte die persische noch gegenüberstand. Unter den für eine erhebuug günstigen Zeitpunkten bezeichnet Aischines 3, 164 ausdrücklich auch den, wo Alexander in Cilicien krank lag und gegen ihn ein unge- heures Perserheer heranzog. Ließe sich übrigens sicher feststel- len, daß unsre rede zu dieser zeit gehalten ist, so wäre schon dadurch bewiesen, daß sie dem Uemosthenes nicht angehört, da ja Aischines an jener stelle ausdrücklich sagt, Demosthenes habe in keiner weise die gelegenheit benutzt.

Man kann nicht sagen , daß die in der rede erwähnten thatsachen zwingend auf den herbst 333 führen; aber Leue weiß sie wenigstens mit einiger Wahrscheinlichkeit in diesen Zeit- raum zu fügen. So vor allem die aufbringung der hellenischen fahrzeuge durch die Makedonen § 19 ff., deren zweck damit erklärt wird, daß man habe verhüten wollen , daß die getreide- schiffe in die bände der vor Mytilene liegenden Perser fielen Jedenfalls läßt sich für den sommer 333 , in welchem die ma- kedonische flotte wieder der persischen entgegentrat, leicht er- klären , daß griechische aus dem Hellespont kommende kauf- fahr tei schiffe bei Tenedos von den Makedonen aufgehalten wur- den. Die Chronologie der tyrannis von Antissa und Eresos § 7, ist nicht so sicher , daß sie für die bestimmung der rede entscheidend sein könnte. Doch dürfte an der stelle am wahr- scheinlichsten die Vertreibung der tyrannen im jähre 334 durch Alkimachos, Arr. 1, 18, 1, gemeint sein. Noch unsichrer sind die vermuthungen über die zurückführung der messenischen ty- rannen § 4 , welche A. Schäfer in die zeit nach Thebens fall verlegt; ein späterer ansatz würde allerdings verbieten den Mus- druck ^ AXi § a o oc xuiuyaywv wörtlich zu nehmen. Die zu- rückführung des ringmeisters nach Sikyon und die tyrannis des Charon in Pellene wird mit Windel in die zeit nach frühjahr 334 bezw. nach ende 334 gesetzt, endlich die einfahrt des ma- kedonischen drciruderers in den Peiraieus § 26 ff., auf ende oktober oder anfang november 333 bestimmt, so daß die rede auch im anfang november geschrieben wäre, p. 40 mit anrn. 2 und 3.

Nr. 5. 51. Deniosthenes. 319

Bei so genauer bestimmung hätte sich Verfasser auch vor ge- ringfügigen Widersprüchen hüten sollen; in der letzten anmer- kung p. 52 lesen wir: orationem paullo post Sept embr em vel Octobrem mensem anni 333 conscriptam esse. Die Schlacht bei Issus fällt in den Oktober oder november.

Wenn referent in der chronologischen frage Leue seine bedingte beistimmung nicht versagen kann, so muß er dagegen der sonderbaren behauptung widersprechen, daß der Verfasser seine rede unter der Aktion, als sei sie von ihm in Athen wirk- lich gehalten worden , als flugschrift in Griechenland verbreitet habe. Diese fiktion soll sich u. a. dadurch verrathen , daß ab- gesehen von der anrede an zwei stellen § 23 und § 28 der name Athens , bezw. der Athener geflissentlich hervorgehoben werde. Als ob dies nicht auch in anderen reden geschehe, die zweifellos wirklich in Athen gehalten worden sind , z. b, Dem. 8, 20. [Dem.] 7, 28, 13 u. a. m. Uebrigens erfordert an jenen stellen der gegensatz geradezu die nennung des namens. Wenn Leue weiter hervorhebt, daß der redner mehr von der Verletzung andrer Staaten als der der Athener redet, so hat er dies mit der geschichte abzumachen. Der redner kann eben nur thatsachen anführen und darf keine Verletzung des bundesan- trags, auch wenn sie die Athener nichts angeht, verschweigen; übrigens ist nicht zu verkennen, daß gerade die Athen betref- fenden Fälle trotz ihrer geringfügigkeit gehörig ausgebeutet werden und auch sonst der Standpunkt des redners sich als der des Atheners verräth. Warum endlich die formellen nach- lässigkeiten der rede sich eher bei einer flugschrift als dem vertrag in der athenischen Volksversammlung erklären lassen sollen, ist schwer zu verstehen. Unbegreiflich aber ist es, warum ein Athener, der sich an die gesammten Griechen wenden wollte, sich der ihm zugemutheten fiktion bedienen sollte. Glaubt etwa der Verfasser, daß ein deutscher politiker die Bayern leichter überzeugen werde , wenn er an sie eine an die Berliner gerich- tete rede schickt? Die auffällige beschränkung , welche sich der redner auferlegt, versteht sich nur, wenn man voraussetzt, daß derselbe in der Volksversammlung die erörterung andrer punkte anderen überläßt, oder wenn man annimmt, daß ein rhetor über ein eng begrenztes thema habe schreiben wollen.

Konrad Seeliger. -

320 52. Plautus. Nr.

52. T. Macci Plauti Mostellaria with notes critical an exegetical and an iutroduction by E. A. Sonnenschein, A., professor of classics in the Mason College, Birmingham. Cam bridge, Deighton Bell and co., London, George Bell et son. 1884 XXXIV u. 163 p.

Sonnenscheins ausgäbe der Mostellaria schließt sich in an läge und ausführung genau , und wir dürfen wohl sagen , aucl ebenbürtig an die bereits von W. Wagner besorgten ausgaber der Aulularia Menaechmi wie des Trinummus an. Nach dei inhaltsangabe und einigen erörterungen über die charakterzeich- nung folgt eine kurze darstellung der in der Mostellaria vom kommenden metra, welche, wie Sonnenschein selbst bemerkt, für den der plautinischen metrik noch unkundigen leser berechnet ist; sie macht daher keine ansprüche auf selbständige forschung beweist aber, daß der Verfasser mit den einschlägigen werker und verschiedenen ansichten über die genannte disciplin wohl vertraut ist. Nur möchten wir bemerken , daß mit unrecht p. XVII die form uuu | u als Schluß des senars für statthaft und p. XXIX behauptet wird, Ritschi habe in den anapästischen Versmaßen nicht mehr licenzen zugelassen , als in den trochäi sehen oktonaren. Eigenthümlich berührt die gewohnheit des verf., in den als beispielen citirten versen im fall der synalöphe die erste der coalescirenden silben zu verstümmeln, was ja über dies zu einem starken mißverständniß veranlassung geben muß, z. b. et r' et filium (ei rem et filium). Die abfassungszeit der ar- gumenta acrosticha setzt Sonnenschein p. 3 wenigstens ein Jahr- hundert nach dem tode des Plautus an , Lorenz zu Mil. p. 2 richtiger in der zeit der Antonine, obschon er in der anmer- kung auch der vermuthung räum giebt, sie könnten im 7. Jahr- hundert der Stadt entstanden sein, bestimmter spricht sich mit recht Brix aus im kritischen anhang zu Capt. arg. 1 Bei der constituirung des textes hat sich Sonnenscheiu seinen Vorgän- gern gegenüber eine gewisse Selbständigkeit gewahrt : alles was seit Ritschi für die kritik geleistet ist, wird , so viel wir sehen, gewissenhaft benutzt. Eine glänzende Verbesserung ist die con- jektur von Ellis zu 595 ne frit quidem statt des handschrift- I liehen nee erit, coli. Varr. De re r. I, 48, 3. Bei den eige- nen vermutliinigen ist der berausgeber im allgemeinen mehr von der rückzieht auf äußere ähnlichkeit mit der Überlieferung

Itfr. 5. 52. Plautus. 321

iils auf angemessenheit des gedankens geleitet worden; so steht 63 dare si potestis (statt der sinnlosen Überlieferung data es in- i'h)onestis) mit dem folgenden nicht in wünschenswerthem Zusam- menhang; 296 nam quod tibi libet id mihi Übet vermißt man den begriff „auch", die handschriften geben idem mihi libet, vielleicht ^schrieb Plautus et mihi lubet; 509 liest Sonnenschein vivom me 'accersunt ad Charontem mortui weil CD adcheruntem haben; aber wenn man dieser Schreibweise eine bedeutung beilegen will, 'so scheint sie mir doch eher auf accheruntem hinzuführen, wie jßugge und Lor. 2 geschrieben haben ; 557 wäre cape obsecro hercle '[aequom] cum eo iudicem eine sehr hübsche ergänzung (man i denke sich aequom zwischen hercle-quom), wenn der hiatus hinter ihercle geduldet werden könnte. Aber was Ritschi von den ein- silbigen interjektionen lehrte, kann auf die zweite silbe von <hercle keine anwendung finden und die zulässigkeit des hiatus :in der cäsur des senars ist auch höchst problematisch; 999 ist nicht ad forum hödie tibi zu skandieren wegen des schlechten isenarausganges, sondern ad forum hödie tibi: ad forum wird als <ein kretisches wort betrachtet, vgl. ausgänge wie gratiam habeo itibi und Luchs in Studemunds Studien I, p. 22; 1040 schreibt Sonnenschein qui is hodie exemplo me deludificatus est statt des (handschriftlichen quis me exemplis hodie eludificatus: er macht s die bemerkung , daß quis statt quibus bei Plautus sonst nicht i vorkomme, aber der plural quibus exemplis ist hier bezeichnend, vrgl. Langen zur kritik des Plautus p. 112, es wird also wohl quibus med exemplis hodie ludificatus est zu schreiben sein. Mit diesen ausstellungen soll nicht behauptet werden , daß Sonnen- i.schein's thätigkeit für die kritik ohne nutzen gewesen : 284 hat er wohl mit recht nisi quod tibi decere censeat statt des sinn- ' störenden placere geschrieben und dementsprechend auch 282 * deceat [mihi] Scapha passend ergänzt. Sehr ansprechend ist -468 f. tangitin {tangite könnte wohl mit den handschriften bei- 1 behalten werden) Vos quoque etiam? || obsecro hercle quin [ei tan- i gereut]? es läßt sich nicht läugnen, daß die erklärung des über- lieferten tangite vos quoque terram bei Lorenz etwas künstlich ist, der schluß des verses ist in den codd. total verdorben.

Bezüglich der erklärung hat Lorenz in seiner trefflichen

! ausgäbe den nachfolgern das meiste vorweg genommen , und

die scheu, zu oft das zu wiederholen, was Lorenz bereits gesagt,

322 53. Griechische geschichte. Nr.

mag Sonnenschein mehrfach veranlaßt hahen , erklärungen z unterdrücken, welche zur belehrung angehender leser des Plan tus doch kaum entbehrlich waren. Uebrigens ist Sonnenschei nicht ohne erfolg bemüht gewesen, auch über Lorenz hinaus sie um das verständniß der komödie verdienstlich zu machen : vgl die bemerkungen zu v. 18 über tempestates , 89 über imper, coniunetiv in der consecutio , 90 über id exemplum , 532 übe; faenore als dativ und redensarten wie faenore dare, surnere; 68'.' die coustruktion von decedere u. s. w.

Den beschluß machen zwei exkurse , der erstere vom hei ausgeber selbst über Accheruntem und ad Acheruntem zu 499 um 509 , der zweite von Ellis über das canticum der ersten scen des vierten aktes, 858 ff1, bei Ritschi, und das folgende in de zweiten scene des nämlichen aktes 885 ff. Wenn referent auch dei englischen erklärer nicht mit Lorenz auf eine linie stellen möchte so hat sich Sonnenschein doch unter den nachfolgen! Ritsclil in der Plautuslitteratur durch die vorliegende ausgäbe einei ehrenvollen platz gesichert.

:

53. Julius v. Pflugk-Harttung, Perikles als fehl, herr. IX, 143 p. 8. Stuttgart 1884.

Daß der perikleische kriegsplan im peloponnesischen krieg(, eine ausgeburf strategischer Weisheit war, lernen wir schon au der Schulbank; und unsere „griechischen geschienten" variirei das thema immer aufs neue. Natürlich, hat es doch Thukydides ge- sagt. Alioq, k'cpa. Und auch die kritiker der Grote'schen schule, die doch sonst schonungslos genug mit Thukydides umgehen, haben sein urtheil über Perikles respectirt. Der Vollender der attischen demokratie war von dieser seite vor angriffen sicher.

Pflugk - Harttung hat das verdienst , in dieses vorurtheil bresche gelegt zu haben. Er beginnt mit der kritik der mili- tärischen Unternehmungen des Perikles vor dem peloponnesischen kriege. Schon hier ist das ergebniß für Perikles wenig günstig. Die kriegführung im jähre der Schlacht bei Tanagra zeigt den „militärischen dilettanten" (p. 10); auf dem zuge um den Pe- loponnes wurde weniger erreicht , als Tolmides ein jähr früher mit nicht größeren mittein errungen hatte; in der leitung des samischen krieges hat Perikles eine reihe schwerer fehler ge- macht und schließlich doch keinen vollen erfolg errungen. Dan-

' Nr. 5. 53. Griechische geschichte. 323

kenswerth ist hier der nachweis (p. 124 138), daß wir in Trageae die bei Kiepert als Hyettussa bezeichnete insel zu se- "' hen haben.

Der Verfasser wendet sich jetzt zu dem wichtigsten und in- i teressantesteu theil seiner Untersuchung , der beurtheilung der ' Strategie des Perikles in den ersten jähren des peloponnesischen ' krieges, wobei gelegentliche ausblicke auch auf die politik sich 1 von selbst ergeben. Das bündniß mit Korkyra war der erste schritt auf der bahn jener „abenteuer-politik" , der schließlich ' zur katastrophe am Asinaros geführt hat. Der tadel gegen ' Perikles, Korkyra nicht hinreichend energisch unterstützt zu haben (p. 54), ist an sich gerechtfertigt, ebenso die bemerkun- gen über die zauderpolitik in der potidaeatischen sache (p. 55 ff.). 1 Aber vielleicht berücksichtigt Pfiugk-Harttung zu wenig die in- neren Schwierigkeiten , mit denen Perikles in Athen selbst zu : kämpfen hatte; die öffentliche meinung war entschieden gegen i den krieg. Der verf. weist dann ausführlich nach, daß der von Perikles empfohlene, und so lange er an der spitze des Staates stand auch befolgte kriegsplan durchaus verderblich war , und : nur zum ruin Athens führen mußte. Ich habe dasselbe fast gleichzeitig mit Pflugk - Harttung und unabhängig von ihm in 1 meiner „attischen politik" ausgesprochen ; und auch Duncker ' hat in dem inzwischen erschienenen IX. bände seiner geschichte 1 des alterthums diese auffassung sich zu eigen gemacht.

In einzelnen punkten wird man freilich von Pflugk - Hart- tung abweichen müssen. So ist schon von anderer seite darauf aufmerksam gemacht worden, daß der verf. die Wehrkraft Athens I zu lande bei weitem überschätzt. Und selbst angenommen, daß i Athen im stände gewesen wäre , ein den verbündeten Pelopon- 1 nesiern und Böotern numerisch gewachsenes heer aufzustellen, so würden doch diese truppen , soweit sie nicht aus Athenern ' gebildet waren , an qualität weit hinter den gegnern zurückge- I standen haben (vergl. z. b. Xen. Hell. III, 2, 17), auch ganz abgesehen von der politischen uuziiverlässigkeit der bundes- genössischen hopliten. Mit solchem materiale eine offene feld- schlacht annehmen zu wollen , wäre nichts anderes gewesen, als den Staat in eine sichere niederlage zu stürzen. Die probe ist ja oft genug gemacht worden, und unter für Athen viel gün- stigeren umständen, als sie im jähr 431 vorlagen, bei Tanagrä,

324 53. Griechische geschichte. Nr. 5

Delion , Korinth (394), und immer ist Athen unterlegen. Ata das ist jedenfalls ein verdienst des Perikles , daß er seine mit biirger von einem solchen Wagnisse abhielt. Aber es ist ein ver dienst des Staatsmannes, nicht des feldherrn. Eine andere frag» ist es , ob es nicht möglich gewesen wäre zwar nicht dil Geraneia zu besetzen , das war seit dem Verluste von Megari und gegenüber den Boeotern im rücken , den Peloponnesierij in der front nicht mehr ausführbar aber doch die passe zwi' sehen den ebenen von Eleusis und Athen zu vertheidigen. We< nigstens zeit zur räumung des attischen landgebiets hätte siel so gewinnen lassen, wenn auch ein durchgreifender erfolg kauir zu erreichen war. Wenn Perikles statt dessen die Peloponne: sier ungehindert vorgehen ließ, so war der entscheidende grunc offenbar der , daß er seine truppen bürgermilizen nich hinreichend in der hand hatte , und fürchten mußte, gegen sei-, nen willen zur Schlacht fortgerissen zu werden , wenn er sie ili die nähe des feindes brachte. Aber das entschuldigt noch niclü das system der reinen defensive, des thatlosen abwartens, daqj Perikles bis zu seinem stürze befolgt hat. Die flotte, die ino| jähr 431 gegen den Peloponnes ausgesandt wurde, konnte statt 100C auch 4 6000 hopliten an bord nehmen; Pylos und Kythera wären damals ebenso zu erobern gewesen, als 6 7 jähre später Was Perikles sonst noch hätte thun können, habe ich in meinen attischen politik angedeutet , und ist neuerdings von Duncker weitläufig ausgeführt werden. Wenn also auch einzelne dei ausführungen Pflugk-Harttuug's nach meiner ansieht nicht halt- bar sind , so bleibt doch sein gesammturtheil über Perikles als feldherrn unstreitig richtig.

Zum schluß noch ein wort über die principiellen bedenken, die kürzlich von einer seite , die ich sehr hochschätze , gegen Pflugk Harttung's methode erhoben worden sind. Es ist ja un-i bestritten, daß ,,der charakter unserer Überlieferung der alten, geschichte für eine psychologische erörterung häufig nicht aus- reichend ist'1, und daß wir sehr oft zufrieden sein müssen, wenn es uns gelingt, auch nur „die hauptmomente der begebenheiten mit Sicherheit zu ergreifen". Aber deswegen in unserem falle mit Plutarch zu sagen: al /<h ovr atiCut uvrui leyoitai , d'dXqdeg adqXov scheint mir die resignatiou zu weit getrieben. Gehört doch grade die zeit des peloponnesischen krieges zu den

Afo 5. 54. Griechische geschichte. 325

lim besten bekannten abschnitten der geschichte des alterthums ; i rollten wir hier auf ein eigenes urtheil verzichten, so hieße das richts anderes, als der alten geschichte als Wissenschaft das to- desurtheil sprechen.

Thukydides ist ein so enthusiastischer bewunderer des Pe- i'ikles, daß wir schon darum berechtigt sind, seiner auffassung der perikleischen politik einiges mißtrauen entgegenzubringen. iVenn es sich nun aus den von Thukydides selbst berichteten Tatsachen ergiebt, daß der ausbruch des krieges sich durch einige 7erhältnißmäßig unbedeutende concessionen von seiten Athens hätte Verhindern lassen, und daß es Perikles war, der sich mit auf- ;ebot all' seines einflusses jeder concession widersetzte ; wenn ijs ferner unzweifelhaft ist, daß dieser augenblick, während 1/s der militärmacht Athens in Thrakien festgehalten und Argos durch seinen vertrag mit Sparta gebunden war, der allerun- jünstigste für Athen war, in dem der krieg hätte ausbrechen können-, wenn endlich Perikles, wie uns Thukydides sagt, und die thatsachen bestätigen, ein bedeutender und weitblickender taatsmann gewesen ist was bleibt da übrig als die annähme, laß es persönliche motive waren , die ihn bestimmten Athen in den krieg zu stürzen? Vom ethischen Standpunkte des Thuky- dides aus war übrigens eine solche handlungsweise eine durch- aus berechtigte. Ja es scheint fast , als ob Thukydides es gar 'ücht für möglich gehalten hätte , daß ein Staatsmann von an- deren als egoistischen motiven bestimmt werden könnte; wenig- stens legt er solche motive ganz ungescheut auch den männern Unter , die er am meisten bewundert, einem Nikias, einem Bra- idas, einem Phrynichos. J. Beloch.

54. E. v. Stern, geschichte der spartanischen und the- ^anischen hegemonie vom königsfrieden bis zur schlacht bei «tantinea. Dorpat 1884. (X, 248 p.). Dissertation.

Der wesentliche fortschritt, den Sterns darstellung gegen- über den bisherigen behandlungen dieser epoche bezeichnet, '»eruht einerseits auf der ausgiebigen benutzung der in letzter eit zu tage geförderten inschriften, andrerseits auf der Quellen- kritik. Stern hat zuerst mit der durchaus unzuverlässigen, viel- " ach verworrenen und durch parteische oder rhetorische Übertreibun- gen arg entstellten Überlieferung Diodors und theilweise auch Plu- Philol. Anz. XV. 22

326 54. Griechische geschichte. Nr. E'

tarchs grundsätzlich gehrochen und Xenophon zur grundlag seiner geschichtserzählung gemacht. Gewiß ist Xenophon il spartanischen anschauungen und darstellungen der ereigniss befangen und geht über mancherlei für Sparta unangenehm dinge stillschweigend hinweg, aber was er als thatsachen berief tet, ist nachweislich selbst bei solchen gelegenheiten zuverlässi. ger als die von Ephoros und einem thebanerfreundlichen autojj herrührenden erzählungen Diodors und Plutarchs, wo Sparta' ehre und interesse stark in frage kommt. Das gilt namentlic von der befreiung Thebens. Die ausführliche erzählung diese ; Vorganges bei Plutarch im Daimonion und in der biographie de| Pelopidas ist in der that nichts weiter als ein die verschwörun I und im besondern den Pelopidas verherrlichender roman mil sehr geringem historischen gehalt. Stern weist (p. 47 ff.) schla gend nach, daß Xenophon auch diesen gegen Sparta gerichtete streich richtiger erzählt als die übrigen quellen und daß mai nur ihm folgen darf.

Die boioterfreundliche quelle , die Plutarch seiner biogra phie des Pelopidas zu gründe legte, ist, wie schon Queck (Quel i Plut. im leb."d, Pelop. Stargard 1875, progr., und Jena 187(1 diss.) gesehen hat, aller Wahrscheinlichkeit nach Kallisthenei Was die quelle Diodors für die griechischen geschichten vo der befreiung Thebens bis zur schlacht bei Mantineia betriff so sucht Stern die gewöhnliche annähme , daß auch in diesei abschnitte (XV, 25 88) nur Ephoros benutzt sei, als unrichti zu erweisen. Nach seiner ansieht ist Diodoros zum große theil nicht dem Ephoros, sondern demselben boioterfreundliche autor, aus dem Plutarch schöpfte, also dem Kallisthenes, gefolg Da die frage nicht nur für die Überlieferung der von Stern bc handelten epoche, sondern auch für die beurtheilung des Epho ros nnd Diodoros von großer Wichtigkeit ist, so wird ein etwa näheres eingehen auf die sache geboten sein. Es wird sich zei gen, daß Stern einen quellen Wechsel bei Diodor richtig erkann aber auf falsche wege gerathen ist.

Eine theilweise benutzung des Ephoros in diesem abschnitt stellt auch Stern nicht in abrede. Daß Diodoros den Ephoro vor sich liegen hatte , zeigt überdies das citat XV, 60. Gehei wir nun ins einzelne ein.

Der bericht (cap. 25 27) über die bestürmung der Ka

Nr. 5. 54. Griechische geschichte. 327

' dmeia und die hülfssendung Athens auf Volksbeschluß nach Xenophon leisten die an der grenze stehenden Strategen eigenmäch- ! tig beistand soll nach Stern nicht aus Ephoros stammen, denn '„bei einem ereigniß , dem Ephoros zeitlich so nahe stehe, dürfe 1 man ihm doch nicht eine derartige Verwirrung und solche Wi- dersprüche zutrauen", selbst wenn man dem strengen urtheile Otfr. Müllers und Endemanns über seine leichtfertigkeit und seinen mangel an historischer Wahrheitsliebe bei der darstellung der ältesten geschichte beistimme. Den spätem rednern (Dei- ' narch. z. Demosth. p. 30) sei es sehr darauf angekommen, diese 1 hülfsleistung hervorzuheben. Möglich, daß Diodor einer solchen 1 oder ihr nahe stehenden quelle seine nachricht verdanke.

Dazu ist zu bemerken, daß Ephoros die letzten bücher seines ' werkes sicherlich nach dem übergange Alexanders des großen nach [ Asien (Clem. Strom. I, 21, p. 403 P, vgl. Plut. Eth. 1043 D) und mit- hin höchstens einige jähre vor der rede Deinarchs verfaßt hat x). Na- hezu ein halbes Jahrhundert war also seit der befreiung Thebens "verflossen, als Ephoros dieses ereigniß beschrieb. Vielerlei mußte sich da bereits in der mündlichen Überlieferung arg verschoben haben, und schwere irrthümer waren unvermeidlich, wenn ein autor ohne Sorgfalt , ohne kritik und ohne sinn für historische Wahrheit diese Überlieferung benutzte. Wenn man erwägt, in wie überaus leichtfertiger weise Ephoros Herodots erzählung der Perserkriege überarbeitete und durch ganz fabelhafte freie er- findungen (nächtlicher ausfall des Leonidas u. s. w.) ausschmückte, wie er trotz besserer einsieht in das wesen der tradition über ältere geschichte diese mit ereignissen nach dem muster von Vorgängen aus dem vierten Jahrhundert willkürlich bereicherte, iwie er ferner die geschichte zu gunsten Athens und seiner asia- tischen landsleute fälschte wenn man das erwägt, so wird man sich nicht darüber wundern dürfen, daß auch seine erzählung der 1 ereignisse vom königsfrieden bis zur schlacht bei Mantineia stark mit irrthümern und absichtlichen Verfälschungen des thatbestan- des versetzt war. Ein irrthum, wie der, daß die Athener schon zum angriffe auf die Kadmeia den Thebanern förmlich hülfe zu senden beschlossen , konnte um so leichter vorkommen , als bereits im folgenden jähre thatsächlich eine solche hülfssendung

1) Nebenbei sei bemerkt, daß in dem sicher ephoreischen stück Diod. XV, 88 (vgl. Ephoros fragm. 67) von der zerstöruüg Thebens die rede ist.

22*

328 54. Griechische geschichte. Nr. 5

auf Volksbeschluß erfolgte. Außerdem wurde dann das verdiens Athens um die befreiung Thebens wesentlich vergrößert. Nun soll aber cap. 29 einen Widerspruch zu dieser nachricht enthal- ten, denn dort wird gemeldet, daß bis zum einfall des Spho- drias in Attika friede zwischen Athen und Sparta bestand, und daß erst nach der freisprechung des Sphodrias die Athener be-i schlössen lelva&ai rdc anovöui,' vno slaxedaifjiotioar. Es liegt darin aber durchaus kein Widerspruch, denn nach den völker- rechtlichen anschauungen der Hellenen wurde erst dann eini förmlicher bruch der anovSai bewirkt und der kriegszustand herbeigeführt , wenn ein staat unmittelbar das gebiet des andern verletzte. Zum beispiel kämpften die Athener als bun- desgenossen der Mantineer und Argeier im jähre 418 in der; Schlacht bei Mantineia mit, aber die oncrdai mit den Lakedai- moniern wurden von ihnen erst dann offen gebrochen , als eine attische flotte die lakonische küste verwüstete. (Thuk. VI, 105). Gegen Ephoros als quelle für cap. 25 27 spricht also nichts. Andrerseits ist acht ephorisch erstens die tendenz, dann eine reihe offenbar gemachter Zahlenangaben , endlich die art, wie aus dem einfachen angriffe auf die Kadmeia, dem die Har- mosten nach Xenophon gar keinen ernstlichen widerstand lei- steten, eine lange, großartige berennung gemacht wird , bei der sich die Sturmkolonnen im Wetteifer tag und nacht ablösen. Im 29. capitel (einfall des Sphodrias) hält Stern (p. 68) die benu- tzung des Ephoros selbst für wahrscheinlich. In der erzählung des feldzuges des Agesilaos nach Boiotien (cap. 32 33) ist im 32. capitel Ephoros fragm. 140 nachweisbar. Die den Seekrieg behandelnden capitel 34 36 sind, wie überhaupt die auf die seeverhältnisse bezüglichen abschnitte , sicherlich aus Ephoros entnommen (vgl. z. b. den hinweis auf das Schicksal der feld- herren nach der schlacht bei den Arginusen cap. 35, 1 und Diod. XIII, 102, 5). Daß cap. 37 (treffen bei Tegyra) aus Ephoros stammt, ergiebt sich aus folgendem. Plut. Pelop. 17 sagt in der eingehenden Schilderung dieses gefechtes , Ephoros gebe die stärke der more auf 500, Kallisthenes auf 700 mann an. Er bemerkt ferner, daß die Thebaner auf zwei moren ge- stoßen wären. Bei Diod. XV, 37 heißt es, die Thebaner sieg- ten, 500 mann stark tiqoq 8tnXaalovg av(A^aX6vxng, Die quelle Diodors nahm also, wie Ephoros, die stärke der more zu 500

.

Nr. 5. 54. Griechische geschichte. 329

1 mann an. Nach dem ansatze der more bei Kallisthenes würden 1 die Lakedaimonier sogar nahezu dreimal so stark gewesen sein. Im 38. capitel werden die friedensverhandlungen vom jähre ^874 erzählt und dabei Vorgänge vom friedenscongresse des Jahres ]5 371 bereits in die damaligen Verhandlungen versetzt. Dieser 1 verstoß gegen die historischen thatsachen kann nach dem oben bemerkten nicht gegen Ephoros sprechen. Vielmehr weist die ' sich daran unmittelbar anschließende, übertriebene Verherrlichung des Epameinondas wie wir bald sehen werden deutlich 1 auf diesen autor hin. Auch würde es ganz der art des Epho- ' ros entsprechen , wenn er in der Verlegenheit , etwas positives 1 über den anlaß zu den Verhandlungen und die bedingungen des 1 friedens zu berichten, einfach die ereignisse vom jähre 371 zu ' hülfe genommen hätte.

Als quelle der ausführlichen darstellung der ereignisse,

'welche zum Wiederausbruche des krieges führten (cap. 45 47)

;i betrachtet auch Stern (p. 102 anm. 1), den Ephoros, aber die

Schilderung der Schlacht bei Leuktra (cap. 51 56) soll nicht

von diesem autor herrühren. Stern bemerkt, daß man dem

' Ephoros , „der die bedeutung des selbsterlebthabens wohl zu

I schätzen verstanden habe (Polyb. XII, 27)", nicht eine derartige

1 Verwirrung zutrauen dürfe, wie wir sie hier in betreff der züge

des Iason und Archidamos fänden. Das ist also zunächst im-

! mer dasselbe argument , das wir bereits widerlegt zu haben

j glauben. Diodor läßt Iason den Thebanern mit 1500 mann

i fußtruppen und 500 reitern schon zur schlacht selbst zu

1 hülfe kommen. Hatte Ephoros gehört , daß Iason , wie Xeno-

i phon berichtet, bundesgenosse der Thebaner war, und sich bald

i nach dem kämpfe auf dem schlachtfelde befand, wie leicht konnte

er darauf verfallen , daß Iason schon an der schlacht selbst

I theilnahm ! Und wenn sich Archidamos schon vor der schlacht

i mit dem heere des Kleombrotos vereinigte , so wurde dadurch

I der sieg der Thebaner um so größer , sie schlugen ja dann

1 beide heere der Lakedaimonier. Ephoros hat sich eine menge

ähnlicher sünden gegen die geschichtliche Wahrheit zu schulden

kommen lassen, so daß man ihm auch diese wohl zutrauen darf.

Stern ist der ansieht, daß Diodoros für die schlacht bei Leuktra

dieselbe quelle benutzt habe, die bei Paus. IX, 13 vorliege,

wo was wohl richtig sein dürfte Plut. Epameinondas aus-

330 54. Griechische geschichte. Nr. 5'J

in

gezogen sei. Er beruft sich darauf, daß „wir sowohl bei Diodor als bei Pausanias die irrthiimliche nachricht finden, daß man Theben daran gedacht habe , weiber und kinder beim bevorste- henden kriege nach Athen zu senden". Allein Diodor XV, 52 redet von einem förmlichen beschlusse der Thebaner (ot 07]ßalot diu rtjv nagovatav zööv noXsfxicov zxprjcflaavTo rtxra ph xai ywalxug tlg y^&ijvag vnEx&ea&ai), während bei Pausanias IX, 13, 6 nur im kriegsrathe drei boiotarchen einen derartigen- Vorschlag machen, aber damit nicht durchdringen. Pausanias; berichtet über Vorzeichen, die den Lakedaimoniern ungünstig waren , bei Diodor sind die Lakedaimonier vollkommen sieges- gewiß, aber das durch ungünstige Vorzeichen erschreckte theba- nische heer bedarf der ermuthigung. Xenophon erzählt, daß nachrichten über verschiedene wunderzeichen , welche aus der Stadt gemeldet wurden, das thebanische heer ermuthigten und fügt hinzu, einige aber sagten, es wären nur zspuafAuza der! heerführer gewesen. Diod. XV, 53 berichtet einfach als that- sache, daß Epameinondas diese nachrichten zur ermuthigung des heeres verbreiten ließ. Das entspricht durchaus dem Charakter des rationalistischen Ephoros. Man vergleiche beispielsweise Diod. XI, 35, 3 (schlacht bei Mykale) und die entsprechende er- zählung Herodots. Kallisthenes war dagegen durchaus wunder- gläubig und liebte über allerlei zeichen zu berichten , durch welche die götter wichtige ereignisse im voraus verkündigten. In der quelle Plutarchs (Pelop. 23) spielte Pelopidas in der schlacht bei Leuktra eine ganz hervorragende rolle; er gab mit der heiligen schaar dem kämpfe die entscheidende Wendung (vgl. noch Nep. Pelop. 4, wo dieselbe quelle, wie bei Plutarch vorliegt). Bei Diod. XV, 55 56 ist in der Schilderung der schlacht bei Leuktra von Pelopidas gar nicht die rede. Epameinondas allein hat durch seine Strategie und seine tapferkeit den sieg errungen: Cap. 55, 2 : oiu Ttjg lotag azQazrjyiug neQienotrjouzo ztjv negißoi}- zov vlxrjv, Cap. 56, 2: fxsytazcav ö' inaivwv b azQaztjybg 'Ena- (leivmrdag rjfyüüdi], diu rr/g idiag ardgei'ag /xüXiazu xut GTQUiijyi- xijg ovt'8G£oog zovg ut ixijrovg Tjysftorag r/J? 'EXXcidog xaji]yK>viß(ihog. Damit ist wohl erwiesen , daß der autor Plutarchs nicht die quelle Diodors gewesen sein kann. Die Schlachtbeschreibung Diodors steht im einklang mit dem urtheile des Polybios (XII, 25) über die bezügliche Schilderung des Ephoros.

,<fr. 5. 54. Griechische geschichte. 331

J Stern hat aber noch ein argument gegeu die benutzung 1 Ephoros in Diodors erzählung der schlachten bei Leuktra iind Mantineia. Er sagt p. 145: „selbst wenn Ephoros die be- Heutung des kampfes bei Leuktra noch so sehr gewürdigt, so 1 st es kaum wahrscheinlich , daß er in seiner weit geschichte

ie mit so überraschender detaillirung geschildert hat, wie wir «las bei Diodor finden". Ferner p. 233 : „die detaillirte und 3 loch nicht sachgemäße Schilderung (der schlacht bei Mantineia), slas theilweise verschweigen der reiterniederlage (der Thebaner bor der schlacht) , die liebevolle und genaue beschreibung der

etzten augenblicke des Epameinondas und der sich daran knü- sjfende panegyrische epilog weisen auch hier, wie bei der schlacht EDei Leuktra, auf eine boiotische quelle".

ä Daß Diodors beschreibung der schlacht bei Leuktra von i, überraschender detaillirung" ist, wird wohl niemand außer Stern 3anden. Wie eine detaillirte beschreibung aussah, zeigt Plut. Pelop. 23. Doch davon abgesehen, Ephoros erzählte zwar die schlachten schwerlich mit überraschender detaillirung, wohl aber E^ab er von ihnen eine beschreibung, die recht eingehend war ■and von Diodor noch erheblich gekürzt worden sein muß. Po-

dybios XII, 25 f. sagt nämlich: "nav 8h (Ephoros) 7))v tibqI idsvxiou (*ä%i]v i^qy^zui Qt]ßaio3v ts hui yfaxeSatfxovicav Pj ttjv iv

MuvTiveCa TtuXiv rmv avrmv tovtoov iv >j hui fiBTtjXla^s tci ßCov 3 fcVßf<£ncü»ö«c, iv TOVTOig iuv int tu hutu (a i o o g iniOTtjoag ör t g & e co q ij t u g i h t a £ e i g hui fx e % ar d £e ig zag übt' av- \aovg johg nivdvvovg, yiloiog qsaivsxai hui nuvisläg aneigog Itoca« uäguTog zaiv toiovicov a>v. Bei dem einfachen verlaufe der 'schlacht bei Leuktra zeige sich die unerfahrenheit des Ephoros ^weniger als bei der complicirteren entwicklung der schlacht bei iMantineia , die ihm ganz unverständlich geblieben sei. tovto + 8 sarui 8t]Xov , suv Tig tovg TÖnovg vno&ifAsvog äXn&iroag ini- ?u£TQtj Tag h i v >'] c s t g z u g v n1 uvtov d jjXov ps v a g. Das <:paßt ganz zu Diodors beschreibung der schlacht bei Mantineia.

„Sie ist ausführlich, aber verworren", wie Stern richtig bemerkt.

Wir haben aber noch ein zeugniß, daß Ephoros die kriegs-

ithaten der Thebaner mit besonderer hervorhebung des Epamei-

i nondas ausführlich geschildert hatte. Plutarch sagt n. ü8olea%.

f 22 p. 514 c. : reo/' nay tj/aTv ng yaltu tv^ijv uityntOHtaq ovo

tm 'EcpoQOv ßißkimv i] tqiu nätTuq av&Qwnovg HUTf.TQiße hu) nuv

332 54. Griechische geschichte. Nr.

drdazazop inotsi avpitöaiov , asl tijv iv Asvxzgoig fxd^ijv xaj i avvsylq 8itjyov(xsvog . oüev 'EnafASiicavSag nagavvfxiov sa^sv. Di erzählungen der kriegsziige des Epameinondas zogen sich durc das 24. und 25. buch hin. (Fragm. 146 und 146a). Diese angäbe entspricht die ganze darstellung Diodors von der schlach bei Leuktra und den darauf folgenden ereignissen. Epameinon das, „der größte aller Hellenen" (XV, 39 und 88) steht durch weg im Vordergründe und ist der eigentliche träger der band i lung. Stellenweise begegnet noch im auszuge Diodors sein nam : in jedem zweiten oder dritten satze. In der darstellung de. Kallisthenes war dagegen Pelopidas stark hervorgehoben um, dem Epameinondas an die seite gestellt. Vgl. außer Plutarchs Pe lopidas noch Nep. Pelop. 4.

Es liegen aber, wenn es dessen noch bedürfte, eine reiht, weiterer anzeichen für die benutzung des Ephoros vor. In: fragm. 67 heißt es, daß Ephoros ausgeführt habe, wie Boiotiei seiner läge und beschaffenheit nach ngog fjysuovCav svqtvojg sjeiv dymyjj 8s aal natSsCa (Atj XQijaa/xsvovg, inst fit]8s zovg del ngo toifxfievovg uvztjg, el aal tiots xazcßQ&aaar, im /xangov ihv %qc vov avuiithai' xci&uttsq 'Enaixsivoävdag sSei^e . zsXevztjaavzog yu{ txsCvov ti)v qysiAOviav unoßaXslv evdvg zovg ®>jßaCovg , ysvaaps- vovg avzlqg (xövov ' aiziov 8s tlvai zo X o y co v xai ofxiXiag ziji TtQog ar&QConovg (iXtycogtjGut , fiövtjg d'imfisXrj&jjvai zyg xazd po Xsfiov ÜQSTTjg. Nun wird bei Diod. XV, 39 gesagt, daß di< Thebaner die hegemonie errangen, weil sie sich durch körper liehe eigenschaften auszeichneten und mehrere gute f ü h- rer hatten. Epameinondas ragte aber unter allen Hellenei hervor dv8gsia rs xa} azQaztjyixy avvsasi . jneTsa%E ydg inl nolx ndojjg n a iS e tag, xai fidXiaza zqg IlvOayogucrjg qiiXoaoqiiag .. xai zd TtjXlitavta nagaSö^cog Sisngdt-azo 8id t?ji> äy%ivoiav xuizij* ix nai8 siag avzw Ttsgiysysvijfiivijv dgszi'jv. Und cap. 88 heißt es dann: zoiyagovv i) nazglg avzov £äviog fisv ixztjaazo ztjv yysfioviav ztjg'EXXaSog, zsXsvztjGavzog 8s zavz?jg iazsgij&?j xal zi\g inl zo %il- qov del /xezaßoXijg inEigd&rj xzX. Epameinondas geö^rj awpiazog xai Xoyov deivozqzi . . . noXv 8i7ji>syy.s ndvztuv. Cap. 71: ati 8s fidXXov 8iu 7cüi' xazoQ&03[idzb)v a'v^cov zijV iSCav evSo^iuv xzX. Dennoch wird er in folge der Verleumdungen seiner nei- der, welche das volk aufstacheln, abgesetzt. Man siebt, die auffassung der quelle Diodors steht in genauer Übereinstimmung

Nr. 5. 54. Griechische geschiebte- 333

mit der des Ephoros. Es kehren sogar bei Diodor einzelne

worte des fragments wieder.

r Was noch speciell die ereignisse zur zeit der schlacht bei

i Mantineia betrifft, so verrieth nach Kallisthenes bei Plut. Ages. 34 f ein Thespier namens Euthynos den anschlag des Epameinondas tauf Sparta. Diod. XV, 82 läßt den spartanischen könig Agis ti die sache errathen und durch kretische läufer dem Agesilaos I nach Sparta meidung thun. Stern sucht p. 235 beide Versionen i zu vereinigen, um Kallisthenes als quelle Diodors zu retten.

Bei andern gelegenheiten protestirt er selbst mit recht gegen i derartige kombinationen. Charakteristisch für die quelle Dio- t dors ist es, daß sie die rettung Spartas einer ahnung des Agis

zuschrieb : Ayie InomevGag rip dy^ivotav zip EnafisiicatÖov xaz-

sotoxuGaro (isv 16 peXlov i^qiQorcog, arl. Bei der Verteidi- gung Spartas betheiligen sich namentlich die ältesten knaben

-und die greise. Ebenso heißt es bei lustin VI, 7, 3: senes et

cetera imlellis aetas, cum adventum Jwstium praesensissent etc. Eine i starke benutzung des Ephoros in den griechischen geschichten

des Trogus hat aber doch Enmann nachgewiesen. Endlich ist aus Ephoros fragm. 146a ersichtlich, daß dieser autor das rei- l tertreffen , in dem Gryllos fiel , mit in die beschreibung der '" schlacht bei Mantineia selbst verarbeitet hatte. Auch das ge- schieht bei Diod. XV, 84 ff.

1 Sterns versuch für Diodoros eine andere quelle als Ephoros

\ nachzuweisen ist also insoweit gänzlich mißlungen. Im letz-

f ten drittel des fünfzehnten buches hat sich jedoch in der that

j Diodoros für bestimmte abschnitte einer andern quelle zuzuwen-

1 den begonnen. Zuerst giebt er in der erzählung vom tode

Iasons zu erkennen, daß ihm außer Ephoros noch eine andere

(schriftliche quelle vorlag. Cap. 60, 5: 'Iuaoov ... idoloqiory&i],

i coy ftsv ' Eq>OQog y£ygaq)Ei>, vno nvoov sma vsavioxcov avvo[xoaa-

fxevcav 86%t]g svsxa , äg 3' evioi ygacpovaiv , vnh I1oXv8c6qov 7a-

Sslcpov. Dann zeigt sich in der erzählung der thessalischen

Unternehmungen der Thebaner, bei denen Pelopidas die haupt-

rolle spielte, eine auffallende Übereinstimmung Diodors (XV, 67,

i 71 u. s. w.) mit Plutarchs Pelopidas und der Vita des Nepos,

während die übrigen theile der plutarchischen und nepotischen

biographie keineswegs mit Diodor übereinstimmen. Es ist nun

höchst unwahrscheinlich, daß sowohl Plutarch als Nepos auf den

334 54. Griechische geschichte. Nr.

einfall gekommen sein sollten, an derselben stelle ihre quelle zr wechseln. Also muß Diodor zu einem andern autor gegriffei haben, bei dem gerade die thessalisch - makedonischen verhält nisse eingehender oder nach seinem urtheile anziehender, resp, besser, als bei Ephoros geschildert waren. Da sich das werk des Ephoros seinem ende näherte , so mußte sich Diodor allmählig nach andern quellen umsehen und mit ihnen bekannt macheu. Es ist unter den umständen leicht erklärlich , wie er für gewiss« partieen bereits aus einer andern quelle schöpfen konnte, wäh rend er bei der darstellung der feldzüge des Epameinondas noch an seiner alten quelle festhielt.

Die Übereinstimmung mit Plutarchs und des Nepos Pelopidas weist mit größter Wahrscheinlichkeit auf Kallistlienes als den autoi hin, den Diodor heranzuziehen begann. Es liegt auf der band daß der Olynthier Kallistlienes gerade für die ihm nahe Hegen den makedonisch- thessalischen Verhältnisse besonderes interesse haben mußte. Er gehörte auch zu den von Diodoros bevor- zugten rhetorisir enden historikeru.

Für Kallistlienes hatte natürlich Pelopidas , der die actioi Thebens in Thessalien und Makedonien leitete, ein unmittelbarere: interesse als Epameinondas. Er ließ ihn daher neben Epamei nondas überhaupt weit mehr in den Vordergrund treten als et bei Ephoros geschah, der für Epameinondas schwärmte. Da: war offenbar auch der grund, weshalb Plutarcb und Nepos für die le bensbeschreibung des Pelopidas Kallistlienes als quelle wählten Pelopidas hat in diesen biographien um die große Thebens min- destens ebenso große Verdienste wie Epameinondas. Stern (p. 221 hat richtig bemerkt, daß der nachruf auf Pelopidas bei Diod XV, 81 nicht aus Ephoros stammen kann. Nach diesem nach- rufe nluGiov avtsßaJezo (Pelopidas) ngng trtv zwv Oijßufa))' av^yaiv und agfflybg iyevero 7/}s' j£x//s' (bei Leuktra) , während in der aus Ephoros stammenden Schlachtbeschreibung bei Diod. XV, 55 56 von Pelopidas gar nicht die rede ist. Ferner heißt es cap. 81, 2, wie schon Queck betont hat, daß die The- baner, nach dem siege bei Tegyra nQwrov i-'airjaar zn'nuiti> xaru s/axEÖaifinvlcai. Nach cap. 34 haben dagegen die The- baner schon früher das erste tropaion errichtet.

Was nun Sterns gesammtauffassung der spartanischen und f1iebanischen politik betrifft, so beruht sie auf einer nüchternen,

.fr. 5. 54. Griechische geschichte. 335

ein sachlichen betrachtung der thatsachen selbst. Mit recht ;eugnet Stern panhellenische gesinnungen und tendenzen des

igesilaos. „Sein ganzes dichten und trachten wurzelte nur in g einem Staate, und diesen staat zur ersten macht zu erheben,

ie leitung der hellenischen angelegenheiten zu gewinnen, das

yar sein ziel , wie das der ganzen damaligen spartanischen po- [itik". Agesilaos stand auch, wie Stern zeigt, dem königsfrie- ,.en ebensowenig fern , wie er ein gegner des Antalkidas war.

)er königsfriede war für Sparta eine politische nothwendigkeit, i 'ersien und Sparta hatten das gleiche interesse, Athens see-

lacht nicht wieder erstehen zu lassen. Das war die naturge- mäße basis der Verhandlungen. Der artikel über die autonomie I iller städte sollte überall Spartas herrschaft zu voller geltung

iringen. Jeder verband, der Sparta gefährlich werden konnte, [#ie der in der ersten entwickelung begriffene athenische see- inund, der boiotische bund, die Vereinigung von Korinthos und ; Irgos , sollte auf grund des königsfriedens gesprengt wer-

en. Bei der beurtheilung des Verfahrens gegen Mantineia und iier auflösung der stadt in fünf selbständige gemeinden bringt , itern gegenüber den üblichen scharfen , aber etwas einseitigen erurtheilungen dieses „aktes rohester Vergewaltigung und Will- kür" auch die gesichtspunkte der spartanischen politik zur gel- jung, welche die demokratien überall nur als feinde ihrer freunde und als träger der Opposition auftreten sah. In Mantineia hatte r.ber die demokratie so feste wurzeln geschlagen , daß ihr nur hihi dioikismos den boden entziehen konnte. Auch Agesipolis Itimmte in den grundsätzen der spartanischen politik mit Age- lilaos überein, obwohl er dessen gegner und milderer gesinnung i'/ar. Es bedurfte bei ihm der vermittelung seines vaters Pau- jianias, um über die rebellischen demokraten von Mantineia nicht i.ie todesstrafe , sondern nur Verbannung zu verhängen. Stern

lätte noch hervorheben können, daß seit zwei Jahrhunderten die i asis der machtstellung Spartas in Hellas der peloponnesische i'Und war, und daß Sparta zur behauptung und entwicklung '.erselben vor allem den bund fest in der band halten mußte. 'Vahrend des krieges hatten aber verschiedene mitglieder des

aindes theils offen zu den feinden gehalten , theils ihnen unter rer hand Vorschub geleistet oder mit ihnen sympathisirt. Wenn

iparta nach dem abschlusse des friedens vor allem mit diesen

336 54. Griechische geschiehte. Nr.

unzuverlässigen elementen gründlich aufräumte, so handelt es si also um die nothwendige Sicherung der grundlage seiner macht un seiner ganzen politischen action. Freilich war die von Agesilac mehr oder weniger bestimmte politik Spartas nicht bloß gegenübe unzuverlässigen bündnern , sondern allerwärts eine politik de rücksichtslosen gewalt, der Zerstörung aller aufstrebenden staatf wesen und der niederhaltung der freien volkskräfte. Auf d dauer ließ sich dieses System nicht halten. Seine höchsten er1 folge waren die besetzung der Kadmeia und die auflösung de chalkidischen bundes. Die Spartaner geboten damals „gewal tiger und unumschränkter als je über Hellas". Aber diese „gewaltige bau" (Stern) stand, wie zu bemerken gewesen wäre nur äußerlich so imponirend da. Er war morsch und ohn starkes fundament. Die spartanische biirgerschaft zählte damal noch nicht zweitausend köpfe , und in den abhängigen Städte; bildeten die lakonisch gesinnten, die oligarchen, nur eine klein minderheit , während die demokratischen volksmassen zu der gegnern zählten. Und auch die äußern stützen dieses baues Persien und der tyrann Dionysios, sahen kräftiger und gefähr licher aus als sie es in Wirklichkeit waren. Kaum ein jahrzehn nach dem königsfrieden wurde er bereits durch die befreiunj Thebens und die neue attische marine erschüttert , die schlaclr bei Leuktra warf ihn vollends über den häufen. Aristotelei sagt nicht mit unrecht , daß Sparta in folge der geringen an zahl von bürgern zu gründe gegangen sei. Eine einzige ernstf niederlage wirkte vernichtend.

Auffallend ist es , daß Stern die gewichtige heeresordnung des peloponnesischen bundes vom frühjahr 383 nur eben mi einem worte erwähnt. Der gefügige bundestag beschloß, dal jeder bundesstadt fernerhin freistehen sollte, an stelle ihres con- tingents an mannschaften eine entsprechende geldsumme zu zahlen. Zugleich führte Sparta eine divisionseintheilung ded bundesheeres ein. Diese militärreform bewegte sich durchaus im geiste der seit 387 von Sparta befolgten politik. Sie verJ stärkte die macht des vorortes auf kosten der kraft und Wehr- fähigkeit der einzelnen bundesstädte. Viele städte zahlten nun, namentlich bei überseeischen, außerpeloponnesischen kriegszügen (Xen. Hell. V, 4, 15. VI, 2, 16, VII, 1, 12) geld, womit die; Spartaner Söldner mietheten, die sie natürlich willkürlicher ver-

r..5. 54. Griechische geschichte. 337

^nden konnten als die contingente der Bundesgenossen. Wenn a$ lakedaimonische bundessystem nicht so bald zertrümmert worden wäre, so würde dieses institut eine analoge , wenngleich ; Licht so tiefgehende Wirkung ausgeübt haben, wie im delisch- tischen bunde die ablösung der flottenkontingente durch geld- .iträge.

Bei der beurtheilung der thebanischen politik, namentlich ir politischen ziele des Epameinondas wendet sich Stern mit cht gegen „die idealisirenden auffassungen der thebanischen sgemonie - bestrebungen", in denen neuere gelehrte meist das etzte wirkliche aufleuchten idealen , nationalgriechischen gei- 3S, den uneigennützigen versuch einer erhebung Griechenlands jis schmach und beginnendem verfall sehen". Epameinondas sid Pelopidas sollen in ihren planen und Unternehmungen nicht ir boiotische interessen verfolgt , sondern vielmehr das wohl ;i>n ganz Griechenland erstrebt haben. Stern betont dagegen, :kß weder in den berichten der quellen sich anhaltspunkte für me Idealität der thebanischen politik fänden, noch daß die hi- jorischen thatsachen selbst zu gunsten der vielgerühmten hoch- jprzigkeit und panhellenischeu friedensstiftung der Thebaner jirächen. „Um die eigene verlorene Selbständigkeit zu gewinnen, itte man den schweren krieg mit Sparta begonnen und hierbei f;i)n erfolg zu erfolg geführt , erweiterte sich das programm der j-iebanischen politik immer mehr, bis das endziel : die herrschaft giaiotiens über ganz Griechenland zur geltung zu bringen , klar 3geben war. Vom ersten heereszuge in den Peloponnes bis zur ,;hlacht bei Mantinea verfolgten Thebens führer unentwegt die- uln plan stetig und mit auf bietung aller mittel, wie denn auch ms urtheil der Zeitgenossen ihre bestrebungen als naturgemäß mi die beherrschung von Hellas gerichtet aufgefaßt hat". Ee- rent schließt sich dieser auffassung voll und ganz an. Auch ann Epameinondas nicht von der schuld freigesprochen werden, ,xR er die leistungsfähigkeit seines volkes überschätzt und es ii aufgaben geführt hat, denen das können und vermögen des- idben nicht gewachsen war. Die kriegstüchtigen Thebaner ha- :3n unter der leitung so ausgezeichneter feldherrn, wie es Epamei- ondas und Pelopidas waren, das alte Staatensystem zertrümmert, 0ber kein neues auf die dauer zu begründen vermocht. Allge- meine auflösung und Verwirrung war das thatsächliche ergebniß

338 54. Griechische geschichte. Nr. 1

der action Thebens , und sicherlich nur vorübergehend würd es vielleicht ein anderes gewesen sein, wenn Epameinondas nicb bei Mantineia gefallen wäre. Jedenfalls waren auch die siegei die vor der Schlacht zwei empfindliche schlappen erlitten uiv erst nach furchtbarem kämpfe den feind geworfen hatten, star: erschöpft, während das athenische beer völlig intakt war. Scho : Ephoros hat bemerkt , daß die hegemonische Stellung Theben wesentlich von einzelnen persönlichkeiten abhing. Sie hinfl auch von günstigen umständen ab , die sich schon zu lebzeitci des Epameinondas zu verändern begannen. Wenn Stern unte anlehnung an einen gedanken des Ephoros von der „sittlichen kraft und reife" spricht, welche dem thebanischen volke gefehl hätten, um auf die dauer ein neues Staatensystem zu begründen so ist es doch sehr zweifelhaft, ob etwa die Spartaner ein heres maß von sittlicher kraft und reife besaßen. Die haupt sache war, daß die finanziellen und militärischen kräfte Theben nicht ausreichten , um die herrschaft über ganz Griechenlani länger als vorübergehend zu gewinnen und zu behaupten ; so fern sie nicht durch die mittel einer durchaus zuverlässige! bundesgenossenschaft verstärkt wurden. Aber so geniale mili tärs die leitenden Thebaner waren, neue, große und produktive1 staatsmännische ideen sucht man bei ihnen vergebens. Der ge danke, Megalopolis zu begründen, ist, wie Stern (p. 157) richtig ausgeführt, nicht von Epameinondas ausgegangen, sondern vor1 den führern der panarkadischen bewegung. Epameinondas ha nur die neugründung durch militärischen schütz gefördert, weil er die bedeutung der neuen Stadt als bollwerk gegen Sparta von strategischen gesichtspunkten aus wohl zu schätzen wußte Auch zur Wiederherstellung der Unabhängigkeit Messeniens gab der allgemeine aufstand der Messenier beim einfalle des Epa meinondas in Lakonien den anstoß. Bei der begründung einei stark befestigten hauptstadt des befreiten landes treten wiedei die militärischen gesichtspunkte hervor. Epameinondas hat Sparta mattzusetzen verstanden , aber nirgends begegnen uns versuche, eine große conföderation auf gesunderen und festeren grundlagen zu begründen als es Sparta vermocht hatte. Die bundespolitik Thebens bewegt sich durchaus in den bahnen der spartanischen : unterthänigkeit , harmostenwesen , heeresfolge , alles finden wir wieder, nur stützt sich Theben auf die demokraten oder einzelne

ffr. 5. 54. Griechische geschichte. 339

Machthaber, statt auf die aristokraten. Es fehlt ganz au den .nfängen irgend welcher organischer bundesinstitute, die ein en- geres, gemeinsames band zwischen den bundesgenossen zu knü- pfen vermocht hätten. Die thebanische symmachie fiel darum ,asch auseinander. Nur in Boiotien selbst hat Theben nach .dem vorbilde des chalkidischen bundes alle boiotischen gemein- den nicht bloß zu einem städtebunde, sondern zu einem wirk- : ichen bundesstaate mit Theben als leitender hauptstadt zu ver- einigen versucht. Aber hier gab es schon lange vor Epamei- londas organische bundesinstitute, wie die Boiotarchie und die ,vier rathe der Boioter". Die Vereinigung der boiotischen ge- neinden gelang, jedoch nur mittels roher militärischer gewalt. . iMataiai, Thespiai, Orchomenos wurden zerstört. Dieses verfah- ren war gewiß nicht weniger oder mehr brutal als das vielge- cadelte des Agesilaos gegen Mantineia.

Die günstigen umstände , unter denen Theben emporkam, )eruhten auf der starken reaction gegen die spartanische herr- Jtchaft. Das änderte sich schon zu lebzeiten des Epameinondas. Die städte, welche nichts mehr von Sparta zu befürchten hatten, rtber von Theben in ihrer Selbständigkeit bedroht waren, wand- ten sich gegen die Thebaner. Immer höher thürmten sich die Schwierigkeiten, mit denen Theben zu kämpfen hatte. Ein kur- ser überblick über die thatsachen zeigt, wie die Thebaner nicht (im stände waren, zugleich Thessalien zu behaupten und die re- nitenten elemente in der Peloponnesos niederzuwerfen. Im winter 370/69 beim ersten zuge des Epameinondas hatte Sparta kaum .seine existenz gerettet. In Lakonien selbst war eine anzahl der gichtigsten Perioikenstädte in die hände des feindes gefallen ,und von Sparta losgetrennt worden. Messene, Megalopolis, das irkadische Koinon und Argos bildeten eine kette, welche Sparta dauernd in die Stellung eines mittelstaates einzwängten. Im leldzug von 369 galt es nur noch die zu Sparta haltenden nord- peloponnesischen städte zu treffen. Freilich gewann Epameinon- .das Sikyon und Pellene, aber Epidauros und Troizen hielt sich, .and vor Korinth erlitten die Thebaner eine empfindliche schlappe. .Die gegner wurden, wie Xenophon ausdrücklich bezeugt, wieder L oauthiger. Athen schloß sich enger an Sparta an , seitdem die ^Thebaner die euboeischen städte vom seebunde abwendig ge- . macht und in ihre symmachie aufgenommen hatten. Diese wich-

340 54. Griechische geschichte. Nr. 5.

tige thatsache hat Stern nicht in ihrer tragweite für die bezie- hungen Athens und Thebens gehörig gewürdigt.

Im jähre 368 eroberte Archidamos mit den hülfstruppen des Dionysios Karyai, einen platz von größter strategischer be- deutung. Die Spartaner begannen im eignen lande wieder freiere band zu gewinnen. Dann schlug Archidamos die Ar- kader, die sich bereits von Theben zu trennen und ihre eigenenJ •wege zu gehen begannen. Theben versuchte es nun, durch die autorität des Perserkönigs den wachsenden Schwierigkeiten begegnen und wie Sparta als Vorsteher eines königsfriedens Hellas zu beherrschen. Stern bemerkt mit recht, daß schon an dieser thatsache allein, alle versuche, die thebanische politik auf ideale und panhellenische bestrebungen zurückzuführen, schei- tern müssen. Pelopidas gewann den großkönig , aber der ver- such den neuen königsfrieden zuerst auf einem kongresse zu Theben , dann durch Verhandlungen mit den einzelnen Städten zur geltung zu bringen , scheiterte vollständig. Theben erlitt eine große diplomatische niederlage. Es versuchte nun mit Waf- fengewalt seine geschwächte autorität in der Peloponnesos wieder- herzustellen. Auf dem dritten zuge gewann Epameinondas die achaeischen Städte. Aber die thebanische politik ließ es ihnen gegenüber an consequenz fehlen. Bald gingen sie verloren und schlössen sich unter der regierung der vertriebenen und wiedei zurückgekehrten aristokraten fest an Sparta an. Die ergebnisse dieses zuges waren gleich null. Die Arkader , immer unzufrie- dener mit Theben, schlössen mit den Athenern ein defensiv- 1 bündniß ; und zugleich eroberten die Lakedaimonier Sellasia zu- rück, den Schlüssel zum Eurotas-thale. (Xen. Hell. VII, 4, 12)., Kurz vor der schlacht bei Mantineia vertrieben sie auch die thebanische besatzung aus Gytheion. Sie waren damit wieder herren im eigenen hause geworden und konnten kräftiger nach außen hin auftreten. Diese thatsachen hat Stern in seiner dar- stellung nicht zur geltung gebracht. Im jähre 365 brach ein conflict zwischen den Arkadern und Eleiern aus, in folge dessen sich auch die P^leier, die im jähre 370/69 , als bundesgenossen der Thebaner in Lakonien eingefallen waren , sich wieder an Sparta anschlössen. Immer weiter zerbröckelte so die große coalition, an deren spitze Theben gestanden hatte.

Bei dieser läge der dinge erweiterte Epameinondas noch

.fr. 5. 54. Griechische eeschichte. 341

as actionsgebiet Thebens. Er ging an die begründung einer riegsflotte heran. Es galt die seeherrschaft Athens, welche der lebanische königsfriede durch einen bloßen machtspruch besei- ten wollte, zu erschüttern. Athen gehörte zu den gefahrlich- ten gegnern der thebanischen hegemonie - bestrebungen und "lonnte zur see am empfindlichsten dadurch getroffen werden, 'aß die seebundesstädte zum abfall gebracht wurden. Das dlte die nächste aufgäbe der neuen thebanischen marine sein. ;fs war ein unternehmen zweifelhafter art. Denn zu einer be- deutendem marine fehlten die nothwendigsten Voraussetzungen. >ie Boioter waren hauptsächlich ein bauernvolk und auch die j!ar Unterhaltung einer größern flotte erforderlichen financiellen 'littel waren nicht vorhanden. Stern braucht zur charakterisi- ang dieses Unternehmens etwas starke, aber nicht ganz unbe- rechtigte ausdrücke. (P. 218). „Der schritt erinnert an die nternehmungen moderner gründer, die eine gewagte speculation urch eine noch gewagtere zu stützen suchen". Entschieden nrecht thut aber Stern dem Epameinondas , wenn er ihm den Man zuschreibt, „durch überseeischen handel Boeotien zu nicht- i'eahntem reich thum zu verhelfen" und „durch schwunghaft be- gebenen handel neue hilfsquellen zu eröffnen". Hat etwa Plut. hilop. 14 Stern zu dieser annähme veranlaßt? Epameinondas nt doch gewiß nicht so thöricht gewesen, zu glauben, es ließe \ch eine „handelsmacht" und ein „schwunghaft betriebener han- ~el" künstlich im laufe weniger jähre schaffen, wie man etwa ine kriegsflotte erbauen kann.

Der flottenbau kostete natürlich bedeutende summen, deren

uftreibung den bereits durch die fortwährenden kriege financiell

> J;ark in anspruch genommenen Boiotern nicht leicht geworden

IfeSh kann. Im jähre 364/3 ging Epameinondas mit der theba-

ischen flotte in see. Es gelang ihm Byzantion zum abfall von

: ithen zu bringen, mit einzelnen andern Seestädten beziehungen

uzuknüpfen und in Keos einen aufstand der antiathenischen

artei zu veranlassen. Ephoros (Diod. XV, 79) hat natürlich

' ie ergebnisse dieser expedition übertrieben. Daß sie lange nicht

Jen durch die großen rüstungen hoch gespannten erwartungen

atsprachen, ersieht man aus Plut. Philop 14. Immerhin hat

e zur erschütterung der see-hegemonie Athens nicht wenig bei-

; etragen. Auch hier wirkte Theben an der auflösung der lei-

Philol. Anz. XVI. 23

342 54. Griechische geschichte. Nr. 5,

stungsfähigen politischen factoren mit.

Inzwischen trat eine Spaltung unter den Arkadern ein. Die aristokratisch-peloponnesische partei gewann im Koinon die Ober- hand, machte mit den Eleiern frieden und schloß sich an Sparta an, während die demokratisch-thebanische partei sich an Theben wandte. So entstand allmählig eine große coalition gegen The- ben , an der die Lakedaimonier , ein großer theil der Arkader die Eleier, Achaier, Phliasier und Athener theilnahmen. Hättl Epameinondas den tag bei Mantineia überlebt , so würde gewil der thebanische sieg ein vollständiger gewesen und die coalitior gesprengt worden sein , aber wenn man die entwickelung dei dinge vom ersten zuge des Epameinondas verfolgt, so muß mai sagen , daß damit noch lange nicht die kämpfe abgeschlosser gewesen wären. Die Arkader, Argos, Korinthos, Megara, Äther hätten sich die thebanische hegemonie nicht gefallen lassen Elemente zu einer neuen coalition waren genug vorhanden, und bereits drohte auch der conflict mit den Phokiern , aus den Theben total erschöpft hervorging. Je länger die kriege währ ten , desto mehr mußte sich der vortheil auf die seite der { ner neigen , wenn Theben nicht immer neue , gleichwertig« mannschaften ins feld stellen konnte.

Durch die Vernichtung des lakedaimonischen bundes, di^ erschütterung des athenischen und übermäßige anspannung de kräfte Boiotiens hat Epameinondas dem makedonischen angril den boden geebnet. Vom gesichtspunkte nationaler selbständig keit betrachtet, war die thebanische politik zweifellos für Hella unheilvoll. Stern (p. 246) bemerkt nicht mit unrecht, daß ohne die tage von Leuktra und Mantineia die makedonischen sieges züge undenkbar gewesen wären.

Isokrates (Phil. 53 55) meint, daß die Thebaner von ili; rem siege keinen guten gebrauch gemacht hätten und um di< herrschaft zu lande und zur see zu gewinnen gleich mit alle: weit in conflikt gekommen wären. etV tovto be ngäyfidt^ uvtcxiv TCSQifaTtjxev ooc,' tXntaavieg anaviac ?t>i>c, "EXXyvag i'y' av\ roTg iaea&ai viv iv am rag fXnC8ct<,' Ü)[<>vai Tijg avTcov amrt]Q[ag Das urtheil des Isokrates ist nicht unrichtig. Epameinondad und Pelopidas haben sich nicht zu einer weisen , den kräftei ihrer Vaterstadt angemessenen beschränkung verstehen können;

|tfr. 5. 54. Griechische geschichte. 343

iie es geboten hätte, nach der endgültigen Schwächung Spartas

)eim ersten zuge des Epameinondas alle kräfte Thebens auf , lie begründung einer festen, Hellas gegen Makedonien schützen- den macht in Mittelhellas und Thessalien zu richten, statt nach (der herrschaft über ganz Hellas und das meer zu streben.

Zum Schlüsse noch eine einzelheit. Recht hübsch ist die

Bemerkung Sterns (p. 140), daß Xenophon in der beschreibung ,1er schlacht bei Leuktra von spartanischen berichten und dar- ^tellungen abhängig ist, und Epameinondas wahrscheinlich zu- nächst in Sparta nicht viel genannt wurde. Der thebanische faeld war im jähre 371 zum ersten mal boiotarch , ein befehls- ;ihaber so gut, wie die übrigen sechs glieder des höchsten mili- tärischen collegiums , und da er damals, wenigstens der außen- weit gegenüber, erst am anfange seines einflusses und seiner be- jäeutung stand , so war man sich wohl in Sparta noch nicht rirecht klar darüber geworden , daß man ihm und seinem strate- gischen genie vor allem den erfolg der Thebaner zuzuschreiben chatte. So erkläre sich vielleicht, warum Xenophon den Epamei- jüondas gar nicht nenne. Plutarch. Ages. 27 sagt ausdrücklich, «daß bis zur schlacht bei Leuktra Epameinondas noch keine I probe seiner Strategie abgelegt habe. Andrerseits wurde von ]den Spartanern natürlich Kleombrotos als sündenbock hingestellt jund alle schuld auf ihn gewälzt. Stern hat ganz recht, wenn L er meint , der zug des Kleombrotos von Phokis über Thisbe [und Kreusis nach Leuktra beweise , daß er ein fähiger Stratege [gewesen sei, allein er geht doch zu weit, wenn er den Kleom- ,brotos geradezu ein „strategisches genie" nennt. Es war ein ) handgreiflicher fehler des Kleombrotos , daß er die lakedaimo- inische reiterei, über deren große schwäche er sich nicht täuschen [konnte, bei Leuktra vor der front aufstellte, so daß sie geworfen [/auf das schwere fußvolk zurückfiel und dessen bewegung in ver- ;;hängnißvoller weise hinderte. Auch ist sich Kleombrotos viel izu spät über den schlachtplan des Epameinondas klar geworden, fwas doch auch nicht von einem genialen feldherrnblick zeugt.

Noch mancherlei hätte referent an dem buch Sterns im ein- ; zelnen auszusetzen. Es wird sich vielleicht eine andere gele- L genheit dazu bieten. Schon die eingehende besprechung zeigt i aber, daß er die schrift der höchsten beachtung für werth hält.

Durch eine gesunde quellenkritik und eine selbständige , nüch-

23*

344 Bibliographie. Nr. (

terne betrachtung der sichern historischen thatsachen selbst ha Stern unsere kenntniß und auffassung der griechischen geschieht vom königsfrieden bis zur schlacht bei Mautineia wesentlich ge fördert. G. Busölt.

Bibliographie.

Eine lesenswerthe anzeige von 0. Hase's buch : „die Ko: berger, eine darstellung des buchhändlerischen geschäftsbetriebe in der zeit des Überganges vom mittelalter zur neuzeit". m Leipzig, Breitkopf' u. Härtel, 1885, findet sich in Münch. allg ztg. 1886, beil. zu nr. 5, welche sich mit Anthoni Koberge ; vorzugsweise beschäftigt: zwischen 1440 1450 zu Nürnberg geboren, starb er noch völlig rüstig 1513, da ihm im Jahn vorher von seiner zweiten f'rau sein 25. kind geboren war gleiche thätigkeit hat er als buchdrucker und buchhändler beide geschäfte waren damals regelmäßig verbunden entwi ekelt: er hatte 24 pressen im gange und 100 gesellen, druckti aber nur für sein geschäft und ließ noch in Basel (bei Amor bach), in Straßburg, Hagenau, Lyon drucken; er sorgte seh: für gutes papier, gute druckerschwärze und ebenso für correct heit, strebte daher nach tüchtigen correctoren : Beatus Rhenanuii gehörte zu diesen. So hat er 210 werke, darunter manche vor mehreren bänden , verlegt : besonders berühmt war die weit chronik von Schedel mit 2250 holzschnitten illustrirte aus gaben liebte damals man auch dann lateinische wie deutscht bibeln, darunter seit 1483 eine berühmte bilderbibel : sonst wai lateinische Scholastik sein hauptverlag, auch ab und an ein altei lateiner , wie Boethius : griechisch hat er nicht gedruckt : mar sieht, welch interessanten Stoff Hase zu verarbeiten gehabt hat

Nach Münch. allg. ztg. beil. zu nr. 1 63 wird in nicht lan- ger zeit von Gregorovius eine geschichte der Stadt Athen im mittelalter erscheinen , ein seitenstück zu dessen geschichte dei Stadt Rom, von der jetzt der erste band in vierter aufläge aus- gegeben ist , ein erfreulicher beweis dafür , daß in Deutschland: alles was mit dem classischen alterthum zusammenhängt, in wei- ten kreisen auf theilnahme rechnen darf, wird es nur in pas- sender form vorgetragen.

Mittheilungen der Verlagsbuchhandlung B. G. Teubner in Leipzig 1886, nr. 2 : Fragmenta poetarum latinorum. Edidi Aemilius Baehrens. (Bibliotheca Teubneriana). 8. geh. Auli Gellii Noctium Atticarum libri XX ex recensione Martini Hertz. Editio minor altera. 2 voll. (Bibliotheca Teubneriana.) 8. geh. Theophylacti Simocattae historiae. Edidit Carolus de Boor. (Bibliotheca Teubneriana). 8. gen. Quaestiones gram- maticae ad Thucydidem pertinentes. Auctas et correetas Herum

Sr. 6. Bibliographie. 345

didit Ioannes Matthias Stahl, gr. 8. geh. Die Wolken des ^.ristophanes. Erklärt von W. S. Teuffei. Zweite aufläge be- orgt von Otto Kahler, gr. 8. geh.

Ausgegeben ist ein verzeichniß des Verlags von Georg Reimer

a Berlin, in dem bich auch die auf kosten der academie der

"rissenschaften in Berlin edirten werke befinden ; ferner ankün-

igung von Le Monnier in Florenz von : Miscellanea philologica

linguistica in memoria di Napoleon Caix e Ugo A. Canello,

^aeist neuere sprachen betreffend.

li' Kataloge von antiguaren : Ludwig Bamberg in Greifswald, an-

iquarischer catalog 69 ; W. Koch u. Reimer in Königsberg

['. Pr., catalogus XIX, dissertationes philologicae, historicae, ar-

\ haeologicae magnam partem ex Batavia arcessitae ; K. Th.

•Jölcher in Frankfurt a. M., verzeichniß 133, meist auf entomo-

-ogie bezüglich.

Verzeichniß der wichtigeren publicationen auf dem gebiete der alter-

thumswissenschaft. 1886. IV.

' 520. Aeschylos Perser erkl. v. W. S. Teuffei. 3. aufl. bearb. von

iVr. Wecklein. Leipzig, Teubner 1886. 8. VI, 119 p. 1 mk. 20 pf.

i 521. Anecdota varia graeca et latina ed. Rud. SchoelL et Guil.

, ßtudemimd. Vo\. I: Anecdota varia graeca musica metrica grarnma-

IMca ed. Guil. Studemund. Berlin, Weidmann 1886. 4. VI, 313p. 10 mk. D 522. Bemouüli, J. J, römische iconographie. Theil 2: die bild- ;Jiisse der römischen kaiser und ihrer angehörigen. I. Das Julisch- vJJaudische kaiserhaus. Mit 35 lichtrlr. -tafeln u. 59 illustr. Stuttgart, i-.Spemann 1886. 4. XIV, 438 p. 30 mk.

523. Boeckh, Aug. , die staatshaushaltung der Athener. 3. aufl. :."'irsg. u. mit anmerkungen begleitet von Max Fränkel. 2 bde. Ber- lin, G. Reimer 1886. 8. XXVIII, 711, VII, 517 p. 30 mk.

524. , encyclopädie u. methodologie der philologischen Wissen- schaften hrsg. von Ernst Bratuschek. 2. aufl. besorgt v. Rud. Kluss- '^ann. Leipzig, Teubner 1886. 8. X, 884 p. 14 mk.

525. Bradley, A. C. , die Staatslehre des Aristoteles. Ein essay. "lutoris. Übersetzung von J. Imelmann. 2. titel-ausg. Berlin, Gärtner t-884. 8. III, 83 p. 1 mk. 80 pf.

:i 426. Bugge, Sophus, der Ursprung der Etrusker durch zwei Leni- nsche insehriften erläutert. (Aus Christiania Videnskabs - Selskabs ^orhandlinger). Christiania, Dybwad 1886. 8. 63 p. 1 mk. 70 pf. 527. Ciceronis , M. Tullii, orationes selectae scholarum in usum -:d. Herrn. Nohl. Vol. IL III de imperio Cn. Pompei oratio. In L. ^atilinam orationes IV. Leipzig, Freytag 1886. 8. XVI, 65 p. 50 pf. ; 528. Collection Sabouroff, la. Monuments de l'art grec. Publiee

Dar Adolphe Furtivängler. 13. et 14 livr. Berlin, Asher 1886. fol.

0 heliogr. lithogr. et chromolith. 10 bl. text. In mappe ä 25 mk.

529. Cohausen, A. v. , der römische grenzwall in Deutschland. 'Militärische und technische beschreibung desselben. Mit 2 taff. ab- nildungen. (Aus Aunalen des Vereins für Nass. alterthumskunde). riViesbaden, Kreidel 1886. 8. 30 p. 2 mk.

530. Corpus scriptorum ecclesiasticorum Latinorum. Ed. consil. 't impens. caes. acad. litt. Vindobon. Vol. IX pars IL EuyLppii opera )ars IL Vita S. Severini rec. et comment. critico instruxit Pius

tKnoell. Wien, Gerolds söhn 1886. 8. XVI, 102 p. 2 mk. 40 pf. . i 531. Corpus iuris civilis. Ed. stereot. IV. Vol. I. Institutiones

346 Bibliographie. Nr. 6

rec. Paul Krüger. Digesta recogn. Theod. Mommsen. Berlin, Weid mann 1886. 8. XXII, 882 p. 10 mk.

532. Corpus iuris civilis, fasc. XII. Novellae XLIV— LXXX rec Rud. Schoell. (Bd. III, p. 273-392). Berlin, Weidmann 1886. t 2 mk. 40 pf.

533. Curtius, Georg, kleine Schriften hrsg. v. E. Windisch. Theil ] Ausgewählte reden u. vortrage. Mit einem vorwort von Ernst Cur tius. Leipzig, Hirzel 1886. 8. XXIX, 173 p. 3 mk.

534. Curtius, Ernst, alterthum und gegenwart. Gesammelte rede und vortrage. 2. bd. 2. aufl. Berlin, Hertz 1886. 8. VII, 347 pj

535. Egli, J. J. , geschichte der geograph. namenkunde. Mi probe einer toponomastischen karte. Leipzig, Brandstetter 1886. t' IV, 430 p. 10 mk.

536. Foerster , Rieh., die klassische philologie der gegenwari Rede. Kiel 1886. 4. 25 p. 1 mk.

537. Fressl, Joh., die Skythen-Saken die urväter der Germanen München, Lindauer 1886. 8. XVI, 340 p. 10 mk.

538. Gerathewohl, Bernh. , die reiter und die rittercenturien zu» zeit der römischen republik. München, N. Ackermann 188b". E' 103 p. 2 mk.

539. Handbuch der klass. alterthumswissenschaft. In verbindun; mit . . . hrsg. v. Iwan Müller. 3. u. 4. halbband. Nördlingen, Becl 1886. 8. (Bd. I, p. 1-618). 11 mk.

540. Heydemann, Heinr. , Dionysos geburt und kindheit. Mit doppeltafel u. 1 holzschn. 10. Hallesches Winckelmannsprogr. Hallt Niemeyer 1885. 4. 58 p. 4 mk.

541. Heynacher, Max, was ergiebt sich aus dem sprachgebraucl Caesars im bellum Gallicum für die behandlung der lateinischen syr tax in der schule? 2. verm. aufl. Berlin, Weidmann 1886. 8. IV 134 p. 3 mk.

542. Homeri Iliadis carmina ed. Alois Rzach. Pars I, carm. XII. Leipzig, Freytag 1886. 8. XXII, 296 p. 1 mk.

543. luvend, C. Vetti, Aquilini libri evangeliorum IV ad fiden codd. antiquiss. rec. Carolus Marold. Leipzig, Teubner 1886. 8. XVIII 119 p. 1 mk. 80 pf.

544. Kurtz, Ed., thierbeobachtung und thierliebhaberei der Grie chen. Vortrag. Leipzig, A. Neumann 1886. 8. 21 p. 50 pf.

545. Liebenam, W., beitrage zur Verwaltungsgeschichte des röm kaiserreichs. I. Die laufbahn der procuratoren bis auf die zeit Dio cletians. Jena, Passarge 1886. 8. V, 160 p. 2 mk. 50 pf.

546. Lucianus rec. Jul. Sommerbrodt. Vol. I, pars 1. Berlin Weidmann 1886. 8. VIII, 271 p. 3 mk.

547. Minucius Felix, M., Octavius. Einend, et praef. Aemüiu Baehrens. Leipzig, Teubner 1886. 8. XXXV, 64 p. 1 mk. 35 pf.

548. Ovidi Nasonis, P. , Heroides. Ed. Henr. Sleph. Sedlmayer Prag, Tempsky, Leipzig, Freytag 1886. 8. XXI, 100 p. 80 pf.

549. Pauli, Carl, eine vorgriechische inschrift von Lemnos. Leip zig, Barth 1886. 8. IV, 81 p. 1 tafel. 4 mk.

350. Pfordten, Herrn, von der, zur geschichte der griechischer denominativa. Leipzig, Hinrichs 1886. 8. III, 158 p. 4 mk.

551. Pruzsinsky , Ioannes de, de Propertii carminibus in libros distribuendis. Diss.' Budapest, Kilian 1886. 8. 37 p. 1 mk.

552. Ranke, Leop. von, Weltgeschichte. 1. u. 2. theil. ä 1. abth 4. aufl. Leipzig, Duncker 1886. 8. XII, 380. VI, 304. VI, 416. VI 416 p. 38 mk.

553. Reisig, K. , Vorlesungen über latein. Sprachwissenschaft

Nr. 6. Bibliographie. 347

i Mit den anmerk. von prof. Friedr. Haussen. Neu bearb. von J. H. Schmalz u. G. Landgraf. Liefg. 7. = Theil 3, p. 289-384. Berlin, : Calvary 1886. 8. 1 mk. 50 pf.

554. Scala, R. v., Vortrag über die wichtigsten beziehungen des Orients zum occidente im alterthum. Geh. im oriental. museum am 9. dec. 1885. Wien 1886. 8. 80 pf.

555. Schwerdt, F. J. , methodologische beitrage zur Wiederher- stellung der griech. tragiker. Leipzig, Teubner 1886. 8. III, 208 p.

i 556. Taciti, P. Cornelii, opera quae supersunt ad fidem codicis Mediceorum ab Io. Geo. ßaitero denuo excussorum ceterorumque op-

; tiraorum librorum rec. atque interpretatus est Io. Casp. Orellius. Vol. II. Germania etc. Ed. II curav. H. Schweizer-Sidler , G. Andresen, C. Meiser. Fase. 5. Historiarum liber II ed. Carol. Meiser. Berlin, Calvary 1886.

,.. 8. p. 309—390. 4 mk. 50 pf.

557. Töpffer, Io. , quaestiones Pisistrateae. Diss. Dorpat (Ka- row) 1886. 8. 148 p. 2 mk. 50 pf.

558. Untersuchungen , historische , hrsg. v. J. Jastrow. Heft 3 : Wilh. Soltau, prolegomena zu einer römischen Chronologie. Berlin, Gaertner 1886. 8. VIII, 188 p. 5 mk.

559. Untersuchungen , philologische , hrsg. v. A. Kießling u. U. v. Wilamowitz- Moellendorff. Heft 9: Isyllos von Epidauros. Berlin,

-Weidmann 1886. 8. VII, 201 p. 4 mk.

560. Vogrinz , Gfr. , beitrage zur formenlehre des griechischen j verbums. Paderborn, Schöningh 1886. 8. 36 p. 50 pf.

561. Welzhofer , Heinr. , allgemeine geschichte des alterthums. Bd. I. Gotha, Perthes 1886. 8. V, 330 p. 6 mk.

562. Woenig, Franz, die pflanzen im alten Aegypten. Ihre hei- rmath, geschichte, kultur und ihre mannigfache Verwendung im socia- : len leben, in kultur, sitten, gebrauchen, medizin, kunst. Nach den ei- genen bildlichen darstellungen der alten Aegypter, pflanzenresten aus gräberfunden , Zeugnissen der alten Schriftsteller und den ergebnissen

1 der neuen f'orschungen. Mit zahlreichen original-abbildungen. Leip- zig, Friedrich 1886. 8. 425 p. 12 mk.

563. Zvetaieff, loh. , inscriptiones Italiae inferioris dialecticae in usum praeeipue acad. composuit. Mosquae und Leipzig, Brockhaus 1886. 8. VIII, 186 p. 3 taff. 8 mk.

Beilage A. Schulschriften und programme.

564. Albracht, Franz, kämpf und kampfschilderung bei Homer. 'Naumburg a. S. 1886. 4. 52 p. (Teubner, progr. no. 227).

565. Arlt, A., zur erklärung einiger stellen des Horaz. Wohlau. 14 p. 4. (no. 195).

566. Arnold, Bruno, de Iride dea quaestionum speeimen I. Nord- \ hausen. 20 p. (no. 226).

567. Beck, Eich. Gust., einleitung und disposition zu Ciceros 'fragmentarisch erhaltener rede in Clodium et Curionem. Zwickau. 131 p. (no. 504).

568. Behrendt, Gust. , über den gebrauch des infinitivs mit arti- kel bei Thucydides. Berlin, Sophiengymn. 23 p. (no. 59).

569. Bohlmann, Adolf, Antiphontis de caede Herodis oratio ex fide Crippsiani maxime codicis recognita et in linguam germanicam conversa. Pars prior contin. § 1—48. Liegnitz, ritteracademie. 8. 41 p. (no. 181).

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571. Buermann , H. die handschriftliche Überlieferung des Iso-

348 Bibliographie. Nr. 6i

krates. II. Der Urbinas und seine Verwandtschaft. Berlin, Friedrichs gymn. 22 p. (no. 56).

572. Buesse, I., de Taciti Agricola. Hildesheini, gymn. Iosephi num. 20 p. (no. 288).

573. Clemm , G. , Quaestiuncula Tacitea in Festschrift d. gymn z. Gießen zur 38. philolog.-versammlg. p. 129 135. 8.

574. Cramer, Franz, zu Julius Caesar. Mülheim a. Rhein. 19 p (no. 442).

575. Crusius, Otto, beitrage zur griechischen mythologie und re ligionsgeschichte. Leipzig, Thomasschule. 28 p. (no. 498).

576. Curschmann , Friedr. , die Horazischen öden in der schule Darmstadt, Ludw.-Georgsgymn. 32 p. (no. 577.)

577. Deipser , über die bildung und bedeutung der lateinische adjectiva auf -fer und -(/er. Bromberg, realgymn. 30 p. (no. 154

578. Dcnig , Carl, Quaestiones Hephaestioneae. Adiecit codicifi Darmstadiensis no. 2773 collationem cum scholiis praestantioris classic (A) ineditis. Darmstadt. (Progr. v. Bensheim). 29 p. (no. 575).

579. Dettweiler, P , Symbolae ad collocationem verborum in Fest- schrift des gymn. zu Gießen zur 38. philolog.-vers. p. 82 105.

580. Deva?itier, Franz, über das lateinische sogenannte relativum in der verschränkung oder konkurrenz. Friedeberg Nrn. 18 (no. 74).

581. Diebitsch, die Sittenlehre des Lucrez. Ostrowo. 18 p. (no. 145)

582. Dreinhoefer, Adolf, Plato's schrift über den staat nach dis- position und inhalt. Berlin, Joachimthal'sches gymn. 28 p. (no. 52),

583. Dürre, Herrn., Consuetudines dominarum sub regula B. Au- gustini viventium. Wolfenbüttel. 16 p. (no. 636a).

584. Dunger, Herrn., de Dictye - Septimio Vergilii imitatore Dresden, Wettiner gymn. 20 p. (no. 492).

585. Eberhard, E., metrische beobachtungen zu den homerischen hymnen. I. Magdeburg, domgymn. 32 p.

586. Eschenburg, wie hat Ovid einzelne wörter und wortclassen im verse verwandt. Ein beitrag zur einheitsfrage der Heroides des Ovid. Lübeck. 39 p. (no. 668).

587. Faltin, G., Horazstudien. I. Ueber den Zusammenhang des briefes an die Pisonen. Neu-Ruppin. 23 p. (no. 81).

588. Fischer, über die staatsrechtliche Stellung der Strategie in Athen und ihr Verhältnis zu andern magistraturen dieses Staates. nigsberg, Kneiphöfisches stadtgymn. 26 p. (no. 10).

589. Frey, Jos., de Alcuini arte grammatica commentatio. Mün ster, Paulin. gymn. 14 p. (no. 334).

590. Friede!, Otto, de philosophorum Graecorum studiis Home ricis II. Stendal. 20 p. (no. 234).

591. Gemoll, A., die Scriptores historiae Augustae. I. Striegau 14 p. (no. 211).

592. Großmann, Friedr., über den gebrauch der kasus bei Sal lust. Berlin, kgl. realschule. 33 p. (no. 89).

593. Güthling, Otto, Curae Vergilianae. Additae sunt Gust. Lin- ken emendationes Vergilianae. Liegnitz, (evang. gymn.). 12 p. (no. 180).

595. Guhrauer, H., musikgeschichtliches aus Homer. I. Lauban. 24 p. (no. 178).

596. Hauche, Anton, de Ciceronis in orationibus facetiis. Burg. 16 p. (no. 212).

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ife. 6. Bibliographie. 349

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( 599. Hecht, Max, orthographisch - dialektische forschungen auf jrund attischer inschrifteu. Theii II. Gumbinnen. 16 p. (no. 4).

600. Hecker, Herrn., zur geschieh te des kaiser Iulianus. Eine juellenstudie. Kreuznach. 48 p. 8. (no. 408).

601. Heinsch, Joseph, Comrnentationum Euripidearum speeimen Jlatz, kathol. gymn. 24 p. (no. 168).

602. Holländer, Hermann, die handschriftliche Überlieferung der homerischen hymnen. Osnabrück, rathsgymn, 36 p. (no. 295).

i 603. Hüttig , Clemens , zur Charakteristik homerischer komposi- oion. Züllichau. 14 p. (no. 88).

c 604. Jattkowski, Herrn., de sermone in A. Persii Flacci et D. funii Iuvenalis satiris figurato. Alienstein. 24 p. (no. 1).

605. Kaestner , B. , die haltung des römischen senats während ^ler belagerung von Mutina. Coburg, gymn. Casimir. 10 p. (no.637).

606. KanUr , Plato's anschauungen über gymnastik. Graudenz. sJ2 p. (no. 32).

607. Karasiewicz, die kritik der Platonischen politik bei Aristo- teles. Neisse. 12 p. (no. 182).

608. Kariowa, bemerkungen zu der Kritz'schen ausgäbe des Ta- :iteischen Agricola. Pleß. 34 p. (no. 188).

609. Kellerhoff, E. , vollständiger text des Plautinischen Trucu- ientus aus der Pariser Plautushandschrift no. 7889 mit abweichungen !ron P und den collationen von Geppert. Oldenburg. 17 p. (no. 611). j 610. Kltmke, die ältesten quellen zur geschichte der Gracchen.

iönigsbütte, Ober-Schi. 23 p. (no. 176).

611. Kneisel, B., Quaestionum Sophoclearum particula I. Naum- ourgae. 14 p. (no. 224).

612. Koch, M., die rede des Sokrates in Piatons Symposion und las problem der erotik. Berlin, Luisenst. gymn. (no. 58).

613. Kohlmann, Rudolf, über die annähme eines perfectum in- -ensivum im griechischen. Salzwedel. 14 p. (no. 230).

614. Kräh, Ed., beitrage zur syntax des Curtius. Theil I. In- iterburg. 25 p. (no. 6).

615. Lange, zum Sprachgebrauch des Velleius Paterculus. Stettin, icönig-Wilhelms-gymn. 26 p. (no. 130).

616. Lange, Adolf, de coniunetivi et optativi usu Thucydideo. assel, königl. gymn. 35 p. (no. 355).

617. Liers, die theorie der geschichtsschreibung des Dionys von dalikarnaß. Waidenburg i. Schi. 20 p. (no. 194).

618. Lilie, W., de coniuratione Catilinaria quaestio chronologica. lauer. 17 p. (no. 174).

(J 619. Lindner, kritische bemerkungen zum text einiger schul- i'chriftsteller. Hirschberg. 11 p. (no. 173).

620. Lorentz, B., die taube im alterthume. Würzen. 43 p. cno. 402).

i 621. Lowihski, A., kritische miscellen zu Horaz. Deutsch-Krone. Jl4 p. no. 26.

622. Marquardt, Hans, zum Pentathlon der Hellenen. Mit zwei «Abbildungen des gesammtkampfes. Güstrow. 22 p. (no. 592).

623. Maue, Herrn. O, die vereine der Fabri centonarii und Den- jlrophori im römischen reich. 1: die natur ihres handwerks und ihre

acralen beziehungen. Mit einem anhang, enthaltend die inschriften. Frankfurt a. M., musterschule. 78 p.

624. Meckbach, Theod., Sophokles' könig Oedipus übers, in den 'ersmaßen des Originals. Bartenstein. 30 p. (no. 2).

350 Bibliographie. Nr. 6

625. Meyer, Edm., über die Passio Sanctorum Quattuor Corona torum. Berlin, königl. Luisenstädt. gyinn. 27 p. (no. 64).

626. Meyer, Rudolf, in ketten und banden. Ein plautinischc schönbartspiel übersetzt. Berlin, Leibnizgymn. 31 p. (no. 62).

627. Mohr, Paul, zu Apollinaris Sidonius. Bremerhaven. 18 v (no. 662).

628. Müller, Carl Friedr., Ignatii Diaconi tetrasticha iambica 5! versus in Adamum 143 rec. et brevi adnotatione instruxit. Praemissij est de Ignatii inetrica arte vita scriptis disputatio. Kiel, gelehrtenseh 32 p. (no. 260).

629. Müller, Adolf, Curvus uncus und coruposita. Flensburg: 38 p. (no. 256).

630. Emil , über den Charakter der hauptperson des köni Oedipus des Sophokles. Zittau , festschrift zur 300jähr. jubelfeiei p. 61—100.

631. , Ernst, einleitung zu Cicero's rede de provinciis consu laribus. Kattowitz. 8 p. (no. 175).

632. , Joh., Platon's Staatslehre und der moderne socialismu- verglichen nach ihren grundzügen. Sondershausen. 20 p. (no. 657"

633. Mutzbauer, Carl, der homerische gebrauch der partikel fit II 1. r, fttv, fit; fjiiv, rj rot [xiv. Köln, Friedr.-Wilh.-gymn. 35 p. (no. 39£

634. Neuhaus, die quellen des Trogus Pompeius in der persische geschichte. Osterode, Ostpr. 29 p. (no. 5).

635. Otto, A., de fabulis Propertianis. Partie. II. Groß-Glogau kathol. gymn. 21 p. (no. 171).

636. Perthes, Otto, die Platonische schrift Menexenus im licht der erziehungslehre Plato's. Bielefeld. 24 p. (no. 322).

637. Petsch, die historische glaubwürdigkeit der commentarie Caesar's vom gallischen kriege nach gegenwärtigem stände der kritik I 27 p. (no. 257).

638. Petzold, Wilh., die bedeutung des griechischen für das ver ständniß der pflanzennamen. Braunschweig, städt. realschule. 38 (no. 632).

639. Pohl, Jos., Verona u. Caesoriacum die ältesten namen l'ü Bonn und Mainz. Theil I: ein beitrag zur kritik und erklärung de: Florus. Bonn, (gymn. von Münstereifel). 33 p. (no. 413).

640. Priebe , Carl, de M. Comelio Frontone imitationem prisc_ sermonis Latini adfeetante. Particula II. Stettin, stadtgymn. 13 (no. 129).

641. Reimann, H. , disputationis de prosodiorum siniiliumqut; apud Graecos carminum natura nuper editae additamentum. Gleiwitz 10 p. (no. 169).

642. Reinhold, H. , de Piatonis epistulis. Quedlinburg. 57 (n. 228).

643. Reinkens, Jos. Mart. , de Aeschyli Danaidibus. Düsseldorf; königl. gymn. 16 p. (no. 400).

644. Rhode, Albert, die hypothetischen sätze bei Homer. Theil I; Wittenberg. 27 p. (no. 238).

645. Richard, Hermann, über die Lykinosdialoge des Lucian. Hamburg, realgymn. d. Jobann. 57 p. (no. 666).

646. Ritttveger , Karl , die Verbannung Iuvenals und die ablas sungszeit seiner siebenten satire. Berlin. 33 p. (no. 323).

647. Roever, Fr., die Übertragung des adjektivs bei Pindar. Stolp 24 p. 8. (no. 131).

648. Sachse, Gotthold, die 30. rede des Lysias. Posen, Friedr. Wilh.-gymn. 43 p. (no. 146).

Ar. 6. Bibliographie. 351

649. Saltzmann, Friedr., über Cicero's kenntniß der Platonischen chriften. (Fortsetzg. u. schluß). Cleve. 32 p. (no. 391).

650. Schauenburg, Ed., Horatii epistola ad Pisones (Epist. II, 3). n deutscher übersetzg. Crefeld. 27 p. (no. 435).

651. Schenk, Rieh., zum ethischen lehrbegriff des hirten des lermas. Aschersleben. 35 p. (no. 240).

652. Schleusner, Guil., quae ratio inter Taciti Germaniam ac ce- eros primi saeculi libros Latinos in quibus Germani tangantur in ler-

-iedere videatur. Accedunt loci quidam Ammiani Marcellini. Barmen. i !6 p. 8. (no. 387).

,, 653. Schlüter, Jos., de satirae Persianae natura et indole. An- lernach. 14 p. (no. 386).

; 654. Schnee, Rud., de Aristophanis manuscriptis quibus Ranae est Aves traduntur. Hamburg, Wilhelmsgymn. 13 p. (no. 665).

655. Schmidt, Friedr. Wilh. , Verisiniilia. Neustrelitz. 23 p. j;no. 605).

656. Schmidt, Carl, de Herodico Crateteo. Elbing. 13 p. (no. 30).

657. Scholz, zur einleitimg in die Midiana des Demosthenes. /Saiden. 9 p. (no. 280).

658. Schilfert. Alexanders des großen indischer feldzug. Col- perg. 15 p. (no. 117).

659. Schulte, Karl, bemerkungen zur Senekatragödie. Rheine. f p. (no. 337).

660. Schnitze , Quaestionum Isocratearum speeimen. Buxtehude. no. 309).

661. Schätz, Herrn., de M. Valerii Messalae aetate. Stettin, Üarienstiftsgymn. 8 p. (no. 128).

( 662. Schumacher, Ludwig, de Tacito Germaniae geographo.

^Berlin, Friedr.-Wilh.-gymn. 28 p. (no. 55).

663. Sonntag, M. , beitrage zur erklärung Vergilischer Eklogen. Frankfurt a. O. Friedrichsgymn. 22 p. (no. 72).

i 664. Sperling, Arthur, Apion der grammatiker und sein verhält- iiß zum Judenthum. Ein beitrag zu einer einleitimg in die schritten les Iosephos. Dresden, gymn. z. heiligen kreuz. 22 p. (no. 491).

665. Stegmann, Carl, kritische beitrage zu den Moralia des Plu- oarch. Leipzig, (progr. v. Geestemünde). 38 p. 8. (no. 281).

666. Steiger, de versuum paeonicorum et dochmiacorum apud ooetas Graecos usu ac ratione. Part. I. Wiesbaden, realgymn. 52 p. <no. 380).

667. StrotkUtter, Gerh., über die syntaktische bedeutung des la- teinischen infinitivs. Dorsten. 32 p. 8. (no. 317).

668. Thalheim, Theod., de Dinarchi codieibus commentatio. Bres- lau, könig-Wilh.-gymn. 13 p. (no. 164).

669. Weidner, A., Adversaria Sallustiana. Dortmund. 10 p. no.328.

670. Weißenfels , Oscar, de Seneca Epicureo. Berlin, College •Yancais. 38 p. (no. 54).

671. Wiegand, Heinr. , Plataeae zur zeit des einfalls der Perser 'n Böotien. Ratzeburg. 19 p. (no. 263).

672. Wilhelm, Ottomar, zur motion der adiectiva dreier endun- jen im griechischen, insbesondere bei Homer und Hesiod. Coburg, lerzogl. Ernestinum. 23 p. (no. 638).

673. Wille, wie verfährt Homer wenn er nach der rede einer >erson seiner gedichte die darstellung des geschehens wiederaufnehmen will, wie wenn er auf eine rede eine andre folgen lassen will. Neu- itettin. 14 p. (no. 124).

674. Wille, Georg, de Persarum fabulae Aeschyleae parte extrema. •Sangerhausen. 14 p. (no. 231).

352 Kleine philologische zeituug. Nr. 6

675. Zimmermann , Aernilius, de epistolarum temporum usu Ci- ceroniano quaestiones grammaticae. Rastenburg. 25 p. (no. 15).

Beilage B. Acadernica und dissertationen. Basel. 676. Maehly, J., Satura. Basel 1886. 4. 38 p. 677. Marty, Adam, de Quintilianeo usu et copia verborum eure Ciceronianis potissimura cornparatis. Glaronae 1885. 8. 63 p.

Berlin. 678. Curtius, Ernst, der zehnte. Berlin 1885. 4. 15 p 679. , August Böckh. ib. 1885. 4. 27 p.

680. , das königtbum bei den alten, ib. 1S86. 4. 16 p

681. ( Fahlen, Joh.), lectiones Theocriteae et Sophocleae. Berol

1885. 4. 14 p.

682. , de versibus nonnullis Horatianis. ib. 1886. 4. 20 p

683. Below, Erich, de hiatu Plautino quaestiones. Berlin 1885 8. 41 p.

684. Brand, Aug., de dialecticis Aeolicis quae dieuntur parti- cula I. Berlin 1885. 8. 77 p.

685. Graef, Botho, de Bacchi expeditione Indica monumentis ex pressa. Berl. 1886. 8. 24 p.

686. Heraeus, Guil. , quaestiones criticae et palaeographicae d^ vetustissimis codieibus Livianis. Berolini 1885. 8. 120 p.

687. Immerwahr, Guil., de Atalanta. Berlin 1885. 8. 72 p.

688. Keil, Erich, de Thracum auxiliis. Berlin 1885. 8. 86 p!

689. Przyqode, Alfred., de eclogarum Vergilianarum temporibus Berlin 1885. 8. 61 p.

690. Richter, Franz, de thesauris Oljnipiae effossis. Berlin 1885 8. 30 p.

691. JRohden, Paulus de, de Palaestina et Arabia provineiis Ro- manis quaestiones selectae. Berlin 1885. 8. 57 p.

692. Schulz, Guil., quaestionum luvenalianarum capita tria. Lip- siae 1885. 8. 24 p.

693. Winther, Herm., de fastis Verrii Flacci ab Ovidio adhibitis Berolini 1885. 8. 57 p.

Lund. 694. Gyllinq, Joh. A. , de argunienti dispositione in sa- tiris I— VIII Iuvenalis. Lund 1886. 8. 111 p.

695. JEkedahl , Esaias, de usu pronominum personalium et re- flexivorurn Herodoteo. Lund 1885. 8. 88 p.

Zürich. 696. Meisterhans , K. , granimatik der attischen In- schriften. Berlin 1885. 8. 48 p. (Vollständiger im bnchhandel).

697. Schultheß , Otto, Vormundschaft im attischen recht. Bonn

1886. 8. 255 p.

Kleine philologische zeituug.

Oxford, 10. jan. Unter dem titel Siegfried-Arrninius haben Vigfusson ein Schwede und Y. Powell ein Englän- der — eine broschüre erscheinen lassen , in der bewiesen wer- den soll, daß Siegfried in den Nibelungen Arminius sein soll:: eine ansieht , die schon Mone und andre , was den Verfassern^ unbekannt geblieben, aufgestellt haben. Sonst werden die nach- richten über Arminius und Thusnelda ausführlich erörtert, auch" über die niederlage des Varus gehandelt, Münch. allg. ztg.i, nr. 40, jedoch dabei viel verkehrtes vorgebracht, wie ein arti-ij kel in derselben Allg. ztg. beil. zu nr. 80 ausführlich dartbut.:

fa. 6. Kleine philologische zeitung. 353

Ueber weitere Vorbereitungen zur errichtung einer katholi- schen Universität in Sahburg berichtet Münch. allg. ztg. beil. ;u nr. 57.

Hanau, 14. feb. Der 100. geburtstag von Wilhelm Grimm st in Hanau festlich begangen: näheres giebt Münch. allg. ztg. lr. 59, vgl. beil. zu nr. 49. Sonst s. ob. hft. 4, p. 282. Eben ■o ist der geburtstag würdig in Marburg gefeiert : Münch. allg. , tg. nr. 60.

Auf anlaß der „Kleinen Schriften und reden Dahlmanns" Stuttgart, Cotta 1886) und des zweiten bandes des „briefwech- els zwischen Jacob und Wilhelm Grimm , Dahlmann und Ger- 'inus (Berlin, Dümmler, 1886) findet sich eine lesenswerthe cha- acteristik Dahlmanns und schöne worte über Gervinus von H. Saumgarten (Straßburg i. E.) in Münch. allg. ztg. beil. zu nr. 59. ji London, 24. febr. In England beschäftigen immer noch ebhaft die gelehrten Schliemanns ausgrabungen und man sucht ius ihnen die geschichte der vorhellenischen bevölkerung von lellas zu ergründen. So viel steht in England fest, daß weder 4ykena noch Tiryns von Griechen erbaut ist , auch nicht von Phönikern, sondern von Thrakern, ein stamm, der in der urzeit £lein-Asien und den größten theil von Osteuropa inne gehabt hat: •>hryger, Dardaner, Lyker u. s. w. gehören zu ihm, den Gothen und rjermanen ist es verwandt. Darnach sucht man auch die culturstufe lieses volks zu bestimmen: bei ihm gab es Schlösser von fürsten, umgeben von den hütten des gefolges, keine tempel, wohl aber rohe ;ötterbildnisse : von diesen zuständen findet sich ein nachklang n den homerischen gedichten ; denn die beschreibung der höfe .ind feldlager in ihnen gemahnen mehr an jene Thraker als an :ie Hellenen historischer zeit. Vrgl. Münch. allg. ztg. beil. zu nr. 63 : dazu beil zu nr. 73, wo versucht wird für diese ansich- .en auch die ob. nr. 4, p. 282 erwähnten in Athen ausgegra- benen statuen zu verwerthen. Es bedarf nicht bemerkt zu wer- ben, mit welcher vorsieht diese mit vieler Sicherheit vorgetragenen insichten aufzunehmen sind.

Ueber den stand der arbeiten an dem schon seit längerm

q angriff genommenen canal durch die lande nge von

Corinth giebt nach englischen berichten Münch. allg. ztg.

ir. 65 einige nachricht : man hofft jetzt in fünf jähren den canal

Vollendet zu haben.

f Unter der Überschrift: „Vorgeschichtliche funde in Kärnthen" wird in Münch. allg. ztg. beil. zu nr. 66 das buch von B. A. ■Meyer Gurina im Obergailthal (Dresden, W. Hoffmann, 1885) lesprochen : die daselbst gefundenen lateinischen inschriften sind 1 »ekannt ; aber es scheint als wenn für die geschichte der alten Bevölkerung von Nord-Italien, die Ligurer, Veneter , Etrusker, r iie dortigen funde und Untersuchungen von Wichtigkeit werden 1 :önnten.

354 Kleine philologische zeitung. Nr. 6

In Münch. allg. ztg. beil. zu nr. 71. 72 beginnt Th. Tredt eine abhandlung über Neapel, in welcher auf die zustand«! der Stadt in der zeit des alten Roms sehr hübsch rücksicht ge- nommen wird:

Berlin, 10. märz. Die academie der Wissenschaften hat it ihrer letzten sitzung reisestipendien verliehen: davon erwähner wir das eine von 3000 mk. an den premier-lieutenant von Dies zur bereisung von Klein - Asien , besonders der umgegend voi Pergamum, dann das von 250 mk. an museumsdirector Meyer h] Dresden zur bereisung des Obergailthals in Kärnthen. Münch allg. ztg. beil. zu nr. 71.

Dr. Joseph Engel, Oberlehrer am realgymnasium in Stral sund, hat herausgegeben: „Homers Odysseuslied in Nibelungen^ Strophen nachgedichtet" : es wird dieser versuch als gänzlicl; verfehlt nachgewiesen von W. Jordan in Münch. allg. ztg. beil zu nr. 72.

„Ein aus acten ausgegrabenes Römercastell" ist ein kleinem aufsatz in Münch. allg. ztg. beil. zu nr. 72 überschrieben , dei aus acten des 16 Jahrhunderts nachweist, daß ein jetzt gam verschwundenes Römercastell zwischen Benningen und Marbacl gestanden hat.

Berlin, 15. märz. Die russificirung in den Ostseeprovinzei, wird jetzt nachdrücklicher als sonst betrieben , wie aus mitthei-j lungen in Münch. allg. ztg. beil. zu nr. 77, nr. 89. 104. 11( zu ersehen.

Paris, 22. märz. Der oben hft. 4, p. 280 flg. erwähnti antrag des ministers Goblet, die ausschließung der schulbrüde; und geistlichen orden vom Unterricht in der schule betreffend ist trotz scharfen Widerspruchs am 21. märz vom senat mi großer majorität angenommen worden. Münch. allg. ztg. nr. 83

Die Schicksale eines Heidelberger codex , welcher ein« deutsche bibel mit schönen miniaturen aus dem XVI. jahrhun dert enthält, beschreibt ein aufsatz in Münch. allg. ztg. nr. 86

Ueber die Zerstörung alter historischer baulichkeiten durcl die jetzigen bauten in Rom handelt Münch. allg. ztg. nr. 86 wo das verfahren der jetzigen bau-commission in schütz genom > men wird. Noch nachdrücklicher geschieht dies durch Bmir ebendas. beil. zu nr. 107, auf dessen ausführung Gregoroviiw ebendas. beil. zu nr. 124 sich rechtfertigend geantwortet hat Es ereignet sich eben auch in andern fällen auf dieser erde daß die alte zeit der neuen weichen muß.

Paris, 25. märz. Nach mittheilungen von E. Renan läßl Maspero, director des museums zu Bulak, an der freilegung dei; colossalen Sphinx von Gizeh arbeiten, zur Vollendung feh- len aber noch 20000 francs. Zur beschaffung dieser summ«; wendet sich Renan an alle freunde des alterthums und schreib deshalb im Journal des dtibats folgendes : „die große Sphinx vor

6. Kleine philologische zeitung. 355

•izeh, unmittelbar neben den pyramiden , ist meines erachtens

iie erstaunlichste arbeit von menschenhand , die uns die jahr-

underte überliefert haben. Sie ist ein ungeheures ausgehaue-

es felsenbett, etwa 70 meter lang. Die höhe des monstrums,

: enn man es freilegte, würde unsere höchsten häuser überragen.

Jvein bildwerk im übrigen Aegypten , noch sonst in der weit,

M diesem seltsamen idole vergleichbar , dem Überrest eines zu-

J;andes der menschheit, der alle unsere begriffe über den häufen

irft. Der eindruck , den eine solche erscheinung auf racen

hervorbringen mußte, die mit starker einbildungskraft begabt

ind , und von den sinnen beherrscht werden , läßt sich nach

lemjenigen bemessen, den die heutigen Aegypter vor diesem

) normen , aus dem sande hervorragenden und seinen düsteren,

techenden blick über die wüste hinwerfenden haupte empfinden.

0er Araber flieht bei diesem anblick entsetzt, indem er nach

[; em phantastischen wesen einen stein wirft oder einen flinten-

ichuß abfeuert. Auch der tempel gegenüber der Sphinx (wenn

Va ein tempel ist) hat einen höchst eigenartigen character. Die-

1 'er bizarre bau sieht den übrigen tempeln Aegyptens weniger

Rhnlich, als das Parthenon der Notre-Dame-Kirche. Münch.

;llg. ztg. nr. 87. Dieser aufruf hat den gewünschten erfolg

: gehabt: reiche Pariser, wie die Rothschild, Eichthal, Pereire

v.l. s. w. haben die nöthige summe beschafft und geht nun die

: ' rbeit rüstig weiter , wie des näheren in derselben Allg. ztg.

I ,r. 1 1 1 berichtet wird, so daß man nach derselben zeitung beil.

Mu nr. 127 hofft, binnen kurzem werde dei ganze koloß sich

:on allen seiten ganz frei wie zu zeiten des königs Thutmer IV

pum 1500 a. Chr.) repräsentiren können. Hinzu fügen wir,

^.aß R. Buchtet in derselben ztg. beil. zu nr. 160 ausführlich von

?ier ausgrabung der großen Sphinx auf dem pyramidenfelde von

Htirizeh handelt.

I Den inhalt eines Vortrags des professor dr. Rüdinger in Bier anthropologischen gesellschaft in München vom 26. märz "Hber die Arier berichtet Münch. allg. ztg. beil. 2 zu nr. 89, Her jedoch viel Widerspruch gefunden habe.

Wien, 30. märz. In der heutigen sitzung des abgeordneten- kiauses hat der unterrichtsminister von Gautsch seine ansichten ''über die humanistischen Studien auf den mittelschulen (realschu- <en) und gymnasien sehr bestimmt ausgesprochen : er spricht aus, laß die Studienzeit auf den schulen nicht zu verkürzen , eher ;u verlängern sei, ferner daß man die forderungen von den abi- rurienten nicht verringern, mindestens auf der jetzigen höhe er- halten müsse : daß überhaupt die humanistischen Studien auf 'len schulen als die hauptstudien anzusehen seien, daß in ihnen Fler anknüpfungspunkt zur eulturarbeit zu suchen, da es eine bestimmte erfahrung sei, daß die auf humanistischen lehranstalten ^ebildeten vielseitig verwendbarere männer würden, als die,

356 Kleine philologische zeitung. Nr. 6

welche auf rein realistischen schulen absolvirt hätten: vrgl Münch. allg. ztg. nr. 92 und dazu das lob des ministers eben das. nr. 122. Es ist gewiß beachtenswerth , daß während n Osterreich und Frankreich die unterrichtsminister mit aller kraf für die classischen Studien als wichtigsten lehrstoff auf den gym nasien und realschulen eintreten , den großen nutzen derselbei für das ganze folgende leben als unzweifelhaft hinstellen, be uns , die wir uns als so unendlich vorgeschritten und allen an dern überlegen erachten, unentschieden hin- und hergeschwauk und der Unterricht in den classischen sprachen so viel als mög lieh eingeschränkt und beschnitten wird , so daß er sein zie'. nicht erreichen kann.

Eine beschreibung der ruinen der alten römischen Nilfestung Primis parva giebt A. v. Warsberg in Münch. allg. ztg. beil. zu nr. 93

Wien , 27. märz. (Papyrus erzherzog Rainer). Neue wichtige mittheilungen werden uns nach den Philol. anz. XV, 13, p. 650 verzeichneten wieder gemacht: zuerst über rollen, welche alte egyptische geschichte betreffen, dann abei auch über griechische rollen und blätter: unter den von dr Wessely gelesenen fanden sich zunächst schritten und aufzeich- nungen gelehrter Egypter aus der Ptolemäischen zeit. Da viele derselben noch zu öffnen und lesbar zu machen sind, konnte nur erst ein datum aufgefunden werden, nach welchem diese, private aufzeichnungen enthaltenden Schriftstücke noch in die erste hälfte des zweiten vorchristlichen Jahrhunderts fallen und daher als die ältesten bisher bekannten griechischen schriftdenk- male des Faijumer fundes zu bezeichnen sind. Ferner consta- stirte derselbe gelehrte eine reihe wichtiger stücke : so die um- fangreichen reste eines Aeschinescodex des fünften Jahrhunderts, der alle bisher bekannten handschriften dieses autors an alter hinter sich zurückläßt , dessen erhaltene 8 columnen die capitel 178 bis 186 (inclusive) der III. rede umfassen. Dann die aus dem ersten vorchristlichen Jahrhundert stammenden bruchstücke einer die reden des Isocrates enthaltenden papyrusrolle mit den capiteln 48 und 49 der V. rede. Dann interessante metrolo- gische und rhetorische aufzeichnungen , darunter stücke eines lexicons zu Demosthenes' Midiana; endlich ein ins 1. Jahrhun- dert n. Chr. zurückreichendes fragment eines unbekannten gram- matikers. Eine ansehnliche zahl neu aufgefundener privatur- kunden der römischen epoche tragen die namen der kaiser Ha- drian , Antoninus Pins , Marc Aurel , Commodus und des bisher noch nicht vertretenen Aurelian und bereichern insgesammt nach vielen richtungen unsere kenntnisse von der eultur jener zeiten. Aus den Uranfängen der islamitischen epoche sind funde von geradezu märchenhafter große zu verzeichnen. Prof. Karabacek fand das bisher und vielleicht für immer älteste document des Islam, eine prachtvolle Urkunde aus dem 22. jähre der hedschra

tfr. 6. Kleine philologische zeitung. 357

, '25. april 643 n. Chr.), die, abgesehen von ihrer umwälzenden ,jchriftgeschichtlichen bedeutung, zeugniß giebt von dem anbruch ies islam in seinem Siegesläufe und die gründung seines Staats- wesens. Mit dieser und mehr als einem dutzend anderer vor- trefflich erhaltener, zum theil noch mit ihren insiegeln versehe- ner eroberungsurkunden feiern plötzlich die größten arabischen f jelden, viele gefährten und jünger des propheten Mohammed shre auferstehung. An ihrer spitze steht mit einem gesiegelten jjefehl der oberfeldherr Amru selbst, den die historische fabel i durch die ihm zugeschriebene Verbrennung der Alexandrinischen Bibliothek in den äugen der civilisirteu weit gebrandmarkt hat. Diese documente lassen die moderne geschichtschreibung über :;ene epoche in den wichtigsten daten als verfehlt erscheinen. (Mönch, allg. ztg. no. 95.

\i Bei Eichstädt ist ein schöner antiker behelmter frauenkopf n?on stein ausgegraben , den man zu einer statue der Minerva gehörig ansieht. Münch. allg. ztg. beil. 2 zu nr. 96.

Ueber neuerdings vorgenommene ausgrabungen in Eining :!Abusina) berichtet ausführlich Ohlenschlager in Münch. allg. *,:tg. beil. zu nr. 98 : von besonderer Wichtigkeit ist nichts dabei.

Ueber die traurigen Schicksale der noch nicht einmal er- öffneten Sibirischen Universität berichtet Münch. allg. ztg. nr. 101. ; Ueber den bedenklichen zustaud der sogenannten „nadel der Kleopatra" berichtet aus New-York Münch. allg. ztg. nr. 102. i Eine lesenswerthe besprechung der sechsten aufläge von iLübke's geschichte der architektur liefert K. Semper in Münch. ;illg. ztg. beil. zu nr. 107: sie läßt deutlich erkennen, welche t ortschritte auf diesem gebiete durch die entdeckungen in neue- jfrer und neuster zeit möglich geworden sind. ) Wien. Dr. Hümer hat ein lateinisches gedieht des im 11. > ahrhundert lebenden Warnerius aus Basel auf der hofbibliothek jn Wien aufgefunden, es ist betitelt Synodicus und soll in den Romanischen Studien (Deichert, Erlangen) erscheinen. Münch. allg. ztg. beil. zu nr. 107.

i ))Ein ritt durch Cilicien" wird von graf Lanckoronski in un- jüöthiger breite in Münch. allg. ztg. beschrieben und dabei auch die [üten und ältesten Zeiten berührt: so bespricht er in beil. zu nr. jl20 die Städte Soloi (Pompejopolis) und das jetzt sehr herunter- gekommene Tarsus, welches ihn zu einem sonderbaren vergleich zwischen Alexander dem großen und dem apostel Paulus ver- führt: in beil. zu nr. 111 wird nach kurzer erwähnung von -Mallos, der stadt des Mopsus. Adana = Antiochia ad Sarum be- schrieben, dann Mopsuestia, später Seleucia, jetzt Missis genannt, (im gewaltigen flusse Pyramus; in beil. zu nr. 112 Ayas , das <üte Aigaiae, in der Römerzeit ein bedeutender hafen, von wo Issus jtind das Schlachtfeld besucht wird und dann Payas = Bajaei endlich in beil. zu nr. 113 wird über Alexandrette, vielleicht

Philo!. Anz. XVI. 24

358 Kleine philologische zeitung. Nr. 6.

das alte Myriandrus nach Antiochia , das ziel der reise, gezogen und auch über diese stadt bekanntes gesagt.

Am 19. april hielt im altertlmmsverein zu München dr. H von Berlepsch einen Vortrag über die Symbolik in der gefäßbihl- nerei, in dem er auch auf das alterthum rücksicht nahm, vorzugs- weise aber auf den Orient : einen auszug giebt Münch. allg. ztg beil. 2 zu nr. 110.

In der anthropologischen gesellschaft zu München hiel hauptmann Arnold einen Vortrag über die Charakteristik der al ten befestigungen mit beispielen aus Münchens Umgebung : einer auszug aus ihm giebt Münch. allg. ztg. beil. 2 zu nr. 111.

