>* \*'''.\( 1 ^ ■', ^^WJK' ■ 1, -i^ ^r'l; Special iCollect. 'folio-2 'QHll R88 v.l pt.2 ! O ^ 0 ■riv"*^«^^^^ - " ^ "^^ *. _• ^V^- ■•^.flll- •' P^^^fe i.1*- . -, ^^r^^fc A % *1 o %J^ Ö/J ^ ><<' ^wö '\/^v 4!fÄ^;Qy m D. H. MILL LIBß;«y NOBTM C;eOLiri)4 ST4TE C0LLC6E -fe ENT0M0L0ÖIC4L COLLECTION This book must not be taken from the Library building. 7>^^7\ ^, REISE III Griechenland , Unteregypten , im nördlichen Syrien und südöstlichen Kleinasien , mit besondeier Rücksicht auf die iiaturwissenscliaftlichen Verhältnisse der betreffenden Länder, 11 11 t c r n ü 111 in c ii in dem J a h r c 1.S36 , Joseph Mussegger 9 k. k. österr. ßersratli etc. ZWEITER THEIL. Ülit 2 jl^orteii Wflin ttuurus , 1 |3ltttt mit (J&£birjj9-IUuvfl)|Vl)ntttcit; 20 botantfd)en un^ 15 aaob^tl'djeit ^afeht. STUTTGART. E. Schweizerbart'sche Verlaafshandlunj». 1843. ißiii^iä^ in Europa, Asien und Afrika, mit besonderer Rücksicht auf die natiirwissenscliaftlicheii Verhältnisse der betreffenden Länder, unternommen in den Jahren 1.S35 bis 18411, Joseph Mussegger» k. k. Csterr. Bergrath etc. mitelnemAtlas, Enthaltend: geographische und geognostische Karten, Gebirgs - Profile, Landschaften , Abbildungen aus dem Gebiete der Flora und Fauna, ERSTER BAND. tlrife tn (iß^ed)enlan^, l^nt^rr^jqptf ii , im norbüdien S't)mn unl> Zweiter Theil. STUTTGART. E. S c hweiz er hart "sehe Verla gsh and I ung-. 1S43. Seclistcr Abschniit. Reisen und Aufenthalt am Taurus, in den Paschaliken Adana und Marasch. 1) Ankunft zu OUIek und erster Aufenthalt daselbst* Überblick der berginünnisclien IJnterneliiuungren in diesem Titeile von 14ar»inanien. Am 19. Juni 1S36 ISaclimittai^s kamen wir mit unserer ziemlich zahh*eichen Karawane in Gülek an und stiegen vor dem erst im lezt verflossenen Jahre neu erbauten Hütten- gebäude ab, welches in dem an Wäldern und Triften reichen Felsenthaie, am Fusse des hohen und noch mit tiefem Schnee bedeckten Biilgur Dagh *, einen eigenthümlichen und uns lebhaft an die Heimath erinnernden Anblick darbot. Wir schlugen unser Lager, das aus neun Zelten bestand, auf einer schönen, im frischen Grün prangenden Wiese unter- halb der Schmelzhütte auf **. In der Nähe befand sich eine Quelle im Schatten gigantischer Nussbäume, die herr- liches Wasser führte und in ihrer Umgebung eine erfrischende Kiihle verbreitete. Die Wiese selbst bot uns hinlängliche Weide für unsere Pferde, die nach orientalischer Sitte * Bulgur Dagh, das Walachengebirge. ** Tafel 1. Ansicht des Taurus von der karamanischen Küste bei Kasanlie aus, — Tafel 2. Ansicht der Schmelzhiitte im Thale von Güleii. — Tafel 4. Ansicht eines turkomaniscben Bauernhauses. ftossEUUER, Rolsen. l.Bd.2.ThI. 31 D, H. HILL LIBRARY 472 gefesselt , an kleinen eisernen Pflöcken , die in den Boden geschlagen worden, in der Nähe der Zelte angebunden waren. Den Hintergrund des Thaies bildet der Bulgiir Dagh, indem er dasselbe gegen Nord und Nordwest schliesst. Seine unteren Gehcänge sind mit dichten Tannenwäldern bedeckt, in denen vereinzelt sich Cedein finden , welche aber weiter liiiiauf die vorherrschende Baumart Aveiden, Hoch über diese Wald- region, die sich bis zu fiOOO Fuss Meereshöhe erhebt, steigen die kahlen, knppenartigen Gipfel des ßulgur Oagh empor, unter denen der höchste, von uns Allah Tepessi oder Gipfel Gottes benannt, da das Gebiige auch den allgemeinen Na- men Allah Dagh oder Gottes Gebirge trägt, über 10,000 Pariser Fuss Meereshöhe misst. Am Fusse dieser höchsten Kuppen und bereits hoch über der Waldregion liegen die Bergbane, welche die Bleierze zur Hütte nach Gülek liefern. An den höchsten Gehängen des Bulgur Dagh und besonders in den engen und tiefen Felsenschluchten des Allah Tepessi schmilzt der Schnee nie, doch bilden sich nirgends Gletscher. Gegen Ost fällt der ßulgur Dagh sehr steil in das Thal des westlichen Arms des Seihun ab, der, von den Plateaus des Innern von Kleinasien kommend , die Hauptkette zwischen dem Bulgur Dagh und Baghir Dag, wie der Dschihun die des Karmess Dag durchbricht. So ist auch das Thal von Güleck gegen Nordost durch weniger hohe und ganz mit Wald bedeckte Berge geschlossen, über die man in unge- fähr zwei Stunden nach der von IsRAHiM-Pascha neu ange- legten Festung Gülek Boghäs gelangt, welche die durch das Thal führende Hauptstrasse, den Schlüssel zu den Pascha- liken Adana und Marasch, beherrscht. Gegen West begränzt das Thal von Gülek ein mit Laubholz bedeckter Bergzug, ein Zweig des Bulgur Dagh, über den man in die Thäler der beiden Arme des Cidnus gelangt. Gegen Osten sind die Berge, welche das Thal einschliessen , höher und ebenfalls theils mit Laubholz, theils mit Nadelholz bedeckt, unter denen ich mehrere und ganz ausgezeichnet schön gewachsene Cedern beobachtete. Am Gehänge dieses Bergzuges und gerade oberhalb der Hütte befindet sich das Dorf Gülek oder Goerless, von dessen sehr beträchtlicher Grösse man 473 kaum etwas bemerkt, da die übrigens g^aiiz ordentlich aus- sehenden, hölzernen Hänser der turkomanischen Bevölkerung zwischen hohen und 'dichtbelaubten Platanen und Obstbäu- men so versteckt »ind von Weinreben so umrankt sind, dass man sie kaum friiber entdeckt, als bis man dicht vor ihnen steht. Daher erklärt es sich auch , dass man im Taurus wirklich oft in die Lafje kömmt, eine ziemlich stark be- völkerte Thalgegend atif den ersten Blick fi'ir menschenleer anzusehen, bis man die Häuser zwischen den Bäumen aus- findig macht. Weiter östlich vom Dorfe und in OOS. von der Schmelz- hütte erhebt sich auf hohen, stellen Felsen die alte Genueser- ±]-M'g, wie von einem Adleihoiste in das schöne Thal herab- bÜckend, gross noch heute in Triuumern und Schutt. Gegen Süden ist das Thal von Gülek offen und gestattet die Fern- sicht bis zur nnbegränzten See, bei'le Gehänge bevölkert und theils mit Wald bedeckt, theils auch bebaut. ' Die Schmelzhiitte von Gülek liegt unsern Bestimmungen zufolge , die sich auf die astronomisch bestimmten Punkte Adana und Kap Malo als Basis gründen, in 32^ 41' 12" östl. Länge von Paris und 37*^ 2' 30 ' nördl. Breite. Bevor ich mich in das Detail der weitem Geschichte meiner Reise am Taurus und insbesondere in das unserer bergmännischen Untersuchungen daselbst einlasse, sey es mir erlaubt, im Aligemeinen ein Wort hinsichtlich dieses Terrains zur Orientirung des Lesers zu sagen. Meine Reisen am Taurus, jene mächtige Gebirgs- erhebnng, die in verschiedenen Verzweigungen nach Norden und Süden und mit verschieden namigen und zum Tlieil paral- lelen Bergzügen Kleinasien von Osten nach Westen durch« zieht, und deren Verhältnisse hinsichtlich der Richtung, Höhe und Physiognomie ich später im Detail schildern werde, be- schränken sich auf das Terrain, welches die politischen Grän- zen der Paschalike Adana und Marasch einschliessen, die nach der Schlacht von Koniah, durch IßRAHiM-Pascha den Truppen des Grossherrn am 21. Dezember 1832 geliefert, unter die Herrschaft Mehemed- Ali's gelangten und als Paschalik von Adana mit Syrien vereint wurden. 31* 474 Der ganze Landesdistrikt hat gegen INorden die hohe Tauruskette unter den Namen Bnlgur Dagh , Baghir Dagh und Karmes Dagh zur natürlichen Gränze, erstreckt sich ge- gen Westen jenseits der Cidnus-Thäler his in die Gegend von Selefkeh (Seleucia) und endet im Osten, jenseits Ma- rasch, am Durdün Dagh, sich an die Pasehalike von Djarbekr und Orfa anschliessend. Gegen Süden wird das Terrain durch das Mittehneer und durch das Pasclialik von Äleppo begränzt. Die feindliche Stellung, in der Mehemed- Ali zur Zeit meiner Anwesenheit der Pforte gegeniiber stand, erlaubten mir füglich nicht, diese Gränzen seines Gebietes zu über- schreiten, so sehr ich es auch zur Ergänzung meiner wis- senschaftlichen Forschungen besonders in geographischer Hin- sicht gewünscht hätte. Übrigens wird diese Ergänzung durch die Untersuchungen der königl. preussischen Offiziere, die spä- ter in der Periode der Schlacht von Nissib, im Dienste der Pforte das angränzende Terrain bereisten, geschehen, und die mit so viel Muth und Sachkenntniss errungenen wissen- schaftlichen Resultate ihrer höchst werthvollen Forschun- gen werden der Welt nicht entzogen bleiben. Von beson- derm Interesse sind ihre Aufnahmen des obern Euphrat- und Tigrislaufes, welche Terrains bisher noch immer in grosses Dunkel gehüllt waren. Der Distrikt in seiner vorhin angegebenen Begränzung bildet den grössten Theil des alten Cilicien, welches im Jahr 109S durch die Eroberungen der Kreuzfahrer mit dem Für- stenthume von Antiochia vereint wurde, im Jahr 1268 aber in die Hände der Sarazenen fiel und unter türkischer Herr- schaft später den allgemeinen Namen Karamanien oder Ka- laman-ili erhielt, wahrscheirdich von Karaman, dem Häupt- ling, der diesen Distrikt beherrschte. Dieser Name ging später unter Bajazet H. , zu Anfang des 16. Jahrhunderts, mit der Selbstständigkeit dieses Landes unter, und die Erin- nerung daran lebt nur in dem Namen der Stadt Karaman fort, welche südlich von Koniah liegt. Schon in den Zeiten der Byzantiner haben die Mineral- schätze des Taurus und seiner Nebenzweige die Aufmerk- samkeit der betriebsamen Griechen auf sich gezogen. Die 475 Entstehung' der kleinasiatischen Grubenbaue auf Kupfer, Sil- ber, Blei und Eisen datirt sich zum Theil in die alten Zei- ten der ^griechischen Herrschaft zurück, und trotz dem stür- mischen Wechsel der Verhältnisse gingen selbige in der Folge der Jahrhunderte nie mehr ganz und sammt und son- ders zu Gruiide. Der grösste Theil derselben wurde bis auf die lezten Zeiten durch Griechen und Tuikomanen betrieben, und wo auch diess durch die Eroberer des Landes, durch die Türken selbst geschah, immer war der Betrieb, in so fern er nicht durch Beihülfe der Europäer Schwung erhielt, der Indolenz und ünkenntniss der Unternehmer angemessen, mangelhaft, unterbrochen und in einzelnen Lokalitäten nur von kurzer Dauer. So sehen wir die ausgedehnten Kupfer- und Bleibergwerke von Tökat bei Siwas im vollen Verfalle, bis sie in neuerer Zeit durch österreichische Bergleute, un- ter der Leitung des k. k. Bergrathes Paulini, im Interesse der Pforte wieder aufgegriffen wurden. So sehen wir i\e.n mehrere Stunden umfassenden Grubenbau auf silberhaltige Bleierze bei Maden * am anatolischen Jda, in der Nähe von Adramitti, auf die höchst mangelhafte Durchsuchung der von den Genuesern zurückgelassenen Zechen beschränkt, und doch soll die Silbergevvinnung daselbst noch in den Jahren um lSt26 manchmal jährlich auf 2000 Mark im Maximum** gestiegen seyn. So sehen wir die Grubenbaue am Taurus, im Paschalike von Djärbekr, die Kupfergruben von Maden Kapür, die Silbergruben von Kapän Maden oder Maden Go- müsch u. s. w. in einem elenden Betriebe, der sich, wie bei den meisten in den lezten Zügen liegenden Bergbauen, vor- züglich auf eine Durchsuchung alter Zechen beschränkt. Die Grubenbaue am Taurus in Karamanien oder in dem heutigen Paschalik Adana und Marasch kamen mit dem Besitze des Landes zu Anfang des Jahres 1S;>.3 in die Hände der egyp- tischen Verwaltung. In den hohen Gebirgen des Kärmes Dagh, in dem nördlich von Siss gelegenen Distiikte Kossän-Ogiü, * Maden, im Türkisclieii : Erz oder Grube ; IVläden-tscIii-Paschi, der Vorsteher eines Bergbau -Unternehmens. "'* V. Prokesch: Erinnerungen aus Egypten und Kleiuasien. 3. Bd. S. 276. 476 im Flussgebiete des Dschiliün, trieben die eingebornen Tur- komaiien und Griechen schon seit alten Zeiten Eisenstein- Bergbau und verschmolzen ihre gutartigen, reichen und leicht- flüssigen Erze mit Holz in Stücköfen. Das Eisen ging als Handelswaare von vorzüglicher («üte grösstentheils nordwärts über das Gebirge nach Kaisarieh (Cäsarea) am hohen Erd- schiesch. So standen die Verhältnisse noch damals, als ich diese Gegenden besuchte, und die egyptische Verwaltung nahm weiters keinen positiven Theil an dieser industriellen Unternehmung der Turkomanen, nur fing selbige an, ihr In- teresse zu erregen. In der Fortsetzung des Kärmes Dagii gegen Südwest, in welcher Richtung er sich mit dem Biilgur Dagh durch die scharfen Rücken und Kuppen des Baghir Dagh verbindet, sollen sich türkischer Seits in dem Distrikte, genannt Kar- stän Oglüj Silbergruben befinden, die ich übrigens weder selbst sab, noch konnte ich über die näheren Verliältni?3se derselben je eine genügende Auskunft erhalten ; denn was ausser dem Bereiche der Augen und Hände desTurkomaiien liegt, ist für ihn eine reine terra incognita. Diese Gruoen- baue lagen auch ganz ausser dem Bereiche der egyptischen Herrschaft. Am Bnignr Dagh hingegen, in der Nähe von Gülek, erregten die von den Eiugebornen in früherer Zeit be- triebenen Grubenbaue auf Bleierze das Interesse des Vize- königs in hohem Grade. Theils das nesterartige, unterbro- chene und seiir verworrene Vorkommen dieser Bleierze an und für sich, theils die Unkenntniss und die schwachen Geld- mittel der Unternehmer bewirkten, dass dieser Grubenbau nie eine bedeutende Ausdehnung erhalten hatte, sondern sich einzig nur auf den Betrieb ntehierer und ganz knizer Stol- len beschränkte, den man jederzeit sogleich wieder einstellte, sobald die anfängliche Veredelung auslicss. Dazu kamen noch als wesentliche Hindernisse, die den Betrieb sehr erschwer- ten , die hohe Lage der Gruben an und für sich und die Schwierigkeit, die nöthigen Betriebsmaterialien hinauf, die Erze herabznbringen , Poteiizen , die sicli unter einer Ver- waltung, welche durchaus keine Garantie für persönliches Eigenthum gab, aufs Höchste steigerten. So kam es, dass 477 bei Übernahme dieses Landes durch die egyptische Verwal- tung diese Grubenbaue beieits im gänzlichen Verfalle waren. Mehemed-Ah braiiclite Blei ; daher kam ihm der Besitz dieses Terrains höchst gelegen. Probeversuche, die er durch verschiedene der in seinem Dienste stehenden Europäer ab- fuhren liess,, wiesen in den Erzen, die man häufig auf den alten Halden herumliegen fand, einen bedeutenden Gehalt au Blei aus; man wies sogar auch einen grossen Antheil Silber im leztern nach , kurz die Sache erregte das Interesse des unternehmenden Mannes im höciisten Grade, und die natür- liche Folge war, dass er die Vt^iederaufnahme des ßleiberg- baues am ßulgnr Dagh bei Gülek bescliloss. Wohl wissend, dass er bei dieser Unteinehmung auf eine verständige und ener- gische Dienstleistung- von Seite der eingebornen Turkomanen, seiner Türken und Araber nicht rechnen könne, wendete er sich, wie stets in solchen Fällen, an die Europäer, die ihn ujugaben oder sich sonst gerade in Egypten aufhielten. Da- mals befand sich schon seit längerer Zeit ein geborner Schwei- zer, Namens Ginsberg*, in Egypten, der den unglücklichen, der Wissenschaft leider zu früh entiissenen und durch seine literarischen Arbeiten rühmlichst bekannten italienischen Ge- lehrten Brocchi nach Sennaar begleitet hatte, und als lezterer in Chardum gestoiben war, v\ieder nach Egypten zurück- kehrte. Er legte sich auf Mineralogie und gab auch ein Ver- zeichniss der in Egypten, am Sinai u. s. vv, vorkommenden Mineralien heraus. Dieser Mann war dem Vizekönige wie gerufen, er schickte ihn daher als Chef der Bergbauarbeiten nach Gülek, wo er sich etablirte. Zur Besorgung des Hüt- tenwesens sandte man kurze Zeit darauf einen gebornen Pie- monteser, Namens Boreani, dahin, der nach Egypten gekom- men und als früherer Artillerieoffizier im Dienste seines Va- terlandes in der Kanonengiesserei zu Kairo angestellt war. Beide waren also die Chefs des Etablissements und durch diese Stellung bestimmt, im harmonischen Zusammenuirkeu dasselbe emporzubringen. Ginsberg stand dem Giijbenbaue al- lein vor ; er begann mittelst einiger als Arbeiter aufgenommener * Er stall) zu Taibus an der Pest im Jahre 1S3S. 478 Türken eine Durchkuttung der alten Halden , gewältigte ein paar älter Stollen und beschäftigte sich vorzüglich mit Ge- winnung der am Ausgehenden zweier Lagerstätten zu Tage liegenden Erze, eine blosse Abräumungsarbeit, durch die er aber in Verbindung mit den übrigen Arbeiten in kurzer Zeit einige tausend Zentner reicher Bleierze eroberte. Da er aus- serdem zur Herstellung eines Zechenhauses, das zugleich für ihn und seine Arbeiter als Wohnung diente, trotz der hohen Lage, von mehr als 5000 Fuss über dem Meere, doch nur einen verhältnissmässig geringen Kosten auswies, so war die egyptische Verwaltung anfänglich ganz zufrieden. Boreani, der dem Ginsberg in intellektueller Beziehung weit überlegen und voll Bestreben war, sich die nöthigen Kenntnisse für sein ueugewähltes Fach zu verschaffen, entbehrte aber aller prak- tischen Erfahrungen darin und begann mit Herstellung eines ziemlich kostspieligen und unzweckmässigen'Hüttengebäudes, eines Trockenpochwerkes für die Erze und der nöthigen Werk- stätte, anstatt dass er vorerst besser gethan hätte, nur ein paar hölzerne Hütten zu errichten, um seinen Ofen u. s. w. zu etabliren. Dm die Erze, die er samnit und sonders zu Mehl pochen liess, zu verschmelzen, wählte er nach^ engli- scher Manier einen Flammenofen, gab demselben eine be- deutende Grösse und eine ganz eigens von ihm gewählte Form, ohne von vorne herein sich überzeugt zu haben, ob sich denn diese Bleierze auch wirklich zur Behandlung im Flammofen eignen. Durch diese Veranstaltungen sah sich Boreani genöthigt, bedeutende Zuschüsse von Seite der egyp- tischen Vei'waltung in Anspruch zu nehmen. Die Vollendung des Baues verzögerte sich theils wegen Mangel an Geld, so dass man den Besoldeten und den Arbeitern Monate lang ihr Guthaben vorenthielt, theils wegen der eigenthümlichen Ungeschicklichkeit, mit der die egyptische Verwaltung sich selbst bei allen ihren industriellen Unternehmungen die gröss- ten Hindernisse schuf, z. B, gänzlicher Mangel an Materia- lien im IMomente, wenn man deren benöthigt, Uberfluss dort, wo man deren nicht bedarf u. s. w. Dazu kamen zahllose Misshelligkeiten zwischen Boreani und Ginsberg, die sich einander wütheud verfolgten , Ränke der übrigen Europäer, 479 die sich bei Ijoreani befanden, und derer, die beiden zugleich zu schaden suchten ; kurz, die Verwaltung' sah ihre ohnehin zu hoch gespannten Erwartungen in der Zeit nicht erfüllt, in der . sie es hoffte, und nie hätte sie geglaubt, dass so viele Umstände zur Verschmelzung von Bleierzen nöthig wä- ren, die sie im Prubirtiegel so schnell schmelzen gesehen hatte. Man zweifelte ganz und gar an der Fähigkeit der bei- den öiefs und suchte auswärts Hülfe. Dieser Umstand war es vorzüglich, der unsere Sendung an den Taurns veranlasste. Zugleich mit dem Bergbaue am Bulgur Dagh leitete Ginsberg einen Schurfbau auf Braunkohlen bei Thor Oglu in der Nähe von Tarsus, aber ohne günstigen Erfolg. So standen die Verhältnisse zu Gülek im Sommer 1836, zu der Zeit, als wir ankamen, und der von Boreani erbaute Flammofen zur Verschmelzung der Bleierze war in so weit fertig, dass er nur noch auszutrocknen brauchte, um mit den Schmelzversuchen beginnen zu können. Boreani, von der egyptischen Verwaltung nicht im min- desten auf unsere Ankunft vorbereitet, was zu thun von lez- terer wenigstens human gewesen wäre, war sichtbar über- rascht, als er uns plötzlich und gleich in solclier Masse vor sich sah. Ein nicht zu verargendes Misstrauen sprach sich von seiner Seite aus, das ich dadurch zu beheben bemüht war, dass ich ihm vorstellte: Wir sejen durchaiis nicht ge- kommen, um Jemanden zu verdrängen, sondern unser Zweck se\e nur im Interesse des Vizekönigs und der Wissenschaft die naturwissenschaftlichen und insbesondere beigmännischen Verhältnisse des Etablissements und seiner Umgebung zu untersuchen. Als Schutz für das Werk befand sich zu Gülek eine Garnison von 100 Mann der regulären egyptischen Truppen unter Kommando eines Kapitäns; zugleich war aucli beim Werke ein eigner Nasir, Namens OsMAN-Effendi, angestellt, der das ganze Rechnungswesen über sich hatte. Als wir das Lager bezogen hatten , begehrte ich eine militärische W^ache , die mir auch sogleich gesandt wurde. Noch am Abend sandte mir Ginsberg sein Reitpferd, um zu ihm zu kommen , da er selbst wegen Krankheit sein Haus nicht 480 verlassen konnte. Eist am fol«i,enclen Morgen aber fand ich Zeit, diesen Besuch zu machen. Ich ritt eine Stunde lang; den steilen Berg* auf abscheulichem, steinigem Wege hinan, passirte manches zwischen Bäumen und Reben versteckte Häuschen und hielt endlich vor dem, welches Ginsberg be- wohnte. Teppiche waren auf der Terrasse, die hohe Nuss- bäume beschatteten, ausgebreitet, und daselbst sass ein al- ter, hagerer Mann mit langem Barte in orientalischer Klei- dung, den ich (iir alles eher, als für einen Schweizer an- gesehen hätte. Ich redete ihn in deutscher Sprache an, und der Klang- der Muttersprache erj^riff ihn so, dass Thräneii seinen Bart nezten. Da Ginsberg unter andern Reisen, die er in seiner Jugendzeit in Europa gemacht hatte, auch in mei- nem Vaterlande sich einige Zeit aufgehalten hatte, so erreg^te er in mir Erinnerungen an mein Heimathland, die mich durch einige Stunden des Vormittags bei ihm festhielten. Nach Ginsberg ritt ich zu Boreani , wo ich mit meinen Reisege- fährten zusammentraf. Sein Haus lag* äusserst freundlich auf einem Hügel am Fusse des Berges, an dessen Gehänge sich das Dorf Gülck zwischen Bäumen ausbreitet. Beide, sowohl Ginsberg als Boreani, lezterer jedoch mit mehr Vor- sicht und Wahl, sprachen sich auf das Leidenschaftlichste gegen einander aus und beschuldigten sich der empörend- sten Fakta. Einerseits war ich diesen Ton bereits aus Egypten gewohnt, andererseits interessirte mich die Sache nnr in so fern, als ich daraus entnahm, dass beide Theile Unrecht haben. Bei Boreani sah ich unter andern ein grosses Stück metallisches Blei mit Glätte, welches man beim Grundgraben in der nahen Festung Gülek Boghäs gefunden hatte , und welches folglich die Vermuthung erregte, dass auch in jener Zeit hier eine Bleihütte gestanden haben möge. Bereits am zweiten Tage nach unserer Ankunft begann ich mit einer genauen Untersuchung des damaligen Zustan- des des Etablissements und wendete mich unter Boreani's Führung zuerst zur Hütte. Der zu den Versuchen bestimmte Flammofen war, wie bereits gesagt, schon ganz fertig, und ohne zu wissen , ob diese Versuche auch gelingen 481 werden, und üheilianpt, ohne zu wissen, oh die Bleierze sich zur Behandlung- im Flanimoten schicken, hatte man be- reits das Fundament für einen zweiten vsulchen Ofen ausge- graben und alles Nöthige hiezn vorgerichtet. Auf den er- sten Blick ersah ich das Unsichere dieses Beginnens, der Ofen schien mir an und für sich um das Doppelte zu gross, so dass die eingesezte Erzmasse unnjöglich zur Menge des bei jedem Ofeneinsatze erforderlichen Brennmaterials in einem entsprechenden Verhältniss stehen könne, und dass, wollte man das quantitative Fass\ings vermögen des Herdes ganz in Anspruch nehmen, die Erzmasse eines Einsatzes s<» gross sejn würde, dass sie an und für sich in einem Flammenofen nicht behandelt werden könne. Ausserdem war der Ofen gegen alle Piincipien einer ökonomischen Benützung des Brennstoffs construirt. Das merkwürdigste bei der ganzen Einrichtung wai' aber unstreitig das von B{)reani angebrachte Pochwerk und der damit beabsichtigte Aiifbereitungsprocess. Es bestanden näm- lich zwei Pochwerke, jedes mit 6 Stempeln, deren jeder sein eigenes Feld und seinen eigenen Satz hatte, der aus einem mörserartig ausgehöhlten Stein bestand. Die reichen Erze, die zum Theil über 50 Procent an Blei enthielten, wurden trocken zu Mehl gepocht und dieses wurde zur Ver- schmelzung bei Seite gestürzt. Um die ärmern Erze einem Sepaiationsprocesse zur Erzeugung von Schlichen zu unter- ziehen, beabsichtigte man, diese Erze ebenfalls trocken in diesen Pochwerken zu pochen und die erhalte- nen Mehle mit Wasser zu mengen und dann dem Schlemmprocesse zu unterziehen. Um die beabsichtigte Ein- richtung des leztern erkundigte ich mich unter solchen Um- ständen nicht mehr. Die Bewegung der Pochwerke geschah durch ein unterschlächtig^es Kropfrad, wozu man das erforderliche K laftw asser aus dem mehrere Klaf- ter höher liegenden Gerinne h e r a b 1 e i t e t e. Die Radwelle bewegte die Stempel niclit unmittelbar, sondern mittelbar durch ein keineswegs einfaches Vorlegwerk. Bei einem solchen Pochwerke arbeiteten 3 bis 4 Mann, die Bo- REAMS Aussage zufolge in 8 Stunden' und mit 6 Stempeln 482 50 Zentner Erzmehl lieferten. Die Erze, welche von Faust- grösse bis zur Grösse von bedeutenden Felsblöcken von dem Uergbaue der Hütte übergeben wurden , wurden durch eine Masse von Türken in einer geräumigen und lichten Halle mit Schlegel und Eisen bis zur Haselnussgrösse gear- beitet, in welcher sie dem Pochwerke übergeben wurden. Unglaublich, aber wahr! Ein Pochwerk hatte 14 bis 18 Manu liöthig, um auf oben angegebene Weise die Erze für das- selbe vorzubereiten, d. h. zu zerkleinern. Am 22. Juni ritt ich am frühesten Morgen, unter Füh- rung des Nasirs von Gülek, Osman Effendi , mit meinen Reisegefährten zu den Grubenbauen auf dem ßulgur Dagh. Wir nahmen uusern Weg nordwestlich, und der schmale Felsenpfad führte uns bald durch Wald, bald durch tiefe Schluchten, bald an schwindelnden Abgründen hin. Unsere Pferde kletterten wie Ziegen, und die Sicherheit ihres Trit- tes sezte uns in Erstaunen. Die Wälder bestehen vorherr- schend aus Tannen, unter denen man mehrere europäische Arten, als Fichten, Edeltannen und Weisstannen unterschei- det. Gemengt mit diesen sind Buchen, Eichen, Cedern und sehr grosse Wachholderbäume. Übrigens sind die Wälder daselbst licht, durchaus überständig, und ein ungemeiner Mangel von Holzuachwuchs ist nicht zu verkennen , eine natürliche Folge des gänzlichen Mangels irgend einer Auf- sicht, wovon man auch gar nicht die entfernteste Idee hat. Nach einem fast dreistündigen Ritte hielten wir an einer frischen, hellen Quelle in einem prächtigen Alpenthale. Wir waren bereits mehr als 4000 Fuss über das Meer erhaben, noch umgaben uns stattliche Tannen und Cedernstämme und ein herrlicher Weideboden erstreckte sich bis zum Fusse des nahe vor uns stehenden Allah Tepessi (der höchste Gi- pfel des Bulgur Dagh), der mit seinen kahlen, von aller Vegetation entblössten Kalkwänden, mit seinen tiefen, engen Schluchten und Spalten, mit seinen zerrissenen und phan- tastisch geformten Hörnern und Zinken und mit seinen mit altem schmutzigweissem Schnee ewig erfüllten Ruinen, als ein Kuloss von mehr als 10,000 Fuss Meereshöhe auf uns herab- sah und uns ein treffliches Bild aus unsern heimathlicheiL 483 Kalkalpen vor Anoden stellte. Ein klarer Berofstrnm kam ans dem Gerolle der Sclineerinnen hervor nnd dnrclizog das triftenreiche Thal, Tannen, holie nnd steile Gehänge mit Bergmähdern nmgahen nns, und hätten nicht die Cedein ringsumher ihre Fächerzweige wie Regenschirme ausgehrei- tet, Avir hätten es nimmer geglauht, in Asien zu seyn. Wäh- rend unsere Pferde weideten, ruhten auch wir aus und such- ten nebenbei unter den Steinen Scnrpione, deren wir einen fanden , der über 3 Zoll Lä.nge hatte. Vom Brunnen fuhrt der Weg, den Ginsberg fiir Sanm- pferde sehr praktikabel hatte herstellen lassen, den Berg hinan bis auf ein Joch, welches nahe an 5000 Fuss Meereshöhe ha- ben mag * nnd das einem mit Vegetation bedeckten Gipfel des Bulgur Dagh, dem Enlk Tepessi (Knhspitze, Kühhornl, dicht gegenüber steht. Rechts von uns erhob sich der Mil- den Tepessi (Erzgipfel, Erzberg), der einen Vorsprung des Alläh Tepessi bildet nnd mit dem Enik Tepessi ein tiefes, von steilen Bergmähdern eingefasstes Thal bildet, in wel- chem sich am untern Ende einige alte, am obern Ende aber, und dicht unter dem Gipfel des 3I^den Tepessi, die neuen Gruben sfch befinden. Wir ritten den Rücken des Mjiden Tepessi hinan, zu beiden Seiten frei und in tiefe Thäler hinabsehend. Die Tannen verschwanden , die Cedern aber hlieben noch in mächtigen Stämmen, bis wir den Rücken verliessen und uns der Weg links in das Thal durch steile Bergmähder zu den Gruben führte**. Ginsberg hatte an den Gruben zur Unterkunft für sich und die Arbeiter ein Zechen- hans erbaut, was zwar an und für sich schlecht genug, aber in einer Meereshöhe von nahe 6000 Fuss und nahe an der * Noch nicht im Besitze meiner Barometer, musste ich leider die sehr interessanten Erhöhungen des Tauruszuges nur so ungefähr durch Schätzung bestimmen. Oiiwohl darin sehr geübt, will ich jedoch für fch- lei hafte Angaben in diesem Falle mich niclit verantwortlich machen. "''•' Ich kenne für diese hochgelegenen und meistens so sh-ilen Wie- sen, dass sie durch anderes Vieh, als durch Schafe, gar nicht benuzt werden können , keinen bessern Namen als Bergmahd , so wie man sel- bige in den Alpen nennt, weil das Gras daselbst oft mit der grössten Lebensgefahr gemäht wird, obgleich dies« hier am Taurus wohl nicht .so häufig der Fall seyn dürfte. 484 Gränze ewi^^en Schnee's immerhin eine erfrenliche Unter- kunft ist. Jn der Nähe des Hauses rieselt eine herrliche (inelle aus dem Felsen hervor. Die Rei;ion des Holzwuchses lag; lief unter uns, noch war der Schnee des lezten Win- ters nicht geschmolzen, und wo diess der Fall war, er- brachte bereits eine heirliche Alpenflora, die unserm Bota- niker Kotschi reiche Ausbeute gab, und deren Detail am Schlüsse dieses Bandes hohes Interesse gewährt. Tiilpen und Ilyacinthen, Schneeglöckchen und sogenannte Weinträub- chen blühten schon frisch und freudig und gaben dem An- blicke des Ganzen einen tinnennbaren Zauber, in den um- liegenden Thälern finden sich viele Hirsche, und a"^ den Hö- hen des Taurus haust der Steinbock, mitunter in bedeuten- den Rudeln und ganz ähnlich der kaukasischen Species die- ser in Europa verschwindenden Thiergattung. Um das Berg- haus, und daran iSich anschliessend, liegen noch mehrere, elende, aus Steinen und Erde aufgeführte Hütten der Ar- heiter, deren damals 2S waren. Spät kam auch Ginsberg angeritten, und wir verplau- derten an einem gemüthlichen Kaminfeuer den Abend. Die Wärme zog einige Schlangen herbei, die uns am Herde Besuch machten, you den Bewohnern aber als ganz unschäd- liche Thiere nicht gefürchtet werden und daher auch nicht verfolgt sind. Die Nacht wurde gegen Morgen sehr empfindlich kalt lind wir schiizten uns nur schwer gegen den eisigen, durch die Spalten der Thüren und Fensterläden hereinziehenden Wind. Am Morgen des darauffolgenden Tages befuhr ich mit Ginsberg die beiden offen stehenden Gruben. Die Ausdehnung des Baues ist noch von gar keiner Bedeutung; denn er ist erst begonnen und man beschäftigte sich noch vorzüglich mit der Abräumung der Erzlagerstätte über Tag. W^as aber von Grubenbau bereits zu sehen war, war keineswegs zweckmässig und rationell eingeleitet, besonders war das ganze Häuergezähe unter aller Kritik. Ich werde bei Ge- legenheit der Behandlung der geognostischen Verhältnisse 485 dieses Distriktes anf diesen Bergbau wieder znriickkonimen, daher icli liier vor der Hand das weitere Detail iimjielie. Auch auf dem 2;e«eiiüber lieoendtu Tlial<:;;eliänoe , iin Ziij>;e des Enik Tepessi . befinden sicli alte (»mhen auf ver- wandten Lagerstätten , und man kann sie bis auf die Höhe des Bergrückens verfolgen. (üleich bei der ersten Besichtigung dieses Beigbaues dringt sich die Überzeugung auf, dass er von vorne herein auf höchst vagen Grnndlagen basirt ist. Eine genaue geo- gnostische Untersuchnng der Formationsverhältnisse des umliegenden Gebirges und insbesondere seiner Erzlager- stätte mangelt, und man weiss eigentlich nicht, was man hat. Die Geschichte der Ginbenbane liegt im tiefsten Dun- kel, und man weiss also auch nicht, w as man gehabt hat, um darauf seine gegenwärtige Hoffnung basiren, und die Idee, welche den gegenwärtigen Unternehmungen zu Gninde gelegt ist, rechtfertigen zu können. Was aber die Verhält- nisso des geognostischen Vorkommens der in Bau genom- menen Lagerstätte betrifft, so gewann ich, so weit ich mich derselben versichern konnte, die Überzeugung, dass hier für Auffindung sehr anhaltender Erzlagerstätte wenig Kri- terien vorhanden sind, und dass vielmehr alle Anzeigen da- hin gehen, dass man es hier nur mit sehr knrz absetzenden und sehr gering ausgedehnten Erzmitteln zu thun habe, dass der Moment leicht eintreten könne, in welchem man, beson- ders bei Mangel höchst energischer Anfschliessung, woran bei Türken auch gar nicht zu denken ist, sammt und sondeis der Erze los würde, und dass also die so bedeutenden Aus- lagen zur Etablirnng der Hütte, abgesehen von der Uu- brauchbarkeit derselben, voreilig und unüberlegt ausgegeben wurden. Auch hinsichtlich der Ausfülirung der vorgefassten Ansicht ergeben sich bedeutende Mängel. Man ist z. B. mit dem Wege von Gülek zum Bergbau nach acht tuiko- manischem Gebrauche schnuigerade Aen steilsten Theil des Berges hinan gegangen, anstatt denselben vom Brunnen aus durch das Thal des Enik Tepessi, den Maden Tepessi um- gehend, mit sanftem iVufsteigen den Gruben zuzuführen. 486 l^iemand war es eingefallen, anstatt der technischen Miss- j^ebnrt in der Hiitte zn Giilek, ein ordentliches nnd rationell ansgeführtes nasses Pochwerk im Thale des Enik Tepessi, und in der Nähe der Gruben zu etabliren , wodurch der höchst kostspielige Erztransport wäre erspart worden. Man hat, sowohl zum Behnfe des Bergbaues in Gülek , als zum Bedarf des Festungsbanes zu Gülek Boghäs, das Bedürfniss von Bretterschneidmühlen gefühlt, da bisher alle Schnitt- Sortimente durch Menschen mittelst kolossaler Handsägen auf einem eben so kostspieligen als zeitraubenden Wege er- zengt wurden. Es blieb jedoch bei dem Wunsche; denn die Ausführung desselben scheiterte an den unverschämten An- forderungen eines Italieners, der sich für die Erbauung einer Sägmühle eine Belohnung von 200,000 Piaster bedungen hatte. Als Steiger bei den Gruben war ein Araber angestellt, der 7 Jahre in i^rankreich gelebt und den Auftrag hatte, sich an der Ecole des Mines zum Bergmanne auszubilden. Die Seffnun^en der Wissenschaft scheinen aber anf einen un- fruchtbaren Boden gepflanzt worden zu seyn, den man übri- gens auch sonderbar behandelte, indem Achmed- EflFendi, so hiess dieser Mann, damals, als ich ihn das erstemal sah, gerade beschäftigt war, sich von einer guten Tracht Prügel zu erholen, die er seiner Ränke gegen Ginsbero halber und auf dessen Einschreiten, von Seite Ibrahim -Paschas ange- wiesen erhielt. — Ich bestieg mit ihm nach Besichtigung der Gruben die Spitze des Mdden Tepessi, und wir genossen von Oben einen unvergesslich schönen Anblick. Die grauen, kahlen Felswände des Allah Tepessi mit ihren steilen Schluch- ten und Schneefeldern lagen dicht an uns, und vor uns brei- teten sich die Vorberge des Taurns, die Ebene von Tarsus und die Bucht von Scanderun aus. Wir sahen unser Lager und die Hütte zu Gülek im grünen Wiesengrunde des Thaies tief zu «nsern Füssen. Am Abend kehrten wir nach Gülek zurück. Die nächsten Tage hindurch wurde Holz für das Versuchsschmelzen her- beigebracht, und in der Hütte beschäftigte man sich mit Answärmung des Flammenofens. Ich benuzte diese Pause, um über das bisher in Gülek 487 Beobachtete an IßRAHiM-PaJicha Bericht zu erstatten und ihm zngleich jene Vorschläge zu machen, die ich, so viel es in den wenigen Tagen meines Aufenthalts mir möglich ward, für sachgemäss erkannte. Vor Allem machte ich ihn auf den gegenwärtigen Zustand des Grnbenbanes am Maden Te- pessi aufmerksam. Ich stellte ihm vor, dass Ginsberg bis- her nur Abräumungsarbeit über Tag betrieben habe, und dass nur dadurch es ihm möglich wurde, an 12,000 Zentner Erze in dieser Zeit zu erobern. Jezt, da diese Abräumungs- arbeiten wegen Verschmälerung der Veredlung nicht mehr betrieben werden können , ist man rein auf den Grubenbau hingewiesen, welcher, da bisher nichts geschah, als dass man ein paar alte, nur wenige Lachter tiefe Stollen ge- wältigte, nicht im Stande wäre, mehr als höchstens einige hundert Zentner Erze zu liefern. Man ist daher bereits in der Lage, auf eine grosse Erzeroberung vor der Hand nicht mehr rechnen zu dürfen, und man ist dem Zeitpunkte näher, als man glaubt, in welchem man eine fertige, kostspielige Hütten- anlage und keine Erze haben dürfte. Ich rieth ihm daher, im Falle er denn diesen Grubenbau ohne vorhergehende geognostische Untersuchung des ganzen Gebirges der Um- gebung durchaus betreiben wolle, keine Zeit mehr zu ver- lieren und die Aufschliessung mittelst eines Hauptstollens im Streichen des Hauptlagers und durch Abquerungen in mässigeu Distanzen zur Verkreuzung der übrigen im han- gend und liegend vorliegenden Lager sogleich zu beginnen und mit Energie und Ausdauer rasch fortzuführen. Ich be- zeichnete diess als das einzige Mittel, den Bau zu erhalten und den ]S achhalt sicher zu stellen. Im Bezug der Hütte gestand ich offenherzig die Bedenken , die ich gegen die Behandlung dieser Bleierze in Flammenöfen trug, besonders in so unzweckmässig construirten, wie der des Boreani v^ar. Auf jeden Fall rieth ich , den Bau des zweiten Flammen- ofens sogleich und in so lange zu sistiren, bis mit dem er- sten die Versuche abgeführt seyen. Ich machte ihn auf das Absurde der bestehenden Pocliwerksmanipulation aufmerksam und trug darauf an, dass im Falle ein Poch- und Waschwerk denn auch wirklich erforderlich sich zeigen sollte, man doch r.usutr.ßcR, Reisen. I.Btl.i. Thl. 3- 488 ein auf vernünftige Principien basirtes bauen möge und zwar nicht bei der Hütte, sondern so nahe als möglich an den Grubenbauen. Hinsichtlich der Gewinnung des in dem Blei der Erze enthalten seyn sollenden Silbers rieth ich, so lange mit den betreffenden Anstalten zu warten, bis man sich auch wirklich von diesem Silbergehalte überzeugt haben würde. Hinsichtlich der bei dem Betriebe zu beobachtenden Öko- nomie legte ich Ibrahim- Pascha eine Regulirung des Lohns der Arbeiter, den Verhältnissen des Landes angemessen, vor, drang auf ihre pünktliche Bezahlung und beantragte die Verakkordirung mehreier Arten von Arbeiten, da ich das Personal vollkommen hiezu befähigt sah. So regu- lirte ich auch die Scheidung der Hüttenerze, Pocherze und des Tauben, schaffte die bisherige Arbeit mit Schlegel und Eisen in der Scheidkaue ab und führte die Handfäustel ein. Ferner machte ich Ibrahim darauf aufmerksam, dass, wenn die umliegenden Forste nicht unter den besondern Schutz der Verwaltung gestellt werden, man eher, als man sich's vermuthet, Mangel an Brennmaterial haben werde. Ich ent- warf daher ein Reglement sowohl für die Benutzung der umliegenden Forste, in so weit es der Augenblick an die Hand gab, als auch für die Holz- und Kohlenlieferung zur Hütte, die in einer gänzlichen Unordnung war. Ferner machte ich den Antrag zur Errichtung einer Sägmühle bei Gülek und wies, im Fall der Bergbau sich heben sollte, auf die Nothwendigkeit einer Strasse von der Hütte zu den Gruben- bauen hin. Unter manchen andern Gegenständen , die ich ausserdem in Anregung brachte, war auch die Einführung einer strengen Discipliu bei den Arbeitern, die aus Arabern, Türken und Europäern bestanden, von denen Leztere sich Vorrechte anmassten, die mir mit der Idee der nothwendigen Ordnung und Förderung dei' Arbeit unverträglich schienen. Zulezt suchte ich bei der österreichischen Regierung die Nachsendung noch mehrerer Arbeiter zu veranlassen, wor- unter ich als besonders nöthig zwei Kunstzinnnerer, einen Poch- und Waschwerks- Steiger und einen Schmelzmeister bezeichnete. 489 Möglicli, dass ich die ganze Sache zu sehr von einem europäischen Gesichtspunkte aus betrachtete, und dass ich besser gethan haben wiirde , ganz kurz nur die Ertheilung einer umfassenden VoHmacht zu verlangen, um selbst die nö- thigen Verfügungen treffen zu können ; denn ich hege fast die Überzeugung, dass IßRAuiM-Pascha von meinem ganz ins Detail gehenden Berichte Nichts verstanden habe , indem derselbe zuerst ins Französische und dann ins Türkische über- sezt wurde , wobei ohne Zweifel die Bedeutung der Worte ganz verloren ging. Da die Herbeischaifung des nöthigen Holzes zu Boreani's Schmelzversuchen sich ins Weite zog, so benüzte ich den *JS. Juni zu einem Ritte nach der zwei Stunden entfernten Festung Gülek Boghas. Boreani, Dr. Veit und Achmed* Effeiidi begleiteten mich. Wir ritten von der Hütte das steile Gehcänge des Gebirges hinan, dessen Joch wir in einer Stunde erreichten und von wo aus wir in das Thal von Gülek Bo- ghas hinabsahen, welches durch den Rücken, auf welchen die Ruinen der alten Genueser- Burg sich erheben, von dem Thale von Gülek getrennt ist. Das Thal von Gülek Boghas ist ein Seitenzweig des Hauptthales des westlichen Hauptarms des Seihiin, der weiter östlich die Gebirgskette von Norden gegen Süden durchbricht und sich nach Ädana wendet. Durch das Thal von Gülek Boghas führt schon seit alter Zeit die Haupt- strasse aus Kai amanien in das Innere von Kleinasien, daher auch IßRAHiM-Pascha die Wichtigkeit dieses Platzes nicht verkannte. Von der Höhe des Joches, welches Gülek von Gülek Boghas (Pass Gülek) trennt, führte uns der Weg durch anhaltenden Wald in die kleine Ebene des Hauptthals hinab, wo man mit Erbauung der Festung beschäftigt war. Die Arbeiten wa- ren im vollsten Gange, und den erhaltenen Nachrichten zu- folge lagerten an der Festung 5000 Soldaten, die grösstentheils als Arbeiter beschäftigt wurden und deren Zelte die Thal- ebene am Flusse bedeckten. Die Oberleitung^ des Ganzen führte der Kavalleriegeneral WELi-Bey, und die technische Direktion des Festungsbaues selbst unterstand dem Obersten Schulz, einem gebornen Polen, früher in russischen Diensten, demselben, welcher bei der Einnahme von St. Jean d'Acre als 490 Gefangener in die Hände der Alliirten fiel. Oberst Schulz, ein sehr gebildeter Offizier, war so gefällig- , uns selbst bei Besichtigung der Festungsarbeilen zu begleiten und uns auf die frenndschaftlichste Weise an die Hand zu geben. Die Festung umfasste 7 Werke, nämlich zwei Thürme, einen am rechten, den andern am linken Thalgehänge, nebst 5 Bat- terien und einem grossen Blockhause. Die Batterien, nach dem Lunettensysteme arrangirt und in Verbindung mit den beiden Thürmen, sperren das ganze Thal und somit die Pas- sage vollkommen. Die Festung hat vor sich in der Entfer- iiuno- von ein Paar Stunden nördlich die asiatisch-türkische Landesgränze und dicht hinter sich den Felsenpass von Gü- lek, den eigentlichen Giilek Boghäs, der, wieder von beson- dern Werken vertheidigt, den Durchgang einer feindlichen Armee selbst für den Fall höchst schwierig machte, wenn schon die Festung verloren seyn sollte*. Die Strasse, welche durch dieses Thal führt, ist, wie gesagt, die einzige, die aus dem Innern Kleinasiens sich nach Karamanien zieht und auf der Artillerie passiren kann, und also jene, die als der Schlüssel zum Paschalik von Adana zu betrachten ist und deren Vertheidigung eine Bedingung von höchster militärischer Wichtigkeit bildet. Auf den übrigen Wegen, welche, den Taurus überschreitend, Karamanien mit dem angränzenden Theil Kleinasiens ver- binden, kann zwar auch hie und da Kavallerie passiren, und iBRAHiM-Pascha ist daher auf den Gedanken gekommen, diese Passagen unwegsamer zu machen, was bei der ohne- hin erbärmlichen Beschaffenheit derselben nicht viel brauchte, und was er auch z. B. im Thale von Güsilltörreh bereits ausführen Hess. Nachdem wir unter einem Baume in der Nähe des Lagers der Truppen unser Frühstück genommen hatten, traten wir wieder unsern Rückweg an und ritten südlich in den Pass * Die Festung zu Giilek Boghäs wurde bei der Occupalion von Syrien durch die Truppen der Alliirten im J. 1841 von den egyptischen Truppen ohne Schwertstreich verlassen und von den grossherrlichen be- sezt , bei welcher Golrgcphoit auch das montanistische Etablissement zu Gulek in die Hände der Pforte fiel. 491 von Gülek. Am Eingang' desselben gelangten wir zur Douane, die von Amanten bewacht wurde und die, schrecklicli wild aussehend und bis an die Zähne bewaffnet, im Kreise bei- sammen Sassen. Als sie uns sahen, luden sie uns ein, eine Tasse Kaffe mit ihnen zu nehmen und eine Pfeife zu rauchen, was wir denn auch thaten. Einer dieser neuen Strassen- Freuiide ritt mir sein Pferd vor, das er über Stock und Stein im vollen Galopp bergauf und bergab tummelte. Allerdings fein Beweis fiir die Gi'ite des Thiers, den ich aber mit einem eigenen Pferde ohne Noth nicht ausführen möchte. Nachdem er seine Kunst gezeigt, trug er mir das Pferd, einen vier- jährigen, fehlerfreien Hengst, von brauner Farbe zum Kaufe an und Hess mir endlich dasselbe für 1200 Piaster; ein zweites Pferd kaufte AcHMEo-Effendi. Dicht an der Douane beginnt der Pass. Dieser war bereits im frühen Alterthnme die Haupt-Passage durch die Tauruskette in Cilicien, und die Erbauung der durchführenden Strasse scheint sich in die frühen Zeiten der Assyrer und Babylonier zuiückzudatiren, und vielleicht entstand sie in der Zeitperiode, die so manches Grossartige schuf, unter der Reoierung: der Semiramis. Geschichtliche Belege thun dar, dass diese Strasse sowohl Xenophon bei seinem weltbe- rühmten Rückzuge, als Alexander mit seiner Armee ge- zogen ist. Die senkrechten Felsvvände, welche den Pass einschliessen , nähern sich einander an der engsten Stelle bis auf wenige Klafter, welche enge, einen höchst g^rossar- tigen Eindruck machende Schlucht der im Sommer fast trockne Bergstrom und die schmale Strasse theilen. Man sieht durch den ganzen Fclsenpass noch deutlich die Spuren des alten Weges, der sich beiläufig 3 Fuss über dem gegen- wärtigen Bachbettc an der Felswand eingehauen hinzog, auch bemerkt man in den Felsen ausgehauen eine Säule und zwei Tafeln , welch leztere einst Inschriften scheinen getragen zu haben , von denen ich aber nichts mehr aus- nehmen konnte *. Am rechten Gehänge der Felsschlucht " Der aus dem Felsen gehauenen Säule erwähnt auch Niebuhr ia eeiueni Reisewerke, Bd. 3, S. 150, und deutet daraufhin, dass hier eine heilige Stelle der alten Feueranbeter könne gewesen seyn. 492 sieht man auf hoher Felsenklippe die Rinnen der alten Burg von Gülek, die in die dunkle Schlucht hernieder sehen, die stummen Zeugen jener Zeit, als Genua und Venedig ihre Herrschaft bis in diese Winkel von Asien ausdehnten und beide gewaltige Handels-Republiken nach dem Besitze des schönen Orientes strebten, wo Genua's Macht im 13. Jahrhunderte ihre höchste Stufe erreichte , von der sie der Eroberer von Konstantinopel, Mohammed II., im 15. Jahr- hunderte wieder herabwarf. Wir ritten von der Enge des Passes noch beiläufig eine Stunde im Thale fort und wendeten uns dann rechts das steile Gehänge hinan, wo uns ein schmaler, schwindeln- der Pfad, bei dessen Passirung wir uns ganz auf die Sicher- heit unsrer Pferde verlassen raussten, zur Burg von Giilek hinaufführte. Auf der Höhe fanden wir ein Paar turko- mauische Bauernhäuser und einen egyptischen Wachposten ; wir übergaben lezterm unsere Pferde und stiegen nun vollends zu den Ruinen der alten Burg hinan. Von dem ganzen, einst sehr ausgedehnten Kastelle steht nur noch das Thor und hie und da der Rest einer Mauer, alles Übrige ist in Schutt zerfallen. Prachtvoll aber war die Fernsicht, die wir von diesen Ruinen aus genossen. Die Strahlen der untergehenden Sonne rötheten die Schneegipfel und Felsen- kuppen des Taurus , dessen höchste Kette in weiter Aus- dehnung dicht an uns lag. Zunächst umgeben von Bergen mit dunkeln Tannenwäldern, hatten wir zu unsern Füssen die tiefe Schlucht des Gülek Boghäs, die Festung, das Lager und sahen hinaus in die weite Ebene von Adana und Tarsus, am Horizonte das unabsehbare Meer. Es war einer jener heiligen Augenblicke, deren Eindruck sich der Erinnerung nie mehr entzieht. Östlich von uns und jenseits des Thaies von Gülek Boghäs erhoben sich die schroffen und kahlen Felsenspitzen des Baghir Dagh in den Distrikten Milänginäh üglu und Karstän Oglü , in denen der westliche Hauptarm des Seihun sich seineu Weg durch die Tauruskette ge- brochen hat und südlich von Ulundji-Kaleh in die Ebene von Adana tritt. Am 30. Juni endlich war die Holzzufuhr in so weit 493 gediehen, dass Boreani zu seinem ei'sten Sclimelzversuclie sehreiten konnte. Ahcnds nach Sonnenuntergang war die Anfeuernng beschlossen. Jedoch schon um 4 Uhr Nach- mittags, als ich gerade aus dem Lager reiten wollte, sah ich den Schornstein der Hütte stark rauchen. Ich ginj? da- Iiin und fand Boreani bereits in voller Arbeit. Er hatte den Ofen mit 35 Zentner Erz gefüllt, welche Masse iiber einen halben Fuss tief den Herd bedeckte, und obwohl die Feuerung- noch keine Stunde gedauert haben konnte, so stand der Herd doch bereits schon in Rothglühhitze. Schweigen wäre nun auf meiner Seite verzeihlich gewesen. 3Iir schien es jedoch zu unedel, und ich stellte Boreani vor, dass unter solchen Umständen und stände ihm der beste Flammenofen der Welt zu Gebote, der Prozess nicht gelingen könne und dass er seine Erze, Bleiglanz mit Zinkblende, Arsenikkies und phosphorsaurem ßleioxyd durchaus früher rösten müsse, bevor er sie ohne Zuschlag schmelzen könne. Vergebens! die Feuerung wurde fortgesezt und so erhöht, dass nach ein Paar Stunden Weissglühhitze eintrat, die, ohne das Erz zu wenden, erhalten wurde. Bald bildete sich aus der Erzmasse eine Schlackenkruste, die nicht mehr aufzulockern war und auf Boreani's Frage: was nun zu machen sey? konnte ich entschieden äussern, dass die ganze Cainpagne verdorben und kein anderes Mittel sey, als die Sache zu enden und mit einem neuen Erzeinsatze einen neuen, modi- fizirten Versuch einzuleiten. Man sezte jedoch die Feuerung fort, ohne natürlich einen andern Erfolg zu bewirken. Es war ein rein misslungener Versuch, der für Boreani eine sichere Weisung hätte seyn sollen , dass diess nicht der rechte Weg sey, den man zu gehen habe; statt jedoch einem freundlichen Worte Gehör zu geben und den Mnth nicht zu verlieren, wurde er, sichtlich ergriffen durch Anstrengung und Verdruss am Misslingen, krank und verliess die Hütte, nachdem er noch zum Nasir geäussert , dass diese Erze kein Mensch schmelzen könne. Lezterer jedoch voll Ver- zweiflung und Furcht für eine unmögÜche Sache so grosse Kosten verwendet zu haben, machte sich nun mit dem Haupt- mann der zu Gülek stationirten Kompagnie selbst über den 494 verlassenen Ofen und sezte die rasende Fcnerung bis 5 Uhr Morgens fort. Die komische Scene endete damit, dass auch diese beide davonliefen, und der Schmelzer, am verlöschenden Ofen sitzend und mit beiden Händen seinen Kopf haltend, einschlief. BoREANi lag krank im Bette und wurde von meinem Freunde Dr. Veit behandelt. Auf des erstem Ersuchen übernahm ich nun die Leitung der Arbeiten und Hess vor Allem den Ofen aufbrechen, um seine Abkühlung zu be- schleunigen und die Schlackenmasse herausnehmen zu können. Ich hatte für mich die Überzeugung gewonnen , dass die zu Gebote stehenden Erze zur Behandlung im Flammenofen sich durchaus nicht eignen, und dass man, sollte diess auch der Fall seyn, doch nur jederzeit so kleine Quantitäten in Arbeit nehmen könne, dass dieser Prozess in ökonomischer Beziehung unmöglich einen Vortheil beziffern dürfte. Mein Plan Avar, die Verschmelzung dieser Erze in einem Schacht- ofen vorzunehmen und sie dabei entweder geröstet in Arbeit zu nehmen oder einen Niederschlags-Prozess einzuleiten, je nachdem die Versuche auf das eine oder andere hin- weisen dürften. Anstatt jedoch diesen Plan sogleich in Aus- fühi'ung zu bringen und mit Bestimmtheit die gegenwärtige Methode der Verschmelzung mittelst Flammenöfen für un- thunlich zu erklären, fasste ich den unglücklichen Gedanken, selbst noch ein Paar Versuche zur Verschmelzune: im Flamm- ofen zu machen , theils weil ich doch die Möglichkeit des Gelingens nicht so geradehin absprecheji konnte, theils weil ich mich von dem Verhalten der Erze unter diesen Um- ständen, aber bei einer z^veckmässigern Behandlung, näher überzeugen wollte. Welche unüberwindliche Schwierigkeiten man andrer Orten bei ähnlicher Behandlung ähnlicher Erze in technischer und ökonomischer Beziehung erfuhr, das war mir damals weder im Detail und noch weniger durch eigene Anschauung bekannt. Diesen Gedanken aufzufassen war von meiner Seite ein grosser Fehler, denn ich bedachte dabei nicht, in einem Lande zu leben, wo man den Werth eines misslungenen Versuches gar nicht zu würdigen versteht, sondern die Ursache des Misslingens stets den Kenntnissen 41)5 dessen zur Last le^t, der den Versuch ausfiilirf. Ich be- dachte nicht, von Menschen umgeben zu seyn, denen unsere Gegenwart höchst lästig und unbequem war, und die Alles aufboten, die Meinung Mehemed-Ali's zu unserem Nachtheil zu stimmen; kurz ich sah die Sache zu sehr von einem im geregelten Dienste gewohnten Gesichtspunkte an, ich hätte viel bestimmter zu Werke gehen und auf meine blosse Mei- nung hin das ganze bisher beobachtete System, trotz der darauf verwendeten Kosten , beseitigen sollen. — Meine nächste Arbeit war nun, den durch die übertriebene Feuerung ohnehin ganz zerborstenen Ofen wieder herstellen zu lassen, wobei ich ihm im Ganzen noch die von Boreani gegebene Gestalt liess und nur einige Modifikationen in der Kon- struktion des Herdes anbrachte, der Sohle z. B. ein stärkeres Gefälle gegen das Stichloch, dem Herdgewölbe eine geringere Höhe etc. gab. Während diese Arbeiten vorgenommen wurden, besuchte ich den Grubenbau am Maden Tepessi, wo Ginsberg ein paar alte Stollen eröffnet hatte und wo ich auch bei einer dieser Exkursionen auf mehrere Murmelthiere stiess , aber keines habhaft werden konnte. Am 5. Juli kam endlich mein langersehnter Freund und Gefährte Pruckner mit dem Dolmetscher Suwatowsky, von ihrer Heise mit IßRAHiM-Pascha, in unserem Lager an, beide aber kraiik, erstrer am Fieber leidend, leztrer, von einem Pferde geschlagen , an einer Fusswunde. Zugleich erhalte ich Nachricht aus Gülek Boghäs von Ibrahim -Pascha, der nun auch daselbst angekommen war und mir sagen liess, dass er am Fieber leide und den Arzt der Expedition , Dr. Veit, bei sich zu sehen wünsche, der folglich mit Achmed- Effendi sogleich dahin ritt. Die Berichte Pruckners hin- sichtlich der Resultate seiner Reise mit IßRAHiM-Pascha be- schränkten sich vorherrschend auf geognostische Details, von denen ich die interessantesten bereits in den geogno- stischen Skizzen, das nördliche Syrien betreffend, mitge- theilt habe. Kurze Zeit, nachdem ich mich von Pruckner in Antiochia getrennt hatte, trat er mit IßRAHiM-Pascha die Laudreise 490 von dort nach Adcana an. Da sein Reisezweck, die geo' gnostische Untersucliiing des durchzogenen Terrains, sich mit der Reise-Methode Ibrahims, die von der Idee ausging, nur schnell vorwärts zu kommen, nicht recht vertrug, so konnte den Beobachtungen zum Theil auch die erforderliche Zeit nicht gewidmet werden. Man nahm den Weg über Beilan, Alexandrette, wo ein zweitägiger Aufenthalt für Pruckner hinreichte, ihm ein sehr starkes Fieher zuzuziehen, lind über Baias nach Adana. Es wurde schnell gereist. Ibrahim- Pascha pflegte dem Zuge stets voran zu reiten und zwar, besonders im Gebirgslande, meist auf einem Maul- thiere. Neben ihm gingen stets zwei Männer, der eine rechts der andere links , die mit dem Maulthiere gleichen Schritt halten raussten und auf die er sich mit den Armen stüzte. Für die Verpflegung der beiden Mitreisenden war weniger als kümmerlich gesorgt; denn wäre nicht Ibrahims freundlicher Leibarzt KoauE gewesen oder hätte nicht Pruckner sich in der Feldküche des Generalissimus manchmal durch List und Bestechung des Inhaltes eines Topfes versichert, so wären die Geladenen oft in die unangenehmste Verlegenheit gekommen. Übrigens litt Ibrahim selbst oft am Nöthigsten Mangel, ohne dass ihn eine solche Lage besonders zu affiziren schien, wie er überhaupt, was Ertragen von Entbehrungen und Strapazen aller Art betrifft, im vollsten Sinne des Wortes Soldat ist. In Alexandrette, wo Pruckner und Suwatowski erkrankten , Hess ihnen Ibrahim seinen eigenen Leibarzt zurück und sezte, obwohl selbst unwohl, seine Reise ohne denselben fort. Ein schöner Zug! und ein Beweis mehr, dass im Gemüthe des Orientalen sich die grössten Extreme die Hand bieten. Spät am Abend kam ein Bote von Dr. Veit aus Gülek Boghäs, durch den er mich für sich und AcHMED-EfFendi um Lebensmittel ersuchen Hess ; denn im Lager Ibrahim's waren sie, sowie früher Pruckner auf seiner Reise, auf die allerstrengste Diät gesezt, und nur durch die Güte eines Obersten, der sie in sein Zelt aufnahm, hatten sie ein Unterkommen finden können. Da sich zugleich Ibrahim bei Dr. Veit um eine Flasche alten Wein erkundigte, so ermangelte ich nicht, eine Flasche Rheinwein beizulegeu. 497 um seinem Wunsch entgegen zu kommen. Des fortdnuernden Fiebers wenden rieth Dr. Veit , diesen Wein erst im Zu- stande der Reconvaleseenz zu trinken; allein bereits den folgenden Tag konnte Ibrahim nicht widerstehen, öffnete in Beiseyn des Doktors die Flasche, versprach zwar, sich mit dem Gerüche des Weins zu begnügen , trank ihn aber rasch aus. Die abgehärtete Natur empfand dadurch keinen INachtheil, Ibrahim genas, fand es aber, was auch wieder charakteristisch ist, nicht der Miihe werth, dem Doktor für seine Bemühnngen auch nur ein Wort des Dankes zu sagen. In Gülek Boghäs wohnte IßRAHiM-Pascha in einer ganz schlechten Bietteihütte; ein einfacher Teppich und ein Sattel, der ihm zum Polster diente, waren seine ganze Einrichtung. Da sass denn der Eroberer von Syrien den ganzen Tag, theils in Geschäften, theils mit AcHMED-Pascha-MENiKU , der mit ihm dahin gekommen war, Schach spielend, wobei es an leidenschaftlichen Ausfällen nicht fehlte. Jeder Mensch hatte bei Ibrahim freien Zutritt, er hörte jeden an und ent- schied auf der Stelle. Die Auswärmung des Ofens war am 6. Juli geendet, und ich schritt daher den darauf folgenden Tag zur Er- öffnung meiner Schmelz-Versuche. Während dieser Zeit wurde eine Reihe von Proben ausgeführt, um den Silber- gehalt der Bleierze auszumitteln. Jedoch , w'eder in den Erzen, wie sie von der Grube kamen, noch in den Ofen- Rückständen des lezten von Boreani abgeführten Versuches, nirgends war, unbedeutende Spuren ausgenommen, Silber zu entdecken. Das auffallende dieser Erscheinung war nicht zu verkennen und ich beschloss sogleich, die Proben zu wiederholen und auf nassem und trocknem Wege die Erze zu untersnchen ; denn dass man die egyptische Ver- waltung versichert hatte, dass die Erze von Gülek einen sehr bedeutenden Antheil von Silber enthielten, war eine nicht abzuläugnende Thatsache. Wie mich Dr. Veit benachrichtigte, so war Ibrahim- Pascha jederzeit, wenn er von Boreani sprach, sichtlich aufgeregt und konnte in seiner Weise einen Groll, den er gegen ihn hegte, nicht verbergen. Boreani musste diess 498 erfahren haben , denn sein bisher freundliches Benehmen war verschwunden, und er stellte sich uns in allen Fällen, in denen wir mit einander in Berührung kamen, gewiss feindselig entgegen. Diese unangenehme Spannung erstreckte sich auch auf das europäische Hüttenpersonal, durchaus 3Talteser, die Borea.ni angestellt hatte, und auf die seine Stimmung gegen uns übergegangen war, um so mehr, da ich strenger, als sie bisher gewohnt waren, daraufsah, dass die Arbeitszeiten von den europäischen Arbeitern so gut inne gehalten werden mussten, wie von den arabischen und türkischen. Diese Änderung in unserm socialen Verhält- nisse war mir höchst unangenehm, und ich hätte gerne das Vorrecht , die Arbeiten in der Hütte zu leiten , Avieder an BoREANi übergeben, wenn diess meines jezt im Gangestehenden Versuches halber hätte geschehen können. Am 7. Juli Nachmittags liess ich den Ofen mit dem von BoREANi selbst gewählten Erze, dasselbe, welches er angewandt hatte und von dem ich eine genaue Probe nahm, füllen , nur liess ich statt 35 Zentner 26 einsetzen und gleichförmig auf der Herdsohle vertheilen. Um (i Uhr be- gann die Röstung, die regelmässig unter stetem Umrühren ohne Anstand vor sich ging, nur dauerte sie des grossen Erzquantums halber lange. Nach fünf Stunden liess ich gepochtes Kohlenklein nachtragen und forcirte die lezte Pe- riode der Röstung durch stärkeres Feuer. Erst um 3 Uhr Morgens hörte die starke Entschwefelung auf und ich schritt zum Schmelzen. Das Erz wurde wieder, dem Zwecke ent- sprechend, auf dem Herde angezogen und kurze Zeit nach Beginn des stärkern Feuers schmolz die Masse in der Nähe des Stichloches, dasselbe Avurde geöffnet und einiges Blei abgelassen; hierauf jedoch stockte der Prozess, das Erz bildete eine teigige Masse, floss aber nicht, der Bleiver- brand war äusserst stark. Ich liess neuerdings Kohlenklein nachtragen, und da das Erz wieder sich zu entschwefeln begann, so liess ich mit stärkerm Feuer als früher und mit Zugabe von Kohle die Röstung von Neuem beginnen, die ich bis um 2 Uhr Nachmittags am 8. Juli fortsezte. — Als ich keinen Schwefelgeruch mehr empfand, liess ich das Feuer 499 wieder zur Sclimelzung- verstärken. Die Hitze "uiirde bis zur heftif^steu Weissglühhitze »esteigeit und in einem Grade erhalten, dass man bequem hätte Eisen schmelzen können ; vergebens , das Erz schmolz nicht. Es bildete sich eine teigige Masse, die stark dampfte, aber nicht mehr" zum Scbmelzen zu bringen war. So Hess icb die Arbeit bis in die Nacht fortsetzen und endlich, da wir nach 2Sstündiger, ununterbrochener Anstrengung uns vor Hitze, Müdigkeit und Sclilaf nicht mehr halten konnten, den Ofen auslöschen. So war also mein Versuch niissglückt, ein Umstand, der mir in einem civilisirten Lande und zwischen civilisirten 31enschen, ich will nicht einmal sagen sachverständigen, keinen Nachtheil gebracht hätte, da Jeder, der jemals Ver- suche gemacht hat, auch einen missglückten zu würdigen versteht, aber umgeben von theils ganz unwissenden, theils mir übelwollenden Menschen, war unsere Lage sehr unangenehm. Ich hätte den Wink, den mir das Missgiücken dieses Versuches gab, nun benützen und den ganzen Flammen- ofen-Prozess für ungeeignet erklären sollen. Das Mittel des Gelingens, die Erbauung eines Schachtofens, stand in meinen Händen und hätte ich sogleich damit begonnen , so hätte ich bis zum Resultate meiner Bemühungen die Mei- nung aller besser Denkenden für mich gehabt, und dahin konnten wir alle die höchsten Offiziere der egyptischen Ver- waltung rechnen, die uns durchaus geneigt waren. Der Umstand jedoch , dass die Erze nach der ersten Röstung zu schmelzen begannen, bestärkte mich in meiner fixen Idee, diese Schmelzung im Flammenofen doch noch weiter zu versuchen. Überzeugt nun, dass die Gestalt des Boreanischen Ofens zur Verschmelzung der Erze ohne Zuschlag sich durchaus nicht eigne : denn wäre uns die Schmelzung nach' voll- endeter Röstung auch wirklich gelungen, so hätte sich das Resultat in ökonomischer Beziehung des grossen Zeit-Ver- brauches und Brennmaterial-Bedarfes wegen, denn doch als Absurdum hervorgestellt, beschloss ich, einen ganz neuen Flammen-Ofen, aber von viel geringerer Grösse, zu bauen, da so ungeheure Erzmassen auf dem Heerde theils nicht zu band- 500 haben, tliefls zu ungleichförmig der darauf einwirkenden Tem- peratur ausgesezt sind; ich beschloss, diesem Ofen eine Form zugeben, wie sie an solchen Orten stattfinden, wo man bereits seit längerer Zeit Bleierze (aber nur ganz reine Bleiglänze) in Flanimenöfen zu Gute bringt, z. ß. in England, Kärnthen etc., und schickte mich an, in einem solchen neu konstruirteu Flammen-Ofen und mit geringern Erzmengen eine Reihe von Versuchen abzuführen, um mit oder ohne Zuschläge eine öko- nomisch entsprechende Schmelz- Methode für diese Erze auszumitteln. Als Reserve für das sichere Gelingen meiner Absicht sah ich die Erbauung eines Schacht-Ofens an. In diesem Sinne wurden denn durch mich, den Ad- junkten und meine übrigen ßergoffiziere, die mir auf das thätigste an die Hand gingen, Pläne zu einem neuen Ofen- bau veifasst und eine Reihe analytischer Untersuchungen vorgenommen, um sowohl die Natur der Erze, als die der etwa erforderlichen, zweckmässigsten und wohlfeilsten Zu- schläge auszumitteln, deren Detail jedoch nicht Gw ' *and vorliegenden Werkes seyn kann. Vor Allem jedoh wollte ich IßRAHiM-Pascha Bericht über die beiden missinngenen Versuche abstatten und seine Bewil- ligung zu Einleitung neuer Versuche und zu Errichtung eines neuen Ofens im oben ausgesprochenen Sinne einholen und ritt daher am 9. Juli in Begleitung von AcHMED-Effendi und dem Nasir von Gülek nach Gülek Boghäs. IßRAHiM-Pascha empfing uns sehr freundlich und unter- hielt sich über das Vorgefallene mit einer herzlichen Offen- heit, die mich sehr anzog, Er sass, als wir eintraten, auf seinem Teppich, der am Boden ausgebreitet lag und unter- hielt sich mit AcHMEo-Pascha-MENiKLi. Als ich auf die Ein- ladung, mich zu ihm zu setzen, etwas zögerte, da sich die orientalische Methode, zu sitzen, mit der Natur unsrer engen Uniform-Beinkleider nicht recht verträgt, errieth er sogleich die Ursache meines Zauderns und befahl, laut lachend, einem seiner anwesenden Diener, in Ermanglung eines Stuhls den kleinen, zwei Fuss hohen Tisch zu bringen, auf dem er zu speisen pflegte und auf welchem ich mir es dann auch ganz bequem machte. Im Laufe des Gespräches, das er mit vieler 501 Lebhaftigkeit und Heiterkeit führte, trug er mir auf, die Leitung aller teclinischen Angelegenheiten des Etablissements zu Güleck unmittelbai* zu übernehmen, übergab mir zu diesem Zwecke die Oberaufsicht über das Berg- und Uüttenpersnnal, der ich mich jedoch nur für so lange unterzog, als die Ex- pedition mit ihren Arbeiten zu Gülek beschäftigt seya Avürde. Er gab mir ausserdem die Vollmacht, alle jene Verfügungen daselbst zu treffen, die ich zur Erreichung des Zweckes für nöthig erachten würde. Zulezt sprach er den Wunsch ans, dass ich sobald als möglich die übrigen Distrikte des Taurus im Paschalike von Adana, besonders die Eisen-Minen in Kassan Oglu bereisen wolle, und dass ich ferner, sobald es meine Geschäfte erlauben würden, mich nach Syrien begeben möchte, um die Steinkohlen-Gruben des Libanon zu bereisen, indem der mit dem Direktor dieser Gruben abgeschlossene Kontrakt in Bälde zu Ende gehen werde und die Verwaltung vor Abschliessung eines neuen Ver- trar .^/sxjine Ansiclit über diesen Gegenstand zu vernehmen "wünt^cue. Da diess ganz im Sinne des mir von Mehemed- Ali gegebenen Auftrages lag und auch meinen Wünschen, der Reise die grösstmögliche Ausdehnung zu geben, voll- kommen entsprach, so unterzog ich mich bereitwillig seinem Ausspruche und machte mich anheischig, für deii Fall meiner Abwesenheit die erforderliche Anzahl der die Expedition bildenden Bergoftiziere zurückzulassen und für die unge- hinderte Fortsetzung der Arbeiten die nöthigen Anstalten zu treffen. Nachdem wir uns bei IßRAHiM-Pascha empfohlen hatten, lud uns AcHMED-Pascha-MENiKLi zu sich in seine Hütte, wo dann wieder Kaflfe getrunken , geraucht und geplaudert wurde. AcHMED-Pascha, der schönste Mann in der egyptischen Armee, bekannt durch persönliche ßravour und allgemein geliebt wegen seiner Rechtlichkeit, war damals Gouverneur von Adana. Sein Benehmen war offen, bieder, und es lag darin ein gewisser Grad von Anstand und Sitte, der es sehr an- ziehend machte. Den Rückweg nahmen wir über das Gebirge in der Nähe der Douane, bei welcher Gelegenheit wir einige der 5oa Verkohlungen besuchten j die in den dortigen Wäldern be- trieben wurden und unter der Aufsicht eines Franzosen standen. Mit der Absicht der Kohlenerzeugung verband man auch die Gewinnung von Theer. 31an machte grosse, kreisrunde Plätze, pflasterte sie sorgfältig und so, dass die ganze Fläche gegen die Mitte zu abschüssig war und eine kegelförmige Vertiefung bildete, in deren Mittelpunkt sich eine Grube befand , ebenfalls ausgemauert, uud in der sich der Theer sammelte, der von Zeit zu Zeit in eine Vor- grube abgelassen und ausgeschöpft wurde. Auf diesem Platz wurde der stehende Weiler wie gewöhnlich errichtet. Als ich in Gülek angekommen war, theilte ich Boreani den Willen IßRAHiM-Paschas mit, der sich entschieden dahin ausgesprochen hatte, dass die Schmelzversuche wiederholt werden sollten, aber dass dazu ein neuer Flammenofen nach meiner Angabe konstruirt werde. Des geringern Kostens halber fand ich es für angemessen , das Fuudament des alten Flammenofens zu benützen, den obern Theil hingegen abtragen zu lassen, was ich ebenfalls Boreani eröffnete, der diese Mittheilung, ohne eine Bemerkung darüber zu machen, anhörte. Mit diesen Arbeiten, deren spezielle Leitung ich Hrn. SzLABEY übertrug, wurde sogleich den darauf folgenden Tag angefangen. Am 11. Juli kam die Nachricht in unser Lager, dass loRAHiM-Pascha komme. Gleich darauf zogen einige dreissig bewaffnete Amanten, die in ihrer prächtigen Palikaren-Tracht sich höchst theatralisch ausnahmnn , den Berg von Gülek herab und hinter ihnen ritt IßRAHiM-Pascha auf seinem Maul- thiere, gestüzt auf zwei zur Seite gehende arabische Seis *. Ich empfing den Pascha am Eingange des Werkes, wo er abstieg und dann mit mir das ganze Etablissement besah. Dicht an der Hütte schlug Ibrahim sein Lager auf. Sein Zelt, nicht viel besser als das eines gemeinen Soldaten, stand mitten zwischen den grossen und schönen Zelten seiner Generalstabs-Offiziere. Im Zelte war wieder, wie früher in der Bretterhütte zu Gülek Boghäs, auf dem Boden ein • Seis der Reitknecht, Pferdeknecht. 503 einfacher Teppich ausgebreitet und darauf ein Sattel, was die ganze Einrichtung- des Zeltes ausmachte. Geht auch diese Einfachlieit der Bedürfnisse vielleicht zu weit — bei einem Manne in der Stelhing, in der sich IßRAHiM-Pascha be- findet, ist sie auch vielleicht manchmal berechnet Effekt zu machen: so kann man doch nicht umhin, den Mann zu be- wundern, der sich freiwillig solchen Entbehrungen aussezt, da er doch alle Genüsse des Lebens sich verschaffen könnte. Übrigens erklärt diese Erscheinung einerseits die ünbe- kanntschaft IßRAHiM-Pascha's mit allen den tausend Umständ- lichkeiten des civilisirten Lebens, die ihm bei seiner ange- wohnten, herumziehenden Lebensvseise nur lästig fallen, andrerseits ist es sein Wille, so einfach als möglich aufzu- treten, um seinen ihn umgebenden und mehr Neigung zu luxuriösen Bequemlichkeiten habenden Offizieren stets als Beispiel, stets als Muster eines Soldaten zu dienen, der sich von allem unnützen und die Freiheit beschränkenden Zeuge entäussert. Übrigens herrschte in Ibrahims Lager ein lustiges Soldatenleben, die Amanten tanzten und schössen nach dem Ziele, wobei sie eine grosse Geschicklichkeit ent- wickelten und wozu sie durch sehr ansehnliche Preise, die ihnen IßRAHiM-Pascha gab, angeeifert wurden. Ihre Tänze waren nicht ohne Grazie, zum Theil ähnlich den ungarischen Nationaltänzen. Sie tanzten mit Lebhaftigkeit und der diesen wilden Natursöhnen eigenen Behendigkeit. Als ich nach genau wiederholten Proben in dem Bleie der Güleker Erze neuerdings kein Silber fand, so zeigte ich die Sache IßRAmM-Pascha an, der dadurch in die übelste Laune kam und sogleich einen Hauptmann mit ein paar Soldaten zu den Grubenbauen schickte, um daselbst Erz- proben zu nehmen und mir dieselben zu einer noch einmal zu wiederholenden Untersuchung zu bringen. Da auch diese Proben keinen Silbergehalt auswiesen , so war ich noth- wendigerweise in die unangenehme Lage versezt, den früher ausgesprochenen Behauptungen Boreani's geradehin wider- sprechen zu müssen und dieselben für unrichtig zu erklären. Diese Lage wurde noch dadurch um so fataler, da Boreani von dem Tage an, an Avelchem ich das Gewölbe des alten RiissEfiCER, Reisen. I. lid. 2. Till. 33 504 Flaramenofens auf Befehl Ibrahim -Paschas hatte einreis- sen lassen , entschieden feindlich gegen mich auftrat. Er läuonete es ab , früher davon unterrichtet worden zu seyn, beschwerte sich gegen diese eigenmächtige Behandlung, wie er sie nannte , bei IßRAHiM-Pascha , bei dem Vizekönig, ja schrieb darüber sogar an eine sehr hochgestellte Person in meinem Vaterlande. Er rechtfertigte das Misslingen seines Versuches durch das darauf erfolgte Misslingen des meinen, machte neue Anträge, die, an und für sich ungereimt, doch auf IßRAHiM-Pascha Eindruck machten , dessen bisher herz- liches Benehmen gegen mich sichtlich kälter wurde. Ich fand es nicht angemessen gegen diese Umtriebe aufzutreten, da ich davon in keine offizielle Kenntniss mich gesezt sah, sondern sezte mit meinen Expeditions-Gefährten die Arbeiten fort, ohne mich darin irre machen zu lassen. Dabei mangelte es natürlich nicht an einer langen Reihe höchst äigerlicher, zum Theil auch komischer Auftritte, die zwischen Boreani und meinen Gefährten vorfielen. Ich musste leztere nach Recht und Billigkeit in Schutz nehmen, und es gelang mir stets wieder, die Ruhe herzusteilen. Auf mein geradehin an BoREANi gerichtetes Anerbieten einer Zusammenkunft, um ohne jedes Mittel-Organ offen die in lezter Zeit zwischen uns eingetretenen Differenzen zu besprechen, erhielt ich keine Antwort. Als ich eines Tages in die Hütte kam und den dort anwesenden Maltesern, meist Maurer, ihre Arbeit nnweisen wollte, versagten mir dieselben geradezu den Ge- horsam. Die Nothwendigkeit, in diesem Falle entschieden aufzutreten, war gegeben, und ich entliess sie sogleich sammt und sonders aus dem Dienste, zeigte IßRAHiM-Pascha diess an und bat ihn um neue Arbeiter, deren er beim Festungs- bau zu Gülek in hinlänglicher Anzahl hatte, und die er mir auch sogleich sandte. Auch von Ginsberg, der sich im Zechenhause auf dem Bulgur Dagh aufhielt, bekam ich Nachricht, dass seine Bergarbeiter nicht mehr arbeiten wollten, und zugleich übergaben mir diese selbst ein Gesuch , in weichem sie die Zusage höherer Rationen forderten. Lezteres wies ich ohne weiteres zurück, schrieb aber an Ginsberg, dass jezt der Zeitpunkt sey, die vorfallenden Bergarbeiten 505 sogleich in Akkord zu geben und auf diese Weise den Arbeitern die Möglichkeit zu eröffnen , sich durch grössere Anstrengung iiöliere Löhne zu erwerben, wodurch ich auch diesen Sturm vor der Hand beschwichtigte. Zugleich gin«*" ich selbst zu Boreani, stellte ihm das Ungeeignete seines Benehmens vor und versicherte ihn, dass mir sehr daran liege, dass er wie früher als Chef des Etablissements auf- trete und ich die von Ibrahim mir gegebene Vollmacht nur auf die durch mich abzuführenden Versuche ausdehne. Auf diese Weise ward Alles wieder ins fieleise gebracht, als Ibrahim- Pascha am 14. Juli wieder nach Gülek Boghäs abreiste *. Die Arbeiten gingen nun ruhig ihren Gang fort, und wir benuzten die Zwischenzeit zu geognostischen Exkursione-i in der nächsten Umgebung, in deren Folge wir im Hinter- gründe des Thaies von Gülek im dichten Kalkstein, der die herrschende Formation bildet, mächtige Lager von Eisen- stein fanden. Auf den Bergen, die das Thal zunächst um- gaben, war nun eine prächtige Vegetation erwacht, dunkel- rothe Pelargonien und viele andere schöne europäische Gartenblumen blühten im Freien , und das herrliche Land gestaltete sich nach und nach zum grossen Garten. Als wir einst Abends von einer dieser Exkursionen zurückkamen, fanden wir auf der Wiese in der Nähe unseres Lagers eine grosse Menge Menschen versammelt, es war die Hochzeit eines arabischen Soldaten. Die Gäste waren im weiten Kreise um ein Kienholz-Feuer gelagert, tranken KafFe, rauchten und sahen den Tänzern zu, die sich im Kreise bewegten. Die Musik bestand in einer Tambourine und einer Pfeife, welche grässliche Töne von sich gab. Die Tänze waren abscheulich und ohne alle Grazie, ganz in der Art wie die in Egypten , Darstellungen der schmutzigsten Art. Besser waren, obwohl auch ohne Witz, mimische Darstellungen. Ein Kerl mit einem langen Barte stellte den Pascha dar, ein anderer eine Art Bajazo. Lezterer führte ersterm die '" Ich fürchte allerdings sehr, ein geehrtes Publikum durch diese Details zu ermüden, aber ich kann sie zur Verständigung des Nach- stehenden nicht leitht ningcl)on. 33* 506 Tänzer vor, von denen der Alte geneckt wurde. Die Türken sahen diesem Spektakel bis zum Morgen zn, ja es wurde sogar die folgende Nacht wiederholt. Die lezten warmen Tage hatten den Schnee auf den Gehängen des Maden Tepessi geschmolzen und seine Masse war n.un auf die tiefen Schlucliten und schattigen Gehänge des Allah Tepessi beschränkt, wo er auch das ganze Jahr hindurch liegen bleibt. Mir schien die Zeit gekommen, diese höchste Kuppe des Bulgur DagU zu ersteigen, um eine weitere Übersicht iiber den cilicischen Taurus zu erlangen, als mir bisher möglich war. Ich wählte dazu den 19. Juli, an welchem Tage ich mit Dr. Veit, Hrn. Kotschi und dem Arbeiter Mortsch Nachmittags vom Lager zu dem Zechen- hause am Maden Tepessi hinaufritt, um dort die Nacht zu- zubringen. Der Schnee um das Bergbaus war verschAvnnden und dafür eine Fülle der herrlichsten Alpen-Flora erwacht. Ganze Flächen waren mit blühenden Tulpen und gelben Immortellen bedeckt, und unser Botaniker Kotschi hatte vollauf zu thun. Am 20ten um 4 Uhr Morgens gingen wir vom Zechen- hause weg und nach den alten Gruben hinauf auf den Rücken des Maden Tepessi, der sich gegen Süd in das Thal herab- zieht. Oben, auf einem kleinen Plateau, trafen wir den Fusssteig, der über den Bulgur Dagh in die asiatische Türkei führt und verfolgten diesen in West, das ganze Südgehänge der höchsten Kuppe des Maden Tepessi umgehend, bis auf die hohe, den Grubenbauen gegenüber liegende Scharte, von der aus wir in das nächste Alpenthal hinabsahen. Die Sonne ging auf, und es begann auch sogleich warm zu werden, obwohl es erst 5 Uhr war. Schöne Alpen umgaben uns und in unserer Nähe weidete eine Heerde Kamele. Einer- seits lebhaft erinnert an unsere heimathhchen Berge, hatte andrerseits dieser Anblick etwas acht asiatisches an sich, und wir standen geraume Zeit, uns der schönen Scene freuend. Von der Scharte stiegen wir einen kleinen Fusssteig gerade zum Gipfel des Maden Tepessi hinan, den wir um 7 Uhr erreichten. Nun lagen die Kolosse der Centralkette ganz dicht vor uns, hohe kahle Kalk- und Schiefer-Massen in 507 den abeüteuerlichsteii Formen zerrissen , schroffe Wände, wechselnd mit tiefen, steilen Schhichten, in denen noch Schnee in grossen Massen lag*. Zu unsern Füssen lagen tiefe Thäler mit kahlen Gehängen , kurz das Ganze bot eine Scene ans unsern süddeutschen Kalk-Hochalpen dar. Wer viel im Hoch- gebirge war, der weiss auch, wie eine so ganz andere Gestalt alle ßergformen und Lokalitäten, von der Nähe angesehen, gewin- neu, und wie oft Berge in diesem Falle dem Bilde gar nicht mehr gleichen, das sie, in der Ferne erblickt, gaben. So standen wir denn auch und berathschlagten uns, welche von den hohen Spitzen des ßulgur Dagh, die uns um- gaben , dejin auch die höchste sey. Alle schienen schwer zu ersteigen, manche ganz unbesteiglich zu seyn. Einstimmig erkannten wir der Kuppe den Rang der -höchsten Spitze zu, die wir schon von Ferne dafiir angesehen und der wir den Namen AUäh Tepessi gegeben hatten. Sie lag in geringer Ent- fernung nördlich, etwas gegen Ost, vor uns und erhob sich, ein gewaltiger auf seinem Scheitel mit Schnee bedeckter Dom, hoch über uns. Wir wendeten uns nordwärts, gingen i'iber ein weites Plateau zum entgegengesezten Gehänge des höchsten Rückens und trafen auf dem Wege dahin mehrere turkomauische Schafhirten , wahre Naturkinder voll Kraft und Gesundheit, aber wild und scheu. Sie liessen sich mit uns in kein Ge- spräch ein. Wir mochten jezt 8000 Fuss über dem Meere erreicht haben. Das Gehäiige, welches wir hinansteigen raussten, war sehr steil, doch fanden wir einen Fusssteig, der sich in einer engen Schlucht durch das Kalkstein- Gerolle hinanzog. Wir brauchten zwei volle Stunden, bis wir uns über die Ungeheuern Blöcke und kahlen Klippen hinauf- arbeiteten und auf eine kleine Scharte zwischen zwei hohen und senkrechten Wänden gelangten, auf der wir uns endlich am Fusse der höchsten Kuppe befanden. Wir waren bereits hoch in der Region des ewigen Schnees. Die lezte Partie hatte uns etwas angestrengt, und wir ruhten daher auf der Scharte aus, wo wir in einer Vertiefung Schneewasser fanden, mit dem wir unsern brennenden Durst stillten. Das Ansehen der höchsten Kuppe war von unserm Staudpunkte aus ebeii 508 nicht sehr einladend zur Ersteigiing-, und als wir noch sassen nnd zweifelnd den Punkt suchten , wo wir am leichtesten hinauf zu kommen hofften, gesellten sich an diesem Orte einer ewigen Stille, die nichts unterbricht als das Fallen der Steine von den Felswänden, das Pfeifen eines aufge- schreckten Steinbocks, oder der Sturz einer Lawine, zwei Männer zu uns. Sie waren mit langen Flinten und Pistolen bewaffnet und wir erkannten sie für Kurden, die oft als Jäger oder Räuber auf diesen Höhen herumstreifen. Wir fragten sie, wohin sie gehen , worauf sie uns nach Norden zeigten und sagten, dass sie zwischen den dortigen ßerg- spitzen Steinböcke jagen wollten, woiauf sie sich auch dahin entfernten. Sie mussten uns aber, was wir nicht bemerkten, umgangen haben: denn als ich bald darauf gerade in der entgegengesezten Richtung von der, in welcher sie sich entfernt hatten, ganz allein am Gehänge hinausstieg, um einen Ort zur Ersteigung der Kuppe auszumitteln, bemerkten meine Begleiter, die mir naclisahen, dass die beiden Kurden mir zwischen den Felsen zusprangen und schon ganz nahe an mir waren. Sie schrieen daher, ich sollte Acht geben und umkehren. Ich hielt sogleich an, nicht wissend, warum man rufe, da ich die zwei Kurden nicht beobachtete; nachdem ich aber zugleich den Ort gefunden hatte, der mir der ge- eignetste zur Ersteigung schien, rief ich die Übrigen herbei, die auch sogleich kamen, worauf sich unsere zwei un- heimlichen Fremden schnell entfernten und eine steile Schlucht liinaneilten, wo ich sie denn erst wieder zu Gesichte bekam. Die Besteigung der lezten und höchsten Kuppe ist un- gemein beschwerlich. Wir hatten zur Rechten tiefe mit altem Schnee ei füllte Schluchten, von senkrechten und sehr hohen Felswänden umgeben, an deren oberstem Rande Avir hinaufkletterten, theils auf Schnee, theils auf ganz glatten Schiefer-Platten, theils auf einem aus kleinen Stiicken be- stehenden Steingerölie, das unter jedem Fusstritte wich und uns so ermüdete, dass ich mich nicht erinnere, jemals durch die Ersteigung einer oder der andern unsrer höchsten Alpen- Spitzen so angegriffen wwden zu seyn. Unser arabischer Bedienter Ibrahim musste zuriickbleiben, auch unsere türkischen 509 Arbeiter, die ich vom Grubenbau mifgenommeu hatte, waren so ermiidet, dass sie kaum folgen konnten , nur der junge Abdarachman, einer unserer Eleven aus Kairo *, stieg; mit der Leichtigkeit einer Ziege. Um 11 Uhr Vormittags, also nachdem wir 7 Stunden, vom ßerghause auf dem Maden Tepessi an , gestiegen waren , standen wir oder lagen wir vielmehr ganz erschöpft auf der höchsten Kuppe des Bulgur Dagh, auf der Spitze des Allah Tepessi. Wir befanden uns, meiner Schätzung zufolge, in einer Meereshöhe von mehr als 10,000 Pariser Fnss. Die Spitze des Allah Tepessi bildet eine kleine Plattform , die noch mit Schnee bedeckt war. Gegen Nord fäilt der Bulgur Dagh in die Hochebene des Innern von Kleinasien weit steiler ab, als auf der Süd- seite. Er bildet senkrechte, fast überhängende Felswände von schwindelnder Höhe. Die Fernsicht von der Spitze des Allah Tepessi ist des Namens werth , den wir derselben gaben , sie ist wahrhaft göttlich und über jede Beschreibung erhaben. Der ganze cilicische Tanrus, von dem Meerbusen von Satalieh an bis zu den Gebirgen bei Malatia und Djärbekr, wo der Euphrat die mächtige Kette durchbricht, lag vor uns. Die westlichen Taurusberge, der Enama Dagh und Allah Dagh hoben sich durch ihre schönen Formen heraus, erreichen aber an Höhe nicht den Bulgur Dagh. Die östlichen Berge hingegen, der ßaghir Dagh in den Distrikten von Milänginä Oglu und Karstan oder Karssan Oglü, sowie der Karmes Dagh bis zum Durdun Dagh in den Distrikten Mustaphä Agä, Tekele Oglü und Kassän Oglü zeichnen sich thells durch ihre scharfen, wilden, zerrissenen Formen aus, wie besonders der Baghir Dagh, theils steigen sie höher als der Bulgur Dagh empor, so namentlich die Kuppen des Karmes Dagh in Kassän Oglu. Wir sahen deutlich die W^endung der cilicischen Tauruskette am Baghir Dagh, wo dieselbe, jen- seits des westlichen Seihün-Passes, die OW. Richtung des Bulgur Dagh verlässt und sich mehr SN. , eigentlich aus SW. in NO. wendet. Am äussersten Punkte und nördlich '■' Jezt zu seiner Ausbildung in Grätz. 510 dieser Wendung sahen wir aus der Ebene von Kaisarieh den dreizackigen Riesen, den mit eivigem Schnee bedeckten, Erdschiesch emporsteigen. Er erhebt sich zu einer Meeres- höhe von mehr als 12,000 Fuss und ist ohne Zweifel die liöchste Kuppe von Kleinasien *. Westlicli von ihm sahen wir bei Ak-Serai den schönen vulkanischen Dom des Has- san Dagh mit seinen beiden Gipfeln und weiter in West breitete sich die Ebene von Koniah mit ihren See'n aus. Südlich lag uns das mittelländische Meer in unbegrenzter Weite. Wir sahen deutlich die Insel Cypern, die syrische Küste bis gegen Latakieh, den Libanon und die schönen Berge bei Skanderun. Alle Voralpen des Taurus in Süd und die nördlich sich anschliessenden Hochebenen Klein- Asiens, das Quellenland der Flüsse, welche, die Tauruskette durchbrechend, dem Mittelraeere zueilen und zugleich der Wasserscheider zwischen diesen und dem schwarzen Äleere, lagen wie eine Karte vor uns ausgebreitet, ein Meer von Bergen umgab uns, aus dem wir ihre einzelnen Formen kaum herauszufinden im Stande waren. Die Ebenen, welche nördlich vorlagen, besonders die um Erekli, schienen bebaut, weiterhin aber mehr steppenartig zu seyn. Den Rückweg vom Gipfel des Allah Tepessi nahm ich das westliche Gehänge herab und durch ein langes noch mit tiefem Schnee erfülltes Thal, durch das wir wieder auf die Scharte gelangten , wo wir uns vor Ersteigung der höchsten Kuppe ausgeruht hatten. Ibrahim war schon früher dort angelangt, da er auf halbem Wege zurückkehrte, und tischte uns nun einige Erfrischungen auf, über die wir mit einem wahren Heisshunger hertielen. Ein Geräusch zur Rechten störte uns, wir sahen hin, und zwei grosse Stein- böcke standen auf Schussweite vor uns und sahen uns neu- gierig an. Da unsere Gewehre leider ein paar Schritte entfernt lagen, so mussten wir eine Bewegung machen; dadurch geschreckt , flohen sie mit Erstaunen erregender Schnelle und Behendigkeit die fast senkrechte Felswand auf Absätzen derselben hinan , die wir früher gar nicht * Der Erdscliiesch (Argäus) wurde zuerst von Hamilton erstiegen, uud zwar ia neuester Zeit, nämlich in dein Zeiträume von 1835 bis 1837. 511 bemerkt hatten und zu deren Erreichung sie die furchtbarsten Sätze machten. Ich schickte ihnen zwar ein paar Kugeln nach , die aber ihre Eile nur noch mehr beförderten. Spät am Abend kamen wir wieder zum Zechenhause, und zwar so müde durch unsere Bergreise, die volle 15 Stunden gedauert hatte, dass wir auch daselbst blieben. Um mir einen Platz für die einstige Errichtung eines Pochwerkes auszuersehen und um zugleich die Richtung und die Lokalitäten der von Ibrahim - Pascha genehmigten neuen Strasse von Gülek zum Bergbaue näher beurthellen zu können, sandten wir am 21. Juli Morgens unsere Pferde ins Lager hinab und gingen zu Fusse durch das Thal zwi- schen dem 3Iäden und Enik Tepessi. Auf diesem Wege trafen wir mehrere alte Gruben, die von den Eingebonien in verschiedenen Zeiten betrieben worden seyn mochten, den Halden nach eine nur höchst unbedeutende Ausdehnung hatten und mit denen ebenfalls Bleiglänze, gemengt mit Zinkblende, phosphorsaurem ßleioxyd und andern Bleisalzen, gewonnen wurden. Ungefähr eine Stunde unterhalb des Zechenhauses fanden wir eine zur Anlage eines Pochwerkes in Verbindung mit einem kleinen Waschvverke ganz geeignete Stelle; mehr Schwierigkeiten sah ich der Errichtung einer fahistrasse von 10 Fuss Breite von da nach Gülek sich entgegenstellen. Das Thal erweiterte sich , ein herrlicher Weideboden ist von dichten Tannen- und Cedern-Wäldern umschlossen. An einem Brunnen, wo wir auszuruhen beschlossen hatten, trafen wir eine Menge Weiber und Mädchen , die ihre Wäsche daselbst besorgten. Als sie uns sahen, erhoben sie ein gellendes Geschrei und winkten uns, ferne zu bleiben. Wir, wohl wissend, was der orientalische Anstand erfor- dere, gehorchten und sezten uns in einiger Entfernung unter einem Baum nieder. Kaum hatten wir Platz genommen, so entkleideten sich die meisten vor unseren Augen und wuschen sich; ein Akt, der mit den frühern Äusserungen ihrer Sittsamkeit nicht recht in Einklang zu stehen schien. Weiter thalabwärts hören die Cedern auf, und mit den Tannen mengen sich unsere Buchen und Eichen. Das 512 Thal verengt sich zu einer tiefen Felsschhicht , die über eine Stunde lang und an manchen Orten kaum iiber zwei Klafter breit ist. Es ist das jezt trockene Bett eines Berg- stromes. Die Zweige der B.äume an beiden steilen Gehängen vereinen sich an den engern Stellen miteinander und bilden ein dichtes Laubdach, so dass wir im kühlen Schatten unsere Wanderung fortsezten. Der Wuchs der Bäume ist in diesem Thale ungemein kräftig und wir sahen mehrere hohe und stämmige Cedern , die ein paar Fuss ober der Wurzel 3 und 4 Fuss im Durchmesser hatten. In Giilek gingen unterdessen die Arbeiten bei der Hiitte vorwärts, der neue Flammofen war bereits zur Hälfte fertig und SzLABEY beschäftigte sich mit Versuchen zur Ausmitte- lung der zweckmässigsten Zuschläge, wenn die Erze durch- aus nicht ohne solche zu schmelzen seyn sollten. Den bis- her erhaltenen Resultaten zufolge war reiner öuarz oder gepulverter Feuerstein , welch leztern man in der Kreide um Giilek in Menge findet, jener Zuschlag, der die Schmel- zung am leinsten und schnellsten förderte. Da ich die von IßRAHiM-Pascha mir aufgetragenen Bereisungen des Taurus ohne Verzug vollstrecken wollte, so schickte ich mich an, zuerst i\en westlich von Giilek liegenden Theil zu durchreisen und wieder über Tharsus zurückzukehren. 8) OereisBing- Jenes Tlieiis des Taurus in Karamanien, der zunächst westlicli von fwiiiek liegt. Diese Reise sollte meinem Antrage zufolge nur wenige Tage dauern, da sie auch nur die Untersuchung eines kleineil Terrains zur Aufgabe hatte. Ich übergab die Leitung der sämmtlichen, die Expedition betreffenden Arbeiten bei Berg und Hütte meinem Adjunkten Pruckner und sezte die frühen Morgenstunden des 24, Juli zu unserer Abreise fest. Da aber die im Oriente gewöhnlichen Hindernisse eintraten und zulezt auch noch ein Manlthier mangelte , das ich dem zu Gülek kommandirenden Hauptmann nur durch den katego- rischen Imperativ abnöthigen konnte, so gelang es mir erst um Mittag, unsere kleine Karawane in Bewegung zu setzen. Mich begleiteten Dr. Veit , AcHMED-Kaptan , der Nasir von 513 Gülek, OsMAN-Effendi, der Aibeiter Mortsch, zwei arabische Bediente und zwei Soldaten. Wir waren alle j^ut beritten und hatten noch 3 Lastthiere mit ihren Treibern mit. Der Weg führte nns über den ßergriicken, der das Thal von Gülek auf der Westseite hegrenzt, nach dem Dorfe Gaensinn. Dasselbe lie{>t in einem ganz mit Wald bedeckten Thale. Tannen, Buchen und Eichen stehen hier dicht aneinander und wilde Reben, die vollkommen geniess- bare Trauben tragen, schlingen sich in die höchsten Wipfel der BJiume empor und verbinden leztere unter sich, indem sie Festons bilden, die von Baum zu Baum reichen. Das Dorf liegt zwischen den Bäumen versteckt und besizt durch die Nähe der Schneegipfel des Bulgur Dagh , die über die dunkeln Wälder emporragen, eine wahrhaft reizende Lage. In dem Thale von Gaensinn bestanden damals die bedeu- tendsten Verkühlungen und Theerschwellereien des Bezirkes, welchen Arbeiten ein Franzose vorstand. Auf dem Wege nach dem Dorfe verloren wir unsere Karawane, die wir in den Schluchten und Wäldern dieses Terrains nur mit einiger Mühe wieder fanden. Bei diesem Herumsuchen stiessen wir auf ein Lager nomadisirender Turkomanen in der JNähe eines alten, in Trümmer zerfalle- nen Genueser Schlosses. Die guten Leute brachten uns wieder auf den rechten Weg, den wir nun über einen steilen Rücken nacii Südwest verfolgten. Wir gelangten auf eine bedeutende Höhe und mussten auf der andern Seite eben so steil wieder in eine tiefe Waldschlucht hinab reiten. Der Weg führte ununterbrochen durch Pinienwaldnng; je tiefer wir kamen, desto felsiger, enger und wilder wurde die Schlucht, wir gelangten zwischen senkrechte Felswände von mehr als 800 Fuss Höhe und standen plötzlich an einem reissenden ßergstrom, der sich hier in einer nur wenige Klafter breiten Kluft sein Bett gebrochen hat. Es war der östliche Hauptarm des Cidnus. Eine acht Klafter lange und nur 4 Fuss breite Brücke von Holz, ohne Geländer, führte auf das andere Ufer und unsere Pferde passirten sie , ob- wohl sie stark schaukelte, ohne alles Zagen. Das Dunkel der Schlucht, die wilden Felsmassen, der reissende Berg- 514 ström und eine üppige Vegetation, ein Geuirre von Pinien, Tannen, Ölbäumen, Eichen, Loibeer, blühenden Myrtheu und Oleander machten diese Einöde, in die der Mensch noch nie die Axt gelegt hat, wo nur Panther, Schakale und Sclilangen hausen, deren Avir welche von bedeutender Grösse sahen, zu einem mir »nvergesslichen Orte. Der Name, den diese Gegend fiihrt , nämlich Dschehenimm Deressi (Ilöilenwiese), ist i^i gewisser Beziehung nicht ungeeignet. Das andere Gehänge, welches wir hinan reiten mussten, war noch steiler als das, welches wir herabkamen, und der fel- sige Steg, der hinanführt, ist selbst mit guten Pferden nicht ohne Gefahr zu passiien. Oben angelangt, trafen wir ein mit Wald und Weide bedecktes Plateau. Wir passirten das Dorf Jokusch Paschi, das gegenwärtig verlassen war, weil die Turkomanen in dieser Jahreszeit stets aussen aut ihren Feldern und Wiesen in Zelten leben, und lagerten in der Nähe eines andern Dorfes, Fakilär Köi, auf einer Wiese. Die Nacht war lau, heiter, sternenhell, wir Hessen daher kein Zelt schlagen, sondern schliefen im Freien, unter dem schönen, klaren Himmelszelte, dessen Sterne so freundlich auf uns herab blickten, als wenn sie uns Grüsse aus der fernen Heimath bringen möchten. Als die Sonne die Schneehaube des Allah Tepessi röthete, der uns immer zur Rechten lag, sassen wir schon zu Pferde, ritten über eine waldige Anhöhe und gelangten in ein beckenartiges Alpenthal von beiläufig 5 Stunden Durchmesser, in dessen Mitte auf einem steilen Felsen die Trümmer der alten Genueser Burg„Nemmrun" * sich erheben, während am Gehänge sich das heutige Dorf gleichen Na- mens ausbreitet. Nemmrun ist in gerader Richtung 6 Stunden südwest- lich von Güiek entfernt und liegt in einer äusserst frucht- baren Gegend. Der Berg, welcher die Burg trägt, ist ganz umschlossen von Obst- und Weingärten, in denen die Häus- chen zerstreut liegen. Während unsere Pferde beschlagen wurden, gingen wirzumMusselim, einem würdigen Greisen, der * Taf. 3. Ansiciit der Kreuzfaiirerbuiii zu Neauuiun. 515 lins nach acht patriarchalischer Weise, umgeben von seinen Kindern, Enkeln und Urenkeln, bieder und herzlich empfing;. Trotz der hohen Lage war die Temperatur der Luft bedeutend und betrug-, als wir um 2 Uhr Nachmittags wieder fortritten, 24,5^ Reaum. im Schatten. Unser Weg führte uns anfang- lich i'iber sanfte Anhöhen und durch Fruchtfelder, auf denen das Getreide sich unter der Last der schweren Aehren bog. INach und nach senkte er sich einer Thalschlucht zu, und plötzlich sahen wir, in einer Tiefe von beiläufig 1000 Fuss, zu unsern Füssen den westlichen Hauptarm des Cid uns. Das Thal öffnete sich unsern Blicken in die weite Ebene In'naus bis zum Meere, Das Cidnusthal ist hier, wie sein östlicher Nachbar, eine tiefe, enge Schlucht, umthürmt von ungeheuren Felsmassen und mit dichtem Wald erfüllt. Die Ebene erschien wie durch ein Fernrohr gesehen, und der Anblick steht dem berühmten Krog-Kleven in Norwegen, ■wenn man von oben in die Ebene des Tyri Fjord hinabsieht, näher als irgend einer dieser Art, den ich je genoss. Nur die üppige, prachtvolle Vegetation, die Oleandergebüsche im höchsten ßlüthenreiz, erinnerten an Asiens glücklichen Himmel. Der Weg, der uns zum Cidnus in vielen Win- dungen über die Felswände hinabführte, ist einer der grauen- vollsten , die ich je passirte, und der Sturz eines Pferdes würde mit dem Leben bezahlt. Wäre ich allein gewesen, so wäre ich ohne Bedenken abgestiegen , aber da Osman- Effendi mit türkischem Phlegma ganz ruhig sitzen hlieb, so war ich so eitel, es auch zu thun. Die Pferde gingen jedoch mit einer Sicherheit und Vorsicht, die Vertrauen ein- flössten. Im Thaie trafen wir eine verlassene Mühle , an der wir ausruhten. Grosse Nussbäume umgeben das Häus- chen , das halb in Trümmern lag und am Ufer standen Weiden, von Reben und Epheu umschlungen. Die Gegend heisst ßambuig Deressi, die Baumwollenwiese. Ausser einigen grossen'^chlangen, die wir aufscheuchten , regte sich kein lebendes Wesen, und der Ort möchte sich dazu eignen, um durch bittere Erfahrungen aus dem Drange der VV^elt getrieben in die stillste Einsamkeit zu ßüchtcn. Der west- liche Arm des Cidnus ist grösser, Avasserreicher als der 516 östliclie, wir passiiten ihn ohne Brücke und ritten am andern Gehänge drei Stunden lang wieder einen Berg hinan. Der Weg war so steil, dass unsere armen Lastthiere fast erlagen, und es schon finstere Nacht war, als wir ohen ankamen. Nicht weit von uns brannte ein Wald. Wir schhigen unser Lager. Der Mond war untergegangen und im Scheine des brennenden Waldes zeichneten sich die umliegenden Berge und Bänme riesengross. Der hohen Lage wegen , höher als die meisten Berge der Voralpen , war die Nacht kalt. Wir hörten Panther brüllen, deren es hier viele gibt und deren Nähe unsere Pferde unruhig machte. Früh am Morgen des 2(». Juli brachen wir auf und ritten den Berg hinab in ein schönes, weites Thal, Deirmann Deressi, die Mühlenwiese, gena)int, wo Avir ein Lager von Turkomanen trafen. Der Weg führte uns weiter über sanfte Höhen, durch Auen, Wiesen und Getreidefelder, an den Ruinen einer alten Burg vorüber bis auf die Höhe im Hintergrunde des Thaies von Güsill Törreh, welches sich von da in Südost erstreckt. Auf dem Wege hatten wir bereits mehrere Eisensteinlager im dichten Kalksteine be- obachtet und schlugen nun , um die Eisensteine von Güsilt Törreh näher kennen zu lernen, unsern Weg dahin ein. Durch dieses Thal führt eine der Hauptstrassen aus dem Paschalike Atlana nach der asiatischen Türkei, die, so schlecht sie auch an und für sich ist, doch im Nothfalle mit Artillerie passirt werden könnte. Gerade aus diesem Grunde aber und um die Anzahl der Passagen, nur auf die über Gülek Boghäs zu beschränken, ging Ibrahim- Pascha mit dem Gedanken um, die Strasse durch Güsill Törreh unwegsam zu machen, was durch Abreissung der Brücken an und für sich nicht schwer zu bewirken war. Wir lagerten im Anfange des Thaies bereits um 10 Uhr Vormittags, und der Nasir OsMAN-Effendi ritt sogleich fort, um in dem Hauptorte des Thaies , im Dorfe Allah Dagh, welchen Namen auch die Berge ringsumher führen. Jemanden zu finden, der uns den Weg zu den Eisensteinlagerstätten zeigen könnte. Erst am Abend kam der Nasir zurück und 517 brachte den Häuptling- des Dorfes mit, der sieh uns als Führer anbot. Den andern Morgen ritten wir thalab bis zum Berg-- stronie, der das Thal durchfliesst. Wir hatten gar keinen gebahnten Weg, sondern ritten durch dichtes Gebüsche, ineist Rosen und andere dornichte Sträncher, dem Führer nach durch Dick und Dünn. Mein Brauner machte sich dabei das Vergnügen und ging mit mir durch, bei welcher Ge- legenheit ich in eine so innige Berührung mit der Schatten- seite der RosengestrJiuche kam, dass mir das Blut über das Gesicht floss. Vom Bache ritten wir wieder steil bergan zur Stelle, wo die Eisenerze sich finden sollten, fanden aber nichts als Serpentin, der durch Ausscheidungen von Eisen- oxyd stark roth gefärbt war und ausserdem einige unbedeu- tende Klüfte Rotheisenstein. Es war ein Unglückstag, ge- täuschte Hoffnungen , ein zerkraztes Gesicht vereinten sich noch mit dem Umstände, dass ich von einem ober mir los- gegangenen Stein getroffen wurde und Dr. Veit in der gröss- ten Gefahr war von einem solchen losgerissenen Felsstück todtgeschlagen zu werden. Wir verfolgten unsern pfadlosen Weg, der uus über Rinnen * führte, iu die man nicht ohne Grauen hinabsehen konnte, trafen endlich wieder die Strasse und kamen ganz ermüdet im Dorfe AUäh Dagh an. Es war gerade Erntezeit, und die Turkomanen waren überall beschäftigt, ihr Getreide durch im Kreise laufende Pferde austreten zu lassen. Am Dorfe stehen riesenhafte Platanen, in deren dunkeln Schatten ein hohes Gerüste erbaut und mit Brettern bedeckt war, worauf die Eingebornen in den warmen Sommernächten zu schlafen pflegen. Auch wir hielten unsere Mittagsruhe auf einem solchen Gerüste, das volle Sicherheit vor allem Ungeziefer gibt, und empfingen den Besuch des Musselim von Alläh Dagh. Derselbe, hier ist nämlich diese Würde erblicii, war ein erst zwölfjähriger Knabe und die Freundlichkeit der Jugend verband sich bei ihm mit einem scharfen Verstände. Er erscliien in Gesell- schaft zweier alter Mäimer, die ihm als Rathgeber stets zur Seite standen. In der Kühle des Abends ritten wir * Tiefe lind enge, steil sicli ins Haupftlial liinabziehende Schluchten. 518 von Allah Dag^h ab, wendeten uns südlich g"eg;en die Ebene lind besahen im Vorbeireiten die ausgedehnten Eisenstein- Niederlagen von Szamszadlar , wo auch die Lokalität der Errichtung- eines Etablissements sehr günstig wäre. Unser Nachtlager schlugen wir eine Stunde südlicher mitten im Passe Matera auf. Die Strasse führt zwischen zwei mittelmässig hohen , aber senkrechten Felswänden durch , die wie ein Thor gestaltet sind und wahrhaft die Pforte des Taurus genannt werden könnten. Die hohen Gipfel des Bulgur Dagh , den Hintergrund der Landschaft bildend, malten sich im Mondenlichte wunderschön. Am nächsten Morgen ritten wir durch das Felsenthor des Passes von Matera hinaus in die Ebene und zogen zwei Stunden durch hügeliges Land bis Elissoluk, wo die dort zu Tage brechenden warmen Quellen uns durch einige Zeit festhielten. Die Quellen , deren mehrere sind , liegen in einer beckenartigen Vertiefung des hügeligen Terrains, und da da- durch der Abfluss des Wassers, welches sie liefern und dessen' Menge nicht unbeträchtlich ist, erschwert wird, so bildet sich ein Sumpf, der vom dichten Oleander-Gebüsche umgeben ist. Die Quellen treten im Gebiete der tertiären Mergel und Sandsteine hervor, welche das südliche Gehänge der karamanischen Tauruskette in ihrer ganzen Erstreckung aus Ost in West begleiten. Nachdem wir nicht ohne Mühe einen Zugang ausgemittelt hatten , untersuchten wir drei dieser Quellen etwas näher. Die Temperatur der Luft im Schatten war am 28. Juli um 8 Uhr Morgens bereits 24 <♦ R. , zwei der aus dem Sande hervordringenden Quellen zeigten eine Temperatur von .33" R. und eine dritte, die man in einer Art Nische aufgefangen hatte, von 31*^ R. Im Wasser hatte, den vielen und grossen aufsteigenden Jßlasen zufolge, eine starke Gasentwickelung statt. Ausser freier Kohlensäure, welche entwich, entwickelte sich viel Schwefel- wasserstoff, dessen Geruch die Gegenwart der Quellen schon auf bedeutende Entfernung wahrnehmen Hess. Der Geschmack des Wassers ist schwach salzig, es sezt sehr viel Schlamm ab, und der ganze Boden umher bedeckt sich mit cftlorescirten 519 Salzen, unter denen vorwaltend Kochsalz nicht zu verkennen ist. Das Wasser der dritten Quelle sezt auch kohlensauren Kalk in beträchtlicher Menge ab, der durch nebstbei aus- geschiedenen Schwefel griinlichg-elb gefärbt erscheint. Von Elissoluk sandten wir, um ungehindert schneller reiten zu können, unsere Lastpferde voraus nach Tharsus und wählten den Weg über die Ebene nach Thor Oglu. Die Hitze stieg im Verlaufe des Tages auf eine für uns noch sehr lästige Höhe, und wir waren daher sehr froh, auf den Feldern vor Thor Oglu den Musselim des Distriktes zu finden, der uns sogleich in sein Haus einlud, dessen er- frischende Kühle uns höchst angenehm war. Wie gewöhn- lich beim Einzüge in einen Ort wurde Dr. Veit, da man im ganzen Oriente, wie bekannt, die Franken ohnehin für Hakims, Ärzte, hält, von Kranken förmlich belagert. Wir sahen, dass auch hier die Syphilis ihre Opfer hat und Miss- staltungen durch Vernachlässigung oder unvernünftige Be- handlung gerade nicht sehr selten sind. Übrigens scheint fast das halbe Dorf zur Verwandtschaft des Propheten zu gehören; denn viele der anwesenden Männer trugen grüne Turbans und Hessen sich sehr wohlgefällig Scherifs nennen. Der Musselim nöthigte uns, bei ihm zu speisen. Schon die Art mit untergeschlagenen Beinen an einem niedern Tischchen auf dem Boden zu sitzen, vertrieb mir allen Appetit, aber mit wirklichem Schauder erfüllten mich die mancherlei Knob- lauch-Saucen, die man uns zum kleingeschnittenen Fleische vorsezte. Von Thor Oglu ritten wir nach dem Dorfe Damle Köi, wo Ginsberg auf einem mächtigen Lager von blauem Thon im tertiären Sandstein Bohrversuche auf Braunkohlen einge- leitet hatte, die nicht ohne Hoffnung waren, die man aber, offenbar aus Mangel an Ausdauer in einer einmal begonnenen Sache, wieder einstellte. Wir untersuchten die stattfindenden Verhältnisse möglichst genau, und ich beschloss, Ibrahim- Pascha zur Fortsetzung dieser sehr wichtigen Versuche zu bewegen. Ginsberg hatte auf dem Thonlager einen 14 Fuss tiefen Bohrschacht abgeteuft und war dann mit dem Bohr- loche 115 Fuss tief niedergegangen. Er fand das erste RusKEUiiCK, Reisen. I. Ud 2. Thl. 34 520 Thonlag-er 30 Fuss mächtig und durchfuhr im weitern Ver- laufe eine stete Wechsellagerurig von Sandstein mit Thon. Lezterer ist plastisch , voll Cerithien und enthält häufig Spuren von Braunkohle. Das Wasser war gegenwärtig im verlassenen Bohrschachte üher die Hängehank, gestiegen. Dieses Braunkohlen führende Thonlager lässt sich üher Tag dem Streichen nach eine Stunde weit entblösst ver- folgen, verschwindet aber dann unter AUuvionen und Kultur- boden. Meine Ansicht ging dahin, nicht nur das bestehende Bohrloch zu einer grössern Tiefe niederzutreiben , sondern auch an mehreren Stellen solche ßohrversuche einzuleiten ; aber mein frommer Wunsch blieb, wie so mancher andere, unerfüllt. Die Gegend von Damle Köi über Dedalar nach Tharsus ist sehr schön. Die weite Ebene wird zur Rechten vom Meere begränzt, während zur Linken die hohen Kuppen des Enama Dagh und ßulgur Dagh, die Felsenspitzen des ßaghir Dagh und, über alle emporragend, der mit ewigem Schnee bedeckte Allah Tepessi im sanften Roth der Abendsonne einen würdevollen, heiligen Eindruck machen und Gefühle erregen , die für den Moment alles Gemeine aus der Brust entfernen. Die Minarets von Tharsus und seine Gärten stiegen endlich aus dem Hügellande vor uns empor, doch wurde es Nacht, bis wir daselbst anlangten und unser Lager in dem gi'ossen Garten des Gouverneurs ausserhalb der Stadt, in der Nähe der Wasserfälle des Cidnus, dessen beide Haupt- arme sich von Tharsus vereinen, aufschlugen. Tharsus, berühmt als der Geburtsort des grossen Apostels, enthält mehrere durch die Erinnerungen aus unserer Re- ligionsgeschichte geheiligte Plätze. Die meisten beziehen sich auf Ereignisse aus dem Leben des heiligen Paulus *, und die Stelle, wo derselbe geboren seyn sollte, ist heut zu Tage mit einer Moschee besezt. Die jährlich in Tharsus erscheinenden Fieber, denen die Kirchhöfe eine Ausdehnung verdanken, die fast die der Stadt übertrifft, herrschten gerade sehr stark, und unser Nasir OsMAN-Effendi wurde sogleich * Tafel 6. Ansiclit der Moschee, errichtet auf der Gcburtsstelle de» heiligen Paulus zu Thartius. 