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NERDTEN f Mai surhilog :an0% bingwo. Be BEE) og; jo 27 uk teil nn = REISE IN DEN ÄUSSERSTEN NORDENWOSTEN SIRIRIENS WÄHREND DER JAHRE 1843 UND 1844 MIT ALLERHÖCHSTER GENEHMIGUNG AUF VERANSTALTUNG - DER KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU ST. PETERSBURG AUSGEFÜHRT UND IN VERBINDUNG MIT VIELEN GELEHRTEN HERAUSGEGEBEN | voN Br. A. TH. v. NIDDENDORFE. Zweıter Ban. Tacır 1. St. Petersburg. Buchdruckerei der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften. 1831. Zu haben bei Eggers & Comp., Commissionairen der Akademie; in Leipzig bei Leopold Voss. ‚(Preis für den ganzen Band: 5 Rub. 40 Kop. Silb. = 6 Thlr.) "Bei u |. Dr Aa TE v. nein | EN REISE AUSSERSTEN NORDEN unnOSTEN SIBIRIENS. Ban I. LOOLOGIE Tusırl. % WIRBELLOSE THIERE. ANNULATEN. BCHINODERMEN. INSECTEN. KREBSE. MOLLUSKEN. PARASITEN. "BE ARBEITET VON F. BRANDT, W. F. ERICHSON, SEB. FISCHER, E. GRUBE, E. MENETRIES, A. TH. v. MIDDENDORFF. „Sn THSONIAN NV 15 1993 — LIBRARIES A (Mit 32 lithographirten Tafeln.) SE c St. Petersburg. LT _\ Buchdruckerei der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften. R 1851 Zu haben bei Eggers & Comp., Commissionairen der Akademie; in Leipzig bei Leopold Voss (Preis für beide Theile: 5 Rbl. 40 Kop. Silb. = 6 Thlr.) vu a a Te Gedruckt auf Verfügung der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften. St. Petersburg, den 30-sten September 1851. P. H. Fuss, beständiger Secretär. Inhaltsverzeichniss. Seite «a Annulaten, bearbeitet von E. GruBE.........erescr 00.0. RA RENATE a OR 1— Echinodermen, bearbeitet von F. Branor und E. GrRUBE......... 2220 ceoeneree nenn .. 27— 12 BeReeten. hearbeitet von E MENETRIES.... 2.00.02 ee nennen een 45— 76 Hymenopteren und Neuropteren, bearbeitet von W. F. Erıcuson ........:. S. 60—69 » Krebse, bearbeitet von F. Branpr.......... else ansehe nee lalkahe ee Men 79—148 Branchiopoden und Entomostracen, bearbeitet von Ses. FıscHEr........ et BO W080 14:9—162 Mollusken, bearbeitet von A. Tu. v. MiDDEnDORFR .uc can... oo atmen draenren 163 — 464% «Parasiten, bearbeitet von E. GruBE........... EEE NRENE en ER ee se 467 — 503 Verzeichniss der in den vorstehenden Bearbeitungen abgehandelten Mollusken und Parasiten. 505—508 RESET EB ee BER nn nee aeeleue 509—516 un Dvr F) er r % ANNULATEN. Bearbeitet u Prof. Dr. E. Grube. So glücklich auch die Ernte wissenschaftlicher Expeditionen ausfallen mag, und so häufig reiche Gebiete der Zoologie durch sie noch mehr bereichert werden, so sind wir doch beinahe schon daran gewöhnt, die Annulaten leer ausgehen zu sehen. Um so grös- seren Dank hat sich Herr von Middendorff dadurch erworben, dass er auf seiner Reise auch diese Thierklasse nicht vernachlässigt, sondern, so weit es nur die Umstände gestatteten, berücksichtigt hat. Es liegen uns, abgesehen von einigen während des langen Transports untergegangenen hieher gehörigen Würmern, 1% Arten vor, nämlich: Polynöe cirrata. Cirratulus borealis. Nereis pelagica. Siphonostomum villosum. Nereis (Nereilepas) vexillosa. Arenicola piscatorum. _ -- pirens. Lumbricus triannularis. — _ Ocholtica. — communis? Nereis (Heieronereis) arclica. — multispinus. Eteone longa. Acanthobdella Peledina. Von diesen Arten sind 8 bekannt, 1 vielleicht mit einer bekannten identisch, 5 noch nicht beschrieben : Nereis (Nereilepas) vexillosa und Ochotica, Lumbricus triannularis und multispinus, und Acanthobdella Peledina, in so fern ‚die interessanteste, als wir in ihr eine in fast jeder Hinsicht den Blutegeln verwandte aber am Vorderende mit Häkchen bewafl- nete Form kennen lernen. Unter den bekannten Annulaten finde ich keine einzige, die nicht in dem Meere von Grönland oder Norwegen vorkäme : Eteone longa ist bisher nur bei Grönland, Nereis virens und Siphonosiomum villosum nur bei Norwegen (jene bei Bergen, diese bei Molde) gesehen worden, Nereis arctica kommt ausserdem vielleicht auch an der Englischen Ostküste vor, Polynöe cirrata und Cirratulus borealis, die Fabricius zuerst aus Grönland beschrieben, haben sich weiter süd- lich gezeigt, an der Dänischen, letzterer auch an der Englischen Küste, und Polynöe eirrata fehlt selbst an der Französischen Küste und im Mittelmeere nicht, was auch von Arenicola piscatorum gilt. Der Nereis pelagica erwähnen Audouin und Edwards in ihren Un- tersuchungen über die Französischen Anneliden nicht, ich habe aber ein Exemplar in der Middendorff’s Sibirische Reise. II. Bd. A Tbl. 1 2 Annulaten. Sammlung der Petersburger Akademie angetroffen, das aus dem Mittelmeer stammt; von der Englischen Küste hat sie Johnston beschrieben, von der Dänischen Oersted. Von den neuen Anneliden des Ochotskischen Meeres ähnelt Nereis vexillosa am meisten _ der N. Marionü, von der Französischen Westküste ; Nereis ochotica ist eine Mittelform zwi- schen den eigentlichen Nereis, Nereilepas und Heteronereis. Fassen wir diejenigen Annulaten zusammen, die auch an den Küsten von Sitcha gefunden sind, so wären Polynöe cirrata, Nereis vexillosa ugd Cirratulus borealis zu nennen Die Lumbricus-Arten sind an der Boganida gesammelt, Acanthobdella Peledina end- lich von solchen Exemplaren des Salmo Peled, die wahrscheinlich nie die Sibirischen Seen verlassen. POLYNÖE Sa. . Corpus brevius aut longius vermiforme, depressum supra plus minus elytris tectum, pinnis obsolete biremibus, ramo superiore breviore; cirris ani 2; lobus capitalis planus, ovalıs, segmento buccali impressus, fronie media incisa, oculis !, tentaculis frontalibus 3, laterali- bus inferioribus 2, segmentum buccale cirris tentacularibus utrinque 2, pharynz exsertilis. mazilis % aduncis armata, margine serie papillarum coronata, elytrorum paria segmente 20 nlo zo 7mo etc. 21”° 23 26° 29” etc. affixa, cirri dorsuales segmentis interjec- tis, ventrales omnibus ; fasciculi selarum cujusque pinnae 2, setae simplices deuticulatae aut serralae. | 1. Polynde eirrata. Aphrodita cirrata Fabr Faun. Groenl. pag. 308. Lepidonote eirrata Oerst. Grönl. Ann. dors. pag. 1". tab.1. Fig. 1, 5, 6, 11, 14, 15. Segmentis ad summum 38, elytris utrinque 15, laevibus subtilissime papillosis, quasi ovalibus dorsum omnino tegentibus, eirris dorsualibus supra paulo incrassatis in filum exe- untibus, paulo plumosis vel glabris, setis sub acumine transverse striatis, denticulatis, su- perioribus curvatis, inferioribus paene rectis angusie lanceolatis, acumine bidente. Die wenigen eingesammelten Exemplare sind sämmtlich klein, und ihre Fühler, Rücken- Cirren und Elytren so wenig: erhalten, dass ich auf die beiden oben genannten Beschrei- bungen verweisen muss, und hier nur einige Bemerkungen ankrüpfen will. Der Kopflap- pen ist wie bei allen Polynöen an der Stirn eingeschnitten und durch eine Längsfurche in eine rechte und linke Hälfte getheilt, zwischen denen an der Stirn der mittlere Fühler auf einem dicken Grundgliede sitzt; er zeigt einen stärkeren Glanz als der übrige Körper. Dieser ist bei einem fast zoll-langen Exemplar auf dem Rücken grau und weiss, auf dem Bauch und an den Rudern weisslich gefärbt: jedes Segment hat nämlich oben 3 dunkel- graue, stahlblau schimmernde, durch weise Querlinien begrenzte und von einander ge- trennte Binden, deren mittelste die ansehnlichste mit einem grossen weissen Mittelfleck. Die Erbabenheiten an der Wurzel der Ruder, auf welchen die Elytren sitzen, sind weiss, Annulaten. 3 an der Vorderseite dunkelgrau, die mit ihnen abwechselnden, die keine Elytren tragen, etwas kleiner und ganz weiss; die Elytren, von denen eine erhalten und halb schwarz halb weiss gefärbt war, kommen am 2°, 1’, 5° u.s. w., 21°”, 23°, 26”, 29’ und 32’ Segment vor, und wenn Oersted bei seinen Exemplaren die 13” auf dem 27°”, die 14° auf dem 30°” Segment sitzen sah, so muss hier, falls er sich nicht verzählt hat, in dem sonst so beständigen Gesetz, nach dem die Elytren auftreten, eine Schwankung statt finden können. Fabrieius hat das 1’ die Fühlereirren tragende Segment nicht mitge- zählt, und giebt daher alle Zahlen um 1 geringer an. Die Borsten waren hellblond ge- färbt, die des obern Ruder-Astes nach allen Richtungen auseinander gespreizt und einige fast so weit vorragend als die der untern, welche ein wie von vorn nach hinten plattge- drücktes Bündel bilden: die ersteren in ihrer ganzen Länge gleichmässig aber doch nur schwach säbelförmig gekrümmt, und am ganzen frei hervorragenden Theil breiter, die letzteren gerader, bloss gegen das Ende lanzettförmig verbreitert und hier ein wenig ge- krümmt, jene mit einfacher diese meistens mit zweizähniger und zwar etwas noch vorn übergebogener Spitze: beide sind am Endtheil mit erhabenen Querstreifen versehen, welche eine Reihe zarter Zähnchen oder Fäserchen tragen und von der Seite betrachtet gesägt, aber bei den obern Borsten erstreckt sich dieser quergestreifte Theil viel weiter hinab als bei den untern. Den Rücken giebt Oersted glatt an, ich habe mich aber an andern Exemplaren dieser Art davon überzeugt, dass er bei 60-facher Vergrösserung. mit winzigen kurzen Fädchen oder weichen Papillen besetzt ist, was auch von den Fühlern und Fühler- eirren gilt. Der Baucheirrus steht am hintern Rande etwa auf der halben Länge des Ru- ders, ist einfach pfriemenförmig, und erreicht nicht ganz die Spitze des untern Astes; der von Fabricius und Oersted beschriebene untere Baucheirrus ist minder lang, stumpfer, ‚mitunter am Ende blasig aufgetrieben, und befindet sich am Ursprung des Ruders, ebenfalls am Hinterrande; an den vordersten 7 Rudern vermisste ich ihn gänzlich. Die Mitte der Bauchfläche ist dem Verlauf des Nervenstranges entsprechend rinnenartig vertieft, und zwar beginnt die Rinne hinter dem breiten den Mund umgebenden Ringwulst. Die Breite des Leibes war an der Bauchseite gemessen mit Ausnahme der hintersten Segmente überall an- sehnlicher als die Ruder mit ihren Borsten, an der Rückenseite fand ich den Unterschied viel geringer und mitunter gar keinen: der Leib verschmälert sich gegen das Vorderende nur wenig, nach hinten sehr allmählich, in gleichem Grade nimmt der Längsdurchmesser der Segmente ab, so dass etwa % hintere auf 3 mittlere und 3'/, vordere kommen. Ein kleineres übrigens ähnliches Exemplar, das den Rüssel ausgestreckt hatte, mass mit demselben 7 Lin., ohne ihn 6 Lin., die Kiefer waren braun und ungezähnelt, die Zahl der Randpapillen nicht zu ermitteln, . die der Segmente betrug nur 33, die der Elytren- paare vielleicht nur 1%, sie waren grau und weiss marmorirt und mit mikroskopisch klei- nen Papillen besetzt. Ra Annulaten. NEREIS. Corpus vermiforme subteres, pinnis interdum mazime dilatatum, eirris ani 2; pinnae biremes ut setae, aut omnes similes aut anteriores a posterioribus differentes, ramus ulerque eirro fasciculoque setarum A, superior lingulis 2, inferior lingula 1 et interdum in pinnis posterioribus labio tuberculi setigeri maximo membranaceo munitus ; seiae compositae, stipite transverse striato; lobus capitalis planus quasi pentagonus, fronte angusta, tentaculis fron- talibus 2, lateralibus inferioribus crassis longioribus biarticularibus 2, oculis !,; segmentum buccale utrinque cirris tentacularibus 4; pharynx exsertilis subbrevis, valida, biartieularis, aceryis granorum mazxillarium eincla, mazillis aduncis serratis 2 armata. A. Cirro dorsuali et ventrali neque cristae lobove insidente, neque juxta eum posito, pinnis omnibus aequaliter composilis, similibus, labio tuberculi setigeri inferioris mazximo membranaceo nullo (Nereis s. strict.) 2. Nereis pelagica Lin. Nereis pelagica. Rathke. Nov.. Act. nat. cur. Vol. XX. P. I. pag. 158. tab. VII. Fig. 1 — 3. . Lingulis pinnarum: brevibus, crassis, oblusis, aeque prominentibus, cirro dorsuali jam ab initio lingulam suam excedente, ventrali suam paene adaequante, segmento buccali supra sequente multo longiore, lonyissimo cirrorum tentacularium tentaculis lateralibus magis pro- minente, minimum segmenta proxima 2'/, adaequante, articulo pharyngis posieriore supra ubrinque acervo granorum ", masillis dentibus 6 obtusis armatis, segmentis ad summum 85. Von dieser Art waren nur ein paar kleine Exemplare gefunden, von denen das eine bei einer Länge von 1 Zoll 1 Lin nur 46, ein anderes bei 41 Lin Länge 56 Segmente hatte; die Kieferspitzchen an dem Rüssel des letzteren waren noch ausserordentlich klein, die Kiefer mit 6 stumpfen Zähnen versehen , die Augen im Verhältniss zum Kopflappen gross, die grösste Breite des Körpers mit den Rudern 1,%* Lin, die der Ruder grösser als die des halben Leibes. Im Uebrigen, namentlich auch wegen der Vertheilung der Kiefer- spitzchen an dem Rüssel verweise ich auf Rathke’s Beschreibung, und füge nur noch hinzu, dass das letzte Segment längs - gefurcht war, und die Aftereirren etwa die Länge von 5 Segmenten hatten. B. Cirro dorsuali, interdum ventrali quoque cristae vel lobo insidente aut juxta eum posito pinnis omnibus aequaliter compositis, pösterioribus plerumque parte supe- riore amplificata, labio tuberculi seligeri inferioris maximo membranaceo nullo. (Nereilepas Blainv._) | 3. N. vexillosa Gr. nov. spec. Taf. H. Fig. 1,13,5,5a,6 ab. Lingulis pinnarum anteriorum brevibus, erassis, oblusis paene aeque prominentibus, supera posteriorum sensim crescente, cum parte supera pinnae ipsius vexillum angustum oblongum componente, cirrumque dorsualem secum efferente, cirro dorsuali ubique lingula sua longius, cirro ventrali sua paulo minus prominente, tuberculo nulli insidente, selis om- Annulaten. 5 nium pinnarum partim spinigeris, partim falcigeris, longissimo cirrorum tentacularium ten- taculis lateralibus magis prominente segmenta proxima ! adaequante, seymento buccali se- quente aliquanto longiore, mazxillis dentibus 6 — 7 obiusis armatis, dispositione granorum mazillarium Nereidi pelagicae simili, sed acervis superioribus posterioribus granorum T, segmentis ad summum 115. Diese Art ist wohl am nächsten mit Nereis Marioni verwandt, deren Einzelnheiten im Bau wir leider nicht vollständig kennen, scheint aber dennoch, obwohl ich lange dazu geneigt war, nicht mit ihr vereinigt werden zu können. Auf der andern Seite finden sich mancherlei Aehnlichkeiten mit Nereis pelagica, von der hauptsächlich nur die hinteren Ruder abweichen. Die Farbe war blass fleisch- oder rosenroth mit bläulichem und violettem metallischem Schiller, bei einigen ganz bläulich und dunkel; die Fähnchen der Ruder weisslich oder bräunlich. Von vielen aber bloss mittelmässig erhaltenen Exemplaren mass das eine 3'/, Zoll in der Länge und fast 2,7 Lin. in der grössten Breite mit den Rudern, über 1,5 Lin. ohne dieselben: ein kleineres 2 Zoll 2,25 Lin. in der Länge und 1,8 Lin. mit den Rudern, 0,9 Lin ohne dieselben in der grössten Breite ; die Länge eines dritten betrug bei derselben Breite 2 Zoll #,5 Lin., eines vierten aber nicht vollständigen 6 Zoll, bei einer grössten Breite von 4,6 Lin. Diese breiteste Stelle war etwa das 17’ Segment. Die Rückeneirren sind nicht mitgerechnet, zieht man sie mit dazu, so erhält man auch an den weiter nach hinten gelegenen Segmenten, deren obere Züngelchen merklich wachsen, eine Breite, die diesem Maximum fast gleich kommt, obschon die Breite des Leibes selbst merklich abgenommen hat. Das erste Exemplar hatte 97, das dritte 91, das zweite 81 Segmente. Die Gestalt ‚des Kopflappens ist N. Marionü ähnlich, trapezoidisch mit etwas con- vexen Seitenrändern, seine Länge aber nur der des nächsten Segments oder höchstens der 1'/, nächsten gleich, während sie dort (der Abbildung nach) der Länge der 2'/, näch- sten Segmente gleich kommt ; die längsten Fühlereirren waren die obern oder innern des 2%" Paares, und mindestens eben so lang, gewöhnlich aber noch länger als die äussern dicken Fühler — ihre Länge kam bei manchen Exemplaren der der nächsten 4 Segmente gleich, während bei N. Marionii die längsten Fühlercirren (der Abbildung nach) die obern des 1”°” Paares sind und von den äussern Fühlern an Länge übertroffen werden; mit N. pelagica stimmen diese Verhältnisse besser überein. Dasselbe gilt von der Bewaffnung. des Rüssels ; die Kiefer sollen hei N. Marionii 15 — 16 Zähnchen haben und verlängert sein, bei unserer Art sind sie kürzer und breiter, und ihre Schneide zeigt nieht mehr als 5 grosse ziemlich stumpfe Zähne; die Vertheilung der- Kieferpunkte oder Kieferspitzchen fin- det in der Art statt, dass am vordern Wulst des Rüssels unten 3 längliche Gruppen ste- hen, von denen die mittlere quer, oben 2 den seitlichen untern entsprechende auf die Kiefer zulaufende, und zwischen ihnen zuweilen noch 2 oder 3 einzelne Spitzchen hinter ein- ander, am hintern Wulst unten eine ansehnliche sich an den Seiten heraufziehende und hier verschmälende Querbinde, deren vorderste Reihe grössere Kieferspitzchen enthält, und oben 6 Mi - Annnulaten. jederseits eine kleine ovale Gruppe von 6 oder 7; bei,N. pelagica finden wir in dieser Gruppe nur %, das übrige stimmt überein; von N. Marionii ist der Rüssel gar nicht be- schrieben. Was seine Länge betrifft so fand ich die Enden der Kiefer etwa mit der Spitze der längsten Fühlereirren abschneidend. Die Züngelchen sind an den vordern Rudern gleich kurz und stumpfer als sie bei N. Marionü abgebildet sind; etwa vom 29” Seg- ment an verlängert sich das obere Züngelchen mit dem angrenzenden Theil des Rückens vom Ruder selbst, und bildet mit ihm ein schmales viereckiges an den Ecken abgerunde- tes Fähnchen, an dessen schmalem Aussenrande nahe der Mitte oder oben der Rücken- eirrus sitzt; der freie Zipfel des Züngelchens selbst ist nur kurz, aber um so mehr seine Basis gestreckt, und die Länge des ganzen Fähnchens und seine Höhe noch einmal so gross als die des mittleren Züngelchens, melches an diesen hintern Rudern mehr als das untere vorragt; die Gestalt des Züngelchens bleibt sich ziemlich gleich. Der Rückeneir- rus ragt an allen Rudern auch an den hintern, wo ‚er bei N. Marionü gerade einschrump- fen soll, bedeutend weiter vor als das obere Züngelchen, der Baucheirrus der auf keiner Erhabenheit sitzt, etwas weniger als das untere. Die Aftereirren haben bei einem kleine- ‚ren Exemplar die Länge von 9, bei einem grösseren von !. Segmenten. Die Borsten waren dunkelbraun und an allen Rudern von gleicher Beschaffenheit, Gräten- und Sichelbor- sten; die Gräte erschien bei 230-facher Vergrösserung an der Schneide ziemlich grob gesägt, die Sichel mit haarartigen Zähnchen versehen. Wenn man von den Einzelnheiten absieht und nur festhält, was Audouin und Eulanik vom Habitus ihrer N. Marionü sagen, dass die hintere Hälfte ihres Rückens jederseits von gross- blättrigen Lamellen besetzt sei, welche ihr das Ansehen einer Phyllodoce verliehen, und mit dem 9°" oder 10° Ruder anfıngen, so passt dies durchaus nicht zu unserer” Art, die viel mehr einer Nereide der vorigen Abtheilung ähnelt, deren oberer Rudertheil sich nur allmählich verlängert aber immer seitlich fortgestreckt bleibt und nie den Rücken bedeckt: auch nie sah ich die Fähnchen in 2 spitze Zipfel auslaufen, welche den Rücken- eirrus zwischen sich nehmen, wie bei N. Marionü, sondern der schmale Aussenrand er- schien gerade oder schräg abgesetzt, die langen Seitenränder aber ziemlich parallel, die obere nie so stark convex oder bucklig wie bei jener Art, die Lippen des untern Borsten- halters endlich weniger zugespitzt als die Abbildung von ‚N. Marionüi zeigt. Ein schönes Exemplar dieser Art aus Sitcha von 9 Zoll Länge, mit 115 Segmenten zeigte viel ausgebildetere Fähnchen als alle oben beschriebenen, sie standen halb aufge- richtet und waren geadert, 3 mal so hoch als das mittlere Züngelchen und auch beinahe 3 mal so lang, und ihre Farbe dunkel bräunlich mit dem Glanz und Schiller des Leibes ; nach diesem Exemplar sind die bezeichneten Figuren unserer zweiten Tafel entworfen. 4. Nereis virens Sars. Taf. I. Fig. 2, 4, a, 5, 6. Nereis virens Sars Beskrivelser og Jagtagelser, pag. 58. pl. 10. Fig. 27. Lingula supera pinnarum jam ab initio caeteris majore, citissime crescente, paulo post ‚cum partie superiore pinnae ipsius folium maximum quasi cordiforme componente, cirrumque Annulaten. 7 dorsualem secum efferente, eirro ventrali tuberculo parvo insidente sed utrisque lingula sua brevioribus , selis omnibus solis spinigeris , tenuissimis ; segmento buccali antice augustato, longitudinem sequentium 2 lobique capitalis aequante , longissimo eirrorum tentacularium tentaculis lateralibus multo magis prominente, segmehta proxima 5 adaequanie, segmentis - plus 135. Von dieser höchst ausgezeichneten Nereis war ein durch Grösse und namentlich durch die Breite auffallendes Exemplar gefangen worden. Es hatte 135 Segmente, — die hin- tern, wahrscheinlich nicht viele, fehlten —, und war im Leben dunkelolivengrün gewesen mit schönem Farbenspiel, im Weingeist hatte sich die Farbe des Leibes auf dem Rücken in ein Blei- oder Eisengrau mit kupfrigem Glanz, die der Ruder in ein helles Graubraun verwandelt ; die Bauchseite ist viel heller als der Rücken des Leibes, und durch eine tiefe Längsfurche halbirt wie bei allen Nereis. Der Kopflappen ist sechsseitig mit eiwas gerun- deten Seitenrändern, fast eben so breit als lang, mit schmaler Stirn und einem etwas ab- gesetzten hintern Mitteltheil, an dessen seitlichen Grenzen die 4 verhältnissmässig kleinen Augen. Die Stirnfühler berühren einander an ihrer Basis, sind ziemlich dick, wenig zu- gespitzt, divergirend und ‚noch nicht halb so lang als der Kopflappen, ihr Vorderende schneidet beinahe mit dem Basalglied der seitlichen Fühler ab; diese entspringen unten vor den Seitentheilen des Kopflappens, so nahe an einander, dass nur ein schmaler fast, dreieckiger Mitteltheil von ihm übrig bleibt, auch sperren sie weniger auseinander als bei den meisten andern Arten, ihre Begrenzung gegen den Kopflappen ist schwer zu erkennen, ihre Breite geringer als bei diesem, das Endglied war leider eingezogen, ihre ganze Länge also nicht bestimmbar. Das Mundsegment ist vorn merklich schmäler als hinten, seine Länge auf der Rückenseite kommt beinahe der der 2%/, folgenden, auf der Bauchseite der der nächsten Segmente gleich, es ist unten vorzugsweise längsgefurcht, oben von schräg sich durchsetzenden Furchen in eine Menge rautenförmiger Felderchen getheilt. Die Fühlereirren sitzen wie immer vorn, an seinen Seitentheilen neben dem Kopflappen, der längste, der innere des 2’°” Paares, reicht bis zum 6°” Segment, der äussere desselben Paares bis zum hintern Rande des Mundsegments, die des vorderen Paares sind beide etwas kürzer als die entsprechenden hinteren. Das 2° Segment zeigt starke Längsfalten, welche in schräger Richtung von vorn und innen nach hinten und aussen laufen , vom 3”. bis 36’°” sieht man sowohl auf den Seitentheilen des Rückens als auf der Basis der Ruder selbst, gerade nach hinten gehende Fleckchen, während der dunklere und glänzendere Mit- telrücken sanft quergefurcht ist, und seine Breite nimmt in demselben Grade zu als die der längsgefurchten Seitentheile ab; vom 36" Segment an bilden die letzteren jeder- seits nur ein dreieckiges mit der Spitze nach innen sehendes Feldchen, und. der Mittel- rücken tritt in Zacken zwischen dieselben, auch hier ist die Basis der Ruder längsgefurcht. An der Bauchseite zeigen die ersten etwa 26 Segmente unregelmässige Querrunzelung, die folgenden einen glatten sich an den Seiten verbreiternden Vorder - und einen sanft quer- gefurchten Hintertheil; die Basis der Ruder ist glatt und glänzend. S Annulaten. Die Ruder haben in der ganzen Länge des Körpers eine ähnliche Zusammensetzung und Gestalt, aber die vordersten 35 jeder Seite sind im Verhältniss zur Breite des Leibes nur klein (Taf. I. Fig. "); diese nimmt etwa vom 20’ Segment ab, die Ruder aber vom 36’ an‘, plötzlich an Grösse zu, und bleiben eine geraume Strecke gleich gross, bis sie. allmählich wieder abnehmen : in der Gegend des 56°” Segments etwa sind sie von unten gesehen eben so breit als der Leib selbst. Ihr Durchmesser von vorn nach hinten entspricht an der Basis dem der Segmente, weiter nach aussen werden sie dünner, stehen aber in dem jetzigen Zustande nirgends so weit aus einander als bei Sars, unten ragen sie wenig, oben sehr ansehnlich über die Fläche des Leibes hervor. Der auffallend- ste Theil der Ruder ist der obere: das obere Züngelchen nämlich, welches schon von ‘Anfang an umfangreicher als die übrigen ist, gewinnt sehr bald und namentlich von der eben bezeichneten Stelle an eine übermässige Länge und Breite, und verschmiltzt mit dem sich kammartig erhebenden Rücken des Ruders so sehr, dass beide zusammen ein unge- heures oval- herzförmiges Blatt bilden, welches an Höhe der ganzen untern Partie des Ruders gleich kommt (Taf. 1. Fig. 5,6). Dass aber in der That diese gewaltigen, durch- scheinenden , von grossen Gefässen durchzogenen Blätter nicht etwa allein dem obern Zün- gelchen entsprechen, sondern aus den beiden genannten Theilen verwachsen sind, erkennt man an ihrem. Rückenrande, der nahe der Mitte scharf eingekerbt ist, und hier auf der innern Seite der Einkerbung den Rückeneirrus trägt. Dieser ist nur ein winziges Fädchen, reicht bei weitem nicht bis zur Endspitze des oberen Züngelchens und zeigt überall ziem- lich einerlei Länge. Die Basis des Ruders nimmt an der Blattbildung keinen Theil, son- dern setzt sich durch einen tiefen Einschnitt merklich ab. Das ansehnlichste Züngelchen nach dem oberen ist das mittelste ebenfalls geaderte : es ragt seitlich wohl eben so weit hervor, ist aber, nicht einmal halb so hoch, und hat eine schiefe breit lanzett- oder schmal herzförmige Gestalt. Zwischen diesen beiden Züngelchen sitzt das obere Borsten- bündel, von einer vorderen stumpfen nur kleinen Lippe geschützt. Das unterste Züngel- chen ist das kleinste, stumpflanzettförmige, es ragt ‘lange nicht so weit vor als das mit- telste und ist auch niedriger. Das untere Borstenbündel, wie gewöhnlich breiter als das obere, steckt zwischen 2 gleichmässig gerundeten Lippen, welche die Höhe des unteren. Züngelchens übertreffen, an Länge aber zurückstehen, die hintere ist etwas länger als die vordere, und beide mehr oder minder deutlich zweilappig oder einfach. Der Einschnitt zwischen dem obern und untern Ast des Ruders fällt wenig in die Augen, weil sich vorn der untere Rand des mittleren Züngelchens, hinten der obere des untern etwas herzförmig . breiten Borstenhalters hinüberlegt. Sars Abbildung weicht hievon merklich ab, indem alle Theile des Ruders schlanker und gesonderter erscheinen, ‘doch ist sein Exemplar auch überhaupt schmächtiger und kleiner. Jeder Ruderast enthält eine schwarze Nadel; die Borsten welche sich neben ihr grup- piren, sind alle hellblond, und, was bei keiner andern Art begegnet, alle von gleichem Bau, nämlich Grätenborsten. Ihr Stiel ist (wie bei allen bisher von mir untersuchten Ne- Annulaten. 9 reis), dicht queergestreift, die Ränder ausgenommen, und wie der an ihm eingelenkte An- hang sehr zart; die Schneide desselben finde ich glatt. (Taf. I. Fig. 4,a). Die Länge des beschriebenen, doch, wie gesagt, nicht vollständigen Thieres beträgt 8 Zoll 3 Lin., die grösste Breite mit den Rudern 1 Zoll 1,2 Lin., die grösste Breite des Leibes selbst, weiche aber vor dieser Stelle fällt, etwa 7 Lin., die Breite mit den Rudern ebendaselbst etwa 9,3 Lin., die Breite eines der grösseren herzförmigen Ruderblätter, über % Lin., und die ganze Höhe eines solchen Ruders noch etwas mehr. 5. Nereis ochotica. Gr. nov. spec. Taf. I. Fig. 2, 2a, 2b. Lingulis pinnarum anteriorum 16 — 20 breriorum, obtusis, brevibus, aeque prominen- tibus, posieriorum longiorum üs similibus sed supera paulo longius prominente, cirro dor- suali ubique lingula sua longiore, in pinnis posterioribus a radice earum valde remote, ventrali pinnarum anteriorum lingula sua paulo breviore, posteriorum longiore, tuberculo minuto insidente, setis pinnarum anteriorum spinigeris et falcigeris, posteriorum cultriferis ; segmento buccali supra sequente aliquanto longiore, longissimo cirrorum tentacularium ten- taculis lateralibus paulo magis prominente, segmenta proxima 3 adaequante. Auch diese Art, von der ich 5 Exemplare vor mir habe, ähnt in einigen Stücken N. Marionii: sie bildet den Uebergang von der zweiten Abtheilung der Gattung Nereis zur dritten, von welcher sie den Borstenwechsel hat, ohne jedoch das charakteristische grosse Lippenblatt des untern Borstenhalters zu besitzen. Grösse, Zahl der Segmente und Ort des Ruderwechsels zeigten wenig Schwankun- gen. Das eine Exemplar hatte eine Länge von 1 Zoll 4 Lin., am 15’ Segment eine Breite von 2,3 Lin. mit den Rudern, und 1,15 Lin. okne dieselben, am zuten Segment, wenn man die angedrückten Ruder auseinander spreizte 2,8 Lin., ohne dieselben beinahe 1 Lin., die Zahl der Segmente war 5l, und das 20’ dasjenige, mit welchem die Ruder plötzlich weiter vorsprangen und eine andere Gestalt annahmen; ein zweites zeigte dieselbe Zahl der Segmente, doch trat der Ruderwechsel mit dem 21” Segment ein, ebenso bei dem dritten, welchem das Ende fehlte; bei dem vierten begannen die langen Ruder mit dem 17°” Segment, dieses besass nur 31 Segmente, indem sich das Schwanzende nur eben neu erzeugt hatte ; am fünften endlich zählte ich 53 Segmente, und der Ruderwech- sel stimmte mit dem ersten überein. Bei zweien hatte das Schwanzende ein anderes Aus- sehen als der Mittelkörper, denn die letzten Ruderpaare stimmten in ihrer Form durch- aus nieht mit den nächst vorhergehenden, sondern mit denen der vordersten Körperab- theilung überein. Die Färbung ist ein blasses Fleischroth, der Rücken des hintern Körper- abschnitts etwas dunkler. Der Kopflappen hatte eine fast trapezoidale Gestalt mit convexen Seitenrändern, die Stirn war zwar schmal aber ihre Fühler berührten sich doch nicht an der Basis, das Grundglied der seitlichen Fühler ragt kaum weiter als die Spitze der Stirn- fühler, und der längste der Fühlercirren, der innere des zweiten oder auch des ersten Paares, etwas mehr als das Endglied der seitlichen Fühler vor; er hatte die Länge der Middendorff’s Sibirische Reise. II, Bd, A Thl. 2 BEN Annulaten. nächsten 3 Segmente, war aber in mehreren Exemplaren offenbar verstümmelt. Der Kopf- lappen war noch nicht so lang als das 1’ und 2° Segment zusammengenommen, das 1° in der Mitte des Rückens beinahe 2 mal so lang und eben so breit oder etwas brei- ter als das folgende. Kein einziges Exemplar hatte den Rüssel ausgestreckt, und es gelang mir auch nicht ihn herauszuziehen. Die Seitentheile der Segmente sind etwas erhaben, und gegen den Mittelrücken auf den vordern 16 — 20 durch parallele, gerade nach hinten lau- fende, auf den hintern durch spitzwinkelig einspringende Ränder, abgesetzt. An dem Vordertheil des Körpers sind die Ruder kurz, ihr Rücken- und Bauchrand parallel, ihre Züngelchen fast stielrund, am Ende stumpf und schwärzlich und beinahe gleich lang, das untere etwas weniger vorragend; der Rückeneirrus reichlich noch einmal so weit vorragend als das obere, der Baucheirrus etwas weniger als das untere Züngel- chen; die Borstenhalter, besonders der obere, mit wenig Borsten versehen, der untere so lang als das untere Züngelchen, die ganze Gestalt dieser Ruder denen von N. pelagica ähnlich (Taf. II. Fig. 2). Die Ruder der hintern Körperabtheilung sind länger, ihr Ober- und Unterrand ausgehöhlt, oder jener vielmehr in der Mitte winklig ausgeschnitten (Taf. II. Fig. 2 b.), der Basaltheil des Oberrandes erhaben und wie bei Heteronereis und Nerei- lepas virens mit einem schmalen dreieckigen Zipfel in den Mittelrücken des Leibes hinein- tretend; sie haben sich alle in schräger Richtung nach hinten aneinander gelegt, und bil- den so gleich auf den ersten Blick einen Gegensatz zu den Rudern der vorderen Abthei- lung, die zuweilen sogar entschieden nach vorn stehen. Das obere Züngelchen geht an sich kaum über das mittelste und dieses kaum über das untere hinaus, aber in natürlicher Lage neigt sich die Linie, welche die Enden der Züngelchen verbindet, abwärts,, doch merklich nach innen. Das obere Züngelchen verbindet sich mit dem nach aussen liegen- den Theil vom Rückenrande des Ruders, indem dieser sich wie eine gerade niedrige Leiste erhebt, zu einem schmalen länglichen Lappen, an dessen schmalem, meist sehr deutlich eingekerbtem Endrande der Rückencirrus sitzt, er ragt hier noch weiter als an den vor- dern Rudern, der Baucheirrus nur etwas mehr als sein Züngelchen hervor, auch steht der letztere auf einer kleinen deutlich abgesetzten Erhabenheit oder einem Läppchen. Die Züngelchen sind hier alle etwas mehr von vorn nach hinten zusammengedrückt, und durch die Verbreiterung des obern und untern Borstenhalters mehr auseinander gespreizt. Die Aftercirren haben die Länge der letzten 5 Segmente; am Aftersezment bemerke ich nichts Auffallendes. Die Borsten liefern einen Hauptcharakter für diese Art: an den Rudern der vordern Körperabtheilung nämlich findet man Gräten- und Sichelborsten, an den übrigen aber Messerborsten wie bei den Heteronereis, obschon der untere Borstenhalter durchaus kein grosses häutiges Lippenblatt trägt; die Schneide der Gräten erscheint bei 230-facher Vergrösserung fein gesägt (Taf. Il. Fig. 6. b.), die der Sicheln mit langen haarartigen Zäh- nen besetzt (Taf. I. Fig. 6. a.), die Messerborsten aber lassen sich, wenn sie im Ruder stehen, auch ohne mikroskopische Untersuchung schon durch ihre Farblosigkeit oder ihr weisses Ansehen und ihren seidenartigen Glanz von den übrigen unterscheiden. Eine eigen- Annulaten. 11 thümliche Missbildung zeigte an einem Exemplar das 2‘ Ruder der hinteren Körperabthei- lung, indem sich hier 2 Rückencirren neben einander entwickelt hatten. C. Pinnis anterioribus minoribus, simplicioribus, posterioribus majoribus, labio tuber- culi setigeri inferioris maximo, foliaceo, eirris eristae lobove insidentibus vel Juxta eum positis, setis pinnarum anteriorum spinigeris et falcigeris, posteriorum cultriferis. (Heteronereis. Oerst._) 6. Nereis aretiea. Oerst. Taf. I. Fig. 7, 7. a. Hiteronereis arclica. Oerst. Grönl. Ann. dors. pag. 27. tab. IV. Fig. 50*, 51, 60, tab. V. Fig. 65, 68, 69, 70, 70*. Nereis grandifolia. Rathke. Nov. Act. nat cur. Tom. XX. P. I. pag. 155. tab. VII. Fig. 13, ih. ) Lingulis pinnarum anteriorum brevibus obtusis, cirris earum magis prominentibus ; lingulis pinnarum posteriorum elongatis obtusis, supera et infera gracilioribus, media la- tiore, eirro dorsuali lingula sua multo magis prominente, subtus crenato, ad basin lobo ovali munito, ventrali lobo bipartito insidente, aeque longe prominente ac lingula sua, labio tuburculi seligeri inferioris lingulas lobosque magnitudine multo superante, lobo capitali lon- gütudine segmentorum proximorum % vel 5, longissimo cirrorum tentacularium tentaculis la- teralibus paulo magis prominente, segmenta proxima 7 adaequante maxillis brevibus, latis 4-dentalis. Es waren von dieser Art zwei wohl erhaltene, in mancher Beziehung von einander abweichende Exemplare gefunden ; das eine war nur 1 Zoll 10 Lin. lang, und hatte 9% Segmente, das andere hingegen war 3 Zoll lang, hatte aber nur 76 Segmente; bei jenem trat der Wechsel der Ruder mit dem 28’, bei diesem mit dem 30‘ Segment ein, wäh- rend Oersted das 21”, Rathke das 17’ Segment als die betreffenden angeben. Der Kopflappen ist beinahe fünfeckig, etwa so lang als die nächsten Segmente, fast eben so breit als lang; die beiden Stirnfühler etwa ?/, so lang als derselbe, am Grunde einander nicht berührend, etwas divergirend und länger als das Grundglied der seitlichen untern, deren Endglied leider eingezogen war. Die letzteren weichen breit auseinander. Das Mund- segment ist von oben betrachtet etwas länger und breiter als das folgende, und unten mit etwa 11 Längsfurchen regelmässig kannelirt. Von den Fühlereirren sind die innern des 2” Paares fast so lang als die vordersten 7 Segmente, die kürzesten, die äusseren beiden Paare, so lang als die vordersten Segmente ; jene ragen über die seitlichen Fühler hin- aus. Da an dem kleineren Exemplar der Rüssel ausgestreckt war, konnte ich eine Ver- gleichung mit Rathke’s Beschreibung anstellen : ich fand am vordern Wulst oben jeder- seits eine fast lineare gegen die Kiefer hin laufende Längsgruppe von Kieferspitzchen, da- zwischen 3 einzelne hinter einander in der Mitte, unten jederseits eine den oberen ähn- liche und in der Mitte eine queere Gruppe; am hintern Wulst oben jederseits ein gedrängtes Häufchen von 6 (bei Rathke "), unten und seitlich eine ansehnliche Binde, die sich bis oben verschmälert hinaufzieht, und deren erste Reihe nur grössere Spitzchen enthält. Die * 12 Annulaten. Segmente der vordern Abtheilung sind auf den Seiten des Rückens weitläufig in die Länge gefaltet, die Haut des Mittelrückens wie auch bei den vorigen Arten äuserst fein rauten- formig gestreift, die Segmente der hinteren Abtheilung auf dem Rücken queergestreift, an den Seiten springen die Verlängerungen der Ruderbasen als schmäle dreieckige Zipfel hin- ein; letztere sind mehr kupferig violett, der Rücken selbst mehr graublau gefärbt. Die Bauchseite ist blass lilla gefärbt, die vordersten 13 Segmente tragen am Vorderrande eine erhabene Queerbinde, welche an der Basis der Ruder in eine glatte Anschwellung übergeht, diese Anschwellungen bleiben auch an den hintern Segmenten der vordern Körperabthei- lung, an welchen ich keine Binde, sondern wie überall, bloss Queerstreifung erkenne; mit- ten auf der Bauchseite verläuft, der Lage des Nervenstranges entsprechend, eine anfangs schmale, in der hintern Körperabtheilung breite und durch eine Reihe von flachen Erha- benheiten gekörnelte oder geperlte Längsfurche. Die Ruder sehen jetzt blass gelblichgrau aus, und springen im vordern Körperabschnitt nur wenig: vor. Ihre Züngelchen sind hier kurz, dick, abgerundet, gleich lang, der Rücken- circus zwar etwas weiter vorragend als das obere Züngelchen, aber lange nicht in dem Grade wie es Oersted darstellt, sondern mehr mit Rathke’s Abbildung (1. c. Tab. VI. Fig. 13) übereinstimmend; an den vordern Rudern dieser Abtheilung ist er noch kürzer als an den hinteren, und ragt nur wenig über sein Züngelchen hinaus. Dagegen springen die Ruder der hintern Körperabtheilung beträchlich vor, so dass jede Reihe derselben (die Borsten mitgerechnet) die Breite des Leibes merklich übertrifft. Die vordern von diesen Rudern stimmen in ihrem Aussehen mit den Abbildungen von Oersted und Rathke überein; der Rückeneirrus ist nämlich am untern Rande gekerbt, viel länger als das obere Züngelchen, und hat nach innen von seiner Basis ein einfaches ovales Läppchen, ohne. dass seine Anheftungsstelle selber sich über den sonst ebenen Rückenrand erhebt, allein vom 37 Segment etwa an gerechnet, erhöht sich bei dem kleineren der beiden von mir untersuchten Exemplare jenes Läppchen mit dem oberen Züngelchen zusammen immer merklicher, indem der zwischen ihnen sitzende Rückencirrus mit in die Höhe gehoben wird, und so gewinnen die genannten obern Theile des Ruders das Ansehen eines, die übrigen Züngelchen an Länge und Breite bei weitem übertreffenden, Fähnchens mit ziemlich paral- lelen Rändern, an welchem der allmählich sich verkürzende, am Unterrande nicht mehr gekerbte Rückenecirrus den Wimpel darstellt, äknlich wie bei N. vexillosa (Taf. 1. Fig. 7). Bei dem grösseren Exemplar finde ich dies Verhalten nur an den äussersten Segmenten des Hinterendes, die vorhergehenden, z.B. das 59’%, stimmen noch mit Oersteds Figur über- ein. Das mittlere Züngelchen ist queer oval, und mit dem Mitteltheil seines breiten Ober- randes am obern Borstenhalter aufgehängt , das untere ist ähnlich gestaltet, nur etwas schmäler, und an seiner Basis, d. h. am Innenrande, befestigt; es ragt weniger .als das mitt- lere und bei weitem weniger als das grosse häutige dreieckig rundliche Blatt hervor, wel- ches die hintere Lippe des untern Borstenhalters bildet. Das obere Züngelchen erscheint bevor es zum Fähnchen wird, spitzer als die übrigen, und überragt das mittlere, beinahe Annulaten. 13 auch das oben beschriebene Lippenblatt. Der Baucheirrus sitzt- in dem Einschnitt eines ge- rundet viereckigen, zweitheiligen Lappens, welcher an Grösse den einfachen an der Basis des Rückeneirrus befindlichen übertrifft; der Einschnitt liegt am Vorderrande, und theilt den Lappen bald mehr bald minder tief in einen schmalen oberen und einen breiten un- teren Theil. Die Aftereirren haben die Länge von 10 Segmenten in dem kleineren, von 13 in dem grösseren Exemplar ; das Aftersegment selbst schien gegen den Hinterrand hin strahlig gefaltet, und war kurz. Jeder Ruderast enthält eine schwarze Nadel, der untere in den hintern Rudern 2. Die Borsten der Ruder sind je nach der Körperabtheilung zu der diese gehören, verschieden gestaltet: in der vorderen enthält das obere Bündel Gräten-, das untere Gräten- und Si- ehelborsten, in der hintern stehen an beiden Orten nur Messerborsten ; sie breiten sich - besonders deutlich an dem grossen Lippenblatt des untern Borstenhalters fächerförmig aus, sind auch oben bei weitem zahlreicher als die Grätenborsten der vordern Ruder, und zeich- nen sich wie bei allen Heteronereis durch ihre Farblosigkeit und ihren seidenartigen Glanz aus; die Queerstreifen ihrer Stiele sind durch eine mittlere doppelte Längslinie getheilt (Taf. l. Fig. 7. a.). Der Leib selbst ist etwa in der Gegend des‘ 15‘ Segments am breitesten und nimmt gegen das Vorderende hin wenig, gegen das Hinterende bedeutend, obwohl sehr allmählich ab, während er hier durch die Ruder ansehnlich an Breite gewinnt: so mass die Breite des kleineren Exemplars im vordern Drittheil mit den Rudern 3 Lin., ge- gen die Mitte mit den Rudern ohne Borsten # Lin., die Borsten mitgerechnet %#,5 Lin. ; die Breite des grössern Exemplars etwa am 17’ Segment betrug im Leibe 3,2 Lin., mit den Rudern und Borsten 4,6 Lin., am 36’ im Leibe nur 2,3 Lin., mit den Rudern und Borsten aber 5 Lin. ETEONE Sa. Corpus vermiforme subteres, pinnis parvis uniremibus: eirri dorsuales dorsum minime tegentes, ut ventrales dilatati, interdum foliacei; lobus capitalis depressus, fronte angustata aut latiore, oculis 2 aut %, tentaculis frontalibus minutis 4, segmentum buccale uirinque cirris tentacularibus subulatis 2, pharynx exsertilis longa, paene clavaeformis, biarticularis, mazeillis nullis. 7. Eteone longa. , Nereis lonya. Fabric. Faun. Groenl. pag. 300. Eteone longa. Verst. Grönl. Ann. dors. pag. 33. tab. II. Fig. 20, 28. Lobo capitali trigono- rolundato vel paene tropezoideo, paulo latiore quam longo, oculis 2, cirris dorsualibus parvis, crassis, paene ovalibus, a latere protentis, articulo basilari nulli insidentibus. Ich habe nur 1 Exemplar vor mir: seine Länge beträgt etwa 2 Zoll, seine grösste Breite (am 70°” Segment) mit den Rudern nur 1,2 Lin., ohne dieselben noch nicht 1 Lin., es verjüngt sich gegen das Vorderende wenig, gegen das Linterende merklich aber 14 | Annulaten. allmählig, in einer langen Strecke bleibt sich die Breite gleich. Die Zahl der Segmente ist 140, sie sind oben gewölbt, unten flach, und in der mittleren Körpergegend etwa 5 mal so breit als lang. Der Rücken ist vorn und hinten durch 2 seitliche Längsfurchen deutlich in 3 Theile getheilt, in der Mitte werden dieselben undeutlich ; an der Bauch- seite erkennt man an einer mittleren doppelten Längslinie den Verlauf des Nervenstranges. Die Färbung ist jetzt ein helles Graubraun mit einem schwachen bläulichen Schimmer. Der Kopflappen ist etwa trapezoidisch mit abgerundeten Ecken, die Stirn schmal zulaufend und oben durch eine Längsfurche halbirt, die Länge etwas geringer als die Breite und unge- fähr den folgenden 3 Segmenten gleich. ‚Die kleinen Fühler stehen an den Ecken des Stirnrandes selbst, 2 oben 2 unten, und sind noch nicht so lang als dieser breit. Das Mundsegment ist nicht länger als das folgende; die beiden Fühlereirren, die jederseits an ihm sitzen, haben eine gleiche und kaum bedeutendere Länge als die Fuhler, sie messen etwa '/, von der Breite des Mundsegments, sind am Grunde nicht verbunden, stehen um ihre eigene Länge aus- und über einander, und haben wie die Fühler eine weissliche Farbe und pfriemenförmige Gestalt. Der Rüssel verdickt sich allmählig gegen das freie Ende hin und besteht aus 2 Absätzen, von denen der vordere noch einmal so lang als der hintere und am Rande mit einem Kranz von 1! niedrigen weichen Papillen versehen ist: an der Endfläche selbst laufen von diesen Papillen gegen die Oeffnung feine Furchen. Die Länge des Rüssels kam etwa der der nächsten 12 Segmente gleich und betrug 1,4 Lin. Die Rückencirren haben die Form eines der Queere nach halbirten Ovals, dessen Rän- der zuweilen an der Basis etwas eingezogen sind, und eine mässige Dicke, die jedoch der Länge der Segmente nicht entspricht ; ihre Länge ist anfangs kaum bedeutender als die der Fühlereirren, doch nehmen sie gegen die Mitte des Körpers allmählig etwas an Grösse zu, so dass sie darin den Borstenhalter mit dem Baucheirrus übertreffen ; sie stehen von diesen Theilen fast um ihre eigene Breite ab, sind horizontal gerichtet, die Ränder nach oben und unten, und sitzen auf keinem Stiel, sondern unmittelbar auf der Seitenwand des Leibes ; ihre Farbe ist weisslich. Borstenhalter und Baucheirrus liegen hart an einander, und sind winzig und länglich rund, die Borsten spärlich, farblos, überaus zart und zusam- mengesetzt, doch gelang es mir nur eine einzige zu entdecken, an welcher der Anhang noch erhalten war; er hatte die Form einer kurzen Gräte, der Stiel verdickt sich am Ende kaum ein wenig, zeigt keine Queerstreifung, ragt höchstens ein wenig weiter hervor als der Rückencirrus, und scheint am freien Ende in eine winzige Zinke auszulaufen. Die beiden blattartigen Aftereirren, die Oersted abbildet und deren auch Fabricius schon Erwähnung thut, waren an diesem Exemplar nicht erhalten. CIRRATULUS Lam. Corpus vermiforme, subteres aut teres, tuberculis setigeris minimis, utrinque distichis, cirris labüsve nullis; lobus capitalis tentaculis nullis, segmentum buccale nudum; pha- ryn& exsertilis brevissima edentula expansa, margine sinuoso ; füla longa dorsualia in om- Annulaten. 15 nibus cel plerisque segmentis 2, in uno anteriorum plura, serie transversa collocata; selae simplices. 8. Cirratulus borealis. Lam. Taf. I. Fig. 3. Lumbricus cirratus. Müll. Prodr. Nr. 2608, Fabric. Faun. Grönl. pag. 281 Fig. 5. Cirratulus borealis. Oerst. Grönl. Ann. dors. pag. 5%. tab VII. Fig. 98, 102. Corpore paene tereti, fronte lobi capitalis rotundata, utrinque ad marginem serie Irans- versa oculorum 5 vel plurium munita, segmento 3’ utrinque serie transcersa filorum dor- sualium instructo, setis nudo. Unter den 3 eingesammelten Exemplaren war nur eines vollständig erhalten, :es mass etwa 1 Zoll 9 Lin. in der Länge, 1,5 Lin. in der grössten Breite, und hatte 67 Seg- mente ; das eine von den verstümmelten, das ebenso lang, aber 2 Lin. breit war, und 62 Segmente besass, schien nur die Hälfte eines Thieres zu sein, so dass bei dieser Art die Zahl der Segmente, welche Fabricius auf 6%, Oersted auf 50 — 60 angiebt, bedeu- tend höher steigen könnte, wenn sie vielleicht auch nicht die von C. Lamarckü (180 — .. 230) erreicht. | | Die Farbe der Thiere ist im Leben milchweiss gewesen, mit einem stärkern oder ge- ringern Stich in’s Graurothe, jetzt-aber blassgrau. Der Kopflappen ist halb oval, hinten so breit als das folgende Segment und etwas länger als dieses, ünd trägt nahe dem Stirn- rande jederseits eine Queerreihe von 8 winzigen Augenpunkten. Das 1” oder Mundsegment und das 2’ haben fast die doppelte Länge der übrigen, und sind ganz nackt; der Mund ist durchaus nach unten gerichtet und seine runde Oeflnung so gestellt, dass der Kopflap- pen eine Vorder-, das Mundsegment eine Hinterlippe bildet. ‘Das 3° Segment trägt oben jederseits 5 — 8 oder mehr queer neben einander gestellte mehr oder minder lockige Fäden, von denen einige die halbe Länge des Körpers erreichen, und die einen starken Nackenschopf bilden, die Mitte des Rückens bleibt in einer geringen Breite frei, Borsten- bündel kommen an den Seiten nicht vor. Das Y“ und die übrigen Segmente zeigen eine gleichartige Bildung: jedes trägt an seiner Seitenwand 2 Borstenbündel in geringer Ent- fernung über einander, und über dem oberen in etwa gleich weitem oder grösserem Ab- stande einen langen Rückenfaden von derselben Beschaffenheit wie die des 3°” Segments, doch etwas kürzer als diese; wo die Rückenfäden fehlen, ist es, da sie sich ausserordent- lich leicht ablösen, vielleicht nur ein Zufall. An der Bauchfläche erkennt man den Ver- lauf des Nervenstranges ; die Seitenwand ist bei dem grössten Exemplar merklich verdickt, so dass sie sich polsterartig gegen die Rücken- und Bauchfläche absetzt, und die Rücken- fäden sitzen gerade am Anfang des Polsters; bei den andern Exemplaren ist dieser Unter- schied nicht wahrnembar. Was die Borstenbündel anlangt, so sind sie unbedeutend, von vorn nach hinten breitgedrückt, etwas fächerartig ausgebreitet, aber in keine merklich her- vortretende Erhöhungen eingefügt, wie sonst gewöhnlich. Das untere steht hart am Rande des etwas gewölbten Bauchfläche. Die Borsten sind blass messinggelb und in beiden Bün- deln von zweierlei Art: die einen haarförmig, länger vorragend und etwas gekrümmt, die 0 . Annulaten. andern viel dicker, gerade, oder nur leicht an der Spitze gebogen, bei weitem kürzer und den Nadeln (Aciculae) ähnlich ; in der Färbung unterscheiden sie sich bei dieser Art von den ersteren nicht, während sie bei €. Lamarckii dunkelbraun sind. Der After war aus der Rückenseite der 3 letzten Segmente ausgeschnitten ; das letzte von Borstenbündeln und Rückenfäden entblösste hatte sich etwas heraufgeklappt, als wenn es zum Schliessen des Afters dienen sollte. Die Art die Rathke *) als Cirratulus borealis beschreibt, kann mit der Fabricius- schen nicht identisch sein, da bei jener das ‘“ der borstentragenden, bei dieser das 3 der nicht borstentragenden Segmente, also ein früheres, mit der Queerreihe der Rücken- fäden besetzt ist. . SIPHONOSTOMUM Otto. Corpus vermiforme aut brevius, cylindratum, parte anteriore aut media tumida, fas- ciculis setarum utrinque distichis tenuissimis, cirris lingulisce nullis ; lobus capitalis plus minus tubulatus, tentaculis crassioribus sulco exaralis 2 et pluribus tenuioribus posterioribus munitus, segmentum proximum nudum faculiate cum lobo. capitali in segmentum_ seligerum primum,recedendi praeditum ; setae simplices transverse siriatae, superiores capillares, infe- riores uncini longi. 9. Sipfaomostonmuamm wiillosumm. Rathke. Siphonostomum gillosum. Rathke. Nov. Act. nat. cur. Tom. XX. P. I. pag. 215. tab. X1. Fig. 11, 12. Corpore breviore crasso, a tumido, papillis mollibus obsito, segmentis 22, tenta- culis posterioribus 30 — "UV, fasciculos 2 componentibus, setis anterioribus neque elongatis nec prorsus vergentibus, superioribus omnibus tuberculo nullo, inferioribus tuberculo rotundo depresso insitis. Das einzige Exemplar dieser von Rathke entdeckten Art, war nur mittelmässig_er- halten, und kaun, da der Kopflappen seine Fühler und das nächste Segment vollständig in das erste borstentragende zurückgezogen ist, nur theilweise beschrieben werden. ‘Was die Zahl der zurückziehbaren Segmente betrifft, so babe ich an einigen vollkommen aus- gestreckten Exemplaren von S. papillosum die Bemerkung. gemacht, dass 2 auf den Kopf- lappen folgende Segmente nackt und mit ihm zurückziehbar waren, und es ist mir daher das Bedenken aufgestossen, ob dasselbe nicht auch bei andern Arten stattfindet, und bis- her zufällig nur solche Individuen untersucht sind, bei weichen diese Theile zur Hälfte hervorgetreten waren. Der Leib war. in der Mitte stark aufgebläht, an den Enden verschmälert, fast cylin- drisch aber unten flach und durch deutliche Furchen in 22 Segmente getheilt, die Haut gelblich mit graulichen schon bei 6-facher Vergösserung deutlich erkennbaren weichen *) Nov. Act, nat. cur. Tom. XX. P. I. pag. 180. tab. VIII. Fig. 16, 17. Annulaten. 117 | Papillen besetzt, und zum Theil mit‘ Sandkörnchen bedeckt: an mehreren Stellen hatte sie sich abgelöst. Die Länge der Papillen ist auf dem Rücken und den Seiten beträcht- licher als an der Bauchfläche. Die Borstenbündel der oberen Zeile stehen auf keiner Er- habenheit, haben etwa 2 — 3 längere Papillen unmittelbar unter sich, und enthalten mei- stens 5 haarförmige, leicht gekrümmte, sehr dünne, durch Queerstriche gegliederte .Borsten ; die Borsten der unteren Zeile sind doppelt so starke, dunkelbraune, meistens stumpfe schwach S-förmig gekrümmte Hakenborsten, und nicht nur wie diese, dicht in die Queere, sondern auch in die Länge gestreift; sie, stehen zu je 5 oder-6 in einer schief von vorn nach hinten und etwas abwärts laufenden Queerreihe fächerartig aus einander gespreizt, und zwar auf einer flachrunden, aber nicht wie bei Siphonostomum inhabile von sternartig: lau- fenden Furchen durchzogenen Erhabenheit, und sind an ihrer Basis von einem einfachen Kranz längerer Papillen umgeben. Die Gestalt dieser Papillen ist, wie sie Rathke abbildet, fast fadenförmig und vor dem knopfartig verdickten Ende spindelförmig angeschwollen. Die Länge des Thierchens beträgt hei eingezogenem Kopftheil 10 Lin., die Breite in der Mitte 3, an den Enden 1, Lin. ea Corpus vermiforme cylindratum, parte anterivre tumida, segmentis annulatis, tubercu- lis setarum utrinque distichis, superiores setis capillaribus, inferiores tori iransversi pectine uncinorum longorum armati, cirris nullis; tentaculum minimum, retractile 1; pharynz ex- sertilis brevis, edentula, papilis minutis obsita; branchiae dorsuales fruticosae, aut medüis ‚tantum aut posterioribus quoque segmentis affixcae. 10. Arenicola piscatorum Lumbrieus papillosus Müll, Fabric. Faun. Grönl. pag. 283. Arenicola piscatorum, Cuv; Aud. et Edw. Ann. des scienc. nat. Tom. XXX. pag. 420. pl. XXI. Fig. 8 — 12. Parte corporis posteriore haud in segmenta divisa, papillis obsita, setis branchüsque nullis, anteriore in segmenta 19 divisa, segmentis J- farm annulatis gumaıus ‚setigeris, posterioribus 13 tantum branchüs munitis, Nur ein kleines etwa. 2 Zoll langes, theilweise schlecht erhaltenes Exemplar von heit ler Eärbung, mir aber deshalb interessant, weil es unter den vielen von mir untersuchten das einzige ist, an welchem ich nur 18 mit Borstenbündeln und 12 mit Kiemen versehene Segmente zu erkennen vermag. ‘_ LUMBRICUS La, Corpus vermiforme, teres aut subteres, clitellis munitum; lobus capitalis antice rotunda- tus processu postico in segmentum buccale plus minus intrante, segmentum buccale setis nu- - dum, setae utrinque, distichae binae aut tetrastichae solitariae, uncinos longos imitantes. Middendorffs, Sibirische Reise. II. Bd. 4 Thl. 3 18 Amnulaten. 11. Lumbrieus triannularis Gr. nov. spec. Taf. II. Fig. 3, 3,a, 3,b. (2 mal vergrösst). : | Uncinis binis utrinque distichis, in omnibus segmentis aeque dispositis, segmentis 79 triannularibus, annulo medio paulo elato, uncinos ferente, vulvis sub segmento 15'° sitis, elitellis minimum a 29" usque ad 31” pertinentibus, processu postico ‚lobi capitalis to- tum segmentum buccale dividente. | | Obwohl mir nur ein einziges Exemplar von diesem Lumbrieus vorliegt, und sich nach einem Exemplar eine Species nur ungenügend aufstellen lässt, muss ich mich hier doch dazu entschliessen. Das Thier, welches an der Boganida gefunden war, mass 4 Zoll 6 Lin. in der Länge; seine grösste Breite, am 10’ Segment, betrug 1,8 Lin., die am Schwanz- ende 0,9 Lin.; die Zahl der Segmente war 79, die Farbe graulich braun, oben lebhafter glänzend mit blauem und hellgrünem Farbenspiel, unten weniger dunkel und minder glän- zend, der Kopflappen nicht heller gefärbt. Alle Segmente sind 3-ringelig, der mittelste besonders an den Seiten etwas erhabene Ring trägt die Borsten, welche, soweit man nach dem vorstehenden Theil beurtheilen kann, wie gewöhnlich schwach s-förmig gekrümmte Häkchen darstellen, und zu je 2 neben einander stehen. Die Entfernung zwischen den beiden jeder Zeile und auch zwischen den Zeilen unter einander ist an allen Segmenten ziemlich gleich, die erstere natürlich minder beträchtlich als die zweite; die Zeilen stehen gerade an dem obern und untern Seitenrande, und um jede einzelne Borste erhebt sich ein winziger weisslicher Wall. Der Kopfiappen ist stumpf, gerundet, etwa so lang als das Mundsegment, und sein hinterer Fortsatz theilt dasselbe vollständig; die feine Längsrun- zelung die am Mundsegment auftritt, ist auch an dem Fortsatz bemerkbar und ebenso Spu- ren von den 2 Queerfurchen, die an jenem auf der Oberseite vorhanden sind; an der Un- terseite des Mundsegments sehe ich nur die hintere derselben. Zwei Vulven sind am 15’ Segment zwischen der oberen und unteren Zeile der Häkchen angedeutet. Zum Gürtel ge- hören wenigstens 3 Segmente, nämlich das 29’, 30’%, 31°, sie sind mässig angeschwollen, und haben an jeder Seite zwischen den Zeilen der Häkchen eine ganz flache oben ziem- lich abgestutzte, unten über jedem Paar derselben ausgebuchtete Verdickung, an deren oberem Rande mehrere kleine zum Theil in der Mitte vertiefte Polster sitzen. Ich glaube jederseits 4 Paar derselben zu zählen, das vordere und hintere Segment trägt 1, das mitt- lere 2 davon. Die Unterfläche der Gürtelsegmente zeigt Längsstreifung, und entbehrt des Farbenspiels, welches die obere mit dem übrigen Körper gemein hat; sonst ist in der Fär- bung nichts Auffallendes zu bemerken. Die hinter dem Gürtel liegenden Segmente hesitzen einerlei Länge und etwa dieselbe, die jedes der 3 vordern Segmente hat; das Schwanzende ist cylindrisch. Die unpaarige Reihe der Rückenporen kann ich hin und wieder erkennen. Diejenigen Lumbricus- arten, deren Kopflappen ähnlich der unsrigen gebildet ist, sind L. rubellus und agricola Hoffmeist. ‚gigas Dug. und mammalis Sav., aber abgesehen davon, dass bei keinem derselben dreiringelige Segmente beschrieben werden, finden wir, bei L. gigas (nach Duges) 22, bei den andern 6 Gürtelsegmente, bei L. agricola überhaupt Annulaten. 19 15% — 180, bei L. rubellus 120 — 140 Segmente, von den übrigen 2 Arten ist die Zahl derselben nicht bekannt. 12. Lumbricus commumis?. Hoffmeist. Lumbricus anatomicus Hoffmeist. de verm. pag. 23 tab. 1. Fig. 6., Wiegm. Arch. 1843, I. pag. 188. tab. IX. Fig. I. Lumbricus communis. Hoffmeist. Art. der Regenw..pag. 23. Fig. 3. Fraglich nur beziehe ich auf diese Art einige ebenfalls an der Boganida gesammelte Regenwürmer, welche bis auf 2 Exemplare schlecht erhalten sind. H offmeister’s Diagnose ist: | Uncinis binis, utrinque distichis, in omnibus segmentis aeque dispositis, segmentis 160 — 180, vuleis sub 15’° sitis, elitellis a 26°, 29”°, 30° usque ad ae a ae Tl per- tinentibus, lobo capitali subtus in longitudinem sulco notato, processu postico brevi dimi- dium sel irientem segmenti buccalis aequante, corpore postice haud attenuato. Bei meinen Exemplaren reicht der Fortsatz des Kopflappens bis auf die Hälfte des Mundsegments, ob er eine untere Längsfurche besitzt kann ich nicht entscheiden. Bei dem einen fand ich die Länge etwa 2 Zoll 5 Lin., beim andern etwa 2 Zoll 3 Lin., bei je- nem 93, bei diesem 111 Segmente, bei jenem endlich reicht der Gürtel vom 26°” bis 31, bei diesem vom 28°” bis 33° Segment. Da ganz junge Individuen von L. com- munis, wenn sie aus dem Ei kriechen, nach Hoffmeister 32—1+0, erwachsene aber 160— 180 Segmente besitzen, so haben wir an dem Unterschied ihrer Anzahl, keinen besonderen Anstoss zu nehmen ; wichtiger ist, dass bei meinen Exemplaren der Körper sich hinten merklich verjüngt, während Hoffmeister bei L. communis ein Gewicht darauf legt, dass derselbe nach hinten sich gar nicht verschmälert. Vulven waren nicht zu bemerken. Die Färbung ist jetzt hell braungrau ohne Farbenspiel, der Gürtel scheint etwas heller. Das Hinterende ist etwas breitgedrückt und vierkantig, die Häkchen überall zu je 2. 13. Lumbricus multispimus. Gr. nov. spec. Taf. II. Fig. 4, ka. ‚Uneinis quinis serie transversa positis utrinque distichis, segmentis 72; lobo capitali " processu postico nullo, papillis elatis 2, rima transversa instructis, sub segmento 12””° sitis. Ob diese interessante Annelide ein echter Lumbricus sei, muss ich vorläufig dahin- gestellt sein lassen, da nur 1 Exemplar vorliegt, welches anatomische Untersuchungen nicht gestattet. Hält man daran fest, dass die Zahl der Häkchen bei Lumbricus an jedem Seg- ment 8 beträgt, und dass der Kopflappen hinten in einen Fortsatz ausläuft, so müsste hier eine neue Gattung errichtet werden. Das Thierchen war: braungrau, eingekrümmt und seine Länge etwa 9,% Lin., seine Breite an der breitesten Stelle, in der Gegend des 16°” Segments, etwa 0,6 Lin., am Vorder- und Hinterende 0,% Lin., der Umfang drehrund, die Zahl der Segmente 72, von einem Gürtel keine Spur, wohl aber unter dem 12’” Seg- ment in der Zeile der untern Häkchen, die hier fehlen, 2 queere erhabene Papillen mit einer bogenförmigen nach vorn convexen Spalte, vielleicht den sogenannten Vulven der Lumbrici entsprechend, obwohl diese etwas höher zwischen den beiden Borstenzeilen Jeder 3 %* 20 Adinölien! Seite zu liegen pflegen. Der Kopflappen erscheint so lang als das Mundsegment, ist vorn gerundet.und läuft in keinen hintern Fortsatz aus; das Mundsegment ist nicht länger als das folgende, und Borsten daran nicht bemerkbar. An den übrigen Segmenten stehen sie in einer kleinen Hautspalte zu je 5 (vielleicht auch % oder 6) queer neben einander ; sie sind so winzig, dass ich erst bei einer 60-fachen Vergrösserung ihre frei hervortretende schwach gekrümmte Spitze erkennen konnte, und bilden jederseits 2 überall ziemlich gleich weit aus einander stehende Zeilen. Die vordern und hintern Segmente sind etwas kürzer als die mittleren, der After eine Längsspalte. Diese Art befand sich unter den an der Boganida gesammelten Regenwürmern. ACANTHOBDELLA Gr. GEnus novum HıruUDIınEIS ADSCRIBEND-UM. Corpus subbreve teres, utrinque attenuatum, annulatum, cute glandulosa, anlice paulo acuminatum ulrinque uncinis aliquot armalum, ore prorsus spectante, poslice in discum re- trorsum vergentem esxiens, ano in. disco ipso posito. 14. Acanthohdella Feledina. Gr. Taf. I. Fig. 1, 1a, 1b. Annulis corporis eirciter 80, anterioribus 3, 5’°que et 9”° utrinque uncinis minimis % armatis, aperturis (genitalium?) sub annulo 31”° et 32° et angustiore sub 27° (vel in vicinis) sitis, disco postico nullo modo dilatato, paulo excavato. Diese bisher unbekannte Annelide war auf Salmo Peled Lepech. gefunden, Sl meh- ‚rere Exemplare von verschiedener Grösse gesammelt worden. Die ansehnlichsten massen 1 Zoll 1 Lin. in der Länge, 2,3 Lin. an der dicksten Stelle, welche dem Hinterende nä- her als dem Vorderende lag, und 0,5 Lin. am Hinterende, ein anderes Exemplar bei der- selben Dicke 1 Zoll 3 Lin., kleinere 9 Lin. in der Länge, 1," Lin. an der dicksten Stelle und 0,5 Lin. am Hinterende. Bei allen war die Farbe blass graulich gelb, wie bei unsern einfarbigen Hellus vulgaris, wenn sie in Weingeist gelegen haben, und die Gestalt dreh- rund, an beiden Enden verjüngt, am Vorderende ein wenig platt gedrückt ; bei den klei- nen allein bemerkte ich am ganzen Körper eine gleichmässige Ringelung, die Ringel wa- ren deutlich abgesetzt, und ihre Zahl belief sich auf 80, Längsstreifung trat weniger her- vor, und der Leib verjüngte sich nach hinten langsamer; bei den grossen Exemplaren hin- gegen trat die Ringbildung nur am Vorder- und Hintertheil deutlich hervor, und ging in der Mitte in eine von Längsstreifen durchsetzte Ringsstreifung über, so dass hier die Oberfläche gegittert aussah, und da bei denselben auch der Leib in der Mitte etwas stär- ker aufgebläht war, so gewann er ein Sipunkelartiges Aussehen. Die Oberhaut war gros- sentheils sackartig abgelöst,“ oder hing in Lappen neben her. An solchen Stellen über- zeugt man sich, dass über der Muskelschicht eine Schicht von Drüschen liegt, und kann auch deutlich die Oeffaungen derselben erkennen ; schwieriger und seltner sieht man die Annulaten. 21 letzteren da, wo die Oberhaut darüber hinweggeht. Am Vorder- und Hintertbeil des Kör- pers nehmen die Drüschen merklich an Grösse ab, ihre Form aber bleibt dieselbe wie am Mittelkörper, nämlich eine queer oblonge, fast lineare, an beiden Enden verschmälerte oder breit-gerundete; diejenigen, die sehr in die Queere gezogen sind, besitzen mehrere Oeffnun- gen. Ihre Anordnung ist im Allgemeinen regelmässig, .in so fern sie leicht in's Auge fallende Längs- und Queerzeilen bilden, und dadurch das gegitterte Ansehen der Oberfläche bei den grossen Exemplaren vorzüglich hervorbringen, durchmustert man aber die einzel- nen Zeilen, so findet man bald da bald dort eines, das weiter nach rechts oder links als die andern hervorragt. In der Mittellinie der Bauchfläche befinden sich 2 kleine Queer- spalten nahe hinter einander, bei einem der kleinen durchweg geringelten Exemplare sah ich die vordern auf dem 314’ die hintere auf dem 32° Ringel, bei den grossen war die Zählung: schwieriger, schien aber damit übereinzustimmen, die hintere hatte sich hier bei manchen weiter geöffnet und das Ansehen einer wirklichen tiefhineingehenden Oeffnung, das man bei der ersteren vermiste. Ausser dem habe ich an dem 27’ Ringel eine klei- nere zuweilen rundliche Oeffnung wahrgenommen, welche mitunter von einem schwachen Wall umgeben ist. Wahrscheinlich entsprechen 2 dieser Oeffnungen den Geschlechtsöff- nungen der Hirudineen. Was die Lage des sehr engen Afters betrifft, so weicht sie von den Hirudineen ab, indem er_den Boden der hinteren vertieften Scheibe etwas unterhalb - der Mitte durchbohrt, der Mund aber befindet sich am Vorderende selbst, und ist eine äus- serst winzige rundliche, auf der Spitze ‚einer Papille stehende, Oeffnung des 1” Ringels ; eine vordere Haftscheibe giebt es nicht. Rechts und links vom Munde sitzen 2 Paar kaum bemerkbarer Häkchen über einander, fast gleichmässig an dem Umfang des Ringels ver- theilt, und eben solche zeigen sich am 2°”, 3’, 5°” und 9° Ringel, doch ist die Stelle, die hier das obere‘ Paar einnimmt, mehr an der Seitenwand, die des untern näher der Bauchfläche. Die Spitze der Häkchen ist einfach gekrümmt, ihre Grösse so unbedeutend, dass sie mir bei der ersten Betrachtung eines Exemplars trotz ihrer dunkeibraunen Farbe entgingen, und ihre Gestalt erst bei 60-facher Vergrösserung vollkommen sicher erkannt wird; zweifelhaft bin ich, ob sie bei allen Exemplaren an den bezeichneten Ringeln sitzen, bei manchen waren die hintersten nicht mehr vorhanden oder fehlten vielleicht von vorn herein. Das Hinterende des Leibes setzt sich gegen die vor ihm liegende Partie wie ein kurzer Cylinder ab, und besteht aus 5 oder mehr Ringeln, deren letzter eine etwas ver- tiefte aber durchaus nicht verbreiterte Scheibe mit wulstigem Rande darstellt. Um sicherer den Platz zu bestimmen, den dieses Thier in der Reihe der Würmer ein- nimmt, öffnete ich ein Exemplar, und fand, soweit die Brüchigkeit und Zartheit der Theile die Untersuchung erlaubte, eine Organisation, welche am meisten mit der der Hirudineen übereinstimmt. Der verdauende Kanal legt sich unmittelbar an die Muskelwandung des _ Leibes, so dass ich ihn bei den ersten Einschniiien jedesmal selber verletzte, und es mir erst später gelang, ihn streckenweise heraus zu präpariren; er verläuft gerade von vorn nach hinten, und zeigt überall eine der Dicke des Leibes entsprechende Weite mit Aus- N: Annulaten. nahme des Vordertheils, welcher einen besonders anfangs sehr engen und etwas gewun- denen Oesophagus darstellt. Dieser sowohl als der übrige Theil des verdauenden Kanals, wird absatzweise durch Ligamente an die Leibeswand befestigt, und letzterer erscheint an diesen Stellen auch innen eingeschnürt, wodurch .eine Reihe hinter einander liegender, durch weite Oeffnungen mit einander verbundener Zellen oder Kammern entsteht; ich zählte ihrer etwa 8. Besondere Blindsäcke giebt es nicht, und ebensowenig. liess sich äus- serlich eine Grenze von Magen und Darm erkennen. Der Darmkanal war grossentheils von einem anscheinend drüsigen Gewebe umgeben, sein Inhalt ein gleichmässiges Magma wie geronnenes Blut. Spuren. von den Organen, welche bei dem Blutigel als Hoden betrachtet werden, sowie eine Partie des Nervenstranges in der Gegend des Oesophagus und Bruch- stücke von einem der seitlichen Gefässe konnte ich erkennen, aber nicht im Zusammen- hange verfolgen. Der Nervenstrang zeigte weit aus einander liegende doch nicht sehr an- sehnliche Ganglien. Die Structur der Leibeswandung lässt Muskelfasern von verschiedener Richtung, vorherrschend aber .Längsfasern wahrnehmen, doch gewinnt sie durch die nach aussen übergelagerten in Längs- und Queerzeilen geordneten Drüschen das Ansehen als ob sie nur aus stärkeren Längs- und Queermuskeln gewebt wäre, und weicht dadurch von der der Blutegel ab. Dieses Verhalten, verbunden mit der Gegenwart der winzigen Häkchen am Vorderende des Körpers, der etwas aufgeblähten Körpergestalt und der so wenig in die Augen fallenden Endscheibe trägt dazu bei, das Urtheil schwankend zu machen, und an eine Verwandtschaft mit den Sipunkeln und Thalassemen denken zu lassen, die doch, wie aus dem Ebenangeführten hervorgeht, im Wesentlichen durchaus nicht begründet ist. Aber auch unter den Hirudineen steht diese Gattung eben durch die Bewaffnung des Vor- dertheils, die Lage des Afters in dem Boden des hintern Napfes selbst und den Mangel eines vorderen Napfes oder einer vordern Haftscheibe sehr eigenthümlich da. In ersterer Hinsicht lässt sich unser 'Thier mit dem Tristomum papillosum vergleichen, dem einzigen Tristomum, welches an den Seiten des Rückens Stacheln trägt *). Schliesslich mache ich noch auf einige Abbildungen von Pallas aufmerksam, welche durchaus auf Acanthobdella zu passen scheinen, obwohl sich diese Frage bei dem Mangel dargestellter Einzelnheiten und einer Beschreibung, nicht mehr mit Sicherheit wird ent- scheiden lassen. Diese Abbildungen sind in den Miscellanea zoologica auf Tabula XI. ent- halten, und zwar die Figuren 7, 8 und vielleicht auch 9; sie stehen neben denen von Lumbricus echiurus ( Thalassema echiurus der Neueren) und sind in der Erklärung der Tafel als Lumbriei marini species oxyura verzeichnet; im Text ist ihrer nirgends Erwäh- nung gethan. *%) s. Grube Act Echinod. und Würm. des Mittelm. pag. 49. Annulaten. 23 Erklärung der Abbildungen Taf: I. Fig. 1. Acanthohdella Peledina, von unten gesehen, etwa 4 mal i.D. vergrös- sert; eines der grösseren nicht gleichmässig geringelten Exemplare. @. Das Kopfende, an dessen vorderstem Ringel die Mundöffnung (hier nicht sichbar), zu den Seiten derselben und an den folgenden Ringeln die winzigen Häkchen. — p.p’.p‘' die 3 Oeff- nungen an der Bauchseite, von denen die hinterste die breiteste und am weitesten klaffende, die vordere am meisten rundlich, die mittlere vom Ansehen einer feinen Queerspalte. z. Das Hinterende, das zuletzt eine vertikal-stehende Scheibe bildet. Fig. 1. a. Ein paar Häkchen des Vorderendes, etwa 60-mal vergrössert. Fig. 1. b. Die Scheibe des Hinterendes mit der darin befindlichen Afteröffnung, etwa 8- mal: vergrössert. Fig. 2. Nereis virenms, von oben gesehen in natürlicher Grösse; das Hinterende fehlt. Fig. 3. Cirratulus borealis, von oben gesehen, 2-mal ES nahe dem Stirn- rande des Kopflappens steht jederseits eine Reihe winziger Augenpunkte, auf dem 3’ Seg- ment die Queerreihe der Rückenfäden. Fig. h. Das 5% Ruder der rechten Seite von NWereis wirems, von vorn gesehen, %4- mal vergrössert. c? der Rückencirrus, e’ der Bauchcirrus, /° das obere, /”.das mittlere, das untere Zün- gelchen; s° der obere, s’ der untere Borstenhalter. Fig. 4. a. Eine Borste von Nereis virens, 230-mal vergrössert; a. der Anhang, s der Stiel, an dem der Anhang eingelenkt ist. Fig. 5. Das 62% Ruder ‚der rechten Seite von demselben Thier, von vorn gesehen, 4-mal vergrössert ; die Buchstaben haben dieselbe Bedeutung. — p® der Aussentheil vom Rücken des Ruders, welcher mit dem oberen Züngelchen zusammen das grosse beinahe herzförmige Blatt bildet, an dem oben der Rückencirrus sitzt. Fig. 6. Dasselbe Ruder von hinten gesehen. Die Bedeutung der Buchstaben ist dieselbe. Fig. 7. Das 68 Ruder der rechten Seite von Nereis aretica, von hinten gesehen etwa 8-mal vergrössert. }. Die grosse blattartige Lippe des unteren Borstenhalters.— c” der Bauchcirrus, der hier in dem Einschnitt eines zweilappigen Blattes sitzt; die Bedeutung der übrigen Buchstaben ist wie in Fig. 5. Fig. 7. a. Eine Borste aus den Rudern von dieser Beschaffenheit, 130-mal vergrössert ; der queergestreifte Stiel ist hier mitten von einem Längsstreifen durchsetzt, der Anhang messer- förmig- [) Taf. I. Fig. 1. N ereis vexillosa von oben gesehen in natürlicher Grösse (ein grosses Exem- plar von Sitcha), die Fühlercirren sind kürzer als bei andern Exemplaren. 9A. Annulaten. Fi ig. 1. a. Das 66° Ruder der rechten Seite von Nereis vexillosa, von vorn gese- hen, etwa 5-mal vergrössert. !° das obere Züngelchen, welches mit dem Aussentheil vom Rücken des Ruders 2 ein hohes schmales Fähnchen bildet, auf dessen schmalem obern Rande der Rückencirrus c® sitzt; /’® das mittlere Züngelchen, 2 das untere, c” der Baucheirrus, s° der obere, s’ der untere Bor- stenhalter. - Fig. 2. Nereis Ochotica, von oben gesehen, 2-mal Vereröster Fig. 2. a. Das 10” Ruder der rechten Seite von Nereis ©chotica, von hinten ge- ‚ sehen, etwa 5-mal vergrössert. Fig. 2. b. Das 2%° Ruder der rechten Seite von Nereis Cchotiea, von ee ge- sehen, etwa 5-mal vergrössert. REN. Fig. 3 Lumbricus triannularis, von der Seite gesehen, 2-mal vergrössert. Fig. 3. a. Sein Kopftheil stärker vergrössert, von oben. L. Der Kopflappen, dessen hinterer Fortsatz wie eine schmale Zunge das Mundsegment halbirt; 7. das Mundsegment, der Länge nach fein gereift und mit 2 Queerfurchen versehen, die sich auch auf den hintern Fortsatz des Kopflappens erstrecken; /J. das zweite Segment. Fig. 3. b. Die Gürtelsegmente, vergrössert von unten gesehen. A Fig. ı. Bummbricus multispimus, von oben gesehen, fast 5-mal vergrössert; p. die rechte der beiden Papillen an der Bauchseite des 12 Segments. Fig. 4. a. Das 11“, 12° und 13 Segment dieses Thieres von unten gesehen, stärker ver- grössert, um deutlicher die Papillen mit ihrer nach vorn convexen Spalte und die zarten Kimm- chen von je 5 Stachelchen zu zeigen. Fig. 5. Der ausgestülpte Pharynx von Nereis vexillosa, von oben gesehen, fast 3-mal vergrössert. Der Kopflappen ist zurückgeschlagen, so dass man ihn und seine Fühler von unten sieht. / | Fig. 5. a. Der ausgetülpte Pharynx von Nereis vexillosa, von unten gesehen, in derselben Vergrösserung. J. Das 1’° Segment des Körpers, aus welchem der Pharynx hervortritt; c‘ die Fühler- cirren. Fig. 6. Zwei Ben aus den Rudern von Nereis vexillosa, 230-fach vergrössert. a. Eine Sichellborste aus dem untern Ruder. b. Eine Grätenborste aus dem obern Ruder. ECHINODERMEN. Bearbeitet von den Herren Akademiker Dr. F. Brandt und Professor Dr. E. Grube. Middendorft’s Sibirische Reise II. Bd. 4, Tbl, % \ Ra al, Ma Ren "I. Bemerkungen über dıe Asterıden und Echmiden des Ochotskischen, Ramischaikischen und Behringschen Meeres an. von J. E. Brandt. Durch die Benutzung der von Mertens im Kamitschatkischen und Behringschen Meere gesammelten und gezeichneten Asteriden, welche ich zur Herausgabe des Prodromus ani- malium a Mertensio observatorum benutzte, wurden bereits zwei Arten der Gattung Aste- racanthium Müller et Troschel, nämlich Asterias pectinata nob. Prodrom. p. 70 spec. 5 und Asterias camtschatica nob. ib. spec. 6; so wie zwei Solasier (Asterias affinis nob. ib. p. Ti n. 8 und Asterias alboverracosa nob. ib. n. 9) den genannten beiden Meeresbecken zugewiesen. Herr von Middendorff brachte zwei andere Asteriden, ein Asteracanthium in sehr zahlreichen Exemplaren, theils getrocknet, theils in Weingeist (Asteracanthium ocho- tense) und zwei trockene Exemplare des Echinaster Echrichti, Müll. u. Troschel, aus dem Ochotskischen Meere mit. Ueberdies fand sich unter seiner Reiseausbeute auch ein ganz kleines, nur 3° im Durchmesser haltendes Exemplar eines Solaster mit 10 Strahlen, welches wegen der dichten Hautbedeckung des Rückens wohl zu Solaster alboverrucosus zu ziehen sein dürfte. Die fraglichen Meere würden demnach bis jetzt drei Asteracanthien, zwei Solaster und einen Echinaster geliefert haben, wovon der Letztere auch in den nord- europäischen Meeren vorkommt. ; In generischer, ja theilweis sogar in specifischer Hinsicht tritt also bereits die Uebereinstimmung der Asteriden-Fauna der genannten Meere mit denen des europäischen Nordens dadurch deutlich hervor. Es findet aber nicht blos diese in Beziehung auf die Gattungen ausgesprochene Aehnlichkeit statt, sondern selbst die bis jetzt bekannten Arten der Meere des europäischen Nordens zeigen mit denen, weiche die Nordasien von Nord- amerika trennenden Meere bewohnen, eine unverkennbar nahe, oft sehr innige Verwandt- « 238 Asteriden. ”ı schaft. Namentlich ähnelt Asteracanthium pectinatum dem . Asteracanthium violaceum, Aste- racanthium camtschaticum und noch weit mehr ochotense ist Asteracanthium rubens nahe verwandt. Ein ähnlicher Fall könnte zwischen Asterias (Solaster) affinis und Solaster papposus Statt finden. Hat man doch schon Solaster endeca, wie ein aus Sitcha von Wossnesenski erhaltenes Exemplar der Akademischen Smolıcs zeigt, und auch die Beobachtungen von Mertens (siehe Prodr. p. 71) in Bezug auf Sitcha andeuten, im nörd- lichen stillen Ocean gefunden. Sonderbar ist es, dass man zeither aus dem Ochotskischen und Kamtschatkischen Meere noch kein Astrogonium oder einen Gtenodiscus, von denen man aus den nordeuro- päischen Meeren bereits je zwei Arten (Astrogonium phrygium und granulare, so wie Cte- nodiscus polaris und pygmaeus) kennt, oder einen Asteriscus, aus welcher Gattung Grönland Asteriscus miliaris lieferte, zeither darin aufgefunden hat. Eben so blieben auch die Gat- tungen Asteropsis, woraus Asieropsis puleillus in den nordeuropäischen Meeren vorkommt, nebst den Gattungen Luidia und Asteropecten im Ochotskischen und Kamtschatkischen Meere bisher unvertreten. Da indessen die beiden letztgenannten Gattungen im Japanischen Meere vorkommen, so dürften sie vielleicht wenigstens im Ochotskischen, namentlich im südlichern Theile desselben nicht fehlen. } Im Allgemeinen möchten die vorstehenden Angaben zur Genüge beweisen, wie sehr an Zahl der Gattungen und Arten die Asteridenfauna des allerdings im Verhältniss viel weniger untersuchten Kamtschatkischen und Ochotskischen Meeres noch hinter der. der Meere des europäischen, sehr eifrig erforschten Nordens zurücksteht. Kaum dürfte man aber die Annahme zulässig finden, dass das an mannigfaltigen Wögeln, Fischen u. s. w. noch reicher als der hohe euapäisalıe Norden ausgestattete Ochotskische und Kamitschat- kische Meer an Asteriden ärmer sein sollte. I. ASTERIDEN. Herr von Middendorff hat während seines Aufenthaltes um und auf dem Ochotski- schen Meere aus der fraglichen Abtheilung, wie bereits oben erwähnt wurde, drei Arten beobachtet, wovon zwei den mitgebrachten Exemplaren zu Folge eine nähere Beschreibung gestatten. Diese sind Asteracanthium ochotense und Echinaster Eschrichtii. Von der dritten Form, die ich für Solaster alboverrucosus, pullus erkläre, finde: sich nur ein sehr kleines Individuum, welches keine ausführliche Beschreibung erlaubt. 1. Asteracanthium ochotense n. sp. Diese Art zeigt der obigen Andeutung zu Folge eine nahe Beziehung zu Asteracan- thium rubens (Müll. und Troschel Asterid. p. 17 n. 7). Genauer mit Asteracanthium rubens, wovon mir Exemplare in Weingeist aus Dieppe durch die Güte des Herrn Siemasclko, nebst mehreren getrockneten Exemplaren des Akademischen Museums zu Gebote standen‘), *) Da mir aber bei der bekannten morphologischen Wandelbarkeit des Asteracanthium rubens, worauf Asteracanthıum. RE 99 verglichen, bietet sie aber nach Maassgabe von 200 Exemplaren der verschiedensten Grösse, die ich theils getrocknet, theils in Weingeist aufbewahrt untersuchen konnte, mehrfache Abweichungen. Die Middendorffschen Exemplare zeigen alle nur fünf Strahlen, obgleich auch in seltenen Fällen sechsstrahlige Individuen vorzukommen scheinen, da in der Akademischen Sammlung: zwei nur zu dieser Art zu rechnende Exemplare eines Seesterns, deren Ursprung leider unbekannt ist, mit sechs Strahlen sich finden. Die länglichen oder etwas conischen, mehr oder weniger dünnen Stacheln, welche sich über den zweireihigen, schlanken, spitzen Ambulacralstacheln befinden, bilden in der Regel nur zwei Reihen; als Ausnahme kommen jedoch statt zwei je drei Stacheln einzeln vor, doch nie sah ich’ alle über den Ambulacral- stacheln befindlichen Stacheln dreireihig. Das Verhältniss des Scheibenradius zum Arm- radius varürt von 1:3%,—5. Die Rückenseite der Scheibe ist mit kurzen, zerstreuten, abgerundeten oder abgestutzten oder spitzern, oft sehr schmalen und spitzen, höchstens 1" langen und '/,” dicken, meist kürzern und dünnern, nicht selten körnerartigen, zer- streuten Stacheln ziemlich dicht besetzt. Auf der Rückenseite der Arme sieht man längere oder kürzere, oft fast reihige, bei ältern Exemplaren stumpfere, kürzere und breitere, bei jüngern spitzige Stacheln, ähnlich denen der Scheibe. — Die Form der Arme erscheint meist lanzetiförmig-länglich, seltener, bei manchen, besonders alten Individuen (vielleicht alten eiertragenden?), häufig aber auch schon bei den Jungen, mehr lanzetiförmig. Der Grund der Arme ist meist kaum merklich breiter als ihre Mitte. Ueberdies spitzen sich die Arme allmälig zu und zeigen einen mehr oder weniger stark convexen Rücken und ziemlich hohe Seiten, so dass die Höhe oder Dicke der Arme, am Grunde oder in ihrer Mitte genommen, die Hälfte ihrer Breite oder noch mehr beträgt. Der Längendurchmesser der einzelnen Arme kann etwas mehr als das Doppelte (etwa 2%/,) des Scheibendurchmes- sers, aber nicht selten auch nur 1‘/,, 1°/, oder 1°/, des Scheibendurchmessers betragen. Die Länge der einzelnen Arme zu ihrer grössten Breite verhält sich wie 2'/, bis 3'/, zu 1. — Die Pedizellarien finden sich auf der Rückenseite in grosser Zahl, theils auf den Haut- feldern, zumal an den obern Bauchseiten, theils in der Nähe der Stacheln. Die Bauch- stacheln sieht man gleichfalls von Pedicellarien umgeben, die in besonders reichlicher Menge kranzartig die Ambulacralstacheln besetzen. | Die Farbe des Rückens variirt ungemein, so dass er schmutzig-bläulich-roth oder rothbraun mit Pommeranzengelb bis gelb-braunroth und zuweilen selbst grün bis schmutzig- grasgrün erscheint. Der Bauch ist jedoch stets hell zinnoberroth und die Füsse fleisch- farben. Die grössten der mitgebrachten Exemplare messen im grössten Durchmesser #3". Ihr Scheibendurchmesser beträgt 1” und die Länge je eines Armes 1” 10—11”’. — Andere Exemplare von geringerer Grösse mit im Verhältniss längeren Armen bieten einen grössten schon Forbes Brit. starf. p.85 aufmerksam macht, das Material noch nicht genügte, sandte ich Exemplare des Asteracanthium ochotense an Herrn Prof. Grube, der die Verschiedenheit von 4st. rubens ehenfalls anerkamnte. 0. Asteriden. Durchmesser von 3” 3”’ und einen Scheibendurchmesser von 8”. Die Länge der einzelnen Arme derselben beträgt 176— 8". | Da die Exemplare hinsichtlich der Länge der Arme und das dadurch ‚bedingte ver- änderte Verhältniss zum Scheibendurchmesser bei einzelnen Individuen abweichen, so muss man zwei Varietäten annehmen, eine langarmige (macrobrachia) und eine kurzarmige (brachybrachia), wie dies auch bei Asteracanthium rubens der Fall ist. Var. a. macrobrachia. Die Arme schlanker und länger, allmälig zugespitzt, mehr als doppelt so lang als der Scheibendurchmesser. Var. b. bruchybrachia. Die Arme kürzer, am Grunde merklich breiter, doch von der Mitte an allmälig zugespitzt, etwa nur doppelt so lang als der Scheibendurehmesser. Die aufgeführten Varietäten lassen sich schon bei 8—12”’ im Durchmesser haltenden Individuen deutlich erkennen, obgleich bei den mit längeren und schlankeren Armen ver- sehenen jungen Thieren, woraus durch ferneres Wächsthum die Varietät a sich entwickelt, die Arme noch nicht ganz doppelt so lang als der Scheibendurchmesser zu sein pflegen. Ueberdies weichen die einzelnen Individuen durch spitzere oder mehr geknöpfte Stacheln der Rückenfläche ab. [Namentlich sind die letzieren bei jüngeren Individuen, besonders bei sehr kleinen, spitz und schlank, während umgekehrt die sehr Alten, besonders von der kurzarmigen Varietät, breitere, kürzere und geknöpfte Stacheln in grösserer Menge besitzen. Die Strahlen finden sich übrigens entweder nahezu in gleichen Abständen und diver- giren in spitzen gleichen Winkeln, so dass sie einen regelmässigen, fünfstrahligen Stern bilden, oder aber es divergiren zwei Strahlen stumpfwinklig oder in ungleichen Winkeln, wodurch dann ein Individuum mit unregelmässig divergirenden Armen entsteht. Was die speciellen Fundorte anlangt, so wurden von Hrn. v. Middendorff sowohl bei den Schantar-Inseln, als auch im Tugur-Busen und bei der Insel Achae zahlreiche Exemplare gesammelt, die sich im Museum der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften befinden. Anhang. Bemerkungen über Asteracanihium rubens und einer andern in der Nähe von ne rubens stehenden Form des weissen Me so wie über Asteracanthium camischaticum nob. Zur bessern Unterscheidung des Asteracanthium ochotense von den mir bekannten, benachbarten Arten möge es erlaubt sein, noch einige Bemerkungen hinzuzufügen. Asteracanthium rubens. Wir besitzen allerdings von Forbes (4 History of British Starfishes, London 1841. 8. N p- 83 ff.) eine ausführliche Naturgeschichte, und von Müller und Troschel (Syst. d. Asterid., Berlin 1842 p. 17) eine sehr gute, kurze Charakteristik der fraglichen Art. Da indessen der Vergleich mit andern, besonders benachbarten, bisher unbekannten Formen neue Gesichtspunkte eröffnet, so dürften einige dessfallsige Bemerkungen nicht überflüssig sein. Asteracanthium. 31 Asteracanthium rubens weicht zu Folge meiner Vergleichung wohl erhaltener Wein- geistexemplare von Asteracanthium ochotense durch die niedrigern, weniger convexen, nur 1/. so hoch als breiten, das Doppelte bis Dreifache des Scheibendurchmessers erreichenden Arme, ferner durch das anschnlichere, 9” bis über 1’ im beträchtlichsten, ‚grössten Durch- messer betragende Volum der ausgewachsenen Exemplare und die besonders auch an den Bauchseiten mehr zerstreuten, weniger zahlreichen Pedizellarien, ganz besonders aber durch die über den Ambularstacheln in der Regel in drei Reihen stehenden Stachein ab. Bei Asteracanthium rubens zeigt das Verhältniss der Arme zur Scheibe übrigens ähnliche Abweichungen wie bei 4steracanthium ochotense, so dass man ebenfalls zwei Hauptvarietäten annehmen und auf folgende Weise charakterisiren kann: Var. a. macrobrachia. Linck Tab. XXXIV n. 55, Tab. XXXVI n. 60 et Tab. XXXVIn. 61. Die Erweiterung der Arme erstreckt sich nicht bis zu ihrer Mitte, sondern sie laufen in eine mehr oder weniger ansehnliche Spitze aus. Die Breite der Arme am Grunde be- trägt über '/, ihrer Länge. Var. b. brachybrachia. Linck Tab. XXX n. 50, Tab. XXXV n. 59 et Tab. XXXVII n. 67. — Figura Forbesü I. I. p. 83. Die Arme sind vom Grunde bis gegen die Mitte etwas erweitert und besitzen eine kürzere Spitze. Die Breite der Arme am Grunde beträgt ‘/, oder noch nicht '/, ihrer Länge. Die letztgenannte Varietät ist es, der im Habitus Zsteracanthium ochotense sich am meisten nähert. Asteracanthium distichum n. sp.? r \ Der Conservator des mineralogischen Museums der Akademie, Herr Dr. Grewingk, brachte von seiner Reise nach der Halbinsel Kanin aus dem weissen Meere 45 Stück ge- trocknete, aber grösstentkeils wohl erhaltene Exemplare eines Seesternes, die er dem Aka- demischen Museum nebst einigen andern zoologischen Gegenständen schenkte. Man möchte dieselben auf den ersten Blick für junge Exemplare des Asteracanthium rubens halten, wovon sie aber durch das constante, sehr geringe Grössenverhältniss, vorzüglich aber durch die constant nur in zwei Reihen stehenden Stacheln, die sich über den zweireihigen Am- bulacralstacheln befinden, ganz entschieden abweichen. Der letzterwähnte Umstand nähert den Grewingk’schen Seestern dem Asteracanthium ochotense, so dass ich ihn sogar anfangs damit identifiziren wollte. Eine nochmalige, genauere Untersuchung ergab indessen, dass er sich durch kürzere, weit weniger convexe Arme, auf welchen die Stacheln deutlich sechs bis acht Reihen bilden, durch die geringere Zahl der Pedizellarien, besonders auch an dem obern Rande der Bauchseiten, so wie durch viel geringere Grösse, da die ansehn- lichsten Exemplare nur 2” im grössten Durchmesser haben, davon unterscheidet. Der Asteriden. [224 derselben "—6 . | Die Farbe des Rückens ist orange mit schwarzbraunen Schattirungen, woraus die weissen Stachelenden hervorsehen. Die Bauchseite ist gelblichweiss. Scheibendurchmesser beträgt 7—8”, die Länge der einzelnen Arme 1”, die grösste Breite % Asteracanthium camtschaticum nob. Diese von mir bereits im Prodromus I. l. als Asterias camischatica aufgestellte Form, welche durch die doppelte Reihe der über den Ambulacralstacheln befindlichen Stacheln mit Asteracanihium ochotense und der vorigen Form übereinstimmt, unterscheidet sich durch das Vorkommen von sechs Armen, die wenig länger als die Scheibe und am Grunde sehr breit sind und auf dem Rücken sechs bis sieben Reihen geknöpfter Stacheln tragen, so wie durch dreireihige dünne Ambulacralstacheln. Der grösste Durchmesser, des grössten Exemplars beträgt 3”, der Scheibendurchmesser 1”, die Länge der Arme 1” 2— 4”. — Die Pedizellarien scheinen in mässigerer Zahl vorhanden. Vaterland Kamtschatka. 2. Echinaster Esehriehtii Müll. et Troschel. Die von Müller und Troschel im System der Asteriden, S. 25 Spec. 10, von Echinasier Eschrichtü gegebene Beschreibung passt sehr gut auf eine Form von Seester- nen, wovon Herr v. Middendorff im Ochotskischen Meere, in der Nähe der Chantar- Inseln, zwei Exemplare sammelte. | Den genannten beiden Exemplaren reihe ich 12 Exemplare eines Echinasier an, welche Herr Dr. Grewingk von der Westküste des weissen Meeres mitbrachte, ebenso wie mehrere aus der alten Sammlung der Akademie stammende von unbekanntem Fund- ort. Auffallend erschien es mir nur, dass die von F orbes! (British Starfishes p. 100), welches Werk Müller und Troschel, da es während des Druckes ihrer Arbeit erschien, nicht benutzt oder wenigstens nicht überall zu Rathe gezogen und citirt zu haben schei- nen, gelieferte Abbildung; von Echinaster oculatus den fraglichen Formen aus dem Ochotski- schen und weissen Meere, ‘womit auch ein bei Dieppe von Herrn Siemaschko gesammel- tes, dem Akademischen Museum mitgetheiltes Exemplar übereinstimmt, | im Habitus sehr ähnelt, indem namentlich die Arme lang und zugespitzt sind. — Die eben angedeuteten Verhältnisse lassen also die doppelte Frage entstehen, ob Forbes den Echinaster Eschrichtü von Echinaster oculatus nicht unterschieden habe oder ob die beiden genannten Formen zusammenfallen? Leider besitze ich nicht die genügende Zahl von Exemplaren, so wie namentlich nicht authentische Originalstücke, um diese Fragen zu entscheiden. Im Museum der Akademie befinden sich allerdings drei Exemplare eines Seesterns, die alle Merkmale des nach Forbes in Bezug auf Armgestalt und Stachelbedeckung: sehr variabeln Echinaster oculatus, wie ihn Müller und Troschel, unter Zuziehung der Figuren von Linck Tab. XXXVIn. 62 und Pennant Brit. zool. T.IV p.61 fig. 56 charakterisiren, Echmaster. 33 an sich tragen und mir auf eine von Echinaster Eschrichtü verschiedene, bereits vor mehreren Jahren als Echinaster oculatus von mir auf der Etiquette bezeichnete Form zu deuten scheinen. Dennoch wage ich es nicht, nach Maassgabe der letztgenannten Stücke, deren Fundort unbekannt ist, gegen Forbes aufzutreten. Die von Herrn v. Middendorff und Dr. Grewingk mitgebrachten Exemplare, denen ich andere aus der alten Sammlung der Akademie identifiziren und beim jetzigen Stande der Dinge als Echinaster Eschrichti bezeichnen muss, veranlassen mich übrigens zu eini- gen Bemerkungen, die vielleicht geeignet sein dürften, die nähere Kenntniss der fraglichen Form zu erweitern. Nach meinen Untersuchungen variirt nämlich Echinaster Eschrichtü, wenn wir an der Müller-Troschel’schen Bestimmung festhalten, sowohl in Bezug auf den grössern oder geringeren Scheibendurchmesser, als auch in Bezug auf die dickeren oder dünneren, am Ende mehr oder weniger zugespitzten oder mehr abgestumpften, im Verhältniss zur Scheibe längeren oder kürzeren Arme ungemein. Bei den Exemplaren mit dem kleinsten Scheibendurchmesser sind die Arme am längsten, so dass der Scheibendurchmesser nur '/, des Längendurchmessers je eines Armes und die Scheibe also etwa '/, des grössten Durchmessers beträgt. Bei andern Exemplaren verhält sich der Scheibendurchmesser zu jedem einzelnen Arme wie 1:1%, bis i?/, oder 1:1Y/.. Die Breite der Arme im Verhältniss zur Länge ist ebenfalls manchen Abänderungen unter- worfen. — Bei den Exemplaren mit kleinerem Discus und längeren, spitzeren und schmä- leren Armen verhält sich die Breite des Armes zur Länge wie 1:3, bei andern mit brei- terem Discus und am Grunde breiteren Armen fast wie 1: 2°/,, bei andern fast gar mied 2. Auch die Grösse der Porenfelder variirt stark und zwar dergestalt auf der Rückseite, dass sie sowohl bei den langstrahligen, als auch bei den kurzstrahligen Individuen grösser oder kleiner und von den das Netzwerk des Rückens besetzenden kleinen Stacheln mehr oder weniger verdeckt sein können. Bei jüngeren Individuen pflegen übrigens die Poren- felder eine geringere Grösse zu zeigen. Den eben näher auseinandergesetzten Abweichungen des Verhältnisses der Armlänge zum: Scheibendurchmesser zu Folge lassen sich, ähnlich wie bei Asteracanthium rubens, zwei in einander übergehende Varietäten unterscheiden. | a. Varietas microdiscus. Der Scheibendurchmesser etwa ‘/, des Längendurchmessers je eines Armes. Die Länge der einzelnen Arme zu ihrer Breite wie 3:1. Es gehören hieher die Exemplare von Middendorff, einige Grewingk’sche und das Siemaschko’sche. Middendorff’s Sibirische Reise II. Bd. 4. Th, 5 34° Echiniden. b. Varietas macrodiscus: Der Scheibendurchmesser beträgt mehr als die Hälfte der Länge der einzelnen Arme. Die grösste Breite der Arme verhält sich zu ihrer Länge wie 1:2 bis 2‘).. Ich rechne dazu mehrere der Grewingk’ schen Exemplare und einige der älteren Akademischen Sammlung. Was die-Middendorff’schen Exemplare anlangt, die im frischen, lebenden Zustande auf der Rückseite vom Himmelblauen bis zum Cyanblauen variirten, aber auch zuweilen schwarzbraun vorkamen, während die Unterseite nur vom Zinnoberfarbenen zum Fleisch- farbenen abänderte, so schien es mir anfangs, dass sie von Echinaster Eschrichtü ver- schieden sein könnten. Namentlich glaubte ich, dass sie sich durch die dichter um die Porenfelder stehenden dünneren, zahlreicheren, mehr büschelartig stehenden Stacheln des Rückens unterschieden, so dass die Rückenfläche nicht jenes ziemlich stark granulirte Netzwerk des Echinus oculatus darböte, welches nach Müller und Troschel auch bei Echinaster Eschrichtii vorkommt. Der Vergleich mit den erst kürzlich durch Dr. Gre- - wingk erhaltenen Exemplaren aus dem weissen Meere und mit dem Dieppe’schen Exemplar veranlassten mich indessen, diese Ansicht aufzugeben, wozu auch der Umstand beitrug, dass mehrere Krebsformen und andere Evertebraten des Ochotskischen und Kamtschatkischen Meeres mit denen der Nordeuropäischen Meere identisch sind. Il. ECHINIDEN. Aus der Abtheilung der Echiniden fand Herr v. Middendorff auf der Schantarischen Bäreninsel ein grössientheils noch mit Stacheln besetztes ausgeworfenes Gehäuse einer See- igelart, welches ich dem in der Nordsee vorkommenden und von meinem verehrten Colle- gen von Baer auch im Eismeer gesammelten Echinus neglectus Lamarck vindiziren muss. Das fragliche Gehäuse stimmt aber nicht bloss mit den Exemplaren aus dem Eismeer, so wie mit zwei Gehäusen aus Kamtschatka, die Herr Siemaschko gefälligst zur Ansicht mittheilte, sondern auch mit den von Mertens mitgebrachten Individuen eines Seeigels, worauf der Echinus chlorocentrotus des Prodromus basirt ist, der also künftig als Synonym des neglectus zu citiren sein würde. | Auffallend ist es, dass ausser der genannten Form im Kamtschatkischen und Ochots- kischen Meere bisher kein anderer Seeigel beobachtet wurde. II. HOLOTHURIEN. Chiridoten. ö 35 Ueber Chiridotz discolor Eschsch. Mittheilung von Prof. Ed. Grube. Die Reisebeute des Herrn von Middendorff hat aus der Ordnung der Holothurien nur eine und zwar schon von Eschscholtz bei Sitcha entdeckte und beschriebene Art geliefert. Dennoch sind die vorliegenden sämmtlich aus dem Ochotskichen Meer stammen- den Exemplare, abgesehen von der geographischen Verbreitung, von besonderem Interesse, einmal weil diese Art weder, wie man erwarten sollte, in der Dorpater, noch in der Pe- tersburger, vermuthlich also auch nicht so leicht in einer andern Sammlung existirt, dann aber weil sie dazu gedient haben, die Gattung, der diese Art angehört, schärfer zu cha- rakterisiren. Diese Gattung ist: | Chiridota Eschsch. Eschscholtz hatte in seinem zoologischen Atlas Heft II pag. 13 gleichzeitig 2 Gat- tungen fussloser Holothurien, Chiridota und Synapta, aufgestellt und beide folgendermaassen unterschieden. | i Chiridota.: Tentacula apice digitata, cutis crassiuscula, tubulis retractibus destituta. Synapta.: Tentacula, simpliciter pinnata, cutis tenerrima, adhaerens, tubulis retractili- bus destituta. - Brandt, auf die Beschreibung und Zeichnungen von Mertens gestützt, der eine neue Art jener Gattung, Ch. rufescens, beobachtet und anatomirt hatte, konnte den Cha- rakter dieser Gattung, Liosoma gegenüber, welche wie die andern Holothurien mit einem inneren baumförmigen Athmungsorgan versehen ist, genauer auflassen‘'), indem er den so bemerkenswerthen Mangel desselben hinzufügte: Chiridota: Corpus glabrum, cylindricum valde elongatum, vermiforme. Pedes nulli. Tentacula 15— 20 evolucrata, basi cylindrica, apice in peltam glabram tentaculis (digitis) parvis simplieibus instructam desinentia. Respirationis organum ramosum nullum, sed ejus loco: corpuscula cylindrica, apice saepissime fissa, illi mesenterii parti, quae primam secundamque intestini curvaturam retinet, affıxa und reihte nun der Ch. rufescens die 3 von Eschscholtz gefundenen Arten, Ch. discolor, Ch. verrucosa und Ch. lumbricoides, Lesson’s Holothuria purpurea, die Lesson selbst für eine Chiridota hält, und die Fistularia fusca, rubeola und tenuis von Quoy und Gai- mard an; ich selber fügte dann Ch. Chiaji und pinnata aus dem Mittelmeer hinzu, von denen die erstere, wie ich später aus Forbes History of British Starfishes ersehen habe, mit Holothuria digitata Montagu (Chiridota digitata bei Forbes) zusammenfällt. In der zweiten Ausgabe von Lamarck Histoire naturelle des animaux sans vertebres ist Dujardin 4) Prodromus descriptionis animalium Fase, I pag. 58. # 36° Chiridoten. Brandt’s Vorgange gefolgt. Dennoch sind viele dieser Species keine wahre Chiridoten, da ihre Haut nur scheinbar glatt ist und ihr innerer Bau in manchen Stücken von den obigen Charakteren abweicht. Dass die von Herrn von Middendorff mitgebrachte Art eine echte Chiridota ist, davon hat mich theils die äussere Vergleichung mit Ch. rufescens, von welcher 2 Exemplare im Petersburger Museum vorhanden sind, theils die Anatomie überzeugt, da man jedoch die letztere nicht bei der Untersuchung jedes Thieres zu Rathe ziehen kann und die bloss äussere Betrachtung sowohl Eschscholtz als mich und Forbes irre geführt hat, so schien es mir zunächst von Wichtigkeit, äussere Merkmale aufzufin- den, welche vor ähnlichen Täuschungen bewahren. Ein solches liefert die Untersuchung der Haut mit einer schärferen Loupe, noch besser mit einem Mikroskop. Die echten Chi- ridoten besitzen kleine, oft nur wenig hervortretende, über die glatte Haut zerstreute, meist in Längsreihen geordnete Papillen oder, schärfer ausgedrückt, länglich-ovale Säckchen, welche eine Menge mikroskopischer radförmiger Kalkkörperchen enthalten, und die man durchaus nicht mit den in eine Haftscheibe endenden Füsschen der übrigen Holothurien verwechseln kann. So glatt auch die Haut von meiner Chiridota Chiaji und pinnata aus- sieht, so ist sie doch mit hervorragenden ankerförmigen Häkchen besetzt, wie sie freilich bei den Synapten wegen ihrer grösseren Länge und dichteren Zusammenhäufung leichter in’s Auge fallen; gleiche Ankerchen zeigt auch Eschscholtz’s Ch. lumbricoides, der ein- zigen seiner drei Arten, die in der Dorpater Sammlung existirt, und dasselbe ist von seiner Ch. verrucosa zu vermuthen. Diese alle würden also aus der Gattung Chiridota zu ent- fernen sein, wogegen Ch. discolor, eben die Art, die Middendorff mitgebracht, und Ch. rufescens nur die oben beschriebenen Säckchen und keine Spur von Ankerchen zeigen; auch hat Eschscholtz bei seiner Art auf diese Säckchen als weisse Punkte bereits auf- merksam gemacht, ohne jedoch ihren Bau anzugeben. Auf die übrigen äusseren Charaktere ist weniger Verlass, mindestens lässt sich über die Gestalt der Tentakeln, ob sie ihrer gan- zen Länge nach gefiedert oder am Ende handförmig verbreitert und hier nur gefiedert oder gefingert seien, bei dem contrahirten Zustande der Weingeistexemplare schwerer ent- scheiden, und wenn mich nicht die Abbildung von Mertens belehrt hätte, wie schlank bei seiner und vermuthlich allen Chiridoten der Stiel sei, der diese Hand trägt, so würde ich es aus den Weingeistexemplaren der Petersburger Sammlung, bei welcher derselbe im Gegentheil ganz kurz und dick erscheint, niemals entnommen haben. Auch die Zahl der Tentakeln war bisher nicht allgemein gültig für die Gattung angegeben, da an fast allen vorliegenden Exemplaren der Ch. discolor nur 12 vorkommen. Die langgestreckte wurm- förmige Gestalt endlich, welche diese Geschöpfe im Leben zeigen, erscheint bei unsern Exemplaren mitunter so verkürzt, dass der Unerfahrene daran irre werden könnte; eher kann man die Weichheit und Höhe der Querfalten zur Beachtung empfehlen, die zwar bei jenen fälschlich zur Gattung Chiridota gerechneten Thieren nicht gänzlich vermisst werden, aber doch niedriger aussehen : bei beiden schimmern die Längsmuskeln der Körperwandung durch die Haut- durch. Chiridota discolor. 37 Was den innern Bau der Gattung Chiridota anlangt, so hat schon Mertens angezeigt, dass man hier das hohle baumförmige Athmungsorgan der eigentlichen Holothurien ver- misse und statt dessen winzige, längs der Insertion der Darmgekröse sitzende eylindrische Körperchen wahrnehme. Ich finde sie nicht sowohl ceylindrisch als plattgedrückt birnförmig, und nicht nur an dem ersten ab- und dem aufsteigenden, sondern auch am zweiten ab- steigenden Stück des Darmes, wo sie vielleicht Mertens nur entgangen sind. Dass übrigens der Darmkanal 2 Biegungen macht und zweimal beinahe die ganze Körperlänge durchzieht, ist besonders hervorzuheben, weil er bei den Chiridoten im Gegentheil ganz gerade fort- läuft, und sein Mesenterium, wenn es auch, wie Quatrefages angiebt, im Zustande der Contraction gefaltet ist, doch immer nur längs einer Linie der Körperwand entspringt; bei den Chiridoten giebt es deren 3, die im Umfang derselben vertheilt sind. Poli’sche Blasen scheinen den Synapten zu fehlen, den Chiridoten zuzukommen, die Generationsorgane bei beiden zweitheilig zu sein. Demnach würde ich den Charakter der Gattung Chiridota folgendermaassen feststellen: Corpus elongatum, plus minus vermiforme, hic illic sponte coarctatum, cute molli, seriebus 3 vel pluribus papillarum haud adhaerentium e longitudine obsita, papillae corpusculis rotiformibus minimis impletae, tentacula 10—20, basi erlindiata, BR dilatata digitata, digitis basin versus brevioribus. Intestinum ansam duplicem componens, mesenteriis 3 longitudinalibus parieti cor- poris adjunctum, mesenteria secundum insertionem serie corpusculorum minutorum pyriformium munita, vesicae Polianae plures parvae, pulmo aquaticus nullus, organa generationis dichotoma. Ch. discolor Eschsch. Chiridota discolor Eschsch. Zool. Atl. Heft II. pag. 12 tab. X. fig. 2 Tentaculis 12 (rarius 11 aut 15) aeque magnis, 12 — 14 fidis, corona simpliei dispo- sitis, cute albida vel rosea, plus minus transverse rugosa, punctis fuscis aut fulvis adspersa, lineis longitudinalibus roseis 5 perlucentibus, intervallis 3 serie longitudinali papillarum albarum ornatis, papillis minutis sacciformibus. Die vorliegenden Weingeistexemplare sind im Allgemeinen eyiindrikh hinten ver- schmälert und stumpf abgerundet, zeigen aber doch verschiedene Gestalten : die längsten sind 2'/, Zoll lang und im Durchschnitt ‘/,, aber an einzelnen Stellen aufgetrieben und über ®/, Zoll dick, andere nur 1 Zoll 1 Linie lang, aber nach vorn zu mehr oder minder gleichmässig keulenförmig verdickt (Fig. 3), noch andere gestreckt (Fig. 2) und an drei oder vier Stellen so stark eingeschnürt, dass offenbar schon die Muskelwandung zerrissen war und nur die Haut noch die Stücke zusammenhielt, bei noch andern war auch diese an einzelnen Stellen zerrissen, und ein Theil des Darmkanals oder der Generationsorgane aus der Wunde herausgetreten. Eschscholtz giebt die von ihm gesehenen Exemplare 5 Zoll lang und von der Dicke des kleinen Fingers an. Die Haut fühlte sich sehr weich BS Chiridoten an, war in Folge der Contraction zart und dicht gefaltet, blass fleischfarbig, weisslich oder dunkel und unrein rosenroth, mit ganz winzigen orangegelben oder braunen Fleckchen übersäet, an den aufgeblähten Stellen so durchscheinend, dass man recht gut die Längs- muskeln und den grauen Darm dahinter erkennen konnte. Die farbigen Fleckchen er- schienen unter dem Mikroskop als Säckchen mit einem gleichartigen, aus farbigen Bläschen bestehenden Inhalt. Die rosenrothen, von Eschscholtz am lebenden Thier beobachteten, jetzt aber weissen Längslinien, welche durch die Haut in regelmässigen Abständen durch- schimmern, können wohl nichts anderes als auf der Mitte der Längsmuskeln liegende, zwischen diesen und der Quermuskelschicht verlaufende Gefässe sein. Drei von den zwischen ihnen befindlichen Zwischenräumen waren bei den meisten Exemplaren durch eine Längs- reihe bald nahe, bald weiter aus einander stehender kreideweisser rundlicher Fleckchen (punctis albis seriatis Eschsch.) ausgezeichnet, die sich schon zuweilen bei der Betrachtung mit einer schärferen Loupe als mehr oder minder über die Oberfläche tretende, dünn- häutige, mit weissschimmerndem körnigen Inhalt erfüllte Säckchen erwiesen (Fig 9). Bei stärkerer Vergrösserung überzeugt man sich, dass dieser Inhalt in lauter einzelnen sehr zierlichen Kalkkörperchen besteht (Fig. 6), welche die Form eines 6speichigen Rädchens von 0,0035 — 0,0042 Zoll Durchmesser haben. 6 Speichen ist die gewöhnliche Zahl, mitunter kommen auch 10 vor; sie breiten sich nicht in einer Ebene aus, sondern sind gegen das Centrum etwas emporgekrümmt, so dass der Umfang des Ganzen, einer flachen Glocke ähnelt. Der Aussenrand des Ringes ist, indem er an den Stellen, auf welche die Speichen zulaufen, breiter wird, etwas buchtig und zeigt eben hier eine Reihe nur bei stärkerer Vergrösserung bemerkbarer Kerbzähnchen (Fig. 7), Sämmtliche Rädchen, deren Zahl 25— 20, ja wohl 50 in einem Säckehen beträgt, liegen in die Cutis eingebettet, mit dem gewölbten Theile der Glocke nach innen, mit dem Rande nach aussen, und erwecken die Vorstellung von einem winzigen Haftapparat. Dieselben Säcke mit mikroskopischen Körperchen habe ich auch bei Chiridota rufescens gefunden, nur stehen sie hier nicht in einer einzelnen Reihe auf der Mitte’der Zwischenräume zwischen den Längsmuskeln, sondern längs dem Rande dieser Muskeln, und fallen oft weniger in's Auge; die Rädchen selbst haben die oben angegebene Grösse, nur sind Rand und Speichen zarter und letztere gegen die Mitte des Rädchens wieder zurückgebogen, so dass sie hier in dieselbe Ebene mit dem Rande treten, i | Die Tentakeln bestehen aus einem kurzen cylindrischen, im Leben wahrscheinlich sehr verlängerbaren Stiel, welcher sich in eine lang-ovale, am Rande fiederarlig eingeschnittene oder gefingerte Platte gerade fortsetzt: die dem Munde zugekehrte Fläche derselben ist leicht gewölbt und glatt, die entgegengesetzte wie eine Hohlland gekrümmt und an den Fingerchen quer gefaltet, die Ränder derselben öfters eingekerbt, ihr Aussehen also ge- gliedert. Die untersten Finger sind die kürzesten, gegen die Mitte der Platte hin werden sie länger; die an dem Oberende stehenden, welche also dem Munde am meisten genähert werden können, sind entweder eben so lang als die’ mittleren oder noch länger als diese, Das Chiridota discolor. | 39 umgekehrte Verhältniss findet bei den eigentlichen Holothurien mit schildförmigen Tenta- keln statt, hier sitzt die Schildplatte mehr oder weniger wagerecht auf ihrem Stiel und von den Läppchen ihres Umfanges sind diejenigen die kürzesten, welche dem Munde am nächsten stehen. Die Stiele der Tentakeln sind durch eine schmale, über ihren Rücken sich hinziehende durchsichtige Haut unter einander verbunden, wie man am deutlichsten gewahr wird, wenn das Tentakelblatt der Länge nach zusammengeklappt erscheint und die Fingerchen also nach aussen gerichtet sind. Auch in ihrer Wandung befinden sich Kalkkörperchen : sie waren langgestreckt, fast, stabförmig, an beiden Enden zwei- oder dreizinkig, und die Zinken zuweilen wieder gabelig gespalten; manchmal an einem Ende einfach zugespitzt oder auch kürzer und unregelmässiger, gewöhnlich aber so geordnet, dass sie sich längs jedem der beiden Fingerränder, die Enden gegen einander gekehrt, in einer Zeile hinzogen. Die Zahl der Tentakeln betrug bei den vorliegenden Exemplaren 12, bei einem 14, doch giebt Eschscholtz in dem Tagebuche seiner letzten Reise ausdrücklich an, dass sie 12 bis 15 betrage, in seinem zoologischen Atlas, dass sie 15 betrage, 3 aber kleiner seien; dies letztere habe ich nie bemerkt. Die Zahl der Finger an jedem Tentakel war 12, 13 oder 1’. In der Mitte der kleinen von den Tentakeln umgebenen Scheibe liegt der in seinem ganzen Umfange äusserst fein und strahlig gefaltete Mund. Ohne mich hier weiter auf eine genauere Anatomie der Chiridoten einzulassen, muss ich doch auf diejenigen Eigenthümlichkeiten des inneren Baues aufmerksam machen, welche einerseits von den Holothurien mit Füsschen, andrerseits von den Synapten auffallende Abweichungen zeigen. Der aus mehreren Stücken zusammengesetzte, um die Mundhöhle und unterhalb der Tentakeln gelegene Kalkring (Fig. 1.a), an welchen sich die 5 Längs- muskeln der Leibeswand (Fig. 1. m) ansetzen, fehlt bier ebenso wenig: als bei den Synapten, allein der Muskelstrang, (Fig. 1. m‘), welcher vorn von jedem der 5 Längsmuskeln ab- geht und, schräg durch die Leibeshöhle steigend, auf einem kürzeren Wege denselben Kalkring erreicht und sich an ihm etwas tiefer befestigt, wird nach Quatrefages') bei Synapten vermisst, ist hier dagegen vorhanden. Von den Polischen Blasen der Holothurien wird bei der Anatomie von Synapta nichts erwähnt, bei unserer Chiridota finde ich einen ganzen Kranz von 1% bis 15 dünnen, ungleich langen, mitunter an einer Stelle ange- schwollenen Blindschläuchen (Fig. 1. P), welche sowohl ihrem Ansehen, als ihrer Anhef- tung nach vollkommen jenen Organen entsprechen, nur dürften sie bei den eigentlichen Holothurien selten so zahlreich sein. Der Darmkanal (Fig. 1. i) ist, wie schon oben er- wähnt, mittels 3 bandförmiger, aber ansehnlich breiter Gekröse (Mesenterien, Fig. 1. 0) längs dreien Streifen der Leibeswandung befestigt. Denken wir uns den Körper unserer Synapta der Länge nach geöffnet und seine Wandung ausgebreitet und bezeichnen wir denjenigen Zwischenraum zwischen zweien Längsmuskeln, an dessen vorderstem Ende die Generationsorgane münden, mit I, den links davon liegenden mit II, den rechts an I stos- 1) Annal. des science. nat. nat. Seconde Serie Tom. XVII. pl. IV. 40 Chiridoten. senden mit V und die zwischen II und V befindlichen in fortlaufender Reihe mit III und IV; so entspringen die drei Gekröse in den Zwischenräumen T, I und IV. Der Verlauf des 2 Mal umbiegenden Darmes ist der Art, dass er am Mesenterium des Zwischenraumes I herab-, an dem Mesenterium II hinauf- und längs III wieder herabsteigt, um am Hinter- ende des Körpers in dem fein strahlig gefalteten After (Fig. 1. «) zu enden. Dieses Ver- hältniss stimmt also mit den Holothurien i. e. S. überein, während der Darm von Synapta nur an einem gerade fortlaufenden und zwar sehr festen Gekröse hängt. Bei Chiridota ist es eine ganz dünnhäutige, sich ununterbrochen ausbreitende Membran, an welcher man Spuren von Gefässvertheilung erkennen kann : die Abbildung von Mertens scheint solche ebenfalls anzudeuten. Längs den Mesenterien nun, unmittelbar über ihrer Anheftung an der Leibeswand zieht sich ein Streifen von den oben erwähnten birnförmigen Körperchen (Fig. 5); sie stehen unregelmässig zu dreien oder vieren neben einander, werden aber jenseits der Stelle, wo sich die Längsmuskeln der Leibeswand gabelig spalten, etwas spär- licher und verschwinden dann allmählich. Sie sehen bei den untersuchten Weingeist- exemplaren immer plattgedrückt aus, und enden jedes in einen sehr dünnen Stiel, an dem man 2 hellere Randstreifen und einen dunkleren Mittelstreif unterscheidet, ebenso erkenne ich an den Körperchen selbst an manchen Stellen einen helleren Rand, während der ganze Innenraum dunkel und zellig oder gefeldert aussieht (Fig. 7), Wahrscheinlich sind sie Absonderungsorgane und der lange Stiel ihr Ausführungsgang; wohin er führt, konnte ich nicht ermitteln, doch pflegt er sich oftmals eine ganze Strecke längs der Basis des Mesenteriums hinzuziehen, und es kam mir zuweilen vor, als wenn ihrer mehrere sich vereinigten. Dass dies Athmungsorgane seien, ist mir nicht wahrscheinlich, und eine Be- ziehung zu den mit radförmigen Kaikkörperchen erfüllten Säckchen kann ich auch nicht ermitteln, wenigstens kommen diese nicht durchweg an der Aussenfläche derselben Zwischen- räume der Längsmuskeln vor, an welchen innen die Mesenterien ansitzen; sie finden sich nämlich nicht an den Zwischenräumen ], II, IV, sondern V, I, I, also an drei neben ein- ander ‚liegenden. Den Anfang des Darmkanals bildet eine kurze dünne, immer leere Ah- theilung, die man Oesophagus nennen kann und gegen die sich der eigentliche Darm durch seine viel grössere Weite merklich absetzt. Er ist sehr dünnwandig und grösstentheils mit Sand gefüllt, sein unteres Ende verdünnt sich, und man sieht, da hier jede Spur eines zur Aufnahme von Wasser bestimmten Respirationsorganes fehlt, auch nichts von jener durch zahlreiche Muskelfäden mit der Leibeswand verbundenen Erweiterung, in welche der Darm der eigentlichen Holothurien mündet. Die Generationsorgane (Fig. 1.a) bilden keine Quaste wie bei den Holothurien, sondern 2 in einen kurzen Ausführungsgang mündende, ziemlich spärlich und bloss dichotemisch sich theilende Stämme, welche den Darm zwischen sich nehmen, und deren ungleiche, an Dicke dem Stamm nichts nachgebende Aeste an unsern Weingeistexemplaren zum Theil die volle Leibeslänge erreichen. Der eine Stamm ist viel kleiner und weniger zusammengesetzt als der andere. Ganz ähnlich verhalten sich die Generationsorgane der Synapten, | Chiridota. 4 Aus der Vergleichung der übrigen bisher zur Gattung Chiridota gezählten Thiere oder deren Beschreibungen und Abbildungen geht hervor, dass nur wenige derselben dar- auf Anspruch haben, ihren Platz zu behaupten; am ersten scheint diess noch von Holothu- ria (Fisiularia) purpurea Lesson*) und Fistularia rubeola Quoy et Gaimard**) zu gelten, von welcher diese Herren selber sagen, dass sie der A. purpurea ähnlich sei. Bei ersterer ist das auffallend, dass von den 10 Tentakeln 5 grösser, und die dazwischen und, wie es scheint, mehr nach innen liegenden kleiner sind; die 3 hinter einander stehenden Röhr- chen auf der Rückenseite (trois petits tubes sur le dos) nehme ich für einige von den oben beschriebenen Säckchen mit Kalkkörperchen. Bei Fistularia rubeola hingegen scheinen diese Säckchen sehr zahlreich zu sein und leicht in’s Auge zu fallen, die Zahl ihrer Ten- takeln ist 20, und alle von gleicher Grösse. Endlich dürfte auch Holothuria laeeis Fabric.***) hieher gehören, welche Fabricius «Holothuria elongata tentaculis duodenis, corpore quin- quefariam lineato punctatoque » charakterisirt, indem unter den « punctis majoribus mino- ribusque alternantibus », welche den Raum zwischen zweien der 5 weissen Längslinien einnehmen, dieselbe Art von Säckchen gemeint sein kann, die schon Eschscholtz bei Ch. discolor als Punkte beschreibt; dagegen glaube ich Holothuria inhaerens Müller, die Eschscholtz zu Chiridota rechnet, durchaus nicht hieher ziehen zu dürfen. *) Centurie zoologique, pag. 155 pl. 55. **) Voyage de Tl’ Astrolabe. Zoologie. Tom. IV. pag. 128 pl. 8 fig. 5. 6. **%*) Fauna groenlandica, pag. 555. Erklärung der Abbildungen. Fig.1. Chiridota discolor, der Länge nach geöffnet, eh Mal vergrössert. i. Die Tentakeln. a. Der kalkige Mundring unter ihrer Basis. e. Ein Stückchen der Leibeswandung, durch welches sonst der Kalkring verdeckt würde, zurückgeschlagen. p- Die trichterförmige Muskelhaut, welche rings vom Kalkringe entspringt und abwärts steigend sich rund um den Oesophagus ansetzt; in der Achse dieses Trichters läuft der Oesophagus bis zu dem hier nicht sichtbaren Munde fort. J Die Poli'schen Blasen, welche in einem Ringe diese Stelle umgeben. 0. Der enge Oesophagus. i. Der Darm, der zuerst hinab-, dann wieder herauf- dba endlich abermals hinab- steigt, um, immer dünner werdend, im After « zu enden. 117. Die 3 Gekröse, welche diese 3 Abtheilungen in ihrer ganzen Länge an die Körperwand befestigen, doch nur theilweise erhalten. ec? ec" ec”, Die birnförmigen Körperchen, welche an diesen Gekrösen längs deren Basis ' sitzen. Middendorff’s Sibirische Reise II. Bd. 1. Thl, 6 u 42 Fig. 2. Fig. 3. Fig. . Fig. 5. Fig. 6. Fig. 7. Chiridota. m m. Die 5 Längsmuskeln der Körperwand, welche sich oben am Kalkringe befestigen. m‘ m‘. Die 5 von ihnen abgehenden Stränge, welche in gerader Richtung durch die Leibeshöhle treten, durch eine Haut mit jenen verbunden sind und sich ebenfalls, doch ein wenig tiefer, an den Kalkring setzen. 1. I. IN. IV. V. Die 5 zwischen den Längsmuskeln liegenden Zwischenräume, deren Wandung bloss die Quermuskelschicht bildet. ! 9. Die beiden ungleich grossen dichotomisch getheilten Stämme der Generations- organe. Ein an mehreren Stellen stark eingeschnürtes und hinten zerrissenes Exemplar der Ch. discolor, mit mehreren seitlichen Wunden, aus denen theils einzelne Schlingen des Darms, theils Stücke der Generationsorgane hervortreten. Ein an zwei Stellen stark aufgeblähtes, aber unverletztes Exemplar der Ch. discolor, in natürlicher Grösse; die Längsmuskeln schimmern durch, in den Zwischenräumen zeigen sich die weissen, mit radförmigen' Kalkkörperchen gefüllten Säckchen oder Papillen. Eines der birnformigen Körperchen c, die den Gekrösen des Darms ansitzen, stark vergrössert. Ein ganzer Zug solcher Körperchen mit einem Stück Gekröse, weniger FRE Ein Säckchen voll radförmiger Kalkkörperchen, vergrössert. Ä Eines dieser radförmigen Kalkkörperchen, 230 Mal vergrössert; der buchtige, stell- weise gekerbte Rand sieht nach aussen, die Mitte, in der die Speichen zusammen- stossen, nach innen. Fig. 7.a. Dasselbe von der Seite gesehen. Fig. 8. Einer der Tentakeln, 1" Mal vergrössert, von der Aussenseite. Fig. 8.a. Eine Reihe von mikroskopischen Kalkkörperchen, wie sie sich innen längs beiden Rändern der Fingerchen hinzieht. Fig.9. Ein Stück der quergefalteten Körperhaut mit einigen der Säckchen, welche rad- 6) b5) 6 6 6 7 7 7 föormige Kalkkörperchen enthalten, vergrössert. a Verzeichniss der Druckfehler. Zeile 10 'statt ein wie vorn lies ein vorn Pag. 8 Zeile 15 von unten statt stumpflanzettförmige,es lies — 18 — Rücken lies Rücken — cirrus stumpflanzettförmig, — 11 von oben statt melches lies welches . —410 — 15vonoben — Fig. 2 lies Fig. % a — 99 — — — besetzt lies bedeckt — 17 — 1vonunten — utrinque, lies utrinque aut — 412 von unten — abgesetzt lies abgestutzt —%20 — 12 — — — Hellus lies Nephelis — 5vonoben — lobique lies lobive — 21 — Alvonoben — vordern lies vordere — 18 —- — -— vor lies von -—3-19- —- - Elise — &von unten— Fleckchen lies Furchen 4 — 13 —- — — vonobenlies halb von oben. 4 m — INS E-C.T:E N Bearbeitet COLEOPTERA. CARABICI. (Hier ist in der ganzen Abhandlung Pariser Maass zu verstehen.) 1. Cieindela maritima, Dej. Spec. des Coleopt. T. I. P. 67, N. 50. Udskoj-Ostrog. | 2. Cicindela sylvatica, Fab. Syst. Eleuth. T. 1. P. 235, N. 15, Dej. Spec. des Coleopt. T. I. P. 71, N. 55. Udskoj-Ostrog. 3. Carabus Baerii, Nob. Taf. IV. Fig. 1. Supra cupreo-aeneus, nitidus; thorace subquadrato, punctato-rugoso, margine reflexo, lateribus antice rotundatis, basi utrinque foveolato; elytris oblongo-ovatis, e strüs irre- gulariter et saepe interruptis valde intricato-rugosis, tuberculis magis conspieuis oblongis triplici serie. Longit. 9 lin. Latit. 3'/, lin. Dieses Insect erreicht fast die Grösse des Carab. Henningü Fisch., ist jedoch an Gestalt etwas schmächtiger. Von oben _her ist es kupfrig angelaufen; die Seitenränder des Halsschildes und der Elytren schimmern noch metallischer. Der Kopf scheint etwas dicker zu sein als, verhältnissmässig, der der oben erwähnten Art; er ist schwarz mit grünlichem Schimmer und von wurmförmigen Streifen durchfurcht, welche an der Basis des Kopfes nur schwach angedeutet sind, dagegen aber in der jederseits neben den Augen vorhandenen Grube (einer Fortsetzung der Längsfurche, welche zwischen den Antennen verläuft) fast rauh werden. Das Halsschild ist etwas bunter als dasjenige des Carab. Henningü, und seine seitlichen Ränder runden sich nach vorn mehr ab und kehren sich aufwärts, namentlich in der Gegend der Hinterwinkel des Halsschildes, welche hinterwärts verlängert sind und an ihrer Innenseite, wie auch am Rande der 46 Coleoptera. Basis um so convexer erscheinen, als man daselbst, nach innen, ein zugerundetes Grübchen bemerkt; seine Oberfläche ist also, wie gesagt, etwas convex, dunkel-kupfrig und mit vertieften, nicht selten in einander fliessenden Pünktchen ziemlich dicht besetzt; alle Ränder erscheinen von Rugositäten bedeckt; die Tiefe der feinen und die Basis nicht erreichenden Mittellängsfurche ist gering. Die Elytren sind ovaler als beim C. Henningü und etwas verlängert; jede derselben ist mit drei Reihen schwärzlicher, kleiner, aber länglicher und von einander vermittelst schwach vertiefter Pünktchen geschiedener Höckerchen geziert; die Streifen, welche man gewöhnlich zwischen diesen Reihen bemerkt, werden häufig und unregelmässig unterbrochen; ausserdem lassen sich einzelne erhabene Streifen unterscheiden, welche mehr oder weniger quer verlaufen und deshalb diesen Theilen ein einigermaassen genetztes Ansehen geben. Die Fühlhörner, die Füsse und die ganze Oberseite des Körpers sind glänzend schwarz. Diese Beschreibung ist nach einem einzigen, an der Boganida gefangenen Exem- plare angefertigt. Ich erlaube mir, dieser hübschen Art den Namen unseres berühmten Akademikers zu geben, der sich durch die naturhistorische Erforschung der nordischen Gegenden Russlands Ansprüche auf unsere besondere Dankbarkeit erworben hat. . Carabus Middendorfii, Nob. Taf. IV. Fig. 2. Elongato-ovatus, niger; thorace subquadrato, rugoso, nigro-coeruleo, margine. viridi- aureo, angulis posticis productis, rotundatis; elytris brunneis, viridi vel aeneo-marginatis, coslis elevalis vix interruptis, punctis obsoletis triplici serie; femoribus rufis. Longit. 11—11°/, lin. Latit. 4'/,— 4, lin. Er ist dem 'Carab. Burnaschevü Gebl. sehr ähnlich, allein schon seine Farbe und insbesondere die Form seines Halsschildes lassen ihn von jenem leicht unterscheiden. Der Kopf ist etwas weniger rauh. Das Halsschild ist bläulich, mit goldig-grünen, ziemlich glänzenden Seitenrändern; es ist etwas breiter als dasjenige des Carab. Bur- nascheeü, nach hinten verschmälert, ziemlich convex; seine Oberfläche ist ziemlich dicht bedeckt mit vertieften Pünktchen, welche auf dem gesaumten Rande des Halsschildes in einander fliessen; seine seitlichen Ränder sind flachgedrückt jedoch erhaben um- kantet, zumal an den etwas verlängerten und auswärts gerichteten Hinterwinkeln; diese Winkel runden sich übrigens ab. Die Elytren sind beim Männchen dunkelbraun mit Bronze-Schimmer, beim Weibchen aber grün mit metallischem Glanze; auch sind ausser- dem die Elytren der Männchen nach vorn zu schmäler, beim Weibchen dagegen ovaler; die Elytren sind ferner minder convex als diejenigen des Car. Burnaschepü, und von sehr dichten, erhabenen Rippenstreifen bedeckt, welche sich regelmässiger und minder unterbrochen zeigen als es bei dem Car. Burnaschevii der Fall ist; die drei Reihen veriiefter Pünktchen zeigen sich bisweilen deutlich und nehmen an dem Metallglanze gar nicht Theil. Die Unterseite des Körpers ist ‚schwarz; die Schenkel aber sind roth. 12. Coleoptera. 31 Nach vier vollkommen übereinstinnmenden, auf der grossen Schantar-Insel gefan- genen Exemplaren. Dieser Art habe ich den Namen unseres Akademikers gegeben, dessen Bemühun- gen wir nicht nur diese, sondern das gesammte Material unserer vorliegenden Ab- handlung verdanken. Carabus coneiliator, Fisch. Entom. de la Russie, T. I. P. 102. Tab. X. Fig. 25, Dej. Suppl. T. V. P. 542, N. 137. Udskoj-Ostrog. Pteroloma Forströmii, Gl. Dej. Spee. des Coleopt. T. V. Suppl. P. 571, N. 1. Schantar-Insel. Nebria hyperborea, Gyll. Insect. Er T. IV. P. 8215, N.3—!. Nebria artica, De). Spec. des Coleopt. T. II. P. 235, N. 12 et T. V. Suppl. P. 573. Udskoj-Ostrog. ! Nebria Gyllenhalii, Schönh. Dej. Spec. des Coleopt. T. U. P. 235, N. 13 Udskoj-Ostrog. Nebria nivalis, Payk. Dej. Spec. des We T. I. P. 237, N. 1. Udskoj-Ostrog. .Pelophila borealis, Fabr. Dej. Spec. des Coleopt. T. I. P. 263, N. 1. Var. ochotica, Sahlb. jun. In Faun. Insect. Rossic. symbol. P. 17. Schantar-Insel. . Elaphrus Sibiricus, Motsch. Insect. de Siberie, P. 71, N. 83, Tab. IH. Fig. 1. Udskoj-Ostrog. Poecilus viaticus, Bon. Dej. Spec. des Coleopt. T. IH. P. 216, N. 9. ‚Udskoj-Osirog. .Lyperopherus cribellus, Nob. Taf. IV. Fig. 3. 4pterus, niger, subdepressus; thorace lato, punctato-rugoso, truncato, ee fovea ‚oblonga unica impresso, margine laterali essplanato, angulis antieis rotundato-productis; elyiris thorace latioribus, ‚brevibus, profunde punctato-intricatis vel vermiculosis. Longit. 5'/, lin. Latit. 2'/, lin. Diese, so wie auch- die ‚drei folgenden Arten, nähern ‚sich in hohem Grade dem Poecilus rugosus Gebl. und bilden im Vereine mit diesem eine Gruppe, welcher Herr Motschulski (Insectes de Siberie p. 156) den Namen Lyperopherus gegeben hat. Unsere Art unterscheidet sich auf den ersten Blick von Lyper. rugosus durch ihre breitere gedrungenere Form. Sie ist, glänzend schwarz. Der Kopf unterscheidet sich nur dadureh, dass er auf seiner vorderen Hälfte glatter erscheint, dagegen ‚aber auf seiner hinteren Hälfte stärker punktirt ist. Das Halsschild ist breiter und an seiner Basis minder verschmälert; es ist mehr flach gedrückt und die Rugositäten sind schär- fer ausgeprägt; die vorderen Winkel springen mehr vor, die Seitenränder sind breiter umrandet und aufwärts gebogen; die Mittellängsfurche ist stark vertieft und erteicht 48 Insecten. den Vorderrand nicht; man bemerkt nicht den geringsten Eindruck in querer Richtung, während der, jederseits der Basis befindliche längliche Eindruck ziemlich tief ist. Die Elytren sind kürzer und etwas breiter und mit vertieften Pünktchen bedeckt, welche, obgleich sie in einander fliessen, dennoch, und das insbesondere auf der vorderen Hälfte der Elytren, deutlicher sind als dieses beim Lyper. rugosus der Fall ist. Die Unter- seite des Körpers erscheint glatt, allein auf dem ersten Segmente des Unterleibes und 14. nur auf der Mitte seiner Basis bemerkt man eine furchenartig eingedrückte Linie; ferner befindet sich etwas mehr nach aussen und ganz in der Nähe des Unterrandes ein ver- tiefter Punkt, aus dem ein straffes rostrothes Haar hervorspriesst; die beiden folgenden Segmente zeigen gleichfalls jederseits und an demselben Orte ein straffes Haar. Nach einem männlichen, von der Boganida herstammenden Exemplare. Lyperopherus vermiculosus, Nob. Taf. IV. Fig. 4. : Apterus, niger, subconvezus; thorace quadrato subtransverso, laeri, lateribus ex- planatis margine reflexo, disco convexo, basi profunde bi-impresso; elytris postice sub- dilatatis, lineis vermiculosis ümpressis confluenlibus interjectis, areis elevatis laevibus. Longit. 6 lin. Latit. 2'/, lin. Diese Art ist von dem Lyper. rugosus eben so leicht an ihrem glatten und anders gestalteten Halsschilde, als an der Skulptur ihrer Elytren zu unterscheiden; sie ist glänzend schwarz. Der Kopf ist gleichfalls glatt, allein die Längseindrücke zwischen den Fühlhörnern sind breiter und länger als beim Lyp. rugosus und die vier ersten Glieder der Fühlhörner sind an ihrem Ende verdickt. Das Halsschild ist kürzer als dasjenige des Lyp. rugosus, übrigens etwas breiter als lang, nach hinten wenig ver- schmälert, jedoch mit seinen zugerundeten Winkeln hervorspringend; die Seitenränder sind zugerundet, in grösserer Ausdehnung flachgedrückt und aufwärts gebogen, und dieses vorzugsweise an den hinteren Winkeln, welche jederseits zwei deutliche Ein- drücke zeigen; der ganze Rest der Oberfläche ist, mit Ausnahme des Hinterrandes, sehr convex und glatt; die Mittellängsfurche ist breit und stark vertieft, erreicht jedoch den Vorderrand nicht. Die Elytren sind, an ihrer Basis, von der Breite des Halsschildes, eben so lang wie diejenigen des Lyper. rugosus, allein sie verbreitern sich gegen ihr Ende hin, dort wo sie sich zurunden; sie sind ferner convexer, und an ihrer Ober- fläche mit erhabenen, übrigens glatt abgestumpften Streifen bedeckt, welche nach allen Richtungen in einander fliessen, deren vorzugsweise Erstreckung jedoch der Längs- richtung folgt. Letztere Eigenthümlichkeit habe ich durch den Ausdruck «sermiculosus» wiedergeben wollen, da die Skulptur, unter einander verstrickten Würmern recht ähn- lich sieht. Die untere Körperfläche ist glatt und schickt (gleich wie bei der vorher- gehenden Art) auf dem ersten Körpersegmente einen basalen Eindruck aus, der breit und stark ausgeprägt ist, während im Gegentheile die beiden vertieften Pünktchen, welche auf der Rückseite jedes der drei andern Segmente des Abdomen aufsitzen, viel weniger deutlich ausgesprochen sind. 15. 16. Coleoptera. 49 Nach zwei weiblichen Individuen, welche Herr Akademiker Ruprecht an der Meeresküste der Indega-Bucht des Europäisch-Russischen Eismeeres unter 67°40’ N. Br. erbeutet. Es ist dieses unter den hier beschriebenen Insecten die einzige Art, welche nicht zur Sammlung der Sibirischen Reise gehört, hier jedoch ihren Platz fand, da sie ein natürliches Zwischenglied der vorhergehend beschriebenen und nachfolgend zu beschreibenden Art ist. Lyperopherus intricatus, Nob. Taf. Il. Fig. 5. Apterus, niger nitidus, pedibus piceis; thorace subquadrato, poslice nonnihil an- gustiore, lateribus explanato-marginatis reflexis, basi bi-impresso, disco convexo sublaevi; elytris elongato-ovatis, Lineis elevatis irregularüter intricatis. Longit. 5 lin. Latit. 2 lin. Diese Art ähnelt der vorigen in hohem Grade durch ihr glattes Halsschild und die Skulptur der Elytren, allein, nur die Gesammtform gerade dieser Theile, unter- scheidet beide Arten schon genugsam von einander. Das ganze Inseet ist stark glänzend schwarz, mit etwas bräunlichen Füssen; es ist übrigens etwas kleiner und namentlich schmächtiger als die erwähnte Art. Der Kopf ist etwas schmäler und völlig glatt, allein die Längsfurche zwischen den Antennen ist eben so scharf ausgeprägt als bei Lyp. vermiculosus. Das Halsschild ist fast vier- eckig, minder breit als dasjenige des Lyp. vermiculosus, nach hinten etwas verengt; die vorderen Winkel springen weniger vor, die Seiten desselben haben übrigens gleich- falls einen aufgebogenen und umkanteten Rand; die hinteren Winkel weisen jederseits einen breiten und tiefen lineären Eindruck, welchen in der Nähe des Randes ein zweiter etwas kürzerer begleitet; die Basis ist gleichfalls etwas flachgedrückt, und gegen das Vorderende derselben bemerkt man einen der Vform nahe kommenden queren Ein- druck; die Mittellängsfurche unterscheidet sich von derjenigen der vorhergehenden Art gar nicht, wenn nicht dadurch, dass sich in der Nähe der Mittellängsfurche einige quere Runzeln zeigen, während die Oberfläche des Halsschildes übrigens vielleicht noch glatter ist als bei jener Art. Die Elytren haben eine mehr verlängerte und parallele Form, sind an ihrer Basis etwas schmäler und auch convexer; sie sind von erhabenen Linien bedeckt, welche sich unter einander ganz wie bei der vorigen Art verwickeln. Die Unterseite des Körpers ist vollkommen so wie bei der vorhergehenden Art. Nach zwei männlichen an der Boganida gefangenen Individuen. Es wäre leicht möglich, dass Lyp. vermiculosus nichts weiter als das Weibchen von diesem unseren Lyp. iniricatus ist. Ich habe es jedoch vorgezogen, beide getrennt zu beschreiben und es späteren Beobachtungen zur Entscheidung zu überlassen, öb sie zusammengezogen werden müssen oder nicht. Eyperopherus costatus, Nob. Taf. II. Fig. 6. Apterus, niger nitidus, femoribus rufis; thorace subtransverso, basi nonnihil an- gustiore bi-impresso, lateribus anguste-marginato, disco subconvexo, sublaevi; elytris Middendorff’s Sibirische Reise II. Bd. 1. Thl, 7 50 17. 18. Insecten. breviter ovatis, striatis, interstitüs 3, 5 et 7 latioribus subcostatis; antennarum articulis 1, 2 et 3 basi ultimoque apice rufis. Longit. #‘/, lin. Latit. 2 lin. Diese prachtvolle Art unterscheidet sich von den beiden vorhergehenden leicht durch die Skulptur ihrer Elytren. Sie ist glänzend schwarz. Der Kopf ist glatt und hat vorn einen kleinen queren Eindruck; zwischen den Fühlhörnern zeigt sich jeder- seits ein ziemlich breiter und stark ausgeprägter Längseindruck; die Fühlhörner sind schwarz, dabei die Basis ihrer drei ersten Glieder und die Spitze der letzten, roströth- lich. Das Halsschild ist fast viereckig, etwas breiter als lang, nach hinten verengt; seine Vorderwinkel sind zwar vorspringend, jedoch abgerundet; die Hinterwinkel sind schräge abgestutzt; die Seitenränder sind in die Höhe gebogen, flachgedrückt und umkantet; in der Nähe des Hinterwinkels bemerkt man jederseits eine breite Vertiefung, in deren Grunde sich zwei tiefe Eindrücke befinden, deren äusserster dicht am Aussen- rande liegt, während der andere, etwas höher gelegene weiter vom Aussenrande ab- steht; die Mittellängsfurche ist kaum sichtbar und erreicht den Vorderrand nicht; die Oberfläche ist wenig convex und zeigt in der Nähe der Mittellängsfurche einige Quer- runzeln. Die Elytren sind länglich zugeschnitten und nach hinten etwas breit; jede derselben trägt etwa 8 bis 9 Streifen; die Zwischenräume 3, 5 und 7 (von der Naht aus gerechnet) sind breiter und rippenartig erhabener und die dritte dieser rippenarti- gen Erhabenheiten ist mit #* bis 5 vertieften Pünktchen gezeichnet; der Aussenrand ist rinnenartig ausgehöhlt, namentlich zu dem hinteren Drittheile der Eiytre hin, wo man 6 bis 8 vertiefte Pünktchen bemerkt. Die Füsse scheinen mir verhältnissmässig etwas kürzer als diejenigen der vorhergehenden Art zu sein; die Schenkel sind hell rostroth, die Unterschenkel und Tarsen schwarz, dabei aber die beiden Dornen der Ersteren und die Krallen der Letzteren- hell-rostroth. Nach zwei weiblichen Individuen vom Taimyrflusse unter 73'/,° n. Br. Argutor ochoticus, Sahlb. In Faun. Insector. Ross. symbol. P. 27, No. 8. Taimyrfluss unter 73'/,° n. Br. Argutor breviusculus, Sahlb. In Faun. Insector. Ross. symbol. P. 31, N. 10 Taimyrfluss unter 73'/,° n. Br. und Boganida. Var. thorace breviore. 19. Argutor ochropus, Sahlb. In Fauna Insector. Ross. symbol. P. 33, N. 11. Taimyrfluss unter 74° n. Br. und Boganida. ‚ Argutor subtilis,,Sahlb. In Faun. Insect. Ross. symbol. P.,35,..N.10. Taimyrfluss unter 73'/,° n. Br. 21. Platysma borealis, Nob. Taf. III. Fig. 7. Aptera, obscure-aenea; thorace subcordato, postice utrinque bistriato,; elytris oblongo- ovatis, striato punclatis, strüs externis ad apicem subobliteratis impunctatis, interstitio 22. 23. 24. Coleoptera. 51 iertio punctis duobus impressis; mandibularum apice, antennarum articulo primo basi femoribusque rufıs. Longit. 3'/, lin. Latit. 1'/,—1%, lin. Diese Art ähnelt etwas der Plat. empetricola Bichsch. und hat auch fast dieselben Gestaltverhältnisse, doch ist sie etwas breiter, zumal an ihrem Hinterende. Ihre Haupt- farbe ist ein dunkles Braun, mit bronzirten, zugleich etwas röthlichen Elytren; die Spitze der Mandibeln- ist röthlich, gleich wie auch die Hälfte des ersten Gliedes der Fühlhörner. Das Halsschild ist ie herzförmig, an seinen Seitenrändern ziemlich zu- gerundet und hinten etwas verengt; seine Vorderwinkel springen nur sehr wenig vor, gleich wie sie sich auch nur wenig zurunden, ein Charakter, welcher diese Art gut von der früher aufgeführten unterscheiden lässt; die Oberfläche des Halsschildes ist auch minder convex und die Querrunzeln sind ausgesprochener. Die beiden Eindrücke der Basis sind scharf ausgeprägt, und namentlich ist die innere von ihnen gross und breit. Die Elytren sind länglich oval, etwas breiter als diejenigen der Plat. empetricola, jede derselben trägt 8 Streifen, deren 5 erste (die der Naht zunächst liegenden) fein punktirt sind, und zwar bis °/, ihrer Länge, während die 3 übrigen es höchstens auf ihrer Vorderbälfte sind und sich weiterhin vollständig verwischen; auf dem 3ten Zwischenraume bemerkt man 2 vertiefte Punkte, den einen namentlich auf der Hälfte der Länge Elytren, den andern auf dem hintern Viertheile, nur bisweilen findet sich endlich ein dritter auf dem vordern Drittheile. Die Unterseite des Körpers ist tief- braun, die Füsse, namentlich deren Seitenränder, aber heller braun. Eine Varietät hatte die drei ersten Glieder der Fühlhörner nebst den Füssen von röthlicher Farbe; der Vorderrand der letzteren war jedoch bräunlich. Taimyrsee bei 74'/,° n. Br.; Boganida. Abax interrupta, Gebl. Dej. Spec. des Coleopt. T. III. P. 389, N. 169. Udskoj-Ostrog. Leirus alpinus, Fabr. Dej. Spec. des Coleopt. T. II. P. 521, N. 61. Taimyrfluss und Taimyrsce unter 73'/, bis 74'),° n. Br. Leirus brevicornis, Nob. Taf. IH. Fig. 8. Oblongus, ater aeneo-micans ; ihorace brevi, lateribus rotundatis; postice subangus- tato, utrinque bistriato; elytris oblongis, subconvexis, striato-punctatis; ns mandi- bulisque basi rufis; pedibus piceis. Long. # lin. Latit. 1'/, lin. - Diese Art ähnelt sehr dem Leirus alpinus, allein sie bietet mir dennoch sehr leicht fassliche Kennzeichen. Sie ist glänzend schwarz, mit Bronze-Schimmer. Das Halsschild ist kürzer, an seinen Seiten mehr abgerundet, hinterwärts verengt, und die Basis weiset nur wenige punktförmige Vertiefungen auf, welche sich nach hinten zu gar nicht mehr finden lassen. Die Elytren scheinen mir convexer als bei jener Art, sie sind übrigens gleichfalls gestreift, allein die vertieften Puncte sind minder ausgeprägt. Die Fühlhörner %* 52 30. 31. 32. 33. Sk, 35. 36. 37. Insecten. sind etwas kürzer, schwarz, mit röthlichem erstem Gliede. Die Mandibeln, wenigstens deren Basalhälfte, gleich wie die Palpen, sind kastanienbraun, die Füsse dunkelbraun. Eine Varietät hatte rothe Füsse. Boganida. . Leirus torridus, Illig. Dej. Spec. des Coleopt. T. III. P. 520, N. 60. Ins. Schantar. N HYDROCANTHARA. . Colymbetes dolobratus, Payk. Aube, Dej. Spec. des Coleopt. T. VI. P.232. N. 10. Boganida. ‚Agabus congener, Payk. Aube, Dej. Spec. des Colöopt. T. VI. P 299, N. 10. Boganida. .Hydroporus Schönherri, Aube, Dei; Spec. ee Coleopt. T. VI. P. 551, P. 55. Boganida. .Hiydroporus Iapponum, Gyll. Aube, Dej. Spec. des Coleopt. T. VI. P. 561, N. 62. Boganida. | BRACHELYTRA. Tachypus rufipes, Degeer, Erichs. Gen. et Spec. Staphilin. p. 25%, N. 19. Boganida. STE R NOXA. Buprestis maculata, Fahr. ot et Percher. Monogr. des Buprest. T. II. P. 135, Pl. XXXIV. Fig. 186. Var. strigosa, Gebl. Mem. de la Soc. des Nat. de Moscou, T. VIH. P. #3. Udskoj-Osirog. Hr Buprestis octomaculata. Pall. Icon. P. 12, Tab. D, Fig. 13. — Gory et Perch. Monogr. des Buprest. T. I. P. 134, Pl. XXXIM. Fig. 185. ‚Ins. Schantar. Melanophila appendiculata, Fab. Gory et Percher. Monogr. des Buprest. T. 11. P. 8 (Apatura), Pl. II. Fig. 1%. — Phaenops, Dej. Catal. N. 5. Udskoj-Osirog. Chrysobothris chrysostigma, Linn. Gory et Perch. Monogr. des Buprest. T. 11. P. 44, Pl. VII. Fig. 61. Boganida. Authaxia quadripunctata, Linn. Gory et Perch. Monogr. des Buprest. T. II. P. 30, Pl. VII. Fig. 41. Udskoj-Ostrog. Agrypnus lepidopterus, Gyll. Schönh. Synon. Insector. T. Ill. P. 283, N. 9%. Udskoj-Ostrog. Ludius holosericeus, Fabr. Schönh. Synon. Insect. T. III. P. 280, N. 82. Udskoj-Osirog. Coleoptera. 53 38. Ludius aeneus, Linn. Fabr. Schönh. Synon. Insect. T. Il. P. 283, N. 100. Udskoj-Ostrog. 39. Ludius impressus, Fabr. Schönh. Synon. Insect. T. II. P. 28%, N. 102. Udskoj-Ostrog. 40. Athous einereofaseiatus, Eschsch. Thon. Archiv. II. P. 32. Udskoj-Ostrog. 44. Diacanthus punctatissimus, Mannerh. Nigro-fuscus, subaeneus, fronie parum ümpresso; thorace oblongo, apice vix an- gustato, lateribus subrectis, angulis poslicis divergentibus apice ipso introrsum flexo, supra punclatissimo; elytris punctaio-striatis, «interstilüs convexis remote subliliter punc- tulatis; antennis pedibusque obscure ferrugineis. Longit. #'/, lin. Latit. 1°, lin. Er ist kleiner und schmächtiger als der Diac. melancholicus, dem er ähnelt, allein das Halsschild der vorliegenden Art ist länglicher, paralleler und das Ende der Hinter- winkel ist einwärts gebogen; ferner ist die Punktirung des Halsschildes viel dichter und kann fast rauh genannt werden, während wiederum die der Elytren feiner ist. Graf Mannerheim besass von Irkuisk her diese Art schon in seiner Sammlung; “Hr. v. Middendorff hat sie aus Udskoj-Ostrog mitgebracht. 42. Seriosomus fugax, Fabr. Schönh. Synon. Insect. T. II. P. 298, N. 161. Udskoj-Ostrog. MALACODERMATA. 43. Cantharis testacea, Linn. Faun. Suec. 715. Panz. Faun. 57, ®. Udskoj-Ostrog. 44. Thanasimus formicarius, Latr., Spinola Monogr. des Clerites T. I. P. 187,.N. 2. Udskoj-Ostrog. ° CLAVICORNIA. . 45. Silpha thoracica, Linn. Schönh. Synon. Insect. T. II. P. 123, N. & Udskoj-Ostrog. 46. Silpha Iapponica, Fabr. Schönh. Synon. Insector. T. II. P. 129, N. 18. Turuchansk. 47. Dermestes vulpinus, Fabr. Schönh. Synon. Insector. T. II. P. 89, N. 21. Turuchansk. LAMELLICORNIA., 48. Aphodius depressus, Fabr. Schönh. Synon. Insector. T. I. P. 86, N. 74. Udskoj-Ostrog. Tr - Insecten. TENEBRIONIDA. 49. Scotodes annulatus, Eschsch. Mem. de l’Acad. de St.-Petersbourg T. VI. P. 454. — Fisch. Entomogr. de la Russie T. II. P. 165, N. 1. Udskoj-Ostrog. 50. Pytho depressus, Linn. ‚Gyli. Insect. Sueec. T. I. P. 508. Boganida. CURCULIONIDA. 51. Khynchites-rugosus, Gebl. Schönh. os ‚et ne): T.Lı PI217, “ 12. Udskoj-Osirog. 52, Polydrosus sericeus, Gyll. Schönh. Gener. et Spec. Curcul. T. TI. P. 148, N. 23. 53. Lepyrus 4-notatus, Schönh. Gener. et Spec. Curcul. T. VI. 2, P. 295, N. 2. Boganida. 54. Mylobius areticus, Gyll. Schönh. Gener. et Spec. Cureul. T. . P. 333, N. 1. Udskoj-Ostrog. 55. Erirrhinus bimaculatus, Fabr. Schönh. Gener, et Spec. Gureul. T. III. P. 28%, N. 1. Boganida. 56. Erirrhinus taeniatus, Fabr. Schönh. Gener. et Spec. Cureul. T. II. P. 297, N 20. Boganida. LONGICORNIA. 57. Monohammus sutor, Linn. Gyll. Insect. Suec. T. IV. P. 51, N. 1. Stanowoi-Gebirge; Udskoj-Ostrog. 58. Monohammus sartor, Fabr. Gyll. Insect. Suec. T. IV. P. 52, N. 2. & Udskoj-Ostrog. 59, Acanthoecinus aedilis. Linn. Gyll. Insect. Suec. T. IV. P. 53, N. 3. Udskoj-Ostrog. 60. Callidium violaceum, Linn. Gyll. ne Suec. T. IV. P. 77, N. Udskoj-Ostrog. 61. Asemum striatum, Fabr. Gyll. Insect. Suec. T. IV. P. 80, N. 10. Udskoj-Ostrog. 62. Pachyta interrogationis, Linn. Gyll. Insect. Suec. T. IV. P. 3%, N. 32. Udskoj-Ostrog. 63. Pachyta variabilis, Gebl. Mem. des Nat. & Moscou EM. B: 320. — Ledeb. Reise II. P. 191. Udskoj-Ostrog. 61. Pachyta punctata, Falderm. Bullet. de la Soc. des Nat, de Moscou, 1833, P. 67. Stanowoj-Gebirge; Udskoj-Ostrog. Pachyta sex-maculata, Linn. Gyll. Insect. Suec. T. IV. P. ih, N. 13. Udskoj-Ostrog. 65 o Coleoptera. 55 66. Pachyta borealis, Gyll. Insect. Suec. T. IV. P. 36, N. 33. Udskoj-Ostrog. 67. Pachyta strigilata, Fabr. Gyll. Insect. Suec. T. IV. P. 23, N. 22. Udskoj-Ostrog. 68. Pachyta smaragdula, Fabr. Gyll. Insect. Suec. T. IV. P. 28, N. 27. Udskoj-Ostrog. 69. Leptura sanguinolenta, Linn. Gyll. Insect. Suec. T. IV. P. 20, N. 19. Udskoj-Ostrog. 70. Rhagium indagator, Fabr. Gyll. Insect. Suec. T. IV. P. 46, N. 3. Udskoj-Ostrog. | CHRYSOMELIDA. 71. Cassida sanguinolenta, Fabr. Schönh. Synon. Insect. T. II. P. 212, N. 7. Boganida. 72. Adimonia capreae, Linn. Schönh. Synon. Insect. T. II. P. 297, N. 57. Udskoj-Ostrog. 73. Chrysomela graminis, Linn. Schönh. Synon. Insect. T. II. P. 247, N. 63. Udskoj-Ostrog. 7%. Chrysomela staphilaea, Linn. Schönh. Insect. T. II. P. 251, N. 80. Udskoj-Ostrog. 75. Lina 20-punctata, Linn. Schönh. Synon. Insect. T. II. P. 265, N. 132. Udskoj-Ostrog. | 76. &onioctena viminalis, Linn. Schönh. Synon. Insect. T. II. P. 25%, N. 93. Udskoj-Ostrog. 77. &onioctena 10-punctata. Fabr. Syst. Eleuth. I. P. 136, N. 86. Udskoj-Ostrog. 78. Bromius obscurus, Linn. Schönh. Synon. Insect. T. II. P. 236, N. 24. Udskoj-Osirog. 79. Chryptocephalus histrio, Fabr. Schönh. Synon. Insect. T. II. P. 367, N. 70. Udskoj-Ostrog. CGOCCINELLIDA. '80. Coceinella ocellata, Linn. Schönh. Synon. Insect. T. II. P. 182, N. 88. Udskoj-Ostrog. 81. Coceinella nivicola, Eschs. Haemisphaerica, nigra, capite maculis binis minutis thoraceque macula antrorsum marginali utrinque flavis; elytris rubro-iestaceis, macula communi scutellari et in utro- que duabus magnis, prima ante secunda pone medium, omnibus subtriangularibus nigris. Longit. 3 lin. Latit. 2’), lin. ' Diese Art hat einige Aehnlichkeit mit Cocc. transverso-guitata Say, welche in Irkutsk nicht selten angetroffen wird. Das Halsschild ist fast dasselbe, allein die Ely- 56 Insecten. tren sind anders gezeichnet : statt eines schwarzen oder grünlich-schwarzen Basalstrei- fens findet sich nur ein gemeinschaftlicher Fleck, welcher am Schildchen beginnt sich gegen seine Mitte hin verbreitert und endlich auf der Naht spitz zuläuft; ferner finden sich zwei schwarze, einigermaassen dreieckige Flecke auf der Oberfläche jeder Elytre: der erste etwas quergerichtete ist auf dem vordern Drittiheile der Elytre ge- legen und schräg verzogen, indem er sich vom Humeralwinkel zur Naht hinzieht; der zweite ist auf dem hintern Drittheile gelegen und zu einer winkligen Figur zusam- sammengedrängt. Alle diese Flecke sind schwarz. Eschscholtz hat vor Zeiten diese Art aus Kamtschatka mitgebracht und ihr den Namen gegeben, welchen wir hier beibehalten haben. . 83. Sh. 86. 87. Udskoj-Ostrog. LEPIDOPTERA. 2.Papilio machaon, Linn. God. Hist. nat. des Lepid. de France T. I. P. 8, Pl. I. Fig. 2. — Eversm. Faun. Lepid. volgo-ural. P. 69, N. 2. - - Gemein bei Udskoj-Ostrog. Anthocaris cardaminis, Linn. God. (Pieris) Hist. nat. des Lepid. de France, T. I. P. 48-'°, Pl. Il. tert. Fig. 2. — Eversm. (Ponti«) Faun. Lepid. volgo-ural. P. 75. Udskoj-Ostrog. Leucophasia sinapis, Linn. God. (Pieris) Hist. nat. des Lepid. de ehe T.1. p- 18-'', Pl. 2 tert. Fig. #. — Everm. (Pontia) Faun. Lepid. volgo-ural: P. 73, N. 5. Die Fiecke auf den Flügeln sind kaum bemerkbar. Udskoj-Ostrog. ‚ Colias hyale, Linn. God. Hist. nat. des Lepid. de France, T. I. P. 16, Pl. 11 sec. Fig. 2. — Eversm. Faun. Lepid. volgo-ural. P. 78, N. &. Udskoj-Ostrog. Colias palaeno, Linn. God. Hist. nat. des Lepid. de France, T. I. P. 3%, Pl. IV. Fig. 1—2. — Eversm. Faun. Lepid. volgo-ural. P. 79, NE 7 Boganida. Eycaena argiolus, Linn. God. (Polyommates) Hist. nat. des Lepid. de France, T. 1. P. 225, (schlechte Abbildung) — acis, Hühn., N. 273. — Eversm. Faun. Lepid. volgo- ural. P. 45, N. 8. Sehr gemein bei Udskoj-Ostrog. .Eycaena pheretes, Ochs. God. 'Polyommates) Hist. nat. des Lepid. de France, T. II. P. 202, Pl. XXV. Fig 5—6. — ASiys, Hübn., Pl. 97, N. #95, 496. Dieser Schmetterling unterscheidet sich etwas von den oben citirten Abbildungen, indem er oberhalb blaugrünlich, und zwar an der Basis sehr grell ist, unterhalb aber eine mehr düstere Grundfarbe besitzt, auf welcher grössere, scharf umschriebene und etwas anders vertheilte Flecke aufgetragen sind. Udskoj-Osirog, Lepidoptera. 57 89. Thecla rubi, Linn. God. (Polyommates) Hist. nat. des Lepid. de France, T.I. P. 206, %. 91. . 32 93. I%. 96. 37 98. 99. Pl. X. Fig 3. — .Eversm. na) Faun. Lepid. volgo-ural. P. 65, N. 42. Udskoj-Ostrog. Argynnis aphirape, Hübn. God. Hist. nat. des Lepid. de France, T. I. P. 71, Pl. IX. Fig. 3—k. Boganida. Argynnis frigga. Thunb. Boisduv. Icon. Hist. des Lepid. nouv. ou peu connus, P. 100, Pl. 19, Fig. 67. — God. Hist. nat. des Lepid. de France, Supplem. P. 120, Pl. XIX. Fig. 3—5. Boganida. Argynmnis pales, Fabr. God. Hist. nat. des Lepid. de France, T. II. P. 68, Pl. IX. Fig. 1—2. Boganida. Argynnis polaris, Boisd. Icon. Hist. des Lepid. P. 104, Pl. 20, Fig. 1—2. — God. Hist. nat. des Lepid. de France, Suppl. P. 125, Pl. XX. Fig. 1—3. Gemein bei Udskoj-Ostrog, auch an der I und dem Taimyrflusse bis zu 75° N. Br. hinauf. Vanessa C-album, Linn. God. Hist. nat. des Lepid. de France, T.I. P. 85, Pl. V. Fig. 3. — Pl. V. tert. Fig. 1. — Eversm. Faun. Lepid. volgo-ural. P. 16, N. 9. Udskoj-Ostrog. . Vanessa polychloros, Linn. God. Hist. nat. des Lepid. de France, T. I. P. 88, Pl. VI. Fig. 2. — Eversm. Faun. Lepid. volgo-ural. P. 16, N. 7. Udskoj-Ostrog. Vanessa antiopa, Linn. God. Hist. nat. des Lepid. de France, T.1I. P. 93, Pl. V. Fig. 1. — Eversm. Faun. Lepid. volgo-ural. P. 15, N. *. Udskoj-Ostrog. Vanessa cardui, Linn. God. Hist. nat. des Lepid. de France, T. I. P. 102. Pl. V. secund. Fig. 1. — Eversm. Faun. Lepid. volgo-ural. P. 1%, N. 1. Udskoj-Ostrog. Erebia ligea. Linn. God. Hist. nat. des Lepid. de France, T. II. P. 96, Pl. XIM. Fig. 1—2. — Eversm. Faun. Lepid. volgo-ural. P. 34, N. 25. Udskoj-Ostrog. Erebia stygne, Ochs. God. Hist. nat. des Lepid. de France, T.II. P. 100, Pl. XIV. Fig. 1—2. Var. schön violett-blau schimmernd; die Oberflügel zeigen ausser dem Doppelauge noch deren zwei andere kleinere; eines dieser letzteren ist etwas mehr nach aussen und ein viertes sehr kleines mehr abwärts gelegen. Udskoj-Ostrog. Middendorf£’s Sibirische Reise II. Bd. 4. Th. 8 38 Insecten. 100. Erebia Edda. Nob. TE. II. Fig. 11. 101. 102. 103. Alis fuscis, 'subrotundatis; anlicis macula fulva Kal. duobus junctis nigris notata, subtus albo-pupillatis; posticis supra concoloribus, subtus disco puncto, prope marginem punclis minimis ir ibus, albis. Von Grösse und Gestalt der Erebia alecto, doch sind die Vorderflügel mehr zugerundet, und die Hinterflügel an ihrem Innenrande etwas schief zugeschnitten. Diese Art ist von oben her braun, mit kastanienbraunem Schimmer. Die Vorder- flügel zeigen an ihrem Gipfel einen gelbröthlichen Fleck, der an den Hinterrändern mit der Grundfarbe verschmilzt; auf diesem Flecke zeichnen sich zwei grosse Augen- flecke, welche bisweilen vollkommen in einander fliessen. An einem Exemplare sieht man ausserdem noch zwei andere kleine, schwarze Augenflecke mit röthlicher Iris, welche sich zum Hinterrande hinziehen. Die Hinterflügel sind ungefleckt, doch be- merkt man bei den am besten erhaltenen Individuen zum Aussenrande hin einen röth- lichen Schimmer. Die Vorderflügel sind oben etwas heller gefärbt; die beiden schwarzen Augenflecke der oberen Fläche ‘haben eine weisse Pupille und der Fleck, auf dem sie ruhen, bildet eine Iris von lebhaftem Fuchsroth, welches kastanienbraun umsäumt- ist. Die Hinterflügel. zeigen auf ihrer Mitte die Spur einer halbkreisformigen Linie dunkleren Farbentones, an welche ein weisser, fast runder Fleck lehnt; gegen den Hinterrand sieht man eine Reihe von 3 bis " kleinen weissen Punkten. Der Körper ist schwarz und sein Hintertheil etwas rostfarben. Die Fühlhörner sind braun, deren Unterfläche aber graulich und die Keulenspitze rostfarben. Udskoj-Osirog. Erebia blandina, Fahr. God. Hist. nat. des Lepid. de France, T.1. P. 149, Pl. vi. quart. Fig. 3. — Pl. VII. guint, Fig. 3. Udskoj-Ostrog. Erebia norna, Thunb. Dissert. Suec. Pl. II. Fig. 8. — God. Hist. nat. des Lepid. de France, Suppl. P. 20, Pl. XXX. Fig. —5. — Hübn. Pl. 152, Fig. 763 — 766. Die uns vorliegenden Exemplare unterscheiden sich etwas von der Abbildung, welche Godart am angeführten Orte von dieser Art gegeben. — Die Deckflügel zeigen bloss zwei sehr kleine weissgetüpfelte Punkte, welche beiderseits, an der untern und obern Fläche, sichtbar sind. Die Hinterflügel dagegen tragen auf ihrer oberen Fläche nur einen Fleck, der überdiess auf der unteren Fläche nicht durchschlägt, wodurch sie sich denen des Celaeno (Hübn. Taf. 31, Fig. 152, 153) nähern; allein die Farben beider Exemplare sind minder lebhaft, und die Farbentöne minder scharf ı begränzt, obgleich die Zeichnung vollkommen dieselbe ist. Udskoj-Ostrog. NOCTUAE. Ampkhidasis unifasciata, Nob. Taf. II. Fig. 12. % Leprdoptera. 59 Alis anticis vinaceo-griseis, fascia lata obliquata fusca, linea obscuriore ütrinque limitata; posticis albo grisescentibus, subdiaphanis, nervis fuscis. Klaftert 10 Linien. . Diese neue Art ist kleiner als die Nyssia hispidaria, Treitsch. (God. Hist. nat. etc. T. VII. P. 285, Pl. 15%, Fig. 3), welcher sie übrigens am meisten ähnelt, obgleich die Vorderflügel unserer Art schmäler sind. Diese Vorderflügel sind übrigens bei den am besten erhaltenen Exemplaren oberhalb grau in’s Weinrothe; auf ihrer Mitte zeichnet sich ein brauner Bandstreif, der jederseits dunkelbraun eingefasst ist und einen nach innen einspringenden Winkel bildet; unten sind die Vorderflügel graulich, in ihrer Mittelzelle weisslich und längs des Vorderrandes bräunlich gefleckt. Die Hinter- flügel sind oben weisslich-grau, fast durchscheinend und ganz ungefleckt, doch von bräunlichen Nerven durchzogen; unten sind sie graulich. Der Körper ist schwarz, bedeckt von graulichen Haaren, welche auf dem Hinterende des Thorax und auf den Seitentheilen des Abdomen länger sind. Die Füsse sind schwarz, die Unterschenkel und Fühlhörner grau. Diese Art ist an der Boganida gemein. 10%. Fidonia atomaria, Linn. God. Hist. nat. des Lepid. de France, T. VII. 2, P. 416, 105. 106. 108. Pl. CLXIV. Fig. »—6. — Eversm. Faun. Lepid. volgo-ural. P. 389, N. 10. Udskoj-Ostrog. Numeria pulveraria, God. Hist. nat. des Lepid. de France, T. VII. 2, P. 471, Pl. CLXXI. Fig. 1— 2. — Fidonia pulverata, Eversm. Faun. Lepid. volgo-ural. P. 391, N. 17. Udskoj-Ostrog. Ploseria diversaria, Hübn. God. (Numeria) Hist. nat. des Löpid. de France, T. VII. 2, P. 474, Pl. CLXX. Fig. 3. — diversata, W. V., Eversm. Faun. Lepid. volgo-ural. P. 387, N. 6. Udskoj-Ostrog. A I 7. MWelanippe hastaria, Boisd. Catal. P. 265, Melanippe hastata, Linn. God. Hist. nat. des Lepid. de France, T. VIII. 1, P. 282, Pl. CXC. Fig. 3. — Eversm. (Cidaria) Faun. Lepid. volgo-ural. P. 429, N. 29. Udskoj-Ostrog. Melanippe tristaria, Boisd. Catal. P. 265, Melanippe tristata, Linn. God. Hist. nat. des Lepid. de France, T. VII. 2, P. 291, Pl. CXC. Fig. 5. — Eversm. (Cidaria) Faun. Lepid. volgo-ural. P. 129, N. 30. Udskoj-Ostrog. 60 109. 110. 113. 115. 116. 1417. 118. Insecten. ORTHOPTERA. Phyllodromia lapponica, Linn. (Blatta) — Fisch. Entomogr. de la Russie, T. IV. P: 83, Pl: L’ Bio mn Udskoj-Ostrog. Oedipoda migratoria, Linn. (Locusta) (Gryllus Fabr.) — Fisch. Entom. de la Russie, Pl. XVII. T. IV. P. 292, Pl. XI. Fig. 1. Udskoj-Ostrog. . Tettix subulatus, Linn. (Gryll.) — Fisch. Entom. de la Russie, T. IV. P. 349, Fig. 1. Udskoj-Ostrog. . Tettix bipunctatus, Linn. (am) = — Fisch. Entom. de la Russie, T. IV. P. 351, Pl. XVII. Fig. 6. Udskoj-Ostrog. BEYMENOPTERA. Cimbex femorata, Linn. (Tenthredo) Klug. — variabılis, Hartig, Die Aderflügler Deutschlands, I. P. 63. Zetterst. Insect. Lappon. P. 333, N. 1. Udskoj-Ostrog. . Cimbex (trichiosoma) Jucorum, Linn. (Tenthredo) Hartig, Aderfl. Deuschl. 1. P. 68, N. 3. — Zetterst. Insect. Lappon. P. 334, N. 3. Udskoj-Ostrog. Tenthredo (Atlanthis) variegata, Kl. Blattwesp. im Magaz. der: N Freunde zu Berlin, VIII. P. 129, N. 99. — Hartig, Aderfl. Deutschl. I. P. 296, N. 22. Udskoj-Ostrog. | Tenthredo (Atlianthis) notha, Kl. Blattw. etc. P. 140, N. 110. — Hartig, Aderfl. Deutschl. I. P. 289, N. 9. Ä ; Udskoj-Ostrog. Tenthredo (Wemathus) erocea, Fabr. Lepell. de St.-Farg. Monogr. Tenthr. P. 126, N. 375. — miliaris, Panz. — Zetterst. Insect. Lappon. P. 353, N. 55. Udskoj-Osirog. Tenthredo (Poecilostoma) hybrida, Erich. (n. sp.). T. oblonga, nigra, celypeo, collarisque margine albis; abdominis segmentis tenuiler albo-marginatis, utrinque striga transversa albida impressis; pedibus pallide testaceis; stigmate pallido. (Fem.) . Long. 2'/, lin. In der Gestalt der T. (All.) obesa Kl. ähnlich. Die Farbe des Körpers ist ein ziemlich glänzendes Sehwarz, welches durch eine kurze feine Behaarung einen leichten grauen Schein erhält. Das ziemlich tief ausgeschnittene Kopfschild und die Lefze sind 119. Hymenoptera. 61 weiss, die Mandibeln weisslich mit schwarzer Spitze. Der Kopf ist hinten ungerandet. Der Halskragen ist hinten weiss gesäumt. Die Hinterleibsringe sind hinten fein weiss gerandet, auf dem Rücken mit seitlichen weissen Quereindrücken, welche auf dem 2ten bis 5ten Ringe und durch schmale Zwischenräume in der Mitte des Rückens getrennt werden. Die Beine sind blass röthlich gelb, die Hüften schwarz, die Füsse an der Spitze bräunlich. Die Flügelschüppchen weiss. Die Flügel wasserklar, mit brau- nen Nerven, der Randnerv und das Flügelmahl jedoch hellgelb. — Die nicht voll- ständigen Fühler sind dunkelbraun, an der Wurzel schwarz. Im Flügelgeäder stimmt diese Blattwespe mit Harpiphorus Hartig (Aderäi. S. 253) überein, ich zweifle jedoch nicht, dass sie unter Poecilostoma (ebend. S. 302) ihre naturgemässe Stelle findet. Die einzige Abweichung im Flügelgeäder besteht darin, dass Poecilostoma vier, unsere Art nur drei Unterrandzellen hat, indem der Quernerv zwischen der ersten und zweiten Zelle fehlt. Dieser Fall kommt aber auch bei ein- zelnen Stücken der T. (All.) ünpressa Kl. vor, und vielleicht würde sich auch bei unserer Art ein ähnliches Verhalten ergeben, wenn man mehrere Individuen verglei- chen könnte. Dies ist um so eher zu vermuthen, als auch die eben beschriebene T. (Poecilost.) gelida ein Beispiel liefert, wie wandelbar der Gränznerv zwischen der ersten und zweiten Unterrandszelle ist. Udskoj-Ostrog.*) Tenthredo (Poecilostoma) gelida, Erichs. (n. sp.). T. atra, nitidula, subtilissime albido-pubescens, collaris margine, femorum apice tibiarum tarsorumque posticorum basi albis; abdominis segmentis tenuissime albo-mar- ginatis, secundo terlioque macula laterali albida ; aniennis abdomine vix brevioribus. (Fem.) Long. 3 lin. Der T. All. lineolata Kl. sehr ähnlich. Schwarz ziemlich glänzend, mit kurzen und feinen weisslichen Härchen dünn bekleidet. Die Fühler einfarbig, etwas länger als Kopf und Mittelleib, die Glieder, vom dritten an, an Länge allmählich abnehmend. Der Kopf ist äusserst fein punctirt, die Stirn etwas uneben, zwischen den Fühlern mit einem runden Grübchen, und vor derselben mit einer kleinen runden Beule. Das Kopfschild ist tief ausgebuchtet, im Grunde der Ausrandung mit einem stumpfen Zahn. Die Lefze ist weiss; die Mandibeln sind an der Spitze braunroth. Der Mittel- und Hinterleib sind ebenso fein punctirt als der Kopf; der Hinterrand des Halskragens ist weiss, nur die einzelnen Ringe des Hinterleibes haben am Hinterrande einen sehr feinen weissen Saum, mit welchem auf dem zweiten und dritten Ringe auf jeder Seite ein *) Die Lücken unserer Sammluug veranlassten mich, diese Art, gleich den folgenden von Erichson be- nannten, nach Berlin zu senden. Unser berühmter Entomologe gewann noch vor seinem allgemein betrauerten Tode Jdie Zeit zur Anfertigung der Diagnosen und Beschreibungen seiner hier mitgetheilten neuen Arten, welche mithin das vollkommene Eigenthum Erichson’s sind. 62. 120. 121. Insecten. unbestimmter weisser Querfleck zusammenfliesst. Die Beine sind schwarz; die Spitze der Schenkel, die Wurzel der Schienen, die ganze Vorderseite der Vorderschienen und die Wurzel des ersten Gliedes der Hinterfüsse‘ sind weiss. Die Flügelschüppchen sind weiss, ‚mit einem schwarzen Fleck an der Innenseite. Die Flügel sind wasserklar, Nerven und Randmahl dunkelbraun. Ein einzelnes Weibchen, dessen rechter Flügel vier, der linke nur drei Unter- randzellen hat, indem auf dem letzteren der Gränznerv zwischen der ersten und zwei- ten Zelle fehlt. Udskoj-Ostrog. Tenthredo Ianguida, Erichs. (n. sp.). 7 cylindrica, pallide flava, fronte, thoracis maculis tribus pectoreque testaceis, stigmate pallido. (Fem.) | Long. #'/, lin. Der T. (All.) Geerii Kl. nahe verwandt, aber doppelt so gross, länglich, walzen- förmig. Der Kopf ist hinten gerandet, blassgelb, mit einem grossen bräunlich-gelben Fleck auf der Stirn, und vier tief eingestochenen schwarzen Puncten, zwei über, zwei unter der Stirn. Das Kopfschild ist vorn gerade abgeschnitten. Der Mittelleib ist blass- gelb, die Seitenlappen, so wie der vordere Theil des vorderen Lappens des Mittel- rückens und die Brust, bräunlich gelb. Der Hinterleib gelb. Die Beine blass röthlich gelb, die Hüften blassgelb. Die Fühler wasserklar, die Nerven braun, nur der Rand- nerv und das Randmahl hellgelb. — An den Fühlern sind die beiden ersten Glieder gelb, an der Innenseite braun; die übrigen fehlen. Udskoj-Ostrog. Tenthredo prospera, Erichs. (n. sp.). T. nigra, abdomine rufo, capite antice coxis femoribusque omnibus infra albis, tibiis larsisque testaceis. (Fem.) Long. #‘), lin. Der T. (All.) balteata Kl. sehr ähnlich. Die Fühler fehlen en: an der Spitze weiss). Der ganze Körper ist mit sehr kurzer, silberweisser Behaarung ziemlich dicht bekleidet. Der Kopf ist weiss, der Scheitel und die Stirn bis an die Fühlerwurzel schwarz, der innere Augenrand jedoch fein weiss. Der obere Theil des Kopfes ist sehr dicht und fein runzlig punctirt, hinten gerandet. Der Mittelleib ist sehr dicht und fein punctirt; der Rand des Halskragens und zwei schräge Binden an den Brust- seiten weiss, die eine derselben hinter den Vorderbeinen, die andere zwischen den Mittel- und Hinterbeinen. Der Hinterleib ist ziegelroth, der vordere Theil des Rückens etwas geschwärzt. Alle Hüften und Schenkel sind weiss, auf dem hinteren Theile der Oberseite schwarz; die Schienen und Füsse gelblich-roth, die vorderen Schienen gegen die Wurzel hin weisslich, alle an der Wurzel auf der Aussenseite schwarz. Die Flügel Hymenoptera. 63 sind wasserklar, der Randnerv gelb, die Busen Nerven schwarz, das Randmahl aussen gelb, innen braun. Udskoj-Ostrog. 122. Tenthredo secita, Erichs. (n. sp.). T. nigra, capite antice, collaris margine, scutello maculaque ad basin coxarum .posticarum albis; abdomine medio rufo; antennis pedibusque testaceis. (Fem.) Long. 4'/, lin. Der T. (AU.) dispar Kl. verwandt. Die Fühler sind ziemlich kurz und dünn, gelblich roth, die drei ersten Glieder oben bräunlich. Der Kopf ist sehr fein gerun- zelt, hinten gerandet; die Stirn unter den Fühlern, die Wangen, das Kopfschild, die Lefze und die Mandibeln weiss; die Taster röthlich-weiss. Der Mittelleib ist äusserst fein gerunzelt, mattschwarz; ein breiter Rand des Halskragens, das Schildchen und ein Fleck über den ‚Hinterhüften weiss. Der Hinterleib schwarz, der dritte, vierte und fünfte Ring dunkelroth. Die Beine sind gelblich roth, die hinteren Hüften schwarz, die Hinterschenkel an der Spitze braun. Die Flügelschuppen sind röthlich weiss, die Flügel gelblich wasserklar, der Randnerv und das Randmahl röthlich Bel die übrigen Nerven braun. Udskoj-Ostrog. 123. Sirex zigas, Linn. Klug, Monogr. Siricum German. P. 31. — Zetterst. Insect. Lapp. P. 356, 1. 124. Ichneumon ornatorius, Gravenh. Ichneum. Europ. I. P. 311, N. 110. — Zetierst. Insect. Lapp. P. 363, N. 22. 125. Ichneumon Middendorffü, Erichs. (n. sp.). I. niger, antennis tricoloribus, abdominis segmento secundo tertüique lateribus et pe- dibus rufis, scutello anoque albo-notatis; alis fuscis, stigmate testaceo. (Fem.) Long. 5 lin. Dem 7. pallidicornis Grav. ähnlich. An den Fühlern sind die beiden ersten Glieder schwarz, die sechs folgenden braunroth, die sechs darauf folgenden weiss, die übrigen schwarz. Der Kopf ist äusserst dicht punctirt, schwarz, ungefleckt, äusserst fein und kurz braun behaart; die Taster braunroth. Der Mittelleib dicht punctirt, schwarz, schwach glänzend, mit äusserst kurzer und feiner brauner Behaarung; das Schildchen weiss; der Hinterrücken abwärts gewölbt, dicht runzlig punctirt. Der erste Ring des Hinterleibes ist dicht gestrichelt, schwarz, die drei folgenden sehr dicht und fein, die übrigen noch feiner und weitläuftig punctirt, der zweite ganz, der dritte schwarz, an den Seiten und dem äussersten Hinterrande roth, die übrigen schwarz, die beiden letzten oben mit einem weissen Punct. Die Beine roth, die Hüften und Trachanteren schwarz, die Schenkel unten an der Wurzel ein wenig geschwärzt. Die Flügelschuppen roth. Die Flügel gelblich-braun, die Nerven und das Randmahl rothgelb. Taimyrfluss bei 75° n. Br. 64° 126. Insecten. Ichneumon figulus. Erichs. (n. sp.). i I. niger, nitidus, abdominis segmento secundo tertioque, tibüs anticis intus tarsisque antieis rufis; alis fuscis. (Fem.) i Long. 5 lin. Dem I. fumigator Gr. nahe verwandt, aber etwas kleiner. Der Körper ist glänzend schwarz. Der Kopf ist sehr dicht, das Kopfschild aber nur einzeln punctirt; die Man- dibeln sind an der Spitze braunroth, die Tasten ganz schwarz. Der Mittelrücken ist fein und mässig dicht punctirt, das Schildchen schwarz; der Hinterrücken ist länger als bei J. fumigator, nach hinten mehr schräg absteigend, feiner punctirt; die Brust- seiten sind feiner langrunzlig. Der erste Hinterleibsring ist mattschwarz, sehr dicht und fein längsgestrichelt; der zweite und dritte sind roth, dicht und fein punctirt; die übrigen sind fein und weitläuftig punctirt, glänzend schwarz, der vierte an der äussersten Wurzel roth. Die Beine sind schwarz, die Innenseite der Vorderschienen und die Vorderfüsse braunroth. Die Flügelschüppchen schwarz, an der Spitze blass braun. Die Flügel sind braun, durchscheinend, blau schillernd, der Randnerv schwarz- braun, das Randmahl und die meisten Nerven gelblich roth. Von den Fühlern a. die zehn ersten Glieder schwarz, die übrigen fehlen. Taimyrfiuss bei 74° n. Br. .Ichneumon (Hthyssa) persuasoria, Linn. Gravenh. Ichneum. Europ. IH. P. 270. Boganida. . Cryptus hirticornis, Erichs. (n. sp.). Cr. niger, abdomine opaco, segmentis rufo-marginatis; pedibus rufis, trochanteri- busque nigris; aniennis crassiusculis, hirtellis. (Mas.) Ein kleines schmales Männchen von etwa drei Linien Länge. Die (unvollständigen) Fühler sind ziemlich dick, durch kurze, abstehende Behaarung rauh. Der Körper ist schwarz ziemlich matt. Der Kopf ist ungefleckt, unter den Fühlern fein grauhaarig, die Lefze und die Taster sind röthlich braun. Der Mittelleib ist ungefleckt, an den Seiten sehr fein grau behaart, der Mittelrücken ziemlich platt; der Hinterrücken schräg absteigend, dicht punctirt gerunzelt, mit unregelmässigen Zellen. Der Hinterleib ist schmal, äusserst dicht und ‚fein punctirt; die Gelenkrär.der schmal braunroth. Die Beine sind roth, die Hüften und Trochanteren schwarz. Die Flügelschüppchen sind ziemlich wasserklar, Nerven und Randmahl hellbraun. Udskoj-Osirog. . Chrysis ignita, Linn. Dahlb. Monogr. Chrys. Sueciae, P. 7. 2. — Zetterst. Insect. Lapp. P. #32, N. 2 .Formica hereulanea, Linn. Lepell. Suites a Buffon, I. P. 209, N. 11. — Zetterst. Insect. Lapp. P. 148, N. 1. Hymenoptera. 65 131. Formica pubescens, Fabr. Lepell. Suite ä Buff. I. P. 211, N. 12. Taimyrfluss bei 74‘/,° nördl. Br. 132. Vespa Sueecica, Kl. 133. Andraena albierus, Kl. 134. Halictus leucozonius, Kirb. (Melita) 1 Suite a Buff. II. P. 275, N. 13. 135. Bombus terrestris, Fabr. Dahlb. Monogr. Bomb. Scandinav. P. 34, 5. — Lepell. Suite ä Buff. I. P. 467, N. 13. — Zetterst. Insect. Lapp. P. 473, N. &. Udskoj-Ostrog. 136. Bombus agrorum, Fabr. Dahlb. Möhosr. Bomb. Scandinav. P. #47, N. 28. Udskoj-Ostrog. 137. Bombus hyperboreus, Schönh. Act. Holm. 1809, P. 57. — Zetterst. Re, Lapp. P. 175, N. 11. — groenlandieus, Westerm. — Dahlb. Monogr. Bomb. Scandinav. P. 42, N. 19. Boyanida. 138. Bombus verticosus, Pall. Taimyrfiuss bis 75° nördl. Br. 139. Bombus Kirbiellus. Curtis, Ross Reise. Boganida. 1:0. Bombus viduus, Erichs. (n. sp.). B. hirtus, ater fronte flava, thorace abdomineque albis, utroque faseia lata media nigra. Dem B. hortorum verwandt, mit kürzerer, gleichmässiger, gleichsam geschorener Behaarung. Der Kopf länglich, die Stirn mit weisslich-gelber Behaarung. Der Mittel- leib weiss, mit einer breiten schwarzen Binde zwischen den Flügeln. Der Hinterleib weiss, der zweite Ring in der Mitte des Rückens gelblich, der dritte und vierte schwarz, die beiden letzten weiss. Die Haare des Schienkorbes greis. Die Flügel blass bräunlich, wasserklar. Udskoj-Ostrog. 141. Bombus calidus. Erichs. (n. sp.). B. hirsutus, niger, vertice thoraceque fuleis, abdomine antice fulvo, postice albo, fascia media nigra; tibüs posticis nigro-ciliatis. Schwarz, mit langer abstehender, etwas runzlicher und dadurch rauher Behaarung. Die Haare der Stirn sind schwarz, an .der Wurzel greis. Der Scheitel, der ganze Mittelleib und die beiden ersten Hinterleibsringe rothgelb, die beiden folgenden schwarz, die beiden letzten weiss. Auf der‘ Unterseite ist der Hinterleib dünn greis behaart. Die Haare des Schienkorbes sind schwarz. Die Flügel bräunlich. wasserklar. Udskoj-Ostrog. Middendorff’s Sibirische Reise II. Bd. 1, Tbl, ; 9 66: 142, 143. 14%. 145. 146. 147. 148. 149. Insecten. DIPTERA. Tabanus tarandinus, Linn. Meigen. Europ. Zweiflügl. Insect. T. II. P. 4%, N. 19. — Zetterst. Insect. Lapp. P. 513, N. 2. Udskoj-Ostrog. Tabanus astur, Erichs. (n. sp.). T. niger, abdominis segmentis margine fulvo ciliatis, secundo macula laterali rufa; alis maculatis. (Fem.) Kleiner als T. auripilus. Schwarz; die Augen fein behaart. An den Fühlern die beiden ersten Glieder schwarz, das dritte rothbraun, schwach ausgerandet. Die schmale Stirn fein grau behaart, über den Fühlern und auf dem Scheitel eine kahle glatte schwarze Schwiele, zwischen beiden eine feine schwarze Längslinie. Das Untergesicht grau, weissgrau behaart, der Bart greisgelb. Die Taster schwarz, dicht greis behaart. Der Mittelleib auf dem Rücken dünn und fein schwärzlich, an den Seiten dicht gelb behaart. Der Hinterleib dünn und fein gelb behaart, die einzelnen Ringe am Hinter- rande dicht gelb gewimpert, der zweite Ring an den Seiten mit einem mässig grossen rothen Fleck. Die Beine schwarz. Die Vorderschienen an der Wurzel, die hinteren Schienen bis über die Mitte hinab dunkel rothbraun. Die Schwingen schwärzlich mit weissem Stiel. Die Flügel grau getrübt, auf den Queradern braun gefleckt; die zweite Längsader an der Spitze mit einfacher Gabel. Udskoj-Ostrog. Helophilus pendulus, Linn. Meig. Europ. Zweifl. Insect. T. II. P. 373, N. 6. — Zetterst. Insect. Lapp. P. 595, N. 1. Insel Schantar. Helophilus borealis, Kroyer. Boganida. Aestrus tarandi, Linn. Meig. Europ. Zweiflügl. Insect. 'T. IV. P. 169, N. 3. — Zetterst. Insect. Lapp. P. 622, N. 2. Boganida. Sarcophaga mortuorum, Linn. Meig. Europ. Zweiflügl. Inseet. T. V. P. 16, N. 1. Boganida. Musca serena, Meig. Europ. Zweiflügl. Insect. T. V. P. 59, N. 18. — Zetterst. Insect. Lapp. P. 656, N. 13. Boganida. - Musca erythrocephala, Meig. Europ. Zweiflügl. Inseet. T. V. P. 62, N. 22. — Zetterst. Insect. Lapp. P. 659, N. 15. Boganida. Diptera. i ; 67 150. Musca vomitoria, Linn. Meig. Europ. Zweiflügl. Insect. T. V. P. 60, N. 21. — 151. 15%. 153. Zetterst. Insect. Lapp. P. 659, N. 14. Boganida. — Udskoj-Ostrog. Musca Boganidae, Erichs. (n. sp.). M. ovalis subdepressa, nigro-coerulea, nitida, immaculata, nigro-pilosa ; capite pe- dibusque nigris, facie albido-micante; squamis lutescentibus. Der M. Groenlandica Wied. Zeit. sehr ähnlich und nahe verwandt, aber nur halb so gross, schwärzlich blau, stark glänzend, schwarzhaarig; der Mittelleib einzelnborstig, die Behaarung des Hinterleibes nach hinten gerichtet, vorn kurz, hinten länger. Der Kopf ist schwarz, das Untergesicht in gewissen Richtungen weisslich schimmernd, die Borste kurz behaart. Die schmalen Taster sind röthlich braun. Die Beine sind schwarz. Die Schwingen und Schuppen 'sind gelblich. Die Flügel aufliegend, etwas grau durchscheinend, an der Wurzel etwas braun getrübt, die Spitzen quer oder ge- rade, auf die Spitze des zweiten Längsnerven treffend, die Mittelzelle also geschlossen. Boganida. Anthomyia ursula, Erichs. (n. sp.). A. nigra, opata, nigro-hirta, abdomine oblongo-ovali, depresso; alis cinereis. Tief schwarz, sammetartig matt, mit ziemlich dichter und langer, abstehender, schwarzer Behaarung. Das Untergesicht an den Seiten grau schillernd. Die Stirn mit zwei Reihen schwarzer Borsten. Die Fühler klein, mit kurz und dicht behaarter Borste. Der Mittelleib mit grauschwarzen, kahleren Striemen. Der Hinterleib länglich eirund, flach. Die Beine ganz schwarz. Die Schwingen schwärzlich, die Schuppchen gelblich. Die Flügel grau, ziemlich durchsichtig; die Nerven etwas gebräunt; der Quernerv gerade. \ a Die Gattung Anthomyia ist hier in dem Sinne von Meigen (VII. S. 326) genom- men; nach Zetterstedt’s Eintheilung würde diese Art zu Aricia Div.1l. Trib. 1. B. Subdiv. 1. T Dipt. Scand. S. 1375 gehören. Boganida. re Lispe frigida, Erichs. (n. sp.). L. cinerea, abdomine linea dorsali maculisque lateralibus nigro-micantibus; palpis luteis apice nigris. Von der Grösse und Form der L. tentaculata. Schwarz. Die Stirn schwarzborstig, bräunlich gelb, mit zwei nach vorn genäherten, schwarzbraunen Striemen. Das: Unter- gesicht gelblich weiss. Das Hinterhaupt aschgrau. Die Fühler schwarz, die Taster ‘ gelb, mit schwarzer Spitze. Der Mittelleib schwarzborstig, aschgrau, auf dem Rücken mit vier feinen schwarzen Längslinien; der Zwischenraum zwischen den beiden mitt- leren lichtbraun. Der Hinterleib dünn schwarz behaart, aschgrau, mit einer schmalen Längslinie auf der Mitte desRückens und an den Seiten mit schwarzen Schillerflecken. * 68 156. 157. 158. 159. 160. Insecten. Die Beine schwarz, "grau schillernd. Die Schwingen weisslich mit grauem Knopfe. Die Schuppen gelblich weiss, die Flügel bräunlich grau, durchsichtig. Boganida. i . Nephrotoma aquilonia, Firichs; (n. sp.). N. cinerea, .alis fusco-nebulosis. Long. 5 lin. Ein Männchen, von gedrungenem plumpem Körper, aschgrau, mit sehr feinem seidenartigen Haarüberzuge. Die Fühler sind kurz, etwa so lang als der Mittelleib, etwa Ahgliedrig; die einzelnen Glieder, vom vierten an, unten tief ausgerandet, an der Wurzel mit wirbelförmig abstehenden schwarzen Haaren. Die Stirn dünn schwarz haarig. Der Mittel- und Hinterleib dünn und kurz weiss behaart. Der Mittelrücken mit fünf feinen schwarzen Längslinien. Die äusseren Geschlechtstheile röthlich gelb. Die Beine sind ziemlich dünn, aber nicht sehr lang, braun, die Schenkel gegen die Wurzel hin gelblich. Die Schwinger grau, mit langem gelblichem Stiel. Die Flügel schwach durchsichtig, weiss und grau gewölkt, mit einem etwas unregelmässigen braunen Flecke am Randmahl und einem gleichfarbigen Puncte etwas mehr gegen die Mitte hin am Aussenrande. Im Flügelgeäder weicht unsere Art von N. dorsalis nur m ab, dass die ber unter der Flügelspitze in den Rand auslaufenden Längsadern mit einem längeren gemeinschaftlichen Stiel aus der kleinen Mittelzelle entspringen und so eine förmliche Gabel bilden. Boganida. .Cordylura haemorrhoidalis, Fall. Meig. Europ. Zweitlgl Insect. T.V. p. 237, N. 17. — Zetterst. Insect. Lapp. P. 731, N. 27. Boganida. Culex pipiens, Linn. Meig. Europ. Zweiflügl. Insect. T.I. P.7, N. 10. — Zeiterst. Insect. Lapp. P. 807, N. . Taimyrfluss, Boganida, Udskoj-Ostrog. Culex caspius, Pall. Boganida. Tipula varipennis, Hgg. Meig. Europ. Zweillügl. Insect. T. I. P. 189. "N. 20. Boganida. Chionea araneoides, Dalm. Macqu. Suite a Buff. T. I. P. 118, N. 1. — Meig. Europ. Zweiflügl. Insect. T. VII. P. 37. Auf dem Schnee bei Turuchansk. NEVROPTERA. Semblis marginata, Linn. Fabr. Syst. Entom. P. 307, N. 11. Frigania. Libellula. Nevroptera. 