Rom, 17. april. In der gestern abgehaltenen festsitzung des deutschen archäologischen instituts sprach zuerst professor Gatti über die bei den ausgedehnten neubauten zwischen Aven- tin und Monte Testaccio an das licht gezogenen Überreste der alten horrea, magazine für getreide, öl u. s. w. , und erläuterte besonders den horrea Galbiana genannten theil derselben. Nach andern sprach dann professor Henzen über die equites singulare* im anschluß an frühere ausführungen (s. ob. hft. 2, p. 173) und neu gefundene inschriften: vrgl. Münch. allg. ztg. nr. 112.

Ueber die gründung eines Seminars für neuere orientalische sprachen an der Universität zu Berlin berichtet Münch. allg. ztg. nr. 118. 119: über die deshalb dem reichstage zugegangenen vorlagen ebendas. nr. 169. 173.

In der nähe von Stochstadt am Main , wo ein Römerkastell existirt hat , ist ein grabsteinähnliches monument an das tages- licht gefördert, welches in ungenügender weise in beil. 2 zu Münch. allg. ztg. nr. 119 beschrieben wird.

Daß die frage nach den Nilquellen noch nicht völlig sicher entschieden sei, wird in überzeugender weise in einem artikel der Münch. allg. ztg. beil. zu nr. 120 nachgewiesen.

Unter der Überschrift: „ein neuer essayist" wird in Münch. allg. ztg. beil. zu nr. 121 das buch von Gustav Meyer : „Essays und Studien zur Sprachgeschichte und Volkskunde" besprochen in der ersten abhandlung wird in die anfange des indogerma- nischen Stammes einzudringen versucht: die zweite behandelt die Etrusker, die dritte untersucht das heutige griechisch auf seine abstammung und mischung hin. Daran schließen sich abhand- lungen „zur vergleichenden märchenkunde". Vieles von diesem war schon früher edirt, ist aber hier vermehrt und verbessert.

Paris, 16. mai. Aus einer rede, welche Renan bei einem studenten-banket gehalten, heben wir wegen des ob. hft. 3, p. 236. 242 bemerkten folgende stelle hervor: arbeiten aber ermüden sie sich nicht . . . erholen sie sich von einer arbeit bei der andern , beschäftigen sie sich mit verschiedenen dingen zugleich . . . man kann verschiedenes zugleich treiben , wenn man nur sorge trägt, die dinge in den Zwischenräumen, welche die an-

Njr, 6. Kleine philologische zeitung. 359

/lern lassen, unterzubringen. Vollständiger giebt die rede Münch.

illg. ztg. nr. 138.

London, 10. mai. In England erfreut sich dr. Schliemanns werk ;iber Tiryns fortwährend (s. ob. p. 353) allgemeiner theilnahme und ,ils an dem genannten tage professor Jebb aus Glasgow in der „hel- lenischen gesellschaft" in London einen Vortrag „über das ver-

aältniß der baufunde in Tiryns zu dem von Homer geschilder- ten wohnhause Alt-Griechenlands" angekündigt hatte, fand sich fiäine große anzahl von zuhörern ein. Jebb, der schon mehrfach

*egen Schliemanns „in England besonders von Sayce, professor

n Oxford, vertheidigte ansichten aufgetreten ist, suchte gegen i3chliemann und Dörpf'eld nachzuweisen , das homerische Wohn- haus entspreche den in Tiryns gemachten entdeckungen nicht, ^namentlich wegen des frauengemaches nicht, da dieses bei Homer 3init dem männersaale unmittelbar verbunden gewesen, man in

Tiryns aber aus dem erstem nur auf Umwegen in das andre ggelangen könne. Es fand aber Jebb mit seinen ansichten kei- nen besonderen beifall, da die professoren Butcher und Gardner jdim scharf entgegentraten: vrgl. Münch. allg. ztg. beil. zu nr. 138.

Uebrigens ist zu bemerken, daß auch Dörpfeld (s. Tiryns p. 217) lauf Verschiedenheiten zwischen Tiryns und Homer aufmerksam -macht zugleich aber bemerkt , daß die Schwierigkeiten , welche ubis jetzt die Untersuchungen über das homerische haus (vgl. 1 Philol. XXX, p. 603) zu sichern resultaten nicht hätten gelan- gen lassen, zum guten theil durch Tiryns beseitigt würden.

Ueber Studenten - crawalle in Paris und das verhalten der

behörden dabei giebt nachrichten Münch. allg. ztg. nr. 139.

Ueber den angeblich schon seit dem sechsten Jahrhundert :a. Chr. existierenden bücherdruck in China so wie über chine- sische literatur handelt nach einem aufsatz von Friedrich

Hirt h: Western appliances in the Chinese printing industry , wel- cher in dem Journal of the China branche of the Royal Asiatic Society 1886 steht , ein artikel in Allg. ztg. beil. zu nr. 139 : Jietzt wird von einer chinesischen firma eine im anfang des vo- rigen Jahrhunderts verfaßte encyklopädie gedruckt, welche 3000 [bände umfaßt: sie soll binnen drei jähren in den händen der riäubscribenten sein : die anstalt beschäftigt 500 chinesische ar- jbeiter. Dies zeigt doch, wie weit man in China in der cultur .vorgeschritten ist. Vrgl. ob. hft. 3, p. 281. I Mainz, 15. mai. Bei dem jetzt unternommenen casernenbau ;sind merkwürdige reste der römischen befestigung der Stadt zu ; tage gekommen, über welche freilich nur sehr kurze mittheilun- ,gen die Münch. allg. ztg. beil. zu nr. 139 bringt.

Unter der Überschrift : „ein vierteljahrhundert im preußi- schen Unterrichts - ministerium" wird in Münch. allg. ztg. beil. , zu nr. 140. 141 eine anzeige gegeben von „Lebenserinnerungen ;Und amtserfahrungen von L, Wiese, wirkl. geheimen oberregie-

24*

3(30 Kleine philologische zeitung. Nr. 6.

rungsrathe a. d.". 2 bde. 8. Berlin , in welcher auch manche ßtellen aus dem buche wörtlich mitgetheilt werden: wir können es uns nicht versagen, eine derselben hier mitzutheilen , da sie die richtung des buchs nicht allein characterisirt, sondern Wahrheiten ausspricht, welche von jedem schulmanne und gelehrten nicht genug beherzigt werden können : „Von Jugend auf schwebte mir als lebensgliick und lebensaufgabe immer klarer das ideal vor,. ein ganzes zu seiu, zu einer einheit des geistigen lebens zu ge- langen. Darum erschien mir auch für meinen beruf der refor- matorische gedanke wahrer geistesbildung als die einzige und höchste norm: die Verbindung der Wissenschaft mit dem christ- lichen glaubensieben. In ihr hat das deutsche gymnasium sei- nen Ursprung gehabt. In der rückkehr dazu sah ich das hei der Jugend und unseres Volkes. Daraus ist all mein bestreben und widerstreben hervorgegangen. Eine nicht in der tiefe wurzelnde rein auf sich selbst gestellte humanitätsbilduug hielt ich für werthlos und ohnmächtig-, sie verleiht dem geiste schmuck, aber keine innerliche lebenskraft. Das ziel der erziehung ist nicht der wissende, sondern der frei thätige mensch. Der auschließ- liche intellectualismus ist unfruchtbar. Kraft und fähigkeit recht zu handeln , erwächst aus ethischen wurzeln in der tiefe der seele. So führt die sittliche Voraussetzung der bildung mit noth- wendigkeit auf die religion. Erst durch den hierin angedeuteten Zusammenhang erhält die höhere wie die niedere schule die ein- heit eines lebendigen Organismus und für die thätigkeit dessel- ben hohe und feste ziele".

Eine beschreibung des feierlichen leichenbegängnisses von Leopold von Ranke giebt nach anderen Zeitungen Münch allg. ztg. nr. 147. 148.

Wien, 15. mai. (Carnuntum). Der im jähre 1884 in Wien gegründete verein „Carnuntum", der die denkwürdige Rö- merstätte vor den thoren Wiens in der nahe Deutsch-Altenburgs, das Standquartier mehrerer römischer legionen und die residenz mehrerer römischer kaiser, durch systematisch geleitete ausgra- bungen zu erforschen beabsichtigt, giebt in seinem recheuschafts- berichte aufschluß über die vorgenommenen arbeiten: der bericht stammt von Alfred von Domaszewski, Alois Hauser und Robert Schneider. Ersterer beschreibt und erklärt 26 inschriften oder bruchstücke solcher, grabinschriften, votivtafeln u. s. w. Ueber das bauliche berichtet Hauser. Das im jähre 1883 zum größten theil aufgedeckte forum wurde gänzlich freigemacht und dadurch erwiesen , daß dasselbe ungefähr einen rings ummauerten räum von 40 meter im geviert einnahm und mit Steinplatten gepfla- stert war. In einer ecke fand sich ein runder ausgemauerter brunuen. Die südmauer war mit 12 vorsprüngen versehen, welche attische vasen trugen , also auf säulen und gebälk oder bogen oberhalb derselben schließen lassen. Außerhalb die-

STr. 6. Kleine philologische zeitung. 361

ier vorspränge fanden sich noch auf der süd- und ostseite 6 :md 16 pfeiler, welche auf eine rings oder doch theilweise um

las forum laufende Säulenhalle deuten. An der süd- und nord- vieite des forum außerhalb derselben wurden noch verschiedene Kleinere räume aufgedeckt, welche auch für die nordseite eine aallenanlage vermuthen lassen. Eine große anzahl von räum- nichkeiten wurde auf der ostseite des forum bloßgelegt; doch ist der Zusammenhang derselben unter einander nicht genau zu erkennen. Die ganze anläge zeigt aber große regelmäßigkeit, ; ind die mauerzüge haben die richtung der lang- und querachsen iles lagers (forum). Ueber die bestimmung dieser räume läßt )ich kein urtheil abgeben, selbst nicht über eine kleine sieben- n'iäulige , südwärts gekehrte halle. Die fortsetzung der grabun- ;ijen wird erst aufschluß geben. Wahrscheinlich ist nur, daß zwischen dem forum und diesen östlich gelegenen bauten eine 1 traße lief, da die grabungen da überall auf Steinplatten führten. i)ie gemacher im osten sind der einrichtung nach theilweise Heizbar gewesen. Dennoch läßt sich schon wenigstens für die fiinbildungskraft eine Wiederherstellung des aufgedeckten ver- buchen. Von norden nach süden schauend , dürfte man in der bitte der bauten die etwa 15 meter breite gepflasterte straße gerade vor sich haben. Links fiel das äuge auf die breiten ;>äulenhallen, welche die südseite und die Straßenseite des forum umgaben : rechts von der mittelstraße fiel das äuge auf die heuer aufgedeckten bauten, welche einen fast doppelt so großen räum

annehmen , wie das forum , und sich deutlich in zwei größere ^nippen scheiden. Das bloßliegende nimmt von osten nach Jvesten ungefähr 130 meter ein, hat also eine ganz ansehnliche

lusdehnung 600 meter vom lager wurde auch der viereckige

unterbau eines thurmes ausgegraben, mit einer mauerstärke von it meter in gußwerk. Genau dieselbe bauweise für grundmauern findet sich in Rom selbst; der thurm in Carnuntum ist also ein iieweis, daß die Römer ihre bauweise bis an die äußersten gren- zen des reiches übertrugen. 350 meter vom lager entfernt Trarde ein ausgedehntes gräberfeld aufgedeckt , in welchem sich 1 !4 steinsärge und zwei ziegelgräber fanden. Zwei davon waren c eicher ausgestattet, auch mit bemalten reliefs, deren färben je-

ioch an der luft verblaßten. In einem sarge wurden neben Knochen ein zinngefäß und ein glasfläschchen gefunden. Alle drei grabungssteilen ergaben 400 lose liegende fundstücke, dar- unter münzen, würfel, waffen, brettspielsteine u. s. w. Von letz- teren sind ein grabstein mit brustbildern und ein reliefblock, ;'len todten Ikarus darstellend , die auffälligsten. Aus bronze

and sich neben griffein, spateln , löffeln, glöckchen, fibeln, das Bruchstück eines dreifußes mit löwenköpfen, aus gold das bruch-

tück einer gewandspange. Münch. allg. ztg. beil. zu nr. 147. i In Baden bei Wien wurde bei arbeiten an einer straße

362 Kleine philologische zeitung. Nr. 6

der rest eines römischen militairbades ausgegraben, von dem ir anfange dieses Jahrhunderts schon mehrfach die rede gewesen damals war noch viel mehr als jetzt von ihm erhalten: Münct allg. ztg. nr. 151.

Am 30. 31. mai und 1. juni feierte das gymnasium i Tilsit das fest seines 300jährigen bestehens, worüber einiges we nige die Münch. allg. ztg. nr. 153 bemerkt, ausführlicher abe darüber berichtet in nr. 156. Das zu dieser feier vom lehrer collegium edirte programm s. unt. p. 372.

Kairo , 1 7. mai. Professor Maspero hat das glück gehab bei Abd el Ournuh in der nekropole Thebens ein bis dahin un bekanntes grab zu entdecken, es zuerst zu öffnen und zuerst z betreten , etwas was in Aegypten wegen der gewinnsucht de einwohner selten einem fremden gelingt. So hat man nun gau sicher die sitten und gebrauche der alten Aegypter beim begra ben kennen gelernt : das grab fällt nämlich in die zeit der XX dynastie, 1288 1110 v.Chr.: es gehörte der familie eines klei nen bürgers, der ein tempeldiener, eine art küster gewesen ist die sarge wie das ganze inventar ist trefflich erhalten. Nähere giebt zugleich mit bemerkungen über den todtenkult der Aegypte Richard Buchta in Münch. allg. ztg. beil. zu nr. 155.

Es ist uns folgender aufruf zugegangen: Am 26. april star dr. Gustav Hinrichs, Oberlehrer am Königstädtischen gymnasiun zu Berlin. Ein unerwarteter tod brach die lebenskraft des in volle gesundheit blühenden mannes und schnitt eine lauf bahn ab, welche ruhiger Sicherheit hohen zielen sich näherte. Unermüdlich in der ar beit an sich selbst, für seine familie, seine schaler und die wissenschaf schritt der verstorbene vorwärts, ein gründlicher und kenntnißreiche gelehrter, ein williger, pflichtgetreuer schulmann, ein rückhaltlose und ehrenfester mensch, vor allem ein warmherziger , sorgsame gatte und vater. Und doch sollte gerade diesem der schmerz nich erspart bleiben, am Vorabend seines todes das älteste töchterchei in dem schon leerer gewordenen hause der furchtbaren krank heit erliegen zu sehen, welche am nächsten tage auch ihn da hinraffte. Den beiden mit einander hingegangenen ein wiir diges grabmal zu errichten als ausdruck der achtung und zu neigung für den freund und mitstrebenden genossen möchter die unterzeichneten alle die bitten, welche dr. Gustav Hin richs schätzen gelernt haben. Zuschriften und beitrage er suchen wir an die Weidmannsche buchhandlung, Berlir sw. 12, Zimmerstr. 94, zu richten. Berlin, im mai 1886. Dr. Beiger, ordentl. lehrer am Friedrichs-gymnasium. Dr. Bel- lermann, director des Königstädtischen gymnasiums. Dr. A Kirchhof, professor an der Universität. Dr. C. Th. Michaelis oberlehrer an der Charlottensclmle. Hans Reimer, Weidmannsche buchhandlung. Dr. Roediger, professor an der Universität. Dr Schroeder, oberlehrer am Joachimsthalschen gymnasium.

.tfr. 6. Kleine philologische Leitung. 363

Rom, 2 juni. Ein merkwürdiger fund wird aus Bari in Apulien gemeldet: in der dortigen kathedrale hat man in einer ,aische 2000 byzantinische diplome auf blauem pergament jingemauert gefunden: Münch. allg. ztg. nr. 156. Ueber den Inhalt derselben verlautet noch nichts näheres. Diese nachricht wird aber in derselben zeitung nr. 160 in folge von in Bari ..angestellten nachforschungen für gänzlich unwahr erklärt.

Kairo, 2. juni. Die in Bulaq gefundene mumie ist in ge- äjenwart des Khedive und seiner minister von ihren hüllen be- freit worden und erwies sich als die von Ramses III. von ler 20. dynastie. Sie ist vollkommen gut erhalten. Münch. illg. ztg. nr. 156.

Ueber die auffindung von Petrarca's eigenhändigem manu- jcript des Canzoniere berichtet Münch. allg. ztg. nr. 157. 181.

Würzburg. Der im PhAnz. XV, 8, p. 471 (= N. Würzb. /stg. 1885, nr. 224. 227) erwähnte münzfund bei Thüngersheim ;ist noch vervollständigt worden : zu den dort erwähnten fünf Goldmünzen kommt noch eine sechste, welche gleichfalls durch- , bohrt ist, gehört dem kaiser Antoninus Pius und zwar dem ^ahre 151 n. Chr. zu: avers : IUP CAES TAEL HADR AN- TONINVS AVG PIVS P P köpf nach rechts gewandt: revers: TR POT XIII1 COS IUI: stehende nach links gewandte weib- liche figur mit kränz, in der linken scepter, in der rechten oel- zweig haltend; darunter steht: PAX = Cohen, Descript. hist. ides monnaies frappees sous l'empire romain, t. II, p. 304, nr. 204. Die sechs münzen und die fibula waren also wohl theile eines brust- oder haisschmuckes, vermuthlich eines Deutschen, der denselben .als auszeichnung von den Römern verliehen erhielt oder auch <<aus beutestücken sich denselben zusammensetzte. Bei dem gro- ßen werthe und interesse der vorliegenden stücke war es sehr wünschenswerth, daß weitere grabungen die noch fehlenden theile Jizu tage förderten. Dies ist dann auch im juni dieses jahrs \ geschehen : denn es sind bei Thüngersheim noch 2 goldmünzen vdes kaisers Gallienus (253 268 n. Chr.) gefunden. Wie iuns der an einer derselben vorbandene henkel zeigt, gehören i dieselben jedenfalls zu dem gleichen hals- oder brustgehänge, •iwie die früher entdeckten. I. Avers: IMP GALLIENVS AVG: [ bärtiges brustbild des kaisers im hämisch und heim, nach links gewandt; mit der rechten hält er einen über die rechte Schulter ] gelegten speer ; an der linken seite hängt der schild (nicht mehr deutlich erkennbar , da die münze etwas abgerieben ist). Re- vers: VIRTVS AVG. Herkules stehend, nach rechts gewandt, mit der rechten auf die keule sich stützend , in der erhobenen s linken den bogen ; vom linken arm herab hängt die löwenhaut. i Etwas abgerieben (auf dem revers haben die buchstaben TV ; dadurch gelitten), sonst gut erhalten, vor allem der rand intakt; gehenkelt; gewicht: 15 gramm. = Cohen, Descri-

364 Kleine philologische zeitung. Nr. 6 :

ption histor. des monnaies frappees sous l'empire romain, t. IV p. 353, nr. 23, wo im avers angegeben ist: 1MP. C. , wie es scheint, mit unrecht: denn auf der abbildung (pl. XVIII) fehl das C. Das gewicht (ohne henkel natürlich) wird vor Cohen zu 13 gr. 25x/2, der münzwerth zu 600 fr. angegeben. II. Avers: GALLIEN AE AVGVSTAE. Bärtiger köpf des kai sers nach links gewandt, bekränzt mit schilf. Revers: VBIQVL PAX. Zweigespann nach rechts gewandt , gelenkt von der ge- flügelten friedensgöttin. Der rand ist beschädigt (von dem ersten G des avers ist nur mehr eine spur vorbauden) , sous« sehr schön erhalten; gewicht: 5 gramm. = Cohen t IV, p. 416 f., nr. 545, abgebildet pl. XVII. Das gewicht wird] hier (p. 349) zu 6 gr. 70, der münzwerth zu 300 fr. angegeben, Diese letztere müuze hat wegen der noch einmal vorkom- menden (vgl. Cohen nr. 616) aufschrift: Gallienae Augustai bereits vielfach die münzforscher beschäftigt; Cohen nimmt nach dem vorgange anderer an, daß wir eine art spottmünz« vor uns haben, indem durch den weiblichen namen di< Weichlichkeit des kaisers und durch die inschrift : Vbiquc Pax der auf allen Seiten von auflösung bedrohte und in Verwir- rung befindliche zustand des reiches spöttisch angedeutet werden sollte ; vgl. auch : Schiller ., Geschiebte der römischen kaiser- zeit I, 2, p. 812. So wäre jetzt das ursprüngliche hals- odei brustgehänge wohl zum größeren theile, wenn nicht ganz wieder zum Vorschein gekommen. Bedauerlich ist es , daß ein fund, der jedenfalls von der höchsten lokalen bedeutung, aber auch sonst als ganzes höchst werthvoll und wichtig ist, voraussicht- lich zersplittert und nach verschiedenen seiten zerstreut wird da dem vernehmen nach von seite des Staates , der das eigen- thumsrecht an dem fuude besitzt, die doubletten des früheren fundes zum verkaufe ausgeschrieben wurden. So nach N. Würzb. ztg. 1886, nr. 105. Münch. allg. ztg. beil. 2 zu nr. 167.

Ein sehr beachteuswerther artikel über den an der Donau und umgegend sich hinziehenden limes = teufelsmauer, der na- mentlich Cohausens werk über denselben zu ergänzen sucht, auch auf actenstücke aufmerksam macht, steht in Münch. allg. ztg. beil. 2 zu nr. 168. 172: eine reihe druckfehler in diesen; aufsätzen sind in beil. 2 zu nr. 174 verbessert.

„Eine stimme über das moderne Griechenland" ist ein auf- satz von dr. Vierordt in Münch. allg. ztg. nr. 170, beil. zu nr. ' 171. 172 überschrieben, in welchem der jetzige zustand dieses landes als in jeder hinsieht heruntergekommen und verdorben geschildert wird. Trotz einer bemerkung der redaction glauben wir, daß der artikel sehr viel wahres enthält und daß man bis jetzt verführt durch das classische alterthum den jetzigen Griechen viel zu viel nachgesehen hat. Doch versucht hiegegen die Griechen zu rechtfertigen dr. L. Oberhammer ebendas. beil. zu nr. 197.

.Nr. 6> Kleine philologische zeitung. 365

In einem aufsatz „Attila und die Hunnen" sucht J. v. TPflugk-Harttung die historische geltung der Hunnen zu entwickeln, 3 Münch. allg. ztg beil. zu nr. 171.

In Belgrad soll die academie erweitert und die dortige hoch- i^chule in eine Universität mit allen facultäten verwandelt werden. Münch. allg. ztg. nr. 173.

Das gymnasium zu Bamberg würde am 23. juni sein 300- ijähriges Jubiläum gefeiert haben, hätte dies nicht das schwere fefiSßhick, welches plötzlich über Bayern hereingebrochen, ver- hindert. Eine kurze geschichte des gymnasiums giebt Münch. [allg. ztg. beil. 2 zu nr. 174.

N Göttingen. Unter dem namen : „Deutscher einheitsschulverein" nat sich ein verein gebildet, der zur begründung seiner tendenzen folgenden aufruf erlassen bat : Bei der vielfältigen und tiefen Zer- splitterung unseres volkes durch die leidenschaftlichen interessen- :and prinzipienkämpfe der gegenwart erscheint es für eine ge- deihliche fortentwickelung der nation nothwendig, daß jeder an deiner stelle und mit den ihm gegebenen kräften daran mitar- beitet, die innere einheit des volksgeistes zu stärken oder her- austeilen. Nun liegt aber eine der Ursachen, durch welche die iyolle einigung der nation so sehr erschwert wird, in der gegen- wärtig bestehenden zweitheilung des höheren Schulunterrichts. ;Denn die einheit des volksgeistes beruht wesentlich mit auf der Einheit der höheren allgemeinen bildung. Deshalb muß an stelle wäes gymnasiums und realgyrnnasiums wieder eine höhere un- i:errichtsanstalt treten, die einheitsschule , welche sich den lern der alten humanistisch- gymnasialen bildung, : l a s Studium der klassischen sprachen, besonders ja u c h des griechischen , und der historischen Wissen- schaften, bewahrt, dieselbe aber durch zeitgemäße yreform der methode (namentlich des fremd sprachli- shen Unterrichts), sowieauch durch eine maßvolle äfv e r s tärku n g der neueren sprachen, vornehmlich ti e s französischen , und der mathematisc h -naturwisse n- Hchaf t lieh en lehrfächer neu kräftigt und verjüngt. [Diese reform unseres höheren Schulunterrichts fordert auch der •■■gegenwärtige stand der nationalen kultur, vor deren fortsch ritten die schule sich niemals verschließen darf, sowie endlich ein be- deutender grund wirthschaftlicher natur. Denn gegenwärtig wird :;3in großer theil unserer jugend viel zu früh vor die frage, ob Gymnasium oder realgymnasium, d. h. vor die frage der berufs- iwahl gestellt, und infolge der dabei unvermeidlichen irrthümer ?eht eine fülle geistiger und materieller kräfte nutzlos verloren. I Um nun diese neugestaltung unseres höheren Schulunterrichts isu fördern, haben sich die unterzeichneten zur begründung eines \, Deutschen ein heitsschulver eins" vereinigt und er- . auben sich, zur theilnahme an der konstituierenden ver-

366 Auszüge aus Zeitschriften. Nr. 6.c

Sammlung desselben auf den 5. october l. j. nach Hannover ein- zuladen. — Der zweck des Vereins wird sein: 1) Die littera- rische diskussion über die frage der einheitsscbule in lebendige- ren fluß zu bringen. 2) Dadurch, sowie durch die debatten in den Vereinsversammlungen die aufstellung eines allseitig bei friedigenden organisationsplanes und fester methodischer grund- satze für die einheitsscbule zu erstreben. 3) Das Verhältnis der das jetzige gymnasium und realgymnasium ersetzenden ein- heitsscbule zu den übrigen arten allgemeiner bildungsschuleu (mittelschulen mit zwei fremden sprachen , Volksschulen ohue fremde sprachen), sowie zu den fachschulen , besonders der Uni- versität, zu erörtern ; insbesondere auch die frage der berechti- gungen zu besprechen. 4) Die öffentliche meinung und wo möglich die faktoren der gesetzgebung für die idee der einheits- schule zu gewinnen. Alle diejenigen , welche geneigt sind, event. dem „Deutschen einheitsschulvereine" beizutreten , bezw, die konstituierende Versammlung desselben zu besuchen, werden gebeten, dieses dem mitunterzeichneten gymnasiallehrer F. Hornemann i n Hannover, Marschnerstraße 51 , bis zum 15, augusl l. j. schriftlich erklären zu wollen. Das programm der versamm- lung, theilnehmerkarte u. s. w. wird denjenigen, die ihr erschei nen zugesagt haben, rechtzeitig übersandt werden." (Folgen die Unterschriften). Unsere ansieht über dies projeet werden wii unt. nr. 8 mittheilen.

Auszüge aus Zeitschriften.

Philologische abhandlungen aus Zeitschriften 1886.

No. 4.

Archiv für latein. lexicographie und grammatik hrsg. von E. Wülfßin. Jahrg. III. Heft 2. IL Suchier , der Untergang der ge- schlechtslosen substantivform. ./. 31. Stmoasser, zu den Hisperica famina. - Kot>r. Hofmann, Ullageris. Ph. Thielmann, facere cum Infin. A. Otto, die götter uud halbgötter im Sprichworte. B. Dombart, historia. -- L. Havet, Pius. A. Müller, curvus uneus u composita. Addenda lexicis latinis. G. Groeber, Vulgärlatein Substrate romanischer Wörter. Job. Schmidt, impaestator. Mii cellen: Konr. Ho f mann , geograph. eigennamen als appellativa. ( Emil Bachrens, vermischte bemerkungen. L. Havel, masio iniurus iniurius. J. 31. Stowasser , zu Nonius. Zu Eunius. Offendo. B. Dombart, Speculator. M. Pelschenig, zu Corippus. G. Baut, ploum plaumorati. ~ K. Sittl, crumelum. Litteiatur.

Blätter für das bayerische gymnasialschulwesen hrsg. v. A. Römer. Heft 5. A. Steinberger, die Oedipussage ein drama. K. Metzger^ Aeschylea. Rosenhauer , ein Wortspiel des Horaz. Hans Kern, zu Ciris v. 5. Ad. Römer, zu Thukydides. Anzeigen. Heft 6. 31. Kiderlin, kritische und exegetische bemerkungen zu Quintilhtn. III. (Schluß). - ./. Zehetmayr , Deutsch Germani Preußen etymolo- gisch gedeutet. A. Wittaver , Lucrez einleitung zu dem zweiten buche. A. Römer, zur rhetorik des Aristoteles II, 2. Anzeigen.

Bulletin de correspond;mce hellenique 1886. Avril: F. Durbach et G. Radet, inscriptions de la Pe'ree rhodienne. 31. I/olteavx, fouilles au temple d'Apollon Ptoos. 31. Clerc, les ruines d'Aegae,

Nr. 6. Auszüge aus Zeitschriften. 367

'en Eolie. >S'. Reinach, manche de strigile grave'e. Ch. Diehl et i6r. Cousin, inscriptions d'Alabanda en Carie. E. Pottier, fouilles dans Ja necropole de Myrina. Varietes: Michael Pap. Constantmu, .inscriptions de Tralles. S. Reinach, synagogue juive a Phocee. ~ AI. Kontoleov, inscription de Smyrne. C. Mylonas , noog8tjy.cn xal MoodiijOiis. 31. Holleaux, inscriptions funeraires de Rhodes.

Centralblatt für das bibliothekwesen hrsg. v. O. Hartwig 1886. j Heft 3. Heft 4.— Heft 5. H. Omont, l'edition princeps de Denys /d'Halicarnasse. G. Knod, zur bibliographie des Beatus Rhenanus.

Comptes- rendus de l'academie des inscriptions et belies lettres. IV. serie, t. XIII, 1885. Communications: janv.-mars. no. 1. 4. 5. ■6. 7. E. Le Blant, lettres sur les fouilles au Forum. 2 E. Desjar- idins, statue romaine mise au jour ä la suite de travaux executes dans }la riviere de l'Ornain. 3. Ch. Robert, une bague gauloise. 8. A. Heran de ViUefosse , lettre sur le praefectus urbi Ducenius Geminus en 69. 10. Deloche, description d'un poids de l'epoque carolin- gienne, ses rapports avec l'ancien livre romaine. Avril— juin. no. 1. H. 7. 9. 11. 14. E. le Blaut, fouilles a Rome. 2. A. Castan , le .Capitole a Carthage. 3. L. Havel, les manuscrits de Nonius Mar- cellus grammairien latin de la fin du troisieme siecle. 6. F Robiou, uote sur une double date (egypto macedonienne) contenue dans une stele recemment acquise par le musee de Boulaq. 8. Casati, epi- ;grapbie de la numismatique etrusque. 12. G. Lagneau, des anesthe- Itiques chirurgicaux dans l'antiquite et la moyen äge. 15. H.d'Ar- bois de JubainviUe , rapport sur la decouverte faite a Bourges par M. ßoyer de deux inscriptions le nom du dieu Mars est accompagne .d'epithetes gauloises dans l'une de ces inscriptions l'epithete est Mo- getius, dans l'autre Rigisamus. Juillet sept. no. 1. A. Bertrand, sur des objets provenant de fouilles executees ä Marson (Marne) par Auguste Nicaise . 3. Dieulafoy, expedition en Susiane. 4. Heuzeg, une pretresse grecque a Antipolis. 5. E. Le Blant, le christianisme ;aux yeux des palens. 6. R. Cagnut et S. Reinach , decouvertes de villes nouvelles en Tunisie. 7. G. R. Gregory, les cahiers des ma- nuscrits grecs. Octobre decembre. 1. H. d 'Arbois- JubainviUe, l'u- nite primitive des Italo-Celtes; relations de l'empire celtique avec les :Germains anterieurement au secondisiecle avant notre ere, etude gram- maticale. L. Blancard, theorie de la monnaie romaine au III siecle d'apres Jesus-Christ. S. Reinach, sur un temoignage de Suidas re- ;, latif ä Musonius Rufus. 6. 8. E. Le Blant, inscriptions de Rome. 9 H. Wallon, notice sur la vie et les travaux de Henri Adrien Pre- vost de Longpe'rier. E. Le Blant, le christianisme au yeux des ipaiens (suite).

Gazette archeologique 1886. no. 3. 4. A. Seron de ViUefosse,

le repos d'Hercule, disque en bronze du musee de Constantinople.

E, Babelon, Selene et Bacchant, bronze de la collection de Janze.

Hermes. 1886. Heft 2. C. Robert, beitrage zum griechischen

rfestkalender. 1. Die festzeit der Delien. II. Zu den griechischen ka-

ilendarien. G. Schulz, quaestiones Juvenalianae. H. Nohl , der

e codex Tegernseensis von Cicero's rede de imperio Cn. Pompei. E.

- Curtius, die quellen der akropolis. H. Schrader, zur beurtheilung

j der Iliasscbolien des codex Lipsiensis. A. Schaube, object u. com-

; Position der rechtsaufzeichnung von Gortyn. D Detlef sen, vermu-

thungen über Varro's schrift de ora maritima. Th. Mommsen, die

gladiatorentesseren. H. Wilcken, nochmals die indictionsrechnung.

i A. Otto , die Überlieferung der briefe des jüngeren Plinius.

Mise eilen: P. Stengel, ar/ctyia. A Brand, zu der elischen itf-

s8chrift Roehl J. G. A. add. no. 113c. J. Balte, eine humanistische

1

368 Auszüge aus Zeitschriften Nr. 6.i

komödie. A. Kopp, zu Theodoros Prodromos. G. Knaack, 6 rw xvoov 7(jio9ilg. Th. Hommsen, zusatz.

Jahrbucher für classische philologie hrsg. von A. Fleckeisen: suppl.- bd. XV, beft 1: E. Marcks, de alis quales in exercitu Romano tem- pore liberae reipublicae fuerint. R. Hiiderli, die hellenischen astro- noinen u. agronomen vornehmlich im alten Athen. Fr. Cutter, die römische Acueassage von Naevius bis Vergilius. E. Kuhnert, Dai- dalos. Ein beitrag zur griechischen künstlergeschichte. E. Bruhn, Lucubrationum Euripidearum capita Selecta. Berichtigung von L. Jeep. Bd. 135. Heft 3: O. F. Imger, die nachrichten über Thu- kydides III. IV. K. Schäfer, zum eleusinischen steuerdekret. H. Pomtow , zum hymnus auf den delischen Apollo. H. Menge, anzeige von F. Hultsch's ausgäbe des Autolycus. E. Hoffmann, zu Euripides Bakchai 372. K. Lang, anz. von A. Nauck's Jamblichus.

L. Triepel, noch einmal das Catonische gründungsdatum Enm's. H. Haupt, anz von M. Zöller's römischen Staats- und rechtsalterthü- niern. Th. Mauer, Vergib Aen. IX, 330. M. Kiderlin, zu Quin- tilianus. H. Blümner, za Lukianos IV. Gilbert, die einheitlich- keit des Taeiteischen dialogus. E. Baehrens, nova adversaria cri- tica in scriptores historiae Augnstae. 4. W. H. Röscher, die sogen. schlangentoptVerferin des altarfrieses von Pergamon. A. Ludwich, Musaios u. Proklos. E. Hitler, zu den fragmenten des kynikers Krates. C. Baeumker, zu Proklos. A. Kopp, Herodianfragmente.

P. Keller, zur latein. u. griech. Sprachgeschichte. Th. Hasper, ad Poenulum Plautinam. O. Harnecker, des Oatullus Iuventiuslie- der. W. Soltau, die Idus als Dies fasti. A. Otto, zu Hyginus fabeln. Heft 5. J. K. Fleischmann, der ideenzusammenhang im er- sten chorliede der Orestie des Aeschyios. E. Hoffmann , zu Euri- pides Medeia. Ch. Clasen , kritische bemerkungen zur geschichte Timoleons. Cl. Baeumker, zu Aristoteles ntgl aiafttjeews- A. Lud- wich., zur griechischen anthologie. P. Stengel, die färbe und das geschlecht der griech. opferthiere. A. Schmidt, die Zeitbestimmung des Thukydides über den anfang des peloponnes. krieges. J. Lieb- hold, zu Deniosthenes dritter rede gegen Philippos. Th. Plüß, zur erklärung der Horazischen öden; desgl. H. Probst, Th. Breiter, E. Rosettberg, J. Richter. W. H. Koester, zur Interpretation von Ver- gils Georgica. G. Heidtmann, zu Vergils Aeneis III, 147 179. A. Funck u. W. Gebhardi, zu Caesars bellum Gallicum. H. Peter, zu den Scriptores Historiae Augnstae. F. Walter , zu Tacitus. - F. Riihl, ein capitel des Iustinus.

Jahrbücher des Vereins von alterthumsfreunden im Rheinlande. LXXX1. 1886. ./. Schneider, neue forschungen über die Römerstraßen auf der linken Rhein- u. Moselseite. H. Düntzer, Köln und seine Römerbrücke. J. Asbuch, die kriege der Flavischen kaiser an der nordgrenze des reichs. C. Borte , römische gläser der Sammlung Franz Merkens in Köln. Zangemeister, römische inschriften. J- Klein, kleinere mittheilungen aus dem provinzial-museuru zu Bonn.

J. Asbueh, mittheilungen aus Th. Bergk's nachlasse. H. Schaaff- hausen, eine römische Statuette aus eisen. C. Koenen , römische fuude beim schloß Dyk. Anzeigen. Mise eilen: römische gräber in Biwer. Schauffhauseti, römische funde in Bonn. Ders., eine alte grabstätte unter dem gebäude des generalcommandos zu Coblenz.

L. Schwörbel, inschriftt'ragmente. Steilen außerhalb des castrunis wo in römisch - fränkischer zeit leichenverbrennungen stattgefunden haben. - Au*'m Werth, römische villa in Priesdorf. A. v. Cohau- sen, alte baure«te bei dum rathhause in Cöln. Ad. Gurlt, der guß- eiserne hohlriug aus der Byciskalai höhle in Mähren. Ein römi-

Jr. 6. Auszüge aus Zeitschriften. 369

shes siegesdenkmal in Merten. Neue archäologische funde in Rom. - J. Klein, kölner inschrift.

Jahrbücher für protestant. thoologie. 1886. Heft 3. H. Geher, ,iur Zeitbestimmung der griechischen notitiae episcopatuum I. Ph. ifoyer, nachrichten über einige bisher unbenutzte, theilweis auch un- ekannte griechische handschriften zur biblisch-apokryphischen litte- atur. W. C. van Manen , zur litteraturgeschichte der kritik und hxegese des neuen testaments. Jolt. Drae.seke , zu Hippolytos De- iiioustratio adversns ludaeos.

Journal of the anthropological institute of Great Britain and Ire- ;,'ind. XIV, no. 4. XV, 1. 2. 3. no. 4. J. Th. Bent, on insular reek customs.

Melanges d'archeologie et d'histoire (de l'ecole de Rome). 1886. cio. 1. 2. L. Duchesne , notes sur la topographie de Rome au nioyen . ge. H. Marti?i, les cavaliers et les processions dans les fetes athe- iljiennes. Ch. Lecrivain, la Jurisdiction fiscale d' Auguste a Diocle- ;iien. E. Caq, de la nature des crimes imputes aux Chretiens. \\\ de Nolhac, recherche sur un compagnon de Pomponius Laetus. j) Mütheüunyen des deutschen archäolog. instituts. Athenische ab- 'iaeilg. Bd. XI, 1. E. Fabricius , eine pergamenische landstadt. ; .''"'. Dümmler, mittheilungen von den griechischen inseln. I. Reste I orgriechischer bevölkevung auf den Cycladen. H. G. Lotling, mit- ':heilung aus Thessalien. IL Grabschriften. Fr. titudniczka, attische >orosgiebel. Fed. Halbherr, sopra un' iscrizione di Amorgos. \b)ers,, nuove nionete di Axos. Fr. Studniczka, thonrelief aus Tenos. B Monatshejte , philosophische. 1886. Heft 6/7. Ad. Seelisch, die ! thischen parthien im platonischen Phaedo.

Museum, Rheinisches, für philologie. Bd. 41. Heft 3. P. Krumb- ':olz, Diodor's assyrische geschichte. P. Wolters, zu griechischen vpigrammen. P. Nutorp, Diogenes von Apollonia. A. Otto, zu f.en briefen Cicero's ad Atticum. A. Kopp, über positio debilis läfid correptio attica im jambischen trimeter der Griechen. F. ^auer, zu Lycophron. E. Hiller, beitrage zur griechischen littera- ijrgeschichte. IV. Die fragmente des Glaukos von Rhegion. A. imdwich, die formel tj cT' og. F. Bücheier, der text des Persius. 3 V. Deecke, die thyrrenischen inschriften von Lemnos. E. Lübbert, u Pindar's hyporchema an Hieron. N. Wecklein, /udc&ly. A. fiercke , de Galeno et Plutarcho. E. Wölfßin, zu Tibull. A. menny, Vergil und Trogus.

Quartalschrift, theologische. 1886. no. 2. Funk, die zeit des I ahren wortes von Celsus.

|" Review, The English historical. 1886. Januaiy. D. B. Monro, ii'omer and the early history of Greece. E. A. Freeman, the ty- liünts of Britain Gaul and Spain. April. ./. Z. Sirachan-Davidson, -ie growth of Plebeian privilege at Rome.

Revue archeologique. 1886. Avril-mai: E. Ztiü?itz, les monuments r'ntiques de Rome (suite). Lebegue , recherches sur Delos. C. %ulliun, inscriptions grecques d'Egypte. H.Bazin, la citadelle d'An- i'lbes etude d'archeologie romaine. P. Decharme, notes sur les can- ' ophores.

f Revue, nouvelle, historique de droit fran9ais et etranger. 1886. o. 3. R. Dureste, la loi de Gortyne.

Revue des deux mondes. 1886. 15. mai. 1. Juni. 15. juni 1. juli: fr. Boissier, etudes d'histoire religieuse. II. la conversion de Constantin.

Revue de l'histoire des religions publ. par Jean Reville. XIII. no. 2. . Reville, de la complexite des mythes et des legendes a propos des acentes controverses sur la methode en mythologie comparee.

370 Literatur. Nr. 6.

Revue numisinatique. Tome IV, trim. 2. J. P. Six , revue nu- mismatique, inonnaies lyciennes II.

Sitzungsberichte der königl. preuß. acadeuiie der Wissenschaften. 1886. St. 1 3. st. 4. Th. Mommsen, festrede (über Tacitus Ger- mania). — St. 5— 14. -st. 15. A. Kirchhoff, über das bruchstück ei- nes attischen psephisma. St. 16. 17. A. Kirchhoff, bericht über die Sammlung der griechischen inschriften. Th. Mommsen, bericht über die samtnlung der latein. inschriften. - Th. Mommsen, bericht über die paläographie der lateinischen inschriften. Bericht über die römische prosopographie. H. Diels , bericht über die herausgäbe der Aristoteles-commeutatoren. G. Waitz, bericht über die Mouu- ruenta Germaniae historica. A. Conze, Jahresbericht des archäolo- gischen instituts. St. 18 22. M. Duncker, über die Strategie und taktik des Miltiades.

Zeitschrift der deutschen morgenländischen gesellschaft. Bd XXXIX. no. 4. Bd. XL. Heft 1. J. Gildemeister, Pseudocallisthenes bei Moses von Chorene.

Zeitschrift für das gj'mnasialwesen. 1886. Mai— juni. H. Ott«, Jahresbericht über Sophokles. G. Knaack, Cic. ad Att. IX, IS, 3,

Juui, juli, aug. H. Magnus, Jahresbericht über Ovid. R. Schnei- der, jahresber. über Caesar.

Zeitschrift für die Österreich, gyrnnasien. 1886. no. 3. Ig. Pram- mer, zu Tacitus, anzeigen. Heft 4. M. Manitius, zu spätlateinischen dichtem I. A. Zmgerle, Livius u. Claudius. J. Huemer, der grammatiker Augustinus. Anzeigen. Heft 5. K. Weymann, zu Tacitus. Anzeigen.

Zeilschrift für mathematik u. physik. 31. 1886. Heft 2. heft 3. M. Steinschneider , Euklid bei den Arabern. Eine bibliographische studie.

Zeitschrift für numismatik. Bd. XIV. Heft 1. A. v. Sallet, die erwerbungen des königl. münzcabinets 1885/86. Th. Mommsen, zu den münzen des Titus. Th. Mommsen, römische münzpächterin- schriften. Th. Mommsen, provincialcourant der römischen provinz Asia im verhältniß zur reichsmünze. M. Bahrfeld, contremarken Vespasians auf römischen denaren.

Zeitschrift für wissenschaftl. theologie. 1886. Heft 3. A Hü- genfeld, Papias von Hierapolis und die neuste evangelienforschung. Joh. Draeseke, Berou u. Pseudo-Hippolytus. ./". K. Edwards, the word Lmoiiciog in the fourth petition of the Lords prayer.

Zeilschrift aus der Schweiz, theologische. Jahrg. III. 1886. Heft 2. G. Volkmar, neueres über den Polycarpusbrief uud die lgnatiusfrage.

G. Volkmar, kritische miscellen.

Zeitschrift des histor. Vereins für Schwaben u. Neuburg. XII. 18^5. Lochner v. Hüttenbach, auffindung von Römerstraßen nördlich vom Bodensee und römische anlagen in Aischach bei Lindau. Fr. Oh- lenschlagcr, das römische forum zu Kempten.

Zeitschrift für kirchl. Wissenschaft u. kirchl. leben. 1886. Heft 5. J. Ilaußleiter, die commentare des Victoriuus Tichonius u. Hieronymus zur Apocalypse. Heft 6. E. Noeldechen, Tertullians erdkunde.

Literatur I88ti.

(dem Philologus und PhAnzeiger zugesandt).

Inscriptiones Italiae inferioris dialecticae. In usum praecipuo academicum composuit Johannes Zuetaief. 8. Moskav. Hefeke. (Lip- eiae, Brockhaus).

r. 6. Literatur. 371

Dizionario epigrafieo di antichita Romane di Ettore de Buggihro. t ivr. 1. Roma, Lincei.

1 Homeri Odyssea Scholarurn in usuni edidit Paulus Cauer. P. I. carai. I— XII. 8 min. Lipsiae, Frey tag.

Musikgeschichtliches aus Homer. I. Von Heinrich Guhrauer. ?rograinm des gymnasiums zu Lauban).

i Die Überlieferung der griechischen heldensage bei Stesichoros. ion K. Seeliger. 4. Meißen. (Programm).

i Carmina figurata Graeca. Ad fidem potissimum codicis Palatini didit, prolegomenis instruxit , apparatum criticnm , scholia adiecit Zar. Haeberlin. 8. Hannover.

bj Methodologische beitrage zur Wiederherstellung der griechischen ragiker von F. J. Schwerdt. 8. Leipzig, Teubner.

Die tragödien des Sophokles. Zum schulgebrauch mit erkläreu- |2P! anmerkungen versehen von N. Wecklein. Bd. II.: Oedipus Ty- mnos. 8. München, Lindner.

Sophoclis Trachiniae. Scholarum in usum edidit Fr id. Schubert. f Lips., Freitag.

,1 Herodoti Historiae. Recensuit A. Holder. Vol. I. 8. Lipsiae, rreitag. (Bibl. Scr. Gr. et Romanorum).

Strecker, über den rückzug der zehntausend. Mit einer farbigen »arte in Steindruck. 8. Berlin, Mittler.

;i S. Lederer, eine neue handschrift von Arrians Anabasis. 8. Wien, Hehler wwe.

Kritische betrachtungen über das leben und die lehren des Hip- okrates, von Demosthenes Gregorus, doctor der medizin. 8. Erlangen. Ooctordissertation).

!< Anecdota varia Graeca et Latina ediderunt Rad. Schoell et Gull. ' tudemund. Vol. I. Anecdota varia graeca, musica, metrica, gram- uatica edidit G. Studemund. 8. Berol., Weidmann.

Horazstudien. I. Ueber den Zusammenhang des briefes an die 'isonen. Von dr. G. Fallin. 4. Neu-Ruppin. (Programm).

C. Vettii Aquilini Iuvenii libri Evangeliorum IUI. Ad fidem codd. ietustissimorum recognovit C. Marold. 8 min. Lips., Teubner.

Lexicon Caesarianum. Composuerunt R. Menge et S. Preuß. ^-asc. IL 8. Lips., Teubner.

Lexicon zu den Schriften Caesars und seiner fortsetzer. Mit an- labe sämmtlicher stellen von PL. Merguet.. 4. Lief. 4. 5. 6. Jena, bischer.

M. Fabii Quintiliani Institutionis oratoriae libri duodecim. Edi- yit F. Meister. 8 min. Vol. I. Lipsiae et Pragae, Freytag et Tempsky.

M. Minucii Felicis Octavius. Emendavit et praefatus est Aemi- ••us Paehrens. 8 min. Lips., Teubner.

' Priscillian, ein neu aufgefundener lateinischer Schriftsteller des 4. S,hrhunderts. Vortrag . . . von dr. Georg Schejts. 8. Würzburg, .tuber.

* Quaestiones Pisistrateae. Dissertatio inauguralis, quam ad ma- r^listri honores ab amplissimo ordine historicorum et philologorum Dor- ; atensi rite impetrandos scripsit . . . Joannes Toepffer. 8. Dorpat.

Die geschichtsschreibung der Griechen , dargestellt von prof. dr. ' '-dolph Wahrmund. 3. aufl. 8. Langenscheidt, Berlin.

Encyklopädie und methodologie der philologischen Wissenschaften on August Boeckh. Herausgegeben von E. Bratuschek. Zweite auf- ige besorgt von R. Klußmunn. 8. Leipzig, Teubner.

Die reiter und die rittercenturien zur zeit der römischen repu- llik von B. Gerathewohl. 8. München, Ackermann.

Beiträge zur geschichte der kriegslührung und kriegskunst der

372 Literatur. Nr. 6.J

Römer zur zeit der republik, von dr. Franz Fröhlich. 8. Berlin Mittler.

Beiträge zur Verwaltungsgeschichte des römischen kaiserreichs, von W. Liebenam. I. Die laufbahn der procuratoren bis' auf die zeit Diocletiaus. 8. Jena, Passarge.

Die vereine der fabri, centonarii und dendrophori im römischen reich. I. Die natur ihres handwerks und ihre sacraleu beziehungen. Mit einem anbange enthaltend die inschriften. Von dr. Hermann C. Mane. 4. Frankfurt a. M., Mahlau et Waldschmidt.

Denkmäler des classischen alterthums. Herausgegeben von E, Saumeister. 28. lieferung. 4. München, Oldenburg.

G. Lüschcke, die östliche giebelgruppe am Zeustempel in Olympia. 4. Dorpat. (Programm).

Das wissen der gegenwart. Deutsche universal-bibliothek für ge- bildete. Bd. XXX. Das kunstgewerbe im alterthum, von prof. dr. A. Blümner. 1. abtheilung : das antike kunstgewerbe nach seinen verschiedenen zweigen. Mit 133 in den text gedruckten abbildungeu. 8 min. Leipzig u. Prag, Freytag u. Tempski.

Adolph Kießliny , Conjectaneorum spicilegium I. II. III. (Index lection. Gryphiswaldensis . . . per sem. aestivum 1883, hibernuin 1885, aestivum 1886. 4. Gryphisw., Kunike.

M. Gitlbuuer , philologische streifzüge. Liefer. 3 5 (schluß). 8. Freiburg i. Er., Herder.

Satura, von prof. J. Mähly. 4. Basel. (Wissenschaftliche bei- lage zum programm des gymnasiums in Basel).

Festschrift zur feier des fünfzig -jährigen dienst - Jubiläums des gymnasialdirectors dr. Nölting , herausgegeben vom lehrercollegium der großen Stadtschule zu Wismar. 8. Wismar: enthält an philolo- gischem 1. L. Bolle, das knöchelspiel der alten; 2. J. Lemme , des Odysseus kämpf mit den freiem, p. 43; 3. W. Kuthe, die römische manipulartaktik, p. 71; 6. K. Kirchner, bemerkungen über die beere Iustinians, p. 115; 7. P. Stoffel, specimen lexici Euripidei, p. 139.

Wiener Studien , Zeitschrift für klassische philologie, Supplement der Zeitschrift für österr. gymnasien. Verantwortliche herausgeber W. v. Harfel , K. Schenkl. 8. Achter Jahrgang, erstes heft. Wien, Gerolds söhn.

Festschrift zu dem am 31. mai d. j. stattfindenden 300jährigen Jubiläum des königl. gymnasiums zu Tilsit: enthält: 1. Carmen saeculare. Composuit Th. Preuns ; 3. De orationum operi Liviauo in- sertarum origine et natura. Scr. F. Friedersdorff; Ueber namen und herkunft der Salier. Von Th. Preuns. Es folgen abhandlungen nicht philologischen inhalts.

Biographisches Jahrbuch für alterthumskunde. Gegründet von von Iwan Müller, Achter Jahrgang. 8. Berlin, Calvary.

Mittheilungen aus der stadtbibliothek Hamburgs. III. 8 min. Hamburg.

Die medaillen und gedächtnißzeichen der deutschen hochschulen. Ein beitiag zur geschichte aller im XIV. Jahrhundert in Deutschland errichteten Universitäten von C. Laverrenz. Erster theil. 8. Berlin, Mittler u. söhn.

Y Gameryd, das ist grammatik des Kymraeg oder der Kelto-Wil- lischen spräche, von E. Sattler. 8. Zürich u. Leipzig, A. Müller.

Die Inschrift von Killoen Cormar und der Ursprung der spräche. Von dr. E. llethwiseh. 8. Norden, Fischer nachfolger.

Der relative biklungswerth der philologischen und der mathema- tischen naturwissenschaftlichen Unterrichtsfächer der höhern schulen . . . von dr. E. Masch. 8. Leipzig, Prag; Freytag, Tempsky.

r. 7. 8. 1886.

Philologischer Anzeiger.

ierausgegeben als ergänzung des Philologus

Ernst von Leutscli.

55. Das praesens historicura in Caesars bellum Gallicum 'm Franz Wania. Wien 1885. 114 p.

Den grund für den Wechsel zwischen praeteritaler und prae-

ntischer consecutio nach vorausgehendem praesens historicum

idet Wania in der verschiedenen beziehung des betreffenden

l'ebensatzes einerseits auf den Standpunkt des erzählenden schrift-

- ellers, andererseits auf den gedankengang des im übergeord-

wton satze sprechend beziehungsweise erwägend vorgeführten

tjubjektes. Hierdurch will Wania den faktor der Willkür aus

km? frage verbannen, während doch gerade die entscheidung für

nie eine oder andere beziehung der nebenhandlung vielfach nicht

iwohl in der Sachlage gegeben, als vielmehr im belieben des

' '.hriftstellers gelegen ist. Wir kämen somit auch bei dieser

aeorie auf die psychologische seite der frage zurück , welche

i!ir ref. schon in seiner dissertation Quaestiones syntact. de elo-

yttione Tacitea comparato Caesaris Sallusti Vellei usu loquendi.

dssae 1882 und in seinem referat über E. Hoffmanns Studien

if dem gebiet der lateinischen syntax (s. Philol. anzeiger 1884,

'.VI, p. 260 266) betont hat. Außerdem ist offenbar das beob-

^bhtungsgebiet des Verfassers in folge der beschränkung auf

aesars Bellum gallicum zu klein, um eine richtige beurth eilung

er frage zu ermöglichen. Auch der umstand, daß die neuere

tteratur nicht herbeigezogen wurde , war sicherlich der sonst

seht scharfsinnigen Untersuchung nicht förderlich, wenn er auch

em verf. die gewinnung einer einheitlichen theorie erleichtert

iben mag. Es sollen nun einige einzelheiten besprochen

erden.

Philol. Anz. XVI. 25

374 55. Grammatik. Nr. fl

1) Wenn nach einem praesens historicum im finalen neben- satz ein coniunctiv. praesentis steht, dann wird nach Wania die zeitdistanz zwischen den beiden haudlungen nur sehr klein ge- dacht, die nebenhandlung wird nur in verschwindend geringem grade als relativ zukünftig empfunden und daher mit der haupt- handlung als coincidierend betrachtet ; ein merkliches zeitinter- vall zwischen den beiden handlungen würde dagegen eine relative zukunft bedingen, welche durch den conditionalis (coni. imperfecti) ausgedrückt wird. Wenn dem coni. imperfecti mit recht seine be- deutung als tempus der Vergangenheit abgesprochen worden wäre, dann müßte die bedingte zukunft auch nach einem wirklichem praesens durch ihn ausgedrückt werden können. Man müßte sagen können postulo a te ut post septem dies mihi hunc librum mitteres. Den coniunctiv. praesentis und imperfecti zur bezeich- nung zukünftiger handlungen finaler nebensätze kann man viel- mehr als eine art ersatz des fehlenden coniunctivs futuri an- sehen und , ähnlich wie bei den verbis des f ürchtens , darauf zurückführen , daß der Lateiner aus der finalen beziehung zweier handlungen an und für sich schon einen Zukunftsbegriff herausempfand und daher auf eine besondere ausprägung des- selben im nebensatz verzichtete.

2) Abgesehen von dieser auffassung des coni. imperfecti stimmen die resultate Wanias in dem punkte mit meiner an den! oben angeführten orten ausgesprochenen ansieht überein , d diejenigen finalsätze, welche von einem verbum dicendi abhängen, zu präsentischer construetion neigen. In der motivierung der einen oder anderen consecutio scheint jedoch Wania öfter sich zu gesuchter und gezwungener erklärungen bedient zu haben. So haben VII, 9, 4. 86, 2 die eingeschobenen Sätze mit si und I, 5, 2 3 der abl. abs. schon eine retardierende Wirkung auf den ton der erzählung. Wie VI, 9, 5 subito den gedanken an eine „vorausgehende pause" nahelegt, ist nicht recht verständ- lich, der inhalt des nebensatzes, der das „vorschwebende ziel" der haupthandlung ist, genügt nach dem p. 7 aufgestellten grund- satz völlig zur erklärung des coniunet. imperf. P. 30 macht die, nachdem VII, 71,3 besprochen ist, aufgestellte behatiptung, daß der in obsecrare und obtestari gelegene begriff der dringlich- keit den coniunctiv praesentis motiviere, alles, was zur erklärung der einzelnen stellen gesagt war, überflüssig. Wenn p. 29 zu

yJr. 7. 55. Grammatik. 375

, 20, 5 bemerkt wird finem faceret wäre ganz widersinnig, weil Mvitiacus doch auch von selbst einmal zu bitten aufhören würde", o ist dies offenbar verkehrt , es dürfte nämlich sonst nie ein utor dieser form sich bedienen ohne gegen die logik zu ver- stoßen. — Zu Cic. Verr.II, 1, 26, 66 (p. 32) s. Philol. anz. XIV, (•884: p. 265. P. 18. VII, 45,7 gezwungene erklärung; man ann sagen animadverterentur hängt enger mit raros zusammen, )m mit traducit, übrigens genügt auch hier der gesichtspunkt es vorschwebenden zieles. P. 14. III, 5, 3 paulisper nicht iusschlaggebend. Der befehl des Galba soll bei der höchst kri- tischen läge beruhigend wirken, daher das imperfectum Wania itätte sich übrigens auch auf das post beziehen können. 3) Bei den consecutivsätzen (p. 44 51) bespricht Wania ip. 45) VI, 36, 2 nulluni eiusmodi casum exspectans , quo offendi ■osset, . . mittit. Der coni. imperfecti bedarf gar keiner erklärung, der uebensatz schließt sich an eiusmodi casum an, dessen Zusammen- hang mit mittit selbst wieder durch expectans vermittelt ist. Der .ngere oder weniger enge Zusammenhang mit dem verbum re- , ens muß gerade bei einer der psychologischen seite der spräche Ingehörenden erscheinung besonders beachtet werden.

4) P. 51 58 werden die indirekten fragesätze behandelt. i— P. 53. VII, 15, 3 schon der begriff des deliberare., des : runde und gegengründe abwägens rechtfertigt hinreichend He wähl des ein ruhigeres tempo andeutenden coniunct. imperf., obgleich damit nicht ausgeschlossen sein soll, daß gelegentlich, j/o es sich um die hervorhebung des bewegten Charakters iiner solchen debatte handelt, auch der coniunct. praes. zur an- ä 'endung kommen kann.

jii 5) P. 58 68 sind die indirekten relativsätze behandelt. Bilanche der hier besprochenen erscheinungen beruhen offenbar uf der naturgemäß größeren freiheit der relativsätze überhaupt, sie meist sehr indirekt mit dem hauptverbum in Verbindung i'ltehen. Ein anderer gesichtspunkt, den der Verfasser hätte be- f men müssen , ist die rücksicht auf den stilistischen Charakter !i.er betreffenden partie, in welcher sich die einzelnen beispiele Lüden. Wenn z. b. (p. 59 60) bei I, 17, 2. 18. IV, 7. 8. /, 38. 41. VII, 14. 37. 64. 66. 85 und an anderen stellen die jjmgebung des relativsatzes ganz oder vorwiegeud präsentische

Ionstruction aufweist, so wird man alle übrige motivierung des 25*

376 55. Grammatik. Nr. 7.

coni. praesentis entbehren können. Einige beispiele bieten ein besonderes interesse. I, 31 so lange die rede ereignisse der Vergangenheit behandelte, war sie präterital, mit § 9 wendet sie sich den gegenwärtigen Verhältnissen zu , wird eindringlich und nimmt präsentische construction an. II, 3, 4. 5 ; 4, 8. IV, 7. IV, 8 haben wir ganz oder vorwiegend präsentisch construierte indirekte reden , die dazu noch gar nicht von einem praesens historicum abhängen. Auch V, 27, 9. 36, 2 handelt es sich offenbar nicht um praesens historicum. IV, 21, 8 befindet sich der relativsatz in ganz präsentischer Umgebung ; ähn- lich VII, 8, 3.

6) P. 68 75 werden die indirekten causalsätze behandelt. P. 69 heißt es „klarer ist das Zeitverhältnis in den fällen , wo die im conditional auftretende handlung unmittelbar von einem praesens historicum abhängig ist". Auf das nun folgende bei- spiel VI, 1, 2 kann dies jedoch keine anwendung finden, da quoniam remaneret von iuberet abhängt. Zu p. 73. 1,16,6 hängt der causalsatz direkt von accusat, einem verbum dicendi ab. I, 18, 3 ganz präsentisch construierte Umgebung.

7) Bei den temporalsätzen wäre vieles durch die größere temporale Selbständigkeit dieser satzart zu erklären gewesen. Man kann z. b. die beobachtung machen , daß das sogenannte cum historicum immer, selbst in durchaus präsentischer Umge- bung, seine präteritale construction bewahrt, s. I, 18, 3. Die anwendung dieser der natur der sache nach vielfach subjektiven resultate bei gestaltung des textes muß für unsicher und gewagt gehalten werden. Ich glaube in diesen zeilen gezeigt zu haben, daß der Verfasser umstände , die für die richtige beurtheilung dieser frage wichtig sind , außer acht gelassen hat. Gegen die zurückführung der syntax des praesens historicum auf feste logisch zwingende gesetze, auf eine bestimmte zeitliche läge der einzelnen handlungen zueinan- der, möchte ich zum schluß die frage aufwerfen : wie wäre unter diesen umständen die verschiedene behandlung des prae- sens historicum bei den verschiedenen Schriftstellern zu erklären? wie z. b. die eine thatsache , daß im BGall. VIII. BAlex. Afr. Hisp. das praesens des nebensatzes fast gänzlich zurücktritt gegen die präteritale consecutio, obwohl sich diese Schriften auf dem- selben gebiet bewegen, wie die bücher Caesars? G. Ihm.

jjfc 7. 56. Homeros. 377

* 56. E. Buch holz, die homerischen realien. III. band: lie religiöse und sittliche Weltanschauung der homerischen Grie- ;hen. 2. (schluß-)abtheilung : die homerische psychologie und itbik. Leipzig, Engelmann 1885.

Mit diesem theile ist das umfängliche werk endlich abge- schlossen. Die arbeitsmethode des Verfassers dürfte aus den früheren bänden hinlänglich bekannt sein, denn alle kritiken lind spurlos an ihm vorüber gegangen •, sie bewogen ihn nicht jinmal, der bibliographie mehr Sorgfalt zuzuwenden. Von der (•eichen literatur, welche über die ethik der homerischen zeit ,-orliegt, finden wir nur einiges wenige angeführt , wahrhaft be- ji remdend ist es aber, daß ihm Leopold Schmidts bekanntes werk vjrst nach der Vollendung „zugänglich wurde". | Unter dem titel „psychologie und ethik" faßt Buchholz recht verschiedenartige dinge zusammen. Die „homerische psychologie" » p. 3 114) bringt eine breite erörterung der ausdrücke &vfA.6g, ■ievoi', ijroQ , xIjq , y.(juöii] , Wv%i'j , cpotisg und voog; die „ethik" iltaßt außer dem, was man sonst mit diesem worte zu bezeichnen pflegt, auch die sogenannten sakralalterthümer (p. 246 326) i.and eine besprechung der Sklaverei (p. 372 ff.) in sich.

Sehen wir von jenen ungehörigen einschiebsein ab, so müs- sen wir vor allem die freilich nicht Buchholz allein eigene to- tale verkennung der homerischen zeit rügen. Es ist nicht blos (eine sünde wider die deutsche spräche und den guten geschmack, jwenn man die sittlichen anschauungen Homers in die kategorien moderner philosophen einschachtelt-, der „recurs auf die höhere Intelligenz der gottheit bei schwierigen sittlichen problemen", :„der obligatorische charakter des officium commercii", die „ach- ,tung vor der somatischen daseinssphäre des mitmenschen" und \ ähnliche ausdrücke der studierstube verfälschen geradezu das ibild des Zeitalters. Der erste grundsatz des philologen muß je- denfalls suum cuique sein. Ist es schon bedenklich, dem griechi- schen volke in der klassischen periode ohne weiteres die ideen »seiner denker beizulegen, so muß der homerischen zeit alles, was nach wissenschaftlicher philosophie schmeckt, ferne bleiben, weil kein einziger Grieche damals irgend eine spur davon kannte. j Außer den gelehrten weiß niemand etwas von psychologie ; fra- i gen wir doch lieber: welche organe betrachtete der homerische mensch als sitz seines fühlens und denkens und wie stellte er

378 56. Homerot. Nr. 7

sich selbst seine seele vor? Lessing hatte recht, eine akademi zu verspotten, weil sie die philosophie des dichters Pope dar zustellen aufforderte; was würde er erst gesagt haben, hätte sie die bearbeitung von Homers theorie der ethik gewünscht? Homer ist weder selbst philosoph noch , wie etwa die tragiker , Zeitge- nosse von philosophen ; betrachten wir ihn denn auch wirklich als ungelehrten dichter, dann wird die homerische „ethik" wenig papier und wenig fremdwörter in anspruch nehmen. Wir finden die musterbilder sowohl eines fürsten in den verschiedenen le- bensaltern (den jüngling Achilleus, den mann Odysseus und den greisen Nestor) als auch einer fürstin , des treuen dieners und der sorgsamen dienerin, wie sie Homers Zeitgenossen sich dachten, auch die gegenstücke fehlen dazu nicht. Dazu findet man an- gedeutet, was nach homerischer anschauung die gottheit belohnt oder bestraft. Mehr ethik sollte man aus keinem dichter her- auslesen, geschweige denn aus Homer.

Und will man denn einen maßstab der vergleich ung für Homer haben, dann suche man ihn nicht in der modernen philosophie, sondern in Hellas. Leopold Schmidts werk hätte Buchholz dar- über aufklären können , daß der homerische mensch und seine naivität nicht, wie die von Eousseau irregeführte aufklärungszeit meinte, eine nachmals in Griechenland ausgestorbene species sei. Vielleicht hätte es auch nicht geschadet, wenn „naivitäten" an- derer in einfachen Verhältnissen lebender völker zum vergleich beigezogen worden wären.

Im detail berichtigungen beizubringen , fällt dem kritiker bei diesem buche nicht schwer*, aber wir wollen nur einige punkte herausgreifen , welche richtiger zu fassen sein dürften als bisher geschehen ist. Das p. 122 ff. weitläufig besprochene wort « q s 7 i'j ist am einfachsten als abstraktum zum adjektiv aya&os zu bezeichnen (vgl. Solon fr. 15, 1. 3; den gegensatz gibt unaoTTj^- ab Hesiod. E. 287 ff.). Je nach der person be- deutet es also etwas verschiedenes: beim homerischen beiden tüchtigkeit im kämpf (0 641) und Schnelligkeit der fuße (T411), bei den bauern Hesiods arbeitsamkeit (Erga 289), an den frauen die Vorzüge welche Penelope besitzt 205), endlich bei pferden die Schnelligkeit (V 276); aus Solon (fr. 27, 16) dürfen wir für den greis, den die körperkräfte verlassen haben, hinzusetzen : redegewandtheit (ylwaaa) und klugheit {cmafirj). Weiter be-

1

7. 56. Homeros. 379

jichnet aber vqsti,, wie es scheint, auch das ansehen,

* elches dem ayu&og zukommt; darum sagt Hesiod Erga

13 Tlloinm <5' ugett] na'i xvdog omj8al und ein homeriker (Hymn.

j5, 9 = Callim. h. in Iov. 96) fleht zu den göttern dCdov <5' äge-

h'jp 7? xa) olßor, während Solon (13, 3) von ihnen nAßnv und

azu 8 6%ar u y « & ft v erbittet. So vindicirt denn auch Homer

iit üns7tj den göttern nicht ,,den inbegriff aller Vorzüge, die

höchste herrlichkeit und erhabenheit" , sondern I, 497 rmvneQ

x) fjisiXcov uqett] Tiutj Tu ßit] is handelt es sich wiederum zu-

fachst um die <5o£a (ayu&ij), wie in der berühmten interpolation

'[atth. 6,13 ozi anv fotiv tj ßaailsta aat r\ Övrafiig xal tjSo^a

f'g Tovg almrag.

( S. 125 ff. „Körperliche Vorzüge als normen für die werth- Jtessung des menschen" ist recht schief und verworren gefaßt. !s ist ja eigentlich eine allgemeinmenschliche anschauung, daß ichtigkeit und Schönheit, häßlichkeit der seele und des körpers ßusammengehören. Jeder volksthümliche dichter wird diesem ;uge rechnung tragen und, wenn er aus irgendwelchen gründen ausnahmen zuläßt, diese gewissermaßen entschuldigen. Alle ho- -lerischen helden sind also groß und schön (etwa der lokrische »;üas ausgenommen) , während Thersites natürlich ein ausbund 'er häßlichkeit ist. Dagegen hebt der dichter bei Nireus (Z? J71 ff.) und Antinoos (o 454) das mißverhältnis zwischen kör- irer und charakter gebührend hervor. Was soll da nun z. b. ie bemerkung (p. 125 f.): „von Nireus . . . wird emphatisch esagt, er sei nach Achilleus der schönste mann im ganzen \ rriechenheere , was ungefähr so klingt, als biete seine schön- pieit für den mangel sonstiger Vorzüge ersatz" u. s. w.? 1 P. 152 f.: vrjnifTj ist doch eine recht auffallende bildung, Welche durch die berühmte form vr\niäag noch verdächtiger wird. 'SliS sieht so aus, als ob die grammatiker dreisilbige formen vor- gefunden und durch eine „zerdehnung" gestreckt hätten. Nun 'ollte rrf/Tiog selbst eigentlich *rtj-{s)nqg (in-fa-ns) lauten (die Ableitung von IJT ist ja nicht glaublich) wie vt]-(a)Xeyrjg , vrj- ^s^stjg u.s. w. •, wie? wenn ursprünglich vjjTrsCtj, vrjnslag im texte gestanden hätte? Was die bedeutung anlangt, so gibt uns die breitspurige erörterung p. 153 ff. die Überzeugung, daß die 'ander zur homerischen zeit gerade so waren wie jetzt; in bezug luf die erwachsenen nimmt Buchholz das wort zu tragisch. Für

380 57. Diodoros. Nr. 7

Homer ist es einfach „Unverstand, Unüberlegtheit", ob nun einer in einer kalten nacht seinen mantel vergißt 487) oder ob ei sein leben verwirkt.

P. 304 : „ein höchst fruchtbares der Demeter geweihtet grundstück, Jijiu'jtoiov genannt, lag in der nähe von Pyrasos. einer Stadt der thessalischen Phthiotis" ist unbesehen aus Bur, sians Geographie I, 80 entnommen. Wer B 695 liest, hat ge- wiß den ejndruck , Ji'jutjTQog ts/ispog sei apposition zu Tlvoaüoi av&sfiösvta , und dies ist auch die ansieht der alten (Strabo 9, 435. Skylax per. 63. Steph. Byz. v. J)jn>']TQtov)f wozu der name des ortes „Waizenstadt" vortrefflich stimmt ; übrigens kommt Pyrasos überhaupt nur bei Homer vor. Der irrthum entstand aus Strabo a. o. : to 8s /Irmrjioiov (sc. "OfiqQog) dfifiqzgog tiQijx, zifisvog, x a i ixiiksoe TIvquöov- r/v de nnlig evltfitvog t] Ilv gaaog , iv 8vai araSlotg e^ovna /jfj(xi]rQog äXoog xal Isqov aywv. Offenbar ist /; TlvQuaog zu streichen; die in historischer zeit al- lein existierende Stadt Demetrion war also nach dem heiligthume benannt, das zwei Stadien entfernt lag. Die interpolation wird durch das später folgende ö nüguaog xarsaxccfifiivog, demzufolge Strabo den namen für ein maskulin nahm, erwiesen ; für die er klärung von ii> 8va), otadioig vgl. 8, 363 agoxeirat 8s xarn jov tov Kv&tjoa iv TerzaoaxoiTa ata8Coig , vijoog evXCperog und f«;- &tiov io rijg 27zuQTt]g inivmov iv dtaxoaioig xai tstxaqäxofta. araSiotg i8qv[a€vov u. ä.

Karl Sittl

57. Johannes Pohler, Diodoros als quelle zur ge- schichte von Hellas in der zeit von Thebens aufschwung und große (379 - 362). Cassel, Ferd. Keßler in kommission 1885. 84 p.

„Trotz mancher nicht immer gewissenhaften nachrichten und mancher auslassungen und Verschiebungen ist doch der bericht des Diodoros der vollständigste und zusammenhängendste, wel- chen wir besitzen, und bietet uns eine menge guter nachrichten, die wir anderswo vergebens suchen". Ein sehr wahres, aber nichts weniger als neues ergebniß. Doch ist nur der titel vom verf. unglücklich gewählt: er hat noch zwei andere zwecke ver- folgt. Zunächst den , die provenienz der diodorischen berichte i zu ergründen. Er hofft, für die weitaus meisten, für viel mehr als es Volquardsen gelungen ist, Ephoros als quelle derselben

m 7. 57. Diodoros. 381

lacbgewiesen zu haben , indem er sich hauptsächlich auf das Philol. XL, 48 ff. ermittelte kennzeichen, die jahrform des Epho- •os (anfang im herbst) und nach Volquardsens sonstigem Vorgang luf die Verbindung mehrerer jähre in einer Jahrbeschreibung (stützt •, nicht zu billigen ist, daß er auch die chronologische Ver- wirrtheit mancher Jahresgeschichten zu diesem zweck verwendet. | Etwa für die hälfte der fälle , nämlich für diejenigen , welche meine tiefergehen den Studien erfordern , darf man den nachweis kener kriterien anerkennen. Das dritte verdienst, „in die höchst fehlerhaft und verworren erscheinende Chronologie dieser ab- i.chnitte wenigstens einigermaßen Ordnung gebracht zu haben" iällt, wo es vorhanden ist, in der regel mit dem zweiten zusam- men ; das maß seiner leistungen in dieser beziehung zu bestim- men, war der verf. schon deßwegen nicht im stände, weil er Sich mit der einschlagenden literatur nur unvollkommen bekannt I gemacht hat. So weiß er z. b. nichts von den folgerungen, [Welche Köhler und in anderer weise Beloch aus Inscr. att. II, 57b .betreffs der Mantineiaschlacht gezogen haben ; den nachweis, laß das lob des Pelopidas XV, 81 nicht auf Ephoros ruht, hat vor ihm schon Queck, Progr. Stargard 1875 geliefert und die )eiden unbekannte quelle ist, wie Philol. XL, 86 wenigstens Im gedeutet wurde, Kallisthenes.

i Bedenklich steht es mit den allgemeinen , besonders (ob- gleich verf. oft bis zur fixirung von tagdaten geht) den chro- nologischen kenntnissen. Für die datirung der sonnwenden und Diachtgleichen wendet er den gregorianischen stil an und conta- a:ininirt mit ihr die von den Chronologen auf den julianischen re- pilucirten alten tagdata ; wenn Diodor von sommers anfang (ge- ilen mitte mai) redet, glaubt er den 21. juni vor sich zu haben. Oie attischen lenaien setzte 1816 Boeckh in den 7. monat ga- raelion, 1830 Clinton-Krüger in den 8. monat anthesterion ; dem pwrf. ist noch 1885 unbekannt, auf welcher seite das recht liegt, *!r hilft sich aber in origineller weise: auf 368/7 es handelt «ich um den tod des tyrannen Dionysios bald nach jenem feste F fällt nach Boeckhs entwurf (einen späteren , nach welchem vielmehr das gegentheil der fall ist, kennt er nicht) ein schalt- ^nonat, dadurch wird gamelion der 8. monat und so trifft denn ')ei ihm wenigstens die monatsnummer ein. Hienach würden 'ilso im Schaltjahr die anthesterien in den gamelion, die tharge-

382 58. Piaton. Nr. 7.

lien in den munychion , die skirophorien in den thargelion, da- gegen in den skirophorion gar kein fest gefallen sein ! Daß Diodor XV, 36 den tod des Chabrias anachronistisch in das jähr 375 setzt, kann verf. nicht glauben, zumal auch XV, 47 [richtig] der tod des Euagoras gemeldet, XVI, 42 aber derselbe [in folge einer Verwechslung] als noch lebend behandelt wird; er vermuthet daher, das an beiden stellen gebrauchte ftoloyo- vsip heiße nicht bloß meuchlings ermorden sondern auch im meuchlerischen Überfall schwer oder tödlich verwunden. Was bedeutet dann halfvzrjne XI, 48. XVI, 72, wo ebenfalls der tod vor der zeit angegeben wird? Den ausdruck FnClsxroi in Toiig xalovfjhovg imli^tovg XV, 62 , Tovg iniXfxtovg ovo^a^n- fievovg XV, 67 nimmt verf. als ein appellativ und ertheilt mir eine rüge , weil ich Ephoros als quelle voraussetzend das für diesen bezeugte nomen proprium des stehenden heeres der ar- kadischen landesgemeinde (ent/.QCiovg) verlangt habe!

U.

58. Piatons Symposion, erklärt von Arnold Hug. Zweite aufläge. Leipzig 1884. Verlag von B. G. Teubner.

Diese gediegene ausgäbe, die, nicht bloß für philologen be- stimmt, doch vorzugsweise in philologischen kreisen ihr publi- kum gefunden haben dürfte , erscheint nach wenigen jähren in neuer aufläge und zwar, wie zu erwarten, mit zahlreichen nach- tragen, änderungen und besserungen, die ebenso sehr von der Sorgfalt wie von der umsieht des herausgebers zeugniß ablegen. Die allseitige berücksichtigung der verschiedenen Seiten der er- klärung , der sprachlichen und sachlichen , die neben dem ein- zelnen nie das ganze aus den äugen verliert, die eingehende, erwägung der textkritischen fragen , die heranziehung der übri- gen litteratur sowie der inschiiften machen den commentar zu einem reichen quell der belehrung, der man um so williger folgt, als sie nicht in bloßer gelehrsamkeit beschlossen liegt, son- dern vielfach den erwärmenden hauch der begeisterung für den gegenständ spüren läßt.

Es würde wenig fruchtbar sein, den ganzen commentar mit meist zustimmenden bemerkungen zu begleiten. Ich ziehe es vor, einige einwände zu einem abschnitt, nämlich der rede des Socrates zu machen. In dieser hat Hug einem grundsatz

fr. 7. 58. Piaton. 383

mfolge, über den er sich in der einleitung ausspricht, in ziem- ch reichlichem maße worte und kleine stücke , die er als ein- fchiebsel erkannt zu haben glaubt, ausgemerzt. In einigen fäl- jn sind die gründe für dies verfahren überzeugend , in andern i in ich mir wenigstens nicht so sicher über die nothwendigkeit rer Streichung.

So tilgt 202 C Hug mit Badham das y.a) xalave, weil der eweis dadurch gestört werde. Es soll bewiesen werden , daß Iros kein gott sei , und dieser beweis muß nach Hug folgende i estalt haben. Alle götter sind glücklich. Glücklich sein heißt ber das gute und schöne besitzen (= gut und schön sein), iilso besitzen die götter das schöne und gute (= sind schön md gut). Eros dagegen besitzt es nicht, ist also kein gott. Uiemand wird, die prämissen zugestanden, gegen die richtigkeit -es beweises etwas einwenden. Nun aber nehme man folgenden beweis: alle götter sind glücklich und schön. Glücklich und ühön sein, heißt das gute und schöne besitzen. Eros besitzt ies nicht, also ist er kein gott. Ich wüßte nicht, was von sei- IJn der formalen richtigkeit an diesem beweise auszusetzen wäre. Ind bei Plato lautet er thatsächlich so bis auf eine abwei- Miung, die darin besteht, daß Plato nicht sagt, glücklich und fchön sein heißt das gute und schöne besitzen, sondern bloß: j lücklich sein heißt das gute und schöne besitzen. Daran aber ann eine bloße lässigkeit des ausdrucks, oder richtiger gesagt, ie scheu vor der lästigen Wiederholung des xtxl xaXovg, nach- dem es eben schon zweimal neben sidaifimv genannt ist, die 3chuld tragen. Nimmt man aber dies an, so entspricht dem ^Sutfjiwv das Tuynda y.eyt7?jfjhog, dem xulog das xahx nsxrrifisrog. 'i)as erstere ist eine von jedem Griechen leicht zugestandene find für den begriff des nvöaifioiv auch ohne tu naXd vollkom- men ausreichende bestimmung, wie gleich nachher 205 A zeigt, Ms letztere ist die im vorhergehenden 201 B (wo, was bemer- ienswerth ist, wenigstens nicht ausgesprochen ist, daß zd- x&a y.v/.zrjfx(vog = ayudös, welche gleichung Hug ansetzt, so ; wir es auch in dieser hinsieht für svdaC/jicov allein in an- !pruch nehmen können) gegebene , an sich wegen der zweideu- gkeit des yexTt]/j,evog recht schillernde bestimmung.

Für sich betrachtet und auf seine formale richtigkeit ge- f ruft, scheint mir also der beweis zu leisten, was er leisten soll.

384 59. Aristoteles. Nr. 7.

Daß er natürlicher verlaufen würde ohne ma xa).ov*' , ist ohne weiteres zuzugeben. Daß er durch hinzufügung dieser worte verkehrt wird, vermag ich nicht einzusehen.

Zu der stelle 202 A vergleicht Hug mit recht Rpl. 477 A. Doch ist es ganz wider den geist der platonischen lehre mit Hug zu sagen, die äyi'oiu sei die erkenntniß des nicht-seienden. Das nicht-seiende im modalen sinne läßt nach Plato überhaupt keine erkenntniß zu. fläg yug at> nit ov yi ri yrwaöeiq- die äyioia ist, ähnlich wie die u/iudia, entweder die geistige leer- heit (•AtioTtji; ?/yc 77££>f VJi'lhv *b*°H' Rpl- 585 B), die blindheit, die überhaupt nichts sieht, oder auch die irrige auffassung der dinge, wie gleich nachher 204 A die u/ahOiu beschrieben wird; aller irrthum aber gehört eben in das gebiet des nicht- seienden. Nur in gewissem sinne gibt es eine erkenntniß des nicht-seienden , nämlich in bezug auf die negation im urtheih gemäß den erörterungen im Sophistes. Aber diese ist nichts weniger als uyvota.

Otto Apelt.

59. Ernestus Richter, Anhaltinus, De Aristotelis; Problematis. Diss. inaug. Bonn. 1885. Bonn, Georgi. 4. 49 p.

K. Prantl war vor dreißig jähren der erste, welcher in ei- ner durch Schlichtheit der darstellung und tiefe der erörterung bewundernswerthen abhandlung der bayrischen akademie an die sogenannten aristotelischen probleme als historischer kritiker her- antrat; seine ergebnißreichen f'orschungen wurden fortgeführt von Val. Rose und Ed. Heitz. Ueber den nichtaristotelischen, wohl aber peripatetischen Ursprung sowohl der alten größe- ren Sammlung von 890 problemen in 38 (39) büchern als der neueren, 192 aporien umfassenden, die Georgius Valla ins la- teinische übersetzte, Bussemaker 1857 in Paris, Usener 1859 in Berlin veröffentlichte , ist man seitdem einig. Nicht minder ist bewiesen, daß die große Sammlung der einheit ent- behrt, indem dieselben oder fast dieselben probleme häufig zweimal , bisweilen sogar vier bis fünfmal begegnen ; daß die probleme mehrfach aus erhaltenen werken des Theophrast entnommen sind; daß uns erhaltene, aber auch nicht erhaltene probleme unter Aristoteles namen von lateinischen und griechi-/

r. 7. 59. Aristoteles. 385

,hen Schriftstellern des 2. Jahrhunderts n. Chr. und ,iäterer zeiten unter Aristoteles namen citiert werden. Unter >r sachkundigsten anleitung von H. Diels und H. Usener nimmt . Eichter die Untersuchung nach den letztgenannten drei ge- chtspunkten wieder auf und führt sie besonders in den beiden sten kapiteln jenem abschluß zu, der bei den lücken und man- gln der in betracht kommenden litteratur überhaupt möglich ist. Cap. I (p. 5 26) ist den Wiederholungen gewidmet, man bei zwei- und fünfmaliger Wiederholung eines problems . dinem buche nicht mehr von einem Verfasser der 38 bücher , den könne , von denen nicht eines frei von Wiederholungen t, wird als selbstverständlich betrachtet. Wenn, was nicht i lten zutrifft , zwei unter einander sehr ähnliche probleme mit ner stelle des Theophrast gleichheit des gedankens zeigen , so ird nicht eine imaginäre dritte quelle als gemeinsame vorläge ;ider probleme angenommen , sondern die ungekürzte urform js jetzt in all seinen kleinen Schriften verstümmelten Eresiers. assen sich doch auch nicht wiederholte Pseudoaristotelische -robleme als nahezu wörtliche abschriften erhaltener theophra- ischer stellen nachweisen (Pr. 20, 12 aus Theophr. de caus. plant. p, 6, 2). Dem ursprünglichen Theophrast oder seinen zeit- und hulgenossen wird , in weniger sicherer Verfolgung des vorher- ihenden sicheren Schlusses , auch die Urheberschaft jener apo- ]en zugewiesen, die, in je mindestens zwei pseudoaristotelischen •oblemen wiederkehrend, in unserm epitomierten Theophrast Jirgeblich gesucht werden.

' Der gesammte bestand der größeren problemensammlung '' heidet sich nach Richter in vier schichten , die er mit A, B, ', D bezeichnet. A ist in der regel durch den größten (durch- schnittlichen) umfang gekennzeichnet, D durch den kleinsten, giebt insgemein die vorläge wörtlich wieder 5 ß mit geringen -bderungen; C, knapp im Vortrag, wählt einzelne gründe der aelle aus oder fügt eigene hinzu; D, der jüngste, reiht an die age eine selten einer selbständigen vorläge , öfter den selbst öhängigen älteren problemen A und B entnommene und auf &n otiv beschränkte antwort. E begreift alle übrigen probleme in -ch, vornehmlich diejenigen, deren umfang selbst über den höch- 1 en der genannten vier Massen hinausgeht und räum und rah- en einer gesonderten abhandlung ausfüllt (wie 30, 1 über die

386 59. Aristoteles. Nr. 7.

melancholie), dann jene, welche, aus verschiedenartigen Proble- men zusammengeschrieben , in eutstehuug und zweck gleich un- klar sind.

Es bedarf kaum eines hinweises , wie schwierig die abson- derung der vier hauptbestandtheile der großen Sammlung ist. Denn mögen auch A und B zusammengehalten oder zusammen an die erhaltene vorläge hingehalten charakteristisch gegen ein- ander abstehen und mag auch C noch, wenn A und B zugleich erhalten sind, seine eigenart der willkür erkennen lassen : A und B aus einander zu halten, fehlt oft jedes überzeugende kriterium (XI, 13 theilt Richter dem B zu, XI, 15 dem A; ich ziehe das gegentheil vor).

In cap. II (p. 26 31) wird ein tabellarischer nachweis der von den excerptoren beider problemensammlungen benutzten quellen, soweit sie erhalten, versucht und zwar für Theo- phrast, der 4/ö des Stoffes lieferte, die thätigkeit der drei ex- cerptoren A, B, C vornehmlich statuiert, für die sechs probleme aus Hippokrates und für die achtzehn aus Aristoteles ausschließlich jene des B in anspruch genommen. Dem B wird u. a. zugetheilt von der größeren Sammlung Pr. XX, 8. 9. 13, 14. 18 = Theophr. de caus. plant. V, 6, 3. 4. 2/3. 5/6. 10, und I, 8. 9. 10. 11. 12. 20 == Hippocr. de aere p. 42 ed. Littr. ; von der kleineren II, 42. 43. 49 = Theophr. de vertig. § 9. 11. 13 und 2, und demgemäß eine gewisse Stetigkeit in der quellenbenutzung und die Schöpfung innerlich verwandter aporien vornehmlich dem B zugeschrieben.

Recht bunten inhaltes , wenn auch , größtentheils ohne des verfs. schuld , mager an kernigem neuen gehalt ist cap. III (p. 31 47), Zunächst werden Prantls betrachtungen über die composition der hauptsammlung resümiert: der umfang der 38 (39) mit separattiteln versehenen bücher ist ein grundver- schiedener (B. XI hat über 60 probleme, B. 36 blos drei win- zige); einzelne der 890 probleme sind zu wahren traktaten an- geschwollen (XXIX, 13 ist umfangreicher als B. VI oder XVII oder XXXV oder XXXVI) , andere sind auf dreizehn Wörter eingetrocknet (p. V, 42); der Stoff verbindet mehrmals mehrere bücher zu einem innerlich ganzen (B. 27 33 ethisches, 31 38 somatologisches), wenn auch die in einigen manuscripten sich findenden gemeinsamen titel (wegen der Wiederholung gleicher

ir. 7. 59. Aristoteles. 387

'•obleme unter ungleichen titeln) nicht vom generalredaktor (Z) jr Sammlung herrühren können; in den einzelnen büchern selbst iederum, besonders in b. I. III. X. XX. XXIII, ergänzen sich kcht selten mehrere, sei es auf einander folgende sei es in der jutigen Verfassung der kollektion von einander getrennte, pro- jueme zu einer höheren sachlichen einheit (z. b. I, 20. 19. 11. 2. 25. 27. 29. 21. 22 handeln von den morbi tempestivi).

Wie die große Sammlung in vier, so scheidet sich die [leine in zwei hauptschichten: problem 1 38 wird ).!}m compilator D , 39 126 (ksqi avfin?cQpäTcoi>) dem B zuge- heilt; demselben B oder einem dritten problem 127 192 isqi itroanodmv), die meist aus Aristoteles geschöpft sind. w Welches ist das Verhältnis der erhaltenen zwei Sammlungen k den eigentlich Aristotelischen problemen, ferner zu jenen, -:e nach Diogenes Laertius den Alexandrinern vorlagen, »iidlich zu den von G e 1 1 i u s und späteren Schriftstellern unter Aristoteles namen citierten problemen ? Von den sieben cita- j'n, die unser Aristoteles aus seinen n^oßli'^uja (dies der citattitel) f. andern werken anführt, findet sich in den zwei erhaltenen '"oblemensammlungen kein einziges. Von den in der alexandri- ' sehen periode unter Aristoteles namen umlaufenden problemen- 5,mmlungen, worunter nach Diogenes auch qsvaitttöv (ngoplruiä- hov) xaza <no<xuov lt] und syxvxXicor üß waren, führt blos Gel- Uis ency Mische probleme an (N. att. XX, 4 = Probl. XXX, 10), Hutarchus, derselbe Gellius, Galenus, Athenäus und Apollonius ! d den Mirab.) sprechen von physischen problemen des Aristo- ;4es oder von problemen des Aristoteles (oder von Aristoteles) ■hlechthin , wobei sie unter physischen problemen und probie- ren desselben &n werk verstehen. Es ist nunmehr etwa die ' ilfte der citate, welche diese späteren Schriftsteller (den physi- chen) problemen des Aristoteles zu entnehmen erklären, in un- trer hauptsammlung in gleichem oder ähnlichem Wortlaut er- eilten, die andere hälfte nicht erhalten: daraus schloß Heitz, überhaupt von allen aristotelischen problemen unge- * hr die hälfte auf uns gekommen sei. Ferner: die ungleich- st des umfanges der einzelnen bücher und probleme, die wie- irholungen und Widersprüche (XI, 17 (61) gegen XI, 56), der f meraltitel qivGixd (nQ<>ßlrjpu7u), welcher auch als spezialtitel äs buches X wiederkehrt und dazu für buch XVIII. XV. XIX

388 59. Aristoteles. Nr. 7.

gilt, die ausschließlich auf philologie , mathematik und musik bezug nehmen, all dies thut dar, daß das nach einer alexan- drinischen quelle vom Laertier genannte aristotelische werk yvßixoöv xutu aroi^slov Xt] wenn auch nach titel und bücher- zahl, doch nicht nach dem inhalt mit unserer hauptsammlung sich deckt. Wenn diese argumentation als wahrscheinlich er- achtet werden kann, so dürfte von der folgenden Richter's das gegentheil gelten. Es sagt nämlich Gellius XIX, 4: Aristotelis libri sunt qui problemata physica inscribuntur . . . In Ms quaerit quam ob rem eveniat ut, quibus invasit repentinus rei magnae timor, plerumque alvo statim cita fiant? item quaerit cur accidat ut eum, qui propter ignem diutius stetit , Libido urinae lacessat. III , spricht er vom gegendruck, den palmenholz einem auf dasselbe ausgeübten drucke leiste, mit bezugnahme auf buch VII der ari- stotelischen probleme als quelle. Das problem de urina findet sich in b. VII unserer hauptsammlung, welches den titel una tu auunadtiuii führt-, das problem de palma fand sich in b. VII von Gellius' problemenexemplar, in b. VII oder sonst einem un serer beiden Sammlungen fehlt es. Richter nimmt an , die bei den ersten aporien [de alvo und de urina) seien von Gellius wie zu sammen vorgebracht, so im gleichen buche seiner aristotelischen probleme vorgefunden worden; stellt hingegen in abrede, daß die aporien de alvo und de palma im selben buche wie jene de urina stehen konnten und daß dieses buch ney'i avfJinaOtCa^ be- titelt sein oder darüber handeln konnte. Ich halte die vereini gung der genannten drei aporien im gleichen buche nt{>\ av/i- notdsiag für möglich und buch VII des Gellius für identisch mit buch VII unserer größeren Sammlung. Unerläßlich ist dabei die annähme, zu der Richter später (p. 46) aus andern erwä- gungen selbst gelangt, daß die erste gestalt unserer großen Sammlung seitens des endgiltigen generalredaktors nicht blos durch Wieder- holungen und zusätze, sondern auch durch weglassungen (besonders in den größeren ersten büchern , wobei die aporien de alvo und de palma ausfielen) eine ziemlich weitgreifeude Veränderung er- fahren haben. Endlich: ob Gellius noch das alexandrinische exemplar oder ein anderes altes oder neues benutzt hat, läßt sich nicht feststellen.

Die große Sammlung, wird weiterhin angenommen, ist aus vier, die kleine aus zwei corpora problematum hervorgegangen. Die

fr. 7. 60. Africaims. 389

on D (pr. 1 38) und B (pr. 39 192) aus letzteren gemach- en auszöge vereinigte ein unbekannter redaktor jedenfalls vor

bschluß der hauptsammlung , vor der die kleinere zahlreiche

lte probleme (aus ur-B) voraus hat. Als grundstock der grö- ßeren Sammlung, deren heutige form von einem generalredaktor res 5/6. Jahrhunderts n. Chr., jedenfalls nach Atbenäus zeit, vem dies ältere exemplar noch bekannt gewesen sein soll , her- ,ührt, wird das corpus proilematum B angenommen: in alexan- ,.1'inischer zeit aus theophrastischen und hippokratischen quellen pOmpiliert, ward es bereits vor Plutarch, der es zum ersten mal ,itirt, wegen seines großen umfanges epitomiert und dieser aus-

ug von 2 benutzt, der, die buchzahl (38) der ursammlung bei- behaltend , alles erreichbare material , nämlich die ebenfalls rlexandrinischen Sammlungen A und C und die späteste und r,m wenigsten quellenmäßige D beizog und diese vier Sammlun- gen mit den theils monströsen theils krüppelhaften gebilden des ..Q zu einer wunderlich vielheitlichen einheit verband.

Th. Stgl.

L 60. Heinrich Geiz er, Sextus Julius Africanus und die byzantinische Chronographie. Zweiter theil, erste abtheilung : die nachfolger des Julius Africanus. Leipzig, Teubner 1885. LI, 425 p. 8.

Ü Erst sechs jähre nach dem ersten theil (Philol. anz. XI, 78 ff.) erscheint die fortsetzung l) dieses für die geschichte der iltchristlichen Chronographie wichtigen Werkes: die Ursache lag ,in dem großen umfang des Stoffes, welchen der verf. zu bewäl- tigen hatte. Einige dutzend biblische Chroniken, von welchen i,nehrere bisher nur handschriftlich vorhanden waren und durch lie bemühungen des verf. ans licht gezogen worden sind, muß- ten untersucht , dazu aber noch eine weitschichtige theologische uiteratur durchgearbeitet werden , um dem Zusammenhang und gegenseitigen verhältniß' der einzelnen Chronographen auf die .spur zu kommen und ein urtheil über ihre leistungen zu ge- winnen. In erster linie galt es, die biblische Zeittafel eines je- den herzustellen, welche bei den meisten nur entweder in spär- lichen andeutungen oder in widersprechenden Zeugnissen über-

1) Die zweite abtheilung wird die fragmente des Africanus ent- halten.

Philol. Anz. XVI. 26

390 60. Africanus. Nr. 7.

liefert ist; als letztes und höchstes ziel schwebte die ermittlung von resten der antiken Chronographen, eines Apollodoros, Kastor u. a. vor ; in der mehrzahl der fälle freilich durfte es schou als ein gewinn gelten , wenn nur unsre kenntniß ihrer nachtreter, eines Africanus, Panodoros, Annianus bereichert werden konnte. Die liebevolle mühe , mit welcher der verf. sich dieser aufgäbe unterzogen , die gelehrsamkeit und der Scharfsinn , mit dem er sie durchgeführt hat , verdienen den lebhaften dank und die i warme anerkennung aller irgendwie auf diesem felde beschäf- tigten ; über einzelheiten wird man mit ihm rechten , aber nie vergessen dürfen , daß die gesammtleistung durch zuhülfenahme combinatorischer , also von hause aus unsicherer aufstellungen möglich geworden ist.

Den reigen eröffnet Hippolytos von Eom , dessen bezeicb- nung als bischof von Portus der verf. nicht ohne grund in eine ältere zeit zurückführt als man hat zugestehen wollen. Bezeugt ist unter seinem namen der inschriftlich überlieferte osterkanou aus dem jähr 222 ; die annähme, daß der sogenannte Über gene- rationis, eine bis 234 reichende Chronographie, aus einem zwei- ten werke desselben übersetzt ist, wird von Geizer mit neuen argumenten erhärtet. Die Willkür und rohheit seines Systems erklärt sich daraus, daß er zu dem von natur verwegenen ge- schlecht der osterrechner gehört, welchen es oft nur durch ge- waltsame mittel gelang, einen neuen passacyklus den epochen der biblischen Chronologie anzupassen. So rechnet er auf die Perserherrschaft (560 330 v. Chr.) 245 statt 230 jähre und es ist daher möglich, daß er dem Artaxerxes II. 62 statt 42 jähre (404 362 v. Chr.) gezählt hat; dagegen können wir nicht zugeben, daß schon in der Persergeschichte des Deinon diese 62 jähre gestanden haben : auch wenn , was nicht wahr- scheinlich, Artaxerxes selbst (auf grund früher verliehenen kö- nigstitels) sein erstes jähr als jähr XXI gezählt hätte , konnte Deinon dies nicht nachahmen, sonst hätte er die 19jährige re- gierung seines vaters Dareios Nothos vollständig unterdrücken müssen. Noch weniger ist es zu billigen , daß Geizer diese 62 jähre auch bei Strabon p. 736 voraussetzt, indem er die 250 jähre, von welchen derselbe in der beschreibung Persiens spricht, auf denselben zeitraum wie die 245 des Hippolytos bezieht: ein so grober anachronismus, wie das datum 580 v. Ch. für Kyros

Nr. 7. 60. Africanus. 391

tnfang oder 310 v. Ch. für Dareios III. ende ist bei einem 'lamhaften bistoriker, dem Verfasser einer fortsetzung des Poly- pös, nicbt wobl denkbar. Nachdem Strabon von Dareios III gesprochen hat, schreibt er jovzov xazalvoag AXi^avSgog avtog %Q%8 <stij l£, £iTa rPi"hinnog xal 'AXs^arSgog passend der verf.> !tx« tj svSsxu st)]' ciV sig nXsiovg zovg 8ia8e%aii£vovg y.ai tovg \'\niyovovg zovztav {isgiadsiau rj riy^ovia rijg 'Aaiag (nicht twv ilsgawl) dielv&q. aviifisits 8' oaov nsvzrjxovta im roTg Siano- Hoig 'iirj. Er meint die dauer der von Kyros geschaffenen Weltherrschaft bis zu ihrer auflösung in mehrere königreiche ; Lliese vollzog sich mit der ermordung des knaben Alexandros III pJl.l v. Ch., bis wohin von Kyros anfang bei inclusiver Zählung I n der that 250 jähre verlaufen. Statt 'dX£%av8Qog'> 8ha ist '' A"k£%av8Qog 8oo^>8exa zu ergänzen.

Den Eusebios stellt verf. hoch über Africanus : je mehr man sich, schreibt er am Schlüsse der betracbtung, in beide Verke hineingearbeitet, um so mehr steigt die wagschale des Eusebios und sinkt die des Africanus, ein ergebniß, welches beim "mfang der arbeit nicht erwartet, sich ibm bei weiterer forschung ',?ast mit gewalt aufgedrängt hat. Wir besitzen indeß nur das M-verk des Eusebios und sowohl über die quellen des Africa- jius als die Wiederherstellung seiner rechnung ist ref. vielfach ['anderer ansieht. In bezug auf letztere vgl. Troische ära des rauidas, 1885, p. 39 ff. ; hier sei noch bemerkt, daß bei Africa- nus Saul 25 jähre (1120— 1095 v. Ch.), dann wie in der Bibel fßoboam 17 (1015-998) und Gotholia 7 (920—913) regiert; jtelzer entnimmt für Saul 30 dem Sulpicius, der nicht als Ver- treter des Africanus gelten kann, für die zwei andern 18 und B jähre zwar wirklichen auszüglern , diese haben auch andere kahlen in verdorbenem zustand überliefert: an die biblischen sahlen hat Africanus nirgends gerührt. Sein datum des salomo- nischen tempelbaus, in der maßgebenden handschrift (B) des Syn- kellos 8vv%', in der schlechteren (welcher Geizer folgt) 8vvt,\ ;ist Adamsjahr 4455 : der Schreiber des B hat, was nicht selten geschehen ist, E mit Ü* verwechselt. Die 70 jähre der babylonischen Gefangenschaft laufen von ol. 37,3.630 bis 55,1.560, Adamsjahr 4873 4943, und es kommen von ihnen auf Sedekias 11, Na- buchodonosor 25*/2 (rund 25), Merodach 12, Baltasar 4, Dareios 17, Kyros ]/s (rund 1); mit verf. dem Africanus die thorheit

26*

392 60. Africanus. Nr. 7.

aufzubürden, daß er auf eine gewisse Olympiade nur drei jähre gerechnet und demgemäß ol. 1,1 auf 775 v. Chr. gestellt habe , liegt überall kein grund vor. Auch die Wahrheitsliebe des Eusebios ist schwerlich so außerordentlich wie Geizer meint. Man sehe das X. buch seiner Praeparatio evangelica, wo zum be- weise des hohen alters der jüdischen geschichte nach einander die rechnungen des Africanus , Tatianus , Clemens, Iosephos ex- cerpirt werden, deren jede den auszug Mosis in ein anderes und jede ihn in ein früheres Jahrhundert als Eusebios selber stellt, in cap. 9 aber unter berufung auf seine Chronik der auszug um 500 jähre früher gesetzt wird als es in dieser geschieht , in c. 14 vollends als seine eigene biblische Zeittafel eine in bezug auf jenes ereigniß um fast 170 jähre von der chronik abwei- chende gegeben wird. Schon aus der thatsache, 'daß er dem ächten Manetho des Africanus einen sichtlich auf concordanz mit der Bibel zugeschnittenen vorzieht, ist der schluß zu ziehen, daß er entweder nicht so scharfsichtig oder nicht so ehrlich ge- wesen ist wie der verf. will.

Ueber diesen, auch in den scholien zu Piaton citirten Pseudo- Manetho hat Geizer eine überraschende ansieht aufgestellt : er sei schon dem Apollodoros bekannt gewesen und daher für ein jü- disches machwerk des IL Jahrhunderts vor Ch. zuhalten-, denn Gutschmid habe erwiesen , daß die 53 Thebaierkönige Apollo- dors den 53 Pharaonen des eusebischen Manetho in dyn. XX XXX entsprechen , und da dieser nicht aus Apollodoros abgeschrieben sein kann , so müsse das umgekehrte verhäKniß angenommen werden. Die Voraussetzung indeß , welche jeuer identification der 53 könige zu grund liegt , die deutung des vorletzten era- tosthenischen Thebaierkönigs Phruoro auf Thuoris , den letzten könig von dyn. XIX ist sehr problematisch , vgl. Chronol. des Manetho p. 139 und während Manetho's Thuoris zur zeit des Troerkrieges regiert, hat Eratosthenes nach Panodoros oder An- nianos den Phruoro 400 jähre früher gesetzt. Auch die zahl 53 trifft nicht zu: denn nach Thuoris folgen bei Eusebios 53 Pharaonen , bei Eratosthenes nach Phruoro noch Amuthartaios und dann erst die 53. Zwischen den 38 Thebaiern des Era- tosthenes und den auf sie folgenden 53 des Apollodoros besteht nur der unterschied, daß Synkellos die aufführung jedes einzel- nen mit namen, namensdeutung und jahrzahl nach den 38 auf-

Nr. 7 . 60. Africanus. 393

hören läßt , aus dem deutlich kundgegebenen grund , weil sie ihn ermüdet; nachdem er am anfang erklärt hat, daß sie nicht unmittelbar sondern durch verrrUtlung des Apollodoros aus Era- tosthenes entnommen sind, konnte er sich am schluß die angäbe, daß auch die 53 andern des Apollodoros aus Eratosthenes ent- lehnt sind, füglich ersparen. Apollodoros hat überhaupt, mit wenigen , nur ein ihm als grammatiker nahe liegendes gebiet, die griechische literaturgeschichte betreffenden ausnahmen ein- fach die chronik des Eratosthenes so weit sie reichte ausgeschrie- ben, s. Philologus XLI, 641 ; der eusebische Manetho aber ist, wie unter andern die Wiederholung einer falschen zahl des Afri- canus lehrt, auf dessen manethonische epitome gegründet (Ma- netho p. 17).

Eine hauptquelle des Eusebios ist Kastor: die schwierige frage 2) nach der heimath desselben behandelt verf. deßwegen ausführlich, weil ihm daran liegt, den gebrauch der makedoni-

i sehen, in den herbst fallenden jahrepoche bei demselben wahr- scheinlich zu machen. Mit guten gründen verwirft er die mei- nung, welche den Chronographen in dem Schwiegersohn des Deio-

I tarus wiederfindet; aber auch die identification mit Kastor dem amicus populi Rornani, welcher verf. sich zuneigt, läßt sich kaum aufrecht erhalten. Dieser heißt bei Appianus Mithr. 108. 114 KdarwQ tpavayoQiv^ und scheint, nach der rolle zu schließen,

J welche er in Phanagoreia gespielt hat , ein eingeborner bürger jener Stadt gewesen zu sein, was nicht zu der rhodischen hei- math des Schriftstellers Kastor (wenn anders der rhetor und der

: Chronograph eine und dieselbe person war) und jedenfalls nicht P zu den worten unseres Kastor bei Euseb. I, 183 paßt: euius

aetate (des archonten Theophemos 61/60) omnino quidem nostrae regionis res praeclaraque gesta cessarunt. Weder Phanagoreia noch Gralatien erfuhr durch die anordnungen des Pompeius eine Ver- kürzung , wohl aber machte er dem königreich Syrien ein ende

.i und Kastors chronik wird von Africanus bei Eusebios Praep.

j X, 10 eine geschichte Syriens genannt. Man möchte daher vermuthen, Kastor sei ein Ehodier gewesen, welcher in syrische dienste getreten war. Den grund, aus welchem ihm die syromakedo- nische jahrepoche beizulegen ist, s. Troische aera des Suidas p. 63.

i 2) Suidas wirft den Galater und den Phanagoriten mit dem

rhetor und (dem) Chronographen zusammen.

394 60. Africanus. Nr. 7.1

Das Schwergewicht der neuen arbeit ruht in den ausfüh- rungen über Georgios Synkellos und seine quellen , Panodoros und Annianus ; von der wissenschaftlichen thätigkeit dieser alex- andrinischen mönche ein möglichst deutliches bild zu entwerfen war ein bauptziel des verf. und seinen ebenso in die tiefe wie in die weite gehenden Untersuchungen ist der erfolg nicht ver- sagt geblieben. Synkellos , als dessen blüthenjahr nicbt mehr 792, sondern mit verf. 808 anzusehen ist, leistet uns wegen des Ungeschicks, mit welchem er compilirt, ähnliche dienste wie dem textkritiker ein unwissender abscbreiber : er arbeitet wohlge- muth die zahlen eines Africanus, Panodoros, Annianus u. a. zu- sammen, ohne zu ahnen, daß jeder eine andere weltaera, seine zahlen also eine andere bedeutung haben •, man kennt die aera der drei genannten Chronographen und kann daher oft seine un- genannte quelle namhaft machen. Auch die eigenthümlichen gedanken, d. i. die theils rabbinischen theils mönchischen tüfte- leien über die erzväter und beiden der biblischen geschichte, welche Synkellos vorträgt, führt Geizer oft auf ihre chronogra- phische quelle zurück und seiner gelehrsamkeit ist es gelungen, die spuren der zwei Alexandriner in weite ferne zu verfolgen, einerseits ihre zusammenhänge mit den zum theil verloreneu apokryphen, andrerseits die abbängigkeit vieler Byzantiner und Syrer von ihnen aufzuzeigen. Ob diese als eine unmittelbare oder mittelbare anzusehen ist, muß bei jedem Chronisten so lange als ungewiß angesehen werden, als nicht besondere beweise nach der einen oder der anderen seite hin beigebracht sind; Geizer nimmt allerdings nicht selten einen Chronisten gleich als be- nutzer Panodors in anspruch , sobald er panodorisches gut bei demselben angetroffen hat , auch wenn zunächst nur Annianus sich als benutzt nachweisen läßt: denn dieser ist in vielen din- gen bloß als nachtreter seines weit bedeutenderen Zeitgenossen anzusehen. Bedenklich erscheint dieses verfahren nur da, wo es zu consequenzen führt, z. b. wo verf. auch die grundlegenden ele- mente, die zahlen einer späteren chronik auf solche gründe hin ohne weiteres als eigenthum Panodors behandelt und zur Wie- derherstellung seines Systems benutzt.

Im übrigen hat auch für diesen zweck verf. bedeutendes geleistet : durch seine forschungen ist festgestellt, daß Annianus, so abhängig er auch besonders in Sachen der profanen geschichte

Hfr, 7. 60. Africanus. 395

von seinem Zeitgenossen ist, doch dessen aufstellungen vielfach modificirt hat : an der aegyptischen, ebenso an der chaldäischen 5 liste hat er das schlagend erwiesen und bei letzterer die zahlen IPanodors wiederhergestellt. Hie und da hätte er in der Schei- dung noch weiter gehen können, z. b. die attische liste des Syn- Jkellos erweist sich als annianisch an dem datum der ersten 'olympienfeier : 3. jähr des lebenslänglichen archonten Aischylos, I 39. jähr des jüdischen königs Azarias, weltjahr 4717: dieses ^weltjahr beginnt bei Annianus am 25. märz 776, bei Panodoros Jam 29. august 778 ; Panodoros setzte die feier demgemäß 4719, sSynkellos selbst aber in das 45. jähr des Azarias, d. i. 4726, was ihn nicht abhält, auch die beiden andern data als eigene vor- '■- zutragen. Was ref. auf diesem gebiet am meisten vermißt hat, 'ist die Wiederherstellung der hauptliste des Panodoros und des Annianus, der israelitischen. Der verf. gibt sehr werthvolle •beitrage dazu, hält aber, unseres erachtens ohne grund, die er- gänzung der übrigen theile für unmöglich. Bei Annianus , für rwelchen er Barhebräus geschickt ausgenutzt hat , liegt die Ur- sache daran, daß die textfehler des kirchenkanons, d. i. des von «Annianus in roher weise umgestalteten astronomenkanons vom ;!verf. nicht als solche erkannt und verbessert worden sind : nicht -427 oder 428, wie die posten ergeben, sondern wie Synkellos selbst erklärt, 424 jähre zählte derselbe von Nabonassar bis 3izum tod Alexanders. Den Panodoros erkennt verf. mit mir als 3 Urheber der angäbe des Synkellos, im 1. jähr Simsons, weltjahr 4290, «habe die olympienfeier des Herakles stattgefunden, 430 jähre pör ol. 1, 1: bei Panodoros beginnt weltjahr 4290 mit 29. au- 'gust 1205, von da sind bei inclusiver Zählung 430 jähre bis ^776. Daraus hat ref. seinerzeit den vom verf. nicht beachteten p schluß gezogen , daß die israelitische liste des Synkellos zu ei- 'nem guten theil auf Panodoros ruht; aus diesem stammt auch ti die bemerkung des Synkellos, daß die ausserbiblische tradition '{ayQuyog awrj&sia) der er folge dem Josua 27 und den ältesten P nach ihm 18 jähre gebe: der verf. findet die 18 nur bei dem r späten Nikephoros wieder, Panodoros dachte aber bei jener über- | lieferung an Josephos (Antiq. VI, 5, 4); die 27 des Josua häl- fe ten wir für eine eigenmächtige änderung des Synkellos statt 25 (Jos. V, 1, 29), wodurch er zwei bei dem richter Thola über- f sehene jähre wieder einbrachte. Bei den späteren partien machen

396 60. Africauus. Nr. 7..

sich die oben erwähnten consequenzen fühlbar : der verf. nimmt auf einige übereinstimmende gedanken hin die chronik von 886 (ialoyrj iazoQiär) als Vertreterin des Panodoros, obgleich sie eine andere weltaera und eine andere troische epoche (1183, Pano- doros wie ref. aus der stelle über Sinison schließt, 1153) hat, auch keine dem Panodoros eigenthümliche zahl aufzeigt und in chronologischer beziehung vielmehr auf Eusebios fußt, welchen sie aus Diodoros, Porphyrios u. a. zu verbessern sucht.

Neben diesem, dem gelehrtesten unter den byzantinischen bibelchronisten , der sich zugleich durch eine seltene präcision der datirung auszeichnet, ist unter den nachfolgern des Synkel- los am interessantesten der bisher sogenannte Symeon Logotheta. Diesem gehört, wie Geizer zeigt , nur das fragment an, welches der cod. Parisinus 1712 am anfang enthält; auf p. 12 beginnt eine anonyme chronik mit besonderem titel, welche sich am eng- sten mit Kedrenos berührt, aber originaler ist und gleich diesem ein auffallendes verhältniß zu Synkellos aufzeigt. Das ergeb- niß der eingehenden analyse, welche verf. anstellt, ist, daß der Parisinus theils den Synkellos selbst theils eine quelle desselben ausschreibt , welche aber bald mit Annianus bald wieder mit Panodoros übereinstimmt. Die Übereinstimmungen sind von Geizer zur evidenz erwiesen ; nur die folgerung , die annähme eines von Synkellos benutzten mittelgliedes zwischen ihm und den zwei Alexandrinern, unterliegt schweren bedenken, da ein solches nicht aufzufinden und die unmittelbare benutzung des Annianus durch Synkellos unzweifelhaft , die gleiche des Pano- doros höchst wahrscheinlich ist. Dazu kommt, daß der auszüg- ler sogar stellen wiedergiebt, welche sich (als nachtrage aus dem original) am rande der maßgebenden handschrift des Synkellos befinden, deren Schreiber nun von Geizer ebenfalls als benutzer jener vermutheten zwischenquelle betrachtet wird; ferner daß er data beibringt , welche unser Synkellos nicht enthält , die aber mit seinem System aufs engste zusammenhängen. So bringt z. b. der Parisinus data der bithynischen dynastie, welche nicht, wie Geizer meint , dem ächten , sondern dem durch Synkellos ana- chronistisch verunstalteten System des Panodoros angehören , s. Philologus XLI, 644. Alle diese erscheinungen erklären sich, wenn die bei Geizer nicht zu ihrem recht gekommene vermu-1 thung von Lepsius aufrecht erhalten wird, daß Synkellos seinem

\fo. 7. 61. PJautus, 397

^erke ähnlich wie Eusebios einen tabellenartigen kanon beige- geben hat3), welchen die Schreiber unserer codd. weggelassen iahen, den aber der anonymus noch in seiner handschrift vorge- funden hat. U.

3) Unger, Manetho p. 216. Daraus erklären wir auch die vertau- sch ung von königen, welche im kanon neben einander standen, z. b. es Assyrers Altadas mit seinem Zeitgenossen, dem Aegypter Sethos.

jj 61. De particularum ne, anne , nonne apud Plautum irosodia. Ad summos in philosophia honores rite impetran- ilos scripsit Paulus Schrader. Halensis. Straßburger dis- jiertation. 1885. 46 p.

p Der titel gibt den inhalt der arbeit nicht genau und klar nieder: prosodische erörterungen werden weniger geboten, sondern es handelt sich hauptsächlich um die form der Vagepartikel ne. Nach den Untersuchungen des Verfassers tritt dieselbe an offene lange silben nur in der gestalt von n an : tun audivistin certon etc. ; offene kurze silben nehmen häufiger ;lie form ne: egone haecine, seltener nur n: egon Mein; schließt nin wort mit s und voraufgehendem langem vokal, so wird beim i'erbum gewöhnlich s ausgestoßen und nur n angesetzt: censen Pntsprechend den formen certen u. s. w. , seltener tritt das un- versehrte ne an die unversehrte verbalform : spondesne, das letz- Jere findet aber immer statt bei nominalformen: publieisne: frei- lich sind dieser nur sehr wenige: es werden neun von Schra- pler angeführt. Schließt das wort mit s und kurzem vokal, so falt bei verbalformen , wenn die letzte silbe den iktus nicht 3 ragt, s und e immer aus: pergin, trägt sie den iktus, so sind weide formen gebräuchlich : dabin däbisne ; bei nominalformen :slällt s nur aus im nominativ der zweiten deklination: sanun, je- I loch kann hier auch die unverstümmelte form eintreten; ain ist immer einsilbig. Eine Sonderstellung nehmen satis und potis in liier Verbindung mit ne ein, indem diese Wörter zuweilen in der gestalt satine potine vorkommen , während sonst überall bei ver- 2ust des s auch e wegfällt; potine wird deßhalb mit recht von wte-ne hergeleitet, aber sate-ne ist doch wohl eine unmögliche ^'orm: entweder ist es nach analogie von potine gebildet, oder sat -satine von sie -steine, wo freilich das i seine volle be- '•echtigung hat. Schließt endlich das wort mit einem anderen

398 62. Ovidius. Nr. IM

konsonanten als s, so tritt immer die volle form ein : virgincmnt reddetume u. s. w. , aber verhältnismäßig weit häufiger vor vo- kalen , als vor konsonanten , so daß also die partikel doch ge- wöhnlich nicht zur geltung als silbe gelangt. In den beiden letzten kurzen kapiteln wird der gehrauch von anne und nonnc bei den älteren dramatischen dichtem untersucht, beide finden sich gleichmäßig nur vor vokalen und in diesem falle wird nonne gegen Spengel auch für Plautus in anspruch genommen. Die im vorstehenden kurz angedeuteten resultate , welche der Verfasser auf dem wege sorgfältiger beobachtung gefunden hat, dürfen im ganzen als gesichert betrachtet werden , zweifel- haft dünkt mir nur , ob nicht formen , wie fdcisne doch für zu- lässig erachtet werden dürfen. Schrader führt p. 27 (281) drei beispiele an Aulul. 643 fdcisne , Most. 660 dicisne , Stich. 612 ibisne, wo er consequent facin dicin ibin schreibt : es folgt jedes- mal ein vokal , so daß das metrum nichts entscheiden kann Most. 508 scheint mir kein genügender grund vorzuliegen , iir ersten fuße des senars Mein statt Meine zu schreiben ; Epid. 34 schlägt Schrader anstatt des unmetrisch überlieferten serione di- eis tu vor serione istuc dixisti, vielleicht schrieb Plautus sirion tv dicis istuc.