521 davon befallen. Ungeachtet der Bevölkerung dieses Platzes, die über 30,000 Menschen beträgt nnd ungeachtet der Wich- tigkeit des Platzes in militärischer Beziehung sowohl, als wegen seines Handels mit Cypern, befand sich doch zur Zeit unserer Anwesenheit weder ein Arzt , noch eine Apotheke in der Stadt. Die Quelle dieser, oft mit einem sehr bös- artigen Charakter aufti'etenden Fieber dürfte wohl vorzüglich in den fauligen Ausdünstungen des sumpfigen Terrains be- p'ündet seyn, welches ausschliesslich sein Vorhandenseyn dem Cidnus verdankt, der unterhalb seiner Fälle, die oberhalb der Stadt liegen, bis zum Meere nur sehr wenig Gefälle hat, häufig austritt und Pfützen bildet. Dazu gesellen sich in der Sommerszeit eine hohe Temperatur der Luft, starke Feuch- tigkeit derselben und eine über alle Vorstellung schlechte Gesundheits-Polizei. Am .'iO. Juli zogen wir Nachmittags wieder von Tharsns ab und wendeten uns nördlich in die Berge des Taurus nach Gülek. Dahin führen von Tharsus zwei Wege, der eine zieht sich durch die Thäler bis zum Brunnen Hülik Küjinin Paschi, der andere führt über das Gebirge dahin, wo sich beide wieder vereinen. Der leztere Weg, der kürzere, bildet die Trümmer einer alten Römerstrasse, die einst über das ganze Gebirge gepflastert war, jezt aber so voll Löcher und loser Steinmassen ist, dass man bei ihrer Passirung einiger Aufmerksamkeit selbst bei Tage bedarf. Am Dorfe Beiramli erreichten wir, 3 Stunden von Tharsus, den Fuss des Gebirges. Die Sonne ging unter, und als wir auf den höchsten Punkt der Strasse gelangten, wo noch die Trümmer einer Pforte stehen, durch die der Weg führte, war die Nacht bereits eingebrochen. Wir hatten das schlechteste Stück des Weges noch vor uns und mussten uns beim Hinabreiten ganz auf unsere Pferde verlassen, die sehr viel Unruhe äusserten, woraus man auf die Nähe wilder Thiere schliessen konnte. Im Thale angelangt, trafen wir einen Brunnen und beschlossen auszuruhen , in dem Momente aber, als wir ab- stiegen, fuhr ein Rudel aufgeschreckter wilder Schweine an uns vorüber, unsere Pferde waren nun nicht mehr zu halten , rissen aus und es verflossen ein paar Stunden, bis 34* 522 wir wieder Alles in Ordnung brachten. Wir ritten nun die ganze Nacht durch und kamen, ausser dass OsMAN-Effendi auf den Steinplatten oberhalb dem Brunnen Hülik Küjinin Paschi mit seinem Pferde so stürzte, dass wir das Ärgste besorgten, ohne weitern Unfall am 31. Juli um 6 Uhr Morgens bei unsern Freunden im Lager zu Gülek an. Alles daselbst war wohl, der Flammofen war fertig, die mit den Erzen vorgenommenen Proben wiesen Gehalte an Blei von 55 bis 65 -g aus, dieses zeigte aber wiederholt keine Spur von Silber. Adjunkt Pruckner hatte ausserdem seine freien Stunden dazu benüzt, einen sehr rationellen Entsumpfungsplan für Alexandrette undTharsus zu entwerfen, der die besten Resultate erwarten Hess, der aber mit mehreren solchen Vorschlägen in den spätem Ereignissen der Taurus- Expedition unterging. Ich beschloss, meine von IßRAHiM-Pascha mir angeordnete Bereisung des östlich von Gülek liegenden Theils des Taurus ohne Verzug folgen zu lassen und traf alle Anstalten dazu. Dem Adjunkten Pruckner übergab ich neuerdings die Leitung des ganzen W^erkes und die Weisung, in ein paar Tagen die Auswärmung des Flammofens zu beginnen und nach Ver- lauf derselben das erste Probeschmelzen mit einem Quantum von 10 Zentner Erze mit und ohne Zuschläge zu versuchen. Zugleich sandte ich an BocHOs-Bey und IßRAHiM-Pascha die Berichte über die bergmännischen Resultate meiner lezten Reise, wobei ich nicht unterliess, die Aufmeiksamkeit auf die Wiederbetreibung der Bohrversuche auf Braunkohlen zu Thor Oglu hinzuleiten. Am Abend vor unserer Abreise waren wir zur Hochzeit des Juss-Paschi oder Hauptmanns der hier stationirten Kom- pagnie geladen. Es wurde gewaltig getafelt, besonders was die Masse betriift. Da erschienen ganze gebratene Schafe, die ein Arnaute mit den Händen zeriiss, wozu er seine weiten Heradärmel hintern Rücken am Nacken zusammen- band und mit seinen Fäusten kannibalisch herumarbeitete. Nach Tisch erschienen Tänzer, die in ihren Bewegungen an wirklich ekelhafter Unanständigkeit sich zu überbieten suchten 523 und uns zulezt eine so unwillkommene Aufmerksamkeit zu schenken begannen, dass wir uns entfernten. 8) Bereisung- des östlich von CwUlek lieg-euden Tlieils des ciiicisclien Taurus im Pascltalike Adana und Iflarascli. Am 3. Augnst Vormittags brachen wir von Gülek auf. Unsere Karawane bestand ausser mir aus dem Dolmetscher AcHMED-Kaptan,dem Bergoffizier Szlabey, Ginsberg mit seinem Bedienten, dem Arbeiter Mortsch, dem Bedienten Ibrahim und den nöthigen Führern sammt ihren Lastthieren. Wir kamen auf dem Wege nach Adana ziehend, in 3 Stunden an den südöstlich von Gülek liegenden Punkt, wo die Wege nach Gülek und Gülek Boghäs sich trennen und schlugen unser Lager an dem Brunnen Hülik Küjinin Paschi, wo wir eine grosse Anzahl egyptischer Truppen fanden, die nach Gülek ßoghas bestimmt waren. Wir verliessen am nächsten Morgen daselbst wieder die Berge des Taurus und betraten die anfangs hügelige, dann ganz flache Ebene von Adana und Tharsus, die sich östlich bis zum Dschihun und südlich ans Meer erstreckt. Das Land bot in dieser Jahreszeit einen öden, traurigen, sonneverbrannten Anblick dar. Unser Weg führte uns an den Ruinen eines Kastells vorüber, an denen das stille Grabmahl eines Schechs sich befindet. Es ist eine einfache Kapelle mit einer Kuppel, zwei Steinhaufen bezeichnen in ihr die Ruhestätte des Heiligen und seines Sohnes, an der Wand hing eine Streifaxt neben einem Wasserschlauch. An den Ruinen der alten Kreuz- fahrerburg Kütükli, auf einem Hügel isolirt in der Ebene stehend, ruhten wir und sezten dann unsern Ritt über die grösstentheils unkultivirte, zum Theil mit Baumwolle be- pflanzte Ebene bis Adana fort, das wir Abends erreichten. Eine zahllose Menge von Störchen verkündete uns die Nähe der Menschen, Die Stadt selbst ist, wie fast alle orien- talischen Städte dieses Ranges, schlecht gepflastert, unrein, hat enge Gassen und Häuser, die in hohem Grade verwahr- lost, mehr Ruinen gleichen. Die Lage der Stadt ist zwar keineswegs reizend, bietet aber doch nicht uninteressante Partien dar. Als wir sie, aus Nordwest kommend, erblicktea, 524 hatten wir zur Linken die schönen Berggipfel des Taurus, zur Rechten das Meer und den Dschebel Karadasch, dessen südlichster Vorsprung das Kap Malo bildet. Vor uns zum Hintergrunde den Dschebel el Nur, arabisch der Berg des Lichtes, die Berge bei Messis an den Ufern des Dschihun. Wir durchritten die Stadt und schlugen unser Lager am östlichen Rande derselben, am rechten Ufer des Seihün auf, dessen beide Hauptarme sich in der Ebene, nördlich der Stadt, zu einem bedeutenden Flusse vereinen, der besonders zur Zeit seines reichlichem Wasserstandes gross genug wäre, um mit bedeutenden Booten bis zu den Gebirgen be- fahren werden zu können. Wir blieben den 5. August in Ädana, das auf uns, am hellen Tfige gesehen, einen noch weit erbärmlichem Ein- druck machte, als Tharsus. Es ist auch viel kleiner als leztere Stadt und dürfte kaum mehr als 5000 Einwohner enthalten. Seine Lage aber ist bedeutend gesünder als die von Tharsus, wozu wahrscheinlich der beträchtlich grössere und viel rascher als der Cidnus fliessende Strom viel bei- trägt. Übrigens war die Hitze in den INachmittagsstunden höchst lästig. Wir hatten um 2 Uhr Nachmittags 37® Reaum. in der Sonne und 32*^ Reaum. im freien Schatten. Das Wasser des Seihun zeigte um dieselbe Zeit 22,3*^ Reaum. Adana ist der Sitz des vereinten Pasciialiks von Adana und Marasch und AcHMED-Pascha-Menikli, den wir bereits aus Gülek Boghäs kannten, stand damals an der Spitze des Gouvernements. Seine Wohnung befand sich am linken Ufer des Seihün , über welchen in Adana eine schöne stei- nerne Brücke in 14 Bogen führt, ein Werk alter Kunst aus den Zeiten der Genueser-Kolonisation, durch die Türken aber, nach ihrem Gebrauche, so vernachlässigt, dass sie fast in Ruinen liegt. Wir besuchten Nachmittags den Pascha, der uns sehr freundlich aufnahm und mir vor Allem die Neuig- keit mittheilte, dass Boreani mich neuerdings sowohl bei ihm selbst, als auch beim französischen Konsulate zu Tharsus verklagt habe und dass der Gegenstand der Klage wieder die Abreissung seines Flammofens und die Erbauung des neuen sey. Da ich daraus sah, dass au eine eigentliche 525 Ruhe zu Gülek in dieser Beziehun£^ nicht zu denken sey und dass diese Störunj>en in meiner bevorstehenden Ab- wesenheit besonders hindernd auf das Gelingen des glänzen Unternehmens wirken müssten, so erklärte ich dem Pascha, dass ich nur dann die mir zngetheilten Bergoffiziere zur Besorgung der Geschäfte der Expedition in Gülek zurück- lassen könne, wenn der Pascha sie in seinen unmittelbaren Schutz nehme und dahin wirke, dass sie in Befolgung der von mir zu erhaltenden Aufträge mit Boreani in keine Be- rührung kämen , daher der Leztere, in Betreff der von uns zu Gülek abzuführenden Schmelzversuche, ausser allen Ein- fliiss zu setzen sey. Der Pascha versprach mir diess und er hielt mehr Wort, als ich wollte; denn bald darauf em- pfing BoREANi die gänzliche Enthebung von seinem Dienst- posten zu Gülek, ein Verfahren, auf das ich nie angetrag^en hatte, das ich durchaus nicht billigte und von dem ich bei der Schwäche und Inconsequenz der egyptischen Verwal- tung nur die unangenehmsten Folgen, eine lange Kette von Intriken , vorhersah. Boreani's leidenschaftliches Benehmen, sein Bestreben, im Gefühle beleidigter Eitelkeit mir zu schaden, wo er nur Möglichkeit sah, das konnte mir nicht angenehm seyn, aber andrerseits achtete ich doch in ihm den unternehmenden, mit Energie handelnden Mann, der, mit vielen Kenntnissen im Allgemeinen ausgerüstet, voll eifrigen Bestrebens war, sich auch im Detail auszubilden und der weit höher, und mir selbst gemüthlich näher stand, als Ginsberg, der durch seine, bei meinem gegenwärtigen Besuche beim Pascha gegen Boreani angebrachten, boshaften Klagen uiul Anschuldigungen, die er nicht beweisen konnte, sehr in meinen Augen verlor. Die Zukunft lehrte, dass ich damals ganz richtig geurtlieilt hatte. Auf der Rückkehr von AcHMED-Pascha besuchten wir den Basar, der erbärmlich aussieht und nichts von Interesse darbietet. Wir litten durch die Wärme der lezten Tage, die in Verbindung mit den salzigen Dünsten des nahen Meeres unsere noch ungewohnte Haut stark affizirte, neuer- dings an dem syrischen Sonnenausschlag, und die Fluthen des Seihuu kamen uns daher am Abend höchst gelegen. 526 Am 6. August traten wir Nachmittags unsere Reise nach Kassan Oglu an. AcnMED-Pascha gab uns als Führer einen Tschausch des IVlusselim und einen Häuptling aus Kassan Oglu, der gerade in Adana anwesend war und nach Hause zurückkehrte. Er war ein Kurde, ein sehr schöner junger Mann, mit einer ausdrucksvollen, edelgezeichneten Physiognomie. In seinem Kleide, aus dem in Syrien gewöhn- lichen bunten, schawlartigen Seidenzeug verfertigt, kam er mir, zu Pferde sitzend, im glänzenden Schmucke seiner Waffen, wie eine Gestalt aus der Glanz-Periode der sarazenischen Heldenzeit vor. Die Verfassung der Bergdistrikte, welche die Nordgränze des damaligen Paschalikes Adana gegen die Besitzungen der Pforte in Kleinasien bilden, hatte etwas Eigenthümliches. Die Provinzen besassen einen gewissen Grad von Unabhängigkeit und die Älacht des Pascha war daselbst nicht so ausgedehnt, wie in den übrigen Distrikten. Die eigentliche Regierung befand sich in den Händen mäch- tiger, schon seit langen Zeiten daselbst ansässiger Familien, von denen stets der Älteste die Zügel ergriff und die Stelle eines Gouverneurs in seinem Distrikte bekleidete. Er blieb der egyptischen Verwaltung als damaligen Oberherrn zins- bar und verantwortlich, übte hingegen in seiner Stellung zu den Unterthanen die Rechte eines Grundherrn aus. Diese Macht blieb der Familie erblich, und es war also in gewisser Beziehung das Verhältniss einer aristokratischen Herrschaft. Da diese aber hinsichtlich ihrer Ausübung den Unterthanen gegenüber keineswegs unbeschränkt war, sondern alle Ver- handlungen in einem Rathe der Stamm-Ältesten gepflogen wurden, dem das Oberhaupt der herrschenden Familie prä- sidirte, so leuchtete darin wieder das alte patriarchalische Prinzip der orientalischen Völker hervor. Diese Verfassung, die Lokal-Verhältnisse der ßergdistrikte als Gebirgsland, die kriegerische Stimmung der Bewohner, ihre Anhänglichkeit an die an ihrer Spitze stehenden Familien, machten die Be- handlung dieser Provinzen für die egyptische Verwaltung um so delikater, als diese Bezirke gerade an der Gränze lagen und die Erhaltung einer guten Stimmung daselbst für die Besitzungen Mehemed-Ali's in Kleinasien eine wahre 527 Lebensfrage war. Daher kam es, dass diese Bezirke eine Menge Vorrechte und Begünstigungen genossen, die den übrigen Unterthanen des Vizekönigs nicht zukamen, daher sah man in diesen Bergdistrikten einen Grad von Wohlstand, der dem egyptischen Fellah unbekannt ist. Doch mangelte es bei dieser aristokratisch-patriarchalischen Regierungsweise nicht an blutigen Auftritten unter den Häuptlingen selbst und mit den kleinen Besatzungen, die Mehemed-Ali zur Sicherung, Beobachtung des Landes und wohl auch zur Ver- hinderung des Faustrechtes, bei der ganz mittelalterlich gestimmten Bevölkerung, in einige feste Plätze zu legen für gut fand. So befand sich zu Beilan, als Ginsberg vor ein paar Jahren Kassan Oglu bereiste, ein gewisser AcHMEo-Aga als Häuptling des Bezirkes. Er betrieb das Handwerk eines Räubers im Grossen, ermordete seinen Vater, beging über- haupt die furchtbarsten Gräuel, bis er von dem energischen iBRAHiM-Pascha zum Tode verurtheilt wurde. AcHMED-Aga entfloh in die asiatische Türkei, machte aber mit den Seineu im verflossenen Jahre einen Besuch in Beilan und ermordete die aus 300 bis 400 Amanten bestehende Besatzung; da er sich aber bei der gegen ihn allgemein herrschenden Erbit- terung nicht halten konnte, zog er sich wieder in seinen Schlupfwinkel zurück, wo er bei meiner Anwesenheit in Kassan Oglu sich noch aufhielt. Von Adana bis Siss erstreckt sich zwischen den Flüssen Seihun und Dschihnn aus Süd in Nord bis zum Fusse des Karmes Dagh in Kassan Oglu eine ununterbrochene Gras- Ebene, eine Art Savanne. Diese Ebene wurde früher von den räuberischen Kurden in grossen Schaaren durchstreift. Sie zerstörten Dörfer und Städte und plünderten und mor- deten was ihnen in den Weg kam, so dass eine Reise von Adana nach Siss als ein grosses Wagestück erschien. Ibrahim's Säbel machte bald reine Bahn und jagte die wilden Kurden in ihre Felsenschlösser am obern Euphrat und jen- seits desselben zurück, so dass man jezt diesen Weg ganz sicher ziehen kann. Im Sommer, wo die Ebene den höchst trostlosen Anblick einer wasserarmen, verbrannten Steppe darbietet, ist sie, wenige Plätze ausgenommen, ganz 528 unbewolint, in der Regenperiode des Winters hingeg;en''zielieti Turkom <>■> dem Uistriiiite Hassan Og-Iu« Am 15. August hatte Hr. Szlabey mit Ginsberg in Folge meines Auftrages die Reise zu den Eisenminen angetreten und dieselbe bis 26. August vollendet , an welchem Tage beide in Siss eintrafen und sich dort mit mir am darauf folgenden Tage wieder vereinten. Hinsichtlich der Lokali- sirung bitle ich die diesem Bande beigegebene Karte des Taurus nachzusehen und füge hier nur kurz einen gedrängte» Auszug ans Szlabey's Tagebuch bei , der ganz einfach das Itinerar seiner gemachten Reise enthält: Am 15. August. Von Hudh in westlicher Richtung und den steilen Berg hinab an das linke Ufer des östlichen Hauptarms des Seihun. Auf diesem Wege getroffen das Dorf Kölely und Ruinen. Das tiefe Thal, durch welches der Seihun 5 hier Djök-Su genannt, fliesst, nennen die Ein- gebornen : Bachr Arrassi. Eine schlechte hölzeine Brücke führt auf das rechte Ufer hinüber nach Fecke, dem Haiipt- sitze des ältesten Sohnes des Sammara-Bcy und daher auch Sammarän-Oglu genannt. Unterhalb des Dorfes Ruinen einer chiistlichen Kirche und oberhalb Ruinen eines sehr festen Schlosses aus den Zeiten der Kreuzfahrer. 8 Stunden südlich von Fecke liegt am rechten Ufer des Seihun das feste Schloss Beilen oder Beilen Köi (Dorf Beilen), die Haupt- Besitzung des SAMMARA-Bey. Von Beilen führt eine Strasse in Südwest nach den 10 Stunden entfernten Eisengruben am Innik Tepessi, am linken Ufer des Seihun. Am 16. August. In WWS. nach dem Dorfe Köselje und weiter in das Thal des Sapandere, der, vom Hochgebirge kommend, sich in den Seihun mündet. Am Dorfe Sapandere vereinen sich der Sapandere und der Bach von Korumsza. In einer Entfernung von Feke 3.i Stunden und von Sapandere 2^ Stunden in SSW. kam Szlabey nach dem Dorfe Korumsza im gleichnamigen Thale. Bewohner: Griechen und Armenier. Am 17. August. 6 Stunden in INJNW. von Korumsza auf der Höhe der Centralkette des Baghir Dagh, Ubergangs- punkt in die asiatische Türkei nach Kaisarieh. Bis hieher 545 zieht sich die Hauptkette von Gülek aus fast West in Ost; hier aber wendet sie sich scharf in NO., so dass der Baghir Dagh daselhst eine Art Voro^ebirge bildet. Am IS. August. 1 Stunde NW. von Korumsza zu den Schmelzöfen in Acharsche und von da 3^ Stunde« NWW. nach dem Dorfe Bagdschadschig. Am 19. August. 2 Stunden in W. nach dem Thale Tipideiessi und vom gleichnamigen Dorfe 2^ Stunden nach dem Dorfe Maserle am Taktakörpi, der Bach des Thaies Tipi Deressi. Am 20. August. Rasttag an den Eisenhütten bei Maserle. Am 21. August. 1 Stunde in West von Maserle nach dem schönen und grossen Thale Inn Deressi, bewohnt von nomadisirenden Turkomanen. 2 Stunden dem Thale nach in N. nach den Eisenminen am Güliposch Deressi im Centrale der hohen Tauruskette. Am 22. August. 5 Stunden in SSO. dem Taktakörpi von Maserle aus nachgegangen und nach Jumri auf dem Hochgebirge am rechten Ufer des Taktakörpi. Am 23. August. 5 Stunden in SSO. an das rechte Ufer des Seihun im Thale Kumpüki. Auf diesem Wege wurde das Seitenthal Dschimarkoare voller Alpentriften queer durchzogen. Es miindet sich weiter südlich im Haupt- thale des Seihun. Der Seihun wurde im Thale Kumpüki auf einer hölzernen Brücke passirt. Er ist hier sehr wasser- reich und könnte ohne sehr beträchtliche Kosten wenigstens für Flösse fahrbar gemacht werden. Am 24. August. Durch das Seitenthal des Seihun, Kara Dschale genannt, 4 Stunden in SSO. nach dem Dorfe Kapäkdepe und von da 2 Stunden in NW. nach den grossen Eisenminen am Innik Tepessi, am linken Ufer des Seihun. Am '25. August. Rasttag bei den Eisenminen am Innik Tepessi. Am 26 August. 8 Stunden in SSO. nach Siss am linken Ufer des grossen Baches von Mantasch Deressi. Der ganze Gebirgszug, den Szlabey auf seiner Route in mehreren und sehr tief eingeschnittenen Thäleruzu untersuchen 546 Gele^enlieit hatte, gehört einem Systeme von Schiefern, dichtem Kalkstein und Massen Eiiphotid-artiger Gesteine an, dessen nähere Bestimmung ich später versuchen werde. Eine Menge von Eisensteinlagerstätten, und unter den mannig- faltigsten Verhältnissen auftretend , charakterisiren diese Formation. Die Eisenerze werden von den Bewohnern an vielen Punkten gewonnen «nd auf eine eigenthümliche Weise verschmolzen. Die interessantesten Lokalitäten in dieser Beziehung fand Szlabey zu Acharsche, ßagdschadschig, Maserle, Tipideressi und am Innik Tepessi. Ich werde, um die später folgende rein geognostische Übersicht dieses Theils des Taurus durch technische Details nicht zu unter- brechen, leztere, in so ferne sie allgemeines Interesse haben dürften, hier folgen lassen ; Eine halbe Stunde westlich von Acharsche, oder von Korumsza 1^ Stunden, befindet sich im Euphotidgebirge meist Serpentin, und in der Nähe des dichten Kalksteins des Centralriickens eine sehr mächtige Lagerstätte von Thon- eisenstein mit Eisenocker. Auf der Höhe des Berges zeigt das Lager nur die Mächtigkeit eines Fusses , nimmt aber dem Gehänge nach herab sehr an Ausdehnung zu. Die Erze gehen gleich unter der Dammerde zu Tage, und die Einwohner von Korumsza gewinnen sie im Herbste, nach Beendigung ihrer Feldarbeiten, durch eine einfache Abraum- arbeit über Tags. Diese gewonnenen Erze werden nach Acharsche gebracht und dort im Laufe des Winters ge- schmolzen. In demselben Euphotidberge befinden sich mehrere solcher Lagerstätten , die dieselben Erze führen und ihrer Lage nach alle geeignet sind, durch Stollen sehr vortheilhaft aufgeschlossen werden zu können. Auch das zunächst die Lager begrenzende Nebengestein ist von Erzen imprägnirt, doch des geringen Gehaltes wegen un bauwürdig. Der auf den Lagern selbst einbrechende Eisenstein ist höchst gut- artig, leichtflüssig und zeigte nach nnsern Untersuchungen einen Gehalt von 5.3^ Roheisen, woraus sich an Gareisen ein Gehalt von beiläufig 30 ^ berechnet. Bei der damals bestandenen Tagarbeit eroberte ein Mann des Tages im 547 Durchschnitt 3 Zentner Erze , bei welcher Arbeit sie sic!i gewöhnlicher, aber äusserst schlecht construirter Brech- werkzeuge bedienten. Zur Verschmelzung dieser Erze be- standen in Acharsche vier Ofen von folgender Konstruktion. Der Ofen ist aus den hier gewöhnlichen Bausteinen, Kalk- stein und Serpentin, aufgemauert und der Schacht von innen mit Thon verschmiert. Die Lichte des Schachtes ist ein Kreis, nach unten wird derselbe konisch zusammengezogen, der obere Durchmesser beträgt 3,5 Fuss, der untere 1,5 und die ganze Schachthöhe ist gleich 12 Fuss. Die konische Zusammenziehung des Schachtes erstreckt sich nur auf das unterste Viertel seiner ganzen Höhe. Am Boden des Ge- stells, wenn man den unten verengten Raum des Schachtes so nennen will , ist auf einer Seite des Ofens eine 1 Fuss im n haltende Öffnung angebracht, durch welche am Ende jeder Campagnc das Stück Eisen (die Sau , Wolf, Luppe u. s. w. nach unsrer technischen Sprache) herausgenommen wird. Dieses Loch wird während der Schmelzung ver- mauert, und man lässt nur ganz am Boden eine kleine Öffnung als Stichloch offen. Die Form, aus Thon verfertigt, liegt 1 Fuss ober der Gestellsohle, die Öffnung ihres Rüssels ist ein Kreis von 2,5 Zoll im Durchmesser. Die Form wird so eingelegt, dass die Richtung des Windes im Mittel des Gestellbodens aufstösst. Man schmelzt mit 2 Düsen und runden Bälgen, durch Menschenkraft bewegt. Eine solche Thonform dauert bei beständigem Betriebe anderthalb Monate. Dieser so konstruirte Ofen wird vor der Campagne gehörig ausgewärmt, zur Schmelzung selbst aber mit Kien und Cedernholz angefüllt. Diese Stücke Holz erhalten, bei 2 bis 3 Zoll Dicke, den obern Durchmesser des Ofen- schachtes oder 3,5 Fuss zur Länge, sind gut ausgetrocknet und werden so im Schachte eingelegt, dass sie sich im Mittelpunkte immer kreuzen und folglich die Lagen unter sich eine Spirale von unten nach oben bilden. Der Ofen wird unten angezündet und das Feuer durch 3 Tage, unter bestän- digem INachfüllen des Holzes, unterhalten. Am dritten Tage lässt man das Feuer 3 Fuss unter den Gichtkranz des Ofens 548 sinken und gibt dann eine schwere Gicht, Erze in faust- grossen Stücken und ohne allen Zuschlag , 1 Fuss hoch. Die übrigen zwei Fnss im Scliachte auf den Erzen werde» wieder mit Holz ausgefüllt und dieses selbst zwei Fuss ober dem Gichtkranze des Ofens aufgethürmt. ]Nun wird das Schürloch unten bis auf das Stichloch geschlossen und das Gebläse angelassen. Bei gutem Gange des Ofens kann das Aufgeben der Erzgichten alle zwei Stunden wiederholt werden, bei schlechtem aber nur alle drei. Die Schlacke üiesst durch das Stichloch von selbst ab und nur von Zeit zu Zeit wird nachgeholfen. Alle zwölf Stunden wird das Schürloch im Gestelle geöffnet und das mit Schlacke ge- mengte Stück-Eisen, halb roh und halb gefrischt, beiläufig 30 Okka oder 67 bis 68 Pfd. schwer, herausgerissen, ohne jedoch den Gang des Ofens zu unterbrechen. Die Schlacke ist meist sehr leichtflüssig, aber auch sehr eisenreich, so dass der Schmelzabgang sich sehr hoch stellt. Bei einem guten Ofengange, genug Erz und Holz, dauert die ganze C'ampagne eines solchen Ofens an 3 Monate, nach welcher Zeit er einer radikalen Reparatur bedarf. Die Gicht ist natürlich stets sehr lichte und die Flamme schlägt hoch auf und zwar höher an warmen Tagen als an kalten. Das aus dem Ofen genommene Stück Eisen wird einer eigenen Frisch- arbeit unterzogen und zwar in ganz eigenthümlich kon- struirten Herden *. Dieselben werden aus demselben Materials gemauert wie die Schmelzöfen. Der horizontale Querschnitt des Herds bildet eine elliptische Fläche, die sich nach vorne rüsselartig verengt und in der nämlichen Richtung stark geneigt ist. Die grösste tonnlägige Länge des Herdes oder a b ist = 7' 6", seine grösste Breite = ß' 0". Über die Fläche des Herdes wird ein Gewölbe gespannt, dessen grösster Abstand pz von der schiefen Herdfläche 4' beträgt. Am hintern Ende des Herdes befindet sich die 3' breite und V 6" hohe Öffnung ef zum Eintragen der Kohlen. Am vordem Ende lässt man eine 2' breite und 0' 6" hohe Öffnung gh = tu, um mittelst einer Krücke die glühenden Kohlen • Man sehe die Zeichnung eines Frischhcrdes in Korumsza. Grund« riss und zwei vertikale Durchschnitte. 549 von hinten nach vorne während der Verfrischiing der Luppe zn ziehen. Die rüsselartige Verengung des Schmelzraums erstreckt sich von dieser Öffnung- g h bis znm Mittelpunkte des Schmelzraiims ni, wo die Breite des Herdes 3' beträgt. Die eigentliche Länge dieser Verengung oder b v ist = 1' und im Älittel derselben beträgt die Höhe von der Herd- sohle znm Gewölbe, oder vs = 10". i ist die Öffnung für die Gebläseform 1, k hingegen die Öffnung zur Ablassung der Schlacke und zugleich die Arbeitsseite, wo das zu frischende Eisen eingetragen und die fertige Luppe herausgenommen wird. Der Schmelzraum m, ein 3'' tiefer Sumpf von 1' im Q, liegt näher an i als an k, und sein Boden steigt schief gegen leztern Punkt, d. h. gegen die Arbeitsseite hin, an. Die Verfrischnng des aus den Schmelzöfen erhaltenen Eisens wird jederzeit nach ganz geendeter Schmelz-Campagne vorgenommen, d. h. wenn in den Schmelzöfen die Produktion geschlossen ist. Man bedient sich hiezu desselben Gebläses, das vom Schmelzofen zum Fiischherde übersezt wird. Die Formen sind auch hier von Thon und stechen scharf in den Herd. Dieser wird im Beginn des Prozesses durch die Öff- nung ef mit kleinen Kohlen von Cedern- und Wachholder- Holz ganz angefüllt, welche durch die Öffnung g h ange- zündet werden. Wenn nun diese Kohlen von vornherein bis beiläufig in die Mitte des Herdes glühen, wird das Ge- bläse angelassen. Man ummauert in der Öffnung i die Form so, dass neben ihr kein offener Raum daselbst bleibt und trägt das Stück Eisen vom Schmelzofen bei k so ein, dass die eine Hälfte desselben im Schmelzraume m zu liegen kommt. Die Öffnung gh vertritt am Herde zugleich die Stelle des Fuchses, daher sie während des Prozesses offe» bleibt, ef aber wird geschlossen. Wenn das Eisen weiss- glüht, so wird es aufgebrochen und gewendet, ein Akt, der öfters wiederholt wird und wobei man das Stück Eisen immer so dreht, dass jederzeit jenes Ende desselben in die Grube m zu liegen kommt, welches früher ausserhalb derselben sich befand. Die viele aus den Eisen , welches übrigens nur weissglüht, nie schmilzt, aböiessende Schlacke, lässt man bei k ab. Sobald der Frischer seine Luppe für hinlänglich 550 g;ar ansieht, nimmt er sie heraus und hämmert sie auf dem Ambosse mit der Hand, um die noch beigemengte Schlacke auszupressen. Die Ausschmiedung- seines aus dieser Luppe erhaltenen Kolbens nimmt er in demselben Feuer während dem nächsten Einsätze vor. Zur Verfn'schung- eines Stücks Eisen, wie es der Schmelzofen liefert und das beiläuhj^ 68 Pfd. wiegt, bedarf man bei dieser Frischmethode an Kohlen so viel, als der Herd bei einmaliger Füllung fasst, nämlich nahe an 60 Kub.-Fuss, woraus sich auf einen Zent- ner Stabeisen, bh)s für Verfiischung- und Ausschmiedung, ein Kühlenbedarf von beiläufig- SS Kub.-Fuss berechnet! Da ferner dieses anfänglich 68 Pfd. wiegende Stück Eisen nach vollendeter Frischung- und Ausschmiedung nur 31 Pfd. Stabeisen liefert, so haben wir es bei diesem Prozesse mit einem Frischkalo von gerade 50 {} zu thun, welche beide Daten hinlänglich sind , um diesen Prozess zu beurtheilen. Übrigens ist das Eisen, welches als Endresultat aus diesem Prozesse hervorgeht, vortrefflich. Die jährliche Produktion der zu Acharsche bei Korumsza sicii befindenden Schmelzöfen be- schränkt sich auf ungefähr 150 bis 200 Zentner Stabeisen, weiches meist nach Kaisarieh in die asiatische Türkei ge- bracht wird. Der Verkaufspreis des Eisens loco Acharsche ist SO Piaster oder 8 fl. K.-M. pr. Zentner, so dass der Werth einer ganzen jährlichen Erzeugung an J200bis 1600 fl. oder 12,000 bis 16,000 Piaster beträgt, woraus sich im Gegenhalt des Kalo, des Kohlenbedarfs etc. auf die Wohlfeilheit der Materialien, Lebensmittel u. dgl. schliessen lässt. Während des Pro- zesses bildet sich am Herdgewölbe ein vveisser, staubartiger Anflug. Leider ging das Quantum , weiches Szlabey zu einer nähern Untersuchung davon sammelte, im Laufe der Reise verloren. Zur Erzeugung des Eisens wählen die Ein- wohner von Korumsza stets nur die reichsten und nach Er- fahrung leichtfli'issigsten Erze, alle übrigen werden entweder gar nicht gewonnen oder auf die Halde geworfen. Einer kritischen Beleuchtung dieses Eisenprozesses ent- halte ich mich; denn, wie jeder Sachverständige sieht, so ist er wirklich unter aller Kritik und noch i^i tiefster Kind- heit. Aus dem Schmelzofen selbst geht schon, da auf die 551 angegebene Weise kein eigentliches Roheisen erzeugt werden kann, lialbgefrischtes , fast Stahl-artiges und mit sehr viel Schlacke gemengtes Eisen hervor, so dass wir also in dem nach- folgenden Frischprozesse, in dessen Verlanfe das Eisen aber nie zum Schmelzen kommt, eigentlich nur ein Ausschweisseii zu sehen haben , durch welches das Eisen seine frühere Stahl-artige Natur wieder verliert und weich wird. Wenn wir annehmen, dass beim Schmelzofen in einer Zeit von 12 Stunden 6mal Erz auf die Gicht kommt und zwar jedesmal nur 3 Zentner, was doch ein sehr geringer Anschlag ist, so hat man für die ristündige Schicht bei SOgtigen Erzen ein Quantum von 900 Pfd. Roheisen der Rechnung nach im Ofen, da aber obige 50g nur ."$0 g Sfab- eisen ausweisen, so sezt sich dieses Eisenquantum von 900 Pfd. auf 540 Pfd. Stabeisen herab. Aus jenem Quantum von IS Zentner Erzen für eine 12stündige Schicht sehen wir, in Folge des Schmelzprozesses, 68 Pfd. Luppeneisen, nnd am Schlüsse der ganzen Manipulation endlich 34 Pfd, Stabeisen hervorgehen , folglich verliert der Hüttenmanu von Korumsza auf 18 Zentner Erze 506 Pfd. an reinem Eisen, oder fast 94g; was doch Alles ist, was man nur von einem schlechten Betriebe verlangen kann! Um bei Korumsza eine Hütte zu etabliren , müsste man vor Allem die Erze eine halbe Stunde unterhalb Korumsza transportiren, um den dortigen Bach als Kraftwasser benützen zu können. Kalk- stein und Quarz findet sich, besonders erstrer in Menge. An Holz zur Verkohlung ist kein Mangel, besonders wenn dem freventlichen Anzünden der Wälder Einhalt gethan wird. Nur Kommunikation, Sicherheit des Eigenthums und der Segen einer weisen Verwaltung fehlen in dem wilden, aber bezaubernd schönen Gebirgslande. In der Nähe von Bagdschädschig, eine halbe Stunde von diesem Orte ui^d links der Strasse, welche nach Tipi Deressi führt, werden von den eingebornen Turkomanen Eisengruben betrieben. Das herrschende Felsgebilde ist * ein krystallinisch-körniger Kalkstein, der mit Serpentin und Hypersthen- Gesteinen * Man sehe den Durchschnitt der Eisenerz - Gangformafion von Bag-dschäcischig. nu»Kzr,cE.R, Rciken. 1. RH. 2. Thl. 36 552 \veclisellagert, welche in der Nähe auch für sich in bedeu- tender Entwickhinfif auftreten und zusammen mit erstenn und mit Glimmerschiefer den Hauptrücken des nahen Baghir Dagh daselbst konstituiren. Höchst interessant ist die Schichten- steUung des mit Serpentin und Hypersthenfels wechselnden körnigen Kalkes. Die Gesteinslagen dieses Gebildes sind nämlich so geordnet, als gingen sie von einem gemeinschaft- lichen Mittelpunkte wie Strahlen nach allen Richtungen aus. Unwillkürlich erinnert man sich dabei an die konzentrisch strahlige Textur mancher Mineralkörper, und die Verjnuthung, dass hier Krystallisation im Grossen das herrschende Prinzip der Anordnung der Gesteinslagen war, dringt sich auf. Nicht minder wichtig sind in geognostischer Beziehung die in dieser Formation , deren Glieder unter sich entschieden kontem- porär sind, auftretenden besondern Lagerstätten. Sie bilden grosse, linsenartige Körper, die theils die Gesteinslagen unter scharfen Winkeln durchsetzen, theils zwischen ihnen selbst eingelagert sind, thre Ausfüllung ist konglomerat- artig und besteht aus Quarzkömern und Bruchstücken von Quarz, verbunden durch ein sehr eisenschüssiges und lockeres Thoncäment, das in Thoneisenstein übergeht. In diesem Konglomerate bricht brauner Glaskopf ein. Leztrer bildet in diesen Lagerstätten selbst wieder linsenartige Körper von einer bedeutenden Ausdehnung im Streichen und Ver- flachen, in welcher er stellenweise durch Grubenbau auf mehr als 20 Lachter aufgeschlossen ist. Die Mächtigkeit dieser Körper von Glaskopf Ist geringe und übersteigt nicht die einiger Zolle. Sie treten sowohl am Hangenden, als am Liegenden, als in der Mächtigkeit der Lagerstätte selbst auf. Im leztern Falle ist Drusenbildung beim Gl.askopfe häufig zu beobachten. Die Drusen erstrecken sich im Streichen des Erzes oft beträchtlich weit, ihre Räume haben bis zu 1 Fuss Weite und sind mit den dem Glaskopf eigenthüm- lichen Krystall-artigen Formen begleitet. Mit seinem Neben- gestein ist dieser Glaskopf, der stets rein und sehr hart ist, enge verwachsen, und am Rande der Körper, die er bildet, schneidet er sich nicht scharf ab, sondern verliert sich und zerfliesst so zu sagen im Konglomerate der Lagerstätte. 553 Viele dieser Lagerstätten reichen mit ihrem Aiisg:ehenden nicht zu Tage, ihr Verflachen istselir verschieden, ihr Streichen aber ist durchgehends aus Ost in West gerichtet. Die Aus- dehnung der Lagerstätte selbst , dem Streichen und Ver- flachen nach, ist nicht bekannt; ihre Mächtigkeit beträgt dort, wo sie zu Tage gehen, wenigstens 1 Fuss, wird aber weiter ins Gebirge beträchtlicher. Der Winkel ihres Ein- schiessens beträgt meist 40^. Dass diese Lagerstätte einen sogenannten Gang-artigen Charakter an sich tragen , ist nicht zu läugnen , doch kann man sie auch in diesem Falle füglich nur entweder als kon- teroporär mit der ganzen Felsbildnng, oder als Metamor- phosen von Lagerstätten ansehen , deren Ausfiillungsnatur früher eine andere war, und es ist daher erst eine Frage, ob diese Gangkonglomerate wohl auch regenerirte Fels- bildungen in der gewöhnlichen Bedeutung des Wortes seyen. Von einer Ausfüllung dieser Gänge im rein mechanischen Wege kann so wenig von oben als von unten die Rede seyn; denn die Form derselben, ihreisotirte Stellung, sprechen von vornherein dagegen. Sollten hier nicht die in dem nahen Serpentin aufsetzenden und mit demselben ohne Zweifel kontemporären Gänge von (iuarz mit Branneisenstein einen Fingerzeig zu einer naturgemässen Erklärung geben ? So wie wir diusenartige Räume durch Verwitterung und über- haupt durch Zerstörung* der Massen entstehen sehen, die sie einst erfüllten, so können ja auch auf ähnlichem Wege aus festen Gesteinen , ohne eigentliche mechanische Rege- jieration, Bildungen hervorgehen, die sich in ihrem ganzen Habitus auf den ersten Blick als Trümmergesteine präsen- tiren. Eine Erklärung, die um so mehr Stich hält, wenn sie, wie in unserm gegebenen Falle, vor dem Richterstuhle der Chemie besteht. Ob sich nicht durch die Masse des Ge- birges diese Erz-führenden Lagerstätten dem Streichen nach oder in die Teufe wiederholen, ist zwar nicht bekannt, aber es ist wahrscheinlich. Der auf diesen Eisenerzen umge- hende Grubenbau findet meist dort sein Ende, wo die Erze ' Mein verehrter Freund Bergratli Haidinger ist gerade mit sehr schönen Untersnchunji^cn über diesen Gegenstand beschäftigt. 3G* 554 enden , daher er, wie in allen diesen Fällen, ein Mnster von lJniej>eImässigkeit bildet nnd keine Ausdehnung- hat. Die stollenmässige Aufschliessung- dieser Lagerstätte, die hier einst stattfand und den Halden nach bedeutend gewesen seyn innss, fällt in die alte Zeit zurück, vielleicht bis in die Zeiten byzantinischer und römischer Herrschaft. Heutzutage be- schäftigt man sich mit Abränniung der Lagerstätte i'iber Tcags und mit Steinbruch-massiger Gewinnung- des Eisen- steins mit Pickel und Keilhaue, eine ebenso beschwerliche als langwierige Arbeit. Die gewonnenen, zwar reichen, aber strengflüssigen Erze werden zu Bagdschadschig; in zwei Ofen und im Verlaufe des Winters ganz in der Art wie zu Acharsche verschmolzen und das gewonnene Eisen ebenfalls meist nach Kaisarieh verkauft. Da in der Umgegend sich kein Wald befindet, so schmelzt man nur mit niederm Gestrüppe und benüzt zum Frischprozesse die kleinen und schlechten Kohlen von dem- selben ßrennmateriale. Hier wäre allerdings Kraftwasser genug, aber der erwähnte Holzmangel stellt ein schwer zu besiegendes Hinderniss jeder Gründung eines Etablissements entgegen, in welchem Falle man auch nothgedrungen einen Tiefstollen zur Untersuchung der Lagerstätte in grösserer Teute betreiben müsste. In dem schönen Thale Inn Deressi ", 3 Stunden westlich von Maserle, am Berge Güiiposch Deressi findet man sehr reiche Eisenerz-Niederlagen. Das Thal zieht sich aus Süd in Nord zwei Stunden weit bis zum genannten Berge, der bereits zum Centrale des Baghir Dagh gehört und in det Nähe der höchsten, über 10,000 Fuss ansteigenden Spitzen desselben liegt. Aus Süd in Nord gehend, trifft man zuerst auf einen grobkörnigen, weisse«, krystallinischen Kalk. Er ist geschichtet. Seine Lagen von 1 bis 1,5 Fuss Mächtigkeit streichen aus Ost in West und verflachen schwebend in Süd. Die ganze Kalkmasse hat eine sichtbare Mächtigkeit von beiläufig- :J0 Klafter und liegt auf einem wenigstens 60 Klafter mäditigen und ungeschichteten Serpentin - Stock. ■* Mau sehe den DuiTliscliiiitt der Eisenstciu-Ablagciungeii am Güii- posch Dciesbi im Tliulc liiu Dercs.si. 555 Welter in Nord wird dieser wieder von weissem, aber fein- körnioem Kalke beoränzt der deutlich geschichtet ist und dessen Gesteinslagen den Serpentin zu unterteufen schei- nen. Zwischen lezterm Kalk und dem Serpentin liegt das Haiipterzlager, bestehend aus Thoneisenstein mit braunem Glaskopf. In der Nähe dieses Eisensteins wird der Ser- pentin seiir eisenschüssig, der Kalk aber bleibt unverändert. Der dieses Erzlager nördlich in seinem Liegenden, begrän- zende feinkörnige, weisse Kalk ist sehr hart, hat ein aus- gezeichnet krystallinisches Gefüge und ist dünne gescliichtet. Die ganze Mächtigkeit dieses Kalkes beträgt nicht mehr als 12 Klafter, dann folgt nördlich, als sein Liegendgestein, wieder Thoneisenstein mit Glaskopf unter denselben Ver- hältnissen wie auf dem Haupterzlager 5 doch sind die Erze daselbst bedeutend ärmer und die einst darauf umgegangenen Grubenbaue sind seit undenklicher Zeit eingestellt. Im Liegen- den dieser zweiten Eisenstein- Ablagerung erhebt sich un- mittelbar das hohe und steil ansteigende Gebirge der Central- Kette. Man hat es, meiner Ansicht nach, hier mit Lagern zu thnn, die an den Gesteinsgiänzen auftreten und in Be- treff ihrer Bildung dem Serpentin näher als dem Kalke stehen düiften. Das Haupt -Eisensteinlager, zwischen dem Serpentin und dem körnigen Kalk, reicht von der Höhe des Berges, wo seine Mächtigkeit 12 Fuss beträgt, beinahe 1 Stunde weit dem Gehänge nach herab ins Thal, wo man noch Spuren von Erzen und besonders von Glaskopf findet, und wo einst bedeutender Grubenbau umgegangen ist. Die Mächtigkeit des Lagers verschmälert sich nach unten, so dass es wahr- scheinlich in grösserer Teufe sich ganz ausschneidet. Dem Streichen nach ist die Ausdehnung dieses Lagers unbekannt, aber auf jeden Fall scheint sie beträchtlich zu seyn. Der gegenwärtig duich die Bewohner der Dörfer Maserle und Tipi Deressi geführte und sehr beschränkte Abbau, ebenfalls Tagarbeit, besteht im obern Theile des Lagers, und zwar eine Viertelstunde unterhalb dem Gebirgsjoche. Der sehr reiche und einen Gehalt von 60 ^ an Roheisen ausweisende Thoneisenstein ist ungeschichtet, aber sehr kleinstürzig. 556 Mitten in seiner Masse sezt von oben nach unten eine 6 Zoll mächtige, mit Glaskopf erfüllte Schramm-Kluft anf. Sie bildet in der Mitte absetzende Drusenränme, deren Wände mit Glaskopf in nierig;en und traubigen Massen und mit erdigem Braunstein-Erz bekleidet sind. Der Glaskopf ist rein, sehr fest, in bedeutender Menge zu gewinnen, vom Nebengestein scharf getrennt und nicht damit verwachsen. Die Turkomanen , welche die Erze gewinnen, werfen den Glaskopf als zu strengflüssig auf die Halde und halten für ihre Ofen nur den reichsten und leichtflüssigsten Thoneisen- stein aus. Am Ausgehenden ist diese Erzlagerstätte nur 2 Euss tief mit Dammerde bedeckt, welche ebenfalls sehr eisenschüssig ist. Zur Verschmelzung der Erze , die übrigens ganz so wie in Korumsza geführt wird , bestehen zu Tipi Deressi zwei Ofen, und zu Maserle wird ein neuer erbaut. Der Hauptverschleuss dieser beiden Eisenwerke erstreckt sich auf Adana und dessen Umgebung. Die Menge und der hohe Gehalt dieses Eisensteins, die Leichtigkeit der Gewinnung und die hinlängliche Quantität an Betriebswasser sind aller- dings Umstände, die zur Begründung eines Etablissements einladen dürften. Besondere Rücksicht verdient in dieser Beziehung die Lokalität von Maserle ; nicht so die von Tipi Deressi, das zu entfernt von den Gruben und über- haupt zu ungelegen liegt. Den Schmelz- und Frisch-Prozess betreibt man gegenwärtig an beiden Orten in Ermanglung des Holzes mit blossem Gestrüppe und den schlechten Kohlen davon, eine traurige Folge des gänzlichen Mangels an Forst- wirthschaft, da in früherer Zeit auch hier, wie in Korumsza, mit Holz geschmelzt wurde. Der Aussage der Einwohner gemäss sollen sich ordentliche Waldbestände im Thale des Seihun und in Entfernungen von 3 bis 12 Stunden befinden, wohin zu transportiren die Erze allerdings werth wären. Der Innik Tepessi liegt zwei Stunden nordwestlich vom Dorfe Kapäk Depe, im Thale Karä Dschale und 11 Stunden östlich vom linken Ufer der Seihun. Die umliegenden üerge sowohl, als der Innik Tepessi selbst bestehen aus grauem, dichtem Kalkstein, der an der Ostseite des Thaies 557 geschichtet ist. Nicht so abei* an der Westseite desselben, ■wo sich die Gruben hefindeu. Die Schichten des Kalksteins streichen NO. in SW. und fallen in NW. Der Kalk der Westseite ist überall, wo er zu Tag;e geht, sehr eisen- schüssig, und dieser Eisengehalt nimmt endlich so zu, dass der Kalkstein selbst in der Nähe des grossen Brauneisen- steinlagers in diesen Eisenstein übergeht. Dieses Braun- eisenstein-Lager im dichten Kalksteine des Innik Tepessi zeigt sowohl hinsichtlich seiner Mächtigkeit, als auch in seiner Ausdehnung dem Streichen und Verflachen nach eine Entwicklung, die ungeheuer ist und nach Stunden gemessen werden kann. Es ist ein Stock-artiger Körper von Eisen- erz, der einen ganzen Berg bildet, oder vielmehr ein inniges Zusammentreffen mehrerer solcher Stock-artiaer Las:erstätten. Der Eisengehalt dieser Erze ist durchgehends selir beträcht- lich und nach unserer Untersuchung an 50^ und darüber an Roheisen ausweisend, was einem Quantum von 30 § Schmid- eisen so ziemlich entspricht. # An der südwestlichen Seite des Innik Tepessi und zwar im Mittel seiner Höhe befindet sich in einem sehr eisenschüssigen Kalksteine eine grosse, zum Theil durch die Natur gebildete Höhle. Ihr Eingang hat bei einer Weite von 1,5 Klafter an 8 Klafter Höhe, welche Höhe aber sehr schnell zunimmt, so dass sie wenige Klafter innerhalb des Einganges schon 20 Klafter beträgt. Sie ist mit einer Menge Seitenkanäle versehen, die wieder zu ähnlichen Räumen führen. Im Anfange der Höhle ist der dichte Kalkstein das herrschende Gebilde. Weiter nach Innen wird er eisenschüssiger und geht endlich ganz in Brauneisenstein über, so dass der innere Raum der Höhle ganz im schönsten Erze ansteht. Den Boden der wasser- losen Höhle bedecken grosse, herabgefallene Blöcke von Brauneisenstein. Von Thierknochen fand Herr Szabey seiner Angabe nach kein Anzeichen. Die Wände der Höhle sind häufig mit einer dünnen und eivsenschüssigen Kruste be- kleidet, aber ohne Stalaktiten. Die ganze Ausdehnung der Höhle ist noch unbekannt. Vor ungefähr SO Jahren wurde von den umliegenden Dorfbewohnern aus dieser Höhle viel Erz gewonnen, eine starke Pest aber soll diesem Betriebe 558 ein Ende gemacht haben. Die Erze wurden damals in Kapak Tepe i^eschmelzt. Vor einem Jahre machte ein Mann aus Korumsza einen neuen Versuch, seine Schmelzung scheiterte aber aus leicht begreiflichen Gründen an der Strengflüssigkeit dieser Erze. Die Nähe des zum Theil für Flösse schon fahrbaren Seihuns, die Waldungen an seinen Ufern, die grosse Masse reicher Eisenerze und die ganzen so sehr günstigen Lokal- Verhältnisse machen den Innik Tepessi zu einem der rück- sichtswerthesten Punkte, und die Etablirung einer Hütte am Seihun dürfte eine der geeignetsten Unternehmungen seyn, zu denen die Verhältnisse dieses Terrains einladen. Die Stadt Siss ist vom Innik Tepessi nur 8 Stunden entfernt. Der Winter sezt dem Betriebe, da er nur sehr gelinde ist, kein Hinderniss in den Weg. In der Nähe von Korumsza und ßagdschadschig be- zeichnet man den Centralrücken des Taurns mit dem ver- führerischen Namen Kupferberg (ßaghir Dagh), und es sollen auch an mehreren Stellen, Kupfererze, besonders Kupfer- kiese, einbrechen, woran ich nicht zweifle. Szlabey sah jedoch selbst keinen solchen Punkt. Auch sollen sich 6 Stunden von ßagdschadschig, am ßerge bei Kalaköi, Bleierze finden. Auch die sah Szlabey nicht selbst, da er die Stelle, wo sie sich finden, schon lange passirt hatte, als man ihm davon die Anzeige machte. I») SR'iveiier iftnfentliali zu Oiilek , Trennung der Expedition, Riickreise nacii Beirut. Als ich am 2. Sept. wieder in Gülek eingetroff"en war, war es mein Erstes, die durch Umtriebe verschiedener Art und durch die strafbare Nachlässigkeit des Nasirs herbei- geführten Unruhen von Seite der Arbeiter zu beschwichtigen und die entstandenen Differenzen auszugleichen. Ich nahm daher vor Allem den Nasir vor und gab ihm, da er nichts zu seiner Vertheidigung sagen konnte, was wahr gewesen wäre, nicht nur einen tüchtigen Verweis, sondern drohte ihm auch, die Sache an iBRAHiM-Pascha zu berichten, eine Drohung, vor deren Folgen ihm mit Recht bange war, da er seineu 559 Herrn und Gebieter hinlänglich kannte. Zugleich sandte ich eine Ordonnanz zu den Grubengebäuden, Hess die Arbeiten, folgh'ch auch den Verdienst der Arbeiter, sogleich einstellen, und befahl lez^etn, sich ohne Verzug bei mir einzufinden, Hin sich über das Vorgefallene zu rechtfertigen. Als die Bergarbeiter kamen, lag ich an einem sehr heftigen Fieber- anfalle leidend im Bette und war körperlich zu schwach, um mich aufrecht erhalten zu können. Sie waren nach Landessitte sämmtlich mit Flinten, Pistolen und ihren Hand- jars bewaffnet, daher AcHMED-Kaptan, der, ohne seinem Mnthe nahe treten zu wollen, kein Freund von solchen Scenen war, vorschlug, sie früher entwaffnen zu lassen, bevor ich sie zu mir rufen liesse. Wohl wissend, dass jeder, auch der leiseste Anstrich von Furcht, in einem solchen Falle das Übel grösser macht und ich auch mit Recht für meine Person nichts Arges besorgte, verwarf ich diesen Vor- schlag. Als sie in meine Stilbe traten, hiess ich sie ganz nahe an mich herankommen und mein Bett umgeben, um leichter mit ihnen sprechen zu können, zu welchem Zweck denn auch AcHMEo-Fvaptan als Dolmetscher in den engen Kreis mit beigezogen wurde. Auf die Frage, welche Gründe sie zu dem, was geschehen war, bewogen haben, brachen sie in laute Klagen gegen den Nasir aus, der sie bei jeder Gelegenheit verkürze und ihnen so schlechtes Getreide gebe, dass sie es gar nicht geniessen könnten. Auf die Anfor- derung, jene zu bezeichnen, welche den Hauptanlass zu ihrem Benehmen gegen den INasir gegeben hätten, versicherten sie mich, davss diess jene drei gewesen seyen, welche in die Türkei entflohen wären, und dass auch diese nur aus Muth- Avillen ihre Gewehre abgefeuert hätten, aber keineswegs in der Absicht den Nasir zu verletzen. Ich trug ihnen daher auf, sich ruhig wieder an ihre Arbeit zu begeben, was sie auch ohne alle Widerrede thaten. Den ganzen Vorfall zeigte ich übrigens AcuMED-Pascha an und drang auf Ver- setzung des Nasirs, dessen Schmutzigkeit den Auftritt ver- anlasst hatte. Ginsberg benahm sich bei dieser Geschichte ohne alle Energie und liess sich von den Arbeitern zu sehr bethören. Die Versuche , welche Prückner in meiner 560 Abwesenheit abgefühit hatte, um die Erze im Flammofen zu schmelzen, waren sämmtlich verunglückt. Bei dem lezten dieser Versuche brachte er zwar die ganze Masse zum Schmelzen. Diese bildete jedoch eine schwere und stein- artige mit regulinischem Blei gemengte Schlacke, aus der sich das Blei nicht separirte. Dieser Fall bewog mich, den lezten Versuch selbst noch einmal zu wiederholen. Zu diesem Zwecke brachte ich in der Form des Ofens einige Verän- derungen an , um den grossen Brennmaterial-Aufwand bei diesen Schmelzungen herabzusetzen und die grösstmögliche Hitze erzeugen zu können, deren man etwa zufällig be- dürfen sollte. Das Quantum Erze, welches ich zu diesem Versuche eintragen Hess, betrug nicht mehr als 5 Zentner. AcHMED-Pascha , der sich gerade in Gülek Boghas befand und Oberst Schulz waren zugegen. Auch dieser Versuch misslang. Nun beschloss ich die Reihe der mit der Ver- schmelzung dieser Erze im Flammofen vorgenommenen Versuche und that das, was ich schon längst hätte thun sollen, ich schritt zur Erbauung eines Schachtofens, um die Erze, entweder im gerösteten Zustande oder mit Brauneisen- stein, der in der Nähe von Gülek bricht, auf Niederschlag durchzustechen. Vor Allem war es daher nöthig, IßRAHiM-Pascha den Sachb-estand vorzulegen, ihm von dem neuen Ofenbau, als Hauptbedingung des Gelingens , die gehörige Ansicht bei- zubringen und seine Bewilligung hiezu einzuholen. Eine Abschrift des an ihn in Betreff dieses Gegenstandes ge- sandten Beliebtes überreichte ich durch BooHOS-Bey auch dem Vizekönig. In diesem Berichte gab ich vorerst eine kurze Übersicht meiner lezten Reise in den östlich von Gülek sich befindenden Theil des Taurus und beantragte die Emchtung einer anfänglich nur ganz kleinen und auf einen hohen Ofen mit den nöthigen Frischfeuern beschränk- ten Eisenhütte im Thale des Seihun am Innik Tepessi. Sollte sich ein solches Etablissement als vortheilhaft er- weisen, so schlug ich vor, ein zweites in Korumsza zu er- richten und so wie bei erstem vorzüglich auf Stabeisen- Erzeugung , bei lezterm mehr auf Darstellung von ganz 501 ordinären Gusswaaren, besonders Geschirren, hinzuwirken, welcher Artikel hei einig^er kaufmännischen Spekulation da- selbst ein unermessliches Feld des Absatzes vor sich hätte. Der Hauptgeg^enstand meiner Anträge war jedoch der ßleibergbau am Bnigur Dagh und seine künftige Bewirth- schaftung. In dieser Beziehung hob ich folgende Punkte hervor : 1) Eine lange Reihe von Versuchen hat dargethan, dass BoREANi's von vornherein gewählte und von mir weiter ver- folgte Methode die Güleker Erze in Flammöfen zu schmelzen, als ökonomisch unvortheilhaft zu beseitigen sey und dass man diese Verschmelzung in Schachtöfen mit gepresster Luft vornehmen und dazu die Erze entweder geröstet an- wenden oder auf Niederschlag behandeln müsse. 2) Da ich im Auftiage IßRAHiM-Pascha's mich in Kurzem nach Beirut zu begeben und im weitern Auftrage des Vize- königs selbst mit Beginn des Winters in Egypten einzufinden habe, um nach Oberegypten zu reisen, so bin ich gezwungen, die Expedition zu trennen Um mich im Falle eines meine Person betreffenden Unglückes vertreten zu sehen und die Oberleitung^ der Expedition sogleich meinem Adjunkten Pruck- NER übergeben zu können, beschloss ich, dass derselbe mich begleiten sollte. Ausser ihm bestimmte ich noch die HH. Dr. Veit , Kotschi , AcHMED-Kaptan , den Arbeiter Mortsch und meinen europäischen Bedienten zu meinen Begleitern. Unter den in Gülek zurückbleibenden, nämlich den HH. SzLABEY, VoiTANEK, SuwATowsKY, dcu Arbeitern Pirchner, Langgner und Reichhard, wählte ich die beiden ersten zur Leitung der Geschäfte bis zu meiner Rückkehr, die im näch- sten Frühjahr hätte stattfinden sollen, und zwar beauftragte ich Hrn. Szlabey mit der Leitung des Ofenbaues und der Hüttenartieiten, Hrn. Voitanek mit der Leitung des Bergbaues. ii) Der Bau des Ofens sollte während meiner Abwesenheit sich auf die Fundamentbaue, die Herstellung des Haupt-Mauer- werkes, die Verfertigung des Gebläses und Gebläse- Rades und eines Pochwerkes mit zwei Stossherden im Thale zwischen dem Ennik und Maden Tepessi beschränken, während ich den eigentlichen Ausbau des Ofens bis zu meiner oder meines 562 Adjunkten Ankunft zu verschieben beantraj^te. Zur Aus- führung; obenerwähnter Aufgabe sollten die Herren Szlabey und VoiTANEK von mir die g^enauesten, ins kleinste Detail gehenden Instruktionen sammt Zeichnungen und Modellen, falls sie nothwendig seyen , erhalten. Ginsberg sollte in seiner gegenwärtigen Stellung, seiner Lokalkenntnisse halber, und da er, wie Suwatowsky, der türkischen Sprache mächtig war, VoiTANEK zur Seite bleiben. 4) Da durch diese Verfügungen die zurückbleibenden Expeditions-Mitglieder einer höhern Verantwortung ausge- sezt werden und die für die Zukunft von ihnen geforderten Leistungen ausser allen Verhältnissen mit ihrer gegenwär- tigen untergeordneten Stellung stehen , so beantragte ich für dieselben, mit Ausnahme der Arbeiter, eine höhere Be- zahlung, da ihre bisher bezogene sich von der der ge- wöhnlichen Arbeiter nicht unterschied, was mir unbillig schien. Diese höhere Bezahlung sollte, wenn sie sich anders zu einer längern Dienstzeit entschhessen würden, mit Ende unseres ersten Kontrakts-Terrains, nämlich am 1. April 1837, eintreten. Sollten bis dahin weder ich noch mein Adjunkt nach Gülek zurückgekehrt seyn , so erachtete ich es für zweckmässig, dass sich die HH. Szlabey und Voitanek selbst auf eine kurze Zeit nach Alexandria begeben sollten , um daselbst mit Boonos-Bey und unter dem unmittelbaren Ein- flüsse des k. k. österr. Generalkonsulates den neuen Kon- trakt abzuschliessen. 5) Von den in Gülek der Expedition zur Verwendung zugetheilten egyptischen Eleven beantragte ich die fähig- sten in Bälde nach Europa und zwar nach Osterreich zu senden, wo sie zuerst eine allgemeine, auf ihren künftigen Beruf hinwirkende Ausbildung erhalten und dann die Berg- Akademie in Schemnitz besuchen sollten. Als Dolmetscher und Quasi-Hofmeister schlug ich vor, AcHMED-Kaptan mitzu- senden, der sich zu dieser Stelle mehr als ein anderer ge- eignet hätte. 6) Um die in Gülek Zurückbleibenden hinsichtlich ärzt- licher Hülfe sicher gestellt zu sehen, begehrte ich die Ab- sendung eines brauchbaren europäischen Arztes dahin. 503 7) Um iin nächsten FrülijtJire mit der Versclimelznn<^ der vorrätliigen Erze nicht länger aufgehalten zu seyn, be- zeichnete ich den baldigen Transport derselben vom Borge zur Hi'itte als erste Bedingung, beantragte die Herbeischaf- fung des nöthigen üuantums an Kohlen im Laufe des Winte.rs und die Gewinnung der durch die Proben sich als die zweck- mässigsten erweisenden Zuschläge , wozu wir Kalk, Quarz und Brauneisenstein ganz in der Nähe der Hi'itte hatten. S) Zum Schlüsse forderte ich die nöthigen Sustentations- Gelder, sowohl für den zurückbleibenden Theil der Expe- dition , als für mich und meine Begleiter zur bevorstehen- den Reise, In Betreff der zukünftigen Verwaltung des Werkes machte ich in einem eigenen Berichte IßRAHiM-Pascha auf das Ungeeignete der bisherig-en Wirthschaft aufmerksam und bezeichnete als unerlässliche Bedingungen zur Erreichung eines günstigen Resultates: die richtige Bezahlung der Arbeiter in den festgesezten Terminen, die Verabfolgung brauchbarer Nahrungsmittel, die Einsicht in die Werks- rechnungen des Nasirs von Seite der HH. Szlabey und VoiTANEK, den nöthigen militärischen Schutz zu Gülek durch eine Besatzung von wenigstens hundert Mann , die Errich- tung einiger kleiner Wohnungen für das Aufsichtspersonal an der Hütte selbst etc. Die den HH. Slabey und Voitanek hinsichtlich ihrer Aufgabe, sowohl in technischer als administrativer Bedeu- tung, ertheilte Instruktion wurde ins kleinste Detail ausge- dehnt. Die nöthigen Pläne, Zeichnungen und Voranschläge wurden entworfen und beiderseitig mehrmals durchgegangen. Kurz, ich glaubte im Einverständnisse mit sämmtlichen Ex- peditions-Mitgiiedern Alles gethan zu haben, um den sichern Fortgang der Arbeiten zu Gülek während meiner Abwesenheit garantiit zu sehen. Mit den Grundgrabungen zu dem neuen Schachtofenbau liess ich in meiner Anw esenheit beginnen. In so weit sich aus den bisherigen Versuchen auf die Natur der Erze hin- sichtlich ihrer Verschmelzung urtheilen liess, schien mir als Form des neuen Schachtofens die des Oberharzer ßieihoch- 5C4 ofens ganz g;eeig:net. Ich wählte daher dieselbe als Grund- lage meiner weitem Bestimmungen und beantragte eine Schachthöhe von 20 Wiener Fuss, um für den Fall, wenn die Verschmelzung auf Niederschlag sich besser bewähren sollte, als die Verschmelzung der gerösteten Erze für sich, und man hiezu in Ermanglung von Frischsclilacken und ähn- lichen Eisen -haltigen Hütten -Produkten Eisenerze selbst anwenden müsste, in keine Verlegenheit zu kommen *. Da bereits ein beträchtliches Quantum Erze bei der Hütte sich vorräthig befand , so begann man eine Partie davon in of- fenen Haufen zu verrosten , welcher Versuch nach Wunsch gelang. Auch wurden noch während meiner Anwesenheit die Holz-Sortimente zum Bau des Gebläserades ausgesucht, vorgerichtet und die weitere Verarbeitung begonnen. In Tharsus lagen seit einiger Zeit ein Paar grosse und ganz neue Spitzbälge, die von der Verwaltung dahin gesandt waren, vorräthig. Da dieselben auf jeden Fall uns in Gülek bessere Dienste leisten konnten, wenn auch nur aus- hülfsweise, so Hess ich sie dahin bringen. So waren denn alle Vorkehrungen getroffen, die ich für nöthig erachtete unsere Aufgabe zu lösen, nur war der Mangel brauchbarer Arbeiter fühlbar, sowohl zum Baue des Ofens selbst, als noch mehr zu Versehung der Schmelzer- dienste, wenn bereits dieser Ofen im Gange seyn sollte. Hinsichtlich erstrer ersuchte ich AcHMED-Pascha um die Ver- abfolgung der nöthigen Maurer aus dem beim Festungs- baue zu Gülek Boghäs in Arbeit stehendem Personale, in Betreff der Schmelzer jedoch, so wie einiger der Poch- und Waschwerks-Manipulation kundiger Arbeiter , wandte ich mich an Se. Durchlaucht den Präsidenten der k. k. Hof- kammer im Münz- und Bergwesen, Hrn. Fürsten von Lob- KOwiTZ, der auch die Gnade hatte, mein Ansuchen auf das Thätigste zu unterstützen. AcHMED-Pascha-MENiKLi beförderte im Laufe dieser Vor- arbeiten den Zweck der Expedition so, dass ich mich zu • Ich erinnere an die Verschmelzung ähnlicher Bleierze zu Rnszk- berg in Bannat. Meine Bemerkungen iiber den Kupfer-, Blei- und Silber- Hüttenbetrieb in Bannat. Karsten'» Archiv n. R. Bd. IX, S. 433 etc. 565 den schönsten Hoffnungen berechtigt glaubte. Er verlegte die Verkohlungen und Theerschvvellereien auf meinen Antrag aus den Wäldern in der Umgebung von Gülek nach Güsilltörreh und bestimmte die Benützung jener ausschliesslieh für die Hütte, er versprach für die Herbeischaffung des beantragten Kohlenquantums zur Hütte im Laufe des Winters, für den Transport der Erze von den Gruben dahin und überhaupt für Alles nöthige Sorge zu tragen, versah die zurückbleibenden Expeditions-Mitglieder zum Zwecke ihrer Dienstreisen mit guten Reitpferden und Avies endlich, obwohl nach langen und ermüdenden Verhandlungen, die nöthigcn Gelder an, sowohl zur Bezahlung der Lohnrückstände an die Arbeiter, als für die Expedition selbst. Auf die genaue Erfüllung des leztern Umstandes musste ich um so mehr dringen und fest bei den ausgesprocheneu Forderungen bestehen, als ich die Überzeugung gewonnen hatte, dass wir ohne eine Expeditions- kasse oder ohne bestimmte und terminweise in voraus zu vergütende Verpflegungsgelder sammt und sonders und in aller Bälde an allem Nöthigen, sogar am gewöhnlichsten Lebensuntei'halte, Mangel leiden würden. Die wenigen freien Stunden, welche uns die Besorgung unserer Geschäfte und zum Theil auch Krankheiten über- liessen (denn ich z. B, konnte mich von meinen Wechsel- fiebern nicht eher befreien, als bis durch meine folgende Reise eine totale Änderung des Klima eintrat), benüzten wir zu unsern wissenschaftlichen Arbeiten. Dahin gehörte vorzüg- lich, ausser der geognostischen Untersuchung der Umgebung und der Reihe von Versuchen zur Lösung unserer hütten- männischen Aufgabe, auch vor Allem die Entwerfung einer möglichst genauen Karte des von uns bereisten Distriktes des Taurus, eine Arbeit, deren Resultat um so lohnender seyn musste, da alle Karten jenes Landes, die mir bisher zu Gesichte kamen , entsetzlich falsch sind und ein total unrichtiges Bild des Landes geben , besonders hinsichtlich des Laufes und der Richtung des Cydnus, des Seihun und des Dschihun, mit denen man ganz willkürlich verfuhr. Sie alle entspringen am nördlichen Abhänge der Centralkette des cilicischen Taurus und durchbrechen dieselbe, sodass diese uns 56ß eij^entlicli als die südliche Vormauer des g;rossen Plateau's erscheint, welches das Innere Kleinasiens hildet und iin schneebedeckten Erdsehiesch seine grösste Höhe erreicht. Durch die Bestimmung der Mittagsiinie der Schmelzhütte zu Gülek war es uns auch möglich durch eine Reihe von Beobachtungen einen Werth für die Abweichung der Magnet- nadel auszumitteln. Wir fanden dieselbe im Durchschnitte im Monate September des Jahrs 1S36 zu Gülek gleich 7® 25' westlich. Unter diesen Arbeiten verfloss uns beinahe der ganze Monat September, Achmed -Pascha benachrichtigte mich, dass die Brigg Schach baas Dschihaad zur Reise bereit auf der Rhede von Tharsus, d. h. bei Kasanlie, vor x\nker liege, und so kam denn der Tag unserer Abreise immer näher. Ich trennte mich schwer von Gülek. Die unendlich grosse Alpennatur zog mich an. Wenn ich am frühen Morgen vor unser hölzernes Häuschen hinaustrat und der Gipfel des Allah Tepessi in den ersten Strahlen des Morgenrotlies glühte, die Glocken der weidenden Heerden vom Thale herauf- tönten und der Rostrauch von der Hütte herüberzog, konnte ich es nicht glauben, in einem fernen Theile Asiens zu stehen. Alles war so bekannt, so heimathlich. Seit Boreani's Ab- reise war mehr Ruhe in unser Geschäftsleben eingetreten, und Alles ging seinen festen, sichern Gang, um so mehr erstaunte ich, ein Hinderniss, das sich der Trennung der Expedition entgegenstellte, dort zu finden, wo ich es nicht verrauthete. Als nämlich der Tag der Abreise herankam, weigerten sich einige der zum Zurückbleiben zu Gülek bestimmten Mitglieder der Expedition, aufgeregt durch das thörichte Geschwätz Eines aus ihrer Mitte, meiner Weisung Folge zu leisten und nur durch d.is entschiedenste Entgegentreten von meiner Seite war es möglich , sie eines Bessern zu belehren , auf den Weg ihrer Pflicht zurückzuführen und so auch dieses Hinderniss zu besiegen. Die Anforderungen des französischen Konsulates zu Tharsus, das sich der Ofengeschichte Boreani's annahm und mich zur Verantwortung aufforderte, wies ich so kurz als möglich und ohne weitere Erklärung zurück, da sie von einer Behörde ausgingen , mit der ich in gar 507 keiner Bei'ülirun^ stand. Unangenehmer waren Hie liänfisfer werdenden Waldbrände, die so überhand nahmen, dass wir manclie Nacht unsere schönsten Wälder in der Nähe der Hütte an mehreren Orten brennen sahen. Ein furchtbares Übel, dem wir durch eigenes Bemühen nicht steuern konnten und dessen Abhülfe von der Stupidität und Langsamkeit der Verwaltung nicht zu erwarten stand. — Leztere machte auch durch den Nasirin den lezten Tagen unserer Anwesenheit einen neuen Versuch, die Expedition anstatt mit den nöthigen Verpflegungsgeldern, entweder als Pauschalien oder zur unbeschränkten Disposition, wie bisher, mit Natnrallieferungen oder sogenannten Taims, zu versehen. Dadurch wären wir gewöhnlichen egyptischen Beamten gleich , allen den Un- annehmlichkeiten, Verlegenheiten und Entbehrungen ansge- sezt worden , denen diese ausgesezt sind. Auch diese Zu- muthung wies ich daher, als unwürdig der Expedition, aufs neue zurück, worauf wieder Alles beim Alten blieb. Der 25. September war der Tag unsrer Abreise. Das stehende Sprichwort des Orientes: „du sollst nie an dem Tage abreisen, an dem du es zu thun gesonnen bist", hätte sich bald neuerdings bew'ährt, und erst spät am Abend waren wir zum Aufbruche bereit. Wir trennten uns von unsern Gefährten in der Hoffnung, sie in einigen Monaten wieder zu sehen; alles war so veranstaltet, dass an dem Gelingen des Unternehmens, bei gehöriger Auffassung der Tendenz der Expedition von Seite der Mitglieder und bei zweck- mässiger, energischer Unterstützung von Seite der Verwal- tung, nicht zu zweifeln war. Doch es kam alles anders, und ich sah weder den Taurus, noch meine Leute wieder. Heller Mondenschein und brennende Wälder leuchteten uns durch die Schluchten des Taurus herab. Es war Mitter- nacht vorüber, als wir am Brunnen Hülük-Küjinin-Paschi anlangten und einige Stunden ausruhten. Am 26. erreichten wir iu glühender 31ittag.shitze Tarsus , dessen Fieber- Atmosphäre wir noch denselben Abend verliessen, um einige Stunden darauf bei Kasanlie an der Meeresküste vom Pferde zu steigen und uns von Neuem dem treulosen Elemente, dessen blasser, weiter Spiegel im Mondenlichte vor uns KüsM-.GGKK, Reisen. I. Bd. '2. Till. ,17 568 schimmerte, anzuvertrauen. Ich stand lange vor unserm Zelte, im Anblicke der schönen Scene vertieft, Bilder der Vergangen- heit gingen an mir vorüber, und am dunkeln Horizonte lag die Zukunft im dichten Schleier auf den Wogen, die ein leichter Nachtwind zu heben begann. Die Schatten der Zelte bildeten magische Gruppen auf der weiten, dürren Ebene ; im Norden glänzten die Schneegipfel des Taurus, im Süden stieg ein Gewitter auf. Blitze zuckten in den schwarzen Wolken, ihr Glanz wetteiferte mit dem Mondenlichte. Mit dem Winde wuchs die Macht der Wellen, die braunen Wogen bedeck- ten sich mit weissem Schaum, die Brandung tobte. In einiger Entfernung wiegte sich der Schach baas Dschihaad mit seinen Feuerschlünden auf den Wellen, neben ihm zwei friedliche, kleine Briggs. Es war eine der interessantesten Küstenlandschaften in nächtlicher Gewitter - und Mond- Beleuchtung, die mir je vorgekommen waren. Am nächsten Morgen besuchte uns der Kommandant der Kriegsbrigg Schach baas Dschihaad, ÜASSAN-Kaptan, einer der manierlichsten Türken, die ich je kennen lernte. Er sprach fertig italienisch, und man sah seinem Benehmen den Umgang mit Europäern an. Während wir tranlich im Zelte beisammen sassen, kam der Nasir von Gülek auf seinem Braunen angejagt. Er überreichte mir ein Schreiben Achmed- Pascha's, worin derselbe mich ersuchte, in Zukunft die Korre- spondenz türkisch zu führen , da man mir eigens desshalb einen Dolmetscher für die Sprache gegeben hätte. Dagegen war nichts einzuwenden, und schon hatte ich das Wort: „Peki" (schön) als Beweis meiner türkischen Sprachkenntnisse und meiner Bereitwilligkeit ausgesprochen, ^Is der Nasir ein zweites Schreiben aus den Falten seiner Jacke hervorholte. Dasselbe war inhaltsschwerer; denn es enthielt nichts weniger als die Nachricht, dass IßRAHiM-Pascha befohlen habe, so- gleich wieder nach Gülek zurückzukehren und dort zu ver- bleiben. Ich war versteinert. Mehemed-Ali hatte mir die Weisung gegeben, im Winter von 1S36 auf 18.17 Oberegypten zu bereisen, iBRAHiM.Pascha hatte mir den Auftrag gegeben, sogleich nach Syrien zu reisen, AcHMED-Pascha hatte zur Reise dahin alles besorgt, das Kriegsschiff, die Gelder, die 509 iiötliigen Aiiwe!suiio;en. Man hat alle von infr getroffenen Anstalten gebilligt, hat mich mit Sack nnd Pack nach Kasanlieh geschickt, und auf einmal ohne Grund Gegenordie. Die Sache kam mir sehr verdächtig vor, und ich schrieb daher an AcHMED-Pascha, dass ich mich über diesen Auftrag nicht genug wundern könne und es mir sehr auffalle, dass Ibrahim- Pascha nicht unmittelbar mir denselben gegeben habe, um so mehr, da er recht gut gevvusst, dass die Expedition in ihrer Stellung von vornherein sich nur nach seiner eigenen oder des Vizekönigs Ordre richten könne. Ich stellte ihm vor, dass der ältere Auftrag des Vizekönigs vorliege, dass der- selbe nicht beseitigt werden könne und diirfe, ausser auf dessen eigene und ausdrückliche Weisung. So lange daher diese nicht erfolge, müsse ich durchaus auf der unge- hinderten Fortsetzung meiner Reise bestehen. Während AcHMED-Kaptan sich anschickte, diese Antwort his Türkische zu übersetzen, und mit wichtiger Miene sich auf seine unter- geschlagenen Beine niederliess und lebhafte Debatten über diesen Gegenstand gehalten wurden, kam plötzlich ein ge- Avaltiger Windstoss und warf unser grosses und schweres Zelt über unsern Köpfen so rasch zusammen, dass wir, Alle zu Boden geworfen, darunter wie begraben lagen. Das Verfahren AcHMEo-Pascha's hatte eine lange Ver- zögerung unserer Abreise von dem langweiligen Kasanlie zur Folge, Der Orientale und namentlich der Türke kennt den hohen Werth der Zeit zu wenig, um das moralisch Tödtende solcher Versäumnisse zu würdigen. Das Sprich- wort: „Zeit ist Geld" ist ihm rein unbekannt, daher sehen wir, besonders in der Geschichte der lezten Tage, so häufig die Erscheinung, dass er mit seinen Unternehmungen so selten zur rechten Zeit kommt, sondern entweder zu spät oder zu früh. Zum Glück hatten wir unsere Reitpferde bei uns, so dass wir ungehindert Ausflüge in die Umgebung machen konnten. In den Nächten hatten wir öftei'S Donnerwetter mit Regen, und am Morgen des 28. September war der ganze Rücken Jes Taurus mit neuem Sclinee bedeckt. Die Ebene der Küste ist längs dem Taurus mit einer Reihe von Ruinen a7* 570 kleiner Kastelle in nicht bedeutenden Entfernungen von ein- jinder bedeckt. Sie erheben sich auf kleinen, isolirt in der Ebene stehenden Hügeln, das Hauptgebirge und respective die Küste wie einen Saum von Festungen begleitend. Diese Kastelle stammen noch aus den Zeiten der Genueser und Kreuzfahrer und liegen heutzutage sämmtlich iu Trümmern; so die Ruinen von Kara Divar (schwarze Mauer), von Abu du baas, von Termöil etc. Sie sind ein Beweis, welchen militärischen Werth der Küstensaum von Karamanien für seine christlichen Beherrscher einst hatte. In Kasanlie er- hielten wir auch zuerst Nachricht von der Ankunft mehrerer europäischer und amerikanischer Kriegsschiffe zu Alexaudria, die sich an die Küste von Syrien begeben hatten, von der Besetzung mehrerer wichtiger Gouverneurs- Posten durch Seeoffiziere, ein wegen der Heterogenität des Faches nicht sehr glückliches Manöver, ferner von der Befestigung der egj'ptischen Küste bei Alexandria und von Anlegung einer Probeeisenbahn etc. Als ich am 29. September mit Pruckner Nachmittags der Küste entlang in Ost spazieren ritt, um die Mündung des Cydnus aufzusuchen, sahen wir in einiger Entfernung vom Kap Chanzir eine Wasserhose aus dem Meere sich erheben. Wir hatten damals in SSW. starke und dichte Haufen- vvolken. Die Wasserhose erschien zuerst in SW. Eine ganz weisse Wolke, die über dem Meere schwebte, verband sich mit lezterm durch eine lange Röhre. Die Erscheinung zog sich längs der Gebirge der syrischen Küste hin und ver- schwand endlich hinter dem Vorgebirge. Der Cydnus ist an seiner Mündung nur wenige Klafter breit, aber sehr tief. Sein fast stehendes Wasser ist schwärz- lich-grün und entwickelt einen durchdringend fauligen Ge- ruch, der die ganze Gegend umher, theils ein vortreffliches Kulturland, theils mit dichtem Schilfe bewachsen, verpestet. Am folgenden Tage erhielt ich ein Schreiben von AcHMED-Pascha, worin mir derselbe erklärte, dass er meine Reise zu den Kohlen-Minen des Libanon nicht mehr für nöthig erachte. Da aber auch dieses Schreiben nicht von IßRAHiM-Pascha unmittelbar ausging und die frühere Weisung 571 des Vizckönigs nicht anfliul), so wiederholte ich meine schon zuerst gei>ebene Antwort und bestand auf der Abreise. VVir hatten nun jeden Abend das Spektakel, die Wälder amTaiirns in der Entfernung- brennen zu sehen. Sie werden von den Turkomanen, um Weide fi'ir ihr Vieh zu erhalten, angezün- det, und da sie diess vorzügh'ch da thun, wo junger Nach- wuchs die Gehänge deckt, so wird durch diesen Frevel der Waldbestand in den Gebirgen so recht eigentlich mit der Wurzel ausgerottet, wovon sich auch die schrecklichen Folgen allenthalben zeigen. Übrigens gab der Anblick dieser Waldbrände, deren Widerschein den weiten Spiegel des Meeres röthete, die grossartigste Illumination, die man nur sehen kann. In der INacht vom 1. auf den 2. Oktober kam ein Kurrier AcHMED-Pascha's an, der mir die Bewilli- gung zur Abreise brachte. Nun aber fand HAssAN-Kaptan, der Kommandant des Schaach baas Dschihaad , Anstände abzusegeln, da keine besondere Ordre für ihn beilag. Ich schrieb daher wieder an AcHMED-Pascha, um auch dieses Hinderniss zu beseitigen. Am 3. Oktober schifften wir alle unsere Effekten ein, und den Tag darauf erklärte uns HAssAN-Kaptan, der selbst ärgerlich wurde über diese rücksichtslose Zeitverschwen- dung, dass er uns auf seine Verantwortung auch ohne Ordre des AcHMED-Pascha nach Beirut bringen wolle. Wir be- gaben uns daher am 4. Oktober an Bord des reinlichen und sehr bequem eingerichteten Schiffes. Abends um 9 Uhr, in dem Momente, als ein günstiger Nord sich erhob, kam auch die Ordre AcHMED-Pascha's an, die HASSAN-Kaptan die Be- willigung brachte, nach Beirut zu segeln. Um Mitternacht, als die Kiiste im bleichen Mondenlichte vor uns lag, die Waldbrände am Taurus leuchteten und der Nord das Meer spielend bewegte, hallte der Donner unserer Kanonen von den Bergen wieder, ihnen den lezten Gruss sagend, die weissen Segel blähten sich. Berge und Küste flohen hinter uns, die Schneegipfel senkten sich ins Meer, wir verliessen Kleinasien. Wir passirten auf unserer Reise Cypern ganz nahe, so dass wir die Küste deutlich neben uns zur Rechteu sahen; 572 ein starkes Genitter, das am 6. sich in der Nacht am Libanon enthid, hraclite uns Sturm, der aber unsere Reise nur be- flügelte. Am Abend des 7. befanden wir uns schon auf der Rhede von Beirut, so dass wir die Überfahrt in ausser- ordentlich kurzer Zeit gemacht liatten. Doch conträrer Wind erhob sich, noch bevor wir Anker Averfen konnten, und wir mnssten in der Nacht wieder das Weite suchen. Das Meer ging sehr hoch, und die Bewegungen des Schiffes waren stark, doch hinderten sie nicht die Bemannung, ihr gewöhn- liches Abendgebet zu verrichten, nur dass einigemal bei dem an und für sich tief ergreifenden Momente, wenn die Muselmänner bei ihrem Allah heper (Gott ist der Grösste, der Erhabenste) mit heiliger Hingebung auf ihr Antlitz stürzen, sich kleine Störungen ergaben, die das Feierliche des Momentes nicht sehr erhoben, so dass wir uns zur Erhal- tung des gebührenden Ernstes einige Gewalt anthun mussten. Der Wind wurde in der Nacht plötzlich so stark, dass er uns einige Segel, die nicht schnell genug eingezogen werden konnten, zerriss. Am Morgen des 8. Oktober näherten wir uns wieder dem Lande und warfen um Mittag bei gänz- licher Windstille dicht am Lazarethe von Beirut unsere Anker. Siebenler AbscliiiUt. Wisscnscliaftliche Resultate der Bereisung des Taurus in Karamanien. 1) t;ber klimatisclte und meteorolog-isclie Verlittlinisse des Eiandes. Wie wir bei Darlegung; des geologiscli-physiognomisclien Habitus von Karamanien sehen werden, so geht aus dem Bilde, das wir durch den Totaleindruck des ganzen Landes erhalten, sogleich hervor, dass sich dasselbe naturgemäss in zwei von einander getrennte Partien scheidet, in die des Gebirgslandes und in die der Ebene. Ersteres umfasst das Terrain des Taurus und zwar die Theile desselben, die wir unter den Namen : Bulgur Dagh *, Baghir Dägh und Karmes Dägh bereits kennen. Die Berge der hohen Centralkette dieses Gebirgszuges erheben sich zum Theil über 10,000 Paris. Fuss iiber die Meeresfläche und gehören daher im strengsten Sinne des Wortes in die Reihe der Hochgebirge, wie die Alpen, Pyrenäen etc. Diese Centralkette fällt nörd- lich sehr steil in die Hochebenen ab, welche dem Innern Kleinasiens und den übrigen Systemen der Taurusverzvvei- gung angehören und nicht in das Bereich unserer Forschun- gen fielen, da politische Gründe damals, als ich Karamanien bereiste, eine scharfe Gränze zwischen den Besitzungen Mehembd-Ali's und denen des Sultans gezogen hatten. * Der Bulgur Dägli hat in dem au seiner Nordseite Hegenden Lande den Namen: Top Dägli. 574 Siidlicl» Iiingfpofen, gfeoen das Miftelmeer und den gebii'f^ij>;en 'i heil des Landes bildend , der im Alterthume unter dem Warnen Cilicien bcu^i'iffen wurde, sehliessen sich längs der ganzen Centralkette ßergreihen au, weniger hoch und scharf geformt, Jüngern Formationen angehörend, höchstens zn 4000 Fnss über das Meer ansteigend und meist mit einer üppigen Vegetation, zum Theil mit Waldungen bedeckt. Diese Bergreihen, die Rolle unsrer Voralpen zum Theil spielend , verlaufen sich durch ein niederes Hügelland in die das Gebiet der Küste bildenden weiten Ebenen am Cydnns, Seihun und Dschihnn, die, entlang den beiden leztern Flüssen, sich an 14 Stunden weit ins Innere des Landes er- strecken , so z. ß. die Ebene zwischen dem Kap Malo und der Stadt Siss. Zwei so sehr in ihren Charakteren verschiedene Loka- litäten, wie das Gebirgslaud, besonders das Hochgebirge und die Ebene, besonders eine Küstenebene, müssen auch nothwendig hinsichtlich des daselbst herrschenden Klima's ganz verschiedenen Einflüssen unterliegen. Der Taurns in Karamanien, in dem heutigen vereinten Faschalike von Adana und Marasch, in einer nördlichen breite von 36 und 37 Graden und an einigen Punkten des Centrale sich über die Grenze des ewigen Schnee's erhebend, zeigt als Hochgebirgsland eine merkwürdige Verbindung des Klima's der südlichsten Theile von Europa mit der llanhhcit des Nordens. Während in der Zeit des Sommers (der Wechsel der Jahreszeiten trifft fast mit dem des ge- uiäÄsigten Theils Europa's zusammen) eine glühende Hitze die Tliäler erfüllt, dieselbe oft mehr als 3C Reaum. im Schatten J)eträgt und in den sonnigeren Thälern am Rande der Ebene im Februar Tulpen, Hyazinthen, Anemonen, Euphorbien blühen, im März Mandel-, Birn-, Mispelbäume etc. Blüthen tragen, erfüllt die Thäler und Schluchten des Hochgebirges noch tiefer Schnee, der in Meereshöhen von 5000 bis 0000 Fuss noch im Juli liegt und auf dem Rücken des Allah Tepessi z. B. nie ganz verschwindet. Zu Aintab an der syrischen Grenze z. B. beobachtete Ainsworth am 15. Januar 183(» um 7 Uhr des Morgens eine Temperatur von — 12*' 575 lleaum. und fand auf den Hüg;eln von Marasch im Februar desselben Jahres noch zwei bis drei Fuss tiefen Schnee, «ler so fest war, dass er die Pferde trug. Die Menge der feuchten Niederschläge der Atmosphäre, besonders in der Zeit unsers Winters, in dem Hochgebirge Schnee, am Rande der Ebene Regen, bedingt einen grossen Heichfhiini an Wasser, der unter Mitwirkung einer grossen Sommerhitze und eines häufig klaren Himmels eine kräftige und üppige Vegetation hervorruft, die zwar hinsichtlich einer phantastischen Pracht keineswegs eine tropische genannt werden kann, aber alle Fülle in sich fasst, die dem ge- mässigten Süden eigen ist. Ein schönes , blumenreiches l^and , wo neben der Tanne der Lorbeer grünt und die Rebe zu den Wipfeln riesenhafter Platanen sich empor- schwingt und Oleander und Myrthen alle Bäche einfassen. — So wie das Klima der höher liegenden Thäler des Centrale sich durch grössere Rauhheit mehr dem Nordischen nähert, so ist das der Ebenen, die sich längs dem Taurns, ihn aus West in Ost begleitend, hinziehen und das Küstenland bilden, mehr das des warmen Südens. Eine grosse Trockenheit der Luft, grössere Seltenheit atmosphärischer Niederschläge, starke aus- trocknende Winde bedingen an einigen Orten der Ebene einen grossen Mangel an Wasser, der einige dieser Landstriche, z. IJ. die Ebene von Siss, in der Zeit des Sommers in eine förm- liche Steppe umwandelt. Die Hitze in den Ebenen steigt im Sommer manchmal zu einer tropischen Höhe und erhebt sich sogar bis zu 35 und 36^ Reaum, im Schatten. Sie erhält sich aber nicht, wie zwischen den Wendekreisen der Fall ist, Monate lang in einem solchen Extreme zu denselben Stun- den des Tages, sondern sie sinkt durch die plötzlich von den Gebirgen her in die Ebenen vordringenden Winde oft schnell wieder herab. Nordwinde und Schneestürme in der Zeit unsers Winters, vom hohen Rücken des Taurus kom- mend, sind, erstre häufig, leztere nicht fremd. Überhaupt übt der Taurns auf die Ebenen von Karamanien denselben Einflnss aus, wie es der Giaur Dägh, der Akma D.-lgh und die Berge von Aintab auf die Ebenen bei Antiochia und Aleppo thun, auf denen ebenfalls strenge Winter, in deren 576 Verlauf das Thermometer unter — 9 und — 10^ Reaum. sinkt, nicht gerade so sehr selten sind. Regelmässig und durch längere Zeit fortgeführte Be- obachtungen über Luftdruck und Lufttemperatur, diesen Theil von Karamanien betreffend , sind mir nicht bekannt, noch weniger Beobachtungen über den Gang der Feuchtig- keit in der Atmosphäre. Wahrhaft schmerzlich war es mir daher, durch den gänzlichen Mangel an den gerade zu die> sem Zwecke nöthigen Instrumenten (indem ich dieselben erst als ich vom Taurus nach Beirut zurückkehrte, daselbst vor- fand), mich nicht in die Lage gesezt zu sehen , diese fühl- bare Lücke auszufüllen. Da Ainsworth * viele Höhenbe- stimmungen mittelst des Barometers in seinem schätzbaren Werke anführt, so scheinen wenigstens vereinzelte Beob- achtungen über Luftdruck vorzuliegen, das Detail derselben ist aber nicht bekannt gegeben. In Betreff des Ganges der Lufttemperatur im Allge- meinen zeigt Karamanien im Gegenhalt von Ländern , die unter derselben nördlichen Breite liegen , z. B. die Nord- küste von Afrika, bei Algier und Tunis, wo an ersterm Orte die mittlere Temperatur des Jahres 21,28'^, am zweiten 20,14» Cent.** oder 17,02 und 16,llo nach Reaum. beträgt, die demnach der von Kairo nahe kommt, eine bedeutende Abweichung, die wohl rein in der Lokalität, in dem Unter- schiede zwischen dem Gebirgslande und der Ebene der Küste unter dem Einflüsse naher Wüsten begründet ist. Was jedoch den Gang der täglichen Lufttemperatur anbe- langt, so unterliegt dieselbe dem gewöhnlichen Naturgesetze. Die Temperatur erreicht nämlich täglich ein Maximum in den ersten Stunden des Nachmittags und ein Minimum in der Zeit des Sonnenaufganges. In den Monaten Juni und Juli 1836 wurde von mir und Hrn. Szlabey eine Reihe von Thermometer-Beobachtun- gen gemacht, deren Resultate ich in nachfolgender Tabelle übergebe. * Researches in Assyria, Babylonia and Chaldaca etc. London 1838. ** A. V. Humboldt , Fragmente einer Geologie und Klimatologic Asienfi. Berlin 1832. 577 ui oa _« *« C 3 o w c S ^1 0^ s 3 'S c S3 1 5» c "C es -4> 3 >5 st. a> . Pä Ä (a B a jt «1 S «> aa i ^ u S 3 ? •^ 00 II « 3 0) es -" CR b. > *« 3 es P S = P Ö CS 00 C c 00 fi 5 US s CS tf . äa "^ B g «3 c V c cJ-SS ej BW B b ^ :0 ^ £:2 s s :0 •. •«. — o fe "^ M j-.O ^ j-.O «j 'C "o *■ u "ö *■ * t) 'u "o ■^^ «3 00 *- isC*' c* ■— X ^ b bl O O k « "K u ö ^ « u B V ^1 u 2 =5 £= ^^' cd s u ^* 3 ö e . • = a cd "3 .1 -'S- '5 >'"! 'J^- ^ a H s ^ cd ^c ^2 •* ^ ^B O.S 6C c •=>-.s B "5 ö CO es , Ö »3 6 «3 2 £ ö -Ö S £ s : £ •g - "M <ß ■uiiiKay -tt 9UU0S « M es M «* •* *1 M ^ (O c^ jap ue 'injaqx >* c» p? «» r^ -? c« C5 es fO es cT es es es CS 00 M p5" "m" 00 (O e« 00 r^ es (o i-> 00 (o es t- M M © © ©^ •» i(3«uuau«<{3S usiajjini'iujdqx o © ei et cT CS es i-< e< esT (» es t^ © 1^ o »H e» _< ^ 00 00 <0 00 »O «^ w ^ ■"" 3 1 B 00 s pH « S S^ 3 5 S £ S S £ S 2 £ £ X Jt * £ £ £ £ £ (d «o • •a •« o Oi J2 09 PS •apunjs (M OS O) W O) c« es to cft es o> es (o o> •|I3isa3BX «^S< t s^s-^ s S-^ ^^< ^ ^^'ä'^ ^s •S«! o <-* f^ •* ta © ^ e* CS «« e* c« c< es fve •IfHOJ« •9 £ 8 t J u n £ 578 a V u e s Jt u S n 9 w •C.2 Sä, 3 Cl s =2 sssstsssssstatssssxss X CO ä 0* "3 b u -• -2 'S d~ a heiter, in W. er. in N. er. in NO. er. c. heiter. in N. c, in 0. er. heiter. in W. er. heiter. in NW. er. et. heiter. » •a a OD rt r, schwach NNO. SSO. ganz stille, schwach SO. „ NO. „ SSO. stille. schwach SSO. stark SSO. schwach SO. „ SSO. „ SO. stark. SO. .stille. schwach SSO. stille. ■UII(!«^-|I3UU0v; jap UB 'lujaiix ocnxQC-? «* (So ©.5ssio>ooac-«o>^ •>iq3EUU34JBqDS uaujjiui •I1U3I1X 00^ et — c»ecff*too)cc»too30>e^oi««oo> c»Ji.^UwU.t.^ .tS O »- . t; s^- ■" [^ .'ti 1^* bJ .ti *— ' ."S ^ - .5 ^C ^5 .= c ,2 O .= c O VI » o , >; ^ ^ «*d iidoodgjioöd ^d ^'d _^' «■^^ « cc -tS c« 1^; "S t» ^ CO est» xCäSm •< • es w ä X «) o ?<^«> (M »rt o IT» «o kA «e d M 00 >n oo M o X _, r) *^ M e< ^H « © e^ CO © ^^ a> c< IT« "H c« r*i o> ^ (O •* © fO fO M M M fO M fo IT* fO IM M M M M M ci M O'S M M »O „ »rt o M i^aic»CTi »i< IT« ro «O -H « c< e» IT« «^ t- 00 o> © c< ff» c« e»j •9 £ 8 l ! I n f 580 » u s a M u tl B V CO In der Nacht von gestern Donnerwetter mit Regen. Heute 10 Uhr A. in S. fernes Ge- witter. Um Mittag Wasserhose in SSW. am Kap Chansir. s ii 5 ^ HC« °i s ei 0 J s s s s s s :» SSSS2SS e V M 'S in N. c. heiter. in 0. und NO. c. heiter. 'S " " " ' u 2^ •o c stark SO. schwach SO. stille. n •3 - » S «;r/j 212; «1 ■nineayu auuog Jap UB •rajaqx uaiajtjiuiinjaiij, CJ^ «5^ O^ ©t^t^t- inw't-^ aa n n n:^ a »^ o Si B a u .-0 .a e « CQ "est R 2 S S CS CO "i 22*2222 CS 30 CS 'apunig c« c< CO 00 t< O C< (MM .^ C< M -}euoHI •9981 Jaquiajdag •9£8T Jaqono 581 Aus diesen Beobachtung^en ergibt sich für den Ort Giiiek lind für die Monate Juni und Juli eine mittlere Temperatur der Luft am Tage im Schatten von 22,7*> Reaum., in der Sonne von 30,1® Reaum. Wir sehen daraus die grosse Sommerhitze, welche in einem Thale stattfindet, dessen Winter rauher ist, als der des nordischen Englands, und sehen ferner, dass die im Juli herrschende Temperatur die des Monats Juni um ein Bedeutendes übertrifft. Was die Feuchtigkeit der Atmosphäre anbelangt, so kann ich nur allgemeine Behauptungen hinstellen. Der Zustand der Luft an der Küste, unter dem Einflüsse des nahen Meers, ist der Lokalität und in den Sommermonaten der herrschenden grossen Tageshitze angemessen, nämlich am Tage trocken und in der Nacht, vvenn das Vermögen der Luft, Dünste in sich aufzunehmen, durch Herabsetzung der Temperatur ein GrÖsstes geworden ist, feucht, und starke Thaue sind daher häufig. Weiter von der Küste entfernt, vermindert sich der Einfluss des Meeres mehr und mehr, und die Ebenen , Mangel leidend an fliessendem Wasser, sowie an Frequenz atmosphärischer Niederschläge, werden im Sommer förmlich zu Steppen, die ein verdorrtes, sonnen- verbranntes Ansehen gewähren, so die Ebene um Anazarba, Siss etc. Anders verhält es sich mit dem Gebirgslande , welches den nördlichen Saum der Ebenen Karamaniens bildet. Die hohen ßergspitzen, ein von der Natur sowohl dem Wolken- zuge aus Nord, als dem aus Süd entgegengestellter Damm, bilden einen natürlichen Anziehungspunkt der Wolkenmassen, die aus jenen Richtungen kommen. Starke und anhaltende Regen, besonders im Anfange des Winters und im Frühjahr, sind häufig und bedingen den grossen Wasserreichthum des herrlichen Gebirgslandes und die üppige Vegetation, welche die Gehänge der Taurusthäler begleitet. Die Luft ist scharf und trocken, die den Gebirgsländern eigenen starken Winde reinigen sie und machen sie der Gesundheit zuträglich. Im Laufe des Sommers sind Südwinde die vorherrschen- den und besonders Winde ans Südost, so hatten wir zu Gülek in den Monaten Juni und Juli: 582 11 N. und NINO. 39 SO. und SSO. Im Winter hingegen herrschen vorwaltend Nord- und besonders Nordvvestwinde, die häufig zu Stiirmen anwachsen und den Seefahrern auf den offenen llheden der Küste ge- fährlich sind. Die Witterung in den Sommermonaten ist bei grosser Hitze meist konstant schön , wenn nicht die Südwinde vom Meere Gewitter bringen. Die Gewitter aus Nord dringen seltner in die Ebenen ,des Küstenlandes vor, sondern entleeren sich meist an den Bergen des Tanrus, sehr häufig in ihrem Zuge der Kette desselben folgend. In all den Thälern des Tanrus, welche ich durchwanderte und die fast ausschliesslich im Gebiete der harten Kreide und in Kalkstein und Schiefern liegen, die zum Tlieil der Grau- wackenformation angehören dürften, fand ich nirgends Kre- tinismus , sondern überall gab mir der auffallend schöne Menschenschlag einen Beweis von dem wohlthätigen Ein- flüsse des Klima's auf den menschlichen Organismus. Ob- wohl der Wechsel der täglichen Temperatur sehr beträcht- lich ist , beträchtlicher als in den Alpen, und einer Tages- temperatur von mehr als 30" lleaum. oft sehr kühle Nächte und kalte Morgen folgen, die Menschen im Freien schlafen und den Hals stets unbedeckt tragen, sind doch Kröpfe und verwandte abnorme Formen eine ausserordentliche Selten- heit, und es dürfte dieses einen Beweis abgeben, dass nicht der schnelle Wechsel der Temperatur in unsern Alpenthälern allein diese Erscheinung bedingt, sondern dass andere Ursachen vorliegen müssen , die vielleicht zum Theil in der Lebens- weise, in Eigenthümlichkeiten des Trinkwassers etc. ihreu Grund finden dürften. Das Klima der Küste, die grosse Hitze des Tages im Sommer, die feuchte, mit salzigen Dünsten des nahen Meeres geschwängerte Luft, scheinen der Gesundheit der Menschen, auch der Eingebornen, nicht zuträglich zu seyn. Wechsel- fieber sind in den Ebenen häufig und in einigen Orten, be- sonders in Adana und Tarsus, sind sie so verbreitet, dass ihnen fast Niemand entgeht. Sie nehmen auch in den genann- ten beiden Orten oft einen sehr gefährlichen Charakter au, 5s;5 wie die ungeheuer ausgedehnten Kirchhöfe der heideu Städte auf eine traurige Weise darthnn. Die Pest Ist den Distrikten der Küste gar nicht fremd , doch halte loh sie stets für eingeschleppt aus andern Orten, wo sie gerade herrscht, und durchaus nicht für eine durch das herrschende Klima von vorne herein hervorgerufene Krank- heit. Im Jahr 1 838— 1 839 herrschte die Pest in Tarsus und unter den Opfern, die fielen, waren auch Ginsberg und Nowak, ein später aus Ostreich angekommenes Mitglied der Taurusexpedition. Dass als Grundursache der häufigen und einen bösartigen Charakter annehmenden Fieber die fauligen Ausdünstungen des Cydnus, der in der Nähe seiner Mündung ein stehendes Gewässer bildet, ferner die Sümpfe und Lagunen an der Küste, eine wichtige Rolle spielen, dürfte wohl nicht zu läiignen seyn, aber nicht minder wirk- sam in dieser Beziehung, glaubeich, sind die Miasmen, die der Kulturboden der Ebene dadurch liefert, dass er in der Hitze des Sommers ausdorrt, zerspringt, tiefe Klüfte bildet und darauf durch die anhaltenden und starken Regen des Winters, während deren es auf dem Hochgebirge schneit, wieder in einen Schlammboden verwandelt und durch Feuch- tigkeit in Verbindung mit Wärme eine energische Zer- setzung seiner organischen Bestandtheile eingeleitet wird. Die Unreinlichkeit, die in den Städten herrscht , das £lend und die schlechte Nahrung der starken Garnisonen , beson- ders in Adana, unter der auch die Fieber meist in besonders hohem Grade wüthen, diese Elemente helfen die Krankheit verbreiten. Durch sie ist der Stoff gegeben, der durch doi leisesten Impuls von aussen auf jene furchtbare Höhe po- tenzirt wird. Die Pest des Jahres 1839 gelangte aus der Ebene, durch nachweisbare Ansteckung, bis nach Gülek und herrschte dort und in den umliegenden Dörfern einige Zeit lang; jedoch ihr bösartiger Charakter hatte sich, wahrschein- lich durch die hohe Lage des Ortes, durch das an und für sich gesunde Klima daselbst, gemildert, und Viele von jenen, die befallen wurden, konnten gerettet werden. Dissenterie kann einem Lande, das schnellem und Ki<)ikr.r.iii:ii, Kcikm. 1. 15.;. '.». Tlil. 38 584 starkem Wetlisel der Temperatur ausgesezt ist und wo die Meiisclieii bei einer Nahrung, die Vorheri*scliend ans Obst lind Milch bes+eht, lianfig die Nächte im Freien zubringen und sich starken Verkühlungen preisgeben , nicht mangeln. Doch tritt diese Krankheit nicht so rapid auf, wie im hohen Süden, ebenfalls eine Milderung, deren Ursache ohne Zweifel in den klimatischen Differenzen sich begründet. Bekanntlich ist bei hartnäckigen Fiebern und Dissenterien kein Mittel wirksamer als ein schneller und starker Wechsel des Klima's. Dieses Mittel ist dem Bewohner der Ebenen Karamaniens durch die Nähe des Hochgebirges gegeben, und daher sehen A\ir, nicht blos allein um der grössern Hitze zu entgehen, die Menschen ans Tarsus und Adana in den Sommermonaten häufig in die nahen Gebirge sich begeben und dort in der reinen Alpeuluft Schutz und Rettung finden. Die Cholera besuchte jene Gegenden auf ihrer indisch - europäischen Wanderung, stieg im Hochgebirge zu Meereshöhen von 3 bis 4000 Paris. Fnss empor, wurde aber nicht heimisch, wenig- stens nicht in ihrem bösartigen Charakter. Die egyptische Ophthalmie zeigt sich manchmal unter den die Garnisonen der Städte und Festungen bildenden Truppen, da aber diese grösstentheils aus Egyptern bestehen und diese Krankheit sich unter den Eingebornen, besonders im Gebirgslande, nicht zeigt, wenigstens nur höchst verein- zelt auftritt, so ist es wahrscheinlicher, dass die Leidenden diese Krankheit aus ihrem Heimathlande mitbringen , als dass sie selbst an Ort und Stelle sich ausbildet. Auch mangelt meiner Ansicht nach im leztern Falle eine der Hanptgrundnrsachen, nämlich der salzige Staub des Kultur- landes, der in Egjpten zur Hervorrufung dieser Krankheit eine solche Hauptrolle spielt, und es dürfte die mittlere Jahrestemperatur nicht hoch genug und die Menge der salzigen Dünste in der Atmosphäre nicht gross genug seyn, um einerseits den Körper zu dieser Krankheit vorzubereiten und zu bestimmen , andrerseits um selbst als unmittelbar wirkendes Hanptagens aufzutreten. 585 9) fSeolog^ische Phy siog'noinie des liaudes nnd icreof^uostl- .selie Yerltültuisse der Ijat;^erii.ujnr seiner F'eli^forenaf innen. Das Plateau von Armenien, die höchste Erhebung Mittel- asiens zwischen dein kaspisehen und schwarzen Meere, er- scheint als ein mächtiger Gebirgsstock vulkanischer Ent- stehung, der auf seinem Rücken die weite Ebene hat, welclie den Ararat, den hervorragendsten Punkt dieses Plateau's, trägt. In ihrem tiefsten Punkte, im Thale des Aras, liegt diese Ebene 2740 Fuss über dem 3Ieere, und der Ararat selbst steigt in zwei Gipfeln, als grosser Ararat zu Ifi,069 und als kleiner Ararat zu 12,232 Fuss über das Niveau des Meeres an. Ewiger Schnee und Gletscher bedecken den hohen Rücken des durch die Bibel geheiligten Berges. Das Plateaji, das er beherrscht, fällt in Nord in das Thal des Kur ab, jenseits welchem sich der mächtige Kaukasus mit seinen Riesen, dem Elborus und Kasbek, erhebt und jils Gürtel zwischen dem kaspisehen und schwarzen Meere sich aus Ost in West erstreckt. Jn Süd fällt das Plateau Ar- meniens in das Quellenland des Tigris und Enphrat ab, und wie In Nord der Kaukasus, erheben sich hier in Süd der Tanrus und Antitaurus, mächtige Gebirgssysteme, die Klein- asien aus Ost in West durchziehen, sich in lezterer Richtung bis zu den Vorgebirgen des Archipels und des schwarzen Meeres erstrecken, in Ost hingegen, durch eine Reihe sich anschliessender Gebirgszüge in das Tafelland von Iran, im Süden des kaspisehen Meeres, sich hinziehen und weiter mit dem Hindu Kho nnd den übrigen Gebirgssystemen Hoch- indiens sich verbinden. — Die südlichen Randgebirge der Hochebene von Armenien und die westlichen von Aserbeid- sclian gehören bereits zum Zuge des Tanrus und sind eigent- tich als sein östlicher Anfangspunkt zu betrachten. Der Tanrus sowohl wie der Antitaurus gehen unmittelbar von dem grossen Gcbirgssfocke Armeniens aus und erstrecken sich als anfängliche Parallel-Ketten, der Antitaurus nördlidi, der Tnurns Niidlicii vom Euphrat-Thale aus Nordost in Süd- west; Weiter westlich hingegen ändern beide Gebirgssjsten^e ihren Zug, der Antitaurus erstreckt sich aus Ost in West gpgen das Mavfilflra und scliw^rze Meer hin, der Taurus 38* 58C hingeg-en hält sich in gleicher Richtung an die Südküste Kleinasiens. Der Antitaiirus erhielt zum grossen Theil in neuerer Zeit den Namen Agä Dagh ; seine Berge stehen denen des Taurus, seines südlichem Nachbars, an Höhe sehr nach und er trägt mehr den Charakter einer Voralpenkette, während dem Taurus der einer Centralkette zukommt. Der Hauptzug des Antitanrus geht von Armenien aus über Siwas lind Tokat gegen Angora, bildet am Allah Dagh , nordöst- lich von Kutajeh, seine lezte Erhebung von] Bedeutung und verliert sich dann in den Küstenbergen des schwarzen und Marmora-Meeres. Er sendet zahlreiche Seitenzweige in Nord und Süd aus, die bedeutende Flussthäler eiuschliessen, von denen die des Sagariä, des Güsill Irmak, des Jeschill oder Jekill-Iimak und des Köilü Hissär wohl die bedeutendsten seyn dürften. Alle die bedeutendem Flüsse, die dem Gebirgs- systeme des Taurus angehören, entspringen auf der Hochebene, die das Innere Kleinasiens, den höchsten Erhebungs-Rücken dieses Landes, bildet und die sich vom obern Euphratthale gegen West bis zu dem Gebirgszuge erstreckt, der über Koniah und Kutajeh ans SO. in NW. den Taurus mit dem Antitaurus verbindet. Diese Flüsse durchbrechen den Haupt- zug des Antitaurus, der das nördliche Randgebirge dieser Hochebene bildet und wenden sich dem schwarzen und Marmora-Meere zu. — Den südlichen Rand dieses grossen Plateau's, das sich gegen Ost zum engen Euphratthale ver- schmälert, gegen West hingegen sich erweitert, hei Akserai am Güsill Irmäk und bei Dschüsgat seine grösste Breite erreicht und am obenerwähnten öuerzuge von Gebirgen zwischen dem Taurus und Antitaurus, bei Koniah und Ku- tajeh, plötzlich endet, bildet der Taurus. Er beginnt an der Hochebene von Armenien und am Westrande von Aser- heidschan. Seine Hauptkette erstreckt sich von den grossen Bassins von Ormiäh und Wän, die er umschliesst, anfang- lich aus Nordost in Südwest über Argäna, nördlich von Djarbekr, zwischen dem Quellenlande des Tigris und dem Flussthale des Euphrat bis zum Durchbruche desselben bei Rum Kaleh ; daselbst aber und mehr noch westlicher, bei el ßostan und am Durchbruche des westlichen Seihun, nimmt 58T der Tauriis, der nun die Siulküste Kleiuasiens bis in die Gegend von Smyrna am Archipel-Meer begleitet, eine mehr üst-w estliche Richtung an. In diesem seinem Centralzuge liegen seine höchsten hervorragenden Punkte, die die Grunze des ewigen Schnees (in dieser Breite 10,000 Par. Fuss) übersteigen und die sich meist zwischen dem Durchbruche des Enphrat und dem des Cyduus befinden. Der Taurus trägt heutzutage in seiner Längenerstreckung durch mehr als 16 Längengrade verschiedene Namen, häufig verunstaltet, häufig verwechselt, jedoch nicht immer durch die Schuld der Reisenden; denn die Eingebornen selbst bezeichnen die- selbe Partie oft mit ganz verschiedenen Namen. So z. B. bezeichnet der höchst verlässliche Reisende Ainswortu die Kette des Taurus oberhalb Adana und Tharsus mit dem generischen Nainen Ramadan Oglu, während ich dieselbe nie anders als Bulgur Dagh und Baghir Dagli nennen hörte. Ich behalte daher in solchen Fällen die von mir erhobenen Be- nennungen bei, ohne die Richtigkeit der von andern Rei- senden angegebenen bestreiten zu wollen. Der Centralzug des Taurus, die Parallelkette des Antitaurus, sendet, ebenfalls unter ganz verschiedenen Namen, verschiedene Zweige, so- wohl in Nord in die Hochebene Kleinasiens, als in Süd zur Küste des Mittelmeeres aus. Der bedeutendste der erstem, der das westliche Küstengebirgsland Kleinasiens am Archi- pel-Meere von dem Plateau trennt, welches das Innere Klein- asiens bildet, ist die grosse Bergkette, welche den Taurus mit dem Antitaurus an ihren westlichen Enden in Verbin- dung sezt, die Kette, die sich aus Südost in Nordwest von Koniah über Kutajeh und Brussa ans Marmora-Meer zieht, die den westliclisten Rand des grossen Plateaus bildet und deren nordwestlichster Punkt der Olymp bei Brussa ist. Von dieser Kette aus gehen in Südwest viele Zweige, die das Gebirgsland der Küste, die klassischen Berge bei Troja, Pergamos und Smyrna, konstituiren, so wie ein Ilauptzweig derselben, der Eima Dagh, zwischen Koniah und Kutajeh sich in Nordost erstreckt , die mittelbare Verbindung des Taurus mit dem Antitaurus bei Angöra am Kusch Dagli bewirkt und den Theil des grossen Plateau's, der den hohen 588 Erdscliiesch bei Kalsarieh umjjibt, das obere Flussgebiet des (iiisill Irintik von dem Fliissjrebiete des Sagaria, d. i. voii dem nordwestlichsten Theil des Plateau's zwischen dem Tanrns und Antitaurus, nämlich von der Hochebene von Kutajeh trennt. Der bedeutendste der südlichen Zweij^e des Taurns ist der Durdiin Dao^h , der westlich vom Euphrat vom Durchbruche des Dschiliun an sich in Siid erstreckt, zwischen Marasch und Aintab sich iiiit dem Giaur oder Jawur Dagh verbindet , der der Amanus der Alten ist *. Von diesem geht wieder ein Zweig südlich, der Akma Dagh oder Rhosus der Alten, der weiterhin als Mussa Dagh, als Dschebel Okrah etc. das Küstenland von Syrien am Orontes bildet und dessen weitere Verzweigung und Verbindung mit dem Libanonzuge wir bereits kennen. Der Giaur Dagh, der die nördlichste Gränze Syriens darstellt, ist eine süd- liclie Parallelkette des Taurus, er erstreckt sich fast aus West in Ost, tritt oberhalb Aintab in das Flussgebiet des Euphrats ein , der iiin bei Rum Kaleh durchbricht und sezt östlich dieses Flusses, den Südrand der Terrasse von Djar- bekr, das Quelleuland des Tigris, bildend, als Karadschja Daghli, Dschebel Tur (Taurus?) und Baärem Dagh über Mardin und Nisibin ** bis in das Flussgebiet des Tigris, zwischen Dschesirah und Mossul fort. Das südlich dieser südlichen Parallelkette des Taurus liegende Hügelland, die Hügelreihen des Sindsclijar, Babel etc. verliert sich weiter- liin in den Ebenen 31esopotamiens, zwischen dem Euphrat und Tigris. Unter den Flüssen, welche dem Systeme des Taurus angehören, sind der Tigris, der Euphrat, der Dschihun und der Seihun die bedeutendsten, die übrigen, meist blosse Küsten- flüsse, haben zwar zum Theil hohen geschichtlichen Werth, aber nicht jene für die Erkenntniss der Struktur des Landes hohe Bedeutung wie die genannten. Das Queilenland des Tigris gehört dem Centralzuge des. Taurus an und zwar dem Theile, der östlich vom Duichbruche des Euphrat den Nordrand der Terrasse von Djarbekr '•' Man selip dir Karte dos Taurus in Karamanien. ** Zasaniiucii deu Massius der Alten bildend. 