69 161. Hemerobius algidus, Erichs. (n. sp.). H. cinereus, facie aterrima, niüida, pedibus piceis, geniculis tarsisque rufescentibus; alis superioribus fusco-cinereis, dense fusco-conspersis. Exp. al. 8 lin. Er gehört zur Unterabtheilung des M. hirtus F. (Megalomus Ramb.) hat ebenso wie dieser gerundete, ganzrandige Oberflügel mit sehr zahlreichen Schrägnerven, die Oberflügel sind aber im Verhältniss schmäler. Der Körper ist grauschwarz, mit kurzer grauer Behaarung dicht bekleidet, nur der vordere Theil des Gesichts unter den Füh- lern ist glänzend schwarz, die Wangen sind gelblich roth. Die Fühler sind braun. An den Beinen sind die Schenkel schwarz mit röthlicher Spitze, die Schienen braun, die Füsse röthlich. Die Oberflügel sind länglich, an der Schulter stark gerundet; dann ist der untere Rand bis gegen die Spitze hin gerade, der obere Rand im weiten Bogen gerundet, die Spitze stumpf gerundet; der Flügel ist bräunlich grau, die Nerven braun, ungefleckt, zweizeilig mit kurzen und feinen weisslichen Härchen besetzt; die Zwischenräume sind mit zahlreichen, meist runden braunen Puncten besäet, welche an einzelnen Stellen zusammenfliessen und kleine Fleckchen oder kurze Querstriche bilden. Die Unterflügel durchsichtig, blassgrau, am Rande dunkler. Boganida. Die beiden Reisen unseres Herrn Akademikers v. Baer an die Küsten des Russisch- Europäischen Eismeeres haben unserem Museum eine kleine Sammlung hochnordischer In- secten gebracht, welche, zu unbedeutend um selbstständig aufzutreten, bis auf diesen Tag eine günstige Gelegenheit erwartete, um an’s Licht treten zu dürfen.. Abgesehen davon, dass ein Theil dieser Insecten gleichfalls durch Herrn v. Middendorff, als den Begleiter v. Baer’s auf dessen zweiter Reise, gelesen worden, gehört der Inhalt dieser hier in Rede stehenden Inseetensammlung: so wesentlich an den gegenwärtigen Ort, dass ich dessen sicher bin, mir den Dank aller Männer von Fach zu erwerben, wenn ich in folgendem kleinen Nachtrage eine Aufzählung der während Herrn v. Baer’s beiden Reisen gesammelten Insecten mittheile, welche sich als zoologisch-geographisches Supplement an das Frühere anschliessen. GARABICI. 1. Demetrius atricapillus, Linn. Gyll. Insect. Suec. T.II. P. 188, N. 9. — Dej. Speec. des Coleopt. T. I. P. 231, N. 3. Winterberge (sumnia ropsı, ohnfern der Dwina-Mündung). 2. Clivina thoraciea. Fabr. Gyll. Dej. Spec. des Coleopt. T. I. P. 426, N. 17. Winterberge. 3. Carabus glabratus, Fabr. Dej. Spec. des Coleopt. T. II. P. 136, N. 81. Winterberge. 70° Insecten. 4. Leistus terminatus, Panz. Dej. Spec. des Coleopt: T. II. P. 248, N. 6. Winierberge. 5, Nebria Gyllienhalü, Schönh. Dej. Spee. des Coleopt. T. IH. P. 235, N. 13. Tri-Ostrowa — Lappland. - 6. Nebria nivalis, Payk. Dej. Spec. des Coleopt. T. I. P. 237, N. 1k. Lappland. 7. Nebria sabulosa, Fabr. Dej. Spec. des Colcopt. T. II. P. 224, N. 2. Tri-Ostrowa. 8. Pelophila borealis, Fabr. Dej. Spec. des Coleopt. T. HI. P. 263, N. 1. Var. ochotica, Sahlb. jun. In Faun. Insect. Rossie. Symbol. P. 17. Lappland. — Tri-Ostrowa. 9. Elaphrus riparius, Fahr. Dej. Spec. des Coleopt. T. I. P. 27%, N. 5, et = V. Supplem. P. 587. ‚Tri-Ostrowa. 19. Notiophilus aquatieus, Fabr. Dei. Spec. des Coleopt. T. II. P. 277, N. 1. Archangelsk.! 11. Notiophilus biguttatus, Fabr. Dej. Spee. des Coleopt. T. I. ? 279, N. 2. Tri-Ostrowa. 12. Loricera pilicornis, Fabr. Dej. Spec. des Coleopt. T. IL. P. 293, N. 1. Winterberge. 13. Patropus rufipes, Fabr. Dej. Spec. des Coleopt. T. IH. P. 28, N. 1. Tri-Ostrowa. 4%. Patropus septentrionis, Schönh. Dej. Spec. des Coleopt. T. IH. P. 29. N. 2 Tri-Ostrowa. 15. Calathus micropterus, Ziegl. Sturm. — microcephalus, Dej. Spec. des Coleopt. T. I. P. 78, N. 16, Tri-Ostrowa. 16. Calathus melanocephalus, Linn. Dej. Spec, des Colöopt. T. II. P. 80, N. 18. Tri-Ostrowa. 17. Agonum triste, Dej. Spec. des Coleopt. T. II. P. 149, N. 16. Tri-Ostrowa. 18. Poecilus lepidus, Fabr. Dej. Spec. des Coleopt. T. III. P. 218, N. 10. Archangelsk. 19. Omaseus melanarius, Illig. Dej. Spec. des Coleopt. T. II. P. 271, N. 61. “ Winterberge. 20. Amara fodinae, Eschsch. Essais entom. de Humm. IV. P. 20. — De]. Spee. des Coleopt. T. 1. P. 518, N. 58. Winterberge. 21. Bembidium (Peryphus) rupestre, Fabr. Dej. Spec, des Coleopt. T. V. P. 111, N. 67. Winterberge. Hydrocanthara etc. 71 22. Bembidium (Peryphus) femoratum, Sturm, Dej. Spec. desColeopt. T.V.P.116, N. 71. Tri-Ostrowa. | HYDROCANTHARA. 23.Hydroporus lapponum, Gyll. Aube, Dej. Spec. des Coleopt. T. VI. P. 561, N. 62. Winterberge. 24. Hydroporus rufifrons, Duft. Aube, Dej. Spec. des Coleopt. T. VII. P. 580, N. 76. Winterberge. BRACHELYTRA. 25. Staphylinus maxillosus, Linn. Erichs. Gener. et Spec. Staphyl. P. 318, N. 2. Winterberge. 26. Philonthus politus, Linn. Erichs. Gener. et Spec. Staphyl. P. 443, N. 26. Winterberge. 27. Philonthus micans, Grav. Erichs. Gener, et Spec. Staphyl. P. 184, N. 95. Tri-Ostrowa. 28. Olophrum boreale. Gyll. Erichs. Gener. et Spec. Staphyl. P. 866, N. 5. Lappland. | STERNOXA. 29. Campylus mesomelas, Linn. Schönh. Synon. Insect. T. III. P. 293, ex parte. Tri-Ostrowa. 30. Cryptohypnus riparius, Fabr. Schönh. Synon. Insect. T. IH. P. 310, N. 209. Tri-Ostrowa. 31. Ludius aeneus, Linn. Schönh. Synon. Insect. T. Il. P. 283, N. 100. Karagopol. 32. Ludius aeruginosus, Fabr. Schönh. Syn. Insect. T. III. P. 286, N. 105. Karagopol. 33. Ludius quercus, Gyll. Schönh. Synon. Insect. T. III. P. 307, N, 196. Archangelsk. MALACODERMATA. 3%. Cantharis testacea, Linn. Faun. Suec. P. 715. — Zn Faun. P. 57, N. #. Tri-Ostrowa. 35. Drilus flavescens, Fabr. Panz. Faun. P. 3, N.£8. Oliv. Entom. T. II. Pl. 23, T. 1, Fig. 1, a—e. Tri-Ostrowa. CLAVICORNIA. 36. Silpha atrata, Linn. Schönh. Synon. Insect. T. II. P. 127, N. 16. Winterberge. 37.Silpha lapponica, Fahr. Schönh. Synon. Inseet. T. II. P. 129, N. 18. Lappland. 38. 39. 40. 41. 48. h9. 51. Insecten. Byrrhus pilula, Linn. Schönh. Synon. Insect. T. I. P. 110, N. 2. Tri-Ostrowa. PALPICORNIA. Hydrophilus scaraboeoides, Fabr. Schönh. ‚Synon. Insect. T. I. P. %#, N. 1%. Archangelsk. Sphoeridium searaboeoides, a Schönh. Synon. Insect. T. I. P. 100, N. 1. Kargopol. | LAMELLICORNIA. Geotrupes stercorarius. Linn. Schönh. Synon. Insect. T. I. P. 26, N. 11. Archangelsk. . Aphodius lapponum, Schönh. Synon. Insect. T. I. P. 72, N. 21. Tri-Ostrowa. ‚Aphodius rufipes, Linn. Schönh. Synon. Insect. T. 1. P. 79, N. 19. Tri-Ostrowa. ‚Aphodius piceus, Gyll. Insect. Suec. T.’I. P. 21, N. 1%. Archangelsk. . Aphodius niger, Illig. Schönh. Synon. Insect. T. I. P. 84, N. 65. Tri-Ostrowa. ‚Trichius faseiatus, Linn. Burmeist. ‚Handb. der Entom. T. II. P. 761, N. 5. TENEBRIONIDA. ‚Scotodes annulatus, Eschsch. Mem. de l’Acad. de St.-Petersb. T. VI. P. 45%. de Fisch. Entom. de la Russie, T. I. P. 165, N. 1. Tri-Ostrowa. STENELYTRA. Oedemera hurida, Gyll. Schmidt, Linnaea Entom. T. I. P. 86, N. 23. Winterberge. | CURCULIONIDA. ©tiorhynchus laevigatus, Fahr. Schönh. Gener. et Spec. Cureul. T. II. P.572, N. 38. Tri-Ostirowa. LONGICORNIA. ‚Acanthocinus aedilis, Linn. Schönh. Synon. Insect. T. III. P. 373, N. 18. Archangelsk. Pachyta interrogationis, Linn. Gyll. Insect. Suec. T. IV. P. 34, N. 32. Lappland. — Winierberge. .Leptura sanguinolenta, Linn. Schönh. Synon. Insect. T. II. P. 477, N. 1. Winterberge. 33. 5%. 55. 56. Chrysomelina etc. | 73 CHRYSOMELINA. Bromus obscurus, Linn. Schönh. Insect. T. II. P. 236, N. 2%. Winterberge. Cassida sanguinolenta, Fabr. Schönh. Synon. Insect. T. TI. P. 212, N. 7. Winterberge. Chrysomela staphilea, Linn. Schönh. Synon. Insect. T. Il. P. 251, N. 80. Winterberge. Chrysomela septentrionalis. Nob. Taf. II. Fig. 10. Oblonga, supra coerulea nigra, infra cuprea; thoracis lateribus incrassatis;. elytris basi angustioribus striato-punctatis ; antennis tarsisque fuscis. Diese Chrysomele gleicht an Gestalt und Grösse der Chr. marginata Fabr. Von oben her ist sie schwarz, mit bläulichem Schimmer; von unten kupfrig. grün, zumal um die Ränder der Elytren herum. Der Kopf ist mit selten stehenden, vertieften Pünktchen bedeckt, insbesondere Vorderkopf. Die Antennen sind hellbraun; ihre ersten vier Glie- derungen glänzen uud sind fast nackt, während die übrigen sich mit dichtem Flaum besetzt zeigen. Das Halsschild ist ziemlich gewölbt; seine seitlichen Ränder sind jedoch an ihrer unteren Hälfte mit einem Wülstchen umrandet; sein Hinterrand ist jederseits stark ausgeschnitten. Uebrigens ist das Haisschild mit ziemlich dichtstehenden kleinen Pünktchen besetzt, welche auf dessen Umfange tiefer eingedrückt sind als in der Mitte. Ausserdem lassen sich, gegen den Anfang des Seitenrandes hin, noch zwei rundliche Eindrücke auffinden. Das Brustschild ist fast dreieckig mit zugerundeten Ecken, dabei fast völlig glatt. Die Elytren verschmälern sich in der Nähe ihrer Anheftung, so dass sie an ihrem unteren Drittheile am breitesten, zugleich auch am gewölbtesten sind; sie laufen in ein abgerundetes Ende aus; ihre Farbe, so wie die des Halsschildes, ist schwarz mit bläulichem Schimmer und jede derselben trägt 7, aus sehr dicht stehenden vertieften Pünktchen bestehende Streifen, deren "* innere sich bis über ”/, der Elytren erstrecken, während die 3 äusseren nur undeutlich sichtbar sind, da die Pünktchen hier minder tief und unregelmässiger stehen. Die Zwischenräume zwischen den be- schriebenen Streifen scheinen ganz glatt zu sein, doch entdeckt man mit Hülfe einer starken Lupe auf ihnen einige Pünktchen und andere Unebenheiten; der Unterrand der Elyiren ist kupfrig-grün und von einer schärfen Leiste umrandet, welche von einer Reihe grosser vertiefter Punkte begleitet wird; ausserdem ist®ieser Rand mit unregel- mässigen Vertiefungen besetzt. Die Brust ist dunkelblau, violett schimmernd; der Unter- leib ist kupfrig und sehr ungleich mit Pünktchen bedeckt; hievon macht jedoch der hintere Rand jeder seiner Gliederungen eine Ausnahme, wo sich eine Reihe grösserer Punkte befindet. Die Füsse sind glänzend dunkelgrün, fast glatt. Die Tarsen sind braun mit dunkler gefärbten Haken. Nach dem einzigen von der Insel Nowaja Semlja mitgebrachten Exemplare. Middendorff’s Sibirische Reise, II. Bd. 1. Tbl. 10 74 37. 38. 99. 60. 61. Fra 62. Insecten. Gonioctena dispar, Payk. Schönh. Synon. Insect. T. I. P. 256, N. 98. Winterberge. Phratora vitellinae, Linn. Schönh. Synon. Insect. T. II. P. 266, N. 138. Winterberge. Cryptocephalus histrio, Fabr. Schönh. Synon. Insect. T. II. P.. 367, N. 70. Winterberge. Coceinella septem-punctata, Linn. Schönh. Synon. Inseet. T. II. P. 172, N. 56. Archangelsk. ORTHOPTERA. Phyliodromia lapponica, Linn. (Blatta) Syst. nat. P. 688. Fisch. Entomogr. de la Russie, T. IV. P. 83, 2. Pl. I. Fig. 4*, 1*. _ Winterber ge. — Lappland. Phylliodromia germanica, Linn. (Blatta) Syst. nat. Enz 6388. Fisch. Entom. de la Russie, T. IV. P. 76, 1. Pl. I. Fig. *. 63. 6. 65. 66. 67. Winterberge. — Ob sie wohl dort in der That wild sein möchte ? Stylopyza orientalis, Linn. (Blatta) Faun. Suec. P. 234. Fisch. Entom. de la Russie, T. IV. P. 70, 1. Pl. XXIV. Fig. 1—2. Winterberge. HEMIPTERA. Cicada pullicaris. Fallen, Zetterst. Ins. Lappon. P. 291. Winterberge. ! HYMENOPTERA. Tenthredo viridis, Linn. Klug, Die Blattwesp. (Magaz. der Naturf. zu Berlin) P. 191, 135. — Zetterst. Insect. Lapp. P. 345, N. 28. | Winterberge. — Archangelsk. Tenthredo sealaris, Kl. Die Blattw. P. 19%, N. 138. — Hartig, Die Aderflügl. Deutschl. I. P. 309, N. A. i Winterberge. Tenthredo instabilis, Kl. Die Blattw. P. 196, N. 142. — Hartig, Die Aderflügl. „Deutschl. I. P. 308, N. 37. — T. stigma, Zetterst. Faun. Lapp. P. 344, et var. scu- 68. 69. tellaris, Fabr. Winterberge. K'ormica herculanea, Linn. Faun. Suec. 1720. — Lepell. de St. Farg. (Suite & Buffon) I. P. 209, N. 11. — Zetterst. Ins. Tagpe P. 448, N. 1. Winterberge. Bombus terrestris, Linn. Dalbom, Bomb. Seanliene P. 3%, N. 5. — Lepell. 1. c. P. 467, N. 13. Zetterst. l. c. P. 473, N. %. Tri-Ostrowa. 70. 7 N 72. 73. Th. 79: 80. 8 82. 83. Hymenoptera. 75 Bombus agrorum, Fabr. Dalb. Bomb. Scand. P. 47, N. 28. Winterber ge. .Bombus Lapponicus, Fabr. ‚Dalb. Bomb. Scand. P. 41, N. 18. — Lepell. 1. e. 1. P. 159, N. 1. — Zetterst. 1. c. P. 474, N. 10. Nowaja Semlja. DIPTERA. Leptis scolopacea, Linn. Meig. System. Beschreib. der Europ. Zweiflügl. Insect. T. Il. P. 89, N. 2. — Zetterst. Insect. Lapp. P. 526, N. 1. Winterberge. Mesembrina meridiana, Meig. 1. c. T.V. P. 11, N. 1. — Zetterst. 1. c. P. 652, N. 2. Tri-Ostrowa. Eristalis floreus, Linn. Meig. 1. c. T. II. P. 399, N. 21. — Syrphus floreus, Zetterst. P. 59%, N. 10. Tri-Ostrosa. — Winterberge. .Musca erythrocephala, Meig. 1. c. T.V. P. 62, N. 22. — Zetterst. P. 659, N. 15 Tri-Ostrowa. .Anthomyia stigmatica, Meig. ]. c. T. V. P. 167, N. 147. Nowaja Semlja. . Tipula varipennis, Hgg. Meig. 1. c. T. 1. P. 183, N. 30. Tri-Ostrowa. .?Tipula Diana, Hgg. Meig. 1. c. T. I. P.189, N. 29. an Tipula? Antennarum ar- ticulo postico sensim longiore. Lappland. Tipula oleracea, Linn. Meig. l.c. T.I. P. 189, N. 30. — Zetterst. 1. c. P. 843, N. 1. Winterberge. LEPIDOPTERA. Parnassius mnemosyne, Linn. God. Hist. nat. des Lepid. de France, T.1. P. 21. Pl. 1. Fig. 3. Winterberge. . Pierris sinapis, Linn. God. Hist. nat. des Lepid. de France, T. I. P. #8. 11. Pl. Il. tert. Fig. %, et Pl. % tert. Fig. 2. Winterberge. f Argynnis euphrosyne, Linn. God. Hist. nat. des Lepid. de France, T. I. P. 61, Pi. 4," Eig.2R Winterberge. Polyommates agestis, Hübn. God. Hist. nat. des Lepid. de France, T. I. P. 213, Pl. 10, Fig. . Winterberge. 76 5%. 85. 86. 87. 88. 89. %. ‘91. Insecten. Lycaena aeis, Bork. God. Hist. nat. des Lee de France, T. I. P. 224, PI. XI. ‚secund. Fig. 7, et Pl. XI. quart. Fig. . Winterberge. Melänthia montanaria, Treitsch. God. Hist. nat. des Lepid. de France, T. VI. 1, P. 274, Pl. 189, Fig. 6-7. Winterberge. Melanippe hastaria, Boisd. Catal. P. 265. — Melan. hastaia, Linn. God. Hist. nat. des Lepid. de France, T. VII. 1, P. 282,"Pl. 190, Fig. 3. Ä Amathia lobulata, Hübn. God. Hist. nat. des Lepid. de France, T. VII. 1, P. 193, Pl. 205, Fig. 3. KA, Winterberge. Strenia clathrata, Linn. God. Hist. nat. des Lepid. de France, T. VI. t, P. 520, Pl. 207, Fig. 1—3. | Winterberge. — Lappland. Psodos trepidata, Treitsch. God. Hist. nat. des Lepid. de France, T. VII. 1, P. 535, Pl. 208, Fig. 1. Tri-Ostrowa. — Nowaja Semlja. Botys fulvalis, Treitsch. God. Hist. nat. des Lepid. de France, T. VIII. 2. Pl. 219, Bıe. 2. Winterberge. Ennychia octomaeculalis, Treitsch. God. Hist. nat. des Lepid. de Den T. vM.2, .P. 248, Pl. 226, Fig. h. Lappland. NEVROPTERA. 92. Semblis nitida, Burm.? Perla pygmaea, Dalm. — Zetterst. Fauna Lappon. P. 1059, N. %. Nowaja Semlja. 93. Semblis marginata, Fahr. Zetterst. Faun. Lappon. P. 1058, N. 1. Lappland. — Tri-Ostrowa. Bruckfehler in dieser Abhandlung. Seite 45, Zeile 9 «“ 46, « INN, 47, ogl lies Tafel II. statt Tafel IV. a 48, “u 15 P, — id — a N Sale Bearbeitet vom v Akademiker Dr. FE. Brandt. $ aut PR “ & WR 4 ] X nn 1 j u # Fi zu u 4 Dr 1 Y Suhelassis CRUSTACTEA WAXILLATA, Legio PODOPHTHALMA, Ordo BECAPOBPA,. Sectio BRACHYTUTRA. Familia OXYRHYNCHA. Tribus ABACHA. 1. Genus Hiyas, Leach. Spec. 1. Hyas araneus Leach. Malacostr. Podophth. Brit. pl. 21 A. Herr von Middendorff hat vom Tigurbusen des Ochotskischen Meeres den Rücken- schild eines Hyas mitgebracht, den ich nach sorgfältigen Vergleichungen mit zahlreichen Exemplaren des Hyas araneus der verschiedensten Grösse, die aus der Nordsee, aus Grön- land, von den Küsten Lappland’s und der Halbinsel Kanin stammen, nur der fraglichen Art vindiziren kann. Hyas araneus besitzt demnach eine grosse Verbreitungssphäre, indem er von den Küsten Grönlands bis zu denen von England, Frankreich, Lappland, so wie der Halbinsel Kanin vorkommt und auch im Ochotskischen Meere wieder auftritt, so dass er vielleicht auch in dem nördlichen Asiatischen Eismeere sich finden dürfte. Im zoologischen Museum der Akademie werden sogar zwei kleine Exemplare eines Hyas aufbewahrt, welche Drege mit Cap’schen Crustaceen einsandte und die ich von Hyas araneus nicht zu trennen vermag. Spec. 2. Hyas coarctatus Leach. Malac. Pod. Brit. Tab. XXI. 2. _ Variet. alutacea. Unter dieser Benennung führe ich ein vom Herrn v. Middendorff von der in der Nähe der Schantarinseln gelegenen Bäreninsel mitgebrachtes Exemplar eines /Hyas auf, welches im Allgemeinen gut zu Hyas coarctalus (Leach. Linn. Transact. Vol. XI. p. 329, Malacosir. Podophth. Britann. Pl. 21 b.) passt. Vom ächten Hyas coarctatus weicht die Middendorff’sche Form durch die etwas stärker chagrinirte Oberseite des Cephalothorax, durch den etwas breiteren Hintertheil des Körpers und durch etwas breitere Scheeren ab, s0 | Rrebse. so dass es sich durch die Körperform etwas mehr Hyas araneus, namentlich den jüngeren Exemplaren desselben nähert. Es misst vom vorderen Ende der Stirn zum hinteren Rande des Thorax 1” 3%/,". Seine grösste Breite beträgt 1 Der Hyas coarctaius der Nondske würde demnach vielleicht durch eine stärker cha- erinirte Varietät, doch kaum durch eine ihm sehr nahe stehende Art, im Ochotskischen Meere repräsentirt werden. Ein Brustschild, welches Wosnessensky am Vorgebirge Espenberg nahe dem Kotzebue- sunde fand, zeigt die wesentlichen Kennzeichen von Hyas coarctatus und unterscheidet sich vom Thorax des Middendorff’schen Exemplares nur durch ansehnlichere Grösse und besonders durch grössere Breite seines hinteren Endes. Einige Bemerkungen über die Arten der Gattung Hyas. Den vorstehenden Mittheilungen mögen sich noch einige Notizen anreihen, die sich bei der Musterung der verschiedenen, im Akademischen Museum aufbewahrten Exemplare und Formen der Gattung Ayas ergaben. ; Die bei De Kay (Natur. hist. of New-York, Boston 1843. 4. T. V. Crust. p. 3.) als Hyas coarctata beschriebene und Pl. 7, Fig. t}ı abgebildete Form stimmt genau genommen weder ganz zu Hyas coarctatus, noch zu araneus, doch noch eher zu Letzterem. Sie bietet aber eine unverkennbare Aehnlichkeit mit dem Exemplare eines Hyas aus Neufundland, welches das Akademische Museum vom Herrn Siemaschko erhielt. Vielleicht existirt also noch eine andere, Hyas coaretata verwandte Form oder wenigstens eine bemerkenswerthe Spielart. Das fragliche Neufundland’sche Exemplar ist vorn breiter als Hyas araneus, aber schmä- ler als coarctatus. Der. hinter den Augen befindliche kurze Fortsatz des Seitenrandes ver- hält sich mehr wie bei Hyas araneus und erscheint nicht so stark bogenförmig, wie bei Hyas coaretatus;. überdies trägt es keineswegs hinten zwei oder drei Warzen, wie bei Hyas araneus, wo dieselhen sogar die jungen Exemplare zeigen. Die Beine sind röthlich und weiss geringelt. Der Rücken zeigt einige ziemlich grosse, gewundene, länglich-dunkelbraune Flecken. Das erwähnte Exemplar scheint sich also auch durch die Färbung von Hyas ara- neus und theilweise auch von coarciatus zu unterscheiden. Die Nordamerikanischen Hyas möchten also noch genauer unter Zuziehung einer möglichst grossen Anzahl von Exempia- ren mit den beiden sich sehr nahestehenden Europäischen Formen zu vergleichen sein. Zur näheren diagnostischen Kenntniss der Letzteren dürfte es vielleicht nicht überflüssig erscheinen, folgende vergleichende Merkmale hinzuzufügen, da ich namentlich von Ayas | uraneus eine Menge Exemplare untersuchen konnte: Spec. 1. Hyas araneus. Thoracis marginis lateralis pars postorbitalis lateribus parum prominula, angusta, sub- recta, subcrassa, a parte thoracis laterali posteriore, supra 2 et 3 pedum par conspicua, Brachyuren. Hyas. 81 vaelde superata, postice verrucis subternis vel subbinis obsessa. Latitudo thoracis pone orbitas in anteriore tertia thoracis parte circiter ‘/, vel paullo minus ‘, vel plus '/, summi cor- poris latitudinis aequans. Observ. Thoracis fere obcordati, supra primi pedum paris insertionem- in margine la- terali superiore parum emarginati et salis coarctati, faciei superioris latera quoque verrucis sparsis, majusculis obsessa. Dentes frontales arcum orbitalem longitudine subaequantes vel breviores. Chelae breviores, crassiores et latiores carpis paulo magis verrucosis. i | Spec 2. Hyas coarctatus. Thoracis marginis lateralis pars postorbitalis valde arcuata, laminiformis, satis lata, compressa, valde prominula, -a thoracis parte laterali posteriore supra 2 et 3 pedum par conspicua parum superala, postice verruca subunica vel nulla obsessa. Latitudo Ihoracis pone orbitas in anleriore terlia parie plus °/, vel fere °/, summi corporis latitudinis aequans. Observ. Thoracis subtetragoni supra primi pedum paris seu cheliferi insertionem in margine superiore laterali triangulariter angulo obtuso distinctissime excisi eamque ob. causam ibi distinctissime coarclati faciei superioris latera verrucis magis solitarüs, minoribus obsessa. Dentes frontales subbreves arcu orbitali subbreviores. Chelae oblongae, minus crassae, arli- eulis cheliferis parum vel tenuiter verrucosis. Familia OXYSTOMATA. Tribus GORYSTINA. 1. Genus Platycorystes, Brandt. Bereits im Jahre 1848 hatte ich die Ehre der Akademie einen kleinen Aufsatz über diese dem nördlichen Theile des grossen Oceans eigenthümliche Krabbengattung vorzule- gen, der im Bulletin de la classe physico-mathematique, T. VII. No. 12, unter dem Titel: «Vorläufige Bemerkung über eine neue, eigenthümliche, der Fauna Russland’s angehörige Gattung oder Untergattung der Krabben aus der Edwards’schen Abtheilung der Corysten » erschien. In dem gedachten Aufsatze wurde gezeigt, dass die fragliche Form nach der von De Haan (Sieboldt Fauna Japonica Crustacea, p. % etc.) vorgeschlagenen Classification zwi- schen Oeidea De Haan (ib. Tab. Il. Fig. 5) einerseits und Altelecyelus Leach Malaer. Pod. Tab. II), so wie Trichocera De Haan (Faun. Japon. Crustac. Tab. I. Fig. %) an- dererseits, hinsichtlich des Baues der Mundtheile und des Cephalothorax als Untergattung zu stellen sein würde, während sie, wenn man der von Edwards (Hist. d. Crustac. T. 1l. p- 139) aufgestellten Eintheilung der Krebsthiere folgt, hinter Atelecyelus in der Tribus der Corysten als Gattung den ihr zukommenden natürlichen Platz fände. Sie kann also keinesweges zu den Majaceen gehören, wohin Tilesius seinen Cancer cheiragonus (Pla- Middendorff’s Sibirische Reise, II. Bd, 4. Thl. 11 82 | Krebse. tycorystes cheiragonus) zu bringen geneigt war, indem er p. 344. sagt: « Restat alter bra- chyurus Majae affinis, sed minor ». Die paarigen Stirnzähne unterscheiden die Platycorysten von " Atelecyelus (De Haan Faun. Japon. p. 16), Clorodius (Faun. Japon. Crust. p. 13) und Trichocera (De Haan (ib. p. 16 et p. 45, Tab. II. Fig. %, Tab. XII. Fig. 3) und nähern sie den Gattungen oder Untergattungen Corystes, Dicera De Haan (Nautilocorystes Edw.) und Oäidea De Haan. Sie bilden daher ein Verbindungsglied der drei erstgenannten Gattungen mit den drei letztgenannten. Nimmt man nun die Art der Stirnbezahnung, d. h. die paarigen oder unpaarigen Stirnzähne, als Gruppenunterschied, so sind die Platycorysten den Gattungen Corystes, Dicera seu Nautilocorystes und O&idea anzureihen und repräsentiren durch ihren breiteren Thorax und die Mundtheile unter den mit paarigen Stirnzähnen versehenen, schmal- brüstigen Corystinen die breitbrüstigeren Atelecyclen, Clorodien und Trichoceren, welche drei letztere Gattungen (nach De Haan Untergattungen) durch unpaare Stirnzähne abweichen. Der Name Platycorystes dürfte, da diese Gattung sich von Corystes und Oäidea durch den breiteren Cephalothorax unterscheidet, in der Art der Stirnbezahnung aber mit ihnen über- einstimmt, wohl ein bezeichnender sein. Fasst man die bei Edwards (Crust. II. p. 140 ff.) und bei De Haan (Sieboldt Faun. Japon. p. 13) aufgezählten Gattungen (nach De Haan Untergattungen) näher in Bezug auf unsere neue Gattung in's Auge, so würden sich die Gattungen der ächten Corysten. im Sinne De Haan’s (Genus Corystes De Haan, Sieboldt Faun. Japon. p. 11 ff.) so aufstellen lassen : Sectio 1. Sectio 2. Sectio 3. Frons dentata dentibus imparibus. Frons dentata dentibus paribus. en edentata, rotun- - ata. a) Ultimi pedum paris ultimus arti- a) Ultimi pedum paris ultimus arti- Gen. Thia Leach. culus dilatatus. culus dilatatus. Gen. Polybius Leach Malac. Gen. Nautilocorystes M. Edw. Gen. Polydectus M. IX. B. (Dicera De Haan, !.!.p.14. Edw. ‚Gen. Pseudocorystes M. Edw. Gen. Anisopus De Haan (L. I. p- 12.) 5) Ultimi pedum paris ultimus arti- 5) Ultimi pedum paris ultimus arti- culus elongatus, angustus, acu- culus elongatus, acuminatus. minatus. Gen. Carcinus Leach Malac. Gen. Corystes Latr. Gen. Pirimela Leach. Gen. Oeidea De Haan (l.l.p. 15, Gen. Atelecyclus Leach. Tab. II. Fig. 5). Gen.Clorodius Leach,DeHaan Gen. Plaiycorystes Nob. 1.1. p. 13. Gen. Trichocera De Haan (l. !. i p. 16. Tab. II.). Brachyuren. Platycorystes. | 83 Der Charakter der Gattung oder Untergattung Platycory'sies lässt sich, wie ich bereits a. a. ©. gezeigt habe, auf folgende Weise feststellen. 2. Genus vel Subgenus Platycorystes, Brandi. (Bulletin scient. de l’ Acad. Imp. des Sciences ‚de St.- Petersb., Cl. phys.-mathem, T. VM. p- 179.) Thorax fere subrhombeo-rotundatus, lateribus angulatus vel sub-elongato-tetragonus et subovalis lateribusqgue haud -angulatus, lateribus sex- vel septem-dentatus, dentibus denticu- latis. Frons quadri- vel sexdentata, parte media subprominula. Dentes frontales medü pares lateralibus magis prominentes. — Antennae '/, vel circiter '/, thoracis longitudinis aequantes. Pedum mazxillarium externi paris tertius articulus latus, secundo oblongo-tetragono circiter ';, breeior eique mediae partis latitudine fere aequalis, margine externe et interno rotun- datus; subpentagono-ovatus, reliqui Ires arliculi in corpus unum comprehensi articulo secundo paulo longiores. Pedes mediocres vel sallem parum elongati, articulis latis instructi. Digiti secundi paris et reliquorum conico-elongali, tetragoni, profunde longitudinaliter sulcati. Ma- rium adultorum pars urogastrica quinque-articulata, articulo tertio lateribus in angulum producto. In dem erwähnten Aufsatze des Bulletin wurden der fraglichen Gattung zwei Arten (Platycorystes ambiguus — Cancer cheiragonus Tilesius und Pl. Isenbeckü) vindizirt, die, genauer untersucht, dermassen von einander abweichen, dass man sie fast mit demselben Rechte, womit man in neueren Zeiten manche noch näher verwandte Formen generisch oder subgenerisch getrennt hat, mindestens zwei besondere Untergattungen zuweisen könnte. Die erstgenannte der beiden Arten wurde nicht blos bereits schon von Mertens und später von Wosnesenski eingesandt, so wie auch in vielen Individuen vom Herrn von Middendorff im Ochotskischen Meere beobachtet und mitgebracht; sondern bereits schon von Steller und Tilesius beobachtet. Diese Ansicht dürfte um so gegründeter erscheinen, da sie, der unten anzugebenden ansehnlichen Verbreitungssphäre zufolge, überall, besonders auch an den Kamtschatkischen Küsten und zwar sehr häufig gefunden wird, während Platycorystes Isenbeckii, die zweite bis jetzt dort vorgekommene Art, eine sehr seltene Erscheinung ist, so dass Mertens nur ein von Isenbeck geschenktes Exemplar besass, Wosnesenski aber nur 5 davon im Verlaufe von acht Jahren acquiriren konnte. Leider besitzt die Bibliothek der Akademie die von Steller hinterlassenen, noch von Pallas und Tilesius benutzten Manuscripte gegenwärtig nicht mehr vollständig. Glücklicherweise hat indessen Tilesius in seinem oben citirten Aufsatze über Kamtschatkische Krebse als Sola Stelleri conscripta p. 348 nachfolgendes offenbar auf Platycorystes cheiragonus (P. ambi- guus nob.) Bezügliche daraus mitgetheilt : Hippocareinus auritus. Figura corporis Hippocarcino fere similis, sed e minorum seu mediorum genere ad caudae arliculationem vero non in cordis formam emarginatus, sed segmenlum circuli potius circumscriptione corporis posterioris refert: praeterea a duobus post oculos processibus auritus mihi dictus, sed nec hujus BONN) sceleton SE. Krebse. (testa) descriptioni concinnandae sufficit : hoc tantum: dicam : Cancer pilosus marinus Itaelmenis Kaurin dictus, crusta tenui flavescente maculis purpureis conspersa tectus, ubivis habetur circa saxa et scopulos maris. Coctus colorem parum mutat, extrema tan- tum forceps nigra evadit.» Uebrigens bemerkt Tilesius (a. a. ©. p. 347), dass Steller in den Manuseripten die fragliche Form auch als Cancer adsperso-setosus vel Hippocarcinoides (Manuser. N. II.) und an einer andern Stelle als Cancer pilosus seu auritus dictus (Awatschae 1741) aufge- führt habe. | Aus diesen Mittheilungen Steller's geht gleichzeitig herver) dass der von ihm in der Beschreibung von Kamtschatka, S. 176, als andere Sorte in Gestalt eines Herzens meist in der Kamtschatkischen See befindlich erwähnte Krebs nicht mit Sicherheit hieher gezogen werden kann. Betrachtet man die Tilesius’sche Figur des Cancer cheiragonus (Tractatus De Caneris Camtschalieis, Memoires de l’dcad. Imp. des Sc. de St.-Peiersb. T. V. p. 347, Tab. Vll. Fig. 1) genauer, so weicht sie durch die in einem mittleren, unpaaren, langen Zahn vorgezogene Stirn, die Tilesius (p. 3%7) ausdrücklich als Kennzeichen aufstellt‘), so wie durch den viel längeren fünften Seitenzahn des Thorax von unserem Platycorystes ab, ein Umstand, der mich anfangs nicht ohne Grund zweifeln liess, dass Platycorystes ambiguus mit Cancer cheiragonus identisch sein könne). Ich bezeichnete ihn daher, ehe mir noch Wosnesenski’s vollständige Resultate der Untersuchung Kamtschatka’s, namentlich der zahlreichen, dort von ihm gesammelten Gegenstände, vorlagen, als Platycorystes ambiguus. Der Umstand in- dessen, dass weder Mertens mit seinen Gefährten, noch auch neuerdings Wosnesenski, der während zwei Jahren*sehr verschiedene Punkte Kamtschatka’s besuchte, also länger als einer der früheren Naturkundigen, mit Ausnahme Steller’s, daselbst verweilte, irgend eine andere damit einigermassen übereinkommende Krebsart auffanden, nöthigt mich gegen- wärtig, den Platycorystes ambiguus als eine mit Cancer cheiragonus identische Art anzu- sehen. Ich glaube dies jetzt um so mehr thun zu können, da Platycorystes ambiguus bei den Bewohnern des äussersten, von Lopatka bis Tigil sich erstreckenden Endes der West- küste Kamtschatka’s, den Stelter’schen Itälmenen (siehe seine Beschreibung Kamtschalka’s, $.3), Kauing (nach Robeck bei Billings), nacıı Steller Kaurin heisst, und da die dem erwähnten Volksstamm sprachverwandten Kurilen nach Wosnesenski ihn Kawin (Kassıur) nennen, welche Bezeichnungen alle offenbar auf ein und dasselbe Stammwort hinauslaufen °). 1) Er sagt nämlich p. 347: Cancer cheiragonus, Brachyurus, Oxyrhynchus ete. 2) Auch Milne Edwards glaubte Cancer cheiragonus, den er für den mutlmasslichen Typus eines eige- oen Genus hielt, in die Familie der Oxyrhynchen versetzen zu müssen (Crust. T. I. p. 362). 5) Platycorystes ambigwus seu cheiragonus führt übrigens in Kamtschatka, den mir von Wosnesenski gemachten Mittheilungen zu Folge, noch andere Namen, je nach der Verschiedenheit der Einwohnerstämme. Die eigentlichen Kamtschadalen, am Kamtschatkaflusse, bezeichnen ihn als Saschgaltsch (Camra.ıus). Bei den Bewohnern der Ukinckischen Küste heisst er Chawinen (Xassinen®) und endlich bei den Koräken im Tigil’- schen Gouvernement Scheschalch (HKRecxaaxp\. Brachyuren. Platycorystes. 85 ‘Die Abbildung des Cancer cheiragonus bei Tilesius würde daher in Bezug auf den sehr langen, centralen, unpaaren Stirnzahn und zu langen und schmalen fünften (statt vier- ten) Seitenzahn des Thorax als eine verfehlte anzusehen sein, so dass man ihn also keines- wegs als Cancer brachyurus oxyrhynchus bezeichnen und den Oxyrhynchen anreihen könnte. Der ihm von mir im Bulletin scient. de la classe phys.-mathem. T. VII. p. 179, Spee. 1, beigelegte spezifische Name ambiguus ist daher offenbar in cheiragonus zu verwandeln, wie ich früher, noch unbekannt mit den zahlreichen Kamtschatkischen Produkten Wos- nesenski’s, und aus Achtung vor Tilesius, nur leise zu vermuthen wagte'), als ich a. a. O. zu Platycorystes ambiguus als Synonym die Worte: «Vix Cancer cheiragonus Tilesius Memoires ete.» hinzufügte. Uebrigens konnte es mir ohne die obigen Nachweise nicht in den Sinn kommen Tilesius so starke Unrichtigkeiten in der Darstellung zu- zumuthen. Spec. 1. Platycorystes cheiragonus. (Cancer cheirugonus Tilesius, Memoires de l’_Acad. Imp. des sciences de St.-Petersb. T. V.(1815) p. 347, Tab. Vll. Fig. 1. — Piatycorystes ambiguus Brandt, Bulletin scient. de l’ Acad. Imp. des sciences de St.- Petersb. Cl. phys.- mathem. T. VII. p. 179, No. 1.) Cancer adsperso-selosus vel Hippocarcinoides Steller Manuser. N. IN. et Cancer pilosus seu auritus (1741 Awatschae) Steller Manuser. apud Tilesius l.1.— Atelecyclus No. 1. Mertens Manuser. Mit. Platycorystes Isenbeckü, seinem nächsten Verwandten und theilweisen Landsmann (siehe Bulletin scient. I. 1.) verglichen, bietet Pl. cheiragonus, ausser mehreren weniger in die Augen springenden, folgende sehr auffallende ud daher zur fraglichen subgenerischen Trennung geeignete Merkmale. Frons dentibus sex armata, quor um quatuor mediü per paria approximati. Thorax sub- rhombeus, pone medium latior quam longus, dimidio anteriore plus minusve triangularis, margine laterali sexcdentatus, supra tertü et ex parte etiam supra quarii pedum paris in- sertionem, ob dentem quarium, reliquis latiorem et longiorem, plus minusve productum an- gulatus in dimidio posteriore, et dimidii anterioris locis quibusdam cristulis denticulatis piliferis brevioribus vel longioribus in posteriore dimidio semper longioribus obsessus. Pen- ultimus et antepenultimus articulus secundi, tertü, quarti et quinti pedum paris, ut reliqui pedum articuli, esxceplis digitis, toti etiam margine superiore et facie anteriore, cristulis seu eminentüs transversis 'denticulis vel granulis, minimis, conicis seriatis, pilos seu setulas emittentibus obsessis muniti. Digitorum margines seu cristulae tres exteriores et duo interiores toti ad apicem usque denticulis minimis obsessi. — Marium pars urogastrica fortius acumi- nata, articulo tertio in anterioris partis lateribus processum tetragonum satis insignem emit- tente. Die Grundglieder der nach dem Grundtypus der meisten Brachyuren nur kurzen, äusse- ren Fühler besitzen eine ziemlich ansehnliche Breite. Die äusseren Fühler sind am oberen 1) Dieser damals leise Zweifel gab auch die Veranlassung zur Benennung ambiguus. s6 Krebse. und unteren Rande stark wimperartig behaart. Die Mundtheile erscheinen im Ganzen nach dem Typus der ächten Brachyuren gebildet. Die ziemlich breiten, mässig langen Kiefer- füsse entfernen sich von denen der ächten Corystiden und schliessen sich mehr denen von Anisopus, Polybius, Platyonichus und Careinus an. —Die äusseren Kieferfüsse sind ziem- lich stark behaart. | . Die vier mittleren, einander genäherten und etwas convergirenden, im Ganzen kurzen Stirnzähne sind entweder gleich lang, oder die beiden inneren derselben erscheinen etwas kürzer und kleiner als die äusseren, deren Aussenrand schief abgestutzt und gezähnelt ist. Die äussersten, dem Auge benachbarten, dreieckigen Stirnzähne sind grösser als die mittleren und an den freien Rändern gezähnelt. Die mittleren (innersten) Stirnzähne werden stets von den Stirnhaaren bedeckt und mehr oder minder verhüllt und überragt. Bei alten Individuen sieht man sie nicht selten mehr oder weniger abgerieben. Die viereckige, vorn etwas weitere Mundöffnung ist etwas in die Quere gezogen, etwa '/, breiter als lang. Die Augenhöhlen sind unten ganz geschlossen, oben jedoch mit einer doppelten und unten mit einer einfachen Spalte versehen. — Die Augen sind mässig, die Augenstiele kurz und am Grunde ziemlich dick. Der Thorax kann convexer oder flacher sein. Er zeigt: die regio gasirica, cardiaca und intestinalis, so wie die regiones hepaticae und branchiales als ziem- lich starke Erhabenheiten, auf denen an einzelnen Stellen die unten näher zu erwähnenden Körnchen oder Zähnchen sich dichter haufenartig oder in Querreihen gruppiren, so dass etwa neun, selten mehr, in drei gekrümmten Querreihen stehende Haufen auf den gedach- ten Erhabenheiten mehr oder weniger deutlich sichtbar werden. Ueber der Einfügung des dritten Fusspaares bietet der Querdurchmesser des Thorax die grösste Breite und erscheint um '/, breiter als der Längendurchmesser, auch bemerkt man an derselben Stelle den grössten (vierten) Zahn seines Seitenrandes, der fast doppelt bis viermal grösser als die andern erscheint. Die Oberseite des Thorax ist, ebenso wie die erwähnten Regionen, mit zerstreuten, zahl- reichen, am Ende meist spitzen, zahnähnlichen Körnchen besetzt. Die Körnchen stehen dort theils einzeln, theils treten sie zu zweien, dreien oder mehr in kleine, meist kamm- ähnliche Häufchen zusammen. Die so gebildeten kammähnlichen Körnergruppen erscheinen auf der hinteren Hälfte des Thorax häufiger und bieten theilweis dort eine ansehnlichere Länge (bis 8°’). Dies gilt namentlich sehr häufig, ja meist, von den dem letzten oder vor- letzten Seitenzahn des Thorax zunächst stehenden. Sämmtliche Körnchen oder körnerartigen Zähnchen tragen fast borstenförmige, mit den Spitzen bogenartig nach vorn gekrümmte, gegen 1” lange, also kurze, mehr oder weniger wimperartig gestellte, den Rücken nicht völlig deckende, steife Härchen. — Die Seitenzähne des Thorax sind dreieckig und etwas nach vorn gewendet und laufen mehr oder weniger scharf zu. Der erste, zweite, dritte, vierte und fünfte Seitenzahn des Thorax ist dreieckig und in der Mitte seines freien Endes kurz, aber scharf‘ zugespitzt. Der erste Zahn ist zu- weilen etwas kleiner als der zweite und dritte, die fast ein gleiches Volum besitzen, Der Brachyuren. Platycorystes. | 87 zweite, dritte und vierte, weniger der erste, erscheinen überdies etwas nach oben gerichtet. Der erste, zweite und dritte Zahn tragen sowohl am vorderen als am hinteren Rande 1—3 kleine Zähnchen, während der vierte, wie bereits erwähnt grösste, einen winkelartigen, mehr oder weniger ansehnlichen') Vorsprung bildet und am vorderen Rande vier spitze, konische Zähnchen, am hinteren aber sehr kleine Kerbzähnchen wahrnehmen lässt, oder glatt erscheint. Der fünfte Seitenzahn des Thorax ist kleiner, oft noch nicht halb so gross oder kaum halb so gross, als die vor ihm stehenden. Der sechste (hinterste), vor der Ein- fügung des hinteren Fusspaares stehende, spitze Zahn bietet die geringste Grösse und er- scheint häufig nur als kleiner Vorsprung. Der vordere Theil der Seitenwände des Thorax, nebst den äusseren Mundtheilen, trägt ziemlich steife und einzeln stehende, kürzere (2 lange), büschelförmige, der hintere aber, besonders über der Einfügung der hinteren Fuss- paare und unter dem vierten Seitenzahn des Thorax, 3—5””’ lange Haare. Die Füsse, besonders die der ausgebildeten Exemplare, erscheinen kräftig und durch ihre Breite denen der Grapsen ziemlich ähnlich, mit Ausschluss des kürzeren breiteren vor- letzten und längeren Endgliedes. Das erste Fusspaar ist kurz und erreicht, wenn es aus- gestreckt wird, kaum oder noch nicht die Basis des Endgliedes des zweiten. Das zweite Fusspaar ist kürzer als das dritte, vierte und fünfte. Das vorletzte Glied des ersten Fuss- paares bildet mit dem letzten, besonders bei alten Männchen, eine kräftige, ziemlich dicke Scheere, die ‘/, so breit als lang ist und auf der kurz und mässig behaarten Aussen- fläche sechs deutliche Reihen kurzer Zähne trägt, wovon nur die der inneren Reihe scharf zugespitzt erscheinen. Die Scheerenenden zeigen fünf tiefe Furchen und am Grunde zwei Reihen stumpflicher Zähne. Die zum Kneipen und Beissen bestimmten Zähne, meist sechs an der Zahl, sind abgerundet und ansehnlich. Das dritte und fünfte Glied des zweiten bis fünften Fusspaares ist besonders stark abgeplattet und ziemlich breit. Die Aussenseite des ersten, zweiten und dritten Gliedes des bei den Männchen pyrami- dalen, bei den Weibchen länglich-ovalen Schwanzbauchtheiles erscheint gleichfalls stark behaart, jedoch so, dass die Haare der Seiten desselben länger als die der Mitte erschei- nen. Das länglich-ovale, vorn zugespitzte Bruststück, ebenso wie die Unterseite der Füsse und der obere Rand der Schenkel sind theilweis mit ziemlich langen Zottenhaaren besetzt, deren Längendurchmesser weder der halben Länge der Metacarpen, noch der Fingerlänge gleichkommt. Die vordere und hintere Fläche der Füsse tragen kürzere Haare. Nach Mertens, der in seinen Manuscripten als Atelecyclus No. 1 eine nach dem lebenden Thier entworfene Abbildung und einige Notizen darüber hinterlassen hat, ist die Grundfarbe gelblich. Der Thorax und die Scheeren tragen aber braunrothe Flecke. Die warzenartigen und kleinen kammförmigen Erhabenheiten des Brustharnisches und der Füsse, ebenso wie die schwachen Fusszähnchen bieten ebenfalls diese Färbung. Die Fingerspitzen des zweiten, dritten, vierten und fünften Fusspaares sind braunschwarz. Die Finger des t) Jedoch ist derselbe nie so ansehnlich wie in der Tilesius’schen Figur. 38 | Krebse. ersten Fusspaares erscheinen am Ende weisslich und ihre Längsleisten schwarzbraun. Die Haare und Borsten, welche die verschiedenen Theile des Körpers bedecken, besitzen eine umberbraune Färbung. Bei den grössten von mir beobachteten Individuen beträgt die Länge des Thorax 3'/, bis 3'/,', die Breite #”. Die Länge des dritten Fusspaares 576”, die der Scheeren 2” und endlich die Höhe der Scheeren 10”. — Die grössten Exemplare erscheinen mit völlig ausgestreckten Füssen fast einen Fuss im Querdurchmesser. Die älteren Männchen unterscheiden sich, ausser dem schmalen Schwanzbauchtheil, den Ruthenanhängen und der Lage der Geschlechtsöffnungen, durch einen vorn mehr dreiecki- gen, oben im Verhältniss schwächer gewölbten Brustharnisch und grössere Scheeren von den etwas kurzbeinigeren, einen hinten gewölbteren Thorax und weit breiteren, länglich- ovalen, am den Seiten seines vorletzten Gliedes stark ausgeschweiften Schwanzbauchtheil bietenden Weibchen. Platycorystes cheiragonus findet sich vom Ochotskischen und Kamischatkischen Meere bis zum Notkasund,an sandigen und steinigen Ufern, stellenweis in grosser Menge, so dass das Museum der Akademie, dessen älterer Bestandtheil schon einige Exemplare enthielt, gegenwärtig gegen 70 mehr oder weniger gut erhaltene Exemplare davon besitzt. Namentlich wurde derselbe von Middendorff und Wosnesenski im Öchotskischen Meere, von Mertens und Wosnesenski an den Kamtschatkischen Küsten, so wie auch von dem Letztgenannten auf den Inseln Kadjak, Sitcha, Kenai, St. Paul, Atcha, Attu, Unga und Unalaschka häufig beobachtet und gesammelt. | Bereits Tilesius (p. 348) erzählt, dass Platycorystes cheiragonus in der Krebsbucht (Parosaa ryöa), die er fälschlich Pareöyxr» nennt, des Awatschaer Busens häufig gefangen und von den Matrosen der Expedition als Leckerbissen gesucht wurde. i Mertens behauptet ebenfalls, dass sein Fleisch ziemlich schmackhaft sei und dass er es im Peter-Paulshafen zur Herbstzeit mit gutem Appetit genossen habe. Auch erzählt er, dass seine Reisegefährten auf der Insel Karaginsk dasselbe ohne Nachtheil verzehrt hätten. Er meint indessen doch, dass der Genuss des Platycorystes cheiragonus zuweilen sehr nachtheilig sein könne‘). Namentlich wurde ihm berichtet, dass von einer aus fünf Per- sonen bestehenden Familie, die im Frühling, zu welcher Jahreszeit die Weibchen voller Eier sind, davon ass, zwei Personen starben, während die übrigen heftiges Erbrechen und Bauchweh bekamen. x i Nach der Aussage Wosnesenski’s ist P. cheiragonus als Speise, wegen seines sehr . weichen Fleisches, nichts weniger als beliebt und wird nur im Nothfall gegessen. Von den giftigen Eigenschaften desselben hat er indessen auf seinen achtjährigen Reisen, welche 1) Die nachtheilige Wirkung mag vielleicht dann eintreten, wenn man Krebse geniesst, die giftige Mol- lusken oder andere kleine, giftige Thiere, ‚wie sie auch im Kamtschatkischen Meere nach Wosneseuski zu- weılen vorkommen, verzehrt hatten. Anomuren. s9 ihm, wie erwähnt, Gelegenheit verschaflten, die Art an sehr vielen Punkten zu beobachten, nirgends etwas in Erfahrung gebracht. Sectio ANOMURA, WM. Edwards. Familia APTERURA. Bekanntlich hat M. Edwards (Annales des sciences naturelles, 1tre serie, T. XXV., Hist. nat. des Crustac. T.1. P. 247 und T. U. P. 163) die durch mehr oder minder grosse Eigenthümlichkeiten von den ächten Brachyuren abweichenden Gattungen : Dromia, Dy- nomene, Homola, Lithodes, Pactolus'), Ranina, Albunea, Remipes, Hippa, Pagurus, Cenobita, Birgus, Porcellana, deglea, Megalops, Monolepis, Cancellus, Lomis, Ranilia und Raninoides in eine eigene Section der Decapoda zusammengestellt, die er Anomura nennt. De Haan (Sieboldt Fauna Japonica Crustac. T.1. P. 247 und T. II. P. 163) schliesst dagegen die Gattungen Dromia, Dynomene, Homola und Laireillia als Famil. III. den Ma- jaceen an und spricht sich (ebend. P. 111) gegen die Edwards’sche Abtheilung der Ano- muren aus. Eine solche Eintheilung zerreisse nach seiner Ansicht viele natürliche Verwandt- schaften, namentlich die der Dromiaceen mit den Majaceen, der Raninoideen mit den Leucosien, der Porcellanen mit den Galatheen, der Megalopiden mit den Astaciden. Ueberhaupt erklärt er sich (ebend. P. 441) für die Beibehaltung der Abtheilung der Macroura in ihren alten Grenzen, besonders nach Latreille’s Bestimmung in Guvier's Regne animal. Nur die Lithoden schliesst er wegen der Aehnlichkeit des Baues der Mundtheile den Gaitungen Pagurus, Galathea, Porcellana und Birgus an. | Um eine selbstständigere, klarere Vorstellung über den Bau und den davon abzuleiten- den systematischen Platz der Gattung Liüthodes zu gewinnen, glaubte ich die Anomuren von Edwards einer Revision unterwerfen zu müssen, als deren Resultat'sich ergab, dass die fragliche Abtheilung im Edwards’schen Sinne allerdings nicht haltbar sei. Da indessen die Lithoden, obgleich man nicht verkennen kann, dass sie hinsichtlich der Mundtheile, ferner des Verhaltens der Basalglieder der grossen Fühler, die Lage der Augen und weib- lichen Geschlechtstheile (durch welche letztere sie den Dromien verwandt erscheinen) un- verkennbare Beziehungen zu den langschwänzigen Krebsen zeigen, durch die allgemeine Körperform, namentlich auch durch den nach unten gekrümmten, wenig entwickelten Schwanzbauchtheil, ebenso wie durch das verkürzte Bruststück aber offenbar eine zwischen 4) Die Ansicht De Haan’s (a. a. O. p. 89 Nota), dass die Gattung Pactolus ein Artefact wäre, dessen Thorax mit Zeptopodia sagittaria fem. stimmt, während die von den andern Zrachyuren so abweichenden Füsse einer unbekannten Krebsform angehörten, scheint auch mir schr plausibel. Die Abtheilung Pactoliens mit der Gattung Pactolus bei M. Edwards (Crust. II. p.467 und p. 188), die sich nur auf Angaben von Leach (Zool- Misc. T. I. PI.68) und Desmarest (Considerat. p. 162, Pl.25, Fig.2) stützt, dürfte daher wohl zu streichen sein. Middendorff’s Sibirische Reise, II. Bd. 1. Thl. 12 90 Krebse. den Brachyuren und Macrouren in der Mitte stehende Krebsform bekunden, so kann man sie nicht wohl weder zu den Macrouren, noch zu den Brachyuren bringen. Erwägt man nun, dass in der Natur sehr oft die von den Naturforschern für. getrennt gehaltenen Abtheilungen durch Zwischenglieder in Verbindung treteu, welche sehr passend, als Mittelformen zwischen je zweien derselben, eine eigene, zwischen ihnen die Mitte hal- tende Gruppe bilden können, um diejenigen Gruppen, deren Verbindungsglieder sie darstellen, durch möglichst scharfe Kennzeichen zu sondern, so möchten auch die Lithoden nebst Lomis mit den ihnen nahe verwandten Pagurinen einerseits, dann eine neue von Mertens und Wosnesenski entdeckte Gattung Hapalogaster‘) andererseits solche Zwischenstufen abgeben. Alle drei der eben genannten Gruppen werden daher wohl sehr passend als eine zwischen den Brachyuren und Macrouren die Mitte haltende Abtheilung unter dem Namen Anomura auftreten können, da sich bei ihnen eine eigenthümliche Bildung des Schwanz- bauchtheiles ausspricht. Die von Edwards als Dromiens (Dromianina) bezeichnete Tribus nebst der Gattung Homola sind aber jedenfalls von den Anomuren, wie mir scheint, auszuschliessen und zu den Brachyuren zu bringen. Die Pactolina fallen natürlich aus oben angeführten Gründen ganz weg. Als Anomuren könnten daher diesen Ansichten zufolge nur ein Theil der Ed- wards’schen Homoliens (die Gattungen Lithodes und Lomis), die Paguriens, die Porcella- niens und die Raniniens mit den Hippiens betrachtet werden. Die Gattung Lithodes würde nebst einigen neuen (Lopholithodes, Rhinolithodes, Phyllo- lithudes, Cryptolithodes) den Namen einer eigenen Abtheilung (Tribus Lithodina) bilden, der ich zweifelhaft als Appendix die Gattung Lomis M. Edw. anreihe. Einen zweiten Stamm (Tribus Hapalogasirina) wird die oben erwähnte neue als Hupalogaster zunächst im Bulletin zu beschreibende Gattung darstellen und in dieser Modification in Gemeinschaft mit den Lithodina die Anomura Apterura zusammensetzen. Die so gebildeten Apteruren werden dann solche Krebsformen enthalten, die sich durch Lithodes zu den Brachyuren und zur ersten Abtheilung der Pieryguren, den Pagurinen, durch Lomis aber zu den Porcellaninen hinneigen, während die zweite (Hapalogastrina) Formen umfasst, welche sich ebenfalls den Porcellanina nähern, ja die im Grunde genommen nur schwanzflossenlose, mit einer anomalen, weichen und unvollständigen, der der Pagwrinen ähnlichen Bauch- gliederung versehene Porcellanen darstellen. Die Pagurina würden, um sie mehr den Lithoden zu nähern, vor den Porcellaninen zu stehen kommen, welches Verfahren die letz- teren wieder den Macrouren, namentlich den Astacinen, näher brächte. Was die ARaninina und Hippina anlangt, so würden sie gleichfalls zwei Gruppen bilden können, von denen die eine mehr den Brachyuren, namentlich den Oxystomen, denen sie De Haan anreiht, die andern schon mehr zu den langschwänzigen Krebsen sich hinneigten. 1) Der Character derselben lässt sich in Kurzem so zusammenfassen : Habitus in universum Porcellanae et ex parte Lithodis. Abdomen molle. Antennae externae thorace multo longiores. Anomuren. 9i Gegen die Aufstellung einer Abtheilung von Decapoden unter der Bezeichnung Anomura muss man sich aber allerdings mit De Haan erklären, wenn man hauptsächlich auf den Bau der Mundtheile bei Aufstellung von Krebsabtheilungen sieht, was wohl eine zu künstliche Classification herbeiführen dürfte. | | Das genaue Studium der Mundtheile verschafft uns allerdings manche zu trefflichen Eintheilungen geeignete Verhältnisse. Um aber eine ganz naturgemässe, nach Möglichkeit alle äusseren Organe berücksichtigende Classification zu begründen, dürften auch andere Körpertheile, wie namentlich die Gestalt des Hinterleibes u. s. f., gebührend berücksichtigt werden müssen. Sieht man nun auch gleichzeitig auf die letzteren, so können nach meiner Ansicht die Anomuren unter gewissen Modificationen, d. h. nach Entfernung einiger, na- mentlich der oben angezeigten Gattungen, beibehalten und auf folgende Weise gruppirt werden. Anomura. l. ArtTErURA. Tribus Lithodina, Genus Lithodes, Lopholithodes, Rhinolithodes, Phyllolithodes, Cryptolithodes, Lomis 2‘) Tribus Hapalogastrina, Genus Hapalogaster. I. Prerysvra. Tribus Pagurina, Genus Pagurus, Cenobita, Cancellus, Birgus. Tribus Porcellanina, Genus Porcellana, deglea, Megalops. ; Tribus Raninina, Genus Ranina, Ranilia, Raninoides. Tribus Hippina, Genus Albunea, Remipes, Hippa. Aus der Abtheilung der Anomuren beobachtete Herr v. Middendorff auf seinen Reisen im Ganzen vier Arten, wovon zwei zur Tribus Lithodina, zwei andere aber zur Tribus Pagurina gehören. Tribus LITHODINA. Die wesentlichen Charactere dieser Abtheilung, zu deren Grundtypus, wie ich bereits andeutete, die mit Homola nicht wohl vereinbare Gattung Lithodes und die oben gedachten neuen, von mir bereits (siehe Bulletin scient. de l’Acad. imp. des sciences de St.-Petersb., cl. phys.-mathem. T. VI. p. 17% und 175) kurz beschriebenen Gattungen gehören, sind folgende: Der Schwanzbauchtheil ist meist auf der ganzen äusseren Fläche oder wenigstens stets an seinem Endtheil mit drei- oder fünfreihigen Kalkschildehen bedeckt. Die äusseren Fühler 4) Ob Lomis, wovon, wie bekannt, nur eine blosse Beschreibung bei M. Edwards Aist. des Crust. 11. p-187 vorkommt, mit voller Sicherheit zu den Lithodina gehöre, wage ich, wie bereits erwähnt, nicht zu be- stimmen. Die langen äusseren Fühler sprechen dagegen. Vielleicht bildet Zomis den Stamm einer die Zithodina mit den Hapalogastrina verbindenden, als Zomina zu bezeichnenden Mittelstufe, einer Mittelstufe, die, wie es scheint, durch den Hinterleib mit Zithodes, durch die Fühler aber mit Hapalogaster Uebereinstimmung zeigt. Vorläufig mag sie einen Anhang der Lithodina bilden. * 92 Krebse. sind weit kürzer als der Thorax. Das letzte sehr kleine, von den übrigen der Gestalt nach verschiedene Fusspaar liegt stets unter dem hinteren Rande des Thorax versteckt. Die Lithodina zerfallen, wie ich im oben angeführten Aufsatz des Bulletin scient. ge- zeigt habe, in zwei Abtheilungen (Eulithodina und Cryptolithodina), wovon die erstere bereits zwei Unterabtheilungen (Mesomalacura und Holaspidura) darbietet. Die beiden vom Herrn v. Middendorff mitgebrachten Arten von Liühodina (Lithodes camtschaticus Tiles. und breeipes M. Edwards) gehören zur ersten Abtheilung (Eulitho- dina). Der Character dieser die Grundtypen umfassenden Abtheilung lässt sich mit kurzen Worten auf folgende Weise zusammenfassen. I. EuLırtuodına nob. Der Stirnschnabel ist in horizontaler Richtung zweigetheilt, bietet daher gewissermassen eine obere und untere Hälfte. Der bewegliche Anhang des zweiten Gliedes der äusseren Fühler ist, am Grunde wenigstens, mehr oder weniger konisch, am Ende meist zugespitzt und entweder einfach oder getheilt. Die ausgestreckten Füsse sind ganz frei und auch, wenn sie zurückgezogen sind, nur theilweis vom Thorax bedeckt. | Die Eulithodina zerfallen, wie oben angedeutet wurde, nach der Verschiedenheit der Bedeckung des Rückentheils des Schwanzbauchtheils in Mesomalacura und Holaspidura, von welchen beiden Unterabtheilungen hier nur die erstere uns näher interessirt, da zu ihr die beiden oben genannten, von Middendorff aufgefundenen Arten gehören. A. Mesomalacura. Die Mitte der hinteren Hälfte des Schwanzbauchtheiles ist auf der Aussenfläche mit durch ansehnliche, häutige Zwischenräume gesonderten, kalkigen, reihigen oder zerstreuten, oft zahntragenden Wärzchen, Schüppchen oder sehr kleinen Schildchen besetzt. Es gehört bis jetzt hieher, wenn man nicht den durch mehrere auffallende Merkmale ausgezeichneten Lithodes brevipes als Typus einer eigenen Gattung betrachten will, was mir indessen kaum nothwendig erscheint, da er ganz gut als Untergattung (Paralithodes) von Lithodes aufgeführt werden kann, wie dies von mir im Bulletin scient. I. I. p. 173 ge- schehen ist, blos die Gattung Lithodes. Genus Lithodes Lair.‘) Die Charactere der Gattung fallen, weil sie bis jetzt noch vereinzelt dasteht, mit den Kennzeichen der Abtheilung Mesomalacura zusammen. Die Gattung Lithodes lässt sich, wie eben angedeutet wurde, in zwei Untergattungen, Lithodes und Paralithodes, zerfällen, je nach dem Verhalten der Dornen des Stirnschnabels und der Fühlerschuppe, so wie der Fusslänge. I) Der Name Zithodes sollte heissen Zithoides (d. h. Aıdosiöng 6 7), ist daher schlecht gebildet. Anomuren. 93 4. Subgenus Lithodes nob. Der untere Dorn des Stirnschnabels ist einfach, kegelförmig und am Ende zugespitzt. Der obere bewegliche Anhang des zweiten Gliedes des äusseren Fühlerpaares ist wenig entwickelt und meist einfach; nur selten ist er gabelförmig gespalten oder trägt einen - kleinen, einzelnen Dorn. Die drei mittleren Füsse, besonders das dritte, vorletzte und letzte Glied derselben, sind mehr oder weniger verlängert. Die Länge ihres auf dem unteren oder inneren Rande fast zahnlosen oder sehr schwach gezähnelten Endgliedes beträgt '/, bis '/, der Breite des Thorax. — Die linke Scheere ist stets länger, schmäler und gerader als die rechte. Die Endplatte der mittleren Deckplatten des Endes des Schwanzbauchtheiles der Weibchen wird von den Seitenplatten überragt und ist am Ende zugerundet. Die vier mit Sicherheit haltbaren‘) Arten der eben characterisirten Untergattung (Lith. arcticus, spinosissimus, camtschalicus und platypus) lassen sich, wenn man den Bau des Stirn- schnabels näher in’s Auge fasst, in folgende zwei Gruppen vertheilen. a) Erste Gruppe. Der aus der unteren Fläche des Stirnschnabels hervortretende Dorn ist noch nicht 7, so lang als der obere jederseits dreidornige Theil des Stirnschnabels. Die Endglieder der sehr langen drei mittleren Fusspaare ‘/, so lang als die Breite des Thorax. Hieher gehört bis jetzt nur die bekannteste, den Stamm der Gattung als Lithodes arc- ticus (Brandt Bull. L. L.) bildende Art, welche ausschliesslich die dem nördlichern Europa und nordöstlichen Amerika benachbarten Meeresbecken bewohnt, so dass also dieselben im Gegensatz zu den Meeresbecken von Ochotsk, Kamtschatka, der Kurilen und der nord- westlichen Küste von Amerika zwar nur eine, aber ganz eigenthümliche Form der Gattung beherbergen. Eine hinsichtlich der besonderen Gestalt des Stirnschnabels merkwürdige Abnormität des Lithodes arcticus wurde vom Herrn Dr. Grewingk kürzlich aus dem Eismeere mit- gebracht. Der bei allen abgebildeten und mehreren andern im Akademischen Museum vor- handenen Exemplaren sehr lange, weit über die Augen vortretende Stirnschnabel überragt am Grewingk’schen, dem Akademischen Museum geschenkten Exemplar die Augen nicht und bietet oben nur drei Zähne, während der untere Zahn desselben länger als die oberen ist, so dass der Stirnschnabel dem von Lithodes camtschaticus nicht unähnlich erscheint. 1) Die als Zithode douteuse von Milue Edwards AHist. nat. des Crust. Il. p. 186 aufgeführte Form, wozu Seba Thes. III. Tab. 22, Fig. 1 eitirt wird, kann ich nach Maassgabe von Seba nur für einen Zith. arctieus (d. h. Zithodes scilicet Cancer, arcticus nicht arctica) halten. Nach Edwards soll er sich % cause de la lon- gueur de la divergence des cornes terminales du rostre et du grand developpement des dents coniques du bord et de toute la surface superieure de la carapace von L. arcticus unterscheiden. Edwards hat übrigens, wie er selbst sagt, seine Beobachtungen an einem schlecht erhaltenen Exemplar des Pariser Museums angestellt. 94 Krebse. b) Zweite Gruppe. ' Der aus der unteren Fläche des Stirnschnabels vortretende, die Augen weit überra- “gende, zugespitzte Dorn ist länger als der Stirnschnabel. A gehört Lithodes spinosis- simus, camtschalicus und platypus. Lithodes spinosissimus ist eine von Wosnesenski bei der Insel Kadjak gefundene Art, wovon ich leider bis jetzt nur den allerdings sehr ausgezeichneten Thorax u und im Bullet. 1. I. p. 172 beschrieben habe. Lithodes platypus repräsentirt eine neue, von Wosnesenski bei Ayan entdeckte, L. camtschaticus zwar ähnliche, aber durch den mehr lang als breiten, weniger stachligen Thorax, den oben am Ende zweistachligen, unten nur einen kurzen Dorn absendenden Stirnfortsatz, den gabelförmigen Anhang des zweiten Gliedes der äusseren Fühler, beson- ders auch durch die kurzen, platten, breiten, in der Mitte der oberen Fläche nur einzelne kleinere oder keine Stacheln tragenden mittleren Glieder des 2ten bis Aten Fusspaares davon hinreichend verschiedene Form'). Von Eithodes camtschaticus hat Herr v. Middendorff ein ziemlich vollständiges Exem- plar mitgebracht, welches er todt ausgeworfen am Strande des Ochotskischen Meeres sam- melte: Es muss daher um so mehr der fraglichen Art hier eine nähere Beschreibung zu Theil werden, da sie Tilesius zwar ziemlich deutlich abgebildet, jedoch weder ganz kenntlich und genau beschrieben, noch ihr den eigentlichen natürlichen Platz im System angewiesen hat; da sie ferner M. Edwards, als er seine Hist. nat. des Crust. verfasste, nicht sah, sondern nur (a. a. O. Il. p. 187) mit kurzen Worten erwähnt, während zu- De Haan’s Abbildung (Sieboldt Faun. Japon. Crustac. Tab. XLVII.) der Text noch immer "gewünscht wird; wenigstens hat die Akademische Bibliothek schon seit Jahren auf die Beschreibung der Macrouren und die Fortsetzung der Crustacea der Fauna Japonica über- haupt vergeblich gewartet. Spec. 1. Lithodes camischatieus Latr. Maja camtschatica maxima Tilesius Memoires de l’ Acad. imp. des sciences de St.-Petersb. T. V. (1812) p. 336, No. IH. Tab. V. et VI. exclusis observationibus, ut mihi videtur Stelleria Tilesio ciatis: « Hippocarcinus figura cordis multis spinis horridus Steller. Mss. Caneri camtschat. No. 2. — Hippocarcinus Aldrovandi T. IV. Fig. 6. Cancer pedi- bus posterioribus sub cauda brevissimis. Nec hujus jam desceriptionem a mulilis subjectis mutuatam suppeditabo, licet multa habeam monenda circa auciorum dissensus.» Lithodes camtschatica Latr. ap. Cuv. regn. an. 2. ed. T. IV. p. 65. — Milne Edw. Hist. des Crust. U. p. 187.— De Haan apud Sieb. Fauna Japon. Tab. XLVI. (Fig. bona). — Brandt Bulletin de l’Acad. imp. des sciences de St.-Petersb., Cl. phys.-math. T. VI. p. 173, Spec. Ir. 1) Lithodes platypus bildet überhaupt eine die Mitte zwischen Z. camtschaticus und brevipes haltende Art. Anomuren. 95 Der wesentliche Character von Lithodes camtschaticus lässt sich dem eben citirten Ar- tikel des Bulletin zufolge auf folgende Weise feststellen : Rostri frontalis superior pars utroque latere plerumque uni-, rarius bispinosa, oculos exiensos parum superans, medio in spinam apice bifidam, sursum directam terminata. Tho- racis late cordati, satis latioris quam longi, superior facies in medio spinis mediocribus, basi admodum latis, spinas thoracis laterales rectas, nec non pedum longiores longütudine subaequantibus obsessa. Pedum tert, quarti et quinti articuli faciei dorsalis spinae quadri- vel quinqueseriatae. Thoracis longüudo 4'/,, 5—6'/, , latitudo 5, 6, 61/,—7". Zur näheren Kenntniss der Art, besonders im Vergleich mit dem bekannten Lithodes arclicus und den beiden neuen oben genannten, von mir aufgestellten Arten, würden noch folgende Bemerkungen eine Stelle finden können : s Der Thorax bietet eine sehr breit“, herzförmige Gestalt und trägt jederseits, mit Aus- schluss des hinteren Augenstachels, 15— 18 meist grössere, spitze, kegelförmige, gerade, 2—5”’ lange, am Grunde sehr breite, daher unten fast so breite als lange Stacheln, von denen die hinter der über dem vorderen Fusspaare befindlichen, bei unserer Art sehr ansehnlichen, seitlichen Ausrandung stehenden, meist etwas grösser als die über der ge- nannten Ausrandung wahrnehmbaren erscheinen. Die Mitte der Oberseite des Thorax bietet eine grosse Zahl denen des Seitenrandes und der Füsse an Grösse nicht nachstehender, theils in #—5 Querreihen (namentlich auf der regio gastrica, cardiaca und. intestinalis) meist paarweis gruppirter, theils namentlich auf den sehr stark gewölbt vortretenden Kie- mengegenden jederseits 12—20 zerstreuter, grösserer Stacheln. Zwischen den grösseren finden sich aber auch noch kleinere, ebenso wie grössere oder kleinere, theilweis in Sta- cheln übergehende Warzen. Der aus der Mitte des im Verhältuiss zur Breite nur schmalen Stirnrandes hervortretende schnabelartige Fortsatz ist am Grunde breiter, kürzer und mehr dreieckig als bei Lithodes arcticus. Er trägt in der Regel an seinem oberen Theile nur drei kegelförmige Stacheln, zwei paarige, kürzere, nach oben und aussen gewendete, über den Augen befindliche und einen mittleren, unpaaren, längeren, 13—1%” langen, am Ende gabelförmig gespaltenen, nach oben gewendeten, die Augen überragenden. Der aus der Unterseite des Stirnfortsatzes hervortreiende, einfache, sehr grosse, 8—8”” lange Stachel ist doppelt so lang als die obere Hälfte des Stirnfortsatzes, so dass er sehr weit über die vorgestreckten Augen vortritt. Der auf dem zweiten Fühlergliede eingelenkte, längliche, stark zugespitzte, meist einfache, selten mit einem kleinen Nebendorn versehene, dornför- mige Anhang (Deckschuppe der Fühler bei den Macrouren) ist so lang als das längste _ (fünfte) der Wurzelglieder der äusseren Fühler. Die äusseren Antennen sind doppelt so lang als ihr viertes und fünftes Glied zusammen genommen. Die eine ansehnlichere Grösse, namentlich Dicke, als bei Lithodes arcticus bietenden Augen sind, zum Unterschied von denen der letztgenannten Art, oben fast eben und nicht eingeschnürt. Die beiden, die ein- fache Augenhöhle nach aussen begränzenden Stirnstacheln bieten eine weit ansehnlichere Breite und Länge als die nach hinten ihnen zunächst stehenden beiden Stacheln der Stirn 96 Krebse. und die Stacheln der Seitenränder des Thorax. — Die Seitenflächen des Thorax sind theil- weis mit sehr breiten, ansehnlichen, in der Mitte nicht selten ein Spitzchen tragenden weisslichen Warzen besetzt. Das Bruststück ist der Form des Thorax entsprechend sehr breit und rundlich-eirund. Der Schwanzbauchtheil der Männchen ist dreieckig und am Grunde breiter als in der Mitte. Das Basalglied desselben erscheint stärker und breiter, während man an den breiteren Seitenplatten seines mittleren Theils, so wie an den Rändern desselben, ja selbst in der Mitte, zahlreichere Stacheln bemerkt als bei Lithodes arcticus. Ebenso sind die vorderen Seitenplatten des mittleren Theils breiter, während die vordere Platte seines centralen Endes länger und schmäler (fast doppelt so lang als breit) sich zeigt. Die am äusseren Seiten- rande stehenden Plättchen sind weit kleiner, aber stärker gestachelt als bei L. arcticeus und, abweichend von diesem, nur neben den beiden hinteren Seitenplatten sichtbar. — Der Schwanzbauchtheil der Weibchen übertrifft den der Männchen fast um das Doppelte an Grösse und bietet ein breites, queres Oval. Die drei grossen Seitenplatten seines mittleren Theils sind linkerseits weit stärker entwickelt als rechterseits, ja die hinterste davon ist so ausgedehnt, dass sie über die Mittellinie hinaus nach rechts gewendet erscheint und in einer nicht einmal bis zu ihrem hinteren Rande gehenden Ausbuchtung die beiden nach rechts gedrängten, ziemlich schmalen, centralen Endplatten zur Hälfte aufnimmt. Auf der linken Seite des Schwanzbauchtheils der Weibchen fehlen die randständigen, gestachel- ten Plättchen, die beim Männchen symmetrisch auf beiden Seiten stehen, gänzlich, ver- muthlich weil sie mit den grossen Seitenplatten verschmolzen erscheinen, während sie rech- terseits weit grösser als wahre Plättchen sich zeigen und weit stärker nach aussen treten. Auf der Mitte des,Schwanzbauchtheils der Weibchen stehen die den häutigen Theil theil- weis besetzenden, zahntragenden, rundlichen oder ovalen zerstreuten Plättchen gedrängter als bei den Männchen. Die etwas dickeren Füsse bieten im Verhältniss zum Thorax eine geringere Länge als bei Lithodes arcticus'), sie sind aber weit länger als bei breyipes, indem die Länge jedes einzelnen ausgestreckten Fusses der drei mittleren Paare etwas mehr als der doppelte Querdurchmesser des Thorax beträgt. Die der Männchen erscheinen aber wieder etwas länger als die der Weibchen. Die beiden Endglieder, so wie auch zum Theil das dritte Glied des ‘2ten, 3ten und "ten Fusspaares sind weit kürzer und geurungener als bei Li- thodes arcticus und nähern sich schon etwas denen des Lithodes platypus und brecipes. Die mässig langen Endglieder der genannten Fusspaare erreichen die Hälfte der Länge des Thorax, während sie bei Lithodes arcticus nicht allein sehr schlank und verlängert er- scheinen, sondern die halbe Länge des Thorax übertreffen. Sie sind mehr als vier Mal länger als am Grunde hoch und breit. — Das erste, eine im Verhältniss geringere Länge 1) Bei Zithodes arcticus ist jeder einzelne ausgestreckte Fuss der drei mittleren Fusspaare fast dreimal länger als der grosse Querdurchmesser des Thorax. ! Anomuren. 97 als bei Lithodes arcticus bietende Fusspaar trägt theils mässige, theils ziemlich ansehnliche Scheeren. Die linke, mehr länglich -viereckige Scheere zeigt, wie bei Lithiodes arcticus, eine geringere Dicke, Breite und Höhe und geradere, schmälere Finger als die rechte. Im Vergleich zur letztgenannten Art erscheinen bei Lithodes camtschaticus die Dornen der Oberseite und Seitenränder der Füsse, mit Auschluss der beiden Grundglieder und des Endgliedes, nicht allein etwas häufiger, gedrängter, und deutlicher in Reihen geordnet, sondern auch mehr von gleicher Länge, aber im Allgemeinen kürzer und gerader. Die auf dem Grundtheil der kürzeren, diekeren und breiteren Endglieder befindlichen, kräfti- 'geren Dornen stehen gleichfalls näher beisammen. — Ausser den beschriebenen Stacheln bemerkt man auf der ganzen Oberfläche des Körpers kleine, rundliche oder ovale, zerstreute, weissliche Wärzchen. Aehnliche zerstreute Wärzchen umgeben in schr zahlreicher Menge die Stacheln bis zur Spitze in Form eines Kranzes. Die Oberseite des Thorax und der Füsse besitzt eine scharlachrothe oder bräunlich- purpurrothe, mehr oder minder in’s Bräunliche spielende Grundfarbe mit zerstreuten, feinen, weissen, von den beschriebenen Wärzchen herrührenden Punkten. Andere Exemplare bieten auf lebhaft rothem Grunde ein sehr zartes, weisses Adernetz. Die Stacheln sind am Grunde dem Körper gleich gefärbt, nur häufiger weiss punktirt, in der Mitte gelblich-weiss, am Ende aber, wie die Spitzen der Endglieder der Füsse, schwarz. Die Unterseite des Thorax, ferner die des Schwanzbauchtheils und des grössten Theiles der Füsse ist hell citronen- gelb. Auf der Unterseite ‘der vier Endglieder der letzteren bemerkt man aber einen breiten, braunrothen, bindenartigen Längsstreifen. Mehrere grössere, ähnliche, nur lebhafter gefärbte Flecken finden sich auf der Basis des Schwanzbauchtheiles. Die Länge des Thorax der grössten (männlichen) Exemplare beträgt 6%, ', die Breite desselben 7”; der grösste Durchmesser derselben aber, wenn die Füsse ganz ausgestreckt sind, 3, 2—6”. — Lithodes camtschaticus gehört daher zu den grössten bis jetzt bekann- ten Krebsarten, ja er dürfte vielleicht unter allen Krabbenarten im älteren Sinn, mit aus- gestreckten Füssen gemessen, den ansehnlichsten Querdurchmesser bieten, wiewohl ihn hinsichtiich der Grösse des Thorax der kurzbeinige Lopholithodes Mandtii weit übertrifft. Nach der Versicherung von Tilesius (a. a. O. p. 340) kommt die fragliche Art an den Kamtschatkischen Küsten, namentlich im Peter-Paulshafen vor. Es wurde ihm wenig- stens dort am 18. Juli 180% ein lebendes, wie aus seinen Abbildungen und Beschreibun- gen hervorgeht, weibliches Exemplar gebracht. Wosnesenski sandte dem Akademischen Museum fünf Exemplare derselben, wovon zwei bei der Insel Atcha im Korowynskischen Meerbusen (d. h. Kuhbusen)‘) und drei bei der Insel Unalaschka gesammelt wurden. An den Kamtschatkischen Küsten dagegen hat er, während seines dortigen zweijährigen Auf- enthaltes, ebenso wie Mertens, die Art nicht beobachtet, wiewohl namentlich der von Tilesius als Fundort angegebene Peter-Paulshafen, den auch Mertens besuchte, längere " 4) Man hat ihn Kuhbusen genannt, weil man eine seiner Klippen kuhähnlich fand, nicht etwa deshalb, weil früher auch dort Seekühe vorkamen, Middendorff’s Sibirische Reise, II. Bd. 1. Thl, N 13 » 98 Si Krebse. Zeit sein Standquartier war. Tilesius erhielt daher dieselbe vielleicht am genannten Orte nur durch einen glücklichen Zufall. Man möchte deshalb für jetzt wenigstens glauben, dass sie an den Kamtschatkischen Küsten nur selten gefunden werde. Ihr Vorkommen im Ochotskischen Meere wird aber durch ein Exemplar, welches Herr v. Middendorff todt, aber ganz frisch, ausgeworfen am Strande der Westküste des Tugurbusens fand und dem Akademischen Museum sandte, mehr als wahrscheinlich gemacht. Aus dem Umstande, dass sie De Haan in der Fauna Japonica abbildet, darf man auch ihr Vorkommen .in den Japanischen, vielleicht mehr nördlichen Gewässern folgern. Ihre Verbreitungssphäre würde sich also, nach Maassgabe der gegenwärtigen Kenntnisse, von den Küsten Japan’s nach dem Ochotskischen und Kamtschatkischen Meere und von da bis zu den Inseln Atcha und Unalaschka erstrecken. An den letztgenannten Inseln hält sie sich, wie mir Wosnesenski berichtet, nur an den nach Südwest gelegenen Ufern und kommt namentlich bei Atcha in sehr grosser, bei Unalaschka in ziemlicher Menge vor. Man findet sie dort gewöhnlich an sandigen, mit einer besonderen, weichen Art Seetang (von den Bewohnern nura genannt) reich besetzten Stellen, namentlich an solchen, wo häufig dem Tange anhängende kleine Muscheln, besonders Mytilus edulis vorkommen, die, nebst dem Seetang selbst, dann kleinen Sepien und andern weichen Seethieren, ebenso wie todten Fischen, ihre Nahrung aus- machen. | Dass sie zwischen Steinen und in Felsenritzen wohne, wie Tilesius p. 340 meint, hat Wosnesenski nicht bemerkt. Ueberdies gründet sich ja die Bemerkung: von Tilesius nicht auf eigene, an Ort und Stelle gemachte Beobachtung. des Thieres. Man fängt sie mit Stellnetzen, woran man Fischfleisch befestigt. Wosnesenski versichert, dass unter den vielen, auf seinen neunjährigen Reisen ver- - speisten Krebsarten keine sich befand, die sich, in Bezug auf Wohlgeschmack, mit unserer, unter dem Namen des Atcha’schen Krebses (Arxnucroü pas») in den Russisch- Amerika- nischen Colonien berühmten Art vergleichen lasse. Sie gilt überhaupt, wie der als Atchaer Hering bezeichnete Fisch, bei allen Bewohnern der Russisch- Amerikanischen Compagnie, die Gelegenheit hatten davon zu essen, für einen Leckerbissen, so dass man früher sie sogar aus Atcha ausführte. Für die Bewohner der an Naturprodukten armen Insel Atcha macht sie übrigens einen Hauptnahrungszweig aus. _ | | Dass aus der Zahl der Naturforscher bereits Steller die fragliche Art beobachtet habe, möchte ich deshalb für sehr zweifelhaft halten, da Mertens und Wosnesenski in Kamtschatka nur den Lithodes brevipes sahen und sammelten, während das lebende Exem- plar, welches .Tilesius im Peter-Paulshafen, wie er ausdrücklich sagt, erhielt, nicht selbst an Ort und Stelle sammelte, möglicherweise aus der Ferne dorthin gebracht sein konnte. Die oben angeführten, aus Tilesius’ Abhandlung entlehnten, handschriftlichen, von Ti- lesius auf seine sogenannte Maja camischalica bezogenen Bemerkungen Steller’s (Hippo- carcinus figura cordis, mullis spinis horridus u. s. w.) können wenigstens ebenso gut, ja vielleicht, wegen des Ausdrucks spinis horridus, noch passender auf Lühodes brevipes ge- Anomuren. 99 deutet werden, dessen Vorkommen in Bezug auf Kamtschatka durch Mertens und Wos- nesenski nachgewiesen ist. Ich habe daher auch die von Tilesius mitgetheilten hand- schriftlichen Bemerkungen Steller’s unter den Synonymen des Lithodes camtschaticus- als kaum dahin gehörig aufgeführt. Ueberhaupt muss die Zukunft auch noch darüber ent- scheiden, ob der Artname camischatieus ein richtig gewählter sei, da, wie aus den obigen Bemerkungen hervorgeht, Kamtschatka noch nicht als von einem Naturforscher beglaubigter Fundort der oben beschriebenen Art feststeht, abgesehen davon, dass sie anderwärts an Ort 'und Stelle gesammeit wurde. Eine bezeichnende Benennung ist er gewiss nicht. B. Subgenus Paralithodes nob. Brandt Bull. I. 2. p. 175 Der untere Dorn des Stirnschnabels ist an der Spitze angeschwoilen und zugerundet, . oben an seiner Basis aber mit einem spitzen Stachel versehen. Der obere, bewegliche An- hang des zweiten Gliedes der äusseren Fühler trägt mehrere fächerförmig stehende Dornen. Die Füsse, besonders die am ganzen inneren oder unteren Rande mit langen, spitzen Dor- nen bis zur Spitze verschenen Endglieder des 2ien bis Iten Paares, sind ungemein verkürzt und sehr breit und hoch, so dass die Endglieder nur ‘/, so lang sind als die Breite des Thorax). — Die linke Scheere ist nur sehr wenig schmäler als die rechte und ihr der Form nach ähnlich. Die Endplatte der mittleren Deckplatten des Endes des Schwanzbauch- theiles der Weibchen überragt etwas die übrigen und ist am Ende ausgerandet (M. Edw. et Lucas Tab. XXVM. Fig. 1). Spec. 2. Lithodes brevipes M. Edwards et Lucas. se Edwards et Lucas Archive d. Mus. T. I. p. 465, Pl. XXIV—XXVll. — Brandt Bulletin scient. de la classe phys.-mathem. I. |.) Hippocarcinus figura cordis multis spinis horridus etc. apud Tiles. Mem. de U’Acad. ‘Imp. des sciences de St.-Petersb. T. V. p. 337 (ut mihi eidetur). Eine sehr ausführliche, jedoch nur auf Lithodes arcticus bezügliche, von trefflichen Abbildungen begleitete Beschreibung dieser, wie ich oben bei Gelegenheit der Characteristik von Lithodes camtschaticus bemerkte, vermuthlich schon von Steller zuerst beobachteten Art verdanken wir M. Edwards und Lucas. Ich führe daher nur folgende, auch i Bezug auf Lithodes camtschaticus und platypus geprüfte Merkmale an: Rostri frontalis superior pars oculos exiensos parum vel haud superans, parte terminali anteriore in spinam biparlitam sursum curealam terminata, saepe in parte basali spinularum ti) Der Uebergang von Zithodes zu Paralithodes wird, wie ich bereits oben andeutete, in gewisser Bezie- hung durch Zithodes platypus gebildet. Die genannte Art nähert sich nämlich durch die im Verhältniss zu Lithodes camtschaticus viel kürzeren, am iunern Rande stärker gezähnelten Endglieder des 2ten, Sten und Aten Fusspaares und die gabelförmig gespaltenen Anhänge des zweiten Gliedes der äusseren Fühler den Paralitho- den, während die Bildung des unteren Stimstachels und der linken Scheere sie zu den ächten Lithoden verweist, N * m | Krebse. pare aucta. Thoracis cordati vel subtriangulariter cordati, postice angustioris minusque con- vexi quam in Lithode camischatico , superior facies nitida, glabra, spinis magnis, vel satis magnis, longioribus, sed minus numerosis quam in Lithode camtschatico obsessa. Spinae thoracis superiorem partem occupantes spinis thoracis marginalibas subbreviores vel longiores, spinis pedum anterioris paris articuli tertüi ei quarli inieriorem marginem occupanlibus, om- nium longissimis, breviores. Spinae omnes glaberrimae, apice tenuiores ei in universum longiores et acutiores quam in Lithode camtschatico, nominatim longiores quam basi (minus tumida, glaberrima) latae conspiciuntur. Regio intestinalis spinis quatuor, branchiales plerumque senis, rarius seplenis obsessae. Spinae corporis posteriorem marginem occupantes confertiores quam in Lithode camtschatico. Oculi paulo minores quam in specie commemorata et pedicello facie superiore rotundato instructi. Aniennae arliculi ipsorum quarti et quinti longitudine com- prehensa plus duplo longiores. Pedes abbreviati, longiores eorum (il. e. secundi tertü et quarti pedum paris) enim extensi 1*/, thoraeis latitudinis eirciter subaequant cel parum su- perant. Articuli pedum terminales trigoni, breeissimi, alli atque lati, margine interno spi- narum (6—8) acutissimarum serie obsessi, unguibus brevibus, acutis muniti. Pedum secundi, iertii et quarti facies superior cum margine anteriore et posteriore spinis subquatuor-, guinque- et rarius sexscriatis, glabris, mediocribus (3"' longis) vel minoribus cel paulo ma- Joribus, longioribus quam basi latis obsessi. Partis urogastricae supremum in medio quadri- spinosum, in marginibus spinis subseriatis pariter obsessum. Pors urogasirica cum pedibus inter spinas glaberrima nitida. Pedum articuli basales facie interna, nec non articuli ter- minales pilis brevissimis, fasciculatis obsessi. Die Männchen unterscheiden sich, wie bei den ächten Lithoden, durch ansehnlichere Grösse und beträchtlichere Scheeren, so wie durch den am Ende regelmässig dreieckigen Schwanzbauchtheil (Milne Edw. et Luc. !.!. Pl. XXVI. Fig.2) von den kleineren Weib- chen, die einen der Quere nach ovalen Schwanzbauchtheil besitzen, welcher auf der linken Seite weit stärker als auf der rechten entwickelte, äussere Deckplatten und innen vier fussartige Anhänge zur Befestigung der’ Eier (M. Edw. L. I. Pl. XXVI. Fig. 2 und XXVIl. Fig. 1) besitzt. Die Farbe der Oberseite ist braunroth, die der Unterseite aber gelblich mit sehr zer- streuten, braunrothen Punkten und Flecken. Die Spitzen der Dornen und der Endglieder der Zehen sind schwarz. Auf der Aussenseite der Scheeren stehen eine Menge kleiner. weisser Flecke, die ihnen fast ein marmorirtes Ansehen geben. Bei einzelnen Exemplaren nimmt man auch auf dem Thorax weisse, zerstreute Punkte wahr, andere zeigen kleine braune. Die Haare sind braun. AR Die todten und getrockneten Exemplare erscheinen im gut erhaltenen Zustande mennig- roth, fast wie gekochte Krebse, und zeigen die genannten weissen oder braunen, kleinen Punkte mehr oder minder deutlich. Der Längendurchmesser des Thorax der grössten Exemplare beträgt 5”, der Querdurch- messer 5'/,. Solche Exemplare, wenn sie sämmtliche Füsse ausgestreckt haben, erscheinen Anomuren. 101 gegen 1‘, Fuss im Querdurchmesser. — Lithodes brevipes gehört daher ohne Frage zu den grösseren Krabbenformen. Mertens in seinen handschriftlichen Aufzeichnungen bemerkt, dass die eben beschrie- bene, von ihm Lithodium No. 1 benannnte, Art in der Bucht von Awatscha nichts weni- ger als selten sei und dort sehr häufig in der Rakowaja guba, bei den Babuschkin’schen Felsen (baöyusone kanens, Babuschkin kamen) und in allen kleinen, nach dem grossen oder fernen Leuchtthurm (Aasswii maarp, Dalnii majak) gelegenen Buchten gefunden werde. Wosnesenski berichtet mir über das Vorkommen des Lithodes brevipes Folgendes : Er kommt gleichzeitig mit Lithodes camtschaticus an den südwestlichen Ufern der Inseln Unalaschka und Attu vor und findet sich wohl auch bei der Behringsinsel, wenigstens - wurden dort Bruchstücke seiner Schalen beobachtet. In Kamtschatka erscheint er nur an den östlichen Ufern, noch häufiger aber an den südlichen und seltener nur an den nörd- lichen bis zur Karaginski’schen Bucht. Nicht weit vom Peter-Paulshafen, an der Nordost- seite des Awatschaer Busens liegt eine grosse Meeresbucht, die man die Krebsbucht (Pa- koran ry6a, Rakowaja guba, zu Deutsch Krepslippe) nennt, weil sich dort ganz vorzüglich die fraglichen Krebse finden ‘). An den Ufern des Ochotskischen Meeres; von der Mündung des Flusses Uljae an bis zum Meerbusen von Ayan und weiter bis Udskoi hin trifft man ihn an verschiedenen Stellen. Während seines, leider nur kurzen Aufenthaltes auf den nördlichen Kurilen sah Wosnesenski an den nach dem Ochotskischen und stillen Meere zu gelegenen Ufern vom Meere ausgeworfene Bruchstücke. Nach der Aussage der Kurilen leben übrigens die fraglichen Krebse auch bei den Inseln Schumschu und Poromuschir. Im Ganzen wurden von Wosnesenski sieben Exemplare von verschiedener Grösse ein- gesandt, worunter nur ein Weibchen. Von den eingesandten Exemplaren stammen fünf aus Ayan und eins vom Peter-Paulshafen, wozu noch Schalenreste von Atcha und der Behringsinsel kommen. Herr v. Middendorff fand nur einige Bruchstücke von Füssen dieser Art in einem Busen des Ochotskischen Meeres, dem Schwanenbusen. Eben diese von mir genauer unter- suchten und der fraglichen Art mit Sicherheit vindizirten Bruchstücke sind es, welche die vorliegenden Mittheilungen zu seiner Reisebeschreibung: veranlassten. Nach Mertens soll das Fleisch der Füsse im Peter-Paulshafen häufig, besonders im . Sommer, gegessen werden und sehr schmackhaft sein. Wosnesenski’s Aussage zufolge mundet zwar Lithodes breeipes weniger gut als camtschatieus, liefert indessen doch eine angenehme und sehr gesuchte Speise. Bemerkenswerth ist, dass, nach der Aussage des letztgenannten Reisenden, die Aleuten und andere Völker der Russisch- Amerikanischen Colonien die Krebse stets in Seewasser, nicht in Süsswasser kochen, weil sie dadurch schmackhafter werden. 1) Offenbar ist dies der schon von Mertens gekannte Fundort. 102 Krebse. Wenn Lithodes brevipes, ebenso wie andere ächte Seekrebse, in Süsswasser gelangt, so wird er schnell bleicher und stirbt sehr bald. Man findet daher in der Nähe der Fluss- mündungen häufig Schalenreste davon, besonders als Ueberbleibsel solcher Exemplare, die von Seevögeln verzehrt wurden. Familia PTERYGURA. Tribus PAGURINA. vn Genus Pagurus, Bereits oben wurde angedeutet, dass die Edwards’schen Paguriens mit den Gattungen Pagurus Fabr., Cenobita Latr., Cancellus M. Edw. und Birgus Lea hy wo@n man von » dem Gesichtspunkte ausgeht, ..dass-die Characteristik der Brachyuren und, Mäcrouren durch Ausscheidung mancher anomaler Formen und Vereinigung derselbe# fü eine besondere Abtheilung (Anomura) an Schärfe und Uebersichtlichkeit wesentlich gewinnt, einen Bestand- theil (Familie) der letztgenannten Gruppe unter der von Edwards vorgeschlagenen Be- nennung Pierygura zu bilden haben. Ebendort bemerkte ich auch, dass während die so eben näher characterisirten Lithodina und die Raninina sich im Allgemeinen mehr zu den Brachyuren neigen, was besonders von den letzteren gilt, die Pagurina in eine offenbar "nähere Beziehung zu den langschwänzigen Krebsen treten. Das eben angedeutete verwandtschaftliche Verhältniss der Pagurina spricht sich schon in der äusseren Gesammtgestalt, namentlich aber in der Bildung des weichen Hinterleibes oder richtiger Schwanzbauchtheiles, besonders in seinem mit seitlichen Anhängen versehe- nen, vorletzten Gürtel, dann ferner in der morphologischen Entwickelung der Mundtheile, die denen der langschwänzigen Krebse offenbar näher stehen, ebenso wie in der Lagerung der weiblichen Genitalien im Basalgliede des dritten Fusspaares aus. Aus der Gattung Pagurus hat Herr v. Middendorff ausser Pagurus Bernhardus auch eine neue, ebenfalls aus dem Ochotskischen Meere gefischte Art in zahlreichen Exemplaren’ mitgebracht. Ihre Beschreibung und die über die Anomuren im Allgemeinen von mir un- ternommenen Untersuchungen veranlassten mich etwas näher in die Betrachtung des äusse- ren Baues der fraglichen Gattung einzugehen und mehrere Details zu zeichnen. | Ueber die Gliederungsverhältnisse der Paguren besitzen wir allerdings bereits treflliche, das früher Bekannte wesentlich bereichernde Beobachtungen von Milne Edwards (Annal. des sc. nat. sec. ser. T. VI. Zool. p.25g und Hist. nat. des Crustac. T. 1. p. 209). Indessen glaube ich denselben doch noch einige, vielleicht nicht ganz unwillkommene Details über \ den Bau der Mundtheile, die Beschaffenheit des Thorax, die Gliederung des Hinterleibes . und seiner Anhänge in übersichtlicher Weise hinzufügen zu können, denen ich auch ein in den dem Schwanzbauchtheil anhängenden Eiern wahrgenommenes, von jetzigen Moskauer Adjunetprofessor Warneck trefflich dargestelltes Entwickelungsstadium des neuen Pagurus anschliesse. Mr # ‘ Pteryguren. | 103 Die Mundtheile der Paguren, die in der Zahl und allgemeineren Gliederung mit der der übrigen Dekapoden im Wesentlichen übereinstimmen, stehen offenbar denen der Ma- erouren durch die schmäleren und daher mehr länglichen, weniger abgeplatteten Grund- glieder des äusseren und zweiten Paares der die Mundöffnung nicht völlig schliessenden Kieferfüsse, ferner durch die geringere Länge und Breite, so wie durch die stärkere Zu- schärfung des dritten äusseren Lappens der drei inneren Paare der Mundtheile näher als denen der Brachyuren. Sie unterscheiden sich indessen auch von denen der Macrouren. Namentlich besitzt das erste, äussere Paar der Kieferfüsse ein viel kürzeres Basalglied, wel- ches sogar vom zweiten und dritten an Länge übertroffen wird, ferner einen. längeren, palpenartigen Anhang. Das dritte Paar der Mundtheile weicht durch den kürzeren, palpen- artigen Anhang und das vierte durch die nur an der Spitze leicht gespaltenen beiden innern Lappen ab. Durch die Bildung des ersten und zweiten und theilweis auch der übri-- gen Paare der Mundtheile treten die Paguren mit den Lithoden in eine nahe Beziehung, so wie denn auch manche ZLithoden durch den stellenweis weichen Hinterleib und durch den palpenartigen beweglichen Anhang des zweiten Gliedes der äusseren Fühler (Fühler- schuppe) mit den Paguren Uebereinstimmung zeigen. Durch die Kürze der Basalglieder des äusseren Paares der Mundtheile und die Gestalt ihrer Endtheile bieten übrigens die Pagureh auch Beziehungen zu den Porcellanen. Die Oberlippe erscheint als fast, herzför- miger, oben gekielter Anhang, die Unterlippen (Zungen) besitzen eine längliche Gestalt. Durch die Bildung und Stellung der innern, von den äussern entfernteren, mit zwei Geisseln versehenen Fühler nähern sich die Paguren mehr den Brachyuren als D meisten übrigen Macrouren. Der Thorax erinnert ebenfalls weit mehr an die letzteren, zeigt aber deutlich zwei re- giones hepaticae und eine mit der regio cardiaca verschmolzene, längliche regio intestina- lis. Die regiones branchiales zerfallen der Länge nach durch eine mehr oder weniger deut- liche, schiefe Linie in eine innere und äussere Hälfte. Der das vorletzte Fusspaar tragende Ring ist noch vom Thorax vermittelst eines häutigen Querstreifens bedeckt, auch ‚liegen seine Füsse noch unter dem Thorax. Der das letzte Fusspaar tragende Ring wird oben von einem hornigen Halbgürtel bedeckt, dessen obere Fläche von dem häutigen Querstrei- fen des vorletzten Gürtels grösstentheils überlagert erscheint. Der mittelst einer kurzen, stielförmigen Verlängerung mit dem Thorax verbundene, weiche, von links nach rechts seinem Ende zu gewundene Hinterleib zeigt sieben Glieder, von denen aber auch die drei Endglieder und zwar auf der Rückseite deutlich abgesetzt und von hornigen, gliederartig verbundenen, viereckigen, einzelnen, die ganze Rückenbreite einnehmenden Schildehen bedeckt erscheinen, während die vorderen, ganz weichen, durch einzelne Paare horniger, meist nur an den Seiten des Rückens liegender, auf der linken Seite meist mit fussähnlichen Anhängen versehener, und eine ansehnlichere Grösse als auf der rechten zeigender Platten die Andeutung einer Gliederung deutlich erkennen lassen. — Das vordere Glied wird abweichend von den andern auch auf. der Unterseite durch 104 | Krebse: ein Paar spatelförmiger, hinten breiterer und spitzwinklig divergirender, nach vorn in einen spitzen Winkel sich vereinender Hornplatten bedeckt und erscheint vorn viel schmäler als in der Mitte und hinten. Die hornigen Rückenplatten sind entweder schmäler und gebogen und lassen einen ansehnlichen Raum zwischen sich, oder breiter und divergiren dann spitz- winklig, so dass ein dreieckiger Raum zwischen ihnen bleibt. Beim Weibchen sind sie übrigens oft ansehnlicher als beim Männchen. — Das zweite Glied wird, wie das dritte und vierte, nur durch ein Paar auf den Seiten des Rückens liegender Hornplatten angedeutet. Es ist das dickste von allen Bauchgliedern und vorn sowohl als hinten von gleicher Stärke. Die Horn- platten sind länglich-viereckig, hinten breiter als vorn und mehr gerade als beim ersten Gliede. — Das dritte Glied ist das längste aller Körperglieder und vorn dicker als hinten, wo es sich allmälig verschmälert. Die kurzen, hornigen Rückenplättchen desselben sind mehr verschoben rhomboidal. — Das vierte Glied ist schmäler und kürzer als die beiden vorigen. Es ähnelt in der Gestalt der Rückenplatten dem dritten. — Das fünfte Glied ma- nifestirt sich auf der Rückenseite durch ein viereckiges Hornplättchen, das sechste durch ein ähnliches, kürzeres, mehr queres, am vordern und hintern Rande in der Mitte einge- drücktes. — Das siebente endlich zeigt auf der Rückenseite ein länglich-viereckiges, jeder- seits 'eingeschnürtes, hinten gezähneltes, das Plättchen des sechsten an Länge übertreffendes Hornplättchen. Den Seiten des sechsten Ringes heftet sich jederseits ein vorn längeres, fast viereckiges Hornglied an, woran sich ein vorderer, grösserer, stark sichelförmiger und ein hinterer kleinerer, weniger sichelförmiger Anhang inserirt. Die beschriebenen, zur Befesti- gung an der fremden Schale dienenden Organe (Haftorgane) entsprechen durch. den Ort der Insertion den Flossen der Macrouren. An der linken Seite des Rückens heften sich bei den Männchen drei, bei den Weibchen vier, am Grunde zweigliedrige, am Ende mit zwei neben aber hinter einander befindlichen längeren Gliedern versehene, fussförmige Anhänge (Afterfüsse), deren jeder unter dem Aussen- rande je einer Rückenplatte oft, namentlich der vordere, vom hinteren Ende eines schma- len hornigen Streifens seinen Ursprung nimmt. Das erste Basalglied ist sehr klein, das zweite mehr oder weniger länglich-viereckig und etwas gebogen, mehr als doppelt so lang als das erste. — Die Männchen unterscheiden sich durch die erwähnten Anhänge, welche offenbar den Afterfüssen anderer Krebse entsprechen, bedeutend von den Weibchen. — Die Männchen tragen nur drei Paare von Afterfüssen, deren vorderstes dem zweiten, das zweite dem dritten und das dritte dem vierten Bauchgürtel sich anheftet, so dass an der Stelle des hornigen Seitenschenkels, wo beim Weibchen der erste Afterfuss sich findet, beim a eine Haar- bürste wahrgenommen wird. Die Afterfüsse der Männchen weichen überdies von den drei vorderen der Weibchen dadurch ab, dass das vordere Endglied (wie beim hintersten, keine Eier tragenden Afterfuss des Weibchens) derselben breiter und mehr als doppelt so lang als sein hinteres schmales und kurzes Endglied erscheint, und dass, wie beim hintersten After- fuss des Weibchens, die vier aus langen, einfachen Haaren bestehenden Büschel fehlen. — Die drei vorderen Afterfüsse der Weibchen, wovon der erste dem ersten, der zweite dem s Pteryguren. 105 zweiten und der dritte dem dritten Bauchgürtel linkerseits sich anheftet, weichen dadurch ab, dass das hintere Endglied länger und breiter als das vordere,. mit fiederästigen Härchen gewimperte, keine Eichen tragende, vielleicht aber die heraustretenden Eichen als palpen- artiger Theil an die zu beschreibenden Haarbüschel anheftende erscheint, während das zweite Basalglied am vorderen und hinteren Rande seines äusseren Endes, das hintere Endglied aber an seinem äusseren Ende und am hinteren Rande vor dem Ende einen Büschel ein- facher, sehr langer, borstenähnlicher Haare trägt, denen sich die gestielten Eichen inseriren. Die Eierstielchen umfassen entweder spiralförmig mit ihrem freien Ende ein oder mehrere Haare oder heften sich mit ihrem, gleichsam wurzelartig erweiterten Ende je an ein ein- zelnes Haar. Vermöge der Stellung der Haarbüschel trägt jeder der drei vorderen After- füsse des Weibchens zahlreiche, traubenartig gruppirte Eichen, während alle vier Eierbü- schel eines Afterfusses zusammen im äusseren Umriss einer Weintraube nicht unähnlich sehen. Der letzte, vierte, dem vierten Bauchgürtel inserirte Afterfuss des Weibchens ähnelt in der Gestalt und Grösse ganz dem des Männchens. Von ruthenartigen Fussanhängen, wie sie Edwards vom Pagurus maculatus Risso (Cuv. regn. an. 3.ed. Pl.4%, Fig. %) abbildet, habe ich beim Männchen nichts wahrneh- men können. Herr v. Middendorff hat von seinen Reisen, namentlich aus dem Ochotskischen Meere zwei Arten der Gattung Pagurus mitgebracht, die beide der neuesten von Milne Edwards (Annal. des sc. nat. 3. ser. 1848. p. 57) aufgestellten Gruppirung der Arten‘) zu Folge ihren Platz im ersten Sous-genre einnehmen. Die eine der Arten ist nur eine Spielart einer längst bekannten (Pagurus Bernhardus), die andere aber bildet meinen sorgfältigen, an zahlreichen Exemplaren angestellten Untersuchungen zufolge eine neue Art, die ich zu Ehren ihres Entdeckers Pagurus Middendorffii genannt habe. Subgenus 1. Eupagurus. (Pagures ordinaires M. Edwards.) Sectio 1. Dextri. Primi pedum paris pedes valde inaequales, in latere dextro multo longiores. Pedunculi oculorum plerumque crassi et breves. Forcipes acuminati, exungues, nudi vel in spinam par- vam, corneam desinentes. Frons in linea media inter oculos dentem vel angulum constiluens. Annulus ophthalmieus vie vel parum notabilis. Antennarum externarum appendix (palpe) spiniformis in universum valde evolutus, oculos superans. A.. Secundi et tertü pedum paris digiti parie apicali dilatati et plus minusve contorüi, (Streptodactylus). 4) Eine mit noch zahlreicheren Arten ausgestattete Synopsis der Arten der Gattung Pagurus mit einigen Modificationen der Edwards’schen Eintheilung habe ich für die ‘Schriften der Akademie bereits vorbereitet, Middendorff’s Sibirische Reise, II. Bd. 4. Tbl, A 1% 0 - nn; 106 Krebse. | Spec. 1. Pagurus Bernhardus. (Pagurus Bernhardus Fabr. Entom. 'syst. 11. p. 469, N. 5. — Cancer Bernhardus Lin n. syst. nat. ed. 12, T. I. P. II. p. 1049, N. 57, — Milne Edw. Hist. nat. des 'Crust. II. p. 215, N. 1. -- Cuvier regn. an. 3. edit. Crust. Pl. 44, Fig. 2 (Figura bona), — Bell’ History of British Crust. P. IV. p. 471 c. Fig.) Die fragliche Form ist zwar in vielen Europäischen Meeren gemein und daher häufig beschrieben, dennoch aber findet sich, wenn man zahlreiche, häufig unter sich sehr ab- weichende Exemplare derselben und die ihr nahe verwandten Arten vergleicht, keine ge- nügende Schilderung. Es schien mir daher zweckmässig, meine desfallsigen Beobachtungen hier niederzulegen, um auch den vom Herrn v. Middendorff mitgebrachten und 'von Wosnesenski eingesandten Exemplaren ihr Recht widerfahren zu lassen. | Pagurus Bernhardus bot mir folgende ausführlichere Artcharactere : TEE Thoracis anterior pars longitudine et latitudine subaequalis, supra plana vel subeoncexa, glabra, margine anteriore fere aequaliter tridentata, dente medio parvo, sed sublongiore, denticulis lateralibus brevissimis. Oculi breves cum pedicellis subglabris marginis thoracis anterioris partem, inter antennas conspicuam, longitudine subaequantes, crassitie mediocres. Squamula supra-ophthalmica parte apicali subovata, apiculata, supra plana, dimidio oculo- rum brevior. Antennarum appendiculus secundo articulo insertus, acutissimus 'oculos longe superans et oculis longior, parum extrorsum curvalus. Primum pedum par dextri lateris thorace circiter duplo, sinistro vero eirciter '/, longior. Digitus interior seu superior dexter parum compressus, metatarso circüer ‘/, brevior. Metatarsus primi pedum paris dexter 1e- iragonus, inlerdum vis parum elongatus, thoracis anteriorem partem longitudine circiter aequans, fere aeque longus alque latus,' sinistro circiter '/, vel fere ‘), tanlum longior et duplo latior, facie exteriore seu superiore modice convexus, latere utroque parum depressus, supra granulis vel denticulis minusculis in medio majoribus, biseriatis, in facie interna sub- convexa, dimidio superiore subglabra, sparsis, subsolitarüs, margine inferiore subeurgato, superiore recto. Primi pedum paris lateris dextri tarsus tetragonus, vel parum sublongo- ietragonus, excepto digito metacarpi partem esxternam longitudine subaequans, thoracis an- teriore dimidio paulo (cireiter ‘/,) longior, latitudine partis anterioris thoracis anterioris dimidii latitudinem summam aequans, facie superiore semper denticulatus, lateribus parum devexis; faciei ejus interioris anterior, superior pars anguli forma prominens. Primi pedum paris lateris destri tibiae inferior facies pariter prominens. Primi pedum paris lateris si- nistri metatarsus dextro minus duplo angustior, in inferiore et superiore margine parum eristatus, in faciei interiris inferiore dimidio concezus, in facie externa subconvexus, eca- rinatus. Pedum secundi et tertü paris articulus secundus et tertius mediocres, satis com- pressi, articuli res terminales eorum margine superiore mediocriter vel fortius dentati. Digiti eorum subelongati, '/, circiter metalarsis longiores, contorti, dimidio apicali valde compressi. Pili pedum et thoracis breeissimi vel parum longi. — Color generalis fusco-flacus, fusco- rubro interdum maculatus. Pedes longitudinaliter fuscescente-rubro fasciati, digitis apice flavicantibus. ® Pieryguren. 107 Longitudo speciminum maximorum 5" ad 6. — Thoracis longitudo 1''4— 5", latitudo summa 1 1—2”. In der Bildung der Füsse, 'besonders des vordersten Paares, namentlich in der Haut- bedeckung derselben, zeigt Pagurus Bernhardus mannigfache Abweichungen, die sich, den mir vorliegenden Exemplaren zufolge, auf drei kaum als Arten anzusehende Varietäten zu- rückführen lassen und hier eine nähere Betrachtung verdienen. Var. A. granulata. (Pagurus Bernhardus Cuv. regn. anim. 5. ed. Crust. Pl. 44, N. 2.) _Primi pedum paris lateris dextri metatarsus salis quadratus, supra lateribus subde- pressus, cum digitis supra granulatus. Granula in superioris faciei melatarsi dicti medio majora et biseriata, in marginibus parüer majora, plus minusve denticuliformia, ceterum minora et ex parte obsoleta, in digitis supra majora sparsa et densa. Chelae sinistrae me- | tatarsus in medio granulatus, marginibus parum fortiter denticulatus, in medio pariler serie dupliei granulorum majorum instructus. Als Vaterland dieser Form ist vorläufig die Nordsee und die Küsten Islands anzuneh- men; wenigstens kenne ich bis jetzt nur von dort her gebrachte Exemplare, welche die eben angegebenen Kennzeichen der Varietas A. darbieten. Var. B. granulato-dentieulata. (Cancer Bernhardus Linn. syst. nat. ed. 12. T.I. P. Il. p. 1049, N. 37. — Pagurus streblonyx Leach Malacostr. Pod. Brit. Tab. XXV1. Fig. 4. = Hbst. Taf. XXIl. Fig. 6.) Chelae dextrae et sinistrae metatarsus et digiti, ut in Var. A. formati. Metatarsi in tota facie superiore granulis acuminatis, distinctissimis, sed in medio pariter biseriatis et majo- ribus obsessi. Digiti granulis magnis, ex parte acuminatis, tecti. Secundi et tertii pedum paris superior facies et margo, nec non primi pedum paris tarsorum superior margo den- tbus majoribus quam in Var. A. instructi. Statura multo major quam in Var. 4. Thoracis longitudo 1''%”, Tatitudo 12". Me- tatarsi dexiri primi pedum paris cum digitis longitudo 1''%”, summa latitudo 10’. — Color in exsiecatis flavescens rubro maculatus et fasciatus. Die Form scheint mit der vorigen, wie die oben citirte tal von Leach zeigt, an den’ Englischen Küsten vorzukommen. Das Museum erhielt durch Wosnesenski ein Exemplar aus Unalaschka. Da Owen (Beechy Voy. Zool. Crust. p. 81) sagt, dass Pagurus „streblonyx bei Kamtschatka gefunden werde, so muss man wohl auch Kamtschatka als ‚Vaterland dieser Spielart annehmen '). ' ma le U * 1} Die Bernhardi pracgrandes manubus inaequalibus monstrosis, setis rufis ubique hirsuti. welche Tilesius unter den krebsarligen Bewohnern Kamtschatka’s aufführt (cf. Me&m. de T’Acad. Imp. des sc. de St.-Petersb. T. V.’p. 351) können aber nicht wohl ächte Paguri Bernhardi gewesen sein. Ich möchte sie daher wegen der reichlichen Behaarung eher für Exemplare des von Mertens aus Kamtschatka mitgebrachten, von meinem Col- legen v. Baer im Eismeer beobachteten Pagurus pubescens Kröyer halten. * 108 | Krebse. Uebrigens möchte wohl die Varietas B. als die dem Linnei’schen Bernhardus zu Grunde liegende Form zu betrachten sein, wenigstens soll der oben angeführten Stelle des Systema naturae zufolge C. Bernhardus chelas muricatas besitzen. Var. C. spinimana. Chelae dextrae et sinistrae metatarsus et digiti in universum, fere ut in Varietate A. formati, sed metatarsus subbrevior, lateribus subconcexus. Metatarsi in tota facie superiore spinulis seriatis vel subseriatis, subaequalibus, distinctissimis, aculissimis, pilis brrunneis bre- viusculis .cinclis obsessi. Secundi et tertii pedum paris superior facies et margo, ut in Va- rietate A. Abdomen in dorso quatuor laminarum cornearum paribus tecium, quorum duo anteriora majora et sibi approximata. Thoracis longitudo 1" 3, latitudo 11”. Metatarsi primi pedum paris cum digüis lon- gitudo 12, summa latitudo 8". — Color praecedentis varietatis. | Das Akademische Museum belt zwei vom Herrn v. Middendorff mitgebrachte, im Ochotskischen Meere gesammelte Exemplare. ' Leicht könnte man auf den Gedanken kommen, dass die drei genannten Varietäten besondere Arten seien, von denen die zweite, wegen des oben angedeuteten Linne’schen Characters dem ächten Pagurus Bernhardus (Cancer Bernhardus Linn. — Pagurus stre- blonyx Leach) entspräche, während die erste und dritte mit neuen Namen zu belegende Formen wären, so dass etwa die Varietas A. Pagurus borealis, die Var. C. aber ochotensis heissen würde. Für eine solche Ansicht habe ich mich indessen nicht entscheiden können, da weder ganz strenge morphologische, noch auf die geographische Vertheilung bezügliche Gränzen hinsichtlich der fraglichen Spielarten sich feststellen lassen. Das gleichzeitige Vor- kommen einer und derselben Art in den Nordeuropäischen Gewässern und im Ochotskisch- Kamtschatkischen Meeresbecken kann aber um so weniger in Betracht kommen, da der Norden von Europa und Asien auch aus andern Thierklassen, trotz mancher verschiedener, ja ganz ‚eigenthümlicher Arten, gar viele identische Formen mit einander gemein haben, was auch in Bezug auf Krebse oben bereits bei Hyas araneus und coarctatus nachgewiesen wurde.. B. Secundi et tertii pedum paris digiti plus minusve graciles Bau contorti. (Ortho- dactylus). Spec. 2. Pagurus Middendorffx n. sp- CHARACTER ESSENTuLIS. — Chelae dextrae melatarsus oblongo-telragonus, dense granulatus. granulis omnibus depressis. Chela sinistra pariter dense granulata, alutacea, metalarso in faciei superioris basi carinato. Pili thoracis et pedum püginae superioris brevissimi et mi- nutissimi. Si Deseriprio. — Thoracis breviusculi pars, stomachalis latitudine et longitudine subaequalis supra parum convexa, subrugosa, et lateribus impresso-punctata, punctis pilos breeissimos fascieulatos emittentibus ; in marginis anterioris medio tantum denticulo minutissimo armala. Pteryguren. 109 Oculi breves, apice parum crassiores, apice tamen minus ‘/, longitudinis cerassi, cum pedi- cellis, fasciculatim pilosis, marginis thoracis anterioris longütudinis dimidium subaequantes. Squamula supraophthalmica parte apicali ovata, acuminulata, oculorum dimidio subbrevior, supra subimpressa. Squamula antennalis oculum parum superans, vel subaequans, inde a mediv simpliciter extrorsum parum curvata. Primum pedum par lateris dextri thorace plus duplo, lateris sinistri plus 1'/, thoracis longitudinis aequans. Chelae dextrae elongato- iefragonae, modice convexae, Ihorace paulo, saepe ‘/,, longiores, thoracis partis stomachalis latitudinem sua lalitudine subaequantis digitus interior seu superior margine interno vix compressus, rolundatus, ecarinatus, cum digito externo tolus granulis depressis dense obses- sus. Chelae dextrae metatarsus plus minusce elongato-letragonus, '/, circiter in adultis, in Junioribus '/, saltem longior quam lalus, facie exteriore et interiore totus densissime, sed sparsim granulatus, granulis albis, rotundatis, depressis humilibus, oculis nudis aegre con- spicuis, margine inferiore et superiore subrectus. Chelae dextrae tarsus elongato-tetragonus, valde elongatus, metatarso '/,—'/, longior, facie externa fere duplo longior quam parte an- teriore, mediae latitudine subaequali, latus, thoracis parte stomachali fere duplo longior,, latitudine partis anterioris eam subaequans, parte anteriore et media tota granulis rotunda- tis, depressis, densissimis in parle posteriore eminentüs parvis subpectinatis obsessus, lateribus salis devexis. Faciei ejus inferioris, admodum prominentis ei tumidi, anterior superior pars ‘anguli fortius depresso-granulati forma prominens. Tibia eminentüs parvis, subpectinatis pios ipsas eminentias longitudine. subaequantes, brevissimos, seriatos emiltentibus munia. — Chelae sinistrae metatarsus dexiro minor, supra infraque salis convexus granulisque rotun- dis, depressis, sparsis, densissimis pilos minutissimos gerentibus, obsessus, in superiori faciei basi satis distincte carinato-compressus. Chelae sinistrae tarsus supra totus dense granulatus, granulis omnibus sparsis, pilos brevissimos, ipsis vie majores emitientibus instruetus. Digiti chelae sinistrae apice pilis fasciculatis, breeibus muniti. Eorum externus facie externa con- vexus. Pedum secundum et tertium par subgracilia, modice compressa, supra dense granu- lata, granulis tamen magna ex parie subsquamiformibus pilos brevissimos ex parte fere mi- eroscopicos emitlentibus, infra sparsius granulata et denticulata pilisque brevissimis, '/,"' circiter longis vel minoribus, fasciculatis, sparsis munita. Digiti eorum mediocres, parum graciles, metatarsum subgracilem longüudine paulo superantes, vel paullo longiores, pagina anteriore et posteriore sulcati, modice arcuali, apice haud contorti, spinulis et pilis brevibus, sparsis obsessi. — Pili corporis inferioris paginae, ut in alüs speciebus, longiores, in uni- versum tamen minus numerosi et longitudine mediocres, pallidissime flavicantes. Color ge- neralis, ut videtur, aurantio-fuscescens, tarsorum primi pedum paris parte basali Iransversim, secundi et tertü articulis longitudinaliter rufo faseiatis. Abdomen miniaceum. Die grössten Exemplare, mit ausgestreckten Scheeren und Schwanz gemessen, bieten eine Länge von 3”. So grosse Individuen sind indessen selten. — Die grösste Länge des Thorax beträgt 7’”, die grösste Breite 5”. — Die Scheere des ersten, rechten Fusspaares besitzt eine Länge von 8”, die ihres Tarsus von 7’”. ı 1 \ Krebse. Bei: den Weibchen pflegt die rechte Scheere weniger verlängert, sondern etwas mehr quadratisch und die oberen Deckplatten des Rückens etwas: breiter zu sein. — Ueberdies unterscheiden sie sich nicht blos durch die Lage der Geschlechtsöffnungen, sondern auch, wie bereits erwähnt, durch die drei vorderen, zum Anheften der Eier bestimmten, stärker entwickelten Afterfüsse von den Männchen. Ä | Bei mehreren weiblichen, in Weingeist aufbewahrten Exemplaren, welche Eier. in reich- licher Zahl am Schwanzbauchtheil trugen, war die Entwickelung der Jungen im Ei schon so weit vorgeschritten, dass sie das abgebildete Stadium darboten, welches Hr. Prof. War- neck gütigst näher untersuchte und zeichnete. Das fragliche Stadium zeigt eine unver- kennbare Achnlichkeit mit dem von Philippi in Wiegmann’s Archiv (1840, I. p. 18%) beschriebenen und ebend. auf Taf. II. Fig. 7, 8 dargestellten Jugendzustand von Pagurus hungarus Hbst., den ich indessen, wie auch Warneck meint, keinesweges geradezu für die Zoea pelagica von Bosc (Hist. d. nat. d. Crust. 11. p. 135, Pl. 15, Fig. 3, %) erklären möchte. Im Ochotskischen Meere wurde diese Form vom Herrn v. Middendorff in Menge wahrgenommen und in zahlreichen Exemplaren mitgebracht. — Wosnesenski sammelte sie häufig in Sitcha; woraus man schliessen darf, dass das Vorkommen derselben sich nicht auf das Ochotskische Meer beschränkt. al Man findet sie in Gehäusen sehr verschiedenartiger Seeschnecken, namentlich in denen von Purpura Freycinetti Desh., Bullia ampullacea Middendorff und Natica clausa Gray. . Ueber einige mit Pagurus Bernhardus und Middendorffii im Norden des stillen Oceans vorkommende Pagurus-Arten. In den grossen Nebenmeeren des nördlichen stillen Oceans, die man mit dem Namen des Kamtschatkischen und Beeringschen belegt hat, wurden bis jetzt ausser den näher characterisirten Pagurus-Arten noch drei andere beobachtet. Die eine, bereits oben in einer Anmerkung erwähnte ist der schon von Tilesius und Mertens beobachtete, vom. Herrn v. Baer auch im Eismeer wahrgenommene Pagurus pubescens Kröyer, oder eine ihr. min- destens überaus nahe stehende Art; die zweite der Pagurus splendescens. Owen (Beechy Voy. Zool. Crust. p. 81,.82, Pl. XXV. Fig. 1); die dritte endlich eine dem Pagurus splen- descens offenbar sehr verwandte neue, von Mertens zuerst entdeckte Form, die ich Pa- gurus Mertensü nenne. Da möglicherweise, ja wahrscheinlich, die eben genannten Arten auch in dem Ochotskischen Meere sich finden werden, so scheint es mir nicht überflüssig, sie noch etwas näher in’s Auge zu fassen, um ein vollständigeres Bild der Paguren-Fauna des nördlichen Tbeiles des grossen Oceans zu gewinnen, gleichzeitig aber auch, die Cha- racteristik einiger Arten zu vervollständigen. | Pieryguren. 111 Spee. 1. Pagurus pubescens Kröyer Grönl. Amfipod. p. 86, No. 3, et Naturhist. Tidsskrift Bd. II. p. 251, N. 3 (Deseriptio). — Stein in Erichson’s Archiv. 1839, p: 265. Bereits in den Grönlands Amfipoder zeigte Kröyer mit kurzen Worten als Pagurus pubescens eine neue, aus Grönland und Island erhaltene Art Pagurus an, die durch die Bildung der linken Hand (formen af de venstre Haand) und lange gelbliche Haare sich auszeichne. Später lieferte er in seiner Naturhistorischen Zeitschrift eine genauere Beschrei- bung im Vergleich zu Pagurus Bernhardus mit nachstehender Diagnose : « Cephalothoracis superficie dorsali pedibusque pilis flavis dense obsitis carinaque dentata valida manus Bun ae a basi indieis usque ad 'carinam curpi exteriorem porrecta.» Herr Prof. Eschricht hatte bereits früher ohne Namen dem Zoologischen Museum der Akademie einen von Bernhardus verschiedenen Pagurus aus Grönland in zwei Exemplaren mitgetheilt, wovon eins im Gehäuse des Duceinum undatum Linn., das andere in dem vom Tritonium (Trophon) craticulatum Fabr. sich befindet. Herr v. Bad entdeckte zahlreiche, dem Museum der Akademie übersandte Exemplare derselben Form an 'den Küsten des Eis- meeres. Unter den Crustaceen, die Mertens in Kamtschatka beobachtete, findet sich gleich- falls die von Eschricht eingeschickte Form. Ein vom Hrn. Siemaschko mir gütigst mitgetheilter, aus Neufundland stammender Pagurus gehört ebenfalls ihr an. Ich würde daher, wenn von Kröyer nicht in der späteren Beschreibung ausdrücklich der rechten Hand eine carina zugeschrieben worden wäre, alle eben genannten Exemplare ohne Bedenken für Pagurus pubescens gehalten haben. — Um.aber die dadurch: entstan- denen Zweifel zu heben, wandte ich mich an Hrn. Prof. Reinhardt in Copenhagen, der mir brieflich zwei vom Hrn. Prof. Steenstrup gütigst mitgetheilte Exemplare des ächten Pagurus pubescens nebst der Bemerkung mitzutheilen die Gewogenheit hatte, dass in Kröyer’s späterer Beschreibung statt «manus dextrae» «manus sinistrae» zu lesen sei, wie übrigens in den Amftpoder und in den Kongl. Danske Vidensk. Selsk. Skr. VI. 315 ‚sehon richtig stände. — Durch die dankbar anzuerkennende Güte Prof. Reinhardt’s kann ich also jetzt die fraglichen Exemplare mit Bestimmtheit als Pagurus pubescens betrachten, _ der ohne Frage eine ganz ausgezeichnete Art bildet, die nach Maassgabe der oben ange- . führten Fundorte, namentlich Grönland’s, noch weiter nach Norden als der von Kröyer unter den Crustaceen Grönland’s nicht aufgeführte Pagurus Bernhardus sich verbreitet, mithin aller Wahrscheinlichkeit nach die nördlichste eircumpolare Art der Gattung darstellt. Spec. 2. Pagurus splendescens Owen, Beechy Voy. Zool. Crustac. p. 81, Pl. XXV. Fig. 1. Die Characteristik dieser Art in Bezug auf die folgende (dritte) lässt sich nach Maass- gabe der Beschreibung und Abbildung Owens auf folgende Weise feststellen : Chelae elongatue supra longitudinaliter tuberculatae, sinistrae earum digiti valde elongati, extrorsum versi. Thorax convexus, margine frontali iridentalus, dente medio producto. Ocu- lorum ‚pedicelli erassi. Secundi et tertü pedum paris digiti chelis 'longiores , ut in Paguro Bernhardo apice contorti. ‚ 0 112 Krebse. Das Vaterland dieser Art ist nach Owen bei Beechy Kamtschatka, wo sie indessen Wosnesenski während eines zweijährigen Aufenthaltes nicht beobachtete. Spec. 3. Pagurus Mertensii n. sp. Er hat im Habitus und im Haarreichthum eine unverkennbare Aehnlichkeit mit dem Pagurus splendescens, so dass ich anfangs Bedenken trug, ihn davon zu unterscheiden. Da indessen streng genommen weder der Owen’'sche Character, dem man doch wohl die Genauigkeit nicht absprechen darf, noch die von ihm gelieferte Abbildung auf eins der vielen mir vorliegenden Exemplare, worunter auch mehrere Kamtschatkische sich finden, passt, so muss er als unbekannte Form gelten. — Der Character des Pagurus Mertensü würde im Vergleich mit splendescens folgender sein: Habitus Paguri splendescentis. Differt 1) chelis supra sparsim gr anulatis, mediocribus, 2) chelae sinistrae digitis mediocribus, reclis, 3) ihorace parum convexo, in margine fron- tali unidentato, 4) oculorum pedicellis parum crassis,.-5) pedum secundi et tertü paris di- gitis chela dextra multo, sinistra parum brevioribus, longe angustioribus, apice haud contorlis. Magnitudo minor. Maximorum speciminum thorax 9” longus, 7 Lalus. Von P. splendescens würde sich daher Mertensü ungemein unterscheiden. Nahe steht er aber auch, ja vielleicht noch näher, dem Pagurus Middendorffii. Von diesem weicht er aber durch den kürzeren, breiteren, weniger dicht chagrinirten Metatarsus und den weit längeren, schmäleren, kleine kammförmige Erhabenheiten tragenden Tarsus, so wie den mit grösseren, zweireihigen Körnchen besetzten innern Finger des vorderen Fusspaares, und ganz besonders durch den mit sehr langen Zottenhaaren besetzten Körper sehr be- deutend ab. Pagurus Mertensiü wurde von Wosnesenski an den Nordcalifornischen Küsten, ferner am Notkasund, so wie bei den Inseln Kadjak und Atcha, und endlich bei Kamtschatka gesammelt. Aus letzterem Lande war er übrigens schon von Mertens mitgebracht und gezeichnet worden. Er findet sich häufig in den Gehäusen des Tritonium (Fusus) sitchense, so wie der Bullia ampullacea Middendorff. Sectio DECAPODA MACROURA. Familia CARIDAE Larr. Tribus CRANGONINA M. Edw. 1. Genus Crangon Fabric. Dass die Gattung Crangon im nördlichen Theile des stillen Oceanis, namentlich bei Kamtschatka im Peter-Pauls-Hafen, repräsentirt sei, wissen wir bereits durch Tilesius. Der von ihm als Astacus boreas (Memoires de l’Acad. Imp. des sc. de St.-Petersb. T. V. p. 352) | Cariden. ; 113 beschriebene und (ebend. Tab. VII. Fig. 2—5) abgebildete Krebs stellt wenigstens eine dem Crangon boreas sehr ähnliche, aber durch mehrere am unteren Rande der Rücken- gürtel des Hinterleibes vorkommende Dornen, wie schon Tilesius selbst meint, davon verschiedene Form vor, die sich dem Crangon salebrosus Owen (Beechy Voy. Crustac. p- 88, N. 21, Pl. XXVM. Fig. 1) ungemein nähert, ja, wie ich glauben möchte, damit zu identificiren sein würde, da Tilesius es mit seinen Darstellungen, wie wir bereits oben, besonders bei Gelegenheit des Platycorystes ambiguus, sahen, nicht eben sehr genau nimmt. Ausser dem genannten Crangon salebrosus hat übrigens die Beechy’sche Expedition aus Kamtschatka zwei Crangon-Arten mitgebracht, die von Owen als Crangon Lar n. sp. (Beechy Yoy. 1. 1. N. 22, Tab. XXVHI. Fig. 1) und Crangon boreas bezeichnet werden. Die vom gedachien berühmten Englischen Naturforscher als Crangon Lar näher be- schriebene, durch die Structur der Hinterfüsse und der Stirn von den andern Crangon abweichende Art hat Wosnesenski leider nur in einem einzigen Exemplar aus der Bucht des Peter-Paulshafens mitgebracht. ‚Auch verdanken wir ihm ein Exemplar des ächten Crangon boreas aus dem Meerbusen von Ayan, Da den letzteren auch Herr v. Midden- dorff besuchte, so finde ich mich veranlasst, über die Gattung Crangon hier einige Be- merkungen folgen zu lassen, die gleichzeitig zur Ergänzung und Vervollständigung der vom Herrn Milne Edwards herausgegebenen Histoire des Crustacees dienen können. Die genauere Vergleichung des bei Edwards’ nicht aufgeführten Crangon Lar brachte mich nämlich zu der Ansicht, dass die Gattung Crangon auf folgende Weise nach dem Pau der Füsse in zwei Untergattungen zerfalle, die sich vielleicht selbst als Gattungen betrachten liessen. Subgenus 1. Crangon sensu proprio. Penultimi et ultimi pedum paris tibiae, tarsi et metatarsi parum compressi, tibiae et tarsi «deo facie posteriore rotundati. Palım parium modo commemoratorum digiti subconici unci- "nati, longe acuminati, Sectio 1. Secundi et tertü paris pedes longitudine fere aequales. Br 1. Crangon vulgaris Fabr. Supplem. Ent. syst. p. 410. — M. Edw. Hisı. des Crust. Il. p. 3%1, N. 1. — Cuvier regne anim. 3. ed. Crustac. Pl. 51, Fig. 1. An den französischen und englischen Küsten sehr gemein. Spee. 2. Crangon maculosus Rathke Beitrag zur Fauna der Krym in den Memoires des savanıs etrang. de l Acad. Imp. des sc. de St.-Petersb. T. I. (1837) p. 366, N. 73. Diese von Rathke aufgestellte Art wurde in der Krym am Cap Parthenion und bei Sewastopol entdeckt. Das Akademische Museum besitzt mehrere Exemplare davon. Spec. 3. Crangon fasciatus Risso Crustac. de Nice p. 82, Pl. 3, Fig. 5. — Milne Edw. 1]. p- 342, N. 2. Der Wohnort dieser Art ist das mittelländische Meer, Middendorff's Sibirische Reise, II. Bd. 1. Tbl. H 15 114 Krebse. Spec. %. Crangon septemspinosus Say Journ. of ihe Acad. of sc. of Philad. Vol.1. p- 246. Eine von Say nicht genau genug: beschriebene nordamerikanische Art. Spec. 5. Crangon boreas Fabr. Suppl. p. #10. — Milne Edw. 1.1. p. 342, N. 3. — Cuvier regn. anim. 3. ed. Crustac. Pl. 51, Fig. 2. Die Art bewohnt nicht blos Grönland, sondern die nördlichen, sowohl polaren als sub- polaren Gegenden. — Das Museum der Akademie besitzt ein Exemplar aus Grönland, meh- rere vom Hrn. v. Baer im Eismeere gesammelte Individuen und eins aus dem Meerbusen _ von Ayan, so dass man diese Art als circumpolare Form betrachten kann. Spec. 6. Crangon salebrosus Owen apud Beechy Yoy. Crustac. p. 88, N. 21, Pl. XXVI. Fig. 1. — Astacus boreas (Der Umiktak) Tilesius Memoires de l’Acad. Imp. des sc. de St.-Petersb. T. V. p. 352, Tab. VII. Fig. 2—5. Safe | Eine der vorigen Art ungemein ähnliche Kamtschatkische Form, welche ‘aber wohl einer noch näheren Untersuchung und Vergleichung mit der vorigen zu bedürfen scheint, die ich leider wegen Mangels von Exemplaren nicht anstellen konnte. r Sectio 2. Secundi paris pedes iertü paris pedibus longe breviores. Spec. 7. Crangon cataphractus M. Edw. 1.1. p. 343, N. %. — Cancer .cataphractus Olivi Zool. adriat. Tab. 3, Fig. 1. — Pontophilus spinosus Leach Malac. Pod. Brit. Pl. 37. — Cuv. regn. an. 3. ed. Crust. Pl. 51, Fig. 3. Er kommt im mittelländischen Meere vor, woher das Akademische Museum mehrere Exemplare besitzt, die den Nachweis geben, dass M. Edwards ihn mit vollem Rechte als Crangon betrachtet. Spec. 8. Crangon septemcarinatus Sabine Milne Edw. 1.1. p. 3"3, N. 5. — Sabine Appendix to er: Voy. p. CCXXXVI. Pl. I. Fig. 11—13. Mehrere Exemplare davon wurden in der Davis’strasse gefangen. Subgenus 2. Nectocrangen') nob. Penultimi et ultimi, pedum paris tibiae, tarsi ‘et metalarsi satis compressi ei dilatati. Di- giti eorum ovales, plani, abbreviati, breviter acuminati, satis reeti. — Frontis pars media sursum elevata. Oculi valde approxümati. Der Habitus der vorgeschlagenen Untergattung verräth zwar im Ganzen, namentlich hinsichtlich des Verhaltens der drei ersten Fusspaare, einen Crangon.. Der. stark erhobene, jedoch kurze, mittlere Theil der Stirn, besonders aber die eigenthümliche, eben beschrie- bene Bildung der beiden hinteren Fusspaare, geben ihr jedoch eine abweichende Gestalt. 4) Der Name Nectocrangon wurde der Untergattung wegen der erweiterten, offenbar besser als die der Arten der ersten Untergaltung zum Schwimmen geeigneten beiden hintersten Fusspaare gegeben. Palaemoninen. 115 — Mit den übrigen Crangon-Arten verglichen, scheint die ihr zum Grunde liegende Art nach meiner Ansicht hinsichtlich des Baues der beiden hinteren Fusspaare in demselben Verhältniss zu stehen wie die mit Schwimmfüssen, deren Finger mehr oder weniger platt, zusammengedrückt, breit und gerade erscheinen, versehenen Drachyuren, zu den mit nur sehr schwach zusammengedrückten Füssen und mehr oder weniger hakenartigen, schmä- leren Fingern versehenen Formen. Sie möchte daher mit Hinblick auf ihre so nahe Ver- wandtschaft mit den ächten Crangon einen neuen Beweis dafür liefern, dass die Schwimm- füsse nicht als Kennzeichen einer eigenen, grösseren, wohl aber einer subgenerischen oder allenfalls generischen Abtheilung benutzt werden können. Man kennt bis. jetzt nur die bereits oben erwähnte Art: Spec. 9. Crangon Lar Owen apud Beechy Voy. Crusiac. p. 88, Pl. XXVII. Fig. 1. Als Vaterland dieser Art ist bisher das Kamtschatkische Meer bekannt, dessen Crangon- Arten im Vergleich zu denen anderer Meere durch ihr Auftreten eine grössere formelle Mannigfaltigkeit bieten. Tribus PALAEMONINA. 1. Genus Hippolyte Leach. Die artenreiche, von Leach auf Grundlage mehrerer kleiner, an den englischen Küsten vorkommender, langschwänziger Krebse aufgestellte Gattung Hippolyte, welche bis in den höchsten Norden hinauf mehrere Repräsentanten zählt, ist auch im nördlichen Theile des grossen Oceans durch mehrere, wie es scheint grösstentheils oder wenigstens theilweis, eigenthümliche Formen vertreten, die hier eine nähere Erwähnung verdienen, wenngleich [!err v. Middendorff nur eine Art im Ochotskischen Meere entdeckte. Ihre Erläuterung und Vergleichung mit den bereits auf 1% Arten angewachsenen Hippolyien des nord- atlantischen Oceans, womit uns besonders Kroyer’s schöne Arbeiten (siehe dessen Groen- lands Amfipoder, Naturhist. Tidsskrift Bd. II. p. 253, so wie namentlich Bd. III. p. 570 und Det Kongelige Danske Vedenskabs Selskabs Natureidenskablige Afhandlinger Deel IX. p- 209 mit Abb.) bekannt machten, erschien um so wünschenswerther, da die aus dem nördlichen Theile des grossen Oceans stammenden fünf Owen’schen Formen dieser _Gat- tung mit Ausnahme zweier von ihnen (H. cornyta und armata Owen — Hippolyte acu- leata mas. et fem.) bisher unbeachtet blieben und weder in der Histoire des Crustucees von Milne Edwards einen Platz erhielten, noch von Kröyer selbst näher gewürdigt wurden, | AN Frühere gütige Mittheilungen einiger Hippolyten aus Grönland von Seiten des Herrn Prof. Eschricht in Copenhagen, so wie die von meinem hochgeehrten Collegen v. Baer an den Küsten des russischen Lappland und Nowaja-Semlja’s gewonnene Ausbeute setzten mich in den Stand, mehrere (die Hälfte) der von Kröyer aufgestellten Arten 0 Gattung 116 | Krebse. mit denen des nördlichen Theiles des grossen Oceans zu vergleichen und dadurch einen sicherern Haltpunct für meine Bestimmungen zu gewinnen. Für die Gruppirung der Arten erschien mir nach Kröyer’s Vorgange die Stellung und Zahl der Zähne des vorderen Seitenrandes des Thorax am geeignetsten. Ich lasse da- her die hier abzuhandelnden Arten nach diesem Eintheilungsprinzip folgen. A. Der vordere Rand des Rückenschildes mit zwei Stacheln versehen, wovon der eine unter dem Auge, der andere am unteren Winkel des genannten Schildes sich befindet. Spec. 1. Hippolyie süchensis. N Anterior scuti dorsalis terlia pars carinata, ita ut carina bi- vel Iridentaie anteriorem scuti dorsalis tertiam partem occupet et pone oculorum insertionem incipiat. Dorsum pone rostri originem bidentatum. Rostrum frontale horizontale, fere oblongum, angustum, apice parum dilatatum, bifidum, tridentatum, scuti dorsalis parte laterali fere ‘/, brevius, fere dupla oculorum longitudine, antennarum interiorum pedunculum longitudine aequans, appendice antennarum escternarum foliformi multo, plus ‘/, brevius, supra totum ad api- eem denticulatum. Margo ejus superior, dente apicali incluso dentibus elongato-triangulari- bus, acuminatis, satis insignibus, apice antrorsum directis quatuor, quinque ad sex mediocri- bus munitus; inferior duobus ad quinque armatus. Margo scuti dorsalis anterior -utroque ‚latere duobus aculeorum paribus munitus, quorum unus infra oculorum, alter in scuti “ dorsalis marginis anterioris cum margine ipsius laterali junctura conspicuus. Antennae ex- iernae corpore parum breviores. Antennae interiores mediocres, quarlam eirciter tolius ani- malis longitudinem aequantes, aniennarum exiernarum appendiecis folüformis apicem longe superant. Flagella antennarum interiorum ipsorum pedunculo longiora. Pedes wazxillares externi antennarum externarum appendicum apicem haud aequant. Annulus abdominalis ter- tius fucie dorsali ecarinatus. Quatuor vel quinque vel sex vel sepiem aculeorum paria in appendicis caudalis mediae supra convexae ecarinatae lateribus. Longiudo indieiduorum maximorum ab appendicum antennarum apice ad caudae apicem 1”, thoracis partis lateralis longütudo 1'/,', altitudo ejus in parte apicali ‘/,. Hippolyte sitchensis unterscheidet sich von allen bei Kröyer (a. a. O.) trefflich be- schriebenen Nordischen Hippolyien, deren vorderer Thoracalrand nur zwei Stachelpaare, einen unter jedem Auge und einen jederseits am Vereinigungswinkel mit dem unteren Seitenrande trägt, wie namentlich von Hippolyte Fabricü Kröyer, pusiola Kröyer, maci- lenia Kröyer, Gaimardi M. Edw. ., gibba Kröyer, durch den geraden, unten am äussersten kurzen Ende nur wenig erweiterten Stirnschnabel. Aus der Zahl der erwähnten Arten nähert sie sich hinsichtlich des Stiraschnabels Be am meisten der A. gibba (Kröyer Vidensk. Selsk. a. a.0. Tab. I. Fig. 30), weicht aber von der letztgenannten Art hauptsächlich durch den Mangel des Rückenkieles des dritten Bauch- gürtels, so wie durch das kürzer zugespitzte Ende des Stirnschnabels ab, während sie von Hippolyte Gaimardi durch die geringere Grösse, den unten wenig erweiterten, kürzeren, Palaemoninen. 117 das Ende der Deckschuppen nicht erreichenden Stirnschnabel, den nur zwei Stacheln tra- genden kürzeren Rückenkiel. von Fabricii und macilenta aber, ebenso wie von pusiola durch die ganz andere Form des Stirnschnabels sich unterscheidet. "Vaterland : Die Insel Sitcha. Spec. 2. Hippolyte Layi Owen apud Beechy Voy. Crustae. p. 90, No. 27, Tab. XXVII. Fig. 3 (rostrum frontale). — ? Hippolyte Gaimardi M. Edw. Hist. des Crust. II. p. 378. Unter dem angeführten Namen und mit der Diagnose «H. rostro acuminato supra multi- serrato, ante medium sublus quadriserrato », so wie der Bemerkung, dass H. Layi keinen Stachel über dem Auge habe, wird von Owen eine Hippolyte sehr kurz charakterisirt, die nach den angegebenen Kennzeichen und der sie erläuternden Darstellung des Stirn- schnabels mit der später als H. Gaimardi von Milne Edwards (Hist. des Crust. II. p. 378) beschriebenen Form (siehe auch Kröyer Naturh. Tidsskr. III. p. 572, No. 3. Dansk. Selsk. Skr. IX. Tab. 1. Fig. 21) in Betreff des Stirnschnabels eine so grosse Aehnlichkeit zu haben scheint, dass der Name Gaimardi vielleicht wohl in Layi umzuändern ist, worüber Owen die Entscheidung liefern kann. Vaterland : Monterey in Californien. Speec. 3. Hippolyte palpator Owen apud Beechy Voy. Crust. p. 89, No. 26, Tab. XXVII. Fig. 3. Diese nach Owen durch ungemein verlängerte, über das zweite Fusspaar hinausragende Fusspalpen, einen kurzen, oben zwei Zähne, unten nur einen der Spitze zunächst stehenden Zahn tragenden, bis zum vorletzten Gliede der mittleren (inneren), die Fühlerschuppe der äusseren nicht überragenden Antennen reichenden Stirnschnabel und einen oben vierzäh- nigen Thorax ausgezeichnete Form scheint mit keiner der Kröyer’schen Arten identisch, jedoch H. pusiola nahe verwandt. Vaterland : Monterey in Californien. Anm. Wosnesenski brachte von der Insel Kadjak vier Exemplare einer Hippotyte - mit, die durch die langen, äusseren Maxillarfüsse und mehrere andere Kennzeichen A. pal- pator ungemein ähneln. Ich möchte sie daher vorläufig zu ihr ziehen, obgleich, abweichend von H. palpator, der Thorax derselben oben nur zwei- bis dreizähnig, der Stirnschnabel oben meist zwei-, zuweilen einzähnig, unten zahnlos und nur so lang. wie die Augen er- scheint, während die inneren Antennen die Deckschuppen der äusseren Fühler deutlich überragen. — Die grössten Individuen messen von der Stirn zur Schwanzspitze 2” %, die ri Länge des Thorax beträgt 9), . B. Der obere der Dornen des vorderen Thoracalrandes über, der andere unter de Auge. | Spec. %. Hippolyte affinis Owen apud Beechy Voy. Crust. p. 90, No. 28, Pl. XXVII. Fig. 4. (Rostrum frontale). Owen charakterisirt die Art durch ein rostrum antennis brevius, supra multiserratum, anie medium subtus sexserratum. Der Stirnschnabel hat grosse Aehnlichkeit mit dem von 118 Krebse. turgida Kröyer (Vidensk. Selsk. nat. Afh. IX. Tab. Il. Fig, 57), die aber über dem Auge zwei Stacheln hat. — Das Akademische Museum besitzt durch Wosnesenski ein Exemplar einer Hippolyie aus dem Ochotskischen Meere (Ayan), welches ausser den unten am Ende vierzähnigen, nicht sechszähnigen Stirnfortsatz alle Owen’schen Kennzeichen besitzt, so dass ich es mit grösster Wahrscheinlichkeit zu Owen’s Hippolyte affinis bringen möchte, da zwei Stirnschnabelzähne mehr oder weniger kein Artkennzeichen abgeben, die Küsten des Ochotskischen Meeres und Californiens (woher Owen’s Exemplar stammt) aber mehrere Krebsthiere gemeinschaftlich haben. C. Der vordere Rand des Rückenschildes jederseits mit drei Stachelpaaren (einer über, einer unter dem Auge, einer am unteren Winkel). An N ) pe ii r&t Spec. 5. Hippolyte St. Pauli n. sp. N \ Scutum dorsale pone rostri frontalis initium bidentatum. Rostrum frontale pedunculo antennarum interiorum longius, sed appendice squamiformi antennarum exiernarum brevius cultratum, margine superiore, basi unidentata excepta, rectum, edentatum, margine inferiore arcuatum ante apicem bidentatum. Pedes mazxillares externi longissimi, appendices squami- ı formes aniennarum externarum longe superantes. Pedes validissimi, thorax valde elevatus, supra convexus, parte media et posteriore edentatus. Longitudo a rostri an ad caudae apicem 2”, thoracis altitudo 5". | Ein einziges Exemplar fand Wosnesenski im Beeringschen Meere bei der Pauls-Insel. Die beschriebene Art nähert sich im Ganzen zwar am meisten H. borealis, weicht aber auch von dieser durch die viel dickeren Beine und besonders durch den breiteren, kürze- ren, am oberen, geraden Rande zahnlosen Stirnschnabel ab. Spec. 6. Hippolyte aculeata Owen apud Beechy Voy. Crusiac. p. 88 (ex parte). — M. Edwards Hist. des Crustac. Il. p. 3806. — Kröyer Groenlands Amfipoder p. 87. — Naturhist. Tidsskr. Il. p. 253 et ib. II. p- 578. — Kongelige Danske Videnskaberns, Selskabs Naturvidenskabelige etc. Afhandliger, Deel IX. p. 334, Tab. IV. Fig. 83— 98 et Tab. V. Fig. 99 — 10%. — Cancer aculeatus O. Fabric. Faun. groenl. p. 239. — Alpheus aculeatus Sabine Supplem. to the Append. to Parrys’ Voy. pag. CCXXXVN. Pl. II. Fig. 9. — Hip- polyte armata Owen apud Beechy 1.1. N. 24, Pl. XXVI. Fig. 2 (varietas feminae). — un cornuta Owen ib. p. 89, N. 25. Pl. XX VII. Fig. 2 (varietas maris). Die fragliche Krebsart wurde ziemlich genau unter dem oben eitirten Namen von Otto Fabricius in der Fauna groenlandica 1780 zuerst beschrieben. Später (1793) lieferte Fa- brieius (Ent. syst. I. p. 48%) eine kurze Charakteristik derselben als Astacus groenlan- dieus, noch später Sabine im Anhange zu Capt. Parrys’ Reise eine Beschreibung und Abbildung davon als Alpheus aculeatus. In neuern Zeiten theilte Kröyer, der die Hippo- Iyte aculeata genauer untersuchte, namentlich in. der oben angeführten, in den Schriften der Königl. Dänischen Gesellschaft der Wissenschaften enthaltenen Abhandlung sehr aus- führliche Details mit. Ebendort (p. 33%) erklärte er auch in einer Anmerkung die Aippo- Iyte armata Owen für eine durch stärkere, zahlreichere Stacheln an den Bauchringen und Palaemoninen. 119 kurze, ebere: Fühler nicht von der ächten H. aculeata verschiedene Form und zwar für weibliche Individuen dieser Art, und wies nach, dass die Hippolyte cornuta Owen das mit ungemein verlängerten oberen Fühlern ausgezeichnete Männchen der Hippolyte aculeata sei. Da indessen, wie der ausgezeichnete Dänische Carcinologe selbst sagt, seine Ansichten nur durch Owen’s Abbildungen und Beschreibung bekräftigt werden, so scheint es nicht überflüssig meinerseits ‘zu bemerken, dass ich gestützt auf zahlreiche Exemplare der Hip- polyte: aculeata, die Wosnesenski in Kamtschatka, also am Fundorte der Owen’schen, sammelte, die Ansichten Kröyer’s völlig bestätigen kann. Hippolyte armata sind meinen genaueren Untersuchungen zu Folge in der That nur weibliche, wie gewöhnlich bei den Weibchen der H. aculeata, mit kürzeren, die Deck- schuppen der äusseren Fühler wenig überragenden, inneren Fühlern versehene Exemplare der Hippolyte aculeata, die von den Individuen dieser Art, wie wir sie aus Otto Fabri- cius’ Beschreibung kennen, durch mehr oder weniger zahlreiche (meist 2—!) Stacheln an den unteren Rändern der Seitenfortsätze der Rückenringe des Abdomen, so wie durch die auf braunröthlichem oder rothbraunem Grund bläulich, schwarzbläulich oder dunkelroth marmorirte Zeichnung der Rückseite etwas abweichen. Da jedoch in dieser Beziehung al- lerlei Uebergänge zur wahren aculeata vorkommen, so können sie sicher nicht als beson- dere Art betrachtet werden. Unter den von Wosnesenski gesammelten Exemplaren sind übrigens Individuen von Urup (also von den Kurilen), die durch das Verhalten der ge- ‚nannten‘ Stacheln der Bauchgürtel mit der Fabricius’schen Schilderung der H. aculeata sehr gut übereinstimmen. Dass Hippolyte cornuta Owen nur die männlichen, gleichfalls mit zahlreicheren Rand- stacheln der Seitenfortsätze der Rückengürtel des Bauches, ferner mit sehr langen, die Deckschuppen der äusseren Fühler weit überragenden inneren oder oberen Fühlern, so wie mit, denen der vermeintlichen #. armata ähnlichen, marmorirten Zeichnungen versehe- nen Exemplare der Hippolyte aculeata seien, weisen dreizehn solcher Kamtschatkischen, mir vorliegenden Exemplare nach. | Schon Mertens beobachtete und sammelte zahlreiche Exemplare von H. aculeata im Peter-Paulshafen, später, wie erwähnt, Wosnesenski. Dem Letzteren verdanken wir auch drei sehr grosse, 4‘/,' lange Exemplare von der zur Kurilengruppe gehörigen Insel Urup, also von einem im Vergleich zu den andern bekannten mehr südlichen Fundort, woraus _ man fast schliessen möchte, dass die Art im Süden eine ansehnlichere Grösse erreicht. Keins unserer vielen Kamtschatkischen Exemplare bietet wenigstens die Grösse der Uruper. Auch sagt Wosnesenski, dass in Urup die Individuen stets grösser seien. In Bezug auf Kröyer’s Angabe « Rostrum froniale dentibus marginis inferioris vulgo duobus totidemque superioris» muss ich bemerken, dass an unsern Kamtschatkischen Exem- plaren ohne Unterschied der Geschlechter der obere Rand des Stirnfortsatzes eben so häu- fig, ja fast noch häufiger, drei Zähnchen, der untere aber zwei, jedoch ungemein, ja fast 120 | EK rebse. eben so häufig, deren drei, ja zuweilen vier besitze; dergestalt, dass oben und unten zwei oder drei, oder oben zwei, unten drei Zähnchen oder umgekehrt ‚vorkommen. Der Umstand, dass H. aculeata nicht blos bei Grönland, sondern auch im Kamtschat- kischen und Ochotskischen Meere angetroffen wird, stempelt sie zu einer der circumpolaren Krebsformen. Wie schon Mertens in seinen handschriftlichen Bemerkungen anführt und Wosne- senski mündlich bestätigt, liefert die in der Awatschabei (Kamtschatka) sehr häufig vor- kommende Hippolyte aculeata eine sehr wohlschmeckende Speise. D. Der vordere Rand des Thorax mit- vier Stachelpaaren, wovon jederseits je zwei über dem Auge, einer unter dem Auge, der vierte aber am untern Winkel des genannten Randes sich befindet. ; - Spee. 7. Hippolyte ochotensis nob. Num AH. turgida Kröyer? Scutum dorsale antice ultra medium carinatum, carina dentibus tribus vel binis, trian- gularibus, mediocribus, acutissimis obsessa. Rostrum frontale satis horizontale, latiusculum, subsecuriforme, subrhomboidale, parte apicali breviter acuminatum, antennarum internarum pedunculo paullo longius, sed‘ squama antennarum externarum fere ‘/, brevius, fere dupla oculorum longitudine, apice bifidum. Margo rostri superior 8—9 dentatus, inferior, dente apicali esccepto, 3—!r dentatus, dentibus omnibus superiorum medüs et apicalibus praesertim plus minusoe minutis, dorsalibus tribus duplo vel plus minoribus. Denticuli dorsales ceterum in speciminum nostrorum duobus a rosiralibus spatiolo edentato, insigni, in terlio parum in- signi disjuncti. Margo scuti dorsalis anterior quatuor aculeorum paribus (praeler eminentiam .infraocularem) armatus, quorum duo supra oculum, unus infra oculum et quartus in scuti dorsalis marginis anterioris_ cum margine ipsius laterali junctura conspieiuntur. Antennae interiores breves, quariam corporis longiludinis partem vix parum superantes vel aequantes, aniennarum externarum apicis folüformis apicem vie parum superantes. Flagella antenna- rum interiorum brevissima, ipsorum pedunculo breviora. Pedes mazxillares externi antenna- rum externarum appendicem foliiformem subaequant. Annulus abdominis tertius supra eca- rinalus, sed margine posieriore in processum triangularem prominens, Quatuor vel quinque aculeorum paria in appendicis caudalis mediae supra subconvexae lateribus, Tria observari specimina, quorum maximum a squamarum aniennarum lateralium apice ad caudae apicem 1’ 8" longum. Thoracis longitudo in lateribus W”, rostri longitudo 3”, summa ejus altitudo in anteriore parte 1'"', Hippolyte ochotensis scheint der aus eigener Anschauung mir unbekannten Hippolyte turgida Kröyer (Naturhistor. Tidsskrift, II. Bind, Copenh. 1841, p. 575, N. 8 und Kongl. Danske Videnskab. Selskabs Afhandlingar, Deel IX. p. 308, Tab. I. Fig. 57) durch das Verhalten der äusseren Maxillarfüsse und durch den Stirnschnabel sehr ähnlich. Ich würde sie daher dafür erklärt haben, wenn nach Kröyer bei iurgida die inneren Antennen den Palaemontnen. 121 5ten Theil des Körpers noch nicht erreichen sollten und der untere Rand des Stirnschna- bels derselben nicht als sechszähnig beschrieben und abgebildet wäre; wenn ferner Kröyer, wie er es bei A. Sowerbyü thut,. die geringe Grösse der Zähnchen des oberen Randes des Stirnfortsatzes im Vergleich mit denen des Rückens als Eigenschaft der H. turgida erwähnt oder abgebildet und dabei gleichzeitig die durch einen mehr oder minder grossen Zwi- schenraum bewirkte Trennung der Zähne des Stirnfortsatzes von denen des Rückens an- gedeutet hätte. Mit Hippolyte Sowerbyü stimmt FH. ochotensis durch die Form des Stirnschnabels und die feine Zähnelung seines oberen Randes, so wie durch vier Paare von Stacheln am vor- deren Rande des Cephalothorax überein, unterscheidet sich aber durch den in keinen Kamm erhobenen Hintertheil, die nur die vordere Hälfte des Thorax einnehmenden Rückenzähne und den Mangel einer carina auf der Rückseite des dritten Bauchgürtels. — Von Hippo- Iyte Phippsü (Kröyer 1. 1. p. 9) weicht die fragliche Art durch den rhomboidalen, brei- ten, nicht schmalen, über den Stiel der äusseren Antennen etwas hinausgehenden Stirn- bartatı und durch die kürzeren, die Schuppe der äusseren Fühler sehr wenig überragen- den, inneren Fühler, deren peitschenförmige Enden kürzer als ihr Stiel sind, ab. Erwägt man, dass den eben gelieferten Bemerkungen zu Folge der für den Aufenthalt mannichfaltiger Krebsformen noch geeignetere Norden des grossen Oceans bisher nur halb so viel Arten der Gattung Hippolyte lieferte, als der des atlantischen, wovon zwei (H. acu- leata und Layi) den genannten «beiden grossen Weltmeeren als eircumpolare Formen ge- meinsam sind, so dürfen wir wohl hinsichtlich der Hippolyten des nördlichen Theiles des grossen Oceans noch mehrfachen Entdeckungen entgegen sehen. Im mehr südlichen Theile desselben sind meines Wissens neuerdings auch keine neuen Arten entdeckt wor- den, da die von De Haan (Faun. Jap. Tab. XLV, fig. 6—10) als Hippolyten abgebilde- . ten Macrouren von ihm im Text theils zu Sicyonia (p. 19%—195), theils zu Caridina (p- 186) und Cyelorhynchus (p. 175) gebracht werden. 9 Genus Pandalus Leach. Milne Edwards hat zwar (Hist. nat. des Crust. II, p. 383) die Kennzeichen der Gat- tung Pandalus zum Unterschied von den andern, Palaemon verwandten, langschwänzigen Krebsen recht gut festgestellt; es passt indessen, was er von der Länge des rostrum sagt, nicht auf alle dahin zu rechnenden, später als die Histoire des Crustacees erschien, bekannt gewordenen Arten, namentlich nicht auf Pandalus breeirostris Rathke (Nov. Act. Acad. Caes. Leop. XX, Th.I, p. 17, N. 22). Die wesentlichen Kennzeichen derselben möchten fol- gende sein: Antennae interiores seu superiores bipartitae. Anterioris, nec non tertü, quarti el quinti pedum paris ultimus articulus monodactylus. Secundi plus minusve elongati et attenuati pe- dum paris carpus vel iarsus iransversüum multiarticulatus, ullimo metatarsi ipsius articulo didactylo, forcipato. Middendorff’s Sibirischg Reise, Bd. II. Thl. 4, 16 122 Krebse. Die Arten der Gattung Pandalus lassen sich meinen monographischen Forschungen zu Folge je nach dem Verhältniss der inneren Fühler und des Fussbaues in zwei Untergat- tungen zerfällen, wovon Risso die Eine bereits als Gattung aufstellte. Die beiden Abtheilungen sind : 1. Subgenus Bohraeliiiu: Genus Pontenhilts Risso Mist. nat. d. l’Europe merid. T. V, p. 63, fig. 14. — Pandalus Sect. 1. De Haan Faun. Jap. p- 173. Antennae internae corporis longitudinem superantes. Pedes gracillimi, es Pedum iria posteriora paria antrorsum porrecta squamas aniennales dimidio suo anteriore supe- rantia. Pedum quarti et .quinti paris basis spinulis ineicem remotis rarius obsessa. Digito- rum eorum inferior margo subbidentaius. Hierher gehört: ; | Spec. 1. Pandalus Narval Latr. Cuv. regn. an. I ed. II, p. 37. — M. Edw. Hist. d. Crust. II, p. 385. — Astacus narwal Fabr. Mant. Ins. T. 1, p. 331. — Cancer (Astacus) narwal Herbst Naturg. d. Krabben u. Krebse II, p. 61, Taf. XXVII, fig. 2. — Pontophilus pristis Risso 1. 1. p. 63, fig. 13.*) Im Mittelmeer: nd Spec. 2. Pandalus Edwardsü.? — P. narwal Latr. M. Edwards Cuv. regn. an. 3 ed. Crustae. Pl-5%, fie. 2. *)- | 2. Subgenus Pandalus nob. Genus Pandalus Leach. Pandalus Sect. 2. De Haan |, ]. Antennae iniernae corpore multo breviores. Pedes subgraciles, mediocres. Pedum tria posteriora paria anirorsum porrecta squamas antennales haud vel parum superantia. Pedum ierlüi, quarti et quinti paris inferior facies spinulis satis FreguepHhus, ex parte biseriatis obsessa. Digitorum eorum inferior margo 5—6 dentatus. Sectio a. Rostri frontalis margo inferior basi parum dilatatus et dentibus posteriori- bus reliquis fere subaequalibus obsessus. Antennae iniernae ihorace multo longiores, rosirum longe superantes. | Hierher gehört: Spee. 3. Pandalus borealis Kröyer Naturhist. Tidsskrift Bd. Il (1838), p. 25% und Naturhist. Tidsskr. Anden Raekkes I (1844), p. 461 et p. 469. — Kröyer apud Gaimard Voyage en Sau Atlas, Crustac. Pl. VI, fig. 2 40 0.. Diese Art findet sich nicht blos bei Grönland, sondern wurde Berg von Wosne- senski bei der Insel Unalaschka und im Ochotskischen Meere beobachtet. Hinsichtlich des letztgenannten Fundortes tritt sie also auch als Bewohnerin desjenigen Meeresbeckens auf, welches Herrn v. Middendorff die von ihm gesammelten Krebsthiere gu *) Im Atlas zu Bam. regn. anim. 3 ed. Crust. Pl. 54, fig. 2 lieferte M. Edwards den croguis eines Pandalus als P. narval, der allerdings nicht zu den übereinstimmenden Figuren von Herbst und Risso passt. De Haan (Fauna Japon. p. 173 und 175) fand sich daher veranlasst, die Edwards’sche Form für P. narval Fabr. Edw. zu erklären, und Herbst zu P. pristis Risso zu ziehen, worin ich aber dem ausgezeichneten Carcinologen nicht beistimmen kann, sondern die Edwards’sche Form eher für eine besondere Art halten möchte. Palaemoninen. | 123 Pandalus borealis bildet übrigens gewissermassen ein, jedoch nicht vollständiges, Bindungsglied zwischen dem zweiten und ersten Subgenus; gehört aber nach der über- wiegenden Zahl seiner Merkmale offenbar dem Zweiten an. Sectio b. Rostri frontalis inferior margo parte sua antebasali plus minusve fortiter dilatatus et dentibus majoribus obsessus. Antennae internae thorace parum longiores rostrum frontale parum superantes. a. Rostrum frontale longissimum, thorace '/, longius in baseos et medii faciebus late- ralibus in eristulam obtusam, edentatam, cristulae rostri dorsalis altitudinem latitudine aequantem prominens. Dieser Abtheilung gehört eine neue von Wosnesenski entdeckte sehr ausgezeichnete Art an, die als Bewohnerin des nördlichen, stillen Oceans hier eine nähere Erwähnung verdient. Spec. 3. Pandalus platyceros n. Sp. Thorax satis latus, sed subabbrevialus, supra pilis brevibus, densissimis obsessus. Ro- strum frontale longissimum, thorace plus '/, longius, in marginis superioris basi et medio dentibus septemdecim munitum in parte ejus apicali vero edentatum. Rostri modo dicti margo inferior dimidio basali valde dilatatus dentibusque quinque magnis vel majoribus armatus et-praeterea ante ipsum apicem unidentatus. Squamae antennales valde elongatae, thorace parum (haud vel vis ‘/,) breviores. Abdominis tertius et quartus annulus margine superiore. poslice iruncati et rotundati. Sextus abdominis annulus pinnarum caudae lateralium interna brevior. Pedum secundi paris pars dexter thoracem longitudine longe, circiter ‘/, supe- rans, sinistro brevior et crassior, sinister thorace fere duplo longior. Pedes cum antennis rubro annulati, ut in Pandalo annulicorni, cui celerum species nosira habitu simillima invenüur. Cephalothoracis longitudo 1” %'/,, rostri longitudo 1'/,", abdominis longitudo 1” 10’”, pinnae caudalis longitudo 9", Leider wurde von Wosnesenski nur ein einziges bei der Insel Unalaschka gesam- meltes Exemplar eingesandt. ®@. Rostrum frontale modice elongatum thoracis longitudinem subaequans vel paulo in- ferior, in baseos et mediae partis faciebus lateralibus cristula humili obsoleta notatum. Hierher Pandalus annulicornis Leach und Pandalus lamelligerus n. sp. Herr v. Middendorff beobachtete nämlich im Ochotskischen Meere einen Pandalus, der auf den ersten Blick eine sehr nahe Beziehung zu Pandalus annulicornis Leach (Malacostr. Podophth. Brit. Tab. XL) zeigte, einer Art, die man bekanntlich zeither an den Englischen, Norwegischen und Isländischen Küsten beobachtet hat. Bei der genauern Vergleichung der Beschreibungen von Pandalus annulicornis, wie Kröyer (Naturhist. Tidssckrift Anden Raekkes Bd. I, p. 469) und Milne Edwards (Hist. nat. d. Crust. II, p. 38%) sie lieferten, so wie der, wie ich glaube exacten Figuren von Leach und der Z»ol. of New-York Crust. Pl. VII, fig. 18 mit drei vom Entdecker in ; * 124 Krebse. Weingeist eingesandten und vier später von Wosnesenski mitgebrachten Exemplaren, ergaben sich indessen zwischen den beiden genannten Formen mehrere namhafte Unter- schiede. Der Middendorff'sche Pandalus ist daher wohl als eigene Art unter dem Namen Pandalus lamelligerus zu bezeichnen, weil das erste Fusspaar am innern Saum des dritten Gliedes in ein ansehnliches Plättchen erweitert erscheint, das bei den andern Arten nur als leistenartiger Vorsprung mehr oder weniger deutlich angedeutet ist. Zur genauern Unterscheidung der neuen Art vom Pandalus annulicornis, der bekannt- lich als Grundtypus der Leach’schen Gattung Pandalus anzusehen ist, scheint es mir nöthig die unterscheidenden Merkmale beider vergleichend hinzustellen. Spec. 4. Pandalus annulicornis Leach. Pandalus annulicornis Leach Malacostr. Podophth. Brit. Tab. XL. — Latreille Encyclop. method. Pl. 322, fig. A —4. — Lamarck Hist. d. anim. s. vert. T. V, p. 203. — Desmar. Consider. p. 220, Pl. 38, fie. 2. — Milne Edw. Hist. nat. d. Crust. T. U, p. 384, n. 1. — Kröyer Naturh. Tidsk. Anden Raekkes Bd. I, p. 469. _ Kröyer ap. Gaimard YVoy. en Scandinav. Atlas Crust. Pl. 6, fig. 3 a—e. Thorax glaberrimus. Annulus abdominis tertius margine posteriore superiore marginis in eminentiam triangularem obsoletam prominens. — Rosiri frontalis superioris marginis posterior et media pars denticulis 9 — 11, plerumque decem munitae. Inferior ejusdem rostri margo dentibus 7—8 plerumque quinque armatus. — Squama itegularis an- fennarum exiernarum suboyalo - oblonga rostri frontalis medium parum superans, rostro frontali ‘/, eirciter brevior. — Primi pedum paris arliculus tertius (cf. Leach Tab. XL, fig. 5) margine interno haud dilatatus. Secundi pedum paris pedes sihguli magnitudine inaequales; pes dexter brevior, cephalothoracis longüudinem fere aequans, sinister dextro multo longior extensus rostri fronialis ei abdominis longitudinem multo superans. Corpus bipollicare. Habitat in Angliae (Leach), Islandiae m. Edwards) et Nor a (Rathke). oris. 'Spec. 5. Pandalus lamelligerus n. Sp. IRA OR Ö, Habitus et colores in uniwversum Pandali annulicornis, cui etiam rostri frontalis figura generali, thorace glabro annuloque abdominis sexto abbreviato simillimus apparet, sed diversus quae sequuniur nolis: Thorax parum elevatus lateribus plus '/, longior quam pone medium alius. Annulus abdominis tertius margine posteriore superiore recto vel- subreeto instructus. Annulus obdominis sextus longütudine mediocris, parte sua dorsali media thoracis dimidia longitudine paulo breeior. — Rostri frontalis, pone ipsum thoracis dorsi medium cerista sua posieriore incipienlis, superioris marginis posterior ei media pars denticulis 1% ad 16 munitus, ita quidem ut denticuli 5—7 pone oculorum cavitates observentur. Inferior ejus- dem rostri margo dentibus I—11 armatus. — Squama tegularis aniennarum externarum oblonga, rostri frontalis parti libero subaequalis vel vie parum, ipso vero rostro fere '/, tantum brevior. — Primi pedum paris articulus tertius coalitus, subellipticus,; margine interiore lamina subtetragono-oblonga, satis insigni, triplo longiore quam lata, articulo sequente duplo Palaemontnen. 125 - latiore, margine suo interiore et superiore subacuminalo, munitus. — Secundi pedum paris pedes longitudine aequales vel subaequales, extensi rostrum parum, squamas anlennales | autem parte forcipali tantum superantes vel subaequantes vel rosiro parum breviores, Iho- racis parietis lateralis longitudine plus '/, longiores, sed abdomine longe breviores, üta quidem ut abdominis usque dd pinnarum caudalium initium dimensi (i. e. dnnulorum sex anteriorum) longitudinem aequent. Magnitudo, ut videtur, longe major quam in Pandalo annulicorni. Longitudo speciminis maxüuni Musei Academici a rostri apice ad caudae apicem %, speciminis omnium minimi 3". — Speciminis maximi thoracis parielis lateralis longitudo 4’, abdominis ad caudae apicem longitudo 2". 2'"". Den Bemerkungen Herrn v. Middendorff’s zu Folge erscheint bei genauerer Unter- suchung der Thorax rothbraun, die Fühler und Beine aber hellfleischfarben mit roth- braunen Ringen, während der ebenfalls hellfleischfarbene Hinterleib auf der Rückseite der vier vordern Ringe rothbraune, auf der des fünften und sechsten Ringes aber schwärzlich- braune Längsflecken darbietet. Drei der vorliegenden grössern Exemplare wurden vom Herrn v. Middendorff im Jahre 18%% bei der Chantarischen Bäreninsel, also im Ochotskischen Meere gefangen. Vier andere kleinere verdankt das Museum Herrn Wosnesenski, der dieselben in der Awatschabai, namentlich im Peter - Paulshafen erbeutete, wo indessen die fragliche Art nicht eben häufig ist. Wosnesenski behauptet, dass in Kamtschatka stets kleinere Individuen als die Middendorff’schen vorkommen; dies hängt vielleicht vom nördlichen Fundort ab. Hippolyte aculeata kommt z. B. auch in Kamtschatka nur klein als A. armata, Owen and Beechy Voy. Pl. XXVH, vor, während bei Urup, also südlicher, sehr grosse Exemplare davon gefunden werden. Spec. 6. Pandalus hypsinotus n. sp. Habitus inter Pandalum borealem et lamelligerum, sed lamelligero similior, pedes et antennae internae nec non rostrum frontale enim in universum ut in Pandalo lamelli- gero. Diversus ab utroque. Thorax glaber, valde elevatus, Te Sous ‘/, tantum longior, quam in medio alius hacce conformatione a reliquis speciebus differt. Oculi -majores quam in Pandalo lamelligero. Annulus abdominis tertius margine posteriore superiore medio vix vel parum prominens. Annulus abdominis sexius longitudine mediocris, parte sua dorsali media thoracis dimidia longitudine insigniter brevior. Rostri frontalis apice fortissime sursum curvati, haud procul a thoracis posteriore superiore margine crista sua valde elevata, multo altiore et basi latiore quam in reliquis speciebus, incipientis, superioris marginis posterior pars (i. e pone oculorum cavitates conspicua) el media denticulis 17—22 munita, ita quidem ut den- ticuli 8—12 pone oculorum cavitates observentur. Inferior ejusdem rostri margo dentibus 8 vel pluribus, quorum posterior maximus, uncinatus, fere ut in lamelligero armatus. — Squama tegularis antennarum externarum oblonga, elongata, rostri frontalis parte libera parum, ipso vero rostro circiter 1, brevior. Primi pedum paris articulus tertius oblongus, 126 Krebse. imargine interiore compressus, haud dilatatus et laminae ‚valde. evolutae antecedentis speciei pestigium denticuli apicalis seu anguli forma tanium ss, — sSecundi pedum paris pedes longitudine valde inaequales. Sinister eorum dextro circiter */, longior, abdomen totum cum pinnis caudalibus longitudine longe superans, supra rostrum longe prominens; dexter vero, fere ut in antecedente specie, addominis usque ad pinnae caudalis initium di- mensi longitudinem aequans, squamas antennales vero non Saba forcipe, sed articulis nen- nullis superans. Magnitudine reliquas species superat. Longitudo speciminis maximi a squamarum antenna- lium apice ad caudae apicem 5'/,'', speciminis minimi a rosiri apice ad caudae apicem 3'/,'". _ Spesiraßie maximi thoracis longitudo lateralis 1'/,'', abdominis ad caudae apicem lon- gitudo 3". — Thoracis altitudo in medio Is a Vier Esgmplare dieser neuen, durch den Thorax an die hochrückigen Zippolyten {H. Sowerbyi und aculeata) erinnernden Art, wovon leider kein einziges vollständig: ist, die aber doch sich dermaassen ergänzen, dass sie eine genauere Bestimmung zulassen, erhielt Wonesenski auf Unalaschka. | Ich glaubte dieselbe, wie den Pandalus plaiyceros, bien einschalten zu müssen, um anzudeuten, dass die im Europäischen Norden bis jetzt durch drei Arten (Pandalus borealis, annulicornis und brevirostris*) repräsentirte Gattung Pandalus im nördlichen stillen Ocean vier Vertreter (P. borealis, platyceros, lamelligerus und hypsinotus) aufzuweisen hat, wor- unter eine mit dem Europäischen Norden gemeinsamer (P. borealis). Ordo STOMAPODA, Familia CARIDICIDEA. Tribus MYSIDAE. Ya 1. Genus Mysis. Von Wosnesenski wurde in der Awatschabai zwischen Seegewächsen eine ganz schwarze Mysis gefangen, die sich am meisten der von Thompson (Zoolog. Researches p- 30) beschriebenen und Pl. I abgebildeten Mysis vulgaris der Schottischen Küsten nähert (s. M. Edw. Hist. d. Crust. II, p. 459). Sie weicht aber, wenn Thompson’s Figuren richtig: sind, durch eine kürzere Fühlerschuppe und eine am Ende abgestutzte und vier- zähnige mittlere Schwanzschuppe ab. Ich bezeichne sie mit dem Namen. Mysis awatschensis und erwähne sie hier beiläufig als ersten beobachteten Repräsentanten der Gattung aus dem Kamtschatkischen Meere. | *) Der durch seinen sehr kurzen, oben mit 7 unten mit 2 Zähnen versehenen Stirnschnabel ausgezeichnete, den Typus einer eigenen Unterabtheilung bildende Norwegische Pandulus brevirostris ist von Rathke Nov. Act. Acad. Caes. Leop. Nat. Cur. T. XX, P. I, p. 17 beschrieben. - Caridicideen. 127 2. Genus Thysanopoda M. Edw. Die von Milne Edwards (Ann. d. sc. nat. T. XIX, p. 452) aufgestellte Gattung Thysanopoda enthält in der Histoire naturelle des Crustaces T. II, p. 463—466 desselben Verfassers nur eine von Reynaud im Atlantischen Ocean entdeckte Art, Thysanopoda tricuspida, wovon sich im Atlas Pl. 26, fig. 1 der Hist. d. Crustaces und in Guerin’s Iconogr. d. regne animal Crustac. Pl. 23, fig. # eine Abbildung findet. In. dem letzt- genannten Werke hat übrigens Guerin die Abbildung (fig. 5) und Crustaces texte p- 19 die Beschreibung einer andern Art (Th. elongata) geliefert, während im Atlas zu Gaimard’s Voyage en Scandinavie etc. Kröyer auf Pl. 7, fig. 2 eine Thysanopoda inermis, ebenda- selbst fig, 3 a eine Thysanopoda neglecta und Pl. 8, fig. 1 a—f eine Thysanopoda lon- gicaudata hat abbilden lassen. In der List of Crustac. in the Brit. Mus. p- 130 ist eine aus dem Antaretischen Ocean stammende neue Art der fraglichen Gattung angezeigt, die in der Voyage of the Erebus and Terror beschrieben und abgebildet werden soll. Mir ist indessen weder eine Beschreibung der oben angeführten Kröyer’schen neuen Arten, noch auch der letzterwähnten Antarctischen Form bisher zu Gesicht gekommen. Eine siebente aus dem Mittelmeer stammende T’hysanopoda hat mein geehrter Freund Dr. Krohn dem Akademischen Museum übersandt, während eine achte von Herrn v. Middendorff am Ochotskischen Meere entdeckt wurde. Die letztgenannte Form bildet übrigens durch die grosse Längenentwickelung des äussern Paares der Maxillarfüsse den Typus einer eigenen Gruppe oder Untergattung. Die Gattung Thysanopoda wird daher auf folgende Weise einzutheilen sein. Subgenus Thysanopoda. Pedes mazxillares exierni pedibus genuinis medüs breviores. Sectio a. Annuli abdominales omnes margine dorsali posteriore integri. Spee. 1. Thysanopoda inermis Kröyer‘apud Gaimard Voy. en Scandinav. Livr. 37, Pl. 7, fig. 2. Spec. 2. Thysanopoda neglecta Kröyer apud Gaimard Pl. 7, fig. 3 a. Spec. 3. Thysanopoda longicaudata Kröyer ib. Livr. 39, Pl. 8, fig. 1 a—f. Spec. %. Thysanopoda Krohnü nob. Der Habitus fast wie bei Th. inermis. Der Thorax halb so hoch als lang, ziemlich kurz, noch nieht von der halben Länge des mässig langen Hinterleibes. Die Stirnspitze ziemlich ansehnlich; jedoch die Augen nicht überragend, nach hinten und oben in eine kleine, kielförmige Erhabenheit auslaufend. Die hintern, untern Winkelfortsätze der’ Seiten des Hinterleibes mässig. Der innere der beiden äussern Schwanzanhänge so lang als der äussere. Der Seitenllügel der am Ende dreitheiligen Schwanzschuppenspitze am innern Rande mit feinen Wimperborstchen. Länge des Körpers von der Stirn zur Schwanzspitze 7'''. Länge des Thorax 2'’’. Zwei Exemplare dieser neuen Art aus dem Mittelmeere verdankt das Akademische Museum meinem um die Zoologie und vergleichende Akademie gleich ver- dienten, hochgeehrten Freunde Dr. Krohn. 128 el | Krebse. | N Sectio b. Annuli abdominalıs tertü, del tertü quarli et quinti margo dorsalis posierior in medio denticulatus. Spec. 5. Thysanopoda ee — Thysanopodus elongatus Guerin er Crust. Pl 23, fig. 5, a Text p.19. Der schmale, stark verlängerte Thorax, mehr als doppelt so lang als hoch. Der Stirnstachel sehr verkürzt, fast abgestutzt. Nur das dritte Rückensegment des Hinterleibes ist am hintern, obern Rande mit einem kleinen Zahn oder Stachel versehen. Das Vaterland ist der indische Ocean. Speec. 6. Thysanopoda Iricuspidata.. — Th. tricuspida M. Edw. Annal. d. sc. nat. T. XIX, p- 452; Bist. d. Crust. IL, p. 466; Atlas Pl. 26, fig. 1-6. — Thysanopodus trieuspidatus Guerin lconogr. Craloer Pl. 23, fig. 4, texte p. 18. Im Vergleich mit Th. elongata lassen sich folgende Unterscheidungs-Merkmale angeben. _ Der verkürzte, hohe Thorax, etwa '/, länger als hoch. Der Stirnstachel äls Spitze sehr deutlich vertretend. Nicht blos das dritte Rückensegment des Hinterleibes, sondern auch das vierte und fünfte ist am hintern, obern Rande mit einem Zahn versehen. | Die Art wurde von Reynaud im atlantischen Ocean und zwar im hohen Meere entdeckt. Wosnesenski brachte das ziemlich verstümmelte Exemplar einer Tihysanopoda aus ' dem Atlantischen Meere mit, die in Betracht des hohen, kurzen Thorax und des in der Mitte mit einem Zähnchen versehenen hintern Randes des dritten, vierten und fünften Rückengürtels wohl Th. tricuspidata sein könnte. Sie soll seiner Angabe zu Folge nebst andern kleinen Krebsthieren geleuchtet haben. Subgenus Thysanoessa nob. Pedum mazillarium par externum reliquis pedibus longius. Spec. 7. Thynasopoda (Thysanoessa) longipes nob. RN Sr Es ist dies die bereits oben erwähnte aus dem Ochotzkischen Meere stammende Art. Im Habitus ähnelt sie auf den ersten Blick ungemein der Thysanopoda tricuspidata, be- sonders hinsichtlich der Bildung des Bauchtheiles, um so mehr, da der dritte, vierte und fünfte Rückengürtel am hintern, obern Rande gleichfalls einen besonders am dritten und theilweis auch beim fünften sehr entwickelten kleinen Stachel tragen, der auf der Rück- seite der genannten Gürtel sich in einen kleinen Kiel fortsetzt. Durch die Gestalt des Thorax und ganz besonders durch das Verhalten der äussern Maxillarfüsse weicht sie aber ganz entschieden ab. Vielleicht zeigt sie auch, was ich indessen, in Betracht des Zustan- des der von mir untersuchten. Exemplare, nicht für gewiss behaupten möchte, nur 7 Fuss- paare, so dass möglicherweise das vordere einem Maxillarfusspaar entsprechende verküm- mert und als blosses Spitzchen vorhanden wäre. Die Augen der Ochotskischen Form scheinen grösser zu sein, wenn die Edwards’sche Figur TA. trieuspida richtig darstellt. Ist das Letztere der Fall, dann unterscheidet sich. Th. longipes auch durch viel längere Basalglieder der innern Fühler und eine von dem Basaltheile der innern Fühler überragte, kürzere Fühlerdeckschuppe. Zu Folge der von Edwards auf Pl. 26 unter fig. 1 als Caridicideen. 129 Linie angegebenen natürlichen Länge der Th. tricuspidata erscheint übrigens dieselbe um /, bis gegen '/, kleiner als Th. longipes. Im Vergleich zu den andern Thysanopoden, wovon meines Wissens bis jetzt nur Th, elongata zum Unterschied von trieuspidata kurz charakterisirt wurde, lässt sich, so weit die bis jetzt meist aus Abbildungen bestehenden zum Vergleich vorliegenden Mate- rialien es gestatten, von Th. longipes folgende Charakteristik aufstellen, welche durch die von mir selbst entworfenen, möglichst getreuen Abbildungen nicht unwesentlich ver- vollständigt werden dürfte. Der Thorax mässig verlängert, etwas mehr als doppelt so lang als hoch, in der Mitte kaum etwas höher als an den Enden, etwas weniger als halb so lang als der mässig: lange Hinterleib. Der vordere Rand des Thorax unten mit einem mässig langen, spitzen, win- kelständigen Zähnchen, oben und unter der Mitte mit einem kleinen, stumpfen Vorsprunge. Die Stirnspitze ziemlich ansehnlich, jedoch nicht über die zurückgezogenen Augen vor- tretend, vorn sehr spitz, zuweilen mit der scharfen Endspitze etwas aufwärts gebogen, nach hinten in einen niedrigen, geraden, auf den vordern Theil des Thoraxrückens fort- gesetzten Kiel auslaufend. Die Augen sehr ansehnlich. Die hintern und untern Winkel- _fortsätze der Seiten des Hinterleibes ziemlich vorgezogen. Der hintere obere Rand des hintern Bauchgürtels in der Mitte mit der leichten Andeutung eines Zähnchens. Der innere der beiden äussern Schwanzanhänge so lang als der äussere. Der Seitenflügel der am Ende dreitheiligen Schwanzschuppenspitze am innern Rande wimperlos. — Das sehr verlängerte, dickere, zweite, dem äussern Maxillarfusspaar entsprechende Fusspaar kommt etwa der doppelten Länge des Thorax gleich, und überragt nicht nur alle andern Füsse, sondern selbst die Mitte der Fühler. Die Länge der grössern Exemplare, vom Stirnstachel zum Endrande des Schwanzes gemessen, beträgt 11—12”’. Die Länge des Thorax gt, | Die eben beschriebene Art wurde in zahlreichen, bereits grösstentheils -verdorbenen Exemplaren, am Strande des Ochotskischen Meeres ausgeworfen, vom Herrn v. Midden- dorff gesammelt. Bei der Uebernahme derselben fand ich daher leider kein einziges ganz vollständiges Exemplar. Namentlich. existirte keins, woran die Füsse und Fühler unver- sehrt gewesen wären. Nur mit grosser Mühe gelang es daher den Bau der interessanten Art zu bestimmen und die nöthjgen Zeichnungen zu entwerfen. Middendorfi’s Sibirische Reise, Bd. TI. Thl. A. 17 130 A Krebse. Subclassis CRUSTACEA MAXILLATA. Legio EDRIOPHTHALMA, Ordo AMPEKIPODA. Sectio GAUMARACEA, Familia . ORCHESTIDAE. 1. Genus Orchestia Leach. Im Bulletin Scientifique d. l. classe physico-mathem. T. IX, p. 133 ff, wurden in zwei‘ besondern Artikeln Bemerkungen über die von Dana (Synopsis of the Genera of Gamma- racea, American Journal of Science sec. ser. Vol. VII, Nov. 1849, p. 135) aufgestellte Familie der Orchestidae, ferner über den Unterschied von Talitrus und Orchestia, so wie endlich eine critische Synopsis der bis jetzt beschriebenen Arten der von mir in zwei Untergattungen (Subg. Orchestia und Subg. Allorchestina) mit mehrern neuen Sectionen zerfällten Gattung Orchestia mitgetheilt. In der genannten Synopsis wurde auch unter anderem unter Spec. 7, mit der Bezeichnung 0. ochotensis, die Diagnose einer neuen Art geliefert und eine nähere Beschreibung derselben in diesem Reisewerke in Aussicht ge- stellt. Ich erfülle daher durch nachstehende Zeilen das gegebene Versprechen. Spec. 1. Orchestia ochotensis mh. Orchestia oohotensis Brandt Bullet. seient. d. l. cl. Phys.- mathem. d. l’Acad. d. Scienc. d. Petersb. T. IX, p. 140, Spec. 7; Ejusdem Beiträge z. Kenntniss d. Amphipoden. Character essentialis. x Antennae inferiores corporis tertiam partem subaequantes, flagello 1% articulato instructae. Manns secundi pedum paris marium margine inferiore edentata uncoque edentato instrucia. Descriptio. Antennae superiores caput subaequantes usquc ad inferiorum partis basalis articuli tertü inferiorem partem pertingentes, flagello 5—6 articulato (in femina 5-articulato) instructae. Antennae inferiores terliam corporis partem circiter aequantes, pedunculo flagello 14-arti- culato longitudine subaequali. Oculi rotundi. Primi pedum paris articulus quintus ‘in mare apice dilatatus, in femina haud dilatatus. Manus secundi pedum paris in maribus rotundato-ovalis, margine inferiore rotundato, arcuato, edentato, unco terminali edentato admodum arcuato instruct«. Lamina caudalis oblongo-tetragona, margine posieriore sub- emarginata, SE LDsE. Longitudo 6’. Altitudo summa a". Drei Ereapliee dieser Art, die ich nach Vergleichung mit den bisher beschriebenen Formen für eine eigenthümliche, noch unbekannte halten zu können glaube, wurden vom Herrn v. Middendorff im Ochotskischen Meere entdeckt. Die fragliche neue Art steht einer durch v. Nordmann’s Güte aus dem Schwarzen Meere erhaltenen Form, die ich in der genannten Synopsis vorläufig als Boltae bezeichnet Gammariden. 131 habe, am nächsten, entfernt sich aber davon sowohl durch die geringere Zahl der untern Fühlerglieder, als auch durch die abweichende Bildung des zweiten Fusspaares der Männ- ‚chen sehr bedeutend. Familia EM. GAMMARIDAE, Subfam, I. LYSIANASSEINAE DANA. Sectio TEE DANA, Genus Anonyx Kröyer. Kröyer hat bekanntlich aus mehreren der Gattung Lysianassa M. Edward’s (Annal. d. sc. nat. T. XX, p. 36%) verwandten Gammariden in einer Abhandlung der Schriften der Königlich - Dänischen Naturforschenden Gesellschaft (Deel VII, 1838, p. 232), die auch unter dem Titel Grönland's Amfipoder besonders erschien, eine eigene Gattung, Anonyzx, gebildet und dieselbe (Nat. Tidskr. IV, p. 16%) nicht allein gegen Edward’s vertheidigt, sondern (Naturh. Tidskr. Anden Raekkes foerste Bind p. 578 und Bd. II, p. 1 ff.) einer Revision unterworfen und durch mehrere neue Arten vermehrt, die in Gaimard's Voyage en Scandinavie Atlas Crustac. Livr. 37—Hh1 auf Pl. 13—18 meister- haft von ihm dargestellt und mit den Analysen ihrer äussern Organe versehen wurden. Von Dana (Sillim. Amer. Journ. Vol. VIN, Nov. 18%J9, p. 136) wurde die Verschieden- heit der Kröyers’schen Gattung Anonyx von Lysianassa M. Edw. Ann. d. sc. nat. nicht allein anerkannt, sondern beide Gattungen in seiner Sublam. Lysianassinae sogar zwei ganz verschiedenen Abtheilungen zugewiesen. Die Arten der Gattung Anonyx hatte man aber bisher nur in den Nordischen Strecken des zwischen Europa und Nord-Amerika sich ausdehnenden Oceans, namentlich’ bei Grön- land, Spitzbergen und an den nordischen Küsten südlich bis Trondhjemsfjorden und Tromso angetroffen. Es dürfte daher für ihre geographische Verbreitung nicht ohne Interesse sein, hier zu bemerken, dass Wosnesenski zwei Arten derselben in dem zwi- schen Nord-Asien und Nord-Amerika befindlichen grossen Wasserbecken auflfand, wovon wenigstens eine an einem auch vom Herrn v. Middendorff besuchten Orte, Ayan (am Ochotskischen Meere) erbeutet wurde. Die eine dieser Arten ist ’ Spec. 1. Anonyxz ampulla Phipps. Cancer ampulla Phipps Voy. towards the north Pole 1773, p. 191, Tab. XI, fig. 3. — Anonyx ampulla Kröyer Nat. Tidsskr. And. Raekk. II, p. 43 (Lateinische Beschreibung), wozu nach Kröyer Nat. Tidsskr. And. Raekk. I, p. 578, dem ich nach selbstständigen nach zahlreichen Exemplaren angestellten Untersuchungen beistimmen muss, folgende Synonyme gehören: Cancer nugax Phipps?? Yoy. p. 182, Tab. XII, fig. 2. — Gammarus nıgar Sabine Supplem. to the Append. of Parry’s Yoy. pag. CCXXIX. — Gammarus ampulla Sabine? ib. — Talitrus nugax Ross? App. to Parry’s 3 Voy. p. 119 and Polar Yoy. p. 205. — Talitrus ampulla Ross ib. — Gammarus nugax Owen? App. to the second Voyage of Ross p. LXXXVII. — Gammarus ampulla Owen?? ib. p. LXXXVIN. — Anonyx lagena Kr. Grünl. Amfip. S.9, Tab. I, fig. 4 und Nat. Tidsskr. II, 256—57, IV, 164 fem. — Anonyr appendieulosus E * 132 u ‚Krebse. Kröyer Amfip. S. 12, Tab. I, fig. 2 mas, Naturh. Tidsskr. a. a. ©. — Lysianassa lagena Miln. Edw. hist. nat. d\ Crust. II, p. 21, n. 2. — Lysianassa appendiculata M. Edw. ib. n. 4. Den genannten Synonymen füge ich nach gütigen brieflichen Mittheilungen Lichten- stein’s hinzu: Gammarus Gryllus Lichtenst. apud. M. S. Mandt Observationes in histo- riam 'naturalem etc. in itinere Groenlandico factae Berolini 1822, p. 3%, und mache zur nähern Kenntniss der fraglichen Form auf Kröyer in Gaimard’s Voy. en Scandinavie Atlas Crustac. (Livr. 37) Pl. 13, fig. 2 a—z, aufmerksam. Die eben erwähnte Art, wovon mir auch ein durch Prof. Eschricht erhaltenes Exemplar aus Grönland vorliegt, wurde namentlich von Wosnesenski einmal in mehreren Exemplaren bei Ayan im Ochotskischen Meere gesammelt, und ein anderes Mal aus dem Magen eines am Tschuktschenlande im Metschigmensker Busen gefangenen Bartenwalles genommen. | Die zweite Art, die Wosnesenski dem Akademischen Museum einsandte, erkläre ich nach ul Vergleichung für Spec. 2. Anonyx Edwardsü, Kröyer Naturh. Tidsskr. And. Raekk. II, S. A. und 41, Gaimard Yoy. en Scandinav. Atlas (Livr. 41) Pl. 16, fig. 1 a—w. I Mehrere sehr wohl erhaltene Exemplare dieser Art wurden aus dem Magen des er- wähnten im Metschigmensker Busen gefangenen Bartenwalles genommmen, so dass ihr eigentlicher Wohnort zwar unbekannt ist, jedoch, wegen des Zustandes der az wohl nicht gar fern von ihrem Fundort zu suchen sein dürfte. ı Im grossen, zwischen Nord-Asien und Nord-Amerika befindlichen Meitkshedien. sind daher sowohl die Anonyx mit schmälerem tiefgespaltenen, schuppigen Schwanzanhange durch A. ampulla, als auch die mit einem kurzen, breiten, hinten nur schwach ausgeschweiften Schwanzanhange versehenen Formen durch 4. Edwardsü repräsentirt. Bei weitern Un- tersuchungen werden sich höchst wahrscheinlich noch mehr Arten aus der fraglichen Gattung vorfinden. Uebrigens ist bis jetzt 4. ampulla im Ochotskischen Meere südlicher (zwischen 55—60) als in der Nähe der Europäischen Küsten (Trondhjemsfjorden nach Kröyer) beobachtet worden. Subfam. Ei. GAMMAREINAE DANA. Sectio EEE. DANA. Genus Gammarus. . Die von holae Edward's Histoire d. Crustaces bereits auf drei und zwanzig. gebrachte, später besonders von Rathke um mehrere neue Arten vermehrte Gattung Gammarus, die auch im nördlichen stillen Meere, so wie in Kamtschatka, Californien und Sitcha zu Folge der Sammlungen v. Middendorff’s und Wosnesenski’s vertreten ist, bietet dem auf- merksamen Forscher noch ein nicht unbedeutendes, ziemlich verwickeltes Feld von Unter- Geammarinen. 