62. P. Ovidi Nasonis Heroides apparatu critico in- struxit et edidit Henr. Steph. Sedlmayer. Vindobonae Konegen MDCCCLXXXVI. XVIII u. 177 p.

Den Prolegomena critica ad Heroides Ovidianas (1878) seiner promotionsschrift , und dem leritischen kommentar zu Ovidi Heroiden (1880) hat Sedlmayer nunmehr die von vielen mit. Spannung erwartete kritische ausgäbe dieser gedichte folgen las-' sen. Es ist ein werk großen fleißes, mit dem der rührige Ver- fasser seine arbeiten auf diesem gebiete wenigstens vorläufig zun abschlusse bringt. Angesichts einer neuen größeren aufgabt und unmittelbar vor der abreise nach Italien hat Sedlmayer die letzte band an die recension der Heroiden gelegt , nicht ohne die empfindung, daß das buch nicht ganz das geworden, was er gewollt. Einer kurzen Praefatio, die über den kritischen ap- parat uns orientiert (am bemerkenswerthesten ist eine sorgfältigt nachprüfuug der Zechmeisterschen kollation des codex P durch Fr. Weihrich sowie der apparat zu dem von Sedlmayer vorbei

7, 62. Ovidius. 399

mz unberücksichtigten Sapphobriefe) sowie über f'e Stellung

lskunft giebt, die Sedlmayer gegenwärtig der ecbtheitsfrage

jgenüber einnimmt, und einer übersieht über die handschriften

jid alten ausgaben nebst den siglen folgt der text der einzel-

, inbriefe, unter demselben die peinlich genaue adnotatio critica mit

nzelnen der interpretation und der rechtfertigung des aufgenomme-

7jn textes dienenden andeutungen, an 15. stelle der Sapphobrief,

m dessen echtovidischem Ursprünge Sedlmayer zur zeit nicht

I ehr zweifelt, auch Ep. XVI und XXI vollständig, jedoch XVI,

) 144 und XXI; 15 250 in schräger schritt, um diese un-

;:hten theile (praef. p. XIII) von den echten Heroiden des Ovid

i sondern. Die ausstattung des buches ist in jeder hinsieht

ne vortreffliche , und rühmend sei auch die Übersichtlichkeit

3r adnotatio critica hervorgehoben.

Was nun das Verhältnis der neuen kritischen ausgäbe zu ;rem jüngsten vorlauter, dem kritischen kommentar, betrifft, so ^zeichnet jene einen entschiedenen fortschritt , und es ist nicht . re schuld, wenn es sich heute sonderbar ausnehmen würde den jmmentar neben dem texte zu erblicken In sehr vielen fällen Llt Sedlmayer seine frühere ansieht geändert sicherlich meist it recht; und wollte man ihm daraus einen Vorwurf machen, -■ könnte derselbe sich nur richten gegen die Sicherheit, mit ;r Sedlmayer seine meinung hinzustellen pflegt, um später mit ürselben Sicherheit eine andere ansieht zu vertreten, ja die frü- sr verfochtene vielleicht nicht einmal der erwähnung werth zu :hten. Sedlmayer hält sichtlich öfters selbst nicht viel von rinen früheren wenn auch mit noch so großer bestimmtheit )rgetragenen ansichten. Bezeichnend für sein wiederholtes I hwanken trotz fester Überzeugung ist beispielsweise die be- undlung von I, 47 sq. in den prolegomena, im kommentar und Eidlich in der ausgäbe, s. unten. Fast immer jedoch erkennt ;ian , daß Sedlmayers urtheil vorsichtiger geworden ist , die oft cht seltsamen auslassungen und beweisführungen des. kritischen i>mmentars haben reiferen und besonnenen erwägungen platz miacht, und niemals kann man dem herausgeber zähes fest- igen an einer irrigen ansieht vorrücken. Von größtem ein- isse auf die gestaltung der ausgäbe ist Th. Birt geworden nrch seine werthvolle, die bedeutung einer selbständigen arbeit v. sich (ragende recension des kritischen kommentars in den

400 62. Ovidius. Ni.

Gott. gel. anz. 1882, p. 831 862: von Birt hat Sed" uayer vii gelernt und hätte wohl noch mehr lernen können. Danebe verstattet Sedlmayer den größten einfluß auf sich dem englische gelehrten Arthur Palmer. Diesem ist Sedlmayer nach meine ansieht zu oft gefolgt , während er durch Birts ausführunge noch öfter sich hätte bestimmen lassen sollen , namentlich w derselbe eine überlieferte lesart vertheidigt, während die neue vorschlage von Birt nicht selten einer festen grundlage entbehre und, wenn auch geistreich, doch nicht überzeugend sind. Gleici wohl wird man Sedlmayer dank wissen müssen, daß er dieselbe in der adnotatio critiea gewissenhaft verzeichnet.

Zur begründung meines urtheils über das Verhältnis de ausgäbe zum kommentar einerseits, zu Birts ausführungen ande rerseits mögen die folgenden beispiele zumeist aus den beide ersten briefeu dienen, während einiges andere später erwähmui finden wird : in allen citaten folge ich der Sedlmayerscheu zäh hing. Seine frühere im kommentar niedergelegte ansieht ha Sedlmayer geändert (und ich wiederhole, zum vortheile der auf gäbe) I, 2. 28. 37 sq. 47 sq. 85 sq. II, 7 (wenigstens unent schieden). 61 (ebenso, doch hat Sedlmayer an beiden stelle die gut bezeugte und durchaus tadellose lesart in den text ge setzt). Dem stehen gegenüber die stellen, an denen Sedlmayer ausgäbe mit dem kommentar übereinstimmt: I, [1.] 29 (gegei Birt, mit dem auch ich iusti halte, ohne doch die von ihm adop tierte erklärung anzunehmen). 31 (atgue im text ist nur druck fehler). 36 (hie alacer missos im kommentar ist druckfehler hie lacer admissos). [40. 103.] 107 sq. 110. 115 sq. II, 31. IOC Daß Sedlmayer auch Birt gegenüber seine Selbständigkeit he wahrt, zeigt auch I, 37 sq., wo Sedlmayer an der Rieseschei athetese trotz der Zustimmung, welche dieselbe auch bei Bir gefunden, nicht mehr festhält, und andere stellen. Oft ist Sedl mayer, durch Birts mißbilligung bestimmt, zur besseren überlie ferung zurückgekehrt, z. b. IV, 37. V, 99; zuweilen müssei wir es bedauern , daß er Birts mahnuug unzugänglich geweaei ist, so III, 58.

Das material hat Sedlmayer in sorgsamster weise gesaro melt und in der adnotatio critiea verwerthet. Nur weniges schein ihm entgangen zu sein. Auf die Göttinger dissertation von Pe ters: Observationes ad Ovidii heroidum epistulas (1882) könnt

r. 7. 62. Ovidius. 401

3 und da verwiesen werden , so wenig auch Peters seine an- ;ht über den ursprünglichen titel dieser gedichte zur geltung ' bringen vermocht hat und so wenig auch manche seiner auf- 'illungen (z. b. über IX, 73 sqq. Peters p. 25) eine ernste 'rücksichtigung verdienen. Auffallender ist, daß Diltheys Ob- Vvationum in epistulas heroidum Ovidianas particula I (1884) 'r für den XX. brief benutzt ist: v. 6. 15.22 (wo Sedlmayer 't recht tulisse schreibt, nicht Diltheys probare : so nämlich, 3;ht probasse , wie irrthümlich Gr. Knaack in der besprechung 'n Diltheys schrift angiebt , will Dilthey, während einige jün- re handschriften in der that probasse bieten. Es ist indessen ia tulisse ganz tadellos : dicta ist zu betonen, tulisse = dedisse). ;. 61 (Diltheys motus in den text aufgenommen). 93. (161. i:4.) 177 180 (mit unrecht von Dilthey verdächtigt). 243 sq., tt&t hingegen für den XVIII. (v. 127 sq. 191) und XIX. brief ) 19. 127).

Auch von zerstreuten beitragen dürfte in der sehr reich-

j ltigen adnotatio critica nicht gar zu viel nachzutragen sein.

h habe ich zu II, 53 eine vermuthung von Rappold vermißt,

h wenigstens dieser selbst für evident hält (Zeitschrift für die

perreich, gymnasien 1881, p. 401)-, III, 29 sqq. hat Sedl-

jtyer Vahlens interpunktionsänderung (Varia in Hermes 1880,

f 268 sqq.), desgleichen V, 68 eine konjektur von Knaack

'ersehen; XIV, 103 sind Rappolds und Birts vermuthungen

| erwähnt geblieben, die nach Sedlmayers sonstiger praxis hät-

li aufnähme finden sollen; XVII, 262 hat cunctantes vor Birt

|<ireits K. P. Schulze vermuthet. Endlich erwähne ich Lenneps

endation VII, 23 nee di tua vota morentur, die wohl nur durch

\\ versehen uns vorenthalten wird. Oder hat der herausgeber

fit dem erscheinen des kritischen kommentars seine meinung so

ündlich geändert, daß er diese emendation, die, wie er damals

tiinte, zweiffellos das richtige getroffen, jetzt nicht einmal mehr

> erwähnung für werth hält ? Das erste urtheil mag zu rasch

Wesen sein , gleichwohl verdiente Lenneps änderung verzeich-

t zu werden. Auch sonst nehmen in Sedlmayers ausgäbe emen-

tionen, deren „evidente richtigkeit" früher ihm zweifellos war,

zt einen bescheidenen platz in der adnotatio critica ein, so

Wk 303 Rieses Cessit et, das auch von Ehwald gebilligt wird.

Gering ist die zahl der eigenen konjekturen des herausgebers,

402 62. Ovidius. Nr. §

entsprechend der ansieht , die Sedlmayer im vorwort zum kriti sehen kommentar p. 6 vorträgt. Nicht übel erscheint mir VI 100 das von Sedlmayer in anlehnung an Birts se -pavet (mi acc. c. inf. wohl nicht zu belegen) vermuthete , jedoch nur de anmerkung zugewiesene se vetat, viel wahrscheinlicher als Schenkl se vovet (praefatio p. XIV), falsch dagegen VI, 54 das voi Sedlmayer in den text gesetzte vitta, wozu ihn Birts sona ver leitet zu haben scheint. Handschriftlich ist die änderung j sehr leicht; was aber für zona wohl zutrifft {yirginitatis signum gilt nicht von vitta, und so wenig die von Sedlmayer zu diesen behufe herangezogenen drei parallelstellen aus Ovid wie die ein aus Vergil sind beweiskräftig. Also wohl auch jetzt noch harr die stelle einer evidenten Verbesserung. Dagegen hat Sedlmaye manche eigene wie fremde vermuthung, zu der er hinneigt, ver ständigerweise nicht in den text gesetzt, sondern nur in der an merkung sein schwanken angedeutet, z. b. X, 3 und öfters. Nicht ganz selten wird man, trotzdem Sedlmayers kritik im gan zen eine besonnene und mehr konservative ist, die handschrift liehe lesart bezw. die bessere Überlieferung durch interpretatioi gegen anfechtungen zu schützen vermögen , auch wo Sedlmaye dieselbe aufgiebt oder eine Verderbnis konstatieren zu müssei glaubt. So erscheint mir II, 18 das doch wenigstens überlie ferte sum (venerata) besser als die vulgata devenerata (vgl. Pe' ters p. 51). Wenn übrigens nur der cod. Gissensis die beider verse II, 18 sq. enthält, so dürfte es gewagt sein auf grunii dieser thatsache mit Sedlmayer (praefatio p. IX) dieser hand! schrift einen hervorragenden platz unter den jüngeren zuzuwei sen : man könnte auch mit Riese (Burs. Jahresber. XIV, p. 243' anm. 4) daraus auf die unechtheit der beiden verse schließen II, 47 verdient die am besten überlieferte lesart quod me fiigi turus haberes vor der vulgata quo abires meines erachtens aucl an sich unbedingt den vorzug : der Vorwurf wird nachdrücklicher wenn allein fugiturus zu betonen ist, nicht auch abires, das au; v. 99 in die jüngeren handschriften hineinkorrigiert sein mag Warum bietet Sedlmayer II, 98 face mit jüngeren handschriftei für fac? Auch ex Ponto II, 2, 64 liest man jetzt bei Merke in der zweiten aufläge fac , gleichfalls mit den besten band Schriften. Bieten doch auch XIII, 142 handschriften face, obm daß Sedlmayer ihnen gefolgt wäre. Sollte IV, 86 das überlie

I'i., 7. 62. Ovidius. 403

rte materia nicht doch vielleicht sich halten lassen? Das wie- srholende duritia ist kaum am platze. Auch V, 38, so leicht ilmers von Birt gebilligte änderung dure ist , bin ich geneigt i der feststehenden Überlieferung dura festzuhalten: nicht als i die ossa an sich dura genannt würden, sondern die Situation giebt hier das dura (ähnlich wie frigida = starr, gefühllos), slbst X, 31 eine vielversuchte crux interpretum, von Sedl- , ayer mit dem obelus gezeichnet möchte ich gegenüber den ; it Sedlmayers kritischem kommentar besonders zahlreich her- ^rtretenden besserungsversuchen mit "nachdruck für die über-

ferung eintreten :

Aut vidi, aut tamquani quae me vidisse putarem,

Frigid ior glacie semianimisque fui.

Die handschriftliche Überlieferung ist klar und bestimmt.

jnn die rasur und die änderungen von zweiter band in P be-

iisen nicht , daß etwas anderes geschrieben gewesen war als

is in G noch steht, sondern nur, daß es dem korrektor erging

, e Sedlmayer : was die überlieferten worte heißen sollen , wie

, i grammatisch aufzufassen und zu übersetzen seien , war ihm

(..erfindlich. Ich glaube dieselben zu verstehen, und ich würde

,ch freuen, wenn meine interpretation der stelle auch anderen

;,.nehmbar erschiene. Der hauptgedanke und das hauptverbum

gen im pentameter : frigidior fui, dem ebenso wie tamquam > ■xlisse putarem auch das vidi hätte untergeordnet werden sollen, !.io logisch eigentlich aut videns (cum viderem) aut tamquam ttarem, frigidior fui. Denn aut vidi aut frigidior fui entsprechen ,h natürlicherweise nicht. An dieser inconcinnität des aus- «uckes aber wird ein begründeter anstoß nicht genommen wer- ke dürfen. Das quae endlich ist selbstverständlich nicht objekt b vidisse, das ebenso wie vidi sein objekt aus v. 30 ergänzt, .idern subjekt zu putarem, me ist gleichfalls subjektskasus 5 tam- Iwi aber gehört nicht zu putarem, sondern steht mit verkürz-

a vergleichenden satz (tamquam ea quae ) , ganz wie Am. p5, 15 tamquam quae vincere nollet. So meine ich denn, daß

sse stelle keiner heilung bedarf und sich damit auch die neue-

n konjekturen erledigen von Riese: aut vidi aut me iam (iam- 1) navem vidisse putavi und von A. Zingerle : aut vidi aut

e tamquam vidisse putarem (veranlaßt durch Sedlmayers hin-

is auf Her. XVIII, 32 aut videt aut acies nostra videre putat),

404 62. Ovidius. Nr. 7:]

welche letztere zwar auch den recensenten von Zingerles Klei nen philol. abhandlungen 3. heft , K. Roßberg (Philol. ruud schau 1884, sp. 76 ff.) nicht überzeugt hat, doch so, daß der selbe nur die worte quae me halten will, davor aber etwa finx oder fuerunt einsetzen möchte. Diese vermuthungen zeigen, wie allgemein die Überzeugung ist, daß man hier eine „schwer ver, derbte" stelle vor sich habe , und im hinblick darauf entschul dige man mein längeres verweilen bei derselben. An der „votl so vielen konjekturen heimgesuchten" stelle XII, 19 bin ici! ebenso wenig von der nöthwendigkeit einer änderung überzeug und halte fest an der Überlieferung Semina iecisset, toüidemqu et semina et hostes. Gerade an dem wiederholten semina vermag ich gar keinen anstoß zu nehmen , es malt trefflich die mengt der feinde , ebensowenig an dem et et , wo wir ein verglei chendes „ebensoviele wie" setzen. Uebrigens ist bei Sedl mayer der unschöne hexameter semina iecisset, totidemque sevis set et hostes wohl nur ein druckfehler und ist gewiß so wenig bei Shuckburgh zu lesen wie er in dem kritischen kommenta steht. Auch XIV, 42 bin ich konservativ und vermag keines wegs mit Sedlmayer anzuerkennen , daß Palmers glänzende Scharfsinn eine wunde stelle im texte entdeckt und geheilt habe wiewohl auch Birt das erstere zugiebt. Wenn man am gedanken den die Palmersche konjektur ergiebt, nicht anstoß nehmen will so erscheint mir doch die wendung plena soporis plump. Pal- mers sprachliche bedenken gegen die überlieferte lesart theih ich nicht; und wenn Sedlmayer die von jenem angezogene pa- rallelstelle Priap. III, 5 sqq. für beweiskräftig hält, so möcht( ich doch auf den bedeutsamen unterschied aufmerksam machen der in dem pronomen liegt: auch hier müßte es bei der allge meinheit des gedankens wohl wie dort quod, nicht quae, heißen Endlich XVI, 145 sehe ich (mit Birt) keinen zwingenden gruue von der guten Überlieferung credis et abzugehen.

Weiter seien mir einige kurze bemerkungen über andere steiler verstattet. Erfreulich ist es zu sehen, daß Sedlmayer angesichts des einmüthigen Widerspruches der kritik (Heydenreich , Riese Jurenka, Birt) seine athetese von I, 47 sq. aufgegeben hat, sie nicht einmal in der anmerkung erwähnt; ebenso, daß er übei I, 85 sq. anderer ansieht geworden ist, unbeirrt durch die Zu- stimmung, die er bei Hugo Magnus (s. auch Peters p. 35 sq.,

r. 7. 62. Ovidius. 405

jfunden : hier wie dort und anderwärts zeigt sich auch der nfluß der besonnenen ausf ührungen von Hugo Jurenka , Bei- . äge zur kritik der Ovidischen Heroiden (Wien 1881, progr.). uf Birts empfehlung hat Sedlmayer II, 61 jetzt erfreulicher- eise das von ihm früher nicht verstandene te in den text ge- atzt, leider verräth die anmerkung noch schwanken. XVII, •04 habe ich mich um so mehr gefreut auf grund handschrift- ; eher Überlieferung magis oris im texte zu erblicken, da ich i ir schon mehrere jähre vor dem erscheinen des kritischen kom- :.entars diese vermuthung notiert hatte. Zweifelhaft aber er- , sheint mir die daselbst (p. 63) aufgestellte behauptung , daß ,iese seltenere bedeutung von magis = potius eine bürgschaft Liafür sei, daß wir es in den betreffenden jüngeren handschriften Jcht mit einer konjektur, sondern mit einer ursprünglichen les- Lrt zu thun haben: will denn Sedlmayer von vornherein darauf verzichten, durch eine konjektur, sei es eine alte oder eine neue, f.imals die ursprüngliche lesart wieder zu gewinnen? Zu II, 55 itte ich um auskunft: wie ist dieser vers als frage zu verstehen? der ist das f ragezeichen ein von Riese übernommener druck- jihler? X, 75 möchte doch vivit wahrscheinlicher sein als das [.■eilich besser bezeugte vivis. Ueber andere stellen gedenkt re- jirent seine abweichende meinung demnächst bei anderer gele- ';enheit darzulegen.

j Die eile , mit der die arbeit abgeschlossen worden ist , hat mancherlei kleine versehen zur folge gehabt, von denen folgende rwähnt sein mögen. Zu I, 2 hat Sedlmayer, wie mir scheint, 7>irts ansieht mißverstanden. In der anmerkung zu I, 40 liegt jin irrthum vor: Bährens vermuthet nicht hier ille gradu, son- ] ern v. 42 castra gradu, wohingegen der verweis auf Sedlmayers i'roleg. crit. p. 89 sq. nur das von Palmer edierte ille vigil v. ,:0 trifft. Die verschiedene Zählung der briefe nnd in diesen rieder der verse hat mehrfach Verwirrung verschuldet, da Sedl- mayer nicht immer bei citaten seinen Ziffern folgt: so mußte zu f, 82 nicht XVIII, 210, sondern XIX, 210 angeführt werden, j0 hat im XX. briefe Heinsius nicht v. 101 sq., sondern 103 sq., )ilthey nicht v. 101 106, sondern 103 108 für unecht er- klärt. Ein citat wie zu V, 129 (Schenkl 1. c.) berührt um so tnangenehmer, da man erstlich bis auf 1,29 zurückgreifen muß, im den 1. c. zu finden, sodann aber dort auch nur ein ent- Philol. Anz. XVI. 27

406 62. Ovidius. Nr.

stelltes citat erhält: Philol. t. 35, vielmehr t. 36 (1877). L der anm. zu III, 26 (p. 14) mußten die beiden uoten in umge kehrter folge stehen. Auch außerdem hatte eine sorgsame re vision die liste der corrigenda p. XVIII , nachdem bereits di< praefatio einiges vorausgenommen, vermehren können. So steh p. XIII z. 10 v. o. 139 für 39, p. XIV z. 3 v.o. Oxononiens p. 3 in der anm. 55 für 52.

Alles in allem bezeichnet die neue kritische ausgäbe de Heroiden des Ovid , wenn sie auch nicht alle erwartungen er füllt, einen beachtlichen fortschritt in der kritik und interpreta tion dieser schritt, einen sehr bedeutenden über die leute vor arbeit des herausgebers hinaus. Wir stehen nunmehr auch ii einzelnen fragen auf einer weit sichereren grundlage als bisher selbst die angaben des kritischen kommentars, der doch nur ein zelne stellen herausgegriffen , zudem nicht immer eben die welche es am meisten bedurften , sind vielfach berichtigt unc ergänzt (s. z. b. zu X, 31), und es läßt sich voraussagen, da auf grund der neuen zuverlässigeren hilfsmittel sehr bald eir gesteigertes Interesse diesen gedienten sich zuwenden wird. Gan unbestreitbar aber ist die bedeutung der ausgäbe für weiter Untersuchungen über die echtheitsfrage der Heroiden (s. Sed] mayer praefatio p. XIII), die einer lösung noch harrt. Sedl- mayers schwanken in dieser frage ist oben bereits angedeutel worden, aber auch sonst stehen sich hier die ansichten der ge- lehrten schroff gegenüber. Bemerkenswerth ist, daß Eschenburg der im Lübecker progr. 1874 auf grund einer reihe (in den sicher echten Heroiden Ovids nicht nachweisbarer) metrischer li- cenzen auf unechtheit der zweifelhaften Heroiden (III, VIII, IX, XII XX und Sapphobrief) schließen zu müssen glaubte, ganz neuerdings in einem weiteren beitrage zur echtheitsfrage der Heroiden (Lübecker progr. 1886) eine so auffallende Überein- stimmung in der verstechnik dieser briefe und der übrigen ge- dichte Ovids sowie der übrigen elegiker erweist, daß er mit ausschlnß des Sapphobriefes, den er gar nicht berücksichtigt geneigt ist, sämmtliche Heroiden Ovid zuzuweisen und für die angezweifelten nur eine spätere abfassungszeit anzunehmen.

Hans Gilbert.

ISr. 7. 63. Iuvenalis. 407

i

63. Spicilegium Iuvenalium. Scripsit Rudolfus Beer. Accessit libri Pithoeani simulacrum. Lipsiae in aedibus B. G. Teubneri 1885. 82 p.

Die schrift Beers zerfällt in drei theile. Sie beginnt mit 'Diner genauen beschreibung des codex Pithoeanus, der mit recht 'and, wie es scheint, jetzt auch widerspruchslos als grundlage nur konstituirung des textes betrachtet wird. Darauf handelt I ler Verfasser von den gewöhnlichsten irrthümern und schreib- ehlern der genannten handschrift: Verwechslung ähnlich ge- schriebener l i t, c gr, oder ähnlich gesprochener buchstaben b v, i t, endlich von der Unterscheidung der verschiedenen beim text <ind den scholien thätig gewesenen hände. Besonders hervorge- hoben sei hierbei, daß die bis jetzt allgemein verbreitete ansieht, ler Pithöanus habe sich vordem in der bibliothek des königs Mathias Corvinus von Ungarn befunden, nach den ermittlungen Beers nur auf sehr schwacher grundlage ruht. Darauf werden lie fragmente der luvenalhandschrift besprochen, welche im jähre 1880 im archiv der Stadt Aarau gefunden worden sind , über ''lie zuerst Wirz im Hermes 15, 437 ff. gehandelt hat. Es er- gibt sich dabei, daß diese fragmente auch da manchmal mit 'lern Pithöanus übereinstimmen, wo nach der Bertin'schen colla- *:ion bei Jahn eine abweichung angenommen werden mußte. :' Ueberhaupt stellt sich durch die arbeit Beers, der den Pithöanus selbst zweimal verglichen hat, in bedauernswerthem umfang die Nachlässigkeit der Bertin'schen vergleichung heraus, auf welcher i oisher unsere kenntniß des Pithöanus beruhte; bemerkt war dies ijehon früher von Rühl, Wirz, Stephan. Der behauptung von Wirz, daß die Aarauer fragmente aus einer abschrift des Origi- nals des Pithöanus geflossen seien, stellt Beer den bestimmtesten Widerspruch entgegen , kommt aber wunderbarer weise im we- sentlichen doch zu dem nämlichen zweifellos richtigen resultate, iaur meint er, daß in der äußeren form der Schreiber von A den Pithöanus selbst genau zum muster genommen.

Der zweite theil hat zum Inhalte die textgeschichte. Von ! besonderer Wichtigkeit ist dabei die angäbe, daß der letzte vers 60) der 16. satire im Pithöanus die letzte zeile eines blattes im schluß eines quaternio bildet ohne jede subseriptio , wie sie sich bei den vier andern büchern regelmäßig findet. Daraus sieht Beer den an sich nahe liegenden und natürlichen schluß,

27*

408 63. Iuvenalis. Nr. 7.

daß der Pithöanus uns in einem verstümmelten zustande über- liefert ist und ursprünglich mehr, d. h. die ganze 16. Satire enthalten hat. Die Sachlage verwickelt sich aber dadurch sehr, daß die handschriften der zweiten recension ebenfalls bei 16, 60 abbrechen. Beer versucht folgende lösung. Aus dem be- reits verstümmelten Pithöanus sei im 9. Jahrhundert eine hand- schrift abgeschrieben und diese darauf nach einem exemplar der 2. recension gründlich durchcorrigirt worden; diese so cor- rigirte handschrift sei die grundlage unserer sämmtlichen hand- schriften der 2. recension geworden , die andern damals noch vorhandenen exemplare der zweiten recension aber sämmtlich verloren gegangen , ohne nachkommenschaft zu hinterlassen. Diese an sich schon sehr künstliche erklärung scheint mir haupt- sächlich daran zu scheitern , daß es ganz unglaublich ist , wie bei einer so gründlichen korrektur, welche die von Beer ange- nommene abschritt des Pithöanus erfuhr, die große zahl der feh- lenden verse der 16. satire so gänzlich hätte unberücksichtigt blei- ben können , ein correktor , den es nicht verdroß , eine menge von einzelheiten zu ändern , würde sich gewiß die gelegenheit nicht entgehen lassen, fast eine ganze satire hinzuzufügen.

Der dritte theil enthält eine reihe von erörterungeu über einzelne stellen , an welchen über die lesart des Pithöanus bei Jahn unrichtige angaben gemacht sind. Sie lassen das bedürf- niß einer von Beer in aussieht gestellten neuen kritischen aus- gäbe recht dringend erscheinen , es ist sehr bedauerlich , daß Jahn gezwungen war, mit einem so überaus mangelhaften ap parate zu arbeiten. Am schluß gibt Beer ein sehr interessantes und belehrendes faesimile einer seite des Pithöanus , den text von sat. I, 1 29 nebst scholien enthaltend.

Ich benutze die gelegenheit, ein paar bemerkungen anzu> knüpfen. I, 161 lautet nach der vulgata aecusator erit qui ver< bum dixerit „hie est" unzweifelhaft richtig. Der Pithöanus hat, wie wir durch Beer erfahren, versum; er selbst billigt die cou jektur Harteis versus „abgewandt, secu?nu: eine bedeutung, welche hier in dem partizipium weder irgend ein Römer gefunden ha ben würde noch jetzt jemand ohne beigesetzte erklärung leicht finden wird. VIII, 78 ist im Pithöanus zu desiderat am rande descinderet beigeschrieben, mit offenbarer corruptel. Beer glaubt daraus den conjunktiv desideret als ursprüngliche lesart her

h. 7. 64. Dictys. 409

»teilen zu können , wozu er bemerkt quo aptissime altera imago )riori adnectitur , cum imagines Mae arte cohaerentes distrahantur tidicativo, pendeat etiam tota sententia altera Ich halte ganz im

egentheil den conjunktiv für unmöglich : der vers 77 ne con- \%psa ruant subductis tecta columnis hängt nicht unvermittelt von j 6 ab miserumst, aliorum incumbere famae, sondern bei ne ist er- gänzend hinzuzudenken „aus furcht es möchte"; von die- sem ne oder einem daraus zu nehmenden ut kann aber desideret jicht abhängig sein: ich verstehe überhaupt nicht, wie man )almes desiderat mit ruant tecta in eine enge Verbindung : ringen kann: das erstere verb um enthält eine thatsache, das letztere einen Vorfall , der verhütet werden , nicht eintre- ten soll. Zu VIII, 108 f. nunc sociis iuga pauca boum grex par- "us equarum et pater armenti capto eripiatur agello bemerkt :»eer: numerum singidarem eripiatur uhi verbum subiectis post- >onitur , nullo modo ferri posse unum Kjaerium vidisse miror; die ishrift von Kjaer ist mir nicht zur hand, aber ich wundere mich darüber, daß Beer sich wundert, weil niemand anstoß genommen iat, wo kein anstoß vorlag, vgl. z. b. Cic. de fm. 5, § 35 : ! Corporis igitur nostri partes totaque figura et forma et statura quam l\pta ad naturam sit, apparet\ de orat. 1, 257: Nam et subitae

d propositas causas exercitationes et accuratae ac meditatae com- hentationes ac stilus ille tuus , quem tu vere dixisti perfectorem di- iendi esse ac magistrum, midti sudoris est und andere von Kühner, iiiat. gramm. II, p. 33 f. vorgebrachte beispiele. XII, 72 f. schreibt Beer nach dem Pithöanus : conspicitur sublimis apex, cui .andida nomen Scrofa dedit laetis Phrygibus miser abile sumen ; i.uvenal erwähnt allerdings die sage mit leisem spott, aber was labei miserabile soll , zumal in Verbindung mit dem dativ Phry- gibus , ist mir unerfindlich: für die Phrygier war es auch va den äugen Iuvenals ein mir abile sumen, man sehe nur den -olgenden vers 74 et nunquam visis triginta clara mamillis.

Beers arbeit darf unbedenklich als verdienstvoll für die Iu- ;' 'enalforschung bezeichnet werden , möge er sich aber vor der ' ;efahr hüten , den Pithöanus zu überschätzen und da spuren

er echten Überlieferung zu sehen, wo in der that Schreibfehler Vorliegen.

64. De Dictys-Septimio Vergilii imitatore, von dr. H. Dunger.

410 64. Dictys. Nr. 7.

Programm des Wettiner gymnasiums zu Dresden. Dresden, Rammiugscbe buchdruckerei 1886. XX p. Progr.-nr. 492.

Diese abhandlung steht in enger Verbindung mit der vor acht jahren im programm des Vitzthumschen gymnasiums ver- öffentlichten über „Dictys - Septimius. Ueber die ursprüngliche abfassung und die quellen der Ephemeris belli Troiani". In der letzteren hatte Dunger den nachweis zu führen gesucht, d die Ephemeris des Septimius nur lateinisch geschrieben gewesen sei und ein griechisches original niemals existirt habe. Er hatte darauf hingewiesen, daß während wir handschriften des Septi- mius aus sehr früher zeit besitzen , sich keine spur einer grie- chischen findet, daß schon vor 400 jahren Laskaris in Griechen- land trotz aller bemühungen nichts derartiges ausfindig machen konnte , daß die Byzantiner Cedrenus , Isaak Porphyrogennetus und Tzetzes ein griechisches original nicht gekannt haben, son- dern aus Malalas schöpften, welcher die lateinische Ephemeris des Septimius benutzte , schließlich auch nachgewiesen , daß die lateinische Ephemeris so wie wir sie jetzt noch haben, den By- zantinern vorgelegen habe.

So überzeugend auch für die meisten gelehrten , die sich mit dieser frage eingehend beschäftigt haben, die beweisführung; Dungers war, so haben doch andere ihre bedenken dagegen ;< nicht überwinden können, namentlich hat Koerting seinen schon früher in der schrift „Dictys und Dares. Ein beitrag zur ge- schichte der Troja-sage in ihrem übergange aus der antiken in die romantische form. Halle a. S. 1874" ausgesprochenen stand- punct festgehalten , daß Dictys ursprünglich in griechischer spräche abgefaßt, nicht vor dem vierten Jahrhundert ins latei- nische übersetzt und schließlich viele kiirzuugen erfahren habe, daß die ausführliche lateinische Übersetzung im mittelalter ge- kannt und benutzt worden sei. Besonders aber suchte er den nachweis zu führen , daß Malalas nicht , wie Dunger behauptet, die lateinische Ephemeris benutzt, ja daß er viel zu wenig la- teinisch gekonnt habe , um diese zu verstehn. Im lectionskata- log von Münster 1879 stellte er eine sorgfältige Untersuchung an de vocibus Latinis, quae apud Ioannem Malalam chronographwn Byzantinum inveniuntur.

Aber die Schlüsse., die er aus seinen Untersuchungen zieht, scheinen uns nicht unbedenklich zu sein Bei vorurtheilsfreier

kr, 7. 64. Dictys. 411

! etrachtung gelangen wir zu demselben resultat , wie Dunger, nämlich die 157 lateinischen Wörter, deren sich Malalas be- ient, nicht in einer engen Sphäre sich bewegen , sondern recht allgemeiner natur sind. Vortrefflich aber weist Dunger an ei- ligen beispielen nach, daß der Vorwurf der Unwissenheit, wel- chen Koerting dem Malalas macht, nicht begründet ist. Durch l'ine unzweifelhaft richtige emendation des textes (p. 214 xat- •,'ov(ja oder xulau statt xalootQ) zeigt er, daß Malalas das vor- chnelle, abfällige urtheil Koertings nicht verdient hat. I In der zweiten abhandlung „Scriptorum et Graecorum et 'jatinorum quos Ioannes Malala chronographus Byzantinus lau- Wävit index" begnügt sich Koerting mit einer aufzählung von Schriftstellern und citaten , welche mit der vorliegenden frage Nichts zu thun hat.

Nachdem sich Dunger noch gegen Mommsen , Lehrs und Schwabe ausgesprochen hat , geht er zu seiner hauptaufgabe iber, dem nachweis, daß der Verfasser der Ephemeris im Virgil, 1-i.er so wie kein anderer römischer dichter auf denken und em- pfinden der römischen Jugend den größten einfluß ausübte, sehr bewandert gewesen ist und zeigt , daß dieser einfluß, sich glicht nur in bezug auf den inhalt geltend macht , sondern pWch der ganzen darstellung ein eigenthümliches gepräge gibt. i'Jeptimius gebraucht dichterische ausdrücke, die dem Virgil ge- läufig sind, sehr häufig, man möchte sagen, ohne seiner abhän- ;'igkeit sich bewußt zu sein, z. b. germanus statt frater p. 12, 25 ^meiner ausgäbe), rector omnium p. 12, 10, rector iuvenum p. 23, 15, ilobus barbarorum ingruens p. 44, 5, Graii statt Graeci p. 45, 6, 'ji7, 30, 48, 3 u. a. Daneben aber findet sich eine absichtliche iachahmung in Wörtern und phrasen recht häufig. Zu 45 stel- len vergleicht Dunger die entsprechende stelle der Aeneis und Hellt beide einander gegenüber z. b.

)Cph. p. 4, 16 Aenea aliisque ex Aen. 2, 88 Ille me comitem onsanguinit ate c omitibus et consa nguinit ate propin-

quum. 'Sph. p. 11, 6 cuius pater Ad- Aen. 12, 395 llle ut depositi letus quondam vicaria morte con- proferretfata parentis ugis fata propria protulerat.

!mh. p. 16, 33 cum auri Aen. 3,49 auri quondam cum ■lagno ponder e. pondere magno.

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Eph. p. 19, 6 maiora viribus Aen. 10, 811 m aioraque vi-

adgressus ribus audes.

Eph. p. 34, 15 tristior ali- Aen. 1, 228 tristior et la-

quantum suffusisque cum mae- crimis oculos suffusa nitentes.

rore la crimis

Eph. p. 61, 10 Automedonti im- Aen. 1, 156 flectit equos cur-

perat, daret lora equis] ita ruque volans dat lora sc-

curru concito per campum ... cundo.

pervolat.

Eph. p. 74, 12 cum dux noster Aen. 1,81 cavum conversa cuspide

summa vi umbonem . . . inpulit montem inpulit in latus.

vertitque in latus.

Am interessantesten aber ist offenbar die abhängigkeit des Septimius von Vergil und seinem erklärer Servius in sachlicher beziehung, welche Dunger in etwa 20 fällen nachweist: wir sehn, daß der Verfasser der Ephemeris , welcher angeblich an dem trojanischen krieg theil genommen und über denselben aus eig- ner anschauung am besten informirt zu sein vermeinte, es nicht verschmähte zu einer sehr nahe liegenden quelle seine Zuflucht zu nehmen in der sichern hoffnung, daß seine harmlosen leser kein mistrauen in seine worte setzen würden.

Zeigen wir dies an einem beispiel : Septimius zählt 1, 14 und 17 die griechischen beiden auf, welche an dem zuge gegen Troja theil nahmen, und nennt außer den aus Homer bekannten noch folgende: Amphilochus, Demophoon und Acamas, Calchas, Mopsus , Epeus, Thessandrus. Woher kannte er diese? Nur Amphilochus kommt bei Homer (O 248) vor, alle andern finden wir bei Vergil und seinem erklärer Servius. Thessandrus, Aca- mas und Epeus erwähnt nämlich Vergil unter denjenigen, welche sich in dem hölzernen pferde versteckt hatten Aen. 2, 261 ff. und Servius bemerkt dazu , daß des Acamas vater Demophoon gewesen und zu Ecl. 5, 10, daß derselbe an dem trojanischen kriege theil genommen habe. Mopsus wird überhaupt nur noch von Dares erwähnt, Calchas und Mopsus neben einander von Servius zu Ecl. 6, 72. Thessandrus kommt in dieser form nur im Vergil vor, sonst heißt er stets Thersandrus; die notiz, daß er der sohh des Polynices sei , entlehnte Septimius ebenfalls dem Servius.

Die beweisführung Dungers ist durchweg der art, daß

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thwerlich etwas dagegen wird eingewandt werden können. Es t ihm gelungen nachzuweisen, daß Septimius mit Virgil sehr enau bekannt war, daß er aus ihm und seinen erklärern im nzelnen vieles entlehnt hat und damit zugleich auch einen leuen beleg dafür zu liefern, daß dieses werk keine Übersetzung us dem griechischen, sondern echt römisches originalwerk ist.

Ferdinand Meister.

65. M. Petschenig, professor, zur kritik der Scriptores istoriae Augustae. Wissenschaftliche abhandlungen nr. 63. lommissionsverlag von A. Pichler's wtwe u. Cohn, buchhandlung i Wien und Leipzig, o. j. (1885). gr. 8. 16 p. i Der fleißige und tüchtige mitarbeiter an der Wiener samm- ;ang lateinischer kirchenväter hat schon im jähre 1879 in den Jchriften der dortigen akademie werthvolle beitrage zur kritik ;ier Scriptores historiae Augustae veröffentlicht und jetzt in dem ; rsten theil der obigen abhandlung das gesammte kritische fun- : ament sicherer zu legen gesucht, indem er nach dem vorgange ron Oberdick nachdrücklich auf die „jüngeren" handschriften i inweist und für eine methodische kritik folgende sätze auf- stellt (p. 9):

1. „B(ambergensis) P(alatinus) bilden die maßgebende grund- ■;age des textes.

] 2. An allen stellen, wo BP unzweifelhaft das richtige bie- en, sind die übrigen handschriften zu ignorieren. | 3. Wo B und P differierende , aber an sich gleich gute Lesarten haben (was oft[?] der fall ist), treten die jüngeren ent- scheidend ein.

4. An allen in BP corrupt überlieferten stellen sind die ibrigen handschriften zu befragen.

5. Erst dann , wenn sich aus den letzteren das richtige laicht gewinnen läßt, tritt die emendation in ihre rechte.

6. Die angäbe der (gänzlich werthlosen) lesarten der editio irinceps hat zu entfallen".

Er stützt dies urtheil auf die vergleichung eines Admonter

:odex (A) , der im jähre 1439 geschrieben ist und zu der fa-

nilie 2, gehört. Ich will mm nicht mit Petschenig über die

Jezeichnung der zweiten klasse durch „junge" oder „jüngere

i landschriften" rechten : auf das alter kommt es hier weniger an ;

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es handelt sich vielmehr um die art der Überlieferung des textes in den familien 77 und 2\ Petschenig meint offenbar nur die letztere, während sich auch in der ersteren „jüngere" handschrif- ten befinden (z. b. Vaticanus n. 5307 saec. XV, Ambrosianus A. 269 saec. XV, vid. praef. edit. meae p. XVIII. XX), scheut sich aber sie beim rechten namen zu nennen , denn es ist die interpolierte familie. Von sieben derselben habe ich in Ita- lien (im jähre 1863) genauere kenntnis genommen und sie in der vorrede meiner ausgäbe charakterisiert (p. XXIII XXVI). Doch habe ich mich später (im jähre 1884) auch der mühe un- terzogen eine Pariser hand schritt dieser klasse vollständig zu vergleichen und dies p. XXIII auch mitgetheilt (eum totum excussi, was Petschenig übersehn hat, wenn er mir p. 4 das gegentheil zum Vorwurf macht). Gleichwohl habe ich mich begnügt allein zu der Vita Hadriani die ganze discrepantia scripturae vorzule- gen und von einer durchgehenden benutzung derselben abgesehn, nicht allein aus äußeren gründen, weil der codex erst nach dem druck des größten theils der zweiten aufläge in meine bände gelangte , sondern vor allem deshalb , weil ich es für unmetho- disch hielt und noch halte, mit hülfe einer systematisch interpo- lierten Überlieferung einen text zu konstituieren , für welchen uns bessere stützen zur Verfügung stehn.

Es stammen nämlich alle handschriften , welche ich mit 2 zusammengefaßt habe , aus einem höchst willkürlich zurecht ge- machten und überarbeiteten exemplar , dessen archetypus mit dem der besseren familie im günstigsten falle identisch ist; sie gehn dann selbst wieder im einzelnen mehrfach auseinander, stimmen jedoch meistentheils besonders in Überarbeitungen und interpolationen mit einander überein, z. b. der von mir vergli- chene R(egius) u. A. in mehr als 3/4 der von Petschenig mitge- theilten stellen , und zeigen an keiner der zahlreichen schlimm verderbten stellen , welche ich in den oben erwähnten sieben eingesehen habe, eine bessere Überlieferung als die handschriften der ersten klasse. Einige jener lesarten in A bestätigen frei- lich früher gefundene konjekturen, allein durchweg leichte, welche einem des lateinischen kundigen flotten Schreiber allenfalls von selbst in die feder fließen konnten: Hadr. 19, 9 tcxerit AR für texeret BP, Auid. 3, 5 defuerunt AR für defuerant BPM, Carac. 1, 8 quod acceperat A für qui acceperat BP; 7, 3 inserviat

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d A für inservit at qui BPM u. dergl; x). Dagegen zeigen den rtschritt der korruption in 2 gegen /7 im einzelnen folgende idlen: VI, 3, 7 petentes eos (ß) für per ordinem paraenescos; 1, 8 filios qui für phüosophi , XVII, 6, 3 cretam in Etruria für ^rtamine curuli , XXVIII, 22, 2 gwem invenio für quinquennio, .XVIII, 8, 10 calices tibi albos fortes diversi coloris für calices \bi allassontes versicolores, XXX, 8, 5 circumstantium für corusca- ijnum; lehrreich ist z. b. auch XXI, 17, 6 sceleratus latro sie WSt, wo BP die unverhüllte korruptel bieten sicelatus latro sie tit, während der archetyp von ß und A sie celatus einsetzte üd dann ß sie restitit, A sie res restitis; oder XXVI, 4, 7 wo P genau abschreiben ut haberet in latere uno avetr (woraus Kel- irbauer das durchaus nothwendige ave imperator hergestellt hat), i alio coronam , der Schreiber des archetypus ßA ganz flott i latere a ventriculo coronam. Wie frei hier weiter mit ganzen ätzen umgesprungen ist, als gelte es eine eigene Sammlung in rdnung zu bringen , mag aus der reihenfolge der Vita Maroi on cap. 15 an in dem ß ersichtlich werden, welche biographie llerdings durch ihre ungeschickte kontamination zu umstellun- en aufforderte (s. diesen anz. VI, p. 375 379): c. 15, 3 6, 7. 15, 1. 17, 1 2; 4. 21, 9. 17, 6. 18, 3; 5—7; 8. 19, 9. 29, 1—9. 19, 10 20, 5. 22, 4. 20, 6 7. 21, 3—8; 0. 17, 3. 22, 1—2; 7. 24, 4. 27, 10. 22, 5; 8 10. 21, 2. i.4, 6 u. s. w. Ferner fehlen zahlreiche worte , theils schwer leserliche theils überflüssig erscheinende, und ganze sätze; da- .-.egen ist die nur in ihrer zweiten hälfte erhaltene Vita Valeriani i,urch eine Umstellung innerhalb derselben und Zusätze aus Eu- prop und Aurelius Viktor so zusammengearbeitet worden, daß jie wie vollständig aussehn soll (praef. p. XXII): kurz gegen- über der Sorgfalt und gewissenhaftigkeit, mit welcher in Bu, P reibst die trümmer von worten (z. b. in der Vita Gallieni) ab- gemalt sind, erscheint hier die freieste willkiir und zwar ein gewisses Verständnis des lateinischen aber völlige Verachtung der Überlieferung.

1) Mehrfach wird Casaubonus als Urheber von konjekturen ge- kannt, während dieselben bereits in dem anch von ihm benutzten 1 stehen ; infolge seiner unbestimmten ausdrucksweise war bis zu ei- tler erneuten vergleichung dieser handschrift eine solche annähme ; iahe gelegt.

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Wenn daher auch B und P als zwei gleich sorgfältige ab- Schriften der nämlichen vorläge meist genau übereinstimmen: differenzen kommen doch hier und da vor, und es entsteht also das bedürfnis eine dritte autorität in solchen fällen zur entschei- dung heranzuziehn. Bernhardy in dem irrthum befangen , daß der B der früher von Gruter und Salmasius verglichene P sei, hatte noch zwei Vaticani, n. 1899, den er jenem an werth gleich erachtete, und 1901 zur Verfügung; indes beide gehören zu der familie f**, die aus einem nach 2 durchkorrigierten exemplar der familie Tl stammt (praef. p. XXV sq. XXVII); zugleich aber hatte er selbst (prooemia duo p. 15) auf die editio princeps aufmerksam gemacht, die sich so eng an den P anschließt, Jordan (p. XX der praef. s. ausg.) auf den gedanken gerathea konnte, ihr herausgeber Bonus Accursius habe diesen selbst oder eine abschritt desselben benutzt. Dies ist freilich unrichtig, denn der druck ist nach einer anderen weder von B noch von abgeleiteten handschrift der Vaticana (n. 5301, praef. p. XVIF besorgt; aber eine so verächtliche quelle, wie Petschenig will, ist die editio princeps deshalb gewiß nicht , vielmehr , da ihre drucklegung eine verhältnismäßig sorgfältige war , zur entschei- dung in zweifelhaften fällen zwischen B und P recht wohl zu brauchen , bis eine andere handschrift derselben familie in ge- nauer kollation vorliegt, und weit der trüben Überlieferung von 2 vorzuziehn. Endlich „an allen in BP corrupt überlieferteil stellen die übrigen band schritten zu befragen" ist der rath eines kritikers , der die Überlieferung der Historia Aug. zu günstig beurtheilt; ich fürchte, daß der suchende selten seine mühe be- lohnt sehen würde, und schließlich kann die gefundene einzelne lesart doch nur den werth einer konjektur beanspruchen; eine methodische kritik , welche eine feste grundlage schaffen will, kann aus solchem verfahren nur geringen nutzen ziehen.

Unter den vermuthungen , welche Petschenig theils im an- schluß an den A theils unabhängig davon vorschlägt, treffen manche gewiß das richtige: Anton. 27, 11 nimie se aegre ferre (für minime BP), Gord.21,2 et quidem plurimas (et quem HP, quam volg.), Max. et Balb. 2, 5 qui in obviam pergat (quin obviam BP), Valer. 3, 3 cepisti sed (für cepistis et), Tac. 14, 3 tantum autem Probus fuit inter militares (intere militare BP, in re militare volg.), Car. 4, 5 ipse se Romanum (ipse se Romanus BP).

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ich von den lesarten , welche er aus A hervorgezogen hat, rden künftig einzelne aufnähme in den text verdienen : Ver. ; 4 et lascivia (a lascivia BP) 5 10, 4 ut sibi (AR, utsi BP), [riul. 1, 4 nil esse gravius nomine (Aß), Gord. 23, 7 ipse pro terilitate] über andere lesarten wird anderer meinung sein müs- q, wer in ihnen nicht reste zuverlässiger Überlieferung sondern jtderungen von abschreiben! sieht.

Sehr dankenswert!) ist endlich die rechtfertigung mehrerer jher übersehener spuren des echten textes auf grund der pa- s stischen lektüre ; so wird für attonitus die abgeschwächte be- utung „in gespannter erwartung" nachgewiesen und das wort acr. 3, 1 gegen die vulg. attentis geschützt; f actio heißt in der . äteren latinität ,,arglist, hinterlistiger anschlag" und ist also i 4, 7 (gegen die vulg. fictio) beizubehalten ; ebenso habemus „od dicere Aurel. 29, 5 als vulgäre redeweise für das klassische :Aeo dicere. Nach der sprachlichen seite hin sind leider die Scri- iores historiae Augustae noch wenig durchforscht und würden uche ausbeute liefern.

! An versehen habe ich bemerkt p. 5 : Maxim. 23, 7 ist die U des A offenbar charioribus (anstatt clarioribus wie BP lesen), ax. et Balb. 17, 3 fügt tarn nicht Gronov sondern Gruter hinzu. f Hermann Peter.

66. Max Duncker, geschichte des alterthums. Neue •i Ige. Zweiter band (a. u. d. t. neunter band). Leipzig, ver-

■g von Duncker und Humblot 1886. XI u. 525 p. 8. 10 mk. I Von der gesammtheit der forscher auf dem gebiete der klas- I sehen alterthumskunde ist es wohl mit freuden begrüßt, daß lax Duncker eine fortsetzung seiner geschichte des alterthums

aternommen hat, um so mehr da schnell hintereinander zwei

ände folgten. Der jetzt erschienene behandelt die Staatsleitung ies Perikles und wird ganz dazu angethan sein , das bis jetzt 'Bitende urtheil über den attischen Staatsmann in die richtigen

ahnen zu lenken. Wenn auch schon früher und in neuster mit namentlich durch Pflugk - Harttung (Perikles als feldherr, tuttgart 1884) gegen die landläufige ansieht einsprach erhoben <it, so hat doch der größte theil der forscher dem nicht völlig

astimmen wollen. So haben Pflugk - Harttungs details noch fingst eine ausführliche einspräche von Pöhlmann (Historische

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Zeitschrift 1886, 2) gefunden Duncker wird man nachrühmen müssen, daß er nicht von einem extrem in das andere gefallen ist, sondern die weise mitte gehalten hat und gern die guten seiten dieses regiments anerkennt.

Allerdings ist es Perikles in den beiden dezennien seinei Staatsleitung gelungen , alle seiten des attischen lebens , die im triebe standen, durch einsichtige, wohlwollende und ausdauernde pflege zu voller entfaltung und reicher blüthe gelangen zu las- sen, Athen zur volkreichsten , wohlhabendsten und glänzendsten stadt in Hellas zu machen, aber in der äußern politik hatte ei doch manche niederlage zu verzeichnen, die jenen vortheli reich- lich überwogen. Als Sparta nach Mittelgriechenland übergriff zeigte sich Athen wenig energievoll, und selbst als die Lacetlä- monier in Böotien festen fuß faßten, raffte sich der attische De- mos nicht auf-, vielmehr wurde, um die bundesgenossen festzu- halten, die bundesmatrikel herabgesetzt. Doch Sparta ging ziel- bewußt weiter, unter Pleistoanax erschien seine armee in Attika Daß diese gefahr durch eine bestechung abgewandt sei, wirc schwer zu erhärten sein. Mit der Wendung hV ta fti-'orTa be- legte Perikles einen posten im etat, nicht einmal, sondern wah- rend seiner ganzen regierung. Die abgeschmacktheit , sagt Duncker, daß die jährlich wechselnden ephoren Spartas, wie die skandalgeschichte will , fünfzehn jähre lang hintereinander jähr aus jähr ein bereit gewesen wären , Sparta genau um dieselbe summe von je zwei talenten auf den köpf zu verrathen , des! weiteren zu widerlegen, hieße ihr unverdiente ehre erweisen".

Der mit den Lacedämoniern geschlossene dreißigjährige friede war eine völlige niederlage für Athen. Aus allen Posi- tionen auf der Peloponnes war es verdrängt , mithin eine läge, in welcher Athen sich nach der Vertreibung der Pisistratiden vor seinem emporsteigen befunden hatte. Die folgen davon ergaben sich sogleich , als Perikles mit der berufung eines kongresses nach Athen zum Wiederaufbau der in den Perserkriegen zer- störten heiligthümer vergeblich einen panhellenischen versuch machte.

Beim beginn der politischen lauf bahn des Perikles genoß Miltiades' großer söhn das volle vertrauen der bürgerschaft. Ge- gen ihn emporzukommen, gab es keinen weg als den, von vorn- herein als mann des volkes aufzutreten. Als dann Perikles zum

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sweiten male nach dem tode des Ephialtes mit Thucydides, des ;\Ielesias1 söhn, und dessen partei der aristokraten und konser- vativen, der großgrundbesitzer und bauern , um die herrschaft rang, wollte er, selbst wenn männer des beweglichen Vermö- gens und was von ihnen abhing, auf deren seite träten, ihn in die minderheit drängen ; vergebens sollten sie gegen ihn anrin- »en, die leitung ihm nicht zum zweiten male entreißen, wenn die rechte der unteren klassen , ihr gewicht im Staate über das maß der reformen des Ephialtes hinaus erweitert und verstärkt iwürden. So begann denn jenes System, die bürger für die ab- leistung der ihnen obliegenden pflichten als rathsherr, richter .oder besucher der Volksversammlung zu besolden. Was man t für den einzelnen festsetzte , war nach den damaligen preisen ; der werth der nothdürfigen beköstigung für einen tag. Aber •konnte es der moralischen gesundheit des attischen bürgers from- jimen, daß die diätenzahlung von staatswegen jeden in den stand nsetzte, sich den pflichten des rathsherrn u. a. zu unterziehen, ^während zugleich durch die abhängigkeit der bundesgenossen der gerichtsgewalt Athens eine ausdehnung gegeben wurde , die , jeden halbwegs befähigten aus den unteren klassen verleiten .mochte, seinen lebensberuf in den Staatsgeschäften zu suchen, die auch den unfähigsten verlocken konnte , sein tägliches brod "mittels der ausübung der hoheitsrechte im richterdienst und in fder Volksversammlung zu finden?

Zur deckung der durch jene maßnahmen an die Staatskasse ' gestellten anforderungen hat Perikles es nicht versäumt, die ein- i nahmen zu steigern. Seine fahrt in den Pontos hatte den zweck, j die von dorther kommende getreideausfuhr Athen allein zu si- echem. Die kasse der bundesgenossen wurde zu einer attischen gemacht. Indem die bundesgenossen soviel als möglich veran- i laßt wurden, nach Athen zu kommen, wurde der verkehr der .stadt gehoben. Die gewaltigen bauten, welche zum schmuck -■derselben aufgeführt wurden, hatten den zweck, den ärmeren r klassen beschäftigung zu bringen. In gleichem war hierauf die ausführung der kleruchien berechnet, die allerdings auch darauf i zielte , durch besetzung militärisch wichtiger punkte das insel- Und küstenreich Athens zu sichern.

Ob nun das von Perikles neu eingerichtete Staatswesen fä- hig war, den schon lange drohenden kämpf mit Sparta zu be-

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stehen, mußte der erfolg lehren. Die kämpfe zwischen Korinth und Korkyra stellten Perikles vor die frage, ob er die macht der Peloponnesier durch die Seemacht Korkyra einen Zuwachs gewinnen lassen wollte oder nicht. Er war für den ab- schluß eines bündnisses mit der insel, aber der vom ihm beliebte mittelweg der demonstrativen , nicht effektiven hülfe brachte Athen doch zum bruch des dreißigjährigen friedens zu einer zeit, wo seine macht auch an andern punkten bedroht war. Der nun beginnende krieg ließ deutlich den von Perikles während seiner Staatsleitung begangenen fehler zu tage treten. Während er wie Themistokles die Seemacht befestigte , vergaß ev , d Athen auch festländischer allianzen bedürfe. Die schwersten fehler seiner politik sind aber : der verzieht auf die dominierende Stellung Athens im mittleren Hellas und damit die frucht einer doktrinären auffassung, die unter Vernachlässigung der landmacht ein übermäßiges und einseitiges gewicht auf die Seemacht legte. „Perikles war nicht wie seine Vorgänger Kimon , Themistokles zugleich feldherr und Staatsmann; ihm fehlte der strategische wagemuth und der blick, der die punkte erkannte, an denen der feind zum tode zu treffen ist".

Durch zahlreiche anmerkungen wird der darstellung die ge lehrte grundlage gegeben ; hier finden Streitfragen der mannig fachsten art eingehende erörterung. Anderes wiederum ist schon früher in vortragen der Berliner akademie der Wissenschaften aus einandergesetzt. Beachtenswerth ist ferner, wie an einzelnen stellen auch des Thucydides schweigen zur richtigen erkenntniß herangezogen wird. Hugo Lanthoehr.

67. J. J. Honegger, allgemeine kulturgeschichte. Zwei- ter band: geschichte des alterthums. Leipzig, J. J. Weber 188 li. XII und 463 p. 10 mk.

Wenn von vornherein feststände , daß an eine allgemeine kulturgeschichte derselbe maßstab zu legen sei , wie an die all- gemeinen Weltgeschichten, welche gang und gäbe sind, so würde hier auf eine besprechuug des vorliegenden Werkes zu verzichten sein. Doch Honegger beansprucht für sich das verdienst aus den quellen selbst geschöpft zu haben. Da nun der band die geschichte des alterthums nach den verschiedensten himmels- richtungen hin betrachtet, es kommen Aegypter , Inder, Meder

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ad Perser, Phoeniker und Karthager, Griechen und Kömer, ja »gar Chinesen und Japaner zur behandlung, welch' bedeutende ' Fachkenntnis wäre erforderlich gewesen, um überall an die 'uellen selbst herantreten zu können! Selbst die beschränkung af die klassiker der Griechen und Römer bietet ein genügend ' uches arbeitsfeld. Allerdings möchte ich mich nicht zu einem ;asspruch versteigen, wie der des ägyptologen Emil de Rouge, wir trotz aller forschungen in positiver kenntnis Aegyptens icht viel weiter vorgeschritten seien, als der vater der geschichte. ■[an braucht nur einen flüchtigen blick in die vor kurzem er- jhienene ägyptische geschichte von Wiedemann zu werfen , um ines bessern belehrt zu werden. Leider hat Honegger dies •erk nicht herangezogen , denn sonst hätte der abschnitt über Jie sozialpolitischen zustände Aegyptens anders ausfallen müssen. In der behandlung des Stoffes befolgt Honegger bei jedem Abschnitt ein bestimmtes schema: land und leute, gang der ge- flächte, socialpolitische zustände, religion , kunst , spräche und tteratur. Bei der Vielseitigkeit dieser gesichtspunkte, die dazu ion den ältesten zeiten bis auf die neuzeit verfolgt werden sol- 3n, erforderte es mehr als ein menschenleben, wenn sämmtliche : uellen durchgearbeitet werden sollten; aber die wichtigste lit- eratur der neueren finde ich nicht berücksichtigt , so nächst \em schon genannten werke von Wiedemann Meltzers geschichte '.er Karthager, dann Nitzsch's Schriften über römische geschichte, x.ie (mag man seinen ansichten zustimmen oder sie ablehnen) 'mmerhin die wirthschaftlichen fragen hauptsächlich in's äuge assen u. a. m. , während ganz werthloses nicht nur in der ru- irik : „neuere lektüre" angeführt wird, sondern auch als gewich- iger autor in's feld geführt wird. Es war doch wahrlich nicht löthig, p. 344 Nikolais worte zur Charakterisierung des Helle- iismus auszuschreiben *). Dieses sammelsurium aus bibliotheks- :etteln und alten kollegienheften sollte doch von keinem wissen- schaftlichen forscher citiert werden. Alsdann war es bei der Erörterung der sozialpolitischen zustände Griechenlands sicher irforderlich, daß nicht nur die angaben aus Boeckhs Staatshaus- laltung ausgeschrieben wurden, sondern daß auch das berücksichti-

1) Anfangs nahm ich nicht an, daß die citierten worte identisch ■vären mit denen bei Nikolai Griech. litteraturgesch.2 II, 68. Viel- eicht waltete im namen ein druckfehler ob. Aber der augenschein aelehrte mich eines bessern. Philol. Anz. XVI- 28

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gung fand, was seit den fünfziger jähren neues gefördert wurde Eine berücksichtigung der jüngsten arbeiten Belocbs will icl noch gar nicht verlangen, aber die einsichtnahme des C. I. A wäre wohl zu erwarten gewesen. Doch dies führt zu einem an dem. Honegger sagt in der vorredq: „in streng festgehaltene methode hab ich mich darauf beschränkt, kühl und knapp nicht weiter als die thatsachen vorzuführen. Diese manier steht in absichtlichen gegensatz zu einer sehr zahlreich und gewichtig vertretenen historischen schule, die keinen schritt thut, ohne ihr betrachtungen anzuhängen. Das kann recht geistreich sein unt den schein einer besondern geistigen durchdringung oder durch, arbeitung annehmen u. s. w.". Aber arbeitet denn diese rieh tung nur um des reflektieren s halber, ist ihr dasselbe nicht viel mehr nur mittel zum zweck , um eben dadurch das bild zu be leben? Die angaben z. b., die sich p. 274 ff. finden, könnet doch nicht ein bild vom entwicklungsgang des griechischen le bens geben. Es war dabei hinzuweisen, wie sich die zeiten voi Solon bis zu den rednern geändert haben, denn aus beiden pe> rioden sind uns Preisangaben überliefert. Dringend erforderlicl war es im einzelnen genau anzugeben , wer von den neuern wenn die alten autoren anzuführen zu weitläufig schien, an diesei oder jener stelle als quelle benutzt sei. Völlig unzweckmäßig will es erscheinen , wenn z. b. p. 443 verschiedene theilunger der römischen litteraturgeschichte angegeben werden , ohne dat der Standpunkt des Verfassers selbst fest charakterisiert wird.

Wenn nun auch die darstellung wenig selbständiges auf-; weist, so findet sich doch vieles, an dem man anstoß nehmer könnte. Das Verhältnis zwischen Aegypten und Grieckenlam ist viel zu wenig eindringlich erörtert. Honegger schreibt der Aegyptern einen bei weitern zu großen einfluß auf die Griechen zu. Wenn dann kühn p. 341 die Pelasger mit den Illyrern identifiziert werden, so forscht man vergebens danach, wie Ho- negger über die Makedonier urtheilt, ob er sie für Griechen er- achtet. Die auseinaudersetzung über das delphische orakel p. 269 wird auch nicht beifall finden , am wenigsten der von: demselben angeblich ausgegangene dorische einfluß. Dann wirc p. 368 unrichtig behauptet: „die hauptzeit des Griechenthums rechnet nach Olympiaden , von 776 vor bis 394 nach Chr.'

Ifc. 7. 68. Aegypten. 423

Var diese rechnung wirklich allgemein? die klassische zeit wen- let sie doch nicht an.

Es ließen sich ans anderen abschnitten noch dutzende on beispielen anführen, aber das gesagte wird genügen, um zu ;eigen, daß wissenschaftliche forscher zu diesem werke nicht grei- fen werden, in dem nur die p. 229 350 Griechenland und ). 351 463 Rom behandeln.

Hugo Landwehr.

68. La sculpture antique origines description Classification des monuments de l'Egypte et de la Grece par Adrien Wagnon. Paris, Rothschild 1885. 171 p. gr. 8. Das vorliegende werk ist , wenn dies auch im buche nir- gends bemerkt wird, offenbar hervorgegangen aus vortragen des Verfassers, nur s o lassen sich die rhetorischen Schlüsse der ein- zelnen kapitel, die direkten anreden an den leser, und ähnliches Erklären. Das publikum war wohl ein gemischtes, da es der yerf. für nöthig hielt sich zu entschuldigen, wenn er, wie p. 62 ff. jine strengere wissenschaftliche Untersuchung eintreten läßt. Auch >'lie zahlreichen Wiederholungen derselben gedanken und sätze, p;wie auf p. 22, 24, 93, daß die griechische Sphinx weiblichen Geschlechtes sei, die citate aus modernen dichtem und anspielun- «genauf Verhältnisse, besonders auf Göthes Faust, aber auch jene Pauf Sarah Bernhardt (p. 98) sind wohl dadurch bedingt worden. Der populäre Charakter giebt sich endlich darin zu erkennen, sdaß der verf. meint, er brauche Griechenland nicht genauer zu ^beschreiben, da dasselbe durch die Schilderungen von Tourie und ^Edmond About genugsam bekannt sei.

Der Verfasser ist zu seinen forschungen durch das werk ■von Perrot und Chipiez , Histoire de l'art dans l'antiquite an- geregt worden und versucht hier in methodischer weise die 'kunst Aegyptens mit der Griechenlands zu vergleichen. Er geht aus von der bekannten Streitfrage, ob die griechische kunst 'aus Aegypten, beziehungsweise Assyrien ihren Ursprung entnom- 1 men habe , oder ob dieselbe autochthon entstanden sei. Mit recht sucht er die beantwortung der frage nicht in der verglei- 5 chung einzelner beliebig herausgegriffener kunstwerke , sondern 1 stellt die ägyptische kunst als ganzes der griechischen gegen- über. Dabei beschränkt er sich auf eine betrachtung der skulptur,

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424 68. Aegypten. Nr. 7.

besonders der plastik und läßt architektur und maierei, welche weniger berührungspunkte darbieten , bei seite. Aucb auf die beziebungen der kunst in Mesopotamien und Kleinasien zur grie- chischen ist nicht eingegangen worden, nur die ägyptische wird berücksichtigt.

Sein resultat ist , daß die Phönizier den Griechen mit dem buchstaben - aiphabet auch das kunst - aiphabet gebracht haben, daß aber die Griechen trotzdem fortfuhren in der kunst, wie in der poesie ihre eigene spräche zu sprechen. Der einfluß der Phönizier war ein rein materieller, der im wesentlichen nur die technischen hülfsmittel kennen lehrte. Wohl könne das grie- chische volk einige formen dem semitischen Orient entlehnt ha- haben , wie z. b. bei Herakles, der funerären Aphrodite, der Sphinx, Harpyie, Sirene, aber es habe sie modifiziert auf grund arischer ideen und sie sich so zu eigen gemacht. Gerade darin sieht der verf. mit vollem rechte das beste zeichen der künstle- rischen lebensfähigkeit des arischen Griechenlandes , daß es in dem ozean von formen , welcher sich ihm in den semitischen kulturländern Aegyptens, Chaldaeas und Assyriens eröffnete, die flamme seines eigensten griechischen genius nicht ersticken ließ.

Der durchführung dieses gedankens ist das werk gewidmet, in welchem Wagnon in einer ansprechenden und anregenden form die einzelnen in betracht kommenden punkte behandelt und zusammengestellt hat. Der beweis für seinen hauptsatz, der sich gegen die noch immer sehr beliebte theorie , die grie- chische kunst als nichts als einen ableger der ägyptischen hin- zustellen richtet, ist ihm gelungen. Ebenso wie politische bezie- hungen zwischen dem Nilthale und Hellas vor dem siebten Jahr- hunderte nicht stattfanden, so hat es auch keine direkten künst- lerischen gegeben. Die wenigen elemente , welche früher ihren weg über das mittelmeer fanden , sind durch die umgestaltende hand der Phönizier gegangen und sind dann noch einmal von den Hellenen verändert worden , so daß sich oft ihr ursprüng- liches wesen kaum mehr erkennen läßt. Bei der aufnähme han- delte es sich nur um einige terracotta - figuren , welche man in die gräber legte , da die anschauungen vom jenseits in Hellas lind im Oriente analoge waren (?), um vasen, schalen und schmuck- gegenstände, aber man darf hieraus nicht den schluß ziehn, daß die ägyptische kunst einen einfluß auf die großen nationalen

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Nr. 7. 68. Aegypten. 425

Schöpfungen des Phidias oder Praxiteles ausgeübt habe. Das fremde blieb den Hellenen fremd, und wenn davon die rede sein soll, daß eine beeinflussung zwischen Hellas und Aegypten statt- gehabt hat, dann hat viel eher Hellas die ägyptische kunst der spätem Ptolemäerzeit zu beeinflussen verstanden , als daß das umgekehrte der fall gewesen wäre.

Was die durchführung der arbeit im einzelnen betrifft, so ist zu bedauern, daß sich der verf. nicht eingehender mit den ägyptischen Verhältnissen beschäftigt hat das werk von Per- rot — Chipiez scheint hier seine einzige quelle zu sein und hier- durch sind zahlreiche mißverstand nisse und irrthümer veranlaßt. Nur einiges möge hier hervorgehoben werden. Die Sphinx konnte nicht aus Aegypten als symbol des todes übernommen werden , weil sie die ägyptischen gräber zu bewachen schien (p. 22), denn die Sphinxe finden sich hier nicht vor den grä- bern , sondern vor den tempeln als begränzungen der heiligen Straßen und sind kein symbol des todes, sondern stellen' in sym- bolischer gestalt die Vereinigung des königs mit der gottheit dar. Der ausspruch: Aegypten sei ein geschenk des Nils, stammt nicht von Herodot (p. 37) her, sondern bereits von Hekataeus, dessen worte Herodot nur wiederholte. Trotz seiner natürlichen grenzen hat es Aegypten (p. 39) doch nöthig gehabt, sich ge- gen einfalle der asiatischen nomaden durch mauern und festun- ! gen zu schützen. Die behauptung von Herodot, daß in Aegyp- i ten die frauen nicht priesterinnen sein konnten (p. 47), ist seit 1 lange durch die deukmäler widerlegt worden. Ein todtenbuch 1 findet sich durchaus nicht , wie p. 48 im anschluß an Perrot ' p. 39 behauptet wird , bei jeder mumie. Mag die zahl der er- i haltenen todtenbücher immerhin eine sehr große sein, sie ist klein I im Verhältnisse zu der zahl der uns überkommenen mumien. 1 Ammon ist nicht ohne weiteres ein Sonnengott (p. 55), diese 1 rolle spielt im pantheon vielmehr Ra. Es ist durchaus nicht eine ausnähme (p. 56), wenn man auf ägyptischen reliefs keine katze ab- gebildet findet, im gegentheil sind katzenbilder auf reliefs selten. ' Das bild der Isis von dem Leipziger holzsarge, auf welches von 1 Seiten der archäologen so viel gewicht gelegt worden ist , ist i leider auch hier (vgl. p. 74) in sehr ungenügender weise pu- j bliziert worden, ein treues bild findet sich bei Ebers in Abhand- * hingen der sächsischen akademie IX , taf. II nach einer photo-

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graphie. Ptah wird nicht als gott-embryo ohne weiteres darge- stellt (p. 100), sondern bat die form eines jugendlichen mannes. Die Statuetten des sogenannten Ptah - embryo stellen vielmehr seine genossen dar, welche Herodot als Kubiren bezeichnet. Der unterschied, der sich in Aegypten zwischen der streng gebun- denen tempelkunst und der sich weit freier entwickelnden pro-t fankunst des öffentlichen lebens gebildet hat , ist von dem verf. nicht berührt worden , so wichtig er auch gerade für die vor ihm behandelten fragen gewesen wäre, u. s. f.

Neben diesen verstoßen finden sich ansprechende, freilich nicht immer neue beobachtungen über den mangelnden Idealis- mus in der ägyptischen kunst, über die Symbolik, die hier alles beherrscht und welche den künstler der schwersten aufgäbe, der; individualisierung einfach überhob , und ähnliches mehr. Der vergleich zwischen dem Schreiber im Louvre und dem Apollo von Tenea (p. 117 ff.) als Vertreter der ältesten uns bekannten form der griechischen plastik ist gut durchgeführt und in zutref- fender weise gezeigt worden (p. 88 ff.), wie schwer die sich fort- während steigernde Vernachlässigung der details die ägyptische^ kunst in ihrer entwicklung schädigte. Das ganze ist in anre- gender weise behandelt, wenn auch die einzelheiten oft zu Wi- derspruch veranlassung geben und manches sehr populär gehal- ten ist.

Die ausstattung ist eine vorzügliche , der druck übersicht- lich , druckfehler sind mir nur sehr wenige aufgefallen. Auch die 16 tafeln, von denen das werk begleitet ist und welche die charakteristischen typen der ägyptischen und altern griechischen kunst, soweit dieselben in der schritt berührt worden sind, dar- stellen, sind klar ausgeführt. Uuter den publizierten gegenstän- den sind besonders die dem wenig bekannten Musee Fol in Genf entlehnten von interesse.

A. Wiedemann.

69. U. Wilken, observationes ad historiam Aegypti pro- vinciae Romanae depromptae e papyris Graecis Berolinensibus ineditis. Diss. inaug. Berolini 1885. (Mayer u. Müller). 8. 59 p. 2 mk.

Vor mehreren jähren wurde in Fayyüm eine große menge von papyren in fast allen sprachen , die in der zeit des über-

fr. 7. 69. Aegypten. 427

ganges vom alterthum auf das mittelalter gesprochen wurden, efunden. Das ans tageslicht geförderte blieb nicht in einer 'iand, Berlin und Wien erhielten den größten antheil. Schon He ersten publikationen mußten die erwartung erwecken, daß üier der Wissenschaft bedeutsames material zur Verfügung ge- stellt werde. Aus den erwerbungen des Berliner museums hat ?Wilcken sich zum Studiengebiet die Urkunden des zweiten und dritten nachchristlichen Jahrhunderts ausgewählt. Nachdem er schon früher in den Sitzungsberichten der Berliner akademie ; 1883, p. 897 ff. ein resultat seiner forschung in den arsinoiti- ' sehen steuerprofessionen vom jähre 189 vorgelegt hatte, ist er iaun daran gegangen, das zur darstellung zu bringen, was jene uund andere Urkunden uns neues über die Verfassung Aegyptens ' und die paläographie des zweiten und dritten Jahrhunderts bieten. :8o zerfällt die arbeit naturgemäß in zwei theile, von denen der iipaläographische auf dem wege der autographie veröffentlicht ist. Die Urkunden stammen ohne zweifei aus einem archiv, in (dem sie vereint ruhten , um den bürgern Arsinoes bei dieser •oder jener gelegenheit zur band zu sein. Sie unterrichten in 'erster linie über das ägyptische krähwinkel; aber das, was in diesem galt, ist wohl auch auf die größeren städte zu übertra- s gen, insofern eben Verhältnisse allgemeiner natur in frage kommen. Die resultate, welche Wilcken im einzelnen vorlegt, können nicht 1 als absolut richtige und völlig abschließende bezeichnet werden. Dies wird vielmehr erst der fall sein können , wenn das ge- sammte material durcharbeitet und gesichtet in einem Corpus vor- liegt, für dessen baldiges erscheinen sichere aussieht vorhanden ist. Gegenwärtig kann daher nur in einigen wenigen punkten 1 eine kritik stattfinden. Zunächst sei hervorgehoben , daß durch i die Urkunden Strabos berieht bestätigt wird , daß der iuridicus Alexandriae auch in den provinzen amtliche befugnis gehabt habe. Aegypten der damaligen zeit zerfiel in einzelne t>6(*oi, von denen jeder drei unterabtheilungen hatte. Diese wurden vielleicht in 1 der Ptolemäerzeit nach ihren ersten Verwaltern genannt , doch läßt sich das nicht beweisen. In Arsinoe haben wir fisgCdsi; HoaxXeiÖGv, Qefiiozov, üolsycovog] da nun im ersteren die Stadt liegt , die beiden letzteren häufig zusammengefaßt werden , so möchte man hier die Unterscheidung von stadt und land ver- muthen. Arsinoe hat sein stadtrecht , in ihr funktioniert eine

428 69. Aegypten. Nr. 7.

ßovXtj *), also commuuale Selbstverwaltung. Dieses privileg hatte die stadt dem kaiser Septimius Severus zu verdanken, der 202 sich in Aegypten aufhielt, wie Wilcken richtig p. 14 aus Spart, vit. Sev. 17 eruiert hat. Mit gleichem recht ist er auch Lum- broso entgegengetreten , der Naukratis in dieser zeit erst dies privileg erhalten läßt. Ferner hat er auf Mommsens rath dar- auf hingewiesen , daß Alexandria durch Severus seine eigene Verwaltung nur wiedererhält, denn daß es sich schon früher dieses privilegs erfreute, lehrt Dio 51, 17, der von Augustus sagt: roü,' ö"' iJlf^avSgevGii' avev ßovlsvräv noXtrevsaüai iyJlevot. An der spitze eines vn^iog stand ein ro^iaQ^oc, über dessen funk- tionen sich gegenwärtig noch nicht urtheilen läßt. Jene er- wähnten unterabtheilungen der fASQfdsc zerfielen wieder in to- 7tuqXiu< oder totioi, die nach einer geometrischen weise abge- grenzt waren. An ihrer spitze stand der TonuQpjt; •, unter ihm gab es dann Kto^äg^ui und fnipisXriiat itiv arm und rwv x«7co zo'tfcor, ferner ronoyqauyiaTÜg. Ihre funktionell im einzelnen abzugränzen, wird erst ein genaueres Studium der Urkunden er- möglichen.

Der zweite paläographische theil bietet durchweg eine po- lemik gegen Gardthausen. Wenn derselbe auch bei der darle- gung des schriftcharakters des zweiten und dritten Jahrhunderts auf nur vier Urkunden angewiesen war, so hat er selbst dies material nicht genügend ausgebeutet. Au dem buchstaben ß wird erwiesen , daß Gardthausen diesen falsch charakterisiert. Mit recht hebt Wilcken hervor, daß für die Zeitbestimmung nicht alle buchstaben in gleicher weise zur entscheiduug herangezogen werden könnten. Neben s hätte ich p. 35 noch gern q und v erwähnt gesehen, die in den verschiedenen perioden einen nicht verkennbaren unterschied aufweisen. Einer ausführlichen be- trachtung werden die abkürzungen unterzogen. Es herrscht das System, jedesmal denjenigen buchstaben, mit dorn die abkürzung beginnt, hoch über die andern zu setzen z. b. silt^uv = ' ' A\v- \av$Qov. Auch die beiden folgenden buchstaben werden zuwei- len hoch gesetzt. Nur selten ereignet es sich , daß später ste-

1) Dies geht aus einer inzwischen von Wilcken im Hernies XX, 1885, p. 430 veröffentlichten Urkunde aus Caracallas zeit hervor. Bei- läufig sei bemerkt, daß Wilcken a. a. o. p. 445 im irrthum ist, wenn er die uQ^oviiq ßovltjs als einen ausschuß auffaßt, vgl. a. a. o. p. 460.

Ifa. 7. 70. Griechische geschichte. 429

hende übergesetzt werden z. b. ag% = ägxiFgaTeiaai'Tog , wohl :im eine Verwechselung mit ag^isQsvg zu vermeiden. Die über ;He zeile gesetzten buchstaben treten in mancherlei verschlun- genen formen auf, die sich zuweilen auch in extenso ausgeschrie- benen worten finden. Hierbei möchte ich doch behaupten, daß ler wagerechte strich, welcher für einige buchstaben eintritt, nicht auf den einzelnen buchstaben zu deuten ist, sondern all- gemein als zeichen für die eingetretene abkürzung zu nehmen T ist. Es könnte hier auch der hinweis gegeben werden, daß aus diesen zeichen sich die später üblichen tachygraphischen nicht äentwickelt haben , wenn auch hin und wieder eine ähnlichkeit ! bemerkbar zu sein scheint. Die Zahlzeichen haben auch eine (nähere behandlung gefunden. Betreffs der zeichen für die obo- glen möchte ich mir den zweifei nicht versagen, ob das sigel für 'fünf obolen in der that mit s in Zusammenhang zu bringen ist. Denn es muß doch auffallen, daß hier allein zu den buchstaben ^gegriffen wurde, während die übrigen conventioneile zeichen sind. Es sei noch darauf hingewiesen, daß es Wilcken p. 52 ge- lungen, den papyrus Schow dem jähre 191 n. Chr. zuzuweisen. i Der von ihm im Hermes a a. o. publizierte papyrus aus der zeit i.Caracallas, auf welchem er bei den paläographischen Untersuchun- gen häufig fußt, giebt zwei für die Chronologie wichtige ergeb- j nisse. Der geburtstag Caracallas fällt auf den vierten april, der ;des Severus auf den elften april; in beiden fällen sind dadurch i die angaben Dios denen der kaiserbiographien gegenüber ur- v kundlich gesichert. 3! Hugo Landioehr.

70. Georg Busolt, griechische geschichte bis zur Schlacht ibei Chaironeia. 1. theil : bis zu den Perserkriegen. Gotha, :;' Friedrich Andreas Perthes 1885. gr. 8. XII und 623 p. j 12 mk. (A. u. d. t. : Handbücher der alten geschichte. II. If serie, erste abtheilung).

Für die nach Arnold Schaefers plane zu bearbeitenden handbücher der geschichte hat prof. Busolt in Kiel die heraus- gäbe einer griechischen geschichte übernommen. Vorliegende anzeige will nun nicht mit den vorgetragenen meinungen im einzelnen eine kontroverse eingehen , da dies dem im Philol. XLV, 4 erscheinenden Jahresberichte vorbehalten ist, sondern

430 70. Griechische geschichte. Nr. 7.

wird das werk nur charakterisieren und daran auseinandersetzuu- gen allgemeiner natur anknüpfen.

Der erste band umfaßt zwei kapitel : die Wanderung und älteste peloponnesische geschichte ; kolonisation , aristokratie uud tyrannis, die wieder unterabtheilungen in paragraphen haben. Busolt verfährt nun so, daß er für jeden einzelnen paragraphen zuerst die quellen alter und neuer zeit in möglichster Vollstän- digkeit zusammenstellt. Reichhaltige anmerkungen begleiten stets die darstellung, und in ihnen gelangen neben der anfüh- rung der belegsteilen gar häufig controverse fragen zur ausführ- lichen erörterung. Namentlich chronologische Untersuchungen werden hier verschiedenfach zur erledigung gebracht. Bezüglich der disposition will es mir nun im zweiten kapitel nicht zutref- fend erscheinen, daß mit § 9 die tyrannis in den Isthmosstaaten störend zwischen die attische geschichte tritt , wie in gleicher- weise dann § 10 die lakedaemonische hegemonie hemmend den faden unterbricht.

Bei der abfassung eines derartigen handbuches wäre es dann nicht ohne nutzen sich die frage vorzulegen, in welcher hinsieht bedarf der studierende eines hülfsmittels. Vielleicht mag ich manchem falsch darin zu urtheilen scheinen, wenn ich den wünsch ausspreche , daß bei den quellen die angäbe des Schriftstellers und seiner werke genügt hätte , denn wir besitzen gerade hier ausreichende hülfsmittel. Dadurch wäre der sehr starke band nicht unbeträchtlich gekürzt. Ferner hätte es sich aus eben diesem gründe vielleicht empfohlen, diese angaben und die lit- teraturverweise in kleinem druck wiederzugeben. Dann mußte hierbei auch ein bestimmtes prineip herrschen, nach dem werke angeführt werden. So finden sich p. 95 titel angeführt, die j schon p. 58 zu lesen sind. Es will mir dann wünschenswerth erscheinen, daß die homerische frage nicht in ihrem historischen verlaufe dargelegt wurde (denn auch über diese kann man sich an- dernorts zur genüge orientieren), sondern daß vielmehr der ver- fassungs- resp. kulturzustand der Ilias und Odyssee zur genaue- ren erörterung gleich im aufang gelangte, denn später z. b. p. 402 kommt wohl das eine oder andere zur spräche. Fanta, Der Staat in der Ilias und Odyssee, Innsbruck 1882 erleichterte hier die arbeit. Zu breit für ein handbuch dünkt mir in man- chen fällen die darlegung. So werden p. 442 ff. die berichte

h. 7. 70. Griechische gesckichte. 431

:ber Kypselos im texte weitläufig hintereinander aufgeführt und iritisiert. Dadurch leidet dann häufig die anschaulichkeit. Den jvirthschaftlichen fragen hat Busolt an mehr als einer stelle seine Aufmerksamkeit zugewandt , aber nirgends scharf genug präci- ) iert , daß die frage , welche fast allen griechischen Staaten vor .len Perserkriegen zur beantwortung vorlag, eine im wesentlichen ivirthschaftliche war.

i Doch da die arbeit auch als bibliographisches hülfsmittel in ihrem charakter als handbuch beurtheilt werden muß, so wird lilie Versicherung am platze sein, daß es sich meistens als zuver- lässiger rathgeber erweist. Daß wir aber keine fehlerfreie lei- iitung vor uns haben, kann nur dem wunderbar erscheinen, der un neuling auf diesem arbeitsfelde ist. Daß p. 389 anm. 2 ,jei Sauppes abhandlung der falsche verlagsort angegeben , ist ;vohl nur versehen, da p. 611 anm. 1 der richtige zu lesen ist. .Ebenso ist p. 95 bei Mauso 1808 ein druckfehler statt 1800. unrichtig wird p. 190 anm. 1 Ad. v. Schütz genannt, während sonst fast durchweg das adelsprädikat gestrichen ist. Ferner »ist p. 414 anm. 6: Autenrieth zu lesen. Auch von litteraturer- igänzungen will ich nur das eine oder andere namhaft machen. LP. 35 anm. 1 war Schoemann, Animadversiones de Ionibus Gry- jphiae 1836 anzuführen. Ebenso wäre p. 84 eine erwähnung von Stephanis eigenartigem urtheil über die mykenäischen xfunde am platze gewesen. Der abschnitt über die kolonien wird 3 vielfache ergänzungen aus Gilbert, Handbuch der griechischen i: staatsalter thürner. II. Leipzig 1885 erfahren können. P. 214 &nm. 1 ist am Schluß zuzufügen: II. theil als programm. Göt- kingen 1856. P. 224 anm. 4 wäre zu bemerken, daß gegen IWölfflins behauptung auch v. Wilamowitz-Möllendorff in Piniol. ^Untersuchungen I, 121 und im Hermes XIX, 442 einspruch er- hoben hat. Eben der charakter als handbuch verlaugte es wohl auch, daß durchweg bei monographien bemerkt wurde, wenn sie idissertationen oder programme sind. So wäre p. 437 bei Don- i dorffs abhandlung hinzuzufügen , daß sie in den Symbolae Ioa- chimicae erschienen. Alle die anführungen geschehen nicht, um 1 den werth des buches herabzusetzen , sondern in der überzeu- ' gung , daß jeder mitforschende zur beisteuer von ergänzungen und berichtigungen verpflichtet ist. Denn nur auf diesem wege des av/inovstv ist es möglich, ein nach kräften tadelloses werk

432 71. Griechische geschichte. Nr. 7.

zu tage zu fördern. Busolts arbeit kann jedem als zuverlässiger rathgeber empfohlen werden, und die mängel im einzelnen wer- den damit zu entschuldigen sein, daß hier zum ersten male ein derartiger versuch gemacht wird.

Hugo Landwehr.

71. Er d mann, M., zur künde der hellenistischen städte-ii griindungen. Programm des protestantischen gymnasiums zui Straßburg, 1883, p. 3 30. 4. Mit einer karte des alten Alexandreia.

Das programm Erdmanns hat mit den bekannten Untersu- chungen von Droysen nur die ähnlichkeit des titeis gemeinsam; der inhalt ist ein anderer. Droysen schrieb kolonialgeschicbte, Erdmann bietet technische Untersuchungen über den Stadtplan von Alexandria und Antiochia. Es ist im wesentlichen eine an- wendung der metrologischen resultate Dörpfelds und der Nissen- scheu orientirungstheorie; über beides giebt zunächst eine klar geschriebene eiuleitung eine deutliche Übersicht. In Alexandria finde sich Dörpfelds italischer, Dissens oskischer fuß angewen- det , dessen gültigkeit für Makedonien Dörpfeld bereits vermu- thet hatte. Die kleine differenz zwischen Dörpfeld und Nissen j rücksichtlich der genauen längenbestimmuug dieses fußes werde durch die alexandrinischen maßverhältnisse zu gunsten Nissens entschieden. Nissens orientirungstheorie dagegen könne auf; Alexandria keine anwendung erfahren. Eine beziehung auf den Sonnenaufgangspunkt des gründungstages werde durch die sicher nachgewiesene Straßenrichtung ausgeschlossen. Eine orientirung nach dem Sonnenuntergänge sei zwar möglich, aber unwahrschein- lich. Die Wahrscheinlichkeit spreche vielmehr für praktische hy- gienische motive bei der anläge der straßen , insbesondere für berücksichtigung des windes. Von topographischen details wird; die läge des gymuasions und serapeions und in recht plausibler j Weise die der agora besprochen. Bei Antiochia sei in folge; mangelnder moderner aufnahmen die frage nach dem angewand- ten maße nicht zu entscheiden, dagegen sei die orientirung nach dem sonneuaufgangspuukte durch eine angäbe des Malalas ge- sichert. Der verf. versucht es nun, das antike gründungsdatum von Antiochia kalendarisch festzulegen. Ferner werden die to*> pographischen angaben des Strabon und Libauios sorgfältig •r-'|

\h. 7. 72. Griechische geschichte. 433

. rtert. Die strabonischen uotizen dürfen auf keinen tall ver- worfen , sondern müssen , was der verf. ja auch versucht , viel- mehr erklärt werden.

Referent beabsichtigt nicht, in eine discussion der wichtigen ud schwierigen fragen einzutreten, von denen die untersuchun- en des verfs. ihren ausgang genommen haben. Er beschränkt sich i arauf, die Sorgfalt der arbeit und die durchsichtigkeit der form ervorzuheben. Den antiochenischen baumeister nennen übrigens lur die Malalas -ausgab en Xenaios; nach dem Oxoniensis hieß r in Wirklichkeit Xenarios.

72. G. Luebbert, de amnestia anno CCCCIII a. Chr. l. ab Atheniensibus decreta. Kiliae, G. de Maack 1881. (Kie-

3r inaugural-dissertation). 8. 96 p.

Der Wiederherstellung der demokratischen Verfassung in ;kthen nach dem stürze der dreißig ging bekanntlich die ab-

ichließung eines Vertrages zwischen den unter dem befehl des

.^hrasybulus stehenden verbannten im Piraeus und der städti- schen bevölkerung voraus, der bestimmte, daß die verbannten rire früheren rechte und ihren besitz wieder erhalten , daß da- gegen auch keiner der in der stadt zurückgebliebenen zur strafe

•ezogen werden solle, mit ausnähme der dreißig und der ihnen ntergeordneten behörden der elfmänner und der zehenmänner -es Piräus. Nach der kurz auf die rückkehr der verbannten

olgenden einnähme von Eleusis, wohin sich die dreißig und de- ken anhang zurückgezogen hatten, wurden die bestimmungen je- . es Vertrages auch auf die Eleusinier ausgedehnt, so jedoch, i wahrscheinlich auch diesmal den dreißig und ihren vornehm- iten helfershelfern die rückkehr nach Athen versagt blieb. Wäh- lend hinsichtlich dieser punkte in der antiken Überlieferung und lii.en neueren darstellungen der griechischen geschichte in der j.auptsache Übereinstimmung herrscht, hat R. Großer („Die am- nestie des Jahres 403 v. Chr.".) die vermuthung geäußert, daß i ie in dem vertrage zwischen den parteien in Athen und im M'iräus enthaltene zusage der amnestie unmittelbar nach der rück - : ehr der verbannten zum Volksbeschluß erhoben und daß diese i'rste amnestie durch die nach der einnähme von Eleusis be- jchlossene dahin erweitert wurde, daß man nun alle ausnahmen

'eseitigte, die durch den tod fast sämmtlicher tyrannen ohnehin

434 72. Griechische geschichte. Nr. 7.

ihre praktische hedeutung zum großen theile verloren hatten. Die vermuthung Grosser's wurde allgemein beifällig aufgenom- men, u. a. auch von Hertzberg („Hellas und Rom") und von E. Curtius , der in Grosser's sinne seine früher von dessen an- sieht abweichende darstellung der ereignisse des Jahres 403 v. Chr. in den neuesten auflagen seiner griechischen geschichte modificirte. Der verf. der uns vorliegenden abhandlung dagegen halt Grosser's vermuthung für unrichtig und hat sich bemüht, der früher geltenden auffassung und der mit Grosser's conjektur in Widerspruch stehenden antiken Überlieferung zu ihrem rechte zu verhelfen. Zu diesem zwecke unterzieht Luebbert im ersten; capitel (p. 10 29) die angaben der quellenschriftsteiler (Xeno- phon , Diodorus, Iustinus, Cornelius, Andocides) einer eingehen- den prüfung, als deren resultat sich ergiebt , daß nur eine ein- zige amnestie, und zwar nach der einnähme von Eleusis bezeugt ist und daß von dieser die dreißig und die elfmänner ausge- nommen waren.

Das zweite capitel (p. 30 60) enthält eine äußerst breite, zuweilen durch Wiederholungen und hereinziehung nebensächli- cher dinge recht ermüdende Widerlegung der Grosser'schen hy- pothese, wobei unter anderem auf die frage nach der ächtheit der Hellenika und den quellen des Iustinus und Diodorus näher eingegangen wird. Der dritte theil (p. 61 93) beschäftigt sich mit der interpretation der auf die amnestie des jahres 403 bezüg- lichen stellen von reden des Lysias, Andocides und Isocrates tind ist insoferne von besonderem interesse, als sie auf grund des reichen bisher nicht hinreichend ausgenutzten materials den nachweis führt, daß die vielgerühmten oqxoi. xu) avv&ijxai die amnestirten keineswegs vor nachträglicher anklage und strafe sicherten , so daß einzelne der mit Umgebung der amnestie an- geklagten es nicht einmal für werth hielten, sich auf deren be- stimmungen zu berufen. Die Widerlegung der hypothese Grosser's, insoferne diese das zeugniß der antiken quellen für sich in ansprach nimmt, ist dem verf. vollkommen gelungen, und darf es als sicheres resultat seiner sorgfältigen Untersuchung; gelten, daß für die annähme einer zweimaligen amnestie anhalts-'f punkte in der schriftstellerischen Überlieferung und bei den red- nern nicht vorhanden sind. Zu weit geht aber der verf., wenn er in dem schweigen der quellen über die erste amnestie eineu

[r. 7. 73. Griechische alterthümer. 435

icheren beweis dafür erblickt, daß diese wirklich nicht stattge- imden habe, obwohl er selbst auf die mannigfachen lücken in er Überlieferung an verschiedenen stellen seiner abhandlung , angewiesen hat. Aus inneren gründen ist die annähme einer iweimaligen amnestie gar nicht so unwahrscheinlich , da sich jichwer einsehen läßt, welchen practischen werth für die mit ge- richtlicher Verfolgung bedrohten die zwischen den anhängern j^hrasybuls und der oligarchischen partei getroffenen Vereinba- rungen haben konnten, wenn diese nicht nachträglich zum staats- |:;esetze erhoben wurden. Da die sanction der friedensbestimmun- ^;en durch die Volksversammlung, wenn eine solche stattgefunden jiat , von den Zeitgenossen wahrscheinlich als ein rein formeller ,ikt betrachtet wurde, so mochte es leicht geschehen, daß derselbe •n der geschichtsschreibung keine spuren hinterließ.

H. Haupt.

73. Hugo Herbrecht, de sacerdotii apud Graecos em- otione venditione. (Straßburger dissertation) 1885. 8. 56 p. Seitdem in den letzten jähren eine reibe inschriftlicher funde rtuf die früher nur aus einer kurzen erwähnung bei Dionys.Hal. AK. I, 21 bekannte griechische sitte des Verkaufs von priesterstellen unerwartetes licht geworfen hat, ist dieser wichtige theil der griechischen sakralalterthümer wiederholt gegenständ gelehrter :antersuchungen geworden. Zuletzt hat Hugo Herbrecht in der I verdienstlichen promotionsschrift De sacerdotii apud Graecos em- otione venditione (Straßburg, 1885) das vorliegende material Hm verarbeiten gesucht. Aber seine Untersuchung kann noch nicht als eine abschließende gelten, indem er manche fragen .<ttoch nicht oder nicht richtig beantwortet und insbesondere die Schwierigkeiten, welche die große erythräische inschrift (Ditten- (|berger S. I. G. 370) dem verständniß bereitet , nicht voll ge- würdigt hat.

u Diese berichtet in schematisch wiederkehrenden aufzählun- |fgen zahlreiche verkaufe von priesterstellen in der weise, daß je- desmal zuerst der name des eponymen beamten Erythraes, nämlich jdes Ugonoiög , sodann der name der gottheit, deren priesteramt Lverkauft wird, dann der kaufpreis und die kaufsteuer (das epo- |,nion), endlich die namen des käufers und des bürgen genannt ^sind, z. b. 109 ff. aide iEQ7]tsiai inQä&rjaaf iq? IsQonoiov Ztjio-

436 73. Griechische alterthümer. Nr. 7}

öoiov, {i?]»6<; Arjvaiävog ' diog BaaiXtoog oX', Inmiov i, Midow Medovrog, iyyvt]ii]s 'IsQoyevijg 'HqoöcÖ(jov. In dieser Verbindung ist vorzugsweise InininQÜansiv oder ininooJ.elr, seltener 7iingu<sxtif\ gebraucht; die frage nach dem unterschiede in der bedeutung der beiden ausdrücke ist eine von denen , für welche Herbrecht ebensowenig wie einer seiner Vorgänger eine befriedigende ant- wort gefunden hat.

Die inschrift zerfällt, wie Rayets beschreibung (Rev. arcli. XXXIII, 1877, p. 107, 110 und 116) lehrt, in vier theile, welche auf drei Seiten eines marmorblockes vertheilt sind. Der erste abschnitt reicht bis zeile 48 , der zweite bis zeile 93 , der dritte, welcher mit dem zweiten auf einer fläche verbunden ist, bis 113, der vierte bis zum schluß.

Hieraus ergiebt sich zunächst die frage, ob die theile ei u . zusammenhängendes ganzes darstellen. Wir lesen zeile 157 ff., also im vierten theile , daß Aristomenes , söhn des Metrodoros, unter dem hieropoios Hegesagoras eine priesterstelle der \4qgo. din] nvdöiQijaio^ gekauft habe; davon wird in den erhaltenen früheren theilen der inschrift nichts erwähnt : die hieropoiie des Hegesagoras wird überhaupt nicht weiter genannt. Nun erfah- ren wir aber aus einer anderen erythräischen inschrift (Ditten- berger S. I. G. 159), daß derselbe kurz vor Apaturios, mit des-, sen hieropoiie der dritte theil unserer inschrift beginnt, hiero- poios gewesen sei ; hier ist also die reihe der hieropoiien unter- brochen. Jene inschrift , unter dem hieropoios Apaturios abge- faßt, ist ein ehrendekret für neun Strategen, welche unter dem hieropoios Hegesagoras die stadt aus schwerer bedrängnis durch die barbaren gerettet haben. Daß diese barbaren die Gallier . gewesen seien, hat schon Foucart, Bull, de corr. hell. III, 391 richtig erkannt und demgemäß die inschrift in den Zeitraum von 274 bis 230 v. Chr. gesetzt. Eine nähere bestimmung hat in scharfsinniger weise Dittenberger Herrn. XV, 609 und XVI, 194 ff. versucht: er setzt die bedrohung Erythraes durch die Gallier in die erste zeit ihrer anwesenheit in Kleinasien , d. h. vor oder um 270 v. Chr. Die gleichzeitigkeit der inschrift mit der unserigen wird durch die zuerst von Foucart a. a. o. p. 392 bemerkte thatsache erwiesen, daß in beiden außer den genann- ten IsQonoiol auch die namen des Exuzüg rvcaiov und des 2i- /uoj," ' Anollwviov wiederkehren; dort werden sie in der zahl der

[r, 7. 73. Griechische alterthümer. 437

eun Strategen, hier zeile 72/91 und 101/108 unter den bürgen, jsp. käufern von priesterämtern aufgeführt. Herbrechts ver- luthung p. 7 , daß der als strateg genannte llv&eog IIv&sov iit dem hieropoios der priester-inschrift zeile 128 identisch sei, it bei der gleichheit der namen des sohnes und des vaters an er ersteren und bei dem fehlen des vaternamens an der letz- ten stelle ziemlich unsicher.

Die finanzmaßregel des systematisch betriebenen priester- mterverkaufs in unserer inschrift findet ihre erklärung in der Schweren geldnoth, wie sie sich in den allerdings arg verstüm- melten worten der strategen-inschrift zeile 17 ff. ausspricht: ... ' . . ygacpsvicov %g?j[idro3r vri1 ' Aftr^yatov vm\ tSsv rolg TlioXe^- a'ixoig nQnaoqieilofiivGov ei[g ahov 101g de fxia&oypvQotg tätv ipmrCwv ex alet[oi>og "keinovzwv , f^uotjytjaav f\vsCnavrsg sx Tcöy ftioa\_v. xtX.

' Daß diese Zerrüttung der Verhältnisse in Kleinasien , spe- ziell in Erythrae, eine folge der gallischen invasion gewesen sei, Hat Herbrecht p. 38 , wo er über die gründe dieser finanzmaß- regel handelt , außer acht gelassen. Auch die thatsache , daß Zwischen dem zweiten und dritten abschnitte der inschrift eine Unterbrechung stattfindet, hat er nicht genügend berücksichtigt, -»eine annähme p. 10 ff. , daß nur durch die schuld des stein- P netzen zwischen Theudoros (zeile 91) und Apaturios (zeile 94) Her verkauf des priesteramtes der Aphrodite Pythochrestos nicht angegeben sei, ist unwahrscheinlich. Man darf nicht bloß ver- '■outhen, daß unter der hieropoiie desselben Hegesagoras vielleicht 'toch andere priesterthümer verkauft worden seien, worüber wir acht unterrichtet sind : ich halte es sogar für wahrscheinlich, Jiaß an dieser stelle eine ganze reihe von hieropoiien ausgefal- Jen ist, sei es nun, daß uns die Urkunden über eventuell unter iiesen stattgefundene verkaufe verloren sind, sei es, daß bei der H der strategen-inschrift zeile 10 ff. geschilderten verzweifelten ;age der stadt überhaupt keine aufzeichnungen stattgefunden laben. Von den 23 personennamen nämlich , welche mehr als sinmal in der inschrift wiederkehren , finden sich zehn nur in ler ersten (zeile 1 93), zehn nur in der zweiten hälfte. Jener gehören an die namen 'AgiöTijg 'Agtoiev (54, 58, 70), Jtjfiri- \'Qiog ' AneXllov (4, 66), /Irj^rjTQiog ' Aginrägiov (30, 60), lEna- ' tag rVwTov (72, 91), 'Exa7K>W[tog Xgvainnov (72, 90), 0ed- Philol. Anz. XVI. 29

438 73. Griechische alterthümer. Nr. '

7iOfA.77og /fyfAOova>i7og (55, 70), '/arpoxJ/ys' 'HgauXtcotov (38, 43l 'LfQotTug 'hgoyivov (33, 35), Jlvdonu^ 'Antatet (32, 35), <ba vöjifxoii ItQonoioi (14, 37). Nur in der zweiten hälfte stehe> die namen ' Anaiovqioq Ufjonoiog (94, 99), ^ AnoXXäviog 'Aqi azofAsvov (163, 164), Baxxvlog Mr^Qobmuov (101, 108), Jibri atog ' Aqiöto(jsvov (130, 142), Aiovvaoäcofjot; ' /dgiozofitiov (129 143, 152, 165), KaUiag Kallinv (132, 138), KaXXimv (pvkcio %ov (135, 140, 145), MTjTQcdwQog Jioqävrov (118, 137), Nooat ÜCfxov (123, 124), £ifiog ' AnoXXcovCov (101, 108). Demgegen über fallen die drei namen , welche beiden hälften gemeinsan sind, 0t<'(pQö3v JtjfiijTQtov (87, 124, 125), MoXmv JtotvaCov (84 93, 102), (pavoTzolig MepsnXeiovg (85, 103), um so weniger ini gewicht, als ihre jedesmal erste nennung den letzten versen de ersten hälfte , die zweite nennung wenigstens des Molion unc des Phanopolis den ersten versen der zweiten hälfte angehört Eine vermittelung bildet auch die Strategeninschrift, welche, wii bemerkt , einerseits den am schluß der ersten hälfte unserer in schrift (zeile 72, 91) genannten 'Exarü^ PimTov, andererseits den am anfang der zweiten hälfte unserer inschrift (zeile 101 108) genannten 2f/Aog ' AnoXXmviöv unter den Strategen anführt Auf diese thatsachen gestützt setze ich Herbrechts Vermutung (p. 13), daß die inschrift nicht eben viele jähre umfasse, die annähme entgegen , daß die zweite hälfte mehrere jähre , mögli- cherweise annähernd ein menschenalter später abgefaßt sei , ah die erste.

Zu demselben resultate gelangt man durch heranziehung eines von Christ in den Sitzungsberichten der königl. bayer. akad. der wiss zu München 1866, p. 246 f. veröffentlichten erythräischen namensverzeichnisses aus dem dritten Jahrhundert vor Christus. In dieser inschrift, die wir kurz C nennen wollen, ist zeile 7 ' Ava&xQuzrjg OQaavßovXov genannt, dessen name auch unter den neun Strategen wiederkehrt. Er ist also Zeitge- nosse des Apaturios , mit dessen hieropoiie die hälfte der prie- sterinschrift A beginnt. Ferner nennt C zeile 33 einen Jiow- oi'öwQotj ' Aoiaz . . . vov. Christ ergänzt den namen des vatera zu ' A(iirsToytvnv. Ich halte den gedanken für nicht zu kühn, den genannten Dionysodor mit dem A 129, 143, 152, 165 ge- nannten diovvavdcoQOt; 'AgitsTofienov zu identificieren. An- dererseits nennt C 'Hnoaüv 'HQaxXecörov (zeile 8), £tfin<; Tos-

;,, 7. 73. Griechische alterthümer. 439

t±nog (zeile 11), 'HfjaxlscäzrjQ '/azQoxlrjovg (zeile 16), diovlaiog myktotog (zeile 27), nvdmät' (t>ilioxov (zeile 18), die man in iksicht auf die griechische sitte, den enkel nach dem größ- ter zu nennen wohl für die söhne der bis auf eine aus- . ume ausschließlich in der ersten hälfte der inschrift A ;: lannten 'HfjaxXscäztjg 'Hgoaürrug (zeile 75), Tysyrnv Zt\nov liile 64), 'IuiqoaXiji; 'HqucxIscotov (zeile 38, 43), MoXicov diovv- iiv (zeile 84, 93, 102), ftdioxog Flv&iitovzog (zeile 67) zu hal- ) hat. Wenn dies richtig ist, und somit die ohne Unterbrechung ,i gefaßte inschrift C einerseits gleichzeitig ist mit der zweiten feifte der inschrift A, andererseits die namen von männern ent- i.t, welche als söhne von in der ersten hälfte der inschrift A mannten personen zu gelten haben, so gewinnt die annähme, m die zweite hälfte der inschrift A etwa eine generation spä- : abgefaßt sei, als die erste, eine neue stütze. Freilich ist es Tih möglich, daß die personen der inschrift C nicht die söhne, iidern die väter der in der inschrift A genannten personen < ren : dann hat man den Dionysodoros der inschrift A zeile ;9, 143, 152, 165 und den Anaxikrates der Strategeninschrift enkel der gleichnamigen männer C 33 und 7 anzusehen. ; Eine weitere frage , die Herbrecht nicht abschließend be- fndelt hat, ist die nach der amtsdauer der priesterthümer. Eine gäbe hierüber fehlt in der inschrift vollständig. Hiernach neint die möglichkeit ausgeschlossen, daß sie auf eine bestimmte he von jähren verkauft worden seien ; denn in diesem falle innte eine angäbe hierüber unmöglich fehlen. Es bleiben also äji beiden möglichkeiten , daß die priesterthümer lebenslänglich

3 er auf ein jähr verkauft wurden. Im letzteren falle müßte Iah unter jedem hieropoios der verkauf derselben stellen wie- ^rholen ; das ist aber nicht der fall. Man sieht sich daher ge- ithigt, Herbrechts annähme ihrer lebenslänglichkeit zu acceptiren. ;5 wird gestützt durch eine vergleichung mit den verwandten ilichriften Ia (d. h. der von Curtius Monatsber. der berl. Acad. ["77, p. 474 herausgegebenen inschrift aus der umgegend von snalcedon), II (d. h. der inschrift in den Archaeol.-epigr. mitth. »8 Oesterreich 1882, p. 8 fg.), und III bei Herbrecht (d. h. r inschrift von Halicarnassos, Dittenb. S. I. Gr. n. 371), welche amtlich die lebenslänglichkeit des gekauften priesterthums .zeugen. Für die erythräische inschrift wäre hieraus nichts

29*

440 73. Griechische alterthümer. Nr.

als ein unsicherer analogieschluß gewonnen , wenn man nie'* durch die angäbe der kaufsummen größere Sicherheit erhielt Eine solche enthält unter den genannten inschriften nur die i schrift II; sie allein kann also zur beurtheilung der erythro sehen Verhältnisse herangezogen werden. Der daselbst angeg bene preis für ein lebenslängliches priesterthum, nämlich sieb goldstatere , ist immer noch niedriger , als der durchschnitt d in Erythrae gezahlten preise. Es wäre nun sehr unwahrschei lieh, daß in Erythrae priesterämter von begrenzter dauer sov theurer sollten bezahlt worden sein, als etwa gleichzeitig ein benslängliches priesteramt in Samothrake. Räthselhaft blei die zweimalige inCngacsit; der Priesterwürde des Hermes Ag raios (zeile 92, 101) an Molion, den söhn des Dionysios. H< brecht p. 15 nimmt zwei verschiedene priesterstellen an, obi damit die hauptsache, nämlich den zweimaligen verkauf an di selbe person, erklären zu können.

Für die Untersuchung über den unterschied zwischen n nyriaxeiv und enmingdaitsiv liegt eine Schwierigkeit darin, d an einigen stellen sich nicht mit widerspruchsloser sichern« feststellen läßt, ob die priesterthümer mnoaaxovjui oder in» ngüayorrai. Gleich am anfange der inschrift fehlt das verbui daß aber hier von ngüaeii; die rede sei, lehrt das erste, den g gensatz einer ngäatg unter demselben hieropoios voraussetzen verbum zeile 9 jj8s intnQd&rj. Dasselbe Verhältnis waltet 8 anfange des zweiten abschnittes der inschrift ob , wo zeile die ergänzung uids ingnSrioav durch das zeile 53 folgende h nQuörjcar ihre berechtigung erhält. Nicht mit der gleichen cherheit kann man die lücke z. 63 ausfüllen ; Rayet und D tenberger lesen ingädrjaav, Herbrecht entscheidet sich für h ngäüTjanr. Auch ich bevorzuge die letztere lesart, ohne sie a ders als durch Wahrscheinlichkeitsgründe stützen zu könne Hält man nämlich zunächst , ohne sich für eine bedeutung vi1 inminqa.cv.uv zu entscheiden, nur an der von allen bisherig1 erklärern aeeeptirten deutung der ngiiaig als verkauf einer e ledigten stelle fest, so wäre die erledigung von zwölf priestc stellen unter einem hieropoios , d. h. in einem jähre auffälli Ferner Tungäantrai die stelle '^»Mm»^ &hi8n<; NtjQtiöcot* zei 52 an einen -utot; ' s/Xxtpwxov , zeile 76 an Kii]Oi*{)airi<; Em)' rnv , die stelle wäre also schon nach einem jähre erledigt g

|, 7. 73. Griechische alterthümer.

441

sen, was gleichfalls unwahrscheinlich ist. Andere gründe

echen gegen Herhrechts conjectur. Das priesterthum der

j hrodite Pythochrestos zntninQäaxhTai zeile 161 um 130 Dr.,

< jenige der Demeter zeile 47 um 600 Dr. Die zeile 74 resp.

i genannten preise betragen reichlich das doppelte , nämlich

t ) und 1300 drachmen. Dieses Verhältnis scheint im hinblick

i ' die durch die ngaatg und enCriQuatg des priesterthums der

TtXeCa zeile 128/134 erzielten preise, nämlich 500 gegen

l drachmen , mehr auf eine ngüatg hinzudeuten wiewohl

gedanke nicht abzuweisen ist, daß zu verschiedenen zeiten

^h bei den InmQÜasig verschiedene preise gezahlt worden seien.

Der erste theil der inschrift umfaßt den Zeitraum von vier

ropoiien. Der name des ersten hieropoios ist verloren, der

eite heißt Phanotimos (zeile 14), ihm folgt (zeile 23) Hermo-

dtos, dann (zeile 37) wird wieder Phanotimos, zuletzt (zeile 45)

i rmostratos genannt. Daß die hieropoiie des Phanotimos nur

k rch die schuld des Steinmetzen zerrissen ist , hat Herbrecht

B 12 bewiesen, Fluuosig finden nur unter der ersten dieser

r hieropoiien statt. Der gedanke liegt nun nahe, dieses ver-

' .tnis auch auf die vier hieropoiien des zweiten abschnittes

t ile 5! o Ö£<>«, 63 Epigonos, 86 Agasikles, 91 Theudoros)

•.zuwenden. Auch hier hätte man bei Zubilligung der Her-

scht'schen conjectur unter dem ersten hieropoios ngtiasig und

nquam^; , unter den drei folgenden nur die letzteren. Ich

crde sie hiernach als eine unbestreitbare emendation bezeich-

l , wenn dasselbe Verhältnis auch in der zweiten hälfte der

chrift wiederkehlte; das ist aber leider nicht der fall. Unter

'»aturios zeile 94 ff. werden ngäoeig und iniTzgaasig aufgezählt,

ter Zenodotos zeile 109 nur die ersteren, unter Herakleotes

le 121 nur die letzteren, unter Pytheos zeile 128 wiederum

«de. Es fragt sich nun noch, ob am anfange des vierten ab-

mittes TTQtlasig oder irnngüaeig anzunehmen seien. Aus dem

^stände , daß auch der erste , zweite und dritte abschnitt mit

'^äaetg beginnen, dasselbe für den vierten abschnitt zu folgern,

b ein analogieschluß und als solcher nicht von zwingender be-

= iskraft. Schließt doch auch der dritte abschnitt im gegensatz

, den beiden vorhergehenden nicht mit iningiiaeig, sondern mit

masig. Unstatthaft ist es natürlich, das verbum ingadycsav

Lle 109 auch für den anfang des neuen abschnittes, der über-

442 73. Griechische alterthümer. Nr.

dies auf einer anderen fläche eingegraben ist , gelten

Den unterschied von ningäaxeir und tniniagdaxar hat z erst Rayet Rev. arch. XXXIII, 1877, p. 122 zum gegenstan wissenschaftlicher erörterung gemacht. Seine deutungsversuci haben jedoch, ebenso wie diejenigen Dittenbergers S. I. G. p. 5l anm. 3 schon Herbrecht a. a. o. p. 17 und Anthes (De emptio venditione Graecorum quaestiones epigraphicae Halle 1885 p. 2 mit recht zurückgewiesen , ohne daß es diesen gelungen bessere erklärungen beizubringen. Herbrecht p. 18 stellt df möglichkeiten auf: sniningdax^iv (und £nin(a'k?ii>) könne d in Ini liegenden bedeutung nach gesagt werden erstens v denen , welche dieselbe priesterstelle auf's neue kaufen , od zweitens von denen , welche zu einer früher erstandenen ste noch eine zweite hinzukaufen , oder endlich von denen , welc den festgesetzten preis der stelle durch höheres angebot steige {constitutum sacerdotii pretium plus licendo augent). Die erste ai fassung wird, wie Herbrecht selbst eingesehen hat, durch eini stellen der inschrift selbst widerlegt. Nach ihr müßte nämlic so oft iniTigdasig stattfinden, der jedesmal letzte inhaber d stelle dieselbe auf's neue kaufen. Das ist aber nicht der fall

Scheinbar ansprechender ist die zweite erklärung , na welcher tninmqnaxuv dann gebraucht wird , wenn der käul schon priester ist, eine neue stelle also hinzu erwirbt. Zur orie tirung diene folgende tabelle der mehr denn einmal als käut genannten personen: I. ' Agiariig 'Aqigtsv z. 54 snirtg. ?

58 ' Acpgodkyg navdi'jftnv.

70 ng. Jihg ' Anntgonalov v.tX.

Herbrecht ening. H. 'ExarcöfVfiog Xgvainnov z. 72 ny. Ar^igog xal ArjfitjTQ

Kögrjg.

Herbrecht sning.

90 ining. JtjfiijTgog xa) K<>Q

nv&o%g>1<iTOV.

III. TlvßoxXrjg 'Axsarev z. 32 imng. ' Adtjrag ' Agslag (Herbrecb

35 'Ervovg xal 'Evvakiov.

IV. Molioov dinwainv z. 84 77p. Mt]rgng Msydlrj$.

H. imng.

jjfr. 7. 73. Griechische alterthümer. 443

V. MoXitov Jiovvctov z. 93 inmg. 'EgfAfiv ' Ayogniov.

_ _ _ 102

Ht der genannten auffassung steht in Übereinstimmung, daß jfekatonymos und Molion zuerst ein amt durch nnäaig, die wei- teren dann durch iningnaig erwerben, ihr widerspricht dagegen er umstand , daß Aristes zuerst zwei stellen durch enCngaaig nd dann eine durch ngäaig erwirbt. Dieses bedenken wird llerdings durch Herbrechts conjectur zeile 63 insngnOijaav für iigä&tjanv beseitigt; dann ergeben sich für die sämmtlichen obi- en fälle durchweg fningdaetg. Da nun aber von zahlreichen ^mgriafig in der inschrift die rede ist , ohne daß die nothwen- ig als vorausgegangen anzusetzenden nguaeig an dieselben käu- )r berichtet werden, so sieht man sich zu der unhaltbaren hy- othese gedrängt , daß ausnahmslos alle personen auch die iur einmal genannten , welche priesterämter durch iningdasig jvewonnen haben , schon vor abfassung der inschrift durch ngü- ig in den besitz anderer priesterstellen gelangt seien. Nur so ijeße sich der umstand erklären , daß eine nothwendig voraus- gehende ngüatc von priesterstellen ian die besitzer der durch I nlngaaig erworbenen nirgends erwähnt wird. Das unwahrschein- liche dieser annähme hat Herbrecht p. 20 richtig erkannt; er rtntscheidet sich daher für die auffassung, daß ein bürger , der ?chon priester ist, für ein neues priesteramt einen höheren kauf- oreis entrichten muß , als ein anderer. Der zweck dieser maß- fcegel wäre der , zu verhindern , daß sich alle priesterthümer in iien händen einiger weniger reichen vereinigten. Hiernach jaüßte man selbstverständlich erwarten, daß die bei den snmgn- jJW'C erzielten preise die höheren seien ; thatsächlich ist aber durch iie tabelle der mehr als einmal verkauften stellen gerade das umgekehrte bezeugt, was Herbrecht p. 19 vergeblich wegzu- leugnen sucht.

j. ' Atygodivrig nv9o%gtjö70v z. 74 ng. 300 Dr.

H. erring.

i Z.

1 1. 'Aftilletog ktX.

II. dfjfitjrgng iy Knlmraig z.

L61

inmg.

130

51

ng.

?

76

ng.

80

H.

inmg.

47

inmg.

600

63

ng.

1300

H.

inuiQ.

444 73. Griechische alterthümer. Nr. 7.

IV. /JiooxoQcop z. 7 770. 405 Dr.

122 sninQ. 200—400?

V. 'Eq[xov ' Ayogalnv 92 in mg. 4610 Dr.

101 4600

VI. 'Eariag Ttfteviag 9 ining. 200—1000?

59 105 Dr.