589 bullet. Dieses merkwürdige Gebiet , so wie aucli das Terrain des uberii Euphratlaiifes und des Tigrislanfes bis Mossul, ist uns erst durch den Verfasser der höchst werth- vüllen Briete iiber Zustände und Be»ebeiiheiten in der Türkei in den Jahren 1S35 bis 1839, Berlin 1841, mit geogra- phischer Bestimmtheit bekannt. Seinen Untersuchungen zu- folge ist das Gebirgsland, in weichem der Tigris oder Scliatt entspringt, von dem oberu Euphrat auf 3 Seiten umschlossen, und seine Quellen liegen zum Theil nur zweitausend Schritte von dem Ufer dieses Stromes entfernt, mit welchem sich seine Wasser erst 200 Meilen weiter vermischen. Der grosse See, welcher hoch über der Ebene von Karput und dicht am Ursprünge des Tigris liegt, steht jedoch in gar keiner Verbindung mit diesem Strome, der bei Argäna Rläden aus dem Gebirge tritt, an den Mauern von Djarbekr (oder Kara Amid) vorüberfliesst, daselbst bereits für Flösse schiffbar ist und sich weiterhin in der fruchtbaren Ebene mit dem Batt- man, der mehr W asser führt als der Tigris, vereint. Er ist ein sehr reissender Strom und seine Geschwindij>keit zwischen Djarbekr und Dschesirah dürfte im Durchschnitte 6 bis 7 Fuss auf die Sekunde betragen. Der Tigris gehört dalier rein dem südlichen Gehänge des Taurus au. INicht so die übrigen der genannten Fliisse, die sänimtlich am Nordge- hän^e des Taurus auf dem grossen Plateau des Innern von Kleinasien entspringen, die Centralkette, den südlichen Rand dieses Plateau's , durchbrechen und mit Ausnahme des Eu- phrat dem Mittelnleere zueilen. Der Euphrat, dessen weit verzweigtes Quellenland dem Ilauptgebirgsstocke von Armenien angehört, Ülesst bis in die Gegend von Palu in Südwest am Nordgehänge des Taurus hin und tritt daselbst in die Berge des Centralzuges ein, den er nun, beiläufig aus Nord in Süd fliessend, durchbricht. Bei Samsat tritt er wieder in die Ebene aus wilden Fels- schluchten hervor, dringt wieder in das Gebirge ein und zwar in den Giaur Dagh, die südliche Parallelkette des Taurus, durchbricht auch diese und tritt endlich bei Rum Kaleh in das Hügelland von Nissib und weiterhin in die Ebenen Mesopotamiens ein. An dem Gebirgssee von 590 Knrpiit nmflicsst der Eiiphrat mitten in der Centralkette ganz nahe dje öiiellen des Tigris in einem engen ß(>gen , uo- rüber ich so eben das Nähere mitgetheilt habe. Der Dschihnn * entspringt am Nordgehänge des Taurns am Scherr Dagh. Seine gewaltige Hanptquelle liegt dicht bei EI Bostan ** und ein Fhiss von 20 Schritt Breite und 2 bis 4 Fuss Tiefe tritt dort auf einmal zu Tage. Gleich darauf nimmt er den Zufliiss einer fast ebenso grossen' Quelle auf, die an dem Wege von Jarpuss liegt, und weiter- hin vereinen sich mit ihm noch drei starke Bäche aus Nord,' Ost und West, so dass er 4 Stunden unterhalb seiner öuelle .schon einen sehr bedeutenden Fluss bildet. Er durchbricht die Tauruskette am östlichen Ende des Karmes Dagh, südwestl. von El Bostan, und eilt als thellweise schiffbarer Fluss dem mittelländischen Meere zu. Der Seihun entsteht durch die Vereinigung zweier be- deutender Seitenarme; beide entspringen an der Nordseite des Taurus auf dem grossen Plateau des Innern von Klein- asien, und zwar der östliche in der Nähe des Erdschiesch, der westliche weiter in West in der Nähe des obern Güsill Irmäk. Der östliche Arm des Seihun durchbricht den Taurus bei Hndh, der westliche hingegen in der Gegend von ülund- schi Kaleh; beide treten in die Ebene von Adana ein ijnd ergiessen sich an der Si'idki'iste ins Mittelmeer. Beide sind für Flösse in der Regenzeit, wenigstens zum Theil, schiffbar. Auch einige andere Flüsse der Küste entspringen am Nordgghänge des Taurus, sie sind aber von geringerer Be- deutung. Aus dem Gesagten erhellt also, dass das eigentliche Quellenland der Flüsse Kleinasiens auf dem grossen Flateau liegt, welches das Innere des Landes bildet und die Centralerhebung desselben ist, das aus Ost in West sich zwischen dem Taurus und Antitanrus hinzieht, den Tipus des ganzen Landes darstellt und alle seine Flussgebiete, als deren eigentliche Wiege dasselbe zum grössteii Theile be- trachtet werden kann, beherrscht. * Dschiliun das Metall. ■■K Briefe über Zustände und Begebenheiten in der Türkei. 591 Einzelne Zweige der beiden grossen Randgebirge, des Antitaurus in Norden und des Taurus in Siiden, springen als mächtige Vorgebirge in diese Hochebene vor und diirch- schwärinen sie in verschiedenen Richtungen, vorzüglich aber sind vereinzelte, isolirt auf der Ebene stehende, vulkanische Hervorraguiigen interessant, die sich als mächtige Gebirgs- stöcke aussprechen und unter denen der Erdschiesch bei Kaisarieh und der Hassan Dagh bei Akserai die wichtig- sten sind *. Um das hier g;e^ebene JBild des Gebirgssystems von Kleinasien zu ergänzen , gebe ich, in Ermanglung eigener Beobaclitungen, ein Verzeichniss barometr. gemessener Meeres- Höhen, nach den Angaben von Ainsvvorth und Berghaus. Nach Berghaus und meinen Schätzungen: Paris. Fuss. Gipfel des Erdschiesch bei Kaisarieh . . . 12,290 Schneegränze am Erdschiesch, auf dem Plateau 96ö4 (um 3700 Fuss niederer als am Ararat). Gipfel des grossen Ararat. Plateau von Armenien 16,069 „ „ kleinen Ararat, „ „ „ . 12,232 Ebene am Ararat. Aras-Thal „ „ „ . 2740 Schneegränze am Ararat. ,, „ „ . 13,300 Dorf Kanakir am Ararat oberhalb Erivan. Pla- teau von Armenien . 41 4S Allah Tepessi, höchster Gipfel des Bulgur Dagh, im Taurus nach mein. Schätzung^, wenigstens 10,000 Kammhöhe des Centralzuges des Taurus am Aklo Dagh 2700 Kammhöhe des Centralzuges des Taurus am Kara Bei .......... . . . . 5454 Gipfel des Karo Bei si'idlich von Siwas. Taurus. 6500 „ y Asi Kur (Niphates) nach Schätzung- wenigstens . . . 10,000 Gipfel des Baghir Dagh nach meiner Schätzung , wenigstens .. ,. 10,000 ''^' Gi'undriss der Greögraphie von Dr. H. Bkrghaus. Breslau 1841; S, 33« etc. 592 Paris, Fuss. Terrassenebene von Djarbekr , Durclisclinftt, Taurus 2350 Kiiltnrthal von Alendali mit dem See von Gorcl- schik-Goll. Taurus 4 ISO Ebene von Sivvas. Antitauriis 3660 „ „ Baülus. „ 3180 Thal des Güsill Irmak bei Tokat. Antitanrus 1300 Amasiah am Jeschil Irmak. Antitanrus . . 1070 Osmandschik am Güsill Irmäk „ . . 860 Ebene von Kaisarieli am Erdschiesch. Plateau 3040 Gipfel des Hassan Dagli bei Ak-Serai auf dem Plateau 7500 b. Nach Ainsworth's Messungen in »"ngl' Fuss. Kammhöhen des Taurus und Antitaurus. Bei Maden Gomüsch .5053 Kammhölien des Taurus und Antitaurus. Bei Dawah ßoini 4453 Kammhöhen des Taurus und Antitaurus. Bei Khutel 3379 Kammhöhen des Taurus u. Antitaurus am Gul Dagh 4S0S Kammhöhen des Taurus und Antitaurus an den Bergen bei Ajeli 5650 Kammhöhen des Taurus und Antitaurus. Bei '«♦»t"iSeliski 4250 Kammhöhen des Taurus und Antitaurus am Kara Bei 5790 Kammhöhen des Taurus und Antitaurus am Chamlü Bei . . 5260 Kämmhöhen des Taurils und Antitaurus am Aklo' '^> • - Daglt""^^^'^!'^* '•■>'•".* I'--'.''! 2900 Ebene von Djarbekr, Taurus 2500 Thal von Alendaii und See Gordschik^Goli. Kul- ^<>'- türland. Taurus . 4453 Fruchtbares Thal bei Dtäwah Boini mit einem Seitenziiflnssc des Euplu'at. Taurus . . 3260 593 Engl. Fuss. Karpiit. Die römische Carcatliiocerta , Ebene, Kulturland, Taiirus 5032 Hiij,^pl bei Khutel. Taunis .1379 Uocliland zwischen Maden Gomusch und dem Gnl Dagh. Taurus 2280 Arab-Kir im Euphratthal 3530 Thal von Berästik jenseits dem Ajeli. Euphrat- Thal 4295 Fruchtbare Ebene von Diwrigi. Enphrat-Thal 3116 Siwas. Hügelland 3894 Kotnf. ,, 4050 Thal von Karim am Chamlu Bei 3328 Kultlirebene von Baülus 3338 Tokat am Jeschil Irmak 1577 Amasia am „ „ 1048 Asi Kur, nach Schätzung. Gipfel .... 10,000* Werfen wir einen allgemeinen Überblick auf die geo- gnosfischen Verhältnisse dieses ganzen Terrains, so sehen wir zwei mächtige Emporhebungen , von denen die eine, das Tafelland von Armenien, als der Hauptgebirgsstock an- gesehen werden kann, von dem aus der Taurus und Anti- taurus, wie Zweige, in West sich erstrecken, die andere, das grosse Plateau des Innern von Kleinasien bildend, stellt sich uns als Typus, als Grundform dieses ganzen Landes dar, am Nordrande wie am Südrande, begränzt durch zwei grosse Gebirgsketten, den Taurus und Antitaurus. Beide Emporhebungen tragen vulkanischen Charakter entschieden an sich , der sich besonders an ihren Hervorragungen ganz unläugbar ausspricht. So sehen wir den Ararat am Südrande der armenischen Hochebene, die bei 7 Meilen: Breite an 14 Meilen Länge misst, ganz aus acht vulkani- schen Gesteinen, aus Lava und Trachyten, bestehen , ein gi- gantischer Trümmerhaufe, durch Feuer aufgebaut. Welchen " Beiighai s scheint mehrere tli-r Angaben AiNSPfWORTH"s in die Reihe seiner Daten aufgenommen zu haben: da mir dieselben jedoeli bei der Reduktion des englischen Fnssmasses auf das altfranzösische nicht stimmten, sich sogar einige sehr bedeutende Differenzen ergaben, so führte ich AiisswouTirs Angaben in engl. Fuss ia ilirer unveränderten üiigiualität uu> 594 Veränderungen dieser Koloss noch fortwährend unterworfen ist, zeigten die neuesten Ereignisse im Jahr 1840, wo in Folge eines heftigen Erdbebens ein ganzer Theil senies Gipfels einstürzte. Ähnliche vulkanische Hervorragungen sehen wir auf dem grossen, kleinasiatischen Plateau. Der isolirte Erdschiesch (Arghi Dagh, Argüus der Alten) bei Kaisarieh , der Kulminationspunkt von Kleinasien , besteht ganz aus vulkaniscben Gesteinen, Lava und Trachyten, und auf seinem Gipfel zeigen sich zwei alte Krater. Das ganze Plateau bis zum öuergebirgszuge bei Kutajeh und Koniah und darüber hinaus, in die Ebene von Sardis und an die Küste von Smyrna, trägt den Charakter der Vulkanität un- läugbar an sich; so erhebt sich bei Ak-Serai, westlich von Erdschiesch, der zWeigipfelige , schöne Hassan Dagh, ein Trachytdom, dessen einer oben schief abgeschnittener Kegel- Gipfel einen weiten Krater besizt, aus dem wieder die Spitze eines Eruptionskegels hervorragt. Ihn umgeben mehrere kleinere vulkanische Kegel, die nach der Bildung des Pla- teaus Ausbrüche gehabt haben. Ein mächtiger Lavastrom hat sich aus einem dieser Kegel ergossen, und ähnliche Lavaströme lassen sich an vielen Punkten des Plateau's nach- weisen. Auch der runde, 300 Schritte im Durchmesser hal- tende und über 200 Fuss tief gefundene See von Obruk, in der Nähe des Hassan Dagh, scheint ein Krater gewesen zu seyu. So wie sich auf diesen Plateau's der Charakter der Vulkanität klar ausspricht und sich häufig durch Produkte darthut, die den Erzeugnissen der heutzutage noch thätigen Vulkane vollkommen gleich zu stellen sind, so sehen wir in den Centralzügen des Taurus und Antitaurus in den Grund- bildungen ihrer Felsformation mehr den plutonischen Charakter herrschen, der sich durch das Hervortreten sogenannter ab- normer Gesteine, als Granit, Gneiss, Porphyre, Basalte, Phonolithe, Grünsteine, Äugitgesteine, Hypersthenfels, Ser- pentin, Euphotide etc. ausspricht. So sehen wir als Grundgebirge Granit, Gneiss und Glimmerschiefer bei Maden Gomüsch, am Chamlü Bei (Tscham- lu Bei), Kuschänli Dagh, Aklo Dagh und Durdün Dagh, in welch lezterm Gebirge auch öuarzfels, Thonsclüefer, 595 Clilorltscliiefcr, Talkscliiefer und Hornblende -Gesteine In grosser Entwicklung- auftreten. Wir seilen Feldspath und Augitgestelne mit Basalten, Dioriten und Doleriten an den Baäremm-Hügeln , am Gul Dagh bei Arab-Kir, am Ajeli Dagh bei Dlwrigl, am Davvali Boinf, auf der Terrasse von Djarbekr, am Kara Daghli, bei Khutel und in der ganzen Kette des Giaur Dagh und seiner Nebenzvveige bis Rum Kaleli am Euphrat. Diallage-Gesteine, Serpentine, Enphotide und verwandte Felsbildungen treten vorzüglich auf: am Dumbii Dagh, bei Argana und Maden Kapür, am Kara Bei, am Chamlu Bei, am Kuschänli Dagh, am Bulgur Dagh, Baghir Dagh, Karmes Dagh, am Aga Dagh bei IMarasch und an den Fortsetzungen des Giaur Dagh gegen Süd in Syrien, nämhch am Akma Dagh, Dschebel Beilan, Mussa Dagh, Dschebel Okrah etc. Diese abnormen Felsablagerungen, die Centralmassen der einzelnen Züge des Taurus und Autitaurus bildend, werden meist bedeckt von alten Kalken und Schiefern, vielleicht der ältesten Grauwackenperiode angehörend, vielleicht si- lurisch. Ferner von harter, unterer Kreide und von weisser oberer Kreide, erstre in einer kolossalen Entwicklung, theils die Voralpen, theils die Centralzüge selbst bildend und in hohen und scharfen ßergformen zu SOOO und 9000 Fuss Meereshöhe ansteigend. Den Rand der Vorberge, den Saum der Kiistenebenen und zum Theil auch einiger Hochebenen bilden tertiäre Ablagerungen, besonders Braunkohlen-führende Sandsteine, auf welche endlich Diluvionen und Alluvionen, Meeresbildungen und Süssw asser- Ablagerungen aus verschie- denen Zeiten und in verschiedenen Formen folgen und meist die herrschenden Gesteine der Ebenen und ihres welligen Hügellandes bilden. Bei der nun folgenden Darstellung des geognostischen Details beschränke ich mich rein auf den Theil von Klein- asien, den meine Reise umfasste, dessen Verhältnis;5e im Bereiche meiner eigenen Anschauung lagen und der in ört- licher Beziehung sich auf jenen Theil Karamaniens beschränkt, den das heutige vereinte Paschalik von Adana und Marasch umfasst und der bei den Alten unter dem Namen Cilicien 506 begriffeil wurde. Wir haben es daher nun vorzüglich mit der Sfinktnr des cih'cischen Tfiurus, des ßulgur, Baghir und Kannes Dagh, so wie mit der der südlich vorliegenden Küstenebene des Mittelmeeres zu thun. Um diese Unter- suchung naturgemäss an die der Gränzgebirge des nördlichen Syriens, des Akma Dagh und (iiaur Dagh, anzureihen, gehe ich daher an das Küstengebiet von Skanderun zurück und venveise hinsichtlich des geognostischen Details der iibrigen, von mir selbst nicht besuchten Distrikte des Taurus, des Fluss- gebietes des Euphrat und Tigris, der Gebirge von Kurdistan, Armenien und Nord-Mesopotamien etc. auf äinsworth's vverth- volle und umfassende Forschungen *. Mein Adjunkt Prucknkr , der mit IßRAHiM-Pascha die Landreise von Äntiochia nach Gülek zu machen bestimmt war, sie auch zum Theil machte, aber in Skanderun Krank- heit halber zurückbleiben musste, fand die Berge um Beilau und Skanderun, den Dschebel Beilan und den ihm so be- nannten Güsell Dagh, beide Fortsetzungen des Akma Dagh in Süd, bestehend aus harter, dichter Kreide, einem grauen festen Kalkstein mit Durchbrüchen von Dioriten und Eupho- tiden: die Ebenen hingegen, erfüllt mit den bereits bekannten Tertiär-Bildungen Nordsyriens, mit Sandsteinen. Süsswasser- kalk, Grobkalk, Thon und Mergeln, welche Abl.agerungen, erfüllt mit organischen Resten ihrer Periode , zu sehr be- deutenden Höhen sich erheben. Mehrere der Süsswasser- kalkbildungen, die Prijckner auf seiner Route fand, gehören den allerjüngsten Formen an, denn sie führen häußg Blatt- abdrücke von Baumarten, die noch heutzutage in ihrem Terrain gedeihen. Eine sehr wichtige Rolle spielen die dioritischen und Euphotid-Gesteine. So stehen am Dschebel Beilan sehr Hornblende-reiche Gesteine dieser Art in grosser" Entwicklung an und reichen am Gehänge des Gebirges bis zur Küste bei Skanderun hinab. Kegelförmige Auflagerungen von tertiärem Sandstein charakterisiren jene Gegend ; ob diese Foi'men nun ursprüngliche Ablagerungsfonnen dieses Meeres- gebildes, herbeigeführt durch den Impuls von StrömungeUj * Man sehe meine p^eognostisclic Karte des Taurus in Karamaniea und des Paschaliks von Aleppo. so- nder Folgten von Einporliebiingen der abnormen, die Gruiul- Ia«;:e bildenden Gesteinen scyen, diess zu bestimmen, will irli nicht versnchen. Die (leschlebe der Bäche rings um Skanderun bestehen in ßrnchstücken von Serpentin, Grünstein, Kalk, Qnarz, Ilornblendegesteinen etc. als Kriterien der herrschen- den Formationen. Bei dem Dorfe Hadschiosmanli bricht in Diallage-reichem Serpentine sehr viel Bronzit. Besonders interessant aber ist das Terrain von Keipak am Akma Dagh, wo in einer Ausdehnung von ungefähr 6 Stunden die sogenannten plu- tonischen Felsgebilde zu wahrhaft vulkanischen Formen in engster Beziehung stehen. Zwischen Serwän Kälassi und Keipak stösst man nämlich zuerst auf einen blasigen und sehr eisenschüssigen Trachyt, der die Gehänge der dortigen Berge bedeckt und von Trümmergesteinen überlagert wird, die Bruchstücke von Diorit, Dolerit, Opal, Hornstein, Qnarz und Jaspis, in einem dioritartigen Teige eingeschlossen, enthalten und ein sehr schönes Ansehen gewähren. Der Tracliyt bedeckt, wenigstens scheinbar, den Diorit, der die höchsten Berge zusammensezt. Auf den Höhen , wo der Trachyt entblösst zu Tage geht, trägt er einen entschieden vulkanischen Charakter an sich. An manchen Stellen liaben die Felsen das Ansehen grosser Rosthaufen, so täuschend, dass man fast meinen sollte, noch dringe der Rauch aus ihnen hervor. Weiterhin findet man auf den Trachyten Trümmergesteine von denselben Einschlüssen , wie früher erwähnt, nur haben sie anstatt einen dioritischen Teig, einen solclien von Hornstein. Am Dorfe Artntscholo, etwas süd- lich von Keipak, beobachtet man in den dortigen trachytischen Konglomeraten viele langgezogene, kleine und fast horizontal liegende Höhlen, die wie Blasenräume aussehen und deren Wände mit einem starken Anfluge von salpetersaurem Kali überzogen sind. Von Baias bis in den innersten Winkel der Bucht von Skanderun ist am FuvSse des östlich zur Seite liegenden Gebirgslandes , des Akma nnd Gianr DagU, bis zur Meeresküste alles angeschwemmtes Schuttland, von da an aber gegen Ajas, bereits an der Nord Westküste des Meer- busens liegend und in der ganzen Umgebung von Kurdknlak, 598 nördlich und nordöstlich dieses Punktes im Umkreise einiger Stunden, bildet ein schwarzes nnd poröses Gestein, eine basaltische Wacke, niedere und sanfte Berge, häufig als isolirte Kegel in den Ebenen sich erhebend. Die Berge des Hauptzuges, des Giaur und Akma Dagh, bei den Einwohnern auch unter dem Namen Basaieri bekannt und in einzelnen Gruppen ganz verschiedene Namen tragend, z. B. als Hassan Dagh * nordöstlich von Keipak ; als Güsill Dagh östlich von Keipak; als Gischa Dagh südwestlich von demselben Orte, steigen gegen Nord ganz sachte an. Hir nördliches Gehänge bilden aber wild zerrissene Felsmassen, die von Ferne das Ansehen von Mauern haben. Die obenerwähnte basaltische Wacke i^>t sowohl in Mulden, als auch mandelföimig an den Gehängen der Berge durch Mergelschiefer bedeckt, der sehr häufig so bituminös wird, dass er als Brandschiefer angesprochen werden kann. Die Menge der Einschlüsse von Fahren, welche dieses Fels- gebilde umschliesst, reihen es dem Kohlenschiefer an, und es scheint, dass in diesem, Terrain zwischen den sogenannten plutonischen Gebilden, als Grundlage, und der darüber ab- gelagerten, harten Kreide, eine Kohlenbildung zu Tage geht, zwar nicht in sehr ausgedehnter, aber doch deutlicher Entwick- lung. Es scheint allerdings, dass wir es hier mit wirklichen Emporhebungen durch vulkanische oder ähnliche Kräfte zu thun haben; denn die im Ganzen Nordost-Südwest streichenden Schichtenlager dieses bituminösen Mergelschiefers sind an den Begränzungen der basaltischen Wacke gestürzt, senk- recht gestellt und — wie durch Feuer gebrannt. An einigen Stellen ist dieser bituminöse Mergelschiefer unmittelbar von Bildungen tertiärer Zeit und zwar vorwal- tend durch Grobkalk bedeckt. Zwei bis drei Stunden jenseits der Ebene von Kurdkulak zieht ein Gebirgszug, ein Theil des Dschebel el Nur, der Hauptlichtung des Taurus ins Kreuz. Er besteht aus dich- tem, grauem Kalkstein, mit Durchbrüchen von Serpentin, dieselbe Formation dem ganzen Habitus nach, wie wir sie .Zuya Theil bereits aus dem Thale des Orontes kennen. ,§p ,ili;"* Nicht 7A\ verwechseln mit flein Hassa» Dafth bei Atsoiai.,. j-i;;! 599 besteht der j^aiize Gebirg-ssattel, über welchen «lic Strasse nach Adana führt, aus Serpentin und zu beiden Seiten er- hebt sich in steilen Wänden der Kalk. Schroffe Felspartien, groteske Tliäler mit tiefen Scliluchten und Wasserfällen charakterisiren auch hier die Physiog;nomie seiner Berg;e, dort wo er in grosser Entwicklung; auftritt. Jüng;ere Formationen umgeben das Terrain , welches der Dschebel el Nur beherrscht, und bilden sowohl die Binnen- Ebenen, als die der Küste*. An der Westseite der Bai " Zu empfehlen: AiNswoRTH Rosearclics in Assyria? Babylonia and Clialdaea etc., dessen Beobaclitiuigcn ich zur Ergänzunj; meiner Daten dort benutze, wo dieselben durch Mangel eigener Ansdiauung nicht als zureichend mir erscheinen. Memoir of a Survey of the Coast of Karamauia. By Francis Beaufort, Capt. of H. M. S. Frkderikstein. London 1820. Correspondence et meinoires d'un Voyageur cn Orient, par Eugene Bore. 2 Vol. Paris 1840. Alexander Jam. Ed. Travels from India to England and a Journey tiough Persia Asia minor and Turkey. London 1834. BüCKiNGHAM, travels in Assyria, Media, Persia etc. London 1827. Keppel, travels in Babylonia, Assyria, Media, Scythia. 2 Vol. London. Texier, Voyage dans l'Asie mineure. Paris 1838. Berghaus, Annalen, Band 9 ; über die Vulkane Armeniens. Calj.ier, Voyage en Asie mineure, Syrie, Palestine etc. Im Auszuge Annales des Voyages. 1835. Märzheft. Bklanger, Voyage aux Indes orientales, par le Nord d'Europe, les pro- vinc. de Caucase, la Georgie, l'Armenic et la Per.se. Paris 1834. Aufsätze von Voskoboinikov in dem Gornoi-Journal. St. Petersburg, (russisch) über : Salz, tertiäre Bildungen und Bergwerke in dem Paschalike Karsk in Armenien. 1832. Nr. 7. Kupfer bei Agarak. 1830. Nr. 3. Salz am Euphrat. 1828. Nr. 12. Geognostische Untersuchungen bei Diadin. 1829, Nr. 8. Kupfer bei Galvan. 1830. Nr. 10. Bergwerke bei Daratschitsdiak. 1830. Nr. 3. Arsenik von Jadschi. 1830. Nr. 3. Saline von Dscherdscher. 1830. Nr. 3. Ambdbb Jaubert, Voyage en Armenie et Peisie. Paris. I Berghaus, Annalen. Notizen von Texier und Arundejll, Band 15. Jam. Brant. Journey trough n part of Armcnia and Asia minor. In llrssLfjGEi:, Reisen. I. 15d 2. Till. Ut) 000 Toii Skanderun, und bereits 1 Meile östlich von Alas bildet das Gestein der Küste ein Konglomerat aus Geschieben von thonij^eni Sandstein, ein Meeres- Alluvium mit Meeres- und Landkonchylien lebender Arten. Dahin gehört das Konglo- merat der Küste in Ost von Aias, bei dem ein kalkiges Bindemittel obige Geschiebe zu einem harten Gesteine re- generirte, und welches in gi'osser Menge Madreporiten und verschiedene Trochusarten einschliesst. In jder Nähe von Aias selbst beobachtet man ganz neues Alluvium ; denn dicht an der Stadt befinden sich Straten eines Konglomerates, das aus Sandsteinbruchstücken, verbunden durch ein thonig- kalkiges Cäment, besteht, voll von rezenten Konchylien ist und an einem Punkte Reste von Töpferwaaren enthält, die von einer alten Töpferei, einst in der Nähe gelegen, herstammen. Dieses Konglomerat dürfte wohl als eine fort- dauernde Bildung zu betrachten seyn. Bei Kastabulum, in der Nähe von Aias, durchbrechen plutonische Gebilde, Feldspath und Augitgesteine, die Jüngern darauf abgelagerten Sandsteine und Kalke. Der Sandstein bildet lange und niedere Rücken , merkwürdig wegen ihrer Regelmässigkeit und ibres Parallelismus; er ist ausgezeichnet geschichtet, und seine Hügelzüge erstrecken sich in Ost und West bis nach Kara Kapu, den sogenannten cilicischen Thoren. Dieser Sandstein ist theils quarzig und dem Ansehen nach gleich dem millstone grit; oder er ist thonig, zerreib- lich und von einer tiefbraunen Farbe. Die Schichten des- selben sind meist sanft in Nord geneigt und dort, wo er mit den platonischen Felsgebilden in Berührung steht, nicht dem Journal of tlie gcograph. Society, Bd. 6. London 1836. In Berghaus Annalen, Bd. 16. Gescliiclitc der Kriegsereig'nis.se in der asiatischen Türkei, in den Jahren 1828 und 182§. St. Petersburg 1836 (russisch). Auszug in Berg- haus Annalen, Bd. 16. Eichwald, Reise auf dem kaspischen Meer und am Kaukasus bis zum Ararat, in den Jahren 1825 und 1826. 2. Bände. Stuttgart 1834 und 1837. Schlegelmilch, Geologie der Banibak-Berge im südlichen Theile von Georgien. Abhandlungen der Petersburger Akademie (rnssisch). In den Annalen von Berghau.s. Bd. 17, 001 nur In eine Art linrten Thonsteiii umgewandelt, sondern ei- lässt auch in diesem Falle sehr oft kuffeliffe Konkretions- Absonderung- seiner Masse beobachten, wie wir sie schon ans der Ebene des Orontes bei Arinenas kennen, und wie wir sie in höchster Entwicklung bei Thor 0«ln kennen lernen werden, wo dieser Sandstein in grosser Entwicklung auftritt, Braunkohlen führt und den Fuss des Taurus in einer grossen Längenerstreckung begleitet. Am Kap Malo oder Kap Karadasch erscheint dieser Sandstein, in Berüh- rung mit den Kalken, mergelig, und kleine Adern von Kalk- spath dringen in seine Masse ein. An demselben Vorge- birge beobachtet man parallele Lagen dieses Sandsteins in südwestlicher Richtung in die See hinein fortsetzen und mit mergeligen Kalken in Straten von 2 bis 3 Fuss Mächtigkeit wechsellagern. Zugleich aber sind diese Schichten mannig- faltig gebogen und gekrümmt, und zwar so stark , dass wir in der Entfernung von beiläufig SO Fuss dieselben dreimal unter fast einem rechten Winkel gebogen sehen. VV^eiter in Ost und nur eine oder zwei Stunden östlich von Äjas liegen diese Saudsteine auf plutonischen Felsgebilden auf. Sie bilden daselbst niedere Ketten von rundlichen Hügeln mit zwischenliegenden, weiten und flachen Thälern, treten bis an die See vor und bilden daselbst entweder schroffe Klippen oder sanfte, gerundete Erhebungen. An diesen Klippen , und beiläufig eine halbe Stunde östlich von Ajas, sieht man in diesem Sandsteine Schichten von dichtem Kalk- steine *, welche nur einige Zoll Mächtigkeit besitzen, auf- treten. Dieser Kalkstein hat eine meist braune Farbe, ebenen Bruch und ist voll von Cerithien, welche Univalven, ohnehin sehr charakteristisch für dieses , ohne Zweifel tertiäre, Felsgebilde sind. Hier findet man in diesem Sand- steine dünne Straten von Braunkohle, und einige von den mehr thonigen Lagen sind bedeckt mit Efflorescenz-Anflügen von erdigem Allaun , eine Folge des fortdauernden Zer- setzungs-Prozesses der Braunkohle. Der Dschihun, der sich südwestlich von Ajas, an einer * Ainsworth's Angabe. Es dürfte statt Kalkstein wohl wahrschein- lich beissen : „harte Mergel". :J9* 602 von !lim selbst geschaflFenen Landspitze, ins Meer ergiesst, (Inrclifliesst ein Terrain, dessen Felsgebilde sich durch einen leicht zerstörbaren Charakter auszeichnen, daher erklärt sich auch die grosse Anhäufung von Schuttland, das dieser Flusfs mit sich fiihrt, und dadurch das fortdauernde und starke An- ^vaschen des Alluviums in der Nähe seiner Mündung. Hinter den sandigen Hügeln, eigentliche Dünen, welche östlich und westlich vom Kap Malo und an der alten westlichen Mün- dung des Dschihun (des Pyramus der Alten) die Küste bilden, befinden sich grosse Salzseen, Lagunen, die einen grossen Theil der Niederung einnehmen. Bei Kara Kapu (das schwarze Thor, die cilicischen Thore der Alten) und in der Nähe der Feldspath-Augit- Felsformation des Issus, im Hintergrunde der Bai von Skan- derun , ist der erwähnte harte und stellenweise kugelig ab- gesonderte Sandstein voll von Ostraea-Arten, die in grosser Menge umherliegen. Die Hügel bei Kurd Kulak hingegen bildet Kalkstein der tertiären Reihe , der wahrscheinlich unmittelbar zur Grundlage jenen Sandstein hat. Die Hügel nehmen den Theil des Horizontes aus NO. in NW. ein und erstrecken sich , kleine und isolirte Berge bildend , auch in die nördlichen Ebenen. Die Ebene von Thokur Owäh (das Thal der Gräben) trennt die Hügelreihen bei Kurd Kulak von dem Zuge des Dschebel el Nur (Berg des Lichtes), der, wie wir bereits gesehen haben , aus Kalkstein mit mächtigen Serpentin- Durchbriichen gebildet ist. Die Richtung des Dschebel el Nur geht aus Nordost in Südwest, und der Kalkstein, welcher die vorwaltende Formation dieser Kette bildet, liegt daselbst entschieden auf dem Ostreen-führenden Sandsteine auf und ist daher tertiär. Derselbe Kalkstein, sich meist in wilden, schroffen Formen aussprechend, bildet am Rande der Ebene, welche den Dschebel el Nur in Nord begränzt, isolirte Fels- massen, auf deren einer das alte Kastei Schech Maräm oder Eläm Kaleh liegt. Westlich vom Dschebel el Nur, längs dem Dschihun und bis auf beiläufig eine Stunde östlich von Adana, liegt- eine weite Fläche, die Ebene von Messis, die ganz aus ()03 Schuttlaiid und Kalkgerölle, ans rotlieni und weissem Kalk- konglomerate besteht, welches sehr »rosse Ostreen unischliesst. In der Nähe von Adana lnn»egen und westlich über Tarsus hinaus bedecken 20 bis 30 Fuss niächtij^e Aliuvionen mit Kulturboden, zur Grundhige Kalkgerölle besitzend, die Fels- ablagerungen, die in dem bebauten und mit Dörfern bedeckten Terrain sich dadurch dem Auge entziehen und erst an den Ufern des Cydnus bei Tarsus wieder mit Bedeutung hervor- treten. Nördlich von Tarsus steigt das Terrain sanft gegen den Taurus hin an und bildet ein hügeliges Land , durch das der Cydnus sich sein tiefes, von senkrechten Kalkwänden eingeengtes Bett grub. Dicht an der Stadt stürzt sich der 40 bis 50 Fuss breite Fluss über eine Bank von Kalkkon- glomerat und bildet eine beiläufig 20 Fuss hohe, durch die umgebenden Gärten und die fernen Sclineegipfel des Taurus malerische Kaskade*, so wie überhaupt sein nördlich von Tarsus liegendes Flussgebiet reich an schönen Partien im wild romantischen Charakter niederer Voralpen ist, der aber ungemein grossartig wird, wo seine Schluchten das Hoch- gebirge selbst durchschneiden. Unterhalb der Stadt jedoch erreiclit der Fluss die weite Küstenebene, verliert sein stär- keres Gefälle und wird zur unheilbringenden Pfütze. An dem Falle des Cydnus sowohl, als an der sogenannten Grotte der Siebenschläfer ** bedeckt obenerwähntes Kalkstein- Konglomerat einen tertiären Kalkstein. Verfolgt man das Terrain am Südrande des Taurus von Tarsus aus gegen Nord, so betritt man, wie schon gesagt, sehr bald hügeliges Terrain, und wählt man zu diesem Zwecke die sogenannte alte Römerstrasse, die über den Rücken des Voralpenzuges nach dem Brunnen von Hülük Küjünin Paschi führt, so erhält man bis zu den Trümmern des römischen Bogens, vielleicht einst ein gewöhnliches Thor, um den Weg zu sperren, der auf dem Rücken dieses Zuges, oberhalb dem Sehr gute Abbildung in Carnes Syria, fhe holy Land and Asia minor. London, pag. 8. ' "'"' Nach der bistoria septeni dormientium ex ectypis Musci Victorii, Romae 1741, fällt der Scbaiiplatz der Sage von den Siebenscbläfern in eine Grotte bei Ephesiis unter Kaiser Theodosiüs IL 6U4 Doife lieiranili, drei Stunden von Tarsus liegend, sich befindet, einen Üiusclischnitt, der uns einen Typus der geognostischen La*>-erungsfolge des ganzen südlichen Voralpenznges gibt, welcher die Ebenen von Tarsus und Adana in Mord begränzt. Mau unterscheidet auf diesem Wege vier Hauptforina- tionszüge, welche insgesammt theils den tertiären Bildungen, theils den Gliedern der Kreidereihe angehören dürften. Der erste Formationszug, nördlich von Tarsus, besteht aus einem hügeligen Lande, welches zu oberst von Kalkstein- Breccie und Nagelflue-artigen Kalkstein-Konglomeraten ge- bildet wird, deren Geschiebe ausschliesslich aus Kalkstein bestehen. Diese Trümmergesteine liegen auf dichtem, grauem, mergeligem und Cerithien-führendem Kalksteine auf, dem weiterhin Ablagerungen von Mergel und Gyps folgen. Der Gyps ist schneeweiss, körnig und blättrig im Gefüge. Nach einer tiefliegenden und morastigen Ebene kommt man zu dem zweiten Formationszuge, ebenfalls hügeliges Land. Daselbst beobachtet man zu oberst einen grauen, wenig harten Kalkstein von unebenem Bruche , er ist ^usammen- gesezt aus Korallen- und Polypen-Massen, deren sternför- mige öuerschnitte im Querbruche des Gesteins nicht zu verkennen sind. Die Oberfläche dieses Kalksteins ist häufig wellenförmig gefurcht, ein Beweis, dass er als submarini- sches Gebilde den Meeresströmungen und der Wellenwirkung ausgesezt war. Unter diesem Kalksteine liegen grüne, braun- grüne und gelbe Mergel und Kalkmergel von weisslich- grüner Farbe. Die erstem sind thonig-kalkig und erdig, die zweiten fest und führen keine fossilen Reste. Die Hügel haben häufig eine konische Form und sind theils mit Strauch- wald, theils mit Kulturland bedeckt. Bedeutend höhere Hügel und Berge von einigen hundert Fuss Meereshöhe bildet der dritte Formationszug, der den südlichen Fuss des Taurus in der Erstreckung mehrerer Meilen ohne Unterbrechung begleitet. Die obersten Lagen bilden Sandsteine, theils fest, theils erdig und zerreiblich, häufig in rhomboidale blassen abgesondert, so dass die ent- blösste Oberfläche das Ansehen eines Strassenpflasters hat. Kugelige Konkretionen , von ausserordentlicher Grösse C05 mitunter, sind hiiiifig. Sie bestehen aus demselben Sandsteine, der aber eine feste, quarzige 31asse bildet und von aussen meist mit einer schwarzen, sehr eisenschüssigen Kruste um- geben ist. Während der Sandstein der Verwitterung sehr ausgesezt ist und zu Sand zerfällt, bleiben diese Massen unverändert liegen und bilden oft die sonderbarsten Grup- pirungen. Sehr häufig finden sich in diesem Sandsteine Arten von Ostrea und Avicula, und unter erstem eine wahr- hafte Ostrea gigantea in wohlerhaltenen Exemplaren von 1 bis 1,5 Fuss Länge. In diesem Sandsteine, wenn er, was öfter statt hat, mit Thon- und Lehmstraten wechselt, findet sich mit leztern zusammen Braunkohle, jedoch in keiner mir bekannten bedeutenden Entwicklung. In den untersten Schichten wird der an und für sich weisse, braune, gelblich- braune und graue Sandstein mehr eisenschüssig und bildet theils dunkelbraune Sandsteine derselben Konsistenz, theils wird er durch losen, gelben und rothen, sehr eisenschüssigen Sand vertreten. Unter dem Sandsteine endlich folgen thonige Kalke, Mergel, Thon und Lehm, welche Bildungen unter sich wechsellagern und von denen leztere Braunkohlen führen. Bisher bewegten wir uns noch immer im tertiären Ge- biete. Mit den thonigen Kaiken , dem Mergel , Thon und Lehm aber schliesst die Tertiärreihe und die Formation der Kreide beginnt. Ihr gehört der vierte Formationszug an, dessen Berge schon die eigentliche Masse der Voralpen bilden, die sich häufig zu mehr als 2000 Fuss Meereshöhe erhebt und mit der Masse der Central- oder Hochalpen in engster geogno- stischer Verbindung steht. Die Formen dieser Berge sind übrigens sanft und gerundet, langgezogene Kuppen, mit tiefen , aber nicht durch scharfe Felswände eingefassten Thälern. Die Berge, theils kahl und felsig wie der Karst, theils mit Vegetation, besonders mit Wald, bedeckt. Meiner Ansicht nach, die freilich noch sehr weiterer Be- gründung bedarf und die ich vorzüglich erst nach Bestimmung- der mitsrebrachten ororauischen Reste dieser Formation als gegeben betrachten kann, gehört die ganze Formation dieses Voralpenzuges der oberu Kreide an. Zu oberst liegt ein blauer 606 anflir.'icinscher Kalkstein , fest und feinkörnig-, ineist dunkel j»efärl)t Darunter folgen Schichten eines weissen, theils festen, theils erdigen und mehr Kreide- (in der gewöhnlichen Wortbedeutung) ähnlichen Kalksteins, der die Versteine- rungen der ehern Kreide ganz ausgezeichnet führt. Auch dieser Kalkstein nimmt zum Theil ein feinkörniges Gefüge an. An der Glänze dieser Kreide-ßildung und auf dem höchsten Rücken unseres Voralpenzuges, namentlich in der Nähe des erwähnten römischen Bogens, tritt ein merkwür- diges Felsgebilde auf, nämlich eine Art Kalkthonschiefer, »1er stellenweise sich sehr glimmerreich zeigt. An der Nord- seite und in den Thälern, welche die Voralpen von den Hochalpen trennen, wird dieser Kalkthonschiefer neuerdings von oberer Kreide bedeckt, weiterhin aber und in dem Terrain der eigentlichen Hochalpen gewinnt der Kalkstein einen ganz andern Charakter und gehört entschieden einer andern Periode, nämlich, wie ich mit Ainsworth glaube, der der untern oder sogenannten harten Kreide an. Wenn es er- laubt ist, aus Analogien zu schliessen , so glaube ich hier, wo obere und untere Kreide sich in einer Entwicklung von seltener Mächtigkeit die Hand bieten und wir in diesem Kalkthonschiefer ein Mittelglied zwischen beiden Formationen sehen, an ähnliche Vorkommen in Italien erinnern zu dürfen, an Formen des Macigno der Apenninen z. B. und an die Kreideberge um Volterra in Toskana. Diesem nach scheint unser Kalkthonschiefer, der übrigens, wenn auch glimmer- hältig, doch immer einen gewissen Mergel-artigen Charakter an sich trägt und mit dem Kalkthonschiefer unserer süddeutschen Ceutralalpenkette , wahrscheinlich das älteste Grauwacken- gebilde, nicht zu verwechseln ist, hier als oberstes Glied der untern oder harten Kreide aufzutreten, und wir scheinen es daher hier mit einer Art Durchbruch eines Gliedes der untern Kreidereihe durch die obere zu thun zu haben. — Die Kalke der Hochalpen am Taurus unterscheiden sich schon in der Foi*m ihrer Berge wesentlich von denen der Voralpen. Sie haben den wahrhaften Alpen-Charakter, hoch bis zur Schneelinie und darüber ansteigend, bilden sie theils Dome, theils langgezogene Rücken, theils schroffe Hörner , enge «07 Schluchten von senkrechten Felswänden von mehr als 1000 Fuss Höhe eingeschlossen, in den Erweiterungen ilirer Thäler, auf ihren weiten Alpenplateau's kleine, rundliche Berge, meist jüngere Auflagerungen , an ihren Gehängen , je nach dem Neigungswinkel derselben, schroff und kahl oder mit Wäldern von Platanen, Eichen, Tannen, Cedern u. dgl. be- deckt, oder blühendes Weideland, wasserreich, an den Ufern der Berge und Bergströme alle Blumenpracht entfaltend, die dem gemässigtem Süden eigen ist. — Es ist mit einem Worte das Gebiet des Alpenkalkes, das wir nun vor uns haben. Bei Elissoluk treten aus den Mergeln und thonigen Kalken, die zwischen den Ostreen-Sandsteinen und der obern Kreide liegen , jene warmen Schwefelquellen hervor, deren ich schon im vorigen Abschnitte ausführlich gedacht habe. Der interessanteste Punkt im Gebiete des Ostreen- Sandsteins, der mit seinen Mergeln, Thonen und thonigen Kalken das lezte Glied ii; der Tertiärreihe am südlichen Gehänge des Taurus bildet, liegt am Dorfe Dammle Köi bei Thor Oglu, westlich von Tarsus. Die Schichten des Sand- steins liegen daselbst fast horizontal, höchstens mit einer sehr geringen Neigung in SO., mit dem Hauptstreichen der dor- tigen Lagerungen überhaupt aus NO. in SW. Die Masse des Sandsteins weiss und weisslicli-grau , die Ouarzkörner durch ein kalkig-thoniges Cäment verbunden, welches, wenn es vorherrschend ist, den Sandstein zum sandigen Mergel macht, tritt es aber mehr zurück, so wird eine kieselige Masse häufig so überwiegend, dass sich der Sandstein fast in einen öuarzfels von sandigem Gefüge umwandelt. Der vorherrschende Theil der Sandsteinmasse besteht aus Bänken eines sehr zerreiblichen und der Verwitterung sehr ausgesezten Sandsteins, mit welchem Bänke eines gleichen, aber sehr festen und nur in massige Stücke zerfallenden wechsellagern. Die Schichtenköpfe stehen meist frei wie Mauern aus der sie umgebenden , leichter zerstörbaren Masse hervor und bilden manchmal sonderbare, phantastische Felsgruppen. Diese feste , quarzige Sandstein-Masse bildet auch nesterföimige Einlagerungen in dem weniger festen , zerreiblichen Sand- steine, und überhaupt ist dieser daselbst voll der bereits 608 erwähnten Sandstein-Konkretionen mit scliwai'zei' und eisen- schüssio^er Kruste, zum Tlieii von riesenmässiger Grösse und theils rund, theils elliptisch, fast die Form von Mumien- särgen habend. Bei diesen höchst interes- santen Formen bildet a eine Konkretion von oft mehr als 1 Fuss Durchmesser, einen kugelrunden Kopf, von Iergel mit weissem, körnigem Gypse wechselnd. .5) Korallen- und Polypen-Kalkstein. 6) Erdige, grüne Mergel mit Tertiär-Versteine- rungen. 7) Feste, weisslich-grüne Kalkmergel, ohne sicht- bare organische Reste. 8) Ostreen-Sandstein. Ostrea gigantea und andere Arten, so wie Avicula in grosser Menge enthaltend, mit Kohlenletten voll Cerithien uud Braunkohlen führend. 9) Eisenschüssiger Sand, ältere und JNagelflueartige Kalkkonglomerate, Sandstein wechselnd mit Thon und Mergelstraten, theils voll Ostreen, theils in Menge ter- tiäre Konchylien enthaltend, gleich denen aus dem Wiener Becken bei Baden. 10) Thonige Kalke, wechselnd mit Mergel und Thon- straten. (^ 612 11) Blauer, anthrazitfülireiider Kalkstein. 12) Weisser, erdija^er und erdig-körniger Kalk mit den Versteinerungen der obern Kreide. Feuerstein- führend. 13) Kalkthonschiefer und scliieferiger , thoni^er Kalk. Gränze der Voralpen. ^ ^ 14) Dichter, grauer Kalkstein, Feuerstein führend, Lager von Hornstein. Durchbrüche von Serpentin. Be- ginn der Hochalpen. 15) Schieferiger Kalkstein, zum Theil thonig, ohne Feuerstein. Serpentin-Durchbrüche. Auf Lagern und Gängen Bleierze, Eisenerze führend. Verworrene Schichten. 16) Kalkstein mit Thonschiefern wechselnd. Ser- tf \ pentin-Durchbrüche. Der Kalk dicht, die Schiefer thonig. c 17) Thonschiefer und Glimmerschiefer wechselnd !|-|\mit körnigem und dichtem Kalke. I S j IS) Krystallinische Gebilde, Glimmerschiefer, Gneiss, u 1^' Granit. Mit steter Hinweisung auf dieses Lagerungs-Schema reihe ich nun die Details der geogiiostischen Verhältnisse an, insofern sie die Struktur der Hochalpen und ihre Verbindung mit den Voralpen betreifen, und beginne mit dem ßiilgur Dagh bei Gülek und seinen zunächst angränzenden Distrikten. In dem westlichen Theile der Taurus-Alpen, im Pascha- like Adana und namentlich in der Umffebuno- von Gülek. zeigen sich die nagelflueartigen Kalkstein-Konglomerate und die Kalkbreccien , welche den ältesten Meeresdiluvionen dieses Landes zuzurechnen seyn dürften, vielleicht auch in die tertiäre Reihe übertreten, als Decke der Kalkberge, als Ausfüllung der Becken und Thäler in ihrer grössten Ent- wicklung. Die Schichten dieser Konglomerate liegen giössten- theils horizontal, und doch treten sie als oberste Ablagerung an dem Saume des Centralrückens und ganz analog den ähnlichen Erscheinungen im nördlichen Peloponnese, bis zu 3000 und 4000 Fuss Meereshöhe empor. So in dem engen Felsenpasse von Gülek Boghäs, in den Cydnus-Thälern bei Dschehenim Deressi und Bambuig Deressi. 613 In geringerer Entwicklung, der Masse nach, zeigen sich in den Hochalpen die Teitiär-Gebihle und die Reihe der obern Kreide. Bei Gäensinn, eine Stunde südwestlich von Giilek, bedeckt leztere den grauen, dichten Kalkstein des Centrale in horizontalen Schichten. Sie wechselt daselbst mit Straten eines reinen, dunkelgi*auen und schwarzen Feuer- steins, von 1 Zoll bis 1 Fuss Mächtigkeit. Die Kreide selbst ist grau, weiss, erdig und mitunter sehr rein, so dass ihre Verwendung als Handelskreide keinem technischen Hinder- nisse unterliegen würde. Sie führt Versteinerungen, beson- ders reich an leztern ist aber der gelbe, thonige und sehr dünnschieferige Mergel, der sie bedeckt. Wendet man sich von Gülek südöstlich gegen Adana, so bleibt man in dem grauen , dichten Kalkstein der Hoch- alpen bis eine halbe Stunde nördlich vom Brunnen Hülük Küjünin Paschi. Auf dem Wege dahin sieht man an den Bergen jener Felsbildung eine Menge kleiner Höhlen , wie von Meeresbrandung ausgeschlagen, und da sie alle so zu sagen in einem Niveau liegen, so scheint man hier, wie an den Granitbergen einiger Punkte Norwegens, eine Linie vor sich zu haben, die den alten Wasserstand des Meeres zu bezeichnen scheint, der in diesem Falle gegen den heutigen eine Differenz von ein paar tausend Fuss nachweist, sey es nun durch Hebung des Landes oder durch Senkung des Meeres. An dem bezeichneten Punkte vor dem Brunnen beginnen die Ablagerungen der Kreide- und Kreide-Mergel mit einer Masse von Versteinerungen und unter denselben Verhältnissen wie in Gäensinn. Die Kreide entwickelt sich hier in einer Breite von 2 Stunden, worauf, sie bedeckend, unmittelbar der Ostreen-führende Sandstein, von noch grös- serer Entwicklung als bei Thor Oglu, aber ohne jene son- derbaren Konkretionsformen, folgt. Dieser Sandstein ver- läuft sich in der Richtung der Strasse nach Adana unmittel- bar in die Ebene. Der Festungsberg bei Gülek gehört dem grauen, dichten Kalkstein der Hochalpen an, dieser wird jedoch von Straten eines ähnlichen Kalksteins bedeckt, der, während erstrer Feuerstein - und Versteinerungslos scheint , sehr häufig 014 Feuerstein -Nieren und organische Reste umschliesst, als Kcliinodermen, Arten von Ostrea, Ammonites und Korallen. Ein ähnliches Gebilde, wie am Orontes bei Antiochia. In kleinen beckenartigen Vertiefungen lagerte sich eine ganz jugendliche Süsswasserbildung ab, ein eisenschüssiger Kalk- tufF mit Blättern noch lebender ßaumarten, ein Gebilde ohne besondern lokalen geognostischen Werth. Interessant sind hingegen die im grauen dichten Kalk- steine 1 Stunde nordöstlich von Gülek aufsetzenden Braun- eisenstein-Lagerstätten, wahrscheinlich Gänge. Sie streichen mit den Gesteinslagen aus Ost in West und fallen flach in Nord. Ihre Masse dringt auf feinen Spalten, sogenannten Haarklüften , sehr weit ins Nebengestein ein und erscheint manchmal, von der Hauptmasse aus, wie über die Überfläche des Kalkes hingegossen, wie als wenn die Spalte ihren Inhalt nicht hätte fassen können und derselbe übergeflossen wäre. Ich dachte bei diesem Anblicke unwillkürlich an Bildung durch Thermal- Wasser und an Thermal-Sedimente. Wendet man sich von Gülek nördlich und steigt auf dem Wege zu den Grubenbauen das Gehänge des Bulgur Dagh daselbst an, so beobachtet man bis zum Brunnen am Fusse des Maden Tepessi nur den grauen , dichten Kalk- stein der Ilochalpen des Taurus, mit wenig Feuerstein und organischen Resten. An jenem Punkte hingegen und an dem plötzlich steil sich erhebenden Gehänge des Central- rückens des Bulgur Dagh beginnt eine andere Kalkbildung. Der Kalkstein führt keine Feuersteine mehr, Thon tritt in seine Masse, und sein sonst dem Körnigen sich näherndes Gefüge nimmt dadurch einen thonschieferartigen Charakter und eine bläulich-schwarze Färbung an. Auf Lagern von höchstens 1 bis 2 Klafter Mächtigkeit tritt auch in diesem Kalke wirklicher Thonschiefer auf, von grauer und graulich- grüner Farbe und sehr dünnblätterigem Gefüge. Auf der Höhe des Maden Tepessi nimmt dieser Thonschiefer einen mehr chloritischen Charakter an und steht mit dem Kalke ganz in Beziehung der Wechsellagerung. Diese Felsfor- mation ist herrschend im ganzen Thale des Enik Tepessi, in der ganzen Umgebung der Gruben am Maden Tepessi 015 lind als Hauptgebilde des ganzen Cential-Rückens des Buignr Dägli, nur mit der Modificatiou, dass an den höchsten Er- hebungen desselben, so z. B. am Allah Tepessi, der Thon- schiefer mehr glimmerschieferartig' wird und der Kalk ein krystallinischkörniges Ansehen gewinnt. Der graue, dichte, Feuerstein fiihrende Kalk ist regel- mässig geschichtet, seine Schichten streichen ziemlich con- stant aus N. in S. und verflachen meist unter Winkeln von 15 bis 25*^ in Ost. Der schiefrige und mit Thonschiefern wechselnde, Bleierze fiihrende Kalk ist ebenfalls geschichtet, seine Schichten aber haben, conform seiner Struktur, nur eine Mächtigkeit von 3 bis 5 Fuss. Ilire Ricliluiig ist durchschnittlich aus N. in S. , nach 2 h. bis 5 1j. , das Verflachen derselben ist jedoch liöchst verschieden, die Schichten sind mannigfaltig gebogen, gekrümmt, gebrochen, theils verworren durch einander geworfen , theils konzen- trisch sich um Kerne in weiten, ungeregelt scheinenden, elliptischen Umrissen anordnend*, ich glaube kaum, dass der Name Schichtung in der gewöhnlichen Wortbedeutung „als systemmässiges und verschiedene der ßildungs-Perioden bezeichnendes Aufeinanderfolgen der Felslagerungen" auf diese Gesteinslagen eigentlich anwendbar sey, sondern ich glaube, dass dieselbe und ihre sonderbare Anordnung, wie überhaupt bei schiefrigen Gesteinen, rein nur Folge eben ihrer schiefrigen Struktur und eines nach bestimmten Ge- setzen und in grossem Maasstabe statt gefundenen Krystalli- sationsprozesses seyn diirfte, der dem Akte, welcher die Konkretionen im Kleinen bildet, in seiner Natur vielleicht sehr nahe steht. Schenkt man diesen scheinbaren Verwirrungen der Gesteinslagen nur einiges Augenmerk, so kann man, besonders die konzentrisclien Anordnungen derselben um bestimmte Kerne betrachtend, unmöglich annehmen, dass sie eine blosse Folge mechanischer Störungen eines urspriinglich anders gestaltet gewesenen Schichten-Systems seyen, Folgen von Emporhebungen u. s. w. ; denn wer diese Annahme '•' Man sehe die drei Diirchsclinitte von Stliithtenstellungen am Enik Tepessi, Maden Tepessi und Allah Tepessi. rurssEriCEH, Reisen, l. li(l. '».Till. 40 616 macht, muss die Folge» derselben, die hervorgegangenen secinidären Gestalten, auf Grundformen zurückführen können, deren weitere Entwicklung nach Grundsätzen der Mechanik und mit mathematischer Schärfe sich nachweisen lässt ; denn hei Umwandlungen in den Formen ist die Mathematik eben so unumgängliche Bedingung, wie bei Umwandlungen in der Materie die Chemie, und Hypothesen, die vor ihren Tribu- nalen nicht Stich halten, sind und bleiben schwankend, bis jenes gelingt. Bei der Annahme eines Krystallisationspro- zesses, der, wie wir anzunehmen vollen Grund haben, auch im festen Zustande der Körper als wirkendes Agens, nur selten in der Zeit erfassbar, aufzutreten scheint, haben wir das Wirken der Natur im Kleinen, wie z. B. bei der Bil- dun'>- von Konkretionen, konzentrisch schaligen und strahli- gen Massen , bei vielen Süsswasserbildungen u. s. w. für uns und können es, bei mehr oder weniger stattgefundener Modification des festen Aggregat -Zustandes, z. B. an den Gesteins-Massen in Gestellen hoher Oefen, als in Zeit und Raum gegeben, auch nachweisen. In dem dichten , mit Thonschiefer wechselnden Kalke setzen im Thale zwischen dem Enik und Maden Tepessi und besonders an des letztern westlichem Gehänge Lager- stätten auf, welche zusammen mit Thonschiefer, der beson- ders am Tage in einem sehr aufgelösten Zustande sich befindet, Bleiglanz, Kiese, Bleisalze und Zinkblende führen. Man kennt in der nächsten Umgebung des Maden Tepessi mehrere solcher Lagerstätten, die aber alle denselben Cha- rakter an sich tragen, nämlich den der linsenförmigen Stöcke, sogenannte Nester, welche bei einer sehr geringen Ausdeh- nung im Streichen , oft nur von vvenigen Klaftern , eine Mächtigkeit bis zu 2 Klaftern entwickeln , zwischen den Gesteinslagen eingelagert sind und denselben vollkommen conform liegen. Eine Art Besteg, gebildet durch die gänz- liche Auflösung des Thonschiefers, der diese Linsen um- schliesst, trennt die Erze führende Masse stets vom Neben- gestein, vnid wahrscheinlich folgen im Streichen der Gesteins- Lagen stets mehrere solcher Linsen nacheinander, eine Art Lttgerzug bildend, worüber mir aber nähere Erfahrungen r>i7 mangeln. In der Nähe dieser Erzlaf>;ei'stätte und zwar dicht nnterhalb dem Zechenhause sezt in derselben Felsbildung ein refrelmässiges Lager von derbem Schwerspathe auf, weiss ins Gelbliche sich ziehend und zum Theil krnmmscha- lige Textur zeigend, mit Bleicrde. Man kann das Lager, in einer Mächtigkeit von 4 Fuss, dem Streichen nach an 4 bis 5 Klafter neit verfolgen. Die Lagernngs - Verhäkiiisse der Erzlagerstätten sind durch die verworrene Stellung der (iesteinslagen, zwischen denen sie liegen, äusserst verwor- ren. Sie sind durch eine Menge von über Tags sichtbaren Verwerfungen wahrscheinlich äusserst kurzabsetzend und eben dadurch für den Bergmann sehr schwer auszurichten, üebrigens waren diese Bleierzlagerstätten am Maden Tepessi schon seit sehr langer Zeit Gegenstand bergmänni- scher Betriebsamkeit, wenn man anders blossen Schatzgräber- Arbeiten diesen Namen geben kann. Das Meiste in neuerer Zeit geschah unter der Regierung der lezten Sultane, be- schränkte sich aber auch grösstentheils auf ein kenntnisslo- ses Herumsuchen über Tags. Man schlug zwar ein paar Stollen an, betrieb sie aber nur in so lange, als man auf dem Erzneste Erze zu erobern im Stande war. Dieser Umstand, verbunden mit der grössten denkbaren Unkenntniss, niit der Schläfrigkeit der Verwaltung, die ohnehin eigentlich keinen unmittelbaren Antheil an diesen Lnternehmungen nahm, und mit dem Mangel aller Subsidien, bewirkte, dass man jeden dieser Baue nur einige Klafter weit ins Gebirge führte, dann einstellte und einen neuen begann, so dass für die eigentliche Aufschliessung nichts geschah. Während dem Kriege Mehemed-äli's mit dem Sultane, bis zur Schlacht von Koniah, in deren Siegesfolge die Besitznahme des Pa- schalikes Adana durch erstem gehörte, gerieth dieses Un- ternehmen ganz in Verfall und wurde erst wieder dann aufgegriffen, als, eigentlich durch Ginsberg angeregt, der unternehmende Vizekönig sein Augenmerk darauf warf, und es ergab sich, was ich schon im Detail eraählt habe: mau gCAvältigte zwei der unter Sultan Machmüd angeschlagenen Stollen , beide von einer unbedeutenden Ausdehnung, In einem Gesenke des untern Stollen beleuchtet man das erz- 40* ßl8 führende Lager in einer Mäclitigkeit von 4 bis 5 Fuss, nach 2 h streichend und in Süd-Ost flach fallend, bestehend aus Thon nnd Thonschiefer mit fein eingesprengtem Bleiglanze, Pocherze von geringem Belange. Mit dem obern Stollen hatte man eine ganz andere Lagerstätte gefasst, sie aber auch sogleich innerhalb des Mundloches wieder verloren, jedoch später wieder durch eine westliche Abquerung vor Ort sowohl, als mittelst eines Gesenkes erbaut, am erstem Orte taub in 2 h streichend, am letztern Punkte in schönen Erzen anstehend und in einer Mächtigkeit von 3 Fuss. Ausser diesen beiden Stollen befinden sich mehrere solcher alter und verbrochener Aufschläge in der Nähe, keiner jedoch von nur irgend einer Ausdehnung. Wichtiger sind einige Abschürfungen solcher Bleierze führenden Lagerstätten da- selbst, die ich daher auch, um sie näher zu erforschen, belegte. In Folge des weitern Betriebes stellten sich die Erz- führungs- Verhältnisse in den beiden Stollen günstiger. Man erbaute im Gesenke des tiefern Stollens in einer Mächtigkeit von 1 Fuss schöne Erze in einer weichen, thonigen Masse, deren Milde den Betrieb sehr erleichterte. Auf dem obern Stollen erbaute man ein an 2 Klafter mächtiges Mittel mit den schönsten Erzen; so fand man auch das Gesenke zu Sumpfe ganz in Erz anstehend; da aber durch die frühern Arbeiten der ganze Bau eine höchst ungeregelte Gestalt erhalten hatte und dadurch sowohl, als durch die Brüchig- keit des Gesteins an und für sich, die Fortführung dieses Baues sehr gefährlich wurde, so Hess ich, um sogleich von vorne herein radikal abzuhelfen, einen neuen Stollen auf diesem edlen Lagerzug hineintreiben und befahl den alten Bau zu versetzen. Den Betrieb, da die Hütte bereits durch die mit den alten Tagarbeiten gewonnenen Erze mit Vor- rath gedeckt war, reduzirte ich rein auf eine energische Aufschliessung, um nicht durch einen vorzeitigen Abbau der getroffenen Mittel sich gleich im Anfange wieder von Erzen zu entblössen. Mit den obern Stollen , dessen Feldort ich nach Eröffnung des neuen Stollens als das einer Firsten- Strecke fortbetreiben Hess, traf man auf eine Verwerfung, (»19 deren vollkommen gesetzliche Form aus dem angeschlossenen Bilde erhellt, in welchem a das Erzlager, a dessen verworfenes ^-—- r^- fll- -.4. a ■ir — ^ — ^-^ °—jj °- -• ./^ Trumm und b die beiden Verwerfer (Schmierklüfte) bezeich- net. Man fand die Fortsetzung des Lagers ohne Anstand und zwar zum Glück wieder veredelt. Von dem Gipfel des Allah Tepessi hatte ich eine wette Fernsicht über die dem Bulgur üagh sich westlich und östlich anschliessenden ßergzüge des cilicischen Taurus. Der Nordab- fall des Taurus in die Hochebene Kleinasiens ist sehr steil; nicht wie am südlichen Gehänge schliesst sich dem Centrale eine breite Reihe von Voralpen an, sondern der Bulgur Dagh, wie der Baghir Dagh fallen mit ganz senkrechten, von engen Schluchten durchschnittenen und kahle, scharfe Hörner und Zacken tragenden Felswänden, auf denen nur Adler, Stein- böcke und Gemsen leben, in die Ebene ab. Am Südgehänge beginnen die Cedernwälder bereits in Meereshöhen von 6000 bis 7000 Fuss, und zu ihren Füssen dehnt sich ein schön bewaldetes Alpenland aus; am Nordgehänge steht der Tau- rus als nackte Mauer da, und erst am Fasse derselben breitet sich der grünende Teppich der Hochebene von Koniah, Ka- raman und Erekli hin, welche Ebene in weitem Bogen wie- der von Bergen umschlossen wird und eine scheinbare Län- genausdehnung von 15 Meilen, bei einer Breite von 6 Meilen besizt. Man sieht auf dieser Ebene mehrere der vulkani- schen Durchbrüche in kegelförmigen Bergen sich erheben, iV20 liocli Übel' alle aber und erstrer auch hoch über alle Kuppen und Ilörner des Taiirus ra^en die beiden fenergebornen Uieseii, der Erdschiesch bei Kaisarieh und der schöne Hassan Däj^h bei Ak-Serai empor. V^on Gi'ilek sich westlich gegen die Cydnus-Tliäler wendend, sieht man den dichten, grauen Kalkstein, der Feuerstein und Versteinerungen: Kchinodermen, Osträa, Ko- rallen etc. führt, fortwährend als Hauptfelsgebilde auf- treten; er bildet kleine Plateau's und tiefe, enge Thäler, finstere Schluchten mit reissenden Bergströmen, so die beiden Cydnus-Thäler: Dschehenim Deressi und Bambuig Deresst. Bei Deirmann Deressi sezt derselbe und ein sehr nahe ver- wandter Kalkstein auf, ohne Versteinerungen, aber mit vielen und mächtigen Lagern von Brauneisenstein und Rotheisenstein, deren Masse so überwiegend wird, dass ganze Berge daraus zu bestehen scheinen. In der Nähe dieser Erzlager wird der Kalk schiefrig und erstre selbst werden von Thonschiefer begleitet. Südwestlich und ganz nahe folgen im Gebiete des Kalksteins mächtige Durchbrüche von Serpentin. Der- selbe bildet das Übergangsjoch von Deirmann Deressi nach dem Thale von Güsill Törreh, dieselbe Felsbildnng wie im Thale des Orontes und wie dort, am Tage in einem sehr aufgelösten Zustande und wie dort, auf untei'geordneten Lagerstätten, Chromeisen und andere Eisenerze führend. Diese Serpentin-Bildung, deren Gesteinslagen aus INO. in SW. streichen und auf ihren Ablösungen viel Eisenoxyd führen, hält durch das ganze Thal, mit geringen Unterbrechungen des Kalksteins, mit welchem Wechsellagerung statt zu finden scheint, bis zum Dorfe Allah Dägh an. An mehreren Punk- ten beobachtet man im Serpentine Einlagerungen von Glim- mer und Hornblendegesteinen. Südlich des Serpentins von Güsill Törreh tritt wieder derselbe graue, dichte und schief- rige Kalkstein auf, den wir nördlich desselben sahen, und wie dort enthält er auch hier wieder mächtige und zum Tlieil ganze Berge bildende Lager von Brauneisenstein und llotheisenstein mit Magneteisenstein. So bei Szamszädlar, wie bereits ei wähnt wurde. Am Felsenthore bei Matera, zwei und eine halbe Stunde «21 südlich von Allah Dägh, beginnen die Ablag-eningen der obei-n Kreide, welche den Eisenerze führenden grauen, dich- ten Kalkstein der untern Kreide liier unmittelbar bedecken. Es erscheint zuerst ein weisser, meist erdiger und zerreib- licher Kalkstein, der ausgezeichnet horizontal geschichtet ist. Dieser Kalk wechselt weiterhin mehrmals mit diinn- schiefrigen und erdigen Mergeln von weisser und grauer Farbe. Beide Gebilde führen die Versteinerungen der obern Kreide, besonders viele Osträen, Kreide und Kreide-Mergel setzen im steten Wechsel noch 3 bis 4 Stunden fort, bis diese ganze Bildung endlich bei Thor Oglu durch eine steile Wand plötzlich abgeschnitten wird und die Formation des Braunkohlen führenden Osträen-Sandsteins beginnt. In den Thälern und Becken der rundlichen Hügel und Berge des obern Kreide-Terrains sieht man , wie in denen der untern und dem eigentlichen Centralzuge angehörenden Kreide, jenes nagelflueartige Konglomerat, jene Kalkbreccie anste- hen, die im Centrale des Taurus eine so grosse Rolle spielt 5 doch ist sie im Gebiete der obern Kreide-ileihe seltner er- scheinend, örtlich nie so ausgedehnt und nie in so mächtiger Entwickhing auftretend, als in dem der untern Kreidereihe. Die ausgedehnte Ablagerung des die Glieder der obern Kreidereihe bedeckenden, Braunkohlen führenden,- Osträen- Sandsteins zieht sich als ein breiter Gürtel längs dem gan- zen Südgehänge des Taurus hin. Diese hügeligen, welligen Sandsteinberge bilden einen ununterbrochenen Streifen von fast 15 Meilen Länge und 4 Meilen, oder 8 Stunden, gross ter Breite. Diesem Sandsteine ist, wie schon er- wähnt, die Absonderung in rhombische Stücke ganz eigen- thümlich angehörend , wodurch seine Oberfläche häufig das Ansehen von Strassen-Pflaster erhält, so auch bei Thor Oglu. Bei Dedalär, zwischen Thor Oglu und Tarsus, sehen wir mitten in diesem Sandsteine die Gebilde der obern Kreide noch einmal hervorbrechen. Auf der Höhe des flach- gewölbten Gebirgs-Rückens nämlich beobachten wir wieder den grauen, dichten Kalkstein des,iCentrale und darauf Ab- lageinngen der obern, weissen und erdigen Kreide, die ganze Masse ringsherum umgeben von Osträen führendem 622 Samlsteiiie. Die Schichten des grauen, dichten Kalkes streichen aus NO. in SW. und stehen beinahe senkrecht, die Schichten der obeni Kreide hingegen liegen fast horizontal darauf. Um die geognostischen Details dieses westlich des Seihi'in liegenden Theils des Taurus zu ergänzen und so ein geognostisches Bild dieses Terrains in seiner Ganzheit zu geben, führe ich hier die Beobachtungen an, welche uns AiNSWoRTH über einige Lokalitäten mittheilt. Am Chan Katläh Oglu beobachtete derselbe ein Trfi- vertino- ähnliches Gebilde, welches die Mergel- und Kalk- Ablagerungen bedeckt und wahrscheinlich ein paralleles Süsswasser-Gebilde zu unserm am Festungsberge bei Gülek beobachteten Kalktuffe ist. Am Doi'fe Duräk tritt körniger Gyps im eisenschüssigen Sande unsers Osträen-Sandsteins mit gemeinem Thone auf. Weiterhin wechseln Thon und Sand mit thonigen und eisen- schüssigen Sandsteinen in dünnen Straten, mit rhombischer Absonderung. Darauf folgt Polypen -und Korallen-führender Kalk. Die Polypen theils in Gruppen vereint, theils die ganze Felsmasse bildend. Die Masse dieses Polypen-Kalkes wird von Klüften geringer Mächtigkeit durchsezt, welche tra\ibigen Glaskopf führen. Dieser Korallen- oder Polypen- Kalk wechselt zu unterst mit dunkelfarbigem Thon, der voll von Bivalven aus den Geschlechtern Tellina und Lucina ist. Am Chan Kussäl Oglu liegt ebenfalls der Osträen- Sandstein mit eisenschüssigem Sande unter dem Polypen- Kalke mit Thon-Straten. Unterhalb dein Chan-Saraschi liegt ein Cerithiuni- und Conus-führender Kalkstein auf dem Kreidegebilde der Cen- tralkette, wahrscheinlich das oberste Glied unserer Tertiär- lleihe am Taurus ; denn zwischen ihm und der Kreide be- merkt man hie und da Zwischenlagerungen von Kalkbreccie und schiefrigen Thonen. In dem Thale des Chan Kussäl Oglu steigt ein vor- herrschend Arten von Conus umschliessender Kalkstein in hohen und schroffen Felsen empor, voll enger Risse, Schluch- ten und phantastischer Felsgestalten. Gegen Nord bedeckt G23 iliii eisenschüssiger Sandsteiii, der wieder von unserem Po- lypen-Kalk überlagert wird, so auch gegen Süd, nur dass in leztrer Richtung unter dein Polypen-Kalk und eisenschüs- sigen Sandstein Sandstein-Konglomerate auftreten. In den Flussthiilern des ürlindschah, des Seihün und des Solaklät treten die oft erwähnten nagelflueartigen Konglomerate in einer grossen Entwicklung auf. Sie um- schliessen hier häufig Geschiebe von Bruchstücken krystallini- scher Felsarten, ein Beweis, dass die Fluthen, welche sie an- häuften, aus dem nordAvärts der Kalk-Centralkette des Taurus liegenden, plutonischen Terrain der Hochebene Kleinasiens kamen und ihren Weg fast in derselben Richtung mit den heutigen Flussthälern nahmen. Stellen wir nun alle hier im Detail angeführten Daten über die geognostischen Verhältnisse des westlich vom Seihün liegenden Theiles des Taurus bildlich zusammen, so ergibt sich der tabellarisch dargestellte Hauptdurchschnitt von der Küste des Mittelmeers bis zum Nordabfall des Central- Rückens *. Nachdem wir die geognostische Struktur der westlich vom Seihün liegenden Partie des Taurus kennen gelernt haben, w'erde ich bemüht seyn, in derselben Art die geo- gnostischen Verhältnisse der östlich vom Seihün in dem Pa- schalike Adana und Marasch liegenden Partie des Taurus darzustellen, und beginne mit der Ebene zwischen der Mee- resküste bei Adana und Siss. Eine weite Ebene erstreckt sich vom Meere zwischen dem Seihün und Dschihün bis zum Fusse des Taurus, bis zu seinen Vorbergen bei Siss. Sie wird südöstlich am Cap Malo vom Karadasch, östlich aber, jenseits des Dschihün vom Dschebel el Nur und von den Bergen bei Marascli be- gränzt, Punkte, deren Struktur wir theils bereits schon ken- nen, theils bald werden kennen lernen. Alluvium und Dilu- vium in unerforschter Mächtigkeit sind die Hauptformationen dieses Terrains, doch tritt an mehreren Punkten der Osträen- führende Sandstein in ausgedehnten, welligen, niedern Mau sehe den Durchschnitt des Taui'U«. westlich vom Seihün. 624 Hii'»elzü«>'eii hervor, und einzelne Durchbrüche der Kreidereihe erheben sich als isolirte, schroffe und kahle Felsen, die zu mehreren hundert Fuss über die Ebene ansteigen und meist auf ihren Spitzen die Ruinen alter Kurden - Schlösser, mit fast halsbrecherischen Zugängen, tragen. So sehen wir die Kreide, wechselnd mit Mergeln, am Wege von Adana nach Messiss, wo derselbe über einen flach gewölbten Rücken führt, zu Tage gehen, so sehen wir den Osträen-Sandstein ausgezeichnet bei Imamm Oglu und am Südrande der Berge von Siss, und so sehen wii* endlich die harte, graue Kreide, die wilden, isolirten Felsen von Tummlo Kalessi, Anazdrba, Schech Marän und bei Siss selbst bilden, indem der ganze Festungsberg oberhalb dieser Stadt dieser Kalkbildung an- gehört, wenigstens grösstentheils, denn die obersten Schichten der Felsen von Siss, welche reich an Conus und Cerithien- Arten sind, kann ich füglich nicht mit den untern Schichten, ein versteinerungsloser, dichter, grauer und weisser Kalk- Stein, in eine Klasse stellen. Der obere, Versteinerungen führende Kalk dürfte wohl der tertiären Reihe angehören. Die Kalkberge bei Siss sind sehr verworren zerklüftet, nirgends zeigt sich eine eigentliche Schichtung. Sie um- schliessen am Rande des Taurus ein kleines Bassin, welches mit dem nagelflueartigen Konglomerate der oft erwähnten Kalkbreccie erfüllt ist, und lokale, Travertino-artige Bildun- gen, ohne Zweifel Thermen-Absätze, enthält. Wo hingegen die jüngere, weisse Kreide, wechselnd mit Mergeln, auf der Ebene hervortritt, ist sie überall deutlich geschichtet, und ihre Straten streichen aus NO. und O. in SW. und W., bei einem sehr schwebenden Verflachen In SO. und S. Im Norden von Siss und in der ersten Reihe der Taurus- Voralpen, welche hier den Winkel ausfüllen, den die Cen- tralkette dadurch macht, dass sie sich östlich vom Seihün plötzlich scharf in N. und dann wieder in O. wendet, ist die harte, graue Kreide die vorherrschende Felsforraation. Jüngere Formationen bedecken sie. So sehen wir an den Ruinen der alten Burgen von Kara Siss Kaleh und Andal Kaleh den Jüngern, Conus- und Cerithien-Arten führenden C25 1111(1 wahrscheinlich tertiären Kalk auf Sandsteinen und um- jrewandelten Felsgebilden liegen, welch sämmtliche Ablage- rungen wieder an einigen Orten durch krystallinische Felsge- bilde durchbrochen werden. Der Kalk, welcher die Berg;e um Kara Siss und Andäl- Kaleh herum bildet, zeichnet sich durch seine wilden Formen aus, er bildet scharfe, kühle, pyramidale Hörner, getrennt durch enge Schluchten mit senkrechten Felswänden. Die Sandsteine sind unsern Osträen- Sandsteinen ganz ähnlich. Sie sind grobkörnig, sandig, thonig und wechseln mit Straten von blauem Thon, welcher Braunkohlen führt. Die umgewandelten Felsgebilde sind ein talkigschiefriger Thon, zum Theil mit Glimmer, eine Art rother Schieferthon und ein nagelflueartiges Kalk-Konglomerat. Die abnormen Felsgebilde hingegen sind Serpentin und Talkschiefer, spaltbar und thonig, mit Adern von Asbest und ein ganz eigenthümliches Trümmergestein, bestehend in Trümmern eines grünen, dioritartigen Gesteins, verbunden durch einen blaulichweissen talkigthonigen Teig. Wir haben es hier, wie ich glaube, mit einer einfachen Lagerungsfolge tertiärer Gebilde, Kalk- und Sandstein, mit Thon-Straten wechselnd, und mit Kalk -Konglomeraten zu thun , die theils auf der harten grauen Kreide, theils auf abnormen Felsgebilden aufliegen , welch leztere jene durch- brochen zu haben scheinen und welche auch vielleicht jene Umwandlungen in der untern, thonigen Reihe dieser ausge- dehnten Sandsteinformation, die sich bis Anazarba er- streckt, herbeigeführt haben. Da jedoch Versteinerunge:i mangeln, so ist es allerdings möglich, dass jene umgewan- delten, thonigen Gesteine sammt ihren Konglomeraten der Kreide-Reihe angehören : für älter jedoch als diese halte ich sie nicht. Steigt man das Gebirge durch den Karä ßoghäs in nörd- licher Richtung weiter hinan, so sieht man zwischen den hohen Bergen der harten, grauen Kreide, deren Schichten senkrecht stehen und aus N. in S. streichen, das nagelflue- artige Kalkkonglomerat in ungeheurer Mächtigkeit abgela- gert und zu bedeutender Meereshöhe sich erheben. Diese 620 Nagelflue, durch ihren Wechsel mit uiiserni Braunkohlen- führenden Osträen-Sandstein, wie wir gleich sehen werden, eine entschieden tertiäre Stellung einnehmend , bildet das Übergangsjoch aus dem Bassin von Siss in das Alpenthal von Mantäsch Deressi. Steigt man in das Thal von Mantäsch Deressi hinab, so erreicht man zwei Stunden nordöstlich von Siss, auf dem Wege nach Hudh, eine mächtige Ablagerung von Sandstein, der am Dorfe Gedikle eine bassinartige Ausfüllung des Thaies zu bilden scheint. Der Sandstein, ganz identisch mit unserm Osträen-Sandstein, scheint hier mit dem nagel- flueartigen Kalkkonglomerate zu wechseln. Die Schichten beider streichen aus Ost in West und verflachen in Norden, also gegen das Centrale hin. In diesem Sandsteine beobachtet man dicht an der Strasse, rechts derselben und eine weite Strecke in ein kleines, sich in Ost erstreckendes Seitenthal hinein, mehrere Lager von Braunkohle, die von Sand und Thon begleitet wird, welch lezterer zum Theil in Schieferthon umgewandelt ist und ein halb gebranntes Ansehen hat. Das bedeutendste dieser Flötze hat eine Mächtigkeit von 8 Zoll und führt eine reine, hinlänglich brauchbare Braunkohle. Mehrere kleinere Flötze ziehen sich dicht unter der Dammerde hin und sind, als blosse Rasenläufer, höchstens von dieser selbst und zwar unmittelbar bedeckt. Zwischen diesen Kohlen- Flötzen liegt Sand und Thon, unter den angegebenen Ver- hältnissen. Da mir der Punkt nicht ohne bergmännische Wichtigkeit zu seyn schien, so ordnete ich bei Gedikle Schürfungen auf Braunkohlen an, das Resultat derselben blieb mir jedoch unbekannt. Verfolgt man das Thal von Mantäsch Deressi weiter hinauf gegen Nord, so bemerkt man, dass der dichte Kalk- stein, die Hauptmasse der beiderseitigen Gebirge, mehr und mehr chloritisch wird, bald gelangt man an ein mächtiges Serpentinlager und gleich darauf an einen ganzen Zug von Serpentin, der. wie am Orontes und westlich vom Seihün, den Kalk durchsetzt und durch die sich wiederholenden gleichartigen Lagerstätten, damit zu wechseln scheint. Der 027 Serpentin ist derselbe, wie dort, nur zeichnet er sich hier durch eine Menge von Klüften aus, die Magneteisen, Chrom- eisen und Asbest führen. An der Mühle des HADScui-EfFendi stösst man wieder auf mächtige Ablageruno^en des Osträen- Sandsteins, der, wechsehid mit nagelflueartigen Kalkkonglomeraten alle altern Felsgebilde nicht nur daselbst bedeckt, sondern als herr- schende Thal- und Becken-Ausfüllung bis in den tiefsten Hintergrund von Mantasch Deressi , bis zur Terrasse von Hudh , bis an den Centralrücken des Karmes Dägh anhält und in Bergen zu 3000 bis 4000 Fuss Meereshöhe ansteigt. Diese Ablagerungen von Sandstein und Konglomeraten sind an vielen Punkten und auf weite Strecken von Jüngern Tertiär- und Diluvial-Gebilden bedeckt, welche aus Thon, Sand, sandigem Mergel, Sandstehi und Schuttland bestehen. Die obern Bänke dieser Reihe führen Meeres-Conchylien, wahrscheinlich den untern und dem Osträen-Sandstein ent- nommen, durch deren Zerstörung sie entstanden, ausserdem aber Süsswasser- und Land-Conchylien, Holz von Dicotyle- donen der jetzigen Zeit, noch nicht versteinert und noch nicht verkohlt, Knochen jetzt lebender Landthiere u. s. w., kurz alle Kennzeichen, dass sie aus Revolutionen der neuesten Zeit hervoigingen. Die Straten dieser Gebilde liegen fast horizontal, theils aber auch zeigen sie wellenförmige Bie- gungen in grossem Maasstabe und richten sich in der Form ihrer Ablagerung ganz nach der Oberflächen -Gestalt des unterliegenden Terrains. Auffallend zeigt sich auch hier wieder eine Eigenthüm- lichkeit des Taurus in dem Maasstabe seiner Thälerbildung, durch die er sich z. ß. von unsern süddeutschen Alpen scharf unterscheidet. Wir sehen nämlich im Taurus, d. h. in dem von mir bereisten Theile desselben, nirgends jene lang in einer Richtung anhaltenden und breiten Thäler wie in den Alpen, alle Thäler des Taurus sind mehr Schluchten, und wo sich dieselben zu einer grössern Ausdehnung erweitern, dort sind sie so mit den zu Bergen emporsteigenden Abla- gerungen jüngerer Felsgebilde bedeckt, dass sie unterbrochen erscheinen und man nur mit Mühe ihre Fortsetzung aus 628 dem Gewirre von Schluchten und Seitenthälern herausfindet. Länffenthäler, in einem grössern Maasstabe ausgebildet, man- geln fast ganz, und durch diese Umstände erschwert sich das Studium der Terrain-Struktur sehr bedeutend. Andrer- seits, wenn es erlaubt seyn sollte, von der Grösse des Maas- stabes der Thalbildung" in irgend einem Gebirgssysteme eine Schlussfolge auf sein Alter, auf die Periode seines Hervor- tretens als Gebirge, durch Emporhebung, wenn wir wollen, zu machen, so drängt sich der Gedanke auf, dass der Taurus wohl eine der jüngsten Emporhebungen seyn dürfte und dass dieselbe erst in ihrer gegenwärtigen Vollendung nach er- folgter Ablasferung der tertiären Reihe und der ältesten Meercs-Diluvionen vor sich gegangen sey, wofür auch die Schichtungs- Verhältnisse dieser Felsablagerungen sprechen dürften. Im Hintergrunde von Mautäsch Deressi, bei Tapän Oglu, erhebt sich steil das Thalgehänge, zum Central-llücken em- porsteigend, und bildet eine kleine Hochebene, das Plateau von Hudh, das sich längs den hohen Bergen des grauen, dichten Kalksteins, in geringer Breite aus Süd-Ost in Nord- West, als eine Terrasse hinzieht und wej^tlich fast senkrecht •in das tiefe Thal des Seihün abfällt. Diese ganze, an den dichten Kalkstein sich östlich anlehnende stufenartige Er- hebung des Terrains gehört dem erwähnten Sandsteine und dem Kalkkonglomerate an , welche beide hier zu mehr als 4000 Fuss Meereshöhe ansteigen und von Jüngern tertiären Ablagerungen , Thon, thonigen Mergeln etc. bedeckt wer- den, deren Schichten die sonderbarsten Gruppirungen zeigen und mannigfaltige Biegungen und Brechungen erlitten haben. Die Kalkkonglomerate zeichnen sich hier durch die Grösse ihrer Geschiebe aus. Am Ostrande des Plateau's von Hudh erhebt sich am Fusse der Kalkberge ein Bergzug, der eine zweite, aber kleinere Terrasse darstellt, die sich über die Ebene von Hudh vier- bis fünfhundert Fuss erhebt und zu oberst eine kleine Hochebene bildet. In West, gegen Hudh nämlich, fällt dieser Zug in einer senkrechten Wand ab, wodurch er das Ansehen einer Mauer »ewinnt. Diese zweite Terrasse 629 gehört gfaiiz den jiiiigern tertiären Ablagerungen an, welche auf dem Osträen-Saudstein und den nagelflueartigen Kon- glomeraten ruhen, und da sie hinsichtlich der vielen Verstei- nerungen, -welche sie führen, eine höchst auffallende Leber- einstimmung mit den tertiären Bildungen des Wiener Bek- kens bei Baden zeigen, so dass beide Formationen, so weit es bei so lokalen Bildungen, wie die tertiären sind, möglich ist, für parallel gehalten werden können, so bestimmt sich das relative Alter unsers Osträen -Sandsteins mit seinen Konglomeraten , Breccien und Thonen nach aufwärts so ziemlich scharf. Die Ablagerungen, welche diese zweite Terrasse bei Hudh formiren, liegen auf dem uns bekannten nagelflueartigen Konglomerate, welches hier, ausser vorherrschend Kalkge- schiebe, auch solche von Roth- und Brauneisenstein enthält. Darauf folgt nun zu unterst ein thoniger, dichter, blaulich- grauer Mergel von beiläufig 3 Klafter Mächtigkeit und mit sehr wenig Versteinerungen. Mitten in seiner Mächtigkeit hingegen sezt eine zwei bis drei Fuss mächtige Strate eines lockern, sehr zerreiblichen Sandsteins auf, der eine Masse von Konchylien enthält und zwar, ausser den der Zahl nach vorherrschenden Meeresthieren, auch Land - und Süsswasser- Thiere. In diesem Sandsteine fand ich eine Sache, die etw.as sehr Räthselhaftes an sich hat. Es ist nämlich ein Stück- chen eines talkigen Gneisses, welches ganz die Form des untersten Theils eines Meisseis und auch fast die Grösse des- selben hat. In untenstehender Zeichnung habe ich dieses Gneiss-Stückchen in seiner natürlichen Grösse abgebildet 630 und es bezeichnet a die vordere Ansicht nach der breitern Seite, b die Öuer-Ansicht nach der schmälern Seite. Dass man es hier mit einem Kunstprodukte zu thun hat, daran dürfte man beim Anblicke dieses Stückchens, weiches {ge- genwärtig im k. k. Hofkammer-Mineralien-Kabinete im Haupt- Münzamts-Gebäude sich befindet, wohl nicht zweifeln; denn die Gestalt ist sichtlich durch menschliche Arbeit erzeugt, die Form ist scharfkantig, die Ecken zeigen keine Spur von Abrundung, so auch die Schneide. Der Stiel des Meisseis ist abgebrochen und ich konnte das zweite dazu gehörige Stück nicht finden. An der Aussenseite ist dieser Meissel wie mit einem grünlich blauen Schmelz überzogen, es scheint aber nur Politur zu seyn, die zum Theil noch gut erhalten, zum Theil aber sichtlich abgerieben ist. Der Gneiss, aus dem der Meissel verfertigt ist, befindet sich in einem etwas aufgelösten Zustande. Was war einst dieser Gegenstand? und aus welcher Zeit stammt er? leztere Frage ist beson- ders interessant, da sich dieses Kunstprodukt in einer For- mation eingeschlossen fand, welche den tertiären Bildungen des Wiener Beckens parallel steht. Hinsichtlich der Form erinnert mich dieses Kunstprodukt an die aus harten Steinen verfertigten Meissel unserer germanischen Vorfahren, die man in den ältesten Hünen-Gräbern und öfter auf Ackern im skandinavischen Norden Europas findet und die aus einer Zeit lange vor dem Gebrauche der Metalle in jenen Gegen- den herstammen. Sollte unser 3Iensch in der Periode, als sich jene tertiären Ablagerungen bildeten , schon auf den höher liegenden Bergen und Plateau's Armeniens gelebt ha- ben? Die Schichten dieses blauen, thonigen Mergels streichen aus Ost in West und fallen in Nord. Auf diesem Mergel liegt in einer Mächtigkeit von 200 Fuss eine Kalk-Nagelflue, grosse Ähnlichkeit mit der un- tersten zeiffend. In den untersten Straten führt dieses Kon- glomerat Geschiebe zum Theil von ausserordentlicher Grösse, nach oben hingegen wird sie feinkörniger und fast sand- steinarti^. Diese Nagelflue bedeckt ein grobkörniger und sehr fester Sandstein , dessen ganze Mächtigkeit beiläufig 36 Fuss 031 beträgt. Er ist geschichtet, seine Straten liegen fast horizontal, höchstens mit einer selir geringen Neigung in Nordost und haben oft nicht über 2 Zoll an Mächtigkeit. In diesem Sandsteine liegen zerstreute Nester desselben Sandsteins, der sich von dem ihn umgebenden nur durch seinen grossen Glimmergehalt und durch seine sehr feinkörnige und schief rige Textur unterscheidet, durch die er als ein wahrer Wetz- schiefer erscheint. Offenbar sind diese Sandsteinnester nichts anders als Konkretionen einer eignen Art. Die Hauptmasse des Sandsteins besteht übrigens vorherrschend aus Kalk- Körnern mit wenigen Quarzkörnern, verbunden durch ein nur in sehr geringer Entwicklung auftretendes Kalkcäment. Unter den vielen Versteinerungen, die er führt, zeiclmet sich besonders der Pecten jacobaeus durch die Menge aus, in der er sich findet. Auf diesen Sandstein folgt Wieder blauer, dichter Mergel in einer Mächtigkeit von IS Fuss, dem Ansehen nach gleich mit dem früheren, doch enthält er melir und besser erhaltene organische Reste, und darunter verkohlte Pflanzentheile. Darauf liegt wieder eine dünne, höchstens 3 Fuss mäch- tige Strafe von Sandstein und darauf folgt wieder Mergel, aber in zwei scharf getrennte Lagen gesondert. Die untere ist thonig, blaulich-grau, dicht im Gefüge und grossmuschlich im Bruche. Sie hat eine Mächtigkeit von 8 Fuss. Die obere Lage hingegen ist nur 4 Fuss mächtig, gelb von Farbe, sonst von gleicher Beschaffenheit mit der untern, führt auch dieselben Versteinerungen und verkohlte Pflanzenreste. Alle diese wechsehitlen Glieder von Sandsteinen und Mergeln bedeckt wieder unser nagelflueartiges Kalkkonglo- merat und zwar in sehr grosser, zum Theil mehrere hundert Fuss betragender Mächtigkeit und ausgezeichnet geschichtet. Im Thale des Seihün, zwischen Hudh und Feke, ist das herrschende Gestein aller umliegenden Berge der graue, harte Kalkstein, Bassins und Thalgründe erfüllt mit Tertiär- und Diluvial-Bildun&en. Bei Feke haben sich die Schichten des Kalksteins fast auf den Kopf gestellt 5 denn sie ver flächen sich in Nord , gegen das Thal des Seihün unter Ri'ssi-cnEM. RcisiMi. I.lM.'i. Till. 41 G32 Winkeln von 70 bis 80°. Die Mächtigkeit dieser Schichten beträgt ungefähr 1 Fuss. Dieselbe Lageriingsfolge beobachtet man auf dem Wege von Feke nach Koeselje, nur dass hier im grauen, dichten Kalke die Durchbrüche des Serpentin wieder häufiger wer- den. Der Serpentin selbst zeigt ein schiefriges Gefüge und enthält häufig Lager von Eisenglimmer. Die tertiären Bil- dungen bestehen aus Sandsteinen, Konglomeraten und schief- rigen Mergeln. Zwischen Koeselje und Korumsza sind Diallage und Hypersthen- Gesteine mit vorherrschendem Serpentine die ausschliesslich anstehenden Felsbildungen. Der Serpentin zeigt, besonders in der Nähe von Korumsza, durch starke Zunahme von Eisengehalt braune Färbung in verschiedenen Nuancen. Wendet man sich von Korumsza gerade gegen den Centralrücken des Baghir Dägh, dessen nächstes Haupt- joch ungefähr 0 Stunden nordwestlich liegt, so passirt man 3 Stunden lang ein Terrain, wo nur der graue, harte Kalk- stein herrscht. Die Schichten desselben liegen so verworren durcheinander, dass sicli über ihre Richtung gar nichts All- gemeines sagen lässt. Auf diesen Kalkstein gelangt man in der zweiten Hälfte der ganzen Entfernung in das Gebiet eines sehr dünn geschichteten, schiefrigen Kalksteins, der mit Thonschiefer wechselt und mit ihm, gerade so wie am Bul- gur Dägh, die Masse des Hauptrückens bildet. Die Straten dieses schiefrigen Kalksteins haben nur eine Mächtigkeit von 1 bis 4 Fuss und zeigen in ihrer Lage die sonderbarsten Grnppirungen: bald liegen sie horizontal, bald stehen sie senkrecht, bald krümmen sie sich konzentrisch um einen Kern oder einen Stock scheinbar verworrener Schichten. Der Central-Rücken des Taurus bildet bei Korumsza ein Plateau, das über eine Stunde breit ist und in einer Meereshöhe von fiOOO bis 7000 Fuss liegt. Auf diesem Plateau befinden sich in einer Linie aus Süd in Nord liegend, eine Menge Bingen-artiger, nach unten konisch zulaufender Vertiefungen, die oben 7 bis 8 Klafter im Durchmesser weit sind. Diese Einsenkungen sind zum Theil sehr tief, ihre Seitenwände fallen sehr steil ab, und ihr Tiefstes ist mit 633 Schnee erfiilit, den die Sonne nie schmelzt. Da diese Ver- tiefungen sich wohl in der Richtung der Gesteinslagen, aber anf keiner besondern Lagerstätte befinden, die einst im Ab- bau gestanden haben könnte, so ist dabei an das Vorhan- denseyn wirklicher Bingen wohl nicht zu denken, so auch nicht an vulkanische Erscheinungen, z. B. Krater, da nir- gends in der Nähe vulkanisches Gestein sich zeigt und auch der Kalk der Umgebung keine durch Feuer nachweisbare Umgestaltung erlitten hat. Entweder sind daher diese Vertie- fungen Folgen von Einstürzen des die Decke einer grossen unterirdischen aus Süd in Nord sich ziehenden Spalte bil- denden Gesteins, oder wir haben eine Reihe von Stöcken, einen Lagerzng vor uns, dessen ausfüllende Masse verschwun- den ist. Diess klingt freilich sonderbar, aber ich frage : Wo- hin kam denn die Masse jener Geschiebe unsrer süddeut- schen, nagelflueartigen Kalk- und Kiesel-Konglomerate, an deren Stelle wir leere Räume, höchstens einen Tlieil der zu feinem Staub zerfallenen Masse des Geschiebes beobach- ten, das durch eine von innen nach aussen vorschrei- tende, in ihren Ursachen uns noch gänzlich unbekannte Ver- witterung zerstört ist, so dass uns nur die leere Schale blieb*? Der Kalkstein des Centrale ist weiss und sehr krystal- linisch-körnig, zum Theil dolomitisch. Der Thonschiefer grünlich grau, wenig glänzend und sehr dünnschiefrig. Das Joch selbst ist mit grobem Kalk-GeröUe bedeckt. Der Ab- fall des Gebirges in die asiatische Türkei ist hier ausnahms- weise sehr sanft, und die Waldregion zieht sich daselbst zu sehr bedeutenden Höhen empor. Der schiefrige Kalkstein und Kalkthouschiefer, so wie der dichte If.alkstein, der mit Thonschiefern wechsellagert, enthalten viele und mächtige Lager von Rotheisenstein, Brauneisenstein, Thoneisenstein, Eisenocker und Glaskopf. So bei Acharsche, bei Korumsza, bei Bagdschädschig, am Gülipösch Deressi, bei Maserle, TipiDeressi, am Innik Tepessi u. s. w. Meist finden sich diese Lägerstätten, sowohl im ■' Ich erinnere an meines schätzbaren Freundes , des BerjjraJhcs Heidinger. bereits erwähnte, nerthvolle Forschungen. 41* 634 Kalke in der Nähe des Serpentins, der die Kalke dureh- jjrlclit, als im Serpentine selbst, und sind zum grossen Theile Gegenstand bergmännischer Bearbeitung von Seite der um- liegenden Gebirgsbewohner. Über diese Lagerstätte, den Bergbau, der darauf umgeht, und den damit in Verbindung stehenden Hüttenbetrieb habe ich bereits im 6. Abschnitte dieses Bandes ausführliche Details gegeben. Zwei Stunden westlich von Bagdschädschig setzen im Glimmerschiefer der Taurus-Centralformation zwei sehr in- teressante Lagerstätte von körnigem Kalksteine auf*. Dieselben durchbrechen die Schichten des Glimmerschie- fers, welche in einer Mächtigkeit von 6 Zoll bis 1 Fuss aus Süd in Nord streichen und in West gegen das Centrale verflachen, ohne sie zu durchsetzen, und tragen ihrem gan- zen Habitus nach den Charakter von Gängen ausgezeichnet an sich. Die totale Mächtigkeit dieser Gänge von krystal- linisch-körnigem Kalke beträgt im Durchschnitte 9 Fuss, und in ihrem Streichen, den ganzen Berg durchsetzend, sind sie in einer Längenerstreckung von wenigstens 50 Lachter ent- blösst. Der körnige Kalk der Gänge selbst hat im Grossen Neigung zur schiefrigeu Textur, er ist ebenfalls geschichtet, und seine Schichten haben unter sich eine Mächtigkeit von 1 Fuss bis 1,5 Fuss. Am Hangenden und Liegenden dieser Gänge ist der körnige Kalk mit dem Glimmerschiefer nicht nur ganz verwachsen, sondern er geht förmlich in ihn über, und dieses Eindringen der Kalk-Masse in die des Glimmer- schiefers ist die einzige Veränderung, welche der leztere an der Gesteinsgränze erlitt. Besonders merkwürdig sind aber die wellenförmigen Biegungen der Schichten dieses Kal- kes, die sehr scharfe Wendungen machen und in dieser Form sich zum höchsten Kamm des Gebirges hinauf er- strecken. Die Schichten des Glimmerschiefers hingegeu liegen ganz regelmässig zu beiden Seiten des Kalkes, selbst in seiner unmittelbaren Nähe. Ist hier auch anzunehmen, dass die Biegungen der Kalkschichten durch mechanischen Impuls vor sich gingen? Allem Ansehen nach sind diese Kalkgänge offen- bar mit dem Glimmerschiefer, der sie umgibt, contemporär. Durchschnitt des Gebirges bei Bagdschädschig. 035 Wenn wir die Daten, so wie sie bislier über das Gebiet des Taiinis, östlich von Seihüii, gegeben wurden, siiinmariscli betracliten , so ergibt sich vom Meere an iiber Adana und Siss folgender Dnrchschnitt,s. unten =•'. Dabei ist jedoch zu be- merken, dass der scharfen Wendung der Centralkette halber, die dieselbe plötzlich bei Korumsza macht, der Durchschnitt nicht in gerader Richtung genommen werden konnte. Wir hüben daher im beiliegenden Durchschnitte vom Meere iiber Adana bis Hudh am Karmes Dagh die Richtung aus Süd in Nord , von Hudh an aber gegen das Centrale des Baghir Dagh die Richtung aus Ost in West aus, da die Richtungen der Gebirge, um sie in ein Ganzes zusammenfassen zu kön- nen, diese Wendung des Durchschnittes erforderten. Da ich jezt bemüht war, die geognostische Struktur des Taurns im Paschalike Adana und an der Gränze von Ma- rasch so viel als möglich im Detail darzustellen, und sowohl in JJetreff der westlich vom Seihün gelegenen, als der öst- lich dieses Flusses sich befindenden Gebirgspartie: so sey es mir nun nur noch erlaubt, die zunächst der östlichen Partie sich anschliessenden Gegenden am Dschihün, das Gebirgsterrain von Marasch und den Durdun Dägh, als un- mittelbares Hauptverbindungsglied des Taurus mit den Ge- birgen des nördlichen Syriens, etwas näher zu betrachten; wobei ich mich grösstentheils auf Ainsworths schon vielfach erwähnte und schätzbare Beobachtungen beziehe. Im hüge- ligen Terrain von Kars sind die Alluvionen der Ebene durch Kalk-Gerölle und bei Kars selbst durch ein saudiges Kon- glomerat mit Kalkgeschieben bedeckt. Weiter in INord folgen die tiefer liegenden Ablagerungen von Sand und Sandstein, die auf unserm nagelflueartigen Konglomerate liegen. Tief eingeschnittene Gräben, von 500 bis 800 Fuss Tiefe, durch- ziehen dieses Terrain und bei Ajäm Boiaji bilden die Sand- steine hohe Felsenwände, Avelche sich daselbst in Ost, auf der andern Seite des Rückens aber in West neigen. Nörd- lich von Ajäm Boiaji dauert die Sandstein - und Konglomerat- Formation fort, die daselbst die Ebene bildet, welche der Dschihün durchströmt. Drei isolirte Hügel von Kalkstein, * Durchsclinitt des Taurus, Östlich vom Seihün gelegene Partie, Gm von 50 bis 200 Fuss über die Ebene ansteigend, erheben sich. Nördh'cli von der Ebene um Kurtäli beginnt ein fel- siger Dlstriktj der ganz der tertiären Zeit angehört. Zu Un- terst liegen anthrazitische Kalkthon-Straten, mannigfach gekrümmt und gebogen, theils von dunkler, theils von licht- grüner Farbe ; darauf folgen Schichten von weissen und blauen dichten Kalksteinen und Schiefern, regelmässig wech- selnd mit grobsandigen Sandsteinen und Konglomeraten von Kieselgeschieben , verbunden durcli ein kalkiges Cäment. Untfer den erst erwähnten Kalken und Schiefern liegen an- derwärts Sandsteine mit Versteinerungen der tertiären Reihe, daher auch die ganze obige Gruppe dahin zu zählen seyn dürfte. Hinter Kurtäli beginnt das Terrain gegen den Durdun Dägh stark anzusteigen und in der unmittelbaren Nähe der anthrazitischen Schiefer beobachtet man die erwähnten ter- tiären Kalke mit ihren Schiefern abgeschnitten, einerseits durch den dichten Kalkstein, andrerseits durch die erwähn- ten untern Sandsteine. Ein Thal zieht sich von da durch dichten, festen Kalkstein, wechselnd mit Talkschiefern; den Durdnn Dägh hinan und im Hintergrunde steigt man über weisse Kalkschiefer empor, welche der Kreide-Reihe angehören dürften. Von diesem Punkte hat man eine herr- liche Ansicht des Centralrückens des Durdun Dägh, dessen wild zerrissene Spitzen sich ganz nahe nördlich wie eine Mauer erheben, während die an tausend Fuss tiefen Thäler, mit dichtem Walde bedeckt, sich zu den Füssen ausbreiten. Das Centrale des Durdun Dägh besteht aus Glimmer- und Talkschiefern, über die sich, die höchsten Spitzen und Kämme bildend, Üuarz-Felsen und Quarz-Schiefer ablagern. Die Glieder dieser krystallinischen Fels-Reihe bilden unter sich vielerlei Übergänge. Die Glimmer- und Talk-Schiefer sind begleitet von untergeordneten Hornblendegesteinen, ro- then Schiefern, Thonschiefern, Chlorit-Schicfern undSchiefer- Thon , sämmthche Gebilde durchbrochen von Serpentin und Strahlstein-Fels, in Bergen von mächtiger Entwicklung und zum Theil, Avenigstens scheinbar, mit ihnen wechsellagernd. Auf Lagern und Gängen brechen in der Centralformation des Durdun Dägh Eisenoxyde und Eisenoxydhydrate, Späth- Eisenstein und Graphit, Gadolinit und ohne Zweifel viele Interessante Mineralien. Bei Anabat herrschen die dunkeln Schiefer vor, sie sind jedoch dnrchgehends in einem sehr zersezten Zustande? sehr eisenschiissig und in diinne Dachschindel -arti«;e Ta- feln zerfallen oder vielmehr abgesondert. Die Gescliiebe eines Baches, der sich von den höhern Bergen niederzieht, bestehen aus Quarz und Serpentin. Dasselbe Verhältniss findet im Distrikte von Dun Kaleh statt, auch dort sind diese Schiefer oberflächlich sehr zersezt, und dieser Umstand, verbunden mit einer sehr geringen Nei- gung des Terrains, bedingt vorzüglich die stärkere Boden- Kultur dieses Landstriches. Das eine der beiden Kastelle von Dun Kaleh steht auf blauem und schwarzem Schiefer, durch Quarz-Gänge in man- nigfacher Richtung durchkreuzt, welche, wie auch bei Ana- bat, Graphit fähren. Diese Schiefer führen Pflanzen-Reste und wechseln mit Quarzfels, der auch meist die Gipfel der umliegenden Berge bildet. In der IVähe dieses Kastells er- hebt sich an den quarzigen Schiefern Serpentin mit Eisen- kiesen, und auf diesen folgt dunkelblauer Kalkstein, der schwarzen Feuerstein (Chert.) führt. Die quarzigen Schiefer selbst führen Glimmer und Lepidolit. Nach diesen Kalksteinen trifft man auf sehr zersezten Glimmerschiefer, dessen Schich- ten wellenförmig gekrümmt und gebogen sind und worauf wieder die vorigen Schiefer folgen. Der Glimmerschiefer führt grosse Gänge von reinem, milchweissem Quarz, der sich zum technischen Gebraudie jedenfalls eignen würde. Meiner Ansicht nach befindet man sich hier im Gebiete der Schiefer aus unsrer Grauwacken-Periode, die durch Ser- pentin und Glimmerschiefer, als ältere Ablagerung, durch- brochen sind und zwischen denen beiden ein Streifen der alten, harten Kreide mit Feuerstein muldenartig sich abge- lagert hatte. Das Terrain in der Umgebung des zweiten Kastells von Dun Kaleh ist eben und kultivirt. Nördlich erhebt sich in niedern Hügelzügen unser Osträen-Sandstein, der sich über die ganze Gegend bis zu den Bergen bei Ma- rascb, bis zum Fusse des Agä Dägh. erstreckt. G38 All der Westseite des Aga Dagh, am Ufer des Dsclii- liüii lind in der Nähe der dortigen Briicke, erheben sich senkrecht aufgestellte Schichten von Sandstein, wechselnd mit Konglomeraten, darauf sich horizontale Straten derselben Felsgebilde ablagerten. Der Agä Dagh erstreckt sich in seiner grossen Ausdeh- nung aus Südwest in ISordost. In seiner grössten Erhöhung steht er so zu sagen ganz isolirt; denn seine nordöstliche Fortsetzung ist ein niederer Hügelzug, der sich nach Nordwest krümmt und sich an die Bergketten des Taurus anschliesst. Die Berge bestehen aus Kreide-Mergeln und Sandstei- nen, welche auf Talkschiefern und Diallage-Fels abgela- gert sind. Zwischen dem Thale, östlich von Marasch und dem Thale des Ak-Su ist ein niederes Hügelland, welches aus sehr zerseztem Talkschiefer und Diallage-Fels besteht, und keine Jüngern Auflagerungen beobachten lässt. — Dieses Terrain ist bewaldet. Der Giaur Dagh oder Amanus ver- bindet sich mit dem Durdün Dagh südlich des Ak-Su. Übri- gens erstreckt sich der Begriff „Verbindung" nur auf den Zug jüngerer Gebilde, Avelche zwischen den Centralformatio- nen der erwähnten beiden Gebirgsketten sich abgelagert haben, deren Fels-Natur eine verschiedene ist; denn der Giaur Dagh gehört dem Systeme der Serpentin- und Diallage- Felsbildung an, während der Durdün Dagh vorherrschend aus Glimmer- und Talkschiefern mit Quarzfels besteht, auch gehen sich die Richtungen ihrer Central-Rücken gerade ins Kreuz; denn der erstere erstreckt sich SW. — NO., der zweite hingegen SO. — NW. Das Thal des Ak-Su trennt östlich das Hügelland der Diallage-Felsformation von dem Gebiete eines harten Kalk- steins der Kreide-Reihe, der Arten von Ammonites, Belemni- tes, Terebratula, Crinoideen und grosse Polypen entliält. Diese Kalksteine sind von Feldspath und Augit-Gesteinen durchbrochen, deren Züge sich bis in die Gegenden von Kilis, Ain-Tab und bis zum Euphrat erstrecken, und die wir grösstentheils schon kennen. Die untern Bänke des Kalk- steins sind ohne fossile Reste, und das ganze Schichtensystem 639 desselben Ist maiiiiig^faltl^ gekrümmt und wellenförmli; ge- bogen. Die Feldspath-Augit-Felsmassen bilden zum Tlieil die Gipfel der Bergrücken, so zwei Stunden östlich des Thals des Aksu, theils treten sie auf niedrigen, felsigen, der Kultur unzugänglichen Ebenen zu Tage, so bei Ufa Dschakli, oder sie bilden die Seitenwände der Thäler, wie am Bekir Kara Su, wo sie Porzellan-Jaspis und Schalstein führen. S) l'eber Beitr&ge zur F'lora uud F'auna des ciliclschen Taurus. Der Taurus und sein Gebiet ist ein blumenreiches Land im buchstäblichen Sinne des Wortes. Aller der schönen und interessanten Kinder der Flora, die unter jenem milden Himmel gedeihen, hier in einer Art und Weise zu gedenken, wie es der Standpunkt der Wissenschaft erfordert, ist und kann nicht mein Zweck seyn und um so weniger, da ohne- hin am Schlüsse dieses Bandes meines verehrten Freundes Dr. Fenzl von rein wissenschaftlichem Gesichtspunkte auf- gefasste Abhandlung iiber die Flora des Taurus und des nördlichen Syriens folgt, der auch Abbildungen der von unsrer Expedition eingesandten neuen Geschlechter uud Arten beigegeben werden. Es handelt sich also auch hier nur um ein möglichst klares Bild der Physiognomie des Ganzen, so genau der Laie es geben kann. Die Flora des ebenen Küstenlandes ist wohl grössten- theils die raeditterane, die Flora des Hochlandes hingegen bringt, angemessen der geogr. Breite und den lokalen klima- tischen Verhältnissen des Landes, die Flora des südlichen Europas mit der des Kaukasus und zum Theil auch der Gebirge Hochindiens und Persiens in eine interessante Ver- bindung, ausserdem viel Eigenthümliches darbietend. Herr- lich in jeder Beziehung, selbst für den JNicht-Botaniker, ist die Alpenflora des Taurus, und gerade in diesem Theile, glaube ich, dürfte die erwähnte und nachfolgende Abhand- lung des Dr. Fenzl hohes Interesse haben. Von frühereu Forschungen ist mir ausser denen von dem vortrefflichen Tournefort wenig bekannt, und in neuester Zeit ist es besonders Ainsworth, der diesem Gegenstände 640 eine besondere, leider nur zu gedrängte Aufmeiksanikeit schenkte. Ein gfrosser Theil des Taurus und seiner Vorberge ist bewaldet, während seine höchsten Rücken und Kuppen, kahl und zum Theil mit ewigem Schnee bedeckt , hoch über die Vegetations-Gränze emporragen. An die Walddistrikte des Kassius, des Dschebel Mussa, des Dschebel ßeilan, des Akma Dcägh und Giaur Dägh schliessen sich die des Durdun Dagh an; bewaldet sind die Berge des Karmes Dägh auf den Höhen und in den Thälern von Kassan Oglu ; bewaldet sind die Berge des Bulgur Dägh und die Vorberge des Baghir Dägh, besonders im Thale des Seihun, die des Kara Bei, Chamlu Bei, Ajeli, die Berge bei JNisibin und Mardin. INackt erheben sich hingegen die Höhen bei Argana, die des Kirtschu und Gul Dägh und mehrerer anderer. Die Wälder steigen am Taurus bis nahe zu 6000 Fuss Meereshöhe an, wo jedoch der Baumwuchs bereits sehr kümmert und krüppelhaft wird. Das Kulturland erhebt sich an günstigen Lokahtäten nahe an 4000 Fuss, wo sodann die niederem Alpen heginnen , während die Hochalpen eine Meereshöhe von 7000 Fuss und selbst darüber, wie am Bulgur Dägh, erreichen. Unter den Waldbäumen des Ge- birgslandes zählt uns Ainsworth, als die am häufigsten sich findenden, folgende auf: Ganze Bestände bildend : Pinus Pinea. Quercus infectoria. Pinaster haleppensis. Castanea vesca. Pinus Cedrus (am Bulgur uud Ornus europaea. Baghir Dagh). „ rotundifolia. Quercus Cerris. Alnus cordlfolia. „ pedunculata, Corylus Colurna. „ sessiflora. Cicer monspessulanum. ), Hex. Acer Pseudoplatanus. „ Suber. Fraxinus parvifolia. yt Aegilops. „ lentiscifolia etc. ^ conifera. Am Saume der Wälder und einzeln stehend : Ceratonia Siliqua. Mespilus pyracautha. Cercis Siliquastrum. Prunus Laurocerasus etc. 641 All Flüssen und Bäclieii : Taiiiarix gallica. Platanus orieiitalis. Nerium Oleander. Alnus cordifolia etc. Gesträuch und Niederwald bildend: C'upressus sempervivens. Juniperus pliönicea. „ macrocarpa. Myrtus communis. Pistacia Terebinthus. Genista scoparia. ,, tinctoria. Viburnuni minus. Arbutus Unedo. Hex Aquifolium. Ostrya vulgaris. Daphne pontica. „ sericea. Buxus sempervivens. „ spino Eleagnus. Dianthus arboreus. Clematis orientalis. „ Vital ba. Cistus incanus. Jasminum frnticans. Lonicera Periclymenium. Rliamnus Alateruus. „ Paliurns. Poterium spinosiim. Phillyrea latifolia. „ angustifolia. Rhododendron ponticum. ,y maximuni. Erica arborea (bei Siss). „ scoparia (am Orontes). Bryonia cretica. Unter den Kulturpflanzen des Hochlandes heben sich besonders hervor : Weinreben, Feigenbäume, Mandel-, OHven-, Maulbeer-Bäume, Birnen, Äpfel, Pflaumen, Aprikosen und besonders Nussbäume in gigantischer Grösse. Unter den Cerealien: Weizen, Triticura spelta, Hordeum hexastichon, H. disfichon etc. Zur Speise dienen die Wurzeln von Astragalus christianus und Crambe orientalis, zum Gärben und Färben werden benüzt: Rhus coturnus, Rhamnus ca- (harticus und Valantia articnlata. Einen ganz andern Charakter entwickelt die Flora der Ebenen am Taurus. Die erste Pflanze höherer Organisation, welche in dem sandigen Boden der Küstenebene Wurzel fasst, ist eine Art Calamus, so wie an den Mündungen der Flüsse einige Cy- peraceen, welche auch mit einer Euphorbia, mit Apiuni gvaveolens, einigen Cruciferen und mit Oleander die vor- herrschenden Repräsentanten der Pflanzenwelt auf jenem Alluvial-Boden bilden. Auf den sandigen Hügeln am Kap 64t2 IVlalo hiulcn nir auch im Sande wuchernde wilde Reben, Geissblatt, Myrthen, Poterium spinosnin, während weiter ins Innere , zwischen SaUcornien und Salsolen , die Tamarix gallica, bis zu Bäumen von 20 Fuss Höhe aufwachsend, weit sich ausbreitende Gebüsche bihlet. Die Veg^etation der Binnenebenen tiber, sowohl der Ebene längs dem südlichen Abhanj^e der Tauruskette, als auch jener, welche sich gegen den £uphrat hinziehen, trägt eine gewisse Älinlichkeit mit der Vegetation der südlichen Steppen Russlands und der Tartarei, besonders aber mit der der Ebenen von Bokchara an sich. Ich verweise auch in dieser Beziehung auf die nachfolgende, umfassende Abliandlung des Dr. Fenzl, die sehr viel Neues enthalten dürfte und uns ein genaues Bild der Flora dieser Ebenen gibt. Im Allgemeinen zählt Ainsworth uuter die am häufigsten auftretenden Pflanzen der Ebene: Astragalus christianus. Astragalus poterium. „ dumetornm. Oxytropis uncata. „ Tragacantha. Mimosa agrestis etc. Im Frühlinge herrschen vorzüglich die Familien der Amarylloideen. Melanthaceen und Asphodeleen. eine Orchidee. Liliaceen. Im Sommer hingegen sind vorherrschend die Genera : Cnicus. Thymus. Carduus. Sideritis. Centaurea. Satureja. Calcitrapa. Origanum. Stachys. Merkwürdig für die Vegetation dieser Ebenen ist der Mangel an Bäumen, der. wie ich glaube, vorzüglich in der grossen Trockenheit eines Theils des Jahrs hindurch einerseits, andrerseits sich in den heftigen Stürmen des Winters begründet. Man kennt nach Ainsworth nur eine Spezies von Pyrus, eine Salix und einen Rubus. Rhus Coriaria (Sumak) wächst an den Ufern des Euphrat. In den Monaten Oktober und November tritt in der Vegetation dieser Ebenen ein förmlicher Stillstand ein. Ein fahlgelber, durch die heftige Hitze des Sommers verbrannter 643 Teppich (leimt sich die Ebene vor den Augen ans, und die diirren Pflanzen rauschen unter dem flüchtigen Tritte der Pferde. Doch wenn mit Beginn des Winters die Regen aus dem Süden kommen, erwacht das Pflanzenleben in seiner vollsten Üppigkeit, die dürre Ebene verwandelt sich in einen wogenden Graswald und viele Pflanzen treiben , trotz der Stürme der Winterzeit, ihre Knospen, kommen aber nicht zur Blüthe. Noch bevor sie von Schnee bedeckt werden, erheben sich die Zwiebel- und Knollen-Gewächse, die wäh- rend der ganzen Sommerhitze geschlafen hatten, im frischen Grün, so die Geschlechter: Colchicum. Iiia. Tulipa. Arum etc. Crocus. Kaum schwindet der Schnee, den der nahe Taurus über sie hingebreitet, so entfalten sie auch schon im Frühesten des Frühlings ihre Blumen, prangen In der ganzen Farbenpracht, die ihnen die Natur lieh, und geben dem Lande das Ansehen eines weiten, blumenreichen Gartens. Unter den Kulturpflanzen der Ebene heben sich beson- ders hervor : Glycyrrhiza glabra. Euphorbia pyrrhus ? » echinata. Platanus orientalis. Mimosa agrestis. Unter lezterm finden sich Exemplare von vielleicht mehr als tausendjährigem Alter und bis zu 40 Fuss im Umfang; die geheiligten Schutzbäum« der öuellen. Unter den Granalien und Hülsenfrüchten erscheinen Weizen, Gerste. Vicia Nissoliana. Ervum Leus (Addes). Pliaseolus maximus. Cicer arietinum (Humes). Holcus Sorghum. Vicia Faba. „ bicolor. Lathyrus sativus. Medicago sativa etc. Ferner gehören zu den Kulturpflanzen : Cucumis citrullus. Hibiscus esculentns (Bamiaj. ,y Melo (Batech). Arten von Cucurbita etc. Solanum Melougena. Unter den Kulturbäumen zeichnen sich aus: Olea europaea (Seitun). Pistacia officinarum. 