133 suchungen. Die geringe Grösse der. Thiere, so wie die wenig detaillirten Abbildungen und Beschreibungen vieler der bis jetzt bekannten Formen, bieten namentlich manche Schwierigkeiten. Ich versuchte es dieselben zu überwinden und die Gattung Gammarus in ähnlicher Weise, wie die Gattungen Talitrus und Orchestia, zu behandeln, aber der Mangel an Materialien veranlasst mich, diesen Plan vorläufig aufzugeben und hier nur die ‘vom Herrn v. Middendorff mitgebrachten Arten näher zu beschreiben und die von Wosnesenski gesammelten beiläufig zu erwähnen. ; Sectio 1. A. a Milne Edw. a. Das Innenglied des sechsten falschen Fusspaares so gross, oder mindestens mehr als halb so lang, als das äussere. Spec. 1. Gammarus locusta.? Herr v. Middendorff hat aus dem in’s Ochotskische Meer strömenden Flusse Dosch- kander das einzige Exemplar eines Gammarus mitgebracht, dem leider das sechste falsche Fusspaar fehlt, der aber durch die Form der Antennen und die Zahl ihrer Glieder (3,— 36 an den obern, 15—19 an den untern Fühlern), ferner durch die halbmondförmigen Augen und die 3 vorletzten mit kleinen Dornen besetzten Hinterleibsglieder Gammarus locusta ©. Fabr. mindestens sehr ähnlich erscheint. Ich würde ihn daher auch ohne Bedenken zu dieser Art ziehen, wenn er nicht durch etwas dickere Basalglieder der weit dichter und reichlicher behaarten Antennen, ferner durch weniger gestachelte Sprungbeine, und nebst ihren Anhängen etwas breitere falsche Fusspaare sich unterschiede. Die eben angedeu- teten Abweichungen, so wie die Unkenntniss über den Bau des sechsten Afterfusspaares machen mich indessen doch zweifelhaft, so dass ich künftigen Beobachtern die nähere Entscheidung anheim stellen muss, ob in der genannten Gegend wirklich Gammarus locusta vorkommt und zwar um so mehr, da meinen über Gammarus locusta angestellten synony- mischen Untersuchungen zu Folge mit diesem Namen bisher offenbar, verschiedene Arten bezeichnet worden sind. Linne in seiner Reise durch Gothland p. 260 (Uebersetzg. S. 279) erwähnt als Cancer locusta macrourus etc. eines offenbar zur Gruppe der Gammari gehörigen, am Seestrande beim Berge Thorsburg gefundenen Krebses, von dem er später (Fauna Suec. ed. 1 Stock- holmiae 1746, p. 360, n. 125%) sagt, er sei grösser als der Pulex fluviatilis Ray (Frisch Ins. VII, p. 26, t. 18). In der 1761 erschienenen zweiten Ausgabe der Fauna Suwecica p. 497, n. 2042 wird dieselbe Form unter dem systematischen Namen Cancer locusta aufgeführt und zwar blos mit den Synonymen /t. gott. p. 260 und Fauna suec. 125%. Linn hat also in den angeführten Werken ein und dieselbe Form eines im Meere woh- nenden, an der Küste Gothland’s gefundenen, Gammarıs gemeint, den er auf Cancer pulex folgen lässt und diagnostisch davon durch ein rostrum obtusum, so wie durch ansehnlichere Grösse unterscheidet. In dem 1758 erschienenen T. I der ed. X, P. U, p- 1055, n. 82, so wie in dem 1767 veröffentlichten T. I, P. U, p. 1055, n. 82 der ed. XII des Systema naturae fügte er zwar seinem Cancer locusta noch als Synonyme 134 Krebse. Roesel /ns. II, t. 62, Klein hist. pisc. Miss. V, tab. 6, fig. A, B, C und Sulzer Ins. tab. 23, fig. 152 bei, sagt jedoch in Bezug auf den Aufenthalt ausdrücklich habitat in Europae maritimis — Roesel’s und Sulzer’s Mittheilungen beziehen sich aber auf einen Flussbewohner (G. Roeselii Gerv.). Was Klein anlangt, so wage ich, da mir sein Werk Summa dubiorum etc. nicht zu Gebote steht, nicht darüber zu bestimmen, welche Art er vor sich gehabt habe. Da indessen seine Form aus der Nordsee stammt, wie Herbst II, S. 128 angiebt, so könnte er wohl G. locusta gemeint haben. Jedenfalls hat aber Linne zu seinem, an der Küste von Gothland gefundenen, wahren C. locusta später (syst. nat. ed. 12) mehrere Synonyme (Roesel, Sulzer) irrigerweise ee und eine maritime und fluviatile Form zusammengeworfen. Pallas (Spicil. zool. IX, p. 55, Tab. IV, fig. 7) macht schon, ohne aber auf die eigent- liche Urquelle des Linne’schen Cancer locusta, namentlich auf das Iter Gothl. und: die beiden Ausgaben der Fauna suecica zurück zu gehen, bei Gelegenheit der Beschreibung seines Oniscus locusta (Spie. zool. 1. 1.) darauf aufmerksam, Linne habe irrthümlich Roesel, Sulzer und Frisch als Autoritäten für den maritimen Cancer locusta eitirt. Pallas selbst beschrieb als Oniscus locusta eine Orchestia, also eine Gammaride, die, falls nicht Linne möglicherweise eine Orchestia vor sich hatte, wohl mit Linne’s dem G. flusiatilis ähnlichen Cancer locusta nichts zu schaffen hat, obgleich sie Herbst (Naturg. d. Kr. u. Kr. I, Tab. XXXVI, fig. I) als Gammarellus locusta abbildete und beschrieb. Otto Fabricius schildert (1780) in der Fauna groenl. p. 25®, n. 231, sehr ausführlich als Oniscus pulex einen Gammarus, wozu er Cancer pulex und locusta Linn., so wie 0. pulex (0. F. Müller Zool. dan. prodr. p. 197, n. 2366) als Synonyme zieht. O. Fabricius’s Beschreibung passt sehr gut auf einen Gammarus, den Herr v. Baer aus dem weissen und Eismeere mitbrachte, und wovon das Museum der Akademie durch Prof. Eschrichts Güte Exemplare aus Grönland, Island und Kopenhagen besitzt. | Christ. Fabricius (Ent. syst. T. Il, p. 516) verwechselt unter seinem Gammarus locusta offenbar mehrere Gammariden. Seine kurze Diagnose: G. (locusta) manibus quatuor adaciylis, pedibus quatuordecim, femoribus simplicibus, cauda spinis bifidis, passt auf sehr verschiedene Gammariden. Namentlich ist ausser Cancer locusia Linn., worauf seine Citate Lion. syst. 12 und Fauna suwec. und vermuthlich auch Klein Miss. V, Tab. IV A, B deuten, also ausser dem wahren Gammarus locusta der Gothländischen Küste, der Oniscus locusta Pall. spieil. 1. 1., der Oniscus gammarellus Pall. ib. fig. 8, (Orchestia littorea?) dann Roesel, Sulzer und Frisch, der auf Gammarus pulex M. Edw. (—=G. fossarum Koch) zu beziehen sein dürfte, von ihm als Synonyme angeführt. Ueberdies lisst er seinen Gammarus locusta im Meere und Süsswasser leben. Von einem reinen Gammarus locusta des Verfassers der Eniomol. systematica kann also keine Rede sein, cher aber vielleicht: von einem G. locusta Linn. (exclus. syn. Roesel, Klein, Sulzer, Frisch), womit vielleicht, wegen ansehnlicher geographischer Verbreitung, Oniscus pulex 0. Fabric. identisch ist. Gammarinen. Ä 135 Montagu hat in den Transact. of the Linn. Society Vol. IX, p. 92 als Cancer gam- marus locusta einen an den Englischen Küsten sehr gemeinen Gammarus beschrieben und Tab. IV, fig. 1 abgebildet. Die Beschreibung ist allerdings viel zu kurz, während der Abbildung die Nebengeissel der obern Antennen fehlt. Dennoch würde die Montagu’sche Form, mit Ausschluss des Synonym Pallas und grösstentheiligen Ausschlusses von Gmel. und Linn., ohne Bedenken zu G. pulex O. Fabr. gezogen werden können, wie dies Kröyer meint, wenn nicht nach Mantagu’s Zeichnung und Beschreibung, gegen die Angaben von ©. Fabr., die untern Antennen die längsten sein und die drei letzten Leibesringe blos einen kleinen Dornenbüschel besitzen sollten. Leach (Trans. Linn. Soc. XI, p. 359, n. 3) und Desmarest (Consider. p. 267), ebenso Rathke Beiträge z. Fauna Norwegens (Nova Act. Acad. Leop. T. XX, p. 67) nahmen Montagu zur Grundlage ihrer Bestimmungen des Gammarus locusta. Milne Edward’s (Hist. nat. d. Crust. II, p. *"%) umständlichere Berahrehun seines G. locusia lässt sich ‚hinsichtlich der ovalen, nur wenig nierenförmigen Augen und die nur mit einem kleinen Dornbüschel versehenen drei hintern Leibesringe nicht mit den auf die genannten Organe bezüglichen Angaben von O. Fabricius in Einklang bringen, was M. Edward ’s bereits gefühlt zu haben scheint, da er O. Fabr. mit einem Frage- zeichen als Synonym citirt. Dass zu Folge der Edward’schen Beschreibung die obern Antennen des @. locusta ein wenig länger als die untern sein sollen, ebenso seine Anga- ben über die Augengestalt, streitet übrigens auch gegen Montagu’s Angaben und Ab- bildung, so dass er, genau genommen, auch diesen nur mit einem Fragezeichen hätte eitiren können. Zaddach in seinem trefflichen Synopseos Crustaceorum Prussicorum, Prodromus Regio- monti 183%, p. # und 5 macht daher mit Recht schon auf mehrere Abweichungen der Edward’schen Beschreibung des Gammarus locusta der Histoire d. Crustaces; von der von ihm als Gammarus locusta Fabric.? beschriebenen, in der Nähe von Königsberg an der Ostsee häufig vorkommenden, nur durch geringe Grösse von den von Rathke*) an der Norwegischen Küste gesammelten Exemplaren abweichenden, nach ihm vielleicht neuen Form, aufmerksam, die er übrigens nur als fragliche Fabricius’sche Art bezeichnet, wie aus den von mir oben gemachten Angaben hervorgeht, wobei es aber zweifelhaft bleibt, ob er Otto oder Christian Fabricius’s Bestimmung seiner Art zu Grunde zu legen meinte. Als Resultate der eben gemachten Mittheilungen dürfte übrigens sich ergeben, 1) dass man. den eigentlichen Gammarus locusta Linne's (It. gothl. und Fauna succ.) bis jetzt nicht genau genug kennt um ihn zur Grundlage einer sichern Art zu machen, 2) dass Otto Fabricius unter seinem sehr genau charakterisirten pulex, obgleich er Linne’s *) Nach den Mittheilungen Rathke’s (Nov. Act. Zeop. 1. 1.) würden übrigens die Norwegischen, Danziger und Krimmischen Exemplare seines Gamarus Bee Montagu sich nicht sptCittgen unterscheiden. 136 Krebse. - Cancer locusta eitirt, möglicherweise nicht gerade die echte Gothländische Form vor sich hatte, 3) dass Christian Fabricius als Auctorität für einen Gammarus locusta sich nicht geltend machen lässt, und.%) dass, wenn man auf Grundlage der genauen Beschreibung des Oniscus pulex des Otto Fabricius einen Gammarus locusta begründen wollte, was wegen der Unsicherheit der Bestimmung der Linne’schen Form noch etwas bedenklich wäre, man mehrere von O. Fabricius citirte Synonyme weglassen und weder die unter sich der Beschreibung nach abweichenden, von Montagu und M. Edward's beschriebenen Formen, noch auch die Zaddachs’che mit Sicherheit dazu ziehen könnte. Soll überhaupt die Synonymie des Gammarus locusta ganz gründlich gesichtet werden, so möchte man den echten Cancer locusta Linne (Ft. Gothl.) an seinem Fundorte aufzu- _ suchen und genau abzubilden und zu beschreiben‘ haben. Es würde sich dann zeigen, welche der angeführten Schriftsteller diese Form vor sich hatten. Sollte man aber wegen Kürze der Linne’schen Beschreibung die von ihm als Iocusta bezeichnete Form nicht aufzufinden im Stande sein, so würde man vielleicht, da man die Otto Fabricius’sche nach Maassgabe seiner ausgezeichneten Beschreibung, der ältesten genauen Charakteristik eines Gammarus, ohne alle Bedenken zu bezeichnen vermag, weil er dieselbe für den Cancer locusta Linne hält, als Grundlage des Gammarus locusta (d. h. Gammarus locusta 0. Fabric. deser. exclusis plurimis Synonymis) ansehen können. Die von Montagu, M. Edward's und Zaddach beschriebenen Formen werden dann, wenn sie sich wirklich alle oder theilweis als abweichende Arten bewähren, neue Namen (etwa Montagui, Edwardsii und Zaddachü) erhalten können, wenn nicht die eine oder andere wieder unter sich oder mit der einen oder andern schon beschriebenen, z. B. Rathke’schen u. s. f., zusammen fallen. Spec. 2. Gammarus pulexe De Geer. — Gammarus pulex De Geer Abhandl. z. Gesch. d. Imsecten, übersetzt von Götze, T. VII, p. 193, Taf. 33. — Gammarus puleex Zenker Gammari pulicis historia Tab. fig. C. — ?Gammarus fluviatilis M. Edw. Hist. d. Crust. IH, p. 45, n. 2. Milne Edward’s sagt, dass bei Gammarus fluviatilis, einer von |seinem 'pulex und puteanus Koch, Deutschl. Crustac. Heft 5, t. 1, offenbar verschiedenen Art, das vorletzte Glied des Stiels der obern Antennen das Ende des Stiels der untern erreichen soll. — Exemplare eines Gammarus, die bei Petersburg gefangen wurden und sich in Bezug auf die Bildung der Hände der beiden vordern Fusspaare, ferner der Augen und der Art der Bewaffnung des Hinterleibes sehr gut für Gammarus fluriatilis M. Edward's erklären liessen, weichen davon durch das gegenseitige Verhalten der untern und obern Antennen- stiele ab, indem bei ihnen das Endglied der untern Antennen um ”/, seiner Länge das Eindglied der obern überragt. Ich wage daher die dem Gammarus flueiatilis ähnliche bei Petersburg vorkommende Form, die Zenker (De Gammari Pulicis historia nat., Jenae 1832) unter fig. C., selbst aber auch bereits De Geera. a. O., sehr kenntlich abbildet, nicht mit völliger Sicherheit mit Gammarus fluriatilis M. Edw. zu vereinen, sondern erkläre sie vielmehr mit Hosius, der kürzlich in einem trefflichen Aufatze (Troschel’s Arch f. Naturg. Cehahuhen. | 137 1850, Heft 2, p. 233 mit 2 Tab.) die Unterschiede von Gammarus pulex, puteanus und Röselii sehr gut auseindersetzte für Gammarus pulex De Geer. Indessen bin ich darüber noch zweifelhaft, ob, wie Herr Dr. Hosius meint, statt Gammarus fluviatilis, der ganz zu streichen sei, Gammarus pulex zu setzen wäre, da möglicherweise G. fluviatilis M. Edw. wegen des oben angeführten Antennenverhältnisses, eine selbstständige G. pulex allerdings nahe Art sein könnte, was sich nur aus dem Vergleich Edward’scher Exemplare ergeben düfrte. Mehrere Exemplare des G. pulex wurden vom Herrn Branth, der Herrn Hoffmann auf seiner Uralischen Reise begleitete, dem zoologischen Museum aus dem Ural mitgetheilt. Auch gehören ihr offenbar die Fragmente (Vorderleib und Hinterleib) eines Gammarus an, den Herr v. Middendorff in der Paissina beobachtete, wodurch seine weite Verbreitung, mindestens von Mittel-Deutschland bis zum letztgenannten Flusse, sich bekundet. Im Bassin der heissen Quelle Natschik, etwa 80 Werst westlich vom Peter-Paulshafen in Kamtschatka, beobachtete Wosnesenski einen Gammarus, wovon er drei Exemplare mitbrachte, die in Bezug auf Bildung der Fühler, Augen und des Hinterleibes mit der oben erwähnten Petersburger und Uralischen Form übereinkommen, jedoch durch etwas breitere Hände und nur 12gliedrige untere Antennen abweichen. Ich wage es aber dessen ungeachtet nicht die Natschiker Gammarus vom Gammarus pulex zu unterscheiden. Eine andere Frage ist, ob ausser dieser Art in den heissen Quellen Kamtschatka’s noch: eine eigenthümliche Art (G. Ermanni M. Edw. Hist. d. Crust. Ill, p. 49, n. 12) vorkommt. Spec. 3. Gammarus sitchensis nob. Der Reisende des zoologischen Museums der Akademie, Herr Wosnesenski, sammelte in einem Meerbusen der Insel Sitcha eine ansehnliche Zahl von Exemplaren eines Gam- marus, der eines Theils mit Gammarus locusta? (Oniscus pulex O. Fabr.), anderntheils mit Gammarus pulex und fasciatus Say eine sehr grosse Verwandtschaft zeigt, namentlich hinsichtlich der Bildung der Stirn, dem Verhalten. der letzten Ringe des Hinterleibes und sechsten Afterfusspaares in ein und dieselbe Section gehört. Die Antennen sind etwa halb so lang als der Körper, die obern überragen die untern mehr oder weniger. Der Stiel der obern ist kürzer, als der der untern, und erreicht nur das untere Drittel des Endgliedes der untern. Die Geissel der obern Fühler zeigt etwa 32, die der untern 12—13 Glieder. Die Antennenstiele sind ziemlich stark behaart. Die Augen bieten eine nierenförmige, zur halbmondform hinneigende Gestalt. Die der hintern Hinterleibsringe sind jederseits mit drei bis vier auf einer kleinen, kammartigen Erhabenheit einreihig und kammartig, fast in der Richtung der Längslinie des Rückens, stehenden Dornen besetzt. Auch in. der Mittellinie stehen 1—2 kleine Dornen, so dass wenigstens auf jeder der beiden verletzten Leibesringen 3 Gruppen von Dornen wahrge- nommen werden. Die mässigen Hände der beiden vordern Fusspaare sind ziemlich rhom- boidal, mässig lang, etwas platt, am vordern Rande schwach und schief abgestutzt; die des vordersten Fusspaares zeigen eine geringere Grösse, als die des zweiten. Das sechste Paar der Afterfüsse ragt über das vierte und fünfte kurze Afterfusspaar weit hin- Middendorfi’s Sibirische Reise, Bd. II. Thl. 1. \ 18° 138 | | Krebse. aus. Das innere längliche, wie das äussere reichlich behaarte, wenig gestachelte, erscheint etwa um '/, kürzer als das längliche oder lanzettförmige, grössere äussere. Die grössten Individuen zeigen nur eine Länge von 5”. Theils der Bau der Hände, oder die Gestalt der Augen, theils die Art der Bestache- lung. des Hinterleibes lassen also bei genauer Durchmusterung der eben gelieferten Kenn- zeichen, wie schon angedeutet wurde, die beschriebene Form als ein Mittelglied zwischen Gammarus locusta (= Oniscus pulex O0. Fabr.), pulex und fusciatus erscheinen. @. Das Innenglied des sechsten falschen Fusspaares noch nicht oder höchstens '/, so lang als das. äussere, oft nur rudimentär. Spec, 4. Gammarus atchensis nob. Der Körper vorn mässig, hinten auf dem Rücken stärker zusammengedrückt. Der vordere Stirnrand in eine kleine, sehr kurze, dreieckige Spitze auslaufend. Die Augen länglich - elliptisch oder etwas nierenförmig. Die Fühler kaum oder noch nicht '/, so lang als der Körper, ziemlich spärlich behaart. Die obern wenig länger als die untern. Der Stiel der untern stets namhaft länger als der der obern. Die. Geissel der obern länger, der untern kürzer als ihr Stiel. Die Geissel der obern 32—33gliedrig, die der untern 19gliedrig. Die Nebengeissel der obern schlank, etwa‘ '/, so lang als die Geissel, 7gliedrig. Der erste, zweite und dritte Brustring auf dem Rücken gerundet, die beiden folgenden undeutlich, die zwei_ letzten aber deutlich, jedoch nur schwach gekielt. Die drei vordern Hinterleibsgürtel auf der Rückseite ziemlich stark gekielt, der vierte dagegen vorn sehr leicht gekielt, hinten aber wie der fünfte und sechste gewölbt. - Die drei vordern Hinterleibsgürtel vor dem hintern in der Mitte mit mehrern kleinen, ziemlich reihigen Dornen: besetzten hintern Rande, hinter den nicht bis zum hintern Rande ausge- dehnten Kiel mit einer vorn schmälern, spitzdreieckigen zahlreiche, fast reihige Dornen tragenden, sehr schwachen Erhabenheit besetzt, die auf dem zweiten und besonders dem dritten Hinterleibsringe weit ansehnlicher und dornenreicher als auf dem vordern und stets ‚niedriger als der Kiel erscheint. Der vierte Hinterleibsring trägt auf seiner hintern Hälfte jederseits zwei bogenförmige Erhabenheiten, eine innere und eine äussere, die mit etwa 4—7 einreihigen Dornen kammartig besetzt sind. Der fünfte Hinterleibsring‘ besitzt auf der Rückenseite jederseits neben der etwas flachen Mitte entweder nur eine. mit 6—7 Dornzähnchen besetzte kammartige, bogenförmige Erhabenheit oder deren zwei, ja selbst zuweilen die Andeutung einer dritten. Der sechste Hinterleibsring trägt jederseits eine vordere innere sehr kleine mit zwei Dornzähnchen, wovon der äussere länger, besetzte und eine hintere, äussere, grössere mit 3— einreihigen Dornen besetzte kammartige Erhaben- heit. — Die ziemlich schwach gewölbten mässig behaarten Hände des ersten und zweiten Fusspaares bieten eine gleiche Grösse. Die des ersten Fusspaares sind ziemlich viereckig (rhomboidal) am vordern Rande schief abgestutzt, die des zweiten bieten einen fast gera- den ebenfalls gezähnelten vordern Rand, und erscheinen überdies hinten schmäler als die des ersten Fusspaares, Die wahren, kräftigen, etwas kurzen Fusspaare sind nicht reichlich Gammarinen. 139 behaart, aber mit kurzen, oft gruppenweis zu zweien oder dreien stehenden Stacheln be- setzt. Das vierte und fünfte Paar der Afterfüsse zeigt kurze, breite, kräftige, stark ge- stachelte Glieder. Das sechste Paar der Afterfüsse ist so lang oder etwas länger als die beiden vorhergehenden. Das äussere Glied desselben ist fast einförmig-lanzettförmig und stark gestachelt; das innere dagegen erscheint mehr lanzettförmig, zwar ebenfalls stark gestächelt, aber noch nicht '/, so lang als das äussere. Die fast pyramidalen, am Ende wie gewöhnlich mit drei kleinen Dornen besetzten Schwanzanhänge sind fast so lang als das innere Glied des sechsten falschen Fusspaares. Die Körperlänge beträgt bei den grössern Individuen von der Stirn zu den Schwanz- anhängen gemessen 1'’, so dass also die Art zu den grössern gehört. Mehrere Individuen dieser, durch den gekielten und auf ganz eigenthümliche Weise mit kleinen Dornen besetzten Hinterleib schr ausgezeichneten Form, wurden von Wosne- senski nicht blos bei der Insel Atcha, sondern auch bei Unalaschka gefangen. Spec. 5. Gammarus locustoides nob. Der Körper nur mässig zusammengedrückt. Die Stirn, wie bei allen oder wenigstens den meisten Gammaren, wo die hintern Rückengürtel in keinen Stachel auslaufen, ein kurzes, dreieckiges Spitzchen. Die Augen mässig, nierenförmig, fast halbmondförmig. Die Antennen ziemlich stark behaart. Die Haare des Stieles lang. Die Fühler übrigens ziemlich kurz, bei weitem nicht '/, so lang als der Körper. Der Stiel der untern An- tennen überragt mit dem grössten Theile seines Endgliedes, mindestens mit °/, desselben den Stiel der obern Fühler. Die Geissel der obern Fühler ist 20—31gliedrig und über- ragt die 10 — 1hgliedrige Geissel der untern etwa um '/, ihrer Länge. Die ziemlich schlanke, mässig lange Nebengeissel der obern Fühler bietet 5— 6 Glieder. Nur die beiden vorletzten, wie die vorhergehenden Bauch- und Rückengürtel kiellosen und in der Mitte convexen und flachen Hinterleibsringe tragen oben auf der Rückseite jederseits einen kleinen innern und einen äussern #—5 Dornchen tragenden Kamm. Der letzte Hinterleibsgürtel besitzt in der Mitte zwei Dornspitzchen, an der Seite aber ein drei Dornen tragendes Kämmchen. Die Vorderfüsse sind mit einzelnen oder gruppirten, ziemlich langen Haaren besetzt. Auch der Fühlergrund zeigt viele, doch nicht sehr dichte, Haare. Die Hand des ersten Fusspaares ist ziemlich gleich gross mit der zweiten, aber mehr rhomboidal, am vordern Ende schief abgestutzt mit einigen Zähnchen versehen. Die Hand des zweiten Fusspaares erscheint etwas mehr verlängert-rhomboidal, vorn mehr gerade abgestutzt, ebenfalls gezähnelt. Das vierte und fünfte, gestachelte, mit kurzen, etwas breiten Gliedern versehene Paar der Afterfüsse ragt nach hinten über das Basalglied des sechsten Afterfusspaares nicht hervor. Das sechste Paar der Afterfüsse überragt da- her mit seinem ganzen, langen, länglichen, mit Dornen und gefiederten steifen Haaren an den Seiten besetzten äussern Gliede das vierte und fünfte Paar der Afterfüsse. Das innere Glied des sechsten Afterfusspaares wird dagegen durch ein kleines, fast lanzettförmiges, am Ende gestacheltes, etwa nur ‘/, oder gar nur ‘/, der Länge des äussern Gliedes hin- * 140 Krebse. sichtlich der Länge gleichkommendes, also rudimentäres Spitzchen repräsentirt. Die ver- längert-viereckigen, etwas breiten, am Ende zwei bis dreidornigen Schwanzanhänge sind fast nur '/, so lang als das äussere Glied des sechsten Afterfusspaares. | Die Länge des Körpers beträgt bei den grössern Individuen, wie sie Wosnesenski von Ayan, also aus dem Ochotskischen Meere, einsandte, 10'''. Die Art scheint sich aus der Zahl der bekannten, zu meiner Section 8 gehörigen, Formen in Bezug auf die Zahl der Fühlerglieder der kleinern Individuen Gammarus gracilis Rathke (Mem. d. sav. etrang. poes. a U.Acad. d. sc. d. Petersb. III, p. 37%, n. 79) am meisten zu nähern. Sie weicht aber durch die Art der Bestachelung des Hinterleibes, die gestachelten Afterfüsse und ansehnlichere Grösse davon ab. Ausser bei Ayan sammelte auch Wosnesenski zahlreiche Exemplare eines Gammarus an der Süd-Ostküste von Kamtschatka in der Awatscha-Bai, die sich sämmtlich aber nur durch geringere Grösse von dem beschriebenen G. locustoides unterscheiden, indem die grössten Individuen nur eine Länge von 6—7 Linien zeigen und daher wohl sich als kleinere Form desselben ansehen lassen. g Spec. 6. Gammarus ochotensis. Der Körper mässig zusammengedrückt. Die Stirn mit einem kurzen, dreieckigen Spitzchen. Die Augen mehr nierenförmig als halbmondförmig. Die Fühler etwa '/, so lang als der von der Stirn zu den Schwanzanhängen gemessene Körper. Die Basaltheile derselben unten mit langen, reichlichen Haaren besetzt. Die obern Fühler etwas länger als die untern. Der Stiel der untern aber wegen seines längern Endgliedes etwas länger als der der obern, so dass das Endglied des Stiels der untern fast doppelt so lang erscheint als das des Stiels der obern, während das zweite und dritte Glied des Stiels der untern fast eine gleiche Länge zeigen. Die obere 39—32gliedrige Fühlergeissel viel länger, die untere etwa 20gliedrige dagegen etwa nur so lang als ihr Stiel. Das Neben- geisselchen der obern Fühler schlank, ziemlich lang, etwa '/, so lang als die Geissel. Die Körperringe auf der Rückseite convex. Die zwei oder drei vordern Bauchringe in der Mitte des hintern, obern Randes mit mehrern kleinen, oft reihigen, zuweilen deutlich auf drei schwachen Erhabenheiten (einer mittlern vordern und zwei hintern seitlichen) stehen- den kleinen Dornen. Der dritte oben jederseits mit meist zwei, selten drei kleinen, hinter einander stehenden, vier bis 5 kleine Dornen tragenden Erhabenheiten. Die zwei folgen- den Hinterleibsgürtel oben jederseits mit einen sehr schwach gebogenen Längskämmchen, das 5— 6 kammartig stehende, ziemlich ansehnliche Dornen trägt. Am: vierten Hinter- leibsgürtel bemerkt man übrigens nach aussen vom beschriebenen Kämmchen ein zweites kleineres, nur 2 oder 3 kürzere Dornen tragendes. Der lezte Hinterleibsgürtel zeigt am hintern Rande jederseits meist 3 kammartig stehende, in der Mitte aber 2 kleine paarige, Dornen. Die beiden vordern Fusspaare sind mässig, mit steifen Borstenhaaren ziemlich reichlich besetzt. Die Scheeren meist gleich gross. Die Hand mässig convex, fast rhom- boidal, mit dornig - gezähneltem, vordern, mehr oder weniger gerad abgestutzten Rande. Gammarinen. 141 Die Kralle einfach, hakenartig. Die Füsse ziemlich ‚stark mit kurzen Borsten, die theil- weis in Dornen übergehen, besetzt. Das vierte mässig lange und breite, mit kleinen Dornen besetzte Paar der Afterfüsse ragt mit seinem hintern Ende etwa nur bis zur Mitte des sechsten, so dass also das letztere das vierte und fünfte Afterfusspaar überragt. Das äussere, lanzettförmig-längliche, mit kurzen Dornen besetzte Glied des sechsten Paares der Afterfüsse ist etwa doppelt so lang als die Schwanzanhänge, das innere dagegen ist etwa nur '/, so lang. als das äussere und kürzer als die ziemlich verlängert-kegelförmigen an der stumpflichen Spitze gestachelten Schwanzanhänge. ; Die grössern Individuen besitzen gegen 1’’ im Längendurchmesser. Zahlreiche Individuen dieser Art wurden vom Herrn v. Middendorff im Ochotski- schen Meere entdeckt und dem Museum der Akademie einverleibt. Von den meisten der beschriebenen Arten mit kleinem innern Gliede des sechsten Afterfusspaares, wie @. Olieü M. Edw., poecilurus (Rathke) und Kröyeri (Rathke) u. S. w., weicht G. ochotensis hauptsächlich durch die genauer beschriebene Art der Bestachelung des hintern Randes der Rückseite sämmtlicher Hinterleibsringe, von G. atchensis, dem er sich nähert, durch den kiellosen Rücken ab. Von der folgenden Art unterscheiden ihn die kürzern Antennen und das kürzere, breitere sechste Afterfusspaar, so wie die gleich grossen Hände des ersten und zweiten Fusspaares. A Spec. 7. Gammarus longicauda nob. Der Körper schlanker als bei den beiden eben beschriebenen Arten, mässig zusam- mengedrückt, sowohl auf der Rückseite der Brust- als auch der der Hinterleibsringe un- gekielt. Der vordere Stirnrand fast abgestutzt oder nur mit einer sehr geringen Spur eines centralen Spitzchens. Die Augen klein, rundlich. Die sehr schlanken, langen Fühler fast so lang als der Körper vom Kopf zum Anfang der Schwanzanhänge. Die Basalglie- der der Fühler lang, schlank besonders die beiden endständigen. Die obern Fühler über oder gegen '/, länger als die untern. Der Stiel der obern Fühler ein wenig. länger oder fast so lang als der der untern. Die 32 bis 4Ogliedrige Geissel der obern Fühler länger, die 15 bis 16gliedrige Geissel der untern Fühler kürzer als ihr Stiel. Das Nebengeissel- chen der obern Fühler mässig lang, sechsgliedrig mit lang gestreckten, schmalen Gliedern. Das Basalglied der obern Fühler auf der . Unterseite mit mehreren kurzen, einreihigen Dornen. Eben so trägt auch das der untern einen ansehnlichen Dorn. Haare habe ich aber nur, und zwar sehr kurze, auf den Fühlergeisseln wahrgenommen; von einer Gupula dagegen, wie sie manche Gammari (wie Gammarus ornatus M. Edw.), auf der Geissel der untern Fühler besitzen, fand ich, ebenso wie bei den vorher beschriebenen Gammari, keine Spur. Der hintere, obere Rückenrand der zwei vordern Hinterleibsgürtel in der Mitte mit fünf Dornzähnchen, wovon die äussern kleiner als die mittlern erscheinen. Am dritten Hinterleibsringe bemerkte ich ebendort nur drei Dornzähnchen. Der vierte zeigte auf seiner Rückseite drei Dornzähnchen, ein vorderes und zwei hintere. Auf dem fünften bemerkte ich jederseits zwei bis drei Zähnchen. Auf dem sechsten sah ich keine Dorn- ' 142 NG: Krebse. zähnchen. Die Hand des ersten Fusspaares ist der des zweiten zwar in der Gestalt ähnlich, aber um ‘/, mal oder noch kleiner. Die Hand des zweiten Fusspaares ist fast eiförmig und an der obern Hälfte des innern Randes mit kleinen dornartigen Zähnchen besetzt, und an den Rändern, ebenso wie die Hand des ersten, mehr oder weniger gewimpert. Die Haken beider sind einfach und zahnlos. Die übrigen Füsse sind alle im Verhältniss länger und schlanker, als bei den eben beschriebenen Arten. Sie tragen nur wenige, kurze Dornen und Borsten, aber keine Haare. Das dritte Fusspaar zeichnet sich beson- ders durch -seine schlanke Form aus, so dass sein Basalglied kaum oder noch nicht so breit, als das des dritten Fusspaares erscheint. Die drei vordern Paare der Afterfüsse erscheinen gleichfalls schlank. Das vierte und fünfte Paar der Afterfüsse bieten eine geringe Länge und dessen ohngeachtet keine sonderliche Breite. Auch sie tragen nur. schwache, vereinzelte, kleine Dornen. Das sechste Paar der Afterfüsse zeichnet sich durch die Länge seines äussern länglichen, schmalen, jederseits fünf kurze Dornen tragenden Gliedes aus, indem die Länge desselben °/, der Länge des Hinterleibes gleich kommt. Das innere sehr verkürzte Glied des sechsten Afterfusspaares beträgt etwa nur !/, der Länge des äussern und ist kürzer, fast nur °/, so lang als die Schwanzanhänge. Die platten, etwas gebogenen Schwanzanhänge besitzen eine lanzett - linienförmige Gestalt, tragen am Ende einige Dornspitzen und sind etwa '/, so lang als das äussere Glied des sechsten Afterfusspaares. Die Länge des Körpers des Thieres von Jer Stirn zu den Schwanzanhängen beträgt etwa 7”. | Die Farbe ist dunkel-olivengrün mit gelblichen Antennengeisseln und vordern After- füssen. Die Füsse erscheinen an den Enden ihrer Glieder gelblich geringelt. Der Körper und die Basis der hintern Füsse sind hellgelb getüpfelt. | Nur ein Paar Exemplare dieser’ interessanten Art sammelte Herr 'v. Middendorff im Öchotskischen Meere. ; Die eben charakterisirte Art scheint von den bisher beschriebenen am meisten mit dem Gammarus dentatus Kröyer (Naturhist. Tidsskr. IV, S. 159) durch die langen Fühler, das sehr lange sechste Afterfusspaar und die Zähnelung der hintern Bauchringe verwandt. Gammarus dentatus weicht. indessen dadurch ab, dass sämmtliche Bauchringe nur am hintern Rande querstehende Zähnchen besitzen, dass die obern Antennen doppelt so lang als die untern sind, dass die Augen oval erscheinen und dass die Kralle der Hand des ersten Fusspaares Zähne und Wimpern trägt. Familia ORCHESTIDAE. Genus Allorchestes Dana. Dana a. a. O. bildet aus den Amphithoeartigen mit gekrallten Maxillarfüssen versehenen Amphipoden ohne Mandibularpalpen, deren obere Fühler länger als ihr Stiel und kürzer ‚als die untern sind, eine eigene zu seiner Familie Orchestidae gehörige Gattung Allorchestes. Orchestiden. 143 Zu dieser Gattung gehört, wenn man den Principien des genannten, ausgezeichneten Amerikanischen Naturforschers folgt, eine früher von mir für eine Ampluthoe gehaltene, von Middendorff im Ochotzkischen Meere aufgefundene Form, ebenso wie Orchestia grandicornis Kröyer (Nuturh. Tidsskr. And. Räkk. I, S. 292, Tab, I, fig. 2 a—n). Spec. 1. 'Allorchestes ochotensis n, Sp. Sie ähnelt der Amphithoe Marionis (M Edw. h. d. Crust. III, p. 40, n. 2%. Cuv. regn. anim. 3 ed. Crust. pl. 60, fig. 6), die ebenfalls nach Edwards keine Mandibular- palpen besitzt, mithin vielleicht auch zu Allorchestia gehört, unterscheidet sich aber davon durch den Fühlerbau und die Art der Zähnelung des Hinterleibes. Amphithoe serrata Say (Journ. Acad. Philad. I, p. 382, n. 1) scheint durch gleich lange Fühler und grosse Augen abzuweichen, ist aber überhaupt ganz unkenntlich charakterisirt. Die Stirn springt in einen sehr kurzen, dreieckigen, winkelartigen, centralen, horizon- talen, kleinen Fortsatz vor. Die Antennen erreichen etwa '/, der Körperlänge; jedoch ist der etwa, nur die hintern °/, des Endgliedes der untern erreichende Stiel der obern etwas kürzer als der der untern. Ueberhaupt erscheinen die obern Antennen stets ein wenig kürzer als die untern. Die Geisseln der beiden Antennenpaare sind länger als ihre Stiele und die Basalglieder der Antennen mit einigen kürzern Stachelchen und Borstchen versehen. Die Geisseln tragen dagegen nur sehr zarte, kurze Borstchen. Die fast nie- renförmigen, schwarzen Augen sind ziemlich klein. Der Körper ist in der mittlern Hälfte mässig, in der hintern aber, besonders an den vier letzten Bauchgürteln, sehr stark von der Seite zusammengedrückt und hinter dem vordern Drittel Anfangs schwächer, gegen das Ende zu aber stärker gekielt. Der sechste bis eilfte Ring tragen auf der Mitte des hintern Randes der Rückseite je einen Zahn, der beim sechsten und siebenten Gürtel ungemein schwach, beim achten bis eilften dagegen sehr stark entwickelt ist. Die Seiten- flächen der Körpergürtel sind glatt, glänzend, ungekielt und haarlos. Die fünf vordern Seitenplatten des Körpers erscheinen ziemlich ansehnlich, besonders die beiden hintern, rhomboidalen, ziemlich gerundeten. Von den drei hintern Seitenplatten ist die vordere die grösste, und, wie die zweite, unten stark ausgeschweift, während die hinterste unten zugerundet erscheint. Die Hände des ersten und zweiten Fusspaares sind von verschie- dener Grösse, obgleich. von fast gleicher Gestalt. Der Carpus des ersten ist fast nur '/, so gross als der des zweiten, eirund-länglich, in der Mitte des untern Randns etwas zu- gerundet und am vordern Theil desselben nur sehr leicht schief abgestutzt. Der Carpus des zweiten erscheint fast länglich - rhomboidal, am vordern Rande schief abgestutzt und gewimpert und hinten jederseits mit einem kleinen Stachel versehen. Das letzte Fusspaar, das längste aller Fusspaare, besitzt eine sehr ansehnliche, hinten zugerundete, nach unten aber in ein dreieckiges Spitzchen vorspringende (beilförmige) Basalplatte.e Das sechste mit einer abgerundet viereckigen, ziemlich breiten Grundplatte versehene Fusspaar erscheint kürzer als das siebente, aber ein wenig länger als das dritte. Die Basalplatte des fünften, kürzesten Fusspaares ist fast rundlich und ziemlich klein. Die drei hintern falschen Fuss- 144 Krebse. paare, so wie die Enden der wahren Füsse sind auf dem obern Rande mit feinen Stacheln gewimpert. Das vierte falsche Fusspaar ist etwas länger als das fünfte und etwa '/, so lang als die Antennen. Das sechste, welches fast nur '/, oder kaum '/, so lang als das vierte erscheint, trägt am Ende nur ein einfaches, längliches, schmales, mehr stachliches, der Länge seines Basalgliedes gleichkommendes Gliedehen. Der Schwanzanhang besteht aus zwei abgerundet-rhomboidalen, kurzen, am Ende verdickten, mit einzelnen Dornchen versehenen Plättchen. Die grössten Exemplare messen von der Stirn bis zum Ende der Afterfüsse 1" 2”. Eine Menge von Exemplaren wurden im Ochotskischen Meere von Herrn v. Midden- dorff gefangen. Sectio LAEMODIPODA. Genus Caprella. Herr v. Middendorff hat vom Nichta-Busen des Ochotskischen Meeres zwei nach meiner Ansicht neue Arten der Gattung Caprella (C. affinis und nichtensis n. sp.) leider nur in einzelnen Exemplaren mitgebracht. Spec. 1. Caprella affinis n. sp. ki Sie ähnelt der als Caprella linearis von Johnston *) (Loudon Magaz. of nat. hist. Vol. VII, p. 672, fig. 71) beschriebenen Form im Verhalten der Fühler, ferner des zweiten Paares der Vorderfüsse und des Körpers. Sie weicht indessen durch viel ansehnlichere, mehr als ‘/, der Grösse der Hände des zweiten Fusspaares erreichende Hände des ersten Fusspares und das viel längere, zahnlose, vorletzte Glied des hintern Fusspaares ab, indem dasselbe länger als die beiden vorhergehenden Glieder erscheint. Spee. 2. Caprella michtensis n. sp. Die nächste Verwandtschaft besitzt sie mit C. lobata, Müll. (Kröyer Voy. en Scand. Pl. 25, fig. 3), unterscheidet sich aber davon durch folgende Merkmale: die Basalglieder der obern Fühler tragen viele einzelne Härchen. Die untern Fühler sind kürzer als der Stiel der obern und reichen nur bis zur untern Hälfte des dritten Stielgliedes der obern. Der Carpus der Hand des zweiten Fusspaares trägt nur zwei Zähne. Der fünfte, sehr verlängerte Körpergürtel ist fast um '/, länger als die beiden folgenden und, so wie diese, stachel- und dornlos. Das vorletzte Glied (Carpus) des letzten Fusspaares ist nur mit einzelnen Haaren besetzt, sehr verlängert und fast so lang als die vorhergehenden zusam- mengenommen. Die Länge des Thieres beträgt 10'’'. *) Dass Caprella linearis Johnst. zu C. lobata Müll. (C. linearis Linn. nach M, Edw. aD d. Cr. 11I.) ge- höre, scheint mir noch zweifelhaft. Idoieida. 14 Ordo ISOPODA. Sectio AUBULANTIA. Familia IDOTEIDA,. Tribus IDOTEINA. &enus Idotea. A. Abdomen ex articulis quinque distinctis compositum. ‚ Spee. 1. Idotea Entomon Linn. Fabr. Wir besitzen von dieser wie es scheint ungemein verbreiteten Art nicht blos Exem- plare aus dem Baltischen und Eismeere, sondern auch andere, die Herr v. Middendorff aus dem Öchotskischen, so wie Wosnesenski aus dem Kamtschatkischen Meere mit- brachte. B. Abdomen e cingulis dorsalibus tribus sejunctis compositum. b.. Appendices eingulorum dorsalium lateralium anteriores vel anteriores et mediae annuli sui inferioris marginis partem tantum occupantes. [Dr | 4 \ N 7 Spec. 2. Jdotea ochotensis n. sp. PARSE Der Körper verlängert-länglich, in der Mitte des Rückens kielartig erhoben, an den Seiten desselben abgedacht, glatt und haarlos. Der vordere Stirnrand tief ausgeschnitten und hinten eingedrückt, an den Seiten vor den ziemlich kleinen, fast abgerundet-dreiecki- gen. Augen mit einem ziemlich ansehnlichen, bogenförmigen, nach unten und vorn gewen- deten, das Grundglied der Fühler fast verdeckenden Fortsatz versehen. Die innern Fühler kurz, nur bis gegen die Mitte oder über die Mitte des dritten Gliedes der äussern Fühler reichend. Die äussern Fühler, wenn man sie ausstreckt, bis gegen das Ende des vierten Rückengürtels reichend, kürzer als der Körper; ihre etwa 15gliedrige Geissel etwa ', kürzer als ihr Stiel. Alle Rückengürtel an der Seite breit, ziemlich gerad - randig, am untern und hinterna Winkel mehr oder minder rechtwinklig. Die Seitenanhänge der Rü- ckengürtel am zweiten, dritten und vierten Gürtel wenig mehr als die vordere Hälfte, am fünften und sechsten über °/, und am siebenten Gürtel den ganzen untern Rand einneh- mend. Die Seitenanhänge der drei hintern Rückengürtel hinter der Mitte des obern Randes mit einem kleinen, dreieckigen Fortsatze versehen, der in einen dreieckigen Ausschnitt des untern Gürtelrandes eingreift. Der hinterste Körpergürtel ziemlich verlängert viereckig, an den Seiten gerad-randig, am hintern Rande mit einem dreieckigen, zahnartigen Fortsatz versehen, der nach oben einen, die ganze Mittellinie der Rückseite des Gürtels einneh- menden Kiel ausschickt. Die Seiten des Fortsatzes oder Zahnes bogenförmig ausgeschweift, daher der hintere Rand des letzten Körpergürtels jederseits in einen stumpfen Winkel, gleichsam eine Andeutung eines äussern Zahnes vortretend. Die grössten Exemplare von dem vordern Stirnrande zur Schwanzspitze 1” 6’”’ lang und 4#’’’ breit. Die Färbung sehr verschieden. Der Rücken röthlich - braun bis olivengrün, oft mit gelben, wolkigen oder punktförmigen Flecken oder selbst einem gelblichen Rückenstreifen. Middendorff’s Sibirische Reise, Bd. II. Thl. 1. 18? ne Die Art wurde von Middendorff im Ochotskischen Meere, von Wosnesenski in der Awatscha-Bai gefunden. £ Spec. 3. Idotea Wosnesenskü n. sp. Eine der eben beschriebenen verwandte, aber bei genauerer Betrachtung sehr verschie- dene Art entdeckte Wosnesenski im Ochotskischen Meere, ferner bei den Inseln Attu, Atcha, St. Paul, Kadjak, Sitcha und an der Nord-Californischen Küste. Sie weicht durch den breiten, kürzern, oben convexen, kiellosen Körper, den nur leicht gebogenen mit weit kürzern Seitenfortsälzen versehenen vordern Stirnrand; so wie durch den schmälern 1 bis ten, am untern hintern Theile bogenförmigen Rückengürtel ab. Ueberdies bietet sie noch folgende unterscheidende Merkmale: die ausgestreckten längern Fühler überragen den dritten Rückengürtel nicht. Nur am zweiten bis vierten Gürtel nehmen die Seitenanhänge nicht den ganzen untern Rand, jedoch auch hier mehr als ?/, desselben, ein, sonst bei allen andern Ringen. Die drei hintern Rückengürtel sind am untern vordern Winkel stark zugerundet und nur hinten gewinkelt. Der untere Rand aller Seitenanhänge der Rückengürtel ist, so wie der untere Rand des ersten, verdickt. Der letzte Rückengürtel ist viereckig, wenig länger als breit, oben convex, an den Seiten gebogen und trägt in der Mitte seines an den Enden gebogenen hintern Randes ein sehr kleines, oben gekieltes Spitzchen. Die Rückseite der Gürtel erscheint mehr oder weniger netzartig mit kleinen punktförmigen Eindrücken besetzt. Die Farbe des Rückens ist mehr oder minder dunkel- braun oder rothbraun, aber auch graubraun oder braunschwarz, zieht sich auch wohl in’s Ölivengrüne. Die Läuge der grössern Exemplare beträgt 1’ 72 die grösste Breite gegen 5" Familia ONISCHDA, Tribus ONISCINA. Genus Deto Guerin. Spec. F. Deto spinicornis n. sp. Der Körper ziemlich langstreckig. Der Kopf mässig oder eher kin“ oben gekörnt. Die Seitenfortsätze desselben gerundet, klein, deutlich nach aussen stehend. Der Stirn- fortsatz deutlich aber kurz, zugerundet und angedrückt. Die äussern Antennen sind neungliedrig. Das zweite bis fünfte, besonders das dritte bis fünfte Glied, an dem vordern, innern Rande mit kleinen Stacheln besetzt. Das kegelförmige Endglied derselben an der Spitze mit einem Haarbüschel. Als innere Fühler glaube ich ein nur schwer bemerkbares Spitzchen am Grunde. der äussern ansprechen zu dürfen. Der ziemlich schmale Thorax ist auf der Rückseite eines jeden seiner Ringe mit einer doppelten Körnchenreihe besetzt. Die Seitenschenkel der mittlern und hintern Ringe des Thorax sind am vordern Winkel mehr oder weniger zugerundet, während die hintern sich ziemlich stark nach hinten wenden. ‘Die Rückenseite des Hinterleibes ist ebenfalls, jedoch schwächer, gekörnt als der Thorax. Der nur am Grunde sehr fein gekörnte, schuppenähnliche letzte Hinter- x} Oniscida. 147 leibsring endet hinten, wie bei manchen Arten der Gattungen Ligia, Trichoniscus und Philoscia bogenförmig. Die mässig langen äussern Seitenanhänge des Hinterleibes bieten ein lanzettförmiges, mässig langes, an der Spitze mit drei borstenartigen Haaren versehe- nes Endglied. Die ziemlich langen innern, länglich-lanzettförmigen Anhänge des Hinter- leibes tragen ebenfalls an der Spitze einen aus drei Härchen gebildeten ‚Büschel. Die Farbe des Rückens ist graubraun, die der Seitenränder, der Fühler, der Füsse und der Bauchseite bräunlich-gelblich-weiss. Die Länge beträgt von der Stirn zum Ende des Schwanzanhanges a die grösste Breite ®/,”". Das Vaterland ist das Cap Dschukdshandran an der Südküste des Ochotskischen Meeres, wo aber Herr v. Middendorff leider nur ein Exemplar auffand. NACHTRÄGE. Zur Gattung Platycorystes Da nun erwiesen ist, dass man Platycorystes cheiragonus mihi als Synonym des Cancer cheiragonus des Tilesius (Mem. d. l’Academie d. St.-Petersb. 1815, T. V, p. 347, Tab. VI, fig. 1) zu betrachten hat, den Latreille (Familles nat. a Paris 1825, p. 270) be- reits als Typus seiner Gattung Cheiragonus aufführte, so muss sowohl der Name Platy- corystes nob., als auch Telmessus White (List. of the Crust. of ihe Brit. Mus. p. 124; Zoology of the Voyage of Samarang Crust. Pl. 1, Tab. Il, p. 1%) wegfallen, und statt dessen Cheiragonus gesetzt werden. Es fragt sich aber nun, wie der spezifische Name lauten soll. Steller, wie schon Tilesius mittheilt, bezeichnete die Art als Cancer adsperso- setosus hippocarcinoides. Man würde sie daher wohl, um allen Anforderungen zu genügen, als, Cheiragonus hippo- carcinoides Stell. Latr. nach ihrem ersten Entdecker zu bezeichnen haben. Der Name serratus White, eben so wie ambiguus passen beide nicht mehr. Wir hätten sonach einen Cheiragonus hippocarcinoides Steller und Isenbeckü Brandt, die beide serrati sind. Zur Gattung Bithodes. Oben S. 9% wurde bemerkt, dass ich von Lithodes spinossissimus mihi nur den Thorax kannte. Kürzlich sind aber von der Insel Kadjak drei vollständige Exemplare angelangt, welche die Art als eine zwar dem Lithodes hystrie De Haan (Faun. Japon. tab. XLVIIN) ähnliche, aber doch hinreichend verschiedene, selbstständige nachweisen. 148 | Krebse. Zur Gattung COrangon. Ich habe oben S. 113 ff. die Gattung Crangon in zwei Untergattungen Subg. Crangon mit Sect. 1 und 2 und Subg. Nectocrangon getheilt, es muss jedoch hier noch bemerkt werden, dass bereits Kröyer (Naturh. Tidsskr. IV, p. 217 ff., 18%2) die Gattung Crangon in drei Gattungen sonderte, in Crangon (mit Crangon boreas, C. nanus n. sp. und C. pulgaris), ferner in Sabinea (mit Crangon septemcarinatus Sabine) und in Argis (mit Crangon lar Owen). Meine Sectio 1 des Subgenus Crangon entspricht dem Genus Crangon Kröyer, meine Sectio 2 seiner Gattung Sabinea, meine Untergattung Necioerangon aber seiner Gattung Argis. — Als oben noch nicht erwähnte, bei M. Edward s fehlende Crangon- Arten sind zu nennen Crangon spinosus Leach Malac. Brit. Tab. XXXVU. 4A, Bell. Brü. Crust. p. 261, Crangon sculpius Bell. ib. p. 263, Crangon trispinosus Hailstone Bell. ib. p. 265, Crangon bispinosus Westwood Bell. ib. p. 268, Crangon bidentatus De Haan Faun. Japon. p. 181 ff., Tab. XIV, fig. 1% und Crangon angusticauda De Haan Faun. Japon. ib. fig. 15. Uebrigens ist auch auf De Haan’s treffliche Bemerkungen über die Gattung Crangon aufmerksam zu machen. BRANCHIOPODEN UND ENTOMOSTRACEN. BEARBEITET Dr. Seh. Fische 12 Middendorfti's Sibirische Reise, Bd. II. Thl. As ı PN 1% BRANCHIOPODA ET ENTOMOSTRACA, Familia BRANCHIPODAE. Die Kenntniss der zur Familie der Branchipodae gehörigen Thiere ist noch ziemlich unvollständig, und es ist kein Zweifel, dass manche unter sich nur verwandte und ähnliche Arten unter einem Namen zusammengeworfen wurden, so wie dass bei genauerer Forschung mehrere neue Gattungen und Arten derselben sich ergeben werden. Ich erlaube mir hier zu bemerken, dass die Untersuchung und Beschreibung ‘der folgenden Arten nur nach in Weingeist aufbewahrten Thieren gemacht werden konnte, und somit Manches nothwendig undeutlich oder gänzlich unerforschbar bleiben musste. 1. Branchipus elaviger. Diese neue Art, von Herrn v. Middendorff in einer Pfütze am Flusse Taimyr auf- gefunden, von 8—10 Par. Lin. Länge, wovon die eine Hälfte auf den eigentlichen Körper, die andre auf den Schwanz fällt, ähnelt in Bezug auf äussere Gestalt dem Branchipus diaphanus M. Edward’s oder Chirocephalus Prevosti Thoms. Das Männchen ist ge- wöhnlich etwas grösser, als das Weibchen. Beide sind von gelb-bräunlicher Farbe, mit dunkler durchscheinendem Darmkanal. Der Körper besteht aus dem Kopfe, dem Halse und eilf Leibringen, an derem jeden ein Fusspaar befestigt ist; der Schwanz aus neun _ Gliedern. Die Gliederung spricht sich deutlich nur am letztern, und dem Obertheil des Körpers, nicht aber an der Bauchseite aus. Den drei hintersten Fusspaaren entsprechend liegt an der untern Seite des Körpers eine ziemlich grosse und breite Platte, die etwas konvex nach unten hervorspringt, nach rückwärts halbkreisförmig abgesetzt, und daselbst mit zwei Reihen kleiner Stacheln bewaffnet ist. Ihre Oberfläche, so wie die des ganzen obern Theils des Körpers ist mit ziemlich starken, aber sehr unregelmässig und in ver- schiedenen Richtungen verlaufenden, meist länglichen Vertiefungen versehen, und erscheint demnach stark gerunzelt. Bei stärkerer Vergrösserung: zeigt sich jede Runzel mit einer Menge feiner, vertiefter Querlinien, die unter sich parallel laufen, bezeichnet. Hinter oben erwähnter Platte beginnt bei dem Weibchen der längliche Eiersack, nach oben mit dem ersten und zweiten Schwanzringe verwachsen, und von der oben erwähnten runzelichten Haut bedeckt; er scheint demnach ein permanentes Organ zu sein. Bei dem Männchen * 1 30 Krebse. / finden sich an der entsprechenden Stelle zwei von einander getrennte, jedoch parallel liegende äussere Genitalorgane, die aus einer. Art Scheide, welche aus mehrern horn- artigen Stücken besteht, und einem daraus hervortretenden, ziemlich langen, pfriemen- förmigen, an den Rändern fein gezähnelten Penis zusammengesetzt scheinen. Der Kopf des Männchens ist voluminöser. als der des Weibchens. Ausser dem oberhalb der abge- rundeten Stirne befindlichen einfachen Auge bietet er zwei seitliche geslielte, zusammen- gesetzte Augen dar, und vor ihnen zwei Antennen, die aus vier Gliedern, deren letztes 3—4 kurze pfriemenförmige Fühlborsten führt, zusammengesetzt scheinen, übrigens faden- förmig sind. Zu ‘jeder Seite des Kopfes liegt je eine modifieirte Antenne, in der Form eines Hornes. Sie besteht aus einem etwas schief von oben nach unten und von vorn nach hinten gerichteten, sehr starken hornartigen Basaltheile, und dem eigentlichen Horne. Der Basaltheil ist ungefähr doppelt so breit, als das eigentliche Horn, nach innen grossen Theils mit dem übrigen Kopfe verwachsen, nach aussen ziemlich konvex, nach unten quer abgeschnitten, und daselbst mit zwei bis drei mehr oder minder starken eckigen Vorsprüngen versehen. Bei der Rückenlage des Thieres, und bei nach vorn umgelegten Hörnern zeigt sich an seinem innern untern Theile ein starker, abgerundeter Fortsatz. Das eigentliche Horn ist zuerst nach aussen und etwas nach hinten gekrümmt, hierauf nach innen und etwas nach vorn. Es ist von sehr hornartiger Beschaffenheit, und zeigt bei stärkerer Vergrösserung an seiner Aussenfläche beträchtliche Leisten oder längliche kantige Hervorragungen und Furchen, so wie an seinem innern Rande, doch mehr. oder minder durch eine vorspringende Leiste verborgen, eine Reihe starker Zähne (12—15 an Zahl), deren drei oder vier oberste von dem unteren Theile des Basalstückes verdeckt werden. An dem nach innen und etwas nach vorn gedrehten Theile des eigentlichen Horns treten ein starker, aber ziemlich stumpfer, und ein langer, fast fingerförmiger, das Horn endigender Fortsatz in die Augen. Die Vorderseite des Kopfes springt ziemlich stark hervor, zeigt jedoch bei genauerer Betrachtung, dass sie in ihrer. Mitte eine. ziem- liche Furche oder Rinne enthält, und eigentlich aus zwei, durch diese getrennten, nach unten abgerundeten Hautlappen besteht. Unter diesen liegen die eigenthümlichen, tenta- kelförmigen Organe, die ausser den beiden Hörnern ohne Zweifel zum Festhalten bei der Begattung dienen. Haben sie sich durch Druck oder den Willen des T'hieres entwickelt, so stellt jedes ein bandartiges, von feinen Muskelfasern durchzogenes, nach unten in 8— 10 blasenartige, seitlich mit mehr oder minder häufigen und starken, meist am Ende ge- krümmten Dornen versehene Anhängsel oder Fortsätze getheiltes Glied dar. Jeder dieser blasen- oder säckchenförmigen Fortsätze ist von einer sehr zarten, durchsichtigen Haut gebildet, und in seinem Innern bemerkt man eine feine, zellige Substanz von gelblich- grauer Farbe. Bei dem Weibchen liegt zu jeder Seite des untern vordern Theiles des Kopfes ein einfacher, am Ende spitzig zulaufender Fortsatz, der dem Horne des Männchens entspricht. An der untern Seite des Kopfes bemerkt man nach vorn ein starkes, fast herzförmiges Labrum, dessen hinterer Theil den innern Theil der beiden schief von hinten Branchipoden. | 151 nach vorn, und von aussen nach innen gerichteten Mandibeln etwas verdeckt. Hinter den beiden Mandibeln liegen die zwei Maxillen, deren Bau sich ebenso verhält, wie bei den Artemien, und bei der Beschreibung der letztern näher erörtert werden wird. Der ein- fache Darmkanal verläuft in der Mitte des Körpers und Schwanzes, wo er zwischen den Ansätzen der beiden lanzettförmigen Anhängsel oder Flossen endet. Letztere sind mit befiederten Börstchen besetzt. Bei allen Branchipoden ist die Structur der Füsse, die als Kiemen - und Ruderfüsse zugleich dienen, nach einer allgemeinen Norm bestellt, die ich nun zunächst erörtern will. Aus dem,mehr oder minder cylindrischen, meist undeutlich zweigliedrigen Haupt- stocke, durch den »—6 starke Muskelparthien verlaufen, um sich an die einzelnen Fuss- theile zu begeben, treten (das Thier auf der Bauchseite liegend, und mit horizontal ausgebreiteten Füssen betrachtet) von der obern Seite zwei mehr oder minder sackförmige, mit einer dunklern Materie gefärbte Anhängsel, ohne Börstchen, oder Haare. Sie erhiel- ten von einigen Autoren den Namen: Branchialsäcke oder Beutelchen. Der erste dersel- . ben liegt meist nahe der Insertionsstelle des Fusses; der zweite, weiter nach aussen ge- legen, ist gewöhnlich voluminöser, und nach rückwärts.gerichtet. Ihr eigentlicher Zweck ist mir unbekannt. Auf der entgegengesetzten, also untern Seite entspringt aus dem Hauptstocke des Fusses eine meist mehr oder minder ovale länglich-runde Platte, nach rückwärts und etwas nach innen gerichtet. Die aus ihrem Umkreise entspringenden, sehr zahlreichen und gekrümmten, meist zweigliedrigen Börstchen der Röhrchen sind gegen den Leib des Thieres gekehrt. Unter ihr entspringen vier kleinere, aber an Structur ähnliche Plättchen, nach hinten und etwas nach innen gerichtet, die aber meist nur we- nige (3 bis 6) und stärkere Börstchen führen, die nach innen und rückwärts stehen. Aus dem Hauptstocke treten nach aussen zwei starke Lamellen, von denen die eine, nach vorn und vor der zweiten gelegen, sich meist nach innen und rückwärts krümmt, also nach vorne mehr oder’ minder konvex ist, und am untern und hintern Rande mit Dornen, oder kurzen Borsten bewaffnet ist, die andre hingegen, immer hinter der ersten gelegen und meist bedeutend längere und schmälere, als das letzte Glied des Fusses angesehen werden kann, und an ihrem Umkreise lange, zweigliedrige Borsten führt. Man kann dem - nach an jedem Fusse einen obern und einen untern Branchialsack oder Beutel, eine Bran- chialplatte, vier Branchialplättchen, eine Ruderlamelle, und eine Endlamelle unterscheiden. Bei dem Branchipus claviger ist der obere Branchialsack ziemlich klein, der untere dagegen länglich-oval und ziemlich voluminös, die Branchialplatte fast eiförmig, ihre Börstchen zweigliedrig, bei starker Vergrösserung sich fein befiedert zeigend; die vier Branchialplättchen klein. mehr oder minder länglich-rund, jede 3—6 Borsten tragend; die Ruderlamelle breit, nach unten und hinten stark konvex gekrümmt, und an ihrem hintern und äussern Rande mit starken, etwas gekrümmten Dornen besetzt; die Endlamelle endlich ist länglich - rund, und am grössten Theile der Ränder mit langen, zweigliedrigen, auf einem Vorsprunge des Randes stehenden Borsten versehen. - 152 Krebse. 2. Branchipus birostratus. Ich erlaube mir hier diese neue Art, die sich in der Sammlung der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften zu St. Petersburg befindet, und aus der Gegend von Charkow stammt, aufzuführen, da sie einen Beitrag zur Fauna Russland's liefert. Der Branchipus birosiratus, von 10—12 Par. Lin. Länge, der Gestalt nach mit dem Dranchipus diaphanus verwandt, ist von weisslich-gelber Farbe. An der Stirne beginnen zwei schnabelförmige Fortsätze, die sich frei nach unten und hinten herabschlagen, und bei stärkerer Vergrösse- rung als die bekannten tentakelförmigen Organe ausweisen. Ihre Basis, durch die sie mit der Stirne zusammenhängen, ist ziemlich breit: nach unten und hinten verschmälern sie sich allmälig, und laufen in eine Spitze aus; übrigens sind sie von oben und unten band- artig zusammengedrückt. In ihrer Mitte verlaufen von der Basis aus zwei grauliche Stränge, die aus vielen nebeneinander verlaufenden höchst wahrscheinlich muskulösen Fasern zusammengesetzt sind, und gegen das untere Drittheil des Organes seitliche Faser- strängehen abgeben. Ebendaselbst bemerkt man an beiden Rändern seitliche fingerförmige kleine Fortsätze mit einer stumpfen Kralle am Ende, die gegen die Spitze des tentakel- förmigen Organes immer kleiner und unbestimmter werden. Die Zahl dieser fingerförmi- gen Fortsätze beträgt etwa 19. Ohne deutlich gegliedert zu sein, sind die tentakelförmi- gen Organe doch durch mehr oder minder ausgesprochene Queerlinien, ‘die jedoch nie die Ränder ganz zu erreichen scheinen, in 8—10 Theile geschieden. Das oberhalb der Stirne gelegene einfache Auge ist sehr wenig ausgesprochen, und nur als ein feiner schwarzer Punkt bemerkbar. In kleiner Entfernung von ihm seitwärts entspringt je ein fadenförmiges Fühlhorn, und hinter diesem je ein zusammengesetztes Auge, dessen Stiel ziemlich lang ist. Zu jeder Seite des Kopfes, hinter dem Ursprunge des tentakelförmigen Organes beginnend, und bis unter den Stiel des zusammengesetzten Auges sich erstreckend, liegt der stark nach aussen vorspringende Basaltheil der zweiten Antennen oder Hörner. Er ist etwas schief nach hinten und aussen gerichtet, und gegen sein queer abgeschnitte- nes Ende hin mit unregelmässigen Wülsten und Furchen versehen. Das aus ihm tretende eigentliche Horn liegt mit dem Körper des Thieres so ziemlich parallel oder horizontal. Es macht zuerst eine ziemlich starke Krümmung nach aussen, scheint sich hierauf etwas um seine Axe zu drehen, und nach innen zu richten. Nicht weit von seinem Austritt aus dem Basaltheile steht am innern Rande ein starker gerader Fortsatz, der nach innen und unten sich richtet, und sich bei stärkerer Vergrösserung mit vielen Warzen- und Dornartigen unregelmässigen Hervorragungen oder Auswüchsen besetzt zeigt. Nach seiner Krümmung nach innen schwillt das Horn etwas an, bildet zwei bis drei einander entge- gengesetzte Kanten, und endet hierauf mit einem starken, etwas nach hinten gekrümmten, klauenähnlichen Fortsatze. Der obere Theil des Körpers zeigt ausser dem vorspringenden Ansatze der Mandibeln und Maxillen eine in der Mitte verlaufende Längsrinne, zu deren beiden Seiten je zwei unregelmässige Höckerchen auf jedem Körperringe stehen. Die Füsse scheinen durchaus nicht von denen des Branchipus diaphanus sich zu unterscheiden, so Branchrpoden. 153 wie auch die männlichen äussern Genitalorgane fast ganz mit denen des Branchipus cla- viger übereinstimmen. Das Weibchen zeigt an dem seitlichen untern Theile des Kopfes einen hackenförmigen Fortsatz oder kleines Horn; der erste Schwanzring ist sehr breit, und rückwärts zu beiden Seiten in einen stumpfen Fortsatz auslaufend; an seinem untern mittlern Theile ist der Eiersack befestigt, der sich dann frei nach hinten richtet, und in eine stumpfe Spitze ausläuft Die folgenden Schwanzringe («—6?) bilden zusammen ein längliches Viereck, sind aber von oben und unten bandartig zusammengedrückt; der letzte Schwanzring ist bedeutend schmäler, jedoch auch platt, fast viereckig, und giebt zwei schmale, pfriemenförmige, ziemlich lange Flossen ab, deren jede schief nach aussen ge- richtet ist. Der Schwanz des Männchens ist dagegen länglich-konisch, ziemlich schmal, und ebenfalls mit zwei Flossen am Ende besetzt, die, wie die des Weibchens, bei stärke- rer Vergrösserung sich fein befiedert zeigen. 3. Branchipus Widdendorffianus. Diese neue Art, von 7—9 Par. Lin. Länge, von denen die eine Hälfte auf den Körper, die andre auf den Schwanz trifft, ist von gelblicher oder auch graulich-schwarzer Farbe, mit dunkler durchscheinendem Darmkanal. Ihre Gestalt ähnelt so ziemlich der des Bran- chipus claviger ; an der Stirne bemerkt man häufig, besonders beim Männchen, eine vor- springende, dreieckige dünne Hautfalte oder einen Stirnlappen als Andeutung der tenta- kelförmigen Organe; bei einigen Exemplaren stellte er sich beim leichten Drucke eines Glasplättchens als eine dünne, nach vorn gerade abgeschnittene Membran dar, die seitwärts mit je einem Basaltheile der Hörner, nach hinten mit den Seitentheilen des Kopfes und der Stirne zusammenhing. Die Augen und Fühlhörner verhalten sich fast eben so wie bei Branchipus claviger. Die zweiten oder hörnerartigen Fühlhörner sind sich bei beiden Geschlechtern an Structur ziemlich gleich, nur bei den Männchen viel entwickelter und grösser. Es finden sich jedoch auch bei letztern sehr bedeutende Unterschiede in Bezug auf Grösse und Proportion der Theile, da oft das Basalglied, oft das eigentliche Horn verhältnissmässig entwickelter ist. Das am vordern untern Theile des Kopfes abgehende Basalglied ist meist schief nach unten und hinten gerichtet, das eigentliche Horn nach hinten und etwas nach oben. Manchmal steht aber das Basalglied perpendikulär nach unten, das eigentliche Horn unter einem rechten Winkel nach hinten. Das erstere, meist bedeutend länger als das letztere, ist so ziemlich eylindrisch, nach unten mehr oder minder gerade abgeschnitten, jedoch fast immer daselbst 3—% starke Vorsprünge, bald Höcker- bald Dornenartig, darbietend, deren Lage aber sehr variirt. Was vorzüglich diese Art auszeichnet, ist, dass gegen den innern Rand ‚des Basaltheiles zu, und zwar an den zwei letzten Dritteln desselben, viele (10—18) spitze oder auch doppelt gezähnelte Dornen be- merklich sind, obwohl sie auch häufig durch eine vorspringende Leiste oder Wulst ver- deckt werden, und deshalb zu ihrer Entdeckung einige Aufmerksamkeit erfordern. Das eigentliche Horn zeichnet sich durch seine grössere Härte aus, scheint gegen die Mitte zu eiwas um seine Axe gedreht, zeigt auf seiner Oberfläche mehr oder minder vorspringende - 154 Krebse. Leisten und Rinnen, verschmälert sich übrigens allmälig,. und endet mit einem stumpfen, fast löffelförmigen, mehr oder minder gebogenen Fortsatze. Bei dem Weibchen ist das . eigentliche Horn meist sehr kurz und stark zugespitzt, Bei den Füssen ist die Aehnlich- keit in Bildung mit denen des Branchipus claviger leicht zu ersehen; nur zeichnet sich die Ruderlamelle durch ihre fast dreieckige Form und die starken, gekrümmten, dornen- artigen Fortsätze aus. Die Weibchen sind durch ihren langgestreckten, sackförmigen Eiersack, der fast ganz frei am ersten Schwanzringe hängt, und meist schief nach aussen und hinten gerichtet ist, sehr leicht erkenntlich, und von allen bis jetzt bekannten Bran- chipus-Arten unterschieden. Die darin enthaltenen Eier sind von gelb-bräunlicher Farbe, so ziemlich rund.. Der letzte Schwanzring ist nach rückwärts schief von aussen nach innen abgeschnitten, und zwar so von jeder Seite, und giebt zwei mässig lange, mit be- fiederten Börstchen rund um die freien Ränder besetzte, lanzettförmige Flossen ab. Der Branchipus Middendorfianus ward von Herrn v. Middendorff an den Flüssen Taimyr und Boganida, so wie auch in Lappland bei Tri-Ostrowa aufgefunden; findet sich auch in der Sammlung der Kaiserlichen Akademie zu St. Petersburg als von der Ural- Expedition herrührend. Er scheint demnach eine ziemlich weite Verbreitung in den nörd- lichen Gegenden Europa’s und Asien’s zu haben. 4. Polyartemia, nov. Genus. Diese Gattung zeichnet sich durch die beträchtliche Anzahl der Füsse aus (19 Paare). Der Schwanz ist kurz; der Eiersack beim Weibchen ziemlich voluminös, und nach oben grossen Theils mit den ersten Schwanzringen verwachsen; die Hörner des Männchens sind breit, flach und aus zwei Zweigen bestehend, die sich gegenseitig verdecken; die Stirn- haut verlängert sich in breite, sehr dünne Ahleinenel (tentakelförmige One) Der son- stige Bau stimmt mit dem der Gattung: branchipus überein. Species: Polyartemia forcipata. Beim ersten flüchtigen Anblicke könnte man dieses Thier leicht mit dem Branchipus claviger verwechseln; allein bei etwas genauerer Untersuchung zeigt es sich sehr von ihm verschieden durch die längere Gestalt des flächern, etwas von oben und unten zusammen- gedrückten Körpers, durch die Kürze des Schweifes, und die beträchtliche Anzahl der Füsse. Der Kopf des Weibchens ist vorne abgerundet; hinter der Stirne steht ein ein- faches Auge, und etwas seitswärts von ihm je ein kurzes, zweigliedriges (?) Fühlhorn, mit 3— + kurzen pfriemenförmigen Endfühlborsten versehen; hinter dem letztern befindet sich an jeder Seite des Kopfes ein grosses zusammengesetztes Auge, mit einem kurzen Stiele. Der ganze Augenkegel ist mit einem dunkeln, schwarzen Pigmente angefüllt, auf . dem eine Unzahl kleiner Krystall-Linsen hervorragen. Die Mundtheile sind wie bei dem Genus Branchipus beschaffen. Bei einigen weiblichen Individuen bemerke ich an der vordern Seite des Kopfes einen membranösen, fast dreieckigen, ohrenähnlichen Fortsatz. Die Oberfläche des Körpers zeigt ausser dem Kopfe und sogenannten Halse 19 Ringe, an deren jedem ein Fusspaar befestigt ist. Der Schwanz ist kurz, und scheint nur 3—gliedrig zu sein; Branchipoden. 155 ‚unter ihm, und mit seinen ersten Gliedern nach oben ganz verwachsen liegt der länglich- ' runde Eiersack, von derselben runzeligen Haut überkleidet wie der übrige Körper; nur hinter dem Eiersacke ist der Schwanz ganz frei, etwas an Dicke abnehmend, und trägt am Ende zwei kurze, länglich-runde Flossen, deren freier Umkreis mit befiederten Börst- chen versehen ist. Die Füsse sind an ihrem Hauptstocke wie blasig aufgetrieben: der ‚obere Branchialsack ist fast schuhsohlenförmig, nach aussen gerichtet; der untere Jänglich- rund und nach hinten und etwas nach oben stehend; die Branchialplatte bildet mit den Branchialplättchen eine nur durch Einkerbungen unterbrochene Reihe; die stark nach hinten gekrümmte Ruderlamelle ist breit, und mit mässig langen Borsten versehen; die Endlamelle, hinter ihr gelegen, wird häufig fast ganz von ihr verdeckt, ist anfänglich schmal und verbreitet sich nach aussen; ihre Ränder sind grossen Theils mit ziemlich langen, zweigliedrigen, befiederten Borsten ausgerüstet. Betrachtet man den Kopf des Männchens von oben, so bemerkt man zur Seite der mehr oder minder dreieckigen, fal- tigen Stirne zwei sehr dünne, länglich-dreieckige, von oben nach unten zusammengedrückte tentakelförmige Organe. Sie sind bald grösser, bald kleiner, manchmal selbst nur läng- liche Blasen vorstellend. Betrachtet man den Kopf von unten, d. h. bei der Rückenlage des Thieres, so bemerkt man, dass die ganze Gegend zwischen Labrum und Mandibula von dem Basalstücke des Horn’s eingenommen wird, und dass an dem innern Rande des- selben und etwas nach vorn ein starker, abgerundeter Vorsprung steht, mit einer Menge kleiner schwarzer Pünktchen versehen, die sich bei stärkerer Vergrösserung als kleine, in 2, 3 und % Reihen stehende Zähnchen ausweisen. Aus dem Basalstücke treten nach vorn als eine Fortsetzung desselben zwei platte, breite, zangenförmige Fortsätze hervor, deren oberer etwas voluminöser ist, als der untere. Ihr innerer Rand und seine Nähe ist ebenfalls mit einer Menge kleiner, unregelmässig in 2, 3 bis 7 Reihen übereinander stehender Zähnchen bewaffnet. Die Structur der äussern männlichen Genitalorgane ist der bei Branchipus gewöhnlichen verwandt; man bemerkt eine Art Scheide, die gegen ihr letztes Drittel hin mit vielen meist nach oben gekrümmten Dornen besetzt ist, und ein in ihr eingeschlosse- nes, wahrscheinlich nach dem Willen des Thieres hervortretendes Organ, also wohl Penis. Herr v. Middendorff fand diese höchst merkwürdige Art in Pfützen der Tundra an den Flüssen Tuimyr und Boganida, so wie auch in Lappland bei Tri-Ostrowa. 5. Artemia Müllhausenii. Obgleich diese Artemia schon vom Herrn Fischer, von Waldheim im Bulletin des Naturalistes de Moscou T. Il und von Rathke in den Memoires de l’Academie Imp. des sciences a St.- Petersbourg T. Il beschrieben, und durch Abbildungen erläutert wurde, so finde ich mich doch veranlasst, hier einige Bemerkungen beizufügen, um einige kleine Irrthümer zu berichtigen. Die Mundtheile sind bei ihr (von der sich in der Sammlung der Kais. Akademie zu St. Petersburg mehrere Exemplare vorfinden, jedoch alle weibli- chen Geschlechtes) wie bei der Gattung Branchipus beschaffen. Sie bestehen 1) aus einem sehr grossen, länglich - runden, nach hinten sich etwas verschmälernden Labrum, Middendorff’s Sibirische Reise, Bd. II. Thl. 1. 20 156 | Krebse. 2),aus zwei Mandibeln, deren innerer oder Kautheil von dem Labrum bedeckt: ist. und deren Structur fast (ganz mit der der Cladoceren übereinstimmt, 3) aus zwei: Maxillen, deren Körper zuerst schief nach innen und rückwärts gerichtet ist, und einen starken, schief von vorne nach hinten, und von innen nach aussen gerichteten Muskel empfängt; ihr Endtheil krümmt sich unter einem stumpfen Winkel nach innen und vorn, und giebt sehr lange Borsten ab, die zum Theil von dem Endtheil des Labrums verdeckt sind. Oberhalb der Mitte des Labrums bis gegen die Mandibeln hin liegt der Oesophagus bei der Durchsichtigkeit des Labrum’s leicht zu sehen. Man sieht daher leicht, dass die Dispo- sition der Theile fast die nämliche ist, wie bei den Cladoceren, und dass von einem Rüssel nicht die Rede sein kann. Bei der Bauchlage des Thieres kann man die oberhalb des Beginns des Darmkanals liegenden Ganglienmassen ziemlich leicht unterscheiden; man bemerkt zwei nebeneinander gelegene, von länglich-runder Gestalt, die an die zusammen- gesetzten Augen seitlich Nervenstränge abgeben, und eine vordere, halbmondförmige, auf deren Mitte das einfache Auge sitzt. Der lange und dünne Schwanz entbehrt. gänzlich der Ruderflossen oder Borsten, und scheint gegen sein Ende aus zwei abgerundeten, ein- ander sich deckenden Theilen zusammengesetzt. 6. Artemia arietina. | In der Sammlung der Kais. Akademie der Wissenschaften zu St. Petersburg befinden sich mehrere Exemplare dieser hübschen, neuen Art, die der vorigen an Gestalt ziemlich nahe kömmt, jedoch eine Länge von 4—6 Par. Linien erreicht, und aus der Umgegend von Odessa stammt. Sie ist von weisslich-gelber Farbe, mit dunkler durchscheinendem Darmkanal. Der Kopfbau ist beim Weibchem fast gerade, so wie bei der vohergehenden Art; nur die Fühlhörner sind länger und. endigen mit einer Art Gabel, deren eine Zinke, die vordere, länger und dicker ist,. und zwei kurze, pfriemenförmige Fühlborsten führt, während die andere, sehr kurze und fast warzenförmige, zwei, ungefähr dreifach längere Fühlborsten trägt. Die zweiten Fühlhörner oder eigentlichen Hörner sind länglich, abge- plattet, fast lanzettförmig. Der Kopf des Männchen trägt an seinem vordern Seitentheile ein sehr grosses und eigenthümliches Horn; der Basaltheil desselben ist länglich, gerundet, und besitzt nach vorn und innen einen abgerundeten, starken: Vorsprung, der mit dem der entgegengesetzten Seite durch eine halbmondförmige Membran in Verbindung steht, die sich nach hinten an die Stirne anschliesst. Das Basalglied erhält übrigens noch von der obern, seitlichen Gegend des Kopfes eine Art balkenförmiger Leiste. Aus dem Ende des Basalgliedes tritt das eigentliche, schaufelförmige, von oben und unten zusammenge- drückte, ziemlich dünne aber breite Horn, das nach innen und vorn mit einer scharfen Spitze endet. Bei beiden Geschlechtern entspringt das gestielte zusammengesetzte Auge hinter den Fühlbörnern. Die drei Ganglienmassen sind leicht im obern Theile des Kopfes zu erkennen; so wie das einfache Auge. Der Eiersack des Weibchens ist im Verhältniss zur Grösse des Thieres ziemlich voluminös, sitzt unter dem ersten und zweiten Schwanz- ringe, springt ziemlich stark nach unten hervor, und stellt eine Kugel dar, ‘die: sich nach Branchipoden. 157 hinten in einen stumpfen, fast dreieckigen Vorsprung verlängert. Der Schwanz, sonst fast ebenso wie bei der Artemia Müllhausenü gebildet, läuft nach hinten in zwei konische Fortsätze aus, deren Spitze je drei ziemlich lange und starke Borsten führt. Der obere Branchialsack der Füsse ist bedeutend grösser, als der untere. Die Ruderlamelle ist breit, stark nach unten und rückwärts gekrümmt, und am untern Rande mit starken, gekrümm- ten, klauenförmigen Borsten besetzt; die Endlamelle ragt bedeutend nach aussen hervor. 7. Artemia Köppeniana. Diese niedliche Art, vom Herrn Köppen im südlichen Russland gesammelt, und in der Sammlung der Kais.. Akademie der Wissenschaften zu St. Petersburg aufbewahrt, ist 2'/, bis 3 Par. Linien lang, wovon die eine Hälfte auf den Körper, die andere auf den Schwanz trifft. Sie ist von weisslicher Farbe, mit bräunlich durchscheinendem Darmkanal, und schwarzen Augen. In ihrem Baue ähnelt sie der Artemia arietina, die Füsse sind jedoch im Verhältniss weit länger. Sie zeichnet sich vorzüglich durch die eigenthümliche Structur des Schwanzendes aus, das gerade abgeschnitten ist. Etwas weiter nach oben bemerkt man unregelmässig gekrümmte Falten, die nach innen sich vereinigen, und wahr- scheinlich den After bezeichnen. Der Eierstock steht meistens etwas schief nach aussen von den ersten Schwanzringen ab, ist länglich-rund, gegen sein Ende hin schmäler. Er enthält meist 2 bis 3 runde Eier, von weisslicher oder auch gelb-bräunlicher Farbe. Die Fresswerkzeuge verhalten sich wie bei den zwei vorher erwähnten Arten; die Fühlhörner sind fadenförmig, von der Länge des Kopfes; die Hörner klein, lanzettförmig, durchsichtig, schief nach aussen und hinten gerichtet. Die Ruderlamelle der Füsse ist sehr konvex, nach unten und hinten gekrümmt, mit kurzen dornartigen Fortsätzen bewaffnet; die End- lamelle ist sehr lang, nach vorn konvex, an dem grössten Theile der Ränder mit langen befiederten Borsten versehen. 8. Hedissa brachyura. | Hedissa Sieboldi, Lieven, die Branchipoden der Danziger Gegend, p. »—13, tab. I, fig. 19, T. I, fig. 1—11. Lynceus brachyurus, Müller, Entomostraca p. 69, tab. 8, fig. 1—12. Die Hedissa brachyura findet sich in der Sammlung der Kais. Akademie der Wissen- schaften zu St. Petersburg, als in der Nähe von Charkow gesammelt, und Vendien daher hier erwähnt zu werden, als zur Fauna Russland’s gehörig. 9. Daphnia Middendorffiana. Der äussern Gestalt nach scheint diese Art beim ersten Anblicke ganz mit der Daphnia pulex autor. übereinzustimmen, indessen zeigt sie sich doch bei genauer Untersuchung von ihr verschieden. Die Stirne, die bei der Daphnia pulex fast in gleicher Linie mit dem Rostrum liegt, ragt stark nach vorn. hervor, das letztere ‚steht, fast perpendikulär. Der Cephalothorux steigt von der Stirne in schiefer Richtung nach auf- und rückwärts, und bildet gegen sein hinteres Ende einen sehr starken Höcker. Hinter diesem befindet sich bei den nicht in Bildung des Wintereies begriffenen Weibchen eine starke Ausbuchtung nach unten, worauf der Rückentheil der Schale sich wieder stark gewölbt zeigt und all- * 158 Krebse. mälig in geschwungener Richtung bis zum Beginn des ziemlich langen, und schief nach auf- und rückwärts gestellten Stachels herabsteigt. Der untere Rand der Schale springt abgerundet hervor; der Hinterrand 'steigt wenig geschwungen nach aufwärts und ein wenig nach hinten, und zeigt vor seinem Uebergang in den Stachel eine starke, halb- mondförmige Hervorragung. Der WVorderrand ist gegen seine Mitte stark nach hinten ausgeschweift. ‘Ueberhaupt ist die Schale fast eben so hoch als lang, während sie bei Daphnia. pulex länglich oval ist. Der Rücken ist übrigens knotig, wie bei dieser. Bei der Bildung des Wintereies zeichnet sie sich dadurch aus, dass der obere Rand der Schale in einer geraden Linie, jedoch schief von vorn nach hinten herabsteigt, und dass der Stachel nie so, verkürzt ist, wie bei der Daphnia pulex. Die Farbe der in der Sella eingeschlossenen Eier, auf jeder Seite zwei, ist dunkelschwarz, die des umgebenden aus lauter kleinen Zellchen zusammengesetzten, halbmondförmigen Kreises, gelb-bräunlich, nicht wie bei der Daphnia pulex schwarz. Der hintere Theil des Unterrandes, der Hin- terrand, der Stachel, und ein kleiner Theil des hintern obern Randes der Schale sind mit kleinen, schief nach rückwärts stehenden Dörnchen besetzt. Bei stärkerer Vergrösse- rung zeigt sich die Oberfläche der Schale retikulirt, jedoch an vielen Stellen sehr un- deutlich. In Bezug auf die innern Theile, als: Magen, Darmkanal, Kiemenfüsse, Schwanz und die Ruderarme u. s. w. konnte ich keinen bedeutenden Unterschied von der Daphnia pulex wahrnehmen. Die eben beschriebene Daphnia ward vom Herrn v. Middendorff an dem ‚Flusse Boganida gefunden. Ihre Grösse stimmt so ziemlich mit jener der Daphnia pulex überein. 10. Cyclopsine borealis. Da die Exemplare dieser der gewöhnlichen Cyclopsine Castor nahe stehenden Art durch den Weingeist sehr zusammengezogen und dadurch verändert waren, so kann ich hier ihre Gestalt nicht genau beschreiben. Die vom Herrn v. Middendorff am Flusse Taimyr gesammelten Individuen besassen am obern Theil des Körpers eine röthlich-violette Farbe, die auch bei den obern Fühlhörnern, die beinahe bis zum vorletzten Schwanzringe reich- ten, vorherrschte. Bei den andern, am Flusse Boyanida aufgefundenen Exemplaren war die allgemeine Färbung, bei den vorigen auf den untern Theil des Körpers beschränkt, eine gelb-bräunliche. Die Länge des Thieres beträgt, die Fühlhörner nicht mit einge- rechnet, eine Pariser Linie. Die Zahl der Ringe der obern Fühlhörner ist bei dem Männchen 22, bei dem Weibchen 25, die der Körperringe 5, die Schwanzringe ebenso viel, die Farbe nicht mitgerechnet. Die obern Fühlhörner der rechten Seite sind beim Männchen mit einem Charnier - Gelenk versehen, das übrigens wie bei den männlichen Cyclops- Arten gebildet ist, und in dem vorletzten und drittvorletzten Gliede seinen Sitz hat. Jedes Fühlhorn verschmälert sich etwas nach aussen, und die letzten 3—10 Glieder sind im Verhältniss länger. Die zweiten oder untern Fühlhörner sind ungefähr viermal kürzer; ihr Basalglied ist kurz, abgerundet, das zweite etwas länger, und trägt zwei Aeste, einen äussern etwas längern und einen innern. Der äussere Ast besitzt zwei Glieder, von Branchipoden. 159 denen das erste längliche, abgerundete an seiner Vorderseite vier kurze, gekrümmte Börst- chen führt, das zweite kurze, gegen sein Ende etwas kolbig angeschwollene an der Vor- derecke zwei kurze Börstchen und hierauf sechs lange, gefiederte Borsten und gegen das entgegengesetzte Ende hin ebenfalls sechs dergleichen Borsten trägt. An der Hinterseite des zweiten Gliedes des ersten Astes stehen viele sehr kurze, aber ziemlich starke Börstchen. Der innere Ast besitzt ebenfalls zwei Glieder, wie der erste, ist aber im Ganzen etwas schmächtiger. Das erste Glied trägt an seiner Vorderseite drei kurze Börstchen, und nach oben da, wo. das zweite Glied entspringt, vier lange befiederte Borsten; das zweite wal- zenförmige Glied trägt an seinem Ende 5 — 6 dergleichen. Die Form der Mandibulen konnte nicht genau ermittelt werden; jede besitzt zwei Palpenanhänge, einen kürzern mit fünf längern und zwei kürzern Borsten, und einen längern, dreigliedrigen; das Basalglied des letztern ist sehr stark, und nach aussen an Umfang, abnehmend, das zweite kurz, eylindrisch, das dritte ebenso, führt aber am Ende 6—7 lange Borsten; und drei etwas kürzere an der Ecke. Die Maxillen sind langestreckt, cylindrisch, mit 6 - 7 starken Klauen oder Zähnen bewaffnet, und tragen zwei Palpen, die aus einem Stamme zu kommen scheinen, und mit Börstchen besetzt sind. Die zwei Maxillarfüsse jeder Seite sind sich an Grösse und Gestalt ziemlich gleich; der vorderste besteht aus sechs Gliedern, die fast alle zwei befiederte Borsten führen, die nach vor- und aufwärts gekrümmt sind. Der Fussbau scheint dem des Cyclops Castor ähnlich; nur sind die Dornen länger und stärker, so wie auch die befiederten Borsten. Bei dem Männchen tritt aus dem untern Theile des fünften Körperringes zur rechten Seite ein unvollkommener, dreigliedriger Fuss; das erste Glied trägt nach hinten und oben einen kurzen Stachel, das dritte hat'die Gestalt einer stumpfen Klaue. Zur linken Seite steht dagegen ein viergliedriger, unvollkommner Fuss, dessen zweites und drittes Glied mit einem Stachel, das vierte mit fünf seitlichen Stacheln und einem langen und gezähnten Endstachel versehen ist. Aus dem ersten Schwanzringe tritt ein langes, stark nach unten und hinten gekrümmtes Glied, wie es scheint, ohne Einker- bungen, das wohl als Ausführungsgang des Saamens oder als Penis betrachtet werden kann. Der erste, zweite und dritte Schwanzring sind die längsten und stärksten; die Furca trägt an jedem ihrer zwei Theile drei lange, zweigliedrige, und eine kurze einfache Borste. Das Endglied der erstern, ungefähr dreimal so lang als das erste Glied, ist stark nach unten gekrümmt, und stark befiedert. 160 2 Krebse. Erklärung der Tafel. Fig. 1. Kopf des Branchipus elaviger, von unten gesehen. Die Hörner nach vorn umgebogen, a. die zusammengeseizten Augen, 5. Fühlhörner, c. Maxillen, d. Mandibeln, e. Labrum, f. das Basalglied des Horns, g. das eigentliche Horn, h. die tentakelförmigen Organe, i. Muskel- parthien im Innern des Horns. Fig. 2. Einer der blasenförmigen Fortsätze des tentakelförmigen Organs, stark vergrössert. Fig. 3. Das zweite Fühlhorn oder Horn von der Seite gesehen. a. Basalglied, b. das eigent- liche Horn, c. seine Zähne, d. Endtheil des Hornes. Fig. 4. Der Kopf, mehr von vorn gesehen, und stärker vergrössert. a. Zusammengesetztes Auge, b. Fühlhorn, c. Basalstück der Hörner, d. die Hörner selbst, e. Stirnlappen, f. Stirnrinne, g. einfaches Auge. Fig. 5. Ein Fuss, bei der Rückenlage des Thieres gesehen. a. Muskeln, 5. Branchialplatte, ce. die 4 Branchialplättchen, d. Ruderlamelle, e. Endlamelle, f. unterer Branchialsack. Fig. 6. Ein Fühlhorn, starck vergrössert. a. Erstes, b. zweites, c. drittes, d. viertes Glied mit e. den Fühlborsten. Fig. 7. Die äussern männlichen Genitalorgane. a. Schwanzring, d. Scheide, c. penisartiges Organ. Fig. 8. Ein Männchen in natürlicher une, von der Seite, und Fig. 9. von oben gesehen. Fig. 10. Ein Weibchen in natürlicher Grösse, von der Seite gesehen. & Fig. 11. Ein Theil des Kopfes des Weibchens, von der Seite gesehen; a. unterer vorderer Theil des Kopfes, b. Horn. Fig. 12. Ein Männchen des Branchipus hirostratus in Hakafiiäher Grösse von oben, und Fig. 13. von unten gesehen; a. die tentakelförmigen Organe, b. die Hörner. Fig. 14. Ein tentakelförmiges Organ desselben, stark BRLTEEOReNR, a. Basis, b. Muskelbündel, ec. fingerförmige Fortsätze. Fig. 15. Der Kopf desselben, von der Seite gesehen. a. Stirn, b. zusammengesetztes Auge, c. Basalstück des Horns, d. das eigentliche Horn, e. innerer Fortsatz desselben. Fig. 16. Das Horn, von unten gesehen. a. Basalstück, b. gekrümmter Theil des Hornes, c. Endfortsatz, d. innerer Fortsatz, mit warzen- und hörnerartigen Vorsprüngen. Branchipoden. 161 Fig. 17. Branchipus Middendorfianus, Weibchen, in natürlicher‘ Grösse, von oben gesehen; a. Eiersack..: of ıbsilziow d Fig. 18. Der Kopf eines Weibchens, von oben gesehen, mit nach vorn 'umgeschlagenen Hör- nern. a. Zusammengesetzte Augen, b. Mandibeln, c. einfaches Auge, d. viereckige Stiramembran als Andeutung: der tentakelförmigen ‘Organe, .e.. Basalstück, des Hornes, f. eigentliche Hörner, ,g: Zähne des Basalstückes. Fig. 19. Das Horn eines Männchens;' «a. Basalstück, d. dessen Zähne, c. eigentliches Horn. Fig: 20. Der Eiersack eines. \Weibchens;' a; Darmstück, b. erster Schwanzring, c. Eiersack. Fig. 21. Der letzte Schwanzring;; ‘a. dieser, von oben gesehen, b. Darm, e. Flösse. Fig. 22. Einige Dornen der Ruderlamelle eines Füsses, stark vergrössert. Fig. 23. Ein Fuss selbst, von unten gesehen. a. Wurzel, b. Branchialplatte, c. die 4 Bran- chialplättchen, d. Ruderlamelle, e. Endlamelle, f. unterer Branchialsack. Fig. 24. Polyartemia forcipata, Weibchen, in natürlicher Grösse, von oben gesehen. Fig. 25. Die Hälfte des Kopfes eines Männchens, von unten gesehen, stark vergrössert. a. Labrum, db. Mandibel, c. zusammengesetztes Auge, d. Fühlhorn, e. runder innerer Fortsatz des Basalstückes der Hörner, f. unteres und g. oberes Horn, k. deren Zähnchen, i. tentakelförmiges Organ. Fig. 26. Das Endstück eines Horns, sehr stark vergrössert; a. dessen Zähnchen. Fig. 27. Die Stirn mit a. dem einfachen Auge und 5. den beiden tentakelföürmigen Organen. Fig. 28. Eines von den äussern männlichen Genitalorganen. a: Penis, b. Scheide, c. ein Theil des Schwanzes. Fig. 29. Kopf der Artemia Müllhausenii, von unten gesehen, stark vergrössert. a. Zusammengesetztes Auge, 5. Fühlhorn, c. Horn, d. Stirne, e. einfaches Auge, f. Oesophagus, g. Mandibel, A. Muskel der Maxille, i. diese selbst, k. deren Borsten, !. Labrum, Fig. 30. Endtheil des Schwanzes. a. Mastdarm. Fig. 31. a. Endtheil des Schwanzes der Artemia arietinaz b. Darm, c. Endborsten. Fig. 32. Kopf des Männchens, von oben gesehen; a. zusammengesetztes Auge, b. Fühlhorn, e. Labrum, d. Oesophagus, e. Ganglien, f. einfaches Auge, g. balkenförmige Verbindung des seitlichen obern Theils des Kopfes mit dem Basalstücke des Horns, h. knopförmiger Vorsprung des letztern, i. Basalstück des Horns, k. das letztere selbst. Fig. 33. Endtheil eines Fühlhornes; a. die Borsten des kurzen und b. die Borsten des längern Vorsprunges. Fig. 34. Die Artemia arietina, Weibchen, von oben gesehen, in natürlicher Grösse. Fig. 35. a. Eiersack derselben, 5. Eier, c. Schwanzstück. Fig. 36. Fuss der Artemia Köppeniana, von oben gesehen; a. oberer, b. unterer Branchialsack, c. Ruderlamelle, d. Endlamelle. Fig. 37. a. Endstück des Schwanzes der Artemia Köppeniana, b. muthmasslicher After, c. Mastdarm. Fig. 33. Daphnia MWiddenderfiana, Weibchen, mässig vergrössert. 162 Krebse. Fig. 39. Erster Kiemenfuss derselben.‘ a. Wurzelstück, b. unterer Theil des Fusses, c. hin- terer Fortsatz, d. befiederte Endborsten, e. zweigliedrige Borsten des hintern Fortsatzes. Fig. 40. Erster Maxillarfuss der Cyelopsine hborealis. a. Basalglied, d. zweites, c. drittes, d. viertes, e. fünftes, f. letztes oder äusserstes Glied, g. h.i. befiederte Borsten der. Glieder. Fig. 41. Halbe Furca mit ihren Anhängen; a. Furca, b. erstes Glied und d. zweites befieder- tes der Endborsten, ce. kleine Borste. Fig. 42. a. Fünfter Leibring, b. erster Schwanzring, ce. unvollständiger Fuss, d. Penis? Fig. 43. Zweites oder unteres Fühlhorn. a. Basalglied, b. zweites, c. erstes und d. zweites. Glied des äussern Astes, e. seine Borsten, f. erstes u. g. zweites Glied des innern Astes, h. dessen Borten. Fig. 4%. Palpenanhänge der Mandibel. a. Erstes, c. zweites, d. drittes Glied der grossen Palpe, e. ihre Borsten, b. kleiner Palpenanhang. Fig. 45. Maxille a. mit 5b. den Endklauen oder Zähnen, c. die beiden Palpenanhänge. Fig. 46. Linker unvollkommener Fuss des fünften Leibringes; a. erstes, b. zweites, c. drittes und d. viertes Glied desselben, e. die Stacheln des letztern. MOLLUSKEN. Bearbeitet A. Th. v Middendorff. Middendorff’s Sibirische Reise, II. Bd: 4. Thl. 21 Dh R An e DEN N MEERES-MOLLUSKEN. E. CHEETON L. Subgenus: PHAENOCHITON Midd. '). Sectio: DICHACHITON Midd. 1) Chit. (Subsectio: Symmetrogephyrus) Pallasü, Midd. Taf. XIII, fig. 1 — 9; Taf. XIV, fig. 1 — 6. Bulletin de la Classe physico - mathem. de U’ Acad. de St. Peitersb. Tome VI, No. 8. Pallium dorsale undiqueversum pilorum fasciculis sparsis crinitum; valvae intermediae, iransversim si medio dissecares, antica et postica parte congruentibus forma; angulus su- turarum lateralium, valcarum omnium, antica versus hians, circit. 130°. Eu. DeEscerıPpTIo: Testa subinterna, occulta, pallio obvoluta, mucronum fossula postica sola externe conspicua; ele- vata aut subelevata, 98° ad 110° in junioribus, 120° in adultis maximis; ovalis, elongata lat. A long. 23/, Valvae albidae, leves, fragiles; tegmentum subnullum, cordiforme, posticum, in imo mucrone; ratio long. 1 ad clivi latit. 1°/, — 3 obsoleto indicatae, supra sulco profundiori, utroque limite carinula concomitato; ; artıculamenlum suluris connatis evanidis ; suturae laterales infra sulco 1) Für die von mir aufgestellten Unterabtheilungen des Geschlechtes Chiton L., und für mehrere der hier an- gewandten eigenthümlichen terminologischen Ausdrücke, verweise ich auf das erste Heft meiner «Beiträge zu einer Malacozooloyia Rossica;» vergl. Mem. de l’Acad. de St. Petersb. VI serie. Sciences nat. T. VI. %* 164 Mollusken. 430° antice hians — in valva II; 160° antice hians — in valva V; angul. sut. lat. / [800 antice hians — in valya VI; 160° postice hians — in valva VII; valvae intermediae, iransversim si medio dissecares, antica et postica parte congruentes formä; valva ultima anormis, articuli postici superficie plicatula, apophyseos margine tamen integro; apophyses terminal. °/,. Limbus luxurians in pallium extenditur, totum animalis dorsum rotundatum obtegens, valvas ob- volvens et occultans, solis octo aperturis minulis, rotundatis, in linea mediana, quibus adi- tus ad umbonem valvarum patet; color squalido lutescens; epidermis dorsalis undiquever- sum fasciculis pilorum rubicundorum crinita; pilı bini, terni cet., plerumque octoni et ultra; mieroscopio spectata epidermis dorsalis inter pilorum fasciculos pubes exhibet, stroma tamen spinulis latentihus nullis ornatum ; epidermis ventralis spinulis erectis rarioribus munita, quarum singulae una ab altera spatio, spinulae fere longitudinem aequante, distant. Branchiarum series postica; branchiae parcae, circ. No. 29. Adulti maximi longitudo 67 millim.; latit, 48; altit. 21. Die gedrungene Form des Thieres wird vorzüglich dadurch noch mehr verstärkt, dass das ohnehin abschüssige Schild, von der dicken lederartigen Mantelhülle überwach- sen ist, welche über der Schale bis zur Dicke von 1 millim. heranwächst. Auf diese Weise erreicht die Höhe des Thieres ‘/, der Länge, während die Breite etwa ?/, beträgt. Rollt sich das Thier zusammen, so erscheint das hinterste Ende des Mantelrandes in der Mitte ausgerandet, daher auch jederseits zweilappig. Dieses ist, wie ich bemerkt habe, allen Chitonen gemein, deren letzte Schale hinten ausgerandet ist (valca ultima anormis). Die Haarbüschel sind zwar unregelmässig, dennoch aber ziemlich gleichmässig über den ganzen Rücken verbreitet; etwas dichter, obgleich wenig, rücken sie in der Umge- bung der 8 Oeffnungen auf der Mittellinie des Rückens aneinander, nirgends aber erkennt man eine Regelmässigkeit in ihrer Stellung, so dass sie selbst am Rande keine Wimper- reihe bilden. Jüngere Exemplare erscheinen auf den ersten Blick seltner mit Haarbüscheln besetzt; es ist jedoch nur Täuschung, hervorgerufen durch das Hervorscheinen grösserer Blössen,, weil die Haare minder lang sind. Die längsten Haare des ausgewachsenen Exemplares (von 67 millim. Totallänge) ste- hen 5 millim. aus der Oberhaut hervor, und selbst bei den kleinsten Thieren noch 2 mill. Jeder Büschel besteht in der Regel aus längeren zentralen, und allmälig kürzer werden- den peripherischen Haaren. Ein senkrechter Abschnitt der epidermis dorsalis zeigt unter starken Vergrösserungen des Mikroskopes das schmale texturlos-durchsichtige siroma (Taf. XI, fig. 8, b), frei von allen eingebetteten Zellenbörstchen (spinulae latentes). Hin und wieder wächst, zerstreut zwischen den Haarbüschela (Taf. XII, fig. 8, d), ein vereinzel- Chiton Pallasüi. 165 tes mikroskopisches Haar (pubes; Taf. XIN, fig. 8, a) aus dem stroma hervor, welches im stroma zwischen den Oberhautzellen (cellulae epidermidales ; fig. 8, ce) und in der äussersten Schichte derselben, wurzelt. Die Oberhautzellen selbst, stehen in sehr zahlreichen Schich- ten, sind mit grumöser Masse gefüllt und durch dicke Scheidewände der Masse des stroma von einander geschieden, deren Dicke sogar bis ‘/, des Durchmessers der Zellen erreicht. Die vom stroma umgebenen Haarbüschel wurzeln in einer Höhlung desselben (Taf. XII, fig. 8, e, f), welche die Oberhautzellen auseinander drängt, um tief zwischen die untersten Schichten derselben hinabzudringen. Die Wurzeln der Haare stehen entweder in gleicher Höhe, oder es wurzeln 5 bis 6 der längsten Haare tiefer, und eine grumöse Masse fügt sich dann etwas höher zwischen diese Jangen Wurzeln hinein und bildet hier, im Inneren der Wurzelhöhlung, gleichsam eine horizontale Querscheidewand in welcher die übrigen kürzeren Haare desselben Haarbüschels ihre Wurzeln fassen (Taf. XII, fig. 8, e). Die einzelnen Haare führen in etwa °/, ihrer Länge eine konische, zur Spitze hin sich verlaufende Höhlung, wie sie auf Taf. XII, fig. 9, a, in der Seitenansicht, und fie. 9, b, auf den Querdurchschnitt, abgebildet worden. Die epiderrmis ventralis trägt im stroma die gewöhnlichen spinulae latenies, welche mit etwa '/, ihrer Länge äusserlich hervorragen, und so selten stehen, d. h. so weit von einander abstehen, wie ich es bisher an keiner anderen Art beobachtet habe; der Zwischenraum beträgt nämlich zwischen je zwei Börst- chen etwa das Doppelte bis Dreifache der Breite derselben. Jedes einzelne Börstchen trägt Längsriefen deren im ganzen Umkreise etwa 1% sein mögen (vergl. Taf. XI, fig. 7). Von unten betrachtet, zeigt das Thier aufder Bauchfläche des Mantelrandes eine Rei- henfolge dicht nebeneinander stehender gefurchter Querstreifen (Taf. XII, fig. 3, a), welche auf eine muskulöse Kontrakzion, in dieser Richtung hin, weisen, was beachtungswerth ist, da der Chit. Stelleri hier gerade Längsfaltungen erkennen liess. Auch ist die zur Kiemen- rinne hinüberführende Kante (Limes internus, Taf. XIU, fig. 3, b), durch eine tiefe Längs- furche von dem übrigen Theile des Mantelrandes getrennt. Diese Einrichtung habe ich bei keinem einzigen anderen Chiton bemerkt und vielleicht hängt sie mit dem besonders festen Ankleben dieser Thiere an den Felsen zusammen, an welche sie sich, Schröpfköpfen ähnlich, fest ansaugen. Nach innen von der Kiemenreihe sieht man hinten in der Kiemen- rinne die beiden Papillen welche den Generations und Harnorganen (?) zur Mündung: die- nen. Die Vordere derselben entspricht dem Zwischenraume zwischen der viert- und dritt- vorletzten Kieme; die Hintere dem zwischen der vorletzten und letzten. Kehren wir wiederum zur Betrachtung der Rückenfläche zurück. Die Oeffnungen in der Mantelhülle, auf der Mittellinie des Rückens dieses Thieres, haben, von aussen be- trachtet, ein ziemlich rundliches Aeussere; schält man aber die Schalen heraus und be- trachtet die obere Wand ihrer Kapseln von innen, so entspricht jede dieser Oeffnungen durch ihre, mit der Spitze nach vorn gerichtete, Herzform (fig. "), vollkommen derjenigen 166 Mollusken. des Rudimentes vom tegmentum, von dessen Umfange sich die Oberhaut, welche das teg- mentum überzieht, zu der Oberhaut des Mantels hinüberschlägt. Diese Mantelöffnungen, welche mit vorrückendem Alter an Grösse verhältnissmässig wachsen, finden sich schon bei den jüngsten Individuen vor, obgleich es oft schwer hält sie zwischen den Haarbü- scheln herauszufinden. Selbst bei den grössten Exemplaren erreichen sie nicht über 3 mil- lim. im Durchmesser. Sie gehören karakteristisch zu den Organisationseigenthümlichkeiten des Thieres und entstehen nicht, wie man auf einen flüchtigen Blick vermuthen könnte, durch blosse Erosion. Aus den Mantelöffnungen gucken bei jungen Thieren die Rudimente des tegmentum in Gestalt herzförmiger kleiner Felder hervor, welche dem Hinterrande je- der Schale aufsitzen und etwa '/, der Länge jeder Schale einnehmen, auch ziemlich ge- nau eben so lang als breit sind. Nur bei ganz jungen Thieren findet man dieses Feld mit einer schwarzen granulirten Oberhaut besetzt; später geht die Oberhaut verloren und es wird diese Stelle der Schale zu einem ganz unregelmässigen Grübchen angefressen. Was die Form der Schalen anbelangt, so ist die erste vollkommen nierenförmig, in- dem der Hinterrand derselben in seiner Mitte eine bedeutende Ausschweifung trägt (Taf. XII, fig. 5 und 6, 1ste Schale). Jeder sulura buccalis entspricht auf der oberen Fläche der Schale eine Furche, welche in jeden der Randeinschnitte (ineisura buccalis) ausläuft, und deren Ränder sich mit vorrückenderem Alter mehr und mehr kielartig erheben. Vor- züglich stark sind aber diejenigen kielartigen Streifen ausgeprägt, welche die Seitennäthe der mittleren Schalen des Thieres entlang verlaufen. Man kann sich die Figur dieser mitt- leren Schalen als doppelt eiförmig denken, in der Weise dass man sich vorstellt, es ver- schmelzen beide Eifiguren mit ihren aneinanderstossenden spitzen Enden (Taf. XI, fig. 5 und 6, 2te und 5te Schale). Es entsteht auf diese Weise eine ausgesprochene Symmetrie zwischen dem vorderen und hinteren Rande, der vorderen und hinteren Hälfte der Scha- len, denn die excisura antica erscheint als schwache Ausrandung, welcher eine völlig ähnliche des Hinterrandes entspricht, so dass also der Hinterrand der Schale nicht gerade verläuft, wie es doch sonst für gewöhnlich der Fall ist, sondern einen nach hinten schauen- den Winkel von (bei Exemplaren mittlerer Grösse) 120° bis 130° bildet. An jüngeren Thieren fand ich diesen Winkel stumpfer, da jede einzelne Abdachung der Schale einen minder bauchigen, folglich mehr gestreckten Umriss hat. Je älter das Thier wird, desto mehr spitzt sich auch der genannte Winkel (bis nahe 90°) zu, und desto gedrungener (stumpfer) wird die Eifigur des Umrisses jeder einzelnen Schalenabdachung, weil der An- satz beim Wachsthume vorzugsweise an den Seitenrändern der Enden statt findet, und zwar auf eine, durch konzentrisch-wellige Erhabenheiten deutlich, wenn auch schwach, bezeichnete Weise. Der Seiteneinschnitt (incisura lateralis) entspricht vor allen Schalen am besten bei der Zten, der Mitte der Apophysen; bei der ten ist er dagegen schon mehr nach Chiton Pallasıı. 167 hinten gelegen, obgleich hier beide Seitennäthe fast genau in gerader Linie aneinander- stossen. Die Symmetrie in der Form der vorderen und hinteren Schalenhälfte behauptet ihr “Recht sogar an der letzten Schale, da auch an ihr der hintere Rand, entsprechend der ex- eisura antica, ausgerandet ist. Man kann sie sich als aus zwei, mit ihren Grundlagen anein- ander stossenden, Fünfecken zusammengesetzt, vorstellen. Die Schalen sind an ihren Rändern ungemein brüchig, so dass es schwer hält sie un- verletzt herauszuschälen, ja Brüche derselben schon während des Lebens häufig vorzu- kommen scheinen. Ich besitze ein Exemplar an dem zwei Schalen zugleich alte, völlig verheilte Brüche zeigen. Man erkennt die Bruchstellen deutlich an der Narbe, die als er- habener abgerundeter Streifen, sowohl auf der oberen als auf der unteren Fläche, die Spur des Bruches bezeichnet. Diese Narbe bildet sich augenscheinlich aus jenem Streifen von Callus den ich schon früher an den frischgebrochenen Schalen meines Chit. Stelleri ausführlicher beschrieben habe. An der 3ten Schale hat der Querbruch allein die apo- physis articuli postici getroffen und sich dann, die Seitennath entlang, bis zu dem Seiten- einschnitte fortgesetzt. An der 5ten Schale dagegen geht der Bruch quer über beide Apo- physen hinüber und komplizirt sich am vorderen Rande. Die Narbe hat eine bedeutende Festigkeit gewonnen, zeigt jedoch, insbesondere auf der unteren Fläche, einen kreidearti- gen Anstrich, während man die Masse der Schalen am treffendsten mit dem verglast-durch- scheinenden Ansehen des Porzellans vergleichen möchte. Die Anatomie der inneren Theile des Chi. Pallasi betreffend, fand ich die Organe fast durchgängig vollkommen denjenigen Spezialitäten entsprechend, welche ich bei Gele- genheit meiner ausführlichen Anatomie des Chit. Stelleri (in den oben angezogenen «Bei- trägen») genau auseinandergesetzt, und ich gedenke hier nur im Fluge einiger Besonder- heiten zu erwähnen, welche sich auf jene Anatomie des Chit. Stelleri, als auf die unum- gängliche einzusehende Grundlage, beziehen sollen. Eröffnet man das Thier, nach Herauslösung der Schalen, durch einen über den Rük- ken geführten Längsschnitt und schneidet den ansehnlich grossen Magen durch einen Längsschnitt von oben her auf, so sieht man auf dessen Innenfläche mehrere grössere krause Längsfalten, und zwischendurch einige kleinere, wie solche unter 2'/, maliger Ver- grösserung auf Taf. XIV, fig. 1, c, abgebildet worden sind. Diese Falten treten durch ihre bräunliche Farbe, welche stark von dem Grau des übrigen Magengrundes absticht, deutlich hervor. Auf den ersten Blick möchte man sie für horniger Natur halten, auch erweisen sie sich als ziemlich hart, wenn man mit dem Rücken des Scalpelles darüber hinfährt; dennoch aber lassen sich diese Falten unter dem Deckplättchen vermittelst des Fingerdruckes zerquetschen, zeigen aber selbst unter starken Vergrösserungen des Mikro- skopes keine besondere Textur. * 168 ’ Mollusken. Den Blättermagen sahe ich beim Chit. Pallasü nicht, kann.ihn aber jedoch übersehen haben. Mund- und Schlundhöhle sind denen des Chit. Stelleri analog gebaut. Die Innen- wand der Schlundhöhle (Taf. XIV, fig. 1, d) ist völlig glatt. Ganz so wie dieselben Drü- sen beim Chit. Stelleri, münden auch bei diesem Thiere zwei kleine Speicheldrüsen in die Vorderwand der Schlundhöhle, nur stehen sie verhältnissmässig mehr seitlich als es bei dem Chi. Stelleri der Fall war, und folglich weiter von einander ab. Jederseits, vorn neben dem Magen vorbei, begeben sich die hinteren Schlundheber (Attolentes faucium postici) in der Richtung von hinten und oben nach vorn und unten hin, um sich hier, ausserhalb und hinter der Kreisscheibe der Reibplatte, zwischen der vorderen und hinteren Abtheilung der Schlundsäcke, an die Mündungswand der Leber- darmarterie zu heften; und zwar mit zwei verschiedenen Abtheilungen. Die eine derselben liegt weiter nach vorn und aussen; sie besteht aus 5 Muskelsträngen. Die andere, einwärts: und hinter jener gelegene, besteht aus etwa 8 Strängen. Beide Abtheilungen dieses Mus- - kels begeben sich vereint zur Kapsel der 3ten Schale. Die Schlundsäcke selbst haben vollkommen die Stellung, Form und das Aussehen wie es bei Chit. Stelleri der Fall ist, und sind, fast noch leichter als dort, an ihrer ins Dun- kelbräunliche spielenden Nierenfarbe zu erkennen. Ich konnte in ihrer Höhlung; die Fächer, wie ich sie bei Chit. Stelleri nachgewiesen und abgebildet habe, nicht auffinden, allein - die Zotten waren ganz denen gleich, welche ich am Chit. Stelleri kennen gelehrt. Sie sind Taf. XIV, fig. 6, bei 60 maliger Vergrösserung abgebildet und ich habe die Zotte a umgeschlagen abbilden lassen, als Beweis dafür, dass sie ganz flach und keinesweges kegelförmig ist. Die Reibplatte, welche Taf. XIV, fig. ® in natürlicher Grösse abgebildet ist, hat im Verhältnisse zum Thiere eine bedeutende Länge, so dass sie stark über die vordere Hälfte des Thieres nach hinten hinaus ragt. Ihre Einlagerung in die Scheide, welche wiederum ihrerseits in die Leberdarmarterie hineingestülpt ist, ähnelt vollkommen derjenigen wel- che ich am Chit. Stelleri nachgewiesen. Betrachten wir ihre Reibfläche bei einer Vergrös- serung von etwa 10 Mal, so gewinnen wir die Ansicht fig. 5, welche sich im Ganzen auf das was wir beim Chi. Stelleri kennen gelernt haben zurückführen lässt, sich aber von der Reibplatte des Chit. Stelleri dennoch wesentlich dadurch unterscheidet, dass sie 1) nur 3 Reihen von Seitenzähnen hat und dass 2) die Hakenstützen sica hinter den Ha- ken hervor als scharf zugespitzte aufrechte Dornen erheben. Die Klauenenden der Haken sind sehr breit. Die Zähne der Mittelreihe sind nach hinten zu löffelförmig ausgehöhlt, und haben vorn eine Kerbe, welche sich an denjenigen Zähnen der Mittelreihe welche weiter nach vorn, d. h. zur Kreisscheibe hin, gelegen sind, mehr und mehr ausspricht, und a lich als durchlaufende Furche jeden Mittelzahn in zwei Hälften theilt. Die Bewegung des in Thätigkeit begriffenen Endes der Reibplatte, wird auch hier Chit. Pallasıı. 169 durch eben solche Schlundblasen (folliculi motorü) vermittelt, wie es bei dem Chit. Stel- leri der Fall war. Auch dasjenige Organ das ich dort als Zunge beschrieb ist hier in der- selben Gestalt vorhanden. | In ihrer natürlichen Lage zeigt sich die Leber, bei von oben eröffneter Leibeshöhle betrachtet, überwiegend auf die vordere Hälfte des Körpers zusammengedrängt, und ver- deckt hier, in Gestalt eines mächtigen Lappens von beinahe kreisföormigem Umrisse, den Magen völlig, während die Darmschlingen nur sehr wenig Lebermasse zwischen sich fas- sen. Die Darmschlingen bleiben übrigens, in ganz unerwarteter Uebereinstimmung, derjeni- gen Lage und Form getreu, welche ich in meiner Ansicht des Chit. Stelleri (1. ce. Taf. VI) abgebildet habe, ja sogar die pars pylorica ventriculi und der an Gestalt vollkommen ähnliche Zwölffingerdarm bilden genau dieselben Kreisschlingen, die dort wiedergegeben worden. Am Mesenterialrande des Zwölffingerdarmes hing keine besondere Lebermasse an. Auch die Nieren unterscheiden sich nicht wesentlich von denen des Chi. Sielleri, und zwar eben so wenig in ihrem Ansehen als im Baue. Sie beginnen zu beiden Seiten in der Nähe des Schlundblutraumes und des vorderen Zwerchfelles, verlaufen jederseits nach hinten, und fliessen auf der Vorderwand des hinteren Zwerchfelles zusammen. Theilweise stülpen sich ihre blinden Säckchen in den Seitenlückenraum hinein und er- strecken sich, in senkrechter Richtung, von dort wo die sich spaltenden Bündel der Bauch- muskel auseinanderzutreten beginnen, nach oben bis zur oberen Anheftung der queren Scha- lenmuskeln. Sowohl im Aeusseren als im Inneren entsprechen auch die Eierstöcke völlig dem Baue derselben Organe des Chit. Stelleri. Es ist äusserlich derselbe gefaltete Sack , innerlich dieselbe mit Zotten besetzte Höhlung vorhanden. In der Haut des Eiersackes konnte ich wegen der Durchsichtigkeit der Hüllen die dichotomischen Verästelungen der Kapillarge- fässe (Taf. XIV, fig. 2, a, db, c) welche jede Zotte umranden unter dem Mikroskope weiter verfolgen, als es mir am Chit. Stelleri möglich gewesen war ; sie fliessen hier in anasto- motischen Netzschlingen (e) zusammen. Venen sahe ich jedoch hier ebensowenig als dort. Uebrigens trifft man hier dieselbe merkwürdige Einrichtung des freien Hineinragens der Eierstockgefässe in die Höhle des Eiersackes hinein und dieselben Verästelungen welche, Aufhängebändern gleich, sich zu den Spitzen der Zotten begeben. Die Eier liegen am Ursprunge der Zotten (Taf. XIV, fig. 3, e), diesen, sowohl wie dem Eiersacke, in unzähl- barer Menge dicht an. Die körnige, grumöse Masse, welche die ganz jungen Eier zusam- mensetzt, häuft sich zu einer ziemlich unregelmässigen, mehr oder weniger kugligen Form an. In der Mitte dieser Kugel lagert das scharf begrenzte Keimbläschen und in diesem endlich, der durchsichtige scheibenförmige Keimfleck, der so scharfrandig umgrenzt ist, dass er nicht nur scheibenförmig sondern sogar bikonkav sein muss. Die Eier scheinen übrigens ihre Entwickelung schon im Eierstocke selbst zu beginnen, denn ich traf sie in Middendor£ff’s Sibirische Reise, II. Bd. 1. Thl. 22 170 Mollusken. den verschiedensten Zuständen des Fortschrittes an; so z. B. eine Menge derselben mit deutlich entwickelten Dotterfurchungen. Wohl zu bemerken ist, dass ich die Schleimdrüsen auch nur bei einem der En: von , mir geöffneten Exemplare vorfand; in diesem Falle glichen sie aber in ihrer dreilappigen Form auf das Vollkommenste denjenigen die ich am Chit. Stelleri beschrieben und abge- bildet habe. Die Eileiter, deren Hüllen nicht unbedeutende Muskelfasern enthielten, entleerten durch den gemachten Einschnitt Massen, wie selbige auf Taf. XIV, fig. 3, a, d, c, d, abgebildet worden. Es unterliegt wohl keinem Zweifel dass dieses die bekannten massigen Anhäufun- gen des Entwickelungszustandes der Spermatozöiden sind. Die einzelnen Individuen bestehen ‚aus einem fadenförmigen Schwanzende, und einem bald kreisförmigen, bald mehr zylindrisch- gestalteten Kopfende, wie es fig. 3, ce und d, genauer verdeutlichen. Eine grosse Menge solcher Individuen vereinigen sich zu straussförmigen Massen, indem die dünnen Schwanz- enden in einem gemeinsamen Mittelpunkte dicht aneinanderstossen, die Kopfenden hinge- gen als entsprechende Peripherie dieser strahligen Kugel von einander treten. Diese Sper- matozöiden sind aber nicht walzig sondern flach; man erkennt dieses leicht daran dass sie, in gewissen Richtungen, zumal beim Umwälzen, betrachtet, nicht so breit als’ gemdbnken sondern haarförmig erscheinen. Fundort: Der Tugurbusen im Ochotiskischen Meere. Wir fanden diese Art daselbst in geringer Anzahl an der Linie der tiefsten Ebbe, welche bis 20° von der höchsten Fluthmarke hinabreicht. Es scheinen diese Thiere in der That eben nur gerade bis zur tiefsten Wassermarke emporzusteigen, da wir sie selbst an nahebenachbarten Orten nicht fanden, wo wir zur Zeit geringerer Ebben sammelten. Un- gemein fest haften sie an den Felsen und sind derart mit Lehm und Schlamm bedeckt, die sich zwischen den Haarbüscheln festsetzen, dass es oft sehr schwer hält sie von der Umgebung zu unterscheiden. Die einzigen Arten der bisher bekannten Chitonen mit denen dieser von mir neu auf- gestellte verwechselt werden könnte, sind: 1) Chit. amiculatus Pall. 2) Chit. vestitus So- werby und 3) Chi. Emersonü Couth. Alle drei sind in die neue Herausgabe des Lam- marck nicht aufgenommen worden; es hat aber Sowerby zuletzt die Stimme über die beiden letztgenannten Arten erhoben (Conch. Illustrat. London, 1841). Er stellt dort in der Beschreibung der abgebildeten Chitonen (p. 6, No. 83) nach Gray’s Vorgange, den Ch. Emersonü Couth. als synonym zu seinem Ch. vestitus. Diese Ansicht schiene um so mehr Berücksichtigung zu verdienen, als gerade Couthouy, der den Chi. vestitus Sowerby’s kannte, sich ausdrücklich gegen solch’ eine Identität verwahrt hatte. Dem ist aber nicht so, sondern Sowerby hat sich eine nicht geringe Flüchtigkeit des Urtheiles zu Schulden Chiton Pallasu. 171 kommen lassen, welche um so unverzeihlicher ist, als gerade die schönen Abbildungen Sowerby’s (l. e. fig. 128) uns die besten Beweise in die Hände liefern, dass jene Sy- nonymie völlig unstatthaft ist und Couthouy unbezweifelt Recht hat. Verfolgen wir voran die Literatur dieser Arten, welche uns erst in neuerer Zeit be- kannt geworden ;sind. Der Chit. vestitus wurde zum ersten Male durch Broderip und Sowerby im Jahre 1829 aufgestellt (Zool. Journ. Tome IV, p. 368) und nach Exemplaren die Beechey aus dem Polarmeere mitbrachte, ungemein flüchtig beschrieben. Sie karakterisirten ihn: «Ch. valvis reniformibus, membranä coriacea obtectis, apicibus nudis» wodurch er nicht ein Mal von dem sehr weit entfernten Ch. tunicatus Wood geschieden wäre. J. E. Gray liess dieses Thier bei der Herausgabe der durch Beechey mitgebrachten Mollusken (The Zoo- logy of Capt. Beechey’s Voyage, London, 1839) auf der Taf. 41 unter fig. 1% abbilden; doch ist diese Figur völlig nichtsnutzig, und da nicht ein Mal die den Ch. vestitus be- deckenden Haarbüschel wiedergegeben worden sind, so müsste man es in der That für ein anderes Thier halten, wenn nicht Gray ausdrücklich von einer Vergleichung seines Thie- res mit dem das Sowerby zur Grundlage seiner Beschreibung gedient hatte spräche. Ue- . berdiess stammten beide Exemplare von derselben Expedition her, und wir sind daher ge- zwungen anzunehmen dass Sowerby und Gray dennoch ein und dasselbe Thier vor sich gehabt haben. Im Texte (l. c. p. 150) ist auch keine bessere Auskunft, ja nicht ein Mal die Diagnose gegeben; nur legte hier Gray, durch eine von ihm ausgesprochene Ver- muthung , den Grund zu jener schon von mir gerügten Synonymie des Ch. vestitus mit dem Ch. Emersonü. Da das was ich eben angeführt habe, so viel ich bisher finden konnte, die ganze Literatur des in Rede stehenden Thieres ausmacht, so sind wir einstweilen im- mer noch auf jene einzige Originalbeschreibung Sowerby ’s beschränkt und es gibt keine ergänzende zweite, daher es also in der That unmöglich wäre über den Ch. vestitus ab- zuurtheilen, wenn nicht die gelungene Abbildung in Sowerby's Conchol. Illustr. uns auf die rechte Spur brächte. Ungleich fester begründet ist der Ch. Emersonü. Gouthouy stellte ihn 1839 im Bo- ston Journ. of Natural history Vol. II, p. 83, auf, und fügte seiner höchst gründlichen Beschreibung eine Abbildung bei, welche sogar die Form der Schalen wiedergibt, so dass über das von Couthouy gemeinte Thier kein Zweifel obwalten kann. Couthouy kannte den Ch. vestitus aus Sowerby’s Beschreibung, erklärte ihn, so weit jene flüchtige Be- schreibung es auszusprechen erlaubte, für verschieden von seinem Ch. Emersonü, und der Thatbestand war nunmehr ein solcher, dass, meiner Ueberzeugung nach, im Falle dennoch Synonymie statt gefunden hätte, Couthouy’s und nicht Sowerby’s Name der vorliegen- den Art hätte verbleiben müssen. Nächstdem beschrieb und bildete den Ch. Emersonü A. A. Gould ab, in seinem ausgezeichneten Report on the Inveriebrata of Massachusetts, Cam- * 172 Ne Mollusken. bridge 1844 p. 151, fig. 19. Dort wurden Gouthouy’s Angaben bekräftigt, und Gould machte abermals auf die grosse Aehnlichkeit zwischen Ch. Emersonü und vestitus auf- merksam. Die Abbildung scheint mir von der Couthouy’s kopirt worden zu sein. Neuer- lichst finden wir eine sehr schlechte Abbildung desselben Thieres in der Natural History of New. York, 1843, Taf. 10, fig. 195 wiedergegeben. Sowohl diese Abbildung als der höchst mangelhafte Text (p. 165) machen die Kenntniss dieser Form eher verwirrter als dass sie sie aufklären. Da ich nun, wie gesagt, nicht umhin kann, gegen Gray und So- werby, den Ch. vestitus und den Ch. Emersonü als völlig und zweifellos verschiedene Arten festzusetzen, und da mein neuer Ch. Pallasii zunächst a!s dritte, sehr nahe stehende, Art hinzutritt, sich selbst aber dicht neben den Ch. amiculatus Pall. hinstellt, so finde ich mich veranlasst, die Karakteristik aller dieser Arten auf eine möglichst klare Weise festzustellen, worüber übrigens die, in meiner Monographie der Chitonen Russlands gege- bene Tabelle für die Eintheilung der Chitonen, die beste allgemeine Uebersicht gewähren mag (l. e. p. 3). | Hier das Besondere darüber. Vor Allem mache ich darauf aufmerksam dass der Ch. Emersoniü nach meiner Eintheilung, im Vergleiche mit den ihm scheinbar nahe stehenden Arten, sogar zu einer völlig getrennten Gruppe gehört. Das Schild ist nämlich bei ihm keinesweges in seinem Zusammenhange äusserlich durch Zwischenbrücken des Mantels un- terbrochen, sondern fortlaufend sichtbar, und hierin dem ‚Ch. tunicatus völlig ähnlich. Dann aber ist die regelmässige, und zwar gedoppelte Reihe, borstenführender Poren gleichfalls insbesondere ins Auge zu fassen. Durch diese reiht sich das Thier interessanter Weise dicht neben den Neuholländischen Ch. biramosus Quoy und Gaimard. Auch vermuthe ich sogar dass, im Zusammenhange hiemit, die Rückenfläche der Mantelhülle mit eben sol- chen mikroskopischen Borsten (spinulae prominentes) besetzt sein wird, wie ich es (l. c.) an. dem Ch. fascicularis L. nachgewiesen. Abgesehen von diesen aeusserlichen Unterschei- dungskennzeichen, sind aber auch die Schalen beider Arten völlig von einander verschie- den; denn wenn man in Bezug hierauf Couthouy’s Beschreibung und fig. 10, Taf. III, l. e., mit der Abbildung Sowerby’s (l. c. fig. 108 a) vergleicht, so fallen folgende Kenn- zeichen schlagend in die Augen: Ch. Emersonü. Ch. vestitus. Ang. sut. lateral. circ. 160° aut 170°, pos- Ang. sut. lateral. eirc. 130°, antica versus tica versus hians. hians. Hieraus erklärt sich denn eines Theiles von selbst, wie die Hauptentwickelung der Scha- len beim Ch. vestitus in den articuli antici statt findet, daher die apophyses derselben vorzugsweise entwickelt sind, und mit einer Ecke nach vorn schauen, so dass die Ge- sammtform der mittleren Schalen einem Trapez nahe kommt, dessen breitere Basis nach Chiton Pallasüi. 173 vorn gerichtet ist; daher auch ein in die Quere, mitten durch die Schale, geführter Schnitt zwei unsymmetrische Hälften abschneiden würde. Bei dem Ch. Emersonii würden dagegen diese Hälften auf einen Querschnitt fast symmetrisch ausfallen, denn die Apophysen der articuli antici und postici entwickeln sich gleichmässig und runden sich jederseits in über- einstimmenden Randumrissen ab. Schliesslich wird die Länge des Ch. vestitus zu 1,6 Zoll englisch, die des Emersonü zu bloss °/, Zoll angegeben, so dass letztere Form also etwa nur die halbe Grösse der ersteren besitzt. Hiermit scheint mir die spezifische Verschiedenheit der beiden besprochenen Arten vollkommen festgestellt. Ungleich näher kommt aber mein Ch. Pallasii dem Ch. vestitus Sow. an Farbe, Gestalt, Haarbekleidung, Form und Stellung der Oeffnungen im Mantel, und durch die Lage der Kiemen in der hinteren Körperhälfte. Diese Uebereinstimmung ist so gross dass wenn Sowerby nicht die Abbildung der Schalen beigefügt hätte, es un- möglich gewesen wäre beide Arten von einander zu trennen. Selbst diese Schalen stim- men noch in der Formel ihrer Apophysen überein, welche bei beiden °/, ist. Der erste Blick auf die mittleren Schalen überzeugt jedoch hinreichend von der festen Begründung beider Arten; auch hier gibt der Winkel den beide Seitennäthe untereinander bilden den festesten Ausgangspunkt: | Ch. vestitus. Ch. Pallasü. Angul. sutur. lat. valvarum interme- antice hians in I, II, et IV. diarum omnium circ. 130°, antica. Angul. sutur, later. X nullus in VI. versus hians. postice hians in VIlma valva. Ein Querschnitt theilt die Schalen in eine noch 'symmetrischere vordere und hintere Hälfte als es bei dem Ch. Emersonü der Fall war, und somit ist der Abstand zwischen Ch. Pal- lasii und vestitus noch grösser als dort. Auch ist mein Ch. Pallasi im Längenmaasse allein schon doppelt so gross als der Ch. vestitus, und vier Mal:so gross als der Ch. Emersonü,. Bei genauerer Musterung der Sowerby’schen Abbildung finde ich endlich dort auch eine regelmässigere Stellung einer Reihe von Haarbüscheln rings um den Mantel herum ange- deutet, wovon bei meinem Ch. Pallasü, wie gesagt, nicht das Geringste zu entdecken ist. Die Schalen des Ch. Emersonü stehen denen meines Ch. Pallasü durch die symme- metrische Form, und die täuschend ähnliche Inscription des sulcus lateralis, ungemein nahe; einen guten Unterschied möchte aber das Rudiment des Tegmentes oder der seine Stelle einnehmende angefressene umbo bieten. Diesen gibt Gouthouy zwar ebenfalls herzförmig, jedoch doppelt so breit als lang an, und seine Breite ist, wenn ich die Abbildung zu Ra- the ziehe, 1‘/, Mal in einer Seite der Schalenabdachung enthalten. Bei dem Ch. Pallasü (der Abbildung zufolge, gleichfalls bei dem Ch vestitus) ist aber der umbo eben so lang als breit, und diese ganze Breite beträgt nur ', der einen Abdachung seiner Schale. Die 174 Mollusken. Granulationen können, meiner Ueberzeugung nach, nicht (wie Couthouy und Gould es wollen) bestimmte Unterschiede geben, denn auch der Ch. Pallasü hat sie, wie wir es gesehen, im Jugendzustande, aber später blättern sie sich ab. Der Ch. amiculatus endlich, hat, Pallas zufolge, völlig verborgene Schalen und wäre sonach ein Cryptochiton und ganz verschieden vom Ch. Pallasü. Sollte jedoch meine Vermuthung sich bestätigen, dass Pallas die allerdings vorhan- denen Mantelöffnungen an den trockenen Exemplaren nicht auffinden konnte, so gehörten Ch. Pallasii und amiculatus dicht nebeneinander; der Ch. amiculatus wäre aber dennoch trotz dem zu unterscheiden: 1) durch den Mangel an Haarbüscheln (Pallas sagt: extus scabro et subverrucoso), welche selbst an trockenen Exemplaren von Pallas nicht übersehen werden konnten. 2) Durch die Oberfläche der Mittelschalen «supra transversa inscriptione obsolete tur- gescente instructis»; also erhaben, wie es auch die Abbildung 1. c. fig. 29 verdeutlicht. Beim Ch. Pallasii war es dagegen eine von hervorragenden Rändern begleitete Furche. 3) Durch den Mangel der incisurae laterales, deren die Beschreibung eben so wenig erwähnt, als davon die geringste Spur auf den Abbildungen zu sehen ist. 4) Durch die bis nach vorn hin reichenden Kiemen (branchiae ambientes) wie es che Abbildung (fig. 28, 1. c.) zeigt. Die Unterschiede 3) und 4) nähern den Ch. amiculatus augenscheinlich meinem Ch. Stelleri '‘). Sectio: HAMACHITON Midd. 2) Chit. (Subsectio: Stenosemus) Brandtü, Midd. Taf. XV, fig. 1 — 6. Bull. de la Classe physico-mathem. de l’Acad. de St. Peiersb. T. VI, No. 8. Tesia externa; tegmentum laeviusculum, sub lente confertim granulosum, areis lateralibus vix distinctis, sulco longitudinali mediano, colore fusco-olivaceo, lituris coeruleo-aeruginosis no- longit. A tato; articulamentum sulco mediano longitudinali profundo; ratio che lan a WPophys. termi 10. in. 4) Seitdem das Obenstehende vor nunmehr drei Jahren niedergeschrieben und in seinen Hauptresultaten da- mals von mir veröffentlicht worden (Bulletin I, c.), habe ich der Literatur der hier verglichenen Chitonen noch ein Werk, nämlich «L. Roeeve, Conchologia iconica» hinzuzufügen. Reeve bildet auf der XIten Tafel seiner Chitonen den Ch. amiculatus Pall. als Spec. 59, und den Ch. Emersonianus Couth. als Spec. 62 ab. Den Ch. vestitus Sow. reiht er als synonym unter Ch. amiculatus ein. Meine oben festgestellten Ansichten werden jedoch durch Reeve’s Werk nicht im Geringsten verändert, zumal ich leider Reeve mehrerer Versehen zeihen muss. Für’s Erste hat Reeve die Species 59 umhüllt, die Spec. 62 aber enthüllt, d. h. deren Schild abbilden lassen. Auf den ersten Blick wirft sich uns die Ansicht auf, beide Figuren möchten nur ein und dasselbe Thier in seinen verschiedenen Theilen vorstellen; jedenfalls ist es unmöglich, aus der Ansicht dieser beiden Figuren den Unterschied ‘der beiden durch sie Chit. Brandt. 175 DeEescrIPTIO: Testa externa, clivo rotundato, plerumque subelevata, interdum tamen et elevala et depressa fit; lat. 1 j long. 217, Vaivae leves, fragiles; tegmentum laeviusculum, nitidulum, fusco-olivaceum, inerementi sulculis. regularibus exaratum; sub lente superticies apparet pulcherrime ac aequaliter- confertim gra- nulosa et lituris undulatis maculisque laete-aeruginosis, argute circumscriplis, notala ; ratio ovata sn, areae laterales vix tumore distinctae, angul. lateral. circ. 140°; mucro indistinctus, ad clıvı lalı \ in summa tamen linea mediana valvarım intermediarum superne sulcus decurrit linearis, lon- gitudinalis, argute incisus; articulamentum viride, suturis omnibus poriferis distinctis; ineisurae ‚ laterales minutae, submediae; suturae medianae elegantissime poriferae, sulco longitudinali et mediano latiori, profundo et abrupte inciso, marginem posticum non atlingente, in excisu- ram antıcam tamen excurrente; apophys. terminales 7.45 elivi latit. 4 w358 k 5 R — —— —_, yiridis et fuscus tractibus transversis alternantibus, oculo Limbus mediocris, limbi latit. ——- m 2/2 nudo laevis; sub microscopio epidermis dorsalis pubescens, stroma spinulis rariorıbus laten- tıbus erectis. Branchiae mediae, parcae, No. circ. 22, Adulti maximi longitudo 16 mill. Da die Furche in der Mittellinie des Tegmentes, gerade genau dem Kanale der un- teren Fläche entspricht, so wird dadurch die verbindende Brücke zwischen beiden Scha- lenhälften fast bloss auf den kleinen Zwischenraum zwischen dem hinteren blinden Ende jenes Kanales (Taf. XV, fig. 3, Sch. 5) und dem hinteren Rande der Schale, beschränkt. Wegen der Geringfügigkeit und Nachgibigkeit dieser verbindenden Brücke ist daher der Win- kel den beide Schalenhälften miteinander bilden höchst unbestimmt, und sie gestatten eine Zusammenbiegung von etwa 140° bis gegen 100°. Zwingt man diesen Winkel noch mehr, so brechen beide Schalenhälften zusammen, was auch schon bei jedem unvorsichtigen An- fassen des Thieres, von beiden Seiten her, namentlich aber beim Ablösen desselben von vorzustellenden Arten herauszulesen. Das kann aber um so weniger der Fall sein, als Reeve’s Text mit seinen Ab- bildungen nicht übereinstimmt. Unter Chiton amiculatus heisst es nämlich ganz richtig: «undique, nisi ad umbones, brevipiloso, während fig. 59 statt dessen die für Chit, Emersonii karakteristische doppelte Reihe von Borstenbüscheln aufzuweisen hat. Zweitens hat Reeve das nördliche Europa als das Vaterland des Chit. amiculatus angeführt, wäh- rend Pallas ausdrücklich die Kurilischen Inseln als den Fundort des von ihm beschriebenen Thieres angibt. Drit- tens will Reeve den Chit. Emersonii vom Chit. amiculatus durch den grösseren Wuchs unterscheiden, während es sich gerade umgekehrt verhält. Mit einem Worte, ich finde dass Reeve die Verwirrung nur vergrössert, und al- lein darin Recht hat, dass er behauptet, der Chit. amiculatus Sow. sei nicht identisch mit dem ächten Chit. ami- eulatus Pall. 176 | | Mollusken. den Felsen, geschieht. Verkleinert man den Winkel der Schalenhälften, so rundet sich der Umfang des ganzen Thieres mehr ab, die Breite dehnt sich, bis über ”/, der Länge, aus und das Thier erscheint im selben Verhältnisse niedrig. Im entgegengesetzten Falle ist der Chit. Brandtü nur ‘/, Mal und noch weniger breit, als lang. Die zwischen der Grünspan- und der Lazurfarbe mitten inne stehenden Fleckchen sind symmetrisch auf jeder Schalenhälfte vertheilt, im Uebrigen aber unregelmässig an Gestalt: bald mehr rundlich, bald etwas geflammt, aber stets scharf umschrieben. Die Gegend des mucro ist fleckenlos. Auf der vordersten Schale pflegen diese Fleckchen regelmässiger, die Anwachsstreifen entlang, vertheilt zu sein. Uebrigens verschwinden sie dem blossen Auge an getrockneten Exemplaren fast ganz und erscheinen erst unter der Lupe deutlich, wenn man die Schale anfeuchtet oder mit Oel tränkt. An einzelnen im Spiritus aufbewahrten Exemplaren hatte ich die Oberhaut von der Oberfläche der Schale abgelöst, aber auch hier sah man die feinen Granulationen, ob- gleich undeutlicher als auf der Oberhaut, auf der darunterliegenden Kalkschichte gezeich- net. Die Seitenfelder erhoben sich sogar deutlicher als es bei den mit einer Oberhaut be- deckten Exemplaren der Fall war. Der vordere und hintere Rand des en der mittleren Schalen laufen fast auf das Genauste parallel zu einander, so dass der nach hinten schwach vorspringenden Spitze des mucro, eine analoge schwache Ausschweifung in der Mitte des Vorderrandes entspricht. Nur bei der zweiten Schale ist dieses nicht der Fall, sondern die hier für alle Chitonen als Regel geltende Verbreiterung der Schale geschieht dadurch, dass der Vorderrand des Tegmentes in der Mitte, vermittelst eines schwachen Bogens, etwas vorwärts hervortritt. Der Hinterrand der ersten Schale bildet eine fast gerade Linie; der der letzten, einen Halbkreis welcher in der Mitte etwas ausgerandet ist, daher auch die Form des Tegmen- tes der letzten Schale eine doppelt-pentagonale ist. ' ‚Die vorderen Apophysen sind mässig und zur excisura antica hin, zu welcher sie steil abfallen, am. stärksten entwickelt. Die excisura antica selbst, ist genau so breit als die Schale lang ist. Der Kanal auf der Mitte der unteren Fläche ist bloss bei den mittleren Schalen vor- handen, nimmt die vorderen zwei Drittheile der Schalenlänge ein, und verbreitert sich et- was nach hinten, zu seinem blinden Ende hin, mit keulenförmigem Umrisse. Seine Ränder fallen, ganz steil, senkrecht ab. Die articuli antici quellen, wie angedrungen, etwas hervor; die Muskeleindrücke sind deutlich. Bei 165facher Vergrösserung erscheint das stroma der epidermis dorsalis völlig farb- los und durchsichtig; die Farbe des Mantelrandes rührt aber theils von der höchst feinen grumösen und grünlichen Masse her welche den Inhalt der cellulae epidermoidales bildet, Chit. Brandtü. 177 theils aber auch davon, dass bei Chit. Brandtü die spinulae latentes (welche in der Re- gel bei den anderen Arten auch hell, durchsichtig und farblos), als Ausnahme theils dun- kelgrün, theils dunkel braungrün sind. Riefen konnte ich an den spinulae latentes nicht erkennen, wohl aber zuweilen eine Wurzelhöhlung welche sich bis zur Mitte der Länge jedes Dörnchens zu erstrecken schien. Die spinulae latentes waren übrigens bald mehr rund- licher, bald mehr länglicher, eiförmiger Gestalt, und zeigten häufig selbst an ihrem stum- pfen Ende eine Art kleiner Schneppe, als Ausgangsröhrchen der Wurzelhöhlung. Es stehen diese spinulae ziemlich selten, so dass sie 1, 2 bis 3 ihrer Breiten, als Zwischenraum zwi- schen sich lassen. Zwischen ihnen ragen, hie und da, aber höchst selten zerstreut, mikros- kopische Härchen (pubes) hervor, die man auch durch das Gefühl als Rauhigkeit des Man- telrandes entdecken kann. Diese Härchen stehen, wie gesagt, höchst vereinzelt, nur schei- nen sie gegen den Rand hin häufiger zu werden, welcher zur epidermis ventralis hinüber- führt. Bisweilen entspringen deren zwei aus einer Wurzel. Sie haben eine schwach gelb- liche Färbung und werden in ihrer Axe, bis über die Hälfte ihrer Länge, von einer kegel- förmig sich zuspitzenden Höhlung durchzogen. Die Kiemenreihe ist sehr kurz; sie beginnt erst mit dem zweiten Drittheile der Kör- perlänge und erstreckt sich nicht über das dritte Viertheil derselben hinaus. Fundort. Der Tugurbusen und die: Schantarischen Inseln im Süden des Ochotski- schen Meeres; ferner auch die Insel Sischa nahe der Nordamerikanischen Küste. Von den beiden ersten Fundorten brachte ich diese Art mit. Sie ist dort im Ganzen seltener als der Chit. submarmoreus, obzwar sie gleich diesem die höhere Wassermarke, welche selbst von unbedeutenderen Ebben trocken zurückgelassen wird , nicht scheut. Aus Sitcha brachte sie Eschscholtz, wie ich es aus einem Exemplare ersehe wel- ches mir, aus dem Museum der Universität Dorpat, gefälligst zur Ansicht mitgetheilt worden. Eben so sehr als die Farben bei vielen Chitonarten unbeständig, sind die Färbungen der grünblauen Flecke bei dieser Art unwandelbar. In Hinsicht auf diese Flecke, so wie auch auf die Färbung des Mantelrandes, die Undeutlichkeit der Seitenschilder, und die geringe Grösse des Wuchses kommt der Chi. Brandtü dem Chit. lentiginosus, den So- werby im Magazin of Natural History London, 1840, Tome IV, p. 293 beschrieben und in seinen Conchol. Illustrat. fig. 120 abgebildet hat, sehr nahe. Auf den ersten Blick sind sie aber durch die Furche auf der Mitte des Rückens die, so viel mir bekannt, überhaupt nur allein bei meiner Art vorkommt, unterschieden. Statt dessen soll beim Ch. lentigino- sus der Rücken gekielt sein; auch soll letztere Art einen beschuppten Mantelrand haben. Der Ch. concinnus Sowerby (ibid.) ist eine unserem Ch. Brandtiü gleichfalls nicht unähnliche Art. Middendorff’s Sibirische Reise, II. BA. 1. Thl. 93 178. Äx Mollusken. 3) Chit. (Subsectio: Stenosemus) submarmoreus, Midd. Taf. XIV, fig. 7—10; Taf. XV, fig. 7, 8. | Bull. de la Classe physico-maihem. de U’Acad. de St. Petersb: T. VI, No. 8. (Aporus;) testa externa, areis lateralibus vix distinctis, subelevata vel depressa (115°—130°), ex roseo flavoque alba, maculis flammulisque rufis picta; limbi epidermis dorsalis spinulis elivi lat. A limbi lat. A ad Anis 11/4 microscopicis lalentibus inversis ei duplicatis munita; limbus latus, DeEscerıprıo: Testa externa, clivo rotundato, subelevata circ. 120°, in junioribus depressa circ. 130°; ovata lat. A long. 21/, E Valvae leves solidae; tegmentum laeviusculum, nitidulum, ex roseo flavoque album, maculis flam- mulisque creberrimis rufts dominantibus; incrementissulculis regularibus; sub lente superficies long. a! -; areae laterales tu- ad clivi lat. 17, i more vix distinctae; mucro substantia nunquam, colore saepenumero distinctus; articulamen- tum ex rubro roseum, suluris omnibus distinctis poriferis; artieulerum anticorum pars cen- tralis triangularis callo sellari roseo tumet; angul. sut lat. 130°—140°; apophys. terminal. °/,. clivi lat. 1 ; apparet pulcherrime ac aequaliter confertim granulosa; ratio Limbus latus, ‚ lutescens, oculo nudo laevis; sub microscopio epidermis dorsalis 1/4 ' rarissime sel stroma spinulis latentibus inversis et duplicatis ornatum. Branchiae mediae, parcae, circ. No. 24. . Adulti maximi longit. 38 mill.; latit. 2%; altit. 12 ad 13. \ Gehen wir alle diese in der so eben gegebenen Beschreibung aufgeführten Kennzei- chen nunmehr einzeln um so genauer durch, als eine grosse Menge mir vorliegender Exem- plare mich gerade hier insbesondere dazu auffordert, eine entschiedene Meinung darüber abzugeben ob die zwei sehr nahe verwandten, dennoch aber, wie ich es zeigen werde, kenntlich verschiedenen Formen, die den bisherigen Beschreibungen gemäss beide zu Ch. marmoreus Fabr. gehören würden, als zwei verschiedene sich entsprechende Arten, oder nur als Varietäten einer und -derselben Art, zu betrachten sind. Fürs Erste behalte man ' aber fortwährend im Auge, dass ich in Folgendem nur allein von Aenjenigen Thieren spreche, welche ich im Süden des Ochotskischen Meeres angetroffen, und Ch. submar- moreus benannt habe. | Der Winkel den beide Schalenhälften mit einander machen ist, wie es von mir schon früher im Allgemeinen für alle Chitonen erwiesen worden, ein ziemlich unbestimmter, dennoch bleibt er bei den grösseren Exemplaren mit einer überraschenden Vebereinstim- mung in der Nähe von 120°. Erst bei Thieren welche nur 27 millim. Totallänge, mithin pallii lat. Chit. submarmoreus. 179 sur ”/, des grössten Wuchses hatten, bemerkte ich eine sichtlich flachere Form, und im Winkel der Schalenhälften ein messbares allmäliges Abstumpfen, bis endlich die jüngsten Exemplare von 12 millim. diesen Winkel regelmässig 130° gross angaben. Die Eiform des Schildes anbelangend, so betrug die Breite der 5ten Schale, quer hinüber gemessen, beim grössten Exemplare fast 1 millim. mehr als die der 4ten (16 — 15 millim.), so dass mit- hin die Eiform im Allgemeinen eine sehr ausgesprochene ist; doch hat dieses nicht so $anz allgemein stätt, und die Schilder einzelner mittelwüchsiger Exemplaren wären wohl besser oval zu nennen. Ueberhaupt scheint die ovalere Form dem Jugendzustande vor- zugsweise eigen zu sein. „sat In Bezug auf die Färbung stimmt dieses Thier mit dem Ch. marmoreus Fabr. sehr überein, dennoch lassen sich auch selbst in dieser Unterschiede auffinden. Es ist die Grundfarbe der Schalen entweder 1) eine gelbbräunliche oder lehmfarbige oder 2) eine sanft aufgetragene Karminfarbe. Letztere kömmt seltener vor und zeigt sich bei etwa '/, der Zahl aller mir vorliegender Thiere. Auf diese Grundfläche sind rostbraune Flecke in fast vorwaltendem Maasse (mit der Grundfarbe verglichen) aufgetragen. Um von der Na- tur dieser Flecken, welche im Ganzen sehr ünregelmässig sind, stets aber symmetrisch auf beiden Schalenhälften angeordnet erscheinen, einen deutlicheren Begriff geben zu können, werde ich sie unter vier verschiedenen Rubriken betrachten. Sie sind entweder: A. Regelmässige: 1) Unpaarige Keilflecke ‘des muero. Der muero ist, wie schon oben gesagt, weder durch Skulptur noch durch irgend ein anderes, der Substanz zu entnehmendes, Kennzeichen vom übrigen Theile der Schale unterschieden. Sehr häufig wird er jedoch in dem ganzen ihm zukommenden Verlaufe durch einen scharf begrenz- ten rostbraunen Keilfleck bezeichnet. Es versteht sich von selbst, dass dieser Keilfleck auf der vordersten Schale, welche an und für sich keinen mucro hat, immer fehlt ; for- schen wir nun aber weiter, so finden wir in Bezug auf das Gesetz seiner Vertheilung vor- erst, dass es in die Augen fällt, wie die te und 7te Schale, nie einen solchen Keilfleck des muero haben. Trotz der sonstigen Unbeständigkeit in der Farbenvertheilung ist dieses ein so ausnahmsloses Gesetz, dass ich unter allen mir zu Gesichte gekommenen Exemplaren nur bei einem sehr alten Thiere auf der 4te und 7te Schale eine Annäherung der unter No. % zu beschreibenden geflammten Marmorirungen getroffen habe, welche auf dem mu- cro sich in Art eines Keilfleckes zusammenstellten, dennoch aber keinesweges zu einem zu- sammenhängenden Keilflecke zusammenflossen. Am Beständigsten und Entwickeltesten ist der Keilfleck des muero auf der 3ten, 5ten und 6ten Schale, auf welchen ich ihn nie vermisst habe. Auf der 2ten Schale fehlt er häufiger als er vorhanden ist. 2) Seitliche Keilflecke: Jederseits, etwa in der Mitte jeder einzelnen Schalenab- dachung zeichnet sich, von dem Vorderrande der Schale an bis etwa zur Mitte der Länge derselben, ein kleinerer namentlich kürzerer, minder scharf begränzter, minder regelmäs- * 180 Mollusken. siger aber dennoch dem des mucro analoger Keilfleck. Dieser geht, wenn. er vorhanden ist, durch alle Schalen durch, so dass weder die Endschalen, noch auch die 4te oder 7te Mittelschale hievon ausgenommen sind. Die seitlichen Keilflecke kommen bei mehr als der Hälfte der Thiere vor. Es ist eine nahe ausnahmslose Regel dass sie auf der ten Schale mit dem Keilflecke des mucro, auf der 7ten Schale und häufig dann auch auf der 8ten, mit einem rostbraunen Flecke zusammenfliessen, welcher die area lateralis bedeckt. 3) Fleckenreihe des Hinterrandes. Ausser den verhandelten unpaarigen und seitlichen Keilflecken und braunen Färbungen der Seitenfelder, lässt sich noch bei einigen Exemplaren auf jedem Hinterrande eine regelmässige Reihe von Flecken unterscheiden. Denken wir uns nämlich dass, den Hinterrand jeder der mittleren Schalen entlang ein, etwa '/, jedes Seitenfeldes (area lateralis) einnehmendes Dreieck dessen spitzer Winkel und dessen Grundlage mit denjenigen der Seitenfelder zusammenfallen, von’ hellerer fast weisser Grundfarbe ist, und dass auf diese Grundfarbe 4 (nur ausnahmsweise 3, noch seltener 5) braune Flecke quer durch das helle Dreieck hindurch aufgetragen sind, so haben wir ein Bild von dem was ich die «Fleckenreihe des Hinterrandes» nenne. Diese ist bei den Chi- tonen welche wir jetzt vor uns haben im Ganzen schwach und unregelmässig, auch nur etwa bei der Hälfte der Exemplare ausgesprochen. Es kann übrigens bei der Fleckenreihe des Hin- terrandes räumlich bald das Weiss der Grundfarbe, bald das Rostbraun der Flecke vorwalten. Oder die Flecke sind B. Unregelmässige, d. i. #) Marmorirungen. So weit nämlich die Oberfläche der Schale nicht von jenen 3 verschiedenen Weisen regelmässig vertheilter Flecke eingenommen ist, erscheint sie, durch eine grosse Menge kleiner, bald mehr bald minder regelmässiger Dreieckchen, Pfeilspitzen oder Flämmchen, fein marmorirt. Ueber diese habe ich bloss zu erwähnen, dass die einzige Regelmässigkeit die an ihnen zu unterscheiden ist darin besteht, dass die breitere Grundlage ihrer dreieckigen Form stets gegen die Spitze des mucro hin gerichtet ist; ferner lässt sich im Allgemeinen bemerken dass die Oberfläche welche die Marmorirungen einnehmen etwa derjenigen an Ausdehnung gleich kommen mag, welche die durchscheinende Grundfarbe sehen lässt. So viel über das Genauere der Färbung. | Dass man bei alten Thieren die Granulirungen -der Oberfläche nur an geschützteren . Stellen des Schildes aufsuchen muss, versteht sich von selbst da sie sich abreiben. Der vordere und hintere Rand der Schalen entsprechen sich nicht. Der mucro springt nach hinten etwas vor, während der Vorderrand einen nach vorne schwach-convexen Um- riss. beschreibt. Dadurch ist das Tegment jeder Schale in der Mittellinie um '/, breiter als gegen die Apophysen hin. Der Hinterrand der Vorderschale ist fast gerade; der der letzten Schale fast halbkreisförmig, mit nur schwacher Ausrandung. Der Muskeleindruck springt mit einem spitzen, quer gegen die Mittellinie schauenden Winkel in den rosenfarbenen Sattel hinein. Chit. submarmoreus. 181 Die excisura antica ist halb so breit, als die Schale lang ist. Die apophyses laterales posticae sind sehr unbedeutend; die laterales anticae fliessen mit den anticae zusammen, und letztere gehen mit sanfter Krümmung zur excisura anlica, so dass sie entweder zu den Enden hin am breitesten, oder wenigstens eben so breit sind als dort wo sie etwa der Mitte der Abdachung entsprechen. Die Formel für die apoph. termin. scheint sehr beständig die oben angegebene (°/,) zu sein. Um so auffallender ent- fernte sich von den Uebrigen ein ganz normales nur etwas schlecht ausgefärbtes mittel- wüchsiges Exemplar welches °/, zur Formel hatte; dabei erkannte man alle Apophysen als Endigungen sehr regelmässiger, durch ausgesprochene Näthe deutlich von einander geschie- dener articuli buccales, und von etwaniger Verwechselung: wirklicher Zähne mit Einker- bungen konnte mithin nicht die Rede sein. Der Mantelrand tritt zwischen die einzelnen Schalen meist sehr hoch hinauf, so dass die dadurch gebildeten Mantelschneppen bei den grössten Exemplaren selbst bis 2 millim. Länge erreichen. Die Epidermoidal-Dörnchen der Rückenfläche des Thieres (spinulae inversae et du- plicatae) erscheinen in ihrem durchsichtigen Theile völlig glatt und riefenlos. Die cellulae epiderrmoidales kommen, in ihrem Durchmesser, der Länge der spinulae epidermoidales in- versae nahe, und sind mit grünlich-gelber grumöser Masse gefüllt. Die Zellen der Bauch- fläche des Thieres traf ich hingegen völlig leer an irgend einer grumösen Masse, daher vollkommen durchsichtig. Aus dem stroma ragten hier die gewöhnlichen gerieften Borsten mit einem Drittheile ihrer Länge äusserlich hervor. Diese sind vollkommen hell, haben etwa 12 Riefen und stehen dicht gedrängt neben einander in Quinkunx-Reihen. Die Kie- menreihe beginnt mit dem zweiten Dritttheile der Gesammtlänge des Thieres, und ist, von hieraus, etwa eben so lang als die Hälfte der Gesammtlänge des Thieres beträgt. Die er- sten Kiemenblättchen sind vorn verschwindend klein, und wachsen nach hinten zu all- mälig heran, bis das letzte das grösste ist. Dieses erreicht bei den grössten Exemplaren bis 2 ja 3 millim. Länge. Fundort. Die hier beschriebene Art war im Tugurbusen und an den Schantarischen Inseln im Süden des Ochotskischen Meeres der häufigste Chiton. Hier trafen wir ihn zu- gleich mit den. Patellen in der Nähe der Wassermarke. Ein kleines Exemplar derselben Art, von 12 millim. Länge, ist dem Museum der Aka- demie von der Insel Sitcha durch den Herrn Präparanten Wosnessenskij eingeschickt _ worden. Der Mantelrand ist verhältuissmässig sehr schmal, un. macht den Uebergang zu dem des Ch. marmoreus Fabr. Die Fleckenreihe des Hinterrandes ist sehr deutlich aus- geprägt. Dieser kleine Chiton stimmt übrigens vollkommen mit jungen Exemplaren überein» welche ich von den Schantarischen Inseln mitgebracht. 1323 - Mollusken. Es hat mir viele Ueberwindung gekostet, den Ch. submarmoreus als eine besondere Art aufstellen zu müssen, da ich ihn von Anfang an für identisch mit dem ch. marmo- reus Fabr. gehalten, und ihn nach den der ersten oberflächlicheren Durchsicht auch nur als eine Varietät desselben bezeichnete. Gern gebe ich auch jetzt noch die Möglichkeit zu, dass vielleicht in Zukunft Uebergangsformen zwischen beiden in Rede stehenden Arten gefunden werden könnten, in welchem Falle die meinige sogleich als Art schwinden, und in die Reihe der konstanten Varietäten treten müsste. So wie die Sachen jetzt stehen,- haben wir meinen Ch. submarmoreus als einen völlig analogen geographichen Repräsen- tanten des Ch. marmoreus Fabr. anzusehen. Jener bewohnt in gleichen Breiten die Küsten der Gewässer welche Asien von Amerika im Osten trennen (Berings-Arm), dieser die Küsten des Meeres das Amerika von Europa und dem westlichen Asien scheidet (Atlantischer Arm). Die Gründe die mich entscheiden mussten dieses Thier für eine besondere Art zu erklären, waren: 1) Die vollkommenste Uebereinstimmung der bei Grönland und der an den Küsten des Weissen Meeres gefundenen Thiere des Ch. marmoreus Fabr., im Gegensatze zu 2) dem Komplexe von deutlich hervorhebbaren Unterscheidungskennzeichen zwischen dem marmoreus und submarmoreus, in welchen alle Exemplare des Letzteren übereinstimm- ten ohne andere als annähernde (nie vollkommene) Veränderlichkeiten zu zeigen, welche ° allerdings an den Ch. marmoreus Fabr. erinnern, nie aber zu ihm hinüberführen. Nach den bisherigen Diagnosen des Ch. marmoreus waren beide Arten auf keine Weise von einander zu trennen, und ich verweise daher ausdrücklich auf meine genaue Feststellung der Diagnose, nebst planmässiger Beschreibung des Ch. marmoreus Fabr. wie ich sie bei Gelegenheit der Durcharbeitung des Ch. marmoreus in dem ersten Hefte meiner «Beiträge zu einer Malacozoologia Rossica I, p. 103» gegeben. An diesem Orte mag nur eine übersichtliche Zusammenstellung der Gegensätze Platz finden: Ch. submarmoreus. Ch. marmoreus. Testa subelevata 115° — 130° elevata 90° — 100°; : m livi Jatit. A ENE R Ting Limbus latusı 0 2 mediocris Hat - _—— limbi latit. 4 (2a 11 u) limbi latit. = Limbi epidermis dorsalis spinulis latentibus inversis et spinulis latentibus ereciis; | Chplieaps / 6-5_027-6-7 Apophyses terininales “/, (exceptione °/,) era Img: ah N % valvae longit. 1, valvae longit. 4 Latitudo exeisurae anticae ich nu 0} ae Ka ; Adulti maximi longitudo 38 mill. (‘/, parte superans) 27 millim.; Maculae laterales (die seitli- chen braunen Keilflecke) medio in clivo in clivi tertia parte superiore. Wie man sieht sind, trotz der bedeutenden Aehnlichkeit, die alten Exemplare beider Patella_caeca. 183 Arten auf das Deutlichste von einander unterschieden, doch möchte es schwierig sein, die ganz jungen Thiere jedes Mal mit Sicherheit von einander zu trennen. Unbestimmtere theilweise negative Unterschiede, welche ich zu bemerken glaubte, sind: Ch. submarmoreus.‘ Ch. marmoreus. maculae mucronales constantes in valv. 3, 5 et 6 constantes in valv. 3 et 6, inconst. in 5; maculae marginis postici inconstantes constantes; margo posticus valvae I linea recta porrigitur angulo obtuso retro hiat; margo apophys. antic. aequo modo convexus medio clivo prae caeteris sur- gens. TH. PATELLA L. 4) Patella (Subgenus: Cryptobranchia) eaeca, Müll. Taf. XVI, fig. 6 a, a!, b, e. Testa minuta, tenui, pellucida, lactea aut flavicante, diaphana, depresse conica, apertura ovata; extus vel strüs incrementi, vel, strüs radialibus confertis, vel utrisque, Se intus nitida; epidermide. lutescente. Long. 1; lat. ”/, ad °/,; altit. '/, ad u — Y5 elivi antiei angul. 25° — 50°; el, po- stici angul. 20° ad 30°. «) var. genuina Midd. Bullet. physico-mathem. de l’Acad. de St. Petersb. T. VI, No. 20. Testa extus punctis elevatis ienere radiatim striata, inierdum eliam inerementi strüs sub- clathrata; epidermide tenui, lutescente; vertice erecto. ‚Auch an dieser Abart unterschied ich eine forma normalis A, und eine forma elatior 4’. Pat. caeca Müll. Zoolog. Danicae Prodromus p. 237. Pat. cerea Möller Mollusca Groenlandica p. 16. Pat. candida Gouth. Gould Inveriebrata of Massachusetts p. 152. 3) var. concentrica Midd. (Hierzu die Abbildung). Testa extus incrementi vestigüis lamellulosis, erectiusculis, concentrieis et confertis ernata; verlice subinflexo ; intus nitidissima, vernicosa. Forma normalis A: latit. usque ad %/,; altitudo '/, partem longiludinis aegre attingüt. Long. : Lat. : Akı. (13 m.) 1:(9 m) %,:(5 m) % — "0 elivi ant. angul. 50°; clivi post. anqul. 20°; vertice ad finem ‘/, longit. part. site. Pond. 2'/, Gr. med. Diese letztere, aus dem Ochotskischen Meere herstammende, Varietät ist se ausgezeich- net, dass ich sie anfänglich für eine neue Art hielt. In dichten konzentrischen Reihen um- kreisen kleine, hervorstehende und dem unbewaffneten Auge deutlich unterscheidbare, La- 1854 . Mollusken. mellen die ganze Schale. Nur der abgeriebene Wirbel ist glatt.‘ Die konzentrischen La- mellen sind dünner, aber etwa eben so hoch, als die Breite der sie unter einander tren- nenden Furchen beträgt. Untersucht ma die Schale mit der Lupe, so findet man ab und an Spuren von dich- ten und feinen Längsfurchen, welche die konzentrischen Lamellen einkerben, oder man entdeckt dass die Fläche dieser Lamellen (insbesondere die obere) granulirt ist. Was die Form anbelangt, so stimmt sie sehr nahe mit derjenigen junger Exemplare der Pat. testudinalis forma normalis A überein, und der einzige wesentliche Unterschied ist, wie das sich auch aus den Maassverhältnissen deutlich ergibt, die geringere Schalen- höhe der Acm. caeca var. concentrica. Die Form selbst möchte jedoch bei dieser Art eben so wandelbar als bei Pat. testudinalis sein, da ich sie für denselben Fundort zwar be- ständig, für jeden besonderen Fundort aber, sogar bei derselben Varietät, verschieden finde. Vergleichen wir z. B. fürs Erste ein Exemplar der var. genuina aus Bergen, das ich vor mir habe, so ergeben sich an diesem folgende Maassverhältnisse: Forma normalis A. Long. : Lat. : Altü. (11 m.) 1:(7 m) %, — '/,:(3 m.) Y — Ys; elivi antiei angulus 25°; clivi post. ang. 20°; vertex ad ”/, part. long. situs. Es ist einleuchtend, wie die Form, bis auf eine etwas geringere Exzentrizität des Wirbels, und bis auf einen mehr elliptischen (nicht eiförmigen) Umriss, ziemlich dieselbe als die der var. concentrica ist. Nur die Höhe der Schale ist bei dem so eben gemesse- nen Exemplare noch geringer, was sich zumal aus den sehr unbedeutenden Abdachungs- winkeln ergibt, denn das Verhältniss der Höhe erscheint, wenn man die Maasse allein be- rücksichtigt, weniger getrübt, wegen des aufrecht und, einem Stachel ähnlich, spitz in die Höhe stehenden Wirbels, den ich mit in das Maass der Gesammthöhe hineinziehen musste. Die so eben beschriebene Form, der var. genuina sowohl als der var. concenitrica, nenne ich die forma normalis A (latitudo usque ad ”/,, altitudo '/, longüt. partem non attingüt). Ich thue es im Gegensatze zu den mir zum Vergleiche vorliegenden Schalen der var. genuina aus Grönland, deren % mir zu Gebote stehende Exemplare alle in der Form vollkommen untereinder übereinstimmen, so dass ich sie als den Typus einer forma ela- tior A' (latitudo /,; altitudo ‘/, longit. partem aequat;) der var. geruina ansche. Var. genuina, forma elatior A: Long. : Lat. : Alt. (I m.) 1:(7m) ’%, + 1% :(3 m.) '/;; elivi antici angul. 45°; cliei postici angul. 30°; verlice ad ”/, part. tot. longit. sito. Aus diesen Maassverhältnissen, aus der zentraleren Stellung des Wirbels, und der grösseren Gleichheit beider Winkel, ergibt sich die beiweitem regelmässiger konische Ge- Patella caeca. 185 stalt der forma 4’, deren Mündungsumriss auch nicht mehr länglich ist, sondern eine sehr rundliche Ellipse dargestalt. Dass aber diese forma elatior 4’ nicht, wie man denn wohl auf den Gedanken gerathen könnte, eine topische Eigenthümlichkeit sei, welche Grönland allein zukomme, beweist die konische Originalfigur (Zoolog. Danicae Icones, fig. 2, Taf. XII) nebst der Beschreibung Müller’s (Zoolog. Dunica, Vol. I, p. 25. Pat. caeca: vertex mucronatus rectus non recureus), welche nach einem Norwegischen Exemplare angefertigt worden. Ob, im Gegensatze hiezu, meine forma A in Grönland auch vorkomme, darüber weis ich nichts anzugeben. Aus Obigem kann man einstweilen die Folgerung ziehen, dass die Gestalt der Pat. caeca mitunter sogar in denselben Lokalitäten variire. Von meiner Var. concentrica kenne ich bloss die forma normalis A. | Ganz anders scheint es mir in Bezug auf die Skulptur, nach welcher .ich vorzugs- weise die beiden von mir angeführten Varietäten unterschieden. Wir haben, meiner le- berzeugung nach, diese Varietäten als die beiden extremen Formen der Längeuverbreitung unserer Art anzusehen, in deren einer (var. genuina) die Längsstreifen bedeutend vorwal- tend sind, während bei der anderen (var. concentrica) die konzentrischen Streifungen so Ueberhand nehmen, dass die Längsstreifen grösstentheils verschwinden. Die Skulptur der Grönländischen Exemplare stimmt noch, wie gesagt, fast ganz mit denen Norwegens überein, wenn gleich ein mehr genetztes Ansehen nicht zu verkennen ist. Dieselben Thiere aus Massachusetts, scheinen die Uebergangsformen zu der var. con- centrica des Ochoiskischen Meeres einzuleiten, wie aus den Beschreibungen Couthouy’s und Gould's hervorleuchtet. ' Fundort: Der Tugurbusen des Ochotskischen Meeres und die Schantarischen Inseln. Sie war auch hier selten, gleich wie es diese Art im Allgemeinen zu sein scheint. Die Exemplare des Ochotskischen Meeres glichen sich alle untereinander sehr, und gehörten ausnahmslos meiner var. concentrica an. Am leichtesten wäre die Pat. caeca Müll. var. genuina nob: mit der Pat. testudina- lis Müll. color. alb. C°, zu verwechseln. In der Form lassen sich beide gar nicht unter- scheiden, bis auf die grössere Niedrigkeit der Schale bei Pat. caeca forma A, im Gegen- satze zu Pat. testudinalis forma A. In der Färbung ist der dunkele Zentralfleck auf der Innenfläche von Pat. testudinalis das sicherste Unterscheidungszeichen. Die Skulptur anbelangend, sind die Anwachsstreifen bei Pat. testudinalis nie in der Regelmässigkeit und Ausbildung vorhanden, wie bei Pat. caeca, worüber das Genauere 1) Boston Journal of Natural History Vol. II, p. 86, Pat. candida Couthouy: «and give the whole surface, when viewed under a lens, a reliculated or clathrate appearance, similar to that of certain fissurellae.» — Report on the Invertebrata of Massachusetts p. 153 (Gould), Pat. candida Couth. «the appearance of network.» Middendorff's Sibirische Reise, I. Bd. 1. Thl. 9% 186 ’ Mollusken. bei Gelegenheit meiner Beschreibung der Pat. testudinalis, im zweiten Hefte meiner « Bei- träge zu einer Malacozoologia Rossica, p. 28» nachzulesen ist. Das Thier der Ochotskischen Exemplare (var. concentrica) ist gelblichweiss, und hat in der Nackenhöhle gar kein Kiemenblatt, eben so wenig als sich sonst irgend Kiemen an den Spiritusexemplaren entdecken lassen. Eine unbedeutende Mantelfalte zieht sich im Grunde der Nackenhöhle, von der, rechts liegenden, Mündung des Afters und der Ge- schlechtstheile, nach links hinüber. 5) Patella (Subgen. Acmaca) Beltz Eeichseh: Taf. XVI, fig. %, a, b, c, d und fig. 5, b, e. Eschscholtz Zoolog. Atlas, Berlin, 1829 ete., pag. 19. Testa crassa, ovato-oblonga, subconica, verlice subantico acuminato, vix inflexo; exius irre- gulariter et obsolete radiatim fornicato-costata, aut radiatim irregulariter rugulosa (suplicata), incrementi strüs undulatis concentricis notata, ex fusco aut stramineo sordide olivacea, ad marginem interdum radiis albis maculata; intus ex livido albescens, plerumque macula cen- trali fusca; margine obsoleie undulato, plerumque unicolore, ex fusco nigro, angusie limbato ; Long. : Lat. 2 Alüt. | Forma normalis A. (26 m.) 1: (19 m.) 7, = Ye: (7m) 4% — Yes; eliwi ant. ang. 38°; clivi post. angul. 20°; vertice ad °/, tot. long. sito. Pond. 15 Gr. med. | Forma elatior A’. ! (26 m.) 1:(20 m) %, + 'Yo:(dil m) Y, + "0; vertice ad ‘/, part. tot. long. sito. Pond. med. 18 Gr. med. In der. Form kommt diese Art der Pat. patina var. A sehr nahe, doch ist sie höher als. jene und wenn sie gleich von der var. 4’ der Pat. patina. noch an Höhe übertroffen wird, so nimmt der Wirbel bei der Pat. pelta nie eine so zentrale Stellung ein, als bei jener. Wenn gleich die Höhe nicht unbedeutend variirt, so bleibt dennoch die Stellung des Wir- bels immer in gleichem Grade exzentrisch. Der Umriss der Schalenmündung ist ebenfalls nach vorn hin etwas zugespitzter eiförmig als bei Pat. patina, indem der Radius der Krüm- ‘mung des vorderen Bogens der Schalenmündung um */, kürzer ist, als der des hinteren. Das Profil zeigt vom Rande zum Wirbel ziemlich geradlinig hinstreichende Umrisse, so dass also die Schale nicht bauchig aufgetrieben erscheint. Die stumpfrückigen radialen Aufgetriebenheiten sind selten ziemlich regelmässig, oder auch nur sehr ausgesprochen; dann entsprechen ihnen, auf der Innenfläche, kaum merkliche Rinnchen. Oft sind nur ein- zelne Ansätze zu äusserlichen Aufwulstungen vorhanden. Karakteristisch von der Pat. patina unterscheidend — wenn bei ihr die radialen Strei- fen weggeschliffen oder bei Pat. pelta die radialen Aufgetriebenheiten nicht entwickelt sind — ist die dunkele und ungesprenkelte (einfarbige) Färbung des viel schmäleren In- Patella pelta. 187 nensaumes vom Schalenrande, so wie auch des inneren Zentralfleckes. Uebrigens lassen sich der Färbung nach zwei Varietäten unterscheiden, welche auch schon bei Esch- scholtz angedeutet sind: 1) C, ex fusco aut stramineo sordide olivacea, interdum maculis lutescentibus notata. Dieses ist die häufigste Varietät. Die Farben sind sehr unausgespro- chen. 2) €, accedunt, ad colorem C, radii albi (numero duodecim ad viginti) marginales, ad dimidium fere clivum usque protensi. Das Exemplar, bei dem diese weissen radialen Streifen am reinsten ausgefärbt sind, zeigt, jedem weissen Radialstreifen entsprechend, den dunkelbraunen Saum der Innenfläche durch die weisse Farbe beeinträchtigt, so dass die Begrenzung des farbigen Randsaumes innerlich (oder zum Wirbel hin) nicht durch eine gerade, sondern durch eine gewellte Linie statt hat (siehe Fig. 5, b). Fundort. Sücha (Eschscholtz). Unalaschka (Kastaljskij). Die entwickelteste Far- benvarietät und die höchste Form deren Maasse oben angeführt worden. — Ich selbst habe diese Art aus dem Tugurbusen und von den Schantarinseln mitgebracht, wo nur die Färbung C mir aufstiess. Sie scheint überall selten zu sein. 6) Patella (Subgen. Acmaea) patina, Eschsch. Taf. XVI fig. 1, a, b, c, d; fig. Dan e:. fig... Eschscholtz Zoolog. Atlas, Berlin, 1829. ete., Taf. XXIV, fig. 7 und 8 p. 19. Acmaea scutum Esch., D’Orbigny Voy. d. l’Amer. Meridionale p. 479 (exclus. fig. 8, 9, 10. Tab. 6%). Acmaea scutum, Esch. Zoolog. Atlas Taf. XXIII, fig. 1—3 p. 19. Acmaea palina: Eschsch., Middend., Bullet. physico-mathem. de l’Acad. de St. Pe- tersb. Tome VI, No. 20. Testa ovata, convexiuscula, aut depressa, vertice subcentrali; extus tenere costato-striata ; strüs (cire. 120) argute carinatis et triplo circiter interstitiorum latitudine superatis; fusca aut olivacea, lineis flavescentibus, radiantibus aut tessellatis, inaequalibus picta ; intus livida, macula centrali spalhulata fusca, et margine fusco alboque vario. Die Schalen dieses Thieres wechseln ganz erstaunlich in Form, und das eigenthüm- liche Verhalten der Skulptur ist dasjenige Unterscheidungszeichen, welches vorzugsweise als leitendes angesehen werden mag. Auch hier, gleich wie bei der Patella testudinalis, möchte es gerathen sein, zwei ver- schiedene Formen zu unterscheiden deren Diagnose ich in Nachstehendem gebe. Forma normalis 4 (Acm. patina Eschsch., primitica). Testa ovato-oblonga, depressiore, vertice subantico, subinflexo. Long. : Lat. i Altit. ("1 m.) 1:(30 m.) % + '/,: (12 m.) Y — Yu, elivi ant. angul. 30°; clivi post. angul. 20°; vertice ad '/, longit. sito. Pond. 3% Gr. med. * 188. | Mollusken. Forma elatior A’ (Acm. scutum Eschsch.) Testa ovato-elliptica elatiore; verlice subcentrali, erecto. Long. : Lat. ee "Altü. (16 m.) 1: (36 m.) %, + '% : (17 m.) /, + 72,5 elivi ant. angul. 40°; elivi post. an- gul. 30°; vertice ad °/, long. sito. Pond. 98 Gr. med. Diese Angaben sind für den mittleren oder gewöhnlichen Zustand beider Formen maassgebend. Mitunter gibt es jedoch ganz besonders flache Formen, wie z. B. die fol- gende welche aus dem Ochotskischen Meere herstammt: Long...‘ Lat. : Alüt. (25 m.) 1: (19 m.) ”/, + Y,: (6 m.) 7 — 7/15 elivi ant. angul. 25°; clivi post. an- gul. 15°; vertice ad ‘/, tot. longü. sito. Die Exemplare der forma elatior 4’ sind immer dickschaliger (D'), als die der 4, = häufig undurchscheinend ; auch gehören die grössten Exemplare der Pat. patina, die ich gesehen habe, alle zur forma elatior, und zwar übertreffen diese die forma normalis bei Weitem an Grösse. Solche ungewöhnlich grosse und dickschalige Exemplare rühren von Unaluschka her. Hier die Maassverhältnisse des Grössten derselben, 4’D’: Long. : Latit. 3 Altit. | (56 m.) 1: (k* m.) %, + '/, : (19 m.) '/,; elivi ant. angul. 30°; clivi post. angul. 28°; verlice ad ‘/, tot. longit. sito. Pond med. 150 Gr. med. Dagegen war das grösste Exemplar das ich im Ochotskischen Meere und bei den Schantar-Inseln antraf bloss #3 millim. lang (also um '/, kürzer), und lange nicht so dickschalig. Sehr beständig ist die Natur der radialen Streifungen, deren Spuren auch auf dem sehr abgeriebenen Eschscholtzschen Originalexemplare der Acm. scutum aufzufinden sind, obgleich sie in seiner Diagnose fehlen, und deshalb bisher ein scheinbares Unterscheidungs- zeichen beider Arten abgegeben haben. Aus meinen Angaben geht deutlich hervor, dass beide Eschscholtzschen Arten (patina und scutum) nunmehr zusammenfallen müssen; es ist eine Ueberzeugung die ich durch den Vergleich von ein paar Hundert Exemplaren unter- einander und mit den Originalexemplaren der Eschscholzschen Abbildungen gewonnen. Die Benennung patina habe ich deswegen vorgezogen, weil Eschscholtz in der Diagnose die Streifen angeführt, deren er unter dem. scutum gar nicht erwähni. Beide besproche- nen Varietäten sind übrigens, wie gesagt, so verschieden, und scheinen auch verschiedene Fundorte zu bezeichnen, dass ich längere Zeit geschwankt habe, ob ich sie als Varietäten einer und derselben Art zusammenziehen, oder als zwei getrennte Arten gelten lassen sollte. Im letzteren Falle 'musste ein allzuhäufiges Vorkommen von var. hybridae zugelassen werden, deren Häufigkeit wuchs, je mehr ich Exemplare zu mustern Gelegenheit fand. Jedenfalls sind die Varietäten ausgesprochen genug, um besondere Namen zu verdienen, Patella patina. 159 daher ich die eine als Acm. patina var. normalis (karakterisirt durch J«CD, vel. fig. 1), die andere als Acm. patina var. scutum (karakterisirt durch 4’«’C’D', vgl. fig. 2) unter- scheide. | | Die Streifen der Skulptur verlaufen von der Spitze zum Rande hin, in Gestalt scharf ausgeprägter schmaler und rundrückiger Kielchen. Die Anwachsstreifen sind diesen radia- len Streifen stets bei Weitem untergeordnet, wenn sie sich gleich bisweilen als deutliche Kreise zeichnen (decussatim subtilissime striata der Eschscholtzschen Diagnose). Wenden wir unsere Aufmerksamkeit auf die Farbe, so finden wir dass die livide oder weissbläuliche Färbung der Innenseite, nebst dem abwechselnd weiss und braun gefleckten Innensaume der Schale, das ausnahmsloseste Vorkommen ist. Nur bei den sehr grossen und dicken Schalen wird die Färbung der Innenseite, durch starken Absatz von Scha- lensubstanz, fast weiss, wobei jedoch der Stich ins Blauweisse nicht zu verkennen ist, Schon minder beständig, obgleich in der Regel vorkommend, ist der braune Zen- tralfleck der Innenfläche. Zu beachten ist, dass ich ihn, wenn überhaupt, gerade immer nur bei der var. scutum vermisste; er fehlt aber auch dann nicht völlig, sondern wird durch einige Spuren angedeutet. Die Grundfarbe der oberen Fläche erscheint vorwaltend von dunkler rothbrauner Farbe, bisweilen auch graugrünlich, was jedoch nicht den ge- ringsten Einfluss auf die Abschattung der Färbung der Innenfläche zeigt. Häufig ist die Färbung von aussen kaum erkennbar, sondern schmutzig verwischt, und man gewinnt eine deutlichere Ansicht derselben nur dann, wenn man die Schale anfeuchtet oder bei durch- scheinendem Lichte betrachtet. Der Zeichnung nach müssen zwei Hauptvarietäten unter- schieden werden. Die auffallendste ist: 1) color C’, radiatus (fig. 1, a). Auf braunem Grunde zeichnen sich weisse radiale Streifen (gewöhnlich etwa 25; übrigens von 20 bis 35 an der Zahl) deren je zwei län- gere gewöhnlich einen kürzeren zwischen sich fassen. Die kürzeren erreichen, vom Rande aufwärts, wenigstens ‘/, der Abdachung, während die längeren über °/, derselben hinaus, gegen den Wirbel hinansteigen. Die Breite der weissen Streifen ist wenig, zuweilen um gar nichts, höchstens zwei Mal, geringer als diejenige der sie von einander scheidenden braunen Räume. Der Gipfel selbst, ist äusserlich, auf braunem Grunde, gleich wie bei der folgenden Varietät mosaikartig weiss gefleckt. Zuweilen fehlt wie gesagt dieser Farbenvarietät der braune Zentralfleck, und es ist die Innenseite nur bloss mit einzelnen braunen Fleckchen gesprenkelt, deren Stellung in einzelnen Fällen sich zu Andeutungen der äusseren strah- ligen Streifen gestaltet. 2) color C, tesselatus (fig. 2, a). Es ist die gewöhnlichere Färbung. Auf dunkelbrau- nem oder grünlich-braunem Grunde sind weisse Flecke mosaik- oder schachbrettartig ver- 190 Mollusken. theilt, und für gewöhnlich auf dem Gipfel selbst und am Rande etwas länglich, d. h. in radialer Richtung verzogen. Unter jeder dieser Farbenvarietäten kommen beiderlei Formen, sowohl die konischere als die niedergedrücktere vor, also: AC, AC, 41€, AC sind die Puszz die ich an- getroffen habe. 3) Col. C? albus. Nur ein einziges solches Exemplar ist mir im Ochotskischen Meere zu Gesicht gekommen, karakterisirt durch daC?D. Der innere Zentralfleck ist nur schwach lieid angedeutet, übrigens die Schale einfarbig, aber unrein, gelblich weiss. Totallänge 22 millim. x Fundort: Sitcha (iiechechelfe, Wosnessenskij, Mertens; vorzugsweise die var. normalis). Der Kenaij-Busen (Wosnessenskij). Die Aleuten, Unalaschka (Kastaljskij; vor- zugsweise und mehr ausgebildet als irgendwo die var. scutum und unter diesen jene un- gewöhnlich grossen und schweren Exemplare deren ich oben erwähnte). Ich selbst fand sie in grosser Menge an den felsigen Küsten des Tugurbusens und der Schantarischen Inseln, im Bereiche der Fluthmarken. Vorzugsweise war es dort die var. normalis. Arten mit denen die vorliegende verwechselt werden könnte, sind vor anderen die Acmaea persona Eschsch. und die 4cm. testudinalis Müll. Die Acmaea persona Esch. ist insbesondere durch ihre Gestalt d. h. durch die nach vorn ('/, statt '/,) gerückte Stellung des Wirbels, die daraus folgende Steilheit des Win- _ kels der vorderen Abdachung, und die sehr aufgetriebene (aufgeblasene) Form der hin- teren und der seitlichen Abdachungen (die in den Eschscholtzschen Figuren gut wieder- gegeben worden) unterschieden. Die Streifen der Acm. persona sind ganz derselben Art wie bei 4cm. patina, nur minder hervorstehend und daher erst unter der Lupe deutlich. Auch in der Färbung mag die fast einfarbige dunkelbraune Farbe der Acm. persona leiten. Kommen weissliche Flecke vor, so sind diese nie in radialer Richtung verlängert, sondern stets rundlich, auch undicht gesäet; deshalb ist auch der Innensaum fast einfar- big schwarzbraun, ohne weissliche Flecke; doch möchte hierauf nicht zu viel Gewicht zu legen sein. Von der Acmaea testudinalis "unterscheidet sich die patina insbesondere durch ihre Skulptur ; da jedoch diese bisher selbst für Acm. testudinalis nicht beschrieben worden, ° ‘so liess sich nach den bis jetzt existirenden Diagnosen keine Grenze zwischen beiden ge- nannten Arten ziehen. Während bei 4cm. testudinalis die Streifungen breit- und flach- rückig sind, die Rinnen aber sehr schmal und lineär, so dass es das Ansehen hat, als seien sehr zarte Furchen in eine Fläche hineingezogen , erscheinen diese radialen Streifen bei cm. patina seltener an Zahl, und deutlich als schmalrückige, erhabene, auf der Fläche auf- sitzende Streifen. Patella patına. 191 Leitende Kennzeichen sind: die Färbung der Acm. patina €’ kommt.nie bei dem. tes- tudinalis vor; die dem. testudinalis forma normalis ist durchschnittlich höher als die forma normalis der Acm. palina (vergl. die Maassverhältnisse) und nie so flach als die abge- flachtesten Formen der Acm. patina; die grössten Exemplare der dem. testudinalis errei- chen erst die mittlere Grösse der cm. patina. Die Acmaea patina C? (color albus) stimmt vollkommen mit der Sem. testudinalis C? überein, bis auf den karakteristischen Unterschied in der Skulptur. Hier mag es am Orte sein, des Zweifels zu erwähnen, den in mir die Beschreibung und Abbildung der Acm. scutum Esch., in d’Orbiyny Voyage dans U Amerique meridio- nale, zoologie p. 479, Taf. 6%, fig. 8, 9, 10, erregt hat. Die nicht sehr präzise Diagnose stimmt vollkommen mit demjenigen Thiere das ich als Acm. patina var. scutum beschrie- ben habe. Die Stelle der ferneren Beschreibung «la coquille est peu variable, toujours noi- rätre, tachetee de plus päle» kommt aber vielmehr der Acm. persona zu, und die Durch- schnittsansicht fig. 10 bestärkt vollkommen darin, dass die Acmaea persona gemeint sei, indem der nach vorn gerückte Wirbel (‘/,, hierin stimmt d’Orbigny’s Abbildung nicht mit seiner Diagnose, «vertice subcentrali»), die Steile der vorderen, und die Aufgetrieben- heit der hinteren Abdachung, der Acm. persona als karakteristisch zukommen. Der radialen Skulptur, welche beiden Arten eigen ist, zwischen denen d’Orbigny’s dem. scutum schwankt, geschieht dort gar keine Erwähnung. Das Thier der Acmaca patina (vergl. Taf. XVI, fig. 3) die an den Südküsten des Ochotskischen Meeres gelesen wurde, ist von einer dunklen graublauen Schieferfarbe. Der, wie bei diesem Geschlechte gewöhnlich, sehr stark entwickelte Fuss ist scharf vom Ko- pfe getrennt. Das Maulende des Kopfes breitet sich stark aus, indem es sich in seiner Peripherie von einer häutigen Umsäumung umrandet zeigt, welche sich, zu. beiden Seiten und nach unten hin, etwas flügelartig erweitert. Die beiden Fühler sind zugespitzt-kegel- förmig; der rechte endet meist mit zwei Zipfeln, und es ist die ganze Oberfläche beider Fühler durch % Längsfurchen in % kegelförmige Wülste zerfällt. Die über und hinter dem Kopfe gelegene Nackenhöhle enthält links die Anheftung des platten und dreiseitigen Kie- menblattes, das sich im Ruhezustande dem Grunde der Kiemenhöhle anlegt, so dass die, dann nach rechts hinübergelegte, Spitze des Kiemenblattes die rechts in der Kiemenhöhle belegenen papillenartigen Ausgänge des Afters und der Geschlechtswerkzeuge erreicht. Das Kiemenblatt selbst ist von einem Hauptgefässe umrandet und scheint in seinem Baue auf das Vollkommenste mit demjenigen jedes einzelnen Kiemenblätichens aus der Kiemen- reihe der Chitonen übereinzustimmen, so wie ich diesen in meiner Anatomie des Chit. Stelleri ausführlich auseinandergesetzt habe. Der Mantelsaum ist auf seinem Rande selbst mit einer Reihe kleiner Grübchen besetzt, aus denen sich sehr kurze papillenartige Fortsätze her- vorstülpen ; an seiner unteren Fläche ist der Mantelsaum mit kurzen radialen WVülsten, 129 Ha Mollusken. welche durch Rinnchen von einander geschieden sind, besetzt. Eröffnet man die Bauch- höhle, so findet man den Peritonaealsack, der die Gesammtmasse aller Eingeweide enthält, in der Mittellinie durch ein die Länge entlang verlaufendes Mesenterium an die innere Wand der Bauchmuskeln befestigt. Der Eierstock, der im gefüllten Zustande alle übrigen Eingeweide derart umhüllt, dass sie nicht nur von unten her, sondern sogar von oben nicht sichtbar sind, zerfällt durch zwei Einschnitte, in der vorderen Hälfte seiner Masse und von rechts her, in 3 Lappen. Er wird durch lauter radiale und zylindrische Blindsäcke gebildet, welche dicht neben einander in senkrechter Richtung von der Peripherie zum Zentrum gehen und voll Eier strotzen. gtE. PALUDINELLA Pfeift. '). | 7) Paludinella stagnalis L. Testa ovato-oblonga, subimperforata, solidiuscula, laeei, flavo s. corneo-fusca, subpellucida; spirae conico-lurritae apice acutae, anfractibus quinque ad octo, convexis; aperlura ovata. Paludina stagnalis, Menke Zeitschrift für Malacozoologie, Jahrgang 1845, p. 37. Paludina muriatica Philippi, Enumer. Moll. Sieil. Vol. I. p. 148. Paludina thermalis L. Philippi ibid. Vol. II, p. 122 1) Da mir keine Gelegenheit zu Theil geworden ist, die Thiere vergleichen zu können, so werde ich mich hier des von Pfeiffer vorgeschlagenen Geschlechtnamens bedienen, um diejenigen Arten darunter zusammenzufassen, als deren Repräsentant wir in unseren Meeren die allgemein bekannte Paludina balthica Nilsson ansehen mögen, und welche alle in ihrem Aeusseren, ihrer Rleinheit, ihrer Lebensweise und in ihrem Aufenthaltsorte sehr unter einander übereinstimmen. Sie stehen den Rissoen zunächst, doch fehlen der Konchylie die Ribben stets. Geographisch den hochnordischen Faunen eigenthümlich, sind sie für das System bis in die neuste Zeit heimathlos und werden im syste- matischen Ballspiele bald von den Cyclostomen zu den Paludinen, bald von diesen zu den Rissoen, bald zu den Ge- schlechtern Cingula und Trumcatella geworfen. Gönnen wir ihnen hier das Geschlecht Paludinella als einstweiliges Eigenthum, bis die Zukunft entscheidet, welchem grösseren Reiche diese wahrscheinlich zu mediatisirende Gruppe an- heim fallen soll. Hier will ich mich damit begnügen, darauf hinzuweisen dass Menke (l. c,) sie als Paludina auf- führt, und dass die Truncatella? fusca Phil. (Emmeratio Moll. Sie. II, p. 134 und Wiegm. Arch. f. Nat. 1841, 1, p. 51) hierher zu gehören scheint. Pfeiffer schlug sein Geschlecht Paludinella (in Wiegmanns Arch. f. Naturg. 4841, L p. 227) vor; dagegen trat Philippi (did. p. 341) entschieden auf. Die nordamerilanischen und englischen Naturforscher führen die in Rede stehenden Arten meist als Gen. Cingula Flem. auf (z. B. Gould, De Kay, Thorpe etc.) Zu berücksichtigen ist endlich das was Lov&n über Rissoa costata Lov. (Oefvers af Kongl. Vetensk. Akad. Förhandlingar, Andr Ang gangen 1839, P- 240) und über Turbonilla Leach (ibid. 1845, p. 46) gesagt hat. Loven führt die Paludina balthica unter dem Geschlechte Pahrdinella auf. Möller Index molluscorum Grönlandiae, 1842, p. 9) meint wohl Pfeiffer, wenn er vom Genus Paludinella «Beck spricht; übrigens gehören seine unter dem Namen Rissoa zitirten Arten ohne Zweifel hieher. Oersted (de regionibus marinis) ist in unserer Hauptstadt nicht zu fin- den, ich erinnere mich aber deutlich dessen, dass Oersted daselbst der Trennung des Geschlechtes Paludinella das Wort sprach. Paludinella stagnalıs. 193 Menke vereinigt unter diesem Namen zwei seit Nilsson getrennte Formen. Dieser unterschied nämlich eine gestrecktere, spitzere Form, als Pal. octona, und eine andere bau- chigere, als Pal. balthica. Da Menke auf Grundlage eigener Ansicht einer Unzahl von Exemplaren seine Meinung begründete, so wollen wir ihm hier um so williger folgen, als diese Zusammenziehung der Richtung unserer Bestrebungen vollkommen entspricht; wir wollen jedoch zugleich die von Nilsson eingeführte Unterscheidung um so vorsichtiger stets vor Augen behalten, als Loven (l. ce. Oefvers. 18%5, p. 157) noch neuerlichst an jener Unterscheidung festhält, indem er Pal. ulwae von Pal. balthica unterscheidet. In Bezug; auf die Gestaltverhältnisse dieser Art wollen wir also folgende Normen festhalten: 1) Forma normalis A. Turbo ulvae Pennant, Brüsch Zoology, Vol. IV, p. 132, Tab. 86, fig. 120, ‚Paludina ulvae, Lov., Oefversigt of Kongl. Vetensk. Akad. Förh. Andra Ärgäng. 1845, p. 157. Lyell, Philosophical Trans. of the Royal Soc. of London, 1835, Part. I, p. 3%, Pl. DI, fig: SyRe. Paludina pusilla Eichwald, Fauna Caspio - caucasica 1841, p. 20%, Tab. 38, fig. 12, 43. Cingula laevis De Kay, Zoology of‘ New-York, Vol. V, p. III, Pl. VI, fig. 118. Pennants Beschreibung ist zwar zu kurz um genauere Einsicht zu gewähren, allein seine Abbildung lässt keinen Zweifel darüber, dass gerade diese Normalgestalt bei ihm gemeint gewesen ist. Diese Normalform habe ich auch im Ochotskischen Meere angetroffen; sie ist auf Taf. XXV, fig. 1, 2, abgebildet, und ergab die folgenden Maassverhältnisse: Long. : Lat. - Alt. anfr. uli. : Lat. apert. (+ m.) 1: (1,8 m.) %, — '/. : (A,5 m.) 5 + Yo: (1 m.) '/%5 anfr. numer. 5; an- gul. apic. 30. ’ 2) Forma elatior 4’. Paludina octona Nilsson, Historia molluscorum Sueciae 1822, p. 92. Paludina stagnalis, var. b., Menke, Zeitschrift für Malakozoologie 1845, p. 38. Cyclostoma acutum Draparnaud, Histoire nat. d. Mollusg. Pl. I, fig. 23 (nec. Di- agnosis). Turbo ventrosus Montagu, Testacea britannica p. 317, Pl. 12, fig. 13. Rissoa saxatilis Möller, Ind. Moll. Grönl. p. 9. Hierher würde ich auch das häufig benutzte Zitat, Cyclostoma acutum Drap. (l. c. p. 40) beziehen, wenn Draparnaud nicht ausdrücklich sagte: «testa ... substriatav und «lisse, quoique marquee de legeres stries lorsqu’on l’observe a la loupe»; es ist aber für Pal. stag- Middendorff’s Sibirische Reise, II. Bd. 1. Thl, N 25 194 Mollusken. nalis strenge karakteristisch , dass sie, selbst unter starken Vergrösserungen, unter denen man ihre Anwachsstreifen deutlich unterscheidet, immer ungestreift erscheint. Die Abbil- dung Draparnaud’s gehört aber, da sie nur die Gestalt wiedergibt, vollkommen hierher. Die Maassverhältnisse dieser gestreckteren Form entnehme ich einem aus der Ostsee herstammenden Exemplare in Folgendem: Long. : Latit. : Alt. anfr. ult. : Lat. apert. (+ m.) 1: (4,5 m.) %, — '/ : (1,3 m.) Ya’ + Yo: e. m.) '/,; anfr. numer: 6 (ad octo? autor.); angul. apie. 25°. Die Rissoa, saxatilis Möller ’s Habe ich nach Ansicht seiner Originalexemplare hierher bezogen. Der Unterschied zwischen der forma A und 4’ ist im Ganzen nicht sehr bedeutend, und wird durch eine Menge von Uebergängen vermittelt. In die Augen fallender erschei- nen die sehr gedrungnen Formen: 3) Forma ventricosior A*. Taf. XXV, ar 19. 