VII. diog ' Anoigonaiov 68 ng. 52

H. ining.

115 ? 150

VIII. "Hgag Tslsiag 128 ng. 500

134 imag. 251

IX. Kogvßdvtmv EvcpgottsCcov

nal SaXsicov 95 ng. 601

'Av8gSt03V 97 770. 180

Qaleimv, ' dvdgslcav 105 i/img. 171

X. Qe(ßi> TlQOitvuXioav 131 7jq. 400

136 EniTTQ. 105

Von diesen kommen zur beurtheilung der ansieht Herbrechtsl II, IV, V und VI überhaupt nicht in betracht, weil bei II und IV je eine kaufsumme fehlt, bei V und VI nur zwei fningdatii überliefert sind, so daß eine vergleichung der durch n^äaii,' und; iningaatg erzielten summen ausgeschlossen ist. Auch der zwei-; malige verkauf des priesteramtes des Zeig ' AnotQOTiaiogze'üe 6fi; und 115 ist bedeutungslos, weil an beiden stellen nicht feststeht ob dasselbe ningdaxerai oder iai7zi7iQuiay.e7ai. Herbrecht p. 18; constatirt an der ersten stelle eine sningaatg für 52 drachmen; an der zweiten eine nyüotg für 150 drachmen; um jedoch sei-* ner ableugnung der thatsache, daß die ngdosig höhere preise! erzielten, als die iningäaeig , getreu zu bleiben , weist er diesen; nach umdeutung der übrigen für ihn einzigen fall als unmaß- geblich zurück. Er wendet damit ein verfahren an, das seine im übrigen zu rühmende besonnenheit des urtheils vermissen' läßt. Den Schwierigkeiten, welche ihm I, III, VIII X der obi-i gen tabelle bereiten , sucht er in folgender weise abzuhelfen.! Durch seine conjeetur insaga&tjaav zeile 63 gewinnt er für I und III je zwei imagaoeig. In den drei letzten fällen (VIII— | X) erfolgt unter demselben legonowg , ja in demselben monate,' eine aguatg und eine iningaaig desselben amtes an zwei ver-| schiedene käufer. Ja, bei dem verkauf der priesterstellen der

f h. 7. 73. Griechische alterthümer. 445

:orybanten kommt noch eine weitere Schwierigkeit hinzu. Die teilen der Kogvßdvrmv Oaleiwv und ' AidgsCav ningdanovrat. ge- rennt an zwei verschiedene personen, inmingdaxoyTai dagegen jj ! in eine einzige. Herbrecht p. 1 5 vermuthet nun , daß jede dieser genannten gottheiten zwei priesterstellen gehabt habe, velche zugleich von zwei verschiedenen bewerbern erstanden vurden. Hierbei ist zunächst auffällig , daß jedesmal die eine '. teile ningdaxeiui, die andere um einen bedeutend niedrige- en preis imningdaxeiai. Auch müßte Herbrecht, um con- equent zu sein , für die korybanten drei priesterstellen anneh- nen; je eine der Kogvßdvroav QaXtiwr und 'AvSgeloiv., welche gesondert ningdaxovtai , und eine für beide zusammen , welche wiederum um eine geringere summe ininingdaneiat. Es steht erner fest, daß nur immer solche gottheiten in den griechischen itädten mehrere priesterämter hatten , welche sich einer ganz oesonderen Verehrung erfreuten. Eine solche ist jedoch für die genannten gottheiten in Erythrae nicht nachweislich ; im gegen- v;heil haben, wenn, wie Herbrecht p. 22 richtig hervorhebt, die Jiür die einzelnen stellen bezahlten preise zu einem Schluß auf die bedeutung derselben berechtigen , andere gottheiten , wie i AygodCzt] rj iv 'Efjßüiq), zweifellos eine höhere bedeutung ge- habt, ohne durch eine größere anzahl von priesterstellen ausge- zeichnet zu sein.

! Der umstand, daß ausnahmslos die kaufsummen bei den iningdaeig geringer sind, als bei den ngdasig , steht auch der äansicht von Anthes a. a. o. p. 28 entgegen, der agäoig als „er- detes angebot", iningaaig als „zweites oder schluß-angebot" faßt. i'Ueberdies ist die Übersetzung von ngäoig und inlngaaig durch iTprima resp. secunda emptio als incorrect zurückzuweisen.

Abweichend von den bisherigen bearbeitern der inschrift igehe ich zur ermittelung der bedeutung der intngaaig von dyo- :>Qa£etv und inayogd^sw aus. Beide Wörter sind je zweimal ge- 'ibraucht und zwar an folgenden stellen: zeile97: Taw ' Avdgdcov iqyoga.aei> ' Agiazox}.ijg ' A8eifidi>rov. Zeile 157: iegqTECav, tjv "r\y o g a a tv Agiaiofxivrig Mtjrgoöojgov inl itgonoiov 'Hytjaayognv. Zeile 17: lsgt]tsCav, yv intjyoguxet inl A .... J ... . Bdx- i%covog scp' iegonoiov Ilv&oxgizov. Zeile 41 tijv legoovvtjv ' Aq>go- I dlirjg, tjv inrjyogdxst inl Ktjqtöimii [roü deiro^ f'qp' Ugonotov i Mt'jtgmrog. Man sieht, daß an beiden stellen inayogd&iv von

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einem personennamen mit Inl begleitet ist, ein solcher zusatz dagegen bei äyoQÜ&iv fehlt. Nur zeile 41 ist der personenname (inl Kyquaicoii) unverstümmelt erhalten; daß ein solcher auch zeile 17 gestanden habe, lehrt der genetiv des vaternamens, und daß er auch hier im dativ gestanden habe, darf aus der ver- gleichung mit zeile 41 als zweifellos gelten. Derjenige , dessen name mit int verbunden im dativ steht, kann kein anderer sein, als der, welcher die priesterstelle rjyngaasv. Es wurde oben bemerkt, daß die priesterthümer der Hera Teleia und der Qtn} n.Qoxvy.'kioi unter derselben hieropoiie an je zwei verschiedene personen ningdaxorTni und Inminoaa-AovTai. Derjenige, an wel- chen z. b. das priesterthum der Hera irzi7Ti7TQdox?7ai , nämlich Phylarchos, inayoQa^ei tt\v X^q^tüiiv tn\ toi'tij), cp ntnQdcixsTni, also In). dmrvanScoQO). Ich stelle nun die vermuthung auf, daß' es möglich gewesen sei, eine priesterstelle schon vor ihrer erle- digung, d. h. also die anwartschaft auf sie, zu kaufen und daß dieses durch itrayogä^eiv, verbunden mit tni und dem dativ des namens des gegenwärtigen inhabers ausgedrückt werde , und stütze diese vermuthung durch folgende momente.

Der begriff des kaufens nach dem eigentlichen hauptkaufe, während der amtsdauer , vor erledigung der stelle konnte durch keine präposition geeigneter ausgedrückt werden, als durch ini bei seiner grundbedeutung der räumlichen und zeitlicheu nähe. Am meisten kommt vielleicht die bedeutung nach zur geltung, wie in den redensarten snat, trrFa&ui, Tonsadai, Xrysu, ayogt veiv , artmaaOiti ini tiii „gleich nach", iningdaen; sind also nach- oder nebenkäufe; sie werden stets in unserer inschrift hinter den rigaosig , den verkaufen neu geschaffener oder er- ledigter priesterstellen, welche sofort wieder besetzt werden kön- nen, aufgeführt. Daß die kaufsummen der ernngdaeig stets nie- driger sind, als die der ngdatig, ist selbstverständlich ; denn ein amt, das sofort angetreten werden kann , ist werthvoller, als nes, dessen erledigung erst in zukunft zu erwarten steht. Die iningdaeig sind bei weitem häufiger als die ngdastg. Unter je- dem hieropoios konnten anwartschaften auf priesterstellen ver- kauft werden, aber nicht fanden sich unter jedem erledigte stellen. Nimmt man an, daß auch iningdasig nur bei ihrer erledigung stattgefunden haben und läßt zugleich ihre lebenslänglichkeit gelten , so constatirt man damit eine enorme Sterblichkeit unter

Nr. 7. 73. Griechische alterthümer. 447

den priestern. Ebenso unwahrscheinlich ist auch Herbrechts ^annähme p. 36, daß alle priesterthümer zum ersten male ver- ? kauft worden seien. Bei dem amte des Apollon Kaukaseus und \i der Artemis Kaukasis zeile 19, sowie der Aphrodite zeile 40 vi wird ausdrücklich auf vor der abfassung der inschrift liegende \s verkaufe bezug genommen und warum gerade diese ämter die ;.' einzigen sein sollen, die schon vorher verkauft worden waren, |i( ist nicht ersichtlich. Die gleichzeitige noüaig und intnoaGig IV desselben amtes ist leicht erklärlich. In demselben augenblicke, is wo eine erledigte oder neu geschaffene priesterstelle veräußert i9i wurde, konnte auch schon die anwartschaft auf sie, natürlich ;: um einen geringeren preis, vergeben werden. Bei dem amte a\ des Achilleus , der Thetis und der Nereiden (zeile 76) findet ; unter Zubilligung von Herbrechts conjectur zeile 63 inEnorid-yauv fj der anwartschaftsverkauf ein jähr nach dem eigentlichen ver- k] kaufe (zeile 51) statt.

! Entscheidend für meine aufiassung ist, wie ich glaube,

|i zeile 107: ei fiiv tariv itgsvg, inmaolthai, et de (atj pW/ju, nmXei- S; jai , die viel bestrittene stelle, welche Herbrecht p. 11 mit un- i recht tilgen wollte. Wir haben sie in der denkbar einfachsten jf weise zu übersetzen: „wenn ein priester vorhanden ist d.h. pi die stelle noch besetzt ist , dann wird die anwartschaft auf g sie verkauft, wenn kein priester existirt, dann wird sie selbst fi verkauft". Daß sich in diesen worten eine Ungewißheit aus- vi spricht, hat schon Rayet a. a. o. p. 122 bemerkt; er sagt: II 3 s'agit d'un cas ou Vexistence d'un proprietaire pour une pretrise est j' douteuse, soit que ce proprietaire soit absent et qu'on ne sache s'il iji est mort ou vivant, soit que ses droits soient contestes. Eine der- i artige Ungewißheit wird niemanden befremden, der sich aus der ij Strategeninschrift ein bild der damaligen Zerrüttung Erythraes \ zu entwerfen vermag. Auch wird durch diese Zerrüttung die fi- = nanzmaßregel der enlnoaaig , welche bezweckte, schnell bares > geld zu bekommen , leicht erklärlich. Auch in juristischer be- t ziehung dürften sich schwerlich gegen meine auffassung der sni- .: TiQuaig begründete bedenken geltend machen lassen. Der an- i wartschaftsverkauf von priesterstellen ist allerdings nirgends i weiter bezeugt beruht doch unsere ganze kenntnis von dem ; verkauf von priesterthümern überhaupt nur auf sieben inschriften i und einer kurzen notiz bei einem Schriftsteller der Augusteischen

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zeit. Im privatrecht dagegen kannte das alterthum ebensogut wie die neuzeit den begriff der emptio rei speratae, d. h. den kauf einer künftigen sache , „deren existenz nach dem natürli- chen laufe der dinge zwar zu erwarten steht, deren umfang und beschaffen heit aber ungewiß ist". (Weiske , Rechtslexicon s. v. kauf und verkauf VI, p. 19). Selbst der kauf auf einen unbe- stimmten termin , wie auf den tod des gegenwärtigen inhabers bei annähme der lebenslänglichkeit der priesterämter, ist juristisch nicht undenkbar. C. F. H. Bruchmann.

74. Henrici Lewy de civili condicione mulierum Grae- carum commentatio ad Theodorum Thalheim. Vratislaviae 1885. 69 p.

Die rechtsstellung, welche die frau bei den Griechen hatte, ist der gegenständ dieser inauguraldissertation , die nach dem geständniß des Verfassers auf Thalheims anregung und mit sei- ner hülfe entstanden ist. Soweit attische Verhältnisse dabei in frage kommen, ist die forschung schon längst zu einem gewissen abschluß gelangt, wenn auch dieser oder jener punkt noch zwei- felhaft oder unentschieden bleiben mußte. Für die übrigen Staaten Griechenlands verbot das unzureichende material bisher eine zusammenhängende darstellung. Seitdem haben inschriften- funde manches neue gebracht und manche lücke ausgefüllt ; und so will denn auch Lewy von ihnen ausgehend das sonst in Griechenland herrschende frauenrecht auf der grundlage des at- tischen systematisch behandeln. Leider wird dabei nicht viel zu gewinnen sein; der verf. selber hat es sich nicht verhehlt, daß die inschriften sich dem besagten zweck nur in geringem maße dienstbar machen lassen. Denn zunächst stammen diesel- ben zum allergrößten theile aus der späteren zeit, wo sich et- waige früher vorhandene unterschiede schon längst verwischt haben, und sodann ist , wie auch ihm nicht entgangen ist , kein unbedingter verlaß auf die einzelnen ausdrücke, da dieselben in griechischer rechtssprache nicht zu festen und stereotypen ausgebildet sind. Im allgemeinen theil seiner abhandlung be- tont er die völlige politische rechtlosigkeit der griechischen frau und spricht sich auch gegen die annähme aus, daß den frauen zur zeit der römischen herrschaft öffentliche ämter zu- gänglich gewesen wären. Die also gedeuteten bezeichnungen

!Nr. 7. 74. Griechische alterthümer. 449

in inschriften hält er für ehrentitel, die für bedeutende Verdienste 1 um den Staat auch an frauen verliehen worden seien. Sei doch ' bei außerordentlichen leistungen für den staat ihre mitwirkung 'nicht abgelehnt; wie sie im entsprechenden falle auch gewerbe- ': Steuer zu zahlen verpflichtet gewesen wären. In privatrecht- licher beziehung stehen die frauen lebenslänglich in geschlechts- tutel und haben ihren y.vgiog, der ihr rechtsbeistand in allen akten von rechtlicher bedeutung ist; weiter wird ausgeführt, wer als der jeweilige xvgiog anzusehen sei. Im besonderen theil wird dann nach der im römischen recht üblichen folge die 'Stellung der frau gekennzeichnet, die sie einnimmt in bezug auf das Sachenrecht, das obligationenrecht, das familienrecht, das erbrecht, das aktionenrecht, ohne gerade viel neues zu tage zu ' fördern ; die Sammlung und gruppirung des materials mag aber '■ willkommen sein. Freilich die inschriften, in deren verwerthung . Lewy sein hauptverdienst erblickt , weiß er nur mangelhaft zu i handhaben ; selbst ihr text ist vielfach höchst incorrekt abge- i druckt. In dem abschnitt des Obligationenrechts über das dar- lehn p. 18 ff. geht er von der Nikaretainschrift aus. Er citirt 1 zunächst sehr ungenau Foucart, Bull, de corr. hell. III et IV, daneben allerdings Larfeld, Sylloge Inscr. Boeot. n. 16. Nicht angeführt ist dagegen Cauer, Delect. inscr. Gr.2 295, noch auch Collitz, Sammlung der griechischen dialekt-inschriften 488 ; eben- sowenig ist Blaß, Rhein, mus. 36 (1881), p. 607 ff. benutzt, noch 1 Latischew , Die festzeit der Pamboiotien in den Mittheilungen des archäologischen instituts in Athen VII, p. 31 ff. Neben ei- ': ner unzahl von ungenauigkeiten und mißverständnissen fällt ihm oder eigentlich Thalheim ein verdienst zu, nämlich die i richtige interpunktion der zeilen 163 177. Er hat gesehen, daß ££voxQiteo dlaXitofitrim das datum ist für diese ganze par- tie, die hntgctfiegirj trj x«r rag nöliog, die sich dann auf vier Gowal)üyua7a der Nikareta und der stadt Orchomenos unter dem archontat des sfinvxivxog beziehen. Wenn schon die letzte zeile dieses abschnittes , die bei der interpunktion Meisters die annähme einer lücke nothwendig macht, und bei der Cauers ihn zwingt zu dem geständniß : haec non intellego, während Latischew trotz der annähme von fünf anleihen den beweis schuldig bleibt, für diese auffassung spricht, so findet sie ihre bestätigung dadurch , daß viermal im verlauf der inschrift diese vnigafjitgtrj

450 74. Griechische alterthümer. Nr. 7.

bezeichnet werden als //} fnl Et) oxqItoz dg^oitoi; h Qactmnt. Durch diese erkenntniß also ist das verständniß der inschrift wesentlich gefördert; da aber im übrigen das mißverständniß bei Lewy so weit geht, daß er nicht sieht, daß Onasimos boeo- tarch und Polykrates archon von Orchomenos in ein und dem- selben jähre ist, daß man also aus dieser namensverschiedenheit nicht schließen kann : annus igitur Onasimi iara praeteriit ; da fer- ner auch Latischew , dessen erklärung noch ganz kürzlich C. Wachsmuth , Oeffentlicher credit in der hellenischen weit der diadochenzeit (Rhein, mus. 40, p. 283—303) als richtig hinge- stellt hat , meines erachtens in einen bedenklichen irrthum ver- fallen ist , so sehe ich mich genöthigt , auf die einzelheiten der inschrift noch einmal einzugehen. Es ergiebt sich folgender Sachverhalt : die stadt Orchomenos hat bei Nikareta in Thespiae anleinen gemacht ; die erste Schuldverschreibung lautet auf den betrag von 10085 dr. 2 ob. , die anderen drei auf die runden summen von 2500, 5000, 1000 dr. , so daß möglicherweise in der ersten gleich zinsen mit zur Verrechnung gekommen sind. Da diese anleinen nun nicht am festgesetzten termin zurückge- zahlt sind, so nimmt Nikareta anderweitige hülfe in anspruch, sie erwirkt sich exekutionsberechtigungen i ntQrjixtQi'ai, die v. 158 als

BliTIQU^lt! TUr! lOOGCtg NlXU(l¥Tt] XltT täij 77<>llO< EtVOXQlTCO ItQ^Ol-

zos' e* 0siantr/e bezeichnet. Selbige liegen im Oecs[io<rpo}(ixiov der stadt aufgezeichnet. Mit diesen executionsautorisationen kommt sie nach Orchomenos (v. 146) und will die exekution vornehmen ; es kommt aber zu diesem äußersten nicht ; Nikareta läßt sich noch beschwichtigen und zu einer Vereinbarung (oiidi Xoyov) bestimmen , welche zu treffen die polemarchen und der Schatzmeister vom volk die vollmacht erhalten haben (aov]jco- gslßaring 7cü öäfioo), der Wortlaut dieses öfiöloym liegt vor in den zeilen 47 93-, es wird abgeschlossen im monat panamos (dem 9. des böotischen Jahres) Otaai/Aco uo%mro^ Boicoroh und seine wesentlichsten bestimmungen sind: 1) für die vrrsQij/jitgiut wird eine Pauschalsumme von 18833 dr. eingesetzt, die als für Orchomenos günstig angesehen werden muß (vgl. das verbum niQovv v. 59. 118), 2) diese summe ist zahlbar spätestens im laufe des alalkomenios (des letzten monats) desselben Jahres , 3) daneben haben die polemarchen, der Schatzmeister und 10 bür- ger, die Nikareta aeeeptirt, eine schuldurkunde auf die besagte

r, 7. 74. Griechische alterthümer. 451

imme auszustellen, diese übernehmen damit die öffentliche schuld lf ihr privatvermögen, 4) bekommt Nikareta das geld recht- i litig von dem Staat, so hat sie die vnsQTjpiEQtai ausstreichen Bi lassen, und die Schuldverschreibung der polemarchen etc. ist c-.esen von der mittelsperson , bei der sie deponirt war, wieder uszuhändigen ; 5) zahlt der staat nicht bis zum bestimmten tag, Bi tritt die Schuldverschreibung der polemarchen in wirksam- st1). Damit ist die Situation der Nikareta bedeutend günsti- 1 3r geworden. In der Schuldverschreibung wird fingirt, ein sirlehn in der höhe von 18833 dr. sei von ihr unverzinslich ■i die und die personen gegeben. Die rückzahlung desselben i at bei Vermeidung der exekution an einem bestimmten termin Hl erfolgen, nämlich ir rol^ TlafAßoimtioiki tiqo tijg dvaiag iv tieyaig zgiotv2). Nikareta hat es jetzt mit Privatleuten zu thun, iie mit ihrem vermögen haftbar sind , während der Staat viel- iicht keinen oder nur geringen grundbesitz hat und also nur Saf die steuerkraft seiner bürger angewiesen ist. Ferner sind on nun an die einflußreichsten beamten des Staates persönlich -iteressirt und werden gewiß alles aufbieten, was in ihren kräf-

1) So und nicht anders sind nach meiner ansieht die zeilen 81 -83 zu deuten. Allerdings muß ich hinter dnodöria (80) eine lücke -anehmen, aber dazu nöthigt doch auch der Wortlaut, der schwer zu 1 onstruiren ist: dno&öicj mv ßovyygccffov xtj rag ovnfQcefisgictg rag xdt lg nöhog anav zo ccgyovgiov to iv tv 6/uokoyv ysygtr/u/uivov iv tv %gövv w yt(fQU(A.fxivv. Ich ergänze etwa dnodötcj 6 ßovyygaipäfitvog xtL, frei- j-ch würde man dnodöv&u) tv lieber sehen. Beachtenswerth ist ibrigens auch der umstand, daß dieser theil der inschrift aufgezeich- net ist nach einer abschrift der Originalurkunde (v. 137 f.); diesem [.imstande ist es auch wohl zuzuschreiben, daß zeile 68 die erwähnung es lafxiag fehlt und 83 »J äs xa ausgelassen ist.

V 2) Wenn wir die bedeutung dieser Aktion voll und ganz wür- digen und den zweck nicht verkennen , den dieselbe hat , so leuchtet in, daß sich der termin der Schuldverschreibung und der im 6/u6loyov festgesetzte iv tv 'Akakxo/uivioi fisivi keineswegs zu decken brauchen, vielmehr dürfen wir voraussetzen, daß erst die äußerste dem staat gelassene grenze überschritten sein muß, ehe die avyygcMpog in kraft Tritt; jedenfalls müssen wir uns die Pamboiotien am ende des alalko- inenios denken. Die argumentation Latischews ist nicht zwingend ; ;/enn er meint das fest der Pamboiotien müßte in einem monat ge- giert sein, der den namen Pamboiotios trüge, so wäre nach demsel- ben schlußverfahren in Athen ein monat Ilctvcc&yvcuog anzusetzen auf l^rund der Panathenaeeu. Man kann ja dazu kommen, nach einem i edeutsamen feste einen monat zu benennen, wie ja die monate nicht ( in für alle mal auch einen dauernd festen namen haben (vgl. Julius, I ugustus) ; und so ist wirklich in Lebadea und Chaeronea in einer i päteren zeit (aber wann?) ein monat nupßoiwiiog nachweisbar, aber :he das fest existirte, muß er auch dort anders geheißen haben.

452 74. Griechische alterthümer. Nr. 7.

ten steht, um die Staatsschuld rechtzeitig an Nikareta abzutragen Und darin hat sie sich auch nicht verrechnet. Schon bei Zeiten bemühen sich die polemarchen um die regelung der angelegen- heit. Im monat damatrios (dem 11. des boeotischen Jahres) be- reits wird auf ihren Vorschlag beschlossen , noch im laufenden monat die schuld abzuzahlen ; die gesammten einkünfte des Staats sollen dazu verwendet werden 3). Vermuthlich hat aber die er- forderliche summe nicht so schnell aufgebracht werden können, denn die rückzahlung erfolgt erst im folgenden monat, dem zwei- ten alalkomenios (das jähr ist also ein Schaltjahr) durch ver mittlung eines bankhauses in Thespiae (93 102). In folge davon werden die vn£Q?][A£QCai durch den ygafi/iaTEvc twv rtifyo- yovXaxoav gestrichen (177 ff.) und die Schuldverschreibung zurück gegeben. Nachdem alles erledigt ist, erstatten die polemarchen in einer Volksversammlung im alalkomenios bericht und bean tragen im anschluß daran, alle dokumente, welche sich auf diese angelegenheit beziehen , auf stein schreiben zu lassen. Daß bei allen hierbei vorgenommenen rechtshandlungen Nikareta der Zustimmung eines mannes , hier ihres gemahls, bedurfte, hat Lewy mit recht gefolgert.

Wie unsorgfältig auch sonst die inschriften wiedergegeben1 werden, ersehe man aus der p. 40 und 44 abgedruckten inschrift = Collitz 501. An beiden stellen findet sich /Jaq'tjvm statt /jacfrrjw , ferner vergleiche man p. 42 mit JGA 552. JGA 68 ist auf p. 56 benutzt, aber durch eine auslassung ganz entstellt,

3) Dieser Volksbeschluß (ipärfiofia n oirntQ tag dnodöatog) soll nach Latischew und anderen durch eine neue forderung Nikaretae veranlaßt sein. Bei dieser annähme ergeben sich Schwierigkeiten mancherlei art. Foucart erscheint es sonderbar ganz mit recht , daß Nikareta die Zahlung der schuld plötzlich um einen monat früher fordert , als es im vertrag vereinbart war. Latischew glaubt die lö- sung dieses räthsels darin gefunden zu haben, daß der in der aiiyyQ«-< (f>0( bestimmte termin , das fest der Pamboiotieu , schon verstrichen war, nämlich mit dem von ihm als 10. monat eingeschobenen Pam- boiotios. Das könnte uns ja plausibel dünken, wenn damit nicht neue bedenken auftauchten. Wie konnte denn Nikareta forderungen ein- treiben wollen auf grund der v-nfQt]/utQira, da sie doch zuvor durch das bfiöloyov eine Pauschalsumme vereinbart hatte? warum giebt sie die vortheile aus den händen, die ihr die cvyyQaifoi; verschafft hatte? Die in den motiven des Probuleuma erwähnte anwesenheit der Ni- kareta ist keine andere als die , welche zur Vereinbarung (6/uökoyov) geführt hatte. Das konnte so lange verkannt werden, nur weil die inschrift gerade an dieser stelle so lückenhaft erhalten ist. Die er- gänzungen weichen darum auch erheblich von einander ab (vgl. Cauer)

•. 7. 75. Alte pbilosophie. 453

llig zu schweigen von fehlem in einzelnen Worten. End- h hätte sich Lewy gewiß ganz anders geäußert auf p. 62, snn er zu JGA 475 die addenda nicht übersehen hätte. Ich schränke mich darauf , dies namhaft zu machen , ich könnte 3 liste der ungenauigkeiten leicht vermehren. So einfach ist iäO, wie man sieht, die benutzung der inschrifteu nicht; es will Ich erst gelernt sein : Lewy war noch nicht so ganz seiner ,ifgabe gewachsen. C. Schaefer.

75. H. Sieb eck, geschichte der psychologie I, 2: die , ychologie von Aristoteles bis zu Thomas von Aquino. Gotha. A. Perthes. 1884. 8. XI u. 531 p.

Auf 357 seiten dieser zweiten abtheilung des ersten bandes Ird die geschichte der psychologie des alterthums zu ihrem ab- i;,. Müsse geführt: als ihr letzter Vertreter, welcher die neuplato- i >.sche psychologie bereits in die christliche des mittelalters über- leitet, erscheint Philoponus, der christliche commentator des Ari- stoteles. Wie die bereits 1880 erschienene erste abtheilung mit ' ner besonders eingehenden darstellung und kritik der platoni- I :hen psychologie abgeschlossen hatte , so beginnt diese zweite i,eferung mit einer allein 127 seiten füllenden darstellung und .ritik der aristotelischen psychologie. Diese bildet allein den . rsten der drei abschnitte , in welche sich dem verf. die hier iehandelte entwickelung der antiken psychologie gliedert; es j sliließt sich nämlich an sie die monistisch - naturalistische psy- hologie, wie sie von den peripatetikern, den stoikern, den epi- .' ureern und den medicinern ausgebildet worden ist, (p. 127 ;96), und an diese die von den Vorläufern des neuplatonismus iusgehende , dann von Plotin und den späteren neuplatonikern [heiter geführte spiritualistische reaction (p. 357). Daß die mitt- lere akademie und die sonstige skepsis hier so gut wie gar nicht Ja betracht gekommen sind, liegt ja in der natur der sache, nur ?>ei der frage nach dem kriterium der Wahrheit finden Arcesilas ;ind Karneades eine kurze erwähnung ; eine solche hätte der letztere aber vielleicht auch bei der lehre von der Willensfrei- heit verdient, und an verschiedenen punkten hätte sich wohl mch auf Philo und Antiochus, die hier ganz unbeachtet geblie- benen Vertreter der neueren akademie, einige rücksicht nehmen lassen. Im übrigen wird die Opposition, welche der naturalismua Philol. Anz. XVI. 30

454 75 Alte philosophie. Nr. i

schon in der zweiten der hier behandelten perioden namentlicl von Seiten der eklektischen stoiker Panaetius und Posidonius und der jüngeren peripatetiker , vor allem des Alexander vor, Aphrodisias gefunden hat, nach gebühr hervorgehoben, lieber, eine reihe von psycho-physischen ansichten , „die ohne wesent-.. b'che beeinflussung von seiten der philosophischen prineipien siel; mehr von fachwisseuschaftlichen interessen aus zur geltung brin gen", berichtet ein schlußcapitel des zweiten abschnittes. Aui;! der gerade hier zusammengedrängten fülle interessanten rnateriales. zu welchem fast auf allen hier in betracht kommenden gebieten ein besonders großer und wichtiger beitrag dem Galen verdank! wird , seien nur hervorgehoben : die erörterungen über den sitz der seele, über die bedeutung von gehirn, rückenmark und ner- ven, die lehre von den temperamenten, den seelenkrankheiten.; die psychologie der spräche. Der dritte abschnitt bespricht unter den Vorläufern des neuplatonismus auch die einflüsse von seiten des Hebraismus , später auch die neutestamentlichen au- schauungen und besonders die paulinische psychologie, übergeht, aber ganz die unfraglich in diesen Zusammenhang gehörenden, platonisierenden stoiker Epiktet und Marc Aurel. Plotin, dessen einsame grosse inmitten seiner Vorgänger und nachfolger der, verf. sonst richtig zu schätzen weiß , dessen wissenschaftliche Verdienste aber in der psychologie am hervorstechendsten sind, wird hier doch auch verhältnismässig ziemlich kurz abgehan- delt. Auf den vierten, die patristik und Scholastik bis Tho- mas umfassenden abschnitt hat diese anzeige ja nicht mehr ein- zugehen; es sei nur bemerkt, daß die Byzantiner, von denen doch auch einiges psychologische vorliegt, (u. a. die von Creuzer in seiner Plotinausgabe veröffentlichten Schriften : 'Avrid ?r utoi ngn^ TD.anhov und Ju'doyoc nco) xpvyjjc;), hier gar nicht in betracht gezogen sind. Innerhalb der einzelnen abschnitte wird der Stoff immer nach vier gesichtspunkten erörtert: wesen der seele Sinnesphysiologie und erkenntnistheorie gefiihl und affekt praktische seite des Seelenlebens, und nach eben die- sen gesichtspunkten, nicht etwa nach den verschiedenen schulen hat sich auch im zweiten abschnitte die capiteleintheilung be- stimmt, während sie sich im dritten abschnitte wieder der histo- rischen folge anschließt. Diese schon in der 1880 erschienenen ersten abtheilung durchgeführte Verschmelzung beider anord-

(jJr. 7. 75. Alte philosophie. 455

ungsweisen scheint in der that die einzig richtige methode zu 'ein. Die Systeme von denkern, die so über ihre Umgebung ' inausragen, wie Piaton, Aristoteles und Plotin, durften freilich icht auseinandergerissen werden, im übrigen knüpft sich jedoch :-in grösseres interesse an die entwickelung und den streit der usichten in betreff der verschiedenen probleme als an den voll- ständigen Zusammenhang der von jeder schule herrührenden be- timmungen in sich, zumal ja auch bei den Urhebern derselben 1 as interesse an systematischer geschlossenheit zurückgetreten >ar (vgl. p. 128). Ganz außerhalb der angegebenen gliederung Jmd zum theil selbst außerhalb des rahmens dieser ganzen ab- heilung steht nun aber in dem zweiten abschnitte das capitel fliber die pneumalehre , in dem dritten das über die herausbil- Uung des bewußtseinsbegriffes. Ueber beide themata hatte der ["■erf. schon früher in Zeitschriften gehandelt-, er verfolgt sie fiurch den gesammten entwickelungsverlauf der alten psychologie, -uat es jedoch für zweckmäßig gehalten , das capitel über die Pneumalehre, welche ihre große bedeutung in der physiologie ind psychologie erst nach Aristoteles gewinnt, zwischen die be- i'iandlung des Aristoteles und die der nachfolgenden periode Einzuschalten und das capitel über den bewußtseinsbegrifif, den Von den alten denkern am bestimmtesten Plotin erfaßt hat, auf 'lie psychologie des Plotin folgen zu lassen. Da es der verf. gelegentlich erwähnt, daß die neuplatoniker noch an das pneuma 1 n seiner alten physiologischen auffassung, als an ein mittelglied wischen leib und seele glauben, so sei hier daran erinnert, daß W bei Plotin selber nur an zwei stellen (II, 2, 2 und IV, 4, 26) vorkommt, an denen es eine ziemlich beiläufige rolle spielt ; es uat bei ihm dort offenbar innerhalb der einzelwesen die bedeu- tung, welche der himmel innerhalb des weltwesens hat, ist also 1 der dem untersten gebiete des intelligibeln, in diesem falle dem (pvrmöv, nächst stehende bestandtheil des körpers.

In dieser gliederung war nun eine außerordentliche fülle Lles Stoffes auf einem verhältnismäßig sehr eng bemessenen räume anterzubringen und ist von dem verf. in übersichtlicher Ordnung and in einer darstellung untergebracht worden, welche klarheit mit der gebotenen äußersten knappheit wenigstens in den mei- sten fällen glücklich zu verbinden weiß. „Vollständigkeit des materiales und möglichste beherrsch ung desselben durch

30*

45ß 75. Alte philosophie. Nr. 7.

berücksichtigung der logischen und historischen anforderun- gen" hat sich der verf. zu vereinigen bestrebt , und es ist ihm in erfreulichem masse gelungen. Kurze citate und be- merkungen stehen unter dem texte, ein ankang bringt eine län- gere reihe von erörterungen über einzelne umstrittene oder be- sonders interessante punkte. Die benutzbarkeit wird durch aus- führliche Inhaltsverzeichnisse , durch drei zu diesem ganzen er- sten bände gehörige register (I. autoren und schulen , II. Sach- register, III. griechische bezeichnungen), durch übersichtliche ta- feln im texte und in den anmerkuugen erhöht. Ob die jetzt als ganzes vorliegende geschichte der griechischen psycbologie außerhalb der fachwissenschaftlichen kreise ein publicum finden wird, mag dahingestellt bleiben, für jeden, der auf diesem ge- biete arbeitet , ist sie jedenfalls ein werthvolles und handliches Orientierungsmittel und repertorium , wie es in dieser art bisher entbehrt wurde.

Indessen alle bisherigen mittheilungen umgehen noch den kern der sache , und nachdem so vieles über stoff und anord- nung gesagt, wäre es nachgerade an der zeit, daß unsere an- zeige auch auf den inhalt zu sprechen käme. Allgemeine Wen- dungen wie beherrschung des quellenmaterials und der litte- ratur , Selbständigkeit der entwickelung , manche neue auffas- sung u. dgl. können wir hier , wo es sich um eine arbeit Sie- becks handelt, als überflüssig bei seite lassen. Statt aber auf mehrere einzelheiten nur flüchtig hinzuweisen, möchte ref. lieber einen abschnitt eingehender besprechen, denjenigen, über den er sich am ehesten nicht bloß zu berichten , sondern auch zu richten competent fühlt, nämlich das capitel über die psycbologie Plotins. Mit einer gewissen Sehnsucht hatte ich gerade den ausführungen Siebecks über dieses thema entgegengesehen , und ich kann nicht leugnen, schließlich durch dieselben etwas ent- täuscht worden zu sein ; manches vermisse ich , manchem muß ich widersprechen, und ich halte es für gut, mich hierüber be- stimmt und offen zu erklären.

Auch Siebeck beginnt mit der irrigen behauptung , daß nach Plotin die einzelseelen aus der weltseele stammen sollen. Plotin lehrt ganz im gßgentheil (IV, 3, 1 8), daß die einzel- seelen durchaus selbständig neben der weltseele stehen , daß diese letztere als eine theilseele neben anderen, wenn auch als

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ae vor ihren „Schwestern" bevorzugte theilseele , in der anzen seele enthalten sei. II <'>hj yjv%ij und // ipvpt rov ukov id wohl zu unterscheiden. Wie in der ganzen seele von ewig- st eine unermef6liche zahl individueller theilseelen , so sind in .wo. über ihr stehenden nus die theilgeister , je einer für eine 'iiStimmte seele, enthalten, und folgerecht ist der weit nus oder ;r demiurg nur für einen dieser theilgeister anzusehen. Jeder ,is verhält sich zu seiner seele wie die idee als geschlossene aheit zu dem ihren inhalt auseinanderbreitenden begriffe, und ,;r von der weltseele gewirkte weltleib (das ganze der körper- ,3lt) wieder zu dieser wie der von der materie abgeschwächte id verdunkelte begriff zum Ä.6yoa uvho<i. Indessen die unmit- lbar unter dem demiurg stehende weltseele schafft nicht un- ittelbar den weltleib. Wie vielmehr in den einzelwesen unter rum nus die denTsseele, unter dieser die wahrnehmende nd vorstellende seele, unter dieser wieder die natur, ^itcr dieser endlich der lebendige körper steht, so haben ir auch in dem weltwesen drei seelen zu unterscheiden: die yjchste weltseele (cpQÖfijaig), die nichts anderes ist als der ewig Lch selbst denkende (durch und durch individuelle, alle phasen |cr weltentwickelung umfassende) weltbegriff, unter dieser die ) eltphantasie , in der sich dieses denken ewig spiegelt, unter ,ieser endlich die weltphysis , welche dann ihrerseits zeitlos Ijie in ihrer ganzheit einen lebendigen leib bildende kbrper- Lelt schafft (IV, 4, 10 13 incl.). Es ergiebt sich also die :tconcinnität, daß, während unser leib nur ein bestandtheil des 5 eltleib es ist, unsere seelen von der weltseele unabhängig sind. i achträglich wird jedoch dieser satz auf unsere denkseelen eingeschränkt, unsere niederen seelen sollen doch aus denjenigen x'esen hervorgehen, welche speciell unter der qigovijaig, also der ; ochsten weltseele stehen. Darum besteht der Zusammenhang ,-nserer denkseele mit den niederen wesensmomenten auch nur ,'ährend ihres seins im diesseits, vorher und nachher ist sie von iesem „anhängsei" frei. Die Verknüpfung so verschiedenartiger L estandtheile zu einem wesen soll dadurch erklärlich gemacht werden, daß einerseits unsere denkseele als niedersten theil ein qwcr- [aonxör, andererseits die unter ihr stehende wahrnehmende seele ls höchsten theil wiederum ein cpaituazixcv hat; diese beiden q,ai>- aaifA<i rücken nun während dieses lebens gleichsam zu einem

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stetigen ganzen zusammen (IV, 3, 31). In ganz analoger weise soll dann die höhere seele nach ihrer erhebung aus dem dies^ seits mit dem ihr wieder übergeordneten nus zu einem wesen zusammengehen, indem sich ein denkvermögen ans andere schließt (IV, 4, 2).

Gegen den naturalismus hat Plotin (vgl. namentlich IV, 7) eine reihe psychologischer argumente zusammengebracht, die ihn allein als einen mann von vorzüglicher speculativer begabung kennzeichnen würden. Ich habe sie bei einer viel früheren ge- legenheit (Philos. monatshefte 1878) auf folgende appertjus zun rückgeführt: 1) völlige unvergleichbarkeit physischen und psy-i; chischen wesens , 2) die einheit des bewußtseins, 3) die wegei der localisation namentlich der Schmerzempfindungen anzuneh- mende unget heilte allgegenwart der einzelseele in jedem! punkte ihres körpers, 4) die einheit aller seelen, 5) das in dem; abstrakten denken, dem sittlichen wollen und dem gedächtnisse; sich kundthuende vermögen der seele, ohne vermittelung desi körpers bewußtseinsinhalte in sich zu erzeugen.

Schöpfung, erhaltung, durchwaltung und belebung des weit-; leibes bedeutet für die weltseele keine erniedrigung und be- fleckung , und ebenso nicht für die „göttlichen" seelen ihre un- aufheblichc Verbindung mit ihren leibern , den gestirnen. Es handelt sich in beiden fällen um eine unabänderliche, mühelose, unbewußte Wirkung nach unten, bei der die bethätigung der seelen unwandelbar nach oben, auf das intelligible gerichtet bleibt. Unsere seelen aber, von denen eine jede nach einem der seelenwelt immanenten gesetze (IV, 3, 13) zeitweilig und zwar gerade immer dann in das diesseits kommen muß, wenn der lebeusproceß des weltleibes einen eiuzelorganismus hat ent- stehen lassen, der ein e'idmloin ihres wesens ist, unsere seeleni sind alsdann, weil der einzelkörper als ein in den lebeusproceß des weltleibes verflochtener bestandtheil unablässig den man- nigfachsten sein einzeldascin bedrohenden leiden und gefahren ausgesetzt ist, genöthigt, „tiefer in ihren körper hinabzusteigen". Damit soll jedoch weder gesagt sein, daß unsere seele räumlich; in den körper eintaucht, noch daß sie in ihrer ganzheit zu ihm hinabsteigt. Wie vielmehr ein feuer eine außerhalb seiner gren- zen sich ausbreitende luftmasse doch mit licht und wärme durch- dringt, so theilt auch die niedere seele, obwohl sie selber nir-

I|i Nr. 7. 75. Alte pbilosophie. 459

; gends im räume ist , doch dem körper ihre Wirkung mit , und ' gerade wie das feuer der luft eine neue beschaffenheit , nämlich \\ die wärme , eine andere und schwächere wärme als die ihm Si selber eigene, verleiht, so verleiht auch die qsvatg dem körper als eine ihm selber zukommende beschaffenheit eine Seelenspur i (seelenschatten , Seelenwiderhall) , durch die er sich eben von 'i der todten masse unterscheidet (IV, 4, 18). Obwohl nun die ) cpvoi^; oder das qivzixöv dem körper überall als ganzes gegen- wärtig, also „zugleich getheilt und ungetbeilt" ist, so ist doch der körper seinerseits nicht fähig, in seiner ganzheit gleichmäßig an ihrer Wirkung theilzunehmen. So empfängt denn das venöse ! blut, dessen Ursprung die leb er ist, als seine „spur" das ve- getative und begehrende vermögen, das arterielle vom herzen ausgehende blut aber das vermögen des zornmuthes. Auch die wahrnehmende seele ist noch in demselben sinne getheilt und l ungetbeilt ; das, was an ihr theilnimmt , ihr Werkzeug sind die i nerven, die ja vom gehirne ausgehen« Die denkseele aber ist : gar nicht mehr getheilt, d. h. gar nicht mehr dem körper, son- i dem nur der wahrnehmenden seele so gegenwärtig , wie diese den nerven und vorzugsweise dem gehirne gegenwärtig ist (IV, 3, 2o). Das tiefere eintauchen unserer seelen in den körper be- steht nun aber in dreierlei: 1) darin, daß die qs v a m nicht allein wirkt, sondern auch leidet, 2) darin, daß wir zu wirklichen, be- wußten Wahrnehmungen und somit auch zu erinnerungen kom- men, 8) darin, daß sich die denkseele, die in ihrer praeexistenz und nach ihrer trennung vom körper nur ein wandelloses intui- tives denken kennt, durch den ihrer fürsorge bedürftigen körper zum discursiven denken (dem loyi&a&ui) genöthigt sieht.

Mit übergehung mancher wichtigen bestimmungen , durch die ich noch Siebecks darstellung moditicieren und ergänzen könnte, wende ich mich gleich zu Plotins Wahrnehmungstheorie. Es findet sich bei ihm die klare einsieht 3 daß niemand ein ab- solut außer ihm bleibendes objekt erkennen könne, daß wir nur das erkennen, „was wir haben", daneben aber die nicht minder klare einsieht, daß durch die bloße annähme eines von dem Ob- jekte auf die seele geübten eindruckes (die sich für ihn übri- gens aus metaphysischen gründen verbietet) die Wahrnehmung dieses Objektes als eines außer mir befindlichen nie und uimmer erklärt sei. Dazu kommt nun als drittes die annähme , daß

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unsere Wahrnehmung doch die dinge draußen als solche, wie sie an sich sind, auffasse. Sehen wir nun zu, inwieweit Plotin der aus solchen Voraussetzungen erwachsenden Schwierigkeiten herr geworden ist. Da die seele an sich die ala&i]TÜ nicht „hat", bedarf es einer Wesensverbindung zwischen ihr und ihnen, gleich- sam einer brücke , auf der sie zu ihnen hinüberschreiten kann. Diese Verbindung wird nun durch den lebendigen körper her- gestellt. Die körperweit als ganzes ist ja nur ein leib, ja als ein abbild der weltseele trotz ihrer zertheilung in räum und zeit eine substantielle einheit, andererseits ist aber unser leben- diger körper wieder ein bestandtheil unseres aus nus, seele und körper geeinten wesens ; die einzelseele ist demnach gewisser- maßen eines mit ihrem körper , dieser aber wieder mit allen anderen körpern, und aia&rjTÜ sind eben die körper. Die ver- schiedenen wahrnehmungsarten werden nun durch verschiedene körperliche Organe vermittelt, und zwar in jedem falle dadurch, daß das entsprechende organ als ein „7jtq>vnb^ näa%MM die bloße form des Objektes annimmt. Dieses von dem Organe auf- genommene ?28og steht dann wie eine mittlere proportionale zwi- schen dem roijjor, welches die seele als solche „hat", und dem; körperlichen aia&ijTÖv , zu welchem sie hiniibergeleitet werden soll. Seine mittheilung geschieht entweder durch unmittelbare berührung des organes mit dem aiadjjzov , oder durch fernwir- kung des letzteren auf das erstere, in keinem falle durch ein medium. Die möglichkeit der fernwirkung, der unmittel- baren Sympathie des wesensverwandten beruht auf der Zugehö- rigkeit aller dinge zu dem einen weltleibe, die no th wendig- keit dieser erkläruugsweise wird für das sehen (IV, 5) aus- führlich dargethan (das licht, das übrigens nach P. keineswegs ein körperliches medium ist , soll nur in den meisten fällen nö- thig sein, um das positive hindernis des dunkeis zu überwin- den) , und in demselben zusammenhange findet das hören mit ausschluß einer betheiligung des luftmediums eine ganz analoge erklärung (eine etwas andere freilich IV, 6). Eben so wenig erfolgt eine fortpflanzung des eindruckes zu einem centralorgane ; die eine, freilich mehrere vermögen einschließende wahrnehmungs- seele ist als ganze jedem einzelnen organe gegenwärtig, ein je- des ihrer vermögen bethätigt sich aber nur da, oder kann vielmehr seine immer schon vorhandene bethätigung nur da

Jr. 7. 75. Alte philosophie. 461

ollenden (d. h. zu dem ihm entsprechenden alaO>}tüv wirklich i hinüberschreiten"), wo das entsprechende organ in der entspre- i henden weise leidet.

i Lassen wir das nur in diesem leben mögliche und noth- yendige loyi&adai vorerst bei seite , so schwinden Für die er- ienntnis des intelligibeln alle jene Schwierigkeiten, welche die ,yahrnehmungstheorie zu überwinden hatte. Unsere denkseele st ja das intelligible, nämlich der unwandelbar sich selber den- kende löyo^, der wieder ein abbild des ihm übergeordneten sich gelber denkenden vorjpa. oder seines nus ist (IV, 3, 30 und 18)- iVie wir nun immer denken, ohne uns doch immer des denkens gewußt zu sein, so können wir auch wahrnehmen, ohne uns Öier Wahrnehmung bewußt zu werden , und Plotin nimmt mehr- fach gelegenheit, auf die erscheinungen der sogenannten see- ienblindheit aufmerksam zu machen. Wir können uns nach ■ihm nur abwechselnd unserer vorjasi^ und unserer aiödijatig be- rußt werden , und zwar darum , weil das bewußtwerden in der aufnähme des 8iav6t}^a oder des ai'c&tjfia in jenes aus zwei ver- mögen zusammengeschweißte (favxaaiv/.öv , also in ihrem beglei- ,. etwerden von einem ihnen entsprechenden quirraofAu besteht; Vlieses quinaana ist selber aus zweien geeint, denn in den mei- sten fällen schließt sich das cpuiraofia des niederen qsavzaazi/.6v -in das des höheren wie ein schatten an (IV, 3, 31).

Eben diesem vermögen ist dann auch die leistung der e r- nnnerung zuzuschreiben, welche unseren seelen nach ihrer er- üebung aus dem diesseits, ferner der weltseele und den gestirn- lueelen, die ebenfalls weder discursiv denken, noch ein ou- m&T][ta zu einem qänaapLa werden lassen (IV, 4, 8), natürlich Glicht zukommt. Das weltwesen und die gestirne kennen kein doyi^sa&ai , weil sie keine anoQia kennen, keine anoQia aber, weil ihre körper ohne wechselnde bedürfnisse , ihre seelen ohne -'iiffekte sind (IV, 4, 17). In uns menschen aber theilen sich die hffekte, die zunächst in unserem mit der seelenspur begabten reibe erwachen, der seele, nämlich unserem aus der niederen weltseele stammenden aloyov mit (IV, 4, 43), und dieses ist nlemnach in den Zusammenhang des geschehens mit verflochten, der eifAUQfÄiiit] dieser weit mit unterworfen, selber ein theil des Mov geworden. Unsere denkseele jedoch bleibt immer über lag diesseits erhaben und von jeder äußeren beeinflussung frei-,

462 76. Archäologie. Nr. 7

sie selber kennt auch keine dnnoCa, sondern giebt in dem rathe der wesenstheile, aus denen ein jeder von uns besteht, immer sofort den ö^ös' Xöyog ab ; änoQta und dllodo^iu kommen viel- mehr allein diesem v.otvöv zu, in welchem der oqQo^ Xoyo^ r~'~ überstimmt oder überschrieen wird. Indessen braucht doch „der mensch" sich wieder nicht mit dem xonor zu identifizieren,] auch er ist frei, insofern er sich von den niederen wesensmo- menten mehr und mehr absondern und schließlich allein mit dem' (jiXxiGTOv identificieren kann. Die tugend ist also herrenlos, d. h. jedenfalls nicht von der ti/<uQtiir>] dieser weit abhängig, trotzdem aber sollen auch ihre werke irgendwie in das gaDze des weltplanes verflochten sein.

Doch die rücksicht auf den räum zwingt mich , hier abzu brechen, so sehr mich gerade die darstellung der affekteulehre bei Siebeck noch zum Widerspruche reizt. Ich muß in betreff dieser auf meine Plotinstudien von 1883, im übrigen auf deren bald erscheinende fortsetzung *) verweisen. Nur das sei noch hin zugefügt, daß manches, was der verf. bei späteren neuplatoni kern als ein proprium anführt, doch schon plotinisch ist. Dahin gehört, was p. 349 oben über Priscians Wahrnehmungstheorie, p. 350 über die von Jamblich der phantasie zugewiesene stel hing gesagt wird, ferner die definition des bewußtseins bei Plu- tarch , sowie einzelnes von dem , was aus der psychologie des Philoponus mitgetheilt wird. H. v. Kleist.

76. G. Loeschcke, die östliche giebelgruppe am Zeus- tempel zu Olympia. (Programm zur Stiftungsfeier der Univer- sität Dorpat 1885). 15 p. 4.

Wie alle gelegenheitsschriften des geistreichen Verfassers, ist auch diese voll neuer und anregender gedanken. Im allge- meinen schließt er sich an Curtius1 anorduung der giebelgruppe an, mit der von Studniczka vorgeschlagenen modifikation, welche die beiden weiblichen figuren umstellt, sodaß die reicher ge- schmückte frau als die königin Sterope neben Oenomaos zu ste- hen kommt. Dadurch wird dann wieder die Versetzung eines der knieenden pferdewärter wahrscheinlich. Nöthig scheint diese Umstellung nicht, ja wenn die richtung der beine , wie sie

1) Die zuversichtlichkeit dieser ausdrucksweise war leider uh- gegrünrlfit; die Veröffentlichung der seit jähren fertig gestellten fort- setzung wird mir vielmehr in absehbarer zeit nicht möglich sein. H. v. h.

-Nr. 7. 76. Archäologie. 463

Grüttners restauration wahrscheinlich macht , bei den fünf ste- henden figuren darauf geht, daß das rechte bein auf der linken, •umgekehrt das linke auf der rechten seite zur stütze dient, eine Verletzung der Symmetrie zu enthalten. Gestört wird sie frei- lich auch sonst, während die Ordnung von Treu künstlerische jansprüche befriedigt, auch Kekule's Vorschlag, der freilich nicht ^ür ausführbar gilt, gefälliger erscheint. Wenn aber die fund- , angaben richtig sind , und die versuche eine weitgehende Zer- streuung durch die Wirkung des falls zu erklären immerhin mis- . lieh bleiben, steht die reihenfolge der rechten seite fest, und man wird sich die etwas künstliche art, womit Loeschcke die sym- metrische asymmetrie zu rechtfertigen sucht , bis auf weiteres gefallen lassen. Wichtiger ist die deutung , welche der verf. j.jlen bisher unbenannten gestalten gibt. Er sieht, wie die mei- sten erklärer, in den eckfiguren die flußgötter Alpheios und Kla- ; -leos , gewiß mit recht. Ueber die mittlere gruppe besteht kein vzweifel; die knieenden und sitzenden personen benennt er sehr ,ansprechend nach den örtlichen sagen und kulten folgendermaßen : ^auf der linken seite sieht er in dem knieenden mädchen die in Olympia mit dem flusse enge verbundene Artemis, welche aller- dings sehr nymphenartig gebildet wird. Ihre gebückte haltung begründet er durch einen verlorenen gegenständ, etwa ein reh, fjmit dem sie spielte. Dazu mochte vielleicht räum vorhanden Isein, aber die Symmetrie mit dem rechten flügel würde eine -weitere Störung erleiden. Rechts von Artemis erblickt er in dem 'gelagerten jungen manne den seher Iamos , den ahnherrn der "lamiden, welcher das alte orakel der gegend zu pflegen hatte. Es folgen auf beiden Seiten namenlose diener , die mit den pferden ^beschäftigt sind. Nach letztern und der mittelgruppe der sin- 'nende greis, ein hockender knabe, endlich Kladeos. Den knaben ^benennt Loeschcke den schutzgeist von Elis, den dämon Sosipolis, ;iin dem greise erblickt er den hüter des anstoßenden hügels 'Kronion, den alten Kronos selbst.

Schon gegen Sosipolis erheben sich bedenken. Zwar auf

^ler seite des Kladeos wurde er in dem tempel der Eileithyia

f verehrt, aber dieser lag nicht nahe am flusse, vielmehr war er

i:lurch die ganze breite des Kronion von ihm getrennt. Sein

dienst war ein geheimer , er selbst vielleicht gestaltlos oder

schlänge ; denn seine bildung in Elis als eines knaben ist, wie

464 77. Römische geschiehtc. Nr. 7.

die Zusammenstellung mit Tyche und das hoin des Überflusses in seiner hand andeutet, jünger. Aber möglich, ja wahrschein- lich , bleibt die vermuthung immerhin ; denn näher als er wäre nur allenfalls Kronos selbst am Kladeos, und eine Verbindung; beider figuren wird durch die gegengruppe des Alpheios und der Nymphe empfohlen.

Aber unmöglich ist die deutung des greises auf Kronos. Als ränkeschmied würde ihn der künstler nicht dargestellt haben, sondern so wie er im anfang des frühlings gefeiert wurde, als wohlthätiger Spender der fruchte ; er hat übrigens , wenn mau die haltung der hand annimmt, nichts an sich, was auf das aus- sinnen von ranken hinführte, und was die hauptsache ist, in diesem fetten, halb kahlköpfigen manne, dem sprechendsten rea- lismus , zeigt sich kein gott sondern ein mensch , dessen bethei- ligung an der handlung zu errathen bleibt , aber wesentlicher gedacht werden muß als die damit gar nicht zusammenhängende assistenz des abgesetzten vaters im gefolge seines in voller herr- lichkeit strahlenden sohnes.

Myrtilos will der verf. aus dein werke ganz ausschließen, weil die sage in der ältesten gestalt Pelops nicht durch verrath sondern durch die geflügelten rosse siegen läßt, ein beachtens- werther , aber nicht entscheidender umstand. Man weiß nicht, wann Myrtilos verrath in die fabel eingedrungen ist , auf jeden fall vor Euripides Orest ; daß seine figur in Olympia alt ist, beweist der Taraxippos, vielleicht hat dieser den anlaß gegeben ihn mit Pelops zu verbinden.

Wahrscheinlich bleibt also von Loeschcke's vermuthungen die benennung der Artemis , ansprechend die des Iamos , miß- lungen die einführung des Kronos. Urlichs.

77. B. lleisterbergk, name und begriff des ius Ita- licum. Tübingen, II. Laupp 1885. 190 p. 8.

Der verf., der durch seine Schriften über die eutstehung des colonats (Leipzig 1876) und „über den namen Italien" (Freiburg und Tübingen 1881) schon veranlaßt war, sich mit der geschichtlichen entwicklung des begriffs Italien und mit den rechts - und besitzverhältnissen in Italien zu beschäftigen , un- tersucht hier den begriff des ius Italicum in einer weise, die, weil vorzugsweise nach dem Ursprung und namen dieses in den

7. 77. Römische geschichte. 465

Provinzen vorkommenden rechtsbegriffs gefragt wird , wesentlich ieder auf die rechtsverhältnisse des italischen bodens und zwar k seinem Verhältnis zu den provinzen sich bezieht. Die sach- liche definition , welche der verf. von dem ius Italicum giebt, paterscheidet sich von den jetzt herrschenden nicht wesentlich: 3r Savigny'sche bestand theil , daß die italische stadtverfassung iran hänge, wird auch hier abgewiesen und dasselbe bestimmt ks ertheilt nur an eine gewisse , nicht große auzahl von pro- inzialen bürgercolonieen, deren nennung bei Plinius in dem Ugestentitel de censibus verglichen und nach der seite der voll- 'ändigkeit besprochen wird, und bestehend in Steuerfreiheit und ! higkeit des bodens in quiritischem eigenthum zu stehen. In Her klassifikation der provinzialstädte dagegen wird die ansieht, ;a,ß zwischen coloniae immunes und coloniae iuris Italici ein un- ■irschied bestehe, verworfen und bei Frontin (Gromat. vet. ed. iachm. p. 35) gelesen : prima conditio possidendi haee est, ac per "■aliam, ubi nullus ager est tributarius] at si ad provincias respi- '.arnus, habent agros colonicos eiusdem iuris, habent euim 1 tatt et) colonicos, gui sunt inmunes, habent et colonicos stipendia- Vos. Noch mehr aber weicht der verf. von der bisherigen auf- ^tssung in der historischen definition ab. Bisher suchte man en grund des namens in einem rechtsuuterschied zwischen Ita- -en und den provinzen , zu welchem gehöre , daß der provin- -!alboden mit regelmäßiger Steuer belegt und zu quiritischem eigen- 'ium unfähig sei, der italische steuerfrei und in solchem eigenthum ;ehend ; letzteres Privilegium bezeichne speziell das ius Italicum ;nd sei als solches auf provinzialgemeinden übertragen worden, "'.eisterbergk aber sagt: der boden Italiens hatte niemals ein ssonderes recht ; wenn in der kaiserzeit es in Italien keinen jer tributarius mehr gab , so ist dies eine historische thatsache, sicht ein rechtssatz , es konnte in Italien dieselben rechtsunter- ijhiede geben wie in den provinzen. Italien hat überhaupt 'icht eine rechtsgemeinschaft gebildet, aus welcher ein ius Ita- jcum gebildet werden konnte ; ein solches ist ja auch sonst J icht nachweisbar, sondern nur aus jenem ausdruck coloniae iu- 's Italici herausgedeutet. „Das innerhalb der Eubicogrenze ge- -gene später durch Gallia cisalpina vergrößerte Italien war 'ichts anderes als die summe einer anzahl von autonomen rö- mischen bürgergemeinden, deren gebiete unmittelbar aneinander-

4 66 77. Römische geschickte. Nr. 7

stießen. Weder ganz Italien noch einzelne seiner landschaften wurden zu politischen Individualitäten vereinigt : die einzige po- litische einheit war die einzelne gemeinde ; die vielgenannte administrative eintheilung Italiens in regionen durch Augustus hat niemals existiert; nicht Italien hat Augustus eingetheilt nur ein Verzeichnis der italischen gemeinden hat er in abschnitte abgetheilt, weil die in einer einzigen reihe durchgeführte alpha betische aufzählung aller italischen gemeinden die geographische" Übersichtlichkeit hätte vermissen lassen. Auch später bei del einsetzung der iuridici zeigt Bich ein völliger mangel an in sieb geschlossenen festbegrenzten bezirken , an welche sich dieselbe hätte anschließen können". (S. 67 69). Das ius Italicum nur ist nach Heisterbergk nichts anderes als der abgekürzte ausdrucl für ius coloniae Italicae , die colonia Italica aber ist identiscl mit der alten republikanischen bürgerkolonie , welche italiscl' heißen kann, weil sie thatsächlich, da Karthago und Narbo ball wieder als kolonieen eingingen, auf Italien beschränkt war. "VW ihr unterscheidet sich wobei natürlich Vell. 1, 15 verwerthe wird die militär- oder kaiserliche veteranenkolouie , welchi dann die form der provinzialkolonie wird. Die letztere ist ir ihrem rechte geschmälert, ihr boden ist nicht steuerfrei und nich zu quiritischem eigenthum fähig. Die alte bürgerkolonie dage gen konnte gar nicht anders als diese eigenschaften haben ; den der zu ihrer gründung eingezogene boden war quiritarisches ei genthum des 3taats (p. 95) und die in die kolonie geführtet bürger mittheilhaber an diesem eigenthum. Anders lag die saclu schon in der republik bei einzelassignationen; diese hatten nich wie die kolonieen einen staatspolitischen zweck , sondern warer nur eine largitio und brauchten jene rechte nicht zu haben; die art der einzelassignation wurde bei den militärkolonieen ange wandt ohne Steuerfreiheit und fähigkeit zu quiritischem eigen thum. Einzelne von diesen militärkolonieen in den provinzer konnten aber diese Vorrechte verliehen bekommen , sei es be: ihrer gründung oder später, so daß sie den italischen kolonieet gleich wurden. Die konsequenz ist, daß eigentlich das mit im Italicum bezeichnete auch bei koloniegründungen in den provin zen das normale hätte sein sollen , das thatsächlich vorhandene recht der mehrzahl der provinzialkolonieen eine beschränkung des normalen war; diese beschränkung hängt aber nicht ad

fr. 7. 77. Römische geschickte. 467

^rovinzialboden sondern daran, daß diese kolonieen vom kaiser- chen willen abhingen, der ihnen nur ein beschränktes recht be- 'illigte. Ich beschränke mich darauf, die wesentlichsten punkte ieser aufstellung zu besprechen, und zwar polemisch; denn die yjhrift macht zwar manche bisher nicht beachtete momente be- ierklich, ist überhaupt anregend geschrieben und auch hinsicht- -Ich der interpretation einzelner stellen bemerkenswerth , aber Ms resultat halte ich nicht für richtig. Es ist zuzugeben, daß ine direkte klare rechtsbestimmung , daß der provinzialboden ,on dem italischen in der angegebenen weise verschieden sei, i.icht existiert , und daß das ius Italicum in der gewöhnlich an- genommenen bedeutung eben aus dem namen jener privilegierten jOlonieen erschlossen ist, allein dieser schluß wird durch die hi- ;torischen Verhältnisse durchaus unterstützt. In Italien wurde gegenüber den überseeischen provinzen in der republik der .irundsatz festgehalten, daß bei einverleibungen von gemeinden ;i den römischen Staat die personen in das römische bürgerrecht md der boden in den ager Romanus eingehe , daß darnach «im census die leistungen geregelt werden, und daß eigenthum c iure Quiritium bestehe. Ebenso ergab es sich, daß, wenn rö- mische bürgerkolonien in Italien gegründet wurden , sie ihren irund und boden unter den bedingungen eines ager censui cen- \:',ndo erhielten. Es ergab sich dies aber einfach aus den vor- ussetzungen einer kolonie und nicht etwa, weil das Staatseigen- tum , auf dem sie angesiedelt wurden , quiritisches eigenthum gewesen wäre (p. 95 s. ob.); die Juristen werden nicht aner- kennen, daß man dem Staat überhaupt quiritisches eigenthum ,aschreiben dürfe. Der Staat hat nicht solches, sondern er schafft )3, indem er römischen bürgern land zu eigenthum giebt, und her das staatseigenthum wird nicht ex iure Quiritium, sondern mit- dst der administrativjustiz entschieden. Ein rechtsunterschied zwi- ^hen einzelassignation und koloniegründung bestand hierin nicht; er 1 1 nicht nachweisbar und wäre nicht zu begründen gewesen ; denn ie auf parzellen angesiedelten bürger und bürgergruppen waren in derselben politischen absieht in Italien verwendet wie die kolonieen. -eder einzelne römische bürger in Italien hat also ein anderes an- seht an seinen boden als der unterthänige provinziale, und diese ehandlung der dinge wurde genau soweit ausgedehnt, als der be- ruf Italien jeweilig reichte. Durch konsequente anwendung

468 77. Römische geschickte. Nr. 7.

dieser grundsätze ist es allerdings dabin gekommen, daß zwischen italischem boden als im eigenthum römischer bürger, kolonisteu oder municipalen, stehend und unterthänigem provinzialboden ein unterschied sich herausbildete, der nicht bloß historische bedeu- tung hatte. Wenn einzelne römische bürger grundeigenthum in den provinzen erwarben , so erwarben sie es unter den be- dingungen , unter welchen es die provinzialen selbst besassen. Die frage, ob Italien im übrigen eine rechtsgemeinschaft bildete, kommt dabei weiter nicht in betracht; übrigens ist auch hier der Standpunkt Heisterbergks nicht anzuerkennen : die augustei- sche regioneneintheilung setzt eine bestimmte abgrenzuug Italiens voraus und kann nicht einen bloß schriftstellerischen charakter gehabt haben, denn die bezirke, welche später für verschiedene zwecke gebildet wurden, waren zwar wechselnd, aber sie wur den nach regionen bestimmt ; also war dies ein fester admini strativer begriff. Endlich ist eine weitere grundlage, welche Heisterbergk sich schafft, ebensowenig anzunehmen. Derjenige unterschied , welchen er zwischen republikanischen und kaiser liehen veteranenkolonieen macht, bestand nicht. Der republika- nische kolonist steht der lex, vermöge deren er angesiedelt wird gerade so gegenüber, wie der spätere in einer provinz angesie delte veteran, gleichgültig, ob er effektiv dabei mitstimmt, odei ob es eine lex data ist ; er hat die bedingungen anzunehmen die sie ihm anweist. Es wäre nun möglich gewesen, allem füi bürgerkolonieen in anspruch genommenen provinzialboden aul gesetzlichem wege dasselbe recht wie dem italischen zu verlei hen, aber es ist dies eben nicht geschehen ; denn daß die mehr zahl der provinzialkolonieen die rechte der italischen gemeindec an dem boden nicht hatte, ist eine auch von Heisterbergk nichl bezweifelte thatsache. Es heißt aber das natürliche Verhältnis voll- ständig umkehren, wenn man aus dem übrigens, wie gesagt selbst gemachten begriff der republikanischen kolonie ablei- ten will , daß das recht einer kleinen minderheit das normale das der mehrzahl eine beschränkende modifikation desselber wäre. Es wird also wohl richtig sein zu sagen, daß das iik Italicum nicht bloß das recht einer italischen kolonie, sondern dai aller römischen bürger in Italien an ihrem boden und von rechtswe gen nur der römischen bürger in Italien bezeichne und somit als an italischen boden haftend angesehen werden könne. E. H,

r, 7. 78. Römische geschichte. 469

78. W. Sieglin, karte der entwickelung des römischen

iches. Leipzig, Schmidt und Günther, 1885.

Die Sieglin'sche karte erscheint als Separatabdruck aus der ^mischen kaisergeschichte von Duruy-Hertzberg. Sie zeigt sich

s eine recht brauchbare, wissenschaftlich genaue graphische dar- ! eilung des anwachsens der römischen macht. Sieglin theilt •!e römische geschichte bis zur theilung Diokletians in acht pe-

oden, für jede verwendet er ein anderes kolorit. Das ist ein !ücklicher gedanke, auch sind die abschnitte passend gewählt, ioch ist immerhin bedauerlich , daß die zahlen der einzelnen Werbungen auf der karte fehlen. Zur gedächtnismäßigen ein- '•ägung gehören einmal feste daten, zumal für schüler, denen !a? abdruck ja besonders zu gute kommen soll. Jetzt muß

an in den erläuterungen nachsehen, um die genaue zeit zu er- 'hren, praktischer stände diese neben dem namen der landschaft

if der karte. Der stich würde dadurch nicht sonderlich über- Men, da überhaupt mit orts- und völkernamen gar sehr ge- bart worden ist. Auf dem sonderkärtchen der provinz Achaia,

if dem meines wissens zum ersten male alle civitates foederatae 'iid liberae dargestellt sind, sind ja mehrfach historische bemer- jangen aufgenommen,

^ Auf acht seiten text sind ferner die alten quellen angege- aus denen sich die ansetzungen der karte rechtfertigen. ißi ihrer prüfung finde ich nur wenig zu erinnern, was hier siinen platz finden möge.

Daß die Conii (p. 1) als früher karthagische unterthanen römischen provinz einverleibt wurden, wird aus Polyb. X, 7 l'icht geschlossen werden dürfen. Denn hier steht nur: ijvgiaxs | icipio) zag pisv 8vvd[AEig zäv Kag%r]8ovimv slg zgla fiSQtj Sirjgq- t wag <av Mdy w va fxsv invv&dvszo 8 tat g s iv ivzbg Hga- \hetmv ßztjlöov iv t olg KovCoig ngoaayogsvoiidi>oig,

■ödgoißav 8s zbv riöacovog nsgl Tdyov nozapov azo/ia ytazd I v Aovaizdvqv , zbv 8"1 ezsgov 'doSgovßav noXiognsiv rivd itöliv i zolg Kagntjzavolg. Die gegend der Tajomündung war des-

ilb noch nicht karthagisches land , weil Hasdrubal dort stand, ; »ensowenig das gebiet der Konoi durch die anwesenheit Magons.

rohl aber folgt ihre frühe Unterwerfung unter Rom aus Ap- ] an VI, 57: Aovaizavwv oi im &dzsga zov Tdyov nozafioii xa-

Ivot 'PmfxaCoig TtSTtolsixTjfisvoi .... Kovviovg inbg&ovv, o'i 'Pa>-

Philol. Anz. XVI. 31

470 79. Miscellanea. Nr. 7

fxaioig tjßav vntjxaoi. Die Carnutes der karte sind auf p. 2 Carnuteni genannt ; letztere form (wohl aus der Plinius-variantt stammend?) ist vom übel. Auf derselben seite soll das Po-t lybios-citat für die Deciates (vielmehr Decietae , die karte ha< Deceates) heißen XXXIII, 8. Auf p. 4 unter Athen steht! als citat Liv. XXXIII, 10, 11 statt 30, 11. Gleich darauf isi statt Polyb. XXX, 21 zu lesen 18, wie bald richtig citirt ist! Auf p. 6 sind die Bastarni in Bastarnae zu verwandeln, wW die karte bietet. Hat Sieglin die form vielleicht aus Eutrop'r Das Eichert'sche lexikon führt den bei letzterem vorkommender dativ Basternis fälschlich auf Basterni zurück. Auf derselben seite werden zum beweise, daß Rhodos unter Claudius und Ve- spasian zur provinz gemacht sei, zwei stellen aus Diodor und Sueton citirt. Diesen scheint aber das kurz vorher augeführte citat aus Plinius zu widersprechen, da es hier heißt : pulcherrima et Hb er a Rhodos (die insel) .... habitata urbibus Lindo Gm miro lalyso nunc Rlwdo. Aufgelöst wird der Widerspruch erst durch Tacitus, welcher berichtet (Ann. XII, 58) : redditur Rhodiit libertas , ademp t a saepe aut firmata, prout bellis externis meruerant aut domi seditione deliquerant. Diese stelle vermißt man ungern. Endlich steht auf p. 7, um mit einem derben druckfehler zu schließen, Pontus Polemanianus.

M. Erdmann.

79. Dr. Michael Gitlbauer, philologische streifzüge 1. liefg. Freiburg, Herder 1884. I. Der viqdvfiog vnvog bei Homer. P. 1—30.

In der absieht, die etymologie und bedeutung des adjeetivs v)]8vuo< festzustellen , geht der Verfasser in der ausführlichsten weise auf die Schilderung des Inrog bei Homer ein: er unter- scheidet die stellen, in welchen der gott selbst auftritt, und die- jenigen, in welchen seine gäbe, das 8ö>qov vrcrov, erwähnt wird, auch in den letzteren vielfach noch die bezeichnung eines per- sönlichen Hypnos annehmend ; dieser ist ihm aber alsdann, wenn er sich auf die augenlieder setzt oder über die äugen ergießt, nicht sowohl eine anthropomorphische persönlichkeit als vielmehr „ein ätherisches wesen". Mit ausscheidung der rein quantitati-i ven epitheta wie nolvg etc. zerfallen , nach der ansieht Gitl- bauers , die eigenschaften , welche dem vnvog beigelegt werden

r. 7. 79. Miscellanea. 471

zwei gruppen, in solche, welche die annehmlichkeit, und in solche,

eiche die macht desselben veranschaulichen; der letzteren

lasse weist er trßvpog zu, hauptsächlich aus dem gründe, daß

gott sich nicht selbst „lieblich" nennen könne, II. XIV, 253,

(dann wegen der tautologie, die, bei dieser bedeutung, in der

jrbindung mit fjdtat.og und ylvxvg Od. XIII, 79, Hymn. IV

III) 170 entstehen würde. Mit abweisung aller bisherigen er-

?.ärungen des worts findet er, daß die bedeutung „unwidersteh-

;h" überall passe, und demzufolge leitet er die schlußsilben

fiog von dem stamm däf.i-nj-fii ab , für die Verwandlung des

d in v allerdings kein anderes beispiel beibringend als ayvQig

|= avvodog neben ayagQig (= a&goiaig, bei Hesychios); und

Sjiraus geht für ihn , mit dem verneinenden vq an der spitze,

e bedeutung invictus unbesiegbar hervor, die er dem worte

ich in der Zusammenstellung /.wvau rtjdv/Aog Hymn. XIX (XVIII)

3 beilegt, welches er in diesem falle durch hinreißend, bezau-

jrnd wiedergiebt. Durch seine erklärung glaubt er „diese

smx interpreturn ein für allemal beseitigt" zu haben.

Ich finde gleichwohl, daß gegen die von Gitlbauer vorgebrachte

bleitung schwere bedenken vorliegen. Der Übergang des a in v

iheint mir nicht so erwiesen, wie er es annimmt, besonders da

jben äddfjiaßTog und a8äixarog die form adafAog angeführt wird,

I ich deren analogie man bei der Zusammensetzung mit vi]- doch

I ohl auch vrjdauog erwarten müßte. Allerdings giebt Gitlbauer jtdbst an, daß „die differenzierung der bedeutung vielleicht den Localwechsel verursacht habe", aber diese differenz ist bei ä8a-

PS nicht vorhanden, es ist eben so passiv, wie es vijdvfiog bei veser ableitung sein würde. Auch wird schwerlich die muse bs Pan, selbst von einem Verehrer, der ihm einen hymnus wid- mete , unwiderstehlich , hinreißend , bezaubernd genannt worden .Ein; das entspricht wenig der Charakteristik des gottes und idner musik. Zu diesen bedenken rechne ich übrigens nicht anrnal den umstand, daß durch ein seltsames zusammentreffen Ifäben vfjdv/xog dem vnvo^ auch das eigenschaftswort ijdv[A.og bei- ageben wird Hymn. III (II) 241. 449, was einige kritiker und jrausgeber bewogen hat , auch in der Iliade und der Odyssee

I I berall jenes in dieses verwandeln zu wollen.

[) Das v in der zweiten silbe des vielbesprochenen worts iheint mir seine abstammung von 8va> in der einleuchtendsten

8i;

472 79. Miscellanea. Ni 7J

weise zu kennzeichnen. Nur wird man nicht an Aristarchs auf- fassung „etwas , aus dem man nicht herauskommen kann" fest- halten dürfen, die bei der nebenstellung von rtjyQszog Od. XIII, 79 eine tautologie herbeiführen, bei der Verbindung mit fiovna unbegreiflich bleiben würde, besonders aber, wie Gitlbauer rich- tig bemerkt, deshalb nicht statthaft ist, weil övco nicht in deim sinne von sxdvco genommen werden kann, endlich aber, was mir die hauptsache zu sein scheint, die form ti/Övrog erfordern müßte, wie der vergleich mit äSvTog , aßarog , dvfxdorog, 8vgXvTo>,- und mit andern ableitungen von verbis puris beweist.

Aber es ist eben auch noch eine andere deutung möglich.

Homer nennt den schlaf auch fiaXnxbv xcöjw«, II. XIV, 358, Od. XVIII, 201, in das der gott die von ihm begünstigten oder beschenkten einhüllt (xcOvitrei) : er läßt ihn sich auf die äugen und die geisteskräfte hl cpQtaCt, senken, II. XIV, 165, die sinne betäuben, voor sls^a sagt Hypnos selbst, II. XIV, 253, aber er bleibt auch in diesem falle nur dfiqt%v&£Cg, eben da, d. h. also um den körper oberflächlich herumgelegt, als ein einhüllendes paluy.i)r xä/iu. Alle diese thätigkeiten und fähigkeiten vernich- tet dagegen sein zwillingsbruder Thanatos gänzlich , der , weil er sie und den körper durch und durch in völlige Starrheit ver- setzt, darum II. XI, 241 der %ähxeog vnvog , der alles in eine wie erz feste masse verwandelnde schlaf genannt wird. Die Wirkung des bloßen schlafes, wie sehr sie auch äußerlich bewe- gung und Wahrnehmung fesselt (hitdijae, Od. XXIII, 17), läßt die functionen der innern organe des körpers, z. b. des herzens, und das weiterleben der seele namentlich in den träumen unbe- rührt, dringt mit einem worte in das innere nicht ein, sich auf' die äußere hemmung beschränkend. Im gegensatze zu dem tode, der alles, auch das innere leben zerstört, kann der schlaf wohl mit dem stehenden beiwort tijdvfAog = enx tigdvmr sig to hihi, der in das innere nicht eindringt, nur eine äußere hülle des leibes und der seele bleibt, genannt worden sein. Die endung fjiog der verbalia ist überwiegend activ. Die uuvan itjdvfiog des Pan in dem hymnus würde dann nicht eine alles bezaubernde musik sein, wozu das dabei gebrauchte participium (Iüvqwv , das sonst nur von kinderspielen gesagt wird, II. XV, 364, schlechterdings nicht paßt, sondern im gegentheil eine nicht tief ergreifende, nicht zum herzen dringende, eine nur leichte und oberflächliche

7. 79. Miseellanea. 473

ik sein, dem vögelgezwitscher vergleichbar, 16, wie sie der

ansflöte allein zugeschrieben werden darf und dem 8ai'(ioav cpi-

mngoTog, 2, zukommt, und auf welche advqmv tändelei treibend

fenbar hinweist; denn was von dem ländlichen gott so hinge-

«häkert wird, kann wohl ein flacher Ohrenschmaus, nimmermehr

rjrzbewältigend und tiefeindringend sein. Das mit vnvog ver-

undene vrjdvfjiog könnte demnach passend mit sinneinlullend

[jiier sinnebetäubend , das wh fjovau verbundene durch ohrum-

; tuschend, gellend, übersetzt werden.

Im übrigen ist die abhandlung Gritlbauers, wegen der voll- .ändigen Zusammenstellung der beispiele, sowohl für das wort [fu'Ot; wie auch für vijövuog , eine anerkennenswerthe lexikogra- ![hische leistixng. Ich hebe noch eine stelle aus, in welcher der Verfasser das rechte getroffen zu haben scheint, welche aber I; agleich eine probe und eine Vorstellung geben kann von der I 'enig gewählten ausdrucksweise, in die er hier und da verfällt. iWäre Od. X, 548 nicht (pujxizi vvv svSovzsg dcotelzs ylvxvv wivov) , würden wir uns vielleicht für die beiden verba doorsoa »üd lavw mit der bedeutung schlafen beruhigen können; liegen des in jener stelle vorangegangenen sv8ovrsg wird die ftutologie unerträglich. Es bleibt daher nichts übrig als auf r ie der etymologie der beiden verba entsprechende grundbedeu- ijng zurückzugehen, welche wegen ihres Zusammenhanges mit ' t](Ai und ticotog oder dmzov („das flockige, die wolle") keine indere sein kann als „wehen , blasen". Nun stellt Homer ipas schlafen als ein eingehülltsein des schlafenden in das yäfia dar; dieses dcögov vnvov = vnvog wird an andern i teilen als etwas concretes, man möchte fast sagen, als etwas iinnenfälliges geschildert. In diesen beiden verben daTsw knd lai/w ist nun ausgedrückt, wie der schlafende gegen dieses ; oö/ua oder gegen den hypnos selbst reagiert ; dadurch nämlich laß er das xco/xa oder den hypnos, die ihn ganz einhüllen und in ihn eindringen, seinerseits aushaucht, aus sich herausbläst. hifit andern Worten, wir haben es hier mit einem poetischen er- >. därungsversuch des Schnarchens zu thun , welches also nichts iinderes ist als das durch das fortwährende herausblasen der i chlafsubstanz entstehende geräusch". Wenn das der sinn ist, genügt es doch wohl, evdovieg dcoTsh ykvxi/p vnvov einfach durch

474 79. Miscellanea. Nr. 7.1

„schlummernd den süßen schlaf hoch (oder laut) ausathmen" zu übersetzen.

II. Die elemente der griechischen chorstrophe. P. 31 57. Der Verfasser unternimmt es , den definitionen der alten

metriker folgend , das verhältniß zwischen negCodog, ^.s7qop, <m- %os (der meistens weiter nichts ist als das in einer zeile ge- schriebene (ahtqov), 7jiAtatC%ior , xwXoi' (oder damit gleichbedeu- tend nofifia) festzusetzen, und hat es daher hauptsächlich nur mit der abgrenzung dieser termini technici zu thun ; er stellt schließlich ein Schema auf, in welchem der mgCodog das (Usrßoi',| diesem wieder die nä).a untergeordnet erscheinen ; wie in unseru büchern die verse gedruckt werden, ob in metris oder aber die in den handschriften üblichen xcSA« wiedergebend , erklärt er für gleichgültig. Die ausdehnung des metrums hat, nach seiner i Untersuchung, im laufe der Zeiten zugenommen-, er glaubt, sie auf 36 moren beschränken zu müssen; unter den metris unter- scheidet er [lovoxml.a, Sixeola, zgixcoXu, was darüber hinausgeht,, sind vTiigfietgu tsigiixmXu etc. Eine nsgtobog aavv&srog bildeni nur die [nizga uovöxcala, alle übrigen eine negiodog avr&siQg.\ In der bestimmung der enden der xegioöoi folgt er den von Böckh angegebenen kennzeichen. Hier und da den annahmen Westphals entgegentretend , dem er einmal ein mißverständniß, ein andermal (p. 42) die fälsch ung einer stelle des scholiasten zum Hephaestion vorwirft, weicht er auch in einzelnen fällen von der ansieht desselben in bezug auf die Ictus der xöj).a (oder noSeg avv&etoi) ab: diese sind für ihn daktylische, wenn sie den, hauptictus auf der länge des ersten fußes (gleichviel von welcher messung) , iambische , wenn sie ihn auf der zweiten , päonischc, wenn sie ihn auf der dritten länge haben ; statt der striche führt er dabei die den alten üblichen punkte ein. Er verspricht, diese rein theoretischen anschauungen an chorgesängen praktisch deutlich zu machen ; mit welchem erfolge, wird man erst über- sehen können, wenn diese Veröffentlichung stattgefunden haben wird, für die er übrigens selbst nur eine subjeetive Wahrschein- lichkeit beansprucht, und zu der diese abhandlung als einleitung zu betrachten ist.

III. Textkritische forschungen über Cäsars bellum Gallicum p. 59—80, heft 2. P. 81 122.

Der versuch Gitlbauers, dem von ihm für schwerkrank ge-

tfr. 7. 79. Miscellanea. 475

laltenen Cäsar mit dem amputirmesser beizukommen , habe ich m zweiten heft des fünften supplementbandes zum Philologus lachdrücklick abwehren zu müssen geglaubt.

IV. Porphyrions Horaztext. (Heft 2). P. 123—141. Gitlbauer glaubt , daß Porphyrion hier und da einen von •lern heut gangbaren wesentlich verschiedenen text des Horaz W" sich gehabt habe. Er sucht das an zwei beispielen zu zeigen. In der sechsten ode des ersten buchs findet er in der sum- tnarischen inhaltsangabe des commentators eine andeutung, welche ch ganz und gar nicht daraus abnehmen kann, daß Horaz sein gedieht mit der Strophe Quis Martern etc. angefangen habe. [Durch diese Umstellung , meint er , werde in der that ein bes- iserer Zusammenhang hergestellt: auf die an den eingang ge- brachte frage: Quis Martern digne scripserit^ antwortet dann nämlich mir scheint das äußerst prosaisch die zur zwei- ten gemachte erste Strophe : das wird Varius thun ; und an das ■)ios der bisherigen zweiten, nunmehr dritten Strophe schließt sich Sodann ohne trennung das nos der fünften an. Von dieser an- -ichauung ausgehend, formt er den text des Porphyrion, um ihn derselben besser anzupassen , anders um , als er bisher gelesen jflnirde , sich so den beweis , den er noch nicht zu haben offen- bar damit eingesteht, erst dadurch verschaffend. Ich habe in |*dem gedieht den Zusammenhang nie vermißt. Was in den drei Ersten Strophen allgemein über den unterschied der epischen ge- wichte Homers und der tragischen dichtung einerseits und der aescheideneren lyrik andererseits gesagt wird, führt in der vier- :en und der fünften der dichter an einzelnen aus Homers ge- längen und aus seinen eignen poetischen versuchen entnomme- nen beispielen aus , in dieser specialisirung die früheren allge- meineren äußerungen knapper und zugleich anschaulicher gegen- überstellend. — An dem quis Martern digne scripserit konnte -Varius sicherlich keinen anstoß nehmen •, denn das bedeutet non "'adle quis scripserit (wie Od. I, 24 quis desiderio sit pudor aut \nodus tarn cari capitis) und kann demnach gerade sehr gut auf -les Horaz' eignes eingeständniß der Unzulänglichkeit bezogen : werden. Gitlbauer beschenkt uns für dieses gedieht auch MJÜt einer conjeetur: er will im zweiten verse , um dadurch zu- ! gleich die emendation aliti zu vermeiden, lesen : Maeonio carminis 'dlite d. h. Homericis auspieiis. Aber dann würde Horaz wohl,

476 79. Miscellanea. Nr. 7.

wie Od. I, 7, 27, auspiee gebraucht haben, ganz abgesehen da- von, daß ohne senex (Ov. A. amat. II, 4) oder vates (Ov. Trist. I, 6, 21) Homer wohl nirgends schlechthin Maeonius genannt wird , Maeonium Carmen dagegen auch bei Ovid (Ex Ponto III, 3, 31) vorkommt.

Etwas glaubhafter erscheint auf den ersten blick , weil auf wirkliche worte des Porphyrion gestützt, der zweite versuch des Verfassers nachzuweisen, daß dieser alte ausleger einen andern; Horaztext vor sich hatte als wir. Weil derselbe zu IV, 11, 20 anmerkt: Ad mulierem loquitur, cujus nomen non ostendit; significat autem amari ab hac Telephum puerum , quem jam alia occupaverut, zerlegt Gitlbauer diese ode in zwei besondere gedickte , deren zweites er eben von dem 20. verse anfangen läßt, da ja in der ersten strophe Phyllis genannt sei. Dieses zweite gedieht IIb, die verse 20 bis 36 umfassend, soll nun an Lydia gerichtet sein , gleichsam eine fortsetzung von III, 9 , und zum vierten buch gehören, während IV, IIa, die verse 1 19, dem dritten buch eingereiht werden müsse. Für diese einreihung bringt er auch eine metrische begründung bei. Nach seiner Untersuchung wendet der dichter die vo/ai] xaru tqItov t QO%aiov im sapphischen verse in der blüthe seines Schaffens selten, im dritten buche gar nicht, erst im vierten buche und im carmen saeculare wieder und noch sehr viel häufiger als im ersten und zweiten buche an, so- mit den früheren „puristischen Standpunkt aufgebend". Da nun IV, IIb vier fälle dieser cäsur, IV, IIa keinen einzigen fall aufweist, so gehört jenes dem in der behandlung der form laxe- ren vierten buche, dieses dagegen der höhe seiner dichterischen thätigkeit an. Auch wegen der erwähnung des Maecenas will Gitlbauer IIa durchaus dem dritten buche zugewiesen wissen, weil es nicht passend erscheine, daß dieser, nach der erkaltung der freundschaft des Augustus für ihn, in einem buche genannt werde, das auf besonderen antrieb des kaisers zusammengestellt worden ßei : ein urtheil, durch welches er den charakter des dichters noch weniger günstig erscheinen läßt, als man ohnehin schon gewöhnlich annimmt.

Aber wie , wenn die worte Porphyrion's eine andere deu- tung zulassen?

Weil Horaz in der fünften strophe von Maecenas' geburts- tag gesprochen hat, über den der leser oder zuhörer die Phyllis

r. 7. 79. Miscellanea. 477

st aus den äugen oder obren verloren haben konnte , ist es

führ wohl denkbar, daß der commentator zur sechsten Strophe,

Vitine mit ihr ein neues gedieht zu beginnen , anmerken wollte :

. oquitur ad midierem , er wendet sich jetzt wieder zu dem mäd-

ien cujus nomen non ostendit = cujus nomen manifestum non red- m oder cujus fictum est nomen, zu jenem mädchen, das trieb unter Jem ihm gegebenen poetischen namen Phyllis verbirgt. Denn :as kann man nach Vergil's Vorgang Ecl. III, 48 und nach Itartials nachfolge X, 81. XII, 65 mit Sicherheit annehmen, caß Phyllis nur ein fälschlich beigelegter name sein wird. ij Diese auffassung halte ich für die richtige, und damit fällt »ann die ganze Zerlegung des gedichts ; es bröckeln auch ver- miedene stücke von dem kleinen liebesroman ab, den Gitlbauer iwischen Horaz , Lydia und Telephus spielen läßt; es ist doch > Schwer anzunehmen, daß der dichter der Lydia sagen sollte i ii'elephum, quem tu petis, oecupavü puella, da man au I, 13 deut- sch sieht , daß er sie besessen hat , und nicht minder seltsam, »aß Horaz sie nur seine letzte liebe nennen sollte, da sie doch ijiine seiner ersten gewesen zu sein scheint. Dagegen bleibt von •.er abhandlung die statistische aufnähme der von Horaz im fiaphischen verse gebrauchten cäsuren bestehen , die an sich in- teressant genug ist, wenn sie auch für zwecke der kritik keine ausbeute liefern sollte.

( V. Die geographie des Kyklopenlandes p. 143 160. \ Der Verfasser geht von dem verse IX, 141 Ntjcog sneit* iiluxt7a aus, den er wegen des msizü, das sich deutlich an vor- angegangene glieder einer Ortsbeschreibung anschließen müsse, ijlie hier fehlen , nicht an seinem rechten platze angebracht fin- det ; er will daher die ganze stelle versetzen , wohin, läßt sich uoch nicht mit gewißheit voraussagen , da der aufsatz im zwei- ten hefte noch nicht vollendet ist. Nebenbei sollen die verse 113 und 114, 117, 143, 166 und 167, 183b und 184a (wofür <ßr eingesetzt haben will

vxpqkov, däyvrjoi xar7]Qsqiig '

u[i(j)i 8 ay' avXtj) s ferner 239 als unecht und in Widerspruch mit anderen stehend völlig fortfallen; sodann ändert er V. 431 in folgender weise

nXrfar, insGOVfxti'Ov 8s \mv sfißaXs irjXoßi nowicp wegen des unstatthaften zylov der ausgaben, an allen andern

478 80. Sammelwerke. Nr. 7.

stellen, wo dies steht, ttjIu&i ohne weitere änderungen einsetzend. Man sieht aus diesen proben, daß der rothstift, der in Cäsars Commentarien geschaltet hat, noch lange nicht verbraucht ist.

Wenn ich auch mit den ausführungen Gitlbauers in den meisten fällen nicht habe einverstanden sein können , das eine muß ich ihm lassen : er reitet nicht auf ausgetretenen bahnen umher, sondern schlägt überall neue wege ein. Es ist dies das beste mittel , sich bekannt zu machen. Ich bin überzeugt , die Streifzüge werden viel gelesen werden; wegen der eingeflochte- nen gründlichen Untersuchungen und wegen der darauf verwen- deten ernsten arbeit verdienen sie auch alle beachtung , selbst wenn man die vom Verfasser daraus gezogenen oft höchst ge- wagten Schlüsse nicht billigt. Schaden werden diese hoffentlich nicht viel anrichten; aber die sorgfältige erwägung mancher seiner bezweiflungen und einfalle kann , auch bei ihrer ableh- nung, vielleicht nutzen bringen. H. J. Heller.

80. Kleine philologische schritten von Theodor Bergk. Herausgegeben von Rudolf Peppmüller. I. bd. Zur rö- mischen literatur. Mit Bergks bildniß. Halle a/S. , verlag der buchhandlung des Waisenhauses. 1884. VI u. 718 p. 8.

Das vorliegende buch, welches durch verschiedene umstände hier später zur anzeige gelangt als es seiner bedeutung entspricht, ist schon an anderen orten als ein hervorragendes denkmal hin- gehendster pietät des herausgebers für seinen verewigten lehrer mit recht bezeichnet worden , nicht minder groß ist aber der gewinn, welcher der Wissenschaft aus ihm erwächst. Denn erst durch das zusammenfassen der überall verstreuten , aber densel- ben gegenständ betreffenden Schriften und aufsätze wird das zu einem leicht zugänglichen gemeingut , was früher nur dem spe- zialforscher und auch diesem nicht immer ohne mühe zu geböte stand , wie denn einige von Bergks abhandlungen zumal die hallischen Stipendiatenschriften nach dem Vorwort kaum noch zu beschaffen, andere, wie das Hallesche programm vom 4. mai 63 über Atilius Fortunatianus und die tradition der grammatiker hinsichtlich des s. g. vierzeilengesctzes , dessen Wiederabdruck leider nicht in den plan dieser Sammlung paßte , nach Bergks eigener beobachtuug (p. 671) zu wenig bekannt geworden sind. Aber der herausgeber bietet nicht bloß ein übersichtliches, wohl-

Fr. 7. 80. Sammelwerke. 479

eordnetes und zuverlässiges hülfsrnittel, wie es wohl mit einigem

ammelfleiße und der erforderlichen sachkenntniß sich zusam- menstellen läßt: er geht weit über das auf dem titel verheißene hinaus, giebt eine reihe werthvoller oder doch beachtenswerther

aedita , macht durch äußerst verdienstliche register (wort- und Sachregister sowie Stellenregister), durch herstellung einer gleich- mäßigen citirmetliode im Plautus , durch zahlreiche literarische

achweisungen das dargebotene leicht benutzbar und liefert end- lich durch ein verzeichniß von Bergks philologischen Schriften ;p. IX XXXII) den fundamentalen theil für die biographie ei- . es gelehrten , dessen leben kämpf und arbeit war. Ich kann :S allenfalls an der von mir besorgten herausgäbe des achten i andes von Gottfried Hermanns Opuscula ermessen, welcher : eiß und welche hingebung dazu gehört , eine leistung wie die ^eppmüllers fertig zu stellen und ich darf darum wohl meine reude darüber aussprechen , daß die in ihr bewiesene opferwil- igkeit in dem erfolge , ein mustergültiges werk geschaffen zu [iiaben, den wohlverdienten triumph feiert.

Wenn man das verzeichniß von Th. Bergks philolologischen chriften durchblättert, so weiß man nicht, was man mehr be- wundern soll , ob die rastlosigkeit seines heißes oder die ergie- ngkeit seiner productivität, sein immenses wissen oder die viel- eitigkeit seines iuteresses. Von seiner ersten schrift, einer ge- »urtstagsgratulation an G. Hermann im namen der griechischen jesellschaft, betitelt Commentatio de fragmentis Soplioclis, aus dem ahre 1833 bis zu der letzten bei seinen lebzeiten erschienenen .bhandlung Zur aristotelischen politik der Athener, Rhein, mus. :. f. XXXVI, p 87 ff. vom jähre 1881 ist es eine folge von >02 publicationen , deren chronologisch geordnete und, wo es monymität oder pseudouymität der betreffenden artikel erforderte, üit den authenticitätsnachweisen versehene titel uns einen über- ilick des ganzen feldes gestatten, in dem sich Bergk freiwalteud )ewegte , auf einigen gebieten wie im Pindar und den lyrikern spochemachend , auf anderen, wie im Aristophanes , Theokrit, Dlautus, in der literaturgeschichte und in den inschriften bedeu- end und hervorragend, stets aber anregend, fördernd, belebend, mmer geistvoll und selbständig. In dieser letzten beziehung uat Bergk geistige Verwandtschaft mit Gottfried Hermann, von lern Aug. Seidler sagte , Hermann hat immer etwas", während

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dieser über jenen urtheilte „Seidler knaupelt so langb an einer stelle herum, bis er sie endlich heraus hat, aber er kommt nicht j vorwärts" ; Bergk hat immer etwas , und sehr ol« etwas ganz treffliches oder auch das evident richtige; das, was Bergk ge- sell rieben hat , läßt sich niemals ungestra^ ignoriren , auch wo man von ihm nicht überzeugt ist.

Der in rede stehende band kündigt sich als der erste der Bergkschen Opuscula an, von denen, da „bei der reichhaltigkeit des vorliegenden materials schon aus buchhändlerischen rücksich- ten eine ganz vollständige Sammlung ausgeschlossen war", eine nach bestimmten gesichtspunkten geordnete auswahl gegeben werden soll; ,,es sollten die Opuscula, soweit möglich, als ganzes erscheinen, das sich als eine art von pendant der bedeutendsten kritischen leistung Bergks, den Poetae lyrici Graeci, an die sehe stellen ließe". Dementsprechend sind es Bergks Beiträge zur älteren römischen literatur, die uns dieser band vorführt, näm- ! lieh Plautina in 13 stücken, darunter die recensionen des1 Ritschl'schen und des Fleckeisenschen Plautus , (p. 1 208), Enniana, die quaestiones und Stadien, (p. 209 316), Zu den poetae scenici (p. 317 421), Lucretiana, die quaestiones und die rec. der Lachmann-Bernaysschen ausgäbe (p. 423 73), daran schließen sich angemessen die beiden abhandlungen zur sacral- poesie der Römer und die beiden de Paelignorum sermone (p. 475 518 und 519 42), sowie die vier verwandten Schriften de Cornificio poeta, zwei Zauberformeln bei Cato, Varroniana und das aneedoton Paris, cod. Reg. 7530 de notis, das Mommsen 1845 entdeckte. Wie überall, so bewährt besonders in dieser letzten wichtigen abhandlung der herausgeber seine akribie und sach- kenntniß auf das glänzendste, indem er wo es darauf ankommt stets auf die späteren forschungen von Halm, Keil, Vahlen, Reif- ferscheid u. a. das augenmerk lenkt; ja er läßt sich die mühe nicht verdrießen , überall wo Bergk , wie oft in den Plautinis, mit indirecter polemik über änderungen Ritschis mit stillschwei- gen hinweggeht, diese nachzutragen und giebt dadurch dem auf- merksamen leser auch wohl einen wink, wie er selber über die betreffende stelle denkt; er beherrscht endlich die einschlagende literatur in dem maaße, daß er in den häufigen fällen, wo cu- rae seeundae vel tertiae Bergk auf eine neue auffassung einer früher anders beurtheilten stelle geführt haben, wo er sich also

r. 7. 80. Sammelwerke. 481

illschweigend selbst verbessert , es nicht unterläßt durch ein itat dem leser zu hülfe zu kommen, wie er es auch anmerkt, enn das, was Bergk entdeckt zu haben glaubte, bereits von äderen gebunden ist. Daß auch die stellen , die Bergk ohne ugabe des ortes citirt , genau nachgewiesen werden und zwar !cht bloß, wenn sie classikein entnommen sind, sondern ebenso ienn z. b. Ritschi kurzweg genannt ist, bedarf hiernach kaum 3r erwähnung ; es ist geradezu staunenerregend, wie Peppmüller i verhältnißmäßig so kurzer zeit eine solche aufgäbe zu bewäl- gen gewußt hat.

Der oben verzeichnete inhalt des bandes, wie gesagt Sach- en und innerhalb der einzelnen materien chronologisch geord- net, wo nicht durch andere gründe eine ab weichung erforderlich rihien, umfaßte Bergks Schriften zur römischen literatur aus den ihren 1843 74, die Plautina , welche den hauptstock bilden, :Bginnen mit der recension des Ritschlscben Trinummus von ?848 und endigen mit der schrift De pronuntiatione Plautina on 1866 und dem aufsatz im Philologus XXXI Ueber einige aichen der Plautinischen handschriften von 1872; die mehrzahl fieser publicationen (unter denen die recension des Fleckeisen- r^hen Plautus von 1852 und die Beiträge zur kritik des Plautus *on 1855 seltsamer weise mit derselben nr. V bezeichnet sind) illt in die jähre 1848 62, wo Plautus an der Tagesordnung, pütschl und Bergk beide in der Vollkraft des Schaffens, auf der iröhe ihres wirkens und ebenbürtige Wettkämpfer waren. Diese l'änze partie umfaßt ein wichtiges stück geschichte der philologie, y on Ritschis Mailänder brief bis auf Andreas Spengel , und ist Jiurch die frische der an persönlichen beziehungen reichen dar- Ktellung und durch die schärfe des allerdings nicht selten in gereiztem tone ausgesprochenen urtheils ausgezeichnet. Den an- sang bilden Inedita , theils vorgefundenen manuscripten , theils i3ergks handexemplaren von Plautus, Ennius, den fragm. tragic. Bind Lucilius entnommen, in deren gruppirung zu einem ganzen iich Peppmüller als meister zeigt. Voran stehen die Adversaria iium Trinummus, welche die vo arbeit und zum theil das schon fertige manuscript für eine vollständige ausgäbe des Trinummus oilden, zu der Bergk 1881 den plan faßte. Die Adversaria erstrecken sich über den ganzen Trinummus und sind von dem Herausgeber durch mittheilungen aus seinem collegienheft von

482 81. Sammelwerke. Nr. 7. i

1866 in clankenswerther weise möglichst ergänzt. Es folgt ein aufsatz über die von Bückeier Rhein, mus. XXXVI, 235 f. be- handelte, zuerst von Dressel in den Ann. des Arch. inst. 1880 t mitgetheilte inschrift , eine bereits druckfertig vorgefundene ab- > handlung zu Sallust Hist. I. fr. 51, 3, Conjectanea critica in Ovi- dium Nasonem, bereits 1873 nach dem erscheinen von dem zwei- ten bände der Adversaria Madvigs geschrieben und emenda- tionsversuche zu 15 stellen der Metamorphosen und Fasten ent- haltend, sodann Horatiana , Od. I. 1. 35 (Chordis: me lyricis vatibus inserens) I, 7,27 (interpunctionsänderung: Nil desperan. dum Teuer o duce et auspice: Teuer o) III, 29, 5 {Ut semper udv.n Tibur et Aesulae) IV, 8 (wo Bergk mit Madvig nur v. 16 und 17 für interpolation hält und in v. 14. 15 die hemistichien so umstellt: Per quae spiritus et non celeris fugae Post mortem dueibus vita redit bonis) endlich ein Varronianum oder En- nianum, Varro de L. L. V. 62, wo Bergk conjicirt : in Asotia Ennius : Ibant malac en viere Veneriam corollam. Aus Bergks handexemplaren ist für Plautus besonders aus Mil. gl. und Pseud. (für welchen der herausgeber seine notizen aus der philol. .societät benutzen konnte) reiche ausbeute gewonnen, in- stuetiv und anregend ist jedoch alles auch in diesem schluß- abschnitte dargebotene , wenngleich oft wohl mehr eingebung schneller combination als festes resultat abgeschlossener prüfung. Die Verlagshandlung hat das ihrige gethan, um die werthvolle gäbe gediegen und vornehm auszustatten. Th. Fritzsche.

81. Kleine philologische schritten von Theodor Bergk. Herausgegeben von Rudolf Peppmüller. IL band. Zur griechischen literatur. Mit einem abriß von Bergks leben. 8. Halle a. S. Verlag der buchhandlung des Waisenhauses. 1886. XLV u. 813 pp.

Zu meinem aufrichtigen bedauern kann dieser zweite band trotz seiner bedeutuug hier aus mangel an räum nicht so ein- gehend besprochen werden als der erste : es muß außer knap- per inhaltsangabe die Versicherung genügen, daß das in der an- zeige des ersten bandes sowohl über den mir dessen leben hin- durch eng verbundenen Verfasser so kenntnißreich wie pietätsvoll gesagte als auch die dem opferwilligen Verdienste des heraus- gebers wahrheitsgetreu gezollte anerkennung in vollstem maße

r. 7. 81. Sammelwerke. 483

jif diesen zweiten band zu übertragen ist und in diesem eine jerraschende bestätigung findet : den inhalt dieses bandes nun llangend , so enthält er zuerst ein Vorwort des herausgebers, i?as in knapper und daher um so mehr anzuerkennender weise ie bei der auswahl des gegebenen befolgten grundsätze klar jtatwickelt und schließlich nachtrage zu dem bd. I, p. IX auf- stellten Verzeichnisse von Bergks philologischen Schriften, p. V iIII; es folgt p. IX ein leben bergks, über das die nächste von kundiger band geschriebene anzeige berichtet , XCV : sann Philosophica: A. Empedoclea p. 1, I. De locis , uibusdam Empedocleis p. 3 7; II. commentatio de Empe- oclis prooemio p. 8 43-, III. Empedocleum p 43 45; IV. recension des Karsten'schen Empedokles p. 45 59; V. S'jcension des Stein'schen Empedokles p. 59 66, B li-'armenidea: p. 66, I. Emendationum Parmenidearum pars I || . 66 72; II. emendationum Parmenidearum pars II p. 72

1-82; C. Heraclitea p. 83—90. D. De Aristo-

IMis libello de Xenophane etc. p. 91 111. E. Com- f.Mentatio de Chrysippi libris negl an oipuz ixwv p. 111 146. m— Alexandrina p. 147: A. commentatio de Phoenicis Co- /Jjphonii iambo p. 149—157; B. Hermesianactea: I. com- >ientatio de Hermesianactis elegia p. 158 182; II. ex spe- fcirimine critico I Hermesianactea duo p. 182 184. C. : Jallimachea : I. de locis quibusdam Callimacheis p. 185 198; I.E. zu Callimacbus p. 198 201 ; III. Callimacheum p. 201. z- D. Eratosthenica : I. Analectorum Alexandrinorum par- Micula I (de Eratosthenis Erigone) p. 202 221; IL ana- Mctorum Alexandrinorum particula II. (commentationis de Era- [Losthenis Erigone continuatio) p. 221 235; III. ad Era- tosthenis Mercurium p. 235 238. E. Theocritea: I. de pjycida eclogae septimae commentatio p. 238 242; IL ir.?heocriti tertium quod vocatur Carmen aeolicum. p. 242 259. <— Epicharmea : I. emendationum Epicharmearum pars I 1(1. 261 269; IL emendationum Epicharmearum pars IL

[i. 269 278. Miscellanea p. 279: I. ex comment. crit.

M pecimine I. p. 281 287; IL ex comment. crit. specimine Kl. p. 287 292 ; III. exercitationum crit. specimen VI In. 293 304; IV. Meleagri in Heraclitum epigramma p. 304 »•'— 309 ; V. zu den hymnen des Dionysius und Mesomedes || >. 310—314; VI. beitrage zur lehre von den griechischen i lialecten p. 314 321; VII. commentatio de titulo Arca- liico p. 321 338. Zur encyklopädie der philologie f). 339: Ueber die aufgäbe der altertbumswissenschaft p. 341 Iwl. Zur griechischen litteraturgeschichte p. 353: I. recen- n ion von K. O. Müllers geschichte der griechischen litteratur

484 82. Biographie. Nr. 7.

bis auf das Zeitalter Alexanders p. 355 391 ; II. über das älteste versmaß der Griechen p. 392 408; III. commentatio de tabula IKaca Parisiensi p. 409 414; IV. über die ein- heit und untheilbarkeit des ersten buclies der llias p. 414 444;

V. über die beschräukungen der freiheit der älteren komödie zu Athen p. 444 465 ; VI. verzeichniß der siege dramati- scher dichter in Athen p. 466 505; VII. zur Aristoteli- schen poliile der Athener p. 505 533; VIII. wann beginnt die Alexandrinische periode der griechischen literatur ? p. 533 546; IX. über das Zeitalter des Babrius p. 547 567. Zu den griechischen alterthümern p. 569: I. recension von Boeckh's Staatshaushaltung der Athener p. 571 593; II. re- cension der Rüstow-Köchly'schen geschichte des griechischen kriegswesens p. 593 607 ; III. die attischen Schiedsrichter p. 607—612; IV. recension von Meiers „diäteten" p. 612

625; V. über den amtseid der attischen Archonten p. 625

632. Zur griechischen mythologie p. 633 : die geburt der Athene p. 635—722. Anhang p. 723: I. philologi- sche thesen p. 725 760 ; II. scholia in carmina figurata p. 760 771 ; IJI. gratulationsgedicht zur Jubelfeier der Königs- berger Universität p. 772 775; IV. adversaria zur Antho-

logia Lyrica p. 776 779. Wort- und Sachregister p. 791

—795; Stellenregister p. 796—813. Trotz des umfangs

dieser beiden bände hat nach des herausgebers angäbe (bd. II, vorr. p. VII) doch sehr viel werthvolles zum theil noch unge- drucktes aber druckfertiges aufnähme in ihnen nicht finden kön- nen ; daher wäre äußerst wünschenswerth , wenn die Verlags- buchhandlung, welche durch den verlag und die treffliche aus- stattung dieser beiden bände sich ein hoch anzuschlagendes ver- dienst um die philologie erworben, dies ihr verdienst durch herausgäbe eines dritten bandes noch erhöhen wollte : daß ihr der dazu nöthige muth durch reichlichen absatz seitens der dank- baren philologen entstehen und befestigt werden möge, ist unser aufrichtiger wünsch.

E. v. L.

82. Theodor Bergks Leben von Rudolf Peppmüller. (Separatabdruck aus Th. Bergks kleinen philologischen Schriften bd. II). Halle a. S. Buchdruckerei des Waisenhauses. 1886. gr. 8. 83 p.

Den Verdiensten, die sich R. Peppmüller durch die Samm- lung und herausgäbe der kleinen philologischen Schriften Theo« dor Bergks um das andenken dieses bedeutenden philologen er-

f. 7. 82. Biographie. 485

jrben hat , fügt er ein neues hinzu, indem er eine des ver-

rigten lehrers durchaus würdige biographie der öffentlichkeit

>ergiebt. Es ist referenten, der auch das glück gehabt hat,

(cht bloß zu den fußen Bergks zu sitzen, sondern ihm persön-

I h näher zu treten und seine eigenart kennen zu lernen, eine

-isude gewesen, in dieser schrift einen kurzen aber anschaulichen

'»erblick über das leben des hochverdienten altertumsforschers

~.id eine im ganzen durchaus zutreffende Würdigung seines we-

qs, seiner leistungen und seiner Stellung innerhalb der wissen-

ibaft zu finden. Bergk war nicht bloß philologe von großer

\ elseitigkeit, er war bis zu einem gewissen teile auch archäologe,

3 zu jahrelang gymnasiallehrer und für kurze zeit auch parla-

Untarier. Peppmüller folgt ihm auf alle gebiete seines wirkens

Lit klarem prüfendem blick, spricht bündig über sein verhält-

U zu G. Herrmann, Böckh , Welcker, Ritschi, E. v. Leutsch

ü.d anderen namhaften philologen, und beurteilt die werke des

ichtbaren Schriftstellers mit liebevollem Verständnis. Ueber die

Tätigkeit, die der jugendliche Bergk an den schulen in Halle,

.sustrelitz, Berlin und Kassel entfaltete , sowie über seine art

[ unterrichten und auf die Jugend zu wirken, wünschte man

.n dem kundigen biographen etwas näheres zu hören; des-

^sichen wäre wohl eine bemerkung über das wenig freundliche

.rhältniß zwischen Bergk und Bernhardy am platze gewesen;

.erhaupt konnte die polemische bitterkeit des mannes und sein

rtnäckiges festhalten an der einmal gewonnenen Überzeugung

ch deutlicher und rückhaltloser zugegeben werden ; und dann

11 mich bedünken, es hätte auch der ehre, welche die Halle-

'le Studentenschaft dem scheidenden lehrer durch Veranstaltung

(.ies fackelzuges erwies, und der schönen worte, die Bergk bei

;ser gelegenheit sprach, erwähnung geschehen können. Indessen

s sollen keine ausstellungen an dem buche sein , sondern nur

insche an den geehrten Verfasser , die er vielleicht der be-

pksichtigung werth hält. In der hauptsache ist das buch eine

r hlgelungene Charakteristik jenes trefflichen mannes , der als

B ademischer lehrer bedeutendes, als kritiker und litterarhistoriker

sgezeichnetes geleistet hat. So sei denn die kleine schrift

ren philologen und namentlich allen schülern Bergks bestens

t»pfohlen. Christian Muff.

Philol. Anz. XVI. 32

486 Bibliographie. Nr. 8.

Bibliographie.

In Münch. allg. ztg. beil. zu nr. 195. 196. 197 findet sich1 eine lesenswertbe anzeige des trefflieben buebs : Geschiebte des deutseben buchhandels. Im auftrage des börsenvereins der deut- schen bucbhändler herausgegeben von der historischen commis- sion desselben. Bd. I. Geschichte des deutscheu buchhandels bis ins 17. Jahrhundert von Friedrich Kapp. Leipzig 8. Ver- lag des börsenvereins des deutschen buchhandels.

W. Koebner in Breslau versendet einen prospect über die; von jetzt bei ihm erscheinenden „Breslauer philologische abh an dlung en", von deren erstem bände zwei abhandlungen so eben ausgegeben sind : K. Zacher, zur griechischen nominal- composition und Fr. Striller, de Stoicorum studiis rhetoricis.

Erschienen ist: Bibliotheca philologica oder geordnete über- sieht aller auf dem gebiete der classiseben alterthumswissen- schaft wie der altern und neuern Sprachwissenschaft in Deutsch- land und im ausländ neu erschienenen schritten. Herausgege- ben von August Blau. 38. Jahrgang, 2. heft, juli bis december 1885. Göttingen, Vandenhoeck u. Ruprecht.

Mittheilungen der Verlagsbuchhandlung von B. G. Teubner in Leipzig, 1886, nr. 3: Thucydidis de bello Peloponnesiaco li- bri octo. Post Godofredum Boehme tertium recognovit Alfred, Schoene. 2 voll. 8. geb. (Bibliotheca Teubneriana); Dio-, dori bibliotheca historica. Editionem primam curavit Imm. Behher. alteram Lud. Dindorf. Recognovit Fridericus Vogel. 8. gehy, (Bibliotheca Teubneriana) ; Dialectorum Italicarum aevi vetu-* stioris exempla selecta ad usum scholarum edidit Engelberte Schneider. Vol. I. Dialecti Latinae priscae et Faliscae exempla selecta. gr. 8. geh. ; Ueber die reden und briefe bei Sal- lust. Von Hans Schnorr v. Carolsfeld. Gekrönte preisschrift gr. 8. geh. ; Lyra Doctorum. Carmina lyrica a viris do- ctis recentiorum temporum composita elegit Ioannes Draheim

Die redaction der Monumenta Germaniae paedagogica zeigt \t einem besonderu sebreiben das erscheinen des ersten bände* dieser Monumenta Braunschweigische Schulordnungen von dr. Kol dewey an und bemerkt dabei, daß die publikationen nunmehi auf jähre hinaus gesichert sind , sowohl durch eine reihe von druckfertig vorliegenden mauuskripten , als auch durch zusiche rungen einer anzahl von mitarbeitern. Dabei macht sie nocl auf folgendes aufmerksam: die „Jahresberichte" der Monumente Germaniae paedagogica, welche nacb seite 48 des plans das haupt-; werk begleiten und ein organ für den verkehr der mitarbeite) untereinander werden sollen, müssen, wie sich inzwischen her ausgestellt hat, eine inhaltliche erweiterung erfahren. Dieselbe! werden nämlich in zwanglosen heften erscheinen; jedes heft sol vier abtbeilungen umfassen: 1) beriebt über den stand der edi-

Jr. 8. Bibliographie. 487

ionsarbeiten ; 2) zusammenfassende darstellungen verschiedener rt, welche innerhalb der Monumenta nicht veröffentlicht werden önnen; 3) Veröffentlichung von urkundlichem material, welches en mitarbeitern bei ihren arbeiten aufstößt, aber in der betref- fenden monographie keine Verwendung findet; 4) miscellaneen, l. b. Übersichten über die historisch - pädagogische litteratur ei- >es Zeitraums, anfragen der mitarbeiter, aufrufe etc etc. Et- yaige beitrage, die sich nach obigem zur Veröffentlichung in den ihresberichten eignen , bitten wir ergebenst uns einsenden zu rollen.

J Kataloge von antiquaren : catalog CLXXIX. Verzeichnis ei- cjer Sammlung von werken aus dem lager von 5. Calvary u. co., Special -geschäft für philologie und naturwissenschaft; Cata- )gue des livres anciens et modernes , provenant des bibliothe- , ues de feu M. le dr. J. W. Sluiter et M. le dr. G. J. Wieneche siont la vente aura Heu le mardi 19 octobre et jours suivants. X Utrecht, Beyers.

■erzeichniß der wichtigeren publicationen auf dem gebiete der alter-

thumswissenschaft. 1886. V.

Deutschland. Üesterreich. Schweiz.

698. Aristotelis qui ferebantur librorum fragmenta colleg. Val. lose. Leipzig, Teubner 1886. 8. III, 483 p. 4 mk. 50 pf.

699. Ausonii; Burdigalensis, Decimi Magni, opuscula. Rec. Rud. l^eiper. Adiecta est tabula. Leipzig, Teubner 1886. 8. CXXVIII, "56 p. 6 mk. 60 pf.

700. Briefwechsel des Beatus Rhenanus. Ges. u. hrsg. v. Ad.

'lorawitz und Karl Hartf eider. Leipzig, Teubner 1886. 8. XXIV, 500 p. 28 mk.

n 701. Bruns, Carl Georg, fontes iuris romani antiqui. Ed. V. [iura Th. Mommseni. Hälfte 1. Freiburg i. Br. , Mohr 1886. 8.

08 p. 4 mk.

702. Buchholtz , E. , Anthologie aus den lyrikern der Griechen, ür den schul- u. privatgebrauch erkl. und mit litterarhistor. einlei-

'angen vers. 1. bdchn. : die Elegiker und Iambographen. 4. aufl. Leipzig, Teubner 1886. 8. VIII, 195 p. 1 mk. 80 pf.

703. Buhl, Heinr. , Salvius Iulianus. Theil I : einleitung. Per- vonenrecht. Heidelberg, Koester 1886. 8. _ VHI, 309 p. 6 mk.

j 704. Diercks, Gust. , Nordafrika im lichte der kulturgeschichte. ilünchen, Callwey 1886. 8. VII, 404 p. 5 mk.

'' 705. Euclidis opera omnia. Edd. J. L. Heiberg et H. Menge. "Vol. III). Elementa. Ed. et latine interpretatus est J. L. Heiberg. jj'ol. III libr. X continens. Leipz. , Teubner 1886. 8. VI, 417 p. I mk. 50 pf.

L 706. Kuripides ausgewählte tragödien. 3. bdchn.: Medea. 2 Jafl. Erkl. von H. v. Arnim. Berlin, Weidmann 1886. 8. XXVI, :20 p. 1 mk. 50 pf.

707. Fokke, A., rettungen des Alkibiades. Theil 2: der aufent- alt des Alkibiades in Sparta. Emden, Haynel 1886. 8. IV, 112p. 2mk.

708. Fröhlich, Fr., einige stilistische und realistische bemerkun- »en zur militär. phraseologie des Tacitus. Aarau, Sauerländer 1886. s . 18 p. 80 pf.

32*

488 Bibliographie. Nr. 8. I

709. Gellü, A. , noctium Atticarum libri XX ex rec. J\f. Hertz. I vol. I. IL Ed. minor. II. Leipzig, Teubner 1886. 8. IX, 274, 254 p. | 4 mk. 20 pf.

710. Gerber, A. et A. Greef, lexicon Taciteum fasc. VI. Leipz., I Teubner 1886. 8. p. 577-704. 3 mk. 60 pf.

711. Hermann, K. F., lebrbuch der griech. antiquitäten. Unter I ruitwirkung etc. brsg. v. H. Blümner und W. Dittenberger. Bd. 3. | Abth. 2: Alb Müller, lehrbuch der griech. bühnenalterthümer. Mit I 22 abbild. im text. Freiburg i. Br., Mohr 1886. 8. XI, 432 p. 10 mk. I

712. {Homer). Die homerischen hymnen brsg. u. erl. von Alb. 1 Gemoll. Leipzig, Teubner 1S86. 8. XIV, 377 p. 6 mk. 80 pf.

713. Horatius Flaccus, Q., rec. atque interpretatus est loh. Gasp, I Orellius. Ed. IV maior emend. et auct. quam post loh. G. Baiterum | curavit Gnü. Hirschfeld. fasc. 4. 5. Berlin, Calvary 1886. 8. p. | 417—709. 6 mk.