044 Monis alba, iiiger. Punica Granatuin (Roinän). Ficus Caiica (Tiii). Prunus Cerasus. „ armen iaca misch). Amyg^dalus persica. Pyrus Malus. Pyrus communis. „ Cyclo nia. Cornus mascula. Amyg;dalus communis. Jun;Ians regia. C Misch- Corylus avellana, Rhamnus Ziziphus. Fagus Castanea. Pinus Cembra? Ferner mehrere Arten von Pflaumen, Mussbäume etc. Der freien Garten- und Feldkultur werden ferner unter- zogen und auch wildwachsend gefunden: Nicotiana Tabacum. Sisymbrium Nasturtium. Sesamum Orientale, Lycoperdon tuberosum. Ricinus communis. Satureja hortensis. Cannabis sativa. Sinapis orientalis. Trigonella Foenum graecum. Tordylium syriacum. Carthamus tinctorius. Asparagus officinalis. Gossypium herbaceum. Arum Colocasia (der. Blätter Caparis spinosa. zu Papier benüzt werden.) Borago officinalis. Astragalus alopecuroides. Malva rotundifolia. „ guttatus und Rumex acetosa. melirere Astraguius-Arten, darunter auch neu von Kotschi gfefundene. Lawsonia inermis (Henne) zum Rothfärben der Fingernägel u. s. m. a. Hinsichtlich der Fauna des Taurus und der ihn begrän- zenden Ebenen halte ich mich im Nachstehenden ganz an Ainsworth's Angaben, die den Charakter einer richtigen An- schauung und der Wahrheit in hohem Grade an sich tragen, wie ich mich dessen so oft überzeugte. Hinsichtlich der selir interessanten Fische des Orontes im nördlichen Syrien folgt am Schlüsse dieses Bandes eine Abhandlung des Hrn. Heckel, Kustos am hiesigen kaiserl. Naturalienkabinete , die uns manches Interessante und Neues gibt. Umfassendere For- schungen in diesem Bereiche, so wie auch die Fische des Euphrat und Tigris betreffend, sind noch nachträglich durch die fortdauernden Einsendungen des Hrn. Kotschi , meines 643 fiüliereu Reisegefährten, zu erwarten, der sich gegenwärtig; * in Mossnl befindet und nach Bagdad zu gehen beabsichtigt. Die Fauna des Taurus ist in gewissen Beziehungen, was ihre allgemeine Physiognomie betrifft, allerdings bekannt; aber einzelne Theile derselben, z. B. die eigenthümlichcn Formen der Nager, die charakteristisch für dieses Land sind, wurden noch wenig erforscht. So wie überhaupt bei dem raschen Vorwärtsschreiten der Wissenschaft und ihrem gegen- wärtigen hohen Standpunkte die Zeit im Allgemeinen vor- über ist, nach Elephanten und andern Riesenthieren zu jagen, und wir hauptsächlich unser Augenmerk auf die kleinere Thierwelt und vor Allem auf die niederer stehenden Orga- nismen.zu richten haben, in denen sich uns eine neue, früher kaum geahnte Welt von Schöpfungen aufschliesst. Ich eröffne die Reihe der Fauna mit den Säuge thieren. Den Sagen der Hebräer zufolge sollen sich in den Di- strikten von Assyrien und Babylonien einst Affen befunden haben ; diese Thiergattung ist jedoch jezt verschwunden. Die Arten der Flatterfüsser sind zahlreich und beson- ders von den Gattungen Rhinolophus und Nycteris. Erstere Gattung haust besonders in alten Kastellen, so am Euphrat, wo AiNSWORTH dieselbe sich von Tenebrio molitor, Tenebrio obscurus und Dermestes vulpinus? ernähren sah. Unter den Insektivoren fanden sich bisher nur: Erinaceus auritus Pallas und Sorex pusillus. Bedeutender ist die Anzahl der reissenden Thiere. Der Löwe aus den Niederungen des untern Euphrat und Tigris, die Felis venatica, vielleicht Varietät von F. jubata, und eine andere Katzenart aus der Gegend von Bagdad, mit nicht retraktilen Klauen , ziehen zwar manclimal weit nördlich in die obern Flussgebiete, sind aber am Taurus nicht zu Hause. Gemein sind jedoch daselbst: Felis chaus Guldenstad, Felis pardiiia Oken, „ purdus Nemmer, und drei Arten der gemeinen Katze. In den Walddistrikten hausen Arten von Lynx, darunter ^^ .Linuar 1842. 64C der scliwarzorichte am obeni Tlg^ris und am Giaiir Dagli, 80 wie auch die Kalze von Aleppo und Felis Caracal. Aus dem Geschlechte Hyäne sollen sich zwei Arten im Taurusi^ebiete befinden, eine kleine gestreifte und eine weisse. Ich habe jedoch weder die eine, noch die andere gesehen. Häufig hingegen ist am Taurus aus dem Hundegeschlechtc der gemeine Wolf und in den Ebenen der tartarische Wolf. Ferner :- Canis lycaon am Sadschur, Canis vulpes, „ aureus sehr häufig, „ corsac am Euphrat , sowie mehrere Arten des Haushundes, worunter der grosse, prächtige turkomanische und der Schäferhund. Kreuzungen von Hund und Wolf, Hund und Fuchs sind nicht selten. Von Bären finden sich drei Arten, zwei schwarze und eine braune. Das interessante Herpestes ichneumon Olivier, der Honigdachs oder Gullo mellivorus, Viverra genetta und der Zobel? sollen sich nach Ainsworth am Taurus finden. Au den Flüssen lebt die Lutra vulgaris. Aus der Ordnung Rodentia stellt sich besonders an den Flüssen der Castor fiber hervor. In den (Jebirgswäldern leben ferner: Sperraophilus citillus. Arctomys marmotta. Cricetus vulgaris und der gemeine, grosse Siebenschläfer. Ferner erscheinen aus den Nagern, auf den Ebenen: Dipus jerboa. Dipus pygmaeus und mehrere „ jacnlus. unbestimmte Spezies. „ sagitta. In den Ebenen von Kurdistan vorzüglich der Spalax typhlus. Am Taurus verschiedene Arten von Mustela, z. B. M. sarmatica, M. martes etc. In den Wäldern von Arän am Euphrat fand Ainsworth eine neue Art von Gerbillus, bis zu 17 Zoll lang und ver- schieden von Gerbillus tamaricinus des Pallas. Aus dem Geschlechte Maus finden sich zahlreiche Arten und darunter eine neue von Bir am Euphrat. Die am häufigsten vor- kommende Ratte scheint Mus decumaniis zu seyn. In den Wäldern finden sich Eichhörnchen häufig und 647 zum Theil noch unbestimmte Arten. So auch viele Stachel- schweine. Zwei bekannte Arten von Hasen: der tnrko- manische der Ebenen und der Wüstenhase. Kaninchen sind selten. Aus der Ordnunj^ der Pachydermen zeichnen sich aus: Das wilde Schwein. Das wilde mesopotamische Pferd, vielleicht Equus kliur oder E. hemionus. Das zahme Pferd. Zwei prächtioje Arten, nämlich das «arabische und das turkomanische. Das schöne, grosse, feurige anatolische Pferd scheint mir eine Kreuzung jener beiden Varietäten zu seyn. Die schönsten arabischen Pferde kommen von den die Ufer des Euphrats bewohnenden Stämmen, so wie vorzüglicli vom nördlichen Syrien. Daselbst sollen, den gewissenhaft geführten Stammbäumen der Araber zufolge, noch Abkömmlinge der Pferde des Propheten sich finden, vom edelsten Blute und reinster, tadelloser Rasse. Pferde von solch ausgezeichneter Güte und edler Rasse sind jedoch sehr schwer zu erhalten und sind immer verhältnissmässig zur sonstigen Wohlfeilheit des Landes auch an Ort und Stelle selbst theuer, indem manches Stück zu 12,000 bis 14,000 Piaster * und darüber verkauft wird. Die Esel sind von vorzüglicher Schönheit und Grösse, meist von dunkler Farbe, schnell und leicht in ihren Be- wegungen. Unter den Widerkäuern steht das Kamel oben an. Man findet sowohl das arabische Cameliis dromedarius mit einem Höcker, als das baktrische Cam. bakti'icanus mit zwei Höckern. Das gemeine turkomanische Kamel scheint aus der Kreuzung der beiden vorigen hervorgegangen zu seyn. Von dem arabischen Kamel unterscheidet man, wie in Egypten, jene zwei durch die Kultur des Menschen herangezogenen Varietäten, nämlich den Hegin, den leichtfüssigen Bassgänger, und das gemeine Lastkamel. Von Cervideen sehen wir : Cervus dama. Den Erzäh- lungen der Einwohner zufolge Cervus elephas. Ferner Cervus capreolus und auf den Ebenen mehrere Antilopen- * 1200 bis 1400 fl. K.-M. KrsvcccEn, Relsvn. I.Bd. "J. Tlil. 42 C48 arten, besonders Antilope dorcas, die oft, mit Schafen zusammen weidend, beobachtet wird. Aus dem Geschlechte der Ziegen finden sich viele Arten, so die syrische, die kurdische, die Angoraziege und unter den wilden Ziegen auf den höchsten Gebirgen Capra ibex und Capra caucasicus. Erste re Art ziemlich häufig. Unter den Schafen zeichnen sich besonders aus: das tartarische Schaf mit dem ungeheuren Fettschwanz, das Beduinen-Schaf, ähnlich dem unsern, nur mit wenig grösserm Schwanz. Bei Assäss findet man auch Ovis Amnion. Unter den Rindern haben wir Arten aus den Geschlechtern Büffel, Bison, gemeiner Ochse. So sehen wir den Bos bu- balus, den Ochsen mit dem Höcker vom Enphrat und einige Varietäten des zahmen, gewöhnlichen Rindes. R e i h e d e r V ö g e I. Der Typus der nördlichem, der gebirgigen Gegenden ist hinsichtlich der Vögel ganz europäisch. Aus der Ordnung Accipitres sehen wir: Vultur percnopterus. , Falco milvus. „ fnlvus. „ tinnunculus. Falco ossifragus. „ gentilis. Von Eulen : Strix bubo. Strix passerina. „ flammea. „ uratensis. Aus der Ordnung der Raben : Corvus corax. Garrulus pica. „ corone. Oriolus gracola. „ cor nix. Coracias garrula. „ monedula. Eine Art Sturnus und ausser den übrigen europäischen Arten noch mehrere unbestimmte. Aus der Ordnung der Singvögel : Turdus musicus. Roseus und mehrere euro- f, merula. päische Arten. „ rufus. Cinclus aquaticus. „ saxatilis. Eine Art Edolius. Wein'ge Arten der Gattungen Motacilla und Silvia, darunter 649 meist europäisclie, w\e unsere Nachtigall. Arten von Anthus, Regnlus, zwei Taxicola und Troglodytes curopaeus. Aus der Ordnung der Sperlingsvögel: Alauda arvensis. Aiauda tartarica u. m. a. „ cristata. Einberiza liortulana. „ alpestris. „ citrineila etc. „ calendra. Mehrere Arten von Fringilla, und die meisten unsrer euro- päischen Sperlinge. Ans der Ordnung der Seidenvögel: Parus major. Parus ater. Aus der Ordnung der Klettervögel : Cuculus canorus. zwei Spezies von Specht. Jynx torqnilla. Aus der Ordnung der Schwebevögel: Upupa epops. Merops caerulo cephalus. Merops apiaster. 3 Arten von Alcedo. Aus der Ordnung der Schvvalbenvögel : 2 Spezies von Hirundo. Caprimulgus europaeus. Ansd.Ordn, der Tauben-Vögel : ungef. 14 Arten, darunter: Columba jisona. Columba testaceo incarnata. Forskai. Ans der Ordnung der Hühnervögel : 1 Spezies Lagopus vom obern Euphrat. Perdix francolinus. Perdix graeca. „ petrosa. Pterocies arenarius. „ cinerea. Syrrhaptes Pallassii. „ rufa. Phasianus Colchicus etc. Aus der Ordnung der Rennvögel: Otis tarda. Im südlichen 3Iesopotamien finden sich die arabischen Trappen-Arten ; wo sich aber der in Assyrien als selten vor- kommend von AiNSwoRTH angegebene Struthio camelus finden soll, ist mir unbekannt. Viele Arten von Charadrius. Aus der Ordnung der Stelzvögel: 7 Arten von Ardea. Aus der Ordnung der Sumpfwader: Mehrere Arten von Tringa, z. B. Tringa pugnax , von Squatarola, 4 Arten von Scolopax. 42* 65d Ans der Ordnung der Langfinger: Fulica poiphyris. 2 Arten von Rallus etc. Aus der Ordnung der Rudervögel : Pelecanus onocrotalus und ein Haliei^s. Aus der Ordnung der Gänse-Vögel: ungefähr 10 Arten, darunter: Anas nigra. Anas sirsaeir Forska! etc. „ clypeata. Mergus merganser. „ boschas. Aus der Ordnung der Kurzflügler : Colymbus auritns. Aus der Ordnung der Raubschwimmvögel : Zwei Arten von Larus. Eine Porcellaria am Euphrat. Die Reihe der Fische ist noch sehr wenig untersucht und wir haben daher ans Kotschi's Einsendungen so manches Neue zu erwarten. Als besonders bekannt sehen wir*: Ophidium masbacambehis , den Aal von Aleppo; ferner 2 Arten von Silurus : Cobitis barbatula. Mnraena anguilla im See von Barbus vulgaris. Antiochia, daselbst auch Cyprinus cephalus. Karpfenarten und eine Cobitis. Forellen sind häufig am Taurus. Es findet sich auch ein Macropteronotus etc. Aus der Reihe der Reptilien besizt das Land viele Individuen. So sehen wir: von Cheloniern r.wei Arten Testudo auf den ZweiTrionyx, eine im Euphrat Ebenen. und eine im Orontes. Zwei Emys im Euphrat. Von Sauriern finden sich: Drei Arten von Gecko. Das gemeine Chamaeleon. Mehrere Arten von Iguana, Agama, Lacerta, Ameiva. Von Ophidiern finden sich zahlreiche Arten, besonders von den nicht giftigen , aber auch einige giftige aus dem Geschlechte Vipera. * Die Natur hat keine politische Gränze. Die Schöpfungen der ci- Hcischen Niederungen und der nördlichsten Theile von Syrien sind sich so verwandt, dass icli wohl getrost sie zum Theil mit einbeziehen darf. 051 Von Batrachiern kennt man 7 Arten. Reihe der Insekten. Die Entomolog;ie desTaurus-Distriktes ist noch ein weites Feld für Forschung und es ist bisher in diesem Fache noch wenig; geschehen. Der unglückliche Dr. Helfer, der Wissen- schaft zu früh als Opfer gefallen, hat eine bedeutende Sammlung gemacht, die sehr viel Neues enthält, doch betriflft sie grössten- theils das Gebiet des Euphrats und nimmt nur wenig Bezug auf unser eigentlich hier gegebenes Terrain. Im Ganzen stellt sich daraus Folgendes in ganz kurzem Auszuge hervor : In den trocknen Monaten sind vorherrschend Arten von Truxalis, Locusta, Acridium. Mehrere Lepidopteren , besonders vom Genus Maniola. 4 Arten von Pimelia, JNach der Regenzeit fand Dr. Helfer: 200 Coleopteren und darunter mehrere Arten, von denen man glaubte, dass sie nur dem gemässigten und nördlichen Europa angehörten. So z. B. 40 Arten von ßrachyelyti'os, 5 Arten von Pselaphon , und darunter solche, welche ganz den Charakter der scliwe- dischen an sich tragen. Ferner fand Helfer auf den Ebenen: Carabus Hemprichei. Arten von Melasoma, Pimeliarea, Coccinella sind häufig, und es finden sich auch : 60 Arten von Curculio. Seltener sind die Arten von: Crysomellina und Lammellicornis. Arten von Aphodia hingegen sind wieder sehr gemein. Den Frühling charakterisiren nebst Pimelaria mehrere Arten von Heteromera etc. Forschungen im Gebiete der Weichthiere und Strahl- thiere sind mir in Betreff der cilicischen Küste und der Süss- wasser Ciliciens gar nicht bekannt *. ~ * Für die wissenschaftliche Kenntiiiss Kleinasiens und namentlich de« Taurus und seiner Verzweigungen sind in lezter Zeit, besonders in geologischer Beziehung, einige sehr schätzbare Schriften, eowolil in 652 4) Der IWensoIi am Tauru» unil seüie b<&rg:erliclten Yerliältiiisse. Ohne die Kenntniss der Geschichte eines Volkes dürfte wohl jedes ürtheil über dessen ('harakter sehr unsicher seyn. Das Eigenthümliche der Denk- und Handlungsweise einer Nation ist das Summarinm aller der Einzelnheiten, die Avir als solche, in unsern Beobaclitung-en beschränkt auf Zeit und Raum, unmöglich alle auffassen können. Wir müssen dieselben in ein Ganzes zusammengefasst suchen und finden dieses, so glaube ich wenigstens, nur in der Geschichte des Volkes einzig^ und allein. Cilicien, ein Theil des spätem Karamanien, das heutige Paschalik Adana und Marasch, hatte eigentlich nie eine eigene Geschichte; denn es war nie hinsichtlich seines Auf- tretens auf dem Weltschauplatze ein für sich abgeschlossenes Journalen zerstreut, als auch als selbstständige Werke erschienen, die mir erst jczt zugekommen sind und die ich mir daher hier nachträglich aufzuführen erlaube: Proceedings of the geological society in London: Hamilton and Strickland on the Argaeus and Hassan Dagh, Vol, 2, pag. 653-, Vol. 2, pag. 651; Vol. 3, pag. 102 et 108 ; Vol. 3, pag. 17. Transactions of the geological society in London : W. J. Hamilton and H. E. Stkickland on the Geology of the Western Part of Asia minor. 2 Scries, Vol. 6, part. 1. London 1841. 2 Series, Vol. 5, part. 3, 7. Abhandlung. Stp.:ckland on the Geology of Smyrna. 2 Series, Vol. 5, pag. 392 — 402. 388. W. J. Hamilton: Researches in Asia minor, Pontus and Armenia, with sonie, accoiintes of Antiquities and Geology, made during a Jour- ney in 1835, 1836, 1837 etc. London 1841. Leake: Journal of a tour in Asia minor. London 1823. Charlies Fellowes: A Journal of a second excursion in Asia minor, with an account of discovciies, made in ancient Lycia. London 1841. F. V. Arundell: Travel.s and Discoveries in Asia minor. London 1835. Fontanier: Voyage en Orient. Paris 1834. Salle: Peregrinations en Orient. Paris 1840. Madden: Travels in Turkey, Egypte, Nubia and Palästina. London. Der Werke von Beaufort and Ainsworth wurde schon früher ge- dacht ; so auch der altern von Tournefort, Olivier etc. — Hamilton.s und Stuicklands Forschungen haben ausgezeichneten Wcvth. 653 Ganzes. Mehr oder weniger abhängig von benachbarten, grösseren Reichen, erobertes Land, Provinz bald des einen, bald des andern doniinirenden Staates, verfliesst seine Ge- schichte mit der andrer Reiche anf das innigste zusammen, und es kann daher hier nnmöglich der Zweck seyn, eine genaue Darstellung derselben zu geben , sondern nur eine kurze Übersicht der wichtigsten historischen Veränderungen anzuführen, die über dieses Land, als politischen Theil des einen oder andern Körpers, ergangen sind *. Wie überh.aupt die Geschichte von Mittelasien und eines Theils des westlichen Asiens erst mit dem gewaltigen und durchgreifenden Auftreten des Cyrus beginnt, so auch die Geschichte Ciliciens. Trockene Königs -Namen sind wohl das einzige, was wir aus der vorpersischen Zeit dieses Landes wissen, dessen Schicksale mit denen des grossen assyrischen Reiches, an dessen Schwelle es lag und das seine Arme unmittelbar oder mittelbar darüber hinbreitete, auf das innigste zusammen fallen. Wilde Scythen-Völker * Jene in der geschichtlichen Literatur dieses Landes, als persische griechisclie, römische, arabische, christliche, türkische und egypfische Be- sitzung', hervorragendsten altern Werke, sind den Lesern ohnehin bekannt und ich erlaube mir daher nur auf einige der interessantesten und neuesten Werke hiuzudeuten, deren Darstellung sich vorzüglich auf die Geschichte unserer Tage beschränkt, als : La Syrie sous le gouvernement de Mehemed-Au jusqu'en 1840. Par F. Perribr. Paris 1842. Voyage dans TAsie mineure, en Mesopotamie, ä Palmyre, en Syrie etc, par M. Baptistin Poujoulat. 3 Vol. Bruxelles 1841. Deux annees de rhistoire d'Orient 1839 — 1840. Faisant suite a I'histoire de la gueiTC de Mehemed-Ali en Syrie et en Asie mineure 1832 — 1833, par E. DE Cadalvene et E. Barraült. 2 Vol. Paris 1840. Voyage en Hongrie, . . . en Syrie, en Palestine et en Egypte par M. Mahmont, Duc de Raguse. 5 Tom. Paris 1837. Ed. Hogg, M. D. Visit to Alexandria, Damascus and Jerusalem, during the success füll campaign of IßRAHiM-Pascha. 2 Vol. London 1835. C, B. Elliot: Travels in the three great Empires of Austria, Russin and Turkey. 2 Vol. London 1838. Briefe über Zustände und Begebenheiten in der Türkei aus den Jahren 1835—1839. Berlin 1841. 654 und Caspier *, vielleicht die heutigen Tuikomanen, durch- streiften die Ebenen am Taurus und seine Bergketten, doch über ihr Treiben und Wirken liegt der dunkle Schleier der Mythe. Als Cyrus 558 v. Chr. sich auf den Thron des in ra- schem Wachsen begriffenen Meder- und Perserreiches sezte, mit sicherer Hand das Spiel ergriff, und seine siegreichen Waffen vom Kaukasus bis zum indischen Ozean, von den Schneegipfeln des Taurus bis zum Indus glänzten, da wurde es Tag in der Geschichte dieses Theils von Asien. Alexan- der der Grosse schlug 333 v. Christus siegreich die Schlacht am Issus , und Cilicien wurde den Händen der Perser ent- rissen. Es ward anfänglich als erobertes Land eine Provinz des mazedonischen Länder-Kolosses, nach dem Tode Alexan- ders aber Eigenthum der Seleuciden und als solches syrische Provinz. Der erste Seleucide, Seleucus Nikator, der 280 V. Chr. ermordet wurde, verlegte seine Residenz nach An- tiochia, unter seinen Waffen beugte sich der grösste Theil der mittelasiatischen Eroberungen Alexanders, und er führte seine Heere bis zum Ganges. Des alten Hellas Geist wehte in der Schöpfung der ersten Seleuciden, Künste und Wis- senschaften blühten. Städte erhoben sich, heute noch gross in ihren Trümmern. Tarsus hatte seine hohe Schule für Philosophie und Philologie, durch Griechen gegründet. Zur Erhaltung eines genialen Werkes gehört im geringsten Falle Sinn für das Geniale, zur Erhaltung eines grossen Werkes im mindesten Falle Sinn fürs Grosse, Geist'Und Mnth, beide mangelten den spätem Seleuciden. Juden, Parther, Arme- nier rissen an dem schwächer und schwächer werdenden Körper, und Roms gewaltige Weltherrschaft schlug ihn end- lich ganz zu Boden, und Syrien mit Cilicien wurde unter Pompejus, 65 v. Chr., römische Provinz. Unter den römischen Kaisern erreichte Cilicien eine Stufe der Kultur, zu der es * Allgemeine Weltgescliiclite vom Anfange der historischen Kennt- nisse bis auf unsere Zeiten , von Karl v. Rotteck. 9 Bände. Freiburg 1839 — 1840. Fortsetzung bis auf unsere Tage, von K. H. Hebaihs. Brauii- schweig 1841. G55 sich in den spätem Zeiten nie mehr euiporschwanj:^. Tarsus Hochschule stand in ihrer höchsten Blüthe und der grösste der Apostel des beselig;enden Christentlinms, Paulus, nannte sie seine Vaterstadt. Sieben Jahrhunderte der römischen Weltherrschaft sah der Taurus an sich voriiber g^ehen. An- fänglich Provinz des gesammten römischen Staaten-Kolosses, •wurde Cilicien, als 330 n. Chr. Byzanz als Roms stolze Ne- benbuhlerin sich erhob, Eigenthum des byzantinischen Rei- ches und blieb es während dem Drange der 375 n. Chr. begonnenen Völkerwanderung, bis endlich im 7. Jahrhunderte den entnervten Herrschern das Land durch die Söhne des glühenden Süden, durch die Araber, entrissen wurde. Vom frisch entglühten Fanatismus angetrieben, ergossen sich die braunen Stämme der Wüste unaufhaltsam über das damals blühende Syrien. Ihre Feldherren Kaied, Amru* und Abu Obeidah schlugen am 13. Juli 633 den byzantinischen Feld- lierrn Werdan bei Ais-naddin und eroberten 034 die duftende Blume des Orientes, das herrliche Damascus. Noch einmal erhob sich Byzanz Macht, noch einmal fielen am Dschebel el Teltsch oder el Schech bei Tiberias die blutigen Würfel 636, doch von diesem Tage an erschien kein byzantinisches Heer mehr, und 640 waren die Araber Besitzer des ganzen Landes. Eroberer und Eroberte können in ihrer ursprünglichen, ihnen eigenthümlichen Individualität nicht neben einander bestehen. Sie nähern sich einander, ihre Charaktere ver- fliessen ineinander, und einer derselben, meist wohl der der erstem, wird vorherrschend. So war es auch in Syrien, das Volk wurde durch die Araber arabisch. Behielt es auch zum grossen Theil den durch Sekten-Geist und byzantinische Dogmen-Kriege desorganisirten Glauben seiner Väter bei, so nahm es doch arabische Sprache, arabische Sitten, ara- bische Denkweise in sich auf und blieb so bis auf den heu- tigen Tag. Den Arabern selbst aber stand eine wichtige Veränderung bevor. Auf der Bahn ihres Waffenruhms dran- gen sie nördlich bis zu den turkomanischen Völkern und * Den wir scIiod aus Egypten keniieo. 656 trafen in den Oxus- und Jaxartes-Ländern mit tüikisclien Horden zn.sammen. Wechselseitige Befelidungen mit wech- selndem Gli'jcke, gleicher kriegerischer Geist, gegenseitige Verbindlichkeiten in den Zeiten des Friedens nnd des Krie- ges gegen einen dritten brachten diese Völker näher nnd näher. Mohamed's Lehre fand Zugang bei den türkischen Völkern, sie wurde endlich auch bei ihnen die herrschende, sie trugen sie über die Hochgebirge Indiens in die Ganges- Länder, nichts mehr trennte beide Völker, als die Sprache, und auch in dieser Beziehung geschah Annäherung. Denn die neutürkische Sprache ging ans der armen alttürkischen nur durch ihre Verbindung mit dem Persischen und Arabischen hervor. Schwache Kalifen nahmen keinen Anstand, türkische Truppen in Sold zu nehmen, mit türkischen Garden sich zu umgeben, türkischen Beamten die ersten und höchsten Stel- len anzuvertrauen, es war kein Krieg der Waffen mehr, es war eine Fehde der Prinzipien, aus der ein neues Prinzip: das türkisch -arabische, neue Reiche: arabische Türken- Reiche hervorgingen. Die Kalifen wiederholten nur die Geschichte der Prätorianer, sie schufen par for^e eine domi- nirende Soldateska, die ihnen Schmach und Schande, ihrem eigenen Stamme Rang und Hohheit bereitete. Die Kalifate sanken, und Sultane bestiegen ihre blutbefleckten Throne. Mit jugendlicher Kraft erhob sich das türkisch -arabische Sarazenenthum *, der alte arabische Lorbeer welkte an den Ufern des Nil, an den Gehängen des Libanon, in den Thä- lern des Taurus, der alte arabische Waffenruhm zog sich wieder in seine ursprüngliche Heimath, in die brennenden Wü- sten zurück, während an seinen Gränzen sein Vorfechter, der neue Sarazene, mit frischem Waffenglanze sich frische Lorbeern brach. Arabische und türkische Herrscher stritten mit wech- selndem Glücke in ihrem jezt beiden eigenen Lande um die Ober-Herrschaft, Egypten erhielt seine Sultane, die Gazne- viden herrschten, wenn auch kurze Zeit, über Indien, und der turkomanisclie Eroberer Melek Schach oder Dscheläleddin * Das Wort Sarazenen bezeichncfe anfänglich die Araber, ging aber später ganz besonders bezeichnend auf die Türken-Araber über. 657 unterwarf von 1072 bis 10:)2 Syrien und Kleinasien, nebst vielen andern Ländern der früjieren Kalifen der tür- kischen Oberherrschaft. Er war der j>rösste der seldschn- kischen Sultane. In dein ersten Auflodern dieser Dynastie lag auch ihr Kulniinations-Pnnkt; denn mit dem erhabenen Dschelaleddin ging auch das Seldschuken-Reich, unter Sul- tanen von weniger Kraft und Geist, seinem Ende entgegen. Die mächtigsten Stösse erhielt dasselbe durch die Stürme der Kreuzfahrer, unterlag jedoch denselben nicht. Saraze- nisches Ritterthum mass sich mit christlicher Aufopferung, beide hintergangen durch griechische List. Im Jahr 1098 wurde das Fürstenthum Antiochia begründet und der ganze Theil von Cilicien, der das heutige Paschalik Adana und Marasch umfasst, wurde demselben einverleibt. Kurz war der ßesüz Syriens und Ciliciens von Seite der Kreuzfahrer- Fürsten. Innere Zwiste, beleidigte Eitelkeit, getäuschter Eigennutz Messen das Gebäude einstürzen, das mit so unge- heuren Kosten und Opfern aufgeführt war. Umsonst waren denn, wenn wir den vorgehabten Zweck allein betrachten, die Tausende von Menschenleben, die Syriens Boden deckten, die im aufopferndsten Heldenkampfe an der geheiligten Schwelle fielen, umsonst die Zertrümmerung des häuslichen Wohlstandes, des ehelichen Friedens, die des Kreuzes willen mit Begeisterung hingegeben waren. Den Todesstoss gab der christlichen Macht der grosse Salah-eddin, die Blume der orientalischen Ritterschaft. Kühn den Moment benützend, bestieg der kriegerische Kurde den Thron der Fatimiten J171 und unterwarf sich Syrien und Egypten. Das Kreuz sank auf den Wällen der syrischen Städte, und seine Stelle nahm wieder der Halbmond ein. Am lö. Juni 1291 löschte das Blut der Christen-Ritter auf den Mauern von Ptolemais die lezte Flamme in Syrien, welche die Kreuzzüge hervorgerufen hatten. In Kleinasien herrschte noch die Seldschukische Dynastie, doch auch ihre Tage waren gezählt. Die Mongolen hatten sich, ein furcht- bar gewaltiger Strom, aus den Tiefen Asiens unaufhaltsam über Europa ergossen, Mord und Brand bezeichnete den Weg desselben und nichts konnte ihn hemmen, bis er sich 658 im 13. Jahrliiiiiderte an deutscher Tapferkeit brach niid seine verheereiideti Fluthen, die schrecklichsten, die je über Europa gekommen sind, zurück nach Asien wälzte. Eine Reihe von Kriegen der Mongolen mit allen Fürsten Asiens begann, in Folge deren auch alle die verschiedenen kleinern Türken-Reiche in Nichts zerfielen ; so wurde das Reich der seldschukischen Sultane 130S zerstört. Nur die Sultane der Mameluken widerstanden diesem Sturme, und sie bildeten jenen Kern, aus dem später, da das Mongolen -Reich den Weg alles Irdischen gegangen war, das Sarazenenthum zwar neu hervorging, nie mehr aber sich zu jener ritterlichen Würde, nie sich mehr zu jener intellektuellen Bedeutung emporschwang, wie unter einigen der früheren Sultane. Den Hauptgewinn der Kreuzfahrer- Eroberungen im nördlichen Syrien und an der ganzen kleinasiatischen Küste hatten die RepubUken Genua und Venedig. Mehrere der schönsten Inseln, viele der besten Seeplätze und eine Menge in Klein- Asien zerstreuter Festungen und Kastelle kamen in ihre Hände und bis ins Innere von Karamanien, bis in die tiefsten Thäler des Taurus, dem Dschihün, Seihün und Cydnus nach aufwärts, erstreckte sich ihre übers Land hin zerstreute Macht. Wiederholte Einfälle dev mongolischen Völker, mit denen die türkischen, wandernden Horden, Turkomanen und Kurden, zum Theil in Eins verflossen, wiederholte Angriffe der Vorfechter des Islam zur See und zu Land, erschütterte« die Colonien dieser mächtigen Handels-Republiken, ihre Bur- gen fielen, und heute heult der Schakal auf den wüsten Trüm- mern, wo einst die Flaggen von Venedig und Genua weh- ten. Im Jahre 1516 zerstörte Selim I. diese lezten Spuren christlicher Macht; er eroberte Egypten, Syrien und Kiein- Asien und machte Cilicien zur türkischen Provinz. Theils zum Paschalike von Adana, theils zu dem von Marasch und dem von Aleppo gehörend, blieb es im Besitze der hohen Pforte, bis der mächtig gewordene Pascha von Egypten sei- nen Ünabhängigkeits-Kampf begann, dessen umständlichem Verlauf ich am Ende dieses Werkes darstellen werde. Die Stellung, in die Mehemed-Ali, theils durch Eroberungssucht und getrieben durch eigenen , von Aussen hinlänglich 659 angefachten Trieb zur Vergjösserung, tbeils gezwungen durch ein trauriges Zusammentreffen der Umstände und durch die • charakterlose Politik der hohen Pforte, dem Sultan gegen- über sich versezt hatte, erforderte die Bildung einer bedeu- tenden Seemacht. Alle Länder, die unter Mehemed-Ali's Herrschaft standen, Egypten, Nubien, Arabien und Syrien zeichnen sich durch Holzmangei aus. Aus dem tiefen Innern Afrika's, aus den dortigen Tropenwäldern, konnte kein Schiff'sbauholz bezogen vvcM'den, thcils weil die dortigen Baumarten sich nicht hiezu eignen, theils weil die Entfernung zu gro^s ist und man keine Transportmittel hat. Die schönen Wälder in dem nördlichen Syrien und am Taurus, herrliche Baumstämme gebend und in geringer Entfernuug vom Meere liegend, mussten des Vizekönigs Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Andrerseits gab ihm der Taurus, als der Schlüssel von Syrien, die natürlichste und sicherste Gränzlinie für dieses Land, in dessen Besitz er sich durch die Bezwingung des AßDALLA-Pascha von St. Jean d'Acre im Jahre 1832 gesezt hatte. Rasch zog der tapfere IßRAHiM-Pascha nach dem nördlichen Theile von Syrien, besezte die Tauruspässe und warf sich mit seiner Armee nach Kleinasien, mit der Tendenz, seinen Siegeslauf nach Konstantinopel fortzusetzen. Ibrahim schlug am 21. Dezember 1832 die Schlacht bei Ko- niah, die Armee der Pforte, schlecht organisirt und noch schlechter kommandirt, unterlag. Keine Waff'engewalt hätte meines Erachtens einem raschen Vorrücken Ibrahim's nach Konstantinopel Einhalt gethan , Alles war vorbereitet, die russische Hülfsarmee hätte wahrscheinlich nicht schnell ge- nug an Ort und Stelle seyn können : doch die Macht des Wortes der europäischen Mächte, die ihrer eignen Stellung halber diese entscheidende Demüthigung der Pforte nimmer zugeben konnten, fesselte den sieggewohnten Feldherrn in einem höchst wichtigen Momente, hinter sich sichere Erobe- rungen, vor sich den Thron der Sultane. Der Friede von 1833 kam zu Stande und in Folge desselben fiel Mehemed- Ali nicht nur ganz Syrien, sondern auch Cilicien zu, und der hohe Rücken des Taurus und des Giaur Dagh wurde die Nordgränze seiner Besitzungen. Diese zu befestigen, 6C0 war nun sein erster Schritt; denn von dem Gedanken, sich zum unabhängigen Herrscher aufzuwerfen und das Joch der Pforte abzuschiitteln, konnte und wollte er nicht abgehen, seine politische Existenz hing davon ab, er war zu weit gegangen, um ungezwungen umkehren zu können. Die Militärstrasse an die Nordgränze, die eine über Ädana, die andere über Ain-tab, wurde hergestellt. Antiochia, Ain-tab, Aleppo, Marasch, Adana, Tarsus u. s. w. erhielten ihre Garnisonen, und am nördlichen Ende des wilden Passes von Gülek Boghas erhob sich rasch eine grosse und starke Festung. Der Friede war kein klarer, heiterer Friede; wie Unheil schwangei'e Gewitter- Wolken hing er über dem Lande, Die Pforte konnte die gewafFnete Stellung ihres Vasallen, in dessen Macht, oline fremde Einmischung', es lag, nicht, ob er sie vernichten könne, sondern wann er sie vernichten wolle, nicht zugeben. Sie suchte ihn zu entwaffnen und durch ]Noten zu erringen, was sie, das Schwert in der Hand, nimmer mehr von ihm erringen konnte, nämlich seine Demüthigung. Die Verhältnisse zwischen Mehemed-Ali und der Pforte wurden immer gespannter, Ibrahim's Armee stand an der Gränze, gegen- vher war HAFiz-Pascha mit den Truppen des Sultans. Es fehlte nicht an gegenseitigen Herausforderungen. Die egyptische Armee war durch Hunger und Elend aller Art entsetzlich herab- gekommen; doch ein tapferer, umsichtiger und noch ungebeug- ter Feldherr, der noch nie besiegte Ibrahim stand an der Spitze. Die türkische Armee, besser versorgt als die egyp- tische, hatte entschieden höhere physische Kraft, aber desto weniger moralische. Der eigensinnige, im Unglücke muth- lose Hafiz, acht türkisch denkend, gab den Rathschlägen der vortrefflichen preussischen Offiziere, die ihm zur Seite standen, kein Gehör. So kam der 24. Juni 1839. Die Schlacht bei Nissib wurde geschlagen. Der Zustand der ägyptischen Armee war so schlecht, dass im Momente, als sich schon der Siegeslorbeer um ihre Stirne Avand, 400 Araber mit Sack und Pack, um ihr Elend zu enden, zu den Besiegten übergingen. Hafiz verkannte ganz und gar den richtigen Moment des Angriffes, der Sieg lag sicher in seiner Hand, doch der gewandte Ibrahim entriss ihn dem ungewandten 601 Feldherrn, der sich nicht mehr zu helfen wnsste, und die Armee des Sultans unrde angerieben. Nicht lange nach diesem Unglücke folgte ein zweites, nicht minder bedeuten- des und höchst folgenreiches, nämlich der in der Geschichte fast beispiellose, schändliche Verrath, den AciiMED-Pascha, der türkische Admiral, an seinem Herrn beging, indem er sammt der Flotte sich Mehemed-Ali überlieferte, der unüber- legt das so gefährliche Geschenk annahm. Nun traten die europäischen Mächte entschieden für die Pforte «inf, die Zurückgabe der flotte, die Räumung von Cilicien und ganz Syrien, die Unterwerfung und Anerkennung der Oberhoheit des Sultans waren die Bedingungen, unter denen man sich herbeiliess, dem alten Vizekönige den erblichen Besitz von Egypten, Nubien und der 1824 eroberten Negerländer zu- zusagen. Mehemed-Ali verschob das eine von Tag zu Tag, nach gewohnter Weise Alles von der Zeit hoffend; das an- dere, vielleicht im Vertrauen auf eine ?»Iacht, die ihn mit W^orten unterstüzte, schlug er rund ab. Der Krieg begann wieder, England und Osterreich unterstüzten die Pforte mit gewaffneter Hand, Mehemed-Ali stand im Momente der Ge- fahr — allein. Die Flamme des Aufi-uhrs wurde unter den Bergvölkern Syriens entzündet. Schnell wurden die Egyp- ter aus Syrien vertrieben, alle Seeplätze Avurden von den Alliirten genommen, Cilicien räumte sich so zu sagen von selbst, und beide Länder fielen wieder der Pforte zu, als Provinzen, von Pascha's regiert. Den vseitern Verlauf muss die Zukunft lehren. Gehen wir wieder auf unsern eigentlich zu behandelnden Gegenstand zurück, nämlich an den Taurus und sein Gebiet. Das Interessanteste, was wir aus dem Drange geschichtlicher Ereignisse im Laufe von Jahrhun- derten hervorgehen sehen, bleibt immer der Mensch und seine Stellung in der und zu der übrigen menschlichen Gesell- schaft. Viele der Völker, auf deren Treiben die Schneegipfel des Taurus seit Jahrtausenden herniedersahen, sind nicht mehr. Sie gingen, wie sie kamen, sie verbanden sich mit andern Völkern und neue entstanden, sie verschwanden auch zum Theil. Die, welche wir heut zu Tage in den Thälern und auf den Bergen des Taurus sehen, die die Ebenen 662 durchstreifen und in den Städten und Dorfern wohnen, sind: Turkomanen, Türken, Kurden, Araber, Armenier, Levantiner und Europäer. Die Turkomanen durften aller Wahrscheinlichkeit nach mit den Kaspiern, welche zur Zeit der Ausdehnung der Meder- und Perser-Herrschaft in den Geg-enden des kaspi- schen Meeres nomadisirten, ein und dasselbe Volk seyn. Leztere gehören in jedem Falle zu den ältesten Bewohnern des Landes ; denn schon vor Cyrus dehnten sie ihre Streif- und Raubzüge nach Kleinasien aus. Die Turkomanen sind ferner ein GHed jener türkischen Stämme, mit denen die Araber auf ihrem Eroberungszuge in den Oxus- und Jaxartes- Ländern zusammentrafen und die wenigstens zum Theil mit ihnen in Eins zusammenschmolzen. Der Turkomane ist von vorne herein, wie der Beduine, ein reiner Nomade, wie lezterer aber, z. B. in Egypten, fing auch er an in neuerer Zeit sich anzusiedeln, nie jedoch ganz den Charak- ter seiner ursprünglichen Freiheit ablegend. Wir sehen daher auch heut zu Tage, wie bei den Arabern, reine Wan- derstämme und solche Stämme, die in Dörfern leben, Feld- bau treiben und nur in der Weidezeit mit ihren Heerden entweder die weiten Ebenen durchziehen, oder sich auf den Alpen auflialten. Die Sprache aller Turkomanen ist die türkische, die sie, wenigstens am Taurus, schön und in grosser Reinheit reden, so wie sie auch alle Anhänger der reinen Islams-Lehre sind, in ihrem Umgänge mit Andersdenkenden aber weniger Fanatismus entwickeln, als viele ihrer übrigen Glaubens- Verwandten. Der in Dörfern wohnende Turkomane unterscheidet sich von dem eigentlichen Türken in Nichts, und nur wenn er mit seinen Heerden ins Freie zieht, oder des Feldbaues, der Ernte wegen auf längere Zeit sein Dorf verlässt und im Zelte lebt, erinnert er an seinen Ursprung aus einem Wander-Volke. Der nomadisirende Turkomane hingegen ist, wie der Beduine, Sohn des Zeltes, die weite Weide-Ebene ist sein Heimathland, der klare Sternenhimmel das Dach seines unbegränzten Hauses. Ein freier Sinn ist dem Turkomanen durch die Lebensweise seiner Väter ange- boren, und ihn zu erhalten ist ihm zur Natur geworden, seine 6G3 Freiheit zu bewahren, ist sein höchstes Streben. Beständig; bewaffnet, ist er gut beritten, und seine vortrefflichen Pferde, seine Kamele, seine Rinder und Schafe sind sein «ganzer und zum Theil auch beträchtlicher Reichthum. Der Turko- mane ist roh, ungebildet, wie es als Naturmensch seine Le- bensweise mit sich bringt. Schön von Körper, abgehärtet für Strapazen aller Art, zeigt er zwar weniger intellektuelle Anlage und Fähigkeit als der Araber, ist aber starken Gei- stes, muthig, entschlossen, und in seiner ganzen Denkweise liegt etwas Chevalereskes, daher man wohl häutig den Fall hndet, dass ganze Stämme sich dem Räuberhandwerke hin- geben, selten es aber sich ereignet, dass ein Diebstahl vor- fällt, während das Stehlen dem Araber, und vorzüglich dem an der Gränze der Civilisation stehenden, zur Natur gewor- den ist. Ausserdem ist der Turkomane massig, lebt nur vom Ertrage seiner Heerden, keusch wie der Beduine, gastfrei gegen jeden Fremden ohne Unterschied des Volkes und des Glaubens, treu seinem gegebenen Worte und ferne von jener List und jenen Tücken, die den Araber charaktedsiren, so bald er ausser seinem Lager steht und nicht durch die ihm heiligen Gesetze der Gastfreundschaft gebunden ist. Der Turkomane ist kriegerisch und ein guter Soldat im Kampfe auf seine Faust, in Masse jedoch nur dann, wenn er gut kommandirt wird, eine Erscheinung, die wohl so ziemlich allgemein seyn dürfte. Ihre Lager unterstehen den Befehlen ihrer Häuptlinge, deren Macht wenig beschränkt ist, und die meist den ältesten Familien des Stammes angehören, wo- durch eine Art aristokratischen Verhältnisses entsteht, wel- ches auch auf die Turkomanen überging, die sich ansie- delten und die der Herrschaft ihrer ßeys unterstehen. Ge- gend und Stamm führen den Namen desselben, dem noch der Name des Vaters des Häuptlings mit dem Beisatze Oglu (Sohn) zugesezt wird. Diesem Häuptlinge kömmt es zu, die Lasten, welche die Verwaltung des Landes auferlegt, derselben zu leisten, wogegen er seine Lnterthanen besteuert. Die Handhabung der polizeilichen Ordnung, die Entscheidung in Rechtsfällen und Streitigkeiten geschieht theils durch Machtspruch des Häuptlings, theils sind sie, nach den alten Ki)>.sE(iCf,ii, Reisen. 1. Bil. i. Thl. 43 664 patriarchalischen Normen orientalischer Völker, Gegenstand der ßerathung unter den ältesten und ang^esehensten Fami- lienhäuptern des Stamms, wobei theils der Koran als Richt- schnur dient, mehr sich aber an das Herkommen gehalten •wird. Die Turkomanen, mit ihren Heerden ein weidereiches Land durchziehend und nicht, wie die Beduinen, in Wüsten sich herum treibend, sind, mit diesen verglichen, in einem hohen Grade von Wohlstand. Ihre Heerden geben Ihnen nicht nur das Nöthige des Unterhaltes, sondern sie geben ihnen auch durch den Verkauf der Häute und des Fleisches die Mittel an die Hand, sich dafür mit Waffen, Getreide, Kleidungsstücken etc. zu versorgen. Überdiess verfertigea die Frauen, denen ohnehin die ßesargung des ganzen Haus- wesens obliegt, Teppiche aus Wolle, welche im ganzen Lande allgemein im Gebrauche stehen. Wie der Beduine des eigentlichen Wanderstamms in ungezügeltem Stolze auf seine unbeschränkte Freiheit seinen ansässigen, arabischen Mitbruder hasst und ihn verfolgt, so auch steht der wan- dernde Turkomane dem ansässigen, dem turkomanischen Bauern, feindlich gegenüber. Im nördlichen Syrien ziehen an 40,000 M.ann Turkomanen umher, die im Winter auf de» dortigen Ebenen ihre Heerden weiden, im Sommer hingegen sich in die Thäler und Vorberge des Taurus begeben und besonders auf der grasreichen Ebene von Messis, Siss, Ana- zarba und Adana nomadisiren. Bei der steten und starken Bewegung im Freien, bei der hohen Beschränkung derBe« dürfnisse von Kindesbeinen an und bei der sorgenlosen Le- bensweise überhaupt ist es sehr natürlich, unter den Turko- manen Leute von hohem Alter zu sehen und Greise, die über hundert Jahre zählen und noch aufrecht, wie kräftige Stämme, stehen, sind nichts Seltenes. Der ansässige, in Dörfern wohnende TurkomaHej über dessen Vorzüge im Gegenhalte zum Araber ich schon einige» mal sprach, ist desselben Stammes, derselben Sprache, des- selben Glaubens, hat fast dieselben Sitten und auch fast dieselbe bürgerliche Verfassung. Jedes Dorf, manchmal mehrere zusammen, ja ganze Distrikte, z. ß. Kassan Oglu, haben ihr Oberhaupt und unterstehen demselben in einer Art 665 von Feudalsystem, das wir auch bei den Drusen und Kurden wieder finden. An der Spitze steht der Häuptling aus der ältestem, ang-esehensten und reichsten Familie, dem seine Würde erhrechtlich zufällt. Er ist der Besitzer seines Qber- Eigenthums, das in manchen Distrikten, z. B. in Hassan Oglu, wo zu meiner Zeit SAMMARA-Bey diese Würde beklei- dete, sehr beträchtlich ist. Er ist der Lehensherr und die übrigen sind seine Lehenträger, die sich für die Ertheiinng des Lehens mit ihm als seine Vasallen, in der ganzen Be- deutung des Wortes, verbinden. Dieser Lehensherr ist das Mittel-Organ zwischen dem obersten Landesherrn und dem eigentlichen Volke, er ist der Besteuerte, der die Abgaben Tragende, derjenige, von dem im Momente der Gefahr eines Angriffes von Aussen die thätigste Hülfe erwartet wird ; er ist hingegen aber auch deijenige, der nicht nur die ausge- dehntesten Ländereien selbst besizt, sondern als Lehens- herr über grosse Besitzungen verfügt; ihm sind seine Vasal- len zinsbar, ihm stehen sie im Kampfe zur Seite, ihn zu schützen ist ihre Pflicht, er wacht für die Sicherheit des Landes, er spricht und übt das Recht in seinem Distrikte, und zwar so ziemlich der Verfassung angemessen , im mit- telalterlichen Geiste. Seine Macht ist nur durch die Reli- gion und durch Herkommen beschränkt; daher sind Fälle von offenem Widerstände bei Bedrückungen der Vasallen durch ihre Lehensherren nicht sehr selten, und dieser Fall fand z. B. im Jahr 1834 bei der Vertreibung des berüch- tigten AcHMED-Aga aus Beilen in Kassan Oglu statt, wo sich sämmtliche Vasallen desselben mit Freude den von der egyp- tischen Verwaltung abgesandten Amanten anschlössen. Die- ses Feudalsystem der Turkomanen am Taurus, deren ansäs- siger, Feldbau treibender Theil weit aus die stärkste Masse der ganzen Bevölkerung bildet, wurde von der egyptischen Verwaltung nach der Besitznahme des Landes 1832 sehr respektirt, und sie hütete sich weislich, einen Schritt durch Machtbeschränkung dieser Lehensherren zu thun, der die ganze kriegerische, in Waffen geborene und erzogene tur- komanisehe Bevölkerung gegen sie hätte zum Kampfe reizen köDuen, eiii Akt, der um so gefährlicher gewesen wäre, da 43* 60« dieses Volk «-erafle die äusserste Landesgianze bewolint und ein Tenalii für sich hat, das es gegen jeden offenen ÄngriflF in Masse schiizt und in welchem es höchstens durch einen Jahrzehnte dauernden, den Sieger erschöpfenden Guerillas- Krieg aufgerieben und erdrückt werden könnte. Der Türke ans Sultan Selim's Zeit ist der Eroberer des Landes und als solcher zerstreut üher dasselbe. Weniger als Bürger oder Bauer auftretend, ist er es vielmehr, der ausschliesslich die höchsten Stellen des Staates als Militär und Beamter bekleidet. Aus verschiedenen Zweigen der türkischen Nation abstammend, durch mehr als ein Jahr- tausend in innigster Berühiung mit dem Araber, durch Jahr- hunderte langfortgesezten Kampf Herr des Landes und in lezter Zeit durch Civilisation par force in Pantalons und Gehrock gesteckt, ist eigentlich sein früherer Charakter verschwunden, und die Zeit des sarazenischen Kitterthums liegt sehr weit hinter ihm. Er ist nicht bedeuleud durch seine Masse, son- dern durch die Stellung, die ihm einst das Glück der Waffen verschaffte und in der man ihn nur mit Mühe bisher auf- recht erhielt. Wo sich seine Nationalität, ohnehin grössten- theils in seinem Glauben begründet, noch erhielt, gleicht er dem Turkomanen, der den Pflug für das Wanderleben ein- tauschte, und zeigt keine besondere Individualität. Wie bei diesem ist der edle Stoff, der in ihm von vornherein liegt, keineswegs verschwunden; es ist aber bei dem unberech- neten Haschen nach Formen, bei der unüberlegten Zerstö- rung seiner religiösen Impulse, seiner heiligsten Erinnerungen, ohne ihm Besseres zu geben, zu befürchten, dass es geschieht, )ind zwar um so eher, je mehr man bemüht ist, sich in Ex- tremen zu bewegen und zwischen einer bei den Haaren herbei- gezogenen Civilisation und einem barbarischen Kopfab- schneidersysteme keinen Mittelweg einschlägt. Eine zweite, ganz selbstständig und in eigenthümlicher Individualität auftretende Nation sind die Kurden. Sie stummen aus dem benachbarten Kurdistan und theilen sich, wie die Turkomanen, in nomadisirende Kurden und in an- sässige. Sie sind das geschichtlich nachweisbare älteste 667 Volk, welches das Gebirg^sland zwischen Armenien und Persieu von jeher bewohnte und seine Streifzüge in die Nachbar- länder ausdehnte. Wir finden sie bereits in dem Chaldäer Berosus, in dem Armenier Mariaba, in Strabo, Xenophon etc. erwähnt. Ihrer Relig"ion nach gehört der grösste Theil der Kurden zur mohammedanischen Sekte der Verehrer des Ali, der gering;ere Theil sind nestorianische Christen, die den beiden Patriarchen zu Kodjanissi und Roban Ormes unter- stehen, deren Würde vom Onkel auf den Neffen erblich ist. Erstere haben als Alisten viel des Unbequemen abgelegt, was der eigentliche, reine Mohammedanisnius mit sich bringt; sie nehmen es z. B. mit dem Besuche der Moscheen und den vorgeschriebenen Gebeten gar nicht genau, sie fasten nicht, pilgern nicht nach Mekka etc. Man schäzt die Stärke der kurdischen Nation gegenwärtig auf 3 Milh'onen Seelen, worunter ungefähr 100,000 nestorianische Christen seyn mögen. Die nomadisirenden Kurden sowohl, wie die an- sässigen, sind in ihrem bürgerlichen Verbände unter sich sehr den Turkomanen ähnlich. Erstere, deren Horden in den Ebenen am Taurus und auf denen des nördlichen Syriens bis gegen Damaskus streifen, haben ilire Häuptlinge ganz nach der Art der wandernden Turkomanen. Die Wander- züge der Kurden erstrecken sich, früher besonders, in die Ebenen am Dschihun, und zwischen Siss, Anazarba, Messis und Adana sollen sie zur Zeit der Besitznahme des Landes durch IBRAHIM-Pascha in ganzen Regimentern erschienen seyn und das Land höchst unsicher gemacht haben , bis sie sein kräftiger Arm in ihre Berge zurückjagte. Die ansäs- sigen Kurden haben hinsichtlich ihrer Verfassung das Feudal- system der ansässigen Turkomanen und wohnen in Dörfern und Städten, mitunter von bedeutender Ausdehnung. Die kriegerische Stellung, in der sie sich von jeher befanden, bedingte die Befestigung ihrer Wohnplätze, und ihre Lehens- herren, die eigentlich adeligen Familien des Landes, hausten in festen Burgen auf fast unzugänglichen Bergen und Felsen. Daher man eine Menge fester Schlösser in zum Theil höchst pittoresken Lagen sieht. Im Ganzen unterstehen sie aber schon seit langer Zeit der hohen Pforte, nur hat ihre 608 üiitenveifung zum grossen Theil nur eine nominelle Bedeu- tung. Bei Gelegenheit des lezten Kriegs der Pforte mit dem Vizekönige von Egypten, im Jahr 1838, empörten sich die Kurden, besonders am Karsann Dagh, gegen die Macht der Pforte, indem sie sicli der vorgeschriebenen Rekrutirung durchaus nicht unterwerfen wollten. Ein Theil des damals von HAFiz-Pascha kommandirten und am Taurus stationirten Armeekoi-ps machte geg^en die Kurden einen Feldzug in die Gebirge von Kurdistan , und die damals bei HAFiz-Pascha befindlichen königl. preussischen Offiziere begleiteten den Kommandirenden. Eine höchst anziehende Schilderung dieses Feldzuges lesen wir in dem mehrmals citirten Werke: „Briefe über Zustände und Begebenheiten in der Türkei. Aus den Jahren 1835 bis 1839. Berlin 1841, S. 271 etc.«, woraus zugleich die militärische Bedeutung der festen Kurdenschlösser und des kleinen Krieges, den jenes Gebirgsland allein zu- lässig macht, klar hervorgeht. Die Scheusslichkeiten, die dabei vorfielen, darf man dem türkischen Charakter nicht ausschliesslich zur Last legen, es waren Handlungen roher, gereizter Menschen, wie man sie so nicht gar selten auch bei gesitteten Völkern antrifft, wenn Felsen g^estürmt werden müssen, Erbitterung den Menschen entmenscht und er sich in eine Art Wahnsinn mit Gewalt hineinarbeitet. Diese Kurden- kriege sind nicht zu vergleichen mit den egyptischen Sklaven- jagden in Sudan ; denn in Kurdistan standen sich Bewaff"nete gegenüber, in Sudan aber ist es eine Vertilgung wehrloser Menschen. Die Kurden sind ein ausgezeichnet schöner Menschenschlag, vorzüglich die Männer, weniger die Frauen, 4 kr. Konv.-Münze. Die Personalsteuer wurde von Jedem erhoben, wessen Glaubens er auch immer war. Auch diese Abgabe wurde vom Ih. Lebensjahre an entrichtet und betrug per Kopf jähr- lich von 15 bis zu 500 Piaster, oder von 1 fl. 30 kr. bis 50 fl. Konv.-Münze. Die Ein- und Ausfuhr-Zölle waren am Rajas und an armenische Kaufleute verpachtet. Besondere Rücksicht wurde bei Entrichtung dieser Zölle auf europäische Handelsleute und europäische Schiffe genommen. Sie bezahlten für alle im Tarife aufgenommenen Waaren von 1 bis 1,5 §, von denen nicht im Tarife aufgenommenen 3 ^ ; die inländischen Kaufleute hingegen mussten 4§ für alle Artikel entrichten. Solche Handelsvortheile kamen vorzüglich den Konsuln und Konsulats-Agenten zu, daher auch die häufigen Bewer- bungen um solche Stellen, selbst wenn sie nicht bezahlt 677 werden. An den Barrieren der Städte fand überdiess die Entrichtung einer Art Verzehrungssteuer statt, die sich vor- zi'iglich aber nur auf Thiere beschränkte; so zahlte man für Ochsen 13 bis til Piaster (1 fi. 18 kr. bis i fl. 6 kr. Konv.-Mze.); waren sie aber zum Schlachten bestimmt, 60 bis 70 Piaster oder 6 bis 7 fl. Konv.-Mze. etc. So waren auch auf ähnliche Weise beim inländischen Transporte alle Cerealien, Brenn- materialien, Futter für Thiere etc. einer eigenen Abgabe an den Barrieren der Städte unterworfen, und nur die Euro- päer waren für ihren Hausbedarf davon befreit. Wäre Cilicien als eine für sich bestehende und nicht mit Syrien vereinte Provinz nach dem System regiert worden, das der schlaue Vizekönig den kriegerischen Bergbewohnern gegenüber daselbst beobachtete, ich glaube kaum, dass die Bevölkerung dieses Landes geneigt ^wesen wäre, sich der Herrachaft des Vizekönigs zu entziehen; aber so wurde es, als politisch zu Syrien gehörend, in dem Strudel der Ereig- nisse fortgerissen, die in lezter Zeit über dieses Land er- gingen. Syrien, das unglückliche Land, demoralisirt durch türkischen Druck und verarmt durch das Aussaugesystem seiner Pascha's, war seit dem Jahre 1831 der Schauplatz fortdauernder Revolutionen und Kriege, das Opfer ihrer ver- heerenden Einwirkungen. Bewohnt von vielen unter sich ganz verschiedenen, entflammt durch Fanatismus und fremde Einflüsterungen einander feindlich gegenüberstehender Völ- kern, war es eine wahre Fundgrube für unselige Bürger- kriege, welche die Pforte so wenig als die egyptisrhe Ver- waltung radikal zu enden bemüht waren, welche sie vielmehr benüzten, um eine Partei durch die andere in Schach zu halten. Eraiuthigt durch diese Differenzen, durch die das Land in einen Zustand von Schwäche verfiel, der schon etwas mehr wagen Hess, kam es, dass das System der egyptischen Verwaltung sich in Syrien weit egyptischer aus- sprach, als es am Taurus der Fall war. Die Eintreibung der Abgaben von einem schon von vorne herein verarmten Volke geschah schonungslos, mit Härte und Willkür, vor Allem aber war es das verhasste Rekrutirungssystem , von 678 dem der Taunis ebenfalls verschont blieb, welches in Syrien die Geniüther entflammte, jene erneuerten blutigen Kriege in Huran, Hebron, am Libanon etc. hervorrief, glühenden Hass gegen die egyptische Regierung in die Herzen der Bergbewohner brachte, der endlich bei dem mächtigen Im- pulse von Aussen, nach der Schlacht von Nissib, immer mehr anwuchs, bis der Aufruhr in volle Flammen ausbrach und Syrien und mit ihm Cilicien dem Vizekönige 184 1 entrissen wurde, auf welche Ereignisse wir bei Syrien zurückkommen werden. unter der Aegide der Innern Ruh^ und des Innern Frie- dens, dessen sich Cilicien durch wenige Jahre unter der Herrschaft Mehemed-Alis zu erfreuen hatte, geschahen zwar, ausser Baumwollen-Kulturen, keine Unternehmungen von besonders landwirthschaftlicliem oder industriellem Werthe, jedoch blühte das Land im Gegenhalt des frühern anarchi- schen Zustaudes empor und der, der gerade fius Egypten kam und Zeuge des dortigen, bis zum höchsten Grade gesteigerten Elendes gewesen war, konnte sich eines gewis- sen Wonnegefühls nicht enthalten, den schönen, wohlgenähr- ten , turkomanischen Bauer in glänzenden Waffen inmitten seiner wogenden Kornfelder zu sehen. Da der grösste Tlieil von Cilicien Gebirgsland oder Weideebene ist, so ist auch Viehzucht die vorherrschende Erwerbsquelle des dor- tigen Volkes. Unzählige Mengen der schönsten Rinder, Pferde Schafe und Ziegen weiden im Sommer auf den lierrlichen Alpen des Taurus, im Winter auf den weiten Ebenen und geben den Bewohnern nicht nur die nöthige Nahrung, sondern bilden auch einen beträchtlichen Handels- Artikel. Der Feldbau lieferte höchstens den Bedarf des Landes, besonders in der Zeit, als eine beträchtliche Truppen- Zahl in Gülek, Adana etc. stationirt war. Von industriellen Unternehmungen, mit Ausnahme der Eisenproduktion und der Erzeugung von Wollen-, Baumwollen- und Seidenzeugen konnte ich nichts in Erfahrung bringen. Auch der Handel, grösstentheils in den Händen levantinischer Kaufleute, war beschränkt auf Früchte, Oel, Tabak, Honig und oben erwähnte Kunsterzeugnlsse, von denen aber ein ;> rosser Theil, nnd namentlich ancli die Piodnktioii an ßanmwolle in nenerev Zeit, als Monopol betrachtet wnrden. Vorzüglich waren es egyptische und griechische Han- delsschiffe, welche auf der Rhede von Tarsus bei Kasanlie erschienen, selten sah man daselbst die östreichische Flagge und noch seltener Schiffe andrer europäischer Nationen. Sie brachten für die Landesprodnkte Manufaktur-Erzeugnisse, Wein, Waffen und verschiedene europäische Industrieerzeug- nisse. Im Ganzen jedoch war die Schiffahrt sehr beschränkt und die Rhede meist leer und öde, da Tarsus so wie Adana, als Hauptstädte der Provinz, zwar für den inländischen Handel Bedeutung haben, im Betreff" des Welthandels aber eigentlich ausser seinem Bereiche liegen. So geht der in- dische und persische Waarenzug theils über Damaskus oder über Aleppo und Antiochfa aus Mittelmeer, theils weiter östlich durch Armenien nach Trapezunt ans schwarze Meer, selten dass eine aus Syrien nach Konstantinopel iiber Konja gehende Karavane Adana oder Tarsus berührt, noch seltener, dass persische Karavanen sich nach Cilicien verlieren. Der Cyd- nus, Seihi'in und Dschiliün könnten, und zwar mit nicht so sehr bedeutenden Kosten, wenigstens flössbar gemacht wer- den, wodurch dem Lande ein ausserordentlicher Vortheil in der Weise zuginge, dass die schönen Wälder in den Taurus- Thälern benutzbar und ihr Holz bringbar gemacht würde, während es gegenwärtig als todtliegendes Kapital verfault, indem die Holzgewinnnug sich auf die die Bucht von Skan- derun zunächst umgebenden Wälder beschränkt, die andrer- seits durch die Art und Weise, wie man sie in Anspruch nimmt, sichtbar leiden. Solche Ansichten liegen jedoch nicht in dem Geiste weder einer türkischen noch einer egyptischen Verwaltung, sie verwechseln stets Benützen und Verwüsten, und wo die Idee von Staat nnd Nation, die Idee einer hu- manen Stellung des Landesherrn zum Uuferthan so ganz mangelt, da kann auch von der Idee einer Schonung von Staatseigenthum zur Wohlfahrt künftiger Geschlechter keine Rede seyn; denn es ist rein nur eine Wirthschaft des Au- genblickes. Uissnr.cF.r.. Rpisen . 1. BH. 7. Tlil. 44 680 Eine zweite, der Lage des Lande«, seinen sich darbie- tenden Kommnnikations- Mitteln und seinem vveniostens theil weise beträchtlichen Waldstande zufolge, bedeutende Erwerbsquelle wäre für den Taurus unstreitig der Bergbau. Die Gebirge von Kassan Oglu und die bei Szamszadlar enthalten eine Menge mächtiger Lagerstätten des herrlichsten Eisensteins, zum Theil in der Nähe bedeutender Waldungen, zum Theil sogar in der Nähe des flössbaren Seihün gelegen. Die Berge des Bulgur Dägh und des Baghir Dägh führen Bleierze, und längs dem ganzen südlichen Abhänge des Tau- rus zieht sich eine braunkohlenführende Tertiär-Formation hin, in der man das Vorkommen dieses Brennstoffes be- reits an zwei Punkten, zu Thor Oglu und Gedikle, nach- gewiesen hat. Beim Bergbau, als industrielles Unternehmen betrachtet, stellen sich zwei Haupt-Momente als conditio sine qua nou seines Gelingens hervor, nämlich Ausdauer in einem rationell- dnrchdachten und rationell begonnenen Plane und eine un- unterbrochene Stetigkeit seiner Subsidien; beide jedoch un- bekannte Grössen für Verwaltungs-Systeme, wie das türki- sche und egyptische sind. In soferne es aber unter solchem Drucke möglich war, hatten doch schon seit alten Zeiten Private, besonders Griechen, an verschiedenen Punkten des Taurus in Kleinasien, wie wir bereits gesehen haben, ihr Glück in Bergbau-Unternehmungen versucht und zum Theil nicht ohne Erfolg. So gaben laut Ainsworths Nachrichten vom Jahre 18:J6 und 1837 die Gruben von Maden Gomüsch und Kapän Maden jährlich 1950 Zentner Blei mit 10 Zentner Silber. Die Bleiglänze waren früher daselbst silberreicher. Die Gruben zu Maden Kapur bei Arganä lieferten aus 14 im Betriebe stehenden Stollen jährlich 22,500 englische Zentner Kupfererze. Die Feinkupferarbeit allein geschah mit einem Metall- Verlnste von 25 bis «S«, so dass aus dem Roh -Metall* kaum 1 -^ Feinkupfer ausgebracht wurde. Über den Betrieb der Eisenstein- und Blei-Grnbeu im * Sollte doch wohl wahrscheinlich „Erz" heissen. 081 ellirischen Taiiriis liabe ich bereits im Detail gesprorlieii, und aus dem (lanzeii ij^eht hervor, dass unstreitig ein sehr beträchtlicher Mineral-lleichthum im Schoosse des Taurus ruht, aber auch noch langte ruhen wird, bis es einer erleuch- teten Regierung gelingen diirfte, durch Beförderung von Privat-Unternehmungen, durch kräftigen Schutz und Unter- stützung derselben den Schatz zu erheben, den die Natur daselbst niedergelegt hat. 44 * Achter AlbiscIiiilM. Reisen in Mittel-Syrien und Rückreise nach Egypten. 1) Reise voll Beirut zu Aen Sieinkolilen-lllineii auf dem liibnnon und von dort iiacli Baalbeck. Auf unserer Rückreise von Karamanien waren wir am 8. Oktober 1836 wieder in Beirut eingetroffen. Nachdem die gewöhnlichen Rückfragen an unsere Korvette des Ge- sundheitspasses wegen von der Sanitäts-Behörde gemacht worden waren und die Antwort befriedigend ausfiel, schifften wir uns sogleich aus und nahmen unser öuartier wieder bei unserm freundlichen Signore Battista, der sich unterdessen ein grösseres Lokal erwirthschaftet hatte, das wirklich nebst einem sehr guten und sehr biMigen Tische alle Bequem- lichkeiten darbot, die man von einer orientalischen Stadt nur fordern konnte. Kaum waren wir ans Land gestiegen, so erhielten wir auch schon Nachricht, dass sich in einigen der benachbarten Libanon-Dörfer Pestfälle ergeben hatten. Da die Absperre der Stadt gegen die benachbarten und so stark compromittirten Bergbewohner nicht sehr sorgfältig gehandhabt wurde, so wird das Lächerliche der strengen Handhabung der Sanitäts- Vorschriften gegen auswärtige Schiff"e, die aus Ländern kommen , wo keine Pest ist, zum neuen Beweise, dass man nicht recht wusste , was mau 683 wollte. Auf genauere Nachfrage, wie es sich denn eigent- lich mit diesen Pestfällen verhalte, erfuhren wir, dass die Gefahr bereits vorüber sey und man seit längerer Zeit von keinem Falle wisse, und wir beschlossen daher auch, unsere Reise über Baalbeck nach Damaskus so bald als möglich anzutreten. Diese Absicht jedoch wurde in ihrer Ausfüiirung noch um ein paar Tage, nur diessmal auf eine sehr ange- nehme Weise, verzögert. Es war nämlich der grösste Theil meiner Instrumente aus Alexandria angekommen und ihre Auspackung, Adjustirung, die Vergleichung der Barometer und Thermometer, die übrigens auf das Genaueste korre- spondirten , nahm unsere ganze Thätigkeit in Anspruch. Von allen diesen Instrumenten , deren ich in der Einleitung zu diesem Bande im Detail erwähnte, waren auf der weiten Reise von Wien über Alexandria nach Beirut nur zwei Stücke, nämlich ein gewöhnlicher Taschenthermometer und ein Thermometer zum Höhenmessen, zerbrochen, alle andern waren im besten Zustande angekommen, und ich begann am 10. Oktober 1836 die Reihe umständlicher Beobachtungen über Luftdruck, Lufttemperatur, Luftfeuchtigkeit, Luftelek- trizität, Winde etc., die ich bis zum 1.5. Januar 1839, an welchem Tage ich sie in Beirut, wo ich sie begonnen hatte, beschloss. ununterbrochen fortsezte, und zwar sehr häufige, wenn ein längerer Aufenthalt an Ort und Stelle es erlaubte, von Stunde zu Stunde durch Tag und Nacht. Durch wie- derholte und genau korrespondirende Barometerbeobach- tungen bestimmte ich, so genau als es diese Methode mög- lich macht, die Höhe meines Zimmers in der Lokanda des Battista, wo meine Instrumente aufgestellt waren, über dem Meere und fand sie im Durchschnitte gleich 60 Pariser Fuss. An dieses Ergebniss schliessen sich die folgenden Beobach- tungen in Mittel-Syrien an, da fernerhin mir korrespondirende Beobachtungen an der Meeresküste Syriens nicht mehr zu Gebote standen. Von Beirut aus schrieb ich an Ibrahim Pascha, der sich damals in Tripolis aufhielt, theilte ihm meine Absicht, mich sogleich zu den Steinkohlengruben auf den Libanon zu be- geben, mit, und trat am 12. Oktober meine Reise dahin an. 684 Der Umstand, dass der Gouverneur mir statt den ver- langten Reitpferden Maulesel schickte, Ich jedoch diese Thiere, nenn auch viel sicheren Sdirittes, ihrer unaussteh- lichen Bosheit halber nicht leiden konnte und auf der Ver- ubfolgung" von Pfeiden bestand, die ich denn auch erhielt, verzögerte den Aufbruch unserer Karavane bis Nachmittags. Meine Gesellschaft bestand in meinem Adjunkten, den Herren Dr. Veit, Kotschi und AcHMED-Kaptan, dem Arbeiter Mortsch, meinem Bedienten Karl und dem Diener IßRAmM, als Lag;er- vvächter und Spassmacher liefen die beiden grossen Hunde Kaplan und Ahsslan mit, die wir von Gülek aus mitgenom- men hatten. Wir ritten von Bekiit aus )ä»g» rfer Küste gerade dem Libanon zu. lJ»ser Weg führte uns anfänglich zwischen den schönen Gärten und Pflanzungen hin, die sich längs dem Demetrius-Berge und über die Küstenebene fast bis zum Gehänge des Gebirges hinziehen und eine Menge allerliebster Landhäuschen umgeben. Wir passirten die einst schön ge- wesene, nun fast in Ruinen liegende Brücke über den Nacher el Beirut und kamen im Momente des Sonnenunterganges um Fusse des Libanon an. Wir ritten den steilen Fclsenpfad am Gehänge de» Sannin hinauf. Beirut lag wie ein schöner Garten in einer zauberhaften Abendbeleuchtung zu unsern Füssen. Von den vielen vor Ankev Hegenden Schilfen, unter denen wir unsere auf unsere Rückkehr wartende Korvette deutlich ausnahmen, lief gerade ein Dreimaster mit seinen vollen weissen Segeln aus, jov sich die strahlende Sonnenscheibe, die sich ins Meer senkte, hinter sich einen langen Lichtstreif, der immer länger und länger wurde. Da» Bild war in einem ungemein lebendigen Tone gegeben und über das Ganze ergoss sich die Farbenpracht eines Lichtes, das in einem solchen Maas- stabe nur der warme Süden kennt. Zur Rechten hatten wir das weite, unbegränzte Meer, zur Linken das in Terrassen sich erhebende Gehäjige des Gebirges, besezt mit Maulbeer- Pflanzungen und Weingärte», zwischen welchen sich in der ganzen Ausdehnung des Libanon, so weit man ihn von Beirut aus übersieht, eine Menge Klöster, Kirchen und Dörfer der 685 Maronifeii erhebeu. Wir waren still in den hehren Anblick versunken, als der Ton der Glocken, die zum Abendgebete in den Klöstern g^eläutet wurden, über Berg und Thal hin- scliwebte und warm zu unsern Herzen dranj»:. Der lange entbehrte, von Kindheit an gewohnte Klang, der uns Chri- sten im Geiste des Friedens und der Eintracht zum Gebete ruft, ergriff uns in dieser herrlichen Natur in einer Weise, die sicli nicht schildern lässt. Der Mond war aufgegangen, und wir hatten die Höhe eines kleinen Thals erreicht. Wir waren von wilden, kahlen Felsen umgeben ; mühsam w ar dem steinigen Terrain , das unserm Karste nicht unähnlich war, durch Kultur Fleck für Fleck abgerungen , und gigantisch stiegen im täuschenden Mondenlichte die Gipfel des k^annin und Kennise vor uns empor. Es war bereits tief in der Nacht, als wir im Ma- roniten-Dorfe Dschuähr anlangten. Die lezte Strecke des Weges war für unsere Pferde sehr beschwerlich gewesen; denn wir mussteu über die gemauerten Garten-Terrassen des Dorfes sehr steil hinan reiten, bis wir auf einer dersel- ben zwischen Maulbeerbäumen ein Plätzchen fanden, ura unser Nachtlager aufzuschlagen. Die freundlichen Einwoh- ner erschienen sogleich, brachten uns eine Menge der köst- lichsten Trauben und schickten sich auch dazu an, den Rest der Nacht mit uns durchzuplaudern, woran sie jedoch durch unsere schläfrigen Gesichter gehindert wurden. Die Nacht war auf der Meereshöhe von 2060 Pariser Fuss, in welcher Dschuähr liegt, empfindlich kalt, und wir waren froh, als der Morgen anbrach. Die Gegend um das Dorf, so wie überhaupt alle höher liegenden Gegenden des Libanon, hat einen öden, unserm Karste, wie schon gesagt, nicht unähnlichen Anstrich. Die Berge sind kahl, wie abge- brannt, mehr steinig als felsig. Der Charakter des höhern Liba- non wird dadurch ganz eigenthümlich einförmig, er ist von dem des Taunis sehr und noch mehr von dem der Alpen verschieden. Die Berge sind gerundet und in ihren Formen alle einander ähnlich. Mit Ausnahme des Dschebel Makmel bei Tripolis sieht man keine scharfen Hörner und Spitzen, sondern nur langgezogene Rücken, Nur die Thäler, welche 68« iinmiltelbai- zur Küste führen, haben wildpittoreske Felspar- tien imd sind tief und enge, die höher lieoendeu Thäler sind hinsichtlich ihrer Ausdehnun«» unbedeutend und einför- mig, nie die Berge, welche sie einschliessen. Thäler von grosser Ausdehnung in Länge und Breite fehlen ganz. Die Dörfer der Maroniten und Drusen sind an den Gehäugen und auf i\en Höhen der Berge ringsherum zerstreut. Die Häuser und Kirchen, mit Ausnuhaie der Burgen der Emire dieser Bergvölker und der mitunter sehr bedeutenden Klö- ster, sind klein und, wie diese, durchaus aus behauenen Qua- dersteinen mit Pfeilern und Terrassen roh, aber solid, auf- geführt. Die kleinern Kirchen, Filiale der grössern Klöster, sind meist mit flachen Dächern versehen, auf denen sich ein kleines Thüimchen erhebt, was offen ist und in dessen Mitte die Glocke hängt. Den Felsen ist jedes nur im mindesten hiezu geeignete Plätzchen zur Kultur abgezwungen, welche sich auf die Anpflanzung von Maulbeerbäumen, Feigenbäu- men und Weinreben, die alle hier trefflich gedeihen, be- schränkt. Hie und da sieht man an den Gehängen der Thäler kleine und isolirte, oft nur aus wenigen Bäumen bestehende Wäldchen von Pinien, die, nebst den Cedern, die einzigen Bäume am Libanon sind, welche, ohne Kultur ge- deihend, als eigentliche Waldbäume auftreten. Die dunkel- grauen Klöster, Kirchen und Burgen nehmen sich zwischen dem hellen und frischen Grün der Pinien und umgeben von den terrassenartig angebrachten Pflanzungen se!ir malerisch, aber auch ganz eigenthümlich fremdartig aus. Wir brachen früh am Morgen des l^. Oktobers in Dschuähr auf und ritten durch die Dörfer Bed-miri und Isfer und an dem grossen, auf einem hohen Berge liegenden, Kloster Mar Ishaya vorüber, nach Soleima, einer der schön- sten Emirsburgen des Libanon, Avelche der Familie des Emir Beschir gehört. Der Weg von Dschuähr dahin ist über jede Vorstellung schlecht, und wir mussten , um von der tiefen Schlucht des Nacher * el Soleima, des nördlichen Seiten- arms des Nacher el Beirut , nach Soleima oder Selima hinauf zu kommen, eine ganze Stunde lang über eine steinerne * rSachei . sjiisdi; der Fluss. 087 Treppe reiten. Die Stufen waren zum Tlieil förmliclie Fels- iiiassen, deren Erkletterung unseren Pferden nicht wenig Mühe machte, und unsere Lastthiere stürzten mehrmals un- ter ihren Ladungen zusammen. Auf allen Bergen ringsherum, auf den höchsten Rücken derselben wie in den tiefsten Schluchten , liegen kleine Klösterchen mit ihren Kirchen, deren erstere als die Filiale der grössern Klöster , nur von einen oder zwei Geistlichen bewohnt werden. Der Palast in Soleima, bewohnt von Emir Haidar, einem nahen Verwandten des Emir Beschir, ist ein grosses, statt- liches, im maurischen Geschmacke aufgeführtes Gebäude, mit hohen Bogenfenstern, Thürmen und platten Dächern, ein zwar nicht symmetrisches, aber doch dem Auge wohlthu- eiides Ganzes bildend. Als wir den steilen Pfad durch das Dorf liinauf ritten, versammelte sich ein grosser Theil der Einwohner auf den Dächern ihrer Häuser und auf den Gar- tenmauern, um uns Reisende zu sehen. Die mehr als ge- wöhnhche Schönheit des Menschenschlags, hier durchaus Drusen , war wirklich auffallend. Die Gesichter einzelner Mädchen und Frauen, edle Formen mit brennend schwarzen Augen, waren so schön, dass sie selbst ihr sonderbarer, phantastischer Kopfputz nicht entstellte. Sie tragen nämlich auf dem Scheitel ein bei zwei Fuss langes, häufig aus Sil- berblech gearbeitetes und ein wenig nach vorne geneigtes Hörn, über das sie einen Schleier werfen, der das Hörn und sie mit bedeckt. Die Schleier waren diessmal zurück- geschlagen und die schönen Besitzerinnen der kolossalen Hörner nahmen keinen Anstand, sich mit uns im Momente des Vorüberreitens recht freundlich zu unterhalten und em- pfingen unsere in einem entsetzlichen Arabisch angebrach- ten Galanterien mit einer Liebenswürdigkeit, die ein arabi- scher Reisender, in dem Maase deutsch redend, wie wir das Arabische maltraitirten, in vielen unserer Dörfer vielleicht nicht zu rühmen hätte. Nach einer kurzen Ruhe in Soleima brachen wir wieder auf und ritten zu den nur i Stunde entfernten Kohlengruben von Makla ain el Bed, die auf der Höhe des Bergrückens von Soleima in einem beckenartigen Thale und mitten in einem Pinien-Walde liegen. Das Thal 689 Toii Makia aln el Bed zieht sich gerade am Fusse des Ken- nise hin und mündet, sich siullich wendend, in dem Tluile des südKchen Seitenarms des Nacher el Beirut. Hoch über das Thal ragt an seinem nördlichen Ende das in einer Meereshöhe von 3844 Pariser Fuss liegende Dorf Korneil mit seinem schönen Schlosse empor, das eine herrliche Lage besizt und ebenfalls der Familie des EmirBeschir angehört*. Wir schlugen unser Zelt in der Nähe der Stollen auf. Reges Leben herrschte an den Gruben, viele Arbeiter sah man beschäftigt, und auf den ersten Blick musste ein berg- männisches Auge erkennen, dass hier ein geordneter, mit Sachkenntniss und Energie geleiteter Betrieb stattfindet. Kaum waren wir in unserm Zelte zurecht gekommen , so erschien der hier kommandirende Kaimakan ** mit seinem Rechnungsführer, denen beiden man es wohl ansah, dass sie an dem entsprechenden, schönen Ansehen des Etablissements keine Schuld tragen. Bald darauf traten auch ein paar hohe nordische Gestalten mit blonden Haaren und blauen Augen ein. Der eine war der mir später als Freund so werth ge- wordene englische Ingenieur Brattel, der andere Captain*** Richard Hornhill, beide von der egyptischen Verwaltung engagirt, um den Betrieb der Steinkohlen-Minen am Libanon in technischer Beziehung zu leiten. Wer die Mehrzahl der Europäer kennt, die man im Oriente, besonders aber in Egypten, findet, der wird es begreifen, wie wohl es thut, einmal ein paar biedere, von Sachkenntniss und Sinn für ihr Fach durchdrungene Männer zu finden. Das empfand auch ich in der Gesellschaft dieser vortrefflichen Leute, mit de- nen wir sogleiclj bekannt wurden. Wir befnhren noch den- selben Abend die Gruben von MakIa ain el Bed und fanden den Betrieb sehr rationell und den Anforderungen der berg- männischen Technik entsprechend eingerichtet f. '" Tafel 11 und 12. Zwei Ansichten der Eniirsburg' zu Korncjl auf dem Libanon, '"•' Kaimakan türkisch, in arabischer Aussprache Ai-ma-an, bezeichnet Oberstlieutnant, auch Vorsteher einer Gemeinde, eines Dorfes, einer Stadt. *;•,:* Captain hier in der Bedeutung': Obersteiger. t Die Gruben von MakIa ain el Bed fanden im J. 1838 ein son- derbares Ende. Auf meinen Vorschlag; hin bcschloss nämlich der Vize- 689 In dei' Nacht kniiieii, von der Liebeiisuürdigkelt unserer Hüiiner an^ezugen, so viele Schakale zum Zelte und machten küniff einen Stiimelzversiicli mit den im Juru-Kalke des Libanon ein- brecIiendcH reiclien Späth - und ockerigen Brauneisensteinen vorzunehmen. Ohne sicli vorerst um einen im Eisenhüttenwesen erfahrenen Menschen iimzusriien, in welclier Beziehung ich den Herrn Szlabey von unserer Expedition vorgeschlagen Iiatte. rief Mehkmed-Ali den Ingenieur Brattei, uacli Kairo ab, Iiiess ihn daselbst einen hohen Ofen bauen und liess die Erze aus Syrien, die Kohlen aus England zu diesem Zwecke dahin brin- gen. Brattel, der sicij vorher nie mit einer solchen Arbeit bcfasst hatte, kam dadurch allerdings in nicht geringe Verlegenheit, doch half ihm seine hohe technische Ausbildung heraus, und als ich im J. 1838 aus dem Innern von Afrika zurück nach Egypten kam, war senr in Kairo gebauter hoher Ofen bereits fertig und die kostspieligen Verseuche be- gannen, scheiterten aber später ebenfalls, wie meine Unternehmyngen, un der Unkenntniss der Verwaltung und an den schändlichen Umtrieben der vielen Gegner. Für die Zeit von Brattels Abwesenheit vom Liba- non wurde der obenerwähnte Kaimakan mit dem Betriebe der Steinkohlen- Gruben bei Korncil beauftragt: dennHornhrit war bereits, der Plackereien satt, nach England zurückgegangen. Der türkische Offizier, dem die Gruben ein Gräuel waren, sass den ganzen Tag vor einem der Stollen- Mundlöcher und rauchte, oder rannte wie ein Besessener mit seinem Pferde über Berg und Thal von Grube zu Grube. Eine natürliche Folge davon war, dass die Lieferung an Kohlen im Gegenhalte der frühern Produktion sehr zurückblieb. Da liess denn IßRAHiM-Pascha den Kaimakan holen, verwies ihm strenge seine Nachlässigkeit (dass auch Unkenntniss hier im Spiele seyn könnte, das fiel selbst dem Ibkahim nicht bei) und trug ihm auf, gerade so viel Kohlen zu liefern, als früher der Inglis ge- liefert hatte. Der Kaimakan, seinen Herren wohl kennend, rannte zur Grube zurück und fuhr zum ersten Male in seinem Leben an. Zu seinem Erstaunen sah er gleich schon im Anfange der Grube eine Menge von Kohlen anstehen, die man seines Erachtens herauszunehmen vergessen hatte. Der böse Stern, der an diesem Tage der Grube aufgegangen war, wollte aber, dass gerade die Pfeiler, welche man Sicherheit halber stehen liess, es waren, welche die Aufmerksamkeit des türkischen Offiziers so sehr fesselten. Triumphirend und triefend vom Schweisse trat er ans Tages- licht und befahl keuchend den Arbeitern, .sogleich die Kohlen herauszu- holen, die er ihnen näher bezeichnete. Gesagt, gethan und — die Grube stürzte zusammen und gerieth in Brand. So waren denn wieder jahre- lange Mühe, Anstrengung und eine grosse Summe Geldes, welche die Unternehmung gekostet hatte, um sie einem Standpunkte zuzuführen, auf welchem sicherer Gewinn zu erwarten war, das Opfer von Unken ntni.s.<« der obern Leiter der Verwaltung in diesem Fache mtd von der effektiven Dummheit des Kaimakans, und dio ganze Geschichte gab wieder einen G90 einen solchen Lärm, dass wir genöthigt waren eine Salve zu geben, um sie etwas in Respekt zu erhalten. Den darauf folo-enden Tag- beschäftigte ich mich mit Brattel mi den Koh- len-Minen, am 15. aber liess ich unser Lager daselbst ab- brechen, um mich zu Brattel nach Korneil hinauf zu ziehen, wo derselbe in der Emirsburg wohnte. Während diess geschah, ritt ich mit Brattel zu einer zweiten Kohlengrube, 2^ Stunden von Makla ain el Bed ent- fernt und in geognostischer Beziehung höchst interessant. Ein dritter Kohlenbau liegt noch etwas weiter von da, war aber damals noch von keiner besondern Bedeutung, daher wir ihn auch nicht besuchten, sondern uns dafür auf einem felsigen und schlechten Wege nach dem Thale von Mar Hanna el Kennise, dasselbe, welches der südliche Seitenarm des Nacher el Beirut durchströmt, wendeten. Wir durchzogen einige bedeutende Dörfer, theils von Drusen, theils von Ma- roniten bewohnt, trafen schöne Pinienwälder und kletterten mit unsern Pferden das steile Gehänge des Kennisse, zu den dortigen Steinkohlengruben, den vierten , die wir in diesem Revier trafen, hinan. Der Weg führte in engen Windungen die Felswand hinauf. Dr. Veit ritt gerade vor mir, als an einer Felsecke sein Pferd plötzlich, vielleicht durch irgend Etwas erschreckt, einige Schritte schnell zurücktritt und mein Pferd dadurch so an den Rand des Abgrundes drückte, dass ich nichts mehr vor mir sah, als einen Sturz, vor dem mir mit Recht schwindelte. In dieser Verlegenheit , ohne die Folgen vorher bestimmen zu können, da der Raum zu beschränkt war, forcirte ich mein Pferd, das klug genug war, sich so zwischen den Fels und das andere Pferd hinein zu zwängen, dass ich mit einer leichten Kontusion am Schen- kel davon kam und daraus die Lehre zog, dass man sich auf solchen Wegen stets in einer bescheidenen Entfernung vom Vormanne halten müsse. Die Kohlengruben von Mar Hanna el Kennise liegen in der Nähe des Dorfes Ktail und in einer Meereshöhe von 1800 Pariser Fuss. Sie haben nicht jene Ausdehnung wie die zu Makla ain el Bed und sind Beweis, dass noch der Zeitpunkt nicht gekoniinen sey. dass der Orientale den kundigen Europäer entbehren könne. 091 Kiich in anderer Beziehnng von geiingerer Bedentnng-, indem die Kohlen, die sie liefern, so voll Schwefelkies sind und dieser so schwer auszuhalten ist. dass sie wohl schwerlich einer an- dern technischen Verwendung-, als höchstens zum ganz gewöhn- lichen Brennmaterial, urterzogen werden können. Ich befuhr mit Brattel die Gruben, die wie jene zu Makia ain el Bed erst mit dem Beginne des Jahrs 1835 in Betrieb gekommen sind. An lezterm Orte erlaubten es die damaligen Verhält- nisse der Kohlenlager, täglich mit einem Manne 2 bis 3 Zentner Kohlen zu erobern, so dass mit der bestehenden Belegung von ungefähr 40 Mann täglich an 100 Zentner Kohlen zu Tage gefördert wurden. Die Fracht der Kohlen von MakIa ain el Bed bis Beirut kam der Verwaltung auf 4^ Para pr. Okka*, folglich pr. Kantar auf 25 Piaster oder 2 fl. 30 kr. Konv.-Mze., zu stehen. Für den Wiener Zentner berechnet sich daher die Fracht auf diesem 9 Stunden lan- gen Wege auf beiläufig 30 kr. Konv.-Mze. Um diese aller- dings sehr beträchtlichen Kosten herabzusetzen, verfiel man auf den Gedanken, eine Eisenbahn auf dieser Strecke an- zulegen, ein Gedanke, dem das Terrain, ein sehr wildes, durch tiefe Schluchten zerrissenes Gebirgsland, ungeheure Schwierigkeiten entgegensezte, und es blieb daher auch bei der Idee. Es war bereits der Abend angebrochen, als wir die Kohlengruben von Mar Hanna verliessen. Wir wollten noch ein Lager von bituminösem Holz besehen, welches oberhalb der Gruben am Gehänge des Dschebel Matein aufsezt. Um dahin zu kommen, mussten wir neuerdings einen abscheuli- chen Weg passiren, der uns durch einige Dörfer führte, wo uns die Einvvohner überall mit frischen Feigen beschenkten, die daselbst von vorzüglicher Güte sind. Die Nacht über- raschte uns, da wir noch mit unsern geognostischen Be- schawungen beschäftigt waren, und da wir, um nach Korneil zu kommen, nur die Aussicht vor uns hatten, ein paar Stunden '■ Eine Okka ist nahe =: i^ Wiener Pfund. Ein Kuntar Kohlen am Libanon — 220 Okka oder = 495 Wiener Pfunde. 692 hl rabenschwarzer Nacht an den Felswänden, die das süd- westliche Gehänge des Dschebel el Kennise bilden, auf einem fürchterlichen Wege hin zn reiten, so blieb uns allerdings in unserer Lage so Manches zu wünschen übrig. Wir sez- ten uns jedoch getrost zu Pferde, Brattel, als unser Führer, voran. Anfänglich ging das Ding ganz gut, endlich aber wurde der Anblick des senkrechten Abgrundes zu unsrer Linken, im Dunkel der Nacht und durch die grauen Nebel, die aus der tiefen Tiefe des Thals sich zu uns langsam er- hoben, so grauenvoll, die müden und sonst so vortreflFlichen Pferde begannen auf den scharfen Felsen so zu stolpern, und die Idee eines Weges nach unserii europäischen Be- griffen hörte so ganz und gar auf, dass wir es geratheu fanden, abzusteigen und die andere Hälfte des halsbrecheri- schen Weges, die Pferde hinter uns nachschleppend, zu Fusse zurückzulegen. Todtraüde kamen wir spät in der Emirsburg zu Korneil an, wo wir, bei BRATrEL vortrefflich aufgenommen, noch lange zusammeusassen, bis wir in unserm im Garten aufgeschlagenen Zelte die «öthige Ruhe suchten. Kaum Avaren wir von den Mühen des Tages eingeschlum- mert, so öffnete sidi die Zeltwand und ein Fremder in orientalischer Kleidung trat ein, ein i'«isender Kaufmann, der sein Zelt dicht an dem unsern aufgeschlagen hatte. Sogleich erwacht, lässt sich's denken, dass er sich nicht des freund- lichsten Grusses um solche Zeit zu erfreuen hatte, er ent- schuldigte sich jedoch damit, dass er nicht mehr schlafen könne und nur zu wissen Avünsche, wie viel Uhr es sey. Das war denn doch für unsere Geduld zu viel, daher ihm auch die gegebene Antwort so wenig gefiel, dass er mehr aus dem Zelte flog, als ging. Die ganze Geschichte war so acht arabisch und machte uns noch lange vielen Spass. Den folgenden Tag brachten wir noch in Korneil zu. Im Schlosse befand sich damals ein zehnjähriger Nefife» des Emir Beschir mit seinen Schwestern, ein paar sehr hübschen Mädchen, von denen die eine Braut war. In der Nähe des Schlosses befindet sich auf einem Hügel das Grab eines Emirs aus der Familie. Von diesem Punkte aus geniesst man eine wirklich prachtvolle Fernsicht über einen grossen C93 Theil des Libanon und des Küstenlandes von Beirut, bis hin zu dem unabsehbaren Meeresspiegel, Am 17. Oktober brachen wir unter Brattels Begleitung von Korneil auf und wendeten uns zuerst nordöstlich nach den Kohlengruben von Bscddin, i Stunde von Korneil ent- fernt *. Nachdem wir diese Grube, die fünfte von denen, die damals auf dem Libanon im Betriebe standen, besehen hatten, ritten wir über den nördlichen Seitenarm des Nacher el Bei- rut, d. h. über den INacher el Soleima und durch das Dorf Mitein das kahle, aus grösstentheils vegetationslosen Stein- Platten bestehende und sehr steile Gehänge des Bergrückens hinan, welcher das Thal von Mitein und Soleima von der tiefen Thal-Schlucht trennt, durch welche der Nacher el Kelb, der am Dschebel Sannin entspringt, dem Meere zueilt. Auf der Höhe dieses Bergrückens und 3823 Pariser Fuss über dem Meere liegt das kleine Maroniten-Dorf Mar Tak hala el Marusch sammt seinem niedlichen Kirchlein, in einer ungemein schönen Lage, mit ganz freier Aussicht aufs Meer und umgeben von den Gipfeln des Sannin und Kennise. Durch dieses Dorf führt die von Beirut nach Baalbeck füh- rende Hauptstrasse über den Libanon. Wie alle andern Strassen des Gebirges von Syrien ist auch diese nur für Saum- und Reitthiere zupassiren, daher man sich hinsichtlich der Beurtheilung des Weges durch das Wort „Hauptstrasse" nicht irre machen lassen darf. Wir Hessen im Schatten riesenhafter Eichen, die das Kirchlein umgeben, unsere kleine Karavane zurück und ritten über das Joch hinüber in Nord- ost nach dem Seiten-Thale des Nadier el Kelb, in dessen Hintergrunde bei dem Dorfe Merdschibah und fast in der gleichen Höhe mit Mar Tak hala el Marusch von den Be- wohnern der benachbarten Dörfer ein bedeutender Bergbau auf Eisenstein geführt wird, der auf Nestern und stockförmi- gen Räumen im dichten, harten Kalksteine des Libanon einbricht. Der bei diesen Gruben, die rj Stunde nordöstlich von Mar Takhala el Marusch liegen, eroberte Eisenstein, * Von allen diesen Kolilengrube» am Libanon wird im folo^enden Abschnitte da« Nähere mitgetheilt. r>94 meist Spatheisenstein und ockeriger Brauneisenstein, wird in den benachbarten Orten ganz in der Art und Weise ver- sclimolzen, die wir schon am Taürns und zwar besonders in Kassan Oglu fanden und auch näher beschrieben haben. Diese Eisensteine sind sehr reich, sehr leichtflüssig; und geben vortreffliches Eisen. Sie haben daher alle Eigenschaf- ten eines vorzüglichen Erzes. Die Gewinnung derselben ist leicht und es stehen ihr keine Hindernisse entgegen, in- dessen ist der Grubenbau, der auf diesen Stöcken umgeht, in einer Art schlecht, die nicht zu beschreiben ist, und man glaubt wirklich eher, das Labyrinth eines Maulwurfs als eine bergmännische Unternehmung vor sich zu haben. Die Erzeugung ist unbedeutend, und es müsste, wollte man an- ders die Sache, wie sie es wirklich verdient, in einem grös- sern Maasstabe betreiben, an der Kiiste selbst eine Hütte errichtet werden, zu der einerseits die Erze durch das Thal des Nacher el Kelb*, andrerseits die Kohlen und das nöthige Holz ans der Umgebung von Korneil gebracht werden könn- ten. Ich zweifle jedoch sehr, ob man die erforderliche Holz- menge, besonders wenn die Steinkohlen auch verkoaxt nicht zu gebrauchen seyn sollten, wie ich vermuthe, im ganzen Libanon auftreiben könne, so dass die Begründung eines solchen Etablissements allerdings sehr grosse Schwierigkei- ten finden würde und man nothwendigerweise darauf denken müsste, den grösseren Holzreichthum des nördlichen Syriens, die Wälder zwischen Latakia und Antiochia und die bei Alexandrette, auf eine möglichst wohlfeile Weise hiezu zu benützen. Auf jeden Fall ist der vom Vizekönige einge- schlagene Weg, diese Erze nach Kairo bringen zu lassen und sie daselbst mit englischen Steinkohlen zu verschmelzen, wohl der ungeeignetste, den man wählen kann. In der Nähe von Merdschibah und in derselben Schlucht, die im Thale des Nacher el Kelb mündet, liegt das grosse, griechisch unirte Kloster Mar Hanna el Schuwähr, wo sich eine arabische Buchdruckerei befindet. Sie ist in einem schlechten Zustande, lieferte seit ihrem Beginne in den ersten * Hundefluss. (>95 Jnlircn des vorigen Jalirlinnderfs giösstentlioils imr (l<)}>ma- tisclie Schriften nnd solche , die auf die Kontrovers- Wufl» der morgenländischen Christen Bezng nehmen, ist jedoch als die erste Druckerei in den türkischen Ländern nnd als gegenwärtig noch die einzige in Syrien von grossem Inter- esse. VoLNEY gibt nns iiher den Ursprung dieser Druckerei sehr umständliche Auskunft '■'. Von den Eisensteingruben ritten wir wieder nach Mar Tak hala el Älarusch zurück, beurlaubten uns von unserm werthen Freunde Brattel, der in seine Emiisburg zurück- eilte und schlugen unter den Eichen unser Nachtquartier auf. Noch am Abende besuchten wir die kleine Kirche an unserm Zelte, von deren Plattform aus wir eine herrliche Aussicht genossen. Das Innere war sehr einfach und rein, ohne Bilder an den Wänden und ohne Betstühle. Am Altare war ein Marienbild angebracht, vor dem mehrere Älessbücher in arabischer Sprache lagen. Frühe am nächsten Morgen brachen wir auf und ritten bei vier Stunden lang die lezte Höhe des Libanon hinan. Der Morgen war schön und kalt, und ich glaubte in unsern Alpen an einem schönen Herbstmorgen eine der Tauernhöhen zu passiren, so sehr erinnerte mich alles an das schöne, ferne Vaterland. Der Weg führte anfänglich über ganz kahle Kalkfelsen, die uns in phantastischen Gruppirungen umgaben, später aber, als wir das Plateau erreichten , das umittelbar am Fusse des Joches sich befindet, welches zwischen dem Dschebel Sannin und el Kennise liegt und das wir zu passiren hatten, gelangten wir wieder auf Alpenboden, der zum Theil eine schöne Weide bildet, zum Theil mit wucherndem Rho- dodendron maximum bedeckt ist. Viele reisende Kaufleute, mit ihren Waaren zwischen Beirut, Baalbeck und Damaskus hin und herziehend , begegneten uns und gaben der Sceue Leben. Um 11 Uhr erreichten wir das höchste Joch. Wir befanden uns in einer Meereshöhe von 5485 Paris. Fuss * VoLNEY Reise nach Syrien nnd Ej^-ypton. Jena 1788; 'i. Band, S. 141 etc. RLtsrcccit. Reiten. I. Bd. '2. Tlil. 45 696 und blieben lange auf dem schönen Punkte, um uns des herrlichen Aiibiicks zu erfreuen , der sich uns darbot *. In West und Nordwest sahen wir über die westlichen Vorberge des Libanon bis an die Küste, und fern am Horizonte ver- einten sich Meer und Himmel. In Nord und Nordost hatten wir die Kuppen des Sannin , in Südwest die des Ken- nisse dicht zur Seite, die Centralrichtnng des höchsten Libanon- Rückens ergab sich uns hier aus Nordost in Süd- west. In Süd und Ost hingegen lag zu unsern Füssen die fruchtbare und bebaute Ebene von Cölesyrien, die Hochebene des lientigen Baalbeck, die sich in Süd, wo sie den Namen „oberes Bekaa" führt, zu der Thalschlucht verengt, welche der Leontes, heutzutage Nacher Kasimieh, Nacher el Thani und Nacher Littani genannt, durchströmt, welcher Flnss sich nördlich von Sur ins Mittelmeer ergiesst und dessen Thal, welches den Dschebel el Teltsch oder el Schech vom Libanon trennt, den Namen „unteres Bekaa" führt. Jenseits dieser schönen Ebene erhebt sich der Antilibanon, die Gebirgskette, welche vom Dschebel el Schech aus sich in Nordost zieht, bis sie sich in die Ebenen von Hama und Hoems verliert. Die Berge des Antilibanon, weniger kahl, als die des Liba- non, aber von gleich einförmigem Ausdruck der Form, sind auch niederer ; nur am Dschebel el Schech, an dieser eigent- lichen Stammwurzel des Libanon und Antilibanon, erheben sich seine Kuppen noch über die höchsten Spitzen des Libanon, sind in ihren Schluchten mit ewigem Schnee bedeckt, haben einen scharfen, sehr pittoresken Ausdruck in ihrer Form und steigen bis zu wenigstens 9000 Paris. Fuss Meereshöhe an. Der Anblick des Dschebel el Schech am Schlüsse der be- bauten, doch wenig bevölkerten Ebene, ist ungemein impo- sant, und seine Felsmassen mit ihren tiefen, schneeerfüllten Schluchten, machen mit dem warmen südlichen Farbenton der übrigen Landschaft einen äusserst schönen Kontrast. Durch seine alle umliegenden Berge beherrschende Höhe steht er wie ein Riese da, der seine beiden mächtigen Arme, den Libanon und Antilibanon, nach Norden ausbreitet. Tafel 10. Ansicht des Autilibanon vom Libanon aus. 097 Von dem Joclie des Libanon weg ritten wir in "ä] Stnnden nach Saclile. Anf dem Wege daliin passirteii wir einigte Maroniten-Dörfchen mit ihren kleinen mn\ freiindh'chen Kirch- lein. Die Mönche in ihren schwarzen Ordenskleidern aus Sommerzeug und mit Kapuzen, ganz ähnlich den Eremiten aus früherer Zeit , waren gerade mit der Ernte der Feld- friichte beschäftigt, d. h. sie suchten mühsam in den Spalten der kahlen Felsmassen, wo sich ein Bischen Erde abgesezt hatte, die Früchte ihrer Bemühungen, insoferne sie die Natur begünstigt hatte. Das Leben dieser Mönche ist überhaupt im wahren Sinne ein Leben der Entsagung und selbstauf- erlegter Entbehrung. Zurückgetreten aus dem Treiben der Welt in den Raum stiller Betrachtung, durch nichts unter- brochen als durch mühevolle Arbeit, haben sie allem ent- sagt, was das Leben schön macht und leben weit mehr im Geiste der ihnen von ihren Stiftern gegebenen rein religiösen Tendenz , als diess im Abendlande der Fall ist. Daher in ihren Klöstern nirgends jene Beweise von lleichthum und Überfluss, aber Im Gegentheile auch nirgends jene Beweise von wahrhaft wissenschaftlichem Streben mit seiner wohl- thätigen Rückwirkung auf Erziehung, wie wir sie hie und da in abendländischen Klöstern gepaart sehen. Das Städtchen Sachle *, in der Geschichte des lezten Feldzuges bekannt geworden durch den Umstand, dass Jbrahim- Pascha in der kritischen Periode seines Rückzuges lange daselbst sein Hauptquartier aufgeschlagen hatte, liegt am östlichen Fusse des Libanon, an der Mündung eines kleinen Thaies am Rande der Hochebene \on Baalbeck und in einer Meereshöhe von 2900 Paris. Fuss. Die Anzahl der Ein- wohner dürfte an 0000 betragen. Sie sind durchaus Christen und zwar grösstentheils unirte Griechen und Maroniten. Von der Höhe des Weges angesehen , nimmt sich Sachle mit seinen fünf kleinen Kirchen, seinen niedlichen, weissge- tünchten und mit platten Dächern versehenen Häuschen, die durch Gärten von einander getrennt sind, vorzüglich aber * Tafpl 7. Ansicht der Stadf Sacltlp am Libanon. 45 * 698 durch den schönen Pappelhahi am untern Ende des Städtchens allei liebst aus. In der Nähe von Sachle , bei Kerak , liegt an einer Moschee ein Grab, das als Noah's Grab bezeichnet wird und worüber Hr. v. Schubert in seiner Reise in das Morgenland Näheres mitthellt. 3. Bd.. S. 340. Wir lagerten am Rande der Thalebene , wo auch die egyptische Artillerie , die damals in Sachle stationirt war, ein Lager aufgeschlagen hatte. Ein sehr gesprächiger Fran- zose, der, seiner Äusserung nach, sich hier befand, um arabisch zu lernen, besuchte uns. Nach einem Tage wie der heutige, an dem sich uns die Natur in einer solchen Grösse entfaltet hatte, will das Gemüth allein und ungestört sejn, es war uns daher des Fremden unaufiialtsam dahin rauschendes Gespräch störend, und überdiess war auch der Abend, wir hatten hellen Mondschein, zu schön, um ruhig liegen zu bleiben , so dass wir wieder aufsassen und nach dem drei Stunden entfernten Dorfe Buduei ritten , welciies ebenfalls in einem Seitenthale des östlichen Libanon-Gehänges und am Rande der Ebene_„von ßaalbeck liegt. Am J9. Oktober ging es endlich auf Baalbeck zu. Auf Alles, was uns aufstiess, waren wir gespannt; denn wir ritten einem schönen Momente entgegen, in welchem wir das Herrlichste sehen sollten, was Hellas klassische Baukunst auf syrischen Boden verpflanzte. Die Trümmer von Palmira*, imponirend durch ihre riesenhafte Ausdehnung, sollen an Schönheit in der Ausführung und an Grösse einzelner Theile denen von Baalbeck nachstehen, so wie diese überhaupt unter all den griechischen Monumenten auf griechischem, klein- asiatischem und sizilischem Boden keines über sich haben, als die Tempel der Akropolis von Athen. Das Thal von ßaalbeck wird gegen Nord immer weiter und das Terrain steigt stark an. Die Thalebene von Cölesyrien bietet nämlich die Eigenthümlichkeit dar, dass sie queerdurch beiläufig in der Breite von Deir el Achmar, drei Stunden nördlich von Baalbeck, einen Rücken bildet, der einen Wassertheiler dar- stellt. Alle Bäche nordwärts desselben gehören dem Fluss- gebiete des Orontes oder N acher el Assi, die südwärts aber * Arabisch : Tadiuor. dem Fliissgeblete des Leoiites oder Nacher Kasimieli an. Die Hochebene hat foIg;1ich eine doppelte, dachförmige Nei- gung-, nämh'cli nördlich von Deir el Achniar gegen Nord, südlich dieses Ortes oder eigentlich südlich des Wasser- theilers gegen Süd. Auf unserm Wege von Saclile nach Baalbeek fielen uns im Hauptthale mehrere kleine, zerstreute Hügel auf, die künstlich und Gräber zu seyn scheinen, so dass es nicht ohne Interesse wäre , Nachgrabungen anzustellen. Als wir uns um einen Vorsprung des Gebirges bogen, stand plötzlich der höchste Gipfel des Libanon , der Dschebel Makmel , in Nordwest vor uns. Unter all den Libanon-Bergen macht der Makmel den schönsten Eindruck durch seine scharfen und spitzen Formen. Er war mit Schnee bedeckt und seine Spitze strahlte im Glänze des Morgenrothes der Sonne, die sich über den Antilibanon herauf erhob. Fast zu gleicher Zeit erblickten wir in Nordost, am Fusse des Antilibanon, die Akropolis von Baalbeck, und so war es also ein und der- selbe Moment, indem wir das Erhabenste und Schönste vor unserm Auge hatten, was die Kunst auf Syriens Boden bildete und was die Natur dort schuf, nämlich Baalbecks Tempel und die schneebedeckten Felspyrainiden des Makmel und el Schech. Wir Hessen die Quellen des Leontes bei Temnin Foka und Teil Hoss-bein am Gehänge des Makmel zur Linken liegen und zogen queer über die Ebene, unsere Blicke auf Baalbeck gerichtet, voll Sehnsucht nach den Herrlichkeiten, die uns dort erwarteten. Lange konnten wir aus der Ferne uns in den Trümmerhaufen der Akropolis der alten Sonnen- stadt nicht zurechtfinden, wir sahen nur Kolossales,, je näher wir aber kamen, desto mehr entfaltete sich aus dem verworrenen Bilde das Schöne, wir erblickten die sechs luftigeil Säulen, die einzigen, die noch vom grossen Tempel übrig waren ; wir sahen den kleinern Tempel und lagerten uns endlich um Mittag an einem kleinen Bache am westlichen Fusse der Akropolis von Baalbeck, wo wir im Schatten eines Nussbaumes unser Zelt aufschlugen. 700 2) Aufeutliali ku Haalbecli. Heise zu den Cederii und Desteig-uug- des IMakniiel. Reise uacia Uaukask.uK und Aurentlialt daselbst. In scharfem Gegensätze stehen das alte Baalbeck und das neue nebeneinander. Erstres gross und herrlicli noch in Triimmeili, lezteres ein Bild des Elendes, hingesezt, um neben dem Glänze eines klassischen Alterthums ein jammer- volles Bild der Gegenwart zu geben, Baalbeck, das alte .Baalgad und Baalhamon, Bed-Semes und Baalath der Bibel, das Heliopolis der Griechen, dürfte im Arabischen, wie Pococke meiner Ansicht nach richtig bemerkt, wohl eigentlich den Namen „Baalbed", das Haus des Baal, gefiihrt haben, bevor man unser heutiges Baalbeck daraus machte. Die Ruinen der prachtvollen Tempel, wie hingezaubert auf die Kuppe eines Hi'igels, an dessen Fusse sich einst die alte Stadt aus- breitete und das heutige Baalbeck liegt, sind oft beschrieben und gezeichnet. So finden wir sehr ausführliche Nachrichten hierüber in den Werken von Wood , Pococke , Burkhardt, V'oLNEY, Schubert etc. und in vielen andern Schriften*. Pococke's Mittheilungen verlieren sehr durch seine bildlichen Darstellungen, statt dadurch zu gewinnen; denn sie sind so unrichtig, dass man bei ihrem Anblicke darauf schwören könnte, er habe Baalbeck nie gesehen. Burckhardt und Schubert sind in ihren Beschreibungen einfach, wahr und ganz verlässlich. Volney ist voll Phantasie und Leben, er schildert am schönsten , aber nicht immer am richtigsten. Durch die Trümmer der Akropolis und zwischen den schmutzi- gen Häusern des neuen Baalbeck hingehend, bemerken wir, dass das Ganze sich sichtlich in vier Perioden theilen lässt. Der ältesten und eigentlich vorgeschichtlichen Zeit dürften die kolossalen Fundamentbaue angehören, welche die Kuppe * Robert Wood: The niiiis of Baalbeck. London 1757. We{?en seiner Kupfertafeln ein Prachtwerk. J. L. Biirckiiardt: Reisen in Syrien und Palästina. J. Bd. Weimar 1823. Richard Pococke: Beschreibung des Morgenlandes, Erlangen 1754. 2. Bd. Volney: Voyage en Egyple et Syrie. Paris 1787. 1. Bd. Dr. G. H. V. Schubert: Reise in das Morgenland. Erlangen 1839, 3. Bd. etc. 701 des Hügels bilden, der die Akropolis der alten Sonnenstadt trug. Auf diesen Riesen -Fnndamenten, in ihren Tlieilen meines Wissens nach die kolossalsten, ^velchc die Erde anf- zuneisen liat, stand einst der Tempel des Baal , des Herrn des Himmels bei den alten Phöniziern, Babyloniern nnd Hebräern. Die Baaltempel sind verschwnnden und auf ihren Fundamenten erhoben sich unter römischer Herrschaft, zufolge den Fragmenten des Johann von Antiochia unter dem Kaiser Antonius Pius, jene Prachttempel der Sonnen- stadt, jene Meisterstücke griechischer Baukunst, jene edlen erhabenen Formen, deren Trümmer uir heutzutage anstaunen. Aus jener Zeit stammt auch der kleine Tempel in der Gegend der alten Steinbrüche, eine halbe Stunde südlich von Baalbeck, Kubb-et-Duris genannt, den uns Burkhard genau beschreibt. Der Granit seiner 8 Säulen ist offenbar egyptisch oder arabisch. Es ist das charakteristisch sich auszeichnende Gestein der Katarakten von Siene und des Sinai, das wir an mehreren öffentlichen Gebäuden des Alterthums in Syrien und Klein- asien verwendet sehen. Roms luxuriöse Pracht und der durch römischen Aufwand nach Cölesyrien verpflanzte grie- chische Kunstsinn sanken zwar mit der abnehmenden Kraft des Ostreiches und unter dem blutigen Andränge der Araber, doch war Baalbeck in der ritterlichen Zeit der Sarazenen- herrschaft noch immer eine reiche, mächtige Stadt, stark in den Kämpfen gegen die Araber unter dem Kalifen Omar, in den Zeiten der Kreuzzüge und der anfänglichen Herrschaft türkischer Sultane, ausgezeichnet durch Gelehrsamkeit unter Ejub und Salah-ed-din , reich zu den Zeiten der Mongolen- Einfälle im Beginne des fünfzehnten Jahrhunderts. Aus dieser dritten Periode, der Blüthezeit des Sarazenen-Reiches, sehen wir noch die Reste der Mauern, die einen Raum einschliessen, in welchem das heutige Baalbeck verschwindet, die Reste mehrerer Thore, ein Bad und zwei sehr beschädigte Moscheen. Aus der vierten Periode endlich, die Baalbeck über sich er- gehen sah, sehen wir jenes armselige Nest hervorgegangen, welches wir das heutige Baalbeck nennen. Wie eine Satyre steht es neben den Trümmern einer glänzenden Vorzeit, als Beweis für die Wirkungen türkischer Herrschaft und 702 egyptischei Vervvaltiiiifi;, heftiger Erdbeben und verheerender Krankheiten. Nach meinen Bestimmungen hegt die Stadt ßaalbeck in 3496 Paris. Fnss Meereshühe *. Ilerabgekommen in jeder Beziehung- von ihrer früheren Bedeutung, ist die Stadt klein und hat durch die Ruinen ihrer ehemaUgen Grösse ganz das Ansehen eines Trümmerhaufens. Sie dürfte kaum 2000 Einwohner Zcählen, die grösstentheils aus Mutuah's und Christen hestehen. Ihr Erwerbszweig besteht zum Theil in Verfer- tigung und Färbung verschiedener baumwollener Zeuge, in Verfertigung von Seideuwaaren und in Betreibung von Vieh- zucht, wobei sich Pferde und Maulesel durch ihre ganz be- sondere Schönheit und Güte sehr auszeichnen. Als ich in Baalbeck mich befand, lag gerade eine starke Abtheilung^ cgyptischer Kavallerie daselbst in Garnison, die, wenigstens jene, welche ich in syrischen Garnisonen stationirt sah, die schöne Eigenthümlichkeit darbot, dass ganze Escadronen gleichfarbige Pferde hatten und überhaupt sehr gut berit- ten waren. Kaum waren wir abgestiegen, so gingen wir auch schon den Hügel zur Akropolis hinauf. Das erste, was uns auffiel und unser Erstaunen im höchsten Grade erregte, waren die riesenhaften Quader, aus denen das Fundament aufgeführt ist. Wir sahen darunter Parallelepipede, die, bei einer Länge von 65 Fuss, eine Breite von 16 Fuss und eine Höhe von 13 Fuss Wiener Mass haben, so dass ein solcher Stein einen körperlichen Inhalt von 14,520 Kub.-Fuss besizt und über 12,000 Zentner Aviegeu mag. Das Gestein, dem diese Massen entnommen sind, bricht, wie wir sehen werden, in der Nähe von Baalbeck und ist der Kalkstein des Anti- libanon, der, meiner Ansicht nach, der Kreidereihe angehören dürfte. Er ist dicht und fest, von gelblich-weisser Farbe. Sein Gefüge geht ins Körnige über, in welchem Falle er Politur-fähig und zum eigentlichen Marmor wird. Aus Tez- terni Materiale sind auch die Tempel gebaut, indem man * V. Schubert |>ibt die MeercsliÖlie zu 367-2 Paris. Fuss, woiau.« gpgpii meine Bestimmuiijj; eine Differenz von -|- 76 Paris. Fuss sich er- gibt. Das fuilhmelisthe Mittel aus beiden Angaben ist = 3534 Parits, Fuss. 703 zu ilineii die beste Qualität des Kalksteins mit Sorgsamkeit aussuchte. Granit und Syenit-Triimmer, worunter Säulen- scliäfte , sänimtlich aus Egypten oder Arabien stammend, finden sich in ßaalbeck nur wenige, und auch dort, wie bei allen alten Bauwerken in Griechenland, Italien und Egypten, die ich fast alle zu sehen Gelegenheit hatte, scheinen diese Gesteine nur zu besondern Tempelverzierungen, Götterbil- dern, S.