3, 4. Paludina balthica N ilsson, Historia Molluscorum Sueciae 1822, p. 91. Paludina .balthica Loven, Oefvers. of Kongl. Vetensk Akad. Förh. 1845, p. 157. Cyclostoma anatinum Draparnaud, Hist. nat. d. Mollusques Pl. I, fig. 24, 25. Turbo muriaticus Beudant, Annales du Museum d’histoire naturelle, 1810, Tome. XV, p. 201. (Nach den Maassverhältnissen zu urtheilen.) Cingula minuta, Gould, Report on the Invertebrata of Massachusetis, p. 265, fig. 171. Cingula minuta, De Kay, Zoology of New-York, Part. V, p. 110, fig. 117, (Pl. VI). Rissoa glabra Brown, Alder, Annals and Magaz. of Nat. H. Vol. XIII, 1844, Pl. VIII, fig. 1, 2, 3, %. Paludina ua? Lyell, Philos. Transact. of the fe Soc. of Lond. 1835, Part. I, pag. 34, Pl. II, fig. 5, a, b. Für diese Form ergibt ein aus dem Ochotskischen Meere stammendes Exemplar fol- gende Maassverhältnisse: Long. : Lat. : Alt. anfr. ul. : Lat. apert. (+'m.) 1:(2,1 m) %, + Yo: (8m '/, + Y,:(12 m) Y% + Ya nn numer. 5; Angul. apical. 40°. So verschieden nun auch diese Gestaltverhältnisse sein mögen, so lässt sich doch keine Grenze feststellen, sondern es gehen alle durch allmälige Uebergänge in einander über. Es scheint als verbinde sich eine gedrungenere Form zugleich mit etwas konvexeren Windungen (a'). Am Flachesten (a?) sind die Windungen von Exemplaren (4a?) welche aus Messina herrühren; auch die Mehrzahl der aus der Ostsee stammenden Exemplare hat Paludinella aculeus. | 95 flachere Windungen (4!a?, und sogar 4a’), namentlich aber Windungen, welche sich stark abgeflacht an die Näthe anlegen. Die von mir beobachteten Varietäten vertheilen sich also in Bau Hin- sicht folgendermaassen: da — Ostsee, Mittelmeer, Ochotskisches Meer. A'a” —= Ostsee, Mittelmeer. A’a” —= Ostsee. Aa! = Ochotskisches Meer, Massachusetts. Ich mache besonders auf Lyell’s oben zitirte Abbildungen aufmerksam. Fundort. Die Südküste des Ochotskischen Meeres; auf Algen. 8) Paludinella aculeus, Gould. Testa oblongo-acuminata, subperforata, flavescente-albida, subpellucida; anfractibus 5 ad 6, valde convexis, sutura profunda dieisis, longitudinaliter tenerrime et microscopice striolatis ; aperiura peristomate tenerrimo, conlinuo, saepius subsoluto, rimam umbilicalem profundam formante. Cingula aculeus Gould Incer Benlitn of Mässachuseits } p: 266, fig. 172. Cingula striata Thorpe, British marine Conchology fig. 99 (nee. diagnos.). ? Rissoa arctica n. sp. Loven, Oefversigt of Kongl. Vet. Akad. Förh. 1845, p. 156. Die Rissoa arctica Loven’s habe ich deshalb hierher bezogen, weil sie nach Loven sich nur durch den Mangel der Falten an den Näthen von der AR. striata, oder vielmehr dem Turbo striatus Montagu (Testacea Britannica_p. 312) unterscheidet, was vortrefflich auf Gould’s Cingula aculeus passt, so dass — wenn diese Falten kein wesentliches Kenn- zeichen sein: sollten, wie wir das wiederholt und selbst für das gewöhnlich eben so stark als karakteristisch gefaltete Bucc. undatum L. nachgewiesen haben — sogar Cing. aculeus Gould und Turbo striatus Mont. identisch sein könnten. Beachtenswerth ist in dieser Beziehung, dass Thorpe (I. ce. p. 178) die Cing. striata stark gerippt angibt, während seine dazu gehörige Figur ungerippt ist, und vollkommen mit den Umrissen der Cing. aculeus Gould übereinstimmt. Thorpe scheint, durch Verwechselung, bei der Beschreibung: eine andere Art vor sich gehabt zu haben. Die Abbildung welche De Kay (Zoology of New- York Part. V, p. 110, fig. 115, Pl. VI) von Cing. aculeus gibt ist ganz unbrauchbar. Zwei Exemplare dieser Art, von denen das eine aus dem Ochoiskischen Meere, das andere von den Küsten des Russischen Lapplands herstammt, stimmen unter einander auf das vollkommenste überein, so dass sich nicht der geringste Unterschied auffinden lässt. In der Gestalt sind sie nicht zu unterscheiden von der var. 4'a‘ (auch 4'a) der Palu- dinella stagnalis L. (vergl. die oben mitgetheilten Maassverhältnisse); nur die Apertur tritt etwas mehr hervor, da sie vollkommener umrandet ist ; =. erscheint aus demselben Grunde die Nabelspalte tiefer. * 196 Mollusken. Der Unterschied liegt darin, dass die vorliegende Art gestreift ist; damit die Strei- fen aber sichtbar sein ‘sollen, genügt eine 2malige Vergrösserung nur eben erst, und man muss die Konchylie oft unter 5maliger Vergrösserung betrachten, um die Streifen deutlich zu sehen. Unter 5maliger Vergrösserung sieht man, dass scheinbar linienartige Längsfur- chen, sehr flachrückige, abgerundete, und etwa 4 mal so breit als die genannten Längs- furchen erscheinende Streifen zwischen sich fassen. Etwa 12 Streifen stehen auf der vor- letzten Windung. Norwegische Exemplare welche ich, unter dem Namen ARissoa striata Mont., der Freundlichkeit meines Freundes Philippi verdanke, stimmen übrigens ganz mit den oben beschriebenen überein, doch haben sie volle 6 Windungen (jene besassen deren nur 5 bis kaum 6) und sind noch etwas gestreckter, schmächtiger, und die Höhe der letzten Win- dung: ist verhältnissmässig etwas geringer; diese Unterschiede lassen sich aber durch Maass- verhältnisse nicht verdeutlichen. | Ich bin geneigt, die Cing. laevis De Kay (Zoology of New-York, Vol. V, p. 111, Pi. VI, fig. 118, als eine Varietät der vorliegenden Art anzusehen; wenigstens bin ich, trotz De Kay’s genauer Beschreibung nicht im Stande, die beiden in Rede stehenden Arten von einander zu unterscheiden. Fundort. Die Südküste des Ochotskischen Meeres. 9) Paludinella eingulata, Midd. Taf. XXV, fig. 5 — 7. Tesia ovato-oblonga, subimperforata, solidiuscula, nigricante-fusca ; anfractibus convezis, medio applanatis, strüs longitudinalibus ceingularibus (5 ad 6) obductis; suturis profundis, subcanaliculatis; aperiura peristomate continuo, rimam umbilicalem mentiente. Palud. cingulata Midd., Beiträge zu einer Malacozoologia Rossica, II, p. 48. In ihren Gestaltverhältnissen zeigt diese Art im Allgemeinen keinen wesentlichen Unterschied von den normalen Formen der Palud. stagnalis, nur ist die Höhe der letzten Windung verhältnissmässig unbedeutender, was daher rührt dass die Konchylie etwas gleichmässiger heranwächst, und die letzte Windung nicht ganz so vorherrschend ent- wickelt ist, wie bei der P. stagnalis. Die Maassverhältnisse sind: Long. : La. : Al.anfr. ul. : Lat. apert. (+ m.) 1:(2 m.) %, : (1,2 m.) Y% — Y,, : (1 m.) '/;. Anfr. numer. 6; Angul. apie. 25° ad 30°. Bei der grossen Veränderlichkeit in der Gestalt, bei allen Arten welche mit der hier vorliegenden verwandt sind, ist es nicht statthaft, die Gestalt im Allgemeinen oder Ein- zelnheiten derselben, als: Bildungsweise des Nabels, Aperturbildung etc. zur Unterschei- dung zu benutzen. Meine Art unterscheidet sich aber von der ihr zunächst verwandten Pal. castanea durch die Skulptur, indem die Streifen stärker ausgeprägt, gröber und da- Lacuna glacialıs. 197 her. auch seltener sind. Es stehen deren 5 bis 6 auf der vorletzten Windung, in Gestalt erhabener, flachrückiger und eckig begrenzter Gürtelstreifen, deren Rücken etwa 2 bis 3 mal so breit sind als die sie trennenden tiefen Linienfurchen. Die Windungen fallen mit einem ziemlich steilen Absatze zu den Näthen ab. Die Nabelspalte ist unbedeutend, zumal im Verhältnisse zu dem recht vollständig ausgebildeten Mundsaume. Fundort. Die grosse Schantar-Insel im Süden des Ochotskischen Meeres. IV. LACUNA, TURTORN. 10) Lacuna glacialis, Möller, Taf. X, fig. 10, 11. Möller, Index Molluscorum Groenlandiae, Hafniae, 1842, p. 9. Testa ovato-conica,. tenui, epidermide viridescente-fusca, subdecidua tecta, quae ad incrementi vestigia in plicas membranaceas confertas surgit; color testae epidermidis orbae lutescens. Forma normalis A: Long. : Latit. : Ali. anfr. ult. : Late;. apertura : Colum. ext. longüt. (13 m.) 1: (10 m) %,+Y,:($8m) ,+' : (6m) ,—V: (55 m.) %, — Vz Anfr. numer. 5'/,; Angul. apical. 65°; Angul. increm. 25°. - Diese Art ist auf den ersten Blick an dem Karakter «plicis membranaceis» zu erken- nen, so lange nämlich als noch die Oberhaut daran haftet. Letztere erhebt sich auf der Oberfläche der ganzen Schale in Gestalt dünner, häutiger, dicht hintereinder liegender und den Zuwachsstreifen entsprechender Querfalten, welche ausnahmsweise bei den grössten Exemplaren mitunter bis ‘/, millim. Höhe erreichen. Abgesehen hiervon ist die Gestalt dieser Art gedrungener, als die der gedrungensten Form von Lacuna eincta. In der That ergibt sich aus dem Vergleiche der hier mitge- theilten Maassverhältnisse mit denen der Lacuna gincta forma normalis, die grössere Breite, insbesondere aber die grössere Höhe der letzten Windung, mithin das verhältnissmässig kürzere Gewinde. | Uebrigens ist auch bei dieser Art die Ecke (anfr. subangulati) bald gar nicht, bald deutlicher ausgesprochen. Der abgeflachte, die Nabelfurche tragende Theil der Spindel ist sehr schmal und erreicht nur etwa ‘/, der Breite der Oeffnung. Die gewöhnliche mittlere Grösse beträgt nur etwa die Hälfte der Gesammtlänge des oben gemessenen Exemplares. Fundort: Die Südküsten des Ochotskischen Meeres und die Schantarischen Inseln. 198 Mollusken. ©. V. LITToRINA Fer. 11) Littorina grandis, Middenid. Taf. XI, fg. 4 — 10: harte ir Bullet. de la Classe physico-mathem. de U’Acad. de St. Peiersb. T. VII, Tai 16. Testa ovata, acula, ‚solida et ponderosa, albo vel griseo-viridula (fascüs longitudinalibus fuscis, # ad 6 in anfr. penultimo, saepius, ornata) costulis longütudinalibus confertis, argute exsculptis striata, quarum " ad 5 majores in anfractu penultimo, inlerjectis iotidem alter- nantibus minoribus; anfractibus convexis, imo medio turgidis, juventute ob costulas suban- gulalis ; suturis distinctis, subcanaliculatis; apertura ovata; columella alba, compressa, ju- ventute basi saepius producta; faucibus fuscis; labro albido, saepius ob fasciarum fuscarum exitus 6 ad 10-maculato. | | Die Maassverhältnisse einer vollwüchsigen Schale sind: ei Long. : Latt. 2 Alt. anfr. in : Latit. a : Colum. longit. (+5 m.)1 :(37 m.) %, +, : (28 m.) °/, — :(24+.m) 7, +), ?9m)Y, HY Anfract. numer. 6; eine apzcal, 7a en ae 959; ingus inerem. 20°; Pond. med. 383 Gran. Gedrungener ercheinen dagegen jüngere ee wie z.B. a Long. : - Lat. : 4li. anfr. ult. : Lat. aperturae : Col. longüt. (1Tm)i: dom) +, 5 (1a mr Dame) (um Anfraci. numer. 5; Angul, apical. 80°; Angul. suural. 95°; Angul. inerem. 20°; Pond. med. 29 Gran. - Diese Art sehe ich als den Repräsentanten unserer europäischen L. Littorea für das asiatisch-amerikanische Nordmeer 'an; sie schliesst sich durch die Dicke und Schwere ihrer Schalen an jene, und kommt im Allgemeinen der L. pulchra Swainson am nächsten, welche ihr im mittleren Amerika entspricht. Aus den Maassen ergibt sich, dass die erwachsenen Exemplare nicht wenig von den jüngeren in der Form abweichen, obgleich ich mich überzeugt habe, dass die Individuen eines und desselben Alters in der Form sehr mit einander übereinstimmen. Die jüngeren Thiere sind viel gedrungener d. h. ihre Breite ist im Verhältnisse zur Länge beträchtli- ' cher, und auch ist ihre Mündung bedeutend höher im Verhältnisse zur Gesammtlänge, als das bei den Alten der Fall ist. Ferner sind die jüngeren Thiere stets ausgezeichnet rauh, indem eine Menge von scharfbegrenzten linienförmigen Längsfurchen die Windungen pa- rallel überziehen. Die Zwischenräume dieser Längsfurchen, welche 3 bis 10 Mal so breit sind, als die Breite der Längsfurchen selbst beträgt, springen in Gestalt 'rundkieliger, scharfbegrenzter und dicht nebeneinander liegender Rippen vor, deren etwa 8 bis 10 auf der vorletzten Windung stehen; unter diesen treten 4 bis 5, welche mit 1 bis 2 niedri- geren abwechseln, vorzugsweise in die Augen, sowohl durch ihre grössere Höhe als auch Littorina grandıs. 199 durch ihre Breite. Diese % bis 5 stärker ausgeprägten Rippen setzen sich auch auf die letzte Windung fort, und geben daher der Muschel ein etwas eckiges Ansehen, wobei zu be- merken ist, dass auf der letzten Windung zwischen je zwei dieser vorspringenderen Rip- pen 3 bis 5. schwächere eingeschlossen sind, so dass im Ganzen auf die letzte Windung etwa 40 bis #5; Rippen kommen. Mit ‚stärkeren Vergrösserungen sieht man, dass die Rük- ken aller dieser Rippen von feinen gewellten Linien gezeichnet sind. So deutlich, wie bisher beschrieben, ist die Skulptur jedoch nur bei etwa bis 20 mill. langen Exemplaren, dann aber tritt 'ein besonders starker Massenabsatz ein, die Schalen werden in Folge dessen ungemein schwer und es reiben sich die Rippen ab, oder werden angefressen, oder auch in Folge von Kalkabsatz unkenntlich; am längsten bleiben die Rippen in solchem Falle auf dem Gewinde deutlich, und ihre Spur ist dann zugleich auf der Unterseite‘ der letzten Windung: in der Nähe der Spindel jedenfalls an einigen Linien- furchen zu erkennen. | ‚Anwachsstreifen: zeigen sich bei den jungen Exemplaren gar nicht, werden aber mit zunehmendem Alter mehr und mehr sichtbar, jedoch ohne alle Regelmässigkeit. Die Nä- the sind immer deutlich abgesetzt, ja sie erscheinen bei jungen Exemplaren vollkommen rinnenartig, wenn ihnen eine der stärkeren Rippen ober oder unterhalb dicht anliegt; steht aber die Rippe der unteren, die betreffende Nath bildenden, Windung weiter von der Nath, so erscheint es, als falle die in der Mitte hoch aufgetriebene Windung fast in einer ebenen Fläche zur Nath hin, ab. Ganz anders verhält es sich bei alten Thieren mit der letzten Windung, denn hier legt sich die letzte Windung ganz in derselben flachen Weise an die Nath an, wie dieses für L. littorea und L. pulchra von Philippi als ka- rakteristisch angesehen worden , so dass eine, mehr oder minder ausgesprochene, breite, dabei seichte Rinne den obern Theil der letzten Windung einnimmt. Ein Exemplar das diesen Karakter ausnahmsweise besonders stark entwickelt, habe ich in fig. 6 abbilden lassen. Die aufgezählten Verschiedenheiten ziehen denn auch natürlich in ihrem Gefolge den Unterschied im Umrisse der Oeffnung nach sich, dass letztere bei jungen Exemplaren nach oben rundlich begrenzt ist, bei alten aber dort in eine kleine Schneppe vorspringt. Die Spindel ist flach, verbreitert, gebogen und hat häufig in der Nabelgegend einen auffallenden Eindruck; bei jungen Exemplaren ist sie fast immer vorgezogen, ganz in der Weise wie Montagu dieses als Kennzeichen seiner L. rudis hervorgehoben hat. Dieses verschwindet jedoch im Alter völlig, und es ist daher im Allgemeinen nicht zu verken- nen, dass diese Art in der Jugend und im Alter Formverschiedenheiten aufzuweisen hat, welche respective ‚unseren Unterscheidungskennzeichen zwischen L. rudis und L. littorea vollkommen entsprechen. Der Rand der Aussenlippe ist scharf schneidend und zeigt bei jungen Exemplaren, innen, vier bis fünf Andeutungen von Furchen, welche den grösseren Rippen der Aussenseite entsprechen. 200 » Mollusken. Die Farbe anbelangend, so ist sie bei jungen Exemplaren ein schmutziges aber hel- les Graugrün, bei alten ein kalkiges Grauweiss. Reiben sich die Rippchen mit der äusser- sten Schichte der Schalensubstanz ab, so kommen auf der letzten Windung 6 bis 10, auf der vorletzten 4 bis 6 braune Längsstreifen zum Vorscheine, deren jede die Breite einer der grösseren Rippen hat, auch dem Verlaufe derselben ziemlich ‘entspricht. Die Spuren dieser Längsstreifen sieht man am Lippensaume in Gestalt eben so vieler streifiger Fleck- chen auslaufen. Indessen fehlen diese Längsstreifen etwa '/, aller Thiere im Jugendzu- stande ganz, im Alter jedoch nur höchst ausnahmsweise (unicolor). Innen hat die Schale stets eine bräunliche Farbe. Der Deckel zeigt nichts besonderes. Es kommt diese Art, wie gesagt, der L. pulchra Swainson am nächsten, ja sie stimmt in Gestalt, Mündung, Spindel und, wie es scheint, sogar in der Skulptur vollkommen mit jener überein. Doch ist meine Art grösser, in der Jugend wie es scheint rauher; sie hat | nur 5 bis 6 (statt 8) Windungen und ist durch die allgemeine Färbung, und den mit den Näthen vollkommen parallelen Verlauf der braunen Längsstreifen sehr leicht auf den ersten Blick zu unterscheiden. Sehr nahe kommt meine Art ebenfalls der Litt. squalida Brod. and u und ich hätte es, des angegebenen Fundortes (Ocean. boreal.) wegen nicht gewagt, der vorliegen- den Art einen neuen Namen zu geben, wenn nicht mehrfache Beweggründe gegenwärtig dazu drängten. Die erste Diagnose der Lit. squalida, welche im Zoological Journal Vol. IV, 1829, p. 370 erschien, war so ungenügend, dass sie in der Wissenschaft nicht hätte anerkannt werden dürfen. Gray half seinen Landsleuten durch eine etwas längere aber noch immer nicht hinreichende Beschreibung, mehr aber noch durch eine Abbildung nach, die er in der Zoology of Captain Beechey’s Voyage, London, 1839, p. 139, Taf. 3%, fig. 12, mittheilte. Seine Beschreibung stimmt noch ziemlich mit der vorliegenden Art, die Abbildung aber, welche nach den von Broderip und Sowerby gegebenen Grössenmaas- sen und nach der dort erwähnten Leichtigkeit der Schale, einem jungen Thiere entnom- men ist, entspricht auf keine Weise der Gestalt einer jungen L. grandis, noch weniger aber der Skulptur derselben. Einer alten L. grandis käme die dort abgebildete Gestalt dagegen schon ziemlieh nahe. Die ganze Angelegenheit ist aber schliesslich dadurch aufgeklärt worden, dass Phi- lippi (Abbild. und Beschr. neuer Conchyl. Littorina p. 101, Taf. I, fig 6) die ächte Lütt. squalida von Neu-Seeland her, nach englischen Quellen beschrieben hat, welche allerdings unserer Art sehr nahe steht, obgleich minder gross an Wuchs zu sein scheint. Uebrigens ist Deshayes (Anim, sans vert. par Lamarck, /1 edit. Tome IX, p. 203) Philippi darin vorangegangen, dass er die L. squalida als eine Art des Süd-Ocean’s beschrieben hat; ihm zufolge ist die Spindel braun, was einen in die Augen fallenden Unterschied von meiner L. grandis abgeben würde, | \ Littorna Kurila. 201 Fundort. Die Südküste des Ochotskischen Meeres und die Schantar-Inseln. In gros- ser Menge an allen Felsen haftend. | 12) Littorina Kurila, Middend. Taf. XI, fig. 13, 1k. Bullet. physico-mathem. de l’Acad. de St. Petersb. Tome VII, No. 16. Testa ovata, subacuta, tenui, laeviuscula (nec microscopio inspecta str iolata) interdum confer- tim lecissime costulata, inerementi strüs distinctis; varü coloris; anfractibus convezxis, supra applanatis et suturae appressis, sutura distineta tamen parum profunda divisis; apertura orvato-orbieulari; columella applanata, mediocriter dilatata, ac basi vix producta. Einzelne Schalen erreichen bis 15 mill. Länge; doch übertrifft das nachstehend ge- messene Exemplar schon die Durchschnittsgrösse dieser Art. Long. : Lat. : Alt. anfr.ultimi : Latit. aperturae : Colum. longit. (Am) 02 (10m) YET) re) Anfract. numerus "; Angul. apicalis 85°; Angul.: suturalis 95°; Angul. increm. 18°. Aus den hier mitgetheilten Maassverhältnissen ist es ersichtlich, dass die vorliegende Art in der Gestalt sehr mit der L. tenebrosa übereinstimmt: allenfalls dürfte auf den Un- terschied ein kleiner Nachdruck gelegt werden, dass das Gewinde der L. Kurila im Ver- hältnisse zur Gesammtlänge niedriger ist (ersichtlich aus der grösseren Höhe der letzten Windung), und dass ferner die Oeffnung etwas breiter ist, eine grössere Konvexität der Windungen beurkundend. In Beziehung auf die Skulptur ist vorerst im Allgemeinen zu bemerken, dass bei al- len Exemplaren die Anwachsstreifen eben so deutlich sind wie bei der L. 'tenebrosa, dass aber, als Unterschied von der eben genannten Art, nie mikroskopische Längsstreifchen zu finden sind; übrigens lassen sich auch hier zwei Varietäten unterscheiden: B‘ sculpt. costulata. Die Oberfläche der Windungen ist mit sehr flachen nur erst un- ter der Lupe ganz deutlichen Längsrippchen bedeckt, deren Höhe etwa der Hälfte ihrer Breite gleich kommt; die zwischen den Rippen verlaufenden Furchen sind halb so breit, höchstens eben so breit als die Rippchen. "Dieses ist die bei Weitem seltenere Varietät, und nur etwa '/,, der Gesammtmenge gehört hierher; auch sind die Rippchen, wie gesagt, nur höchst schwach ausgeprägt, häu- fig jedoch noch auf der untersten Hälfte der letzten Windung (Basis) zu unterscheiden, wenn sich übrigens schon gar keine Rippchen weiter erkennen lassen ; 10 bis 13 zähle ich auf der vorletzten Windung. B sculpt. normalis. Die Oberfläche ist völlig glatt; dieses ist das gewöhnliche Vor- kommen. | Die Farbenvarietäten anlangend, so lassen sich folgende unterscheiden: C: (coneolor) color (ex viridescente intense-) fuscus; ©: (concolor) color griseo-Llacteus ; Middendorff’s Sibirische Reise, II. BA. 1. Thl. 26 202 Mollusken. c®: color zonatus; (fuscus, fascüs Latioribus tribus albis: una ad suturam, quae sola in spira patet; secunda, infra medium lan ultimi; tertia, infumam partem anmRaEtUS ultimi cingit). s col. fasciatus (ex viridescenti-Lividus, fasciolis fuseis Bor einclus, quarum plerumque ad 5 in penultimo, et octo in ultimo anfr actu). Die braunen Streifen sind min- der breit, als die Zwischenräume zwischen ihnen. Die Färbung g ist bei Weitem die häu- figste, und für die vorliegende Art schr karakteristisch; die Färbung € ist immer dunk- ler, als die entsprechende der L. tenebrosa, auch fehlt ihr ganz der röthlich gelbe Stich ins Hornfarbene, den jene hat; die Färbung C* und (31m) , + Y,: (33m) Yy, + Yıss Anfract. numerus 7; Canal. longit. ?/, apert. lat. aequat; Canal. latit. ‘/, apert. lat. ae- quat; Angul. apicalis 55°; a suturalis 98°; Angul. canal. 45°; Pond. (med.) 2 Une. + 160 Gran. Es liess sich aber auch eine gestrecktere Form unterscheiden, welche übrigens dem allgemeinen, für die gesammte Art giltigen, Schema zufolge noch zur forma normalis ge- hören würde: Forma elatior A‘. Long. : Latt. : Alti.anfr.uli. : Latit. aperi. : Col. exi. en (73 m.)1 : ("3 m.) Y, + Vs : (Hk) Y, + Yu : (23 m.) Y, + aa : (23 m.) Yu Yan; Anfr. numer. 7; Canal. longüt. °/, apert. lat.; Canal. latit. ‘/, ad '/, apert. lat.; Angul. apical. 48°; Angul. sutural. 105°; Angul. canal. 30°; Pond. (med.) 7 Drach. + 30 Gr. Nur ein einziges Exemplar gehörte dieser forma 4' an; es stimmte im Uebrigen ganz mit den zur forma A gehörigen überein, bis auf die aus den Maassen deutlich sich er- gebenden Unterschiede: 1) das mehr hervorgezogene Gewinde, (geringerer Ang. apicalis) 2) der weniger gekrümmte Kanal (geringerer Ang. canal.), 3) die flacher und allmäliger zur Aussenseite der Spindel auslaufende letzte Windung (längere Colum. ext.). Diese forma elatior 4‘ ist es welche auf beifolgender Taf. X abgebildet worden, während die forma normalis des Trit. anliquum var. Beringiana auf Taf. IL, fig. 3, « und Taf. V, fig. 1 meiner «Beiträge» Platz gefunden, Unter mehreren aus Kamtschatka herstammenden Schalen der var. Beringiana besitzt das Museum eines mit ansehnlich höherer Apertur a! (Long. 90; Anfract. ult. altit. 56 7 la A ulm)e | Das Abgeplattete der Windungen verringert sich bei einigen Exemplaren dadurch dass sich unterhalb der Mitte jeder Windung eine mehr oder minder deutliche Andeutung einer Stufe zeigt, so dass mithin die Windungen dadurch denen des Fus. perversus Lmk. ähnlich werden, Bei einem aus Kamtschatka herrührenden Exemplare mit sehr kurzem und stark gekrümmten Kanale, das sich durch die völlige Abplattung seiner Windungen aus- zeichnet, ist jene Andeutung einer Stufe auf der letzten Windung dennoch nicht zu ver- kennen, und es läuft mit jener parallel, in einiger Entfernung unterhalb derselben, ein kaum bemerkbarer stumpfer Kiel. Diese so eben beschriebene Abänderung macht den Uebergang zu einem ungewöhn- Middendorff’s Sibirische Reise, !1. Bd. 1. Thl. 29 226 | Mollusken. lich grossen und schweren Exemplare (Totallänge 120; Gew. % Une. + 3 Drach.) aus dem Berings-Meere, das zur forma normalis A gehörig ist, und in den 'Gestaltverhältnis- sen vollkommen der Normalform meiner Var. Beringiana entspricht, jedoch auf der vor- vorletzten und der drittvorletzten Windung nicht nur jene Stufe deutlich aufweist, son- dern auch auf jeder Windung schwache und unregelmässige Andeutungen von 6 bis 7 varicösen Hervortreibungen sehen lässt. Dieses Exemplar, das ich auf Taf. V, fig. 1 des zweiten Heftes meiner Beiträge habe abbilden lassen, deutet darauf hin dass es wohl mög- lich ist, es werde eine Lokalität entdeckt werden an der die Var. Beringiana mit gekiel- ter Skulptur (B*) auftritt. Es wäre dieses eine bedeutende Annäherung zu meiner var. communis und angulato carinata des Trit. antiguum L., und nur die gedrungenere Form, und der kürzere gekrümmtere Kanal gäben in solchem Falle die Mittel zur Unterschei- dung ab. Gleichzeitig würden auch in dem besprochenen Falle Uebergänge zu dem Fusus bulbosus Val. vermittelt, den ich übrigens bislıer nur allein aus der textlosen Abbildung; (Voyage de la Venus; Atlas d’histoire naturelle; Mollusques Pl. V, fig. 2a,2b,2e) kenne, der aber in Bezug auf die Gestaltverhältnisse, gedrungeneren Abänderungen meiner Var. Beringiana (vergl. Taf. II, fig. 3, % des IIten Heftes meiner «Beiträge») sehr nahe kommt. Fundort... Die Schantar-Insel und der Tugur-Busen des Ochoiskischen Meeres. Das Museum besitzt dieselbe Varietät aus Kamtschatka und aus dem Berings-Meere. Sectio II. ANFRACTIBUS CARINATIS PB! VEL NOnDosıs B?. 2) Var. communis nob. Testa rufescente, medüs anfractibus omnibus angulato-carinatis ; anfractibus duobus aut tri- bus ultimis nodosis, nodis in quoque anfractu numero 8 ad 10. Carinis ultimum anfractum versus magis magisque evanidis; nodis eodem sensu magnitudine auctis. 1) Var. communis obsoletior *); spirae anfractibus anqulato-carinatis, anfractibus duobus aut tribus ultimis obsoletius nodoso-carinatis. Lister Taf. 1057 fig. 2. 2) Var. comnunis insignior; spirae anfractibus torulosis, anfractibus duobus aut tri- bus ultimis espresse Tuberculato-nodosis. Fusus fornicatus Reeve Conchol. iconica Pl. XVI, fig. 63. 3) Var. angulato-carinata (B! * °). Testa rufescente, anfractibus omnibus laevigatis nisi medio angulato- -carinatis, superne valde applanatis. Die von mir als Var. communis und angulato-carinata bezeichneten Formen des Trit. antiquumL. (vgl. Beüräge, Heft II, p. 131 u. 13%) habe ich während meiner Reise nur allein 1) Bei dieser Gelegenheit trage ich die Verbesserung eines gehässigen Druckfehlers nach, welcher sich in das IIte Heft meiner «Beiträge» p. 431, Zeile 23, eingeschlichen; gleich wie hier soll es dort «obsoletior» statt «elatior» heissen. Tritontum (Fusus) antiquum. a im subfossilen Zustande angetroffen. Sie wurden mir durch Jakuten von den Quellen der Logata gebracht, wo dieselben durch die Frühjahrswasser aus Uferabstürzen der Tundra hervorgewaschen worden. Die Quellen der Logata, welche sich in den Taimyr-Fluss er- giesst, befinden sich in der Tundra etwa unter 72°/, n. Br., mithin über 200 Werst von dem nächsten Meeresufer der Gegenwart, von dem sie überdieses durch das der Quere nach verlaufende hohe Byrranga-Gebirge, und dessen Verzweigungen in der Gegend des Ausflusses der Nowaja, abgeschieden sind. Mithin bildet das Vorkommen dieser Tritonium- Art hier den Schlussstein zu den vielen Beweisen dass die Tundra des Taimyr-Landes ein emporgestiegener Meeresboden sei. Jetzt kommt es also in der Hauptsache darauf an, mit positiver Sicherheit zu ent- scheiden dass die vorliegenden Schalen in keiner Hinsicht, auch im Geringsten nicht, von anderen noch gegenwärtig lebenden Thieren derselben Art zu unterscheiden sind. Dessen habe ich mich nun aber auch auf das Vollkommenste vergewissert indem diese subfossi- len Exemplare sich selbst in dem Ansehen ihrer Textur und Farbe gar nicht von den jetzt lebenden unterscheiden lassen, ja die Einzelnheiten der Anwachsstreifen noch deut- licher aufweisen als die meisten lebenden Exemplare. Der einzige Unterschied ist der, dass sie bedeutend brüchiger sind als die Schalen noch lebender Thiere, so dass nicht etwa bloss die schwächere, übrigens auf das Reinste und Schärfste erhaltene, Aussenlippe leicht abbricht, sondern bei unsanfterer Behandlung auch mitten aus einer Windung leicht ein mehr oder weniger kreisförmiges Stück völlig herausspringt und freie Einsicht in das In- nere gewährt. Diese Brüchigkeit rührt, meinen Untersuchungen zufolge, bei den subfos- silen Exemplaren daher, dass die Schalensubstanz krystallinischer geworden ist: sie zeigt gar nicht mehr, wie die Schale lebender Tritonien, eine Neigung sich in schalige, durch Wachsthum und Verdickung vermöge der Apposizion entstandene, Blätterschichten zu lösen, sondern bildet, unter der Lupe betrachtet dem raffınirten Zucker sehr ähnlich, eine gelbliche mit dem verschiedenseitigsten Reflexe glänzende krystallinische Bruchfläche. Daher auch die Neigung zu Querbrüchen. Die gute Erhaltung des scharfen Randes der Lippe, der nur wenige Schalen lebender Thiere gleichkommen, weis ich nicht anders zu erklären als durch die Annahme dass diese Thiere auf weichem, vielleicht thonigem Grunde gelebt, und zwar in grösserer Tiefe, so dass die Wirkung ungestümer Wellen nicht bis zu ihnen hinabreichte. Später, im abgestorbenen Zustande, wurden sie dann durch Nie- derschläge von Thonschichten allmälig verschlämmt, und konnten selbst dann nicht mehr erreicht, abgerieben und zerbrochen werden, als die Gewässer immer seichter und die frü- heren Tiefen zur brandenden Küste wurden, bis endlich das Land dem Meere völlig ent- stieg und die Zeugen früheren Meereslebens im Eisboden zu tausendjähriger Ruhe begraben wurden. So viel über die ausgezeichnete Erhaltung der Farbe und der feineren Skulptur. Was aber die Gestaltverhältnisse und gröberen Skulptureigenthümlichkeiten anbelangt, so lassen sich viele subfossile Exemplare der Var. communis obsoletior, so wie der Var. angulato-carinata, nicht im Allergeringsten von Anderen derselben Varität unterscheiden, * 228 Mollusken. welche ich selbst von den Ufern des Eismeeres aus dem Russischen Lapplande lebend zu- rückgebracht. Die Var. communis insignior traf ich an der Lappländischen Küste im Uebrigen voll- kommen analog derselben subfossilen Varietät von den Logata-Quellen, nur fehlt ihr meist die letzte Windung der subfossilen, so dass diese Exemplare, gegen jene gehalten, als be- deutend jüngeren Thieren gehörig betrachtet werden müssen; auch ist das Gewinde (zu- fälliger Weise?) bei allen Lebenden dieser Varietät kürzer und weniger thurmförmig vor- gezogen, was übrigens weder bei den lebenden noch bei den fossilen irgend beständig: ist. Der überzeugenderen Einsicht wegen, gebe ich in Folgendem die Maassverhältnisse von den verschiedenen Hauptabänderungen der Form die ich unter den subfossilen angetroffen: Var. communis obsoletior. forma normalis da. Taf. IX, fig. 1, 2. Long. : Latit. : Jliit. anfr. 2a : Latit. apert. : Col. ext. Topic (9% m.) 1.:(59 m.) Y,-+ ', : (58 m.) Y,+ (35 m.) Y, +"), : (27 m.) '%, + Y45 Anfr. numer. 8; Canal. longit. '/, apert. lat. nd Canal. latit. '/, apert, aequat.; Ang. apical. 55° ; Ang. sutur. 105°; Angul. canal. 20°; Pond. (med.) 2 Une. Es zeichnet sich also, wie man sieht, dieses gemessene Exemplar insbesondere durch eine bedeutende Ausweitung der letzten Windung (bedeutendes Maass der Latit., und Latit. aperturae) und die grosse ilöhe der Maulöffnung, aus, während das Gewinde mässig vor- gezogen ist (Angul. apic.). Dennoch befand sich unter diesen subfossilen ein Exemplar. mit noch bedeutenderer Höhe der Maulöffnung: Var. communis obsoletior, forma normalis, aperturd alid da‘. Taf. IX, fig. 3, *. Long. : Lat. : Ali. anfr. oe: : Lat. apert. : Col. longü. ext. (93 m.) 1 :(52 m.) , +, : (6m) Y, +, :.(26 m.) Y, +, : (32m) + Ya5 Anfract. numer. 8; Canal. longit. /, lat. apert. aequat.; Can. lat. '/, lat. apert. aequat.; Angul. apical. 55°; Angul. sutural. 102°; Pond. (med.) 1‘/, Une. + 50 Gr. Ein Exemplar zeichnete sich, bei gleichzeitig stark und zitzenförmig ausgesprochenen Höckern, durch das sehr thurmförmig hervorgezogene Gewinde aus (verhältnissmässig ge- ringe Alt. anfr. ultimi bei sehr spitzem Ang apicalis). Var. communis insignior, forma elatior 4‘. Taf. VII, fir. 1. Long. : Alüt. anfr. ult. : Lat. apert. : Col. ext. ne; (105m) rm) (m) Yu Yıos Anfrs nur mer. 8 ad 9; Canal. longit. '), apert. lai. aequat.; Canal. latit. '/, en lat. aequal.; Angul. apicalis 45°; Angul. suturalis 100°; Angul. canal. 20°. Alle diese aufgeführten Veränderungen der Gestaltverhältnisse sind jedoch noch völ- lig innerhalb der Grenzen welche auch an den lebenden von mir bemerkt worden. Es gilt für diese subfossilen eben so vollkommen als für die lebenden, dass bei der Var. an- gulato-carinata der Kiel auf dem Gewinde stärker ausgesprochen ist, als auf der letzten Windung, und daselbst in Gestalt einer scharfen Kante der Abstufung auftritt. Dasselbe Trit. ( Fusus) contrarium. | 229 gilt ebenfalls für die Yar. communis obsoletior, obgleich in weit weniger scharf und deut- lich ausgesprochenem Grade. Ferner hat die Var. communis insignior zwischen den, scharf abgesetzt und zitzenartig, hervorspringenden Knoten, den Kiel als einen stark hervorsprin- genden breiten, rundkieligen Strang auf der Mitte der Windungen des ganzen Gewin- des aufsitzen, gleichsam als wären die Windungen mit einem runden nach oben allmälig . dünner werdenden Faden umwunden. Die Knoten sind nämlich auf der letzten und vor- letzten Windung allein deutlich, nehmen aber mehr und mehr ab, so dass sie nur noch auf der drittvorletzten Windung: verfolgt werden können, auf dem Gewinde selbst aber bloss der fadenförmige Kiel den Saum bildet (siehe Taf. VIN, fig. 1, 2). Vergleichen wir die von mir gemessene forma elatior A‘ des subfossilen, mit dem früher gemessenen Exemplare einer lebenden Var. communis insignior, dessen Maasse ich im Ilten Hefte meiner «Beiträge» p. 134, (Taf. V, fig. 3 — 6) gegeben habe, so finden wir dass das lebende (jüngere). sich durch den Mangel der letzten Windung (Anfr. nu- mer. 7), und durch ein weniger hervorgezogenes Gewinde (Angul. apic. 60°) unterscheidet, in allem Uebrigen aber völlig übereinstimmt. Beides sind aber nur zufällige Erscheinungen. Es steht mithin in Folge dieser meiner speziellen Untersuchungen fest, dass die sub- fossile Varietät völlig mit den im Europäischen Eismeere noch gegenwärtig lebenden identisch sei; sich aber dennoch von denen des Beringsmeeres nicht sicher unterscheiden lasse, weil sie andererseits völlig mit jener Abbildung: übereinstimmt, welche Reeve (l. c.) nach einem von Beechey am Eiscap gelesenen Exemplare veröffentlicht hat. 28) Trit. (Fusus) comtrarium L. Im Tugur-Busen des Ochotskischen Meeres ist mir nur ein einziges stark En eeriehe, nes Exemplar eines links gewundenen Tritonium (Fusus aufgestossen, dem überdieses leider sowohl das Ende des Gewindes als auch ein Theil der letzten Windung fehlt. Es ist in diesem Falle ganz unmöglich zu entscheiden, ob man den ächten Fusus con- trarius L., wie er in Chemnitz (Conchylien-Cabinett, Tom. IX, Taf. 105, fig. 89%, 895) abgebildet worden, oder den Fus. sinistrorsus Desh. (Lamarck, Animaux sans Veriebres Ile edition Tom. IX, p. "7% und Kiener, Species general p. 36, No. 29, Pl. 20, fig. 1) vor sich habe. Hält man die Diagnosen beider Arten, wie Deshayes dieselben (l. c. p. #62 und p. 47%) festgestellt hat, gegeneinander, so ist es, trotz der von Deshayes gegen Kiener geführten Polemik, nicht möglich einen festen Unterschied zwischen beiden Arten aufzu- fassen. Hält man aber die durch Deshayes zu beiden Arten zitirten Abbildungen nebenein- ander, so ergibt sich allerdings ein Unterschied, jedoch auch nur ein einziger, der darin besteht, dass der Kanal des Fus. sinistorsus länger und gerader, d. h. weniger zurückge- bogen erscheint. Ohne mich darauf einzulassen, ob dieser Unterschied im Stande ist die Grundlage einer neuen Art abzugeben, habe ich nur den Zweck, hier darauf aufmerksam za machen dass dieser Unterschied gänzlich schwindet, sobald man die letzte Windung 230 | Mollusken. nicht vollständig vor sich hat. An einem’ vermittelst eines Bänssschuiles zersägten Tri. contrarium L. habe ich mich davon überzeugt, dass die Ansicht der Spindelfalte im In- neren, völlig derjenigen des Fus. sinistrorsus Desh. Bo ist. In so weit müssten wir also Kiener gegen Deshayes beistimmen.'). Das vorliegende Exemplar aus dem Tugur-Busen lässt in seiner Seh deutlich zwei verschiedene Schichten unterscheiden : auf der inneren weissen lagert eine minder dicke dunkelbraune, die ihrerseits im frischen Zustande wahrscheinlich wiederum von ei- ner weissen, die Skulpturen tragenden Schicht bedeckt sein muss; letztere ist jedoch an dem vorliegenden Exemplare fast, gänzlich abgerieben. Die Windungen selbst zeigen übri- gens, durch das stufenartige Vorspringen der Mitte derselben und die dadurch hervorge- rufene Abflachung der oberen Hälfte jeder Windung, eine völlige Uebereinstimmung: mit denen vom Tri. contrarium aus dem Russich-Europäischen Eismeere, die ich p. 140 des zweiten Heftes meiner «Beiträge» beschrieben habe. Fundort. Der Tugur-Busen des Ochotskischen Meeres. 29) Tritonium Schantaricum Middend. Taf. X, fig. 7, 8, 9. Testa corneo-rufescente, opaca (crassa), fusiformi-turrita, anfractibus convexis cylindricis, longitudinalüer sirialis, transversim incrementi vestigüs tenuius sed regulariter strialis ; co- lumella laevigata vix callosa, ubi in caudam exit sinistrorsum inflexa; labio crasso; aper- iura intus ad 'strias externas regulariter et parallele sulcata. Long. : Latit. : Altit. anfr. ult. : Latit. apert. ‚a ls: ade : 1 Yu; Anfract. numer. 8; Angul. apieal. Big. canal. 20°. Beiträge zu einer Malacoz. Rossica, Heft II, p. 146. Es steht dieses Tritonium mitten inne zwischen dem Trit. Islandicum und dem Trit. Sabinü, doch ist es unmöglich, dasselbe als Varietät unter eine dieser beiden Arten ein- zuschalten, da ihm Kennzeichen zukommen, welche als wesentlich zur Karakteristik der einen eben sowohl als auch der anderen Art gehören. Wollte man es nicht als eine besondere Art ansehen, so bliebe nur der einzige Ausweg es als Bastardform jener beiden Arten zu betrachten; es ist aber bisher in dem wohluntersuchten Eismeere Europäisch- Amerikanischen Antheiles noch nicht entdeckt worden. Gewinnen wir vorerst eine feste Ansicht der Gestaltverhältnisse: Long. : Laut. _ : Al. anfr. ult. : Latit. aperturae : Colum. ext. longit. (72m.)1: (32m) %, — '/, : (3% m.) ,—,, : (lam.) 4 — «(23 m.) VE Anfr. numer. 8; Canal. longü. ”/, apert. latit. aeguat. Canal, latü '/, apert. latii. aequat; Angul. apical. 35°, Angul. sutural. 105°; Angul. canal. 20°; Pond. (med.) 166 Gr. Hieraus ergibt sicht nun: 1) dass das Trit. Schantaricum in seiner Gestalt vorzüglich 1) Reeve (Conch. icon.) ist, wie ich jetzt ersehe, im Texte zu Taf. XII, fig. 46 seiner Fusus, zu derselben Ue- berzeugung gelangt. Tritonium (Fusus ) Norvegicum. 231 dem Trit. Sabini Gray nahe komme, obgleich es im Gewinde länger vorgezogen ist, ohne aber hierin das Trit. Islandicum zu erreichen (Latit., Angul. apical.); und 2) dass die Höhe der Apertur geringer ist als bei Trit. Sabinü, dafür aber der Kanal länger, ge- krümmt und völlig so gestaltet wie bei Trit. Islandicum, wenn man Exemplare dieser Art mit einem kürzeren Kanale zum Vergleiche benutzt. Die letzte Windung ist im Verhält- nisse zum Gewinde nicht so sehr bauchig wie bei Trit. Sabinü. Auch in der Skulptur ist mein Tri. Schantaricum etwas eigenthümlich. Die queren Anwachsstreifen verhalten sich ganz wie bei Trit. Sabinü; die Längsstreifen dagegen, sind rundlich aber breit, und schon auf der letzten Windung breiter als der Zwischenraum zwischen denselben; auf der vorletzten aber wenigstens doppelt so breit u. s. w. An ei- nem Exemplare werden die erhabenen Streifen schon auf der letzten Windung nur durch tief einschneidende Linienfurchen von einander geschieden. Die Streifen sind auch auf dem Kanale deutlich und eben so scharf als höher oben ausgeprägt, während sie bei Trit. Sa- binü, gleich wie bei Trit. Islandicum, auf dem Kanale allmälig verschwinden. Ich zähle 10 Streifen auf der vorletzten Windung. Fassen wir alle diese Kennzeichen schliesslich noch ein Mal vergleichungsweise zu- sammen, so lässt sich Folgendes herausstellen. 1) Die bedeutende Konvexität der Windungen so wie die Breite der Mündung und die bräunliche Farbe (äusserlich und innerlich) und matte Oberfläche hat das Trü. Schan- taricum mit dem Trit. Sabinii gemein; ferner noch (vergl. p. 145 des 2ten Heftes mei- ner «Beiträge») die den Streifen entsprechenden Furchen der gesammten Innenfläche, also auch der Lippe, wie solche King (l. c. p. 246 und 247) angibt, die jedoch bei den von mir gefundenen Exemplaren des Trit. Sabinii nicht vorkommen, was vielleicht im Zusam- menhange mit der Dünne ihrer Lippe steht, während King den Ausdruck: «outer lip rather thickened» gebraucht, eine Angabe die zu meinem Trit. Schantaricum stimmt, des- sen Lippe über 1 millim. Dicke hat. 2) Die Form und Richtung der Spindelleiste so wie des Kanales, und das gestreck- tere Gewinde, hat vorliegende Art mit dem Trit. Islandicum gemein. 3) Die Art der Skulptur ist dem Trit. Schantaricum eigenthümlich. Fundort. Die Schantar-Insel im Ochotskischen Meere. 30) Tritonium (Fusus) Norvegieum Chemn. Testa corneo-rufescente leviuscula ienui, ovato-acuta; spira papillari, anfractibus apicali- bus grossis; anfractibus ultimis convexis subito grandibus, incrementi vestigiis transversis striatis; columella labioque laevissimis, callo nullo; canali brevi, lato; apertura laevissima vernicosa; epidermide membranacea, tenuissima, decidua, viridescente. Long. : Lat. : Altit. anfr. ult. : Latit. apert. | Ka et. th: Vi; Aufr. numer. 5 ad 5'/,; Angul, apical. 50°; 2 Ang. canal. 0°, ad 5°. 232 Mollusken. Strombus Norvegicus, Chemnitz, Conchylien-Cabinett, Tom. X, p. 218, Taf. 157. fig. 1497, 1498. | | | Fusus norvegieus Chem.,-King, Annals of Natural History, 1846, p. 244, Fusus norvegicus Turtoen, Thorpe, British Marine Conchology, 184%, p. 207. Fusus Norvegicus, Howse, in Annals and Mag. of Nat. Hist. Tom. XIX, 1847, 2 163, fig. 1. Es ist eine überall seltene Art, welche nur aus zwei Fundorten Englands bekannt ist und für Norwegen sogar von Loven (l. c. p. 143) nur nach Chemnitz zitirt wird. Eben so wenig fanden wir sie während von Baer’s Expedition im Europäisch-Russischen Eismeere. Diejenigen Exemplare welche ich aus dem Tugur-Busen des Ochotskischen Meeres heimgebracht, stimmen auf das Vollkommenste mit King’s genauer Beschreibung: dersel- selben Art aus England (l. c. p. 244), der ich nichts weiter hinzuzufügen weis; nur wäre vielleicht zu bemerken, dass die Ausbreitung der inneren Lippe nicht immer so sehr be- deutend ist, als King sie angibt. Die Dicke der Gewinde des Gipfels gleich wie die, bis auf den Mangel von Lippenfalten allerdings sehr den Voluten ähnliche, Apertur, sind aller- dings ungemein karakteristisch. Die Maasse sind die folgenden: Long. : Lat. : Alt.anfr. ul. : , Lat. apert. :. Col. exit. long. (85m.)1: (43 m.) Y, : (55m) ,Y, : (2a m), 2. (27 m) Y — Yu; Anfr. numer. 5'/,; Canal. longit. ‘/, + '/, apert. latit. aequat; Canal. latit. ‘/, apert. latit. ae- quat.; Angul. apical. 50°; Angul. sutural, 110°; Angul. canal. 0°; Pond. (med.) ‘/, Unc. + 34 Gran. Diese Art kommt manchen langgeschwänzten Abarten des Trit. antiguum L. vom Berings- meere, die ich («Beiträge» p. 132) beschrieben habe, in den Gestaltverhältnissen sehr nahe; noch näher müsste sie aber der var. originalis kommen, wenn von dieser ebenfalls langge- schwänzte Spielarten gefunden werden sollten, denn die Windungen von Trit. Norvegicum sind ziemlich gleichmässig konvex und haben in ihrer Mitte nur zuweilen die sehr obso- lete Andeutung einer hervorstehenden Treppenstufe, welche höchstens auf den beiden letz- ten Windungen etwas hervortritt, auf dem Gewinde aber gänzlich verschwindet. Abgesehen davon dass diese Treppenstufe sich bei Trit. antiguum erst auf dem Gewinde sogar noch dann deutlich ausspricht, wenn sie auch auf den letzten Windungen kaum merklich ist, unterschei- det sich das Trit. Norvegieum noch $) durch die geringe Zahl seiner Windungen, wel- che plötzlich mit einer dicken Spitze abbrechen ; 2) durch die gerade, nicht nach links gekrümmte Aussenseite der Spindel; 3) durch die über die Axe hinaus sich debnende Spur der Innenlippe, welche eben so wenig als die Spindel einen schwieligen Umschlags- saum zeigt. Auch dem Tri. Sabiniü, inbesondere abgeriebenen Exemplaren desselben mit stark aufgeblasener letzter und vorletzter Windung, kommt unsere vorliegende Art sehr nahe, unterscheidet sich aber: 1) durch die doppelte Grösse, 2) die bedeutende Höhe der Aper- Trit. [ Buccm.)) undatum. 233 tur, 3) das Fehlen irgend welcher Längsstreifen und %#) den Mangel eines schwieligen Umschlagssaumes auf der Spindel und der Innenlippe. Fundort. Der Tugur-Busen des Ochotskischen Meeres. 31) Tritonium (Buccin.) undatum L. Diese Art fasse ich hier in der Weise auf, wie es von mir im Ilten Hefte meiner «Beiträge» p. 151 ausführlicher erörtert worden. | Die hier zu beschreibende neue Varietät würde, den Ansichten der systematisch-zoo- logischen Tagesliteratur zufolge, eine neue dem Bucc. undatum L. zunächst stehende Art genannt worden sein; ich habe sie dem Buccin. undatum als Varietät untergeordnet, weil die unmerklichsten Uebergänge völlig unbegrenzt zur forma ventricosior der var. pelagica hinüberführen. ER | var. Schantarica Middend. Taf. X, fig. 4, 5, 6. anfractibus omnibus transversim (11 ad 18) plicatis, longitudine costulato-striatis, strüs (11 ad 13 in anfractu penultimo) confertis, argute exsculptis, rolundato carinatis, subae- qualibus; tribus aut quatuor, paullulum prominentioribus, quarum infima et (carinulam ad instar) maxima, in anfractu ultimo infra medium decurrit; strüs decussantibus tenerrimis (sei. incrementi vestigia). anfractuum numer. 7. Bullet. physico-mathem. de U’ Acad. de St. Petersb. T. VII, No. 16. Die Massverhältnisse dieser Varietät sind die folgenden: » AD forma normalis; ponderosa (Ins. Schantar ). Long. : Lat. : Altit. : Lat. aperi. : Colum long. ext. (55 m.) 1: (35 m.) ,+Y,: 82 m.) %, + Y.: 16m.) Y, +", : (19m) Y+Yo5 Anfract. numer. 7; Canal. longit. '/, apert. lat. aequat; Canal. latit. '/, apert. lat. aequat; Angul. apical. 55°; Angul. sutural. 100°; Angul. canal. 0°; Pond. (med.) 139 Gran. Hält man daneben die Maassverhältnisse der Variet. pelagica forma ventricosa, wel- che ich früher a. a. ©. gegeben habe, so ist die Aehnlichkeit der Gestalt unverkennbar, wenn gleich die Var. Schantarica sich sogar noch etwas bauchiger erweist, als selbst die dort gemessene Var. pelagica A?’D!. Die Querfalten, deren 11 bis 14 auf der letzten, und 16 bis 18 auf der vorletzten Windung stehen, verlaufen ziemlich genau in der Axenrichtung der Spindelfalte. Es fragt sich, und darüber mögen zukünftige Beobachter entscheiden, ob dieser Unterschied der Anzahl von Querfalten auf den verschiedenen Windungen bezeichnend ist, oder nicht. Die Aussenlippe ist sehr diek und breit umgeschlagen, wenn man das Thier während des Ansatzes einer Querfalte trifft. Beachtenswerth ist gleichfalls, dass die erwachsenen Exemplare, welche ich von den Schantarischen Inseln mitgebracht, kein einziges Mal mehr als 7 Windungen haben. Die untere Hälfte der letzten Windung ist abwärts vom Kiele mit ganz gleichförmigen Längsstreifen besetzt. Alle Längsstreifen der Schale sind auf der Middendortf’s Sibirische Reise, II. Bd 1. Thl. 30 > | Mollusken. Höhe ihres Kieles wiederum mit je 1 bis 3, nur unter der Lupe sichtbaren, scharf begrenz- ten, Furchen geziert. Im Aussehen so wie in der starken Krümmung der wulstig-gedrehten Spindel stimmt diese Varietät vollständig mit der var. pelagica A” überein. Die Hauptunterschiede von dieser wären also folgendermassen zusammenzufassen: Var. Schantarica A. Var. pelagica AP. 1) Streifen ziemlich gleichmässiger Grösse, 1) Streifen ungleichmässig; schwächere bis auf 3 bis % Kielstreifen. wechseln mit stärkeren, gleichmässig über die ganze Windung fortlaufen- den, ab, ohne Kiele zu bilden. 2) mehr Querfalten auf den Windungen des 2) gleiche Anzahl von Querfalten auf den Gewindes als auf der letzten Windung. Windungen des’ Gewindes und auf der letzten Windung. 3) 7 Windungen. 3) 8 bis 9 Windungen. Abgesehen von der Form, ist die vorliegende Varietät dem Bucc. glaciale darin völ- lig analog, dass der kielige unterste Rippenstreif der letzten Windung, auch hier eine obere konvex-bauchige, von einer unteren abgeflachten, zuweilen sogar etwas konkaven Hälfte, abscheidet. Von dem Bucc. glaciale unterscheidet sich jedoch unsere Varietät, ab- gesehen von der Gestalt, leicht durch die aufgetriebenen, in der Mitte am meisten konve- xen Windungen, die erhabenen Riefen, und dadurch, dass bei Bucc. undat. var. Schanta- rica die Querfalten auf der letzten Windung vorzüglich stark ausgesprochen, bei Buce. glaciale hier aber fast gar nicht mehr vorhanden sind. Fundort. Die grosse Schantar-Insel. 32) Tritonium (Buccin.) simplex Middend. Testa purpureo fusca, solida, ovato-conica; anfractibus convexis, striolis aequalibus longi- iudinalibus minutissimis, oculo nudo vix conspicuis, undulatis, confertissime ornatis; columella distinete voluta, rugositate spirali externe munita; canali brevi, incurvo, apice truncalo; epidermide tenui, tenace, fusco-viridescente. | - Anfract. numer. 6 ad 7. Bullet. physico-mathenı. de l’Acad. de St. Petersb. T. VII, No. 16. Es kommt diese Art in Gestalt und Farbe dem Trit. tenebrosum völlig gleich, ist jedoch so gross, dick und schwer, wie ausgebildete Exemplare des Trit. undatum, und insbesondere ausgezeichnet durch die dicht neben einander verlaufenden Längsstreifen, wel- che mit dem blossen Auge kaum genau zu unterscheiden und jedenfalls ganz gleichmäs- sig sind; es stehen deren etwa 40 bis 60 auf der vorletzten Windung. Auch die völlig wimperlose Oberhaut, der gekrümmtere Kanal (ang. canal.) und die ungefalteten Windun- gen, geben Mittel zur Unterscheidung ab. Die Aussenlippe ist dick, und häufig mit etwas verbreitertem Saume zurückgeschla- gen. Spindel und Innenlippe Kind denjenigen des Trit. undatum und tenebrosum völlig analog. Tritonium (Buccin.) Ochotense. 235 A. Forma normalıis. A Long. : Latit. : Alt. anfr. ult. : Latit. aperturae : Colum. ext. longit. (Sm)i: (2m) Y,: en) lim)Yy, 2 (Im) Ya Yıs Anfr. numer. 6; Canal. longit. ‘/, apert. latit.; Canal. latit '/, ad '/, apert. latit.; Angul. apical. 50°; Angul. sutural. 105°; Angul. canal. 15 ad 20°; Pond. ('med.) 175 Gr. Fundort. Die grosse Schantar-Insel im “Ochotskischen Meere. 33) Trit. Buccin.) ©chotense Middend. Taf. X, fig. 1, 2. Taf. IX, fig. 5. Testa lurida crassa, tamen leviuscula, fusiformi-conica; anfractibus subapplanatis, plicis 10 vel 11, ad medium anfractum maxime prominulis, transversim plicatis, longitudine confer- tim et aequaliter sulcato-lineatis, interstitüs sulcos latitudine ter sallem superantibus; labio calloso; labro magnopere incrassato; apertura semilunata, roseo-violacea. Bullet. physico-mathem. de U’Acad. de St. Petersb. T. VII, No. 16. In der Skulptur kommt diese Art, wie man sieht, dem Bucc. glaciale am nächsten, doch unterscheidet sie sich von demselben sehr leicht 1) durch die geringere Auftreibung der letzten Windung, daher geringeren Angul. apicalis; 2) dadurch dass die Querfalten in der Mitte jeder Windung und nicht gegen die untere Nath hin am meisten vorragen; 3) durch den Mangel des stufenartigen Kielabsatzes der letzten Windung, welche allınälig und gleichmässig abfällt, mithin eine schmälere Apertur hat; %) durch die grössere Länge der colum. ext.; 5) durch die gleichmässige Rundung der Oberfläche bei gleichzeitig ansehn- licher Dicke der Schale; während dickere Exemplare des Bucc. glaciale auch gleichzeitig knotig und stärker gekielt sind, u. s. w. Die Oberhaut dieser Art ist dünn, glatt und grau- gelb; unter ihr liegt eine gelblich-ziegelfarbene Schicht, und tiefer eine rothbraune, welche auch dem Inneren ihre Färbung gibt. Spindel und Saum der Innenlippe sind milchweiss. Der Linienfurchen zählt man etwa 25 bis 35 auf der vorletzten Windung, doch ist die Zahl nicht ganz regelmässig wiederzugeben, da die Zwischenräume zwischen diesen Linienfurchen wiederum mit 1 bis 6 feineren mikroskopischen Längsfurchen durchzogen sind, von denen die mittelste häufig den Hauptlinienfurchen nur wenig an Ausprägung nachgibt. Durch die Skulptur und den dicken Mundsaum tritt diese Art auch der var. Schantarica Trit. undati recht nahe; doch ist der Unterschied in den Gestaltverhältnissen schlagend, während die var. pelagica 4‘ derselben Art, sich wiederum durch die völlig verschiedene Skulptur unterscheiden lässt, Die Maassverhältnisse sind folgende: Forma normalis A. Long. : Latit. : dltt.anfr.uli.: Latit. apert. : Col. ext. long. (51m)1:(25m)Y,: 5m)Y, :(1m)Y+Y,: (15m) + Ys; Anfract. numer. 6 ad 7; Canal. longit. ‘/, apert. lat.; Canal. latit. °/, apert. lat.; Angul. apical. 35°; Angul. sutural. 105°; Angul. canal. 20°; Pond. ( med.) 8+ Gr. Es scheint die vorliegende Art überhaupt nur sehr wenig in ihren Formverhältnissen ; * 236 | Mollusken. zu variiren, und ich füge als Beweis hiefür die Maasse eines Exemplares bei, das dem Au- genmaasse nach am stärksten abzuweichen schien: Forma ventricosior A?. Long. : Lat. : Ali. anfr. ultimi : Latit. aperturae : Colum. ext. longit. (50 m.)1 : (26 m.) Ua u : (26 m.) as i 0 (12 m.) Va FR ana > (15 m.) ai in 7 Anfract. numerus 6; Canal. longit. ‘/, apert. lat.; Canal. latit. ‘/, apert. lat.; Angul. apicalis 45°; Angul. suturalis 100°; Angul. canal. 20°; Pond. (med.) 91 Gr. Die Falten, deren 10 bis 1i auf einer Windung stehen, weichen nach vorn und un- ten um etwa 10° von der Richtung der Spindelaxe ab. Kleineren Abänderungen der Skulptur nach lassen Su innerhalb dieser Art zwei Va- rietäten unterscheiden: 1) Sculpt. normalis B. Es verhält sich die Spin ganz gleichmässig, wie das in der Diagnose beschrieben worden. 2) Sculpt. carinata B‘. Während sich die Skulptur im Uebrigen völlig. so Aerbak, wie es oben im Allgemeinen erläutert worden, treten je zwei Zwischenräume gemeinschaft- lich etwas mehr hervor als die übrigen, und bilden auf diese Weise erhabenere Kielstrei- fen, welche in ihrer Mitte eine Furche tragen. Solcher Kielstreifen welche je ohngefähr 10 Linienfurchen jedesmal zwischen sich lassen, heben sich bis 3 oder 4 vor den übrigen hervor. Es nähert mithin diese Sculpt. carinata unsere Art noch mehr dem Buce. glaciale ; da jedoch die von mir oben angegebenen Unterscheidungszeichen ihren vollen Werth bei- behalten, so bleibt es gleich leicht, beide Arten von einander zu unterscheiden. Fundort. Der Tugur-Busen im Ochotskischen Meere. 34) Trit. (Bucc.) ovoides Middend. Taf. VII, fig. 7, 8. Testa alba, crassa, ovato-conica, spira abbrevinta, anfractibus convexiusculis, non plicatis, ad suturas abrupte- -canaliculatis, strüs longiludinalibus cinctis, quarum interstiiia incrementi vestigüis ienerrümis decussantur‘; canali brevi; labio magis minusve calloso ; labro crasso; aperiura mediocriter aperta. Bullet. physico-mathem. de U’Acad. de St. Peiersb. T. VII, No. 16, Wenn wir von dem zusammengedrückten Gewinde absehen, ähnelt diese Art im Ge- sammthabitus einigermaassen dem Bucc. ovum Turton, nur dass die scheinbare Spindellänge (colum. ext. long.) noch unbedeutender ist. Sie ist mit keiner anderen Art zu verwech- seln, wenn man die scharf begrenzte Furche berücksichtigt, welche dadurch hervorgeru- fen wird, dass jede Windung sich, dicht vor der zunächst höheren Nath, unter spitzem Winkel ein- und abwärts schlägt, bevor sie sich als Nath an die nächst höhere Windung anschliesst. Darin erinnert sie, in geringerem Maasse, an die Nathbildung bei Nat. heli- coides Johnst. Die beiden einzigen Exemplare die ich getroffen habe sind abgerieben, scheinen .je- doch darauf hinzuweisen dass diese Art in der Jugend mit einer schwarzen Oberhaut be- Bullia ampullacea. | 237 deckt sei. -Die Längsstreifen scheinen denen des Bucc. Humphreysianum ähnlich zu sein, bis auf die scharf ausgesprochenen zarten Anwachsstreifen. Die Maassverhältnisse ‚sind: Long. :: Latit. : Altit.anfr. ult. : Latit. apert. : Col. ext. long. (25 m.) 1: (16 m.) Ya BY : (15 m.) Nee : (7 m.) Wartellss , (8 m.) 2 Ei als Anfr. numer. 6; Canal. longit. ”/, apert. lat.; Canal. latit. ?/, apert. lat.; Ang. apical. 60°; Ang. sutur. 100°; Pond. (med.) 3% Gran. . Wegen der im Vergleiche mit Bucc. ovum. viel flacheren Windungen, ist die Mün- dungsbreite sehr gering, was jedoch nicht vollkommen durch die Maassverhältnisse wie- dergegeben wird, da zugleich die als Einheit benutzte Gesammtlänge durch das Zusam- mengedrängte des Gewindes sehr verkürzt worden ist. Desto deutlicher gibt sich der Un- terschied in den Gestaltverhältnissen durch die starke Gesammtbreite zu erkennen. Fundort. Der Tugur-Busen an der Südküste des Ochotskischen Meeres. 35) Trit. (Bucc.) tenebrosum Hancock. Taf. IX, fig. 5, 6. Ich enthalte mich weiterer Betrachtungen über dieses Buccinum, das ich in seiner Normalgestalt im Ochotskischen Meere gar nicht angetroffen. Nur das einzige beiliegend abgebildete Exemplar der var. cyanea, hybr. ampullacaea, welche ich ausführlicher in dem 2ten Hefte meiner Beiträge p. 161 beschrieben, ist mir am Ufer der grossen Schantar-In- sel in die Hände gefallen ‘). XVE BULELFA Gray. ‚Zoology of Capt. Beechey’s Voyage, 1839, p. 125; identisch mit Buccinanops d’Orbigny nach Troschel, in Wiegmann’s Archiv, 1842, II, p. 396. 36) Bullia ampullacea Middend. Taf, XVII, fig. 1 — 3. Testa ovata, intense purpurea, spira brevissima, anfractibus convexiusculis, ultimo permagno; suturis abrupte-subcanaliculatis; labio laevigato; apertura dilatata, intus testudineo-violacea, nitida; canali brevissimo, lato, emarginato, epidermide tenui, griseo-viridi, ciliata. Bullet. physico-mathem. de U’Acad. de St. Petersb. T. VII, No. 16. Obgleich ich eine grosse Menge von Exemplaren dieser Art untersucht habe, so scheint es mir doch, als sei sie fast gar nicht veränderlich. Sowohl die Weite nnd Höhe der Apertur, als auch das zusammengedrückte Gewinde, und selbst die Farbe sind ungemein beständig. Die Oberhaut zeigt, die Zuwachsstreifen entlang, kleine, unbedeutende Querfal- ten welche, in regelmässiger Entfernung von einander, mit eben solchen dreieckigen Läpp - chen (Wimpern) besetzt sind, wie Trit. undatum und Trit. tenebrosum. Diese Wimpern ge- ben der Schale häufig, das Ansehen als sei sie undeutlich längsgestreift; nach Entfernung 4) Philippi’s jüngst veröffentlichtes Bucc. patagonicum (Abbildungen und Beschreib. neuer oder wenig gekannter Conchylien Bucc. T. I, fig. A1) steht der var. cyanea Trit. tenebrosi so nahe, dass ich beide für identisch halten - würde, wenn nicht die Fundorte dagegen sprächer. 238 | Mollusken. der Oberhaut überzeugt man sich aber davon, dass wirkliche Längsstreifen nur sehr aus- nahmsweise und zwar bei ganz alten Exemplaren vorkommen. Sie sind dann meist sehr obsolet , flachrückig und unregelmässig; nur bei einem einzigen Exemplare traf ich sie ziemlich dicht neben einander, wenn gleich auch undeutlich. Die Breite der Streifen über- trifft diejenige der sie trennenden Linienfurchen um mehr als das Vierfache. Die Farbe der Muschel ist in der Regel ein dunkles Violett, und das sowohl von aussen als auch von innen; es bleicht seltener’ äusserlich in das Schieferfarbene, innerlich aber in ein Hornbraun oder Horngelb ab, wobei jedoch häufig die Spindel einen rosen- farbenen Anflug beibehält. \ Der sehr kurze und breite Kanal gestaltet sich wegen der Weite der Aussenlippe vorzugsweise als Ausrandung: dieser Letzteren. Nur bei sehr alten Exemplaren legt sich an die ausgebogene Spindel so viel Kallus an, dass sich hier ein Nabelspalt bildet. Für gewöhnlich ist die Spindel glatt, jedoch ohne Kallusüberzug. Die Näthe ähneln, obgleich in schwächerem Grade, denen des Buce. ovoides, indem sich dieselben im Grunde kleiner Rinnen befinden, was insbesondere nach Entfer- nung der Oberhaut deutlich wird. Die Maassverhältnisse sind folgende: Long. : Lat. : Ali. anfr. ult. : Lat. apert.. : Col. longit. ext. (33 m.) 1 :(22 m) %,: (26m), : (lem) Y,-+Y.: (12m) Y, + "%,; Anfr. numer. " ad 5; Canal. longit. ‘/, ‚lat. apert.; Can. lat. °/, lat. apert.; Angul. apical. 75° — 80°; Angul. sutural. 100°; Angul. canal. 0°; Pond. (med.) 35 Gr. Ein Exemplar von ungewöhnlicher Grösse maass #3 millim. So viel mir bekannt, steht diese Art nur zweien anderen etwas nahe, die:bisher ver- öffentlicht sind. Die Eine ist das Bucc. globulosum Kiener (Species general, Buccin. No, 12, pag. 12, Taf. X, fig. 33 ') das ebenfalls eine Bullia ist, nach den Kennzeichen denen zufolge Gray (in Zoology of Capt. Beechey’s Voyage, 1839, p. 125) diese Gattung (Subgenus ? Middend.) abgetheilt hat. Auch die violette Färbung haben beide gemein. ‚Meine Art unterscheidet sich jedoch von jener 1) durch das ansehnlich kürzere Ge- winde, indem die drittvorletzte Windung schon ganz unbedeutend, aber lange nicht so hoch ist wie Kiener’s Abbildung es zeigt; 2) Die Zahl der Windungen erwachsener Exem- plare ist regelmässig 5, und nicht 6, wie aus Kiener’s Abbildung sich ergibt; 3) Die letzte Windung ist regelmässig gewölbt, und flacht sich zur Nath hin allmälig ab, wäh- rend die Mitte der letzten Windung des Bucc. globulosum abgeplattet ist, daher die Win- dung steil zur Nath abfällt; %) Der weisse bandförmige Streifen an der Basis jeder Win- 4) Kiener’s Bucc. globulosum hat Deshayes (Lamark Ile edition Tom. X, p. 203 in Bucc. ampullaceum um- getauft, weil der Name globosum schon durch Quoy und Gaimard (Voyage de l’Astrolabe, Zoologie, T. II, p. 4481) an eine andere Art vergeben gewesen. Da jedoch Kiener (l. c.) seine Art nicht Bucc. globosum sondern Bucc. glo- bulosum getauft hat, so ist Deshaye’s Verfahren flüchtig und unbegründet. Kiener’s Name muss jener Art blei- ben. Aus mnemonischen Rücksichten habe ich auf meine gegenwärtige neue Art die sehr treffenden Benennung «am- pullacea» übertragen. , 239 Bullia ampullacea. dung des Bucc. globulosum, fehlt meiner Art. 5) Meine Bullia ampullacea ist dünner als das Bucc. ovum, während nach Kiener das Bucc. globulosum dickwandiger als jenes ist. Mit dem Bucc. opum, mit dem Kiener sein Bucc. globulosum, als sehr nahestehend, ver- gleicht, kann übrigens meine Art auf keine Weise verwechselt werden, da sie sich sowohl in Maassverhältnissen und Zahl der Windungen, als auch Skulptur und Färbung völlig unähnlich sind, zumal das Bucc. ovum Turton nicht ein Mal eine Bullia ist. Die zweite Art der meine Bullia ampullacea nahe kommt, ist das Buce. laevigatum Chemnitz (Buceinum laevissimum Lamk., oder die Bullia laevigata nach Gray) welche ich jedoch nicht sowohl deswegen hier aufführe um die Unterschiede genauer festzusetzen, da der Vergleich mit der in Chemnitz gegebenen Figur (Conchyl. Cabin. Tom. IV, fig. 41215, 1216) auf den ersten Blick das ungleich vorgezogenere Gewinde desselben als hin- reichendes Unterscheidungszeichen ergibt, sondern es geschieht der interessanten Thatsa- che wegen, dass Chemnitz (l. c. p. 72) sein ostindisches Buce. laevigatum mit einem ähnlichen zusammenwirft, welches Pontoppidan (Versuch einer natürlichen Historie von Norwegen; deutsch durch Scheiben 175%, Thl. II, p. 315; die zweite Figur auf der Tafel) als in Norwegen vorkommend, abbildet. Die Abbildungen beider stimmen in der That sehr nahe überein, und es war sehr natürlich dass bisher die, überall mit strenger Kritik zu handhabende, Angabe Pontoppidan’s als eine Verwechselung des Vaterlandes angesehen wurde. Meine Bullia ampullacea führt jedoch nunmehr eine ganz analoge Form derselben Gattung zweifellos in die Polarfauna ein. Das Thier meiner Art hat einen grossen, scharf abgetheilten Fuss; die Masse der Leber und des Eierstockes erfüllt den spiralig gewundenen Sack, dessen Spitze insbeson- dere, wie gewöhnlich, auch der Eierstock einnimmt. Die Decke der Kiemenhöhle lässt nicht nur links die Kiemen durchscheinen, sondern es ziehen sich auch noch eine Menge ziemlich paralleler Streifen quer über dieselbe hin- über (fig. 2, 5). Schneidet man die Decke der Kiemenhöhle rechterseits auf, und klappt sie zurück, so sieht man, dass die eben erwähnten Streifen eine Folge des Durchscheinens der Anheftungen von ziemlich seltenen, aber hohen Querfalten (fig. 3, 5) sind, welche ich für Hilfsorgane der Athmung halten muss; diese Querfalten streichen bis zu den, wie gewöhnlich, aus einer Reihe dreiseitiger Plättchen zusammengesetzten Kiemen hin. Nach innen zu liegt der Kiemenreihe eine andere, aus vielen kleinen Wärzchen bestehende an, deren Bedeutung ich nicht zu deuten weis. Uebrigens sind die Kiemen, welche hier von dem Kiemengefässe umrandet werden, ausser unmittelbarem Zusammenhange mit den ge- nannten Wärzchen (fig. 3, ec). Fundort. Der Tugur-Busen und die grosse Schantar-Insel an der Südküste des Ochotskischen Meeres. 240 Mollusken. AXVE. LENBACHNA Lnmk. 37) Limacina arctica Fabr. Argonauta arclica, OÖ. Fabricii, Fauna Groenlandica, 1780, p. 386. Argonauta arclica, Scoresby, account of Ihe arctic regions, Pl. XVI, fig. 11. Limacina helicialis, Lamarck, Anim. s. vert., II, edit. Vol. VII, p. "36. Limacina helicialis, Reeve, Conchologia systematica, Vol. IL, p. 278, Pl. 245, fig. 3, (optima). Ein einziges Exemplar dieser Art fingen wir im offenen Wasser, zwischen der grossen Schantar-Insel und dem Festlande. Sie scheint dort in Menge vorzukommen; doch sahen wir sie nur am 5ten August, konnten aber, des Windes wegen, nur des einen Exempla- res habhaft werden, obgleich nicht wenige dieser, durch ihr, an die Daphnien errinnen- des, ruckweises Schwimmen schon von ferne im Wasser sich verrathenden Thiere, beim raschen Vorübersegeln gesehen wurden. Das Ochotskische Meer scheint höchst arm an Nacktkiemern zu sein. Während unseres ganzen Aufenthaltes an ‘* demselben sind uns nur zwei hierher gehörige Thiere aufgestossen, deren ich aber leider keines im lebenden Zu- stande zu beobachten Gelegenheit gehabt habe, und welche ich daher zu bestimmen nicht wagen darf. Von diesen kommt No. I. Taf. XVIIL fig. 8. (Das Doppelte der natürlichen Grösse.) auch an den Küsten des Russischen Lapıplandes vor, und ist von mir in meinen «Beiträgen zu einer Malacozooloyia Rossica, Heft II, p. 186 ‚» als No. IV erwähnt worden, Dieses Thier stimmt auf das Vollkommenste mit der Ab- "bildung überein, welche von Onchidoris Leachü Blainv. gegeben wird (vergl. Blainville, Manuel de Malacologie, 1827, Pl. XLVL fig. 8, und Cuvier regne animal, edit. accompagnee de Planches gravees, Mollusques, Pl. 30, fg. 1). Es ist aber keine Onchidoris, da die Oefinungen der Geschlechtswerkzeuge sich anders verhälten, auch hinten, in der Mittellinie, kein After zu entdecken ist. An Gestalt ist dieses Thier schlank, denn es hat, bei 19 m. Länge, 7 m. Breite und 6 m. Höhe, namentlich aber einen sehr gestreckten Fuss, der bei 15 m. Länge nur 3 m. Breite misst. Auf dem gelblichen Mantel stehen eine Menge etwas hellerer Punkte zerstreut, welche sich bei genauerer Be- trachtung als schwach, und einem Uhrglase ähnlich gewölbte Warzen ergeben, die vorn und auf den Seitenrändern sehr dicht, ja fast aneinanderstossend stehen. ; - Die oberen Fühler sind eingezogen, und an deren Stelle sieht man zwei Erhabenheiten, durch je 5 Wärzchen. gebildet, welche sich in Gestalt eines Vergissmeinnichts zusammenstellen, und in deren Mitte sich ein kreisförmiges Grübchen befindet, dessen Grund die eingezogenen Fühler füllen. f Die Kiemen, 8 an Zahl, verstecken sich zur Hälfte unter einen hügelig emporgetriebenen, warzenlosen, kreis- formig durchbrochenen Theil des Mantels, auf dem Hinterrücken. In der Fussrinne sieht man, rechts, nicht weit hinter dem Kopfe, zwei dicht hintereinander liegende wulstig mündende Oeffnungen, zwischen und über denen ein breites, kurzes Anhängsel emporsteht, Fundort. Die Südküste des Ochotskischen Meeres. No. U.: Taf. XVII, fiy. 42. (Das Doppelte der natürlichen Grösse.) Die Länge beträgt 8 m., die Breite 5,5 m. und die Höhe (mit Einschluss der Dorsalpapillen) 3,5 m. Der gesammte Rücken ist dicht mit Papillen bedeckt. Ueber dem Kopfe zeigen sich zwei kurze Fühler. Die Farbe ist braun. Fundort. Die grosse Schantar-Insel im Ochotskischen Meere. i Terebr. frontalıs. 241 Ich muss hier darauf aufmerksam machen, dass durch ein Versehen im 2ten Hefte meiner «Beiträge zw einer Maiacozoologia Rossica» diejenigen Nacktkiemer ausgelassen worden, welche Eschscholtz in Sitcha beobachtete; es sind Eolidia pinnata, Cavolina crassicornis, Cav. subrosacea er gl. Eschscholtz Zoologischer Atlas, 1829, etc. p. iA, Taf. XIX. fig. A, 2, 5, xvm. TEREBRATULA Muell. 38) Terebr. frontalis Midd. XVII, fig. 9 — 1. Testa suborbiculari, solidula, calcarea, incrementi periodis irregularibus aspera et punctis | microscopicis tessellata, sordide lutescente; valvis convexitate aequalibus; linea marginali rec- tiuscula integerrima; — valva dorsali postice producta, vie recurva, late truncata, fora- mine magno, latius aperto, area cardinali angusta, utrinque interiora versus denie cardi- nali terminata; — valva ventrali suborbiculari aut iransversim ovali, sulco mediano nullo, foveolis cardinalibus (ad recipiendos dentes) duabus, disjunctis lamella foveolata gemina, ex nate acuminata oriunda, introrsum divaricata et utrinque in ossiculum tenerrimum, mox bifurcalum, exeunte, quod scse arcui tenerrimo jungit, imposito suffulero quadrifurcato, sur- gente anle. centrum valcae, e lamellula lineae medianae adnata. Beiträge zu einer Malacozoologia Rossica, T. III, p. 2. Die Rückenschale hat, zumal von Innen betrachtet, einige Aehnlichkeit mit einem “menschlichen ‚Stirnbeine, weshalb ich auch den obigen Namen für diese Art gewählt habe. Die Maassverbältnisse sind: forma A. Long. ..: - Dat... %:% .. Diem. „ventr. : Diam. foramin. (18 m.) 1 : (18 m.) 1 NET : (3,5 m.) Y,; angul. card. 135°; pond. med. Gr. 9. EN: : forma A'. (15 m)1 : (13m) 1—', : (m) +": (3 m.) Y%: angul. card. 129°; pond. med. Gr. 6. Aus diesen Verhältnissen ist ersichtlich, dass die Gestalt nicht ganz unbeträchtlich schwankt. Der als Diagnose gegebenen Beschreibung, aus welcher ersichtlich ist, wie diese Art mehreres Eigenthümliche an sich trägt, so dass man sie fast als getrenntes Geschlecht an- sprechen könnte, habe ich nur wenige Erläuterungen hinzuzufügen. Voran sei es erwähnt, dass diese Art wahrscheinlicher Weise Deltidien besitzi, welche zwar bei allen Exemplaren die ich fand verloren gegangen waren, jedoch die Spu- ren ihres Außiiegens auf den Rändern der Area zurückgelassen hatten. Das sehr zarte Knochengerüste war auch nicht völlig unversehrt anzutreffen, doch scheint es mir sehr wahrscheinlich, dass die in der Abbildung fig. 11 gezeichneten ab- gebrochenen Enien der Gabelungen (einerseits des Mittelgerüstes, andererseits wiederum Biddendorff's Sibirische Reise, Bd. ii. Thil. 4. 31 er 243 \ Mollusken. des Schlossgerüstes), sich gegenseitig vermittelst eines, jederseits doppelten, Bogens unter- einander verbinden. Das innere Gabelende des Schlossgerüstes setzt sich übrigens dabei wahrscheinlich eben so wenig fort als bei Ter. Chilensis, deren Knochengerüste unsere Art sehr nahe kommt. Zunächst dem abgestutzten Ende der Rückenschale, sieht man Ken Grund der Oeff- nung von "% bis 5 querverlaufenden sattelförmigen Wülsten eingenommen (fig. 12), welche dem Stiele zur Anheftung zu dienen scheinen, und sich als zusammenhängendes Feld, von der abgestutzten Spitze an, bis zu einer Querlinie welche von einem Gelenkzahne zum anderen verläuft erstrecken. Auch an die äusserste Spitze der natis der Bauchschale scheint sich der Stiel*zu heften, wie ich aus dem Ansehen einer dort befindlichen kleinen rau- hen Fläche (fig. 11) schnee zu dürfen glaube. In der Mittellinie der Rückenschale zeichnet sich, hinter der Mitte, ein länglich-vier- eckiges Feld, das vielleicht eine Art Mantellinie sein mag; neben und etwas hinter diesem zeigten ein paar Exemplare och zwei andere viereckige Felder, möglicher Weise Muskel- eindrücke. Auf der Innenfläche der Bauchschale, hinter dem Knochengerüste und neben der er- habenen Leiste, welche demselben zum Ursprunge dient, lässt sich bei genauerer Unter- suchung jederseits eine grössere rundliche Vertiefung, ala der Eindruck der Leber, entdecken (fig. 11). Die Oberhaut ist dünn, fest haftend, gelblich, und es scheinen durch sie, sobald man sie mit der Lupe betrachtet, die im dichten Quinkunxe gruppirten Mündungen der kleinen Röhrchen durch, welche bekamntlich allen Terebrateln zukommen, die mit knieförmigen Armen versehen sind. Schleift man dünne ‚Platten, und betrachtet sie unter stärkeren Ver- grösserungen des Mikroskopes, so erscheinen sie, in der Fläche parallel dem Laufe der Röhrchen geschliffen, so wie es auf fig. 1% dargestellt ist. Schleift man dagegen die Platte in senkrechter Richtung auf die Röhrchen, so gewinnt man deren Querdurchschnitt fig. 13, wobei bisweilen die undurchsichtigere Füllniss der Röhrchen herausfällt, und ya durchsichtige rundliche Oeffnungen zum Vorscheine kommen. Fundort. Die Südküste des Ochotskischen Meeres. AIX. AWOMHA 1. 39) Amomia macrochisma Desh. Taf. XIX, fie. 1 — 5. Testa magna, ürregularüer ovata, inaequivalei, albo-viridula, irregulariter plicata ; valva superiore convexa, inferiore plana, late perforata; foramine integro, marginibus acutis pli- catis; valvis intus submargaritaceis, superiore macula magna, saturate viridi ornata. Revue Zoologique par la Societe Cuvierienne, 1839, p. 359. Guerin-Meneville, Magasin de Zoologie, Annde 1841, Pl. 3%, et Texte. Anomia macrochisma. 243 Deshayes hat diese ausgezeichnete Art nach dem einzigen Exemplare beschrieben, welches Gapit. Chiron von den Küsten Kamtschatka’s mitbrachte, und für eine grosse Seltenheit ansah. Auch ich traf sie im Ochotskischen Meere nicht lebendig an, sondern wurde dort nur zweier unvollständiger Schalen habhaft. Dagegen besitzt das Museum eine Menge von Schalen welche unterdessen durch den Präparanten Hrn. Wosnessenskij von den Aleuten eingesandt wurden. Es scheint mir, diese Art müsse in grösseren Meerestiefen häufig angetroffen werden. Deshaye’s höchst genauer Beschreibung habe ich hier nur wenige Ergänzungen und nur diejenigen Bemerkungen hinzuzufügen, welche nöthig sind, um einige Andeutungen dazu zu liefern, in wie weit diese Art Abänderungen unterworfen ist. | Beginnen wir mit der Gestalt. Diese ist allerdings etwas unregelmässig, jedoch bei keinem Exemplare queroval, sondern entweder ziemlich kreisrund, oder die Schlossgegend springt als stumpfer Stiel hervor, so dass der Gesammtumriss etwas birnförmig wird. In diesem Falle ist die Oberschale, dort wo sie den Körper des Thieres aufnimmt, sehr jäh emporgewölbt, während der den Mantel allein schützende Rand demjenigen der Unter- schale ganz flach anliegt. Die genannte Wölbung fehlt der Unterschale, welche selbst dann wenn sie sich frei entwickeln konnte, völlig flach, oder sogar, der oben erwähnten Wölbung der Oberschale entsprechend, etwas einwärtsgebuchtet ist. Bei freier Entwickelung zeigen beide Schalen jene Längsfalten, deren Deshayes er- wähnt, und grösseren Theiles sind sie so undeutlich wie sie von Deshayes beschrieben und abgebildet werden. Dagegen trifft man bisweilen Exemplare, an denen diese Längs- falten sich in der Regelmässigkeit entwickelt haben wie es die beiliegende Abbildung fig. 1 erläutert; man zählt deren dann bis 40. Deshayes fand die Oeffnung dieser Art in verschiedenen Rücksichten besonders auf- fallend, wählte deshalb auch den Namen: macrochisma. Hierin kann ich ihm nicht unbe- dingt beistimmen. Es gibt nämlich allerdings einzelne Exemplare, bei denen der Durch- messer der Oefinung sogar ‘/, der Gesammtlänge übertrifft; dagegen beträgt er meist nur '/,. Ferner kann ich Deshayes darin nicht beistimmen, dass die Oeffnung der Unterschale bei den meisten Anomien unvollständig sei, sondern finde sie bei allen eben so beschaf- fen wie bei An. macrochisma, nur dass bei dieser Art die Verschlusstbeile der Oeffnung weit massiver und daher minder vergänglich sind. Es legt sich nämlich hinter die, bald mehr kreisrunde, bald mehr längliche, Oeffnung, von links her ein grosser sattelförmiger Gelenkzahn , welcher rechterseits mit der Substanz der Unterschale entweder nur sehr schwach verwachsen, oder auch nur an sie angelehnt ist. Von aussen betrachtet, zeigt dieser Gelenkzahn eine abgeschrägte Furche (vergl. fig. "), den Eindruck des Aufhänge- bandes, dessen verkalkte Ueberbleibsel ich bei einem sehr alten Exemplare noch in der genannten Furche steckend fand. Die Innenfläche dieses Gelenkzahnes (fig. 5) greift in eine hufeisenförmige Gelenkfiä- * a: Mollusken. che, unter dem Gipfel der Oberschale, hinein, und Be sich mit dieser vermittelst einer nicht sehr starken Ligamentlage. Mehr oder weniger entfernt, vor dem Vorderrande der Gefiiner und etwas linker- seits, zeigt die Unterschale einen Muskeleindruck, der gewöhnlich etwas kleiner als jene Oefinung ist. "Einen ähnlichen, an Grösse der Oeffnung nahe kommenden Muskeleindruck hat auch die Oberschale im Grunde ihrer tiefsten Ausbuchtung. Es zeigt sich ‚aber eine auffallende Unbeständigkeit in Bezug auf diesen Muskel, indem‘ bald nur ein Muskelein- druck, von der angeführten Ausdehnung vorhanden ist, bald’ rechterseits vor demselben ein zweiter getroffen wird, der dem, übrigens ungeschmälerten, hinteren an Grösse nahe kommt (fig. 3); bisweilen fliessen beide zu einem einzigen zusammen, welcher dann min- destens eine 1'/, Mal so grosse Oberfläche einnimmt als die Oeffnung. Tief olivengrün oder pistaziengrün sind die beiden Schalen von innen, so weit der Körper des Thieres ihnen anliegt; die Oberschale mehr als die Unterschale. Der Rand ist nur schwach grünlich, bisweilen rein weiss, mit Perlmutterglanz. Das grösste Exemplar hat 90 m. im Durchmesser, und die Schalen sind bei erwach- senen Thieren so dick, dass man sie fast für Austerschalen halten könnte (einige Unzen). Die Dicke beträgt bei geschlossenen Schalen durchschnittlich '/, der Gesammtlänge. Fundort. Die grosse Schantar-Insel. xXX. MODIOLARIA Beck. 40) Modiolaria vernicosa Midd. Testa ovato-oblonga, abbreviata, umbonibus a latere antico valde remotis, tumida, tenui, iranslucente, laevi, area nulla, striarum radialium vestigüs obsoletis solummodo antice de- tegendis; extus aeque ac intus rubente-fusca; epidermide adnata vernicosissima; margine le- nerrimo, denticulato. | Die Maassverhältnisse sind: “Pong Lat. : Diam. ventr. : Ligam. Long. (10 m)1 : (tm) 2—°, : (65 m)’, : @& m.) %. | Diese auf Taf. XI, fig. 25 — 27 des 3ten Heftes meiner «Beiträge» abgebildete Art, welche in ihrer Gesammtform der Mod. nigra Gray nahe steht, allein noch gedrungener ist, als jene, unterscheidet sich von den ungestreiften Varietäten jener Art, durch den Mangel jeglicher Spur von. udn, auf der völlig gleichmässig konvexen Oberfläche ihrer Schalen. _ Die glänzende gelbliche Oberhaut haftet unzertrennlich an der Schalensubstanz, wel- che von ihr wie mit einem Lackfirnisse überzogen ist. Schabt man die Oberhaut ab, so tritt eine schmutzig-violette Färbung hervor. Mit Mühe unterscheidet man von aussen, auf dem Vorderende der Schale, 6 bis 8 Mytilus edulıs. 245 sehr verwischter Radialstreifen. Betrachtet man aber den Vorderrand von innen mit der Lupe, so lassen sich über 20, bis 26, Zähnchen zählen. Den Jungen dieser Art mag die Mod.? vitrea Holb. (Möller, Ind. Moll. Groenl. p. 19) "ziemlich ähnlich sehen; das «ligamentum minutissimum punctiforme» lässt aber aller- dings ein anderes Geschlecht vermuthen, wie das auch Möller schon angedeutet hat. Uebrigens steht unsere Mod. vernicosa der Mod. nigra Gray var. b* am nächsten, welche jedoch stets deutlich in Felder getheilt, und auch an den übrigen Kennzeichen leicht zu unterscheiden ist. Fundort. Die Südküste des Ochotskischen Meeres. Höchst selten. 11) Mod. nigra Gray. | Ueber diese Art habe ich die genaueren Frörterungen im IIlten Hefte meiner « Bei- träge zu einer Malacozool. Rossica p. 17» gegeben, daher ich auf das was dort gesagt worden verweisen muss. Hier genüge es, nochmals darauf aufmerksam zu machen, dass ich, trotz genauen Vergleichen, keinen haltbaren Unterschied zwischen Ochotskischen, Grönländischen, Norwegischen, und Europäisch-Russischen Exemplaren aufzufinden im Stande war; nur dass die Ochotskischen häufiger ein gestreiftes Hinterfeld besitzen, und auch die doppelte Grösse jener erreichen können. Fundort. Sehr häufig an den Südküsten a Ochotskischen Meeres a der 'Schan- tar-Inseln. XXI MYTELUS L. 12) Mytilus edulis L. Testa oblonga, compresso-angulata, versus basin tumidula, dentibus cardinalibus pluribus (3 — "), sub epidermide reflexa occultis; apicibus acutis, ad marginem basalem recurvis. Im 3ten Hefte meiner «Beiträge zu einer Malacozoologia Rossica» p. 25 habe ich aus- führlicher auseinandergesetzt, dass es unmöglich ist, den geringsten beständigen Unter- schied zwischen dem Mytilus edulis der Europäischen Küsten und dem des Ochotskischen Meeres nachzuweisen; doch lassen sich, bei sehr sorgfältigem Vergleiche, allerdings in so- fern kleine Verschiedenheiten hervorheben, als in diesem Meere diese, in jenem Meere andere Formen die häufiger anzutreffenden sind. Stellen wir vorerst die Maassverhältnisse fest: forma normalis A. Long. : Latit. - Diam. vent. : Ligam. long. No. 1. i (#9 m)A1.:. 2m) ,—Y, .: 2m Y,-Y :. (28 m.) +; angul. . apic. 45°; pond. 179 Gran. ee Mollusken. Long. : Latit. ; Diam. vent. 2. Ligam. long. ; No. 1. e Satan) en) ar Er) as angul., api- cat. 45°. forma lata A’. No. IM. TE ie el an- gul. apie. 50°. Dieses letzte Exemplar, No. II, war das einzige von so bedeutender Breite und Flach- heit, und mit zugleich ziemlich geradem Ligamentalrande, das ich am Ochotskischen Meere gefunden ; zu ihm machte No. II den Uebergang von dem Typus der Normalform im Ochotskischen Meere, dessen Maasse No. I versinnlicht. Es ist mithin dem Mytilus edulis des Ochotskischen Meeres vorzugsweise ein ziem- lich aufgetriebener Bauch, geringe Breite und (was aus den Maassen nicht ersehen werden kann) ein gleichmässig konvexer Hinterrand, nebst konkavem Basalrande, eigenthümlich. Die stärkste Auftreibung liegt aber dem Basalrande weit näher als dem Hinterrande (bei- spielsweise nur auf ein ‘/, der Gesammtbreite von dem Basalrande), und deshalb fallen die Wandungen, von der stärksten Auftreibung zum Basalrande hin sehr steil ab, und man wird, ähnlich wie bei Myt. minimus Poli, an die Bildungsweise dieses Randes bei Dreissena erinnert. Ueberdiess ist, wie gesagt, der Basalrand fast stets konkav gekrümmt, was, im Vereine mit der gleichmässigen Krümmung des gesammten Hinterrandes, den Li- Samentalrand mit inbegriffen, der ganzen Muschel ein beträchtlich gekrümmtes Ansehen gibt. Ganz ausnahmsweise steigert sich diese Krümmung zu dem ausgebildeten Grade ei- nes vollkommenen Myt. incurcatus Lamk., indem der Innenrand konkaver als gewöhnlich wird, und die Wirbel spitz und auseinandergespreitzt hervorstehen. Uebrigens lässt sich ein einzelnes Exemplar des Ochotskischen Meeres nicht von ein- zelnen Formen der Zappländischen Küsten unterscheiden. Die Farbe ist meist violettschwarz, seltener pechschwarz, und nur in der Jugend bei einigen wenigen Exemplaren braungelb. Ä Fundort. Das Ochotskische Meer. Ueberall häufig. XXEH. YOLDEA Möller‘). „3) Yoldia (Nucula) pygmaea Münst. Taf. XVIH, fig. 15 — 18. Testa minuta, tumida, tenuissima, laevissima, anlice rotundata, postice vix longiore, atte- 4) Wenn ich hier die Nucula pygmaea unter Yoldia aufführe, so geschieht dieses lediglich auf Loven’s Auto- rität hin. Ich muss aber daräuf aufmerksam machen, dass Möller’s Diagnose: «testa.... amlice valde, postice pa- rum hiante» auf die vorliegende Art nicht anwendbar ist. Cardıta borealıs. 247 nuata, subrostrata, obtusa; area lunulaque non distinetis; margine integerrimo; sinu im- pressionis palliaris profundo; dentibus imbricatis, (utringue 9 ad 12). Loven, Oefversigt af Kongl. Vet-Acad. Förhandlingar, 2 Äräng. 1845, p. 189. Nue. tenuis Philippi, Enumer. Moll. Sicü. Vol. I, p.:65, Tab. V, fig. 9. Nuc. pygmaea Münster, Philippi, ibid. Vol. II, p. 46. Nue. lenticula Möller, Index Mollusc. Grönlandiae, 1842, p. 17. Es kann keinem Zweifel unterliegen, dass die von mir am Taimyrfiusse in der Nähe des Mammuthes im subfossilen Zustande gefundene Nucula, vollkommen identisch ist mit der noch gegenwärtig in den hochnordischen Meeren lebenden Nuc. pygmaea Münst. Di- rekte Vergleiche mit Exemplaren welche aus Grönland und Norwegen herstammen über- zeugen mich davon, und ein Paar fossiler Exemplare aus Palermo, welche ich Philippi's Zuvorkommenheit verdanke, erlauben auch keinen Zweifel darüber, dass es wiederum die- selbe Art sei, welche wir zuerst fossil und dann erst lebend kennen gelernt. Mein Exemplar übertrifft jedoch alle übrigen die mir zu Gebote stehen nicht wenig an Grösse: Long. : Lat. : Diam. ventr. (5,5 m.) 1 : (72m) %, : (5m) 9, +"/,; cardine a parte antica (3,3 m.) ad ‘/, — '/,, lat. sito; dentium series in cardine sub angulo 150° confluunt; pond. med. Gr. 1. Die glänzende, bräunlich-grüne Oberhaut der lebenden, ist bei diesem Exemplare ab- gewittert und die Schale äusserlich weiss, kalkig und matt. Innen hat sich dagegen der Firnissglanz ziemlich gut erhalten. Die Zähnchen decken sich schindelartig, indem ihre Spitzen beiderseits vom Schlosse sich abwenden. Im Durchschnitte ist jedes Zähn- chen konkav oder gar winklig, mit der hohlen Seite gleichfalls vom Schlosse abge- kehrt. Die hintere der beiden ziemlich geradlinig verlaufenden Zahnreihen, übertrifft die vordere an Länge um ein Drittheil. Breite und Länge der Ausbuchtung des Mantelein- druckes kommen ohngefähr der Hälfte der Länge von genannter hinterer Zahnreihe gleich. Es kann diese Art mit keiner anderen verwechselt werden, als mit der Nuc. pellucida Phil. (l. c. Vol. II, p. 48, Tab. XV, fig. 9) deren spezifische Unterschiede von Nuec. pygmaea mir jedoch gleichfalls noch nicht hinreichend ausser Zweifel gestellt zu sein scheinen. Fundort. Im geschichteten Thone der Uferabstürze des unteren Taimyrflusses, un- ter etwa 75° n. Breite. . XXI CARDITA Lamk. 44) Cardita borealis Conrad. Testa suborbiculari, depressiuscula, albida, epidermide fusco-olivacea, crassa, umbones ver- sus paullulum decorticata, induta; radialim costata, costis octodecim, nunc angustis, com- pressis, nunc depresso-convexis, rugosis, vel obsolete-nodulosis. 248 Mollusken. Reeve, Conchologia iconica Pl. VII, Spec. 33. Gould, Invertebrata of Massachusetts, p. 9%, fig. 59. De Kay, Zoology of New-York, Mollusca, Part. V, p. 20%, Pl. XXL, fig. 247. Gray, Zoology of Capt. Beechey’s Voyage 1839, p. 152, Pl. kb, fig. 1. Venericardia borealis Conrad, Amer. Mar. Conch. No. 3, P. 8, fig. 1 (teste Reeve). ? Cardita spurca Sowerby, Reevel. c. Reeve’s Vermuthung, dass die Card. spurca Sow. hierher gehöre, hat sehr viele Wahrscheinlichkeit für sich, doch vermag ich darüber am wenigsten zu entscheiden, da ich nur ein einziges Exemplar dieser Art im Ochotskischen Meere antraf. Die Maassver- hältnisse desselben sind: Long. :: Lat. : Diam. venir. ; (19; m.) Anis (23.m.) Schajası, = (1 m.) ®/,; vertice ad (10,5 m.) /, — /, latit. sito; pond. med. 51 Gr. Die radiale Skulptur besteht bei meinem Exemplare aus 18 zwar zur aber. höchst flachrückigen Rippen, welehe untereinander vermittelst Linienfurchen ‘geschieden sind. Die Oberhaut ist fibrös, und dicht mit starken Anwachsstreifen besetzt. . Die Mitte des Basalrandes ist innen, den Rippen der Aussenfläche entsprechend, breit gezahnt. Fundort. Die Südküste des Ochotskischen Meeres. XXIV. CARDIUM 1. 45) Card. Californiense Desh. (nec Conrad) Taf. XIX, fig. 6 — 11. Testa fuscescente, ovato-iransversa, subinaequilatera, subcompressa, anlice rolundata, postice subangulata, radiatim costata; costis ("6 ad 48) convezis, postremis (cire. 19) tenerrimis et confertis, caeteris rotundato-planulatis, iransversim concentricis, incrementi periodis irregu- laribus nonnullis subinterruptis; valvis intus albis, marginibus erenato-dentatis; cardine uni- - dentato, altero bidentato; dente laterali postico vix perspicuo. Deshayes, Magasin de Zoologie par Guerin-Meneville, 1841. Mollusques, Pl. 17. Ein aus Unalaschka herstammendes Exemplar (vergl. des 3ten Beftes meiner «Bei- träge» Taf. XV, fig. 23 — 25), welches alle die ich im Ochotskischen Meere gefunden an Grösse übertrifft, hat mir die Gewissheit gegeben, dass mein Cardium des Ochotski- schen Meeres mit dem Card. Californiense Desh. identisch ist. Uebrigens scheint es fast gar nicht zu variiren. Die Maasverhaltnisse sind: Long. : Lat. :» Diam. ventr. No I. Forma genuina Aa (maximum; die Ins. Unalaschka). (St m) 1 : (69 m) d'/, : (ki m.) %,; vertice ad (22 m.) ‘/, latü. sio; an- gulo cardinali 120°; pond. med. Une. i'), et 120 Gran. : 2 Card. Calıforniense. 249 Long. : Latit. : Diam. ventr. No. II. Forma genuina (pullus; das Ochotskische Meer). (293 m.) 1 : (33 m.) 14+/, : (18 m.) %,— '/,,; vertice ad (12 m.) '/, + '/;, lat. sito; angulo cardinali 125°; pond. med. 81 Gran. Es ist mithin diese Art bedeutend flacher als das Card. Nuttallü, und auch gleich- seitiger; übrigens hat sie in den Umrissen des zugerundeten Vorderrandes, und des abge- schrägten Hinterrandes, vo!lkommene Aehnlichkeit mit demselben. Der hintere Seitenzahn ist, wie Deshayes richtig bemerkt, häufig nur schwach entwickelt; besonders finde ich dieses an der linken Schale erwachsener Exemplare, jedoch immer noch weit deutlicher als bei Card. Grönlandicum, mit dem Deshayes unsere Art in dieser Beziehung vergleicht ; auch deutlicher als es Deshayes Abbildung zeigt. Vorzüglich bei jungen Exemplaren ist dieser Zahn durchgängig deutlicher entwickelt. | Die Rippen sind rundrückig, etwa halb so hoch als breit, und entweder durch Li- nienfurchen oder jedenfalls nur durch sehr schmale Zwischenräume von einander geschie- den (2); in dieser Beziehung bildet das oben gemessene Exemplar No. I eine Ausnahme (B°), indem die Rippen so hoch sind als breit, und die Zwischenräume zwischen ihnen flach und halb so breit sind als die Rippen selbst. Diese Rippen sind übrigens glatt, nur dass sie in unbestimmten aber bedeutenderen Entfernungen von einander durch einige bo- gige Wachsthumsabsätze unterbrochen werden, welche bei alten Schalen gegen den Rand hin ziemlich dicht auf einander folgen. Man zählt im Ganzen etwa 146 bis 8 Rippen, von denen 37 bis 40 völlig entwickelt sind, während die 7 bis 9 des Hinterfeldes etwa nur halb so breit sind, als jene, und dennoch dicht aneinander gedrängt stehen. Die Farbe der Jungen ist schmutzig-gelblich, mit röthlicherem Wirbel; im Alter macht sich dagegen eine schmutzig-graubräune Farbe geltend. Die Muskeleindrücke ähneln denen des Card. Nuttallü. | Von dem letztgenannten unterscheidet sich die vorliegende Art, durch ihre grössere Gleichseitigkeit und geringeren Bauch, durch die Streifen des Hinterfeldes, den Mangel der Skulpturen auf den Rippen, die Anzahl der Rippen u. s. w. Wenn Deshayes auf Chiron’s Autorität hin anfübhrt, dass es weit grössere Exemplare gebe, so liegt dieser Angabe wohl eine Verwechselung mit C. Nuttallii zum Grunde. Näher als jenem steht das Card. Californiense dem Card. Islandicum, doch wird es nie so bauchig als jenes, obgleich die flachen Formen des Card. Islandicum gleiche Wöl- bung mit dem C. Californiense haben; ferner sind die Rippen hier rundrückig, dort drei- seitig mit scharfer Firste, hier auf dem Hinterfelde verhältnissmässig schmäler und dicht aneinandergedrängt, dort dagegen seltener und verflachter als auf den übrigen Feldern, hier 46, dort 36; die Schale des C. Islandicum ist ferner dünner u. s. w. Fundort. Der Tugurbusen und die Schantarinseln im Ochotskischen Meere. Middendorff's Sibirische Reise, Bd. II, Thl. 1, 32 250 | Mollusken. XXV. ASTARTE Sow. 46) Astarte Scotica Mat. et Rack. Taf. XX, fig. 1 — Testa subtransversa, cordata, inaequilaterali; plicis concentricis, grossis, rotundatis, aeque ac interslitia tenue striatis, 4 ad 5 pro quoque '/, Centim., vel totam valvae superficiem obtegentibus, vel solummodo vertici propiorem; margine intus ‚edentulo. Loven, Oefversigt af Kongl. Vet.-Akad. Förhandlingar, Andra Ärgängen, 1845, p- AM. Philippi, Abbildungen und Beschreibungen etc. p. 56, Tab. I, fig. 3. Turton, Conchylia Dithyra Insularum Britännicarum, 1848, p. 130, Tab. XI, fig. 3, 4. King, Annals and Mag. of Nat. Hist. 1846, Vol. XVIIT, p. 2". Ast. semisulcata Leach, Loven l. c. p. 190. Ast. semisulcata Leach, Philippi, l. c. p. 57, Tab. I, fig. 10. Ast. semisulcata Leach, Möller, Index Molluscorum Grönlandiae, 1842, p. 19. Ast. Garensis var.?, Lyell, Phüosophical Transactions of the Royal Society of Lon- don, Part. I, 1835, p. 36, Pl. II, fig. 17, 20. Astarte lactea Brod. and Sowerby; Gould. Invertebrata of Massachusetts, p. 80, fig. 47. . ; Venus sulcata Mont., Testacea Britannica, 1803, p. 131. "Astarte suleata Mont., De Kay, Zoology of New-York, Part. W, p. 221, Pl. 28, fig. 281. | Vorerst muss ich darauf verweisen was ich im 3ten Hefte meiner «Beüräge zu einer Malacozoologia Rossican p. #2 über das Geschlecht Astarte im Allgemeinen gesagt habe. Fassen wir die Kennzeichen zusammen, auf Grundlage welcher unsere neusten Bear- beiter die beiden Arten Ast. Scotica und semisulcata unterscheiden, so finden wir, dass der ganze Unterschied sich auf die mehr quere und ungleichseitige Form, nebst den ge- gen den Basalrand hin verschwindenden Falten der 4st. semisulcata gründet. Meiner Ue- _ berzeugung nach, die ich aus dem Vergleiche von mehr als 100 Exemplaren gewonnen, ist keines dieser Kennzeichen hinreichend, wie ich das am oben erwährten Orte ausführ- licher auseinandergesetzt. Nehmen wir fürs Erste die Gestalt ins Auge, so ist allerdings richtig, dass die bis- herigen Abbildungen (siehe oben) uns die Ast. Scotica vorzugsweise minder quergestreckt abbilden, als die Ast. semisulcata, doch - sind hierbei offenbar nur die extremen Formen einseitig hervorgehoben worden, indem der Unterschied dadurch völlig verschwindet, dass wir nicht selten sowohl die eine als die andere der weiter unten ausführlicher zu be- schreibenden Abänderungen der Skulptur von Ast. semisulcata, mit einer mehr und auch minder queren Gestalt vergesellschaftet finden. Deutlicher möge dieses durch die folgen- den Maassverhältnisse erläutert werden: Astarte Seotica. 251 Long. : Latit. : Diam. venir. No. I. Forma transversa 4?. (Die Küsten Lapplands). 31 m)1 : (22m) %,+'h; : (13,5 m.) Y-+'/,.; verlice ad (10,5 m.) '/, tot. latit. sito; pond. med. 86 Gran. No. I. Forma elatior. A‘ (Die Südküste des Ochotskischen Meeres). 28 m.) am; Im), verlice ad’ (10,5 m N, tot. Latit. sito; pond. med. 55 Gran. . | Die Gestalt der No. I ist bisher als für Ast. semisulcata karakteristisch angesehen worden, und unter diesem Namen bei Philippi (l. c.) recht gut abgebildet. No. II hat die Gestalt der Abbildungen von Ast. Scotica. Zwischen beiden stehen alle möglichen Zwi- schenformen. In Bezug auf die Wölbung der Schalen scheinen die Verschiedenheiten nur unbedeutend zu sein. Die Jungen stimmen in ihrer Gestalt mit den Alten überein, doch ist der Schlossrand vorn, dicht neben den Wirbeln, sehr konkav, und deshalb scheinen die Wirbel besonders stark hervorzustehen. Der Basalrand ist bei den meisten Exemplaren beträchtlich dick, doch bei vielen wie- »derum vollkommen zugeschärft. Diese Art erreicht die Grösse der Ast. compressa und corrugata nicht, indem das grösste Exemplar nur 3% m. Totallänge misst. Die Skulptur besteht aus konzentrischen, dicken, ziemlich rundrückigen und scharf ausgeprägten Falten, welche, insbesondere aber deren Zwischenräume, fein konzentrisch gestreift sind. Die Zwischenräume sind von derselben Breite wie die Falten, von denen durchschnittlich ?*, näher zum Wirbel (bei jungen) 5, und in der Nähe des Basalrandes bei alten Exemplaren 3'/, auf ‘/, Centim. gehen. Uebrigens erstrecken sich diese Falten, hier sowohl als bei allen 4starten, weder auf das Vorder- noch auf das Hinterfeld. _ Ausser der so eben beschriebenen Skulpturweise (2), welche re als die karakte- ristische für Ast. scotica (vergl. die zitirten Abbildungen derselben) und als bisweilen bei Ast. semisulcata vorkommend betrachtet wurde, und welche in gleich scharfem Gepräge die gesammte Schale mit Falten überzog, treffen wir aber bei erwachsenen Exemplaren recht oft, dass die Falten nur auf den Wirbeln und in deren Umkreisen deutlich ausge- prägt sind (3°), zum Basalrande hin aber verschwinden, und hier mithin sich nur die frü- her erwähnten Anwachsstreifen auf einer ebenen Fläche zeichnen (vgl. fig. 1). Die Scha- len von jungen Thieren dieser beiden Varietäten der Skulptur sind mithin von einander nicht zu unterscheiden, sondern erscheinen stets als Sculpt. B. Die Farbe der Oberhaut ist, wie bei allen Arten dieses Geschlechtes, in der Jugend braungelb, später röthlichbraun, schwarzbraun, oder endlich braunschwarz, da die Ober- haut mit zunehmendem Alter und mit zunehmender Dicke stets dunkler wird, auch sich dann leichter von der übrigens völlig weissen Schale löst.. 252 | Mollusken. Sollten die Zähnelungen des Innenrandes bei Ast. Danmoniensis nicht stichhaltig: sein, woran ich zweifele, so dürfte diese Art von der Ast. sulcata nicht mehr getrennt werden. Mit vollem Rechte hat Philippi die von Gould (I. c. p. 78) als A. sulcata Mont. beschriebene Art, unter dem Namen Ast. undata Gould getrennt. Obgleich ich nichts auf die von Philippi hervorgehobenen Unterschiede in den Gestaltverhältnissen beider Arten gebe, so ist doch Astarte undata durch die viel gröberen und seltener stehenden Falten (durchgängig nur je 3 auf ‘/, Cent.) scharf unterschieden. 47) Astarte compressa Mont. Testa subtransversa, cordata, inaequilaterali, tenuiuscula, compressa; plieis concentricis subti- lioribus, subirregularibus, 6 ad 7 pro quoque '), Centim., plerumque in ambitu valvarum superftciei evanescentibus ; interstitüis plicarum concentrice tenue striatis; margine intus eden- tulo et admodum plano. Eine einzige stark abgeriebene Schalenhälfte dieser Art, welche ich im Illten Hefte meiner «Beiträge zu einer Malacozoologia Rossica p. !Yk» genauer festgestellt, fand ich im subfossilen Zustande in einem Uferabsturze, ohnfern der Mündung des Taimyrflusses in das Eismeer. XXVE VENUS L. 18) Venus astartoides Beck. n. sp. Taf. XX, üg. 5 — 13. Testa calcarea, epidermide tenuissima, decidua, vernicosissima, ex flavo grisea obiecta; trans- versun ovala, inaequilaterali, subcordata, tumida; incrementi strüs et periodis irregulariter concentrice striata et subrugosa; margine integerrimo, crassiusculo; juventute lunula nec _ area ullis, in adultis maximis lunula lanceolata distincta; sinu palliari mediocri, angusto, angulo circ. 30° ad 40° in adultis aperto. Beiträge zu einer Malacoz. Rossica, Heft LII, p. 56. Als ich diese Art, welche ich mit Recht für neu hielt, Hrn. Dr. Beck in Koppen- hagen zeigte, so brachte er mir zu meiner Verwunderung ein Exemplar derselben Art, welches dem Königl. Privatmuseum aus Nahlsalik in Grönland zugekommen war. Meines Wissens ist sie übrigens nirgends im Drucke veröffentlicht worden, und ich behalte daher für sie den Namen den sie in jenem Museum führt, bei '). An Gestalt scheint diese Art nur sehr wenig zu variiren, abgesehen von einer mit zunehmendem Alter mehr und mehr zunehmenden queren Richtung, weshalb sehr grosse Exemplare ansehnlich ungleichseitiger sind, auch mit einem spitzeren Winkel vom Umrisse des Hinterrandes auf den Basalrand übergehen. 4) Im IlIten Hefte meiner «Beiträge zu einer Malacozoologia Rossica p. 56» glaubte ich die vorliegende Art zuerst veröffentlicht zu haben. Unterdessen ist uns die 5te Lieferung des Illten Bandes von Philippi’s Abbildungen und Beschreibungen neuer oder wenig gekannter Conchylien zugekommen, und ich finde dort die Yen. astartoides unter den Venus Tab. IX, fig. 4 (p. 61 des Textes) abgebildet und beschrieben. Saxıcava pholadıs. 253 Am deutlichsten wird dieses sich bei dem Vergleiche der beiliegenden Abbildungen mit den hier anzugebenden Maassverhältnissen ergeben: Long. : Lat. : Diam. ventr. No. I, Taf. XX, fig. 5— 6. (18 m) 1 : (2m)%,—' : (115m) /,— "5 verlice ad (6 m) Y,y +", lat. sito; pond. med. 33 Gr. No. II, Taf. XX, fig. 11 — 13. (30 m)1i : (16m) %,+'/ : (21 m.) %%,-+ '/,,5 verlice ad (12 m.) */, lat. sito; pond. med. 17% Gran. Die Skulptur ist weder ausgezeichnet noch regelmässig, und im Allgemeinen lässt sich darüber nur sagen, dass in dieser Beziehung der Name nicht unpassend gewählt wor- den, indem einzelne Exemplare fast dieselbe Skulptur wie etwa 4st. Scotica zeigen. Ge- wöhnlicher bilden sich aber, in gewissen Entfernungen (etwa ‘/, Centim.) von einander, konzentrische Wachsthums-Abstufungen, deren Zwischenräume konzentrisch schwach ge- streift sind. Die glänzende Oberhaut ähnelt einem dünnen aufgetragenen Firnisse, der leicht ab- springt, weshalb sie schon bei halbwüchsigen Exemplaren meist nur in der Nähe des Ba- salrandes zu finden ist. Die gewöhnliche Farbe dieser Oberhaut ist ein reines grauliches Weiss, das aber bisweilen in einen gelblichen oder gar grünlichen Farbenton übergeht. Die Mantelbucht ist bei jungen Exemplaren nur schwach ausgeschweift, dagegen bei erwachsenen ansehnlich mehr, und deshalb auch von spitzen Schneppen begrenzt, wie das aus dem Vergleiche der beiliegenden Abbildungen fig. 9, 10 und 12 einleuchtet. Fundort. Der Tugurbusen an der Südküste des Ochoiskischen Meeres; häufig auf niedrigem sandig-schlammigem Strande. xXXVEI SAXHICAVA Fleur. de Bellev. 49) Saxicava pholadis L. Taf. XXIV, fig. 1 —7. Testa ovato-angusta, transversa, inaequilaterali, aliyuando subeylindracea, incrementi strüs irregulariter striato-rugosa; alba, sub epidermide fuscescente; valvis hiantibus, marginibus simplicibus; cardine edentulo, subbiplicato. Deshayes, Guerin-Meneville Magasin de Zoologie, 1841, Pl. 40. Deshayes, Lamarck, Anim. sans vert. II edit., Vol. VI, p. 152. Sazxicava gallicana Lamarck, ibid. (teste Deshayes ). Saxicava gallicana Lamarck, Potiez et Michaud, Galerie des Mollusques Tme II, 184%, p. 266, Pl. 68, fig. 12, 13. Saxicava rugosa Lamark, An. sans vert., II edit., Vol. VI, p. 152. 254 | Mollusken. Saxicava rugosa Lupe Oef. af Kongl. Vetensk.-Akad. Förh. Andra Ärgäng. 1845, p. 19%. Saxicava rugosa Philippi, Enum. Moll. Sicil. Vol. I, p. 20, Taf. II, fig. %. Saxicava rugosa Reeve, Oonchol. Sysiemat. Vol. I, Pl. 50. Saxicava rugosa Lyell, Transaet. of ihe Geolog. Soc. of Lond. Vol. VI, I, p. 137, Pl. 16. fig. 7. Saxicava Grönlandica Potiez et Michaud, Pl. 69, fig. 1, 2. Sazxicava distorta Say, Gould, Invertebr. of Massach. p. 61, fig. 40. Saxicapa distoria Say, De Kay, Zoology of New-York, Part. V, p. 227, PI. 33, fig. 309, a, b. Mytilus. rugosus Pennant, British Zoology Vol. IV, 1777, p. 140, Pl. 63, fig. 72. Mytilus rugosus Donovan, Briüish Shells Vol. IV, Pl. 141. Mya byssifera Fabricius, Fauna Grönlandica, 1780, p. 408. Hiatella minuta Turton, Conch. Dithyra Ins. Brit. 1848, p. 24, Taf. II, fig. 12. Hiatella oblonga Turton, ibid. p. 25, Tab. II, fig. 13. Solen minutus L., Wood, General Conch. 1815, Vol. I, p. 139. Pl. 3%, fig. 5, 6. Obgleich Philippi (Enum. Moll. Sicü. Vol. I, p. 20, Tab. III, fig. 3) die Sax. arctica L. zu festigen bemüht gewesen, so bemerkt er doch in jüngerer Zeit (Zeüschr. f. Malakoz. 1845, p. 7%) dass es sehr schwer hält, diagnostische Kennzeichen für S. rugosa, pholadis und arctica zu geben, und dass namentlich die mit Dornen besetzten Kanten dem Jugendzustande der meisten Arten zukommen. Den genannten drei Arten haben nun neuerdings Potiez und Michaud (I. c.) noch die Sax. Grönlandica völlig grundlos hinzugefügt, denn die von ihnen unter diesem Na- men beschriebene und abgebildete Muschel ist als ein, stärker wie gewöhnlich gezahntes, Exemplar der Normalform von $. pholadis anzusehen, so wie diese sich im ungehinderten Zustande entwickelt und an den oben angeführten Orten von Deshayes, Reeve, Tur- ton (Taf. II, fig. 13) u. s. w. abgebildet worden ist. Diese Normalform finden wir, ohne Veränderung, in allen nordischen Meeren Russlands, bis an die Westküsten Amerika’s. Im Jugendzustande besitzt sie die bekannten mit Dornen besetzten Kanten. Am Schlosse ist die Andeutung eines Zahnes bald vorhanden, bald nicht. Das grösste Exemplar misst 145 mill. Gesammtbreite. Die Maassverhältnisse dieser Normalform möchten durch die folgenden am besten wiedergegeben werden: Long. : Long. ad ?/, lat. . Babe. : - Diam. ventr. Forma normalis AD. (Aa»m)A : (45m) 1+-'/, : 85m) 2+-%, : (lim) %— ‘as; vert. ad (8 m.) Y,— '/,, lat. sito; pond. med. 26 Gran. Der Basalrand ist, gegen seine Mitie hin, gewöhnlich etwas ausgeschweift, und die grösste Länge nicht in der Schlossgegend sondern etwa in der Mitte des Schnabels. Ein Sasxıcava pholadıs. 255 sehr stumpfer, radial verlaufender Winkel trennt kenntlich ein hinteres Feld ab. Die sehr zarte gelbliche Oberhaut haftet nur schwach auf der Oberfläche, welche selbst bei dünn- schaligen Exemplaren mit Anwachsrunzeln bedeckt ist. Der Manteleindruck ist gewöhnlich gar nicht zu unterscheiden, oder auf der glänzend-glatten Innenfläche zeigen sich einzelne kurz abgesetzte Fleckchen, ähnlich wie bei Panopaea (vergl. Taf. XXIV, fig. 1, 2). Hier mag noch einer schmalschnabligen Varietät des Ochotskischen Meeres erwähnt werden, welche ich Taf. XXIV, fig. 5—7 babe abbilden lassen. Sie bildet den Uebergang zu der von mir im Illten Hefte meiner «beiträge zu einer Malacozoologia Rossica» be- schriebenen Petricola gibbosa, der sie an Gestali schr nahe kommt, von der sie jedoch durch die Schlossbildung sowohl als durch den Mangel der Fllen. Streifen des Hinter- feldes deutlich unterschieden ist. Im Vergleiche mit der ächten Normalform der Sax. pho- ladis, der sie zunächst steht, ist sie durch den schmalen zusammengedrückten Schnabel, bei besonders starkem Bauche, ausgezeichnet. Ihre Maassverhältnisse sind: Long. : Long. ad ?/, lat. : Lat. : Diam. ventr. (417 m)1 : (5 m)1—Y, : (83m)2—'), : (14 m.) °/,-+ ‘5 vert. ad (9 m.) + '/4, lat. sito; pond. med. 36 Gran. Wird unsere Art, durch die Umgebung in welche sie sich gebettet, in bedeutenderem Grade am Wachsthume behindert, so nimmt sie an Breite ab, und wird dadurch sowohl gedrungener als auch meist gleichseitiger; das ist, zur Sax. rugosa (4a). Seltener wird der Vorderrand in seiner Entwickelung zurückgedrängt, und der Umriss der Schale hier- durch rhombisch, wie dieses für $. arctica als karakteristisch gilt (4'a?). Insbesondere muss ich aber hier auf höchst dickschalige Exemplare (D) aufmerksam machen, welche vorzugsweise im subfossilen Zustande vorkommen. Wir sehen bei Reeve (l. c. fig. ") ein derartiges, in der Jetztwelt lebendes, abge- bildet, das noch die Oberhaut an sich trägt. Im subfossilen Zustande erreicht diese Dicke bisweilen ein Extrem, wie mir solches von lebenden noch nicht bekannt ist, indem die Schalenwandung bis # mill. Dicke erreicht, wobei es häufig das Ansehen hat, als lägen mehrere Schalen in einander eingeschachtelt. Die Gestalt ist dabei bald die normale, bald die der var. rugosa, oder seltener auch der var. arctica. Diese dickschaligen Formen, wel- che uns zuerst aus Uddevala bekannt geworden, findet man im subfossilen Zustande so- wohl an der Lappländischen Küste, als in Nowaja-Semlja, am Ochotskischen Meere und am Taimyrflusse. Vom letzteren Fundorte herstammend wiegt eine, #4 m. breite, (2x 109) 218 Gr., und eine andere nur 30 m. breite gar (2x 80) 160 Gr. Beifolgende Abbildun- gen auf Taf. XXIV, fig. 2—%, geben einige dieser subfossilen Exemplare, extremer Dicke, des Taimyrlandes wieder. Die Analogie mit dem Lager zu Uddevalla ist unverkennbar, wenn wir Lyell in Philosoph. Transact of ihe Royal Soc. of London, 1835, P. I, p. 35, Pl. II, fig. 2# — 29 vergleichen. Fundort. Das Ochotskische Meer; der Taimyrfluss, in seiner ganzen Erstreckung (subfossil). 256 Mollusken. AXVEN. TELLINA L. 50) Tellina nasuta Conrad. Taf. XXIII, fig. 6 — 11. Testa magna, albida, epidermide tenui, fibrosa, cinerascenie, decidua induta ; ovato-oblonga, compressa, solida, inaequilaterali et postice nasuta, angulata s. biangulata, subflexuosa et inde subinaequivalvi, sinistra valva sola convexa; area postica distincta; dentibus primarüs sat magnis duobus, aliero bifido. Sinu palliari incongruo: valvae sinistrae maximo, a me- dia impr. musc. posiica primo versus cardinem leni arcu adscendente, dein recta via ad mediam impress. anticam porrecio; valvae dextrae, ab initiv eodem arcu ut supra, dein autem magnopere declive recia ad, impressionem palliarem descendente. Conrad, Journal of ihe Academy of Nat. Sc. of Philadelphia, 1837, Vol. VII, Part. II, p. 258. | Hanley, Sowerby Thesaur. Conchyl. Part. VI, p. 31%, Pl. 64, fig. 22%. Diese im höheren Alter an ihrem schnabelförmig spitzeren Hinterende, bei schönge- rundetem Vorderende, leicht kenntliche Art, hat in der Jugend einen minder entwickelten Schnabel, und ist dann vorzugsweise an der Form und Ungleichheit der Mantelbucht von der ihr zunächst verwandten Tell. lata Gm. zu unterscheiden, abgesehen davon dass bei der letzteren die Wirbel dem Hinterende mehr genähert sind, während sie bei der er- wachsenen Tell. nasuta ziemlich in der Mitte der Breite stehen, und die Ungleichsei- tigkeit nur durch die schrägere, in einen spitzen Schnabel des Hinterendes zusammenlau- fende Richtung des Hinter - und Basalrandes hervorgerufen wird. Auch von Tell. lutea Gray unterscheidet sich diese Art leicht durch die Gestalt ihrer Mantelbucht, welche übrigens bei der Tell. lutea auf beiden Schalen übereinstimmend ist. Die Maassverhältnisse sind: Long. : Lat. : Diam. venir. No. I. Forma nasuta (Das Beringsmeer). Taf. XXI, fig. 8 — 11. (36 m) 1 : (56m) %, +", : (15m) %-+ '/.; vertice ad (27 m.)'/, — \/,, lat. sito; pond med. 139 Gr. No. I. Forma truncata (Das Ochotskische Meer). Taf. XXI, fig. 6, 7. 293 m)i : 87m) %,— '/., : (11,5 m.) + '/,,; verlice aa (19 m.) '/, lat. sito; pond. med. 48 Gr. Das Hinterfeld ist deutlich gesondert, und scheint es deshalb um so mehr zu sein, weil die Schale etwas gewunden ist, indem die linke ziemlich konvex, die rechte dafür vor dem Hinterfelde gelinde konkav ist. Auf der rechten Schale läuft die Mantelbucht, wie gesagt, nicht in den vorderen Muskeleindruck aus, wie auf der linken, sondern in sehr abschüssigem Verlaufe, und geradlinig, der Mantellinie zu, mit welcher sie sich ver- einigt, bevor sie den vorderen Muskeleindruck erreicht hat, in einem Abstande von dem vorderen Muskeleindrucke welcher der Breite desselben gleichkommt. Fundort. Der Tugurbusen an der Südküste des Ochotskischen Meeres. Tellima lata. 257 51) Tellina Iata Gm. (nec Quoy et Gaim.) Taf. XXI, fig. 1 — 5. Testa albida, epidermide tenerrima, maxime decidua, cinerascente induta; ovata aut subo- vata; inaequilaterali, latere antico longiore; subaequivalvi, compressiuscula, solida; area po- stica vix distincta ; sinu palliari subcongruo, ejusdem figurae ac in Tell. edentula. » Loven, Oefversigt af Kongl. Vet.-Akad. Förhandlingar, 2 Ärgäng. 1845, p. 195. Tellina calcarea Chemn., Hanley, Sowerby Thesaurus Conchyliorum, Part. VI, p. 314, Pl. 62, fig. 183. Tellina calcarea Wahlenberg, Lyell, Transactions of the Geolog. Soc. of London, 1844, Vol. VI, Part. 1, p. 137, Pl. XVI, fig. 9, 10, 11. Tellina calcarea Gmel., Möller, Index Moll. Grönl. p. 20. Tellina proxima Brown, Philippi, Abbild. und Beschreib. ete. p. 25, Tab. III, fig. ". Tellina proxima Brown, Hanley I. c. p. 313, Pl. 66, fig. 264; Pl. 59, fig. 115. Tellina proxima Brown, Gray, The Zoology of Capt. Beechey’s Voyage, p. 15h, Pl. 44, fig. %. Tellina triangularis Wahlenb., Lyell, Philosophical Transactions of the Royal Soc. of London, 1835, Part. I, p. 36. Tellina sordida Couthouy, Boston Journal of Natural History, Vol. II, p- 59, Pl. III, fig. 11. Tellina sordida Couthouy, Philippi, Abbild. und Beschreib. etc. p. 25, Tab. III, fig. 6. . Sanguinolaria sordida Couthouy, Gould, Invertebrata of Massachusetts, p. 67. Macroma tenera Leach, Appendix to Ross Voyage (teste Hanley.). An Gestalt gibt es Webergansformen dieser Art zu den am Hinterende abgestumpf- teren jüngeren Individuen und Varietäten der Tell. nasuta, allein die Ansicht der Mantel- _ bucht schützt vor jeder Verwechselung dieser beiden Arten. Long. : Latit. ; Diam. ventr. (38m)1 : (53m) %—/s : (Mm) Y,— hs; vertice ad (23 m.) Y, + Y,, la!. sito; pond. med. 135 Gr. Das hier gemessene, ungewöhnlich grosse, Exemplar fand ich an der Südküste des Ochotskischen Meeres. Dagegen übertrafen die grössten die ich an der Lappländischen Kü- ste fand, Philippi’s Abbildung (l. ce. fig. 6) nur wenig, d. h. sie maassen #3 m. in der Breite. Uebrigens verändert sich die Gestalt nur unbedeutend, und stimmt vortrefflich mit den zitirten Abbildungen. An Exemplaren mittleren Wuchses bildet sich das Hinterende häufig zu einem spitzeren und, der Fläche nach, etwas gebogenen Schnabel aus, wie das die bei- liegende Abbildung (Taf. XXIII, fig. 3) eines solchen subfossilen Exemplares, aus den Uferabstürzen des Taimyrflusses, zeigt; doch darf man diese Bildung, welche vollkommen die Form der Tell. nasuta annimmt, nicht als jenen subfossilen eigenthümlich ansehen, sondern einerseits habe ich an der Dänischen und Lappländischen Küste ganz so gebil- Middendorff’s Sibirische Reise, Bd. II, Thl. 1. 33 258 Mollusken. dete lebende Exemplare der Tell. lata gelesen (vergl. Heft III meiner «Beiträge» Taf. XVII, fig. 9, 10), andererseits haben die meisten subfossilen vollkommen die Gestalt der normalen Abbildungen unserer Art. Uebrigens wird der genannte Schnabel nicht etwa dadurch gebildet, dass das Hinterende länger hinauswächst, wodurch die Lage der Wir- bel mehr in die Mitte der Breite versetzt würde; denn dieses ist nicht der Fall, da z. B. das oben erwähnte abgebildete Exemplar vom Taimyrflusse, das 28 m. Breite misst, den Wirbel auf 15 m. Entfernung vom Vorderrande (mithin Y,-+ ‘/,,) hat. Die Schnabel- form wird vielmehr dadurch hervorgerufen, dass der Basalrand sich nach hinten zu mehr abschrägt, und mithin liesse sich diese Art sogar an der minder medianen Stellung‘ der Wirbel stets von der Tell. nasuia. unterscheiden. Wegen der Mantelbucht ist noch zu bemerken, dass diese bei me Abbildun- gen, im Vergleiche mit meinen Exemplaren, sich zu wenig dem vorderen Muskeleindrucke nähert (vgl. die beiliegende Taf. XXI, fig. 1, 3, %, 5). Insbesondere mache ich darauf auf- merksam, dass die Mantelbucht, obgleich in ihren Umrissen bei beiden Schalenhälften über- einstimmend, dennoch auf der linken Schale weit mehr, und zwar bis auf einen kleineren Zwischenraum als die Breite des vorderen Muskeleindruckes beträgt, sich diesem vorderen Muskeleindrucke nähert. Im Alter, und auch sonst nicht selten, sind die Individuen dieser Art ziemlich dick- schalig, so dass ein Exemplar von 39 m., 9% Gr. wiegt. Doch bleiben einzelne auch bis zu einem mittleren Wuchse noch ziemlich dünnschalig ; ein solches wiegt, bei 27 m. Ge- sammtbreite, nur 16 Gran. Jüngere sind immer dünnschalig, zerbrechlich und leicht. Die Farbe ist stets ein kalkiges Weiss, und nur ausnahmsweise sieht man, unter der (bei Erwachsenen fast nie vorhandenen) Oberhaut, einen gelblichen oder roth-bräunlichen Anflug die Schale überziehen. Meine subfossilen Exemplare vom Taimyrflusse machen je- doch hierin eine Ausnahme, indem sie graubläulich sind; wahrscheinlich durch Vivianit gefärbt, da sie im Lehme ohnfern der Knochenreste des Mammuth gelesen wurden. Es steht diese Art, zumal meine Ochotskischen Exemplare derselben, der Tell. secia Gonrad (vergl. Philippi, Abbild. und Beschreib. p. 90, Taf. IV, fig. 2) bis auf das «nitida» sehr nahe, so dass ich an die Nothwendigkeit erinnern muss, beide in zZ genauer, als es bisher geschehen, von einander zu trennen. Fundort. Die Südküste des Ochotskischen Meeres; im Thone der Uferabstürze des Taimyrllusses, unter nahe 75° nördl. Breite, auf dem Platze den ich Parrot benannt habe, und auch in der Nähe des Mammuth, etwas nördlich von demselben. 52) Tellina lutea Gray Taf. XXI, fig. 2, 3. Testa magna, calcarea, albida' aut pallide rosea, epidermide vernicosa, decidua, tenuissima, subeiridi aut fuscescente obtecta ; oblongo-subtrigona, subaequilaterali, subinaequivalei, com- pressiuscula; margine basali subrecito; area poslica distincta; dentibus primarüs in utraque valva duobus minulis, aliernatim inter se insertis, aliero simpliei, altero bicuspidato ;_ sinu Tellına edentula. 259 palliari mediocri, impressione, a media impr. musc. post. descendente, et denique nonnihil retro flexa, impressionem palliarem mediam fere petente. Hanley, Sowerby Thesaurus Conchyliorum Part. VI, p. 306, Pl. 59, fig. 103; Pl. 65, fig. 249. . Tellina alternidentata Brod. et Sow., The Zoologecal Journal, Vol. IV, 1829, p. 363. Tellina alternidentata Brod. et Sow., Gray, The Zoology of Capt. Beechey’s Voyage, 1839, p. 153, Pl. 4%, fig. 5. Tellina Guildfordiae Gray, Griffith, Animal Kingdom by the Bar. Cuvier, Vol. XII, Pl. XIX, fig. 2. Es ist dieses eine der grössten Tellinen, welche nicht minder durch ihre Gestalt aus- gezeichnet ist, als gut dargestellt in den so eben zitirten Abbildungen; nur vermisse ich überall die Ansicht der Mantelbucht, welchem Mangel durch die beiliegende Abbildung abgeholfen werden soll. Die Gestaltverhältnisse dieser Art verändern sich mit vorrückendem Alter fast gar nicht; das grösste Exemplar das wir besitzen misst: Long. : Lat. : Diam. venir. (50 m) 4 : (7m) %,+-', : (18 m.) + /,,; vertice ad (36 m.) /, + '/,, lat. sito; pond. med. Une. '/, et 166 Gr. Der Vorder- und Hinterrand verlaufen ziemlich gerade, so dass’der Schnabel des Hinterendes höchst unbedeutend ist, wenn man ihn mit der Zurundung des Vorderen- des vergleicht. Ziemlich deutlich scheidet sich dagegen am Hinterende der Schale ein Feld, das desto schärfer winklig begrenzt ist, je näher zum Wirbel. Die Anwachsstreifen sind deutlich; bei einem einzigen und zwar ungewöhnlich gros- sen Exemplare ziehen sich höchst obsolete radiale Streifen über die Anwachsstreifen fort. Für sehr karakteristisch halte ich den Verlauf der Mantelbucht, welche sich auf bei- den Schalen vollkommen entspricht. Es beginnt die Mantelbucht von der Mitte des hin- teren Muskeleindruckes, und verläuft nun, ohne die geringste Ausbuchtung in der Rich- tung gegen die Wirbel hin, sanft abhängig gegen den Basalrand und vorwärts; sie erreicht aber den vorderen Muskeleindruck nicht, sondern biegt sich früher, auf der Entfernung der Breite dieses letzteren, mit einem unbedeutenden Haken zurück, um sich mit der Man- tellinie zu verbinden. Es lässt sich keine Spur von Seitenzähnen entdecken. Am beständigsten sind die beiden Enden der Schale innen rosenroth gefärbt; doch bleiben viele völlig weiss. Fundort. Die grosse Schantarinsel; selten. 53) Tellina edentula Brod. et Sow. Taf. XXI, fig. 1. Tesia magna, albida, non mulium transversa, orbiculari-subirigona; subaegilaterali, latere antico longiore; subaequivalvi, margine dorsali uirinque valde declivi; area postica incon- spicua; dentibus minimis, sublamellosis; sinu palliari congruo, magno, impress. musc. anti- * 260 Mollusken. cae valde approximato, altamen cum hac non confluente sed denique retroflexo, et ra! valde acuto cum impressione palliari sese jungente. The Zoological Journal, Vol. IV, 1829, p. 363. Gray, The Zoology of Capt. Beechey’s Voyage 1839, p. 15%, Pl. 1, fig. 5; Pl. ‘4%, fig. 7. Hanley, Sowerby Thesaurus Conchyliorum Part. VI, p. 315, Pi. 65, fig. 243. Wir besitzen nur zwei Exemplare dieser ausgezeichneten und grossen Art, welche vorzüglich mit der auf Taf. 4%, fig. 7 gegebenen Abbildung Gray’s übereinstimmen; min- der dagegen mit der zweiten hier oben angezogenen Abbildung Gray’s, und noch weniger mit der Abbildung Hanley’s. = Ansicht der Innenfläche füge ich hier, der Mantelbucht wegen, bei. Die Gestalt dieser Art ist an ihrer bedeutenden Länge, und deshalb kaum überwie- genden Breite, auf den ersten Blick kenntlich; sie scheint jedoch in Bezug auf das Ver- hältniss dieser beiden Maasse, zu einander, etwas veränderlich zu sein. Long... : Lat. : Diam. ventr. ME (58 m) 1 : (63 m.) ,—", : (22,5 m.) /,-+ 5 vertice ad (34,5 m.) + Ya latit. sito; pond. med. ‘/, Unc. et 210 Gr. Hiernach unterscheidet sie sich von allen übrigen Arten hinlänglich. Die rechte Schale ist ansehnlich konvexer als die linke. Die Mantelbuchten beider Schalen sind sich fast, aber nicht ganz, gleich. Von der Mitte des hinteren Muskeleindruckes der linken Schale z. B. steigt die Mantelbucht schwach gegen den Wirbel empor, und dann mit eben so schwacher Neigung gegen die Mitte des vorderen Muskeleindruckes hin abwärts; doch erreicht sie diesen Muskeleindruck nicht, sondern bleibt, sich dem Basalrande zubeugend, von jenem Muskeleindrucke vermittelst eines sehr schmalen Raumes geschieden, beugt sich dann, in der Nähe des Manteleindruckes, diesem anfangs fast parallel, zurück, und verschmilzt mit ihm, etwa gegenüber der halben Breite der Schale. Die Mantelbucht der rechten Schale kommt mit der der linken überein; bis auf einen grösseren Abstand derselben vom vorderen Muskeleindrucke. Wenn nämlich der Zwischen- raum zwischen diesem und dem Grunde der Mantelbucht auf der linken Schale nur einem Viertel der Breite des vorderen Muskeleindruckes gleichkam, so ist derselbe Zwischenraum auf der rechten Schale eben so gross als die ganze Breite des vorderen Muskeleindruk- kes beträgt. Das Ligament ist stark entwickelt. Der Vorderrand verflacht sich in unmittelbarer Nähe der Wirbel zu einer kaum merklichen Andeutung eines Flügels. Fundort. Der Tugurbusen an der Südküste des Ochotskischen Meeres. 54) Tellina solidula Pultney Taf. XXH, fig. 3— 6. . Testa albida (lutea, aurantia) aut rosea, epidermide tenerrima, maxime decidua, lutescente, cinerascente aut fuscescente induta; rotundato-ovata, subaequilaterali, magis minuspe solida Tellma solıdula. 261 et ventricosa; margine basali arcuato; dentibus angustissimis et saepe obsolelis; sinu palliari congruo, ab inferiore impr. musc. post. parte exeunte, et, mediante arcu, tum leniter tum di- stinctius versus cardinem surgente, denique magna declivtate ad impressionem palliarem antrorsum descendente (nec hie retro flexo, uncinato). Hanley, Sowerby Thesaurus Conchyl. p. 318, Pl. 59, fig. 109, 110. Wood General Conchol, 1815, Vol. I, p. 193, Pl. 46, fig. 2. Lamarck, Anim. sans vert., II edit., Vol. VI, p. 206. Krynicki (Loripes roseus Andrj.) Bullet. des Nat. de Moscou, 1837, No. II, p. 62. Tellina carnaria Pennant, British Zoology, Vol. IV, 1777, p. 88, Pl. 19, fig. 32. Tellina balthica L., Philippi, Enumer. Molluse. Sie. Vol. II, p. 22; Vol. I, p. 28. Tellina balthica Lyell, Philosophical Transactions of London, 1835, Part. I, p. 33, Pl. II, fg. 1 — *. Tellina grönlandica Beck, Lyell Transactions of Ihe Geologie. Soc. of London, 1841, Vol. VI, I, p. 137, Pl. XVI, fig. 8 a, b. | Tellina fusca Say, Philippi Abbild. und Beschreib. p. 2", Tab. III, fig. 3. Tellina fusca Say, Hanley !. c. p. 316, Pl. 59, fig. 117. Tellina frigida Hanley, Proceedings of ihe Zoolog. Soc. of London, 1844, Part. XIT, p. 1%3. Tellina frigida Hanley, Sowerby Thesaur. Conchyl. p. 327, Pl. 59, fig. 1:9. Tellina Fabricii Hanley, Sowerby Thesaur. Conchyl. p. 318, Pl. 59, fig. 112. Tellina inconspieua Brod. et Sowerby, Zoologie. Journal, Vol. IV, 1829, p. 363. Tellina inconspieua Brod. et Sowerby, Gray, Zoology of Capt. Beechey’s Voyage, p- 153, Pl. #1, fig. 6. Tellina inconspicua Brod. et Sowerby, Hanley, !. c. p. 317, Pl. 59, fig. 120. Psammobia solidula Turton, Conch. dithyra Insul. Brü. p. 95, Pl. VIII, fig. 2. Psanmobia fusca Say, Journ. Acad, Nat. Sc. Philadelphia, V, p. 220, (teste Gould). Sanguinolaria fusca Say (et Conrad), Gould, Invertebrata of Massachusetis p. 66, fig. "2. | Die Synonymie dieser Art ist, wie wir sehen, zu einem so mächtigen Schwalle her- angewachsen, dass es zum unumgänglichen Bedürfnisse geworden, diese Art möglichst genau zu mustern, zumal der grössere Theil dieser Synonymie der Neuzeit angehört, und meine Ansichten mit denen der letzten Bearbeiter des Geschlechtes Tellina im Wider- spruche stehen, da Philippi und Hanley die Splitterung der Arten zu erläutern, und mithin zu befestigen gesucht haben. Voran muss ich meinen Ansichten das ihnen ee Gewicht gegen die eben angeführten Autoritäten dadurch zu verschaffen suchen, dass ich anführe, wie ich meine Untersuchungen an vielen Hunderten von Exemplaren angestellt habe, welche aus den verschiedenartigsten Gegenden herstammen, und dass ich mich nicht nur durch das Vor- kommen aller möglichen Uebergänge, sondern namentlich durch das Vorkommen aller, der 262 Mollusken. hier in eine einzige Art zusammenfallenden, Arten unter den entgegengesetzten Meridia- nen, von der völligen Richtigkeit meiner synonymischen Angaben überzeugt habe. Beginnen wir wiederum ‚mit der Gestalt. In dieser Beziehung: ist diese Art unter al- len nordischen leicht an ihrem rundlichen Umrisse, ihrer geringen Grösse und dem ziem- lich starken Bauche zu erkennen. Long. : Lat. : - Diam. ventr. | No. I, forma normalis A«‘D (ungewöhnlich grosses Exempl.; von der Lappl. Küste). (24 m.)1 : (29m) %/,—'%, : (1% m) + "5 vertice ad (14 m.) /, — '/,, lat. süo; pond. med. Gr. 52. | No. II, forma normalis A«’D’” (vom Beringsmeere). (17 m)1 : (22m) /,—', : (75 m) 4, '/s; verlice ad (12 m.) /,-+ "/,, lat. sito; pond. med. Gr. 8. No. III, forma anomalo-nasuta Aa’a‘D” (von der Küste des Russ. Lapplandes). (18 m) 1 : (19m) %; + Ya : (65 m.) '/,-+ 5; vertice ad (8,5 m.) Y,— ‘io lat. sito; pond. med. Gran. %. Während No. I so ziemlich die Normalform, bei einem etwas stark gewölbtem Bau- che, wiedergibt, ist No. Il schon mehr, doch nicht ungewöhnlich, in die Breite gezogen, namentlich aber ausnahmsweise flach für ein in dem Grade ausgewachsenes Exemplar, und No. II ist ein monströses Exemplar, dessen Hinterende sich zu einem Schnabel verlängert hat, was übrigens in geringerem Grade sehr häufig anzutreffen ist, hauptsächlich aber dadurch hervorgerufen wird, dass der Basalrand sich, gegen das Hinterende hin, stärker abschrägt. Die Form der Mantelbucht scheint bei dieser Art nicht ganz (13 m) %/,— ; vertice ad (5% m.) Ynd> /,, la sito; pond. med. 3 Une. et 134 Gr. Junge Exemplare sind ziemlich dünnschalig und haben einen noch weniger ee benen Bauch, (etwa %/,— ‘/,). Das grösste Exemplar misst 143 m. Gesammtbreite. Philippi hat diese Art neben die ihr zunächst stehende M. solidissina Chemn. ge- halten, und die Unterschiede deutlich herausgestellt. In dieser Beziehung mache ich na- mentlich auf die bedeutend grössere Mantelbucht unserer Art aufmerksam, welche den hinteren Muskeleindruck an Flächenraum ansehnlich übertrifft , oder zum wenigsten ihm gleich kommt. | Weder ein vorderes noch hintere Feld lassen sich unterscheiden, sobald man die von der Oberhaut entblösste Schale vor sich hat; doch scheidet das äussere Ansehen der Oberhaut deutlich ein hinteres Feld von der übrigen Oberfläche, vermittelst einer scharf- abgesonderten, im frischen Zustande wahrscheinlich mit langen Wimperhaaren besetzten Linie. | Je jünger das Thier, desto heller ist die, im mittleren Alter strohgelbe, Oberhaut. Im Alter wird sie grünlichbraun und allmälig immer dunkler, doch scheint mir die Diagnose Philippi’s «epidermide nigra» nicht passend. Philippi gibt an, dass diese Art eine Spisula Gray sei, und in de That klafft sie, obgleich sehr unbedeutend, genau zwischen den Wirbeln; überdiess auch etwas am Hin- terende. Fundort. Der Tugurbusen, an der Südküste 'des Ochoiskischen Meeres. XXX. LYONSHA Turt. 56) Eyonsia Norvegica Chemn. Taf. XXIV, fig. 8 — 1. Testa transversim oblonga, subinaequivalei, tenui, epidermide cinerca, opaca, tenerrima, strüs elevatis radiantibus (circ. 20) ornata; latere anlico rotundato, postico longiore subiruncato. Lyonsıa Norvegıca. 265 Lyonsia striata Turton, Conchylia dithyra Insul. Britannie., 1848. p. 35, Tab. III, fig. 6, 7. Lyonsia gibbosa Hancock, Ann. and Magaz. of Natur. Hist., 1846, Vol. XVIII, p. 388, Pl..V, fig. 11, 12. Mya striata Moniagu, Linn. Transaci. Vol. XI, Tab. 13, fig. 1 (teste Gray). Magdala striata Brown,.Brit. Shells, Tab. 11, fig. 2 (teste Gray). Anatina striata Gray, App. Ross Voyage (teste Hancock). Myatella siriata Brown, (lest. Gray et Loven). Mya Norcegica, Chemn., Conch.-Cab. Vol. X, p. 345, Tab. 170, fig. 1647, 1648. Mya hyalina Conrad, Journ. Phil. Acad. Nat. Sc. VI, p. 261, Tab. 11, fig. 12 (teste Gouthouy). Pandorina, Gray, Annals of Nat. Hist. Vol. IV, 1840, p. 305. Pandorina arenosa Möller, Index Mollusc. Grönlandiae, 1842, p. 20. Amphidesma corbuloides Lamarck, An. sans vert., I edit., Vol. V, p. 492. Osteodesma. corbuloides Desh., Lamarck anim. sans vert., II edit., Vol. VI, p. 85. Osteodesma hyalina Gouthouy, Boston Journal of Nat. Hist. Vol. II, p. 166. Osteodesma hyalina Couth., Gould, Invert. of Massach. p. 46, fig. 31. Osteodesma hyalina Couth., De Kay, Zoology of New-York, Part. V, p. 234, Pl. XXX, fig. 311. Die vorstehende lange Reihe der Namen reicht hin, um auf den ersten Blick die Stürme in Erinnerung zu rufen, denen die Synonymie dieser Art ausgesetzt gewesen, und zwar ebenso sehr in Bezug auf das Geschlecht dem sie angehört, als in Bezug auf ihren Artwerth. we i Nachdem zuerst Deshayes (l. c.) die Amphidesma corbuloides Lamarck’s mit Recht als ein besonderes Geschlecht gesondert hatte, war es Gray (l. c.) der zuerst den grös- seren Theil der Synonymie berichtigte. Gray zog auch diejenige Art welche Philippi als Pandorina corruscans Seacchi beschrieben hatte (Ann. of Nat. Hist. Vol. IV, 1810, p. 294; aus Wiegm. Arch. 1839, II) hierher, doch widersetzt sich Philippi dem nach- drücklich, wenn gleich für mich nicht überzeugend, im Ilten Bande seiner Enum. Molluse. Stell. p- 15. Wenn ich es nun auch nicht wagen durfte, Philippi’s Art unter die Synonymien » aufzunehmen, so konnte ich es dennoch nicht unterlassen, die Osteodesma hyalina Couth., selbst gegen die ausdrückliche Protestazion des Nordamerikanischen Forschers, hierher zu ziehen, da geographische Gründe meine übrigen verstärken. Jedenfalls vermag ich, nach sorgfältigem Vergleiche Norwegischer und Grönländischer Exemplare, mit mehreren von mir im Ochotskischen Meere gefundenen, gar keinen Unterschied herauszufinden. Dagegen lassen sich, unter den Lyonsien des Ochotskischen Meeres, von den unbezweifelt mit L. Noreegica identischen, andere unterscheiden, deren Schalen minder ungleichseitig sind; doch selbst diese, welche ich unter anderen Umständen ohne Zögern für neu ansehen 34 Middendorff’s Sibirische Reise, Bd. 11. Thl. 1. 66 Mollusken. würde, werde ich hier als blosse Varietäten derselben Art beschreiben, obgleich es mir an Material mangelt, um hierüber mit Sicherheit entscheiden zu können. . Long. : Lai. : Diam. ventr. No. I. Forma inaequilateralis, compressior, de. (12 m) 1 : (23m) 2—'/, :.(7 m.) ',-+/,; vertice ad (8 m.) ', latit. sito; pond. med. % Gran. No. Il. Forma aequilateralis, veniricosior, ata!4?. (16 m)1 : (2#+m)2—/, : (10.m.) +"); vertice ad (10 m.) '/;, + /,, lat. sito; pond. med. 12 Gran. Diese bauchigere No. II glaubte Hancock zu einer neuen Art, L. gibbosa, erheben zu müssen ; unser Exemplar würde dazu noch leichter verleiten können, da es zugleich minder quergestreckt ist, doch scheint die Gestalt, die Abstutzung: des Hinterendes, das Klaffen u. s. w. recht veränderlich zu sein. Die Mantelbucht ist kaum merklich. Von in- nen sind die Schalen mit einer schwachen Perlmutterschicht überzogen, welche äusserlich nur an abgeriebenen Stellen, mithin zuerst an den Wirbeln, hervortritt. Auf der Perlmut- terschicht liegt eine dünnere kalkige, mit ausgesprochenen aber unregelmässigen Anwachs- streifen, und diese ist mit einer sehr zarten, rauhen, aschfarbenen Oberhaut bekleidet, welche mit etwa 30 radialen, emporstehenden, liniengleichen Radialfältchen, in ziemlich gleichen Abständen von einander geziert ist. Im frischen Zustande scheint die Oberhaut mit mikroskopischen Zöttchen besetzt zu sein. Fundort. Die grosse Schantarinsel und der Tugurbusen in der Südküste des Ochot- skischen Meeres. xxx MYAL. 57) Mya truncata L. Taf. XXV, fig. 11 — 1. Testa transversim ovata, postice breviore et truncata; sinu palliari late aperto (latiore quam profundo). Mya priapus vel Mentula marina Stelleri, Tilesius Mem. de l’Acad. de St. Peiersb., Tme VIII, p. 295, Tab. IX. Ein grosser Theil der Zoologen und Paläontologen Englands unterscheidet die Mya truncata L. und die M. Uddecalensis Forbes, deren spezifische Trennung ursprünglich um so mehr Gewicht zu haben schien, als erstere Art eine in der Jetztwelt lebende ist, letztere dagegen für nur fossil angesehen wurde. Seit jedoch M. Uddevalensis als noch gegenwärtig lebend nachgewiesen worden, erhoben sich einige Stimmen, unter denen na- mentlich Lyell, dafür, die beiden genannten Arten zusammenzuziehen. Nach einer genauen Musterung einer Sammlung von über 100 Exemplaren aus den verschiedensten Gegenden, muss ich mich ganz dafür erklären, dass die genannten Arten nur Varietäten einer und Mya truncata. 267 derselben Mya truncata sind, welche mit jeder dieser beiden Varietäten sowohl lebend als fossil angetroffen wird. Man suchte aber die Hauptunterschiede für M. Uddevalensis, deren erste Aufstellung durch Forbes (Mem. of the Geolog. Survey, Vol. I, p. 07) mir übrigens leider nicht zu- gänglich ist, in: '1) der grösseren Abgestutztheit und: geringeren Länge des Hinterendes der Schale; 2) der schrägen Richtung dieser Abstutzung, in Bezug auf die Queraxe der Schale; 3) der geringen, etwa '/, (bei M. truncata dagegen '/,) der Schalenbreite betra- genden Tiefe der Mantelbucht; #) der Form des Schlosszahnes. In Bezug auf diese Un- terschiede kann ich nur bemerken, dass die Verschiedenheiten der extremen Abweichun- gen allerdings höchst augenfällig sind, dass jedoch alle möglichen Uebergänge vorkom- men. Der Unterschied in der Form der: Mantelbucht ist auch grösseren Antheiles nur scheinbar, da man nicht berücksichtigte, dass der Grund der Mantelbucht mit Beständig- ‚keit ohngefähr den Wirbeln entspricht, weshalb seine, im Verhältnisse zur Gesammtbreite der Schale wechselnde Tiefe, meist nur scheinbar ist, und durch die eintretende Ver- kürzung des Hinterendes bedingt wird. Die Form des Schlosszahnes ist, nach meinen Erfahrungen, nicht ein Mal im Stande, die M. truncata von der M. arenaria zu trennen, wie die bisherige Diagnose es wollte. Folgende Massverhältnisse (wobei a die Sfeieeisete a” dagegen die am Hin- _ terende verkürzt — gestutzte Form bezeichnet) werden, nebst den hier beigefügten Ab- bildungen, und den wenigen vorhandenen welche zitirt De konnten, den Gegenstand des Zwiespaltes verdeutlichen: Long. : Lat. : Diam. ventr. No. I. a4?«!. (19 m.) 1 : (8% m.) %,-'/), : (34 m) + '/; verlice ad (19 m.) Y,-+-Y, latit. sito; pond. med. 1 Une. No. II. a4!«, Taf. XXV, fig. 11, 12. (64 m) 1 : (70m) ,—', : (89 m.) %,-+ "65 verlice ad (12 m) Y,--', latit. sito; pond. med. 1 Unc. 112 Gran. No. II. a’Ada Var. Uddevalensis Taf. XXV, fig. 13, 14. Mya Uddevalensis Forbes, Hancock, Ann. and. Mag. of Nat. Hist., 1846, Vol. XVIII, p. 337. Mya truncata, var. pelagica King, ibid. p. 242; p. 233 Noia, und p. 236. Mya truncata Lyell, Transact. of ihe Geolog. Soc. of Lond. Vol. VI, 1841, p. 137. Pl. XVI, fig. 5, 6. | (38 m) 1 : (50m) ,—', : (25 m.) ”,; verlice ad (32 m.) Y, + "/, latit. sito; pond. med. 39% Gran. | No. I ist die extreme Form derjenigen Gestalt-Varietät welche man vorzugsweise ab- gebildet findet, vgl. z. B. in Lister Synops. meth. Tab. 428, fig. 269; Encyclop. meih. Pi. 229, fig. 2, a, b; Chemnitz, Vol. VI, Tab. I, fig. 1, 2; Pennant, British Zoology, 4 268 i Mollusken. Vol. IV, 1777, Pl. 41, fig. 14; De Kay, Zoology of New-York, Part. V, p. 240, Pl. 29, fig. 289. | Dagegen stimmt No. II nahe mit der Abbildung überein, welche Donovan (Nat. Hist. of Brü. Shells, Vol. III, Pl. 92) und Tilesius (l. c.) gegeben. No. II ist, wie gesagt, die Mya Uddevalensis der englischen Schriftsteller, welche Lyell (l. c.) schr tref- fend hat abbilden lassen und welche häufig so dickschalig, mit tief eingeprägtem Man- teleindrucke, als sie dort abgebildet worden, De wird, allein gleichfalls nicht sel- ten dünn ist. Gould ist mir in der Erfahrung vorangegangen, dass das Hinterende bald quer bald mehr und mehr schräge abgestutzt vorkommt, und deshalb kann dieses Kennzeichen nicht zur Unterscheidung der M. Uddevalensis von der M. truncata, var. pelagica King, benutzt werden, welche letztere nichts als die Uebergangsform zwischen den beiden eben genann- ten Arten ist. Ob aber, wie King voraussetzt, die M. Uddevalensis den tieferen Regio- nen, namentlich der Korallinen-Zone, eigenthümlich sei, darüber vermag ich nichts zu sagen. Jedenfalls ist das kürzere Hinterende der M. Uddevalensis schon in frühester Jugend deutlich, und wird nicht etwa erst während des Wachsthumes so gestaltet. Fundort. Die Südküste des Ochotskischen Meeres. 58) Mya arenaria L. Testa transversim ovata, subaequilaterali, postice subangulata,; sinu palliari angustius aperto (saepissime profundiore quam lato.). Diese Art wechselt in Gestalt und Ansehen „elften und sogar ist es bisweilen. schwer, sie von M.-truncata scharf zu sondern; der Form des Zahnes nach, wie die mei- sten Diagnosen wollen, ist es unmöglich , und da man durch blosses Abstutzen des Hin- terendes jede M. arenaria in eine M. truncata verwandeln kann, so leuchtet ein, dass die- jenigen Fälle wo der Schnabel des Hinterendes der M. arenaria nicht gehörig entwickelt ist, zu einigen Zweifeln Veranlassung geben können, insbesondere aber bei ganz jugend- lichen Individuen. | | \ Als bestes unterscheidendes Kennzeichen, für solche zweifelhafte Fälle, glaube ich die Form der Mantelbucht hervorheben zu müssen, deren Oefinungswzite bei Mya arenaria fast stets durch die Tiefe derselben übertroffen wird, während das umgekehrte Verhält- niss bei M. truncata immer statt findet. Doch mache ich ausdrücklich darauf aufmerksam, dass dieses nur ein Hilfsmittel, nicht aber ein entscheidendes Mittel ist, und dass einzelne Fälle vorkommen, welche uns An as dformen zwischen den beiden in Rede ste- henden Arten schen, \ Zur Erläuterung der vorkommenden Gestaltabänderungen gebe ich folgende Maass- verhältnisse und Zitate der dazu gehörigen Abbildungen: No. I. Forma’ normalis A. Chemn. YJ, Tab. I, fig. 4; — Pennant Brit. Zeol. IV, Pl, 42, fig. 16; — D.o- Machaera costata. 269 novan Br. Sh. Vol. III, Pl. 85; — Reeve Conchol. System. Pl. XXXIII; — De Kay Zool. of New-York Part. V, Pl. 30, fig. 290. Long. : Lat. : Diam. ventr. ("6 m) 1 : (71m) % +", : (2b m) %,— '/,; vertice ad (3% m.)'/, — "/,, lat. sito; pond. med. 1 Unc. et 46 Gr. No. II. 4a! Taf. XXIV, fig. 12. (7 m)A : (67m), — "is : (37 m.) %, + '/45 wertice ad (36 m.) Y,-+",, lat. sito; pond. med. A Unc. 80 Gr. No. IH. 4°. (+4 m)1 :.(80 m) , +", : (29 m.) + '/,,5 vertice ad (36 m.) Y, — Y,, lat. sito; pond. med. 1 Unc. 40 Gran. Die Form der Mantelbucht und der Unterschied in der Gestalt derselben lassen sich nicht füglich durch die Beschreibung versinnlichen, sondern mögen aus den Abbildungen entnommen werden. Fundort. Die gesammte Südküste des Ochotskischen Meeres. xxx PANOPAEA Menar d. 59) Panopaea Norvegica Spgler. 1 h % Testa transcersa, latere antico breviore, ovata; medio coarctata; postice longiore, truncata ; angulis duobus inflatis, radialibus, obsoletis, in areas tres subpartita; cardine saepe sube- dentulo. . Ueber diese Art ist das, was im dritten Hefte meiner «Beiträge zu einer Malacozoo- logia Rossica p. 77» erörtert worden, zu vergleichen. Die einzige Schalenhälfte welche ich gefunden, stimmt ganz mit der Pl. IV, fig. 4, a, von Chenu’s Illustrations Conchyliologiques. Fundort. Der Tugurbusen an der Südküste des Ochotskischen Meeres. XXXEN. MACHAFRA Gould (? Aulus, Oken). 60) Machaera costata Say. Testa alba vel glauca, epidermide tenace, vernicosissima, viridescente, lutea aut fusca, ob- tecta; Iransverse oblongo-ovali, postice plerumque nonnihil dilatata, utrinque fortiter hiante; sinu palliari impr. musc. posticam magnitudine bis fere superanie; impressione palliari a margine basali remota. Gould, Invertebrata of Massach. p. 3%, et fiy. zylogr. in p. 2. De Kay, Zoology of New-York, Part. V, p. 244, Pl. 32, fig. 31. 270 h Mollusken. Solecurtus Nuttallü Conrad, Journal of the Academy of Natural Sciences ar Phila- delphia, Vol. VII, Part. II, p. 232, Pl. 17, fig. 9. Solecurtus costatus Say, American Conchology Pl. 18 (teste Gould). Solen cosiatus Say, Journal Acad. Nat. Se. Vol. II, p. 315 (teste Gould). Solen costatus Say, Chenu, Illustrations ER NIES Pl. VIII, fig. 2. Solen nitidus Chenu, ibid. fig. 1. Solen splendens Chenu, ibid. fig. 3. Solen Americanus Chenu, ibid. fi ig. 4, 5. Solen medius Gray, Zoology of Capt. Beechey’s Voyage, 1839, p. 153, Pl. 44, fig. 2. Solen maximus Wood (nec Chemnitz), General Conchology, 1815, p. 129, Pı. 31, fig. 3. ? Solen tenuis Broderip and Sow., The Zoological Journal Vol. 2 1829, R 361. ? Solen altus Brod. et Sow., ibid. p. 362. Agassiz (Memoire sur les moules des Mollusques, 1839, p. 42) frischte, so viel mir bekannt, zuerst in neuerer Zeit die Thatsache auf, dass Oken schon lange vor den fran- zösischen Schriftstellern vorgeschlagen, das Geschlecht Solen zu zerfällen, und von den typischen Arten dieses Geschlechtes diejenigen, unter den Namen Aulus und Macha, zu trennen, welche nach dem Typus der beiden längstbekannten abweichenden Arten, S. ra- diatus und S. sirigilatus gebildet sind. a Ohne das Geschlecht Aulus Oken’s zu kennen, sondern mit! alleiniger Berücksichti- gung von Solecurtus Blainv. (dem nach dem Prioritätsrechte der Name Macha vorgezo- gen werden muss), stellte Gould (l. c. p. 32) sein Geschlecht Machaera, auf Grundlage der Arten M. nitida und costata, auf. Gould begründet das Geschlecht, sofern, es aus der Schale kenntlich sein kann, vor- züglich auf Eigenthümlichkeiten in der Zahnbildung, welche jedoch, dem zufolge was, meinen Erfahrungen gemäss, unten Platz finden soll, so unbeständig sind, dass sie keinen festen Halt gewähren. Das Vorhandensein der Innenrippe ist nach Gould selbst nicht be- ständig, und somit scheint es sehr misslich, die Geschlechter Macha und Machaera den Schalen nach zu unterscheiden. Desto haltbarer scheinen jedoch die Verschiedenheiten der Thiere, wenn wir nament- lich im Poli (Test. utr. Sic. p. 59, Tab. XII) die Anatomie -des $. strigilatus L., als Repräsentanten des Geschlechtes Macha, nachschlagen, und sie neben die Beschreibung die Gould vom Thiere Machaera gegeben, halten. Es scheint zweckmässig, eine genauere Beschreibung des, schon auf Taf. XXI, fig. 4, 5 des 3ten Heftes meiner «Beiträge» ab- gebildeten, dort jedoch nur von einer kurzen Erklärung der Abbildungen'begleiteten, Thie- res, an diesem Orte nachzutragen. Der Mantel ist fast genau bis zur Hälfte des Thieres aufgeschlitzt, a aber fest verwachsen. Der äusserste Mantelrand ist verdickt, und sondert sich in drei Platten, de- ren innerste und äusserste ganzrandig und glatt sind; die letztere d. h. die äusserste Machaera costata. Ti Platte, schiebt sich zwischen die Innenfläche der Schale und den umgeschlagenen Saum der Oberhaut hinein, als offenbares Absonderungsorgan dieser Randgebilde der Schale. Die mittlere der drei Platten des Mantelrandes ist mit dicht nebeneinander stehenden flei- schigen Hervorragungen besetzt, welche am Vorder- und Hinterrande sehr klein, dagegen auf dem ganzen Verlaufe des Basalrandes stark entwickelt, und zwar von der Innenseite her konisch und glatt sind, von aussen her besehen aber einem Baumschlage ähnlich verästelt erscheinen. Der Stummel der eingezogenen. Athemröhren ist dicht mit kegel- und zitzenförmigen Warzen besetzt. Der lange Fuss hat den Hauptantheil an der Masse des Thieres, ist bald nach seinem Ursprunge knieartig gebogen, im Durchschnitte oval, und endet mit einer abgestutzten Fläche, deren grosse Axe durch die Andeutung eines Kieles bezeichnet wird. Zwei grosse, nur oberflächlich gefurchte, halbkreisförmige Kiemenplatten erstrecken sich jederseits, von hinten her, vorwärts bis zur Hälfte des Thieres; die innere dieser bei- den überragt vorwärts die äusseren. Vor diesen beiden, und bis zum Munde hin, befinden sich zwei dreieckige, spitz zulaufende kleinere Kiemenplatten, welche auf ihren gegen ein- ander gerichteten Flächen dicht mit tiefen Faltungen besetzt sind. Schneidet man hinter dem Ligamente den Mantel ein, so liegt an der lie Hälfte des Schlossrandes das Herz nebst seinem Hauptgefässe ganz frei vor. Da mir keine Beschreibung oder Abbildung, noch weniger aber ein Exemplar des Thieres von Aulus radiatus zu Gebote stehen, so vermag ich die mir höchst wahrschein- liche Identität des Geschlechtes Machaera mit Aulus nicht positiv auszusprechen, wenn auch Gould den Solen radiatus als eine Machaera zitirt; deshalb habe ich einstweilen den Gould’schen Namen an diesem Orte beibehalten. - Die vielen mir vorliegenden Exemplare der Mach. cosiata beweisen, dass die Zähne des Schlosses im höchsten Grade veränderlich sind; ich werde also, um dieses ausser Zweifel zu stellen, einige der Hauptformen dieser Abänderungen des Zahnbaues erläutern, und verweise zugleich auf die Abbildungen fig. 6 — 10 der Taf. XXI. des 3ten Heftes meiner «Beiträge»; übrigens kann man auch mehrere Abbildungen in den zitirten Figuren Chenu’s finden, welcher, hauptsächlich der verschiedenen Zahnbildung nach, jene verschie- denen Arten aufgestellt hat, die ich hier alle vereinige. Als Typus der Zahnbildung mögen wir die von Gould (l. c. p. 32) beschriebene und (ibid. fig. 25) abgebildete betrachten, wo die linke Schale drei, die rechte nur zwei Zähne hat, unter denen der am meisten nach hinten stehende, dem Rande fast parallel ° und in die Länge gezogen ist. Nur finde ich, als Abweichung von Gould’s Angabe, dass der mittlere Zahn der linken Schale nicht gespalten ist. Der eben beschriebene Typus verändert sich aber mitunter dergestalt, dass an der köch! ten Schale: entweder ein dritter vorderer Zahn hinzutritt, oder auch der hintere Zahn verschwindet, so dass nur ein einziger hoch emporstehender Zahn zurückbleibt, welcher 272 | Mollusken. in einem Falle an seiner Spitze gekerbt ist. Jedenfalls ist die Zahnbildung der rechten Schale, trotz den qualitativen Abweichungen, denen zufolge der Zahn bald kaum sicht- bar, bald über # m. hoch ist, dennoch quantitativ beständiger als die der linken. Die linke Schale zeigt die grössten Unregelmässigkeiten, sowohl der Grösse, Stellung als namentlich der Zahl nach, indem bald einer der beiden Seitenzähne, bald sogar beide verschwinden, mithin im letzteren Falle nur ein einziger nachbleibt; oder es zeigt sich noch ein vierter Zahn. Die Mannigfaltigkeit des Vorkommens erleidet die grössten Kom- plikazionen, da ausserdem die Stellung dieser Zähne, die Grösse derselben, und nament- lich das Verhältniss der Grösse, den vielfältigsten Wechseln unterworfen ist. Ein anderes Kennzeichen weiches man gleichfalls zu Unterschieden hat benutzen wol- len, ist die Richtung der rippenartigen Leiste, welche, vom Schlosse auslaufend, auf der Innenfläche in der Richtung der Längsaxe gegen den Basalrand hin ausläuft. Diese Leiste pflegt zwar gewöhnlich in Bezug auf die Queraxe der Schale etwas nach vorn gerichtet zu sein, d. h. einen Winkel von etwa 80° zu bilden, doch findet man nicht selten Indi- viduen bei denen diese Leiste mit der Queraxe einen Winkel von 90° oder gar 100° bil- det, d. h. vom Schlosse aus etwas schräge gegen das Hinterende gerichtet ist. Auf die erwähnten Unbeständigkeiten der bisherigen unterscheidenden Kennzeichen fussend, habe ich die von vorn herein gegebenen starken synonymischen Zusammenziehungen gewagt. Sollten unter dem was ich für eine Art gehalten, zwei Arten verborgen sein, was ich nicht glaube, so wären jedenfalls die Unterschiede von Grunde aus neu herauszufinden. Die Gestaltverhältnisse dieser Art sind: Long. adcard. : Long. maxima : Lat. : Diam. ventr. No. I, A. (65 m.) 4 : (3 m)1+', : (152m) 2+', 2..(36: m.) na ver- tice ad (3% m.) '/,— Vs5 lat. sito; pond. med. 3‘, Unc. et 218 Gr. No. I, 4a‘ (68 m.) 1 : (78 m.) 14+'/, : (141 m.) Br Ya 2 (tem) ty nr), 5 ver- tice ad (36 m.) '/, lat. sito; pond. med. 3‘), v4 et‘ 56 Brain, No. II, 4?’«X. (#9 m.) 1 : (#9 m.) 1 (121 m.) 2+'/, 2 (22m) Y,— ',,; verlice ad (36 m.) '/, + '/,, lat. sito; pond. med. '/, Une. et 158 Gr. No. IV. (29 m.) 1 ::82 m) 1-+'/), : (6em) 2-%, 2 (13 m) Y%,— hs; verlice ad (15 m.) '/,— '/,, lat. sito; pond. med. 68 Gr. Aus dem grossen Schwanken dieser Maassverhältnisse ist ersichtlich, wie sehr unsere Art auch in Bezug auf die Gestaltverhältnisse abweichen kann. Gewöhnlich ist die Länge der hinteren Schalenhälfte etwas bedeutender als die der vorderen; dass jedoch auch hier- von Ausnahmen vorkommen, mögen die Maasse der No. Bi beweisen, welche in ihrem ganzen Verlaufe von gleicher Länge ist. No. II war ein ungewöhnlich hohes (langes) und Umio complanatus. 273 bauchiges Exemplar, dagegen No. IV die Normalform des Ochotskischen Meeres wieder- gibt. Das Hinterende ist bisweilen etwas abgestutzt. Die Farbe anbelangend, so ist die Schale entweder ganz weiss, oder auf ihrer Innen- fläche bläulich gefärbt. Sehr selten schlägt diese Färbung in Gestalt von ein Paar radialen Strahlen auf die Aussenfläche durch, was bei den Massachusetts’schen Exemplaren weit ausgeprägter zu sein scheint. Die Oberhaut ist firnissglänzend, häutig, zäh, grünlichgelb und im Alter, namdhtlich bei dickschaligen Exemplaren, bis zu einem grünlichen tiefen Braun dunkelnd. Bisweilen lassen sich einzelne rothbräunliche konzentrische Binden unterscheiden. Fundort. Bucht Lebäshja, der Südküste des Ochotskischen Meeres. SÜSSWASSER- UND LAND-MOLLUSKEN. AXXEV. UNEO Brus. 61) Unio (Alasm.) complanatus Solander. Taf. XXVII, fig. 1—6. Testa transversim rhomboideo-ovata, iumida, inaequilaterali, latere postico anticum circ. bis superante, subnasuto; margine cardinali primo paullulum surgente, deinde arcu oblique des- cendente; margine antico aequaliter rotundatio; margine basali rectiusculo, saepius nonnihil reiuso; umbonibus non mulium prominulis, plerumque erosis; superficie externa inerementi strüs aspera, epidermide e fusco nigra obtecia; superficie interna margaritacea, disco coloris salmonaceo-rubicundi; dente cardinis dexiri valido, pyramidato, acuminato; dente postico cardinis sinistri suleulis superficialibus multifido. Gould, Invertebrata of Massachusetts, 1841 p. 107. fig. 68, 69, 70. Obgleich ich diesen Unio nicht selbst in Sibirien gefunden, so gehört er doch ganz unumgänglich hierher, damit es uns möglich wird, eine richtige Ansicht über den zoolo- Middendorff's Sibirische Reise, Bd. 11. Thl. 1. 35 Pre ‚Mollusken; gisch-geographischen Werth der Najadeen S’ibiriens zu gewinnen; deshalb habe ich oben- siehend die genaue Diagnose des Unio complanatus nach einer Reihe von Exemplaren gegeben, welche Herr Wosnes’ens’kij aus dem äussersten Osten S’ibiriens, aus Kam- ischatka, mitgehracht. Gould’s meisterhafte Beschreibung (a. a. O.), nebst den dazu gehörigen Abbildun- gen, passt übrigens ausnahmslos vortrefllich zu den vor mir liegenden Exemplaren, so dass es keinem Zweifel unterworfen sein kann, dass in Kamtschatka nicht nur dieselbe Art als in Nordamerika vorkommt, sondern es sind sogar genau dieselben Varietäten, wie z. B. alle diejenigen der Form, welche Gould hat abbilden lassen. M Diese - Art steht unserem Unio margaritifer L. im Allgemeinen recht nahe, und ich zweifele nicht daran, dass es in Nordamerika häufige Uebergangsformen zu der Alasmod. arcuata Barnes geben müsse, welche identisch mit unserem Unio margaritifer L. ist. | Die typische Form des Unio complanatus unterscheidet sich aber von derjenigen des europäischen margaritifer 1) durch eine gedrungenere, minder quergestreckte, fast rhomboidale Gestalt; 2) durch den in Folge der Zustutzung des Hinterrandes, und der Einbuchtung des Basalrandes gebildeten, abwärtsgeneigten, kurzen Schnabel; 3) vorzüglich karakteristisch durch die vollkommen an das Fleisch der Rothlachse erinnernde, rothe Färbung der Innenfläche. Die typische Gestalt des Unio complanatus entspricht also im Grossen fast ganz genau derjenigen des europäischen Unio reniformis. Die Gestaltung der Zähne stimmt zwar auch mit der Beschreibung Gould’s voll- kommen überein, allein seine Abbildung: ist dagegen gänzlich verfehlt, weshalb ich bei- liegend eine naturgetreue Ansicht des Schlosses wiedergebe. Ich glaube übrigens nicht, dass die Zähne als Unterschiede der beiden einander nahe stehenden Arten benutzt wer- den dürfen; denn einerseits finde ich bei dem europäischen Unio margaritifer die Zähne, gleich wie auch die Dicke der Schalen, bald nur unbedeutend, bald viel kräftiger entwickelt; andererseits ist das Schloss des Unio complanatus gleichfalls nicht wenig veränderlich, so dass z. B. an einzelnen Exemplaren der hintere Zahn der linken Schloss- hälfte völlig fehlt. In der geringen Entwickelung, oder besser in dem völligen Fehlen der Seitenzähne stimmen aber beide Arten untereinander überein. Häufig trifft man auch das Schloss ausgefressen an. Schmutzig-braungrünliche Flächen, mit etwas metallischem Schimmer, werden in der Nähe der meist stark angefressenen Wirbel’ blossgestellt. Auch in dem sehr häufigen Vorkommen der Perlbildung stimmt unsere Art mit dem Unio margaritifer überein. Die Maassverhältnisse eines recht kräftig und typisch entwickelten Exemplares ergeben: Breite 93 mill.; Höhe (an den Wirbeln) #4 mill.; grösste Höhe (an der Hälfte der Ge- sammtbreite) #3 mill.; Dicke des Bauches 32 mill. Fundort. Kamtschatka; im See Mjäkeshino des Südendes (Lopatka) dieser Halbinsel. Uno Dahurieus. 275 62) Unio (Alasm.) Dahurieus Midd. Taf. XXVI, fig. 3—5. Testa transcersa, elongato-ovata, compressa, fusca; margine ventrali recto, vel quammi- nime reluso; latere postico anlicum quater ad quinquies superante; margine cardinali recli- usculo, ab anlico margine usque ad ?/, lalitudinis totius testae paullulum adscendente et abinde in rostrum symmelricum rotundatum exeunte; umbonibus eis prominulis, erosis; dentibus cardinalibus pareis: dexiro obtuso, sulcatulo, sinistris obsoletioribus, acutiusculis z dentibus lateralibus nullis. Unio Dahuricus n. sp. Middendorff, im Bullet. phys.-mathem. de U’ Acad. de St.- Petersb. Tme IX, 1850. Es fehlen dieser Art die Schossleisten, ganz so wie bei Unio complanatus und margaritifer. Auch steht sie deshalb dem Unio margaritifer sehr nahe, unterscheidet sich jedoch von dieser Art 1) durch die mehr quergestreckte, länger geschnabelte Gestalt; 2) durch ihren viel flacheren Bauch; 3) durch die minder aufgetriebenen Wirbel, und 4) dadurch, dass die grösste Breite nicht, wie bei Unio margaritifer gewöhnlich, auf ‘/,, sondern auf ?”/, der Gesammtbreite fällt. Letzteres ist eine Folge des nicht (wie bei Unio margaritifer) gekrümmten, sondern fast in gerader Linie und dabei etwas empor verlaufenden Schlossrandes, welcher, nebst der sehr flachen Bauchwölbung unserer Art, ihr vollkommen den Habitus verleiht, durch den sich An. complanata unter den Anodon- ten auszeichnet. An Schlossbildung und an Gestalt steht unsere Art ferner auch dem nordamerikani- schen Unio monodonta Say*, sehr nahe. Sogar die Dünne der Schalen der letztge- nannten Art ist auch: ein Kennzeichen unseres Unio Dahuricus, indem ein Exemplar dessen Gesammtbreite 105 mill. beträgt, nicht mehr als 7 Drachmen und #7 Gran wiegt, und deshalb, zumal am Schnabelende, leicht zusammenbricht. Ein. Unio margaritifer gleicher Gesammtbreite wiegt dagegen 2 Unzen und 7 Drachmen, wobei freilich, ausser der Scha- lendicke die bedeutendere Höhe dieser Art auch in Betracht zu ziehen ist. Doch habe ich ein Exemplar eines finnischen Unio margaritifer gesehen, welches, bei gleicher Gesammt- breite, den Unio Dahuricus nicht ein Mal um das Doppelte an Gewicht übertraf. Unio monodonta fehlt wir leider ganz, so wie eine vollständige Reihenfolge der ver- schiedenen Varietäten von Unio margaritifer; es ist mir deshalb leider nicht möglich, eine genaue Trennung dieser drei Arten gebührlich durchzuführen. Uebrigens fanden sich zugleich mit dem beschriebenen Unio Dahuricus Bruchstücke anderer Exemplare, welche auf eine bedeutendere Grösse hinwiesen und namentlich viel dickschaliger waren, dennoch aber der Form nach zu derselben Art zu gehören schienen. Einen stark angefressenen Wirebl hat meine Art gleichfalls mit dem Unio monodonta gemein. *) Chenu, Bibliothöque conchyliologique. Tme III, p. 12, Pl. I, fig. 1. a - Mollusken. Die Maasverhältnisse sind: Lat. | i Altit. ad umb. : Summa altit. ad ?/,lalit. : Diam. vent. (105 m)2 +), : (32 m)1—', : (#7 m.) 1 (25m) 1—'), Die Farbe der Oberhaut ist ein dunkles Schwarzbraun. Es zeigen sich nur sehr unbedeutende Anwachsstreifen und gar keine Wachsthumsabsätze. Fundort. Am Zusammenflusse des Argunj mit der Schilka. 63) Unio pietorum Lamk. Taf. XXVIU, fig. 1—3. Testa transversa, ovali-oblonga, ventricosa, latere Postico in rostrum truncato-obtusatum producto, anticum ter ad quater superante; margine cardinali rectiusculo, ventrali subretuso; dentibus cardinalibus compressissimis, arcuatis, crenatis, sinistrorum "posteriore minore; dentibus lateralibus evolutis. | Var. longirostris. Unio piciorum, Georgi, Reise, p. 193, Die gemeine Malermuschel, Pallas Reise, ZII,. p. 208. Ein in der Umgegend von Nerischinsk sehr häufiger Unio ist unzweifelhaft identisch mit dem europäischen Unio pietorum; allein wir finden dort vorzugsweise und gleich- sam für jene Gegend typisch, eine in Europa gerade. minder allgemeine Varietät. Es ist nämlich der sibirische Unio genau diejenige Varietät von Unio pietorum, welche Ziegler Unio longirostris genannt hat, und zu einer besonderen Art erheben wollte. Rossmäss- ler bildet diesen Unio in seiner «Iconographie» auf Taf. XIV, fis. 200 ab. Von dieser Abbildung unterscheidet sich die typische Form des s’ibirischen Unio pictorum nur darin, dass sich der Unterrand des Schnabels nicht so- plötzlich zum Hinterrande umbiegt, son- dern die Schnabelform stimmt vollkommen mit derjenigen, welche Rossmässler's fig. 7la, Taf. II, und fig. 589 Taf. XLV, darstellt. Der ersteren der beiden so eben angeführ- ten Abbildungen hat, möchte man behaupten, ein s’ibirisches Exemplar zum Modelle ge- . sessen; die zweite stellt dagegen in vergrössertem Maasstabe eine minder als gewöhnlich quergestreckte Form des s’ibirischen Unio pietorum dar. Diese minder quergestreckte Form ist also schwer oder vielmehr gar nicht von Unio Deshaysii Mich.*) (nach meiner Ansicht Unio pietorum Lamk., var. Deshaysü) zu unterscheiden, erreicht aber in keinem Exemplare jene gedrungenere Form von Unio pictorum, welche Rossmäss- ler auf Taf. LVIN, fig. 763, abgebildet hat. Uebrigens weichen mehrere Zehnden s’ibirischer Exemplare, welche ich besitze, nur sehr unbedeutend unter einander ab, obgleich freilich dabei zu bemerken ist, dass sie alle demselben Fundorte entnommen sind und vielleicht sogar einer und derselben Brut angehören mögen. Ob daher vielleicht auch noch andere Varietäten des Unio pietorum in S’ibirien vorkommen, darüber vermögen wir einstweilen noch nichts anzugeben. Die jungen Muscheln, deren kleinste, die ich besitze, nur 39 mill. Gesammtbreite hat, *) Michaud, Complement de Uhistoire naturelle de Draparnaud, 1831, Pl. XVT, fig. 50; auch Rossmässier leonographie, Taf. XIIL, fig. 197. Unio Mongoheus. 271 zeichnen sich durch einen bedeutend unentwickelten, d. h. kürzeren Schnabel aus, wo- durch also auch die gesammte Gestalt gedrungener erscheint. Die Maassverhältnisse sind: ’ Lat. : Alt. ad umbon. : Summa altit. (ad ‘/,latit.) : Diam. ventr. a) Grösstes, sehr quergestrecktes Exemplar (83 m.) 2+7, : 2Im)1—/,; : (31 m.) 1 : 27m) 1— b) Sehr kurzschnabeliges gedrungenes Exemplar | (6 m.) 2 +), : 25m) 1—),: : (29 m.) 4 : @d) m) 1", c) Typus eines jungen Exemplares (47m)2+-Y : (19m) 1— Yo : (21 m.) 1 : (15 m.) 1—'/, Die Länge (Breite) des Binterendes übertraf bei a das Vorderende desselben um 3°/, Mal; dagegen bei d nur um 3, und bei ce nur um 2'/, mal. | Schliesslich ist noch der Färbung zu erwähnen. Diese ist bei allen s’ibirischen Exemplaren dunkel braunschwarz; nur durch’s Schaben gelangt man zu einer sehr dünnen grünlichen Unterlage, und ein abgeriebenes, ganz junges Exemplar ist grüngelblich. Wollte man also die radiale grüne Färbung in die Diagnose des Unio pictorum aufnehmen, wie es Rossmässler anfänglich gethan hat, so müssten die vorliegenden Exemplare von dem Umfange dieser Art ausgeschlossen bleiben. Doch ist bekannt genug, dass ein stärkerer Eisengehalt der Gewässer bei jeder Unio-Art eine schwarze Färbung: hervorzu- rufen vermag, und ich besitze Exemplare von Unio pictorum, welche ich aus Kiev mit- gebracht, die nicht nur in der Gestalt, sondern auch in der schwarzen Färbung mit den sibirischen vollkommen übereinstimmen. Die Wirbel aller Exemplare sind angefressen; jedoch in begränztem Umfange. Fundort. Die Nertscha in der Gegend von Nertschinsk. 64) Unio Hongolicus Midd. Taf. XXVIL, fig. 7,8. | Testa transversim oblonga, subreniformi, iumescente, fusca; latere postico anticum quater superante; margine ventrali nonnihil retuso; margine cardinali primo ventrali paralleli et tum, inde a dimidio latitudinis, in rostrum asymmetricum, inferum, descendente; umbonibus prominulis, erosis; dentibus cardinalibus parvis, crassiusculis; dentibus lateralibus evolutis. Dem Aeusseren nach ist dieser Unio von einem Unio margaritifer im verjüngten 'Maasstabe kaum zu unterscheiden; doch besitzt er, wie in der Diagnose angeführt, voll- kommen entwickelte Schlossleisten. Dagegen hält er in jeglicher Hinsicht vollkommen die Mitte zwischen dem von Philippi‘) aus Sicilien her beschriebenen Unio Gargottae und demjenigen Unio, den Rossmässler”) unbenannt gelassen, welchen er aber für Unio manca Fer. hält, und welcher auch nach Rossmässler in vielen Stücken an Unio mar- garitifer und sinuatus erinnern soll. 1) Enumeratio Molluscorum Siciliae I, p. 66, Taf. V, fig. 6; IL, p. 48. — Auch Rossmässler Iconogra- pbie Taf. XXXV, fig. 493, p. 2b. 2) Ebend. Taf. XIV, fig. 20!, pag. 27. e 278 Mollusken. Aus Sieilien herstammende und zweifellos als Unio Gargoitae zu bestimmende Exem- plare überzeugen mich jedoch davon, : dass die typische Form dieses Unio einen, vom Vorderrande an, in gerader Linie etwas schräge ansteigenden Kardinalrand hat, flacher ist, und beim. Uebergange des Kardinalrandes in den Hinterrand etwas geflügelt erscheint. Nächst minder aufgetriebenen Wirbeln lauter Unterschiede von Unio Mongolicus. Der wohl mehr abgeriebene als angefressene Zustand scheint dem Schleifen in einem Gebirgsbache zuzuschreiben zu sein. Die Maassverhältnisse sind: Lat. 2 Ali. ad umb. : Summa altit. (ad ‘/,latit., : Diam. ventr. (76m) 2+% : (2m)1—',: (85 m.) 1 : (2% m.) 1— \, Fundort. Aus einem Gebirgsbache ohnfern Gorbitza in Daurien. Nur ein einziges Exemplar. | XXXV. ANODONTA Brus. 65) Anod, hereulea Midd. Taf. XXI, fig. 5; Taf.XXIL, fig. 1,2; Taf.XX VI, fig. 1,2. Testa gigantea, ovali-rhombea, subventricosa, percrassa et inde ponderosissima, incrementi vestigüis rudi; intus cadndida iridescente (impressionibus muscularibus palliique quam maxime distinctis); extus ex flavo viridescente et nigricante, verticibus detritis margaritaceis. — - Anterius rotundata, posterius in rostrum mediocre rolundatum producta; superius lined reeta adscendente, ared compressä ungulatd, secundum altitudinis directionem obsoletius plicata, subalata. — Margine inferiore recto, quam minime reluso; sinu ligamentali semicordate; lamina cardinali solida, leviter arcuata, posterius in carinam validam, acutam, ultra me- diam aream rectä lined productam et margini inferiori parallelem, exeunte. _ Latitudo 3 Decim., et quidem: part. anticae latitudo 0,55. Part. posticae latitudo 2,55. Altitudo 1,51 (ad umbones; directione perpendiculari respectu marginis superioris,). Alutudo summa in alarum regione 1,81 (ad angulum posticum alarum, eadem directione). Crassitudo summa 0,11. Diamet. veniris 0,95. Ligamenti longit. 0,85. Pondus 2°], libr. Rossicar. | ‘ Anod. herculea n. sp. Middendorff, im Bullet. de la Classe nhysico-mathem. de UAcad. des Sc. de St.-Petersb. Tme VI. No. 19. Schlamm - oder Entenmuscheln, Pallas Reise durch versch. Prov. des Russ. Reichs, Tme III, 1776, p. 208. Obenstehende kurzgefasste diagnostische Beschreibung ist nach einem sehr alten Thiere entworfen, welches vom Onon herstammte, und, wenn ich von beschädigten Exemplaren die 1,95 Dec. als grösste Höhe der Flügelgegend ergeben, einen Schluss auf die Gesammtbreite wagen darf, so ist die briefliche Mittheilung, welche ich erhalten, dass die Schalen dieser Thiere nicht selten 10 Werschok, d. h. etwa # Decim. Gesammtbreite erreichen sollen, keinesweges übertrieben. Anodonta hereulea. 279 In ihrem Gesammthabitus steht diese Art der Anod. ponderosa Pf. so nahe, dass man unbedingt diejenigen Abbildungen der Aussenfläche, welche zu jener gegeben werden, hierher zitiren dürfte; ebenso die Anod. macilenta Morelet (Descript. d. Moll. du Portugal, Pl. XI.) Die.Anwachsstreifen der Schale sind stark entwickelt, insbesondere aber in der Nähe des Randes; auch sind sie sogar schon bei jungen Thieren sehr deutlich. | Die Farbe kann man sich als aus zwei, übereinander aufgetragenen, Schichten beste- hend, denken, deren dickste die äusserte, grünschwarze ist. Diese letztere Farbe erhält sich beständig in den vertieften Rinnen der Anwachstreifen, auf den Flügeln und auf dem Rande; kurz, überall dort, wo die Theile der Schale vor dem Abreiben geschützt sind. Je mehr man aber von den vertiefteren Schalentheilen zu dem Bauche der Schalen hinansteigt, desto mehr wird die grünschwarze Farbe abgerieben, bis sie entweder als höchst dünne durchsichtige Schichte unreinen Dunkelgrünes einen gelbbraunen Grund durchschimmern lässt, oder auch, sich rein von der darunter liegenden glänzenden gelb- braunen Epidermoidalschichte trennt. Diese gelbe Oberhautschichte ist dünner, als die grünschwarze, und haftet dicht an der darunter liegenden Kalkmasse, gleich einem angetrockneten Firnisse, mit dem man die Kalkmasse der Schalen überstrichen hätte. Ist die Schale noch mehr abgerieben, wie z. B. auf den Wirbeln, so wird vorerst die lockere äusserste Schalenschichte blossgelegt, welche aus senkrechten, unter der Loupe deutlich zu unterscheidenden, obgleich dicht aneinander lagernden Stäbchen (Röhrchen?) besteht, und unter dieser folgen dann die gewöhnlichen Schichten von Perlmuttersubstanz. Ganz dasselbe Verhalten der Farben und Schichten zeigen auch die allerjüngsten Thiere dieser Art, doch ist es eine directe Folge der Zartheit dieser Schichten im Ju- gendzustande, dass der bräunliche Farbenanstrich mehr vorwaltet. Die gewellten Faltungen der Flügel sind bei jungen Thieren kaum merklich, oder gar nicht vorhanden, dagegen sie gewöhnlich bei den ausgewachsenen Exemplaren mehr oder weniger deutlich, in Gestalt von 3 bis 8 flach ausgehölten, breiten und parallel neben- einander verlaufenden Rinnen, auftreten. Diese Rinuen sind durch flache Rücken von gleicher Breite untereinander geschieden, und verlaufen in einer Richtung, die nahe senk- recht zu derjenigen des oberen Randes ist. Daraus wird ersichtlich, dass die Anwachs- streifen nicht denselben Verlauf haben können, sondern schräge, von hinten nach vorn und oben, über jene Rücken und Rinnen der Flügelfaltungen in diagonaler Richtung hin- streichen. Wenden wir uns jetzt zur Betrachtung der Innenfläche der Schalen. Diese ist nur ausnahmsweise ganz gleichförmig glatt, rein weiss, und perlimuiterartig glänzend, denn es bedecken in der Regel Flecke von Tombackfarbe die Perlmutterschichten der Innen- seite. Letztere Flecke sind nur im seltneren Falie länglich oder unregelmässig, in der Regel hingegen stellen sie Kreisfiguren, oder auch in einandergeflossene Kreise der ver- schiedensten Grösse dar, und man überzeugt sich leicht davon, dass diese Tombackfarbe von Hautlappen herrührt, welche der Perlmutterschichte dicht ankleben, und mit der Zeit 280 Mollusken. dadurch in die Substanz der Schale selbst aufgenommen werden, dass sich neue Perlmut- terschichten über diese Haut hinweg auflagern. | Es scheint mir dieses nicht anders erklärt werden zu können, als durch die Annahme: es häute sich jährlich der Mantel des Thieres, und die neugebildete Haut sondere aus sich neue Perlmuttersubstanz ab, welche auf die alte abgestossene abgelagert werde. Unter dem Mikroskope erschienen die kleinen Hautfetzen völlig gleichmässig als Häutchen, und veränderten ihr Ansehen selbst nach Auflösung der anhängenden Kalktheile vermittelst Salzsäure, nicht im Geringsten. Man überzeugt sich leicht davon, dass diese Hautfetzen wirklich mit in die Schalensubstanz eingebettet werden, dadurch, dass man die tomback- farbenen Schichten an Schalen mit stärker abgeriebenen Wirbeln auch von aussen gewahr wird. Sie trennen, als ganz dünne Häutchen, verschiedene Perlmutterlagen der verschieden- sten Dicke von einander. Wahrscheinlich entspricht jede Einzelne dieser Perlmutterlagen einem Jahresabsatze, und es wird dann wohl die neue Ablagerung durch das Abstossen des alten Mantelhäutchens (im Frühjahre?) eingeleitet. Sonach könnte man vielleicht das Alter der Thiere erkennen, was gewiss ein bedeutendes Interesse gewährte, da die Grösse derselben so riesig ist. Auf angeschliffenen Querschnitten der Schale unterscheidet man aber die zwischenlagernden tombackfarbenen Häutchen nicht, sowohl ihrer Dünne wegen, als auch wohl wegen der Verlegung durch Perlmuttermasse. Ferner lässt sich noch als wahrscheinlich hervorheben, dass diejenigen Schalen, deren Innenfläche fleckenlos perl- mutterglänzend ist, sehr früh im Jahre oder im Herbste, nach dem Abschlusse der Abla- gerung der Schalensubstanz, von dem sie bewohnenden Thiere getrennt wurden; die mit, tombackfarbigen Flecken besetzten dagegen im Laufe des Sommers. Der bedeutendste Absatz von Kalksubstanz der Schale geschieht in der Gegend des Manteleindruckes, und bei ausgewachsenen Exemplaren habe ich die Schale, insbesondere am vorderen Ende des Manteleindruckes, über 1 Centim. dick gefunden. Sehr rasch ab- nehmend schärft sich nun diese Masse zum nahen Rande hin ab; doch hat die Wölbung der Aussenfläche den grössten, ja fast ausschliesslichen Antheil an’ dieser Verdünnung, während die Innenfläche fast im Niveau der Ränder bis zum Manteleindrucke flach fort- läuft; von diesem Letzteren an beginnt aber die zur Mitte hin ausgehöhlte Mulde, in welcher das Thier selbst lagert. Es geschieht mithin hier die Verdünnung der Schale auf Kosten der Innenfläche, und sie ist so bedeutend, dass die Schalen, zum Centrum hin, selbst bei alten Exemplaren noch durchscheinend sind. | | Die Muskeleindrücke sind für gewöhnlich bedeutend tief ausgeprägt, wie dieses in der Regel die Folge stärkeren Massenabsatzes der Schalen zu sein pflegt, und auch schon an unserer europäischen 4Anod. ponderosa bemerklich ist. Dennoch kommen Ausnahmen vor, da ich bei einem der grösseren Exemplare dieselben kaum dem Gefühle nach unterscheiden konnte. Der vordere Muskeleindruck zerfällt in zwei von ein- ander getrennte und hinter einander belegene Abtheilungen. Die grössere derselben liegt vor der kleineren, und ist herzförmig. Die breitere und ausgerandete Seite dieser Anodonta herculea. 281 Herzfigur schaut gegen den Oberrand, die sehr abgerundete Spitze, gegen den Unterrand; die nach hinten zu belegene Seite derselben, ist, unterhalb der Mitte ihrer Höhe, stark eingebuchtet. Dieser Einbuchtung entsprechend, liegt hinter der grösseren Abtheilung des vorderen Muskeleindruckes die kleinere, an Flächenraum etwa vierfach geringere; sie ist von einer, unregelmässig rautenförmigen Figur. Die Flächen der vorderen Muskel- eindrücke zeigen eine grosse Zahl bogiger, mit der Konkavität ihrer Krümmung nach oben schauender Absatzstreifen der Schalensubstanz, welche respective das Ausgehende der einzelnen Absatzschichten der Perlmuttersubstanz 'sind. Ausser diesen beiden ange- führten Abtheilungen des vorderen Muskeleindruckes finden wir auf dem Vorderende der Schalen noch eine Reihe von 3 bis 8 sehr kleinen Muskeleindrücken — die oberen vor- deren — welche eine mehr oder weniger regelmässige Längsreihe bilden, sich in der Richtung einer Fortsetzung des hinteren Randes der grösseren Abtheilung des vorderen Muskeleindruckes, gerade zum Schlosswirbel hin, ziehend. Der hintere Muskeleindruck ist einfach, übertrifft an Grösse die grosse Abtheilung, des vorderen Muskeleindruckes, und hat eine nahe kreisförmige Gestalt, welche sich nach oben und vorn hin in eine lange dreieckige Schneppe, von der Länge des Radius jenes Kreises, ausreckt. Die Anwachsstreifen verlaufen in der Richtung der Höhe der Schale, und zwar, in der bedeutenderen oberen Hälfte dieses hinteren Muskeleindruckes ziemlich genau von oben nach unten herab, in der unteren kleineren Hälfte derselben aber schräge von vorn und unten nach oben und hinten ansteigend, so dass die Streifen dieser beiderlei Richtungen unter nahe rechten Winkeln in einer Querlinie zusammenstossen, welche zwei getrennte Abtheilungen des hinteren Muskels andeutet. Der Manteleindruck läuft dem Aussenrande fast genau parallel, und wird durch die Muskeleindrücke nur schwach auswärts ausge- buchtet. Die Schlossleisten sind sehr dick, entwickelt und schwielig; in ihrer Richtung ver- vollständigen sie die obere Hälfte eines regelmässigen Ovales, dessen untere Hälfte durch den Manteleindruck umzeichnet wird; sie sind mithin schwach bogig gekrümmt. Von dort an, wo ihre Lage der Ligamentalbucht entspricht, erheben sich die Schlossleisten, nach hinten zu, als hohe scharfgekielte Leiste, welche sich bis in die Gegend der grössten Flügelbreite (d. h. in die Gegend des hintersten Endes vom Oberrande) hinzieht, aber, wie schon gesagt, in einer nicht dem Oberrande, sondern dem Unterrande parallelen Richtung. (Beider Winkel schneidet sich unter etwa 25°). Die Ligamentalbuchten beider aneinander- gehaltener Schalenhälften. umschreiben eine etwas doppeltgespitzte Herzform, deren Länge geringer ist, als die der grossen Abtheilung des vorderen Muskeleindruckes. Nach unten hin von der Schlossleiste bemerkt man auch auf der Innenfläche jene 5 bis 8 Faltungen, wie sie schon früher auf der Aussenfläche beschrieben wurden; sie verlaufen sich, nach unten hin, sehr bald. Er Die jungen Exemplare zeigen sich an Formverhältnissen und Farbe völlig mit den alten Thieren übereinstimmend. Middendorff's Sibirische Reise, Bd. IL. Thl. 1. 36 982 m re Ein. Exemplar von nur 2,08 Decim.. Gesammtbreite, zeigt. dass: Schloss genau so be- schaffen, wie ich es für völlig erwachsene beschrieben und abgebildet; auch zeigen sich Spuren ken Flügelfaltungen. Dagegen finde ich von letzteren schon Aa Spur bei einem Exemplar. das 1,7, Deeim. Gesammthreite: misst; dieses Exemplar ist zugleich dadurch auffallend, dass die Schlossleiste nur sehr schwach entwickelt ist, und beinahe’ den Schloss- rand selbst begränzt. Die scharfgekielte Endspitze der Schlossleiste, welche sich bei erwach- senen Schalen hinter: die Ligamentalbucht: hinzieht, fehlt bei diesem Exemplare noch ganz. Fundort... Es ist offenbar dieselbe Schlammmuschel, über: welche Pallas- (Il. ec.) Folgendes angibt: «Die gemeine Schlamm- oder Entenmuschel gibt es in den Seen, die «längst. dem’ Onon in der Niederung liegen, von ausserordentlicher Grösse und Stärke. «Aus ‚denen ‚weiter unten am Onon gelegenen Seen Scharanai habe ich Schalen bekom- «men, welche über eine gute halbe Elle lang, und zwischen 3 und 5 Linien. dick waren. «Anderthalb Spannen grosse sind da gar keine Seltenheit, desgleichen auch der Argunj «viele mitbringen soll.» Fast aus derselben Oertlichkeit übersehickie, auf meine Bitte, Herr Sensinov dem Museum der Akademie eine. Reihe von Exemplaren; nämlich aus dein Onon, in der Nähe des Dorfes Ustj-Uljätuj. Die ungewöhnliche Grösse und Schalendicke scheint nur ein- zelnen (vielleicht uralten) Exemplaren zuzukommen, so dass man viele Exemplare ‘von 2'/, Dec. Gesammtbreite: wahrscheinlich schon ‘als vollkommen erwachsen betrachten kann. Das jüngste, dessen ich oben erwähnte, misst 1,7 Decim. Gesammtbreite. Die: An. herculea: steht, wie gesagt, der An. ponderosa Pf. so nahe, dass, es schwer halten möchte, schlagende : Unterschiede für manche mittelwüchsige Exemplare der ersten Art, von erwachsenen.der letzteren, aufzufinden. Allein vollwüchsige Schalen der An. herculea sind mit keiner einzigen anderen Art zu verwechseln, da sie drei Mal so breit und mehr als acht Mal’ schwerer sind, als die grösste An. ponderosa, welche zu den grossen Arten Europa’s gehört. Der Bildung der erwachsenen Schale kommt ferner, wie ich jetzt ersehe, die Abbildung einer Anodonta sehr nahe, ‚deren Fundort unbekannt ist, ‚und welche Leach Dipsas plicatus genannt hat.