714. Horatius Flaccus, Q., erkl. v. Ad. Kießling. Theil II: Sa- I tiren. Berlin, Weidmann 1886. 8. XXIV, 240 p. 2 mk. 25 pf.

715. Jordan, Heinr. , der tempel der Vesta und das haus der 1 Vestalinnen. Mit aufnahmen und Zeichnungen von F. O. Schulze u. I E. Eichkr. Berlin, Weidmann 1886. 4, XI, 85 p. 13 taff. 12 mk. |

716. Iurisprudentiae anteiustinianae quae supersunt. In usum 1 maxime acad. composuit rec. adnot. Ph. E. Huschice. Ed. V denuo aucta et etnendata. Leipzig, Teubner 1886. 8. XX, 880 p. 6 mk. 75 pf.

717. Klein, Wilb., Euphronios. Eine studie zur geschichte der f griecb. maierei. 2. umg. aufl. Mit 60 abbild. Wien, Gerolds söhn I 1886. 8. VII, 323 p. 8 mk.

718. Kottek, Heimann, das 6. buch des bellum Iudaicum nach 1 der von Ceriani photolitb. edirten Peschitahandschr. übers, u. krit. f bearb. Berlin, Rosenstein u. Hildesheimer 1886. 8. 45 u. 30 p. 3mk. i

719. Krueger. Gust., Lucifer bischof von Calaris und das schisma i der Luciferianer. Leipzig, Breitkopf u. Haertel 1886. 8. VI, 130 p. ' 2 mk. 40 pf.

720. Krumbacher, Karl, griechische reise. Blätter aus dem ta- gebuche einer reise in Griechenland und in der Türkei. Berlin, Hettler 1886. 8. XLV1II, 390 p. 7 mk.

721. Kurtz, Ed., die sprich wörtersamm lang des Maximus Planu- des erl. Leipzig, Neumann 1886. 8. 47 p. 1 mk. 50 pf.

722. Mach, Ed., der relative bildungswertb der philologischen und der mathematisch - naturwissenschaftlichen Unterrichtsfächer der ' höheren schulen. Vortrag. Prag und Leipzig, Tempsky und Freitag 1866. 8. 29 p. 40 pf.

723. Museen Athens, die, in lichtdruck-reproduktion von gebr. Rhomaides. Veröffentl. v. C. Rhomaides. Abth. 1. Ausgrabungen der akropolis. Beschreibender text (neugriech., deutsch, französ., engl.) von P. Cavuddias. Athen, Wilberg 1886. 4. Liefg. 1. 8 p. und 8 taff. 6 mk.

724. Neumeyer, Andr. , Aratus aus Sikyon. Ein Charakterbild aus der zeit des achäischen bundes nach den quellen entworfen. 2. abth. in 1 bd. Leipzig, Fock 1886. 8. 38 u. 42 p. 1 mk. 50 pf.

725. Oesterlen, Theod., komik u. humor bei Horaz. Ein beitrag zur römischen litteraturgeschichte. Heft 2: die öden. Stuttgart, Metzler 1886. 8. 133 p. 3 mk.

726. Feier, Carl, Zeittafeln zur griech. geschichte zum handge- brauch und als grundlage des Vortrags in höheren gymnasialklassen. j Mit fortl. belegen u. auszügen aus den quellen. 6. verb. aufl. Halle, Waisenhaus 1886. 4. IV, 166 p. 4 mk. 50 pf.

727. Pluutus, T. Maccius, ausgewählte comödien erkl. von Aug.

;Ir. 8. Bibliographie. 489

). Fr. Lorenz. 3. bdchn.: Miles gloriosus. 2. umgearb. aufl. Berlin, Weidmann 1886. 8. VII, 294 p. 2 mk. 70 pf.

728. Porphyrii philosophi Platonici opuscula selecta iter. rec. lug. Nauck. Leipz., Teubner 1886. 8. XXIV, 320 p. 3 mk.

729. Ritter, H. u. L. Preller, historia philosophiae Graecae. Te- idmonia auctorum conlegerunt notisque instruxerunt. Pars I sept. ed.

hysicorum doctrinae recogu. a. Fr. Schultess. Gotha , Perthes 1886. f. VII, 180 p. 3 uik. 60 pf.

i 730. Sammlung Sabouroff, die kunstdenkinäler aus Griechenland irsg. v. Adolf Furtwängler. 13. u. 14. lfg. Berlin, Asher 1886. fol. 10 tff. u. 10 p. text a 25 mk.

731. Sammlung griech. dialektinschriften v. J. BaunacJt etc. hrsg. I. Collitz. Bd. 4. ' Heft. 1. Wortregister zu bd. 1. v. Rieh. Meister. öttingen, Vandenhoeck u. Ruprecht 1886. 8. IV, 106 p. 5 mk.

732. Schaefer, Arnold, Demosthenes und seine zeit. 2. rev. ausg. ■ä. 2. Leipzig, Teubner 1886. 8. VII, 565 p. 10 pf.

733. Schepss, Geo., Priscillian ein neu aufgefundener latein. kihriftsteller des 4. jahrh. Vortrag. Würzburg , Stuber 1886. 8.

p. 1 mk. 50 pf.

734. Schmidt , J. H. Heinr. , synoinymik der griech. spräche. r.d. 4. Leipzig, Teubner 1886. 8. XIV, 875 p. 16 mk.

735. Schneider, Rud., Ilerda. Ein beitrag zur röm. kriegsge- :shichte. Mit 1 karte v. H. Kiepert. Berlin, Weidmann 1886. 8. ,111, 43 p. 1 mk. 60 pf. _

736. Schröder, Otto, linguistisch-histor. forschungen zur handels- «schichte u. waarenkunde. Theil I. Jena, Costenoble 1886. 8. XII, ■81 p. 8 mk.

737. Texte und Untersuchungen zur geschichte der altchristl lit- •iratur hrsg. v. Ose. v. Gebhardt und Adolf Harnack. Bd. 2. Heft 5. ,ld. Harnack, die quellen der sogen, apostol. kirchenordnung, nebst

[ iner Untersuchung über den Ursprung des lectorats und der anderen I iederen weihen. Leipzig, Hinrichs 1886. 8. 106 p. 4 mk.

738. Vahlen , Joh., über die annalen des Ennius. Berlin, G. I'.eimer 1886. 4. 38 p. 2 mk.

(i 739. Votsch, Wilh., Cajus Marius als reformator des römischen \ eerwesens. Berlin, Habel 1882. 8. 48 p. 1 mk. h 740. Weise, Carl Herrn., lexicon Plautinum. Ed. II locupletata. Quedlinburg, Basse 1886. 8. VI, 164 p. 4 mk.

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789. Rorromei, A., Studi etruschi. Genova 1886. 8. 16 p.

790. Casagratidi, V., storia e arebeologia roniana: studi critici e polemici. Genova, istituto sordomuti 1886. 8. XXIIII, 458 p. 7,501.

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893. Cipollone, Alf. , la commedia greca „gli uccelli" di Aristo- fane. Avellino, Maggi 1886. 8. 15 p.

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798. Padelletti , Guido, storia del diritto roniano: manuale ad uso dege scuole con note di Fietro Cogliolo. Seconda ediz. Firenze, Caiumelli 1886. 8. XII, 707 p. 10 lire.

899. Fallaveri , Daniel , de Hectore et Apolline in Iliade. To- rino, Loescher 1886. 8. 46 p. 1,50 1.

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801. Foletto, Giac. , del cardinale Angelo Mai e de' suoi studi e scoperte. Discorso. Seconda ediz. Siena , Bernardino 1886. 16. XIIII, 205 p. 2,50 1.

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808. Vaccaro, V, de av&evriy Titmlli in Mesallam panegyrici: di- ^putatiuncula. Palermo 1886. 8. 14 p.

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831. Thamm, Melchior, de republica ac magistratibus Megaren- sium. Halis 1885. 8. 47 p.

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855. JVigger, Jos., vertheidigung der Niebuhr'schen ansieht über den Ursprung der röm. plebs und deren verhältniß zu den klienten zur zeit der vier ersten könige Roms. Gegen Ihne's beweissätze. Marburg 1885. 8. 24 p.

Würzburg. 856. Urlichs, Carl Ludw. v., die philosoph. facultät der Universität Würzburg. Würzburg 1886. 3. 28 p.

857. Baier, Barthol., studien zur achäischen buudesverf'assung. Würzburg 1885. 8. 35 p.

858. Kolberg, Jos., Verfassung, eultus und diseiplin der christl. kirchen nach den Schriften Tertullians. Braunsberg 1886. 8. 226 p.

Nr. 8. Kleine philologische zeitung. 495

Kleine philologische zeitung.

Ueber die Universität zu Cambridge in Mass. handelt aus- . führlich Münch. allg. ztg. beil. zu nr. 180, dabei blicke auf das Unterrichtswesen und die sitten in Nordamerika überhaupt.

Am freitag, 25. juni, ward in Berlin in folge der jubelaus- I Stellung der berliner academie der künste das griechische fest I des Vereins der griechischen künstler zur aufführung gebracht unter großartiger betheiligung des publicums : eine wohlgelun- gene beschreibung des festes liefert Hans Müller in Münch. allg. ztg. beil. zu nr. 183, in welcher wiederholt die große Verbrei- tung der kenntniß des griechischen und das lebhafte interesse für alles was das leben und die einrichtungen des alten Hellas betrifft hervorgehoben wird. Vrgl. dazu ob. hft. 4, p. 280.

Ein warm und wahr geschriebene" nekrolog über K. J. Cäsar von Leopold Schmidt findet sich in Münch. allg. ztg. beil. zu nr. 183: in ihr wird die unermüdliche thätigkeit des pflicht- , treuen bibliothekars, das wissenschaftliche streben und verdienst i i des gründlichen und so vielseitigen gelehrten und hochverehrten :' lehrers, der humane und ernst sittliche character des edlen men- schen von echter freundeshand meisterhaft geschildert.

London. Der berichterstatter der Times in Athen, Stil-

5' man , hatte in mehreren artikeln in der Times die ansichten

t Schliemanns über das alter der ruinen von Tiryns angegriffen

und diese einer viel spätem zeit zugewiesen. Darauf hat die

1 hellenische gesellschaft in London Schliemann und Dörpfeld ein-

'.' geladen , ihre ansuchten in vortragen in London gegen Stilman

zu vertheidigen. Dies ist dann am 2. juli im großen saale des

! Vereins der alterthumskundigen zu London vor einer ungemein

. großen Versammlung geschehen und sind die vortrage der Deut-

h sehen von dieser mit entschiedenstem beifall aufgenommen , so

daß die gegner völlig aus dem felde geschlagen wurden. Näheres

$ giebt unter der aufschrift ,,dr. Schliemanns sieg in London" die

! Münch. allg. ztg. beil. zu nr. 185. Vrgl. ob. hft. 6, p. 353. 359.

Ueber die nun endlich vollendete trockenlegung des Ko-

J\ paissees, welche schon Herkules versucht zu haben scheint , be-

ji richtet Münch. allg. ztg. beil. zu nr. 187.

München. In der sitzung der akademie der Wissenschaften -t vom 9. juli gab E. Wölfflin epigraphische beitrage, die sich auf 1 inschriften des kaisers Augustus (Monumentum ancyranum) und 1 Hadrians bezogen. Münch. allg. ztg. beil. zu nr. 189.

In einem aufsatz „Perikles als feldherr" in Münch. allg. ztg. beil. zu nr. 206 sucht J. von Pflugle-Harttung seine ansieht, ! daß Perikles kein feldherr gewesen , zu rechtfertigen und ge- gen einwendungen andrer gelehrten zu vertheidigen. I Einige notizen über den kürzlich verstorbenen oberbibliothe-

kar Duncker in Kassel bringt Münch. allg. ztg. nr. 207.

496 Kleine philologische zeitung. Nr 6,

Ein äuPerst lehrreicher artikel über das finnische epos Kalewala von R. Wörner steht in Münch. allg. ztg. beil. zu nr. 210. 211.

Ueber die jetzigen zustände des Stadel' sehen kunsiinstituts zu Prankfurt a. M. giebt einige notizen Münch. allg. ztg. be':l. zu nr. 211.

Eine besprechung der schritt : „die Unzulänglichkeit des theologischen Studiums der gegenwart" (Leipzig, Lehmann) in Münch. allg. ztg. beil. zu nr. 217 macht unter der Überschrift „Hochschule und pfarramt", in trefflicher weise auf diese wie es scheint sehr beachtenswerthe erscheinung aufmerksam : auch hier liegt der grund des talels in der unzureichenden Vorbildung für das Studium auf der Universität.

„Die pyramiden von Sagarah" ist eine abhandlung von Buchtet in Münch. allg. ztg. beil. zu nr. 220. 221 überschrieben, die eine lesenswerthe darstellung der neuern entdeckungen an ihnen enthält.

Berlin, 9. aug. Professor Conze ist nach Pergamum gereist, um die neuen ausgrabungen zu besichtigen und archäologisch zu untersuchen. Münch. allg. ztg nr. 222.

In beil. 2 zu Münch. allg. ztg. nr. 224 wird auf einen hügel in der nähe von Aisslingen aufmerksam gemacht, auf dem wahrscheinlich ein römisches castrum gestanden habe und zu ausgrabungen aufgefordert.

Paris, 18. august. Bericht über eine rede des unterrichts- ministers Goblet, in der er die. jetzige gestaltung des unterrichts- wesens pries und für den schulzwang und die laienschulen ge- gen die klerikale Opposition eintrat, in Münch. allg. ztg. nr. 231.

Die Universitätsreformpläne des ministers von Gautsch in Oesterreich werden eingehend besprochen in Münch. allg. ztg. nr. 229 : sie beziehen sich besonders auf den besuch der Vorle- sungen durch die Studenten, die zeugnißfrage , endlich auf die Stellung und annähme von privatdocenten. Es sind dies na- mentlich bei der bureaukratie beliebte themata zum zwecke der herabsetzung der Universitäten und werden auch sie in diesem sinne hier behandelt. Dagegen finden sich sehr beachtenswerthe, freilich nur kurz ausgefühlte bedenken gegen des ministers ansich- ten ebendas. beil. zu nr. 242 : damit sind zu verbinden die ar tikel : „TJniversitätsfragen. Collegienbesuch und besuchscontrole" ebendas. in beil. zu nr. 246, in nr. 249, beil. zu nr. 248, wenn auch diese nicht speciell auf Oesterreich rücksicht nehmen. Was dieses anlangt, so mag hier nur bemerkt werden, daß es uns zu früh scheint , jetzt schon mit solchen reformen vorzugehen : erst müssen die gymnasien und andre höhere lehranstalten in die rechte bahn gelenkt sein , und damit dürfte ein minister in Oesterreich vorläufig vollauf zu thun haben ; sollen abei refor- men angebahnt werden, so möchten wir empfehlen, das verfahren

iNr. 8. Kleine philologische zeitung. 497

,des hannoverscheu curatoriums für Göttingen zu studieren: es ist da stets mit großer umsieht verfahren. Uebrigens hoffen wir in einem der nächsten hefte auf die fragen über collegien- besuch und verwandtes näher eingehen zu können.

Der aufsatz „ein Züricher professor in Heidelberg" in

Münch. allg. ztg. beil. zu nr. 231 betrifft freilich einen theolo-

, gen und Orientalisten, J. E. Hottinger, geboren 1620, wird aber

jhier erwähnt, weil er über die läge und art der deutschen uni-

i versitäten im siebzehnten Jahrhundert viel wahres und schönes

enthält.

„Die römische Neckarliuie von militärischem Standpunkt" 1 1 ist ein von E. K. in der Münch. allg. ztg. zu nr. 234 enthal- tener artikel überschrieben, an dem nur das auszusetzen, daß fast alle seine annahmen auf unbegründeten Voraussetzungen beruhen.

Die Münch. allg. ztg. nr. 235 bringt einen bericht über eine unter vorsitz des professors Esmarch in Leipzig abgehaltene -. Versammlung , in der über „Schiedsgerichte unter Studenten" verhandelt worden.

Konstantinopel, 21. aug. Die pforte hat die abhaltung des

5 Syllogos - congresses in Konstantinopel verboten und das verbot

:. trotz mancherlei bemühungen nicht zurückgenommen. Man scheint

pvon Seiten des Syllogos zu rücksichtslos gegen die Pforte zu

werke gegangen zu sein. Münch. allg. ztg. nr 236.

Berlin. Dr. H Schliemann hält sich hier auf, um die von -. ihm dem museum zugeführten schätze an alterthümern aus tro- 3 janischem gebiete endgültig zu ordnen. Münch. allg. ztg. nr. 236. Ueber die in Italien gegenwärtig sehr befürwortete aufhe- i bung der katholisch - theologischen facultäten daselbst handelt 9 sehr instruetiv Benrath in Münch. allg. ztg. beil. zu nr. 239 : 5 er spricht natürlich für deren erhaltung , worin ihm jeder wis- i' senschaftliche mann beistimmen muß : der grund dieser Stimmung ja in Italien liegt wohl in den so sehr verworrenen politischen zu- ' ständen, aus denen man um jeden preis herauszukommen sucht. je Die germanischeu niederlassungen im Römerreiche bespricht

j J. v. Pflugh - Harttung in Münch. allg. ztg. beil. zu nr. 253 und ü in nr. 254 auf interessante weise.

Athen, 15. September. Auf der ostseite des parthenon sind i neue entdeckungen gemacht worden, die aus einem gut erhalte- u nen' weiblichen köpfe von archaistischer kunst und vorzüglicher i arbeit, mehreren bronzestatuetten und theilen von vasen bestehen, i deren färbung lebhaft und ganz unbeschädigt ist. Bei der akro- polis von Mykenä wurde ein theil eines gebäudes bloß gelegt, welches man für den palast der Atriden hält. Alle diese aus- ; grabungen wurden im auftrage der griechischen archäologischen ' gesellschaft vorgenommen. Münchener allg. ztg. beilage zu nr. 260. i Unter der aufschrift: „eine neue darstellung Heraklits"

498 Auszüge aus Zeitschriften. Nr. 8.

wird in Münch. allg. ztg. beil. zu nr. 265. 266 das buch von Pfleiderer, die philosophie des Heraklit von Ephesus , Berlin, G. Keimer im allgemeinen besprochen : mit recht wird am Schluß auf den anfang aufmerksam gemacht, in dem ein enger Zusam- menhang zwischen herakliteiscken gedanken und dem „buche der Weisheit" aufgedeckt und versucht wird , die identität des Verfassers dieses buches mit dem der pseudoherakliteischen briete 4 7 nachzuweisen, der als ein hellenistisch gebildeter Jude des ersten Jahrhunderts vor Chr. gekennzeichnet wird.

Stuttgart, 24. sept. Heute beging hieselbst das Eberhard- Ludioigsgymnasium die feier seines 200jährigen bestehens: einige notizen darüber giebt Münch. allg. ztg. beil zu nr. 267.

Ueber den stand der jüngsten ausgrabungen in Kempten berichtet Münch. allg. ztg. beil. zu nr. 267.

Die oben heft 6, p. 365 angekündigten bemerkungen über die einheitsschule mußten aus mangel an räum zurückgelegt werden: eins der nächsten hefte wird sie bringen.

Auszüge aus Zeitschriften.

Philologische abhandlungen aus Zeitschriften 18 8 6.

No. 5.

Abhandlungen der kgl. preuß. akad. der Wissenschaften zu Berlin 1885. Dillmann, gedächtnißrede auf Karl Lepsins. H. Diels, über die Berliner fragmente der 'AStjvcüwv noUrtict des Aristoteles. H. Diels, Seneca u. Lucan. H. Hirschfeld, paphlagonische felsengräber. Schweinfurth , alte baureste u. hieroglyphische inschriften in Uadi Gasus. Mit bemerkungen von A. Erman.

Abhandlungen der kgl. bayer. akad. d. wiss. zu München. Philos.- philol. cl. bd. XVII. Heft 1. W. Meyer, über die beobachtung des wortaccents in der altlateinischen poesie. W. Christ, Homer oder Homeriden. F. Ohlenschlager, die römischen grenzlager bei Passau, Künzing, Wischelburg und Straubing. Heft 2. W. Meyer, anfang u. Ursprung der latein. u. griech. rythmischen dichtung. W. Christ, platonische Studien. Heft 3. G. F. Unger, die troische aera des Suidas. A. Römer, über die Homerrecension des Zenodot.

Abhandlungen, Breslauer, philologische. Bd. I. Heft 1. K. Za- cher, zur griechischen nominalcomposition. Heft 2. Frz. Striller, de Stoicorum studiis rhetoricis.

Annuaire de l'association pour l'encouragement des e'tudes grec- ques. 19. Anne'e 1885. Marquis de Queux de St. Hilaire, notice sur Emile Egger.

Antologia, Nuova 1886, fasc. 8. V. Giacchi, la pietä presso gli antichi Romani. fasc. 9 14. fasc. 15. O. Marucchi, le antiche e moderne transformazioni di Roma. fasc. 16.—

Archives des missions scientifiques et litteraires. f. XII. Gille- bert Dhercourt, rapport sur l'anthropologie et l'ethnologie des popula- tions sardes. R. Cagnat, rapport sur une mission en Tunisie 1882/85.

Archivio giuridico. XXXVI. 3. 4. Brandileone, il diritto greco- romano nell'Italia meridionale sotto la dominazione normanna (con- tin.). fasc. 5/6. Tamassia, l'assenza nella storia di diritto romano.

Archivin della societä romana di storia patria. Vol. VIII, 3. 4. IX, 1. G. Tomasctti, della Campagna romana nel medio evo III.

Nr. 8. Auszöge aus Zeitschriften. 499

A. Monaci, della influenza bizantina nella scrittura delle antiche belle pontificie.

Archivio per le provincie neapolitane XI, fasc. 1. A. Holm, ri- cerche sulla storia antica della Canipania.

Atti della r. Accad. delle scienze di Torino. XXI. fasc. 1. 2.

G. Pietrogrande , Marco ßillieno Aziaco e gli Undecirnani in Ateste.

Atti e mernorie della r. Accad. di scienze lettere ed arti in l'a-

(dova 1885/86. N. s. Vol. II, disp. 1. F. Corradini, per quali ra-

igioni Orazio coiriinciö la sua carriere poetica colle Satire e coi Giambi.

F. Bertini, la donna nell'Eneide e nella Gerusalemme liberata.

disp. 2. E. Ferrai, del luogo del Teeteto p. 143c preso conie canooe

aH'ordinaraento dei dialoghi di Piatone.

Beiträge zur künde der indogerman. sprachen. Bd. X, Heft 3/4. H.Collitz, die neuste Sprachforschung und die erklärnng des indogerm. ablauts. A. Fick, die sprachform der altjonischen und altattiscuen lyrik. W. Deecke, zu den epichorischen kyprischen insckriften.

Bibliotheque de l'ecole des chartes 1886. 1. 2. 3. H. Omont, le premier catalogue des rns. grecs de Fontainebleau sous Henri II \ ms. Nani 245 de Venise.

Bulletin de correspondance hellenique. 1886. V. Mai Nov.

G. Perrot, notes sur quelques poignards de Mycenes. P. Paris,

inscriptions d'Elatee. S. Reinach, six statuettes de Myrina. M.

'. Clerc , inscriptions de Thyatire et des environs. Ch. Diehl et G.

Cousin, villes inconnues du Golf Cdramique Kedreai et Idyma. F.

! Durrbach, Inscriptions de Larina. Varietes: Fragmens d'inscriptions

j athäniennes. EniyQaycci 2/uvovtjs, 'Isgandkia>g , Nvaric y.al Tq< IXfwv.

vno A. E. K ovro lio vio g. Decret d'Oropos. Inscription de Khorsiae.

Buüettino di archaeologia cristiana. IV. Serie, anno III, fasc. 4.

1 G. B. de Rossi, scoperta di una cripta storica nel cimitero di Massimo

:■ ad Sanctam Felicitatem sulla via Salaria nuova.

Buüettino dell'Instituto di corrispondenza archeologica siehe: Mit- i theilungen.

Comptes rendus de l'academie des inscriptions et belles lettres. IV. Serie, t. XIV, fasc. 1. Communications. 1. M. Iloüeaux, Rapport s? sur la seconde campagne des fouilles sur l'emplacement du Temple "■ d'Apollon Ptoos. 2. E. Le Blant, lettre relative a la deconverte '< d'un fragment de marbre sur lequel on fit une inscription incomplete i concernant les Horrea Caesaris. 3. 5. 7. E. Le Blunt, lettres rela- it tives aux fouilles de Rome. 4. Ed. Le Blant, lettres au sujet des 1 decouvertes nouvelles a Rome. 11. S. Reinach, note sur une syna- | gogue grecque ä Phocee. G. Boissier, note sur un passage des An- ! nales de Tacite (XV, 44).

Gazette archeologique 1886, no. 5. 6. A. Cartault, femmes grou- : pees avec des petits Eros, terres cuites de l'Asie mineure. A. Cha- f' bouillet, etude sur quelques camees du Cabinet des medailles.

Hermes. 1886. Bd. 21. Heft 3. H. J. Polak, in Marci Antonini N commentarioä analecta critica. E. Hiller , die Verzeichnisse der pindarischen dichtungen. Th. Kock , neue bruchstücke attischer komiker. Th. Mommsen, der römische oder italische fuß. G. \ Heraeus, de quodam glossematum fönte in Taciti historiis conspicuo. I M. Schanz, zur entwickelung der römischen volkstribunen. K. Zacher, zu den heilurkunden von Epidauros. H. v. Kleist, zu Plo- tinos Enn. III, 4. P. Klimek, zur textkritik Iulians. O. Crusius, i l£(vny.ä. Th. Mommsen, die städtezahl des Römerreichs. A. Mi- chaelis, Schol. Soph. El. 47. A. Michaelis , das datum des 'Eq/liTjs ayoQulog. G. Knaack, nachtrag.

Jahrbücher für classische philologie v. A. Fleckeisen. 1886, nö. 6.

500 Auszüge aus Zeitschriften. Nr. 8.

H. Pomtow, anzeige seiner Poetae lyrici graeci minores. H. Blüm- ner, zu Theokritos. L. Mendelssohn, bemerkungen zu Appianos.

E. Baehrens, Ennius u. seine Vorgänger. H. Netzker, die constitu- tio legitima des Cornificius. R. Philippson, Ciceroniana I de inven- tione, II. die' Protagorasübersetzung. Th. Maurer, zu Vergilius Ae- neis X, 156. G. Faltin, zu Propertius. F. Polle, zu Cicero's re- den. — Th. Opitz, zu Sallustius Cat. 43, 1. Florus I, 5, 8. Heft 7. A. Ludwich, ist der homerische hymnus auf Hermes contaminirt?

F. Blaß, kleine beitrage zur griechischen metrik. R. Peppmüller, zu den fragmenten der griech. epiker. VIII XIV. H. Stadtmüller, zur kri-tik der Iphigenia in Aulis des Euripides. K. Manitius, eine lateinische Geminosübersetzung. W. Soltau, die lateinischen annalen des Fabius Pictor. G. Zippel, die brücken im alten Rom. F. Polle, zu Plautus Truculentus v. 29. Th. Plüß , zu Vergilius Ae- neis I 594 604. J. W. Beck, ad Vergilii Vitam Suetonianam. O. Keller, die zeit des Horazischen archetypus. C. John, zu Taci- tus Dialogus. Heft 8. 9. K. Brandt, zur geschichte u. composition der Ilias. VI. die kataloge. A. Scotland, zur Odyssee 1 5. A. Gern oll, zur erklärung und kritik der homerischen gedichte. IV. H. Hersei, zu dem Sapphocitat in ntoi vtpovg. A. JVeiske, zur griech. syntax. C. Baeumker, die einheit des Parmenideischen seienden.

A. Ludwich, zur griechischen anthologie. Ch. Chron, die frage nach der gliederung des platonischen dialogs Gorgias. F. Snsemihl, Skylla in der aristotelischen poetik. H. Müller- Strübing, die kor- kyräischen händel bei Thukydides. Ein beitrag zur Charakteristik des geschichtschreibers.

Jahrbücher für protestant. theologie. 1886. Heft 4. H. Geizer, zur Zeitbestimmung der griechischen Notitiae episcopatuum U. E. Nöldechen, Tertullian von dem mantel.

Mittheilungen, archaeol.- epigraphische , aus Oesterreich -Ungarn. X, 1. Th. Mommsen, zu Domaszewskis abhandlung über die römischen fahnen. Domaszewski, Häuser, Schneider. Ausgrabungen in Car- nuntum. Th. Gomperz, zu attischen grabepigrammen. Jirecek, archäolog. fragmente aus Bulgarien. Schön, Weinhaupt, denkmäler aus Brigetio. Dürr, zu der inschrift von Samothrake. von Pre- mer stein, römischer votivstein aus Unter- Haidin nächst Pettau. - Rollett, die antiken schriftgemmen meiner Sammlung.

Mittheilungen des kais. deutschen archäolog. instituts. Römische abtheilung. Bd. I. no. 1. G. Tomassetti, il musaico marmoreo Co- lonnese. W. Heilig, Scavi di Capodimonte. id., sopra un ritratto di Gneo Pompeo Magno. W. Henzen, iscrizione relativa alla Hor- rea Galbiana. A. Mau, su certi appaiecchi nei pistrini di Pompei.

H. Müller, le catacombe degli Ebrei presso la via Appia Pigna- telli. A. Mau, storia degli scavi di Ercolano di Michele Ruggiero.

Sitzungsprotokolle. no. 2. G. Gatti, alcune osservazione sugli orrei Galbani. F. Koepp, archaische sculpturen in Rom. W. Heibig, Scavi di Corneto. A. Bambini, tomba scoperta presso Gros- seto. F. M. Nichols, la regia. H. Jordan, gli edifizi anticbi fra il tempio di Faustina e l'atrio di Vesta. - O. Benndorf, osser- vazioni sul Museo Torlonia. -- W. Henzen, iscrizione laurentiana. A. S. Murray, testa di Giunone di Girgenti. Sitzungsprotokolle.

Athenische abtheilung. Bd. XI. Heft 2. F. Dümmler, inscbriften aus Amorgos u. Melos. H. G. Lolling, mittheilungen aus Thessa- lien. Grabschrif'ten. E. Fabricius, alterthümer auf Kreta. IV. Funde der mykenischen epoche in Knossos. V. Fragment eines Pithos aus Lyttos. E Loewy, grabrelief aus Korinth. W. Doerp- feld, über die ausgrabuugcn auf der Akropolis. F. Dümmler, ar*

Nr. 8. Auszüge aus Zeitschriften. 501

chaische gemmen von Melos. N. Novosadsky, inscriptiones Creten- ses. Fr. Studniczka, zu dem archaischen Athenakopf im akropolis- museum. Miscellen:P. Lettischem, zu Mitth. X, p. 317. E. Loewy, inschrift aus Mughla. Inschriften aus Tralles. Nachtrag. Th. Schreiber, alexandrinische sculpturen-litteratur u. funde.

Mnemosyne, XIV, 3: J. J. Cornelissen, ad Ammianum Marcellinum adversaria critica. ~ J. E. B. Mayor , ad Eunapium. J. C. G. Boot, adnotationes ineditae Petri Hofmanni Peerlkampii ad Horatii Epistolas. H. IV. v. d. Meij, ad Diodorum Siculum S. A. Na- her, Thucydidea. J. v. Leeuwen, Homerica.

Älonatsschrift für geschichte des judenthums. 1885. Nov. dec. , .1886 jan. febr. : H. Graetz , eine eigentümliche alte griechi- sche Pentateuchübersetzung. März- april - mai : Xenophanes der ^angebliche Vertreter des monotheismus unter den griech. philosophen. Juni juli— aug. : H. Graetz, Stellung der kleinasiat. Juden unter der Römerherrschaft.

Rendiconti del Istituto lombardo di scienze e lettere. Serie II, vol. XIX, fasc. 1 3. G. B. Intra , la traduzione dell'Eneide di de- mente Bondi giudicata da Giovanni Fantoni. - 4 7. A. Ceriani, le recensione dei LXX e la versione latina della Itala. C. Ferrini, postille esegetiche e frammenti del commentario d'Ulpiano alle for- niule edittale ad legem Aquiliam. P. del Gindice, sulla questione della proprieta delle terre in Germania secondo Cesare e Tacito. 9. 10. C. Ferrini, Aulo Cascellio ed i suoi responsi.

Revue archeologique 1886. Juin. E. Müntz, les monuments an- tiques de Eome (Suite). Andre Leval, inventaire des pieces mann- t scrites grecques des XVIIe et XVIIIe siecles conservees dans les ar- chives du couvent Saint-Louis a Constantinople. P. Tannery , les , chifTres arabes dans les manuscrits grecs. Juillet aoüt: 31aspero, y proces-verbal de l'ouverture des momies de Ramses II et de Ramses , III S. Reinach, les derniers conseils, groupe en terre-euite du Mu- L see britannique. Clermoni '■- Gawieau , antiquites et inscriptions ji inedites de Palmyre. E. Müntz, les monuments antiques de Rome [l ä l'epoque de la renaissance. A. Leval, inscription grecque de Con- n stantinople. M. R. de la Blanchere , bistoire de l'epigraphie ro- |J maine selon les notes de Le'on Renier. P. Monceaux, la grotte du ü dien Bacax au Djebel Taga.

Revue , nouvelle , historique droit francais et etranger. 1886. i no. A. Ch. Loiseau, de la competence territoriale des magistrats ro- ,) mains investis du jus dandi tutores.

Revue internationale de l'enseignement superieur. 1886. no. 2 .1 6 7. Jules Zell er, Leopold Ranke.

Revtie d' l'histoire des religions XIII. no. 3. A. Reville, l'empe- •i reur Julien.

Revue historique XXX, 1. 2.-XXXI, 1-XXXI, 2: A. I). Xenopol, 1 les guerres daciques de l'empereur Trajan. XXXII, 1. G. Bloch, I la rel'orme demoeratique ä Rome au III siecle avant Jesus-Christ ['. Th. Reinach, les origines de la ville de Pergame.

Revue des deux mondes. 1886. 15. juill. G. Perrot, une civili- sation retrouvee : Heteens, leur ecriture et leur art. 1. et 15. aoüt , 1. sept.— 15. sept. Fustel de Coulanyes , le domaine rural chez les Romains. 1. l'etendue la Constitution et la eulture du domaine.

Revue numismatique IV, 3 : Th. Reinach , essai sur la numisma- tique des rois de Cappadoce. Ire partie (pl. XVII et XVIII). G. Schlumlerger, monnaies inedites des Ethiopiens et des Homerites.

Revue de philologie 1886, 2: E. Haider, de novis Sallustii hi-sto- riarum fragmentis. A. Hauvette, une episode de la seconde guerre

Philol. Anz. XVI. S3

502 Auszüge aus Zeitschriften. Nr. 8J

medique, le plongeur Scyllias de Scione d'apres Herodote et Pausa nias. H. Weil, les lettres nouvelles de l'einpereur Julien.

Revue philosophique 1885. no. 11. 12.— .1886. no. 1 8. 9. P. Tannery, la theorie de la inatiere d'Anaxagore.

Rivista di filologia. Anno XIV. 10 12. M. Lessona, le cause del processo di Socrate. A. de Mar cht , di un passo controverso nella Ligariana. Bibliografia. XV. 1. 2. R. Sabbadini, quae libris III et VII Aeneidos cum universo poemate ratio intercedat. O. Berto lottu, il codice modenese di Luciano. L. Valmaggi, notizia di uu codice eporediese delle Ethnologie di Isidoro. A. Cima, sul testo del ,,de oratore" piu usato nelle scuole italiane. Bibliografia.

Rivista storica italiana. 1886, 2: G. Tamassia, Egidio e Siagrio.

Sitzungsberichte der bayer. akad. d. wiss. zu München. Philos.- philol. u. histor. classe. 1886. Heft 1. Gregorovius , F., hat Alarich die nationalgötter Griechenlands vernichtet? R. Scholl, über at- tische gesetzgebung.

Verhandlungen der 38. Versammlung deutscher philologen und schulmänner zu Gießen. Leipz. 1886: W. Oncken, aus Julius Caesars letzten tagen. A. Duncker, über den gegenwärtigen stand der Limesforschung. P. Cauer, Wissenschaft und schule in der Homer- grammatik. — W. Soltau , die bedeutung Cato's für die römische Chronologie. M. Trautmann, über wesen und entstehung der sprach- laute. — Keller, römische inschriften u. andere funde in Mainz mit Vorzeigung von abdrücken und Originalfunden. Maurer, über döeig 6Uyt) n (filrj ts. A. Müller, über das griechische bühnenwesen Rumpf, ist die in der Philonischen inschrift über die ßxtvo&qx?] mehr- fach vorkommende ^iiaofÄvrj in der that sachlich und sprachlich iden tisch mit der homerischen (jitav&un. L. Holzapfel, einige grundfra- gen der römischen Chronologie. Bardey , das sechste consulat des Marius oder das jähr 100 der römischen Verfassungsgeschichte.

Zeitschrift für allg. geschiente 1886. Heft 4-7. Heft 8. Ad. Bauer, die griechischen ausgrabungen in Epidauros.

Zeitschrift, westdeutsche, für geschichte u. kunst. 1886. Heft 2 E. Paulus, die römische grenzwehr in Württemberg. Schicker, die römischen ausgrabungen in Argentovaria-Horburg.

Zeitschrift der deutschen morgenländ. gesellsch. Bd. 40. Heft 2 M. Klamroth, über die auszüge aus griech. Schriftstellern bei AI Jaqubi.

Zeitschrift für bildende kunst. Jahrg. 21. Heft 7. u. 10. L. H. Fischer, aus der heimath des Odysseus. Heft 8. 9. 10. W. Henkel, glossen zur Venus von Melos. 11. H. Holtzinger, kunstgeschicht- liches und archäologisches aus den Abruzzen.

Zeitschrift für mathematik u. physik. Bd. 31. 4. P. Bergh, Sei- ten- u. diametralzahlen bei den Griechen.

Zeitschrift, numismatische 1886. Liefg. 1. M. Bahrfeld, denar des M. Durmius III vir. F. Kenner, Moneta Augusti.

Zeitschrift für numismatik. Bd. XIV. 2 : Joh. N. A. Sworonos, über einige bis jetzt unbestimmte kretische münzen. W. Drexler, bemerkungen zu einigen von Fox, Engravings of unpublished or rare greek coins mitgetheilten münzen. J. P. Six, eine gruppe des Myron. A. Loebbeke, münzfund auf der insel Chios. H. Dressel, einige bemerkungen zu Garrucci's monete dell'ltalia antica.

Zeitschrift für deutsche philologie. Bd. XVIII. Heft 3—4. A. Ausfeld, Ekkehards Excerptum de vita Alexandri Magni und die hi- storia^de preliis.

Zeitschrift für vergleichende rechtswissenschaft. Bd. VI. Heft 3. Bernhöft, das gesetz von Gortyn.

Zeitschrift für wisseuschaftl. theulogie 1886. Heft 4. Aug. Thenn

Nr. 8. Literatur. 503

( Vitae omnium XIII apostolorum item XIII patrum apostolicorum. A. Hilgenfeld , die gemeindeordnung der Hirtenbriefe des Paulus. E. Noeldechen, Tertullian u. S. Paul.

Zeitschrift, theolog., aus der Schweiz, 1886, heft 3. G. Volkmar, 4 ein neuentdeckter canon neuen testaments.

Zeitschrift für kirchl. Wissenschaft und kirchliches leben , 1886, . heft 7. Th. Zahn, apokalyptische Studien. C. P. Caspar i, hat die alexandrinische kirche zur zeit des Clemens ein taufbekenntniß be- \ sessen. Heft 8. Th. Zahn, apokalyptische studien.

Literatur 1886.

(dem Philologus und PhAnzeiger zugesandt).

Grundriß der vergleichenden grammatik der indogermanischen sprachen. Kurzgefaßte darstellung der geschichte des altindischen, altiranischen (avestischen und altpersischen) , altarmeuischen , altgrie- i chischen, lateinischen, umbrisch-samnitischen, altirischen, gothischen, 1 althochdeutschen , litauischen und altkirchen-slavischen von K. Brug- 9 mann. Erster band, einleitung und lautlehre. 8. Straßburg, Trübner. Zur griechischen nominalcomposition. Von Eonrad Zacher. 8. . Breslau, Koebner. (Aus Breslauer philologischen abhandlungen).

De derivatis verbis contractis linguae Graecae. Scripsit Karl ß Ferdinand Johansson. 8. Upsala, Akademiska bokhandeln.

Ueber den akkusativ des inhalts bei den hervorragendsten grie- | chischen prosaikern. Pestgabe an die königliche lateinschule Pirma- ii sens dargebracht von W. Schneidewind. 8. Würzburg.

Synonymik der griechischen spräche von J. H. Heinrich Schmidt. Bd. IV. 8. Leipzig, Teubner.

Die homerischen hymnen, herausgegeben und erklärt von dr. A. i Gemoll. 8. Leipzig, Teubner.

Anthologie aus den lyrikern der Griechen. Für den schul- und \ privatgebrauch und mit literarhistorischen einleitungen versehen von i E. Buchholz. Erstes bändchen , die elegiker und iambographen ent- haltend. Vierte aufläge. 8. Leipzig, Teubner.

E .Luebbert, Meletemata in Pindari locos de Hieronis regis sacer- dotio Cereali. 4. Bonn. (Ind. lectionum).

Studia Theocritea .... scripsit Maxim. Randow. 8. Berolini. ( (Doctor-diss.).

Kritische studien zu den griechischen dramatikern. Nebst einem a anhange zur kritik der anthologie. Von dr. F. W. Schmidt, oberschul- a rath und director des gymn. Carol. zu Neustrelitz. Bd. I: zu Aeschy- los und Sophokles. 8. Berlin, Weidmann.

Der prologos der Antigone nach M. Schmidt. Von prof. Rudolf Neugebauer. 8. Waldhofen a. d. Thays.

Franz Bernhard, die frage nach der chronologischen reihenfolge « der erhaltenen sophokleischen tragödien. 8. Oberhollabrunn. (Progr.). Euripidis Medea. Scholarum in usum edidit Th. Barthold. 8. =] Lipsiae, Freitag.

Lucubrationum Euripidearum capita selecta. Scripsit Evaldus Bruhn. 8. Lips., Teubner.

Le Rane di Aristophane tradotti in versi italiani con introduzione i e note. (Carlo Castellani). 8. Bologna, Zanichelli.

Th. Gomperz , über den abschluß der herodoteischen geschichts- werke. 8. Wien, Gerold's söhn.

C. Castellani, Di una supposta edizione Aldina 1559 del trattato ij di Dionysi d'Alicarnasso de Thucydidis charactere historico. 8. Venezia.

504 Literatur. Nr. 8.

Quibus ex fontibus fluxerint Agidis, Cleomenis , Arati Vitae Plu- tarcheae. Composuit Fr. Fcrd. Schulze. 8. Berol., A. Haeck.

G. Hart, zur seelen- und erkenntnißlehre des Dernokrit. 4. Leip- zig, Teubner.

Piatonis Protagoras. Scbolarum in usuin edidit Jos. Kral. 8. Lips., Freitag.

Aristotelis qui feruntur librorum fragmenta. Collegit Val. Rose. 8 min. Lips., Teubner.

Fr. Striller, de Stoicorum studiis rbetoricis. 8. Breslau, Koebner.

Porpkyrii philosophi Platonici opuscula selecta. Iterum recogno- vit Aug. Nauck. 8 min. Lips., Teubner.

Euclidis Elementa edidit et latine interpretatus est J. L. Heiberg. Vol. III librum X contiuens. 8 min. Lips., Teubner.

Die sprichwörtersammhmg des Maximus Planudes erläutert von Ed. Kurtz. 8. Leipzig, Neumann.

Galeni de utilitate partium über quartus. Ad Codices primuni collatos recensuit G. Helmreich. 8. Augsburg. (Programm).

C. Walter, num quae imitationis Thucydidiae vestigia in Demo- sthenis orationibus inveniri possint. Additum est epimetrum de En- bulideae prooemio. Gissae. (Doctordissertation).

E. Reichenhart, der infinitiv bei Lucrez. Ein beitrag zur ergän- zung von Drägers historischer syntax. 8.

P. Vergili Maronis Bucolica, Geotgica, Aeneis. Recognovit Otto Qüthling. 2 voll. 8 min. Lips., Teubner.

Quae libris III et VII Aeneidos cum universo poemate ratio in- tercedat. Dissertutio Rcmigii Sabbudini. 8. Augustae Taurinoruni, Loescher.

Stazio e la sua/Thebaide. Studio ciitico con im saggio di versioue. ( Umberto Sai/er). 8. Venezia.

Decimi Magni Ausonii Burdigalensis Opuscula. Recensuit Rud. Peiper. 8 min. Lips., Teubner.

Komik und bumor bei Horaz. Ein beitrag zur römischen litera- turgeschichte von Th. Oesterlen. Zweites heft: die öden. 8. Stuttgart. Metzler.

Lexicon Taciteum. Ediderunt A. Gerber et A. Greef. Fascicu- lus VI. 8. Lips., Teubner.

A. Gelli Noctium Atticarum 11. XX. Ex recensione Martini Hertz. Editio minor altera. 2 voll. 8 min. Lips., Teubner.

Lud. Carrionis in A. Gellii Noctium Atticarum libros qui exstant castigationum et notarum speeimen tertium ex edit. princ. a Martino Hertz depromptum. 4. Vratislaviae. (Index lectionum).

Iurisprudentiae anteiustinianae quae supersunt. In usum maximc academicum collegit .... Ed. Huschke. 8. Editio quinta. Lips., Teubner.

Cicero de oratore. Für den schulgebrauch erklärt von K. W. Piderit .... Sechste aufläge besorgt von O. Harneeker. 8. Leip- zig, Teubner.

Rettungen des Alkibiades von A. Fokhe. Zweites heft: der auf- cnthalt des Alkibiades in Sparta 8. Emden, Haynel.

Demosthenes und seine zeit, von Arnold Schäfer. Zweite aufläge. Zweiter band. 8. Leipzig, Teubner.

Lehrbuch der griechischen alterthümer von C. Fr. Hermann . . Dritter band, zweite abtheiluug: Lehrbuch der griechischen bübnen- alterthümer von dr. Albert Müller. 8. Freiburg i. Br. Mohr (Siebeck).

De nothorum Athenis conditione .... scripsit Ricardus Zimmer- mann. Berolini. (Doctor-dissertation).

Vr. 9. 10. 1886.

Philologischer Anzeiger.

herausgegeben als ergänzung des Philologus

Ernst von Lentsch,

83. Julius Caesar. Aduotata de Aristoxeni elementis I rhythmicis. (Index lectionum Marburgensis). Marburg 1884.

XII, p. 4.

84. Julius Caesar, Disputatio de verborum arsis et lthesis apud scriptores artis inetricae latinos inprimis Marium Vic- torinum significatione. (Index lectionum Marburgensis). Mar-

liburg 1885. XVIII p. 4.

Beide programme sind der polemik gegen verschiedene i punkte der neueren Westpbalschen arbeiten gewidmet. Zwar

wendet sich Cäsar in der zweiten abhandlung nicht direkt ge- ."gen Westphal, sondern gegen eine recension K. v. Jan's, indem

er, erbittert durch einige ausfälle Westphals im ersten bände Jder theorie der musischen künste, weitere discussion mit ihm ab- vlehnt, thatsächlich aber ist es kein anderer als dieser, den er i (bekämpft.

Die erste abhandlung kritisirt Westphals textbehandlung hmnd Interpretation einiger stellen des Aristoxenos x). Cäsars ein- *' würfe sind durchweg nicht unberechtigt, obwohl vielfach noch „lungewißheit bestehen bleibt; es wird wohl überhaupt, trotz der .(Zuversicht , mit der Westphal den Aristoxenos interpretirt , nie- mals gelingen, die lehren des meisters der antiken rhythmiker

in jeder hinsieht sicher zu eruiren , denn abgesehen von dem

1) Cäsar bezieht sich auf Westphals „Die musik des griechischen alterthuins. Leipzig 1883" und „Aristoxenos von Tarent. Leipzig 1 1883" sowie auf „Die fragmente und lehrsätze der griech. rhythmi- ker. Leipzig 1861". Nach dem programm Cäsars ist erschienen ,,Theorie der musischen künste der Hellenen 1 B. Griechische rhyth- mik von ß. Westphal. Leipzig 1885".

Philol. Anz. XVI. 34

506 83. Metrik. Nr. 9.1

umstände, daß sie fragmentarisch und zum tbeil in secundären quellen erhalten sind, wird man den autor kaum von dem vor- würfe befreien können , seine Weisheit bisweilen in eine mehr geistreiche als einfache form gekleidet zu haben. Um einiges herauszugreifen , führe ich an , daß Cäsar mit recht darauf hin- weist, daß der ausdruck aijftnor für im'io^ ttqwtol;, obgleich es scheint, daß er von Aristoxenos vermieden wurde, demselben, wie aus den adjectiven Sitjtjfiog, TQi'ar/uog u. a. erhellt, doch nicht fremd gewesen sein kann. Auch die bemerkungen über die' textgestalt zweier stellen aus der lehre vom xgorog nQ<x>Tng} die er daran knüpft, sind einleuchtend, doch sind sie sachlich nicht von erheblicher bedeutung. Es folgen aumerkungen zur lehre vom iQnmg avv&etog und navvOerog , ich will nur eine erwäh- nen: die worte acsvißetoi' de iqovov nnog Ttjr Ttjg Qvdfxonntiag Xqtjgiv ßlinontg £qovusv hatte Westphal im Aristoxenos über- setzt „unzusammengesetzt mit bezug auf die anwendung der rhythmopoeie wollen wir nennen", aber Cäsar macht darauf aufmerksam , daß mit Feußner zu übersetzen ist, ,, unzusammen- gesetzt aber werden wir eine zeit nennen mit rücksicht auf den gebrauch der rhythmopoeie". Auch bemerkt er richtig , daß Tods ti fiiysßog im folgenden (o/or tÖSs ti %noiov (if'ytOog) ein aristotelischer terminus technicus ist, welcher bedeutet certam ali- quant quantitatem. Cäsar wendet sich dann zur lehre von den nodsg. Beide stellen , die er dabei hervorhebt , sind sehr con- trovers und bleiben es auch nach Cäsars besprechung. Er knüpft daran eine erörterung über arsis und thesis im päonischen rhyth- mengeschlecht. Die erwiderung Westphals in seiner Theorie der musischen künste hat das zweite programm Cäsars veranlaßt. Schließlich polemisirt Cäsar gegen Westphals behandlung der lehre von den irrationalen fußen, und ich glaube, daß er inso- fern recht hat, als es nicht angebracht sein dürfte, Westphals irra- tionale daktylen mit dem verhältniß 2 -\- 21/z in die griechische rbythmik einzuführen. Uebrigens sagt Cäsar Seil lianc de irra- tionalibus pedibus quaestionem nunc perstringere tantum, non pertrac- tare licuit, und auch mich würde es zu weit führen, wenn ich näher auf die Irrationalität , die mir noch in mancher hinsieht neuer beleuchtung bedürftig scheint, eingehen wollte. Nur eine bemerkung will ich zu der auch von Cäsar berührten vielum- strittenen Dionysstelle über die daktylen des epischen hexame-

Nr. 9. 84. Metrik. 507

: ters machen. Wenn nämlich Dionys behauptet, daß weil die länge in den daktylen des hexameters den beiden folgenden , kürzen nicht gleichwerthig sei , nach einigen der unterschied zwischen diesen daktylen und den trochäen nicht groß sei, so , scheint mir diese angäbe nur unter der bedingung verständlich, daß in der quelle des Dionysos rgoftatog so viel bedeutete als 7qC- wßQ(*XVt>- Uebrigens scheint mir bezüglich der lehre des Aristoxe- F nos von den irrationalen fußen die Westphalsche auffassung der i voraufgehenden worte Egtmi 8s tovro na) iv rotg snsna cpavs- :fQ<>v, welche den Schluß des abschnittes über die %qovoi r7jg qv&- fiojioii'ai,' 'idtoi bilden, einer coi-rectur zu bedürfen. Westphal i(Theorie der musischen künste I, p. 126) bezieht diese worte i, auf einen weiterhin folgenden verlorenen abschnitt („aus diesen l!) toi? ejreiTa würden wir zweifelsohne erfahren, wie das markiren i;der chronoi podikoi und der gleichzeitigen chronoi rhythmopoiias - idioi in der praxis ausgeführt wurde u. s w.") und übersetzt iuidem zu liebe ,,auch dies wird in dem weiterhin folgenden ein- leuchten" , während es natürlich heißen muß „dies wird auch 5 im folgenden klar werden". Das folgende ist aber der unmit- telbar folgende abschnitt über die noSsg aloynt , denn dieser i ist wohl geeignet die lehre von den iqovoi tij? Qvdnonoilu>: iSioi Ü zu illustriren, insofern als sich bei der irrationalität eine diffe- ; renz zwischen %Qnvog noSc/.c? und %gnvog t?]<j Qvß^onotCa? tdtog ^herausstellt (vergl. besonders den auszug des Psellos : nn8tx6g ifisv ovr s6ti %Qni>og o vinuxcor aijfitiov nnotxov fitys&og oiov ixq- (asojg ij ßdai-mg }/ ")nv no8<'>i,' , idmg 8? Qv&ptonnilag 6 naouläa- $ omi> rai'Tn ftpyt&T] elr"1 im z<) [itxQor e/V int ro jws'y«), denn die p irrationalen silben enthalten ein über die große eines iqovqq ^no8)K<'<c hinausgehendes, vielleicht auch in anderen fällen (und r' gerade deshalb ist es wichtig, den Zusammenhang des abschnit- sites über die XQ(')jni 7Vt> Qvftpwnoitag 'i'8ioi mit dem über die ir- i rationalität festzustellen) ein dahinter zurückbleibendes fAsys&og. Als durchaus geglückt werden wir die in der zweiten ab- i handlung enthaltene polemik bezeichnen dürfen. Wir haben j nicht mit Westphal anzunehmen, daß Marius Victorinus die aus- i drücke arsis und thesis [sublatio und positio) in verschiedenen theilen seines werkes in verschiedenem sinne gebraucht habe, i sondern werden Cäsar zugeben müssen , daß sublatio den ersten, positio den zweiten takttheil bezeichnet, und daß die gänzliche

34*

;

508 85. Homeros. Nr. 9.

vertauschung der termini arsis und thesis , wie sie seit Bentley üblich wurde, dem gesammten alterthum fremd ist.

Friedrich Haussen.

85. Adalbert Scbroeter, Geschichte der deutschst Homer-übersetzung im 18. Jahrhundert. Jena, Costenoble 1882. 360 p. 8.

Der Philologische anzeiger kann über dies „anmuthige ka- pitel deutscher litteraturgeschichte" kurz hinweggehen , so „er- getzlich" manches darin zu lesen ist. Con amore bebandelt der Verfasser seinen Stoff in aller ausführlichkeit und gründlichkeit. Gottsched wird als ,,vater des deutschen hexameters" reclamiert, Bürgers eifrige und doch erfolglose bemühungen um die Über- setzung des Homer werden gewürdigt , von Damms mißglückter Übertragung in prosa, von Bodmers hexametrischer Verdeutschung, kurz von allen versuchen auf diesem arbeitsfelde erhalten wir ausreichende künde. Der preis wird der Übersetzung der Ilias von Friedrich Leopold grafen zu Stolberg zuerkannt, der die Odyssee von Jobann Heinrich Voß kaum zur seite gestellt wer- den darf. Voß wandelt die bahn , welche Stolberg gebrochen hat-, an dichterischer begabung steht der rektor dem grafen be- deutend nach. Herbst hat die Verdienste Vossens weit über- schätzt, Cotta-Bernays hätten uns mit einer Jubiläums - ausgäbe der Odyssee lieber nicht beschenken sollen. Wollten sie ge- recht sein, so mußten sie Stolbergs Ilias „in einer schale" wenigstens mit erscheinen lassen. Die tbatsache , daß Vossens arbeiten den sieg über Stolbergs eminente leistung gewonnen haben , erklärt Scbroeter mit dem mehr anschaulichen fils ge- schmackvollen gleichniß : „das häßliche, hartnäckige kameel ge- langt ja zuweilen wohl sicherer zum ziele, als das edle berber- roß". Das ideale ziel ist aber noch nicht erreicbt , läßt sich überhaupt nicht erreichen , wenigstens auf dem immer wieder eingeschlagenen wege nicht. Der deutsche hexameter ist ein zu armes, jämmerliches ding; der name eines verses gebührt ihm garnicht. „Er sei vorbei, der stelzbeinige faschingszug der an- tiken metren in der deutschen poesie" !

Allzu scharf macht schartig. Schroeter thut so, als beruhe die ewige Schönheit der homerischen gedichte einzig und allein auf der unnachahmlichen Schönheit des griechischen hexameters.

Nr. 9. 86. Thukydides. 509

Wir wissen alle, daß eine copie dem originale nie völlig gleich- kommt, und halten deshalb darauf, daß unsere Jugend auf gym- nasien und Universitäten tüchtig griechisch lerne. Wer mittel- hochdeutsch kann, wird die Nibelungen und Walthers gedichte lauch lieber im original lesen als in Schroeters nachdichtungen. »Damit soll dem Übersetzer sein rühm nicht geschmälert werden. Wir erkennen gern an , daß dieser von der Übersetzungskunst .manches treffliche wort spricht ; und wenn auch sein buch den hauptzweck, die Vernichtung der antiken metra in der deutschen poesie, vermuthlich nicht erreicht , so wird es doch als ein bei- trag zur geschichte der Homerstudien in Deutschland auch dem philologen einiges interesse gewähren.

H. M.

86. Julius Steup, Thukydideische Studien. 2. heft. ;! Freiburg i. B., Mohr. 1886. 100 p. 8.

In dem zweiten hefte seiner thukydideischen Studien spricht

Steup zunächst von der Chronologie des epidamnischen und potei-

3I daiatischen krieges, wobei namentlich ein chronologischer wider-

' spruch zwischen ueia. tavin tv&vq I, 56, 1 und fi?T(\ rtjv iv

Motsidnia i»iixrlv (Arlvl üxicp IT, 2, 1 nachgewiesen wird. In dem

erweise dieses Widerspruches trifft er mit Wilamowitz und Lip-

fj sius, deren behandlung desselben gegenständes ihm erst nach

-^Vollendung seiner Untersuchung bekannt geworden, zusammen,

und gegen Wilamowitz stimmt er mit Lipsius darin überein,

x daß der grund desselben in einem II, 2, 1 vorliegenden text-

'! fehler zu suchen sei, ohne indessen eine bestimmte Verbesserung

\ vorzuschlagen. Den chronologischen ergebnissen seiner unter-

h suchung stimme ich im ganzen zu und ebenso auch den meisten

[{ gründen, womit er im verlaufe derselben die ansichten bekämpft,

i welche Müller-Strübing über die in folge der kerkyräischen ver-

1 Wickelung zwischen Korinth und Athen eingetretenen beziehun-

) gen aufgestellt hat, befinde mich aber rücksichtlich der kritisch-

1 exegetischen behandlung der einzelnen angezogenen stellen zu

! ihm in vielfachem Widerspruch. Zunächst nimmt Steup anstoß

an I, 23, 5. 6, indem er meint, Thukydides habe, wenn er den

zweck tov (irj Tiva ^tjiijnai nore nrov rooovjog TioXsfiog tolg

"Ellijai yat?ön] durch eine einfache angäbe des äußern anlasses

des krieges hätte erreichen wollen , unmöglich noch außerdem

510 86. Thukydides. Nr. 9.

von der dXtj&sataT?] rrgo^uati,' desselben reden können. Allein durch ?'£ oiov . . . xaTiati] wird nicht die entstehung des krie- ges überhaupt, sondern der ausbruch desselben bezeichnet, ähn- lich wie später § 6 durch «qp' cor Ivaaittg zug anovftug eg tut noXtfjov xa7t'ö7ijGui , und hierfür ist der nächste grund die äu- ßere veranlassung. Die in der ul^Otmärtj ngöyuanj liegende nöthigung war zwar der innere und wichtigste grund des krie- ges, veranlaßte aber doch nicht zunächst den ausbruch desselben. Daß Thukydides so scheidet hat er deutlich genug durch den gegensatz der beiden mit tijv h?v ydg dlij&aarärijv ngöcpuaiv und ai ö' eg rb qiavsQov liynfisrai atrial beginnenden sätze an- gedeutet. Steup's anstoß beruht also auf einer ungenauen auffas- sung des sinnes von xart'arj/. Auch die bedenken, die Steup wegen iov iqüvov rbr Tzlstorov I, 30, 3 hegt, scheinen mir un- gerechtfertigt. Nicht die ganze zeit fttrd riji j>av{ia%Cai' beherr- schen die Kerkyräer das meer , sondern erst nachdem die Ko- riuthier und ihre bundesgenossen mit ihrer flotte nach hause zu- rückgegangen waren (vöTtgor, intidt) nl KoqCiöioi xa) ol ivuftu- %m . . . dvs)(G>Qt]aar in' o'r/.ov § 2), und es steht also rov %qo- vov rov nX^larov in engster beziehung zu dem § 2 vorhergehen- den i'(T7f()oi', wie denn überhaupt 701 7e ^onrov 7ov nltlöTov .. . eydeiQov mit zwei genau entsprechenden gliedern in allgemeine- rer ausdrucksform das vorhergehende tiji; Onläaaijg dndari<j . . . ii>£7ZQt]aar wiedergibt, um daran die Zeitbestimmung (xixQi oii Koohüiot k, t. a. anzuknüpfen Ohne berechtigung ist auch der an dem in dieser Zeitbestimmung stehenden tm dloti ge- nommene anstoß. Jeder unbefangene leser versteht darunter den bezüglichen sommer , d. h. den in welchem die Seeschlacht stattfand. Nach Steup's conjectur ?w <C.intyiytofiirq)^> dfQBt müßte diese im winter stattgefunden haben , was er doch auch selbst nicht anzunehmen scheint. Auch spricht gegen den an- gegebenen sinn von rw &sgei, nicht das § 4 folgende rb df'yot; rovro, mit welchem nicht dieser ganze sommer, sondern die übrige zeit dieses sommers bezeichnet wird (vgl. ravrtjv ri/v ijuegar VIII, 103, 1). Sehr gesucht und nicht aus dem Sprachgebrauch zu belegen (denn die angezogenen beispiele III, 44, 1. VI, 11, 7 sind anderer art) ist die erklärung der vielbesprochenen stelle I, 40, 2 ZoTig ii>i . . . 77oi>'ta?.i. Dann meint Steup , der letzte satz von I, 40 passe nicht in den Zusammenhang, da er nicht

,Nr. 9. 86. Tkukydides. 511

auf das bixatov sich beziehe, und habe ursprünglich am Schlüsse von I, 42 gestanden. Allein der satz besagt, daß die Athener mit dem in rede stehenden grundsatze ein unrecht zugleich ge- gen sich selbst begehen würden , und am Schlüsse von I, 42 würde derselbe sich dem vorhergehenden gar nicht anschließen. iMit demselben rechte könnte man behaupten , der Schluß von ;,,I, 42 gehöre ans ende von I, 40, weil dort von adtxstv und nickt vom <*vnqi?'gop die rede sei. Ferner scheint mir die bezie- kung der worte t^ . . . 8ia MsyaQsag vitotytug I, 42, 2 auf j das megariscke psepkisma unstattkaft. Dadurck wurden dock ,, in erster linie die Megarer und nickt die Korintkier zu einer vnoUiCa und einem synXr\fxa berecktigt. Wenn Steup meint von einem e/xArjua könne erst in beziekung auf Vorgänge nack dem 30jäkrigen frieden die rede sein, so kann ick nickt beistimmen, ;i da ejxlijfAu hier ebenso wenig wie I, 26, 1 eine förmliche be- u schwerde bezeichnet. Ganz unzulässig ist die deutung , die „: Steup I, 66 den Worten ov fAStzoi u ys noXsfAOi nco ^vrsnomyst ''gegeben hat. Mit 6 nolijAog soll hier nicht der krieg der Athe- ,i ner mit dem peloponnesiscken bunde , sondern mit den Korin- ;, tkiern gemeint sein, und in der begründung idla yag zavra oi < KoQitßim snga^up bezeicbne idict, daß die külfeleistung, die von : Korintk nack Poteidaia kam, von Privatleuten ausging. Beides ist unmöglick. Bei h nölvßOij kann nur an den krieg gedackt werden, von dessen alrlai vorker die rede ist, d. k. au den pe- loponnesiscken, und Steups auffassung von 18 in wird durck I, 60 ;." widerlegt , wo m KogCtOtoi nack feststekendem tkukydideisckem Li sprackgebrauck das gemeinwesen der Korintkier bezeicknet und f: dem fükrer des külfscorps Aristeus die officielle eigensckaft ei- J nes Strategen beigelegt wird 1). Auck die unzuträglickkeiten, [!\ die Steup in der erzäklung des ab falls von Poteidaia I, 56. 57 Lji findet, kann ick nickt anerkennen. Es sei auffallend, meint er, U daß 56, 2 zu anfang des satzes als grund des vorgekens der U Atkener gegen Poteidaia bloß ibre besorgniß vor der racke der j! Korintkier kingestellt werde, am sckluß aber ibre furckt, Per-

1) Wenn Steup in der anmerkung zu seiner erörterung hierüber meine gegen den ausdruck dg ib uqwtov % ißßokij r\ ig ir\v 'ATnxtjir iyi- vno V 20, 1 geäußerten bedenken nickt gerechtfertigt findet und mich auf IT, 13,9 verweist, so würde der vergleich nur zutreffen, wenn der artikel nach loßolrf nicht wiederholt wäre; .wie die worte überliefert sind, geben sie den von mir bezeichneten fälschen sinn.

512 80. Thukydides. Nr. 9.

dikkas und die Korinthier möchten Poteidaia zum abfall brin- gen; der eigentliche Urheber des abfalls sei nach 57, 4 Per- dikkas gewesen; dann sei es auffallend, daß, da 57, 6 von ei- nem zweiten schritte der Athener gegen Poteidaia die rede sei, man nicht erfahre, welchen erfolg der erste gehabt, und daß auch in der nähern erläuterung 57, 2 5 nicht auseinanderge- halten werde, was auf das erste und was auf das zweite vorge- hen der Athener sich beziehe. Allein die worte SeCaarieg ^lt anoffreöaiv Irin rs Fl^gdixunv neifföfitrot xa) reo» KoguOicov x. r. X, geben eine nähere specialisierung des in vnoTon^naiTEi tijv fy- &quv avräv liegenden grundes in bezug auf Poteidaia und dazu gehört auch , daß hier Perdikkas als mithelfer der Korinthier erscheint; diese sind es, welche die Athener in erster linie fürchten ; denn , wenn auch Perdikkas den abfall Poteidaias zuerst anregt (57, 4), so bewirkt er ihn doch offenbar durch die Korinthier und den einfluß, den sie als mutterstadt auf ihre kolonie ausüben. Nach der parenthetisch eingefügten chronolo- gischen angäbe 57, 1 gibt 57, 2. 3 die nähere begründung von dtinavieg dadurch, daß das zu dem offenbaren zwist mit Korinth hinzutretende feindliche verhältniß des Perdikkas zu Athen näher bezeichnet wird ; mit § 4 wird dann die erzählung weiter fortgeführt dadurch, daß angegeben wird , was nun Per- dikkas in folge dieser feindseligkeit weiter that, worin denn das motiv zu dem zweiten schritte der Athener liegt; dieser Zusammenhang liegt in dem ganzen tenor der darstellung deut- lich genug, ohne daß er gerade in Worten ausgedrückt ist ; daß aber die zuerst an die Poteidaiaten gerichtete aufforderung kei- nen erfolg hatte, ist in dem imperfectum l*t\evoi 56, 2 ange- deutet, durch welches dieselbe noch als fortwirkend erscheint. Noch ein anderes bedenken findet Steup 56, 2 in den Worten TIn7if(8aidTai; , o) olxovmr tni tm /r7#/«(w rijg FlalXTJrqg; diese hätten ein beständiges bewohnen des Isthmos zur Voraussetzung; da aber Poteidaia im winter 430/29 von seinen alten bewoh- nern geräumt worden, so zwinge uns diese thatsache zu der an- nähme, daß die angeführten worte vor der capitulation von Po- teidaia geschrieben und nachher nicht mit der eingetretenen än- derung der Verhältnisse in einklang gebracht worden. Potei- daia ist aber nicht nur von den alten einwohnern geräumt wor- den, sondern es wurden auch an deren stelle athenische kolonisten

Nr. 9. 86. Thukydides. 513

dort angesiedelt. Waren denn nun diese neuen einwolmer nicht auch Poteidaiaten? Freilich nicht dieselben, von denen in dem übrigen theile des satzes die rede ist; aber wo es lediglich auf die bezeichnung der läge der stadt ankam , brauchte der ge- schichtschreiber doch nicht zwischen den frühern und spätem einwohnern derselben einen unterschied zu machen. I, 66 will Steup inoltriQHovv und 67, 1 noXiOQKOVfjirtjg Ttjg TJoTtidaCag nicht von der vollständigen einschließung Poteidaias von der nord - und Südseite her (64, 1.3), sondern nur von jener ver- stehen; den hauptgrund dafür entnimmt er der bereits er- wähnten verkehrten auffassung von ö noltpog 66 als krieg der Athener und Korinthier. Wenn es ihm aber außerdem wun- derbar vorkommt, daß erst durch die vollständige einschließung die Korinthier zu den 67, 1 berichteten weitern schritten ver- anlaßt sein sollen, so ist zu entgegnen, daß von da an erst die eigentliche gefahr für Poteidaia begann und sie bis dahin die frühere hülfeleistung wenigstens zur vorläufigen Sicherung der Stadt für genügend erachten mochten. Der Zusammenhang in dem ganzen berichte 64, 1 67, 2 zeigt, daß ?77oäi6qxovv 66 und noltotjxovfiFri].; 67, 1 nur in demselben sinne wie tnolton- xh7o 64, 3, d. h. von der vollständigen einschließung der Stadt, verstanden werden können, was ja auch der eigentlichen bedeu- tung des wortes am besten entspricht. Richtig ist Steup's deu- tung von nooonitQaitalsGavTsg 67, 3 nooanaQana7.eGa.VTfg f<,' rov Silloyor, die auch durch das folgende naoiövrsg , d. h. vor der l Versammlung auftretend, bestätigt wird, so wie das was er über •i die nothwendigkeit der Ullrich'schen emendation si rf^ n ullog \ sagt, die ich auch bereits in der neubearbeitung des ersten bu- t ches der Poppo'schen ausgäbe aufgenommen habe. Unbegründet dagegen ist meines erachtens der gegen nnnorres I, 119 erho- bene zweifei ; es sei gar nicht denkbar, daß die Korinthier sich von der Versammlung hätten fern halten sollen. Demnach dürfte ein geschichtschreiber das was so geschah , wie es geschehen mußte, überhaupt nicht erzählen. Steup's vermuthung ,raoo- Wivorreg aber ist schon deshalb ganz unpassend , weil dann die naturgemäße Ordnung insX&övtsg xa) naoo^vtovTsg wäre. Und wenn Steup an derselben stelle /a>j nQodiucf&aQr, verwirft, weil Poppo's ergänzung rrnr) rov ypijrftanndca nvrovg rhv noXeuov der- selben zu keinem sinne verhelfe , so finde ich umgekehrt , xlaß

514 86. Thukydides. Nr. 9.

dadurch ein vollständig genügender sinn zu stände kommt. Endlich halte ich es auch nicht für wohl gethan, daß Steup I, 125,2 die leichte änderung sadnioug verwirft und &-/äaioi* mit ixnogt&aOat als passiv verbinden will. Der persönliche dativ beim passiv hat doch eine etwas andere bedeutung als vnö mit dem genetiv ; außerdem wird, da jeder leser exüorcii^ viel eher mit idoxet verbinden wird, was sachlich nicht richtig ist, exu- otov^ aus dem gründe sehr empfohlen, weil so eine Zweideutig- keit vermieden wird, die ein mißverständniß viel näher legt als die richtige auffassung.

In dem zweiten theile seiner schrift behandelt Steup die- jenigen stellen, an welchen Thukydides über seine zeiteinthei- lung spricht. Außer der von Arnold vorgeschlagenen Umstel- lung in V, 20, 2 auch noch 7*; unuoi&fa'^fi, zu ändern halte ich nicht für nöthig; denn daß selbstverständlicher weise auch die X'J'"01 gezählt werden, ist doch kein grund dafür daß nun das selbstverständliche auch durch ziji uTranid/ajan röiv Xi"'"0)p ausgedrückt werden müßte; ebensowenig ist ntartvnag (iFü.lav, wenn r/}r anagi&fujaip beibehalten wird, überflüssig, da, ob man den dativ oder accusativ schreibt , in beiden fällen inhaltlich genau dasselbe gesagt wird ; endlich kann ich auch nicht bei- stimmen, wenn, anstatt «pjo'irwr dem ai]uutvövza)>> zu coordinie- ren , jenes in verschrobener weise diesem untergeordnet wird, wo es doch viel näher lag an' UQxy*' ') *'/<'}<,' 7iro> zu schreiben. Meines erachtens werden durch Steup's behandlung dieser stelle echt thukydideische inconcinnitäten des ausdrucks beseitigt. Sehr beachtenswerth dagegen sind Steup's einwendungen gegen die bisherige deutung des folgenden ois xai aQ%0(Jitioi$ nal fnaovai hui o'flco.,' irv)ft' 7(p intyivtiö 7i und sein eigener erklärungsver- such. Schließlich sucht Steup der ansieht derjenigen , welche wegen tj/xiaeiag V, 20, 3 glauben, daß sommer und winter bei Thukydides ganz gleiche hälften des Jahres seien, durch cor- rectur der widerstrebenden stelle VI, 21, 2 zur hülfe zu kom- men, indem er vorschlägt <•'£ t/g fnqvmv zeacsü(jcüi> ouÖe uyytXov quöioi FhOtlr zu lesen. Dann muß er doch wohl glauben , daß damals zu jeder Jahreszeit ein böte mindestens vier monate zur überfahrt von Sicilien nach Attika und eine hülfsflotte von At- tika nach Sicilien noch mehr gebraucht hätte. Nicht einmal für den winter hat das giiltigkeit , da wir finden, daß im laufe

!Nr. 9. 87. Plutarchus. 515

'des winters 416/15 (jedenfalls nicht zu anfang desselben) athe- nische gesandte nach Egesta gingen (VI, 6, 3. 7, 1) und mit anfang des folgenden frühjahrs wieder zurückwaren (VI, 8, 1). ■Der sinn der stelle kann nur sein, daß zur winterzeit selbst für leinen boten die überfahrt schwierig war. Das einzig bedenk- liche an derselben ist die Stellung des ov8i ; dem wird aber in anderer weise abzuhelfen sein als Steup vorgeschlagen hat.

Am wenigsten bedeutung hat der letzte theil der schrift Steups's, eine entgegnuug auf die kritik , welche L. Herbst an dem ersten hefte seiner Studien geübt hat. Denn etwas neues zur sache wird kaum beigebracht; Herbst's kritik aber hätte Steup ruhig dem urtheile der sachverständigen überlassen können, und daß die neuen ansichten desselben über die Waffenstillstands- Urkunde IV, 118. 119 jemandes beifall erlangen würden, war kaum zu befürchten. Jedenfalls wäre es viel nützlicher und interessanter gewesen zu erfahren, in wie weit Steup die zahlrei- chen , zum theil sehr gewagten vermuthungen, die er zu dieser Urkunde vorgebracht hat, auch gegenüber Kirchhoff's auslegung derselben noch aufrecht zu halten gedenkt.

J. M. Stahl

87. Plutarchische Studien. Programm zu dem jahresbe- : richte der kgl. Studienanstalt bei St. Anna in Augsburg verfaßt 'Won dr. Joh. Muhl, kgl. Studienlehrer. Augsburg, druck von !iPh. J. Pfeiffer. 1885. 8. 93 p.

Die obige abhandlung theilt sich in drei kapitel: die ursprüng- 1 liehe reihenfolge der vergleichenden lebensbeschreibungen p. 4 - 21; wie hieß Plutarchs vater p. 21 32; die hervorragend- esten persönlichkeiten in Plutarchs freundeskreise p. 32 90. \ Allen drei ist gemeinsam eine tüchtige belesenheit im Plutarch 1 und das streben auch in weiteren kreisen außerhalb der fach- . gelehrten für die aufgeworfenen fragen zu interessieren ; daher i werden bei der musterung der griechischen freunde , welche die j gute hälfte des raumes einnimmt , gelegentlich die hauptrichtun- : gen der griechischen philosophie ausführlicher charakterisiert, als es für philologische leser erforderlich wäre , auch die aus- züge aus den Moralien so reichlich gegeben , daß ein nachlesen des textes erspart wird. Vielleicht ist es der nämlichen absieht zuzuschreiben , wenn die sich mit Plutarch beschäftigende litte-

516 87. Phltarchus. Nr. 9.

ratur selten herangezogen wird und besonders der dritte theil sieb fast allein auf die von ihm selbst gemachten mittheilungen beschränkt, oder wenn p. 9 über die bedeutung der Vernach- lässigung und der beachtung des hiatus in den Moralien für die entscheidung der echtheit derselben höchst geringschätzig abge- urtheilt wird und in der behandlung der autorschaft der Schrif- ten De malignitate Herodoti und des Convivium Septem sapientum p. 25 29, die beide für Plutarch reklamiert werden, ihrer nicht einmal erwähnung geschieht. Muhl citiert zwar p. 9 Ben- seiers berühmte Untersuchung und berührt Volkmanns „darauf gestützte apodiktische Versicherung": indeß ein genaueres Stu- dium dieser litteratur würde ihn eines anderen belehrt haben; ich verweise z. b. auf Kasmus' scharfsinnige rettung der schrift De communibus notitiis (in dem programm des gymnasiums zu Frankfurt a. 0. 1872). Die resultate der in erster linie auf dem hiatus beruhenden beweisführung wirken überraschend.

Die Untersuchung über die reihenfolge, in welcher Plutarch seine biographieen verfaßt hat , wird bekanntlich dadurch er- schwert, daß die in ihnen sich findenden Verweisungen oft nicht recht im einklang mit einander stehn, zuweilen sich sogar wider- sprechen ; z. b. bezieht er sich in der Vita Caesaris zweimal auf die des Brutus als eine schon vorliegende (c. 62 8C airiag, äg ii> rnig 7tbqi Bonvrnv yeyQit/wi-'iorg ^fö^Äoox«^?»' und c. 68 A 8t xa} 7iQr'.£ar?i-g Kai naOovieg irelsvrijGar, iv roig Bqovtov yiygn- nrai), ebenso bestimmt aber in der letzteren auf die erste c. 9 mg iv toiö nsg) Kutaanog yiynanziti ; ferner in der Vita Timo- leontis zweimal auf die des Dio (c. 13 und c. 33), in der des Dio (c. 58) auf die andere. Es muß also ein theil dieser Ver- weisungen als zusätze von lesern, welche vom rande in den text gerathen sind, angesehen werden, und damit wird natürlich das gewicht dieses arguments überhaupt abgeschwächt. In diesem negativen theil der Untersuchung wird man Michaelis (De ordine vitarum parall. Plutarchi. Berliner dissert. v. 1875), der im an- scbluß an Plaß (De verborum mg iv rntg neQt iv.$(iov y^ygamai formula eiusque consimilibus, quae saepe leguntur in Plut. vitis, 1856) sich mit dieser frage beschäftigt hat, beipflichten müssen^ wie dies auch Muhl thut. Wenn er dann aber weiter die ci- tate in drei klassen scheidet (p. 6 : mg iv toig tisq) ixti'vov yi- ygumai mit Zusätzen wie axQißwg, ftiillor und dergl.; mg iv toig

Nr. 9. 87. Plutarchus. 517

nigl t/.etiov yeyyafifit'votg dt)./;Arorui oder dxQißovrai oder lazn- Qtjiat; wani-Q etgqrat) und nur die erste als interpolation be- I zeichnet, die zweite und dritte als plutarchisch , so scheint mir damit kaum ein so sicherer boden gewonnen zu sein, wie er es selbst annehmen möchte. Muhl stellt nun allerdings auch noch •linnere gründe auf; von diesen ist jedoch keiner gewichtig, und der, welcher es werden könnte, die entwicklung des stils in den einzelnen viten, wird unbillig bei seite gelassen , weil er „nur schwache anhaltspunkte liefere" (p. 8).

Bei so schwankenden grundlagen ist es kein wunder , daß die resultate Muhls und die seines Vorgängers Michaelis wesent- J lieh von einander abweichen : Pelopidas und Marcellus stehn z. b. bei dem letzteren an 7., bei Muhl an zweiter stelle, Aristides 1, und Cato hier an 9., dort an 4., Sertorius und Eumenes hier j an zweiter, dort an 17. stelle. Die kaiserbiographieen, von wel- chen uns noch die des Galba und des Otho erhalten sind, wer- j den von Muhl (p. 20) sogar hinter sämmtliche parallelbiogra- ij phieen geschoben, während sie Mommsen (Hermes IV, p. 297) als ein unzweifelhaftes anfängerwerk bezeichnet. Vermuthung I steht gegen vermuthung ; irgend welche zwingende gründe kann ] ich weder für die eine noch für die andere erkennen. Mit si- . cherheit läßt sich nach den eigenen unanfechtbaren angaben 1 Plutarchs allein behaupten, daß Demosthenes und Cicero das 5., I Perikles und Fabius das 10., Dion und Brutus das 12. buch der X av^vyiai ausmachten und die zwei halbmythischen gesetzgeber- (1 paare, Lykurg und Numa, Theseus und Romulus an das ende der erhaltenen gehören. Die weitere , sich anschließende frage, ;| in welchen jähren diese werke verfaßt sein mögen, hat Muhl ) nicht berührt.

Das resultat des zweiten kapitels geht darauf hinaus , daß j. Plutarchs dem namen nach bis jetzt unbekannter vater mit einer I gewissen Wahrscheinlichkeit Autobulos benannt wird. Zu dem jji dritten kapitel wüßte ich , wenn ich mich auf den vom verf. ,; gezogenen kreis beschränke, d.h. auf die Schriften von Plutarck ; selbst, nur hinzuzufügen, den de curios. c. 1 5 als einen zuhörer i genannten Rusticus, d. i. den im j. 93 von Domitian hingerich- I teten L. lunius Arulenus Rusticus. Freilich ist so erst der anfang einer Schilderung von Plutarchs freundeskreise gemacht worden •, um ein anschauliches bild zu zeichnen , ist die herbei-

518 88. Anecrlota Graeca. Nr. 9.

ziehung der übrigen litteratur erforderlich ; dann wird sich wohl auch seine bekanntschaft mit der stoischen Opposition in Rom genauer verfolgen lassen.

Hermann Peter.

88. Anecdota varia Graeca et Latina ediderunt Rud. Schoell et Guil. S tu dem und. Vol. I. Anecdota varia Graeca musica metrica grammatica ed. Guil. S tu dem und. Berolini apud Weidmannos MDCCCLXXXVI.

Es ist als ein glücklicher gedanke zu begrüßen, daß Schoell und Studemund die schätze, welche sie bei öfterem theils län- gern theils kürzern aufenthalte in Italien in den reichen biblio- theken daselbst gehoben, hier gesammelt der öffentlichkeit über- geben.

Der vorliegende erste band hat folgenden inhalt : 1. Tres canones harmonici. Edidit Ad. Stamm p. 1 30. Dieselben sind schon im jähre 1881 als Straßburger doctordissertation erschienen und haben einen berufeneu beurtheiler au Felix Vogt in der Bremer Philol. rundschau II, sp. 1451 gefunden, welcher denn auch unter voller anerkennung des vom ersten herausgeber und interpreten geleisteten, dem canou I seine Stel- lung in der musikerlitteratur anzuweisen versucht durch hinweis auf den neupythagoreischen mathematiker und musiker Nicoma- chus von Gerasa.

2. Georgii Choerobosci exegesis in Hephaestionis enchiri- dion Ed.. Guil. Hoerschelmann p. 31 96. In den epilego- mena (Von p. 88 an) giebt der herausgeber rechenschaft über die handschriftliche grundlage, einen Venetus der Marcusbibliothek CCCCLXXXIII, saec XIV (Kj „totum cum pulvisculo excussitGuil. Studemund"; einen Saibantianus (S), ein kurzes fragment in ei- nem Laurentianus (L), letztere beide aus K abgeschrieben. Ueber das Verhältnis dieser handschriften zu einander handelt einge- hender Studemund in einem schreiben an Hoerschelmann p. 89 93. Dazu kommt eine andere recension aus einem Vaticauus (U) aus dem XIII. oder XIV. saec.

Ueber die prineipien , die Hoerschelmann bei der feststel- lung des textes geleitet, sagt derselbe p. 94 quae in codieibus tradita hahrmus ea quanquam graviter corrupta esse . . . intellegae, tarnen non ad eandem omnia normam corrigenda esse perspicitur,

Nr. 9. 88. Anecdota Graeca. 519

quod alia a Choerohosco rede disputata lihrariorum neglegentia de- pravata sunt, alia ab ipso Choerohosco ex lihris mendosis descripta esse negari nequit : gewiß mit vollem rechte; allein daß man auch hierin zu weit gehen kann, zeigt p. 78, 11 wo Hoerschelmann der handschriftlichen Überlieferung von K und S zu liebe in dem Alcaeusfragment naida ' AiO.Hoßc stehenläßt, während doch

; die folgende erklärung oiorsi rr;(" KgöviSov . . . agiarov l'ura ft t t u rhr '/i%iX7.8a und neda (Stud.-cod. nitida) ihn tov ftsrd des cod. U die Casaubonsche coniectur nsft1 'Ayj'ilia über allen zweifei erhebt, so daß hier nur ein abschreiberfehler vorliegt.

Im übrigen aber läßt Hoerschelmann durchaus mit recht fehler in den dichtercitaten, die auf Choeroboscos' eigne rechnung

1 kommen , unberührt und giebt die betreffenden nachweise und Verbesserungen im kritischen apparate. Dabei bemerke ich

ip. 34, 13 ein citat „näv fxhgor ügiarov" ; dasselbe findet sich,

15 trotzdem es keinen sinn hat, noch beim anonymns Ambro- sianus de re metr. p. 231, 19, was möglicherweise auf einen

'^ nähern Zusammenhang beider Schriften hinweisen kann. Das citat gehört dem Pseudophocylides v. 36 niirrcov ftstgop uqi- arnr vnaoßaaicti 5' uleytnai. P. 36, 25 findet sich der satz ij Öf nEQtanoafAwri /nS(?>j fori rmr 8t>n , rtjg fjth' [mitgä^ ßga^viiga, trji; dt ßga%ein<,' imv.Qrntna. Die rede ist von der metrischen länge oxytonierter im sinne der grammatiker kurzer silben im gegensatz zu barytonierten ; da hat eine bemerkung über die perispomene keinen sinn und deshalb hat den satz Hoerschel- mann mit recht als ungehörig in klammern gesetzt. Er leidet aber an sich noch an einem andern fehler. Wie konnte Choe- roboscos die perispomene, die doch stets lang ist, vernünftiger weise als fjs^tj rijg ftaxgäg y.e.t T/}t,' ßga%eiag bezeichnen? Das nfotanoj/Asii] ist , nachdem der satz an falsche stelle gerathen, dem gegensatz der n%vrorovpii>r] zuliebe von einem thörichten abschreiber geändert worden : es kann nur die rede von der xotrij gewesen sein. P. 40,8 nun steht bei der xoivq der satz: sc usnq) dt a/iqoTr xcitiHt] xontj ngoauyogevsTai. Von den u/a- mph ist aber absolut dort nichts vorher gesagt. Und hieher gehört nun unser satz von p. 36, 25 ; natürlich nicht in der form /} de xo/r// xzi. sondern etwa ölvtt\ (sc. /} unm]) 8s usai] xu. Nachdem der satz , einmal ausgefallen , dann am rande nachgetragen, an falsche stelle gerathen war, mußte naturgemäß

520 88. Anecdota Graeca. Nr. 9.

das avrtj durch ein bestimmtes nomen (hier fälschlich durch // ntyiancofiiii,) ersetzt werden. Im übrigen bemerke ich, dass ähn- liche verschlagungen von sätzen in unserm schriftchen nicht ganz selten sind: so p. 68, 12 13 und 13 15, welche stellen nach 69, 9 10 und 69, 23 gehörten, wie das Hoerschelmann richtig gezeigt hat.

Wenn Hoerschelmann zu p. 40, 16 meint ante otav yaQ nonnulla excidisse videntur etc. , so bedaure ich darin ihm nicht folgen zu können. Wenn Choeroboscos erklärt, es sei eigentlich nur ein Työno^ zija aour^ ovllaßi^ , wenngleich Hephaestion deutlich dreie nenne, und darauf fortfährt „denn wenn auf eine mit langem vocal (xa&uuui) schließende silbe das folgende wort mit einem vocale beginnt, so entsteht eine xowj" so hat er damit Hephaestions trennung in schließende länge mit naturlan- gem vocale (fAux(jü) (pwirjevn), langer anceps (ö/j^o'jq) /.«//xfio- ^tiq>) und diphthong als überflüssig erwiesen, denn alle drei fälle sind in seinem ozuv efe [xuxuuf 2-//JÖ *"' anuQii'Cv *'»" l"*'" Qua \6yov xaOuQth schon enthalten, und hatte also nicht nöthig noch de primo syllabae communis g euere Hephaestioneo zu handeln.

Zu 47, 1 halte ich Caesars ansieht für die richtige , daß von xul ojmoüj,' an Choeroboscos redet, der seinen Heliodor gründ- lich mißverstanden hat , indem er dessen zu dem zweiten /} ge- hörige nebensächliche bemerkung hieher zieht. Natürlich ist 46, 26 falsch und Hoerschelmanns Vorschlag einzig richtig-, sein bedenken, Choeroboscos könne das falsche ort ö ij diu^tvxitxwg imqiiottai schon vorgefunden haben, wird gehoben durch Choe- roboscos' bemerkung , daß es sich bei dem zweiten i) nicht um eine ttfjicpißaXXoi*irtj sondern um eine öfioXoym'ust'ij huxqu handle.

P. 48, 21 und 22 ist in dem vergleiche beidemale thcuOev und Htiioadev gegenseitig zu vertauschen. Bei der öftern Wie- derholung dieser worte konnte es leicht kommen , daß sie ver- wechselt wurden. Die sache erfordert die änderung, die von cod. U unterstützt wird. Die Übereinstimmung von K und S beweist nur die Sorgfalt des abschreibers von S , nichts für die bessere Überlieferung. V. 59, 19 ist für cpdürsiv zu lesen uqi- Ofitii. Nachdem in folge des schließenden « in nltlova das « von ÜQiO/Ath abgefallen war, wurde aus PlOMElN leicht <1>QA- NEIN. Ob p. 58, 6 die annähme der Kicke nothwendig ist,

Nr. 9. 88. Anecdota Graeca. 521

ist fraglich; es läßt sich doch aus dem vorhergehenden svqe- vni Qv&pvv der gedanke unschwer ergänzen.

Wenn Hoerschelmann p. 69, 10 den satz a uga iv im ^verwirft, so ist zu bemerken, daß die stelle nur lückenhaft über- liefert ist in K und S; darauf weist auch das fehlen von (ia- \f>Q(iv v. 14 in dieser Überlieferung, welches ebenso nothwendig -ist, wie das hinter dem Hipponaxfragment fehlende <tots dpcpi- Mga%v i;!>. Meiner meinung nach haben beide fassungen, die von [ U und diese von K jede ihren selbständigen werth , und an tnicht wenigen stellen hat Hoerschelmann auch die bessere Über- lieferung in U anerkannt.

|j Die Unordnung, welche sich hier in den handschriften fin-

18 det, geht noch weiter P. 77, 17 findet sich die notiz: Imiov ow ort iv 7 a v tt a 7irsg evQSjua cpaciv, oneg ov SsX xtA., eine orthographische notiz über eigtjfta resp. siQSßa , von welchen e die letztere form [mit Herodian bei Eustathios zu n 471] ver- worfen wird. Sie hat in der form nur sinn in einem commen- irtare zu einer stelle an der sich dies wort gerade findet. Nun tkommt siorjfAU bei Hephaestion nur im cap. V vor = lemma ,.69, 17 : . . ontg 7ii ?g ^st /nncovaxjog, nvsg 8s Avaviov evg?][Aa _q}aaCv. Hieher gehört denn auch jene anmerkung.

P. 72, 23-24 halte ich xardQi&fimv für richtig; in der

;.that zählt Heph. die dno&easig des anapästs auf und fügt dann

ii die %g^ostg hinzu. Mit benutzung von U, der von d n o üsasig

Lauf « n agtdfitjntig abgeirrt ist, könnte man auch änagidfii'jaag

schreiben.

P. 73, 1. 2 ist mit U evgijfia 'sfoiaTocpiitovg zu strei- chen. Es steht in direktem Widerspruch mit dem folgenden, *i wonach das fihgov ' Agiatoopdvsiov seinen namen hatte insi8rt

V. 11 fehlt vor Aav.mDiY.ov ovr cpijal der hinweis darauf, 4 daß irgend ein metrum diesen namen führte. Wenn bei He- fjphaest. dies auch vorangeht, so ist es hier doch nicht so ein- fach zu ergänzen. Ich denke mir , der archetyp wird beschä- ftigt gewesen sein, worauf ja auch die größere lücke v. 20 hin- weist, von der ein stück in den anfang dieses capitels nach 72, 20 verschlagen ist: ngoxi-ltva^arixog ßga^stär.

74, 21 findet sich in K von zweiter hand die notiz leinst nso) inoiitfjifiix.ov. Wenn dem die dritte hinzufügt xal uqttg Philol. Anz. XVI. 35

522 88. Anecdota Graeca. Nr. 9.

zonui, so scheint mir da« eine notiz für den abschreiber zu sein, der platz für das nachzutragende stück (das allerdings nicht das ganze capitel ntni %o(jta(A[itxoi, sondern nur seinen anfang und den schluß des voraufgegangenen ntol aianaiaxwov ent- hielt) frei lassen sollte.

75, 19 naiöjva ötvrtfjoi , tovrsariv ix ß(ja)[tiai; hui juuxoüi,' xal diu p'yM^tiw* muß geändert werden mit Westphal. Es ist nicht zu fürchten , daß wir damit den Schriftsteller selbst corri- gieren , denn dem Choeroboscos der ex professo über Hephae- stions handbüchlein Vorlesungen hielt, ist der fehler sicher nicht auf sein conto zu schreiben: die äuderung bietet sich sehr leicht dar: in ß' p'ya/tiaj*' üui fjbanyüg xui fi(j<t%hCu<,'. Wie leicht konnte das Zahlzeichen ß' vor ßyuxt-iwt ausfallen. Dann Wurde es falsch eingesetzt und veranlaßte bald die entsprechenden äuderungen der casusendungen. Natürlich ging damit band in hand die än- derung des nutooi1 tqItov in den ÖevisQvg.

Dies ist es, was mir von einzelheiten erwähnenswerth schien. Alles übrige, was dieser band der anecd. varia bringt, ist von Studemund.

3. Appendix de codicibus aliquot Italicis ad Hephaestio- nem et Choerobosci exegesin pertinentibus.

Im cap. I behandelt Studemund die metrischen scholien in dem schon genannten cod. Vat. 14, aus dem ein längeres stück mit der discrcpantia scripturae des cod. K veröffentlicht wird. Den Schluß dieser handschrift bildet ein tractatus de vocibus ani- malium alt'ycov qpcom/, an welchen der verehrte herausgeber den wünsch knüpft : ut tandem aliquis . . . quam 2>lurimis tractatibus collectis . . . ceterisque qui illam materiam tetigerunt scriptoribus collatis genuinam , quatenus ßeri potest , Zenodoti verborum formam ita restituere conetur> ut quid de hominum, quadrupedum, scrpentium, avium, curruum, ignis, ventorum, ncatebrarum, rudentum etc., vocibus doctum sit, luculenter appareat : eine aufgäbe, zu deren lösung er selbst nicht unwesentlich beigetragen hat durch herbeischaf- fung des bisher unzugänglichen materiales , denn außer 7 wei- teren abschriften dieser Öiuqofj«) iä>v qanäii aus den handschrif- ten der Ambrosiana, Vaticana , der Turiner und Münchener bi- bliothek nebst auderweiten nachweisungen in handschriften der Bodleiana, ist es ihm gelungen in den besitz von abschriften von der hand befreundeter gelehrten aus mehreren Barocciani,

JNr. 9. 88. Anecdota Graeca. 523

einem Pariser, mehrern Dresdener, einem Berliner, dem Leidener

, codex, aus dem einst Valckenaer diesen tractatus in zwei fas- l sungen hinter seinem Ammonius herausgegeben, zu gelangen,

, welche in den addenda von p. 284 290 ihre stelle gefunden

■haben.

Das zweite capitel handelt de codice Ambrosiano A Hephae- itstionis codicum optimo.

{, Diese handschrift enthält außer der Nicomachischen arith-

L metik einen theil derselben metrischen schoben, welche Hörschel- jjmann als schob Hephaestionea altera im jähre 1882 veröffent- licht hat (cfr. Philol. Anzeiger XIV p. 205 ff.). Studemund ; giebt die Varianten dieser handschrift von dem Harleianus (0) i dem sie am nächsten kommt. Wie weit dieselben für den text L von Wichtigkeit sind, vermag ref. nicht zu beurtheilen , da ihm «4 das exemplar der Hörschelmannschen „scholia altera" augen-

iblicklich nicht zur hand ist.

Cap. III, die verscitate im cod. A, bringt nebenbei aus ei- gner Parmenser handschrift (XIII XIV. saec.) ein stück eines

\fav(JioÄoyixov ^vfiHMt'og tov (inyaXov youfiuuzixov.

Cap. IV enthält einen sorgfältigen abdruck der schob Heph.

\Ambrosiana, auch die stellen , die in A wegen irgend einer Ur- sache nicht deutlich mehr gelesen werden können , sind gewis- senhaft angegeben mit den Varianten von K, der direkt, und Q f.(Ambr. Q 5 ord. sup. saec. XV) , der indirekt durch vermitte- iilung von K aus A stammt.

Ueber diese letztere handschrift selbst handelt cap. V. Sie

enthält: 1. Trichas' ovvoipig liiöv svvia jjistqoov] 2. einen anony- ,<mus de metris Byzantinae aetati familiarissimis ; 3. Heliae monachi Ide metris 5 4. Herodiani ns(ji aii^on ti^ Xh^hoh^ ; 5. zwei tractatus jde eaesuris 5 6. Tu-gl nodmv sofA/jieia ; 7. /Jiovvoiov ntQi nodä>v\ w8. Js. Tzetzae de metris Pindari; 9. metrische schoben zum Pin- iildar; 10. schoben zum Hephaestion (vgl. cap. IV); 11. Pseudo- L.Libanios' epistolici char acter es ; 12. Coluthi rapt. Hei. mit inter- ilinearscholien ; 13. Tryphiodori dlcoai^ IXlov.

Die unter nr. 2. 5. 6. 7 angeführten metrischen Schriften

hat Studemund in diesem cap. V, die unter 3 und 4 genannten iim folgenden cap. VI veröffentlicht. Letzteres cap. handelt de

codice Veneto Marciano (K). Derselbe enthält außer einem

brevis index von der hand des Bessarion 16 tractatus meist

35*

524 88. Anecdota Graeca, Nr. 9.

metrischen inhalts (nur nr. 4 enthält notarum criticarum indi- ces duo), von denen Heliae liber de metris cum appendicibus mit benutzung von 5 weitern handschriften , und Pseudo-Hero- dian nso) ail%cov 7>]g )J$£ö->t,' auf weitere 3 handschriften gegrün det hier veröffentlicht werden ; dann folgt ein metrischer tractat, der sich durch vermittelung eines solchen nig) no8äv anschließt an den c. I aus dem Vaticanus (U) mit der discrcpantia von K herausgegebenen.

Cap. VII enthält zwei carmina de metro iambico von Mich. Psellus und Joannes Botaniata; und cap. VIII handelt de pe- dum metricorum memoria in anecdotis Chisianis servata.

Als vierte schrift folgt Anonymi Ambrosiani [aus Ambr. C 222 ord. inf.] de re metrica ed. Guil. Studemund. Hier scheint mir p. 214, 21 das das beispiel des [xtiovQoi einführende tia) de aide darauf zu deuten, daß nach M 208 ursprünglich noch ein beispiel gestanden hat, das nun ausgefallen ist. Thatsäch- lich finden sich in diesem § 1 immer mehrere beispiele zu jedem TQ(')T7og (und die namen der TQonai selbst stehen im plural), die mit ausnähme der des ersten immer mit na) 5s oi8s , sonst mit oior eingeleitet werden. Demnach würde zwischen § 1 und § 2 eine lücke zu statuieren sein.

Sonst giebt Studemund in diesem tractat eine reihe der treffendsten Verbesserungen. Besonders werthvoll aber sind die ausgiebigen nachweisungen der lehre bei andern, speciell den lateinischen metrikern.

Eine appendix enthält alle andern metrischen schritten ge- ringen umfangs aus dieser handschrift mit theilweisen ergänzun- gen und parallelen aus andern handschriften, daneben auch He- renni Philonis yiwaig zäv rjlimar. Den Schluß der appendix macht die lectionis discrepantia zu Aristophanes Nub. 1— 661 und Ban. 1 88, sowie zu Tzetzes' prolegomena, welche die werthlosigkeit dieses cod. für die kritik des Aristophanes darthun.

Das sechste und letzte stück dieses bandes sind Anonymi Laurentiani XII deorum epitheta ed. Studemund eine Samm- lung von der ein bruchstück auch im Ambrosianus (A) sich fin- det. Beide recensionen liegen hier vor. Die fragen nach dem Verfasser sowie nach den quellen derselben werden voraussicht- lich nie zur entscheidung gelangen. Benutzt aber ist die Samm- lung von Nicetas von Serrae bei seinem 7iöti\iia , welches Stu-

Nr. 9. 89. Ennius. 525

1 demund zum ersten male auf sicherer diplomatischer grundlage i hier veröffentlicht ; ja sogar die weitere benutzung oder besser 'Verkürzung des Nicetas durch den anonymen Verfasser von ixliiGfic &{(ov in mehrern handschriften wird nachgewiesen und 'die ulfiGsi^ selbst recensiert.

Damit ist ein reiches material für metrische und mytholo- gische Studien und für grammatische quellenuntersuchungen ge- geben und schon hat einzelnes einen bearbeiter gefunden, so der I Helias monachus de metris mit seinen appendices, von dem ich 5 später zu berichten gedenke. Möchte diesem ersten bände bald weiteres folgen.

Die corrigenda und addenda bringen neben der verbesse-

-' rung einiger druckfehler noch einen tractatus Tieg} no8mv aus

einem Vossianus und einen anonymus Berolinensis ntgl no8mr.

Durch einen lapsus calami hat Uhlig p. 223 den vornamen Georgius erhalten.

Georg Schoemann.

89. Quin tu s Ennius. Eine einleitung in das Studium der römischen poesie. Von Lucian Müller. St. Petersburg, C. Ricker, 1884. IX u. 313 p. 8.

90. Q. Enni Carminum Reliquiae. Accedunt Cn. | Naevi belli Poenici quae supersunt. Emendavit et adnotavit ILucianusMueller. Petropoli, Ricker, 1885. XL VII, 295 p. 8.

Beide werke ergänzen sich , wie sie ziemlich gleichzeitig ^bearbeitet (Vorw. p. VII, praef. p. III) und erschienen sind. I Die diorthose (2.) enthält, wie vorwort der vita (1.) p. VII ver- sprochen war , außer dem möglichst kurz gefaßten kritischen "'< apparat einen gleichfalls knapp gehaltenen commentar, dazu ein 1 vollständiges wortverzeichniß, außerdem die wichtigsten Zeugnisse 1 der alten über Ennius, ferner die fragmente von Naevius bellum

I Punicum und die abhandlung de versu Saturnio. Die textesre- < cension , ursprünglich nicht beabsichtigt, stellte sich sehr bald

II als nöthig heraus (praef. p. III) ; ihr vorangeschickt sind Ad- versaria Enniana in 8 capiteln p. V XX, Ennii carminibus qua- tenus et quomodo usi sint veteres, Quid a saeculo inde XVI profe- cerint gramrnatici emendandis explicandisque libris Ennii, De subsidiis et rationibus editionis huius, und Quaestiones Naevianae in 3 capiteln p. XXI XLVII, De carmine belli Punici, De versu Saturnio, De

526 89. Ennius. Nr. 9.

crisi Naevii libro adhibenda ; die Adversaria wie die Quaestiones sind erst geschrieben, als die vita Ennii (1) bereits gedruckt war, wie sieb aus vielfachen citaten, sowie aus der numerierung der druckbogen ergiebt. In cap. 2 der Adversaria wird die frage berührt, ob Merula Recht hat, wenn er meint, daß der zweite punische krieg blos das 8. und 9. buch der annalen umfasste, worüber in der vita (1) p. 169 ff. ausführlich gehandelt wird. Müller weist dem zweiten punischen kriege auch noch das 10. buch zu , aber das , was er gegen Merula und Vahlen anführt, beweist mehr gegen ihn selbst als gegen die genannten. Wer mit recht so viel auf die citiermethode der einzelnen Schriftstel- ler giebt , wie es Müller thut , durfte nicht sagen , daß Cicero Brut. 15. 58 in nono ut opinor annali durch dieses ut opinor selbst die möglichkeit eines Versehens anerkennt. Cicero citiert den Ennius sonst regelmäßig ohne angäbe des buches ; bei ander- weitigen citaten braucht er eine einschränkung wie ut opinor, wenn er seiner sache gewiß ist , aber vornehm den schein ge- nauen wissens in solchen dingen ablehnt, vgl. Rose. Am. 16.46 alterum Chaerestratum nam ut opinor hoc nomine est, cf. Halm zu d. st. Mithin würde , wenn sich anderweitig mit Sicherheit beweisen ließe, daß jenes citat nicht dem 9. buche entstamme, von einem versehen Ciceros nicht die rede sein dürfen , son- dern vielmehr eine corruptel des nono angenommen werden müssen. Und wenn weiter gegen Vahlen bemerkt wird, daß alles, was dieser auf die schlacht bei Zama bezieht, mit leichter mühe anders erklärt werden könne, so sind die beiden beweisen- den beispiele nicht glücklich gewählt. Denn daß der ausdruck praeda exercitus undat besser auf Zama paßt als auf die erobe- rung Carthagenas oder den sieg am Metaurus liegt auf der band und daß die verse

mortalem summum fortuna repente reddidit, e summo regno ut famul infimus esset nicht auf die Unterredung gehn, in derHannibal den Scipio vor der schlacht bei Cannae an die Unbeständigkeit des glückes mahnt, weil sich die ganz ähnliche sentenz

multa dies in bello conficit unus, et rursus multae fortunae forte recumbunt: baudquaquam quemquam semper fortuna secutast im 8. buche finde, ist zu viel behauptet. Die ersten verse sind

Nr. 9. 90. Ennius. 527

energischer und militärisch kurz; sie eignen sich besser für den mund eines großen kriegers bei einer großen katastrophe als die letzten und somit sprechen innere gründe für Vahlen; aber beweisen läßt sich dergleichen überhaupt nicht. In dem ersten dieser beiden fragmente , v. 337, setzt Müller für das e summo Giffens (die eodd. haben summo) exutus in den text , eine starke änderung, die schwerlich gerechtfertigt ist. Denn exutus findet sich so wenig wie exuere bei Ennius , und exutus ist wenigstens nach Forcellini aus der alten latinität nicht nachweisbar, noch dazu tropisch. Dagegen läßt sich der ausdruck e summo regno ut famul infimus esset recht wohl vergleichen mit Thyestes fr. IV (Fabulae v. 301)

namque regnum suppetebat mi, ut scias, quanto e loco quantis opibus, quibu' de rebus lapsa fortuna accidat. Im übrigen ist der dem inhalte der annalen gewidmete abschnitt der vita (1), p. 128 189, einer der interessantesten; da die combination einen um so größeren Spielraum hat , je geringer zahl und umfang der fragmente eines buches sind, so läßt sich im einzelnen leicht widersprechen, die förderung des ganzen aber muß rückhaltslos anerkannt werden. Nicht überzeugend ist, was gegen Bücheler Ehein. mus. XXXVI, 334 über Schob Georg. II, 119 bemerkt wird, denn über die Zerstörung von Acanthus h ist eine ganz bestimmte Überlieferung da , während Hannibal L mit der insel Cercina nur auf die künstlichste weise in verbin- y düng gebracht werden kann. Den stoff vertheilt Müller über ij buch 8 10 so, daß 8 = Liv. XXI und XXII bis Cannae incl. | ging und mit einem götterrath schloß, in dem Juno endlich ih- \ rem haß gegen Eom entsagt. Das 9. umfaßt die auf Cannae folgenden ereignisse in Italien, Sicilien und Sardinien, Spanien und schließt mit der schlacht am Metaurus , das 10. 206 bis Zama. Bei der behandlung des 16. buches in der vita mußte es befremden, daß Bergk nicht genannt ist, denn Bergk ist es, der bereits 1861 aus dem von ihm gefundenen Epulo die ge- schichte des istrischen ki'ieges als dessen inhalt vermuthet hat, indessen bemerkt Müller ausdrücklich im prooemium des commen- tars p. 173, daß ihm Bergks Enniana erst später aus dessen Kl. philol. sehr, bekannt , wenigstens vollständig bekannt ge- worden seien und benutzt diese berichtigung zu einem todten- gerichte über den großen philologen. Nach Müller hat Ennius

I

528 90. Ennius. Nr. 9.

die annalen nicht vor 195 begonnen und die ersten 6 bücher etwa 190 herausgegeben. Diese umfaßten in je 3 büchern die königszeit mit Latiums Unterwerfung und die geschichte der republik bis zur herrschaft über Italien Ueberreich ist der inhalt von liber I : Anrufung der musen. Vorspiel : Dichterbe- rufung durch den Traum. Beschreibung Latiums, episode über Saturn , Schilderung der ältesten bewohner Latiums. Ankunft der Trojaner unter Aeneas. Dessen enkel Romulus und Remus. Gründung Roms. Gründung Karthagos. Götterversammlung. Jupiter prophezeit die große Roms. Zwist zwischen Romulus und Remus. Raub der Sabinerinnen. Romulus' tod und apo- theose. Lib. IL Regnum Numae , Tulli , Anci. Lib. III. Regnum Tarquiniorum et Servi. Lib. IV. Res Romanae post eiectos reges usque ad incendium Gallicum , ut videtur, dedu- ctae. Lib. V. Res Romanae usque ad Pyrrhi bellum conti- nuatae. Lib. VI. Pyrrhi bellum. Durch diese 6 bücber berühmt geworden ward der dichter 189 von Fulvius Nobilior aufgefordert, ihn nach Aetolien zu begleiten, woher er mit die- sem 187 zurückgekehrt sein wird. Nach dieser Unterbrechung dichtete er lib VII XV und gab diese fortsetzung spätestens 184 heraus, denn bereits 184 erhielt er mit rücksicht auf seine Verherrlichung von männern wie Scipio, Cato, Fabius, Marcellus, Fulvius durch den söhn des letzteren das bürgerrecht. Der in- halt von lib. VII XV ist nun : Lib. VII. Bellum Punicum pri- mum. Tumultus Gallici et Illyrici. Lib. VIII X. Bellum Pu- nicum secundum (VIII. Initia belli usque ad pugnam Cannen- sem et consilium deorum quod insecutum est. IX. Res post pugnam Cannensem usque ad devictum interfectumque Hasdru- balem gestae, ut videtur. X. Res post pugnam ad Metaurum usque ad finem belli gestae). Lib. XL Bellum Macedonicum quod proelio ad Cynoscephalos est finitum. Lib. XII. Die folgen der besiegung des Philippus für Griechenland (freiheits- erklärung der Griechen durch Quinctius Flamininus an den isth- mischen spielen 196, demüthigung des tyrannen Nabis ver- mutlich spielt die Stammverwandtschaft zwischen Griechenland und Rom hier eine große rolle.) Lib. XIII. XIV. Bellum Antiochi, etiam Cn. Manlii res a. 189 contra Galatas gestae li- bro XIV videntur esse tractatae. Lib. XV. Aetoli perdomiti a Fulvio. Mit dem XV. buche beabsichtigte Ennius ur-

«Nr. 9. 90. Ermius. 529

i sprünglich zu schließen ; die beiden ferneren fortsetzungen, lib. XVI einerseits, sodann lib. XVII und XVIII haben in zufälli- ä gen umständen ihre veranlassung. Das nach einer pause von .etwa 8 Jahren bald nach dem istrischen kriege (178 177) er- Bi schienene XVI. buch , Bellum Histricum , behandelt nach einer m kurzen Übersicht tod Scipios und Hannibals in der weise li homerischer monomachieen die heldenthaten der brüder T. und i C. Caelius und zweier Istrier; die 172 veröffentlichten lib. XVII a und XVIII endlich umfassten die begebenheiten seit ende des I istrischen krieges bis zu anfang des macedonischeu, also 177 i 72, etwa = Liv. XLI, 12— XLII, 10.

I Die annähme der vier ausgaben stützt sich wesentlich dar-

i auf, daß buch 1. 6. 16. 17 orientierende prooemien hatten; von : Merula weicht Müller nur hinsichtlich buch 7 12 sowie 16 18 t ab. Das urtheil über Ennius, das wir aus der vorliegenden re- it construction gewinnen, kann nicht anders als ein günstiges und die früheren unter dem einflusse der augusteischen dichter ent- i standenen einseitigen ansichten berichtigendes sein ; für einen ■, bloßen compilator wird den Ennius niemand mehr halten, aber : freilich werden auch wenige geneigt sein , der übertriebenen werthschätzung Müllers beizupflichten, dem Ennius poeta princeps Romanorum non tempore modo , sed dignitate ist oder ein dichter, cuius studia non modo ad Romanos, sed ad totum pertinent genus humanum und dessen annales heißen carmen divinum nobilissimisque cuiuslibet aetatis comparandum operibus. Was Mommsen an Ennius i tadelt, ist das verfehlte der grundidee, epos und geschichte ver- binden zu wollen, und dieser tadel, zu dessen verständniß seine bemerkung im anfang des 8. buches der Rom. gesch. über die phantasie, „welche wie aller poesie so auch aller historie mutter \ ist", eine schöne ergänzung bietet , behält seine berechtigung. Da die abhandlung über das metrum Saturnium nur der Vorläu- fer eines eigenen buches über diesen gegenständ ist, so genüge es zu bemerken, daß es nach Müller totum temperatur legibus quantitatum und daher eadem tenetur norma qua reliqui versus la~ Uni. In dieser partie wie in dem schlußcapitel der vita „die römische metrik nach Ennius" befindet sich Müller in seinem eigentlichen fahrwasser. Wegen ihres vornehmen tones , der freudigen anerkennung fremder große und des Verzichtes auf alle zwecklose polemik eignet sich die vita besonders für jün-

530 91. Catullus. Nr. 9.

gere philologen vortrefflich zur „einleitung in das Studium der römischen poesie", wie der titel besagt. Erfreulich ist es auch, die zunehmende Vorliebe des Verfassers für die Franzosen zu beobachten ; diese sind nicht bloß „durch kunstsinn viel höher ausgezeichnet" als wir armen Germanen (p. 58), und „das krie- gerischste volk der neuzeit" (p. 17), was ja seit 1870 ganz feststeht, sondern Frankreich hat sich auch als „die alte heimat des guten geschmackes" dadurch bewährt, daß es der methode Müllers (die persönlichkeit des dichters von seinen dichtungen zu sondern) „allgemeinen beifall" gezollt hat, und dies ist ihm ,, besonders wichtig gewesen" (vita p. V). Hiernach ist zu hof- fen , daß das nächste deutsche buch Müllers gleich französisch erscheint, in welchem falle es sicher großes publicum hat. Als sol- ches denkt er sich lediglich hornines elegantes eosdemque honestos (Adversar. Enn. p. XX) außerdem müssen sie sich nach praefat. IV noch die secunda editio seiner vita Ritschelii kaufen, und über Merula bemerkt er Adv. Enn. p. VIII hoc solum ei exprobran- dum, quod abreptus partium studio quo plurimum infringitur ve- rum — in Scaligeri meritis aestimandis parum se candidum ali- quando praebuit iudicem.

Th. Fritssche.

91. Catulli Veronensis liber rec. et interpretatus estAem. Baehrens, volumen alterum. Lipsiae, Teubner, 1885. XVI, 619 p.

Daß die anziehungskraft des liebenswürdigsten und lebens- wahrsten aller römischen dichter eine immer wachsende ist, hat die reiche Catull-literatur des letzten Jahrzehnts zur genüge ge- zeigt. Daß aber ihm, der nicht bloß ein doctus poeta, sondern der größte lyriker Roms und somit ein echter gelegenheitsdich- ter gewesen, der was er erlebt und erleidet auch in verse brin- gen muß, gerecht zu werden nicht jedermanns sache ist, hat auch eine fülle unglücklicher konjekturen und erörterungen satt- sam bewiesen. Ellis lieferte einen englischen, Riese den ersten deutschen kommentar. Dankenswerth war in mancher hinsieht das material, das sie darboten aber haben sie den dichter in seiner ganzen eigenart, in dem reiz seiner individuellen persön- lichkeit erfaßt ? Ich glaube, nein! Haben sie in der kritik dem texte wesentliche dienste geleistet? Ich glaube, nein! Baeh-

jNr. 9. 91. Catullus. 531

i rens' hochgelehrtes werk bezeichnet, was die erklärung des dich-

ters anlangt, einen ganz entschiedenen Fortschritt. Das verdienst, t den werth des Oxoniensis wenn auch mit arger Übertreibung -:. geltend gemacht zu haben , gebührte ihm schon seit seiner i Catull-ausgabe (1876), die den ersten band zu obigem buche jjj bildet ; aber mit recht bekreuzigte man sich ob dieser textesver- 6i unstaltung und klagte: miser Catulle! Seitdem sind fast 10 jähre /vergangen, und zwar nicht spurlos, sondern mit recht konnte l Baehrens schon in der ankündigung des obigen kommentars be- ll kennen : „Stände mir heute die gelegenheit offen , die fruchte i meiner unausgesetzten beschäftigung mit Catull in einer neuen

ausgäbe niederzulegen, so würde der text eine wesentlich an- . dere gestalt erhalten" und nach weiteren 10 jähren wird er ( wieder ganz anders verfahren ! Baehrens nimmt in seinem *. kommentar eine große zahl leichtfertiger konjekturen des ersten

bandes zurück aber leider ersetzt er sie durch viele nicht minder unwahrscheinliche l). Er versprach weiter wie ihm

eben bescheidenheit nicht gerade eigen ist , „nicht bloß den discentes ein brauchbares werk zu schaffen , sondern auch den

doctis eine reiche fülle neuer und sicherer resultate darzubieten".

Und allerdings zeugt der in eigenartigem 2), nicht reizlosem la-

tein geschriebene kommentar von 548 Seiten nicht bloß von im-

1) I. 8: quare, mel (!), tibi habe quidem hoc libelli; qualecumque quod est, patr. v. VI, 12: nam mi ista ipse valet nihil tacere, X, 32 quam ipse si pararim, XVIII, 13 nei fineui faciam , sed inrumans te, XXIX, 23 usu opum levissimei , XXXVII, 5 patrare, 11 puella nam

jj quae de meo, 20 Hibere; L, 6 per iocnm adque vinum ; LV, 11 nu- dum reduc amicum, LVI, 6 crusantem , LXI, 169: illa non minus hie tibi pectus uritur, iutimum flamma. 208 germen ingenerari, 216 : in- scieis . . noscitatnr avonculeis. LXII, 9 quod vivere par est. 40 non ictus pecori ; LX1II, 14 celere exules loca, 32 vadit animu agens co- mitü* ante tympano Attis , 77: laevumque pectori orseis , LXIV, 119 quae misera in gnata tabet deperdita laeta, 184 nullo reeipit sola in-

i sula tecto, 206 coneussique, 293 vallatum, 296 triplici catena, 324 ca- rissime notis; LXV, 3 dulcis simul harum, LXVI, 15 anne parumper fru- strantur; LXVII, 6 natae . . maligne postquam est porrecto facta era rite sene; LXVIII, 29 torpescit membra etc.

2) Beliebte stileigenthümlichkeiten sind formen wie : mutavere, reslituere, tris libros. erroris eos, derecte, iambnn, novom, reicula con- iectura , ut et , sescenties non tam-quam etc. , bedenklicher ist rediet (p. 109); die specialitäten seiner Orthographie im text mnthen mich meist wie antikisierende Spielereien an ; wie Catull geschrieben, kann selbst Baehrens nicht wissen, und die zufälligen reste späterer Schreib- weise, die uns V bietet, aufzunehmen, ohne konsequentes prinzip der durchführung, ist mindesens etwas halbes.