äulen uud dgl. verwendet worden zu seyn ; denn ihrer all- gemeinen Anwendung als Tempel-Baumaterial scheint die für damalige Hülfsmittel so sehr schwierige Bearbeitung derselben entgegengestanden zu haben. Erst in späteren Zeiten, z. B. bei sarazenischen Bauten, wie die Moschee des Salah-ed-din auf dem Mokattam bei Kairo, wurde die Anwendung des egyptischen Granites und Syenites allgemeiner, und da ist es noch erst die Frage, ob diese Säulen frisch zu diesem Zwecke bearbeitet worden sind, oder ob man sie nicht von verschiedenen altern Bauwerken zusammensammelte. Auffallend war mir beim Anblicke des Fundamentes die Vormauer, welche sich einst um einen Theil desselben scheint herumgezogen zu haben und zwar um den gegen Nord gewendeten. Dadurch bildete sich ein tiefer Graben am Fusse des Fundamentes, in welchen man von aussen durch die Vormauer mittelst ganz schmaler und niederer Thür« Öffnungen eintreten konnte. An Festungswerke ist liiebei, glaube ich, nicht zu denken , denn eine solche Mauer hätte nothwendigerweise die Vertheidigung des Fundamentes, als eigentliche Festung, eher gehindert und gefährdet, als be- fördert. Überhaupt scheint mir diese Vormauer, die dem Ansehen nach eine Höhe von 30 Fuss, bei einer Dicke von 7 bis S Fuss gehabt haben mag*, nicht einer neuern Pe- riode anzugehören , sondern ich möchte fast glauben , dass der 45 Fuss breite und 207 Fuss längs dem 4S bis 54 Fuss hohen Fundamente des Tempels sich hinziehende Raum oder eigentlich Graben, dessen eine Seite dieses Fundament, die andere die erwähnte Vormauer bildet, in der Zeit des alten Die Genaiiio^kcit der Mauer-Dimensionen will irli gerade nicht veibiiigcn . weil ich bei ilirer Angabe das Gedäditniü^ zu Hülfe nehmen muss. 704 Baaldienstes und wohl auch noch zur Zeit der Römerherr- schaft, daxii gedient habe, «in wilde Thiere daselbst aufzu< bewahren, und ich erinnere mich dabei unwillki'irlicli an die Löwengruben aus den Zeiten der Propheten, die sich doch wohl wahrscheinlich an den Tempeln befunden haben, um die Unglücklichen, die nach der Götter Willen den Bestien ge- opfert wurden, doch wenigstens vor den Augen derselben zerreissen zu lassen. Das Fundament der Akropolis von Baalbeck ist in Be- zug der riesenhaften Bausteine, die dasselbe bilden, das Kolossalste, welches mir je vorkam, und die Stein-Massen der Cyklopen- Mauern bei Tyrinth und die am Pnyx zu Athen verschwinden gegen diese Giganten. Der obere Theil dieses Fundamentes bildet eine Plattform in Gestalt eines länglichten Viereckes, dessen längster Durchmesser 1200 Pariser Fuss beträgt. Auf dieser Plattform * stand die Akropolis mit ihren Pracht-Tempeln, aus deren Triimmern ich auf die einstige Existenz von vier Tempelgebäuden schlies- sen zu dürfen glaube. Aus diesen jedoch sind es vorzüglich nur zwei Tempel, die durch die Ausdehnung ihres Baues und durch die Pracht, die sie noch heute in ihren Trümmern entfalten , unser ganzes Erstaunen mit Recht erregen ; der eine, kleinere aber ganz vollendete, war ein Tempel der Sonne, des Baal** 5 der andere, viel grössere, war ein Pan- theon, d. h. allen Gottheiten von Heliopolis geweiht. Jene sechs Säulen, die noch heute dastehen als die Zeugen alter Herrlichkeit, Meisterstücke eines vollendeten Schönheitssinns, bildeten mit ihren übrigen schon längst gestürzten Gefährten das Peristyl dieses Pantheons. Die längste Seite des ganzen Tempels betrug an 1000 Wien. Fuss, und das Gebäude stand auf erhöhtem Fundamente, so dass eine Treppe zum Haupt- Eingange, der auf der Ostseite sich befand, empor führte. Innerhalb des äussern Portikus befand sich ein zweiter, in- nerer Portikus. Alle Säulen dieses Gebäudes gehören der sogenannten korinthischen Ordnung an und sind mit höchstem * Tafel 9. Ansicht der Ruinen der Akropolis von Baalbeck, vom Steinbruche aus gesehen. Tafel 8. Ansicht aus dem Innern des Sonnentempeli« zu Baalbeck. ••'' Daher Heliopolis der Griechen. 705 Aufwände und im edelsten Geschmaeke aiisg-efei'tig;t. Die Hölie einer jeden Säule beträgt sainnit Kapital 73 Fuss 6 Zoll Wiener Mass bei 7 Fuss Durchmesser. Alle diese Säulen bestellen aus weissem Marmor der nahen Steinbrüche, der i'iberhaupt das Material dieses Tempelbaues lieferte. Jeder Schaft ist aus drei Stücken auf eine sehr sinnreiche Art gefügt 5 die beiden aneinander gefügten Enden wurden nämlich ganz glatt geschliffen, so dass ganz vollkommen eine öueerschnittsfläche des Schaftes auf die andere passte. In der Mitte einer jeden dieser beiden Kreisflächen befindet sich ein Loch von 4 bis 5" Tiefe bei 6" Durchmesser, in welches man einerseits einen hölzernen Zapfen trieb, während man andrerseits die nächstfolgende Schaftfläche mit ihrem entsprechenden Loche daraufsezte und antrieb, so dass nun der Zapfen gleichsam als eine Klammer diente. Bei einer zw eiteii Art der Schaftzusammenfügung brachte man das Loch nur auf einer der beiden Kreisfläclien an, während man an der gegenüberstellenden einen der Öffnung des Loches entspre- chenden Steinzapfen bei Bearbeitung des Stückes selbst stehen Hess. Wahrscheinlich wurden die Kreisflächen im Akte der Zusammenfügung geschmiert; denn es scheint als wenn die Zapfen eingerieben worden wären. Diese so höchst einfache Weise der Zusammenfügung, in Verbindung mit der Adhäsion der beiden ganz genau auf einander liegenden Kreisflächen unter sich, bewirkten einen Zusammenhalt der Schaftstücke aneinander von solcher Festigkeit, dass ich mehrere der umgestürzten Säulen sah, bei denen die Schäfte ganz geblieben und der Zusammenhalt ihrer Stücke durch den gewaltigen Impuls, der doch die Folge des Sturzes einer 73 Fuss langen und 7 Fuss dicken Marmorsäule nothwendig seyn muss, nicht aufgehoben wurde. Ich glaubte von fünf- undzwanzig solcher Säulen , die das Peristyl bildeten , die unverkennbarsten Trümmer und Anzeichen ihrer Piedestale gesehen zu haben, glaube natürlich auch, dass ihre Anzahl ungleich grösser gewesen und dieses Pantheon nie vollendet worden ist, glaube aber nicht, wie Lord Lindshay * und Hofrath Schubert meinen , dass die Riesenquadersteine des * Lcttois Oll Egypt, Edoni anentlicli als ein Wallfalnts- platz betrachtet werden iniissen. Sie zn besuchen, war schon lange mein Streben , was von ßaaibeck ans nun am leich- testen verwirklicht werden konnte. Am Morgen des 21. Oktobers ritt ich mit KotscHt, MoRTscH, meinem Bedienten, einem Führer, einem Manne, der den Barometer trug, und dem Mucker, der unsere Pferde und Älaulthiere bes(»rgte, iius unserm kleinen Lager fort. Wir zogen über die Thalebene li Stunden in NVV^. zn einer ganz freistehenden Säule mitten im Thale. Ihr Schaft ist uugefälir 25 Fuss hoch und besteht aus 15 Stücken, selbst das Kapital ist zusammengesezt, und das Ganze prodnzirt sich, besonders in den Augen dessen, der von Baalbeck kommt, als ein elendes Machwerk. Wie diese Säule dahin kam und wariun, das ist mir unbekannt, wahrscheinlich ist sie ein Kind der Laune aus schlechten Trümmern, in Baalbeck gefunden, schlecht auf ihrem gegenwärtigen Standpunkte zusammengesezt. Wir sezten von da in gleicher Richtung «nsern Weg weiter li Stunden bis zum Kloster Deir el Achmar (das rothe Kloster) fort, wo wir unsere Pferde etwas ausruhen Hessen. Dieses ganz kleine Kloster, von dem ich eigentlich nicht einmal weiss, ob es damals, als wir dort waren, auch bewohnt war, liegt am Rande der Thalebene und am östlichen Gehänge des Makmel, der sich von da an steil erhebt *. * Woher der Name „Makmel" cigentlicli kommt, kann ich nicht sagen, denn von den Eingebornen höite ich diese Kuppe des Libanon nie so nennen, und gehen wir forschend nach der Quelle dieses Namens in den Karten zurück, so finden wir ihn zuerst durch den verdienst vollen Reisenden Ehrenberg in die Geograpiiie eingeführt. Das ganze Gebirge hcisst eigentlich t)schebel Liban, d. i. Libanon ; und der Theil oberhalb der Cedern. wozu auch unser Makmel gerechnet werden kann, heisst Dschebel Arneto. Da jedoch der Name „Makmel" in die Karten von Syrien und zwar in die besten, die wir bisher haben, in die von Eerghaus und Robiivsoiv, aufgenommen Avurde und sein Name die Auto- rität eines Mannes für sich hat, der zur Angabe dieses Namens seine guten Gründe gehabt haben mag, so hütete auch ich mich, daran etwas zu ändern, weil ich eine Änderung hier auch durchaus nicht für wesent» lieh erachte. RusMOfiii!. Rcinni. I. B * 714 weiten, kesseiförmigen Thale, ein sogenanntes Kaar, das nur Weide für Schafe und Ziegen an den Gehängen, für Pferde und Rinder an der Thalsohle darbietet, aber ansser den Cedern nicht einen Baum oder Strauch von Bedeutung bemerken lässt. Die Gegend um die Cedern ist daher äus- serst leblos und öde 5 denn die menschlichen Wohnungen beginnen erst etwa 1 Stunde unterhalb den Cedern, in den paradiesischen Thalschluchten, welche sich an die Meeres- küste bei Tripolis hin erstrecken und die ihrer herrlichen Lage, ihres milden Himmels wegen mit Recht berühmten Ortschaften B'scherre, Eden, Kannobin, Siwah und so viele andere entlialten. Ein sonderbar eigenthümliches Gefühl bemeisterte sich meiner, das ich einen heiligen Schauer nennen möchte, als ich im Lichte des Mondscheins und des nun ganz heiter gewordenen Sternenhimmels in das Dunkel der Cedern ein- trat und mein Pferd an dem nächsten Stamme anhängte. Die Eindrücke der Schilderungen, die uns von diesen Gegen- ständen in früher Jugend gegeben werden, sind es eigent- lich zum Theil, die diese Gemüthsaffekte hervorrufen; denn sie werden durch den Moment der wirklichen Anschauung wieder erweckt, aber erweckt in einer andersfühlenden Brust. Es ist nicht mehr das kindliche Anstaunen des Knaben, es ist der Ernst des Mannes, der den Gegenstand im hellen Tageslichte heleuchtet sieht, den der Knabe im rosigen Lichte der Morgenröthe seines kindlich-frommen Herzens sah, und während dieser schwelgte in der Macht des Glaubens, dürstet jener an der Quelle des Wissens. So standen sie denn vor mir, die alten heiligen Bäume, die Jahrtausende an sich vorübergehen, die von ihrem erhabenen Staudpunkte aus Völker glänzen und verscliwinden sahen , die schon lebten als ßaalbecks und Palmyra's Prachtmonumente sich erhoben und die noch leben, da der Araber seine schmutzige Hütte an die edle korinthische Säule klebt. Das ganze Cedernwäldchen erhebt sich auf einem steinigen Hügel und besteht in Summe aus 300 bis 400 Stämmen, theils den Resten eines Waldes, der wahrscheinlich einst das ganze Thal erfüllte, theils den jüngsten Nachkommen der 715 greiseil Eltern, die in ihrer Mitte stehen. Von obigen 300 bis 400 Stämmen sind die meisten in einem Alter von ein paar hnndert Jahren, mehrere mögen 400 bis 800 Jahre zählen nnd zehn sind ganz alte, unter denen sich wieder sieben, theils durch ihre besondere Grösse, theils durch ihr besonders altes Ansehen auszeichnen. Das Alter der lezten wird sehr verschieden geschäzt: denn von einer genauen Altersbestimmung kann bei Stämmen keine Rede seyn, die zum Theil nur mehr aus einem Stück Rinde bestehen, wel- ches durch seine Lebenskraft den ganzen Baum erhält. Dass diese Stämme ein paar Jahrtausende zählen , möchte auch ich wohl annehmen, besonders wenn ich ihre Grösse, ihre Dicke, den steinigen Boden, auf dem und die hohe, windige Lage, in der sie gedeihen, berücksichtige. Schön sind diese Nestore der Pflanzenwelt gerade nicht , aber ehrwürdig sind sie in hohem Grade. Man sieiit in den Wäldern am Taurus viele geradere und überhaupt schönere Cedern , während die am Libanon ein mehr krüppelhaftes Ansehen haben. Alle alten Stämme theilen sich in mehrere, doch da diese Theilung erst 4 bis 6 Fuss über dem Wurzel- stocke statt hat, so sind sie in ihrem wahren Umfange noch so ziemlich genau messbar, und ich fand den Umfang des grössten jener sieben Bäume gleich 45 Wiener Fuss, was freilich eist die Hälfte des ümfanges des grössten Boabab (Adansonia digitata) beträgt, den ich später im tropischen Afrika sah. Die Höhe dieser alten Cedern des Libanon ist nicht bedeutend und dürfte 50 Fuss wohl kaum über- steigen. Die ältesten Bäume stehen in der Richtung Nord- Süd auf dem Rücken des Hügels, und vier davon bilden die Ecken eines regelmässigen Vierecks, in welchem unser Lagerfeuer loderte und wo wir die mir unvergessliche Nacht zubrachten *. Kann man die riesenhaften Adansonien die Dickhäuter der Pflanzenwelt nennen, so kamen mir die Cedern, die uns umgaben, wie Polypen vor, die ihre Riesenarme über * Eine sehr gelungene Abbildung dieser alten Bäume befindet sicli in Syria and thc holy Land etc. by Bartlbtt , Will, Purser, John CAR^K etc. 1. Vol., pag. 65. London. 7J0 uns in mancherlei Kiclitungen kreuzten , ivas besonders bei dem flin'kcrnden Schein des Lagerfeuers fast etwas (ieister- haftes hatte. Die Nacht war kühl , aber bei weitem nicht SU sehr, als mich die Leute von Ainete fi'nchten gemacht hatten, und wir würden sie noch besser zugebracht haben, wenn für unsern Magen besser gesorgt worden wäre. Nach- dem wir uns in Anschauung der Cedern erschöpft hatten, for- derte der Körper, angestrengt durch den anhaltenden Ritt, seine Rechte, der Korb ward geöffnet und siehe: der Kaffe war ganz vergessen, und statt drei Flaschen Wein hatte mein Bedienter das unselige Malheur , drei Flaschen Ol eingepackt zu haben. So bestand denn unsere ganze Tafel in Brod , Rosinen, Wasser und Ol. In solchen Momenten, wie eine erste Nacht unter den ('edern, mtiss der Mensch über alles Gemeine erhaben seyn, und dieser Gedanke allein rettete den Unglücklichen, der uns so mitspielte, dass ich meine gerechten Zweifel an seiner Intelligenz nicht unver- holen aussprach. Ich hüllte mich tief in meinen Mantel und legte mich dicht ans Feuer, Mortsch wälzte sich brummend neben mir, zwar nicht auf Loibeeren, doch auf Cedernstren, die er sich gesammelt, Kotschi sass am Feuer und schrieb; denn selbst der Anblick der drei Olflaschen konnte den * Aufschwung seiner Muse nicht mehr hemmen; im dunkeln Schatten einer alten Ceder endlich lehnte der vieite, der Stifter des Unheils und dachte über das Geschehene nach, wie einst Nabuchodonosor , als er Heu f rass , an seine früiieren Diners gedacht haben mag. Noch vor Tagesgrauen waren wir schon wieder auf den Beinen. Vor Allem besahen wir uns nun die Cedern genauer, massen sie und machten ein paar Barometer-Beob- achtungen zur Ausmittlung der Meereshöhe unserer Station. Die alten Bäume, deren Stämme kaum mehr aus etwas anderm als aus der blossen Rinde bestanden, grünten nicht nur recht frisch und üppig, sondern standen sogar in voller Blüthe; ein wahrhaft schönes Bild eines jugendlichen Greises im Gegenhalt eines greisen Jünglings, und ein Beweis, dass diese Cedern \ielleicht noch manches Jahrhundert durchleben können, bevor sie, wenn man ihre Ruhe nicht stört, der 717 Zeit zum Opfer fallen. Von den Cedern sieht man i'iber die niederem Vorber^e frei aufs Meer hinaus, und auf der Ki'istenfahrt zwischen Tripolis und Dsehebeli inuss man sie auch vom Meere ans als einen schwarzen Fleck am kahlen und fahlen Gehänge des Makmel, unterhalb seiner höchsten Spitze, ausnehmen können. Um 7 Uhr brachen wir wieder auf und ritten auf die Höhe des Libanon zuri'ick, die wir den Abend vorher, von Baalbeek heraufkommend, überschritten hatten. Dort Hessen wir unsere Pferde, um sie zu schonen, und schickten luis an, den uns zur Linken, das heisst nördlich unsers Weges, liegenden höchsten Gipfel des Makmel zu besteigen. Man kaini iibrigens auch zu Pferd recht gut auf alle die um- liegenden Gipfel des Gebirges gelangen, denn, wenige Stellen ausgenommen, ist der Rücken keineswegs so scharf, wie er, von unten herauf angesehen, erscheint. Nach zwei Stunden, die wir dem Rücken entlang hinauf, stiegen , gelangten Avir auf jene Spitze des Makmel , die, von Baalbeck herauf angesehen , als die höchste erscheint und die , meinen Beobachtungen zufolge , eine Meereshöhe von 8400 Paris. Fuss hat, JNoch lagen grosse Massen vor- jährigen Schnees in^ allen Vertiefungen umher und zum Theil auch auf den Rücken, und der Aussage unsers Führers und der Bewohner von Baalbeck zufolge geht der Schnee auf diesen Höhen nie ganz weg. Die Schneelinie scheint also am Libanon etwas tiefer zu liegen, als am Taurus, und auf jeden Fall tiefer, als es eigentlich der geographischen Breite zukommt, in welcher der Libanon liegt. Ungefähr zwei Stunden nördlicher sahen wir im Zuge des Dschebel Arncto einen Gipfel von ähnlicher Form, Avie der Makmel, aber dem genommenen Höhenwinkel zufolge beiläufig um 400 Par. Fuss höher als dieser. Diese Spitze des Dschebel Arneto also, nordwestlich oberhalb Eden liegend und gerade nördlich von den Cedern, ist der eigentlich höchste Punkt des ganzen Libanon, dem mithin eine Meereshöhe von SSOO Paris. Fuss zukommt. Ich halte diese Kuppe noch niederer, als die höchste Spitze des Dschebel el Schech oder el Teltsch im Zuge des Antilibanon, die in jedem Falle die Meereshöhe 718 von 9000 l*aiis. Fuss übersteigen durfte. Die Zeit witrde nns zu kurz, nin noch die eiwölinte Kuppe des Aiiieto zu besteigen 5 man kann übrigens vom Makmel aus ganz bequem, selbst zu Pferde, dahin gelangen. Unsere Fernsicht, die N(nist bei günstiger Witterung ausserordentlich schön seyn sollte, war vom Gipfel des Makmel aus sehr beschränkt; denn Wolken hatten sich in jeder Kichtung über Meer und Land gelagert. Kaiuu sahen wir den Libanon und Anti- libanon bis zu ihren Ausläufern in den nördlich vorliegenden Ebenen bei Hoemms und im Waddi el Hossn (Waddi el Hussän oder auch schlechtweg el Djunie, die Ebene, genannt), kaum konnten wir die Berge bei Tripolis und das Meer selbst deutlich ausnehmen. Wie ein schöner Farbenteppich aber lag das Thal von Baalbeck zu unsern Füssen. Auf der Höhe des Makmel ging der Wind so furchtbar kalt, obwohl die Temperatur der Luft nur + 9^ Reaum. betrug, dass ich kaum mehr beim Zusammenlegen meines Baro- meters im Stande war, die Schrauben ordentlich anzuziehen. Wir traten daher schleunig unsern Rückweg wieder an, ver- irrten uns zwischen Ajnete und Deir el Achmar noch ein paarmal und kamen erst um 9 Uhr Nachts in unserui Lager zu Baalbeck wieder au. Am 23. Oktober verliessen wir Baalbeck, um uns nach Damaskus zu begeben. Wir ritten an den Steinbrüchen vorüber und das Westgehänge des Antilibanon hinan, pas- sirten mehrere ganz malerisch liegende Dörfer, warfen noch manchen Blick auf Baalbecks prächtige Tempel und auf den scliueebedeckten Makmel zurück und verloren uns gegen Abend in den hochliegenden Thälern des Gebirges. Der Antilibanon bildet in seiner ganzen Erstreckung nördlich des Dschebel el Schech einen fast eine Tagereise breiten Rücken, der aus einer Menge kleiner Plateaus besteht, die zum Theil sehr bedeutende Bergspitzen tragen , zum Theil von tiefen Thälern durchschnitten werden und ein nicht unbedeu- tendes Gebirffsland für sich konstituiren. Der westliche Abfall de.s Antilibanon, d. h. der Abfall in die Ebene von Baalbeck, ist steil und nicht sehr fruchtbar, die Plateaus und Thäler auf derj breiten Gebirgsrücken hingegen prangen in einer herrlichen Vegetation, theils ein schönes Weideland, 719 theils kiiltivirt, hingegen sind die Berggehänge anch auf der Höhe des Gebirges meist baumlos und ausser nie- derm Grase höchstens mit Strauchwerk und Zwergeichen bedeckt. Gegen Ost fällt der Antilibanon terrassenförmig gegen die g;rosse syrische Wüste ab, und erst der lezte Ab- fall dieser lezten Stufe in die hochliegende Ebene von Da- maskus, nämlich der östliche Abfall des Dschebel Salehieh, ist wieder steil und prall. Diese kleinen Plateaus und Thä- 1er, welche den eigentlichen Hauptrücken des Antilibanon bilden, dessen mittlerer Längen-Durchschnitt sich von dem Hauptstücke des Dschebel el Schech über Sebdäni hin er- strecken dürfte , sind der Sammel-Flatz einer Menge von Bächen und Flüsschen, die sich grösstentheils über den öst- lichen Abhang in die Ebene von Damaskus ergiessen und dort, nachdem sie schon auf dem Antilibanon selbst in all den Thälern und kleinen Ebenen eine höchst gesegnete Ve- getation hervorgerufen haben, in der Umgebung der heili- gen Stadt jenes Paradies des Morgenlandes schufen, das wir nun bald kennen lernen werden. Der Antilibanon un- terscheidet sich daher wesentlich in seiner Physiognomie vom Libanon; denn während lezterer mit beiderseits steilen Gehängen als hoher und verhältnissmässig zur Höhe schma- ler Rücken mit tiefen und engen Seitenthälern , wie eine Mauer, emporsteigt und gegen Nord immer höher wird, ja seine bedeutendste Höhe dicht an seinem nördlichen Ende erreicht, erhebt sich erstrer als ein breiter Rücken mit Hochebenen und Hochtliälern, fällt nur gegen West steil, gegen Ost aber stufenweise und sanfter ab und wird gegen Nord immer breiter und niederer, bis er sich endlich in den Ebenen verliert, während er seine höchste Erhebung an sei- nem Südende, oder eigentlich an seinem Anfangspunkte, an dem grossen Gebirgsstocke des Dschebel el Schech oder el Teltsch, besizt. Wir erreichten den höchsten Punkt des westlichen Ran- des des Antilibanon oberhalb der Ebene von Baalbeck mit Anbruch der Nacht. Meiner Schätzung nach dürfte das Ubergangsjoch die Meereshöhe von 4000 Pariser Fuss kaum übersteigen. Der Weg senkte sich von da wieder und 720 führte uns fast eine Stunde lang bis in ein weites Thal. Auf der g;anzen Strecke hatten wir zur Linken ein steiles Gehänge, zuv Rechten einen tiefen Abgrund, in welchem ein Bergstroni brauste, so dass man, in dem trügerischen Dunkel der Nacht auf schmalem Felsenpfad zu Pferde sitzend, wohl einiges Granen verspüren konnte, ohne gerade fnrcht- sam zu seyn. Wir lagerten uns spät an dem ßergstrome und in der Nähe des bedeutenden Dorfes el Sorcheia (der, die, das Kleine). Wir hatten auf dem Wege von heute und besonders auf der Höhe des Joches, über das wir den westlichen Rand des Antilibanon erstiegen hatten und das in gerader Richtung 4 bis 5 Stunden südöstlich von Baal- beck liegt , eine Menge von Ruinen getroffen und darunter Reste von ebenso umfangreichen als stattlichen Gebäuden. Ich bin zn wenig Alterthumsforscher, um bestimmen zu können, welcher Stadt diese Reste angehören, dass aber hier eine beträchtliche Stadt, analog denen, von welchen wir an mehreren Punkten Reste auf dem Chalaka bei Aleppo treffen,^ gestanden habe, das dürfte denn wohl nicht zu be- zweifeln seyn. Am nächsten Morgen zogen wir Sorcheia vorüber, was allerliebst, zwischen Gruppen von Silber- und italienischen. Pappeln vertheilt, an einem Bergstrome liegt, der dem Bärrada zueilt. Überhaupt sind für den Antilibanon jene beiden Pappel- Arten* höchst charakteristisch, und man trifft sie zu ganz dichten Wäldchen gehäuft in allen stark bewässerten Thä- lern und auf allen von Bächen durchzogenen Hochebenen dieses Gebirgs-Rückens. Die Pappeln umgeben jede Ort- schaft auf dem Antilibanon und verrathen ihr Daseyn schon auf grosse Ferne. Sie spielen also hier ganz jene Rolle, die am Taurus die herrlichen Platanen- und Nussbäume spielen, und da sie am Antilibanon, und zwar an seinen Bä- chen und Bergströmen, als herrschende Baumart auftreten und wild wachsen, so vertreten sie auf ihrem Terrain auch die Fichten, Tannen und Cedern auf den Höhen des Taurus und die Pinien am Libanon, wodurch von sich selbst das * Populus dilutata und Populus alba, Wildem. 721 so sehr Vcrscliiedciie im Cliaruktei* der Laiidscliafteii aus jedem dieser drei Gebirge auffallt, in so ferne derselbe durch den Baumschln»' bestimmt wird. Der Weg stieg- von unserm Nachtlager wieder fortwäh- rend an, und die Quellen des Bärrada, des bedeutendsten der S Fli'isse, welche die paradiesischen Gärten von Damaskus be- wässern, scheinen mir bedeutend höher zu liegen als das Joch des westlichen Randes des Antilibauon, über das wir gestern gekommen waren. Wir Hessen diese önellen, Ain el Hawra Ajun tut genannt, am Dorfe Nebbi Schjit dicht an unserer Route liegen und betraten bald darauf das herr- liche Thal von Sebdäui, Ardt el Sebdäni, das schönste Thal des Antilibnnou. Dicht vor uns hatten wir die schneebedeck- ten Spitzen des Dschebel el Schech, zur Rechten die zacki- gen Hörner des Dschebel es Sebdäni, zwischen denen die gerade Strasse von Damaskus nach Beirut hinüber in die Ebene des obern Bekaa oder B'kaa führt. Das Thal selbst schwelgt, trotz seiner hohen Lage, in Fruchtbarkeit und gleicht durch die vielen und ausgedehnten Pflanzungen von Reben- und Maulbeerbäumen einem grossen Garten. Das schön gebaute und mit ansehnlichen Häusern versehene Dorf Sebdäni liegt, meinen Bestimmungen zufolge, in einer Mee- reshöhe von 4024 Pariser Fuss und ist fast durchgehends von Christen bewohnt. Sebdäni treibt nicht unbeträchtlichen Handel mit Seide. ' Als wir, um auszuruhen, einen der Gäi-ten betraten, die am Wege lagen und dessen Thor gerade offen stand, kam der Herr des Gartens sammt seiner Frau und verlangte, dass wir uns weiter begeben sollten. Eine solche Unfreund- lichkeit an einem Orte, wo sich kein Harem befand, war mir im Oriente noch nicht vorgekommen , und wir sagten daher dem Maroniten, dass es uns sehr leid thue, eine Rohheit und einen Mangel von Gastfreundschaft zuerst bei Christen gegen Christen zu erfahren, da wir sie bei Türken niemals getroffen hätten. Diess wirkte, der Alte und seine Theure, die sich so leidenschaftlich gebärdet hatte, dass unsere Hunde Miene machten, sie anzupacken, wurden plötzlich freundlich und überhäuften uns zulezt noch mit Milch und 722 köstlichen Trauben, ohne dafür Etwas anzunehmen, was viel war, denn Geschenken kann der Orientale im Ganzen nicht 8o leicht widerstehen. Es war gerade Mittag und wir hat- ten im Schatten eine Temperatur von 18,6** Reaum. Auf unserm Wege weiter durch das Thal des Bärrada passirten wir ein paar am Wege liegende Dörfer, die in Berghaus Karte gut bezeichnet sind und gelangten endlich in das tiefere Thal des Barrada, wo sich derselbe mehr in Ost wendet und die östlichen Randgebirge des Antilibanon ge- gen Damaskus hin in stufenartigen Absätzen zu durchbre- chen beginnt. Der erste und interessanteste dieser Durch- brüche ist der Engpass des Bärrada „el Suk"* genannt. Der Anfang dieses herrlichen Passes liegt am südöstlichen Ende der Ebene „Ardt es Sebdäni", in einer Meereshöhe von 3340 Pariser Fuss, also niederer als die Stadt Baalbeck. In der Nähe des Eingangs in die tiefe Felsenschlucht bildet der Bärrada unterhalb der Strasse einen äusserst niedlichen Wasserfall, der zwar durchaus nichts Grossartiges an sich hat, aber sehr viel malerische Schönheit besizt. Der Anblick des Engpasses des Bärrada ist aber selbst für einen Sohn der Alpen imponirend. Der Flnss hat sich seinen Weg durch eine enge und sehr tiefe Schlucht gebahnt, an deren beiden Seiten die wilden Kalkwände kahl und senkrecht einige hundert Fuss hoch emporsteigen. Den mitunter auf wenige Klafter verengten Raum der Schlucht theilen Fluss und Strasse. Merkwürdiger Weise hat die Kunst diesen von der Natur hoch gefeierten Platz ebenfalls zu ihrem Wohnsitze gewählt, indem man in den Felswänden des Pas- ses, vorzüglich aber in der nördlichen Wand, das ist die am linken Ufer des Bärrada, eine Menge von Katakomben anbrachte, und diese Stelle dadurch zur Nekropolis irgend einer bedeutenden und in der Nähe gelegenen Stadt, viel- leicht von Abila, umwandelte. Eine erhabenere Rücksicht tür die Ruhe der Todten hätte man nicht nennen können ; denn wer die lautlose, dunkle Schlucht des Bärrada sah. * el Suk, der Markt: daher el Suk el Barrada, der Markt des Bärrada. 723 der muss gestehen, dass in dem Cedtinkcn, dort seinen lez- ten Sclilaf zu schlafen, ungemein viel Poesie liegt. Übrigens sind diese Felsengräber ganz in der Art ausgebrochen und ausg'earbeitet, wie wir sie häufig in Palästina und an andern Plätzen Syriens treffen, so auch z. B. , wiewohl in modifi- zirter Form, hei Suedie, Antiochia etc. Viele der Gruft- Höhlen in der Felswand sind durch schöne Portale geziert, an vielen Stellen der Wand sieht man Hautereliefs, Stie- gen in der Felsmasse ausgehauen und nun zum Theil herab- gestürzt, und ausserdem beweisen eine Menge Säulentrüni- mer und Reste von Gebäuden, dass hier sehr beträchtliche liauanlagen einst stattgefunden haben müssen. Diese son- derbaren Behausungen derTodten in der wilden Felsschlucht machen einen unverlöschlichen Eindruck, und hart nur konn- ten wir uns von dem zauberhaften Anblick trennen, doch die Nacht brach an und ein Gewitter stieg auf, wir mussten eilen. Am untern Ende des Passes führte uns eine schöne Bogenbrücke, eine der besterhaltenen, die ich im Oriente sah, auf das rechte Ufer des Bärrada, der in seinem Laufe den Pass herab mehrere pittoreske Wasserfälle bildet. Plötz- lich öffnete sich uns wieder das Thal, Vegetation verdrängte die kahlen Felsmassen, und die Wohnungen der Lebenden traten wieder an die Stelle der der Todten. Wir passirten mehrere Dörfer, niedlich zwischen Kreidehügeln liegend, und schlugen endlich auf den Garten-Terrassen des Dorfes el Suk * unser kleines Lager auf. Es regnete in der Nacht, besonders stark aber am Morgen. Da wir jedoch uns vorgenommen hatten als heute, 25. Oktober, Damaskus zeitlich zu erreichen, so brachen wir dennoch auf. Nach einer kurzen Strecke waren wir durch und durch nass, und kaum konnten wir unsere Gewehre in so weit schützen, dass sie uns nicht ganz unbrauchbar wur- den. Wir passirten mehrere schön gelegene Dörfer, Hessen links die Stelle, wo einst Abila, die Hauptstadt von Abilene, '•' el Suk zu unterscheiden von dem grossen Dorfe cl Suk el Bärrada, welches weifer FIuss- abwärts unterhalb dem alten Abile liegt. 724 stand iiiul rechts auf einem Berge Abels CJrab sich befindet. Daselbst sollen auch Triiniiner eines alten Tempels seyn. Diese Dörfer sind dem Namen nach auf der Berghaus- schen Karte ziemlich gut angeoeben, nur sehe ich die Ent- fernung-en jener Orte von einander, die unterhalb dem Eng- passe des Barrada liegen, fi\r etwas zu bedeutend, und in dem Verhältnisse di« Entfernungen jener Punkte, die ober- halb dem Passe liegen, fiir etwas zu geringe an, ein Fehler, der sich wahrscheinlich durch eine etwas zu westlich ange- nommene Position des Engpasses ergeben haben dürfte. Wir ritten über die schöne Hochebene von el Djedide und erwarteten am grossen Dorfe Diimar die des schlechten Weges und des heftigen Regens wegen zurückgebliebene Karavane. — Die vielfache Zertheilung des Barrada und die vielen Seiteuzuflüsse, die derselbe im Thale von Dümar erhält, bedingen einen Wasser-Reichthum und dadurch eine Fülle der Vegetation, die mich staunen machten. Die Gär- ten, welche ganze Bäche des herrlichsten und klarsten Wassers durchströmen, sehen fast mehr tropischen Urwäl- dern, als Gärten ähnlich, und ich sah einzelne Pappelgrup- pen, die durch Schlingpflanzen wirklich undurchdringlich waren. Was könnte hier der Boden leisten, wenn der Mensch Hand anlegen wollte! Wir mochten noch ein paar Stunden über Dümar hinaus geritten seyn, so gelangten wir durch den Engpass Rabuh, den lezten Durchbruch des Barrada , bevor er sich in die grosse östliche Ebene stürzt, zu den östlichsten Raudbergen des Antilibanon. Wir wendeten uns links am Gehäuge des Dschebel Rabach oder Dschebel es Salehieh hin, wo der Weg in den Kreidefelsen, 100 Klafter lang und 2 Klafter tief, künstlich ausgebrochen, hinab in die Ebene führt. Am Anfange dieses Strassendurchbruches steht auf hoher Fel- senecke aussen, wie eine Warte, weit ins weite Land hinaus schauend , eine Moschee mit dem Grabe eines Heiligen, „Kubbet el Nassr". Ein rascher Galopp brachte uns dahin, wir sahen hinab in die Gärten von el Ghuta, und Staunen lähmte unsere Sprache; deim zu unseru Füssen lag das durch Poesie und Religion der Moslims hochgebenedeite, 725 tliircli die Natur zum Pi qsiiu siiuos ^ jiap UB jai3iuoiujai|x IM M ' C< 00 rf u B •U3zu3Jaj)!Q © (M IM "a qaBU I33n>i ja» 00 00^ QC od" -llfiqtun )tiu 'injaqx •y ipBU 00 •iwaqX -iiDiiiiiioMao fi e« d ninea}] ipBU uai^uijag »O CO © © t- M © t~ »-i © CO t~ © © II »lajj Uli j9|3i[iouijai|x -- d in © •K •« t- IM IM t- © o Ol Cl d tl •-< ^ t~ CO » 00 o> Ol «o to M *T ?l IM (M e* (M Cl (M e^ IM IM M d e^ IM IM © »* t^ T* U5 QO »o r- d »* "i Ol kO \V>'l ■■'«d "! 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Dem (iesetze gemäss, nach dem diese stündlichen Oscillationen der öuecksilbersäule, je näher dem Äquator, desto schärfer und klarer bezeichnet, hervortreten, sind dieselben auch in Syrien schon bedeutend wahrnehmbarer und mit mehr Sicher- heit zu bestimmen, als im mittlem Europa, obwohl noch bei weitem nicht in dem Grade regelmässig von Tag zu Tag sich folgend, wie im Tropenlande. Besonders häufig scheinen Störungen des regelmässigen Verlaufes dieser atmosphäri- schen Ebbe und Fluth zur Zeit der Winterstürme und der Regen, d. h. in den Monaten November, Dezember, Januar und Februar einzutreten. Die Maxima des Luftdruckes treten regelmässig um 10 Uhr Morgens und 10 Uhr Abends ein, die Minima finden um 4 bis 5 Uhr Abends und kurz vor Sonnenaufgang statt. Die Differenz der Extreme des Tages ist stets bedeutend grösser, als die der Extreme der Nacht, d. h. die Schwan- kungen des Luftdruckes sind am Tage weit stärker als in der Nacht, stärker also zur Zeit, wenn die über dem Beob- achtungsorte sich befindende Masse von Luftschichten dem unmittelbaren Einflüsse der strahlenden Wärme der Sonne ansgesezt ist. Diese Thatsache entspricht übrigens der An- nahme, dass diese Schwankungen des Luftdruckes eine zu- sammengesezte Funktion der Wärme und der Dunstmenge in der Atmosphäre seyen, vollkommen, da wir doch immer- hin annehmen können, dass die eine jener beiden veränder- lichen Grössen, nämlich die Dunstmenge, im Werthe der andern, nämlich der Wärme, wegen dem trocknen Himmel 750 der nahen Wüsten bedeutend nachstehe und dass also der ITmfan«»- der Li!ftdnicksschw.inkungen sich mehr blos nach der einen Grösse, nämlich nach der Wärme, richte. Der höchste während 5 Tagen im Oktober und November zu Beirut beobachtete Barometerstand betrug; 28,27, der nie- derste 28,10 Pariser Zolle und zwar 60 Pariser Fuss über der Meeresfläche. Die grösste Differenz des Barometer- standes an ein und demselben Tage war = 0,10 Pariser Zoll. In Damaskus betrugen während drei Tagen zu Ende Oktobers: der höchste Barometerstand 25,96, der niederste 25,92 Pariser Zolle. Die Temperatur der Luft erreicht täglich ihr Maximum und täglich ihr Minimum, erstres in den ersten Stunden des Nachnättags, von 1 bis 2 Uhr, lezteres kurz vor Sonnen- Aufgang. Mit den Ktremen der Luftwärme stehen jene der Luftfeuchtigkeit in enger Verbindung, je grösser nämlich die Liiftwärme ist, desto bedeutender ist das Vermögen der Atmosphäre, neue Dunstmengen in sich aufzunehmen, desto grösser ist aber auch die Expansion der bereits in der Luft enthaltenen Dünste, kurz, desto trockner ist die Luft, wenn wir uns dieses Ausdruckes bedienen wollen. Mit der Ab- nahme der Luftwärme sinkt das Vermögen der Luft, neue Dunste in sich aiifzunehmen, die Expansion der bereits vor- handejien Dünste nimmt ab, die Luft wird, wie wir gewöhn- Heh sagen, feucht. So ergibt sich denn auch in Beirut aus reu dftrt abgeführten higrometrischen Beobachtungen, dass die Feuchtigkeit der Luft hinsichtlich ihrer Extreme ziem- lich genau mit denen der Luft-Temperatur zusammenfällt. Zur Bestimmung der strahlenden Wärme der Sonne in ihrer Gesammtheit mit sämmtlichen Farben-Strahlen des Prisma wandte ich ein genaues Centesimal-Thermometer mit voll- kommen geschwärzter Kugel an. Dasselbe zeigte, vor meinem Fenster iir Beirut an der Soime aufgehangen: Am 11. Oktober um 2 Uhr A. bei Centesimal 27,12° im Schatten und 39,:J70 an der Sonne, 41,2«>. Am 1. November 2 Uhr A. bei Centesimal 21,75» im Schatten und 35,75<> an der Sonne. 36,8". 751 Am 2. November um 2 Uhr A. bei Centesimal 22,^7° im Schatten iiiul a4,G'2^ an der Sonne, 37,5*^. Worans wir sehen, dass unter diesen drei Beobachtun- gen die Differenz der Thermometer, nämlich der gewöhnli- chen im Gegenhalte des mit geschwärzter Kugel, am 2. November bei Windstille und vollkommen heiterem Himmel am grössten war, wie es in der Natur der Sache liegt. Die höchste von mir vom 10. bis 13. Oktober zu Bei- rut beobachtete Lufttemperatur betrug 22,3** Reaum., vom 1. bis 4. November ISjö** Reaum. Die niederste Lufttem- peratur im erstem Zeitraum war = 20,0*', im leztern = 16,8^ Reaum. Diese Beobachtungen geschahen um 2 Uhr A. und S Uhr M. Die Differenz der Beobachtungs-Extreme war im Oktober = 2,3", im November = 1,8**. Im Ganzen beobachtete ich in Mittel-Syrien in den Monaten Oktober und November die höchste Luft-Temperatur am 15. Ok- tober Mittags Äu Mar Hanna el Kennise am Libanon in ei- ner Meereshöhe von 1803 Pariser Fuss = 27,3** Reaum. Die niederste hinjreiren am 22. Oktober uin 6 Uhr Mor- gens unter den Cedern des Libanon in einer Meereshöhe von 6000 Pariser Fuss = 7,5** Reaum. Beide Beobachtun- gen natürlich in vollkommenem Schatten gemacht. Die Luftfeuchtigkeits-Beobachtungen zu Beirut am 11. Oktober 8 Uhr M. und 1. November 8 Uhr M. sind wegen dem ganz unverlässlich, weil sie kurze Zeit darnach ange- stellt wurden, als ich die eine Kugel des Thermohygrorae- ters mit neuem Musselin umwickelt hatte, in welchem Falle, wahrscheinlich durch die rapide Aufnahme von Feuchtigkeit aus dem Näpfchen, in welchem sich, wie immer, stets ganz reines destillirtes Wasser befand , eine aussergewöhnliche Herabsetzung der Temperatur statt fand. Im Ganzen war die Luft in Beirut während der Beobachtungstage feucht, denn die Fähigkeit derselben , neue Dunstmengen in sich aufzunehmen, war sehr gering, indem die höchste Differenz der beiden Thermometer bei einer Luft-Temperatur von 21,7** Reaum. nur 2,8** Reaum., die niederste bei einer Luft- Temperatur von 17,9** Reaum., nur 2,0** Reaum. betrug. Die Schwankung der sich iibrigens genau an den Gang des ^52 Thermometers haltenden Luftfeuchtigkeit beschreibt daher in der kurzen Beobachtungszeit 0,8*^ am Hygro-Thermometer*. Unter mehreren hypsometrischen Versuchen mit Ther- mometern, die ich mit aller möglichen Genauigkeit und ganz nach den von Gintl gegebenen Vorschriften** abführte, miss- langen mir fast alle und brachten mich schon damals zur Vermuthung, die später, wie wir sehen werden, auf meinen Reisen im Innern von Afrika mir ganz zur Gewissheit wurde, dass das Thermometer als Instrument zu Höhenbestimmun- gen nicht weniger störenden Einflüssen von aussen ausge- sezt sey, als das Barometer, und dass die Bestimmung von Höhendifferenzen durch die Ausmittlung des Siedepunktes des destillirten Wassers durchaus nicht mehr Genauigkeit an die Hand gebe, als eine sorgfältig und mit allen Rück- sichten abgeführte Barometer-Beobachtung, ja in mancher Beziehung derselben nachstehe. 3) Pliysiog:noinie und g^eolo^isclte Terliftltnisse von jTIittel - Syrien. Der allgemeine Tipus von Mittel -Syrien, worunter ich das Küstengebiet von Beirut südwärts nach Seide und nord- wärts bis Tripolis, die Kette des Libanon, die Hochebene von Baalbeck, das untere und obere Bekaa, nämlich das Flussgebiet des Nacher Kasimieh oder Litani , die Kette des Antilibanon und die Ebene von Damaskus mit dem süd- lich angränzenden Theile des Hauran begreife, wurde * Über die Bestimmung der wirklichen Expansivkrafl des Was- serdunstes in der Atmosphäre bei einer gegebenen Temperatur, des Gewichtes des im Räume enthaltenen Dunstes, der Dichte desselben etc. aus den durch positive Beobachtungen in meinen meteorologischen Ta- bellen niedergelegten Daten und den durch die neuesten Forschungen unsrer Zeit entwickelten und festgestellten Gesetzen verweise ich auf die psychrometrischen Formeln, welche Hr. Regierungsrath Bavmgartner in seinem vortrefflichen Werke: „die Naturlehre nach ihrem gegen- wärtigen Zustande, mit Rücksicht auf mathematische Begründung. Wien 1842. Supplementband 1831" an die Hand gibt und mit der ihm eigen- thiimlichen Klarheit auseinandersezt. ""* -Das Höhenmessen mit dem Thermometer, dargestellt von J.W. Gintl. Wien 1835. 753 bereits im fünften Abschnitte dieses ersten Bandes, S. 412 etc., bei Darstellung der geologischen Verhältnisse des nörd- lichen Syrien, im Ganzen auseinandergesezt, und dargethan, dass in der Breite von beiläufig 33*^ 30' ein mächtiger Ge- birgsstock sich befindet, der gleichsam den Kern des Landes bildet und dem die höchsten Punkte desselben angehören. Dieser Gebirgsstock ist der schon oft erwähnte Dschebel el Schech oder Dschebel el Teltsch. Von ihm geht unmittelbar in Nord-Ost die Kette des Antilibanon aus, mit deren Bergen er unmittelbar, als in ein und derselben Reihe liegend , zusammenhängt. Durch den Dschebel Abel und Dchebel el Drus, welche beide Berg- züge durch das Thal des Kasimieh oder durch das untere Bekaa getrennt werden und welche eigentlich die westlichen Vorberge des Dschebel el Schech bilden, schliesst sich, oder, besser gesagt, lehnt sich auch der Libanon diesem Gebirgs- stocke an und erscheint als ein durch die Vermittlung jener beiden Bergzüge ebenfalls von ihm in Nord ausgehender Arm. Die vorerwähnte Untersuchung im fünften Abschnitte dieses Bandes erstreckt sich vorzüglich auf die Beleuchtung der äussern Verhältnisse der beiden Bergketten, des Libanon und Antilibanon und der sie beiderseits begränzenden Land- striche, berührt hingegen weniger das höchst interessante Gebirgsterrain im Süden des Dschebel el Schech, durch das sich derselbe dem Gebirgslande des südlichen Syrien oder Palästina anschliesst. Die ganze Gebirgs-Gruppe, welche sich dem Dschebel el Schech in Süd anschliesst, das ganze Terrain um Banias, Hasbeya und dem Bachr el Hule ist unter dem Namen Dschebel el Schech begriffen und bildet ein hohes Gebirgsland, welches fast alle seine Wasser süd- lich dem Jordan - Thale zusendet. Den östlichsten Rand dieses Gebirgsstockes bilden der Dschebel el Heisch und der Dschebel Djowalan oder Djaulan, flache Gebirgsrücken, duieh die erstrer in die Ebenen von Hauran abfällt, den westlichsten Rand hingegen, das Gehänge unmittelbar ober- halb der Küstenebene, bilden der Dschebel el Drus oberhalb Seide und der Dschebel Djowallein oder Djauelin, oberhalb Sur. Das zwischen diesen beiden Haupt- Gehängen des 754 Gebirgsstockes , dem ostlichen im Haurvie eine grosse Spalte vom Dschebel el Sehech ausgeht und das ganze südliche Syrien durchsezt. Der Charakter des Gebirgslandes, welches sich zunächst dem Gebirgsstocke des Dschebel el Sehech südlich anschliesst, trägt ganz den Typus von Palästina an sich. Die Berge erreichen bei weitem nicht mehr jene Höhen, zu denen sie am Libanon und Antiiibanon ansteigen, ihre Formen sind weniger scharf, sondern mehr gerundet, die Berge reihen sich nicht in Ketten von grösserer Ausdehnung, sondern sind in dicht aneinander stehenden Gruppen über das ganze Land vertheilt, und v^ ollen wir von einer Emporhebung reden, so tragen die nördlich des Dschebel el Sehech liegenden Ge- birge mehr den Charakter einer spaltenartigen Erhebung, die südlich liegenden hingegen mehr den einer massigen, stockartigen Erhebung; an sich, die durch das Jordan-Thal aus Nord in Süd in ihrem Zusammenhange getrennt wurde*. "' Zur möglichst genauen Erkenntniss eines Landes ist die Bekannt- schaft mit der Literatur desselben w'olil eines der ersten Hülfsmittel. Von diesem Grundsatze ausgehend habe ich bereits S. 354 u. a. a. O. dieses ersten Bandes auf einige der wichtigsten Werke aufmerksam ge- macht, die uns über Syrien, besonders in naturhistorischer und zum Theil auch in geschichtlicher und topographischer Beziehung Aufschluss geben, und ich erlaube mir hier jene Leser, denen es um weitere Nach- weisungen in Betreff dieses interessanten Landes zu thun ist, nachträg- lich auf eine Reilie von Schriften hinzuweisen, die, mit verscliiedener Tendenz und von verschiedenem Werthe, grösstentheils aus unsrer neuesten Zeit stammen: Damoiseau, Voyage en Syrie et dans les deserts. Paris 1833. Correspondence et memoires d'un Voyageur en Orient, par Eüuknk Bork. 2 Vol. Paris 1840. Souvenirs de l'Orient, par le Vicomte de Marcellus. Vol. 2. Paris 1839. Bückiisgham , travels in Assyria, Media, Persia, including a journey from Bagdad across the mount Zagros. London 1827. Desselben Travels in Palästina. 2 Vol. London 1821. Desselben Travels amung the Arab tribes. London 1825. Kkppel. travels in Babylonia, Assyria, Media, Scythia. London. 2 Vol. Gaillakdot, Piaines vulcaniques de Syrie etc. Bullet, de la Soc. Geolog. Vol. 9. pag. 273. 701 Wie wir ans meiner Dai'stcllinipf der }ieo»;nostischen Verhältnisse des nördlichen Syriens ersehen hahen, so ist BoTTA, Mein, sur le Libanon. Meni. de la Soc. gcolog. Vol. 1, p. 135. Callier, Voyage en Asie niincure, Syrie, Palästina et Arabic petree. Im Auszug in: Annaics dos Voyages. 1835. März. Maündrkll, Journey from Aloppo fo Jerusalem. Oxford 1740. Otto Friedrich v. Richter, Wallfahrten im Morgenlande. Berlin 1822. Seetzens, geographische Notizen in Zachs monatlicher Korrespondenz zur Beförderung der Erd- und Himmelskunde. Zerstreut in meh- reren Bänden. Klöden, Landeskunde von Palästina. Berlin 1817. RiCHAKDSoiN, travels along tlie Mediteranean and parts adjacent. in the years 18L6— 1818. 2 Vol. London 1822. Descripfion des cotes d'Egypte, de Syrie et de Caramanie, par de Hell, Capt. de Vaisseau. Annales maritimes et colonialcs. Annee 1827. Paris. Browne, travels in Afrika, Egypte and Syria, from the year 1792 to 1798. London 1806. Report from the select Comittee on Steam Navigation to India, with the Minutes of Evidence, Appendix and Index. Ordercd by the house of Commons to be printed 1834. London. Ist für das nörd- liche Syrien von hohem Interesse. Travels of Ali Bey inMarocco, Tripoli, Ciprus, Egypt, Arabia, Syria and Turkey, between the years 1803 and 1807. London 1816. Journal of a tour in the Levant. By W.Turner. 3 Vol. London 1820. Notes during a visit to Egypt, Nubia, the Oasis , mount Sinai and Jerusalem. By Fred. Henniker. London 1823. Kitab menassik el hadji, min el Hadji Mohammed Edih ben Mohammed Derwisch. Traduit par M. Bianchi. Recueil de Voy. et de Menim. publ. par la Soc. Geogr. Paris 1825. (llinerar. von Konstantinopei nach Mekka, ein Reisehandbuch für muhammedanische Pilger, mit allen Gebeten und Cercmonien der Wallfahrt.) Palästina. Geographisk, argaeologisk och historisk beskrifning af W. F. Palmblad. Upsala 1829. Palestine, or the holy Land, from the earliest period to the present time. By Russell. Edinburgh 1832. Hadji Chalfa. Übersezt von B. v. Hammer. Osterr. Archiv, .Jahr- gang 1833. Crome, historisch-geographische Beschreibung von Syrien. Oöltin- gen 1834. Lamartine, Souvenirs de l'Orient. Paris 1832. Le Comte de Forbin. Voyage dans le Levant en 1817 et 1818. Paris 1819. 49* 762 der lieiTScliende Charakter des dortigen Gebirgssystems von dem in Mittel-Syrien sehr verschieden , namentlich jenes Gebirosznges, der Syrien von Karamanien, oder eigentlich von Cilicien trennt und der sich einerseits mit der Kette des Taurus unmittelbar verbindet, andrerseits sich zwischen der Meereskiiste und dem Flussgebiete des Orontes in Süd bis zum Waddi el Hossn hinzieht, welches das Gebirgs- system Nord-Syriens scharf von dem des Libanon und Anti- libanon trennt. Wir sehen in Nord-Syrien die Ablagerungen der Kreide, besonders der untern, harten, durchbrochen von grossen und mächtigen Bergzügen abnormer Gesteine, als Serpentin, Hypersthenfels, Augitfels, Wacke, Glimmerschie- fer, Gneiss etc. In Mittel-Syrien hingegen, nämlich am Li- banon und Antilibanon und in den diesen grossen Bergket- ten angränzenden Nebenzügen, bemerken wir dichten Kalk- stein, Mergel- und Sandsteine als die allein herrschenden Felsgebilde. Wo diese durch abnorme Gesteine durchbro- chen erscheinen, sind diese erstens nicht in einer so mäch- tigen Entwicklung auftretend wie in Nord-Syrien und zweitens Irby and Mangli-.s. Travels in Egypt and Nubia, Syria and Asia minor during tlie years 1817 u. 1818. London 1822. Nicht in öffentlichem Buchhandel. Berggren, Resor i Europa och Oesterlünderne. 3 Dclen. Stock- holm 1826 — 1828: auch ins Deutsche iibcrsezt. Verc Monro. A. Summer Ramble in Syria. 2 Vol. London 1835. MicHAi'D et PoujouLAT. Corrc-spondencc d'Orient 1830 — 1831. Paris 1834. Skinnkr. Major Thom. Adventures on a journey to India through Egypte, the holy Land and Syria. London. 3 Vol. 1837. Daguerreotypen. Aufgenommen während einer Reise in den Orient in den Jahren 1840 u. 1841. Von F. W. Hacklä^deb, Begleiter des Baron Taubenheim. Stuttgart 1812. Noch unter der Presse. jSyrien im J. 1840, von Dr. Ai.uoli. Wien 1842. Hicher gehören zum Theil auch mehrere der in meinen Rcisenofitzen über den Taurus in Karamanien angeführten Werke, z.B. die von Sali.k, Maedkn, Fontamer etc., ferner die Arbeiten Jakotins und mehrerer an- derer aus der Zeit der französischen Expedition. Hingegen liess ich die meisten jener Werke, die ausschliesslich von Palästina handeln, hier Aveg, da sie ihre geeignetere Stelle in meinen Reise-Notizen über Palästina selbst finden werden. 763 sind sie iiiehi" einer rein vulkanischen Natur, sie g^ehö- ren n<ämlicli (iurclig;ehends den Basalten und basaltischen Wacken an. So sehen wir den ganzen Libanon, den ganzen Antilibanon, den Gebirgsstock des Dschebel el Schech, die Berge der Kiiste und die der Hochebene von Damaskus aus Kalkstein bestehend, so sehen wir die ßasaltdurchbrüche im Jordan-Thale, am See Tiberias, bei Tripolis etc. Welche Stellung diesen Basalten angehört, ist kein Zweifel , denn sie sind Gebilde, die alle Formationszeiten geschichteter Gesteine durchwandern. Schwieriger ist es aber, den Sand- und Kalksteinen ihre Stellung in der Formationsreilie allge- meiner Felsbildnng so anzuweisen, dass sie Schritt für Schritt gerechtfertigt werden kann. Ohne weitere Angaben zu berücksichtigen, denen wissenschaftlicher Werth in geogno- stischer Beziehung von Vorne herein mangelt, die z. B. vom ürkalke des Antilibanon reden, oder (wie Dr. Rüssel in seinem Palästina oder das heilige Land, 2. Theil, S. 162. Leipzig lS:i6) die Kreide- und Jura Kalkberge um das todte Meer herum gar für Granit ansehen, wollen wir uns nur, ausser bei meinen eigenen Beobachtungen, bei de- nen verweilen, die, im Geiste der Wissenschaft unternom- men, uns Licht in jenem Dunkel zu geben vermögen. Da- hin rechne ich vor Allem die des Herrn Botta, Sohn, der seine Erfahrungen in einer eigenen schätzbaren Abhandlung (in den Memoires de la Soc. Geologique de France, Tom. I, Nro. 8. Paris 1834) niedergelegt hat. Diesen neuesten Ansichten zufolge, die zum Theil, wenn ich nicht irre, auch schon von Ehrenberg ausgesprochen wurden, gehören die Kalkstein-Formen des Libanon und Anti- libanon den Ablagerungen der Jura- und Kreidebildung an. Erstere ist im südlichen Syrien, namentlich in Palästina, nebst der Kreide, die herrschende Formation, und es scheint also, dass dieselbe in Nord fortsezt, den grossen Gebirgs- stock des Dschebel el Schech und weiterhin den Libanon und Antilibanon bildet, über das Waddi el Hossn aber, meiner Meinung nach, sich nicht hinaus erstreckt. Mit was für Gliedern der Jura- und Kreide-Reihe man es aber hier ei- gentlich zu thun habe, das ist eine andere Frage, und ihre 764 Entwicklung- ist um so schwieriger, je iiähei' sich beide For- mationen stehen, was gerade bei Jura und Kreide der Fall seyn dürfte, und es wohl schwer seyn möchte, mit Bestimmt- heit anzugeben : hier hören die jüngsten Jurabildungen auf und hier fangen die ältesten Kreidebildungen an. Zwischen beiden Formationen herrscht ein inniger Übergang, wir ha- ben keinen andern Führer als organische Reste, und wie un- sicher es ist, den Beweis für die Verschiedenheit so innigst verwandter Fels-Gebilde aus der Verschiedenheit der Arten zu führen, wo häufig nur Steinkerue zu Gebote stehen, weiss jeder vorurtheilsfreie Geognost. Gleichwie man in Sizilien den Fall hatte, dass die Kalkformation des Innern, die mächtige Gebirge bildet, zuerst dem Jura zugerechnet, später aber dargethan wurde, dass sie grösstentheils der Kreide angehöre : so kann es auch im Libanon und Anti- libanon der Fall seyn, und ich will durchaus nicht behaup- ten, dass eine Schichte jenes Kalksteins, die wir heute we- gen einer Gryphaea virgula oder einer G. cymbium für Jura ansehen, nicht morgen aus vielen andern Gründen für Kreide erklärt Averde, und es kann daher der geognostischen Auf- fassung des Gsbirgs-Systems von Mittel-Syrien Avenigstens zum Theil eine ähnliche Metamorphose bevorstehen, wie sie durch HoFFMANNS gehaltvolle Forschungen über Sizilien er- ging. Dem Gesammt-Habitus der bisher bekannten Erschei- nungen zufolge dürfte sich aber vor der Hand Folgendes feststellen lassen : Das Centrale des Libanon , des südlichsten Theils des Antilibanon und des Gebirgsstockes des Dschebel el Schech, die sichtbar ältesten Felsablagerungen genannter Lokalitä- ten und die höchsten Erhebungen, gehören wahrscheinlich den jüngsten Gliedern der Jura-Reihe an. Darauf folgen Ablagerungen von dichter, harter, zum Theil chloritischer, Kreide mit Grünsandstein, der sich durch seine untergeord- neten Lagerstätten von Steinkohlen und bituminösem Holze auszeichnet, und daran reihen sich wieder Ablagerungen der obern, weissen Kreide mit viel Feuerstein. iVIle diese Kalk- bildungen sind begleitet von den ihrer Stellung gewöhnlich zukommenden Mergeln. 765 Die hie und da sich findenden tertiären und vulkani- schen Gebilde sind rein lokal und haben auf das System der Gesainnit-Masse keinen bestimmenden Einfluss. So sehen wir also in Mittel-Syrien denselben geognostischen Charak- ter entwickelt, der sich uns in Palästina zeigt, verschieden von dem des nördlichen Syrien, das in seinem ganzen Ha- bitus dem Systeme des Taurus zuzurechnen ist *. Ich hoffe, dass wir in nachstehenden Details das hier ganz allgemein Hingestellte bestättiget sehen. Um den Ge- genstand, so wie er es verdient, gehörig zu würdigen , und in seiner Ganzheit aufzufassen, finde ich es zweckmässig, die Beobachtungen Botta's, Schuberts, Burkhardts etc. mit den meinen zu verbinden. ßoTTA gibt uns in seinen Observations sur le Liban et l'Antiliban folgende lehrreiche, nur hie und da etwas zu illusorische Durchschnitte : Wenn wir den nördlich von Beirut sich mündenden Nacher el Reib (Hundefluss) vom Meere an bis hinauf nach Raifün , am Centralrücken des Libanon, am Dschebel San- nin, verfolgen, so bemerken wir nachstehende Felsgebilde, in ihrer natürlichen Lagerungsfolge von oben nach un- ten, als: 1) An der Mündung des Flusses und den Fnss des Li- banon bildend, sehen wir ein Hügelland zu beträchtlicher Höhe ansteigen, welches ganz aus einem dichten, harten, graulich-weissen und im Bruche flachmuschligen Kalksteine besteht. Derselbe lässt keine deutliche Schichtung Avahr- nehmen, scheint versteinerungslos und hat eine sehr grosse Mächtigkeit. 2) Ein weisser Kalkstein von geringem Zusammen- hange, thonig (also mergelig), in dünne Lagen getheilt, die steil in West fallen, sich folglich der Hauptkette an- lehnen und den vorhergehenden Kalkstein unterteufen. Er ist an der Luft stark verwittert, durch zahllose Klüftchen in rhomboidale Massen abgesondert und von ebenem Bruche. * Man sehe meine geognostischen Karten des Taurus in Kiirama- nicn und von Mittel-Syrien. 766 3) Ein Kalk-Trünimergestein. Geschiebe des harten Kalksteins, verbunden durch ein thoniges, zerreibliches Cä- nient. Für sich von geringer Mächtigkeit, aber sich oft wiederholend. Undeutliche Schichtung; ein nagelflueartiges Gestein. 4) Ein gelblich-weisser Kalkstein, mit geringer Neigung zur krystallinischen Struktur. Geringe Mächtigkeit der ein- zelnen Schichten , bis zu 8 Fuss betragend , die SchichtcH fast senkrecht aufgestellt, Feuerstein-führend, theils in zahl- reichen Nieren, theils in kleinen Straten. Der Kalkstein voller Höhlen und un regelmässiger Zellen-Räume, daher au der Oberfläche von wild zerrissenem Ansehen. Dieser Kalk- stein, wechselnd mit den beiden vorhergehenden Ablagerun- gen, bildet das Terrain westlich von Antura. Dieser Kalk- stein wiederholt sich weiterhin Fluss-aufvvärts, nur wird er etwas mergelig. 5) Eine Art Kalk-Nagelflue. Geschiebe von hartem Kalkstein von Kopfgrösse bis zur Grösse einer Nuss. Sehr thoniges Bindemittel mit quarzigen Körnern, sehr leicht verwitterbar. 6) Ein dünn geschichteter Kalkstein mit Feuerstein- iNieren. Die Schichten fast senkrecht gestellt. 7) Ein weisser, fester Kalkstein, der stellenweise in ein Kalktrümmer-Gestein überzugehen scheint. S) Ein Kalkstein, stellenweise dicht, stellenweise porös und wie aufgeblasen. Eine einzige, fast senkrechte und ge- ring mächtige Schicht ; partienweise Bittererde-haltig. 9) Ein sehr weisser Mergel, in unregelmässige Lagen getheilt; enthaltend Quarzkugeln mit unebener Überfläche, inwendig hohl und die Höhlung mit Quarz-Krystallen beklei- det; führt auf kleinen und kurzen Klüften rosenrothen Feuerstein. 10) Ein gelblich-weisser Kalkstein, roth gestreift mit glänzenden Punkten, an der Oberfläche porös und zerfres- sen. Einzelne härtere Straten desselben enthalten Bitter- und Kieselerde. 11) Ein fester, graulich-weisser, dolomitischer Kalk. Zartes Gefüge, vielfach durch Klüfte abgesondert. 767 12) Ein unreiner? Kalk, liöhleiireich, zackig- zerfressen. Er enthält Nieren einer zarten, weissen, thonig-en Materie. 13) Ein theils gelblicher, Mieils griinlicher Kalkstein mit Kalkspath-Krystallen. Er enthält Ostraea-Arten und an- dere Konchylien, darunter Hippuriten. Eine seiner Schichten besteht fast ganz aus Steinkernen von Bivalven, vielleicht Cardium, oft frei im Gesteine liegend, oder umhüllt von einer thonigen grünen Substanz. 14) Grosse Bänke von dichtem Kalkstein, weisslich- gelb, löcherig und zellig. 15) Ein fester, gelblich-brauner und schwarz gefleckter Kalkstein. 16) Kleine, nur zwei bis drei Fuss mächtige Bänke eines gelblichen Kalksteins, der Neigung zur dünnschiefrigen Textur liat. 17) Von Nro. IG an wechselt das Terrain in geogno- stischer Beziehung seinen ganzen Habitus, die mergeligen Kalke verschwinden und der Kalk nimmt mehr einen quar- zig-sandigen Charakter an. Es beginnt eine deutlich sich aussprechende Sandsteinformation, die, da das Mittelglied Nro. 16 sehr häufig mangelt, oft unmittelbar unter Nro. 15 liegend erscheint. Diese Sandsteine sind zum Theil ganss quarzig, fein - und grob-körnig, durch Verwitterung zu Sand zerfallend, von verschiedener Festigkeit vom zerreiblichen Zustande bis zu bedeutender Härte. Die Färbung, meist eine bunte, ist höchst verschieden und durchwandert alle möglichen Nuancen von Roth, Violett, Gelb und Weiss. Zum grossen Theile sind sie stark eisenschüssig, und in diesem Falle blasig und voller Höhlungen, wie aufgedunsen. Sehr auffallend zeigt sich dieser starke Eisengehalt des Sandsteins zwischen dem Chan Hussein und dem Joche des Libanon, worüber der Weg von Beirut nach Damaskus führt, in der Gegend des Chans 31urad. Die Oberfläche des Sandsteins hat daselbst ganz das Ansehen einer vollendeten Schlacken- Kruste und sein Eisengehalt nimmt so zu , dass er fast einem Eisenerze ähnlich sieht. Sollte man hier nicht an einstige lokale Einwirkung sehr eisenhaltiger Thermen denken? Die Schichtung dieser Saudsteine entspricht der der 768 aufgeJag-erten Kalke; denn ihre Straten senken sich steil aus Ost in West*. Sehr wahrscheinlich wechsehi diese Sand- steine mit zwischen h'egenden Kalk-Straten ihrer Formation so in dem felsigen Terrain , worauf Antura steht. Nach unten verlieren diese Sandsteine mehr ihren kalkigen Cha- rakter, brausen nur wenig mit Säuren, bekommen eine dunk- lere, meist gelbiich-braune Farbe, und werden fester. Diese Sandstein-Formation führt südlich des Nacher el Kelb aus- gedehnte Lagerstätten von Steinkohlen, oder eigentlich Braun- kohlen, mit bituminösem Holze. Dieselben werden wir bei Angabe meiner eigenen geognostischen Beobachtungen im Libanon näher kennen lernen. Die ganze Mächtigkeit die- ser Sandsteinformation dürfte nach Botta Avenigstens 600 Fuss betragen. Übrigens kann ich nicht umhin, die Be- merkung hier beizufügen, dass die Lagerungs-Verhältnisse dieses Sandsteins sehr schwer auszumitteln sind, weil der- selbe häufig die weiten Bassins der untern Kreide erfüllt und sein hangendes und liegendes Gestein nur selten sichtlich ist. 18) Unter diesem Sandstein erscheint sogleich wieder der Kalkstein in mächtigen und deutlich geschichteten Bän- ken, deren Schichten jedoch viel geneigter liegen , als die der obern Kalksteine. Er ist hart, von weisslich-grauer Farbe, klingt in dünnen Platten und hat einen muschligen Bruch. Er ist voll von grossen unregelmässigen Höhlen und enthält sehr grosse Massen von Feuerstein. 19) Unter diesem Kalkstein folgt ein anderer, dicht und fest, von gelblicher Farbe und in seiner Masse getrennt durch ganz dünne Straten eines thonigen Mergels von grün- licher Farbe. Unter den verschiedenen organischen Resten, welche er enthält, finden sich unter findern Gryphaeen: Gry- phaea virgula, ferner Arten von : ßuccinum, Ostraea, Turitella, Natica etc. Besteht am Libanon neben der Kreidebildung die Jura- Formation, nämlich die oberste Ablagerung derselben, so ist dieser Kalk, mit dem vorigen zusammen, als das eigent- liche Übergangs-Glied aus der untern Kreide-Reihe in die * Dürfte doch nicht so allgemein anzunehmen »cyn. 769 oberö Jura-Reihe des Libanon zu betrachten, m so lange nicht weitere Nachweisungen ihm eine andere Stellung geben. 20) Als tiefste Ablagerung ein graubrauner Kalk, dicht und fest. In ihm entspringt der Nacher el Kelb. Er bildet eine längs dem Westgehänge des Libanon-CentraU Rückens sich hinziehende geneigte Ebene, einen Absatz der Bergkette so zu sagen. Die Feuerstein-Einschlüsse werden selten und hören endlich ganz und gar auf, man bemerkt Abdrücke unerkennbarer, wahrscheinlich organischer Körper. Die Oberfläche der Schichten ist gefurcht, als wenn man mit den Fingern über eine noch weiche Masse hingefahren wäre*. Die Schichten-Neigung wird immer flacher und fla- cher, dabei aber auch ungeregelter, so dass die Schichten bei Raifün bereits theils horizontal liegen, theils in Südwest einschiessen. Dieser Kalk wechselt mit keiner andern Fels- bildung mehr, sondern hält bis zur Hauptkuppe des Sannin als ein wildes, unfruchtbares, steiniges Terrain an. Es ist meiner Ansicht nach ein und dieselbe Felsbildung mit dem Kalksteine bei Mar Hanna el Schuähr, in welchem sich jene grossen stockartigen Thoneisenstein-Lagerstätten finden, die Gegenstand des Bergbaues sind und die wir ebenfalls später genauer werden kennen lernen. Diese Kalkstein- Bildung hat eine sehr grosse Mächtigkeit, welche vielleicht ein Drittel der ganzen Libanon-Höhe beträgt, von der Höhe des Gebirges am Konvente Bisummara bis auf den Spiegel des Nacher el Kelb gemessen. Der Kalk hat in seiner dichten Varietät einen flachmuschligen Bruch, zeigt aber, wahrscheinlich durch ungleiche Verwitterung seiner mecha- nischen Zusammenfügung, im Grossen hie und da eine ei- nem Trümmergesteine ähnliche Struktur. Die Konchylien, welche dieser Kalk umschliesst, sind meist zertrümmert und schlecht erhalten. Man findet ausser ihnen auch Ma- d eporen. Aus der Resumirung des bisher Gesagten ergibt sich meiner Ansicht nach sehr richtig der Schluss, dass die " Ahm eiiiineic sich dabei an Prof. Sefströms Tlicorie der Siiö- munjfs-Furchen. 770 ganze im Detail längs dem Naclier el Kelb vom Meere hinauf bis Raifün nachgewiesene Lagerungsfolge in drei Hauptgruppen zerfällt und zwar a) in das Gebiet der obern Kreide, welche Reihe alle Ablagerungen von Nro. 1 bis incl. Nro. 13 in sich fasst; b) in die Gruppe der untern Kreide und des Grünsand- steins, nämlich die Ablagerungen von Nro. 14 bis incl. Nro. 17; e) in die Gruppe der obersten Jura-Glieder, repräsentirt durch die Felsbildungen Nro. 18, 19 und Nro. 20. ßoTTA rechnet die gesammte Ablagerung der Kalke über den Sandsteinen Nro. 17 zur untern Kreide. Geht man von Raifün den Central-Rücken des Libanon, hier die Kuppe des Dschebel Sannin, hinan, so bemerkt man, wie Botta sagt, ein ganz flaches und mit dem frühern, vom Meere bis Raifün beobachtetes, ganz entgegengeseztes Einfallen der Schichten. Man befindet sich den Durch- schnittsfiguren 2 bis 5 auf Tab. XII des Mem. de la Soc. Geolog, etc. Tom. 1. zufolge, wieder in den schon bekann- ten Jüngern Auflagerungen, und es ergibt sich daher, dass die jurassische Bildung als eigentlicher Kern des Libanon erscheint, dass sich an ihrer Westseite die Glieder der un- tern und obern Kreidereihe anlehnen, an ihrer Ostseite hin- gegen diese jene wieder überlagern, so dass es den Anschein hat, als hätte der Jura-Kalk die Kreide-Reihe durchbrochen und den östlich seines Rückens liegenden Theil derselben mit emporgehoben, der nun den höchsten Rücken des Liba- non zusammensezt. Mit dieser Ansicht bin ich ganz und gar nicht einver- standen. Ohne der Emporhebung des Libanon nahe treten zu wollen, welche Theorie durch die Schichtenstellung der Felsgebilde am West- und Ost-Gehänge wirklich sehr viel für sich hat, kann ich die Ablagerungen, welche den hohen Central-Rücken des Libanon und somit auch die Kuppe des Sannin bilden, unmöglich für so sehr jünger halten als die Felsbildungen Nro. 19 und 20 des vorhin erwähnten Durch- schnittes. Ich sehe sie vielmehr als ebenfalls der jurassi- schen Periode und zwar als der obersten Reihe derselben 771 «ng;eliöi'eiid an, eine Ansicht, die, wie ich glaube, nur dadurch umgestürzt werden kann, wenn dargethan wird, dass der ganze Centralzug des Libanon in das Bereich der Kreide- Reihe fällt, was aber bisher, so viel ich weiss, noch nicht geschehen ist. Ich sehe daher die Durchschnitte Fig. 1 bis 5 der Tafel XII des Memoirs von Botta, nicht was die Struktur des Terrains betrifft, sondern was die Bezeichnung der Felsformatiouen anbelangt, die die Kuppen des Cen tral- Rückens konstituiren, für unrichtig an und glaube, dass dieser in seiner ganzen Ausdehnung vom Dschebel Riechan bis zum Dschebel Arneto oberhalb Tripolis der Jura-Gruppe angehört und dass auf keinen Fall die Gesteine, welche die Kuppe des Sannin bilden, einer andern Formations-Gruppe angehören als jener, der die des Terrain von Raifün zuzu- rechnen sind. Die Einlagerung des Grün -Sandsteins im Durchschnitte Fig. 2 des erwähnten Memoirs halte ich für scheinbar und für eine Täuschung, die durch den Umstand, dass der Grünsandstein im Libanon meist als Mulden und Becken-Ausfüllung auftritt, leicht herbeigeführt und leicht erklärlich ist. Diesemnach ist die unbedeckt zu den höchsten Kuppen ansteigende Centralformation des ganzen Gebirges zusammen mit dem Kalk-Terrain von Raifün ent- weder ein Theil der obersten Jura-Gruppe, oder sie gehören beide der Reihe des Grünsandsteins und der untern Kreide au. Das folgende Detail, wodurch Botta uns eine Übersicht der Lagerungsfolge der Felsgebilde von oben nach unten gibt, welche die Kuppe des Sannin zusammensetzen, kann meine Ansicht nur bestätigen, und spricht dafür, dass Avir es hier mit den obersten Gliedern des Jura zu thun haben. Er sagt nämlich, die Schichtung am Sannin ist, wie die der Felsbildungen Nro. 19 und 20, bei Raifün fast ganz hori- zontal, und man unterscheidet von der höchsten Kuppe herab folgende Ablagerungen : 1) Straten eines bittererdehaltigen Kalksteins. Der- selbe ist hart, von graulicher Farbe, löcherig und durch Regen an der Oberfläche zerfressen, ausgespült. Seine nicht bestimmbaren organischen Einschlüsse scheinen Gry- phäen anzugehören. 772 2j Ein sehr harter Kalkstein mit zahlreichen Verstci- neruiigen. Darunter vorzüglich Gryphäen und zwar eine der G. virgula sehr nahe stehende Art; ferner Arten von Trigonia, Ostraea, Nerinaea, Placnna, Turbo, Strombus; viele Echinodermen und Polypen. 3) Ein weisslich-gelber Kalkstein mit irregulären Feuer- steinnestern und mit vielen Echinodermen. t/iü-ij^i 4) Eine Reihe von festen Kalksteinen ohne besonders charakteristische organische Reste. 5) Eine Bank von Kalkstein mit einer ausserordent- lichen Menge von Gryphcäen, denen von Saleve sehr nahe stehend. 6) Dichter fester Kalkstein mit kleinen ßivalven. Ho- rizontal geschichtet und mit den frühern wechsellagernd, da er sich gegen die Höhe der Berge mehrmals wiederholt. 7) Nun folgt ein System von Kalksteinen, sandigen Kalksteinen und Sandsteinen mit Kohlen, welches wir be- reits im vorhergehenden Durchschnitte als zur Gruppe der untern Kreide und des Grün-Sandsteins gehörend kennen gelernt haben. Diese ganze Formation, scharf durch ihren Habitus von den früher erwähnten Gesteinen der Kuppe des Sannin getrennt, liegt entschieden auf den Gryphäen-führen- den und auch von mir als jurassisch angesprochenen Kal- ken von Raifun; da jedoch die Schichten dieses Systems von Kalken und Sandsteinen der untern Kreide-Reihe in NO. fallen und also alle früher erwähnten Gesteine der Kuppe des Sannin zu unterteufen scheinen, so nahm Botta diess als wirklich an und rechnete, obwohl er S. 143 selbst sagt, dass er die Auflagerung-, wahrscheinlich wegen Schutt und Gerolle, nicht sehen und die vermuthlichen Zwischen- glieder auf eine bedeutende Strecke nicht wahrnehmen konnte, doch die sämmtlichen früher erwähnten Kalkformen der Sannin-Kuppe als darauf liegend, und also als jünger, an, so dass er fast dieselben Gebilde, die er in Raifun dem Jura zurechnete, auf der Kuppe des Sannin, als auf der untern Kreide liegend, annahm. Diess ist nun der Irrthum, den ich schon früher bekämpfte und der, wie ich glaube, rein auf Täuschung beruht, indem ich die von Bo'Tta 773 ang^egebene Lagerungsfolge nur als scheinbar betrachte. Meiner Ansicht nach schliesst sich unser Kalkstein Nro. 6 den Kalksteinen von Raifün an, und die Glieder der untern Kreide-Reihe nebst dem Grün-Sandstein iiberlagern als Theil einer Becken-Ausfüllung mit stärkerm Verflachen jene Ver- einigungslinie *. Ähnliche beckenartige Ausfüllungen mit beiderseits ent- gegengeseztem Einschiessen der Schichten, so wie überhaupt bassinartige Ausfüllungen im Jura und in unterer Kreide «lurch Grün-Sandstein, haben wir, Avie wir sehen werden, im Bereiche des Libanon sehr viele. An mehreren Punkten, und namentlich auch in der Niihe von Raifün, bei Masra etc. beobachtet man unter dem Grünsandstein, als oberstes Glied der untersten Kalk-Reihe, eine Schichte von thonigem Kalk- stein, der in einer Menge von Versteinerungen, welche er enthält, seinen jurassischen Charakter klarer ausspricht, als alle andern bisher erwähnten Straten. Botta sieht diese für die Formations-Bestimmung höchst wichtige Gesteins- Schicht als sehr verbreitet im Libanon an. Die organischen Körper, welche dieser Kalkstein umschliesst, sind vorzüglich Arten von : Terebratula (glatte und gefaltete Oberfläche). Ostraea (gefaltete). Pholadomia. Pinnogena. Bucardia. Nerinaea. Strombus. Natica. Turbo. Stellenden, Astraea und andere Polypen. Botta erwähnt im Laufe seiner Abhandlung noch meh- rerer Punkte im Libanon, die durch ihre fossilen Einschlüsse hohes wissenschaftliches Interesse haben. Dahin gehören z. B. : Eine Mergelschicht in der Nachbarschaft von Antura, * Man sehe die betreffende Zeichnung unter den Durchschnitten zum I. Bande. 774 wahrscheinlich den Kalken unter dem Griinsandsteine ange- hörig und daher aus der Jura-Gruppe. Diese Schicht ist voll von Echiniden-Stacheln, ähnlich denen von den östlichen Küsten bergen des todten Meers, ausserdem Polypen enthal- tend, besonders Caryophylleen, aber ohne bekannte Spuren von Univalven oder Bivalven. Bei dem Konvente Bikerri und an mehrern Punkten im Thale des Nacher el Kelb enthält die Felsmasse Feuersteine und zahlreiche Nerineeii, welch leztere, härter als die Fels- masse selbst, aus ihr hervorragen. Ein dritter, sehr interessanter Punkt befindet sich dicht am Konvente von Sach el Aalma*. Die ungefähr 600 Fuss über das Meer ansteigende Felsart daselbst ist ein zarter, thoniger Kalk, in dünne Lagen getheilt. Meiner An- sicht nach ganz einfach ein weisser, dünnschiefriger Mergel. Einige Partien dieses Mergels sind dunkelgrau und ähnlich einem verhärteten plastischen Thone. Zwischen den Ab- losungsflächen dieser Mergelschichten und in der Masse der- selben selbst zerstreut findet sich eine Menge fossiler Fische. Sie scheinen vielen Arten anzugehören 5 doch , wie Botta glaubt, sind sie vorherrschend Selacier und aus dem Ge- schlechte Squalus, was, wie ich glaube, noch allerdings fernerer Nachweisiingen sehr bedarf. Zugleich findet man in diesen Mergeln Abdrücke verschiedener Arten von Crustaceen. Sowohl das Gestein von Sach el Aalma an und für sich, als die Natur der erwähnten fossilen Fische insbeson- dere, sind sehr verschieden von dem Vorkommen in der Nähe des Dorfes Dschebel, wovon später gehandelt wird. Im Ganzen fand ich bei meiner Untersuchung desselben Ter- rains im J. 1839 dieselben Verhältnisse**. * Das kleine niaroiiitische Konvent heisst eigentlich Mar Gjörgios Aalma (h, Georg v. Aalma). Ich besuchte diese Stelle bei meinem lez- ten Aufenthalte in Syrien im J. 1839 und werde daher bei meiner Be- schreibung von Palästina wieder auf diesen Punkt zurückkommen. *" ich brachte eine grosse Suite der fossilen Fische von Sach el Aalma mit, welche sich gegenwärtig iii der Mineralien-Sammlung der montanistischen Hofkammer im Haupt-Münzamts-Gebäude dahier befindet und der Bearbeitung hinsichtlich der Bestimmung der Geschlechter und Arien entgegensieht. Die fossilen Fische (luden siili in dem lelsioen Terrain, worauf das Kloster sell)st steht, und ninii si(!ht hiinfig* Stiicke davon auf den mit MaulbeerbäTinien bepflanzten Terrassen des steilen Abhanges herum liegen. Mar Gjoergios Aalma liegt 4 Stunden, der Küste nach in N., von Beirnt entfernt und zwar i Stunde gerade oberhalb eines einzeln am 3Ieere stehenden Chans am Gehänge des Libanon. 1 Stunde davon in SW, liegt das grosse Kloster Kürked, der Sitz des ma- ronitischen Patriarchen. Da die Mergel von Sacli el Aalma oder Mar Gjoergios Aalma jenen Kalken angehören, die entschieden die Kalke der untern Kreide-Ileihe und den (iriinsandstein bedecken, wie auch hier selbst die jurassischen Bildungen des Liba- non erst in einer Entfernung von fast 1 Stunde das steile Gehäuge hinan beginnen und zwar mit einem Kalksteine, der sehr reich an Echiniten-Stachelu ist, denen am todten Meere ganz ähnlich: so finde ich meine Meinung hinläng- lich begründet, um sie offen aussprechen zu dürfen, nämlich die, dass ich glaube, die Mergel von Sacli el Aalma mit Ihren fossilen Fischen gehören derobern Kreide-Reihe an, und von jurassischer Zeitfolge kann bei ihnen gar keine Rede seyn. Wegen der starken Kultivirung der Terrain-Öberfläche konnte auch ich die Position der Mergel-Schichten nicht mit Sicherheit entnehmen. Ausser den fossilen Fischen, unter denen ich vier Arten vorzüglich unterscheiden zu können glaubte, fand ich in diesen Mergelschiefern noch zahlreiche Abdrücke von Seepflanzeu, meist Algen und den Kern einer Univalve, wahrscheinlich eine Natica. Von den Fischen findet man theils nur Flossen und andere einzelne Theile, besonders Rückenstücke und Köpfe, theils aber auch ganze und zum Theil sehr wohlerhaltene Exemplare, die vollkom- men zur genauen Bestimmung geeignet sind. Das Fleisch der Fische ist theils ganz verschwunden, und es liegt nur, das Gerippe en Relief zwischen den Ab- losungsflächen des Gesteins, theils ist dasselbe in eine Ri'NNKunr.i!, Reisi'ii. I. B.l. 1. Th(. 50 776 Asphalt-ähnliche, schwarze, glänzende Masse, mit muscheligem Bruche, in eine thierische, sehr bituminöse Kohle umgewandelt, und in diesem Falle haben die ganz breitgedrückteu Körper der Fische eine Dicke bis zu 2 Linien, Von den Flossen zeigen mehrere noch stellenweise ihren ursprünglichen Sil- beiglanz. Die meisten Fische liegen gerade auf der Seite und nur Avenige lassen gekrümmte Lagen wahrnehmen. In mehreren der bedeutenden Höhlen des Libanon, so in jener, die die auellen des Nacher el Kelb umschliesst; in jener, in welcher der IN acher Elias entspringt; in einer dritten bei Tripolis etc. fanden Botta und mein verehrter Freund, der schwedische Dr. Hedenborg, nicht nur Knochen in dem schlammigen Boden derselben, sondern eine voll- kommene Knochenbreccie. Die Knochen gehören Wieder- käuern Zieoen u. dgl. an, und ausser ihnen finden sich auch darin Meeres-, Land- und Süsswasserschnecken, Arten von Turbo, Helix etc. Ln Verfolg der Küste nordwärts von Beirut, vom Na- cher el Kelb bis nach Tripolis, machte Botta folgende Be- obachtungen : Das Gestein der Küste ist durchaus dasselbe, wie in der Gegend der Mündung des Nacher el Kelb und wie um Beirut, folglich der obern Kreide-Reihe angehörend, die in ihren untersten Bänken Hippuriten führt, durchaus Kalkstein. Dieser zeigt sich in der Nähe des Nacher Ibrahim sehr dünne geschichtet und zwischen den Kalkschichten dünne Lagen von Feuerstein. An der Mündung des Nacher Ibra- him selbst aber scheint das jurassische Gebiet der Central- Kette des Libanon bis ans Meer vorzudringen; denn man beobachtet daselbst ein Gestein, dem ganz ähnlich, welches die obersten Theile der Kuppe des Sannin zusammensezt. Weiter nördlich zieht sich die jurassische Bildung wieder mehr ins Innere, gegen das Centrale, zurück, und das herr- schende Gestein der Kiiste ist wieder die Kreide, bis in die Nähe von Dschebel und um Dschebel* selbst. '^' Botta sclireibt Dschibail. 777 Wenn man von «lern Ooife Dscliobel in O.N.O. sechs bis sieben Stunden lang; das steile Gehänge des Libanon in dessen tiefe Schhichten hinansteig^t , so gelangt man an das Dorf Hakel und in seiner Nähe zu dem zweiten und in geognostischei" Beziehung sehr wichtigen Hanptfundorte fossiler Fische am Libanon. Man verlässt auf der Route von Dschebel nach Hakel das Terrain der Kreide sehr bald und gelangt wieder in das Gebiet jener Felsart, welche die Kuppe des Sannin konstituirt, also meiner Ansicht nach in das Gebiet der jurassischen Ablagerungen des Centralzuges. Das Gestein, in welchem sich die fossilen Fische von Hakel finden, scheint den obersten Lagen desjenigen anzugehören, wel- ches zunächst nnter dem durch seinen Reichthum an Echinoder- men-Resten sich auszeichnenden Kalksteinen liegt. Der Ort selbst, wo diese Fische vorkommen, liegt in einer sehr tiefen Schlucht und sehr hoch über dem Meere, am Gehänge zur Rech- ten, unterhalb des Dorfes. Die Schichten des Gesteins sind da- selbst in grosser Unordnung und in einer sehr mannigfalti- gen Stellung, die Gehänge des Gebirges sind mit Schutt und Trümmern bedeckt und in leztern findet man vorzüglich die Fische. Das Gestein ist sehr dünnscliiefrig und ent- Avickelt beim Zerschlagen einen starken Geruch nach Schwe- felwasserstoff. Es enthält un regelmässige Lagen von einer kieseligen Kalkmasse, die fast in Feuerstein übergeht und welche die Fische umschliesst, Gestein und Fische selbst sind durchaus verschieden von jenen zu Such el Aalma, es ist eine ältere Bildung-, die allen bisher erhobenen Daten zufolge in das Bereich der Jura-Gruppe des Libanon fällt. Ausser den Echinodermen zeigen sich in den Gesteinen um Hakel auch Spuren von Gryphäeu und Ammoniten. Verfolgt man von Dschebel aus die Küste in Nord bis nach Tripolis, so verlässt man das Terrain der Kreide nicht mehr, sondein dieselbe hält, den Fuss des hohen Libanon und das ausschliessende Gestein der Küste bildend, unun- terbrochen dahin an. Aus dem schon mehrmals erwähnten Fehlschlüsse, dass die Kuppe des Sannin und mit ihr der Central-Rücken des Libanon aus Gliedern der Kreide- Reihe und nicht der 50* 778 Jura-Reihe bestehe, und aus dem Umstände, dass diese Centralformation des Libanon sich der Küste am Nacher Ibraliim ganz und am Dorfe Dschebel so weit nähert, dass sie, landeinwärts gehend, sogleich getroffen wird, kam Botta zu einer, meiner Ansicht nach unrichtigen, Anschauung des Lagerungs-Verhältnisses am Libanon und legte dieselbe auch in einem mit der JNatur nicht übereinstimmenden Bilde* nieder, welches zu sonderbar gestaltet ist, als dass es nicht auf den ersten Blick auffallen sollte. Das wirkliche Verhältniss ist sehr einfach dieses: Die Jura-Gruppe, in einigen wenigen ihrer obersten Glieder ausgesprochen, bildet den Central-Rücken . des Libanon, und die Glieder der Kreide-Reihe begleiten dieselbe parallel aus Süd in Nord längs der Küste. An ein paar Punkten jedoch dringt erstre, Vorgebirg-artig, selbst bis zum Meere vor, wodurch der Kreidezug lokal unter- brochen wird. Als Becken-Ausfüllung und in weiten Bassins sehen wir dem Jura des Libanon auf seinen Rücken und die Kreide-Formation der Küste .unterteufend, die untersten Kalke der Kreide mit Grünsandstein aufgelagert, deren Schichten hinsichtlich ihrer Stellung durchaus kein allge- meines System befolgen , sondern sich ganz nach den be- stehenden Lokalverhältnissen richten. Aus denselben Gründen gibt uns auch Botta's Durch- schnitt des Libanon von Tripolis über die Cedern nnd dem Dschebel Makmel nach Baalbeck (Mem. etc. Tab. XÜ, Fig. 4) ein unrichtiges Bild des Gegenstandes, indem wir auf dem höchsten Centralrücken des Gebirges wieder die jurassische Zeitfolge mit der Kreide-Reihe verwechselt sehen. Das Lagerungs-Verhältniss ist übrigens ganz einfach folgen- des: das ganze Terrain von Tripolis in Ost und Südost bis in die Gegend von Sibbaii und noch etwas darüber hinaus gehört der obern Kreidereihe an, wohin ich alle jene Kalke des Libanon, von dem jüngsten an der Mündung des Nacher el "■' Mcmoires de la Societe geologiqiie de France , Tome I , Taf. XII, Fig. 5. Man vergleiche damit die geognostische Karte von Mittel- Syrien. 779 Kelb an bis herab zu den Hippiiriten - führenden Straten, rechne. Darauf folgt das Gebiet der nntern Kreide mit (iriinsandstein, ^velciier Formation die ganze Umgebung von Eden und Deir Kannobin angehört. Die Grünsandstein- Bildung reicht, auf den Höhen der Berge, Mulden und Bek- ken ausfüllend, bis Bischerre oder Bscherre in das Centrale des Libanon, während in den Tiefen der dortigen Schluchten bereits die oberste Ablagerung der Jura-Gruppe zu Tage geht. Leztere ist auch hier dasselbe Gestein , welches die Kuppe des Sannin zusammensezt, auch hier das herrschende Felsgebilde des ganzen Central- Rückens des Libanon, das herrschende Gestein an den Cedern, das des Makmel , das des Arneto, und als solches am östlichen Gehänge hinab anhaltend, bis in die Reihe der Vorberge zwischen Ainete und Deir el Achraar im Hauptthale Cölesyriens. Nachdem wir durch vorstehende Untersuchung von Bot- ta's verdienstvoller Arbeit über die Lagerungs-Verhältiiisse des Libanon, die einzige geognostische Beschreibung dieses Terrains, die wir bisher besassen, uns ein beiläufiges und allgemeines Bild des ganzen höchst einfachen Baues dieser Gebirgskette eigen gemacht haben, erlaube ich mir die De- tails meiner eigenen Beobachtungen hier folgen zu lassen, um zum Schlüsse zu einer genauen und naturgetreuen An- schauung des Ganzen auch in seinen Einzelnheiten, so weit die Erforschung in der gegebenen Zeit möglich war, zu gelangen. Die geognostische Beschaffenheit des Terrains von Bei- rut, gerade das Gebirge hinan, bis zu den Kohlen-Minen um Korneil, im Süden des Nacher el Kelb, ist aus den Durchschnitts-Tafeln klar zu ersehen ='\ Wie am Nacher el Kelb sehen wir auch hier die obersten Glieder der Jura -Reihe als Centralbildung des Gebirges auftretend, theils unbedeckt zu den grössten Höhen sich erhebend; theils, aber meist in der Form von Becken-Ausfüllung, be- deckt durch Grünsandstein mit Kalken der untersten Kreide- • Man vcrglciclie den Diirchsclinift des Libanon von Beirut bis tum Centrale des Dscliebel KenniKc und Sannin. 780 Reihe, denen sich sodaiiu viele andere Glieder der Kreide- BiKluni^ In re<»ehiiässiger Anflagerunj> nach oben anschlies- sen. Der Grünsandstein fiihrt anf nntcrgeordneten Lager- stätten Kohle und bitnniihöses Holz, besonders aber erstere in einer namhaften Entvvicklnng, so dass sie in der üni- gebnng von Korneil an drei Punkten, in Makla ain el ßed, in Mar Manna el Kcnnise und in ßseddin Gegenstand des bergmännischen Abbaues geworden ist. Die Kohle des Grün- sandsteins auf dem Libanon gehört der ältesten Gruppe der Braunkohle an, jener nämlich^ in welcher der langsam vor- wärts schreitende Verkohlungs-Prozess bereits zur höchsten Vollendung, die ihm, dem Auge ersichtlich, zukömmt, näm- lich bis zur gänzlichen Verschwindung der Holztextur der inte2:rirenden Theile voraeschritten ist. So sehen wir de» grössten Tlieil dieser Kohle in jener Art bestehen, welche wir oryktognostisch als Pechkohle und Glanzkohle bezeich- nen, die, obwohl sehr selten , durch blosse Änderung der Textur-Verhältnisse in die sogenannte Blattkohle, Papier- Kohle oder Dysodil übergehen, eine Bildung, die in unsenu Terrain nirgends eine erwähnenswerthe lokale Ausdehnung zeigt. Häufiger sind die Lbergänge der Pech- und Glanz- .Kohle aus bituminösem Holze, welches sich nicht nur mit jener zusammen auf denselben Lagerstätten, sondern auch für sich, aber ebenfalls nirgends in einer beträchtlichen lo- kalen Ausdehnung, findet. Beide, sowohl die Kohle, als das bituminöse Holz, besonders aber erstre, zersetzen sich in Berührung mit der Luft sehr schnell und zerfallen end- lich ganz zu Alaunerde. Die Kohle hält sehr häufig Schwe- felkies, und zwar in grosser Quantität, eingesprengt, wodurch sie zum technischen Gebrauche grossentheils untauglich wird. Unter die seitnern Beimengungen gehört Bernstein, der zum Theil in beträchtlichen Stücken und in grosser Reinheit der Pechkohle eingesprengt ist. Ich verdanke mei- nem Freunde Brattel ein paar schöne Stücke dieser Art. Unter die interessantesten g;eognostischen Erscheinungen des Terrains des Kohlen-führenden Grünsandsteins gehören die Gänge von Grünstein und Wacke, welche in verschiede- nen Richtungen sowohl die Sandstein-Ablagerungen, als auch 781 die ang;räiizendeii Kalke durchsetzen niid besonders in Mar Haiina mannig^faltige Verschiebungen und Ver\verfung;en her- bei fi'ihren . Eine konstante, horizontale Verflächnng-, wie Botta sie allgemein wahrnahm, konnte ich an dem Kalksteine, der unter dem Kohlen-führenden Sandsteine liegt, bei Korneil wenigstens, so allgemein gerade niciit ausfindig machen. Theils konnte ich gar keine Schichtung erkennen, theils fand ich die Schichten senkrecht aufgestellt und steil in N.-O. fallend. Die Schichten des Griuisandsteins hingegen liegen sehr häufig horizontal, nehmen aber auch alle andern möglichen Verflächungen, je nach der Gestalt der Becken und Mulden, die sie erfüllen, an. Die Auflagerung des Grün- Sandsteins auf dem Centralkalke des Libanon konnte ich am Rande der Mulde von Korneil an fünf Punkten ganz entschieden wahrnehmen. Der gewöhnliche Begleiter der Kohlen im Sandsteine ist Kohlenlehm und, wo die Flötze besonders trocken stehen, erhärteter Thon. Die mächtigsten Kohlenlagerstätten sind jene von Makla ain el Bed , am Fusse des Berges, worauf Korneil steht, und die von Mar Hanna, 3 Stunden südwestlich von Korneil. An beiden Orten bestand, wie ich schon im vorigen Abschnitte erzählt habe, seit dem Jahre 1S34 ein regelmässiger Bergbau unter der Leitung des englischen Ingenieurs Brattel. In Makla ain el Bed ist das Lager von Kohlenlehm, welcher die Kohle umschliesst, von einer sehr bedeutenden Mächtigkeit, Er ist von graulich - und blaulich-schwarzer Farbe, stellenweise sehr fest, verhärtet, und lässt, so weit ich ihn sah, keine Versteinerungen wahrnehmen. Das Koh- lenflötz selbst, welches inmitten dieses Kohlenlehms auf- sezt, geht am untern Stollen in einer Mächtigkeit von 4 bis 5 Fuss zu Tage, streicht aus Nordwest in Südost und fällt flach in Nordost. W^o das Flötz mit der atmosphärischen Luft in Berührung steht, bemerkt man starke Efflorescenz von Alaun, und der Kohlenlehm ist durch Eisenoxj^d stark gefärbt. In der untern Zeche, wo der Betrieb nur erst seit sehr kurzer Zeit umging, war das Flötz noch Avenig in An- spruch genommen. Bei der grossen Festigkeit des Kohlenlehms 762 liess man Dach und Suhle der Kohic' uiiangegiiffeii, und es «•eiiiij'ten noch immer einzelne Blattstempel zur Versicherung', iibn'*»ens wurden bereits alle Anstalten zu einem geregelten Pfeilerabbau getroffen, leider umsonst, wie ich bereits er- zählt habe. Die Wetter waren noch vortrefflich, der Was-: serandrang- begann aber bereits sehr fühlbar zu werden. Ein Blatt, d. h ein Gang ohne 3Iächtigkeit, durchsezt das Flötz in der untern Zeche beinahe rechtwinklich und ver- wirft es ganz gesetzlich , so dass seine "Wiederausrichtung jenseits des Verwerfers keine Schwierigkeit machte. Die Ausdehnung des Flötzes war nicht bekannt, schien mir aber im Cianzen, ans der Taggegend entnommen, nicht unbeträcht- lich, obwohl ich im Allgemeinen, bei all den Kohlenflötzen, die ich am Libanon sah, nirgends Hoffnung auf langes An- halten und grosse Ausdehnung dieser Lagerstätte habe, und zwar aus dem Grunde, weil der Umfang aller dieser Bassins und Mulden, die der Kohlen-führende Grünsandstein erfüllt, verhältnissmässig nur klein ist, die Mächtigkeit der ganzen Formation nur einige hundert Fuss betragen kann, und der Kalk, der diese Becken und Mulden umgibt und von einander trennt, auch die Kolilenflötze nach kurzen Erstreckungeii . wieder abschneidet. Dem Verflachen des Kohlen flötzes nach aufwärts in ISordwest war die obere Zeche im Betriebe, die im Gegen- halte der kurzen Zeit und der etwas saumseligen arabischen Arbeiter eine wirklich bewundernswürdige Ausdehnung er- reicht hatte und sehr regelmässig betrieben wurde. Auf dieser obern Zeche waren zwei Stollen eingetrieben, von denen der eine höhere zur Förderung und Fahrt, der andere tiefere, mit einer sehr tiefen Wasserrösche versehene, zur Gewältigung der Grubenwasser diente. Das Kohlenflöt» gellt an der obern Zeche in einer Mächtigkeit von 1 Fuss zu Tage. Die Kohlen brechen hier in einem festen, schwar- zen Schiefer; ein veihärteter, Kohlenstoff-reicher Thon oder" Kohlenlehm. Die Kolilen sind von ihm zwar wohl meist scharf gctreinit, haben aber selten ein Saalband von schmie- rigem, grauem Thon. An einigen Stelleu hingegen sind sie mit dem Schiefer stark verwachsen und gehen förmlich in 783 denselben über, wodurch allerdings die Trennung* der Kohle von dein nnbranehbaren Nebengesteine sehr erschwert wird. Die Mächtigkeit des Flötzes ist in der obern Zeche sehr verschieden und wechselt von wenigen Zollen bis zu 5 Fuss, daher auch V^erdrückungen desselben häufig vorkoni- uien. Besonders interessant ist das häufige Stürzen des Flötzes, indem dasselbe sich oft ohne eigentliche Verwer- fung, weil keine Trennung des Zusammenhanges durch ein Blatt oder eine Kluft ersichtlich ist, beinahe unter einem senkrechten Winkel in die Teufe senkt oder in die Höhe richtet. Die Mächtigkeit des Flötzes hei diesen Hebungen und Senkungen ist sehr verschieden. Dasselbe schneidet sich plötzlich auf eine blosse Schmierkluft zusammen und thut sich wieder eben so plötzlich zu einer Mächtigkeit von einigen Fuss auf. In untenstehender Zeichnung ersieht man ein Paar dieser Senkungen und Hebungen des Flötzes, von mir an Ort und Stelle aufgenommen. Die Höhe der Senkungen und Hebungen des Flötzes ist sehr verschieden, und beträgt von einigen Zollen bis zu 12 Fuss. der gewöhnliche Werth derselben ist jedoch 4 bis 784 5 Fiiss. Merkwürdig Ist, dass die Gesteinslagen des Koh- lenschiefers meist ohne Unterbrechnng diese Biegnngen des Flötzes nach unten und oben begleiten, und dass also auch schwer in herzusetzenden Klüften der Grund dieser Erschei- nung gesucht werden kann. Es scheint vielmehr hier ein Akt stattgefunden zu haben, ähnlich dem, der die wellen- förmigen, gebogenen und gebrochenen Schichtenlagen bei andern Felsgebilden und vorzüglich in den der altern Zeit- Perioden herbeigeführt hat und der mehr auf eine gesetz- liche Anordnung dieser Schichtenlagen in einer uns noch ganz unbekannten Weise, als auf eine blosse mechanische Störung von Aussen, hindeutet. Da diese Stürzungen über- diess in allen Richtungen des Flötzes vorkommen, so wird durch sie der regelmässige Abbau sehr erschwert. Die Arbeit in den Gruben geschieht mit Pickel und Keilhaue, man lässt, in ordentliche Kohlenfelder vertheilt, Kohlen-Pfeiler stehen und kommt der Sicherheit dort, wo sie durch grosse, das Flötz verwerfende, Schmierklüfte be- sonders gefährdet wurde, auch noch durch gemauerte Pfeiler zu Hülfe. Die Pechkohle und Glanzkohle sind der Haupt- Gegenstand der Gewinnung, die Brattel doch in dem Masse vorwärts gebracht hatte, dass er auf jeden Gruben- Arbeiter des Tages 2 bis .1 Zentner eroberte Kohle rechnen konnte und Tag für Tag ungefähr 100 Zentner zu Tage förderte; was bei der Trägheit und ünbeholfenheit seiner Araber nicht so wenig war, als es scheint. Die öualität der Kohle leidet durch das häufige Vor- kommen von Schwefelkies sehr. Er ist zwar häufig in der Mächtigkeit des Flötzes in eigenen Lagen bis zu einigen Zollen Mächtigkeit ausgeschieden und in diesem Falle von der Kohle leicht zu trennen, doch ist er eben so häufig wieder der leztern durch und durch und ganz fein einge- sprengt, in welchem Falle eine reine Ausscheidung dessel- ben unmöghch ist, und er eine solche Kohle zu vielen tech- nischen Zwecken ganz unbrauchbar macht. Die Förderung in den Gruben zu Makla ain el Bed geschah auf Eisenbah- nen, und auf der obern Zeche bestand, des steilen Fallens des Flötzes halber, eine sehr niedliche, eiserne Handförderniss- 785 Mascliiue. Mit dem Andränge dei- Wasser hatte man be- reits stark zu kämpfen. Bei der Grube zu Mar Hanna el Kennise, 3 Stunden südwestlich von Makla ain el ßed oder von Korneil, findet in den Lagerungs-Verliältnissen der Kohle manches Eigen- thiiniliche statt. Sie selbst ist zwar, oryktognostisch be- trachtet, von derse4ben Art, v\ie die an ersterm Orte, nur ist sie noch mehr durch Schwefelkies verunreinigt, so dass sie zum grossen Theil unbrauchbar ist. Der der Kohle von Mar Hanna beigemengte Schwefel- kies spielt in chemischer Beziehung eine sehr interessante Rolle, indem er in der Masse der Kohle als sogenanntes Versteinerungsmittel vegetabilischer Reste auftritt. So wie wir nämlich Holzstücke, an denen die ausgezeichnetste Holz- textur nicht verkannt werden kann, in Kohle umgewandelt sehen , so sehen wir sie hier auch in Schwefelkies umge- wandelt, und man findet Stücke dieser Art von ungemein schönem Ansehen. Es scheint also, dass der Prozess, der einerseits die langsam vorwärts schreitende Verkohlung der Holzmasse herbeiführte, andrerseits unter gewissen Bedin- gungen eine ganz andere Erscheinung zur Folge hatte, nämlich eine Ansammlung des Zweifach-Schwefeleisens oder des Schwefelkieses um einzelne vegetabilische Körper, Holz- stücke, vielleicht in der Art und Weise, wie sich Konkre- tionen ausscheiden, nur dass hier sich eine Art Metamor- phose damit verband, indem das Schwefelmetall die organi- sche Masse verdrängte und ihren Platz einnahm. Oder ist das Schwefeleisen aus der Umwandlung der organischen Masse selbst hervorgegangen ? Man findet Stücke, wo die Um- wandlung in Schwefelkies nur zum Theil erst vor sich ging und zum Theil noch das bituminöse Holz sichtbar ist. Der Grubenbau ist zu Mar Hanna mittelst acht parallel und unmittelbar auf dem Flötze eingetriebener Stollen eröff- net und wurde, wie zu Makla ain el Bed, pfeilermässig, mit vieler Raison, geführt. Der das Flötz abschneidende Kalk- stein liegt hier in der Richtung des Verflächens sehr nahe, und man hat daher in derselben wenig Feld vor sich, mehr in der Richtung des Streichens, jedoch auch da nicht von 786 sehr grosser Bedeutung. Das Flötz fällt dem von Makia ain el Bed gerade entgegeiigesezt, nämlich in Nordwest; es steigt also gegen den tiefern Kalkstein hinan, während es an jenem Orte und in der gleichen Richtung sich senkt. Grünstein-Gänge von bedeutender Mächtigkeit durchsetzen zu Mar Hanna den Grünsandstein sowohl, als den darunter liegenden Kalk. Sie verwerfen das Flötz ^ verändern es aber nicht. Mitten durch die Masse des Grünsandsteins, der die Mulde von Mar Hanna erfüllt, sezt ein Streifen, oder eine Schicht von Kalkstein, der offenbar derselben Periode angehört und durch den der Sandstein in zwei Eta- gen getheilt übereinander liegend erscheint. Die Fortsetzung des Kohlenflötzes aus der untern Sandstein-Etage in die obere lässt sich nachweisen, und überdiess enthält leztere, in der Nähe des Kalksteins , der die ganze Sandsteinab- lagerung bedeckt, ein Lager von bituminösem Holze, aber von geringer lokaler Ausdehnung. Der Thon, in welchem die sehr breit gedrückten Stämme dieses Holzes liegen, ist be- deutend weicher und lichter gefärbt, als jener es ist, der die Kohlen umschliesst. Wenn man von Korneil sich in Nordost wendet, so verlässt man bald wieder das Gebiet des Kalksteins, des- selben, der die Kuppe des Sannin bildet, und betritt an dem entgegengesezten Gehänge von Makla ain el Bed eine neue, zwischen dem Kennise und Sannin muldenförmig einge- lagerte und ziemlich ausgedehnte Ablagerung des Grünsand- steins und der denselben zunächst bedeckenden untern har- ten Kreide*. Ein durch spätere Revolutionen abgesessener Theil dieser Sandstein-Ablagerung bildet tiefer im Thale die Hügel am Dorfe B'seddin, und man fand in der Nähe desselben mehrere in diesem Sandsteine eingelagerte Koh- lenflötze, von denen auch zwei in fernere bergmännische Untersuchung genommen wurden, jedoch damals noch keine besonders erfreulichen Resultate geliefert hatten. Das südliche Gehänge des tiefen und engen Thaies von * Man vergleiche den Durchschnitt des Libunon von Korneil über den Saunin bis nach Sachle im Thale von Baalbeck. 787 B'seddin, welches der eine Hauptarm des Naclier el Beirut, der zwischen dem Kennise und Sannin entspringt, durch- fliesst, gehört ganz dem Kohlen-fi'ihrenden Grünsandsteine an, das nördliche Gehänge aber bildet der dünngeschichtete jurassische Kalk des Sannin, und erst auf einer bedeutenden Höhe desselben, am Dorfe Mitein, betritt man wieder das Gebiet des Grünsandsteins und gelangt endlich, immerfort ansteigend, auf das hochliegende Sandstein -Plateau von Mar Takhala el Manisch, welches den breiten Rücken eines mächtigen Vorsprunges des Sannin bildet, der das Thal des Nacher el Beirut von dem des Nacher el Kelb trennt. Wahrscheinlich gehört der Sandstein dieses Plateaus und der am südlichen Gehänge des Nacher el Beirut, oberhalb dem Dorfe B'seddin, ein und derselben Ablagerung an, und die Trennung geschah erst später durch die fortschreitende Thalbildun^- des Nacher el Beirut. Das obere der beiden Kohlenflötze zu B'seddin, \ Stunde nordöstlich von Korneil,' die zur Zeit meiner Anwesenheit bearbeitet wurden, liegt in mehr als 30 Fuss mächtigen Kohlenletten und geht selbst 1 Fuss mächtig zu Tage. Das Streichen des Flötzes ist Nordost bis Südwest, mit einem Ver- flachen von 15" gegen Südost, ins Gebirge. Die Kohlen, die das Flötz schüttet, sind von vorzüglicher Qualität und frei von Schwefelkies. Der Kohlenletten führt mehrere kleinere Flötzchen in unabbauwürdiger Mächtigkeit, welche das grössere Flötz begleiten. Der Letten hat eine blaulich- schwarze Farbe und ist in der Nähe der Kohlen bedeutend weicher, als in einiger Entfernung davon, wo er an Festig- keit sehr gewinnt. Das untere Flötz geht in einer Mäch- tigkeit von 4 Fuss zu Tage, streicht wie das obere, ver- flächt aber unter 26" theils in Südwest, theils in Südost, weil es durch einen Rücken gehoben wird, ohne durchbro- chen zu werden. Es enthält eine vortreffliche, kiesfreie Kohle, theilt aber leider mit dem obern Flötze ein und den- selben grossen Übelstand, es hat nämlich eine äusserst ge- ringe lokale Ausdehnung, theils dadurch, dass es eigentlich einem abgesessenen Stücke der ganzen Sandstein-Ablagerung angehört, theils noch überdiess durch den Umstand, dass 788 es durch besondere Klüfte in Nordwest und Südost abge- schnitten wird. Wichtiger als die Untersuchung dieser durch ihre geringe Ausdehnung unbedeutenden Flötze wäre die Aufsuchung des eigentlichen Stammflötzes im stehen geblie- benen Theile des Sandstein-Gebirges, dessen Vorhandenseyn man zwar nicht gewiss versichern kann, woran zu zweifeln ich aber auch keinen Grund vor mir »ehe. Wenn man von Mar Takhala el Marüsch sich nördlich über das Sandstein- Plateau des breiten Gebirgs-Rückens wendet, so gelangt man in eine Seitenschlucht des Nacher el Kelb, in das kleine Thal von Merdschibah, welches bei dem Kloster Mar Hanna es Schuwahr in jenem Thale mündet. Wie man die Schlucht von Merdschibah, i Stunde nordöstlich von Mar Takhala el Marusch oder 3i Stunden nordöstlich von Korneil, betritt, verlässt man auch wieder das Gebiet des Sandsteins, und gelangt in das des Kalksteins, der den Ceutralstock des Sannin bildet und dessen wir bereits, als zum obersten Jura gehörend, mehrmals gedacht haben. In diesem Kalksteine sehen wir am rechten Gehänge der Thalschlucht von Merdschibah mächtige stockaitige Lagerstätten von Thoneisenstein mit Eisenocker aufsetzen, welche Erz -Massen wieder von kleinen, die Stöcke in allen Richtungen durchschwärmenden, Gängen von Kalk- spath und Spatheisenstein durchsezt werden. Diese Stöcke von Eisenerz, deren man sehr viele bemerkt, stehen zwar unter sich in keinem bemerkbaren Zusammenhange, gehören aber doch einem mächtigen Zuge an, der sich parallel den Kalkschichten aus Nordwest in Südost erstreckt und in wel- chem Zuge sich die zum Theil nebeneinander liegenden grossen, liuseu förmigen Erzkörper aneinander reihen. Die Ausdehnung dieses Zuges scheint sehr beträchtlich zu seyn; denn man kann mittelst der alten Halden und in der ange- gebenen Ridituug den Erzzug über 1 Stunde weit das Ge- birge hinan verfolgen. Der Spatheisenstein, der, wie ge- sagt, den Thoneisenstein, der die eigentliche Masse der Stöcke bildet, auf kleinen Gängen durchzieht, ist von selte- ner Schönheit tmd häufig ausgezeichnet krystallisirt, in welchem Falle die Ganffmasse merat eine drusige Struktur 789 tvalirnelimen iässt. Die Wände dieser Drusen-Räume sind bekleidet mit Spatheisenstein und Kiilkspatli-Krystallen. Die Rhoraboeder des Kalkspaths, durch Eisenoxyd biaunroth ge- färbt, erreichen mitunter eine enorme Grösse. In der Nähe dieser Lagerstätte zeigt sich der Kalk stets sehr eisenschüs- sig und sein ganzes Gefiige nimmt einen mehr krystallini- schen Charakter an. Die Spatheisensteinkliifte (hingen aus der Masse der Erzstöcke in die des Kalkes selbst ein, hal- ten aber nicht lange in ihm an. Die Oberfläche der Lager- stätte ist häufig wellenförmig gebogen. Saalband zwischen Erzmasse und Kalkstein konnte ich nirgends nachweisen, und es scheint vielmehr ein inniges Verwachsen beider ge- wöhnlich zu seyn. In der Nähe des Erzzuges sah ich die Schichten des Kalksteins aus N.-VV. in S.