*) Leach bietet uns als Halt- punkt nichts weiter, als. die folgende Diagnose: « Testa viridescente-Lulea, interne marga- «rilacea iricolore, inaequaliter alata; ala majore longüudinaliter, umloneque transversim «plieatis» ‘Da sogar die Angabe der Grösse fehlt, so lässt sich aus dieser Diagnose nichts Sicheres schliessen. : Troschel berichtete übrigens, so viel ich mich erinnere, in einem der letzten Jahre, dass Dipsas plicatus aus China stamme. Rossmässler weist auf die Wahrscheinlichkeit hin, dass An. ponderosa nur eine Formumwandlung irgend einer der übrigen bekannten europäischen Arten sein möge, welche durch starken Kalkgehalt des Gewässers hervorgerufen worden. Er. verweist bei dieser Gelegenheit vorzugsweise auf die An. piscinalis Nilss., und ist dazu wohl haupt- *) Leach, The Zoological Miscellany, Vol. I, p. 120, Taf. 53. Anodonta anatına. 983 sächlich durch die von Pfeiffer (II, p. 31, Taf. IV.) mitgetheilten Abbildungen junger Thiere, dieser Art, bewogen worden. Die Form der erwachsenen An. ponderosa, stimmt übrigens viel mehr mit derjenigen von An. anatina‘L. überein; ich mache be- sonders auf den minder stark ansteigenden Oberrand, den deshalb geringeren Flügel, und auf den geraderen, zum Schnabel hin bauchigeren Unterrand (besonders gut bei Ross- mässler Taf. XN, fig. 282, nicht aber bei Pfeiffer wiedergegeben) aufmerksam. Da nun, selbst unter den europäischen Arten die Grenze zwischen An. piscinalis und An. anatina L. (wie diese Rossmässler Taf. XXX, p. 57 feststellt) noch keines- weges gezogen sind, so kann ich hier nur den Zweck haben, darauf aufmerksam zu ma- chen, wie unumgänglich es ni, die An. herculea genau in allen möglichen Alters- zuständen zu vergleichen. Dass auch die älteren Exemplare mancherlei, obgleich nur unbedeutenden Abände- rungen in der Gestalt unterworfen sind, liegt mir schon in vielfachen Belegen vor. Am stärksten äussern sich diese Abweichungen in der stärkeren oder geringeren Aufgetrie- benheit des Bauches: so misst ein sehr aufgetriebenes Exemplar 97 m. im Bauche, bei 216 m. Gesammtbreite; dagegen ein ungewöhnlich flaches nur 60 m. auf 237 ergibt. Je jünger, desto gedrungener, d. h. desto höher im Verhältnisse zur Breite scheint die Schale zu sein, und der Unterrand ist dann auch häufig konvex, statt gerade oder ein- wärts gebuchtet zu sein. 66) Anod. anatina L. Taf. XXI, fig. #* und Taf. XXIX, fie. 5 Testa minore, elliptico-ovata, fragili, anterius rolundata, posterius in rostrum breve angu- latum producta;.superius subcurcata, inferius subretusa; umbonibus extremitati anteriori approximatis; ligamento promwnulo. An. anatina. Gebler, im Bullet. de la Soc. Imp. des Natur. de Moscou 1829, p. 55 und 185. An. Söihekawii; S’iemaschko, im Bullet. de la Classe phys.-math. de U’ Acad. des Sec. de St.-Petersb. 18149, Tme VII, p. 236, fig, 1,a, b, c. Absehend von den verschiedenen Ansichten, welche über diese Art zu verschiedenen Zeiten laut geworden, halte ich mich hier ohne Abweichung an die Darstellung Ross- mässlers. *) Ich besitze nur zwei Exemplare der An. analina aus ; Sibirien, welche beide beilie- gend abgebildet sind. Ihre Maase sind: Lat. Alt. ad umbon. Alt. summa (ad?*/,lat.) Diam. venir. 60 m. (part. ant. 15,5 m.); (32 m.); (37 m.); (22 m.); 41 m. (part. ant. 11 m.); (20,5 m.); (25:1); (13,5 m.); Das grössere der beiden ist"aus Bernaul, das kleinere von der Tungus'ka. Ersteres hat einen etwas kürzeren Schnabel, als die Normalgestalt der An. anatina; es ist. übrigens, *) Iconographie der Land- und Süsswasser-Mollusken, 14835, Taf. XXX, fig. 417 bis 420, p- 57. * 284 | Mollusken. abgesehen hiervon, auf: keine Weise von Exemplaren unterscheidbar, welche mir sowohl einerseits aus Sicilien, als andererseits von der Petschora und aus Finnland vorliegen, und stimmt, wie ersichtlich ‚ist, ausnahmslos zu den Abänderungen, welche Rossmässler der An. anatina zuweist, indem es die Mitte zwischen fig. 4147 und 420 hält. Für den Vergleich des kleineren Exemplares fehlen mir gleich junge europäische. Sowohl die Beschreibung und Abbildung; welche S’iemaschko von seiner An. S’e- dakowü gegeben, als auch der directe Vergleich eines Originalexemplares, das unser Museum dem Namengeber verdankt, belehren mich darüber, dass diese neue Art kein einziges von An. anatina streng unterscheidendes Kennzeichen bietet. Es ist ein grosses dickschaliges Exemplar, der für das europäische Nordrussland karakteristischen Normalform von An. anatina L. Fundort. Ich fand die Schalen des ganz jungen Exemplares an der Mündung der oberen Tungus’ka. in ‚den Jenis’ej (etwa 58° nordl. Br.). Das grössere Exemplar erhielt ich aus. der Umgegend von Bernaul durch Gebler. Die An. S’edakopwü sandte Herr S’edakow aus der Gegend von Werchneudins’k, in Transbaikalien (See Gus’inoje). | Ich habe an der Schilka die stark beschädigten Schalen einer Anodonta gelesen, welche zwischen An. rostrata Kok. (und namentlich zwischen derjenigen Varietät dieser Art, welche Rossmässler (Iconogr.) auf Taf. XX, fig. 28% abbildet), und zwischen der Normalform der An. anatina mitten inne steht, sich jedoch durch einen verhältnissmässig etwas längeren Vordertheil und verhältnissmässig etwas dicke Schale auszeichnet. Auf diese Art mache ich nur aufmerksam, ohne dass ich es wage, ihr einen Namen zu geben. 67) Anod. cellensis Schröt. Taf. XXVI, fig. »—7; Taf. XXIX, fig. 1—4. Var. Beringiana Midd. Testa mediocri, ovata, aut ovato - oblonga, ventricosissima, HEERES anterius rotundata, posterius in rostrum obtusalum producta; margine superiore et inferiore subparallelis, rec- tiusculis; area compressa; umbonibus plane non, aut vix, supra marginem cardinalem pro= minentibus ; sinu ligamentali. cordato-lanceolato. | Den gegenwärtig allgemein gebräuchlichen Prinzipien folgend, hatte ich die in Rede stehende Anodonta schon als eine neue Art (und zwar unter dem Namen An. Beringiana) für den Druck bestimmt; ein kleiner Zuschuss an Material für die nähere Kenntniss der Anodontenarten veranlasst mich aber jetzt zur Einschaltung meiner, glücklicher Weise noch nicht zur Welt gekommenen, Art der Küstenländer des Beringsmeeres, unter unsere gewöhnliche An. cellensis, oder vielmehr unter An. ventricosa Pf. Um jedoch in dieser Angelegenheit verstanden zu werden, ist es unten dass ich weiter ‚aushole. 4nod. cellensis Schröter ist eine Art, deren Typus gegenwärtig feststeht, und ich verweise deshalb, um nicht unnütz weitschweifig zu sein, auf Ross- mässler (lconogr.) Taf. XIX, fig. 280, p. 22, nebst den daselbst zitirten Abbildungen und Beschreibungen. Anodonta_ cellensıs. 285 An. ventricosa Pf.‘) (zu welcher Pfeiffer mit Unrecht die An. piscinalis Nills. zitirt) unterscheidet sich von der typischen Form der An. cellensis nur einzig und allein durch den bedeutend starken Bauch: dieser erreicht bei An. cellensis höchstens °/, (bis”/,?) der grössten Höhe derselben Schale, während die von Pfeiffer gegebenen Maasse seine An. ventricosa im Bauche °/, der Höhe messen lassen. Die Entscheidung darüber, ob wir nun jener grösseren oder geringeren Aufgetriebenheit des Bauches die Rechte artlich un- terscheidender Kennzeichen einräumen dürfen, wird zugleich darüber bestimmen, ob An. ventricosa als besondere Art beizubehalten, oder unter An. cellensis einzuschalten ist. Seit Siebold's und Prevost’s Entdeckung darauf hingewiesen haben, dass die grössere oder geringere Aufgetriebenheit des Bauches der Schale in directem Zusammen- hange mit dem Getrenntsein der Geschlechter der Anodonten und Unionen stehe, und eigent- lich nur Ausdruck der Anwesenheit oder des Fehlens der Eierstöcke sei, ”) sind die Systematiker insbesondere auf eine geschärfte Vorsicht in dieser Beziehung angewiesen. Die eben angeführten Beobachtungen werden auch an amerikanischen Unionen durch Kirtland®) bestätigt, und dahin erweitert, dass sich die Schalen der Männchen von denen der Weibchen nicht bloss durch einen geringeren Bauchdurchmesser (diam. ventr.), sondern namentlich durch eine der Quere nach gestrecktere Form unterscheiden sollen, welche dadurch entsteht, dass der Schnabel länger vorgezogen ist, und die Schale den ganzen oberen Rand entlang, sowohl vorn als hinten, zusammengedrückter erscheint. Es ist dieses eine sehr wichtige Eroberung für die künftige kritischere Beleuchtung der Arten dieses Geschlechtes; im gegenwärtigen Falle aber wird uns (nächst der Verän- derlichkeit der Form überhaupt) durch sie die Wahrscheinlichkeit für die Identität der An. ventricosu mit der An. cellensis geboten. Jedenfalls gehe ich von der Annahme dieser Identität aus, und will hier nur im Vorübergehen bemerken, dass es eine gegen- wärlig rein theoretische und für die Praxis müssige Frage ist: was wir unter den Anodonten und Unionen als Art, was als Varietät anzusehen haben? Für die Richtigkeit dieser Bemerkung mag uns der jetzige Zustand der Systematik zeugen, indem die engli- schen Schrifsteller‘), und die französischen, vorwaltend nur eine bis zwei Anoulontenarten annehmen, während in Deutschland die Annahme einer ganzen Reihe anerkannter Arten Geltung findet. ‘Obgleich nämlich alle jetzt gekannten Formverschiedenheiten der mittel- europäischen Anodonten ursprünglich wohl von etwa drei Grundarten herstammen mögen, welche gleichmässig über Europa verbreitet waren, so beschränken sich jedoch gegen- wärtig die Uebergangsformen zwischen diesen drei ursprünglichen Grundarten nicht nur auf einzelne schwankende, die Mitte haltende, Exemplare, sondern bilden häufig eine un- 4) Naturgeschichte deutscher Land- und Süsswasser-Mollusken, 1825, I, p. 30, Taf. III, fig. 1—6. 2) Wiegmann’s Archiv 1837, Band I, p. 51 und p. 415; ferner 1838 Band II, p. 288. 3) Silliman, American Journal, Vol. XXVI, p. 417; und Th. Müller, Synopsis novor. Testaceorum viventium, anno 1834 promulgatorum, Berolini 1836, p. 196. 4) Mit Ausnahme Alder’s, im Magaz. of. Zool. and Bot. Tme I, p. 118. 286 ; Mollusken. unterbrochene, von der einen Art zur anderen hinüberführende Kette. Deswegen muss ich, gleich wie bei den Meeresmollusken so auch hier, bekennen, dass ich, abgesehen vom Variiren, wiederum den Gedanken an erleichterte Bastarderzeugung nicht aufgeben mag. Kehren wir jedoch zu dem eigentlichen Gegenstande unserer Betrachtung: zurück. Die var. Beringiana der An. cellensis zeichnet sich, im Allgemeinen genommen, vor der typischen Form der europäischen An. cellensis durch starke Aufgetriebenheit des Bauches, durch ein kurzes Vorderende, und auch dadurch aus, dass die sehr aufgetrie- benen Wirbel gar nicht, oder fast gar nicht, über den Oberrand hinaus hervorspringen, was freilich vielleicht beinahe in demselben Grade bei der europäischen An. cellensis statt hat, allein, der starken Aufgetriebenheit wegen, insbesondere bei der var. Beringiana. auf- fällt. Wenn übrigens auch im Allgemeinen giltig, so schliesst aber dennoch keiner dieser eben genannten Unterschiede eine vollkommene Uebereinstimmung einzelner europäischer Exemplare mit anderen der var. Beringiana, aus. Unter einer grossen Anzahl der var. Beringiana stellen sich übrigens auch wiederum Untershiede in sich heraus, und zwar sind sie bald mehr, bald minder aufgetrieben, bald mehr bald minder langschnabelig, und hiernach ist das Vorderende bald mehr bald minder kurz. Zur Erläuterung füge ich den beiliegenden Abbildungen folgende Maase hinzu: Lat. Alt. (ad. umb.) Alt. summa (ad " lat.) Diam. venir. | A) typisches Exemplar (Taf. XXIX, fig. 1—3.) | 96 m. (part. ant. 23 m.); 49 m.; 55 m; u B) wie das vorige, nur ungew. flach (Taf: XXVIH, fig. %, 5.) 79 m. (part. ant. 15 m.); 39 m.; 47 m.; 25 m.; C) einim Verhältnisse zur Gesammtbreite ungew. hohes Exemplar (Taf. XXVIIL, fig. 6, 7.) 100 m. (part. ant. 29 m.); 57 m.; 62 m.; "5 m.; D) ungewöhnlich langschnabliges Exemplar (Taf. XXIX, fig. *.) 113 m. (part. ant. 28 m.); 5% m.; 60 m.; 43 m.; Es kommen nun Exemplare vor, welche die verschiedensten Uebergänge, so wie die verschiedenartigsten Kombinazionen der angedeuteten Formvarietäten vermitteln. Einzelne Exemplare stimmen aber vollkommen mit europäischen überein, wie z. B. ein dem ge- messenen Exemplere C sich näherndes, von einer Anodonte nicht zu unterscheiden ist, welche ich aus Südfinnland mitgebracht, und welche auf 79 m. Gesammtbreite, 31m. im Bauche misst. Die Flächenansicht dieses Exemplars nähert sich übrigens, bis anf den sehr stark aufgetriebenen Bauch, derjenigen der ächten An. piscinalis Nills. Ein ohne Zweifel schon als An. ventricosa anzusprechendes, aus Deutschland herstammendes lang- geschnäbeltes Exemplar, misst bei 141 m. Gesammtbreite, 15 m. im Bauche und 67 m. grösster Höhe. Dagegen gibt Pfeiffer das Maass des Bauches einer An. ventricosa auf ‘/, der grössten Höhe an, und ein aus Bessarabien herstammendes Exemplar der An. ventricosa misst auf 191 m. Gesammtbreite, 72 m. im Bauche, bei 76 m. grösster Höhe, und über- trifft mithin den Bauch der var. Beringiana bei Weitem an Aufgetriebenheit. Oyelas calyeulata. 287 Der Färbung unserer var. Beringiana liegt ein helles Grasgrün zum Grunde, welches jedoch gewöhnlich von einem dunklen Braunschwarz völlig überdeckt wird. Einzelne Exemplare zeigen an den Wirbeln ein schönes Braunroth, oder sind schmutzig-, obgleich 'hell-, braungelb. Die Schalen sind gewöhnlich sehr dünn; übrigens an den Wirbeln angefressen. Ein langgeschnäbeltes Exemplar macht den Uebergang zu An. anatina, indem der Oberrand bogig (und nicht geradlinig) ansteigt, während der Unterrand in seiner Mitte schwach einwärts gebuchtet ist. Fundort: Lopatka, das südliche Ende Kamtschatka’s; die Insel Unalaschka und die Küste des Kenaibusens, an der Nordwestküste Amerika’s. Wosnes’ens’kij fand diese Art an jenen Orten in Landseen, und ich habe mich vorzugsweise deshalb bewogen gefühlt, sie hier genauer abzuhandeln, weil es mir nicht gelungen ist, die An. cellensis in S'ibi- rien vorzufinden, obgleich Gebler sie bei Bernaul gefunden haben. soli.*) ARXVE CYCLAS Brug. 68) Cyclas calyculata Drap. Taf. XXIX, fig. 7—10. Testa orbiculato-rhombea, subdepressa, tenui, diaphana, cinerea; natibus prominentibus, &uberculosis. Lamarck, Anim. sans Vert., Ile edition, Tme VI, 1835, p. 269. Cyelas lacustris, Cyelas cornea, Gebler, im Bullet. de la Soc. d. Nat. de Moscou, 1829, I, p. 185. Cyelas calyculata, S’iemaschko, Bullet. physico-mathem. de St.-Petersb., VII, 1829, p. 239. | Man kann über diese Art nicht im geringsten Zweifel sein, wenn man mittelwüch- sige Exemplare vor sich hat, denn in diesem Zustande entsprechen die sibirischen voll- kommen den bekannten und in Lamarck s Werke zitirten Beschreibungen und Abbil- dungen, aus denen wir die flache, fast geflügelte Gestalt, nebst den hervorspringenden Wirbein, als die Hauptkennzeichen hervorheben müssen. In einzelnen Fällen, wie z. B. eine aus Beresov durch meinen Reisegefährten, Herrn Branth, mitgebrachte Cyclas caly- culata beweist, behalten auch recht grosse Exemplare (dieses misst: 8,2 m. Länge, 10 m. Breite, und 5,5 m. Dicke) noch in sehr karakteristischer Weise die typischen Kennzeichen dieser Art. Dagegen bei einzelnen grösseren Exemplaren aus Bernaul, so wie bei den meisten aus Beresoe, welche nichts destoweniger dennoch der C. calyculata angehören, sich die angegebenen Kennzeichen mehr verwischen, und auf diese Weise ein Uebergang zu Cyclas cornea sich vermittelt, indem die Muschel gleichmässiger aufgetrieben, und minder quergestreckt ist, und ihre Wirbel fast verwischt sind. Ein solches Exemplar misst z.B. 7m.Länge, 8,5 m. Breite, und 5,6 m. Dicke; ich nenne es die forma inflata, a', der *) Bullet. de la Soc. Imp. d. Nat. de Moscou, 1829, I, p. 185. 288 | Mollusken. C. calyculata, und habe diese Varietät unter fig. 7, 8 der beiliegenden Taf. XXIX nach einem Exemplare der südsibirischen pe abbilden lassen. Es kommt aber auch eine forma compressa, a’, vor, welche zu Cyelas ee hin- überführt, nur minder quergestreckt ist; bei dieser forma compressa verschwinden die sonst vorspringenden Wirbel fast ganz. Eine solche habe ich unter fig. 9, 10 der beilie- genden Taf. XXIX nach einem aus Süd-Kamtschatka herstammenden Exemplare abbilden lassen. Die Maasse desselben betragen: Länge 7 m.; Breite 8 m.; Dicke 4,8 m. Es ist gelbbräunlich, und folglich an Farbe mit dem gewöhnlichen Vorkommen der Cyclas cornea übereinstimmend. " Fundort. Bernaul; Beresov; Fluss Ami der Kirgisensteppe (Schrenk); Süd-Kam- ischatka (Wosnes’ens’kij). Aus der Lena, bei Kirens'k, erhielt S’iemaschko diese Ar 69) Cyclas rivicola Lamk. Testa subglobosa, solidula, eleganter striata, corneo-virescente, intus coerulescente, umbonibus vix prominulis. Lamarck, Hist. nat. des Anim. sans vertebres, IIe edit. Tme VI, 1835, p. 267. Diese Art habe ich zwar selbst in Sibirien nicht angetroffen, allein in den Nasen- höhlen eines fossilen Nashornschädels aus S’ibirien, fand Herr Akademiker Brandt Bruch- stücke einer Cyclas, welche ich jedenfalls für Cyclas rivicola halten muss; insbesondere, weil die bedeutende Länge, mindestens 12,5 mill., jede andere der europäischen Arten ausschliesst. XAXVEE PEISEIDEUNM Pfeiff. 70) Pisidium obliquum Pfeiff. Taf. XXVIII, fig. 8, 9. Testa oblique trigona, subgibba, striata, corneo-virescente, umbonibus non mulium prominulis. Cyclas obliqua Lamarck, Hist. nat. des Anim. sans vert., Ile edit. Tme VI, 1835, p: 269. ; - Pisidium obligquum Krynicki, im Bullet. de la Soc. d. Nat. de Moscou, 1837 No. II, P- 99. t | Pisidium obliquum Gebler, ebend. 1829, Z, p. 185. Auch zwei (bis 8 m. breite) Schalenhälften dieser Art fand Akademiker Brandt init dem Bruchstücke der vorigen Art in den Nasenhöhlen eines s’ibirischen fossilen Nas- hornschädels. Offenbar zugleich mit Erde und Lehm hineingeschlemmt. \ Lebende Exemplare aus. den Umgegenden Bernaul’s, zeigen sehr deutlich die hüb- schen erhabenen Anwachsstreifen, welche dieser Art eigenthümlich sind. Fundort. Aus den Seen der Umgegenden Bernaul’s. Krynicki hatte diese Art aus Toms’k erhalten. 71) Pisidium fontinale Pfeiff. Taf. XXVII, fig. 10, 11. Testa oblique cordata, ventricosa, subsiriata, pellucida, umbone subacuto. Planorbis corneus. 289 Cyclas fontinalis Drap., Lamarck, Hist. nat. d. Anim. sans vert., Ile edit., Tme VI, 1835, p. 270. Pisidium fontinale, Gebler, Bullet. de la Soc. d. Nat, de Moscou, 1829, I, p. 185. Ich vermag das s’ibirische Exemplar nicht im Geringsten von solchen, welche ich aus Lieland und Südfinnland besitze, zu unterscheiden. Uebrigens zweifle ich an der artlichen Selbstständigkeit des Pisidium acutum, welches L. Pfeiffer (Wiegmann’s Archiv 1844, I, p. 230) von unserer Art trennen will. Fundort. Aus Sibirien kenne ich nur ein einziges Exemplar dieser Art, welches mein Reisegefährte, Herr Branth, als Theilnehmer an der Ural-Expedizion Hofmann’s, aus Beresov mitgebracht hat. x XXxXVIH. PLANORBIS Müll. 72) Planorbis corneus L. Testa magna, supra umbilicata, infra parum concava, fusco-, olivaceo-, livido-, vel cinereo- cornea; anfractibus 5—6, rotundatis, celeriter crescentibus, striatis, saepissime irregulariter foveolatis; apertura lunato-subrotunda ; fauce fusca. Dunker, in Martini und Chemnitz, 2te duflage von Küster, Planorbis, B 35 Taf. 7, fig. 1—9 und 16—18. Wir sehen an Exemplaren aus Beresoe, wo diese Art häufig ist, dass die Schale nicht immer um so dicker ist, je nördlicher der Fundort; diese sind von mittlerer Scha- lendicke und fast ganz hornig, während sich eines aus der Kirgisensteppe dicker und sogar etwas kalkig an Schale zeigt. Fundort: Bernaul; Kirgisensteppe am Fusse des Altai (Schrenk); Beresov (Branth). 73) Planorbis complanatus L. Testa utrinque concaviuscula, corneo-fusca, minutissime striata; anfractibus 6, supra con- vexissimis, subtus planiusculis, sensim accrescentibus, exiremo deorsum filocincto; apertura transverse ovata. Lamarck, Anim. sans vertebres, lIe edit. Tme VIII, p. 39%. Rossmässler, Jconographie der Land- und Süsswasser-Mollusken, I, Taf. II, fig. 59, p. 102. Pl. marginatus, Hartmann, Erd- und Süsswasser-Gaster opoden, 1840, p. 113, Taf. 33, fig. 1—17. Alle sibirischen Exemplare dieser Art sind entschieden Pl. complanatus, und kein einziges führt zu Pl. carinatus hinüber. Fundort. Bernaul; Kirgisensteppe am Fusse des Altai (Schrenk); Bereso» (Branth). 74) Planorbis albus Müll. Taf. XXX, fig. 30, 31. Testa orbiculari, tenui, pellueida, hispida, fulvo-rufescente; superne planulata, ceniro ewca- vata; subtus profunde umbilicata; anfr. 3—k, decussatim striatis. Middendorff’s Sibirische Reise, Bd. II. Thl. 1. 37 290 Mollusken. Pl. hispidus, Lamarck, Anim. sans vert., Ile edit. Tme VIII, p. 387. Gebler, Bullet. de la Soc. des Natur. de Moscou, 1829, I, p. 185. Diese Art fasse ich hier im weitesten Sinne auf, und beziehe mehrere als selbstständig anerkannte Arten hierher; im Werthe von Abänderungen oder auch von hybriden Varie- täten. Voran muss bemerkt werden, dass ich sogar unter den s’ibirischen Spiritusexempla- ren dieser Art kein einziges gefunden habe, das seine Härchen erhalten zeigte. In Bezug auf diese borstenähnlichen Härchen, und die- von ihnen abhängigen Spirallinien, muss ich auf die naturgetreue Schilderung des Behaarungszustandes bei den Planorbis-Arten ver- weisen, mit der uns Schrenk ') bereichert. 4A) Die typische Form des Pl. albus, wie sie z, B. bei Draparnaud (Pl. I, ee 45 —47), Pfeiffer (Pl. IV, fig. 9, 10), Turton (Manual 1840, Pl. VII, fig. 97) und Hartmann (Erd- und. Süsswasser-Gasteropoden der Schweiz, 1840, p. 89, Taf. 25; und Gyr. regularis, Taf. 28, p. 97), abgebildet ist, besitze ich aus Bernaul und Beresov. Das grösste Fxemplar (aus Beresov) misst fast 7 m. im Durchmesser, und hat etwas über 3 Umgänge. | | B) Diejenige Form, welche den Uebergang zu unregelmässig geformten Exemplaren des. Pl. complanatus macht, und Pl. defor mis genannt worden ist, (vergl. Lamarck, Anim. s. vert., He edit., Tme VIII, p. 386; Hartmann, L. s. e. p. 95, Taf. 27) besitze ich aus der Kirgisensteppe am Fusse des Aliai, und aus Bernaul. Ein ungewöhnlich grosses Exemplar dieser Varietät (aus Archangels’ k) misst fast 12 m. im Durchmesser, und hat 3'/, Umgänge. So leicht die ausgewachsenen Exemplare dieser Art an ihrer Grösse, an dem gelinden Kiele und an der abwärtsgebogenen, etwas eckigen Mündung ihres letzten Umganges zu unterscheiden sind, so schwer, oder besser unmöglich, wird diese Unter- scheidung an jüngeren Exemplaren. C) Der so eben erwähnten Var. deformis steht die Var. lemniscata (Gyraulus lem- niscatus, Hartmann, l. s. ce. p. 93, Taf. 26) zunächst. Ich besitze sie aus dem Flusse Kamischatka. ' Ein häutiger Kiel umrandet die Mitte der letzten Windung. Obgleich übrigens der typischen Form vollkommen gleichkommend, scheint diese Varietät durch ihre minder aufgetriebene letzte Windung den Uebergang zur Var. deformis zu vermit- teln. Das grösste Exemplar misst 7:m. im Durchmesser, bei drei Winkungen. Dunker hat neuerdings”) einen neuen Planorbis unter dem Namen Pl. sibirieus aufgestellt, dessen Diagnose folgender Weise lautet: «Testa parva, tenui, pallide-cornea, «subtilissime striata, supra planiuscula, medio impressa, infra concava; anfractibus 3'/, ovatis, «modice crescentibus, sutura distincta dieisis; apertura obliqua, ovata. Diam. 2; alt. '/,".» Obgleich nun die für die neue Ausgabe des Martini und Chemnitz von Dunker begonnene Monographie der Gattung Planorbis, noch nicht (wenigstens bei uns nicht) bis 1) Uebersicht der Land- und Süsswasser-Mollusken Livland’s, 1848, p. 31. (A. d. Bullet, d. Natur. de Moscow.) 2) The Annals and Magazine of Natural History, second series, Vol. II, 1848, p. 454. Planorbis contortus. 291 zu dem Pl. sibiricus gediehen ist, und mir mithin die weiter ausgeführte Beschreibung ' dieser neuen Art nicht zu Gebote steht, so lässt sich doch aus den\'wenigen Worten, welche Dunker seiner Diagnose angehängt hat: «Pl. albo affınis, sed colore et capillis deficientibus diversus. Habitat in Sibiria», mit grösster Sicherheit darauf schliessen, dass Dunker ein junges Exemplar derselben Art vor sich gehabt, welche ich hier abhandele. Was die Abwesenheit der Haare betrifft, so habe ich schon oben auf Schrenk’s Beobach- tungen hingewiesen, und in Betreff der Farbe liegen mir eben so viel hornfarbene und gelb- liche, als weisse Exemplare des s’ibirischen PT. albus vor, und nordeuropäische, auch aus dem südlichen Schweden herstammende, Exemplare des Pl. albus besitze ich gleichfalls hornfarben, so gut wie unbehaart. Jedenfalls, selbst wenn wir den angegebenen Unter- schieden unverdienter Weise artliche Rechte einräumen wollten, war Dunker nicht be- rechtigt, auf Grundlage derselben eine neue Art aufzustellen, da der Gyraulus regularis Hartmann*) (aus der Schweiz) genau auf dieselben Unterschiede begründet wurde, indem Hartmann denselben mit folgenden Worten karakterisirt: «Dieser zunächst an hispidus «(Drap. = albus Müll.) stehende Gyraulus ,..... unterscheidet sich von hispidus vor- «züglich und wohl wesentlich durch den gänzlichen Mangel der Längsstreifen, wodurch «bei hispidus jene zarte eigenthümliche Textur entsteht. Er ist nur deutlich quergestreift, «glänzend, braun, jedoch mehrentheils bituminös schwärzlich überzogen, und dann ohne «Glanz.» Diesen bituminös schwärzlichen Ueberzug finde ich auch bei einer Menge von Exemplaren, die ich bei 4rchangels’k gelesen; zugleich aber auch andere, rein weisse, von demselben Fundorte. Offenbar in unmittelbarem Zusammenhange mit den chemischen Bestandtheilen der Gewässer, in denen sie leben. | Fundort. Bernaul; die Kirgisensteppe am Fusse des Altai (nach einigen von Schrenk mitgebrachten Exemplaren). Beresovr (Branth), Kirens’k (S'iemaschko). a 75) Planorbis contortus Müll. | Testa discoidea, superne plana, arctissime spirata, centro excavato ;..subtus .perspective umbi- licata; anfr. 7. Lamarck, Anim. sans vertebres, IIe edit., Tme VIII, p. 387. Vollkommen übereinstimmend mit europäischen Exemplaren, und sehr häufig. Fundort. Bernaul; Beresoe (Branth). Aus Irkuts’k erhielt ihn S’iemaschko. 76) Planorbis vortex Müll. | | Testa discoidea, depressissima, superne concaviuscula, subtus plana; anfractibus 6 - 7, ul- imo deorsum acute-carinato; apertura transverse lanceolato-subcordata. Lamarck, Anim. sans vert., Ile edit., Tme VIII, p. 385. Fundort. Bernaul; die Kirgisensteppe am Fusse des Altai (nach Exemplaren, die Schrenk mitgebracht). *). Erd- und Süsswasser-Gasteropoden der Schweiz, 1844, p. 97. Taf. 28. 292 Mollusken. 77) Planorbis leucostoma Mich. Testa depressa, supra vie. concava, subtus plana; emails 6, tardissime acer escentibus, supra semiteretibus, subtus planiusculis, extremo. vix laliore, deorsum obtuse-carinato ; aper- tura subrotunda, subangulata; peristomate leviter albo-Llabiato. Rossmässler, Jconographie der Land- und Süsswasser-Mollusken, 1835, I, Taf. II, fig. 62, p-. 105. ih S’iemaschko, Bullet. phys.-math. de l’ Acad. d. Sc. de St.- Peiersb., 1849, Tme VII, p- 231. Ener Fundort. Bernaul; die Kirgisensteppe am Fusse des Altai (sach Exemplaren, die Schrenk mitgebracht). 78) Planorbis nitidus Müll. kommt bei Irkuts’k vor, wie S’iemaschko *) bezeugt. Mir ist diese Art in Sibirien nicht aufgestossen. XXXIX.. LIMNAEUS Drap. 79) Limnaeus (Gulnaria) Gebleri Midd. Taf. XXX, fig. 1—3. Testa rimato-perforata, ampullacea, gibbosa, solidiore, calcarea; spira laterali, involuta; apertura maxima, ampliata, ovato-rotundata, ultra spiram supra expansa; peristomate percontinuo, supra reflexo aut subreflexo; anfract. 2'/, ad 3. Eine ganz ausgezeichnete Art Gulnaria, deren Habitus an Hipponyx erinnert, da die Lage der Windungen sich einer und derselben Ebene sehr nähert, indem die Stellung des Wirbels nicht über, sondern neben der Mündung statt hat, und zwar in der Höhe von °/, bis */, der Gesammthöhe dieser Mündung. Der Nabel entspricht deshalb nahe der Hälfte der Mündungshöhe, welche zugleich die Gesammthöhe der ganzen Konchylie ist; er wird durch einen sehr ausgebildeten Umschlagssaum der Spindel zu einer Spalte verlegt, welche sich bis zur oberen Wandung des Gewindes durchgängig fortsetzt, da der Mündungssaum vorzugsweise an seinem oberen inneren Winkel ausgeweitet und zurück- geschlagen ist. i Der Gipfel des Gewindes ragt vor der vorletzten Windung gar nicht, oder Pe fast gar nicht vor. Die letzte Windung ist gewöhnlich vielEach und unregelmässig höckerig aufgetrieben. Eine gelbe oder gelbbräunliche glänzende Oberhaut üherzieht die, übrigens weisse, stark kalkhaltige, und deshalb keinesweges brüchige Schale, welche, gegen das Licht ge- halten, mit Fayence-Schimmer durchscheinend ist. Die Maasse eines sehr grossen Exemplares sind: Gesammthöhe der Mündung (und zugleich der ganzen Konch.) 31 m.; Gesammtbreite der Konch. 27 m.; grösste Mündungs- breite 22 m.; Höhe des Bauches der letzten Windung 15 m.; Gewicht 26 med. Gran. *) Bulletin de la Classe physico-mathem. de l’Acad. des Sciences de St.-Petersb., 1849, Tme VII, p. 231. Limnaeus aurıeularıus. 293 Eine Annäherung zu dem Typus dieser Art sehen wir in Guln. Harimanni, und na- mentlich in derjenigen Varietät, welche Hartmann (l. c.) auf Taf. VII (19) unter fig. 2 hat abbilden lassen. Dennoch ist bei Weitem keine Verwechselung möglich. Fundort. Die Umgegenden Bernaul’s. Der verdiente, nunmehr leider verstorbene, Dr. Gebler theilte mir diese Art mit, deren Name seine Manen ehren möge. 80) Limnaeus ( Gulnaria) auricularius L. Testa rimato-perforata, ampullacea, inflata, fragili, membranaceo-cornea ; spira mucroni- formi; apertura ampliata, permagna, ovato-rotundata; columella plicatili; peristomate sub- continuo, patulo; anfract. %. Draparnaud, Hist. nat. d. Mollusques de la Firrance, p. 49, Pl. II, fig. 28, 29. C. Pfeiffer, Naturg. deutscher Land- und Süsswasser-Mollusken, 1820, I, p. 85, Taf. IV, fig. 17, 18. Rossmässler, Iconographie Taf. II, fig. 55, p- 98. Hartmann, Erd- und Süsswasser-Gasteropoden der Schweiz, 1844, p. 63, Tab. IV. Die Exemplare des südöstlichen S’ibiriens stimmen auf das Vollkommenste mit der europäischen Normalform dieser Art überein, so wie sie in den hier oben zitirten Werken beschrieben und abgebildet wird. Es ist der L. auricularius normalis Rossmässler’s'). Ich besitze kein süds’ibirisches Exemplar, dessen Rand so stark ausgeschweift und umge- schlagen wäre, wie es Hartmann’s Abbildung zeigt. Dagegen finden sich häufiger Exemplare, deren letzte Windung minder aufgeblasen, deren Mündung mithin auch minder breit ist, als bei der europäischen Normalform; doch bleiben diese noch völlig in den Grenzen der Abänderungen, welche wir auch an europäichen Exemplaren anzutreffen ge- wohnt sind. Bei den Extremen dieser Abweichung erreicht die Breite der Mündung °/, der Gesammthöhe; übrigens sind sie noch weit von denjenigen Mittelformen entfernt, welche den Uebergang zu L. ovatus vermitteln. Das grösste süds’ibirische Exemplar dieser Art misst 29 m. Gesammthöhe, bei 17 m. Mündungsbreite. Die bei Beresov gelesenen Exemplare gehören alle zu derjenigen Varietät des L. au- ricularius, welche Hartmann ?) unter dem Namen Gulnaria ampla artlich getrennt hat, und stimmen vollständig zu Hartmann’s Beschreibungen und Abbildungen. Bei einzelnen steht aber das Gewinde noch minder hervor, als die Abbildung Hartmann's es zeigt. Fundort. Die Umgegend von Beresov, Nertschins’k und Bernaul. Die obere Tun- gus’ka (nach einem mir durch den Obristen Hofmann Beulen Exemplare). Bei Kirens’k nach S’iemaschko.°) 4) L. c. p. 100. Durch Versehen ist dort fig, 56 statt 55 zitirt. 2) Erd- und Süsswasser-Gasteropoden der Schweiz, 1844, p- 69, Taf. V. 3) Bullet. de la Cl. phys.-math. de l’Acad. d. Sc. de St.-Petersb,, 1849, Tme VII, p. 228. = 294 Mollusken. 81) Limnaeus ovatus Drap. Taf. XXX, fig. 1—10. | Testa ovata, perforato-rimata, lenui, tenera et subpellueida; spira brevi, acuta; anfractibus 4 ad 5, ultimo ampullaceo, ovato; aperlura'ovala, peristomate subcontinuo, supra umbonem reflexo; plica columellari obsoletiore, Lamarck, Animaus sans vert., IIe edition, Tme VIII, p. 112. Ich muss voranschicken, dass ich L. ovatus Dr. von L. vulgaris Pf. artlich nicht zu trennen vermag, sondern sie sind mir die beiden am weitesten von einander abweichenden Endglieder zweier Varietäten einer und derselben Art. Im Wesen der Sache stimmt meine Ansicht also vollkommen mit derjenigen Gray’s') überein, nur dass ich es nicht wage, die in Rede stehende Art unter dem Namen L. pereger Müll. zusammenzufassen, da es schwer werden möchte, sichere Ueberzeugung davon zu gewinnen, dass Müller gerade diese Art als L. pereger unterschied, während doch andrerseits gegenwärtig eine selbstständige Art sich unter dem Namen L. pereger Dean allgemeie AberEeTnnnz ver- schafft hat. Sowohl im Norden als im Süden S’ibiriens treffen wir Sau: Formen, d. h. den L. ovatus und den L. vulgaris Pf. an. Suchen wir nämlich den für die typische Form des L. ovatus wesentlichen Unter: schied von L. vulgaris herauszuscheiden, so müssen wir, auf Grundlage der Beschreibun- gen und Abbildungen Draparnaud's,?) Pfeiffer's®) und Rossmässler’s‘) uns dafür ent- scheiden, dass die letzte Windung des L. ovatus minder aufgetrieben ist, und dass die obere, sowohl als die untere, Abdachung dieser Windung: schräger abgeflacht erscheint; dagegen diese beiden Abdachungen der fast zylindrisch aufgetriebenen letzien Windung des L. stagnalis steil abfallen, und deshalb eine Aehnlichkeit mit den unentwickelteren Formen des L. auricularius entsteht, welche sogar häufig solche unentwirrbare Mittel- formen hervorruft, die ich, aus allgemeinem Gesichtspunkte betrachtet, schon bei den Meeres-Mollusken mit dem Namen der Bastard-Varietäten belegt habe. Man hüte sich davor, die vorkommenden Unterschiede eines bald etwas mehr, bald etwas minder vorspringenden Gewindes, mit den so eben erörterten Eigenthümlichkeiten in Verbindung setzen zu wollen. | Bei Beresov kommt die typische Form des L. ovatus nicht nur sehr vorwaltend an Menge, sondern auch recht karakteristisch entwickelt vor, so dass einzelne Exemplare (vergl. fig. #5) wegen der Enge des oberen Theiles vom letzten Umgange, eine fast ohrförmige Mundöffnung: besitzen. Das Gewinde (vom Gipfel bis zur oberen Ecke der Mundöffnung) misst dabei gewöhnlich '/, bis '/, der Gesammtlänge; nur bei wenigen tritt 4) Turton, Manual of the Land and Fresh-Water Shells of the British Islands, new edition, 1840, Pl. IX, fig. 101: Pl. XI, fig. 101 a, b, c, d, 2) Hist. natur. d. Mollusques terrestres et fluviatiles, p. 50, Pl. II, fig. 30, 31. 3) Naturgesch. deutscher Land- und Süsswasser-Mollusken, I, p. 89, fig. 21. 4) Iconographie, Taf. If, fig. 56, p. 100. ® Limnaeus Kamtschatieus. 295 das Gewinde mehr hervor, wie bei fig. 6, 7, und erreicht dann fast '/, der Gesammt- länge. Die Maasse des in fig. * und 5 abgebildeten Exemplares, welches zu den grössten gehört, betragen: Gesammtlänge 25 m.; Gesammtbreite 17 m.; Mündungshöhe 20 m.; Mündungsbreite 11 m. Während bei Beresov nur ein einziges sehr karakteristisch entwickeltes Exemplar der var. vulgaris unter einer Menge der var. iypica von. L. ovatus gelesen worden, kommt dagegen die var. vulgaris, Tast ausschliesslich im Süden S’ibiriens vor, und zwar beson- ders häufig mit ang vorgezogenem Gewinde ('/, der Gesammtlänge), wie das fig. 6 an- schaulich wiedergibt. "Genau eben solche fand ‚ich bei Kier häufig, doch sind die Win- dungen der süds’ibirischen Exemplare ganz besonders zylindrisch aufgetrieben, wie das in Europa im selben Grade nur für L. Balticus gewöhnlich ist, den ich übrigens auch nur als brakische Varietät des L. ovatus ansehen kann. Selbst das was Menke *) haupt- sächlich im Sinne einer artlichen Selbstständigkeit des L. Balticus gesagt, spricht im Grunde mehr für die Identität mit L. vulgaris Pf. Von ganz jungen Exemplaren des L. Balticus Nilss., die ich an der finnischen Küste des Bottnischen Busens gelesen, vermag ich ferner in keiner Weise den beiliegend (fig. 9, 10) abgebildeten kleinen Limnaeus zu unterscheiden, den Herr Wosnes’ens’kij im Flusse Kamtschatka angetroffen hat. Das grösste Exemplar misst 6 m. Gesammtlänge, von denen ?/, auf die Länge der Mundöffnung gehen. Die obere Abdachung der letzten Windung fällt steil, sogar fast eckig zur Nath hin ab. Nur die erste Spur einer Nabelbildung ist vor- handen, indem sich die Spindel etwas zurückschlägt, weshalb auch diese Exemplare nicht als Junge des L. Kamischaticus betrachtet werden dürfen. Sollte aber, was wegen der für einen Jugendzustand etwas zu fest scheinenden Konsistenz der Schale nicht unmöglich wärep dieser kleine kamtschatkische Limnaeus nicht jung, sondern schon erwachsen sein, so ist es ohne Zweifel eine neue Art, welche ein Miniatur des L, Balticus genannt wer- den dürfte. 82) Limnaeus Kamtschatieus Midd. Taf. XXX, fig. 11, 12. Testa ovata, imperforata, cornea, tenuissima, perfragili, vernicosa; spira brevi acuta; an- fractibus 3 ad 3'/,, ultimo DUO ovato; apertura ovata, peristomate nullo ; plica columellari spirali, peracuta. L. Kamitsch. n. sp. Middendorff, im Bullet. physico-mathem. de U’ Acad. des Sc. de St.-Petersb., Tme IX, 1850. In ihrer Gestalt stimmt diese Art, welche beiliegend in natürlicher Grösse abgebildet ist, auf das Vollkommenste mit dem L. vulgaris Pf- (L. ovatus, var. vulgaris) überein, und unterscheidet sich überhaupt von dieser Art nur durch das Fehlen eines Umschlags- *) Zeitschrift für Malakozoologie, Jahrgang 1845, p. 34. 2 ‚Mollisken. saumes, wodurch die Spindel ganz scharf, und zierlich in einer Spirale geschwungen, vor- liegt. Aus derselben Ursache fehlt der Nabel gänzlich. Da ich mich erinnere, in Livland einen erwachsenen L. ovatus angetroffen zu haben, dessen Spindelfalte ausnahmsweise vollkommen wie bei dieser Art beschaffen war, so hätte ich nicht gezögert, diese Art als ausgezeichnete geographische Varietät dem L, ovatus unterzuschalten, wenn: nicht der Nabel als diagnostisches Kennzeichen des L. ovatus 'all- gemein angenommen wäre, und weil in der That unter vielen Hunderten L. ovatus, die ich vor mir habe, auch nicht ein einziger vorkommt, der nicht schon im Jugendzustande sich etwas genabelt zeigte. Auch die Exemplare des L. ovatus aus den Baikalgegenden sind ausnahmlos sehr stark genabelt. Fundort. Herr Wosnes’ens’kij brachte diese Art, welche ich im übrigen Sibirien nicht angetroffen, aus dem See Kainyischin, ohnfern Nishne-Kamtschats’k. Aus zoologisch- geographischen Gründen musste diese Art hier ihren Platz finden, obgleich sie nicht zu meiner Reisebeute gehört. 83) Limnaeus pereger Drap. Testa subrimata, elongato-ovata, brevispira, subventricosa, cornea; anfract. 1 — 3; ultimo ‚superne atlenuato; apertura acute-ovata; peristomate plerumque sublabiato. Lamarck, Anim. sans vertebres, Ile edit., Tme VIII, p. 413. Nur zwei Exemplare dieser Art besitze ich aus S’ibirien. Das eine, bei Beresoe ge- fundene und nur 8 m. lange, entspricht vollkommen der Abbildung in Rossmässler’s Iconographie Taf. II, fig. 5%, und kommt deshalb der fiy. 42, Pl. II Draparnaud’s sehr nahe. Das zweite, aus der Gegend von Bernaul, ist 1% m. lang, und stimmt voll- kommen zu Draparnaud's fig. 34, 35, Pl. II. Fundort. Die Umgegenden von Bernaul und Beresov (Branth). 8%) Limnaeus stagnalis L. Tesia imperforata, orala, ventricosa; spira turrita; exctremo anfraciu supra subangulato; perisiomate repando. Lamarck, Animaux sans vertebres, IIe edition, Tme VIII, p. 408. Gebler, Bullet. des Natur. de Moscou, 1829, I, p. 185. Diese weitverbreitete Art kommt, wie in Europa, so auch unverändert in Sibirien vor. Bei Beresov erreichen manche Exemplare noch über 61 m. Gesammtlänge. _ Aus- nahmsweise fanden sich unter diesen einige der europäischen Varietäten, deren schon S’iemaschko (I. s. e. p. 228) als gleichfalls in S’ibirien vorkommend erwähnt hat. Fundort. Bei Bernaul, Irkuts’k und Beresov (Branth). S’iemaschko hat diese Art aus Kirens’k zugeschickt erhalten. 85) Limnaeus palustris Müll. Var. Taf. XXX, fig. 13, 14. Testa imperforata vel subrimata, ovato-oblonga, striata; corneo-fusca; anfr. 6-7, spira lurrita; apertura brevi, acute-ovata; peristomate non repando. Lamarck, Anim. sans vertebres, Ile edit., Tme VIII, p. 409. Limnaeus truncatulus. 297 Die Exemplare des L. palustris, welche ich aus Sibirien besitze, sind in sofern von den europäischen verschieden, als sie mit keiner der von Draparnaud gegebenen Abbil- dungen dieser Art übereinstimmen, sondern genau der Gestalt des L. palustris, var. distortus, (aus Amerika) entsprechen, welche Rossmässler fig. 52, Taf. II, abbildet. Von dieser Abbildung unterscheidet sich ein Paar der s’ibirischen Exemplare einzig und allein nur durch seine geringe, nicht ein Mal der Hälfte der Gesammtlänge jener Abbildung gleich kommende Grösse (17 m.). Die s’ibirischen Exemplare sind auch meist mit einer mehr Ei minder dedtlichen Nabelspalte versehen, was jedoch gleichfalls an manchen Exemplaren, die ich bei Archan- gels’k gelesen, vorkommt; während diese lezteren unzweifelhaft L. palustris sind. Ich fordere künftige Forscher auf, uns über diese Art bestimmtere Nachweise zu geben. Ich habe beiliegend eine Varietät dieser Art abbilden lassen, welche man der Gestalt nach als L. leucostomus ansprechen müsste, wenn nicht ein sehr ausgesprochener Nabel vorhanden wäre. Auch misst dieses Exemplar 18 m. in der Gesammtlänge, und ist mit- hin grösser als der grösste bisher bekannte europäische L. leucostomus. Fundort. Die Umgegenden von Bernaul und Irkuts’k (hier bisher nur als Varietät, deren einziges mir vorgekommenes Exemplar so eben beschrieben worden). Nishne-Kam- ischats’k (Wosnes'.). 86) Limnaeus iruncatulus Müll. Testa parva, rimato-perforata, conico-ovato, acuta; anfr. 5—6, sutura profunda distinetis; aperlura ovata. L. minuta Drap., Lamarck, Anim. sans vertebres, Ile edition, Tme VII, p. 415. Es kommen bei Bernaul Exemplare von mehr als 11 m. Gesatanstliuge vor, so dass diese. Art dort grösser wird, als durchschnittlich in Europa. | Fundort. Die Umgegend von Bernaul. Aus Irkuts’k erhielt ihn S’iemaschko, aus Toms’k Krynicki (Bullet. de Mosc., 1837, p. 57). 87) Limnaeus leucostomus Poir, Testa imperforata, turrito - elongata, anfract. 7—8; apertura ern peristomate - albo, sublabiato. Lamarck, Anim. sans vertebres, Ile zditio, Tme VIII p. !Ak. Diese Art erhielt Siemaschko aus Irkuts’k; mir ist sie aber dort nicht vorgekom- men, sondern nur jenes, ihr im Habitus sehr nahe kommendes Exemplar, welches ich, des ausgeprägten Nabels wegen, als Varietät des L. palustris beschrieben und abgebildet habe. Fundort. Irkuts’k. Middendorff's Sibirische Reise, Bd. II. Thl. 1. 38 298 Mollusken. XL. PEYSA Drap. 88) Physa hypnorum Drap. Taf. XXX, fig. 18, 19. Testa ovato-oblonga, tenera, laevi, diaphana; nitida, corneo-lutescente; spira exserta, pera- cuta; apertura albida, angusta; columella uniplicata, plica subrecta; anfract. 5—6. Var. depressior nob. Vergl. Gebler im Bullet. de la Soc. des Naturalistes de Moscou 1829, I, p. 185. Als Normalform der Physa hypnorum, nehme ich diejenige an, welche die meisten Exemplare Süddeutschland’s und Südfrankreich’s mir gezeigt haben. Diese Form geben die Abbildungen Pfeiffer’s (Naturgeschichte deutscher Land- und Süsswasser-Mollusken, I, Taf. IV, fig. 29) und Chenu’s (Illustrations Conchyliologiques, Physa, Pl. I, fig. 14° und 147) gut, obgleich noch nicht extrem, wieder. Dieser Normalform stelle ich meine var. depressior gegenüber, welche ich zuerst in den Umgegenden /chl’s fand, wo sie übrigens gemeinschaftlich mit der Normalform, je- doch in weit untergeordneter Menge, vorkommt. Diese var. depressior unterscheidet sich, im Gegensatze zu jener, durch a) nur 5 (statt 6) Windungen, und 5) durch die bauchigere und minder lange letzte Windung. Wir finden diese var. depressior sehr karakteristisch abgebildet bei Chenu (Illustr. Conch. Physa BE, fig. 1%, 14°, 14°). Mittelformen zwischen beiden geben Draparnaud (Hist. nat. d. Mollusg. Pl. III, fig. 12, 13) und Chemnitz, edit. II, Physa Taf. II, fig. 39. Die Form der var. depressior, aber mit 6 Windungen vereinigt, zeigt uns gleichfalls die hierher zu ziehende Abbildung der Physa elongata Say, fig. 143, in Gould’s /nvertebrata of Massachusetts. Die Maasse des der drei von mir im Taimyrlande gefundenen Exemplare ergeben: alt. 8,5 m.; lat. 7,2 m.; alt. spirae 3,8 m.; alt. apert. %,8 m.; lat. apert. 2 m. Der Mundsaum ist höchst dünn und scharf; die Mundöffnung gestreckt - ohrförmig; die Farbe gelbbräunlich, Fundort. Ich fand am 27. Juni 1843 drei Exemplare dieser Art, an vergangenjährigen Schilfstengeln kriechend, in dem Wasser einer etwa drei Fuss tiefen Pfütze, deren Grund noch durchgängig mit Eis belegt war; unter nahe 73’/,° n. Breite, ohnfern des Falchudda- See's im Taimyrlande. Unstreitig das nördlichste, bisher wohl kaum glaublich hochnordi- sche, Vorkommen einer Süsswasserkonchylie. Bei Bernaul, nach Gebler und Ehrenberg. ALE PALUDENA Lamk. 89) Paludina tentaculata L. Testa imperforata, ovata, ventricosa, acuta, albido-Luteseente, pellucida; anfr. 6; perisio- mate ovato, reflexiusculo, sublabiato. Paludina impura, Lamarck, Anim. sans veriebres, Ile edit., Tme VII, p. SA. Fundort. Bernaul. Valvata cristata. 299 90) Paludina Kickxii Westend. Testa imperforata, ovata, ventricosa, acuta; anfr. 6, convexissimis, suturis valde impressis; peristomate subrotundo ; operculo elliptico. Westendorp, Description d’une nouvelle espece de Paludina, 1836. Fundort. Bernaul. Aus der Kirgisensteppe, am Fusse des Altai (Fluss Ami), brachte mir Schrenk diese Art. XLEH. VALVATA Müll. 91) Valvata eristata Müll. Var. Sibirica Midd. Testa minuta, discoidea, supra plana, subtus late umbilicata; aperturae marginibus simplicibus; anfr. 3 Lamarck, Anim. sans vertebres, Ile edition, Tme VIII, p. 505. Die süds’ibirischen Exemplare stimmen vollkommen mit den europäischen überein, bis auf die Grösse, indem die grösste Breite einiger ar aus den Umgegenden Bernaul's, bis # m. erreicht. Noch mehr weicht in dieser Beziehung das einzige Exemplar ab, welches ich aus Kamtschatka besitze, dessen grösste Breite 5,5 m. erreicht. Es ist übrigens in allen anderen Kennzeichen so vollkommen unsere Valv. cristata, dass ich es nicht wage, diesen, freilich sehr bedeutenden Grössenunterschied, für einen artlichen zu erklären, zumal die nahverwandte Yale. spirorbis Dr. in Europa eine gleiche Grösse erreicht; jedoch verdient die Aufmerksamkeit ‚künftiger Forscher in Kamtschatka auf eine genauere Untersuchung dieser Art gelenkt zu werden. Unser Exemplar hat volle drei Windungen, ist‘ grau-grün- lich von Farbe, und solid. Fundort. Bei Bernaul und Beresov (Branth). Aus dem Flusse Kamtschatka brachte sie Herr. Wosnesens’kij. 92) Valvata piseinalis Müll. Testa globoso-conoidea, subtrochiformi, umbilicata, albida; anfr. „—5; spira apice obtusa. Lamarck, Anim. sans vertebres, Ile edit., Tme VIII, p- 438. Fundort. Beresov (Branth). Fluss Ami den Kirgisensteppe (Schren u Aus Kirens’k erhielt Siemaschko diese Art. *) XLII. SUCCINEA Drap. 93) Succinea putris L. Taf. XXVI, fig. 6—9. r Testa ovato-oblonga, inflata, tenuissima, pellucida, flavescente; spira brevissima; apertura ovata, obliqua. *) Bullet. de la C!. physico-mathem, de l’Acad. d. Sc, de St.-Petersb. 1849, Tme VII, p. 227. %* 300 . Mollusken.: S. amphibia, und ? S. oblonga, Gebler, im Bullet. de la Soc. Imp. des ie de Moscou, 1829, I, p- 185- S. putris L., S’iemaschko, im Bullet. physico - mathem. de 1. Aensiem, des SC. de St.-Petersb., Tme VII, 1849, p. 232. S’iemaschko hat schon bemerkt, dass sowohl die beiden Formvarietäten didsen Art, welche wir in Europa seit Rossmässler’s Abbildungen (Jconogr. Taf. II, fig. #5, 46) unter dem Namen Succ. amphibia und Succ. Pfeifferi zu unterscheiden gewohnt sind, als auch zwei Farbenvarietäten dieser Art, in S’ibirien vorkommen. In Bezug auf die Form habe ich anzumerken, dass sie sich ebenso häufig in den Uebergangsstufen, als in den Extremen der genannten Formvarietäten hält. Uebrigens lässt sich im Allgemeinen wohl aussprechen, dass wir bei den süds’ibirischen Exemplaren, im Gegensatze zu den europäischen, gewöhnlich eine geringere Aufgeblasenheit der letzten Windung bemerken können, deshalb geringere Breite der Konchylie, im Verhältnisse zur Länge, und länglichere Mündung. Ich bemerke ausdrücklich, dass ich Exemplare gleichen Alters untereinander verglichen habe, denn die jüngere Suce. putris ist stets verhältniss- mässig minder breit, als wenn sie vollwüchsig wird. Der angegebene Unterschied ist jedoch keinesweges so allgemein, oder so exclusiv extrem, dass eine feststehende Varietät, geschweige denn Art, begründet werden dürfte. Ich füge, behufs schärferer Bestimmung, folgende Maassverhältnisse bei: Bernaul Beresov _ Russisches Lappland Gesammtlänge 18,5 17,5 175 Grösste Breite 10 10 Kl Höhe der Mündung 12,2 411,6 | 135 Grösse Breite der Mündung 7 7 7,1 Die Maassverhältnisse des für Bernaul typischen Exemplares stehen in offenbarem Ge- gensatze zu der in Beresov und im Russischen Lapplande gewöhnlichen Form, und das Letztere von diesen gibt uns wiederum Gelegenheit zu beobachten, wie eine grosse Mün- dungshöhe, d. h. also ein sehr verkürztes Gewinde, dennoch zugleich mit stark aufgetrie- bener letzter Windung vereinigt vorkommen kann. Aus der hier beigefügten Abbildung mag sich anschaulich ergeben, was ich so eben behauptet; fig. 6,7 stellt ein ungewöhnlich grosses, 26 m. langes Exemplar dar. Diejenige Abbildung, welche ihr, aus der Zahl der bisherigen, am nächsten kommt, ist unstreitig fig. ® der Taf. 16 von Montagu tesiacea Britannica, wodurch der Gedanke an eine etwanige artliche Trennung vollkommen erdrückt werden mag. | Was nun die Farbenvarietäten anbelangt, so sind diese vielmehr Texturvarietäten. Es ist nämlich die s’ibirische $. pufris gleich der europäischen von einer bräunlichgelben Oberhaut bedeckt; in der Regel aber schwindet diese Oberhaut bei den s’ibirischen Exemplaren schon frühe, indem sie sich von der Schalensubstanz deshalb löst, weil diese Helix carthusiana. 301 ihre Perlmutterschichte nicht nur auf die dünne innere-Schichte beschränkt, welche Ross- mässler an seiner Hel. Pfeifferi beschrieb, sondern ganz von dieser Perlmutterschichte durehdrungen wird, wodurch die gesammte Schale ein perlmuttrig - gläsernes Ansehen erhält, und rigider als gewöhnlich wird. Da ich bei meiner Durchsicht des Museums zu Bernaul kein einziges Exemplar der ächten Suce. oblonga Drap. daselbst zu finden im Stande war, so vermuthe ich, dass Ehrenberg’s, von Gebler mitgetheilte, Angabe derselben, auf einem Irrthume beruhen müsse. Fundort. Die Umgegenden von /rkuts’k und Bernaul. Auch aus Kirens’k erhielt sie Siemaschko. Aus Beresov brachte sie mein Reisegefährte Branth, als er die Uralexpedizion des Obersten Hofmann mitmachte. XLIV, MHELEX L. 94) Helix carthusiana Müll. Testa perforata, globoso-depressa, minute striata, corneo-albida, subpellucida; spira parum elata, plerumque mammillata; anfract. 5'/, vix convexiusculi, ultimus antice subdeflexus; apertura late lunaris, intus labiata; peristoma acutum, subexpansum, rubellum, margine columellari perforationem semitegente. Diam. maj. 22; min. 11; alt. 8,5. L. Pfeiffer, Monographia Heliceorum viventium, 1848, p. 132. Die vor mir liegenden s’ibirischen Exemplare stehen mitten inne zwischen dem Typus der Hel. carthusiana und dem der Hel. cantiana Montagu, wie Pfeiffer diese beiden Arten geschieden hat: sie haben nämlich den mehr rundlichen Basalrand der Mundöffnung der Hel. cantiana, obgleich die Grösse und der engere Nabel vollkommen mit Hel. carthu- siana übereinstimmen. Uebrigens sehen wir in Rossmässler’s*) auch von Pfeiffer zitirten Abbildungen, allerdings bei der am meisten links stehenden Abbildung das Kenn- zeichen: «margine basali subrecto», das Pfeiffer gleichfalls in die Diagnose dieser Art aulge- nommen hat, allein die Abbildungen db, namentlich aber ce und d versinnlichen uns Va- rietäten, auf welche das besagte Kennzeichen nicht mehr passt. Diesen Varietäten 5 und c entsprechen nun meine s’ibirischen Exemplare vollkommen, mit Ausnahme schwächerer, kaum merklicher, Färbung des Lippensaumes. Die oben gdechänd Maasse sind die des grössten Exemplares. Fundort. In der Umgegend von /rkuts’k, von unserem rühmlichst bekanga Bota- niker, dem Herrn von Turtschaninov, gefunden. *) Iconographie der Land. und Süsswasser-Mollusken, fig. 366. 302 Mollusken. 95) Helix Schrenkii Middend. Taf. XXX, fig. 20—26. Testa umbilicata, orbiculato - convexa vel interdum depresse globosa, diaphana , incrementi strüs et strüs longitudinalibus (hisce ultimis microscopicis) obsolete-siriata, corneo-albida, ad suturas rufo-unifasciata; anfr. 5'/,—6, convexiuseuli; apertura lunato-rotundata ; pe- ristoma subpatulum, visc labiatum. _Diam. maj. 15, min. Ab, alt. 10,5 mill. Auch zu der Aufstellung dieser neuen Art drängt mich der gegenwärtige Stand unserer Systematik, wider meine Ansicht über die Grenzen des Artbegriffes. Hätte ich die vorliegende Art nur als eine Abart aufnehmen wollen, so entsprach der an sie angelegte Maasstab artlichen Werthes, nicht mehr den, insbesondere auf Grundlage von Pfeiffer’s neuester und möglichst erschöpfender monographischer Zusammenstellung, allgemein ange- nommenen Vorstellungen. | Unbezweifelt steht unsere Art der kaukasischen Hel. Narzanensis Krynicki am aller- nächsten, die wiederum ihrerseits sich eng an die mitteleuropäische Hel. faustina Ziegl. anschliesst, als deren Synonym sie auch von S'iemaschko !) aufgeführt worden ist, welche sich jedoch an ihrem viel grösseren Nabel, an dem Mangel der mikroskopischen Längs- streifen etc. schon auf den ersten Blick von Hel. Narzanensis unterscheiden lässt. Ich muss, auf Grundlage beiderseitiger Originalexemplare, Pfeiffer’s früher ausge- sprochene Vermuthung”) bestätigen, dass seine Hel. pratensis mit der Hel. Narzanensis identisch ist, und folglich der Priorität dieser letzteren Benennung weichen muss. Uebrigens scheint dennoch Hel. pratensis eine unbedeutende Farbenvarietät zu be- zeichnen (welche mir übrigens noch nicht vorgekommen ist, indem Pfeiffer’s Beschrei- bung sowohl als Abbildung °) deutlich zwei braune, scharfbegrenzte und schmale Binden : angeben, dagegen ich, in völliger Uebereinstimmung mit Krynicki’s Beschreibung, nur eine eben solche braune Binde finde, welche durch einen etwas breiteren weissen Zwischen- raum (wie die Gesammtfarbe des Gewindes) von der bräunlichen Fleischfarbe der Basal- hälfte des letzten Umganges geschieden ist. Im Gegensatze zu diesen beiden Färbungen ist Hel. Schrenkü auch an der Basal- hälfte des letzten Umganges gleichfarbig mit dem gesammten Gewinde, und es umrandet ein einziger schmaler und scharfbegrenzter Streif von heller Kastanienfarbe die Nath der vorletzten Windung, und setzt sich auch, oberhalb der Mitte, über Jie letzte Windung fort. Abgesehen von dem Unterschiede der Färbung, ist Hel. Narzanensis etwas stärker an Schalenabsatz, und hat innen einen wulstigen Lippensaum, der unserer Hel. Schrenkü fast gänzlich fehlt. Aus demselben Grunde biegt sich die Mundöffnung der letzteren Art etwas minder abwärts, als bei der erstgenannten. Mit Ausnahme der Färbung sind die eben angeführten Unterschiede aber höchst unbedeutend. 4) Bulletin de la Societe Imp, des Natural. de Moscou, Tme XX, 1847, p. 148, und Bullet. physico-math. de l’Acad. de St.-Petersb., Tme VII, p. 235. 2) Monographia Heliceorum viventium, 1848, p. 361, No. 938. 3) Chemn., ed. II, Helix No. 98, Tab, 17, fig. 17—19, Helix Schrenku. 303 Aus der Zahl der in Westeuropa allgemeiner verbreiteten Arten müssen wir Hel. fruticum Müll. als zunächst verwandt hervorheben, indem einzelne extreme Exemplare dieser Art, sich von den entgegengesetzten Extremen der Hel. Schrenkü auf keine Weise unterscheiden lassen. Bekanntlich kommen nämlich an allen Fundorten des westlichen Europa’s einzelne Exemplare der Hel. fruticum vor, welche einfarbig, weisslich-horngelb, und von einer kastanienbraunen schmalen Binde umzogen sind. Unser Museum besitzt dieselbe Farbenvarietät für Russland aus Livland, Kiev und Georgien, also fortlaufend von den nördlichsten bis zu den südlichsten Breiten des Vorkommens der Hel. fruticum. Von sehr kleinen und niedrig gewundenen Exemplaren der so eben beschriebenen Farbenvarietät der Hel. fruticum, lassen sich nun manche Exemplare der Hel. Schrenkü, wie gesagt, nicht im geringsten unterscheiden. Betrachten wir aber alle 37 Exemplare der Hel. Schrenkü, welche ich besitze, insgesammt, so ergeben sich folgende typische Unterschiede von dem Typus der Hel. fruticum: a‘ Eine geringe Grösse: Das ausnahmsweise grösste Exemplar der Hel. Schrenkü misst 18 bei 16,5 mill.; die oben unserer Diagnose angehängten Maasse sind dagegen einem mittelgrossen Exemplare. entnommen. Obgleich nun Hel. fruticum an Grösse bedeu- tend variirt, so steht unsere Art dennoch sogar dem Wuchse der kleinen Abart von Hel. fruticum nach, welche Pfeiffer ') bei Göttingen fand. b) Ein niedriges Gewinde: Auch in dieser Beziehung variirt bekanntlich Ael. fruticum sehr bedeutend, allein das höchste Gewinde der -Hel. Schrenkü erreicht kaum die mittlere, vielmehr nur die geringste Höhe des Gewindes von Hel. fruticum, und ande- rerseits flacht sich das Gewinde der Hel. Schrenkü oft so sehr ab, wie es nie bei Hel. fruticum vorkommen kann. In der That finde ich für Hel. Schrenkü folgende Maasse: Diam. maj. : min. altit. ratio altit. ad D. maj. Exempl. mit sehr hohem Gew. 18 16 14 %/, + Ns » » » 15 13 - 41,5 ”, + u » » Gew. mittl. Höhe 15 13 10,5 + Yo » » sehr niedr. Gew. 13,5 12 9 le Ich messe übrigens die grösste senkrechte Höhe nicht vom Lippensaume selbst, son- dern in 2 mill. Entfernung von diesem, d. h. dort, wo die Umbiegung des Umschlag- saumes nicht mehr in das Maass inbegriffen wird. | Pfeiffer’s Abbildung *) der Hel. pratensis entspricht mithin dem höchsten Gewinde der Hel. Sckrenki. c) Ein durchschnittlich engerer Nabel: Dieser Unterschied ist übrigens so gering, dass er in Maassverhältnissen nicht wiedergegeben werden kann. d) Die besprochene seltene Farbenvarietät der Hel. fruticum entspricht der typischen 4) Monographia Heliceorum viventium, 4848, p. 135, No. 349 ß. 2) Chemn. ed. II, Helix No. 98, Taf. 17, fig. 17—19. 304 Mollusken. Färbung von Hel. Schrenkü. Letztere ändert, wie es scheint, so gut wie gar nicht in der Färbung ab; vielleicht dass bisweilen die rostfarbene und stets enge, stets scharf be- grenzte Binde fehlt, und einzelne Exemplare einfarbig weisslich, dabei mehr oder weniger hornfarben sind. Die, bei zwei- bis dreifacher Vergrösserung sichtbaren, feinen und gewellten Längs- streifen haben beide bisher in Rede stehende Arten gemein; auch sind sie von Krynicki in die Diagnose seiner Hel. Narzanensis aufgenommen worden. Bis auf den bei Hel. Schrenki nur schwach entwickelten .Mundsaum, entsprechen deren Exemplare mit hohem Gewinde in vollstem Maasse den Abbildungen der Hel. simi- laris Fer., in Ferussac Hist. nat. d. Mollusques, Tab. 25 B, fig. 1—4, Taf. 274 fig 3, und in Chemn., ed. II, Helix, No. 323, Taf. 60 fig. 13—16. Auch ein direeter Ver- gieich der Exemplare erwies mir, wie schwer, vielleicht häufig unmöglich, es sei, einzelne Exemplare beider Arten von einander zu unterscheiden. Uebrigens hat Philippi!) die bisher bei Hel. similaris eingeschalteten chinesischen Exemplare, unter dem Namen Hel. pyrrhozona zu trennen gesucht; offenbar mehr aus zoologisch-geographischer Rücksicht, als weil spezifische Unterschiede direkt dazu aufgefordert hätten. | Sollte nicht die Zukunft uns vielleicht, zugleich mit einer weitsichtigeren Zusam- menziehung der offenbar übermässig vermehrten Artenzahl der Helices, auch zwei analoge Formen einander gegenüberstellen, wie z. B. etwa Hel. fruticum als den westlichen Typus, der Hel. Schrenkü als dem Repräsentanten des östlichen Typus? Unter die letztere würden sich .dann eine Menge naheverwandter Arten, im Werthe von Varietäten, ein- schalten lassen. Dafür dass diese beiden Formen nicht wiederum durch eine noch weiter hinausfüh- rende Vereinigung verschmolzen werden dürfen, ist mir der beste Beweis. durch ein Exemplar der Hel. fruticum aus dem Kaukasus in die Hände gelangt. Es ist dieses un- bezweifelt eine ächte Hel. fruticum, wenn gleich die der Hel. Narzanensis entsprechende Farbenvarietät derselben. Dieses Exemplar misst nämlich 18 — 17,5 und 16,5 mill.; das Höhenverhältniss des Gewindes beträgt also °/,+-'/,. Es kommen folglich beide Formen in ihrer vollständigen typischen Entwickelung neben einander im Kaukasus vor, und: dür- fen nimmer zu einer und derselben Art verschmolzen werden, wenn nicht etwa der Ueber- gang zu einander (durch Bastardvarietäten in der That vermittelt werden sollte, Sehr unumgänglich wäre es, die Thiere beider Arten in dem Sinne, wie ich so eben auseinandergesetzt, genauer zu untersuchen. Fundort. In der Nähe des Ausflusses der unteren Tungus’ka (nahe 58° n. Br.) und bei’ Bernaul. Auch aus Irkuts’k und Transbaikalien sind mir viele Exemplare zugesandt worden.”) Schrenk brachte sie von den Ufern der S’emipalatinka aus den Altaigegenden. Ich selbst 4) Abbild. und Beschreib. Helix, Tab. VI, No. 4, fig. 4. 2) Vergl. Siemaschko, im Bullet. physico-math. de l’Acad. de St.-Petersh., Tme VII, p. 236. Helix hıspida. 305 entdeckte sie zuerst bei Archangels’k; Grewingk brachte sie aus Wytegra, und nach einem jungen Exemplare zu.urtheilen, das ich Herrn von Nordenskjöld’s Gefälligkeit verdanke, kommt sie wahrscheinlich auch im südlichen Finnland vor. 96) Helix hispida L. Testa aperte umbilicata, suborbiculato-depressa, cornea, pilis brevibus hispida, nitidula ; spira convexa; anfract. 5, convexiusculi, angusti; apertura late lunaris; peristoma patulum, intus albo-labiatum, labio in margine basali sirictiusculo, acute prominente. Diam. maj. 8; min. 7; alt. 5,2 mill. L. Pfeiffer, Monographia Heliceorum viventium, 1848, p. 148. Es kommen übrigens sowohl die erhabener als flacher gewundenen Varietäten dieser Art vor, aber der Nabel ist stets sehr eng; enger als man ihn gewöhnlich bei livländi- schen und deutschen Exemplaren findet. ‚Uebrigens habe ich gefunden, dass die Hel. hispida der Umgegenden St.-Petersburgs gleichfalls einen engeren Nabel hat, als für die südlicheren Fundorte gewöhnlich ist. Die Figuren 426 und 427 in Rossmässler’s Iconographie verdeutlichen jedoch sehr anschaulich diese Unterschiede in der Nabelbil- dung. Das oben gegebene Maass ist das eines ungewöhnlich grossen Exemplares. Fundort. Gebler fand diese Art in den Umgegenden Bernaul’s. Auch vom Fusse des Altai, in der Nähe des Ami-Flusses (der Kirgisensteppe) theilte mir Schrenk ein Exemplar dieser Art mit. 97) Helix ruderata Studer. Tesia perspective umbilicala, depressa, lutescenti - cornea, concolor, sublilissime costulato- siriala; spira convexa; anfr. 5, convexi, ultimus basi rotundatus; apertura perobliqua, lunato ovalis; peristoma simplex, acutum, marginibus conniventibus. Diam. maj. 5 mill. L. Pfeiffer, Monographia Heliceorum viventium, 1848, p. 105. Da es uns an diesem Orte vorzugsweise daran gelegen sein muss, zu entscheiden, ob wir es an den Küsten des Ochotskischen Meeres mit amerikanischen oder mit asiatisch- europäischen Formen zu thun haben, so verglich ich, nachdem zwischen der s’ibirischen Hel. ruderata und der europäischen sich nicht der geringste Unterschied hatte entdecken lassen, mein hier in Rede stehendes Exemplar mit ähnlichen nordamerikanischen Arten; denn die Hel. ruderata wird bisher für Nordamerika nicht angegeben. Von der ziemlich ähnlichen Hel. perspectiva Say lässt sich unsere Helix ohne Mühe an dem ansehnlich minder geöffneten Nabel, an der um eine Windung geringeren Anzahl dieser Windungen, an der minder ausgeprägten Skulptur, und an dem flacheren Gewinde, unterscheiden. Weit näher steht aber unsere Art der Hel, striatella Antony. Diese wird von Gould ') als spezifisch und auch geographisch verschieden von der Hel. ruderata bestätigt. Auch Pfeiffer *) führt sie als besondere Art auf, schliesst jedoch mit der Frage, ob es 4) Invertebrata of Massachusetts, p. 179. 2) L. ce. p. 104. Middendorffs Sibirische Reise, Bd. II. Thl. 1. 39 306 . Mollusken. ‚nicht dennoch nur eine kleinere Varietät der Hel. ruderata sei? Ziehe ich sowohl die Beschreibungen und Abbildungen der nordamerikanischen Schriftsteller, ‘) als auch aus Ohio stammende Exemplare der Hel. striatelld zu Rathe, so finde ich sie zwar sichtlich, und unbezweifelbar artlich verschieden von der Hel. Be Say, allein sie steht unserer Hel. ruderata um so näher. Den einzigen fester stehenden Unterschied gibt die geringere Anzahl Windungen (", statt 5, wie bei Hel. ruderata); denn wenn auch Hel. striatella durchschnittlich flacher, auch die Skulptur derselben minder dicht und dafür stärker ausgeprägt ist, als dieses für Hel. ruderaia normal ist, so berühren sich beide Arten dennoch in einzelnen Exemplaren. Da die Zahl der Windungen im Ganzen ein beständigeres Kennzeichen abgibt, so müssen wir uns einstweilen dafür aussprechen, dass Hel. ruderaia und Hel. striatella nicht sowohl geographische Varietäten, als zwei getrennte, aber sich geographisch stellvertretende Ersatzarten sind; zumal Hel. perspectiva als zunächst südlich anstossende amerikanische Form zu betrachten ist, da“sie nach Gould nicht mehr in Massachusetts angetroffen wird. Jedenfalls muss es uns befremden, an der Ostküste S’ibiriens die für Europa und nicht die für Amerika karakteristische Form anzutreffen. Fundort. Im S’tanowoj-Gebirge, unter etwa 56° n. Breite; Herr Wosnes’ens’kij hat sie auch von den Ufern des Kamtsckatka - Flusses heungebrachk, welcher demselben Breitengrade entspricht. 98) Helix pura Alder. Testa umbilicata, depressa, concolor, cornea, pellueida, nitida, striatula; spira subplanata; anfr. ', vix convexiusculi, celeriter accrescenies, ultimus depressus; umbilicus mediocris, pereius; apertura perobliqua, lunalo-rotundata; peristoma simplex, acutum. L. Pfeiffer, Monographia Heliceorum viventium, 1848, p. 97. Ohnfern Udskoj-Ostrog fand ich ein nur 2,5 mill. grosses Exemplar, das zwar etwas beschädigt angelangt ist, aber doch mit vieler Wahrscheinlichkeit als Hel. pura ange- sprochen werden muss. Fundort. Das S’tanowoj-Gebirge, ohnfern Uds’koj-Os’trog, unter etwa >” n. Breite. 99) Helix subpersonata Middend. Taf. XXX, fig. 27— 29. Testa subobtecte perforata, orbiculato-convexa, cornea, opaca, pubescens; spira breviuscula; anfr. 5 et ultra, vix convexiusculi, ullimus ad aperturam superne gibbus, lateraliier non- nihil constricius; aperlura coarctata; peristoma subreflexum, intus callosum, bidentatum, dentibus minutis, aequalibus; paries aperturalis dente tertio oblique-linguiformi, intrante, praeditus. Diam. maj. 7 mill., min. 6, alt. % mill. 1) Anthony, in Boston Journal of Natural History, Vol. III, p. 278, Pl. III, fig. 2; 2) Binney, ibid. p. 432; 3) Gould, Invertebrata of Massachusetts, fig. 112, p. 178; 4) De Kay, Zoology of New-York, Part. V,p. 43, Pl. III, fig. 40, db, c. Des letzteren Abbildung natürlicher Grösse ist unbrauchbar, allein die fig. 40, b, gibt dage- * gen das einzige bisher vorhandene seitliche Profil dieser Art. « Helix subpersonata. Ä 307 Diese Helix hält offenbar vollkommen die Mitte zwischen der nordamerikanischen Hel. clausa Raf. und der europäischen Hel. personata Lamk.; auch würde ich nicht zögern, sie als eine geographische Varietät (var. subpersonata) unter Hel. clausa Raf. einzuschal- ten, wenn nicht der Zuschnitt der langersehnten, von Pfeiffer endlich nach einem ge- meinsamen Plane jüngst überarbeiteten Monographie der Aeliaes, die Aufstellung einer neuen Art nothwendig: verlangte. Ich besitze nur drei Exemplare meiner Helix subpersonata, von denen ich das eine im S’tanowoj-Gebirge, ohnfern Uds’koj-Os’trog selbst gefunden, während die beiden anderen aber aus Jjan, also aus der Nachbarschaft jenes Fundortes, durch Herrn Wosnes’ens’kij mitgebracht worden sind. Alle drei Exemplare haben ziemlich dieselbe Grösse; das grösste unter ihnen erreicht aber nur die oben, in der Diagnose, angegebenen Maasse, während die (bei vollständiger Ausbildung) kleinsten Exemplare der Hel. clausa, und auch personata, 9 mill. messen, das gewöhnliche Maass derselben aber 11 bis 12 mill. beträgt. Mit Hel. clausa stimmt unsere Art übrigens in der Form und Stellung der Zähne, so wie in der Wölbung und Höhe des Gewindes vollkommen überein; dagegen entspricht die Nabelbildung der Hel. personata. Doch habe ich zu bemerken, dass der Nabel unse- rer Art minder durch den Umschlagsaum verlegt ist, als bei Hel. personata, was übrigens. schon daraus folgt, dass der Umschlagsaum nicht nur unbedeutender, als bei letzterer, sondern sogar minder stark als bei Hel. clausa ist. Diese hat stets einen spurlos durch Kallus verlegten Nabel. Pfeiffer beschreibt die Oberhaut der Hel. personata als «opaca, pubescens,» diejenige der Hel. clausa dagegen als «granulato-striata, pubescens.» Es hält schwer, diesen Unter- schied beider festzuhalten, da beide Arten feine Anwachsstreifen zeigen, nur Hel. clausa gewöhnlich etwas deutlicher ausgeprägte; das granulirte Ansehen rührt dagegen von ab- genutztem Wollhaar her, welches beiden Arten eigen ist. Rossmässler beschreibt des- halb auch die Oberhaut der Hel. personata als granulirt. Der Hauptunterschied zwischen Hel. clausa und personata ist also in der Richtung des zungenförmigen Zahnes zu suchen, welcher bei Hel. clausa zwar auch von der Na- belgegend beginnt, aber schräge einwärts verläuft, und nicht, wie bei Hel. personata, gerade zu dem Oberende des peristoma führt. Uebrigens habe ich in Tirol einzelne Exemplare der Hel. personata gefunden, welche sogar auch in diesem Kennzeichen die Mitte zwischen Hel. clausa und personata halten. Allem Gesagten zufolge müssen wir die drei sehr nahe eanginchian Arten, Hel. per- sonata, subpersonata und clausa, als geographische Ersatzarten für eine und dieselbe Form unter verschiedenen geographischen Längen, derselben Breite, ansehen, wenn wir nicht etwa geneigt sind, sie als ausgezeichnete geographische Varietäten einer und derselben Art anzusprechen, deren Verbreitungsgrenzen bisher noch zu unvollkommen bekannt sind. * 308 Mollusken. Fundort. Das S’tanowoj-Gebirge ohnfern Uds’koj-Os’trog unter 55° '/, n. Breite, und dasselbe bei Ajan, an den Küsten des Ochotskischen Meeres unter 56° '/, n. Breite. XLV. Pupa Drap. 100) Pupa muscorum L. (non Draparnaud). Testa ovato - cylindrica, obtusa; peristomate: edentulo vel in pariele aperiurali unidentato, extus callo albido cincto. Chemnitz, edit. II, Pupa, p. 12, Taf. II, fig. 1—5. Pfeiffer, Naturg. deutscher Land- und Süsswasser-Mollusken, I, p. 57, Taf. II, fig. 17, 18. Rossmässler, Jconographie der Land- und Süsswasser-Mollusken, I, p. 83, Taf. II, fig. 37. Pupa muscorum, Gebler, Bullet. de la Soc. d. Moscou, 1829, I, p. 185. Ein einziges, aber unzweifelhaftes, Exemplar dieser Art besitze ich aus den. Umgegen- den Bernaul’s. Fundort. Bernaul. XLVIE ACHATINA Lamk. 101) Achatina lubrica Brug. Testa parva, ovato-oblonga, fulvo-cornea, laevis, nitida. Rossmässler, /conographie, I, p. 88, Taf. II, fig. "3. Kommt in überaus grosser Menge bei Bernaul vor, und weicht nicht im Geringsten von den europäischen Exemplaren ab. Fundort. Bernaul. Zoologisch-geographische Folgerungen. 309 ZOOLOGISCH-GEOGRAPHISCHE FOLGERUNGEN, zu denen sich die vorstehend aufgezählten Mollusken - Arten verwenden lassen. Die Molluskenfauna Russland’s erstreckt sich über einen so grossen und "dabei extre- men Theil der Oberfläche unseres Erdballes, dass die bisherige Vernachlässigung einer genaueren Untersuchung derselben, nicht nur eine wesentliche Lücke in der Lehre über die geographische Verbreitung der Mollusken im Allgemeinen, zur Folge gehabt hat, sondern sogar eine wesentliche Lücke in der gesammten zoologischen Geographie. Die Bearbeitung der vorstehend näher untersuchten Molluskenbeute meiner Reise, nebst der hierzu supplementarisch entstandenen Bearbeitung aller übrigen bis jetzt bekann- ten Meeres-Mollusken Russland’s') dehnt sich, in Hinsicht auf die geographische Verbreitung ihres Inhaltes, über die eine Hälfte des zirkumpolaren Segmentes unserer Erdkugel aus, so dass ihr schon durch diese ungeheure Ausdehnung des Areales ihr Gewicht in der Molluskengeographie gesichert ‘wäre, käme nicht überdiess der Werth des Gegensatzes wesentlich hinzu. Es fehlte uns nämlich bisher die Kenntniss der Molluskenfaunen jener Meere, welche das nordöstliche Asien von dem nordwestlichen Amerika trennen, um von den uns bekannten Angaben über die Mollusken der nordischen Küsten des Atlantischen Ozeans, vermittelst des Gegensatzes, zu den uns nöthigen zoologisch - geographischen Folgerungen gelangen zu können. . In dieser Beziehung musste unsere Reisebeute vor- zugsweise erfolgreich ausfallen; auch habe ich es schon vor zwei Jahren versucht, ?) in gedrängter Kürze zusammenzustellen, was sich zur Zeit vorläufig über diesen Gegenstand atıssprechen liess. Damals beschränkte ich mich auf die Meeres - Mollusken, welche auch in der That das grössere Wort führen, blieb jedoch die spezielleren Beweise für meine Behauptungen schuldig. Indem nun jene Andeutungen an diesem Orte auf das Speziellste begründet, ausgeführt, und auch auf die Land- und Süsswasser-Mollusken ausgedehnt werden sollen, sehe ich mich gezwungen, aus der engeren Begränzung des unmittelbaren Gegenstandes der Forschungen, welche diesem Reisewerke angehören, hinauszutreten, um wiederum den 4) Middendorff, Beiträge zu einer Malacozoologia Rossica, I, 1847; II und III, 1849. 2) Die Meeres - Mollusken Russland’s, in ihren Beziehungen zur zoologischen und physikalischen Geographie erläutert. Bullet. physico-math. de l’Acad. d, Sciences de St.-Petersb., Tme VII, No. 5. Dasselbe in «Melanges biologiques» de Y’Acad. de St.-Petersb., Tme I, Liv. 1. 310 ; Mollusken. gehörigen Gegensatz zu gewinnen, welcher allein die überzeugende Klarheit in seinem Gefolge mit sich führt. ‘) Beginnen wir auch bier mit den MEERES - MOLLUSKEN, Am angeführten Orte habe ich nachgewiesen, dass es zweckmässig ist, die Fauna der Russischen Meeres - Mollusken in folgende sechs Faunengebiete zu zerfällen: I) Das Aral-Kaspische, II) das Pontische, III) das Baltische, IV) das Polare, V) das Ochotskische und VI) das Nordwest - Amerikanische. Unter diesen sechs Faunengebieten stehen das Polare und das Ochotiskische in unmittelbarer Beziehung zu der Ausbeute meiner s’ibiri- schen Reise; wir können aber nicht umhin, uns durch die Betrachtung aller der übrigen Faunengebiete, den Weg zu dem gehörigen Verständnisse der beiden letztgenannten zu bahnen. Beginnen wir demnach mit dem, die Becken des Jral- und des Kaspischen-Sees umfassenden, Aral-Kaspischen Faunengebiete. R. Bas Aral-Kaspische Faunengebiet. Dieses zählt bis jetzt überhaupt nur gegen 11- Arten, in drei deschlece 2) 1) Pholadomya laeviuscula; . 2) » edentula ; eigenthümlich. 3) » pürea ; 4) » plicata ; zugleich im Pontischen Faunengebiete vor- 5) » colorala; kommend. 6) Cardium trigonoides; 7) » - Caspium; eigenthümlich. 8) » Eichwaldi; e ” m nn zugleich im Pontischen, Baltischen und Pola- 2. a | ren Faunengebiete vorkommend. | ) Paludinella siagnalis L. 1) Wie es leicht einsichtlich ist, durfte ich nicht ein Mal bei dem weitesten Kreise der Russischen Mollus- kenfauna stehen bleiben; es mussten also auswärtige Spezialfaunen mit in den Kreis des Vergleiches hineingezogen werden, und wo im ferneren Verlaufe dieser Arbeit kein besonderes Zitat statt finden sollte, habe ich meine Schlüsse auf Angaben der folgenden Werke begründet: 4) Philippi, Enumeratio Molluscorum Sicilıae, I und II (1844) — für das Mittelmeer; 2) Thorpe, British Marine Conchology, 1844, — für Grossbritannien; Loven, in Oefversigt af Kongl. Vetensk.-Akadem. Förhandlingar, Andra Ärgängen, 1845, p: 135 u. p. 183, — für Norwegen;-Oersted, De, Regionibus marinis, 1844, — für das Kattegat; Fabricii, Fauna Groenlandica, 1780, und vorzugsweise Möller, Index Molluscorum Groenlandiae, 1842, — für Grönland; endlich Gould, Report on the Invertebrata of Massa- chusetts, 18414, und, in seltneren Fällen, De Kay, Zoology of New-York, Part. V (sich ganz auf Gould stützend!) — für die Ostküste Nordamerika’s. Dass alle Angaben in Betreff der Russischen Fauna durchgängig auf meine «Beiträge» und auf die hier vorstehend gedruckten Te USE OLSEN sich stützen, versteht sich von selbst. 2) Georgi (Beschr. d. Russ. Reichs, II, 6, p. 2205) führt die Ven. (Cyprina) islandica, und die Chama cor., als im Kaspischen See vorkommend auf. Da diese Arten aus zoologisch-geographischen Gründen unmöglich dort leben kön- nen, so müssen wir vermuthen, dass Georgi durch Gmelin’s oberflächliche Bestimmung irre geleitetworden. Vielleicht Zoologisch-geographische Folgerungen. 311 Das Geschlecht Pholadomya erreicht, wie uns bekannt ist, das Maximum seiner Ent- wickelung (sowohl an Zahl der Arten, als auch an geographischer Ausdehnung) in der Vorzeit, nämlich in der Juraperiode, deren Kalkbänke überreich an hierher gehörigen Versteinerungen getroffen werden. Seitdem scheint sich die Verbreitung, sowohl als die Zahl der Arten, des Pholadomya-Geschlechtes rasch vermindert zu haben, da wir in der Jetztwelt nur zwei Fundorte kennen, an denen dieses Geschlecht lebend vorkommt: der eine vermuthlich unter den Tropen; der andere ist unser Aral - Kaspisches Faunengebiet, von welchem, als von deren Verbreitungszentrum aus, ein Paar Arten dieses Geschlechtes auch auf den Pontus übergegangen sind. Es darf das Geschlecht Pholadomya ein dem Aral-Kaspischen Faunengebiete fast eigenthümliches, jedenfalls ein für dasselbe höchst karakteristisches genannt werden, indem wir gegenwärtig überhaupt nur sechs lebende Arten dieses Geschlechtes kennen, von denen fünf im Aral - Kaspischen Faunengebiete, und zwar unter ihnen drei ausschliesslich in diesem, vorkommen. Die beiden übrigen, dieser fünf Arten, reichen auch nur in die nächste Nachbarschaft über das Gebiet des Aral-Kaspischen Beckens hinaus. Das zweite Geschlecht, Cardium, ist zwar eines der kosmopolitischsten, allein dennoch treffen wir hier wiederum zwei bis drei Arten desselben, welche dem Aral - Kaspischen Faunengebiete karakteristisch eigenthümlich sind, während die beiden übrigen Arten einen ungemein ausgedehnten Verbreitungsheerd inne haben. Von beiden letzberührten Arten kommt aber die eine noch als vollkommen karakteristische Varietät unseres Faunengebie- tes vor, so dass nur eine einzige Art, von Exemplaren derselben Art aus anderen Meeres- becken, nicht zu unterscheiden ist. Paludinella stagnalis endlich, ist eine der am weitesten verbreiteten Molluskenarten, welche die verschiedensten Temperatureinflüsse, so wie den verschiedenartigsten Salzge- halt der Gewässer nicht scheut. ‘) - waren die in Rede stehenden Exemplare fossile_ Muscheln; vielleicht lagen Verwechselungen der Fundorte zum Grunde, wie z. B. offenbar ist, für die ebendaselbst als in der Ostsee vorkommend aufgeführte Arca rostrata. Auch den Mytilus edulis hat S. Gmelin (Reise III, p. 248) als im Kaspischen See lebend angegeben, und erwähnt der «erstaunend vielen Abänderungen der Farbe» desselben. Wir können mit ziemlicher Sicherheit vermuthen, es sei die Dreissena polymorpha gewesen, welche Gmelin vor sich hatte. 4) Abgesehen von der nördlichen Verbreitungsgrenze dieser Art, über welche bei Gelegenheit des Polaren Faunengebietes Genaueres gesagt werden soll, wissen wir, dass die Paludinella stagnalis nicht nur über den gesamm- ten Küstenstrich Europa’s verbreitet ist, sondern sie soll auch an den Küsten Arabiens (Philippi, Enum. I, p. 149), ja sogar an denen Nexhollands (Menke, l. c. p. 39) vorkommen. Vielleicht erstreckt sie sich auch auf Südamerika, denn die Paludestrina piscium" d’Orbigny, vom Plata-Strome, weis ich nicht von der Pal. stagnalis zu unterscheiden. Ihre Unempfindlichkeit gegen hohe Temperaturgrade ist längst bekannt, da sie, in Thermen Europa’s, 34° freudig ertragen. Bemerken wir dabei, dass die nahe verwandte Pal. viridis Lamk. die kältesten Gebirgswasser Frankreichs bewohnt. Jedenfalls ist es misslich, über diese sehr kleinen Thierchen abzuurtheilen, so lange wir noch keine, bis in das Speziellste eingehende Monographie derselben besitzen, welche sie gleichwohl in hohem Grade verdienen. Man zählt sie bald unter den Süsswasser- bald unter den Meeres-Mollusken auf; vorzugsweise scheinen sie sich aber in brakischen Gewässern zu vermehren, und wir müssen vermuthen, dass sie auch im Kaspischen See, sich an stark versüsstes Wasser halten. 312 Mollusken. Was nun die beiden Wasser-Becken betrifft, deren Mollusken wir hier zu dem Aral- Kaspischen Faunengebiete zusammenfassen, so sind bisher nur allein !) Phol. eitrea und Card. rusticum im Aral-See gefunden worden, denen zufolge wir aussprechen müssen, dass, wenn nicht genauere Untersuchungen den Stand der Dinge ändern, die Aral-Fauna eine «verarmtie Kaspische» genannt werden müsse, indem sie ausnahmlos, aber nur mit sehr verminderter Artenzahl, an dem Karakter der Kaspischen Molluskenfauna Theil nimmt. EI. Das Pontische Faunengebiet. Bei genauer Durchsicht der im Pontus vorkommenden Mollusken, finden wir, dass sie alle, mit alleiniger Ausnahme von drei Arten, zugleich auch im Mittelmeere angetroffen werden. Diese drei Arten sind: Pholadomya colorata, Phol. plicata und Card. pseudo- cardium. Geben wir zu, dass, wie ich es wahrscheinlich gemacht, Card. pseudocardium mit C. Caspium zusammenfallen muss, so sind alle drei so eben aufgezählte Arten solche, welche wir zu den karakteristischen des Aral-Kaspischen Faunengebietes zählen mussten. Alle übrigen Arten, welche, wie gesagt, ausnahmslos auch im Mittelmeere?) vorkom- 1) Die Dreissena, Paludina und Neritina-Arten, welche im Aral-See vorgefunden worden sind, lasse ich ausser ‘ Acht, da es Süsswasserformen sind, welche den Mündungen der Flüsse beider Becken, des Aral-, so wie des Kaspischen-Sees, gemeinsam zukommen. Es wäre von Belang, zu erforschen, wie stark die Beimischung an Salz, und zumal an Bittersalz, ist, welche die Dreissenen, Paludinen und Neritinen dort zu ertragen vermögen. Was übrigens die im Aral-See lebende Paludina betrifft, so ist es nicht die typische Form unserer Pal. vivipara, sondern eine zwischen derselben und der Pal. achatina stehende Form, welche durch ihre minder aufgetriebenen Windungen sich auszeichnet, indem in Folge dieser Eigenthümlichkeit die Näthe minder tief einschneiden, die ganze Konchylie länger gestreckt, und die Mündung, im Gegensatze zu dem Gewinde minder lang, und im Umrisse zugespitzter eiförmig ist. Auf 33 m. Gesammthöhe misst die Höhe der Mündung 16 m,, die Breite derselben 11,5 m., und die Gesammt- breite nur 21 m. Diese Form ist so eigenthümlich, dass sie wohl die Aufstellung. einer eigenen Art rechtferligen möchte. Uebrigens ist eine nahe verwandte Form schon von geognostischer Seite her, unter den fossilen Konchy- lien der Krimm, als Pal, achatinoides von Deshayes beschrieben worden (Memoires de la Soc. Geologique de France, 1838, III, 1, p. 64, Pl. v, fig. 6,7). Unsere Paludina erstreckt sich fortlaufend westwärts bis Odessa, wo sie zu- gleich mit Pal, vivipara, f. typica, vorkommt. In Charkov und Kiev kommt nur die typische Form- allein vor. Sollte jene Formänderung von brakischem Wasser abhängig sein? _ 2) Als ich an die Bearbeitung meiner «Beiträge» schritt, musste dieses freilich ganz anders scheinen. Kry- nicki hatte (Bullet. des Nat. de Moscou, 1837, II, p. 50 etc.), nach Einziehung vieler Arten Andrjeiovski’s, dennoch eine Menge neuer Arten als dem Pontus eigenthümlich veröffentlicht; nämlich: A) Pleurotoma Steveni, 9) Mitra semistriata, 3) Trochus euxinicus, 4) Littorina melanostoma, 5) Rissoa violaestoma, 6) R. cylindracea, 7) Calyptraea mamma, 8) Venus corrugatula, 9) V. ochropieta, 10) Ostrea taurica, 41) Mytilus pes pecoris, 12) Myt. scaber, 13) Donazx Julianae, 14) Don. elliptica, 15) Lucina trifaria und 16) Mactra euxinica. Hierzu kommen noch 17) das Cerithium exile, 18) die Adacna plicata, 19) die Ad, colorata, Eichwald’s, und 20) das Card. pseudocar- dium Deshaye’s. Ganz neuerdings (Bullet. de Moscou, 1847, Tme XX, p. 93 etc.) bestätigte S’iemaschko mehrere dieser Arten, deren er einige auch abbildete. Fügen wir hinzu, dass S’jemaschko vier Arten höchst wahrscheinlich irrthümlich als pontisch aufführte, so: die polare Mya truncata, ferner die westindischen Arten, Columb. mercatoria, Buceinum cerenulatum, Lucina carnaria,; desgleichen Eichwald die westindische Rotella lineata (dureh Verwechselung mit Bucc. neriteum,; s, meine «Berträge», II, p. 479). Während diese Irrthümer das Bild - vollkommen trübten, mussten die als dem Pontus eigenthümlich aufgezählten 20 Arten, (genau 2/, der Zahl aller Zoologisch-geographische Folgerungen. i 313 LE men, können wir, ihrem geographischen Verhalten ') zufolge, in drei Gruppen vertheilen. Demnach zähle ich also die pontischen Mollusken folgendermaassen zusammengruppirt auf: A) Arten des Aral-Kaspischen Faunengebietes: 1) Pholadomya colorata. 2) » plicata. 3) Cardium pseudocardium. B) Arten der Mittelmeer -Fauna: a) auf das Mittelmeer be- db) zugleich die Küsten Gross- c) zugleich bis an die Norwe- schränkte: britanniens erreichende: gischen Küsten hinanrei- (in Grossbritannien nicht vorhandene) chende: %) Trochus divaricatus. 24) Trochus umbilicatus. 41) Littorina neritoides.”) 5) » 4dansonü. 25) » exiquus. 6) » eillieus. 26) Paiella ferruginea. 7) » fragarioides. 27) Rissoa elata. 28) » oblonga. 29) » variabilis. 8) Cerithium vulgatum. 30) Bulla striata. 9) » Terrugineum.®) 42) Cerithium adversum. *) 10) Phasianella speciosa. 31) Phasianella pulla. 11) Pleurotoma costulatum. 32) Calypiraea chinensis. 12) Murex trunculus. 33) Anomia ephippium. 43) Murex erinaceus. 13) Buccinum corniculum. 34) Lucina commutata. 44) Buccinum reticulatum. damals bekannten pontischen Meeresmollusken) unfehlbar auf einen vollkommen eigenthümlichen Karakter der pon- tischen Molluskenfauna schliessen lassen. Diese Ansicht musste durch das, was wir von den übrigen Seethieren des Pontus wussten, unter denen Pallas, Rathke und Nordmann eine Menge neuer Arten antrafen, kräftig bestärkt werden. 4) Wir müssen uns hier dem zeitweiligen Stande unserer Kenntnisse fügen. Indem ich die vollständigen Spe- zialfaunen Philippi’s, Thorpe’s und Loven’s zum Vergleiche benutze, gewinne ich die obigen drei Gruppen, aus denen wir annähernd die nördlichste Verbreitungsgrenze der oben verzeichneten Arten entnehmen können, Vergessen wir nie, wie leicht wir, sobald es sich um geographische Verbreitung handelt, den zeitweiligen mangel- haften Stand unserer Kenntnisse für das natürliche Verhältniss ansehen können. Die obigen Gruppen dürfen uns nur sehr annähernd der Wahrheit näher rücken, denn an den Einzelnheiten werden schon die Forschungen des künftigen Jahrzehndes Vieles verändern. 2) Der Turbo neritoides Ch., den Thorpe (l. c. p. 171) an den Küsten Englands gemein nennt, ist zwar eine andere Art, als dieser Turbo (Littor.) neritoides L., allein sowohl Philippi (Abbild. und Beschreib., p. 166) als Forbes (Report p. 155; L coerulescens) ‚bezeugen das Vorkommen dieser Art an den Küsten Grossbritanniens. 3) Cer. ferrugineum ist, meines Wissens, ausser dem Pontus, nur für das Mittelmeer, jedoch ohne nähere Angabe des Fundortes, von Brugiere (Enc. method. I, p. 496. No. 35) angegeben worden. 4) Loven (l. c. p. 153) hat das Cer, adversum nicht unter Cerithfum , sondern als Untergeschlecht Mastonia Hinds, der Gattung Triforis Desh., aufgeführt, Middendorff's Sibirische Reise, Bd. II. Thl. 1. ö 40) 21 Pe Mollusken. ” 14) Buccinum neriteum. 35) Lucina lactea. 145) Buccinum Ascanias. !) 15) Columbella rustica. 36) Venerupis irus. 46) Paludinella stagnal is. ”) 16) Venus rudis. 37) Venus dysera. Ä 47) Venus aurea. 17) Terebra aciculata. 38) Mesodesma donacilla. 48) » gallina. 18) Conus mediterraneus. 39) Corbula Swainsoni.?) 149) Donax truneulus. 19) Ostrea adriatica. 50) Pecten sulcatus. 20) Mytilus minimus. . #0) Tellina fragilis. 51) Tellina tenuis. 21) » datus.‘) 52) Solen vagina. 22) Erycina ovata. 53) » ensis. 23) Mactra triangula. 5%) Pholas candida. 55) Teredo navaliıs. °) 56) Cardium edule. 57) »_ rusticum. 58) » exiguum. °) Viele Arten der vorstehenden Gruppe a, welche wir vorläufig als auf das Becken des Mittelmeeres beschränkt angenommen haben, steigen wohl dennoch, die spanischen und französischen Küsten des Atlantischen Ozeans entlang, nördwärts hinan. In Erman- gelung vollständiger und zeitgemässer Arbeiten über die Spezialfaunen der Meeres - Mol- lusken der spanischen Halbinsel und Frankreichs, haben wir uns aber gezwungen gesehen, die 4) Loven, 1. c. p. 146, als Nassa incrassata Ström. 2) In Folge einer freundlichen Mittheilung der vorläufig als Truncatella truncatula oder fusca von Nord- mann angeführten Arten, habe ich mich davon überzeugt, dass es eben die Pal. stagnalis ist, welche bei Odessa im Liman vorkommt. 3) Corbula Swainsoni muss in Zukunft die Aufmerksamkeit der Forscher ganz besonders in Anspruch neh- men, da sie bisher wohl von den’ Küsten Grossbritanniens, aber nicht aus dem Mittelmeere bekannt ist. Dass sie im Mittelmeere vorkommen muss, scheint mir jetzt, da ich diese Art für den Ponius nachgewiesen, aus zoologisch- geographischen Gründen absolut unfehlbar. Sie konnte, als eine kleine Konchylie, übersehen werden; auch ist es noch immer möglich, dass sie, bei genauer Untersuchung, mit der nahe verwandten Corb. mediterranea artlich zu- sammenfallen wird. 4) Dass Myt. edulis und Myt. latus durch unmerkliche Uebergänge in einander übergehen, und folglich, von dem Standpunkte krasser Systematik aus, nicht artlich getrennt werden können, habe ick schon in meinen «Beiträ- gen» bekannt. Dagegen müssen wir andererseits im Interesse der zoologischen Geographie hervorheben, dass die ausgesprochen typische Form des Myt. latus eben so wenig ausserhalb des Mittelmeeres vorkommt, als umgekehrt der exzessive Typus des Myt. edulis im Mittelmeere. Setzen wir im vorhergehenden Satze den äussersten’ blinden Sack des Mittelmeeres, den Pontus, an die Stelle des Mittelmeeres, so gilt jener Satz unbedingt. Je mehr wir aber, die Küsten des Mittelmeeres entlang, dem Atlantischen Ozean entgegenrücken, desto unentwirrbarer verwischen sich, und verschwimmen, die karakteristischen Formen der beiden in Rede stehenden Arten. 5) Eichwald (Fauna Caspio-Caucasia, p. 23) lässt den Bohrwurm erst jüngst im Pontus erscheinen. Obgleich ich ganz der Ueberzeugung bin, dass diese Art zu denen gehört, deren weite Verbreitung hauptsächlich, durch zu- fällige Verschleppung, dem Menschen zuzuschreiben ist, so war der Bohrwurm doch schon Pallas und Boeber, als im Pontus völlig einheimisch, bekannt, (vergl. Midd. Beitr. III, p. 79). » 6) Loven, (l. c. p. 189) als Card. fasciatum. Zoologisch-geographische Folgerungen. 315 Küsten dieser Länder, als ein neutrales Gebiet von etwa 10 Breitengraden, unberücksichtigt zu lassen, indem wir die Fauna des Mittelmeeres (als deren Repräsentanten wir die Fauna der mitten in diesem Meere gelegenen Insel Sicilien, nebst den angränzenden Küsten Süd- Italiens, annehmen) mit der Molluskenfauna der Grossbritannischen Inseln vergleichen, ') deren Südspitze dem 50sten Breitengrade entspricht. Die Nordspitze derselben überragt nicht viel den 58sten Grad, welcher wiederum die Südspitze Norwegens begrenzt. Unsere drei, oben aufgestellten, Arten - Gruppen vergleichen also, wenn wir die geographischen Breiten vorzugsweise im Auge haben wollen: a) die Mollusken des 36sten bis 46sten Breitengrades (Malta, Sicilien, Italien), b) mit denen des 50sten bis 58sten Breitengrades (Grossbritannien), und endlich c) die vorigen, mit denen der, über den 58sten Breitengrad hinaus, bis in den Polarkreis sich hinziehenden Küsten Norwegens. Im Vergleiche mit den genannten Breiten erinnern wir nun daran, dass unsere pon- tischen Mollusken, von denen hier die Rede ist, der Nordküste des Pontus, d. i. ungefähr dem 46° angehören; indem die, wahrscheinlich viel reichhaltigere, Südküste des Pontus malakozoologisch noch gänzlich unbekannt ist. Die Küsten der Krimm liegen aber unter der eben genannten Breite, und zwar unter einer und derselben mit dem blinden Ende vom Adriatishen Meere. Unseren obigen Arten-Gruppen zufolge dürfen wir also nunmehr aussprechen, dass die Mollusken des Pontus, in Betreff der Nordgrenze ihrer Verbreitung, zu ziemlich gleichen Antheilen, d. h. also etwa zu '/, der Gesammtzahl aller Mollusken - Arten des Pontus, zwischen den oben berührten Breitengraden vertheilt sind: denn 20 Arten erreichen den 50sten Breitengrad nicht; 17 erreichen den 58sten Breitengrad nicht, und 18 finden sich noch nordwärts vom 58sten Breitengrade vor. Von diesen letzteren erstrecken sich be- kannter Maassen mehrere Arten bis in den Polarkreis hinein, wie z. B. Cardium edule, rusticum und exiguum; ‚Tellina tenuis; Teredo navalis u. a. m., während die meisten wohl auf den südlichen Theil der norwegischen Küste beschränkt sind. Wie weit die Arten des Pontus, die, mit den Südküsten des Mittelmeeres zusammen- hängenden, atlantischen Küsten Afrika’s hinabsteigen, ist uns nicht bekannt, obgleich wir von einzelnen Arten, wie z. B. Con. mediterraneus und Lucina lacitea wissen, dass sie dort in der Höhe der Kanarischen Inseln angetroffen werden. Erst von der Südspitze Afrika’s, also von dem 35° südl. Breite haben wir neuerdings zuverlässige Nachrichten erhalten, *) denen zufolge, aus der Zahl der im Pontus lebenden Arten, die einzige Lucina 1) Bekannt ist es, dass, sowohl die französischen als die englischen Küsten des Kanales, in ihrer Mollusken- fauna übereinstimmen. Man würde aber irren, wenn man besser zu fahren glaubte, indem man sich, statt Gross- britanniens, an die Molluskenfauna der entsprechenden Küsten des europäischen Festlandes hielte. Die holländischen und norddeutschen Küsten sind, ihrer sandigen Seichte wegen, ungemein arm an Mollusken, und zwar unvergleich- lich ärmer, als die nördlicher gelegenen Küsten Norwegens. 2) Krauss, die südafrikanischen Mollusken, 1848. Ä 316 | Mollusken. lactea noch am Kap vorkommt. Da diese Art auch am Senegal gefunden worden, so können wir mit Sicherheit vermuthen, dass sie'die Westküste Afrika’s in ihrer gesammten Ausdehnung bewohnt; vielleicht umzingelt sie auch sogar die Küsten Afrika’s bis in das Rothe Meer hinein, was dadurch wahrscheinlich wird, dass man sie in diesem letzteren Meere angetroffen hat. Dem Erörterten zufolge entbehrt die Molluskenfauna der Nordküsten des Pontus voll- kommen eines selbstständigen Karakters; sie ist eine bis auf ‘/,, der Artenzahl verarmte Mittelmeerfauna. Diesem Hauptkarakter ‚ist im Pontus eine Spur des Aral - Kaspischen Faunenheerdes in Gestalt zweier Pholadomyen und eines Cardium beigemengt, welche mithin etwa '/,, der Anzahl Molluskengeschlechter, und gegen '/,, der gesammten Arten- zahl des Pontus ausmachen. Es möchte noch lange nicht an der Zeit sein, derartige numerische Vergleiche wei- ter auszuführen, da der Pontus noch viel zu wenig auf Mollusken untersucht worden, und namentlich die Tiefen desselben noch gänzlich unbekannt sind. Werden doch noch stets neue Molluskenarten des Mittelmeeres bekannt gemacht. Wir wollen hier nur darauf hinweisen, dass die Armuth der pontischen Molluskenfauna theilweise sowohl durch den völligen Mangel vieler Familien und Geschlechter, als auch durch die geringe Artenzahl der vorhandenen Geschlechter bedingt wird. Gleich wie nämlich kein einziger Asterias oder Echinus, und nur 2 oder 3 Medusen aus dem Pontus bekannt sind, so fehlen ihm, so weit bis jetzt ermittelt worden, auch alle Brachiopoden, Pteropoden, Naktkiemer, Gepha- lopoden, Heteropoden u. a. m., die im Mittelmeere vorkommen. Andererseits beträgt die Anzahl der bekannten Pleurotoma-Arten des Pontus kaum '/,, derjenigen des Mittelmeeres; diejenige der Rissoa- Arten!) kaum '/,,; diejenige der Arten von Bulla und Pecten *) "/o; diejenige der Buccinum- und Trochus-Arten ?) über '/,; diejenige der Columbella-*) Arten '/,. Dagegen zählen die Geschlechter Terebra, Conus, Calyptraea und Phasianella im Pontus gleich viel Arten, wie im Mittelmeere. Eal. Das Baltische Faunengehbiet. . Die Ostsee ist ungemein arn an Mollusken, und zwar um so ärmer, je tiefer wir in die beiden Ausläufer derselben, in den Finnischen und Bottnischen Busen hineindringen. Deshalb finden wir, dass das Baltische Faunengebiet Russlands an Artenzahl sogar noch ärmer ist, als das Aral-Kaspische. Ich kenne nur die folgenden Meeresmollusken an den Russisch-Baltischen Küsten: 4) Forbes (Report on the Mollusca and Radiata of Aegean Sea, 1844, p. 189) hat neuerdings den von Philippi angegebenen Arten des Mittelmeeres noch drei neue hinzugefügt. 2) Vergl. Menke, Zeitschrift für Malakozoologie, 1844, p. 103. 3) Vier neue mittelländische Trochus-Arten beschreibt Forbes 1. c., p. 189. 4) Vergl. Forbes I. c., p. 140. Zoologisch-geographische Folgerungen. 317 1) Littorina rudis. 4) Donax anatinum. 7) Mytilus edulis. 2) Tellina solidula, var.Baltica. 5) Cardium edule. 8) Mya arenaria. 3) »° tenuis. ‘) 6) » rusticum. ”) 9) Paludinella stagnalis. ?) An Artenzahl ist also das Baltische Faunengebiet sogar noch ärmer als das Aral- Kaspische, allein schon die Vielfältigkeit der Geschlechter, deren Anzahl diejenige des Aral-Kaspischen Faunengebietes um mehr als das Dreifache übertrifft, deutet auf den Mangel eines selbstständigen Karakters. In der That finden wir auch, dass unter den hier oben aufgezählten neun Arten keine einzige vorkommt, welche man nicht auch im Kattegat anträfe. Obgleich nun die Molluskenfauna des Kattegat etwa acht Mal zahl- reicher an Arten ist, als die Russisch - Baltische, so ist sie dennoch "wiederum an sich schon eine sehr arme. Vergleichen wir nämlich die, einige 70 Arten starke, Mollusken- fauna des Kattegat, mit derjenigen der anstossenden Küsten Norwegens, so ergibt sich, dass letztere, obgleich geographisch nördlicher gelegen, dennoch 3 bis 4 Mal artenreicher ist. Diese steht aber wiederum ihrerseits dem Artenreichthume der unter entsprechenden Breiten gelegenen Küsten Schottlands nach. Da nun im Kattegat keine Art “) vorkommt, welche nicht auch an den Küsten Gross- britänniens oder an denen Norwegens zu finden wäre, und sich die Russisch-Baltische Molluskenfauna wiederum in derselben Weise zu der des Kattegat verhält, so sind wir in vollem Maasse dazu berechtigt, unser Baltisches Faunengebiet, dem jeglicher eigenthüm- ‚ licher Karakter abgeht, für eine in hohem Grade (bis auf '/,, bis '/,, der Artenzahl?) verarmte europäisch-boreale Molluskenfauna zu erklären. Als den Repräsentanten dieser letzteren nehme ich nämlich, ihren Hauptzügen nach, die Molluskenfauna der südlichen Küsten Norwegens und der Küsten Schottlands an. Es ist aber die Fauna der Baltischen Meeres-Mollusken en nur eine verarmte, son- ‘ dern überdiess zugleich eine verkrüppelte. Je tiefer wir in die blinden Säcke der Ostsee hineinrücken, desto kleiner und dünnschaliger werden die Exemplare, deren Kümmerung 4) Diese Art erhielt ich von dem Strande in der Gegend Riga’s. Weshalb ich Tellina fragilis, trotz Eichwald’s und S’iemaschko’s Zeugnissen, hier nicht aufgenommen habe, leuchtet aus meinen früheren Auseinandersetzungen («Beiträge», III, p. 60) hervor. Diese im Mittelmeere und im Pontus heimische Art, kommt weder an den engli- schen, noch an den norwegischen Küsten vor, und auch Oersted (De Region. marinis, 1844) zählt sie ‚nicht unter den Mollusken des Kattegat auf, Grund genug, sie dem Finnischen und Rigischen Meerbusen abzusprechen. 2) Donaz anatinum sowohl als Card. rusticum führe ich nach S’iemaschko’s Zeugnisse auf, der sie (Bull. de Moscou, 1847, Tme XX, p. 126, 127) bei Reval angetroffen haben will. 3) Zuerst von Eichwald (Die Urwelt Russland’s, Heft I, 1840) bei Reval beobachtet, unter dem Namen Paludina Baltica. Auch in subfossilem Zustande erwähnte Eichwald dieser Art zuerst für Finnland, (Baer und Helmersen, Beiträge, 1843, 8tes Bändchen, p. 131).. Georgi (Beschreib. d. Russ. Reichs, IH, p. 2208) führt zwar auch Purp. lapillus unter den Russischen Mollusken des Baltischen Meeres auf, doch verlangt diese Angabe einer Bestätigung, bevor wir sie aufnehmen dürfen. \ 4) Oersted zählt zwar unter den Mollusken des Kattegat etwa 1/,, neuer Arten auf, nämlich 1) Paludinella vulgaris, 2) Leda intermedia, 3) Doris n. sp., 4) Anomian. sp. und 5) Nucula n. sp., allein alle diese Arten scheinen unhaltbar zu sein; auch sind die drei letzteren derselben schon von dem Autor selbst als fraglich hingestellt worden. 318 Mollusken. auf den ersten Blick nicht mehr zu verkennen ist. Endlich finden wir sie mit Süsswasser- Mollusken, Limnaeus Balticus, palusiris und pereger, Planorbis albus, Paludina tentaculata, Neritina fluviatilis u. s. w., vergesellschaftet, wodurch zugleich die Grenze des Vorkom- mens der Meeres-Mollusken bezeichnet wird. '} Das Vorkommen der letzteren findet nämlich seine Grenze, sobald wir die Hälfte der Tiefe des Finnischen Busens überschrit- ten, und bevor wir im Bottnischen die Quarken erreicht haben. IV. Bas Polare Faunengebiet. Bevor wir in.diesem unermesslichen Gebiete auf die einzelnen Thatsachen eingehen, scheint es unumgänglich, in kurzen Worten darauf zurückzukommen, was ich schon in verflössenen Jahre angedeutet. ”) Es liegt nahe, das Nord -Polare Faunengebiet, von dem allein hier die Rede sein wird, in die Grenzen des Polar-Meeres hinein zu verweisen. Die Südgrenze der nordpola- ren Meeresthiere fiele also demzufolge mit den Küsten des Polarbeckens, anders ausge- drückt, mit den Polarküsten unserer nordischen Kontinente zusammen, und wenn wir uns diese vielfach ein- und ausgebuchtete Grenze nun ein Mal in Gestalt eines bestimmten Breitengrades angenähert vergegenwärtigen wollen, so könnte hierzu am füglichsten etwa der 70ste benutzt werden, dessen Kreis sonach das Polarbecken des nordischen Eismeeres umringend eingrenzen würde. °) Da nun aber dieses Polarbecken kein völlig abgeschlossenes ist, sondern, unter fast diametral gegenüberstehenden Längengraden, durch zwei mächtige Meerengen, wie durch zwei mächtige Thore, mit den Weltmeeren zusammenhängt, so lässt sich voraussehen, dass auch die Südgrenze der Meeresthiere des polaren Faunengebietes sich, die Küsten dieser Meerengen entlang, südwärts hinabsenken werde. In der That lehrt uns auch die Erfah- rung, dass die von mir so eben als Meerengen bezeichneten Gewässer, in zoologisch-geogra- phischer Hinsicht von besonderem Interesse sind, und dass deren jedesmalige Ost - und Westküsten, welche wir (seit der Schule her) als die Küsten, hier der alten, dort der neuen Welt, einander gegenüberzustellen gewohnt sind, von zoologisch - geographischem Standpunkte aus, jedenfalls zusammengefasst werden müssen; denn dieselben Thierarten treffen 1) Bei Christianstadt, an der finnischen Küste des Bottnischen Busens, traf ich noch Card. edule, Mytilus edulis, und Tellina Baltica (solidulae var.) in Menge; bei Wasa nur Tell. Baltica, und zwar sehr selten; bei Karleby aber nur allein die oben aufgezählten Süsswasser-Mollusken, welche dort, in dem brakischen Meerwasser, vortrefflich gedeihen. ’° Eben so begegnete ich, im Finnischen Busen, bis in die Höhe Hochlands nur Süsswasser - Mollusken. Uebrigens scheinen die Meeres-Mollusken an der Südküste des Finnischen Busens tiefer gegen das blinde Ende des- selben hineinzurücken, als zwischen den Schären der Nordküste. 2) Bullet. physico-math. de l’Acad. de St.-Petersb., Tme VIII, No. 5. 3) Noch näher kämen wir der natürlichen Konfigurazion der Polarküsten unserer grossen Kontinente, wenn wir uns diese Grenze lieber in Gestalt eines breiten Gürtels denken wollten, welcher den Raum zwischen dem 70sten bis etwa zum 75sten Breitengrade füllte. Zoologtsch-geographische Folgerungen. 319 wir nicht selten an der Ost-, so wie an der Westküste einer und derselben jener beiden Meerengen. Deshalb, und weil uns bisher in der Geographie hierfür die bezeichnenden Benen- nungen mangeln, werde ich diese, das Polarbecken mit den Weltmeeren verbindenden, Meerengen mit den Namen: Ailantischer Arm und Berings-Arm belegen, indem ich, an diesem sowohl, als an jenem, eine Ost- und eine Westküste unterscheide. Die Küsten Grönlands, nebst der Ostküste Nord - Amerika’s (bei Labrador, Neufundland, Neuschott- land u. s. w. südwärts vorbei) bilden also die Westküste des Atlantischen Armes, während _ wiederum die Nordwestküste Europa’s (die Norwegischen Küsten u. s. w.) den Atlanti- schen Arm als dessen Ostküste begrenzt. Von der anderen Seite nimmt das Beringsmeer den grössten Theil des Berings-Armes ein, dessen Westküste sich, Kamtschatka und die Kette der Kurilen entlang, südwärts erstreckt; dessen Ostküste, das gegenüberliegende nordamerikanische Festland entlang, sich über die Halbinsel Aljäska hinaus, südwärts zieht. Das Ochotskische Meer bildet also demzufolge gleichsam einen tiefen Busen in der Westküste des Berings-Armnes. Nachdem wir uns dergestalt im Polarbecken geographisch brennt haben, mögen wir nunmehr zu dem unmittelbaren Gegenstande dieser Abhandlung zurückkehren. Unsere Kenntniss der Molluskenfauna des Polarbeckens beschränkt sich leider nur auf einige ver- einzelte Punkte dieses ungeheuren Gewässers. Wären uns nicht die Meeres-Mollusken der Küsten des Atlantischen Armes für Massachusetts (Gould) Grönland (Möller) und Nor- wegen (Loven) so gut bekannt, besässen wir nicht die Füllung zu diesen Grundlagen, an verschiedenen unvollständigeren Nachrichten über die Meeres - Mollusken der Bänke Neufundlands, der Küsten Island’s, Spitzbergens, des Russischen Lapplandes und Nowaja- Semlja’s, so gäbe es keine Möglichkeit, keinen festeren Kern, für die Anstellung einst- weiliger allgemeinerer zoologisch - geographischer Betrachtungen über die Polarfauna der Meeres - Mollusken. Benutzen wir aber den Vortheil, den uns die so eben bezeichneten Ausgangspunkte gewähren, und halten das, was wir in Folge meiner Mittheilungen über die Mollusken des Berings- Armes wissen dagegen, so gelangen wir dazu, die Mollusken des polaren Faunengebietes Russlands in die folgenden drei Gruppen zu vertheilen: A) Polare Arten des Atlanti- ;B) Polare Arten des Berings- C) Zirkumpolare Arten: schen Armes: Armes: : (d. h. den beiden vorigen Armen des Polarbeckens gemeinsame.) 1) Chiton marmoreus. ‘) 31) Chit. submarmoreus. 2) » rüber. 32) » Zunicatus. 2 4) Der Synonymie meiner «Beiträge» zufolge finden sich Oh. marmoreus (als Ch. fulminatus Couth) und Ch. cinereus (als Ch, apiculatus Say) auch in Massachusetts. Die Chitonen Grönlands entnehme ich zwar den Angaben von Fabrieius und Möller, allein es ist dabei nicht zu übersehen, dass der Ch. cinereus Fabr. keinesweges der Ch. cinereus L., sondern der Chit. ruber L. ist. Wenn Möller nur zwei Chitonen für Grönland anführt, so beruht dieses auf einem Irrthume, indem Möllers Chit. ruber L. der Ch. marmoreus Fabr. ist, während der ächte Chit. 320 Si A 3) Chiton albus. 33) Chit. vestitus. ‘) 4) Patella testudinalıs. 34) Pat. patina. 57) Pat. caeca. 33) pelta. *) N 5) Paludinella castanea. 36) Pal. cingulata? ?) 58) Pal. stagnalis.*). 59) » aculeus. 6) Lacuna vincta.°) 60) Lac. glacialis. 7ylan crassior. °) 8) Liütorina tenebrosa.’) 37) Lit. subtenebrosa. 9) » obtusata.®) 38) » Sitchana. 10) » littorea. °) 39) » grandis. '°) 11) Margarita undulata. 40) Marg. sulcata. '') 61) Marg. striata. ‘*) ' 62) » areclica. 63) Nat. pallida. ruber L. auch bei Möller als Chit. ruber L. var. unicolor vorkommt. Sowohl aus Fabricius als aus Möller können wir also entnehmen, dass es drei Chiton-Arten an den Küsten Grönlands gibt. Diesen habe ich noch den Ch. cinereus als den vierten hinzufügen können. 4) Als Fundort dieser Art, und der vorhergehenden, finden wir in Beechey’s Reisewerke «Arctic Seas» an- gegeben, womit wahrscheinlich die nördlichsten Theile des Berings-Meeres, wenn nicht das daran stossende Polar- Meer selbst, gemeint sind. 2) Den, auf p. 187 und 190-dieser Abhandlung angegebenen Fundorten der Pat. pelta und patina, habe ich hier noch, Kamtschatka für P. pelta, und die Ansiedelung Ross, in Oberkalifornien, für P. patina nachzutragen. 3) Pal. cirgulata kennen wir nur aus dem Ochotskischen Meere, dennoch führe ich diese Art hier unter den polaren Arten an, worauf mir das geographische Verhalten des ganzen Geschlechtes Paludinella, sowohl wie der Habitus dieser Art zu deuten scheinen. 4) Sie kommt in Grönland (Rissoa saxatilis Möller), Massachuselts (Cing. minuta bei Gould) und ‚England (Cing. ulvae bei Thorpe) vor. 5) In Grönland als Lac. divaricata Fabr.; in der Zawrence- Bay Kanada’s (Capt. Bayfield, nach Lyell; vergl. Transact. of ihe Geolog. Soc, of London, 1841, Part. VI, I, p. 138; in Helgoland (Philippi «Abbild. und Beschreib.»). 6) Ist Lac. solidula Loven (l. c. p. 155) von Z. crassior artlich verschieden ? 7) In der Davis-Strasse kommt sie auch vor (Hancock, in Annals and Magaz. of Natur. Hist., 1846, VoL XVII, p. 324), gleich wie in der Lawrence - Bay (Capt. Bayfield; Lyell, in Transact. of the Geologie. Soc. of Lond., 1841, Part. VI, I, p. 138). 8) Auch in der Lawrence Bay (Capt. Bayfield, nach Lyelll. c. p. 138), obgleich bisher noch nicht aus Grönland bekannt. 9) Loven gab diese Art schon vom äussersten Nordosten der Küsten Norwegen’s an; ich selbst fand sie an den Küsten des Russischen Lapplandes, und Grewingk brachte mir sogar noch östlich vom Weissen Meere (Kanin - Halbinsel) einige Exemplare. Obgleich diese Art an den Küsten von Massachusetts nicht angetroffen wird, so erfahren wir aus Philippi’s «Abbild. und Beschreib.», dass sie dennoch an den Küsten Grönlands lebt. 40) Litt. subtenebrosa, Sitchuna und grandis sind mir neuerdings auch aus Kamtschatka zugekommen. 44) Marg, sulcata mag vielleicht zirkumpolar sein. Bisher kennen wir sie nur von Unalaschka und von der Melleville-Insel, deren geographische Länge so ziemlich dem mittelsten Meridiane Nord-Amerika’s entspricht. 42) Ausser den in unseren Hauptwerken angegebenen hochnordischen Fundorten ist hier noch beizufügen; die Lawrence-Bay (Capt. Bayfield, nach Lyell, I, c. p. 138). Zoologisch-geographische Folgerungen. | 321 6%) Nat. clausa. *) 65) » aperta.°) 66) » flava. 7) » helicoides. °) 41) Scalaria Ochotensis. 638) » Scal. Grönlandica. *) 42) Crepidula grandis. ep) 12) "Velutina zonata. °) 69) Velut. halivtoidea. °) 43) Trichotropis insignis. 70) Trichotr. borealis.”) 7) » bicarinata. ®) 13) Cancellaria viridula. 4%) Cancell. arctica. 45) Purpura Freyeinetü.°) 72) Purp. lapillus. 46) » decemcostata. 47) Pleurotoma Schantaricum. 18) » simplex. 14) Trit. (Troph.) craticulatum. 73) Trit. (Troph.) clathratum. 15) » (Fus.) despectum.‘”) "9) Trit. Beringü. 74) » (Fus.) antiguum. *') 16) » » glaciale. 50) » Baerü. : 75) » » contrarium. '”) 4) Natica pallida und clausa, welche ich übrigens für eine und dieselbe Art halte, sind von Lyell im sub- fossilen Zustande häufig bei Uddevalla angetroffen worden, und auch in der Zawrence-Bay (Capt. Bayfield, Lyell in Transact. of the Geolog. Soc. of Lond., 1841, Vol. VI, I, p. 136). 2) Nur allein in Finnmarken und im Ochotskischen Meere bisher angetroffen. 3) Nat. helicoides scheint desto häufiger zu werden, je mehr wir. ostwärts gehen, denn ich habe sie in vielen Exemplaren von der Waigatsch-Strasse erhalten. 4) Es ist die seit Chemnitz wohlbekannte grönländische Art. Sowerby, (Thesaurus p. 101) gibt auch Neufundland als den Fundort derselben an. Bei De Kay ist sie als Scal. subulata Couth. aufgeführt. Subfossil in Kanada (Bayfield, nach Lyell, Transact. of the Geol. Soc. of Lond., Vol. VI, I, p. 136, Pl. XVI, fig. 4). 5) Hancock (Ann. and Magaz. of Nat. Hist., 1846, Vol. XVIIL, p. 331) erhielt sie aus der Davis - Strasse. Wenn Helix otis Turt. mit dieser Art synonym sein sollte, wie ich glaube, so erreicht die Yel. zonata die Küsten Grossbritanniens.” 6) Subfossil fand Lyell (Philosoph. Transact. of ihe Royal Soc. of Lond., I, 1835, p. 37, Pl. II, fig. 15, 16) diese Art in den Muschellagern Uddevalla’s.“ 7) Unterdessen ist mir Trich. borealis auch aus Kamtschatka zugekommen. Nach einem Exemplare aus dem Berings-Meere beschrieb Sowerby diese Art. 8) Trich. bicarinata ist, ausser unseren Fundorten an den Küsten des Berings- Armes, nur auf den Bänken Neufundlands (Sowerby, Lesson) gefunden worden. 9) Ich habe Exemplare dieser Art gesehen, welche vom Colımbia-Flusse herstammen sollten. 40) Nur eine der von mir angenommenen drei Varietäten dieser Art erreicht Massachusetts. 41) Der variet. originalis des Atlantischen Armes steht im Berings-Arme die var. Beringiana als Analogon ge- genüber. Die var. communis des Berings- Armes ist fast ganz übereinstimmend dieselbe, welche auch im. Atlantischen Arme vorkommt, jedoch an der Länge ihres Kanales immer noch, für ein geübtes Auge, als aus dem Berings-Arme stammend, zu unterscheiden. Die var. angulato-carinata ist beiden Armen des Polarbeckens gemeinsam. 42) Wollte man Trit. contrarium mit Einigen als eine linksgewundene Varietät ansehen, so wäre also Trit. antig. var. angulato - carinata die Stammform derselben. Während aber letztere Varietät eine hochpolare Form ist, Middendorff’s Sibirische Reise, Bd. Il. Thl, 4. Ki 322 Wollusken. 17) Trü. angulosum. 76) Trit. Islandicum. ‘) 18) » Genue. 77) » Sabini. 19) » _ Humphreysianum. 78) » Norvegieum. 79) » _undatum.”) 80) » tenebrosum. ?) | Si) » ovum.°) 82) » decemcostalum. 51) Bullia ampullacea. °) $3) Limacina arctica. ”) 20) Clio borealis. °) 21) Tritonia arborescens. 84) Onychotheutis Bergü. 85) » Kamtschatica.°) | 86) Terebratula psütacea. °) 22) Anomia aculeata. 52) Anom. macrochisma. 87) Anom. paielliformis. 23) » squamula. r 2%) Pecten Groenlandicus. ') 88) Pect. Islandicus. '*) 25) Crenella decussata. ‘”) 26) Modiola discors. 53) Mod.: vernicosa. 89) Mod. modiolus. '?) findet man das Trit. contrarium nicht selten an den Küsten Norwegens und Grossbritanniens. Auch war Trit. con- trarium in der Vorzeit besonders häufig, und es fragt sich, ob es nicht gegenwärtig dem Aussterben entgegengeht. 4) Die var. striata kommt unverändert sowohl im. Atlantischen, als im Berinys- Arme vor. 2) Im Berings-Arme nicht anders als etwas verändert, in Gestalt der var. Schantarica, vorkommend. 3) Von der Kanin-Halbinsel brachte mir Grewingk Exempläre dieser Art, in der Gestalt ihrer var. cyanea undataea, welche sowohl durch ihre Grösse, als durch ihre Schalendicke, den Uebergang zu Trit. undatum vollkommen vermittelten. 4) "Bisher nur. von den Südküsten- Grossbritanniens bekannt: gewesen. 5) Esist' sehr zu: wünschen, dass der in meinen «Beiträgen» unter Bullia ampullacea erwähnten Bullia Pon- toppidan’s, in Norwegen genauer nachgeforscht würde. 6) Es kann nicht fehlen, dass Clio borealis als zirkumpolar nachgewiesen werden wird. Obgleich Gould sie nicht in seine -Fauna von Massachusetts aufgenommen, so beobachtete sie doch De Ka, (l. c. p. 96) in zahlloser Menge an den Küsten von New-York; nach wenigen Tagen verschwanden sie jedoch spurlos. 7) Sowohl Scoresby als.auch J. Ross (Wiegm. Archiv, 1836, I, p. 302) trafen diese Art im Polarmeere, als Hauptnahrung der Wallfische. 8) Diese Art erkannte ich in einem unserem Museum aus Grönland 'zugesandten Dintenfische wieder. 9) Auch in’Kanada und auf den Färöern nach Lyell (leg. Bayfield, 1. c. p. 137) gefunden. 40) Parry (vergl. meine «Beiträge», III, p. 13) fand ihn in den höchsten Breiten. Hanckock (Ann. and Magaz. of’ Nat. Hist., Vol. XVIII, 1846, p. 333) erhielt ihn aus der Davis-Strasse. ’ 41) Obgleich nicht mehr an den Küsten von Massachusetts angetroffen, ist diese Art doch sehr ‘häufig auf:den Bänken von Neufundland.. Hancock (l. v. c. p. 332) erhielt sie aus der Davis-Strasse, und Lyell (durch Bay- field, 1. c. p. 138) aus Kanada. 42) Lyell, (nach Bayfield, 1. c. p. 138) führt diese Art für Kanada an. 43) In der St. Lawrence-Bay, nach Lyell (leg. Bayfield; Transact. of the Geol. Soc. of Lond., 1841, VI, I, p. 138). Zoologisch-geographische Folgerungen. 323 ) ) 5%) Nucula arctica. 92) Nuc. pygmaea. ?) ) ) 27) Cardium Islandicum. 94) Cardium Nuttallü. 28) » Groenlandieum.*) | | 29) Astarte striata. °) 95) Astarte Danmoniensis. %. » corrugata. °) 97); Scotica. 98) » compressa.’) 30) Cyprina Islandica. 99) Venus astartoides. 100) Saxicava pholadis. 55) Tellina edentula. 191) Tell. solidula. °) 56) » lutea. 102) » Tata.) 103) Mactra ovalis. '°) 10%) Lyonsia Norvegica. 105) Mya truncala. 106) » arenaria. 107) Panopaea Norvegica. 108) Machaera costata. ‘') 4) Hancock erhielt sie aus der Davis-Strasse (Ann. and Magaz. of Nat. Hist., 1846, XVII, p. 334; Mod. nigra und laevigata). 9) In Grönland und in Norwegen zu Hause; jedoch noch nicht für Massachusetts nachgewiesen. 3) Ist die Cardita spurca Peru’s in der That mit ihr synonym, so ist die Breitenverbreitung dieser Art, gleich derjenigen mehrerer anderen, ein Räthsel. Gould behauptet, dass es eine hochnordische Art sei, und dass sie grösser werde, je mehr man nordwärts hinaufrücke. Doch kennen wir sie bisher nur aus Massachusetts, und aus dem Ochotskischen Meere. 4) Beide Arten, Card. Groenlandicum und Islandiecum erhielt Hancock (Ann. and Magaz. of Nat. Hist., 1846, XVIH, p. 5336) aus der Davis-Strasse, und Lyell (nach Bayfiel, Il. c. p. 138) aus der St. Lawrence-Bay. Sollte vielleicht das Card. Islandicum unter dem Card. boreale Brod. et Sowerb. (Zoolog. Journal, IV, p. 368) vom «Icy- Cape» verstanden gewesen sein? Die allzu ungenügende Diagnose gibt darüber keinen Aufschluss. 5) Wegen der grossen Wandelbarkeit der Astarten, in der stärkeren oder geringeren Aufgetriebenheit des Bauches, selze ich voraus, dass Ast. globosa Möll. mit Ast. striata zusammenfällt. 6) Als ausgezeichnete Varietät (Ast. lactea) im Berings-Arme. 7) Aus der St. Lawrence-Bay, zufolge Lyell, (nach Bayfield, l..c. p. 138). 8) Als Tell. fragiis bei Möller (l. c. p. 20). 9) Auch in der Davis-Strasse nach Hancock (Ann, and Magaz. of Nat. Hist. XVII, 1846, p. 335). 40) In der St. Lawrence-Bay (Lyell nach Bayfield, I. c. p. 138). im In der St. Lawrence-Bay (Lyell, nach Bayfield, 1. .c. p. 138). 324 0 Mollusken. Wir besitzen leider nur sehr mangelhafte Nachrichten über die Molluskenfauna sol- cher Küsten, deren geographische Lage keinem Zweifel Raum gibt, dass wir es lediglich mit Arten zu thun haben, welche ihrem Verbreitungsheerde zufolge unbedingt und ursprünglich zur Polarfauna gehören; nennen wir beispielsweise die Küsten Spüzbergens, oder diejenigen der Melcille - Inseln. Bei Weitem vorwaltend müssen wir Mollusken- faunen des einen der beiden Arme des Polarbeckens zur Grundlage unserer‘ Betrachtungen wählen, und weil wir uns dann in einem geographischen Uebergangsgebiete befinden, in Meerengen, welche die Verbindung zwischen je zwei mächtigen Wasserbecken vermitteln, so entsteht daraus für jede der zu betrachtenden Arten die Frage: ob diese Art an dem Orte, wo sie gefunden wurde, ursprünglich heimisch sein, oder ob sie aus dem nördlich, ob aus dem südlich anstossenden Becken bis zu diesem Fundorte sich verbreitet haben möge? Bei der grossen Mangelhaftigkeit der Nachrichten hält es oft schwer, sich über das Verbreitungszentrum der nordischen Arten klar zu werden. ' Auf Grundlage der allgemein giltigen Erfahrung, dass, abgesehen von ungünstigen Lokalitäten, welche den Lebensbedingungen nicht entsprechen, der Verbreitungsheerd jeder Molluskenart, sei er auch noch so ausgedehnt, ein in sich zusammenhängender ist, dürfen wir im Allgemeinen von jeder Art welche zugleich im Atlantischen und auch iin Berings- Arme vorkommt, annehmen, dass sie zirkumpolar sei, d. h. ringsum an den meisten Punkten der Polarküsten unserer beiden grossen nordischen Kontinente vorkommen müsse. Es kann keinem Zweifel unterliegen, dass wir in solcher Weise verbreitete Arten als ächte Formen der Polarfauna anzusehen haben. Diesem zufolge betrachte ich nicht nur diejenigen Arten als polare, welche an allen vier oder mindestens an zwei einander diametral gegenüberliegenden Küsten der beiden Arme des Polarbeckens vorkommen, sondern auch diejenigen, welche wir bisher zugleich lediglich von den Ost- und zugleich von den Westküsten Nord-Amerika’s kennen. Weit schwieriger und unbestimmter ist die Entscheidung, wenn wir bestimmen sollen, ob eine Art, welche bisher nur an einer der beiden Küsten des Berings-Armes oder auch nur an einer der beiden Küsten des Atlantischen Armes gefunden worden, eine polare sei, oder nicht. Dazu genügt nämlich noch keinesweges die Beobachtung, dass die in Rede stehende Art zugleich mit zirkumpolaren Arten vorkommt, oder, mit anderen Worten, unter denselben Lebensbedingungen wie die zirkumpolaren Arten vegetirt. Viele lebens- zähe Arten, deren Verbreitungszentrum ursprünglich der, zunächst an die Polarfauna an- stossenden, borealen Fauna angehört, greifen nämlich mit ihrer nördlichsten Verbreitungs- grenze tief in das Gebiet der Polarfauna hinein. Dennoch gewinnen wir an dem Zusam- mentreffen mehrfacher Nebenbeweise (Vorkommen unter den höchsten Breitengraden; ge- ringe Ausdehnung des Verbreitungsheerdes gegen Süden hin; polare Natur des ganzen Geschlechtes, zu dem die in Rede stehende Art gehört; ja sogar ein polarer Habitus u. d. m.) die Ueberzeugung, dass diejenigen Arten in der Regel der Polarfauna zugezählt werden dürfen, welche an den beiderseitigen Küsten des 4tlantischen Armes, oder auch an denen des Berings-Armes, zugleich gefunden werden. Insbesondere scheint der sehr. Zoologisch-geographische Folgerungen. 325 grosse Abstand der beiderseitigen Küsten des 4tlantischen Armes von einander, die Be- weiskraft obiger Annahme seinerseits zu erhöhen. ! In sofern nun mehrere Arten bekannt sind, welche, obgleich bisher noch nicht im Bereiche der Russischen Polarfauna gefunden, mit grösster Wahrscheinlichkeit ächte Polar- formen sind, gedenke ich jetzt, sowohl diese Arten hier nachzutragen, als auch einige allgemeine Betrachtungen über die geographische Verbreitung mehrerer Geschlechter, welche in den Bestand der Russischen Molluskenfauna eingehen, hinzuzufügen. Durch diese Nebenhilfe dürften wir bisweilen in den Stand gesetzt werden, den geographischen Werth derjenigen Arten sicherer zu bestimmen, über deren Verbreitung wir zu wenig wissen, um ein directes Urtheil in Betreff der Lage ihres geographischen Verbreitungs- mittelpunktes fällen zu können. Ein solches Urtheil kann oft nur sehr angenähert aus- fallen, wenn das in Rede stehende Mollusk bisher nur allein im Bereiche der Südgrenze der Polarzone gefunden wurde. Polare Molluskenarten, welche bisher noch nicht im Bereiche Russlands gefunden worden. 1) Chüon cinereus L.') 4) Rissoa (?) scrobiculata Möller. 2) » _ marginatus Penn.) DE globulus Möller. 3) Patella rubella Fabr. °) 6) Lacuna pallidula Dac.‘) 4) Vergl. Middendorff, Beiträge zu einer Malacozoologia Rossica, I, p. 122. s 2) Gehört fraglich hierher. Bis jetzt nur in England und Massachusetts gefunden. Erreicht das Mittelmeer nicht. | 3) In Grönland (Fabricius, Möller) und Finnmarken (Loven) zu Hause. Neuerdings durch Hancock unter Konchylien, welche vom Meeresboden der Davis-Strasse emporgeholt worden, aufgezählt (Annals and Mag. of Natur. Hist., 1846, p. 332). 4) Nur mit grossem Zweifel lässt Gould seine Lac. neritoidea neben der Lac. pallidula, als getrennte Art, stehen. Meine Untersuchungen der Lacun«-Arten überhaupt, haben mich davon überzeugt, dass gerade die Breite der Spindel, und das mehr oder minder Eckige der letzten Wirdung, in diesem Geschlechte vorzugsweise veränder- lich sind. Die nordamerikanische Zacuna neritoidea ist, scheint mir, jedenfalls identisch mit der englischen Lac. Montacuti Turt. (Zoolog. Journal, III, p. 194, No. 2 =. Hel. Lacuna Montagu, Testacea Britanniae, p. 428, T. XI, fie. 6). Loven (l. c. p. 155) nimmt die 'artliche Verschiedenheit dieser Lac. Montagui, von Lac. pallidula, unbe- dingt an. In den Diagnosen dieser beiden Arten suchen wir aber fruchtlos nach schlagenden Unterschieden, und selbst wenn wir uns an die Abbildungen halten wollen, so ist zwar in Gould’s Figur, die karakteristisch sein sol- lende Nabelfurche erkennbar wiedergegeben, dafür sind aber weder die Windungen mehr hervorgezogen, noch auch das Gewinde mehr seitlich, wie das ursprünglich hervorgehoben worden. Da nun Loven selbst, bei Gelegenheit seiner Beschreibung der Lacuna canalis, die Veränderlichkeit der Spindelbreite zugibt, und da ich diese Veränder- lichkeit an den Russischen Lacunen durchgängig erfahren habe, so möchten L. Montacuti und L. pallidula doch wohl wahrscheinlich zusammenfallen. In diesem Falle ist L. pallidula über Norwegen, Helgoland (Philippi, «Ab- bild. und Beschreib.) Grossbritannien, Massachusetts und Grönland verbreitet. Vielleicht besitzt diese Art ebenfalls gebänderte Varietäten, gleich wie L. vincta bald gebändert, bald einfarbig vorkommt. In solchem Falle könnte Lac. puteolus Turt. die gebänderte Varietät der L. pallidula sein. 326 Mollusken. 7) Margarita argentatu Gould. ') 17) Trichotropis conica' Möller. ”) 8) » acuminata Sow.?) 18) Fusus glacialis Gray. 9) » umbilicalis Brod. et Sow.°) 19) » angulatus Gray. '°) 10) » costulata Möller. 20) » latericeus Möller. ‘') 11) » glauca Möller. ‘) Ei » Kröyeri Möller. 12) Natica nana Möller. °) 22) Clio miquelonensis Rang. ‘?) 13) Scalaria Eschrichti Holb. ‘) 23) Limacina balea- Möller. 1") Turritella lactea Möller. | 2%) Onychotheutis Fabrieii Möller. 15) » polaris Beck.) i 25: D N (?) amoena Möller. 16) Velutina lanigera Möller. °) 26) Terebratula labradorensis Sow. '?) \ 4) Vergl. Middendorff, Beiträge etc., II, p. 76; wahrscheinlich identisch mit der Marg. Harrisoni, aus der Davis-Strasse. 2) Vergl. Sowerby, Malacol. and Conchol. Magaz., Part. I, 1838, p. 26. Scheint mir identisch mit Marg. Vahlü Möller (l. e. p. 8). 3) Sow. l. c. p. 26, No. 10, von der Melleville-Insel; aber anch in der Davis-Strasse angetroffen (Hancock, Ann. and Mag., 1846, Tme XVII, p. 324). Diese Art scheint mir etwas fraglich, indem sie, bis auf den weiteren Nabel, mit M. arctica übereinstimmt. 4) Ob diese beiden Arten Grönlands wohlbegründet sein möchten? Ausser den hier aufgezählten Arten ist noch Marg. alabastrum Beck. von Loven (l. c. p. 152) in Finnmarken, und Marg. obscura-Couth. (welche ich nach eigener Anschauung für eine von M. striata verschiedene Art halte) in Massachusetts beobachtet worden. Diese beiden mögen wohl auch der Polarfauna angehören. ’ 5) Eine grönländische Art, welche Philippi (Abb. u. Beschr. II, 2. p. 45, Taf. II, fig. 8) als neu bestätigt hat. 6) In wiefern Scal. Eschrichtt (Möller, Ind. Moll. Grönl., p. 10), wohlbegründet ist, weiss ich, in Ermangelung eigener Anschauung, nicht zu sagen. Ist vielleicht die Scal. borealis Beck mit ihr identisch? welche’ in den Transact. ‘of ihe Geolog. Soc. of London, Vol. VI, Part. I, p. 136, aufgeführt,: und in den Philosophical Transact., Part. I, 1835, Pl. II, fig. 11, 19, als eine Turritella abgebildet worden. RM 7) Diese Art scheint mir identisch mit der Turr. erosa' Gouth. Letztere kommt auch in Kanada vor (Lyell, nach Bayfield). f 8) Möller, ]. c. p. 10. Diese Art scheint einer der beiden Arten des Ochotskischen Meeres sehr nahe zu stehen. Auch die Vel. (Bulla) p&catiks Müller, welche in England und Norwegen vorkommen soll, nähert sich den eben genannten Arten sehr. 9) Ob sich diese Art halten lassen wird? - 10) Diese, so wie die vorhergehende zu unvollständig beschriebene (Beechey, Voyage, p. 117) Art, sind vielleicht nicht ein Mal selbstständig. 11) Philippi (Abb. und -Beschr., Fusus, Taf. III, ‚fig. 8) hat diese Art ausführlicher bekannt gemacht. Sollte sie vielleicht mit Fus. pellueidus Hancock (Annals and Magaz. of Natur. Hist., Vol. XVII, p. 330, Pl. V, fig. 3) identisch sein? Vielleicht gehören gleichfalls zur Polarfauna: 1) Das Trit. (?) nanım Loven (l. c. p. 144), welches dem Fusus pullus Jukes (Reeve, Conchol. Icon., Fusus, Pl. XXJ, fig. 89) sehr nahe steht; 2) Fusus albus Jef- freys (Ann. and Mag. XIX, 1847) der dem von Gould beschriebenen Faus. islandieus, var. pygmaeus, sehr nahe kommt; 3) Fusus Turtoni Bean (King, in Ann. and Mag., 1846, p. 245, und 1847, p: 163, Pl. X, fig. 6), eine Art, welche vielleicht dennoch mit Trit. Norvegicum zusammenfallen muss. . 42) Rang beobachtete diese Art an den Küsten Neufundlands; vergl. Lamarck, anim. sans vert., IIe edit,, Tme VII, p. 425. 45) Zuerst beschrieben in Ann. and Mag. of Nat. Hist,, Vol. XVII, 1846, p. 466; ferner noch während des- selben Jahres, im Thesaurus Conchyliorum, Part. VII, p. 362, No. 38, Pl. 71, fig. 89, 90, von Sowerby genauer erläutert. & Zoologisch-geographische Folgerungen. 327 27) Terebratula caput serpentis L.‘) 31) Nucula sapotilla Gould. *) 28) Modiola faba, Fabr.”) 32)...» parca Sow. °) 29) Nucula tenuis Mont. °) 33) » glacialis Wood.’) 30) » minuta Gm. ‘) 34) Cardium pinnulatum Gonrad.°) 1) Wenn ich diese, auch im Mittelmeere vorkommende, Terebratula unter den polaren Arten aufzähle, so ge- schieht es deshalb, weil ich sie für identisch mit der Ter. septentrionalis halten muss. Letztere wurde im Jahre 4838 von Couthouy (im Bost. Journ. of Natur. Hist., Vol. II, p. 65, Pl. III, fig. 18) beschrieben und abgebildet. , Gould (l. c. p. 141) schaltete sie, auf Grundlage sorgfältiger Vergleiche norwegischer Exemplare, unter T. cap. serp. ein. Allein Philippi (Zeitschrift für Malakozool. Jahrgang 1845, p. 76) ist später dagegen aufgetreten, und führt als Hauptgrund für seine Ansicht, die Verschiedenheit beider in der Skulptur an, indem diese bei der Ter. sep- tentrionalis viel zarter sei. Unabhängig von Philippi stimmte Sowerby das Jahr darauf gleichfalls dieser Ansicht bei (Thesaur. Conchyl., Part. VI, p- 343, 344, und Pl. 68, fig. 1—6). Aus seinen Zeichnungen lässt sich jedoch der Unterschied der Skulptur nicht entnehmen, und die Beschreibung ‚belehrt uns sogar dessen, dass die «striae granuliferae» gleichfalls bei Ter. cap. serpentis vorkommen, Da nun Sowerby, ausser den früheren Unterschei- dungskennzeichen nur dasjenige beibringt, dass das ossicwlum ünternum bei T. cap. 'serp. Y 3, bei T. septentr. dage- gen %; der Schalenlänge erreicht, und dieses Kennzeichen, eben so sehr wie die übrigen bedeutend variirt (wie ‚das auch Lov&n bezeugt), so scheint mir sehr wahrscheinlich, dass Gould die beiden in Rede stehenden Arten mit Recht zusammengezogen hat. Sowerby führt zwar auch an, das foramen der Ter. septentr. sei grösser; dagegen verweise ich auf ‘das grosse foramen der Ter. cap. serp. in Philippi’s Abbildung (Enumer, Mollusc. Siciliae, T, Tme VI, fig. 5, a,b). Sowerbyis «margo frontalis emarginatus», kommt nach Philippi (l. v. c. p. 94) nur alten Thieren zu. Es fragt sich also, ob überhaupt Tert. septentrionalis auch nur als geographische Varietät der Tert. cap. serp. wird festgehalten werden können. 2) Diese von Fabricius (Fauna Grönland. p. 419) aufgestellte, und von Beck (Gaimard, ‘Voyage en Islande et au Groenland, Mollusques, Pl. XVII, fig. 4, a—h) dargestellte Art, halte ich für identisch mit Mod. pec- tinıla Gould, und mit Mod. arctica Leach (Suppl. to the App. of Capt. Parry’s first Voyage, p. 244). Exem- plare der Mod. faba, welche ich aus Grönland besitze, unterscheiden sich von Gould’s Darstellung nur durch eine geringere (2/,) Grösse, bei etwa 50 Streifen, während Gould deren an 40 angibt. 3) Diese Art ist aus Grönland, Massachusetts und: Norwegen bekannt. 4) Diese Art ist identisch mit Nxe. tenwisulcata Couth., und kommt wahrscheinlicher Weise in Grönland, Massachusetts und England vor; doch ist darüber nicht sicher zu entscheiden, da Gould, Loven und Philippi (in Malakozoolog. Zeitschrift, Jahrgang 1844, p. 101 nnd 1845, p. 75) über die Bedeutung und Ausdehnung des Begriffes der N. minuta dreierlei verschiedener Meinung sind. i 5) Die Nuc. sapotilla (oder Lembulus laevigatus Beck) scheint mir identisch mit der fossilen AVue. laevis Say (Journ. of the Academy .of Sc. of Philad. IV, I, 1824, p. 141, Pl. X, fie. 5). 6) Vergl. Sowerby, Conchological Illustr., No. 12, fig. 7. Parry brachte sie von der Melville - Insel; es mag wohl eine der von Möller für Grönland aufgeführten Arten sein. Ausser den genannten hat Philippi (Zeitschrift für Malakozool. Jahrg. 1845, p. 75) eine neue Art aus der Hudsonsbay beschrieben, N. limosa, welche der Yoldia angularis Möll. sehr nahe zu stehen scheint. Ferner hat Hancock (Annals and Magaz. of Nat. Hist., 1846, XVII, p. 333) eine nene Art, N. inflata, aus der Davis-Strasse, aufgestellt, welche mir der N. tenwis und proxima nahe verwandt sein mag. 7) Ich kenne sie nur aus Sowerby, Conchol. Illustrations, Nucula, No. 9. 8) Gould (l. c. p. 90, fig. 57) hat diese Art genau beschrieben und abgebildet; ich halte sie für identisch mit dem Card. elegantulum Beck (Möller ]l.c.p.20), und mit dem Card. Suediense Reeve (Conch. Icon. Pl. XXII, fig. 132), welches Loven (l. c. p. i90) unter dem berichtigten Namen Card. Suecium als selbstständig, übrigens synonym mit Card. Loven? Thompson, angesehen hat. Gehört vielleicht das Card. echinatum Fabr. (Fauna Groenl. p- 40) gleichfalls hierher ? ] a Mollusken. 35) Astarte crassidens Brod. et Sow.‘) 38) Bulla (sp. variae).*) 36) Rimula noachina.?) 39) Defrancia (sp. variae). °) 37) Mitra Grönlandica Beck.°) N 4) Aus dem Polarmeere; vergl. Zool. Journ., IV, p. 365. 9) Die Rimula noachina L. trefien wir an den beiderseitigen Küsten des Atlantischen Armes, und bis Grön- land hinauf. Hier als Pat. fissurella bei Fabricius (Fauna Grönl. p. 384) und als Cemoria fissurella bei Möller (l. c. p. 16). Auch die Küsten Grossbritanniens erreicht sie (Ann. and Mag. of Nat. Hist.; 1846, XVII, p. 243). 3) Möller (l. c. p. 15) führt diese Art auf. Es ist allerdings eine sehr ausgeprägte Mitra, und kommt der M. ebenus und lutesceens Lamk. (aus dem Mittelmeere) ziemlich nahe. Da aber keine einzige Art dieses Geschlechtes bisher nördlich vom Mittelmeere angetroffen worden, so hätten wir in der Mitra Grönlandica ein Bei- spiel von einem unterbrochenem Verbreitungsheerde eines Geschlechtes vor uns, und deshalb verdient das Thier dieser Art einer besonders sorgfältigen Untersuchung unterworfen zu werden. Das Geschlecht Mitra ist vorzugs- weise ein tropisches. 4) Möller unterscheidet (l. c. p. 6) vier Arten dieses Geschlechtes in Grönland, von denen ein Paar durch Sowerby (Thesaurus Conchyl., Part. XI, p. 567 und p. 573) beschrieben und abgebildet worden. Zu diesen kann ich noch eine, mir aus Grönland zugekommene, fünfte Art hinznfügen, welche ich für die Bulla lineolata Couth. (Bost. Journal of Nat. Hist., II, p. 179, Pl. 3, fig. 15, und Gould Il. c. p. 169, fig. 99) halten muss. Von Cou- thouy’s Beschreibung und Abbildung weicht das mir vorliegende grönländische Exemplar nur darin ab „ dass. es rein weiss ist, und unter achtmaliger Vergrösserung deutlich unterscheiden lässt, dass die Streifen aus einer Reihen- folge vertiefter Pünktchen bestehen. Ich halte diese Bulla zugleich für die als Philine scabra Müll. von Loven (l. c. p. 144) für Norwegen aufgeführte Art. | Die Bulla Reinhardi Holb. (Möller 1. c. p.6) ist wohl die B. insculpta Totten (Gould. c. p. 162. fig. 92), wie Möller vermuthet, da der Unterschied nicht als spezifisch angesehen werden darf, dass die B. insculpta als blauweiss beschrieben wird, während die B. .Reinhardi gewöhnlich braungelb, selten graulich oder rein weiss ist. Ferner ist nach Love&n (l. c.; p. 142, Cylichna alba) die Bulla corticata Beck synonym mit Bulla triticea Couth Bost. Journal, II, p. 88, Pl. 2, fig. 8; Gould |. c. p. 165, fig. 98); was ich bestätigen kann. Mehrere Arten dieses Geschlechtes gehören also jedenfalls den beiderseitigen Küsten des Atlantischen Armes gemeinschaftlich. Loven beschreibt 14 Arten, als in Norwegen heimisch. Ausser den berührten polaren Formen besitzt auch Massachuseits noch etwa vier eigenthümliche Arten. 5) Möller bringt unter Defrancia Millet eine Menge nordischer, dem Geschlechte Pleurotoma nahe stehender, Arten unter. Millet’s Geschlecht ist aber ein anderes. Die Defrancia-Arten Möller’s stehen den ächten Pleuroto- men sehr nahe, ihre Schale besitzt aber keinen ausgesprochenen Schlitz, sondern stalt dessen eine nur schwach an- gedeutete Sinuosilät der Apertur, ohnfern der Nath, welche eigentlich nur das Ausgehende des in einem Stufen- absatze emporgetriebenen oberen Theiles der Windung ist. Auch ordnet sie Loven unter das Genus Tritonium Müll. ein, während ihnen Reeve unter den Pleurotoma Platz eingeräumt hat, und ein Repräsentant dieser Abiheilung uns längst unter dem Namen Murex turricula Montagu, von den Küsten Grossbritanniens, bekannt ist. In der That finden Übergänge statt, welche eine Entscheidung, in der hier berührten Hinsicht, sehr erschweren. Die von Möller als Defrancia aufgeführten grönländischen Arten, deren mehrere neuerdings von Reeve Conchologia iconica Pl. XXXI, fig. 277, Pl. scalaris Vahl.; ibid. fig. 278 Pl. leucostoma Vahl.; Pl. 55, fig. 394, Pl. Molleri Reeve; Pl.19, fig. 159, Pl. decussata,; Pl. 37, fig. 345, Pl. rugulata,; Pl. 36, fig. 332, Pl. Vahlüü Reeve) versinnlicht, und theilweise umbenannt worden sind, stimmen alle in ihren Karakteren sehr überein, mit Ausnahme der Defrancia viridula Möll. (Pl. viridula Möll., in Reeve l. c. Pl. 34, fig. 306), welches vollkommen die Gestalt eines kleinen Buccinum besitzt, und, meiner Ueberzeugung gemäss, zweiffellos mit Buce. rosaceum (Gould. c. p. 311) identisch ist, das nach Gould den Uebergang zum Geschlechte Columbella vermittelt. Loven ordnet (l. c.) jene Defrancia-Arten Möller’s unter Tritonium als «b) testa brevicauda costata.» Es kann übrigens mit grosser Wahrscheinlichkeit vorhergesagt werden, dass: ein Theil der von Möller und Reevo aufgeführten Arten, genannter Gruppe, synonymisch zusammenfallen muss; wenigstens habe ich mich an vielen Zoologısch-geographische Folgerungen. 329 40) Menestho albulus Möller. ‘) 45) Thracia myopsis Beck. 41) Amaura candida Möller. 46) Lima sulculus Leach. ‘) 42) Skenea planorbis Flem. 47) Mesodesma sp. °) 43) Lamellaria perspicua L.°) 48) Lucina borealis L.°) 44) Cryptodon flexuosum T urt. ?) aus Grönland herstammenden Exemplaren davon überzeugt, dass sowohl in Gestalt als Skulptur zahlreiche Abände- rungen und Uebergänge vorkommen. Ausser dieser Unbestimmtheit der Arten der so eben angeführten Gruppe, sind aber noch neuerlich von Loven (l. c. p. 145) die neuen Arten: Trit. roseum Sars, Trit. mitrula Loven und Trit. declive Loven veröffentlicht worden, welche auch hierher gehören; während es also sehr Noth thut, dass uns die von Philippi zu erwartende Sichtung bald zu Theil werde, müssen wir uns einstweilen, bis eine klare Einsicht in die Menge der Arten eröffnet wird, gedulden. Gewiss ist es, dass eine grössere Anzahl der Arten aus den angeführten Geschlechtern, und auch aus Mangilia Leach, für die Russische Fauna entdeckt werden wird. Hier möge mir nur erlaubt sein, im Vorübergehen anzumerken, dass einige Arten schon jetzt als rings um den Atlantischen Arm her- umlaufend nachgewiesen werden können, wenn wir berücksichtigen wollen, dass der, zuerst von Grossbritannien her berschriebene, Fusus rufus Montagu, durch Gould (l. c. p. 290) auch in Massachusetts nachgewiesen worden ist, und dass ich diesen selben (eine der Möller’schen Defrancia-Arten) unter Grönländischen Konchylien gefunden habe, so wie ihn Loven (l. c. p. 144 als Trit. pyramidale Ström) auch in Norwegen fand. Auch Fusus turrieula erstreckt sich von Grossbritannien, über Norwegen. bis Massachusetts. Ferner fand Loven (Il. c. p. 144) den an den Küsten von Massachusetts häufigen Fusus harpularius Couth. auch in Norwegen, und wenn ich nicht irre, 30 finden wir dieselbe Art in Grönland unter dem Namen P!. scalaris Vahl, und Pl. leucostona, Vahl (vergl, Reeve l. c.) wieder; denen wiederum Pl. Molleri Reeve höchst nahe steht, so dass dessen selbstständige Existenz noch "nicht als erwiesen zu betrachten ist. Auch Pleur. decussata Couth. (Boston Journal of Natural History, Vol. U, p- 183, Pl. IV, fis. 8; Gould I. c. p. 280, fig. 185) steckt sicher unter einer von Möller’s Defrancia-Arten, zu- mal Hancock (Annals and Magaz. of Nat. Hist., 1846, p. 323) sie schon unter Konchylien der Davis-Strasse traf, und der Vergleich der Abbildungen dieser Art bei Gould und Couth eu, einen Nachweis dafür gibt, wie stark das Verhältniss der Mündungshöhe bei ihr zu wechseln vermag. Fassen wir alles Gesagle zusammen, so ergibt sich, dass die Menge der polaren Arten des in Rede stehen- den Geschlechtes, in sehr bedeutendem Grade zusammenfallen wird, dennoch aber einige der Polarfauna höchst ka- rakteristisch eigenthümliche Arten bleiben. 1) Möller hat dieses Geschlecht nach einer in Grönland vorkommenden Art aufgestellt. Sollte Menestho albulus mit der in Massachusetts vorkommenden Pyramis striata Couth. identisch sein? 2) Es ist im Mittelmeere (Coriocella persp., Philippi Enum., II, p. 142) die einzige Art ihres Geschlechtes, gleich wie in Massachusetts (Sigaretus haliotoideus, Gould, 1. c. p. 244). In Norwegen gibt Loven ausser ihr noch drei andere Arten an. 3) Philippi hat nachgewiesen (Menke, Zeitschr. für Malakoz., 1845, p. 74), dass die von Gould als in Massachusetts vorkommend angegebene Art Lucina flexuosa, nicht die des Mittelmeeres (Piychina fleruosa bei Philippi), sondern eine neue ist, die er Arinus Gouldü nennt. Dieselbe Art ist es denn wohl, welche uns Möller (I. c. p. 20) unter dem Namen Cryptodon fleruosum Turt. als in Grönland zu Hause angibt. 4) Vergl. Möller (Il. c. p. 16) und Loven (l. c. p. 186). Wahrscheinlich haben wir das von Beck vor- geschlagene Untergeschlecht «Dromo» den übrigen Lima-Arten als polar gegenüber zu stellen. 5) Loven (l. c. p. 196) erwähnt bei Gelegenheit der Aufstellung einer neuen norwegischen Art, Mesodesma eriguum, dass er eine sehr ähnliche Art aus Grönland besitze. Eine andere Art, Mesodesma Jauresü, die in Massa- chusetts sehr häufig ist, reicht bis zur St. Lawrence-Bay hinauf (Lyell, nach Bayfield, in Transact. of the Geol. Soc. of Lond. Vol. VI, I, p. 138); dennoch scheint sie der Polarfauna nicht zuzuzählen sein. 6) Lucina borealis L. kommt sowohl in Massachusetts (Luc. radula Mont.; Gould, I. c. p. 69, und De Kay, I. c. p. 214, Pl. 26, fig. 274) als auch an den Küsten Finnmarkens (Loven, I. c. p. 192) vor. In England ist sie häufig. Middendorffs Sibirische Reise, Bd. II. Thl. 1. 42 880° Mollusken. 49) Lucina divaricata Lamk. ') 50) Pholas crispata L.?) Somit hätten wir also eine Uebersicht derjenigen Arten gewonnen, welche mit ziem- licher Sicherheit als der. Polarfauna angehörig betrachtet werden müssen. Nunmehr wollen wir, unserem Vorsatze gemäss, an eine Musterung des geographi- schen Verhaltens vieler der zur Molluskenfauna Russlands gehörigen Geschlechter schrei- ten, um auf diesem Wege einen Maasstab für die spätere Beurtheilung einer Reihe von geographisch etwas zweifelhaften Arten zu gewinnen, deren Vorkommen mit demjenigen polarer Arten zusammenstösst. Wir haben vorläufig nämlich diese Arten der Russischen Molluskenfauna dem Ochotskischen, und dem Nordwest- Amerikanischen Faunengebiete zugewiesen. | Chiton. Ein ausgesprochen ozeanisches Geschlecht, welches dieses seines ozeani- schen Karakters wegen alsbald abnimmt und sogar völlig vermisst wird, wo das Meer sich zu einem Binnenmeere gestaltet; deshalb z. B. im Pontus, in der Ostsee, u. s. w. Wir bemerken bald, dass der Berings- Arm des Polarbeckens den Atlantischen Arm an Mannigfaltigkeit ansehnlich übertrifft, °) und wenn wir erwägen, welchen bedeutenden Antheil die Westküsten Süd-Amerika’s an der grossen Bereicherung gehabt, durch welche die Artenzahl der Chitonen ‚seit Gmelin von 28 bis auf nahe 200 heranwuchs, so dür- fen wir wohl behaupten, dass nicht nur die Nordwestküsten allein, sondern die gesamm- ten Westküsten Amerika’s sich durch eine besondere Mannigfaltigkeit ihrer Chitenenfauna auszeichnen. Ob die gegenüberliegenden Ostküsten Asiens in demselben Grade an einer solchen Mannigfaltigkeit Theil nehmen, ist einstweilen nicht zu ermitteln. Auf den West- küsten des gesammten Amerikanischen. Kontinentes finden wir einen sehr begrenzten Verbreitungsheerd jeder einzelnen Art deutlich ausgesprochen. 4) Wir müssen diese Art, im Gegensatze zu der im Mittelmeere heimischen Z. commutata Phil. (= L. di- varicata Linne) für polar halten. Sowohl Gould als De Kay beschreiben sie von den Ostküsten Nordamerika’s. Gould (l. c. p. 71) behauptet, sie käme an allen Küsten des Atlantischen Ozean’s, sogar bis zum. Süd-Ozean, vor. Es verdient also das Studium der Verbreitung dieser Art eine ganz besonders 'geschärfte Kritik. 2) Sie erreicht das Mittelmeer nicht, sondern ist in England und Norwegen zu Hause. Auffallend ist es, dass Gould (l. c. p. 28) behauptet, diese Art sei an den nördlichen Küsten von Massachusetts selten, und werde desto häufiger, je. mehr man südwärts hinabrücke. Dasselbe bestätigt De Kay (l. c. p. 247), demzufolge sie bis Carolina: südwärts hinabgehen soll. Doch reicht sie bis in die Lawrence-Bay hinauf, wie Lyell mittheilt (nach Bayfield, in Transact. of the Geolog. Soc. of London, VI, I, p. 138). 3): Nehmen wir sogar an, dass Chit. marmoreus und submarmoreus sr rammtenkallen werden, gleich wie auch Chit. Merckii und Ch. Wosnes’ens’kü; nehmen wir ferner an, dass Chit. giganteus, muricatus und setosus Tiles. gar nicht in Kamtschatka vorhanden sind, so bleibt dennoch - die Anzahl der uns bekannten Arten des Berings - Armes mehr als doppelt so zahlreich, im Vergleiche mit den entsprechenden Küsten des Atlantischen Armes. Das noch so wenig durchforschte, unter dem 57sten Breitengrade gelegene Sitcha, zählt jetzt schon eine gleiche Anzahl Chiton-Arten, wie unser, mehr als 20 Breitengrade südlicher hinabreichendes, Mittelmeer! In letzterem zählt Philippi 8 Arten auf, zu denen wir wohl nur wenigen Zuwachs erwarten dürfen, wie z. B. schon gegenwärtig der Chit. Freelandii hinzuzufügen ist, (vergl. E. Forbes, Report on the Mollusca and Radiata of the Aegean See, 1843, p- 188). Zoclogisch-geographische Folgerungen. 33l Ferner bemer!en wir, wie der Berings-Arm sich durch die Anwesenheit von Chiton- Arten mit einer «valvula ultima anormis» und mit stark wucherndem Mantelrande vor cem Atlantischen Arme auszeichnet, so: durch die Arten Chit. Stelleri, amiculatus, vestitus, Pallasü, tunicatus. Aehnlichen Formen begegnen wir im Atlantischen Arme nur aus- nahmsweise, und auch diese halten sich mehr fern von der Polarzone, wie der Chit. fescicularis L., welchem der Chit. Emersonü CGouth. an den Westküsten vollkommen entspricht. Es wird durch die genannte Eigenthümlichkeit des Berings-Armes eine grosse Analogie mit der Chitonenfauna Australiens vermittelt, und insbesondere finden vrir eine Menge ähnlicher Formen in den Beschreibungen und Abbildungen wieder, welche uns Quoy und Gaimard von neuseeländischen Chiton-Arten mittheilen. ') Uebrigens kenne ich aus dem Berings-Arme keinen einzigen Chiton mit beschwnntem Nantelrande, während solche, als Gegensatz hierzu, im Atlantischen Arme die vorwalicn- den sind. { Gleich wie nun, Obigem zufolge, der bisherige Ausspruch, dass die Chitonenfauna gegen Norden ärmer und ärmer an Arten wird, *) umzumodeln ist, so gilt dieses auch für den nordwärts abnehmenden Wuchs. Die Chitonen des Atlantischen Armes erreichen nämlich allerdings mit ihren grössten Arten kaum den mittleren Wuchs der Arten des Chiton-Geschlechtes im Allgemeinen, und sind sogar vorwaltend von zwergigem Wuchse, Allein die Chitonen des Berings-Armes übertreffen im Allgemeinen an Grösse den mittle- ren Wuchs der Arten dieses Geschlechtes; eine Art des Berings-Armes (Chit. tunicatus) iss dem grössten Chiton der tropischen Meere (Chit. gigas) an Grösse gleich, und eine zweiie Art (Chit. Stelleri) übertrifft diesen, und mithin alle Chitonen der Welt doppelt an Grösse. : Auch die im Allgemeinen unbestreitbare Abnahme der Farbenschönheit, je mehr wir polwärts rücken, findet Ausnahmen an den schönen grellen Färbungen des Chit. Brandtii, uacd an der zierlichen Zeichnung des Chit. Lineatus. / | Einzelne Exemplare der hochnordischen Chitonen (z. B. Chit. ruber) zeichnen sich durch ganz besonders verdickte Schalen aus, an denen einzelne Anwachsstreifen über- rıässig entwickelt sind, so dass der Totalhabitus solcher Exemplare etwas Runzlig-zusam- mengeschrumpftes an sich hat. Sollten das nicht solche Individuen sein, welche in der 4) Nicht nur ist die Aehnlichkeit des Gesammthabitus sehr gross, sondern ich mache namentlich darauf auf- merksam, wie nahe (bis zum Verwechseln) die Schalen des Chit. tunicatus, die ich in meinen «Beiträgen » habe abbilden lassen, denen des Chit. Garnoti Blainv. kommen, welche letztere im «Voyage de l’Astrolabe, Taf. 73, fig. 11—13», abgebildet worden sind. Ob diese neuseeländischen Chitonen, welche, ähnlich dem Ch. fascicularis, Ch. Emersonü, und dem Chiton, den Tilesius in Japan fand, Reihen regelmässiger haarbüscheltragender Poren fiihren, auf der Südhälfte der Erdkugel etwa unserer borealen Fauna entsprechen, und ob vielleicht in höheren Breiten des Südpoles gleichfalls Chitonen mit wucherndem Mantelrande, aber ohne Reihen von Haarbüscheln, gleich denen der Fauna des Berings-Armes, zu finden sein werden, müssen wir der Zukunft anheim stellen. 2) Z. B. nach Blainville (Diet. classique d’hist. nat., Tme XII, p. 454). - 2 % 332 | in Nähe der Wassermarken überwintern, und an denen deshalb der Gegensatz zwischen dem strengen Winterschlafe und der mit demselben abwechselnden regen sommerlichen Lebens- thätigkeit in gesteigertem Grade hervortritt? Die Chitonen kommen durch alle Regionen der Tiefe hindurch vor, und erreichen im Mittelmeere, wie uns Forbes _*) es lehrt, ‚mit einer Art in vorzüglicher Häufigkeit, seine vorletzte, d. i. siebente Region, mithin über 100 Klafter Tiefe; es ist, wie zu erwarten stand, ein Geschlecht, das gleich zähe, sowohl in seiner vertikalen, als horizontalen Ver- breitung, unter den verschiedenartigsten Temperaturverhältnissen ausdauert. Dennoch ist es in anderer Hinsicht unverkennbar, dass gewisse Arten von Chiton, höchst bezeichnende Littoral-Arten sind, welche, zunächst gewissen Arten von Patella, Littorina und Purpura, immer auf die Nähe der Wassermarke beschränkt sind, und deren Element jene Littoral- zone ist, welche abwechselnd vom Meere bedeckt, dann aber wiederum durch die Ebbe trocken gelegt wird. Wir dürfen uns der in diesem Falle verlockenden Ansicht nicht hingeben, dass eine besondere Organisazionsweise der Kiemen die Möglichkeit, ja das Ver- langen des Ausdauerns im Trockenen, durch mehrere Stunden hindurch, bedinge. Die Beobachtungen bestätigen, so weit sie bisher reichen, nirgends die Voraussetzungen solchen Unterschiedes zwischen den littoralen und den in der Tiefe lebenden Arten, es scheint mir mithin diese Möglichkeit des Ausdauerns, durch die Stellung der Kiemen in der sie beschützenden Kiemenrinne, und durch das Festsaugen (daher «Klippkleber» ge- nannt) der Chitonen an die Felsen bedingt, wodurch die Feuchtigkeit für mehrere Stun- den in der Kiemenrinne zurückgehalten wird. Es bleiben also die Kiemen stets vom Wasser umgeben. Hind’s Behauptung (Zoology of Sulphur, Lond., 1845, Mollusca p. 5%), dass nämlich die littoralen Chiton- Arten ganz verschieden von jenen seien, welche die Tiefen bewoh- nen, scheint mir viele Wahrscheinlichkeit für sich zu haben. Die littoralen Chiton-Arten sind vorzüglich ausgezeichnet durch ihren beschränkten geographischen Verbreitungsheerd. _ Dass dieses in weit höherem Grade als anderweitig für die Westküste Amerika’s gelte, habe ich schon früher erläutert. Jede kleine Spezialfauna hat dort ihre besondere Chiton-Art. Je beschränkter die horizontale Verbreitung, desto enger wird auch die Verbreitung in vertikaler Richtung, und jene Chiton-Arten sind also wahrscheinlich zugleich sehr bezeichnend für die Littoralzone und die Wassermarke. Leider ist es bisher, wegen Mangel aller Angaben, nicht möglich, die littoralen Chiton-Arten, von denen der Tiefe, dem Aeusseren nach zu unterscheiden. Erstere müssten, wenn dieses einst möglich würde, ein ganz be- sonderes Interesse für die Paläontologie gewähren, da wir an ihnen die Ufer der vor- weltlichen Meere erkennen könnten. Den Geognosten zufolge traten die Chitonen erst in einer jüngeren Periode auf. *) Report of the British Association, 4843, p. 130 etc. E. Forbes on the Mollusca and Radiata of the Aegean Sea. Zoologisch-geogruphische Folgerungen. 333 Ryckholt (Bulletins de l’Academie de Bruxelles, Tme XIl, Partie II, 1845, p. 38) gibt hierin folgende Uebersicht: «Le genre oscabrion a paru sur le globe a l’epoque ou se de- «poserent dans le sein des mers les terrains devoniens; il prit de l’extension sous Vepoque «geologique suivante, el a partir de cette epoque il s’eteignit pour ne plus reparaitre «qu’avec les terrains plioceniques et acquerir le maximum de developpement numerique «dans les mers acluelles.» Der Form nach haben jene erloschenen Chiton- Arten (mit Ausnahme des Chit. Le- giacus, Chüt. Scaldianus und Chit. Tornacicola de Ryckh.) das gemein, dass das Tegment der Schalen häufig länger als breit, oder höchstens um '/, breiter als lang ist. Durch diese Eigenschaft und die fast viereckige Form der Schalen nähert sich ein Theil der- selben, wie Salter richtig bemerkt hat, den jetzt noch lebenden Chit. alatus und incisus Sowerby; hierher rechne ich: 1) Chit. Nervicanus Ryckh., 2) Chit. Mosensis Ryckh., 3) Chit. Turnacianus Ryckh., ") Chü. Mempsicus Ryckh., 5) Chit. Priscus Münst., 6) Chit. Vireticola Ryckh., 7) Chit. Griffühiü Salter. Ein anderer Theil derselben er- innert durch den spitzen Winkel des Hinterrandes der Schale, und durch die eigenthüm- liche Herzform des Tegmentes, die Granulirung desselben ete. auf das Bestimmteste an die Schalen des Chit. tunicatus, wie ich sie beschrieben und habe abbilden lassen, so z. B. Chit. sluseanus Ryckh. und Chit. gemmatus Kon. Diese fossilen Arten unterscheiden sich jedoch regelmässig von den analogen Lebenden durch die Unbedeutendheit ihrer Apophysen, woraus der Schluss gezogen werden kann, dass sie zwar einen wuchernden Mantelrand (ob mit Ausnahme des Mosensis?) aber gewiss einen weit minder breiten, als der Chit. tunicatus der Jetztwelt gehabt haben. | Der Chiton Legiacus Ryckh. bildete den Uebergang, von den dem alatus, zu den dem tunicatus ähnlichen Formen. Die Breite seiner Schalen und der schwache Winkel des Hinterrandes derselben entfernte ihn vom Chit. tunicatus, während wiederum die beiden seitlichen Ausschnitte am Vorderrande .des Tegmentes an den Chit. tunicatus erinnern. Der Chit. Tornacicola und Scaldianus Ryckh. nähern sich völlig den allgemeineren, For- men der Chitonen unserer Jetzwelt. ') Wir dürfen vermuthen, dass die fossilen Chitonen kälteren Meeren angehört haben. Fissurella. In Europa erreicht die nördtichäe, Fissurella (F. graeca) die Küsten Grossbritanniens; selbst diese gehört offenbar der Mittelmeerfauna an, und stösst nur an ihrer nördlichsten Verbreitungsgrenze mit der Südgrenze der polaren Arten zusammen. Dagegen müssen wir die Gattung Rimula Defr.”) (= Cemoria Leach, — Puncturella Lowe, — Sipho Brown) als den Vertreter der Fissurellen für die Polarfauna ansehen. Was wir hier für den_Atlantischen Arm in Betreff der Fissurellen ermittelt, scheint auch für den Berings-Arm volle Geltung zu haben. 1) Der von mir gegebenen Eintheilung zufolge, gehörten die fossilen Chitonen zur Sectio: Hamachiton, und zur Subsectio: Platysemus. Ob sie aber porifer? oder apori gewesen sein möchten, lässt sich wohl kaum entscheiden. 2) Ihr südlichstes Vorkommen ist nach Thorpe (I. c. p. 134, Fissurella noachina) die Küste von Argyleshire. 234 | Molhusken. _ Rissoa. Ich halte das Geschlecht Rissoa, im engeren Sinne dieses Wortes, für ausgeschlossen von der Polarfauna, wenn gleich zahlreiche Arten dieses Geschlechtes hoch an die Küsten Norwegens hianreichen. Loven hat uns neuerdings (l. c. p. 150) (ausser den wohl unterschiedenen Turbonilla-, Odontostomia- und Paludinella-Arten) 16 Arten des Gsschlechtes Rissoa von den Küsten Norwegens beschrieben. Unter diesen finden wir 5 neue Arten, und müssen uns deshalb eines weiteren zoologisch-geographischen Urtheiles enthalten; doch vermuthe ich, dass wir den berührten Reichthum der Küsten Norwegens an Rissoen, eben sowohl einem ungewöhnlich nördlichen Hinaufrücken vieler Arten zuzu- schreiben haben, deren Verbreitungs - Mittelpunkt im Mitielmeere zu liegen scheint, als auch einer grossen Vielartigkeit dieses Geschlechtes in der borealen Zene. Cerithium. Dieses Geschlecht gehört nicht zur Pola-/auna. Drei Arten’ kobarken noch an den südlicheren Küsten Norwegens ver, ') von denen zwsi im Mittelmesre zu Hause sind, welches überhaupt wenigstens 10 Arien zählt. Die britischen De haben noch 7 Arten aufzuweisen. *) Grossbritannien entsprechend zählt Gould für Massachusetts gleichfalls 6 Arten Cerithium auf, welche alle von den europäischen verschiedea sind. Jedoch verdient unter Ducn sus Cer. nigrocinctum Adams ein2 er a un es a den schieden werden kann. Der geracere "\ana!, Br Beildte En die tern dien Pünkt- chen der Mittelstreifen (vergl. Gould I. c. p. 278) sind, so weit meine Erfahrungen reichen, für Cer. adversum auch nicht karakteristisch. | Lacuna. Ein unbezweifelbar polares Geschlecht, dessen Südgrenze das Mit btelmeer nicht erreicht. i Trochus. Wenn wir die # Arten Trochus, welche Loven für Norwegen anführt, durchgehen, so finden wir, dass zwei derselben (Tr. zizyphinus L. und Tr. millegranus®) Phil.) ihren Verbreitungsmittelpunkt wahrscheinlich im Mitielmeere haben, die beiden übrigen aber (Tr. cinerarius L. und Tr. tumidus Mont.) europäisch-boreale Formen sind. Während im Mittelmeere gegen 30 Arten Trochus vorkommen, finden wir an den Küsten Grossbritanniens kaum die Hälfte dieser Anzahl,') und, wie angeführt, nur °/, der- selben an den Norwegischen Küsten. Keine einzige Trochus - Art ist in der Polarfauna zu Hause. °) 4) Loven, I. c. p. 155 und p. 153 als Triforis. 2) Ausser den 6 in Thorpe’s Werke aufgezählten, hat Forbes (Annals and Magaz. of Natur. Hist., Vol. XIX, 1847, p. 97) noch eine neue Art beschrieben. 3) Meines Wissens ist übrigens der Tr. millegranus noch für England nachäilwesem 4) Den 13 in Thorpe’s Werke aufgezählten Arten ist noch der Troch. formosus Forbes (Ann. and Magaz. of Nat. Hist., Vol. XIX, 1847, p. 96) hinzuzufügen. 5) Der Tr. cinerarüus L., den Fabrieius (Fauna Eranl, p- 391) in Grönland fand, ist bekanntlich verschie- den von dem ächten Tr. cinerarius L. Wahrscheinlich hatte Fabricius eine Margaria vor sich, gleich wie es Zoologisch-geographsche Folgerungen. 335 Den unpolaren Karakter des Geschlechtes Trochus finden wir dadurch übermässig bestätigt, dass kein einziger ächter Turbo oder Trochus an den Küsten von Massachusetts vorkommt. Alle in Gould’s Register unter diesem Namen angeführten Arten, gehören zu: den Geschlechtern Litorina und Margarit«. Auch im Berings-Arme scheint sich das- seibe Verhalten zn ergeben. Natica. Ein entschieden ozeanisches Geschlecht, welches, trotz seiner grossen Aus- breitung durch die verschiedensten Tiefen-Regionen, dennoch weder im Pontus noch auch im Baltischen Becken vorkommt, so dass bis auf meine Arbeit noch keine einzige MNatica unter den zur Fauna Russlands gehörigen Konchylien genannt worden war. Der riesigen Nat. herculea der Westküste Nord-Amerika’s, scheint an der Ostküste die unge- wöhnlich grosse Nat. ampullaria Lamk. (= Nat. heros Say) in geographischer Hinsicht vollkommen zu entsprechen, welche ich aus Neufundland besitze, und welche Capt. Bay- field sogar in der St. Lawrence-Bay unter fast 50° n. Br. antraf.‘) Gleich wie die Nat. duplicata Gould halte ich diese Arten für boreale Formen, deren äusserste Nordgrenze an den bezeichneten Orten so hoch hinaufrückt. Turritella. Sowohl das Mittelmeer, als auch die Küsten Grossbritanniens zählen etwa 8 Arten dieses Geschlechtes, von denen einige den beiden eben genannten Oertlich- keiten gemeinsam zu sein scheinen. Die eine dieser Arten, Turr. ungulina L., allgemeiner unter dem Namen Turr. ierebra bekannt, erreicht nordwärts die Küsten Norwegens, an denen uns aber, eben so wenig als an den Küsten des russischen Lapplandes, keine ein- zige polare Art dieses Geschlechtes bekannt ist. Scalaria. An den Küsten Grossbritanniens kommen noch !. Arten dieses Geschlech- tes vor, welche alle an den Küsten Norwegens hoch hinansteigen, und sich dort mit der polaren Scal. Groenlandica berühren, deren Südgrenze die britischen Inseln nicht erreicht. Diesen # Arten analog sehen wir an der Ostküste Nord-Amerika’s 3 Arten, ‚”) von süd- wärts her, bis an das Gebiet der Scal. Groenlandica hinanragen. Calyptraea und Conus. Diese beiden Geschlechter stimmen in ihrem geographi- schen Verhalten sehr unter einander überein. Mit der Mehrzahl ihrer Arten gehören beide den intertropikalen Meeren an, insbesondere das artenreiche Geschlecht Conus, von dem weit über 200 Arten bekannt sind. Beide werden im Mittelmeere nur durch je eine einzige Art, als nördlichsten Ausläufer, vertreten, und keine einzige Art dieser beiden Geschlechter erreicht die Küsten von Norwegen oder von Massachusetts. Die Westküsten des Atlantischen Armes zeigen gleichfalls dasselbe Verhalten dieser beiden Geschlechter, indem auch dort nur 2 Arten, Con. mus Lamk. und Con. leucostrictus Gm., in Betreff des Troch. helicinus (l. c. p: 393) der Fall war, Der Troch. divaricatus des Fabricius ist sogleich als Lacuna zu erkennen. 4) Lyell, in Transact. of the Geolog. Soc. of London, 1841, Part. VI, I, p. 138. 2) Unter diesen entspricht die Sc. multistriata Say (vergl. Sowerby, Thesaurus Conch,, Part. IV, p. 108, sp. 53) der europäischen Sc. clathratulus ganz vorzusweise. - E 336 Mollusken. gerade Florida mit ihrer nördlichsten- Verbreitungsgränze erreichen, gleich wie die Cal. striata Say dort, nordwärts, bis an die Küsten von New-York hinanreicht. Crepidula. Dieses Geschlecht ist von der Polärfauna ausgeschlossen. Sogar für England gibt Thorpe keine einzige Art dieses Geschlechtes an, und die einzige, welche man für englisch gelten lassen wol'te, Crep. sinuosa Turton, ') und welche auch Fle- ming (p. 363) in sein Werk aufnahm, traf sogleich bei ihrem Erscheinen auf Wider- spruch, indem die Herausgeber des «Zoological Journal» in einer Anmerkung beifügten, das von Turton beschriebene Exemplar habe sich vom Boden eines Schiffes gelöst, wel- ches aus Nord-Amerika angelangt war. Wenn nun im Mittelmeere nur zwei Arten. Crepidula vorkommen, und dennoch an den Küsten Grossbritanniens keine einzige Art dieses Geschlechtes lebt, so mus es uns auffallen, dass die Küste von Massachuselts, welche übrigens so gut die Parallele mit Grossbritannien hält, # Arten Crepidula beherbergt. Zwei von diesen in Massachusetts heimischen Arten, die Crep. glauca und convexa Say, sind erst seit Kurzem bekannt, und wahrscheinlich in Massachusetis völlig heimisch. Dagegen verdienen die beiden übrigen Arten eine genauere Untersuchung. Die eine der- selben, Crep. fornicata L., ist in neuerer Zeit vielfach genau beschrieben und abgebildet. worden, ?) so dass sie gegenwärtig feststeht. Unser Museum besitzt sie in mehrfachen grossen Exemplaren aus Neufundland, und auch Gould meldet, dass die entwickeltesten Exemplare aus der Gegend des St. Lawrence und beim Cap Cod vorkämen. Ferner zählt Lyell diese Art unter den Konchylien des St. Lawrence -Golf auf.°) Es liesse sich mit- hin erwarten, dass sie hoch nach Norden hinaufgehe; allein man hat sie noch nirgends nördlich von den so eben erwähnten Fundörtern (50° n. Br.) getroffen. Da uns die Nachrichten aus dem höheren Norden hier im Stiche lassen, so ist es wichtig, die Südgrenze dieser Art zu verfolgen, um einen richtigen Begriff von der geographischen Verbreitung derselben gewinnen zu können. Wenn’ wir bei der Angabe Lamarck’s (lle edition, Tme VII, p. 642) nicht stehen bleiben wollen, der zufolge diese Art das Meer von Barbados bewohnt, so finden wir doch noch neuerdings bei De Kay (l. e. p. 157) die Versicherung, dass Crep. fornicata nicht nur an den Küsten von New-York zu Hause ist, sondern sich auch südlich, tief in den Mexikanischen Busen hinein, vorlindet. Hier trifft sie mit zwei offenbar südlicheren Arten, Crep. depressa und intorta Say, zusammen. Andererseits scheint es jetzt festzustehen, dass die Crep. fornicata nicht zugleich auch im Mittelmeere vorkömmt, wie es füher schien, da Philippi in dem 2ten Bande *) seiner 4) Zoologie. Journal, Vol. II, 1826, p. 364, Taf. XII, fig. 5. 2) L. Reeve, Conchologia systematica Vol. II, p. 29, Pl. 143, fig. 1. Gould, Invertebrata of Massachu- setts, p. 158, fig. 17. De Kay, Zoology of New-York, Part. V, p. 157, Pl. VII, fig. 152 (juv.); 154 (adulta). 3) Transactions of the Geological Society, Vol. VI, 1841, p. 138. 4) L. c. p. 119. Zoologisch-geographische Folgerungen. 337 «Enumeratio» (p. 93) diese seine frühere Ansicht für einen Irrthum anerkennt, und die mittelländische Art, nach Deshayes Vorgange, ') als Crep. gibbosa Defr. trennt. Die vierte der in Massachusetts vorkommenden Arten, die Crep. plana Say, ist eben- falls mehrfach beschrieben und abgebildet worden. *) Deshayes°) glaubt, es sei die ächte Crep. unguiformis Lamk. durch Kratlörin mit der nordamerikanischen Crep. plana fälschlich zusammengeworfen worden, und jene lasse sich von dieser durch die Einschnitte in der Scheidewand unterscheiden. Dagegen hat aber schon Gould (l. ce. p. 159) nachgewiesen, dass ein solcher Unterschied keine Geltung haben könne, und wenn er gleich Say’s Namen vorläufig beibehalten hat, so spricht er sich doch unzweifelhaft für das Zusammenfallen der Crep. plana mit Crep. unguiformis aus. Zahlreiche Exemplare beider Welttheile setzen mich gleichfalls nicht in den Stand, sichere unterscheidende Kennzeichen anzugeben; nur dass alle Exemplare des Mittelmeeres ziemlich durchscheinend, graulich und schmutzig-weiss sind, während die nordamerikanischen, wegen ihrer reinen, aber milchigen, Weisse dem feinsten glasirten Por- zellan ähneln, und deshalb auch das Tageslicht minder durchscheinen lassen. Jedenfalls ver- dienen die Crep. plana und unguiformis die speziellste monographische Untersuchung. Die erstere erstreckt sich von Chelsea-Beach und Rhode-Island (an der Nordküste von Massachuseits) südlich bis Florida hinab; die letztere scheint auf das Mittelmeer beschränkt. zu sein. Wie es sich nun auch mit diesen beiden Arten verhalten mag, so bleibt das jeden- falls sehr beachtenswerth, dass die Ostküsten Nord-Amerika’s, in Bezug auf den Arten- Reichthum des Geschlechtes Crepidula, nicht die gewöhnliche Uebereinstimmung mit den Küsten Europa’s zeigen, dagegen sich im Berings-Arme, an den Nordwestküsten Amerika’s derselbe Reichthum (% Arten) kund thut. Auch findet darin Uebereinstimmung statt, dass unter diesen ! borealen Arten jederseits die beiden grössten Arten des Geschlechtes Crepidula, die Crep. fornicata und die Crep. grandis sich befinden. Haliotis. Im Gegensatze zu dem vorhergehenden Geschlechte scheint Haliotis einen wesentlichen Uuterschied des Atlantischen Armes von dem, Berings - Arme zu erweisen. Keine einzige Haliotis erreicht an den Küsten Europa’s England; im Mittelmeere treffen wir nur eine einzige Art, die Hal. tuberculata L.*). Völlig mit diesen Angaben übereinstimmend finden wir, dass weder in der Fauna von Massachusetts, noch in der von New-York, eine einzige Art Haliotis angeführt ist. Erst aus der Gegend der Land- enge Panama sind uns ein paar Arten dieses Geschlechtes bekannt. 4) Lamarck, Be sans vertebres, Ile edition, Vol. VII, p. 647. 2) Z. B. Gould, I. c. p. 159, fig. 16; De Kay, I. c. p. 158, Pl. VII, fig. 153; und früher schon Broderip, in den Transaclions of (he Zoological Society of London, Vol. I, p. 204, Tab. XXIX, fig. 4, unter dem Namen der Crep. unguiformis Lamk. 3) Lamarck, Anim. sans vert., He edit. Tme VII, p. 642, 643, Nota. 4) Die Hal. lamellosa erreicht zwar, die Küsten Afrika’s entlang sich erstreckend, nordwärts sogar Gibraltar, doch ist es nicht bekannt, dass sie auch in das Mittelmeer hineindringe. Middendorff's Sibirische Reise, Bd. II. Thl. 1. 43 nr Mollusken. Ganz anders verhält es sich aber an den Küsten des grossen Ozeans. In dem noch so schlecht bekannten Japan kennen wir jezt schon die Hal. Japonica Reeve, Hal. gi- gantea Chemn., Hal. discus Reeve, Hal. Sieboldü Reeve etc., gleich wie in dem gegen- überliegenden Kalifornien Hal. splendens Reeve, Hal. corrugaia Gray, Hal. Cracherodiü Leach, Hal. Californiensis Swains. etc. Zwei Arten, Hal. aquatilis Reeve !) und Hal. Kamtschatkana Jon., reichen hier im Berings - Arme sogar bis tief in die Grenzen der Polarfauna hinein. Im Zusammenhange hiermit, und jene Uebereinstimmung bestätigend, auf welche wir bei Gelegenheit der Chitonen schon hingewiesen haben, steht der Umstand, dass wir den Hauptsitz der Haliotiden in Australien finden, woher wir jetzt schon über 20 Arten ken- nen; unter diesen die prachtvollsten Arten. Dem Gesagten zufolge dürfen wir auch für den Berings-Arm dem Ausspruche Reeve’s”) nicht beistimmen, der behauptet, dass wenig oder gar keine Haliotis- Arten dort gefunden werden, wo es viele Chitonen gibt; als wenn sie sich in den beiden Hemis- phären gegenseitig geographisch vertreten sollten. Murex. Dieses Geschlecht ist von der Polarfauna völlig ausgeschlossen. Murex lactuca und monodon müssen wir für Formen halten, deren äusserste Norderenze Sitcha erreicht. Kalifornien ist ungewöhnlich reich an Arten dieses Geschlechtes. ) Columbella. Gleich wie im Atlantischen Arme, so auch im Berings-Arme reicht das Geschlecht Columbella nicht bis an die Grenzen der Polarfauna hinan. Viele Arten dieses Geschlechtes sind aus Kalifornien bekannt, keine einzige aber aus Sttcha. Terebratula. Da die Terebrateln die tiefsten Meerestiefen bewohnen, auch, in voller Uebereinstimmung hiermit, die ältesten geognostischen Schichten einnehmen, liess sich a priori erwarten, dass wir zahlreiche Repräsentanten dieses Gesehlechtes im Hoch- norden finden müssten. Dem scheint aber nicht so zu sein. Ostrea. Im Mittelmeere lebt etwa '/, Dutzend Arten dieses Geschlechtes, denen in Florida mindestens " Arten *) entsprechen. Schon in England ist dagegen mit Sicher- heit nur eine einzige Art (Ostr. edulis) vorhanden, welche an den Küsten Norwegens, nicht ein Mal Finnmarken zu erreichen scheint. Dieser Ostr. edulis entsprechen an den West- küsten des Atlantischen Armes, die zwei, fraglich verschiedenen Artcn, Ostr. Virginiana und Ostr. borealis, welche sich wohl wenig über Cap Cod hinaus (12° n. Br.) nordwärts erstrecken, und selbst dort von Gould als eingeführt angesehen werden. Die Austern- fischer Nord - Amerika’s sollen behaupten, dass die Osir. borealis mit der Osir. edulis 4) Uebrigens vielleicht mit Hal. Kamtschatkana zusammenfallend. 2) Proceedings of the Zoolog. Soc. of London, 1846, Part. XIV, p. 54, 3) Hinds (The Zoology of the Voyage of Sulphur, Capt. Belcher, Mollusca, Pl. II, fig. A—3; Pl. II, fig. 9, 10; 13—16; 23—24) hat noch neuerdings den Mur. Belcheri, Californieus, festivus, foveolatus, pielus u. a. kali- fornische Murices beschrieben. 4) Ostrea borealis Lamk., Virginiana List, semicylindrica Say und equestris Say, Zoologisch-geographische Folgerungen. 339 identisch sei. Nach eigener Ansicht amerikanischer Exemplare scheint mir dieses sehr unwahrscheinlich zu sein, und die Zweifel werden in mir noch durch De Kay’s Mit- theilungen ') verstärkt. Wahrscheinlich ist hierher, zu Ostr. borealis, auch die Ostr. dme- ricana zuzuziehen, welche Bayfield in der St. Lawrence-Bay Kanada’s lebend fand. °) Peeten. Sehr auffallender Weise führt Loven für Norwegen 1% Arten dieses Geschlechtes auf, d. h. eben so viele als man kaum an den Küsten Grossbritanniens, oder auch im Mittelmeere kennt. Einen Theil dieser 14 Arten, als z. B. Pect. tumidus Turt., mazximus L., opercularis L., varius L., distortus DaC., hat Norwegen mit dem Mittel- meere gemein; die übrigen scheinen der europäisch -borealen Fauna eigenthümlich zu sein, bis auf die zwei polaren Arten, Pect. Islandicus und Groenlandicus. | Die gegenüberliegende Westküste des Atlantischen Armes hat dagegen in Massachu- setts nur 3 Arten aufzuweisen. Ausser dem zirkumpolaren Pect. Islandicus treffen wir nämlich hier nur den Pect. concentricus Say (eine nach Gould’s (p. 135) und De Kay’s (p. 173) Andeutungen südlichere Form), und endlich den geographisch noch sehr räthsel- haften Pect. Magellanicus. Dieser ist auf den Bänken Neufundlands zu Hause, und geht nach Lyell’s®) Mittheilungen bis zur St. Lawrence-Bay hinauf. Dennoch wird von dieser Art bis auf die neuesten Zeiten behauptet, dass sie auch in der Magelhaens-Strasse lebe; eine Behauptung, die mir sehr unwahrscheinlich klingt. Zunächst südlich an die Küsten von New-York anstossend sollen # neue Arten, zu denen die in Massachusetts zu Hause sind, hinzukommen. Die Küsten des Berings-Armes entsprechen, wie es scheint, in der Armuth an Pec- ten-Arten den Ostküsten Nord-Amerika’s. Modiola. Es scheint dass alle bisher für Russland bekannte Modiola - Arten zur Polarfauna gehören. Mod. modiolus ist wohl unter ihnen die einzige, welche auch im Mittelmeere lebt; denn die von Lamarck als aus dem Mittelmeere stammend angegebene Mod. discrepans halte ich für Mod. marmorata Forbes. ‘) Eine an der Westküste des Atlantischen Armes hoch nordwärts hinaufgehende, aber dennoch nicht polare Art, ist Mod. plicatula Lamk., welche unser Museum aus Staaten- Island besitzt, Gould für Massachusetts, und Lyell für die St. Lawrence-Bay angibt. Sie kommt in brakischen Gewässern vor. Nueula. Ein vorwaltend der Polarfauna angehöriges Geschlecht, indem wir, trotz der grossen Verwirrung welche in dessen Artbestimmungen herrscht, wohl jedenfalls 4) Zoology of New-York, Part. V, p. 169, Pl. X, fig. 203, 204. 2) Lyell, in Transactions of the Geolog. Soc., Vol. VI, A, p. 138. 3) Ebend. 4) Die Mod. marmorata Forbes reicht, nach Lov&n, bis Norwegen hinauf. Sie ist, scheint mir, identisch mit Mod. discors Turton (Conch. Dithyra Britanniae, 1848, p. 201, Pl. XV, fig. 4 et 5) mit Mod. Poliana Phi- lippi (Menke, Zeitschrift für Malakoz., Jahrg. 1844, p. 101) und mit einem unserem Museum unter dem Namen Mod. tumida Hanley, aus England, eingesandten Exemplare, * 30 : Mollusken. über '/, Dutzend verschiedener Arten als polar anzusehen haben. Gould zählt 9 Nucula- Arten für Massachusetts, Loven 8 Arten (incl. die Genera Leda und Yoldia) für Norwe- gen auf. Dagegen leben nur # bis 5 Arten im Mittelmeere. - Cardita. Wir kennen in Europa 5 Arten dieses Geschlechtes, im Mittelmeere; doch scheinen sie kaum nordwärts über dieses hinauszureichen. Die grösste Zahl der Arten dieses Geschlechtes ist den Tropen eigen. Auch in Australien finden wir deren mehrere. Cardium. Loven zählt für Norwegen 7 Arten dieses Geschlechtes auf. Mit dem- selben Maasstabe artlichen Werthes gemessen, haben die Küsten Grossbritanniens höch- stens eine: Art mehr; das Mittelmeer dagegen schon ohngefähr doppelt so viel Arten. Wir finden also, dass die beiden Küsten des Atlantischen Armes, in Bezug auf die Ver- theilung der Cardium-Arten sich verschieden verhalten. In Norwegen ist von den ächt- polaren Arten dieses Geschlechtes nur das Card. pinnatulum anzutreffen, während dage- gen in Massachusetts, ausser allen polaren Arten, nur Card. Mortoni sich vorfindet, dessen Verbreitungsmittelpunkt offenbar weiter südlich zu suchen ist, falls wir in ihm nieht etwa nur eine Varietät des westindischen Card. laerigatum vor uns haben. Astarte. Dieses in der Vorwelt artenreiche Geschlecht, scheint gegenwärtig fast ausschliesslich der polaren und der borealen Fauna anzugehören. Im Mittelmeere leben nur 2 Arten dieses Geschlechtes; ') ‚ausser diesen sind alle europäischen Arten zugleich an den Ostküsten Nord-Amerika’s angetroffen worden. Nord-Amerika eigenthümlich sind Ast. castanea Say und, Ast. quadrans Gould. ii. Lucina. Wegen des kosmopolitischen Verhaltens mehrerer seiner Arten ist dieses Geschlecht vorzüglich beachtenswerth. Ueber die ungewöhnlich weitschweifige Verbreitung der Luc. lactea haben wir uns schon oben (p. 315) ausgesprochen. Philippi hat sich ein wesentliches Verdienst durch die Unterscheidung der Luc. divaricata Lamarck von dersel- ben Art Linn&’s erworben, welche letztere mit der Luc: commutata Phil. identisch sein soll (l. e. I, p.