532 91. Catullus. Nr. 9.

mensem fleiß, weitreichender belesenheit, die stets aus dem vol- len des selbstgesammelten schöpft und nicht der krücke frühe- rer kommentare bedarf, von souveräner beherrschung der alten literatur Catulls mittelstellung zwischen Lucretius und den Augusteern springt überall in die äugen , sondern auch von liebe und verständniß , sich in die gezeichneten Situationen hin- einzuversetzen , und von nicht geringem Scharfsinn , der aber leider nur zu oft in Spitzfindigkeit sich verirrt und dann zu den dreistesten konjekturen, zu ganz neuer versfabrikation führt, bei der von der hand des dichters kaum noch eine spur übrig bleibt. Man kann sich keine größeren extreme denken als den nun- mehr von Baehrens konstruierten text und die 5. aufläge des Lachmann - Haupt'schen Catull von Vahlen , der 0 wenig traut und auch manche lesart gegen Haupt vertheidigt. Und wer möchte diese konservative richtung bei der beschaffenheit der Catull-überlieferung nicht für die einzig richtige halten? Der negative beweis ihrer richtigkeit ist wenigstens durch die that- sache erbracht, daß von den hunderten selbstständiger konjektu- ren, die seit Lachmann und Haupt verübt worden sind, kaum ein halbes dutzend als wirklich sicher stehende sich bewährt haben es ist charakteristisch, daß Baehrens nur zweien oder dreien emendationen anderer gelehrten aufnähme gegönnt hat. Aber trotzdem er sich selbst über Haupt (er tadelt dessen tar- dissima natura) erhaben wähnt und behauptet se plane adaequasse Lachmanni merita, trotzdem er die bei anderen selbst Haupt vergebens gesuchte dives vena critica divinandique evaro^a oder acumen certumque iudicium und sentiendi subtilitas in hohem maße selbst zu besitzen sicher meint, so fehlt ihm doch vor allem die kardinaltugend , auch des kritikers, die cfwcpQoavn]. Er kennt keine rücksiebt gegen den überlieferten buchstaben und keine gränze in seinen einfallen. Aber er ist stets scharf und entschieden in seinem urtheil, auch meist anregend auf sei- nen irrwegen, da er bei seltener kenutniß des poetischen Sprach- gebrauchs jede neue konjektur mit einer fülle von belegen zu stützen vermag.

Die Prolegomena (cap. I entwicklung der römischen lyrik, IT leben des Catull meist plausibel , III angemessene Cha- rakteristik des Catull mit guten bemerkungen über stil, IV ent-

,Nr. 9. 91. Catullus. 533

stehen und Schicksale des liber Catulli resp. der 3 libri c. 1 60, ,61 64, 65 116) bieten nur wenig bedenkliches: die neuent- deckte vita ist werthlos, die konjektur Martial I, 61 sittybas für j.syllabas höchst kühn etc. Der kommentar wäre unendlich viel iwerthvoller und genießbarer , ja vorzüglich , wenn er der kon- ijekturen und somit eines dritteis an umfang entbehrte.

Ich muß es mir hier leider versagen, die Vorzüge desselben vor früheren kommentaren nachzuweisen daß Baehrens über Riese recht herbe urtheilt , wird niemanden wunder nehmen , so wie die besonders treffenden auslegungen, gute signifikante pa- raphrasen oder parallelen aus dem deutschen u. ä. hier anzufüh- iren; da mir an anderer stelle gelegenheit gegeben sein wird, fiauf Baehrens' werk zurückzukommen, will ich mir hier beschrän- kung auf nur ein paar charakteristische stellen auferlegen. 1 Es will mir als eine grausame entstellung des schönen c. 8 er- 1 scheinen , wenn Baehrens im schlußverse schreibt : et tu Catulle, .i destinasti ut, obdura! Wie eine Vergewaltigung des Sprachgefühls \ wirkt dies nachgestellte matte ut , das doch sonst nur bei sub- I stantiven sich belegen läßt ! Und wie ledern ist das „wie du fl bestimmt d. s. h. wie du dir vorgenommen hast"! Nein und I wenn sich auch gar nirgend in römischer dichtung destinatus fin- det, in diesem so fein die Wirkung des refrains oder der Wieder- holung bekundenden gedichte (v. 3 fulsere quondam candidi tibi soles, v. 8 fulsere vere candidi tibi soles) ist der schlußvers desti- l natus obdura nur eine leise variirung von v. 1 1 : obstinata mente | perfer, obdura! Es heißt die Willkür auf die spitze treiben, wenn Baehrens XVIII, 1 statt Aureli pater esuritionum vorschlägt : Furei, praecipua esuritionum und dann mit einer unfaßbaren drei- stigkeit einer petitio principii aus dieser emendation den schluß auf die heillose verderbniß der handschrift zieht. Ohne einen schatten eines grundes. Furius und Aurelius sind kollegen glei- chen kalibers (XVI, 2 Aureli pathice et cinaede Furi) , c. 15 ist an Aurelius, c. 16 an beide, c. 18 an Aurelius, c. 23 an Furius gerichtet Und wie drastisch ist der ausdruck pater esuritionum ! Man bedarf gar nicht griechischer analoga wie naTtjQ mv lo'yov oder ähnlicher deutscher Wendungen wie „vater aller lügen", sondern durch das voraufgehende pater wird auch auf das ab- straktum esuritionum gleichsam ein Schimmer des konkreten ge- worfen — der hungerleider scheint deutlich hindurch, und pater

534 92. Horatius. Nr. 9.

ist gleich princeps zu fassen wie floscuhis Iuventiorum XXIV, 1-, auch ist es ganz unnöthig den zweiten vers beider gediente (XVIII und XXIV) ganz uniform zu machen und XVIII , 2 statt aut sunt : posthac zu schreiben , denn erstens bezieht sich harum auf die nächstliegenden und quot sunt auf alle in der weit betiudlichen, und zweitens heißt es auch XLIX, 2 quot sunt quot- que fuere . . quotque post aliis erunt in annis. Ganz unglück- lich vertheidigt Baehrens seine frühere konjektur LXI , 46 : quisdeus magis a ! malis Est petendus amantibus ? Malis soll da- tivus commodi = finiendis miseriis suis sein ! Aber erstens ist derartiges bei petere ohne beleg, zweitens ist a ! hier reines üick- wort, wie es Baehrens allerdings liebt (LXI, 23; LXII, 37), drittens sind die mala der liebenden hier, so absolut, unsinn und viertens hätte der dichter die ambiguitas (s. p. 509 !) der nicht zusammengehörigen malis . . amantibus sicher vermieden. Bergk fand das plausibelste. Eine der mattesten und von purer Spitzfindigkeit diktierte konjektur ist der Vorschlag LXVIII, 18 zu schreiben: quae dulcem vitis miscet amaritiem für curis mi- scet amaritiem. Vita ist im plural nur (wie Verg. Aen. VI, 433) die lebensweise, die lebensführung; aber auch der singular wäre hier denkbarst nüchtern und prosaisch. Den Catull umklingt sein früherer vers LXIV, 94 sanete puer, curis hominum qui gau- dia misces (vgl. auch LXVIII, 51) und ferner ergiebt der Zusam- menhang d. h. die anrede der Venus zur genüge, daß curat prägnant „liebessorgen" sind ,,die wollust der kreaturen ist gemenget mit bitterkeit", sagt meister Eckhart.

Alfred Biese.

92. Theodor Oesterlen, oberstudienrath und rektor in Stuttgart , Komik und humor bei Horaz. Ein beitrag zur römischen litteraturgeschichte. Erstes lieft. Die Satiren und epoden. 135 p. 8. Stuttgart, Metzler, 1885.

Die letzten jähre sind besonders reich an erklärenden aus- gaben des Horaz und an größeren monographieen, die von all- gemeinen historischen, litterarischen oder aesthetischen gesichts- punkten ausgehend das verstäuduiß des dichters vertiefen oder durch Zusammenfassung der gewonnenen einzelnen züge das gesammtbild schärfer hervortreten lassen wollen. Unter den ersteren ragt die von Adolf Kießling hervor, zu jenen gehören

.

». 9. 92. Horatius. 535

ii. a. die anregenden Schriften von dem sich ganz in die zeit- itrömung , die kunst und den geist des dichters versenkenden Th. Plüss, von Oskar Weißenfels und von Th. Oesterlen. Es svird anderswo gelegenheit sein, die zum theil sehr von einander I labweichenden anschauungen der genannten gelehrten unter sich üizu vergleichen; hier möchte ich nur kurz auf Oesterlens Schrift -hinweisen und den wünsch aussprechen, daß dem ersten hefte recht bald die fortsetzung, öden und episteln, folgen möge. Für I komik und humor muß man bekanntlich ein angeborenes ver- tätändniß haben, und wem dieser sinn versagt ist, der bleibe von Horaz fern; ohne eine gewisse congenialität gelingt es dem ge- lehrtesten forscher nicht , den hauptreiz zu würdigen , den der fvon geist und witz sprühende und zu vollendeter grazie sich »entwickelnde dichter seinen Schöpfungen mit hiuausgegeben hat. 'Oesterlen , der bewährte kenner des Horaz , besitzt nun in ho- hhem grade nicht bloß die gäbe, jene vielseitigen und von einer ytonart in die andere schnell überspringenden Wandlungen des horazi- !• sehen humors freudig nachzuempfinden, sondern auch die kunst iader psychologischen analyse, und diese eigenschaften in Verbin- dung mit scharfem urtheil und fesselnder darstellung machen ^das verlangen nach dem abschluß des ganzen rege. Denn der Snoch fehlende theil wird die schwerere aufgäbe zu erfüllen ha- ben, insofern der massivere, von Jugendkraft strotzende ton der 5epoden und satiren in den öden durch das kunstgesetz die- ser dichtungsgattung eine ganz erhebliche beschränkung finden muß , und in den episteln , der edelsten blute des horazischen ;geistes, durch die mit den zunehmenden jähren sich bei dem I dichter so normal vollziehende allgemeine reifung und klärung iaus der Sphäre des täglichen lebens mehr und mehr in das ge- "]biet des geistigen und der höchsten interessen sich erhebt. Aber lder wünsch, das erwartete bald zu bekommen, soll den dank ['für das reiche gebotene nicht verkümmern. Oesterlen wählt Iden übersichtlichen weg der analyse der einzelnen gedichte, um ; komik und humor nach den eingangs seiner schritt skizzierten iund am Schluß summarisch zusammengefaßten nüancierungen darzulegen und flicht gelegentlich kürzere oder auch einmal ein- gehendere kritische bemerkungen ein , beleuchtet den äußerlich oft so losen Zusammenhang (vgl. zu Sat. I, 10. 34 u. 35) und erörtert die tendenz jeder dichtung. Aus der fülle des neuen

536 93. Trogus Pompeius. Nr. 9.

und anregenden hebe ich die besprechung von Sat. I, 2. 3. 9 10, II, 3. 5. 8, Epod. 1. 17 hervor; in der gelungensten trave stie, die Horaz hinterlassen hat, Sat. II, 5, erscheint mir indes^ sen der köstliche vers O Laertiade, quidquid dicam aut erit aut non nicht als naive , unbeabsichtigte parodie der seherkunst, sondern die beiden gesellen kennen sich selbst ganz genau, wie die zwei haruspices , die sich nicht ansehen können ohne über sich selbst zu lachen , und damit ist wohl vielmehr komisches pathos der ton jenes verses •, epodus 16 hat allerdings den grund- ton der ,, verbitterten Jambenstimmung des ergrimmten patrioten" (A. Kießling) und versprach daher für Oesterlen keine ausbeute: sollte aber nicht dennoch die 14 verse lange in sich immer über- bietenden bildern fortgeführte Schilderung der glücklichen inseln einen anflug von humor (oder auch von galgenhumor) haben? Sollte nicht der dichter von der begeisterten, energischen Schil- derung des paradieses, dessen Vorstellung ja im volke lebte und das Horaz volksthümlich darstellt, wie ein blick aufVergil zeigt, allmählig zu dem eindruck führen wollen , daß ein solches pa- radies , das in manchen zügen an ein Schlaraffenland erinnert, doch ein Utopien sei und bleibe, und damit der eigentliche kern sein : ein paradies, wie wir es träumen und in das man gerade jetzt so gern sich flüchten möchte, giebt es nicht?

Th. Fritzsche.

93. Otto Neuhaus, die quellen des Trogus Pompeius in der persischen geschichte. Zwei programme des gymnasiums zu Hohenstein. Osterode, Ostpr. , 1882 und 1884. 4. 21 und 26 p.

Die abhandlungen reihen sich einer ganzen anzahl von versu- chen an , für einen theil des großen geschichtswerkes des Tro- gus, diesmal für den anfang, die quelle nachzuweisen. Der in- halt der bis jetzt vorliegenden drei kapitel ist kurz folgender.

Trogus ist hauptsächlich nur einem autor gefolgt. Ausge- hend von Nissens sogenanntem einquellenprincip führt der verf. die resultate der Untersuchungen seiner Vorgänger an. Wenn dabei behauptet wird (I p. 2) lustin selbst charakterisire in der praefatio das werk des Trogus als Übersetzung aus dem grie- chischen, so muß ref. bekennen nicht zu sehen, welche worte Iustins derartig interpretirt werden könnten. Jedenfalls liegt in den

,'r. 9 93. Trogus Pompeius. 537

. orten, die verf. citirt : Trogus Pompeius Graecas et totius histo- las orbis Latino sermone composuit , ut, cum nostra Graece, Graeca ,uoque nostra lingua legi possent nichts von einer Übersetzung, .astin ist vollständig objectiv, ohne sich ein urtheil über die J.irt der arbeit des Trogus zu erlauben. Ganz etwas anderes mit es, wenn wir heutzutage das geschichtswerk im wesentlichen Las eine Übersetzung aus dem griechischen hinstellen. Nur darf jg,aan unseren Standpunkt nicht mit dem Iustins identificiren. lach des verf.'s behauptung (I, p. 2) hätte Raun nachgewiesen, ^aß Trogus die geschichte Alexanders des großen aus Kleitar- :;hos geschöpft habe, und zwar wie verf. anzunehmen scheint Ij— aus ihm selbst als der hauptquelle. Dabei sind denn frei- , ich die resultate aller neueren Untersuchungen außer acht ge- lassen, welche das Raun'sche urtheil bekämpft und beschränkt paben : Schöne, Schäfer, Laudien und Karst. IL In der eigentlichen Untersuchung, die mit dem zweiten ca- pitel anhebt , sucht nun der verf. nachzuweisen, daß die quelle Hwr die assyrische und persische geschichte des Trogus (warum im nicht auch der titel genau?) Ephoros sei, nicht wie Wolff- ngarten geglaubt hatte, Deinon. Cap. II (I, p. 7) behandelt die ^assyrische geschichte bei Iust. I, 1 3 und cap. III die grün- dung des persischen reichs durch Cyrus, Iust. I, 4 6. Die ganze Untersuchung bewegt sich in minutiöser polemik nicht j-mur gegen Wolffgarten, sondern eine große anzahl von forschem, jtderen ansichten eingehend und sorgfältig zusammengestellt und ^geprüft werden. Als ursprüngliche quellen liegen der darstel- jlung Iustins Herodot , Ktesias und eine dritte unbekannte zu •gründe, die man früher in Deinon zu erkennen glaubte. Aber I schon aus zwei stellen des ersten buches ergibt sich mit sicher- jheit, daß Deinon nicht die quelle des Trogus gewesen sein kann. j Soweit geht das resultat der vorliegenden Untersuchungen.

| Später wird nachgewiesen werden, daß in den Iust. II, 5, 9; Li 10, 1 12; III, 1; V, 11 zu gründe liegenden partieen des 1 Trogus Ephoros ausgeschrieben ist, und daß auch mit einiger f Wahrscheinlichkeit das erste buch auf Ephoros zurückgeführt i werden kann.

.j Bei der außerordentlich detaillirten art und weise der un=

( tersuchung laufen einige ungenauigkeiten und inconsequenzen j mit unter. Unangenehm berührt die fortwährende abwechselung

Philol. Anz. XVI. 36

538 93. Trogus Pompeius. Nr. 9.

bei den namen ; so Kleitarchos, Kleitarcb und Clitarch 5 daneben Clitodem 0 s; Ktesias und Ctesias, Atbeuaios und Atbenaeus, was nicht etwa immer durch die lateinische oder deutsche spräche moti- virt wird. Iustiu soll fremde eigennameu latinisirt haben (I, 15, anm. 1). Wie so die formen Tanaus und Arbactus lateini- scher sind als Tanausis und Arbaces (das übrigens Eühl , text- quellen 126 restituirt), ist nicht recht einzusehn. Ueber- haupt konnten Rühls emendationen consequenter herangezogen werden. Zu II, 10 anm. 1 ist zu bemerken: wenn lustin mit einem anderen , hier Kephalion , übereinstimmt , dieser aber mehr bietet als jener, so ist das doch noch kein grund an- zunehmen , Trogus und Kephalion gingen nicht auf dieselbe quelle zurück: das plus des Kephalion dem lustin gegenüber kann ja Trogus sehr wohl überliefert haben , während es nur vom epitomator ausgelassen ist. Die frage (II, 16) ob me- diocris bei lust. 1, 4, 4 „von ruhigem Charakter" oder „mittle- ren Standes, unbedeutend" heißt, ist freilich aus den worten Iu- stins keineswegs zu entscheiden , aber aus denen des Valerius Maximus, der, I, 7, ext. 5 ebenfalls den Trogus ausgeschrie- ben hat. Das dem Iustinschen mediocris entsprechende ist bei Valerius modicae fortunae, also ist die zweite Übersetzung die richtige.

Die Untersuchung ist noch nicht abgeschlossen : wir wer- den also noch mehr aus der feder des verf. erhalten. Es sei daher gestattet , noch auf etwas aufmerksam zu machen. Sehr häufig wird Dunckers geschichte des alterthums citirt. Leider hat dem verf. nur die erste resp. die zweite aufläge zur Verfügung gestandet!. Für den besitzer der späteren ausgaben ist eine orientirung zur controlle dadurch völlig unmöglich ge- worden. Wenn neben der Seitenzahl doch noch das buch- resp. der abschnitt in diesem angegeben wäre, würde das auffinden der betreffenden stelle ermöglicht, jedenfalls erleichtert.

Zum schluß noch eine bitte: der verf. führt uns in nicht gerade einfache , häufig sogar recht verwickelte partieen der historischen forschung , zu deren Verfolgung man an und für sich schon der angespanntesten aufmerksamkeit bedarf. Da wäre es doch pflicht des verfs., die geduld des lesers durch ein mon- ströses deutsch nicht auf eine zu harte probe zu stellen. Die abhandlung I beginnt z. b. mit zwei sätzen, von denen der

I^r. 9. 94. Frontinus. 539

sine sich über zehn und eine halbe , der andere gar über volle slf enggedruckte zeilen bei quartformat erstrecken. Und leider lind diese beiden ungethüme nicht die einzigen ihrer art.

H. Crohn.

j .

94. A. Bludau, de fontibus Frontini. Dissertatio inau- ijuralis etc. Brunsbergae 1883. 44 p. 8.

Ueber das verhältniß Frontins zu seinen quellen ist schon 'mehrfach geschrieben worden, doch immer so, daß nicht Frontin, Sondern der betreffende quellenschriftsteller zu gründe gelegt Wurde. In folge dessen fehlte es bisher an einer zusammenfas- senden darstellung. Diese liegt in der anzuzeigenden schrift vor.

Der verf. beschränkt sich auf die echten beispiele der stra- j'tegemata, läßt also außer dem ganzen vierten buch die fechon von anderen für unecht erwiesenen unberücksich- tigt. Doch verfährt er hierbei nicht consequent: denn der ver- ,Jmerk ,,interpolirt" fehlt bei sieben stellen in der seite 39 44 gegebenen tabula , in welcher der reihe nach die quelle für "Sämmtliche kriegslisten der drei ersten bücker aufgeführt wird. ,:Auch sonst macht sich ein mangel an praecision des ausdruckes 'und scharfer kritik bisweilen fühlbar. So lesen wir auf p. 2 : Frontinum ex Sallustii, Caesaris, Livii, Trogi scriptis permulta ex- ernpla excerpsisse iam satis constat. Zwölf Zeilen darauf steht : si 'igitur hanc [i. e. lustini] epitomen cum Frontini libris comparantes 'demonstrare possumus Trogum eins auctorem fuisse, id maximi mo- 'menti est\ Wozu aber noch acta agere?

Bei dieser gelegenheit sei es gestattet, etwas eingehender 'Front. I, 1 1 , 7 zu behandeln , eine stelle , deren quelle verf. ip. 11 einfach mit hinweis auf Enmann , Untersuchungen über *'ldie quellen des Pompeius Trogus für die griechische und sici- i'ilische geschichte , Dorpat 1880, p. 24, in Trogus findet, ver- glichen mit Iust. II, 14. Ohne mich näher auf eine kritik des !';genannten, im allgemeinen sehr werthvollen werkes einlassen zu 'wollen oder zu können , muß ich doch bemerken , daß der ge- 1 lehrte verf.. von der art der bearbeitung des geschichtswerkes ' des Trogus durch lustin sich eine ganz besondere Vorstellung | zurecht gelegt hat und in einzelheiten dadurch zu einem schie- i fen urtheil gekommen ist, daß er partieen Iustins in diese Zwangs- jacke vorgefaßter meinung hineingezwängt hat. So scheint mir

36*

540 94. Frontinus. Nr. 9.

die sache auch bei der citierten stelle zu liegen , denn ganz so selbstverständlich , wie es sich nach Bludau anhört , verhält es sich nun doch nicht. Nach Frontin handelt es sich vor der schlacht bei Mycale um die kriegslist des Leotychidas , der, quamvis ignarus actae rei, doch das gerücht von einem siege in Griechenland ausstreut, um den Soldaten muth zu machen. Bei lustin lesen wir ziemlich das gegentheil : fama ad utrumque ex- ercitum venu vicisse Graecos et Mardonii copias occidione cecidisse. Darauf fährt lustin fort : Tantam fainae velocitatem fuisse, ut, cuvi matutino tempore proelium in Boeotia commissum sit , meridianis ho- ris in Asia per tot maria et tantum spatii tarn brevi horarum mo- mento de victoria nuntiatum sit. Dazu bemerkt Enmann : ebenso rationalistisch wie Diodor, der es auch als list des Leotychidas auflaßt, müßte, nach Frontin zu urtheilen , auch Trogus das merkwürdige zusammentreffen erklärt haben. „lustin freilieb hat jene erklärung nicht aeeeptirt, sondern er coustatirt blos die thatsache, , um dann seine verwuuderung über die Schnel- ligkeit des gerüchtes auszusprechen". Dies urtheil beruht auf der nach meiner Überzeugung (vgl. Piniol, anz. 1884, bd. XIV, no. 5, p. 313), falschen Voraussetzung Enmanns, lustin habe selbständig zu Trogus rhetorische ausschmückungen u. ä. hin- zugefügt. Im allgemeinen wäre das schon an und für sich sehr wunderbar, wenn man bedenkt, daß lustin doch den Trogus auszog und verkürzte. Speciell in unserem falle hätte Enmann wohl anstoß nehmen müssen an der art, wie lustin seinen angeblichen zusatz gibt. Wie kommt lustin plötzlich zu der indirekten rede? Weist das nicht augenscheinlich darauf hin , daß er etwas aus Trogus entlehntes schreibt, der es vielleicht schou selbst in die- ser form bot ? Dieser unmotivirte Wechsel der construetion scheint mir mit dein wahren Sachverhalt in engster Verbindung zu stehn. Daß Frontin seiue erzählung aus Trogus geschöpft hat, ist auch meine meinung. Denn woher sollte er sie sonst haben? Frontin und lustin sprechen aber von zwei entgegen- gesetzten dingen. Wie ist das zu erklären? Nach meinem da- fürhalten einfach so, daß Trogus beides gehabt hat, wovon zu- fällig Frontin das eine liefert, während lustin das andere be- wahrt hat. Und dazu würde dann auch der construetionswech- sel bei lustin trefflich passen. Bei Trogus hat also etwa ge- standen : nach der einen Überlieferung hat Leotychidas die

tfr. 9. 94. Frontmus. 541

triegslist gebraucht (quamvis ignarus etc.) , andere erzählen, antam etc.

Der fall wäre nicht unerhört. Valerius Maximus nämlich ßrzählt VII, 3, ext. 2 von der art und weise, wie Darius durch das wiehern seines pferdes könig wurde. In großentheils wört- licher Übereinstimmung lesen wir dasselbe auch bei Iust. I, 10, 1 ff., nur mit der abweichung, daß gerade die list des Stallmeisters verschieden berichtet wird: anfang und schluß stimmen vorzüg- lich , nur die mitte (darstellung der list) weicht ab. Ich habe das so erklärt, daß Trogus beide listen aufführte, von denen zufällig die eine bei Valerius, die andere bei lustin erhalten ist. Eine nicht zu unterschätzende bestätigung erfährt diese annähme dadurch, daß auch Herodot III, 84 und 87 beide listen erzählt. Und so , meine ich , verhält es sich auch im vorliegenden falle : Trogus gab beide erklärungen , die rationalistische , daß es nur kriegslist des Leotychidas gewesen sei (wie bei Frontin herhalten), und die andere des göttlichen wunders, wobei er (wie bnoch im lustin zu lesen) seinem erstaunen über die freilich wun- derbare Schnelligkeit ausdruck verlieh.

Die schriftsteiler, aus denen Frontin geschöpft hat, sind I^Sallust, Caesar, Livius , Trogus; Cato , Coelius Antipater und \Valerius Antias. Ob er eine oder mehrere annalisten benutzt „ihat, entscheidet der verf. nicht sicher, sondern hält nur letzte- res für wahrscheinlich. Wölfflin hat sich für Coelius , Unger für Valerius ausgesprochen.

>! Der ansieht Ungers, Die römischen quellen des Livius in

Mer vierten und fünften dekade, daß mehreres nicht auf Livius, I sondern direkt auf Valerius Antias zurückzuführen sei, pflichtet Biverf. nicht bei, p. 6. Er nimmt nämlich an, daß an solchen .} stellen, wo nicht selbständige Übereinstimmung des Frontin mit [Livius vorliegt, ersterer mehrere quellen zusammengearbeitet I habe. Als beispiel dafür wird recht unglücklich I, 8, 7 ange- ( führt, wozu Livius den hauptstock geliefert haben soll, wähi'end iaus Trogus und vielleicht einigen annalisten ergänzungen hin- i zugefügt seien: ein complicirter Vorgang, der gerade hier voll- ständig überflüssig ist; denn Frontin berichtet gar nichts, was er nicht allein in Trogus hätte finden können, cf. Iust. XXXI, 4. Wozu also noch Livius. der nicht so gut übereinstimmt wie Trogus- Iustin , und wozu hier gar noch fortasse ex annalibus quibusdam ?

542 95. Griechische altertkümer. Nr. 9.

Verf. hat seine beweisführung in zwei theilen gegeben : in dem ersteren handelt er von denjenigen Schriften , die uns er- halten sind , und von den annalisten , im anderen von den ver- lorenen büchern des Sallust etc. Das verfahren hat den nach- theil, daß wir die verschiedenen Schriftsteller an mehreren orten suchen müssen, und dadurch das einheitliche bild beeinträchtigt wird. Mannigfache Wiederholungen und eine gewisse breite und Weitschweifigkeit sind dadurch bedingt.

Zum schluß folgen noch p. 37 einige bemerkungen über das unechte vierte buch. H. Crohn.

95. De musicis Graecorum certaminibus capita quattuor. Ad summos in philosophia honores etc. impetrandos scripsit A e- milius Reisch. Vindobonae 1885. 124 p. gr. 8.

Die in den letzten Jahrzehnten bekannt gewordenen inschrif- ten liefern ein reiches material zur kenntniß der musischen agone Griechenlands: sie zu verwerthen ist die zeitgemäße auf- gäbe., welche sich verf. gestellt hat, und die vier capitel, welche er hier veröffentlicht, beweisen, daß er wohl vorbereitet an dieselbe gegangen ist. In dem ersten, den ältesten zeiten, wo wir auf li- terarische quellen beschränkt sind , gewidmeten capitel , finden sich die nachrichten sorgfältig zusammengestellt und die ansich- ten der neueren verständig beurtheilt. Das zweite handelt von den musischen aufführungen Athens (mit ausschluß der sceni- schen) von Peisistratos bis Alexander. Von Wichtigkeit sind hier die in CIA II, 971 zusammengefaßten öffentlichen Verzeich- nisse musischer siege in Athen : genannt wird, wie verf. hervor- hebt, nur die phyle und der chorege, kein chorlehrer, kein flö- tenspieler, während bei den dramen der name des dichters nicht fehlt. Diese alte sitte galt auch in späterer zeit, obwohl in den choregischen inschriften außer dem dichter auch der lehrer und der flötenspieler genannt werden. Die bisher fragliche reihen- folge der aufführungen bei den großen Dionysien stellt verf. aus denselben listen fest : zuerst lyrische chöre von knaben und männern, dann komödien und tragödien. Die thätigkeit des Pe- rikles betreffend findet verf. , daß derselbe nicht den musischen agon der Panathenaien eingeführt, sondern ihm größeren glänz verliehen hat, indem er mehr künstler auftreten ließ, auch ihre Ordnung festsetzte und für die preisverthcilung bestimmte grund-

fir. 9. 95. Griechische alterthnmer. 543

;sätze aufstellte. Aus anderen inschriften ergibt sich , daß die -höchsten preise dem kitharoeden .zufielen ; die frage , ob zu ai- ;?pst,' uuXcpdoi, avögp.g xi&ttQiazat als gegensatz naideg oder x°Q°L zu denken ist, löst verf. in letzterem sinne: aidyeg sind einzeln 'auftretende künstler. Die unterschiede , welche die formulirung -der amtlichen choregeninschriften aufzeigt, werden geschickt be- nutzt, um merkmale verschiedener abfassungszeit zu gewinnen. Die des fünften Jahrhunderts nennen den chorlehrer , aber kei- nen flötenspieler ; im vierten wird dieser anfangs nach , dann bald nach bald vor , zuletzt immer vor jenem genannt. Dies entspricht dem gang der geschichte. In den alten zeiten waren die lyrischen dichter , zu welchen in ansehung der chöre auch jdie dramatiker gehören, zugleich componisten, die flötenkünstler infolge dessen nur ausführende Organe. Allmählich trat eine 'arbeitstheilung ein und die dramatiker überließen den musikali- schen theil fachmännern , die flöte gewann immer größere be- 'Ideutung, der lyrische dichter verband sich mit einem meister ^[dieses instruments. In solcher weise erklärt Reisch treffend das ■zurücktreten des chorlehrers.

Im dritten capitel werden wir eingehend über die musischen ••»agone außerhalb der stadt Athen belehrt: widersprach fordert mm meisten die Unterscheidung zweier flötenspieler Telephanes J heraus , eines Megarers in der ersten und eines Samiers in der 'zweiten hälfte des vierten Jahrhunderts ; die folge ist , daß verf. -selbst nicht weiß, für welchen von beiden er den um 350 von Demosthenes verwendeten halten soll. Telephanes aus Samos l'ihatte seinen wohnsitz in Megara genommen , wo Kleopatra , die 'Schwester Alexanders, um 330 ihm ein grabmal errichtete (Pau- ^isan. I, 44, 9); die Orthographie der inschrift aber, welche an pjener Unterscheidung schuld ist (Bull, de corr. Hell. VI, 521 r'diodooQog 'Et-t]xea7C8o vixjjoug #ootJi naidav , Tlaibtug idiöaane, \riTr]Xsqidv?]g tj'vXe NlHyuQsvg , <DiX6ftij}og >/p#«), weist nur auf die herste hälfte, nicht gerade auf den anfang des IV. Jahrhunderts. Cap. IV behandelt die geschichte der agone von Alexander ;'bis Augustus , größtenteils nach inschriftlichen quellen. Die ^zeiten haben sich geändert: die kunst noch mehr als die wis- j senschaft stellt sich unter den schütz von königen , auch unter : den freistaaten ist es allmählich nicht mehr Athen , sondern 'Rhodos, das die mittel zu ihrer pflege aufbringen kann. Schau-

544 95. Griechische alterthümer. Nr. 9.

Spieler , musiker und dichter vereinigen sich an irgend einem freigewählten Wohnort als Dipnysoskünstler (7thq) diövvoov ie- %virai) zu verbänden, deren mitglieder hald zusammen bald ein- zeln kunstreisen machen. Mit recht läßt verf. die musischen agone der isthmischen und nemeischen spiele erst in dieser zeit aufkommen: in diesem sinn erklärt er das "Iaüfiia ngäiog der Nikoklesinschrift bei Köhler Rhein, mus. XXXVIII, 298 aus der zeit der nachfolger Alexanders ; die erste erwähnuug betreffs der Nemeien findet sich in der geschichte Philopoimens. In Athen tritt an die stelle der choregie die agonothesie, ein jah- resamt oder vielmehr eine jahresfunction , welche Köhler nach- gewiesen und erläutert hat (Mittheilungen III, 229 ff.). Die entstehung derselben setzt er und mit ihm Reisch unter Deme- trios von Phaleron ; sie fällt vielmehr in das jähr 319: agono- thet wurde damals Kassanders Statthalter in Munychia (Plutarch im Phokion 31. Akad. sitzungsb. München 1878. I, 422); dem vorhergehenden jähr 320/19 gehört die späteste unter den bekannten choregien an. Aus den Verhältnissen Athens in die- ser zeit erklärt sich auch die von Köhler unaufgeklärt gelassene formel n S^ol; ?%0Qt'j£i : die bürgerschaft bestand zur zeit bloß aus besitzenden, sie trug also damals wenigstens einen theil der kosten ; ob später , nachdem die besitzlosen wieder eingezogen waren, der agonothet sie, wie Köhler annimmt , allein getragen hat, bleibt dahingestellt. Die fragen, welche sich an die del- phischen Soterien , gefeiert zum andenken an die rettung aus der Keltennoth des winters 279/8, knüpfen, hat der verf. nicht vollkommen bewältigt: eine hauptursache der wirren ist, daß der attische archon Polyeuktos, unter welchem die Vorbereitun- gen zur ersten feier getroffen wurden , nach Dittenbergers Vor- gang 277/6 gesetzt wird ; er regierte wahrscheinlich 275/4. Ueber den öidäaxaXng, welcher neben dem flötenspieler erwähnt wird, stellt verf. die ansprechende vermuthung auf, er habe dem ioQo8i8üaxa\og (in der späteren zeit seiner nennung) ent- sprochen. Zum Schluß stellt er die agonistischen inschriften aus Boiotien zusammen und begleitet sie mit einem commentar ; der gründlichen auseinandersetzung, welche ihre abfassungszeit in die erste hälfte des letzten vorchristlichen Jahrhunderts bringt, wird man kaum anders als beistimmen können. U.

(Nr. 9. 96. Griechische literaturgeschichte. 545

96. Studi di Filologia Greca publ. da E. Piccolomini. Vol. I. Torino, Loescher 1882 1885.

Piccolomini's „Studien", auf welche referent in diesen blättern -bereits hingewiesen hat , sind hervorgegangen aus seiner akade- mischen thätigkeit und schließen sich an bekannte deutsche vor- ,;bilder an, mit dem unterschiede jedoch, daß die arbeiten des , lehrers einen ungleich größeren räum einnehmen , als das bei jjiuns der fall zu sein pflegt. Neben Piccolomini steht sein be- 4gabtester schüler V. Puntoni mit vier, und F. Novati mit einer |ji nummer.

Der band bietet zunächst eine reihe handschriftlicher

notizen und excerpte. Piccolomini selbst theilt eine vergleichung

)]■ des Cremonensis 12229 L. 6,28 zu den Fröschen des Aristo-

phanes mit (p. 19 ff.), die aber keinerlei direkten gewinn ab-

}K wirft. Eine collation des Ambros. L. 39 sup. durch Novati

(p. 27 ff.) hat wenigstens etliche kleine ergänzungen und ver-

■■■< besserungen des v. Velsen'schen apparates eingebracht. Dasselbe

i gilt von der collation des Laur. 32, 2 zum Hippolytos des

i Euripides, welche V. Puntoni, der Verfasser einer eindringen-

j|i den Untersuchung des mythus, p. 323 ff. veröffentlicht. S. 29 ff.

a macht uns Puntoni bekannt mit einer noch nicht gedruckten

l recension des fabelbuches von 2 t eqi av irtjg au) '1% v riXävtig,

M die als ein indirektes hilfsmittel für die feststellung des textes

i einigen werth besitzt. Es sind 21 erzählungen des Simeon,

b welche ein gewisser Ioannes Eskammatismenos nach art der äso-

0 peischen schulfabeln zugeschnitten und mit epimythien versehen i hat. Die vom verf. p. 31 und 36 f. confrontierten verschie- Id denen fassungen der vorläge zeigen wieder, mit welch' schran- { kenloser willkür diese volkstümlichen und schulmäßigen Stoffe $ im mittelalter behandelt wurden. Sehr willkommen ist der in- d dex grammaticus p. 57, der über den mit recht sorgfältig con- i servirten mittelgriechischen sprachbestand rechenschaft ablegt. .! Derselbe gelehrte veröffentlicht p. 133—180; 207—246 um- i fangreiche excerpte aus den noch nicht abgedruckten scholien

1 zu Gregor von Nazianz im Laur. IV, 1 3 , durch welche Picco- i lomini's publicationen in den Estratti inediti ergänzt werden ;

zugleich versucht er p. 144 ff. eine quellenanalyse. Wenn nun auch die von dem hauptredaktor Basilios selbst herrüh- renden bemerkungen herzlich unbedeutend sind, so findet sich

546 96. Griechische literaturgeschichte. Nr. 9.

doch in den von früheren erklärern überkommenen stücken man- cher werthvolle rest alter gelehrsamkeit durch welchen die Über- lieferung bei Hesych und den parömiographen ergänzt oder ver- bessert wird. Vgl. 64 p. 179 zu i* ovvxav xadtsQcoft/jzco: /?.- linmg xat oi>% oloxXijQag i'j naooifilu nQofy&ij' letna yuQ aw t"S.uy.ovo^(iov 70 inia)ä>r. v'ior , unaXmv arv^air' ain-tjtnr yug x«ö' 8(ii>7o roovuBvor : die kundige erklärung (vgl. v. Leutsch, Piniol. XIII, p. 567 ff., Anall. ad paroemiogr. p. 88 adn. 1) fehlt bei Hesych und Arsen. Apost. VII, 51a. Aehnliches 67 ff., p. 179 f.; 102, p. 215 (nuQointa sötI nn'g roig hioS/toi^ tm- ItiQovaiv [corr. rot«,' £niytti,oina<i, vgl. Zenob. Gott. III, 38] sii,' vdwQ anttonv xai ufj/xnv OqaavQt&ir. 6fAoCo)i; diu 7f) uxQqatifo [corr. ü^tjarov: was auf uioi^joix führt, wie Slothouber für Ps.-Plutarch paroemiogr. vol. I, p. 343 bereits vermuthet hatte]); 130 f. p. 222 f. (dq-eatcoi,' ygapftu). Von interesse sind auch die rhetorisch-ästhetischen bemerkungen 83, p. 210, 133 p. 223, 135 p. 224. Gewiß werden die futuri editori dei lessicograß bi- zantini , welchen der verf. durch seine publication besonders zu nützen hofft (p. 158), ihm für seine gäbe ihren dank nicht ver- sagen. — Endlich schreibt Puntoni p. 181 ff. postille sopra gli au- rei versi dei Pit ag orici: notizen über eine im Laur. IV, 7 erhaltene recension der pythagoräischen xqvgü srirj, in welcher eine reihe von stellen parodisch im christlichen sinne geändert ist; ferner etliche scholien aus dem Laur. LXXXVII, 10; kri- tisch - exegetische beitrage ; endlich als ergänzung des unvoll- kommenen Mullach'schen apparates eine vergleichung von zehn Laurentiani, leider ohne werth-abschätzung.

Novati , dessen collation der Ranae oben erwähnt ist und der auch durch die beiläufig mitgetheilten textkritischen bemer- kungen p. 20 anm. Vertrautheit mit Aristophanes bezeugt, be- handelt p. 59 107 in ausführlicher und sorgfältiger weise die Aristophanes-glossen bei Hesych. Aus der wörtlichen Übereinstimmung der meist reichhaltigeren scholien mit Hesych wird für dieselben auf unmittelbare benutzung des Didymos ge- schlossen : und so annehmbar dies keineswegs überraschende re- sultat erscheinen mag, so wenig zwingend sind doch die p. 69. 75 gezogenen folgerungen , mit denen es gewonnen wird. Na- türlich erscheint ein arg verderbter artikel des Pseudo-Diogeniau p. 69 wieder als selbständige große, während er im Bodleianiis

|,tfi' 9. 96. Griechische literaturgeschichte. 547

les Zenobios in besserer form erhalten, aber freilich aus einem , lexikon (vgl. Photios) interpoliert ist. Ebenso wird, trotz der : gründlich aufräumenden Untersuchungen von E. Hiller, p. 78 lApostolios neben seiner quelle Suidas ausgeschrieben und die t/von ihm oder seinem byzantinischen gewährsmann zurecht ge- stutzte floskel als proverbio bezeichnet. Im zweiten kapitel ,,be- .^weist" Novati was sich im gründe von selbst versteht , daß .manche ganz verschiedenartige Aristophanes-glossen bei Hesych I nicht aus jener nämlichen quelle geflossen sind. Dabei läuft man- cherlei unsicheres mit unter, wie z. b. nicht das geringste anzeichen dafür vorhanden ist, daß sich der Hesych - artikel Kmliüg auf ,'idie Aristophanes-stelle bezieht. Im ganzen stehen die ergebnisse ijijimit dem aufgewandten fleiße in starkem mißverhältnisse. Der | kreis , in dem sich Novati's arbeit hält , ist viel zu eng. Ref. jimeint damit nicht die beschränkung auf drei stücke, obgleich jauch diese nicht zu billigen ist; selbst wenn verf. den ganzen I glossen- und scholien-wust in seiner weise durchgearbeitet hätte, r'würde er schwerlich greifbarere resultate gewonnen haben. Viel- jmehr gehört zu wirklich nutzbringender behandlung solcher I scheinbar leichten und eng begrenzten probleme eine viel inni- j gere Vertrautheit mit der lexikographen- und grammatiker-litte- I ratur , als sie dem verf. und den meisten neueren forschem | auf diesem gebiete zu eigen ist.

\ Der löwenantheil dem werthe wie dem umfange nach fällt

i dem herausgeber selbst zu. Aus seiner feder stammen die mei- i sten kritisch-exegetischen aufsätze : kleine bemerkungen und ver- imuthungen zu Aristophanes' Fröschen (p. 1 18), ausführliche ji ergänzungs-versuche zum Epitaphios des Hyperides (p. 107 ff.), istudien zum Parthenion des Alkman (193 ff.); eine besprechung i des einzelnen muß sich ref. hier versagen. Die kröne des gan- ji zen ist die Untersuchung sulla leggenda di Timone il Misantropo ( (p. 247 322), welche sich an den vor kurzem besprochenen i aufsatz sulla morte favolosa di Eschilo etc. anschließt (vgl. Piniol. ;anz. 1885, nr. XI, p. 631 und Philol. rundschau 1885, p. 331) l und ihrer ganzen anläge nach für Puntoni's buch über den Hip- i polytos-mythus unverkennbar das modeil gewesen ist. Nach ei- nem sehr eingehenden zeugenverhör (p. 248 261), wird der gesammte inhalt der tradition übersichtlich dargestellt (p. 261 303) und schließlich in sehr ansprechender weise der alt-attisehe

548 96. Griechische literaturgeschichte. Nr. 9.

charaktertypus des Timon nachgewiesen und seine Weiterent- wicklung durch die spätere komödie bis zu Lucian und den So- phisten historisch verfolgt. Auf die fährte leiten Piccolomini auch hier spuren jambischer verse in der prosa- Überlieferung besonders des Plutarch. Wenn er auf grund dieser beobachtun- gen überall die komödie als quelle erschließt , so kann er in der hauptsache recht haben •, doch bleibt in manchen fällen, wie ref. schon früher geltend gemacht hat, die benutzung einer jam- bischen anekdotensammlung gleich möglich. Z. b. Plut. Ant. 70 1 'A Xu t ß i ä 8 )] v r t o v \ji vta\ y. a i x> q a a v v ij a n ä L, t r o || Kit } xartyClti nyoüv/jcüg: wo verf. , der sonst Umstellungen, wör- tervertauschungen und annähme von lücken bei der Wieder- herstellung seiner dialogverse nicht scheut, gerade in dem anekdotenhaften anfange den schwer verkennbaren jambischen rhythmus nicht herausgehört hat. Wenn er es ferner p 254 dem Plutarch nicht zutraut, daß er seinen historischen Schriften dichterstellen in leichter auflösung eingewoben habe , so sind die bereits früher in diesen blättern (1885, XI, p. 636) mitge- theilten verwandten beobachtungen bei Plutarch sowie die Zer- gliederung von Galen's Protrepticus im Rhein, mus. XXXIX wohl geeignet, solche bedenken hinwegzuräumen. So liegt denn auch kein zwingender grund mehr vor, hier überall eine mittel- quelle — nach Piccolomini Neanthes als „sündenbock" ein- zuschieben. Obendrein würde jeder tadel gegen Neanthes un- berechtigt sein, wenn dieser gelehrte, wie Piccolomini p. 298. 306 selbst annimmt, Aristophanes und Piaton citiert und Timon als ttoofiKpdoviAtrog bezeichnet hat: während Plutarch, der die betreffenden notizen an verschiedenen stellen meist ohne eine solche warnende etikette überliefert , sich gerade dann einer groben fahrlässigkeit schuldig machen würde ').

Ausstattung und druck des Unternehmens ist vortrefflich (p. 69, 3 corr. Cent. VI; 89 zeile 2 siano; p. 92. 100 u. ö. irrthümer im accent und Spiritus; p. 307 zeile 2 v. u. la possi-

1) Beiläufig: p. 250 ' wird der nachweis erbracht, daß Erasnius eine noch nicht veröffentlichte apophthegmensammlung in seinen Ada- gia excerpiert hat, gerade wie er kostbare, aber unbeachtet geblie- bene und erst durch Miller's Athous bekannt gewordne notizen aus einem Laurentianus entlehnte (vgl. Analecta ad paroemiogr. p. 5 sqq. 68 adn. 3). Sicher enthält sein werk noch mancherlei ähnliches gut; eine sorgfältige Untersuchung ist, auch aus andern gründen, dringend zu wünschen.

m. 9. 97. Griechische literaturgeschichte 549

Mta o almeno la verosomiglianza wohl umgekehrt?). Hoffen i/ir , daß auch der solerte Editore seine rechnung findet , damit kuesto primo volume di Studi non rimanga unico.

O. Ci usius.

97. Francisci Susemihl, Analecta Alexandrina chro- nologica. Index scholarum der Universität Greifswald. Für hinter 1885/86. 18 p. 4.

Die ergebnisse des verf., verglichen mit denen seines Vor- gängers Couat, sind folgende : Philetas geboren etwa (dieser zu- jpisatz gilt für alle folgenden einzelzahlen) 345 , gestorben 280 inach Couat lebt er von 340/36 285), Hermesianax geb. 330/ ,320 (Couat 330/326); Zenodotos 330/20-245/0 (Couat 324/0 •«—?)•, Theokritos 315- nach 255 (320/15—?)-, Aratos 315— vor 240 (315/0-245/0); Alexandras Aitolos geb. 315 (320); Ballimachos 310—230/25 (310/05—240/35); Apollonios Rho- jjrios 290/80—? (260—188); Eratosthenes 276—196 (276/3— [H196/3) ; Aristophanes Byzantios 260 183 (250—173); Ari- -starchos 217/5 145/3 (ebenso). Die Verwaltung der bibliothek ■'übernahm nach Susemihl Zenodotos 285/3 (C. 282/0), Kalli- iPimachos 245/0 (C. ?), Eratosthenes 230/25 (240/35), Aristopha- jles 196 (188), Aristarchos 183 (173); Apollonios (C. 196/3) wird von ihm als bibliothekar ganz gestrichen , wofür in der "ithat , wie es scheint , manches spricht , doch nicht genug , um •idie Verwerfung so bestimmter Zeugnisse wie des Suidas unter IJ AnoDiwvioc, und besonders unter ' sfgiGTOcpuvriQ zu rechtfertigen. 5Wegen der dürftigkeit und theilweisen geringwerthigkeit unserer -Überlieferung wird man auch sonst öfters abweichender meinung Pisein können und die Wahrscheinlichkeitsrechnung, welche zur iherstellung der (nur für Eratosthenes bezeugten) geburtszeit 'Idient , ist von hause aus unsicher und trügerisch ; dem werthe pder einzelnen auseinandersetzungen an sich wird dadurch nichts hentzogen und der verf. verdient unsern dank für vielfache be- lehrung und anregung. Einspruch erheben wir gegen die auf- i fassung von GvuqioiTil'zri<; im Argum. Theoer. id. XI als gleich- bedeutend mit (Aa&rjtijg, was vielmehr qiotTTjT^g ist: ebenso gegen [•■die rückübersetzung avtav (oder mit gleichem sinn , den aber j'das wort nicht hat, ovorag) al tco j'x rt'ou aus der lateinischen vita Arati : testatur Callimachus adsistens ei ab infantia propter

550 98. Archaeologie. Nr. 9.

Praxiphanem Mytilenum, durch welche Susemihl den Kallimachos zu einem (wenig jüngeren, wegen vita Ar. I) altersgenossen des Aratos zu machen sucht. Angesichts der schülerhaft wörtlichen I'" übersetzungsweise jenes lateinbarbaren müßten wir consistens für ovotÜk' erwarten, würden aber auch damit keine altersgenossen- schaft erhalten, denn awiarärai heißt vorstellen. Wir übersetzen, eben in diesem sinne, imazug avim £•/. tiov 8tu /7p«£i<raV//»', vgl. die worte derselben vita : adsistens quidem primum vero Uli Carmen ex- posuit apud Pana Arcadium mit dem original vita III Arati : im* azaOs'ig de tw ßaatXei tiqwtov (asv avrov (avzw) no(i]fxa attyito t6 sig t(iv Tliiva T?tg Aoxadtag. Kallimachos ist also durch Praxiphanes dem Aratos vorgestellt oder empfohlen worden, er war noch ein junger streber, als jene beiden schon auf der höhe ihres ruhmes standen; dies ist wohl auch in vita I Ar. (At/tryTai airov na). KuXXlfta^og oog TiQtaßvTfQov vorausgesetzt. Die ab- fassung der XVII. idylle Theokrits setzt verf. mit recht nach Vahlens Vorgang in die zeit vor dem ersten punischen krieg: so thöricht war der dichter nicht , nach Hierons Unterwerfung unter die hoheit Roms von demselben die Vertreibung der Pu- nier aus Sicilien zu erwarten : zu solchen hoffnungen konnte man sich 271 nach dem abschluß des bundes mit Rom ermuthigt fühlen.

U.

98. (W. Froehner) Collection J. Gr(5au. Catalogue des bronzes antiques. Paris 1885. 273 p. 48 tafeln und 150 Vignetten. 4.

Diese reiche Sammlung merkwürdiger bronzen , welche von ' der ägyptischen kunst bis in das mittelalter hinab geht, mit ' ausgezeichneten abbildungen, die im vorigen jähre in Paris ver- steigert wurde, zweckmäßig nach den gegenständen geordnet, hat der verdiente herausgeber mit einem kurzen , gründlichen texte versehen. Sie enthält neben einer großen zahl weniger bedeutender arbeiten nicht wenige kunstwerke von hervorragen- dem werthe, z b. den berühmten Promethcus-spiegel, einen sehr schönen Mars, die in Metz entdeckte, mehrmals behandelte Sta- tuette eines Neptun, welche der Verfasser wohl irrthümlich dem fünften Jahrhundert vor Chr. zuschreibt (nr. 995), drei vortreff- liche büsten in hochrelief des Iuppiter, Neptun und Mars, den echt- griechischen Torso eines Apollo (nr. 915), eine zierliche Diana

Hr. 9. 99. Römisclie geschichte. 551

nr. 916), ein feines römisch- griechisches werk, die wunderbar &Uit erhaltene büste aus Pompeji (nr. 959), welche wohl ohne ^rund als Alexander erklärt wird , die interessante Statuette ei- ner zurückweichenden weiblichen figur aus Soysons , deren stil jiit den dortigen Niobiden verglichen wird (nr. 972). Vielleicht gehörte sie zu der gruppe eines raubes der Proserpina. Hoffent- lich sind die veräußerten kuiistwerke ebenso kundigen eigenthü-

aern zugefallen, wie ihr hochgebildeter besitzer war. [Dies zur I Ergänzung von PhAuz. XV, 6, p. 353. E. v. L.~].

U.

99. Hoffmannus, Otto Adalb., De imperatoris Titi ^emporibus recte definiendis. (Diss. inaug. Argentinens.). Mar- »urgi 1883. 34 p. 8.

In drei capiteln giebt Otto Adalb. Hoffmann: 1) eine be- timmung des geburtsdatums des Titus (p. 1 4), 2) eine unter- mchung über die Zeitrechnung des Flavius Iosephus in seinem Jüdischen kriege (p. 4 17), 3) einen chronologischen lebens- i.briß des Titus vom jähre 39 81 (p. 17 28), dessen nicht ,uf die beiden ersten kapitel gegründete aufstellungen in zehn .nmerkungen (p. 29 34) erläutert werden.

Im kapitel I geht Hoffmann davon aus, daß Titus an ei- -iem 30. dezember geboren ist. Unter den Zeugnissen hierfür aätten der kalender des Philocalus und die Natales Caesarum ibeides CIL I, p. 356) erwähnt werden müssen. Als geburts- iahr findet Hoffmann durch eine vergleichung des Sueton (Tit. I|L) [und der aus Sueton stammenden nachrichten bei Eutrop. fll, 22 und Aurel. Vict. epit. X, 15] mit Dio (66, 18) [und jj.*.em von Dio abhängigen Zonaras (XI, 18)], daß Titus im jähr (>9 geboren ist. Wenn dagegen Hoffmann hierfür auch Philo- £ftrat. Vit. Apollon. Tyan. VI, 30 anführt , so ist das ein ver- ehen. Bei Philostratus trifft Titus nach seiner in Rom verkün- deten erhebung zum imperator in Tarsus mit Apollonius zusam- men und spricht diesem gegenüber aus , daß er grade 30 jähre -lt geworden sei (?}&> Ös 'iir\ \asv zQtuxoiru juvti yzyovcx). Nun ^nrde Titus am 10. Lous des Jahres 70 von seinen legionen zu- .rst als imperator begrüßt. (Ioseph. b. Ind. VI, 4, 5; 6, 1. J. Hoffmann , Quomodo quando Titus imperator factus sit. jJonnae 1883, p. 1 ff.). Anerkannt wurde er als solcher von

1

-

552 99. Römische geschichte. Nr. 9.'

seinem vater nach dessen rückkehr nach Rom (mitte Oktober 70 vgl. Flaviana III in Philologus XLIV, bd. 3, p. 502—506) im november (Chambalu, De magistratibus Flaviorum p. 10 n. 3). Nach Tarsus kam Titus nach meinen Untersuchungen (Flaviana III, p. 507 517) auf dem rückmarsche vom Euphrat (ebenda p. 512), etwa am 9. februar 71 (dies datum läßt sich aus den von mir (p. 516, p. 512) gegebenen anhaltspunkten berechnen), Entweder ist also die angäbe von den 30 lebensjahren bei Phi- lostratus ungenau oder, was mir wahrscheinlicher ist, Philostra- tus hat ein anderes geburtsjahr des Titus (40 oder 41) äuge nommen. Wir finden nämlich bei Sueton (Tit. 1), (und aus ihm stammend bei Aurel. Vict. Caes. 10), daß Titus geboren sei insigni anno Gaiana nece also 41. Hoffmann hält diese angab zwar für einen der vielen chronologischen irrthümer Sueton und erklärt diesen irrthum ansprechend aus einer verwechselun des Titus mit seinem am 13. februar 41 geborenen spielkame raden Britannicus. Immerhin aber bleibt zu erwägen, ob nich bei Sueton ein anderer irrthum anzunehmen ist, und es etw. lauten muß : „III. kal. jan. insignis anni Gaiana nece", sodal Titus hiernach in einklang mit dem Zeugnisse des Philostratu am 30. dezember des jahres 40 geboren wäre. Doppelte chro nologische angaben aus derselben zeit, die aber alle anderswo wiederkehren, finden sich bei Sueton auch sonst noch (z. b. übe des Vitellius geburtsdatum, todestag und lebensdauer vgl. Vitel 3, 16, 18 mit D. mag. Flav. p. 7 n. 1).

Kapitel II versucht eine lösung der schwierigen frage nach der Zeitrechnung des Iosephus in seinen büchern vom jüdischen kriege. Iosephus gebraucht nämlich zur zeitlichen bestimmung der militärischen Operationen der Römer gegen die Juden syro- makedonische monatsnamen. Da er nun an vielen stellen der jüdischen archäologie (siehe unten) diese syromakedonischeu mo- nate seinen nationaljüdischen einfach gleichsetzt, so entsteht die seit Jos. Just. Scaligers zeit viel ventilierte Streitfrage, ob er in dem für griechische leser bestimmten werke über den jüdischen krieg zur bequemlichkeit der leser die fremdartigen jüdischen namen durch die geläufigeren syromakedonischen ersetzt hat, oder ob er wirklich syromakedonische monate gemeint hat , mit an- dern worten , ob seinem Jüdischen kriege ein nationaljüdischer oder einer der vielen von Ideler, Chronologie I, p. 373 476

ifr. 9. 99. Römische geschichte. 553

esprochenen syromakedonischen kalender zu gründe liegt. Die ge ist ungemein verwickelt. Denn falls dem jüdischen kriege in jüdischer kalender zu gründe liegt, entsteht die weitere age, auf welches datum des julianischen (oder auch des ver- werten gregorianischen) kalenders die Jahresepochen des jüdi- chen jahres (l.Nisan) für die zeit des krieges (66 70 n. Chr.) estzusetzen sind. Denn diesen 1. Nisan mit Noris, annus et pochae Syromaced. Lpz. 1696, p. 44 66 oder Champagny, Jörne et la Iudee, Paris 1865, II, p. 352 oder nach Brinck- aeyer, Praktisches handbuch der hist. Chronologie 2 einfach dem . i;ler frühlingstag- und nachtgleiche nächsten neumond gleichzuse- tzen , ist deshalb hedenklich , weil auch in dieser zeit noch die ,?uden den neumond nur beobachten ohne ihn mittels einer ky- cdischen theorie oder gar auf astronomische weise zu berechnen r:IIdeler Chrono! I, p. 509 u. f. 486 490). Entscheidet man «ich aber für einen wirklichen syromakedonischen kalender, so pst die frage , welcher von den vielen von Ideler (Chronol. ?393 476) besprochenen von Iosephus gemeint ist. Nach einer '-allgemein gebilligten beweisführung des Norisius (p. 54 61) Ijüst nämlich der bei Iosephus b. lud. IV, 11, 4 erwähnte dritte •>Apellaeus der dritte Apellaeus des tyrischen kalenders (= 20. •idezember , Ideler Chr. I, p. 435). Die gewöhnliche von Scali- iger (De emendatione temp. V, p. 474) begründete ansieht setzt inun aber die syromakedonischen monate des Iosephus einfach Iden julianischen parallel (vgl. Ideler Chronol. I, p. 429 435). >Es fragt sich also, 1) welche Zeitangabe des Iosephus nach dem Ptyrischen und welche nach dem gemeinsyrischen kalender zu ^bestimmen sind, 2) wie Iosephus dazu kommt, zwei dieselben Lmonatsnamen gebrauchenden kalender ohne nähere angäbe ein- fach durcheinander zu wirren. Zu diesen principiellen schwierig- ikeiten kommt noch der zufällige umstand, daß das von Hoffmann |p. 7 11 ziemlich vollständig, aber in den einzelheiten sehr un- | genau verzeichnete material mehr umfangreich als ausgiebig ist. ^Wenn man z. b. de bello lud. VI, 4, 5 und 4, 8 liest, daß I der tempel von Titus am 10. Lous des jahres 70 zerstört wor- 'i den sei 1130 jähr 7 monate 15 tage nach der ersten grün- | düng durch Salomo, 639 jähre 45 tage nach der zweiten grün- düng im zweiten jähre des Kyrus (richtiger : Darius : De- stinon, Die Chronologie des Iosephus, Kiel 1880, p. 31) so sollte Philol. Anz. XVI. 37

554 99. Römische geschichte. Nr. 9j

man meinen, daß sich durch bloße addition der tag der zerstü-j rung müsse finden lassen; aber diese gründungstage selber sind; erst aus unseren stellen von dem datum der Zerstörung aus zu berechnen.

Erwägt man alle diese Schwierigkeiten , so erstaunt man; fast über die ungemeine kühnheit Hoffmanns, der es unternimmt auf ein paar seifen (p. 4 7 und 11 17) die so schwierige frage zu lösen. Freilich ist seine lösung die denkbar bequemste.] Hoffmann schließt sich nämlich der schon oben erwähnten noch heute von vielen historikern stillschweigend gebilligten ansieht an, daß bei Iosephus syrische den julianischen parallel laufende, monate anzunehmen sind. Diese ansieht glaubt Hoffmann durch /olgende allgemeine erwägungen stützen zu können: 1) „Iose- phus hat seinen jüdischen krieg für die Griechen und Römer, geschrieben, er mußte also auch einen diesen Völkern verstand-, liehen kalender gebrauchen". Das wäre richtig, wenn Iosephus seine monatsangaben als ein chronologisches gerippe zur grund- lage seiner geschichte gemacht, wenn er zu aufang jedes ab-> Schnittes die zeit angegeben und so von selbst seinen leser dazui gebracht hätte den abstand der zeiten nach einem syromakedo-j nischen kalender zu berechnen. Dies brauchte er aber bei den ohne festen plan und mehr beiläufig eingestreuten monatsangaben nicht zu besorgen, und so ist die möglichkeit wenigstens nicht abzuweisen, daß er, der sich seine chronologischen notizen im lager der Römer nach seinem nationaljüdischen kalender gemacht hatte, bei abfassung seines werkes die den ausländem unverständlichen jüdischen monatsnamen durch die denselben ungefähr gleichlaufen- . den alten syromakedonischen mondmonate (Ideler Chronol. I, p. 396 , 402) ersetzt hat. 2) Die angaben des Iosephus über die re- gierungszeiten der römischen kaiser Galba, Otho, Vitellius, Nero stimmen genau zu den angaben der römischen Schriftsteller, so daß also hier offenbar der julianische kalender zu gründe liegt. Die thatsache ist richtig , übrigens schon vor Hoffmann von J. K. F. Kuaake, Wie rechnet Iosephus die jähre der römischen kaiser? in der Zeitschrift für die gesammte lutherische theologie und kirche. XXXII, (1871), p. 224—247 besonders p. 244 viel gründlicher und in einzelheiten (z. B. über Vitellius, wo Hoffmann p. 13 gradezu falsche angaben hat) viel richtiger als von Hoffmann festgestellt worden. Die folgerung ist falsch.

9. 99, Römische geschichte. 555

-'enn abgesehen davon daß hier (außer dem oben besprochenen ritten Apelläus) keine monate genannt werden, ist klar, daß I )sephus diese Zeitangaben einer fremden (lateinischen oder grie- aischen) quelle verdankt, in der zwar nach julianischen monaten berechnet war, in der aber die julianischen monatsnamen nicht othwendig gestanden zu haben brauchen. Diese anderswoher übernommenen bloßen Zeitangaben nach jähren, monaten, tagen, 'aben also mit den von Iosephus während der ereignisse selber 1 ufgezeichneten jüdisch - syromakedonischen monaten nichts zu Jmn. 3) „Iosephus hat monatsangaben nur bei den Operationen er Römer". Richtig! doch würde es genauer heißen, bei den perationen , deren augeuzeuge Iosephus selbst als feind und •päter als gefangener der Römer gewesen ist. Die wenigen !usnahmen erklären sich einfach. Zunächst ist der dritte apel- ius als todestag des Vitellius fremdartig , dann verdankt wohl osepbus die angaben , daß Simon im monat Xanthicus 69 sich lerusalems bemächtigte und daß am Vorabende des Passahfestes 0 (13. Xanthicus) der bürgerkrieg wieder ausgebrochen sei, der allgemeinen künde, daß dies um die zeit des Passahfestes (14. i Jisan = 14. Xanthicus) geschehen sei. Ebenso erklärt sich die -iotiz daß die letzte judenburg Massadah am 15. Xanthicus [dem Ersten tage der „ungesäuerten brode"] 72 erobert worden sei. 'Oie thatsache daß Iosephus nur die Operationen der Römer mit ^nonatsdaten versehen , denen er selbst als augenzeuge beige- 'vohnt hat ist also richtig. Die (p. 16) daran geknüpfte fol- ;jerung, daß Iosephus seine monatsangaben entnommen habe den tphemerides et acta diurna castrorum exercitus Iudaici ist durch nichts bewiesen. 4) „Die alten handschriften des Iosephus und auch 'die lateinische bearbeitung des Begesipp übersetzen die syroma- kedonischen monatsnamen mit julianischen". Das beweist nur ■daß die ansieht Scaligers uralt , keineswegs jedoch daß sie nichtig ist.

Hoffmann hat also die Übereinstimmung der syromakedoni- schen monatsnamen des Iosephus mit den syrischen ( juliani- jehen ) mit nichten erwiesen. Es ist nun sache einer auf- bauenden, nicht blos zerstörenden kritik etwas richtiges an die stelle des erwiesenen falschen zu setzen. Doch muß ich gegenüber den oben angedeuteten Schwierigkeiten es ablehnen , schon hier etwas abschließendes zu geben. Nur andeuten will ich dasjenige,

37*

556 99. Römische geschichte. Nr.

was mir einen nationaljüdischen kalender bei Iosephus wahr scheinlicher macht:

1) b. lud. V, 3, 1 : rtjg rcZi u^vßwv sicnnaijg Ijfiigag rto aaotny.ui8sxäry Buvdmov /.tijrng : 14. Nisan : Pascha, 15. 21 Nisan : „ungesäuerte brode'' (vgl. z. b. Keil, Biblische archäolo gie 2, p. 401 und 411) also Nisan = Xanthicus. Hoffmann gib dies selbst als richtig zu (p. 6, 7).

2) VI, 2, 1 : aufhören des beständigen Opfers (s»5f/Uj£t(tyw)$ am 17. Panemus 70. Die luden feiern den tag als den eigent liehen tag des Unterganges ihrer theokratie noch heute am 17i Thamus (Ideler, Chronol. I, p. 567 und 528), also Thamus Panemus.

3) VI, 4,5: der tempel verbrannt rjftiga ÖtxÜTtj stäov ftrr vog, xafl //»■ y.ui io Tzgoztgnr vno rov räv Bußvlrnilmv ßaaiXe'wi, iiF7T(j}](i0i]. Dies nach Ieremias 52, 12 ff. Könige 2, 25, 8j am 10. des fünften monats (Ab). Der gedächtnistag ist noch heute der 9. Ab. (Ideler Chronol. I, p. 567 und 528, 401). Hoffmann behauptet p. 5 hier läge ein irrthum des Iosephua vor. Der hinkende vergleich mit den durch die julianische; kalenderreform verursachten irrthümern bei römisch -griechi- schen Schriftstellern (p. 5, 6) ist eben nicht geeignet einen sol- chen irrthum auch nur wahrscheinlich zu macheu, also Ab-Lous.

4) II, 17, 6: «f; Öe e$7ig iijg tÖjp j-vloqogioj) ingrqg ovatj^. 17, 7: *{] 8? s^yQ (ntrTiry.ai8snnTrj 8s ijv Aäov (H]vi>g). Nach; dem talmud das holztragefest am 15. Ab. (Graetz , Geschichte der Juden III2 (1863) p. 478 note 14) also Ab-Lous.

5) Direkte gleichsetzungen syromakedonischer monate mit! jüdischen in der jüdischen archäologie des Iosephus.

a) Der erste monat Nisan = Xanthicus. antiquit. iud. I, 3, 3 : ihr Niaav, og 8(1*' SmOmog , tu/ia ngwTor. III, 10, 5: (ti^»7 tm ■H'aiö/xw, 6g Niauv TTitg^ Ij/jh xultirai xui tov 8T0Qj$\ iativ kqX'i TBaaaQeaxniStnäTrj xarn asXt'ji'tjv vgl. IV, 4, 6: [itj- rog 8? !Za)0iY.n~v rov(.atvCit natu osliivijv (also mondmonat! vgl. Ideler, Chronol. I, p. 401). XI, 4, 8: traräa^ 8e r^g rar ä^vfimv fiorm/c |H>/»' T(» ngwrm xard (iti1 MuxsSovag ^atdufüi X&yofitim x«m 8fi i'/fiixg IVianr.

b) Ab = Lons. IV, 4, 7 : xard atXt'jvtjv vovutjila [ttjrog 01 rog nugu pst 'Aörtvaimg 'Exaro/ußutäiog xaAovjim'OV , Awnv 8e TtUQa Max?8nair} 'Aßßd 8l nag EßgaCoig.

99. Römische geschichte. 557

c) Der siebte monat (Thischri) = Hyperberetaeus. III, 10, 1: m 8s sßdofjcp ntjvi uv Mny.s86i s< Ynsofitotrahii' •/.ahOLöi.

i d) der achte monat Marcheschvan = Dius I, 3, 3 : sv firji^ ivrt'nq) (scr. : 8s oydoq>) /Jocp [ilv vno Max&dovt&v KsyöyisVi§ M&'^M

riovuiri Öe i77o 'Eßoulmv.

e) Kislev = Apellaeus. XII, 7, 5, 3: fAtjvoe ne'finry aal tt- aSi Ot,' \iu\tliai •Aura {*ev tjfiug Xuoltv v.axa 8e Muxtöoi «■<,'

AntlXaloi;.

f) Der zwölfte monat Adar = Dyster XI, 4, 7 : (it[*b$ 8co- kxdiuv, b\- xalthai nu{)' ijfiu' uer " A 8 a q (sie!) naQU 8s Mn- :s8cai AvdTQOti. XII, 10, 5 luv ju/;kk ruv Ityuueruv naoii fisv lovdaCotg '/48äo. (sie) xutu 8s MaxeSovag Jvotqov.

6) Hiermit in Übereinstimmung folgende berechnungen :

a) Nach b. lud. II, 17,4 19,9 (die stellen bei Hoffmann ). 7, 8) sind vom 30. Hyperberetäus bis zum 8. Dius entweder

'11 1 oder (wahrscheinlicher) 9 tage, sodaß also der iosephische Eyperberetäus 30 tage hat. In den syromakedonischen kalen- "iern (mit ausnähme der von Tyrus, Gaza und Askalon) hat er !31 tage (Ideler Chron. I, p. 419, 426, 430, 433, 434; 435-438).

b) Die belagerung von Iotapata dauert nach III, 7, 3 36 vom 22. Artemisius bis zum 1. Panemus. Nach III, 7, 33 über- ragen am 47. tage der belagerung die werke der Römer die

(mauern der Stadt, tags darauf wird die Stadt genommen (am 48. irgl. III, 7, 33 35). Iosephus behauptet III, 8,9 den Iotapa- i'tenern vorhergesagt zu haben, czi pieru ieaaaQay.oat>jv sß86[j7jv r^eouf aXcooovrai. Zwischen 22. Artemisius und 1. Panemus He- lgen höchstens 22 31 Artem. (= 10 tage) 1—31 Daisius (= 31 tage), 1. Panemus (= 1 tag) zusammen 42, sodaß man mit 5(de Saulcy, Les derniers jours de Krusalem. Paris 1866, p. 91 >n. 2 noch die fünf tage vor der belagerung (III, 7, 3) hinzu- rechnen müßte um 47 tage zu erhalten. Aber abgesehen davon ;daß dann auch der Daisius (juni) 31 tage hätte, Iotapata ist am ::38. tage erobert worden , und die belagerung begann erst mit ;der ankunft Vespasians am 22. Artemisius. Mir ist deshalb wahr- scheinlicher daß sich Iosephus um 10 tage geirrt hat, daß es heißen muß /asto. T(jia>toartjv eß8cfAi]v (Artem. 22 29 8 tage. Daisius 29 tage. 1 Panemus = 38 tage).

c) Nach VI, 8, 1 8, 4 sind vom 20. Lous des jahres 70 bis zum 7. Gorpiäus 18 tage. Lous 20 30 =11-4- 7 tage = 18.

558 99. Römische geschichte. Nr. 9

In den vorstehenden berechnungen habe ich nach antike- weise die beiden termini stets eingerechnet. Ich will aber nich unerwähnt lassen daß einmal V, 11, 1 Iosephus sich unsere modernen rechnungsweise anschließt. 12 29 Artemisius = 11 tage. Nach antiker weise rechnet er z. b. III, 8, 1 fi.

Nach allem gesagten glaube ich, wie bisher (vgl. Flaviam III, p. 508) berechtigt zu sein, die syromakedonischen monat« des Iosephus für jüdische zu halten. Ich freue mich hierbe der Übereinstimmung mit so bewährten Chronologen, historikern theologen, talmudisten wie Noris , Ideler (denen Franz Josep Hoffmann folgt), Mommsen Römische geschichte V, p. 537, Salva- dor (Geschichte der Römerherrschaft in Judäa, deutsch von Eichlei I (1847) p. 414), Champagny , Knaake , Wieseler (z. b. : Chro- nologie des apostolischen Zeitalters p. 68 n. 1), Graetz (dem sich Baerwaldt anschließt: Flavius Iosephus in Galiläa. Breslau 1877), leugne allerdings nicht, daß es auch mir nicht gelungen ist, über die Zeitrechnung bei Iosephus vollständige klarheit zu schaffen.

Kapitel III enthält „Supplementa rerum gestarum imp. Titi secundum temporum ordinem dispositarum". Auf Vollständigkeit scheint es nicht abgesehen, denn um nur eins zu erwähnen, von der den ereignissen von 67 1. juli 71 zu gründe liegen- den hauptquelle, dem Flavius Iosephus, ist IV, 1, 5 9, 2 (23. Gorpiäus 67 anfang 69) einfach übergangen. Dann sind die chronologischen berechnungen höchst willkürlich (z. b. 67. 29. juli 8. Gorpiäus. p. 18, 19 mit anm. 3; 70. 15. märz 7. Artemisius, p. 19 21 mit anm. 4). Ereignisse die nach der darstellung des Iosephus nothwendig demselben tage angehören, sind auf mehrere tage vertheilt (los. b. lud. III, 10, 5 a. 67. 2, 3 septemb. p. 18— VI, 4, 4—8 ; 10, 11. Lous 70 p. 24), andere bei denen Iosephus keinerlei Zeitangaben hat, sind rein willkür- lich angesetzt (z. b. los. b. lud. V, 3 , 5 ; 19. 24. april 70, p. 21— V, 11, 4; 29., 30. mai p. 22— V, 11, 5, 6 fi. ; 1., 2., juni). Dabei leidet dieser theil der arbeit an einer mehr als gewöhnlichen flüchtigkeit. Denn sonst wäre es dem verf. nicht begegnet, daß er p. 20 den Titus von Ammaus marschieren ließ, während doch nach Iosephus (b. lud. V, 2, 3) von dort nur eine legion zu Titus stieß. Auch hätte er wohl p. 19 nicht den satz hingeschrieben : „inde ab a. d. VI id. Sept. usque ad. a. d.

%. 9. 99. Kömische geschickte. 559

Till kal. Oct. cetera oppida et castella Galilaeae deinceps sub

jotestatem Romanorum subiguntur, intra hos dies Titus a Vespa-

iriiano ad M. Licinium Crassum Mucianum missus est". Die gal-

läischen städte Gamala (24 Gorpiäus 23. Hyperberetäus), Ita-

oyrion, Gischala, werden erst nach dem 24. September (== Gor-

i:jiäus) von Titus belagert und eingenommen. (los. b. lud. IV,

'L, 1 10; 2, 2 5: Pali^aia /<?»• obzcog sitlm nuaa).

Was die ereignisse von der mitregentschaft des Titus (71 '1. juli) an bis zu dessen tode (81 13. September) angeht, so Spricht darüber Hoflmann p. 25 28 und p. 31, 32 anm. 6 9. 7Daß er auf den paar seiten über die regierung des Titus nicht gründ- lich handeln kann, versteht sich von selbst. Er beschränkt sich auch im wesentlichen auf eine Zusammenstellung der vom unterzeich- neten mit umfassenderem materiale festgestellten imperatorakkla- mationen des Titus (De mag. Flav. p. 21 24). Er geht aber dabei über meine arbeit insofern hinaus , als er die einzelnen lakklamationen mit einzelnen kriegerischen ereignissen in Verbin- dung bringt. Statt nun aber diese ereignisse gründlichst zu luntersuchen , schreibt er einfach die ansätze Eckhels (Doctrina 'nummorum VI, p. 352 ff.) ab. Er hätte sich doch sagen kön- *nen, daß wenn diese Untersuchungen so einfach wären, ich gleich De mag. Flav. p. 21 ff. die resultate gegeben hätte, da ich doch bemüht war, die einzelnen akklamationen möglichst genau I chronologisch zu bestimmen. Was außer den akklamationen unter den Jahren 72 81 vermerkt ist, ist meist compilation, nicht eigene

! Untersuchung, wo aber der verf. ansetzt, sind die resultate un- 'isicher, wie p. 31, wo er anm. 6 aus der auf Titusmünzen des l'jahres 76, 77 wieder erscheinenden censur eine mit einer pest

des jahres 77 zusammenhängende zweite censur des Titus (ohne ^seinen vater) zu erweisen sucht. Verf. bedenkt nicht daß das il'Cens. auf flavischen inschriften während der ganzen regierungs-

zeit der gewesenen kaiserlichen censoren erscheint (D. mag. Flav. ip. 21 ff.), und daß doch eine zweite censur mit cens. II be- * zeichnet werden müßte Doch genug, es würde zu viel räum J in anspruch nehmen, wollte ich die durchweg falschen aufstel- P lungen des verfs. einzeln widerlegen. Erwähnen will ich aber J noch daß ich es dem verf. keineswegs verüble , daß er meiner r hypothese von einer rivalität zwischen Titus und Vespasian (D. 1 mag. Flav. p. 28 31) opponiert. Die kurzen andeutungen habe

560 100. Kömische geschichte. Nr. 9

ich im dezember 1881 nur drucken lassen, weil der zweite druckbogen meiner erstlingsarbeit gefüllt werden mußte. Da- nach habe ich den gegenständ eingehend behandelt in meinen Flaviana im Philologus XLIV. bd., p. 106 ff., besonders II (p. 123 ff.) : der Verfassungszeit zwischen Titus und Vespasian. Ich freue mich daß meine hypothese in B. Pick einen besonnenen, und gründlichen gegner gefunden hat. In seiner abhandlung Zur titulatur der Flavier. I. Der imperatortitel des Titus (Zeit- schrift für numismatik XIII, p. 190 ff.)1), die sich richtet gegen1 die von mir angeregte, von meinem freunde Franz Joseph Hoff- mann mit der peinlichsten Sorgfalt ausgeführte Untersuchung über die Ursache des imperatortitels des Titus (Franc. Ioseph. Hoffmann, Quomodo quando Titus imperator factus sit. Bonnae 1883, 47 p.), stellt Pick weitere arbeiten über den imperator- titel überhaupt, über die consulate der Flavier, über die fla- vische münzprägung in aussieht. Bis zu deren erscheinen glaube ich mit einer erwiderung zurückhalten zu müssen.

Fasse ich mein urtheil über Otto Adalb. Hoffmanns disser- tation zusammen, so muß ich leider sagen, daß die arbeit durch- weg werthlos ist. Brauchbar sind drei kleinigkeiten : 1) kap. I. 2) die Verbesserung räßaga für ruöuya bei Ioseph. bell. lud. III, 7. 1 Hoffmann p. 29 anm. 2. 3) die (leider ungenaue) ausführung über die erhebung des Vespasian zum imperator (p. 32 anm. 10). A. Chambalu.

1) Eine zweite abhandlung B. Picks ist mittlerweile dazu gekom- men: Zur titulatur der Flavier (fortsetzung). 2. Die consulate Domi- tians als Caesar (Zeitschrift für num. XIII, p. 357 383).

100. Chrysanthos Antoniades, kaiser Licinius. Eine historische Untersuchung nach den besten alten und neue- ren quellen. München 1884, Th. Riedel. 8. VI und 81 p.1).

Diese tüchtige schrift eines Neuhellenen zeichnet sich durch gründliche beherrschung des gesammten bezüglichen quellen- materials und der einschläglichen neueren litteratur , auch der

1) Vgl. hierzu Ad. Hilgenfelds anzeige, Zeitschrift für wissen- schaftliche theologie XXVIII (1885), heft IV, p. 50— 8512, W. Ohne- sorge, Der anonymus Valesii, Kiel 1885, meine anzeige dieser schrift, Zeitschrift für wissenschaftliche theologie XXIX (1886), h. IV, p. 504 512, und meinen artikel „Toleranzedicte" in der F. X. Kraus'- schen real-encyklopädie bd. n, lief. 16— 18, 1386 (p. 885— 901), abschn. ß, I. II, p. 896-901.

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deutschen, vorteilhaft aus und bekundet stets kritischen tact, der durchweg die richtige mitte hält zwischen unkritischer au- fnähme und hyperkritischer Verwerfung. Meine speciellere Be- sprechung, die den räumlichen Verhältnissen dieses „Anzeigers" j gemäß ganz kurz ausfallen muß , mag sich im wesentlichen an i die vom verf. beliebte durchaus zweckentsprechende eintheilung - und gruppirung des Stoffes anschließen.

I. P. 3 resp. 6 bis 30 untersucht verf. das gegensei- tige verhältniß der quellen. Zunächst weist er überzeu-

t gend nach, daß Eusebius bei abfassung seiner kirchengeschichte i die „Mortes", deren Verfasser er mit recht in Übereinstimmung i mit Eberts trefflichen Untersuchungen mitLactantius, dem „christ- ü liehen Cicero" und autor der „Institutiones divinae", identificirt, t benutzt hat 1 , p. 6 13). Wenn verf. (p. 10) von dem i! Galerius'schen toleranzedict von 311 resp. von 310 (nach Hun- l;ziker!) (Lact. c. 34, Eus. h. e. VIII, 17) sagt, „die kirchenge- schichte kenne es unter dem namen des Mailänder edictes i (von 313, sie! s. Lact. c. 48, Eus. h. e. X, cap. 5), so ist da? zum mindesten eine immerhin zu rügende flüchtigkeit der aus- drucksweise. Weiter sucht Antoniades in widersprach mit dem ij ref. nachzuweisen, daß der sogenannte Anonymus Valesii resp. der " coneipient des ersten valesianischen fragments den Orosius aus- J schrieb (§2, p.,13 16), aber ohne zu überzeugen (vgl. Ohne- sorge p 56 78 incl. und meine anzeige dieser monographie, j| p. 509). Dankenswerth ist übrigens die interpretation von « Oros. 1. VII c. 28, nr. 18, ed. Zangemeister (p. 15 f.). P. 16 I bis 30 endlich weist verf. sehr geschickt nach , daß die spä- tem Byzantiner , Theophanes , Cedrenus , Georgius Monachus, I Suidas u. s. w., weil in der hauptsache wieder originalquellen, Eu- i sebius, Eutropius und Sokrates, ausschreibend, für die geschichte i des constantinischen Zeitalters von nur geringem belang sind.

II. Im abschnitt II, (p. 31 bis 53) gibt Antoniades zu- nächst eine gute kritisch gesichtete Übersicht der regierungs- zeit Diocletians und seiner mitregenten resp. nachfolger bis zur thronbesteigung des Licinius (284 bis 11. nov. 307, p. 31 bis 39). Ferner wird das erste diocletianische christen- edict von 303 in seiner tragweite unterschätzt (p. 34 f.; s. mei- nen artikel „Christenverfolgungen", in der F. X. Kraus'schen real - encyclopädie der christlichen alterthümer , Freiburg i. Br.

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1880, liefg. III, [p. 215—288], p. 243—245). Uebrigens läßt unser verf. die von Maximian besiegten sogenannten Quinque- gentiani (fünfvölker) in der Pentapolis sich erheben (p. 32). Sie waren aber jedenfalls Mauretanier , also aus der westli- chen hälfte von Afrika; in den Schluchten des Atlas war ihre heimat (s. Burckhardt, Constantin der große, zweite aufläge, Leipzig 1880, p. 133). Anderseits behauptet er (p. 33) be- hutsam nur die Christenfreundlichkeit, nicht die christ- lich k e i t von Diocletians gemahlin und tochter, interpretirt also Lact., Mortes c. 15 correct.

III. Die zweite hälfte des abschnitts II hat die anfange des kaisers Licinius, die jähre 307 bis 315 resp. 316, zum ge- genständ (p 39 bis 53). Meine fixirung der geburtszeit des kaisers auf c. 250 (im „Philologus", bd. 36, heft IV, p. 614— 619) verwirft Antoniades als „willkürlich" und entschei- det sich etwa für 260, eine datirung, die mindestens ebenso will- kürlich begründet wird (p. 40 f. u. anm. 3 das.), und der über- dies der historische Zusammenhang widerspricht. Licinius war stets der waffengefäbrte des Galerius , der mindestens schon in der vortrefflichen militärischen schule des kaisers Probus (regierte 276 bis 282) sich die sporen verdiente ; mit fug nennt also Burckhardt (a.a.O. p. 334) den Licinius selber „den alten kampfgenossen eines Probus und Diocletian" (s. Lact., Mortes c. 20. 32, Zosim. II, 11, Eutrop. X, 4 [3], Vopiscus, vita Probi c. 22 und das nähere im „Philologus" a. a. o., p. 618 f.). Zu- treffend dagegen ist folgender satz des verf. (p. 41): „Das lob eines tüchtigen Soldaten wird ihm (dem Licinius) niemand streitig machen wollen". Ebenso meint er mit fug: „überhaupt muß seine CLicins) Verwaltung, wenigstens in den ersten jahren, eine gute, glückliche gewesen sein" u. s. w. (p.43). P. 46 ff. wird die Zusammenkunft Constantins und Licins zu Mailand (anfang 313) besprochen; ich vermisse da eine kurze erwähnung des damaligen unwürdigen , undankbaren gebahrens der beiden machthaber gegen ihren alten wohlthäter Diocletian, den einsiedler von Salona (s. Aurel. Victor, Epitome , cap. 39, nr. 7 ed. Grüner und meine „Beiträge zur älteren kirchenge- schichte", Zeitschrift für wissenschaftliche theologie XXI, heft I [p. 35— 70], abschnitt III, p. 58 f. und Burckhardt, p. 324 f.). Bezüglich des sogenannten engeis des Licinius (s. Lact.

iNr. 9. 100. Römische geschichte. 563

je. 46) hält Antoniades mitHunziker das schlußgebet für echt

, und betrachtet dieses für den ausgangspunkt der fraglichen vi- ( sion (p. 49 f.). Die im wesentlichen nur durch den parteiischen

Eusebius auf grund eines eides Constantins, des meineidigen kaisers l gegenüber seinem schwager Licinius, bezeugte kreuzeserscheinung i des ersten christlichen imperators verwi rft unser verf. mit recht y gänzlich (p. 45 f., anm. 17). Ueber das dem bereiche der

fabel angehörende antiochenische blutbad Licins (bezeugt bloß J durch den confusen Malalas) urtheilt Antoniades nicht ganz

correct (p. 51). Antoniades nimmt (p. 52 , anm. 50) richtig .an, daß Eusebius vom feldzug des Jahres 314, dem ersten kriege

zwischen Constantin und Licinius, gänzlich schweigt (s.

meine „Beiträge zur altern kirchengeschichte", abschnitt IV,

a. a. o. p. 59 bis 64).

IV. Im abschnitt „Licinius in den jähren 315 bis 324" (p. I 54 71) bezeichnet zunächst Antoniades als motiv der anfänglichen

Christenfreundlichkeit Licins (seit 307 und zumal 313 und

314) in wesentlicher Übereinstimmung mit dem ref. (Zeitschrift

für wissenschaftliche theologie 1877, p. 215 ff.) den antagonis- j mus mit Maximin IL Daja , der , wie unser Neugrieche richtig J aus Eus. h. e. VIII, 13 § 15 schließt, von anfang an (307) Jj gegner des Licinius war, und das bündniß mit Constantin (p. I 54 57). S. 57 f. hätte unter den motiven der licinianischen I befehdung der kirche eine weitere consequenz des friedensver- J trags von 314, die Cäsarenernennung von 317 und das darin »I dominirende constantinische , dem Licinius nachtheilige prineip gi der erbfolge, eine kurze erwähnung verdient. Den beginn der I licinianischen Christen Verfolgung datirt Antoniades auf 315 ^resp.316 (p. 58) ; Burckhardt läßt übrigens, wie ich, diesen ii Sturm erst 319 anheben (p. 330). Mit recht entscheidet sich ^ verf. (p. 58 f.) für die annähme Ad. H i Igen fei ds (Zeitschrift für

(wissenschaftliche theologie 1876, heft I, p. 161), „daß Licinius ) nur allmählig zu einer art von Christenverfolgung fortgeschritten Li ist, so daß sich die ersten spuren 316, der volle ausbrach erst i 321 zeigt". Mit bestem fug hält Antoniades die schon von einem Basilius von Cäsarea und Ephraem Syrus gefeierten 40 Soldaten [ von Sebaste nicht bloß für geschichtliche , sondern auch für li- cinianische martyrer , ja für die erlauchtesten opfer jener halb- verfolgung (p. 62 f. und zumal anm. 33). Verf. (p. 60) selber

564 100. Römische geschichte. Nr. 9.

gedenkt der verfolgungsgräuel in Pontus und zumal in Amasia (Eus. h. e. X, 8; v. C. II, 1. 2). Ich vermisse da eine kurze erwähnung des martyrers und bischofs Basileus von Amasia, der nächst den sebastenischen glaubenshelden als das berühm- teste opfer des Licinius - Sturmes gilt. Sein martyrium wird in- direct durch die erwähnten beiden eusebianischeu stellen und di- rect schon durch Hieronymus (Chron. a. 16 Constantiui) bestä- tigt (s. meine „Licinianische Christenverfolgung" , Jena 1875, p. 115 bis 128 und meine „Christenverfolgungen" p. 250 B). An- toniades betrachtet zwar richtig die licinianische Verfolgung nicht als eine strenge im style eines Diocletian und Galerius, aber dennoch übertreibt er ihre tragweite: er spricht von „vie- len licinianischen martyrern, namentlich aus dem beer" (p. 61 f.). Allein die vierzig von Sebaste und einige wenige bi- schöfe , zumeist aus Pontus, sind die einzigen authentisch bezeugten martyrer jener periode. Weitere , freilich zahlreiche martyrien werden nur durch gänzlich getrübte traditionen mit Licinius in Zusammenhang gebracht (s. das nähere in mei- ner „Licinianischen Christenverfolgung" und in meinen „Chri- stenverfolgungen", p. 249 B bis 252 A).

Vom entscheid ungskampf zwischen Constantin und Licinius (323) bietet Antoniades (p. 63 - 69) eine treffliche Schilderung. Ergänzend bemerke ich, daß der schlacht von Adrianopel (am 3. juli 323), welche unserm verf. für den ersten kämpf in diesem feldzug gilt (p. 66), bereits ein sieg Constantins vorherging (s. Eus. v. C. II, 6 und meine „Beiträge", Abschn. IV a. a. o., zu- mal p. 62 f.). Diesen krieg nennt Antoniades (p. 63) einen „kreuzzug" ; das war er aber doch nur in seinen folgen ; rich- tiger charakterisirt Burckhardt (p. 332 ff.) diesen feldzug als „den letzten kämpf um die Weltherrschaft", als „zweites Actium". Antoniades hat indeß recht , wenn er meint , der schließliche sieg Constantins habe für die culturfortschritte der menschheit ein großes glück bedeutet (p. 69 ff.).

V. Den schluß des buches bilden drei excurse (p. 72 81). Der erste „Licinius oder Lici n n ius" ? (p 72 75) ent- scheidet diese unwesentliche frage zu gunsten eines n. Der zweite (p. 75 79) ergänzt die ausführuDgen über die spätem Byzantiner. Im dritten excurs (p. 79 ff. ; S. auch oben p. 46) weist Antoniades mit glück die ungeschichtlichkeit des

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sogenannten römischen toleranzedictes der kaiser Constantin und Licinius vom jähre 312, dieser lieblingsthese Th. Keims, nach 5 die argumentation unsers verf. wird aber durch Hilgenfelds anzeige seiner schrift (p. 509 512, s. ob. p. 560, anm. 1) wesentlich ergänzt -.-(s. auch meinen artikel „toleranzedicte, p. 896 ff. u. zumal 899 f.).

VI. Das bild des kaisers Licinius läßt sich wohl noch

n

■£ vervollständige n.

1. Der tüchtige soldat und feldherr hat nach Antoniades' darstellung seit seinem regierungsantritt nur bürgerkriege auszufechten. Aus einer von unserm verf. und überhaupt in

J diesem zusammenbange bisher stets übersehenen afrikanischen Umschrift vom jähre 318 erhellt aber, daß es auch dem kaiser

Licinius nicht ganz an gelegenheit gefehlt hat , sich auch mit i; dem auswärtigen feinde rühmlich zu messen 5 auf jener in- ijschrift wird er als „Sarmaticus" und „Germanicus" gefeiert, hat

also in frühern regierungsjahren unzweifelhaft die Sarmaten und ij die westlichen (rheinischen) Germanen, am wahrscheinlichsten die .\Alamannen , erfolgreich bekämpft (Orelli, Iuscriptt. sei. Latinae,

iTurici 1828, p. 237, nr. 1072: „D. N. Imp. Valerio Liciniano

Licinio Aug. Max. Sarmatico Max. Germanico Max. gITribunitia Potestate X, Cos. V, Imp. X, Patri Patriae. Procons. .Col. Bisica Lucana).

2. Um den Licinius der sage kümmert sich Antoniades fast gar nicht (nur p. 68, anm. 57). Ich verweise daher auf den sogenannten Anonymus postDionem, wo Licinius im schroffen wi- ll derspruch mit den quellen, zumal mit Aurelius Victor, zum theil 0iin folge der verkehrten deutung eines Sozom. h. e. I, 7 erwähn- ten Orakels des milesischen Apollo, als hochgebildeter kunstsin- niger mann erscheint (s. „meine ausführungen in den Fleck- s eisenschen Jahrbüchern" 1875, heft. III, p. 212 219). Ich er- innere ferner an Moses Choronensis 1. II, c. 79, p. 137 der M. 1; Lauer' s ch e n Übersetzung: hier wird der feldherr Licinius

lange vor seinem regierungsantritt als wohlthäter und freund des j königlichen verbannten , Tiridates von Armenien , geschildert, . und der dankbare „armenische Constantin" rettet dem im jähre

282, nach dem tode des kaisers Probus, von einer soldatenmeute [bedrohten freunde das leben. Ob übrigens auch der im soge- j( nannten Pseudo-Agathangelos , einer apokryphen vita des Gre-

gorius Illuminator, des apostels von Armenien, erwähnte „Comes

566 101. Römische geschichte. Nr. 9.

Likianos oder genauer Likianes (^/vx/wioc, .//txcvmvnt,-" , s. Acta Sanct. Boll. Septembris Tom. VIII, s. 30. Sept. [p. 320 ff.], c. III, nr. 16, 19 21) mit unserm Licinius identisch, ist zweifel- haft (s. Alfr. von Gutschmid , ,,Agathangelos". Zeitschrift der deutschen morgenländischen gesellschaft , bd. XXXI, heft 1, p. 1 60 und zumal p. 51, anm. 2). Franz Görres.

101. E. Schweder, beitrage zur kritik der chorographie des Augustus. Dritter theil. Kiel 1883. 59 p. 8.

In den letzten jähren mehrt sich in erfreulicher weise die zahl der quellenuntersuckungeu zur N. H. des Plinius. Wäh- rend eine zeit lang besonders die kunstgeschichtlichen bücher derselben in dieser absieht durchforscht wurden, allerdings noch nicht mit allgemein anerkanntem erfolge , erscheinen neuerdings häufiger auch arbeiten über die geographischen abschnitte. Ohne zweifei ist auf diesem gebiete bei der charakteristischen Ver- schiedenheit in der behandlung der einzelnen länder und bei der beschaffenheit der sonst erhaltenen geographischen quellen zu manchen resultaten von hoher Wahrscheinlichkeit zu gelan- gen , und die Untersuchung gewinnt dadurch einen großen reiz. Desto nothwendiger ist es aber, sich über die richtigen ausgangs- punkte, sowie über die methode der anzustellenden Untersuchung zu einigen; denn sonst fehlt es den auf ein gleiches ziel lossteuern- den häufig an der möglichkeit des wechselseitigen Verständnisses.

Zu diesen gedanken gab dem unterzeichneten besonders anlaß das in der Überschrift genannte werkchen. Es handelt genauer „über die Chorographia, die römische quelle des Strabo, und über die provinzialstatistik in der geographie des Plinius" und kommt zu dem resultat, daß die zahlreichen konkordanzen zwischen Mela und Plinius, die der verf. ausführlich schon im zweiten theil seiner beitrage besprochen , so wie die zwischen ihnen und Strabo , die er jetzt in die Untersuchung hineinzieht, einer großen römischen quellenschrift entlehnt seien, die er Chrono' graphia romana tauft (p. 5 und 59), und der er „offieiösen" Cha- rakter beilegt (p. 20). In dieser hätten sich auch die statistischen provinzialbeschreibuugen gefunden (p. 23) , deren charakteristi- sche eigenschaften ich in den Comment. philol. in hon. Mommseni hervorgehoben , und die ich auf eine besondere schrift des Au- gustus zurückführen zu dürfen geglaubt habe.

*ßr, 9. 101. Römische geschichte. 567

Jene konkordanzen beziehen sich nicht bloß auf die pro- rinzen des römischen reichs, sondern zum nicht geringen theile | Luch auf die barbarenländer, auf die innerafricanischen Mauren, ; xaramanten , Trosodyten und selbst auf die fabelhaften Völker, lie man dort ansetzte , ebenso wie auf das völkergewirr der ■ücythen (s. Th. 2, 7 ff.), auf die beschreibung des Taurusge- oirges in seiner ganzen ausdehnung durch Asien (ebd. p. 10) i. a. Der verf. legt gewicht darauf, daß nach diesen konkor- lanzen nicht bloß ein periplus , sondern auch beschreibungen les binnenlandes in jenem werk enthalten gewesen , und weist iiuf bestimmte Schemata hin , nach denen diese angelegt seien, llurz der iuhalt dieser schrift muß danach fast so mannigfaltig Jtnd umfangreich wie der inhalt der geographischen bücher des iPlinius selbst gewesen sein, so daß man sich fast wundern mag, »laß es sich dem verf. als unzweifelhaft herausgestellt hat, daß ■•lie agrippischen maßangaben in jene quellenschrift nicht auf- genommen waren (p. 11).

Mir scheint der verf. hiebei nicht die gefahr vermieden zu .aaben, die das Sprichwort andeutet , daß nichts beweist, wer zu /iel beweisen will. Plinius selbst redet im anfaug seiner geo- ,;raphie b. 3 , 1 von den großen Schwierigkeiten , mit denen jilie beschreibung aller einzelnen theile der erde verbunden sei, .laud ullo in gener -e venia iustiore, si modo minime mirum est, ho- ninem genitum non omnia humana novisse. Quapropter , fährt er /ort, auctorem neminem unum sequar , sed ut quemque verissime in jiuaque parte arbitrabor , quoniam commune ferme omnibus fuit, ut m quisque diligentissime situs diceret, in quibus ipse prodebat. Wer «lach den quellen der plinianischen geographie forschen will, ,nuß sich an diese worte halten. Man liebt es vielfach, von der Kritiklosigkeit des Plinius zu reden, und es ist nicht schwer, in fieinem umfangreichen werke auffällige beispiele von flüchtigkeit nachzuweisen ; aber im großen und ganzen wird , glaube ich, .»in eingehendes Studium des Schriftstellers zu der Überzeugung .ühren, daß er nicht blindlings excerpirt und compilirt hat, son- dern , wie obige worte zeigen , nach klaren grundsätzen. Jene vorte geben schon eine Widerlegung der von Schweder aufge- hellten hypothese von einer großen officiösen Chorographia ro- nana, die gewissermaßen das gerüst für den ganzen aufbau des Plinius dargeboten hätte. Wollen wir den Plinius nicht von

568 101. Römische geschichte. Nr. 9.]

vornherein als einen Windbeutel ansehen , so müssen wir nach i jenen Worten für die beschreibuug jedes landes nach quellen su- | chen, die den angegebenen eigenschaften, entsprechen.

Dem gegenüber ist Schweder „zu der ansieht gelangt, daß, sowie nun einmal die konkordanz des Mela und Plinius that- sächlich vor uns liegt, dieselbe im großen und ganzen ein ein-! ziges erklärungsprineip nicht nur gestatte, sondern auch durch- aus verlange, daß es dagegen nicht mehr möglich sei, ohne be- rücksichtigung und richtige beurtheilung des gesammtverhältnis- ses, welches zwischen Mela und Plinius obwaltet, über die ein- zelnen fälle zu entscheiden, und daß deshalb hier die gesammt- betrachtung der einzeluntersuchung vorangehen und ihr den weg i bahnen müsse". Welche methode die mehr berechtigte ist, muß, abgesehen von der obigen begründung der meinen, hauptsäch- lieh aus den auf beiden wegen gewonnenen resultaten sich er- geben Dem verf. auf alle von ihm berührten gebiete zu fol- gen, verbietet nicht nur der räum, sondern ist mir auch unmög- lich, da sich meine bisherigen Untersuchungen nicht überall hin erstrecken. Ich beschränke mich auf die beleuchtung der an- griffe , die der verf. gegen meine einschlägigen arbeiten richtet.

Gleich im anfaug theilt er meine ansieht über die von Pli- nius benutzte provinzialstatistik mit, die ich dem Augustus zu- schreibe. Auch er meint, die Statistik Italiens und der provin- zen sei einerlei Ursprungs. Ihm ist es aber bedenklich, daß der name des Augustus im Index zu b. 3 und 4 zwar steht, zu b. 5 aber fehlt , obgleich ein beträchtlicher theil jener Statistik sich' in diesem buche findet (p. 4). Er kann über diese Schwierig- keit nur hinwegkommen durch die annähme, ,,daß Plinius seine quelle nicht als von Augustus selbst, sondern als in dessen auf- trage von andern verfaßt bezeichnen will". „Will man freilich den Augustus selbst als den verf. ansehen, so scheint mir doch das fehlen seines namens nicht unbedenklich". Ich kann dies bedenken nicht theilen-, denn ich finde z b. innerhalb der geo- graphischen bücher des Plinius 3, 57 den Klitarch , 3, 75 den Polybius und Eratosthenes, 3, 85 den Timäus und Myrsilus, 3, 139 und 152 den Callimachus , 4, 2 den Theopomp, 4, 65, 66 und 70 den Aristoteles citirt, nicht aber in den betreffenden in- dices angeführt , und doch sind sie alle in anderen indices die- ser geographischen bücher erwähnt. Ferner habe ich im Piniol.

tfr. 9. 101. Römische geschichte. 569

ijH, 394 ff. ganze reihen von excerpten aus Vitruv in b. 31 md 33 des Plinius nachgewiesen, während dessen name in den ndices dieser bücher nicht erscheint. Ich könnte noch zahlreiche Beispiele anführen, aus denen allen folgt, daß es höchst unsicher jlst, auf das fehlen eines namens in den indices Schlüsse zu bauen. Iber wozu überhaupt jene annähme Schweders, daß Plinius seine quelle als eine anonyme und nur im auftrage des August /erfaßte bezeichnen wolle? Er glaubt damit zugleich erklären äu können, weshalb Strabo , wo er den ywyoygärpo^ citirte, kei- ijien namen nenne. Ich will auf diese frage nicht eingehen, aber mir scheint Schweder Versteckens zu spielen, wenn er dann in den indices zu b. 3 und 4 den namen des divus Augustus [stehen läßt; auch kann er doch nicht leugnen, daß Augustus ilselbst 3, 46 als Schriftsteller und auctor des Plinius für die geographie Italiens eingeführt wird.

Ueber die frage, was von den bei PI. 3,16 erwähnten com-

rmentarn des Agrippa zu halten (s. p. 11 ff.), will ich mich hier

inicht weiter einlassen ; ich gestehe darüber noch nicht schlüssig

zu sein. Aber gegen einen anderen Vorwurf muß ich mich

=>wehren, der den schein haben könnte, gegen meine wissenschaft-

ijiliche fides gerichtet zu sein. Ich hatte hauptsächlich aus dem

juumstande, daß in den rein geographischen theilen der beschrei-

'jbung Spaniens , besonders im periplus , manche städte genannt

l| seien, die in der statistischen aufzählung der städtereihen noch-

imals vorkommen, obwohl PI. 3, 23 die Statistik der Tarraco-

jjmensis mit den worten einleitet: nunc per singulos conventus red-

\%>dentur insignia praeter supra dicta geschlossen, daß Plinius diese

p Wiederholungen nicht beabsichtigt habe , sondern daß sie seiner

1 flüchtigkeit zuzuschreiben seien. Darüber äußert sich Schweder

pi in folgenderweise (p. 44): „ich habe in früheren arbeiten durch-

% aus vermieden auf diese bemerkungen einzugehen. Denn einerseits

^ schien es mir, daß die hier vorliegenden entstellungen von that-

( Sachen wie mir, so jedem anderen anfänger auf den ersten blick

i in die äugen fällen müßten, und ich hoffte deshalb, der irrthum

würde von den betheiligten stillschweigend beseitigt werden und

: nicht ferner neue irrthümer hervorrufen. Andererseits nahm

t ich an und glaube es noch, daß der scharfsinnige und gelehrte

herausgeber des Plinius seine Übereilung längst erkannt und

sich von diesen sätzen losgesagt hat. Bei längerem schweigen

Philol. Anz. XVI. 33

570 101. Römische geschichte. Nr. 9.

aber wäre nun zu fürchten , daß durch die große autoritfit Mommsens verleitet, viele diese sätze unbesehen für baare münze nehmen möchten". Ein eigenthümliches gemisch von kränkender Zurechtweisung und reichlichem lobe!

Zur begründung jener führt Schweder zunächst an , daß Plinius, nachdem er im periplus Lusitaniens 4, 116 Salacia und Myrtilis bereits genannt habe, sie in der Statistik § 117 mit dem beisatz quae diximus wiederhole , also die Wiederholung selbst bemerkt habe. Diese Zurechtweisung habe ich verdient. Dann aber sagt Schweder weiter: „aber sodann citirt D. auch den satz des Plinius : nunc per singulos conventus reddentur in- signia praeter supra dicta und bemerkt dazu: d. h. außer den vorher im periplus genannten Städten. . . Allein jeder anfänger weiß bereits, daß in diesem satze des Plinius zu dem ausdruck supra dicta das wort insignia, keineswegs das wort oppida zu ergänzen ist. Plinius sagt also gar nicht, daß er die Städte nicht wiederholen wolle , sondern vielmehr klar und unzweideu- tig, daß er die „rangklassen", die er im periplus bereits ge- nannt hatte, nicht wiederholen werde. Wie war es doch mög- lich , dies zu verwechseln" ! Es thut mir leid , Schweder hier nicht folgen zu können und ganz entschieden bei meiner ansieht beharren zu müssen.

Schweder übersetzt also die fraglichen worte : ,, jetzt sollen nach den einzelnen conventen die rangklassen aufgeführt wer- den außer den schon genannten". Ich gestehe mir ist dieser sinn völlig unverständlich. Er entspricht nicht den thatsachen; denn klassenweise sind die städte im periplus nicht aufgeführt, sondern nach ihrer läge. Angaben über ihren rang sind bei vielen hinzugefügt, und die, bei denen solche angaben fehlen, sind durch die namen selbst in ihrer eigenschaft erkennbar, wie ich im Piniol, bd. 30, 32 und 36 ausführlich nachgewiesen habe. In der Statistik werden nun dieselben rangklassen in ihrer rei- henfolge aufgeführt, also keineswegs die schon genannten au gelassen. Wenn Plinius hier nur einige städte nochmals nenn so ist das doch ganz unnöthig und schwerlich beabsichtigt

Es wird überflüssig sein davon zu sprechen , daß insigne ohne eine nähere bezeichnung schwerlich den gewünschten sinn „rangklasse" haben kann ; ich will hier auch nicht die parallelen redeweisen aufführen, die Plinius in diesen partien zum öfteren

Nr. 9. 102. Römische geschichte. 571

(anwendet (s. Philo]. 36, 120 f.). üeberall will ich Schweder ^nicht gleiches mit gleichem vergelten und breche hier ab, indem ich ihm noch zugestehe, daß ich Mellaria unter den obigen Städ- ten fälschlich genannt habe , sonst aber keinen andern namen .mehr. Dagegen mache ich ihn darauf aufmerksam , daß nicht allein in der beschreibung Spaniens , sondern auch in der an- derer provinzen sich dieselbe nachlässigkeit wiederholt. Fälle tfür Italien hat Mommsen in dem von Schweder berücksichtigten .aufsatz (Hermes 18, 198 n. 2; vgl. p. 205) zusammengestellt; :ich füge aus Dalmatien hinzu : Alutae, Flanates, Lopsi im peri- ,plus bei PL 3, 139 neben Alvona, Flanona, Lopsica in der Sta- tistik 3, 140. Kurz die ursprüngliche Verschiedenheit des Pe- ?riplus und der Statistik wird durch manche beispiele bestätigt, : und ich glaube nicht, daß verf. durch seine angriffe das gefüge imeiner arbeit erschüttert hat.

Im übrigen will ich gern anerkennen, daß seine fleißige Zusammenstellung von konkordanzen des Plinius mit Mela und .::Strabo sehr dankenswerth ist, wenn ich auch seinen folgerun- ■;gen in der hauptsache meine beistimmung versagen muß. . D. Detlefsen.

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102. H. Haupt, der römische grenzwall in Deutschland i nach den neueren forschungen, mit besonderer berücksichtigung '1 Unterfrankens. Würzburg 1885, Stuber. 54 p. 8.

Im jüngst erschienenen bände seines berühmtesten werkes beklagt Th. Mommsen das fehlschlagen der hoffnung, daß das I geeinigte Deutschland sich auch zu der erforschung seines älte- i sten geschichtlichen gesammtdenkmals, des fernes, vereinigen werde. |In der that hätte hier das deutsche reich noch eine ehrenpflicht $ abzutragen. Immerhin ist von vereinen und kommissionen ebenso (fwie von privaten so erhebliches über den grenzwall zu tage j gefördert worden, daß es jetzt schon schwierig ist, die gewaltige litteratur zu übersehen. Um so dankenswerther ist es, daß 3 Haupt einen in der philologisch-historischen gesellschaft zu Würz- burg gehaltenen Vortrag veröffentlicht hat, der dank der Stellung des Verfassers als bibliothekar einen reichen litteraturnachweis enthält. Die anspruchslose, aber gehaltvolle schrift, die sich im tone eines referats bewegt, aber doch auch eigenes bringt, bekundet besonders durch die berücksichtigung der forschungen und pu-

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blikationen der letzten jähre einen fortschritt gegen das haupt- werk von Cohausen, dessen verdienst ja hauptsächlich in der1 militärisch exakten begehung und messung der nördlichen strecke liegt. Ueber diese abweichungen einige worte.

Der lauf des limes Rhaeticus von der Donau bis Lorch und des limes Germaniae superioris von Lorch bis Rheinbrohl ist ja im ganzen sichergestellt und demnach auf der Haupt'schen karte derselbe wie im Cohauseu'schen atlas, abgesehen von einer klei- nen Schwankung bei Lorch. Bei Cohausen mußte aber das feh- len der kastelle auf der rhätischen strecke sehr auffallen , be- sonders weil das britannische vallum, welches er zur vergleichung heranzieht hält er doch auch Hadrian für den erbauer des rhätischen limes dieselben durchaus nicht entbehrt. Dies wird erst jetzt verständlich, wenn wir durch Haupt von einer in be- deutendem abstände hinter dem limes liegenden Verteidigungs- linie Xrnsing -Kösching- Theilenhofen erfahren, die zusammen mit der teufelsmauer und der heerstraße Eining-Weissenburg-Oettin- gen- Lorch recht wohl als militärischer grenzschutz gedient ha- ben kann. Denn die ansieht Cohausens, der grenzwall habe le- diglich als demarkationslinie gedient, ohne eine militärische be- stimmung, geht gewiß zu weit. Für die hypothese von Paulus aber, der sich die ganze gegend an, vor und hinter dem limes mit kastellen, schanzen und thürmen bedeckt denkt, werden mit recht erst weitere belege erwartet

Auch über das Zeitverhältnis der erbauung der genannten befestigten heeresstraße zu der des limes hat Haupt seine eigene ansieht. Erstere hat, wie eine inschrift zeigt, wahrscheinlich schon unter Trajan bestanden , letzterer müsse jünger sein : er denkt an die zeit von Marc Aureis Markomannenkriegen. In der that beweist der umstand, daß die straße zwischen Aalen und Lorch den limes überschreitet, um eine strecke im auslande und dann wieder hineinzuführen, daß diese linie und der limes nicht gleichzeitig sein können.

Betreffs der Neckar-Mümmling-linie, der hinter dem germa- nischen limes aufgefundenen etappenstraße zwischen Main und Neckar1), ist Haupt nicht ganz einverstanden mit der von Co-

1) Monimsen (Rom. gesch. VIU, 140) hält diese linie für den äl- teren obergermanischen grenzschutz, dem später die linie Miltenberg- Lorch vorgelegt sei. Hiemit steht die beobachtung Conradys über die bauart beider liuien (Haupt p. 39) im Widerspruch.

I

ir. 9. 103. Römische alterthütner. 573

ausen angenommenen ansieht Conradys. Er läßt sie nicht bei

Vorth endigen , sondern glaubt sie fortgesetzt , sei es bis zur uersprenz bei Stockstadt, sei es bis zum Mainübergang bei Kes-

lelstadt.

Zur erklärung des Wortes pfahlgraben kommt Haupt wieder li.uf die Vorstellung zurück, daß auf dem limes eine palissaden- J'eihe gestanden habe, obwohl Cohausen dieselbe für militärisch

md technisch monströs erklärt hat. Dies urtheil eines fachmanns Verden wir achten müssen ; auch wir nichttechniker müßten. ?.och eine die gemauerte rhätische strecke und die nasse

;renze abgezogen über 300 kilometer lange ununterbrochene 'eihe von eingerammten pfählen für ein neues weitwunder er- klären. Gewiß ist es auch bedenklich, wenn Cohausen den na-

oen von den an den Straßenübergängen gesetzten grenzpfählen herleiten will, während ein anderer erklärungsversuch, der sich 'ibenda (Cohausen p. 324) findet, von Haupt mit recht verschwie- gen wird. Bleibt noch die ableitung von Pohl-Teufel, schwer- lich richtig. Aber in der etymologie wird es doch , noch mehr ffib anderswo, erlaubt sein, etwas nicht zu wissen?

Besser begründet erscheint die ableitung der bei Miltenberg

rorkommenden Ortsnamen Wallhausen , Großwallstadt etc. von \oalah = wälsch ; die namen erklären sich daraus, daß hier noch ins zum ende des vierten Jahrhunderts eine bürgerliche genos-

enschaft römischer kolonen unter alemannischer Oberhoheit bestand. Soviel über das belehrende schriftchen, das jedem, der sich 'ichnell über den jetzigen stand der Zmes-frage orientieren will, *i*ute dienste leisten wird.

M. Erdmann.

103. Das edictum perpetuum, ein versuch zu dessen Wie- derherstellung von dr. Otto Lenel, ord. professor des römi- schen rechts zu Kiel. Verlag von Bernhard Tauchnitz Leip- zig 1883.

Im ersten bände (p. XX) der Zeitschrift der Savignystif- ;:ung für rechtsgeschichte ist von der königlich bairischen aca- 'lemie der Wissenschaften ein Preisausschreiben für die Savigny- '■ Stiftung veröffentlicht, welches zum gegenstände hatte die Wie- derherstellung der form ein des edictum perpetuum (Hadriani) in ihrem Wortlaut und zusammenhange. Das vorliegende werk ist

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die preisgekrönte lösung der aufgäbe. Es geht aber über die- selbe hinaus und bietet eine Wiederherstellung des edictum per- petuum im ganzen.

Die sehr umfangreiche abhandlung gliedert sich in zwei theile, einen allgemeinen und einen besondern. Für philologen- kreise bietet meines erachtens im wesentlichen nur die bespre- chung des allgemeinen theiles interesse. Dem ganzen voraus- geschickt ist eine Übersicht des edicts nach den vom Verfasser I festgestellten titeln und fortlaufenden paragraphen. Den letztern I sind die zu jedem einzelnen gehörigen belegsteilen aus den vier I großen edictswerken TJlpian ad edictum , Paulus ad edictum, \ Gaius, ad edictum provinc, Iulian, digesta beigefügt.

Der allgemeine theil folgt in vier kapiteln.

I. kapitel: Einleitung. Die feststellung der materienfolge im edict.

II. kapitel: Das edict als ganzes.

III. kapitel : Die hauptabschnitte des edicts.

IV. kapitel: das edicts System im einzelnen.

Der besondere theil enthält in einer reihe von fortlaufenden nach dem vermutlichen System des edicts geordneten paragra- phen (296), die unter 48 titel gebracht sind, eine Zusammen- stellung der in den edictscommentaren überlieferten zusammen- gehörigen fragmente mit sehr eingehenden kritischen bemerkun- gen , die oft den umfang größerer abhandlungen haben , häufig auch mit reconstructionen des vermuthlichen textes des edicts und der formulare. Hierzu kommen für einzelne paragraphen aufsätze des Verfassers in der Zeitschrift der Savignystiftung für rechtsgeschichte bd. 2—4, in welchen er seine anschauungen noch ausführlicher dargelegt und begründet hat *).

Soviel über den plan des werkes.

Im einzelnen ist folgendes zu bemerken :

1. Als quellen für die Wiederherstellung des edicts kom- men hauptsächlich die vier großen, oben bezeichneten edictscom- mentare in betracht. Sie sind insbesondere maßgebend für die feststellung der reihenfolge des edicts , da der natur der sache nach sie der anordnung des edicts folgten, vornehmlich aber auch

1) In einzelnen punkten hat der Verfasser in dem vorliegenden werke seine in der Zeitschrift für rechtsgeschichte ausgesprocheneu ansichten verlassen.

m. 9. 103. Römische alterthiimer. 575

M. einzelnen stellen der enge anschluß an das edictssystem aus- drücklich bezeugt ist2). Hinzutreten die digesten und der co- iex Iustinians. Beide sind nach dem edictssystem im wesent- lichen geordnet 3). Alles dies war bisher bekannt. Ein fort- üchritt der vorliegenden arbeit liegt aber in der feststellung der ,-naterienfolge des edicts da , wo die erwähnten sechs quellen in |/der reihenfolge von einander abweichen. Bisher folgte man kri- tiklos , aber bequem in solchem falle dem commentar Ulpians. :0er Verfasser jedoch unterzieht grade solche stellen einer einge- benden kritik und zieht seine consequenzen unter berücksichti- i,^ung nicht bloß der sachlichen , sondern auch der historischen nomente. (P. 5 8). Sodann hat Verfasser einer menge von »teilen den richtigen platz durch scharfsinnige aufdeckung von •Dehlern in den überlieferten handschriften angewiesen. (Vgl. p. 1 5. 447. 448 und im besondern theil).

2. Auch bei der erörterung der bedeutung des edicts in seiner gesammtheit hat der Verfasser manches neue und zutref- fende zu tage gefördert. Zunächst widerlegt er sehr überzeu- gend die bisherigen ansichten, nach welchen das edict entweder ein reichscivilrecht oder eine reichscivilprozeßordnung darstellt oder das actionenrecht in einem weitern sinne enthält. Er be- imerkt darauf unter richtiger Würdigung der geschichtlichen ent- tstehung und entwicklung des edicts : es sei nicht nöthig , daß pman das edict unter eine begriffliche einheit zwinge. Der in raetor edicire über sein officium , das sei der gesichts- Jpunkt, unter welchen allein man den gesammten edictsinhalt ^bringen könne. Hieraus ergebe sich, daß der inhalt des edicts s sich großentheils durch historische Zufälligkeiten bestimmt habe iund daß es vergebens sei , einen rechtsbegriff zu suchen , der sich mit jenem inhalt decke. Das edict enthält übrigens nur Iden inhalt des officium des praetor urbanus und peregrinus und -tauch nicht den des ganzen, sondern nur, soweit dasselbe nicht [1 durch gesetz oder gewohnheit geordnet ist. I

i 2) Vgl. Ulp. 15. L 1 D. de poss. h. p. (5, 5); Ulp. 16, L 1 D. de fid. h. p. (5, 6), L 1 pr. D. de R. V. (6, 1); Ulp. 35 L 5 § 3 D. de legit. Ant. (26, 4); Ulp. 46 , L 1 D. si tab. test. null. (38, 6); Ulp. 69 L 1 § 4 D uti poss. (43, 17).

3) Vgl. const. Omnern § 4; const. Tanta § 5. Hier bezeichnet Iustinian die stoffe , in deren Stellung er von der des edicts abgewi- chen ist. (S. 4).

576 103. Komische alterthümer. Nr. 9.

3. Die hauptabschnitte des edicts waren bereits von Ru- dorff (Zeitschrift für rechtsgeschichte III, p. 32 ff., de iurisdic- tione edictum, edicti perpetui quae reliqua sunt, Leipzig 1869) im wesentlichen festgestellt. Derselbe hat zunächst die drei letzten abschnitte des edicts, welche die interdicte, exceptionen und Stipulationen enthalten , als anhänge zum edict, also außer- halb des edictsplanes liegend , gekennzeichnet. Die hauptmasse des edicts hat er in drei hauptabschnitte getheilt:

I. de iurisdictione (klageannahme und prozeßeröffnung im allgemeinen).

II. de iudiciis,

1) de rebus (rechtsschutz durch actionen nach maßgabe der spezialisirten formein).