-O. streichen und unter flachen Winkeln von beiläufig 10® in Südwest ver- flachen. So wie ich mich überzeugte, finden höher den Sannin hinan Wiederholungen dieser Erzformation statt, indem mehrere solcher Züge von Eisenstein-Linsen parallel hinter einander zu liegen scheinen, was bei der Gleichartig- keit der ganzen Gebirgsmasse sehr natürlich ist. Der Hauptzug dieser Eisenerze stand im Thale von Merdschi- bah zur Zeit meiner Anwesenheit noch im Abbau. Leztrer geht ins hohe Alterthum zurück und man schreibt den Be- ginn desselben bereits den Römern zu. Ich habe keine Be- lege dafür, nur diess kann ich dem Gesehenen zu Folge versichern , dass er in allen Zeit-Perioden , deren Wirken man überblicken kann, gleich schlecht geführt wurde. Stets pflegte man an den edelsten Punkten eines solchen Erz- stockes, in vielerlei Richtungen, sohlen- und schachtmässig, wie es gerade kam, einzubrechen und im Innern so lange in allen möglichen Richtungen herumzuwühlen, bis die Ge- fahr des Einbruches der scheusslichen Arbeit ein Ende machte und ma« an einer andern Stelle ekommen war. Zwischen den Kreidehügeln bei Baalbeck und dem eigentlichen Rücken des Antilibanon be- findet sich ein grosses, weites Thal, durch welches der Weg nach Damaskus hinführt. Dieses Thal, eine Hochebene darstellend, ist erfüllt von einem Nagelflue-artigen Kalk- trümmergestein und von jenem Sandsteine, den wir bereits aus der Umgebung von Sachle kennen und von dem ich die Vermuthung aussprach, dass er der Molasse oder überhanpt der altern Gruppe der Diluvialzeit angehören möge. Dieser Sandstein und die Nagelflue scheinen hier unter sich ganz 'parallel zu stehen und einer Zeitfolge anzugehören. Beide bestehen aus den Trümmern der umliegenden Fels-Gebilde, die im Sandsteine durch ein kalkiges Cäment lose veibunden sind 5 daher er auch häufig zu Sand zerfällt, so wie das gröbere Konglomerat sich häufig zu Gerolle und Schutt auflöst. Beide Gebildie sind durch tiefe und enge Schluch- ten in mannigfaltigen Richtungen zerrissen. Jenseits dieses mit Sandstein und Konglomeraten erfüllten Thals und im eigentlichen Ansteigen des Haupt-Rückens des Antilibanon bildet die Beige um Sorcheia ein dichter, harter, grauer Kalkstein, feuersteinlos und, so viel ich sah, dieselben 795 Versteinerungen führend, die den früher erwähnten Kreideab- lagcrnngen eigen sind, daher ich auch glaube, diesen Kalk- stein der Kreide zurechnen zu dürfen. Ihm gehören auch meiner Ansicht nach die tiefer liegenden Bänke in den Stein- brüchen bei Baalbeck an , aus denen das Material zu den Denkmälern der dortigen Akropolis, wenigstens grössten- theils, entnommen ist. Nur ist daselbst der Kalkstein kör- niger, marmorartiger und reiner. In dem tiefen Thalein- schuitte vor Sorcheia zeigt dieser feste, graue Kalkstein eine regelmässige Schichtung, und zwar streichen die Schich- ten parallel der Gebirgskette aus Nordost in Südwest und fallen in Nordwest, sich dem Haupt-Rücken des Gebirges anlehnend. Die Berge, die dieser Kalkstein bildet, formiren den westlichen Rand des breiten Rückens des Antilibanon, über den man auf die Hochebene von Sorcheia hinauf ge- langt, deren herrschendes Gestein wieder unser Kalkkon- glomerat mit seinem Sandsteine ist. Verfolgt man das Thal von Sorcheia in Südost, so gelangt man, fortwährend an- steigend, in das Thal des Barrada, in das grosse Thal von Sebdäni, welches sich fast bis zum Fusse des Dschebel el Schech in Süd erstreckt. Das Gestein des Thals ist immer der Sandstein und das Kalk-Konglomerat, zu beiden Seiten jedoch erheben sich die hohen Berge des eigentlichen Cen- tral-Rücken des Antilibanon, und man hat zur Rechten und vor sich die höchsten Kuppen desselben, den Dschebel es Sebdäni und den Dschebel el Schech, erstrer zu 7000 und lezterer bis zu 9500 Pariser Fuss Meereshöhe ansteigend. Diese Berge bestehen aus Kalkstein, der mir derselbe zu seyn scheint, welcher den Centralrücken des Libanon, den Kenuise, Sannin und Makuiel bildet und der also ebenfalls, wie dieser, der Juragruppe zuzurechnen seyn dürfte,worüber uns natürlich erst sorgfältigere Untersuchungen volle Ge- wissheit verschaffen können. Eine merkwürdige geognostische Eigenthümlichkeit die- ses Kalksteins, die man am Libanon nicht, in dem Maase wenigstens, beobachtet, sind die vielen Gänge von Grünstein und Basalt, die ihn durchsetzen und deren Trümmer die Felder um Sorcheia in solcher Menge bedecken . dass ich 796 V^i'üuithe , es befinden sich im iimliei^enden Terrain Dnrcli- brüclie dieser Gesteine in grossen Massen, vielleicht ganze Knppen bildend. Der Kallistein des Centrale ist von lichter, graulichweisser und gelblichvveisser Farbe, dicht- und flach- rauschlig im Bruche. Der Grünsteiii ist schwärzlichgrün ins Schwarze, sehr hart und ohne besondere Einschlüsse, der Basalt hingegen enthält häufig and ausgezeichnet Oli- vin eingesprengt. Dasselbe geogn ostische Verhalten des Thalbodens sowohl, als der umliegenden Berge, hält, so weit ich es ermitteln konnte, längs dem ganzen Thale von Sebdäni bis zum Durchbruche des Barrada durch die östli- chen Randberge des Antilibanon an. In der tiefen Schlucht des Barrada, durch die sich der- selbe vom Hauptrücken des Gebirges, von der Hochebene Ardt es Sebdäni, hinab in die schönen Thäler der östlichen Vorberge stürzt, sehen wir als das in der Tiefe herrschende Gestein das Kalkkonglomerat mit dem Sandstein, während die hohen , senkrechten Felswände des Hauptgebirges zu beiden Seiten noch immer dem Kalkstein des Centralrückens angehören. Der Sandstein, der die Tiefe der Schlucht er- füllt, ist geschichtet, und seine Straten streichen aus ISO. in SW., fallen in ISW. und sind dem Kalksteine an meh- reren Punkten deutlich aufgelagert. Das Nagelflue-artige Konglomerat, ungeheure Geschiebe in sich schliessend, nimmt die untern, altern Lagen ein und darauf folgt der feinkörnige und häufig zu Sand zerfallende Sandstein. Beide Bildungen sprechen sich hier deutlich als lokale Diluvionen aus. In der Nähe von el Suk gelangt man wieder in das Gebiet der obern, weissen und Feuerstein-reichen Kreide, deren gerundetes Hügelland den östlichen Abfall des Anti- libanon ebenso begleitet, wie sie es am westlichen thut, nur treten am östlichen Rande die Mergel der Kreide in weit grösserer Entwicklung auf, wodurch sich auch die daselbst weit beträchtlichere Vegetation und der viel bedeutendere Wasserreichthum erklären dürften. Die Hochebene von el Jodide gehört dem Kalkkonglomerate mit seinem Sandsteine an, bei Dümar hingegen sind die Kreide-Mergel wieder die herrschende Formation des Thals, und dicht an der Strasse 797 sieht man Lag;en von weissem Mergel mit Lagen von pech- sclnvarzem Feuerstein, in Straten von 1 Zoll bis 1 Fuss Mächtigkeit oftmals wechsellagern, in diesen Mergeln fand ich nur höchst wenige, dem freien Auge ersichtliche, orga- nische Reste. Die höhern Berge zur Seite scheinen dem grauen, harten, feuersteinlosen Kreidekalke anzugehören, so der Dschebel Djusche. Von Dümar an bis in die Ebene von Damaskus bildet die obere Kreide, wechselnd mit Mergeln, das Hügelland am Rande des Antilibanon, während die Thalebenen und überhaupt die tiefer liegenden Punkte mit den erwähnten Diluvien erfüllt sind. Am lezten östlichen Abfalle des Anti- libanon, an dem Abfalle des Dschebel Salehieh in die Ebene von Damaskus, vei-flächen die Schichten der Kreide, und zwar der grauen, harten, welche die höhern Kuppen daseibist bildet, ganz sachte ins Thal. Die Schichten des Diluviums aber, das die Schluchten und das gegen Salehieh sich niederziehende Thal erfüllt, liegen in den höhern Punk- ten fast horizontal, wie sie sich aber dem Rande des Ab- falls bei Kubbet el Nassr nähern, biegen sie sich plötzlich wie ein zu Stein erstarrter Strom und fallen unter Winkeln von 70*^ bis SO" in die mit Kulturland bedeckte Ebene ab, eine steile, fast senkrechte Wand bildend. Die Bergformen des Antilibanon unterscheiden sich nach der Natur des Gesteins, dem sie angehören, sehr scharf von einander. Der Kalk des Centrale bildet steile, schroffe Wände, zerrissene, phantastische Felsformen, die Kreide mit ihren Mergeln runde, wellenförmig sich aneinander rei- hende Hügel mit steilen Seitenentblössungen, der Diluvial- Sandstein mit dem Kalkkonglomerate Plateaus mit bedeu- tendem Ansteigen und sehr tiefen, engen Schluchten mit senkrechten Wänden. Ausser den Beobachtungen von Botta und meinen eige- nen ist mir keine zusammenhängende Reihe geognostischer Forschungen über 31ittel-Syrien bekannt, jedoch finden sich in den schätzbaren Reisewerken v. Schubert, Bürkhardt etc. aphoristisch hingestellte Bemerkungen aus diesem Fache, von denen ich mir, zur möglichsten Ergänzung des Details 798 unseis Perraiiis, einige der wichtig.steii hier scliliesslich aii- ziifüliien erlaube. Nach ßuRKHARDT «ehövt die nächste Uiiigebuni» von Hasbeya, im Süden des Dscliebel el Schech*, einem stark eisenschüssigen Sandsteine von dnnkelro'her Farbe an. In dem Waddi Hasbeya, eine Stniide niiter dem Dorfe und westlich von der Brücke Dschessr Mojet liasbeya, findet sich am Abhänge eines Kreid e- Hügels Asphalt in beträcht- lichen Schichten, ungefähr zwanzig Fnss unter der Ober- fläche. Man betrieb zu Bjirkhardts Zeit in einer Grube noch Bergbau darauf. In früherer Zeit niuss derselbe je- doch in stärkerm Umgange gewesen seyn , denn in Allem zählte ßuRKHARDT** fünfundzwanzig solcher, obwohl grössten- theils verfallener, Gruben. Die Gegend, wo diese Gruben sich befinden, heisst Bir el Ilomar oder y,i]ev Erdpechbrun- nen". Diesen, obwohl etwas unvollkonuuenen, Daten zufolge scheint die Gegend um Hasbeya unserm Kohlen-führenden und stark eisenschüssigen Grünsandsteine anzugehören, der im Waddi Hasbeya wieder von Kreide bedeckt wird, welche Lagerstätten von Asphalt enthält. Die Gegend am Nordwestrande des Dschebel Hauran, bei Schohba und besonders am Tel Schiechan und Tel es Szeib ist mit Trümmein von porösem vulkanischem Tuff und Bimsstein bedeckt, und namentiich scheint die Westseite des aus vulkanischen Gesteinen bestehenden Tel Schiechan ein Krater gewesen zu seyn***. Dieses Terrain fällt ausser den Bereich meiner geognostischen Karte von Mittel-Syrien. Der ganze Dschebel Szaffed **** besteht aus Kalkstein mit sehr wenig Basalt und Wacke. Unter dem Vorkommen der beiden leztern Gesteine wird wohl das gewöhnliche Vorkom- men derselben auf Gängen, wie am Antiiibanon, zu ver- stehen seyn. So ist auch das Gehänge des Dchebel Szaffed * L. J. Bukkhardt Reisen in Syrien und Palästina, i. Bd.^ S. 83 Weimar 1823. ** Im Jahre 1810. "•** BURKHAKDT e(c. I. Bd., S. 151. .;s('plis-Brunneii. iiacli Burkhardt, Kalkstein mit Basalt- Durchbriiclieii. Ktvvas zalilieiclier sind die geognostischen Daten, welche wiv, Mittel-Syrien betreffend, in v. Schlberts Reisewerk zerstreut finden. So sagt derselbe 3. Bd. S. 2G0: die Hanpt- Gebirgsart der Umgebung der Jakobsbri'icke ara obern Jor- dan ist Kalk (Kreidekalk?), an vielen Stellen aber, wie na- mentlicli liier am Jordan, zeigt sich Basalt. Diese Angabe betrifft also das Terrain am Südgehänge des Dschebel el Schech, S. 271, Dicht vor Sasa, also am Nordostgehänge des Dschebel el Heiscii und siidlich jener Stadt, findet sich ein starker Durchbruch von Basalt, zwiscJien dessen Felsen sich der Weg hinzieht, S. 308. »Der Weg geht dort steil hinauf an den Felswänden, deren Gebirgsart Jurakalk ist." Ddr Autor meint hier die Felswände am liabua-Passe, durch den man aus der Hochebene von Damaskus in das Thal des Barrada hinansteigt. Dass der Jurakalk des Antilibanon so weit an den östlichen Rand desselben vortritt, das ist nun allerdings nicht meine Ansicht. S. :»()5. Zwischen Bischerre und Eden, am Westgehänge des Libanon, links der Strasse und über dem Abgrunde der tiefen Schlucht des Kodidscha, ist Basalt, rechts der Strasse Kalkstein mit einer Menge Konchylien, meist Gasteropoden. Diese Bestimmung ist zu allgemein, als dass sich daraus folgern Hesse, ob man es hier mit Jura oder mit Kreide zu thiin habe. S. 3()7. Drei Stunden nördlich von Eden ein Berg von schiefrigem Kalkstein voll von versteinerten Fischen. S. .171. Zwischen Eden und Sibbail und nahe an lez- term Orte Kalkstein mit viel Petrefakten, darunter fossile Fische. Aus dem Summarium aller hier bisher zusammengestell- ten fremden und eigenen geognostischen Beobachtungen er- gibt sich als End-Resultat, dass die Central-Formation des Libanon und des Antilibanon, welche die höchsten Rücken beider Gebirgszüge sowohl, als ihre tiefsten sichtbaren Ab- lagerungen bildet, ein Kalkstein ist, der allen seinen innern und äussern, bisher bekannten. Kennzeichen zufolge den 800 obersten Gliedern der Jura-Reihe zuzurechnen seyn dürfte. Ablag^erungen der obern und untern Kreide mit Grünsand- stein, der Kohlen führt, bedecken den altern Kalkstein, so- wohl in regelmässiger Reihenfolge, als in mannigfaltigen Combinationen als Becken-Ausfüllung. Die Entwicklung der untern Kreide und des Grünsandsteins ist in Bezug ihrer Masse besonders charakteristisch für den Libanon, während beide, besonders der Grünsandstein, im Antilibanon zurück- treten und die obere Kreide mit Feuerstein-reichen Mergeln vorherrscht. Jura sowohl als Kreide und ihre Sandsteine sind in beiden Gebirgszügen, besonders häufig und mächtig aber im Antilibanon, von vulkanischen Felsgebilden, als: Grünstein, Wacke und Basalt durchbrochen. Lokale Dilu- vialbildungen, nagelflueartige Kalkkonglomerate und Molasse- ähnlicher Sandstein bedecken am Rande des Libanon die Kreide, treten aber in besondrer Ausdehnung und Mächtig- keit, Plateaus und Thal-Ausfüllungen bildend , im Antiliba- non auf. Der Jura beider Gebirgszüge, besonders aber der des Libanon, ist Eisenerz-führend. 8) lieber die fauna und F'lora von inritfel-Syrieii und Sford- Syrien* In der Darstellung der physiognomischen Verhältnisse jenes Theils von Karamanien, der von den Alten unter dem Namen Cilicien begriffen wurde und heut zu Tage als Pa- schalik von Adana bekannt ist, wurden in Betreff der Flora und Fauna im 7. Abschnitte dieses 1. Bandes auch jene Theile des nördlichen Syrien mit einbezogen, die das Ter- rain des früheren Paschalikes von Aleppo umfassen, d. h. der Distrikt von der Nordgränze Syriens, vom Giaur Dägh, bis zum nördlichen Ende des Libanon und Antilibanon. In dem allgemeinen Bilde, welches von den Verhältnissen der organischen Natur dieses Landes daselbst entworfen wurde, wurden grösstentheils die schätzbaren Beobachtungen Ains- WORTHS zu Grunde gelegt und kurz auseinandesgesezt; dabei wurde jedoch auf den Anhang hingewiesen, der am Schlüsse dieses Bandes folgt und der die neuesten Entdeckungen im Bereiche der Fauna und Flora dieses Landes zum 801 Gegenstaude hat, die thells aus den eigenen Arbeiten unserer Expedition, d, h. aus den Einsendungen meines Reisegefährten Kotschi, theils aus den Forschungen anderer neuerer Rei- senden hervorgehen. Es bleibt uns also hier eigentlich nur jener Theil von Syrien zu behandeln übrig, den ich un- ter dem !Namen Mittel-Syrien begreife und der das Gebiet des Libanon und Antilibanon , von der Parallele von Tripo- lis bis zu der des Dschebel el Schech , in sich fasst. Da nun aber die organische Natur dieses Theils von Syrien in dem ganzen Komplexe ihrer einzelnen Erscheinungen mit der des südlichen Syrien , des eigentlichen Palästinas , voll- kommen übereinstimmt und als ein und dieselbe betrachtet werden kann, so glaube ich um so mehr eine genauere Darlegung dieser Verhältnisse hier umgehen zu können, da ich ohnehin im 3. Bande dieses Werkes, am Schlüsse mei- ner Bereisung des südlichen Syrien, in dem Maasstabe, wie es bisher bei Unteregypten und Karamanien geschah, eine Skizze der organischen Natur dieses Landes zur Auffassung' seiner physiognomischen Verhältnisse vorlegen werde. Uber- diess begreift der diesem Abschnitte folgende Anhang in Betreff' der Botanik und einiger Zweige der Zoologie auch jene Forschungen in sich, die in diesem Fache und in diesem Bezirke von Syrien durch unsere Expedition sowohl, als durch die Bemühungen anderer neuerer Reisenden, vorge- nommen wurden. — Im Ganzen haben wir, ausser einigen älteren Werken, aus der neuern Zeit sehr wenig wissenschaft- liche Untersuchungen über Fauna und Flora von Nord- und Mittel-Syrien, und ich erlaube mir für jene Leser, die weiter in diesen Theil der Naturwissenschaft, so weit er sich auf den erwähnten Theil von Syrien bezieht, eindringen wollen, nebst der Berufung auf nachstehenden Anhang, auf folgende Werke aufmerksam zu machen. Labili-ardieke, Iconcs plantaiuni Siriae rarioriim. Decas 1 — 5. Paris von 1791 bis 1812. Alkx. Russell, Naturgeschichte von Aleppo. Aus dem Englischen von Fr, Gmelin. 2 Bde. Göttingen 1797 und 1798. Hassklquist, Flora Palaestincnse. — — Iter Palaestinum: eller resa til heliga Landet. Stockholm 1767. Deutsch. Rostock 1762: Englisch. London 1766; iVanz.. Paris 1769. 802 TouniNKFORT , Voyage en Levaiit. Clakke, travels in varioiis p;u«s of Eiiropc, Asic and Ahika. Lon- don 1816. AmswoRTHs Researclies in Assyria, Babyionia and Chaldaea etc. Lon- don 1838. Museum Senkenbergianum. Lebrun, Corneille, voyage au Levant, en Egypte et en Syrie. Amster- dam 1714. Lucas, Paul, voyage dans la Turquie, l'Asie, la Taurie, la Palaestine etc. Paris 1719. Ausserdem finden wir, Syrien betreflfend, viele naturge- schichtliche Gegenstände dieses Landes mit andern zusam- men aufgezählt und beschrieben in : Verzeichniss der Doubletten des geologischen Museums zu Berlin. Von Dr. LiCHTBNSTEiN. Berlin 1823. Erpetologie generale ou histoire naturelle complcte des Reptilcs. Par Mssr. DuMERiL et Bibron. Paris 1834, wird noch fortgesezt. Forskal, flora egyptiaco arabica. 1775. Descriptioncs animalinm, quae in itinere orientali obscrvavit. Kopenhagen 1775. Plantae Aucherianae orientales eniimeratae cum novarum spccicrum de- scriptione, Auetore E. Boissier. In den Annalcs des sciences na- turelles. Paris 1841. Dezemberheft. (Wird fortgesezt und ist sehr interessant.) 4) Biirg^erliclie und polMisclie Verhältnisse des liaudes; Völker in UTord- uiid Mittel-Syrien. Es ist kein zweites Land auf der Erde, das, durch eine folgenreiche Geschichte bewegt, einen so entschiedenen Ein- fluss auf die ganze iibrige Welt genommen hat, als Syrien. Die zwei grössten Momente der Geschichte der Religion, die Entwicklung des Christenthums und die des Islam, gin- gen theiis unmittelbar von Syrien aus, theils stammen sie aus dem zunächst liegenden Nachbarlande. Sie verbreite- ten sich wie mächtige Fluthen über die ganze Erde. Feind- selig einander gegenüberstehend, ging die göttliche Lehre des Christenthums aus tausend Kämpfen endlich siegreich hervor, stieg tausendmal, ein verjimgter Phönix, aus Blut und rauchenden Trümmern empor, und das Kreuz erhob sich über den Halbmond, seine beseligenden Strahlen zu allen Völkern und in alle Zonen sendend. Durch seine milde Lehre wurde der Mensch zum Menschen, es war die 803 Revolution, die die Erde je erlebte, denn sie gestaltete das moialische Seyn der Welt um. Syrien ist der heilige Boden, von dem dieses Alles ausging-, Syrien ist das lieilige Land, das fiir uns als Christen und Menschen die heiligsten, die grössten Erinnerungen in sich fasst. Welcher gebildete Mensch Avird also nicht die Geschichte dieses Landes, we- nigstens in ihrer religiösen Bedeutung, kennen? Hier, wo es sich um eine einfache Darstellung der Ver- hältnisse handelt, die uns die Gegenwart und die jiingste Vergangenheit wahrnehmen lassen, können wir daher die friihere Geschichte : Syriens Schicksale unter der Herrschaft der Phönizier, unter der des hebrtäischen Volkes, unter dem Andränge der Perser, als Eroberung der Griechen, unter der Herrschaft der Seleuciden, als Eroberung der Römer, als Besitz der Araber und der Sarazenen, in der Pe- riode der Kreuzzüge und als Wiedereroberung durch die Sarazenen, um so mehr übergehen, als wir dieser Mo- mente bereits in unserer Betrachtung über die Geschichte Clliciens, die mit der des nördlichen Syriens aufs engste verbunden ist, ausführlicher gedacht haben. Die neuere Geschichte Syriens beginnt mit der Eroberung dieses Landes durch Sultan Selim L, der es im J. 1516 zugleich mit Egyp- ten der Herrschaft der Türken unter den osmanischen Sul- tanen unterwarf, unter denen es auch, obAvohl mit mannig- faltigen Modificationen, bis auf den heutigen Tag verblieb. Sultan Selim eroberte das Land und betrachtete diese Er- oberung im türkischen Sinne des Wortes, d. h. das Land wurde der ausschliessliche Besitz, das Eigenthum der Sul- tane. Er theilte es in fünf Paschalike: Aleppo, Tripolis, Damaskus, Seide (später Akre) und Palästina, dessen Sitz bald zu Gasa bald zu Jerusalem war. Die beiden leztern Paschalike, welche, nebst einem Theil des von Seide, das südliche Syrien bilden, gehören nicht in das Bereich unsrer gegenwärtigen Abhandlung. Wir werden auf dieselbe im 3. Bande unsers vorliegenden Werkes zurückkommen, und ich beschäftige mich hier nur mit den Paschaliken von Aleppo, Tripolis, Damaskus und einem Theile des von Seide, als jene, welche Nord- und Mittel-Syrien in sich fassen. : 804 Die von Sultan Selim eingeführte £intheilnno' des Lan- des blieb bis auf unsere Tage, bis zur Besitznahme Syriens durch die Truppen Mehemed-Ali's, im Ganzen dieselbe, nur dass die Gränzen der Paschalike unter sich zeitvveisen Ver- änderungen unterlagen. Auch an der Verwaltung des Lan- des wurde von oben herab wenig geändert: die Änderungen, welche eintraten, gingen vom Lande selbst aus, waren tem- porär, vori'ibergehend; sie waren stets Folgen der zahllosen Revolte der Pascha's gegen ihren rechtmässigen Herrn, den Sultan, oder der Bevölkerung, d. h. der angesehensten Häuptlinge derselben, gegen die Pascha's. Im Ganzen blieb die Verwaltung dieselbe. Wie bereits erwähnt, betrachteten die Sultane das eroberte Land als ihr Eigenthum, und die Pascha's waren nicht so sehr die vom Sultane angestellten Gouverneurs der Provinzen, als die Pächter derselben. Sie bezahlten für ihren Distrikt eine bestimmte Summe jährlich, wofür sie mit aller Willkür schalteten, die sie gerade aus- üben wollten. Grundeigenthum bestand, mit Ausnahme der Besitzungen der Moscheen und milden Stiftungen und der ilen Emiren der Drusen und Maroniten unterstehenden Län- dereien, gar nicht. Die Unterthanen hatten nur den Nutz- genuss des Landes, das sie bebauten, der Pascha konnte sie fortjagen und ihren Besitz einem andern geben, wann er nur wollte. Sie waren also eigentlich ünterpächter, und ^er Pacht war nur in dem Falle erblich, wenn der Nutzge- nuss sich auf ein irgend einer Moschee oder einer milden Stiftung gehörendes Besitzthum bezog. Anders war es mit den Emiren der Bergbewohner. Diese waren die erblichen Eigenthümer ihrer Distrikte und entrichteten, wie die Pa- scha's, dem Sultan dafür ihren jährlichen Tribut. Zu ihren Unterthanen selbst standen sie im Verhältnisse einer Art von Feudal-System, wie die Häuptlinge der Kurden und Tur- komanen in den ßergdistrikten des Taurus, Diese Emire, die Häupter fürstlicher Familien vom ältesten Adel, erkann- ten den jezeitigen Sultan als Landesoberherrn, hatten aber übrigens die Regierung ihrer Distrikte ganz in ihren eigenen Händen. Sie waren nicht, wie die Pascha's, blosse Pächter des Landes, sie waren die Herren ihrer BeRitzunffeu und 805 standen vielmehr zum Sultan in dem Verhältnisse, wie Lehens- träger zu ihrem Lehensherrn. Anf diese Weise hildeten diese Hänptlinge, den Paschas, als den vom Sultan aufgestellten Gouverneurs, gegenüber, mit ihren ünterthanen von jeher einen Staat im Staate, und diese Stellung an und für sich, verbunden mit Meinungs-Verschiedenheit, mit dem den Berg- bewohnern innewohnenden kriegerischen Geiste, mit der Rohheit des Volkes, seiner Häuptlinge und obersten Beam- ten, mit deren Feilheit und Bestechlichkeit, mit dem willkürli- chen Machtgebrauche von Seite des Sultans und seiner Pascha's, war von jeher die Quelle zahlreicher Revolte und Unruhen, einer steten Spannung, eines nie sich endenden gegenseitigen Misstrauens, das in der treulosesten Politik der Welt, die gegenseitig beobachtet wurde, die kräftigste Nahrung fand. Dahin gehören die fortlaufenden Fehden des DAHER-Pascha und seiner Angehörigen mit der Pforte * von dem Jahre 1750 bis 1776, in welche Periode auch die denkwürdige Plünderung der über 60,000 Pilger starken Mekka-Karavane im J. 1757, durch die Araber der Wüste, Dahers Freunde, fällt. Dahin gehören die bürgerlichen Kriege unter Djessar, dahin die Kriege mit den Drusen und Maroniten unter Emir Beschir und den übrigen Häuptlingen aus seiner Familie, dahin der Aufstand des AßDALLA-Pascha zu Acre, der Me- hemld-Ali die Gelegenheit gab, Syrien für sich zu erobern, dahin gehören endlich die lezten Revolte der Bergbewoh- ner in der neuesten Zeit. In den von den Pascha's der Pforte unmittelbar regierten Provinzen war die Justizpflege von der eigentlichen Ver- waltung des Landes stets getrennt. Leztere war in den Händen des Pascha, als höchste Militär- und politische Behörde, erstre hingegen war in den Händen eigener Ju- stiz-Beamten, Kadi's, von welchen an jedem nur irgend VoLrcEY gibt uns von den Schicksalen dieses ausgezeichneten Mannes, der in mancher Beziehung Ähnlichkeit mit Mehemed-Au zeigt und der unter gleichem Zusammentreßen der Umstände vielleicht den- selben Weg gegangen wäre, eine sehr anziehende und umständliche Schilderung. 806 be(^eiiteiiden Orte sich einer befand und die, ganz unabliänoig- vom Pascha und unmittelbar dem Sultan, oder eigentlich dem Diwan in Konstantinopel, untergeordnet, alle Rechts- Händel zu schlichten hatten. Eine Einrichtung, die in der ganzen Türkei statt hat, und die unstreitig viel Gutes für sich gehabt haben würde, wenn die Kadi's nicht zugleich die oberste Instanz dargestellt hätten, von deren Ausspruche den Parteien nur eine sehr schwierige Appellation offen stand. Dadurch waren die Kadi's in ihrer Macht zu wenig beschränkt, was um so gefährlicher war, da sie, wie allge- mein im Oriente der Fall ist, der Bestechung höchst zugäng- lich waren, und das Recht, im eigentlichen Sinne des Wor- tes, an den Meistbietenden verkauften. Die Entscheidungen des Kadi gründeten sich stets auf den Koran , der als eine mystische, unbestimmt hingestellte, fanatische Geburt einer aufgeregten Piiantasie, ohne alle Praxis, eine Menge Aus- legungen zulässt, folglich der Willkür die Schranken offen erhält. Mit bestimmten direkten Abgaben waren unter der Re^ gierung der Pforte die ünterthanen wenig geplagt; denn sie bezahlten eigentlich nur die Grundsteuer, den sogenann- ten Miri, indem das Kopfgeld, der Charadsch, von den Rajas ausschliesslich entrichtet wurde. Desto schrecklicher aber war für die ünterthanen die schonungslose, barbarische Art, mit der diese Steuern eingetrieben Avurden und vorzüglich jene Masse indirekter Abgaben, Zölle, Erpressungen, aussei^ ordentliche Auflagen etc. , die der Pascha seinen üntertha- nen ganz nach Willkür, ohne alle Einschränkung, auferlegen konnte, und deren Betrag den der direkten Auflagen vielfa.ch überstieg. Dabei waren körperliche Misshandlungen der grausamsten Art, wobei nicht selten Pascha's und Kadi's als Privat-Vergnügen die Henkers-Dienste verrichteteij , an dev Taoes-Ordnuncr und trafen besonders die Andersdenkenden, nämlich die Christen. In polizeilicher Beziehung erstreckte sich die Sorge dieser Machthaber eigentlich selten weiter, als sie sahen, d. h. nur auf ihre nächste Umgebung, auf das Gewerbewesen in den Städten, selten auf die öffentliche Sicherheit im Lande, tlieils aus Mangel an Kraft, theils 8or aus Mangel an Willen, tlieils weil die Helden des Tages selbst eif^entlicli die Holle von Strassenräubern, nnr in einem gi'ossartigen Maasstabe, spielten. Daher war der Verkehr schwer, Unsicherheit erstreckte sich über das ganze Land, der Handel lag darnieder. Die Ausfuhr beschränkte sich auf Baumwolle und ßaumwollenzeuge und etwas Seide, de- reu Ausfuhr auf die Rhede von Tripolis beschränkt war. Dagegen brachten meist französische Schiffe, in deren Hän- den vorzüglich der Handel war, Tücher, Farb-Waaren, Kaffe und Zucker aus Amerika, Metalle, Seife, Galanterie- Waaren. Der Handel ging zum grössten Theil durch die Hände der Marseiller Häuser. Der Einfall der Franzosen in Syrien im J. 1799 war eine vorübergehende Erscheinung. Sie konnten sich nicht halten, und nach ihrem Abzüge kehr- ten die früheren Verhältnisse zurück. So standen noch die Verhältnisse in Syrien, als Mehemed-Ali in Verfolgung sei- ner weit aussehenden Eroberungs- und ünabhängigkeits- Plane die Erlangung dieses Landes ins Auge fasste. Die Motive hiezn waren, wie wir im 3. Bande dieses Werkes aus der kurzen Geschichte dieses historisch-merkwürdigen Mannes entnehmen werden, zusammengesezt. Der Besitz von Syrien war für Mehemed-Ali an und für sich nöthig zur Vermehrung seiner Einkünfte, die durch die unverhält- nissmässigen Anstrengungen der Pforte gegenüber nur zu sehr in Anspruch genommen wurden; Syrien war der Weg zur Besitznahme der Länder am Taurus und am Giaur Dägh, die ihm theils als eine feste natürliche Gränze gegen die Besitzungen der Pforte in Klein-Asien , theils durch ihr Schiffsbauholz für seine Flotte von höchster Wichtigkeit waren. Durch den Besitz von Syrien und Karamanien kam der ganze Küstenstrich des mittelländischen Meers vom Thurm der Araber bis nach Kasanlie, folglich auch der Handel aller längs dieser Küste liegenden Seeplätze, in seine Gewalt, ein Vortheil, den der kluge 3Iehemed nicht ver. kannte. Durch Syrien und Karamanien führte endlich der gerade Weg nach Konstantinopel auf den Thron der Sul- tane, eine Idee, die stets im Hintergrunde lag und die in Mehemed-Ali, im Bewusstseyn seiner Kraft, der Schwäche ni)».»cr,cr.R, Reisen. I. Bti. 'l. ThI. 52 808 der Pforte gegenüber, nothwendigerweise auflodern innsste. Nach der Expedition IßRAHiM-Pascha's in Griechenland und der Zerstörung der türkisch-egyptischen Flotte zu Navarin am 20. Oktober 1827 durch die Flotte der Alllirten strahlte endlich das Kreuz In Siegesglanz über dem frei gewordenen Hellas, und Mehemed-Ali's Spekulationen auf Griechenland waren zu Nichts geworden. Er war jedoch nicht der Mann, der einen Vortheil, der sich ihm darbot, so leicht wieder fahren Hess. Die Pforte bot ihm Syrien an, gab ihm aber anstatt dieses Landes die Insel Kandia. die er ohnedem schon besezt hatte. Begierig ergriff er daher die Gelegenheit, die ihm ein Streit mit AßDALLA-Pascha, dem Gouverneur von Acre, darbot, und unter dem Vorwande, den aufrührerischen Pascha zu züchtigen, brach sein Stiefsohn IßRAHiM-Pascha im November 1S31 mit einer egyptischen Armee in Syrien ein. Nach sechsmonatlichem Widerstände fiel endlich Acre am 27. Mai 1832 durch Sturm in die Hände Ibrahims, der es zu Wasser und zu Lande hart bedrängt hatte und durch diese so lang verzögerte Einnahme einen Beweis gab, wie elend seine starke Flotte bedient war, und wie wenig er ohne europäische Hülfe gegen ein Häuflein muthiger Solda» ten, es waren nämlich mit AßDALLA-Pascha nur KiOÖ Alba- iiesen in der Festung, ausrichten konnte. Die Pforte, die Mehemed-Ali sich gegenüber stets bloss zu stellen pflegte, beging den Fehler und erklärte in diesem Momente des Siegerrausches den Vizekönig für einen Rebellen, ohne die Macht zu besitzen, ihn in seine Schranken zurückzuweisen. Willkommner hätte ihm nichts entgegen kommen können. Ibrahim durchzog nun mit seiner M.acht rasch ganz Syrien, jagte das ihm von der Pforte unter d^m Titel Armee ent- gegengeschickte Gesindel bei Homs auseinander, nahm die Defileen von Beilan am Giaur Dägh, drang in Klein-Asien ein, nahm die Defileen des Taurus und schlug am 22. De- cember 1832 die Schlacht bei Koniah, wo er mit seinen 30,000 Arabern die noch eiimial so starke türkische Armee flicht allein schlug, sondern vielmehr zerstäubte. Nun zit. terte der Thron der Sultane am Bosporus, aber die euro- päischen Mächte konnten eine solche Störung des Staaten- 809 Gleichg^ewichtes nimmennehr ziig;eben. Ibrahim wurde in seinem Siegeriaufe aiifgelialten , nachdem seine siegreichen Waffen bereits bis Kutajeh, 50 Meilen von Konstantinopel, vorgedrungen waren. Der errungene Preis war der Besitz von ganz Syrien und des Paschalik.es Adana und Marasch mit allen Engpässen des Taurus von Güsill törreh bis zum Dur- dun Dagh, welcher Besitz dem Vizekönig gegen Entrichtung des Tributes, wie ihn die früheren Pascha's zahlten, durch den Traktat von Kutajeh am 14. Mai 1S33, von Seite der Pforte, als Landes- Oberherrn, zugesichert wurde. So war also Syrien in den Händen Mehemed- Au's, der seinem Stiefsohne Ibrahim die Regierung des ganzen Landes, gleichsam als seinem Stellvertreter, übertrug. Die frühere Eintheilung des Landes in Paschalike, deren Pa- scha's zugleich die Pächter des Landes waren, hörte auf. Mehemed-Ali war selbst der Pächter, und als solcher zu klug, durch die frühere Einrichtung einen Theil des Vortheils, der ihm aus dein Besitze des Landes erwuchs, hintan zu geben. Es wurden Gouverneure ernannt und das Land in Distrikte getheilt. Zwei von diesen Gouverneurs allein hat- ten Pascha-Rang, nämlich der Gouverneur von Adana, wel- ches Paschalik als eine von Syrien abgesonderte Provinz betrachtet wurde, und der Gouverneur von Damaskus, der als Scherif-Pascha in religiöser Beziehung, als Patron der Mekka-Karawane, nicht beseitigt werden konnte. Den übri- gen Distrikten, z. B. Aleppo, Tripolis, Beirut, Seide etc. waren Beys (Generäle oder Oberste) als höchste politische und Militär-Behörden vorgesezt, welche aber als wirklich besoldete Beamte keineswegs, wie früher, auf die Einkünfte des Landes hingewiesen waren, die vielmehr sämmtlich an die Landesverwaltung abgeführt werden mussten. Die Justizpflege blieb, wie früher, in den Händen der Rechts-Verständigen, der Kadis, nur wurde die Form der Justizverwaltung ebenfalls modifizirt und die früher zu un- umschränkte Macht dieser Kadi's sehr weislich eingeschränkt, in jeder Stadt befand sich ein solcher Kadi als Friedens- richter, dessen Hauptaufgabe es war, Streitigkeiten der Unterthanen zu schlichten, Kaufkontrakte, Schenkuugs- 52* 810 Urkunden, Handelsverträge etc. zu errichten und überhaupt in Rechtsfallen im Sinne des Korans und seiner Kommenta- rien ein ürtheil zu schöpfen. Waien diese Rechtsfälle schwieriger und von bedeutender Wiclitigkeit, so musste der Kadi mehrere Rechtsverständige zu seiner Amtshandlung; beiziehen , und sein Sekretär trug die Rechtserkeuntnisse und Urtheile in die Register ein. Meist folgte diesem ür- theil auch sogleich die Exekution; doch war die Appellation in besondern Fällen der Partei nicht gehindert. Dieselbe fand an den Gross-Kadi statt, der in einer der bedeutender» Städte seinen Sitz hatte, oder auch unmittelbar an den Lan- des-Oberherrn in Syrien, also an IßRAHiM-Pascha. So wie jeder Distrikt seinen Gouverneur, Pascha oder Bey hatte, so besass auch jede Stadt ihren üntergouverneur oder Müsselim. Sein ihm eigentlich zugewiesenes Geschäft war die Aufrechterhaltung der Polizei, die Administration in allem ihrem Detail, und überhaupt war ihm fast dieselbe Dienst- sphäre angewiesen, die unsern Kreisämtern, Älagistraten und Pfleggerichten zusteht. Sehr häufig versahen diese Müsselims die Amtsfunktionen der Kadi's und vereinten also mit ihrer eir gentlich administrativen Stellung auch die desCivilrichteramtes. Der Müsselim unterstand unmittelbar dem Gouverneur der Provinz, und unter ihm stand derSaräf oder Steuereinnehmer, zugleich Kassier und Zahlmeister. An diesen gingen alle Steuern und Abgaben ein, für deren richtige Einholung und Abführung er persönlich verantwortlich war. Die Ablieferung dieser Geld-Beträge geschah von Seite des Sarafs an die oberste Finanz-Behörde, die in Damaskus durch den Arme- nier ßACHRi-Bey, in Aleppo durch dessen Bruder Germanos Bachri vertreten wurde, beide ausgezeichnete Leute, fein und gewandt, wie es ihrem Volke eigen ist. Das Amts-Personal dieser Justiz-, Finanz- und Admi- nistrations-Behörden, die sogenannten Mallems oder Schrei- ber, sind durchaus Kopten aus Egypten, bei denen die Be- sorgung der Schreibgeschäfte Stammeigenthum geworden ist, wie z. B. die Murmelthier-Dressur bei den Sawojar- den. Sie sind ein durch sklavischen Druck herabgewürdigtes, 811 entartetes Geschlecht, das die chevalereske Unwissenheit seiner Dienstherrn nach Kräften benüzt und Verwaltung wie Volk betrügt. Der Centra!-Punkt der Civil-Verwaltung sind die für die verschiedenen Departen)ents derselben zusammengesezten Konseils, die IßRAHiM-Pascha, der sich die oberste Leitung der Civil-Verwaltung als Gouverneur von Syrien vorbehal- ten hat, zunächst umgeben, und die allen Beschlüssen und Verordnungen die Kraft geben, die ihnen als oberste Staats- Behörde zukömmt. Die Militär- Verwaltung stand unter dem wackern Soijman - Pascha (Selves), dem kommandirenden General von Syrien. Um die Macht der Müsselime in den grössern Städten nicht zu unumschränkt sich entwickeln zu lassen , bestand eine merkwürdige Einrichtung, die wirklich einen Beweis gibt, wie sehr es dem Vizekönige daran gelegen war, sei- ner Verwaltung eine humanere Form zu geben, und sie mehr und mehr europäischen Prinzipien zu nähern. Eine Einrichtung, die ihm und seinem Stiefsohne Ibrahim* zur höchsten Ehre gereicht und die darin bestand, dass in jeder Stadt von mehr als 2000 Seelen ein Gemeinde-Rath aus den angesehensten Einwohnern zusammengesezt war, den man den Diwan Schori nannte, dessen Präsident durch die Ein- wohner selbst gewählt wurde und welcher Rath durch den Müsselim nicht aufgelöst werden konnte. In diesem Rathe hatten die christlichen, wie die muhamedanischen Untertha- nen ihre Vertreter. Die Stellung dieser Diwans war dem Müsselim gegenüber eigentlich eine berathende, indem in * CLOT-Bey in seinem Apergu general sur l'Egypte , Tome I, pag. 64 sagt: dass IBKAHIM-Pascha der wirkliche Sohn Mehemed-Ali's sey, indem er 1789 zu Kavallo, zwei Jahre nach der Heirath seines Vaters, geboren wurde. Dagegen theilt Rüppell in seiner Reise in Abessynien, I. Band S. 81 eine iliui. von einem hohen egyptischen Staatsbeamten ent- worfene Staumitafel mit, der zufolge IßKAHiM-Pascha der Sohn erster Ehe von Amina Hanün ist, die Mehemed-Aj.! als Wittwe heirathete, dem- gemäss IBRAHUM-Pascha nicht der Adoptiv-Sohn, wie Viele sagen, sondern der Stiofsolin IVIeheivibd-Ali's ist, welcher Ansicht beizustimmen auch ich meine Gründe habe. allen jenen Füllen, in denen der Müsselim die Entscheidung nicht allein auf sich nehmen konnte, er die Meinung dieses Diwans einzuholen hatte. Man konnte aber auch an diese Diwans zu Damaskus und Acre appelliren, wodurch sie die Stellung- von Appellationsgerichten einnahmen, und als lezte Instanz war der Diwan von Kairo zu betrachten. Da man aber, wie bei allen Einrichtungen der egyptischen Verwal- tung, über der Form die Sache aus dem Auge verlor, so blieb auch diese Institution, wie wir sehen werden, nichts als eine schöne Komödie und war für die ünterthanen ohne allen Erfolg. Die Emire der Bergbewohner, der Drusen und Maro- niten, blieben zwar in dem Besitze ihrer Ländereien und der Ausübung der Gerichtsbarkeit in denselben, wurden aber in dem Augenblicke, als der Vizekönig als Eroberer in Syrien auftrat, nicht bloss in ihrer früheren tributären Stellung der neuen Regierung unterworfen, sondern auch in vieler ande- rer Beziehung in der Ausübung ihrer früheren Unabhängig- keit beschränkt. Die in Hauran oder Huran wohnenden Drusen und Christen, meist nicht unirte Griechen, haben zwar ihre eigenen Häuptlinge, unterstehen jedoch mit diesen unmittelbar dem Pascha ihrer Provinz, nämlich dem von Damaskus. Wenn ich daher von den Drusen und Maroni- ten spreche, die unter ihren eigenen Emiren einen eigenen Körper im syrischen Staate bilden, so sind nur jene darun- ter zu verstehen, welche den südlichen Theil des Libanon und des Antilibanon bewohnen. Der Libanon ist in mehrere Distrikte getheilt, z. B. Srhuf, Schahär, Dschebel, Metn, Hrassän, Schiufa etc., wel- che von eigenen Emiren beherrscht werden, die, als Glieder der uralten fürstlichen Familie Schaab, Verwandte des Emir Beschir sind und als solche in ihm so zu sagen ihren ge- meinschaftlichen Vereinigungspunkt haben*. * Sehr interessante Mittlicilungen über die Verhältnissft dieser Berg- völker in neuester Zeit ßnden sich in: La S) rie bous le gouvernement de Mehemed-Ali, par Perrier. Paris 1842. Vuyagc dans l'Asie mineure, en Syric, en Egypteefc, par B.Poujoulat. 3 Tom. Bruxelles 1841. 813 Jeder bedeutende von Drusen oder Maroniten bewohnte Ort hat seinen Schech, der alle administrativen, justitiellen und finanziellen Geschäfte in seiner Person vereint. Er ist Friedensrichter und sammelt die Abnjaben fi'ir Rechnung des Emirs ein , die dessen Einkiinfte bilden und wofür er der Regierung den auferlegten Tribut entrichtet. Ein grosser Theil der Civilverwaltung liegt bei den Maroniten überdiess in den Händen der Geistlichkeit, die durch ihre ausgedehn- ten Besitzungen sich in jeder Beziehung die höchste Bedeu- tung erworben haben. Diese Macht der Emire, gegenüber ihren Unterthanen, war unter der Pforte ganz uneingeschränkt, die von Mehemed- Ali eingesezte Landesverwaltung nimmt aber darauf in vie- ler Beziehung unmittelbaren Einfluss. Als Oberbehörden in gerichtlicher Beziehung sind für alle Fälle, welche Religion und Moral betreffen, bei den Maroniten die Patriarchen zu betrachten, für die Fälle aber, welche im engern Sinne des Wortes Gegenstand des Civil- Gerichtes sind, bestanden drei Richter, einer zu Deir el Kamar für die Drusen, einer, ein maronitischer Bischof, zu Suk, und einer, ein maronitischer Diakonus, zu Sgorta. Von den Entscheidungen dieser Richter konnte an die Per- son des Emir Beschir appellirt werden. Die Entscheidung;en selbst geschahen nach den türkischen Gesetzen und beson- ders für die nicht muhamedanischen Unterthanen, die Ma- roniten z.B., nach den für die Schaafie, eine Sekte, vorge- schriebenen Normalitäten. Absolutes Grundeigenthum fand in den Besitzungen der Emire nur von ihrer Seite und von der der Klöster statt, Aper(^u geneial sur l'Egypte, par CtoT-Bey. 2 Toni. Bruxelles 1840. Ed. Blondel, deux annees en Syrie et en Palcstine. Paris 1841. Acht Wochen in Syrien. Beitrag zur Geschichte des Feldzuges 1840. Stuttgart 1841. Deux annees de I'histoire d'Orient, par CADALväNE et Bahravlt. Tom. 2. Paris 1840 etc. Ältere Nachrichten in Vojlihey's, Burkhardt's j Pococke's etc. Reise, werken. 814 die Uiiterthanen sind mir die Pächter ihrer Ländereien; da jedoch diese Pacht iiiii>en sehr häu% erblich und der Familie des Pächters, in so la iffe sie besteht, unveränderlich zuge- sichert sind, so entsteht dadurch eine Art Feudal- System, wohin auch selbst der Landesbesitz von Seite des Emirs zu rechnen ist, der als ein erbliches Lehen betrachtet wer- den kann. Für diesen Grundgenuss haben die ünterthanen der Emire die Obliegenheit, ihren Fürsten im Falle eines an sie ergehenden Aufrufes zu umgeben und ihm den Bei- stand der Waffen zu Schutz und Trutz angedeihen zu las- sen, so wie der Emir die Obliegenheit hat, der Landes- ResLiernna: den nöthioen Beistand zu leisten. Auf diese Weise war die Verwaltung in den Distrikten der Emire organisirt. Sie war nicht weniger mangelhaft und nicht wenig^er Missbräuche zulassend, als die der Gou- verneurs in den übrigen Theilen von Syrien; und wurde der Druck der Verwaltung auch den Bergbewohnern von Seite der Emire, und zum Theil vielleicht sogar in einem erhöhten Maasstabe, zu Theil, so war doch andrerseits für dieselben in ihrer Verfassung der grosse Vortheil nicht zu verkennen, dass ihre Fürsten aus ihrer Mitte v»'aren, dass sie ihre eigene von der Landes-Verwaltung separirte Gerichtsbarkeit hatten und dass die Aufrechterhaltung ihrer Rechte von den Emiren schon ihrer eigenen Existenz halber eifrigst bewacht werden ninsste. Hinsichtlich des Grundeigenthums lebte das türkische Prinzip, das seit Sultan Selim's Eroberung in Syrien heimisch geworden war, anch unter der egyptischen Regierung fort. Grundeigenthümer konnte nämlich im Geiste der Verfassung- nur der I^andesherr, die Kirche oder eine milde Stiftung seyn. Die ünterthanen waren nur die Pächter, die nach Gutdiinken der Regierung von ihrem zeitlichen Besitze ent- fernt werden konnten und nach deren Tod derselbe ohnehin wieder in die Hände der Verwaltung oder vielmehr in die des Laiulesherrn zurückfiel. Im Laufe der Zeit jedoch ge- schah es, dass die türkischen Paschas vielen Familien den !Nutzgenuss ihres Pachtbesitzes nicht nur lebenslänglich, sondern sogar erblich für ihie ganze Nachkommenschaft 815 zusicherten und ihnen darüber eigene Urkunden, soj^enannte ßujurdi, eine Art Firman oder Lehensbrief, anstertig^ten. Auch die Moscheen und milden Stiftungen verliehen den Fachtbesitz ihres Griindeigenthunis erblich an ganze Fami- lien und ihre Nachkommen. Ein merkwürdiges Vorrecht gibt das Gesetz auch den Frauen, demgemäss diese unge- stört im Nutzgenusse von Grundstücken bleiben, sobald sie dieselben erworben haben. Viele Syrier besitzen daher in die- sem Sinne Ländereien auf den Namen ihrer Frauen. Alle diese Verleihungen wurden von der eg5'ptischen Regierung in Syrien aus guten Gründen stets respectirt, und nie trat in diesem Lande jene willkürliche Aufhebung dieser erbli- chen Pachtungen und des Grundbesitzes der Moscheen und milden Stiftungen ein, die Mehemed-Ah in Egypten vornahm. Demungeachtet aber fand ein Grundbesitz von Seite der LInterthanen im engern Sinne des Wortes dadurch nie statt, weil der Landesherr, den bestehenden Prinzipien nach, doch immer der Herr alles unbeweglichen Besitzthums blieb. Eine wichtige Änderung ging mit Beginn der egyptischen Herrschaft in Syrien hinsichtlich des früher daselbst statt gefundenen Abgaben-Systems vor. Die direkten Auflagen wurden erhöht, jedoch hörten dagegen, der Verfassung nach, alle jene willkürlichen Erpressungen der Pascha's, jene Reihe von Auflagen auf, die die Gouverneurs unter gar kei- nem andern Titel, als weil sie plötzlich Geld brauchten, so oft den ünterthanen auferlegten und mit barbarischer Strenge eintrieben , als sie nur wollten. Die egyptische Verwaltung sezte folgende direkte Abgaben fest, als: 1) Den bereits von Sultan Selim eingeführten Miri oder die Grundsteuer. Diese Steuer wird von den Ünterthanen für den Nutzgenuss ihrer Ländereien im Maasstabe der Qua- lität derselben entrichtet und zwar für den Feddän* von 5 tt. bis 2 fl. Konv.-Mze. Die Moscheen und milden Stif- tungen waren von der Entrichtung dieser Abgabe nicht aus- genommen. Wäre dieser Steuer eine genaue Vermessung des kultivirbaren Landes, eine genaue Abschätzung seiner * Ein Feddän = 40,833 ares = 4083,33 □Meter und ungefähr 36,800 Pariser Q Fuss. 810 Prodnktions-Fähig-keit nnd eine ordentliche Vertlieilimg" und Grössenbestimmung^ der einzelnen Grund-Parzellen zu Grunde g-elegft worden , so wäre sie trotz ihrer bedeutenden Höhe für den ünterthanen nicht so drückend gewesen, als sie es dadurch wurde, dass jene Bestimmung-en nur höchst willkür- lich vorgenommen wurden, die Abschätzungen der Produk- tionsfähigkeit unwahr, folglich die Zurechnungen der Steuer- Beträge unbillig waren. Noch drückender, schon durch ihre Natur von Vorne herein , war eine späterhin von der egyp- tischen Regierung eingeführte zweite Art des Mir! , der so- genannte Miri achdar, oder grüne Miri, der darin bestand, dass von allen fruchtti'agenden Bäumen, als: Oliven, Maul- beerbäumen, Feigenbäumen etc., ein gewisser Betrag gezahlt werden musste. Fünfzig Stöcke oder Bäume bildeten einen Deräm und jeder solche Deräm war mit 2^ Piastern oder 15 kr. Konv.-Mze. jährlich besteuert, indem man annahm, dass dieser Betrag so ziemlich 5§ des in mittelmässigen Jahren aus den Früchten dieser Bäume zu hoffenden Ge- winns ausmachen möge. In einem Lande, das auf grosse Strecken, wie am Libanon, keineswegs zu den fruchtbaren gehört, wo der Mensch mit unsäglicher Mühe dem Felsen- terrain durch Terrassenbau einen Fleck abringen muss, auf welchen ein paar Bäume hinzusetzen er im Stande ist , für deren Ertrag er in jeglicher Beziehung, bis auf den Besen herab, den er aus dem Reisig derselben, oder aus ihrem Baste, verfertigt, wieder eigens besteuert wird, ist eine sol- che Abgabe höchst drückend, und um so mehr, da sie gerade am schmerzlichsten den ärmsten Theil des Volkes trifft, der rein mit seinem Lebensunterhalte auf diese Kategorie der Boden-Produktion hingewiesen ist. Daher kam es, dass die Ünterthanen ihre Baumpflanzungen vernachlässigten, sie dort, wo sie nicht gerade von ihrem Ertrage abhängig waren, so- gar vertilgten und oftmals um die Gnade baten, sie von ei- nem Besitze zu entfernen, bei dem ihre Existenz unmöglich war. Bei Entrichtung dieser Abgabe fanden auch ausserdem von Seite der Gouverneurs Missbräuche mancherlei Art statt; fio ist es faktisch , dass diese Baumsteuer oft lange vorher 817 schon erhoben wurde, bevor die Bäume so weit gediehen waren, dass sie als ertraocsfahig- betrachtet werden konnten. 2) Der Charadsch, die ebenfalls schon seit alten Zeiten bestehende Kopfsteuer der Rajas. Diese wurde vom 15. Lebensjahre an von jedem christlichen ünterthanen der Re- g-ierung- in einem jährlichen Betrage von 42 bis 54 kr, Konv.- Mze. entrichtet. Da sie in Piastern bemessen war und de- ren Werth früher ungleich höher stand als später, so war bei gleicher Piasterzahl der eigentliche Betrag dieser fiir die Christen nicht sehr ehrenvollen Steuer früher auch ein weit bedeutenderer. 3) Die Personal-Steuer, der sogenannte Ferdet el Russ, die ohne Unterschied der Religion von allen Ünterthanen, nur Civil- und Militär-Bedienstete ausgenommen, erhoben wurde. Diese Steuer ward so berechnet, dass sie den zwölf- ten Theil des jährlichen Einkommens betragen sollte, war also schon in ihrem Prinzipe eine sehr drückende Maasregel, wurde es aber noch mehr dadurch, dass das Minimum ihres Betrages, der vom 15. Lebensjahre an entrichtet werden musste, l fl. 30 kr. Konv.-Mze., das Maximum aber 50 fl. Konv.-Mze. betrug, denn auf diese Weise traf diese Abgabe am schmerzlichsten wieder nur die arme Klasse des Volkes, bei der der Ferdet häufig den Verdienst eines ganzen Mo- nats in Anspruch nahm*, während die Reichen bei dem für höJieres Einkommen sehr beschrä,nkten Maximum von 50 fl. Konv.-Münz verhältnissmä,ssig nur unbedeutend besteuert waren. Dieser Ubelstand wurde noch vermehrt durch die willkürliche Schätzung des jährlichen Einkommens der be- steuerten Individuen, die von dem Diwan Schori oft ohne alle Kenntniss der individuellen Verhältnisse, ohne Eindrin- p"en in das Detail derselben, ohne Sinn für Recht und Bil- ligkeit vorgenommen wurden, und bei denen der bekannten Bestechlichkeit der türkischen und egyptischen Beamten alle Schranken geöffnet waren. Dabei wurde das ganze Steuerwesen mit namenloser Nachlässigkeit und strafbarer * Ein arabischer Bedienter ist z B. mit einem Lohn von 15 Piastern oder 1 il. 30 kr. Kouv.-Mze. monatlich schon gut bezahlt. 818 Gleichj^iiltigkeit gegen eingeschlichene Fehler geführt, und Fälle, dass ein und dieselbe Person unter verschiedenen Namen ihren Ferdet zweimal zahlen musste, oder dass die Beträge solcher Individuen , die durch Tod oder auf andere Weise aus der Gemeinde gekommen waren, nicht aufgehoben, son- dern unter den Rest der Bevölkerung repartirt wurden, wa- ren, "wie Perrier sehr wahr sagt, gar nicht so selten. Als indirekte Abgaben sehen wir im egyptischen Ver- waltungs-Systeme : 1) Die Zölle sowohl für die Einfuhr ausländischer Waaren uls den Handel und die Konsumtion derselben im Lande selbst. Das ganze Zollwesen war an inländische Negozianten verpach- tet, die mit der bekannten Habsucht, Geldgier und dem ihnen häufig eigenen, schmutzigem Eigennutze sich zahllose Vexatio- nen erlaubten, die vorzüglich die inländischen Parteien trafen; denn die europäischen und unter einem europäischen Schutze stehenden Handelsleute waren meist durch die Handelstraktate oder sonstigen Übereinkünfte ihrer Nationen geschüzt, theils schüzte sie an und für sich vor solchen Willkürlichkeiten, denen die Landeskinder ansgesezt waren, die auf Furcht gegründete Achtung, die der Europäer im Oriente geniesst. So kam es , dass die europäischen Handelsleute bei der Ein- fuhr tarifmässiger Waaren in einem syrischen Hafen l bis ]*^5, von nicht im Tarif enthaltenen 3^ des Werthes ent- richteten, während die inländischen durchaus 4 g bezahlen niussten , und durch höchst willkürliche Änderungen und Er- pressungen dieser Betrag für leztere oft sogar auf 10 und 12^ stieg. Alle Thiere waren an den Thoren der Städte einer Abgabe unterworfen; so wurde für Ochsen und Kühe beim blossen Transport per Stück 1 fl. 18 kr. bis 2 fl. 6 kr. Konv.-Mze. bezahlt, waren sie jedoch zur Konsumtion be- stimmt, so stieg die Abgabe auf 6 fl. und 7 fl. Konv.-Mz#; Ähnliche Taxen waren für Pferde, Schafe, Ziegen und Ka- mele zu bezahlen, so auch für alles Getreide, Futtergegen- stände, für Ess- und Trinkwaaren, für Brennmaterialien, in so ferne sie zur Konsumtion bestimmt waren oder auch Mos transpoitirt wurden. Von diesen Abgaben waren die Europäer insoweit ihres eigenen Bedarfes ganz befreit. 810 2) Die Abgaben an die Magazine der Regierung in na- tura. Zum Bedarfe der Armee nämlich mussten alle, die mit dem Nutzgenusse von Ländereien betheilt waren, im Verhältnisse ihrer Produktion und auf ihre Kosten an die be- nachbarten Schunen (Magazine der Regierung) gewisse Quan- titäten Getreide, Butter, Oel, Stroh ete. liefern. Die fiir die ünterthanen fixirten Natural-Kontributionen reichten nie hin, diesen Bedarf der Magazine zu decken, sondern lezte- rer betrug oft das Dreifache der erstem. Dieses Superplus der Natural-Abgabe sollte zwar den ünterthanen im Gelde vergütet werden ; da jedoch sowohl das Ausmaas der Na- turaleinlieferungen, als die Bestimmung ihres Geldwerthes den Beamten dieser Magazine überlassen wurde, so fielen dabei wieder zahllose ßekürzungen und die schamlosesten, gewaltthätigsten Betrügereien vor, unter denen natürlich Niemand litt, als wieder der üuterthan. Perrier, der als Adjutant SoLiMA^N-Pascha's die Verhält- nisse sah und kannte, und der mit edler Fieimüthigkeit sich über diese Gegenstände ausspricht, erwähnt des doppelten Maases , das bei diesen 3Iagazinen bestand, nämlich eines für den Empfang und ein anderes, kleineres natürlich, für die Abgabe. Der Gewinn, der durch diesen offenbaren Be- trug den Beamten zuging, belief sich bis zu 17^ des Ge- sammt-Werthes und wurde von ihnen, 3fuselmännern sowohl wie Christen, als ein Theil ihres Einkommens betrachtet, zu dem die Oberbehörden schlecht genug waren, die Augen zu schliessen, oder sie des eigenen Interesses halber schlies- sen mussten. Ich habe des Abscheulichsten dieser Art im Oriente so viel gesehen, dass ich gar keinen Grund habe, in die buchstäbliche Wahrheit dieser Angabe Perriers auch nur den mindesten Zweifel zu setzen, und um so weniger, da er an der ganzen Verwaltung noch bei weitem zu viel Lübenswerthes findet und sich durchaus nicht feindlich gegen sie ausspricht. 3) Die Monopole. Sie bestanden im Ganzen in Syrien unter der egyptischen Verwaltung in derselben Form und der Hauptsache nach wohl auch in demselben Umfange, wie sie in Egyptcn zur Zeit meiner Anwesenheit bestanden 820 haben, und ich beziehe mich daher hinsichtlich dieses Ge- genstandes auf das, was ich S. 327 «lieses ersten Bandes dari'iber gesagt habe. Ganz jedoch hatte das Monopoisy- stem in Syrien nicht jene enorme Ansdehnung- wie in Egyp- ten, wo es fast die ganze Boden-Produktion nmfasste und im buchstäblichen Sinne des Wortes, in Verbindung mit dem übrigen Drucke, dem armen Fellah nicht das Hemd auf dem Leibe liess, denn in ersterm Lande hatte der ünterthan iloch einige Gegenstände unter den Bodenerzeugnissen und die wenigen Produkte seiner industriellen Bemühungen zur Verwerthung im öffentlichen Handel frei. Dahin gehörten z. B. Wein, Tabak, Oel, Früchte, rohe und verarbeitete Seide etc. Für die Entrichtung und richtige Einbringung der sy- fitemisirten Steuern und Abgaben, der direkten sowohl, als indirekten, haben die damit beauftragten Beamten persönli- die Verantwortung; für einige der direkten Abgaben aber, wie für die beiden Miris und für den Ferdet, haben die ün- terthanen einer Stadt oder eines Dorfes, nach der in Egypr ten eingeführten und wirklich raffinirt despotischen Verfah- rungsweise, solidarisch, d. h. Alle für Einen zu haften, wor durch bei eintretender Zahlungsunfähigkeit mehrerer Gcr meindeglieder auch den übrigen, die für ' sich im Stande wären, ihre Zahlungen abzutragen, nichts bleibt als die Aus- sicht, dem entsetzlichen Fatum, das über ihren Köpfen wal- tet, nicht entgehen zu können. Da die Bergbewohner des Libanon unter ihren Emiren einen für sich abgeschlossenen Körper bilden und die egypT tische Verwaltung auf das demselben festgesezte Abgabeur 3ystem nur durch den Tribut Einfluss ausübte, den sie den Emiren für ihren Besitz abforderte und der in lezter Zeit die festgesezte Summe von 6782 Börsen oder 339,100 fl. Kquv.- jVIze. jährlich betrug, so hatten die obenangeführten Steuer- Regulative auf sie keinen unmittelbaren Einfluss. Die Art und Zahl der Auflagen, die jedoch die Emire ihren ünter- thanen auferlegten, waren ziemlich dieselben, wie in jenen Theilen Syriens, die unniittelbar der egyptischen Regierung unterstanden; nur schien mir, dass die Art und Weise, diese 821 Abgaben einzutreiben, weniger barbarisch, weniger forcirf, und überhaupt eine billigere war. Wäre es bei obenerwähn- ter Tributforderung geblieben, so hätte iene Summe, im Vergleiche mit der Volkszahl und der Beschaffenheit des Landes, nur eine sehr billige genannt werden können; aber auch die Emire waren nach Umständen und besonders durch die Revolte, die sie, wenn s\e sich auch nicht selbst an die Spitze stellten, doch unter ihren Augen geschehen Hessen, einer Menge ausserordentlicher Abgaben, Kontributionen und Vexationen von Seite der Militär- und Civil-Behörden aus- gesezt, deren Betrag sie wieder ihren Unterthanen zu Last sezten, deren Schicksal folglich dadurch keineswegs ein günstigeres war, als das der übrigen Bewohner Syriens. Betrachten wir diese Summe von Abgaben, die die egyptische Verwaltung dem syrischen Volke auferlegte, und die Summen, die ihr dadurch zuflössen, so kann man sich allerdings nicht genug wundern , dass der Vizekönig nicht nur einen höchst geringen jährlichen Ertrag von Syrien hatte, sondern häufig noch Zuschüsse machen musste. Nimmt man aber dagegen die Kosten der Erhaltung einer Armee von fast 70,000 Mann, die dieses Land und das Paschalik Adana in lezterer Zeit besezt hielt, die fast ununterbrochene Reihe von Revolten im Lande selbst, die fortwährend kriegerische Stellung der Pforte gegenüber, die hohen Bezahlungen der obern Militär- und Civilbehörden, die der Vizekönig dadurch an seine Person fesseln musste, so dürfte sich die Sache sehr natürlich erklären. Wenn wir zwischen der Verwaltung Syriens unter der Herrschaft der Pforte und der unter der egyptischen Regie- rung eine Parallele ziehen und dabei auch noch den zu gleicher Zeit stattfindenden Zustand von Egypten berück- sichtigen, so ergibt sich folgendes Resultat: Unter der Oberherrschaft der Pforte litt Syrien durch die Willkür der Pascha's, die das getheilte Land gepachtet hatten. Die Abgaben waren nicht geregelt und es erreich- ten die Erpressungen manchmal eine Höhe und waren mit Gewaltthätigkeiten verknüpft, die ihnen den Charakter forr melier Beraubungen der Unterthanen gaben. 822 Diese geradezu willkürlichen Erprcssunp^en durch die Pascha's, als Landespächteni , fanden unter eg^yptischer Herrschaft zwar in dem Sinne nicht statt, dass derlei Ge- waltthaten 5 wie es unfer der Pforte der Fall war, im Geiste der Verfassung von Vorne herein lagen, da diese Paschas als die besoldeten Gouverneurs des Landes, nicht als die Pächter desselben zu betrachten waren; andrerseits aber waren Missbräuche derselben Art, oder wenigstens ei- ner ähnlichen, auch unter egyptischer Regierung häufig; denn es genügte nicht allein, irgend eine Staatseinrichtung zu treffen, sondern es war durchaus nöthig, was man im Oriente nicht einsehen wollte, mit Kraft und Umsicht jene Verhältnisse herbeizurufen , unter denen allein eine solche in ihrer Idee vielleicht sehr weivse Einrichtung bestehen könne. Das neuere Gesetz von Gül Hanne z. B. ist in sei- ner Idee menschlich, erhaben, und macht dem Herrscher Ehre. In seiner Ausführung stellt es sich als illusorisch dar; denn es behandelt einen darauf nicht vorbereiteten Stoff; das Volk versteht mit Einem Worte den Geist dieses Gesetzes nicht, und, was Iran rig ist, auch nicht die Beamten, dencii es zur Ausübung obliegt. Sie stehen ihm vielmehr feind- selig entgegen, weil es eine Religions-Partei begünstigt, die sie hassen. Widerspenstigen , rohen , fanatischen Beamten gegenüber mangelt der Regierung die moralische und phy- sische Kraft, dieselben kategorisch zu zwingen, in ihrem Geiste zu handeln, und durch solche Aufsehen erregende Institutionen, denen sie kein Ansehen verschaffen kann, scha- det sie sich nur in der öffentlichen Meinung. Unter solche verunglückte Spekulationen ist z. B. die Errichtung des Di- wan Schori in den grössern syrischen Städten zu zählen. Der aiifjingliche Plan war, durch eine Art von Volksvertre- tung der im Geiste des Gesetzes begründeten zu unbeschränk- ten Gewalt der Behörden dadurch einen Damm entgegen- zusetzen , dass die Interessen des Volkes zum Gegenstand der Berathung gemacht wurden und von den Gouverneurs nicht gerade hin entschieden werden sollten. Es Lag eine europäische, aber missverstandene Idee zu Grunde. Ohne darauf eingehen zu wollen, ob der geistige und sittliche 823 Habitus des Volkes auch wirklich ein solcher war, der es |^eeij>net machte, durch Individuen aus seiner Mitte im Wege der ßerathung vertreten zu werden, war die Stellung der Behörden zu den üiiterthanen bereits eine solche , die jeden Einfluss eines Körpers der Art, wie der Diwan Schori war, aufhob, folglich den Körper selbst höchst überflüssig machte. Man begnügte sich, die Form des Ganzen aufzufassen , ver- wechselte sie mit dem Wiesen selbst, glaubte durch die einmal ausgesprochene Einrichtung Alles gethan zu haben, und bekümmerte sich nun nicht weiter darum und ging in die Frage nicht ein, ob die Elemente, aus denen das Ganze zusammengesezt war, wohl von der Art seyen, dass sieh vernünftiger Weise ein Erfolg voraussetzen Hesse. Diess war nun aber gerade nicht der Fall, denn die den Behörden untergeordnete Stellung der Diwans -Mitglieder war eine solche, dass sie, wollten sie nicht ihre persönliche bürger- liche Existenz aufs Spiel setzen, es nicht wagen konnten, sich den Entscheidungen eines Kadi, Müsselinis oder Paschas entgegenzustellen; daher auch alle Appellationen an solche Gerichtshöfe, alle Rückfragen in administrativen Gegenstän- den an den von oben ausgegangenen Entscheidungen nichts mehr änderten. Dazu kam der im Oriente eine so grosse Rolle spielende Eigennutz bei Eröffnung irgend einer Aus- sicht auf pekuniären Gewinn, der die Erkenntnisse solcher Diwans käuflich machte und, besonders in Steuersachen, dieselben häufig gegen Recht und Billigkeit aussprechen Hess. Merkwürdigerweise waren es gerade in Egypten und Syrien die Eingebornen, Christen sowohl als Muhamedaner, die in öffentlichen Stellungen gegen ihre Landsleute sich weit mehr Ungesetzlichkeiten erlaubten, als die Türken selbst, und leztere auch in barbarischen Gewaltthätigkeiten noch weit übertrafen. War es auch nicht zu verkennen, dass unter der egyptischen Regierung die ganze Verfassung besser und fester organisirt war, als unter der Herrschaft der Pforte es der Fall gewesen ist, so leuchtete doch der Mangel eines klaren, positiv über alle Fälle sich ausspre- chenden humanen Gesetzes nur zu sehr hervor. Man baute auf diesem ungenügenden, der Willkür unbeschränkten Raum Ur»jii:0(;r.a, !{ci«e« , I. Bd. ». Tlil. 53 824 gebenden Gründe fort. Die Religion verbietet den Musel- männern , diesen Weg; zu verlassen , und die Behauptung; dürfte daher nicht zu kühn seyn, dass die Länder, in denen der Islam gebietet, nie sich des Segens humaner Verfassun- gen in der Idee nnd in der Ausführung erfreuen werden können , so lange sich die herrschende Partei nicht ent- schliesst, ihr unpraktisches Grundgesetz zu verlassen oder zu modifiziren, so lange alle Änderungen in ihrer bestehen- den Verfassung nur kenntnisslose Nachahmungen der Insti- tutionen fremder Völker sind , die man dem eigenen Volke mit Gewalt anpassen will, ohne die Nothwendigkeit einzu- sehen, es erst so denken zu lehren, wie jene Völker denken. Daher sehen wir lauter Missgriffe, und sehen unter lauter Missgriffen ein Volk tiefer und tiefer sinken, das unter an- dern Zeitverhältnissen eine glänzende Periode durchlebt hat, lind dem ein inneliegender edler, jeder Ausbildung fähiger Stoff nicht abzuläugnen ist. Ich nannte den Koran, d. h. das Grundgesetz der türkischen wie der egyptischen Verwal- tung, unpraktisch. Das ist er auch in den gegenwärtigen Verhältnissen. Gehen wir in jene Zeit zurück, als der Islam seine Fahne im fanatischen Kampfe gegen das Christenthum entfaltete; als die Sultane noch im Schlachtgew ühle an der Spitze ihrer durch den Glauben begeisterten Horden fochten; als, wie schon einmal erwähnt, der Araber noch, durch den Koran entflammt, vor sich das Paradies, hinter sich Tod und Teufel sah : da war das Gesetz des Islams an Ort und Stelle, da war es praktisch und ist es noch für den wilden Beduinen, der durch Jahrtausende derselbe ge- blieben ist, und der keinen DraTig in sich fühlt, seine Wüste zu verlassen und in die Reihen knltivirter Völker einzutreten. Bei den mit den Europäern in direktem Verkehr stehenden orientalischen Völkern ist es anders; die Zeiten haben sich geändert. Der Orientale fühlt, wie sehr er im Vorschreiten der Civilisation zurück geblieben ist; er kennt seine Schwäche, dem kräftigen, unternehmenden Europäer gegenüber, und sucht durch Sprünge das Versäumte einzuholen, was ihm um so weniger gelingen kann, da ihm die Füsse durch seine alten, sich gleichgebliebenen Gesetze gebunden sind, die nun nicht 825 mehr praktisch sind und die einer radikalen Reform bedür- fen, sollen sie ihn in seinen Be\veg;ung^en nicht hindern. Die Bedürfnisse des Staates sind andere geworden, die Interes- sen des Volkes haben sich mit der Stellung, die das osma- nische Reich und seine Zweige gegenwärtig im Systeme der Staaten einnehmen, geändert. Der Orientale fühlt das und sucht von Aussen Hülfe, während das Ubei in seinem In- nern, in seiner religiösen, moralischen, geistigen und politi- schen Befähigung liegt. Nicht ein kindisches Haschen nach Civilisation, nicht ein freches Auftreten im Bewusstseyn in- nerer Schwäche, werden den gesunkenen Orient heben; der Orientale muss Europäer werden , von vorne herein , vom Grunde aus, nicht stückweise, wenn er anders dem Europäer zur Seite sich stellen will. Das ist die Anforderung der Zeit, und ihr zu widerstreben ist Untergang; das lehrt die Geschichte aller Zeiten und aller Völker. Der Orientale war von jeher gewohnt, seine Sultane in seiner Mitte zu sehen. Sie haben sich in ihren neu an- genommenen Verhältnissen vom Volke getrennt, sie haben sich mit Formen umgeben , die der ünterthan nur schwer durchdringt, um zu seinem Herrscher zu gelangen. Der arme, misshandelte Fellah wagt es nicht, gegen den Aus- spruch seines Müsselim höhern Ortes Klage zu stellen; denn bis er dahin kömmt, sieht er nur neue Misshandlungen vor sich. Daher bleiben die Einrichtungen zur Appellation von den Entscheidungen der Lokalbehörden an den Landesherrn ohne Erfolg für den ünterthanen. Gelingt es diesem dennoch, bis zu seinem obersten Gebieter zu gelangen, so wird ihm auch meist sein Recht, wie billig, zuerkannt, worüber von Seite Mehemed-Ali's sowohl als IßRAHiM-Pascha's glänzende Beispiele anzuführen wären. Ein grosser Nachtheil der türkischen Verwaltung- war die Vereinigung der Ausübung der Justiz mit der Admini- stration und der Besorgung des Finanzwesens in ein und derselben Person, nämlich in der des Pascha. Diesem Übel- stande wurde von Seite der egyptischen Regierung durch ihre Verwaltungs-Organisation keineswegs begegnet; denn fand auch eine Trennung dieser so sehr verschiedenen 53* 826 Geschäftszweige den damit betheilteii Personen nach statt, so blieben sie doch in ein und derselben Behörde gewisser- ■inassen vereint, da der Kadi sowohl als der Saraf unter dem unmittelbaren Einflüsse des Müsselims standen, der also so zu sagen die ganze Regierung seines Distriktes in seinen Händen hatte, was zu zahllosen Missbräuchen seiner Amtsgewalt Anlass gab. Die Last der Abgaben, die die ägyptische Regierung vom syrischen Volke erhob, war aller- dings bedeutend. Wären sie jedoch im Geiste des Systems regelmässig erhoben worden, wäre bei der Beurtheilung der Besteuerungsfähigkeit jedes einzelnen Linterthanen, bei der Austheilung der Steuer-Öuoten mit Gewissenhaftigkeit und Sachkenntniss zu Werk gegangen worden, kurz, hätte man das Steuersystem so ausgeführt, wie es auf dem Papiere entworfen wurde, so wäre seine Last für den linterthanen bei weitem nicht so drückend gewesen, als die ganz will- kürlichen Erpressungen es waren, die unter der Herrschaft der Pforte statt gefunden haben. Leider aber war es gerade der entgegengesezte Fall. Die der Erhebung des Miri zu Grunde gelegten Katastralbestim- mungen, wenn wir die Sache so benennen wollen, waren das Produkt eines höchst nachlässigen und nur beiläufig gemachten Anschlages; die Schätzungen der Produktions- fähigkeit waren einerseits häufig bedingt durch Bestechung, andrerseits auf das unbilligste übertrieben. In einer ähnli- chen Weise waren auch die dem Ferdet el Russ zu Grunde gelegten Bestimmungen des jährlichen Einkommens. An und für sich eine sehr bedeutende Last, wurde der Ferdet zur drückendsten Bürde durch die Willkür, mit der der Diwan Schori die Beträge dieses jährlichen Einkommens ermittelte, wobei einerseits die strafbarsten Nachlässigkeiten, andrerseits die schamlosesten Betrügereien stattfanden. Nehmen wir nun noch die Abgaben an die öffentlichen Magazine der Armee, die Kopfsteuer der Rajas, die Zölle, Taxen und Monopole der Regierung, die zahllosen Betrügereien und Vexationen, die Beamte und Pächter ungestraft sich dabei gegen die Linter- thanen erlaubten, so sehen ^^ir, dass das syrische Volk unter 827 dem organisirten Steuersysteme der egyptischen Verwaltung nicht viel weniger litt, als unter den willkürlichen Erpres- sungen der türkischen Paschas, und dass es eigentlich den Druck durch diese nur gegen einen systematischen Druck vertauscht hatte. Am meisten trafen die schädlichen Folgen dieser Verwaltung die Ackerbau- und überhaupt Landwirth- schaft - treibende Klavsse, weniger den Gewerbestand, der, meist in grösseren Städten lebend, eine Menge W^ege hatte, sich einer ungesetzlichen Anwendung des Steuersystems zu entziehen; am wenigsten wurde der Handelstand dadurch betroffen, denn theils war er als Pächter der Zölle selbst aktiver Theilnehmer, theils hatte er in seinem grössern Reichthum das beste Mittel, sich unbilligen Anforderungen zu entziehen. Der acht türkische Grundsatz, dass man den Landmann um so höher besteuern müsse, je mehr er seinem Boden abgewinnt, ein Grundsatz, der auch in Egypten in voller Ausübung stand, bewirkte eine totale Vernachlässigung des Ackerbaues, indem der Landmann sehr richtig sagte: „wozu soll ich mehr Fleiss anwenden? Erzeuge ich mehr, so nimmt man mir mehr", ein Übelstand, der noch mehr auf die Kultur der Fruchtbäume zurück wirkte. Andrerseits hatte jedoch das kräftige Regiment Mehe- med-Ali's und seines Sohnes Ibrahim dem Lande Vortheile gebracht, die es unter der Herrschaft der Pforte total ver- misste. Dahin gehört vor Allem der Schutz, den die egyp- tische Regierung den nicht muhamedanischen ünterthanen, besonders den Christen, gewährte. Der Fanatismus,, der sich vorher bei jeder Gelegenheit gegen die christlichen Ünterthanen aussprach, wurde, durch ihn wenigstens in so Aveit gehemmt, dass er es nicht mehr wagen durfte, in offe- nen Misshandlungen und Schmähungen aufzutreten ; die den Christen heiligen Orte erhielten viele Vortheile und erfreu- ten sich eines kräftigen Schutzes; den Christen wurde in Streitsachen, selbst Muselmännern gegenüber, Recht zuer- kannt, was früher fast unerhört war: die Christen erhielten die Bewilligung, Waffen tragen zu dürfen, und da sie Ibra- him-Pascha bei Bekämpfung der Revolte der muhamedani- schen ünterthanen im südlichen Syrien treu zur Seite standen, 828 behielten sie diese Bewilligung; sogar in jener Periode bei, In der die allgemeine Entwaffnung der inuhamedanischen Bevölkerung statt fand, die sich erst später, in Folge der Revolte der Bergbewohner, auch auf die Christen wieder ausdehnte. Den christlichen Kirchen und Klöstern wurden verschiedene kleine Rechte eingeräumt, auf die sie einen besondern Werth legten, z. B, die Bewilligung, Glocken besitzen zu dürfen, um die Gemeinden zum Gebete zu ver- sammeln. Christen konnten ungestört Gewerbe und Handel treiben, wurden sogar zu hohen Ämtern im Staate befördert; Neckereien, wie z. B. das Verbot, auf Pferden zu reiten u. dgl. hörten auf, indem Ibrahim es sehr gut verstand, die Mu- selmänner auf das Lächerliche solcher Vorzüge aufmerksam zu machen , kurz , die Christen traten , so weit es nur die mangelhafte Verfassung zuliess, in ein rechtliches Verhält- niss ein. So hörte auch der Unterschied der Kleidung auf, und bei meiner Anwesenheit in Syrien konnten sich die Christen ganz desselben Kostüms bedienen, wie die Muha- medaner, nur mit Ausnahme der grünen Turbane, die aus- schliesslich von den Scherifs, d. h. von den Verwandten des Propheten, getragen werden. Unter der Herrschaft der Pforte waren die von den Unterthanen alle Augenblicke geforderten Frohnarbeiten, Avofür, ausser Schlägen für den Saumseligen, keine Vergü- tung erfolgte, zwar nicht zu der Entsetzen erregenden Höhe gestiegen, die ich in Egypten fand, wo die Frohnarbeiten zum Theil den Landmann ganz in Anspruch nahmen und wo er darüber sogar das Land brach liegen lassen musste, für dessen Bebauung er doch so enorm besteuert war; aber sie waren doch immer von einem solchen Umfange, dass sie erstem wenigstens nahe kamen. Auch diese Last wurde unter egyptischer Regierung mehr orgauisirt, traf den Chri- sten wie den Muselmann, während sie unter der Pforte er- stem vorzüglich in Anspruch nahm, und war so, dass dem Landmaun wenigstens Winter- Vorrath für seine Pferde, Kamele etc. blieb und er sie auch für seinen Dienst be- nützen konnte; nur bei der Zunahme der Dienste für die Armee in den lezten Jahren der egyptischen Regierung 829 wurde die Froliiie auch für den syrisclien ünterthanen um so unerträglicher, als man endlich so weit ging", ihm seine zum Landbau und Verkehr dringend nöthigen Thiere ganz weg- zunehmen. Diess fand jedoch im Drange der Kriegsverhält- nisse statt und kann nicht als Maasstab zur Beurtheilung der Verwaltung dienen. Unstreitig der grösste Vortheil,. den die egyptische Re- gierung für die büigerliche Existenz der Syrier mit sich brachte, war die grosse öffentliche Sicherheit, der sich uft- ter Mehemed-äu und seinem Sohne Ibrahim das ganze Land bis weit in die benachbarten W^üsten zu erfreuen hatte. Räubereien auf Heerstrassen bis in die entlegensten Thä- 1er, Diebstähle in Dörfern und Städten, waren seltner, als in manchen Ländern von Europa. Ungehindert konnten fromme Pilger alle heiligen Orte besuchen, ohne mehr den Raiibanfällen eines Abu Gösch zwischen Jaifa und Jerusa- lem ausgesezt zu seyn; unangefochten durchkreuzten die Handels-Karavanen, oft die werthvollsten Güter transportirend und nur von ein paar Menschen begleitet, das Land in allen Richtungen. Während man es unter der Herrschaft der Pforte kaum wagen durfte, ohne zahlreiche Begleiter in der Nähe der syrischen Küstenstädte zu reisen, durchzog ich allein mit vier Beduinen und meinem schwarzen Bedienten im J. 1838 das ganze peträische Arabien und das ganze südliche Syrien, reiste allein mit meinem Diener im Liba- non und Antilibanou kreuz und quer. Während unter der Herrschaft der Pforte die Kurden und die Beduinen vom Stamme Anesi die Ebenen von Nord-Syrien und Karamanien in Masse durchstreiften und die grössten Karavanen auf- hoben, glichen meine Reisen daselbst mit meinen europäischen Gefährten und ohne alle Bedeckung wahren Lustreisen, und wir waren, ohne irgend eine Gefahr zu treffen, einzig und allein nur jenen Strapazen ausgesezt, die das Klima und das anhaltende Reiten mit sich bringen und gegen die keine Macht der Erde schützen kann. Während unter der Herr- schaft der Pforte kein Europäer es wagen konnte, ohne des lästigen orientalischen Kostüms sich zu bedienen , in irgend einer syrischen Stadt sich sehen zu lassen, traf ich ia 830 Jerusalem mehrere deutsche Handwerksbursche, die ohne Begleitung, und ohne nur ein Wort der Landessprache zu verstehen, in ihren europäischen Kleidern ganz Palästina, ohne die mindeste Unbilde zu erfahren, durchreist hatten. Häufig begegneten mir auf abgelegenen Gebirgswegen ein- zeln reisende, unbewaffnete Europäer, die auch nicht im ent- ferntesten daran dachteji, dass ihnen von Seite der Landes- Bewohner etwas Übles begegnen könne. Ruhig, wie mitten iii Europa, lebten die Europäer auf ihren oft von den Städ- ten sehr entfernten Landsitzen, und wenn irgend einem Rei- senden ein Unglücksfall durch böse Hand begegnete, so dürfte dei-selbe entweder die Folge einer Privatrache, oder politischer Umtriebe, oder, besonders bei Fremden, des ei- genen unvorsichtigen Benehmens gewesen seyn. Als Syrien in die Hände der egyptischen Regierung kam, wimmelte das Land von Raubgesindel aller Art, und es war ein eiserner Arm nöthig, um Ordnung in das Ge- wirre zu bringen. Bei einem rohen, ungebildeten Volke kann man nicht durch leere Formen wirken, es ist ein ener- gisches Einschreiten der Gewalt das einzige Mittel; daher viele Fälle, die unpraktische Reisende als Beweise von Grau- samkeit der egyptischen Regierung anführen, nichts waren als nothgedrungene Mittel zur Einführung eines rechtlichen Zustandes, zur Begründung öffentlicher Sicherheit. So sehr gedrückt die niedere Volksklasse in Syrien durch Abgaben, durch die Art und Weise ihrer Repartition und ihrer Erhebung, durch Frohnarbeiten, durch Monopole etc. war, so sehr wurde die Gevverbe-treibende Klasse und «och mehr dieHandel-tnibende der Ausländer begünstigt. Be- sonders war es der Europäer, der sich mehrerer und grösserer Vortheile zu erfreuen hatte, als er je im Lande genoss, und mehr als ihm vielleicht in jedem andern Lande geworden wären. Daher die Klagen der europäischen Handelsleute über die ägyptische Verwaltung in Syrien im Allgemeinen gerade nicht immer zu den bescheidensten gehörten, besonders wenn man die Lage derselben unter der Herrschaft der Pforte damit in Parallele sezt. Während unter lezterer der Handel überhaupt fast ganz darnieder lag, erhob sich wenigstens 831 der auswärtige unter der cj^^yptischeii Regierung; mehr und mehr. Europäische Häuser et.ablirten sich in' Beirut, Aleppo, Damaskus, und besonders war Beirut, wovon ich mich selbst mehr als einmal überzeugte, in raschem Äufljliihen begriffen. Da die Unterstützung, welche den Europäern in Bezug des Handels zu Theil wurde, gleichsam auf Kosten der einhei- mischen Negozianten ging, wie Avir bei Darstellung der üblichen Zölle geseben haben, so fiel sie dem inländischen Verkehr nicht unbedeutend zur Last und gab, da der grösste Theil des Gewinns in die Hände auswärtiger Kaufleute ging, Stoff zu nicht ganz ungerechten Klagen von Seite der in- ländischen Kaufleute. Syrien wurde dadurch überschwemmt mit europäischen Waaren , rohe Produkte gingen ausser Land, und dasselbe kaufte seine eigenen Erzeugnisse wieder im verarbeiteten Zustande. Die Regierung* that gar nichts, um diesen offenbaren Übelstand dadurch zu beseitigen, dass sie die inländische Industrie zur Verarbeitung der eigenen Rohprodukte ermiithigt hätte; sie tbat nichts zu ihrer Be- förderung, und daher kam die Passivität des syrischen Handels, dadurch entgingen dem Lande grosse Summen und darunter litt der inländische Handel ausserordentlich. Syrien war durch seine Seidenzuclit ganz darauf hingewiesen , in diesem Zweige grosse Geschäfte zu machen, aber es geschah nichts, um inländische Manufakturen in grossem Maasstabe ins Leben zu rufen, und Frankreich gewann duich seine Seidenwaaren ein für Syrien drückendes Übergewicht, das so sehr zunahm, dass in den lezten Jahren der egyptischen Regierung mehrere Häuser in Aleppo und Damaskus ihre Geschäfte einstellen mussten, worunter in erstrer Stadt sogar auch einige europäisclie sich befanden. Übrigens musste man noch staunen über das, was die Syrier zu Stande brach- ten, wenn man die geringen Mittel in Anschlag biingt, mit denen sie arbeiteten, und wenn man berücksichtigt, dass Niemand war, der ihnen unter die Arme griff; denn einige europäische Häuser, die diess versuchten, gaben ihre Pläne bald wieder auf, als sie sahen, dass die Sache bei der Re- gierung keinen Anklang findet und dass sich für sie kein Gewinn ergebe. Unter den Seidenwaaren zeichneten sich 832 besonders die nnt Gold und Silber durchwirkten schweren und sehr schönen Stoffe von Aleppo ans, die in ganz Syrien und in den benachbarten Ländern zn Kleidnngs-Stücken sehr gesucht werden: so sind auch durch ihre innere Güte und ihre lebendige Farbenpracht die Binden und Shawls von Tripolis berühmt, und mehrere Waaren dieser Art, z. B. Teppiche, die den persischen gleichstehen, zeigen, was die Industrie in Syrien leisten könnte, wenn man sie befördern Tvürde. Statt aber dieses zu thun, statt uneigennützig das Wohl der Nation vor Augen zu haben und auf dieses Eine grosse Ziel hinzuwirken, was jedoch selbst Mehemed-Ali, den wir doch mit Napier für den gescheid testen Türken hal- ten müssen, nicht begriff, legten die obersten Staatsbeam- ten selbst und darunter vor Allem IßRAHiM-Pascha, der in diesen Angelegenheiten eine kleinliche Schmutzigkeit des Charakters nicht verbergen konnte, der Industrie und Boden- Kultur direkte Hindernisse dadurch entgegen, dass sie selbst als die bedeutendsten Negozianten auftraten und durch ihre Stel- lung als die obersten Beamten jeden ünterthanen erdriickten, der es gewagt haben würde, mit ihnen concurriren zu wollen. Dahin gehören die Aufkäufe der Cerealien und anderer Bodenerzeuguisse vor geschehener Ernte , im Wege der An- tizipation. Konute der Laudmann sein bedungenes Quantum nicht inne halten, so entschädigte man sich an seinen Pfer- den, Kamelen etc. An diesem Handel, der enorme Pro^ zente trug, den Laudmann aber von seiner verletzbarsten Seite ergriff und ihn rein zu Grunde richtete, nahmen Europäer sowohl als inländische Negozianten und die höchsten Staats- Beamten, IßRAHiM-Pascha nicht ausgenommen, Theil *. Nach den Erhebungen der französischen Konsulate in den Jahren 1835 bis 1840 gibt Perrier für den syrischen Handel folgende Daten : *' iBRAHiiw-Pascha, der sehr schöne und grosse Gärten auf der Insel Jlhoda bei Kairo besizt, verbot im Jahre 1838 den öflFentlichen Verkauf der Weintrauben auf den Märkten von Kairo in so lange von Anitswegen, bis er seine eigenen verkauft hatte. Diess als Seleg für seine Denkweise in socialer und kommerzieller Beziehung. 833 Der jährliche Durchschnitt der vorziiglichsten Produk- tion des Landes an Roii-Erzeugnissen betrug- : An Baumwolle 3600 Quintaux* oder 6444 Zentner, „ Seide 1700 „ „ 3043 „ „ Tabak 10700 „ „ 29153 » „ Alizari 250 „ „ 447^ „ „ Schwäramen 60 „ „ 1074 „ etc. Von den 3043 Zentnern Seide wurden 2148 im Lande verbraucht. Ausserdem erzeugte Syri(Mi eine bedeutende Quantität an Wein, Ol, Seife etc., welche Gegenstände aber auch meist im Lande konsumirt wurden. Der Werth der jährlichen Einfuhr betrug 4,4:J6,067 fl. Konv.-Mze., der der jährlichen Ausfuhr 2,687,427 fl. Konv.- Mze., vvoraus sich eine Summe von 1,748,640 fl. Konv.-Mze. ergibt, die im Durchschnitte jährlich durch die Passivität des Handels dem Lande entzogen wurde. Den Durchschnitt der jährlich auf der Rhede in Beirut einlaufenden Schiff'e, meist nur ganz kleine Fahrzeuge, gibt Pbrrier zu 1340 mit einer Last von 7848 Tonnen, die Zahl der auslaufenden Schiffe zu 805 mit einer Last von 5005 Tonnen an, Angaben, die ich mir nicht zu verbürgen getraue. Wenn wir obenerwähnte Ein- und Ausfuhr nach den Staaten betrachten, in die sie giug oder woher sie kam, so sehen wir bei der Einfuhr, dass dieselbe am bedeutend- sten von Egypten war; diesem folgten im Range des Betra- ges der Waaren , die sie jährlich nach Syrien brachten : Türkei, England, Frankreich, Toskana, Österreich, Griechen- land , Sardinien. Bei der Ausfuhr hingegen stellte sich diese Reihe nach dem Geldbetrage der jährlich ausgeführ- ten Artikel so: Egypten, Frankreich, Toskana, Österreich, England, Griechenland. Aus dem bisher Gesagten erklärt sich das verschiedene Urtheil und die verschiedene Stimmung, die der Reisende in Syrien fand und die ihn nothwendigerweise zu einem * Es ist XU v«rmu(hen, dass bei diesen Angaben das neu-französische Maas zu Grunde liegt und dass wir also 1 Quintal = 100 Kilogramm = 179 Wiener Pfunde annehmen können. 834 eiiiseifjoen Urtlieile verleiten mussten, wenn er nicht die Summe der Fakta überblickte. Der Landmann beklagte sich bitter die christlichen Unterthanen, von ihrem frühem fürch- terlichen Druck befreit und wenigstens zum grössten Theil in ein rechtliches Verhtältniss versezt, klagten weniger, lob- ten sogar die egyptische Regierung und besonders die Per- sönlichkeit iBRAHiM-Pascha's. Inländische Gewerbsleute und Negozianten, nicht befähigt, den elenden Zustand ihres In- dustrie-Wesens zu durchblicken, klagten, im Falle sie keine Zollpächter waren, freuten sich aber, wenn sie es waren, der öffentlichen Sicherheit und der Gewinnste, die ihnen hie und da ohne weitere Gefährdung zuflössen. Die Europäer lob- ten oder schimpften, je nachdem es ihr Vortheil erheischte, kurz, man musste die ganze Wirthschaft selbst sehen und genau sehen, um der langen Reden kurzen Sinn zu erfah- ren, und der war „Elend der untern Volksklasse". Jedoch nicht der Druck der Abgaben , nicht der der Frohnen, nicht der der Monopole, die mehr und mehr sich ausdehnten, nicht der war es, der die zahllosen Revolten der Syrier her- beiführte , nicht der, der später den Aufstand der Bergbe- wohner in Masse zur Folge hatte. Der schrecklichste der Schrecken für dieselbe war die Rekrutirung, ein ihnen bis dahin gänzlich unbekannter Akt, der sie mit Entsetzen und Erbitterung erfüllte. Sehr oft gestanden mir Maroniten so- wohl als Drusen , „sie wollten gerne noch mehr Abgaben zahlen, sie wollten gerne für den Vizekönig streiten, nur solle mau sie nicht zu Soldaten zwingen, und den Regimentern einreihen", ein für rohe und in ihrer Art freie Bergbewohner, die das INothwendige einer stehenden Armee nicht einsahen, natürliches Raisonnement. Diese drohende Stellung des krie- gerischsten Theils der Bevölkerung gegenüber der Regie- rung war die Ursache, dass man in Syrien die egyptische Verwaltung nicht in dem Maasstabe einführte, wie sie in Egypten statt fand, daher in Syrien das Elend zwar immer- hin eine bedeutende Stufe, aber nie jenen namenlosen Grad erreichte, der den egyptischen Fellah zum ärmsten Sklaven faerabsezte. Die Rekrutirung war hinsichtlich ihrer Einführung in 833 Syrien ein so delikater Geg;enstand, dass derselbe die höchste Umsidit, die grösste Klugheit erfordert hätte. Man ging- dabei zu rasch und zu unbeholfen vor sich. Man begann m't der Entwaffnung der Drusen und Maroniten, und egyp- tische Regimenter besezten das Ciebirgsland. Schon im J. 1834 zeigten sich zerstreute Revolten zu Naplus und zu Hebron; doch die Entschlossenheit IßRAHiM-Pascha's unter- drückte sie sogleich unter den Trümmern der Städte und Dörfer. Ernster war der allgemeine Aufstand der Drusen in Hauran im J. 1838*. Die egyptischen Truppen erlitten grosse Verluste, einzelne Massen wurden sogar förmlich aufgerieben, doch auch aus diesem Kampfe ging Jbrahim- Pascha als Sieger hervor. Für die Christen, die der egyp- tischen Armee Beistand geleistet hatten, war dieser Sieg von den besten Folgen, denn sie wurden nun allgemein be- waffnet, während die muhamedanischen Unterthanen und Drusen entwaffnet wurden. Allen diesen Revolten maugelte jedoch Einheit und Kraft, d. h. es fehlte dem Körper an «inem brauchbaren Kopfe. Die Maroniten, begeistert für Mehemed-Ali durch die erhaltenen Vorrechte, bildeten einen sichern Rücken, als der Feldzug im nördlichen Syrien gegen die Armee der Pforte im J. 1839 begann. Am 24. Juni und 1840 auf diesem Gebirge allein 110,313 steuerpflichtige RisüKOueR, ReiseH. I. Bd. 1. Tbl. 54 840 Menschen von 15 bis flO Jahren befanden, und zwar nach den Registern des Emir Beschir, der verlässlichsten Quelle: 77,589 Maroniten, 1S,:{21 Drusen, 8,029 Griechen, 2,917 ansässige Muselmänner, 2,311 Mutualis, 575 Juden, 211 Seuts, schismatische Drusen, 360 Araber- und Zigeuner-Nomaden. 110,313. Rechnen wir bei den Maroniten noch 7000 bis 8000 Priester und Häuptlinge, dann die Individuen unter 15 und die iiber 60 Jahren, welche alle nicht steuerpflichtig sind, so ergibt sich uns eine Totalsumme für die Maroniten von beiläufig 120,000 Seelen am Libanon und von 210,000 bis 220,000 Seelen im ganzen Lande. Da ferner im J. IISO nach Wilhelm v. Tyrus die Zahl der Maroniten am Libanon nur 40,000, im J. 1784 nach Volney 115,000 Seelen betrug, so sehen wir, dass im ersten Zeitraum von 604 Jahren eine Bevölkerungszunahme der Älaroniten von 75,000, im zweiten Zeitraum hingegen sich eine solche von 5000 Seelen in .56 Jah- ren ergab, ein Verhältniss, das dem Zunehmen der Bevöl- kerung in neuester Zeit keineswegs das Wort redet; denn die Zunahme vom J. 1180 bis 1784 verhält sich zu der von 1784 bis 1S40 wie 125: 90. Perriers Kalkül S. 294 ist total falsch ; denn erstens legt er dem Volney eine An- gabe unter , die er nicht machte (man sehe Volney , Reise etc., 2. Band, S. 15), zweitens beziehen sich die Angaben von 1180 und 1784 nur auf den Libanon, und drittens er- scheint Perriers Angabe der maronitischen G esammtbe- völkerung des Libanon auf den ersten Blick unrichtig. Von diesen Völkern treffen wir, mit Ausnahme der ihrer Zahl nach ganz unbedeutenden Samaritaner, die, ungefähr 25 Familien bildend , am Dschebel Samir bei Naplus im süd- lichen Syrien wohnen und seit den ältesten Zeiten der He- bräer eine jüdische Sekte bilden, alle in Nord- und Mittel- Syrien und- zwar viele sogar ausschliesslich daselbst. 841 Die in Syrien, einen kleinen Tliell der nordlichsfen an Ka- nimanien gränzenden Distrikte ausgenommen , herrsehende Hauptsprache ist die arabische, oder vielmehr ein Dialekt der arabischen Sprache. Sie ist mit vielen Worten des alte» Syrischen gemengt und von andern arabischen Dialekten, z. B. von dem sehr reinen von Kairo , so sehr verschieden, dass sich ein Bewohner dieser Stadt und ein Syrier nur schwer verständigen. Die arabische Sprache ist, mit Aus- nahme der Türken, Kurden und Europäer, welche Völker sie nur des Gebrauches halber erlernen , so zu sagen die Muttersprache aller syrischen Nationen ohne Unterschied der Religion. Die Kurden, welche in den nördlichsten Thei- len des Landes wandern, reden ausser ihrer, d. i. der kur- dischen Sprache, auch durchgehends tiirkisch, welch leztere Sprache ausschliesslich von allen Türken und Turkomanen, so wie im nördlichen Syrien, in den Bezirken von Antiochia, Beilan, Skanderun, Aintab etc. gesprochen wird. In den grossem Städten Syriens, insbesondere in den Seestädten, hört man alle Sprachen von Europa reden , vorzüglich Italienisch; welch leztere Sprache die Orientalen „die Franken -Sprache oder lingua Franca" nennen, von der sich einige eingebildet haben, dass sie eine eigene Spra- che sey. Die griechischen und armenischen Christen reden häufig, zum Theil schon ihres kirchlichen Dienstes halber, griechisch und armenisch, so wie die Juden, deren viele ans den Zeiten abstammen, als die armen, heimath- losen Kinder Israels barbarisch aus Spanien vertrieben wur- den, fast dm-chgehends die spanische Sprache reden, jedoch in dem Verhältnisse, wie man gemeine Juden häufig deutsch sprechen hört, nämlich mit einem so eigenthümlichen Ac- cente, dass Kastiliens schöne Sprache in ihrem Munde kaum zu erkennen ist. Ich werde nun, besonders in religiöser Beziehung, die hervorstechendsten Charakterzüge der aufgezählten Völker Syriens ganz kurz erwähnen und berufe mich, was die De- tails ihrer Sitten und Gebräuche betrifft, auf die schätzbaren Mittheilungen in den Reisewerken von Niebuhr, Burkhardt, VoLNEY, Perrikr ctc.. Ob CLOT-Bey, der sich dem Vernehmen 54 * 842 nach viel mit dem Studium der Relig;ion der Drusen befasst haben soll, seine g-ewiss höchst werthvoUen Erfahrungen darüber öffentlich bekannt gemacht hat, ist mir gegenwärtig noch unbekannt. Besondere Mittheilungen über einzelne Sekten, sowohl des Islams, als des Christenthums, finden wir auch in eini- gen der im 7. Abschnitte dieses Bandes angeführten Werke, z. B. in denen von Hammer, Rousseau, in den Annales des Voyages, in den Werken von Poujoulat, von Eugene Bore etc. Die altern Werke trifft, häufig nicht mit Unrecht, der Vorwurf, dass sie aus unreinen Quellen schöpften, was um so leichter erklärlich ist, da der Orient den Reisenden frü- her so schwer zugänglich war und die meisten daher nicht so sehr aus eigener Anschauung sprachen, als vielmehr Mittheilungen von Eingebornen benützen mussten, die anderer Meinung waren und in denen sich daher aller Verfolgungs- geist der Sekten in einer Masse von unbegründeten Anschul- digungen, Verdachten, positiven Verläumdungen und Unrich- tigkeiten aussprach. Die Turkomanen. Dasselbe Wander- Volk, welches wir durch den 7. Abschnitt dieses Werkes schon aus Kara- manien kennen. Sie dehnen ihre Wanderungen vorzüglich nur auf das nördliche Syrien aus und ziehen zwischen die- sem Lande und dem Paschalike Adana nach dem Bedürf- nisse der Jahreszeit und der Weideplätze hin und her. Die am Chalaka bei Aleppo, am Affrin und in den Ebenen von Antiochia herumziehenden und in Zelten lebenden Turko- manen bezeichnet Bürkhardt mit dem !Namen Rihanlu-Tur- komanen und gibt über dieselben im 2. Bande seiner Reise nach Syrien, Weimar 1824, S. 995 etc. ausführliche Nach- richt. Er theilt* die Rihaulu's in 13 Stämme und scliäzt die Anzahl ihrer Zelte auf 3000, die ihrer waffenfähigen Männer auf 5000 bis 6000. Sie haben ihre eigenen Häuptlinge, stehen aber insgesammt unter der Oberherr- schaft der Landesregierung. Einige der turkomanischen Stämme beziehen feste Winterwohnungen und wohnen also im Winter in Dörfern, im Sommer aber in Zelten. Diese * In den Jahren 1810 bis 1812. 843 verlassen seltner auf ihren Zupfen die Gränzen des Landes, wenden sich aber häufig- südlich, längs des Orontes in die fruchtbaren Ebenen von Baalbeck, oder über Hama in die Ebenen bei Damaskus und bis zum Dschebel Heisch, wo man mehrere tnrkomanische Niederlassungen findet. Die Kurden, die wir ebenfalls schon aus dem 7. Abschnitte dieses Bandes kennen, gehören in neuester Zeit ausschliesslich dem nördlichsten Theile von Syrien an. Der eigentliche Wandergeist nomadischer Völker ist in ihnen weit reger, als in den Turkomanen, und obwohl sie in ihrem eigenen Lande sehr häufig nicht nur feste, sondern befe- stigte Wohnsitze haben, so sind sie in Syrien doch nur schwer zu beständigen Niederlassungen zu bewegen , was sich aus ihrer Liebe zur unumschränkten Freiheit leicht erklärt. Sie theilen sich in mehrere Stämme, die in der Umgebung von Belas und am Issus, am Goilik Dägh , bei Killis und am Euphrat von Rum Kaleh bis zum Sedsch-su nomadisiren. Sie reden, wie gesagt, ausser ihrer eignen Sprache die tür- kische und sind Muhamedaner. Die Lehre des Islams ist jedoch in ihrer Mitte nicht rein erhalten , sondern gemischt mit den Dogmen anderer Religionen, mit denen sie in Be- rührung kommen. Über ihre Verfassung und Sitten habe ich schon gesprochen. Die Araber, als ein fremdes und in Syrien wan- derndes Volk betrachtet, sind die Beduinen, die die Wüsten zwischen dem Euphrat und dem Kulturlande von Syrien, von den Hochgebirgen am obern Euphrat und Tigris bis zu dem Felsen- und Sand-Distrikte des peträi- schen Arabiens durchstreifen, ihre Wanderungen in das eigentliche Syrien, in die Gegenden von Aleppo, Hama, Höms und Damaskus, bis in die Ebene von Baalbeck aus- dehnen, und Hauran bis zum obern und untern Jordan in allen Richtungen durchziehen. Diese Söhne der Wüste sind Anhänger des reinen Islams, nur, im gänzlichen Mangel von Priestern und Moscheen, nehmen sie es mit vielen Ge- bräuchen ihrer Religion, besonders mit den Gebeten und Waschungen , nicht so genau als ihre Glaubensbrüder. Der ewig klare Sternenhimmel über ihren Häuptern, das 844 nnäbselibare Sandfeld ihrer Wüsten, die ungezüg^elte Freiheit, in der sie leben, haben ihren Sinn, ihre Denkweise und so- mit ihren Glauben , wenn auch nicht im Wesen , doch der Form nach anders gestaltet. Es ist hier keineswegs mein Zweck, die nationeile Individnalität der Beduinen ins Auge zu fassen ; denn theils habe ich darüber schon in diesem Bande gesprochen, theils werden wir sie näher bei meinen Reisen in Egypten , Nubien und Arabien kennen lernen, theils bestehen schon so viele und zum Theil auch vor- treffliche Abhandlungen über diesen Gegenstand , dass ich, ohne in meiner Reise >orzngreifen, vor der Hand wirklich nichts Neues über dieses merkwürdige Volk zu sagen weiss. Eine der besten Abhandhingen über den Beduinen , ausser den Arbeiten des vortrefflichen Burkhardt , ist die \oi\ Hrn. V. Prokesch*, hinsichtlich der ich nur sagen kann: „So ist er, der Sohn der Wüste". Gerade der Beduine ist einer von jenen Gegenständen, über die man die verschiedensten und widersprechendsten Urtheile hört. Der eine sagt: der Beduine ist ein Muster von ritterlichem Edeimuth, keusch, tapfer, massig, klug, und mancher Philosoph, der nie in das Zelt des Arabers eingetreten war, macht ihn geradezu zu einer Perle des menschlichen Geschlechtes. Das ist der Be- duine nicht! Ein anderer nennt ihn grausam, tückisch, treu- los etc., er macht ihn zum Auswurf der Menschheit. Das ist der Beduine auch nicht! — Kristin mancher Beziehung beides, wie es der Augenblick gerade mit sich bringt. Als loher Natur-Mensch, unter einer glühenden Sonne geboren, in seinem Innern Gluth, ist er rein Sklave des Momentes. Wie es der Augenblick mit sich bringt, so handelt er, bald gut und bald schlecht. Ich war viel unter diesem Volke und sah in diesem Augenblicke den Einen eine Handlung begehen , deren moralische Hohheit mich entzückte. Im nächsten Augenblick beging dasselbe Individuum eine Hand- lung, die mich durch den Eigennutz, durch das Niederträch- tige, was daraus hervorleuchtete, empörte. Eine feste, un- veränderliche Handlungsweise, mögen sich die Verhältnisse *' Erinnerungen aus Egypten und Kleinasien, Band 2, S. 230 etc. Wien 1630. 845 gestalten, wie sie wollen ; ein Handeln nach feststehenden Grundsätzen, das muss man bei ihm nicht suchen. Ein be- stimmtes ürtheil über seinen Charakter zu fällen, ist daher schwer, und das Bild ist nur getroffen zu nennen, wenn man alle diese Widerspriiche in dasselbe aufnimmt. Der Beduine ist Natur-Mensch und muss als solcher behandelt werden. Dieses scbeinen die nacheinander sich folgenden Eroberer und Herrscber von Syrien nie recht aufgefasst zu haben, daher die Beduinen der Wiiste stets die gefürchteten Feinde jenes Landes blieben und es noch sind. Sie sind kriegerischer, entschlossener, wilder als die Beduinen Egyp- tens, und ihre Bändigung dürfte vielleicht doch Mehemed- Ali mehr Schwierigkeiten gemacht haben, als die gewesen sind, welche ihm die Bändigung jener machte, die demun- geachtet immer ein glänzendes Meisterstück seines durch- dringenden Geistes bleibt. Die Anzahl der Beduinen, wel- che die syrische Wüste bewohnen, ist, besonders im südli- chen Theile, in Hauran und gegen Arabien hin, sehr be- deutend ; denn sonst könnten sie kaum Raubzüge unterneh- men , die z. B. die Aufhebung einer ganzen , oft aus mehr als 20,000 waffenfähigen Menschen bestehenden, Mekka- Karavane zum Resultate haben, wie es doch öfter der Fall war. Wer zählt aber die Köpfe des Volkes, das in einer wasserarmen Wüste von 500 bis 600 Meilen Länge und 200 bis 300 Meilen Breite auf flüchtigen Dromedaren und herr- lichen Pferden herumzieht? Sie erscheinen, und man weiss nicht, woher sie kommen ; sie gehen, und man weiss nicht, wohin sie ziehen. Die wenigen in Syrien nomadisirenden Zigeuner- Familien haben ihrer geringen Zahl wegen keine Bedeu- tung, so interessant sie auch an und für sich sind. Die Türken, die Eroberer des Landes und die Be- sitzer desselben von Sultan Selim \. bis auf unsere Tage, haben sich theils mit den Arabern zu einem Volke ver- mischt, theils sind sie von ihnen getrennt geblieben. Obwohl an Anzahl bedeutend geringer als die Araber, sind doch die Türken das gebietende Volk und nehmen die meisten der höhern Stellen, sowohl in der Armee als im Civildienste, 840 ein, was gegenwärtig um so mehr und im ausgedehnteren Maasstabe der Fall ist, da seit der Okkupation von Syrien durch die Armee der Pforte eine neue Masse von Türken ins Land kam. Die ansässigen, Handel- und Gewerbe-trei- benden Türken sind in den grössern Städten von Syrien, in Aleppo, Damaskus, Antiochia, Jerusalem etc. zerstreut, und es ist wirklieh bei der geringen Macht, die sie insge- nammt den Arabern gegenüber bilden , die ausserdem noch geistig höher stehen, geschichtlich merkwürdig, dass diese leztern durch Jahrhunderte hindurch in Syrien sowohl als in Egypten und in Arabien, und bei dem Drucke, den jene als Eroberer ausüben, noch nicht dahin gekommen sind, sich derselben zu entledigen und als selbstständiges Volk, unter Herrschern aus ihrer Mitte, in ihrem Lande, aufzu- treten. Die Verschiedenheit des Interesse der einzelnen Stämme und Klassen der arabischen Bevölkerung, ihre ge- genseitige Eifersucht und Uneinigkeit, der Eigennutz ihrer Häuptlinge, stets benüzt von den Eroberern, dürfte einer- seits ein Hauptgrund dieser Erscheinung seyn, andrerseits umschlingt ein und dieselbe Religion beide Völker als ein festes Band, das vielleicht nur dann zerreissen würde, wenn sie sich, ohne Freund und Feind von Aussen, ruhig selbst überlassen blieben. Überdiess haben die Türken durch ihr anfängliches und unter egyptischer Herrschaft mit höch- ster Energie fortgeseztes, entschiedenes Auftreten noch im- mer den ersten Eindruck für sich. Ein Beweis für die mo- ralische Überlegenheit des Arabers dürfte schon die allge- mein zu machende Beobachtung seyn, dass überall, wo eine Vereinigung beider Völker, der Araber und Türken, statt hat, stets die leztern ihren individuellen Charakter in einem weit ausgedehnteren Maasstabe mit dem des Arabers ver- tauschen, als es umgekehrt der Fall ist, und wir sehen also hier das erobernde Volk in dem eroberten nach und nach verschwinden, und nur stürmische Impulse von Aussen, wie die Eroberung des Landes durch die egyptische Armee, die Okkupation von Syrien durch die osmanische Armee im J. 1841 etc. hindern das langsame Fortschreiten des Assimili- rungs-Prozesses beider Völker. 847 Im Übrigen siiul die Türken in Syrien dieselben Türken, die wir bereits schon kennen gelernt haben , und die jetzi- gen Ereignisse in Syrien werden Niemanden wundern, der die Türken von heute kennt. Europäer von allen Farben und Völkern ihres Welt- theils sind in den Städten Syriens und namentlich in den Seestädten zerstreut. Ihre Anzahl hat sich, begünstigt durch den Schutz und die Vorrechte, die ihnen Mehemed-äli so kräftig angedeihen liess, unter seiner Herrschaft sehr ver- mehrt, und besonders sind es Griechen , Franzosen und Ita- liener, die sich daselbst theils ansässig machten , theils auf gut Glück Syriens Boden betraten. In neuerer Zeit, als Syrien des Euphrats wegen als ein Verbindungsmittel mit Indien eine gewisse politische Bedeutung erhielt und über- haupt das Land, als schönes Land , als heiliges Land und als wünschenswerthes Mittelglied zwischen Europa und In- dien, nicht ungelegen, dem Schach und seiner Umgebung Schach zu bieten, die Aufmerksamkeit Europa's mehr und mehr auf sich zog; als, begünstigt durch Mehkmed-Ali, der auswärtige Handel nach Europa ganz in die Hände der Eu- ropäer kam und sie unmittelbar auch auf den inländischen einwirkten; als in dem alten, heiligen Damaskus ruhig der Frack neben dem Kaftau auf stolzem Araber zu sehen war; als der einzelne Europäer ungehindert allein das Land durchziehen konnte, da war das Aneinanderschliessen des syrischen Volkes mit den Fremdlingen im besten Zunehmen. Waren leztere auch häufig nicht geeignet, dem erstem eine hohe Idee von dem geistigen und sittlichen Werthe der Völker Europa's beizubringen , so lernte es doch durch sie einsehen, wie weit es noch zurückstehe, lernte den Muth und den Unternehmungsgeist der Europäer würdigen und erhielt einen Eindruck, der immerhin als ein Schritt vor- wärts zu betrachten ist und sich in der neuern Kulturge- schichte des syrischen Volkes doch nicht mehr ganz verwi- schen dürfte. Das war Mehemed - Ali's Werk! War auch sein Regiment despotisch, barbarisch sogar, es war doch kräftig; das Regiment der Pforte hingegen ist ersteres, ohne lezteres zu seyn. 848 Die in Syrien eigentlicli eiiilicimischen, seit den ältesten Zeiten dort sessliaften Völker sind hinsichtlich ihrer Religion IVliihamedaner, Christen und Juden. Sekten-Geist hat die Stammvölker in viele Zweige getheilt und sie zerfallen, scharf unter sich getrennt, so zu sagen in eben so viele Nationen, als mannigfaltig der Glaube ist, dem sie ange- hören. Sektengeist hat Ihre Volkseinheit aufgelöst, hat ihre Kraft zersplittert und sie feindselig einander gegenüber gestellt. In dem Streite um Dogmen, die sie nicht verstan- den, ist das Palladium ihrer Freiheit untergegangen. Daher blieb eine Masse von beinahe 900,000 Christen, trotz der einzelnen, unzähligen Versuche sich zu befreien, unter dem Joche der an Anzahl viel geringern Eroberer. Die ein gebor neu Muhamedaner, Anhänger des reinen Islam, sind theils Araber, theils ein Gemische von Arabern und Tiirken. Sie sind das bei weitem zahlreichste Volk in Syrien, indem sie fast die Hälfte der ganzen Be- völkerung bilden. Zerstreut über das ganze Land, sind ei- gentlich nur der Libanon und Antilibanon jene Distrikte, in denen man deren nur ganz wenige trifft. Am zahlreich- sten hingegen sind sie in Palästina, längs der ganzen Küste, in Cölesyrien, in Hanran und in den Gegenden, welche öst- lich und nördlich den Antilibanon und Libanon begränzen. Sie sind theils Bauern, theils Handelsleute, theils bilden sie die Hauptzahl der Gewerbe-treibenden Klasse. Das arabi- sche Prinzip ist in ihnen das vorherrschende, ihre Sprache ist arabisch, wie ihre Denkweise. Sie sind die Abkömm- linge der Sarazenen, die Sprösslinge eines ritterlichen Vol- kes, ihre Geschichte ist voll grosser Eiinnerungen, die Glanz-Periode ihres Auftretens liegt jedoch schon lange weit hinter ihnen. Ihre Sitten und Gebräuche sind die der Muhamedaner überhaupt, wie wir sie bereits in Egypten und zum Theil In Karamanien kennen gelernt haben, und wie sie bereits schon seit langer Zeit in verschiedenen Werken beschrieben und beleuchtet wurden, so dass ich in ihrer Beziehung nichts Neues beizufügen im Stande bin. Interessant und zum Theile noch keineswegs hinlänglich 849 erforscht sind einzelne Sekten des Islam, die seit den ältesten Zeiten in Syrien leben. Sie sind unter sich scharf getrennt und behaupten, einzeln betrachtet, eine gewisse nationelle Indivi- dualität. Unter den wichtigsten Sekten dieser Art spielen die Hauptrolle, sowohl ihrer Zahl, als ibrer politischen Bedeu- tung- halber: Die Drusen. Dieses merkwürdige Volk, welches seit seinem ersten Auftreten in Syrien zu den Zeiten der Kreuzzüge bis auf den heutigen Tag eine so bedeutende Rolle in der Geschichte dieses Landes spielt, bewohnt die RÜdliche Partie des Libanon und Antilibanon und die Um- gebung des Dschebel el Schech. Sie besitzen nach Perrier*, von dem wir die neuesten und schätzbare Beobachtungen über dieses Volk haben, am Libanon ausschliesslich 37 kleine Städte und Dörfer und wohnen in 211 Dörfern, mit Christen gemengt. Im Antilibanon gehören ihnen allein 69 Dörfer, und viele andere besitzen sie daselbst mit Christen zusammen. Die bedeutendsten Plätze, die man als die Mittelpunkte ihrer verschiedenen Stämme betrachten kann, deren Eintheilung meist auf politischen Gründen beruht, sind Ämmatur, Hachlin, Nicha, Eiidara, Hasbeya, Racheya, Battun und Deir el Kammar. Im Jahre 1757, in der Zeit der ßürgerkiiege, unter dem Schech Omar el Dacher, flüch- teten sich .