-25). Diese ist wohl in der Mittelmeerfauna völlig heimisch; Lue. divaricata Lamk. könnte dagegen eine polare Art sein. Wenus. Scheint nicht vollständig von der Polarfauna ausgeschlossen zu sein, obgleich die Ven. mercenaria, welche nach Lyell?) bis in die St. Lawrence-Bay nordwärts hin- aufrückt, wohl nur boreal ist. In Massachusetts treffen wir 3 Arten Venus und eine Cytherea, von denen keine einzige mit den europäischen Arten identisch ist. In Grönland kommt eine einzige Venus (astartoides) vor, ‘denn die Venus Islandica des Fabricius (l. e. p. 411) ist eine Cyprina; seine Ven. minuta (p- 412) ist eine Lesaea; und seine Ven. fragilis (p. #13) ist eine Tellina. Petricola. Dieses Geschlecht ist wohl von der Polarfauna ausgeschlossen. Weder in Norwegen noch in Grossbritannien kommt es vor, und nur die einzige Petr. lüthophaga Retz. 1) Die Ast. fusca Poli und die Ast. bipartita (Philippi, Abbild. und Beschreib., p. 60, Tab. I, fig. 9). 2) Transactions of the Geolog. Soc., 1841, VI, T, p. 138. ’ Zoologisch-geographische Folgerungen. 341 lebt im Mittelmeere. In Massachusetts aber gibt es nicht nur 2 Arten, sondern die eine derselben, Petr. pholadiformis Lamk. reicht sogar bis Kanada hinauf. ') Diesen beiden Arten, Peir. pholad. und dactylus, schliessen sich südwärts Petr. ey- lindracea und gibba an. Wir dürfen vielleicht die Saxicava als den Stellvertreter ‚der Petricola im höcheren Norden ansehen. Donax. Obgleich Donax trunculus bis an die Küsten Norwegens nordwärts hin- anreicht, so ist das Geschlecht Donax doch jedenfalls kein nordisches, wie es zumal die Westküsten des Atlantischen Armes nachweisen. Nicht eine einzige Art Donax erreicht die Küsten von Massachusetts; Donax fossor Say allein erstreckt sich mit seiner Polar- grenze bis an die Küsten New-Yorks (De Kay, I. c. p. 211), während schon in Florida sich noch fernere % Arten zu dieser Art hinzugesellen. Pectuneulus. Mir ist kein einziger hochnordischer Pectunculus bekannt. Keine einzige Art dieses Geschlechtes erreicht Norwegen oder BIT nchuseitz In Grossbritannien kommen 3, im Mittelmeere % Arten vor. Corbula. Broderip und Sowerby?) haben eine neue Art, Corb. gibbosa, aufge- stellt, welche sich unter den während Beechey’s Expedizion im Berings - Eismeere ge- sammelten Konchylien befunden haben soll. Die Beschreibung derselben ist aber sehr mangelhaft; auch suchen wir sie fruchtlos in der Zoologie zu Beechey’s Reise. Es bleibt also einstweilen zweifelhaft, ob das Geschlecht Corbula an der Polarfauna Theil hat. Cephalopoda. Ausser den beiden von uns als zirkumpolar angeführten Arten Önychotheutis, kommen in Grönland noch Arten der Geschlechter Rossia, Cirrhotheutis und Octopus vor, so dass mithin die Polarfauna reich an Cephalopoden genannt werden darf. In Norwegen und Grossbritannien kennt man ohngefähr 9 Arten, im Mittelmeere doppelt so viel. Auffallen muss es daher, dass in Massachusetts bisher nur eine Art Loligo gefunden wurde; zumal an den südlich an New-York anstossenden Küsten schon 6 Arten von De Kay aufgezählt werden. Gasteropoda nuda. Möller führt 3 Arten Doris, einen Euplocamus (Idalia Leuckart), eine Aeolidia und einen Tergipes als grönländisch an. Auch Fabriecius (l. ce. p. 34%) beschrieb schon 3 Arten Doris, unter denen seine Dor. arborescens offen- bar unsere Tritonia arborescens ist; seine Doris papillosa ist offenbar eine der von Linne unter dem Namen Limax papillosa zusammengeworfenen Arten des Geschlechtes Aeolis; die Dor. fusca des Fabricius endlich, ist, zufolge Loven’s Nachweisungen (I. c. p. 136) eine von Dor. fusca Müll. verschiedene Art; vielleicht, wie mir scheint, identisch mit Dor. acutiuscula Steenstrup. Das in meinen «Beiträgen» ?) unter No. IV erwähnte Thier gehört, als zirkumpolar, jedenfalls der Polarfauna an; leider vermag ich es nicht genauer zu bestimmen. 4) Lyell, nach Bayfield, 1. c. p. 138. 2) The Zoological Journal, Vol. IV, 1829, p. 361. 3) II, p. 186, No. IV, ww _Mollusken. = An diesem Orte mag eine Unterlassungssünde gut gemacht werden, indem ich, als Zusatz zu p. 241 dieser Abhandlung, auf die von Eschscholtz ‘) in Sitcha gefunde- nen, aber leider nur anzeigend erwähnten Arten der Geschlechter 4eolidia, Polycera, Scyllaca und Onchidium hinweise. Wir ersehen aus dem Voranstehenden, dass die geographische Verbreitung der Mol- luskengeschlechter sich derjenigen der Arten analog verhält, wenn gleich, wie sich von selbst versteht, der Verbreitungsheerd für das Geschlecht ein mehr ausgedehnter ist, als für die Art. Dennoch gibt es ganze, freilich artenarme, Geschlechter, deren Verbreitungs- heerd im Hochnorden aus den Grenzen der Polarfauna nicht hinaustritt. Den bisherigen Erfahrungen folgend, müssen wir nachstehende Geschlechter als ausschliesslich polar be- trachten: Laniogerus, 1) Rimula. 3) Velutina. 5) Margarita. 2) Lacuna. '%) Trophon. 6) Trichotropis. Unter diesen sind Rimula, Lacuna und Velutina nur als nordpolar bekannt; Marga- rita ist zugleich südpolar, und von Trichotropis sind ein Paar Arten entdeckt, deren Va- terland wir bisher allerdings noch nicht kennen. ”) Es ist augenscheinlich, dass mehrere der eben aufgezählten Geschlechter im Kreise der Polarfauna andere Geschlechter stell- vertreten, welche jenen polaren analog sind, jedoch, trotz einem sehr ausgedehnten Ver- breitungsheerde, die höheren Breitengrade nicht erreichen. So entspricht Margarita dem Trochus, Rimula der Fissurella, Trophon dem Murex u. s. w. Andere Geschlechter sind nicht so ausschliesslich polar, allein der grösste Theil ihrer Arten gehört zur Polarfauna, und nur ein Paar derselben verirrt sich in die zunächst südwärts gelegene Zone, wie z. B. Astarte°); auch wissen wir, dass die Arten des Ge- schlechtes Acmaca vorzugsweise dem Hochnorden angehören, und zwar im Gegensatze zu der südlicheren Patella. | | Wir sind also berechtigt, von dem geographischen Karakter des gesammten Ge- schlechtes auszugehen, wenn es sich darum. handelt, über den geographischen Werth einer Art abzuurtheilen, deren Fundort zu einem Uebergangsgebiete gehört, und folglich an sich keine Auskunft zu geben vermag. Bei der Betrachtung des Ochotskischen und Nordwest- Amerikanischen Faunengebietes werden wir uns in dieser Lage befinden. Versuchen wir es einstweilen, uns eine deutlichere Einsicht in das Verhalten der Südgrenze der Polarfauna zu verschaffen, welche, im Berings - Arme, mit den so eben genannten Faunengebieten in unmittelbarer Berührung steht. A) ©. v. Kotzebue, Neue Reise um die Welt, Weimar 1830. Uebersicht der zoologischen Ausbeute, p. 23. 2) Trichotr. flavida (Proceedings of the Zoolog. Soc. of London, Part. XI, 4843, p. 18, und Trich. unicari- nata Sow. (Genera of recent and fossil Shells, Vol. U, Trichotr., fig. 3; Reeve, Conchologia systematica, 1342, Vol. II, Pl. 265, fig. 3). 3) Ausser der Ast. sulcata erreicht keine einzige Art dieses Geschlechtes die Küsten von New-York. Zoologisch-geographische Folgerungen. 343 A) Die Ostküste des Atlantischen Armes anbelangend: a) Scheint es mir, aus geographischen Gründen, unwahrscheinlich, dass an den Küsten des nördlichen Finnmarkens (70° n. Br.) irgend eine der von uns als zirkumpolar, oder als polar für den Atlantischen Arm, aufgenommenen Arten fehlen sollte. In der That ist dieses auch nur ausnahmsweise der Fall (z. B. mit Buce. glaciale, gleich wie mit mehreren zirkumpolaren Arten, welche erst neuerdings bekannt geworden), und wir werden diese Ausnahmen ohne Zögern auf Rechnung der unvollständigen Erforschung setzen. b) Einige der polaren Arten verbreiten sich, über die gesammte norwegische Küste fort, nicht selten bis zur Südspitze der skandinavischen Halbinsel (58° n. Br.), ohne je- doch an den Küsten der grossbritannischen Inseln gefunden worden zu sein, so z. B. Pat. caeca, Marg. undulata, Scal. Groenlandica, Tritonium glaciale, tenebrosum, und var. communis und angulato-carinata Trit. antiqui, Clio borealis, Limacina arctica, Modiola discors. Auch solcher sind nicht gar viele, und wir müssen es dahingestellt sein lassen, ob hier gleichfalls noch die Schuld auf die mangelhafte Durchforschung zu schieben wäre, da die Molluskenfauna der grossbritannischen Inseln zu den am gründlichsten untersuchten gehört. c) Jedenfalls erstreckt sich aber die Mehrzahl der zur Polarfauna gehörigen Arten bis auf die grossbritannischen Küsten hinab, ohne sieh noch weiter südlich finden zu lassen, so dass mithin der 50ste Grad n. Br. hier die Südgrenze für die Mehrzahl der polaren Arten bezeichnet. *) Ein nicht unbedeutender Theil der Molluskengeschlechter Grossbritanniens zählt eine grössere Anzahl polarer als ausserpolarer Arten. Diese letzteren befinden sich hier, beiläufig gesagt, entweder in dem Mittelpunkte ihres Verbreitungs- heerdes (ich nenne diese, die Arten der europäisch-borealen Fauna), oder wir erkennen in ihnen solche, deren Verbreitungsmittelpunkt im Mittelmeere angenommen werden muss, welche mithin der Mittelmeerfauna eigenthümlich zugehören. ! d) Einzelne polare oder selbst zirkumpolare Arten reichen ausnahmsweise südwärts über den 50sten Grad n. Br. hinaus, und finden sich sogar auch im Mittelmeere. Diese sind: 1) Purpura lapillus,”) 2) Tritonium undatum,°) 3) Paludinella stagnalis,*) 4) La- 4) Mehrere polare Arten sind erst in neuester Zeit an den grossbritannischen Küsten nachgewiesen worden; so z. B. durch King (Ann. and Magaz. of Nat. Hist., 1846, XVII, p. 243) Nat. flava (als N. Groenlandica Beck), Panopaea Norvegica, Terebratula (Hypothyris) psittacea (ibid. p. 238), Crenella decussata, Modiola nigra, Nucula minuta und verschiedene Arten Astarte,; ferner Pecten Islandicus durch Stokes, gegen Turton und Thorpes (Proceedings of the Geolog. Soc. Vol. III, 1838— 1842). Terebratula caput serpentis scheint auch nicht zu fehlen, wenn wir sie in der, unter dem Namen T. costata von Lowe (Zool. Journ., Vol.II, p. 105, Tab. V, fig. 8, 9 u. 9b) genauer beschriebenen, Ter. aurita Flem. erkennen. wollen u. s. w. ; 9) Diese Art fand übrigens Philippi schon nicht mehr in Sicilien; noch weniger Forbes im Aegaeischen Meere. Sie soll aber am Senegal vorkommen. 3) Nach Kiener reicht Bucc. undatum bis zum Senegal. Im Mittelmeere fand Philippi diese Art nur subfossil. 4) Die einzige der polaren Arten, welche südwärts sogar den Pontus erreicht. 344 ) % | Mollusken. mellaria perspicua L., 5) Terebratula caput serpentis, 6) Anomia squamula, 7) An. acu- leata, 8) Modiola modiolus, 3) Mytilus edulis, 10) Saxicava pholadis.‘) Den Schlüssel zur Erklärung dieses auffallenden geographischen Verhaltens finden wir vielleicht in der Annahme, dass die Temperatur des Mittelmeeres vor Zeiten eine niedrigere als jetzt gewesen; denn ausser den eben aufgezählten Arten finden sich an den Küsten des Mittelmeeres noch mehrere der Polarfauna zugehörige, welche aber gegen- wärtig dort nur in subfossilem Zustande angetroffen werden sollen. Cyprina Islandica, Mya truncata, Mya arenaria, liefern dazu den Beweis; ausser den hier unten in der Anmerkung angedeuteten Fällen. Es ist sogar behauptet worden, dass Cypr. Islandica auch an den Küsten Grossbritanniens nicht mehr, wenigstens nicht überall mehr, lebend, sondern nur subfossil vorkomme. *) B) Für die Westküsten des Atlantischen Armes können wir Folgendes im Allgemei- nen aussprechen: a) In Betreff seiner Mollusken-Arten entspricht der 50ste Breitengrad an den Ost- küsten des Atlantischen Armes, etwa dem !Usten Breitengrade an: den Westküsten. dessel- ben Armes. Bis zu diesen Breiten senkt sich also an den Ostküsten Nord-Amerika’s die Südgrenze der Mehrzahl der polaren Arten. | b) Der "2ste Breitengrad (Halbinsel Barnstable, und deren Endspitze Cap Cod) scheint, in Folge der besonderen Konfigurazion der Ostküsten Nord-Amerika’s, vorzugsweise als spezielle Südgrenze sehr vieler polarer Arten berücksichtigenswerth zu sein. Nördlich von diesem, treffen wir an den Küsten von Massachusetts einen so grossen Antheil polarer Arten, dass die Molluskenfauna von Massachusetts, welche im Allgemeinen derjenigen Grossbritanniens entspricht, dennoch einen stärker polaren Karakter an sich trägt, als die letztgenannte. Die beiden genannten Molluskenfaunen entsprechen sich aber gegenseitig in der Beziehung, dass ihre Arten sich, sowohl hier als dort, in nahe übereinstimmenden Proporzionen unter drei Rubriken vertheilen lassen, nämlich: 1) als polare; 2) als boreale (für Massachusetts: ostamerikanisch-boreale), d. h. solche, deren Verbreitungsheerd seinen Mittelpunkt an den Ostküsten des Atlantischen Armes, zwischen etwa dem 50sten bis 55sten Breitengrade (Südhälfte der Grossbritannischen Inseln), und an den Westküsten des Atlantischen Armes, zwischen etwa dem 4Osten bis 42sten Bre’tengrade (New-York, Massachusetts) zu- haben scheint; endlich 3) als Arten, deren Verbreitungs - Mittelpunkt südlicher angenommen werden muss. In unserem Falle scheinen die der Fauna des Mit- telmeeres eigenthümlichen Arten, jenseits zu.denen des Mexicanischen Meerbusens in Pa- rallele gestellt werden zu können. 1) Nucula pygmaea führt Scacchi als bei Neapel lebend auf, doch fand sie Philippi (Enumer. II, p. 46) nur subfossil. Ob Tell. solidula bis in das Mittelmeer hineinreiche, scheint mir auch noch fraglich, und selbst in Betreff der Litt. obtusata (vergl. Philippi, Enumer. II, p. 159, und Abbild. und Beschr., p. 105), und der Z. tenebrosa (als L. marmorata Pf., vergl. Zeitschrift für Malakozoologie. 1845, p. 77) ist es noch zweifelhaft. 2) Proceed. of the Geologie. Soc. of London, III, p. 118. Zoologisch-geographische Folger ungen. 345 Wenn ich nun behauptet habe, dass die borealen Faunen der Ost- und der West- küsten des Atlantischen Armes sich gegenseitig entsprechen, so beruhte diese Behauptung darauf, dass nicht nur der polare Antheil der borealen Fauna, sowohl hier als dort aus denselben Arten besteht, sondern es lässt sich auch häufig eine bestimmte Analogie der borealen Arten beiderseitiger Küsten des Atlantischen Armes, unter einander, nachweisen. So z. B. finden wir nicht nur die % polaren Chiton-Arten (marmoreus, ruber, albus und einereus) eben so wohl an den Küsten Grossbritanniens, als an denen von Massachusetts, sondern wir treffen ausser diesen in Grossbritannien noch den Chit. laeris Penn., und den Chit. fascicularis L. Ausser den oben genannten polaren Chiton - Arten treffen wir aber gleichfalls in Massachusetts nur zwei andere an, unter denen die eine, der Chit. Emerson Couth., durch die Breite ihres Mantelrandes, und durch die auf dem Mantel- rande stehenden Borstenbüschel im Allgemeinen auffallend abweichend erscheint, jedoch um so mehr mit dem genannten Ch. fascicularis L. Grossbritanniens übereinstimmt. ce) Wie weit die äusserste Südgrenze einzelner polarer Arten an den Westküsten des Atlantischen Armes hinabgeht, ist uns zwar noch nicht bekannt, doch mag wohl jene Angabe De Kay’s (l. c. p. 16%), dass Ch. cinereus (als Ch. apieulatus Say) bis in die Gegend des 33sten Grades n. Br. hinab angetroffen werde, schon als Andeutung für die Beantwortung einer solchen Frage gelten. Duccinum undatum, das nach Philippi im Mittelmeere nur subfossil angetroffen werden soll, übrigens aber bekanntlich bis zum Senegal hinabreicht, scheint an den Küsten Nord-Carolina's die äusserste Südgrenze seiner Verbreitung, die Ostküsten Nord-Amerika’s entlang, zu erreichen. Es fehlt uns noch viel zu sehr an den unumgänglichsten Untersuchungen, um, ähn- lichen Ganges wie bis hierher, den Südgrenzen der Polarfauna auch im Berings - Arme nachzuspüren. Wir können aber, trotz dem, in angenäherter Weise auch hier nachweisen, dass die Südgrenze der Polarfauua an den Westküsten des Berings-Armes tiefer südwärts reicht, als an den Ostküsten; ähnlich dem für den Atlantischen Arm aufgedeckten Ver- halten. Dieser Unterschied scheint aber im Berings- Arme ein bedeutend geringerer zu sein, als im Atlantischen. So weit uns die höchst mangelhaften Nachrichten zu urtheilen erlauben, scheinen nämlich die Südküsten des Ochotskischen Meeres (etwa 55° n. Br.) ein ansehnlich grösseres Prozent polarer Molluskenarten zu enthalten, als die Küsten Siteha’s (etwa 57° n. Br.), so dass wir also, den geographischen Werth der Mollusken- faunen gegen einander abwägend, mindestens den 60sten Grad n. Br. der Ostküsten des Berings-Armes, dem 55sten Breitengrade der Westküsten desselben gleichstellen dürfen. Die Mollusken der Südküsten des Ochotskischen Meeres sind vorwaltend polare Arten, mithin haben wir die Molluskenfauna des Ochotskischen Meeres etwa mit der Fauna Neu- fundlands, an den Ostküsten Nord-Amerika’s zu vergleichen. Die Molluskenfauna Sitcha’s scheint mir dagegen derjenigen der Südküsten New-York’s, vielleicht sogar der Küsten Carolina’s, zu entsprechen, Middendorff’s Sibirische Reise, Bd. II. Thl. 1. MM 346 Mollusken. x Bevor wir ein, wenn auch nur ganz summarisches, Urtheil über die Borealen Mol- luskenarten der Küsten des Berings-Armes ablegen, müssen wir noch ein Mal zu densel- ben des Atlantischen Armes zurückkehren. Wir haben früher im Allgemeinen ausgesprochen, dass die polaren Molluskenarten sich durch ihr Vorkommen an den beiderseitigen Küsten desselben Armes vom Polar- becken, auszeichneten. Im Gegensatze hierzu traten in der borealen Fauna der West- küsten des Atlantischen Armes lauter eigenthümliche Formen auf, artlich völlig verschie- den von den borealen Mollusken der Ostküsten des Atlantischen Armes. Bei genauerer Durchsicht der bisherigen Angaben stossen wir aber auf einzelne scheinbare Ausnahmen von diesem Gesetze, indem einzelne Molluskenarten sich gleichzeitig an den Küsten New- Yorks und auch an denen England’s, namentlich aber im Mittelmeere, vorfinden sollen, während sie bisher nirgends im höheren Norden beobachtet wurden, und bisweilen sogar auch die Natur des Geschlechtes einem solchen hochnordischen Vorkommen widerspricht. Zu derartigen Ausnahmen scheinen die folgenden Arten gerechnet werden zu müssen: 1) Littorina rudis Mont. ') 5) Anomia ephippium L.*) 2) Fusus muricatus Mont. °) 6) Solen ensis L.°) 3) Crepidula unguiformis Lamk. 7) Pecten varius Turt. °) 4) Dentalium dentalis L.°) 8) Lima squamosa Lamk.”) Eine scheinbare Verstärkung erhalten diese 8 Arten noch durch mehrere andere, von denen behauptet wird, dass sie sogar zugleich im Mittelmeere und auch in West- Indien leben sollen, wie z. B.: f 1) Nach Gould soll diese Art in Massachusetts vorkommen; De Kay zählt sie aber nicht unter den Mol- lusken von New-York auf. Sie ist an den Küsten Grossbritanniens, der Nord- und Ostsee, und des Mittelmeeres verbreilet. Obgleich die Litt. rudis nach Loven (l. c. p. 154) hoch an den Küsten Norwegens hinaufrückt, so habe ich doch angestanden, sie unter den polaren Arten aufzuzählen, da sie auch im Pontxs vorkommt, und ich sonst keine ächt polare Art kenne, welche auch zugleich im Pontus vorkäme. Es steht übrigens noch die Möglichkeit in Aussicht, dass die Litt. rudis Nord-Amerika’s, nicht die ächte, in Europa unter diesem Namen bekannte Art ist, sondern eine geriefte Varietät der Litt. tenebrosa. 2) Nur in England und Massachusetts beobachtet. 3) Es kommt zugleich im Mittelmeere und in Massachusetts vor. ° 4) Anomia ephippium ist im Mittelmeere so recht zu Hause, auch an den Südküsten England’s häufig, und in voller Kraft; aber sie erreicht die norwegischen Küsten nicht. In Massachusetts soll sie sowohl nach Gould als De Kay sehr häufig vorkommen. 5) Sollte diese Art, welche allerdings an den scandinavischen Küsten hoch hinaufreicht, eine polare sein, so bietet sie uns das einzige Beispiel des Vorkommens einer polaren Art im Pontus. Doch ist sie bisher nirgends im | Hochnorden angetroffen worden. | 6) Nach De Kay südlich von den Küsten New-York’s vorkommend. Er ist in England zu Hause. 7) Es ist eine im Mittelmeere heimische Art (Philippi, l. ce. I, p. 77, II, p. 56; und Sowerby, Thesau- rus Conchyl. Lima, p. 84, No. 5), welche weder in England und Norwegen, noch in Massachusetts vorkommt. Da- gegen beschreibt sie aber De Kay (l. c. p. 175) als zu Hause im Süden New-York’s. Zoologisch-geographische Folgerungen. 347 1) Conus mediterraneus. ‘) .. 5) Littorina neritoides. 2) Columbella mercatoria. 6) Cerithium lima.°) 3) Nassa crenulata. 7) Tellina carnaria. %) Littorina muricata. °) 8) Rotella lineata. Aber von allen diesen 8 Arten ist nur Litt. neritoides als zugleich im Mittelmeere und auch in West-Indien vorkoımmend einigermaassen verbürgt,*) während unter den vorhin aufgezählten 8 Arten gleichfalls mehrere zweifelhaft sind, und einige überdiess sich in Zukunft als polare Arten herausweisen mögen. Auch fehlt es uns nicht an Beispielen, denen zu- folge Arten, welche man früher als dem Mittelmeere und West-Indien gemeinsam ansah, nunmehr von einander getrennt hat. So z. B. ist der Chit. squamosus L. ganz nach West-Indien verwiesen, und sein Doppelgänger des Mittelmeeres als selbstständige Art, Chit. siculus Gray, von ihm geschieden worden; eben so, obgleich viel fraglicher, die westin- dische Crepid. fornicata L. von der Crep. gibbosa Defr. des Mittelmeeres u. s. w. Es verdient mithin die Aufmerksamkeit der zoologischen Geographie ganz insbeson- dere auf die 16 oben genannten Arten gerichtet zu werden, und noch liegt es im Bereiche der Möglichkeit, dass sie einst aus der Liste der Ausnahmen von der oben ausgesproche- nen Regel geographischen Vorkommens vollkommen gestrichen werden dürften. Um nun wieder zu den borealen Molhıskenarten der Küsten des Berings-Armes zu- rückzukehren, machen wir hier auf den für die Verbreitung der Mollusken wichtigen Umstand aufmerksam, dass die beiderseitigen Küsten der borealen Zone des Berings-Armes, nicht, wie im Atlantischen Arme, über mehr als 40 Längengrade fort, durch offenen Ozean von einander geschieden sind; vielmehr müssen dieselben als durch eine, in zoo- logisch-geographischem Sinne zusammenhängend zu nennende Brücke verbunden, angesehen werden. Die in der Fortsetzung der Halbinsel Aljäska sich erstreckende Inselkette der, Aleuten, grenzt nämlich im- Berings - Arme das polare Berings-Meer von dem borealen Gewässer des nördlichsten Theiles des Grossen Ozeans ab. Als Fortsetzung dieser Grenz- scheide, über die Südspitze Kamtschatka’s fort, dürfen wir ferner die Kette der Kurilen 4) Kiener (Species general, Conus, p. 194) lässt den Con. mediterraneus auch in den Antillen vorkommen, 2) Vergl. Philippi, Enumer., Moll. Sic., II, p. 159, für das Mittelmeer. Dass sie übrigens in West-Indien zu Hause ist, scheint nicht zu bezweifeln. 3) Kiener, Species general, Cerithium, p- 74. 4) Philippi (Abbild. und Beschr., p- 166) hat es kürzlich von Litt. neritoides angegeben; sie soll sogar auch in Chili vorkommen. Dagegen halte ich, wie schon früher (p. 312 dieser Abhandl.) wahrscheinlich gemacht wurde, Columb. mercatoria, Nassa crenulata, Tellina carnaria, und Rotella lineata für nur westindische Arten, welche durch Versehen ebenfalls dem Mittelmeere zugeschrieben werden. Den Fundort der letztgenannten Art hat Deshayes in seiner Ausgabe des Lamarck wahrscheinlich nur übersehen gehabt. Wie leicht ein Missverständniss für Tell. carnaria einreissen konnte, ist ersichtlich, wenn wir bedenken, dass die Tell. tenuis DaC. des Mittelmeeres, von Born Tellina carnaria, und ferner die englische Tell. solidula Pultn. von Pennant gleichfalls Tell. carnaria ge- nannt worden ist. Es thut aber Noth, dergleichen synonymische Misstände sorgfältig im Auge zu behalten, da, wie wir sehen, sie zu ganz falschen zoologisch-geographischen Schlüssen zu führen vermögen. i * 348 Mollusken. betrachten, welche das Ochotskische Meer, das, wie gesagt in malakozoologischer Hinsicht vorwaltend den Karakter eines Busens vom Eismeere an sich trägt, in derselben Weise begrenzt, wie die Aleuten das Berings-Meer. " Diese Grenzscheiden bilden aber eben so viele verbindende Brücken, sobald es sich um die geographische Verbreitung von Mollusken handelt, und deshalb liegt es nahe, an- zunehmen, dass die borealen Molluskenfaunen der beiderseitigen Küsten des Berings-Armes ungleich mehr Gemeinsames unter einander theilen dürften, als diejenigen des Atlantischen Armes. Leider kennen wir die Molluskenfauna der Kurilen noch gar nicht, allein die wenigen Andeutungen, welche die Südküsten des Ochotskischen Meeres, und diejenigen Kamtschatka’s uns bieten, bestätigen die hier entwickelte Voraussetzung. Eben daraus geht aber hervor, um wie viel schwieriger es hier, d. h. im Berings-Arme, sein möchte, die polaren Arten von den borealen zu sondern; denn im Atlantischen Arme benutzten wir das gleichzeitige Vorkommen einer und derselben Art an den beiderseitigen Küsten desselben, als ein Hauptkennzeichen für die polare Natur dieser Art. Bevor wir die Betrachtung der polaren Arten ganz verlassen, wollen wir noch einer gewissen Uebereinstimmung zwischen den Ost- und den Westküsten Nord - Amerika’s erwähnen, welche nicht ganz übersehen werden darf, wenn sie gleich dem von uns aus- gesprochenen Gesetze entgegengesetzten Sinnes, nämlich dem der Uebereinstimmung der beiderseitigen Küsten desselben Armes vom Polarbecken, untereinander, keinen Abbruch zu thun vermag. Erstens sind nämlich gegenwärtig mehrere polare Molluskenarten bekannt, welche sowohl an den Ost- als an den Westküsten Nord-Amerika’s vorkommen, dagegen aber, auffallender Weise, bisher den europäischen Küsten noch fehlen, wie z. B. Fusus decem- costatus, Trichotropis bicarinata, Margarita sulcata, Cardita borealis, Venus astartoides, und Machaera costata. Mehrere von diesen habe ich jedoch schon an den Küsten der alten Welt im Ochotskischen Meere angetroffen, andere mögen künftighin als zirkumpolar nachgewiesen werden, und wenn sich endlich für einige Arten die in Rede stehende Ei- genthümlichkeit ihrer geographischen Verbreitung auch in Zukunft feststellen sollte, so böten diese gerade dadurch einen kräftigen Beweis für den von mir vor zwei Jahren *) angenommenen Unterschied der zirkumpolaren von den polaren Arten. Zweitens entsprechen sich gleichfalls sogar die borealen Faunen der Ost- und der Westküsten Nord-Amerika’s in einigen analogen Formen (z. B. Trit. cancellatum — Trüt. plicosum) und besonders auffallend im, anderweitig beispiellosen, riesigen Wuchse mehre- rer Arten (z. B. Natica herculea — Nat. ampullaria; Crepidula grandis — Cr. fornicata; Cardium Nuttallü, Pecten magellanicus ete.) *) Bulletin physico-mathem. de l’Acad. Imp. de St.-Petersb. Tme VIII, No. 5. Zoologisch-geographische Folgerungen. 349 W und VIE. Das Ochotskische und das Nordwest-Amerikanische Faunengebiet. Diejenigen Arten, welche diesen beiden Faunengebieten eigenthümlich angehören, bilden die boreale Molluskenfauna des Berings-Armes, und zwar einerseits die asiatisch-, und andererseits die amerikanisch-boreale. Wir haben schon angedeutet, welche Schwie- rigkeiten die geographische Konfigurazion der Kontinente, und vorzugsweise _der Insel- ketten, im Berings-Arme der Unterscheidung der polaren Arten von den borealen in den Weg legt. Aller Wahrscheinlichkeit nach wird die Zukunft mehrere von den nachstehend aufzuzählenden Arten unter die Polarfauna verweisen; einstweilen müssen wir uns damit begnügen, hier alle diejenigen Arten der Russischen Molluskenfauna aufzuzählen, welche bisher im Ochotskischen Meere und an den Nordwestküsten Amerika’s gefunden worden sind, und welche in unserer Aufzählung der Arten der Polarfauna keinen Platz fanden. \ Arten des Ochotskischen Faunengebietes. a) Auf das Ochotskische Meer beschränkte: b) Zugleich bis zur Nordwestküste - Amerika’s hinüberreichende: ') 1) Chiton Pallasü. 2) » amiculatus. 3) Trochus Schantaricus. 4) Pilidium commodum. °) 5) Tritonium Schantaricum. 6) » simplex. 7) » Ochotense. 8) » ooides. 9) » cancellatum.°) 10) Terebratula frontalis. 11) Chit. Stelleri. 12) » Brandtü. 13) » lineatus. 14) Littor. Kurila. 15) Velutina coriacea. 16) » spongiosa. 17) Haliotis Kamtschatkana. 13) » aqualilis. 19) Modiola culiellus. 20) Cardium Nuttallü. *) 2). in Californiense. 22) Venerupis gigantea. 23) » Petitü. 2%) Tellina nasuta. 1) In diese Rubrik sind auch solche Arten aufgenommen, welche bisher zwar noch nicht im Ochotskischen Meere selbst angetroffen wurden, aber wohl die Grenzen desselben in Süd-Kamtschatka und an den Kurilischen Inseln berühren. 2) Seitdem hat Forbes, weil er von meinem Geschlechte Pilidium noch keine Kunde gehabt, ein neues Un- tergeschlecht von Putella L. mit demselben Namen belegt (l’Institut 1850, No. 845, p. 88). 3) Ursprünglich (z. B. von Lamarck und Deshayes) wurde Süd-Amerika als das Vaterland dieser Art angegeben. 4) Ein gigantisches Exemplar dieser Art habe ich jüngst aus der Awatscha-Bay Kamtschatka’s erhalten. 350. Mollusken. Mehrere Arten der Rubrik d zeichnen sich durch ihren ungewöhnlich ausgedehnten, über etwa 30 Breitengrade sich erstreckenden Verbreitungsheerd aus, indem ihre Süd- grenze die Küsten Kaliforniens erreicht; so z. B. Chit. lineatus, Tritonium cancellatum, Cardium Nuttallü, Card. Californiense, Venerupis gigantea. Es kann keinem Zweifel un- terworfen sein, dass die eben genannten Arten boreale, und nicht polare sind. Dagegen mögen manche, vielleicht viele, Arten der Rubrik a sich in Zukunft als polare erweisen. Arten des Nordwest-Amerikanischen Faunengebietes. a) Bisher in Sitcha allein gefundene: 4) Chiton Süchensis. 2) Chit. lividus. 3) Chit. Eschscholtzü. 4) » Merckü. 5) Patella digitalis. 6) Pat. persona. 7) Patella personoides. 8) » pileolus. 9) » Asmi. 10) Turritella Eschrichtü. 1A) Trochus modestus. 12) Dentalium politum. 13) Crepidula Sitchana. 1%) Crep. minuta. 15) Trichotropis insignis. 16) Purpura septentrionalis. 17) Tritonium Sitchense. 18) Trit. luridum. 19) Murex lactuca. *) 20) Mur. monodon. 21) Pecien rubidus. 22) Peiricola gibba. 23) Nucula castrensis. 2%) Pectunculusseptentrionalis. b) In Sitcha und Kalifornien zugleich beobachtete: 25) Fissurella violacea. 26) Fiss. aspera. 27) Patella scurra. 28) Littorina modesta. 29) Trochus ater. 30) Littorina aspera. 31) Troch. moestus. 32) » Fokkesü. 33) Troch. euryomphalus. a) Petricola eylindracea. 35) Lutraria maxima. 36) Trüonium scabrum. c) Bisher in Kalifornien allein gefundene: 37) Chüton Mertensü. 38) Chit. scrobiculatus. 39) Patella aeruginosa. 40) Natica herculea. 41) Crepidula solida.. 42) Tellina Bodegensis. Unter den Arten der Abtheilung a mögen einige polare enthalten sein, wie ich z. B. von Turitella Eschrichtü und Trichotropis insignis vermuthe. Die übrigen Arten dieser Abtheilung sind wahrscheinlich boreale, ja vielleicht ist der Mittelpunkt ihres Verbrei- tungsheerdes theilweise ein noch mehr südlicher, wie dieses sich für die Arten der Ab- theilungen d und insbesondere c, vorzugsweise mit grosser. Wahrscheinlichkeit vorhersa- gen lässt. Nachdem wir die Thatsachen der geographischen Verbreitung der Mollusken Russ- lands in dem Voranstehenden ausführlich dargelegt, und versucht haben, sie in Beziehung zu Nachrichten desselben Gehaltes aus dem Bereiche verschiedener ausserrussischer Mol- luskenfaunen zu bringen, will ich mich jetzt bemühen, die auf dem BE Wege ermittelten Gesetze geographischer Verbreitung, tiefer zu begründen. .*) Ist mir auch aus Kadjak zugesandt worden. Zoologisch-geographische Folgerungen. 31 Die Forschungen der Pflanzen- und Thier-Geographen haben uns im Laufe der letzten Jahrzehnde das Verständniss des ursächlichen Zusammenhanges zwischen den kosmisch- tellurischen Eigenthünlichkeiten der verschiedenen Landstriche, und deren Floren oder auch Faunen, zu eröffnen gesucht. Obgleich diese Forschungen sich bis jetzt fast aus- schliesslich mit den luftumgebenen Bewohnern des festen Landes beschäftigt haben, so unterliegt es dennoch keinem Zweifel, dass sie gleichfalls auf die Bewohner der Gewässer ausgedehnt zu werden verdienen. Wir dürfen diesen Ausspruch sogar dahin steigern, dass wir die Meeresthiere für vorzugsweise geeignet erklären, ähnliche Forschungen mit Erfolg zu krönen; sind wir es doch von der Meteorologie her schon gewohnt, das zähere Element der Gewässer, als den Regulator alles ungestümeren Wechsels anzusehen, den die leichtbewegte Luft mit sich führt. Die Bewohner der Gewässer sind in ihrem Elemente jedenfalls ungleich milderen, und minder wetterwendischen Wechselfällen ausgesetzt, als die Luftbewohner; wenn also irgend eine gelinde Veränderung in der Natur eines Ge- wässers, sich zugleich mit einer Veränderung der thierischen Arten, welche dieses Gewässer bewohnen, vergesellschaftet, zeigt, so dürfen wir daraus schliessen, dass diese thierischen Arten schon auf sehr geringe Veränderungen der von ihnen bewohnten Gewässer reagi- ren; jedenfalls auf gerinfügigere, als diejenigen sind, welche die Luftthiere ertragen müssen. *) ' In diesem Sinne dürfen wir die Meeresmo!lusken, wenigstens die meisten Arten der- selben, gleichsam als organische Thermometer, Halimeter, Bathometer u. d. m. betrachten, welche mit besonderer Empfindlichkeit auf unbedeutendere Veränderungen der Temperatur, des Salzgehaltes und der Tiefe vom Meereswasser reagiren, und mit deren Hilfe wir also unser zoologisch-geographisches Experiment, die Ermittelung des Zusammenhanges zwischen den verschiedenen Molluskenarten und den Eigenthümlichkeiten der Natur ihres Vater- landes, besonders erfolgreich auszuführen im Stande sein dürften. Die Temperatur und der Salzgehalt des Meerwassers sind es ohne Zweifel, welche vor allen anderen physikalischen Einflüssen die grösste Einwirkung auf die Meeresmollus- ken äussern. Bevor wir aber daran schreiten, die Becken der einzelnen oben abgehandel- ten Gebiete der Molluskenfauna Russlands in Bezug auf die Eigenthümlichkeiten ihrer Temperatur und ihres Salzgehaltes näher zu betrachten, wollen wir uns in einer der glänzendsten Bereicherungen umsehen, welche die Geographie der Meeresthiere in neuester Zeit gewonnen; es ist die Lehre von den Tiefenresionem Das Analogon derselben, die Lehre von den Höhenregionen der Landpflanzen und Landthiere, ist gegenwärtig fast lediglich auf die Temperaturunterschiede zurückgeführt worden, welche die bedeutendere oder geringere Erhebung über die Oberfläche der Erde *) Um die Frage nicht zu sehr zu verwirren, sehen wir hier einstweilen von dem ursprünglichen oder Schöpfungs-Mittelpunkte, der Verbreitung jeder einzelnen Art, ab. 352 | Mollusken. begleiten; nur vorübergehend und vermuthungsweise wird des Einflusses gedacht, den der geringere Luftdruck, und das minder gedämpfte Licht, auf die Pflanzen und Thiere alpiner Gegenden ausüben. Allem Anscheine nach wird die erstere dieser beiden Rück- sichten, die Grösse des Druckes den das umgebende Element auf den Thierkörper ausübt, in den Vordergrund treten, wo es sich um die Erklärung der Beobachtungen handelt, dass bestimmte Molluskenarten an bestimmte Tiefenregionen gebunden sind. Höchst interessant sind in dieser Hinsicht die Versuche, welche Williams neuerdings angestellt hat, von denen mir aber bisher nur eine lakonische Anzeige zu Gesichte gekom- men ist.‘) Dennoch glaube ich, das Williams die Bedeutung des Wasserdruckes etwas überschätzt, indem er von seinen Versuchen an Fischen, die eine Schwimmblase besitzen, plötzlich zu Folgerungen in Betreff der Meeresmollusken überspringt. Da, den bisherigen Erfahrungen zufolge, gerade in geringeren Meerestiefen, oder vielmehr in denen, welche dem Mereshorizonte zunächst stehen, die schlagendsten Beispiele sehr begrenzter senkrech- ter Verbreitung einzelner Molluskenarten vorkommen sollen, so ist, scheint mir, der Un- terschied in der Höhe der drückenden Wassersäule keinesweges ausreichend für die Er- klärung dieser Beispiele, indem der verschiedene Wasserstand bei Ebbe oder Fluth, die Höhe der in Rede stehenden, jeder einzelnen Molluskenart entsprechenden, Wassersäule wesentlich verändert. Auch dürfen wir die bekannte Erfahrung Franklin’s, während ‚seiner Polarreise, der zufolge sich gut verkorkte leere Flaschen, welche, in grossen Tiefen, auf den Meeresgrund hinabgelassen worden waren, durch die Poren des Kork’s hindurch mit Wasser gefüllt hatten, nicht ohne Weiteres als Beweis des ungeheuren Druckes an- führen, welchen die Mollusken derselben Meerestiefen zu erleiden haben. Eben so gut müsste es uns unbegreiflich scheinen, wie der menschliche Körper, laut Berechnung der Physiker, fortwährend eine Luftsäule trägt, deren Last. 30,000 Pfunden gleich kömmt. Behalten wir stets den Gegendruck von innen nach aussen im Auge; bedenken wir, dass die Mollusken nur sehr langsam, oder auch gar nicht ihren Standort verändern, während es gerade der rasche Uebergang von dem dichteren Medium zu dem dünneren, oder auch umgekehrt, ist, der bekanntlich den Organismen vorzugsweise lästig wird, und viel uner- träglicher als die Grösse des Druckes. Forbes”) sah Meeresthiere, welche aus einer Tiefe von 270 Klafter emporgebracht worden waren (wo, irre ich nicht, der Druck des Wassers auf mehr als 30 Athmosphären zu berechnen ist), im Wasser auf dem Decke des Schiffes munter fortleben. Wie dem Allem nun auch sein mag, der Einfluss des Druckes, den das Meerwasser auf die Mollusken ausübt, wird jedenfalls stets zu berücksichtigen sein, und zwar nicht nur in Betracht seiner direkten Wirkung auf den Thierkörper, sondern wohl nicht minder als Bedingung der von ihm abhängigen Verschiedenheit des Luftgehaltes im Meerwasser. 4) The Athenaeum, 1848, April 15, No. 1068, p. 393. 2) The Athenaeum, 1848, No. 1088, p. 891. Zoologisch-geographische Folgerungen. 353 Noch kräftiger als im Drucke scheint sich der Unterschied in der Lichtstärke aus- zusprechen, sobald wir die Tiefenregionen der Meeresthiere mit den Höhenregionen der Landthiere vergleichen wollen. Leider fehlt es aber der physikalischen Geographie bisher noch zu sehr an genauen Experimenten in dieser Beziehung. Bekannt ist, meines Wissens, nur, dass die konvexen Linsen der Taucherglocken auf 25’ Tiefe‘unter der Meeresober- fläche noch als Brenngläser wirken. Bouger’s Aussprüchen folgend, nimmt man ferner gegenwärtig allgemein an, ‘) dass der Lichtverlust, nach dem Durchgange der Strahlen durch eine Meerwasser -Schichte von 10° Dicke, im Verhältnisse von 5 : 3 stattfinde, woraus gefolgert wird, dass das Meer in einer Tiefe von etwa 700° vollkommen dunkel sein müsse. _Wollten wir nunmehr diesem zufolge, und auf den allgemeinen Satz uns stützend, dass das Licht zu den Lebensbedingungen gehört, alle Meerestiefen für unbelebt halten, welche über 700’ hinausreichen, so stossen wir auf viel zu zahlreiche Beweise des Gegentheiles, als dass wir nicht an einen Irrthum der Physiker denken sollten. Nament- lich fand Forbes”) das Aegeische Meer über die genannte Tiefe hinaus noch ziemlich stark mit Mollusken bevölkert. Wenn aber J. Ross aus Meerestiefen von mehr als 6000’ noch einige Mollusken emporholte, so dürften wir in diesen wenigen Arten dennoch wohl Beispiele für die Lebensfähigkeit ohne Hinzutritt des Lichtes erkennen; zumal in Berücksichtigung der weiter unten anzuführenden Versuche des Capt. Wilkes. Man ist bisher noch nicht darüber einig geworden, in welchem Grade die Verschie- denheit der geographischen Breite ihren Einiluss auf die Durchsichtigkeit des Meerwassers ausübt. Im Allgemeinen wird angenommen, dass das Meer unter niederen Breiten durch- sichtiger sei, als unter höheren. Wahrscheinlich legte man dieser Annahme die häufigen Mittheilungen über die ausserordentliche Durchsichtigkeit der tropischen Meere, z. B. in West-Indien, zum Grunde; allein es ist mir kein verbürgtes Beispiel bekannt, demzufolge man Gegenstände, die auf dem Grunde des Meeres lagen, unter den Tropen in einer Tiefe von 150° deutlich gesehen hätte. Halten wir nun die Beobachtung Wood’s dage- gen, welche durch Scoresby’s°) Gewicht in viele gediegene Werke Aufnahme gefun- den. Bei Gelegenheit der Bekräftigung grosser Durchsichtigkeit des Meerwassers im hohen Norden theilt nämlich Seoresby mit, dass Wood in der Nähe von Nowaja-Semlja, als er einst nicht nur den Grund sah, sondern sogar die auf demselben liegenden Muscheln deutlich unterschied, beim Lothen eine Tiefe von 480° fand. Weil aber alle übrigen Seefahrer, welche der Durchsichtigkeit des Wassers erwähnen, nirgends etwas dem Aehn- liches zu berichten haben; weil ich selbst an verschiedenen Oertlichkeiten des Eismeeres, so wie des Ochotskischen Meeres, nicht über 40’ tief Muscheln auf dem Meeresboden habe unterscheiden können; und weil, endlich, sogar in freier Luft auf dieselbe Entfer- nung, die Wood angegeben, Muscheln nur unter sehr günstigen Umständen sichtbar A) Gehler, Physikalisches Wörterbuch, Band VI, 1837, p. 1707. 2) Report on the Mollusca and Radiata of the Aegean Sea, London, 1844, p. 168. 3) W. Scoresb, Ay Anccount of the Arctic Regions, 1820, Vol. I, p. 181. Middendorff's Sibirische Reise, Bd. II. Thl. 4 k5 354 Mollusken. sind, — so scheint mir die Richtigkeit der Angabe Wood’s bezweifelt werden zu müssen. Vielleicht betreten wir den richtigen Weg, wenn wir annehmen, dass Wood’s ursprüngliche Angabe 80 Fuss betrug, welche irrthümlich für das gebräuchliche Maass der Seeleute «Fathom» (Klafter) angenommen wurden, und auf diesem Wege zu 180 berechnet wurden. Eine solche Annahme wird durch genauere Untersuchungen der neuesten Zeit, bekräftigt. ') Capt. Wilkes?) stellte während seiner letzten Expedizion Versuche an, denen zufolge unerwarteter Weise nicht nur der Winkel, unter dem die Lichtstrahlen auf die Oberfläche einfallen, sondern auch die Verschiedenheit der Intensität dieser Lichtstrahlen, nur höchst geringen Einfluss auf das Maass der Durchsichtigkeit des Meerwassers ausüben. Sehr gross ergab sich dagegen der Einfluss der Temperatur des Meerwassers, indem eine weisse Scheibe von 18 Zoll Durchmesser, bei einer Temperatur des Meeres ‚von 26°, C. bis 180’ tief im Meere sichtbar war; dagegen aber nur 40’, sobald die Temperatur des Meer- wassers 2°°/, C. betrug. Nicht nur die Intensität des Lichtes allein scheint übrigens berücksichtigt werden zu müssen, sondern Oersted°) macht mit Recht auf die Erfahrung der Optik aufmerksam, dass die verschiedenen Elemente des Lichtstrahles in einer nicht völlig durchsichtigen Flüssigkeit, wie das Meerwasser es ist, verschieden gebrochen werden. Die rothen Strah- len erreichen nämlich die grösste Tiefe; ihnen zunächst die orange-farbenen u. s. w., bis zuletzt die blauen und die violetten am wenigsten tief eindringen. Dieser Stufenfolge entspricht auch vollkommen die Farbe der Meeres - Algen verschiedener Tiefenregionen, und da sich die verschiedene Färbung regelmässig von einer verschiedenen Organisazion begleitet zeigt, so hat die seit Agardh angenommene Eintheilung der Algen, nach ihren Farben, eine tiefe innere Begründung. Mir ist keine analoge durchgreifende Beziehung der Intensität des Lichtes zu den Farben der Meereskonchylien bekannt; wir wissen nur, dass die Molluskenschalen der nebelerfüllten Polarbecken sich durch ihre schmutzig-weisse, glanzlose Färbung, oder vielmehr durch ihre kalkige Farblosigkeit verrathen, und dass Forbes die Mollusken der tiefsten Meeresregionen des Mittelmeeres hierin vollkommen übereinstimmend mit den Mollusken der Polarfauna fand. Dagegen enthielt die untere Abtheilung der Littoralzone (von dem tiefsten Meeresstande 2 Klafter abwärts) im Mittel- meere die farbigsten Mollusken und Molluskenschalen, gleich wie der Farbenreichthum der unter dem Einflusse einer tropischen Sonne aufgewachsenen Konchylien schon seit \ undenklichen Zeiten Gegenstand eines prunkenden Sammelgeistes gewesen ist.‘) 4) Gelegentlich finde ich (‘Athenaeum, 1848, No. 1088, p. 891) dass Belcher auf 33 Klafter Tiefe den Meeresboden gesehen hat. Leider ist der Beobachtungsort nicht angeführt; auch scheint die Beobachtung mit Hilfe besonderer Seeröhren angestellt worden zu sein. 9) Silliman and Dana, American Journal of Science and Arts, Second Series, Vol. V, 1848, p. 44. 3) De regionibus marinis, 1844, p. 56. 4) Unterdessen der Druck dieser Abhandlung bis hierher gediehen, kommt mir die neueste Abhandlung Zoologisch-geographische Folgerungen. 309 Mehr noch als der Druck des Meerwassers, und das Licht, scheint aber hauptsächlich die Temperatur, der Vertheilung verschiedener Molluskenarten in verschiedene Tiefen- regionen als Ursache zum Grunde zu liegen. Weiter unten werden wir die hierher bezüglichen Beobachtungen Spratt’s anführen. In Betreff der Tiefenregionen hat die Molluskenfauna Russland’s noch gar keine Beobachtungen aufzuweisen. Ein Dredge-Instrument, das ich in Jakutsk hatte anfertigen lassen, blieb unglücklicher Weise bei seiner ersten Anwendung an den Südküsten des Ochotskischen Meeres, zwischen den Klippen der Tiefe unrettbar stecken. Auch höre ich, das Prof. Liljeborg, der vor zwei Jahren die Absicht hatte, das Dredge-Instrument im Weissen Meere in Anwendung zu bringen, unverrichteter Sache nach Schweden zu- rückgekehrt ist. Deshalb hielt ich es für dringend, die Aufmerksamkeit der Akademie im letztverflossenen Jahre auf diesen „Gegenstand zu lenken, und wir stellen nunmehr unsere nächsten Hoffnungen auf ein in der akademischen Werkstätte angefertigtes Dredge- Instrument, welches dem jetzigen Director des meteorologischen Observatoriums zu Sitcha mitgegeben worden ist. Folgende summarische Uebersicht der wenigen Thatsachen, welche uns einstweilen zur Richtschnur in der Lehre von den Tiefenregionen dienen müssen, mag sowohl die Einsicht in dasjenige vermitteln, was später über den Einfluss der Tem- peratur gesagt werden soll, als auch die Nothwendigkeit der Untersuchungen über die Tiefenregionen einsichtlicher begründen. Die Anregung der Lehre über die Tiefenregionen verdanken wir der Neuzeit. Audouin und Milne-Edwards begannen mit Beobachtungen, welche sich auf die Lit- toral-Region, d. h. auf den zwischen der hösten Fluthmark und dem tiefsten Ebbenstande eingeschlossenen Küstensaum beschränkten. Agardh’s vortreflliche Untersuchungen über die Algen drangen nun in grössere Tiefen hinab, hatten übrigens vorzugsweise die Ver- schiedenheit des Salzgehaltes und die Unterscheidung der ozeanischen Formen, von denen Oersted’s (Froriep, Tagsberichte, 1850 Juni, No. 134, p. 205) zu Gesichte.e Oersted benachdruckt, dass, nach Harvey’s, in einer Taucherglocke angestellten Versuchen, das rothe Licht in einer Meerestiefe vou 60! vorherr- schend ist, so dass also alle übrigen Farbengürtel zwischen dieser Tiefe und der Oberfläche liegen müssen. Diesem Gesichtspunkte folgend, suchte Oersted auf seiner Reise nach West-Indien und Mittel-Amerika zu ermitteln, ob die Farbe der Meeresthiere und Meerespflanzen sich auf diejenige zurückführen lasse, welche in der von ihnen bewohn- ten Tiefenregion vorherrscht. Oersted glaubt, dass er allerdings diese Uebereinstimmung für diejenigen Thiere behaupten dürfe, welche den Karakter der jedesmaligen Tiefenregion bestimmen. Demzufolge gibt es nach ihm: 1) eine Region violelter und blauer Thiere; vorherrschend an der Oberfläche des hohen Meeres; 2) » erdfarbener und buntgefärbter; vorherrschend an der Oberfläche der Küstenwasser; 3). » grüner Thiere; in Buchten mit stillen Wassern; 4) » gelber und brauner Thiere; in 10! bis 50! Tiefe; 5) » rother Thiere; in 50’ bis 100' Tiefe; 6) » weisser Thiere; in noch grösseren Tiefen. Den allgemeineren Grundzügen dieser Behauptung müssen wir allerdings beistiimmen; es scheint mir aber fraglich, ob sich die Einzelnheiten halten lassen werden, &)E. s..c. p. 122. 356 Mollusken. der Binnenmeere im Auge. Im Jahre 1841 und 1842 begleitete E. Forbes auf Veran- lassung der «British Association», die von der englichen Regierung ausgerüstete Expedi- zion zur Aufnahme der Küsten und Inseln des 4egeischen Meeres, ausschliesslich in der Absicht, um die Lehre der Tiefenregionen aufzuklären. Sein meisterhafter, auf Seite 353 dieser Abhandlung zitirter Bericht über diese Untersuchungen, wird für lange Zeit die Basis unserer Kenntniss in der Lehre über die Tiefenregionen bleiben; jedoch steht in Aussicht, dass die gegenwärtigen zahlreichen ‚Ausrüstungen der Engländer in die Polar- meere hin, uns manchen schätzbaren Beitrag herbeibringen werden. In demselben Jahre wie Forbes im Süden, durchforschte Oersted an den Küsten Dännemark’s die Tiefen des Oeresund, und veröffentlichte dann seine Untersuchungen in einer ausgezeichneten Arbeit gleichzeitig mit dem Berichte von Forbes, d. h. im Jahre 1844.) Die For- schungen dieser beiden Gelehrten, deren Werke leider nicht so zugänglich sind, als ihr wissenschaftliches Gewicht es wohl verlangte, haben uns zu folgenden Grundzügen für die in Rede stehende neue Richtung der zoologischen Geographie geleitet, Forbes unterscheidet zunächst der Oberfläche des Meeres 1) eine Littoralzone oder Littoralregion, welche in zwei Unterabtheilungen zerfällt, deren obere den Wassermarken entspricht, d. h. dem Spielraume zwischen Ebbe und Fluth: ein Küstensaum, welcher abwechselnd trocken gelegt wird. Die untere Abtheilung der Littoralzone folgt der oberen zunächst, und beide zusammen nehmen im Aegeischen Meere einen Küstensaum von nur 2 Klafter Tiefe ein. Ausser der Littoralregion unterscheidet Forbes noch 7 andere Zonen oder Tiefen- regionen, und zwar | te Region, von 2 bis 10 Klafter Tiefe. Ete Region, von 55 bis 79 Klafter Tiefe. 3 » » 10 — 20 » Din 7 » » 80 — 105 » ». IM » » 20 — 35 » » 8 » » 105— 1380 » » 5 » » 35 — 55 » » Forbes geht nämlich von dem Grundsatze aus, dass die Grenze einer Tiefenregion in dem Auftreten einer oder mehrerer karakteristischer Arten oder Geschlechter gesucht werden müsse; dagegen das Fortbleiben dieser oder jener Art in gewissen Tiefen, nur für die Aufstellung von Unterabtheilungen der Tiefenregionen benutzt werden dürfe. °) Bleiben wir einstweilen bei der Litioralregion stehen, welche uns allein Gelegenheit bietet, die Erfahrungen von Forbes mit anderen zu vergleichen. Voran ist es in die Augen fallend, wie sehr veränderlich die Ausdehnung der Lit- toralregion in. verschiedenen Meeren sein muss, da der zwischen den Wassermarken ent- 1) \De Regionibus marinis, Diss. inaug., Havniae, 1844. $ 9) Dieser Satz birgt, wie leicht ersichtlich, einen zweiten in sich. Da nämlich dieselben Arten, welche in hinabsteigender Richtung zu den neu auftretenden gehören, die aufhörenden genannt werden müssen, sobald wir von unten aufwärts steigen, so wird die Richtung des Untersuchungsganges von oben hinab zur allein zulässigen gestempelt. Zoologisch-geographische Folgerungen. -397 haltene Küstensaum an Ausdehnung überaus verschieden ist. Es muss uns aber auch ein besonderes Zutrauen für die richtige Wahl des Eintheilungsprinzipes einflössen, wenn wir finden, dass die von Forbes angestellten Beobachtungen, eben so gut mit denen Oersted’s, als mit denen von Milne-Edward’s und mit den von mir selbst ausgeführten, über- einstimmen. Forbes untersuchte aber das fast fluthlose Aegeische Meer, während ich, fast auf demselben Meridiane, diametral gegenüberstehend, im Ochotskischen Meere bei einer Fluth von drei Klafter Höhe beobachtete. Auch hier gingen die Balanen an den felsigen Küsten, diese einer Kruste gleich } überzichend, bis zu dem Stande der höheren, wenn gleich nicht der allerhöchsten Fluth hinauf. Ihnen zunächst folgte Mytilus edulis, Purpura Freycineti, Littorina grandis und Acmaea patina nebst Corallinen. Etwas tiefer belebten den dichten Wald der Meeres-Algen Paludinella aculeus, Margarita arctica, Lacuna glacialis und ein Paar Nacktkiemer. In der Nähe des tiefsten Ebbenstandes fanden sich Chiton submarmoreus, Brandti und Pal- lasii, Natica aperta und clausa, Modiola nigra, Trochus Schantaricus, Bullia ampullacea und mehrere Actinien, dort wo die Küsten felsig waren; während in sandigeren, mit ein- zelnen Geröllen bedeckten, Buchten Cardium Californiense, Venus astartoides, Tellina so- lidula, lutea und edentula, Mya truncata und arenaria, Lyonsia Norvegica u. a. den eben genannten Arten des niedrigsten Ebbenstandes, entsprachen. Nur mehr zufällig schienen aus tieferen Regionen empor sich verschiedene Arten Tritonium, Modiola modiolus, Terebratula frontalis, Anomia macrochisma und Ponopaea Norvegica zu erheben. Noch mehr als mit Forbes, welcher im Bereiche der Wassermarken des Aegeischen Meeres Littorina coerulescens, Patella scutellaris, Kellia rubra, Mytilus minimus, Fossarus Adansoni, Mesodesma donacilla, Nassa mutabilis und neritoidea, Cerithium mammillatum und Truncatella truncatula, fand, stimmen die von mir am Ochotskischen Meere ange- stellten Beobachtungen mit denen von Audouin und Milne-Edwards, und mit denen Oersted’s überein; wahrscheinlich in Folge der grösseren Verwandtschaft der von ihnen untersuchten Faunen mit derjenigen des Polarbeckens, gleich wie auch in Folge des grösseren Spielraumes der Fluth. Audouin und Milne-Edwards theilen nämlich die Littoralzone (die wir Region nennen) in folgende Unterabtheilungen oder Regionen. ab: a) Regio balanorum; ausgezeichnet durch Balanen und Purpura (lapillus), b) » patellarum; kenntlich an Arten der Geschlechter Patella, Mytilus (edulis), Turbo und Actinia. c) » corallinarum; karakteristisch sind: Modiola, Spongia, Ascidia und Corallina, dA » laminearum; in zahlreichen Algen findet man Nacktkiemer und Asteriden. Oersted') zieht die drei ersten der eben genannten Regionen in eine einzige, seine 1) L.’c.'p- 54 etc. 958 | | Mollusken. Regio Trochoideorum ‘), zusammen, welche bis zu einer Tiefe von 7 Klaftern hinabreicht. Diese zerfällt er wiederum in drei Unterabtheilungen, welche so ziemlich mit den Regionen von Milne-Edwards zusammenfallen, nämlich: a) subregio Litiorinarum; b) subr. Mytii edulis; ce). subr. Nassae reticulatae. Auf seine Regio Trochoideorum folgt die der Gymnobranchiorum*), welche ich gröss- tentheils der Regio laminearum von Milne-Edwards gleichstellen muss, dagegen die dritte Region Oersted’s, die Regio Buccinoideorum ?) offenbar eine Tiefenregion ist, welche von Audouin und Milne-Edwards nicht erreicht wurde. Ich bin hier auf Oersted’s Ansichten etwas ausführlicher eingegangen, weil sie nicht nur den von mir an den Küsten des Ochotskischen Meeres beobachteten Zuständen vorzugsweise entsprechen, sondern auch ganz mit dem Verhalten übereinkommen, das ich an den Mollusken der Littoralregion des Eismeeres an den Küsten des Russischen Lapp- landes beobachtet habe. Auffallend ist es, dass die Regio Trochoideorum Oersted's trotz der unbedeutenden Fluthhöhe des Oeresund, dennoch eine fast vierfach so grosse Ausdehnung einnimmt, als die ihr entsprechende Littoralregion nach Forbes. Meine Erfahrungen sprechen, wie gesagt, für Oersted, wobei freilich die bedeutende Höhe der Fluth an den von mir untersuchten Küsten die Erklärung dieses Umstandes mit sich führt. Neuerdings haben wir jedoch von den Amerikanischen Küsten her die Mittheilung einer Beobachtung erhalten, welche, in einem Falle wo der Einfluss der Fluth wahrscheinlich beseitigt war, ein fast noch enger begrenztes Vorkommen von littoralen Arten ergibt, als die Beobach- tungen von Forbes. Adams‘) fand nämlich, in einem kleinen, mit Seewasser gefüllten, Teiche an den Küsten der Halbinsel Port-Royal, Cerühium atratum überaus häufig, von der Wasserfläche abwärts bis in eine Tiefe von 18 Zoll. Hier trat nun Cer. literatum auf, und reichte bis 3" Tiefe. Obgleich diese beiden Arten sich auf 18” Tiefe fast be- rührten, so kamen sie doch nicht untermischt vor. Forbes hält die Mollusken seiner unteren Abtheilung der Littoralregion, nebst denen seiner zweiten Tiefenregion, für solche Arten, welche wir als für die Fauna der jedes- maligen Küste karakteristisch - eigenthümlich anzuschen haben. Eben deshalb soll auch gerade in diesen Tiefen die sehr eng umgränzte horizontale Verbreitung einzelner Arten sich kund thun. Auch sind’ diese Tiefen die vielartigsten, denn je mehr man von ihnen aus abwärts geht, desto geringer ist die Anzahl der Molluskenarten auf die man stösst. In der oberen Abtheilung der Littoralregion kommen nach Forbes nur wenige Arten 4). Als karakteristisch für diese betrachtet er: Paludinella, Littorina, Lacuna, Trochus, Purpura. 2) Als karakteristisch nennt _er: Gymnobranchiata, Patellae, Chitones. 3) Hierher: Bucc. undatum, Fus. antiquus, Rostellaria, Turritella, Dentalium, Pecten, Nucula, Modiola, Cardium, Cyprina, Tellina, Hiatella, Solen, Velutina, Anomia, Venus, Mya. 4) Silliman and Dana, The American Journal of Science and Arts, 1848, Vol. V, second series, p. 108. Zoologisch-geographische Folgerungen. 399 vor; ein Theil derselben gehört aber zu denjenigen Mollusken, welche sich durch ihren sehr ausgedehnten Verbreitungsheerd auszeichnen. Was die tieferen Regionen anbelangt, so ist Forbes für sie die einzige Quelle. Wir haben schon oben gesehen, dass die Ausdehnung einer Region um so grösser ist, je tiefer wir abwärts gehen, und zwar so unverhältnissmässig grösser, dass im Aegei- schen Meere Forbes Regionen 7 und 8, vereint, eine doppelt so grosse Ausdehnung ein- nehmen, als alle sechs übrigen Tiefenregionen. Ferner bemerkt Forbes, dass etwa die Hälfte derjenigen Arten, welche sich in der Tiefenrichtung durch eine grosse Verbreitung auszeichnen, gleichfalls ihrer weiten geographischen und geologischen Verbreitung wegen bekannt sind. Da nun etwa '/, der in den grössten Tiefen des Aegeischen Meeres leben- den Arten nordischer (celtischer) Natur ist, so schliesst Forbes, dass die grösseren Tiefen den höheren geographischen Breiten der Horizontalverbreitung entsprechen. Das Hervorholen von Brachiopoden soll ein sicherer Beweis dafür sein, dass man in grösseren Tiefen (25 bis 230 Klafter) gefischt hat. Dass die Mollusken der bedeutenderen Tiefen meist farblos oder weiss sind, ist schon oben erwähnt worden. Forbes (Report p. 170 u. a. a. O.) vermuthet, dass wir auf etwa 300 Klafter Tiefe die Grenze thierischen Lebens anzusetzen haben. Spratt bestätigt für das Aegeische Meer diese Grenze im Allgemeinen, glaubt aber, dass es ausnahmsweise auch bis 509 Klafter tief belebte Oasen auf dem Grunde jenes Meeres geben möge. Bis 390 Klafter reichten seine Beobachtungen des Vorkommens von Thieren. Zu diesen ganz isolirt dastehenden Beobachtungen über die äusserste Grenze, in welcher Thiere die Tiefen des Meeres be- wohnen können, gesellt sich neuerdings eine ganz extreme Angabe. Ross‘) berichtet an verschiedenen Stellen seines Reisewerkes, dass Mollusken und Korallen selbst unter den hohen südlichen Breiten, welche er besuchte, aus etwa 300 Klafter Tiefe mit dem Lothe emporgezogen wurden; er versichert aber auch, dass dort noch in 1000 Klafter Tiefe Mollusken leben. Forbes Untersuchungen haben neuerdings eine interessante Parallelarbeit hervorge- rufen, deren Zweck ist, nachzuweisen, dass wir in den Unterschieden der Temperatur des Meerwassers bei verschiedenen Tiefen, einen genügenden Grund zur Erklärung der Gesetze der Tiefenverbreitung der Seethiere haben. Lieut. Spratt”) folgte mit dem Thhermo- meter den von Forbes angegebenen Tiefenregionen, und fand, dass die Temperatur des Meerwassers der Littoralregion binnen 8 Monaten zwischen 24°,4 C. bis 28°,8C. wechselte. Die in dieser Region vorkommenden Arten sind also für bedeutendere Temperaturwechsel geschaffen, und deshalb einer weiten geographischen Verbreitung befähigt. 4) Voyage in the southern and antractic Regions, 1847, Vol. I, p. 200, 202, 207, 208; und Appendix, von Stockes, im selben Werke p. 334. 2) The Athenaeum, 1848, No. 1088, p. 890; ferner im Report of the eighteenth meeting of the British Association, 1849, Transactions of the sections, p. 81; übergegangen in: Sillimann, The Americal Journal of Science and Arts, 1849, March p. 300; l’Inst, 1849, No. 791, p. 71, und Froriep Notizen, 1849, Sept. No. 213, p. 225. 360 Mollusken. Die Temperatur der 2ten Region sinkt selten unter 23°,3 C., und diesem verhältniss- mässig, warmen Wasser entsprechen also die dem Mittelmeere eigenthümlichen Arten. Beständiger ist die Meerestemperatur in grösseren Tiefen, und zwar nimmt sie mehr und mehr ab, je tiefer wir das Thermometer hinabsenken. Spratt fand namentlich: in der 3ten Region 20° C.; in der 6ten Region 13°,3 C. in der 4ten Region 16°,6 C.; in der 7ten und 8ten Region 12°,7 C., so dass mithin zwischen der Temperatur der Littoralregion und zwischen derjenigen der grössten Tiefen, melır als 14° C. Unterschied statt haben, und das Vorkommen nordischer Formen in den bedeutenderen Tiefen sich dadurch von selbst erklärt. Diese Beobachtungen sind allerdings von der grössten Wichtigkeit, allein noehii immer weit davon, den Gegenstand vollständig aufzuklären, da sie namentlich keine. Einsicht gewähren, weshalb gerade die Mollusken der in ihrer Temperatur unbeständigeren höch- sten Meeresregionen sich vorzugsweise durch ein engbegrenztes Vorkommen in der Rich- tung. der Tiefe auszeichnen. Es mag jedenfalls hier am Orte sein, daran zu erinnern, wie wichtig die Beschaffen- heit des Untergrundes auf die Vertbeilung der Mollusken zurückwirkt. Im Oeresund war diese Rücksicht so vorwaltend, und fiel so vollständig mit den drei Tiefenregienen der dortigen Molluskenfauna zusammen, dass Oersted den geognostischen Gesichtspunkt die- ser Angelegenheit in den Vordergrund zog, und deshalb seine erste Region auch mit dem Namen der Sandregion (zona arenaria) belegte; der zweiten entsprachen Gerölle und Muschelgrund (zona lapidaria), während in den Tiefen überall Thon (zona argillacea) lagerte. Da nun die See-Algen den Thon meiden, so soll diese Region auch nur von fleischfressenden Mollusken bewohnt sein. Bemerken wir dagegen, dass Forbes (Report p- 165) in seiner 6ten Region, wo die Algen allerdings äusserst rar geworden waren, doch noch eine beträchtliche Anzahl pflanzenfressender Mollusken angetroffen haben will. Es ist in diesen Beziehungen noch sehr viel Aufklärung von zukünftigen Untersuchungen- zu erwarten. Jedenfalls scheinen die grösseren Meerestiefen stets thonigen Untergrund . zu haben, und in derselben also nur thonstetige Mollusken leben zu können. Eine andere Rücksicht, welche sich in der ‚Littoralregion geltend macht, ist der Wellenschlag, dem sich nicht alle Molluskenarten ungestraft aussetzen dürfen. Wir be- merken, dass die in dieser Region heimischen Mollusken, entweder durch die besondere Dicke ihrer Schalen geschützt werden (Litorina, Purpura), oder bei mässiger Schalendicke die Eigenschaft haben, sich so fest anzusaugen (daher Klippkleber genannt: Patella, Chiton), dass sie eher brechen, als losgelöst werden können. Dünnschalige entziehen sich dem zu starken Wellenschlage, indem sie sich im Sande verkriechen, und sehr kleine oder völlig nackte Arten suchen im dichtesten Gebüsche der Algen Schutz. Von Wichtigkeit ist eine in neuester Zeit angeregte Seite der Rückwirkung der Tiefenregionen auf die Mollusken. Eine und dieselbe Art soll sich nämlich verschieden gebildet zeigen, je nachdem das Individuum in der Nähe der Oberfläche des Wassers, Zoologisch-geographische Folgerungen. 361 oder auch in grösseren Tiefen aufgewachsen ist. King‘) sowohl als Hancock *) ver- sichern, dass die Exemplare des Bucc. undatum, welche aus grösseren Tiefen (140 Klafter) hervorgeholt werden, dünnschalig und mit zarter Oberhaut bekleidet sind, während die minder tief lebenden Exemplare dieser Art, dickschalig und entblösst von Oberhaut sein sollen. Später hat King*) dieselben Beobachtungen bekräftigt, genauer verfolgt und auch auf andere Molluskenarten auszudehnen gesucht. Forchhammer‘) geräth auf dem Wege geognostischer Untersuchungen zu derselben Ansicht, indem er zu erweisen sucht, dass sich Card. edule in starkbewegtem Wasser dadurch gegen den Angriff des heftigen Wellenschlages waffnet, dass es seine Schale kleiner, aber dicker macht. Temperatur und Salzgehalt des Meeres. Bevor wir uns näher in die Beachtung: der Rückwirkung dieser beiden Haupteinflüsse, auf die Vertheilung der Meeresmollusken, einlassen, werden wir einige allgemeinere Sätze der physikalischen Geographie besonders hervorheben müssen. Leider gehen nämlich die Bedürfnisse der physikalischen Geographie und die Anforderungen der Mollusken-Geographie an jene, in verschiedenen Richtungen auseinander. Während die physikalische Geographie bemüht ist, die allgemein durchgreifenden Gesetze der Temperatur und des Salzgehaltes der Meere in ihren Hauptzügen zu ermitteln, und ihre Untersuchungen deshalb stets dem hohen Meere zuwendet, müssen wir uns für die Mollusken hauptsächlich auf die Küsten beschränken, und hier, wo wir an jeder Oertlichkeit einem bedeutenden Wechsel in Tem- peratur und Salzgehalt begegnen, zu ermitteln suchen, welche Beziehungen dieses Wechsels zu bestimmten einzelnen Molluskenarten sich nachweisen lassen möchten. Obgleich nun, namentlich für die Fauna Russland’s, über die geographische Verbrei- tung’ der pelagischen, d. h. der im hohen Meere lebenden, Molluskenarten noch viel zu wenig bekannt ist, so sind wir dennoch in anderer Hinsicht gezwungen von den für das hohe Meer-ermittelten Gesetzen der physikalischen Geographie, gleich wie von der Norm auszugehen, um uns eine Einsicht in die verwickelten Verhältnisse der Küstengewässer zu wahren. Dieser Gang der Untersuchung wird uns überdiess auch dadurch geboten, dass wir für die Temperatur und den Salzgehalt der Küstengewässer nur ganz vereinzelte, nicht aber zu einem systematischen Ganzen übersichtlich zusammengestellte, Nachrichten benutzen können, deren Mangel in zoologisch-geographischer Hinsicht besonders fühlbar ist. 4) Annals and Magazine of Natural History, 1846, Tme XVII, p, 248 etc. 2) ibid. p. 324. 3) Annals and Magazine of Natural History, 1847, Tme XIX, p. 334. 4) Vergl. Amtlicher Bericht über die 24ste Versammlung der Naturforscher und Aerzte in Kiel, im Septem- ber 1846, p. 90. Middendorff’s Sibirische Reise, Bd, II. Thl. 1. 46 362 Mollusken. Memperatur des Mecerwassers. a) . Temperatur im hohen Meere. 1) Bekanntlich ist es die Meerestemperatur, welche die eben so raschen als extremen Temperatur-Sprünge der Luft eines Kontinentalklima’s zu einem Küstenklima herabdämpft. Die Meerestemperatur ist im Vergleiche mit dem Küstenklima um so viel beständiger, als dieses wiederum seinerseits das Kontinentalklima an Beständigkeit und Gleichmässigkeit übertrifft. Unter den verschiedensten Himmelstrichen erreicht -die Temperatur des hohen Meeres nirgends über 30° C. (an ihrer Oberfläche) und unter — 8°,5 C. (auf dem Meeresgrunde); mithin beschränkt sich der gesammte Spielraum der Temperaturveränderungen auf 38°,5 C. II) Die Beständigkeit der Meerestemperatur ist um so grösser, je niedriger die geo- graphische Breite, in der man sich befindet, indem bekanntlich der Unterschied der Jah-_ reszeiten in der Lufttemperatur um so merklicher ist, je höher die geographische Breite. In Bezug: auf diesen Satz der physikalischen Geographie muss ich darauf aufmerksam machen, dass das Bereich des Polareises den Tropen an Gleichförmigkeit der Meeres- temperatur kaum nachzugeben scheint, indem diese dort stets in der Nähe des Gefrier- punktes erhalten wird. Der tägliche Spielraum der Veränderungen in der Meerestemperatur ist so gering, ' dass er häufig von dem Thermometer kaum angezeigt wird. Man nahm bisher an, dass er nie über 1°,5 C. und durchschnittlich etwa nur 1° C. betrage. Martins") hat aber neu- erdings nachgewiesen, dass der tägliche Spielraum der Meerestemperatur zwischen dem 74° bis 77° n. Br. durchschnittlich 1°,96 C. betrage, und sich im äussersten Falle bis zu 49,5 steigern könne; wobei jedoch, scheint mir, Unterschiede, welche die gieiglzeilige Ortsveränderung des Schiffes mit sich brachte, einbegriffen sind. Auf Grundlage sehr lückenhafter Beobachtungen gibt Humboldt an, dass der durch den Wechsel der Jahreszeiten hervorgerufene jährliche Spielraum der Veränderungen in der Meerestemperatur, für 30° n. Br. 11°,2 C. betrage. IN) In Bezug auf die geographische Breite nimmt die Temperatur dee Meeresober- fläche polwärts nur sehr langsam ab. Leider besitzen wir über diesen Gegenstand noch viel zu wenig spezielle Beobach- tungen, um etwa mit einiger Sicherheit jährliche oder gar monatliche Isothermen der Meerestemperatur ziehen zu können. Munke?) stellt folgende Angaben mittlerer jährli- cher Temperatur zusammen: Meerestemperatur in der Höhe der Shettland-Inseln (56° n. Br.) -+ 8°,5 C. » westlich von Christiania (60° n. Br.) + 1499 » De bei Eyafjord in Island (66°'/, n. Br.) + 07,6 » 4) Voyage en Scand., en Lapp. et au Spitzberg, de la Corv. La Recherche, Geogr. phys., Tme II, p. 282. 2) J. Gehler, Physikalisches Wörterbuch, Tme IX, 1838, p. 655. Zoologisch-geographische Folgerungen. 363 Meerestemperatur im Meridiane von London unter 76°%/, n. Br. — 77,5 C. » » BY unter 78° n. Br. — 8%, » Offenbar sind aber diese Angaben sowohl durch die Nähe der Küsten, und durch die Wärme des Golfstromes, als durch mangelhafte Berücksichtigung der Tiefen getrübt. Studer!) gibt dagegen, auf Grundlage der durch Munke gesammelten Bestimmungen, folgende Tabelle von Mittelwerthen der Meerestemperatur für verschiedene Zonen: 0° bis 10° n. Br. 27°,25 C. 40° bis 50° n. Br. 12,8%. C. 18» 7200 12,102 ,89,9 50° » 60° » 7,69 » 2N°’ »..30° .» 220,89 » G0r ». 200, 7» 6°,36 » 30° » 40°.» 19%26 » 70° » 80° » 0°,85 » IV) Die Temperatur der verschiedenen Meerestiefen anbelangend, scheint es, dass wir auf Grundlage der neuesten Untersuchungen von Ross?) ohngefähr bei 56° 26’ südl. Br. einen die Erde umkreisenden Gürtel annehmen müssen, in welchem das Meerwasser, von der Oberfläche an, bis in die grössten Tiefen hinab eine und dieselbe Temperatur, nämlich 4#°,166 C., hat. Dieser Gürtel der mittleren Temperatur des Ozeans bildet nach Ross gleichsam einen neutralen Grund zwischen zwei grossen thermischen Becken des Ozeans; nördlich von ihm ist das Meer an seiner Oberfläche durch den Einfluss der Luft- temperatur erwärmt, so dass die mittlere Temperatur oder Normaltemperatur des Ozeans (d. h. 4°,166) unter 45° südl. Br. erst in einer Tiefe von 3600 , unter dem Aequator aber erst in einer Tiefe von 7200 angetroffen wird, während hier die Oberfläche des Meeres nahe bis auf 25°,5 C. erwärmt ist. Südlich von jenem neutralen Grunde ist dagegen das Meer an seiner Oberfläche durch den Einfluss der Lufttemperatur erkältet, und unter 70° s. Br. stiess Ross?) erst bei 4500’ Tiefe auf + 4°,% C., oder auf die Linie der mitt- leren Temperatur des Ozeans. Tiefer abwärts fand er unverändert dieselbe Temperatur. ‘) 4) Lehrbuch der physikalischen Geographie und Geologie, 1847, II, p. 358. 9) J. Ross, A voyage in the southern and antarctic regions, 1847, vol. II, p. 375. 3) Ebendaselbst p. 378. 4) Aus den Forschungen von Ross und Wilkes. geht hervor, dass die bisherige Annahme, als sei das Meer in der Tiefe stets kälter als an der Oberflache, falsch war, und in Folge einseitig und vorzugsweise auf die Tropen beschränkter Untersuchungen entstanden. Ross Messungen (vergl. I. c. I, p. 200 und II p. 378) beweisen eine Zunahme der Temperatur gegen die Tiefe hin. Ich finde, dass die weiter unten (p. 384 dieser Abhandlung) mitgetheilten Untersuchungen, welche Beechey zwischen der Berings- und Matthäus-Insel anstelle, auch in Bezug auf jenes Meer vollkommen für Ross Ansicht sprechen. i Dagegen schliesst aber Martins (Comples rendus de l’Acad. de Paris, 1848, Time XXVI, p. 333; und das- selbe in Nouvelles Annales des Voyages, 1848, II, p. 382, fast gleichzeitig mit Ross, aus 300 Beobachtungen, bei denen das Thermometer gegen den Wasserdruck geschützt wurde, dass die früher von den Physikern allgemein ver- theidigte Zunahme der Temperatur des Eismeeres gegen die Tiefe nur eine scheinbare und zwar dadurch hervor- gerufen war, dass man von der Temperatur der Oberfläche während des April und Mai ausging. In diesen Monaten ist aber die Oberfläche des Eismeeres der kalten Luft und dem thauenden Eise, also unnormal erkältenden: Einflüs- sen ausgesetzt. Dagegen ergeben alle Beobachtungen, welche Martins, Scoresby, Parry u. a. im Juni, Juli % 364 Mollusken. Die Nachweisung eines ähnlichen Gürtels der mittleren Temperatur des Ozeans, auf der nördlichen Halbkugel, steht noch zu erwarten. Da nun aber die Normaltemperatur des Ozeans einen viel geringeren Unterschied von der Lufttemperatur’ der Polargegenden, als von derjenigen der Aequatorialgegenden zeigt, so folgt daraus, dass die Temperaturen verschiedener Meerestiefen an jedem Orte in der Nähe der Pole unter einander weit mehr übereinstimmen werden‘, als in grösserer Nähe zum Aequator. Die Tiefen, bis. zu denen sich im Ozean die Temperaturwechsel seiner Oberfläche erstrecken, sind, nach Lenz, in verschiedenen Meeren verschieden. Wir besitzen noch keine genügenden Angaben hierüber, indem es sehr schwer hält, den Einfluss der Strö- mungen des Wassers zu beseitigen. Nach Aim&') soll der Einfluss der täglichen Tem- peraturschwankungen sich im Mittelmeere bis auf 50’, derjenige der jährlichen bis auf 900— 1200’ erstrecken. Es ist begreiflich, dass es schwer fällt, genaue Einsicht in diesen Gegenstand zu erlangen, da die Temperaturveränderungen in der Tiefe der Meere hauptsächlich von dem Zustrome wärmeren oder kälteren Wassers abhängen. ‚Seite 360 haben wir die Temperaturen der verschiedenen Tiefen des li ut schon angeführt.) Der Meeresgrund ist stets kälter, als die Temperatur der Isotherme, welche auf der Oberfläche des Wassers über ihm liegt; denn die tiefste Temperatur, welche die Ober- fläche im Laufe des Jahres erhält, wird anhaltend in die Tiefe hinabgeführt. Diese inneren senkrechten Strömungen der Wassertheilchen hören dann: erst auf, wenn das Meerwasser in der Tiefe bis auf ungefähr — 3° C. erkaltet ist. V) Die Strömungen, ächte Ströme, welche im Bette der ozeanischen Be dahin- fliessen, verbreiten oft die Temperatur derjenigen Breiten, in denen sie ihren Anfang nehmen, weit hin in andere geographische Breiten, und sind deshalb, als grossartige Aus- nahmen von den allgemeinen Gesetzen der Wärmeverbreitung im Ozean, insbesondere in’s und August anstellten, stets eine Temperaturabnahme gegen die Tiefe. Diese ist. leicht erklärlich, da das Wasser der höheren Meeresschichten, abgesehen von dem Einflusse der Sonnenwirkung, noch durch die letzten Ausläufer des Golfstromes erwärmt wird. Deshalb soll auch die mittlere Temperatur der Meeresoberfläche etwas höher stehen, als die der Luft. Die Temperaturabnahme gegen die Tiefe soll ziemlich gleichmässig sein, und zwar 00.675 C. auf je 100 metres betragen. Bis 870 metres Tiefe, die bedeutendste, welche erreicht wurde, erhielt sich im Hohen des Eismeeres die Temperatur stets über 00, Für Martins spricht z. B. Parry’s Beobachtung (Narrative of an Attempt to reach the North-Pole 1898, p. 81), welcher bis 8201/, n. Br. zwischen dem Eise + 0°,28 C. an der Oberfläche, dagegen — 00,55 C. auf 2400' Tiefe fand. 4) Studer, I. c. p. 354. R 9) In Schleiden und Froriep Notizen, 1848, 162, VIII, 8, p. 116, theilt Wilkes Einiges über das Maass der Temperaturabnahme des Meeres gegen die Tiefe mit, was künftighin von Einfluss auf die Lehre der Verbreitung der Mollusken sein dürfte. Zoologisch-geographische Folgerungen. 365 Auge zu fassen. Ich werde hier nur an diejenigen Strömungen erinnern, welche in Be- ziehung. zur geographischen Verbreitung der Russischen Mollusken stehen dürften. Lenz ') hat nachgewiesen, dass im Ozean der nördlichen Halbkugel ein grosser senkrechter Wirbel stattfindet, welcher an der Oberfläche die Richtung vom Aequator zum Pole (Golfstrom), in der Tiefe dagegen die entgegengesetzte Richtung hat. Letzterer Antheil, der Unterstrom, und jener, der Oberstrom, haben eine ganz verschiedene Temperatur. Dieser senkrechte Wirbel war schon deshalb von vorn herein vorauszusetzen, weil die Temperatur der Oberfläche des Meeres in mittleren Breiten nie so tief sinkt, als die Temperatur der Tiefe unter den Tropen beträgt; hieraus folgte das Ungenügende der Annahme eines einfachen Niedersinkens erkalteten Wassers, und die Nothwendigkeit der Voraussetzung eines Unterstromes vom Pole her. Ross Entdeckung eines Gürtels der Normaltemperatur des Ozeans lässt voraussetzen, dass es jederseits von diesem Gürtel einen besonderen senkrechten Wirbel geben müsse. Als Folge des besprochenen senkrechten Wirbels erklärt sich die allgemein bekannte Thatsache, dass das Wasser über Untiefen kälter ist, von selbst. Gleich einem Damme stauen solche Untiefen das kalte Wasser der Unterströmung empor. Ausser dem polaren Unterstrome findet innerhalb vom Polarkreise, so weit nicht gerade die letzten Ausläufer des Golfstromes reichen, auch ein Oberstrom vom Pole gegen den Aequator statt, und zwar hat dieser, von den östlichen Küsten Russland’s an, bis zu den Küsten Labrador’s und Grönland’s die Richtung von O nach W, beugt sicht all- mälig mehr und mehr in die Richtung von NO nach SW, bis er endlich in der Nähe der Ostküsten Nord-Amerika’s von N nach S fliesst, nachdem er die sogenannte «arktische» Strömung der Davisstrasse ohnfern Neufundland aufgenommen. *) | Dem eben erläuterten polaren Öberstrome entgegen tritt, in der Richtung von SW nach NO, der nördliche Auslauf des Golfstromes, welcher eine bedeutende Quantität war- men Wassers, die je nach der Menge und Stärke westlicher und südwestlicher Winde zunimmt, an die Küsten Irland’s, England’s, der Hebriden, an die Küsten des norwegi- schen, ja sogar des russischen Eismeeres führt, und sich sogar noch merklich zwischen Spitzbergen und Nowaja-Semlja hineinschieben soll. Minder gewaltig als die bis jetzt betrachteten, sind diejenigen Strömungen, welche in Beziehung zu dem Leben der russischen Meeres-Mollusken des Berings-Armes stehen. Ausser der durch die Berings - Strasse im Berings - Meere stattfindenden Strömung vom Pole südwärts, möchten hier nur zu erwähnen sein: erstens die starke Strömung an den Küsten von Chili und Peru, welche eine Fortsetzung jener getheilten «antarktischen» Strömung zu sein scheint, welche nach Duperrey an den Küsten Chili’s die jährliche 3) Bulletin physico-mathem. de St.-P&tarsb,, 1847, Tme V, p. 73. 2) Babinet (Comptes rendus de l’Acad. de Paris, 1849, Tme XXVIII, p. 752) setzt diese Strömungen zu einem im Polarbecken von West nach Ost kreisenden Ringstrome zusammen, welcher den Anstoss seiner Bewegung von dem Golfstrome erhalten soll. % 366 Rn Mollusken. Durchschnittswärme von 18°,5 C., und ein Maximum von 22°,5 im Januar hat. Zweitens zieht sich an den Küsten Japan’s, gegen NO, eine Strömung hin, welche gegenwärtig von den Physikern mit dem Golfstrome verglichen wird, jedoch ungleich schwächer zu sein scheint, vielleicht aber einestheiles zur Erklärung der relativen Wärme des Meerwassers bei Sitcha benutzt werden dürfte. \ b) Temperatur an den Küsten. Von besonderem Belange für die Lehre über geographische Verbreitung der Mollus- ken ist die Kenntniss der Temperatur des Meerwassers in der Nähe der Küsten. Indem wir später auf das Meerwasser der einzelnen Küsten unserer russischen Meeresbecken zu- rückkommen werden, sollen hier einige allgemeine Erfahrungen jüber die Küsten- und Binnen - Gewässer, den bisher erläuterten allgemeineren Temperaturgesetzen des hohen Ozeans gegenübergestellt werden. ' I) Je ausgedehnter und unmittelbarer die Berührung des Meerwassers mit dem Lande, und je ausgedehnter verhältnissmässig das letztere ist, desto grösser ist der Spielraum der Temperaturveränderungen des Meerwassers, und insbesondere ist in solchem Falle die Sommertemperatur an der Küste bedeutend grösser, als im offenen Meere. Je seichter das Gewässer, je zerrissener und je tiefer gebuchtet die Küsten, je kleiner, je umschlossener das Binnenmeer, desto näher kommt der Spielraum der jährlichen und . täglichen Temperaturveränderungen dem der Luft,‘) desto bedeutender ist er. Das Wasser des Küstensaumes, insbesondere das die Fluthmarke bespülende, welche abwechselnd bald der Lufttemperatur, bald der Meerestemperatur ausgesetzt ist, erleidet die grössten Extreme im Temperaturwechsel. Bei sehr beträchtlicher Fluth bringt jedoch die stärkere Mischung des Wassers eine gewisse Ausgleichung mit der Temperatur im Hohen zu Wege. Im Allgemeinen scheint der Spielraum jährlichen Temperaturwechsels des Meer- wassers an den Küsten wenigstens doch noch um die Hälfte kleiner zu sein, als derjenige der Luft an demselben Orte; .) hauptsächlich weil die Temperatur. des Meerwassers nicht viel unter O0 sinken kann. Die grösste tägliche Schwankung der Temperatur des Küstenwassers betrug nach Dau bei Kopenhagen ausnahmsweise 4°,% C., schon sehr selten 3°,75, und nicht häufig 2°,5 GC. Diese Angaben mögen nicht lediglich auf die direkte Einwirkung der Lufttem- 4) Martins (l. c. p. 282) bestätigt neuerdings die allgemeine Giltigkeit dieses Satzes sogar für hohe Breiten. 9) Indem ich diesen Satz hinstelle, stütze ich mich "hauptsächlich auf Dau’s Beobachtungen (Berghaus Annalen, Band IV, 1831, p. 150), der nachgewiesen hat, dass der jährliche Spielraum der Meerestemperatur bei Kopenhagen zwischen 270,5 C. und — 00,83 C. schwankt, mithin noch geringer ist, als die Hälfte des jährlichen Spielraumes der Lufttemperatur an demselben Orte. Es möchte aber die Umgegend Kopenhayens eher eine zu grosse, als eine zu geringe Verhältnisszahl ergeben haben, indem einerseits die Lufitemperatur, wegen des insularen Klima’s von Kopenhagen, nur gelinde von einander weichende Extreme der Temperatur darbietet; und indem anderer- ‚seits die Enge des Sundes, so wie die Verschiedenheit der Temperatur beider Becken, deren Wasser im Sunde hin- und zurückströmt (der Ost- und der Nord-See), die Schwankungen der Meerestemperatur dort bedeutend steigern muss, Li Zoologisch-geographische Folgerungen. 367 peratur und der Sonnenstrahlen zurückgeführt werden dürfen, sondern der Zustrom von minder oder mehr erwärmten Wasser war nicht ausgeschlossen, daher in dieser Beziehung der angegebene Spielraum der Temperatur des Küstenwassers wohl zu gross scheinen muss; zu klein aber, wenn es sich darum handelt, den grösstmöglichsten täglichen Spiel- raum, ohne Rücksicht auf dessen Ursprung, anzugeben. Uebrigens ist das Wasser bei ruhiger Witterung an flachen Stellen am wärmsten; dagegen an tiefen Stellen wärmer, wenn auf warmes Wetter kaltes folgt, weil sich hier das Wasser minder rasch abküblt. Auch muss der Einfluss der Strahlung nicht über- sehen werden, welche in hellen Nächten das Wasser der Küste weit mehr abkühlt, als der Wechsel der Lufttemperatur allein zu erklären vermag. ‘) II) Ausser dem Einflusse der Tageszeiten ist von wesentlichem, nicht selten von vorwaltendem Belange in der Frage über den Spielraum der 'Temperaturveränderungen des Küstenwassers, das Zuströmen anders temperirten Wassers an die in Rede stehende Küste, in Folge von Fluth und Ebbe, Strömungen, Sturmeswogen u. d. m. Die Grösse des Spielraumes der Temperaturschwankungen wird in diesem Falle einerseits durch die Temperatur der in Rede stehenden Küste, andererseits durch diejenige der angrenzenden Wasserbecken umgrenzt. Fluth und Ebbe wirken sowohl durch die ihnen zum Grunde liegenden senkrechten Schwankungen, als auch durch die Strömungen, welche sie erzeugen. An der Südküste des Ochotskischen Meeres maass ich z. B. am 5. August 184% bei Fluth 8°,0, bei Ebbe dagegen nur 1°,87 C. Ein ungewöhnlich grosser Spielraum von mehr als 6°, welcher lediglich durch den Zustrom warmen Meerwassers aus dem Hohen, zu dem eisigen Wasser der Meeresküste, hervorgerufen wurde. Dass übrigens die Fluth das Wasser des hohen Meeres verhältnissmässig weniger mit dem Küstenwasser mischt, als der Seewind, ergeben, mittelbar, die bei Gelegenheit des Salzgehaltes der Küstenwasser anzuführenden Beobach- tungen bei Cuxhaven. | Stürme wirken in derselben Weise durch Zutreiben des Wassers aus dem hohen Meere, wie dieses namentlich aus den weiter unten anzuführenden, bei Cuxhaven ange- stellten Beobachtungen hervorgeht, welche Wind und Fluth berücksichtigten. Die Tiefe, bis zu welcher sich die Wellenbewegung- fühlbar macht, schätzen die Phy- siker bis auf 80’, und schliessen überdiess sogar auf einen Einfluss des Untergrundes bei 250 bis 300° Tiefe, indem die Wellen auf der Bank von Neufundland keinen freien Spielraum haben. ”) 4) Auf diesem Wege liesse sich die unverhältnissmässige plötzliche Abkühlung am besten erklären, welche Dau (Il. c,) am 21/,, Mai bei Windstille beobachtete, und nicht zu erklären weiss. Die Herbst- und Winternächte sind, wie Dau namentlich überall angemerkt hat, stets trübe, so dass dann die Erkältung des Wassers durch Strahlung nicht stattfindet, 2) Sollte nicht hier über der Bank eine veränderte Richtung der Strömung, welche bekanntlich den stärksten Einfluss auf die Wellen ausübt, zu einem Irrthume Veranlassung gegeben haben? 368 Mollusken. II) Das Küstenwasser der Binnenmeere ist grösseren Schwankungen der Temperatur unterworfen, und in seiner durchschnittlichen Jahrestemperatur wärmer, als das Küsten- wasser des offenen Ozeans unter gleichen Breiten. Während der Badezeit schwankt die Temperatur des Meerwassers bei Triest, in sehr geschützter, binnenländischer Lage, zwischen 27°,5 C. bis 30° C.; dagegen an der freieren Küste Sizilien’s zwischen 22°,5 bis 25°; bei Helgoland zwischen 18° — 229,5; bei Norderney zwischen 13° — 21°,2; bei Dieppe zwischen 16° — 18°;') im Katlegat beträgt sie durchschnittlich 16°. °) IV) In Binnenmeeren findet man keine so geringe Temperatur für die grösseren Tiefen, wie es im Ozean (in Folge polarer Unterströmung) der Fall war. Das Wasser sinkt in seiner Temperatur nicht unter die mittlere Wintertemperatur der Luft über dem in Rede stehenden Binnenmeere. | Die Temperatur der grössten Tiefen des Mittelmeeres sinkt z. B. nach Spratt nicht bis 12° hinab. V) Wo uns die nöthigen Angaben über die Temperatur des Küstenwassers fehlen, dort können wir uns annäherungsweise der Lufttemperaturen der an den Küsten belege- nen Orte bedienen, und zwar vorzugsweise der mittleren Temperaturen der Jahreszeiten (zu je 3 Monaten). In Folge der Abhängigkeit der Temperatur des Küstenwassers von der Lufttempe- ratur, werden wir die Krümmungen der Isothermen, und die kalte Natur der Westküsten, im Gegensatze zu den unter gleichen geographischen Breiten liegenden Ostküsten, als eben so giltig für die Temperatur des Küstenwassers, wie für die Lufttemperatur aner- kennen. Vermuthlich erreicht das Wasser für unsere Breiten seinen hösten Wärmestand im hohen Meere erst um das Ende des August. Je näher zur Küste, desto früher mag der Wärmegipfel des Wassers auf den der Luft folgen. Je wärmer übrigens das Wasser wird, desto stärker nimmt die Abkühlung durch Wind, Verdampfung, Nachtkälte u. s. w. zu, wodurch der Erhebung des Wassers zu einem übermässigen Wärmegrade frühe ein Ziel gesteckt wird. Salzgehalt des Meerwassers. a) Salzgehalt im hohen Meere. I) Der Gehalt des Meerwassers an festen Bestaudtheilen schwankt in seinen äussersten Grenzen kaum zwischen 3 bis " Prozent. Ich halte mich hier an die vergleichend-analytischen Untersuchungen des Meerwassers, welche Forchhammer°) neuerdings gegeben. Er fand den Salzgehalt: 1) Vergl. Sodoffsky, Das Seebad zu Dubbeln, p. 35. 2) Gehler, Physikalisches Lexicon, Band VI, p. 1668. 3) The Athenaeum, 1846, No. 987, p. 1001; und Amtlicher Bericht über die 24ste Versammlung Deutscher Zoologisch-geographische Folgerungen. 369 - 1) des Mittelmeeres bei Malta *) 3,71 Prozent. 2) des Atlantischen Ozeans, in den Tropen 3,66 » 3) desselben, im Ausläufer des Golfstromes, bis gegen Island hin 3,65 » 4) desselben, im westlichsten Beginne des Golfstromes 3,59 » 5) desselben, 60 bis 80 Meilen von der Westküste England’s, im Hohen 3,57 » 6) desselben, 100 Meilen südlich von der Südspitze Grönland’s, im Hohen 3,50 » 7) desselben, in der «arktischen» Strömung, etwa in der Höhe des Cap Cod 3,38 » 8) der Davis-Strasse j 3,25» Das Atlantische Meer hat also seinen grössten Salzgehalt in der ‘tropischen Zone, weit entfernt von dem Süsswasserzufiusse des festen Landes und selbst der Inseln. Diesen starken Salzgehalt schreibt Forchhammer der starken Verdunstung seines, im Vergleiche mit dem Klima wärmeren, Wassers zu. -Schon gegen 50° n. Br. angelangt, erleidet der Golfstrom eine merkliche Verminderung seines Salzgehaltes. Vorzüglich arm an Salz ist aber die arktische Strömung. Dass der Atlantische Ozean unter gleicher geographischer Breite im Westen salziger ist, als im Osten, und überhaupt salziger als die Südsee, hatte übrigens schon Lenz früher nachgewiesen. II) Am geringsten, zugleich aber auch am unbeständigsten, ist der Salzgehalt des Meerwassers in dem Polarbecken, zumal in der unmittelbaren Nähe schmelzenden Polareises. II) Der stärkste bisher bekannte Salzgehalt findet sich im Mittelineere. 'b) Salzgehalt an den Küsten. Fruchtlos würden wir in dieser Beziehung nach einem Materiale suchen, das von den Physikern wegen seiner Unstetigkeit nicht beachtet worden, wenn nicht der medizinische Gesichtspunkt dieser Angelegenheit, uns eine Reihe von Untersuchungen des Salzgehaltes verschiedener Seebäder verschafft hätte, welche uns dieses Mal vortrefllich zu statten kommt, und: folgende allgemeine Sätze aufzustellen gestattet. I) Je näher wir den Küsten rücken, desto geringer wird der Salzgehalt des Ozeans; je tiefer wir in ein Binnenmeer hineingehen, je seichter dieses ist, desto minder salzig ist sein Wasser. Der geringste Salzgehalt des hohen Ozeans ist etwa dem stärksten der Küstengewässer gleich, der mithin nicht leicht über 3,3 Prozent beträgt. Naturforscher und Aerzte in Kiel, im September 1846, p. 77. Wir bemerken kleine, übrigens unwesentliche, Un- ®terschiede in den Angaben der hier angeführten beiden Quellen. Diese Untersuchungen sind, abgesehen von der Methode welche Forchhammer befolgte, dadurch wichtig, dass die ganze Reihe derselben von einem und demselben Beobachter in derselben Weise angestellt wurde; denn die Untersuchungsmethoden, der Hitzegrad, bei dem man die Salze getrocknet etc., geben an sich schon Unterschiede von mehreren Zehnteln. Deshalb sind die meisten der älteren Untersuchungen unbrauchbar, wie z. B. die von Pelouze und Fremy (Cours de Chemie generale, Tme 1, p- 96) neuerdings zusammengestellten, deren grösserer Theil über 4 Prozente Salzgehalt des Atlantischen Ozeans und des Mittelmeeres angibt. } *) Sehr übereinstimmend mit Forchhammer fand in neuerer Zeit Ursiglio- (Comptes rendus’de l’Acad. de Paris, 1848, Octobre, p. 429) den Salzgehalt bei Cette = 3,76 Prozent, Middendorff’s Sibirische Reise, Bd. H, Thl. 1. \ 7 370 Mollusken. Den mittleren Salzgehalt des Wassers der Nordsee bestimmt Forchhammer‘) zu 3,45 Prozent. Sehr nahe dasselbe, nämlich 3,48 Prozent fand Gay Lussac?) im Kanale zwischen Dover und Calais. In Norderney enthält das Meerwasser, nach Marcet, 3,2, in Cuchaven 3,1 Prozent Salz, und eben so viel der Meerbusen von Forth nach Murray, so wie die Seebäder bei Venedig nach Cenella. °) ' Horner‘) sprach übrigens schon dasselbe aus, indem er behauptete, dass alle einge- schlossenen Meere minder salzig: seien, als die freien Weltmeere. Doch ist das Mittelmeer von diesem Ausspruche auszunehmen; dagegen das Weisse Meer, die Ostsee, der Pontus, das Meer von Marmora, das Ochotskische Meer, das Gelbe Meer ete. dafür sprechen. °) II) Der grösste Spielraum der Veränderlichkeit des Salzgehaltes im Küstenwasser eines und desselben Ortes mag, in runden Zahlen angegeben, etwa 1,5 Prozent betragen. Zustrom süssen Wassers vom Lande her; °) Versüssung des Wassers durch schmelzende Eismassen; Veränderung der Mischung durch steten Wechsel von Ebbe und Fluth; Anwehen salzigen Wassers aus dem Hohen; Konzentrirung des Salzgehaltes flacher, während der Ebbe abgeschlossen zurückbleibender Lachen, durch Verdunstung oder Gefrieren ete., sind Einflüsse, welche den Salzgehalt an den Küsten eben so vielfach verändern. ' Ich habe mich fruchtlos nach mehrfachen Analysen des Küstenwassers umgesehen, welche die Grösse des vorkommenden Spielraumes im Salzgehalte, an einer und derselben Oertlichkeit, unter den verschiedensten Umständen schärfer zu bestimmen, erlauben möch- ten. Die einzige mir bekannte Analyse der Art, ist die des Meerwassers bei Cuschaven, durch Neumeister und Ruge.’) An der äussersten Spitze einer, gerade in das Meer hineinragenden, Landzunge gelegen, welche jederseits von den Mündungen eines bedeuten- den Stromes, der Elbe und der Weser, bespült wird, verspricht die Meeresküste bei Cux- haven einen besonders hohen, und von verschiedenen Nebenumständen vorzugsweise ab- hängigen Spielraum des Salzgehaltes. Wie aus der topographischen Lage leicht erklärlich, war der Salzgehalt bei Ebbe und gleichzeitigem Südostwinde am geringsten, und zwar 1,76 Prozent; dagegen am allerstärksten, d. h. 3,125 Prozent, bei Fluth und Nordwestwind. Der Spielraum betrug also selbst in diesem ungünstigen Falle nur 1,% Prozent. 4) Im oben zitirten «Amtlichen Berichte» aus Kiel p. 80. 2) Gilbert, Annalen der Physik, 1819, Band I, p. 204. 3) Vergl. Göbel, Das Seebad zu Pernau, Tabelle zu p. 56.. Die Angaben Bouillon Lagrange’s von 3,9 Prozent für den Kanal, und die Oersted’s (De Region., mar. p. 12), von 3,6 Prozent für den Sund, sind also + jedenfalls viel zu hoch. 4) Krusenstern’s Reise, III, p. 153. 5) Vergl. Gilbert’s Annalen der Physik, A819, Band I, p. 137. 6) Forchhammer (a. a. O. p. 80) hat höchst beachtenswerthe Belege dazu geliefert, wie sehr einzelne Meeresbusen, ja sogar kleinere Binnenmeere, durch den Zustrom der Flüsse, von: Salz gleichsam ausgewaschen wer- den, sobald äussere Umstände, namentlich aber eine feste Eisdecke, den Wellenschlag verhindern. Unter solchen Umständen sinkt der Salzgehalt des Wassers der Rhede von Kopenhagen bis auf 1,08 Prozent. 7) Vergl. Goebel, das Seebad bei Pernau, 1845, p. 12. L x Zoologisch-geographische Folgerungen. 371 III) Die Fluth übt im Allgemeinen einen verhältnissmässig geringeren Einfluss auf den.»Salzgehalt des Küstenwassers, als die Richtung des Windes. An der Küste von Cuschaven zeigte sich der Einfluss des hohen Meeres stärker bei Seewind, trotz der Ebbe, als bei Fluth, wenn dieser ein Landwind entgegenwirkte. ') - Wir haben uns bisher auf die Berücksichtigung des Kochsalzgehaltes im Meerwasser beschränkt. Ausser diesem spielt noch, in Bezug. auf die Mollusken, der Kalkgehalt eine Rolle. Forchhammer fand das Verhältniss des Chlor’s zur Kalkerde: im Wasser des Atlantischen Ozeans, wie 1:0,0297 in demselben, nördlicher, zwischen den Färöern und Grönland, « 1:0,030 im Kattegat, | « 1:0,037 woraus, gleich wie aus manchen der später anzuführenden Analysen, erstens gefolgert werden dürfte, dass der Kalkgehalt des Meerwassers desto stärker wird, je vielfacher die Berührung des Wassers mit Küstenländern ist; zweitens ergibt sich, dass die Stärke des Kalkgehaltes völlig unabhängig von der Stärke des Gehaltes an Kochsalz ist, ja sogar oft im umgekehrten Verhältnisse zu demselben steht. °) Aehnlich dem Kalkgehalte soll sich auch der Gehalt des Meerwassers an Schwefel- säure vermehren, je näher man den Küsten rückt. ®) Forchhammer hat ihn, mit Hintansetzung der Basen, wiederum in seinem Verhältnisse zu dem im Meerwasser ent- haltenen Chlor zu bestimmen gesucht, und gefunden, dass: im Atlantischen Ozean sich der Chlor zur Schwefelsäure verhält, wie 1:0,1188 in demselben, nördlicher, zwischen den Färöern und Grönland, « 1:0,1193 in der Nordsee, | « 1:0,119 in der Davisstrasse, « 1:0,1220 im Kattegat, « 1:0,12%0 Dass der Gehalt an Schwefelsäure dann besonders einflussreich, und leicht störend für das Molluskenleben unserer Jetztwelt wird, wenn die Schwefelsäure zu Bittersalz ge- bunden ist, scheint mit einiger Wahrscheinlichkeit durch das Kaspische Meer erwiesen zu werden. Auch dürfen wir wahrscheinlich hierher die Beobachtung von Forbes verweisen, dass die aus Serpentin bestehenden Gestade mancher Inseln im _4egeischen Meere mol- luskenleer waren. | Uebrigens scheint die jedesmalige Oertlichkeit, vielleicht die geognostische Beschaf- fenheit der Küsten, auf den Gehalt des Küstenwassers an Kalkerde und Schwefelsäure in bedeutendem Grade Einfluss zu haben. 1) Vergl. die oben angeführten Untersuchungen von Neumeister und Ruge. Es versteht sich von selbst, dass hier die Stärke des Windes, sowohl als diejenige der Fluth in Betracht kommt. 2) Davy’s Resultate der Forschung in demselben Felde stimmen so ziemlich. mit denen Forchhammer’s überein. Vergl. Bibliotheque universelle de Gen&ve, 1850, Fevrier, Bullet. scientif., p. 159. 3) Hierzu stimmen die Analysen des Meerwassers der Küsten Ehstland’s durch Göbel, welche auf Seite 379 dieser Abhandlung mitgetheilt werden. * 372 Mollusken. Endlich haben wir noch des Verhältnisses der im Meerwasser enthaltenen Gasarten zu erwähnen. Eine neuere Arbeit, ‚die Untersuchungen Lewy’s,') haben uns darüber belehrt, dass das Meerwasser nur die Hälfte (20 Kub. Cent., statt 40, auf 1 Litre) von der Gasmenge fasst, welche das Flusswasser gebunden enthalten kann; was sich leicht von dem allgemeinen Gesetze aus erklären lässt, dass die Kapazität des Wassers für Gase, nach Maassgabe der im Wasser gelöst enthaltenen Salzmenge vermindert wird. _ Ausserdem weist aber Lewy noch eine unmittelbare ursächliche. Beziehung der Mollusken zu dem Gehalte des Meerwassers an Schwefelwasserstoff nach, für die ich jetzt allerdings noch keine Anwendung auf die Lehre von der geographischen Verbreitung der Mollusken finden kann, welche jedoch die Mollusken zu speziell betrifft, als dass ich sie hier ganz übergehen dürfte. Lewy fand nämlich, dass, wenn man Meerwasser untersucht, welches bei Ebbe in Lachen zurückgeblieben, der Gehalt dieses Wassers an Schwefel- wasserstoffgas hauptsächlich nach Maassgabe der An- oder Abwesenheit von Seethieren, insbesondere Mollusken (vorzugsweise Mytilus edulis) veränderlich sei. Fanden sich in der Lache keine Thiere oder Pflanzen, so ergibt sich der Gehalt an Schwefelwasserstoff- gas ziemlich beständig als 0,33 Kub. Cent. auf 1 Litre. War der Grund der Meereslache mit Mollusken besetzt, so findet man in ihrem Wasser zu 1, 2, 3 ja bis 7 Kub. Cent. Schwefelwasserstoffgas auf 1 Litre Meereswasser. In letzterem Falle verliert das Wasser allerdings einigermaassen seine Klarheit, und jede Spur von freiem Sauerstoffgas, aber die Mollusken leben darin scheinbar völlig kräftig fort. In manchen Lachen ohnfern Lyon ist das Wasser schon in wenigen Stunden mit der angegebenen Menge Schwefelwasser- stoffgases geschwängert. Befanden-sich dagegen Algen in der Lache, so zeigt sich, selbst nach dem Verlaufe eines viel längeren Zeitraumes, der Gehalt an Schwefelwasserstoffgas entweder gar nicht oder kaum vermehrt, so dass die unmittelbare Beziehüng der Mollus- ken zu der Entwickelung des Schwefelwasserstoffgases auf der Hand liegt. Nachdem wir in Vorstehendem den allgemeineren Ausgangspunkt für die Verhältnisse _ des Temperatur- und Salzgehaltes der Meere gewonnen, wollen wir nunmehr denselben Gegenstand in Betreff der Wasserbecken, welche den einzelnen .Faunengebieten der Mol- Juskenfauna Russland’s entsprechen, im Einzelnen verfolgen. 1). Das Aral- und das Kaspische Becken. Ueber die Temperatur und den Salzgehalt des Aral-See’s wissen wir zur Stunde ‚noch so gut wie gar nichts, dürfen aber voraussetzen, dass sie sich dem Kaspischen See ähnlich verhalten. Bassiner”) nennt zwar das Wasser der Südbucht des Aral - See's «kaum salzig»; wenn wir aber die sehr geringe Tiefe dieser, überdiess stark mit Schilf ' bewachsenen, Bucht (Laudan-See) berücksichtigen, so ist es deutlich, dass wir es hier im 4) Comptes rendus de l’Academie de Paris, 1846, Septembre, p. 620. 2) Naturwissenschaftliche Reise durch die Kirgisensteppe nach Chiwa, 1848 (A5tes Bändchen der Beiträge zur Kenniniss des Russischen Reiches von Baer und Helmersen) p. 163. Zoologtsch-geographische Folgerungen. 373 “Grunde genommen noch immer mit der erweiterten Mündung des Laudan - Armes vom Amu-Darja zu thun haben. Eben so fruchtlos schauen wir, in allen Beschreibungen der zum Kaspischen See ausgeführten Reisen, nach Angaben über die Temperatur seines Küstenwassers aus. Das bekannte exzessive Verhalten der Lufttemperatur jener Gegenden ist der einzige Haltpunkt, den wir einstweilen besitzen. Besser ist es mit der Kenntniss des Salzgehaltes bestellt, Welchen einer der Haupt- zwecke einer besonderen Expedizion gewesen ist. Göbel!) fand (bei 14° R.) das spezifische Gewicht des Wassers aus dem Kaspischen See 1,00539, und 145,62 Gran Salze auf 7680 Gran, was beinahe *) 0,6 Prozent Salzgehalt ausmacht. Hiernach stünde das Wasser des Kaspischen See’s demjenigen des russisch-baltischen Strandes um einige Hunderttheile von Prozenten im Salzgehalte nach, und wäre sogar doppelt so schwach gesalzen, als das Wasser des Asovschen Meeres, und drei Mal so schwach, als dasjenige des Pontus. °) Wenngleich Rose *) einen noch geringeren Salzgehalt im Wasser des Kaspischen See’s fand, als Göbel, so gibt doch der Letztgenannte zu (a. a. O. p. 102), dass das Wasser an anderen Stellen salziger sein dürfte. In der That fand Eichwald°) den Karabogas- Golf viel salziger, als der Kaspische See es sonst ist, und sogar so salzig, dass er sich nicht bedenkt, diesem Umstande die Leere jenes Golfes an Thieren zuzuschreiben. Kein Fisch soll da leben, kein Vogel jene Ufer besuchen; woraus wir allerdings auf die Wahr- scheinlichkeit des Fehlens der niederen Seethiere einen Schluss wagen dürfen. Uebrigens theilt uns Eichwald an einem anderen Orte °) eine genauere Nachricht über den Salz- gehalt, des Kaspischen Seewassers ohnfern Baku mit: es war schr salzig, so bitter, | dass es beinahe Brechen erregte, und enthielt (nach einer Bestimmung von Seezen) 42,8 Prozent Salz. Mir ist leider die ursprüngliche Quelle, wo Seezen seine Analyse veröffentlicht hat, nicht bekannt, allein jedenfalls ist ein Fehler im Spiele, oder es muss die Wasserprobe sehr stark verdunstet gewesen sein, denn das Wasser unserer salzigsten Steppen-Seen enthält nur 37 Prozent, und dasjenige des bekannten Elton - See’s nur 25 Prozent an Salzen. 1) Reise in die Steppen des südlichen Russland’s, 1838, Band II, p. 98; und Göbel, Das Seebad zu Pernau, Tabelle zu p. 56. 2) Genauer 0,594 Prozent. 3) Es muss wohl einem Druckfehler zugeschrieben werden, wenn Göbel, (Reise, Band II. p. 103) angibt: «Der Salzgehalt des Kaspischen Meeres beträgt 1/, von dem des Schwarzen Meeres.» 4) Poggendorff, Annalen 1835, Band 35, p. 182. 5) Ermann’s Archiv, Band II, p. 182. 6) Eichwald, Reise auf dem Kaspischen Meere und in den Kaukasus (Periplus), 1834, Band I, p- 247, Nota. Uebrigens erklärt Eichwald in der Vorrede (p. XI) zu diesem «Periplus», dass sein Thermometer und ein Apparat zu chemischen Analysen zerschlagen wurden; auch aus Baku mitgenommenes Wasser wurde vergossen, als die das- selbe enthaltenden Flaschen zerbrachen, 374 Mollusken. Gehen wir genauer auf das Verhältniss der verschiedenen im Wasser des Kaspischen See’s enthaltenen Salze, zu einander, ein, und führen diese, auf Grundlage von Göbel’s Untersuchungen, zu demselben Maassstabe zurück, den Forchhammer uns oben geboten, so finden wir folgendes Verhältniss: Chlor 1, Schwefelsäure 0,4240, Kalkerde 0,0987, Talkerde 0,2749. Mithin ist der Gehalt an Schwefelsäure im Verhältnisse zum Chlor wenigstens 3'/, Mal so gross als in allen offenen Meeren. Da nun auch die Talkerde in demselben Maasse überwiegt, so karakterisirt Göbel den Kaspischen See mit vollem Rechte als einen mächtigen Salzsee, welcher durch das Bittersalz der angrenzenden Steppen gespeist wird. 2) Bas Pontische Becken, Auch über die Temperatur des Pontus ist bisher so gut wie gar nichts bekannt. Der starke Eisansatz im "Winter gäbe uns übrigens schon einen Wink, über die im Ver- gleiche mit dem Mittelmeere viel niedrigere Temperatur des Pontus, wenn nicht das Wasser des Pontus, ja sogar noch dasjenige des Marmora-Meeres, allgemein als kalt ge- schildert würde. Bei der grossen Tiefe des Pontus, und bei den starken Winterfrösten, denen seine Oberfläche ausgesetzt ist, dürfen wir jedenfalls eine sehr niedrige Temperatur seiner tiefsten Wasserschichten voraussagen. Im Gegensatze hierzu finden wir, dass im Sommer die Lufttemperatur über dem Pontus nahe dieselbe Höhe erreicht, wie über dem Mittelmeer. Gautier *) fand die höchste Lufttemperatur über dem Pontus 29°," C., und über dem Mittelmeere fast eben so gross. Hieraus lässt sich aber ein sehr starker Wechsel der Temperatur des Küstenwassers im Pontus vorhersagen, je nachdem die sommerliche Sonne stilles, seichtes Wasser bescheint, oder ein Sturm die Wellen aus dem Hohen herbeitreibt. In der That müssen wir auf diese Weise den plötzlichen Sprung erklären, den drei Temperaturbeobachtungen des Küstenwassers der Krymm, ohnfern Aluschta, ergeben, welche mir Kollege v. Köppen freundlichst aus seinem Tagebuche des Sommers 1833 mitgetheilt hat: | Juni 17., 6 Uhr Abends, 23°,7 « 419., 9 Uhr Morgens, 22°,2 Juli 9., 7 Uhr Morgens, 15° (dabei angemerkt: «sehr kalt»). Hier an der Südküste der Krymm beeist sich übrigens das Meer nie, wie dieses doch regelmässig bei Odessa statt hat. Viel gleichmässiger erhält sich aber die Temperatur des Küstenwassers an geschütz- ten Stellen, wie z. B. eine Reihe von 460 Beobachtungen nachweist, welche ich der Zu- vorkommenheit v. Nordmann’s verdanke. Diese Beobachtungen wurden in der Bade- Anstalt Odessa’s, während der Monate Juni, Juli, August und September des Jahres 1849, täglich drei Mal (Morgens, Nachmittags und Abends) angestellt, und ergeben: als niedrigste *) Gehler, Physikalisches Wörterbuch, Band IX, 1838, p. 651. Zoologisch-geographische Folgerungen. 375 ı Temperatur 8°,8 C.; als höchste 25° C. Die Temperatur 8°,8 C. kommt nur ein Mal vor, und zwar am 23. bis 25. Juli a. St., wodurch es ausser Zweifel gesetzt wird, dass wir diese starke Abkühlung einem anhaltenden Sturme aus dem. Hohen zuzuschreiben haben. Bis zu 25° C. steigt die Temperatur des Wassers am’ 4. und am 15. Juli, der überhaupt die wärmste Temperatur von etwa 20,5 C. mit sich führt. Im August, ist das Wasser kaum wärmer als im September. Als kältester in jedem der. vier, Monate beobachteter Stand kommen 12° C., als wärmster 22°,5 C. vor. Weit genauer als über die Temperatur des Pontus sind wir über seinen Salzgehalt unterrichtet. Nach Göbels‘) Analysen beträgt der Salzgehalt des Pontus 1,7252. Pro- zent, °) und ist mithin dem Salzgehalte des Wassers der Ostsee bei Kiel fast gleich; folglich im Vergleiche mit dem Mittelmeere weniger als halb so stark gesalzen. Göbel fand den Salzgehalt an verschiedenen Stellen des Südufers der Krymm vollkommen gleich, und stimmt darin mit Hommaire de Hell, °) überein. Wir dürfen aber dennoch annehmen, dass der Salzgehalt des Pontus im Hohen ein stärkerer sein möchte, da Marcet 2,16€ Prozent fand, und wir diesen Unterschied nicht auf die Untersuchungsmethode wälzen können, indem Marcet für das Mittelmeer auch nur 3,9% Prozent Salzgehalt gefunden hat. Vorzugsweise stark ist "wahrscheinlich der Salzgehalt in den Tiefen, da Marcet in den Dardanellen an der Oberfläche 2,82 Prozent, auf 20% Tiefe aber 4,2 Prozent Salzgehalt bestimmte, woraus ein schon von Marsigli angenommener Unterstrom, in den Pontus hinein, gefulgert werden dürfte. *) Gehen wir auf die einzelnen chemischen Bestandtheile des Salzggehaltes näher ein, so ergeben sich schlagende Unterschiede von der Zusammensetzung des Wassers im Mit- telmeere, durch den völligen Mangel an Jod (nicht aber Brom) und durch ein etwas ver- ändertes Verhältniss zwischen Chlor, Schwefelsäure Kalkerde und Talkerde, und zwar in folgender Weise: Chlor 1, Schwefelsäure 0,1025, Kalkerde 0,0183, Talkerde 0,1000. 4) Ich folge hier den Angaben seines neuesten Werkes (Das Seebad bei Pernau, 1845, Tabelle zu p. 56), in welchem Göbel seine Resultate mit anderen zusammengestellt, und, einem mir unerklärlichen Gange folgend, auf einen gemeinsamen Maassstab zurückgeführt hat. In seinem Reisewerke (II, p. 91) gibt er gagegen den Salzgehalt 1,774 Prozent; nach Abzug des Wassers nebst den Spuren organischer Substanzen (II, p. 107) 1,7666 Prozent, und nach dem Glühen des Rückstandes 1,6525 Prozent an. In demselben Maasse sind aber auch die’ Angaben beider Werke in Betreff des Asovschen und Kaspischen Meeres von einander verschieden. 2) Noch schwächer als hier angegeben, fand Hasshagen den Salzgehalt des Wassers der Odessaer Rhede, nämlich 1,5495 Prozent (C5sepuoe O6osptnie 1850, Ausapp, Cutch, p. 242); obgleich bei Südwind geschöpft. Offenbar wegen der Nähe bedeutender Flussmündungen. 3) L’Institut, 1848, Janvier, No. 734, p. 29. 4) Hommaire de Hell’s Untersuchungen (Nouvelles Annales des Voyages par Vivien .de'Saint-Martin, 1848, Tme I, p. 227, und L’Institut, 1848, Janvier, No. 734, p: 29) sollen: zwar gegen einen, Oberstrom aus dem Pontus in das Mittelmeer sprechen; doch fehlen. uns die spezielleren Belege zu dieser, auf Nivellement gegründeten, Behaup- tung. Während man bisher allgemein einen Unterschied von etwa 8’ im Höhenstande des Pontus über dem. Hori- zonte des Mittelmeeres annahm, leugnet Hommaire einen solchen Unterschied ganz, 376 | Mollusken. Das Wasser des 4sovschen Meeres ist, nach Göbel's Untersuchungen, ein verdünntes Meerwasser des Pontus, dessen Salzgehalt nur 1,1832 Prozent beträgt, und das mithin noch immer fast doppelt so salzig ist, als das Meerwasser am Eingange in. den Finnischen Meerbusen; obgleich im Vergleiche mit dem Mittelmeere mehr als drei Mal schwächer gesalzen. Das Wasser des Asovschen Meeres hat, im Vergleiche mit dem Chlor, einen etwas grösseren Kalkgehalt als das des Pontus, denn die Verhältnisse der einzelnen, Be- standtheile zu einander sind: | Chlor 1, Schwefelsäure 0,1037, Kalkerde 0,0217, Talkerde 0,1059. Im Verhältnisse zu gleichen Gewichtstheilen Wassers enthält aber das Asov’sche Meer um '/, weniger Kalkerde als dasjenige des Pontus. Der Siwasch, oder das Faule Meer, ist, nach Göbel, ') «als ein grosser unreiner Salzsee zu betrachten, der von dem Asov’schen Meere durch eine schmale Erdzunge ge- trennt ist, welche bei der ehemaligen kleinen Festung Arabat am südöstlichen Ende des Siwasch beginnt, und, nördlich, an der Nogaischen Steppe endigt, indem ein enger Kanal daselbst den Siwasch mit dem Asov’schen Meere verbindet.» Der abscheuliche Geruch, dem er seinen Namen verdankt, ist theilweise einer Entwickelung von Schwefelwasser- stoffgas zuzuschreiben. Göbel analysirte das Wasser aus dem äussersten blinden Sacke dieses Liman, und fand darin 12 bis 16 Prozent Salzgehalt. Das Verhältniss der Kalkerde zum Chlor stimmt mehr mit dem Wasser des Ponlus, als mit dem des Asov’schen Meeres überein; es verhalten sich nämlich: I ur | Chlor 1, Schwefelsäure 0,0799, Kalkerde 0,0125, Talkerde 0,1238. Dem Siwasch analog verhalten sich auch die übrigen Limane, welche an den Küsten der äussersten Nordwestbucht des Pontus zerstreut liegen. Die Temperatur derselben soll zur Sommerzeit stets einige Grade mehr betragen, als die des Meerwassers”). Abraham- son) berichtet, dass die Temperatur der Limane rascheren Wechseln unterworfen sein soll, als diejenige des Meerwassers. Im Juli und August soll sie an heissen Tagen 30° C., ja sogar über 31°C., erreichen; dagegen aber in einer einzigen Nacht auf 12°,5 C. hin- absinken können. Der Salzgehalt des Wassers der Limane ist nach den Jahreszeiten und Jahren ver- änderlich. Hasshagen‘) fand im Wasser des Kujalnitzkischen Liman 10,49 bis 13,3% Prozent Salzgehalt. Der Sakskische Liman, der sich schon zu einem krustensetzenden Salzsee abgeschlossen hat, enthielt 22,37 Prozent Salz.”) Ein sarkes Vorwalten der 4) Reise, Band II, p. 85 und p. 88. 2) Heine, Krebel und Thielmann, Medizinische Zeitung Russland’s, 1844, No. 22, Juni, p. 175. 3) Abrahamson, Des bains de Limans d’Odessa, 1850, p- 11. 4) Ctsepuoe O6oap&nie, 1850, Ausaps, Cu&c#, p. 239. An diesem Orte sind die verschiedenen Analysen Hasshagen’s ausführlich mitgetheilt. 5) Ebend. p. 243. + Zoologisch-geographische Folgerungen. 317 Talkerde ergibt sich aus denselben Analysen. Wenn Witzmann !) nur 2,5 bis 5 Prozent als den Salzgehalt des Liman bei Odessa angibt, so muss wohl das Wasser, das er unter- suchte, in unmittelbarer Nähe der Verbindung des Liman mit dem Meere, und im Früh- jahre geschöpft gewesen sein. ”) 3) Edas Baltische Becken. Das Wasser der Nordsee ist in seiner Temperatur sehr verschieden von dem der Ostsee, und den von uns früher auseinandergesetzten, allgemeinen Gesetzen zufolge, °) minderen jährlichen Temperaturschwankungen unterworfen, als das letztere. Dass, in Folge dessen, das Wasser der Ostsee im Sommer wärmer, im Winter aber kälter, als dasjenige der Nordsee sein muss, versteht sich ‘von selbst. Dau’s Beobachtungen zufolge *) scheint es, dass die Temperatur der Ostsee zwei Mal im Jahre (gegen Ende August und gegen Ende Oktober?) mit derjenigen der Nordsee übereinstimmt. Der Unterschied der Tem- peratur beider Becken kann im Sommer sogar bis gegen 10° C. betragen. °) Die mittlere Temperatur der Ostsee im Sommer wird zwischen 15° bis 17°,5 C. angenommen, °) und die Temperatur mag im Hohen wohl nicht über 20° C. steigen, d. i. nämlich diejenige Temperatur, welche Humboldt am 2%. August überall im Norden von Spwinemünde fand; denn ich selbst habe in derselben Meeresgegend, und in der Höhe von ‚ Bornholm, um die Mitte des August nur gegen 19° C. gemessen. Die vollständigsten Reihen von‘ Temperaturbeobachtungen des Wassers der Ostsee sind wohl ohne Zweifel die im Sunde angestellten. Nach Dau, bei Kopenhagen: Nach Beobachtungen bei Trekroner 7): Die mittlere Temperatur des Januar bis — 0°,7 C. 1,8 Februar « 152 März « 23 April + 3,0 1,2 Mai 13°,7 9°,5 Juni 18°,% 11°,5 Juli NN 13°,% August 149,3 16°,5 4) Considerations sur l’influence des bains de mer d’Odessa, 1834, p. 6. 2), Abrahamson (l. c. p. 8) theilt noch zwei von Rothe angestellle Analysen des Wasser’s zweier Limane mit. 3) Auch die durchschnittliche Tiefe der Ostsee (300°) ist drei bis vier Mal geringer, als die der Nordsee. Die grösste Tiefe der Ostsee soll 900” betragen. 4) Vergleiche Berghaus Annalen, Band IV, 1831, p. 451. Es ist derselbe Dau, dem wir die trefflichen Beobachtungen über die dänischen Torfmoore verdanken. 5) Diese Angabe gründet sich auf die Beobachtung Dau’s, dass bei Kopenhagen die ee er nach mehrlägiger Strömung aus der Ostsee 25°,6, und Tages darauf, bei starkem Sturme aus der Nordsee, 169,2 C. betrug. 6) Gehler, Pbysikalisches Lexicon, Artikel «Meer», Band VI, p. 1668. 7) Oersted, De regionibus marinis, 1844, p. 13. Middendorffs Sibirische Reise, Bd. I. Thl. 1. h8 378 Mollusken. September « 13°,0 Oktober 81 8,0 November 5,6 3,8 Dezember 3,1 37,8%) Die höchste beobachtete Temperatur gibt Dau auf 25°,6 C. an. Dieselbe erreicht das Küstenwasser gleichfalls am Eingange in den Finnischen Meerbusen, aber nur dann und wann, an flachen, sandigen Küsten, wenn anhaltende Landwinde das Wasser des hohen Meeres von der Küste abhalten. Im Grunde des finnischen und besonders des bottnischen Busens, zumal wo die Küsten tief und felsig sind, erhebt sich die Tempera- tur nicht so hoch, und nur selten über 20° C.°) | Die niedrigste Temperatur des Küstenwassers der Ostsee, sowohl als des finnischen Busens, scheint im Winter nicht unter — 2° C. zu sinken. °) In Folge dessen haben wir den grössten Spielraum jährlichen Temperaturwechsels im Küstenwasser des baltischen Beckens auf 27° bis 28° C. anzusetzen. Der Spielraum der Schwankungen in den mittleren monatlichen Temperaturen beträgt aber während des sanzen Jahres nur etwa 15° bis höchstens 20° C. Eben so viel beträgt der äusserste Spielraum aller Temperaturschwankungen im Küstenwasser des baltischen Beckens während der Sommermonate, in welche die Zeit der Regsamkeit des Molluskenlebens fällt. *) 4) Da mir die Einsicht der Originalbeobachtungen: nicht zu Gebote steht, so vermag ich nicht anzugeben, woher die Unterschiede beider Reihen herrühren. Die zweite Reihe scheint übrigens an einer steiler sich abtiefen- den Küste angestellt zu sein, und überhaupt mehr Zutrauen zu verdienen. Oersted folgert aus ihr, dass die mittlere Jahrestemperatur des Meereswassers bei Kopenhagen um 0,6 grösser ist, als diejenige der Luft. 2) So erhob sich die Temperatur des Küstenwassers bei Hapsal im Sommer 1834 bis auf 250 C. (Haller, Specimen Topogr. medicae Reval., Diss. inaug. 1836, p. 25) bei Sweaborg « 1842, Aug. 18. » 189,5 C. (3am. Tuiporpasuueek. Alenapramenra, yacrs II, p. 481). « « 1843, Juli 7. » 200,6 CE. (Ebend. yacrs III, p. 434). « « 1844, Aug. 11. » 180,2 C., und auf 5 Faden Tiefe 160,9 C. (Ebend. sacıe IV., p. 456). 3) Nächst den obigen Beobachtungen Dau’s, stehen uns die im Hafen von Sweaborg, Helsingfors gegenüber, angestellten zu Gebote (3au. Tuiporpaeuyeckaro Aenapr.). Als niedrigste Temperatur im Laufe des Winters wurde beobachtet: 1842, Dezember 30. und 31 — 00,25 C. (l. c. vacıs II, 1844, p. 481). 4843, Februar und März — 09,87 C. (l. c. yacrs III, p. 434). r 1844, Februar 18. ? — 19,7 C., an der Oberfläche; und — 09,5 C. auf 5 Faden (l. c. wacrs IV, p. 436). 4) Die Temperatur des Küstenwassers schwankte während des Sommers verschiedener Jahre: zwischen 14° bis 219 C. bei Reval (Haller I. c. p. 24. In kalten Sommern nur zwischen 41° bis 160,2 schwankend). « 10° « 25° C. bei Pernau (Göbel, I. c. p. 7, p. 29 und p. 55). « 15° « 200 C. bei Hapsal (Fick, in der Mediz, Zeitung für Russland, 1844, p. 159). « 150 « 21° C. bei Dubbeln, ohnfern Riga, und bei Dobberan (W. Sodoffsky, das Seebad zu Dubbeln 1839, p. 35). a 419 « 250 C. bei Swinemünde u. Travemünde (F, Liebholdt, die Heilkräfte der Meerwasser, 1837, p. 15). Zoologısch geographische Folgerungen. 379 Wenn wir aus der Nordsee in die Ostsee hineinrücken, so vermindert sich der Salzgehalt des Meerwassers rasch, fast sprungweise, um 1'/, Prozent, und je tiefer wir gegen die blinden Enden der Ostsee hineinrücken, desto mehr nimmt der Salzgehalt allmälig ab. Zwei und eine halbe Meile östlich von Gothland fand Horner') den Salzgehalt der Ostsee 1,673 Prozent. Bei so schwachem Salzgehalte der hohen See kann also, hier im baltischen Becken, nie ein in dem Grade starker Wechsel eintreten, als wir (p. 370 dieser Abhandlung) ihn in der Nordsee erfahren haben, wo er bei Cuxhaven von 1,76 bis 3,12 Prozent wechselte. In der That lässt sich im Salzgehalte des Küstenwassers eine allmälig abnehmende Progression erkennen, je tiefer wir gegen die blinden Enden der Ostsee hineinrücken. Es fanden sich nämlich: bei Düsterbrook, ohnfern Kiel, nach Pfaff 1,7 Prozent?) Salzgehalt. « Travemünde, nach Marcet 1,6 « « « Dobberan nach Link \ 1,7 « « « Zoppot, ohnfera Danzig, nach Lichtenberg 0,7 « « « Dubbeln, nach Seetzen 06 « « « Pernau, Hapsal und Reval, nach Göbel 0,6 « « Das Verhältniss der einzelnen Salze zu einander anlangend, so fand Göbel?) das Meerwasser der Küsten Ehstland’s, demjenigen des Meerbusens von Forth, der Seebäder bei Venedig, und der Südküsten der Ärymm ähnlich. Im Vergleiche mit dem Meerwasser bei Kiel und Travemünde ist es reicher an Kali- und Kalkgehalt, aber viel ärmer an Talk- erde. Der Kalkgehalt des Meerwassers der Küsten Ehstland’s ist im Verhältnisse zum Chlor mindestens 4 Mal so gross, als an den Küsten des Pontus; der Talkgehalt aber nur halb so stark als dort, denn Göbel fand folgendes Verhältniss: Chlor 1, Schwefelsäure 0,127, Kalkerde 0,0758, Talkerde 0,0539. 4) Bas Polar-Becken. ‘) Wegen der besonderen Beziehung, in welcher die Ausbeute meiner Reise, an Mol- lusken, zu der Nord-Polarfauna steht, wollen wir den physikalisch - geographischen Ver- hältnissen des Nord-Polarbeckens auch eine besondere Aufmerksamkeit widmen. 1) A. v. Krusenstern, Reise um die Welt, Theil II, p. 151 bis 153. Die erste Angabe über den gerin- gen Salzgehalt der Ostsee verdankten wir Marcet (Gilbert, Annalen der Physik, Band I, 1819, p. 135 u. 149). Dieser fand, nördlich von Bornholm, den Salzgehalt 0,65 Prozent. Eine offenbar unter ganz ungewöhnlich stören- den Einflüssen angestellte Beobachtung. 2) Die hydrographisch - topographische Konfigurazion bringt es vorzugsweise mit sich, dass das Wasser des Kieler Hafens, sobald dieser mehrere Wochen mit einer ungebrochenen Eisdecke belegt ist, durch den Zustrom der Schwentine bis auf einen kaum merklichen Salzgehalt ausgespült wird, (vergl. Forchhammer a. a. O. p. 80). Das- selbe wies schon vor Jahren Sodoffsky (das Seebad zu Dubbeln 1839, p- 37, p. 40) für Dubbeln nach, indem dort der sommerliche Salzgehalt von 0,6 Prozent, unter der Eisdecke bis auf 0,143 Prozent sank. 3) Das Seebad zu Pernau p, 48. 4) Das Wort «Polar - Becken» ist uns in der zoologischen Geographie unentbehrlich. Mindestens in dieser Beziehung hat also John Ross Unrecht, wenn er behauptet, (The Athenaeum, 1847, No. 1025, p. 645) dass Barro w dieses Wort unnützer Weise eingeführt habe. * 380 Mollusken. Temperatur des Polar-Beckens. Die Umgebungen des Poles sind, so weit man bisher vorgedrungen, von beständigem Eise umgeben; man nennt sie die «Zone des ewigen Polareises.» Die ‚Grenzen dieser, der Schneelinie auf den Höhen des Festlandes entsprechenden, Zone sind, wie beereiflich, keine beständigen, sondern rücken im Winter weiter gegen Süden vor, dagegen im Sommer ein beträchtlicher Rand des sogenannten «ewigen» Polareises weggeschmolzen, insbesondere aber durch Sturmeswogen zerbröckelt, und durch Strömungen in südlichere Breiten fortgeschwemmt wird, wo diese Eismassen aufthauen.- Die Wintergrenze des Polareises schildert unser gegenwärtig vorzüglichstes Lehrbuch der physikalischen Geographie *) folgenderweise: sie umzieht Labrador, schliesst die Baf- finsbay ohngefähr am Polarkreise ab, umzieht das südliche Grönland, schneidet den nörd- lichen Theil von Island, geht, mitten zwischen dem Nordcap und Spitzbergen durch, nach dem südlichen Nowaja-Semlja. Das asiatische und amerikanische Eismeer sind bis an die Küsten gefroren. Diese Wintergrenze des Polareises hält sich also noch um etwas nördlicher, als die Grenze des «nördlichen kalten Klima’s», obgleich beide einander ziemlich "nahe treten, da man die Isotherme von 0°, durch Cumberlandhouse in Kanada und durch Island, beim Nordcap vorbei, zieht. Ä 5 Wollte man, statt der vielfach gezackten, und je nach den Jahren sich ‚verschieden gestaltenden Sommergrenze des Polareises, den ihr zunächst kommenden Parallelkreis als Haltpunkt benutzen, so würde man sich wohl für den 75sten Breitengrad entscheiden müssen. Einer Einbiegung (im Vergleiche mit dem genannten Breitengrade) der wahren Sommergrenze bei Spitzbergen, entspräche dann eine ähnlich geformte Ausbiegung in der Höhe der Beringsstrasse; denn, abgesehen von Stürmen, Strömungen u. s. w. ist die Kon- figurazion der Küsten von wesentlichem Belange. Uebrigens ist es mehr als wahrschein- lich, dass die Sommergrenze in eben so naher Beziehung zu einer Isothere, wie die Win- tergrenze zu einer Isochimene stehen müssen, deren Verlauf und Werth sich aber bisher noch nicht genauer angeben lassen. Uebrigens bildet dieses sogenannte ewige Polareis auch in sich keine völlig ununter- brochene Decke. Die grosse, von Wrangell beobachtete Polynja, wird von ihm als eine beständig vorhandene nachgewiesen. Aehnliche, wenngleich kleinere Oeffnungen, scheinen vielfach im Polareise vorzukommen. Ferner deuten die bisherigen Erfahrungen darauf hin, dass wenn es, wie wohl vermuthet werden darf, am Pole eine ausgedehntere Ländermasse gibt, die Küsten dieser Ländermasse im Sommer eisfrei sein müssen. In solchem Falle hätten wir uns die Masse des Polareises während des Winters dicht mit den Küsten ‚jenes muthmaasslichen Polarlandes verbunden, während des Sommers dagegen von ihm durch einen ringförwigen Streif offenen Wassers getrennt, vorzustellen. Obgleich es in der physikalischen Geographie im Allgemeinen gilt, dass die Bestän- *) Studer, Lehrbuch der physikalischen Geograhphie und Geologie, U, p. 335. [ ‚ Zoologisch-geographische Folgerungen. 381 digkeit der Meerestemperatur um so geringer ist, der Wechsel der Jahreszeiten um so grösser, je höher die geographische Breite, so scheint doch in der Nähe der Grenzen des Polareises die Meerestemperatur sich stets ziemlich nahe vom Gefrierpunkte des süssen Wassers zu erhalten. Auch ist es längst bekannt, dass in den Polargegenden, zumal in der Nähe der Küste, der Spielraum der Lufttemperatur viel geringer ist, als in mittleren Breiten. Martins‘) fand deshalb auch, dass die Temperatur des Eismeeres mitten im Sommer derjenigen der Luft ziemlich gleich ist. Es entfernt sich nämlich die Temperatur der Oberfläche des Eismeeres, insbesondere in der Nähe thauender Eisfelder, Eisblöcke und Schollen, nur unbeträchtlich von 0°, als dem Minimum, welches Martins”) im Sommer beobachtete, und zwar nicht nur im Hohen, sondern sogar in umittelbarer Nähe der Gletscher. Im Winter sinkt die Tempe- ratur der. Oberfläche bis auf ein Paar Grade unter 0°. ®) Wir können etwa 2°,5 C. als die ohngefähre sommerliche Durchschnittstemperatur des Küstenwassers vom Eismeere ansehen, zumal dort, wo sich das Eis selbst im Sommer nicht allzuweit von den Küsten entfernt. Bei Annäherung des Eises sinkt die Temperatur der Meeresoberfläche leicht bis in die Nähe des Gefrierpunktes, aber, nach Martins, selbst in der Nähe eines Gletschers, im Juli und August nie unter den Gefrierpunkt hinab; dagegen sie, wenn das Eis sich entfernt hat, bis 4°'/, C. steigen kann. ®) Durch die Annäherung an Küsten, welche mit Gletschern bedeckt sind, wird eine 4) Comptes rendus 1. c. p. 333. ? 2) Gaimard, Voyage en Islande et au Groenland, sur la corvette Recherche; Geographie physique, Tme II, p- 279, 281 und 322. Martins scheint sich hier nicht scharf genug auszudrücken, wenn er behauptet, dass die Sommertemperatur des Eismeeres derjenigen der Luft nahe komme. Die Sonnenwirkung ist bekanntlich im Polar- meere beträchtlich genug, um das Pech auf den Schiffen schmelzen zu können. Durch das schmelzende Eis wird aber die Temperatur des Wassers stets in der Nähe des Thaupunktes erhalten, und hierdurch die Lufttemperatur hinabgedrückt. 3) So fand Ross (Antarctic Voyage Il. c. I, p. 200) in uahe 730 s. Br. am 18. Januar- an der Oberfläche — 109,14 €., und wiederum dieselbe Temperatur unter 700 s. Br. am 27. März. 4) Dass dieses z. B. für Nowaja- Semlja gilt, können wir aus den daselbst angestellten Beobachtungen der Lufttemperatur folgern. Bei einer mittleren Temperatur von — 80,9 C. (Baer, im Bulletin scientifique de l’Acad. de St.-Pelersb., Tme II, No. 19, p. 144), und einer- Wintertemperatur von — 199,6, beträgt die mittlere Temperatur des Sommers dort 20,53. Am wärmsten Tage stieg die Temperatur bis auf 140,9 C.; im August gab es 4 Tage, welche über 9°, und im Juli 3 Tage, welche über, 70 erreichten. Wrangell beobachtete an den asiatischen Küsten des Eismeeres (Hlyremecrsie mo chBepabImb 6eperam& Cu6upu u mo aeaosntomy mopr, 1841, uacrs II, p. 211), östlich der Kolyma-Mündung, 100 Faden vom Ufer, in 10’ Tiefe die Temperatur des Küstenwassers, und fand: Juli 19. + 494 €. Juli 24. + 209,5 C. August 7. und 8. + 30,75 C. a Or « 30. 4906 « « 9. 499. « Sogar die Temperatur des Meerwassers einer Oeflnung im Eise (Polynja), welche Wrangell untersuchte, betrug noch fäst 202 C. Auch an der amerikanischen Küste des Eismeeres dürfen wir eine ähnliche Temperatur erwarten, da die Sommertemperatur der Luft bei der Melville-Insel 39,14, und in Boothia 50,09 beträgt; und zwar sind die Monate Juni (10,29), Juli (49,27) und August (30,72) die einzigen, deren mittlere Temperatur über 09 steht. 382 Mollusken. so grosse Abkühlung; des Meerwassers hervorgerufen, ‘) dass es in grösseren Tiefen als 70 metres, mit zunehmender Tiefe mehr und mehr unter 0° sinkt, und zwar durch- schnittlich bis auf — 1°,75 C. Die Eigenthümlichkeiten der Temperatur im Atlantischen Arme des Polarbeckens anbelangend, haben wir hervorzuheben, dass die erwärmende Wirkung der Ausläufer des Golfstromes sich im Eismeere weit nordostwärts kund thut.”) Wir haben diesem Umstande nicht nur die starke Einbucht der Sommergrenze des Polareises bei Spitzbergen, und den höheren Stand der Durchschnittstemperatur der Luft daselbst, über derjenigen des Meeres, zuzuschreiben, sondern auch ein geringes Anwachsen der Temperatur des Meerwassers, überall wo man sich den Küsten des alten Kontinentes nähert, _so dass das Meerwasser in der Nähe des Nordcap’s im Juli bis 13° Wärme erreicht, °) und sogar südöstlich vom Nordcap, in der Richtung zum Weissen Meere, noch fühlbar erwärmt ist. Selbst in dem Polarmeere atlantischen Antheiles gibt es übrigens einzelne Stellen, an denen sich das Wasser auf dem Grunde um 6° bis 7° mehr erwärmt zeigt, als auf 100 4) Martins fand, dass noch auf 40 kilometres von einem Küstengletscher Spitzbergens das Meer nur 10,70 C., auf bis 60 kilom. schon 20,66, und auf bis 80 kilom. schon 30,75 Wärme zeigte. (Vergl. auch I. c. p. 348). 2) Parry (Attempt to reach the North - Pole, 1828, p. 1U) war der Erste, der dieses nachwies.. Parry verfolgte namentlich im Meridiane von Hammerfest unter 720\/, n. Br. einen Ausläufer vom Golfstrome, der sich zwischen Spitzbergen und dem europäischen Festlande verläuft, und dessen Temperatur zu Ende April und zu . Anfang Mai 49,4 C. betrug, während sowohl südlicher als nördlicher von diesem Striche die- Temperatur des Meer- wassers rasch in die Nähe des Nulpunktes sank. Martins bestätigt (l. c. p. 281) Parry’s Beobachtung; er maass zwischen der norwegischen Küste und Grönland an der Oberfläche des Meeres: zwischen 7001/, n. Br. bis 749 50,34; zwischen 740 bis 779, 30,92, und zwischen 77° und 7901/,, 20,68 C. Das dort beobachtete Maximum betrug an der Oberfläche 79,3. 5) Acerbi, (Voyage au Cap-Nord, Tme III, 1804, p. 354) beobachtete folgende Temperaturen des Meerwassers Juli 19., in der Nähe des Nordcap’s 7°. » 20., zwischen dem Nordcap und Alten 13°, » 21., dicht am Ufer bei Alten 130. Am 8. Juli betrug, nach Martins (l. c. p. 288), die Temperatur des Meerwassers an der Oberfläche im Fjord von Hammerfest 8%,5. Dass diese Temperaturgrade zu hoch für rein locale Erscheinungen jener Gegenden sind, beweist z. B. Skjöldebrand’s Beobachtung von 20 C. zu Anfang Juli im Innern des Fjord’s von Alten (Skjöl- debrand’s Reise, übersetzt von Ehrmann, 1805, p. 209). Ich selbst maass, noch östlich der Fischer-Halbinsel (Psı6auii) an der Küste des Russischen Lapplandes, 99 C., am 2!/,, August (Baer und Helmersen, Beiträg ezur Kenntniss des Russischen Reiche s,11tes Bändchen, p, 140) und erfuhr, dass das Meer in der Gegend des Hola-Busens eine höhere Temperatur seines Wassers auch deutlich dadurch bekunde, dass es im Winter stets offen ist, und deshalb zahlreichen Schaaren von Wassergeflügel zur Zuflucht dient. An der Südküste von Island, bei Reikiawik (64° n. B.) sind die besten hierher gehörigen Beobachtungen im Atlantischen Arme angestellt (Gaimard, Voyage en Islande et au Groenland, Physique, 1838, p. 493, 497 und 536). Das Mittel fünfjähriger Beobachtungen, welche zwischen Mittag und 5 Uhr Nachmittags, zur Zeit des tiefsten Ebbenstandes angestellt wurden, ergab folgende mittlere Temperaturen des Küstenwassers an seiner Oberfläche: Mai Juni Juli August Septemb. October November Dezember 79,30 €. 9025 C. 109,98 C. 99,96 C. 79,00 C. 309,68 c. 2055 c. 2910 C. Im Jahre 1833 stieg die Meerestemperatur sogar bis 130,4 Durchschnittstemperatur für den Juli. Zoologisch-geographische Folgerungen. 383 bis 200 Klafter Tiefe, was man bisher nur durch die Annahme einer an solchen Oertlich- keiten grösseren Erdwärme zu erklären vermag. Die Vulkane und heissen Quellen Island’s und van Mayen's geben hierzu mehr als hinreichende Veranlassung. Aber auch bei Tiefen, welche unter 50 metres betragen, fand Martins‘) die Meerestemperatur auf dem Grunde bisweilen unbedeutend höher als an der Oberfläche; ein Verhalten, welches’er der Wir- kung der Sonnenstrahlen auf den Meeresgrund zuzuschreiben geneigt ist. Es fehlen mir zwar die nöthigen Angaben für die Temperatur des Küstenwassers an den Westküsten des Atlantischen Armes vom Polarbecken, doch scheint mir eine Mittheilung über die ungewöhnliche Fluthhöhe in der Cap-Cod-Bay besonders berücksichtigenswerth, da das Cap Cod, in welches die hornförmig gestaltete Halbinsel Barnstable, die äusserste Landzunge von Massachusetts, ausläuft, seit Gould’s klassischer Beschreibung der Mol- luskenfauna jener Küsten, eine besondere Bedeutung für die Geographie der Mollusken gewonnen hat. Mills”) macht nämlich darauf aufmerksam, dass die Fluth im Grunde der Bay von Fundy, die, nur im innersten Winkel des Kanales von Bristol ihres Gleichen findende, Höhe von 75’ erreicht, und immer noch 17’ bis 18° Höhe, in der Cap-Cod-Bay, welche als die südlichste Ecke der Fundy-Bay zu betrachten ist. Dagegen erhebe sich aber die Fluth in der Buzzards-Bay, die, durch einen nur 7 engl. Meilen breiten Rücken (Sand- wich-Neck) geschieden, von Südwest her der Cap-Cod-Bay gegenüber liegt, nur 4'/,' hoch, und noch weniger, je mehr man südwärts geht. Indem ich nun, gegen Mills, der Erklärungsweise Clement’s beistimme, welcher die Hauptursache in der Konfigurazion der Küste und in dem Zusammendrängen des Wassers innerhalb der engen Buchten Fundy und Cod sucht, möchte ich ausserdem noch den Zusammenstoss der Nordwestgrenze des Golfstromes mit dem in entgegengesetzter Richtung zwischen Neufundland und Labrador, nebst der Küste von Neuschottland, in südwestlicher Richtung hinabfliessenden Aus- läufer der «arktischen Strömung» insbesondere anschuldigen. In Folge solchen Zusam- menstosses müsste das Wasser der Buzzards-Bay fühlbar wärmer, als dasjenige der Cap- Cod-Bay sein. Dieser Unterschied mag sich jedoch nur auf die Sommerzeit beschränken, da wir durch Mills erfahren, dass die Häfen der Fundy- und Cod-Bay (Boston, Ports- mouth, Portland) der hohen Fluth wegen im Winter weit weniger mit. Eis verstopft sind, als selbst der Hafen von New-York. An den Russischen Küsten des Eismeeres ist mir kein solches Zusammentreffen ver- schieden erwärmter Strömungen bekannt. Die Fluth erreicht an ihnen ihre grösste Höhe im äussersten Westen, wo ich, im Warangerfjord, über 2 Klafter maass. Nur am eng- halsigen Eingange in das Weisse Meer (westlich, bei Tri-Ostrowa, und östlich, bei Mesenj) 1) L. c. p.. 327. i 9) R. Mill’s, The American Light-House Guide, Washington; angezeigt von Clement, in den Heidelberger Jahrbüchern der Literatur, 1848, 41ster Jahrgang, März und April p. 274, und besonders p. 279. 384 Mollusken. | steigert sich diese Fluthhöhe bis auf 3 Klafter, *) nimmt aber im Ganzen mehr und mehr ab, je mehr wir ostwärts rücken, so dass sie bei Waigatsch und an der Westküste von Nowaja-Semlja nur 3'/,, an der Südküste nur 2'/,', beträgt, und endlich im Taimyr- busen von mir nur 2" Fluthhöhe gemessen wurden. In Bezug auf die Eigenthümlichkeiten der Temperaturverhältnisse des Berings-Armes vom Polarbecken haben wir vorerst hervorzuheben, dass hier sowohl die Sommer- als auch die Wintergrenze des Polareises, weit mehr als im Atlantischen Arme südwärts herabtritt. Die Ursache hierzu finden wir leicht genug in der Küstenkonfigurazion des enghalsigen und inselbesäten Beringsmeeres. Uebrigens verhalten sich. die Temperaturen am Eingange des Polarmeeres in den Berings- Arm den früher für das Eismer in der Gegend Spitzbergens mitgetheilten sehr nahe. Wir verdanken eine hübsche Reihe von Beobachtungen der Meerestemperatur im - Berings- Arme den Bemühungen Beechey’s (Capt. Beechey, Narrative of a voyage to the Pacific and Beering’s Strait, 1831, Part. Il, Appendix, p. 732). Dieser beobachtete während des Juli und August im Beringsmeere: Zwischen der Berings- und Matthäus-Insel: Zwischen der Matthäus- und der St. Lorenz- (nahe 59° n. Br.) Insel: (über 61° n. Br.) bei 600’ Tiefe 7°,22 C. 'bei 30’ Tiefe 50280. «A200 REN HN DENT ANNE „W 30,33 « « 1%62° «1,72 « « 120 « 1°.89 « « 3652 « MT « « 120 « — 07,83 « (im Juli). a Be ne in August). «180 «“070— 0083 « (2 Beobacht.) a ar er « 600 « + 0028 « «12007 7 «= 0028 « Die Höhe der Temperatur an der Meeresoberfläche richtet sich übrigens, wie man sich davon bei näherer Einsicht überzeugen kann, nach der grösseren oder geringeren Entfernung des Eises. Deshalb maass Beechey (l. c. p. 531) bei der St. Lorenz - Insel — 0°,55 GC., dagegen, fast 7 Breitengrade nördlicher, beim Icy-Cape -+- 1°,66 C.; oder es fiel gar an einem und demselben Tage das Thermometer beim Eingange in den Kotzebue-Sund von 6°,11 auf 39, C. (l. e. p. 536). | Es scheint, übrigens, dass wir.diese, am 16. August beobachteten, 6°,11 €. als nahe die höchste Temperatur anzusehen haben, welche das Küstenwasser unter jenen Breiten (67°) im Beringsmeere erreicht. | | *) Je tiefer wir in das Weisse Meer hineinrücken, desto geringer ist die Fluthhöhe, so dass sie im äusser- sten Grunde des blinden Sackes kaum 7’ beträgt (3annckn Tuıporpasnyeckaro Aenaprauonna Mopckaro Munucrep- ert»a, yacrk II, crp. i56 m Tabauna K2 cTp. 376). Zoologisch-geographische Folgerungen. 385 Bei näherer Betrachtung entdecken wir zwischen der Meerestemperatur der West- und der Ostküsten des Berings-Armes ein völlig analoges Verhalten, wie im Atlantischen Arme. Das Wasser der Westküsten ist, unter gleichen Breiten, bedeutend kälter als dasjenige der Ostküsten. Erman) beobachtete in der Awatscha-Bay Kamtschatka’s an einem 6” tief einge- tauchten Thermometer 4°,9 und 5°,6 C. Da dieses am 29. September statt fand, so dürfen wir vermuthen, dass die höchste Temperatur des Küstenwassers daselbst nicht 10° C. erreichen mag. In dieser Annahme werden wir durch die Berücksichtigung der Lufttemperatur bestärkt. *) Horner war der Erste, der Angaben über die Temperatur des Ochotskischen Meeres veröffentlichte. Er fand, dass die Temperatur der Oberfläche im Hohen bis 12° C. erwärmt werden konnte, während doch im Grunde bis — 2° vorkommen. Die negativen Temperaturgrade beginnen von etwa 100’ Tiefe an, nehmen nun bis 150° Tiefe rasch ab, um dann in grösseren Tiefen unverändert auf — 2° stehen zu bleiben. ?) Solche Tem- peraturverhältnisse reichen bis in den äussersten Süden des Ochotskischen Meeres. Erman’s an der Oberfläche angestellte Beobachtungen deuten auf einen Streifen, um 50 Proz. erkalteten, Wassers hin, der die Osthälfte des Ochotskischen Meeres einnimmt.‘) Meine eigenen, an der Südküste des Ochotskischen Meeres angestellten, Beobachtun- gen über die Temperatur des Küstenwassers, welche sich insbesondere auf das Leben der Meerespflanzen und Meeresthiere jener Gegenden beziehen, weisen einen sehr grossen 4) Reise um die Erde, Band III, p. 545. 2) Bei einer mittleren Jahrestemperatur von 20 C. hat, Kamtschatka unter 560,4 C. n. Br., am Meere, eine mittlere Sommertemperatur von 120,6 C.; dagegen treffen wir selbst unter 61° n. Br., an der Küste Norwegens, noch eine mittlere Jahrestemperatur von 40,2 C., bei einer mittleren Sommertemperatur von 160,3 C. (Studer, 1. c. pP. 399). -3) Krusenstern, Reise um die Welt, 4842, Theil III, p. 134. Horner beobachtete nämlich: Unter 53° n. Br., an der Oberfläche: Ebendaselbst in verschiedenen Tiefen: August 3., + 120,12 C, Aug. 23, in 6907 Tiefe _ 90 c. Aug. 23., in 128’ Tiefe, — 00,2 C. Krn2Dn 90995 « 2 « 660 « a a ae «123., 79,87 « « 3, 04807 u — 15 «a animal «+ 29,0“ “ 23., «360 « } Ne — «uU «. +505« « — «10 « Re USA ie HER Der Südspitze von Sachalın entsprechend, beobachtete Horner sogar noch unter 46° n. Br., am 17. Mai, 19,62 C. an der Oberfläche, und 0° auf 360’ Tiefe, 4) L. c. III, p. 129. Er beobachtete, während er von Ochotsk nach Kamtschatka, fast in einem und demselben Parallelkreise, segelte: Juli 28. + 109,10 C. August 4. 79,6 C. « 29. DET ws: 49,6 « (unter 1540,5 Länge). « 930. nd «a 6. 69,5 « « 31. 86 « es. 80,6 « Aug. 2. 86 « Middendorff’s Sibirische Reise, Bd. II. Thl. 1. 49 386 Mollusken. Spielraum täglichen Temperaturwechsels im Küstenwasser nach; er kann bis 8° C, errei- chen. An einem und demselben Tage zeigt sich das Meer bis unter + 2° C. erkaltet, oder bis über 8° erwärmt, je nachdem die Temperatur seiner Oberfläche bei Ebbe oder Fluth gemessen wird,‘) oder, genauer ausgedrückt, je nachdem wir die Temperatur in den Strömungen, welche vom hohen Meere oder von der Küste kommen, messen, oder auch in den Wasserwirbeln, welche zwischen jenen Strömungen bestehen. Wir haben hier zum ersten Male ein Beispiel dafür vor uns, dass der Spielraum täglicher Schwankung. der Lufttemperatur ausnahmsweise fast doppelt geringer sein kann, als derjenige der Meeres- temperatur an demselben Orte. Auch die nördliche Hälfte des Ochoiskischen Meeres scheint sehr ähnlichen Tempe- raturverhältnissen unterworfen zu sein, gleich den eben erörterten.”) In vollkommenem Gegensatze zu dem bisher beleuchteten Verhalten der Temperatur des Meerwassers an’ den Westküsten des Berings- Armes finden wir, scheint es, an den Östküsten desselben, unter gleichen Breiten, nicht sowohl eine höhere. Temperatur des Meerwassers, als vielmehr eine ungewöhnlich grosse Beständigkeit seiner Temperatur. Diese Beständigkeit gilt nickt nur für einer und denselben Ort bei verschiedenen Jahres- zeiten, sondern auch für die höchst langsame Temperaturzunahme, wenn wir von Sitcha südwärts ‚bis Oberkalifornien hinab gehen. Von Sitcha bis zur früheren russischen. Kolonie Ross (Bodegas) hinab, scheint das Küstenwasser sich gar nicht oder nur unbeträchtlich ı 4) Das Thermometer auf !/,’ Tiefe eintunkend beobachtete ich: Am Cap Dshukdshandran, Juli 13., Morgens h. A1, bei beginnender Ebbe 80,37 C. « « 414, « h. 9, bei beginnender Fluth ‘80,62 a Ebendaselbst, nördlich der Geröllbank, « 45,, « « i « 40,25 « « südlich der Bank, nach warmem Sonnentage, « 45., Abends « Tine 119,5 a @ nördlich der Bank, « 46., Morgens h. 10, « a 49,25 « « südlich der Bank, « A16., Abends, a « 90,75 a « nördlich der Bank, « 46., Abends, a « 412 a Mitten im Fahrwasser zwischen dem Cap Dugandsha und \ der Insel Medweshij «. 48., Abends, « NR 20,87 « An der Insel 'Aehae, Südostspitze August 5., Nachts, (bei steig. Flu.a u. beg. Ebbe) 19,87 « « Nordostspilze a — Morgens, « « 205 « Zwischen Aehae und Utitschej), nahe dem Letztgenannten, « — Mittags, bei voller Ebbe 30 « In der Jakschina-Bucht der Gr. Schanterininsel, a — Nachmiltags nnd Abends, bei steigender Fluth von 40,37 bis allmälig 80,0 a Im Grunde der Tugur-Bucht « 20. bis Septbr. 1. « .80,6 bis 80,87 ı« Inder Uljban-Bucht Septbr. 18. 69,5 2) Erman beobachtete dort, an der Oberfläche des Meeres: Bei Ochotsk, am 31. Mai -+ 30,6 bis 4°, (1. c. II, p. 25 und 56). « am 20. und 21. Juni 79,0 bis 8°, (ebend. p. 111). Zwischen Ochotsk und dem Tigil am 4. August 20,5 bis 30,3 Nur 38 Seemeilen vom Tigil, am 7. August 4947 (ebend. p. 122, 123). Noch näher zur Küste 69,70. Zoologisch-geographische Folgerungen. 387 mehr zu erwärmen, als die höchste Temperatur des Ochotskischen Meeres beträgt, nämlich bis 10° oder höchtens 12°; dagegen sinkt aber die Meerestemperatur bei: Ross auch im Winter wohl kaum unter 7°, und selbst bei Sücha nie so tief als im Ochotskischen Meere. ') | Im innigen Zusammenhange hiermit dürfen wir voraussetzen, dass die Meerestem- peratur nordwärts von Sitcha mit doppelt so jähem Sprunge abnehmen müsse als im Atlantischen Arme. Da wir nämlich ‘wissen, dass schon im Beeringsmeere die Temperatur des Polarmeeres statt findet, so vertheilt sich also an der Ostküste des Berings-Armes die Abnahme der Meerestemperatur um eine gleiche Anzahl Wärmegrade, auf eine zwei Mal geringere Anzahl Breitengrade als im Atlantischen Arme. Es scheint also die 80 Meilen lange Halbinsel Aljäska in der That eine strengere 'Temperaturscheide für das Küsten- wasser abzugeben. Herr v. Baer hat schon früher auf den Gegensatz aufmerksam gemacht, dass auf der nördlichen Seite dieser Halbinsel Wallrosse und Eisfüchse, auf der südlichen aber, die uns aus unseren Kolonien so häufig zukommenden Kolibri vorkommen. Es scheint mithin die Analogie zwischen der Halbinsel Barnstable, an der Ostküste, und der Halbinsel Aljäska, an der Westküste Nord-Amerika's, in Bezug auf das Verhal- ten der Meerestemperatur nördlich oder südlich von ihnen, eine sehr ausgesprochene zu sein. Direkte Temperaturbeobachtungen aus jenen Gegenden wären ein grosser Gewinn für die zoologische Geographie. | Was den Salzgehalt des Polarbeckens anbelangt, so haben wir uns schon früher (p- 369) nach Forchhammer’s Untersuchungen über den geringen Beirag desselben in der «arktischen Strömung» geäussert.‘) Marcet sprach dieses zuerst aus,?) schloss aber, da das von Ross in der Davis-Strasse, aus 480’ Tiefe, emporgeholte Wasser 3,9 4) Ich kenne zwar keine in jenen Meeren angestellte Temperaturbeobachtungen, doch erlauben uns die Angaben, welche,wir über die Lufttemperatur jener Orte besitzen, wohl eine ziemlich angenäherte Schlussfolgerung. Erman (Archiv für wissenschaftliche Kunde von Russland, I, p. 569, 576, 577), der die mittlere Jahres- temperalur der Luft in Ross auf 90,27 feststellt, berichtet, dass dabei die Temperatur des kältesten Tages, d. h. am 4. Februar, 60,92, die des wärmsten, d. h. am 5. August, 110,68 betrug. Die mittlere Temperatur des Winters ist 70,25; die des Frühjahres 80,51; die des Sommers 110,31; die des Herbstes 100,00; so dass also keine Gegend der Erde bekannt ist, in welcher unter demselben Breitenkreise (390 n.‘Br.) eine so niedrige Jahrestemperatur berrschte. Da Erman selbst die Ursache dieser Erscheinung in der Tenıperatur des Meerwassers sucht, so dürfen wir wobl an der sehr grossen Gleichmässigkeit der Meerestemperalur jener Küsten nicht zweifeln. Die Temperatur des Küstenwassers bei Sitcha, (59% n. Br.) muss derjenigen an den norwegischen Küsten in der Gegend von Drontheim, (etwa 63° n. Br.) so ziemlich gleich kommen, da die Lufttemperatur Bergen’s mit der- jenigen Sitcha’s, bis auf die kältere Winterlemperalur des ersteren Ortes sehr übereinstimmt. (v. Baer, im Bullet. scient. de l’Acad. de St.-Petersb., Tme V, No. 9, 10). 2) Auch das Weisse Meer hat denselben geringen Salzgehalt, wie das Polarbecken überhaupt. Marcet (Gilbert, Annalen der Physik, 1819, Band I, p.134, 149) untersuchte dessen Salzgehalt in der Mitte des Beckens, und fand ihn 3,22 Prozent betragend. Der geringe Ertrag unserer Salzsiedereien an der Onega-Bucht des Weissen Meeres ist bekannt. 3) Gilbert, Annalen der Physik, 1819, Band I, p. 134, p. 149). 388 Mollusken. Prozent Salz, das unter 70° n. Br., in der Höhe der Insel Mayen, an der Oberfläche ge- schöpfte aber nur 2,83 Prozent enthielt, auf ein salzigeres Wasser in grösseren Tiefen. Möglicher Weise kommt dasjenige Salz, welches beim Gefrieren an der Oberfläche des Meeres ausgeschieden wird, dem Wasser der Tiefen zu gute. Unter anderen Bedingungen bildet dieses ausgeschiedene Salz dicke Schichten auf dem Eise selbst (Rossol), welche uns Wrangell anschaulich geschildert hat. Wir wissen auch, dass solche Ausscheidun- gen des Salzes aus dem Meerwasser bei schnellem Gefrieren minder au Bulle) geschehen, als bei langsam zunehmendem Froste. Ueber die Süsse des Wassers an der Oberfläche des Polarbeckens atlantischen An- theiles stimmen alle Polarfahrer, wie Fischer, Scoresby, Parry') ete., überein. Wrangell?) fand das Wasser an den asiatischen Küsten des Eismeeres ebenfalls wenig gesalzen. | | ' Ueber den gleichfalls geringen Salzgehalt des Berings-Armes erlauben uns die Unter- suchungen des Salzgehaltes im Ochotskischen Meere einen Schluss. Erman?°) gibt, nach einer nicht sehr genauen Analyse Koslov's, den Salzgehalt des Ochotskischen Meeres bei den Salzsiedereien in der Gegend von Ochotsk auf 3 Prozent an. Aehnlichen, aber noch geringeren Salzgehalt des Ochotskischen Meeres wies Horner‘) nach, dem wir die ersten Angaben über diesen Gegenstand für jene Gegenden verdanken; je mehr man sich der Amur-Mündung näherte, desto mehr nahm der Salzgehalt ab. Etwa 200 Schritte vom Ufer der Insel Medweshij schöpfte ich im Ochotskischen Meere eine Wasserprobe, deren Untersuchung ich der Gefälligkeit des Herrn Cand. A. Moritz verdanke. Das spezifische Gewicht dieses Wassers betrug bei 14° R. 1,0116, und durch Abdampfen wurde der Salzgehalt auf 1,7% Prozent bestimmt; mithin dem des Ponius recht nahe. Etwas salziger als das Ochotskische Meer ist wahrscheinlich der südliche Theil des Berings-Meeres. °) | Schliesslich wollen wir hier noch erwähnen, dass die Fluth auch im Beriogs-Arme um so geringer ist, je näher zum Eismeere. Bei der Si. Lorenz-Insel beträgt sie nur 4) Parry (Attempt, p. 81) fand sogar das spezifische Gewicht nur 4,0004; wonach das Wasser dem Ge- schmacke nach vollkommen süss gewesen sein muss. 2%) Oyremeecrsie, I, p. 211. 3) Reise um die Erde, Band HI, p. 53. 4) Horner fand (Krusen stern, Reise um die Welt, Theil IN, p. 140 bis 453) bei 100 R. das spezifische Gewicht des Meerwassers im Ochotskischen Meere: am Nordende von Sachalin 1,0212 beim Cap Elisabeth 1,0131 näher zur Amur-Mündung 1,0015; dabei dem Geschmacke nach vom süssen Wasser nicht zu unter- scheiden, 5) Horner (ebend.) bestimmte das spezifische Gewicht des in der Awatscha-Bay geschöpften Wassers hei 10° R. zu 1,0246. Zoologısch-geographische Folgerungen. 389 1'/,'; schon bei des Insel Atcha hat sie 5° Höhe; im Nootka-Sunde 9’; bei Kadjak und Sitcha bis 1" ja 16, ‘) und an der Cook's-Einfahrt bis 28’. ?) Am Eingange in den Tugur-Busen des Ochotskischen Meeres sahe ich die Fluth bis 21° hoch steigen. | SÜSSWASSER - und LAND - KOLLUSKEN. Ich werde mich bemühen, im Folgenden einige, nach Möglichkeit vollständige, Nach- weise über den zoologisch-geographischen Werth der Land- und Süsswasser - Mollusken zu liefern, welche, laut meinen früheren Angaben, in S’ibirien vorkommen. Unio. Der gegenwärtige Zustand der Systematik des Geschlechtes Unio ist ein noch so sehr verwirrter, dass es shwer fallen, ja unmöglich werden muss, in zoologisch-geogra- phischer Beziehung zu bestimmten Ergebnissen zu gelangen. Nur Andeutungen mögen aus folgenden Angaben gewonnen werden. Unio margaritifer L. ist eine zirkumpolare Art. Dass die ächte Fluss-Perlmuschel im höchsten Norden Europa’s vorkomme, ist eine bekannte Thatsache; sie reicht, sowohl in der Skandinavischen Halbinsel ®) als auch im nördlichen Russland, bis zum Eismeere hinauf. Allein wir erhalten neuerdings Beweise dafür, dass diese Art nicht nur polar, sondern sogar zirkumpolar ist. Schon Lea hatte nämlich die nordamerikanische Alasmo- donta arcuata Barnes für indentisch mit dem europäischen Unio margariifer erklärt; allein Gould‘) glaubte neuerdings dennoch wieder die Al. arcuata unter diesem Namen aufführen zu müssen, obgleich er die sehr grosse Aehnlichkeit derselben mit dem Unio margaritifer anerkannte. Philippi°), anfangs derselben Ansicht wie Gould, hat sich aber durch sorgfältige Vergleiche schliessiich davon überzeugt, dass die amerikanischen Exem- plare sich nicht im Geringsten von europäischen unterscheiden, und dass folglich 4lasın. arcuala unter Unio margaritifer einzuschalten ist. Es stände uns aber noch ein anderer Weg offen, um über die Verbreitung des Unio margaritifer, innerhalb Russland, zu einer, zwar nur vorläufigen, aber ungleich weiter hinaus als die Angaben unserer strenge-systematischen Wissenschaft reichenden, Kenntniss zu gelangen. Wir finden nämlich vielfach in geschichtlichen Urkunden, in statistischen Werken, und in manchen, übrigens keinesweges naturwissenschaftlichen Reisebeschreibungen, des Vorkommens von Perlmuscheln für verschiedene Gegenden erwähnt. Ferner stand dieser Gegenstand den Quellen der Hydrographie sehr nahe, und wir erfreuen uns in der 4) Blaschke, Topographia medica Portus Novi-Archangelscensis, 1842, p. 27. 2) Sanncru Tuaporpa®. Aenapr., II, ra6ıuma x% crp. 376. 3) Neuerdings innerhalb des Polarkreises bestätigt durch Boheman, im Archiv skandinayischer Beiträge zur - Naturgeschichte, von Hornschuch, 1845, Theil I, p. 307. 4) Invertebrata of Massachusetts, 1841, p. 114. 5) Zeitschrift für Malakozoologie, Jahrgang 1845, p. 75- 390 Mollusken. That auch in neuester Zeit einer Zusammenstellung aller perlführenden Flüsse Russland's von Seiten des unermüdlichen Sammlers aller hydrographischen Nachrichten, welche sich auf unser Reich beziehen. Stuckenberg macht‘) k Flüsse und Bäche Russland’s namhaft, von denen bekannt ist, dass sie Perlmuscheln führen. Vertheilen wir diese Fundorte zu Gruppen von zoolo- gisch-geographischem Werthe, so gewinnen wir folgende Angaben: A) Die Nordgrenze von Unio margaritifer reicht im europäischen Russland überall bis an das Eismeer hinauf. Von hier an südwärts ist die Perlmuschel durch ganz. Lapp- land verbreitet, kommt in den meisten der in das Weisse Meer, in den Onega-See und, in das Baltische Meer fallenden Bäche vor, und seht dann auch auf das Quellengebiet der Wolga hinüber. B) Die Südgrenze des so eben angedeuteten ununterbrochenen Areales, lässt sich im östlichen Wolgagebiete bis zum 56 Breitengrade (Swijaga) hinab verfolgen, und soll sich gegen Westen noch stärker südwärts ausbuchten, so dass diese Südgrenze im Fluss- gebiete des Dnepr sogar den 5isten Breitengrad erreicht. C) Das südlichste Vorkommen ist dasjenige an der Mündung des Don, unter nahe 47° n. Br. D) In S’ibirien werden Perlen in den Seen und Bächen Kamtschatka’ s, in Amur und in dessen Zuflüssen gefischt. In Bezug auf A kann ich, mit Hilfe der mir zu Gebote stehenden und gelegentlich von mir niedergeschriebenen Nachrichten, das obige Ergebniss im vollsten Maasse bestäti- gen, zugleich aber auch vielfach vervollständigen. Schon in den frühesten Zeiten war es ein lockendes Aushängeschild der öden, zwischen dem Eismeere, dem Weissen Meere und dem Botinischen Busen gelegenen Landstriche, dass die in ihnen fliessenden Bäche, die Mutterstätte perlführender Muscheln seien. Schon De Bruin”) erzählte, dass in den Flüssen des Russischen Lapplandes, Kola, Warshiga, Wusma und $Solia Perlmuscheln ge- fischt würden. Nächst der oben genannten Wars’uga, wird auch der in das Weisse Meer sich ergiessende lappländische Bach Ponoj, von Lepechin°), als ergiebig an Perlen des Unio margaritifer geschildert, und es kommt dabei die Weise zur Sprache, in welcher die Perlfischer jener Gegenden die Perlen vermittelst Einspeicheln zu erhärten suchen. Endlich habe ich selbst‘) neuerdings über die Perlmuscheln des Russischen Lapplandes Einiges 1) 3Rypnaas Munu. Haposa. Opocz., 1849, Mai, Ora. VI. — Wörtlich aufgenommen im Kypuaıs Man. Tocya. Unymecrsg, 1849, Ins, Cm&cs, p. 68; und Ctzepnoe Odospbnie, 1849, Auryers, Cubcs, p. 571. 2) Voyage de Corneille Bruin, par la Moscovie en Perse etc., Tme II, 1725, p. 54. Oder p. 17 der Originalausgabe, die ich früher unter den Händen gehabt. Offenbar entlehnte Schober aus derselben Quelle seine Angabe, welche Müller in der Sammlung Russi- scher Geschichte, Band VII, p. 12, uns mittheilt. | 3) Uyremwecrsie Ararennka Nenexuna, yacıp IV‘, 1805, p. 345. 4) Middendorff, Bericht über einen Abstecher durch das Innere von Lappland, in Baer u. Helmersen, Beiträge zur Kenntniss des Russischen Reiches, A1tes Bändchen, 1845, p. 145, 144 und p. 183. Zoologisch-geographische Folgerungen. _ 391 veröffentlicht, und darauf aufmerksam gemacht, dass sie dort, im höchsten Norden, eben so häufig als an der Grenze ihres südlichsten Vorkommens Perlen, und zwar mitunter von ansehnlicher Grösse und Klarheit abzusondern vermögen, was Jetze schon dem «kalten Livland» als etwas höchst Auffallendes nachrühmte. — Eine dem 17ten Jahrhun- derte zugeschriebene Handschrift, die im Soloweiskischen Kloster aufbewahrt wird, ') nennt den in den Bottnischen Busen (Gsurmkoe mope) sich ergiessenden Kemi-Fluss, den perlfüh- renden (pbra Kempfkemuysman). Dass es wirklich Unio margaritifer ist, der dort vor- kommt,$davon habe ich mich im Jahre 1848 an Ort und Stelle überzeugt. B anbelangend, wird, nächst dem Archangelschen Gouvernement und nächst Finnland, das schon in alten Chroniken seiner Perlen wegen gerühmt wurde, der Perlmuscheln noch für das Petersburg’sche,”) das Olonetzkische,’) (Bäche: Poventschanka, Ostjor und Kums’), das Wjätka’sche, Twerj'sche und Ples’kau’sche‘) erwähnt. Seit den ältesten Zeiten beutete man die Perlmuschel bei Nowgorod ’) aus; das Perm’sche Gouvernement macht Falk‘) als Fundort nahmhaft, und bekannt ist die Abhandlung Jetze’s”) über Lieland's Perl- fischereien. In Bezug auf C, nämlich auf die äusserste Südgrenze des Vorkommens, sind die bisherigen Angaben noch lange nicht genau genug. Georgi°) führt den Bach Biriuisch, der im S’imbirskischen Gouvernement in die Wolga fallen soll, als Fundort des Unio mar- gariüifer an. Demnach würde an der Wolga die Südgrenze dieses Unio bis etwa zum 55° n. Br. hinabreichen. Am Don scheint aber, nach der von Stuckenberg mitge- theilten Nachricht, der Unio margaritifer (im Bache Grjäsnoj) noch weiter südlich hinab- zugehen (bis etwa 50° n. Br.?); ich stehe aber einstweilen an, anzunehmen, ‚dass es unsere Art, und nicht vielmehr ein anderer Unio war, dessen Perlen Güldenstädt?) am Aus- flusse des Don (etwa #7° n. Br.) erwähnt. Weiter westwärts suchte ich selbst in den Um- gegenden Kieo’s (etwa 50° n. Br.) fruchtlos nach dem Unio margarüifer, will jedoch gern zugeben, dass der schlammige und sandige Boden der dortigen Bäche ihm nicht zusagen mag, denn Eichwald führt ihn für Wolhynien ‘°) an. Allerdings liegt auch der klassi- sche Fundort der Perlmuscheln im westlichen Europa, die Elster des Voigtlandes, ziemlich 1) Aocneea, Onucanie Coaogenkaro moHacrsıpa, 1836, p. 38. 2) Anıpocos», Xoaaücrseunaa crarncruka Pocciu, 1827, p. 132. "Doch ist dort Pallas Reise falsch zitirt, nämlich p. 7, statt p. 10. 3) Bulletin de la Soc. d. Natur. de Moscou, 1840, p. 506. 4) Lovetsky, im Bulletin de la Soc. des Natur. de Moscou, 4830, p. 223. 5) Witsen, Noord en Oost Tartarye, Tweede Druck, 1705, p. 94, und Schober, in Sammlung Russ. Gesch., Band VII, p. 12. 6) Beiträge zur topographischen Kenntniss des Russischen Reichs, III, p..448. 7) In Fischer, Versuch einer Naturgeschichte von Livland, 1791, p. 369. 8) Beschreibung des Russischen Reichs, Theil II, p. 2202. 9) Reisen durch Russland, II, :4791,-p. 65 und p. 323. Vergl. auch Berghaus, Länder- und Völkerkunde, I, p. 461. | 10) Zoologia specialis, I, p. 285, und Naturhist. Skizze von Litthauen, Wolhynien u. Podolien, 1830, p- 210. 392 Mollusken. unter derselben Breite, und man soll den Unio margaritifer nicht nur im südlicheren Frankreich, sondern sogar noch in der Moldau ‘) antreffen. Es scheint mithin, es müsse etwa der 47ste Breitengrad als die europäische Südgrenze des Unio margarüifer ange- nommen worden. Jedenfalls geht er auf keine der in das Mittelmeer hineinragenden grossen Halbinseln Europa’s hinüber, und ist auch bei uns in der Krymm fruchtlos gesucht worden. Es bleibt uns nun noch übrig, D näher zu erwägen. Obgleich wir obenstehend von Unio margaritifer erwiesen, dass es eine zirkumpolare Art sei, so fehlen uns doch noch irgend welche sichere Angaben über dessen Vorkommen: im nördlichen S’ibirien. Ich kenne in dieser Beziehung nur zwei schwach verbürgte Nachrichten: die eine bei Witsen,?) dem- zufolge in den Flüssen um ,Mangasea herum (also in der Nähe des Polarkreises) Perlen gefunden werden sollen; die andere in einer handschriftlichen Chronik des Moskauer Kollegium’s,’) in der es heisst: «5 Ennceii pery naıa pera r.ıaro.ıemaa Tyurycka; Ho Heü ‚ce HbINb remayrs» Obgleich Wahrscheinlichkeit dafür vorhanden, dass an jenen Orten wirklich Unio margaritifer vorkommen mag, so müssen wir doch diese Frage einstweilen unentschieden lassen. | | Den Hauptgrund zu dieser Unentschiedenheit geben uns meine Bestimmungen der Perlmuscheln Transbaikalien's und Kamtschatka’s. Wir stossen nämlich sehr häufig auf Nachrichten von Perlen, welche in Daurien, zumal aber in der daranstossenden Mandshurei, mithin in den Flüssen und Bächen des Amur-Systemes gefischt werden. Witsen‘), der unermüdliche Nachrichten-Samnler ist wiederum der Erste gewesen, der uns Mittheilungen über die Perlen der Gegend von Irkuts’k und des Onon gemacht, dabei aber hinzufügt, sie seien von keiner Bedeutung. Pallas °) bestätigt, nur, was Witsen früher mitgetheilt, nennt die Perlmuscheln beträchtlich gross, und gibt auch den Zli als Fundort derselben an. Auch bei S’emivskij°) finden wir nur dasselbe. Grösser ist aber die Bedeutung, welche der Perlmuschel in der chinesischen Mandschurei geworden, wo die Perlfischerei seit den ältesten Zeiten bis auf den heutigen Tag, in allen in den Songari (des Amur) fallenden Bächen, fortdauernd als Regale vom Militär betrieben wird, und ein Defizit an der festgesetzten jährlichen Ausbeute den Offiziren und Unteroffiziren Gehaltsabzug und Pletthiebe zuzieht, wie uns Jakinth’) berichtet. Schon Witsen °) wusste übrigens von 1) Rossmässler, Iconographie, p. 122, fig. 72—74, Taf. IV. 9) Noord en Oost Tartarye, Tweede Druck, 1705, p. 762. 3) Opoao.szenie apesueü Bupaioeukn, VII, 1791, p. 184. 4) L. s. c. p. 112. 5) Reise durch verschiedene Provinzen des Russischen Reichs, III, p. 208. 6) Hosbämia nopbersogauia 0 Bocrounoü Cu6npu, 1817, p. 195. 7) Takuue®, Crarucrnyeckoe Onucanie Kuraickoü Hnuepin, 1842, II, p. 14 u. p. 224. — Vor Jahren, und fast eben so ausführlich, dasselbe im Cuönperiü Bberunks, II, p. 266. — Vergl. ferner Cemusckiü, Ipumtyania x® Ho». Non. o Bocrounoü Cu6upn, p. 89. 8) L. s. c. p. 94 und p. 660. Zoologisch-geographische Folgerungen. 393 den Perlen des Flusses Gan (des Amur) zu erzählen, dass sie auf einer Seite platt seien, und daher wohl an der Schale festsitzend getroffen werden müssten; auch im Amur, fährt er fort, gibt es Perlen. Diese Perlen sollen um so schöner und ergiebiger ausfallen, je südlicher man in die Mandshurei vorrückt. Dass hier keine Verwechselung mit Perlen von Meeresmuscheln statt gefunden, davon überzeugt mich der jüngste Bericht das Mis- sionärs Kimati-Kim ') Ich muss meinen Unio Mongolieus, oder den Dahuricus”) für die Perlmuschel halten, welche in allen diesen Berichten, aus Daurien und aus der Mandshurei, gemeint ist; wenn nicht vielleicht noch eine ganz unbekannte Art im Inneren der Mandshurei Perlen liefert. Seit der Entdeckung Kamtschatka’s ist es bekannt, dass dort Perlen gefunden werden. Wenn nun auch darunter nicht selten die Perlen des Myt. edulis verstanden worden sein möchten, deren Wosnes’ens’kij viele von dort mitgebracht, so haben wir doch den Unio complanatus als die eigentliche Perlmuschel Kamtschaika’s anzusehen. Hierher hätten wir also hauptsächlich die bisherigen Nachrichten zu ziehen, wie z. B. die von Steller °) und S’passkij*), welche stets die Südspitze der Halbinsel als Fundort angeben. Einer in der C$gepmas Doyra, 1816, No. 103, enthaltenen Nachricht zufolge,*) soll sogar einst ein Neshinscher Kaufmann, Asnaschev, ohnfern Nishne-Kamtschaisk eine Perlenfischerei er- öffnet haben. Es fragt sich deshalb, ob diese Perlmuscheln nicht auch auf einigen der Kurilischen Inseln vorkommen; jedoch gehören die Perlmuscheln der 20sten Kurilischen Insel, Kunashir, °) nicht hierher, da sie unzweifelhaft Meeresmuscheln sind.’) In gleicher 4) Nouvelles Annales des Voyages, 1847, Tme I, p. 70. 9) Seitdem ich auf Seite 275 die Beschreibung meines Unio Dahuricus gegeben, sind durch Herrn S’edakor dem Museum der Akademie zwei Exemplare eines Unio zugekommen, welche aus der Ingoda (Transbaikalien’s) herstammen sollen, und durch ihre Grösse, namentlich aber durch das Gewicht ihrer Masse, würdige Seitenstücke zu meiner riesigen Anodonta herculea abgeben. Leider sind beide Exemplare stark beschädigt; jedenfalls weis ich aber, abgesehen von der riesigen Grösse und von der beispiellosen Schalendicke, keine wesentlichen Unterschiede zwischen diesen und jenen Exemplaren anzugeben, welche ich friiher als neue Art, Unio Dahuricus, erkannt habe, und es scheint mir deshalb der riesige Wuchs und die ausserordentliche Schalendicke als Kennzeichen der höchsten Alterszuslände des Unio Dahuricus, meiner früheren Beschreibung desselben hinzugefügt werden zu müssen. Die in Rede stehenden Exemplare sind sehr stark angefressen, übrigens mit einer dicken schwarzbraunen Oberhaut beklei- det. Die Maasse sind: i k Latit. 187 mill.; altit. ad umbon. 60 mill.; altit. summa (ad 2/, latit.) 74 mill.; diam.. ventr. 54. Das Ansehen dieser riesigen Exemplare entspricht in bedeutendem Grade der von Rossmässler, in seiner Iconoyraphie, Taf. IV, fig. 73, a, gegebenen Abbildung des Unio margaritifer L., nur ist sie, im Verhältnisse zur Höhe, breiter (länger ge- streckt), zusammengedrückter u. s. w. Auch Pfeiffer’s Abbildung (Naturg. dentsch. Land- und Süsswasser - Mol- lusken, II, Taf. VII, fig. 4) kommt unserer Art sehr nahe. 3) Beschreibung von dem Lande Kamtschatka, 1774, p. 31 und 35. 4) Vergl. Auapocos», Xosnücrsenuan Crarncraxa Poccin, 1827, p. 132. - 5) Cu6upcriü B&crauke, yacıe II, p. 342. 6) Cıosmo», Hceropnyeckoe O6oaptuie Cuönpu, II, 1844, p. 138. 7) Vergl. Pallas, Neue Nordische Beyträge, Band IV, 1783, p. 134. | Middendorff’s Sibirische Reise, Bd. II. TLl. 1. } 50 394 Mollusken. Weise zweifele ich, dass von Unionen die Rede gewesen sei, wenn Kosmin ‘) über Perlen der Bucht Lebäshja, der Südküste des Ochotskischen Meeres, spricht.‘ Wenigstens fand ich ‘dort keine Unionen, und vermuthe: deshalb, dass wiederum Myt. edulis gemeint ge- wesen ist, oder auch vielleicht Mach. costata, welche ich, von Westen kommend, zuerst und in nicht ganz- geringer Anzahl ‘in jener Bucht fand. | Einstweilen scheint also Unio complanatus in S’ibirien auf Kamtschatka beschränkt zu sein. Wenn aber auch Gould?) uns mittheilt, dass der Unio complanatus in Nord-Amerika nur in den Flüssen des Atlantischen Meeresbeckens vorkommen soll, so glaube ich doch mit Sicherheit vorhersagen zu können, dass diese Art gleichfalls in den Flüssen westlich vom Felsgebirge zu finden sein muss. Es ist eine polare Art, vorzugsweise dadurch merk- würdig, dass sie auf Amerika und auf die asiatische Küste des Berings-Armes beschränkt ist; mithin sich in ihrer Verbreitung mehr manchen Pflanzen als den Meeres Mobnszen analog verhält. Ausser dem Unio complanatus, Mongolicus und Dahuricus, kommt nun in Sibirien noch der Unio pictorum Lamk. vor, wie am Anfange dieser Abhandlung - ausführlich auseinandergesetzt worden. Rossmässler?) zählt den Unio piciorum zu dem Gebiete des nördlichen Mollusken-Europa’s, und lässt ihn in fast gleicher Ausdehnung vom : 'Unio tumidus Retz. begleitet sein, jedoch mit dem Unterschiede, dass dieser letztere nicht so weit südlich hinabgehe als Unio pictorum. Es stimmt dieses auch mit; meinen eigenen Beobachtungen in sofern überein, als ich nur Unio tumidus allein in der Gegend von Archangels’k (fast 65° n. Br.), am Weissen Meere, gelesen; Unio tumidus ist jedoch neuer- dings, nach sorgfältigstem Vergleiche, als unbezweifelt auch in Jara vorkommend erkannt worden*), wodurch diese Art zu den für die zoologische Geographie interessantesten erhoben wird. Unio pictorum reicht aber im Russischen Reiche südwärts bis an die Mündung des Don, ja sogar bis zum Kaukasus, und gibt sich überhaupt vorzugsweise als mittel- und süd- russische Art zu erkennen. Wir müssen deshalb das Vorkommen des Unio pictorum in Transbaikalien, als die östlichste Verbreitungsgrenze dieser, kaum polaren und im nord- westlichen S’ibirien vielleicht gar nicht vorkommenden Art, erkennen, welche übrigens doch auch auf das Flussgebiet der Lena hinübergehen soll. °) Auch Unio batavus Luk. Rossm. soll, S'iemaschko°) zufolge, bei Kirens’k in der Lena vorkommen, was ich nicht ganz mit meinen sonstigen Erfahrungen über die vor- zugsweise südeuropäische Natur, des auch in Russland von mir nur im Süden (Krymm, Aral-See) angetroffenen Unio batavus, zusammenzureimen vermag. Um aber einen mög- 4) 3anucka Tinaporpasuuecraro Aenapramenra, 1846, IV, p. 34. 2) Invertebrata of Massachusetts, .p. 108. 3) Iconographie, Band II, Heft VI (XID, 1844, p. 21. 4) Mousson, die Land- und Süsswasser-Mollusken von Java, 1849, p. 95. 5) Bulletin de la Classe phys.-mathem, de l’Acad. d. sc. de St.-Petersb.,, Tme VII, p. 239. 6) Ebendaselbst. Zoologisch-geographische Folgerungen. | 395 licher Weise polaren Unio nicht zu übergehen, will ich zum Schlusse bier noch gele- gentlich bemerken, dass zwar selbst Möller keiner einzigen Najadee für Grönland erwähnt, dass ich aber bei Schröter*) eine aus Grönland herstammende Malermuschel beschrieben sehe, welche dem Unio piciorum sehr ähnlich sein soll, auch in‘ der Zeichnung deutlich Schlossleisten -zeigt, und deshalb jedenfalls nicht Unio margaritifer ist, obgleich diesem an Gestalt nicht unähnlich, aber mehr noch an Unio batavus, oder auch än Uni littoralis erinnernd. ' Anodonta. Bei der zur Zeit noch sehr grossen Unreife der Systematik des Anodontengeschlech- tes kann es nicht meine Absicht sein, das was in Folgendem als besondere Art oder als Varietät aufgeführt werden wird, für maassgebend anzusehen; vielmehr will ich es mir nur angelegen sein lassen, mit möglichst grosser Genauigkeit anzugeben, wie sich jede einzelne, als verschieden zu unterscheidende, Form, die mir vorlag, in Bezug auf geogra- phische Verbreitung innerhalb Russland verhält. Nur auf solchem Wege mag ein Beitrag bleibenden Werthes geliefert werden, es mögen sich übrigens die geläuterten Begriffe über Art und Abart in Zukunft so oder anders gestalten. Um die mir jedes Mal vorliegende Form genau bezeichnen zu können, habe ich theils ‚die Maasse angegeben, theils aber auch die am besten übereinstimmenden Abbildungen jedes Mal zitirt. 1) Anodonta eygnea L. Rossm. Icon. Taf. IH, p. 111. Lat. (132 m.) 1; Lat. part. ant. (114 m.) '/ +, "/,.; altit. ad umb. (66 m.) 'y,; altit. summa, ad ’/, lat. (72 m.) '/,+ '/,,; diam. ventr. (50 m.) /; — /s; Pond. med. 3) + 139 Gr. a) vom Kaukasus (Menetr. Hohenacker. Ersterer erwähnt dieser Art in seinem Cata- logue raisonne p. 271). Es stimmen alle kaukasischen Exemplare in der Eigenthümlich- keit unter einander überein, dass, wie auch die gegebenen Maasse es lehren, die Wirbel mehr als gewöhnlich gegen die Mitte der Gesammtbreite hin fortgerückt sind, woher das Vorderende läuger, der Schnabel aber kürzer erscheint, als es an deutschen typischen Exemplaren (vergl. z. B. Rossm. Taf. III, fig. 67) der Fall ist. Ferner sind die Flügel an den kaukasischen etwas stärker entwickelt, und die Färbung ist an allen, die ich gesehen, nicht grünlich, sondern hell umbrafarben. Laut nicht genauer zu sichtenden Angaben kommt die An. cygnea, wie mir scheint, ausserdem noch vor: b) im Uralflusse; nach Pallas, Reise d. versch. Prov. d. Russ. Reichs, 1771, Tme I, p- 228. Bei Tatistschewa, so gross wie Pallas sie nie gesehen: 6” breit, und 3°/,” hoch. Auch bei Kalmykowa; Pallas, ebend. p. 377. e) in der Wolga, nahe ihrem Ausflusse; nach Eichwald, im Bullet. d. Natur. de *) Geschichte der Flusskonchylien, 4779, p. 161, Taf. IX, fig. A. 396 > Mollusken. Mosc. 1838, p. 163. (Zu bemerken ist, dass Eichwald diese Art in seiner später erschie- nenen Fauna Caspio-Gaucasica nicht mehr unter der Anzahl anderer Anodontenarten an- führt; die er daselbst, p. 26%, aufzählt.) d) bei Kurs’k; Krynicki, im Bullet. d. Nat. de Mose., 1837, II, p. 58. e) in Litthauen; Eichwald, Zoolog, specialis, J, p. 286; und Naturh. Skizz., p. 310. f) in Livland; Schrenk, Uebersicht der Land- und Süsswasser-Mollusken Liland's, 1848, p. 47 (aus dem Mosk. Bullet.)- 9) bei St. Petersburg; S'iemaschko, Bullet. de la Soc. Imp. d. Natur. de Moscou, 1847, Tme XX, p. 12h. 2) Anodonta cellensis Schroet., Rossm. Icon., Taf. XIX, p. 22. a) Im Don; das Museum der Akkiabreie besitzt diese Art von dort, durch Prof. Kolenati. Frühere Schriftsteller haben sie getroffen: b) in der Wolga; Eichwald, Bullet. d. Nat. de Mosc., 1838, p. 163; und Fauna Caspio-Cauc., p. 26%. Ferner Krynicki, Bull. d. Mose., 1837, II, p. 58, bei Astrachan. c) bei Charkov; Krynicki, im Bullet. d. Nat. de Mosc., 1837, II, p. 58. d) in Podolien; Eichwald, Naturh. Skizz., p. 210. e) in Lieland; Schrenk, Uebersicht der Land- und Süsswasser-Mollusken Lieland's (aus dem Mosk. Bullet.), 1848. p. 148. f) im Ladoga-See; nach Rossmässler, Iconogr. Taf. XIX, p. 23, und Lamarck, ‚Hist. nat. d. Anim. sans vert., IIe edit., Tme VI, p. 566, (als neue Art, An. sulcata Lamk.) Auch bei Petersburg, nach S’iemaschko, Bullet. de la Soc. d. Natur. de Moscou, 1847, Tm XX, p. 12%, und p. 125 (als An. rostrata). 9) bei Bernaul in Sibirien; Gebler, nach Ehrenberg, im Bullet. d. Nat. de Mose, 1829, p. 185. | 3) Anodonta ventricosa Pf., Pfeiffer, Naturgesch. deutscher Mollusk., Bd. II, p. 30, Taf. IH. Diese Art oder Abart, in ihrer typischen von Pfeiffer beschriebenen Form, besitzt das Museum der Akademie: a) aus Wolhynien; re b) aus dem Dnepr bei Kiev, wo ich selbst sie aufgefunden. c) bei Charkov traf sie Krynicki; vergl. Bullet. d. Nat. de Mosc., 1837, II, p- 58. Eine Varietät, welche ich var. rostrata zu nennen vorschlage (margine basali' jam a medio latitudinis in rostrum surgente) besitzt das Museum d) aus Bessarabien. Die Maassverhältnisse dieser Varietät sind: Lat (191 m.) 1; Lat. part. ant. (5% m.) '/, + '/,,; altit. ad umb, (8% m.) Y,—'; altit. ad °/, latit (76 m.) '/), — '/,; diam. ventr. (72 m.) '/;, — '/;. Pond. med. 3j + 3Vjj- | Zoologisch-geographische Folgerungen. 397 Wie es sich aus diesen Maassen ergibt, hat die vorliegende Varietät, im Vergleiche mit Exemplaren welche aus Deutschland stammen, so wie auch mit den Abbildungen, welche Rossmässler und Pfeiffer zu der An. cellensis und ventricosa geben, einen länger vorgezogenen Schnabel, ohne jedoch in die Form der An. rostrata Kok. überzu- führen. Es ist wohl wahrscheinlich dieselbe Varietät, deren Rossmässler (Taf. XIX, p- 23) als in dem Klagenfurther See vorkommend erwähnt. Die Eigenthümlichkeit der Form des Schnabels wird (siehe die Verhältnisse der Maasse) ‚ nicht sowohl durch eine grössere Länge desselben, im Gegensatze zum Vorderende, her- vorgerufen, sondern dadurch, dass der Unterrand schon von der Gegend an, die am Oberrande dem Wirbel entspricht, sich in einem schwachen Bogen aufwärts beugt, um den Schnabel zu bilden. Da nun, im Vergleiche mit der die grösste Breite der Schale bezeichnenden Richtung, der Oberrand ziemlich parallel streicht (also nicht ansteigend, adscendens, ist), so entsteht dadurch das geringe Maass für die Höhe No. II, im Ver- gleiche zur Höhe No. I. Der Flügel ist deshalb auch klein, und, wegen des jähen Absturzes von dem bedeutenden Bauche der Schalen, sehr scharf und kielartig vorspringend. Durch alles dieses wird ein Gegensatz zu der Form der ächten An. cellensis und ventricosa hervorgerufen, bei denen es heisst: «margine superiore et inferiore parallelis.» Die Dicke der Schalenwandungen ist sehr unbedeutend. e) von den Küsten des Berings-Armes. Am Anfange dieser Abhandlung habe ich schon ausführlich gezeigt, dass ich die von den Nachbarküsten Nordost - Asien’s und Nordwest-Amerika’s stammenden Anodonten nicht von An. ventricosa zu trennen vermag. 4) Anodonta pisceinalis Nillss. Rossmässler, Iconogr. Taf. XIX, fig. 281. Das Museum der Akademie besitzt diese Art: a) aus Odessa; (Nordmann). b) aus Aier. Unter anderen ein Exemplar von 110 m. Gesammtbreite, welches durch Bauch- und Schnabelform der An. ventricosa Pf, durch die Grösse des Flügels {eine Folge des aufwärtssteigenden Oberrandes) aber der An. piscinalis Nillss. angehört. Diese Zwischenform habe ich im Dnepr: sehr häufig angetroffen. 