2) de possessionibus (besitzschutz durch missionen und rechtshülfe gegen gewalt).

III. de re iudicata (prozeßentscheidung und Vollstreckung).

Hievon bildet der zweite abschnitt den grundstock des edicts.

Diese grundlegende eintheilung hat auch der Verfasser als zu- treffend befunden. Den hauptinhalt des ersten abschnittes präcisirt er nur etwas näher dahin, daß derselbe den rechtsgang selbst bis zur ertheilung des Judiciums zu ordnen und zu sichern habe; der schlußabschnitt enthalte execution und nichtigkeitsbeschwerde mit den darauf bezüglichen Vorschriften. Den mittleren und hauptabschnitt des edicts hatte Rudorf in zwei Unterabschnitte getheilt, und zwar nennt er den ersten den actionenabschnitt, in welchem der rechtsschutz (petitorium), den zweiten missionen- abschnitt, in dem der b esi tze s schütz gewährleistet sein soll. Der gegensatz zwischen rechts- und besitzesschutz beherrsche überhaupt den ganzen zweiten hauptabschnitt des edicts. Der Verfasser weist nun nach, daß sich ein großer theil des edicts, selbst wenn man die obigen begriffe recht weit faßt, unter dieselben nicht unterbringen läßt (p. 17). Er macht ferner darauf auf- merksam, daß die lehre vom besitz, welche doch den ganzen zweiten Unterabschnitt beherrschen soll , nicht, wie zu erwarten, gleichsam als Stichwort an der spitze dieses abschnitts steht, sondern sich als ein bloßer excurs, eine gelegentliche digression erweist, die in dem sonst vollständigsten commentar Ulpians sich garnicht vorfindet. Allerdings gliedert sich auch nach der an- sieht des Verfassers der hauptabschnitt des edicts in zwei unter-

; Nr. 9. 103. Römische alterthümer. 577

ig abschnitte, jedoch aus einem prozessualen gesichtspunkte , dem figegensatz zwischen dem verfahren auf grund der iurisdictio (or- lidentliche rechtshülfe) und auf grund des Imperium (außerordent- liche rechtshülfe) [vgl. p. 19 ff.].

4. Eine weitere systematische gliederung des edicts stellt ftrverfasser in abrede. Mit recht. Es entspricht dies der entste- iiahung und fortentwicklung des edicts aus magistratischen verord- li.nungen, die zu anfang gewiß nicht die absieht hatten, ein sy- |L stematisches gesetzbuch darzustellen. Dazu kommt, wie verfas-

•ser bemerkt, daß die Römer auf ein durchgeführtes System bei

weitem nicht den werth legten wie die moderne Wissenschaft. Schließlich könne die systematisirende thätigkeit Iulians, so führt Verfasser aus, gar nicht so bedeutend gewesen sein, da es sei- ner aufgäbe nicht entsprochen hätte , die altgewohnte Ordnung

feines seit lange in geltung befindlichen, vielfach commentirten j'i gesetzbuchs auf den köpf zu stellen.

L Nichtsdestoweniger besteht zwischen den einzelnen paragra-

1 phen des edicts doch ein gewisser Zusammenhang, den Verfasser sehr augenscheinlich dargelegt hat.

Bemerkenswerth sind dabei erstlich rein äußerliche bezie- I hungen , welche für die Stellung gewisser materien ausschlagge- bend gewesen sind. So werden im titel elf über das receptum arbitrii zugleich die edicte über das receptum nautarum und das I receptum argentariorum behandelt, eine Zusammenstellung, die le- : diglich durch das wort receptum bestimmt ist. Diese Wahrneh- mung ist bezeichnend für die oben characterisirte Sorglosig- keit in der Systematik bei der anläge des edicts.

Recht bemerkenswerth ist ferner die anordnung der klagen ( nach dem ökonomischen gesichtspunkt der werthschätzung des '< klageobjects , nach der Wichtigkeit und dem geldwerth der ma- t teriellen gegenstände, sodaß die erbschaft als vermögensganzes i dem grundstück , das grundstück als sicherstes und unbewegli-

tches einzelnes vermögensstück dem sclaven , der sclave als ver- nunftbegabtes wesen dem thier und dieses als Organismus der i leblosen beweglichen sache voraufgeht.

5. Welche förderung die juristische Wissenschaft durch die ü ausführuugen des Verfassers im besondern theil erfahren, hat t Brinz in seinem gutachten in der Zeitschrift der Savignystif- 9 tung für rechtsgeschichte , bd. 4, p. 164 ff. aufs eingehendste

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dargethan. Mir erscheint der erörterung noch besonders würdig der eingangstitel über die jurisdictionsgewalt der municipalma- gistrate. Der Verfasser hat in seinem vorliegenden werke und in den dazu gehörigen abhandlungen in der Zeitschrift der Sa- \i vignystiftung für rechtsgeschichte, bd. 2, p. 14 fi. meines erach- tens völlig überzeugend dargethan, daß der ganze titel über die jurisdictionsgewalt der muuicipalmagistrate handelt. Zu bespre- chen sind jedoch folgende stellen :

L. 1 pr. D. si quis ius die. sq. (2, 3) Ulpianus lib. prim. ad edict. : Omnibus magist ratibus, non tarnen duumvi- ris, seeundum ius potestatis suae concessum est iurisdictionem suam defendere poenali iudicio. Is videtur ius dicenti non obtemperasse, qui quod extremum in iurisdictione est, non fecit .... Hoc iudi- cium non ad id , quod interest , sed quanti ea res est, concluditur : et cum meram poenam contineat , neque post annum neque in here- dem datur.

L. 2 D. si quis in ius voc. (2, 5) Paulus lib. prim. ad edict : Ex quaeunque causa ad praetorem vel alios, qui iurisdictioni praesunt, in ius vocatus venire debet.

In beiden stellen, die von den municipalmagistraten mit ge- richtsbann , den duovirn , handeln, fällt gleichmäßig die allge- meine fassung auf. Den Worten : omnibus magistratibus entspricht offensichtlich : praetor vel alii qui iurisdictioni praesunt, d. h. der prätor, die Statthalter der provinzen und die duovirn. In der ersten stelle sind außerdem die duovirn, von denen die stelle schließlich handelt , als ausnähme von einer allgemeinen regel nur nebenher eingeführt.

Im altprätorischen edict, in welchem außer dem prätor nur noch die duovirn als gerichtsmagistrate in betracht kamen, kön- nen die stellen in einer solchen allgemeinen fassung nicht ge- standen haben. Auch widersprechen solche allgemeine bemer- kungen, wie sie im eingang der ersten stelle und in der zwei- ten enthalten sind, der natur des alten edicts. Wohl aber paßt die allgemeine form in das edict Hadrians, welches als compilation und gesetzbuch hiezu herausforderte, das ferner fortan auch die provinzialstatthalter verband, sodaß jetzt ganz gut gesagt wer- den konnte : omnes magistratus, non tarnen duumviri, während dies im altprätorischen edict unsinnig gewesen wäre, da außer den duovirn der prätor selbst der einzige magistrat mit civilgerichts-

m. 9. 103. Römische alterthümer. 579

öann war. (Die aedileu kommen im prätorischen edict nicht in oetracht). Ich stimme daher vollkommen mit dem Verfasser iberein , daß man das ad praetorem in der zweiten stelle nicht alils emblem zu streichen braucht.

Die erste stelle bietet aber noch folgende Schwierigkeit:

Wie Verfasser sehr scharfsinnig nachgewiesen hat, gewährt der prätor ein iudicium poenale vor seinem forum wegen Unge- horsams gegen die decrete der duovirn bei ausübung der rechts- pflege , stellt den begriff des Ungehorsams fest und bestimmt schließlich das Strafverfahren des nähern. Wie gehört zu dieser »rein processualen bestimmung, wie gehört ins knapp gefaßte prä- torische edict die mehr allgemein staatsrechtliche bemerkung, daß allen gerichtsmagistraten außer den duovirn das recht der |: anordnung des iudicium poenale zustehe, da dies ja zu Hadrians zeit nach der herrschenden meinung eine bekannte thatsache (war, die also keinen anspruch auf aufnähme in das edict hatte?

Der grund zur aufnähme der bezeichneten bemerkung in ^ das edict ist meines erachtens folgender:

Die herrschende meinung irrt, wenn sie annimmt, daß lange vor Hadrian der gerichtsbann der duovirn der eines magistratus minor ist, nur die iurisdictio d. h. die befugniß zu den tria verba ent- haltend. Eine ausführliche Widerlegung würde hier zu weit führen ; ich beabsichtige, sie später gelegentlich zu versuchen. Nur soviel sei hier erwähnt : auch das Rubrische gesetz für das cisalpini- sche Gallien, auf welches man sich hauptsächlich stützt, enthält nur eine quantitative einschränkung der gerichtsbarkeit der duo- virn, nicht eine qualitative herabsetzung auf die bloße iurisdictio. Der duovir hat auch nach diesem gesetz die fähigkeit zu den sogenannten praetoriae stipulationes beim damnum infectum und im prozeß, zum duci iubere, zum erlaß einer einstweiligen Verfügung bei der operis novi nuntiatio (operis novi nuntiationem remitiere) und, auffallend genug , zur ansetzung eines iudicium poenale bei Ver- weigerung des vadimoniums nach Rom (cap. 21 am ende), alles functionen , die auf imperium beruhen. Von einer spätem ein- schränkung dieses gerichtsbanns steht nichts in den quellen. Erst im edict Hadrians findet sich derselbe auf die befugniß zur iurisdictio herabgesetzt 1), indem einzelne auf imperium beruhende

1) Paul. 1. L. 26 pr. ü. ad munic. (50, 1). L. 2. 4 D. de dämm, inf. (39, 2).

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geschäfte den duovirn ausdrücklich delegirt werden. Wann er- folgte diese Umwandlung? Meines erachtens gleichzeitig mit der redaction des edicts unter Hadrian, als letzterer durch einsetzung der consularen Italien den provinzen gleichstellte. Aus diesem gründe ist es hochbedeutsam, daß Hadrian in das edict die neu- gestaltung ausdrücklich aufnehmen ließ , und so erklärt sich in unserer stelle die sonst auffallende allgemeine bestimmung , daß fortan den duovirn nicht das poenale iudicium zustehen solle, wie bisher, sondern nur den übrigen gerichtsmagistraten 2).

Den compilatoren des Justinianischen landrechts schließlich erschien die voraufgehende allgemeine bestimmung wichtiger, als der edictstext. Sie haben deshalb die stelle , in welcher der prätor das iudicium poenale vor seinem richterstuhl verheißt, als in der vorangehenden bemerkung mit enthalten, gestrichen.

6. Zum schluß noch einige bemerkungen über den ge- sammteindruck des vorliegenden werks :

Kritik und weitere forsch ung über das prätorische edict werden von ihm ausgehen müssen , sagt Brinz mit recht. Be- sonders hervorzuheben ist noch die glücklicher weise jetzt in ge- lehrten Schriften nicht mehr seltene klarheit und durchsichtig- keit der darstellung. Ferner die vorsieht bei der Wiederher- stellung des textes des edicts und der formein , die ebensoweit entfernt ist vom bequemen bekenntniß : das wissen wir nicht, als von unvorsichtiger combination. Rudorff, auf dessen schul- tern der Verfasser steht, ist von ihm stets gebührend er- wähnt. Andrerseits wird man dem Verfasser nur dank wissen, daß er „kein museum aller erzeugnisse , die der recoustruetions- trieb in zahllosen doctordissertationen und andern Schriften zu tage gefördert hat", anlegte.

Nur einen Vorwurf zum schluß. Derselbe „trifft jedoch nicht das vorliegende werk, sondern die person des Verfassers":

Weßhalb entzieht der Verfasser seine zeit der deutschen

forschung? Die mit macht neuaufblühende deutsche rechtswis-

senschaft , die das römische recht nicht als quelle , sondern als

Spiegel des heimischen gelten lassen will , bedarf solcher kräfte.

Wann wird sich der tüchtige, rüstige deutsche professor in erster

reihe der erforschung seines rechts zuwenden ? W. Ohnesseit.

2) Diese ausführungen beanspruchen natürlich nicht die bedeutung eines beweises, der einer besondern abhandlung vorbehalten bleiben muß.

■p-'r. 9. 105. Römische kriegsgeschichte 581

1 104. Rudolf Schneider, Ilerda. Ein beitrag zur rö- mischen kriegsgeschichte. Mit einer karte von H. Kiepert, .erlin, Weidmannsche buchhandlung 1886.

j Dr. Rud. Schneider , der sich bereits durch verschiedene ? .afsätze über Cäsar's Commentarien und erst vor kurzem noch rjiurch seine Übersicht über die neuesten erscheinungen in der jteratur derselben (XII. Jahresbericht des philologischen Vereins jji der Berliner Zeitschrift für gymnasialwesen) als gründlicher '. nd einsichtsvoller kenner der Schriften des römischen feldherrn ruf das vorteilhafteste eingeführt hat, giebt in dem vorlie- genden kleinen buche von 43 seiten eine genau in's ein- ■>3lne eingehende darstellung der kämpfe um Ilerda. Er folgt (iti mehreren annahmen Guischard's ansichten , sie durch terrain- tudien in Brandt's (Ueber Spanien , Berlin 1823) und Roou's -Die iberische halbinsel , Berlin 1839) schritten stützend. So immt er denn, den beschreibungen des letzteren folgend, ab- deichend von Gölers darstellung, an, daß Fabius , die bessere traße einschlagend , nach dem Pyrenäenübergang mit einem I .mwege auf Barcelona marschirt sei , um dann auf das rechte a, westliche) ufer des Segre überzugehen und daselbst den Pom- I iiejanern gegenüber Stellung zu nehmen. „Fabius setzte gleich- ! <alls über den Segre" sagt er p. 5. Hier ist „gleichfalls" völ- ig unberechtigt, denn die Pompejaner waren, zum theil, unter ■•etrejus , aus Lusitanien herbeikommend , sicherlich nicht über I .en Segre gegangen , sondern gleich auf dem westlichen ufer I .ngelangt ; aber eben so unberechtigt auch „Fabius setzte über .'len Segre ' : wäre das der fall gewesen, würde der flußübergang 'ewiß erwähnt worden sein, da die gegner , so wie sie durch llie flüchtlinge aus dem Pyrenäenpaß die ankunft des Cäsari- :chen heeres erfahren hatten, sicherlich ihn zu hindern versucht naben würden ; es findet sich in den Commentarien aber nicht llie geringste andeutung davon. Wenn auch beschwerlicher, vird demnach wohl der directe weg über Urgel, den Göler an- hebt, den legionen des Fabius gedient haben. Die Strategen Bier neuzeit finden oft, die bewegungen der heutigen beere mit I hrem notwendigen großen troß zum maßstab nehmend , eine Straße überaus schwierig, welche die römischen Soldaten und die ilten auswanderer sehr gut zurückzulegen im stände waren. | Die von Napoleon III. eingesetzte commission, an ihrer spitze

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der general Creuly, welche die mehrere jähre vor seiner Vie de Jules C^sar erschienene probekarte Galliens herausgegeben hat, hielt den weg über das Cbarolais, den die Helvetier nach Gölers annähme zurückgelegt haben sollten, für ganz ungeeignet zum durchzug großer menschenmengen (Creuly , Carte de la Gaule p. 45 47); der kaiser selbst hat sich, vielleicht in folge meiner Verfechtung der Gölerschen ansieht, gleichwohl für diese marschrichtuug entschieden , allerdings ohne den general von Göler als seine autorität dafür zu nennen.

Ich fürchte, daß eine gewisse Voreingenommenheit gegen Göler, der wünsch, von ihm und seinen aufstellungen abzuwei- chen , in diesem einen falle Schneider getäuscht und zu einem irrthum verleitet hat. Er spricht sich in dem vorwort sehr un- günstig über das von dem söhn des generals bearbeitete Sam- melwerk der schriften desselben aus. Es ist richtig, daß durch den beinahe unveränderten Wiederabdruck der einzelnen abhand- lungen des generals verschiedene seiner verfehlten entscheidun- gen beibehalten worden sind , und daß der freiherr es verab- säumt hat, einzelne seitdem erschienene schriften zur erläuterung der Cäsarischen kriegführung in seinen anmerkungen entweder überhaupt zu erwähnen oder nach gebühr im auszug beizubrin- gen, wie namentlich die schriften des obersten von Cohausen zu den kämpfen am Rhein; es ist ferner richtig, daß für die Wis- senschaft durch ausarbeitung eines ganz neuen werkes besser gesorgt gewesen wäre als durch eine zweite aufläge der einzel- schriften Gölers mit anmerkungen, die vielfach dem eigentlichen texte entgentreten oder den leser doch in Ungewißheit lassen, außerdem aber wesentliche lücken aufweisen. Man muß die höchst werthvolleu auseinandersetzungen des generals mit den hinzufügungen des freiherrn eben in der weise aufnehmen , wie der letztere es in seiner vorrede hingestellt hat ; er sagt aus- drücklich : „gewichtige bedenken anderer Schriftsteller gegen die ansichten meines vaters sind offen ausgesprochen worden , wobei ich jedoch in den meisten fällen es unterließ, als söhn das end- urtheil zu sprechen. Soll doch diese neue aufläge der schriften meines vaters kein abschließendes buch, sondern nur eine art von Sammelwerk der wichtigsten anschauungen auf dem ein- schlägigen fehle bilden, auf welchem weiter gebaut werden kann1'.

Schneider findet auch die mehrmals wiederholte bemerkung

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des freiherrn, Napoleon III. habe in einigen punkten „die prio- 'rität seines vaters verschwiegen und sich dieselbe selbst zuge- - schrieben", nicht gerechtfertigt. Einen offenkundigen fall dieser art habe ich bereits oben erwähnt. Es sind erweislich mehrere andere vorhanden. Hätte Schneider die gegen mich gerichteten Auseinandersetzungen des generals Creuly in der Eevue arckeo- -gique von 1864, besonders abgedruckt unter dem titel Carte de <la Gaule , gelesen , so würde er da gesehen haben , daß dieser Vorsitzende der Napoleonischen commission es für nöthig gehal- ten hat, dem Vorwurf, bei der aufgrabung des lagers bei Berry- : au-Bac weder den general noch den Franzosen Piette, der gleich- i-zeitig die stelle desselben nachgewiesen hatte, erwähnt zu haben, ™it der ausflucht zu begegnen (p. 50) : Ces sortes d'inventions \}-n>ont de meinte que par les preuves dont elles sont accompagnees, et ici les preuves sont toutes dans le resultat des fouüles executees par ,'ordre de S. M. V Empereur avec un succes definitif. Es ist leicht -darauf zu erwiedern , daß der kaiser schwerlich hier die nach- 'grabungen angeordnet hätte, wenn er nicht durch Göler darauf ilgebracht worden wäre. Uebrigens kann nur der die fremdher "entlehnten aufstellungen des kaisers überblicken , der den von ader kommission vorgelegten kartenentwurf , welcher in der Ber- liner Universitätsbibliothek einzusehen ist, mit den schließlich Fvon ihm in der Vie de Jules Cesar angenommenen angaben zu vergleichen sich die mühe nimmt, wie ich es bald nach dem er- scheinen der karte im Philologus kurz und andeutungsweise ver- bucht habe: die sämmtlichen und zahlreichen abweichungen des xkaisers von diesen vorarbeiten hat man, auch unter der Voraus- setzung seines selbständigen urtheils, den entlehnungen aus deut- schen quellen zuzuschreiben.

Ueberhaupt scheint Schneider das werk Napoleon's III 'er nennt es ein meisterwerk mit übertriebener Schätzung •seines werths zu beurtheilen. Ohne zweifei ist es äußerst be- deutsam: die mittel, die dem kaiser zu gebot standen, die vielen und gelehrten kärrner, die bei diesem kaiserlichen bau vorspann- 1 dienste leisteten, haben zu den wichtigsten ergebnissen geführt; vieles, was bisher bloße vermuthung war, ist zur unumstößlichen gewißheit erhoben worden. Aber gleichwohl enthält es, ganz wie Gölers werk, manche entscheidungen , die sich jetzt als irr- ' thümlich herausgestellt haben. Es wäre ein großer schaden für

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t?iibv

die Wissenschaft, wenn man sich bei den von Napoleon III. ge- troffenen annahmen durchweg beruhigen wollte. Schneider gebt sogar so weit (XII. Jahresbericht) , auch die constructiou der Rheinbrücke, nach des kaisers angaben im wesentlichen für rich- tig zu erklären ; hätte er das im Gallischen museum zu Saint- Germain-en-Laye ausgestellte modeil derselben gesehen, mit den fibulae, langen latten, welche jedesmal an der außenseite von ei- nem oberen pfahlpaare überkreuz nach dem unteren hingeführt sind , würde er sicherlich dies sein urtheil nicht ausgesprochen haben ; denn gerade die fibulae sind der wesentlichste , für die erklärung wichtigste , am meisten besprochene und umstrittene bestandtheil des ganzen baues.

Der oben erwähnte irrthum, der gleich zu anfang der bro- schüre Schneiders einem jeden leser auffallen muß , ist glückli- cher weise der einzige, den ich in derselben ausfindig gemacht habe. Guischard folgend , nimmt der Verfasser das lager des Fabius bei Corbins au, westlich von der Noguera Ribagorzana, die bei dem eben genannten ort in den Segre mündet; die obere brücke bei Termens , sechs kiloineter oberhalb Corbins. Daß, wie Göler annimmt, Plancus auf dem hügel von Alcoletge Stellung genommen habe , übergeht Schneider, mit recht, glaube ich, da Plancus sich zum fouragiren schwerlich so weit in die nähe des Pompejanischen lagers hingewagt haben wird. Der general von Göler ist zu dieser annähme überhaupt nur des- halb gekommen, weil er das lager des Fabius zu dicht an das lager des Afranius herangerückt hat. Schwerlich würde der legat, der vor der ankunft Cäsar's eine hauptschlacht zu liefern wohl nicht den auftrag oder auch nur die befugniß hatte , eine so nahe Stellung dem feinde gegenüber aufgesucht haben; und daß sein lager nicht in unmittelbarer nähe der feinde stand, beweist auch der nachher kap. 41, 2 gebrauchte ausdruck Cae- sar ad Ilerdam proföciscitur ; nach der Gölerschen annähme würde schon castris egredüur geniigen. Außerdem muß mau, mit Schnei- der, wie aus cap. 45, 7 hervorgeht, das biger der Pompejaner mit der alten stadt Ilerda in Verbindung bringen, darf es nicht, wie Göler's angäbe es thut, vou derselben trennen; nach des letzteren zeichuung sieht man nicht ein , wie die worte cohortes per oppidum crebro summittebantur möglich gewesen wären, deren richtigkeit nach Schneiders annähme ohne weiteres ersichtlich ist.

■Nr. 9. 105. Römische geschieht?. 585

Weniger als die kämpfe um Ikrda , gewinnt der rückzug ler Pompejaner durch Schneiders darstellung völlige gewißheit. 3Die specialkarten, welche er hat befragen können, obgleich ge- i (Qauer und richtiger als diejenigen , welche Guischard zu gebot standen, auch etwas besser, als die, welche Göler hat benutzen I können , reichen zur sicheren ernrittlung des von den legaten Ijdes Pompejus eingeschlagenen weges nicht aus. Die schwierig- I keit, ihn ausfindig zu machen, wächst noch durch die ungewiß- I heit über die läge von Octogesa. Die frühere annähme, diase [jvon den alten außer bei Cäsar nirgends erwähnte Ortschaft in [ Mequinenza (westlich von der mündung des Segre in clen Ebrc ) I zu suchen, weist Schneider, wie schon Guischard, mit recht zu- . rück, weil man dahin nicht über die östlich vom Segre liegen- den berge gelangen kann. Göler, die lesart XX milia passmim |jin kap. 61, 4 in XXX ändernd , glaubte Octogesa in dem heu- tigen Almatret entdeckt zu haben. Nach den terrainstudien, :„i welche Schneider auf den ihm vorliegenden karten (Stieler's iihandatlas und provinzialkarte Lerida von Valverde) hat machen ^können , hat den Pompejanern über die berge nur eine einzige i Straße, welche von Lerida nach Flix führt, offen gestanden ; an- Idere wege , außer etwa fußsteigen , sind in südlicher richtung nur am Segre entlang und nach dem meere hin vorhanden. . Danach würde Octogesa in dem jetzigen Flix zu suchen sein ; jder weg der Pompejanischen legaten führte dahin über Grana- della ; ihr letzter vorstoß muß gegen Clardecans gerichtet ge- 9 wesen sein. Die Verbesserung Gölers (XXX statt XX) bleibt j auch so nothwendig."

Mit ausnähme der zu anfang gerügten unrichtigen annähme i ist die ganze abhandlung mit umsieht und mit benutzung man- ti eher zum theil schwer zugänglicher hülfsmittel geführt und macht j dem Verfasser große ehre. Im vorwort glaubt er es entschuldi- & gen zu müssen, daß er, als laie, es unternommen habe, über die i strategik Cäsar's das wort zu ergreifen. Darin ist er zu be- .' scheiden. Der Stratege, wie der techniker überhaupt, urtheilen i nur zu oft, wenn sie an die erläuterung der alten schiiftsteller /herantreten, von vorgefaßten Vorstellungen aus-, sie bedürfen der controlle des philologen. Gerade dieser kann, wenn er sich der arbeiten und der ansichten der Strategen, so wie guter kar- ten bedient und das alles mit dem Wortlaut des echriftstellers Philol. Anz. XVI. 39

586 Bibliographie. Nr. 10.

vergleicht , am sichersten sein , das rechte zu treffen ; und da Schneider ohne alle anmaßung zu werke geht, und wo er selbst sich nicht gewißheit verschaffen kann, wie bei dem rückzug der Pompejaner, seine ansichten nur als das, was sie sind, als ver- muthungen hinstellt , wird auch der selbstbewußteste general- stabsofficier ihn nicht beschuldigen dürfen, ein ihm fremdes und versagtes terrain betreten zu haben.

Gelegentlich verbessert Schneider auch den text in anspre- chender weise: in 45, 5 wird statt tenui fastigio nach der ein- mal üblichen redensart zu lesen sein leni fastigio.

Ich benutze zugleich die gelegenheit , einer andern seiner conjeeturen die gerechtigkeit zu erweisen, welche ich ihr im Piniol, anzeiger XIV, 10 nicht habe zukommen lassen. Als er im BGall. IV, 17, 10 statt naves vorgeschlagen hatte trabes zu lesen, wollte mir eine veranlassung zu dieser äuderung durch- aus nicht einleuchten. Das mir entgangene zeugniß des Plu- tarch, der Caesar 22 die ihm vorliegenden worte der Commen- tarien durch ais)J.%h.Gi xai %i-koig übersetzt, giebt der vermuthung des Verfassers eine hinlängliche berechtigung , welche ich mit dem pentameter eines meiner epigramme :

Nur wer fehler gesteht, heißt mir ein priester des rechts anzuerkennen mich beeile.

H. J. Heller.

Bibliographie.

Mittheilungen der Verlagsbuchhandlung B. G. Teubner in Leipzig: 1. Anzeigen über künftig erscheinende werke: Ge- schichte und System der römischen Staatsverfassung von Ernst Herzog. IL band. 1. abtheilung. gr. 8.; Nonii Marcelli Compendiosa Doctrina. Emendavit et adnotavit Lucianus Mueller. gr. 8.-, Aristophanis Equites. Kecensuit Adolphus von Velsen. Editio altera. Curavit Conradus Zacher. Acceduut scholia ce- tera, ad librorum fidem edidit Conradus Zacher, gr. 8.-, Ho- mers Ilias. Für den schulgebrauch erklärt von K. Fr. Ameis. Anhang VIII. lieft, Erläuterungen zu gesang XXII XXIV von prof. dr. C. Hentze , nebst register zu der ganzen ausgäbe von Wähmer. gr. 8. ; Sophoclis tragoediae. Kecensuit et expla- navit Eduardus Wunderas. Vol. II Sect. I. continens Ele- ctram. Editio quarta, quam curavit N. Wechlein. gr. 8.; De Politicis Aristotelis quaestiones criticae. Scripsit Franciscus Susemihl. gr. 8. II. Erschienene bücher : Hart, dr. Gustav,

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' Oberlehrer am gymnasium zu Mühlhausen im Elsaß , zur See- len- und erkenntnislehre des Demokrit. [32p.]. 4.

.1 mk. ; [Homer]. Die homerischen hymnen heraus- gegeben und erläutert von dr. Albert Gemoll, rektor des progym-

,nasiums zu Striegau. [XVI u. 378 p.]. gr. 8. 6 mk. 80 pf. ;

■Schaefer, Arnold, dr.ph., vorm. geh. rath und prof. an der Uni- versität Bonn , Demosthenes und seine zeit. Zweite re- ' vidierte ausgäbe. Zweiter band. [VIII u. 566 p. mit titelbild.]

, gr. 8. 10 mk. ; Anthologie aus den lyrikern der Griechen. Für den schul- und privatgebrauch erklärt und mit literarhistorischen eiuleitungen versehen von E. Buchholz. Erstes bändchen : Die elegiker und iambographen ent-

i haltend Vierte vielfach umgearbeitete und erweiterte aufläge. [VIII u. 195 p.]. gr. 8. 1 mk. 80 pf. ; Cicero de ora-

j tore. Für den schulgebrauch erklärt von dr. Karl Wilhelm Pi- derit. Sechste aufläge besorgt von O. Harnecker. Erstes heft,

Uuch I. [XII u. 216 p.]. gr. 8. 1 mk. 80 pf. ; Aristo-

'. telis q u i ferebantur librorum fragmenta collegit Va- lentinus Rose. [IV u. 463 p.]. 8. 4 mk. 50 pf. ; Auso-

inii, Decimi Magni, Burdigalensis, opuscula. Recen.

i suit Rudolfus Peiper. Adiecta est tabula. [CXXVIII u. 556 p.].

•8. 6 mk. 60 pf. •, Euclidis opera omnia. Ediderunt I.

I L. Heiberg et H. Menge. Euclidis elementa. Edidit et latine interpretatus est I. L. Heiberg, dr. phil. Vol. III. Librum X continens. [VI u. 417 p.]. 8. 4 mk. 50 pf. ; Gaii In- stitution um iuris civilis commentarii quattuor. Se- paratem ex „Iurisprudentiae anteiustinianae reliquiarum" editione quinta edidit Ph. E. Huschhe. [266 p.]. 8. 2 mk. 70 pf . ;

J I urisp ru de ntiae anteiustinianae quae supersunt.

^ In usum maxime academicum composuit, recensuit , adnotavit Ph. Eduardus Huschhe. Editio quinta denuo aucta et emendata.

: [XX u. 880 p.]. 8. 6 mk. 75 pf. ; Ulpiani, Domitii, quae vulgo vocantur fragmenta sive ex Ulpiani li- bro singulari regulär um excerpta. Accedunt eiusdem

. institutionum reliquiae ex codice Vindobonensi. Separatim ex „Iurisprudentiae anteiustinianae reliquiarum" editione quinta edi-

dit Ph. E. Huschice [83 p.]. 8. 7 mk. 75 pf. ; Vergili Maroni s, P., Bucolica, Georgica, Aeneis. Recognovit

' Otto Güthling. Tom. I. Bucolica. Georgica. [XXII u. 89 p.]. 8. 45 pf.

Prospect versandt von Wilhelm Hertz in Berlin, die ausgäbe des Gellius von Martin Hertz und Jacob Bernaus gesammelte ab- handlungen betreffend.

Ankündigungen erschienen über kuustwerke von P. Neff und Ebner in Stuttgart; von der Rieger' sehen Verlagsbuchhandlung ebendaselbst.

39*

588 Bibliographie. Nr. 10.

Das Home Journal, verlag von Funcke und Naeter in Ber- lin, macht das erscheinen seines zweiten Jahrgangs bekannt.

Die bei Calvary in Berlin erscheinende Bibliotheca phüologica classica für 1886 ist ausgegeben.

Kataloge von antiquaren: Catal. 179. Verzeichniß einer an- zahl von werken aus dem lager von E. Calvary u. co., alter- thumswissenschaft betreffend ; Academische buchhandlung von G. Calvör in Göttingen , antiquarischer catalog nr. 1 ; Anti- quariats - , Sortiments- und verlags- buchhandlung von Wilhelm Koebner (L. F. Maske's antiquariat) in Breslau catal. 188; Bibliotheca phüologica classica, der bibliothek F. A. Ecksteins und H. Weißenborns, theil II, lateinische autoren : der Lipp er t' sehen buchhandlung. Antiquariat in Halle a. d. S. ; 111. 112. antiquariats-catalog von Simmel u. co. in Leipzig : im druck sind begriffen nr. 112 und nr. 114, in welchem letztern philologische abhandlungen aufgeführt sind, die sich nicht in nr. 111 113 finden, in Vorbereitung nr. 113; XXIX. verzeichniß antiqua- rischer bücher von Carl Steyer in Cannstadt ; I. Antiquari- scher katalog von Uebelen und Aush in München : Homo studiose librum lege, perlege, volve, revolve: Consulo ut iste comes Hat indi- vulsus ubique.

I. verzeichniß neuerer empfehlenswerther werke in deutscher, französischer, neugriechischer spräche über Griechenland, grie- chische archäologie und philologie, welche in Athen erschienen oder nur von dort zu beziehen sind. Mit einem anhang, Photo- graphie von Athen. Athen, Carl Wilberg.

Verzeichniß der wichtigeren publicationen auf dem gebiete der alter- thumswissenschaft. 1886. VI. Deutschland. Oesterreick. Schweiz.

859. Aristophanis comoediae. A nnotat ione critica commentario exegetico et scholiis graecis instr. Frid. 31. IL Blaydes. Pars VI. Plutus. Halle, Waisenhaus 1886. 8. XXXVIII, 428 p. 9 mk.

860. Attinger, Gustave, beitrage zur geschichte von Delos bis auf Ol. 153, 2. Fräuenfeld, Huber 1887. 8. IV, 73 p. 1 mk. 80 pf.

861. Baranski, Anton, geschichte der thierzucht und thiermedi- cin im alterthum. Wien, Brauuiüller 1886. 8. VIII, 245 p. 5 mk.

862. Baunuck, Johs. u. Theod., studienauf dem gebiete des grie- chischen und der arischen sprachen. Bd. I. Theil I. Leipzig, Hirzel 1886. 8. X, 218 p. 6 mk.

863. Belach, Jul., historische beitrage zur bevölkcrungslehre. I. bd. : die bevölkerung der griechisch-römischen weit. Leipzig, Dun- cker u. Humblot 1886. 8. XVI, 520 p. 11 mk.

864. Bender, Ferd., geschichte der griechischen Htteratur von ihren anfangen bis auf die zeit der Ptolemäer. Leipzig, Friedrich 1886. 8. XII, 162 p. 12 mk.

865. Beiger, Hugo, geschichte der wissenschaftlichen erdkunde der Griechen. 1. abth.: die geographie der Ionier. Leipzig, Veit u. co. 1887. 8. XII, 145 p. 4 mk.

866. Blümner, Hugo, technologie und terminologie der gewerbe und künste bei den Griechen und Römern. 4. bd. Abth. 1. Mit zahlreichen abbildungen. Leipzig, Teubner 1886. 378 p. 8. 10mk.80pf.

>Nr. 10. Bibliographie. 589

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928. Hubert, Beruh., de arbitris atticis et privatis et publicis. Lips. 1885. 8. 58 p.

929. Immisch, loh. Henr. Otto, de glossis lexici Hesychiani ita- licis. Lips. 1885. 8.1). p. 265.

930. Koerner, Aug. Aemil., de epistulis a Cicerone post reditum usque ad finem anni a. u. c. 700 datis quaestiones chronologicae. Mis- niae 188; . 8. 67 p.

931. Koitek, Heimann, das sechste buch des Bellum Iudaicum nach der von Ceriani pbotolithographisch edirten Pescbitto-haiidschrift übers, u. kritisch bearb. Berliu 1886. 8. 45 u. 30 p.

932. lÄepmann, Hugo Carl , die mecbanik der Leukipp-Üemokri- tischen atome unter besonderer berücksichtigung der frage nach dem Ursprung der bewegung derselben. Berlin 1885. 8. 69 p.

933. Mor gentium, Julius, über den Zusammenhang der bilder auf griechischen vasen. Leipzig 1886. 8. 88 p.

934. Neupert, Alb., de Demosthenicarum quae feruntur epistola- rum fide et auctoritate. Lips. 1885. 8. 78 p.

935. Olitzki, M. , Flavius Iosephus und die Halacha. Berl. 1885. 8. 58 p.

936. Hichardson, Georg Morey, de dum particulae apud priscos scriptores Latinos usu. Lips. 1886. 8. 95 p.

937. h'iehemann , Jos., de litis instrumentis quae extant in De- mosthenis quae fertur oratione'adversus Neaeram. Lipsiae 1886. 8. 51 p.

938. liitterling , Emil, de legione Romanorum X gemina. Lips. 1885. 8. 126 p. '

939. R-ieger, Conv., prolegomena in Demosthenis quae fertur ora- tionem adversus Olympiodorum. Lips. 1885. 8. 88 p.

940. Schilling, Hugo, könig Aelfreds angelsächs. bearbeitung der Weltgeschichte des Orosius. Halle 1886. 8. 62 p.

1) Auch vollständiger in Leipziger studien zur class. philologie.

jjilNr. 10. Kleine philologische zeitnng. 593

941. Schneider, Arthur, der troische Sagenkreis der ältesten griech. kirnst. Theil I. Leipzig 1885. 8. 80 p. [i 942. Vogel, Karl Jul. , über scenen Euripideischer tragödien in griechischen vasengemälden. Theil I. Leipzig 1885. 8. 47 p.

943. Wieschho elter, Heinr., de M. Caelio Rufo oratore. Lips. 1885. 8. 50 p.

944. Zedier, Godf, de memoriäe daiunatione quae dicitur. Darra- i stadt 1885. 8. 50 p.

Tübingen. 945. Pßeiderer, Edmund, was ist der quellenpunkt der Heraklitischen philosophie. Tübingen 1886. 4.

946. Leist, Gern. Alex., der attische eigenthumsstreit im system s der Diadikasien. Jena 1886. 8. 61 p.

Kleine philologische zeitiing.

In Stuttgart ist die königliche kunst- und alterrhumssamm- « lung in ihrem neuen locale jetzt aufgestellt und der zutritt ge- stattet. Münch. allg. ztg. beil. zu nr. 285.

Gegen ende Septembers hat in Altenburg die diesjährige Sitzung der reichsschulcommission stattgefunden : von ihrer thä- tigkeit ist aber nichts in das publicum gedrungen, wie denn :i überhaupt die Verdienste dieser commission im stillen zu ver- bleiben scheinen. Münch. allg. ztg. nr. 285.

Das Holm - Cavallari'sche hauptwerk über die topographie

von Syrakus , auf kosten der italienischen regierung gedruckt

(Palermo 1883), ist in Deutschland nur in den bänden weniger

bevorzugten. Um die ergebnisse auch weiteren kreisen zugäng-

^ lieh zu machen, giebt oberlehrer B. Lupus in Straßburg eine

1 deutsche bearbeitung heraus (verlag von Heitz und Mündel),

die sich augenblicklich unter der presse befindet. Sie behandelt

\ in drei theilen das terrain und seine beziehungen zu der alten

stadt, die entwickelung der stadt bis zum mittelalter und die

wichtigsten der erhaltenen denkmäler.

Gießen. Auf der 31. Versammlung deutscher philologen und Schulmänner hieselbst ist beschlossen , an die hohen regie- rungen Deutschlands, Oesterreichs und der Schweiz eine die Un- terstützung der Monumenta Germaniae paedagogica betreffende ein- gäbe zu richten und dem ersten Präsidenten dieser Versammlung sowie dem Präsidenten der pädagogischen Sektion aufzugeben, ein solches gesuch um Unterstützung auszuarbeiten und den ge- nannten regierungen zu unterbreiten. Dies ist nun im anfang octobers geschehen und das gesuch mit Unterschriften von vielen gönnern der Monumenta versehen den genannten regierungen übersandt: wir wollen wünschen, daß die bei diesem schritte gehegten hoffnungen in erfüllung gehen mögen.

Wien. Ueber eine die reform des medizinischen Studiums betreffende schritt des professor Billroth berichtet Münch. allg. ztg. nr. 271 : auch da denkt man an beschränkung der lernfrei - heit und sucht die Universität der schule zu nähern : es ist er-

594 Kleine philologische zeitung. Nr. 10.

staunlich , wie auch unter professoren ein richtiges verständniß des wesens der deutschen Universität selten zu werden anfängt.

Karlsruhe. Das Gymnasium illustre unserer Stadt vollendet am 22. november das dritte Jahrhundert seines bestehens und wird deshalb eine würdige feier vorbereitet. Einige notizen über die geschichte dieser anstalt finden sich in Münch. allg. ztg. beil. zu n/. 271: vrgl. nr. 296: das prograuim der feier ebendas. beil. zu nr. 321 : endlich eine beschreibung der feier sowohl in Durlach , wo das gymnasium gegründet ist, als auch in Karlsruhe ebendas. nr. 328 und in beil. zu nr. 329.

Regensburg, 9. october. (Porta praetoria). Wie das hiesige ,, Tageblatt" aus sicherer quelle vernimmt, ist nunmehr die mi- nisterielle genehmigung zur freilegung der Porta praetoria dahier erfolgt und der von den kammern bewilligte betrag von 15000 mk. zu diesem zwecke angewiesen worden; es wird wohl vor- erst das Hüttinger'sche Lagerhaus von der bischöflichen adniini- stration , welche sich zu der erklecklichen beitragsleistung von 5000 mark behufs adaptirung der porta herbeigelassen hat, zu erwerben sein ; sodann wird der vorbau, der die porta verdeckt, fallen müssen und auch die stadtgemeinde, welche bei gelingen des projeets 5000 mark zugesichert hat , behufs straßenerbrei- terung beigezogen werden. Nächst der warmen befürwortung seitens der Staatsregierung bei der kammer verdankt man dieses erfreuliche rcsultat dem wohlwollen, welches der hiesige bischof der ganzen angelegenheit entgegenbrachte. Es ist nur zu wün- schen, daß die freilegung und restaurirung letztere wird sich auf das allernothwendigste zu beschränken haben, um den groß- artigen alterthümlichen character des bauwerkes nicht zu ver- wischen — in bälde und durch die richtigen personell geschähe •, hieran ist bei dem regen interesse , welches die Staatsregierung bisher zeigte , nicht zu zweifeln. Münchener allg. ztg. zweite beilage zu no. 286.

Grimmdenkmal. In schreiben vom 2. oct. hat der cultusmi- nister dr. von GoPler dem comite in Hanau eröffnet , daß aus Staatsmitteln zu dem denkmal der brüder Grimm ein beitrag von 25000 mk. unter einigen unwesentlichen bedingungen ge- leistet werden soll. Münch. allg. ztg. beil. zu nr. 287.

Göttingen. Den hier folgenden aufruf nehmen wir weiterer Verbreitung wegen auf und verfehlen nicht, denselben unsern lesern zur berücksichtigung angelegentlichst zu empfehlen :

Ludwig hange, dessen Andenken allen seinen Schülern und Freunden in Nah und Fern unvergeßlich bleiben wird , an der Stätte, wo er für die Wissenschaft und die Heranbildung zahl- reicher Gymnasiallehrer so segensreich und selbstlos gewirkt hat, auch durch ein äußeres Zeichen der Dankbarkeit zu ehren, sind wir zusammengetreten, um für die Herstellung eines plastischen Bildnisses , welches in dem philologischen Institute der Univer-

'Nr. 10. Kleine philologische zeitung. 595

. sität Leipzig seinen Platz finden soll, Beiträge zn sammeln. Vertrauensvoll wenden wir uns an alle Schüler und Freunde Lange's mit der Bitte, freundliche Gaben an den mitunterzeich- neten Herrn Dr. Büttner- Wobst , Dresden-A. , Pirnaische Strasse 33 p., einsenden zu wollen.

Dr. Büttner- Wobst, Dresden. Prof. Dr. Lipsius, Leipzig.

Dr. Brause, Leipzig. Prof. Dr. Mendelssohn, Dorpat.

Prof. Dr. Crusius, Tübingen. Prof. Dr. Neumann , Strassburg (!Dr. Dietrich, Meissen. i. E.

'Prof. Dr. Flecheisen, Dresden. Geh. Hofrath Prof. Dr. Ribbech, Dr. Gaumitz, Dresden. Leipzig.

1 Prof. Dr. Götz, Jena. Prof. Dr. Rühl, Königsberg.

I Dr. HanJcel, Dresden. Dr. Schmidt, Dresden.

i Dr. Körner, Dresden. Prof. Dr. Wieseler, Göttingen.

Geh. Regierungsrath Prof. Dr. Geh. Hofrath Prof. Dr. Zarnche, v. Leutsch, Göttingen. Leipzig.

Paris, 22. october. (Ausgrabungen in Medien). Der orient- forscher Dieulafoy liat vor einigen monateu seiner regiernng als ergebniß seiner in den jähren 1881 bis 1886 in der Susiana veranstalteten ausgrabuugen stattliche Überreste des palastes der Mederkönige in dreihundert kisten überbracht und ist jetzt da- mit beschäftigt, dieselben in den sälen des Louvre auszupacken und zu ordnen. Die gattin des forschers, welche demselben in allen mühseligkeiten seines Unternehmens treu zur seite gestan- C den und , während er sich hauptsächlich mit archäologie be- |j schäftigte , neben der landessprache auch die dialekte erlernte, so daß sie mit den vierhundert arbeitern, Arabern und Persern, i verkehrte und ihnen die nöthigen Weisungen ertheilte, ist in an- erkennung ihrer Verdienste um die förderung der ausgrabungen zum ritter der ehrenlegion ernannt. Münch. allg. ztg. no. 296. Die für die erhaltung der porta praetoria bei Regensburg günstigen beschlösse des magistrats daselbst theilt die Münch. allg. ztg. beil. 2 zu nr. 291 mit.

i

Auszüge aus Zeitschriften,

Philo] ogi seb e ab h and lungen ans Zeitschriften 18 8 6.

No. 6.

Atti de]la reale Accademiea delle scienze di Torino XXI, 3—6. 7. D. Pezzi, sunto della cornmeinerazione sulla vita di G. Curtius. C. Nani, considerazione sopra la legge di Gortyna. E. Ferrero, iscrizioni classiarie di Cagliari.

Atti e meinorie della r. accadernia di scienze lettere ed arti in Padova 1885/86, n. serie, vol. II, 3. F. Gnesotto, del contegno di Ora- zio verso gli amici. G. Pietrogrande, legioni romane e soldati della V urbana in Ateste.

Berichte über die Verhandlungen der sächs. gesellschaft der Wis- senschaften. Philol.-histor. cl. 1886, heft 1. J. Overbeck, über einige Apollon-statuen berühmter griechischer kiinstler.

596 Auszüge aus Zeitschriften. Nr. 10.

Centralblatt für das bibliothekswesen 1886. 8.-9. 10. 11. Omont, catalogue des manuscnts grecs des bibliotheques de Suisse. -- 11.—

Comptes rendus de l'academie des inscriptions et belles lettres 1886, fasc. 2. Communications, no. 1. o. 10. 12. E. Le Blunt, Lettres sur des decouvertes nouvelles ä Rome. 2. de Vogüe, uote sur une inscription bilingue de Tello. - 5. Desjardihs, note sur la pierre de l'eglise de Philippeville, Algier. 6. R. Cagnat, lettre relative a une inscription qu'il a decouverte dans la rnine de Ksar-Lemsa. 8. Castan, les Arenes de Vesontio et le Square archeologique du can- ton nord de Besancon. 9. Mowat, explication d'une marque mone"- taire du temps de Ooustantin. 11. G. Bapst, sur la provenance de l'etain dans le mondeancien. 14. Aug. Nicai.se, sur deux petits mo- numents de l'art antique decouverts dans la Champagne. 15. Pallu de Lessert, lettre sur la position de Rusuccurium. 19. Victor Waide, note relative a des fouilles executes a Cherchell au mois de mai '886. 20. Arbois de Jubainville, le fundus et la vi IIa en Gaule.

'Ef/rj/ueglg ttQ^aioXoyittrj 1886. 1. Zrar], B.N., [tovoixr/ ioig 'AnoX- louvog nQog MäoGvav. K o v u a v o v dt] g, 2t. A, tniygaq ai ix Trjg iv Ttj dyogä 'Ad-yviov ävaoxatfijs. Kaßßadiag, II., xtqaXcti Ix tu'jv iy 7ot? diTuifinai tov vctoij Trjg 'Afrrjvag ttyu\ftü.ia>v. ^iXiog, J., 'Ektvoinaxa clvtiykvycc. Taovvrag, lax. X. , Iltigaixd {tQ^atoXoy^fiaTce. 2. A iov u q doCj B. I., A/A(f bagtiov tmygcufai. Kccßßadiag, IL, ftVor- <Sxa(f«l tv Tjj äxgonoXn. 2ruTjg, B. N. , rt,yaviofxa^ittg cxtji'tti. —?. K o v tu et i> o vdtjg, St. A, dvo dwdfxddfg dmxuiv \pr\y 10 ptdiinv :

Gazette archeologique 1886. 7. 8. A. Chabouillet, etudes sur quel- ques camees du eabinet des medailles (fiu.). Eugene Piot, sur un missorium de la collection de E. Piot. S. Reinach , le pretendu Inopos, marbre grec du Louvre.

Oiomale italiano di filologia e linguistica classica diretto da L. Ceci L. Cortese, I, 1. L. Ceci, il pronome personale nel greco e nel latino. G. Cortese , di alcuni errori storici di Cornelio Nipote. L. Ceci, Trucioli glottologici e filologici, 1. per la verita, 2. dvTwvvpiu. 3. ad Euripidis Medeam v. 6 sq., 4. Latine loqui. G. Cortese, Va- ria. — E. Marchesini, due notereile.

Jahrbuch des kaiserl. deutscheu archäol. Instituts hrsg. v. Max Fränkel. Bd. I, lieft I. Zur einführung. A. Conze , der betende knabe in den kgl. museen zu Berlin. A. Michaelis, die sogenannten ephesi- schen Amazonenstatuen. M. Fränkel, geweihter frosch. P. Wol- ters, mittheilungen aus dem British Museum. 1. Praxitelische köpfe, 2. Zur Gigantomachie von Priene. Heft 2. W. Heibig, über die bilduisse des Piaton. 31. Ohnefalsch— Richter, Cyprische vase aus Athienu. P. Wolters, mittheilungen aus dem British Museum. 3. Archaische reliefs aus Xanthos. 4. Zum attalischen weihgeschenk. F. iStudniczka, zum Hydragiebel. E. Kroker, die dipylonvasen. Berichte über die erwerbungen des British Museum 1885 und der kö- nigl. museen in Berlin 1885.

Journal of philology, XV, no. 29. R. Ellis, Adversaria. R. Ellis, on Propertius. - //. Nettleship, coniectanea. Ff. Nettleship, notes on latin lexicography. H. Nettleship, part of the Excerpta Charisii and the fragment de idiomatibus generum printed in the 4. volume of Keil's Grammatici Latiui. //. Nettleship, notes on Ver- gib — //. Nettleship, the development of classical latin prose. H. J. Roby, Cicero de orat. I § 41. 42. 56. 175. 179. John B. Bury, Questions connected with Platon's Phaidros. - E. Abbott, on the date of composition of the history of Herodotus. E. Abbott, note on the use of the nöXig in Herodotus. F. W. Newman , Aeschyli Choephori. 11 E. Maiden, the battlc at the Colline gate b. c. 82.

mr. 10. Auszüge ans Zeitschriften. 597

:-..T. P. Postgate, Platonica. A. Palmer, Miscellanea critica 1. die- ectus. 2. emendations on Tibullus. 3. two emendations on Proper- dins. — J. G. Frazer, note on the early italien huts. R. D. Ar- ther Hind, on Plato Theaetetus 158 E— 160 A. J. H. Oniotis, note m Propertius I, 21, 1 4. J. P. Postgide, a last word on Proper- rlius I, 21, 1—4.

Melanges d'archeologie et d'histoire de l'ecole de Ronie. 1886. 3/4 ■j5. Delisle, Virgile copie au X siecle par le moine Rahingus. P. Nolhac , inventaire des manuscrits grecs de Jean Lascaris. 31. iProu, monnaie de Polemon II roi du Pont. E. Le Plant, note sur iune mosaique decouverte au palais Farnese.

Museo italiano di antichita classica dir. da D. Comparetti, Vol. 1,1. E. Brizio, vasi greci dipinti del Museo civico di Bologna rac-

B2olta de Luca. E. Comparetti, Saffo nelle antiche rappresentanze - vascolari. R. Sabbadini, della biblioteca di Giovanni Corvini e d'un njgnota comedia latina. P. Orsi, di un scudo paleoetrusco.. L. DR. Milani, a proposito di un raso imitante un bucchero etrusco. Let- 4(tera al dott. Orsi. F. Halbherr e I). Comparetti, epigrafi arcaiche fdi varie citta Cretesi; di Gortyna. L. A. Milani, di alcuni ripo- 'stigli di monete romane. Studi di cronologia e storia.

Museum, Rheinisches, für philologie u. pädagogik. 1886. Heft 4.

tf'H. Nissen , die literarische bedeutung des Monumentum Anc_yranum. p— IT. Usener, weihnachtspredigt des Sophronios. A. Elter, die ifjigladiatorentesseren. F. Marx, de poetis latinis critica et herme- i'ineutica. E. Meyer, die entwickelung der überlieferuüg über die SrLycurgische Verfassung. A. Ludwich, zur griechischen anthologie. o. Ribbeck, die composition der Varronischen bücher V VII de ■■ lingua latina. Miscellen: N. Wecklein, zu Sophokles. A. WXuudwich, zu Phlegon Mirab. c. 3. Ä*. Schumacher, AiS-og käouog. Ip6r. Goetz, zu Camerarius Plautusstudien. O. Ribbeck, Praxidica und r.Parerga des Accius. G. Gundermann, ein Luciliusfragrnent. F. t-'Bücheler, eine Verbesserung Iuvenals. B. Simson, zum gedieht de I viro bono. A. Riese, zu den römischen quellen deutscher gedichte. Rendiconti del Instituto lombardo di scienze e lettere. Serie II, ■!"VO]. XIX, fasc. 15. 16. C. Ferrini, Viviano; Priscio Fulcinio.

Review, the English historical, 1886, lieft 3. E. Abbott, The ear- j liest inhabitants of Greece. J. B. Burg, the Emperor Olybrius.

Revue de l'histoire des religions publ. p. Jean Reville. XIV, 1. Alb. Reville, l'empereur Julien. 2. article. E. Lefebure , l'etude de la religion egyptienne, son etat actuel et ses conditions; intro- iduetion a un cours sur la religion de l'Egypte. P. Regnaud , le >sens primitif des mots latins Augur et Genius. Ed. Pressense, la religion chaldeo-assyrienne.

Revue de deux mondes 1886. 1. oct. V. Duruy , le theatre

d'Athenes au V. siecle. 15. oct. Fustel de Coulanges, le domaine

frural chez les Romains II les divers modes de tenue, la vie de chateau.

Revue philosophique 1886. 10. A. Penjon, travaux recents sur

IIa psychologie d'Aristote.

Sitzungsberichte der preuß. acad. d. wissensch. 1886. 23—25. ' Conze , Jahresbericht über die thätigkeit des kaiserl. deutschen ar- chäolog. instituts. 26 35-36. F. Partsch , bericht über die wissen- schaftlichen ergebnisse seiner reisen auf den inseln des jonischen rnee- 1 res. 37. 38. E. Zeller, über die zeitgeschichtlichen beziehungen | des Platonischen Theaetet.

Studien, Berliner, zur classischen philologie. IV, 2. Corippi, quae supersunt ed. Michael Petschenig. Berl. 1886. IV, 3. E. Brey, de

598 Literatur. Nr. 10.

Septem fabulae stasiruo altero. ib. lööü. V, 1. P. Langen, Plau- tinische studieu. ib. 1886.

Studien zur classischen philologie IX, 1. C. Buresch, consolatio- nnm a Graecis Ronianisque scriptarum historia critica.

Studien, Wiener. VIII, 2. K. Wessely , bericht über griechische papyri in Paris und London. L. Sternbach, beitrage zu den frag- menten des Aristophanes. H. Schenkt, Pythagoreersprüche in eine- Wiener bandschrift. J. Habere/, kann Theodoros Prodromus der Verfasser des Xoigtvs näß^iav sein. E. Haider, ein neues Palira- psestfragtnent zu Sallust's Historien. A. Zingerle, beitrage zur kritik und erklärung des Hilarius von Poitiers. lt. Beer, der codex Bu- densis des Iuvenal.

Zeitschrift für allgemeine geschiente hrsg. von Zwiedtnech- Süden- hurst. 1886. 9. L. Jeep, die kaiserin Eudoxia und ihre Stellung in der geschichte.

Zeitschrift, westdeutsche, für geschichte und kunst. 1886. Heft 3. J. TJndset, zum Dürkheimer dreifußfunde. E. Hühner, die römische Rheinbrücke bei Köln. E. Hettner, nochmals kastell Deutz und die brücke. H. Haupt, der angeblich römische grenzwall im Spessart. Th. Stromberger , die schriftliche Überlieferung über den angebli- chen Neckararm von Heidelberg zum Rhein.

Zeitschrift für gymnasialwesen. 1886. Sept. Jahresberichte: R. Schneider, Caesar; H. Mensel, Caesar. - October. H. Mcusel, Caesar; H. Kallenberg, Herodot.

Zeitschrift für die Österreich, gymnasien 1886. Suppl.-heft— hft. 6. M. Manitius, zu spätlateinischen dichtem. Heft 7. J. Goiling, zu Tacitus Agricola 1. H. III. Anzeigen. Heft 8/9. IL Iioensch, ety- mologisches : abdomen, die latein. substantiva auf Ina. Anzeigen.

Zeitschrift der Savigny-stiftung für rechtsgeschichte. 1886. Heft 2. H. Fitting, über neuere beitrage zur rechtswissenschaft im früheren mittelalter. P. Krüger, über den widerruf eines testaments durch durchschneiden des linum. - P. Krüger, über die Zusammensetzung der digestenwerke. Pernice, A., Amoenitates iuris IV. Anzeigen.

Literatur 1886.

(dem Philologus und PbAnzeiger zugesandt).

C. Weyman, studien über die figur der litotes. 8. Leipzig, Teubner.

Dizionario epigrafico di antichita romane di E. de Ruggiero. fasc. 1. 2. Roma.

Homeri Odysseae epitome. In usum scholarum edidit Franc. Pauly. P. 2. Lips., Freitag.

Der dialekt der homerischen gediente, für gymnasien und ange- hende philologen dargestellt von dr. J. van Leeuwen und 31. B. Elen- des da Costa. Aus dem holländischen übersetzt von dr. E. Mehlcr. 8. Teubner.

E. Brey, de Septem fabulae stasimo altero. 8. Berol., Calvary.

Sophoclis tragoediae. Rec. et enarravit E. IVunderus. Vol. II, Sect. 1 continens Electram. Ed. quarta, quam curavit N. Wecklein. 8. Lips., Teubner.

Quaestiones grammaticae ad Thucydidem pertinentes. Auctas et correetas iterum edidit Io. 31. Stahl. 8. Lips., Teubner.

Pausanias der perieget. Untersuchungen über seine schriftstelle- rei und seine quellen, von Kalkmann. 8. Berlin, G. Reimer.

<fr. 10. Literatur. 599

Piatons Gorgias. Für den schulgebrauch erklärt von J. Deuschle. gierte aufläge bearbeitet von C. W. J. Cron. 8. Leipzig , Teubner.

Wladimir Resl , verbältniß der fünf ersten im platonischen Sym- posion vorkommenden reden zur rede des Sokrates und Alkibiades. :r Separatabdruck aus dem Jahresbericht des gymnasium zu Brody. 8. jJrody, West.

De Politicis Aristoteleis quaestiones criticae. Scripsit Fr. Suse- nihl. Commentatio ex supplementis Annalium philologicorum sepa- ratio expressa. 8. Lips., Teubner.

P. Wendland, Quaestiones Musonianae. De Musonio stoico Cle- nentis Alexandrini aliorumque fönte scr. 8. Berol., Mayer et Mueller.

Consolationum a Graecis Romanisqne scriptarum historia critica. )iss. inauguralis . . . quam scripsit C. Buresch. 8. Lipsiae.

Joseph Kohm, ein beitrag zu der frage über die echtheit der te- xalogien des redners Antiphon. 2 abhandlungen. Prag 1885. 1886.

Isokrates ausgewählte reden. Für den schulgebrauch erklärt von Ir. O. Schneider. Bd IL Dritte aufläge besorgt von Max Schneider. >'3. Leipzig, Teubner.

Demosthenes neun philippische reden. Für den schulgebrauch er- klärt von O. Rehdantz. Bd. II, abth. 2. Indices. Vierte verbesserte 'luflage von Fr. Blaß. 8. Leipzig, Teubner.

T. Macci Plauti Comoediae. Recensuit et euarravit J.L. Ussing. Volumen quintum, Persam, Rudentem, Stichum, Trinummum, Trucu- ■entum continens. 8. Hauniae, Gyldendahl.

P. Langen, Ptautinische studien. 8. Berlin, Calvary.

A. Feilchenfeld, de Vergilii Bucolicon temporibus. Dissert. inau- guralis Lipsiensis. 8. Berlin, Meyer et Müller.

Flavii Cresconii Corippi Africani Grammatici quae supersunt. Recensuit Michael Petschenig. 8. Berol., Calvary.

De M. Valerio Probo Berytio Quaestiones novae. Accedunt Lec- :dones Porphyrianeae. Scripsit dr. /. W. Beck. 8. Groningen, Birks.

L. Annaei Senecae Dialogorum libros XII ad codicem praecipue fAmbrosianum recensuit 31. C. Gertz. 8. Hauniae, Gyldendal.

De sulevis carnpestribus Fatis scripsit Max. Siebourg. Diss. inaug.

8. Bonn.

Ausführliches lexicon der griechisch - römischen mythologie , in Verbindung mit . . . herausgegeben von W. H. Röscher. 8. Lief. 8.

9. 10. Leipzig, Teubner.

Denkmäler der classischen alterthums. Herausgegeben von A. IBaumeister. Fol. Lief. 29. 30. München, Oldenburg.

Repertorium des antiken numismatik im anschluß an Mionnets Description des metailles antiques zusammengestellt von Julius Fried- länder. Aus seinem nachlasse herausgegeben von Rudolf Weil. 8. Berliu, G. Reimer.

Hugo Blümner, technologie und terminologie der gewerbe und künste bei Griechen und Römern. 8. Vierter bd., erste abtheilung. Leipzig, Teubner.

B. Jevons, the development of the Athenian democracy. 8 min. London, Griffin et co.

Hans Flach, Pisistratos und seine literarische thätigkeit. 8. Tü- bingen, Fues.

B'öckh . staatshaushaltung der Athener. 2 bde. Dritte aufläge. Herausgegeben von Max Fränkel. Berlin, Reimer 1886. 8.

Die hellenischen astynomen und agoranomen, vornehmlieh im al- ten Athen, von Richard Hader li. 8. Leipzig, Teubner.

600 Literatur. Nr. 10.

Messe Imey er, die Ursprünge der staut Bergamos in Klein - Asien. 8. Tübingen, Fues.

Eduard Engel, griechische frühlingstage. 8. Jena, Costenoble.

A history ot Gveek literature from the earlist period to the death of Demosthenes. By Frank Biron Jevons. 8. London, Ch. Griffin et co.

Daidalos. Ein beitrag zur griechischen künstlergeschichte von Ernst Kuhnert. 8. Leipzig, Teubner.

Römische geschichte von Wilh. Ihne. Sechster bd. , der kämpf um die persönliche herrscbaft. 8. Leipzig, Engelmann.

Römische Aeneassage von Naevius bis Virgil, von Friedrich Caves. 8. Leipzig, Teubner.

Geschichte des römischen kaiserreichs von der Schlacht bei Actiutn und der eroberung Aegyptens bis zu dem einbruche der hörbaren, von Victor Ditruy . . . Aus dem französischen übersetzt von dr. Gu- stav Hertzberg. Mit ca. 2000 illustrationen in holzschnitt und einer anzahl tafeln in farbendruck. 4. Liefg. 33-45. Leipzig, Schmidt und Günther.

Schiveder , über die Weltkarte des kosmographen von Ravenna. Versuch einer reconstruction der karte. 8. Kiel , Lipsius u. Tischer.

Prolegomeua, zu einer römischen Chronologie. Von IV. Soltau. 8. Berlin, Gärtner. (Heyfelder).

Les electious municipales de Pompei. Discours prononce ä la seance publique du 12. rnai 1886 par F. Willems. 8. Bruxelles, Boyie.

De alis , quales in exercitu Romano tempore liberae reipublicae fuerint. Scripsit Ericas Markko. 8. Inps., Teubner.

F. V. Frilzschius , Coniectanea Rostock. (Ind. lectionum). Ent- hält: De numeris dochmiacis, part. Vlla und Adnotationes ad Aristoph. Nub. 5 IG.

Lanx satura. Scripsit J. S. Speijer. 8. Amsterdam.

Wiener Studien. Zeitschrift für classische philologie ; Supplement der Zeitschrift für österr. g3'mnasien. Verantwortliche redacteure W. von Hartel und K. Schenkt. Achter Jahrgang. Zweites heft. 8. Wien, Gerolds sohu.

Giornale italiano di filologia e linguistica classica diritto dai dot- tori Luigi Ceci Giacomo Cortese. 1. fasc. 1 3. Milano, Pirola.

Caroli Iulii Caesaris vitae memoria a Leopoldo Schmidt conscripta. 4. (Ind. lectionum in univ. Marburgensis per semestre hibernum ha- bendarum).

Von classischen statten. Reiseerinnerungen und geschichtliche rückblicke von Maximilian 'Fouissant, k. studienlehrer. 8. Bayreuth. (Programm).

An Moritz Steinschneider, zugleich mein letztes wort Max. Curtze gegenüber. Von prof dr. H. Weißenborn. (Exemplare stehen jedem soweit der vorrath reicht beim Verfasser zu geböte. 8. Eisenach, Wartburg-chaussee la.

Orationes in memoriam H. Ch. Schüßleri . . . d. XV m. Octobris MDGCCLXXXVI ... in palaestrae gymnasii aedibus habendas indicit A. Gramme. (Insunt vetustissimae gymnasii Gerani leges ex Io. Frid. Koeberi exemplo nunc primum editac. 8. Gera.

Gustav Seyffarth , eine biographische skizze von Karl Knortz. 8. New-York, Steiger.

C. Gottschalck und L. Bornemann, aus einer höhern bürgerschule. Zwanglose hefte. I. Inhalt: die höhere bürgerschule. Lehre und leben. Aus den ansichten des weiland oberfinanzrath Ubbelohde zu- sammengestellt. 8. Hamburg, Herold.

Nr. 11. 12. 1886

Philologischer Anzeiger,

Herausgegeben als ergänzung des Philologus

'

Ernst von Leutsch.

105. Max Mayer, De Euripidis mythopoeia capita duo. fBerolini apud Mayerum et Muellerum MDCCCLXXXIII. 8. 83 p. Obgleich die bereits vor drei jähren erscbienene schrift in -imeiner abhandlung „die Überlieferung der griecbiscben helden- ■;sage bei Stesichoros" (Meißner prograrnm 1886) vielfach erwäbnt jund beurtbeilt worden ist, so bin ich doch gern der erst kürz- lich von der redaction an mich gerichteten aufforderung , die- selbe in dieser Zeitschrift zu besprechen, gefolgt, um namentlich jiin einer wichtigen frage meinen Standpunkt dem des Verfassers -.gegenüber noch schärfer zu bestimmen. Vorher halte ich die ibemerkung nicht für überflüssig, daß ich von der Mayer'schen

- dissertation erst kenntnis erhielt, als ich selbst bereits, angeregt durch C. Eoberts bild und lied, den spuren des Stesichoros in

- den dramen des Euripides nachgegangen war und mich zur be- arbeitung meiner Sammlungen rüstete. So fand ich denn bei Mayer wieder, was auch mir nicht entgehen konnte, daß Euripides

i namentlich in der Helena, der aulischen Iphigenie, der Elektra, C! dem Orestes und den Troerinnen den von Stesichoros verarbei-

i teten sagenschatz benutzt hat. Ebenso begegneten wir uns in ;i der beobachtung, daß der Himeräer in den sagen der Pelopon-

- nes , vor allem Lakedaimons trefflich bewandert gewesen sei ; aber in einem punkte konnte und kann ich mit dem Verfasser nicht übereinstimmen : während ich nämlich der meinung bin, daß Stesichoros der dorisch peloponnesischen sagentradition, wie

i sie besonders in der hesiodischen dichtung niedergelegt zu sein scheint, gefolgt ist, bemüht er sich nachzuweisen, daß der dich- ter aus lebendiger tradition ziemlich alterthümliche , ja uralte Philol. Ans XVI. 40

602 105. Euripides. Nr. II1

züge und Wendungen der sage in die litteratur eingeführt habe,' in diesem sinne Stesichoros als neuerer verstehend. Er kann dabei nicht umgehen , einige sagen auf ihren mythischen kern zu untersuchen, und zeigt sich darin als anhänger der richtung, welche die heldensage großentheils aus der kultuslegende abzu- leiten sucht. Ich gehöre nun durchaus nicht zu der gefolgschaft von Niese, dessen radikaler aristarchismus wenig nachfolger ge- funden haben dürfte; aber sowenig ich im prinzip leugne, daß eine gestalt der heldensage die sogenannte hypostase einer gott- heit sein kann, so bin ich doch durch meine Untersuchungen zu der Überzeugung gekommen, daß die vorhandenen quellen zum thatsächlichen beweis selten ausreichen und die ars nesciendi ge- rade auf diesem gebiete mit entsagung geübt werden muß ; ja bei unbefangener prüfung der Überlieferung erscheint es mir in den meisten fällen wahrscheinlicher, daß die noch vorhandenen kul- tuslegenden, statt als quellen der heldensage benutzt werden zu können, vielmehr auf dieselbe zurückgeführt werden müssen, das Epos zu denselben erst anlaß gegeben hat. Und in der that erscheinen die resultate der vorzugsweise mit dem kultus ope- rierenden mythologie für die heldensage bisher sehr geringfügig, zumal da sie sich zumeist auf schriftsteiler wie Pausanias ange- wiesen sieht. Von diesem urtheil können auch Mayers Unter- suchungen nicht ausgeschlossen werden. Wie kann z. b. die Herodotstelle 2, 112 ff., in welcher der geschichtsschreiber die vermuthung ausspricht , daß die in Memphis verehrte £«'/// '^cpgoöirtj die tochter des Tyndareos Helena sei, und als eine erzählung der priester die geschichte von der ankunft des Paris und der Helena und der zurücklassung der letzteren in Aegyp- ten berichtet, irgendwie zum beweise für die ursprünglich gött- liche natur der Heroine verwendet werden? Wie die Iphige- neia mit der taurischen göttin durch griechische Seefahrer (He- rod. 4, 103) identificirt wurde, so wurde mit dem eindringen des Hellenismus in Aegypten die Helenasage in den kultuskreis der „fremden Aphrodite" gebracht; eine große bedeutung ist der legende überhaupt nicht beizulegen. Wie die griechische sage von der nach Aegypten entrückten Helena , welche Stesi- choros der Hesiodischen dichtung entnahm, entstanden sein mag, habe ich in meinem programin p. 9 dargelegt. Noch kühner aber sind die kombinationeu , durch welche der Verfasser die

Ifjfr, 11. 105. Euripides. G03

Aphrodite-Helena mit der Artemis und der Orestessage zu ver- , binden sucht, um durch das Medium der erst im vierten Jahr- hundert gegründeten sicilischen stadt Tyndaris und der Artemis- .1 sage in Großgriechenland und Sicilien erklären zu können , wie u Stesichoros in seinem heimischen kultus die sage von der heili- |ji gen, wir würden sagen unbefleckten Helena vorgefunden habe; üi denn Mayer leugnet mit anderen gelehrten, daß der dichter sie \jf bei Hesiod gelesen habe. Ebensowenig vermag ich in der be- handlung der Orestessage mit dem Verfasser übereinzustimmen. Die nachrichten , die sich auf das fortleben der Orestessage in Arkadien beziehen , beweisen weiter nichts als eben dieses fort- j leben im Zusammenhang mit dem Artemisdienst-, durchaus ohne beweiskraft sind sie für den Ursprung der sage ; wir können aus ihnen wohl einiges für die Überlieferung der snge in der ,i nachhomerischen, aber nicht in der vorhomerischen epoche ge- ji winnen; dazu kommt, daß die Verbindung von Orestes mit X)qs- > a&stov und 'Ogeaduator allerdings von den mytbographen aufge- i stellt worden ist, aber sprachliche gründe uns hindern sie für i ursprünglich zu halten. Die behauptung also, daß der von den Furien verfolgte Orestes älter als der muttermörder sei, schwebt in der luft. Ich weiß nicht, ob Mayer wirklich im ernste meint, daß der Apollonsohn Hektor in der sage älter als der Pria- mide sei , wie aus der allgemeinen behauptung hervorzugehen scheint: de Troia antiquissima servavit sc. Stesichorus. Daß Ste- sichoros in seinen troischen erzählungen jüngere quellen als das homerische epos benutzte , ergiebt sich schon aus seiner Partei- nahme für die Trojaner, deren spuren selbst in den spärlichen fragmenten sichtbar sind ; die dorische dichtung hatte kein in- teresse an dem rühme der Atriden ; eher noch bevorzugte sie die gegner derselben, wie Achilleus oder den lokrischen Aias. Mit besonderer Vorliebe verficht der Verfasser den Zusammenhang der ätolischen und lakonischen sage , augenscheinlich nach dem Vorgang von H. D. Müller, Mythologie der griechischen stamme, 1, 210 f., der diesen Zusammenhang bis auf die vorachäische zeit , die epoche der Leleger , zurückführt. Wenn wirklich in der sagenüberlieferung ätolisches mit lakonischem sich vermischt hat, so wäre ich eher geneigt, dies aus dem einfluß der dorisch- ätolischen invasion zu erklären. Aber die beweise, welche Mayer beigebracht hat, sind keineswegs über jeden zweifei erhaben.

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I

604 105. Euripides. Nr. 11.

Ich glaube in meinem programm p. 11 nachgewiesen zu haben, daß die flucht des Tyndareos in der älteren sage nicht nach Aitolien ging, und die gestalt des Ikarios in der altlakonischen sage von der feiudschaft des Tyndareos und Hippokoon ganz unwesentlich ist. Ebenso scheint mir auch die Verbindung der Thestiade Leda mit dem ätolischen fürsten Tbestios auf mytho- graphischer kombination zu beruhen ; den namen Kynortas mit der legende von Orestheus und seinem funde zu verbinden, halte ich für sehr gewagt, und am wenigsten könnte ich mich zu der gleichstellung dieses Orestheus mit Orestes entschließen, wie ich auch nicht den geringsten grund sehe , den Ikarios , vater der Penelope , mit dem attischen zu identificiren ; namensgleichheit kann hier nicht entscheiden. Wenn ferner der dionysische kultus als bindemittel landschaftlicher sagen verwendet werden soll, so frage ich, ob wir bei der Verbreitung dieses kultus überhaupt noch diese auseinanderhalten können. Endlich das sagenmotiv, welches den zorn einer gottheit aus Vernachlässigung derselben beim opfer erklärt, ist ein so allgemeines und nahe- liegendes, daß es in keiner weise die Verwandtschaft zweier sa- gen zu beweisen vermag. Mayer geht aber noch weiter und versucht zu der lakonisch - ätolischen sage sogar die alttroische zu gesellen. Was über die gemeinsamkeit des dionysischen kul- tus hierzu augeführt wird, ist, wie gesagt, bedeutungslos. Zwei- erlei kommt allein ernstlich in betracht: zuerst die Verbindung des ätolischen Oileus oder Ileus mit den Iliern , den Troern. Ihre erkläruug könnte man am einfachsten in der namensähn- lichkeit suchen, aber gerade Hesiod (fr. 137 K.) hat den namen anders abgeleitet: ovvEna vv/Aopqv svQUftevov iXscav /</##// igaTij qnXÖTtjTi (sc. ' Anolloir), und ich habe bereits die vermuthung ausgesprochen , daß die beiden letzten verse des fragments zu demselben nicht gehören. Was endlich die Überlieferung be- trifft, daß Orestes einen zug von Amyklai nach Aiolis geführt haben soll, so geht dieselbe auf traditionen äolischer geschlech- ter zurück, die mir jedenfalls jünger zu sein scheinen, als das durchschnittsalter des homerischen Epos ; kurz, wo wir auch ein- setzen , die sagenüberlieferung , die wir bei Stesichoros finden oder wenigstens vermuthen , ist meines erachtens eine nachho merische-, um nicht falsch verstanden zu werden, bemerke ich, daß sich auch im homerischen Epos selbst spuren der von mir

; Nr. 11. 105. Euripides. 605

als nachhomerisch bezeichneten Überlieferung finden. Zuletzt noch ein wort über die Medeiafrage , über welche der Verfasser gelegentlich an zwei stellen spricht. Ich werde an einem an- dern orte mich erklären , daß es keineswegs zweiffellos ist , daß die korinthische Medeia den vortritt vor der der echten Ar- gonautensage d. h. derjenigen habe, in welcher das goldne Vließ das ziel der heldenfahrt ist; die Hesiodstelle , Theog. 992 ff. mußte nach ihrem ganzen Zusammenhang die entführung der ! Medeia betonen, weist aber in den Vss. 994 f. deutlich genug auf den eigentlichen zweck der fahrt hin; wie der Verfasser aus Schol. Ap. Eh. 4, 59 herausinterpretirt , daß Medeia nach den Naupaktien gewaltsam geraubt werde, ist mir nicht klar. Doch ich breche hier ab, um nur noch weniges zu dem zweiten ka- pitel zu sagen , in welchem Mayer beitrage zur Wiederherstel- lung von fünf euripideischen tragödien , Aigeus , Theseus , Hip- polytos I, der Antigone und Meleager giebt. Im allgemeinen urtheile ich , daß seine vermuthungen nicht genügende Überzeu- gungskraft besitzen , wenn auch manches nicht übel ausgedacht ist. So will er durch die beziehung des Aristophanesfragments, Mein. p. 1134, 2, Kock fr. 453, auf den Theseus beweisen, daß nicht Ariadne, sondern Phaidra in demselben aufgetreten sei. Es kann ihm daher nicht zusagen, daß Kock in dem fragment eine anspielung auf fr. 432 des Hippolytos I erkennt, und doch kann dies einem unbefangenen beurtheiler nicht zweifelhaft sein : der aussprach, welcher den hesiodischen ausdruck von der Pan- dora auf das weibliche geschlecht im ganzen bezog, war für Eu- ripides so charakteristisch , daß die quelle der aristophanischen parodie jedermann leicht verständlich war. Jedenfalls haben wir keinen grund, durch dieses citat uns zu der annähme einer hypothesis des Theseus bestimmen zu lassen, von der in der reichen Überlieferung der sage nicht die geringste spur erhalten ist. Was in der besprechung des ersten Hippolytos über das Verhältnis des Theseus zu Peirithoos gesagt ist, will mir nicht einleuchten; die nagoio^Cai , welche von Plut. Mor. p. 28a be- zeichnet werden, erhalten durch Ov. her. 115 ff. ihre genügende erklärung ; auch die konjektur umbra für ora v. 110 kann ich nicht billigen. Denn Mayer wird mich nicht überzeugen , daß so der im Hades gefesselte Peirithoos bezeichnet werden kann. Wir müssen uns also mit der annähme zufrieden geben, daß

606 106. Anthologie. Nr. 11.

Ovid in diesem punkte von seiner hauptquelle abgewichen ist, wenn diese die abwesenheit des Theseus mit seinem abenteuer in der unterweit begründet bat ; das einquellenprinzip ist auf die Heroiden nicbt anwendbar. Der Verwendung von fr. 858 für die Antigone kann ich nicht beistimmen, auch finde ich nicht genügend begründet, wenn fr. 177 durch konjektur aus der An- tigone in die Antiope verwiesen wird. Da über das latein des Verfassers schon von anderer seite geurtheilt worden ist, so mag ich nach einem so langen Zeitraum nicht noch einmal mängel be- rühren , die seiner arbeit nicht zur zierde gereichen.

Konrad Seeliger.

106. Coniectanea. Scripsit Georgius Knaak, dr. phil. Stettin 1883. 11 p. Wissenschaftliche beilage zu dem oster- programm des Marienstif'tsgymnasiums in Stettin.

Die hier gebotenen conjecturen beziehen sich meist auf die griechische anthologie , insbesondere Leonidas Tarentinus. Sie sind recht ansprechend ; auch weiß der Verfasser seine belesen- heit auch für andre Schriftsteller, wie Cicero in den briefen und Properz zu verwerthen. Die beifallswerthe änderung zu Bions von Smyrna epithalamius Achillis et Deidamiae v. 17 xxpai- vtTo 8'rj'Ct6 xöoa war schon von Heinsius zu Theocrit VII, 8 gegeben. In der herstellung von Anthol. Pal. IX, 324 xä^ii Kvnoig aronXog antv&isg, oi dt leyovoip 'iaiOQi-g mg yvuva a &sog oniocpogti würde uiöoisg dem handschriftlichen avaidieg näher kommen als das von G. Hermann herrührende dnevdteg. Mit der zu dem epigrama ddijlop 280 vorgeschlagenen änderung tövn xopag EHTOoa xexgvcpalop anstatt qvzoqu (nach Hesychios s. v. %xxo- geg' rzufiöaXot iv gv/xw , JZanqico de tov z/f«, sltcoilöag top xqo- xv(fai>7ov) können wir uns weniger befreunden. Inwiefern das haarnetz insolenter et putide als comae defensor bezeichnet wird, sehen wir nicht ein. Es schützt das haar gegen einflüsse der Witterung, wie heftige winde, gegen Verunreinigung durch insekten u. drgl., auch das bloße befestigen des haares und das bewah- ren in einer bestimmten Verfassung läßt sich , wie uns scheint, durch QVTcao bezeichnen. Auf diese änderung hin obenein den Schluß zu ziehen, daß das epigramm dem Leonidas von Tarent gehört, erscheint uns voreilig.

i| Nr. 11. 107. Piaton. 607

I .

Schließlich bemerken wir noch, daß auch die seltenen lieb- l haber des Nicander bei der lektüre des interessanten schriftchens 1 nicht leer aasgehen werden.

107. Piatonis Meno et Euthyphro. Incerti scriptoris Thea- i ges Erastae Hipparchus. Recensuit prolegomenis et commenta- riis instruxit A. R. Fritz sehe. Lipsiae in aedibus Teub- neri 1885.

Der verf. hat keine mühe gescheut, um dieser neuen bear- beitung der Stallbaumschen ausgäbe der im titel genannten dia- loge eine dem heutigen bedürfniß sowie dem stände der For- schung entsprechende gestalt zu geben. Der fleiß und die Sorg- falt , die nicht nur in Sammlung und verwerthung des nach Stallbaum geleisteten, sondern auch in dem selbständigen be- mühen namentlich um die sprachliche erklärung hervortreten, verdienen anerkennung und dank. Die sehr ausführlichen ein- leitungen geben neben der Zusammenstellung der litteratur reiche, zum theil überreiche auskunft über inhalt, zweck, personen, zeit der abfassung und handschriftliche Überlieferung. Die anmer- kungen , zum großen theil an die Vorgänger sich anlehnend, unter jedesmaliger namensangabe des Urhebers , begleiten den text in großer fülle , deren vertheilung allerdings nicht überall den wünschen des lesers entspricht. Denn würde man sich an nicht wenigen stellen gern mit knapperen erläuterungen begnügen, so sucht man an anderen vergebens nach einer aufklärenden bemerkung. So z. b. scheinen mir die worte des Socrates Hip- parch. 226 D, ebenso wie 227 B das ob (Aarixovg yt recht sehr einer erklärung bedürftig , die uns indeß der herausgeber , der ja ohne zweifei über eine solche verfügt, mißgünstiger weise vorenthält.

Der Verfasser einer arbeit, die nicht von einem einheitlichen grundgedanken zusammengehalten wird , sondern aus tausend einzelheiten zusammengesetzt ist, kann verständiger weise von einer besprechung nicht verlangen , daß sie auf alles einzelne oder auch nur auf jeden einzelnen dialog eingehe ; ebensowenig wie dies der geduld etwaiger leser dieser zeilen zugemuthet wer- den kann. Es mag genügen, über einen dialog einige bemer- kungen beizufügen. Ich wähle den Euthyphro n.

608 107. Piaton. Nr. 11.

Mit einem wahren bienenfleiß hat sich der verf. hier , wie auch in den übrigen gesprächen , der handschriftlichen fragen angenommen. Die nicht weniger als dreißig handschriften , de- ren kenntniß uns für den Euthyphron zu geböte steht, werden mit Schanz in die beiden großen familien a und b getheilt und dann innerhalb dieser die näher verwandten gruppen nach dem grade und der beschaffeuheit ihrer abhängigkeit von einander ausgesondert. Sehr häufig ist dabei der verf. genöthigt , sein urtheil über die lesarten der handschriften auf das schweigen derjenigen zu gründen, welche sie verglichen haben, was, die völlige Zuverlässigkeit der vergleichung vorausgesetzt , ja auch keine bedenken hat, im zweifelsfalle aber störend ist. Darf man nun das, was er auf diesem wege feststellt, überall als zuverläs- sig betrachten, so wird man ihm in manchen abweichungen von Schanz recht geben müssen, z. b. daß Vat. 229 und Florent. 2759 in diesem dialog nicht wohl aus D abzuleiten sind. Weiter- gehend als für die erste klasse sind die bedenken, die der verf. ge- gen die auf die abstammungsverhältnisse der zweiten klasse be- zügliche ansieht von Schanz erhebt, der zufolge alle handschrif- ten der zweiten klasse auf den Venetus T, wie ihn Schanz nennt, zurückzuführen sind. Schanz selbst ist inzwischen schon zu besserer einsieht darüber gelangt, indem er in der siebenten te- tralogie in Z und Vindob. 55 eine selbständige gruppe inner- halb der zweiten klasse erkannte. Unseres herausgebers ein- würfe erstrecken sich noch auf einige andere handschriften. Allein dies alles betrifft nur untergeordnete , für die textesgestaltung im großen wenig belangreiche punkte und ändert nichts an der tha'sache, daß als vornehmster und hauptsächlichster Vertreter der zweiten klasse der Venetus T anzusehen ist.

In der sachlichen einleitung zum Euthyphron schließt sich der verf ziemlich genau an Wohlrab an, der den positiven ge- balt des früher für rein ergebnißlos angesehenen gesprächs in annähernder Übereinstimmung mit Bouitz feststellt, während er die apologetische bedeutuug desselben weit stärker betont als der letztere. Es ist das eben ein puukt , dessen beurtheilung mehr von dem persönlichen eindruck , als von objeetiven krite- rien abhängt. Was die erkenutniß des eigentlichen lehrgehalts anlangt, so scheint mir nur ein puukt nicht genügend gewür- digt worden zu sein. Durch jede der logischen Operationen und

VVt. 11- 107. Piaton. 609

i aufklärungen , die im verlaufe der kleinen abhandlung vorkom- men, wird jedesmal auch die Sache um einen schritt weiter ge- : bracht. Das aber scheint mir auf den abschnitt 9 E 1 1 B in stärkerem maße anwendung finden zu müssen, als es bisher an-

- erkannt ist. Bonitz will in ihm nur eine Zurechtweisung des ■, Euthyphron finden , welche bezweckt , ihn auf das leere seiner

definition aufmerksam zu machen. Ich meine dagegen, daß hier i zugleich deutlich auf den inneren, selbständigen werth der fröm-

- migkeit hingewiesen wird, wenn es heißt, daß das fromme nicht i darum fromm ist, weil es von gott geliebt wird, sondern von gott : geliebt wird, weil es fromm ist. Wenn Socrates dann noch ein- : mal auf diejenige definition , an welche die eben besprochene : erörterung sich anknüpft (ro oaiov ro &eoq)ile<j) zurückkommt,

so zeigt dies , daß er ihr eine besondere bedeutung bei- legt. Bringt man sie unter berücksichtigung des inzwischen verhandelten mit der ersten besprechung in Verbindung, so wird man ohne irgend etwas in den gang der Untersuchung hinein- zutragen, zu dem ergebniß gelangen, daß das fromme den göt- tern wohlgefällig sei, nicht weil sie irgend welchen persönlichen vortheil im gewöhnlichen sinne davon haben, sondern um seiner selbst willen. Denn das werk der frömmigkeit dient nicht dem selbstsüchtigen interesse sei es der götter sei es der menschen, sondern wird um seines inneren guten Zweckes willen , zur be- förderung des sittlich guten, geübt.

Was die einzelerklärung anlangt, so finden sich, mit der Wohlrabschen ausgäbe verglichen , manche fortschritte. Nicht wenigen stellen hat es zum vortheil gereicht, daß noten Hein- dorfs, der ja bekanntlich den Euthyphron nicht herausgegeben, aber in den anmerkungen zu andern dialogen manchen beitrag dazu geliefert, mit zur erklärung herangezogen sind : z. b. über das gegenseitige verhältniß der drei fragen 9E ovnovv Xeycov zu Soph. 265 C. Auch eine erklärung von 8 D uXXqXov g aoixstv , die ich in der Wohlrabschen ausgäbe vermißte , finde ich hier versucht. Zuweilen wird Wohlrab gleich in stillschwei- gend verbesserter form citirt. Üo sagt Wohlrab zu 7 D: „Pia- ton unterscheidet also zwischen 8iaqsoQ(i einerseits und «##(?« und ogyaC anderseits". Fritzsche citirt ihn folgendermaßen: Socrates duo esse dissensiormm (8ta(i>oyä>v) genera ostendit. Solche lappalien zu erwähnen kann einem nur einem herausgeber ge-

610 108. Piaton und Aristoteles. Nr. 11.

genüber in den sinn kommen, der durch seine sonstige peinliche Sorgfalt in Verzeichnung aller möglichen dinge den leser gewis- sermaßen ansteckt und zur kleinmeisterei nöthigt.

Daß in der feststellung des textes mit gewissenhafter vor- sieht zu werke gegangen, wird der leser aus der bisherigen be- sprechung von selbst entnehmen. Irgend welche selbständige neuerung, die den zorn eines recensenten hervorrufen könnte, ist , so viel ich sehe , nicht vorgenommen , sondern es handelt sich nur um die auswahl zwischen dem alten. Dabei werden unter philologen die meinungsverschiedenheiten sich nie ganz ausgleichen und darum lohnt es sich nicht näher darauf einzu- gehen. Otto Apelt.

108. La dottrina dello stato nei libri di Piatone e di Ari- titotele e la sua comparazione con la dottrina di Hegel. Parte terza dell' opera : La dottrina dello stato di G. F. Hegel e le altre dottrine intorno al medesimo argomento. Studio compara- tivo del dr. Giuseppe Levi, prof. str. di filosofia del diritto nella R. universitä di Catania *). Roma (Torino, Firenze), Loe- scher. 1884. XI, 434 p. gr. 8.

Gern übernehme ich die aufgäbe das glänzend ausgestat- tete werk eines italienischen gelehrten , welcher in demselben eine eben so genaue kenntniß der einschlagenden litteratur wie eine fülle selbständigen und scharfsinnigen urtheils an den tag legt, der deutschen leserweit auf das angelegentlichste zu em- pfehlen. Und diese meine empfehlung wird dadurch nicht im mindesten beeinträchtigt , wenn ich von vorn herein offen be- kenne , daß von den sehr zahlreichen neuen oder von meiner eignen auffassung abweichenden ansichten des verf. nur wenige mich zu überzeugen vermocht haben. Im gegentheil, ich wünsche denselben seitens der sachkundigen lebhaft die eingehendste prü- f ung, auf welche sie, wenn auch nicht alle , so doch zu großem theile vollen anspruch haben. Und wenn meine anzeige unter diesen umständen nicht anders als wesentlich polemisch ausfal- len kann , so wird es mir doch hoffentlich auch so gelingen in den flüchtigen andeutungen, auf die ich mich beschränken muß,

1) Jetzt in Parma. Der erste band, welcher die beiden ersten theile Preliminari und Esposizione interpretativa della dottrina di He- gel umfaßt, ist 1880 in Pavia gedruckt, nunmehr aber in demselben verlage erschienen.

»Nr. 11. 108. Piaton und Aristoteles. 611

wenigstens einige erhellende Schlaglichter auf die bedeutsamkeit dieses buches zu werfen. Einige offenbare Übereilungen kann ich dabei natürlich nicht verschweigen , will auch nicht verheh- len, daß dasselbe meines erachteus durch etwas mehr gedrun- [i gene kürze beträchtlich gewonnen hätte 2).

Levi ist ein Verehrer Piatons in einem grade, welcher mei- jj ner Überzeugung nach volle gerechtigkeit gegen Aristoteles un- i möglich macht, und so weit seine Würdigung Piatons unzweifel- haft richtig ist, ist sie größtentheils nicht neu. Mit recht siebt er es als eine von ihr auch auf diesem praktischen gebiet un- zertrennliche aufgäbe an von der ideenlehre auszugehen. Er betrachtet Piaton nicht in der weise, wie es auch Zeller, ich und andere thun, sondern in der von Teichmüller aufgebrachten als einen pantbeisten. Damit glanbt er alle Schwierigkeiten in ; bezug auf das verhältniß der ideen zu den dingen beseitigt zu ; haben, obgleich er doch p. 194 f. selbst zugeben muß, daß die causalität der ideen die finale ist , wobei man denn schlechter- dings nicht begreift , weßhalb diese „selbstwirksamkeit" nicht ihr volles genüge darin fände , daß die niederen ideen in den höheren und zuletzt alle in der höchsten ihren zweck haben, sondern es dazu noch einer erscheinungsweit bedürfte, ganz gleich viel ob diese in den ideen oder die ideen in ihr immaniren oder ihr transcendent sein sollen. Hiermit hängt die behauptung zu- sammen, daß die übrigens lange vor Deuschle schon von Böckh ausgesprochene auffassung des mythos als der darstellungsform für das werdende und gewordene bei Piaton falsch sei. Nicht aus dem innern wesen der platonischen philosophie soll diese form hervorgegangen , sondern nur gelegentlich von Piaton ge- wählt sein, um seine auseinandersetzungen anmuthender zu ma- chen. Ich will nicht von Oberflächlichkeit reden , aber die Un- nahbarkeit hievon erhellt auf der stelle, sobald man sich um- sieht, welche gegenstände Piaton mythisch behandelt und welche nicht. Man denke nur an den Phädon und Timäos.

Zu dem besten in Levi's werk gehört dagegen die verglei- chung der platonischen und der aristotelischen lehre vom Ur- sprung des Staats p. 27 ff. 43 ff. (besonders 51 ff. anm.), wo er

2) Ein sinn9törender druckfehler ist p. 178 anm. hinter Ast Pia- tons leben und Schriften der ausfall meines namens. P. 166 steht Fedone statt Fedro.

612 108. Platou und Aristoteles. Nr. 11.

auf bisher verkannte unterschiede aufmerksam macht, aber frei- lich auch solche entdeckt, die in Wahrheit schwerlich vorhanden sind, und auch hier Piaton mehr als billig über Aristoteles er- hebt. Dieselbe frage wie bei den platonischen mythen wieder- holt sich auch hier, ob Piaton überhaupt ein eigentlich geneti- scher denker war. Ich glaube, was Levi unbeachtet läßt 3), be- wiesen zu haben , daß die verfehlte kritik Piatons (Staat II, 369 ff.) bei Aristoteles Pol. VI (IV), 4. 1291a 10 ff. erst einem peripatetischen schulzusatz angehört, aber wenn man Piaton ohne rücksicht auf die offenbar eingestreute ironie pedantisch beim wort nehmen wollte , würde sie zutreffend sein. Es ist nicht wahr, daß Piaton den staat mehr als Aristoteles aus den mate- riellen bedürfnissen hervorgehen läßt ; nur den ,, Schweinestaat" (372 D) construirt er aus ihnen , und Aristoteles sagt I, 2. 1252b 29 f. ausdrücklich vom Staate: yevopsvrj fi?v olv 7ov £tjv evex.ev, ovou ö? iov tv t,ljr. Aber wahr ist, daß Piaton denselben aus den individuell herleitet, Aristoteles aus der familie, und daß Piaton von da aus seinen grundsatz der geschäftstheilung entwickelt , auf den er seinen idealstaat baut. Jedoch keineswegs geräth Aristoteles damit in Widerspruch ge- gen seine regel bis zu den kleinsten theilen zurückzugehen: der kleinste theil ist eben für ihn bei dieser genetischen betrach- tungsweise nicht das Individuum, sondern die kleinste gemein- schaft , und gerade darin liegt sein fundamentaler unterschied von Piaton : die kleineren gemeinschaften sollen in der größe- ren erhalten bleiben, während Piaton sie für die Wächter, d. h. die eigentlichen bürger aufhebt. Für Piaton fallen , wie Levi selbst (p. 27) andeutet, staat und gesellschaft noch ganz zusam- men, Aristoteles thut zu ihrer Unterscheidung wenigstens den ersten schritt. Der ursprüngliche staat ist geschichtlich so ent- standen, wie Aristoteles es darstellt , und nicht wie Piaton ihn construirt; ich habe dafür in meiner bearbeitung der aristoteli- schen politik I, p. 13, anm. 2 auf Mommsen verwiesen. Es ist wahr, daß auch Aristoteles noch stark beherrscht wird von der platonischen anschauung des Staats als eines individuuras im großen, aber er hat sich wenigstens bemüht zu zeigen , daß der unterschied zwischen Individuum, haus und Staat mehr als

3) Ebenso macht er es p. 336 in bezug auf den abschnitt IV (VII), 10. 1329a 40— b39.

[Nr. 11. 108. Piaton und Aristoteles. 613

!ein bloß quantitativer ist, und er widerspricht sich daher wie- derum nicht, wenn er dem Piaton, und zwar, wie ich a. a. o. II, p. 40, anm. 133 gezeigt habe, mit bestem recht, vorwirft, den Staat verkehrtenveise zu einer möglichst eben so strengen ieinheit machen zu wollen wie das haus, ja das individuum 4). Es ;ist endlich wahr , daß Aristoteles im gegensatz zu Piaton ver- säumt die entstehung von recht und gerechtigkeit zu entwickeln, aber es ist dies doch nur ein mangel der ausführung, wel- cher sich aus dem fünften bände der nik. ethik ergänzen läßt, iygl. auch Politik II, 2. 1261 a 30 ff.

Ich habe in meinem angeführten buche überall da , wo ich |in der aristotelischen kritik des platonischen idealstaats der re- publik Verkehrtheiten entdeckte, dies angemerkt, und zwar zum , theil mit scharfem tadel. Dies unparteiische verfahren schützt mich genügend gegen die anschuldigung moderner Sympathien und antipathien, welche p. 245 (anm.) gegen meine beurtheilung idieser kritik erhoben wird. Auch habe ich nicht, wie p. 241 I behauptet wird, den Piaton als communisten bezeichnet, viel- i mehr (wie Levi selbst ebendaselbst anm. 2 iudirect anerkennt) genau ebenso gut wie der verf. hervorgehoben , daß sein com-

! munismus sich auf die beiden oberen stände beschränkt, woraus

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i denn schon erhellt, daß ich auch recht gut weiß, aus welchen

ganz anderen wurzeln derselbe entspringt als der moderne com- I munismus. Es ist aber auch nicht wahr, wenn (an letztgenann- ter stelle) ferner behauptet wird, die ganze kritik des Aristo- teles gründe sich auf die falsche Voraussetzung des gegentheils, . wie aus seinen eignen Worten II, 5. 1264a 11 ff. hervorgehe und j von mir a. a. o. II, p. 50, anm. 170 nachgewiesen sei; viel- mehr was ich hier nachgewiesen habe , ist nur , daß Aristoteles diesen theil seiner kritik unnöthigerweise auf beide möglich- keiten zuschneidet. Nun glaube ich ferner, daß jeder conse- queute communismus auch den eignen hausstand beseitigen muß, und ich habe mir daher nicht, wie der verf. (p. 245, anm.) meint, widersprochen, wenn ich einerseits diese aristotelische ;.; kritik als mustergültig gegen allen communismus und socialis- mus bezeichnet und andererseits zugestanden habe, daß gerade

4) Daß Piaton die Symphonie in die monotonie umgewandelt habe, sagt Aristoteles II, 5. 1263b 31 ff. nicht, sondern nur daß dies die letzte consequenz des von Piaton eingeschlagenen weges sein würde.

614 108. Piaton und Aristoteles. Nr. 11.

die der giitergemeinschaft nicht die volle kraft von der der wei- ber- und kindergemeinschaft besitze 5) Dieselbe Unterscheidung machte Oncken (Staatslehre des Aristoteles I, p. 184), dessen äußerung Levi (p. 243 anm.) so verstümmelt wiedergiebt, daß man glauben müßte, er hätte sie in bezug auf diese ganze ari- stotelische kritik gethan, während sie obendrein hinterher p. 186 f. noch wieder wesentlich modificirt wird6) Ganz wunderlich miß- verstanden hat der verf. (p. 244 anm.) denselben Oncken a.a.O. p. 176 f., indem letzterer hier einfach berichtet, wie Aristoteles 11,3. 1261b 16 ff. das von Piaton begangene sophisma aufdeckt, während Levi behauptet , Oncken habe gezeigt , daß Aristoteles hier ein sophisma begangen habe. Und so hat denn Levi gar nicht gemerkt , daß das urtheil Onckens über diese gesammte aristotelische kritik in Wahrheit sogar noch günstiger ist als das meine7). Aber auch den umstand, daß Aristoteles selber sich noch viel zu sehr im fahrwasser Piatons befindet, als daß nicht seine kritik gegen letzteren zum theil auf ihn selbst zurückfallen müßte , habe auch ich wiederholt schon hervorgehoben , so daß ich mich den genaueren ausführungen Levis (besonders p. 329 ff.) zum theil füglich anschließen kann. Doch würde ich es wohl auf mich nehmen einen andern theil derselben, w. z. b. daß die beschränkung des eigenthums im aristotelischen idealstaat noch größer als im platonischen sei , der Schiefheit oder Übertreibung zu überweisen. Und Piatons allergefäbrlichster kritiker ist Piaton selbst, indem er in den gesetzen , was Levi p. 293 ff. verge- bens bestreitet , ausdrücklich dahin gelangt den idealstaat als unausführbar hinzustellen und ein modell zweiten ranges zu ent- werfen , welches durch beseitigung des dritten Standes genau denselben einwürfen unterliegt, welche Levi gegen den aristote-

5) Immerhin jedoch muß ich diesem angriff eine gewisse be- rechtigung zugestehen. Wenn aber Levi auch daraus capital zuschla- gen sucht, daß ich die kritik des platonischen gesetzesstaates bei Ari- stoteles als eben so schwach bezeichnet habe wie die gegen den ver- nunftstaat der republik stark, so hätte er dies, glaube ich, in seinem eignen interesse besser unterlassen , zumal da ich es mir nicht er- spart habe den grund dieser erscheinung zu entwickeln.

6) Oncken schließt hier mit den worten: „In der polemik gegen die weiber- und kindergemeinschaft hatte Aristoteles (druckfehler: Piaton) die ehe, in der gegen die gütergemeinschaft hat er die til- gend und die freiheit vor dem radikalismus Piatons gerettet".

7) So bemerkt Oncken z. b. p. 189 f. jenen oben erwähnten, von mir anm. 170 getadelten mißgriff des Aristoteles nicht.

Nr. 11. 108. Piaton und Aristoteles. 615

lischen musterstaat erhebt. Das aber ist auch meine Überzeugung : ! der idealstaat der republik ist von großartiger Originalität , der l\ gesetzesstaat aber nur ein verwässertes decoct von ihm und vol- lends der beste staat des Aristoteles eine bloße modificirte copie -von beiden, die eben als solche nur ein sehr abgeschwächtes

interesse einflößen kann, vermuthlich auch ihrem eignen Urheber •im Widerspruch mit sich selbst einflößte, so daß die darstellung

in den anfangen stecken blieb 8), trotzdem daß diese Verfassung i das muster sein sollte , nach welchem vermöge immer größerer Jabweichung von ihm die Stufenfolge der übrigen Verfassungen i sich gliedert.

Nun geht aber der verf. (p. 255) so weit, daß er mit rück- I sieht auf die vielen verfehlten ehen sogar vom Standpunkte der J heutigen Wirklichkeit nicht wagt die platonische weiber- und 4 kindergemeinschaft der Wächter ganz unbedenklich zu verdam- -imen. Als anhänger der stricten vererbungstheorie äußert er -sich (p. 256) überaus milde gegenüber dieser platonischen men- I schenzüchtung , bei welcher die männlein und fräulein zur be- 'igattung zusammengeloost werden und die philosophischen staats- I herrscher noch überdies , um die tüchtigsten am häufigsten an

dies geschäft zu bringen , durch Verfälschung der loose das cor- ■i riger la fortune in anwendung bringen. Ich achte die Offenheit 1 dieser äußerungen , aber ich gestehe ebenso offen , daß hier die

discussion für mich aufhört. Anders steht es auch für mich ] hinsichtlich der frage nach der Stellung des weiblichen geschlechts, i; aber hier war es die aufgäbe Levis (p. 275 ff.) doch wenigstens \ zu fragen , ob denn Piatons behauptung , daß der unterschied ' desselben vom männlichen im wesentlichen ein bloß quantitativer

sei, richtig ist, und ob sie nicht vielmehr gerade durch die vom

8) Es ist unbegreiflich, daß Levi unter den gründen, weßhalb sich von dieser idealen aristokratie ein volles bild nicht gewinnen läßt, gerade diesen allernächsten nicht anführt. Oder glaubt er etwa, daß diese darstellung, wie wir sie haben, vollständig ist? Die behauptung (p. 66 aum.), daß die Schilderung des besten Staates im 4. u. 5. buche (7. u. 8. alter Ordnung) den bemerkungen über die aristokratie im 3. widerspreche, ist nicht richtig. Wie der scheinbare Widerspruch sich ausgleicht, habe ich bereits a. a. o. I, p. 54 u. ö. gezeigt, wozu dann noch die berichtigung Hermes XIX, p. 592 ff. kommt. Die von mir anrn. 600 (vgl. anm. 678, nicht 675, wie durch druckfehler bei Levi p. 67 anm. steht) hervorgehobene Unebenheit geht allein das dritte buch in sich selbst an. Uebrigens s. u. anm. 10.

616 108. Piaton und Aristoteles. Nr. 11.

verf. betonte thatsache, daß es viel männliche weiber und viel weibische männer giebt, schon allein hinlänglich widerlegt wird.

Davon , daß der dritte stand im platonischen idealstaat, welcher ehe und privateigenthum behält, der zahlreichste ist, macht Levi ein ganz unplatonisches aufheben. Man braucht nur zu lesen , mit welcher souveränen geringschätzung sich Piaton IV. 421 A über diese plebs und diesen großen häufen äußert, um einzusehen, daß ich recht habe. Es ist eben in Piaton nicht die geriugste spur von demokratischer ader. Strümpell weiß, indem er die meinung vertritt, daß in der öffentlichen erziehung innerhalb dieses Staates an dem Unterricht in turnen und musi- scher kunst auch die kinder des dritten Standes theil nehmen sollen, doch wenigstens recht wohl, welche Schwierigkeiten die philo- logische hermeneutik dieser annähme entgegensetzt, und macht sich doch wenigstens noch einige scrupel darüber, warum Piaton sich denn nicht so ausgedrückt hat , daß diese Schwierigkeit (oder vielmehr Unmöglichkeit) nicht vorhanden sein würde. Levi (p. 266 aum.) wird viel leichter damit fertig : perche non ee vüera bisogno : ecco tutto. Schade nur , daß die machtsprüche in der Wissenschaft lediglich die schwäche der sache verrathen ! Da Piaton den ganzen erziehungscursus von der geburt an ausdrück- lich nur für die wächterkinder bestimmt, so hätte er, wenn er wollte, daß innerhalb eines bestimmten abschnittes desselben auch die Sprößlinge der halbbürger an demselben theil nehmen soll- ten, es auch sagen müssen <J). Bringen wir es dennoch unserer- seits aus noch so plausiblen gründen, denen sich übrigens leicht andere eben so plausible gegenüberstellen ließen , hinein, so le- gen wir nicht aus, sondern unter : ecco tutto.

Aristoteles dagegen erklärt zwar nicht , wie Levi p. 69 ff. meint, freiheit, Wohlhabenheit und tüchtigkeit für gleichberech- tigte elemente10), sondern erkennt gleichfalls ein unbedingtes recht allein der tüchtigkeit zu, aber er verhilft auch den anderen

9) Statt dessen wird auch dieser elementare unterrichtscursus 376 C f. ausdrücklich als eine Wächtererziehung bezeichnet, während er so der ganz überwiegenden zahl der zöglinge nach vielmehr kauf- leute und gewerbetreibende liefern würde.

10) Vergeblich bestreitet Levi (p. 69 anm. 2), daß nage! IV (VI), 8. 1294a 24 mit -nktjf gleichbedeutend ist. Könnte darüber noch ein zweifei sein, so würde er durch die parallelstelle 1293b 19 f. gehoben. Die beste aristokratie ist der idealstaat, nächst ihr aber die mischung aus aristokratie, Oligarchie und demokratie.

<Nr. 11. 108. Piaton und Aristoteles. 617

factoren zu ihrem bedingten recht durch seine lehre von der gesammttüchtigkeit der bürgerschaft, welche in einem wirklichen culturvolk größer ist als die Sondertüchtigkeit der einzelnen her- vorragenden männer. Es ist sonderbar, daß Levi diesen hoch- bedeutenden gedanken , durch welchen Aristoteles zum ersten male die unentbehrlichkeit jenes „vollen tropfens von demokra- tischem oele" wissenschaftlich zu begründen, aber zugleich zu ver- . hüten sucht , „daß dieser tropfen nicht zum eimer werde", so gar keiner beachtung würdigt.

Aehnlich sucht man vergebens bei dem verf. nach einer verwerthung des für den platonischen idealstaat so hochwichti- gen ausspruches von Piaton, daß die philosophischen beherrscher desselben sich dieser ihrer aufgäbe gegen ihre eigne neigung unter- ziehen. Auch ist es verfehlt, wenn Levi diesen gedanken der philosophenherrschaft (p. 228) als einen acht griechischen durch jden hinweis nicht etwa bloß darauf, was sich ja hören ließe, Idaß viele der älteren philosophen zugleich Staatsmänner, gesetz- ,:geber, feldherrn waren, sondern auch auf die gebietende und leitende rolle zu begründen versucht, welche einzelne männer I von hervorragender intelligenz , wie Lykurgos11), Solon , Klei- sthenes , Perikles in den griechischen Staaten gespielt haben. (Denn diese ihre hervorragende intelligenz war doch immer we- nigstens in erster linie die politische, während die platonischen |herrscher vielmehr philosophen, d. h. für Piaton in erster linie metaphysiker sind. Erst Aristoteles hat die Weisheit (aoqna) des metaphysikers und die praktische einsieht (q^önjai*) des polili- l'kers begrifflich unterschieden. Allerdings sind die Widersprüche in !der aristotelischen staafstheorie in die äugen springender als in (der platonischen, in welcher sie übrigens auch keineswegs feh- llen; dies kommt aber am meisten daher, weil Aristoteles selbst inoch mit dem einen fuße auf platonischem boden steht und mit iidem andern über ihn hinausgeht. Und nicht immer, aber häu- :lfig ist das letztere ein schritt in die moderne weit hinein. Wo Ispr z. b. die ehe als Staatsinstitut behandelt, ist er ächter Plato- 1 niker, wo er sie für sich betrachtet , tritt uns ein warmer puls- schlag modernen lebens entgegen, und beide betrachtungen stehen

11) Welche bewandniß es in Wahrheit mit Lykurgos und mit dem spartanischen Staatswesen hatte, darüber s. jetzt v. Wilamowitz- Möl- lendorff Homerische Untersuchungen (Berlin 1884), p. 267 285.

Philol. Anz. XVI. 41

618 109. Ennius. Nr. 11.

in der that im schroffsten Widerspruch mit einander. Aber frei- lich Piaton war auch ein hagestolz , und Aristoteles hat zwei- mal in glücklicher ehe gelebt.

Fr. Susemihl.

109. Ueber die Annalen des Ennius. Von J. Vahlen. Aus den abhandlungen der königl. preuß. akademie der Wissen- schaften zu Berlin vom jähre 1886. Berlin 1886. Commissions- verlag von Georg Reimer in Berlin. 38 p. 4. 2 mk.

Post eqidtem sedet atra cural Während ich im juli die herrliche Umgebung Innsbrucks durchstreifte und an nichts we- niger als an litterarische controversen dachte, sandte ein dienst- eifriger Berliner buchhändler mir die oben citirte abhandlung nach , als ob ich sie nicht noch früh genug zur winterzeit in Petersburg zu gesicht bekommen hätte. Ein glück nur, daß er sie mir nicht gar, wie man das bei besonders wichtigen ak- tenstücken pflegt, telegraphirt hat !

Der eindruck , den die schritt prof. Vahlens auf jeden un- befangenen machen muß, ist wohl der, daß sie besser unge- druckt blieb.

Was die kritik so oft den arbeiten dieses gelehrten wäh- rend der letzten lustra zum Vorwurf gemacht, einseitiger conser- vatismus treibt auch hier seine blüthen ; der freilich nicht hin- dert, daß Vahlen auch umgekehrt mit der Überlieferung ganz willkürlich schaltet.

Im gegensatz zu meinen in der biographie des Ennius dar- gelegten und ebenso zu den von Vahlen selbst im anschluß an Merula früher gehegten ansichten über die composition der An- nalen wird jetzt die vermuthung aufgestellt, daß die handschrift- liche lesart bei Gellius XVII, 21, 43, nach der Ennius im 67. lebensjahre das 12. buch der Aunalen verfaßte, vollkommen be- gründet sei , und zugleich die angäbe des unzuverlässigen Ma- crobius, falls sie überhaupt ihm zur last fällt, nicht seinen ab- schreibern, wonach das Elogium des Fabius Maximus unus homo u. s. w. im XII. buch gestanden haben soll, vertheidigt. Der Berliner gelehrte meint nämlich, Ennius habe am ende des XII. buches einen riickblick auf die berühmtesten beiden Roms und auch auf seine eigenen geschicke gegeben , weil dieses einen vorläufigen abschluß des werkes gebildet habe (p. 10)!

Nr. 11. 109. Ennius. 619

Das ist nun aus äußern und innern gründen unmöglich.

Aus äußern , weil Ennius ja nach Vahlens annähme unmittelbar

nach beendigung des 12. buches in den drei letzten lebensjah-

jl ren , während er zugleich nachweislich für die bühne dichtete,

noch ganze sechs bücher Annalen verfaßt hat. Wie konnte er

also mit dem 12. buch haben abschließen wollen? Aus innern,

weil das ende des zweiten macedonischen krieges überhaupt

, keinen abschluß der politischen geschichte Roms bot , sondern

nur die besiegung des königs von Asien Antiochus, und die

davon unzertrennliche demüthigung der Aetoler. Erst dadurch

f, war die herrschaft Korns über den osten ebenso festgestellt, wie

die über den westen durch die Unterwerfung Carthagos.

Vahlen hält auch jetzt (p. 14 fgd.) mit Merula daran fest, daß der zweite punische krieg in zwei buchen», dem 8. und 9., nicht in drei behandelt sei. Neue beweise bringt er nicht vor. Es wird deshalb genügen , auf meine im Quintus Ennius p. 169 fgd. gegebene darstellung zu verweisen und dem leser die wähl anheim zu stellen.

Möglich wäre es allerdings, daß Cicero im Brutus 15, 58, wo er des Ennius angäbe über das consulat des Cornelius Ce- thegus und Sempronius Tuditanus (204 v. Chr.) als in nono, ut opinor, annali befindlich bezeichnet, die worte ut opinor nur hin- zugefügt hat, um dem gespräch den schein der Wirklichkeit zu si geben (Vahlen p. 15). Daß aber meine annähme, es liege ein irrthum Ciceros vor , wie er denn oft genug bei seinen citaten, auch wo er nicht den mindesten zweifei in sein gedächtniß aus- spricht, gefehlt hat, und die verse seien dem 10. buch zu über- weisen, mindestens ebensoviel Wahrscheinlichkeit hat, wird jeder der im Q. Ennius p. 169 nachliest zugeben. Auch sonst sind die gründe , die daselbst gegen die annähme Merulas vor- gebracht, von Vahlen nicht widerlegt.

Schließlich stellt der Berliner gelehrte die annähme auf, daß Ennius' Annalen in drei hexaden zerfielen , deren jede in sich abgeschlossen und möglicherweise für sich herausgegeben war, wobei am Schluß von buch 12 sich der oben erwähnte epilog über Roms celebritäten befunden habe (p. 35). Es läge nahe zu vermuthen , daß Ennius als alter Homerus sein werk auf 24 bücher habe bringen wollen, allein diese möglichkeit ließe sich durch kein inoment zur Wahrscheinlichkeit erheben (a.a.O.).

41*

620 109. Ennius. Nr. 11.

Diese ansieht ist nun wieder, abgesehen daß buch I VI ohne zweifei, wie ich dies in der biographie des Ennius p. 129 fgd. gezeigt, zuerst erschienen sind, ganz unglaublich.

Zunächst muß Vahlen selbst zugeben , daß so der schluß des epos ganz im sande verläuft , indem seit dem Istrischen kriege bis zu dem kriege mit Perseus nur sehr unbedeutende kämpfe stattfanden, von jenem aber höchstens die anfange, nicht der ausgang, den Ennius bekanntlich nicht erlebte, im 18. buch der Annalen behandelt werden konnten.

Man müßte für des Ennius episches talent eine durch nichts gerechtfertigte geringschätzung zeigen, wollte man anneh- men, daß er nicht den krieg mit Perseus, durch den nach Po- lybius erst die römische Weltherrschaft zum abschluß kam, zum ausgang seines epos habe machen wollen, sondern die elenden kämpfe mit den bergvölkern Sardiniens, Liguriens , Spaniens, denen buch XVII und XVIII nachweislich zum großen theil gewidmet war.

Auch wird Vahlens annähme widerlegt durch das bekannte, unzweifelhafte zeugniß des Plinius, daß Ennius aus bewunderung der tapferkeit zweier verbrüderter Römer propter eos sextum de- eimum adiecit annalem.

Will man nicht allen regeln der grammatik und exegetik höhn sprechen , so können diese worte nur bedeuten , daß En- nius ein buch den früher herausgegebenen 15 hinzufügte, wor- aus sich von selbst ergibt, daß buch 17 und 18 erst bei einer neuen ausgäbe hinzukamen. Vgl. Q. Enn. p. 128 fgd. Vah- len hat es nicht so weit in der hermeneutik gebracht , wie Th. Mommsen , der adicere mit „nachträglich einfügen" übersetzt. Aber was er p. 34 über die stelle des Plinius in völlig unver- ständlichen Wendungen sagt, zeigt eben" nur die Unmöglichkeit die worte anders zu fassen als sie mit ausnähme von Momm- sen und Vahlen allgemein aufgefaßt sind. Damit aber fällt auch zugleich die annähme, daß Ennius eine hexadische eiuthei- lung der Annalen beabsichtigt habe.

Uebrigens liegt nicht der mindeste grund vor anzunehmen daß Ennius den alter Homer us auch durch die gleiche oder gleichfalls durch sechs theilbare buchzabl habe bethätigen wollen.

Die eintheilung war damals noch ganz jung, schwerlich in der gelehrten weit durchgedrungen. Aehnlich ging noch in

.

f Nr. 11. 109. Ennius. 621

Ciceros zeit das werk des Naevius in zwei ausgaben , der ur- sprünglichen und der von Lampadio besorgten. Dieser, der nachweislich nach Ennius lebte , theilte auch des Naevius epos i in sieben bücher, nicht in sechs oder zwölf, nach dem divisor i der buchzahl der Ilias. Die Satiren des Lucilius bestanden in der ersten ausgäbe aus fünf, in der zweiten aus 25 büchern. Weshalb hätte Ennius sein epos nicht in 20 büchern geben sollen? Er hatte ja ganz andere rechtstitel als die bücher- zahl, um für alle zeit neben Homer genannt zu werden !

Noch bemerke ich, daß Vahlen die pugna Caeli tribuni wie- der in das 15. buch verlegt; während sie von Havet und mir in das 16. verwiesen und dieser Caelius mit dem von Plinius erwähnten T. Caelius Teucer identificirt wird. Der einzige grund dafür ist wohl, daß bei Macrobius VI, 3, 3 dieser kämpf nach den schlechtem handschriften dem 15., nach dem Parisi- nus dem 12. buch zugeschrieben wird, ebenso wie die offenbar nach dem vorbilde Homers im gegeusatz zu den beiden Römern verherrlichten kriegstbaten zweier Istrier VI, 2, 32 dem 15. Ich habe aber schon im Q. Enn. p. 180 darauf hingewiesen, wie unzuverlässig bei Macrobius mehrfach die buchzahlen sind ; wofür ja auch die oben besprochene ausgäbe , daß die verse unus homo u. s. w. aus dem 12. buch stammen, die schon durch Liv. 30, 26 widerlegt wird , hinlänglich zeugt. Macrobius schöpfte , wie a. a. o. bemerkt , garnicht aus Ennius , sondern aus einem grammatiker , der de furtis Vergilii geschrieben hatte (man sehe die prolegomena der ausgäbe p. VII). Bei seiner bekannten flüchtigkeit ist es sehr möglich, daß die allen zuver- lässigen Zeugnissen und combinationen entgegenstehenden buch- zahlen nicht den abschreibern, sondern ihm zur last fallen.