^00 bis 600 Familien nach Hauran, wo sie seit ^ener Zeit eine ansehnliche Bevölkerung bilden, die in dem grossen Aufstande der Drusen in den Jahren 18.37 und 1S38 der egyptischen Regierung viel zu schaffen machte. Aus der Zeit dieser lezten Kriege, in deren Verlaufe man sich der religiösen Bücher der Drusen bemächtigte und ihre Bethäuser oder Moscheen zu sehen bekam, an deren Vor- handenseyn so lange gezweifelt wurde, stammt eine genauere Kenntniss der sonderbaren Religion dieses Volkes. Auch schon in früherer Zeit war man auf ähnliche Weise in den Besitz der religiösen Bücher gekommen und mehrere der altern Schriftsteller** und Reisenden, als Niebuhr, Volney, ** La Syrie sous le gouvernement de Mehembd-Ali. S. 197 etc. ** Adler, muspiim ciificum Borgianuni. EiCHHORK, Repertoriuni, XU. 850 JBüRKH .RDT etc. geben uns umständliche und zum grossen Tlieile sehr richtige Nachrichten von der Religion dieses Volkes, doch bestand iiber diesen Gegenstand zu gleicher Zeit eine solche Masse von Irrthümern und positiven Lügen, f'.ass die wahren und richtigen Ansichten nur schwer durch- dringen konnten. Ausserdem wurden die Drusen mit andern muhamedanischen Sekten, mit den Mutualis, Ismaeliten etc. häufig verwechselt, ja man ging so weit, dass man sie ge- radehin zu Christen und Franzosen machte, indem man ihre Abstammung von einem Häuflein Kreuzfahrer unter Anfüh- rung des Grafen v. Dreux (daher Drusen) herleitete. Die Sache verhielt sich der Sage nach so: dieser Graf Dreux, der J09J) Godefroy de Bouillon nach Palästina begleitete, soll mit den Seinen am Dschebel el Franki, zwischen Beth- lehem und Aiu-Djeddi am todten Meere, eine befestigte Stel- lung genommen haben und in dieser durch eine lange Reihe von Jahren von den Sarazenen eingeschlossen worden seyn. Getrennt von dem Hanpttrosse der Armee, gelang es ihnen, dcmungeachtet sich zu erhalten , und da sie bei ihren Aus- fällen eine Anzahl sarazenischer Frauen und Mädchen zu Gefangenen machten, mit denen sie sich verbanden, so bil- deten sie nach und nach ein kleines Völkchen, dem wahr- scheinlich der Raum zu enge wurde; denn beiläufig um das Jahr 1187, als Jerusalem von den Kreuzfahrern verloren wurde, sollen sie von den Sarazenen die Erlaubniss erhalten haben, sich an den Libanon zurückzuziehen. Dort vereinten sie sich mit den Drusen, die den verlässlichsten Quellen, den arabischen Schriftstellern zufolge, sich damals schon am Libanon befanden. Sie können daher keineswegs als die Begründer dieses Volkes angesehen werden. Wenn auch dieses Ereigniss in WoRB, Geschichte und Beschreibung des Landes der Drusen. Görlitz 1799. Venture, Beitrag zur Geschichte der Drusen, nach dem Französischen in Maltebrun Annales des Voyages. Brun, kirchenhistorisches Archiv, II. De Sacy, coniment. de notione vocum Tenzil et Tawil in libris, qui ad Drusoruni religionem pertinent ; in Comment. 60c. reg. Scien- tiarum Göttingr. XVI. 851 der Form, wie es die Sag^e gibt, vor der Kritik der Ge- schichte nicht besteht, da Graf Dreux, der erste vom hohen französischen Adel, der das Kreuz nahm, im J. 1145 nach Frankreich bereits zurückgekehrt war, doch aber das erzählte Faktum nicht aus der Luft georiflfen seyn wird , und vielleicht Dreux seine Ritterschaar verlassen hat, iiberhanpt wir an- nehmen können, dass ein wahres Faktum zu Grunde liegt, so dürfte dieses Ereigniss auf jeden Fall auf die öffentliche Meinung, die man damals von dem sittlichen und religiösen Zustande der Drusen hegte, die, wie es scheint, die moralisch- und religiös-entartete Kreuzfahrer- Schaar in ihrer Mitte aufnahmen, nicht ohne Einfluss gewesen seyn, und ohne et- was an den Glanbens-Prinzipien dieses Volkes zu ändern, doch das Urtheil darüber von Seite Andersdenkender sehr modifizirt haben. Der Umstand, dass wir in der Reihe der Propheten und Heiligen der Drusen so viele Namen aus unserer Religionsgeschichte, z, B, die der Evangelisten Jo- hannes, Markus, Matthäus etc., jedoch in einer durch Aber- glauben entstellten Bedeutung sehen, bedarf zu seiner Er- klärung nicht der Annahme einer Vermischung mit den Kreuzfahrern, denn das Christenthum war zur Zeit der Bildung der Drusen schon so im ganzen Oriente verbreitet, dass dessen Lehren theilweise und auf einem natürlichen Weg bei ihnen Eingang finden konnten, ohne dabei die zü- gellosen Kreuzfahrerhorden zu Hülfe nehmen zu müssen. Viel zu der Meinung, dass die Drusen Christen seyen, halten vielleicht die Zugeständnisse des bekannten Fakir el Din eines drusischen Häuptlings, beigetragen, der zu Anfange des 17. Jahrhunderts nach Italien kam und mehrere Jahre sich, seiner politischen Verbindungen wegen, dort aufliielt und der diese Zugeständnisse machte, wie es sein Vortheii erforderte. Der Ursprung der Drusen fällt nach den An- gaben der arabischen Schriftsteller, als den verlässlichsten Quellen, in die Zeit des egyptischen Kalifen Hakim ßi Amr Allah, im Jahre 996, der unter vielen, in der Geschichte nur wenige Beispiele findenden Narrheiten auch die beging, dass er sich für einen Gott hielt und als solchen erklärte. Durch die Bemühungen seines Propheten , des Mohammed 852 Ben Ismael el Dares * (Avoher wohl walirscheinlich der Name Drusen kömmt) gelang- es dem Kalifen, wirklich eine Par- tei zu sammeln, die seine Gottheit anerkannte. Beide wur- den in Kairo ermordet, aber ihre Partei wurde durch den Vesir des Kalifen, Hamsi Ben Achmed el Farsi, einem Perser aus Korasan, zusammengehalten. Dieser ist es auch wahrscheinlich , der die Dogmen der neuen Sekte aus sei- nem Vaterlande mitbrachte, wo bereits im J. 782 der be- rühmte Hakim Burka unter dem Kalifen zu Bagdad, Ma- HADDi Ibn Abu Giafar el Mansur, dieselbe, oder doch we- nigstens eine ganz ähnliche, Lehre aufgestellt hatte und wodurch sich der Umstand erklären di'ufte, dass sich unter den Dogmen der Drusen viele Lehrsätze des Pythagoras und Zoroaster finden. Hamsi ben Achmed el Farsi musste sich jedoch, hart bedrängt von den Anhängern des reinen Lslam, mit seiner Partei, an deren Spitze er sich gestellt hatte, nach Syrien flüchten, wo die neue Lehre schnell um sich griff, und vso wir bereits im J. 1170 die Drusen am Libanon als ein mächtiges, starkes Volk treffen, das diesen seinen Standpunkt damals schon seit längerer Zeit behaup- tete und ihn noch heut zu Tage besizt. Der Inhalt der heiligen Bücher der Drusen enthält eine Masse von mysti- schem Unsinn, doch sind sie keineswegs arm an Sätzen, die reichen Stoff zum Nachdenken geben. In Niebuhr und Per- RiER finden wir die Dogmen der Drusen weitläufig auseinan- dergesezt. Sie nehmen die Einheit Gottes an, behaupten aber, dass Gott bereits in vieleilei Gestalten auf der Erde "■ EI Makin oder Elniarin, bist, saraccn. nennt die Drusen Darases, ein Wort, das sehr an die Etymologie des Namens Drusen erinnert, wie dieselbe von leztern selbst anojegeben wird. Sie sagen nämlich, dass die Schüler und Anhänger des Hamsi ben Achmed sich anfänglich den Namen : Muta Daressin (Lernende), später aber, durch ihren Lehrer aufffefor- dert, sich den Namen Muta Daresin gegeben haben, was „mit Weis- heit durchwebte" bezeichnet, und woraus endlich Darases entstand; eine Ableitung, die nicht unwahrscheinlich ist. Da Daresin und Darases Plurale der Wörter Dares iind Daras sind, so entstand aus diesen durch das Weglassen der Vokale beim Schreiben der arabischen Sprache das Wort Drs, Avie sowohl die Araber die Drusen, als diese sich selbst noch heute nennen und woraus die Europäer Drus machten. 853 erschien und ziilext in der Person des Kalifen Hakim Bi Amr Allah. Die Seelenwandenmg- bildet einen ihrer Haupt- lehrsätze, daher auch der Prophet Hamsi nach ihrer Mei- nung- bereits mehrmals auf der Erde war und zwar als ScHAT, als Pythagüras, als David etc. die ganze Masse von Propheten, die ihre Geschichte aufzählt und worunter, nebst dem Namen Christus, viele Namen unserer Apostel und Evangelisten und alle die Propheten des l.slam , mit beson- derer Rücksicht auf Mohammed, vorkommen, alle diese sind also nur Formen des einen Geistes, der sie durchwandert und der in verschiedenen Zeiten in ihnen lebte und wirkte. Durch diese Aufnahme der Propheten und Apostel des Chri- stenthums sowohl als der des Islam zu gleicher Zeit, wo- durch auch die Lehrsätze derselben Eingang in die Religions- Lehre der Drusen fanden, stellten sich diese eigentlich zwi- schen Christen und Muhamedaner mitten inne, und man könnte sie ebenso gut eine christliche Sekte, als auch eine Sekte des Zend-a-vesta nennen, wenn nicht ihr Ursprung sie doch mehr als eine muhamedanische Sekte bezeichnen möchte, die aber so viel Eigenthümliches in sich aufnahm, dass sie sich fast als eine eigene Religion hervorstellt. Durch dieses Hinneigen der Lehre der Drusen zu den Lehren des Christenthums eineiseits und des Islam andrerseits, darf es uns nicht wundern, wenn wir Drusen bald in christlichen Kirchen, bald in Moscheen beten, sie bald an der Seite der Türken gegen Christen, bald in umgekehrter Stellung fech- ten sehen. Ihnen ist das Wesen jeder dieser beiden Reli- gionen heilig und sie zählen Christen und Türken nur ihrer Glanbensformen wegen, und zugleich mit den Juden, Mu- tualis etc., zu den Ungläubigen. So wie die Drusen, durch politische Gründe bewogen, sich in mehrere Parteien getheilt haben, so trennen sie sich auch hinsichtlich der Religion in zwei Hauptklassen und zwar in Akals und Djabels; erstere sind die Eingeweihten, die Weisen, leztere die Uneingeweihten, die Unwissenden. Erstere allein sind in Kenutniss der geheimsten Mysterien ihrer Religion, sie allein glauben die heiligen Bücher zu verstehen. Man keunt bisher acht dieser religiösen Bücher, 854 von denen die merkwürdig^sten , das der Kinder, das der Mysterien und Geheimnisse und vor Allein das rothe oder heiligte Bucli sind; da jedoch lezteies so mit Punkten be- deckt, mit kabalistischen Zeichen erfüllt und voll ganz \erschraubter Phrasen ist, so blieb es bisher noch rein un- verständlich. Der Schleier des Geheimnisses, der sich da- durch über ihre Religion verbreitet, der Umstand, dass die Drusen durchaus keine Proselyten annehmen, dass das Wesen ihres Glaubens nur von Wenigen gekannt und tief bewahrt wird, und andrerseits die Liebe zum Bizarren , die man bei allen Menschen, besonders aber auch bei den Orien- talen trifft, mögen die wunderbaren Erzählungen veranlasst haben, mit denen man die Lehre der Drusen verunstaltete, und mit denen zu verunstalten das absichtliche Streben ihrer Feinde, der andern Sekten, war. Sie erweisen eine gewisse, mysteriöse Verehrung verschiedenen Pflanzen; gewisse Thier- formen , durch Kunst nachgeahmt, haben für sie eine ge- heimnissvolle Bedeutung; die Aklats oder die Frauen, wel- che gleich den Akals in die Geheimnisse der Religion ein- geweiht sind , haben allein unter den Drusinnen das Recht, den Mysterien der Akals verschleiert im Innern der Bethäu- ser beizuwohnen. Derlei Umstände waren für die übrigen Menschen, besonders für jene Klasse, auf die das Sprich- wort „dem Unreinen ist Alles unrein« anwendbar ist, ein zu gelegenes Feld für ihre Phantasie. Die Drusen wurden daher zu Götzendienern gemacht, und ihnen bei ihren got- tesdienstlichen Gebräuchen Handlungen zugemuthet, die nach unsern Ansichten höchst unmoralisch wären. Es ist möglich, dass es geschieht; denn kein fremdes Auge hat noch das Thun und Treiben dieser Versammlungen gesehen und wir haben ja in der Religionsgeschichte der Völker den Dienst des Priaps, die dionysischen Mysterien etc. Wir sehen aber auch andererseits, dass Völker, die einen solchen Kultus haben, auch ihre ganze Denkweise darnach einrich- ten und dass besonders ihre Phantasie eine extravagante Rich- tung bekömmt, was wir bei den Drusen gerade nicht sehen. Überhaupt glaube ich, soll man, um über diese Sache abzusprechen, sehr zwischen dem Faktum selbst und dem 855 Prinzipe, worauf es beriilit, tmtersrlieiflon. Wo ist das I.aiul lind wo das Volk, hei dessen relio lösen Fesf en , die mit Vev- samminn«;' einer »rossen Mensehenzalil sich verhinden, nicht nnanstäiidioe, unsittliche, verbrecherische ilandliin}>en Iiiliifig vorfallen? Das ist das Faktum. Oh aber dieses Faktum in der Religion des Volkes begriindet, folj>lich selbst eine religiöse Handlung, oder nur eine zufällige ist, das ist eine ganz an- dere Frage und deren Beantwortung erfordert die genaueste Sachkenntniss und ein ruhiges, besonnenes ürtheil. Ihre Bethäuser oder Moscheen, die sie Chalie nennen, und deren Existenz man so lange ablängnete, sind äusserst einfach ; denn sie haben ausser einer Binsen-Matte und ei- nem beweglichen Wasserbecken keine andere Einrichtung. Sie sind zugleich der Aufljewahruugsort ihrer lieiligen Bü- cher. Die Wände sind ohne scheinbaren Zusanimenliang mit verschiedenen Zeichen bemalt und häufig trifft man die Sairdscheh, eine an die Wand gemalte mistische Darstellung der göttlichen Kraft, in hundert verschiedenfarbigen Vier- ecken mit Zahlen und Sprüchen. In Bezug ihrer übrigen moralischen Gebräuche unterscheiden sich die Drusen be- deutend von den Muhamedanern und nähern sich in mancher Beziehung mehr den CInisten , so halten sie die Besclniei- dung, die periodischen Gebete und Waschungen, die der Islam seinen Gläubigen auferlegt , als nicht im Gesetze be- gründet, und machen es also damit, wie sie wollen. Als nicht Anhänger des reinen Islam wallfahrten sie nicht nach Mekka, trinken Wein, essen das, was ihnen schmeckt, kurz sind in dieser Beziehung vernünftiger als Mahomed's Jünger. Was die Drusen aber besonders befähigt, in die Reihe kul- tivirter Nationen einzutreten und sie moralisch hoch über die Türken erhebt, ist, dass sie merkwürdiger Weise sich der Vielweiberei entschlagen haben und nur eine Frau hei- rathen, ein Beweis, dass ihr Hakim el Farsi doch ein grös- serer Philosoph war, als der wüthende Prophet von 3Iekka. Die Blutschande, deren man die Drusen beznchtigt, kann sich in einzelnen Fällen ereignet haben, und eine Folge ih- rer Verbindung mit den entarteten Kreuzfahrern vom Dsche- bel el Frank! gewesen seyn, aber in ihrer Lehre ist sie Ri'ssr.GGi.R , Reisen. I. Bd 2. Tlil. 55 856 durchaus nicht begründet und findet, wenigstens in neuerer Zeit, unter diesem herrlichen Volke nie statt. Merkwürdiger Weise schreiben die Drusen ihren Hakiins alles Grosse zu, was die Alten in Egypten ins Leben riefen. Ihrer Ansicht nacli sind sie die Erbauer der Pyramiden und Tempel, die der Kanäle etc. Noch interessanter ist der bei den Drusen allgemeine Glaube, dass ihre Sekte in Europa in voller Reinheit existire, sehr wahrscheinlich eine Idee, die ihnen die Europäer selbst eingeimpft haben und wozu ebenfalls Fakir el Din viel beigetragen haben mag, wenigstens scheint diese Idee schon ihre politische Anwendung gefunden zu haben. Eine schismatische Sekte der Drusen bilden die Seüts, die aber nur aus wenigen Familien bestehen und dem Hauptstamme untergeordnet sind. Auch sie leben am Libanon. Die Drusen sind ein herrliches Volk. Schön , tapfer, voll Poesie und Heldensinn, gastfrei, aber, wie alle ungebil- deten Völker, nach Umständen wild, gransam, treulos. Ihrer Verfassung, die mit der der Maroniten zusammenfällt, habe ich bereits erwäiint und dass sie über leztere eine gewisse Oberherrschaft ausüben, ist natürlich; denn sie sind ihnen durcli Einigkeit im Momente der allgemeinen Gefahr weit überlegen und so weit ich diese Völker kennen lernte, kann ich nur gestehen, dass die Maroniten und überhaupt die sy- rischen Christen wohl viele Laster mit den Drusen theilen, aber wenige ihrer Tugenden. Die Mutualis wohnen mit Christen zusammen im südlichen Theile des Libanon, in der Umgebung von Baal- beck und in einigen der schönsten Gegenden des Antiliba- non. Ihre Geschichte fällt mehr passiv mit der Syriens zu- sammen; denn sie haben nie selbstthätig und bestimmend in den Gang der Begebenheiten dieses Landes, wenigstens nicht mit dem Erfolg , eingegriffen , wie die Drusen. Sie sind ihrer Religion nach Schiiten, oder Anhänger des Ali, wählend die eigentlichen Muhamedaner Sunniten, oder die orthodoxen Anhänger des Omar sind. Zu erstem gehören die Perser, zu leztern die Türken und der grösste Theil der Araber. Die Absonderung der Mutualis von der 857 StaiHinreligioii des Islams fällt daliei' mit der Giündiini;" der Schiiten zusammen in das J. (>;>8 , oder J. 3(5 der Hedjira. Der erste Apostel der Mutualis und der der die Sekte der Schiiten eigentlich in Syrien einführte, war Abu Abdallah Mohammed el Cheidelewel,- der in Folge seiner Lehre von den Sunniten zu Damaskus in ein getheertes Tuch gewickelt und gebraten wurde. Von den Persern unterscheiden sich die Mutualis hinsichtlich der Religion in einigen Lehren, besonders aber in einigen eigenthümlichen Gebräuchen, z. B. dass all ihr Eigenthum, das ein Andersglaubeuder berührt oder das ein solcher betritt, unrein wird, daher sie in ihren Dörfern die Mensuls haben, das sind Häuser, zur Bewirthung von Fremden bestimmt, mit den eigenen hiezu bestimmten Geschirren und Geräthschaften. Sie haben die Vielweiberei in dem Maase, wie alle Muselmänner, doch sind sie in ihrer sittlichen Stellung zu dem schonen Geschlechte weniger difficil gegen Fremde und haben manche Gebräuche, welche die Türken verabscheuen. So haben sie unter andern, wie die Kopten, die temporären Heirathen in Folge eines Kontrak- tes, demgemäss einer ein Mädchen oder eine Wittwe zu sich nehmen kann, wenn er die durch den Kontrakt be- stimmte Summe entrichtet. Ist die Zeit der Übereinkunft aus, so haben beide Theile, unter der Voraussetzung, dass lichtig gezahlt wurde, keine Ansprüche mehr aneinander, und Kinder aus solchen Ehen fallen den armen Frauen zur Last. Die Mutualis erwarten eine Art Messias, unter den Namen Mohammed el Möhdi oder Sahab Seman, der sie durch seine Ankunft und an ihrer Spitze zu Ruhm und Glückseligkeit führen wird. Einige aus ihnen, wie Perrier, berichtet, halten daher gesattelte Pferde und Geld bereit für diesen glorreichen Moment *. — Bei allen orientalischen Völkern sehen wir, als einen Rest der alten patriarchalischen Verfassung derselben, den grossen Einfluss, den die Altern auf die Jüngern, die Väter auf ihre Kinder ausüben. Bei den Mutualis jedoch erreicht dieser an sich sehr löbliche "■•■ Dieser Umstand erinnert mich an Herrn v. Lamartine, der etwa» Ähnliches von der Lady Esther Sta^hopk erzählt und worüber die gute Frau sich späterhin, als sie es erfuhr, nicht wenig geärgert hat. 55 * 858 Gebrauch einen furchtbaren Grad, indem bei ihnen die Väter durch ihr Religions-Gesetz das Recht haben, ihre eigenen Kinder als Sklaven zu verkaufen, doch haben sie auch zu- gleich das Recht, ihre verkauften Rinder nach einiger Zeit gegen Wiedererleg der erbaltenen Summe zurückzufordern. Solche Kinder-Verkäufe geschahen z. B. noch im Jalire 1S39, in welcher Zeit die Mutualis aus der Umgebung von ßaal- beck nicht mehr im Stande waren, die ihnen von der Re- gierung aufgelegten Lasten zu entrichten. lu der neuesten Zeit haben sich die Mutualis, die ihres persönlichen hohen Muthes wegen in ganz Syrien bekannt sind, durch zwei Unternehmungen ausgezeichnet. Die eine ist die Revolte oder besser gesagt der Raubzug des Hussein EL ScHHiiB, vulgo MoALLEM EL Chaos uud sciue vcrwegcnc Vertheidigung auf den Felsen bei INakura. Er flüchtete sich von da nach Hauran, wo er von den Christen gastfreundlich aufgenommen, verrathen, nach Damaskus geliefert und ent- hauptet wurde. Die zweite Unternehmung ist die Revolte des Emir Kandjar 1840, der, schwere Unbilden blutig rä- chend, sich der Revolte der Drusen und Maroniten anschloss lind sich mit ausserordentlichem Muthe bis zu dem Augen- blicke herumschlug, als das energische Einschreiten der Alliirten der egyptischen Herrschaft in Syrien ein Ende machte und der Emir jeder Verfolgung dadurch frei war. Die Emire der Mutualis sind zwar, wie die der Drusen und Maroniten, vom ältesten Adel, haben aber weder dieselbe Macht noch dasselbe Ansehen und waren zur Zeit der egyptischen Herrschaft, derselben in jeder Beziehung unter- geordnet. Die Anserie, INossairie, Nassairie, welche IN amen alle ein und dieselbe Sekte bezeichnen, wohnen am Dschebel Nassairie in der Gegend von Latakia, im Pascha- like von Aleppo und am Dschebel 11 Ala in der Gegend von Killis im nördlichsten Theile von Syrien*. " Ausser den schon vielmals erwähnten Werken besitzen wir über diese Sekte: ßARHKBRÄus, Clironica syriaca. PocüCKE, Spec. Iiist. Arabum. 859 Die ganze Konstruktion der Religion der Nassairie oder Anserie ist, so weit wir sie kennen, von der Art, dass wir sie für eine Sekte der Religion der Drusen halten müssen. VoLNEY sezt die Entstehung dieser Sekte in das Jahr 891 und sagt, dass die Kreuzfahrer, den Erzählungen Wilhelms V. Tyrus zufolge, auf ihrem Zuge von Marah längs dem Orontes nach dem Libanon auf die Nassairier gestossen wären. Diese Angabe scheint mir in jeder Beziehung un- richtig; denn erstens spricht Wilhelm v. Tyrus daselbst nicht von den Nassairiern, sondern er spricht von den Assassinen, und dieser Name ist in seiner gewöhnlichen Bedeutung des Wortes so allgemein, und auf jede Bande von Meuchelmör- dern anwendbar, dass sich daraus durchaus keine Folgerung auf diese Sekte ziehen lässt*, in seiner besondern Bedeu- tung aber bezeichnet dieser Name einen geheimen, furcht- baren Bund, der theils auf politischen, theils auf religiösen Grundsätzen basirt, alle Schrecken der Vehme im Oriente verbreitete, der von jeher sich mehr den Ismaeliten anschloss und von dem wir gar nicht wissen, ob er je mit den Nas- sairiern etwas gemein hatte, oder nicht. Zweitens waren zur Zeit der Eröffnung der Kreuzzüge auch schon die Drusen in Syrien, und die Nassairier können daher immerhin als eine Sekte derselben zu damaliger Zeit Bernstein, de initiis et orig-. religioniim in Oriente dispersariun. Tychsen im deutschen Museum. 1784. WiLKEN in Stäudlins Magazin I. Unter den arabischen Schriftstellern vorzüglich Makkisi. Assemann, orientalische Bibliothek. RiCAUT, history of the Ottoman Empire, etc. Sehr rationell ist die Ableitung des Wortes Assassin oder Assas- sinen von dem Plural und Dual „Haschaschin". Haschisch heisst nämlich im Arabischen eine Mischung von berauschenden Substanzen , als Mohn- saamcn, Hanfsaamen etc., ein Haschäsch ist der, der Haschisch isst, um sich zu begeistern. Diess geschieht im Oriente häufig in Verbindung mit KaiFc. Der Plural und Dual von Hasciiasch ist aber Haschaschin. Wie leicht entstand daraus durch europäische Verstümmelung, durch schlechte Aussprache, durch absichtlichen Umtausch, das Wort Assassin. Die Assassinen begeisterten sich durcli Haschisch zu ihren Moi'den, wie wir wissen. 8()0 aiicli .schon bestanden haben, was um so gewisser ist, da die ersten, bestimmten Nachrichten von dem Vorhandenseyn der Nassairier in Syrien in die erste Hälfte des 12. Jahrhun- derts fallen, als die Drusen schon ein mächtiges Volk waren. Drittens entstand die Sekte der Drusen in Egypten aus dem religiösen Materiale, das ihnen das Christenthum, der Islam, Zend-a-vesta etc. darboten und der Kalife Hakim war die personifizirte Gottheit dieser Sekte. Die Nassairier nahmen diesen Gott nicht an , sagt Volney, sondern behiel- ten als den ihrigen den Ali Ibn Abu Thalep, d. i. den Schwiegersohn Ali des Propheten Mohammed. Wer wollte sie (]enn zwingen, den Kalifen Hakim als Gott zu erkennen? frage ich, wahrscheinlich doch nicht die entfernten Druisen, die erst mit Ende des 10. Jahrhunderts entstanden und an- fänglich kaum ihre eigene Existenz erhalten konnten. Besser ist es daher doch wohl, den religiösen Büchern der Drusen zu glauben, denen zufolge die Religion der Nassairier aus der ihrigen hervorging, und also die Gründung jener Sekte %vohl au 200 bis 300 Jahre später sich ergeben haben dürfte, als Volney meint, der hier eine Verwechslung mit der alten Sekte der Karmathes zu machen scheint, die im J. 891 exis- tirte und von denen die nachmaligen Drusen viele mistische Dogmen entlehnt haben mögen. Auch die Erzählung Abul- JEDDAS von der Hinrichtung des Schalmagani im J. 944 und die des Makrisi von der weissen Taube des Mohammed Ben Hassan im J. 717 scheinen sich auf Propheten der alten Sekte der Karmathes zu beziehen; denn damals exislirten noch meiner Ansicht nach weder Nassairier noch Ismaeliteii. Vom 8. bis zum 12. Jahrhundert war überhaupt für den Islam eine Periode der Spaltung, aus deren Gevvirre man sich nur schwer herausiindet. Der Stifter der Nassairie ist nach Einigen der als Prophet aufgestandene Nassaier*, nach Andern ein alter Der nicht, wie Perrier sagt, zu Zeiten des Ali Ibn Abu Thalep gelebt haben kann, wenn, wie er wieder sagt, die Religion der Nassairier als eine nielange des (Jbitrines des Druses et des anciennes superstitions des paiens gemacht wurde; denn Ali Ibk Thalkp ist ja identisch mit Ali dem Schwiegersohne Mohammeds, des Stifters der Schiiten, der im 7. Jahr- hunderte lebte, lange vorher, als es Drusen gab. 801 Mann aus dem Dorfe Nasar oder Nassreya oder Nass- rana im Lande Kufa, von welchem der Name nicht ange- geben ist, der aber in jedem Falle bei Begründung der neuen Lehre offenbar einen Mittelweg zwischen den Dogmen der Drusen und denen der Mutualis oder Schiiten einschlug. Vor Allem stiegen ihm Zweifel auf über die Göttlichkeit des Dens ex machina, des verrückten Kalifen Hakim, und er schlug sich in dieser Beziehung auf die Seite der Schiiten und predigte die Göttlichkeit des Ali Ibn Abu Thalep und seiner Frau der Fatime, der Tochter Mohammeds. Dadurch kann man die Nassairier allerdings auch als eine Sekte der Schiiten betrachten. Im Übrigen behielt er die Lehre der Drusen bei, nur mit vielen Modifikationen. Die Nassairier glauben an die Seelenwanderung und dehnen sie auch auf die Thiere aus. Nach ihnen ist Gott sieben Mal in der Welt erschienen, jederzeit unter mancherlei Formen. Da unter diesen nebst den meisten unserer Evan- gelisten und Apostel auch Jesus Christus erscheint, dessen Göttlichkeit überhaupt in der Lehre der Nassairie eine hohe Bedeutung hat und in dem Buche des Propheten Nassaier die Worte vorkommen sollen „ich habe Christum gesehen *, der das Wort Gottes und Achmed ist, aus dem Geschlechte des An" etc., so kann ich mich heimlich des Gedankens nicht enthalten, dass der Name Nassairie von Nasara in Syrien und von Nasarie (Nazareth und Nazarener) und nicht vom Stifter der Sekte oder von Nassreia im Lande Knfa herrührt, da jener Prophet auch ganz anders geheissen ha- ben kann ; denn wir haben für seinen Namen Nassaier keine sichere öuelle : die Nassairier nennen sich selbst „Muinen" und wenn möglich so überbieten ihre religiösen Bücher, die man zum Theil schon durch Niebuhr kennt, die der Drusen noch an mystischem Unsinn; so muss nach denselben die Seele wandern, um in das Paradies zu kommen, bei guten Menschen, Nassairiern versteht sich, nur wenige Mal, bei Bösen bis SO Mal, und wir Ungläubige bleiben zulezt gar Schafe, bis uns die schöne Fatime erlöst. Was die An- wendung ihrer Lehren auf die Moral betrifft, so neigen sie * Als Gcsiclit. vorstellt sich. 862 sich einerseits stark zum Puritaiiismus, aiuherseits bezüch- ti»t man sie noch bei weitem mehr als die Drusen grober ünsittlichkeit bei ihren reh'giösen Versammlungen, die ganz denen der gnostischen Sekten gleichen sollen. Seit dem göttlichen Ali Ibn Abu Thalep, den sie auch Saheb EL Kaimat EL Sarga (dcii Herrn des azurnen Dachesj nennen, und dem Propheten Nassaier sind unter ihnen noch zwei andere grosse Propheten aufgestanden, nämlich Diafar EL Tajar und Schech Halil, von denen der erste die seltene Kunst besass, in der Luft herum zu fliegen. Die Lehren ihrer Sekte halten sie, wie die Drusen, ungemein geheim und zu den Versammlungen in ihren, denen der Drusen ähnlichen, Bethäusern, Chalies, haben nur die Eingeweihten Zutritt, unter denen sich mehr Frauen befinden, als bei den Drusen. In wie ferne die den Nassairiern zugeschriebenen Misterien, im Sinne der Dyonisischen, sich als wahr bestättigen, wage ich bei den noch geringen Kenntnissen, die wir von ihrem 'Kultus haben, und bei der Masse von Lügen, die darü^jer existirt*, nicht zu entscheiden, ebenso wenig, als ich über den Zusammenhang der Nassairier mit dem geheimnissvollen und furchtbaren Bunde der Assassinen, mit denen man sie häufig verwechselt und über die Verbindung, die zwischen ihrer Geschichte und der des Alten vom Berge (Schech el Dschebel) bestehen mag, ein ürtheil zu fällen mir erlaube. So wie die altern Schriftsteller die Nassairier häufig mit den Karmathen und mit der Sekte des Hakim Burka ver- wechselten, die allerdings den ersten Impuls zu dem drusi- schen Religionssystem gegeben haben mögen , so verwech- selt man in neuerer Zeit auch häufig die Nassairier mit den Ismaelitcn, von denen man, wo möglich, noch absclieulichere Dinge erzählen hört, als von erstem. Beide jedoch haben gegenwärtig als Völker keine politische Bedeutung, und * Woi unter auch die geliöit , duss sie die Venus, Sodna ^-eiiiinnt, inibeten. Soilira heisst allerdings der Planet Venus, ist aber aucli der IName der Fatinie. Wie leicht können solche Missverständnisse zu Irrthii- niern führen, wie leicht können einseitige Anschauungen die höchsten Ab- surditäten erzeugen. 863 II iitei standen in lezter Zeit ganz und gar der lierrsclienden Laiules-Reoiernng-. Die Ism acuten. Diese iiii'ci* Zahl nach unbedeutende Sekte wohnt uiigetahr 500 bis öOO Familien stark am Dsclie- bel el Kadmiis und am Dschebel Iiaschut in der Nähe von Latakia, unterhalb Meikeb. An welchen Orten sie aller- dings die nächsten Nachbarn der Njissairie sind, aber wei- ter in keiner Verbindung mit ihnen stehen. Die Begrün- dung ihrer 8ekte fällt in das Jahr 1030. Einige geben als Stifter dieser Sekte den Mohammed BEN IsMAEL aii , der ein berüchtigter Wüstling gewesen seyn soll und den seine Anhänger als einen zweiten Herkules darstellten. Nach andern hingegen brachte Hassan ben Sabbacii EL HoMAiRi * die Lehren dieser Sekte aus Persien nach Egypteti im Jahre 1093. In diesem Lande hatten sich zu jener Zeit unter der Herrschaft der Fatimiten bereits mehrere mistisciie Sekten gebildet und Hassan Ben Sabbach fand daher schon vorbereitetes Feld. Beide Ansichten lassen sich mit einander vereinen und ohne Zweifel war auch diese Sekte zugleich mit den Drusen und Nassairiein ein Spröss- liiig jener Karmathen und persischen Mistiker, deren Avir schon mehrmals erwähnten und sie dürfte zu jener Zeit, in der die Sekten -Wuth, wie eine Hydra, in stets erneuerter Kraft um sich griff, ihren ersten Impuls wohl ebenfalls der Bildung der Lehre der Drusen verdanken, mit der sie, so wie auch mit der der Nassairier, so Manches gemein hat. Ob der Name Ismaeliten , von Mohammed ben Ismael, oder von Ismael , dem Enkel des Kalifen Ali, herrührt, von dessen Nachkommen diese Sekte behauptet, dass sie die rechtmässigen Erben des Kalifats seyen, das lasse ich da- hin gestellt. Im Jahre 1105 kehrte Hassan ben Sabbach wieder nach Persien zurück und eroberte das Schloss Alamut '■' Makiiksi rrzJihlt die Traiisfiguia(ioii eines Scli«ärmeis in die Person des ÖIohammed ekn Hassan, eines Häuptlings der Ismaeliten im .). 717. was den andern Angaben zufolge auf jeden Fall eine andere Person als Hassan ben Sabbach ist und wobei abermals eine Verwechs- lung der Ismaeliten mit andern damals schon bestanden hubeiulen Sekten statt zu linden scliciiit. 864 iin Lande Rudbar, welcher Platz der Hauptsitz der Ismaeliteii wurde. Es scheint, dass die Sekte der Ismaeliten von Vorne herein nicht nur blos eine religiöse, sondern auch eine po- litische war, die unter dem Namen Assassinen oder Mola- hides, Ruchlose, wie ihre Zeit-Genossen sie nannten, eine Art geheimer Brüderschaft bildete, welche im Oriente die Wirksamkeit einer geheimen Vehme übernahm , vor der hochgestellte Personen mit Recht zitterten. Sie hatten ihre eigenen Fedawis, oder „sich Aufopfernde", die durch Haschisch, das Surrogat des Opiums, begeistert, Morde an Fürsten und andern Personen im Auftrage ihrer Oberhäupter begin- gen, Morde, die durch das Entsetzliche und Geheimnissvolle, ja Unerklärliche der Umstände, welche dieselbe begleiteten, Furcht und Schrecken ringsumher verbreiteten. Das Ober- haupt der Sekte, welches auf -dem Berge Alamut hauste, sollte eben der Alte vom Berge, Schech el Dschebel, gewe- sen seyn, jener unsichtbare, furchtbare Richter, von dem so viel erzählt und so viel gefabelt wurde*. Zur Zeit der Kreuz- züge, im zwölften Jahrhunderte, fand sich diese Sekte be- reits in Syrien, wo sie durch ihre Umtriebe eine bedeutende Rolle spielte. Unter dem Schech el Dschebel Alamut, dem RoKA ED DIN Chorschah, wurde im J. 1270 das Reich der Ismaeliten in Persien durch die Mongolen zertrümmert und das gleiche geschah mit den Burgen und befestigten Plätzen derselben in Syrien im J. 1292 durch den Sultan Bibar. Von diesem Momente an scheint die Sekte ihre politische Bedeutung verloren zu haben und es ist ihr nur ihre re- ligiöse geblieben , denn ein wiederholtes Auftreten der * Die besten Nachrichten in: B. V, Hammers Geschiclite der Assassinen. Stuttg;art 1818. Rousseau, Memoires sur les Ismaelis et Nosairis en Syrie, JouRDAm, Notices et Extraits de la Biblioth. du Roi. IX. Persisch und französisch. Mirchonds Nachrichten enthaltend. Kadi Bedaui und Makrisi in de Sacy Chrestom. arab. I. Abulfedda. Annales ed. Reiskc-Adler III. Quatremere, Notice historique sur les Ismaeliens. In den Fundgruben des Orients IV, mit Zusätzen von B. v. Hammer. WiLKENS Geschichte der Kreuzziigrc, II. 8(>r> Assasisiücii in Syrien iin J. 1 342 war vorübergehend und viel- leicht auch in keiner Berührung mehr mit den Ismaeiiteii stehend. Gegenwärtig' sind sie in Persien sowohl als in Syrien ohne besondere Bedeutung. Dass von einer so son- derbaren Sekte die sonderbarsten Sagen bestehen, ist wohl natürlich und um so nielir, da sie ihre Glaubenslehren aus- serordentlich geheim hält, und es bisher noch nicht gelang, sich ganz genaue Kenntniss davon zu verschaffen. Vielleicht gab man sich auch zu wenig Mühe und, wie mir scheint, sehr mit Unrecht; denn die Geschichte der menschlichen Verir- rungen zu allen Zeiten und bei allen Völkern dürfte für uns Menschen sehr belehrend, sehr wichtig, und besonders jenen Eiferern zu empfehlen seyn, die in unserer Zeit des Vorwärtsschreitens eine Zunahme des Sitten-Verfalles sehen. Die Ismaeliten in der Bedeutung der alten Assassinen haben auch durchaus nichts gemein mit den Thugs oder Thags in Ost- indien. Diese schreckliche Raubmörder- Verbrüderung ist zwar allem Ansehen nach ebenfalls eine religiöse Sekte, ihre Konstitution ist jedoch eine ganz andere , sie sind Fe- tischanbeter und die Tendenz ihrer Älorde ist der Raub, während er bei den Assassinen, wenn auch nicht immer, doch meist mit einem politischen Zwecke verbunden war. Man sehe über diese merkwürdige Sekte die philosophisch und juridisch höchst interessante, von der englischen Re- gierung herausgegebene Schrift: Ramasceana, or a vocabu- lary of the pecullar language used by the Thugs etc. Cal- cutta 1836 und Conversations-Lexikon der Gegenwart. 4. Bd. •2. Tbl., S. 53. Leipzig 1841. Dem zufolge, was wir von den Ismaeliten durch die Mittheilnngen anderer wissen, sind sie Schiiten, oder An- hänger des Ali, dessen Lehre jedoch durch ihre Zusätze ganz verunstaltet ist. Sie glauben an die Seelenwanderung, und wie die Lehre der Drusen und Nassairie, ist auch die ihre voll mistischen Unsinns. Fatime, Ali's Frau, wird von ihnen göttlich verehrt, und diese Verehrung kann, je nach- dem sie in einer Form vorgenommen wird, zu vielen der Gerüchte Anlass gegeben haben, über deren Wahrheit oder Unwahrheit ich nicht abzusprechen wage. Dahin gehört 8(5(5 % B. die göttliche Verehrung des Pudendum miiliebre irgend einer Eingeweihten bei ihren Versammlungen, der Gebrauch einiger Frauen, einen kleinen (jpaXXog * als Schmuck am Halse zu tragen, ihre gnostischen Feste selbst etc. Kurz folgen wir dem Sprichworte vox populi vox Dei, so sind die Ismaeliten eine der abscheulichsten Sekten. Ob ihre religiösen Bücher, die bei der Zerstörung von Alamut in die Hände der Mongolen geriethen , mit jenen, die spä- terhin, im 15. Jahrhunderte, mittelbar in die Hände Mm- CHONDS gelangten, desselben Inhaltes gewesen sind, möchte ich wohl bezweifeln, denn erstens ist es mir nicht wahr- scheinlich, dass die wilden Mongolen diese Bücher der Zer- störung entzogen haben und zweitens ist es mir noch un- wahrscheinlicher, dass diese Quelle bei dem wilden Sekten- geiste damaliger Zeit durch zweihundert Jahre rein und ohne Zuthat geblieben wäre. Die Ketames. Diese kleine Sekte wohnt in wenigen Familien vereint am Ostgehänge des Dschebel el Kadmus jund in dem kleinen Thale Waddi el Kandil. Sie bilden ein ruhiges, harmloses Völkchen, dem man nichts Böses nach- sagt. Ihre Religion ist wenig bekannt, doch dem zufolge was man davon weiss, scheint sie ebenfalls persischen Ur- sprunges zu seyn; denn wir treffen bei ihnen, wie in der Lehre des Zoroaster, ein gutes und ein böses Prinzip. Sie opfern beiden, besonders aber leztern, Schafe und Ziegen. Ihrer Ansicht nach ist das böse Prinzip das vorwaltende, daher schenken sie ihm auch mehr Rücksicht als dem guten. Sie verehren sehr eine Art kleiner, schwarzer Schlangen und pflegen sie in ihren Häusern, indem sie in dem Wahne stehen, dieselben seyen die Günstlinge des bösen Prinzipes, die demselben alles erzählen, was sie sehen und hören. - War denn der Priapus-Dienst in den Tempeln zu Theben nicht ein ähnlicher Uiustaud, und fanden wir nicht in der alten Rönierstadt Pompeji die unwiderlegbarste« Beweise, dass diese extravagante Toilette auch zu jener Zeit stattfand? und überhaupt ist ja dieser Kultus oft und unter mannigfaltigen Formen,, selbst bei den erleuchtetsten Völkern, ge- übt worden. 867 Die Jesides. Bereits im 7. Abschnitte dieses ßaiides Jiabe icli über diese Sekte gesprochen. Die Jesides wohnen vorzüglich, wie wir schon wissen, in Kurdistan und zwar am Sindschar Dagh, südlich von Mardin in der Provinz Dsclie- sirah, ein kriegerisches Volk von beiläufig 200,000 Seelen, mit dem HAFis-Pascha in lezter Zeit Krieg führte. Einzelne Familien derselben finden sich auch im Paschalike von Adana und einige wenige im nördlichsten Theile von Syrien bei Killis und am Dalük ßaba bei Aintab. Demnach, was wir von ihrer Religion wissen, hat sie zwar einige Ähnlichkeit mit der der Nassairie, mit denen man sie auch häufig ver- wechselte, unterscheidet sich jedoch schon in ihren Haupt- Grundsätzen scharf von derselben, und noch ferner stehen sie den Ismaeliten, mit denen man sie ebenfalls häufig ver- wechselt sieht; so wie auch einige Schriftsteller und, wie ich glaube mit Unrecht, sie als einen Theil der alten Assas- sinen bezeichnen , mit denen sie ebenfalls vielleicht nie et- was gemein gehabt haben. Ihr heutiger Name Jesides stammt, wie man glaubt, von dem arabischen Generale Je- siD ab, der den Enkel des Mohammed, den Hussein, tödtete und die Familie des Ali mit Erbitterung verfolgte. Diesen Jesid betrachten die Jesides selbst als ihren Religionsstifter und sind daher nicht, wie die Nassairie, Schiiten; sondern stehen in dieser Beziehung den Sunniten näher. Demunge- achtet herrscht zwischen ihnen und den Türken tödtlicher Hass und leztere benüzten seit je jegliche Gelegenheit, die blutigsten Veifolgungen gegen sie auszuüben. In diesem Hasse und in der bekannten Stupidität, mit der die Türken über derlei Gegenstände urtheilen und absprechen, gründen sich grösstentheils die abenteuerlichen und garstigen Dinge, die man dieser Sekte nachgesagt hat und die sich durch kenntnisslose Nacherzählungen bis auf unsere Tage verbrei- teten. Die Religion der Jesides trägt den Tipus persischer Abkunft unlängbar an sich, hat sich jedoch später durch die Aufnahme vieler Lehrsätze der Nassairie, der Drusen etc. bereichert, oder vielmehr noch mehr verunstaltet. Sie verehren nach Zend-a-vesta ein gutes und ein böses Prinzip, welch lezterm sie nicht minder göttliche Ehren 868 erweisen, als ersterm, daher sie die Türken £feradehin zu Teiifelsanbetern machen *. Gesezt aber auch, sie wären das, was sie wirklich nicht sind, so muss man ihnen doch die Ehre lassen, dass sie in dieser Beziehung mehr Ästhetik besitzen, als Christen und Türken ; denn sie stellen sich das böse Prinzip verkörpert, als ein schönes, majestätisches Wesen vor, voll Geist und Leben, wie der Präsident in MiLTONS Dämonen-Senat. Übrigens verkörpern sich die Je- sides das böse Prinzip auch in der Gestalt einer Schlange, was sehr an die Bibel erinnert und welches Dogma, nur in anderer Form, wie wir gesehen haben, auch bei den Keta- mes Anklang zu finden scheint. Am 10. Tage des Neu- mondes, im Monate August, feiern die Jesides in Kurdistan, dem bösen Prinzipe zu Ehren, in einer grossen Höhle am Dschebel Abdul Asiss, 15 Meilen südlich von Merdin , ein Hauptfest, zu dem sich die Gläubigen aus grosser Ferne versammeln. Opfer werden gebracht, es wird bei Fackel- schein getanzt und wie wir jezt zu hören schon gewohnt sind, so sollen sich auch diese Feste mit erotischen Scenen in der tiefsten Tiefe der Höhle enden. Die Jesides glauben ferner an die Seelenwanderung und zwar in der Bedeutung, wie die Drusen, Mutualis und Nassairie. Sie haben unter ihren Transfigurationen der Gottheit, in verschiedenen Pe- rioden, Christum, Moses, Mohammed, die Apostel und Evan- gelisten etc. Überhaupt haben sie für das Christenthuni eine hohe Achtung und sehr häufig unterstützen sie die christlichen Klöster in ihrer Nähe nach allen Kräften. In den äusserlichen Gebräuchen des Islams aber, Weintrinken, Waschungen etc. betreifend, haben sie ihre eigenen Ansich- ten, die sehr von denen der Muhamedaner abweichen. Ihr Schech, der das Grab des Religionsstifters Jesid bewacht, wird wie ein Heiliger betrachtet und sein Adjunkt ist es, der am Grabe des Propheten die fortdauernden göttlichen Offenbarungen empfängt. Die Jesides sind nicht beschnitten. Der Hass zwischen Türken und Jesides ist, wie gesagt, glühend und so stark, dass jeder von beiden es für eine * Voyage dans l'Asie mineur etc., par B. Pouioulat., Tom. 3. Bru- xelle8 1841. SG9 Gott höchst gefällige Handlung- betrachtet, den andern zu ermorden. Merkwürdigerweise erwürgen die Jesides ihre Rache-Opfer und zwar mit fanatischer Wuth *. Die Türken und ihnen nach auch die Araber theilen die Jesides in drei Kasten, in Schamsie, Scheitanie und Kathelis, d. i, in Son- nenanbeter, Teufelsanbeter und Erwürger. Diese Einthei- lung ist Erfindung der Türken; denn die Jesides selbst wis- sen nichts von diesen Kasten. Den Grund der Benennungen „Teufelsanbeter und Erwürger" können wir aus dem Vor- hergehenden uns entziffern und dass der Name Sonnenan- beter in einer ähnlichen Absurdität seinen Grund hat, bin ich, so weit ich die ürtheile der Türken als öuellen kenne, fest überzeugt. Hingegen theilen sich die Jesides selbst in schwarze und weisse. Jene sind die eingeweihten, die Prie- ster, die Fakirs, die Akals der Drusen, diese die Laien, die Unwissenden, die Djabels der Drusen. Beide unterscheiden sich durch die Kleidung, bei erstem ist sie immer dunkel- farbig mit hohen, schwarz und gelben Mützen. Stirbt ein Jeside, so versammeln sich alle, schwarz und weiss, Feste feiernd durch die ganze Nacht, der Wanderschaft ihres Bruders nach Jenseits zu Ehren. Die Seele des Dahinge- schiedenen durchwandert alle Sterne, die sie auf dem Wege trifft, wird auf jedem derselben mehr veredelt und kömmt endlich rein und der irdischen Schlacke frei im ätherischen Lichtkreise der Gottheit an. Eine herrliche und höchst poetische Idee ! So gibt uns auch Perrier (la Syrie sous le Gouvernement de Mehemed-Ali S. 276) eine höchst interes- sante Schilderung ihrer nächtlichen Feste dem bösen Prin- zipe zu Ehren, deren vollständige Richtigkeit ich mir zwar nicht zu verbürgen getraue, sind aber alle Umstände so, so muss der Schall der Tamburinen in tiefer, dunkler Nacht, das gellende Rufen des bösen Geistes von den Bergen he- rab, das Niederstürzen der ganzen Versammlung auf das Angesicht, die auf künstliche Art hervorgebrachte magische * Die häufigen Türken-Morde von Seite der Jesides haben nur Rache zum Zweck, und kommen, wie sie der Augenblick bringt, sie sind daher weder mit den systematischen Morden der Assassinen, noch mit den Raubmorden der Thägs zu vergleichen. 870 Beleuchtung- des Ober-Priestevs (el Dscheil), dessen phan- tastische Kleidung^ etc. ehieu erschütterndenj die Sinne ver- wirrenden Eindruck machen. Die eingebornen Christen bilden, in einer Seelen- zahl von ungefähr 650,000, ausser den Maroniten, die allein an 220,000 Seelen zählen, nach den Arabern bei weitem den grössten und mächtigsten Theil der syrischen Bevölke- rung. Ein Körper von ausserordentlicher Kraft, wenn seine Theile zu einem Ganzen vereint w ären , aber so in Sekten zertrümmert, schwach, unterjocht und unmächtig. Nicht minder als die muhamedanischen Sekten verfolgen sich die der Christen untereinander und von der Liehe und Duldung, die unser göttlicher Lehrer predigte, sind wenig Spuren vorhanden. Kömmt es anch selten zu offener, blutiger Fehde unter diesen Parteien, so mangelt es doch nicht an wirklich skandalösen Auftritten. Dahin gehören die sich fast jähr- lich wiederholenden ärgerlicJien Scenen am Osterfeste zu Jerusalem, bei denen die Ti'irken in der Grabeskirche unsers Heilandes häufig durch Schläge Ordnung machen müssen, um Mord und Todschlag zu verhindern, dahin gehören die zahllosen Intriguen , Verläumdungen und Bevortheilungen, die eine Sekte gegen die andere verübt, und durch die die eine gegen die andere die Türken, als herrschende Partei, aufzu- hetzen bemüht ist, wodurch sich die Christen selbst in den Augen der Türken, wie mich diese oft versicherten, entwür- digen und herabsetzen. Die meisten Umtriebe solcher Art fallen anerkannt den schismatischen Griechen zur Last, wie wir bei meiner Reise in Palästina umständlicher sehen wer- den. Sie bedienen sich , um sich zu bereichern , gegen die Pilger des gröbsten Aberglaubens als Mittel, und verfolgen dabei die andern Parteien, besonders die Katholiken, wo sie nur können. Da sie und die Armenier auch in der That die wohlhabendsten dieser Parteien sind und mit Geld, wie bekannt, bei den Türken und allen orientalischen Völkern Alles zu erlangen ist, die Katholiken aber, durch die, vermöge den politischen Stürmen in einigen katholischen Ländern, dem Vorwalten des Protestantismus in vielen, früher katholischen, europäischen Reichen und vermöge der herrschenden Meinung 871 iiberliaupt ImmiBr seltner Werdenden Unterstützungen, wirk- lich in grosser Armuth sich befinden , wie ich mich selbst überzeugte*, so ist es natürlich, dass die Katlioliken die Unterdrückten sind und bereits viele der von ihnen früher besessenen heiliiren Orte verloren haben. Wir sehen unter den Christen in Syrien unirte und nicht unirte Grie- chen, katholische und akatholische Armenier und Katholiken, die sämmtlich unter dem Namen Le- V antin er begriffen werden und theils dem Priesterstande angehören, in Klöstern vertheilt leben, theils als Handels- leute in ganz Syrien zerstreut sind. Die Sitten und Ge- bräuche dieser orientalischen Christen sind bekannt. Der grösste Theil derselben, die Seestädte und übrigen Handels- städte ausgenommen, wo sie zum Theil einen grossen Wohl- stand erlangt haben, dürfte wohl in dem südlicher/ Syrien, in Palästina, leben, wo ihre Existenz eigentlich sich rein nur auf die vorhandenen Klöster und auf die jährlich hinwandernden Pilger gründet und wo sie daher meist in bitterer Armuth schmachten. Eine weniger zahlreiche Sekte sind die Kopten aus Egypten, die meist im Dienste der Regierung sich befinden , nur zum kleinern Theile sich mit Handel beschäftigen und eigentlich zu den fremden Völ- kern Syriens, nicht zu den Eingebornen gehören. Noch geringer an Zahl sind die Protestanten. Sie gehören ebenfalls fast durchaus fremden Familien an und iiir Er- scheinen in Syrien fällt in die neueste Zeit. Welche Fol- gen die Dahinsendung des Bischofs Alexander von Seite Englands haben wird, muss die Zukunft lehren. So weit ich das syrische Volk kenne, so glaube ich, dass er unter i]en übrigen orientalischen Christen vor der Hand wenig oder keinen Anhang finden wird und dass die Anzahl seiner Gemeindeglieder sich noch lange auf ihn und seine Familie, auf einige Missionäre und auf durchziehende Fremde be- schränken dürfte. Aller Anfang ist schwer, daher darf man * Vor Kurzem wurden in Österreich, in edler Anerkennung der trauri{2jen Lage unserer Glaubensbrüder, allgemeine Sammlungen J»«- willigt. KiisftEr.cr.it, Reisen, l. Bi!. 'i. Thl. ' 50 872 auch in dieser Beziehung an einen seiner Zeit sich er- gebenden günstigen Erfolg, meiner Ansicht nach, von vorne herein wohl zweifeln, aber nicht verzagen. Die mächtigste Partei der syrischen Christen und die, welche unter ihnen die höchste politische Bedeutung hat, sind die Maroniten. Sie wohnen als Volksmasse theils in Distrikten für sich in dem Theile des Libanon von Tripolis bis zum Nacher el Kelb, theils mit den Drusen zusammen, in den Gebirgen vom Nacher el Kelb bis zum Nacher el Auly. Mit den Drusen theilen sie, wie schon erwähnt, ihre Verfassung und ihre Stellung zu der Landes-Regierung. Ausserdem bewohnen sie mehrere Distrikte am Antiliban(m, in Cölesyrien zwischen Baalbeck und Hama, bei Damaskus, in Haurän etc., und sind als Handelsleute und Gewerbetrei- bende i.< den Städten Syriens zerstreut. Die Maroniten, von ihrem Stifter 3Iarun so genannt, sind ein Rest der byzanti- nischen Monotheleten. Bereits im 6. Jahrhunderte erschei- nen sie als Mönchsorden am Libanon, verbreiteten sich wei- ter, wurden aber durch die Melchiten im 7. Jahrhunderte an den Libanon zurückgeworfen, wo ihre Verfolger durch unausgesezte Neckereien sie endlich zu einem freien, tapfern Bergvolke heranzogen, das sich seinen Feinden furchtbar zu machen verstand. Ob der Priester Maro oder Marum, der im 7. Jahrhunderte am Libanon eine bedeutende Rolle spielte, identisch mit dem Stifter dieser Sekte oder ein An- derer war, wage ich nicht zu entscheiden; ich halte ihn wenigstens für den eigentlichen Stifter selbst, der als solcher die heutigen Maroniten aus den Monotheleten formte. Die Maroniten unterwarfen sich mehrmals dem Papste, behielten aber immer ihre Eigenthümlichkeiten bei, bis sie endlich im Jahre 1736 zu Mar Hanna in einer grossen Synode die Beschlüsse des tridentinischen Konsiliums annahmen, seit welcher Zeit sie denn den Katholiken einverleibt blieben, es blieb ihnen jedoch, mit Ausnahme der Mönchsorden und der höhern Geistlichkeit, die Priesterehe nach griechischen Normen, der Gebrauch der arabischen Sprache beim Gottes- dienste überhaupt und der der altsyrischen bei der Messe ins- besondere, und es gelang dem römischen Hofe bis zum heutigen 873 Tag'e noch nicht, ihre eioenthümliche Litiiroie ganz aufzu- heben. Ihre Dogmen vsind bekannf, so auch ihre Sitten, als ein wahrhaft orientah'sches Volk und ausführhch ge^ schildert von vielen Reisenden, als Niebühr, Burkhardt, VoLNEY, Perrier ctc. lui Jahre 154S entstand zu Rom ein maronitisches Kollegium zur Ausbildung ihrer hohem Geist- lichkeit. — Der zahlreiche Klerus der Maroniten , ihre in mehr als 200 Klöstern blos am Libanon vertheilten Mönchs- orden, üben auf die Volksmasse einen um so grossem Ein- fluss aus, da sich der Verfassung zufolge in ihren Händen der grösste Theil der Administration und der Ausübung der polizeilichen Aufsicht befindet. In der Reihe ihrer Klöster findet man auch w^eiche europäischer Orden, z. B. das Kon- vent der Lazaristen zu Antura und ein Nonnenkloster da- selbst. Das zu Kürked bestandene Nontienkloster erhielt durch die abscheulichen Umtriebe der Äbtissin Hindie im J. 1770, welche Geschichte uns Volney ausführlich erzählt und die vor dem päpstlichen Hofe zur Verhandlung gelangte, einen Ruf, der Aen Marouiteu in den Augen der Ungläubi- gen nicht wenig schadete, im Übrigen jedoch führen die maronitischen Mönche und Nonnen ein Leben der strengsten Entsagung, der härtesten Arbeit und stiller Betrachtung, ein Leben, das ihnen die Achtung aller Menschen erwirbt, die sie kennen lernen. Auch die Franziskaner der terra Santa, die Jesuiten, die Griechen beider Confessionen etc. besitzen Klöster am Libanon. Der Patriarch der katholischen Griechen residirt bald zu Ain Dress bei Deir el Kammar, bald zu Suk Michael, der der syrischen Katholiken in einem Konvente im Distrikte Kessman, der der katholischen Armenier zu Deir-Om-Scho- mer in Kessruan. In diesem schönen Konvente, so wie in Deir Hakbe bei Gasir befinden sich gut eingerichtete Prie- sterschulen der Armenier. Die schismatischen Griechen, die Melchiten, Jakobiten etr. besitzen ebenfalls am Libanon bei Tripolis 17 bis 20 Klöster und ihre Patriarchen residiren meist zu Damaskus. Der am Libanon bei den Maroniten sich befindende Le- gat des römischen Hofes wohnte früher in Kannobin, später 5({ = 874 bezog er ßed el Havvuwii oder Haua (Hans des Windes) bei ßed el Din nud wohnt im Winter in Kiirked , oberhalb Suk Michael. Die Maroniten des Libanon sind ojegenwärtig im Stande, 30,000 bewaffnete^Männer ins Feld zu stellen, eine für den Guerillas-Krieg in den Schluchten des Libanon höchst be- deutende Macht, und doch von wenig Wirkung durch Un- einigkeit in ihrer Mitte und durch den Eigennutz ihrer Häuptlinge, durch welche Stammübel bizantinischer Erbschaft es kömmt, dass sie von den an Zahl weit geringern Drusen unterjocht bleiben. Die Juden, das unglückliche, heimathlos in die Welt hinausgestossene Volk, mit seiner Geschichte voll glorreicher Erinnerungen, mit seinem alten Ruhm der Wissenschaft und Kunst, sucht irrend auf der weiten Erde sein verlornes Ka- naan und betrat wieder Syrien, das gelobte, das ihm ver- heissene Land, das Land seines alten Glanzes. Seit der blu- tigen Vertreibung aus Spanien durch Feuer und Schwiert im J. 1492 haben sich viele Juden wieder nach Syrien gewendet, wo sie, besonders in Palästina, leben und in der bittersten Ar- muth schmachten. Sie treiben theils Handel in den S5'rischen Städten, theils bauen sie das Land, und wir werden auf sie in Palästina wieder zurück kommen. Nachtrag zu Seite 821. Verzeicliniss der Abgaben in Syrien und dem Paschaiike von Adana im Jaiir 1835 und 1836. (Die Geldbeträge in Gulden Konvenlions-Münze.) Mir wurde dieses Veizeicliniss von Jemanden initgetheilt, von dem ich die vollkommene Einsicht dieses Gegenstandes aller- dings voraussetzen muss, ohne dass ich jedoch die vollstän- dige Genauigkeit der Ziffer geradehin verbürgen will. Die Beträge der gesammten Abgaben von Syrien pr. 3,618,^50 fl. Konv.-Mze. und von Kararaanien mit 729,550 fl. Konv.-Mze., also zusammen mit dem Betrage von 4,3475900 fl. , haben meiner Ansicht nach den Charakter der höchsten Wahrschein- lichkeit für sich j doch ergeben sich gegen die nicht minder verlässlichen Angaben Perriers in den Einzelnbeträgen einige nicht unbedeutende Differenzen , die offenbar in andern Kom- binationen der Abgabenquoten ihren Grund haben mögen. So beziffert Perrier die Abgaben der Emire des Libanon auf 339,100 fl. Konv.-Mze., während in unserm Verzeichnisse der Emir der Drusen nur mit 65,000 fl. Kon.-Mze. vorge- tragen ist. Offenbar ist in lezterm Falle die ganze Steuer- masse der Maroniten , Mutualis und eines grossen Theils der Drusen mit in den Steuerquoten von Beirut, Tripolis, Seide und Naplus eingerechnet, und die Summe von 65,000 fl. bezieht sich ohne Zweifel nur auf die Besitzungen des Emir Beschir im engsten Sinne des Worts. Auch ist es auffallend, dass der Charadsch von Aleppo im Gegenhalte des von Jeru- salem und Damaskus so sehr gering ist, und dass Antiochia, Adana, Naplus und Tarsus gar keinen zahlen sollten, dass Antiochia, Adana und Tarsus frei von verschiedenen Auf- lagen sind etc. Es scheinen auch in diesem Falle Ver- mengungen der Steuerbeträge die Ursache dieser auffallen- den Angaben zu seyn. Da jedoch die Summen , wie gesagt, richtig seyn dürften , so ist dieses Verzeichniss immerhin wich- tig genug, um hier nachträglich angeschlossen zu werden. Verbesserungen. üeite Zeile 129 8 V. u. lies Allee statt Alee. 182 17 V. u. 1. 244 Säulen st. 24 Säuleu. 211 Tabelle, I. Theinioiiieter au der Sonne st. Thermometer im freien Schatten, uud umgekekrt 1. Thermometer im freieu Schatten st. Thermometer au der Sonne. 308 17 V. u. 1. Hyskos st. Hyksos. 315 15 V. u. 1. georgische st. gnorische. 335 8 V. 0. 1. erholt st. erhellt. 340 5 V. 0. 1. 1836 st. 1837. 445 13 V. o. 1. oberu st. untern. 447 11 V. o. 1. Favosites st. Tavosites. 502 11 V. o. 1. Meiler st. Weiler. 590 Anmerkung 1 1. Weltall st. Metall. 692 15, 17, 19, 21, 23, 25, 27, 29, 31 sind die Worte: „Kammhöhen des Taurus und Antitaurus" zu oft wiederholt; essoll heissen: „Nach AiNswoRTHS BIcssungen in engl. Fuss. Kammhöhen des Taurus und Autitaurus : bei Maden Gomusch . 5053 bei Däwah Boini . . . 4453 bei Khutel 3379 am Gul Dägh .... 4808 an den Bergen bei Ajeli 5650 bei Scliski 4250 am Kara Bei .... 5790 am Chamlu Bei . . . 5260 am Aklo Dagh . . . 2900." 698 14 V. 0. 1. mantelförmig st. mandelförmig. 637 9 V. u. 1. untere Kreide st. Grauwackeu-Periode. 645 3 V. u. I. arab. Nemmr st. Nemmer. MTllRHISTORISCHER AlÄl. ^^^il^lIS VOQ EDUARD FENZZ., Med. Dr., Custos am K. k. Hof-Naturalienkabinete in Wien, nithrcrcr gelehrten Gesellschaften Alitgliede. Vortoericilt. Die Ausbeute an Pflanzen aus den vom Hrn. ßergrath Russegger auf seiner Reise berührten Punkten Syriens und des Taurus verdankt, gleich jener an zoologischen Gegenständen, das k. k. Hof-Naturalienkabinet dem uner- müdlichen Sammeleifer seines Begleiters, Hrn. Theodor Kotsehy. — Die grösste Pflanzenmenge lieferten die Umgegenden Gülek's mit seinen benachbarten Alpen im westlichen Taurus, und die Svedie's am Orontes nebst dem Mons Cassius (Dschebel-OchraJ, eine weit geringere Beirut und Kasan lie in Karamanien, die un- bedeutendste der Libanon. Eine zweite kaum 3 Centu- rien starke Sammlung syrischer Pflanzen aus den Umgebun- gen Aleppo's erhielt das Museum von demselben erst im Laufe dieses Jahres und erwartet gegenwärtig wieder neue Folgen aus jenen Diarbekir's und den Gebirgen Kurdi- stans. Die erstere der beiden Sammlungen begreift 710 Arten, von welchen nur 12 für die von ihm minder beach- teten Zell-, 098 dagegen für die Gefässpflanzen entfallen. Leztere zerfallen in 7 Arten Filices, 77 Monocotyle- «Ionen und Cl 4 D i c o t y 1 e d o n e n. Ueberwiegend stellt 884 sich bei den lezteren die Zaiil der G amopetalen — mit Einrechnuiig der wenigen Apetalen — .'J22 Arten starli, creo^eii die Dialypetalen mit 292 Arten lieraus. Vorherr- schend sind ihrer Artenmenge nach die Com positeen, La- biaten, Leguminosen und ümbelliferen, ziemlich zahl- reich , sich beinahe die Wage haltend, erscheinen Caryo- phyllaceen, Crnciferen und Scrophularineen. Ein beinahe gleiches Verhältniss der Familien zu einander zeigt in der Beziehung auch die zweite Sammlung aus den Umgegen- den von Aleppo. Bei dem grossen Missverhältniss in der Menge der gesammelten Arten aus dem Taurus einer-, und dem südlicheren Syrien, besonders des Libanon's andererseits, lässt sich füglich kein Vergleich zwischen der jeder dieser beiden Regionen eigenen Flora anstellen, und nur so viel im Allgemeinen sagen, dass in beiden durch- gehends der Charakter der Mediterran - Flora, beson- ders Spaniens und Griechenlands am meisten in Sy- rien, mit einer nicht unmerklichen Beimischung der t au- risch-kaukasischen Flora im Taurus vorwaltet. Selbst die meisten neuen Gattungen und Arten tragen das Gepräge mehr complimentärer als selbstständiger, eigenthümlicher Formen, obgleich nicht in Abrede zu stellen ist, dass einige derselben, wie z. B. Pelargonium Endlicherianum, Heldreichia Kotschyi, Silene pharnacefolia und stentoria, Viola pentadacty la, Actinolema eryn- gioides und Elaeochytris meifolia in mehrfacher Hin- sicht einzig in ihrer Art dastehen. Wie viel oder wie we- nio- hiebei auf Rechnung des Sammlers, der Jahreszeit und der zufällig besuchten Lokalitäten zu setzen kommt, und in wie weit dieser Anspruch bei näherer Kenntniss der Flora des östlichen Taurus und der sich an ihn anschliessen- den Länderstrecke sich wird geltend behaupten können, darüber lässt sich zur Zeit Nichts und am wenigsten aus der Einsicht einer im Verhältniss zum Pflanzen -Reichthume je- ner Gegenden kleinen Sammlung Etwas mit Zuverlässigkeit 885 bestimmen. Noch bleibt es immer unentschieden, ob der Li- banon und Antilibanon die westliche Grenzmarke des syrisch- mesopotamischen Floreno^ebietes g^egen das des Mit- telmeeres, der Taurus die nördliche g^egen das des arme- nisch-kaukasisclien — wenn sich anders eine solche Zwischen- Florenregion herausstellen sollte — bilden werde. Schon darum wäre eine systematische Zusammenstel- lung aller bisher aus Syrien und Mesopotamien stam- menden bekannten Pflanzen ein erwi'uischter und um so mehr dankeuswertlier Beitrag, als dadurch die zwischen den be- reits bekanntereu Floren Epyptens, des Kaukasus, Al- tai's und Cache mir's bestehende Lücke zum grösseren Theile ausgefüllt, und das über die Vegetationsverhältnisse Vorderasiens nachtende Dunkel aufgehellt werden würde. Dass ich eine solche Zusammenstellung mit zu Grundelegung der Arbeiten Tourneforts, Russeis, Hasselquists, Labillardiers, Oliviers und Bruguiers, Clarks, Siebers, Ainsworths und Anderer gegenwärtig nicht versucht, daran sind bloss zwei der Ausführung vor der Hand absolut hinderlich im Wege stehende Umstände Schuld. Fürs Erste Hrn. Boissiers in den Annales des sciences naturelles Q1841 et 1842J begonnene Aufzählung der in Hrn. Aucher-Eloys (gegen die unsers Kotschy bei- läufig dreiinal reichern) Pflanzen-Sammlungen aus dem Oriente enthaltenen syrischen Arten. Fürs Zweite der vom Hrn. Verleger dieser Reise dem naturhistorischen Anhange zuge- messene Raum. Die Vollendung der ersteren hätte ohne- diess abgewartet werden müssen, und den Gründen, dem Anhange eine grössere Ausdehnung, als gegenwärtige, zu geben, konnte billigerweise nicht entgegen getreten wer- den. So musste ich mich, abweichend von meinen Herren Kollegen, welchen der geringere Umfang des bereits bekann- ten Materials in ihrem Gebiete — der Zoologie — eine solche Aufzählung gestattete, blos auf Beschreibung der 886 neuen Gattung-en und Arten, mit Ausschluss aller an- dern mehr oder minder bekannten beschränken. Dem un- geachtet blieb die Zahl des Neuen doch immer noch so bedeutend, dass bloss die bereits vorläufig in meinem Pu- ^illus plantarum novarum Syriae et Tauri occidentalis mit Diagnosen publicirten Dialypetalen in dem vorliegenden Bande aufgenommen werden konnten , die übrigen dagegen für den folgenden verspart bleiben mussten. Wien, den 1. Juli 1842. I^er Verfasser. Illu^tratloneis et descriptioiies plantariim novarum Syriae et Tauri occidentalis. PAPILIONACEAE. HAMMATOLOBIUM. — Corouillearum genus novuin. Calyx campannlatus, semiqiiinqnefidus, laciniis aequali- bus. Corollae petala ungiiibus liberis, calyce brevioribus; vexillutn magnum, semioibiculare, in iinguem abrupte con- strictnm; alae supra unguiculimi plica obliqua carinae mar- glnes excipientes, antice lobulis cohaerentes, demum liberae; carina iiaviculari-conipressaj acuta, alis subaequilonga. Sta- mina 10, filamento vexillaii libero diadelpha, v. phalange enueandro usque ad basim 2 — Spartito pleioadelpha; fila- tnenta apice cyatbifovme dilatata. Ovarium sessile, arcuatum, multiovulatum ; Stylus subiectangulo - inclinatus, elongatus, glaber; stigma dilatato-compressum, imberbe. Legumen ar- cuatum, anceps, articulis pluribus, turgidis, monospermis, indhicentibus, reticulato-venosis, ad genicula constricta de- mum secedentibus, abortu plurium quandoque 1 — 2articulatum, rostro sterili tunc superatum. Semina subrotunda, compres- siuscula, umbilico ventrali, punctiforme. — Genus Ornithopo proximum. 1. Haminatolobiuiii lotoideüi: perenne, prostra- tum ramosissimum, villosum ; foliis trifoliolatis, foliolis ob- ovatis et ellipticis, stipulis foliaceis uiiiJateralibus, bomomor- phis; fioribus aureis, 1 — 3 apice pedunculorum axillarium umbellatis; bractea trifoliata umbellam subtendente. (tab. i.) Russcgger, Reiseu. I. Bd. 2. Tbl. 57 888 Hammatolobium iotoides Feiizl Pugill. pl. n. 1. Hab. in regione montana Tauri occidentalis circa Gülek. — Kotschy coli. n. 161. Caules plurcs, digitales ac pedales, fili emporetici mediocris crassitie, teretes, humifusi, divaricato-ramosi, cum ramis inaequilon- gis subflexuosi, superne adscendentes, pube albicante sirnplici, molli, 1'" fere longa, patentissima , subrecta cum reliquis partibus villosi. Folia plurima, internodiis admodum inaequalibus, \ — 2pollicaribus ab invicem sejuncta, trifoliala, accedehte stipula unilaterali, foliolis homomorpha ast subminore, petiolo 2 — 5'" longo, supra canaliculato, lineari supra basim adnata plerumque quadrifoliolata , foliolis nunc alternis, nunc suboppositis v. ternatis, terminali majore late obovato, y. elliptico-obovato, semipollicari ac longiore, lateralibus ellipticis subminoribüs, acutiusculis v. oblusis, utrinque pilosis. Flores per caulem ramosque sparsi, apice pedunculorum axillarium plerumque h — n pollicarium, summorum subinde brevissimorum solitarii, bini — quaterni umbellati, pedicellis i — V" longis suffulti, umbellula brac- tea trifoliata foliis rameis subminore subtensa. Calyx tubulosus, subturbinatus, 3 — 4'" longus, semiquinquefidus, laciniis subaequa- libus subulatis, dense villosus, plerumque purpurascens. Corolla glaberrima, calyce dimidio longior, vexillo patentissimo, semiorbi- culari, lamina basi 3 — 3|'" lata, abrupte in unguem subbreviorem, linea angustiorem contracta, apice integerrima, aurea, subtus pur- purascente, supra lineolis purpureis flabellatis picta ; alae concolo- res, obovato-oblongae , vexillo quadrante breviores, plica longitudi- nali obliqua carinae margines excipiente instructae, basi lobulis sub- rotundis ante carinam conniventibus coalitae, denique (anthesi longa peracta) liberae, unguiculis laminam aequantibus; carina bipes, naviculari-compressa, acuta, antrorsum subrectangulo-inclinata, alis parum superata, purpurascens. Staniina 10 fertilia, filamento vexillari libero diadelpha, florum quorundam in phalanges duos tresve, 2-^4andros, cum liberis interjectis alternantes, ultra medium v. ima basi solum coalita mihi visa; filamenta apice cyathiforme dila- tato, oblique truncato, antheram oblongam, minimam excipientia. Stylus glaberrimus, elongalus, stigmate lamelliformi, spathulato- lineari, imberbi. Legumina erecta, articulorum numero summo- pere variabili (1 — 10), nunc calyce immutato inclusa breviora, rostro yilloso sterili exserto aucta, nunc scmiuncialia v. uncialia, curvius- cula, l^'"lata, ancipitia, venoso-rugosa, pubescentia, ad articulos tur- gidos demum secedentes ovales utrinque truncatos valde constricta. Semina articulis inclusa, solitaria, globulosa, nitida, dilute flava, i'" lata. EXPLICATIO TAB. I. Fig. 1. Corolla cum calyce fisso expanso. Fig. 2. Vexillum. Fig. 3. Alae cohaerentes a latere visae. Fig. 4. Alae cxplanatae a facie interna visae. Fig. 5. Carina. Fig. 6. Stamina. Fig. 7. Vagina staminifera florum nonnuUorum in 889 phalanges plures soluta. Fig. 8. Filamenti apcx cum anthera. Fig. 9. Stigma. Fig. 10. Lomenti articuli duo, altero aperto cum semine. Fig. 11. Folium cum stipula. — Omnes magnitu- dine auctae. 3. OnobrycStis 14.otscIiyaaia : caulibns snpevne flexuosis, glabriusculis; foliolis oblongis v. lineaiibus, imicro- iiatis, piimum sericeo-niveis, demiim siipra olabris subtusque adpresso-puberulis viridi-canis; vspicts dtMiium longissimls; vexillo obovato v. subrotundo, carina snbtriente breviore, calycis larfnias subsuperante, alis liiieari-oblongis, obtusis, calyce dimidio brevioribus; leguminibus cnlyce hrevioribus ob" lique obovads, crista obsolela apice truncato v. emarginuto spinescentibus angulis hicorni^ faciebus lacunoso-rugosis, 3—4- spinis, adpresso-pubescentibus. Onobrychis Kotschyana Fenzl Pugill. pl. n. 2. Hab. in Syria circa Aleppo. — Kotschy pl. alepp. n. 170. Radix crassitie fili emporetici fortioris v. calami scriptorii, pcrpendicularis, tenax, cortice rugoso fulvescente, polycephala. Gau- les turionesque emergentes pauci v. plurimi, florigeri digitales, spithamaei v. \^ — 2pedales ac facile altiores, filiformes, longiores crassitie pennae comnae, erecti vel e basi parum declinata adscen- dentes, simplicissimi v. abbreviato-subramosi, circa v. infra medium florigeri, abhinc flexuosi, clegantissime albo striati, striis prominulis cum viridibus v. purpurascentibus aequilatis alternis, pube simplici modo rariore, modo copiosiore laxiuscule adpressa adspersi, inter- nodiis plerumque 1 — 2ipollicaribus; turiones subacaules , oligo- phylli. Folia turionum ac caulina inferiora 2 — 4pollices longa, reliqua sensim breviora, petiolo tenue fiiiformi, foliorum radicalium a basi usque ad primum par foliolorum plerumque 1 — 2unciali erecta, superiora patula, juvenca cum petiolis pube simplici ad- pressa niveo-sericea, demum yiridia, glabrata, 3 — 7juga cum im- pari, foliolis subsessilibus 2 — 1'" longis, oblongis, cuneato- v. li- neari-oblongis, i — 2'" latis, ejusdem speciminis plerumque variis, acutis V. obtusis, rarius subretusis, distinctissime mucronatis, inte- gerrimis, lineolatis, subtus praesertim adpresse pubescentibus. Sti- pula e li — 3'"longae, scariosae, connatae, oppositifoliae, semibifidae, sinu obtuso, laciniis subulato-setaceis, nervo ferrugineo excurente percursis, zona circulari concolori basi cinctae, caeterum canescen- tes, glabrae. Pedunculi axillares, patentes, filiformes, caulis in ternodio subjecto dimidio tenuiores eique conformes, longitudine (rachidis non computata) sub anthesi ac fructificationis periodo aeque variabiles, ^ — 2unciales, cum rachide adpresse pubescentes, sensim calvescentes. Spicae per caulem dissitae, 2 — 10, multiflorae, cy- lindricae, ante antbesim confertiflorae, pollicares ac breviores, caly- cum laciniis porrectis setosae, serius elongatae, subremotiflorae, 57* 890 fructiferae 3 — Spollicares ac facile longiores, plerumque modice incurvae, in caule infima reliquis sensim decrescentibus longiore. Fl 0 res in rachide angulata subsessiles, scarioso-tribracteati, brac- tea infima pedicellum superante majore, ovata, longe attenuata, nervo dorsali ferrugineo excurrenle picta, f — 2^'" longa, superio- ribus geminis pedicelli medio insertis, subulatis, -^ — ^"' longis. Calycis ad duas trientes quinquefidi, 2^ — 3^'" longi fubus cam- panulatus, glaber v. subpubescens, laciniis inaequilongis, setaceis, rectis, marginibus sinubusque ciliatis. Corollae vexillum obova- tum V. obovato - subrotundum , subretusum , carina 5- v. ^ brevius, calycis lacinias subsuperans, purpurascens, denium (in sicco) album ; alae lineari-oblongae, obtusae, calycis tubo sesqui- v. duplo lon- giores, ^"' \ix latae, albae ; carina a calyce triente v. subdimi- dio exserta, inferne flavescens, superne purpurea, cuneata, rect- angulo-truncata, obtusissima, dorso marginibusque rectilineis. S t a- mina, ovarium, Stylus cum stigmate generls. Legumen (semimaturum) calyce dimidio brevius, 1^ — 2'" longum ac 1 — 1^'" lalum, oblique obovatum, compressiusculum , crista obsoleta apice truncata v. emarginata angulis spinescentibus brevissimis bicornuta, dorso incrassatum, faciebus utrinque costis transversis arcuatis an- trorsum subanastomosantibus, sunimis pone dorsum antrorsumque simul interdum in spinulas 1 — 2 productis, inferioribus inermibus, areolas 2 — 3 includentibus rugosum, pube adpressa canescens. OBSERV. Species inter congeneres confertifloras O. gracili ac albae affinier reliquis; floribus loiioe majoribus, niulto minus confertis, vcxillo carina breviore et aus calycis lubo longioribus a priore, legunii- nis forma ab utrisque et omnibns diversa. 3. liatliypufi ainoeiius : glaberrimus, caulibus diffu- sis, tetragono-bialatis; foliis subsessilibus unijugis v. (ciirho in foliolum mutato) trifoliolatis, foliolis cunctis oblongo-lan- ceolatis , septemnerviis, mucronatis, cinhis trifidis; stipulis semisagifiato-ot>atis, acuminatis, inferioribus latissimis, peliolo longioribus, superioribus angustioribus ipsiim aequantibus '^ pe- dunculis axillaribus unifloris, vexillo 2 — 4plo longioribus, bracteola minima setacea; calycis laciniis ?m5o 2plo longioribus, triangulari-snbulatis; vexillo amplo calyce plus 2 plo exserta; staminum vagina calyce triente longiore; legumine ensiformi 5— Sspermo, exalato. Sect. Eulathyrus DC. (tab. ii.) Lathyrus amoenus Fetizl Pugill. pl. n. 3. Hab. in Syria prope Beirut. — Kotschy coli, n, 176. Caules incertae alütudinis, describendarum summitatum bipe- dales, diffusi, compressi, tetragono-bialati, cum alis dimidio angustio- ribus sesquilineam lati ac graciliores, cum partibus reliquis glaber- rimi, laete virides. Folia internodiis li — 3pollicaribus dissita, petiolis 2 — 6'" longis, caule dimidio angustioribus, semiteretibus, subalatis, patentibus, denium reflexis fulta, unijuga, complura 891 cirrhorum tnctamorphosi trifoliolata , omnia homomorpha; foliola 1 — 2^pollicaria, 2.V — 6'" lata, oblongo-lanceolata, obtusiuscula, mu- cronata, 5 — 7nervia, nervis convergentibus , vcnulis adscendentibus anastomosantibus percursa, sessilia v, petiolo semilinea longiore suf- fulta. Cirrhi trifidi, elongati, parte indivisa petiolo 3 — 5plo longiore. Stipulae semisagittato - ovatae, inferiores majores, 2 — 3'" latae, petiolo saepe duplo longiores, superiores ipsum sensim aequantes, 1^ — 2'" latae, lamina margine libero convexiore, altero petiolo contiguo minus arcuato, interdum subrecto inaequilatera, acuminata V. cuspidato, lobo lineari-subulato, lamina dimidio breviore. P e- dunculi axillares, uniflori, patuli, cum flore 1^ — 3 polliccs longi, bracteola subulata semilinea haud longiore muniti; pedicellus calycem aequans, sub anthesi cernuus. Calyx 3 — 4'" longus, campa- nulatus, ad duas trientes quinquefidus, laciniis subaequalibus, triangu- lari subulatis, acuminatis, basi \ — 1'" latis, uninerviis, margine angu- stissime scarioso nitidulis, in fructu reflexis (?). Corollae vexil- lum carinam subsuperans, amplum, calyce 2 — 21plo longius, obo- vatum, 6 — 8'" latum, retusum, in unguem basi triplo angustiorem sensim attenuatum , in sicco e purpureo margines versus flavum V. aurantiacum; alae oblongo-lineares, li — 2'" latae, carinam sub- aequantes, lobulo lineari, ungue parum breviore; carina magna, oblique obovata, obtusissima, bipes, unguiculis calycis tubo vix ex- sertis, dorso circa medium sub angulo obtuso antrorsum inclinato, deorsum recto, sursum modice convexo, marginibus concavis, obli- quis. Staminum vagina enncandra, longitudinaliter hinc fissa, corolla delapsa calyce quadrante v. triente exserta. O v a r i u m lineari- lanceolatum, pluriovulatum ; Stylus basi geniculatus, antrorsum inclinatus, arcuatus, ultra carinam haud productus, teres, glaber, ad apicem obtusum subclavatus, facie inferiore planiuscula stigmatoso- papillosus. Legumina (immatura) visa ensiformia, linearia, cuspi- data, venosa, exalata, matura facile 2uncialia, 4'" et ultra lata, 5 — Ssperma, glabra. OBSERV. Species distinctissima, liabitu L. sativo, florum ac legu- mlnum indole L. annuo proxinia; a priore staniinum vagina calyce longe exserta ac leguniine exalato ensiformi, ab altero foHis cunctis ho- niomorpliis latioribus, stipulariim forma ac longitudine petioluni superante, floribus longe majoribiis et calycis laciniis tubo duplo longioribus (nee aequilongis' facile distinguenda. EXPLICATIO TAB. II. Fig. 1. FIos a latere visus. Fig. 2. Calyx cum tubo stamineo. Fig. 3. Analysis corollae. Fig. 4. Stigma. — Omnes magnitudine parum auctae. 4. Vicia sericocarpa : annua, caulibus adscendenti- dilfusis, simplicibus; foliis 5 — Sjugis, foliolis lineari-lanceo- latis ac cnneato-lineavibus, obtusis refiisisve, mucronatis, su- pra glabriusculis, subtus subadpresso-pubescentibus; floribus axiilaiibus solitarüs, lufeis , calycis hirsuti tubo pedunculmn tillosum aequante, laciniis subulatis^ iiitimo longissimo tuburn 892 isiibsuperante; vexillo rnaono, obovato-oblongo, calyce 2^plo, alis quiente longiore, glabro; legumine pendulo, obloiigo, 4 — ßspermo, tuigido, sericeo-villoso , pilis rectis , basi tu- herculo nuUo insidentibus. Vicia sericocarpa Fenzl Pugill. pl. n. 4. Hab. in regione inferiore Tauri occidentalis circa Gülek. — Kotschy coli. n. 151. Gaules plures, plcrumque simplices v. inferne uno alterove ramo aucti , a basi arcuatioi adscendentes , fdiformes , angulati, ad- presso-puberuli, demum glabrati, spithamaei ac bipedales \isi. Fo- lia internodiis 1 — 2uncialibiis dissita, cirrho terminali plerumque •bi- V. trifido non computato, 1 — 2pollicaria, patula, 5 — 8juga, peliolo semitereti, angulato ; foliola longitudine valde variabilia, 2 — 8'" longa, 1 — 1^'" plerumque, 2'" ad summum lata visa, pleraque li- iiearia v. cuneato-linearia, pauciora lanceolata, infimorum paucissima simulque- brevissima quandoque obcordato-ovata v. oblonga, obtusa V. relusa, setaceo-mucronata, primum utrinque demum subtus solum subadpresso-pubescentia, laete viridia, jugi primi a petioli basi haud magis quam a subsequo pari remota. Stipulae triangulari-ovatae, acuminatae, inferiores plerumque basi denticulis 1 — 2subhastatae, superiores integrae, immaculatae v. fusco-maculatae, 1 — 2'" longae. Flores axillares solitarii, pedunculo basi articulato, 1^ — 3'" longo, fructifero cernuo, villoso instructi. Calyx campanulatus, hirsutus, tubo ore valde obliquo , niargine inferiore subdimidio fere produc- tiore, 2^- — 3'" longo, pedunculum aequante v. subsuperante, laci- niis subulatis, supcrioribus minoribus tubum aequantibus, infimo longissimo ipsum subsuperante, sinubus obtusis. Corollae vexil- lum fere pollicare, semiunciam latum, obovato-oblongum, in unguem -latiusculum sensim angustatum, retusum , lateribus reflexum , dorso glaberrimum, lamina in peripheria maculae magnae centralis flavae, praesertim dorso , fuliginoso-lutea , versus margines expallescens, venis purpurascentibus lineolata; alae oblonge- ovalae, rotundatae, vexillo quinta parte breviores, cum carina obtussissima sulphureae. Legumen pendulum, oblongum, 1 — lipollicare, 3^ — 4i'" latum, turgidum, fuscescens, pube adpressa basi tuberculo non insidente sericeum, 4 — Gspermum. Semina subglobosa, laevia, castanea, maculis punctiformibus nigro-variegata, umbilico lineari, sextam pe- ripheriae partem occupante. OBSERV. Proxinia V. luteae, foliolis retusis v, eniarginafis, po- dunculis cum calycibus dense villosis (nee glabratis) leg'uminibus scriceis, äc pube omniuni partium multo breviore, subtiliore magisque adpressa, basi tuberculo nullo insidente diversa. A V. bybrida et grandiflora tkffinibus iisdem fere characteribus recedit. 5. Cic'OP jßoTibunduin : glanduloso - pubescens; caule s?W>pliei erecto; foliis omnibns hnpari-pinnatls, 4 — 6- 'jugis, foliolh subrotundls, ovalibus oblonyisve, argute senatis, 893 serratiirls spinuloso - mucronatis, impari tnutico v. cuspidato, V. subciri'liifeio ; stipulis ovatis v. cordatis, bi-niultideiitatis ; racemis nxillaribns ac terininalibus 1 — 5floris , folia sub- aequaiitibus v. subsuperaiitibus, bracteis siiborbicnlaribus {frosse dentatis; calycis hiantis laciiiiis lineaii-subulatis, tubo basi saccato-gibbo duplo longioribus, vexillo ainplissimo di- iiiidio brevioiibus. (tab. ix.) Cicer floribundum Fenzl Pugill. pl. n. 5. Hab. in re ff tone inferiore Tauri occidenlalis prope Gülek. — Kot- flchy coli. n. 167. Distinguimus lusum foliolis plurimis oblongis et alterum folio- lis ovalibus v. semiorbicularibus , varietatum significationem minima merentes. Herba annua (?), caule tenuius crassiusve filiforrai, angulato, e basi declinata erecto, stricto, simplicissimo v. subramoso, digital! ac pedali, cum caeteris partibus herbaceis pube simplici glandulosa, patentissima, concolori vestito. Folia 1 — 2^ uncialia, speciminum digitalium approximata, internodiis 3 — 6"' longis dissita, procerio- rum remotiora, patentia, laete viridia, petiolo tenui filiformi, stric- tiusculo, recto v. recurvo ; foliola sessUia, 2 — 10'" longa, ac 1 — b'" lata, foliorum singulorum subaequalia, impari subinde sub- majore, rigidula, utrinque parallele multi-striata, margine argute, saepo duplicato-serrata , serraturis utrinque 5 — 15, spinuloso-mucronatis, terminali saepe productiore cuspidato quandoque in cirrhum unci- natum lamina breviorem clongato. Stipulae foliolis analogae, semi-ovatae , ovato-triangulares v. cordatae , minimae linea \ix lon- giores, basi plerunique dente utrinque auctae, maximae 3 — 4'" longa e, inaequaliter serratae v. incisae. Racemi 1 — Sflori, in axillis fo- liorum superiorum nascentes v. (lusus 1.) subsolitarii terminales, fo- lia subaequantes, supremi interdum subsuperantes, foliaceo-bracteati foliolo lineari filiformi, apicem versus dilatato, pedicello sublongiore quandoque terminati; bracteae stipularum magnitudine, orbicula- res , dentibus inaequalibus ovatis , mucronatis ad medium fere in- cisae, inferiores 2 — 3, flores rudimentarios v. nullos in axillis foven- tes, caeteris majores; pedicelli subnutantes, calycis tubum aequan- tes V. parum superantes. Calyx 5 — 1'" longus , campanulatus, hians, postice in gibberem deflexum, subglobosum, V" ac ultra la- tum dilatatus, plerumque purpurascens, laciniis lineari-subulatis, ari- stato-mucronatis, basi ^ — 1'" latis, nen'oso-marginatis, venosis, in- aequalibus, intermediis lateralibus sublongioribus tubum duplo ma- gisque superantibus. Corolla speciosa, calyce dimidio ac ultra exserta, e sicco purpurea, vexillo glabro, obovato-orbiculari com- plicato, semiunciam facile lato, ungue basi saccato, lamina ultra medium naviculari exsculpata ibique incrassato margine viridi-picta ; alae obovato-oblongac, calycis laciniis sublongiores, carinae an- tice non adhaeiente?, uuguiculissuprabasimstaminum 894 phalangi adnatae; carina longUudine fere alarum, libera, oblique ovata, navicularis, compressa, bipes, in unguiculos abrupte constricta, obtüsa. Filamenta versus apicem valde dilatata. Sty- lus elongatus, glaber, geniculato-adscendens, stigmate imberbi ca- pitato. Ovarium pubescens, pauciovulatum. Legumina haud visa. OBSERV. C. sooiigarico Stcph. ^ÖC. Mem. Leg. t. S4) proxJ- niiim, foliis omnibus imparipinnatis, foliolis oblongis v. orbiculaiibus, iiii- nime obovatis, pracsertim vero racemis plurifloris, foliacco-bracteatis djf- fert. Forfasse nihilominus ejus varietas. — Ad Ciceris genus (inter contribulia alarum unguiculis staminum phalangi basi adna- tis insignituni), Ononis ervoides Sieb, (ex Spr. syst. 3. p. 181. — Sieb. Fl. cret. exsicc.J, aeque in Tauri regionibus subalpinis niontis Maa- den-Tepessi proveniens CKotschy coli. n. 17 OJ, Ciceris ervoidis nomine revocanda. EXPLICATIO TAB. IX. Fig. 1. u. 2. FIos a latere et facie Visus. Fig. 3. Calyx. Fig. 4. Analysis Corollae. Fig. 5. Tubus stamineus cum alis adhaerentibus. Fig. 6. Ovarium. — Omnes magnitudine parum auctae. 6. itstpag:a!us aiidracSinaefolius : foliolis 8 — ISjugis (2— 6'" longis) subsessilibus, ovalibus, ellipticis ohlon- ffisve, mucronaüs, carnosulis, glaberrimis v. suhtus pubemlis, petiolis pilosulis. demum glabris; stipulis triangulari-ovatis, atteiiuatis, villosis; floribus capitato -rerticillatis , capihdo globoso, compaclo, mnitifloro; calycibus niveo-villosissimis, semiquinquefidis, lacinüs subulato-setaceis, corolla (9—12'" Jg"-) h~k brcvioribus; vexillo glaberrimo oblongo , lamina basi auriculato-hastata, convoMa, ungue cuneato-Iineari sub- aequilongo, alis linearibus vexillo subbrevioribus, nnguiculis filiformibus calycem subaeqnantibus; legumine oblongo, ca- lyce breviore, niveo-villosissimo. — Sect. Tragacantheae DC. (TAB. \l.') Astragalus andrachnaefolius Fenzl. Pugill. pl. n. 6. Hab. in regione inferiore Tauri occidentalis prope Gülek ac circa Aleppo (Kotschy coli. n. ISS; ej. pl. alepp. n. 258), Frutex decumbens, distortus, ramosissimus, ramis tortuosis rectisque, digitalibus et sesquipedalibus , digitum minimum crassis ac tenuioribus, tota longitudine foliorum consumtorum basibus pe- tiolisque emortuorum lignosis , subspinescentibus , griseis squarroso- patentibus remotiuscule imbricato-tunicatis, apicecapituliferis, serius ultra illum elongatis. Folia digitalia ac palmaria, 8 — 18 plerumque 10 — 14.juga, patentia, recta v. subincurva, emortua quandoque re- curva, petiolo semitereti subulato, longissimorum basi saepe li'", intermediorum i'" lato, rigido, apice spinula i'" circiter longa, saepe purpurascente, demum fugaci armato, pube laxiuscula modo rariore, modo coposiore piloso, demum glabrato; foliola petiolo ^—1'" longo suffulta, 2—6'" longa, ac 1—2^'" lata, ejusdem rami saepe varia, ovalia, elliptica v. oblonga, mucronulata, carnosula, supra iaete 895 viridia, glaberrhna, sublus plerumque glauca, glabra v. pube minuta adpressa, ad nervum medium praesertim, adspersa. Stipulae pe- tiolo adnatae, 4 — 10'" longae, laminis ovato-triangularibus, producte acuminatis, parte vaginante tomentosae, libera fuscescente v. pur- purascente villosae v. subnudae, margine apiceque ciliato-barbatae. Florum capitulum foliosum, apice foliorum coma coronatum, glo- bosum, compäctum, magnitudine nucis Jnglandis regiae imoque capituli Ech'mopis sphaerocephali. Calyx bractea subulato- lineari breviore yillosissima suffultus, sub anthesi 4 — 6'", fructife- rus 6 — 9'" longus, tenue membranaceus, ultra medium v. ad duas trientes quinquefidus , defloratus facillime usque ad basim fere partibilis, villo niveo, recto v. subfiexuoso, simplicissimo , eglandu- loso, 2 — 3'" longo, densissimo, rigidulo, patulo hirsutissimus ; laci- niae angustissimae, subulatae, apice plerumque purpurascentes. Co- ro IIa calyce triente v. dimidio exserta, (e sicco) carnea v. dilute purpurea, inferne flavescens; vexillum rectum, 9 — 12'" longum, lamina lineari-oblonga, retusa, 2 — 3'" lata, medio subconstricta, in- ferius, alas cum carina amplectens, convoluta , basi auriculis ovatis patenlibus 1'" fere longis hastata, utrinque e sinu rotundato in un- guem subaequilongum v. quadrante breviorem cuneato - linearem abruptim angustata ; alae lineares, obtusae, 1'" latae v. parum an- gustiores, unguiculis filiformibus lamina sesquilongioribus , calyce exsertis v. parum brevioribus, carinam obtusam, aequilatam v. sublatiorem, curviusculam subsuperantes, vexillo parum breviores. Stamina cum stylo et stigmate gcneris glaberrima. Legu- men (irhmaturum) oblongum, curviusculum, calyce inclusum, 2 — 3- spermum , niveo-hirsutissimum. OBSERV. Species A. oleaefolio DC. (Prodr. IL 297. n. 152) et longfifolio Lani. (l. c. n. 153J aflinis, ab utrisque — verosiinilliinc miiiis cjnsdemque spcciei varietatibus — ramis elon^atis ac folioiis canio- sulis (niininie coriaceis) miicronatis, nee spinoso-cuspidatis, cum partibus leliquis duplo triplove niinoribus divcrsa. EXPLICATIO TAB. VI. Fig. 1. FIos a 'latere visus cum bractea. Fig. 2. Calyx. Fig. 3. Analysis corollae. Fig. 4. Sta- mina. Fig. 5. Ovarium. Fig. 6. Stipula. Fig. 7, Foliolum. • - Omnes magnitudine auctae. y. ./Istrag-alus ainoeiiiiis: acaulis, sericeo-incamis ; caudicibus caespitantibus, squarroso-ramosissimis, abbrevia- tis, imbricato-squamatis; foliolis Qi — 3'" lg.) 4—7jugis, oh- ovato-rotundatis, plurimis complicalis ; pedunculis foliis lon- gioiibus; spica iiiuitiflora capituliformi ovata; calycibus subsessilibus , tubuloso-infundibuliformibiis , fructiferis haud fissis; vexillo calyce duplo longiore, obovalo-oblongo, retiiso, fflabro , alis linearibus quadrante longiore: Ieg"nmiiiibns sub- inüatis oblongis acutis, liirsiiti.s, calyce duplo longioiibus. — Sect. JIadiciflori DC. (tab. vn ) 806 Astragaluä amoenus Fenzl Pugill. pl. n. 7. Hab. tu Tauri occidentalis alpibus calcareis Mnaden-Tepessi et Allali-Tepessi, alt. 8000-10000'. — Kotschy coli. n. 124. Caespites palmares ac minores, densi, plani, sericco-incani-, caudicibus ramosissimis tortuosis, crassitie calami scriptorii ac tenuiovibus, foliorum consumtorum basibus stipuligeris fuscis squar- roso - imbricatis , turiones acaules foliiferos innumeros cauliculosque pauciores florigeros agentibus. Folia longitudine summe varia, 2— 15'" longa, confertissima, rosulata, cum reliquis partibus pube sericea hirtella adpressa vestita, imparipinnata, 4— 7juga; foli ola 1 — 3'", plurima li— 2'" longa, obovata, obtusissima, mutica, subinde mu- •cronulata.'pleraque complicata, indeque prima fronte oblonga v. sublinearia. Stipulae petiolo adnatae, triangulari - ovatae v. ob- longae, acutae, primum ciliato-barbatae, demum glabrae, fuscae, la- minis liberis li— 2'" longis. Scapi erecti v. assurgentes, filifor- mes, cum spicä capituliformi 5 — ISflora, ovata v. ovato-oblonga, -1 — SpoUicares. Flor es e sicco purpureo - caerulei , subsessiles, confertissimi ; calyces bracteola membranacea, ferruginea, subulata, ciliata, l—2i'" longa, pedicellum duplo v. subtriplo superante suf- fulti, tubulosö-infunciibuliformes , 2^—4'" longi ac 1^'" lati, pur- purascentes, laciniis subulatis, tubo'triente brevioribus, e viridi fus- cescentibus, pube foliorum similari cinerea subpatula velati. Co- rollae vexillum calyce subduplo exsertum, obovato-oblongum, in unguem canaliculatum lamina subbreviorem sensim attenuatum, 2—3"' latum, subrectum, lateribus reflexum, dorso glabrum ; a 1 a e lineares, obtusissimae, i'" latae v. parum angustiores, semisagittato- auriculatae, vexillo quadrante breviores, laminis unguibus aequilon- gis; carina naviculari-compressa, oblonga, obtusiuscula, alis parum brevior. Stamina et Stylus generis. Legumina calyce duplo ac parum ultra forsan longiora , oblonga, subinflata, 2— 2i'" lata, acuta, purpurascentia, membranacea, pube cana hirsuta. OBSERV. Inter contribules A. nigrescenti, py^maeo ac Pu- milioni Fall. CÄslr.ig. t. Ö3—55; DC. Prodr. I. p. 30fi) affinior, fo- liolorum forma, indumcnto, spica multiflora, calyce minime campanulato, ac carina oblonga ncc subsemiorbiculari diversus. EXPLICATIO TAB. VII. Fig. 1. Flos a latere visus. Fig2. Calyx. Fig. 3. Analysis coroUae. Fig. 4. Stamina cum ovario. Fig. 5. Ovarium. Fig. 6—8. Legumen integrum, longitudinali- ter ac transversim sectum. Fig. 9. Stipula. Fig. 10. Foliola. — Omnes praeter ultimam magnitudine parum auctae. 8- Astpag-aBiis peSii§:ep: sericeo-villosissimus, sub- acaulis ; caudieulis caespitantibus, flagelliformibus , apice vag^inatis; stipnlis tenerrime membranaceis , villosissimis, hinc concretis , marginibus liberis latis imbricato-vaginanü- bus; foliolis C^k—S'" lg.) 2—6jugis, late ovaübus r. ellip- tico-obovalis , öbtusis v. acutiusculis, phirimis complicalis ; 897 pedunculis foliis ac spica globosa, villoso-hirsiiHssima, brevio- ribiis; bracteis iiifiiiiis latissi7nis ovatis, calyce diinidio brevio- ribus ; vexillo ohlongo-elliptico acuto, dorso cum aus, calycem aeqnantibus , carina ac leguminibus villoso - fiirsutisshno. — Sect. Synochreati DC. (tab. v.) Astragalus pelliger Fenzl Pugill. pl. n. 8. Hab. cum praecedente in alpium supradictarum cacuminibus Tauri occidenlalis. — Kotschy coli. n. 125. Caespes laxus, planus v. pulvinaris, diametro palmae manus ac minor, radice valida digitali terrae infixus, caudiculis pluri- mis simplicibus ac polycephalis , longitudine et crassitie variis , fla- gelliformibus, testaceis v. fuscis, versus apicem stipularum reliquiis serieeis, nigris, fuliginosis albidisve adpresso-vaginatis, parte reliqua nudis, apice foliorum rosulas caulesque obsoletes semiunciales ac breviores, foliorum confertissimorum stipulis imbricalissimis omnino occultatos, florigeros protrudentibus compositus. Folia i — l^poUi- cem longa, primum erecta, serius recurvo-patentissima, cum reli- quis partibus lana crassa , sericea, foliolorum subadpressa breviore, petiolorum , pedunculorum ac partium floralium patente longiore (1 — \\"' lg.), subflavescente, demum nivea vestita, translucente su perficie \iridi elegantissime e dilute viridiflavo in canum micantia ; foliola sessilia, 2 — 6juga cum impari, foliorum infimorum brevis- simorum subinde terna, 1^ — 3'" longa, subrotundo- ovalia-sive elliptica, acuta v. rarius obtusa, pleraque complicata, vernatione imbricata, crassa. Stipulae tenerrimae, scariosae, binc connatae, apice acuto bifidae, oppositifoliae, latissime ovatae, spathaceae, mar- ginibus liberis imbricatis petiolum foliorumque subsequorum bases cum stipulis simul arctissime amplectentes. Pedunculi sub an- thesi plerumque in rosula foliorum absconditi, postea parum elon- gati, semipollicares V. pollicares, spica globosa pollicari v. submi- nore, summe lanata, basi bracteis tenerrimis , ovatis, 3 — 5'" latis, ventricosis, albo-flavescentibus, nitidis, calyces plus dimidio superan- tibus, reliquis angustioribus, brevioribus, demum oblongis exornata coronati. FI eres sessiles, ochroleuci , ejusdem capituli inferiores pauci (in unico specimine inter viginti) sordide purpurascentes visi. Calyx infundibuliformis, ultra medium quinqueGdus, 4 — 6'" lon- gus, laciniis subulatis, laxe patulis, patenti-villosissimis , vexillo qua- drante brevior v. subaequilongus. €oroIlae vexillum erectum, subcomplicatum, semipollicare v. parum longius aut brevius, If — 2^'" latum, lamina oblongo-elliptica , acuta, in unguem subdimidio breviorem sensim angustata, dorso dense villosa; alae lineares ob- tusae longitudine calycis laciniarum , unguiculis tubum aequantes, cum carina rectiuscula, lineari, parum latiore ast breviore extus villosae. Legumen (vix semimaturum) ellipsoideum, utrinque acu- tum, viiloso-hirsutissimum. 808 OBSERV. Inter Synochreatos nulli propius affinis; ante A. emar- cinatum in systemate collocandus: cum Caprinis slipiilis Iciierriniis nicmbranaceis, calycibus profunde 5fidis ac coroUa villosa, ininime vero stipuHs liberis concretis ac foHis paucijujris, cum Alopecuro id eis flori- bus arctissime !?lommera(o-capitatis, liabitu denique cum Radicifloris pluribus conveniens. EXPLICATIO TAB. V. Fig. 1. Flos a latere visus. Fig. 2. Calyx cum bractea. Fig. 3. Analysis coroUae. Fig. 4. Stamina cum ovario. Fig. 5. Ovarium. Fig. 6. Folium cum stipula. Fig. 7. Foliolum. — Omnes magnitudine auctae, 9. Astra§faS«s aeinoiiotriclius : subacaulis; cau- diculis debilibus, liumifusis, nudis; stipulis concretis, oppo- sitifoliis, laxe imbricatis, herbaceo - membranaceis ; foliolis (li._ö'" lg.) 9— Ißjugis, ovali-v. lineaii-oblongis, obtusis v. retusis, muticis, pube medifixa strigosis ^ subcanescenäbus; pedunculis adscendentibus, foliis subbrevioribus : spicis capi- tatis multifloris, bracteis oblongo-lanceolaüs, calycis tubo di- midio brevioribus ; calycibus tubulosis pube incudiformi nigra strigosis; vexillo obovato-obluso , glabro , calyce diiplo lon- giore; ovario villoso. — Sect. Hypoglotidei DC. (tab. vui.) Astragalus aemono trichus Fenzl Pugill. pl. n. 9. Hab. in cacumine alpis Maaden-Tepessi Tauri occidentalis, all. 9000' — Kotschy coli. n. 121. Radix non visa. Caudiculi plures, pollicares, digitales ac longiores, simplicissimi, in orbem digesti, sublignescentes, debiles, crassitie Ali emporetici mediocris, stipularum ac foliorum consum- torum reliquiis apice tantum tunicati, caeterum nudi, in caulem semipollicarem v. pollicarem foliorum stipulis vaginantibus inclusum, persistentem, anno subsequo ulterius increscentem, pedunculum axil- larem unum alterumve emittentem elongati. Stipulae herbaceo- membranaceae, concretae, oppositifoliae, ad medium fere bifidae, subventricosae , laxiusculae, inferius albidae, laciniis \iridibus, stri- goso-pubescentes, semiunciam quandoque longae, plerumque brevio- res. Folia pauca, 5 — 8, infima breviora poUicaria ac sesquipoUi- caria, summa longissima 4— 5pollicaria, flaccida; foliola 9 — 16- juga, pare primo a petioli basi plerumque 1 — 2 pollices remoto, longiorum foliorum 4—6"', breviorum 1^—4'" longa, 1—2^'" lata, ovalia v. oblojiga, vernatione solum complicata, serius plana, obtu- sissima v. retusa , utrinque cum reliquis partibus pube adpressa, incudis ad instar bicuspidata, medifixa, nitidula, plus minusve densa v. rariore strigosa, subcanescentia. Pedunculi subradicales, cum spica 2— 4pollicares, foliis subbreviores , fructiferi facile longiores, arcuatim adscendentes, axillares, plerumque solitarii, demum calves- centes. Spica globosa, diametri pollicaris, 10— 20flora, Acribus subsessilibus confertis, minime vero glomeratis, patentissimis ; brac- tea e oblongae v. ovato-lanceolatae, acutae, 3'" ad summum longae, ac l^'" latae, pleracque dimidio minores, calycis tubum dimidio 899 aequantes v. subaeqiiantcs, membranaoeae , albidae pube nigra simiil fuscatae. Calyx tubulosus, d^f — 5'" longus ac 1^ — 2'" latus, ad trientem v. parum ultra quinquefidus, laciniis triangulari-subulatis, purpureus v. viridi - yariegatus , pube foliorum bomomorpha fusco- nigra, in laciniis praescrtim congesta, atratds. CoroIIae, in sicco profunde coeruleae, verosimillime purpureo-violaceac vexillum ca- lyce duplo, nonnunquam parum ultra longius, erectum , marginibus replicatum, obovatum, rotundatum, nee emarginafum, 4 — 5'" latum, circa medium in unguem cuneatum, albicantem sensim attenuatum, glaberrimum ; alae ex albo v. flavo purpureo-variegatae, lineares, obtusissimae, lineam latae , vexillo quadrante breviores , carinam oblongam, fere sesqui-latiorem, auriculatam, obtusam parum supe- rantes. Reliqua generis. Ovarium pubescens. OBSERV. A. bicolori Lara. (DC. l. c. p. 282) ex descrip- tione certe proximus, nisi idoui, pube oninium partium bicuspidata — auc- toribus circa ejus indolcm in A. bicolori silcutibus — foliorum paribus pluribus, bracteis obloiigo- lanceolatis, calyce longe brevioribus (nee ut in illo subaequilongis, selaceis) ac vexillo obovato obtusissimo (nee ob- longo, angusto, acufo) diffcrre videtur. Habitus oninino Oxytropis mon- tanae v. Phaccae astragaliuae. Ab A. leontino, pubescentia pa- riter affini, florum duplo majorum indole alilsque notis longe diversus. EXPLICATIO TAB. VIII. Fig. 1. Flos a latere visus. Fig. 2. Calyx cum bractea. Fig. 3. Analysis corollae. Fig. 4. Sta- mina cum ovario. Fig. 5. Ovarium. Fig. 6. Stipula. Fig. 7. Foliolorum par. Fig. 8. Pilus incudiformis. — Omnes magnitudine auctae. lO. Trifollana iteroceptialnm : annuum, glabra- tum, multicaule; stipulis longe acnmina^is, membranaceis; foliolis obovatis, late ellipticis v. oblongis, argute serrulatis, multistriatis, firmis; capitulis subses.silibus, bracteis cinieatis, cuspidatis ; calycibus turbinato inflatis, glabris, ntrinqtie linea decurrenfe villosulis, areniis, multistriatis , laciniis tiibo di- midio brevioribus, subiilafis; legumine Ispermo. — Sect. Vesicastrvm Ser. Trifolium xerocephalum Fenzl Pugill, pl. n. 10. Hab. in Syria prope Suedie ad ostia Orontis. — Kotschy coli, n. 139. Radix annua, simpliciuscula, crassitie fili imporetici mediocris, tenax. Gaules 3 — 12, in orbem difTusi, adsceridentes , inaequi- longi , digitales bipedalesque visi , radice parum tenuiores v. crassi- tie eam aequantes, meduUa tenera farcti, simplicissimi, v. ramis al- ternis pollicaribus palmaribusve remotis monocephalis aucti, sulcati, glabri ac pilosuli. Stipulae semipollice parum longiores v. bre- viores, in ochream arcte vaginantem, hinc serius fissam, membra- naceam, albidam, nervis plurimis subvenosis, parallelis, purpurascen- tibus V. \iridulis striatam, glaberrimam connatae, laciniis liberis ea parum v. sesquilongioribus, subulatis, ultra medium herbaceis, setaceis. 900 Folia patula, inferiorum petiolis plerumque 1 — 2polIicaribus, sum- morum 3 — 6'" longis, striatis, glabris; foliola 3 — 8'" longa ac li — 4'" lata, varia, obovata, late elliptica et oblonga, firma, arguts serrulata, breve aristata, utrinque parallele costato-venosa, venulis subtus praesertim prominulis, plurimis, circa medium plerumque bi- furcatis nitida, concoloria, immaculata. Capitula in caulibus ra- misque terminalia, solitaria, primum sessilia, demum pedunculis ipsis brevioribus V. aequilongis suffulta, globosa, 5 — 8'" diametro lata, mul- tiflora, laete purpurea, demum dilute spadicea, basi 6 bracteata, brac- teis 1^ — 2'" longis, adpressis, ovatis, cuspidato-mucronatis, charta- ceis, integerrimis , multinerviis , glaberrimis, albidis; flores dense aggregati, post anthesim scariosi, persistentes, bracteolis scario- sis, cuneatis, apice, i — |-'" lato, cuspide lamina triente breviore se- taceo mucronatis , glabris, superne ad oras sub lente obsoletissime ciliatis, calycis tubum aequantibus interstincti. Calycis 2^- — 4'" demum longi tubus in fructu vesiculosus, turbinato-inflatus, ore con- strictus, 30 — 35-stnatus, venulis transversis minime costatus, utrinque linea decurrente pubescens, caeterum glaberrimus, albus ; dentes tubo subdimidio breviores, primum erecti, demum subrecurvo-patentissimi, setaceo-subulati, rigiduli, subtus albo-trinervii, nervis lateralibus mar- ginantibus, virides, glaberrimi, Corollae glaberrimae \exillum sub anthesi calycis tubo plus duplo longius, lamina complanata, unguem cuneatum aequante, oblonga, 1 — 1^'" lata, integerrima, ob- tusa, cum alis parum brevioribus, lanceolatis, cumque carina acutiuscula, bis subaequilonga, parallele multistriata. Ovarium biovulatum. Legumen obortu constanti monospermum, ovatum. OBSERV. Trifolium vesciculo suni Sari., qiiod uostro proxi- miim , praeter calycem frurtiferum nervosum, venulis transversis sinnil retirulatiim, g;labrum v. pilis raris adspersum, duplo triplove majorem, vexillo magis lineari. acuto, leguminibus dispermis, bracteolis lanceolalis longe arisfatisj capitulis ovali-oblong'is, nostri multo majoribus, bracfeis jiivolucralibus lanceolatis (nee late ovatis) ac foliis peduncnlisque longio- ribus recedit. — Tr. mutabile Portenschlng., ufrisque similiimum, ca- lyce fructifero baud inflato oblongo, ore saepe anfrustato, tubo infra medium nunc obsolete nunc distincte nervoso, vix reticulato differt. — Trifolium ambiguum Itl. Bieb. C^f- taur. cauc. II. 'p.208''^), a Candolleo aliisque cum Tr. recurvo Kit. et turgido Bieb. inter synonyma T r. vesicu- losi Savi. receptum, fide speciminum Stevenii ac Sz-ovitz-ii C^erb. ruth. Cent. II. n 148) longa alia est species, rapitulis exinvolucratis, floribus frurtiferis reflexis, nee Tr. vcsiculosi more solum pateusissimis, caly- cibus 10-, nee 20 — 25nerviis, tubo transversim corrugato, minime vero venuloso, laciniis basi membranaceo- nee nervoso-marginatis, coroUa de- nique marcescente, varie corrugata, nee persistente scariosa, diversa. Trifolium erubescens Fenzl fPugill. pl. n. it) comparatis de- nuo icoiiibus Trifolii spcciosi Willd. in Sibth. Fl. graeca t. 75-i et Reichenb. Iconogr. bot. exot. t. 7 ac descriptionibus Wil'denotcii, Biilar- dieri ac Gussonei bujus esse varietatem : foliolis omnino glabris, vexillo obovato-oblongo (nee suborbiculari) cum alis margine subintegerrimis (nee denticulatis) nunc persuasus sum, Tr. comosum Labifl. dec. pl. syr. 6. t. 10 (Tr. speciosum DC. Prod. 8. 205) vero .spccie diversissimum credens. Nostrum sit: Tr. speciosum Var. ß. erubescens. 901 Ononidem Kotscliyannm Fenz-l CPvgill. pt, n. IS;} nonnisi O. v a^ ginnlis van'etatcm v. Iiisuin esse parvuluin, folii's Omnibus petiolatis, tiifoliolatis floribiisqiie niinoribiis insignitiim lumc ccrtus sum. 11. liOObordea gfciiistoideisi : snffructicosa pro- strata, subsericeo-cancscens; foliis petiolatis trifoHolafis, foliolis oblongis lanceolafis ; coiolla flava , sericeo- pilosa, calyce exserta, vexillo amplo, ornio-orbicnlari, leflexo, ca- i'inam subaeqnante; legumiiie cuneato -obovato, calyce siib- Jongiore. (tab. iv.) Leobor dea genistoides Fenzl Pugill. pl. n. 13, sphal- mate „L. lotoidcs" 1. c. Hab. in regtone montana Tauri occidentalis circa Gülek. —; Kot- schy coli. n. 169. Suffruticulus humifusus, multicaiilis, caulibus patenti- ramosis, foliolatis, palmaribus ac pedalibus, tenue filiformibiis, tere- tibus, purpureis, cumque raniulis et foliis pube simplici albida, ad- pressa sericeo-subcanescentibus, ramis subaequi-, frequentius inaequi- dichotomis. Folia trifoliolata, alterna, ad ramorum axillas v. alas florigeras opposita, patentissima, minima 3 — 4'", maxima 8 — 12'" longa; petioli ramulorum internodiis parum tenuiores, facie cana- liculati, longitudine varii, foliolo medio 2 — 6pIo breviores; foliola plerumque oblonga v. lanccolata, ncc non ellipüca ac obovata, ba- sim versus semper apice longius attenuata, l^- — 1'" longa ac ^ — 3'" lata, subaequalia, medio plerumque submajore, integerrima, acutiuscula, plana, utrinque. sericea. Stipulae unilaterales, mono- phyllae, foliaceae, lanceolatae v. oblongae, integerrimae, petiolum sub- aequantes v. \\ — 3plo superantes. Flor es ebractcolati, plerum- que bini, quandoque solitarii v. terni, pedicello i — 2'" longo insi- dentes, in ramorum dichotomiis alares v. axillares, 4 — 5'" longi. Calyx adpresse-sericcus, e viridi purpurascens, corollam subaequans V. aequans, ad duas trientes fissus^ bilabiatus, labio inferiore carinae opposito angustissimo , lineari-subulato, integerrimo, superiore sub- longiore majore semibifido, laciniis ovato - oblongis, latis, apice semibifidis, dentibus aequalibus triangularibus , acuminatis. Co- rollae vexillum calycem aequans v. subsuperans, lamina re- flexa, ovato-orbiculari , apice rotundato quandoque mucronulata, 3 — 4'" longa, subtus sericea, (sicca) pallide flava, basi macula saturatiore deliquescente picta, in unguem duplo breviorem, ariT gustissimum, linearem, complicatum, glabrum abrupte constricta; alae calycis labium inferius aequantes v. subaequantes, oblongae, obtusissimae, unguiculo calycis tubo haud exserto, supra auriculam obsoletam rotundatam extus transverse striato-plicatae , plerumque glaberrimae, haud ciliatae ; carina calyce parum exserta, subsemi- obovata, obtusissima, dorso convexo, quandoque subpurpurascente, pubescens, marginibus liberis subrectis glaberrima. Staminum vagina hinc longitudinaliter fissa, ßlamentis glabris. Stylus incurvus, post 902 anthesim deorsum uncinato - flexus , flexura leguminis suturae ste- ril! adversa, parte sigmatosa sursum spectante, basi puberulus. Stigma capitellatum. Legumen calyce persistente 14- — 2plo exseitum, 4 — 6'" longum, cuneato-obovatum, 2^ — 3'" latum, com- pressiim, sutura seminifera longiore modice convexa, sterili breviore apice lato flexura subsigmoidea obliqua in stylum abeunte, adpresse- hirsutum, 2 — öspermum. Semina reniformia, badia. OBSERV. Leobordeae lupinifoliae Äow*. proxima, foliis tri- nec quinquefoliolatis prima fronte diversa. £XPLICATIO TAB. IV. Fig. 1. FIos a latere visus. Fig. 2. Calyx. Fig. 3. Analysis corollae. Fig. 4. Tubus stamineus, Fig. 5. Ovarium. Fig. 6 et 7. Legumen. Fig. 8. Folium cum stipala. — Omnes magnitudine auctae. ROSACEAE. (^Subordo. DRYAEAE, — Trifms FRAGARIEAE.