5) Anodonta complanata Ziegl. Rossm., Taf. II, p. 112, u. Taf. XX, p. 24. Das Museum der Akademie besitzt diese Art: a) aus Podolien (vergl. Rossm., Taf. XX, fig. 283) als An. intermedia Lamk. von Eichwald eingesendet; und aus der Wilja bei Wilna. | | b) bei Mohilev fand ich diese Art sowohl in ihrer typischen Form, als auch in Ge- stalt einer von S'iemaschko An. Middendorffii*) benannten, aus Orel stammenden Aus- artung, deren Schnabel oberhalb schräge abgestutzt erscheint. c) auch aus den Gegenden am Aral-See ist mit neuerdings diese sogenannte An. Middendorffii gebracht worden. *) Bulletin physico-mathem. de l’Acad. d. Sc. de St.-Petersb., 1849, p. 237, fig. 2,3. 398 Mollusken. d) aus der Dwina. Am Ausflusse derselben, ohnfern Archangels’k, fand ich ein Exemplar dieser Art, welches vollkommen mit Rossmässler, Taf. III, fig. 68, a, 5, übereinstimmt. Die Maasse desselben sind: Lat. 50 m. (part. ant. 12 m.); altit. ad umb. 20 m.; alt. ad 1/, latit. 28 m.; diam. ventr. 13 m. Das Gewicht beträgt 36 Gran. e) in Südife nnland habe ich diese Art nicht selten gefunden; bis etwa 61° n. Br. f} bei St. Petersburg; S’iemaschko, Bullet. de la Soc. d. de Moscou, 1817, Tme XX, p. 12%. . Bei allen russischen Exemplaren der An. complanata finde ich, dass der obere Rand nicht gelinde gekrümmt, wie es vorzugsweise bei deutschen der Fall zu sein scheint, son- dern geradlinig ansteigt. 6) Anodonta anatina L. Rossmässler, Taf. XXX, fig. 57. Das Museum der Akademie besitzt diese Art: a) aus Litthauen; vergl. Rossm. Taf. XXX, fig. 119. Auch Eichwald (Naturh. Skizz., p. 210, und Krynicki on d. Nat. de Mosc., 1837, II, p. 58) hatten sie von dort. b) aus Nordfinnland. Ich selbst fand diese Art, bei Gelegenheit eines im Sommer 1848 bis Torneo unternommenen Ausfluges, in Finnland noch unter fast 65° n. Br. Dem Grafen Keyserling verdanke ich völlig ähnliche Exemplare von nahe derselben nördli- chen Breite, an den Ufern der Petschora. : c) aus S’ibirien, bis zum 58° n. Br.; vergl. p. 283 dieser Abhandlung. Frühere Forscher trafen diese Art: d) in Charkov; Krynicki, Bullet. d. Nat. d. Mose. 1837, II, p. 58. e) am Ausflusse des Don; Kolenati, nach S’iemaschko, Bullet. de la Soc. des Natur. de Moscou, 1847, Tme XX, p. 124. f) in Livland; Schrenk, Uebersicht der Land- und Süsseasser-Nollusken Lieland's, 1848, p. 48 (aus dem Mosk. Bull.) 9) bei St. Petersburg; S’iemaschko, Bullet. d. Nat. d. Mose., 1848, I, p. 124. Die Angaben der älteren Schrifisteller lassen sich, wegen der früheren Unbestimmt- heit dieser Art, nicht weiter benutzen. | 7) Anodonta ponderosa Pf, Rossmässler, Taf. XX, p. 2%. Das Museum der Akademie besitzt ein unvollständiges Exemplar dieser Art: a) aus Litthauen; vergl. Rossm., Taf. XX, fig 282, und Morelet, Mollusques du Portugal, An. macilenta Morelet, p. 102, Taf. X1. Frühere Forscher trafen diese Art: b) in Podolien; Eichwald, Naturh. Skizz., p. 210. ce) in der Wolga; Eichwald, im Bullet. d. Nat. d. Mosc., 1838, p. 163, und in seiner Fauna Casp.-Caue., p. 264; (?) Krynicki, ebend. 1837, p- 58. d) bei St. Petersburg; u Bullelin des Nat. de Moscou, 1847, Tme XX, p- 124. Ä Zoologisch-geographische Folgerungen. 399 8) Anodonta herculea Midd. a) im Onon. In den todten Armen desselben und in vielen Seen Transbaikaliens. Als nicht genauer zu bestimmen, müssen wohl in Zukunft die folgenden Arten, deren Krynicki und Eichwald erwähnen, aus den Zitaten der Russischen Fauna gestrichen werden: 1) An. borysthenica n. sp., Krynicki, im Bullet. d. Natur. d. Mosc., 1837, p. 58. Es ist keine Diagnose beigefügt. 2) An. intermedia Lamk., in der Wolga, Eichwald, s. Bullet. d. Natur. de Mosc. 1838, p. 163; im Kaukas, Hohenacker, s. Bullet. d. Natur. de Mosc., 1837, p. 147; endlich Krynicki, ebend. p. 58. 3) An. riparia Pf., in der Wolga, Eichwald, s. Bullet. d. Natur. de Mosc., 1838, p. 163, und Fauna Casp.-Caue., p. 264. Suchen wir nun aus dem oben mitgetheilten Materiale das für uns Wesentliche hervor, so muss es uns auf den ersten Blick auffallen, dass die Verbreitung der Anodon- ten, gegen Norden hin, ziemlich gleichen Schritt mit den Geschlechtern Limnaeus und Planorbis zu halten scheint. Die Anodonten bleiben also, in Bezug auf polares Vorkom- | men, hinter den Unionen zurück, wie es sich auch von vorn herein erwarten liess, da die letzteren sich überall vorzugsweise als Gebirgsthiere kund geben, und die kältesten, stets von Neuem durch frisches Schneewasser getränkten Gebirgsbäche nicht scheuen. Ich vermisse in den mir zugänglichen malakozoologischen Quellen Skandinavien’s die Angabe der Nordgrenze des Vorkommens der Anodonten, indem die Arten dieses Ge- schlechtes stets nur im südlichen Schweden angeführt werden. , Das nördlichste bis jetzt bekannte Vorkommen einer Anodonta in Europa, scheint also dasjenige im Ladoga - See (etwa 61° n. Br., als An. sulcata Lamk.) gewesen zu sein. Diese Breite ist aber auch, wie mir scheint, nahe die äusserste Nordgrenze dieser An. SETS, gleich wie auch der An. cygnea und ponderosa. An. anatina, und die derselben nahe verwandte An. complanata, scheinen ach meinem eigenen Befunden die einzigen Arten zu sein, welche in Europa nördwärts in die Nähe des Polarkreises hinanreichen. Im Russischen Lafplärde konnte ich nirgends mehr die Spur einer Anodonta entdecken, und es scheint mithin, als müssten wir höchstens den 65° n.Br. als die Nordgrenze der Verbreitung der Anodonten ansehen. Dass An. complanata geographisch hierher gehöre, wunderte mich damals, als ich sie fand’ (1840), da sie von Ziegler zuerst in der Donau, durch das Spiel des Zufalles wahrscheinlich in der Nähe ihrer Südgrenze, entdeckt worden ist; allein später. sind Fundorte im nördlichen Deutsch-. land dazwischen getreten, man hat sie dann gleichfalls in Schweden entdeckt, *) und *) Nach Hansen, vergl. Isis 1848, p. 312. 400 | Mollusken. ü meine. Angaben weisen sie auch in Russland fortlaufend südwärts bis Podolien nach.') Für S’ibirien fehlen uns noch bisher Nachrichten über das Vorkommen der An. complanata. ‚Dagegen ist, aber, wie ich oben gezeigt, die zweite in Europa im gleichen Grade hochnordische Art, die An. anatina,”) auch zugleich die nördlichste bisher in S’ibirien bekannte Anodontenart. (58° n. Br.). Es ist sehr zu bedauren, dass wir in dieser Hinsicht, _S’ibirien noch so schlecht kennen, da es'nicht fehlen kann, es werden sich ganz bestimmte Beziehungen zwischen der Verbreitung der Anodonten und der Erstreckung des Eisbodens aufdecken lassen. Uebrigens sind ein Paar An. anatina, die unser Museum aus Sizilien besitzt, vollkommen. identich mit den aus dem nördlichsten Russland herstammenden. Noch weniger kenne ich die polare Verbreitungsgrenze der Anodonten im ausser- - europäischen Norden, muss jedoch bemerken, dass sie, wie es scheint, in Island und in Grönland gänzlich fehlen. mithin unter jenen Längen nicht ein Mal den 60sten Breiten- grad erreichen. Trotz alle dem dürfen wir nicht aus den Augen verlieren, dass die Strenge der Winterkälte für die Oekonowie der Anodonten offenbar von geringerem Belange ist, als die Dauer der Winterzeit und die Höhe der Tewnperatur, welche die Gewässer, in denen sie leben, während des Sommers erreichen. An. herculea wächst zu jener bisher uner- hörten und ohne Uebergangsstufen dastehenden Grösse in den Seen des alpinen Daurien’s heran, das jährlich Quecksilbergefrierfrösten ausgesetzt ist. Die bekannten strengen Winter in der Gegend des mittleren Laufes des Uralflusses hindern unsere europäische An. ey.gnea nicht daran, dort den grössten Wuchs zu erreichen, der in Deutschland an ‘dieser Art bemerkt worden ist. | Weder von der An. anatina, noch von der An. complanata ?), kann es einstweilen erwiesen werden, dass sie zugleich im Norden der neuen Welt vorkomme. Um so auf- fallender ist es, und um so bedenklicher machte es mich bei der Identifizirung der Arten, dass die var. ventricosa der An. cellensis sich auf den Uebergangsländereien Nord-Asiens zu Nord-Amerika zwischen dem 50sten und 60sten Breitengrade zeigt. Hierdurch wird An. cellensis zu einer zirkumpolaren Art gestempelt, obgleich wir sie nach den bisherigen Nachrichten nicht einmal als eine polare Art ansprechen dürfen. : Auch der einzige für West-S’ibirien bekannte Fundort dieser Art erhebt sich nicht über 54° n. Br. hinaus, indem Gebler*) die An. cellensis bei Bernaul gefunden hat. Was nun Nord-Amerika betrifft, so finden wir die Ansicht allgemein verbreitet, es zeichne sich dort die Anodontenfauna sogar im höheren Norden durch eine sehr grosse 1) Ist die An. lusitanica (Morelet, Description des Mollusques terrestres et fluviatiles du Portugal, Paris 1845) verschieden von An. complanata Ziegl.? 2) Diese Art geht ührigens auch südwärls sogar bis Sizilien hinab. Philippi, Enum. Moll. Sicil., I, p. 67; I, p. 49. 3) Dieser kommt die An. imbecillis Say ziemlich nahe, 4) Bulletin d. Natur. de Moscou, ‚1829, p. 185. Zoologisch-geographische Folgerungen. 401 Mannigfaltigkeit der Formen aus. Dieses ist, glaube ich, eine irrige Ansicht, welche in der Geschichte der Bearbeitung der nordamerikanischen Najadeen ihren Grund hat. is widerfuhr ihnen nämlich das Unglück, dass eine Reihe von artsüchtigen Forschern kurz hinter einander auftauchte, von denen jeder spätere den Mühen des Vorgängers gar keine, oder eine nur höchst oberflächliche Berücksichtigung schenkte. ‘) Es ist sicher, dass eit bedeutender Theil der so aufgestellten Arten, zusammenfallen wird, sobald Lamarck, Rafinesque, Barnes, Lea, Say, Conrad etc. auf einen gemeinsamen Maassstab zurück - geführt sein werden. Doch schon die Gegenwart erlaubt uns in dieser Angelegenheit einige sichere Blicke, da wir finden, dass Gould °) für Massachusetts nicht mehr als drei Anodonten-Arten aufzuführen hat.. Auch De-Kay,°) der doch einige Arten aufzählt ‚welche sicher nicht zu halten sein werden, gibt für das viel südlichere (nahe 10° n. Br.) New-York nur 10 Arten an — eine Anzahl, welche diejenige der Arten der entsprechen- den europäischen Anodontenfauna nicht übertrifft, sobald man diese mit gleicher Waage wägt. *) Gehen wir in dem hier eingeschlagenen Wege weiter, so glaube ich, dass sich sogar die Identität einiger Arten der alten Welt mit denen des Nordens der neuen, in Zukunft herausstellen wird. Indem sich nämlich die nordamerikanische Najadeenfauna grösstentheils durch einen ganz eigenthümlichen Habitus vor derjenigen des Nordens der alten Welt auszeichnet, und dadurch auf ein völlig selbstständiges Verbreitungszentrum hinweist, ward es allmälig zur entschiedenen Ansicht, dass beiden Welttheilen keine Art gemeinsam sein könne, und Lamarck wurde von vorn herein eines Irrthumes geziehen, als er Anodonten des Ladoga-Sees, und andere die aus Nord-Amerika herstammten, in eine und dieselbe Art, An. sulcata, zusammenfasste. Wir haben dagegen gesehen, dass es mir unmöglich ist, eine Anodonta der Nord- westküste Amerika’s, welche zugleich in Kamtschatka vorkommt, artlich von der euro- päischen An. ventricosa zu trennen. Oestlich: vom Felsengebirge können wir aber auch noch das Vorkommen derselben Art erwarten, da wir vermuthen dürfen, dass unsere var. Be- ringiana der An. cellensis (ventricosa), mit einer der im Osten Nord-Amerika’s unter- schiedenen Arten identisch sein mag: So stimmen mehrere Exemplare meiner var. Be- ringiana. vollkommen mit der Beschreibung und Abbildung der An. excurvata De Kay’) überein, dermaassen, dass ich nicht den geringsten Unterschied zwischen diesen beiden Arten anzugeben vermag. Auch An. fluviatilis Dillw. ist hier zu erwähnen. Gould (l. ce. 1) Vorzüglich ist Lea’s Verfahren zu tadeln. Eine ganze Reihe von Anzeigen in Betreff dieses Gegenslan- des finden wir im Bullet. Zoologique publie par Guerin, Paris 1835. 2) Report on the Invertebrata of Massachusetts, Cambridge 1841, p. 117. 3) Zoology of New-York, Part. V, 1843, p. 199 ete. 4) Denn ich mag keinesweges alle diejenigen Arten anerkennen, welche neuerdings Küster (in der neuen Ausgabe des Martini und Chemnitz) aufgezählt und aufgestellt hat, 5) Zoology of New-York, Part Y, p. 202, Pi. XVII, fig. 253. Middendor£t's Sibirische Reise, Bd. IT. Thl. 1. z1 402 Mollusken. p- 118) kann zwischen ihr und der europäischen An. cygnea keinen anderen Unterschied finden als den, dass der Wirbel bei An. cygnea mehr nach vorn gerückt sei. Worin unterscheidet sich aber dann die An. cygnea des Kaukasus von der An. flueiatilis? Ferner ist auch An. plana Lea, so wie sie von De Kay*) beschrieben und abgebildet wird, einer zwischen An. piscinalis und An. cellensis mitten inne stehenden Form, welche ich bei Kiee häufig fand, im hohen Grade ähnlich, u. s. w. Ich glaube also, wie gesagt, Grund zu der Vermuthung zu haben, dass es auch zirkumpolare Anodonten-Arten geben müsse; auffallen muss es aber, dass gerade An. anatina und complanata einstweilen kein Analogon unter den Anodonten Nord-Amerika’s besitzen. _ Pisidium und Cyelas. Es ist schwer, die geographische Verbreitung der Pisidium- und Oyclas-Arten genauer ‚anzugeben, da wir über die verschiedenen Arten dieses Geschlechtes offenbar noch lange nicht im Reinen sind. Beginnen wir mit Pisidium fontinale Pfeiff. Diese, bei Petersburg und auch noch in Südfinnland häufige Art, erstreckt sich bei Beresov bis an den 64° n. Br. Wir dürfen sie für zirkumpolar halten, da ich sie auch aus Grönland besitze; denn es ist mir unmöglich, die grönländischen Exemplare von europäischen zu unterscheiden. Der Name Oyclas Steenbuchü Möller (Index Moll. Groenlandiae, 20) wird daher wahrscheinlich eingehen müssen. Pisidium obliquum, das ich ungewöhnlich gross von Wuchs bei Kiee angetrof- fen habe, scheint keine polare Form zu sein, obgleich es bis nach Toms’k in S’ibirien vorrückt; denn weder ist es aus dem nördlichen Schweden her bekannt, noch auch in Russland nordwärts über Livland hinaus beobachtet worden. Auch Cyel. rieicola erreicht nicht einmal Petersburg, ist a um so ausgebildeter im. Süden, bis in den Kaukasus hinein. Cyclas cornea habe ich in Finnland bis an den Polarkreis (nördlich von Kus’amo) verfolgt, und bei Archangels’k von sehr bedeutender Grösse (1% mill. Br.) angetroffen. , Cyclas calyculata ist, wie ich oben gezeigt habe, durch ganz S’ibirien verbreitet, und erreicht dort den 6%° n. Br. (bei Beresov). Die forma compress« derselben, welche ich aus Süd-Kamtschatka besitze, ist nicht zu unterscheiden von ein Paar Exemplaren, die ich bei Archangels’k gelesen. Hier muss ich jedoch auf die Schwierigkeit aufmerksam machen, solche Exemplare von sehr jungen Cyecl. cornea zu unterscheiden, da der einzige übrigbleibende Unterschied in der sehr flachen Form der, Cycl. calyculata beruht. Die forma normalis der Cycl. calyculata ist mir bei Archangels’k nicht in die Hände gefallen, allein Grewingk brachte sie mir aus Wytegra (61° n. Br.), und ich selbst habe sie in Südfinnland beobachtet. Eine Uebergangsform zu Cyecl. cornea, eben so stark aufgeblasen wie dieser zukommt, aber etwas querer und mit den stark hervorspringenden Wirbeln der *) Zoology of New-York, Part. V, p. 204, Taf. XVIH, fig. 232. Zoologisch-geographische Folgerungen. 403 Cyel. calyculaia (meine forma inflata) lebt bei Petersburg, Beresov und südlich, bis zur Kirgisensteppe hinab. Im westlichen Europa scheint diese Formabweichung nicht vorzu- kommen. j Mir ist nicht bekannt, dass irgend eine dem Pisidium fontinale ähnliche Art auch in Nord-Amerika beobachtet worden sei; dagegen werden dort allerdings mehrere Cyelas- Arten unterschieden, welche eine ganze Reihenfolge von Arten bilden, die den in Europa vorkommenden analog sind: so entspricht Cyel. similis Say unserer Cycl. rivicola; Cyel. partumeia Say unserer Cyel. cornea; Cyecl. elegans Say der Uebergangsform von Cycl. calyeulata zu Eycl. cornea, welche ich hier bei Petersburg gefunden, zu) endlich entspricht Cyel. dubia Say unserem Pisidium obliquum. Es fehlt mir an dem nöthigen Materiale aus Nord-Amerika, um bestimmen zu können, in wie weit wir es hier mit analogen Arten, oder nur mit geographischen Varietäten derselben Arten zu thun haben möchten. Wir können also gegenwärtig nicht ein Mal darüber in das Reine kommen, ob, unter den Sibirischen, nicht wenigstens Cycl. calyculata zirkumpolar sein möchte. . Eine der Cyel. calyculata sehr nahe stehende, wenn nicht mit ihr zusammenfällende Art, verdanken wir einer Sendung des Herrn Welwitsch, unter dem Namen Cycl. Her- minü, aus der portugisischen Serra d’Estrella von 6700° Höhe; das höchste Vorkommen einer Cyclas oder eines Pisidium, so weit mir bisher bekannt worden. Planorbis. Den bisher nur bis zum 60sten Breitengrade nordwärts verfolgten Plan. corneus habe ich zwar noch unter dem 61'/,° (am Nordende des Ladoga-Sees und bei Wyiegra) angetroffen, jedoch nirgends nordwärts darüber hinaus. Dennoch brachte mir Herr Branth diese, durch das ganze südliche Sibirien verbreitete, Art vom 64sten Breitengrade West-S’ibiriens (Beresov). Schwerlich polar, darf diese Art jedenfalls nicht als zirkumpolar angesehen werden, da in Nord-Amerika nicht ein Mal ein Analogon derselben vorhanden ist. Südwärts reicht diese Art im westlichen Europa, nur in veränderter, dünnschaliger Form, bis Portugal (Moreletl. c. p. 78). In Sizilien kommt sie, nach Philippi, gar nicht vor. Plan. complanatus L. Im europäischen Russland von mir bis Archangels’k und bis in das Russische Lappland hinauf angetroffen, ist er uns aus S’ibirien genau in derselben Verbreitung bekannt, wie Plan. corneus. Auch für diese Art finde ich kein Analogon in Nord-Amerika. Dagegen soll sie auch in Sizilien sehr häufig sein, und in Portugal gleichfalls vorkommen. Ich besitze sie aus dem Kaukasus. Plan. albus Müll. ist nächst der folgenden offenbar die vorzugsweise polare Planorbis-Art, welche ich nicht nur sehr häufig bei Archangels’k, sondern auch im nörd- lichen Finnland bis in den Polarkreis hinein angetroffen. Auch scheut er das brakische Wasser sogar nicht, wie ich bei Uleaborg beobachtet. | Im südlichen S’ibirien überall häufig, geht er nordwärts bis Beresor, östlich bis Kamtschatka. 404 “ Mollusken. Plan. albus halte ich zweifellos für zirkumpolar, da ich mehrere Exemplare dessel- ben aus Grönland besitze; sicher derselbe, den Beck ') Plan. arcticus genannt, und dessen kurze Diagnose uns Möller”) mitgetheilt hat. Ich vermag, bei genauestem Vergleiche, die grönländischen Exemplare, welche haarlos und hornfarben sind, nicht von den europäischen des Plan. albus zu unterscheiden. Ferner ist der Plan. hirsuius Gould°) von dem europäischen Plan. albus nach Gould’s eigenem Zeugnisse nicht zu trennen, und auch ich vermag es nicht, bei sorgfältigem direktem Vergleiche. Plan. contortus hat in Russland völlig dieselbe Verbreitung wie Plan. albus, nur dass er in Süd-S’ibirien noch häufiger vorkommt, und bisher weder in Kamtschatka, noch auch von mir im Norden Finnland’s gefunden worden. Plan. contortus sowohl als Plan. albus sind in Portugal häufig, werden aber in Sizilien vermisst. Plan. leucostoma. Bisher aus Mittel - Europa allein bekannt; nun auch aus dem mittleren europäischen Russland und aus Süd-Sibirien. Bei Archangels’k fand ich wohl den Plan. spirorbis, aber nicht den Plan. leucostoma. Kommt in Portugal vor. Plan. vortex. Der nördlichste mir bekannte Fundort ist Wytegra, von wo Gre- wingk diese Art mitgebracht hat. Ich vermisse ihn sowohl unter den Mollusken Portugal’s als auch Sizilien’s. ! area, Limn. auricularius ist kaum unter die polaren Arten zu hen. jedenfalls aber nicht zirkumpolar, da unter den nordamerikanischen Limnaeen keine einzige Art vorkommt, welche auch nur entfernt als Analogon des Limn. auricularius angesehen werden dürfte. Nordwärts reicht diese Art bis über den 64sten ‚Breitengrad hinaus, indem ich sie bei Archangels’k antraf, und Herr Branth eine Menge Exemplare, während der letzten Uralexpedizion Hofmann’s, in der Nähe von Beresov, am Oöj, sammelte. Uebrigens scheint der Limn. auricularius nördlich vom 60sten Breitengrade (bisher das nördlichste bekannte Vorkommen) im Ganzen seltener zu werden; wenigstens fand ich ihn in Finnland nur bei Wiborg und Borgo, konnte ihn aber nirgends nördlicher zu Gesichte bekommen. Von der oberen Tunyus’ka brachte ihn mir Obrist Hofmann. Südwärts kennen wir ihn in Sibirien bis in die Baikalgegenden und in den Altai hinab. Uebrigens dürfen wir erwarten, dass er in Zentral-Asien bis zum 35° n. Br. hinabgeht, wie Guvier und Va- lenciennes*) es angeben, da neuerdings auch Morelet‘) ihn in Poriugal gefunden hat; ein für uns wichtiger Wink, weil Philippi den Limn. auricularius fruchtlos in Sizilien suchte. | 4) Index Molluscorum praesentis Aevi, 4837, p. 123. 2) Index Molluscorum Groenlandiae, 1842, p. 5. 3) Invertebrata of Massachusetts, p. 206, fig. 135. 4) Histoire naturelle des Poissons, Tme XV, p. X. Dasselbe bezeugi Morelet, 1. s. c. p. S1, Note. 5) L. s. c. p. 89. Zoologisch-geographische Folgerungen. 405 Limn. Gebleri. Wir dürfen vermuthen, dass das Verbreitungszentrum dieser Art sich in Mittel-Asien befindet, und dass sie nur in ihrer äussersten Nordgrenze, bei Ber- naul, mit dem Limn. auricularius zusammenstösst. Limn. ovatus ist eine bisher in Europa nicht weiter als bis zum 60sten Grade nördlicher Breite verfolgte Art. Ich habe sie in Finnland bis in den Polarkreis hinein angetroffen, und zwar sowohl die var. typica als auch vulgaris derselben; ferner an der Südküste des Russischen Lapplandes und bei Archangels’k. In Sibirien reicht sie nord- wärts wenigstens bis zum €4° n. Br., und südlich bis zu der äussersten Südgrenze hinab, denn sie scheut, da sie in Portugal und Sizilien vorkommt, die südlichen Himmelsstriche nicht. Vorzugsweise scheint die var. typica dem Norden, die var. vulgaris (Limn. vulgar. Pf.) aber den südlicheren Gegenden eigen zu sein, wenngleich wenigstens einzelne Exemplare beider Varietäten sowohl im Norden als im Süden’ vorkommen. Obgleich der nordamerikanische Lymn. macrostomus Say dem Limn. ovatus sehr nahe kommt, so sind doch bei allen mir zu Gesichte gekommenen Exemplaren und Abbildungen des Lümn. macrostomus, dessen Windungen in dem Grade flach, dass mir keine vollkomm- nen Uebergänge zu Linn. ovatus bekannt sind. Limn. Kamtschaticus steht einstweilen noch, seinem Fundorte nach, ganz isolirt da. Den Limn. stagnalis halte ich ohne Frage für eine zirkumpolare Art. Es ist mir nämlich, sowohl bei direktem Vergleiche nordamerikanischer Exemplare, als auch bei Zuratheziehung der betreffenden Beschreibungen und Abbildungen unmöglich, den euro- päischen Limn. stagnalis von den nordamerikanischen Limn. jugularis Say, und auch vom Lymn. appressus Say (welche nach meiner Ueberzeugung in eine einzige Art verschmol- zen werden müssen) zu unterscheiden. *) Als das nördlichste Vorkommen des Lymn. stagnalis an der Nordwestküste Amerika’s kann ich einstweilen, nach Exemplaren die Herr Wosnes’ens’kij mitgebracht, die Küsten des Kenai-Busens (etwa 60° n. Br.) bezeichnen, und ich muss ausdrücklich bemerken, dass das Exemplar vom Kenai-Busen genau unsere europäische typische Form des Limn. stagnalis, nicht aber Limn. speciosus Rossm. ist. Auch in Europa fand ich den Limn. stagnalis, in Finnland, bis in den Polarkreis hinein, ”) und ferner bei Archangels’k. In Süd-S’ibirien ist Limn. stagnalis (bis Beresov nordwärts reichend) sehr häufig, und wir mögen daher, den schon oben angegebenen Quellen zufolge, gern das Vorkommen dieser Art in Tibeth zugeben. In Neapel kommt, nach Philippi 1) Vergl. die Literatur dieser Arten in De Kay, Zoology of New-York, Part. V, p. 74. — Limn. jugularis scheint mir vollkommen synonym mit Limn. speciosus, Rossmässler (Iconogr. Taf. II, fi. 50, p. 96). 2) Obgleich die nordischsten Exemplare in der typischen Form des Limn. stagnalis vorkommen, so fand ich doch bei Kuopio in Finnland eine Varietät mit ungewöhnlich kurzem Gewinde (8 m. Höhe des Gewindes, bei 15 m. Länge der Mundöflnung), welche zur var. stagnalis des Limn. ovatus hinüberführt, sich aber von diesem, durch die bedeutendere Länge des Gewindes und durch den Mangel eines Nabels, alsbald unterscheiden lässt. Diese Varietät ist von S’iemaschko (Bullet. d. Nat. de Moscou, 1847, Tme XX, p- 103, fig. 3) Limn. Karpinskii genannt worden; nur dass meine finnländischen Exemplare ein noch kürzeres Gewinde haben, als Limm. Karpinski, der Abbildung zufolge. 408 Mollusken. Die Valv. piseinalis geht nordwärts.bis Archangels’k und Beresov hinauf. Südlich erreicht sie Portugal, kommt auch noch in Neapel, aber nicht mehr in Sizilien vor. Für zirkumpolar möchte ich die Valv. eristata halten. Nicht nur reicht sie ost- wärts bis Kamtschatka, sondern ich vermuthe auch, dass man vielleicht den nordamerika- nischen Plan. virens und Plan. elevatus Adams (Boston Journal of Natural History, Vol. IH, p. 326, Pl. Ill, fig. 15, und p. 327, Pl. IL, fig. 16) einstweilen hierher ziehen dürfte. | | | Succinea. Succinea putris L. ist wohl diejenige Art, welche die grösste Breiten-Verbreitung unter allen Land-Mollusken besitzt. Wir dürfen daher auch schon mit der vorgefassten Meinung, dass es zugleich eine zirkumpolare Art sein müsse, an die Untersuchung über den zoologisch-geographischen Werth der Succ. putris schreiten, wenn wir erfahren, dass . ich die mitteleuropäische Form derselben, welche nach Draparnaud allgemein als Suce. amphibia bekannt geworden (vergl. Draparnaud, Hist. nat. d. Moll., Pl. III, fig. 22, 23; Rossmässler, J/conographie, Taf. II, fig. 45; und C. Pfeiffer, Naturg. deutscher Land- und Süsswasser-Mollusken, Taf. III, fig. 36), völlig unverändert bis über den 70sten Breitengrad hinaus, im russischen sowohl als norwegischen Lapplande, an verschiedenen Weidenarten in.überschwenglicher Menge lebend, angetroffen habe. In gleichem Maasse auch im Inneren Finnmarken’s, bei Archangels’k ete., wo ich zugleich die Varietät Suce. ' Pfeifferi sammelte. | Gleich wie nun Succ. putris (mit vielfachen Varietäten) in Europa so weit nord- wärts hinaufgeht, als sich das Land erstreckt, so wird sie auch im Süden selbst an allen Küsten des Mittelmeeres noch vorgefunden. Was: aber viel mehr sagen will, wir finden sie sogar in den Faunen der tropischen Länder und auf der Südhälfte unseres Erdballes wieder, wie uns neuerlich Krauss ') für Süd-Afrika gelehrt hat, so dass wir noch erwar- ten dürfen, dass Mousson’) vielleicht nur aus Aengstlichkeit vor einem zoologisch- geographischen Irrthume, diese Art, als javanisch, zurückgenommen habe. Es wird mir ziemlich leicht, diese Art als zirkumpolar für den Nordpol nachzuweisen, allein, der Längenverbreitung gemäss, muss ich vermuthen, dass sie es wohl auch für den Südpol sein dürfte; mithin eine im vollsten Sinne des Wortes zirkumiellurische Art(?). Es ist nämlich schon im Jahre 1837 von Beck °) eine Succinea unter dem Namen Groen- landica für Grönland angegeben worden. Möller *) bestätigt dieses, und gibt uns die Auskunft, dass die Suce. Groenlandica zwar der Succ. amphibia (putris) höchst ähnlich sei, aber durch röthliche Farbe des Gewindes und stumpferen Gipfel sich von ihr unter- scheide. Diese Unterschiede sind aber nichtig, im Gegensatze zu denjenigen, welche art- 4) Die Süd-Afrikanischen Mollusken, 1848, p. 73. 2) Die Land- und Süsswasser-Mollusken von Java, 1849, p. 39, Tab. IV, ig. 6. 3) Index Moll. praes. Aevi, p. 99, No. 18. 4) Index Moll: Groenlandiae, 1842, p. 4. Zoologısch-geographische Folgerungen. | 409 liche Trennungen, innerhalb der Suce. putris L., in Europa selbst bisher vielfach begründet haben, und dennoch wieder aufgegeben werden mussten. Zwei aus Grönland durch Möller mitgebrachte Succineen, deren grössere 9,5 mill. lang: ist, verdanke ich Prof. Eschricht's Zuvorkommenheit. Von einzelnen Exemplaren der Succ. putris Süd-Europa’s sind sie gar nicht zu unterscheiden, machen jedoch, durch die starke Aufgetriebenheit ihrer Windun- gen (aber nur in dieser Hinsicht) den Uebergang zu Suce. oblonga Drap.'), während die Grösse und Form der Mundöffnung keinen Zweifel darüber lässt, dass es Suce. putris ist, die man vor sich hat. Das Gewinde ist allerdings röthlich, sobald man die Oberhaut entfernt; eine Eigenthümlichkeit, die sich jedoch auch an einzelnen Exemplaren. aus Beresov's Umgegenden zeigt. Suec. Groenlandica ist also artlich unhalthar. Ausserdem lässt sich aber nicht bezweifeln, dass Suce. campestris Say, welche in Nord-Amerika zu Hause ist ?), von Suce. putris nicht zu unterscheiden sei, obgleich ich bemerken muss, dass alle nordamerikanischen Exemplare, die ich gesehen, an derjenigen Aufgetriebenheit der Windungen Theil nahmen, deren ich unter Succ. Groenlandica schon oben erwähnte. Wahrscheinlich werden sogar Succ. ovalis Say und Succ. obliqua Say, die ich nicht zur Ansicht habe, gleichfalls unter Suce. putris eingeschaltet werden müssen. Bezeichnen wir, wie ich es früher bei den Meeres-Mollusken gethan, mit 4’ die schmälere Form aus Bernaul, deren Maasse und Abbildung ich oben gegeben; ferner mit @, die Mündungshöhe der Succ. Pfeifferi Rossm.; mit «’ die konvexen Windungen der nordamerikanischen und grönländischen Exemplare, im Gegensatze zu @, wie bei Suce. amphibia Drap., und zu «°, wie bei der Succinea aus Bernaul; bezeichnen wir endlich die gewöhnliche Färbung mit C, die Färbung mit röthlichem Gewinde mit C’, und das perlmuttrig-gläserne Ansehen mit C*, —'so sind folgende Kombinazionen bisher in Russ- land’s Norden von mir beobachtet: Im Russischen Lapplande, Aa«C, A’a?sC, A’a’cC, und A’aw'C. In Beresov, die vorigen und A?«aC”. | In Bernaul, A’auC?”, A’au”C, Aaa?C. In Finnland, ausser mehreren der vorigen auch Aa’«l’. Ausserdem sind die nordisch-russischen häufig, ‘gleich denen Schweden’s, schmutzig gefärbt, und «nicht selten sehr dünn; eine Eigenthümlichkeit, die übrigens überall mit unterzulaufen scheint. Helix. Meine Ausbeute an Helices ist, wie wir aus dem Vorhergehenden ersehen, in S’ibirien 4) Es ist also die ursprüngliche Succ. oblonga Draparnaud’s hier gemeint, so wie sie von diesem Schrift- steller auf Taf. III, fig. 24, 25, und von Rossmässler in seiner Jconographie, Taf. II, fig. 47 abgebildet wird; nicht aber die Succ. oblonga, vielmehr die Succ. arenaria, welche neuerdings von Dupuy, in seiner Hist. natur. d. Moll., Taf. I, abgebildet worden. 2) Vergl. Gould, Invertebrata of Massachusetts, A841, p. 195, fig. 126, und De Kay, Zoology of New-York, Part. V, p. 54, fig. 54 A. B. Middendorfi’s Sibirische Reise, Bd. II. Thl. 1. 52 408 Mollusken. Die Valv. piscinalis geht nordwärts bis Archangels’k und Beresov hinauf. Südlich erreicht sie Portugal, kommt auch noch in Neapel, aber nicht mehr in Sizilien vor. Für zirkumpolar möchte ich die Valv. eristata halten. Nicht nur reicht sie ost- wärts bis Kamtschatka, sondern ich vermuthe auch, dass man vielleicht den nordamerika- nischen Plan. virens und Plan. elevatus Adams (Boston Journal of Natural History, Vol. IH, p. 326, Pl. I, fig. 15, und p. 327, Pl. III, fig. 16) einstweilen hierher ziehen dürfte. | | | Suceinea. ' Succeinea putris L. ist wohl diejenige Art, welche die grösste Breiten-Verbreitung unter allen Land-Mollusken besitzt. Wir dürfen daher auch schon mit der vorgefassten Meinung, dass es zugleich eine zirkumpolare Art sein müsse, an die Untersuchung über den zoologisch-geographischen Werth der Suce. putris schreiten, wenn wir erfahren, dass . ich die mitteleuropäische Form derselben, welche nach Draparnaud allgemein als Suce. amphibia bekannt geworden (vergl. Draparnaud, Hist. nat. d. Moll., Pl. III, fig. 22, 23; Rossmässler, /conographie, Taf. II, fig. 45; und C. Pfeiffer, Naturg. deutscher Land- und Süsswasser-Mollusken, Taf. III, fig. 36), völlig unverändert bis über den 70sten Breitengrad hinaus, im russischen sowohl als norwegischen Lapplande, an verschiedenen Weidenarten in.überschwenglicher Menge lebend, angetroffen habe. In gleichem Maasse auch im Inneren Finnmarken's, bei Archangels’k etc., wo ich zugleich die Varietät Suce. ' Pfeifferi sammelte. | Gleich wie nun Succ. putris (mit vielfachen Varietäten) in Europa so weit nord- wärts hinaufgeht, als sich das Land erstreckt, so wird sie auch im Süden selbst an allen Küsten des Mittelmeeres noch vorgefunden. Was: aber viel mehr sagen will, wir finden sie sogar in den Faunen der tropischen Länder und auf der Südhälfte unseres Erdballes wieder, wie uns neuerlich Krauss‘) für Süd-Afrika gelehrt hat, so dass wir noch erwar- ten dürfen, dass Mousson’) vielleicht nur aus Aengstlichkeit vor einem zoologisch- geographischen Irrthume, diese Art, als javanisch, zurückgenommen habe. Es wird mir ziemlich leicht, diese Art als zirkumpolar für den Nordpol nachzuweisen, allein, der Längenverbreitung gemäss, muss ich vermuthen, dass sie es wohl auch für den Südpol sein dürfte; mithin eine im vollsten Sinne des Wortes zirkumtellurische Art(?). Es ist nämlich schon im Jahre 1837 von Beck °) eine Succinea unter dem Namen Groen- landica für Grönland angegeben worden. Möller *) bestätigt dieses, und gibt uns die Auskunft, dass die Suce. Groenlandica zwar der Suce. amphibia (putris) höchst ähnlich sei, aber durch röthliche Farbe des Gewindes und stumpferen Gipfel sich von ihr unter- scheide. Diese Unterschiede sind aber nichtig, im Gegensatze zu denjenigen, welche art- 4) Die Süd-Afrikanischen Mollusken, 1848, p. 73. 2) Die Land- und Süsswasser-Mollusken von Java, 1849, p. 39, Tab. IV, fig. 6. 3) Index Moll. praes. Aevi, p. 99, No. 18. 4) index Moll; Groenlandiae, 1842, p, 4. Zoologısch-geographische Folgerungen. | 409 liche Trennungen, innerhalb der Suce. putris L., in Europa selbst bisher vielfach begründet haben, und dennoch wieder aufgegeben werden mussten. Zwei aus Grönland durch Möller .mitgebrachte Suceineen, deren grössere 9,5 mill. lang ist, verdanke ich Prof. Eschricht’s Zuvorkommenheit. Von einzelnen Exemplaren der Suecc. putris Süd-Europa’s sind sie gar nicht zu unterscheiden, machen jedoch, durch die starke Aufgetriebenheit ihrer Windun-. gen (aber nur in dieser Hinsicht) den Uebergang zu Suce. oblonga Drap.'), während die Grösse und Form der Mundöffnung keinen Zweifel darüber lässt, dass es Suce. putris ist, die man vor sich hat. Das Gewinde ist allerdings röthlich, sobald man die Oberhaut entfernt; eine Eigenthümlichkeit, die sich jedoch auch an einzelnen Exemplaren. aus Beresov's Umgegenden zeigt. Suce. Groenlandica ist also artlich unhaltbar. Ausserdem lässt sich aber nicht bezweifeln, dass Succ. campestris Say, welche in Nord-Amerika zu Hause ist ?), von Succ. putris nicht zu unterscheiden sei, obgleich ich bemerken muss, dass alle nordamerikanischen Exemplare, die ich gesehen, an derjenigen Aufgetriebenheit der Windungen Theil nahmen, deren ich unter Succ. Groenlandica schon oben erwähnte. Wahrscheinlich werden sogar Succ. ovalis Say und Succ. obliqua Say, die ich nicht zur Ansicht habe, gleichfalls unter Succ. putris eingeschaltet werden müssen. Bezeichnen wir, wie ich es früher bei den Meeres-Mollusken gethan, mit 4’ die schmälere Form aus Bernaul, deren Maasse und Abbildung ich oben gegeben; ferner mit a, die Mündungshöhe der Succ. Pfeifferi Rossm.; mit «’ die konvexen Windungen der nordamerikanischen und grönländischen Exemplare, im Gegensatze zu @, wie bei Sucec. amphibia Drap., und zu «°, wie bei der Succinea aus Bernaul; bezeichnen wir endlich die gewöhnliche Färbung mit C, die Färbung mit röthlichem Gewinde mit C’, und das perlmuttrig-gläserne Ansehen mit C*, —'so sind folgende Kombinazionen bisher in Russ- land’s Norden von mir beobachtet: Im Russischen Lapplande, Aa«C, A’a*cC, A’a’cC, und A’a’C. In Beresov, die vorigen und A?aC”. In Bernaul, A’aw”C”, A’au?C, Aau?C. In Finnland, ausser mehreren der vorigen auch Aa’aC'. Ausserdem sind die nordisch-russischen häufig, ‘gleich denen Schweden’s, schmutzig gefärbt, und «nicht selten sehr dünn; eine Eigenthümlichkeit, die übrigens überall mit unterzulaufen scheint. Helix. Meine Ausbeute an Helices ist, wie wir aus dem Vorhergehenden ersehen, in S’ibirien 4) Es ist also die ursprüngliche Suce. oblonga Draparnaud’s hier gemeint, so wie sie von diesem Schrift- steller auf Taf. III, fig. 24, 25, und von Rossmässler in seiner Iconographie, Taf. II, fig. 47 abgebildet wird; nicht aber die Succ. oblonga, vielmehr die Succ. arenaria, welche neuerdings von Dupuy, in seiner Hist. natur. d. Moll., Taf. I, abgebildet worden. 2) Vergl. Gould, Invertebrata of Massachusetts, A841, p. 195, fig. 126, und De Kay, Zoology of New-York, Part. V, p. 54, fig. 54 A. B. Middendorfi’s Sibirische Reise, Bd. II. Thl. 1. 52 410 | Mollusken. ganz besonders arm. gewesen. Nur 6. Arten gelang es mir heimzubringen, und. auch diese nur in; sehr wenigen Exemplaren. Leider geben uns auch: frühere Nachrichten keinen besseren Stützpunkt, indem die gesammte: Literatur der: Helices S’ibirien’s bis; zu diesem Augenblicke auf zwei Mittheilun- gen Gebler’s; und auf die Anzeige meiner Hel. Schrenkü durch. S'iemaschko !) be- schränkt ist. Unser vielverdienter Gebler”) theilte im Jahre 1829. mit, dass sich in den Umgegenden Bernaul’s, Hel. lubrica, Hel. terrestris, Hel. ericetorum und. Hel. unidentatus Drap. fänden. Doch bald darauf?), berichtigte er selbst jene Angaben, nach den Be- stimmungen Ehrenberg’s, der im Geleite Humboldt’s das Museum zu Bernaul in Augenschein nahm, dahin, dass die oben. angeführten Arten, Hel. ericetorum, Hel. frutico- rum und Hel. cellina seien. Die falschen Endungen der Namen der beiden letztgenannten Arten beweisen schon, wie flüchtig auch diese verbesserte Bestimmung gewesen. Ich selbst; fand im Museum zu Bernaul nur Hel. Schrenkii nebst Hel. hispida vor, und wir müssen, uns deshalb einstweilen auf die Kenntniss dieser beiden Arten aus dene Gegend be- schränken. Um nun die schwache Ausbeute meiner Reise einigermaassen beurtheilen zu können, müssen wir uns einstweilen den Stützpunkt ausserhalb suchen. Fragen wir aber die bis- herigen Beobachtungen, welche Arten die nördlichste Grenze des Vorkommens von Helices überhaupt bezeichnen, so stossen wir auf eine ansehnliche Lücke, denn die Angaben der Beobachter reichen für Russland bisher nicht über St. Petersburg, d. h. den. 60sten Grad n. Br. hinaus. Wir verdanken S’iemaschko*), seit drei Jahren, die erste Aufzählung der Mollusken, welche in. der Umgegend Peiersburg's auszudauren vermögen. Er fand an diesem Orte 13°) Arten, nämlich: Hel. hortensis, bidentata, pulchella, costata, fruticum, hispida, incarnata (als sericea; aufgef.) glabella, ericeiorum, ruderala, fulva, pura (als nitidula aufgef.) und py.gmaea. Andererseits ist mir nicht bekannt, dass von Schweden her genauere Angaben über die Nordgrenzen des Vorkommens der Land- und Süsswasser-Konchylien veröffentlich wären. Bei Nilsson‘) finden wir, dass alle die Arten der Umgegenden Petersburg’s (Hel. costata sieht er als Varietät der pulchella an), auch auf der Skandinavischen Halbinsel, wenigstens 4) Bullet. physico-mathem. de l’Acad. d. St.-Petersbourg, Tme VII, p. 236. 9) Bullet. de la Soc. Imp. des Natur. de Moscou, Tme I, p. 55. 3) ibid. p.. 185. 4): Bullet. physico-mathem. 1. vix c., und Bulletin de: la Soc. Imp: ‘des Natur. de Moscou, 1847, Tme xx, p. 93 etc. 5) S’iemaschko selbst (Bullet. ulkaiog: -math., loco eitato, p. 240 No. 44) will zwar 44 Arten zählen, doch muss dieses ein Irrthum der Flüchtigkeit sein, da ich nicht mehr als 13 namentlich angeführte Arten aus seinen Angaben zusammenzufinden im Stande bin. Da S’iemaschko ferner nicht erkannt hat, das die Hel. ruderata bei Nilsson unter der rofundata mit einbegriffen ist, mithin 22 und nicht 24 Arten bei Nilsson aufgezählt sind, so verändert sich das Verhältniss der von ihm tabellarisch zusammengestellten Artenzahl. 6) Historia Molluscorum Sueciae, 1822 Zoologisch-geographische Folgerungen. || bis etwa Lund, d. h. bis zu dem 56° n. Breite nordwärts hinansteigend vorkommen, mit Ausnahme von Hel. ericetorum und Hel. glabella, (denn Hel. ruderata ist bei Nilsson, als Hel. rotundata var. 8 aufgeführt). Dagegen trifft man im südlichen Schweden ausser den genannten Arten noch: Hel. pomatia, arbustorum, strigella, aculeata, conspurcata, lapicida et albella, rotundata, cellaria und cerystallina, d. h. im Ganzen 21, nämlich bald doppelt so viel Arten, als bei Petersburg. Auch Liljeborg's') neueste aber unvollstän- digere Beobachtungen bestätigen nur Nilsson’s Angaben. . Vergleichen wir aber den durch Schrenk?) möglichst erschöpften Bestand der Arten Livland's, kaum 2 Breitengrade südlicher als Petersburg, so begegnen wir fast genau der- selben Artenzahl wie bei Petersburg, d. h. 14, wenn wir, der Gleichmässigkeit wegen, ‚Hel. pulchella und costata als zwei getrennte Arten: inch wollen. Auch die Arten Livland's und Petersburg’s sind wiedernm fast alle dieselben; wir vermissen nur die Ael. incarnata, glabella, ericetorum und pura Petersburg's in Livland, dagegen Hel. pomatia, arbustorum, strigella, erystallina, nitida und aculeata (diese nach S’iemaschko) wohl in Livland vorhanden sind, aber nicht mehr bis Petersburg hinaufreichen. Diese letzteren Arten sind aber, bis auf die livländische Hel. acıleata und Hel. nitida Müll. (als Zucida aufgeführt) dem südlichen Schweden und Lieland gemein, d. h. reichen an den einander gegenüberliegenden Küsten des Baltischen Meeres gleichmässig bis gegen den 58° n. Br. hinan. Es scheinen deshalb Hel. pomatia, arbustorum (in Hochland), strigella, aculeata und vielleicht auch erystallina vor dem 60sten Breitengrade, zwischen diesem und dem 58sten, ihre nördlichste Verbreitungsgrenze zu finden. Aus Upland, also etwa vom 60sten Breitengrade, d. h. aus den Breiten Petersburg's, erhielt Nilsson noch Hel. ruderata, strigella und cellaria, von denen die erstere aller- dings noch bei Petersburg vorkommt, die beiden anderen ‚aber nicht mehr. Das, meines Wissens, nördlichste bisher angegebene Vorkommen einer Helix, ist aber, nach Nilsson dasjenige der Hel. fulea in Jemtland, also mindestens bei 63° n. Br. lassen uns alle Nachrichten im Stiche. °) Eine Sommerausflucht, welche ich im Jahre 1848 in Finnland, unter unseres be- rühmten Nordenskjöld's lehrreicher Führung bis an den Polarkreis unternahm, bot mir Gelegenheit, die so eben berührte Lücke etwas zu füllen. Nachdem ich mich durch die Sammlungen Nordenskjöld’s davon überzeugt, dass die Helix-Fauna des südlichen Küstenstriches Finnland’s, mit der St. Petersburgischen übereinstimmt, setzten mich meine eigenen Nachsuchungen und diejenigen der gefälligen Theilnehmer an den Versuchsgold- wäschen der finnländischen Regierung, der Herren Frankenhäuser und Borg, in den Stand, das Vorkommen von Hel. fulva, Hel. pulchella (incl. var. costata) Hel. pura, Hel. Weiter nordwärts 4) W. Liljeborg, Observationes zoologicae,‘Lundae, 1845, p. 55. 2) Bullet. de la Soc. Imp. des Nat. de Moscou, 1848. 3) Die Namen der Namengeber lasse ich hier fort, um die Uebersichtlichkeit nicht unnütz zu stören, da ich mich hier strenge an die Terminologie der Monographie Pfeiffer’s halte, * 412 Mollusken. ruderata und Hel. nitida, in Finnland bis in die Nähe des Polarkreises (Kirchspiel Kus’amo) ausfindig zu machen, nachdem ich, schon im Jahre 1840, Hel. Schrenkü und Hel. hispida nördlich von Archangels’k, d.h. etwa um 1° südlich vom Polarkreise entdeckt hatte. Ich kann mithin nicht nur das Vorkommen von europäischen Helices überhaupt am Polar- kreise, sondern ich kann sogar 6 Arten dieses Geschlechtes daselbst nachweisen. Dem Gesagten zufolge können wir nun vorläufig die Helix - Arten Nord - Europa’s geographisch folgendergestalt zusammenstellen: ‘) a) Den Polarkreis erreichen: | 1) Hel. Schrenkü, 2) hispida, 3) ruderata, ") pura, 5) fulva, 6) pulchella, 7) nitida. b) Den 60sten Beitengrad erreichen, ausser den eben genannten noch: 1) Hel. hortensis, 2) bidentata, 3) fruticum, %) sericea, 5) glabella, 6) ericetorum EN 7) pygmaea. ec) Den 58sten Breitengrad erreichen, (wenn wir absehen von Hel. sericea, glabella und ericetorum) ausser den bisher genannten, noch: 1). Hel. pomatia, 2) arbustorum (gehört fast zu b, 3) strigella, %) aculeata, 5) erystallina. Wenn wir also von der Fauna Livland's, als von einer Einheit, ausgehen wollen, so sehen wir, ‚dass die Zahl der Arten schon um ein Paar Grade nördlich auf ”/,,, und wiederum um ein Paar Grade nördlich schon auf die Hälfte, d. h. auf nahe '/, unserer Einheit zusammenschmilzt, oder anders ausgedrückt: dass sie typisch unverändert dieselbe bleibt, aber ausnehmend rasch verarmt. Dieses letzte übriggebliebene Drittheil, fassen wir es unter dem Namen der polaren Helix-Arten zusammen, mag aber bis an die äusserste Grenze des Vorkommens von Helices überhaupt gemeinschaftlich ausharren.”) Auffallen muss es, dass, mit Ausnahme einer einzigen Art, nur die kleinsten Arten den strengsten Frösten des Nordens gewachsen sind; freilich sind das aber auch lauter Arten, welche sich minder 4) Unterdessen diese Abhandlung im Drucke ist, finde ich noch einen mir für meinen Zweck wichtigen Bei- trag, in einigen Angaben, welche ich Bohemann’s Berichte über seine Reise in (Schwedisch-) Lappland, im Jahre 4843 (vergl. Hornschuch, Archiv Skandinavischer Beiträge zur Naturgeschichte, I, 1845, p. 299 und 307) ent- nehme. Bohemann {traf Hel. fruticum (vielleicht Hel. Schrenkä?) bei Söderhamm, also gegen 6101, n. Br., und ferner bei Qwickjock, Hel. arbustorum, ruderata und fulva. Quickjock liegt aber unter mehr als 66° n. Br. Das Vor- kommen der Hel. ruderata und fulva daselbst, bestäligt nur unsere eigenen Beobachtungen. Wenn es aber kein Versehen ist, dass Hel. arbustorum dort auch vorkommt, welche allerdings in der Schweiz sich am höchsten (bis auf 7000’) in die Gebirge hinauf erhebt, dagegen nordwärts kaum die Südküste Finnland’s erreicht, so hätten wir darin ein interessantes Beispiel mehr, für das Vorkommen ausgesprochen’ alpiner Formen im höchsten Norden. Es stellt sich an künftige lappländische Reisende dann die Frage, ob es auch die kleine Varielät (var. alpina Fer.) der Hel. arbustorum ist, der man dort begegnet, und ob ausschliesslich nur diese vorkommt. 2) Hel. nitida Müll. führt schon Pfeiffer als finnländisch auf; Schrenk fand sie in Livland, also muss sie noch bei Petersburg aufgefunden werden. Künftigen Forschern ist, vom geographischen Standpunkte aus, ein genaues Untersuchen der von S’iemaschko für Petersburg angegebenen bisher aber nicht in Livland, noch auch in Schweden gelundenen Arten el. (sericea) incarnata, glabella und ericetorum. zu empfehlen. Mir will.der Gedanke an ein dabei vorgefallenes Versehen nicht recht aus dem Kopfe. Zoologisch-geographische Folgerungen. | 413 ‚an das Laub der Holzgewächse halten, als im Moose, unter verfaultem Holze, unter Rin- den und unter moderndem Laube etc., mit einem Worte, an verborgenen Orten leben, fast ohne des Tageslichtes zu bedürfen. i Die so eben erwähnten polaren Helix-Arten besitzen übrigens einen sehr ausgebrei- teten Verbreitungsbezirk, wodurch sie einerseits ihre grosse Zähigkeit gegen Temperatur- Einflüsse bekunden, zugleich aber auch andererseits daran erinnern, dass ihre Lebensweise und ihr Fundort darauf hinweisen, wie ein nur unbedeutendes Ansteigen der Temperatur über den Nullpunkt hinreicht, um ihren Lebensprozess zu unterhalten. Mit Ausnahme der Hel. Schrenkiü finden wir alle die übrigen Arten bis in den Süden Deutschland’s und Frankreich’s '), gegen Westen bis England, ja Hel. fulca sogar im Kaukasus (Bullet. de Mosc. IX, p. 168), in Portugal, Italien und Sicilien, Hel. hispida, in der Krymm und Hel. pulchella sogar im Kaukasus und in Madera. Meine Ausbeute in S’ibirien beweist überdiess, dass auch die östlichsten Landstriche Nord-Asien’s der Verbreitung unserer europäischen polaren Helix-Arten keine Schranken setzen, sondern schon jetzt kennen wir von 7. Arten %, welche nicht nur bis zum Altai gehen (Hel. Schrenkü und Hel. hispida), sondern von denen zwei Arten (Hel. ruderala und Hel. pura) bis an die Ostküste S’ibiriens, ja sogar bis Kumtschatka sich erstrecken. Es ist nämlich an diesem Orte nachzutragen, dass ich mich aus der Sammlung Norden- skjöld’s, des Sohnes, von der Uebereinstimmung der Helices Südfinnland’s mit denen Petersburg's zu überzeugen Gelegenheit hatte, gleich wie das Vorfinden von Hel. Schrenkü und Hel. hispida, aus dem Olonetzkischen Gouvernement, in den Sammlungen Grewingk'’s, und dasjenige der Hel. ruderata und Hel. Schrenkii in den Sammlungen Branth’s, vom Flusse Wischera (etwa 60° '/, n. Br.), als Ausbeute der letzten Uralexpedizion, mich ebenfalls neue Fundorte, als Zwischenglieder zwischen die von mir entdeckten extremen Fundorte hineinschieben lässt. a Wir sind aber schon jetzt im Stande, mit unseren ‚Angaben über die Längenver- breitung der verschiedenen Helices noch viel weiter zu gehen, und zwar können wir drei von den durch uns für «polar» erklärten Helix - Arten der alten Welt, auch im Norden der neuen nachweisen, so dass wir mithin unsere Beobachtungen zirkumpolarer Arten selbst auf die Helices auszudehnen vermögen. Zirkumpolar sind nämlich: 1) Hel. pulchella, 2) Hel. pura”) und 3) Hel. fuloa. ?) 1) Vergl., wo es nach Pfeiffer’s «Monographie» anders erscheinen möchte, die jüngst erschienene Histoire naturelle des Mollusques par A. Dupuy. | ! 2) Pfeiffer (Monographia p. 96) erkannte sie zuerst als identisch mit der Hel. electrina Gould. 3) Ebenfalls schon von Pfeiffer (ibid. p. 31) als synonym mit Hel. chersina Say erklärt, während sie noch Gould (Inv. of Mass. p. 185) für eine eigene Art hielt. Ausserdem, dass wir aber Hel. fulva in Massachusetts an- treffen, ist sie ferner die einzige Helix, welche bisher in Grönland (also vom 60sten Breifengrade an nordwärts) beobachtet worden. Schon O. Fabricius (Fauna Grönl. p. 389) gab die Hel. nitida Müll. als grönländisch an. Möller’ (Index Moll. Groenlandiae, p. 4) bestätigt das Vorkommen derselben Art, als der einzigen ihres Geschlechtes, in Grönland, doch führt er sie unter dem Namen Hel. Fabricii Beck auf, da Beck (in seinem Index Molluscorum, A414 Mollusken. Was dagegen die übrigen vier den Polarkreis erreichenden Arten betrifft, so scheint mir 'Hel. Schrenkü keine ächt-polare Form zu sein, sondern vielmehr eine ‘die westliche Hel. fruticum, im Osten, stellvertretende Art, welche den Polarkreis zwar erreicht, den Mittelpunkt ihrer. Verbreitung aber im südlichen S’ibirien haben mag, von wo aus sie, ähnlich mehreren unbezweifelt S’ibirischen Pflanzenarten, sich westwärts über das Ural- Scheidegebirge hinaus bis in das nordeuropäische Russland erstreckt. Hel. ruderata scheint im Norden der neuen Welt durch die, (bis auf eine Windung mehr) vollkommen analoge, Art Hel. siriatella Anthony vertreten zu werden.*) Also bleiben noch Hel. hispida und Hel. nitida als isolirt dastehende boreale Arten der alten Welt übrig. Es muss unsere Beachtung: in hohem Grade auf sich lenken, dass sich in Nord-Amerika, ausser den schon genannten zirkumpolaren Arten, noch die europäischen Hel. hortensis L. und Hel. cellaria Müll. vorfinden sollen. Man fand es bis zur neuesten Zeit so auffallend, wenn sich europäische Arten in Nord-Amerika betreffen liessen, dass man solche ohne Weiteres für in die neue Welt durch den Menschen eingeführt erklärte. Gould hat in dieser Beziehung Binney in Betreff der Hel. pulchella zu widerlegen gesucht, indem er die geringe Wahrscheinlichkeit hervorhebt, dass sich ein so kleines Thier seit der Zeit seiner Einführung schon so weit in das Innere Nord - Amerika’s hinein verbreitet haben könne. Meine Untersuchungen über zirkumpolare, sowohl Meeres- als Land- und Süsswasser Mollusken überheben uns in dieser Hinsicht aller unwahrscheinlicheren Annahmen. Allein für die hübsche Hel. hortensis, welche überdiess nur sehr lokal in Nord-Amerika vorkommt, bin ich gern bereit, Binney’s, von Gould adoptirter, Annahme beizustimmen, da sie in Europa "kaum über den 60sten Breitengrad nordwärts hinausreicht. Besitzen wir doch an einigen histo- rischen Nachrichten über die als Fastenspeise für die Mönche gesuchte und künstlich ver- breitete Hel. pomatia (in Schweden und Lieland) ein Analogon, gleich wie an der noch auf- fallenderen, ganz vereinzelt dastehenden, und auf keinem anderen Wege zu erklärenden Thatsache, dass die südeuropäische Hel. aspersa Müll. auch in Brasilien sich vorfindet. 1837, p. 21) den Namen Hel. (Petasia) Fabricü für die Art Grönland’s vorgeschlagen. Pfeiffer (Monogr. p. 434) kannte diese Art in seinem Hauptwerke noch nicht, allein in den dazu gelieferten Nachträgen (Zeitschrift für Mala- kozoologie, 1848, Juni, p. 90) finden wir eine sehr genaue Diagnose der Hel. Fabricii Grönland’s, nebst der Be- merkung, dass sie von Hel. fulva Drap. (an breiterer letzter Windung, mehr konvexer und in der Mitte fast gena- belter Basis) kaum unterschieden werden könne. Wir fragen deshalb jeden Unpartheiischen, welche Ansichtsweise zugleich der Natur und einem weiteren wissenschschaftlichen Anschauen mehr entspreche; diejenige meiner Lehre von den zirkumpolaren Arten, welche einigen Variazionen unterworfen zu sein pflegen, — oder diejenige, derzufolge jede noch so geringfügige Abänderung. aufgefasst wird, um einen neuen Namen zu geben, wodurch die Zersplitterung auf das Aeusserste getrieben, und jede Begründung einer zoologischen Geographie vereitelt wird? Uebrigens besitze 'ich selbst einzelne livländische und finnländische Exemplare, , welche sich vor der gewöhnlichen Form durch eine konvexere Basis, und deshalb beginnende Nabelbildung unterscheiden, mithin schon mit der grönländischen Varietät (oder Art) zusammenfallen. *) Diese Vertretung durch analoge Formen findet darin eine hübsche Erweiterung, dass gleich wie Hel. ro- tundata die Hel. ruderata im Süden Europa’s vertritt, auch wiederum die der Hel. rotundata vollkommen analoge Hel. perspectiva Say, zunächst an Hel. striatella südlich anstossend, eine Ersatzart dieser letzteren abgibt. Zoologisch-geographische Folgerungen. 415 Als einstweilen unlösbare Schwierigkeit bleibt uns dann nur noch die einzige Hel. cellaria Müll., welche Gould auch in Amerika nur für die mittleren Staaten angibt, und welche, vorzüglich über Mittel-Europa' verbreitet, auch bei uns kaum den 60sten Breitengrad erreicht (Upland in Schweden, und Lieland), und dennoch in beiden Welttheilen zugleich an- getroffen wird. Die Aufmerksamkeit der Forscher hat sich mit besonderer Schärfe auf die Unter- suchung der Verbreitung dieser, gewiss nur scheinbar anomal sich verhaltenden Art, zu richten. Ausser den aufgezählten zirkumpolaren, in S’ibirien. vorkommenden, Helix-Arten, und der bis auf Weiteres für typisch-s’ibirisch erklärten Hel. Schrenkü, haben wir noch den geographisch-zoologischen: Werth der gleichfalls in S’ibirien vorkommenden Hel. carthusiana und Hel. subpersonata zu erwägen. Die erstere dieser beiden Arten ist bisher zwar über alle Längen: Europa’s, aber dabei nordwärts nicht über Mittel - Europa hinaus angetroffen worden. Kaukasische Exemplare, die ich untersuchte, stimmen‘ gleichfalls vollkommen mit westeuropäischen,' nur dass einzelne Exemplare den Nabel mehr und mehr verlegen, ‚so dass endlich ein vollkommner Uebergang zu der Nabelbildung der Hel. Olivieri sich ausbildet. Ich muss dafür halten, dass diese Art in der Nähe des Altai (etwa bei 50° n. Br.) ihre nordöstlichste Verbreitungsgrenze erreicht. Hel. subpersonata endlich, ver- mittelt offenbar, nach dem. Gesetze der Gleichartigkeit der Faunen einander gegenüber- liegender Küsten desselben Meeresbeckens, die theilweise Identität der Fauna der Küsten- länder Ost-S’ibirien’s mit derjenigen der Nordwestküste Amerika’s. Wir dürfen uns, wenn wir von den Erfahrungen an den Wirbelthieren, und an den Meeres - Mollusken ausgehen, nicht sowohl darüber wundern, dass die Hel. subpersonata der nordamerikani- schen Hel. clausa*) näher steht, als der analogen Hel. personata der Gebirge Mittel- Europa’s, sondern vielmehr umgekehrt muss es uns auffallen, dass ich am. Ochotskischen Meere die Hel. ruderata und nicht die amerikanische analoge Form, die Hel. striatella, antraf. Hel. subpersonata gehört um so mehr der Physiognomie des nordamerikanischen Typus an, als die an ihrer Mündung gezahnten Helix - Arten überhaupt in Europa nur etwa '/,, bis '/,, der Artenzahl der jedesmaligen Landesfauna, in Nord - Amerika aber etwa '/, bis '/, ausmachen, ferner auch in Europa vorzugsweise an gebirgige Lage gebunden sind, in Nord-Amerika dagegen durchweg vorzukommen scheinen. *) Man werfe nicht dagegen ein, dass Hel. clausa bisher noch nicht westlich von dem Felsengebirge aufgefun- den worden sei. Die Nordwestküste Amerika’s ist konchyliologisch noch fast gar nicht untersucht, und ich zweifele nicht, dass man dort die Hel. clausa eben so auffinden wird, als ich dasselbe schon von Hel. planorboides Rafi- nesque (L. Pfeiffer, Monographia Heliceorum vivenlium, 1848, p- 200, No. 524; James De Kay, Zoology. of New - York, 1843, Part V, p. 33, Pl. II, fig. 15 A, B) versichern kann. Selbst die amerikanischen Schriftsteller kenuen diese Art bisher nur vom Ohio und Missouri. Sie scheint jedoch ihre Verbreitung durch das gesammte nördliche Amerika bis zum Ost-Ozean zu erstrecken, da ich eine grosse Anzahl von Exemplaren derselben durch Herrn Wosnes’ens’kij aus Sitcha erhalten habe, wodurch sie unserer Russischen Fauna einverleibt wird. Südlich erreicht sie an der Westküste Amerika’s mindestens Oberkalifornien, wo sie: gleichfalls von Herrn Wosnes’ens’kij gelesen worden. Sie scheint fast gar keinen Abänderungen unterworfen zu sein, und kommt in Sitcha von bedeu-. tenderer Grösse vor, als die gewöhnlichen Angaben lauten (bis 22 mill. bei 10 mill, Höhe), Uebrigens hat Binney schon gleich grosse, im Boston Journal of Natural History, Vol. II, Pl. XIV, abbilden lassen. 416 | Mollusken. Schliesslich like wir nun, dem Gesagten zufolge, über die Helices S ibirien’s Fol- gendes zusammenfassen: 1) Sibirien ist bis jetzt viel zu wenig malakozoologisch untersucht, um nicht erwar- ‘ten zu lassen, dass dort noch eine verhältnissmässig reiche Ausbeute an Helices zu machen sein wird; so viel leuchtet aber schon jetzt ein, dass in Sibirien die Helices sowohl an Artenzahl als auch wahrscheinlich an Indixiduen sparsam vertreten werden. 2) Alle dort vorkommenden Arten sind unscheinbar an Färbung, grösstentheils horn farbig, und höchstens mit einer roströthlichen Binde verziert. i 3) Alle Arten gehören zu den kleineren Helices, und sind sie identisch mit europäi- schen Arten, so stehen sie den europäischen Exemplaren an Wuchs nach. 4) Den bisher in S'ibirien beobachteten 6 Arten Lan wir wahrscheinlich folgende zoologische Werthe beizulegen: a) 3 zirkumpolare Arten, b) 1 zum nordamerikanischen Typus gehörige (an der Ostküste), c) 1 typische für Süd-S’ibirien, d) 1 deren nordwestlichste Verbeitungsgrenze bis Süd-S'ibirien reicht. *) Bulimus, Pupa, Clausilia und Achatina. Bulimus obscurus soll nach Gebler (Bullet. de la Soc. d. Natur. de Moscou, 1829, I, p. 185) bei Dernaul vorkommen, und allerdings ist dieses auch die einzige Art ihres *) Es ist zwar hier nicht der Ort, im Allgemeinen ausführlicher in die Berücksichtigung unserer Russischen Helices einzugehen, doch scheint es mir am. Platze, hier in Erinnerung zu rufen, wie deutlich auch durch die Helices die Unumgänglichkeit der Unterscheidung «hochalpiner» zoologischer Arten von «polaren» bevorwortet wird, eine Un- terscheidung, welche in die zoologische Geographie nicht gehörig Eingang finden will, da man von der Betrachtung ' der Wirbelthiere ausging. Bei diesen ist aber Verwirrung nicht zu vermeiden, da viele alpine Arten derselben zu- gleich auch polar sind. \ Men&tries (Catalogue raisonne p. 270) hat’uns im Jahre 1832 mit seiner neuen Helix-Art bekannt gemacht, welche er, nahe 10,000’ hoch, im Gebirge des Kaukasus entdeckte. Diese Art, von Menetries ursprünglich Hel. alpina benannt, wenngleich im Kaukasus die Nachbarinn der Schneeregion, kommt wohl sicher nicht zugleich polar vor. Nicht ein Mal ein Analogon derselben findet sich in den Polargegenden; dagegen steht sie der in den Piemonleser-Alpen gefundenen Hel. glacialis Thomas, so nahe, dass ich beide für geringe Varieläten einer und der- selben Art hallen möchte. Originalexemplare überzeugen mich davon, dass die Hel. armeniaca Pf. die Hel. alpina Men. ist, welche später von Menetries zur Hel. nivalis umgetauft wurde, so dass letzterer Name, meiner. Ansicht nach beibehalten werden müsste, da die Art nach Menetries Diagnose zu erkennen war. Pfeiffer (Monogr. p- 434) schreibt: «Hel. nivalis Men.» (Hel. alpina Me n., olim). Bull. Mose. IX.» An diesem Orte’ finde ich aber eine solche Umtaufe nicht; dagegen aber wohl in demselben Bulletin No. II, 1837, p. 52, von Krynicki an- geführte Der Name nivalis ist allerdings dem: durch Faure-Biguet schon vergebenen «alpina» vorzuziehen. Ferus- sac (Gu6rin, Bullet. de Zoologie, 1835, p. 58) bezeugte schon im Jahre 1835 +die artliche Selbstständigkeit der Hel. nivalis Menetrie’s, und erklärte sie für verwandt mit Hel. striata Drap. Gleichfalls ist Hel. pratensis Pf. als synonym unter Hel. Narzanensis Krynicki einzuschalten. Meine im Bulletin de Moscou, 1848, p. 35, 36, gewagle Vermuthung, dass es sich in Zukunft ergeben werde, die Mittel- und Nord-Europäische Land- und Süsswasser-Molluskenfauna dürfte zweckmässiger die Nordwest- Asiatische genannt werden, gewinnt durch das, was obenstehend zusammengestellt worden, Besenmall noch mehr an Wahrscheinlichkeit. Zoologisch-geographische Folgerungen. 417 Geschlechtes welche, den bisherigen Nachrichten zufolge, die Breite von Petersburg er- reicht, aber freilich in der Skandinavischen Halbinsel nicht ein Mal bis zu. demselben Breitengrade hinaufgeht. Dagegen finde ich aber, dass das einzige, nicht ganz vollständige Exemplar eines Bulimus, das Hr. Branth während der Uralexpedizion Hofmann's gelesen, und zwar unter nahe 61° n. Br., sehr wahrscheinlich Bulimus montanus Drap., jedenfalls aber nicht Bul. obscurus ist. Es stimmt hierzu die mündliche Mittheilung welche ich Schrenk verdanke, Jass Bul. montanus neuerdings in Livland gefunden worden ist. Pupa muscorum ist bisher auch nicht nordwärts vom 60sten Breitengrade bekannt. Im Kaukasus findet sich die P. umbilicata. Achatina lubrica geht aber bis in den Polarkreis hinein, da sie von Bohemann (Hornschuch, Arch. Skand. Beitr., 18%5, I p. 307) bei Quickjock (76° n. Br.) im Schwe- dischen Lapplande beobachtet worden. Mit ihr traf Bohemann auch die Vertigo eden- tula Drap. | Es ist bisher keine einzige Clausilia aus Sibirien bekannt, obgleich ich, bei einem Seitenblicke auf den Kaukasus, nicht daran zweifeln möchte, dass der Altai ziemlich reich an Clausilien sein müsse. Dadurch aber, dass Nord-S'ibirien keine Clausilien zu besitzen scheint, müssen wir nicht nur an die minder polare Natur der Clausilien überhaupt, sondern insbesondere an die Eigenthümlichkeit Nord-Amerika’s erinnert werden, dass dort keine einzige Art dieses Geschlechtes lebt. Während im südlichen Schweden Clausilia bidens Drap., plicatula Drap. und rugosa Lamk. angetroffen werden, und in Livland ausser diesen sogar noch Cl. taeniata Ziegl., ventricosa Drap., plicata Drap. und similis Charp. von Schrenk nachgewiesen worden sind, nimmt nordwärts von dort die Artenzahl der Clausilien so plötzlich ab, dass bei Petersburg nur noch allein die Claus. plicatula in seltenem Vorkommen sich finden lässt. Uebrigens ist die Cl. rugosa wohl für gleich nordisch mit Cl. plicatula zu halten, da ich sie im südlichen Finnland antraf und auch aus Upland (etwa 60° n. Br.) in Schweden besitze. Von allen den hier berührten Arten können wir nur Achatina lubrica für zirkum- polar erklären, welche in Nord-Amerika überaus häufig ist*). Einstweilen dürfen wir ausserdem nur darauf aufmerksam machen, dass Vertigo edeniula durch Pupa simplex, als analoge Art, in Nord-Amerika vertreten wird, und dass die Zukunft vielleicht Cary- chium minimum noch als zirkumpolare Art nachweisen könnte, wenn sie im polaren Europa‘ nachgewiesen, und ihre Identität mit Pupa exigua Say ausser Zweifel gestellt werden würde. Vitrina. Obgleich von mir nicht in S’ibirien angetroffen, scheint die Vitrina pellucida Müll. (Drap. Hist. nat. d. Moll., p. 119, Tab. VIN, fig. 3”.—37; Rossmässler Iconographie Taf. I, p. 7%, fig. 28; Dupuy Hist. nat. des Mollusques, 1847, p. 57, Tab. 1, fig.. 7. *) Gould, Invertebrata of Massachusetts p. 193, fig. 124. Middendorfi’s Sibirische Reise, Bd. Il. Thl. 1. 53 418 | Mollusken. Aus Schweden scheint sie nicht nördlicher als vom 61'/,° ') n. Br. bekannt zu sein, allein ich selbst traf sie in der Nähe des Polarkreises (Kirchspiel Kus’amo) in Finnland. Auch bei Petersburg und in Livland kommt sie vor. | Bei Gould vermissen wir sie; jedoch De Kay?) holt dagegen, nach Say und Ande- ren, nach, dass Vitr. pellucida in Nord-Amerika unter 49° n. Br. gefunden werde. Es kommt aber diese Art im Norden der neuen Welt noch viel nördlicher vor, denn schon 0. Fabrieius ?) fand die Hel. (Vitrina) pellucida Müll. in Grönland. Obgleich nun zwar Beck *) die grönländische Art unter dem Namen Vitrina angelicae getrennt hat, ohne aber eine Diagnose derselben zu geben, und obgleich Möller °) Beck beistimmt, indem er die grönländische Art von der V. pellucida wegen der Kleinheit des seitlichen Anhängsels und wegen geringerer Anzahl Windungen getrennt wissen will, so ist es mir dennoch nicht möglich gewesen, einzelne grönländische Vitrinen, welche ich neben livlän- dische -und französische hielt, von diesen letzteren zu unterscheiden, am wenigsten aber einen Unterschied in der Zahl der Windungen zu finden. In Grönland erreicht diese Vitrina eine recht bedeutende Grösse, d. h. fast 5 mill. im grössten Durchmesser. Vitr. pellucida hat übrigens zugleich eine weite Verbreitung gegen Süden : im süd- lichen Russland ist sie nicht selten, und Philippi fand sie sogar noch in Sicilien. Auch in den Alpen steigen Arten dieses Geschlechtes zunächst an die Schneegrenze und höher als die Helices hinan. Vitrina diaphana \?) geht über 8500° hoch hinauf). E. Forbes”) lehrte jedoch diese Art, welche er bei 7000’ Höhe fand, als eine eigene, neue, unter dem Namen Y. glacialis trennen. Jedenfalls ist‘ also in diesem Falle die europäisch-hochnordische Art verschieden von der hochalpinen, deren Form im hohen Grade an die Sigaretus erinnert. In Betreff der geographischen Verbreitung der Süsswasser- und Land-Mollusken Russlands sind unsere Kenntnisse noch zu mangelhaft, um die Aufstellung verschiedener Faunengebiete zu gestatten, gleich wie wir dieses für die Meeres - Mollusken versucht haben. A Indem wir es also aufgeben, desselben Ganges wie früher bei den sleeres-Mollusken, von einem übersichtlichen Abschweife durch das gesammte Gebiet der Russischen Süss- wasser - und Land - Molluskenfauna, zu den engeren Grenzen des Gegenstandes unserer 1) Nach Bohemann, ohnfern Söderhamm; vergl. Hornschuch Archiv Skandin. Beiträge I, 1845, p. 299. 2) Zoology of New-York, Part. V, p. 25, Pl. IM, fig. 42 a, b. 3) Fauna Grönlandica, 1780, p. 389. 4) Index Molluscorum, 1837, p. 1. 5) Index Molluscorum Groenlandiae, 1842, p. 4. 6) Dr. Oswald Heer, Ueber die obersten Grenzen thierischen und pflanzlichen Lebens in den Schweizer- Alpen, p. 7. 7) Magazine of Zoology and Botany by Jardine, Selby and Johnston, 1857, I, p. 258. Zoologisch-geographische Folgerungen. | 419 besonderen Aufmerksamkeit zurückzukehren, wollen wir uns diesem Letzteren ohne Weiteres zuwenden. Fassen wir das, was obenstehend vereinzelt erörtert worden, unter allgemeinere Ge- sichtspunkte zusammen, so stossen, wir vorerst auf die wichtige Abtheilung 1) Zirkumpolarer Süsswasser- und Land-PJollusken; es sind dieses die folgenden: 1) Unio margaritifer 7) Helix pulchella 2) Planorbis albus 8) « pura 3) Limnaeus stagnalis 9) « fulva 7) « palustris 10) Achatina lubrica 5) Physa hypnorum . 11) Vürina pellucida *) 6) Succinea putris Ausser diesen aufgezählten 11 Arten, deren Identität unter allen Meridianen der zirkumpolaren Fauna sich kaum bezweifeln lässt, finden sich noch mehrere, deren angebli- ches zirkumpolares Vorkommen einer genaueren Untersuchung bedarf; so: Limnaeus pere- ger, L. ovatus, Valvata cristata, Pisidium fontinale. Wir haben gesehen, dass die eine der oben aufgeführten zirkumpolaren Arten (Physa hypnorum) bis zu 73'/,° n. Br. hinaufgeht; auch die übrigen reichen in der alten Welt mehr oder weniger bis an den Polarkreis hinan, oder bis in ihn hinein. Die meisten derselben werden sich in Zukunft wahrscheinlich bis an die Küsten des Eismeeres ver- folgen lassen. Wie weit sie in Amerika nordwärts hinaufgehen, ist bis jetzt noch unbe- kannt, lässt sich aber annäherungsweise vorausbestimmen. Die Aequatorialgrenze dieser zirkumpolaren Arten erreicht für die Mehrzahl derselben die grossen Gebirgsketten Süd-Europa’s: die Pyrenäen, die Alpen und den Kaukasus. Helix pulchella ist sogar bis Madera (33° n. Br.) hinab, und Limnaeus stagnalis bis in die Nähe derselben Breite, in Tibeth, gefunden worden. Wenn also demgemäss die Land- Mollusken den Süsswasser-Mollusken der zirkumpolaren Fauna an ausgedehnter Verbrei- tung (über mehr als 30 Breitengrade) nicht nachgeben, so ist dennoch der Unterschied zwischen ihnen bemerklich, dass verhältnissmässig mehr Süsswasser - Molluskenarten der zirkumpolaren Fauna die Südküsten Europa’s erreichen. ; *) Forbes (Report of the Ninth Meeting of the British Association for the advancement of science, 1840, p- 142, 445) zufolge musste auch el. alliaria mit der grössten Wahrscheinlichkeit zur zirkumpolaren Fauna zugezäbli werden, da diese Art nach ihm in Grönland vorkommen soll. Leider gibt Forbes die Quelle nicht an, der zufolge er Hel. alliaria als grönländisch anspricht. Weder Fabricius noch Möller erwähnen etwas davon, noch erlaubt uns die sonstige Verbreitung der Hel. alliaria jenes Vorkommen wahrscheinlich zu finden. Da nun Forbes in derselben Abhandlung (p.139) behauptet, dass die fünf einzigen Lungenschnecken der Schettland-Inseln, Arion ater, Limax cinereus, Vitrina pellucida, Helix alliaria und Limnaeus pereger, auch alle in Grönland vorkommen, uns aber, bis auf Pitrina pellueida allein, jegliche nähere Nachricht über ein solches Vorkommen der übrigen von Forbes als grönländisch erwähnten Arten fehlt, so möchte uns gestattet werden, bis auf Weiteres an der vollkom- menen Zuverlässigkeit jener Angabe von Forbes zu zweifeln. * 420 3 Mollusken. Alle anderen Arten werden aber von Succinea putris an grosser Ausdehnung des Verbreitungsbezirkes weit übertroffen. Wir müssen den bisherigen Nachrichten zufolge annehmen, dass diese Art ein wahrer Kosmopolit sei (vergl. p. 408.) *) Nicht wenige Arten von Süsswasser- und Land-Mollusken reichen mit der Polargrenze ihrer Verbreitung tief in den engsten Verbreitungsbezirk der zirkumpolaren Arten hinein, bis in die Nähe des Polarkreises; nichtsdestoweniger haben wir deren Verbreitungszentrum wohl zunächst südlich zu suchen. Wenigstens erlauben die bisherigen Nachrichten es noch nicht, unter den Süsswasser- und Land-Mollusken polare Arten von den zirkumpo- laren, gleich wie dieses bei den Meeres-Mollusken statt finden musste, zu unterscheiden. Uebrigens scheint die Polargrenze einer und derselben Art in Europa bedeutend mehr nordwärts hinaufzurücken, als in Asien. Zu den jetzt in Rede stehenden Arten, d. h. 2) zu der horealen Fauna k rechne ich die folgenden aus der Zahl der in Sibirien gefundenen Süsswasser- und Land-Mollusken: : 1) Unio pictorum 9) Planorbis complanatus 147) Paludina Kikxi . 2) « batavus 10) « contortus 18) « tentaculata 3) Anodonta_ cellensis 11) « leucostoma 19) Valvata piscinalis 2) « anatina 12) « vortex 20) Helix ruderata 5) Pisidium obliquum 13) Limnaeus auriculariuss 21) « Schrenkü 6) Cyclus cornca 1%) « iruncalulus 22) « carthusiana 7) « calyculata 15) « leucostomus 23) « hispida 8) Planorbis corneus 16) Physa fontinalis 24) Bulimus obscurus Die Aequatorialgrenze dieser Arten scheint nicht über jene der zirkumpolaren hinaus- zureichen: der südlichste, mir bekannte, Fundort ist Tibeth, für Limhaeus auricularius; doch erreichen vermuthlich noch mehrere andere Arten dieser Abtheilung dieselbe Breite an den Küsten Nord-Afrika’s, oder gehen dort wohl auch noch südlicher hinab. Wahrscheinlich haben wir es aber der mangelhaften Durchforschung des Nordens zur Last zu legen, dass einzelne zirkumpolare Arten bisher in Russland auch nur genau in demselben Verbrei- > *) Auch an den Küsten Lycien’s, dessen Süsswasser - und Land-Mollusken im Allgemeinen mit den griechi- schen und italiänischen übereinstimmen (Forbes, in Froriep und Schomburgk, Fortschritte der Geographie und Naturgeschichte, 1847, 22. II. 7, p. 213) ist Succinea putris die einzige aus der Reihe zirkumpolarer Land-Mollusken. Von den nördlicheren Formen der europäisch-borealen Fauna ist Hel. erystallina: dort schon die einzige, und zwar im Hochlande. Unter den Süsswasser-Mollusken bemerkt man dort die zirkumpolaren Limnaeus stagnalis und palustris; wahrscheinlich in unmittelbarer Nähe ihrer Aequatorialgrenze. D’Orbigny (Voyage dans l’Amerique merid., 1834, Mollusques, p. 231) versucht es, die ursprünglich von ihm für Succ. putris angesehene Art Süd-Amerika’s unter dem Namen Succ. aequinoctialis arllich zu trennen, bleibt aber dabei, dass Succ. oblonya Europa und Süd-Amerika gemeinsam sei. Zoologisch-geographische Folgerungen. 421 > tungsbezirke angetroffen wurden, und gar nicht weiter nördlich als andere, die hier als boreale angeführt worden sind, wie z. B. Planorbis albus und Pl. contortus.*) Die boreale Fauna erstreckt sich, mit allen ihren Arten welche hier aufgezählt worden sind, von West nach Ost, durch dass gesammte mittlere und südliche Europa, über ganz Nord-Asien (Sibirien) fort. Einzelne Arten sind sogar schon jetzt bis Kamt- schatka verfolgt worden. Das Vorkommen annaloger Arten, sogenannter Ersatzarten, im Bereiche der borealen Fauna Nordamerika's, wenn diese mit derselben Fauna des alten Kontinentes verglichen wird, ist nicht zu verkennen; erinnern wir z. B. an die, unserer Hel. ruderata so sehr entsprechende, Hel. siriatella und an Hel. subpersonata, im Vergleiche mit der Hel. clausa. Mit, besonderer Sorgfalt verdient in Zukunft das geographische Verhalten der Anod. cellensis, des Unio complanatus, des Limn. Kamischaticus und der Hel. cellaria untersucht zu werden, wie das aus dem ersichtlich ist, was oben gesagt wörden ist. Unter diesen stimmt die Verbreitung des Unio complanatus, so weit sie uns bisher bekannt ist, mit derjenigen mancher phanerogamen Pflanzen recht genau überein. Schliesslich stossen wir im südlichen S’ibirien noch auf einzelne Arten von Süss- wasser - Mollusken, welche jenen Gegenden eigenthümlich sind. Dem Anscheine nach sind es, an der äussersten Polargrenze der Verbreitung gelesene Individuen, Arten zuge- hörig, deren Verbreitungszentrum wir südlicher zu suchen haben. Rechnen wir sie daher, antizipirend, | 3) zu der zentralasiatischen Fauna, Hierher zähle ich: 1) Unio Dahuricus 3) Anodonta herculea 2) « Mongolicus 4) Limnaeus Gebleri. Ueber ihre sonstige Verbreitung wissen wir einstweilen noch gar nichts. Unio Da- huricus und Anodonta herculea erregen aber durch ihre unerhört riesige Grösse gerechtes Erstaunen, zumal bei Berücksichtigung des rauhen Klima’s, in welchem sie sich entwickeln. Des Vorkommen europäischer Arten von Süsswasser- und Land-Mollusken in Nord- Amerika schien, bis auf die neueste Zeit, den Zoogeographen in so grossem Widerspruche *) Zu den von mir auf p. 412 dieser Abhandlung gegebenen Angaben in Betreff der Polargrenzen verschie- dener Helix-Arlen kann ich die untenstehenden hinzufügen. Ich verdanke sie einer brieflichen Mittheilung des Herrn Prof. Liljeborg zu Lund, über die Resultate seiner, im Sommer 1848 unternommenen, Reise nach Lappland, welche im Jahrgange 1849 .des Bullelin der Akademie zu Stockhom vorläufig mitgetheilt sein soll. Meine früheren Angaben werden nicht erweitert, sondern nur gefüllt durch das Auffinden von Hel. pura, und Hel. ruderata bei Wylegra, und von Hel. hispida bei Archangelsk. Die Polargrenze der Hel. bidentata wird aber durch Prof. Liljeborg’s Fund um einen Breitengrad nördlicher geschoben (Wytegra); diejenige der Hel. pyg- maea und der Vertigo edentula um fast 5 Breitengrade (Archangelsk), und auch Unio tumidus und Anod. cygnea sollen bei Archangelsk vorkommen. Ich vermuthe, dass Prof. Liljeborg unter dieser letzteren Benennung wohl dieselbe Art versteht, welche ich in dieser Abhandlung unter dem Namen A. cellensis aufflühre, und welche ich in Finnland fast unter dem 62sten Grade nördl. Breite antraf. 422 | Mollusken. mit einem Hauptgesetze der zoologischen Geographie zu stehen, dass jedes Land-Mollusk Nord-Amerika’s, welches auch bei dem sorgfältigsten Vergleiche keinen Unterschied von einer bestimmten in Europa verbreiteten Art aufwies, als aus Europa durch den Menschen hinübergeführt, angesehen wurde. Gould‘) suchte aus diesem Gesichtspunkte, bei Ge- legenheit einer Uebersicht über die geographische Verbeitung der Mollusken von Massa- chusetts, die versuchten Identifizirungen nordamerikanischer Süsswasser- und Land-Mollus- ken mit europäischen, nach Möglichkeit zu entkräften; er wies drei europäische Arten, Helix variabilis, Hel. pisana und Bulimus acutus, welche Forbes für zugleich in Nord- Amerika vorkommende Arten hielt, als solche zurück; er suchte dann die Einführung der noch übrigen, den beiden Welttheilen gemeinschaftlichen, Arten wahrscheinlich zu machen, und fügte zum Schlusse hinzu: «dass noch keine einzige Süsswasser-Molluskenart . unzweifelhaft als eine den beiderseitigen Küsten des Atlantischen Ozeans gemeinsame nach- gewiesen sei. Thiere, welche Länder bewohnen, die durch offene Meere weit von ein- ander getrennt sind (setzt Gould fort), werden stets von einander artlich verschieden befunden, es sei denn, dass die Mittel und Wege des Verkehres jener Länder unter ein- ander am Tage liegen, oder mindestens möglich sind. Sie scheinen getrennt von einander erschaffen zu sein, und immer getrennt zu bleiben, wenn sie nicht mit Absicht oder absichtslos hinübergeführt werden.» hr ö In der That hat Forbes”) mehrere Arten Mollusken, sogar als in Grossbritannien eingeführt, nachgewiesen, und wir selbst haben (auf Seite 414 dieser Abhandlung) die Wahrscheinlichkeit der Einführung mehrerer Arten durch menschliches Hinzuthun zuge- geben.°) i Auch Pfeiffer *) hielt im Allgemeinen denselben Gedanken fest, wenn er vor weni- gen Jahren, die geographische Verbreitung der Helices überschauend, aussprach, dass der hohe Norden der Erdkugel vielleicht keine einzige Art von Helix besitze, welche nicht in ganz Mitteleuropa verbreitet wäre. | Wir gehen nämlich unsererseits gerade von der enigegengesetzten Ansicht aus, und, auf unsere an den Meeresmollusken gemachten Erfahrungen fussend, betrachten wir gerade den höchsten Norden als den ursprünglichen Verbreitungsmittelpunkt, und nicht als die Po- largrenze der Verbreitung der wenigen Arten, welche wir in jenen Breiten antreffen, so dass dieselben also in Mittel - Europa sich in der Nachbarschaft ihrer Aequatorialgrenze 1) Boston Journal of Natural History, 1841, Vol. III, p. 488. 2) Report of the Ninth Meeting of the British Association for the advancement of science, 1840, p. 127 etc. 3) Den an jenem Orle angeführten Beispielen fügen wir hier noch Bulimus decollatus bei, der in Süd-Karolina vorkommen soll (Gould, Bost. Journ. of Nat. Hist. Vol. Il, p. 489). Hel. cellaria soll nach Forbes (I. vix c.) bis Westindien hinabgehen. Der Verpflanzung der Hel. pomatia als Fastenspeise nach Kurland habe ich in meinem «Grundriss für eine Geschichte der Malakozoographie Russlands» (Bullet. d. Natur. de Moscou, 4848, XXI) er wähnt. Derartige Beispiele verdienen sorgfältig gesammelt und zusammengestellt zu werden. 4) Menke und Pfeiffer, Zeitschrift für Malakozoologie,, 1846, p. 74. Zoologisch-geographische Folgerungen. 423 befinden. Durch eine solche Annahme gewinnt die zoologische ‘Geographie des Hoch- nordens die ihr bisher mangelnde Einheit des Gedankenganges, und statt an dem gleich- zeitigen Vorkommen einer und derselben Art in Europa und in Nord - Amerika Anstoss zu nehmen, werden wir ein solches im Gegentheile vorhersagen, so weit von dem Gebiete der Polarfauna die Rede ist. In demselben Grade muss uns aber dann wiederum jedes Beispiel des Vorkommens einer ausgemacht zur borealen Fauna gehörigen Art in beiden Welttheilen zugleich, den Gesetzen der ursprünglichen Vertheilung der Thierarten zuwi- der scheinen. ') Als höchst willkommene Lösungen unserer Zweifel, greifen uns dann die oben berührten Nachweise künstlicher Verbreitung durch des Menschen Hinzuthun unter die Arme. Würden aber in einem Lande, dessen geographische Lage unbedingt dafür spricht, dass seine Thierwelt zur Polarfauna gerechnet werden müsse, einige diesem Lande ganz eigenthümliche Arten von Süsswasser- oder Land - Mollusken entdeckt, so gewännen wir durch sie die Beweise für die Existenz einfach polarer Arten; zum Unterschiede von den zirkumpolaren. Indessen ist, wie wir gesehen haben, wenig Aussicht für die Haltbarkeit der % Arten grönländischer Land-Mollusken (Helix Fabrieü, Pupa Hoppü, Vürina angelicae, Suceinea Groenlandica), welche bis jetzt unter eigenthümlichen Namen bekannt sind; dagegen scheinen aber die grönländischen Limnaeus-Arten mehr Rechte auf artliche Selbst- ständigkeit zu haben. Island vermag die in dieser Rücksicht schwebenden Zweifel auch nicht zu lösen, da es, unbehindert von mehreren auf jener Insel vorkommenden zirkum- polaren Arten, seinen Süsswasser- und Land - Mollusken zufolge der borealen, und zwar der europäisch-borealen Fauna angehört. :Wir ersehen dieses aus Steenstrup’s Ver- zeichnisse der Süsswasser- und Land-Mollusken Island'’s. °) Auf Grundlage dessen, was wir bisher verhandelt haben, dürfen nunmehr die nach- stehenden allgemeinen Sätze gefolgert werden: 4) Es lässt sich unter den Süsswasser- und Land-Mollusken eine nördliche zirkum- polare Fauna unterscheiden, als deren Verbreitungszentrum wir theoretischer Weise ein etwaniges nordpolares Festland oder wenigstens den gesammten Küstensaum des Gürtels unserer Polarländer annehmen müssen. Die Arten dieser zirkumpolaren Fauna sind die einzigen, welche wir unter allen Längen antreffen; sie sind den niedrigsten Temperaturen unseres Erdballes gewachsen. | a) Wir bemerken, dass es durchgängig nur die sehr dünnschaligen, hornig bekleide- ten Land - Mollusken sind, welche den strengen Frösten des Verbreitungsbezirkes der Zirkumnolar - Fauna zu trotzen vermögen; auch sind es vorzugsweise die winzigsten, an verborgenen Orten, fast ohne Bedürfniss des Tageslichtes, lebenden Arten. Dagegen gehört unter den Süsswasser-Mollusken Limnaeus stagnalis, eine der grössten Arten ihres Ge- 1) Deshalb schon müssen wir vermuthen, dass Hel. nitida, welche in den Mittleren Staaten Nord-Amerika’s und auch sogar in West-Indien gefunden worden ist, sich in Zukuaft als eine zirkumpolare Art herausstellen wird. 2) Amtlicher Bericht über die 24ste Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte in Kiel, 1847, p. 220. 424 Mollusken. schechtes, zur Polarfauna, und wir vermissen dort die kleinwüchsigsten Süsswasser- Mollusken. Ob irgend eine Art des gehäuslosen Geschlechtes Limax L. zur Zirkumpolar- Fauna gehöre, lässt sich noch nicht ermitteln. ') - b) Die Zahl der Arten von Süsswasser- und Land-Mollusken nımmt zwar rasch ab, wenn wir vom Aequator zum Nordpole gehen, jedoch nur bis an die ausschliessliche Grenze des Vorkommens der zirkumpolaren Arten; jenseits derselben bleibt sie sich,, wir dürfen es voraussagen, gleich. ?) c) Die Verbreitung der zirkumpolaren Arten der Süsswasser- und Land - Mollusken reicht durchschnittlich weiter südwärts hinab, als diejenige der zirkumpolaren Meeres- Mollusken, und übertrifft auch in der Richtung der geographischen Breite die Arten der übrigen Faunen an Ausdehnung. Eine der zirkumpolaren Arten scheint sogar kosmopo- litisch zu sein, etwa mit alleiniger Ausnahme Australien’s. Vielleicht das einzige Beispiel solchen Vorkommens. d) In den Hochgebirgen südlicher Landstriche finden wir zwar die zirkumpolaren Arten wieder, sobald die Hochgebirge noch im Bereiche der horizontalen Verbreitungsgrenzen jener Arten liegen, und in der Nähe der Schneegrenze tritt allerdings der zirkumpolare Karakter der Physiognomie der Molluskenfauna entschieden in den Vordergrund; es geschieht dieses aber nur aus dem Grunde, weil die Abnahme der Artenzahl nach Maassgabe des Ansteigens im Gebirge vollkommen in derselben Art wie polwärts stattfindet. Die zahl- reichen Arten der Thalgegenden des südlich gelegenen Landes schwinden um so mehr, je höher man im Gebirge steigt. Die polaren Arten dauern bis in die Nachbarschaft der Schneeregionen aus; nebst ihnen aber auch noch andere, dem rauhen Klima in glei- chem Grade trotzende, und dem Hochgebirge eigenthümliche, Arten, als deren Verbrei-. tungsmittelpunkt wir den die sommerliche Schneegrenze des gesammten in Rede stehenden Gebirges umzingelnden Landgürtel anzusehen haben. Es sind ‚solches die ächten alpinen Arten, welche die alpinen Faunen zusammensetzen. Diese umkreisen, der'zirkumpolaren Fauna analog, den Gipfel des Gebirges gleich wie einen Pol, und finden ihre, das Gebirge ringförmig umschliessende, Aequatorialgrenze im Thale, am Fusse des Gebirges. Es ist also der Begriff hochalpiner Faunen demjenigen der Polarfauna allerdings sehr analog, aber keinesweges identisch mit ihm. 1) Vielleicht ist Limax (Arion) sabfuscus Drap. (Drap. Moll. p. 125, Pl. IX, fig. 8; Limaz fasciatus Nilsson, Hist. Moll. Suec., 1822, p. 3) eine zirkumpolare Art dieses Geschlechtes. Ich traf diese Art in grosser Häufigkeit durch ganz Finnland bis in den Polarkreis hinein verbreitet, namentlich auf Sphagnum. An den lappländischen Küsten des russischen Eismeeres bis fast 69° n. Br. nährt sie sich von Pilzen, an denen ich mehrere Exemplare fand. Branth brachte mir diesen Limax aus dem nördlichen Ural (etwa 600 n. Br.).. Schrenk wies diese Art in Livland nach. Im: Norden ist sowohl die schwarzbraune Längsbinde, die Seiten des Körpers entlang, als auch der eben so gefärbte Schildsaum, sehr beständig, welcher letztere sich unten, dem Fusse parallel, zurückschlägt, und, nach unten von der Seiten-Längsbinde, absetzt. ‚In S’ibirien traf ich diesen Zimax nicht, sondern nur einen einzigen kleinen Limax im Stanowoj - Gebirge, welcher dem Limax ayrestis L. recht ähnlich sahe. 2) Es ist für diesen Fall nur der Umstand zu berücksichtigen, dass die Mollusken, in Bezug auf ihren Standort, um so wähliger und eigener sind, je yngünstiger die klimatischen Verhältnisse ihres Fundortes, und auch umgekehrt. Zoologisch-geographische Folgerungen. 425 Aus dem Gesagten erklärt sich ohne Weiteres die scheinbare Ausnahme, weshalb Gebirge, die im Bereiche der Zirkumpolar - Fauna liegen, und zu unbedeutend oder zu niedrig sind, um eine eigenthümliche Fauna zu besitzen, auf ihren Höhen nicht nur artenarm sind, sondern dort auch einzig und allein zirkumpolare Arten aufzuweisen haben, d. h. also dennoch identisch mit der Zirkumpolar-Fauna erscheinen. !) e) Die Artenzahl der Land-Mollusken übertrifft in der Zirkumpolar-Fauna diejenige der Süsswasser-Mollusken nicht; wie dieses in den übrigen Zonen bei Weitem der Fall ist. °) | 2) Zunächst an die Zirkumpolar-Fauna stösst die boreale Fauna, deren Arten sowohl in der Richtung der geographischen Längen, als auch Breiten eine beschränktere Ver- breitung haben. | a) Die nördlichste Polargrenze einzelner borealer Arten erreicht den Polarkreis, dagegen die Aequatorialgrenze der südlichsten borealen Arten nur unweit über die Ae- quatorialgrenze der südlichsten zirkumpolaren Arten hinauszureichen scheint. b) Den geographischen Längen nach zerfällt die boreale Fauna hauptsächlich in zwei Hälften, deren jede den einen der beiden Kontinente im Besitze hat, d. i. also, in die (europäisch - asiatische) boreale Fauna des alten, und in die (amerikanische) des neuen Kontinentes. Die bisherigen Nachrichten sind zu unvollständig, um uns darüber Ent- scheidung zu gestatten, ob wir jede dieser beiden Abtheilungen wiederum in zwei Unter- _ abtheilungen (europäisch- und asiatisch - boreale; amerikanisch - boreale im Osten und im Westen der Felsgebirge) zu zerfällen haben oder nicht. Mir scheint dieses, für Nord- Amerika wenigstens, unwahrscheinlich. c) Zwischen den borealen Faunen des alten so wie des neuen Kontinentes finden unverkennbare Analogien statt. Nicht nur sind hier und dort die Geschlechter dieselben, sondern auch unter den Arten bemerken wir unverkennbare Ersatzformen. ?) 1) Man vergleiche, um sich von ‘den Einzelnheiten des Gesagten vollkommen zu überzeugen, das was auf Seite 415 und 416 dieser Abhandlung berührt worden; und namentlich auch Forbes Beobachtungen über die Höhengrenzen der Mollusken auf den Alpen (Magazine of Zoology and Botany, 1837, I, p. 257) und d’Orbigny’s (Voyage dans l’Amerique meridionale, 1834, Mollusques, p. 215) Angaben über die Verbreitung der Süsswasser- und Land-Mollusken auf den Gebirgen Süd-Amerika’s. Statt 126 Arten. welche der Letztere zwischen dem Meeres- borizonte und 5000’ Höhe, fand, traf er nur 4 Arten bis 11,000’ Höhe und 6 Arten in noch grösseren Höhen. Eben so rasch nahm die Zahl der Arten ab, wenn er sich, vom Aequator aus, der Südspitze Süd-Amerika’s näherte, 2) D’Orbigny (l. c. p. 214) fand, dass auch in Süd-Amerika, gleich wie in Europa, die Artenzahl der Süsswasser - Mollusken etwa !/,, derjenigen der Land - Mollusken betrage. Uebrigens ist es wohl noch nicht zur Genüge dargethan, dass die Süsswasser-Mollusken sich eines weiteren Verbreitungsbezirkes erfreuen, als die Land- Mollusken, wie das jetzt allgemein angenommen wird, (vergl. Mousson, die Land- und Süsswassermuscheln von Java, 1849, p. 44; Forbes in «The Annals and Magazine of Natural History», Vol. VI, 1841, p. 241; und, (gegen den Letzteren auftretend) Troschel, in Wiegmann’s Archiv, 1841, II. p. 264. 3) Diese Analogien der beiden borealen Faunen unter einander haben, wie es scheint, auch die neuesten Untersuchungen am Oberen See vollkommen bestätigt. Die dort getroffenen Genera sind ohne Ausnahme die euro- päischen; über die Arten fehlen mir noch die näheren Nachrichten (vergl. Gelehrte Anzeigen d. Kön. Bayer. Akad. Middendorfi’s Sibirische Reise, Bd. II. Thl. 1. 5% 426 Mollusken. 3) Die Fauna der Süsswasser- und Land - Mollusken S'ibiriens begreift vorzugsweise. die Arten der Zirkumpolar - Fauna, und nur die nördlichsten Arten der borealen Fauna des alten Kontinentes in sich. ') a) Sie ist deshalb sehr arm an Arten. b) Ihr Karakter entbehrt deshalb, trotz der ungeheuren Ausdehnung ihres Areales, der Eigenthümlichkeit; nur an den Südost-Grenzen S’ibirien’s tauchen einige wenige eigene Formen, und zwar allein unter den Süsswasser-Mollusken, hervor. Unbezweifelbar müssen wir den Verbreitungsmittelpunkt dieser letzteren zunächst südlich suchen. Wegen des unzureichenden Zustandes der bisherigen Untersuchungen begegnen wir noch mehr Schwierigkeiten, als uns bisher bei dem Versuche aufgestossen sind, die we- sentlichen Züge der geographischen Verbreitung näher festzustellen, sobald wir daran schreiten, die Beziehungen zu ermitteln, welche zwischen der Verbreitungsweise einzelner Arten von Süsswasser- und Land-Mollusken Russland’s, und den klimatischen Verhältnissen ihres Verbreitungsbezirkes stattfinden. In der Natur des Gegenstandes selbst vermissen wir hier gleichfalls jene Unabweislichkeit ursächlicher Beziehungen, welche sich für die Meeres-Mollusken, bei Betrachtung der Tiefenregionen, der Temperatur und des Salzge- haltes im Meereswasser, herausstellte. Jedenfalls dürfen wir aber von der Vermuthung ausgehen, dass die Mollusken sich hierin ähnlich, wie die Süsswasser- und Land-Thiere der übrigen Thierklassen verhalten werden. Abgesehen davon, dass die süssen Gewässer grösstentheils nur eine sehr geringe Tiefe besitzen, scheinen die Süsswasser-Mollusken überdiess in ihnen nur an flachen Stellen zu leben; doch fehlt es uns in dieser Angelegenheit noch ganz an gehörigen Untersuchungen, und Versuchszüge mit dem Schleppnetze in den Tiefen der in dieser Hinsicht so sehr ausge- zeichneten Seen Russland’s, des Ladoga- und Baikal - See’s, wären, selbst in dem Falle hauptsächlich negativer Resultate, nicht wenig lehrreich. Schon mehr wissen wir über das Höhenverhältniss der Fundorte verschiedener Süss- wasser- und Land-Mollusken. Es hat sich ergeben, dass diese Thiere in den höchsten Alpen- gebirgen bis in die unmittelbare Nachbarschaft der Schneegränze hinaufsteigen, und obgleich es vorzugsweise gerade die Land-Mollusken zu sein scheinen, welche in grösserer Arten- menge so hoch hinansteigen, so ist doch bis jetzt das allerhöchste bekannte Vorkommen 1850, p. 397). Eine Ausnahme von dieser Analogie scheint das Geschiecht Unio Brug. zu machen, dessen auffal- lende nordamerikanische Formen Jedem auffallen mussten, dem sie einmal zu Gesichte gekommen. Auf Seite 400 dieser Abhandlung habe ich dagegen nachzuweisen gesucht, dass eine Analogie zwischen den borealen Anodonten des alten und des neuen Kontinentes stattfinden möchte, obgleich die Anodonten im Allgemeinen ungleich minder polarer Natur sind, als die Unionen, und sogar keine einzige Anodonte bisher weder in Grönland noch in Island angetroffen worden. } 1) Vergl. Melanges biologiques de I’Acad. d. St.-Petersb. I, p. 164. Auffallen muss es, dass mehrere, dem Anscheine nach stark nordische, boreale Arten Europa’s, wie z. B. Paludina vivipara, S’ibirien zu fehlen scheinen. Zoologisch-geographische Folgerungen. 427 eines Molluskes über der Meeresoberfläche dasjenige des Limnaeus Hookeri,') auf 18,000’ Höhe, im Himmalaya. Nächst diesem folgen Bulimus culmineus und Bulimus nivalis, welche in Süd-Amerika über 16,400’ hoch vorkommen sollen.) Das Vorfinden der Hel. nivalis auf 10,000’ Höhe im Kaukasus theilte Menetries®) schon vor nahe 20 Jahren mit, als die Höhenverbreitung noch kaum berücksichtigt ward. Die Beispiele der Vitrina, welche in den Alpen 8,500’, und der Cyclas- Art, welche in der Serra d’Estrella 6,700’ Höhe erreicht, habe ich schon früher (p. #18 und p. +03 dieser Abhandlung) angeführt. Noch belehrender, und namentlich maassgebend für die Zähigkeit einer und derselben Art, ist das bekannte Vorkommen einer kleineren und meist zugleich dünnschaligeren Varietät (var. alpina Fer.) der Hel. arbustorum auf den Alpen, bis 7000’ hoch, wie uns Char- pentier*) und Forbes) zuerst gemeldet haben, und wie ich dieses aus eigener Erfah- rung im Dachsteingebirge des Salzkammergutes, ohnfern Ischl, kennen lernte. Dieses alpine Vorkommen der Hel. arbustorum ist auch deshalb von vorzüglichem Interesse, weil es uns einen Maassstab für die Veränderlichkeit einer und derselben Art, unter verschie- denen Umständen, bietet. °) In Sibirien verspricht die Höhenverbreitung der Mollusken nur im Altai einigen Erfolg, wenn sich Jemand derartigen Untersuchungen unterziehen wollte. Ueber die Temperaturverhältnisse der süssen Gewässer, in welchen Mollusken auszu- dauern vermögen, wissen wir leider noch gar zu wenig. Unionen leben und wachsen 4) Das Ausland, 1850, No. 72, p. 308. 2) Alcide d’Orbigny, Voyage dans l’Amerique meridionale, Mollusques, p. 287,288. 3) Menetries, Catalogue raisonne, 4832, p. 270. Vergl. auch Seite 446 der vorliegenden Abhandlung. 4) Neue Denkschrifien der allgemeinen Schweizerischen Gesellschaft für die gesammten Naturwissenschaften, Band I, Catalogue des Mollusques de la Suisse, p. 6; vergl. auch Wiegmann’s Archiv, 1838, II, p. 268. 5) Jardine, Selby and Johnston, Magazine of Zoology and Botany, 1837, I, p. 258. 6) Die Veränderlichkeit betrifft sowohl die Grösse als auch die Schalenbeschaffenheit und Farbe. Alle Samm- ler, denen solche alpine Exemplare dieser Konchylie daheim in die Hände fielen, haben sich versucht gefühlt, in ihnen neue, selbstständige Arten zu sehen; allein Alle, denen Gelegenheit ward an Ort und Stelle zu beobachten, mussten stets wieder zu der Ueberzeugung zurückkehren, dass die in Rede stehende Form nichts weiter als eine alpine Varietät der Hel. arbustorum sei. Man vergleiche z. B. Pfeiffer’s (Wiegmann’s Archiv für Naturgesch., 1841, I, p. 217) Beobachtungen in der Nähe von Salzburg und oberhalb eines Gletscher’s am Gross - Glockner, so wie die Beobachtungen am Glatzer-Schneeberge von Scholtz (Menke, Zeitschrift f. Malakozoologie, 1845. p. 98.) Im Thale der Umgebungen Ischl’s leben, wie ich selbst beobachtet habe, auf denselben Sträuchern erwachsene Exem- plare der Hel. arbustorum beisammen, deren Gehäuse einen schon: völlig ausgebildeten Mundsaum haben, jedoch bald von der für die Niederungen normalen Grösse sind, bald eben so klein wie die hochalpine Form. Die Thiere dieser Art sahe ich dort bald EEE hell gefärbt, bald hell mit schwarzem Kopfe, bald über den ganzen Rücken schwärzlich gefärbt. \ Während eines ganz flüchtigen Besuches des Dachsteingletschers im Salzkammergute traf ich die Hel. Cobre- siana Alt. und den Bulimus montanus Drap. in der Umgebung des Gletschers, bei mehr als 6000’ Höhe; dagegen Hel. personata Lamk. schon etwa 1000’ tiefer die Grenze ihres Vorkommens fand. Da diese Beobachtungen nicht ganz zu denen von Forbes (a. a. O.) stimmen, so verdient die Aufmersamkeit der Forscher auf diesen Gegenstand gelenkt zu werden. * 428 Mollusken. bekanntlich in Gebirgsbächen, welche fortwährend von Schneewasser getränkt werden, und Unio margaritifer kommt, wie ich es gezeigt habe, sogar in den meisten Gebirgs- bächen der europäischen Küsten des Eismeeres vor, deren Temperatur aber, nach den von mir im Russischen Lapplande angestellten Beobachtungen, während des Sommers doch noch gegen 13° C. erreicht. a Höchst interessant und wohl ein extremes Beispiel für die Zähigkeit des Mollusken- lebens im Ertragen einer überaus verkürzten allsommerlichen Vegetazionsdauer, bei gleich- zeitig sehr niedriger Temperatur des Gewässers, ist der Fund der Physa hypnorum Drap. unter 73‘/,° n. Br. im Taimyrlande (vergl. p. 298 und p. 406 dieser Abhandlung). Ich traf dort drei Exemplare dieser Art in einer kaum ! Quadratklafter grossen, und dabei durchschnittlich etwa 3’ tiefen Pfütze der Tundra, am Fusse des Taimyr-Gebirges, in der Nähe des Falchudda-See’s. Der Grund dieser Pfütze war noch am 27 Juni durch- gängig mit Eis von ‘/,, und mehr, Dicke belegt, so dass das Thermometer, welches ich in das Wasser auf 1’ Tiefe bis zum Standorte der Physa eintauchte, nicht mehr als 0°,8 C. zeigte. Nichts destoweniger krochen die Thierchen ziemlich munter an vorjäh- rigen (Schilf?) Stengeln umher, welche aus dem Eise des Grundes emporstanden. Zwei- felsohne war das Wasser dieser Pfütze bis auf den Grund gefroren gewesen, und das Aufthauen des Eises konnte höchstens vor zwei Wochen begonnen haben, so dass ich also diese Thierchen sehr bald. nach dem Erwachen aus ihrem Winterschlafe beobachtete. Die Lebensthätigkeit dieser, scheinbar so wenig intensiv lebenden, Schneckchen beginnt, wie wir sehen, nichtsdestoweniger alsbald mit dem Steigen der Temperatur des Wassers über den Nullpunkt, so dass wir also, denselben Wärmegrad zum Halte wählend, vermuthen dürfen, es stelle sich schon zu Ende des August der Winterschlaf von Neuem ein. Je nach der Oertlichkeit, welche kaum irgendwo von demselben Belange sein dürfte wie dort im Hochnorden, dauert also das sommerliche Leben dieser Thierchen 1'/, bis 2, und im allergünstigsten Falle 2',, Monate; dabei ist die Temperatur des Wassers während dieser Zeit grösstentheils nur sehr wenig über 0° erwärmt. Während der Dauer von nicht mehr als zwei bis vier Wochen erhebt sie sich allmälig bis auf 6° bis 7° C., und sinkt auch: wie- derum in die Nähe des Nullpunktes hinab; ja, sogar während dieses nichtesagenden Gipfelns der Wasserwärme, sinkt die Temperatur sogleich um ein paar Grade, dort, wo die unmit- telbare Sonnenwirkung unterbrochen wird. | Im ungünstigsten Falle genügen also im Taimyrlande 6 Wochen sommerlicher Lebens- thätigkeit, bei einer Wassertemperatur von durchschnittlich etwa kaum 3° C., um der Physa hypnorum im Laufe der Jahre genügenden Spielraum für die völlige Entwickelung ihres Körpers nebst Schale, und zwar in derselben Ausbildung und Grösse wie an der Aequatorialgrenze ihres Vorkommens, zu Theil werden zu lassen. Sogar das Fortpflan- zungsgeschätt findet seine Zeit! Die übrigen 10 Monate dauern diese Thierchen einge- froren im Eise aus, welches im schlimmsten Falle die Temperatur des gefrorenen Queck- silbers annimmt. Sehr nahe liegt nun allerdings die Frage, ob die hochnordischen Exem- Zoologisch-geographische Folgerungen. 429 plare etwa durch eine längere Lebensdauer, an Zahl der Lebensjahre, die Kürze ihrer jährlichen Vegetazionszeit nachholen? ob sie nicht mehrere Sommer daran wenden, um in ihrer Ausbildung eben so weit zu gelangen, wie diejenigen, die eines südlichen Klima’s geniessen ? Es stellen sich überhaupt nur sehr geringe Aussichten heraus, einen bestimmten Zusam- menhang zwischen der Verbreitungsweise der Süsswasser-Mollusken und den von ihnen bewohnten Gewässern zu ermitteln, wenn wir bedenken, dass dieselbe Physa hypnorum im Süden des mittleren West - Europa das ganze runde Jahr hindurch einer, über dem Nulpunkt stehenden Wassertemperatur geniesst. Die mittlere jährliche Temperatur des Wassers mag hier das Doppelte bis Dreifache des Betrages im Hochnorden, erreichen, und zeitweise steht dieselbe Art in der Nähe ihrer Aequatorialgrenze wohl 25° C. Wärme, und noch darüber, aus.‘) Auch macht nicht etwa das Geschlecht Physa oder gar die vorliegende Art desselben eine besondere Ausnahme, sondern wir treffen Limnaeus truncatulus, pereger und ovatus, dieselben Arten welche der exzessiven Winterkälte Sibirien’s trotzen und daselbst mit der Sommerwärme Beresov's fürlieb nehmen, zugleich auch in den warmen Quellen Island’s, welche eine Temperatur von 43° C. erreichen. ?) Dem Gesagten zufolge vermag ich also nicht, Forbes Ausspruche ?) beizustimmen, dass die geographische Verbreitung der Süsswasser-Lungenmollusken, wegen der grössern Gleichmässigkeit des Elementes, das sie bewohnen, viel gleichmässiger, d. h. ausgedehnter sei, als diejenige der Land - Mollusken. Liesse es sich nachweisen, dass die Verbreitung der nordischen Süsswasser-Mollusken in der That eine ausgedehntere ist (vergl. p. 419), so müssten wir diesen Umstand einer grösseren angeborenen Lebenszähigkeit der nordi- schen Arten zuschreiben. Auch habe ich schon früher (p. #00 dieser Abhandl.) darauf hingewiesen, wie das Beispiel der riesigen Grösse, welche die Anodonta herculea und der Unio Dahuricus (p- 393 dieser Abhandl.) erreichen, uns den Beweis dessen gibt, dass die Strenge der Winterkälte, selbst bis zum Gefrieren des Quecksilbers hinab, für den Lebens-Haushalt der Anodonten und Unionen offenbar von untergeordneterem Belange ist, als die Dauer der Winterzeit und die Höhe der Temperatur welche die Gewässer, in denen sie leben, wäh- rend des Sommers erreichen. Allerdings scheint es aber noch schwieriger, einstweilen wohl unausführbar zu sein, eine bestimmte Beziehung zwischen der Lufttemperatur und dem Vorkommen der Land- Mollusken zu ermitteln. Es fehlen uns überdiess die nöthigen Vorarbeiten dazu. Jedenfalls ist es klar, dass die Land -Mollusken S’ibirien’s sich zu solchem Zwecke am wenigsten eignen, da sie grösstentheils Arten von ungewöhnlich grosser geographischer Verbreitung 1) Bei Kiev maass ich über 370 C. in einer Pfütze, welche voll Limnaeus-Arten strotzte. 2) Steenstrup, im amtlichen Berichte über die 24ste Versammlung Deutscher Naturforscher und Aerzte in Kiel, 1847, p- 221. In heisseren Wassern, bis zu 600 C., fand Steenstrups nur Pflanzen. 3) Report of the Ninth Meeting of the British Association for the Advancement of Science, 1840, p. 144. 430 Mollusken. angehören. Die Mehrzahl derselben finden wir, ausser dem klimatisch-exzessiven Sibirien, unter allen Breitengraden Europa’s wieder. Wer in diesem Gebiete der Mollusken- Geographie Erkleckliches leisten wollte, müsste sich etwa nach West-Indien begeben.') Wenden wir uns schliesslich zu der chemischen Zusammensetzung der Gewässer, in _ welchen Süsswasser-Mollusken vorkommen. Auch in diesem Falle geht uns jene bestimmte Beziehung zu einer ganz unwandelbaren Menge gelössten Stoffes ab, welche von eben so wesentlichem als merkwürdigem Einflusse auf die Verbreitung der Meeres-Mollusken ist. Das Salz hat in dem gegenwärtig in Berücksichtigung stehenden Gebiete nur eine negative, hemmende Bedeutung. | Wir haben schon oben (p. 318) angeführt, dass eine Menge Süsswasser-Mollusken, gleich vielen, hierin vollkommen mit ihnen übereinstimmenden, Fischen, eine geringe Bei- mischung von Meeressalz ohne Schaden vertragen. Viele Arten der Geschlechter Anodonta, Limnaeus, Paludina, Valvata, Cyclostoma treffen wir im blinden Ende des Finnischen und Bottnischen Busens lebend an, wo das Wasser durchschnittlich bis etwa 0,6°/, Salz ent- hält.”) Wie hoch, unbeschadet des Lebens der Süsswasser-Mollusken, ein solcher Salz- gehalt brakischen Wassers steigen kann, ist bisher noch nicht ermittelt worden, wäre aber gewiss der Untersuchung werth. Solche Untersuchungen in künstlich zu salzenden Wasserbecken anzustellen, möchte unübersteigliche Schwierigkeiten darbieten. Dagegen bieten die zahlreichen brakischen Seen und Dümpel unserer ‚ausgedehnten Salzebenen, welche sich, als Fortsetzung der Aral-Kaspischen Niederungen, diesseits und jenseits vom Ural nordwärts erstrecken, eine reichhaltige Gelegenheit für die Anstellung solcher Beobachtungen. Jene Seen und Dümpel sind bekanntlich so vielartig an Stärke des Salzgehaltes, und wechseln so oft mit vollkommen süssen Gewässern, ja. sie kommen nicht selten so dicht neben Süsswassern vor, dass die Mollusken jener Gegenden sich gleichsam in einem grossartigen Versuchs-Laboratorium, unter möglichst vielfachen Abstufungen im Verhältnisse des Salzgehaltes, vertheilt finden. Nicht leicht bietet eine andere Oertlichkeit unseres Erdballes derartigen Untersuchungen eine gleich günstige Gelegenheit dar. Das Laboratorium ist da; aber unbenutzt harrt es noch bis zum heutigen Tage auf seinen Mann. Es sind aber die eben berührten Gegenden nicht etwa leer an Gegenständen der Beobachtung. Ausser zahlreichen Erwähnungen des Vorkommens von Süsswasser-Mollus- ken in jenen Gewässern, welche sich in den älteren Reisebeschreibungen der Akademiker 4) Dort fand z. B. Adams (The American Journal of Science and Arts, Vol. V, 1848, second series, p. 108) auf einem kleinen Theile Jamaica’s etwa 400 Arten von Land - Mollusken, und auf jede 10 (englische) Meilen, welche er durchwanderte, stiessen ihm neue Arten auf. Welche Menge neuer Arten brachte uns nicht Pfeiffer’s kurzer Besuch auf Kuba! 2) Nilsson (Historia Mollusc. Sueciae, Lundae, 1822) erwähnte ihrer, so viel mir bekannt, zuerst von Schweden her. Ich kann seine Beobachtungen für die gegenüberliegenden Küsten Finnland’s in vollem Maase be- stätigen. Zoologisch-geographische Folgerungen. 431 vorfinden, verweise ich noch auf die Bemerkung Gebler’s'), derzufolge in der Gegend von Bernaul die Steppen und die nächsten Umgebungen der Salzseen gerade reicher an Mollusken sein sollen, als die übrigen Oertlichkeiten. Ein schwacher, im Boden enthal- tener Salzgehalt, namentlich wohl die in demselben wachsenden Salzpflanzen, sagen, wie wir sehen, sogar den Land-Mollusken Süd-S’ibiriens vorzugsweise zu. Dass aber das Salz hierbei die wesentliche Rolle spielt, glaube ich überdiess darin zu finden, was Gould?) zu Gunsten der Annahme anführt, als befördere die Nähe des Meeres die Entwickelung einiger Arten Land-Mollusken. Gould war es aber nicht bekannt, dass Forbes schon einige Jahre vorher dieselbe Beobachtung in England gemacht hatte, und unter anderen sogar an derselben Art (Bul. lubrieus). Forbes) behauptet nämlich, dass eine und dieselbe Molluskenart in der Nähe der Meeresküsten nicht nur zahlreicher an Individuen, sondern auch grösser, greller und vielartiger gefärbt vorkomme, als im‘ Inneren; auch wohl in der Gestalt mehr variire (z. B. Bulimus acutus). Indessen hat sich in neuester Zeit auch eine Aussicht auf einigen, noch wesentli- cheren Einfluss gewisser in den Süsswassern enthaltener Stoffe, auf das Molluskenleben durch die Entdeckung Chatin’s*) eröffnet, dass Jod in den Süsswasserthieren enthalten ist, und zwar in grösserer Menge als in den Wasserpflanzen, welche in demselben Wasser aufwachsen. Dennoch möchte einstweilen bezweifelt werden dürfen, dass der Jodgehalt des Wassers, sei er auch noch so gering, eine unumgängliche Lebensbedingung für die Süsswasser-Mollusken sei, und zwar, scheint mir, aus dem Grunde, weil, nach Chatin der Jodgehalt der süssen Gewässer, mit deren Eisengehalte vollkommen gleichen Schritt halten soll. Ein bedeutender Eisengehalt des Wassers schliesst aber bekanntlich das Vorkommen der meisten Süsswasser-Mollusken, nach Maassgabe seiner zunehmenden Stärke, aus. °) Andererseits soll, nach Chatin, um so weniger Jod in den Süsswassern enthalten sein, je mehr Kalk- und Bittererde - Salze in denselben aufgelösst sind. Der Kalk- gehalt ist aber den Süsswasser-Mollusken gewiss unumgänglich, zumal den dickschaligen Geschlechtern, wie z. B. Unio. °) Einzelne Mollusken vertragen übrigens die Beimischung fremdartiger, dem Thierleben im Allgemeinen schädlicher Stoffe, zu den Gewässern welche sie bewohnen, ohne Schaden, 4) Bulletin de la Soc. des Naturalistes de Moscou, 4829, p. 55. 2) Boston. Journal of Natural History, 1841, Vol. III, p. 490. 3) Report of the Ninth Meeting etc. p. 127. 4) L’Institut, 1850, Aoüt, No. 869, p. 274. 5) Um so mehr Aufmerksamkeit verdienen aber in Zukunft jene einzelnen Arten von Süsswasser-Mollusken, welche in Lachen leben, deren Eisengehalt so stark ist, dass das Eisen sich auf den Schalen niederschlägt. 6) Wir treffen auch in der That die Unionen in den kohlensäurehaltigeren, und schon deshalb kalkreicheren Gebirgswassern an, während die Anodonten, so wie die meisten übrigen dünnschaligen Süsswasser - Mollusken den abgestandenen weichen Wassern angehören. Es wäre unbedingt von Interesse, das Verhalten der so sehr dickscha- ligen Anod. herculea in dieser Beziehung zu beobachten. 439 Mollusken. wie z. B. Steenstrup‘‘) den Limnaeus truncatulus in den lauen Schwefelwassern bei | Krisevig, in Island lebend fand; doch das sind Ausnahmen. Gleichfalls vorwaltend chemischer Natur möchte übrigens der Einfluss sein, welchen der geognostische Karakter, namentlich wohl die mineralogische' Beschaffenheit des Bodens, einer Gegend auf die Mollusken ausübt. Forbes?) ist es- wiederum gewesen, der diese Rücksicht zuerst ausführlicher verfolgte. Er wies nach, dass der Kalkboden der günstigste sei, der Granit und Gneus aber die ungünstigsten Felsarten, auf denen man sowohl wenig ‘Molluskenarten, als auch diese nur in wenigen Individuen antreffe. Uebrigens sei die Gunst des Klima’s im Stande, die Bodenstetigkeit einer Art zu vermindern, und umgekehrt. Auch Gould’) machte in Amerika dieselbe Beobachtung, gleich wie Morelet) auf der iberischen Halbinsel. Nach Morelet gehört der Sandstein ebenfalls zu den ungünstig- sten Felsarten; wogegen aber Forbes Beobachtungen zu sprechen scheinen. Wo Kalk- felsen auftreten, da erscheinen auch Mollusken, sogar in sehr dürren Gegenden Portugals; namentlich sollen diejenigen Arten, deren Gehäuse dick und kalkig sind, vorzugsweise vom Kalkboden abhängig sein, während die dünnschaligen, von häutigen, fast kalklosen, Gehäusen umhüllten Mollusken am wenigsten bodenstetig sind. Es stimmen diese Beob- achtungen mit der Thatsache überein, dass das Gehäuse einer und derselben Art auf Granitboden dünn bleibt, während es auf Kalkfelsen dick und schwer wird, und zugleich bei sonniger Lage rauh, sogar kreidig; dagegen ein feuchter, schattiger Aufenthaltsort die Bildung hornartiger glänzender Schalen befördert. Höchst specielle Untersuchungen, welche in das eben berührte Gebiet schlagen, hat Porro°) an Arten des Geschlechtes Helix an- gestellt. Während die meisten der eben angeführten Ergebnisse durch Porro’s Beobach- tungen bestätigt werden, behauptet er überdiess, dass die Wölbung, welche den Windun- gen solcher Exemplare eigenthümlich ist, die sich an feuchten Orten (diese mögen nun dabei kalt oder warm sein) entwickelten, an Exemplaren trockener Aufenthaltsorte zusam- mensinkt, wodurch im äussersten Falle die Bildung eines Kieles begünstigt werden soll. bei sehr starker und zugleich trockener Hitze, waltet, nach ihm, die weisse Farbe vor; ebenso in sehr kalten Gegenden. Die Schalendicke steht im umgekehrten Verhältnisse zu der Vielfarbigkeit. Sogar Verschiedenheit des Verhältnisses der Schalenbreite zur Höhe sollen nachweisbar von topographischen Eigenthümlichkeiten hergeleitet werden können. Porro’s Beobachtungen sind unberücksichtigt geblieben! und doch ist sein Ver- fahren gerade der alleinige Weg, auf welchem die Untersuchungen der Systematik zu umfassenderen Schlussfolgerungen führen können. 4) Amtlicher Bericht über die 24ste Versammlung Deutscher Naturforscher und Aerzte in Kiel, 1847, p. 220. 2) Report of the Ninth Meeting etc. 1840, p. 127. 3) Boston Journal of Natural History, Vol. III, 1841, p. 490. 4) Description des Mollusques terrestres et fluviatiles du Portugal, 4841, p. 490. 5) Guerin Meneville, Revue zoologique par la societe Cuvierienne, 1842, p« 1. ’ Zoologisch-geographische Folgerungen. 433 Erwähnen wir hier noch zum Schlusse, dass es ein Gestein zu geben scheint, dessen Rückwirkung auf das Molluskenleben eine’ positiv feindliche sein dürfte. Auf den Serpen- tinen Lycien’s fand nämlich Forbes '') ausser einigen Limax gar keine Mollusken. Ich möchte übrigens hieraus nur folgern, dass nicht sowohl das Molluskenleben selbst, als viel- mehr die Gehäusebildung der Mollusken durch die Serpentingesteine gefährdet wird. Ausgegangen von dem Versuche, die während meiner S’ibirischen Reise gelesenen Mollusken, von dem Standpunkte der zoologischen Geographie zu würdigen, haben wir uns, mit der zweiten Hälfte der vorliegenden Abhandlung, weit in das Gebiet der Mol- lusken - Geographie hineingewagt, ja sogar einzelne verlorene Posten der physikalischen Geographie ausführlicher als irgendwo zu Rathe gezogen. Diesem unterzog ich mich auf die Gefahr hin, der Weitläufigkeit, namentlich aber dessen geziehen zu werden, dass Öbiges seinen Platz am falschen Orte gefunden habe. So Mancher wird mir wohl vor- werfen wollen: «das Alles habe nicht in das Reisewerk hineingehört!» — Ich hoffe den- noch, mich in zweifacher Rücksicht gegen solchen Vorwurf rechtfertigen zu ‚können. Erstens war ich, man erlaube mir den Ausdruck, so glücklich, nur eine unbedeu- tende Anzahl neuer Arten entdeckt zu haben. Hätte ich mich in demselben, dem all- täglichen Maassstabe gemäss vorzugsweise glücklichen, Falle befunden, wie z. B. neuerdings Hinds?), der aus Kalifornien allein mehrere Hunderte neuer Konchylien von seiner Reise heimbrachte, so hätten meine Bemühungen um die Bearbeitung des Materiales sich gleich- falls im Gewirre der Artenbestimmungen erschöpfen müssen. Den vorläufig gehegten Erwartungen zufolge liess sich an den undurchforschten, ja fast unbesuchten, Südküsten des Ochotskischen Meeres, inmitten undurchforschter, Europa’s Breiten meridianisch gegenüberliegender Meere, eine Molluskenfauna voraussagen, gleich - reich an Mannigfältigkeit, wie auch an Eigenthümlichkeit ihrer Formen. Die an Ort und Stelle vorgenommenen Untersuchungen straften aber alle früher gehegten Erwartungen lügen. Zu nicht geringer Verwunderung jedes Kundigen traf ich an den Südküsten des Ochotskischen Meeres eine Menge Molluskenarten, die entweder mit solchen völlig iden- tisch sind, welche die europäischen Küsten des Eismeeres und sogar auch die Küsten der Grossbritannischen Inseln bewohnen, oder die von diesen nur an sehr unwesentlichen Kennzeichen unterschieden werden können. Hierdurch wurde der vorliegenden Bearbeitung ein tieferes Eingehen in das zoologisch - geographische Verhalten der erwähnten, durch die grosse Ausdehnung ihres Verbreitungsareales auffallenden, Molluskenarten, zum naturge- mässen Ziele gesteckt. Um uns diesem möglichst nähern zu können, mussten wir nun von den Thatsachen der Mollusken-Geographie Russland’s, der Mollusken-Geographie des 1) Froriep und Schomburgk, Fortschritte der Geographie und Naturgeschichte, 1847, (22, II, 7) p. 213. 2) The Zoology of the Voyage of Sulphur, Mollusca. Middendorff's Sibirische Reise, Bd. II. Thl. 1. 55 434 Mollusken. Hochnordens, ja sogar der Mollusken - Geographie im Allgemeinen ausgehen. Nicht nur die Erstgenannte, nicht nur diejenige des Hochnordens, sondern sogar auch die Grundzüge einer allgemeinen Mollusken-Geographie suchten wir aber vergebens als ein fertig bearbei- tetes Ganzes; deshalb sahen wir uns also gezwungen, jene Umschweife einzuschlagen, welche auf den ersten Blick in der vorstehenden Abhandlung minder ortsgemäss scheinen dürften. | Es rechtfertigt mich aber ausserdem noch eine zweite Rücksicht. Gerade die für eine weitere Entwickelung der zoologisch-geographischen Richtung unumgänglichen Beob- achtungen sind es, welche sich zu Hause, nach der Heimkehr von der Untersuchungs-Reise, nicht mehr nachholen lassen. Hieraus vorzugsweise entspringt das so sehr in der Natur der Sache begründete Verlangen, welches wohl ausnahmslos jeden Heimgekehrten während der Bearbeitung seines Reisemateriales befällt, die Reise die er vollbracht, ein zweites Mal wiederholen zu können. Ich spreche hier im Allgemeinen von solchen wissenschaftlichen Reisen, welche in völlig unbearbeitete Gegenden führten, um dort einem nur erst seit Kurzem angeregten Gegenstande ‚entgegenzuarbeiten. Erst während umfassenden Durch- arbeitens eines neuen Gebietes der Wissenschaft stellen sich alle diejenigen Fragen in ein grelleres Licht, deren ‚Entscheidung schlagend auf die gesammte Gestaltung der Ansichten in diesem wissenschaftlichen Gebiete zurückwirkt. Betreffen nun diese Fragen den Antheil der Artbestimmungen, so bietet gewöhnlich ein hinlänglich reiches Material an heimge- brachten Naturalien genügenden Stoff für, die Beantwortung derselben; betreffen sie aber das Gebiet der zoologischen Geographie, so ist es uns nicht möglich, daheim: zum Ab- schlusse zu gelangen. Wenn es nun auch mir selbst unmöglich ist, jene Fernen zum zweiten Male wieder zu erreichen, deren erster flüchtiger Besuch in mir Ansichtsweisen geweckt hat, die allerdings nur vorläufige genannt werden müssen, jedoch im Falle der Bestätigung wesentlich auf die Mollusken-Geographie, ja sogar auf die gesammte zoologische Geographie zurückwirken dürften, so war es dennoch meine Pflicht, nach Kräften den Ansprüchen nachzukommen, welche die Wissenschaft an mich zu Gunsten meiner Nach- folger. mit vollem Rechte machen darf. Durch die Einrichtung des meteorologischen Observatoriums zu Sitcha, dem ein an- deres für Kamtschatka alsbald folgen soll, sind an zweien wesentlichen Punkten jener, für die zoologische Geographie so vielversprechenden Meere, die nöthigen Intelligenzkräfte gegeben, deren Hauptzweck die physikalische Geographie, die Basis aller . zoologischen Geographie, ist, und denen es ein Leichtes sein wird, auch die zoologischen Fragen ganz gelegentlich zu lösen. Zu diesen sesshaften Beobachtungskräften werden sich schon im nächsten Jahre die wandernden, der so sehr grossartig angelegten Kamtschatkischen Expe- dizionen unserer» Russischen Geographischen Gesellschaft hinzugesellen. So mächtigen Mitteln die erspriessliche Richtung zu geben, um dem Vergeuden derselben nach Kräften zuvorzukommen, gehörte nicht nur zu den Verpflichtungen der Akademie, sondern ich bin überdiess dazu ganz besonders aufgefordert worden. So misslich nun auch jeder erste Zoologisch-geographische Folgerungen. 435 Versuch derartiger Zusammenstellungen ist, so vielseitig er sich auch den Anfechtungen preisgibt, verfehlt er doch nie, den Anstoss zur raschesten Entwickelung der betreffenden Disziplinen zu geben. Nicht nur die naturforschenden Reisenden im Berings-Arme werden uns für die vorstehenden zeitraubenden Zusammenstellungen Dank wissen, sondern auch, ich bin davon überzeugt, die Zoographen anderer Länder und anderer Zeiten. Würden nun etwa jene wenigen Bogen eine passendere Stelle in den Memoiren unserer Akademie gefunden haben? Unbedingt reihten sie sich zweckmässiger meinen eigenen .Reisebeobach- tungen, dem engeren Gegenstande dieses Werkes, an, welche. die unmittelbare Veranlas- sung zu der hier eingeschlagenen Richtung gewesen sind. Dass meine an Ort und Stelle ausgeführten zoologisch-geographischen Beobachtungen nur sehr mangelhaft und spärlich gewesen, kann mir, bei den jämmerlichen Hilfsmitteln und den wenigen, vielfach ander- weitig in Anspruch genommenen Wochen, die mir dort zu Gebote standen, nicht zum Vorwurfe gereichen. Somit sei es mir nun auch noch erlaubt, hier, zum Schlusse, einige allgemeinere Betrachtungen schärfer hervorzuheben, als es im Laufe dieser Abhandlung bisher geschehen ist, und zugleich mehrfache beweisführende Einzelfälle nachzutragen, welche mir seit mehr als Jahresfrist aufgestossen sind, d. i. seitdem der grössere Theil der vorstehenden Bogen schon abgedruckt gewesen, jedoch, in Erwartung einiger der zu derselben Lieferung ge- hörigen Aufsätze, bis jetzt nicht erscheinen konnte. Die nachstehend zu erörternden Gesetze der Mollusken-Geographie bewähren übrigens ihre Zuverlässigkeit dadurch, dass sie grösstentheils nicht nur ebenfalls auf die Thiere der übrigen Thierklassen, sondern auch auf die Pflanzen anwendbar sind. Die Figur der Fläche, welche von dem Verbreitungsbezirke jeder einzelnen Mollus- kenart bedeckt wird, ist, wie uns die Erfahrung lehrt, für jede Art eine besondere, eigenthümliche. Deshalb gelangen wir alsbald zu der Ueberzeugung unbegrenzter Unre- gelmässigkeit und Mannichfaltigkeit, wenn wir nach einem allgemeineren Ausdrucke für den Zuschnitt der Figuren jener Verbreitungsbezirke ausschauen. Es ist diese Unregel- mässigkeit und Mannichfaltigkeit eben so wohl die unumgängliche Folge der vielartigen, überall sich stets wieder in neuer Weise gestaltenden, äusseren Lebensbedingungen, für jede Art, als auch in gleichem Grade die Folge freier Willensäusserung, welcher jedes Thier nachzugehen ermächtigt ist. Obgleich wir also bekanntlich die klimatischen Le- bensbedingungen unter denjenigen Einflüssen obenan zu stellen haben, welche die Ver- breitung der T'hierarten auf der Oberfläche unserer Erde bedingen, so gestalten sich dennoch die Figuren, welche durch die Verbreitungsgrenzen jeder Thierart umschrieben werden, noch weit unregelmässiger als die Umrisse isoklimatischer Landstriche. Die Reihenfolge unerschöpflicher Mannichfaltigkeiten in der Gestaltung der Umrisse einer Küste umschreibt z. B. zugleich die unübersteigliche Grenzlinie des Verbreitungs- bezirkes der an jener Küste lebenden Meeres-Mollusken einer-, und der Land- und Süss- wasser - Mollusken andererseits. Schroffe Abgrenzungen schneiden mithin in dem eben * 436 Mollusken. bezeichneten Falle das Vorkommen der Mollusken dort ab, wo die klimatischen Unter- schiede keinesweges eben so schroff allen einzelnen Knickungen des Küstensaumes folgen können. Selbst abgesehen von dergleichen äusseren Lebensbedingungen werden aber die Verbreitungsgrenzen jeder Thierart in dem freien Willen derselben einen ferneren Grund für die Abweichung von den Grenzen des isoklimatischen Landstriches finden, welcher jener Thierart wesentlich entspricht. Denken wir uns z. B. einen weiten Bezirk, welcher durchgängig eines und desselben Klima’s genösse; denken wir uns, dass inmitten dieses Bezirkes verschiedene, dem Klima desselben gleich angemessene Thierarten ausgesetzt würden, und es kann nicht fehlen, dass die eine Thierart diese, die andere jene Richtung ‚einschlagen, dass die eine ihren Aufenthalt in dieser, die andere in jener Ecke des in Rede stehenden. Bezirkes aufschlagen, ja sogar etwas über die Grenzen dieses Bezirkes hinaustreten wird. | _ Wir stehen also in offenbarem Irrthume, wenn wir, hingerissen durch den wunder- baren Einklang in der gesammten Natur, der gewöhnlichen. Annahme beipflichten, dass jede Thierart den ihren Lebensbedingungen entsprechendsten Theil der Erdoberfläche fülle. Dem ist nicht so, und hierauf beruht eben der Erfolg. des Verpflanzens mancher Thier- arten durch menschliches Hinzuthun; was gar häufig mit wirklichem Akklimatisiren ver- wechselt wird. Da der Aufenthalt der Thiere an die Natur bestimmter Oertlichkeiten gebunden ist, (wie es z. B. unter den Meeres-Mollusken solche gibt, welche nur an felsigen, andere die nur in thonigen, oder wiederum in sandigen Küsten fortkommen), so wird hierdurch ein inselartig vertheiltes Vorkommen der Thiere, innerhalb ihres Verbreitungsbezirkes, bedingt. Nichtsdestoweniger haben wir stets von der ungetheilten Einheit des Verbreitungsbezirkes jeder Thierart, als vom wesentlichsten Grundgesetze der zoologischen Geographie auszu- gehen. In der That nimmt auf der Erdoberfläche die Verbreitung keines einzigen Thie- res zwei von einander gänzlich geschiedene Verbreitungsbezirke ein, und in den wenigen Fällen, wo sich ein Ausläufer der Erstreckung eines Verbreitungsbezirkes inselartig vom Ganzen loszutrennen scheint, gelingt es meist ohne Mühe, jene Veränderungen unserer Erdoberfläche nachzuweisen, in Folge deren eine solche Lostrennung, durch diejenige des Grundes und Bodens für die betreffende Thierart, hervorgerufen ward. So dürfen wir nur eine Bestätigung und keine Widerlegung des oben ausgesprochenen Grundgesetzes darin finden, dass bekanntlich die Faunen solcher Inseln, welche in der Nähe von Kon- tinenten liegen, vollständig den Faunen dieser Kontinente beizuzählen sind: sei es nun, dass die Geologie die einst vor sich gegangene Abtrennung solcher Inseln von ihren Kontinenten wirklich nachweist, oder auch nur wahrscheinlich macht; sei es, dass wir die Unterbrechung des Verbreitungsbezirkes der Landthiere, durch den zwischen die Insel und den Kontinent sich zwängenden Meeresarm, als einen der oben erwähnten Inselabschnitte des Vorkommens (statio; innerhalb eines und desselben Verbreitungsbezirkes) ansehen wollen. Zoologisch-geographische Folgerungen. 437 Dieses Grundgesetz der Einheit des Verbreitungsbezirkes jeder Thierart hat der all- gemeiner verbreiteten Annahme, ursprünglicher Abstammung jeder Art von einem einzigen Ur - Pare, offenbar den hauptsächlichsten Vorschub geleistet. Allerdings vereinfacht auch eine solche Annahme die weiteren Entwickelungen dieses Thema’s; sie ist aber deshalb unstatthaft, weil dann, gleich von vorn herein, das Nahrungsbedürfniss der Ur-Pare der verschiedenen Raubthierarten, die Ausrottung der Ur-Pare solcher Thierarten welche ihnen als Nahrung: zugewiesen worden sind, hätte zur Folge haben müssen. Aus der Einheit des Verbreitungsbezirkes jeder Thierart dürfen wir, begründeter Weise, nur den ursprünglichen Ausgang dieser Thierart von einem einzigen Flecke unserer Erdoberfläche folgern. Entsprangen alle Thiere derselben Art von einer nur geringen Anzahl ursprünglich 'erschaffener Ur-Thiere,.so war damals die Verbreitung dieser letzte- ren (innerhalb der Grenzen des gegenwärtigen Verbreitungsbezirkes der in Rede stehen- den Art) eine sehr beschränkte, oder, dasselbe anders ausgedrückt: ‘die geographische Verbreitung jeder Art ging von einem Verbreitungsmittelpunkte aus. Uns der geographi- schen Lage, wenn auch nur eines einzigen dieser zoogenetischen Verbreitungsmittelpunkte direkt zu versichern, ist. um so mehr ein Ding völliger Unmöglichkeit, als die Geschichte der Thierverbreitung unserer gegenwärtigen Schöpfungsperiode mindestens von gleichem Alter mit derjenigen der Verbreitung des Menschengeschlechtes ist, dagegen die Literatur derselben sogar in den zoologischen Schriften der Gegenwart kaum nothdürftige Andeu- tungen für den Beginn einer Geschichte :der Thierverbreitung wird finden können. Wegen der Unmöglichkeit, zu bestimmteren Ausdrücken für die unendlich vielartig gestalteten Verbreitungsgrenzen jeder Art zu gelangen, müssen wir, aber unsere Bestre- bungen in der zoologischen Geographie dahin richten, dass wir auf dem Wege der. Fest- stellung bestimmter Verbreitungsmittelpunkte für jede einzelne Art, einen Ausdruck ihres geographischen Werthes gewinnen. Mithin beschäftigen wir uns mit der Ermittelung ganz anderer Verbreitungsmittelpunkte, als die zoogenetischen es sind, von denen, bisher die Rede war; wir fassen nämlich nur den gegenwärtigen Bestand ‘der Angelegenbeit in's Auge, suchen den mathematischen Mittelpunkt der Figur, welche durch die Verbreitungs- grenzen der in Rede stehenden Art umschrieben wird, höchst angenähert festzustellen, und verifiziren dann diesen unseren Fund durch die Beachtung derjenigen Oertlichkeiten, an denen die jedesmalige Art in grösster Menge, in kräftigster Grösse und Ausbildung, und in möglichster Unabhängigkeit von minder entsprechenden lokalen Einflüssen anzu- treffen ist, deren Einwirkung durch die Energie der Lebenskraft des Thieres überwunden wird. Uebrigens dürfen wir nicht aus den Augen verlieren, dass die klimatischen und geognostischen Verhältnisse unserer Erdoberfläche sich im Laufe der gegenwärtigen Schöpfungsperiode mehrfach verschoben haben; denn solchen allmäligen Verschiebungen mussten mit der Zeit die Verbreitunsgmittelpunkte der dadurch betroffenen Thierarten nachrücken. Die hierher zu rechuenden Fälle gewähren uns zugleich, ausser der Rück- 438 Mollusken. sicht auf die zeitlichen Veränderungen geographischer Verbreitung, den nöthigen Beweis für die Beständigkeit der Arten; weil Jahrtausende dazu nöthig waren, um jene Verän- derungen in's Werk zu setzen. Ich habe hier die subfossilen Konchylien im Auge, die- selben, welche, vom geognostischen Standpunkte betrachtet, die posiplioceenen Muscheln genannt werden. Allgemein bekannt ist es, wie die bedeutenden Erhebungen mehrerer, voll subfossiler Muscheln steckender Erdlager, über den jetzigen Meereshorizont, an dem Alter jener Erhebungen keinen Zweifel übrig lassen. Seit Lyell’s geistreicher und an- wendungsvoller. Beschreibung ‘) ist das, über 200° hoch erhobene, Lager subfossiler Muscheln bei Udderalla zu einem fast sprüchwörtlichen Beispiele der Geognosten geworden. Die sorgfältigere Durchsicht der 28 subfossilen Arten aus Uddevalla, welche Lyell genauer beschrieb, lässt uns in ihnen nicht nur die jetzigen Bewohner der angrenzenden Nordsee erkennen, sondern insbesondere‘ gerade diejenigen Mollusken der Nordsee, welche im 'Eismeere eigentlich zu Hause sind. Dagegen treffen wir unter der zugleich geringeren Mannichfaltigkeit (nur 10 Arten, in 80’ Höhe über dem Meere) subfossiler Muscheln ohnfern Stockholm, welche Lyell gleichzeitig beschrieb, lediglich die dem Bal- tischen Meere ganz eigenthümlichen Formen. Diesen letzteren entsprechen die Arten der von Hällstrom?) bei Äbo, 60’ hoch über der Meeresfläche, nachgewiesenen subfossilen Muscheln, und wir dürfen daher, gegen Forchhammer’s Annahmen ?), mit sicherer Ueberzeugung aussprechen, dass sogar zur Zeit als die Thiere der subfossilen : Muscheln bei Stockholm und Abo im Meeresgrunde lebten, kein direkter Zusammenhang. des Eis- meeres mit dem Baltischen Meere, in der Nordhälfte dieses letzteren, statt fand. Die sämmtlichen Küstenländer. des Nord-Polarbeckens haben übrigens ähnliche Bänke subfossiler Muscheln aufzuweisen, wie dasjenige von Uddevalla. Ausser verschiedenen bekannten Beispielen der Art für die Polarküsteh der neuen Welt, bieten sich uns gleich- falls nicht wenige in der gesammten Erstreckung der Russischen Küsten des Eismeeres dar. Im äussersten Westen derselben sahe ich an den Küsten des Russischen Lapplandes, in einer Höhe von 6 bis 7 Klafter über der Meeresfläche, Bänke mit subfossilen Mya truncata, Saxicava pholadis, var. rugosa, und Tritonium antiquum. Weiter ostwärts ent- \ 4) Philosophical Transactions of the Royal Society of London, 1835, I, p. A etc. und p. 33 ete. Schon Linne (Reise durch Westgothland, Halle, 1765, p. 228) beschrieb nicht nur die Muscheln des Muschelberges bei Uddevalla recht genau, sondern erkannte auch in ihnen sogleich dieselben Arten, welche er an den skandinavischen Meeresküsten lebend angetroffen. 2) Amtlicher Bericht über die 24ste Versammlung Deutscher Naturforscher und Aerzte in Kiel, im September 1846, p. 77 etc. 3) Berzelius Jahresb. über die Fortschritte d. physik. Wissenschaft., übersetzt von Wöhler, ter Jahrgang, 1826, p, 292, und Philosoph. Transactions of the Royal Soc. of London, 1835, I, p. 22. Aehnliche Muschelbänke scheinen vielfach in Finnland verbreitet zu sein, vergleiche z. B. Eichwald, in Baer und Helmersen, Beiträge zur Kenntniss des Russischen Reiches, 8tes Bändchen, 1843, p. 130. Die dort aufgestelllen neuen Arten, Paludina borealis und Pal, cincta, müssen genau untersucht werden, Sie scheinen mir fraglich zu sein. Zoologisch-geographische Folgerungen. 439 deckten Murchison, de Verneuil und Keyserling ‘), mehr als 250 Werst landeinwärts, und 150’ hoch über der Meeresfläche, das Lager subfossiler Muscheln des Eismeeres (23 Arten), bei Ustj-Vaga an der Dwina. Grewingk beobachtete Aehnliches auf der Kanin-Halbinsel, und Keyserling: an der Petschora. Ich selbst fand an den Ufern des Taimyr-Flusses mehrfach Thon- und Geröllschichten, bis 60’ hoch über dem Flusspiege] befindlich, welche zahlreiche Exemplare von Mya truncata L., Saxicava pholadis L., var. rugosa, Tellina lata Gmel., Yoldia pygmaea Münst., und Balanus sulcatus L. enthielten. . Tritonium antigquum L. habe ich sogar noch von der Tundra des Taimyrlandes, in der Gegend der Logata - Quellen, mithin über 200 Werste landeinwärts von dem nächsten Meeresufer heimgebracht). Im äussersten Osten der russischen Küsten des Eismeeres wiederholt: sich gleichfalls dieselbe Erscheinung. Grewingk?) theilt uns mit, dass die 40 «Faden hohen Ufer der Schumagin’schen Insel Unga, in der Nähe der Südgrenze des Berings-Meeres, ausserordentlich reich an jüngsten Tertiär-Bivalven sind. Fassen wir aber diese Bivalven näher in’s Auge, so finden wir, dass es nur zum Theile die bisher be- sprochenen, überall sich wiederholenden, Bürger des Eismeeres sind, indem sich solchen Arten andere beigemengt haben, die wir bisher entweder als dem Berings - Arme des Polarbeckens eigenthümlich erkannten, oder auch noch gar nicht lebend kennen. In zoologisch - geographischer Beziehung dürfen wir allen den so eben angeführten Angaben über subfossile Konchylien, welche den Geognosten zur Begründung höchst wichtiger Schlussfolgerungen dienen, zweierlei entnehmen. Erstens die Beständigkeit der Artkaraktere, oder vielmehr der dieselben in jeder Art begründenden typischen Kraft: denn es stimmen nicht selten Konchylien, deren Thiere vor Jahrtausenden gelebt haben mögen, ununterscheidbar mit solchen überein, welche noch gegenwärtig in Meeren unserer Jetztwelt wohnen. Zweitens erkennen wir aus jenen Erfahrungen, dass während des Laufes der Zeit wesentliche Veränderungen im Verlaufe: der Verbreitungsgrenzen mancher Molluskenarten eingetreten sind. Allerdings wurden solche Veränderungen theilweise durch den einfach- sten Fall, dadurch nämlich, dass das Element jener'Mollusken, das Meer, durch Land verdrängt ward, hervorgerufen; dennoch sehen wir auch in diesem Falle den zoologisch- geographischen Bestand sich bedeutend: verwickeln. Erinnern wir hier nur an das Vor- kommen jener drei Mollusken im Pontus, welche wir zu den karakteristischsten Arten des 1) The Geology of Russia in Europe, 1845, Vol. I, p. 329. Dasselbe in Annals and Magaz. of Natural Hist, XYvıl, 1846, p. 233. | £ 2) Vergl. dieses Werkes Bd. I, Thl. A, p. 205 bis 208 und p. 257; gleich wie auch Bd. II, Thl. A, p. 227, 246, 253, 257, 266. 3) Verhandl. der Russ.-Kaiserl. Mineralogischen Gesellschaft zu St. Petersburg, Jahrg. 1848 u. 1849, p. 171 und p. 350 etc. Grewingk zählt folgende Arten namentlich auf: Cardium Groenlandicum , Venerupis Petitü, Mya trumcala, Mya arenaria, Tell. lutea, Tell. edentula, Card. decoratum, Peciunculus Kaschewarowü, Saxicava Ungana, Mya crassa, Mytilus Middendorffi, Ostrea longirostris, Ostrea plicata, und Astarte corrugala. AA ‚Mollusken. Aral - Kaspischen Beckens rechnen mussten '); erinnern wir daran, dass die Mollusken des Aral - Beckens dieselben sind, welche wir im XKaspischen antreffen. Sollen wir die vorzüglichste Grundlage aller unserer zoologisch - geographischen Untersuchungen, das Axiom ursprünglicher Einheit des zoogenetischen Mittelpunktes für jede einzelne Art, nicht verlieren, so müssen wir im vorliegenden Falle annehmen, dass der Aral-See vorzeitlich mit dem Kaspischen zusammengehangen, dieser letztere aber wieder mit dem Pontus.: In der That finden wir auch hier in den hoch emporgehobenen Bänken subfossiler Muscheln gewichtige Beweise für eine solche Annahme. So fand Hommaire de Hell?) sowohl an allen Süd- als auch an den Nordküsten des Pontus Muschelbänke, bis 400’ hoch über dem jetzigen Meereshorizonte, in ungestörter Lagerung. Diese Muscheln gehörten Arten an, welche noch gegenwärtig im Pontus leben. Andererseits liegen die Zeugen früheren Meeresstandes weit und breit verstreut über die gesammten Steppen, welche an die Aral- -Kaspische Erdsenkung stossen. Durch eigene Anschauung habe ich mich davon überzeugt, dass die vom verstorbenen Lehmann in den Aral -Steppen, am Syr- Darja gelesenen Muscheln, Venus gallina L., Card. Caspium Eichw., Card. rusticum L. und Card. edule L. sind. Die drei zuletzt Genannten stimmen mit den Mollusken des Kaspischen See’s über- ein; Venus gallina aber ist bisher nur als pontische Art bekannt. Sollte sie in der That im Kaspischen See nicht leben, so hätten wir einen Beweis mehr, für den vorausgesetzten früheren Zusammenhang des Aral-Kaspischen. Wasserbeckens mit dem Pontischen ?). Ba- siner’s Beobachtungen *) verstärken die Beweiskraft der Sendungen Lehmann’s, denn ihm zufolge finden sich die Schalen von Glycimeris vitrea und Card. rusticum auf einer Stufenbank des Aral-Ufers, 150’ bis 200° hoch über dem Wasserspiegel des Aral-Sees. Bekanntlich sind aber auch dafür Beweise vorhanden, dass die Veränderungen in der Erstreckung der Verbreitungsgrenzen mehrerer Mollusken nicht lediglich durch Hervor- steigen des früheren Meeresbodens aus dem Wasser bedingt wurden, sondern sie gingen, im Laufe der Zeit, auch dort vor sich, wo das Element des Meerwassers seit Urzeiten seinen Platz behauptete. Es musste mithin die Ursache jener Veränderungen in entsprechenden Veränderungen der Eigenthümlichkeiten des Meerwassers gesucht werden. 4) Vergl. p. 312 dieser Abhandlung. 9) Nouvelles Annales des Voyages, 1848, I, p. 228; und I’Institut, 1848, Fahrer, No. 734, p- 29. 3) Mir ist zwar nicht bekannt, ob jene Schalen von Peeten, welche schon Pallas (Reise p. 369) sogar bei Jaizkoi Gorodok überall am Ufer der Flüsse zerstreut liegen fand, genauer bestimmt worden sind; Obigem zufolge lässt sich aber von vorn herein voraussagen, dass es entweder eine fossile Art, oder der noch jetzt.im Pontus le- bende Pect. sulcatus Lamk. sein muss. Die genauere Bestimmung dieser Art verdient um so mehr eine besondere Aufmerksamkeit künftiger Forscher, als Eichwald versichert, dass gegenwärtig kein einziger Pecten im Kaspischen See lebend vorkomme (Bullet. de Moscou, 1833, p. 173). Eichwald versichert aber auch (Bullet. de l’Acad. des Sciences de St.-Petersbourg, VI, p. 24), dass sogar die Cardium- und Rissoa- (Paludinella) Arten gegenwärtig im Kaspischen See ausgestorben seien. 4) Naturwissenschaftliche Reise durch die Kirgisensteppe nach Chiwa; in den Beiträgen zur Kenntniss des Russischen Reiches von Baer und Helmersen, 1848, A5tes Bändchen, p. 276, 280 und 285. Vergleiche auch Murchison, Geology of Russia in Europe, 14845, I, p. 326. Zoologisch-geographische Folgerungen. 441 Vor einem Jahre versuchte ich es‘), dem seit der Jura-Periode veränderten Salz- gehalte der Meere, einen Theil der eben berührten Veränderungen Schuld zu geben. Es _ sei mir erlaubt hier ferner hinzuzufügen, dass einer solchen Annahme die Anwendung für das praktische Leben auf dem Fusse folgt, indem wir darauf hingewiesen werden, bei der Benutzung verschiedener Mergel-Arten für den Ackerbau, jene zu meiden, welche durch Anhäufungen der bittererdehaltigen Konchylien der Jura-Periode entstanden sind. Weit näher lag es, dem bisher allgemeinen Gange zu folgen, und die Ursache der in Rede stehenden Veränderungen in den Temperaturverhältnissen zu suchen. Das subfossile Vorkommen an den Küsten des Mittelmeeres mehrerer solcher Muscheln, welche unbedingt‘ im Eismeere zu Hause sind (wie z. B. Mya truncata), und welche wir gegenwärtig fruchtlos unter den lebenden Mollusken des Mittelmeeres suchen, führte die grössere Menge der Forscher zu der Schlussfolgerung, dass die vorzeitliche Temperatur des Wassers im Mittelmeere eine bedeutend niedrigere gewesen sein müsse, als die der Jetztzeit. In der That stimmt eine solche Aunahme sehr zu den anderweitig entwickelten Lehren von einer Eisperiode, welche Mittel-Europa einst mit Gletschern bedeckt haben soll; auch findet sie ihre Bekräftigung in den subfossilen Muschelbänken Nord - Amerika’s?), da Mollusken südlicherer Herkunft an solchen Orten lebend angetroffen werden, wo die subfossilen Muschelbänke nur Bürger des Eismeeres enthalten. Es haben sich einzelne Geologen?) auch schon bemüht, die in Rede stehende grössere Kälte der Meere, aus der Annahme polarer Strömungen zu erklären, deren Richtung in der Vorzeit, als die Konfigurazion der Küsten eine ganz andere war, gleichfalls sehr verschieden von derjenigen der Jetzt- zeit gewesen sein muss. Es mag nun dieser Weg der Erklärung der richtige sein oder nicht, so scheint doch im Allgemeinen der Versuch, die früher vorhandene Kälte aus lokalen Ursachen herzuleiten, sehr gebilligt werden zu müssen. Philippi‘) wies übrigens in schlagender Weise nach, dass zur Zeit der Terziärperiode das Klima in Unter-Italien weder viel wärmer noch viel kälter gewesen sei als gegenwärtig; denn von den 382 Mollusken-Arten, welche in Unter-Italien der Terziärperiode und der Gegenwart gemein sind, ergaben sich nur etwa zwei Prozent als dem Mittelmeere, welches Unter - Italien bespült, nicht angehörig. Wir werden um so mehr darin bestärkt, diesen wenigen Aus- nahmen lokale Ursachen unterzuschieben, als auch Forbes’) von einer anderen Seite 4) Bulletin physico-mathematique de l’Acad. d. Sc. de St.-Pötersbourg. Tme VII, No. 2. Es stehen meine Ansichten mithin in direktem Widerspruche zu denjenigen unseres bewährten Palaeontologen, welcher noch neuer- dings (Comptes rendus de l!’Acad. de Paris, Novembre 1850, p. 649 u. 651) darauf besonderen Nachdruck legt, dass die «milieux d’existence» der Vorzeit ganz unverändert diejenigen gewesen, deren sich die Schöpfung in der Gegen- wart erfreut. | s 2) Transact. of the Geological Soc. London, 18414, Vol. VI, 1, p. 135 etc. - 8) Z. B. Forchhammer; vergl. The Athenaeum, 1846, Septemb., p. 1003. 4) Wiegmann, Archiv für Naturgeschichte, 1844, I, p. 356. 5) (Im Report of the British Association for the Advancement of Science, for 1843) Report on the Mollusca and Radiata of the Aegean Sea, p. 136. In der That hat Unter-Italien mehr Arten mit dem Rothen Meere als mit dem Senegal gemein; vergl. Philippi in Wiegmann’s Archiv, 1844, I, p. 42. Middendorff's Sibirische Reise, Bd. II. Thl. 1. 56 442 Mollusken. | x her dasselbe bekräftigt: er fand unter den subfossilen Muscheln der Küsten des Aegäischen Meeres keine jener nordischen (celtischen) Arten, welche an den Küsten Siziliens im subfossilen Zustande angetroffen werden, dagegen aber mehrere Arten (z. B. Terebra duplicata und Phorus agglutinans), welche zugleich im Rothen Meere vorkommen. Hierin findet Forbes den Beweis dafür, dass das Mittelmeer vorzeitlich eben sowohl mit dem Rothen Meere als mit den Celtischen in direktem Zusammenhange gestanden habe. Seit übrigens die Lehre von den Tiefenregionen gründlicher bearbeitet worden, _ können wir nicht vorsichtig genug mit dergleichen Schlussfolgerungen zu Werke gehen. In neuester Zeit wurden schon mehrere hochnordische Arten, welche man zeither in England nur fossil gefunden hatte, an den Küsten Grossbritanniens in grösseren Tiefen zugleich im lebenden Zustande entdeckt‘), und wir wissen auch im Allgemeinen, dass die hochnordischen Mollusken-Arten sich in bedeutenderen Meerestiefen bei Weitem mehr südwärts erstrecken, als an der Oberfläche. Es erklärt sich ein solches Verhalten ohne Schwierigkeit aus den Temperaturverhältnissen im Meere, und wir sehen daraus, dass die Verbreitungsgrenzen der Mollusken-Arten keinesweges senkrecht, von der Oberfläche der Meere auf den Meeresgrund, herabfallend gedacht werden dürfen, sondern sich vielmehr in sehr schräger, südwärts gekehrter, Richtung zum Boden senken, so dass mithin unter derselben geographischen Breite, aber in verschiedenen Meerestiefen, Mollusken-Arten von höchst verschiedenem zoologisch-geographischem Werthe übereinandergeschichtet angetroffen werden müssen. In, Bezug auf die Lehre von den Tiefenregionen bleibt für die Mollusken-Fauna Russland’s noch Alles zu thun übrig, und wir hätten aus dem, was bisher über die Mollusken-Fauna Russland’s bekannt geworden, noch gar keine Folgerungen ziehen dür- fen, wenn nicht gerade die untere Abtheilung der allein untersuchten Littoralregion die karakteristischste von allen Tiefenregionen wäre. Ueberhaupt ist die Lehre von den Tiefenregionen noch zu jung, um nicht in jeder Hinsicht bedeutender Aufklärungen zu bedürfen; so z. B. lassen sich die auf S. 359 dieser Abhandlung angeführten Erfahrungen von Forbes und Spratt in keiner Weise mit denen von James Ross vereinbaren. Diesem Letzteren zufolge?) kommen in allen Meerestiefen Mollusken vor, und sogar aus einer Tiefe von 6000’ will Ross Mollusken emporgeholt haben. Wenn in diesen Fällen kein Irrthum obgewaltet, so müsste man auf ein unbegrenztes Vermögen der Mollusken im Ertragen des Wasserdruckes und der Lichtlosigkeit schliessen ®). Hier ist noch manches Räthselhafte aufzuklären. 4) Vergl. ausser Forbes verschiedenen Berichten über M. Andrew’s Arbeiten mit dem Schleppnetze, (z. B. The Athenaeum, 1846, Sept., p. 1003), auch Jeffrey’s, im L’Institut, 1848, No. 776, p. 354. 2) A Voyage of Discovery and, Research, in the Southern and Antarctic Regions, 1847, I, p. 202, 207, 208. 3) Schalten wir an diesem Orte eine Bestätigung dessen ein, was ich in Bezug auf die Durchsichtigkeit des Meerwassers auf Seite 353 dieser Abhandlung geäussert habe. In der «T'uaporparnueckoe omscanie ChBepkbIxE Zoologisch-geographische Folgerungen. 443 Erwähnen wir auch noch, als eines ferneren Nachweises der Veränderlichkeit in den Verbreitungsgrenzen, jener Bank von Pholas constata in Massachusetts, über welche Gould!) berichtet, dass sie 12 bis 15 Hundert Meilen von dem nächsten Wohnorte lebender Epemplare entfernt liege. Zugleich theilt Gould”) mit, dass Austern bis 1780 am Cap Cod häufig gewesen, seitdem aber gänzlich ausgestorben seien, und zwar, wie man behauptet, in Folge eines Grundfrostes. Es ist übrigens in solchem Falle, d. h. wenn es sich um sehr dickschalige Mollusken handelt, auch denkbar, dass im Laufe der Zeit einzelne Oertlichkeiten im Meere durch diese Mollusken dazu unfähig werden möchten, deren Lebensbedingungen ferner zu entsprechen. Bei einem Seitenblicke auf die unge- heuren Felsmassen der Vorzeit, welche durch Mollusken aufgeführt wurden, ist eine zeit- weilige Erschöpfung des Kalkgehaltes im Meerwasser, als Folge der organischen Thätig- keit nicht undenkbar, wodurch mithin eine Art natürlicher Wechselwirthschaft, eine allmälige Veränderung der Oertlichkeiten des Vorkommens, bedingt werden würde. Es kommen endlich neuerdings Andeutungen dessen vor, dass die Mollusken an manchen Orten periodisch auftreten und wieder verschwinden. Gould gibt an, dass Osteodesma. hyalina, Cyprina Islandica, Solemya velum, Venus gemma, Margarita arctica, Janthina fragilis, und Nucula thraciaeformis nur erst nach Jahren wieder an den Küsten von Massachuseits erscheinen sollen. Dasselbe theilt De Kay’) von Clio borealis mit, gleich wie auch Forbes*), der die Pieropoden vorzüglich zur Nacht erscheinen sahe. Haben wir dergleichen Fälle als Wanderungen zu deuten? oder als ein Versinken in grössere Meerestiefen, und ein Hervortauchen aus denselben? Interessant ist es gewiss, dass ich die älteste Anregung einer derartigen Frage im 4elian”) gefunden habe, und namentlich in Bezug auf die Mollusken des Pontus. Es findet/sich bei ihm die Angabe, dass die «cochleae Ponticae,» welche sich während des Sommers im «mare Aegialum»‘) aufhalten, zur Winterzeit in das wärmere Marmora -Meer begeben sollen. Was mag daran wahr sein? 6eperos& Pocein, Kannrans-Aeür. Peüuere, II, 1843, p. 30», finde ich des Versuches erwähnt, dem zufolge ein im Warangerfjord, in das Meer versenkter Teller nicht über 40° tief unterschieden werden konnte, Holen wir ferner auch nach, was ich damals übersehen, als ich die Seite 355 dieser Abhandlung nieder- schrieb. Jedenfalls ist der Algolog C. d’Orbigny auch in zoologischer Hinsicht als der Begründer der Lehre über die Tiefenregionen zu betrachten. Er hatte zwar vorzugsweise die Tange zum Gegenstande seiner Untersuchungen gewählt (Memoires du Museum d’Histoire Naturelle, 1820, VI, p. 163), allein er sprach schon damals aus (p. 174), dass die wirbellosen Thiere, wie Mollusken, Krustazeen und Arachniden, an denselben Gesetzen Theil nehmen, und führte die Uebereinanderfolge der verschiedenen Polypen, je nach den einzelnen Geschlechtern derselben, namentlich an. 4) Boston Journal of Natural History, Vol. III, p. 492. 2) Boston Joural of Natural History, Vol. III, 1840—41, p. 494. 3) Zoology of New-York, V, Mollusca. 4) Report on the Mollusca and Radiata of the Aegean Sea, p. 131 and p. 153. 5) Lib. X, Cap. VI. f 6) Aegialus soll ein Küstenstrich in Paphlagonien, mit gleichnamigem Orte, gewesen sein. Nach Strabo (p. 543) war er 100 und mehr Stadien lang. Er befand sich am Pontus fast unter dem 42sten Breitengrade. * Abk Mollusken. Gleich wie sich, Obigem zufolge, die typische Kraft einzelner Mollusken - Arten in der Zeit unverändert erhalten hat, nachweisbar durch Tausende von Jahren, eben so lässt sich dieselbe Beständigkeit des Artkarakters auch im Raume, auf die Entfernung von mehr als tausend Meilen, erkennen. Manche Mollusken-Gehäuse des Ochotskischen Meeres (heben wir, unter vielen, wiederum die schon bei den subfossilen Arten genannte Alya iruncala hervor) sind ununterscheidbar von denen, welche an den Küsten Lapplands oder Spitzbergens leben, und lassen sich nicht ein Mal von subfossilen Exemplaren der Küsten des Mittelmeeres unterscheiden. Häufiger jedoch, aber lange nicht so häufig als man vermuthen möchte, unterliegt der Artkarakter einigen unbedeutenden Veränderungen: es bilden sich geographische Varietäten aus. Diese scheinen übrigens bei Weitem nicht so häufig zu sein als die lokalen Varietäten, welche sehr oft, wegen beschränkter Kunde, für geographische angesehen werden mögen. In der That finden wir, bei näherer Untersuchung, dass es überhaupt nur eine geringe Anzahl von Mollusken gibt, deren Verbreitung sich über einen grösseren Theil der Erd- oberfläche hinzieht. Dennoch muss ich mich gegenwärtig dazu bequemen, einer grösseren Anzahl von Arten als auf Seite 346 dieser Abhandlung angeführt worden, ihr gleich- zeitiges Vorkommen an den West- so wie an den Ostküsten des Atlantischen Ozean’s, und zwar innerhalb des borealen und sogar intertropikalen Faunengebietes zuzugestehen. Eine solche Annahme widerstrebt jedoch zu sehr unseren übrigen Erfahrungen über geographische Verbreitung, als dass ich nicht nochmals daran erinnern sollte, wie wichtig es wäre, neuerdings besonders genaue Untersuchungen darüber anzustellen: ob Mollusken- Arten, und welche namentlich, dem Mittelmeere und West -Indien gemeinsam sind? Philippi’) zählt fast ein halbes Hundert solcher Arten auf; doch sind darunter gar viele zweifelhaft. Auch Müller’s und Troschel’s ausführliche Untersuchungen über die Seesterne führen gleichfalls viele Beispiele eben solchen Vorkommens an. Unterdessen dürfen wir aber mit Sicherheit voraussetzen, dass die Meeresthiere aller Klassen sich in dieser Beziehung gemeinsamen Gesetzen fügen werden, und dennoch gelangte Milne Edwards zu der Schlussfolgerung, dass den beiderseitigen tropischen Küsten des Atlan- tischen Ozean’s, keine einzige Art von Krebsthieren gemeinsam sei. Solche Widersprüche sind sicher nicht in der Natur der Sache, sondern nur im zeitweiligen Stande unserer Forschungen begründet ?). i Dass ich der grösseren Hälfte polarer Mollusken-Arten ein Vorkommen unter allen Längen, rings um den Erdball, als wesentliche Eigenthümlichkeit zuschreibe, ist schon oben ausführlich erörtert worden. Gäbe es Arten, welche in gleicher Weise unter allen Breiten zu finden wären, so verstände es sich von selbst, dass sie, weil allen Klimaten 1) Wiegmann, Archiv für Naturgeschichte, 1844, T, p. 48. Dasselbe gibt Hanley für Tell. bimaculata an; vergl. Sowerby Thesaurus Conchyliorum, Part. VI, 1846, p. 250. * 2) Am Orte. ist es, hier zu erwähnen, dass Forbes sich über die geringe Mannigfaltigkeit der Asteriden im Mittelmeere beklagt hat, und behauptet, sie seien vorzugsweise in nordischen Meeren zu Hause. Zoologisch-geographische Folgerungen. 445 gewachsen, zugleich auch unter allen Längen vorkommen dürften. Mithin wären solche Arten wesentlich Kosmopoliten unseres Erdballes, und würden durch diese Eigenschaft jegliche zoologisch-geographische Betrachtung über sie abschneiden. Mir ist Trotz dem kein einziges Beispiel dafür bekannt, dass man von irgend einer Thierart behauptet hätte, sie sei ein vollständiger Kosmopolit. Es scheint aber fast gleich- bedeutend damit, wenn von einer zweifellos zirkumpolaren Art nachgewiesen würde, dass sie mit ihrer Aequatorialgrenze den Aequator erreicht; weil jede Art, welche auf der einen Erdhälfte zugleich unter dem Pole, unter allen Längen innerhalb der Grenzen der Polarfauna, und zugleich auch unter dem Aequator zu leben befähigt wäre, sich eben so gut auch über die ganze zweite Erdhälfte erstrecken könnte. Es kommen, meines Wissens, einzelne Arten, wie z. B. Pal. stagnalis'), Buceinum undatum, Purpura lapillus, Tellina solidula”), der eben gestellten Bedingung nahe, da wir sie für zirkumpolare Arten erklärt haben, und da ihre Aequatorialgrenze zugleich bis zum Senegal hinabreicht. In der That lehrt uns neuerdings Krauss’), dass Saxicaca arctica (pholadis) und Purpura lapülus, zwei zirkumpolare Arten, bis zur Südspitze Afrika’s hinabreichen. Nach Forbes erfreuen sich die Mollusken der Wassermarke vorzugsweise einer weiteren Verbreitung. In diesem Felde ist noch Vieles aufzuklären. Oben (Seite 345 d. Abh.) habe ich nachgewiesen, wie sich die borealen Mollusken- Faunen des alten und des neuen Kontinentes unter einander entsprechen. Es findet aber, wie das seitens der Botanik schon seit längerer Zeit erwiesen worden, ein analoges Aehnlichkeitsverhältniss zwischen den niederen Seethieren der arktischen und der antark- tischen Gegenden statt, indem entweder entsprechende, sehr ähnliche, Arten desselben Geschlechtes einander am Nord- und am Südpole vertreten, oder auch nur sehr nahe verwandte Geschlechter. So entdeckte z. B. Ross in den antarktischen Regionen namentlich Korallen- Arten, welche, obgleich artlich verschieden, dennoch den Korallen der arktischen Gegenden ungemein ähnlich waren. Weit merkwürdiger ist jedoch der Umstand, dass Ross in den antarktischen Gegenden unter anderen auch genau dieselben Arten wiederfand, welche in den nördlichen Polar - Gegenden längst als die gemeinsten bekannt sind, wie z. B. Retepora cellulosa, Nymphon gracile, Idothea Baffini, Clio borealis und Limacina (Argonauta) arctica’). Fügen wir diesen Beispielen noch eines der 1) Sie soll sogar im Rothen Meere leben; vergl. Philippi m Wiegmann’s Archiv, 1. v. c., p. 49. 2) Sie erreicht den Senegal, nach Hanley, in Sowerby, Thesaur. Conchyl. Part VI, 1846, p. 318. Man vergl. übrigens auch das was auf Seite 343 dieser Abhandlung gesagt worden ist. 3) Die Süd - Afrikanischen Mollusken, 4848, p. 117, 139. Man mag hier und bei Philippi Wiegmann’e Archiv, 1844, I, p. 50) das Verzeichniss solcher Mollusken einsehen, denen eine besonders weite Verbreitung zu- geschrieben wird. Lucina lactea scheint die gesammte Küste Afrika’s zu umzingeln; Lucina pecten soll (Philippi, Enumer. Moll. Sicil., I, p. 31) zugleich im Mittel- und im Süd : Meere leben; die neapolitanische Ostrea eristata vermochte Philippi (l. v. c. II, p. 63) nicht von der chinesischen zu unterscheiden; Neu-Holland soll mit Unter- Italien 11 Mollusken-Arten gemein haben. 4) Vergl. J. Ross, Antarctic Voyage, I, p. 169, 193, 200, 334. 446 Mollusken. beachtenswerthesten hinzu. Seit Eschricht die jährlichen Wanderzüge der Walfische ausser Zweifel gesetzt, und nachgewiesen hat, dass die zirkumpolare Balaena longimana die Winterzeit in den Aequatorialgegenden zubringt, und sehr wahrscheinlich identisch ist mit der antarktischen Bal. australis, besitzen wir ein Beispiel ähnlichen geographischen Verhaltens unter den Säugethieren. Zugleich mit der genannten Walfisch-Art unterzieht sich aber auch der Parasit derselben, die Diadema balaenaris, denselben Wanderungen, von der Grenze des Polar-Eises zu den Aequatorialgegenden, und zurück. Nichts desto weniger müssen wir es für eine gar gewagte Annahme erklären, wenn man das Vorkommen arktischer Mollusken-Arten in den antarktischen Gegenden dadurch begreiflicher machen wollte, dass sie sogar in den Aequatorialgegenden die ihnen ent- sprechende Temperatur in den grössten Meerestiefen vorfinden, und mithin durch allmälige Ausbreitung, oder auch durch primitive Erschaflung sich in kontinuirlichem Zusammen- hange von der einen Polargegend bis zur anderen erstrecken können. Durch eine solche Annahme würden wir zwar unser Axiom, die Einheit des Verbreitungsbezirkes jeder Art, vor Zersplitterung retten, allein sie vernichtete andererseits fast eben so viel im Gebiete _ der neuerdings so kräftig heranwachsenden Lehre von den Tiefenregionen. Dieser zufolge treffen wir zwar in den bedeutenderen Tiefen der gemässigten Zonen polare Mollusken- Arten an, allein die grössten Tiefen des Meeres sollen unbewohnt sein '). Jedenfalls wissen wir, dass tiefe Meere eine Scheidewand für die Verbreitung der Küsten-Mollusken abgeben. Aus solchem Gewirre der Widersprüche vermögen uns nur wiederholte Unter- suchungen zu retten.‘ Wissen wir doch bis jetzt noch gar nichts über die Weise in welcher sich die Mollusken ausbreiten. Die Ansicht, dass dieses wahrscheinlich vorzugs- weise im frühesten Jugendzustande geschieht, muss uns aber insbesondere vorschweben, seit Philippi bewiesen hat?), dass die Ausdehnung, geographischer Verbreitung, verschie- dener Mollusken gerade im umgekehrten Verhältnisse zu ihrer Fähigkeit der Ortsverände- rung steht: die Bivalven sind in der That die am weitesten verbreiteten Mollusken; auch finden wir, dass die sich fest anheftenden Mollusken, wie Terebrateln, Anomien u. s. w., nicht minder verbreitet sind als andere. Jedenfalls spielen die verschiedenen, im Meere statthabenden, Strömungen eine bedeutende Rolle in der Verbreitung der Mollusken °). 4) Williams (Report of the eighteenth meeting of the British Association for the Advancement of Science, 1849, p. 83) hat versucht, die Wahrheit dieses letzteren Satzes auch von der physikalischen Seite her zu bekräftigen. 9%) Wiegmann’s Archiv, 1844, I, p. 31 und p. 22. 3) D’Orbigny (Annales des Sciences naturelles, 4845, III serie, Zoologie, p. 205 und insbesondere p. 215) hat dieses durch den Vergleich der Mollusken der Ost- und der West-Küsten Süd-Amerika’s in gehöriges Licht gestellt. Man vergleiche auch die Archives des Sciences nuturelles (Bibl. de Geneve) 1848, Jouin, p. 102, wo Martins in dieser Beziehung mit Recht gegen Forbes auftritt. Demjenigen, der sich einen Begriff von der verschleppenden Wirkung von Strömungen verschaffen will, verweise ich auf Prof. Pierce’s Mittheilung (The Athenaeum, 1848, No. 1094, p. 1031) eines Falles, in welchem gewichtige Gegenstände, wie Steinkohlen, Ziegelsteine und sogar Gold- münzen, durch die Strömung an das andere Ende einer Insel, 28 engl. Meilen weit, fortgeführt worden waren, Zoologisch-geographische Folgerungen. 447 Wenden wir nun unsere Betrachtungen dem engeren Gebiete der Polarfauna zu, deren Arten von Tag zu Tage eine grössere Bedeutung für die Geologie gewinnen '). Welchen Begriff ich mit der Benennung Polarfauna, mit derjenigen polarer Arten, des Polarbecken’s nebst dessen beiden Meeres- Armen u. s. w. verbinde, hat auf den Seiten 318 u. ff. dieser Abhandlung seine Erklärung gefunden. Die so sehr rasche Abnahme der Artenzahl in der Richtung vom Aequator zu den Polen hin, die, vorzugsweise durch die arktischen Seereisen genährten, irrigen Ansichten über die Aufeinanderfolge der polaren Baumgrenze, der Grenze aller phanerogamer Pflanzen, so wie schliesslich der Kryptogamen, und namentlich die frühe Parallelisirung hoher Breiten, mit den höchsten Regionen bedeutender Gebirge, deren Gipfel mit stetem Eise bedeckt sind — hatten eine zu ungünstige Meinung von der Unwirthlichkeit polarer Gegenden für pflanzliches und thierisches Leben verbreitet. Man hielt die Umgebungen der Pole aligemein für unbelebt. Wir haben noch in neuester Zeit erlebt, wie, in Folge einer solchen irrigen Ansicht Agassiz Entdeckung einer Korallenart (4strangia Dana) bei Massachusetts, wegen der hohen Breite, als etwas sehr Merkwürdiges, geschildert wurde?). Das russische Eismeer nährt, meinen Untersuchungen zufolge bis über den 70sten Breitengrad hinaus, verschie- dene Horn- und Steinkorallen, und zwar unter ihnen die bekannten gigantischen Formen der Prymnoa lepadifera und das Alcyonium arboreum, welche wahrscheinlich der Polar- fauna angehören. Nahe dem 73sten antarktischen Breitengrade fand Ross”) noch Mol- lusken und verschiedene Korallenarten, welche den arktischen höchst nahe stehen. Ross behauptet sogar‘), dass in den höchsten Breiten, gleich wie in den bedeutendsten Tiefen, wo es schon keine Pflanzen mehr gäbe, das thierische Leben dennoch von Mollusken vertreten werde. In der That fischte Baer °) noch 70 Arten wirbelloser Thiere an den Küsten Nowaja Semlja’s, und Scoresby sahe noch unter 77'/,° n. Br. Medusen und Krebsthiere das Meer dicht füllen. Gleich wie also in Gebirgen über der Schneelinie noch Pflanzen und Thiere vorkommen, so gibt es auch Thiere innerhalb der Grenzen des Polar-Eises. Hier entsprechen die stets offenen Spalten (Polynji) den schneefreien Insel- flecken der höchsten Gebirgskuppen, denn allerdings kann auch im Meere unter einer ewigen Eisdecke kein Leben existiren und in sofern umschlösse die Sommergrenze des Polar-Eises auch die Gegend völligen Mangels thierischen und pflanzlichen Lebens. Mir Ai) In Betreff des Aral-Kaspischen, des Pontischen und des Baltischen Faunengebietes verweise ich auf das, was ich theils in dieser Abhandlung (p. 310 etc.), theils schon früher (Bulletin phys.-math. de l’Acad. des Sc. de St.-Petersb., Tme VII, No. 5 und No. 24; Melanges biologiques de l’Acad. de St.-Petersb., Tme I, livr. 4) ausge- sprochen habe. Die Fauna des Pontus ist derjenigen des Adriatischen Meeres sehr ähnlich. An der Küste Lycien’s kommen eine Menge (14) derjenigen Arten vor, welche im Pontus leben; vergl. Froriep und Schomburgk Fortschritte der Geographie und Naturgeschichte, 4847, (22, II, 7) p. 213. 2) Froriep, Tagsberichte, 1850, No. 188, p. 256. Das Ausland, 1850, No. 201, p. 804. 3) J. Ross, Antarctic Voyage, I, p. 200, und p. 334, 340 des Appendix von Stockes. 4) Ibidem II, p. 161; I, p. 169, 200, 262, 207. 5) Bulletin scient. de l’Acad, de St.-Petersb., III, p. 106. 448 Mollusken. schwebt jedoch ausser jenen offenen Spalten der Eisdecke noch die Wahrscheinlichkeit vor, dass an den Küsten eines etwanigen Nord-Polarlandes selbst, das Eis dennoch im Sommer aufthauen müsse, und deshalb diese Küsten gleichfalls bewohnbar für Mollusken sein würden. Meine im Taimyrlande gemachten Erfahrungen über die Baumgrenze und über die Ueppigkeit des Pflanzenwuchses unter den höchsten Breiten, über das Vorkommen eines Süsswasser-Molluskes und verschiedener Krebsthierchen daselbst, und zwar in der Nähe des Kältepoles, mussten mich auf den Gedanken bringen, den Pol der Erde selbst nicht mehr als den Nullpunkt alles Lebens, sondern vielmehr als den Verbreitungsmittelpunkt für die Seethiere und Seepflanzen der Polarfauna zu betrachten. Eine solche Ansicht durfte jedoch nur dann annehmbar scheinen, wenn ein beträchtlicher Antheil der zur Polar- fauna gehörigen Seethiere und Seepflauzen als zirkumpolar nachgewiesen werden konnte. Den ersten Anlauf zur Bestätigung dieser Anforderung nahm, so viel mir bekannt, Morton‘) dadurch, dass er 23 Arten Mollusken als dem Norden Amerika’s gleich wie auch Europa’s gemeinsam erklärte. Gould's klassisches Werk brachte diesen Antheil der Frage zu überzeugendem Abschlusse?), gleich wie auch die Untersuchungen der Geognosten die Identität der Nordamerikanischen subfossilen Konchylien mit denen Nord- Europa’s mehr und mehr ausser Zweifel stellten®). Hiermit war für mich die Frage in Betreff des einen der beiden Kommunikazionswege aus dem Polarbecken in die Weltmeere — des von mir so genannten Atlantischen Armes — vollkommen entschieden. Es fehlte uns nun noch, als wesentliche Lücke, die Kenntniss der Mollusken der übrigen Hälfte der polaren Kontinentküsten, d. i. der polaren Küsten Russland’s. Diese Lücke habe ich in einzelnen Zügen zu füllen vermocht?), dabei aber mit der Schwierigkeit zu kämpfen gehabt, dass unsere Kunde der Mollusken des Berings-Armes einstweilen nur schlussweise von den Südgrenzen der Polarfauna nordwärts anzusteigen erlaubte. Der nördliche Theil des Berings-Armes, das Berings-Meer, ist zur Stunde in malakozoologischer Hinsicht noch so gut wie gar nicht bekannt. Der Gang unserer Untersuchungen wurde dadurch ein gezwungener. Für unseren Zweck müssten wir wünschen, die Mollusken - Fauna der Küsten Spitzbergen’s®), Nowaja-Semlja’s, der Neu - S’ibirischen Inseln, Nord-Georgien’s, 4) Richardson, Report on North-American Zoology, 1837, p. 224. i 9) Deshayes näherte sich unserem Gegenstande durch die Bemerkung (Wiegmann’s Archiv, 1838, II, p: 268) dass gegen die Pole hin, wo sich die Kontinente einander nähern, dem alten und dem neuen mehrere Arten gemeinschaftlich zukämen, dass sich jedoch südwärts die Gleichheit verringere, und bald ganz aufhöre. 3) Vergl, z. B. Transact. of the Geolog, Society of London, 1841, Vol. VI, I, p. 136. Bei Quebeck 4007 bis 540’ hoch. Vergl. auch Whittlesey in Froriep und Schleiden, Notizen aus dem Gebiete der Natur- und Heil- kunde, 4848, No. 150, p, 276. Agassiz in Comptes rendus de l’Acad., 1847, p. 681. Logan beschreibt (in Proceeding of the Geological Society of London, 4842, III, p. 770) bei Montreal Bänke mit Tellina Groenlandica, T. calcarea, Mya truncata, a 4) Vergl. die Zusammenstellung auf S. 319 u. f. dieser Abhandl. 5) Auf S. 415 des Berichtes über die Versammlung der Naturforscher zu Kiel, ist neuerdings ein kleines Verzeichniss mancher Mollusken Spitzbergens veröffentlicht worden. Zoologrsch-geographische Folgerungen. 449 Nord - Devon’s, der Melleville-, Sabine- Barthurst- und Cornwallis - Inseln gründlich zu kennen, da dann kein Zweifel darüber obwalten könnte, dass wir es an den eben genann- ten Orten ausschliesslich mit polaren Arten zu thun gehabt. Nichts desto weniger möchten über die polare Natur derjenigen Arten, welche ich zu Anfange dieser Abhandlung (p. 319 etc.) angeführt, nur geringeren Antheiles Zweifel obwalten. Jedenfalls ist die Polarfauna ungleich reicher an Mollusken als bisher irgend vermuthet werden durfte; selbst dann noch, wenn in Zukunft einem bedeutenden Theile der von mir als polar angesehenen 150 Arten ein anderer geographischer Werth beigelegt werden müsste. Was nun aber den Unterschied zwischen zirkumpolaren und polaren Arten anbelangt, den ich!) zu entwickeln versucht habe, — und zwar im Verfolge der Ansicht, dass die polaren Arten von zwei ursprünglichen oder Schöpfungs-Mittelpunkten der Verbreitung ausgegangen seien, — So lässt sich gegenwärtig noch gar nichts über das Zahlenverhält- niss der ersteren zu den letzteren bestimmen, da unter anderen sogar die Zahl der bisher (offenbar wegen mangelhafter Untersuchung) noch nicht im Bereiche Russland’s gefunde- nen polaren Arten, noch so sehr bedeutend ist.’) Es ist einstweilen in diesem Falle nicht möglich, auf dem Wege wissenschaftlichen Grübelns weiter vorzuschreiten, da es noch ganz auf den Standpunkt ankommt, auf welchen wir uns stellen. Wird die Polarfauna einst hinreichend genau bekannt sein, um die nöthigen Vergleiche in genauen Zählungen durchzuführen, so wird dann erst entschieden werden können, ob wir .der Polarfauna nur einen, ob zwei ursprüngliche Verbreitungsmittelpunkte zuzuschreiben haben? ob in der That der innige und bedingende Zusammenhang zwischen organischem Leben und zwischen den galvanisch-magnetischen nebst den Wärme-Erscheinungen unseres Erdballes, sich in der Urzeit so weit ausgedehnt habe, dass sich eine ganz besondere Beziehung zwischen den (zugleich auch magnetischen) Kältepolen zu den ursprünglichen oder Schöpfungs- Mittelpunkten des Verbreitungsheerdes unserer hochnordischen Arten bestimmt nachweisen liesse? Eine grosse Schwierigkeit wird jedenfalls durch das Hin- und Herwandern der Kältepole, je nach den Jahreszeiten, den hier angeregten Fragen in den Weg gestellt. Hoffen wir von der bevorstehenden Kamtschatkischen Expedizion ganz besondere Auf- klärung über diese für die zoologische Geographie so wichtige Angelegenheit. Einstweilen stellen die genaueren Untersuchungen der hochnordischen Arten niederer Meeresthiere aller Klassen, ja sogar der Meerespflanzen, ausser Zweifel, dass wir uns das zirkumpolare Vorkommen vieler Arten als eine den Meeresbewohnern im Allgemeinen zukommende Eigenschaft vorzustellen haben, und nicht etwa als eine besondere Eigen- thümlichkeit in der Verbreitungsweise der Mollusken. Die in diesem Reisewerke enthal- tenen, und von ganz anderen Gesichtspunkten als die meinigen ausgeführten, Bearbeitungen 4) Bulletin physico-mathem. de l’Acad. des Sc, de St.-Petersbourg, Tme VIII, No. 5. 2) Vergl. p. 325 dieser Abhandlung. Middendor££f’s Sibirische Reise, Bd. II. Thl. 1. rt 450 Mollusken. der Tange, der Krebsthiere, Echinodermen‘) und Anneliden führen bei genauerer Betrach- tung alle auf dasselbe hinaus, und seit meiner oben angezogenen ersten Veröffentlichung über polare und zirkumpolare Mollusken ist die Anzahl der bis jetzt. sicher als zirkum- polar nachweisbaren Arten nur mehr und mehr herangewachsen. Dass viele der grossen Meeressäugethiere, wie Robben, Wallrosse, Weissfische (D. leucas), Narwale, und einige Walfisch-Arten auch zirkumpolar sind, stellt sich gleichfalls von Tag zu Tage deutlicher und allgemeiner heraus, und die ersten Andeutungen für ein ähnliches Verhalten einiger Meeresfische besitzen wir gleichfalls schon. | Trotz einer solchen zirkumpolaren Verbreitung vieler Arten unterscheiden wir aber eine grössere Webereinstimmung der polaren Mollusken der beiderseitigen Küsten des Atlantischen Armes vom Polarbecken untereinander; im Gegensatze zu denjenigen der beiderseitigen Küsten des Berings-Armes. Dieser Zwiespalt der polaren Mollusken-Fauna in sich, würde uns befähigen, mit grösserer Sicherheit über zwei Verbreitungsmittelpunkte der polaren Mollusken- Arten abzusprechen, wenn uns die mangelhafte Untersuchung, des Berings-Armes nicht noch einigen Zweifel darüber offen liesse, ob alle diejenigen Arten desseiben, welche wir als polare angenommen haben, auch in der That solche, und nicht vielmehr manche derselben boreale sein möchten. Übrigens spricht wider den letzten Einwurf, dass die Temperaturverhältnisse des Meeres, unter denen diese Arten leben, die- selben sind, welche das Vorkommen der polaren Arten bezeichnen, und die schon ziemlich lange Reihe solcher dem Berings-Arme eigenthümlicher Arten, wie z. B. Trit. Schantari- cum, Tr. Beringü, Tr. Baerü, Tr. Ochoiense, Tr. simplex, Tr. ooides ete., trägt ihren hochnordischen Karakter in sehr ausgeprägter Weise an sich. Den Mollusken des Berings - Armes kommen aber mehrere Eigenthümlichkeiten zu, welche auf den ersten Blick insbesondere wider die polare Natur seiner Arten zu sprechen scheinen. Für’s Erste wollen wir des grossen Wuchses erwähnen. Eines Theiles ist es aber, eine vorgefasste Meinung, dass der Hochnorden nur Arten von geringem Wuchse hervor- zubringen vermag; denn wir dürfen nur auf die grossen Exemplare von Tritonium antiquum?), Modiola barbata, Pecten Islandicus, darauf, dass es nur im hohen Norden grosse Arten des Geschlechtes Mactra gibt und dgl. m., verweisen, um von-dem Gegentheile zu über- zeugen. Es bleibt freilich nichts desto weniger wahr, dass die Riesen unter den Mollusken 4) Die Holothuria squamata Müll., dieses sonderbare Thier, welches durch die Abbildung in der Iconographie du regne animal, par Cuwvier, allgemeiner bekannt geworden, ist auch eine zirkumpolare Art. Müller beschrieb sie zuerst in seiner Zoologia Danica, dann Fabricius in seiner Fauna Groenlandica, (und auch das Museum unserer Akademie besitzt sie aus Grönland) während Pallas (Nova Acta Acad. Sc. Petrop., II, p. 238) sie unter dem Namen der Ascidia squamata als einen Bewohner der Kurilen beschrieb, und auch Herr Wosnes’ens’kij dieselbe von der St. Paul’s-Insel aus dem Berings-Meere mitgebracht hat. 2) Erinnern wir dagegen an die Menge winziger Tritonium- (Buccinum-) Arten, welche im Mittel-Meere vor- kommen. Zoologisch-geographische Folgerungen. 