Ueberhaupt ist besondere vorsieht und einsieht bei benu- tzung der an sich ja höchst dankenswerthen Enniuscitate in den Saturnalien nöthig. Dieselben lesen sich so glatt, sind me- trisch so gefeilt, daß trotz der höchsten anerkennung für das formale genie des Ennius der verdacht rege wird , sie seien durch die nachfeilende hand eines augusteischen grammatikers gegangen, wie sich in gleicher weise um des Lucilius Satiren damals Valerius Cato bemühte.

Ich darf um so eher Vahlens ansichten über das 16., be- züglich 15. buch übergehen, als er sich hier nur gegen Bergks

622 100. Ennius. Nr. 11.

und Havets ansichten wendet, die meinigen aber unberücksich- tigt läßt. Wenn er jedoch p. 30 sagt, es sei hier für mich nichts mehr zu erfinden gewesen, bloß zu prahlen und zu schim- pfen , so befindet er sich in großem irrthum. So sehr ich mich freue mit so tüchtigen forschern wie Bergk und Havet in bezug auf die sicherstellung des königs Epulo und die ideuti- fication des Plinianischen T. Caecilius mit dem Caelius tribunus des Macrobius und dieses wie seines bruders mit den T. et C. Aelii tribuni militum bei Livius (Q. Enn. 180) zusammenzutreffen und so sehr ich bedauere, daß mir dies vorher entgangen ist (Havets abhandlung führt den titel l'histoire Romaine dans le dernier tiers des annales d'Ennius, Paris 1878; über Bergk ver- gleiche die ausgäbe des Ennius p. 173 fgd.), so wenig wird ein unbefangener richter bestreiten, daß die klarstellung des 16. buches und damit der ganzen entwicklung der Annalen nach der mit buch 15 schließenden zweiten ausgäbe nur mir ange- hört. — Man wolle nur nachlesen, was in Q. Enn. p. 177 fgd. dargelegt ist; wobei man auch sehen wird, was es mit dem von Vahlen erhobenen Vorwurf des prahlens und schimpfens auf sich hat.

Wenn aus dem gesagten sich ergibt, daß die gegenwärti- gen, selbständigen ansichten Vahlens über die gestalt der An- nalen noch mehr bedenken erwecken, als seine früheren, im an- schluß an Merula vorgebrachten , die wenigstens nicht bloß auf einseitige Verehrung bedenklicher Überlieferungen hinausliefen, so fordert noch mehr zum Widerspruch auf seine kritik und er- klärung einzelner fragmente des Ennius.

Da schon diese auszüge länger geworden als nöthig, so be gnüge ich mich mit wenigen beispielen.

P. 9 wird in den versen XVII, 4 (481, 2) wieder die vul- gata eicut fortis equus nunc senio confectus (statt hie ut non), wie ich theils nach fremder, theils nach eigener conjeetur ge- schrieben, empfohlen. Aber Cicero bezeugt ja im Cato 5, 14 ausdrücklich, daß Ennius von sich redet und daß er sich mit einem starken und siegreichen roß vergleicht. Wie paßt also sicut (das um so leiebter entstehen konnte als ein s vorher- geht) und gar nunc senio confectus? P. 38 wird wieder Co lumna's ansieht, daß Ennius den im an fang der Annalen ge schilderten träum im Portus Lunae gehabt habe, verfochten, und

'Nr. 11. 109. Ennius. 623

'! -

die von Persius 6, 9 citirte zeile Lunai portum , est operae , co- groscite, cives deshalb dem 1. buch zugewiesen. Es genügt hinzuwei- sen auf p. 159 fgd. der biographie des dichters. Wollte man i mit Vahlen , wozu in den worten des Persius , aus denen nur j hervorgeht, daß jener vers in den Annalen stand, nichts berech- tigt, wirklich das fragment mit dem träum in Verbindung brin- gen , so müßte man unumgänglich annehmen , daß Ennius erst nach dem bericht über den träum die Römer über den ort, wo er jenen träum gehabt, aufgeklärt habe und dabei eine län- gere Schilderung des Portus Lunae gegeben hätte. Ich glaube, diese Schilderung hatte , wenn überhaupt, nur als einleitung zu jenem erlebniß platz.

Bei Servius zu Aen. X, 396 stehen die verse : oscitat in campis caput a cervice revulsum semanimesque micant oculi lucemque requirunt. Schon Merula hatte erkannt, daß dieselben zu verbinden seien mit den von Lactantius zu Theb. XI, 56 citirten : cumque caput caderet, Carmen tuba sola peregit et pereunte viro raucum sonus aere cucurrit. Nur beging er den fehler, die letzten beiden an die spitze zu stellen. Das ist verkehrt. Denn zunächst fragt man doch bei einem, dem der köpf abgeschlagen, was die unmittelbare folge des tödlichen hiebes gewesen ist, also wie es dem köpf ergangen, erst nachher paßt die Schilderung des mittelbar mit dem ereigniß zusammenhängenden. Vahlen urtheilt über meine restitution (p. 31), „der mangel an stilistischem gefühl zeige sich hier besonders auffallend" ; und citirt zur Widerlegung die verse des Silius IV, 169 fgd.:

nam tibi dum stimulas cornu atque in proelia mentes accendis renovasque viros ad vulnera cantu, haesit barbaricum sub anhelo gutture telum et clausit raucum letali vulnere murmur. at sonus extremo morientis fusus ab ore flexa pererravit mutis iam cornua labris. Jeder sieht, daß grade diese stelle evident für die richtigkeit meiner anordnung spricht.

Doch ich hätte viel zu thun, wenn ich alle stellen, wo ge- gen mich polemisirt wird , besprechen wollte. Auch würde dabei wenig herauskommen. Es genügt den leser zu ersuchen,

624 109. Ennius. Nr. 11.

daß er überall die entsprechenden stellen meiner biographie und ausgäbe des Ennius vergleiche , da Vahlen sich meist be- gnügt hat, meine argumentationen nur theilweise zu berücksich- tigen, das übrige aber, soweit es ihm unbequem war, mit still- schweigen zu übergehen.

Nur noch zwei kleinigkeiten. Der Berliner gelehrte be- hauptet ich hätte in den Annal. I, 30 abgedruckten versen des Properz IV, 2, 1 fgd. fast ebensoviele fragmente des Ennius zu finden geglaubt. Davon sage ich nichts. Daß aber Properz in dem anfang des citirten gedichtes durchweg reminiscenzen an Ennius als themen des von ihm begonnenen epos verwendete, müssen die worte pronaque iam magnis admoram fontibus ora, unde pater sitiens Ennius ante bibit jedem beweisen. Wenn Vahlen mit andern gelehrten unter vergleichung von Liv. 45, 35, 3 den vers regiaque Aemüia vecta tropaea rate auf den triumph des Aemilius Paulus über Perseus beziehen will, den Ennius sicher nicht beschrieben, nicht auf den triumph des Aemilius Regillus über Antiochus (Liv. 37, 30), so liegt in den Worten des Livius nichts, was dazu nöthigte , eher das gegentheil. Denn Livius erwähnt, daß Aemiiius auf dem mit macedonischer beute bela- denen schiff des königs nach Rom gefahren sei, währeud nach Properz die trophaeen des Siegers auf dem schiffe des Aemi- lius prangten. Sollte jedoch wirklich Properz an den be- sieger des Perseus gedacht haben, so hat er einen lapsus memo- riae begangen, der um so leichter zu erklären ist, als jener, wenn er auch, wie Ovid, den pater Ennius hoch verehrte, doch, als durchaus der neuen kunstschule ergebener dichter, die An- nalen kaum allzu gründlich studirt hatte, jedenfalls viel weniger als Virgil.

Uebrigens dürfte der in rede stehende vers aus leicht er- sichtlichen gründen mit dem später folgenden : anseris et tutum voce fuisse Iovem seine stelle zu tauschen haben.

Wenn schließlich Vahlen meint (p. 3), daß Varro das hexa- metrische epitaphium des Plautus, das er nach Gellius I, 24 in dem ersten buch de poetis mitgetheilt hatte, nicht selbst für acht gehalten habe, so erscheint dies wenig glaubhaft. Sollte des Gellius ausdruck : nisi a M. Varrone positum esset nur bedeuten, daß es von Varro „einfach hingesetzt sei", so würde dies einen grad von urtheilslosigkeit und Unwissenheit des Gellius voraus-

Nr. 11. 110. Alte geographie. 625

setzen, den wir anzunehmen nicht berechtigt sind. Denn un- möglich konnte dem vielbelesenen autor der Noctes Atticae unbe- kannt sein, daß seit den zeiten der Alexandriner von Verehrern großer dichter eine menge epitaphien lange nach ihrem tode verfaßt waren , die nicht für die grabstätte der verherrlichten dienen sollten, sondern nur den zweck hatten , dieselben in der erinnerung der gebildeten weit lebendig zu erhalten. Varro j wird also wohl selbst für die authenticität jener verse eingetreten sein, und finden sich bei ihm noch sonst genug verstoße gegen die zu Ciceros zeit bei den Römern noch ganz junge phi- lologische kritik , um jenen gleichfalls glaublich erscheinen zu lassen.

Da übrigens wieder neuerdings das von Gellius a. a. o. ci- tirte epigramm des Naevius angezweifelt ist , so bemerke ich, daß dieser verdacht äußerst wenig Wahrscheinlichkeit hat. Wie bekannt, kam sehr bald nach Naevius die saturnische poe- sie in verruf bei den Römern, Naevius selbst trat zurück hinter Plautus und zumal Ennius. Danach ist es sehr schwer anzu- nehmen, daß ein grammatiker jenem ein so überschwängliches epitaphium gewidmet, die behauptung gewagt hätte, mit Naevius sei die lateinische spräche gestorben. Eine solche hyperbel wäre höchstens bei Octavius Lampadio denkbar, der ums jähr 140 das epos des Naevius herausgab. Für die kritik des saturui- scheu verses kommt übrigens die frage nicht in betracht , da Lampadio doch nothwendig gründliche kenntniß jenes metrums besessen haben muß, ohne die er an die herausgäbe des bellum Punicum garnicht denken konnte.

L. Mueller.

110. Carl Koch, die bäume und sträucher des alten Griechenlands. 2. aufläge. Berlin 1884.

Die pflanzenphysiognomie der einzelnen länder hat im laufe der Jahrhunderte die mannigfachsten Wandelungen erfahren. Weilt der glückliche reisende im herrlichen lande, wo im dunklen laub die goldorangen glühn , die myrthe still und hoch der lorbeer steht, so meint er nur zu leicht, es habe nie eine zeit gegeben, wo nicht diese bäume und sträucher dem lande seinen spezifi- schen charakter verliehen , wo nicht die cypresseu und oliven und palmen, wie jetzt, am hause des winzers oder im kloster=

626 110. Alte geographie. Nr. 11.

garten ihren platz gehabt haben. Und doch ist ihre ursprüng- liche heimath so fern ! Der einen auf den gebirgen Afghanistans, der andern in Syrien und Mesopotamien. Erst im wandel der Jahrhunderte hat Asien sein füllhorn von prächtigen pflan- zen über Europa ausgeschüttet, das jetzt wieder mit der neuen weit im wechselverkehr des gebens und empfangens steht. Die älteren Griechen konnten Italien ein land primitiven Charakters nennen, es rühmen als eine fundstätte von getreide , holz und vieh , und Varro nannte es nicht mit unrecht einen großen Obstgarten ; Theophrast rechnete noch Italien zu den wenigen ländern, wo Schiffbauholz vorkäme, und Hiero fand für sein rie- senschiff nur einen bäum im brettischen gebirge, der als haupt- mast dienen konnte. So ist auch Griechenland, das einst von hohen Wählern bedeckt war, später immer mehr in einen garten fremdländischer gewächse umgewandelt worden.

Das obige werk ist ein posthumes, nach dem tode des nam- haften botanikers und professors an der Berliner Universität von der witwe mit hülfe von freunden (Bolle und Wetzstein) ediert und dem deutschen kaiser gewidmet. Es ist eine fleißige Zusammenstellung, die in erster linie für das große publikum bestimmt scheint, worauf wenigstens die paraphrasen von fremd- wörtern wie terminologie , nomenklatur , anonym, und von grie- chischen und lateinischen wortformen und eigennamen hindeuten, sowie auch die etwas behaglich breit sich ergehende darstellungs- weise. Zugleich aber findet sich die ausgesprochene ansieht, „den herrschenden Wirrwarr über die bedeutung der griechischen pflanzennarnen" zu beseitigen. Auf grund der antiken quellen, besonders Homer, Theophrast und Dioscorides werden die bäume und sträucher nach ihren classen und familien mit eingehender beschreibung der charakteristischen merkmale vorgeführt ; leider erleichtert weder ein Inhaltsverzeichnis noch ein index die Über- sicht, wenig correct ist auch der druck der griechischen pflan- zennarnen. — Nach einleitenden bemerkungen über gärten und über Griechenland im allgemeinen werden von p. 25—270 ab- gehandelt: I. die coniferen mit abietaeeen (iXdrij, th'tv,,', nevx>]\ cupressaeeen (x/Äpoc, ftrior), taxaeeen (a/xiloi;), gnetaeeen (dgov- TT(tAo^), II. die dicotyleen mit apetalen (eiche, hasel, buche, birke, eller, weide, pappel, wolfsmilchpflanzen, brodfruchtblüthler, maul- beerblüthler , platane) , monochlamydeen (ulme , meldenblüthler,

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lorbeerblüthler etc.), monopetalen (lippenblüthler , eisenkräuter, i tollkräutler , hundstöter mit oleander und oleaceen) , polypetalen (kirsche, epheu, myrthe, rose, kernobst , Steinobst, Hülsenfrüchte u. ä.), hypogynen mit lindenblüthlern, ahorn, orangen etc. und perigynen mit rhamnaceen und terebintbaceen).

Das buch bezeichnet einen entschiedeneu fortschritt zu den werken von Billerbeck (flora classica Leipzig 1824), Fi-aas (Syn- opsis plantarum München 1845) oder gar Dierbach (flora my- thologica Frankfurt 1833) •, ein nützliches nachschlagebuch bleibt Lenz' Botanik der Griechen und Römer. Wie verhält sich aber obiges werk, wird jeder philologe sodann fragen, zu dem classischen werke von Hehn ? Gegenüber andern botanischen stimmen, die über das buch vou Hehn laut geworden sind , ist es erfreulich und amüsant zugleich , p. 20 zu lesen : „wir besi- tzen hierüber (d. i. über den Wechsel der Vegetation) ein auch für botaniker nicht genug zu beachtendes werk eines gelehrten philologen, der früher in Dorpat professor an der dortigen Uni- versität war, sich aber jetzt Berlin zu seinem stetigen aufenthalt erwählt hat und mit dem einfachen namen Victor Hehn sich unterzeichnet. Das werk führt den namen „Die kulturpflanzen und hausthiere in ihrem übergange aus Asien nach Griechenland und Italien" !

Andererseits macht sich aber auch bei Koch eine gewisse animosität gegen Hehn geltend, da dieser keine notiz von seinen büchern genommen hat , wie den „Wanderungen im Orient", „Geschichte und naturgeschichte unserer obstgehölze", die „vor allem in England, dem lande alles praktischen, große anerken- nung gefunden haben , ja fortwährend als autorität betrachtet werden" (p. 247). Koch will daher gegenüber dem „poetischen Standpunkte" Hehn's den „praktischen" vertreten. So ist denn auch seine darstellung nüchtern im vergleich zu den trefflich geschriebenen, von „poetischer" wärme durchwehten kulturhisto- rischen skizzen, die jener besonders auf grund linguistischer Stu- dien , eigener beobachtung und von berichten sachverständiger entworfen hat. Betritt dagegen Koch das gebiet des ästheti- schen, so wird er mitunter recht geschmacklos, wie z. b. p. 124, wo es heißt: „der anblick dieser rhododendron- gebüsche, wenn sie in blüthe stehen, ist großartig ; besonders wenn man außer- dem noch das romantische dabei berücksichtigt." Bei der

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Schwierigkeit der behandelter] fragen , bei der Unsicherheit und dem schwanken der alten berichterstatter ist es natürlich , daß beide forscher mannigfach abweichen und daß auch der botauiker noch manche frage offen läßt und zweifelfragen aufwirft; so ist es ihm sicher (p. 132), daß inli-'t] bei Homer keine esche ist, da fraxinus excelsior in Griechenland nicht wachse und die kleine sorte nicht gemeint sein könne wegen des epithetons taivyXotQm (II. 13, 178; 16, 767), und daß Dioscorides mit (.nlla einen andern bäum als Homer und Theophrast im äuge hatte , aber welchen nun, bleibt auch ihm unsicher; ebenso vermag er nicht zu eruiren , ob die homerische »).//{> qij eine silberlinde oder ein ahom gewesen (p. 238). Was nun seine differenzen mit Helm betrifft, so ist zu bedauern, daß die philologischen kenntnisse des botanikers bei weitem nicht auf der höhe der botanischen kenntnisse des philologen stehen. Zunächst muß es bedenk- lich erscheinen, wie p. 46 die „eichel fressenden''' Arkader (p'rc- Xuin'f liyoi) zu ,,kastanienessern" gemacht werden auf grund der Hesiod-stelle (op. et dies 232), wo die ßri'karot der Sq7^ einfach als kastanien gedeutet werden, ferner daß (fqyöii immer mit ka- stanien übersetzt wird, obwohl Theophrast vier arten eichen mit abfallenden blättern unterscheidet, nämlich srvfAodgii,', n\uiiqv\- log, cpij}<'>^ und aanqui und Koch selbst sagt: ,,etymodrüs hat süße eichein, müßte also den kastanienbaum bedeuten". Wo bleibt nun cprjyog (esculusl)? Weil er am Pontus keine eßbaren eichein gefunden hat außer den kastanien, leugnet Koch überhaupt die existenz derselben; vgl. aber Helm p. 344 der zweiten aufl. Schlimmer ist die argumentation , mit welcher p. 1 75 die ansieht Hehn's (p. 210), die quitte (jaijXo* xvdmviov) sei schon im sechsten Jahrhundert den Griechen bekannt gewesen, mit fol- genden exorbitanten Worten widerlegt sein soll : „er (Hehn) stützt sich dabei auf Athenaeus, den unzuverlässigsten berichterstatter des alterthums ; unter den fragmenten , die Athenaeus gefunden haben will (!), befinden sich auch die des Alcman fr. 90 Bergk und Stesiehoros (fr. 27) angeblich aus der genannten zeit. Was daselbst über die quitten gesagt wird , mag für die zeit, in der Athenaeus lebte, also für 205 n. Chr., wahr gewesen sein; 800 jähre früher befand sich aber der quittenstrauch ganz bestimmt nicht in Griechenland"!! Ebenso wird ein citat des Diphilos v. Sinope bei Athenaeus verflüchtigt p. 198. In der that aber

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\ ist es bemerkenswerth. daß die quitte sich auf Kreta, dem lande i der Kydonen, jetzt nicht mehr findet.

Auch irrt Koch, wenn er Spanien für die heimath des ole- ij anders hält und das vrjQtm des Dioscorides für rhododendron an- ,j sieht, weil er auf seiner reise im Pontus nur letzteren gefunden s hat, der oleander aber in Spanien so häufig ist. Hehn sagt ausdrücklich (p. 358), in ganz Kleinasien, besonders nach süden hin , wuchere er noch heute , bei den Arabern trage er den „sichtlich aus dem griechischen dctquij abgeleiteten namen difleh, ;| defle, difna". Und hiermit stimmt das in einem briefe Wetz- ; stein's angeführte heutige spanische wort adefla doch auffallend I iiberein! Als heimath des Ölbaums nimmt Koch Nubien an, 1 bloß weil Schweinfurth berichtet , er habe bei Suakin ihn ,,iu [| einem zustande, als sei er nicht verwildert, sondern hier einhei- misch", gefunden. Koch macht eben, wie mir scheint, zu weite rückschlüsse von der gegenwart auf die ferne Vergangen- heit. — Jäh erstaunen aber muß man über die darlegung, das '• pijlor betreffend. Die zeit, in der man das ursprünglich gene- relle (jtTjXov (obst) auf den apfel übertrug, wird als sehr spät angenommen ; „sie beginnt fast erst mit anfang unserer Zeitrech- nung" (p. 178); zu Od. VII, 115 und XI, 589, wo äpfel, die man das ganze jähr hindurch haben kann, also Winteräpfel er- wähnt werden, heißt es (p. 179): „man sieht hieraus, aus wel- cher sehr späten zeit die besagten stellen, die beide übrigens nur dasselbe sagen, stammen"!! Was sagt man ferner zu stellen wie p. 70 : ,,der buchsbaum wuchs weder zur zeit des Homer im Peloponnes (!) noch kommt jetzt daselbst vor" und p. 149: „die kornelkirsche konnte in küstenländern garnicht vorkommen, wohl aber in Arkadien, wo die helden Homers zum theil wohnten" ! ! Also sollen die homerischen gedichte im Pe- loponnes entstanden sein !

Wenn Koch ferner p. 246 erklärt, es sei über den wein- stock schon, von den alten selbst, so viel geschrieben, daß es nicht mehr nothwendig wäre , etwas über ihn zu sagen , und dann fortfährt : „neuerdings hat Victor Hehn erst wiederum über ihn in seiner bekannten poetischen weise für den , der sich da- für interessiert, ausführlich berichtet", so möchte ich bezweifeln, ob sonst schon jemand das schöne kapitel ohne interesse gelesen hat, und möchte überhaupt nur wünschen, daß kein philologe

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die trefflichen skizzen HehnV über feigenbaum , Ölbaum, flachs, hanf, lauch , linsen, lorbeer , myrthe , granate , quitte, rose, cy- presse, platane etc. ungelesen lasse.

Alfred Biese.

111. Nissen, Adolf, beitrage zum römischen Staatsrecht. Straßburg 1885, K. J. Trübner. IV und 245 p. 5 mk.

Der haupttheil der vorliegenden beitrage ist einer Untersu- chung über die lex curiata de imperio gewidmet (p. 41 150), der erste theil (p. 1 41) behandelt den, wie bekannt, bisher streitigen begriff des pomerium , der schlußabschnitt verwerthet die im zweiten haupttheil gewonnenen resultate für die bestim- mung des ius pomerii. Das ergebnis des ersten wie des letzten abschnitts wird sich kaum anfechten lassen. Dagegen fordert der hauptgedanke des mittelpunkts der ganzen darstellung trotz der eingehenden beweisführung Nissens vielfach zum Widerspruch heraus.

Die versuche, aus der Wortbildung die bedeutung des ety- mologisch noch nicht aufgeklärten offenbar technischen ausdrucke pomerium zu ermitteln , haben bekanntlich zu den verschieden- sten und bisher nur zu unbefriedigenden erklärungen geführt. Nissen bezeichnet deshalb die sprachliche basis als in diesem falle überhaupt ungeeignet für den aufbau der Untersuchung und geht vielmehr darauf aus , den sachlichen inhalt dieses ter- minus technicus aus den quellen zu bestimmen. Dabei gelangt er zu folgenden resultaten : die urbs in sacralem sinne ist der mit dem sulcus primigenius umzogene ager effatus , auf welchem die weltliche urbs, der häuserkomplex , errichtet werden soll. Durch die pflugfurche wird die Stadt in sacralem sinne fossa et muro geschützt , insofern die furche selbst den graben , die vor- schriftsmäßig (Varro, L. L. V, 143), bei dem ausheben dersel- ben nach innen geworfene erde die mauer darstellt. Eine pa- rallel mit dem sulcus primigenius gezogene liuie deutet an, wie weit die factische besiedlung innerhalb des so hergestellten stadt- templum gehen darf. Beide linien werden mit steinen , cippi, besetzt, deren inschriften, in der inneren linie der Stadt, in der äußern dem lande zugekehrt, dort die bebauung mit häusern, hier das vordringen des landbaus über die sacrale fossa verboten.

Der so geschaffene streifen land ist das pomerium, bestimmt,

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die zukünftige wirkliche befestigungsmauer zu trageu, womit je- doch nicht gesagt ist, daß diese unbedingt auf dem pomerium stehen müßte. Bei der umpflügung wird . um die zukünftige wohnstätte nicht gänzlich von dem verkehr mit der außenweit zu trennen, der pflüg an drei stellen ausgehoben , und dadurch werden die drei portae des romulischen stadttemplum geschaffen. Mit diesen ausführungeu Nissens dürften die akten in der Streitfrage i nach dem begriff des pomerium endgültig geschlossen sein. Alle bisher für einander widersprechend angesehenen nachrichten der alten über das pomerium sind durch Nissens erklärung in das rechte licht gestellt : die varronische deutung post murum, dafür post- moerium erweist sich als sachlich vollständig korrekt, da unter murus die obengenannte sacrale mauer zu verstehen ist; berichten die Schriftsteller, daß das pomerium sich zum theil innerhalb, zum theil außerhalb der mauer befunden habe, so ist das ebenfalls vollständig richtig, sie hätten nur noch hinzufügen sollen, daß es zum theil auch unter der mauer sich befand : bei derartigen stellen ist eben nur an die spätere auf dem pomerium aufge- führte befestigungsmauer zu denken-, auch der vorkommende plural pomeria ist nunmehr verständlich, da damit die einzelnen, durch die drei portae von einander getrennten theile des pomermm gemeint sind ; die wirkliche befestigungsmauer im ältesten Rom, die , wie erwähnt , durchaus nicht an das pomerium gebunden war, ging bekanntlich auf der anhöbe des Palatinus um die äl- teste wirkliche ansiedelung herum, das pomerium aber umzog die sacrale urbs quadrata , um den fuß des Palatinus wirklich qua- dratisch herumlaufend, der vielbesprochene beriebt des Ta- citus (Annal. 12, 24) enthält also gar keine Schwierigkeit. Was in den quellen über Verschiebungen des pomerium berichtet wird, bespricht Nissen in dem letzten theile seines buches und gelangt auch dort zu durchaus zu billigenden resultaten. Ebenso un- zweifelhaft richtig ist das resultat, daß nur das innerhalb des sacralen Streifens, des pomerium, liegende stadttemplum, der räum der eigentlichen besiedelung , der abhaltung der auspicia urbana gewidmet ist, die möglichkeit, auspicien anzustellen, an der in- neren grenzlinie des pomerium ihr ende erreicht (Varro, L. L. V, 143 eoque auspicia urbana finiuntur Liv. V, 52, 15 quae auspicato agimus omnia fere intra pomerium). Abgesehen von dieser sacralen bedeutung hat nun das pomerium eine Staats-

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rechtliche bedeutung erlangt , die beide zusammen den iuhalt des sogenannten ius pomerii bilden. Einerseits schied das po- merium die sacrale urbs von deren weltlicher Umgebung, nur auspicato unter dem schütze der götter durfte der magistrat über das stadttemplum hinausgehen , anderseits schied es die civil- von der militairgewalt, indem das ius pomerii innerhalb der Stadt weder truppen noch truppenführer duldete und insofern der ,,grundpfeiler der bürgerlichen freiheit" (p. 163) war. Wollte daher der feldherr als solcher triumphierend in die Stadt einzie- hen, so bedurfte er der dispensation von dem ius pomerii ; ebenso mußte diese dispensation stattfinden , falls eine nothlage des Staates den durchmarsch von truppen oder sonstige entfaltung der militairmacht in der Stadt selbst erheischte (p. 181 ff.). Durch die aufhebung des ius pomerii trat das iustitium ein. Auch in diesen punkten wird man den ausführungeu des Ver- fassers beipflichten müssen. Anders steht es dagegen mit den erörterungen über die lex curiata de imperio. Zwar ist der satz, daß die lex curiata dem magistrat das imperium militare über- trage (p. 54) , entgegen der Mommsenschen auffassung, daß sie demselben nichts gäbe, was er nicht schon hätte, wohl als rich- tig zu bezeichnen , aber wenn auch der militärische Oberbefehl der wesentlichste ausfluß des imperium war, so gab es doch für den oberbeamten eine reihe amtshandlungen während seiner thätigkeit in der stadt, die als ausfluß des ihm verliehenen Im- perium zu betrachten sind. Verfasser scheint mir also das im- perium zu eng lediglich auf das imperium militare zu beziehen. Die lex curiata bildet meines erachtens einen nicht zu entbeh- renden akt bei der Verleihung der obersten gewalt, die ohne die- selbe nicht ausgeübt werden konnte. Davon, daß dieselbe dem konsul erst verliehen worden sei, wenn der auszug ins feld un- mittelbar bevorstand , habe ich mich nicht überzeugen können. Nirgends steht in den quellen etwas davon, daß der konsul, so- bald er die lex curiata de imperio hatte, wie Nissen behauptet (p. 49), die stadt habe verlassen müssen. Da jedoch der kon- sul nach dem ius pomerii innerhalb der sacralen urbs die bürger nicht militärisch versammeln durfte, so erlangte natürlich das in dem allgemeinen dem konsul gleich beim amtsantritt verliehenen imperium involvirte militärische imperium erst praktische geltung, wenn er außerhalb der stadt ging. Die zweitheilung in ein

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Imperium domi und ein Imperium militiae wird außerdem von den quellen mehrfach klar bezeugt ; ich glaube wenigstens kaum, daß stellen, wie Cicer. de legib. III, 3, 6 und III, 3, 8 als auch im sachlichen inhalt rein konstruktiv aufzufassen sind , sondern sehe darin den ausdruck der im Staatsrecht wirklich gegebenen Verhältnisse. Nissen wendet sich besonders dagegen , daß das militärische Imperium während der anwesenheit des konsuls in der stadt geruht habe und scheidet den konsul als solchen, der lediglich civilbeamter, von dem konsul mit lex curiata, der mili- tärbeamter gewesen sei (p. 60). P. 152 wird aber von ihm selbst auch ein in gewissen fällen, allerdings schnell vorüberge- henden, ruhendes Imperium anerkannt. Ferner ruht z. b. die befugnis des konsuls zur leitung der städtischen geschäfte , so lange er als feldherr die stadt nicht betreten darf (p. 153), warum also erklärt Nissen es für undenkbar, daß die militär- gewalt desselben geruht habe, so lange er in der durch sacrale Vorschriften eximirten stadt weilte? Aus Dio 41, 43 scheint mir Nissen mit unrecht zu folgern , daß zur abhaltung der cen- turiatcomitien die lex curiata nicht erforderlich gewesen sei (p. 59). Schon die weihe des platzes zeigt, daß wir es nicht mit truppen als solchen , sondern eben mit centuriatkomitien bei der wähl zu thun haben würden. Die wähl kann aber Pompejus nicht abhalten, weil er nicht magistrat ist, sondern nur das einseitige militärische Imperium besitzt, die konsuln nicht, weil sie nicht die lex curiata haben. Die stelle spricht also gerade dafür, daß die lex curiata de imperio nicht auf das militärische imperium beschränkt war. Für unbestreitbar halte ich es auch , daß der konsul als solcher zunächst im kriegsfall den anspruch auf die heeresleitung hatte. Nur so wenigstens kann ich Livius XXIV, 8, 17 verstehen. Daß man faktisch in schwieriger läge und bestimmten fällen einem geeigneter erscheinenden manne das mili- tärische kommando übertrug , ist leicht erklärlich und beweist nichts gegen das Vorhandensein dieses anspruchs. Es würde hier zu weit führen, alle einzelnen ausstellungen, die gegen die ausführungen Nissens zu machen sind , aufzuzählen. Zum theil haben dieselben auch schon anderen ortes (s. Zeitschrift f. öster. gymn. 1886, hft 3) platz gefunden. Erwähnt mag nur noch sein , daß auch dieser mir am meisten streitig scheinende theil seines buches gar manche unzweifelhaft richtige bemerkung ent- Philol. Auz. XVI. 42

634 112. Römische alterthümer. Nr. 11.

hält, daß z. b. die vom diktator vorkommende phrase ut equom acendere liceret (p. 687) sich im wesentlichen mit der lex curiata für diesen deckt. Anregung und belehrung bietet das buch überall, wenn auch die nachprüfung im einzelnen vielfach zu abweichender auffassung führt.

Dietrich.

112. Ermanno Ferrer o, Iscrizioni e ricerche nuove intorno all' ordinamento delle armate dell' impero Romano. To- rino, Loescher 1884. 4. 88 p. (Estr. d alle Memorie della Reale accademia delle scienze di Torino. Serie II, Tom. XXXVI).

Der Verfasser des uns vorliegenden gehaltvollen werkes hatte im jähre 1878 eine zusammenfassende darstellung der ge- schichte und Organisation der römischen flotte herausgegeben (L'ordinamento delle armate romane. Torino, Roma, Firenze, Bocca), in welcher, namentlich für die geschichte der flotte der kaiserzeit, die litterarischen und epigraphischen quellen zum er- sten male in annähernder Vollständigkeit herangezogen worden waren. Dieselbe wurde von mir (Revue historique Annee V, 1880, Tome XIII, p. 158 164) ausführlich besprochen, wobei ich eine anzahl von fragen , welche die geschichte der republi- kanischen flotte betreffen, zu beantworten suchte. Es ist uns erfreulich aus der vorrede der neuen schrift des verf. zu entnehmen , daß derselbe seine Studien über die geschichte der flotte der römischen republik , welche auch in der neuen bear- beitung von J. Marquardt's Römischer Staatsverwaltung (bd. 2, p. 495 ff.) nicht eingehend genug behandelt ist, unterdessen fortgesetzt hat und deren Veröffentlichung vorbereitet. Was die flotte der kaiserzeit anlangt , so ist unsere kenntniß von dersel- ben im laufe der letzten jähre in ganz erheblicher weise erwei- tert worden. Eine stattliche reihe neuer inschriften lieferten die im laufe der letzten jähre erschienenen neuen bände des Corpus inscriptionum Latinarum, denen sich einzelne in Zeitschriften mitgetheilte inschriften anschlössen ; die nachforschungen des verf. und seiner freunde nach weiteren unbekannten inschriften haben zur auffind ung wenigstens eines ineditum's geführt. Von Untersuchungen über die geschichte der flotte kamen vor allen diejenigen Th. Mommsen's über die rechtsstellung der Classiarii und über die conscriptionsordnung der römischen kaiserzeit

Nr. 11. 112. Römische alterthümer. 635

(Hermes bd. XVI, 1881, p. 458 ff, XIX, 1884, p.l 79, 210 234; Ephemeris epigraphica V, p. 159 ff.) in betracht, mit deren von Ferrero's annahmen mehrfach abweichenden resulta- ten sich der Verfasser auseinanderzusetzen hatte.

Nachdem Ferrero im eingang seiner schrift seine früheren angaben über die einzelnen flottenabtheilungen der kaiserzeit, zum theil im anschluß an die in meiner erwähnten besprechung gegebenen andeutungen, ergänzt hat, wendet er sich zur kritik der citirten aufsätze Mommsen's , welchen gegenüber er den Standpunkt, den er in seiner früheren schrift eingenommen, we- nigstens in den hauptpunkten aufrecht erhält. Während Momm- sen (Hermes bd. XVI, p. 463 ff.) angenommen, daß im anfange der kaiserzeit sowohl die flottenmannschaft als die schiffscapitäne aus den kaiserlichen sklaven und freigelassenen hervorgingen und daß wahrscheinlich erst unter Claudius eine wahrhaft militärische Orga- nisation der kriegsmarine erfolgte , entscheidet sich Ferrero da- für , daß schon unter Tiberius die bemannung der flotte nicht mehr aus angehörigen des kaiserlichen gesindes , sondern aus peregrinen bestand, welche nach ablauf ihrer dienstzeit das rö- mische bürgerrecht erhielten; vom anfang des zweiten bis zum anfang des dritten Jahrhunderts erlangten die classiarii mit dem eintritt in die marine die latinität, seit Caracalla auch das bür- gerrecht. Es folgen alsdann, unter bezugnahme auf die neuer- dings ausgesprochenen vermuthungen von Wilmanns , Mommsen und Mispoulet , erörterungen über das matrimonium der flotten Soldaten , und über die recrutierungsbezirke der classiarii sowie die Verzeichnung der neuen aufschlösse , welche wir aus den neu edirten inschriften über die admirale, officiere und chargier- ten der kaiserlichen flotte gewinnen. Die frage nach dem ge- genseitigen Verhältnisse der in den flotteninschriften genannten rangstuf en der centuriones, trierarchi, nauarchi, principes wird aber- mals eingehend behandelt , ohne allerdings zu definitivem ab- schluß zu kommen ; es wären hier wohl auch die angaben der byzantinischen taktiker , namentlich des Leo und Basilius , in betracht zu ziehen gewesen , welche ja von einer sehr weitge- henden continuität der einrichtungen der römischen flotte , wie sie uns die von Ferrero gesammelten inschriften erkennen las- sen, und der byzantinischen kriegsmarine zeugniß geben. Die nicht weniger als 150 texte umfassende nachlese der inschriften

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636 113. Pädagogik. Nr. 12.

beruht auf einer, soweit unsere controle sich erstreckte, erschö- pfenden benutzung der neueren und neuesten epigraphischen lit- teratur; die wiedergäbe der inschriften, denen gemäß der anläge des hauptwerkes ein ausführlicher kritischer apparat beigegeben wird, ist eine äußerst genaue und sorgfältige. Den Schluß bilden zwei an der band der inschriften einerseits und der Notitia di- gnitatum andererseits aufgestellte Verzeichnisse der einzelnen flot- tenstationen in den ersten drei Jahrhunderten und im fünften Jahrhundert nach Christus, eine tabellarische Übersicht über das lebensalter , in welchem der eintritt in die kaiserliche marine stattfand, berichtigungen und kleine nachtrage zu dem kaupt- werke des Verfassers sowie drei ausführliche, nur an wenigen kleinen lücken leidende indices, welche die in den inschriften überlieferten namen der officiere und mannschaften der flotte, die verschiedenen officia classiaria und die namen der kriegs-' schiffe umfassen.

Höchst werthvolle beitrage zur geschichte der römischen flotte hat seit der einsendung vorstehender anzeige (1885) na- mentlich die aus dem nachlaß von Camille de la Berge heraus- gegebene abhandlung ,,sur l'organisation des flottes romaines" (Bulletin dpigraphique. 1886) gebracht.

Herman Haupt.

113. Questions d'enseignement secondaire par Ch. Bigot. Paris, Hachette 1886.

In Frankreich ist wie in Deutschland die Unterrichtsfrage an der tagesordnung , hier wie dort drängen sich die Schriften, die sich mit der abstellung sei es angeblicher sei es wirklich vorhandener übelstände beschäftigen. Auch in Frankreich hat man , unzufrieden mit den leistungen im lateinischen und grie- chischen an den schulen , dem den naturwissenschaften so gün- stigen zeitstrome folgend den ruf erhoben : fort mit den alten sprachen aus den mittelschulen ! Zu dieser wichtigen frage nimmt Bigot, ein begeisterter anhänger des klassischen alterthums , in seinem buche Stellung. Freimüthig und unbefangen bespricht er das mittelschulwesen in Frankreich , schonungslos legt er die schaden und mängel desselben nach seiner meinuug dar, behan- delt er die Vorbereitung und das examen der lehrer, berührt er auch in einem kapitel den mädchenschulunterricht. So verlockend

Nr. 12. Bibliographie. 637

es auch wäre, auf seine ausführungen im einzelnen einzugehen, die mehrfach zum Widerspruch herausfordern , die sich selbst mehrfach widersprechen, wollen wir doch nur kurz seine haupt- forderungen in bezug auf die klassischen sprachen dem zwecke dieser Zeitschrift gemäß zusammenstellen , um so mehr als sie nur französische einrichtungen berücksichtigen und pädagogisch werthvolles und neues nicht bieten. In der neuen mittelschule sollen die sprachen sowohl wie auch die realien getrieben werden. Um dem realismus und utilitarismus unserer zeit entgegenzuar- beiten soll unbedingt die litterarische bildung den hauptplatz im Unterricht einnehmen , so indessen , daß nur die modernen sprachen vor allem die französische grammatikalisch erlernt und getrieben werden. Das klassische alterthum soll den Schülern durch seine hauptwerke in Übersetzungen zugänglich und ver- ständlich gemacht werden. Neben dieser allgemeinen mittelschule mit dem enseignement secondaire franc^is wünscht er in ganz beschränkter zahl gelehrtenschulen mit dem enseignement se- condaire classique. Aber auch in ihnen soll mit möglichster einschränkung des grammatisch-stilistischen Unterrichts das haupt- gewicht auf die lektüre gelegt werden. In anbetracht des hö- heren werthes der griechischen litteratur schlägt er vor au ei- ner dieser schulen das griechische als haupt-, das lateinische als nebenfach zu behandeln. Im übrigen sollen die anforderungen in den naturwissenschaften auch hier dieselben sein. Wir be- zweifeln ernstlich, daß es nach diesem unterrichtsplane, der nur in großen umrissen entworfen ist, gelingen wird die französische jugend zu heilen oder zu bewahren vor den mancherlei fehlem des französischen volkscharakters , dessen licht- und Schatten- seiten der Verfasser in seinem schlußkapitel behandelt.

Bibliographie.

Von dr. Richard Kuhula in Wien wird ein „allgemeiner deutscher hochschulen - almanach" vorbereitet, ein unternehmen, auf das aufmerksam zu machen, wir nicht unterlassen wollen.

Folgender prospect ist versendet worden: Soeben erschien im Verlage der k. k. hof- und staatsdruckerei und ist durch alle buchhandlungen zu beziehen das erste doppelheft des I. Jahrganges der Mittheilungen aus der Sammlung der papyrus erzherzog Rainer. (Herausgegeben und redi- girt von Joseph KarabaceJc). Der papyrusfund von el-Faijüm ist

638 Bibliographie. Nr. 12.

weltbekannt. Wien darf sich des besitzes seines größten theilea rühmen. Die Sammlung der papyrus erzherzog Rainer bewahrt einen nach vielen tausenden von stücken zählenden urkunden- schatz, welcher, über einen Zeitraum von mehr als zwanzig Jahr- hunderten sich erstreckend , in eilf sprachen die culturverhält- nisse eines großen theiles der alten weit vor unseren äugen sich nochmals vollziehen läßt. Dieser kostbare schätz soll in dop- pelter weise durch die wissenschaftliche forschung allgemein zu- gänglich gemacht werden. Erstens durch eine große urkunden- publication , d. i. durch das im druck befindliche „Corpus Pa- pyrorum Raineri, Archiducis Austriae", welches dazu bestimmt ist, das gesammte materiaHiach sprachgruppen geordnet in lesung, Übersetzung, erklärung und getreuer bildlicher reproduction darzu- bieten. Zweitens durch diese „Mittheilungen", welche außerhalb des rahmens einer Urkundenedition fallende Studien und for- schungen und berichte über neue funde aus der Sammlung ent- halten werden. Sie sollen das große Corpus Papyrorum vorbe- reitend , zugleich dessen streitbare begleiter sein. Bei dem fast unerschöpflichen reichthum der Sammlung an Urkunden, welche die verschiedensten gebiete des menschlichen wissens und könnens berühren , werden die „Mittheilungen" ebenso für den classischen philologen , Orientalisten, ägyptologen, historiker, pa- laeographen , Chronologen, metrologen, numismatiker, theologen und Juristen, als auch in technischer und kunstgewerblicher hin- sieht auf grund eines ganz neuen materiales eine fülle von auf- schlössen bieten und sohin für alle unentbehrlich sein. Die „Mittheilungen''' sind ausschließlich als literarischer Sammelpunkt für die mitarbeiter an dem Corpus Papyrorum Raineri zu be- trachten , wie sie denn auch von zeit zu zeit berichte über die fortschritte der sichtung und Ordnung, beziehungsweise conservi- rung des Urkundenbestandes selbst bringen werden. Sie er- scheinen in dem formate und auf dem papiere des prospects, nur ausnahmsweise mit artistischen beilagen ausgestattet, zunächst in zwanglosen heften, welche im umfange von etwa 15 bogen ei- nen Jahrgang bilden. Der preis für den I. Jahrgang im umfange von 15 bogen quartformat beträgt 5 fl. ö. w. === 10 mark = 12 francs = 10 Shilling-. Es wird ersucht, die Pränumeration auf das werk baldmöglichst zu veranlassen, da bei der verhält- nißmäßig kleinen aufläge spätere bestellungen eventuell nicht berücksichtigt werden könnten. Aus demselben gründe werden einzelne hefte nicht abgegeben Wien, im november 1386. Verlag der h. h. hof- und staatsdruckerei.

Mittheilungen der Verlagsbuchhandlung B. G. Teubner in Leipzig, 1886, nr. 5: erste abtheilung : künftig erscheinende werke : Dialectographorum graecorum praeter atticistarum libros reliquiae. Accedunt scripta de passionibus dictionum , de bar- barismo et soloecismo. Collegit disposuit recensuit Richardus

Nr. 12. Bibliographie. 639

Schneider, gr. 8.; Bodleiana. Edidit Richardus Schneider. gr. 8.; Quinti Smyruaei Posthomericorum libri XIV. Recogno- vit Alb. Zimmermann. 8. (Bibliotlieca Teubneriana) ; M. Tullii Ciceronis de natura deorum libri tres. Für den schul- gebrauch erklärt von dr. Alfred Goethe, lehrer am königl. evan- gelischen gymnasium zu Glogau. gr. 8.; Eutropi breviarium ab urbe condita. Recognovit Franciscus Ruehl. 8. geh. (Bi- bliotheca Teubneriana). Nr. 6. Scholia in Sophoclis tragoe- dias vetera post Petrum Elmsleium e codice Laurentiano denuo collato edidit, commentario critico instruxit Petrus N. Pappageor- gius. 8. (Bibliotlieca Teubneriana); IX Vitae sanctorum metricae. Ex codicibus Monacensibus, Parisiensibus, Bruxellensi, Hagensi saec. IX XII. edidit Guilelmus Harster. 8. [Biblio- theca scriptorum medii aevi.]

Ausgegeben sind aus dem verlage von P. Neff und Ebner und Seubert in Stuttgart Illustrirtes verzeichniß hervorragender werke ; Fr. A. Perthes in Gotha Weihnachtscatalog.

Bei Achermann in München sind zwei antiquarische kata- loge eigentkümlicher art erschienen, über welche Münch. allg. ztg. beil. zu nr. 351 berichtet; der eine umfaßt das gebiet des aberglaubens, der andere die gaunerliteratur.

Cataloge von antiquaren. Georg NaucJc, buchhandlung in Ber- lin, antiquarischer catalog nr. 24, enthaltend „neueste erwerbun- gen aus dem gebiete der classischen philologie, geschichte, geo- graphie, Sprachwissenschaft . . und archäologie'% dabei beson- ders publicationen der academie der Wissenschaften zu Berlin ; katalog nr. 1 13 von Simmel u. co., welcher enthält : 1. Encyclo- paedie und geschichte der philologie p. 97, 2. Literaturgeschichte. Geschichte der alten philosophie. Bibliographie p. 102, 3. Zeit- schriften. Sammelwerke p. 107, 4. Gesammtausgaben der Schrif- ten von philologen. Opuscula. Neulateiuer p. 108, 5. Gram- matik. Lexicographie. Metrik, a. Allgemeines. Sprachverglei- chung p. 115, b. Griechisch p. 118, c. Lateinisch p. 122, 6. Alte geschichte und geographie. Mythologie. Alterthümer p. 127, 7. Archaeologie p. 145, 8. Epigraphik. Palaeographie p. 159. Zuvor erschien: kat. 111. Griechische autoren ; kat. 112. La- teinische autoren. Gleichzeitig erscheint: kat. 114. Verzeichniß von etwa 5000 philologischen abhandlungen, welche in kat. 111 113 nicht enthalten sind; derselben firma catal. 114, ent- haltend ein „Verzeichniß von mehr als 5000 dissertationen, Pro- grammen , gelegenheitsschriften aus dem gebiete der classischen philologie und alterthumswissenschaft" ; antiquarische anzei- gen nr. 15 von Zahn und Jaensch in Dresden.

G. Fischer in Jena macht auf die Vollendung von Merguet lexikon zu den reden des Cicero aufmerksam ; W. Herta in Berlin auf die ausgäbe und Schriften über Gellius von Martin

640 Kleine philologische zeitung. Nr. 12

Hertz ; Mayer und Müller in Berlin versenden ein verzeich- niß ihres Verlags.

Kleine philologische zeitung.

Hannover, 6. october. (Einheitsschulverein: vrgl. ob. hft. 6, p. 365) Gestern fand hier eine Versammlung von Universitäts- lehrern, Schulmännern und laien behufs griindung eines deut- schen einheitsschulvereins statt, dessen aufgäbe sein soll, 1) ei- nen befriedigenden lehrplan und feste grundsätze der lehrweise für die höhere und mittlere einheitsschule aufzustellen ; 2) das verhältniß der hauptarten allgemeiner bildungsschulen (d. h. der gelehrten , mittel- und Volksschule) zu einander und zu den fachschulen zu erörtern, insbesondere auch die frage der schul- berechtiguugen zu besprechen ; 3) durch behandlung aller die einheitsschule betreffenden fragen in fachzeitschriften , eigenen „schritten des deutschen einheitsschulvereins" und in vereins- versammlungen die öffentliche meinung über die idee der ein- heitsschule aufzuklären und sie , sowie die factoren der gesetz- gebung dafür zu gewinnen. Der zu diesem zwecke erlassene aufruf erklärt : Bei der vielfältigen und tiefen Zersplitterung des Volkes durch die leidenschaftlichen interessen- und princi- pienkämpfe der gegenwart erscheine es nothwendig , d':e innere einheit des volksgeistes zu stärken oder herzustellen durch ein- führung eines einheitlichen höheren Schulunterrichts , denn in der gegenwärtig bestehenden zweitheilung liege eine der Ursa- chen der Zerrissenheit. Nun soll aber das einheitlich bildende element nicht vorzugsweise in den historischen und philosophi- schen Wissenschaften gesucht werden, sondern in dem „kern der alten humanistisch - gymnasialen bildung", in dem „Studium der klassischen sprachen , besonders auch des griechischen". Einer „maßvollen Verstärkung der neueren sprachen , vornehmlich des französischen und der mathematisch-naturwissenschaftlichen lehr- fächer" wird alleidings auch das wort geredet, aber im ganzen würde die erstrebte einheitsschule mehr eine Umgestaltung der realschulen in gymnasien , als eine annäherung der letzteren an jene sein. Üeber die Verhandlungen wird dem „Berl. tage- blatt" berichtet: professor Steinmeyer-Aschersleben und Oberlehrer Hornemann -Hannover begründeten einfach die geforderte reform. Die eigentliche debatte eröffnete director Fischer- Osnabrück mit der erklärung, daß die erstrebte einheitsschule niemals zu einer einheitlichen denkweise im volke führen könne. Professor Stein- bart fügte noch hinzu, ein Unterricht im griechischen bis seeunda sei eine fruchtlose quälerei von 80 proc. der schülerzahl, denn das gelernte werde von den in Sekunda abgehenden schülern bald wieder vergessen. Zu konstatiren sei auch, daß es eine große anzahl hochgebildeter menschen gebe, die nie griechisch

Nr. 12. Kleine philologische zeitung. 611

getrieben hätten. Die Verfechter der einheitsschule wollten dies nur als ausnähme gelten lassen. Nach einer langen debatte wurde zur abstimmung über die vorgelegten thesen geschritten, und dabei stellte sich heraus , daß die meisten theilnehmer an der Versammlung sich der abstimmung enthielten , weil sie geg- ner der einheitsschule waren. Die thesen fordern eine allmäh- liche Umbildung der bestehenden einrichtungen unter riicksicht- nahme auf das culturleben der gegenwart, eine Verbesserung der Unterrichtsmethode, eine theilung der oberen classen der höhe- ren einheitsschulen , behufs einführung des fachunterrichts , wel- cher nur von fachlehrern mit humanistischer bildung ertheilt werden dürfe; beibehaltung des griechischen in der bisherigen ausdehnung und beschränkung des lateinischen zu gunsten an- derer fächer. Diese thesen wurden angenommen. Münch. allg. ztg. no. 282. Bis jetzt hat von weitern erfolgen dieses Vereins nichts verlautet, wie denn auch in der Versammlung selbst ver- hältnismäßig wenig Sympathie für ihn sich gezeigt haben soll. Mit recht : denn schon die Stellung, welche nach ihm der clas- sischen literatur auf dem gymnasium angewiesen werden soll, zeigt, daß man die bedürfnisse der gegenwart nicht begriffen hat.

Bei dem am 17. october in Marburg stattgehabten Wechsel des prorectorats hat profcssor dr. Fr. Liszt in seiner antrittsrede die jetzt so viel besprochene frage nach einer reform des juri- stischen Studiums auf Universitäten besprochen, von der Münch. allg. ztg. nr. 296 einen auszug giebt.

Am 31 . october ist in Berlin das doctorjubiläum des professor Zeller gefeiert, worüber Münch. allg. ztg. nr. 296 und beil. zu nr. 305, zu nr. 306 berichtet.

Wien. Nach Vertagung des reichstags soll hier im Unter- richtsministerium über die reform des Unterrichts an den Univer- sitäten berathen werden. Dabei werden, wie Münch. allg. ztg. nr. 297 berichtet, die delegirten der beiden Universitäten in Prag für einschränkung der lernfreiheit an den Universitäten plaidiren d. h. mit andern worten, sie wollen die Universität zur schule umformen, d. h. sie knechten. Dabei bedenkt man nicht, daß, wenn man die lernfreiheit knechtet, man auch die lehrfrei- heit zu grabe trägt, also die deutsche Universität vernichtet.

„Die Wiedergeburt Griechenlands und der griechische syllo- gos in Konstantinopel" ist ein aufsatz von E. Zomarides über- schrieben, welcher in Münch. allg. ztg. beil. zu nr. 293. 300 von der thätigkeit des syllogos handelt und dabei die wahrhaft fürstliche freigebigkeit griechischer kaufleute und anderer reichen schildert, welche diese bei gründung und regelung griechischer schulen und anderer der erziehung der griechischen Jugend ge- widmeter anstalten entwickeln : die Griechen geben darin allen andern nationen der gegenwart ein vortreffliches und nachah- mungswerthes beispiel.

642 Kleine philologische zeitung. Nr. 12.

Am 29.oct. hat in der geographischen gesellschaft zu Wien Eduard Glaser einen äußerst inhaltreichen Vortrag über seine reisen in Südarabien gehalten, von welchem die Münch. allg. ztg. beil. zu nr. 306 referirt: wir heben hier daraus hervor, daß der redner auf den feldzug des Aelius G-allus 24 a. Chr. einging, auf die Stellung der Ptolemäer und auf andres, was die einrichtungen und sitten der alten weit, der Aegypter, Juden und Römer erläuterte: man hofft, daß auch über diese punkte Glaser sich in besondern Schriften vernehmen lassen wird.

Aus den Sitzungsberichten der academie der Wissenschaften zu Berlin von ende april bis ende juli ergiebt sich, daß diese unter billigung des cultusministers 40000 mk für wissenschaft- liche zwecke verausgabt hat: darunter befinden sich 4000 zur her- ausgäbe der commentatoren des Aristoteles , 3000 mk. für die griechischen inschriften, 3000 mk. für die lateinischen, 2000 mk. für die prosopographia der römischen kaiserzeit, 2000 mk. für das Studium der griechischen papyrusurkunden in Frankreich und England, 2500 mk. zur geologischen aufnähme von Attika, 2500 mk. zur Untersuchung der Wasserversorgung von Pergamon.

Von einer gefahr, welcher professor Kiepert in Kleinasien glücklich entgangen, berichtet Münch. allg. ztg. beil. zu nr. 315: in nr. 328 erklärt aber professor Kiepert selbst, daß die ganze geschichte von einem phantasiereichen Türken erfunden sei.

Eichstätt, 14. nov. (Ausgrabungen). Die unter der leitung des generals von Popp auf eigene kosten des gutsbesitzers Win- kelmann in Pfünz vom 2. bis 5. november d. j. vorgenomme- nen ausgrabungen ergaben, wie die „Frank, ztg." mittheilt , au- ßer dem schon früher aufgefundenen südlichen thore (porta de- cumana) und dem südöstlichen eckthurm auch das östliche und westliche thor mit ihren thürmen (porta principalis dextra und sinistra) und den nordwestlichen eckthurm. Auch fanden sich im innern des castrums die grundmauern eines langen vierecki- gen gebäudes. Dieses ausgegrabene castrum gehört wohl zu dem besterhaltenen , das je aufgefunden wurde. Münch. allg. ztg. Zweite beilage zu nr. 319.

Köln. In der Rheinprovinz haben freilich nur vorüberge- hend, wie es scheint, zwei säcularfeiern die gemüther beschäf- tigt, die erste gründung nämlich der Universität Bonn , 20. no- vember, und die erhebung von Coblenz zur kurtrierischen resi- denz : dadurch veranlaßt finden sich auch in der Münch. allg. ztg. beil. zu nr. 325 einige notizen über diese erste gründung der Universität Bonn.

Graz, 22. nov. (Zum Jubiläum der Grazer Universität). Die viertälteste Universität der monarchie , die im jähre 1586 gegründete Grazer Karl-Franzens-universität , feiert bekanntlich am 25. november d. j. das Jubiläum ihres dreihundertjährigen bestandes. Die wichtigsten daten aus der geschichte dieser hoch-

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schule theilt die „N. fr. presse" wie folgt mit: die feierliche eröffnung der Universität fand am 14. april 1586 mit vieler pracht statt. Der Stifter der hochschule , erzherzog Karl , ließ in die matrikel seinen erstgeborenen söhn Ferdinand, den nach- maligen deutschen kaiser, als ersten ,,akademiker" eintragen. Anfänglich umfaßte die Universität nur die theologische und philosophische facultät. Die Stiftungsurkunde des habsburgischen regenten Innerösterreichs , erzherzogs Karl, ist vom 1. januar 1585 datirt; zehn tage früher stellte letzterer an den papst Gregor XIII. formell das ansuchen um die bestätigung der uni- versitätsgründung. Aus dem jesuiten-collegium hervorgegangen und zum zwecke der förderung der katholischen gegen-reforma- tion ins leben gerufen, war die neue hochschule bis zur aufhe- bung des Ordens ganz in den händen der Jesuiten. Im jähre 1773 übernahm der Staat die Universität; die lehrkanzeln wur- den von der regierung selbstständig besetzt, doch blieben ehe- malige Jesuiten noch geraume zeit hindurch mitglieder des leh- rer-collegiums. Gleichzeitig wurde durch errichtung der lehr- kanzeln für Chirurgie , anatomie und hebammenkunst der grund zur späteren chirurgischen lehranstalt gelegt. Die juristische facultät wurde im jähre 1778 errichtet, vier jähre später jedoch die Universität aufgehoben , an deren stelle ein lyceum trat. Die Wiederherstellung der Universität erfolgte im jähre 1827. Im jähre 1849 wurde eine eigentliche philosophische facultät gegründet, und im jähre 1863 erfolgte die Vervollständigung der Universität durch die errichtung der medicinischen facultät. Der erste rector der Universität war der Belgier P. Georg Oenbrug- gen (Oenburg) von Duras , vordem vicerector des jesuitencolle- giums. Derselbe wurde am 21. october 1586 vom ordenspro- vincial eingesetzt. Am 25. november 1586, dem festtage der heiligen Katharina, der patronin der hochschule, lag das grund- buch der hochschule, die „matrikel" bereits vor. Dieser tag wurde denn auch vom akademischen senat für die Jubiläumsfeier gewählt, welche sich auf einen festactus im refectorium des prie- sterhauses und auf ein bankett der professoren und docenten beschränken wird. Seitens der Studentenschaft sind in folge der besonders in Graz grassirenden antisemitischen bewegung keinerlei Veranstaltungen in aussieht genommen. Münch. allg. ztg. no. 328.

Der erste band der Culturgeschichte von Lippert wird in Beil. zu Münch. allg. ztg. nr. 333 besprochen und namentlich auf die periode der weiberherrschaft (mutterrecht, entstehung der ehe) und die Ursprünge der religion eingegangen.

Man schreibt aus Athen: die in nördlicher richtung von den propyläen der Athener Akropolis in neuester zeit vorgenom- menen ausgrabungen haben sehr merkwürdige ergebnisse zu tage gefördert. Insgesammt wurden in den letzten tagen 16 ziemlich

614 Kleine philologische zeitung. Nr. 12.

große und wohlerhaltene kupfergefäße, wie weiubehälter, trink- schalen , milchgefäße und trinkbecher ausgegraben. Der wein- behälter ist 29 centimeter hoch und der form nach kunstvoll gearbeitet. Alle diese gegenstände wurden an einem und dem- selben orte gefunden. Zudem wurde auch noch eine in kupfer gearbeitete ziemlich gut erhaltene Statuette von 27 centimeter höhe ausgegraben. Die Statuette stellt eine weibliche figur dar, welche in ein panzerhemd gehüllt ist , das kleid bis zu den fu- ßen trägt und dasselbe mit der an den leib anliegenden linken band zurückhält, während die rechte vom ellenbogen ab vorge- streckt ist. Die statue ist die größte der bisher auf der Akropolis ausgegrabenen kupfer-statuen und ihrer ausführung nach ähnlich den im letzten Januar ausgegrabenen , der epoche von Phidias angehörenden marmor- statuen. Auf einer weiters vor kurzem auf der Akropolis aufgefundenen marmor - aufschrift wird eines kupfer-depots (chalkothek) erwähnt, also eines besonderen ortes, wo die kupfernen gefäße und andere den tempeln gehörige, aus kupfer verfertigte gegenstände aufbewahrt wurden. Es fragt sich nun , ob die nordöstlich der propyläen aufgedeckte mauer dieser chalkothek angehört und die ausgegrabenen kupferobjekte von den daselbst aufbewahrten kupfergegenständen herrühren, worüber erst die weiteren eingehenden nachgrabungen sicheren aufschluß geben werden. Allgemein nimmt man indeß in ar- chäologischen kreisen Athens an , daß sich die chalkothek zum mindesten in der nähe jenes ortes befindet, wo die erwähnten zahlreichen kupfergefäße aufgefunden wurden. Ueberdies wurde nordöstlich von den propyläen ein marmorbruchstück aufgefun- den, auf welchem die Widmungsaufschrift: „den korbtragenden Jungfrauen" welche bei den festen des Dionysos, der De- meter etc. die heiligthümer dieser götter trugen eingegraben ist. Die namen der Jungfrauen fehlen zwar , aber jene der ar- chouten, unter welchen sie den korb der heiligthümer, und zwar des Dionysos und „der mutter der götter" getragen, finden sich auf dem bruchstücke vor: es sind dies die archonten Seleucos und ermdeludoros (sie). Beiblatt zu no. 667 der National-zeitung, 2. december 1886.

In Mailand sind im garten der succursale des Großen ho- spitals in der Via Francesco Sforza wichtige alterthümerfunde gemacht worden. Man stieß zuerst in tiefe von zwei metern auf römische aschen-urnen mit knochenresten, thongefäße, kleine glasfläschchen u. dgl., die dem zweiten nachchristlichen Jahrhun- dert anzugehören scheinen. In größerer tiefe fanden sich reste aus gallischer zeit-, eine große leider zerbrochene amphora weist deutlich a\if diese hin. Noch tiefer soll eine dritte gräberschicht liegen , welche nach gewissen anzeichen ligurisch - etruskisch ge- halten wird. Sollte das letztere sich bestätigen, so würde es den wichtigsten theil der entdeckung ausmachen. Die nachgra-

Nr. 12. Auszüge aus Zeitschriften. 645

bungen werden auf kosten der stadt und der provinz Mailand fortgesetzt. Mönch, allg. ztg. no. 340.

Regensburg, 6. decbr. (Freilegung der porta praetoria). Vor einigen tagen wurde mit der freileguug der porta praetoria be- gonnen , und es ist bereits der größte theil des seither vorhan- denen mittelalterlichen Vorbaues abgebrochen, so daß sich nun- mehr die gewaltige quaderconstruction im freien präsentirt. Die höhe des thores im lichten wird von dem gegenwärtigen Stra- ßenniveau aus gegen vier meter betragen. An der römischen mauer, welche die rückwand des in den besitz des bischofshofes tibergegangenen stadels bildet, zeigt sich ein fries, welcher große ahnlichkeit mit formen hat, wie sie an den ältesten theilen des capitols zu Rom vorkommen. Bezüglich der Schwierigkeit der archäologisch- technischen aufgaben, um deren lösung es sich bei den unerläßlichen conservirungsarbeiten der immerhin erhebli- chen , aus thurm , thor und mauerzügen bestehenden reste einer römischen militärstadt handelt , befanden sich die maßgebenden kreise keinen augenblick im ungewissen und werden dieselben daher ihre schritte jedenfalls durch bedachtsame vorsieht leiten 3n. Münch. allg. ztg. Zweite beilage zu no. 342.

Auszüge aus Zeitschriften.

Archäologische zeiiung, herausgegeben vom archäologischen institut des deutschen reichs, Jahrgang XXXIX, (s. Phil. anz. XII, 6, p. 333), 1881, hft 2: F. Hultsch , die maasse des Heraion zu Sarnos und ei- niger anderer teinpel , p. 97. R. Evgelmann , zwei mosaiken aus Sparta, (taf. VI), p. 127. K. Diltlwy , polychrome Venusstatuette (taf. VII), p. 131. C. Robert, die gesandtschaft an Achilleus, atti- scher aryballos (taf. VIII), p. 137. A. Milchhöfer, Polybios, p. 153. Miscellen: G. Hirschfeld, Zeus und Apollon im Gigantenkampf, reliefs in Termessos rnaior (holzschnitt) , p. 157. A. Furtwängler, zu den pergamenischen reliefs (holzschnitt), p. 161. J. de Witte, Phinea (zinkdruck) , p. 163. Berichte. r Berichtigung zu p. 33, p. 167. Die ausgrabungen von Olympia (Kirchhoff, Purgold). Bericht über die thätigkeit des archäologischen instituts, p. 193.

Heft 3. K. Lange, die Athenapromachos des Pkidias (holzschnitt), p. 197. A. E. J. Holwerda, olympische studien: III. zum pentath- lon (taf. IX), p. 205. O. Puchstein, kyrenäische vasen (taf. X XIII), p. 215. Berichte.

Heft 4: W. Börpfeld, die Proportionen und fußmaße griechischer tempel, p. 261. F. Denecken, einkehr des Dionysos, relief im Louvre (taf. XIV), p. 271. W, Gebhard , vasenfragmente im herzoglichen museum in Braunschweig (taf. XV. XVI), p. 277. A. Milchhöfer, spartanische kunstwerke (taf. XVII), p. 281. Miscellen: A. Furt- wängler, notizen aus England: 1) vasen, p. 301 ; 2) zum sogenannten Theseus des Parthenon, p. 304 ; 3) zum mausoleum von Halikarnass, p. 305; 4) zum friese vom tempel in Priene, p. 306. C. H. Hülsen, bleitafel mit vevwünschungsformeln, p. 309. Ohnefalsch Richter, ein altes bauwerk bei Larnaka (taf. XVIII), p. 311. Berichte. Sitzung der archäologischen gesellschaft in Berlin, p. 315. Chronik

646 Auszüge aus Zeitschriften. Nr. 12.

der Winkelmannsfeste, p. 315. Berichtigung zu p. 153, p. 325. Die ausgrabungen von Olympia, p. 327.

Jahrgang XL (1882), heft I: 11. Kekule, über einige vasen des Hieron (zinkdruck), p. 1. P. I. Meier, über die zweikainpfdarstel- lungen der Durisschale, p. 17. R. Engelmann, krieger aus Dodona, bronzestatuette des Berliner museum (taf. I), p. 23. K. Lange, Athenerstatuette aus Portia (taf. II), p. 27. C. Robert, vasenfrag- ment des Euphronios (taf. III und zinkdruck), p. 37. A. Furt- ivängler , archaische Jünglingsstatuette im British museum (taf. IV), p. 51. Mi sc eilen: G. Treu, vermischte bemerkungen (zinkdruck), p. 59. Berichte. Die ausgrabungen in Olympia, p. 87.

Heft 2: G. Hirschfeld, Pausanias und die inschriften von Olympia, p. 92: erste beigäbe: die inschriften und die topographie der Altis (holzschnitt), p. 119. Zweite beigäbe: gönner Olympias, p. 125. Dritte beigäbe: die ältesten ehrenstatuen zu roß, p. 127. Vierte beigäbe : F. v. Duhn, die züge der Germanen nach Griechenland, p. 128. A. Herzog, eine lutrophoros (taf. V und zinkdruck), p. 131. G. Treu, Artemisrelief mit weihinschrift (taf. VI, 1), p. 145. P. J. Meier, gladiatorenreliefs des Berliner museum (taf. VI, 2. 3), p. 147.

C. Robert, athenisches frauenleben, zwei vasen des Berliner mu- seum (taf. VII), p. 151. E. Curtius, zwei terracotten: pädagogische scene. Asyl der Athena (taf. VIII), p. 158. Miscellen: Ch. Bei- ger, die Verwundung des sterbenden Galliers, p. 163. R. Klette, zu den copien aus dem friese von Phigalia in Patras, p. 165. Be- richte. — Berichtigung zu p. 95; p. 168. Die ausgrabungen in Olympia, p. 179.

Heft 3: A. Furtwängler, schüssel von Aegina, (taf. IX. X), p. 197.

F. von Duhn, Paris-urtheil auf attischer lekythos (taf. XI, zink- druck), p. 209. G. Treu, zu den funden von Olympia. II: die an- ordnung der statuen im ostgiebel des Zeustempels (taf. XII), p. 215.

A. Furtwängler , zum Apoll von Belvedere, p. 247. P. Weiz- säcker, bemerkungen zum farnesischen Herakles (vier Zinkdrucke, ein holzschnitt), p. 255. Miscellen: M. Fränkel, archaische thon- bilder sitzender frauen (zwei holzschnitte), p. 265. Zur lutrophoros aus Sunion (zinkdruck), p. 269. Berichte.

Heft 4 : P. Wolters, tarentiner terracotten im academischen kunst- museum zu Bonn (taf. XIII. XIV, 21 zinkdrucke), p.285. A. Furt- wängler, von Delos (taf. XV, 1 holzschnitt, 6 zinkdrucke), p. 321. A. Michaelis, eine Originalzeichnung der Parthenon von Cyriacus von Ancona (taf. XVI und zinkdruck), p. 367. Miscellen: M. Fränkel, zwei archaische inschriften (holzschnitt) , p. 383. K. Purgold, drei archaische inschriften, p. 391. Schale des Kachrylion, p. 293.

Berichte. Register.

Jahrgang XLI (1883), hft. 1: P. J. Meier, neue Durisschalen im Berliner museum (taf. I IV), p. 1. O. Kieseritzki, der Apollo Stro- ganoff (taf. V), p. 27. A. Kalkmann, über darstellungen der Hip- polytossage. I (taf. VI VIII), p. 37. Miscellen: K. Lange, das Laokoonfragment in Neapel (holzschnitt), p. 81. Ch. Beiger, der löwen- würger auf dem altarfries von Pergamum (zinkdruck und holzschnitt), p. 88. Zur frage über die Verwundung des sterbenden Galliers, von demselben, p. 89. H. Luckenbach, knieende Silene, p. 91. A. Furtwängler , zur Archäol. ztg. 1882, p. 324, p. 91. Berichte.

Heft 2: A. Kalkmann, über darstellungen der Hippolytossage. II (taf. IX und zinkdruck), p. 105. A. Furtwängler, Kentaurenkampf und löwenjagd auf zwei archaischen lekythen (taf. X und zinkdrucke), p. 153. K. Purgold, Iason im Stierkampf (taf. XI), p. 163. 0. Roßbach, zur ältesten griechischen kunst (holzschnitt), p. 169. Mim

Nr. 12. Auszüge aus Zeitschriften. 647

c eilen: M. Fränkel, römische bronze aus der Harzgegend (zinkdruck), p. 177. A. MilchhUfer, zu altgriechischen kunstwerken. V. VI, p. 179. A. Furtwängler, zu den schalen des Duris (taf. 1. 2), p. 183.

Berichte.

Heft 3: Th. Schreiber, neue Parthenosstudien. I, p. 193. ./. Wöhlau , die ermordung des Hipparchos, attischer staninos (taf. XH und zwei Zinkdrucke), p. 215. A. MilchhUfer, lakonische bildwerke (taf. XIII), p. 223. R. Kekule, über einige mit den Skulpturen in Olym- pia verwandte werke. 1. Der dornauszieher (taf. XIV, vier zinkdrucke), p. 229. A. MilchhUfer, zur ältesten kunst in Griechenland, p. 247.

Mise eilen: E. Cwtius, Dionysos von Kaiamis (holzschnitt), p. 255. Ein vierseitiger siegelstein (holzschnitt), von demselben, p. 257.

C. Robert, der muttermord des Orestes, p. 259. Herakles und Acheloos, von demselben, p. 261. A. MilchhUfer, Wetterdenkmäler aus Phrygien und Armenien, p. 263. Berichte Th Mommscn und K. Zangemeisier, ausgrabung des Römercastells bei Ober-Schei- denthal, p. 265.

Heft 4. Th. Schreiber, Parthenosstudien. II (zwei holzschnitte), p. 277. F. von Duhn, Parisurtheil auf attischer amphora (taf. XV und zwei zinkdrucke), p. 207. O. Roßbach, griechische gemmen ältester technik (taf. XVI und^holzschnitt), p. 311. E. Curtius, die giebelgruppen des Zeustempels in Olympia und die rothfigurigen va- sen (taf. XVII. XVIII), p. 347. Berichte.

Jahrgang XLII (1884), hft. 1: P. Wolters, Eros und Psyche (taf. 1), p. 1. R. Engelmann, drei bronzen (taf. 2), p. 21. G. K'örte, Herakles und Alkyoneus (taf. 3. 4), p. 31. C. Robert, die ostme- topen des Parthenon, p. 47. O. Roßbach, die dreizehnte südmetope des Parthenon, p. 57. Mi sc eilen: A. v. Sallet, zur Athene par- thenos, p. 61. Berichte.

Heft 2: G. Kurte, etruskischer krater aus Caere (taf. 5. 6), p. 81.

A. Conze, goldschmuck kleinasiatischer -fundorte (taf. 7), p. 89. G. L'öschke, rgänt^ca, p. 93. A. Furtwängler , archaischer gold- schmuck (taf. 8. 9. 10), p. 96. K. K. Müller, relieffragment mit darstellungen aus dem nivctl- des Kebes. Mit einem zusatz von C. Robert, p. 115. K. Lange, zur Parthenos, p. 129. Miscellen : H. Blümner, noch einmal die „Monoknemos" des Apelles, p. 133. C. Robert, zu taf. 2, 2, p. 137. M. Franke/, der hahn auf grab- steinen, p. 139. W. Heibig, zur Parisamphora Archäol. zeitg. 1883, taf. 15, p. 141. Berichte.*

Heft 3: P. Wolters, beitrage zur geschichte der ikonographie. I. Ana- kreon. II. Hermarchos. III. Antiochos Soter, (taf. 11. 12), p. 149. F. Studniczka, zur eule der Parthenos, p, 161. A. Conze, Siegelring aus Cypern, p. 165. O. SchrUder, zu den Webstühlen der alten, p. 169.

H. Blümner, die speisetische der Griechen, p. 179. F. Hultsch, ein antiker maßstab, p. 191. K. Wernicke, Orestes in Delphi (taf. 13), p. 199. Miscellen: P. Wolters, inschrift einer vase aus der Krim, p. 208. R. Engelmann, noch einmal zu taf. 2, 2, p. 209. O. Ruchstein, die schlangentopfwerferin am pergamenischen altarfries, p. 213. Berichte.

Heft 4: O. Roßbach, sculpturen aus Ilion, p. 223. P.J.Meier, beitrage zu den griechischen vasen mit meistersignaturen (taf. 15. 16. 17), p. 237. P. Hartwig, neue unterweltsdarstellungen auf grie- chischen vasen (taf. 18. 19), p. 253. M. Mayer, ein Theseus-sarko- phag, p. 271. -- Miscellen: P. Studniczka, zum ostgiebel des Zeus- tempels von Olympia, p. 281. H. Blümner, nachtrag zu p. 179, p. 285. Berichte.

Jahrgang XLIII (1885), hft. 1 : F. v. Duhn, Charondarstellungen

648 Literatur. Nr. 12.

(taf. 1. 2. 3), p. 1. G. Körte, antikes Wandgemälde im palazzo Barberini (taf. 4), p. 23. H. Dierks, über das costüin der griechi- schen Schauspieler in der alten komödie (taf. 5), p. 31. A. Michae- lis, die Kicken im Parthenonfries, p. 53. Miscell en: M. Fränkel, zu der Karlsruher unterweltsvase , "Arch. ztg. 1884, taf. 19, p. 71. Berichte.

Heft 2: P. Wolters, die:; Eroten des Praxiteles, p. 81. F. von Duhn , die götterversammlung am ostfries des Parthenon, p. 90. H. Lehnert, Herakles und Acheloos (taf. 6. 7, 1), p. 105. 31. Mayer, Lamia (taf. 7, 2), p. 119. A. Furtwüngler, griechische vasen des s. g. geometrischen stils (taf. 8), p. 131. M. Fränkel, inschriften aus Mitylene, p. 141. Miscellen: 31. Fränkel, Hermes als kind (taf. 9), p. 151. A. Furtwüngler, zu Arch, ztg. 1885, taf. 1, p. 153. Berichte.

Heft 3: F. 31cu-x, ein neuer Aresmythus, p. 169. P. J. 31eier, beitrage zu den griechischen vasen mit meistersignaturen (taf. 10. 11), p. 179. F. Winter, über vasen mit umrißzeichnungen (taf. 12), p. 187.— B. 31. Ramay, basrelief of Ibriz (taf. 13), p. 203. - K. W er- nicke, lebenslauf eines kindes, in Sarkophag - darstellungen (taf. 14), p. 209. A. Furtwüngler, Prometheus, p. 223. Miscellen: K. Wernicke, die kindheit des Zeus, p. 229. A. 3tichaelis, Theseus oder Iason? p. 231. C. Aldenhoven, zu der Cicerobüste zu Madrid, p. 235, Berichte.

Heft 4: 31. Player, Alkmenes Jugend (taf. 15), p. 241. - K. Wer- nicke, beitrage zur kenntniß von vasen mit meisternamen (taf. 16 19), p. 249 (289). P. Wolters, der Triton von Tanagra, p. 263. F. Marx, Dioskuren aus Süditalien, p. 269. A. Furtwüngler, die Hera von Girgenti und drei andre köpfe, p. 275. Miscellen: A. Mi- chaelis, Theseus oder Jason? p. 281. Die verschollene mediceische Poseidon-statue, von demselben, p. 283. H. Blümner, noch einmal die griechischen speisetische, p. 287. K. Wernicke, zu den vasen mit meisterinschriften (nachtrag), p. 289. F. Sludniczka, nachtrag zu Arch. ztg. 1884, p. 281, p. 293. Berichte. Benachrichtigung betreffend die künftige geätaltung der publicationen des kaiserlich deutschen archäologischen instituts, p. 301. Register.

Literatur 188C,

(dem Philologus und PhAnzeiger zugesandt).

Handbuch der classischen alterthumswissenschaft in systematischer darstellung ... In Verbindung mit . . . herausgegeben von dr. Iwan Müller. 8. Fünfter halbband. Nördliugen, Beck.

C. Grumbacher , ein irrationaler spirant im griechischen. 8. München, F. Straub.

H. Fr. von der P/ordten, zur geschichte der griechischen deno- minativa. 8. Leipzig, Hinrichs.

Erklärung der thiernamen aus allen sprachen. Von R. von Ed- linger. 8min. Laudsbut.

Anleitung zur lateinischen paläographie von W. Wattenbach. 4. aufl. 4. Leipzig, S. Hirzel.

Anhang zu Homers Ilias. Schulausgabe von K. F. Ameis. VIII. heft: erläuterungen zu gesang XXII— XXIV von prof. C. llentze. Nebst register zu der ganzen aufläge von Waehmer. 8. Leipzig, Teubner.

Homeri Odyssea. Scholarum in usum edidit Paulus Cauer. Pars posterior. 8. Lips., Freitag.

Nr. 12. Literatur. 649

Die quellen der Odyssee. Von Otto Seeck. 8. Berlin, Fr. Sie- menroth.

G. W. Schmidt, kritische studien zu den griechischen dramati- kern. Nebst einem anhang zur kritik der anthologie. Zweiter bd. Zu Euripides. 8. Berlin, Weidmann.

De syllabarum in trisemam longitudinem productarum usu Ae- schyleo et Sophocleo scripsit de Siegobertus Reiter. 8. Prag, Tempski.

De praepositionum usu apud Aeschylum. Commentatio acade- mica. Scripsit Esaias Laüin. 4. Lipsiae apud Simmel et co.

J. M. Stahl, de hyporchemate amoebaeo, quod est in Euripidis Cyclope. 4. Münster. (Index lectionum).

I. Herrn. Lipsii Quaestiones logographicae. (Programm der Uni- versität Leipzig).

Herodoti historiarum liber quintus. Scholarum in usum edidit A. Holder. 8. Lipsiae, Freitag.

Prodi Commentariorum in Rempublicam Piatonis partes ineditae. Ed. Rudolphus Schoell. (Anecdota varia Graeca et latina ed. R. Schoell et G. Studemund. T. II). Berol., Weidmann.

/. Schelbauer , beitrage zur textkritik von Lykurgs rede gegen Leokrates. 8. Bamberg. (Programm).

Fragmenta poetarum Romanorum. Collegit et emendavit Aemi- lius Baehrens. 8. Lipsiae, Teubner.

De perfecti coniunctivi usu potentiali apud priscos scriptores la- tinos. Diss. philologica, quem .... scripsit Fr. Cramm. 8. Marburg.

Horatiana. Erklärungen und bemerkungen zu einzelnen gedich- ten und stellen des Horaz. Von dr. F. Curschmann. 8. Berlin, Springer.

Paulus Weise, Quaestionum Catonianarum capita V. 8. Göttin- gen, (doctordiss.).

Lexicon zu den Schriften Caesars und seiner nachfolger. Mit an- gäbe sämmtlicher stellen von H. Merguet. Siebente lieferung. 4. Jena, G. Fischer.

Cornelii Taciti opera quae supersunt recensuit Joh. Mueller. T. II, historias et opera minora continens. 8. Lips., Freitag.

Amor und Psyche. Ein mährchen, aus dem Apuleius übersetzt von Albert Mosbach, kl. 8. Berlin, Grote.

Secundi philosophi taciturni vita et sententiae. Secundum codi- cem Aethiopicum Berolinensem quem in linguam latinam vertit et introductione instruxit dr. Jo. Bachmann. 8. Berolini, Mayer et Mueller.

Wolfgang Passoiv, de crimine ßovXivaecos. 8. Gottingae. (Doctor- dissertation).

Loeschcke, Boreas und Oreithyia am Kypseloskasten. 4. Dorpat. (Programm). 12 f.

Das Septizonium des Septimius Severus. Sechsundvierzigstes pro- gramm zum Winkelmannsfeste der archaeologischen gesellschaft zu Berlin. Von Christian Hülse?i. 4. Berlin, Georg Reimer.

(P. W. Forchhammer) , verzeichniß der gipsabgüsse des universi- tätsmuseums zu Kiel. 8. Kiel 1885.

P. W. Forchhammer , kunstbestrebungen. Rückgang der höhern geistesbildung. Rede zur feier des Winkelmannsfestes in der aula der Christian- Albrechts -Universität zu Kiel gehalten. 8. Kiel, uni- versitäts-buchhandlung.

Karten von Attica. Auf veranlassung des kaiserlich deutschen archäologischen instituts und mit Unterstützung des königlich preußi- schen ministeriums der geistlichen, Unterrichts- und medizinalangele- genheiten aufgenommen durch Offiziere und beamte des königlich preußischen großen generalstabes mit erläuterndem text herausgege-

Philol. Anz. XVI. 43

650 I. Verzeiclmiß der beurtheilten Schriften. Nr. 12,

ben von E. Curtius und J. A. Kaupert. [4 blätter. (Bl. 12 Pente- Hkon von R. Wolf, bl. 13 Mareopela aufgenommen von demselben, bl. 14 Sunion aufgenommen von ßernhardi, bl. 15 Sunion von Osten, von demselben)], fol. Berlin , Dietrich Reimer. [Eine anzeige er- folgt nach erscheinen des textes.]

Dissertationes philologae Vindobonenses. Volumen primum. 8. Lipsiae, Pragae: Freitag, Tempski.

I n d i c e s.

I. Verzeichniss der beurtheilten Schriften.

Anecdota varia G-raeca et Latina edd. Rud. Schoell et Gull. Stu-

demund. Vol. I. Berlin 1886. 4. 518

Antoniades, Chrys., kaiser Licinius. München 1884. 8. 560

Aristotelis de anima libri III rec. Gull. Biehl. Leipzig 1S84. 8. 109 Auienrielh, G., griechische lexicographie (in Iw. Müller 's Handbuch

der klass. alterthumswiss. II, 2.) 296

Autolyci de sphaera liber etc. ed. F. Hultsch. Leipzig 1885. 8. 220 Baron, J., geschichte des röm. rechts. Bd. I. Institutionen und

civilproceß. Berlin 1884. 8. 53

Bechiel, Fr., thasische inschriften ionischen dialekts im Louvre.

Göttingen 1884. 4. 181

Beer, Rudolf, spicilegium Iuvenalianum. Leipz. 1885. 8. 407

Bergk, Theodor, kleine philologische Schriften. Bd. I. Halle 1885. 478 Bigot, Ch., questions d'enseignement secondaire. Paris 1886. 8. 636 Bludau, A., de fontibus Frontini. Braunsberg 1883. 8. 539

Boettcher, der gebrauch der casus bei Herodot. Halberstadt 1885. 4. 93 Brugmann, Karl, griechische grammatik (in Iio. Müller' s Handbuch

der klass. alterthumswiss. 1,1.) 1

Bruns, Ivo, Lucrezstudien. Freiburg 1884. 8. 114

Buchholtz, E., die homerischen realien. Bd. III, 2. Leipzig 1885. 8. 377 Busch, Guil., de bibliothecariis Alexandrinis qui feruntur primis.

Rostock 1884. 194

Busolt, Georg, griechische geschichte bis zur schlacht bei Chai-

ronea. Theil I. Gotha 1885. 8. 429

Caesar. Jul., Adnotata de Aristoxeni elementis rhythinicis. Mar- burg 1884. 4. _ 505

, disputatio de verborum arsis et thesis apud scriptores artis

metricae latinos imprimis Marium Victorinum significatione. Marburg 1885. 4. 505

Castellani, C, le biblioteche nell' antichitä. Bologna 1884. 8. 193 Catulli über rec. Aem. Baehrens. Lips. 1885. 8. 530

Chate/ain, Emile, paleographie des classiques latins. livr. 1-4.

Paris 1884. fol. 304

Cozza-Luzi, G., della geografia di Strabone frammenti scoperti I.

Roma 1884-86. 8. 103

Demosthrnis orationes ex rec. Guil. DindorfiL Vol. I. Ed. IV ed.

Fr. Blaß. Lips. 1885. 8. 311

Dunckcr, Max., geschichte des alterthums. Neue Folge. Bd. IL

Leipz. 1886. 8. 417

Dunger, H., de Dictye-Septimio Vergili imitatore. Dresden 1886. 4. 409 Enn'i, Q., carminum reliquiae emend. Lucianus Mueller. Peters- burg 1885. 8. 525

\

Nr. 12. I. Index der beurtheilten Schriften. 651

Erdmann, Martin, zur künde der hellenist. städtegründungen. Straßburg 1883. 4. 432

Erman, A., Aegypten und aegyptisches leben im altertbum. Bd. I. Tübingen 1886. 8. 158

Ferrero, Ermanno, iscrizione e ricerche nuove intorno all' ordi- namento delle armate dell' impero romano. Torino 1884. 4. 634

(Froehner, W.,) Collection J. Greau. Catalogue des bronzes anti- ques. Paris 1885. 4. 550

Geher, Heinr., Sextus Iulius Africanus und die byzantinische Chro- nographie. Theil H, 1. Leipzig 1885. 8. 389

Gitlbauer, Michael, philologische streifzüge. Freiburg 1884. 8. 470

Günther, kritische miscellen. Greifenberg 1885. 4. 91

Haenny, Louis, Schriftsteller und buchhändler in Rom. Leipzig

1884. 8. 197 Haupt, EL, der römische grenzwall in Deutschland nach den neue- ren forschungen. Würzburg 1885. 8. 571

Hecht, Max , orthographisch - dialektische forschungen auf grund

attischer inschriften. Königsberg 1885. 4. 65

Heimer, Aug., Studia Pindarica. Lund 1885. 4. 202

Heisterbergk , B., naine und begriff des ius Italicum. Tübingen

1885. 8. 464 Herbrecht, Hugo, de sacerdotii apud Graecos emptione venditis.

Straßburg 1885. 8. 435

Hertz, Martin, August Böckh und Immanuel Bekker. (Aus Deut- scher rundschau). 224 Hoffmann, 0. A., de imperatoris Titi temporibus recte definiendis.

Marburg 1883. 8. 551

Holzapfel, Ludw., römische Chronologie. Leipzig 1885. 8. 143

Honegger, J. J., allgemeine kulturgeschichte. Bd. IL Geschichte

des alterthums. Leipz. 1886. 8. 420

Hoogvliet, J. M., studia Homerica. Leiden 1885. 8. 83

Hörn, Eug., de Aristarchi studiis Pindaricis. Greifswald 1883. 8. 85 Keller, Otto, der saturnische vers. 2. abhdlg. Prag 1886. 8. 182 Koch, Carl, die bäume und sträucher des alten Griechenlands. 2.

aufl. Berlin 1884. 8. 625

Kotthoff, W., quaestiones Aeschyleae. Paderborn 1885. 4. 32

Lehmann, Oscar, das tironische psalterium der Wolfenbütteler bi-

bliothek. Leipzig 1885. 8. 29

Lenel, Otto, das Edictum perpetuum. Leipzig 1883. 8. 573

Leue , Gust. , quo tempore et quo consilio oratio quae inscribitur

mal rüjf nQoi 'AXü-avdoov Gvv&rjXtov composita sit. Halle 1885.

8. 317

Lewy, Henr., de civili condicione mulierum Graecarum commen-

tatio. Breslau 1885. 8. 448

Loeschcke, Georg, die östliche giebelgruppe am Zeustempel zu

Olympia. Dorpat 1885. 4. 462

Labbert, G., de amnestia anno CCCCIII ab Atheniensibus decreta.

Kiel 1881. 8. 432

Meisterhans, K. , grammatik der attischen inschriften. Berlin

1885. 8. 65

Melber, J., über die quellen und den werth der strategemensamm-

lung Polyaens. Leipzig 1885. 8. 210

Mitzschke, Paul, eine griechische kurzschrift aus dem vierten vor-

christl. Jahrhundert. Leipz. 1885. 8. 31

Mommsen, Theod., römische geschichte. Bd. V. Berlin 1885. 131 Müller, Lucian, der saturnische vers und seine denkmäler. Leip- zig 1885. 8. 25

43*

652 I. Index der beurtheilten Schriften. Nr. 12

Müller, Lucian, Quintus Ennius. Eine einleitung in das studium der römischen poesie. St. Petersburg 1884. 8. 525

Muhl, Joh., Plutarchische Studien. Augsburg 1885. 8. 515

Neuhaus, Otto, die quellen des Trogus Pompeius in der persischen geschichte I. II. Osterode 1882—84. 4. 536

Nissen, Adolf, beitrage zum römischen Staatsrecht. Straßburg 1885. 8. 630

Oesterlen, Theod. , komik und humor bei Horaz. Heft 1. Stutt- gart 1885. 8. 534

Ohnesorge , Wilh., der Anonymus Valesii de Constantino. Kiel

1885. 8. 121 Ovidius Naso, P. , Heroides ed. Henr, Steph. Sedlmayer. Wien

1886. 8. 398 Peine, Selmar, de ornamentis triumphalibus. Berlin 1885. 8. 54 Peppmüller, Rud., Theodor Bergk's leben. Halle 1886. 8. 484 Periplus , der, des Erythräischen meeres hrsg. von B. Fabricius.

Leipzig 1883. 8. 213

Petschenig, M., zur kritik der scriptores historicae Augustae. Wien

1885. 8. 413

Pßugk-Harttung, Julius v., Perikles als feldherr. Stuttgart 1884. 8. 322 Piatons Symposion erkl. v. Arnold Hug. 2. aufl. Leipzig 1884. 8. 382 Plato , the Phaedo of edited by R. 1>. Archer- Rind. London

1883. 8. 44 Plauti, T. Macci, Mostellaria ed. E. A. Sonnenschein. Cambridge

1884. 8. 320 Pohler, Job., Diodoros als quelle zur geschichte von Hellas in der

zeit von Thebens aufschwung und große. Cassel 1885. 8. 380

Quintiliuni , A. Fabii, Declamationes rec. Const. Ritter. Leipzig

1884. 8. 125 Reisch, Aemil., de musicis Graecorum certaminibus. Wien 1885. 8. 542 Richter, Ernst, de Aristotelis problematis. Bonn 1885. 384 Roquetle, A. de, Xenophontis vita. Königsberg 1884. 8. 35 Rudolph, Felix, de fontibus quibus Aelianus in varia historia com-

ponenda usus sit. Leipzig 1884. 8. 96

Schaeffer, über den gebrauch des accusativs bei Herodot. Groß-

Strehlitz 1884. 4. 93

Schmalz, J. H, lateinische syntax. (In Iw. Müllers Handbuch der

klass. alterthumswiss. II, 2). 293

Schneider, Rudolf, Ilerda. Berlin 1886. 4. 581

Schrader , Paul, de particularum -ne anne nonne apud Plautum

prosodia. Straßburg 1885. 8. 397

Schröder, Adalbert. geschichte der deutschen Homer-übersetzung

im 18. jabrh. Jena 1882. 8. 508

Schweder, E., beitrage zur kritik der chorographie des Augustus.

Theil III. Kiel 1883. 8. 566

Seeck, Otto, die kalendertafel der pontifices. Berlin 1885. 8. 150 Siebeck, EL, geschichte der psychologie I, 2. Gotha 1884. 8. 453 Sieglin, W., karte der entwicklung des römischen reichs. Leipzig

1885. 8. 469 Slameczka, Franz, Untersuchungen über die rede des Demosthenes

von der gesandtschaft. Wien 1885. 8. 314

Sophoclis Antigone. Athen 1885. 8. 208

Sophocles tragödien erkl. v. C. Schmelzer. HI. Antigone, IV. Elektra.

Berlin 18850' 8. 205

Stern, Ev. , geschichte der spartanischen und thebanischen hege-

monie. Dorpat 1884. 8. 325

Steup, J., Thukydideische Studien Heft 2. Freiburg 1886. 8. 509

Nr. 12.

II. Iudex verum.

(353

Studi di filologia greca pubbl. da E. Piccolomini. Vol. I. Torino

1882-85. 8. 545

Susemihl, Franc, analecta Alexandrina chronologica. Greifswald

1885. 4. 549

Thurneysen, R. , der Saturnier und sein verhältniß zum späteren

römischen volksverse. Halle 1885. 8. 25

Vthoff, Herrn., quaestiones Hippocraticae. Marburg 1884. 8. 113

Vahlen, Joh., über die annalen des Ennius. Berlin 1884. 4. 618

Vetter, M. H., über die schuldfrage im könig Oedipus des Sopho- kles. Freiburg 1885. 4. 91 Volkmann, Rieh., die rhetorik der Griechen und Römer. 2. aufl.

Leipzig 1885. 8. 185

, (in Iw. Müller 's Handbuch der klass. altertkums-

wissensch. II, 2. 186

Wagler, P. R., de Aetna poemate. Berlin 1884. 8. 117

Wagnon, Adrien, la sculpture antique. Paris 1885. 8. 423

Wania, Franz, das praesens historicum in Caesars Bellum Galli-

cum. Wien 1885. 8. _ 373

Wilken, IL, Observationes ad historiam Aegypti provinciae Roma- nae depromptae e papyris graecis Berolinensibus ineditis. Ber- lin 1885. 8. 426

II. Index rerum.

ä bei Homer 20

Ablativ 295

Aegypten's eulturgeschichte 158; Verwaltung zur römischen kai- serzeit 428

Aelianus, quellen des 97

Aetna, gedieht, benutzt Seneca's

quaestt. natt. 118

Agesilaos' politik 335

ayxoivt) 76

Agone, musische 542

ttlti 18

Alexandriner gelehrten , Chro- nologie der 549 Alliaschlacht, datum der 148 Amnestie des Jahres 403 in

Athen 433

Annianus 394

Anonymus Valesii 122 als quelle

des Orosius 123

äosi?) 378

Aristarch's Pindarkritik 85

Aristophanes, handschriften 545 Aristoteles de anima, neue Les- arten 110; Aristoteles bedeu- tung für die rhetorik 188; Problemata , ihre unechtheit 384; Staatslehre 611

Aristoxenus' metrische theorien 505 Arsis und thesis 506

Astronomie des Autolycus 220

Ausgrabungen in Kempten 60; Mailand 644 ; Pfünz 642 ; Re- gensburg 278; Reichenhall 279; Athen 497; 644

Auszüge aus philol. Zeitschriften

62. 174. 284. 366. 498. 595 645 Autor und editor 197

Bab-el-Mandeb, breite der straße

von 214

Bacchusstatue 62

Bekker, Immanuel 224

Bergk, Theod. 484

Bibliographie 56. 162. 263. 345.

487. 588

Bibliothekare , Chronologie der

alexandrinischen 195

Bibliothekswesen, antikes 193

Boeckh, Aug. 232

ßQ = FQ 25

Bronzen der Sammlung Greau 550 Buchhandel im alterthum 200

Buchstabennamen, griechische 71 Calendertafel der pontifices 150 Callimachus (als bibliothekar) 196 Callisthenes quelle für Plutarch

326. 334 Carnuntum 360

Castor der Chronograph 393

Castrum in Pfünz bei Eichstätt 642 Casus, die, bei Herodot 93

Chalkothek, d., aufd, Akropolis 644

(354

II. Index rerum.

Nr. 12.

China, handel der Römer mit 281 Chorographia romana 566

Chronologie römische 143

Cicero, handschriften des 306

Cleombrotus als strateg 343

Cleopatraportrait 59

Conii 469

Coniunctionen bei Xenophon 35 Consecutio temporum nach

praes. hist. 373

Consnls, das imperium des, ruht

innerhalb der stadt 633

Culturgeschichte, Honegger's un- wissenschaftliche 421 Cyclopenland , seine geogra-

phie 477

Cypern, necropolea auf 173

Damastes von Sigeion 217

Dedication der litterarischen

werke im alterth. 198

Demosthenes, text des 311, hand- schriften 311. 312, rhythmus seiner spräche 312, dreisilben- gesetz 312, thqI nagangtcßelas 314, nsgl twv tiqos AXi^ccv&Qov avv^rjycöJv 317

Dictys , ursprünglich lateinisch 410, nachahmung des Vergil 411

Digamma bei Pindar Diodor Chronologie quellen 326, 334 Edictnm perpetuum Edition, antike Einheitsschule

Ennius annalen Epaminondas politik Inayoga^Hv intnuiqdaxeiiv

147,

203 381;

381

573 ff.

199

365; 640

18

527; 618

337

445

440

Ephorus als Diodors quelle 326 ff.,

sein werth als historiker 327 Equites singulares 173

Euripides Hippolyt. ms. 545,

Skylla 170

Eusebius als Chronograph 391

Extraschalttag Matzat's 153

Favorinus als quelle des Ac-

lian 99

Finsterniß des Ennius 152

Flavius, Cn. 156

Flora Griechenlands 626

Flotte, röm. 634, thebanische 341 Fragesätze 295

Frauenrecht, griechisches 448

Frontinus, quellen 539

Funde (vgl. ausgrabungen) in

Köln 283

Grab , aegyptisches in Abd-el-

Ourmah 362

Graz, Jubiläum der Universität 642 Grimmdenkmal 282

Gymnasium, humanistisches 355 Heldensage und kultuslegende

in ihrem verhältniß 602

f*xft> 14 not.

fjuiixTsiov 74

iTlTtt 17

Herodot's casusgebrauch 93

IsQsu)- 73

Hinrichs, Gustav f 362

Hippokrates chirurg. Schriften: handschriften 113; commen- tatoren 114; Sprachgebrauch 114; H. quelle der pseudoari- stotelischen problemata 386 Hippolytus von Rom 390 Homerübersetzungen 508 Honorar, d. alten schrifsteller 197 bnoitv 204 Horaz, sein humor 535, Porphy-

rion's text 475

viog, declination von, 68

1 indogerm. = griech. T 11

Ictus, verlängernde Wirkung des

27. 184 Ilerda 581

Imperatorenacclamationen 559

Inschrift, erythräische435, gram-

matik der attischen inschrift. 66ff. log, etymologie von 14

Josephus' Chronologie 553 ff.

iaaog etym. 15

Julius Africanus 389

Junggrammatiker 1. 10

Ius italicum 465

Iuvenal, textgeschichte des 407 ff. Kempten , römische ausgrabun- gen in 61 Koberger, die 344 Kunst, Ursprung der griech. 423 Kurzschrift, griechische 31 Lakonisch-aetolische sage 604 Latein, die frage des 280. 636. 640 Lautgesetze, ausnahmslosigkeit

der 10

lex curiata de imperio 630. 632 Lexikographie, geschichte der ^griechischen 296

Licinius, kaiser 560 ff.

limes 571

Lucrez, sein^ publicum 115, Stel- lung zu Epikur 116 Mailand, funde 644

Nr. 12.

II. Index renrar.

655

Manetho, pseudor 392

Masculinum der participien für

Femininum 33

Mommsen's römische geschichte V, 131 ff.; caesarische auffas- sung 142

Münzfund in Thüngersbeim 363 Municipalmagistrate, ihre juris-

dictionsgewalt 578

Myoshormos 217

Napoleon III vie de Jules Cesar 583 Nasalis sonans unter hochton 16 ne fragepartikel, ihre formen bei

Plautus 397

vijdvfiog 470

vrjTiist] 379

Optativ futuri bei Xenophon 36 ov&tts 67

Palaeographie 304, griechische 428 Pamphile quelle des Aelian 101 Panodoros 394

Papyri von Arsinoe 427, papyri

Kainer 356. 637

Paroeruien 546

Peloponnesischer bund, seine

heeresordnung 336

Pericles als Stratege 323 , seine

politik 418

Periplus des Erythräischen mee-

res 213 ff.

tpilcüiiQces fafxtjv 219

Pindar, digamma bei 202, Posi- tion 204 Plato's Phaedo 44 ff., seine per- sonen 53, Eutyphro handschrift 608, Plato's Staatslehre 610 Plinius, indices des 569 Plotin's psychologie 456 Plutarchs's schritten , ihre rei- henfolge 515, vater 517, Epa- minondas quelle für Pausan. IX, 13 329 nöfo <;, nvteog 12 noXlrtjs 13 Poiyaenus, seine quellen 210 pomerium 630 porta praetoria in Regensburg

278. 594 _ 645

position bei Pindar 204

nlrvia 11

praesens histor., consecutio tem-

porum des 373

priesteramtsverkauf 437

Quintilian, Verfasser der kleinen

declamationen 125, ihre hand-

schr. 127, Orthographie 127

Regensburg, porta praetoria 594.645

Rhetorik, griechische 187

Sallust's Historien , neue frag-

mente 283

Saturnier 25. 182

Schaltcyclus , cpoche des römi- schen 145 Schlangensäule in Konstanti- nopel 173 Scholien zu Gregor von Nazianz 545 Scholien zu Aristophanes, ihr ver-

hältniß zu Hesychius 547

Scipioneninschriften,metrik der 28 Scriptores historiae Augustae,

ihre handschriften 413

Seele, die, in Plato's Phaedon 49 Sehen's, verba des, bei Homer 83 atig etymol. 14 not.

Senatusconsult aus Sulla's zeit

u. Foucart's Veröffentlichung 171 Siegfried-Arminius 352

Sophocles Oedipus, die schuld- frage in 91 Sparta's politik 335. 336 Sphinx von Gizeh 354 Städtegründung, hellenistische 432 Städtische cultur d. kaiserzeit 134 2it<fttvizt)g xctl ly^tjkaTris 545 Stesichorus Vertreter d. dorisch- peloponnesischen sagentradi- tion 601 Stilistik, lateinische 294 Strabo, handschrift von Grotta

Ferrata 103

Strophe, griechische 474

-sv- lautliche wandelungen des 14 Syncellus 394

Syntax, lateinische 293

Tacitus Germania, urtheil Momm-

sens 282

Thasische inschriften 181

Thebens hegemonie, ihr unter- gang 342 Theophrast quellen der proble-

mata des Pseudo-Aristoteles 385 Timon der misanthrop 547

Timosthenes nachrichten über

das rothe meer 216 ff.

Timotheus von Milet 170

Tironische noten 29

Tiryns 353. 359. 495

Titus, kaiser, leberiszeit 551

Todte meer , älteste nachricht über das , bei Damastes von Sigeion 217

Triumphalehren 55

Trogus Pompeius quellen 538

Universitätsfragen . 496

656

III. Index locorum.

Nr. 12.

Unsterblichkeitslehre in Piatos Phaedon 45. 48

Unterricht, classischer in Frank- reich 636

ut consec. u. conj. 294

Vocalisraus, ursprachlicher, nach Amelung, Brugmann, Collitz 2. 5

Wachstafeln, norwegische 60

Xenophon , Chronologie seiner schriften 35, todesjahr 37, Age- silaos 41

Zeustempel zu Olympia, östliche giebelgruppe 462

III. Index locorum.

69. 77.79. 84 120 121

Aetna v. 6. 53

v. 98. 129

v. 203. 206. 213

v. 302. 315. 343. 377.

v. 395. 462. 470

v. 472. 496. 527. 534

v. 610

v. 621

Caesar BG. III, 5, 3

VI, 1, 2

VI, 9, 5

VI, 36, 2 _ _ VII, 15, 3

VII, 45, 7

Catull c. 8, 19, 18, 1

c. 61,46, 68,18 Choeroboscus (apud Stu

demund Anecdota I) p. 40,8, 40, 16, 47,1, 48,21.22, 59,19, 69 10, 71,17, 72,23, 73 1.2.11.21, 75, 19 Ennius XVII, 4 (481, 2)

ap. Sen. Aen. X, 396 Euripides Ag. 104. 567

Choe. 621 ff.

Hiket. 277. 1030

Hippol. 1105 Frontini strateg. I, 11, 7 Herodot II, 4

VII, 86 Horat, Od. I, 6

IV, 11. 20

119 121 119 121 120 121 375 376 374 376 376 375 533 534

519-21

622

623

34

34

33

32

539

96

95

475

476

Inscr. graec. dial. (Collitz) no.

488 449

Iosephus Antiq. III, 7, 33 557

Iuvenalis I, 161. VIII, 78 408

VIII, 108, XII, 72 409

Ovidius Heroid. II, 18. 47 402

II, 55 405

II, 98 402

IV, 86 402

Ovidius Heroid V, 38 403

VI, 54 402

X, 31 404

X, 75 405

XII, 19 404

XIV, 42 404

XVI, 145 404

XVII, 104 405

Periplus maris Erythraei § 25 214

Piato Phaedo 77 D 47

Sympos. 202 A 384

202 C 383

Plautus Mostellaria 63 321

282 321

284 321

296 321

468 321

509 321

557 321

595 320

999 321

1040 321

Plinius N. H. III, 23 569

VI, 168 220

Quintiliani declam. ed. Ritter

11, 13, 22,4, 29, 13, 37, 14,

188,30, 197,28 204,14 130 Scholia in Pind. Olymp. II, 32 87

III, 1 88

VI, 15 89

VI, 92 89

VIII, 48 90

Sophocles Trach. 117 91

Electr. 565-67 91 Suidas s. v. ' AQKSToifuvtjg 195 Theocrit. Idyll. XI. argum. 549 Thucydides I, 23, 5.6 509

I, 30,2, 40,2 510

I, 56, 57 512

I, 66 511. 513 Xenophon uöqoi, 5, 9 40

Nr. 12. IV. Verzeichniß der excerpierten Zeitschriften. 657

IV. Verzeichniss der excerpierten Zeitschriften.

Abhandlungen der königl. bayerischen akad. der wiss. zu München.

Philolog.-philos. cl. bd. XVII, 1. 2. 3. 498

Abhandlungen der königl. preuß. akad. der wiss. zu Berlin aus dem

jähre 1885. 498

Abhandlungen, Breslauer philologische. Bd. I, 1. 2. 498

Almanach der k. k. akadeniie der wissensch. zu Wien. 35. jahrg.

1885. 174

Annalen des historischen Vereins für den Niederrhein. Heft 44. 174 Annali dell' Istituto di corrispondenza archeologica. Annuaire de l'association pour l'encouragement les etudes grec-

ques. t. 19. 1885. 498

Annuaire de la faculte des lettres de Lyon. 1885. fasc. 1. 62

Antologia, Nuova. Anno 1885. fasc. 20-24. 1886. fasc. 1-16.

174. 284. 498 Anzeiger für bibliograpbie und bibliothekswissenschaft. Archiv für anthropologie XVI, 1. 2. 3. heft. 285

Archiv, neues, der gesellschaft für ältere deutsche geschichts-

kunde. Archiv für latein. lexikographie und grammatik hrsg. von Ed.

Wölfflin. Jhg. II. 1885. Heft 3. 4. Jhg. III. 1886. Heft 1.2.

174. 285. 366 Archiv für litteratur- und kirchengeschichte des mittelalters hrsg.

von H. Denifle und F. Ehrle. Archives des missions scientifiques et litteraires. III. Serie, t. 11. 12.

285. 498 Archivio giuridico dir. da Fil. Seraßni. Vol. XXXV, fasc. 3—6.

XXXVI, 1-6. 175. 285. 498

Archivio glottologico italiano dir. da G. J. Ascoli. Archivio della Societä romana di storia patria VIII, fasc. 3. 4. IX,

fasc. 1. 498

Archivio storico italiano 1885, disp. 5. 6. 62. 175

Archivio storico per le provincie napoletane X. 1885. XI. 1886,

fasc. 1. 62. 498

Archivio veneto, fasc. 56 59. 62

Atti dell' accademia degli Lincei. Scienze inorali storiche e filo-

logiche. Serie III, vol. XIII. 63

Atti dell' accademia delle scienze di Torino XXI, no. 1 7. 499. 595 Atti dell' accademia delle scienze di Padova. Vol. I, 1—3. 499. 595 Beiträge zur künde der indogermanischen sprachen hrsg. v. A.

Bezzenberger. Bd. IX. Heft 3. 4. X, 1—4. 285. 499

Berichte der sächsischen gesellschaft der Wissenschaften. Philolog.

hist. cl. 1885, no. 3. 4. 1886, no. 1. 63. 285. 595

Bibliotheque de l'ecole des chartes. Tome 46, livr. 3—6, t. 47,

livr. 1-3. 285. 499

Blätter für das bayerische gymnasialwesen. Bd. 21. Heft 10.

22, 1-6. 175. 285. 366

Bulletin de correspendance hellenique. IX annee, 1885, no. 6. X

anne'e, 1886, no. 1-5. 175. 285. 366. 499

Bullettino di archeologia cristiana. IV. serie, anno III, fasc. 4. 499

Philol. Anz. XVI. 44

658 IV. Verzeichniß der excerpierten Zeitschriften. Nr. 12.

JBullettino dell' Istituto di corrispondenza archeologica 1885 , no. 10-12. 63. 175

(Fortsetzung siehe : Mittheilungen des deutschen archäolog. instituts. Römische abth.). Centralblatt für bibliothekswesen. 1885. Heft 1-12. 1886. Heft

1—11. 175. 367. 596

Comptes rendus de l'academie des inscriptions et belles lettres.

XIO. 1885, no. 1-4. XIV. 1886, no. 1. 2. 367. 499. 596

Eqti/utQig agxttl0^°Ylx'i 1885 itv%- y'.d'. 1886 t. «'. 63. 286

Forschungen, romanische, hrsg. von Karl Vollmüller. Bd. II, 1.2.

175. 596. Gazeile archeologique p. p. J. de Wille et R. de Lasteyrie. T. X.

no. 9-12. T. XII, no. 1-8. 63. 286. 367. 499. 596

Germania hrsg. von K. Bartsch.

Giornale italiano di filologia e ling. classica I, 1. 596

Giornale storico della letteratura italiana. Vol. V. fasc. 3. 63

Hermes, hrsg. v. G. Kaibel u. C. Robert. Bd. 20. Heft 4. Bd. 21.

1886. Heft 1-3. 63. 286. 367. 499

Jahrbuch des kaiserl. deutschen archaeologischen instituts I, 1.2. 596 Jahrbücher für nationalökonotnie und Statistik. N. F. Bd. X. XL

XII, 1. 175

Jahrbücher, neue, für philologie und paedagogik hrsg. v. A. Fleck- eisen. Bd. 131. 1885, no. 9-12. Bd. 133. 1886, no. 1-9. 63.

175. 286. 368. 500 Jahrbücher für protestantische theologie. Jahrg. 1885. Heft 4.

1886, 1—4. 64. 287. 368. 500

Jahrbücher des vereins von alterthumsfreunden im Rheinlande.

Heft 80. 81. 175. 368

Journal of the anthropological Institute of Great Britain and Ire-

land XIV, 4. XV, 1—4. 369

Journal of philology. No. 24. 29. 176. 596

Journal of american oviental society. XI, 2. 176

Me" langes d'archeologie et d'histoire de l'ecole deRonie 1885. 1886,

1-4. 287. 369. 597

Memoires de la societe de linguistique de Paris. VI, 1. 176

Mind 1885 1886, 1. 176

Mittheilungen , archäologisch - epigraph. aus Oesterreich - Ungarn.

Bd. IX,' 2. X, 1. 287. 500

Mittheilungen des deutschen archäologischen instituts zu Athen X,

Heft 3. 4. 287. 369

Mittheilungen des deutschen archäolog. instituts. Athenische ab-

theilung. Bd. XI, 1. 2. 500

Mittheilungen des deutschen archäolog. instituts. Römische abthei-

lung. Bd. I, 1. 2. 500

Mittheilungen des instituts für österreichische geschichtsforschung

1885. 1886. 1. 2. 288

Mnemosyne. N. S. XIII. 1885, no. 4. XIV, 1886, no. 1-3. 64.

176/288. 501

Monatshefte, philosophische. 1885. Oct.- dez. 1886. Heft 1—8.

176. 288. 369

Monatsschrift für geschichte und Wissenschaft des Judcnthums 1885. Oct.- dez. 1886. Jan aug. 501

Nr. 12 IV. Verzeiclmiß der excerpierten Zeitschriften, 659

Monumenii storici della deputazione veneta di storia patria, serie

IV, miscell. t. III. 176

Museo italiano die antichitä classica dir. da Domenico Comparetti.

Vol. II, fasc. 1. 597

Museum, Rheinisches, für philologie. N. f. 41. 1886, no. 1-4.

5 176. 288

Nachrichten von der gesellschaft d. Wissenschaften zu Göttingen. Notices et extraits des manuscrits de la bibliotheque nationale.

XXXI, 2. 288

Quartalschrift, theologische, 1886. Heft 1. 2. _ 177. 369

Rendiconti del Instituto lombardo di scienze lettere ed arti. Serie

n, vol. 19, no. 1-16. 501. 597

Review, English historical 1886, no. 1. 2. 3. 369. 597

Revue arche'ologique 1885, sept. - dec. 1886, ianv.— aoüt. 64. 177. 288.

369. 501 Revue nouvelle historique de droit francais et etranger 1885, no.

3-6. 1886, no. 1-4. 288. 369. 501

Revue internationale de l'enseignement 1885, no 8—12. 1886, no.

1_7. 177. 501

Revue de l'histoire des religions XII, 2. 3. XIII, 1 -3. XIV, 1. 64.

177. 288. 369. 501. 597

Revue historique t. XXX. XXXI. XXXII, 1. 501 Revue des deux mondes 1885, 15. nov. 15. dec. 1886, 1. janv.

15. sept. 177. 288. 369. 501. 597

Revue numismatique. III. Serie, t. 3, no. 4. t. 4, no. 1 3. 64. 288.

369. 501

Revue de philologie IX, 1885, livr. 4. X, 1886, no. 1. 2. 289. 501 Revue philosophique p. p. Th. Rihot. 1885, no. 11. 12. 1886, no.

1—10. 502. 597

Revue des questions historiques. Rivista di filologia e d'istruzione classica anno XIV, fasc. 5 12.

XV, fasc. 1. 2. 289. 502

Rivista storica italiana 1885, 1—4. 1886, 1. 2. 177. 285. 502

Ramania p. p. P. Meyer et G. Paris. Tome XIV, no. 2. 3. 4. 64. 289 Sitzungsberichte der kgl. preuß. akademie der wiss. zu Berlin 1885,

no. 40—52. 1886, no. 1—38. 64. 177. 369. 597

Sitzungsberichte- der philol.-philos. u. histor. classe der kgl. bayer.

akad. d. wiss. zu München 1883, heft 3. 4. 1886, 1. 289. 502

Sitzungsberichte der philol.-hist. cl. der k. k. akad. d. wiss. zu

Wien. Bd. 107. Bd. 108. 109. Heft 1. 2. 177

Studien, Leipziger, zur classischen philologie. Bd. VIII. Bd. IX, 1.

177. 598 Studien, Berliner, für class. philologie und alterthumswiss. III, 1.

2. 3. IV, 2. 3. V, 1. 64. 289. 597

Studien und kritiken, theologische, 1885, 1—4. 1886, 1 3. 289

Studien, Wiener. Zeitschrift für philologie. Jahrg. VIII, 1886.

Heft 1. 2. 289. 598

Taschenbuch, historisches, hrsg/von W. Maurenbrecher. 6. folge.

Jahrg. 5. 177

Verhandlungen d." 38. Versammlung deutscher philologen u. Schul- männer zu Gießen 1885. 502 Vierteljahrsschrift für Volkswirtschaft. Bd. 85. 86. 87. 88. 89, 1. 177 Zeitschrift für deutsches alterthum hrsg. v. El. Steinmeyer. Zeitschrift für ethnologie 1885, heft 1—4. 64

660

IV. Verzeiclmiß der excerpierten Zeitschriften. Nr. 12.

Zeitschrift für allgemeine geschiente, kultur-, litteratur- u. kunst^e-

schichte 1885. Heft 8-12. 18ö6. Heft 1-9. 64. 177. 290. 502. 598 Zeitschrift, westdeutsche, für geschiente und kunst. Jahrg. IV

1885, heft 4. Jahrg. V, 1886, heft 1. 2. 177. 29o! 502

Zeitschrift der deutschen inorgenländ. gesellschaft. Bd. 39, heft

3. 4. Bd. 40, heft 1. 2. 3. 64. 370. 502. 598

Zeitschrift für gymnasialwesen hrsg. von H. Kern u. H. J, Müller

Jahrg. 39. 1885, no. 11. 12. 40, 1886, no. 1 10. 64. 177.290. 370.598 Zeitschrift für die Österreich, gymnasien 1885, heft 10 12. 1886,

heft 1-9 u. suppl. 64. 177. 290. 37o! 598

Zweitschrift, historische, hrsg. von H. von Sybel. Zeitschrift für kirchengeschichte von Th. Brieger. Bd. VI, heft 4.

VDI, heft 1. 2. 178

Zeitschrift für bildende kunst hrsg. v. K. v. Lützow. Jahrg. 20.

Heft 8-12. Jahrg. 21. Heft. 1 11. 178. 290. 502

Zeitschrift für mathematik und physik (histor. literar. ahth.) 1885.

Heft 1-6. 1886. Heft 1-4. ' 64. 178. 370. 502

Zeitschrift, Streffleurs österreichische militärische 1885. Heft

1—2. 290

Zeitschrift für nurnisrnatik hrsg. v. A. v. Sollet. XIII, heft 3. 4.

XIV, heft 1. 2. 290. 370. 502

Zeitschrift, numismatische 1886. 1. 502

Zeitschrift des deutschen Palaestinavereins. VIII. Heft 3. 4. 178

Zeitschrift für deutsche philologie. Bd. 17, heft 2 4. 18, heft

1-4. 178. 502

Zeitschrift für romanische philologie, hrsg. v. G. Groeber. Zeitschrift für philosophie u. philosoph. kritik. Zeitschrift der Savignystiftung für rechtsgeschichte. Bd. VI , 2.

VII, 1. 2. 178. 290. 598

Zeitschrift für vergleichende rechtswissenschaft. VI, 1 3. 178. 502 Zeitschrift für vergleichende Sprachforschung. Bd. XXVIII. Heft 3. 290 Zeitschrift für katholische theologie. Bd. IX. heft 4. X, heft 1. 290 Zeitschrift für wissenschaftl. theologie hrsg. v. A. Hilgenfcld. 1886.

Heft 1-4. ' 290. 370. 502

Zeitschrift aus der Schweiz, theologische III. 1886. Heft 1—3. 178.

370. 503

Zweitschrift des histor. Vereins für Schwaben u. Neuburg. Bd. XII. 370 Völkerpsychologie. Bd. XVI. Heft 3. 4. 290

kirchliche Wissenschaft und kirchl. leben hrsg. von 18>5. Heft 10—12. 1886. Heft 1-8. 178.290.370.503 £ikhe, red. von Max Fränkel. Bd. 43. Heft

178. 290 V Jahrbuch des kais. deutschen archäol. N\ instituts).

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ruckfehler.

u. lies wage statt prega. 1 v. u. lies 4. april statt 5. april. (Vrgl. dazu Philol. XLV, 3, p. 443).

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