451 sich vorzugsweise unter den Tropen entwickeln; allein den Arten der borealen Fauna stehen einzelne Arten der Polarfauna an Grösse keinesweges nach, ja es ist sogar möglich, dass die ächten Arten der Polarfauna sich desto kräftiger entwickeln, je nordischer ihr Fundort, und mithin darf von einer zunehmenden Verkrüppelung des Wuchses mit den zunehmenden Breiten, wie dieses häufig behauptet worden ist, nicht die Rede sein. Gleich wie die borealen Arten in der Nähe ihrer Polargrenze wegen ungünstigen Klimas ver- krüppeln, so geschieht dasselbe aus derselben Ursache mit den polaren Arten in der Nähe ihrer Aequatorialgrenze. Die entwickeltesten Exemplare von Chit. albus, Trichotropis u. s. w., die ich gesehen, stammten aus Spitzbergen; die riesige Mod. barbata des Hoch- nordens, welche ich an den Küsten des Eis-Meeres fischte, ist, so lange einem die Ueber- gänge fehlen, nicht mehr in den winzigen Exemplaren derselben Art des Mittelmeeres wiederzuerkennen. Die Physiognomie des Hochnordens wird allerdings durch ein Vorwal- ten kleinwüchsiger Arten karakterisirt; gleich wie ‚aber die riesigsten Exemplare des Riesen unter allen Thieren, des Walfisches, dem Eis-Meere eigenthümlich sind, so haben wir in neuester Zeit sogar Andeutungen dafür erhalten, dass die Tiefen des Polarbeckens gleichfalls die riesigsten aller Mollusken beherbergen mögen.!) Anderen Theiles ist aber der vorzugsweise grosse Wuchs der Mollusken des Berings- Armes insbesondere thatsächlich begründet, und wir können um so mehr Gewicht auf diesen Umstand legen, als wir den Stempel dieser Eigenthümlichkeit auch in anderen Thierklassen wiederfinden: wir dürfen nur an die Seebären und Seelöwen, an die unge- heuren Seckrebse und Tange jener Meere erinnern. Wir finden sogar, wenn auch in grösserer Entfernung, sowohl im Osten als auch im Westen vom. Berings-Arme eine analoge Grosswüchsigkeit der Arten wieder, wie sie anderweitig fruchtios gesucht würde. Im Osten begegnen wir nämlich in den kalten Gewässern der Neufundland-Bank wiederum mehreren Molluskenarten, welche die Riesen ihrer Gattung: genannt werden mussten, bevor jene Artverwandten des Berings- Armes entdeckt waren, die ihnen den Vorrang abgewinnen: erinnern wir an Natica heros, Crepidula fornicata, Macira solidissima, Pecten. Magellanicus und an die grossen Ostreae, welchen Arten Natica Recluziana und herculea, Crepidula grandis, Mactra ovalis, Lutraria maxima, Pecten Japonicus im Berings- Arme entsprechen. Wir haben in der Gemeinsamkeit grossen Wuchses der eben angeführten Arten an den beiderseitigen Küsten eines und desselben Kontinentes, ohnfern der Aequa- torialgrenze der Polarfauna, das eine Glied einer Uebereinstimmung vor uns, welche, trotz dem was wir früher von der grösseren Uebereinstimmung der beiderseitigen Küsten jedes einzelnen Armes des Polarbeckens, unter sich, gesagt, ihr Recht zu behaupten scheint. Als das zweite Glied der besagten Uebereinstimmung müssen wir einstweilen diejenigen Mollusken- Arten anerkennen, welche sowohl an den Ost- als an den Westküsten Nord- 1) Steenstrup (Froriep, Tagsberichte, 1850, Juni, No. 127, p. 196) berichtet über unabweisbare urkund- liche Nachrichten von zweien riesigen Dintenfischen, welche in den Jahren 1639 und 1790 an den Küsten Islands ausgeworfen wurden. Der Körper soll 31/, Klafter lang gewesen sein; die Arme über 3 Klafter. = * 452 | Mollukn. Amerika’s vorkommen, dagegen aber noch nicht an den Küsten der beiden anderen Kontinente aufgefunden worden sind (vergl. p. 348). Als das dritte Glied erscheint mir die Uebereinkunft der Ostküsten Nord-Amerika’s mit dessen Westküsten in-dem Reich- thume an Arten des Geschlechtes Crepidula, und die Uebereinstimmung des Card. Mortoni der Ostküsten mit dem Card. Laperousü‘) der Westküsten. Nicht nur ist Letzteres dem polaren Card. Groenlandicum äusserlich sehr ähnlich, sondern beide stimmen mit diesem eigenthümlichen Typus des Hochnordens durch die Einfachheit des Schlosses und durch die sehr verwischten Zähne überein.”) Im Westen des Berings-Armes finden wir denselben Karakter ungewöhnlich grossen Wuchses, im Gebiete der Süsswasser - Mollusken wieder: die ausgewachsenen Exemplare der Anod. herculea und des Unio Dahuricus, sind unter den Arten ihres Geschlechtes so riesig gross, dass der Malakozoologe bei ihrem Anblicke in gleichem Grade staunen muss, wie es dem ungebildeten Nordländer widerfährt, wenn er zum ersten Male einen Elephanten sieht. Im Berings-Arme selbst bemerken wir die ausserordentliche Grösse der Meeres-Mol- lusken sowohl an (borealen?) Arten, welche dessen Meeren eigenthümlich sind (wie: Chiton Stelleri, Natica herculea, Anomia macrochisma, Acmaea patina, Tellina edentula, Mactra ovalis, Luiraria maxima, Cardium Nuttallü, Crepidula grandis, Velutina spongiosa, Venerupis gigantea, Liüttorina grandis”) u. s. w.), als auch an zirkumpolaren Arten (wie: Tellina lata, Natica clausa (janthostoma), Velutina laerigata (Mülleri), Modiola nigra, Margarita arctica, Patella caeca etc.), welche im Atlantischen Arme bisher noch nie von gleicher Grösse gefunden wurden. | In Bezug hierauf finden wir also eine unverkennbare Uebereinstimmung des Karakters der Fauna des Berings- Armes mit demjenigen der Faunen der Vorzeit, deren manche Arten nur allein wegen ihrer abweichenden Grösse von Konchylien der Jetztzeit artlich getrennt worden sind, (z. B. Mod. grandis Phil. von der polaren Mod. barbata‘). Machen wir übrigens hier ausdrücklich darauf aufmerksam, dass wir, im Gegensatze zu den eben angeführten Beispielen, nur winzige Land-Mollusken in der Polarfauna und auch in der zunächst anstossenden borealen Fauna kennen. 4) Deshayes in Guerin-Meneville, Magazin de Zoologie, 1841, Mollusques, Pl. 48. 2) Auch das äusserlich ganz verschiedene Card. Californiense des Berings-Armes erinnert übrigens schon an Card. Groenlandicum, durch das Verflachen des hinteren Seitenzahnes. ; { 3) Schon die Namen deuten bei Vielen deren ausserordentliche Grösse an. Der Kalifornische Meerbusen hat an diesem Karakter aussergewöhnlicher Grösse der Arten noch Theil: ausser mehreren der genannten Arten,. welche sich zugleich bis Kalifornien erstrecken, finden wir dort das Card. elatum Sow., welches dem C. Nuttallü an Grösse kaum nachsteht; den Pectunculus giganteus Reeve; ein Paar sehr grosse Haliotis-Arten u. dgl. m. 4) Erinnern wir also zugleich daran, dass unsere anderweitigen Untersuchungen gleichfalls auf eine besondere Annäherung der Bären aus den Küstenländern des Berings-Armes an die fossilen Bären nachgewiesen haben; und zwar nicht allein in Bezug auf Grösse. Philippi (Wiegmann’s Archiv, 4844, I, p. 359) erwähnt übrigens, dass einzelne Konchylien-Arten zur Zeit der Terziärformazion konstant kleiner gewesen seien, als gegenwärtig. Zoologısch-geographische Folgerungen. 459 Ferner glaube ich den Mollusken des Berings-Armes eine stärkere Entwickelung der Skulpturen ihrer Gehäuse als allgemeinere Eigenthümlichkeit zusprechen zu müssen, wie aus folgenden Zusammenstellungen näher einleuchten mag: Trü. (Fus.) decemcostatum. | Trit. despectum, var. striata. Trit. (Bucc.) undatum, var. Schant. Tri. (Buce.) undatum. » » cancellatum. Littor. Sitchana. Litt. tenebrosa, var. costulata. Acmaea caeca, var. concentrica Acmaea caeca, var. genuina. Lacuna glacialis Lacuna vincta. Purp. Freycinetü Purp. lapillus. Den Bucceinum - Arten des Ochotskischen Meeres scheint auch eine verdickte und zurückgeschlagene Lippe eigenthümlich zuzukommen. Uebrigens nehmen die Gehäuse der Mollusken des Berings- Armes an der, für alle polaren Konchylien karakteristischen, Einfarbigkeit Theil, welche bekanntlich mehreren Arten den Namen pallida und calcarea zugezogen. In der That ist solch’ ein. kalkiges Weissgrau oder eine gelbliche Hornfarbe die gewöhnlichere Färbung der polaren Arten, gleich wie auch der in grösseren Tiefen lebenden. Eine beachtenswerthe Eigenthümlichkeit der Fauna des Berings-Armes beruht noch darin, dass sich mehrere Verwandtschafts-Anklänge mit der Fauna des Süd-Meeres, und namentlich Neuholland’s und Neuseeland’s herausstellen, wie ich (p. 331 dieser Abh.) für die Chitonen nachgewiesen, und wie es die auffallenden Formen der Lithoden unter den Krabben gleichfalls bezeugen. Die Physiognomie solcher Arten des Berings-Meeres, von denen hier die Rede, ist eine ausgesprochen australe. Ueberdiess erreicht eine Art des, vorzüglich tropischen und an den Küsten Australiens sehr vorwaltenden, Geschlechtes Haliotis im Berings- Arme einen für den Atlantischen Arm beispiellos hohen Breitengrad (vergl. p. 338 dieser Abh.). Diese Einzelnheiten dürften trivial erscheinen, wenn wir nicht in ihnen die Andeutungen zukünftiger Nachweise einer allgemeinen Thatsache zu finden glaubten. Berücksichtigen wir nämlich, dass die Südspitze Afrika’s eine grosse Menge von Arten Meeres-Mollusken mit dem Indischen Ozean (82 Arten), mit dem Chi- nesischen Meere nebst den Philippinen und sogar mit Australien (#6 Arten) gemein hat Ib so erkennen wir, dass wir es hier mit einem allgemeineren Umstande zoologisch-geogra- phischer Verbreitung zu thun haben. Seine genauen Untersuchungen über die geopraphische Verbreitung der Fische. haben Richardson ?) genau zu demselben Ergebnisse geführt, indem er eine und dieselbe ichthyologische Provinz, Australien, Neuseeland, den Malayischen Archipelag, China und Japan umfassen lässt. Richardson sucht in der zusammenhän- 4) Krauss, die südafrikanischen Mollusken, 1848, p. 139. 2) Report on the Ichtyology of the Seas of China and Japan, im Report of the British Association for the Advancement of science, for 1845. 454 Mollusken. genden Kette von Inseln, den Grund zu diesem Unterschiede in dem Verhalten der von der Südspitze Amerika’s bis zur Südspitze Afrika’s sich erstreckenden Meere, im Gegen- satze zu dem Atlantischen Ozeane unter denselben Breiten. Erwägen wir, dass die Tiefen des Berings- Armes malakozoologisch noch gar nicht untersucht worden sind, und unbezweifelt eine nordischere Bevölkerung: beherbergen, als die Region des Wasserspiegels ebendaselbst, so muss uns ein Blick auf das bedeutende Prozent ächtpolarer Formen, welche ich sogar noch an den Südküsten des Ochotskischen Meeres im Bereiche der Fluthgrenzen gelesen, die Ueberzeugung aufdrängen, dass sich der polare Karakter der Mollusken-Fauna des Berings-Armes in Zukunft sogar unter dem 54° n. Br. mehr und mehr aussprechen werde. Die Untersuchungen der Tange, Krebse und Anne- liden des Ochotskischen Meeres bestätigen in meinen Augen die allgemeinere Giitigkeit dieses Ausspruches‘). Die grosse Schwierigkeit, welche sich einstweilen dem Nachweise kontinuirlicher Verbreitung dadurch entgegenstellt, dass die Meeresfauna (gleich wie auch die Meeresilora) Kamtschatka’s einen ungleich südlicheren, mit dem der Kurilen überein- stimmenden, Karakter an sich trägt, wird sich vielleicht in Zukunft, nach gehöriger Un- tersuchung der Tiefen jener Meere ohne Schwierigkeit lösen lassen. Jedenfalls müssen wir solche Untersuchungen abwarten, bevor wir uns zu dem Hinblicke auf mögliche geologische Veränderungen berechtigt halten dürfen, und z. B. durch die Voraussetzung eines früheren unmittelbaren Zusammenhanges des Ochotskischen Meeres mit dem Eis- Meere (im Penshin’schen Busen) den kontinuirlichen Zusammenhang: der zirkumpolaren Arten’ des Ochotskischen Meeres-Beckens mit dem Polar-Becken gewaltsam eröffnen. Die die Mündung. des Ochotskischen Meeres umlagernde Meeresfauna und Meeresflora trägt unbe- dingt in der Region der Fluthmarken einen ausgesprochen borealen (gemässigten) und nicht einen polaren Karakter an sich, welcher übrigens der Temperatur des bespülenden Ozean’s in gleichem Grade entspricht, wie andererseits die sehr niedrige Meerestemperatur den polaren Formen, welche wir im Innern des Ochotskischen Meeres antreffen. Hinderte mich doch dort noch am 5. August das Eis am Erreichen der Schantar-Inseln! Nichts desto weniger dürfen wir das Ochotskische Meer von zoologisch-geographichem Standpunkte keinesweges als einen blossen Busen des Eis-Meeres ansehen, gleich wie z. B. das Weisse Meer, den Busen des Obj, oder die, sogar bis nahe 50° n. Br. südwärts 4) Wenn gleich mein sehr geehrter Kollege Dr. Ruprecht das Endergebniss seiner Untersuchungen in andere Worte kleidet und ausspricht (Band I, Theil 2, p. 202 dieses Reisewerkes) «dass die Tange des Ochotski- schen Meeres keinen integrirenden Bestandtheil der submarinen Flora des angrenzenden Ozeans bilden, sondern dass dieses Meer ein eigenthümliches Florensystem entwickele», so läuft doch im Ganzen die Verschiedenheit unserer Resultate lediglich auf eine Verschiedenheit in der Betrachlungsweise hinaus. Da nämlich Ruprecht fand, dass ur 1/, der Gesammizahl der Arten dem Ochotskischen Meere eigenthümlich .war, die übrigen Arten aber mehr u mit denen des Europäischen Eis-Meeres zeigten, so sind wir im Grunde genommen zu demselben Resultate gelangt, welches ich nur etwas allgemeiner auszudrücken versucht habe. Ist ein Unterschied vorhanden, so wird er darauf hinauslaufen, dass unter den Mollusken verhältnissmässig mehr zirkumpolare Arten, unter den Tangen mehr polare des Berings-Armes bisher im Ochotskischen Meere aufgestossen sind, Zoologisch-geographische Folgerungen. 459 reichende, Hudsons-Bay. Als Busen des Eis-Meeres müsste das Ochotskische Meer lediglich eine verarmte Polarfauna enthalten, dagegen es, weil südwärts mündend, ausser den polaren, noch einen guten Theil borealer Arten enthält. Ob einige von diesen dem Becken des Ochotskischen Meeres eigenthümlich sein dürften, müssen wir einstweilen unentschieden lassen; mir scheint dieses unwahrscheinlich. Wir dürfen, dem Gesagten zufolge, das Ochotskische Meer, zumal wenn wir dessen Abgeschlossenheit, dessen ungünstige Temperatur nebst Salzgehalt in Rücksicht nehmen, nicht arm an Mollusken nennen, wie das Erman im Allgemeinen behauptet hat!). Auch die Ostküsten Kamtschatka’s sind reicher an Mollusken, als Kittlitz angegeben, und schon Steller) theilt mit, dass dort die «Rakowa-Guba» ihren Namen von den vielen Muscheln erhalten habe. Es scheint vorzugsweise die Ungunst der flachen Küsten zu sein, welche das Berings-Meer im Allgemeinen molluskenarm macht. Bei einem Hinblicke auf den bekannten Reichthum der Neufundland-Bank und anderer?), ist zu vermuthen, dass in grösseren Tiefen des Berings-Meeres die Zahl der Individuen bedeutend sein muss, während die Artenzahl dort durch die geringere Meerestiefe in sofern beschränkt wird, als die tieferen Regionen dem Berings-Meere, dessen Grund (per Antithesin) einem niedri- gen Hochplateau zu vergleichen ist, gänzlich fehlen. Wir besitzen sogar Andeutungen dafür, dass die Küsten des Polar-Beckens im Westen des Berings-Armes gleichfalls stell- weise reich an niederen Meeresthieren sind?). Was nun die Süd- oder vielmehr die Aequatorialgrenze der Nordpolarfauna anbelangt, so müssen wir vorausschicken, dass es nicht so ganz leicht ist, selbige auf der Karte zu verzeichnen, indem jeder einzelnen Molluskenart ihre eigenthümlichen Ein- und Ausbuch- tungen einer solchen Grenzlinie zukommen, so dass sich die Grenzen der verschiedenen Arten nicht selten schneiden und kreuzen; eine Misslichkeit, mit welcher die Meteorologen bei Verzeichnung ihrer verschiedenen Linien gleicher Temperatur lange nicht in demselben Grade zu kämpfen haben. Wollen wir uns aber die Aequatorialgrenze der Polarfauna in Gestalt eines breiteren Gürtels denken, so lässt sich allerdings angenähert festsetzen, dass mindestens etwa der 70ste Breitengrad von allen polaren Arten, und zwar ausschliesslich nur von polaren Arten, erreicht wird; der 45ste dagegen andererseits von einzelnen wenigen Ausnahmen äussersten aequatorialen Vorkommens polarer Arten; das Paar weiter südwärts reichender Ausnahmen möchte ich für kosmopolitische Arten halten. Ausser dem, was ich auf Seite 343 u. ff. über die Aequatorialgrenze der Polarfauna der Ostküsten des Atlantischen Armes gesagt habe, bleibt mir nur noch, daran zu erin- nern, dass Philippi, bei genauerem Vergleiche der Moliusken-Fauna des Mittel-Meeres 4) Ermann, Reise um die Erde, Band III, p. 48 und p. 49. 2) Pag. 17. 3) Vergl. z. B. die Bank in der Davis-Strasse, von der in den Annals and Magaz. of Natur. History, 1846, Vol. XVII, p. 323 die Rede ist. 4) Vergl. Bpaureag, IOyremecrsie, Band II, p. 126, 208 und 251. 456 Mollusken. mit anderen, acht grönländische Arten in derselben vorfand‘). Die genaueren Sonderun- gen, welche Forbes innerhalb der Mollusken - Fauna England’s unternommen?), haben neuerdings nachgewiesen, dass nicht nur die Mollusken-Fauna der Hebriden, Orkney- und Zettland - Inseln, sondern auch diejenige der Clyde und der Schottischen Loch’s noch vorwaltend den polaren Karakter an sich trägt, welcher insbesondere bei der Insel Man mit dem südlicheren (zu gleichen Antheilen) zusammenstösst. In sehr genauer Ueberein- stimmung mit den vorzugsweise an Landthieren gewonnenen Erfahrungen erstreckt sich also der vorwaltende Karakter der Polarfauna der Mollusken an den Küsten Europa’s bis zu den Südgrenzen der arktischen Zone, während einzelne Ausläufer der Polarfauna die Südgrenze der gemässigten Zone erreichen?). Die Westküste des Atlantischen Armes betreffend habe ich hier nach dass einige Untersuchungen der Bänke subfossiler Muscheln uns die Einsicht in die Faunen- Verhältnisse jener Küsten erleichtern. Unter der Hauptmasse we Arten, welche Lyell aus der St. Lawrence-Bay aufzählt, befindet sich an Zahl noch /, solcher Arten, welche offenbar der borealen Fauna angehört‘). Dagegen treffe ich schon unter den von Desor bei New-York gefundenen subfossilen Muscheln°) hauptsächlich boreale und vielleicht noch südlichere Formen; unter ihnen die einzige polare Art Mya arenaria. Die Ostküste des Berings - Armes bietet einige ganz besondere Schwierigkeiten in Bezug auf. eine genauere Bestimmung der Aequatorialgrenze der Polarfauna dar. Nicht nur dass es uns noch an den gehörigen Lokaluntersuchungen daselbst fehlt, sondern auch die eigenthümlichen Temperaturverhältnisse des Meeres, von Siteha bis Oberkalifornien hinab (vergl. p. 386) lassen dort eine besonders ausgedehnte Verbreitung der Mollusken voraussagen. Nichts destoweniger scheinen mir die Angaben gleichzeitigen Vorkommens derselben Mollusken-Arten in Chili und auch in Sitcha mehr als zweifelhaft®), denn eine Erstreckung 1) Wiegmann’s Archiv, 1844, I, p. 30. Die von Philippi aufgezählten Arten sind: Octopus granulatus, Arca minuta, Mytilus edulis, Tellina fragilis, Saxicava arctica, Teredo navalis. Tellina fragilis ist jedenfalls aus dieser Zahl auszumerzen. Oersted (De Region. marin. p. 82) fand in der Nordhälfte des Sundes noch 9 Arten niederer Seethiere, welche wir aus Grönland her kennen. 2) The Athenaeum, 1850, August 17, No. 1190, p. 881. h 3) Vergl. z. B.e Wagner’s Untersuchungen über die geographische Verbreitung der Säugethiere (Abhandlung d. mathem. physikal. Klasse d, Königl. Bayernschen Akad. d. Wissenschaften, 1846, p. 22) der die nördliche Säuge- thierzone bis zum Südabfalle des Himalaja, der vorderasiatischen Gebirge und bis zum Atlas hinabführt. 4) Vergl. Tränsact, of the Geolog. Society of London, VI, I, 1841, p. 138, Als dergleichen boreale Alien sehe ich an: Anatina Leana, Glycimeris siliqua, Pandora trilineata, Mactra solidissima, Mesodesma Jauresü, Petricola pholadiformis, Venus mercenaria, Pecten Magellanicus, Ostrea Americana, Nassa trivittata, Bucein. obsoletum, Natica ampullaria, Crepidula fornicata. 5) Archives des sciences physiques et Blirelles) 4848, p. 144. Das Beweisführende über Gould’s Ansich- ten findet sich im Boston Journal of Nat. Hist., 1841, Vol. III, p. 491. 6) Solche Arten wären, den bisherigen Nachrichten zufolge: Acmaea scurra, persona und cassis; Fissurella violaceu und aspera; Trochus ater, euryomphalus und moestus; Triton scaber. Dass diese letzte Art sicher an der Küste von Peru und Chili zu Hause ist, ersehen wir aus d’Orbigny, Voyage, Mollusques, p. 450, Pl. 62, fig. 13, Zoologisch-geographische Folgerungen. 457 so vieler Arten vom 60sten Grade n. Br. fortlaufend bis zum 40sten Grade südlicher Breite ist nicht denkbar, wenn gleich allerdings tropische Arten gewiss in jenen Gewäs- sern der amerikanischen Nordwestküste gut gedeihen könnten, welche solchen Extremen niederer Temperatur nicht unterworfen sind, wie die hohe Breite der geographischen Lage es wohl erwarten liesse. Wir werden in solchen Ansichten durch d’Orbigny's') genaue Untersuchungen an den südamerikanischen Küsten bekräftigt, der zwar auch überall die- selben Arten an den Küsten Chil’s, vom 12ten bis zum 33sten Grade südlicher Breite fand, jedoch in der Nähe des Aequators unter 68 Arten der Küsten Guajaquil's und Callao's (kaum 8 Breitengrade von einander abstehend) nur eine einzige, beiden Orten gemeinsame, Art zu finden vermochte?). An der Westküste des Berings-Armes ist die äusserste Aequatorialgrenze der Polar- fauna etwa in der Gegend des Südendes der Insel Sachalin zu erwarten, welche in ihrer Fauna mit derjenigen der vielversprechenden südlichen Kurilen übereinstimmen muss. Die Mollusken- Fauna der Nordhälfte von Sachalin lässt einen bedeutenden Antheil an polaren Arten voraussetzen. Die Mollusken der Südküste des Ochotskischen Meeres sind einem ungewöhnlich grossen Spielraume täglicher Temperaturveränderungen unterworfen. Die boreale Fauna schiebt sich an den Ostküsten Kamtschatka’s nordwärts über die polaren Formen des Ochotskischen Meeres hinaus; es lässt sich aber voraussehen, dass die West- küsten Kamtschatka’s im Gegensatze hierzu nur von polaren, nicht aber von borealen Mollusken bewohnt werden. Durch die Vermittelung der von Asien nach Amerika hin- überführenden Inselkette, ist im Berings-Arme die boreale Fauna ‘des einen Kontinentes mit derselben des anderen Kontinentes verbunden; statt von ihr getrennt zu sein, wie im atlantischen Arme. Wir haben höher oben genugsam erörtert, in wiefern die Temperatur als eines der wesentlichsten Bedingnisse der Verbreitung der Mollusken, sowohl über verschiedene geographische Breiten als auch durch verschiedene Tiefen hindurch, anzusehen ist, und ich halte es für überflüssig, an diesem Orte noch ein Mal darauf zurückzukommen. Bemerken wir hier nur nachträglich, ‚dass für die Mollusken des Hochnordens wahr- scheinlich die Dauer ausgesprochener Lebensthätigkeit von derjenigen ihres Winterschlafes zu trennen ist, gleich wie wir bei den Pflanzen die Vegetazionszeit derselben besonders zu beachten haben, sobald von den ihnen entsprechenden Temperaturgraden die Rede ist. Im Zustande der Torpidität vertragen die Mollusken höchst ungünstige Veränderun- gen in den physikalischen sowohl als chemischen Eigenschaften derjenigen Medien, in welchen sie leben: sei es dass sie wegen Verminderung. der Temperatur in den Winter- 4) Voyage dans l’Amerique meridionale, Tme V, Mollusques p. 210. %) Mit grosser Wahrscheinlichkeit dürfen wir vermutben, dass auch hier ‚die äusserste Grenze polarer Mollusken-Arten mit derjenigen der nördlichen gemässigten Thierzone überhaupt zusammenfallen werde, wie diese, offenbar auf Grundlage der höheren, und namentlich der Landthiere jener Gegenden, durch Agassiz und Gould (Principles of Zoology, by L. Agassiz and Aug. A. Gould, 1848, p. 163, 166) festgestellt worden. Middendorff's Sibirische Reise, Bd. II. Thl. 1. 58 458. Mollusken. schlaf nordischer Gegenden, wegen Dürre in den Sommerschlaf der Tropen verfallen, oder wiederum in den regelmässigen Schlaf, zur Zeit wo sie durch die Ebbe trocken gelegt worden, sei es dass sie sich gegen vorübergehende unangenehme physikalische und chemische Einflüsse abschliessen‘), Wir haben indessen schon oben gesehen, dass die hornige Natur des Gehäuses allein befähigt, die höheren Kältegrade zu ertragen, wäh- rend die wärmeleitenderen Kalkgehäuse in sehr kalten Gegenden nicht anders als im Wasser fortkommen. Auch über den Salzgehalt, dessen die Meeres - Mollusken bedürfen, habe ich mich schon genugsam oben ausgelassen. In der Fähigkeit des Ertragens ungewöhnlich grossen Salzgehaltes scheinen übrigens die Mollusken von den Gliederthieren übertroffen zu werden. Das Vorkommen der Artemia salina Leach., in, bis zu der Dicke und Klebrigkeit eines Braunbieres, eingedickten Salzsoolen ist bekannt; Rathke?) fand dieses Thier ohnfern Sympheropol, bei einem Gehalte von 27,1% Proz. an wasserleeren Salzen; Hasshagen °) traf im Salzsee S’akskoje, (früher ein mit dem Meere zusammenhängender Liman), bei 22,37 Prozent Salzgehalt, gar keine Mollusken oder Fische, aber wohl Anneliden und Krustazeen, von denen er die Geschlechter Branchipus, Artemia, Cyclops, Daphnia und Cytherea, nebst Lycoris pulsatoria und Dumerilü. angeführt. Dieselben Thiere nebst Thalitrus Montagui und Lycoris - Arten sollen nach Abrahamson*) (Nordmann’s Be- stimmungen zufolge) im Liman bei Odessa vorkommen; ausser ihnen aber schon einige Mollusken, als: Cerithium (wahrscheinlich ferrugineum), Cardium edule, Tellina fragilis, Mytilus edulis und Paludinella stagnalis L. (als Pal. pusilla angeführt). Leider ist es aber unstatthaft, aus dieser Angabe einen Schluss auf die äusserste Grenze des Salzgehal- tes, welchen die eben angeführten Mollusken ertragen können, zu ziehen. Wir müssen uns damit begnügen, auf die Wichtigkeit solcher Untersuchungen hinzuweisen und namentlich um Nachforschungen darüber bitten, ob Mollusken im Kujalnitzkischen Liman vorkommen ‚(vergl. p. 376 dieser Abh.). Huot’°) will zwar eine Menge Mollusken-Arten des Pontus sowohl im 4sovschen Meere als auch im Siwasch gefunden haben, doch ist das unwahrscheinlich, wenn wir den auf Seite 376 dieser Abhandlung angeführten Salz- gehalt des Siwasch berücksichtigen; es müsste denn nur von der äussersten Mündung des Siwasch in das Asovsche Meer die Rede sein. \ 4) Offenbar hat die Natur vielen Mollusken-Arten den Deckel ihrer Gehäuse in der Absicht gegeben, um solche Zwecke vollständiger zu erreichen. Sehr schlagend sprechen dafür die periodisch gegen den Winter erzeugten und hermetisch schliessenden Kalkdeckel vieler Helices (z. B. unserer Hel. Pomatia). Das auffallendste hierher ge- hörende Beispiel, das ich kenne, hat uns Woodward (Annales and Magaz. of Natur. History, Vol. VI, 1850, No. 36, p. 489) mitgetheilt: Helices aus Porto-Santo lebten, als man sie in England nach 21/, jähriger Verpackung in’s Wasser warf, wiederum auf. Gewiss hatlen sie sich durch eine erhärtete Schleimschicht gegen das Vertrock- nen geschützt. 9) Beiträge zur Fauna der Krymm, Mem. d. sav. &trang. de l’Acad. d. Sc. de St.-Petersb., Tme III, p. 399. 3) Cbzepuoe O6oapbnie, 1850, Ausapp, Cm&ch, p. 238 und 243. 4) Abrahamson, des bains des limans d’Odessa, 1850, p. 11 und 14. 5) Demidoff, Voyage dans la Russie meridionale et la Crimee, Tme II, 1842, p. 760. Zoologısch-geographische Folgerungen. 459 Bei erhöhter Temperatur sterben, wie es scheint, die in ungewöhnlich stark gesal- zenem Wasser lebenden Thiere leicht ab‘); vielleicht weist dieses insbesondere auf den Mangel an Luft hin, indem das Wasser um so weniger Gase in sich aufzunehmen vermag, als es mehr Salze gelöst enthält. Es fragt sich mithin, ob die Süsswasser - Mollusken, welche in brakisches Wasser gerathen, mehr direkt durch das Salz, oder vorzugsweise durch Luftmangel getödtet werden? Ueber den vorwaltend mächtigen Einfluss bedeutender Meeresströmungen auf die Verbreitung der Mollusken hat uns d’Orbigny gründliche Aufschlüsse gegeben?). Aus seinen Untersuchungen an den beiderseitigen Küsten Süd-Amerika’s weist er nach, dass die Mollusken im Bereiche einer und derselben Strömung, sogar auf grosse Strecken (bis 19 Breitengrade) dieselben sind, dagegen urplötzlich abbrechen und anderen Arten von nur geringer geographischer Ausbreitung Platz machen, dort wo jene Strömungen aufhören; der Richtung dieser. Strömungen von Süd gegen Nord schreibt d’Orbigny es vorzüglich zu, dass die atlantischen Küsten Süd- Amerika’s, unter 362 Arten, nur eine einzige Art (Siphonaria Lessonü) mit der Mollusken-Fauna der, mit denselben sich. berüh- renden, Küsten des grossen Ozeans gemein haben. Der sichtliche Einfluss solcher mäch- tiger Strömungen scheint in der That nicht nur aus der Gleichmässigkeit des in ihnen fliessenden Wassers (an Temperatur und Salzgehalt) hergeleitet werden zu müssen, sondern auch direkt, durch Verschleppung, auf die Verbreitung der Mollusken zu wirken. In Folge dessen dürfen wir wohl die Frage aufstellen, ob nicht die gegen Europa gewandten und nicht selten an den Küsten dieses Welttheiles amerikanische Gegenstände auswerfenden Ausläufer des Golfstromes, bei der Verbeituug einzelner Mollusken-Arten der borealen Fauna Amerika’s nach Europa mit im Spiele gewesen? So liesse sich vielleicht ein Schlüssel zur Erklärung jener Beispiele gewinnen, welche zwar noch nicht zweifellos erledigt sind, von denen aber ein einzelnes, sobald erwiesen, hinreichen würde, um unsere Ansichten- über die Mollusken - Geographie wesentlich zu beeinträchtigen; so würden wir die weite Erstreckung der äussersten Grenzen der Polarfauna gegen Süden eines Theiles den überall vom. Pole gegen den Aequator führenden Meeresströmungen zuschreiben dürfen?). 1) Wie z. B. am 18 Juni 1833 bei Odessa; vergl. Witzmann, Considerations sur l’influence des bains de mer d’Odessa, 1834, p. 14. Was war aber dann die Ursache des Fischsterbens im Meerbusen von Kertsch? von dem im Mockeuraunns (1849, Ceura6pp, p. 27) berichtet wird. Direkte Versuche über die Zähigkeit der Mollus- ken gegen Veränderungen des Salzgehaltes soll Beudant angestellt haben; auch Forbes, (Edinb. New Philos. Journ., 1847, p. 271) namentlich in Bezug auf das Variiren der Mollusken, doch ist mir hiervon nur die Anzeige zu Ge- sichte gekommen. ; 2) Annales d. Sc. natur., 1845, 3-me serie, Tme III, p. 197, 205, 215; dasselbe im Auszuge in den CGomptes rendus de l’Acad. d. Paris, 1844, XIX, p. 1076. 3) Richardson (Report of the British Association for Advancement of science for 1845, p. 190) gibt dem Golfstrome gleichfalls die Schuld sehr weiter nördlicher Verbreitung mancher Fische der Ostküsten Süd-Amerika’s. * - 460 Mollusken. Aus dem, was bisher verhandelt worden, leuchtet nunmehr ein, dass wir unseren Ansichten über die geographische Verbreitung der Mollusken vorzüglich die Annahme ursprünglicher, über den gesammten Erdball ausgesäeter Verbreitungsmittelpunkte zum Grunde legen, welche anfänglich jedenfalls nur ein beschränktes Feld einnahmen. Von ihrem Verbreitungsmittelpunkte aus überzog nun jede einzelne Mollusken - Art im Laufe der Jahrtausende ein bald minder bald mehr ausgedehntes Feld, je nachdem die Fügsam- keit dieser Art in geringe Veränderungen ihrer physikalischen und chemischen Lebens- bedingungen eine geringe oder eine grössere war, und je nachdem die äusseren Umstände, wie Temperatur, Salzgehalt, Konfigurazion der Küsten, Strömungen u. s. w. jene Füg- samkeit mehr oder minder unterstützten. Demzufolge haben wir also für jede in Rede stehende Fauna (mit Ausnahme des in sich abgeschlossenen innersten Bezirkes der Polar- fauna) a) solche Arten zu unterscheiden, welche sich an der betreffenden Küste in dem Mittelpunkte ihrer Verbeitung befinden, und andererseits b) eingewanderte Arten. Die . Beweise für solche Ansichten finden wir in der erfahrungsmässigen Einfältigkeit des Ver- breitungsbezirkes jeder einzelnen: Art, so wie andererseits darin, dass wir die Weise der Weiterverbreitung der genauer bekannten Arten aus den Eigenthümlichkeiten der geographi- schen Lage ihrer Fundörter zu entwickeln vermögen. Die Erfahrung lehrt uns, dass ausser, veränderter Temperatur und verändertem Salzgehalte des Meerwassers, tiefe Meere, meridional sich hinziehende Länder, widrige Strömungen u. dgl. m., der Weiterverbreitung der Küsten- Mollusken eine Grenze setzen; dass dagegen die ozeanischen Mollusken in grossen, tiefen Meeren gerade den Weg ihrer. Verbreitung finden; dass die sich zu kleinen Binnenmeeren abschliessenden grösseren Meeresbusen eine sehr arme Mollusken-Fauna nähren; dass wir selbst auf kleineren, aber isolirt liegenden Inseln eigenthümliche Land-Mollusken antref- fen u. s. w. Darin, dass die West- und die Ostküste Mittel - Amerika’s, trotz ihrer grossen An- näherung zu einander, in der Landenge Panama, keine einzige gemeinsame Art haben, finde ich einen schlagenden Beweis für die Ausbreitung der weitverbreiteten Mollusken- Arten, von einzelnen Verbreitungsmittelpunkten aus. Dem einzigen Punkte unserer Erde, welcher gleiche Beweiskraft bieten würde, der Landenge Suez, dürfen wir leider keine volle Beweiskraft zusprechen, da die Natur dieser Landenge auf einen früheren unmittel- baren Zusammenhang des Mittelmeeres mit dem Rothen, noch während unserer gegen- wärtigen Schöpfungsepoche hinzuweisen scheint, ja sogar Nachrichten über eine Kanal- verbindung. durch Suez vorhanden sind. In der That erschen wir auch aus der trefflichen Abhandlung unseres Kollegen Dr. Ruprecht, dass auch die Flora der Meeresalgen des Rothen Meeres nicht minder reich an Arten des Mittelmeeres ist, als die Meeresfauna. Die Armuth der Mollusken - Fauna grösserer Meeresbusen, welche sich zu kleinen Binnenmeeren abschliessen, haben wir für Russland’s Grenzen an dem Pontus, dem Balti- schen Meere und dem Weissen Meere dargethan; sie scheint eine unter solchen Verhält- nissen stets vorkommende Thatsäche zu sein. Die Ursache soleher Armuth suche ich Zoologisch-geographische Folgerungen. 461 nicht nur in der ungünstigen Beschaffenheit des Meerwassers der hier in Rede stehenden Meerbusen, sondern gleichfalls in den Schwierigkeiten, welche sich der Verbreitung der Mollusken in solche Meerbusen hinein in den Weg stellen; denn keinem der enghalsige- ren Meerbusen scheint ein Schöpfungsmittelpunkt eigenthümlicher Arten zugefallen zu sein. Wir haben, bei Betrachtung der Fauna des Pontus, gesehen, wie das Vorkommen von einem Paar demselben scheinbar eigenthümlicher, im Mittelmeere nicht vorkommender, Arten uns nach dem ursprünglichen Verbreitungsmittelpunkte dieser Arten ausschauen liess, welchen wir auch im Aral -Kaspischen Becken fanden. Ebenso dürfen wir, wie oben gezeigt worden, den verhältnissmässigen Reichthum des Ochotskischen Meeres an Mollusken keinem, diesem Meere zukommenden eigenthümlichen Schöpfungsmittelpunkte zuschreiben, sondern weit wahrscheinlicher haben wir diejenigen Arten des Ochotskischen Meeres, die ich als neu beschrieben, für solche anzusehen, welche die Zukunft als von den Küsten des Grossen Ozeans her eingewandert, nachweisen wird; den übrigen mit der Polarfauna übereinstimmenden Antheil der Mollusken - Fauna des Ochotskischen Meeres erwiesen wir gleichfalls als eingewandert, sei es, dass wir in den grösseren Meerestiefen, oder in einem früher stattgefundenen unmittelbaren Zusammenhange des Ochotskischen Meeres mit dem Eismeere den Verbindungsweg zu suchen haben'). Nirgends so sehr als im Baltischen Meere sprach sich, wie wir gezeigt haben, die Verminderung der Anzahl, die Verkümmerung, die Verkrüppelung der Arten aus?); eine Eigenthümlichkeit aller kleinen Binnenmeere, in denen eine Zunahme der eben erwähnten Erscheinungen nach Maassgabe tieferen Eindringens in den Busen solcher Binnenmeere, mehr und mehr entschieden hervortritt?). Wenn wir nun auch diese Verkümmerung und Verkrüppelung vorzugsweise dem verminderten Salzgehalte zuschreiben müssen, so \ 1) Anders verhält es sich mit dem durch seine bedeutende Ausdehnung selbstständig gewordenen Miitelmeere, Uehrigens ist Deshayes (Exploration scientifique de l’Algerie, Hist. nat. d. Mollusques, 4845, p. VI) auch dazu geleitet worden, einen grossen Theil der Mollusken des Mittelmeeres als eingewandert zu betrachten. In der That spricht dafür in meinen Augen, ausser den von Deshayes angeführten Gründen, die Thatsache, dass Forbes (Report on the Mollusca and Radiata of the Aegean sea p. 152) im Osten die Mollusken zwergig fand, im Vergleiche mit dem Wuchse derselben Arten im westlichen Theile des Mittelmeeres. 2) Von 110 Mollusken-Arten, weche Oersted (De regionibus marinis, 1844, p. 84) noch im Sunde antraf, bleiben dem Baltischen Meere nur noch 9 Arten. 3) Dieselbe Verkrüppelung beobachtete Oersted (p. 54) auch an den Algen des Baltischen Meeres. Lyell und Gray (Philosophical Transact. of the Royal Soc. of Lond., 1835, I, p. 34, Pl. IT, fig. 6) behaupten, dass das Card. edule brakischer Gewässer nicht nur zwergig, sondern auch meist mehr in die Quere gestreckt sei, als das- selbe von den Küsten des Ozeans. Sollte etwa aus dem entgegengeseizten Verhältnisse derselben Ursache das Card. edule des Kaspischen Sees nicht nur kleiner, sondern stets rundlicher und bedeutend bauchiger, als dasjenige der Küsten des Ozeans sein? Uebrigens sind die subfossilen Exemplare des Card. edule vom Ustjurt gross, und haben niedrigere Rippen, so dass sie den wesleuropäischen ähneln. Sind das nun Exemplare, welche sich in besonderen Lokaliläten entwickelt haben, oder hat sich, die Form des Card. edule des Mittelmeeres seit Urzeiten allgemach ver- ändert? Gleich wie die Veränderungen einiger Helix-Arten seit subfossilen Zeiten nachweisbar sein sollen (vergl. Comptes rendus de l!’Acad. de Paris, 1850, Jouin, p. 747). 462 { Mollusken. ist die Armuth an Artenzahl offenbar hierdurch noch nicht erschöpfend erklärt, sondern wir dürfen noch immer fragen, warum der Pontus an Mollusken so sehr viel reicher ist als das Baltische Meer bei Kiel, wo es denselben Salzgehalt wie der Pontus hat? warum z. B. Cyprina Islandica, welche gerade vorzugsweise im versüssten Wasser der Fluss- mündungen vorzukommen pflegt, und noch an den dänischen Küsten häufig ist, nicht in das Baltische Meer hineindringt? warum keine Patella im Baltischen Meere vorkommt, während dieses littorale lebenszähe Geschlecht doch im Pontus vorhanden ist? warum einem brittischen Naturforscher wie Forbes‘) die Gleichmässigkeit der gesammten Mol- Jusken-Fauna des blinden Sackes vom Mittelmeere, des Aegischen Meeres, im Gegensatze zu dem stets wieder anderartigen Karakter der verschiedenen Küsten seines Vaterlandes so sehr auffallen musste? Diese Fragen stehen offenbar im engen Zusammenhange mit den verschiedenen und verschieden reichhaltigen Verbreitungsmittelpunkten der Arten, so wie mit der allmäligen Ausbreitung. der Arten von diesen Punkten aus. Nur in Rücksicht hierauf lässt sich erklären, wie die nordafrikanische Fauna der Land- und Süsswasser- Mollusken mit der südeuropäischen in hohem Grade übereinstimmt), während die Land- und Süsswasser-Mollusken der Kanarischen Inseln diesen eigenthümlich ist, und während zugleich die Meeres-Mollusken der Küsten dieser Inseln dennoch mit denen Unter-Italiens in sehr vielen gemeinsamen Arten übereinstimmen°). Wir haben im Verlaufe dieser Abhandlung vielfach Gelegenheit gehabt, uns davon zu überzeugen, dass es nicht die verschiedenen Klassen und Ordnungen der systematischen Zoologie sind, denen zufolge wir die Thiere auch in zoologisch-geographischer Rücksicht in Abtheilungen zu zerfällen haben; sondern die geographische Verbreitung richtet sich nach dem Elemente, welches die Thiere bewohnen, indem, ohne alle Rücksicht auf die Stufe der Organisazion des Thieres, die Bewohner der süssen Gewässer, die Landbewoh- ner und die Meeresbewohner von einander unterschieden werden müssen. Während nun die Meeresbewohner der weitesten Verbreitung fähig sind, die Bewohner der süssen Ge- wässer dagegen, auf einer gleich grossen Erdoberfläche die meisten Verschiedenheiten zeigen‘), erkennen wir auch hierin die enge Beziehung zwischen der Grösse der Verbrei- tungsfläche eines Thieres und zwischen der Bequemlichkeit für die Weiterverbreitung von einem Verbreitungsmittelpunkte aus, welche durch die äusseren Verhältnisse geboten wird. Höchst auffallend ist in dieser Beziehung das Verhalten der Südspitzen unseres alten und neuen Kontinentes: wie verschieden, von Grund aus verschieden, sind nicht die Faunen 4) Report p. 152. 2) Rossmässler, in Wiegmann’s Archiv für Naturgeschichte, 1841, II, p. 263. 3) Philippi, ebend. 1844, I, p. 39. 4) Noch nederdings fand Agassiz (Froriep, Tagsberichte über die Fortschritte der Natur- und Heilkunde, No. 182, p. 244) in den oberen Seen Nord-Amerika’s andere Fische als in den unteren; er geht aber zu weit, wenn er behauptet, dass alle Süsswasserfische Amerika’s verschieden von denen Europa’s seien, und nur die Salmoniden einer grösseren Verbreitung genössen. Gerade die Salmoniden treten. zirkumpolar auf; Agassiz Ausspruch muss auf die boreale Fauna beschränkt werden. Zoologisch-geographische Folgerungen. 463 ihrer Fand und Süsswasserbewohner untereinander, Oeler auch im Vergleiche mit denen Australiens! Dagegen zeigen die Meeresbewohner der Küsten der genannten Länder, trotz der weiten Entfernung derselben von einander, einen höchst auffallenden Antheil gemein- samer Formen (vergl. p. #53). Auch haben wir oben gesehen, dass der Atlantische Ozean im Allgemeinen die Faunen ungleich strenger von einander trennt, als der grosse Ozean; nicht genug: in diesem Letzteren ist, wie wir gesehen haben, an den Westküsten Amerika’s eine bedeutend ausgedehntere Verbreitung der Meeresthiere nachweisbar als an den Ostküsten, und nicht nur die grosse Uebereinstimmung der Westküsten des Berings- Armes mit denen der Ostküsten (in vielen Arten der borealen Fauna) ist beachtenswerth'), sondern auch manche Anklänge der borealen Fauna des Berings- Armes an die Fauna Australien’s verdienen berücksichtigt zu werden. | Unsere Untersuchungen, die wir in dieser Abhandlung niedergelegt, werden sogar ‚in dem Falle die an sie gewandte Mühe aufwiegen, wenn sie gar keinen weiteren Nutzen bringen sollten, als den, dass sie die Aufmerksamkeit der gelehrten Welt und insbesondere diejenige unserer Akademie auf das reiche Feld folgenreicher Forschungen gerichtet, welches die Gewässer des Berings-Armes und diejenigen des Aral-Kaspischen Beckens versprechen. Möge diese Abhandlung den künftigen Forschungen in den eben genannten Gewässern mit Nutzen an die Hand gehen. 4) Dass diese Erscheinung keine nur isolirt, bei den Mollusken, vorkommende ist, ersehen wir unter Anderem aus Richardson’s Report on the Ichtyologie of China and Japan (Report of the British Association of Advance- ment of science for the year 1845, p. 190 etc.). Es heisst dort: «from the near approach probably of the Asiatic and American coast at Behring-Straits, the fish on both sides are nearly alik, down to the Sea of Ochotsk on the one side, and Admiralty inlet on the other». Zu berichtigende Druckfehler. Seite 237, Zeile 14 von oben, statt: Taf. IX — lies: Taf. VII. «: 237, « 15 von unten, zu: Taf. XVII, fig. I—3 — füge hinzu: Taf. VII, fig. 3, 4. « 275, « 145 von oben, statt: Breite — lies: Höhe, « 306, « 6 von unten, statt: linguiformi — lies: linguaeformi. « 98836, ist die letzte Zeile (der Anmerkung) ganz fortzulassen. PFSRASITEN. BEARBEITET voN «Dr. E Grube, Middendorfi’s Sibirische Reise, Bd. II. Thl. 1. 59 Dr 2 ae KLASSE INSECHA PARASITAE. Fam, WALLOPHAGA,. Philopterus, Caput depressum, scutiforme, horizontale, ore infero; mandibulae praeter angulum ab apice remotum, bidentatae, breves, durae, maxillae nullae, labium superius basi dilatatum, quasi effusum, inflatum, mutabile (superficie externa saltem in multis speciebus excavanda antliam s. cucurbitam formans), labium inferius minus dilatatum, margine libero subexcisum, dum applicatur priori, osculum relinquens apertum, palpis labialibus brevissimis biarticulatis ; aniennae ad marginem lateralem capitis anie oculos insertae, filiformes, 5-articululatae, articulo 3° marium saepius in ramum, basin versus reclinandum exeunte, chelam forman- tes; oculi interdum subglobosi, saepius inconspicui; thorax bipartitus, prothorax capüe angustior ; abdominis segmenta 9; tarsi curvi, scansorü, biarticulati, unguibus 2 contiguis paralielis non divaricatis (ut facile pro uno habeantur) curvatis, cum tibiae fine bis spiculato chelam efficientes; ingluvies unilateraliter longe protracta, in coecum acutiusculum desinens. Subgenus Doeophorus Nitzsch. Corpus latius; capul maximum, paene trigonum aut quinquangulum, fronte angustiore truncata, subtus media in longitudinem excavata, temporibus rotundatis; trabeculae mobiles ante antennas, antennae in utroque sexu conformes; abdomen ovatum, ovale aut suborbicu- latum, segmento ultimo in maribus integro rotundato. (Char. emend..) * 468 | Parasiten. Ich habe die von Nitzsch gegebene Charakteristik dieser Untergattung in so fern vervollständigt, als ich die Form des Kopfes näher bezeichnete. Dieser ist nämlich mehr oder minder dreiseitig oder fünfseitig mit abgestutzter Vorderecke, die Abstutzung bald nur unbedeutend, bald so breit, dass man die Form vier- und sechsseitig nennen muss. An der Unterfläche des Stirntheils bemerke ich an allen von mir untersuchten Arten eine ziemlich breite und tiefe Längsrinne, welche sich auch an fast allen Denny- schen Abbildungen erkennen lässt, und über die Oberlippe hinweg gerade in den Mund führt. Häufig findet man die Feder, an welcher ein Docophorus nagt, gerade in dieser Längsrinne liegend. a. Metathorace postice leniter rotundato, trabeculis minimis. D. icterodes Nitzsch. | De Geer Memoir. VII, pl. ". fig. 1%. Nitzsch Germ. Mag. III, p. 290. Burm. Handb. d. Eniom. II, 2, p. 42%. Denny Anopl. Brit. p. #7, 102, No. 48, pl.V, fig. 11. D. ferrugineus, capüe triangulo, visce longiore quam lato, linea transversa lorisque fuscis, fronte late-truncata, abdomine albo, maculis lateralibus dorsi subfuscis utringue (paene) confluentibus, puncto marginali fusco notatis, pedibus fulvis. Länge eines & 0,57 Lin., eines * 0,66 Lin. | A Länge von Kopf, Prothorax, Metathorax und Abdomen in der Mittellinie etwa — 3: 1: 128), bema, — 3.121 2057), beim 2; grösste, Breite, 220 ou 4 beim €, — 3:2: 27, 8:97. beimiiel | Kopf‘ dreiseitig mit breit abgestutzter sanft gerundeter Stirn, leicht ausgeschweiften Seitenrändern und sehr kleinen Trabeculae, ochergelb mit dunkelbraunen Zügeln und eben solchem, ihre Vorderenden verbindenden, Querstreif und einem ähnlichen zweiten davor gelegenen, nach hinten in eine kleine Mittelspitze auslaufenden; Stirn durchsichtig. Pro- und Metaihorax ochergelb, mit dunkelbraunen Seitenrändern und mittlerer weisser Längsnaht, Metathorax hinten sanft gerundet. Abdomen beim etwas kürzer, beim % etwas länger als Kopf und Thorax, breit- oval. Oberseite mit weissem ovalen Mittelfelde und braunen bei schwacher Vergrösserung jederseits unter einander verfliessenden abgestutzt-dreieckigen Seitenzacken, welche am Aussenrande einen schwarzen kurzgabligen Flecken tragen; der Zwischenraum zwischen den Gabelzinken sieht weisslich aus. Die Seitenzacken des vordersten Paares und ihre Randflecken verschmelzen zu einer concav - convexen Querbinde, dann folgen 6 getrennte Paare und die beiden hintersten Segmente des ? tragen eine concav-convexe Hinterrandbinde, während beim & nur das achte Segment einen umgekehrt gerichteten feinen Bogenstrich hat und das neunte ganz weiss ist. Die Behaarung auf der Rückenfläche selbst ist sehr spärlich, indem nur an der Innenecke jedes Flecks ein einzelnes Härchen steht; Randhaare nur an den vier hintern Segmenten und zu je zwei oder drei. Unterseite weiss mit dunkelbraunem Seitenrande; am Hinterende des & ein concav-convexer in zwei haärfeine Schenkel auslaufender brauner Bogen. Docophorus helerocerus. 469 Beine hellochergelb, Schienen mit dunklen Seitenrändern; am Unterende der Schenkel ein dunkelbrauner Punkt. | Auf Anas Stelleri am-Eismeer. 2 Exemplare. b. Metathorace poslice in angulum ezxeunte. D. heterocerus Nitzsch. Burm. Handb. d. Entom. II, 2, p. #26. D. pallide ferrugineus, capite cordiformi, obtuso, paene aequilatero, loris fuscis, tra- beculis pareis, abdomine albo seriebus pilorum obiecto, maculis lateralibus dorsi parvis, sub- triangulis, pallide ferrugineis, postice vie semel emarginalis, puncto albo notalis, - segmenti 8-ei (in femina) confluentibus, viltam efficientibus. Länge eines ® 0,9 Lin. | ' Länge von Kopf, Prothorax, Metathorax und Abdomen in der Mittellinie etwa RP NE EST 2: 8'/,; grösste breite etwa = 4, : 2, : 3°/, : 6; bei manchen ist das Abdomen etwas kürzer und breiter. Kopf stumpf herzförmig, d. h. dreiseitig mit convexen Seitenrändern, eine Form, die nur bei wenigen Docophoren auftritt, kaum etwas breiter als lang, die Stirn nicht sehr breit abgestutzt, blass-ochergelb mit dunkelbraunen Zügeln, deren Vorder- und Hinter- enden am dunkelsten gefärbt sind, und mit einer etwas undeutlichen Querbinde vor der etwas eingezogenen Mittelpartie des Hinterrandes; Stirn mitten durchsichtig; Trabeculae klein, Fühler noch nicht halb so lang als der Kopf. Pro- und Meiathorax blass-ochergelb mit dunkelbraunen Seitenrändern und mittlerer weisser Längsnaht; Metathorax hinten stumpfwinklig und etwas dunkel gerandet, seine Seitenränder mit denen des Prothorax einen stumpfen Winkel bildend. Abdomen oben mit weissem Mittelfelde und schmalen blass-ochergelben, geradlinig- dreieckigen stumpfen, jederseits auseinander stehenden Seitenzacken, welche einen weissen Punkt nahe dem Aussenrande tragen, und am Hinterrande mitunter einen winzigen Aus- schnitt zeigen; die des achten Segments verfliessen mit einander zu einer breiten Binde und zeigen keine Abzeichnung, die der vordersten drei Segmente haben am Seitenrande eine etwas dunklere Färbung, und lassen den weissen Punkt öfters nur wenig oder gar nicht erkennen. Unterseite weiss mit zwei Paar braunen mit der Convexität einander zuge- kehrten Halbmonden, ein Paar auf dem siebenten, das andere viel blässere auf dem achten Segmente. Die Seitenrandhaare an der hintern Partie der Abdominalsegmente zu je vier, die längsten etwa ‘/, der Leibesbreite, die in Querreihen auf dem Rücken des Abdomens stehenden ebenfalls lang. | Beine blassgelb, am Ende der Schenkel ein dunkelbrauner Punkt, am Vorderrande der Schienen eine dunkle, nach unten sich etwas verbreiternde Linie. Auf Strie Uralensis bei Petersburg, sieben Weibchen und ein noch junges unausge- färbtes Exemplar. 470 Parasiten. Von allen auf Eulen beobachteten Docophorus - Arten, ‘hat diese ohne Zweifel die grösste Aehnlichkeit mit der auf Strie nyete« schmarotzenden D. ceblebrachys Denny, namentlich erinnert daran die Kopfform, die Kleinheit der Trabeculae und das Muster des Abdomens, doch sind die Randzacken desselben viel dunkler, der Kopf sehr breit herzförmig oder vielmehr fast sechsseitig mit abgerundeten Ecken ünd entschieden breiter als lang. Uebrigens zeigen die Docophoren, die ich in Livland von Strix nyctea gesammelt habe, und: die ich eben für D. ceblebrachys halten muss, deutlich einen weissen von Denny nicht angegebenen Punkt auf der Mitte der Zacken, und am Hinterrande des Metathorax eine ganze Reihe feinerer Punkte. Denny rechnet seinen D. ceblebrachys zu der Abtheilung Metathorace postice in semieirculum finito vel abrupte 'truncato, indess ist die Rundung des Hinterrandes, welche seine Figur giebt, auch allenfalls stumpfwinklig zu nennen und bei fast allen meinen Exemplaren entschieden stumpfwinklig. Wenn ich die oben beschriebene von Middendorff mitgebrachte Art als D. heteroceros aufgeführt habe, so stütze ich mich auf ihre Identität mit dem von mir auf Strix bubo gefundenen Docophorus, welcher aller Wahrscheinlichkeit nach der nur genannte doch nicht beschrie- bene D. heteroceros des Uhu ist. D. platygaster Denny. Denny Anopl. Brit. p. 4%, 83, No. 2%, pl. IZ, fig. 5. D. fuscus castaneus, capite triangulo, in areas 6 diviso, paene aequilatero, lateribus vie anteriora versus esxccavatis, loris minus distinctis, angulo postico metathoracis recto, lateralibus acutioribus prominentibus, abdomine suborbiculato albo, maculis lateralibus dorsi angustis irianyulis, margine postico punclis albis singuloque vel binis medüs ornatis, seg- menti 1” et 8° medio confluentibus, spatio intermedio ovali angusto. Länge fast 1 Lin.; es lagen nur weibliche Thiere vor. | Länge von Kopf, Prothorax, Metathorax und Abdomen in der Mittellinie etwa —=3'/,: 1: 1%, ::6%,; grösste Breite = 4 :2:3:6 (bei einem nur 5'/,). | Kopf dreiseitig ein wenig breiter als lang, mit breit abgestutzter Stirn und fast ge- raden, nur gegen vorn hin etwas ausgeschnittenen Seitenrändern, oben in sechs Felder getheilt, von denen zwei die Schläfen, eins das Syneiput, eins die vordere Partie der Stirn und zwei die Räume neben den Trabeculae einnehmen. Die letzteren beiden Felder sind dunkelgesäumt und von dem fünfeckigen Stirnfelde und den Schläfenfeldern durch weisse Näthe, das Syncipitalfeld von den Schläfenfeldern durch die etwas dunkleren Schläfennähte geschieden, auch etwas heller als diese, aber nicht so hell und durch- scheinend als das Stirnfeld; die Färbung bei den Middendorff’schen Exemplaren am ganzen Kopf viel dunkler als bei den von mir in Preussen gesammelten. Trabeculae klein, Fühler noch lange nicht halb so lang als der Kopf, dunkel und hell geringelt. Pro- und Meiathorax wie die Seitentheile des Kopfes dunkelkastanienbraun mit noch dunkleren Seitenrändern, diese sind beim ersteren convex, beim letzteren machen sie mit den Hinterrändern einen spitzen hervorspringenden Winkel, während die Hinterränder unter Docophorus platygaster. 471 sich einen rechten bilden; seine Form ist, da der Prothorax hinten fast gerade abgestutzt ‘erscheint, ein Fünfeck, die Hinterränder des Fünfecks mit einer Reihe weisser Punkte beseszt. Abdomen nur wenig länger als breit und viel breiter als der Kopf. Oberseite mit dunkelbraunen meist rechtwinklig-dreieckigen Seitenzacken, welche am Hinterrande drei bis vier weisse (bei den Sibirischen Exemplaren kaum erkennbare) Punkte und mitten zuwei- len zwei undeutlichere tragen, und so weit nach innen vorspringen, dass nur ein schmal- ovales weisses Mittelfeld übrig bleibt. Die Zacken jeder Seite berühren einander mit ihrer Aussenhälfte, die des vordersten Segments verfliessen mit einander zu einer schmalen, die des achten Segments zu einer breiten stumpfwinkligen Binde, bei beiden sind die Vorsprünge einander zugekehrt: Zwischen der Hinterecke des Metathorax und der Binde des ersten Abdominalsegments bleibt ein einziger weisser Zwischenraum; ebenso zwischen den Seitenzacken des sehr kleinen Endsegments. Die Haare der Rückenfläche längs dem Hinterrande der braunen Seitenflecken und am Rande selbst, nicht aber auf dem Mittel- felde stehend, wie Denny abbildet. Unterseite weiss, dunkelbraun gerandet mit schwach angedeuteten dunkeln Segmentgrenzen und einer braunen nach hinten offenen Bogenfigur mit gabligen Schenkeln auf der hintern Hälfte, zwischen den Schenkeln des innersten Bogens zwei bis zum Hinterrande laufende heller braune, anfangs parallele Balken. Beine braun, der Schenkel unten mit undeutlichem dunkeln Punkt, die Schiene mit etwas dunklerem Hinterrande. Auf Larus canus am Ochotskischen Meer, drei erwachsene Exemplare, Weibchen. Bei der Bestimmung dieser Art schwankte ich zwischen Docophorus platygasier D. und humeralis D. (Anopl. Brit. p. 32, 88, pl. V, fig. 7). Bei dem letzteren tragen, wie man aus der Abbildung und Beschreibung entnimmt, die drei vordersten Abdominalseg- mente einen helleren Flecken am Aussenrande (macula humeralis), das weisse Mittelfeld des Abdomens ist breiter als die braunen Zacken (von innen nach aussen gemessen), Kopf und Thorax zusammen länger als das Abdomen, und die Seitenecken des Metathorax springen in keinen spitzen Winkel vor. Alle diese Verhältnisse stimmen bei D. plaiygaster besser mit unseren Exemplaren überein, und mir ist nur die auffallend grössere Breite des Abdomens, welche sich hier zur Kopfbreite, der Figur nach zu urtheilen = 2 : 1, bei unseren Exemplaren nur wie 1%, :1 verhält, ein Gegenstand des Bedenkens. Dass Denny nicht die weisse Punktreihe an dem Hinterrande des Metathorax und der Abdominalzacken abbildet, ist mir weniger auffallend, weil sie nur bei den von mir auf Larus fuscus in Preussen gesammelten Thieren in’s Auge springen. D. Cephalus Denny. Taf. I, fig. 2. ©. Denny Anopl. Brit. p. 44, 81, No. 22, pl. II, fig. 8. D. fuscus castaneus, capiüe triangulo, in areas 6 diviso, paulo latiore quam longo, lateribus vix anteriora versus exccavatis, loris minus distinctis, trabeculis parvis; angulo postico metathoracis recto, lateralibus acutioribus, abdomine suborbieulari fusco castaneo, maculis lateralibus dorsi lineam mediam attingentibus aut (in feminis) proxime accedentibus. 472 Parasiten. Länge fast 1 Lin. Länge von Kopf, Protborax, Metathorax und a : der Mittellinie etwa 31/, 2%, :4%, : 4'/, (oder 5); grösste Breite = 3%, :2 : 3: 4, Kopf dreiseitig etwas breiter als lang, ganz ähnlich D. Bee und wie dort in sechs Felder getheilt; Trabeculae und Fühler ebenso. Prothorax und Metathorax übereinstimmend mit D. platygaster, nur etwas kürzer, die Seitenecken des Metathorax ebenfalls spitz und hervorspringend. Die beiden Hinter- ränder bilden einen rechten oder ein wenig stumpferen Winkel, und sind mit einer Reihe kaum bemerkbarer weisser Pünktchen versehen. Abdomen eiförmig fast kreisrund, seine Länge in der Mittellinie eben so gross als die Breite am vierten Segment, hinten schneller zugerundet als vorn, oben dunkelkastanien- braun, am Seitenrande fast schwarz. Die Seitenzacken der Rückenfläche bei den Männ- chen gegen die mittleren Segmente an Breite zunehmend, sich in der, durch eine weisse Naht bezeichneten, Mittellinie berührend, schmal dreieckig, fast gleichschenklig, am Hinter- rande mit einer Reihe kaum bemerkbarer weisser Pünktchen versehen, die Zwischenräume etwas heller braun, die Zacken ziemlich parallel liegend, das achte und neunte Segment etwas breiter als beim Weibchen und namentlich das neunte hinten mehr gerundet und vortretend. Beim Weibchen (einem einzigen Exemplar, das ich aus Preussen besitze) sind _ dagegen die Seitenzacken alle ziemlich gleich lang, daher erreichen die sieben vordersten einander nicht in der Mittellinie und lassen ein weissliches, sehr schmal ovales Mittelfeld frei, die Hinterränder erscheinen hier wegen der etwas helleren Zwischenräume zwischen den Zacken mehr ausgezackt als weiss punktirt, die Zacken des achten Segments berüh- ren sich und bilden eine winklig nach vorn vorspringende Binde, und alle liegen mehr strahlig als parallel. Die Haarreihen über die ganze Breite des Rückens gehend. Unter- seite weisslich mit schwarzen Seitenrändern, beim Männchen mit vielen braunen hinter- einander liegenden vorn convexen hinten concaven schmalen Binden, welche den Seiten- rand nicht erreichen und von denen die hintern weniger deutlich gesondert sind. Dem Weibchen fehlen diese Binden, dagegen sieht man auf dem fünften Segment ein braunes ringförmiges Mal unter dem Spitzbogengewölbe einer braunen vorn rechteckig begrenzten, gegen das Hinterende offenen Figur. Das männliche Glied, welches, in den Leib zurück- gezogen, deutlich durchschimmert, und vom zweiten bis achten Segment reicht, ist in einem meiner Preussischen Exemplare halb hervorgestreckt, und besteht, wie man sich hier überzeugen kann, aus einer hornigen Zange mit zwei sanftgekrümmten mit der Con- cavität einander zugekelrten Schenkeln, zwischen denen sich ein doppeltes lanzettförmiges Blättchen befindet. | Beine braun, Schenkel heller mit einem dunkeln Punkt am Unterende, Schienen dunkler. Auf Lestris Richardsoni an der Boganida, fünf ausgewachsene Männchen und ein noch nicht dunkel ausgefärbtes braungelbes jüngeres. Die von mir in Preussen gesam- melten Exemplare kommen von einem Larus fuscus. Docophorus Lari. 473 D. Lari Denny. Denny Anopl. Brit. p. 45, 89, No. 33, pl. V, fig. 9. D. fuscus castaneus, capite triangulo, in areas 6 diviso paulo longiore quam lato, ‘fronte producta, lateribus leniter excavatis, loris minus distinetis, trabeculis ‘parvis acutis, angulo postico metathoracis obtuso, lateralibus acutioribus prominentibus, abdomine ovali, medio albo, maculis lateralibus dorsi inter se aeque longis, spatio medio latioribus. Länge eines Männchens nur 0,59 Lin., eines Weibchens 0,75 Lin. Länge von Kopf, Prothorax, Metathorax und Abdomen in der Mittellinie beim Weib- chen etwa = 3'/,:°/,: 1 :5"/,, beim Männchen — 2°, : '/, : 1: 3'/,; grösste Breite beim Weibchen = 3.1::1°/, 2/4: #'J;, beim: Mänchen = 2!/,::1'/,: 2: 21. Kopf ähnlich wie bei den vorigen beiden Arten in sechs Felder getheilt, aber ent- schieden länger als breit, und namentlich das Stirnfeld länger, die Seitenränder deutlicher, obwohl immer nur sanft ausgeschnitten. Die kleinen Trabeculae sehr schmal und spitz. Pro- und Metathorax ähnlich wie bei D. cephalus, doch war die Hintereke des letzteren nicht sowohl recht- als schon etwas stumpfwinklig, am Hinterrand keine deut- liche Punktreihe. Abdomen merklich länger als breit, oval; Oberseite mit dunkelkastanienbraunen strahlig liegenden Seitenzacken von ziemlich gleicher Länge, welche nur ein schmales, weisses, soviel ich sehen kann unbehaartes, Mittelfeld übrig lassen, die hinteren stumpfer als die vorderen und etwas kürzer als sie, die des ersten und achten Segments zu stumpfwinkli- gen Binden zusammenstossend, der Hinterrand mit einer ziemlich deutlichen Reihe weisser Punkte und Haare, ausserdem noch ein einzelner vor dieser Reihe. Unterseite weiss, schwarz gerandet, mit undeutlichen braunen Querbinden und einer braunen beinahe huf- eisenförmigen nach hinten offenen Zeichnung auf der hintern Hälfte. Beine braun. Auf Tringa islandica, an der Boganida, ein Weibchen und ein Männchen. Nirmuws Nitzsch. Corpus plerumque. angustius; caput mediae magnitudinis, oblongum, cordatum aut triangulum fronte temporibusque rotundatis; trabeculae nullae aut parecae rigidae; antennae in utroque sexu conformes, rarius in maribus crassiores, rarissime ramigerae, medio mar- gini laterali insertae, abdomen oblongum aut subovale, segmento ultimo in maribus integro, rotundato. a. Capite subcordiformi, fronte lata. N. cameratus Nitzsch. | Pediculus lagopi L., Fabric. Faun. Groenl. p. 220. Nirmus cameratus Nitzsch. Germ. Mag. III, p. 291; Burm. Handb. d. Entom. II, 2, p- #30, Denny Anopl. Brit. p. 48, 113, No. 1, pl. IX, fig. 9. N. fuscus ferrugineus, capite aeque lato ac longo, trabeculis minimis, abdomine ovali, albo, faseüs ferrugineis, linea media interruptis, puncto albo ad marginem exiernum notatis, Middendorff’s Sibivische Reise, Bd. IT. Thl. 1. 60 AT4 Parasiten. margine ipso nigricante, segmento postremo el 8’ feminae ferrugineo, punctis albis 3 in- termedüs. Länge kaum 1 Lin. Länge von Kopf, Prothorax, Metathorax und Abdomen in der Mittellinie etwa erbte ey Ya 205) (bisvie/))"beim)Ni2yt grösste Breite = 2%, : 1%, : 2), : Wbeim d, 3: 1%, : 2, :% beim ®. Kopf herzförmig mit breiter gerundeter Stirn und seicht ausgeschnittenem Hinterrande, eben so lang als breit, dunkel rostbraun, der Hinterrand und die Schläfen viel dunkler als der durch weisse Näthe von ihnen abgesetzte Mitteltheil, Trabeculae äusserst kurz, bei 60facher Vergrösserung bemerkbar; Antennen in beiden Geschlechtern -gleich. Prothorax quer viereckig mit fast geraden parallelen Seitenrändern; Metathorax breit fünfeckig, mit stark divergirenden Seitenrändern, scharf vorspringenden Seitenecken und sehr stumpfwinkliger aber in eine kurze lineare Spitze auslaufender Hinterecke. Abdomen beim Weibchen mehr gleichmässig oval, beim Männchen mehr eiförmig, hinten breiter; Oberseite weiss mit 7 breiten rostfarbenen, gegen die Mitte etwas ver- schmälerten und von einem schmalen Mittelstreif unterbrochenen. Binden, welche sich an dem merklich dunkleren Aussenrande berühren und nahe demselben einen weissen grösse- ren Punkt, und, bei 60facher Vergrösserung gesehen, eine ganze Querreihe feinerer Punkte nach innen von jenem tragen, auf welcher die Haare stehen. Bei keinem der vorliegen- den Exemplare ist die Färbung der Binden so dunkel als auf Denny’s Abbildung. Das achte und neunte Segment beim Weibchen ganz braun, das letztere mit drei in einer Querreihe stehenden Punkten, beim Männchen weiss, schmal braun bandirt. Unterseite gelblichweiss, schwarz gerandet, beim Männchen ein brauner vorn in zwei Zinken breit auseinander weichender Balkenstreif durch die Mitte der drei letzten Segmente (das durch- schimmernde Begattungsglied). Der Hinterrand des letzten Segments bei dem Männchen stärker gewölbt, aus der gleichmässig gekrümmten Randlinie des Abdomens hervortretend und mit Haaren besetzt, bei dem Weibchen ausser den gewöhnlichen Seitenbüscheln fast haarlos und gleichmässig in den Contur des vorletzten Segments übergehend. | Beine rostfarbig. Auf Lagopus albus und alpinus an der Boganida, mehrere Männchen und Weibchen. N. pallido-vittatus Gr. nov. sp. Taf. 1, fig. 3. N. pallidior, ochraceus, capite paulo latiore quam longo, abdomine ovali, albo, fascüs pallidius ochraceis linea media inierruptis, puncto distincto nullo notatis, ingluvie et intestino mazxime perlucentibus. Länge etwas über 1 Lin. Länge von Kopf, Prothorax, Metathorax und Abdomen in der Mittellinie etwa — 2!/,: 1:54%,6 beim. „8.41%, ,24 2,7. beim .2,; "grösste: Breiten == 113,17), : 2/2 %/, beim &,.—. 3), : 1%, u2l.: 51(bis 5%/,)beim«@i, Nirmus fulvo-faseratus. 415 Schon Burmeister spricht bei der Beschreibung des Nirmus cameratus von einer sehr ähnlichen auf Tetrao urogallus vorkommenden Art, die er jedoch nicht näher cha- rakterisirt. Vermuthlich ist dies die vorliegende, welche sich zu N. cameratus etwa eben so verhält wie der auf Tetrao urogallus lebende Goniodes chelicornis zu dem Goniodes Tetraonis, der den Lagopus-Arten angehört. Nirmus pallido-vütatus ist in allen Theilen blässer gefärbt und grösser als N. came- ratus, Kopf, Thorax und Abdomen ganz ähnlich gestaltet, nur wie man aus den obigen Maassen ersieht in einigen Dimensionsverhältnissen abweichend, namentlich ist aber auch die Stirn breiter und die Entfernung zwischen den Enden der Trabeculae merklich grösser. Am Kopf sind zwar die Wangen auch dunkler als der Mitteltheil, aber lange nicht in dem Grade als bei N. cameratus, nur der Hinterrand vom Mitteltheil des Kopfes erinnert durch seine tiefer braune Färbung an N. cameratus. Das Hinterleibsende der Weibchen scheint ein klein wenig spitzer als bei jener Art; die drei in einer Querreihe stehenden weissen Punkte auf der Grenze des achten und neunten Segments kann ich nicht erken- nen, alle Binden sind blass ochergelb, ohne einen weissen Punkt neben dem Aussen- rand und ohne dunkle Randfärbung auf der Rückenseite. Kropf und Darm scheinen sehr deutlich durch die Rückenwand hindurch, während ich das bei keinem Exemplar des N. cameratus finde. Auf Tetrao urogallus, mehrere Männchen und Weibchen. b. Capite triangulo, fronte minus lata. N. fulvo-faseciatus Gr. Taf. 1, fig. 1. N. colore castaneo, capite aeque lato ac longo, loris nigris striaque media transversa notato, lateribus prothoracis minus, metalhoracis magis rotundatis, nigricantibus, abdomine oblongo, feminae postice paene triangulo, lateribus minus curvalis, fascüs iransversis fuscis et fuleis 7, maculisque fuscis marginalibus singulis inter eas interjectis. Länge 1 Lin. Länge von Kopf, Prothorax, Metathorax und Abdomen in der Mittellinie etwa — 2'/, :%7/,:41:5', beim &, — 2%, :%, :1.:6'/, beim ® ; grösste Breite wie 2", : 1’), : 1”/, : 2%, beim Ss, — 2), : 1%, : 1”/, : 3 beim ©. Bei einem Weibchen betrug die grösste Kopfbreite nur 2. Kopf dreieckig, ziemlich gleichseitig, hinten etwas ausgeschnitten und wie immer mit gerundeten Ecken, an jeder Seitenecke sitzen vier ungleich lange Haare; zwischen den Augen eine concav convexe dunkle und unmittelbar dahinter eine weissliche Querlinie, auf welche die dunkeln schmalen ebenfalls weisslich begrenzten Zügellinien stossen; diese am Hinterrande des Kopfes durch eine Querlinie verbunden, so dass der Kopf in vier Felder getheilt wird: zwei Schläfen-, ein Syneipital- und ein Stirnfeld, letzteres an den Seitenrändern merklich dunkler. Trabeculae klein. Prothorax fast halb so schmal als die grösste Kopfbreite, quer viereckig mit leicht convexen dunkelbraunen Seitenrändern. %* 476 Parasiten. Metathorax hinten gerundet oder stumpfwinklig, die Seitenränder stark convex, dun- kelbraun. | Abdomen wie der übrige Körper lebhaft hellbraun. Oberseite mit dunkelbraunen Querbinden und Seitenrändern, zwischen je zwei Binden ein querer ebenso gefärbter ge- radliniger Randileck, die Partie des Segments hinter der Binde meist: entschieden heller, goldfarbig; das achte und neunte Segment ohne solche Zeichnungen. Unterseite ochergelb mit ziemlich breitem dunkelbraunen Seitenrande und hellgelben Segmentgrenzen. | An den Hinterecken jedes Segments sitzen zwei Haare. Das Abdomen des Männchens. ist kürzer und schmäler als beim Weibchen, an beiden Enden gleichmässiger verjüngt und das Hinterende gerundet, während es beim Weibchen einen geradlinigen rechten Winkel bildet. Das hervorgetretene männliche Glied hat etwa die Form einer französi- schen Lilie; es besteht aus zwei Sförmig gekrümmten seitlichen Haken, zwischen denen ein gerader, etwas keulenförmiger, deutlich aus zwei Seitenhälften bestehender Mitteltheil . hervortritt. iR . Beine rostfarbig. | Auf Tringa cinerea am Ochotskischen Meer, auf Tringa pugnax und subarquata an der Boganida. Mehrere Weibchen und ein Männchen. Ich bin zweifelhaft, ob die vorliegenden Exemplare der Nirmus obscurus von Denny sind oder nicht.*) Er charakterisirt seine Art: N. obscure castaneus, nitidus, glaber, pu- bescens; elypeus valde productus, caput fascüs duabus semicircularibus nigris ante antennas et lineis duabus in longum impressis ad occiput proxima (?, soll wahrscheinlich heissen lineis duabus occipitis in longum impressis), margine laterali piceo nigro; und hebt in der ausführlicheren Beschreibung die Länge des Kopfes hervor, welche sich, der Figur nach zu urtheilen, zur Breite fast wie 3 : 2 verhält; die Breite des Metathorax soll der des Kopfes gleich sein, (womit die Abbildung nicht übereinstimmt), die Suturen der Abdo- minalsegmente werden blass, die dunkeln Querbinden aber nicht ausdrücklich angegeben, obschon sie die Figur enthält. Die Länge soll nur '/, Linie betragen. Dies alles passt ‘nicht zu der von uns gegebenen Beschreibung, und ich kaun mir nicht vorstellen, dass wenn diese Verhältnisse so stark bei Denny’s Art, die er von so vielen Vogelarten be- sass, 'variirten, er mit keiner Sylbe dieses Umstandes erwähnt haben sollte. Sollte aber auch wirklich sein N. obscurus einerlei mit unserer Art sein, so passt er doch nicht mit Burmeister’s N. obscurus susammen, dessen Abdominalbinden gespalten sein sollen, im Männchen 1 bis %, im Weibchen 1—7; die Länge beträgt übrigens auch nur '/, bis '/, Linie. Unter solchen Verhältnissen glaube ich mich berechtigt, der von Middendorff mitgebrachten, deutlich dunkel- und hellbraun bandirten Nirmus-Art der Tringen, deren Kopf einen gleichseitigen Triangel mit abgerundeten Ecken darstellt, einen besondern Namen zu ertheilen. *) Anopl. Brit. p. 54, p. 47,.No. 48. pl. X, fig. 6. Nirmus Vanell:. 477 N. Vanelli Denny. Denny Anopl. Brit. p. 51, 128, No. 24, pl. VII, fig. 6. N. ex testaceo flavus, capite triangulo, longiore quam lato, anguste fusco- -marginalo, fronte obfuscata, marginibus lateralibus thoracis nigricantibus, prothoracis paene parallelis, metathorucis longioribus obliquis, abdomine oblongo elliplico, margine laterali segmenlorum : anleriorum 6 nigro, punclis fuscis singulis ad medias suturas segmentorum collocatis. Läuge eines Weibchens beinahe 1 Lin. Länge von Kopf, Prothorax, Metathorax und Abdomen in der Mittellinie etwa — 2'/, 2/ 2 4), 2 6%), grösste Breite = 1°), : 1%, 1%, 2 2°, on abgestumpft dreieckig: gleichschenklig mit seicht ausgeschnittenem Hinterrande, seitlich und hinten sehr fein schwärzlich gerandet, die Stirn etwas dunkel, hinten an den sehr kleinen Trabeculis ein wenig verengt, Schläfennäthe weisslich, Böhler blass. Prothorax rechteckig, etwas breiter als lang mit wenig convexen fast parallelen Sei- tenrändern, Metathorax mit nach hinten divergirenden, so dass fast rechtwinklige Seitenecken vorspringen; die Hinterränder, welche mir einen sehr stumpfen Winkel zu bilden scheinen, sind so schwer zu erkennen, dass ich das obige Längenmass nur annähernd angeben kann; die Seitenränder des Thorax schwärzlich. Abdomen gestreckt elliptisch, bleich hornfarbig; die Seitenränder des ersten. sehr kurzen Segments fast parallel, die des zweiten schon deutlich diver girend, an den sechs ersten Segmenten auf der Oberseite mit einem schmalen etwas schrägen schwarzen Längs- flecken versehen, welche alle zusammen jederseits eine stumpfgesägte Binde vorstellen, mitten vor den Grenzen aller Segmente ein dunkelbrauner Punkt, mit Ausnahme der zwei hintersten. Unterseite ähnlich gefärbt. Die Ecken der Segmente wenig vorspringend mit je zwei Haaren. Beine blass hornfarbie. Auf Tringa einerea am Ochotskischen Meer; nur 1 Exemplar und zwar ein Weibchen. Es giebt drei blass hornfarbige Nirmus-Arten mit schwarz gerandetem Kopf, Thorax und Abdomen, N. fusco-marginatus D., N. Haematopi L. und N. Vanelli D., aber nur die letztere besitzt eine Reihe brauner Punkte vor der Mittellinie des Abdomens, vor dem Hinterrande der Segmente. Denny’s Zeichnung giebt das erste Abdominalsegment länger an, als ich es finde. N. ornatus Gr. nov. sp. Taf. 1, fig. ". ‚N. flavidus citrinus, capite triangulo, paululum longiore quam lato, utrinque punctis 3 nigris ad marginem lateralem ornato, prothorace utrinque nigro praetexto, metathorace quinqguangulo, angulis lateralibus posierioribus rectis, macula nigra notatis, postico obluso, abdomine oyali, Llineolis nigris ornato, medüs transversis 6, marginalibus obliquis ulrinque 7, postice punctis 2, pedibus antennisque extremis nigris. Länge eines Weibchens 1 Lin. 478 \ Parasiten. Länge von Kopf, Prothorax, Metathorax und Abdomen in der Mittellinie etwa — 3,2), : 1a : 7); grösste Breite — 3 : 1°, : 27/5, : %& Grundfarbe citronengelb. Kopf abgerundet dreieckig, ein klein wenig, länger als breit, hinten seicht ausge- schnitten, auf der Ober- und Unterseite an jedem Seitenrande drei schwarze Punkte, einer an der Seitenecke der abgestumpften Stirn, einer vor der Basis der Antennen und ein zweitheiliger dem Auge ‘entsprechender; am Vorderrande der Stirn selbst eine zarte schwarze Querlinie. Bei durchfallendem Licht erscheint der Mitteltheil der Stirn undurch- sichtiger und von zwei mit ihrer Concavität einander zugekehrten seitlichen durchsichtigen Bögen begrenzt, eben so auch ein kleiner Fleck hinter der Stirnbinde durchsichtig. Das äusserste Ende der Antennen schwarz. Trabeculae nicht erkennbar. Prothorax breit viereckig: mit convexen, oben schwarzgesäumten Seitenrändern; auf der Unterseite jederseits ‘ein schwarzer Querstrich am Hinterrande. Metathorax breit fünfeckig, die rechtwinkligen Seitenecken so stark vorspringend, dass hier die Breite beinahe der des Kopfes gleichkommt; die Hinterecke stumpfwinklig, etwas abgerundet; in jeder Seitenecke ein schwarzer Querfleck sowohl auf der Ober- als Unterseite. Abdomen oval, auf der Oberseite mit drei Längsreihen schwarzer Strichelchen, die in der Mittellinie querstehend, ein wenig wellig, vor dem Hinterrande des zweiten bis siebenten Segments (incl.), die beiden hintersten eine kürzer als die andere, der letzte ein winziges Dreieck bildend; die beiden andern Reihen stehen hart am Seitenrande, und ent- halten jede sieben schräg nach vorn und innen gerichtete Strichelchen, welche immer je zwei Segmenten angehören, einem vordern und einem hintern, letzterem aber nur zum kleinsten Theil; der siebente sehr kleine steht nur auf dem achten Segment, und das neunte trägt bloss zwei Punkte. Auf der Unterseite des: Abdomens vermisst man die Reihe der Mittelstrichelchen, sieht aber mitten vor dem Hinterrande des sechsten Segments ein dunkeles Fleckchen und die Grenzen der drei vordersten Segmente durch eine zarte schwarze Linie bezeichnet. Was die schrägen Randstriche betrifft, so schimmern sie theilweise von der Oberseite durch. Der Seitenrand der Segmente gleichmässig sanft ge- krümmt. Die Beine haben schwarzbraune Klauen und Klauenglieder. Auf Larus canus am Ochotskischen Meer, nur 1 Exemplar, ein Weibchen. Von den Nirmus-Arten dieser Abtheilung kennen wir nur noch zwei, welche ähnlich gemustert 'sind, den eben beschriebenen N. Vanelli und N. sellatus Burm.*); beide weichen durch die Zeichnung. des Thorax, letzterer auch darin ab, dass die Mittelstriche zu je zwei hintereinander auf einem Segment stehen. Burmeister erwähnt einen auf Larus tridactylus lebenden Nirmus Lineolatus, welcher leicht dieselbe Art sein dürfte, aber nicht näher charakterisirt ist. N. normifer Gr. nov. sp. Taf. L, fig. 8. N. ex citrino albidus, characteribus nigris ornatus, capite triangulo, paululum longiore *) Handb. d. Entom. II, 2, p. 428. Nirmus normifer. 479 quam lato, margine laterali nigro - limbato, medio coarctato, frontali tripunctato, postico bipunctato, prothorace utringque nigro praelexto, metathorace quinquangulo, angulis laterali- bus posterioribus acutioribus, unco nigro notalis, postico obtuso, abdomine oblongo thoracem versus sensim altenuato, margine utroque uncis nigris 6, normae similibus, un 8” sola lineola ornato; antennis extremis nigris; pedibus nigro distinctis. Länge des Weibchens etwa 1 Lin., des Männchens etwa °/, Lin. Länge von Kopf, Prothorax, Metathorax und Abdomen in der Mittellinie etwa = 3'/, :3/, : 1%, : 7'/, beim Weibchen, — 3 : %, :1'/, :5°/, beim Männchen: grösste Breite — 3,2 212%, : 3%, heim "Weibchen, = 2°, : 1%, : 2', ': 3 beim ‘Männchen. Grundfarbe weisslich eitronengelb. Kopf abgerundet dreieckig, etwas länger als breit, hinten seicht ausgeschnitten, mit schwarzem an den Trabeculae eingeschnürtem Seitenrande, am abgestutzten Verdunrde drei Fleckchen in einer Querreihe, zwei schwarze sehr winzige seitlich und ein braunes querviereckiges in der Mitte; am Hinterrande des mittleren Drittheils zwei einfache oder zweitheilige schwarze Fleckchen mit bräunlicher Umgebung; dasselbe Muster auch an der Unterseite, wo noch eine schwarze Querlinie über die eingeschnürte Stelle geht. Trabe- eulae sehr klein, Antennen am äussersten Ende schwarz. Prothorax breit viereckig mit convexen, oben und unten schwarzgesäumten Seiten- rändern. Metathorax breit fünfeckig, die etwas spitzwinkligen Seitenecken stark vorspringend, mit einem starken Winkelhaken geziert, dessen vorderer Schenkel dem Seitenrande anliegt, während der hintere quer nach innen gerichtet ist; die Hinterecke des Metathorax stumpf- winklig. Abdomen länglich rund, hinten etwas breiter und stumpfer, vorn allmählig schmäler zulaufend, jederseits mit einer fast hart am Rande stehenden Reihe von fünf schwarzen nach vorn und innen offenen Winkelhaken, welche den sechs vordersten Segmenten an- gehören, das siebente jederseits mit einem Randpunkt, das achte mit einem schrägen Randstrichelchen und schwarzer in dasselbe übergehender Hintergrenze, das neunte mit zwei Punkten beim Weibchen; beim Männchen fehlt die schwarze Grenzlinie zwischen dem achten und neunten Segment, und das neunte hinten bogig hervortretende ist hier braun gerandet. Auf der Unterseite erscheint ausser diesen nur theilweise durchschimmernden Winkelhaken in der Mitte eine Längsreihe brauner, querer, vierkantiger Balkenfiguren oder kurzer Querbinden, beim Weibchen fünf, dem zweiten bis sechsten Segment angehö- rend, auf dem siebenten steht ein kleiner Längsbalken, der von dem letzten Querbalken abgeht, und sich gablig in zwei parallele Arme theilt; beim Männchen sieht man nur vier Querbalken, dahinter schimmert das braune Begattungsglied durch; das erste Segment trägt in beiden Geschlechtern statt des Balkens bloss einen braunen dreieckigen Punkt. Der Seitenrand aller EN ist sanft gerundet und bildet hinten keine Ecken. Haare zu je zwei. 480 Parasiten. Beine mit einem schwarzen Fleck am Ober- und einem am Unterende des Schenkels und einem Ringe am Unterende des Schienbeins. Klauen und Klauenglied ebenfalls schwarz. Auf Lestris Richardsonü an der Boganida, 2 Männchen und 2 Weibchen. Diese Art, welche sich in den Formen ihrer Körpertheile an die vorige anschliesst, ist so eigenthümlich gemustert, dass sie weder mit ihr noch irgend einer andern ver- wechselt werden kann. \ | N. Phaeopi Denny. Denny Anopl. Brit. p. 5%, 115, No. 45, pl. X, fig. 7. ; N. pallide ochraceus margine laterali subpiceo, capite semiovali, longiore quam lato, metathorace trapezoideo, anlice utrinque fusce maculato, angulis lateralibus poslicis minus prominentibus, recto acutioribus,. margine poslico paene truncato, abdomine ovali, suturis segmentorum albidis. Länge eines Männchens "Ay Bin: Länge. von Kopf, Prothorax, Metathorax und Abdomen i in. der Mittellinie etwa — 2', ls: 2 5%/,, grösste Breite = 1°), = 1, 2 1%, = 2%,. # Grundfarbe blass Ge Kopf von der Form eines der Quere nach durchgeschnittenen Oval’s oder schmal dreieckig mit breit abgerundeter Stirn, dunkel gerandet, die Randbinde nicht charf abge- grenzt, an den Trabeculae sichtlich eingezogen und hier dunkler; hinter dem Stirnrande sehe ich eine weissliche, hinten jederseits durch einen etwas schrägen schwarzen Quer- strich begrenzte Binde, die Schläfen etwas dunkler als das Syneciput, doch ohne scharfe Suturen. Rings um den Kopf eine Reihe kurzer Randhaare. Trabeculae sehr klein, An- tennen fast halb so lang. als der. Kopf. Prothorax breit viereckig mit parallelen nur undeutlich dunkelgesäumten Seitenrändern. Metathorax scharf trapezisch, die. Seitenränder geradlinig, stark nach hinten divergi- rend, besonders vorn dunkel gefärbt, und hier auch breiter; die hintern Seitenecken bilden ungefähr Winkel von 60°; Hinterrand fast gerade abgestutzt, so breit als der Kopf; die Haarreihe, die Denny an ihm angiebt, kann ich nicht erkennen. Abdomen lang oval, jedes Segment mit dunklerer aber nicht scharf begrenzter Seiten- randbinde und weisslichen Segmentgrenzen, welche schmale, in der Mitte breitere Quer- binden darstellen, die vorderen parallel, die der hintern beiden Segmente nach vorn con- vex, Hinterende des Abdomens stumpfeckig. Auf der Unterseite ist die Färbung ähnlich, doch tritt noch jederseits nach innen vom. Seitenrande eine weisse Längsbinde hinzu, und der dunkle Seitenrand ist sehr schmal. Das erste Segment ist kurz und seine Seitenrän- der parallel, die des zweiten schon stark nach hinten divergirend, übrigens wie an allen Segmenten gerade abgeschnitten ohne vortretende Hinterecken; an den letzteren je zwei kurze Haare. Das Begattungsglied schimmert durch die Bauchwandung der drei hinter- sten Segmente durch. Beine einfarbig, die hintersten halb so breit als die Länge des Metathorax. Auf Limosa rufa an der Boganida, nur 1 Exemplar, ein Männchen. Ornühobius cygm. 481 r Unter den heller gelb bandirten Nirmus-Arten dieser Abtheilung ist mir keine andere mit dunkler an jeder Segmentsutur unterbrochener Randbinde bekannt. Der Kopf erscheint in Denny’s Abbildung merklich länger und schmäler als ich ihn gefunden. Ornithobius Denny. Corpus anguslius; caput latum rotundatum quasi cordiforme, trabeculis nullis, processu laterali breci obtuso, oculum gerente, pone antennas collocato, os et antennae fere quadrante longitudinis capitis a margine antico distantes, filiformes, articulis 3 basilaribus latioribus, maris longioribus quam in femina, primo et secundo eylindrico, tertio antice in angulum iniernum producto, quarto et quinto angustis brevibus; abdomen ovale, extremitate marium acuminata. Der Hauptunterschied dieser von Denny aufgestellten Untergattung von Nirmus, be- ruht weniger auf der breiten, vorn nicht schmäler ausgezogenen Koplform, welche auch bei einzelnen Nirmus-Arten vorkommt, als auf der weit über die Mitte der Kopflänge hinaus nach vorn gerückten Lage des Mundes und der Antennen und auf der Gestalt der letzteren. Die Kopftheile, welche Denny als horny acute mandibuliform processes beschreibt, und pl. XXI, fig. 1, e. abbildet, kann ich nicht finden. Alle vier Arten dieser Unter- gattung leben auf Schwänen und Gänsen, sind weiss mit schwarzen Randzeichnungen, und ausserordentlich durchsichtig. i ©. eygmi (L.). Taf. I, fig. 9. Pediculus eygni Linn. Syst. nat. Ed. XII, Tom I, P. IT, p. 1018. Ornithobius cygni Denny Anopl. Brit. p. 69, 183, No. 1, pl. XXIII, fig. 1. 0. albus, segmentis abdominis 6 prioribus aut ! iniermedüs tantum puncto nigro ad angulum posticum notatis, seymento postremo nigro. Länge des Männchens über 1 Lin., des Weibchens bis 1°/, Lin. Länge von Kopf, Prothorax, Metathorax und Abdomen in der Mittellinie etwa — 4), :2%, 23:42 bei einem der von Middendorff mitgebrachten Weibchen, bei einem grösseren auf einem Cygnus zantorrhinus in,Livland gefundenen — 4?/, : 2), :3 : 16 und bei einem ebenda gefundenen Männchen — 5?/, : 2%, : 3°/, : 17; die grösste Breite dieser Theile bei dem ersten Exemplar — 4?/, : 2°, : »'/, : 7, bei dem zweiten — 5V, :3:5', 7°, und bei dem dritten (dem Männchen) — 5'/, : 3, : 5'/, : 7'/,. Farbe weiss, bei den Middendorff’schen Exemplaren vermuthlich in Folge der langen Einwir- wirkung des Alkohol gelb. Diese weisse oder gelbe Grundfärbung rührt theils von dem durchschimmernden Fettkörper, theils vom Inhalt des Darmkanals her. Kopf breit gerundet, etwas herzförmig, der breite Stirnrand fast abgestutzt, kaum bemerkbar ausgeschnitten, der Seitenrand noch vor der Mitte zweimal hinter einander eingekerbt, indem hier ein kleiner, stumpfer Vorsprung entsteht, an welchem das Auge; die Schläfenränder, zwischen welchen der Abstand bedeutend grösser ist als die hintere Stirnbreite, gleichmässig gerundet. Der Stirnrand jederseits mit 6 kurzen Haaren besetzt, die der Schläfenränder kaum wahrnehmbar. Bei durchfallendem Licht erscheinen mehrere Middendor£is Sibirische Reise, Bd. I}. Thl. 1. 61 482 | Parasiten. - kleine symmetrisch gelegene durchsichtige Stellen, vier und eine grössere mittlere fast in einer Querlinie hinter dem Stirnrand, zwei hinter den Augen und zwei vor dem Hinter- rande; welche dadurch entstehen, dass hier Muskeln und Fettkörper fehlen. Die Antennen, welche auf der Hintergrenze vom ersten Viertel der Kopflänge sitzen, sind bei den Männchen viel länger und am Grunde dicker als bei den Weibchen: ihre Länge verhält sich etwa = 5 : 3; beim Männchen verhalten sie sich zur Kopflänge etwa wie 2 : 3, beim Weibchen wie 1 : 2; und die einzelnen Glieder bei jenen etwa wie 1”), : %, 2°, 1/25 bei diesem — %, 2 Y%, : Ya: : a, das Endglied immer etwas länger als das vierte und mit einigen kleinen Borsten versehen; das dritte Glied endet beim Männchen in eine vorspringende Vorderecke, das lange Grundglied verdickt sich bedeu- tend gegen die Mitte hin, beim Weibchen nicht; die Spitze der zweizackigen Mandibeln schwarz. Prothorax rechteckig, etwas breiter als lang und viel schmäler als der Kopf. Metathorax vorn schmäler als hinten, mit stark convexen Seiten- und fast geradem Vorder- und Hinterrande, letzterer etwa so breit als der Kopf. Abdomen lang oval, der breite Mittelrücken sanft gewölbt und gegen die schmalen platten Seitenränder scharf abgesetzt, diese an jedem Segment vom dritten an in eine stumpfe Hinterecke vorspringend, an welcher je zwei Haare; die Segmentgrenzen haarlos. An der Stelle, an welcher die Haare sitzen, tragen das. dritte, vierte, fünfte und sechste Segment einen schwarzen Punkt: Denny giebt dieselben auch am ersten und zweiten an, aber auch bei meinen livländischen Exemplaren sehe ich nur fünf oder vier, bei kleineren sogar nur zwei (nämlich am fünften und sechsten Segment), so dass offenbar die Zahl dieser Punkte bei Erwachsenen zwischen vier und sechs schwankt. Das neunte Segment ist schwarz und läuft beim Männchen in eine kleine der Länge nach halbirte abgesetzte Spitze aus, während sein Hinterrand beim Weibchen flach convex ist. Das männliche Glied kann ich nicht mit Bestimmtheit erkennen, es scheint aber im achten Segment be- herbergt zu sein. | | | Beine mit schwarzen Klauen. Der wie in allen diesen Philopteris nach links oder rechts hinüberliegende, hinten spitze Kropf erstreckt sich vom Metathorax bis in das zweite oder sogar drive Abdominal- segment und ist oftmals mit zierlich dendritisch zertheiltem Fett überzogen; das Darmrohr ist in den beiden 'vordersten Segmenten weiter, wird dann schmäler, und ist vom sieben- ten Segment an plötzlich linearisch dünn. Im vierten Segment scheinen oben, im dritten unten zwei malpighische Gefässe in den Darm zu münden. Die Stigmata liegen vom Seitenrande entfernt an der Bauchseite der sechs vordersten Abdominalsegmente, ein sieben- tes hinten am Seitenrande des Prothorax, hart an der Grenze gegen den Metathorax, aus jedem entspringt ein kurzer sich sogleich gablig spaltender Tracheenstamm, von denen der vorderste den Kopf-, Pro- und Metathorax versorgt. Auf Cygnus musicus, 2 Exemplare, beides Weibchen. Goniodes chelicornis. | 483 &@oniodes Nitzsch (s. str. Burm.). Corpus latum, raro angustius, caput quadrangulum aut hexagonum, fronte lata rotun- data, temporibus in angulum plus minus acutum productis, trabeculis nullis; anlennae marium bifurcae, feminarum simplices basi minus incrassatae; abdomen ovale aut orbiculatum, in maribus thoracem versus anguslius. &. chelicornis Nitzsch. Taf. 1, fig. 6. ©. Nitzsch Germ. Mag. III, p. 290, Burm. Handb. d. Entom. I, 2 2, p. 424; Denny Anop. Brit. p. 97, 160, No. 6, pl. XIII, fig. 1. ®. G. ochraceus capüe hexagono, medio pallidiore, maculis frontis obliquis 2 proxime antennas siis, margine postico fusce limbato, angulis temporum feminae acutioribus, multo magis prominentibus, ün maribus oblusis, (lateribus anterioribus anguli parallelis), metatho- race postice obtusangulo, finibus plerumque esinctis, abdomine feminae ovali, maris ovato, postice truncato, segmentis albidis, iaenia pallide ochracea, medio interrupta, arcuque fus- eiore antice Lifurco ad marginem lateralem notatis, margine dorsuali pedum fusco (Char. emend.) Länge eines Männchens etwas über 1 Lin., eines Weibchens 1‘/, Lin. Länge von Kopf, Prothorax, Metathorax und Abdomen in der Mittellinie etwa — 4%, 21%, :2% : 11%, beim Weibchen, = #4", : 1%, : 2'/, : 9'/, beim Männchen; grösste Breite — 7"/, (oder 7°/,) : 3"), : 5, 3%, beim Weihehen, 3), 13%, 225%), : 9 beim Männchen. Kopf im Ganzen sechseckig, blass gelblich-grau, die breitrunde Stirn etwas dunkler gerandet, jederseits mit einem schräg nach hinten und innen laufenden kurzen bräunlichen Längsfleck nach innen und vor dem Ansatz der Antennen; die Schläfen ochergelb fast trapezisch begrenzt, seitlich in eine mit zwei langen Borsten versehene Ecke vortretend, diese Ecke beim Weibchen spitzwinklig, weit vorspringend, so dass hier die Kopfbreite am grössten und merklich grösser als die Stirnbreite ist, beim Männchen stumpfwinklig und wenig vortretend, so dass man die grösste Breite nicht hier, sondern an den Stirnenden findet, und die Vorderschenkel des Winkels einander parallel laufen, während sie beim Weibchen stark divergiren; Hinterrand des Kopfes mitten eingezogen, dunkelbraun. An- tennen beim Weibchen einfach fadenförmig kurz, die Seitenecke der Schläfen nicht er- reichend, beim Männchen gablig, indem das dritte Glied in eine lange Seitenzinke ausläuft; das Grundglied länger als die beiden nächsten zusammengenommen, etwa dreimal so dick als sie; die Länge dieser Theile ist hier so bedeutend, dass sie über die Ecke der Schläfen hinaus bis zum Hinterrande des Kopfes reichen. Prothorax breit viereckig, ochergelb mit etwas nach hinten divergirenden braunen Seitenrändern. Metathorax breit fünfeckig ‚mit convexen, nach hinten divergirenden Seitenrändern, die von diesen und den Hinterrändern gebildeten Ecken fast rechtwinklig, die Hinterecke * AS4A Parasiten. stumpfwinklig, undeutlich begrenzt, daher die Messung der Länge an dieser Stelle nicht ganz sicher; ochergelb mit braunen Seitenrändern. Abdomen gelblich weiss, mit blassgelben mitten breit unterbrochenen nur schwer erkennbaren Querbinden, der Seitenrand der Segmente auf dem Rücken eine dunkelhorn- braune Bogenfigur bildend, der Bogen sehr sanft gekrümmt, am Innenende in zwei stumpfe kurze Zinken auseinander weichend, die vordern Bögen schräg, die hintersten fast senk- recht (also parallel) gestellt und einem Winkelhaken ähnlich; Hinterecken der Segmente abgerundet mit je drei Haaren, Hinterrand der Segmente nicht der ganzen Breite nach, sondern nur nahe den Seiten mit einigen Haaren besetzt, auf der Bauchseite kahl; Unter- seite weisslich. Umfang des Abdomens beim Weibchen oval, das letzte Segment stumpf dreieckig mit weit klaffender Kerbe in der Mitte des Hinterrandes. Abdomen des Männchens eiförmig, hinten abgestutzt oder dreieckig mit gerundeten Seitenrändern, das achte Seg- ment bildet hier die seitlichen Theile des Hinterrandes, das neunte isolirt hervortretende nur die Mitte desselben, und hat eine quervierseitige Form mit gerundeten Hinterecken, ist vorn etwas verschmälert und hinten mit einer Franze ziemlich langer Haare besetzt, welche beim Weibchen fehlen. Beine kräftig, wie bei allen Goniodes, blassochergelb, Schenkel und Schienbeine mit linearem dunkelm Rücken-, ersteres auch mit dunkelm Bauchran!e; Klauen ebenfalls braun. Auf Tetrao Urogallus bei Petersburg und in S’ibirien, mehrere Männchen und Weibchen. 6. Tetraonis Denny. Taf. I, fig. 5. ®. Denny Anopl. Brit. p. 57, 161, No. 7, pl. XIII, fig. 3. ®. G. saturius ochraceus, corporis forma Goniodi chelicorni simillima, sed fere triente minor, lineamentis üsdem ornatus, sed multo fuscioribus, colore castaneo, capite feminarum interdum non minus fusco, fronte paulo magis rotundata. (Char. emed.). Länge eines Männchens fast 1 Lin., eines Weibchens über 1 Lin. . Länge von Kopf, Prothorax, Metathorax und Abdomen in der Mittellinie etwa = :41, :2%, : 9'/, beim Weibchen, — 3‘, : 1'/,— : 1°/, : 6 beim Männchen; grösste Breite = 6:3 :%'), : 8°/, (bis 7'/,) beim Weibchen, = 7 :2Y,:%:7 beim Männchen. * Schon Denny hat auf die grosse Aehnlichkeit dieser Art und der vorhergehenden aufmerksam gemacht, und wie schwer sich der Unterschied in Worten ausdrücken lasse. Ich finde ihn ausser der Färbung und Grösse, weniger in den abweichenden Dimensionen des Metathorax als in denen des Kopfes ausgedrückt. Das Muster der Zeichnung ist in beiden Arten dasselbe, aber bei G. Tetraonis sehr viel dunkler braun, an den Haken- oder Bogenfiguren recht kastanienbraun, auch die Grundfarbe ein gesättigteres Gelb, bei einigen Weibchen finde ich sogar den Kopf, dessen Farbe sonst von der bei G. chelicornis hier vorkommenden weniger abweicht, hell kastanienbraun und die Schläfen ganz dunkelbraun. Die Stirn der Weibchen ist etwas schmäler und stärker convex als bei @. chelicornis, das letzte Segment fast ganz abgestutzt, nicht mehr stumpfilreieckig zu nennen; beim Männchen dagegen finde ich den Hinterrand des vorletzten Segments nicht abgestutzt, \ Lipeurus Ietraonss. 485 wie bei @. chelicornis, sondern ein wenig concav ausgeschnitten, auch scheint das letzte Segment im Verhältniss meist ein wenig schmäler. Der Unterschied der Grösse ist viel bedeutender als man aus den vergrösserten Figuren Denny’s zu entnehmen geneigt ist, und beträgt wie er selbst angiebt '),. Unter den kleineren Exemplaren sehe ich einige mit noch ganz bleichem Abdomen obne Randfiguren, aber schon gebräuntem Kopfe, aus deren Gestalt des Abdomens ich schliessen möchte, dass es unentwickelte Männchen seien, da dasselbe hinten viel breiter und abgestutzt erscheint; das Endsegment, noch sehr winzig, ragt nur wie ein Wärzchen hervor, allein die Kopfform und die Antennen stimmen mit den erwachsenen Weibchen überein und es ist wahrscheinlich, dass dieses weibliche Larven sind. Auf Lagopus albus an der Boganida und L. alpinus am Taimyrsee, mehrere Männ- chen und Weibchen. Lipeurus Nitzsch. Corpus magis minusee angustum, elongalum, caput mediae magnitudinis, plerumque an- gustum, genis rotundatis vel obtusis, trabeculae nullae, antennae marium prüno articulo longiore crassiore, tertio ramigero, hine plus minus cheliformes; abdominis segmentum ulti- mum in maribus apice vel ex emo truncatum vel fere fissum, pedes posteriores ple- rumque longi. a. Metathorace fere alterum tantum longiore quam prothorace. a. Capite oblongo antice haud attenuato, rotundato. L. Tetraonis Gr. nov. spec. Taf. II, fig. 1. ?. Fig. 1, a. 8, L. pallide ochraceus, fronte fusco vel subfusco marginata, utrinque puncto nigro anie aniennas, allero pone aniennas, tertio ad marginem poslicum capitis posito, thorace subfusco- marginato, metathorace trapezoideo, vita marginis lateralis. antice in dentem brevem inter- num producta, abdomine lanceolalo, fusce marginato, linea media dorsi suturisque segmen- torum albis. Länge eines Weibchens über 1 Lin., das Männchen etwas kürzer. u von a Prothorax, Metathorax He Abdomen in der Mittellinie etwa — 3°,, A Ei Weibchen, — 3'/, ::1:2:8 (bis 8°%,) beim Männchen; grösste Be — = x : 4 beim Weibchen, — 54 Ja : 1a : 2%, : 3'/, beim Männchen. Blass ocher- oder an Kopf oblong, die Hinterecken ein wenig schief abgerundet, die Stirn fast halbkreis- förmig gerundet, vorn durchaus nicht verschmälert, die Seitenränder fast parallel, der Hinterrand kaum ein wenig ausgeschnitten, der ganze Stirnrand breit dunkelbraun, der Hinterrand äusserst schmal gesäumt, die Stirnbinde endet jederseits in einen schwarzen schräg nach innen gehenden pünktartigen Fleck, unmittelbar vor der Basis der Antennen, ein ähnlicher hinter den Augen, ein dritter dreieckiger am Hinterrande auf der Schläfen- nath. Am Rande des ganzen Stirntheils einzelne zarte nicht lange Haare. Die Antennen beim Männchen kaum länger als beim Weibchen, etwas länger als die halbe Kopflänge, 7 A | Parasiten. aber das Grundglied des Männchens dicker als beim Weibchen, .am Grunde etwas einge- schnürt und länger als das. zweite, beim Weibchen gleichmässig dick und kürzer als das zweite, das dritte beim Männchen am Vorderrande in eine kurze Zacke verlängert, fast trichterförmig, beim Weibchen einfach, auch die Endglieder bei diesem etwas dünner als bei jenem. Prothorax rechteckig, fast zweimal so breit als lang, an den Seitenrändern fein braun gesäumt. Metathorax trapezisch, die Seitenränder sanft nach hinten en schmal braun- gesäumt, der Saum etwa am ersten Drittheil der Länge nach innen durch einen kurzen Zahn verbreitert, der Hinterrand schwach gebräunt. Abdomen lanzettförmig, vorn abgestutzt, an den Seiten dunkelbraun gerandet, die Grenzen der Segmente und die Mittellinie des Rückens durch eine schmale weisse Binde bezeichnet, wodurch also zwei Längsreihen blass-ochergelber quadratischer Flecke entste- hen. Auf der Bauchseite fehlt die weisse Längsbinde, wogegen eine nach innen vom braunen Randsaum auftritt. Das neunte Segment ist beim Männchen ein wenig breiter als beim Weibchen und der Winkel des mittleren Ausschnitts am Hinterrande etwas stumpfer als dort. Die Wandungen des Abdomens sind so durchscheinend, dass man den Umriss des mitunter bis zum siebenten Segment reichenden Kropfes sehr deutlich erkennen kann. Behaarung der Rückenfläche sehr spärlich, besonders bei dem beschriebenen Männchen; die Randhaare zu je zwei. Beine einfarbig horngelb, fast haarlos, das dritte reicht etwa bis auf die Mitte des _ vierten Segments. Auf Lagopus albus, an der Boganida, 1 Männchen und 1 Weibchen. Dieselbe Art hat Middendorff bei Petersburg und ich in Livland auf Tetrao urogallus gefunden; so nahe es lag, auch hier zu vermuthen, dass die Parasiten dieser Gattung wie die Nirmus und Goniodes der Auerhühner von denen der Schneehühner verschieden sein würden, so habe ich doch weder in der Grösse noch anders worin einen Unterschied bemerken kön- nen, ausser dass die Middendorff’'schen Exemplare etwas bleicher waren. | 9. Capite oblongo, antice paulo atlenuato, fronte leniter rotundata. L. squalidus Nitzsch. . i j fig. 5. 2. L. ex ochraceo sulphureus, capite oblongo, quasi irigono, rotundato, fronie paene truncata, margine laterali fuscius limbato, syneipite subovali, temporibus pallidiore, meta- ihorace paene quadraio, margine laterali leniter excavato, macula fusca fere triangula ornato, abdomine lanceolato, maculis 7 dorsi utrinque quadrangulis BagauS fuscis, nigro limbatis, ceniro albido notalis, secundum marginem collocatis. Länge eines Männchens 1'/, Lin., eines Weibchens 2 Lin. Nitzsch Germ. Mag. III, p. 292; Denny Anopl. Brit. p- 59, 176, No. 12, pl. XIV, Lipeurus squalidus. 487 Länge von Kopf, Prothorax, Metathorax und Abdomen in der Mittellinie etwa = 37, :1:2'/, : 8%, : beim Männchen, = %:1 :2Y, : 12+- beim Weibchen; grösste Breite at, 2 1, : 2%, : 3/, beim Männchen, — 21, : 2: 2'/, : ! beim Weibchen. Grund- farbe ein blasses in's Ocherfarbene spielendes Schwefelgelb. | Kopf länglich, ziemlich dreieckig, beim Männchen mit fast abgestutztem sanft gerun- detem, beim Weibchen mit starkem convexen Stirnrande und merklich convexen Seiten- rändern der Schläfen; Hinterrand sanft ausgeschweift, Seitenränder der Stirn dunkel, nach hinten verdickt aufhörend, hinter den Antennen jederseits ein dunkler Punkt, der aber wie die Randbinde der Stirn bei durchfallendem Licht durchscheinender als der Mitteltheil ist. Syneiput oval, vorn abgestützt, blässer als die fast nierenförmigen Schläfenfelder, der Hinterrand mit schmaler mitten in zwei stumpfe Zähnchen vorspringender Randbinde von derselben Beschaffenheit wie die an der Stirn. Antennen etwa ”/, der Kopflänge, das Grundglied viel dicker und länger als das zweite, der Fortsatz des dritten sehr kurz und noch dünner als ihn Denny darstellt. Beim Weibchen zwei deutliche Trabeculae. Prothorax wenig schmäler als der Kopf, quer viereckig mit fast parallelen, schwach convexen hinten bräunlichen Seitenrändern. Metathorax fast quadratisch, vorn ein wenig schmäler als hinten, die Seitenränder sanft ausgeschweift mit einer schmalen nach vorn hin etwas verbreiterten dunkelbraunen hinten verwischten Randbinde. Beim Weibchen sieht man auf der Bauchseite einen dop- pelkegligen bräunlichen Mittelfleck, welcher mit einem dreieckigen des ersten Abdominal- segments zusammenhängt. Abdomen lanzettförmig, die Ränder des ersten und zweiten Segments wenig, des dritten beim Weibchen wenig, beim Männchen ziemlich stark divergirend, längs jedem Rande eine Längsreihe mehr oder minder deutlicher graubrauner quadratischer Rücken- flecken mit weisslichem Centrum, welche etwas weniger als den dritten Theil der Seg- mentbreite einnehmen. Ihr Aussen- und Hinterrand ist schwarzbraun, die Innenränder viel weniger dunkel und bei unserm Männchen meist sehr verwischt, so dass nur die Flecke des dritten bis sechsten Segments deutlicher begrenzt sind, von den andern sieht man nur Spuren. Auf der Bauchseite bemerkt man zwar den schwärzlichen Rand, ver- misst aber beim Männchen die braunen Flecken, an deren Stelle zwei Reihen dunkelgel- ber kleinerer auftreten. Auf der Rückenfläche selbst gar keine, an den Hinterecken der Segmente je zwei bis drei kurze Haare. Das Endsegment halb so lang und breit als das vorhergehende und mitten tief eingekerbt; die nicht hervorgestreckte Ruthe hatte das Aussehen eines kurzen stumpfen Griffels. Beine mit dunkeln Rückenkanten und bräunlichen Tarsen. Diese Färbung giebt Denny ebenso wenig an als die von mir am Seitenrande des Prothorax beschriebene. Das hinterste Beinpaar bis zum Anfang des vierten Segments reichend. 488 Parasiten. Auf Anas Stelleri, am Eismeer, 1 Exemplar, ein Männchen, auf 4. glocitans an der Boganida ein anderes, ein Weibchen. b. Metathorace eix longiore quam prothorace. L. suleifrons Denny? Taf. II, fie. " Denny Anopl. Brit. p. 58, 169, No. 5, pl. XIV, fig. 1. L. ex piceo castaneus, punclis albis minimis. adspersus, capüe oblongo, quasi penla- gono, fronte aitenuata, temporibus leniter rotundalis, thorace trapezoideo, margine metaiho- racis laterali nigro, incisura antica crenato, abdomine paene lanceolato, ad basin paulo coarciato, maculis marginis dorsualis magnis quadrangulis fusco cinctis, suturis SE rum albis, pedibus posterioribus longissümis. Länge eines Männchens 1'/, Lin., eines Weibchens 2 Lin. Länge von Kopf, Prothorax und EN der Mittellinie etwa — 5'/, : 1%, : 2 : 46 beim Weibchen, = 5 : 1%, : 2 : 13°, beim Männchen; grösste Breite = 4:3: 4'/, : 5'/, beim Weibchen, — 3: N oe : 4°, beim Männchen. Grundfarbe zwi- schen Kastanien- und Pechbraun. | Kopf im Ganzen fünfseitig, die Stirn verschmälert wie ein gothischer Spitzbogen, aber etwas stumpf, die Schläfenränder seitlich einen stumpfen Winkel bildend, dessen vorderer Schenkel die gerade Fortsetzung der Stirnränder bildet, während der hintere sanft convex ist und mit dem der anderen Seite nach hinten zu convergirt, der Hinter- rand etwas ausgeschnitten. Färbung pechbraun, das lang ovale etwas flachere Synciput blässer als die undeutlich weiss gefleckten Schläfen; an jedem Seitenrande der Stirn zwei durchscheinende Flecken hinter einander, das zweite fein schwarz gerandet, beide bei Denny schwarz abgebildet, an dem Ausschnitt für die Antennen ein dritter weniger durch- scheinender, breit schwarzgerandeter; Antennen blassgelb, beim Weibchen bis an den Hinterrand des Kopfes, beim Männchen darüber hinausreichend, bei diesem das dicke stumpfspindelförmige Grundglied doppelt so lang, beim Weibchen nicht einmal eben so lang als das zweite, das dritte beim Weibchen etwa eben -so lang als das zweite, beim Männchen viel kürzer, sein Fortsatz rechtwinklig abgehend ebenso dick und lang als dies Glied selbst. | Pro- und Metathorax zusammen ein beinahe ebenso langes als breites Trapez mit nach hinten divergirenden Seiten bildend, der Prothorax vorn so schmal als der Hinter- rand des Kopfes, an jedem Seitenrande mitten ein schwarzes Fleckchen, der Metathorax hinten abgestutzt und etwas breiter als die grösste Kopfbreite, oben mit schwarzem Sei- tenrande, welcher noch etwas vor der Mitte, etwa auf der Grenze der beiden zum Me- tathorax verwachsenen Segmente mit einer scharfeckigen, von Denny nicht angegebenen Einkerbung versehen ist. Die Mittellinie des Rückens ist am Thorax durch eine weisse Naht, der Hinterrand des Prothorax auf der Bauchseite jederseits mit einem schwarzen Querstrich, der Vorderrand des Metathorax jederseits mit einem Punkt bezeichnet. Lipeurus suleifrons. "489 Abdomen beinahe lanzettförmig, gegen die Basis hin nicht langsam verschmälert, sondern nur das neunte Segment am Grunde selbst eingeschnürt, jedes Segment am Vorder- und Hinterrande mit einer nicht ganz regelmässigen Querreihe weisslicher Punkte, am Seitenrande mit einem grossen viereckigen schwarz eingefassten Fleck, welcher an der Innen- und Hinterseite etwas schräg abgerundet’ ist und an den mittleren Segmenten un- gefähr ein Drittheil der Breite einnimmt, an dem vorletzten und letzten aber ganz vermisst wird. Beim Männchen sind nur ‚die vier vordersten Segmente und das vorletzte braun und in der genannten Art gezeichnet, das fünfte, sechste, siebente hingegen weiss und nur mit einer schmalen braunen, aussen schwarzgesäumten Randzacke versehen; die Segment- grenzen sind wie das Endsegment in beiden Geschlechtern weiss, letzteres seitlich braun gerandet und beim Männchen mit zwei Punkten geziert; auch tiefer eingekerbt, fast zwei- theilig. Unterseite weiss mit zwei unterbrochenen braunen Längslinien nahe dem Rande. Die Behaarung der Rückenfläche sehr zart, auf jedem weissen Pünktchen steht ein Haar, die übrigen auf der weissen Färbung der hintern Segmente; die Randhaare kurz, vorn zu je zwei, hinten zu je drei oder vier. Beine oben schwärzlich-braun, unten weisslich wie die Gelenke; die Hüften wie das ganze erste Beinpaar fast ganz weisslich. Bemerkenswerth ist die Länge der hintern Bein- paare sowohl im Gegensatz zu andern Arten als auch zu den sehr kurzen Vorderbeinen. Das dritte Beinpaar reicht nämlich bis zur Hälfte des fünften Segments, das zweite bis zur Hälfte des dritten Segments; die Oberschenkel der Vorderbeine sind etwas dicker als die der übrigen, aber ungemein kurz, etwa so lang als breit und am Grunde stark ein- geschnürt, die Länge dieses Beinpaares schneidet etwa mit den Fühlern ab. Auf Aquila leucocephala am Ochotskischen Meer, ein Männchen und ein Weibchen. Ich finde-den braunen Grundton der Färbung entschieden dunkler als an meinen auf Haliaetos albieilla in Dorpat gesammelten Exemplaren, bei welchen er der Denny schen Abbildung entspricht. | Ob diese Thiere dem Denny’schen L. suleifrons entsprechen, ist mir nur deshalb zweifelhaft, weil Denny den so charakteristischen Einschnitt am Seitenrande des Meta- thorax weder erwähnt noch abbildet, dieser Einschnitt aber kommt gerade bei seinem sonst so verwandten L. quadripustulatus vor, von dem ich auch nicht mit Gewissheit behaupten möchte, dass es der L. quadripustulaius von Nitzsch sei. Burmeister charakterisirt denselben: griseo flavus, fascüs abdominalibus fusco nigris, utrinque puncto testaceo notatis, 1”°, 6% et 7° interruptis; der weissen Punktreihen auf den Abdominalsegmenten des L. suleifrons gedenkt keiner der beiden Beschreiber des L. quadripustulatus. Das erste Beinpaar unserer Exemplare würde wegen seiner Kürze mehr mit letzterem als mit ersterem übereinstimmen, eben so die Länge des dritten Beinpaares, die Form der Abdominalflecken dagegen mit L. suleifrons. — Sollten vielleicht beide Arten zusammenfallen? Liotheum Nitzsch. \ Caput depressum, scutiforme, horizontale, ore infero, attamen antico, frontis margini Middendor£ff’s Sibirische Reise, Bd. II. Thl. 1. 62 490 Parasiten. propiore; mandibulae bidentatae, breves, durae, labium superius et inferius margine libero subexcisum, palpis brevissimis biarliculatis, palpi mazxillares longiores, filiformes, %-articu- lati, mobiles; antennae sub capilis margine laterali insertae, saepius reconditae in fovea ei abhinc. inconspicuae, "-articulatae, articulo ultimo ovali vel subroiundo cum praecedente, subpedicellato, capitulum formante, oculi sub margine capitis laterali pone antennas siti, saepius inconspieui; thorax bipartitus vel tripartitus, mesothorace plerumgue exiguo, parum distincto et parum mobili, in quibusdam nullo: prothoracis angulo laterali utrinque plus minus exstante; abdominis segmenta 10 (an in omnibus?); tarsi recti, cursorü, 2-articulati, articulo ulroque arolüs praedito, unguibus 2 divaricatis subrectis, apice curvatis, empodio intra ungues; ingluvies symmetrica, aequalis (minime unilateraliter protracla). Colipocephalum Nitzsch. Caput latum, saepius fere panduriforme, iempora a fronte excisura orbitali profundiore lorisque distineta, antennae conspicuae, capitulo subgloboso vel ovali, mesothorax parum distinctus, exiguus, abdomen angustius vel latius ovale. C. ochraceum Nitzsch. ? Nitzsch Germ. Mag. III, p. 299; Burm. Handb. d. Entom. II, 2, p. 438; Denny Anopl. Brit. p. 198, 211, Nr. 5, p. XVII, fig. 3. C. elongatum, angustum, ochraceum, capite breviore quam spatio oculis interjecto, sinu iemporali profundissimo, punctis nigris 4, 2 anticis frontalibus, 2 ad oculos silis margine postico medio nigro, prothorace ovali transverso utrinque ala angusta triangula munito, margine mesolhoracis, metathoracis, abdominis laterali extremo nigro, abdomine plus bis longiore quam lato, fasciis Iransversis castaneis ornato (Char. emend.). Länge 0,9 Lin. Länge von Ei Prothorax, Metathorax und Abdomen in der Mittellinie etwa = 2+- :41/, : 1, :1: 85 grösste Breite — 3+ : 2", : ae 3"... Grundfarbe ocher- braun in's | Kopf mit tiefem Ausschnitt vor den Schläfen, der Durchmesser, an dieser Stelle etwas grösser als die ganze Länge, Vorder- und Seitenrand kurz behaart, an den Schläfen etwa 3 bis % längere Haare, zwei schwarze Punkte neben den Augen, zwei kleinere am Stirnrande, der mittlere Theil des Hinterrandes schwarz gekantet, die Enden der Kante etwas verdickt. Antennen weisslich. Augen deutlich aus zwei hinter einander liegenden Ocellen bestehend. Prothorax queroval, jederseits in einen Aal dreieckigen Flügelfortsatz auslaufend. Meso- und Metathorax zusammen ein Trapez bildend, letzterer hinten so breit als der Kopf. | Abdomen über zweimal so lang als breit, gestreckt oval, der abgestutzte Vorder- rand etwas schmäler als der Hinterrand des Metathorax, kastanienbraun mit blass ocher- gelben Näthen der Segmente, eine Färbung die sich etwas leichter auf dem Meso- und Metathorax wiederholt; die Seitenränder aller dieser Theile, am deutlichsten die des Meso- NMenopon Lagopi. 491 und Metathorax schmal-schwarz gekantet; auf der Unterseite ist diese Einfassung: breiter, nach innen von einer weisslichen Binde begrenzt: Den Hinterrand der Segmente besetzt auf der Rückenseite eine Querreihe von Haaren, wie wohl bei den meisten Arten; ausser- dem noch andere Haare auf der Fläche des Rückens; die Randhaare zu je drei, von denen je eins bedeutend länger als die andern. Das neunte Segment fast eben so lang als das achte, aber merklich schmäler und dadurch abgesetzt erscheinend, fast halbkreisrund. Die Ruthe schimmert auf der Bauchseite des Abdomens deutlich durch. Beine hellhornbraun mit äusserst feiner schwarzer Rückenkante. Auf Limosa rufa, an der Boganida, nur ein Exemplar und zwar ein Männchen. Ich kann nicht verbürgen, dass diese Art dieselbe ist, welche Burmeister und Denny unter diesem Namen beschreiben. Beide Beschreiber stimmen auch unter einander nicht überein. Ersterer giebt als ein Kennzeichen eine Reihe ansehnlicher schwarzer Flecke am Rande des Abdomens an, derer Burmeister gar nicht erwähnt und die ich ebenso wenig gesehen habe. Dagegen lautet Burmeister's Charakteristik «fulvo testaceum, clypeo nec non mesothorace punclis duobus nigris, und bei unserem Thier fehlen _die Punkte des Mesothorax;; wenn man nicht die feine Randkante darauf beziehen will. Menopon Nitzsch. Caput latum, semi lunalum, iriangulum aut ferme trapezoideum angulis oblusis, tempora neque excisura profunda a fronte neque loris completis a syncipite distineta, aniennae capi- iulo saepius subelavato, plerumque reconditae; mesothorax parum dislinclus; exiguus, abdomen latius vel angustius ovale. MM. lagopi Gr. nov. spec. Taf. I, fig. 7. M. ochraceum, capite lunato pone frontem paulo emarginato, punctis ocularibus lineaque transversa ad marginem frontalem et aliera in margine poslico medio sita nigris, protho- race ovali transverso, utrinque ala triangula acutiore munito, margine laterabi mesothoracis, melathoracis, abdominis nigro, suturis segmentorum latis albis, serie pilorum instructis. Länge beinahe 0,9 Lin. > Länge von Kopf, Prothorax, Meso- und Metathorax und Abdomen in der Mittellinie etwa — 1°/,+ : 1, : 1", :1 : 94, grösste Breite wie 3%, : 3: 3'/, : 3"), : 4%. Grundfarbe ochergelb. f Kopf halbmondförmig mit seicht, ausgeschnittenem Hinterrande und hinter der Stirn kurz ausgeschnittenen Seitenrändern, noch einmal so breit als lang, unmittelbar hinter dem Stirnrande eine quere bräunlichschwarze Binde, neben jedem Auge zwei schwarze Punkte hinter einander, der Hinterrand mitten schwarz gekantet, die Stirn haarlos, die Seitenränder des Kopfes behaart, ein sehr langes Haar an der Schläfenecke. Das Auge besteht aus zwei Ocellen. An einem Exemplar ist eine Antenne aus ihrer Grube hervor- getreten. Prothorax etwas ungleich quer-oval, mit einer vor der Mitte liegenden schwarzen % 492 Parasiten. Querlinie, durch zwei dreieckige spitzwinklige Seitenfortsätze geflügelt, jeder Seitenrand derselben mit fünf Haaren besetzt. Meso- und Metathorax fast verschmolzen, trapezisch, vorn sehr schmal, hinten so breit als die grösste Kopfbreite. Abdomen lang-oval, gegen den Metathorax nicht mehr abgesetzt als die Abdominal- segmente untereinander, ochergelb mit breiten weissen Suturen, vor welchen immer eine Querreihe von Rückenhaaren, am Seitenrande Bündel von je fünf; der Rand ziemlich scharfzackig, das letzte Segment hinten mit einer dichten Franze von Haaren besetzt. Unterseite des Abdomens ähnlich gefärbt als die obere, aber nach innen vom schwarzen Rande eine weissliche Längsbinde. Beine ochergelb, die Schenkel an dem Rücken- die Schienbeine an beiden Rändern fein schwarz gekantet. Auf Lagopus alpinus an der Boganida, fünf Exemplare, wie es scheint alles Weibchen. "Trinmoton Nitzsch. Caput triangulum, obtusum, tempora excisura marginali leviore a fronte distincta, pilis longissimis munita, antennae semper reconditae, prothorax quasi cordiformis, mesolhorax solito major, distinetus, metathorax magnus, segmentis abdominis minus aequalis, abdomen ovale antice late truncatum. Tr. conspureatum Nitzsch. Pediculus Anseris Sulz. abgek. Gesch. d. Ins. tab. 29, fig. ". Trinoton conspurcatum Nitzsch Germ. Mag. III, p. 300; Burm. Handb. d. Entom. II, 2, p. 440; Denny Anopl. Brit. p. 202, 232, No. 1, pl. XXIT, fig. I Tr. ex piceo castaneum, flavo marginatum, characteribus nigris mazxime in capite expressis, prothorace late alato, metathorace medio unicolore, abdomine oblongo (in maribus) breeiore quam capite, cum thorace suturis segmentorum flavis, reclis, margine laterali ma- cula duplici nigra notato, una ante alieram posita. Länge 2,5 Lin. Länge von Kopf, Prothorax, Metathorax und ae in der Mittellinie etwa — 5°’, :5:2:% :15',; grösste Breite = 8'/, : 6°, : 7 : 8%), : 10—. Grundfarbe zwischen Pech- und Kastanienbraun. Kopf dreieckig mit breit A maien Ecken, hinten ausgeschnitten, etwas breiter als lang, blässer als die Grundfarbe des übrigen Körpers, ringsum am Rande verwaschen gelblich, zwei” gelbe Fleckchen neben einander in der Mitte, hinter der Stirn eine dunkel- braune, an beiden Enden nach hinten verdickte gerade Querbinde und hinter ihr jeder- seits ein schräger schwarzer, vor dem gelben Fleckchen aufhörender Strich; die Sutur der Schläfen durch einen schwarzen in ungleiche Gabelzinken auslaufenden Strich bezeich- net, die äussere Zinke länger, hakenförmig nach’ aussen gebogen, so dass sie hinter dem Auge den Schläfenrand des Kopfes erreicht, (wo sie sich abermals in zwei kleinere Zioken spaltet), die andere von jenen beiden Zinken, die innere, kurz, fast gerade vorwärts Trinoton conspurcalum. | 493 gehend. Beide Zügel sind am Rande des Syneiput durch eine schwarze Querbinde ver- einigt. Augen mit zwei ansehnlichen Ocellen. Auf der Unterseite des Kopfes ist der hinter dem Munde gelegene Mitteltheil gegen die Schläfen durch zwei auffallende milchweisse Längsbinden abgesetzt. Prothorax herzförmig, auf der Rückenseite mit breit abgestutzter Spitze, durch zwei ansehnliche, abgerundet dreieckige Seitenllügel verbreitert, welche etwa am zweiten Viertel der Länge entspringen, sich fast bis zum Hinterrande hinziehen und weisslich gefärbt sind, während der Mitteltheil des Prothorax kastanienbraun ist und breite schwarze, vorne nach _ innen in eine stumpfe Seitenzacke vorspringende, Seitenränder hat. Mesothorax etwas dunklerbraun mit schwarzem Vorder- und sehr breiten nach hinten in eine Zacke auslaufenden Seitenrändern, letztere schon vorn seitlich über den Prothorax binausragend nach hinten divergirend, kurz; der Vorder- und Hinterrand breit, jener concav, dieser convex. Auf der Unterseite sind die schwarzen Binden zu einem Paar vor- derer Flecken eingeschrumpft, und man kann Parapleuren und Mesosternum unterscheiden. Metathorax sehr ansehnlich, noch grösser als die beiden ersten Abdominalsegmente zusammengenommen, trapezisch, vorn etwas schmäler als der Mesothorax, hinten so breit als der Kopf, von demselben Braun wie der Mesothorax, die Seitenränder mit breiter schwarzer Binde, deren jede ehe sie die Vorder- und Hinterecke erreicht einen längs dem Vorder - und Hinterrande laufenden Bogenstrich abgiebt, ohne dass sich letztere in der Mittellinie erreichen. Das Mittelfeld ist durchaus einfarbig, und durch keine gelbe Längs- binde halbirt. Auf der Unterseite sind deutlicher als am Mesothorax zwei Parapleuren und ein mit der Spitze nach vorn gerichtetes dreieckiges Metasternum zu unterscheiden; auffallend sind zwei milchweisse, in der Mittellinie einander berührende häutige Lappen, welche unten am Vorderrande des Metathorax sitzen und ihm anliegen. Die Unterseite aller drei Thoraxsegmente ist dunkelbraun und kurz behaart, alle Näthe blass-ochergelb, aber auf der Oberseite breiter als auf der untern. Abdomen dunkler braun mit blass- ochergelben Segmentnähten, der Hinterrand der Segmente oben mit einer Querreihe gelber Punkte, und aus ihnen entspringender Haare besetzt, unten nicht ausgezeichnet, indem die ganze Segmentfläche hier kurz behaart ist, der Seitenrand aussen gelblich, nach innen mit zwei schwarzen wie ein Aequalezeichen hinter einander gestellten kurzen Strichen bezeichnet. Randhaare kurz, zu je zwei. Die Länge der Segmente nimmt von den mittleren nach den vordern hin merklich ab, während sie an den hintern sich ziemlich gleich bleibt. Die Totallänge des Abdomens kommt etwa der von Kopf und Thorax zusammengenommen gleich. Beine heller, die Ränder dunkler, an den Hinterbeinen schwarzbraun, ebenso dass Unterende von Hüftstück, Oberschenkel und Schienbein mit einer schwarzen Ringbinde versehen. Die Hinterbeine reichen ausgestreckt etwa bis zum Vorderrande des achten Segments. 494 Parasiten. Auf Anser ruficollis, an der Boganida, nur 1 Exemplar, und zwar ein Männchen. Tr. gracile Gr. Taf. II, fig. 6, 6, a. ©. Tr. pallide ochraceum, characteribus nigris, maxime in capite expressis, prothorace late alato, metathorace castaneo, medio ochraceo, abdomine oblongo, longiore quam caput cum thorace, ochraceo vitlis segmenlorum dorsualibus transversis fuscis, medio attenuatis, antice cavis, utringue dilatatis, breviter bifurcis, nigricanlibus. Länge 2,5 Lin. Länge von Kopf, Prothorax, Mesothorax, Metathorax und Abdomen in der Mittellinie etwa =5:4'),:2:% :18 beim Weibchen — 5: 4", :2:%:47 beim Männchen; grösste Breite — 77, : 3, ::2: 27%, : 9 beim Weibchen, 7 "6 :o hun, . beim Männchen. Diese Art ähnelt der vorigen so sehr, dass ich mich durchaus auf die Beschreibung derselben beziehen kann und nur die Abweichungen angeben werde. Der ganze Grundton ist heller, die Zeichnungen auf Kopf und Thorax dieselben, sogar die beiden blassgelben Fleckchen auf dem Mittelkopf lassen sich mitunter noch erkennen, aber der rechts und links auf der Oberseite stark gebräunte Metathorax ist mitten der Länge nach von einer blassgelben Binde durchzogen, also nicht einfarbig. Die Segmente des Abdomens sind nicht wie dort in ihrer ganzen Länge dunkelbraun, sondern blässer oder dunkler ochergelb und jedes auf dem Rücken mit einer etwas geschweiften braunen an beiden Enden schwarzen Querbinde gezeichnet, der mittlere Theil derselben ist viel schmäler (in der Richtung von vorn nach hinten) als die seitlichen, vorn ausgeschnitten, hinten convex, die Seitenenden nach hinten umgebogen und in zwei rnndliche kurze Zinken auslaufend, welche einen gelben kreisrunden Fleck umschliessen ohne den Seitenrand zu erreichen. Dieser ist nicht heller als der Vorder- und Hinterrand des Segments und dem letztern fehlt die Quer- reihe gelber Punkte, aus denen bei Tr. conspurcatum die Haare kommen. Bei den Männ- chen finde ich den Mitteltheil jener Binden nur halb so schmal als die Seitentheile und gegen diese plötzlich abgesetzt, wogegen er bei den Weibchen nicht so auffallend schmal ist und allmählig in die Seitentheile übergeht. Ferner beträgt die Länge des Abdomens merklich mehr als die von Kopf und Thorax zusammengenommen und seine Breite ist nicht so beträchtlich als bei Tr. conspurcatum, besonders beim Männchen, die ganze Form also schlanker. Das neunte Segment des Männchens ist mehr trapezisch, das des Weibchens breiter und kürzer und scheinbar hinten mehr gerundet, indem hier noch der sanft convexe, beim Männchen kaum bemerkbare Rand eines zehnten Segments hervorsieht, letzterer trägt eine dichte Franze zarter kurzer Haare; beim Männchen sind sie weniger zahlreich (nur etwa 5) und die Haare an der Hinterecke des neunten: Segments etwas mehr entwickelt. Die Ruthe, welche bei einem Exemplar hervorgetreten ist, sieht wie ein dickes, der Länge der drei letzten Segmente gleichkommendes muskulöses Rohr aus, das am Ende in einen abgesetzten Trinoton gracıle. | 495 stumpfzackigen Kopf übergeht und dessen Hautüberzug am Hintertheile einen homig erhärtelen Randsaum hat. Auch bei dieser Art finde ich. unten am Vorderrande des Metathorax die beiden milchweissen wie eine Querbinde gestalteten freien Hautlappen, derer fast Niemand gedenkt. | Auf Anas falcata, acuta und glocitans an der Boganida, mehrere Exemplare, Männ- chen und Weibchen. Es sind zwei Trinoton- Arten von Enten bekannt, welche ‘unserer noch ähnlicher als das Trinotum conspurcatum sind, Tr. luridum Nitzsch, und Tr. Pygmaeum Kolenati. Jene ist von Denny ausführlicher beschrieben und abgebildet*), diese von Kolenati**), beide aber weichen darin von unserer Art ab, dass die Querbinden der Abdominalsegmente gerade Ränder haben, und die braunen Binden breiter oder höchstens eben so breit als die gelben erscheinen, wogegen bei unserer Art das Gelbe entschieden die vorherrschende Grundfarbe ist, auf welcher die braunen Binden auftreten, nicht als gerade Bänder, son- dern in der oben angegebenen Weise \förmig gebogen und an verschiedenen Stellen ver- schieden breit. Auch ist das Abdomen bei Tr. luridum und pygmaeum entschieden weniger schlank und nach den Abbildungen zu urtheilen, etwas kürzer als Kopf und Thorax zu- sammengenommen, bei unserm Trinoton länger und schlanker. Aus diesen Gründen halte ich mich, wenn anders jene Abbildungen vollkommen zuverlässig sind, für berechtigt, eine neue Art aufzustellen. Dass sich übrigens die beiden andern Arten unterscheiden sollen, scheint mir. noch zweifelhaft, da die vertieften, dem Tr. pygmaeum eigenthümlichen Punkte vielleicht nur solche, aus denen Haare kommen, und bei Tr. luridum nicht aus- drücklich angegeben sind, wie ich sie auch in der Figur von Tr. conspurcatum vermisse: auf die Anwesenheit einer schwarzen mittleren Prothoraxlinie bei Tr. luridum legt Ko- lenati ein besonderes Gewicht; Denny giebt hier nur eine Vertiefung an. Die Färbung scheint mir in beiden Arten übereinstimmend. Kleinere, auf’s lebhafteste an Tr. squali- dum erinnernde, Thiere von derselben Anas glocitans, deren Länge 1,5 bis 2 Lin. beträgt, halte ich trotz ihrer verschiedenen Färbung nur für junge Individuen derselben Art. Sie sind hellocher- oder etwas röthlichgelb und haben nur sehr schmale schwarze Seitenrän- der an den Thorax- und Abdominalsegmenten, die Mitte des Abdomens erscheint wie eine etwas dunklere mit zarten dünnen aber schon etwas gebogenen Querstreifen besetzte, von dem Seitenrande deutlich durch einen hellern Raum getrennte Brücke; es fehlen alle oben beschriebenen zierlichen Charaktere auf dem Kopf und Thorax, bis auf die Ring- zeichnungen der Beine, dafür sieht man auf dem Kopf drei strahlig aus einem Punkt auslaufende weisse Nähte, von denen eine senkrecht auf dem Hinterrande steht, und zwei vor den Augen enden; sie theilen den Kopf in drei Felder: ein mittleres vorderes Stirn- feld und zwei seitliche Schläfenfelder, und scheinen auch bei Tr. squalidum vorzukommen. “ *) Anopl. Brit. p. 202, 234, No. 2, pl. XXII, fig. 2. *%*) Meletemata enfomol. Fasc. V, p. 139, tab. XIX, fig. 5. 496 Parasiten. % Sollte diese Denny’sche Art nicht vielleicht auch nur ein Jugendzustand einer andern sein? Bei keinem einzigen Exemplar, auch nicht bei den kleineren, sehe ich die Antennen vorgestreckt, und Denny scheint der einzige Beobachter, der sie genauer untersucht hat; nach ihm sind sie an der Spitze nicht keulenförmig, sondern eher etwas verjüngt und endigen hier in eine Borste. Der Körper, den ich für dieses Organ halte und Taf. II, fig. 6. a. abgebildet habe, ist durchaus ungegliedert, kurz, stumpf und leicht nach aussen gebogen, liegt aber gerade an der Stelle, wo man sonst die Antennen zu suchen hat, nämlich unmittelbar vor dem Auge in einer durch den Vorsprung des obern Seitenrandes über den untern gebildeten Rinne. Physostomum Nitzsch. Corpus elongatum, capul oblongum, frontem versus altenuatum, iempora parva, angulo retrorsum verso, antennae semper reconditae, oculi ad marginem posticum proximi, labrum cornua subtus excavanda exserens, a lateribus plicatum palpi mazillares breves, marginem lateralem capitis haud excedentes, gula prominula, prothorax magnus, mesothorax cum metalhorace connalus, abdomini arctius conjunctus, ut illud marginatus, abdomen oblongum. Ph. mystax Denny. Denny Anopl. Brit. p. 203, 244, No. 1, pl. XXIII, fig. 6. Ph. pallide flavum, capite et thorace minus pallidis, laevissimum, angulis temporum subacutis, margine frontali capitis truncato, lateralibus rectis, postlice leniter curvatis, postico bis excavato, piceo, prothorace paene orbiculato, antice et postice late truncato, leniter exca- vato, marginato, metathorace .et abdomine piceo-marginato, prothoracem versus sensim atle- nuato, pedibus pallidis. Länge 2°, Lin. Länge von Kopf, Prothorax, Metathorax und Abdomen in der Mittellinie etwa — 1), 3: 4%, , 16’), grösste. Breite — 5: 4, 2:6 .,8. Kopf, Thorax und Anfang des Abdomens ochergelb, der übrige Theil desselben blassgelb. Kopf länglich, nach vorn langsam verschmälert mit geraden, nur hinten an den Schläfen leicht convexen Seitenrändern, breit abgestutzter sanft gerundeter Stirn, spitz nach hinten vorragenden Schläfenecken und zweimal ausgeschnittenem fein braungesäum- tem Hinterrande. Die Fühler, an deren Existenz Denny zweifelt, sind, wenn gleich ver- steckt, doch ihrem Umriss nach zu erkennen, indem sie durchschimmern, wie immer nach hinten gerichtet, sehr kurz mit einem grossen ovalen Endgliede und einem Paar nicht deutlich zu unterscheidenden schmalen Basalgliedern. Ihr Ende liegt gerade vor dem Auge, welches am Seitenrande ganz nach hinten gerückt ist, und in einem kleinen Ausschnitt im vierten Fünftel des Kopfes steht. Die ganz vorn gelegene Oberlippe hat einen hor- nigen Saum und gefaltete in eine Art Zipfel auslaufende Seitenwände wie eine Tasche. Prothorax fast kreisrund, vorn und hinten breit abgestutzt und ein wenig ausge- Pedieulus hıspidus. 497 schnitten, dort um’ die mittlere Hinterecke des Kopfes aufzunehmen, hier aber frei über den Anfang. des Mesothorax hinüberragend. Sein schmaler Seitenrand ist ein wenig bräunlich. Meso- und Metathorax ganz verschmolzen, trapezförmig, vorn gegen den Prothorax sichtlich eingeschnürt, hinten sanft in das Abdomen übergehend. Unten erkennt man an diesen Theilen wie am Prothorax ein schmales durchgehendes Sternum, dessen Seitenränder, wie es scheint, etwas hervorragen; alle drei Sterna scheinen mit einander verschmolzen zu sein. Abdomen länglich, nach hinten zu allmälig verbreitert, mit pechbraunem Seitenrande, der sich obwohl etwas blässer auch am Meso- und Metathorax fortsetzt; vom sechsten Segment an verschmälert sich wieder das Abdomen, doch nicht in dem Grade als nach vorn, der Hinterrand ist leicht gekrümmt, und trägt auf seiner Rückenseite etwa sechs schwarze, bei schwacher Vergrösserung wie Punkte aussehende kurze Spitzchen, der Sei- tenrand, der nirgends Zacken bildet, einzelne zarte Haare. Uebrigens unterscheide ich nicht mehr als acht Segmente. Beine blassgelb. Auf Turdus ruficollis, nur 1 Exemplar, wie es scheint, ein Weibchen. Fam. Pediculina. Pediculus auct. Burm. Caput orbiculatum, oblongum aut lyratum, poslice rotundatum aut acuminatum, os in fronte extrema situm, rostrum retractile, (vagina molli, apice amplificata uncis corneis dupliei serie. armata, tubum corneum continente?) antennae filiformes 5-articulalae, artieu- lis plerumque aequalibus, primo saepissime incrassato, secundo reliquis longiore in margine laterali medio insertae vel magis anticae; oculi minimi pone aniennas sili, saepius non con- spicui; thorax minutus, abdomine angustior, segmentis inter se connatis, abdomen sejunctum, satis obsessum, segmentis distinetis 7, 8 et 9, postremo marium rotundato, exitu intestini et genitalium dorsuali, feminarum exciso vel paene bilobo, ano inter lobos sito, vulva proxima ventrali, pedes homonomi scansorü. a. Segmentis abdominis 8. P. hispidus Gr. nov. spec. Taf. II, fig. 2 P. elongatus, ex ochraceo albidus, capite thoraceque minimis, abdomine magno, capite quasi hexagono, pone antennas dilatato, genis rotundatis, postice acuto, interdum oblusiore, in thoracem provecto, thorace hexagono, postice obtuso, abdomine elongato, transverse fuscius striato, margine laterali corneo segmenlis 8, anterioribus 3 trapezoideis angulis posticis exstantibus in spinam brevem retrorsum proveclis, ceteris obtusangulis hexagonis, selis cu- Jusque segmenti triplicem seriem transversam componentibus, unius seriei alieram attingenti- bus, pedibus posticis- crassioribus quam anierioribus. Middendor{f’s Sibirische Reise, Bd. II. Tbl. 1. 63 498 Parasiten. Länge etwa 0,7% Lin. ; Länge von is Thorax und Abdomen in der Mittellinie etwa = 1'/, : '/, bis 8; grösste Breite = 1 : 1'/, : 3°/, : Ochergelb in’s Weissliche. Kopf im a sechseckig, die Stirnspitze ziemlich rechtwinklig mit etwas convexen Seitenrändern und weniger stumpf als sie Burmeister bei P. spiniger*) und Denny bei P. spiniger und, spinulosus**) abbilden, hinter den Fühlern merklich verbrei- tert, mit gerundeten Wangen, die Hinterecke in den Thorax vorspringend, gewöhnlich schärfer als die Stirnecke, zuweilen aber, wie mir schien, Siuampier. Antennen sehr dünn, mit Ausnahme des Grundgliedes. Thorax sechsseitig, aber mit ausgeschnittenem Vorder- und geradem Hinterrande, etwas breiter als der Kopf, die Ecke des Seitenrandes stumpf, die grösste Länge fast noch einmal so gross, als die in der Mittellinie gemessene, indem hier die Hinterecke des Kopfes so weit einspringt. Abdomen gestreckter als bei den genannten nahe verwandten Arten, etwa viermal so lang als Kopf und Thorax zusammengenommen, die drei vordersten Segmente trapez- föormig, hinten am breitesten, diese Ecke in einen kurzen, fast anliegenden nach hinten ge- richteten, jedoch nicht immer sichtbaren Dorn verlängert, das fünfte Segment das längste und breiteste, und wie die nächstfolgenden sechsseitig, indem der Seitenrand ein Stück vor der Hintergrenze in einen stumpfen, die beiden Randborsten tragenden Winkel vor- springt, während an den ersten drei Segmenten die Borsten an der scharfen Hinterecke selbst sitzen. Das achte Segment kürzer als die vorhergehenden, sanft abgerundet, fast- abgestutzt, jederseits mit einem Haarbündelchen und einem untern etwas längern Haar am Hinterrande. Sowohl die Rücken - als die Bauchfläche erscheint am Mitteltheil braun quergestreift, und jeder Streifen trägt eine Reihe kurzer, blonder, glänzender Borsten, welche mit ihrer Spitze das Hinterende der nächstfolgenden berühren, die Zahl dieser ‚ Streifen ist nicht ganz leicht anzugeben, doch scheint mir, dass auf jedes Segment drei derselben kommen; die Ränder jedes Segments nimmt eine blassbraune hornige Platte ein. Beine bräunlich oder graulich, das dritte Paar viel dicker als das zweite, und dieses wiederum dicker als das erste. Auf Lemmus obensis am Taimyrsee, mehrere Exemplare, wie mir scheini alles Weibchen. P. laeviusculus Gr. nov. spec. Taf.,II, fig. 3. P. oblongus, pallide ochraceus, capite oblongo, fronie rotundata, margine laterali eccavata, iemporibus ihoracem versus paulo dilatatis, maryine postico in angulum acutum esxeunte, thorace utringue rotundato, abdomine oblongo, selis parvis sparsis obsesso, segmentis 8, Prüno utrinque obtusangulo, % proximis postice in angulos acutos an us Länge 0,6 Lin. bis 0,7 Lin. *%) Burmeist. Gen. Insect. Tab. TI, fig. 5. **) Denny Anopl. Brit. pl. XXIV, fig. 5, p. 6, 27, No. 3, p. 6, 26, No. 2. Pediculus capitis. 499 Länge von Kopf, Thorax und Abdomen in der Mittellinie etwa = 1%, : °®/, : 5; grösste Breite — 4 : 1‘/, : 3'/, bis 4; Färbung blass-ochergelb. ‚Kopf länglich, die Stirn abgerundet, die Seitenränder sichtlich ausgeschnitten, die Schläfen flach gerundet, nach hinten ein wenig verbreitert, der Hinterrand in eine scharfe Ecke vorspringend, in den Thorax hinein verlängert. Antennen merklich dicker als bei der vorigen Art, auch etwa um '/, kürzer. | Thorax etwa zweimal so breit als lang, mit convexen Seitenrändern, vorn eckig aus- geschnitten, hinten eckig vorspringend. | Abdomen länglich eiförmig, hinten verbreitert, etwa zweimal so lang als Kopf und Thorax zusammengenommen, mit acht Segmenten, der Seitenrand des ersten eine stumpfe mittlere Ecke bildend, der des zweiten eine weniger stumpfe, der des dritten, vierten und fünften in eine scharfe Hinterecke oder einen Zahn vorspringend. Der Seitenrand nicht hornig erhärtet. Ausser den zu zwei stehenden Randborsten sieht man nur einzelne wenige auf der Mittelfläche, und diese fallen nicht eben sehr in's Auge. Beine gelblich, das dritte Paar etwas dicker als das zweite, und dieses wie gewöhnlich dicker und länger als das erste. ; Auf Spermophilus Eversmanni bei Jakuisk, mehrere diekere und ein schlankes Exemplar. Diese Art scheint am meisten P. spiniger Burm. zu ähneln, unterscheidet sich aber von ihm durch ihren längeren hinten nicht herzförmigen Kopf, den breiteren Thorax, das verhältnissmässig kürzere Abdomen und die dickeren Hinterbeine. b. Segmentis abdominis 7. P. capitis de Geer. Pediculus humanus Var. capitis Linn. Pediculus capitis Burm. Gen. Insect. tab. I, fig. A, 2. P. lividus, segmentis omnibus in latere externo nigris, vie in margine pilosis. Ein auffallend grosses Weibchen von 1,6 Lin. Länge und fast 0,7 Lin. Breite (noch nach 8jähriger Aufbewahrung in Weingeist), scharf ausgefärbt, die Grundfarbe mehr röthlich gelb, der Thorax etwas dunkler, sein Rückenschild mit drei strahlig vom Seiten- rand gegen den Mittelraum eintretenden schwarzen Strichen die Seitenränder des Kopfes schwarz gefärbt, an den Einbuchtungen des Seitenrandes vom Abdomen jedesmal ein weisser querer nach innen tretender birnförmiger Fleck. Die Vulva, eine Querspalte am vorletzten Segment, ist rechts und links mit einem hornigen, sanft nach innen gekrümm- ten Haken bewaffnet, der bei kleineren Exemplaren weniger in’s Auge fällt. Dieses riesige Individuum ward einem Samojeden am Taimyr-Fluss abgenommen. 500 Parasiten. Fam. Pulicidae. Pulex L. k Corpus a latere compressum, capite et ihorace parvis, abdomine magno mulioque altiore; caput oblongum, ore sub apice sito, masxillae acuiae vel iruncatae palpis exstantibus, 4-ar- ticulatis, palpi labiales minus fortes "-articulati, vaginam componentes, setas 3 circumdan- tes, antennae breves, fere 6-arliculatae, pone oculos in foveis reconditae, retroversae, in maribus quarundam specierum liberae; thoracis segmenta 3 separata, prothorax capiti arctius conjunctus; abdominis segmenta 9, dorso marium paulo cavo, feminarum fornicato; pedes longi, a latere compressi, paris 3” longissimi, coxa crassissima, vie breviore aut longiore quam femur ; tarsi 5-articulati. Pulex penicilliger, Gr. nov. spec. Taf. II, fig. 7 o, fig. 9 a. P. longiusculus, colore paene castaneo, fascüis iransversis abdominis fuscioribus, capite nudo, (genis haud spinulosis) prothorace pectine postice spinarum nigrarum .dorsualium armato, segmento abdominis 7”° supra selis aliquot nigris notato, penicillum minutum com- ponentibus, articulo tarsi 5° pedum anticorum, !° posticorum celeris longiore. Länge über 1 Lin. Gelblich kastanienbraun. Länge von Kopf, Prothorax, Mesotlıorax, Metathorax und Abdomen in der Mittellinie des Rückens etwa —= 2‘), : 1"), :1%, : 1), :9 bis 11; grösste Höhe — 2'/, : 2°, Ale Kopf glatt, schief eiföormig, vorn stumpf, Untergesicht und Wangen ohne Stacheln, wodurch sich diese Art von dem sonst sehr ähnlichen P. Martis Bouche unterscheidet. Die Maxillenpalpen merklich kürzer als der Schenkel des ersten Beinpaars, etwa um '/, länger als die schmal dreieckigen, ein wenig sichelartig gekrümmten Maxillenladen, (wenn anders die an der Basis der Maxillen liegenden blattartigen Mundtheile diesen Namen mit Recht führen) mit vier sehr scharf abgesetzten borstigen Gliedern, die Lippenpalpen viel zarter, gerade, die Hälften einer Scheide bildend mit schwach angedeuteter Gliederung, — ich kann mit Sicherheit fünf Glieder unterscheiden, von denen jedes eine Borste am Ende trägt. Zwischen diesen Palpen drei borstenartige Theile, von denen die paarigen gleichgebilde- ten, und wie es scheint rinnenartig ausgehöhlten den unpaarigen, (nicht wie bei P. irritans leicht gesägten, sondern glatten), dünneren in die Mitte nehmen. Bouche giebt bei P. Martis die Maxillenladen zweigliedrig, die Maxillenpalpen fünfgliedrig und die Lippen- palpen viergliedrig an. Prothorax viel kürzer als der Kopf und zu seiner Aufnahme vorn seicht ausge- schnitten, oben am Hinterrande mit einem nach hinten gerichteten Kamm von etwa vier- zehn kurzen stumpfen schwarzen horizontalliegenden Stächeln bewaffnet. Meso- und Metathorax länger als der Prothorax mit seinen Stacheln, wie fast alle Abdomensegmente nahe dem Hinterrande mit horizontalliegenden Stachelhaaren besetzt. Laelaps. 501 Abdomen sehr gestreckt, beim Weibchen oval, hinten sehr verjüngt, beim Männchen fast nierenförmig gekrümmt, oder mit geradem Rücken- und convexem Bauchrande, hin- ten stumpf abgerundet; die Segmente mit einer mehr oder minder undeutlichen dunkler braunen Querbinde; auf dem Rücken des siebenten Segments am Hinterrande ein kleiner Büschel oder Kamm ansehnlicher Stachelhaare, welche den Stacheln des Prothorax nur wenig nachstehen, an Länge sie und auch alle andern Stachelhaare des Körpers über- treffen, und schräg nach hinten gerichtet sind. Bouche& erwähnt bei Pulex Martis nichts ähnliches. Hinter diesem Büschelchen beim Männchen ein stumpfwinkliger Ausschnitt des Rückenrandes selbst. Beine nicht ungewöhnlich, die Hüften des ersten Paares halb so schmal als die des zweiten und nicht punktirt wie bei P. Martis, die Hüften des zweiten Beinpaares merklich schmäler als die des dritten, und beide an ihrem Unterrande hinten mit einem kleinen runden Ausschnitt versehen. Die Schenkel des dritten Beinpaares am Hinterrande mit einer Reihe kurzer, dünner Haare besetzt. Am ersten Beinpaar das fünfte, an den übrigen das vierte Tarsenglied das längste. 3 Auf Mustela Sibirica, bei Turuchansk, mehrere Exemplare, Männchen und Weibchen. KLASSE ARACHNOIDEA. Ordnung Acarina. Unterordnung Cursoria Koch. Pedes sex-artieulati, mandibulae (plerumque) cheliformes. Fam. Gamasina. Palpi liberi, filiformes, cum mandibulis extremitati laminae basilaris affizi, ocelli nulli aut indistincti, pedes in carunculam exeuntes, plerumque unguiculos 2 ferentes; ani- malcula parasita vel vagantia. Laelaps Koch. Koch Uebersicht d. Arachnid. syst. Heft III, p. 88, tab. X, fig. 48. Corpus rotundatum nitidum leniter depressum, dorso neque sulco transverso, neque dif- ferentia coloris in partem anteriorem et posteriorem diviso, limbo albo cincio, pedes ad 502 Parasiten. basin minime inier se distantes, minus longi, anteriores ceteris (plerumque) longiores, mazillae simplices, ocelli nulli. Koch giebt am vorletzten Gliede der Taster oben ein Häkchen an, dies habe ich bei unserer Milbe, welche sich sonst von Laelaps nicht unterscheidet, ebenso wenig finden können, als scheerenförmige Mandibeln, woher ich mir die Charakteristik der Unterord- nung und Gattung in etwas zu ändern erlaubt habe. | L. Lemmi Gr. nov. spec. Taf. II, fig. 5 8, fig. 8 ®. | L. corpore ovato, antice integro vel paululum sinuato, setoso, dorso ochraceo, limbo albo, pedibus gracilibus diversae longitudinis, anterioribus vix crassioribus, pari 1”° lon- güudinem corporis paene aequante, 4° paulo breviore, 2% er 3X multo brevioribus, 2% omnium minuno, ‚Länge etwa ‘/, Lin., Länge zur Breite = 7: h. Körper dem Umfang nach eiförmig, vorn verschmälert mit kaum bemerkbarer Aus- bucht des Randes zwischen dem ersten und zweiten Beinpaar, bei den weniger dicken Exemplaren, Oberseite sanft gewölbt, etwas platt gedrückt, kurz aber dicht behaart, mit ochergelbem Rückenschilde und weisser, vorn fast verschwindender, hinten an Breite zu- nehmender, kaum minder harter Randwandung. Unterseite weiss, ebenfalls mit Haaren besetzt; der Zwischenraum zwischen den Beinen des ersten und zweiten Paares, so wie zwischen den hintern von einem kleinen ochergelben Bauchschilde eingenommen, das vor- dere derselben ist quer viereckig, und etwas breiter als das hintere, dieses etwas geigen- formig, über die Insertion des letzten Beinpaars hinausgehend und länger als das vordere. Kiefer griffelförmig zugespitzt. Beine kürzer als der Körper, dünn, ungleich lang, das erste Paar das längste, nächst ihm das vierte, dann das dritte, am kürzesten das zweite; die vordern beiden Paare ein wenig stärker als die hintern, alle mit einer sehr gestreckten zweilappigen Karunkel endigend, welche leicht verloren geht; Klauen am Grunde derselben kann ich nicht ent- decken, sondern sehe bei einigen Exemplaren an dieser Stelle nur zwei kleine Anschwel- lungen, bei andern gar nichts. Auf Lemmus Obensis, mehrere Exemplare. Die entschieden eiförmige Gestalt des Körpers und die sehr ungleiche Länge der Füsse unterscheidet diese Art von den von Koch”) beschriebenen und abgebildeten L. agilis und hilaris, deren Körper fast kreisrund angegeben wird und deren Beine stämmi- ger aussehen, doch habe ich die Vergleichung mit diesen auf unsern Feldmäusen vor- kommenden Parasiten selbst zur Zeit leider nicht anstellen können. Von demselben Lemming hat Herr v. Middendorff eine andere Milbe in mehreren Exemplaren gesammelt, welche ich so sehr als eigene Art aufzustellen Anstand nehme, *) Deutschland’s Crustaceen, Myriapoden und Arachniden. Heft IV, Taf. 19 und 20. Laelaps Lemmi. 503 dass ich sie vielmehr für das andere Geschlecht der eben beschriebenen halten möchte, und zwar für das Männchen. Sie hat nämlich durchaus dieselbe Färbung, ist aber etwas kleiner, (indem sich die Länge zur grössten Breite — 5 : 3'/, verhält), die Behaarung spärlicher aber länger, der Schulterausschnitt am Rückenrande so beträchtlich, dass er sogleich in’s Auge fällt, die Beine und Mundtheile kürzer und stämmiger (erstere in der Regel stärker eingekrümmt): mit einem Wort diese Thierchen verhalten sich zu den eben beschriebenen, wie Koch’s L. agilis und hilaris zu seinem L. festinus und pachypus*), von denen ersterer mit L. agilis auf demselben Thier schmarotzt, letzterer hingegen mit L. hilaris zusammen vorkommt. Ich vermuthe demnach auch hier eine blosse Geschlechts- verschiedenheit. Uebrigens sieht man auf der Bauchfläche der ersten Form hinten ein ganz winziges ' rundes ochergelbes Plättchen, bei der zweiten, von mir für das Männchen gehaltenen, statt seiner zwei kleine lineare schwärzliche, hinten etwas convergirende, durch die Haut durchschimmernde Körperchen oder Zeichnungen. %*) O. c. Heft XXIV, Taf, 7 und 8. Druckfehler Statt Taf. I, oder Taf. II, — lies durchweg in dieser Abhandlung Taf. XXXI, oder XXXII (dieses Werkes). / Verzeichniss der in den vorstehenden Bearheitungen abgehandelten Mollusken und Parasiten. *) A. Mollusken. Seite. Achätina .eirice: Sr. el) Acmaea s. Patella. Re Ampbidesma corbuloides............ 265 Anatına stlatar. na... ME, Mur Eu 265 Anodönta analina. .. #. -. 2... ..% 283, 398 EBBERTIERSISE a. 2 284, 396 B zanıplanataeeee 2... 10 N 397 S EEE ee 395 ern henetlea, Sal... Dt ee ae 278 ; Niddendorht,. .....7.9.. ul... 397 PERLBEDISEINANSE NR A la. ne. 397 & ponderosa: . "ı. &... . „Me... . 398 Fr Sedakowiin...; -.. m ae... i . 283 = CHERILOSA 9. HA 396 Anomia macrochisma. . Hd: 22.20... 212 Arsonmia.arclicd. .- -.- 2... aan « 240 AARkirte COMpTessas, W. auclea u er une Aa An 252 SS UArTEnSIS H. IL PR. ee. en 3. 250 lachen... An: eh. A 250 er Bere Fe, 2 Ve 250 I HBEINISUNGALA: ER ae 0; 250 ee TREE 250 Buccinum s. Tritonium. e SIOhUlOSUDIEN.n. =. eK We 2 238 x laevissimum.. .. ..... Be: 239 Bollıı ampullaseu al a, 237 Caxdita/berealisa „E. © ed on Rn on . .. 247. BT Re ee 248 Seite Cardium Californiense. ....... ul 248 GHiton amiewlatıls . . 2. 2... u 170—174 DE Brandtm Na... Re a 174 Ss Emersoniiig ra. nn) 170—174 Das ABmOreUSIK... 2.0. ha. 182 Sehallasipen. 0.0 TahiBane.. 163 39%. SURMARMOREUS. 2... 20 an laentanc . 178 2. u vestitunw... nn SE et 170—17% Gingula aculeus.. .. .u. .....2..M En. 195 PRBONISEEH. 42 nenne en ee 193 % minmlaRr 4 ei ra . . 19 BE RS Ra." 195 Cryptobranchia vergl. Patella caeca. Myelasicalyeulata. %... ... 2 MB. 287 ». Macusiris ia ..R,. u. REN 287 RO RN EREEREIRE, % hi) re 288 Eyelostoma acutum. Me. ER \® 193 8 ETELL IL TR re 194 Defraneia s. Pleurotoma . ........ 223, 328 Einester der Nat. clausa oder pallida ...... 211 Eiskapseln der Purpura Freycinetü .... .. 221 Fusus s. Tritonium WERCOHLTATIUS. 2 .Wen.. ea ee 229 Prfornieatus.. . 2 m: OR 226 SSINIiSITOTBUSAR Mai: Read ee ce 229 Gulnaria s. Limnaeus. Hamachiton s. Chiton. *) Die mit cursiver Schrift gedruckten Namen bezeichnen diejenigen Arten, welche in den vorstehenden Ab- handlungen als selbstständige anerkannt und unter selbstständiger Nummer aufgeführt worden sind. Middendorff’s Sihirische Reise, Bd. II. Thl. 1. 64 506 Seite. Helix carthusiana 7» >. 2.0 net 301 na CIaUsa "ne 2°. RE RENNEN 307 ss. frullelm 3.08 00 Wr Re 303, 30% 5; Jhispidan. 1... sr ER 305 „.; Narzanensis''.2.124.,..0. 00 ms un: 302 per EN 307 „.. ‚perspectiva.® ......... RR ST * 305 „2. "pratensis „0.2, ER RR AL 0 302 a LU Ra a Baer. 306 1. ruderala 2. 0 a 305 sr 4Schrenkas sun. re ee 302 »., similarisues. i..unn 30% „. Nstmalellai'.e un ler sa 0 305 Saar! SUBDENSondle. os. ee 306 Hiatellakoblonga.. “© 0. 2 ee... 254 Baeuna glacııls “rar ee 197 1,74 Montagen 214.0 WR Melies 325 2 neritoidean. sa Lu Ze NR 325 A Dallidulaı Sn. 2 a5 UMS 325 1,5 puteolue: 7. 2.2 u N N 325 Emaachnhiarctiea. WE nee. 240 5 helicialie® ..%.... zur. „auc.e eRaRaneir IM 240 Eisnax subfuscus. .. .«...re nn m.. 42% Limnaeus aurieularius. 2: 2er. cr. 293 hs Gebleri » ©... Pe. Un 292 a Kamischalieus. .... » ya TE 295 5 leucoslomus » 2 2. . Selle 297 x OValUSsı.)., 20. 0 se Are. 294 5% Dalusiıs nee ee en 296 ” DEREgerBN N ne ers einealeiekas 296 2 Stagnalıswahan 0. nel Eee a: 296 “ Irunealulas Wa. 3 REN. 297 > vulgarie.y. alla. ae: ae BU 294 Eittorinagnanaısı, 2 0a a. en. 198 7 Kurdasn 2 DNS N 2A ». upulehaant. en men Det. 2. 200 “ Squalidate A ze 3 RU D 200 Be süublenebrosal. 2 rm Ei 202 Lyonsia gibbosa... nom na. ca 265 Rn Nor VBgied ne 264 5° 8 Drlaltat »..0, or Ms Nee Mt. 265 Machaera cosiata.. 2... a Er me 269 Macroma tenera. ., a . 257 Mactra ovals.... 1. ee ee. 263 Seite Maetra ponderosa . ....- 2... 0.00. 26% BI SIR EN ee ee 26% Masdala'striatan...... 2... een. te Selen 265 Margaritalarehea. en. el. Bl Mentula mazına...... 2... Sm. No 266 Mediola Giseors‘. . 2.2... 1ER, 339 era Ne 339 „ 25 Pohana a. ri: er 339 Modiolaria nigra... .... .. ne N 245 AR VErNaCOSah.n en Ale ee 2h% Mya.drenaria... ld wa ae tale oben il saahyalına ©... 3. 02 eo 265 »,, Norwegiea .....'. „0 0.0 265 >. Prlapusi.. DI Er ee 266 , slrlatan a aa ua oe ee 265 ILS ne 266 . Üddevalensis. ur 2. \ mi re 267 Myatellarstriatar. 2 2.02 0 00er 2 ee 265 IMS USERS 0 lee le ee 245 4 Imeuevatusıa li... ee 246 Nacktkiemer' ... 4 2%. 202. Be Re 20 HNalca aperia,.n . nen ee a R20R 1. ‚Dorealis. .. 3. ar. ae 210 330° 1 CIGUSCEE RER akt a en TE ee 208 . Consolldatan. u. u... nee ee 208 vr allavan.. 2 ua. rl a 207 1: Gauldii si... Me De. 210 2. janthostomak. 0. ee 209 dag. ee a ae 210 septentrionalis'., .... wu u. ee 208 Nucula s. Yoldia. .. dentieulan. ma a 247 5 U LETNBRISHE AIR, uhr vun SU eNge Zeh Done ee 247 Osteodesma corbuloides . ... 2.2... ... 265 aa hyalinat. a. N. ne 1... nd Paludina achatinoides. ....: 2 .:... 312 Rs balthiea 0.832... 2080 Se 19% 1. Inapuau rn. Ra 298 2 Hicks... ze In DAS. ee 299. ns lenlaculala: in... 2 298 Baludinella acaleusem. 2... nee 195 5 Cingulala, 2 2.22 a2 196 r Murialica . a... nenn ee nee 192 OCoBar Ka hehe Velliesbe has Me ee 193 Seite. Faludinella pusilla.....- ...... u einAntk: 193 R" SLAGNaPISı ap an A ee. 192 er thermalis“.. .......r. mau 192 Rn ulvaeı cn. u. OT 193 Pandorina arenosat.:.n-H. rer. nor KR: 265 e COFFUSCANS. 3.4.4.9: 2 DR 265 Pahopaea Norvegiea .- 1 Ba 269 Hätella eueca.: ..... 0 ur DREIER 183 1 Balına 5.2 So hfnasgeg an ARE. 187 a» POLEN una magan Da share or ARE 186 3, DH -DERSONA N Rene DE 130 Sr ISCUtUBN: Na ee ee. ER 187, 191 stestudinalis & 7.08 4.000, Meint 185, 190 Eihysanhumnorum..... in Ra a EEE: 298 Piidiumisammedum 2.0. 202 0 21 Pisidium fontmale....... 2 EN. 288 RETTET A o. . 288 Blanorlaspalbusı A, Wale. 0A 289 Bi EOMPIANHUSE.-. sm. = Siehe en pie 289 se EBRLORTRSIE N 0 Se EL oe 291 CORE TR I en ES 289 it DISDIUSa sa EN ee ee 290 5, lERCOSLOIME Di een. 2923 Y ERALTINALNIB. 66; valtan Pnne ez pge o. 289 “ NIIT REREN ee 292 a a Re EN ER ERBEN DENE 291 Pleurotoma Schantarieum . . x... 20.2.2323 5 SUPER Re. A einen. 223 Eenamubiarfuscat. Bra a Rn, 261 | Kol lae a ik 261 Hunatmüschgum Wir sun 008er aa 308 Parpura attennalas.. nm ee 219 EN WEREHEINEIN al eh nee. ea ei 219 ie ABM IUSL. R.; 220—222 BEIESOA DELHI. ae euere 195 = lalan sa N. 2 en whe 194 5 WESARATISTH LE lan ANREe 193, 194 Sansunolaria Suse. are BEN... 261 KOREA. a 257 Saxıcaya atelica... N San Re} 35% 33: „ DYSSHELA no. Nie ar RA: 254 5 disforfa-. ,- 2... = AO Eee 254 4 gällicana. 37.2 lee re: 253 h Grönlandica. 7... ir nu 254 Saxicava minufa. .... ae as } 25% RDNOLANS N TE are ce 253 UHR RURGSA. 0, 2 253 Scalaria Groenlandica. ...-. 2. 22.... 213 SW OERatensis it. 2 San 213. Solecurtus costatus ..... . RER IR 270 2” Nuttallish sus [.8aend) ae. . 270 Solen altus. .... N ARE > ranlan , 270 & Americanus... Saba). ger 270 r ..costatuis... 4... das N 270 BE ma ximüR.... ee ern 270 EL TIDEIUS le 2, kan ana an ann ABER TERN ON 270 B3 TNINUERIS. sera. Jene te gen en ee DURFTEN. 254 PIRMITdUS Ta, ee TEEN 270 a splendensan. We u... 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Dahumieus‘ u... 2.2... ofen 275, 393 x „.. ‚ Islandieum... . WERuEN .., 231? Se . marganitifer. ugs 2. else ee 274 s „1.3 Norvegscum..... EIER en. 231 SR 7 Mongokeus.. =... see. 277 ER (Bucein.) Ochotense. . 2... .... 335.188 imonodonta....-..r.:-.20...K-Bedte . SE 275 e A 0Vo1des-; .. hen; 236 | du uplelorum.. „us ae ge AR ae 276 a (Fusus) Sabini....-.. .. 331,232 || Valvataleristate:. . 2. 2.2 ren 2399 = (Buccin.) Schantarieum. . . . . - +: 230 E piemalıe.. 1 an. eier 299 ” I N 23% | IVelutinaleryptospira.. u... 216 o) “2 tenebrosum . : » 2»... 237 ienpliealilis.. „a een, 2 Sea 216 a N undahım ... .... aulalıe . 233 | Venericardia borealis..- ... .....n.. 248 Trochus Schantarieus 2.2... lzaeı so 20%] Menus.astartondes... "u... 20... een 252 Turbo ,muriatieus,. ».,...u.:r or. ne ee 19% .‚‚rsulcata.. .. Gun ee... 250 »» „VENILOBUS.... er... re 193 | Moldiapygmaea! "2... ..-,% 2 ie na 216 Unjo,complanatısen... van nn. a0 BA: 273 B. Parasiten. Colpocephalum ochraceum 0. > 490 ı Nirmus fusco-marginatus . .... 2.2.2... 477 Docophorus ceblebrachys.... ... ....... 470 „.. - Haematopin. „er u. u .0e 477 5 CEBROLUS N. ee 0 1471 9. N ENORMETER ve a ee LE 478 ” heierocenus" Sn En Ne De 469 ».. „obseurusn./. . 2 3. oa 2 476 % humeralis u... Sea ale 471 50 NOTMUS "hr a Nee ee 477 Br ICH OGES NEN RES es 468 5 palkdo-vialus a. 2... one 47% je 3 317 KO ES VE RN if ss. % Phaeope. ae RE EENENNE\ 480 » plalygaster en ea 470 ».. „sellatuse a. 478 Goniodes chekccornis. . - 2:2: : 22:22... 483 2 Vanelll‘. 0.8 una a 477 sr lemaoms... ne nen AB Ornithobius cyan na men “0. On Taelapssasılis en ne 503 | bedieuluslcapıtıs? „2... 2 A 499 NUN TESLNUSE N. ER e ec vo erehle 503 R% hispiduser ee 497 chllaras a SEN GN 503 5 laeviuseulus, » 2m... 2.2.02. 498 IHLEMmEn SEEN 2 2 aa 502 Ds SPINIGER HEN +1. Ku ee ne Ne ae 499 a END UT Rn 503 | Physostomum mystax . . 2... 2200. 496 Tapeurusisqualiausso ar u. 864 Bulexspenzeillögen =... : on 2. me ee 500 > SULCLIKONS MANN RE ee 488 | Trinoton conspurcatum. 2 2.2... 200. 192 ES deImaOTaSIan en. Rene 8... 485 gallery Menopon lagopo.. 220, Mr us luridums.:....0. No cn er 495 Nirmustcameratus aa. an... 473 „ pygmaeum. . .... EWR. 495 ». [ulvo-foseiaus 2.0... 475 ‘ Squalidum 2. era 0 DEE 495 \ Erklärung der Tafeln. Tafel I. (vergl. die genauere Erklärung auf Seite 23). Fig 1. Acanthobdella Peledina Grube; n. sp. Fig. 3. Cirratulus borealis Lamk. „ 2.4.5.6. Nereis virens Sars. „» 2. Nereis arctica Oerst. Tafel IJ. (vergl. die genauere Erklärung auf Seite 23, 24). Fig. 1. 5. 6. Nereis vexillosa Grube; n. sp. Fig. 3. Lumbrieus triannularis Grube; n. sp. „ 2. Nereis Ochotica Grube; n. sp. al? hr multispinus Grube; n. sp. Tafel III. Fig- 1. Carabus Baerii Menetries; n. sp. Fig. 7. Platysma borealis Men.; n. sp. ee » Middendorffi Men.; n. sp. „» 8. Leirus brevicollis Men.; n. sp. » 3. Zyperopherus eribellus Men.; n. sp. „» 9. Chrysomela rufipes Men.; n. sp. Be ” vermiculosus Men.; n. sp. „ 10. ” septentrionalis Men.; n. sp. EE br intricalus Men ; n. sp. „41. Erebia Edda Men.;n. sp. » 6. a coslatus Men.: n. sp. „ 12. Amphidasis unifaseiata Men.; n. sp. Tafel IV. (vergl. die genauere Erklärung auf Seite 41). Fig. 1—9. Chiridota discolor Eschscholtz. Tafel V. Fig. 1 — 16. Pagurus Middendorffü Brandt; n. sp.*)— 1. In natürlicher Grösse, daneben der Cha rakter der Hautbedeckung. — 2. Der doppelt vergrösserte Thorax und Hinterleib eines Weibchens von der Rückenseite; am Thorax sieht man «. die regio gastrica, dahinter die regiones hepaticae, y. die längliche regio cardiaco-inlestinalis, so wie 6.0.0.0. die regiones branchiales; b. ist der Ring, welcher das vorletzte *) Da mir die Abbildungen der von Kröyer bearbeiteten Krebsthiere in Gaimard’s Voyage en Scandinavie etc. erst zu Gesicht kamen, nachdem der auf S. 102 ff. befindliche Artikel über Pagurus bereits abgedruckt war, so erlaube ich mir hier hinsichtlich des Pagurus Bernhardus auf Kröyer in Gaimard’s Voy. en Scandinavie Pl. 2, fig. 2 a—f. und ebd. fig. 3 a—g; hinsichtlich des Pagurus pubescens aber auf Kröyer a. a. O. fig. 1 a—n, so wie auf einige Bemerkungen von Rathke, der den fraglichen Krebs häufig bei Drontheim und Christiansund fand (siehe Nov. Act. Acad. Caes. Leop. Car. T. XX, P. 1, p. 4) nachträglich zu verweisen und schliesslich zu be- merken, dass unter den neuen Paguren der Fauna Japon. p. 202, T. XLIX und L keine der oben beschriebenen Arten sich findet. Brandt. 910 und c. das letzte Fusspaar trägt; d. der erste Bauchring, die beiden hornigen, seitlichen Rücken- plättchen und linkerseits das erste Afterfusspaar tragend; e. der zweite Bauchring, ebenfalls die hornigen, seitlichen Rückenplättchen und linkerseits das zweite Afterfusspaar tragend; f. der dritte Bauchring linkerseits mit dem dritten Afterfusspaar; g. der vierte Bauchring, linkerseits einen, wie beim Männchen gebildeten, Afterfuss zeigend; A. i. k. die drei letzten Bauchringe. — 3. Der Hinterleib des Männchens von der linken Seite mit den Afterfüssen; «. das am untern Schenkel (£.) statt des Afterfusses eine Haarbürste zeigende linke, hornige Rückenplättchen des ersten Bauchgürtels, die übrigen Bauchgürtel, wie in Fig. 2 bezeichnet. — 3’. Ein einzelner mehrmals vergrösserter Afterfuss des Männchens. — %. Die drei letzten Bauchgürtel (h. i. k.) mit den seitlichen, dreigliedrigen zum Festhalten an der Schaale bestimmten Anhängen (l.) des vorletzten Bauchgürtels von der Rückenseite. — %’. Ein Stückchen der Aussenfläche des Endgliedes der genannten Anhänge, um ihre feinwarzige Structur zu zeigen. — 5. Der letzte vergrösserte Brustgürtel des Männchens nebst dem linken letzten - Fusspaar (a.) und dem Bauchplättchen (b. b.) des ersten Bauchgürtels vergrössert; «&. &. die männlichen Geschlechtsöffnungen. — 5’. Die kleine Scheere des letzten Fusspaares. — 6. Die drei letzten ver- grösserten Brustgürtel des Weibchens, theilweis mit den Füssen (a. b. c.). Im Basalgliede des dritten Fusspaares (a.) sieht man die Geschlechtsöffnungen. — 7. Ein einzelner sehr stark vergrösserter vorderer Afterfuss des Weibchens; a. das zweite Basalglied mit zwei Büscheln einfacher Haare; b. das vordere kleinere mit verzweigten Haaren besetzte und c. das hintere grössere am Ende zwei Büschel einfacher Haare tragende Endglied. — 8. Ein mit Eichen besetzter Afterfuss vergrössert. — 9. Ein sehr stark vergrössertes Haar des vordern Endgliedes des Afterfusses. — 10. Mehrere mit angehefteten Eichen besetzte Haare eines Afterfusses, um die Art der Anheftung der Eichen zu zeigen. — 11. Der vordere, in - der Mitte mit einem einfachen Zahne versehene Rand des Cephalothorax nebst den Augen, den innern An- tennen und der untern Hälfte der linken äussern Antennen von oben; I. das getrocknete Auge, in der Mitte des Stiels die längliche häutige Lücke zeigend; X. die Deckschuppe; L. eine innere Antenne. (Sämmtliche Figuren vergrössert),. — 12. Der vordere Theil (Kopftheil) des Cephalothorax von unten gesehen, die Anheftung der Augen. der innern und äussern Antennen, deren Basalglied die Gehör- öffnung («. «.) enthält, nebst der Oberlippe und den beiden Unterlippen oder Zungen zeigend, vergrössert. — 13. Die Mundtheile vergrössert; A. das äussere, B. das innere Kieferfusspaar; C. D. E. die kiefer- artigen Kauwerkzeuge; F. der Oberkiefer; @. die Oberlippe; 4. die Unterlippe. (Sämmtliche Figuren vergrössert). — 14. Seitenansicht eines aus dem Ei genommenen Embryo des P. Middendorffü, sehr stark vergrösserl, vom Herrn Warneck gezeichnet. — 15. Der Kopf mit den Augen (a.) den innern und äussern (c.) Fühlern und dem ersten Fusspaar. — 16. Das hintere sehr stark vergrösserte Ende des Bauchtheiles desselben von oben. Fig. 17. Hippolyte ochotensis Brandt; n. sp. 17a. Der vergrösserte Cephalothorax und db. ein Stirnfortsatz derselben. . Han Fig. 18. Hippolyte sitchensis Brandt; n. sp. Der vergrösserte Cephalothorax und 18a.b.c. ver- schiedene Stirnfortsätze. | Fig. 19. Hippolyte St. Pauli Brandt; n. sp. Der vergrösserte Cephalothorax. Fig. 20. Pandalus lamelligerus Brandt; n. sp. In natürlicher Grösse. 20a. Das erste Fusspaar und b. die Fühlerdeckschuppe. Tafel VI. Figur 4 — 17. Thysanopoda (Thysanoessa) longipes Brandt; n. sp. — 1. Das Thier in doppelter natür- :icher Grösse. — 2. Die Basis des äussern, rechten Fühlers (a.) mit der Fühlerdeckschuppe (b.) und St dem äussern Gehörorgan (c.), mehrmals vergrössert. — 3. Ein Stückchen der äussern Haut des Auges a. nebst dem das Auge im Innern zusammensetzenden kegelförmigen Körperchen b. c. — 4. Der Basal- theil und die untern Theile der Geisseln eines der innern Fühler, mehrmals vergrössert. — 5. Die Mundtheile vergrössert; a. Oberlippe; db. Mandibeln; ce. die vordern (mazxillae secundae) und d. die hintern Maxillen (mazxillae primae); e. die Unterlippe oder Zunge. — 6. 7. 8. Verschiedene Ansichten der Mandibula mit ihrer Palpe. — 7a. Gefiedertes Härchen des zweiten und b. gewimpertes Härchen des Endgliedes der Mandibularpalpe. — 8a. Zähnchen des untern Kauhöckers der Mandibula. Alle Figuren sehr stark vergrössert. — 9. Die vordere und 10. die hintere Maxille (maxilla prima auct.), sehr vergrössert. —. 11. Der vergrösserte Thorax einzeln dargestellt. — 12. Das vordere Paar der Maxillarfüsse, vergrössert. — 13. Das äussere (hintere) sehr lange Paar der Maxillarfüsse, vergrössert. — 14. Das vergrösserte vorletzte Fusspaar einzeln. — 15. Die Basaltheile des letzten Fusspaares mit den männlichen Geschlechtsöffnungen a. — 16. Ein vergrösserter Kiemenbüschel. — 17. Der ver- grösserte letzte Bauchgürtel mit den flossenförmigen Anhängen. Fig. 18 —26. Orchestia ochotensis Brandt; n. sp. — 18. Der Kopf mit den Antennen und den beiden Vorderfüssen der rechten Seite. — 19. Das Auge, vergrössert. — 20. Die beiden vergrösserten Antennen der linken Seite. — 21. Die Kieferfüsse, vergrössert. — 22. Der erste und zweite Vorderfuss des Weibchens, vergrössert. -— 23. Der erste und 2%. der zweite Vorderfuss des Männchens, ver- grössert. — 25. Das Ende des Hinterleibes mit den beiden letzten falschen Fusspaaren von der Seite, vergrössert. — 26. Das Ende des Hinterleibes von oben, vergrössert. Fig. 27. Allorchestes ochotensis Brandt; n. sp. !/, mal vergrössert. a. Die Maxillarfüsse, b. b. die Mandibel, c. die Maxille, d. das erste und e. das zweite Fusspaar, f. das hintere Körperende, vergrössert. Fig. 28. Gammarus sitchensis Brandt; n. sp. a. Der Hinterleib und b. c. die beiden vordern Fuss- paare, vergrössert. | Fig. 29. Gammarus atchensis Brandt; n. sp. a. Der Hinterleib und b. c. die beiden vordern Fuss- paare, vergrössert. Fig. 30. Gammarus locustoides Brandt; n. sp. a. Der Hinterleib und 5. c. die beiden vordern Fusspaare, vergrössert. | Fig. 31. Gammarus ochotensis Brandt; n. sp. a. Der Hinterleib und db. ec. die beiden vordern Fuss- paare, vergrössert. j x Fig. 32. Gammarus longicauda Brandt; n. sp. A. Der vordere Theil des Körpers, a. der Hinterleib von der Seite und 5. derselbe von oben gesehen, so wie ce. die Schwanzanhänge, vergrössert. Fig. 33. Idotea ochotensis Brandt; n. sp. in natürlicher Grösse. 33a. Der Hinterleib derselben, vergrössert. Fig. 3%. Deto spinicornis Brandt; n. sp. viermal vergrössert. a. Eine äussere Antenne und b. das Ende des Hinterleibes derselben mit den äussern und innern Anhängen, vergrössert. Tafel VII. (vergl. die genauere Erklärung auf Seite 160— 162). Fig. 1— 11. Branchipus elaviger Fischer; n. sp. „ 12 — 16. s birostratus Fischer; n. sp. „ 17 — 23. B Middendorffianus Fischer: n. 5. »„ 24 — 28. „ Polyariemia forcipata Fischer; n. sp. 29 — 30. Artemia Mühlhauseniü Fischer v. Waldh. „ 31— 35. „» . arielina Fischer; n. sp. 912 Fig. 36 — 37. Artemia Köppeniana Fischer;n. sp. 38 — 39. Daphnia Middendorffiana Fischer; n. sp. 40 — 46. Cyclopsine borealis Fischer; n. sp. „ „ Tafel VIII. Fig. 1.2. Tritonium (Fusus) antiqwum L., variet. communis insignior Midd. — - Subfossili — 1 Forma elatior. — 2. Forma normalis. Fig. 3. %. Bullia ampullacea Midd. (vergl. Taf. XVII, Fig. 1 — 3). „ 5. 6. Tritonium (Buceinum) tenebrosum Hanc., variet. depressa.. 7.8. Tri. (Buce.) ovoides Midd. n. sp. ” Tafel IX. Fig. 1.2. Tritonium (Fusus) antiquum L., variet. communis obsoletior Midd. — Forma normalis. „ 3.4. Trit. (Fus.) antigquum L., variet. communis obsoletior Midd. — Forma norm., apertura alta. „5. Zrit. (Bucein.) Ochotense Midd., variet. sculptura carinata. Tafel X. Fig. 1.2. Trit. (Buce.) Ochotense Midd. Sculptura normalis. „ 3. Trit. (Fus.) antiquum L., var. Beringiana Midd. „ #—6. Tri. (Buce.) an L., var. Schantarica Midd. — 6. Die Skulptur 2/,fach vergrössert. „ 7-9. Trü. Schantarieum Mida. — 9. Die Skulptur, 2'/fach vergrössert. „10. 11. Lacuna glacialis Möller. Tafel XI. Fig. 1— 3. Natica aperta Loven. Fig. # — 10. Littorina grandis Midd. — %. 5. Erwachsenes normales Exemplar. — 6. Erwachsenes Exemplar der forma elator, mit ungewöhnlich deutlich ausgeprägter Rinne auf der letzten Windung. — 7 — 9. Junge Exemplare. — 10. Die Skulptur, 2'/,fach vergrössert. Fig. 11. 12. Littorina subtenebrosa Midd,. Fig. 13, 1%. „ Kurila Midd. Tafel X11. Fig. 1 — 9. Purpura Freyeinetü Desh. — 1. 2. Forma depressior. — 3. %. Varietät. — 59. Forma normalis. — 7. Die Skulptur, unter 2'/,facher Vergrösserung betrachtet. — 8. 9. Junge Exemplare. Fig. 19. 11. Purpura lapillus L., var. Beringiana Midd. Fig. 12 — 1%. Scalaria Ochotensis Midd. — 13. Die Skulptur, unter 2'/,facher Vergrösserung be- trachtet. — 1%. Varietät. Fig. 15. 16. Pleurotoma simplex Midd. Fig. 17 — 19. Pleurotoma Schantaricum Midd — 19. Die Skulptur, unter 2'/,facher Vergrösserung betrachtet. 513 Tafel XIII. Fig. 1— 9. Chiton (Symmetrogephyrus) Pallasii Midd. — 1. Das Thier in natürlicher Grösse von oben betrachtet. — 2. Dasselbe von der Seite. — 3 Dasselbe von unten, die Kiemenreihe, den limes iniernus b. und die Randfalten a. zeigend. — *. Oefinung der Mantelhülle von innen betrachtet. — 5. die 1ste, 2te, 5te und 8te Schale, von oben betrachtet. — 6. Dieselben von unten betrachtet. — 7. Ein senk- rechtes Abschnitzel der epidermis ventralis, unter 165facher Vergrösserung betrachtet. — -8. Ein senk- rechtes Abschnitzel der epidermis dorsalis, unter 60facher Vergrösserung betrachtet: a. einzelne zerstreute Härchen (pubes); b. texturloses stroma; ce. cellulae epidermidales; d. Haarbüschel, nebst dessen Wurzel- höhlung e. f. — 9. einzelnes Haar eines Haarbüschels unter 150facher Vergrösserung, nebst Quer- schnitte b. Tafel XIV. Fig. 1 — 6. Chiton (Symmetrog.) Pallasii Midd. — 1. a.Die Reibplatte, b. die geöffnete Schlundhöhle, e. die geöffnete mit krausen Läugsfalten besetzte Magenhöhle; unter 2Y/,facher Vergrösserung. — 2. Ein Schnitzel des Eiersackes, unter 60facher Vergrösserung: a. frei in die Höhle des Eiersackes hineinragen- des Kapillargefäss, welches sich dichotomisch (b. b.) verästeltl, um die Zotte c. zu umranden; d. Wand des Eiersackes, von innen betrachtet, auf welcher sich das kapillare Netz e. verzweigt. — 3. a. und b. massige Anhäufungen von Spermatozoiden, deren einzelne in b. und c. gesondert dargestellt sind; e. Ei, welches dem Ursprunge der Zotte anlag. — %. Reibplatte, in natürlicher Grösse. — 5. Zwei Zahnsysteme der Reibplatte unter 10facher Vergrösserung: a. Zähne der Mittelreihe; d. Haken, mit Klauenenden; c. Hakenstützen; d. e. f. drei Seitenzähne. — 6. Die Innenfläche des Schlundsackes, nebst Zotten, von denen die eine in a. umgeschlagen ist, um ihre flache Gestalt deutlich zu zeigen. Fig. 7 — 10. Chiton submarmoreus Midd. — 7. Die 1ste, 2te, 5te und 8te Schale dieses Chiton, von aussen. — 8. Dieselben von innen. — 9. Ein senkrechtes Abschnitzel der Oberhaut der Rückenfläche des Thieres. — 10. Ein eben solches von der Bauchfläche desselben. Tafel XV. Fig. 1 —6: Chiton Brandtüi Midd. — 1. Seitliches Profil, natürlicher Grösse. — 2. Ansicht der Rückenfläche dieses Chiton, unter 2'/,facher Vergrösserung. — 3. Die 1ste, 5te und $te Schale, von unten betrachtet. — #. Dieselben Schalen von ohen betrachtet, nebst der Ansicht a. der granulirten Oberfläche der ersten Schale, unter 6facher Vergrösserung. — 5. Senkrechtes Abschnitzel der Oberhaut der Rückenfläche unter 165facher Vergrössernng. — 6. Ansicht eines Abschnitzels der Aussenfläche der Oberhaut, unter 165facher Vergrösserung. Fig. 7. 8. Chiton submarmoreus Midd. — Die Farbenabänderungen dieser Art in natürlicher Grösse. Tafel XVI. Fig. 1 — 3. Patella (Acmaea) patina Eschsch. — 1. Varietät (coloris radiati) a. von aussen betrachtet; b. dieselbe Farbenvarietät von innen betrachtet; c. seitliches Profil dieser Art; d. die Skulptur, unter 2'/‚facher Vergrösserung betrachtet. — 2. Varietät (coloris tessellaii) a. von aussen, b. von innen be- trachtet; c. seitliches Profil eines erhabenen Exemplares dieser Art, in welches der punktirte Umriss eines flachen Exemplares dieser Art hineingetragen worden. — 3. Der Kopf des Thieres, nebst dem Saume des Halskragens, von vorne, unter 2'/,facher Vergrösserung betrachtet. Middendorff’s Sibirische Reise, Bd. II. Thl. 1. 65 914 Fig. %. 5. Patella (Acmaea) pelta Eschsch. — %. a. die Ansicht von aussen; b. die Ansicht von innen; c. das Seitenprofil; d. die Skulptur, unter 2'/,facher Vergrösserung. — 5. Varietät (coloris radiatı) b. von innen betrachtet; c. Profil- Ansicht. Fig. 6. Patella caeca Müller, var. concentrica Midd. — a. Ansicht der Aussenfläche, unter 21/,facher Vergrösserung; a‘ Durchschnitts-Ansicht der konzentrischen Streifungen; b. Ansicht der Aussenfläche in natürlicher Grösse; c. Seitenprofil natürlicher Grösse. Tafel XVII. Fig. 1 — 3. Bullia ampullacea Midd. — 1. Seitenprofil der Schale und des Fusses. — 2. Das aus der Schale hervorgelöste Thier, in natürlicher Grösse: a. der durchschimmernde Eierstock; b. die Decke der Kiemenhöhle von aussen. — 3. Vorderer Theil des Thierkörpers, bei geöffneter Kiemenhöhble: b. Querfalten, ce. Warzenreihe. Fig. % — 11. Pilidium commodum Midd. — 4. Seitenprofil der Schale. — 5. Ansicht der Schale von oben. — 6. Das aus der Schale gelöste Thier, von oben betrachtet: a. der Eierstock; b. b. die Leber; c. die Decke der Kiemenhöhle; d. Heftmuskel; g. Mantel. — 7. Das Thier von unten betrachtet; f. der Fuss, im kontrahirten Zustande. — 9. Dieselbe Ansicht, bei abwärtsgeschlagenem Mantelrande. — 10. Der Kopf, mit den Augen, nebst dem Eingange zur Kiemenhöhle, von oben betrachtet. — 11. Die Kiemen, bei durchschnittener Decke derselben e. Fig. 12. Nudibranch. spec., unter 2facher Vergrösserung. Fig. 13 — 16. Margarita arctica Leach, variet. major Midd. — 13. 1%. Ansicht von der Seite. — 15. Ansicht von unten. — 16. Der Deckel. Fig. 17. 18. Einest der Natica clausa Brod. et Sow. — 17. Ansicht von der Seite; a. Ansicht des Durchschnittes. — 18. Ansicht eines anderen Einestes derselben Art von oben. Fig. 19. Eikapseln der Purpura Freyeinetü Desh. Tafel XVII. Fig. 1 — 7. Trochus Schantaricus Midd. — 5. Die Skulptur, unter 2! /,facher Vergrösserung. Fig. 8. Nudibranch. spec., unter 2facher Vergrösserung. Fig. 9— 14. Terebratula frontalis Midd. — 9. Quergestrecktere Varietät. — 10. Länglichere Va- rietät. — 11. Bauchschale, das Schlossgerüste zeigend, unter 2'/,facher Vergrösserung von innen betrachtet. — 12. Rückenschale; Muskeleindrücke, unter 2!/,facher Vergrösserung von innen betrachtet. — 13. Ein Schliff der Schale, senkrecht auf die Röhrchen ausgeführt, unter 60facher Vergrösserung betrachtet. — 14. Desgleichen ein dem Verlaufe der Röhrchen parallel geführter. Fig. 15 — 18. Nucula (Yoldia) pygmaea Münster; subfossiles Exemplar, 2/,fach vergrössert. — 15. Ansicht der Aussenfläche. — 16. Ansicht der Innenfläche. — 17. Die Zahnreihe, mehrfach ver- grössert. — 18. Die Ansicht der Muschel von der Schlosseite. Tafel XIX. Fig. 1 — 5. Anomia macrochisma Desh. — 1. Rückenschale , von aussen betrachtet. — 2. Dieselbe von innen. — 3. Innenfläche der Rückenschale, bei einer Varietät, welche zwei Muskeleindrücke aufzu- weisen hat. — %. Bauchschale, von aussen betrachtet. — 5. Bauchschale von innen betrachtet. Fig. 6 — 11. Cardium Californiense'Desh. 915 Tafel XX. Fig. 1—%. Astarte scotica Mat. et Rack. — 1. Varietät, mit auf der ee verwischter Skulptur. Fig. 5—13. Venus astartoides Beck. Tafel XXI. Fig. 1.- Tellina edentula Brod. et. Sow. Fig. 2. 3. Tellina lutea Gray. Fig. 4. Anodonta anatina L. (durch ein Versehen ist Fig. % in der Unterschrift der Tafel als Anod. herculea bezeichnet worden). Fig. 5. Anodonta herculea Midd. Tafel XXI. Fig. 1.2. Anodonta herculea Midd. Fig. 3— 6. Tellina solidula Pultn. — 3 und 4. Zwei verschiedene Varietäten in der Form der Mantelbucht. Tafel XXI. Fig. 1— 5. Tellina lata Gmel. — 3. Subfossiles langgeschnabeltes Exemplar. Fig. 6— 11. „ nasuta Conrad. — 8. Den Verlauf der Mantellinie an der rechten und 9. den- jenigen derselben an der linken Schalenhälfte verdeutlichend. \ Tafel XXW. Fig.1 - 7. Saxicava pholadis L. — 1 — 4. Subfossile Exemplare. — 5 — 7. Schmalschnablige Varietät des Öchotskischen Meeres. Fig. 8 — 11. Lyonsia Norvegica Chemn. — 8. 9. Variet. aequilateralis, ventricosior. — 10.11. Var. inaequilateralis compressior. Fig. 12. Mya arenaria L. Varietas. Tafel XXV. Fig. 1 — 4. Paludinella stagnalis L. — 1. 2. Forma normalis. — 3. #. Forma ventricosior. Fig. 5— 7. Paludinella eingulata Midd. — 7. Unter 6facher Vergrösserung betrachtet. Fig. 8 — 10. Velutina eryptospira Midd. | Fig. 11 — 14. Mya truncata L. — 13. 1%. Varietät mit stärker gestutztem Hinterende (Mya Udde- valensis Forbes). Tafel XXVI. Fig. 1. 2. Anodonta herculea Midd. — Junge Exemplare. Fig. 3 — 5. Unio Dahuricus Midd. Fig. 6— 9. Suceinea putris L. Tafel XXVII. Fig. 1 — 6. Unio (Alasm.) complanatus Soland. — 1 und 3. Verschiedene Varietäten der Form. — 4 und 6. Verschiedene Varietäten in der Zahnbildung. Fig. 7 — 8. Unio Mongolicus Midd. 516. Tafel XXVIII. Fig. 1— 3. Unio pietorum Lamk. | Fig. 4 — 7. Anodonta cellensis Schröt., variet. Beringiana Midd. — %. 5. Typische Form, aber ungewöhnlich flach. — 6. 7. Ungewöhnlich hohes Exemplar, im Verhältnisse zu dessen Breite. Fig. 8. 9. Pisidium obliguum Pfeiff. Fig. 10. 11. „ fontinale Pfeiff. Tafel XXIX. Fig. 1— 4. Anodonta cellensis Schröt., variet Beringiana Midd. — 1. 2. z Typische Form. — 4. 4.” Ungewöhnlich langschnabeliges Exemplar. Fig. 5. 6. Anodonta anatina L. Fig. 7 — 10. Cyclas calyculata Drap. — 7. 7°. 8. Forma inflata. — 9. 9@. 10. Forma compressa. Tafel XXX. Fig. 1 — 3. Limnaeus (Gulnaria) Gebleri Midd. Fig. 20 — 26. Helix Schrenkii Midd. — 20 — 22. „ 4 — 10. Limnaeus ovatus Drap. — 4. 5. Typi- Exemplar mit sehr hohem Gewinde. — sche Form. — 6. 7. Varietät mit hervorgezo- 2% — 25. Exemplar mit sehr niedrigem Ge- genem Gewinde. — 9. 10. Junge Exemplare winde. — 26. Längsstreifen 3fach vergrössert. aus Kamtschatka. ’ „ 27 — 29. Helix subpersonata Midd. „» 11. 12. Limnaeus Kamischaticus Midd. 30. 31: Planorbis albus Müll. Var. lemniscata „das: ir palustris Müll. Variet. Hartmann. 2 „ 18. 19. Physa hypnorum Drap. Tafel XXX1. Die Linearvergrösserung der ganzen Figuren ist 15 bis 20 mal. Fig. 1. Nirmus fulvofasciatus Grube; n. sp. &. Fig. 9. Orniühobius eygni (Linn.) 2. »„ 2. Docophorus cephalus Denny & von der ., 9.° Die linke Hälfte des Kopfs vom 4, stär- Bauchseite, mit vortretender Ruthe. ker vergrössert. „ 3. Nirmus pallidovittatus Grube; n. sp. 2. SE 9. b Sein Hinterleibsende. »„ Z. Nirmus ornatus Grube; n. sp. 2. » 9° Kopf vom ®. Die hier ausgezeichneten „ 5. Goniodes Tetraonis Denny &. zahlreichen runden Flecken sind Muskel- „ 6. Goniodes chelicornis Nitzsch &. ansätze, welche bei der grossen Durch- „» 7. Menopon Lagopi Grube; n sp. 8. sichtigkeit der Bedeckungen so stark her- „ 8. Nirmus normifer Grube; n. sp. 2. vortreten. Tafel XXXI. Dieselbe Vergrösserung wie auf Taf. XXXI, jedoch bei den Pedicnlus und Laelaps noch grösser. Fig. 1. Lipeurus Tetraonis Grube; n sp. ®. 1.* Füh- Fig. 6.“ Die linke Kopfhälfte stärker vergrösserl, von ler des &, stärker vergrössert. unten gesehen. A. der in einer Rinne des AN! Pediculus gracilis Grube; n. sp. - Seitenrandes gelegene, nach hinten gerich- „ 2. Pediculus Spermephili Grnbe; n. sp. tete Körper, den ich für den Fühler halte. „ kt. Lipeurus suleifrons Denny? ©. „»„ 7. Pulex penicilliger Grube; n. sp. 2. » 3. Laelaps Lemmi Grube; n. sp. &. 5.8. Laelaps Lemmi Grube; n. sp. 2. „ 6. Trinoton gracile Grube: n. sp. 2. „ 9. Pulex penicilliger Grube; n. sp. &. a — IS, Dee E\ in a TEBBaH IT IE Vor sa UIID EEE CA 4 3 In DEHIS DI EL, ‚- 206. .-—— : PIrgAl. 7 Ad WZZ © da. Imnthohde Fey (rrabetos baren IR - # Unm n. N = & ZA , Vena (rast. A ILL v j Zu CLLI AO ZERYEr 44 mei_ I ud? AI IA er Flgnrsatssssratten Aresernmsrnagne a GT en 5 3 E77 130. Weers vertdose N: JE ı c Hr x 2 Fıg.3Lu mlains buammehlaus RR: 4 IH 10 c . DIEB: Fig. 2. Aohetin m. 0: 27 IL. mulish ns 00.0. I WFape ad nal.del. 4 Gy, n n — Ba Zu ALL Ph a 7 3 % Valais Derek; EL % Mıddendes He - F, I yreto het us -esrbelta, I RDA 2 WErELCALOSLLO: ). 7 4 Y 7 GO { TED 2 FR 7 fe BE Th A A DRD 25 4 e I. ; IL unlbasalaı 7 ÖL. cos DAS, TR Klatysma v4 zen: 5 A. DS beeerecles, IT. 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