^ lÄ. PotoiililSa ÜLotscüiyaiia : pafenfim - pilosa, eglandulosa', caule elongato erecto, snperne dlchotome ra- moso , pilis paucioribus hibercnlo insidentibus, plurimis basi hmid incrassatis subhirsuto ; foliis inferioribus ac mediis longe petiolatis quinato-, superioribus sessilibus tevnato - palmati- sectis, concoloribus, lobis inferiorum obovatis, floralium de- mum cuneato-oblongis sive lanceolatis, inciso-serratis, serra- turis omninm porrectis, integerr'imis, illorum 5 — 9 ovatis v. oblongis, hornm linearibiis simultßie longioribus , summontm 3 media producfiore ; stipulis mediis semiovatis. plurimis in- aequi- 2 — 3fidis; inflorescentia foliosissima, pedicellis friicti- feris flaccide recurris ; calycis demum aucti lacinüs externis lanceolatis, infegerrimis v. bi- trifidis, infernas ovafas snb- äuperanübns ; corolla calyce sublongiore flava ^ stylis apica- libus basi incrassata glandulosis; veceptacnlo piloso; carpel- lis obsolete rugosis , haud marginalis. — Sect. Potentilla- STRüM Ser. Potentilla Kotscbyana Fenzl Pugill. pl. n. 14. Hab. in pratis snbalpinis et alpinis vionlis Maaden-Tepessi (for- mationis calcarcae) Tauri occidentalis. — Kotschy coli. n. IS'i. Radix non visa. Caules palmares bipedalesque, simplices V. supra medium ramis nonnullis, alternis, digitalibus, erecto-paten- tibus aucti, nunc strictissimi v. e basi inclinata erecti, penna cor- vina -vix crassiores, saepissime tenuiores, teretes, basi stipulis foiio- rum radicalium consumtorum residuis, emarcidis, nigris v. fuscis, semipoilicaribus imbricato - vaginati , tota longitudine cum reliquis partibus herbacels pube eglandulosa, laxa, patentissima, i'" ad sum- itium longa, basi baud incrassata, longe rarius tuberculo obsoleto 903 insidente, incana, plus minusve dense pllosi v. hirsuti, purpurel, apice in cymam dichotomam, foliosam, remote 3 — 12floram soluti. Folia radicalia ignota, caulina internodiis 1— Spollicaribus remota, quinato-, suprema ramea et floralia ternato-palmatisecta, petiolis infimorum oninium longissimis, 1^— 2polIicanbus, demum sessilia, concoloria, subtus quidquam paliidiora, utrinque pilosa, inferiorum segmenta rotundalo-obovata, cuneata, longitudine varia intermedio submajore, maxiraa vix pollicaria ac ultra semiunciam vix latiora Visa, floralium demum oblongo-cuneata v. lanceolata, omnium sub- regulariter inciso-serrata, serraturis porrectis, integerrimis , acu- tiusculis, inferiorum foliorum plerumque 7, rarius 5 v. 9, trientem superiorum segmenti solum occupantibus, ovatis, 1 — 2"' longis, terminali haud productiore reliquorum sensim duplo lon- gioribus, oblongis v. late linearibus^, infra medium segmenti descen- dentiLus, frequenter 5—7, bractealium suboppositorum (3—5'" lg.) persaepe 3, intermedia magis magisque productiore ac reliquis lateralibus subinaequalibus majore. Stipulae peliolo adnatae, caulinae inferiores ac superiores longitudine ac latitudine decres- centes plerumque semiovatae, 4.-8'" longae, nunc integerrimae nunc inaequi-bi-trifidae v. apice bilobae, herbaceae, foliorum radi- calium solum mcmbranaccae, triangulari - lanceolatae, fuscescentes. Pedicelli frucliferi pollicares ac breviores, flaccide recurvi. Calycis, post anthesim aucti, laciniae externae lanceolatae v. ob- longae, 4 — 6'" longae, nunc florum ejusdem cymae omnes v. quaedam integerrimae aut inaequi - bi-trifidae , foliaceae , internas duplo latiores ovatas, integerrimas subsuperantes. Corollae cro- ceae (?) v. flavae, calyce ^ v. sesquilongioris petala obovato-sub- rotunda, retusa. Receptaculum pilosum. Styli ovarii apice inserti, conico-subulati , infra medium glandulosi. Carpella obli- que OYoidea, compressiuscula, haud marginata, obsolete rugosa, fla- vescentia, vix |'" diametro majore lata. OBSERV. Habini.ssima^ in praeseiitiarum prima ac unica generis ditissinii Asiae civip, Jenkin- «oniis e tubo stamineo basi Iiaud fisso, Chorismis c rorollae summe irregularis facie ac filamentis intbcrbibus, iu tubum de clinato incurvius- culum conniventibus affinis. EXPLICATIO TAB. III. Fig. 1. Analysis floris. Fig. 2. Tubus stamineus explanatus. Fig. 3. Fructus. EÜPHORBIACEAE. 15. Euphorbia Kotschyana: frnticosa, eiecfa; foliis breve petiolatis, lanceolatis, obtnsis, chartaceis, snpra nitidis, subtus cum caule relntino-tomentosis , involucralibns similaribus; nmbella miiltiradiata, iterato-dichotoma^ involu- cris amplissimis, semiorbicularibus, rohmdalis, subplano-con- natis, sinn commissurali utrinque brerhsimo ; involurelli grZ«- berrimi lacinils rotundatis, glandulis melleis semilunari-ex- cisis, bicornibus; capsulis seminibusque laevissimis. £uphojbia Kotechyana Feiizl Pu^ill. pl. ji. 17. 907 Hab. in Syria prop« Stiedie ad oslia Or Otitis. — Kotschy eolU n. 480. Fruticis incertae altitudinis, erecti summitates floridae visae 1 — 2pedales, inferne digitum minimum crassi v. parum tenuio- res, tcretes, foliorum delapsorum cicatricibus oblongis transversis, per spiram polycyclam summe regulärem dispositis, copiosissimis maculatae, superne coma foliorum confertiorum ornatae, ulterius in partem florigeram, remotius ac longe minus symmetrica folialam, radiis floriferis alternis subfastigiatis , nunc paucissimis, nunc pluri-- mis auctam elongatae, pube minima crispata velutinae, demum cal- vescentes. Folia lanceolata, quandoque oblonga, obtusa, inleger- rima, chartacea, subavenia, supra nitida, ad lentem puberula, subtus tomento laevi brevissimo velutino canescentia, plerumque \ — 3pol- licaria, superiora tarnen breviora, 3 — 6'" lata, in petiolum 1^ — 4'" longum attenuata, inferiora erecto-patula, suprema cum involucralibus 5 similaribus plerumque reflexa. Umbella 5 — 10- radiata, patula, radiis iterato-dichotomis, digitalibus, palmaribus imo- que spithamaeis; involucra perfoliata, subplano-pelviformia, subor- bicularia, integerrima, maxima 1^ — 2pollices lata, diametro breviore sinu brevissimo utrinque emarginata, supra subtusque glaberrima. Florum involucella sessilia, campanulata, majora 1^ — 2^'" longa, transversim venulosa ac subcorrugata, lilacina (?), laciniis cum glandulis melleis, semilunari-excisis, bicornibus alternantibus, erectis, rotundatis v. subtruncatis, ciliato-barbatis. Capsulae laevis- simae ad lentem punctulatae, 3'" longae, coccis oblongis, sulco profundissimo discretis. Semen oblongum, teretiusculum , utrin- que subtruncatum, laevissimum, fuscum. OBSERV. Euphorbiae Wiilfenii ac Characiae proxim», priori e statara majore, involucellorum glandulis semilunari-excisis, melleis, lontje cornufis, alterae ex involiicris vix pelviformibus , ferc planis affinis, ab utrisque foliis supra nitidis ac fere v. omnino glabrin, involucrorum sinubus brevissimis ac capsulis laevissimis diversju Nuiu cum supradictis et E. veneta unius ejusdemque speciei varietas ? HYPERICINEAE. 16. Triadenia Russeg^greri : fruticosa, prostrata, elongato-ramosissima ; foliis cuneato oblongis sive lanceolatis, obtusis; cymis i — Tßoris peduncnlatis, terminalibus, alaribu» V. axillaribus, pedicellis calycem aeqnantibus; calycis laci- niis oblongis, obtusis, androphoris demwn dimidio , corolla subtriplo brecioribus ; petalis spathulato-oblongis ; pistillo sub anthesi calyce subdimidio , stylis ocario duplo bre- vioribus. (tab. xiii.) Triadenia Russeggeri Fenzl Pugill. pl. n. 18. Hub. in Sifria prope Svedi« ad oatia Orontit. — Kotscby coli, n tot. 908 Frutex humifusus, ramosissimus , distortus, cortici laevi, epi- dermide albida solubili obducto, fissili vestitus, ramis cardinalibus,* spithamaeis ac bipedalibus visis, penna corvina vix crassioribus, an- notinis conferte , hornotinis florigeris filiformibus 1-^ — 2pollica- ribus plerumque remotius foliosis. Folia copiosissima, magnitu- dine varia, 2 — 3'" longa, ac | — 2^'" lata, cuneato-oblonga v. lanceolata, basi summe angustata, obtusa, mutica \. obsolete mucro- nulata, integerrima, carnosula, uninervia, avenia, glauca, tota super- ficie pellucide punctata , patentia , ramulorum florigerorum haud raro fasciculis axillaribus pseudoverticillata, internodiis 3 — 12'" lon- gis remota. Cyniae terminales, ramulorum axillarium 1 — 2 steri- lium V. florigerorum incremento demum alares v. axillares, pedunculo 3 — 10'" longo suffultae, scarioso-bracteolatae, bracteolis subu- latis, ^ — 1'" longis, demum ferrugineis , deciduis; pedicelli fili- formes sab anthesi calycem aequantes v. parum superantes. Caly- cis 1^ — 2'" longi laciniae aequales, oblongae v. oblongo-lineares, obtusae, membranaceo -marginatae, eglandulosae, in sicco obso- lete parallele-plurinerviae. Corollae aureae, calyce duplo v. sub- triplo exsertae petala cuneato-v. spathulato-oblonga , eglandulosa, ungue glandula adnata cuneato-lineari, obtusa, apice marginibusque libera, lineam longa, aurantiaca munita. Androphora tria 11- nearia cum totidem glandulis tereti-conicis alterna, ultra medium in filamenta 5 — 15 libera soluta, calyce sub anthesi dimidio v. parum ultra exserta. Ovarium sessile, carpidiis superne liberis incom- plete triloculare, ovuli in loculis geminis, medio angulo centrali superposite insertis, superiore adscendente, inferiore pendulo. Styli sub anthesi ovario duplo ac ultra breviores, cum illo calycem di- midio aequantes. Stigmata capitata. Capsula (nimis immatura) vesiculis resinosis punctiformibus oblongisque plurimis longitudina- liter seriatis consita, loculis abortu frequentissimo monospermis. Semen (immaturum) fulvum, cylindricum, striis longitudinalibus transversim obsolete rugosis, copiosissimis tectum, cum seminibus ignota. OBSERV. Affinis proxime Tr. thymifoliae Spach, foliis vero longe majoribus, magis cuneatis, cyniis pedunculafis, plerumque 3-pluri- floris, pedicellis calycem aequanübus imoque longioribus et aiidroplioris dimidio ac ultra exsertis diversa. — Num ex ovulorum numero definito ac directione in loculis contraria (in Tr. aegyptiaca, quam solam ex- aminare mihi licuit, semper pluribus simulque pendulis) novi generis typus? EXPLICATIO TAB. XIII, Fig. 1. Flos. Fi g. 2. Petalum a facie interna visum. Fig. 3. Andophora cum calyce et Ovaria. Fig. 4. Ovarium sub anthesi. Fig. 5 — 6. Idem loculo aperto situm ac directionem ovulorum exhibens. Fig. 7. Semen immaturum. Fig. 8. Folium. — Omnes magnitudine auctae. 17. Hypericum venustum: perenne, glaberri- mum,} caule erecto, simplicissimo v. superne subramoso, strictissimo, erecto, superne subquadrangulo \ foliis sessilibus, 909 semiamplexicaiilibus, ovatis v, ovalibus, obtusissimis ; thyrso terminali, oblonge, folioso , cymulis remofis , coarcfafo- corymbiformibus 2 — 7ßoris , pedicellis calyce dimidio bre- vioribns ; calycis laciniis oblongis v. lanceoiativS cum brac- teis similaribiis margine glanduloso-ciliatis; petalis calyce subtiiplo longioribiis, ovalibus v. oblongis, ciun staminibus impunctafis. — (Sect. Adenosepalum Spach. Hypericum venustum Fenzl Pugill. pl. n. 19. Hab. in montosis ac siibalptnis Tauri occidentalis , prope Oüleky infra plumbi fodina». — Kotschy coli. n. 100. Caudices repentes, undique fibras aurantiacas tenuissimas agentes, penna columbina plerumque tcnuiores , in caules simpli- clssimos V. ad apicem ramulis virgatis, florigeris, abbreviatis auetos, erectos, strictos, palmares ac tripedales, cum foliis, inflorescentiae ramulis et pedicellis glabeirimos , inferne teretes, superne magis quadrangulos, demum purpurascentes elongati. Folia sessilia, se- miamplexicaulia , turionum ac caulina inferiora plerumque ovalia, basi quandoque magis quam reliqua parte angustiora, media, in- primis vero superiora, ovata, imo subcordata, omnia obtusissima, integerrima, pcnninervia, utrinque pellucide punctata, internodiis subaequilongis, plerumque ^ — l^poUicaribus remota, stirpium flac- cidiorum patentia, rigidiorum magis erecta ac firmiora, supra laete, subtus pallide viridia, adulta minima 4'" longa ac 2^'" lata, maxima 1^" longa ac 1" lata visa, axillis omnibus v. plurimis fasciculos nullos, superioribus tantum oligophyllos patulos, facile in ramulos steriles ^ — 2pollicares erectos increscentes foventibus. Thyrsus terminalis, bracbiatus remote-ramosus, foliosus, circumscriptione ob- longus, defloratus ^ — Suncialis, inferne ramulis florigeris perparia dis- positis oligopbyllis quandoque auctus ; cymularum 3 — 7florarum, coarctato-corymbiformium pedunculi per paria aequilongi, inferiores disseminationis periodo plerumque pollicares v. sublongiores, saepe tamen cum reliquis multo breviores, summi bibracteati ac uniflori, aliquasüneas solum longi ; pedicelli fructiferi calyce dimidio tri- plove breviores. Folia bractealia inferiora caulinis summis bomo- morpha, parumper minora, margine haud ciliata, superiora cum bracteolis herbaceis oblonga v. lanceolata, acuta, glandulis sti- pitatis atris fimbriata. Calycis laciniae lineari-oblongae v. lan- ceolatae, acutiusculae , in fructu sub2 — 2^'" longae ac | — i'" latae, margine glanduloso - fimbriatae. Corollae aureae, subtus quandoque purpurascentis , calyce duplo v. subtriplo exsertae p e- tala oblonga, ovalia v. obovato-oblonga, rotundata, 1^ — 2^'" lata, inaequilatera, integerrima, impunctata, persistentia, contorta. S ta- rn i n a corolla triente v. subdimidio breviora, cum antberis impunc- tata. Styli stamina aequantes, sub anthesi ovario subtriplo lon- giores. Capsula ovoidea, calyce exserta, tota longitudine paral- lele multivittata. Semina cylindrica, utrinque obtusa, |"' circiter 910 longa ac l'" lata, testa firmiter adhaerente, alutacca, longitudinali- ter subtilissime scrobiculata. OBSERV. Proximum H. pulchro; caule praesertim superne sub- angulato, foliis inferioiibus niinime cordatis, bracteolis g;landulono fimbria- tis, calycis laciniis acutiusculis liueari-oblongis v, lanceulatis ac petalis iin- punctatis niajoribus diversum. 1$. Hypericum pul verulentum : fruticulosuni, hutnile, incnno -hirlissimum ; caulibus simplicissimis adscen- dentibus, terefibus ; foliis sessilibus, ovalibus ohlongisve ob- tusissimis , subtus nigro-punctatis , axillis non gemmiferis ; thyrso terminali bracteolato, confertifloro, fasHgiato, cymu- lis racemiformibus 2—7floris; calycis laciniis linearibus v. lanceolatis, aoutis cum bracteis similaribus nigro-punctatis, margine glanduloso-subciliatis, corolla subtriplo brevioribus; capsulae valvulis dorso bivittatis, margine vesicularum super- positarum oblique serie rugosis. — Sect. DnosocARPiüM^^Vich. Hypericum pul verulentum Fenzl Pugill. pl. n. 20. Hab. in montosis Tawi occidentalis. — Kotschy. (Specimen unicum). Radix lignosa, tortuosa, calamum scriptorium fere crassa, cortice fusco, fissili, nitidulo vestita. Caudex polycephalus, abbre- viatus, caules plurimos, simplicissimos, in orbem dispositos, Ion- giores periphericos e basi declinata ascendentes, breviores plerum- que centrales erectos, digitales ac palmares, tenuius crassiusve fili- formes, teretes, pube brevissima densa canescenti hirtos, polyphyllos emitens. Folia sessilia, ovalia ac oblonga, obtusissima, integerrima, minima 2'" longa ac i\"' lata, maxima 6 — 10'" longa ac 3 — 6'" lata, venoso uninervia utrinque pube recta incana hirtissima, quasi to- mentosa, subtus nigro-punctata, patula, demum decidua, internodiis plerumque plus minusve longiora, juniorum fasciculos axillares nuUos foventia. Thyrsus terminalis, ima basi tantum foliaceo-bractealus, reliqua parte bracteolis anguste linearibus , imo subulatis, 2 — 3"' longis ac brevioribus, basi glanduloso-ciliatis puncta- tisque laxis munitus, fastigiatus vel corymbiformis, dissemina- tionis periodo \ — 3" longus, ramulis subnudis, abbreviatis, in cymulas obsoletas, 1 — 3- v. plurifloras racemiformes solutis, pe- dicellis subnullis v. calyce triente aut dimidio brevioribus. Ca- lycis quinquepartiti laciniae lineares v. lanceolatae, acutae, 2 — 3'" longa©, ac ^ — i'" latae, glabriusculae, nigro-punctatae, margine aliae integerrimae, aliae plus minusve nigro - glanduloso - v. eglanduloso- ciliatae. Petala calyce fere triplo longiora, oblonga, obtusissima, 1^ — 2" lata, nigro-punctata. Stamina corolla quadrante v. sub- triente breviora eglandulosa. Capsula ovoidea, calyce subduplo longior, subcoriacea, ferruginea, coccis dorso bivittatis, lateribus vesiculis 4 — 7 linearibus v. oblongis, resina turgidis, uniserialibus, oblique superpositis grosse rugosis. Semina cylindrica, subrecta, utrinque obtusa, f — 1'" longa ac ^"' lata, atra, testa firmiter ad- haerente subtilissime seriatim punctulata. 911 OBSERV. Specieä distiiictissima, copnitarum hujus sectionis nee ulli aflfinis. — Num H. origanifolium Willd. ? 10. Hypericum itiyrtilloides : glaberrimiim, fru- ticosum, hiimile, lamis erectis; foliis petiolulatis, ovalibus ob- loiigisvc obtusissimis, subtus haud recticulatis, ad maigines iiigro-punctatis , demum decidnis, axillis plurimis gemmiferis; floribus sparsis , terminalibus siibcymosis 1 — 3, bracteis fo- liaceis pedicellis calyce longioiibus; calycis lacinih nunc aeqnalibns, nunc ralde innequalibus, orato-oblongo-v . lineari- lanceolatis , nigro - punctatls , aliis integerrimis , aliis sub- glanduloso-cilicüis, corolla nigro-p%incfata duplo brevioribus. Hypericum myrtilloides Fenzl Pugill. pl. n. 21. Hab. m rupestribus circa Svedie ac montis Cassii Ci^schebel- OckraJ. — Ketsch jr coli. n. 108. Fruticulus humilis, caudicibus penna corvina haud cras- sioribus (simplicissimis multo tenuioribus) , erectis v. ascendentibus, digitalibus, spithamaeis ac facile longioribus, cortice laevi ruguloso fusco inferne dissiliente tunicatis, aphyllis, plerumque brachiato-ramo- sis, ramis foliosis angulatis, simplicissimis, erectis, glaberrimis. Folia opposita, petiolulata ac sessilia, internodiis utplurimum semipollica- ribus subaequaliter remota , patula , ovalia v. oblonga , integerrima, apice rotundata, margine quandoque subrevoluta ibidem nee non faciebus utrinque ultra medium glandulis nigris rarioribus , sacpe nuUis adspersa, subchartacea, laevissima, pallide viridia, subtus sub- glaucescentia , senescentia rosea, uninervia, facie subavenia, adulta 5 — 10'" longa ac 2^ — 4'" lata, juniorum dimidio fere minoium fasciculos V. ramulos nunc steriles, nunc florigeros semipoUicares et breviores, frequentissimos in utrisque axillis alentia, demum decidua. Cymae termanales sessiles, foliosae, triflorae, ramulorum proxime infe- riorum sempcr abbreviatorum cum illa quandoque thyrsum simplicissi- mum oblongum formantium 1 — 2florae ; pedicelli elongati, ple- rumque longitudine corollae, glaberrimi. Calycis öpartiti, glaberrimi laciniae ut plurimum valde inaequales, in aestivatione exteriores plerumque majores, haud raro 3'" et ultra longiores ac l^'" latiores, foliaceae, lanceolatae v. oblongae v. lineares obtusiusculae, integcrrimae, glandulis nigris raris adspersae, minores ac interiores quadrante v. triente breviores, ovato-lanceolatae, acutae v. acuminatae, cum illisuni- nerviae, subcarinatae, uno v. utroque margine a basi usque ad me- dium V. parum ultra glandulis atris obsolete denticulatae simulque dorso adspersae. Petala oblonga, obliqua, obtusissima, plerum- que 4^ — 6'" longa, rarius breviora, 1^ — 3'" lata, glandulis atris circa apicem adspersa. Androphora coroUam subaequantia 7 — 12andra, antherae glandula nigra apice munitae. Styli ovario 2 — 3plo longiores, stamina aequantes. Capsula, immatura ^isa, ovoidea, fusca, multivittata. Semina, nondum perfecte matura, cylindrica, rectiuscula, obtusa, |'" longa ac \"' lata, fusca, subti- lissime ac dense scrobiculato -punctata. 012 OBSERV. Proximum forsan H. nano Poir., cui vero ex ancfore foHa scssilia, subtus eleganter reticulata, flores corynibosi ac bracteae lanccolatae acutae. - Calycis iiidole glandulosa ad Hyperica adeno- scpala, inflorescenfia foHosa et magnitiuliue calycis lanniaium vana ad , H holosepala vergit, habitu vero longe diverso, fruticoso folnsque demum articiilata basi deciduis cum affinibus propriam sectionem consti- tuere videtur. CARYOPHYLLACEAE. (^SILENEAE), SILENE. — Sectio: SIPHONOMORPHA. aO. Silene Sieberi : pereiinis , multlcaulis v Sim- plex: turionibus haud elongatis , caulibus erectls simpiicissi- mis V. virgato-subramosis; foliis radicalibus Jonge petiolatis, ellipticis vroblongis, acutis, cauJinis lanceolatis cum canlepube cana hiisutis; cyma longe pedunculata, termmali i — 5ßora, ramorum 1— 2flora, puberula, biacteis herbaceis subulatis, pedicellis elongatis, erectls; calyce cylindrico-clavato (1— i^" IgJ; petalorum iingue exmiriculato , lamina semibißda, basi obsolete bigibbosa; carpophoro glabro, Capsula oblonga subsesquilongiore v. subbreviore. Silene Sieberi Fenzl PagiU. pl. n. 22. — Silene cae- sia Sieb. Fl. cretica exsicc, nee Sibth. et Smith (quae S. infla- tae et consanguineis proxime affinis). Hab in regtone montatia ac mbalpina Tauri occidentalis infra fo- dinasprope Gülek, alt. 4000-5000'. - Kotschy coli. n. 76. - In m- sula Creta prope Stia (Sieb er ! ). Distinguimus : L u s. 1. Caulibus simplicissimis uni-subbifloris, palmaribus ac spithamaeis, foliis radicalibus i— IpoUicaribus; Lus. 2. caulibus 1— Spedalibus plerumque ramosis, 2— Sfloris, foliis radicalibus cum caulinis inferioribus li— 4pollicaribus. Radix perennis, carnosula, subsimplex, ex apice incrassatö caules 1 — 5 cum totidem turionibus acaulibus foliosis, palmares ac 1 — Spedales, strictos v. adscendenti-erectos, pro varia longitudine nunc tenue filiformes, nunc penna corvina crassiores, pube cana, simplici, plus minusve elongata, laxa, densius laxiusye inferne v. us- que ad medium hirsutos, superne eglanduloso - v. yiscido-pubescen- tes (in specim. Sieberianis) quandoque purpurascentes, simplicissi- mos V. ramosos «mitens ; r a m i alterni, speciminum minorum circa medium v. superne, majorum a basi totaque longitudine caulis erum- pentes, simplicissimi, virgati, erecti, infimi longiores haud raro se- mipedales ac pedales foliorum paribus 2—3 instructi, superiores sensim breviores demumque aphylli pedunculares cum flore 2—4- poUicares. Folia radicalia ac turionum majora elliptica v. oblonga (speciminum minimorum lanceolata), in petiolum lamina eesquilongiorem v. aequilongum v. subbreviorem attenuata, ^— 4- uncialia, ac 1^—10'" lata, acuta, laxa; caulina inferiora 913 lusuß 1. lineari-lanceolata v. cum reliquis linearia.gemipolllcaria ac breviora, ad summum 2'" lata, plerumque multo angustiora, per paria 1 3 internodiis 1— 2ipollicaribus remota, lusus 2. radicalibus homoniorpha v. lanceolata, acuminata , sensim breviora demumque sessilia, summa lusus praecedentis aequalia, submajora ; omnia Inervia, avenia, utrinque cum marginibus pube memorata ciliato-hirsuta, laete viridia v. canesccntia. Cyma terminalis 1 — 5- flora, ramo accessorio pedunculari 1— 2floro, plerumque solitario, rarius duobus brachiatim oppositis, internodio 2— 4unciali interjecto remotis aucta, stricte patula, herbaceo-bracteata ; bracteae lineari- subulatae, a semiuncia ad lineam longitudine saepissime decrescentes, quandoque purpurascentes ; pedunculiacpedicelli, post anthe- sim increscentes, longitudine absoluta tam, quam relaliva, non solum utrorumque lusuum sed et ejusdem cymae summe varii, ea floris alaris infimi inter 3'"— li", pedunculorum axillarium in- ter ^— 2|" fluctuante. Flor es semper erecti. Calyx cum pe- dicellis puberulus, sub anthesi nee non in fructu clavatus , capsulae adstrictus demum 10'"— li-" longus^ infra capsulam constrictus, cylindricus, i'" circiter latus, basi intrusus, apice Sdentatus, dentibus in aestivatione externi late triangularibus, interni ovatis, obtusis, semi- scariosis, ciliolatis, li— 2'" longis, decemstriatus, striis primum viri- dibus, demum sordide pureis, alternis supra medium dilatatis in caly- cis dentes productis eosque omnino colorantibus, venulis concolori- bus cum angustioribus, sinus adtingentibus, anastomosantibus pictus. Petalorum ungucs parum calyce exserti, cuneati, apice sensim angustati, exauriculati, cum staminibus glaberrimi, f— 1'" lati, basi summe attenuati, flavescentes; lamina 3—4'" longa, basi, 1'" ad summum lata, corniculis duobus cavis inermibus minutissimis coro • nata, configuratione late obcordata, ad duas trientes bifida, laciniis i'" circiter latis, linearibus, obtusis, integerrimis , in sicco ful\is, subtus venulis obscurioribus reticulatis pictis, post anthesim circin- nato-inyolutis. Capsula semitrilocularis , oblonga, crustacea, ca- lyce parum exserta, carpophoro glabro, praelongo subsesqui-brevior, aequilonga v. sublongior. Semina fusca, transversim rugulosa, dorso lato cannaliculata, i'" fere lata. OBSERV. Species insignis, habitu S, flavescen f is, ast floribus longe divprsa; foliis S. ilalicae, inflorescentia S. b up Icii r oidi frtft unione itineraria 1835 sine nomine sub n. 422, a Schimpero in Ara- bia pelraea lecta, divtt/gataj ac chloraefoliae, calycibus S. longiflo- rae simul acccdens. Nuui S. cana Ottli in DC. Prodr. I. 382? AI. Slilene lasiopetala : pevemns, caudicibus pro- serpenti-caespitantibus, turionihus elongatis ; caulibus striotis, hirtis, supeine viscidis; foliis anguste lineari-lanceolatis, acuminafis, in petiolum attenuatis, marginato-lrinerriis, rigi- dulis, utrinque hirtis; cymis 1— Sfloris, longe pedunculatis, ternatis fastigiatis, v, pluribus per thyrsum panicnlaeformem, remotissime brachiatum, eifusum tlispositis; floribus prirmim 014 nutanlihus, pedicellis calyce turbinato glabro dimidio diiplove trevioribus ; petalorum iinguihus stibauriculatis cum stamini- bus et carpophoro, Capsula duplo hreciore, villosis. Silene lasiopetala Fenzl Pugill. pl. n. 24. Hab. in regione montana Tauri occidenlalis prope Giilek alt 3500'. — Kotschy coli. n. 83. (In quibusdam collectionibus sub mimero citato S. arguta occurrit.) Caudices radicantes, laxe caespitantes, crassitie fili empöre- tici fortioris, apice fasciculato-ramosi, turiones pollicares ac longio- tes caulesque 1 — 2pedales erectos subsiniplices v. brachiato-ramo- sos emmittentes ; c a u 1 e s rigidi, filiformes, caudicibus parum tenuio- res, saepe purpurascentes , inferne retrorsum hirti, superne cum thyrsi ramis et pedicellis passim glutinosi; rami (infimis solitariis exceptis , pari foliorum unico instructis) praeter folia bractealia aphylli, pedunculares, apice 1 — Sflori, stirpium elatiorum infimi longissimi semipedales ac longiores, internodiis quandoque 4polli caribus ab invicem remoti stricte patuli, superiores sensim abbre- viati minusque remoti, cum cyma terminal! triflora thyrsum pani- culaeformem amplum circumscriptione ovatum, saepe pedalem, stir- pium minorum depauperatum Spollicarem, ramulis omnibus Iflo- ris, efTormantes. Folia infimaac turionum anguste lanceolata V. sublinearia, calloso-mucronata, 1 — 2pollicaria, 1 — 2'" lata, basi attenuata, subtus marginato-trinervia, nervis marginalibus distinctis v. .obsoletis, inter nervös venulosa, utrinque hirta ; c a u 1 i n a linearia, 1 — 2pollicaria, 1'" saepe angustiora, inferiora juniorum fasciculos axillares, depauperatos, plerumque 2 — 4phyllos, solitarios alentia. Bracteae supremae late subulatae, margine membranaceae, ciliatae, patentes, 1 — 3'" longae. Pedicelli sub anthesi brevissimi, cum flore nu- tantes, fructiferi incrassato-filiformes erecti, calyce fructifere ^— 2plo breviores. Calyx sub anthesi turbinatus, in fructu obovatus, 3 — 4'" longus, albidus v. dilute lilacinus, membranaceus, lOstriatus, striis plerumque purpurascentibus, alternis brevioribus infra limbi sinus bifurcatione simplici cum longioribus in calycis dentes ovatos, ciliolatos, rotundatos, 1 — i^'" longos confluentibus. Petalorum ungues calycem aequantes , late cuneati , apice utrinque dente ob- tuso, erecto, brevissimo auriculati, utrinque cum staminibus dense villosi; lamina ungue angustior, basi brevissime ac obtuse bi- lamellato-appendiculata, lobis linearibus obtusis, superne parumper dilatatis, integerrimis , ^"' latis, flavis. Capsula semitrilocularis, ovoidea, crustacea, calyce arcte adstricto triente exserta, carpophoro villoso, 4plo breviore, turbinato suffulta. Semina immatura visa rugulosa, matura 1'" facile lata. OBSERV. Proxima S. longipetalae quae foliis multo latioribiis, pedicellis longioribus, pet^ilorum lamina ungueni aequante v. superante ac coronae lamellis bidendatis recedit. Niliilominus fortasschujus varietas? ftft, Silene crassipes: annua, caule stricto sim- plici V. viigato-raiiioso ; fol'äa lanceolatis ac linearibus, acutis, 915 cum caule eghmduloso- scabris, triiiervils; cyma terminali solifat'ia v. 2 — 3 corymboso-fastigintis, confertißoris, folio- ais } floi'ibus erectis, subsessilibua ; ca.\yce cyliiidiico-subclavato, ang'usto , angiilis scabeninio, egianduloso ; petalis miniitis, lamina oblonga v. ciiiieato-lineari, emarginata, basi coroiiuta; Capsula ovoidea, carpophoro puberulo sublongiore. Silene crassipes Feuzl Pugill. pl. n. 23. Hab. in St/ria prope Svedie ad oslia Orontis et circa Alepp». — Kotschy (Collect, syr. specimen unicuin); ej. pl, alepp. n. 113. Herba \ — 2^pedalis, caule simplici v. a basi vlrgato-ramoso, stricto, pube eglandulosa retrorsum scabro , calamum scriptorium quandoque crasso , plerumque longe tenuiore. Folia radicalia ac caulina infcriora niojora, lanceolata, in petiolum ciliatum atte- nuata, \ — 2pollicana, ac 2 — 5'" lata, acuta v. obtusa , reliqua ses- silia, linearia, sensim bveviora, 1 — 3^'" lata, in bracteas similares herbaceas, basi magis dilatatas, demum solum 2 — 3 " longas ab- euntia, erecta v. patula , obsclctius distinctuisve trinervia , utrinquo hirta. Cymae terminales, plerumque solitariae, v. in caule cardi- nali 2 — 3, confertius remotiusve corymbose-v. thyrsoideo - fastigia- tae, 3 — lOflorae, fascicullformes , bifurcationis solum primae pe- dunculis quandoque magis elongatis pollicaribus, reliquarum alt quas lineas longis v. subnullis ; pedicelli florum infimorum ala dum in fructu 1 — i\"' longi, reliquorum obsoletissimi, incrassati. Calyx sub anthesi cylindrico - subclayatus, fauce parumper con- strictus, f — 1^'" latus, fructiferus ovoideus, capsulae adstrictus, infra illam cylindraceus, 6 — 7'" longus, lOangulatus, angulis viridibus praesertim scaberrimus, supra medium transversim venulo- sus, dentibus minutis ovatis, rotundatis, scarioso-marginatis, plerum- que purpureis. Petalorum ungues calycem aequantes cuneato- lineares lamina quadrante angustiores , apicc angustati, cum stami- nibus glaberrimi; laminae roseae, cuneato-lineares v. cuneato-oblon- gae, emarginatae v. retusae, \\ — 2'" longae ac 1 — 1^'" latae, in unguem sesquiduplo longiorem sensim attenuatae , basi Corona pa- rum angustiore bilamellata , lamellis oblongo -linearibus acutis inte- gerrimis viridulis , appendiculatae. Capsula semitrilocularis, cru- stacea, ovidea , calyce parum exserta , carpophoro valde incrassato, cylindrico, puberulo, i — 2plo longior. Semina, nondum matura Visa, reniformia, dorso lato canaliculata, transversim rugosa, ^"' pa- rum latiora. OBSERV, A S. reticulata Desf-, cui proxima, differt caule fo- liisque eglanduloso-hirfis (miiiime viscidis) cymis confertioribus, petalo- rum unguibus apice liaud dpiitiforme auriculätis, laminis cuneatis (nee obrordatis) ac Capsula carpophoro longiore. Ab affini S. linicola Gmel. pedicellis brevissimis aliisque notis recedit. — Num eadem cum S. echinata Otlh in DC. Prodr. L 380 ß Bertol. Fl. ilal. IV. 58Sf — Descriptionem accnratiorcm dcdisse saltem proderit. Silencm microspermam FenzI (PugUt. pl. n. iT)y quam I. p. S. lineari Decaisne affinem dixi, nunc, visis speciminibus a Cl. Schimper 916 Ipctis. mini'mc divergam puto; diag^nosi vero emendandae deßcriptionpin iiovain, ab auctore amicissimo in Annal. de sc. nai. Ser. 3. III. p. 276 datiim locupletantem, addere liceat. Silene lineariü Decaisne l. c; annua (nee perennis), vi- ridi-glauca, pubescenti-scabra; caule erecto ramoso, cum ramis in cymam paniculaeformem foliosam sparsifioram solnto; foliis infimis subspafhulatis v. lanceolatis, canlinis linearibus mucro- natis, canaliculato-complicatis ; calycibus pedicellos graciles erec- tos aequantibus v. dimidio superantibus anguste cylindrico-clavatis (6 — 8'" lg), dentibns subulatis acuminatis; petalorum lamina subbipartita laciniis linearibus, basi bilamellato-appendiculata, ungue obsolete biauriculato ; Capsula oblonga, carpophorum pubescens aequante v. superante; seminibiis minimis, snbtilissime recßilosis. Hab. in Hyriae arenosis, ntaritimis prope Svedie, ad ostia Oron- tis (Kotschy!); in A rabin e petreae deserto sinaico (Bove coU. n.l?8.)\ in regione Wadi Hebron Arabiae petrae (Schimper n. Hin. 1835. n. 2S2I). Herbae tencllae dig-italis ac pedalis visae radix tenuis, longis- , sima, caulem erectum, a basi divaricato-v. circa medium patule ramo- 8um emittens; ramis simplicibus virgjatis v. inaequi-dichotomis, foliosis, sparsi-v. multifloris. cum caule pube brevissima, retrorsum adpressa. ca- nescente liirfis V. glabris. Folia radicalia subspathuiata, in pctioluni longe attenuata, cum caulinis majoribus lincari- lanceolatis v. cuneato- linearibus arntis, basi ciliatis utiinque scabra v. pnberula, ^ — 1" ac parum longiora, J — 1^'" lata visa, reliqua angustiora ac breviora in biactealia subulata, canalicnlato-complicata, mucronata abenntia, omnia patula, crassiiiscula, facie cnervia, internodiis passini giutinosis, semi-, imo sesquipollicaribus remota. Flor es sparsi, alares, axillares ac termi- nales, subcymose-panicnlati, semper erecti , pediceliis calyce fructifero dimidio V. triente brevioribus, rarius aeqiiilongis suffulti. Calyx clavatus, 6 — 8'" longus, fructiferus capsulae et carpopboro arcte adstrictus, 10- angulatus, haud reticulatus, angulis purpureis scabris, dentibns subuiatis, acuminatis, alternis parum latjoribus, basi vix ^"' latitudine superanti- bus. Petalorum ungues cum staminibus glaberrimi, cuneato- lineares, lamina ^ — j broviores, apice denticiilo obsoleto obtuso erecto utrinque .«ubauriculati: laminae circumscriptione cuneatac, ultra medium bifidae, laciniis linearibus obtusis, 5 — ^"' latis, integerrimis, basi \"' lata coroi>a longitudine ac latitudine eum aequante bilamelluta, lamellis bidentatis v. erosis albidis, appendiculatae, (in sicco) flavo-virentes. Capsula ob- longa, calycem subaequans V. aeqnans, crustacea, semitrilocularis, carpo- phorum cyiindrico-turbinatum pubescens subsuperans v, aequans. Semi na rcniformia, dorso canaÜculata , testacea, vix \"' lata, oculo nudo laevia* sima, ad lentem fortiorem solum obsolete rugulosa. Sectio: RUPIFRAGA. 23. SUene arg'uta: basi suffruticosa, ramosissima, fnrionibus elongatis , caulibus stiictis simplicibus, 1 — 5floris liiitis ; foliis rigidulis , anguste lanceolatis v. sublinear ibus, acuminatis hirsutissimis ; cyma elongata, contracta; calyci- bus cylindricis (^8—10'" lg.), ad angulos cum pediceliis plerumque elongatis, glanduloso-hirsutis, scabris ; petalorum lamina semibifida, basi coronata, laciniis lineari -oblongis; carpophoro pubescente crasso Capsula oblonga triplo breviore. 017 Silene arguta Fenzl Pugill. pl. n. 25. Hab. in subafpinis et alpinis Tauri occidentalis «upra Oülek, alt. 3500—5000'. — Kotscliy. (in collectionibus pluribus, cum S. lasi'ope- tala casu comnuitata, sub n. 83. divulgata.) Basi sufFruticosa , caudicibus humifusis, digitalibus et lon- gioribus, crassitie variis, lignosis, ramosissimis, tortuosis, cortice fissili, variegato vestitis; turiones plurimi, pollicares, digitales, nee raro palmares, cum caulibus strictis, spithamaeis ac pedalibus, jnferne epidermide albida v. dilute purpurascente vestiti, confertius remotiusve foliosi, erecti, retrorsum hirti. Folia rigidula, lanceo- lata ac linearia, acuminata, apice subcallosa, i — 1^-" longa ac 1 — 3'" lata, turionum in petiolum attenuata, caullculorum sessilia, internodiis 1 — 2pollicaribus remota, utrorumque recta v. homomallo- falcata, subtus venuloso-trinervia , nervis lateralibus submarginalibus, utrinque hirta, scabra, in paucissimis axillis juniora fasciculata , an- gustissima , quandoque fere subulata , patula foventia. Cyma termi- nalis 2 — Sflora solitaria, v. bi-v. ternata, plus minusve elongata, sub anthesi ac fructu contracta , bracteis, tam herbaceis , quam scarioso- marginatis, lanceolato-v. lineari- subulatis , ultimis aliquas lineas longis munita. Flor es semper erecti, pedicellis fructiferis alarium infimorum b'" — i\" , terminalium 2 — 5'" longis, crasse filiformibus , rigidis, eglanduloso-v. subglanduloso-hirtissimis. Calyx sub anthesi cylin- dricus V. utrinque parum attenuatus, basi truncatus, fructiferus oblongus, capsulae adstrictus, 10 costatus, subavenius, pube moni- liformi crispata, praesertim ad nervös plerumque purpurascentes hirtis- simus authirsutus, 7 — 10'" longus, dentibus ovatis, obtusissimus, 1"' longis. Corollae petala unguibus cuneato-linearibus, calyce sub- exsertis , glaberrimis, apice |'" lato obsolete dentiforme auriculatis, auriculis erectis, obtusis, laminis ochroleucis, circumscriptione late obcordatis, unguibus subduplo brevioribus, ultra medium bifidis, laciniis cuneato-linearibus , apice rotundato lineam circiter latis , basi ungue aequilata v. sublatiore lamellis duabus minutis , oblongis v. linearibus truncatis v. bidentatis, totam latitudinem occupantibus, saturatius coloratis coronatis. Capsula calyce parum exserta, semi- trilocularis , crustacea, ovoideo-oblonga, carpophoro puberulo triplo breviore, pedicello duplo crassiore, obtuse pentagono suffulta. Semina, immatura visa, reniformia, transversim rugulosa, dorso lato canaliculata , matura facile ^"' lata. OBSERV. Affinis S. linifoliae Sibth. petalorutn indole, S. ino- pertae habitu ac calyce, ab utriisque vero Capsula ovato-oblonga, carpo- phoro multo longiore diversa, 24. Siilene pharnacefolla : suffruticulosa, cae- fi{^itans; caulibns simplicissimis 1 — Sfloris; foliis carnosulis, canalicnlato-filiformibiis, obtusis , laeribus , margine rilloso- ciliatis , imbricatis, erectis v. apice patulis ; pedicellis sub anthesi bracteis membranaceo-marginatis brevioribus, erec- tis, fructiferis longissimis ; floribus hermaphrodito-mono-v. 918 dioicis; calyce clavato, snbnudo, fiuctifero ovoideo (ä— 4'" lg.); petalonim lainina late biloba, basi bilamellato-appen- diciilata, ungue florum fertiVmm ciliafo ; carpophoro glabro brevissimo. (tab. x.) Silene pharnacefolia Fenzl Pugill. pl. n. 26. Hab. in rupibus alpium summarum Tauri occidentalis : Maaden- Tepessi et Allah-Tepessi alt. 7000—8500'. — Kotschy coli. n. 71. Suffrutex dense caespitans , radice valida, perpenduculari, digitum quandoque crassa, scopulis infixus; caudicibus plurimis, abbreviatis, ramosissimis , tortuosis, erectis v. procumbentibus , cras- gitie summe yariis, turiones copiosos subcylindrico - fasciculares, polyphyllos, pollicares et breviores ca ulesque florigeros l^uncia- les ac palmares, erectos, simplicissimos v. uno alterove ramulo pedunculari brevissimo circa v. supra medium auetos, filiformes, remotissime foliosos, glaberrimos, passim glutinöses emitentibus. Folia carnosula, canaliculato filiformia , obtusa, semilineam ad summum crassa, turionum ac cauliculorum basilaria quadrifariam imbricata, recta v. falcata, tota longitudine primum sibi invicem adpressa, serius apice erecto-patula, infima quandoque valde ab- breviata, 1^ — 3'" ejusdem lurionis, reUqua 4 — 12'" longa, dorso laevia , margine anguste membranaceo dense arachnoideo - ciiiata, aspectu fere villosa, glauca, demum laetius viridia, emortua diutius persistentia cinerascentia v. nigra, parium caulinorum 1 — 3, internodiis quandoque lipoUicaribus remotorum, breviora ac parum latiora, caeterum infimis simillima, inbracteas coloratas, lanceola- tas, semiscariosas, dense ciliatas abeuntia. Fl o res hermaphrodito- monoici v. dioici , quandoque ejusdem caespitis , imo ejusdem cau- liculi sexu masculo v. foemineo v. utroque simul pollentes. Cyma dcpauperata, plerumque 1 — 2flora, solitaria v. inforne ramulis peduncularibus 1 — 4, plerumque alternis, rarius brachiatis , uni- flovis, foliis brevioribus , erectis aucta; pedicelii fl. steriliuni semper abbreviati, imo brerissimi, bracteis ac calycibus longe su- perati, fertilium serius incrcscentes , demum calyce 4 — 5plo longiores, filiformes, glabri v. glutinosi^ nunquam cernui. Calyx sub anthesi cylindrico-clavatus , fruotiferus ovoideus -v. ellipsoideus, 3 — 5"' longus, prominenti - decemcostatus , avenius, glaber v. ad lentem totus v. superne tantum tenuissime pulverulentus, plerumque saturate purpureus v. albidus simulque viridi-costatus, dentibus longis, ovatis, rotundatis, ciliatis. Coro IIa e petala unguibus lineari-cu- neatis, fl. masculorum potissimum glabris v.. subciliatis, foe- roineorum dense ciliatis, apice haud constricto, 1'" lato, in laminam dcliquescentibus, l^minis laet« purpureis, lat€ obcor- datis, 2 — 1^'" latis, unguibus subbre\ioribus , triente emarginatis, lobis ovatis rotundatis patulis, basi bilamellatis , lamellis late linea- ribus, \' ' longis, apice truncatis, tridentatis. Stamina glaber- rima, petalis opposita ungue ima basi solum adnata fl. foemineo- tiim quandoque omnia abortiva, 5 rudimentariis glandulaeformibas, 919 pelalis alternis solum superstitibus, quandoque cuncta v. plurima elon^ gata, antherifera, antheris paucioribus poliniferis. Styli 3, filiformes, fl. sterilium estigmatosi , plus minusve elongati , fl. fertilium in- crassati, sligmatoso -barbati. Capsula crustacea, ovoidea , basi trilocularis , calyce exserta, carpophoro obsolcto, ^"' longo, glabro suffulta. Sera Ina nimis inimalura visa. OBSERV. Species elogantissima, ncc iilli cognitaruni propius aflfi- nisj foUis Pharnacei incaiii, lanati et reflexi siniilliniis, floribus Viscariae vulgaris, habitu S. faJcatae Sibth. , corolla, carpophoro brevissimo aliisque notis ab ultima tainen longe recedens. EXPLICATIO TAB. X. Fig. 1. Petalum ü. masculi. Fig. 2. Petalum fl. foeminei. Fig. 3. Ovarium fl. masculi. Fig. 4. Ovarium fl. foeminei. Fig. 5. Foliorum fasciculus auctus. — Folia in icone justo laüora depicta. Sectio: BEHENANTHA. 25. Silene steiitoria : suffruticosa ; caudicihus elon- gatis , ramosis, turionibiis polyphyllis rigidis; caulibusstrictis iinifloiis; foliis linearibus , subtdalis, rigidissimis , saepe subfalcatis, trinerviis, pubernlis; calyce fructifero (li" Ig.) tiirbinato-inflato , infra medium subcylindrico-atfenuato, reti- culato -venoso, lacinüs ovatis acutis; petalorum ung;iiibus glabris, auricnlatis, laminis parvis obovatis, subsemibifidis, basi margine ntrinque unidentatis , facie gibboso-appendicu- latis; carpophoro glabro Capsula sesquilongiore. (tab. xi.) Silene stentoria Fenzl Pugill. pl. n. 29. Hab. in rnpibus alpis Maaden -Tcpessi Tann occidentalis , alt. 7000'. — Kotschy. (Specimina deflorata tria visa,) Suffrutex rigidus, scopulis inhaerens, caudicibus prostra- tis, digitalibus, lignosis, crassitie pennae corviaae ac validioribus, cortice rimoso, incrassato, fuliginoso vestitis, superne foliorum con- sumtorum vaginis nervisque medianis adpressis tunicatis, ramosis, turiones solitarios v. fasciculatos, polyphyllos, rigidos caulesque digitales ac palmares strictissimos , unifloros, velutinos alentibus. Folia 1 — 2poIlicaria ac i — li'" lata, linearia, juniora quando- que subulata, acuta, rigida, plerumque homomallo-falcata, parallele trinervia, utrinque dense puberula, turionum angustiora, confer- tissima, basi vaginante imbricata, in comam apice patulam densata, caulina internodiis 1 — 2pollicaribus remota, parum breviora, ast latiora magisque falcata, juniorum fasciculis axillaribus nullis aucta, pare ultimo, bractearum vices gerente, quandoque bina cum flos- culo rudimentario bibracteolato fovente. Pedicellus circiter pol- licaris, rigidus, ultimo internodio caulino vix tenuior, cum calyce pube minutissima crispata velutinus. Calyx fructiferus visus, 1^- pollicaris, ultra medium turbinato-inflatus, 4 — 6'" latus, infra sub- cylindrico-attenuatus, basi truncata 1 — i^'" latus, lOstriatus, supe- riore trlente elegantissime venuloso-reticulatus, dentibus latissime Russegger, Reisen. I.Bd, 3. ThI. 59 920 ovatis obtusiusculis, dorso cum sträs venulisque sordide purpurascen- tibus. Coro 11 ae petala unguibus calyce subbrevioribus, cuneato- linearibus, glabris, apice i^'" lato dentiforme-auriculatis, auriculis trlangularibus porrectis, laminis ex sicco ochroleucis, unguibus 3plo bre\ioribus, calyce dimidio exsertis, erectiusculis, 2'" solum longis, apice ungue vix latioribus, obovatis, subsemibifidis, lobis cu- neato-linearibus, rotundatis, margine partis indivisae circa medium utrinque denticulo obsoleto patente auctis, basi bigibbosis, gibbis cavis, apice lacinula minima ovata, rotundata, subtruncata v. obso- lete bidentata appendiculatis. Stamina petalis opposita, unguibus triente inferiore adnata, glabra. Capsula semitrilocularis, crusta- cea, ovoidea, calyce certe parum exserta, carpophoro fere sesqui- longiore cylindrico, glaberrimo, pedicellum crassitie aequante, calyce dimidio breviore, suffulta. Semina nimis immatura visa. OBSERV. In Pugillo pl. l. c. propter calycem versus basim clavato- attenuatum et carpophoruni lougissimum ad Siphonomorphas — inter quas iinifoliae ac airgutae e foliis et habitu quodammodo accedit — relatani, melius nunc intellecta petalorum, corrugatione intra calycem re- tractorum miliique primum occultatorum ac calycis vesiculoso-inflati fabrica, Behenanthis longe affiniorem credo. EXPLICATIO TAB. XI. Fig. 1. Petalum magnitudine auc- tum. Fig. 2. Capsula semimatura, calyce resecto. 36. Silene odontopetala : dense piibescens v. hirsuta, scabrmscula; radice miilticipiti, turionibus abbrevia- tis, cum caulibus simplicibus, superne glanduloso-villosis, erectis; foliis lanceolatis ac lanceolato-linearibus acutis, uni- nerviis; cyma solitarla 3 — lOflora, vel gemina aut ternata, lateialibus tunc brevioribus paucifloris; floribus erectis, pe- dicellis fructiferls calycem demum aequantibus v. 2 — Splove superantibus; calyce amplo campanulato, laciniis late trlan- gularibus acumlnatis; petalorum lamina bifida, laciniis linea- ribus utrinque unidentatis , basi constricta bigibbosa, ungue lato biauriculato. Silene odontopetala Fenzl Pugill. pl. n. 28. S. physocalyx Ledeb. Fl. ross. 1. 321. Hab. in alpe Maaden-Tepessi Tauri occidentalisj alt. 6000 — 7000'. - Kolschy coli. n. 88. Radix multiceps, rupium fissuris inhaerens. Caudices ab- breviati, fasciculati, subcarnosi, vetustiores digitum infantilem crassi, cortice fuliginoso, rimoso vestiti, apice polycephali, turiones caules- que bene multos in caespitem arctatos alentes. Turiones plerum- que brevissimi, fasciculiformes, erecti, polyphylli. Caules digitales ac subpedales visi simplices v. inferne florigero-subramosi, arcuatim adscendentes v. erecti, filiformes, crassiusculi, cum foliis pube re- versa, curvata, flexuosa v. crispata dense pubescentes v. hirsuti, ad nodos superiores praesertim viilosi, superne cum reliquis partibus gianduloso-Tisciduli. Folia plcrumque lanceolata ac lanceolato- 921 Hnearia, caiilina quandoque oblonga, calloso-acnminata, turionum semper angustiora, basi vaginante imbricata, in comam ereclam, pa tulam congesta, illa internodiis a semiuncia ad 2^ uncias longis remota, axillis quandoque fascicuiifcra, speciminum vegetiorum in- fima ac turionum saepe 2 — Spollicaria ac 3 — 5'" lata, macriorum 1 — lipollicaria ac li— 3'" lata in petiolum longum attenuata, superiora sessilia, unincrvia, attactu scabriuscula. Cynia terminalis Simplex v. inferius ramulorum florigerorum pari v. solitario aucta, 3 — lOflora, floribus erectis nunc confertis nunc raagis remolis, pa- tula; bracteae herbaceae, infimae saepe foliaceae, ovatae, cuspi- datae, semiuncia plerumque breviores reliquae ac summae complicato- lanceolatae v. subulatae, aliquas lineas longae, potissimum purpu- rascentes ; pedicelli longitudine summe varii, speciminum altiorum fructiferi alares infimi saepe liunciales ac longiores, minorum haud raro solum semiunciales. Calyx glanduloso-hirsutus - v. pubescens, ante anthesim elliptico - lanceolatus - sive oblongus, sub illa cla- \atus, in fructu inflatus campanulatus, basi intrusus , 6 — 9'" de- mum longus, ac 3— 5'" latus, laxus, lOstriatus, venulosus, dentibus late triangularibus aeuminatis, 2 — 3'" longis, dorso cum nervis venisque saepe purpurascentibus. Corollae petala unguibus basim versus filiforme attenuatis, calyce subbrevioribus, glabris, apice truncato-cuneato , lineam lato, obtuse auriculatis, auriculis paten- tibus, laminis minutis, 2 — 2i'" longis, sub anthesi sordide luteis V. luridis, serius purpurascentilDus, calyce exsertis, unguibus plus duplo , saepe subtriplo brevioribus , late obovatis , semibifidis, parte Integra circa v. supra medium margine utrinque dente v. lacinula integerrima patente munitis , facie inde quandoque quadrifidis, laci- niis lateralibus brevioribus, mediis cuneato -linearibus, rotundatis, basi bigibbosis , gibbis cavis lamella obsolcta, rotundata v. hinc bi- dentata coronatis. Stamina petalis opposita unguibus medio adnata. Capsula crustacea, ovoidea, immatura visa, calyce demum verosimil- lime exserta, carpophorum cylindricum pentagonum, glabrum, pe- dicello subduplo crassius, plus duplo, facile subtriplo superans, basi solum sensim retractis dissepimentis, circa medium in parietes de- liquescentibus , trilocularis. Semina (immatura visa) triangularia, faciebus ac dorso complanata, marginis longioris medio hilo instructa, acute granulata, ^"' longa. OBSERV. Proxima S. aiiriculatae Sibth. et Stn. Prodr. I. (1806) 301 (S. lanuginosa Bertol. in Desv. Journ. de Bot. JJ.(1813Jf>. 76, ej. Fl. ital. IV. p. 634'^'), foliis tarnen margine piibe, utrarumque facie- rum haud longiove (minime lanugine flexnosa alba) ciliatis ac petaloruni lacinulis lateralibus integcrrimis (ncc plicatis, nee crenatis, nee basi den- ticulo marginali utrinque auctis) diversa vitlctur. IST. Grypsopliila venusta: perennis, glauca; cmi- libns elatis ße.xuosis , ramosissimis , glabris, ramis effiisis, polyphyllis ; foliis patentibus, majoribus late, minoribus an- gustius lanceolatis, acutis, margine subtusque ad nervös 5Ö* 922 piiberulis, axillis haud fasciculifeiis ; cymis di-tricliotome pa- iiiculatis, effnsis, bracteolis subulatis, lieibaceis, menibraiia- ceo-marginatis , calyce post anfhesim duplo brevioribiis ; pe- talis obovato-cuneatis, truncatis, retnsis, maximis, unguiculh purpureis., calyce subduplo exsertis. Gypsophila venusta Fenzl Pugill. pl. n. 30. Hab. in Syria circa Aleppo. — Kotschy pl. alepp. n. 22t. Herbae incertae altitudinis, erectae summitates ac ramos Video bipedales, inaequi-dichotome ramosissimos , flexuosos, glaber- rimos, epidermide albida vestitos, ad nodos tumidos, crassitie calami scriptorii ac tenuiores, ramis 1 — 2 pollices ab invicem remotis, pa- tentibus, virgatis, foliosis, validioribus inferne ramulis filiformibus, steriHbus, 1 — Spollicaribus , superne florigeris auctis, omnibus in thyrsos brachiatos paniculaeformes, remotifloros solutis, cum termi- nali paniculam amplissimam , circumferenlia hemisphaericam v. late ovatam, diametro pedalem ac facile 2plo, 3plove majorem efforman- tibus. Folia sessilia, patentia, lanceolata, maxima bipolUcaria ac parum longiora, semipoUicem simul lata, ramulorum ac inflorescen- tiarum inferiora, bractearum vices nondum gerentia, ^ — |pollicaria ac unam alteramve lineam lata, acuta, carnosula, facie uninervia, latiora obsolete 3 — Snervia, subtus praesertim glauca, ibidem ad nervös marginesquc sub lente puberula , supra laevia , axillis haud fasciculifera. Cymulae, thyrsos componentes, 3 — 7florae, laxae, pa- tulae, bracteolis subulatis herbaceis, a \^"' ad \"' longitudine de- crescentibus, margine membranaceis, cum pedicellis et calycibus glaber- rimis, pedicellis florum infimorum sub anthesi ^ — i", ultimorum ^" vix brevioribus. Calyx turbinatus, post anthesim 2 — 2§"' longus, viridi- v. purpureo-5striatus, striis linearibus, nee cuneatis, dentibus tubo duplo brevioribus ovatis rotundatis. Corollae petala calyce subtriplo longiora, obovato-cuneata, truncato- emarginata, apice i\"' lata, in ungues late lineares, parte calyce exserta purpureos, nervis saturatioribus tribus simul lineolatos, inferne ac laminam versus expallescentes angustata. Stamina glabra, Capsula et semina non visa. OBSERV. Habitu G. Arvostii ac paniculatae, inflorescentia G. perfoliatae, floribiis omniiun «pecierum Sect. Struthii praeter G. tenuifoliae certe inaxiinis ac jucundissimis, G. (HeterochroaeJ vio- laceae simiilimis superbit. JB8. Gtypsopliila curvifolia ? candicibus lignosis, ramosissimis, prostratis, cortice fissili ; caulibus strictis, simi- plicibus V. inaequi-dichotome florigero-ramosis; foliis sub- radicalibus turionuraqne confertissimis , triquetro-linearibus, vaginis imbricatis, plurimis homomallo-falcatis, glaucis, gla- bris V. margine scabriusculis ; caulinorum axillis haud fas- ciculiferis; cymis glanduloso-pubescentibus 3 — 9floris, effuse paniculatis, pedicellis infimis calyce triplo , summis sensim 923 subduplo longioribns; calycis laciniis acumincatis ; petalis cu- neatis, calyce duplo longioribus, purpuieis. Gypsophila curvifolia Fenzl Pugill. pl. n. 31. Hab. in Tauri occidentalis alpe !f1 a aden-Tepessi, infra fodinaa, in regione arborum termini, all, 6000—7000'. — Kotschy coli. n. 64. Ca u die es nunc hypo- nunc epigaei, ramosissimi , prostrati, lignosi, tenacissimi, longitudine summe varii, superne foliorum con- sumtorum vaginis haud setigeris remanentibus tunicati, turiones nunc elongatos remote foliosos, nunc fasciculiformes polyphyllos, caulesque digitales bipedalesve erectos v. e basi declinata ad- scendentes , strictos , simplices v. frequentius alternatim ramosos, sterilibus v. fasciculiformibus nuUis auetos, laeves emmittentes. Folia camosa, triquetro-Iinearia, latissima vix 1'", pleraque ^"' vix latiora, pro varia speciminum altitudine a 24- — i^'" longa, tu- rionum longiorum caulinis plerumque longiora , brevio- rum omnium minima, apiee in comam congesta, homomallo - fal- cata, caulina varie remota, internodiis aequicrassa v. angustiora, pariter falcata v. omnia subsecunda, axillis nuda. Cymulae 3 — 15- florae ramos ac ramulos florigeros peduneulares alternos v. braehia- tos, internodiis ^ — 2pollicaribus remotos, paniculam patulam effor- mantes terminantes laxe corymbi- v. paniculaeformes, glanduloso- viscidae; bracteis semiseariosis , recurvis, subulatis, a 3'" ad V" longitudine sensim diminutis; pedieellis florum alarium infimorum post anthesim 4 — 8"', ultimorum 3 — h'" longis. Calyx turbi- natus, li — 2'" longus , subsemiquinquefidus , laciniis triangularibus acuminatis, demum recurviuseulis, atro-viridi- v. purpureo-Sstriatus, striis lanceolatis, basi attenuatis, caeterum albidus, ad lentem albo- punetulatus. Corollae petala calyce duplo longiora, cuneata, re- tusa, vix V" lata, laete purpurea. Capsula et semina nimis im- matura visa. OBSERV. Proxima G. acutiflorae varietati parvifoliae (6?. glaucae Stev.) ac forsaii nova hujus speciei polymorphae varietas, prae- serfim caulibus haud fasciculiferis, nee folioso-ramosis, floribus longius pedicellatis minusque confertis, laete purpureis, nee albidis, distincta. DIANTHW, Sectio: ARMERIASTRUM. aO. Diaiitlius axilliiloruis : perennis; caulibus simplicibns v. dichotonie virgato-ramosis, elong^atis, erectis, obtusangulis ; foliis anguste linearibus, superioribus lineari- subulatis, 3— Snerviis, cum caulibus glabris v. pubescentibus, erectis; floribus longitudine ramorum sessilibus, axillaribus, solitariis i\ binis^ terminnUbus pluribus fasciculalo-aggrega- tis; squamis calycinis chartaceis, adpresso-imbricatis, ovali- bus, cnspidato-mucronatis, supra medium purpureo-Iineola- tis; calycis glabri 2 — 3plo longioris tubo longitudinalifer 924 quinguezonato, zonis S — Sstriatis, dentibus cuspidatis, multi- striatis; petalis calyce dimidio longioiibus, purpureis, lamina late cuneata, apice inciso- 5 — Tdentata, intus puberula. Dianthus axilliflorus Fenzl Pugill. pl. n. 32. llüb.inapricispropeCasanlie Karamaniae. — Vioisc\\y coli. n. 57 9. Herba, visis nunc speciminibus perfectioribus in herbario ami- cissimi Dr. Köchel, perennis, nee annua, apice c au die um pro- cumbentium di-trichotome tortuoso-ramosorum, lignescentium, eras sitie pennam corvinam vix exsuperantium saepeque tenuiorum, 1 — 3- poUicarium caules plures, sub- v. 1 — 2pedales, erectos v. e basi arcuata adscendentes, simplices v. dichotome virgato-ramosos, cras- sitie fili emporetici mediocris, obtusangulos, glabros v. pubescentes emittens. Folia basilaria confertissima, vaginis saepe imbricata, caulina ae ramea internodiis 1 — 2pollicaribus remota, infima linea- ria, 1'" vix latiora, plerumque angustiora, 1" ae ultra longiora, distincte trinervia, ad oras ciliata, utrinque glabra v. pilosula, reli- qua angustiora, rigidiora, lineari-subulata , longitudine sensim dimi- nuta, summe 3 — 6'" aequantia. Fl o res longitudine caulis ac ramorum elongatorum simplicissimorum , erecto - patentium sessiles, axillares, solitarii v. bini, alterni v. oppositi, inferiores interno- diis 1 — liuncialibus remoti, folia sub anthesi quadrante v. dimidio exsuperantes, Ultimi, bis derepente abbreviatis, 3 — 7, D. Carthu- eianorum more, fasciculato-conferti, foliis duplo longiores, in fructu 7 — 10'" longi, triente inferiore s quam arum calycinarum pari- bus 3 — 7 adpressis-imbricatis muniti, squamis pergameneis multinerviis, ad apicem purpureo-striatis, infimis, pedicellum obsoletum occultan- tibus, subulatis, unam alteramve lineam longis, calycinis propriis sensim majoribus, ultimis 3 — 4"' longis, late ovalibus v. obovato-ova- libus, in cuspidem ^ — 1^'" longum rectum, setaceum, rigidum attenua- tis. C alyx sub anthesi conicus, basi 1^ — 2'" latus, in fructu cylindri- cus simulque parum auctus, pergameneus, cum squamis glaberrimus, triente quinquefidus, dentibus oblongis, cuspidato-mucronatis, spines- centibus, rectis, sulcato-multistriatis, tubo longitudinaliter quinque- zonato, zonis angustis linearibus dentibus alternis 3 — 5sulcato- striatis, sulcis purpureis capillaribus, striis cum reliqua parte dilute purpurascentibus v. roseis, inferne virentibus. Corollae petala unguibus calycem aequantibus, linearibus, glabris; laminis duplo brevioribus, 3 — 4'" longis, late cuneatis, 2i — 3'" latis, apice inciso- 5 — 7dentatis, basi pilosulis, supra ex sicco purpureis, subtus flavo- virentibus. Capsula cylindrica, calycem aequans v. subaequans. Semina generis, atra, laevissima. OBSERV. Affinis proxime D. racemoso visiani, caudieibus famen magls elongatis, minus turulosis, foliis 3- (nee 5 — 7-) nerviis, floribus apice subcapitato - fascicuiafis (nee spicatis), calyce sub anthesi squamis plus duplo V. subtriplo (nee vix plus dimidio) exserto, quinquezonato- striato (nee aequabiliter multistriato), demum petalorum lamina inciso- dentata (nee integerrima v. obsolete denticuiata) diversus. 025 Sectio: CARYOPHYLLUM. 30. Dianthuii striatellus : perennis; caulibus elon- g;atis , simplicibus v. vii'gato-ramosis , erectis; foliis radica- libus congestis, rosulatis, linearibus v. lineari-lanceolatis, carinatis, ciliatis, fugacibus, caulinis angnstioribus, elongatis, erectis_, trinerviis ; floribus terminalibus solitariis, bractearum pari summo squamis calycinis 4 — 6, late oralihus v. s%ibor- bicidaribus, cuspidatis adpressis remoto v. basilari, setaceo; calycis tubi, demum 2 — 3plo exsei'ti, estriafi dentibus lineari- oblongis cum sinubus striatis; petalorum lamina obovata, den- ticulata, intus subpilosa, exappendiculata, purpurea, subtus olivacea. Dianthus Stria tellus Fenzl Pugill. pl. n. 33. Hab. in Syria prope Svedie ad ostia Orontis et in regione infe- riore Tauri occidentalis circa Gülek. — Kotschy coli. n. 88. Radix verosimilius perennis quam annua, caudiculis (vald« mutilatis visis) crassitie pennae corvinae. Gaules omnino glabrl V. inferne ad lentem solum puberuli, magnitudine ac ramificationo praecedentis. Folia inferiora majora linearia, herbacea, demura marcescentia , 1 — 2poIIicaria ac li — 2'" lata, subtus 3 — Snervia simulque ut plurimum scabra, supra glabra, cum reliquis angustio- ribus, strictioribus, sensim diminutis ad oras subpiloso-v. aculeolato- ciliata. Flor es in ramis ac ramulis virgatis terminales, solitarii, pedunculis sub anthesi plerumque \ — 1" longis, pedicellis bracteo- larum pari calycis squamis nunc remoto distinctis, ^ — 2'" longis, nunc admoto obsoletissimis; bracteolae lanceolatae, chartaceae, in cuspidem rectum, subulato-setaceum , lamina subbreviorem atte- nuatae. Calycis squamae 4 v. 6 , glabrae, ad apicem striatae, late ovales v. suborbiculares, bracteolorum ad instar cuspidatae, cuspide lamina semper breviore, longitudine variae ; t u b u s duplo, subtriplo exsertus, cylindrico - conicus , 6 — 8'" longus ac 2 — 2^'" basi latus , estriatus , dense ac subsilissime punctulatus , plerumque purpurascens, ad trientem quinquefidus, dentibus lineari-oblongis mucronatis erectis cum sinubus eleganter purpureo-striatis. Corol- lae petala unguibus calyce subbrevioribus linearibus, glabris; 1 a mi- ni s unguibus l^brevioribus, patulis, cuneato-obovatis, 2^ — 3'" latis, apice insicco-serratis, serraturis i — i'" longis, basi in unguem sensim attenuatis, saturate purpureis, subtus olivaceis, supra pube confervoi- dea adspersis, basi macula lilacina obovata quinquedentata pictis. Stamina glabra. Capsula et semina haud visa. OBSERV. Species calycis tubo haud striato, dentibus solum lineo» latis, ab affiniore D. diffuso Sm. facile distinguenda. 31. Dianthus zonatus: sufFruticosus , mnlticeps; cmidicibiis obsoletis v. abbreviatis, lortuosis, imbricato-sqtia- matis, turionibus fasciculiformibus, caulibus strictis, elonga- tis, simplicibus v. superne abbreviato-virgato-ramosis; foliis 926 radicalibus in comas strictas congestis, elöngato-liiiearibus, 5—9nerviis, cum caulibus glabris v. subpubescentibus, mar- gine scabris) floribns solitaiiis, tenninalibus, squamis caly- cinis 4 v., bracteaium pari sumino oblonge cuspidato admoto, 6, late ovalibus v. ellipticis, mucronatis, adpressis, margine scariosis; calycis 2 — 3plo longioris striati dentibiis media purpureo-zonatis ; petalorum lamina ungue subtiiplo breviore, obovato-subrotunda, denticulata, j^uv^üve'd, basi atropurpm'eo- zonata, barbata, subtus olivacea. Diantlius zonatus Fenzl Pugill. pl. n. 35. Hab. in arce supra Gülek regionis montanae Tauri occidentalis alt. 3000'. — Kotschy coli. n. 87. Radix lignosa, digitum saepe crassa, tortuosa, tuberculata. Caudices polycephali lignosi, hiumifusi, crassitie digiti infanti- lis ac tenuiores, ^ — 2ipollicares, longiores tortuosi, dense tubercu- lati, fo Herum consumtorum vaginis induratis, persistentibus, trunca- tis, fuliginosis v. atris, patulis confertissime imbricati, apice comam follorum caulesque emittentes 1 — 6, strictissimos, spilhamaeos ac sesquipedales, filiformes, crassitie fili emporetici mediocris v. tenuio- res, simplices v. supra medium ramulis florigeris 1 — 3, simplicissi- mis, slrictis, li — 3uncialibus, erecto-patulis auetos, inferne suban- cipiti-compressos, superne teretes, glabros v. subtilissime puberulos. F 0 1 i a basilaria erecta , senescentia stellatim patentia v. reflexa, recla v. falcata, rigidula, subulato-linearia, acutissima, 1 — 3pollicaria, latissima \^"' angustissima i'" basi lata, pleraque subcanaiiculata, subtus 5 — 9striata, margine serrulato-scabra, utrinque lac'via v. sub- puberula, viridi-glauca, caulina internodiis 1 — 2ipollicaribus remota, inferioribus homomorpha, sensim breviora, erecta. Fl eres apice caulis ac ramulorum terminales , solitarii. Calycis squamae 4 V., pari bractearum oblongarum in cuspidem, lamina nunc brevio- rem nunc subsesquilongiorem, rectum quandoque purpurascentem, elongatarum 2i — b'" longarum admoto, 6, late ovales v. ellipticae, chartaceae, mucronatae v. breve cuspidatae, adprcssae, margine sca- riosae, ad apicem nervosae ac saepe subpuberulae, 3 — 5i-"' longae; tubus conico-cylindricus 2 — 3plove exsertus, pollicaris v. parum brevior, medio 2 — 3'" latus, longitudinaliter viridi-multistriatus, gla- ber, dentibus ovato-lanceolatis, margine puberulis, medio zona lata purpurea pictis, apice expallescentibus. Corollae petala un- guibus calycis dentes subaequantibus , linearibus, glabris, lami- nis unguibus subaequilongis , obovato-subrotundis, 2^ — 4'" latis, margine superiore inciso-dentatis, dentibus inaequalibus ad summum V" longis, supra saturate purpureis, basi zona transversa subflexuosa, ^"' lata, atro-purpurea, barbata pictis, subtus olivaceis. Capsulam et semina non vidi. OBSERV. Habitu D. Caryophyllo ac sylvestri accedit, petalis zonatis, barbatis foliisque margine scabris facilliiue distinguendus. A D. 927 suaveolentc Spr. (Reichenb. Iconogr. bot. exol. t. 105), cui calycp ac pefalis quidem siniiliimus, caucHcis ac turionum iiidole, nee iion foliis strictis, linearibus, niulti -, nct- uninerviis, longe recedit. 33. Diaiitliuüi actiiiopetalus : suffruficosus, cau- dicibiis rainosis, abbieviatis v. flexuoso-eloiigatis, piostratis V. adscendentibus, turionibns fasciciiliformibus, caulibus (uvillaribus , elongatis, strictis, siiiiplicibus v. apice abbre- viato - ramosis ; foliis radicalibus coiifeitissiniis , praeloiigis, linearibus, erectis, Tnerviis, giabris, marfßine scabr-is, glau- cis; floribus paucis, subracemose- v. snb/'asciaitato - con~ fertis, quandoque solitariis; squamis calycinU 6 r. 8, ova- libus oblongisve adpressis , breve mucronatis v. cuspidatis, maigiiie scariosis, bracteis basilaribus attenuato-subulatis plerumque siiperatis ; calyce longissimo striato ; petaloruni unguibus lonqe exsertis, lamina obovata, inciso-dentata, basi bar b ata, rosea. Dianthus actinopetalus Fenzl Pugill. pl. n. 36. Hab. in regione inferiore Tauri occidentalis, — Kotschy coli, n. 89. Caudex lignosus, crassitie calami scriptorii ac tenuior, cortice fusco, rugoso, gemmulls hebetatis turberculato vestitus, multiceps, plus minusve abbreviato - v. elongato-ramosus, ramis 1 — 4pollicari- bus, longe tenuioribus, saepe flexuosis, adscendentibus v. erectis, cauliculorum emortuorum internodio infimo superstite obsessis, apice turiones fascicuiiformes sessiles v. parum elongatos caulesque flori- geros axillares emittentibus. Gaules teretiusculi v. ancipites, stric- tissimi, digitales simplicissimi uniflori visi, v. spithamaei ac sesqui- pedales, ad apicem tunc plerumque racemoso - v. subfasciculato- ramosi, 2 — 9flori, ramulis erectis, i — 2pollicaribus 1 — 2floris, cum foliis eximie glauci, senescentes cum illis frequentissime purpuras- centcs, glaberrimi. Folia basilaria ac turionum copiosa, primum in comas 2 — 4.i pollicares erectas, demum patulas densata, firma, minime tarnen rigida v. pungentia, senescentia flexuosa v. spiraliter varie torta, linearia, ^ — V" lata, attenuata, basi vaginante duplo latiora, multinervia, glabra, ad oras serririato-scabra ; c aulin a ho- momorpha, sensim breviora ac angustiora, stricta, minime vero ri- gida, summa floribus saepissime valde approximata, calycis tubi api- cem haud raro attingentia v. dimidio breviora , subulata , in bracteolas cuspidatas v. muticas oblongas sensim abeuntia. Calycis squamae 6 — 8 (fl. duorum quoque 10 visae) ovales v. oblongae, adpressae, infimae plerumque minores, i^ — 2'", summae 3 — !^\"' longae, acutae, muticae v. mucronatae v. in cuspidem adpressum 1 — 2'" longum attenuatae, multistriatae, margine scarioso laevissimae V. pubescentes, nee cilialae; tubus squamis 3 — 4plo exserlus, sub anthesi cylindricus, basi parumper attenuatus, fructiferus 10 — 14'" plerumque longus ac 2'" latus, tota longitudine multistriatus, glaber, viridis v. purpurascens, dentibus triangulari-oblongis acutis, basi vix 028 I'" latis, 1^ — 2'" longis, sinubus facillime, jam post anthesim, demumque inter nervös, epidermide post disseminationem soluta, multifide dehiscens. Corollae petala unguibus linearibus, triente calyce exsertis, glabris ; I a m i n i s horizontalibus, semiorbicu- laribus, 4 — 6'" latis, basi late cuneata flava pubescentibus, in unguem 3^^ longiorem deliquescentibus, margine irregulariter inciso- dentatis, apice haud raro subbilobis, saturate roseis, dentibus in- aequiiongis, longissimis 1^'" longis. S tarn in a cum carpophoro glabra. Capsula cylindrica calycem subaequans. Semina i'" fere lata, obovato-ovalia, radicula prominente mucronata, fulva (de- mum nigra ?). OBSERV. Habitu D. Caryopliyllo accedens, caeterum diver- sissimus; D. serratulo ß. grandifloro (Boiss. Fl. esp. p. 84. t. 32) proxime affinis, foliis multo longioribus ac latioribus multinerviis, cauli- nis magis elongatis, sumniis floribus approximatis, floribus plerumque fas- ciculato-confertis, ralycis squamis margine lacvissiniis, dentibus, brevio- ribus: tubo minime oblonge petalisque band fimbricalo-Iaceris differt. 33. Diaiitlius brevicaulis: pumilus , puhinatim caespitam, caudiculis lignosis, caulibus oligophyllis unifloiis; foliis glaucis, erectis, basi irabricato-vaginantibns, linearibus, canaliculatis, rigidnlis , acutis v. obtusis , carinatis , nervis marginalibus incrassatis, ciliatis ; squamis calycinis 4 v. 6, submembranaceis, coloratis, nunc omiübus oblongis, in cuspi- dem herbaceum subaequilongum, trinervium, patulum sensiin attenuatis, nunc interioribus ovalibus, derepente cuspidatis, calycis tubo strinto, versicolori duplo v. sub brevioribus ; petalorum lamina ungue 2plo breviore, suborbiculari-obovata, denticulata, facie puberula, exappendiculata. Dianthus brevicaulis Fenzl Pugill. pl. n. 34. Hab. in cacumine alpis Maaden- Tepessi Tauri occidentalis (alt. €000' J. — Kotschy coli. n. 91. Radix flagelliformis, longissime descendens, lignosa, fusca, caudi- culos plurimos, lignescentes, crassitie filum emporeticum tenuiorem aequantes, tortuosos, gemmulis hebetatis foliorumque consumtorum reliquiis copiosissimis onustos, simplices ac ramosos, plerumque po- lycephalos, in cespitem pulvinarem coarctatos alens. Turiones plurimi, fasciculiformes, vix ullus parumper elongalus, plerumque i — lipollicares. Cauliculi numerosi, simplicissimi, i — 2^" longi, uniflori ancipites, glaberrimi, 1 — 2 foliorum paribus muniti. Folia eximie glauca , turionum ac caulium basilaria congesta , basi imbri- cato-vaginantia, linearia, 4 — 12'" longa ac 4 — ^"' lata, obtusa t. acutiuscula, flrma, carnosa, subtus incrassato-trinervia, ad nervös marginantes scabra, caeterum glaberrima, recta v. subfalcata, erecta V. patula, plana v. subcanaliculata, emortua minime rigida, nervös denudatos saepe relinquentia. Calycis squamae 4 v. , admoto foliorum bractealium pari similari, 6, aequi- v. subaequilongae, in- fimae oblongae v. lanccolatae, summae late ovales, modo sensim, 929 modo subrepentlne in cuspidem herbaceum validum trincrviam, lamN nam purpuream menibranaceam aequanlem v. subsupcrantem , rec- tum V. curv'iusculum, patulum, viridem, attenuatae ; tubus squamis nunc vix, nunc triente, dimidio v. duplo exserlus, cylindricus, scmiuncia vix longior, frequentissinie una alterave llnea brevior, sub anthesi 1^ — 2'" latus, plerumque saturate purpureus v. e viridi versicolor, multislriatus, denlibus ovato-lanceolatis, acumi- natis, 2'" longis, basi i'" ad summum latis, margine glabris v. ad lentem ciliolatis. CoroUae petala unguibus linearibus gla- bris, calycem subaequantibus v. aequantibus ; laminis laete purpu- reis subtus quandoque olivaceis, ungue duplo brevioribus, obovato- siibrotundis, 2^ — 3i"' latis, late cuneatis, fauce ac medio puberu- lis, margine denticulatis, denticulis subaequalibus, majoribus ad sum- mum I'" longis. Stamina glabra. Capsula non visa. OBSERV. Species elegantissima, D. alpino, glaciali, pumilo, neji;li'cto, leucophaco et libanotici varietati puniilac <^pptaHs dcnJatis uec fiinbriatis) affinis. D. neglecto cacteris proxima, caudicu- lis li^nosis intricato-ramosis , foliis exiinie glaucis carnosis, firniis, longe brevioribus, crassinerviis, minime attenuato-aciiminatis, calycis sqiiamis, D. libanotici inore quidem attamen minus patuiis, ac petalorura laiuiua duplo minore diversa mihi videtur. ALSINEAE. 34. Cerastiuiti g^iiaplialodes : floccoso-villosissi- micm, inferne demum glabratum, laxe caespitans ; caudiculis tenuisslme filiformibwi , intricato-ramosissimis , radicantibus, turionibus elongafis axillis pi'oHficaniibtis , cauliculis debili- bus basi hmid lignescente solum fasciculiferis, genicnlis de- mum remotis, non incrassatis; foliis snbradicalibiis congestis, patentissimis, abbrexiatis, siibspathulatis v. oblongis, basi an- giistatis, obtusissimis, caulinis linearibus v. lineari-lanceola- tis. niarginibus incrassatis demum subrevolutis, turionum apice hirbinato-congestis, lana nirea involncratis ; eyma cum pedi- cellis erectis demum elongata, 1-pauciflora; bracteis calycis laciniis oblongo-linearibns, semiscariosis , obtusis homomor- phis; petalis late obcordatis , calycem aequantibus v. sub- superantibus. Geras ti um gnaphalodes Fenzl Pugill. pl. n. 37. Hab. in alpibus Maaden-Tepessi Tauri occidentalis — Kotschy coli. n. 33. Caespites laxi, palmares ac majores, caudiculis tenuissime filiformibus, intricato-ramosissimis, ad nodos remotos nee tumentibus nee fragilibus, squamularum complicato-lanceolatarum ciliatarum per- sistentium pari munitis, radicantibus conflati, turiones plurimos, longitudine summe varios, a semiuncia ad duos pollices longos, rec- tos, in axillis superioribus plerumque fasciculiferos, subnudos, apice foliorum fasciculo turbinato floccoso-lanuginoso terminatos, cauli- culosque copiosos cum cyma 1 — SipoUicares , simplicissimos. 930 basi plerumque fasciculiferos, debiles, ad nodos minime tumidos, a basi V. a medio usque ad apicem lana alba crispata eglandulosa, mfeiius demum sensim evanescente tunicatos alentes. F o 11 a ad auliculorum innovationes congesta , subspathulato-oblonga , rosula- im patentia, 2 — 5'" longa ac 1 — If'" lata, rotundata, c aulin a tu- ionumque terminalia demum patula, internodiis, ultimo quandoque l^policari excepto, 3 — 12'" longis remota, linearia v. lineari-lanceo- lata, obtusa v. aculiuscula , 2i — 10"Monga ac | — li'" lata, mar- ginibus pammper incrassatis subrevoluta, subtus carlnata, utrinque dense floccoso-lanata , mox sensim sensimque calvescentia , viridi- flava, senescentia rubicunda ; fasciculorum plerumque minima in globulos lana omnino involucratos imbricatim conniventia. C y m a depauperata, 1 — 4flora visa, inchoante anthesi abbreviata, cum pedicel- lis demum elongata, fructifera facile lipollicaris ac longior, eglandu- losa cum calycibus floccose lanata; bracteae calycis laciniis simi- lares ac fere ejusdem longitudinis, semiscariosae, acutae v. obtusae. Calycis laciniae 4 — 5'" longae, oblongae v. oblongo-lineares, marginibus late scariosis argenteo-nitidis. Corollae calycem aequantis v. quadrante superantis petala late obcordata, 2i — 3"' lata, ungue cum staminibus glaberrima. Capsula non visa. OBSERV. Spedes in posterum forsan delenda ac varietatibus C. grandifiori consocianda, cauliculis longe minus elongatis, ad nodos niiiiime tunienlibus, nee ligncscentibus, nee fragilibiis, foliis inferioribus ac turionum terniinalibus magis curvi-quam rcctilineo-circumscriptis, nee non corolla calyce vix v. pariim exseita in pi aesentiaium facile distin- guenda. A C. alpino. capsulis non visis, caudirulis ac cauliculis niican- tibus, bis turionibusque piolificantibus, bracteis calycibusque late argen- tato-scariosis, foliis argutius carinatis marginatisque aegre quidem distin- guenda, niliilo tarnen minus spccie divcrsissima. 35. Arenaria Kotscliyaiia : suffruticulosa, laxe caespitans, glabra v. hiita; tuiionibus polyphyllis; foliis rigidulis, lanceolatis v. lineari-suhulatis, marginato-trinerviis, acutissimis ; cymis scapiforme pedunciilaüs, demum axillari- biis, 1 — Tfloris, corymbifoiinibus ; calycis laciniis ova/is, rmi- crondis , acute carinatis; petalis obovato-oblongis, calyce sesqnilongioribus; Capsula ovoidea, crustacea , calyce sub- exserta. — Subgen. Euthalia. Hab. in decliviis alpis lUaaden-Tepessi circa fodinas Tauri occiden- talis, — Kotschy coli. n. 60. D istin guim US las. 1. Caudiculis cauliculisque elongatis, foliis plurimis, praesertim majoribus lanceolatis; lus. 2. humiliorem magis proserpentem, foliis plurimis lineari-sub- ulatis, rigidis. Caespites laxi, palmares ac longiores, caudiculis vetustio- ribus lignosis, virgatis, crassius tenuiusve fdiformibus, nunc tota longitudine nunc passim in ramulos plurimos tortuosos, intricatos divisis. Turiones caulesque plurimi, subaequilongi i — 4pol- licares, filiformes, frequenter fasciculiferi (lus. 2.) v. ramulosi (lus. 1.), 931 rigidi, ad nodos fragiles, pube minutissima subreversa hirti v. (ejusdem saepe caespitis) subnudi. Folia Ins. 1. remotiora, internodiis, ^ — 1- poHicaribus varie dissita, lus. 2. longe acquabiliiis conferta, minime tarnen imbricata, rigidula, in sicco quandoque subpungentia, lus. 1. lanceolata, utiinque aciiminata, 3 — 8'" longa ac | — li-'" lata, cras- siuscula, exsiccata ideo haud v. obsoletissime solum corrugato-venu- losa, ejusdem caespitis nunc ulrinque nunc margine solum pube supra memorata hirta v. omnino laevia, lus. 2. lineari-subulata, pau- cissima semiuncialia, plurima 2i — 4'" longa ac ^'" ad summum lata, patula, recta v. recurviuscula, utrorumque prominenti-caiinata, nenisque plus minusve incrassatis marginata, laete viridia, fascicu- lorum anguoiissima, quandoque fere acerosa, reliquis breviora. Cy- m a e ramulo fasciculari demum excrescente semper axillares, pedun- culo scapiformi i — 2pollicari ac sublongiore, cum reliquis partibus puberulo v. laevissimo suffultae, 1 — 7florae, corymbiformes ; brac- teolae herbaceae, subulatae, margine plerumque angustissime sca- riosae, 1 — 2'" longae; pedicelli fructiferi 4'" — li" longi, fre- quentius semipollicares v. parum longiores, rigidi. Calycis basi demum indurescentis laciniae chartaceae, virides, marginibus mem- branaceae ac flavescentes, uni- v. obsoletissime trinersiae, carina basi praesertim prominente, valida, apice in mucronem subcallosum pa- rumper incurvatum excurrente angulatae, 1| — 2i'" longae, ac 1'" circiter latae. Corollae calyce sesquilongioris petala nivea, obo- vato-oblonga, 1 — li'" lata, rotundata, ungue cum staminibus laevis- sinia. Capsula ovoidea, crustacea, calyce quadrante exserta , ni- tida , ratione stylorum ore 6 - v. Sdentato dehiscens. S e m i n a, nondum perfecte matura visa, testacea, reniformia, laevia, ad lentem subtilissime rugulosa, i'" lata. OBSERV, Spccies Ar. gracili Kit. — cujus varietas pubescnns Ar. creticae Spr. ac hirtae Sieb, nomine botanicis nota — nee non Ar. seabrae DC. quodanimodo affinis, ab iila foliorum, ab ultima insupcr petaloruni indole aliisque notis diversa. Transitus inter lusuni 1. et 2. ideni caespes haud raro comprobat. 36. Arenaria liCdeburiana : suffruticulosa, caes- pitans; caudiculis turionibusque conferte multinodis , cauli- culis simplicibns, ri^idis, apice plerumque 2 — 3chotome- cymigeris , foliis subpatentibus , confertissimis , abbreviatis, subidnto-setaceis , arisfaiis, rigidis, glabris, ad oras scabris, axillaribus fasciculatis copiosissimis ; cyma terminali solita- ria V. geminis ternisve corymbiformibus ; calycis laciniis ova- üs acuminatis , acute carinatis , basi demum induratis; pe- talis calyce duplo longioribus, oblongis , rotundatis ; Cap- sula crustacea, ovoidea, ore dentata. — Subgen. Eu- THALIA. Hab. in rupibus alpis Maaden - Tepessi circa fodinas Tauri oceideti' tnlis — Kotsrhy coli. n. 61 ß in fliesopotamia (Griesebach in litt!); circa Trapexunt Anatoliae (Nordmann in herb. Ledeb. !). 932 Caespitum densiorum laxiorumve caudices lignosi, tor- tuosi , ramosissimi , quandoque crassitie calami scriptorii , ast tunc brevissimi, plurimi tarnen longe tenuiores, digitales ac palmares, ra- dicibus flagelliforniibus profunde descendentibus solo infixi, juniores copiosissimos filiformes, fragiles, confertissime nodosos , steriles, fo- liolorum fasciculis alternis , rarius oppositis , onustos paucioresque florigeros emittentes. Gaules graciles, erecti, rigidi plerumque simplicissimi v. uno alterove ramulo pedunculari circa medium aucti, ad nodos tumidos fragilissimi , laeves v. passim glanduloso-visciduli, apice semel v. bis dichotome aut trichotome in ramulos peduncu- lares divisi, v. rarius indivisi cymigeri. Folia subulato-setacea, subtriquetra, uninervia, aristato-mucronata, rigidula, re«>ia, senescen- tia solum subrecurva, 3 — 8'" longa, glabra, ad oras scabra, glauco- viridia v. purpurea, caudiculorum confertissima, fasciculata, apice in comas penicilliformes coarctata, emortua diu persistentia ; caulina internodiis ^ — 2polIicaribus remota, basilaribus homomorpha, sensim minora, fasciculos axillares nullos v. obsoletissimos squarrosos alentia. Cymae caulem ac ramos pedunculares i — lipollicares terminan- tes 3 — 9florae, corymbiformes, glabrae v. viscidulae; bracteae late subulatae, herbaceae, superiores semiscariosae, rigiduiae, inferio- res 1^'", summae ^"' longae ; pedicelli strictissimi , cum flore semper erecti , tenuissime filiformes, in variis individuis longitudine summe varii, inter li — G'" fluctuandes. Calycis basi demum indu- rascentis foliola ovata, acuminata, rigidula, acutissime carinata, carina in mucronem excurrente, herbacea, lateribus flavescentia, nitida, 1 — 2'" longa. Corollae calyce 1^ v. subduplo longioris petala oblonga v. cuneato-oblonga, 1 — 1^'" lata, rotundata, basim versus sensim angustata, nivea. Capsula nondum perfecte matura visa, crustacea, ovoidea, nitida, calyce parum exserta, ore dentibus dehis- cens. Semina ignota. OBSERV. Spccies elegantissima, transitum inier Arenarias Ere- inogones brevifolias etEuthalias subulifolias nioliens, ad illas praecipiie inflorescentia ut plurinium coraposita, calycis ac petalorum iii- dole, ad ultimas caespitis conformatione ac turionibus abunde fasciculife- ris accedit. Inter Eremogones Ar. Meyeri (Ar. subulatae Fl. alt.\ inter Euth alias Ar. Franklini reliquis propius accedit. Liceat hoc loco opportuno addere diagnoscs Arenariae specierum duarum, alterius, praedictae affinis, Persiae, alterius annuae Mesopo- tamiae indigenarum: Arenaria liessertianat suffruticulosa, caespitans; cau- diculis turionibusque eonferte multinodis, cauliculis simplicissimis, scapiformibus ; foliis acerosis, confertis, patulis, axillaribus fasciculatis copiosis^ cyma terminali 1 — 3flora, pedicellis elon- gatis; calycis laciniis ovatis , ohtusis , ecarinatis, glanduloso- pubescentibus ; pefalis calyce sesquilongioribus late ovato- phlongh , rotnndatis ; Capsula ovoidea crustacea. — Subgen. EUTHALIA. 933 Hab. in aridis montis Elvend Persiae — Mich au x In herb. Ven- tenat, nunc Deicsseit! Habitu proxinia Ar. pun^enti demente (Boissier Fl. esp, p. 101 t. S8), calyce tarnen aliisque notis diversissima. Arenaria subulinea Griesebach msc : annua, erecta, glandnloso-pnbescens, a basi dichotoine ramosfl, in cymam mtiltifloram foliosam effusa; foliis lineari-subiilatis , carno- sulis^ siccis obsolete trinerviis, pedicellis defloratis patetilis- simis V. reßexis, rectis; calycLs laciniis oblongo-lanceolatis, acu- minatis, trinerviis; petalis calyce sesquilongioribus spathulatis; Cap- sula globosa, subchartacea, calycem aequante; seminibus atris, sub- tilisslme granulatis. Hab. in Mesopotamiae sabulosis, unde eam accepit mihique connnu- nicavit aniicissimus Griesebach. Affinis Ar. modestae Duf. , retusae Boiss. et echinatae Poir. 3T. Alsiiie decipiens: amma, glanduloso-pubes- cens ; caulibus diffuse ramosis v. simplicibus erectis; foliis caulinis bractealibusque lineari-subulatis, 3 — 7neriiis ; cymis multoties iteratis, squarrnso-dichotomis, confertiflore coiym- boso-, paniculae- V. fasciculiformibus ; ßoribus iOandris, ses- siiibus, infimis quandoque subsessilibus, summis bracteas sub- superantibus; calycibus pyramidalibus, rigidis, basi curtila- gineo-gibba tnincatis, laciniis subinaequalibus, lineari-subula- tis, mucronatis, viddi-trinerviis ; petalis 5, angusle lanceo- latis, calyce dimidio brerioribus, disci perigyni lobis stami- iiiferis membranaceis subquadiatis ; Capsula calyce multo breviore, angusfe cylindrica, 4 — ßsperma ; seminibus ob- longis, dorso subtilissime muricatis. — Sect. MiNüARriA Fenzl. Alsine decipiens Fenzl Piigill. pl. n. 38. Hab. in regione inferiore Tauri occidentalis — Kotschy coli. n. 60', in quibusdam collectionibus loco Arenariae Kotschyanae — in Syria (Labill. fide speciminis herb. Delessert!). Gaules nunc simplices erecti, plerumque tunc parvuli, polli- cares v. digitales, nunc a basi dichotome diffuse ramosi, quandoque spithamaei, ramis tunc adscendentibus, modo elongatis, modo ab- breviatis in cymas solutis, teretes, crassitie fili emporetici tenuis, strictiusculi , subglanduloso-puberuli , inferne saepe purpurascentes. Folia lineari-subulata , plana, ^ — 1" longa ac 1^'" basi ad sum- mum lata, plerumque angustiora, nunquam tamen setacea; radica- lia angustiora fugacia, caulina latiora utplurimum 5 — 7nervia, nervis tribus validioribus aequalibus parallelis , laxe patentia , pube- rula. Cyma multiflora (15 — 200 fl.) , multoties iterato dichotoma, squarrosa, speciminum majorum confertiflore paniculaeformis, mino- rum corymbi-, juvenilium aut depauperatorum late fasciculiformis, puberula, internödiis infimis speciminum maximorum vix pollicaribus, 934 plerumque semipollicaribus, longitudine sensim decrescentibus, ulti- mis demum vix 1'" longis, Omnibus crassitie caulis ac ramorum. Bracteae foliaceae, flores alares inferiores superantes v. aequan- tes, summos ac terminales subaequantes v. dimidio breviores, an- guste subulatae, rectae Flores omnes sessiles, infimi quandoque subsessiles, nodulo cartilagineo viridi (pedicello rudimentario) insi- dentes. Calyx clausus pyramidalis, rigidus, nervis prominentibus cartilagineis, basi gibbus, truncatus, li- — 3^'" longus, glanduloso- pubescens , laciniis subinaequalibus late subulatis , mucronatis , tri- nerviis, nervis concoloribus viridibus, duobus lateralibus supra basim vix arcuatis. Coro IIa calyce dimidio brevior, penta- rarius tripetala, petalis lanceolatis acutiusculis. Stamina 10, fertilia ; filamenta subti- lissima setacea brevissima. Di sei perigyni glandulae staminiferae mem- branaceae, subquadratae, minimae. Capsula anguste cylindrica, tenerrime membranacea, 1 — li'" longa, 4- — BspeiTna, calyce multo longiore inclusa. Semina superposita, funiculis umbilicalibus lon- gissimis columellae centrali brevissimae affixa, mutua pressione saepe trapezoidea, diametro majore ^"' vix latiora, fusca, praesertim dorso ad lentem fortiorem elegantissime muriculata. OBSERV. Inter contribules Als. Smithi! Fetifsl (Aren, fa sei- en lata e Gouan., Linn. et Sibth., nee Jacqu.) et Als. campe st ri (Mi- nuartiae sp. L. et auct.) proxinia; ab ultima praesertim inflorescentia magis effiisa, floribu.s omnibus sessilibus, calycis laciiiiarum parum inae- qualium nervis viridibus ac scminibus muriculatis, ab altera jam e lon- ginquo floribus nunquam nutantibus ac calycis laciniis subaequilongis ditfcrt. VIOLARIEAE. 38. Viola itiodeista: annua, glabra v. subpiibes- cens, caulescens, ereeta; foliis imis petiolatis, ovatis, rotun- datis, mtegerrimis v. obtuse grosse-crenatis , reliquis sensim angustiorihus, summis lanceolatis, remofe ac obsolete serratis ; stipulis linearibus v. lanceolatis , integris v. utrinque pauci- dentatis ; floribus axillaribus, pedunculis longissimis ebrac- teatis ; calycis laciniis lanceolatis acutis, appendiculis lineari- oblongis rotundatis, lainina dimidio brevioribus, calcare ob- tnsissimo subdimidio longioribus; corollae coeruleae calyce 2plo majoris petala late obovata, infimo truncato obcordato, basi 3-, lateralibus supra basim barbatis 1-lineolatis. — Sectio: Melanivm DC. Viola modesta a. grandiflora Fenzl Pugill. pl. n. 39. Hab. in Syria prope Svedie ad ostia Orontis — Kotschy coli. n. 50. Radix tenuissima filiformis, caulem solitarium ereclum, sim- plicissimum v. basi subfasciculato-ramosum, pedicellis haud compu- tatis \ — 4pollicarem, glabrum v. subpubescenlem, filiformem, angu- latum alens. Cotjyledones sub anthesi plerumque persistentes, petio- latae, foliaceae, late ovatae v. subrotundae, obtussimae, integerrimae, 933 lamina cum petiolo magniludine summe variae. Folia basilaria cotyledonaribus plciumque homomoipha ast paululum majora, saepe obtuse pauci-crenata, lamina pctiolum filiformem glabrum v. mar- gine pubcrulum modo superante, modo aequante v. breviore, 1^ — 5'" longa, reliqua internodiis valde inaequalibus, 2 — 14'" longis, remota e forma ovata scnsim per ovalem et oblongam in lanceo- latam nee non linearem demum abeuntia, passim integra, passim obsolete remotius confertiusve serrata, adulta cum petiolis 4 — 14'" longa , primum erecta , demum flaccide patula , utrinque glabra v. pube albida, simplici, demum fugaci praesertim ad nervös utrinque V. subtus solum adspersa. Stipulae subulatae, lineares v. lanceo- latae, -l^- — 3"' longae vix ^"' latiores, plerumque multo angustio- res, herbaceae, integerrimae v. uno alterove denticulo acutissimo patente auctae, glabrae aut puberulae. Flor es axillares solitarii, ab ima caulis basi per totam longitudinem sparsi, longe pedicellati, erecti. Pedicelli plerumque li — Sunciales, rarius breviores, te- nue filiformes, ebracteati, glabri. C a 1 y c i s laciniae subinaequales, lanceolatae , acutae , majores cum appendiculis 3 — 4^'" lon- gae ac I — 1'" latae, glaberrimae, appendiculis triente v. dimidio brevioribus, lineari-oblongis, obtusissimis, lamina vix angustioribus. Co roll ae coeruleae calyce duplo majoris petala superiora ac lateralia late obovata subobliqua, 4 — 5"' longa ac 2i — 3^'" lata, triente inferiore in unguem cuneatum angustata, inferius truncato-obcordatum cum calcare saccato , rectiusculo , obtusissimo, calycis appendiculis subdimidio breviore 3i — 5'" longum, fauce fla- vum, lineolis tribus, 1'" circiter longis atro-coeruleis pictum, late- ralia duo triente inferiore intus barbata, simulque lineola solita- ria obsoleta ibidem notata, superiora submajora inberbia con- coloria. Stamina, Stylus et Stigma scctionis. Capsula ellipsoidea, obtusiuscula, calycem aequans v. subsuperans. Semina oblonga, |'" circiter longitudine metientia, testacea, nitida. OBSERV. Violae tricolori /i. gracilescenti DC. iicc non V. occultae Lehm, affinis; ab hac stipulis, calycis laciniis minime producte acuininatis ac curolla valHe exserta, ab illa prima fronte stipulis subiu- tegris et pedicellis ebracteolatis diversa. Proxinia sequenti. 39. Viola ebpacteolaf a : annua, glabra v. sub))u- besceus, erecta; foliis imis snbrofundis v. oratis, obttisissi- Tnis , integris , reliquin ex ovali demum lanceolatis , obsolete remote crenulatis ; stipulis linearibus, integris v. basi i — 3- dentatis ^ pedicellis ebracteolatis , calycis laciniis lanceolatis acutis, appendiculis calcare subdimidio longioribus, obtusis ; corolla calyce glabro triente v. sesquilongioris petalis flavis, concoloribus, infimo truncato-emarginato, reliquis cuneato- oblongis subduplo latiore, lateralibus media barbatis. — Sec- tio: Melanium DC. Viola modesta ß. parviflora FenzI Pugill. pl. n. 39. Russegger, Reisen. I Bd. 2. Tbl. 60 03G Hab. in Syriae arvis prope Aleppo, ad aquaeduclum — Kotschy pl. alepp. n. So et 260. H e r b a praecedentis speciminibus parvulis praeter corollam — pridem minus accurate a me examinatam — simillima, omnibus tarnen partibus minor, saepe cum floribus vix pollicaris, quandoque caules- ccns 2pollicaris visa, 1 — Sflora, glabra v. pube minuta albida prae- sertim basi, ad stipulas et petiolos adspersa. Foliorum coty- ledonarium et basilarium laminae ab 1 — 4i"' longae, reli- quorum cum petiolis quandoque ^ — Ipollicares. Stipulae sicut folia, longitudine summe varia, ab 1 ad 3'" longa, subulala v. linearia, Integra v> basi hinc v. utrinque dentibus 1 — 3 acuminatis patentibus munita, minime F. fricoloris varietatum pusillarum more runcinato-pinnatisecta. Pedicelli omnino ebracteati, ^ — l|^poIlicares. Cal.ycis laciniae majores cum appendiculis suis la- minam aequantibus v. subaequantibus 3 — A^'" longae, lanceolatae, apice acutae, basi rotundatae, glabrae, atrovirentes v. coeruleae. Corollae calyce triente v. subdimidio exsertae petala flava, con- coloria, infimo cum calcare obtuso, calycis appendiculis subdimi- dio breviore, 3 — 4'" longo, apice truncato - emarginato , 2 — 2i'" lato, fauce intensius flavo haud lineolato, lateralibus cum supe- rioribus cuneato-oblongis, rotundatis, 2 — 2i-'" longis, i'" vix latio ribus, infimo quandoque dimidio angustioribus, medio barbatis. OBSERV. Species intcrV. occultam Lehm.{V. tricolorem ^. ap- p cn diculatam DC). et praecetlentem media, a priore stipulis nuilto minus dentalis, calycibus glabris, nee acuminatis dnplo minoribus ac co- rolla exserta, ab altera petalorum indole diversa. Facilc eadem cum Poi- retii Viola tenella, quam cl. Boissier praeeunte Webb (It. hispanicuin p. 68) ad similiimam A. parvulam Tineo (stipularura indole et brac- teolarum absentia forsan minus respectis) refert. 40. Viola crassifolia : annua (?) inulticaulis, pro- strata , glaberrima; foliis e suhorbiculari demiim ovalibus carnosis, enerviis, infegerrimh; obhisissimis , petiolis filitor- mibus; stipuHs foliaceis, elongatis, anguate lineari-oblongis, oblongis i\ lineari-cuneatis, integerrimis, petiolatis ; pedicei- lis elongafls, bibracteolatis; calycis laciniis lineari-oblongis, obtusiusculis , corollae coeruleae subduplo longloris petalis diiiiidio angustioribus ; petalis oblongis, lateralibus iufra me- dium barbatis, calcare appendiculis rotundatis brevissimis dimidio longiore, crasso, obtuso. — Sectio: Melänium DC. (TAB. XIV. b.) Viola crassifolia Fenzl Pugill. pl. n. 40. Hab. in Tauri occidentalis alpe Maaden-Tepessi alt, 7000'. — Kot- schy coli. n. 49. Habitus Violae cenisiae ac nevadensis , omnibus par- tibus tarnen minor, magisque succulenta. Radix verosimiliter annua, fibrillosa. Gaules plures, in orbem digesti, postrati, de- mum adscendentes , digitales ac multo breviores, filiformes, dense 937 foliosi, simplices v. subramosi, cum reliquis partibus glaberrimi. Folia apice caulis ac ramorum laxe congesta, cum petiolis fili- formibus plus minusve elongatis 4—12'" longa, inferiorum ac me- diorum plurima suborbicularia ac ovato-subrotunda, suprema plerum- que ovalia, omnia carnosa, encrvia, integerrima, obtusissima, lamina 1^ — 5'" longa. Stipulae integerrimae , foliaceae, foliis dimidio plerumque breviores, lineari-oblongae v. lincari-cuneatae, in petiolum attenuatae, i — 1'" latae. Pedicelli 1—5 in axillis foliorum superio- rum enascentes, ^ — Ipollicares, erecti, plerumque triente superiore v. infra apicem minute hyalino-bibracteolati. Calycis foliola majora cum appendiculis rotundatis, parte reliqua 3 — 4plo brevioribus, 2 — 3'" longa ac | — 1'" lata, lineari-oblonga , medio parum angu- stata, obtusiuscula. Coro IIa calyce subduplo longior, coerulea, pe- talo infimo obovato, retuso apice li— 2^'" lato, medio lineo- lis 3 V. 5 atro - coeruleis picto, fauce aureo, imberbi, calcare saccato, amplo, calycis appendiculis dimidio longiore saturate coeru- leo, lateralibus infra medium barbatis ac lineola piclis, cum su- perioribus oblongis in unguem obsoletum attenuatis, 1^ — 2'" latis, subobliquis. Nectaria calcare subtriplo breviora subulata, rectiuscula. Capsula ellipsoidea, obtusa, calyce parum exserta. Semina (immatura visa) oblonga, i'" parum longiora. OBSERV. Proxima certe V. nevadensi Boiss., foliorum, stipu- larimi ac petalorum indole diversa. Nuni nostra V. crassi uscula ßorj^ (iu Aiinnl. gen. de Bruxelles)? EXPLICATIO TAB. XIV. b. Fig. 1. Calyx cum petalo cal- carato. Fig. 2. Analysis Corollae. Fig. 3. Stamina cum calcare petali infimi. 41. Viola peiitadactyla : anmia; caulibus pube- rulis, cotyledonibus per anthesim persistentibus ; foliis acce- denfibus stipulis homomorphis ae(ßii - v. inaequilongis , sirn- plicibtis V, bipartihtis , 3 — ödactylis , integerrimis , carnosis, glabris, margine subglanduloso-ciliatis, ladicalibus snborbi- cularibus , reliquis spathulais , cmieato oblongis - sive linea- ribus^ demtimque linearibns, rotundatis; pedicellis elongatis, bibracteo latis ; calycis foliolis lineari-lanceolatis, corolla coe- rulea duplo brevioribus; calcare appendiculis acutiusculis duplo longiore. — Sectio : Melanium DC. (tab. xiv. a.) Viola pentadactyla FenzI Pugill. pl. n. 41. Hab. t« Syria prope Aleppo. — Kotschy pl. alepp. n. SO. Radix filiformis, -tenuissiraa, caulem solitarium erectum v. 2 — 5, erecto-patulos, plerumque digitales v. breviores, simplicissimos V. fasciculiforme subramosos , angulatos, pubcrulos alens. Folia radicalia cotyledonaribus persistentibus simillima, cum petiolis, lami- nis li — 2plo longioribus, 4 — 5'" longa, orbicularia v. ovato-subro- tunda, cum reliquis integerrima, carnosa, omnino glabra; caulina 60* 938 internodiis ^ — lipoUicaribus, infimo plerumque omnium longissimo, reiiiota, accedentibus stipulis homomorpis indivisis v. bipartitis, 3 — ödactyla, uninervia, margine ad lentem subglanduloso-puherula ; inferiora utplurimum spathulata v. spathulato-oblonga, li — 2'" lata, V. cum mediis ac superioribus parum anguslioribus cuneato- oblonga- sive linearia, 4 — 12'" longa, suprema ac fasciculonim juniora linearia, rotundata v. obtusiuscula. Stipulae foliis oni- nino similes, longitudine ac latitudine inter se cunique foliis aequa- lia V. his subbreviora, bipartitarum segmento exteriore semper folio tiiente, dimidio, imo triplo breviore ac angustioie. Pedi colli tota caulis longitudine dispositi, erecti, demum patentes, ^ — l^pol- licares, infra apicem bracteolis membranaceis minutissimis muniti. Calycis foliola lineari-lanceolata, utrinque acuta, majora cum ap- pendiculis, lamina triplo brevioribus quandoque paucidentatis, 2 — 3"' longa ac ^ — i'" fere lata, glabra v. margine ciliato-puberula. Co- rolla calyce duplo major, coerulea, petalo inferiore subtrun- cato-obovato , 2 — 3'" lato, basi flava barbata lineolis 5 saturate coeruleis picto, lateralibus triente inferiore barbatis cum supe- rioribus imberbibus obovatis, rotundatis, infimo, triente an- gustioribus. S t a m i n u m posticorum nectaria clavulato - filiformia, apice declinata. Stylus et Stigma sectionis. Capsula glo- Losa, calyce exserta, immatura visa. OBSERV. Inter contribules iiulli propius affinis. EXPLICATIO TAB. XIV. a. Fig. 1. Calyx cum petalo cal- carato. Fig. 2. Analysis CoroUae. Fig. 3. Stamina cum calcare petali infimi. Fig. 4. Ovarium. CRUCIFERAE. 42. yliPabis aiidposceae: perennis, caespitans, pube simplici villosa; turioiiibus abbreviatis, cauliculis sim- plicissimis, erectis, foliosis ; foliis subradicalibus rosulatis, tiirionum coiifeitissimis, patentibus, junior ibus lana inargini- bus apiceijue congesta niveo-sericeis , spathulato - linearibus, lineari-oblongis - V. lanceolatis, oblusis, integerrimis, caulinis sessilibus, linearibus v. ovaio -linearibus, quandoque obsolete paucidentatis; racemo fructifero parum elojigato, pubescente, pedicellis patulis, siliquis subduplo brevioribus; petalis albis, obovatis, calyce sesquiduplo longioribus ; siliquaruin Q-" lg.) valvis rigidis, carinatis , renosis; seminibus emarginatis. — Sectio: PsEUDOARABis C. A. Meyer. Hab. in afpe Maaden-Tepessi Tauri occidentalis alt. TOOO—SOOO'. — Kotscliy coli. n. 28. Herba lana scricea simplici incana v. alba, densius laxiusve caespitans, caudiculis hypogaeis rhizomatosis, undique radican- tibus, crassiuscule filiformibus , apice novcllos solitarlos v. piures 939 verticillatos , rosulis foliorum densis coronatos, nunc subacaulcs, nunc i — 2pollicares, steriles, inferne foliorum consumtorum basibus squama- tos cauliculosque florigeros centrales emittcntibus. Cauliculi erecti, simplieissimi, foliosi, primum unum alterumve pollicem, fructifcri cum racemo demum 3 — 5" longi ac facile altiores, plus minusvc vil- losi. Folia basilaria rosulata, demum reflexa, obovata-oblonga v. spathulato-linearia, obtusa, 2 — 5'" longa ac 4- — 1^'" lata, basim versus magis angustata, parte vaginante rarius dilatata carinata, integerrima, senescentia flava; juniora apice turionum in co- mam congesta, erecta, sensim patula, linearia v. lineari-lanceolata, basilaribus plerumque dimidio, duplo, triplove longiora et aequilata v. plus minusve angustiora aut latiora, lana marginibus apiceque magis confluenle nivea, demum viridicana; c aulin a similaria, basi saepc latiora ibique, ast raro, uno alterove denticulo obsoleto munita. Racemus simplicissimus, aphyllus, 3 — 16florus visus, primum co- ryinbiformis, fructiferus cylindricus 1 — 2^pollicaris, rachide cum pe- dicellis patulis, demum 2 — 6 " longis, villosula. Calycis foliola ovalia v. oblonga, obtusissima, li — 2'" longa, enervia , angustc membranaceo-marginata , duo basi subsaccata, saturate viridia, de- mum flavescentia, glabra. Corollae calyce sesquilongioris petala lactea, obovata, ima basi in unguiculum angustata, integerrima, apice li — 2|- " lata, margine laevissima. Stamina longiora basi glan- dula ovata minutissima, brcviora utrinque subreniformi stipata ; fila- menta edentula, laevissima, calyce aequi- v. sublongiore. Sty- lus ^ — ^"' longus. Stigma sessile, subcapitatum , leviter bilo- bum. Siliqua sessilis, erecta, linearis, compressiuscula, qua- drangula, 5 — 8"' longa ac | — 1^'" lata, glaberrima, valvulae rigidae, convexae, carinatae, venuloso-reticulatae , marginibus haud incrassatae. Dissepimentum completum, tenuissimum, album, apice uninerve, longitudinaliter medio facile fissilis. Funiculi umbi- licales liberi. Semina oblongo-linearia, utrinque obtusissima, ^"' longa ac i'" fere lata, immarginata, cotyledonibus accumbentibus, viridifuscis, radicula prominula, fulva. OBSERV. Species elegantissima, inter cong;eneres soll A. procur- renti aliquomodo affinis, juvenca humilis Androsace villosae facie siniillima, adulta luxiirians. cauliculis resectis, Gnaplialio uligino.so noiidum florenti haud absimilis. 43. Hesperis Rotsehyana : annua (?) p^ibe ra- mosa brevi hirsnfa; radice simplici fibrosa; caule simplici erecto; foliis radicalibus ac caulinis inferioiibus in petiolum attenuatis, elongatis, oblong^is, obtusis cum reliquis sessilibus ovato-oblongis v. lanceolatis acutis dentatis ; racemo aphyllo elong^ato virg^ato; pedicellis ebracteatis, calycem aequantibus, erectis; corolla purpurea, petaloi-um unguibus calyce pubes- cente dimidio exsertis, lamina obovata; siliquis pnbe fnrcata hirtis. — Sectio: Deilosma C. A. Meyer nee Arabidwm 1. in fr. cit. 940 Hesperis Kotschyana Fenzl Pugill. pl. n. 40. Hab. in monte Cnssio prope Svedie, Syriae — Kotschy coli. n. 24. Radix lignescens, oblique descendens, crassitie fili emporetici fortioris, vix annua (probabilius tarnen biennis quam perennis), apice caulcm solitarium v. duos tresve emittens. Gaules 1 — 2pedales visi erecti, simplicissimi, foliosi, teretes, crassitie pennae corvinae v. pa- rum fortiores, apice in racemum ^ — Ipedalem virgatum aphyllum elongati, brevioribusque racemulis (1 — 4) ex axillls foliorum supremo- rum eiumpentibus erectis quandoque aucti, cum reliquis partibus pilis stipitatis apice bifurcatis v. ramosis, minime vero stellalis, albidis v. viridulis, horizontalibus hirsuti v. subhispidi. Folia radicalia ac caulina infima petiolata, li — 3" longa, in petiolum laminam aequantcm v. dimidio ac longe ultra breviorem attenuata ; caulina reliqua scssilia homomorpha , superiora plerumque ovato - oblonga- sive lanceolata, sensim breviora, acuta v. acuminata; omnia v. longe plurima a basi usque ad apicem, paucissima usque ad medium dentata v. subintegra. Racemi aphylli, basi saepissime floribus 1 — 3, folio bracteali scmipoUicari v. breviore semper suf- fultis, haud raro in axilla geminis v. ternis, serius florentibus — racemulorum axillarium cohibitorum terminalibus — aucti ; p e d i- celli sub anthesi calycem subaequantes v. aequantes, fructiferi erecti, subadpressi, 3 — 6'" longi. Calycis foliola oblongo-linearia, obtusa, 2 — 3'" longa unamque circiter lata, praesertim apice plus minusve hirsuta. Corollae purpureae petala obovato-oblonga in ungues lineares calyce subdimidio exsertos angustata, laminis 2 — 3'" longis ac i^'" plerumque latis. Stamina et glandulae hypo- gynae generis. Ovarium pubescens. Stylus brevissimus in- crassatus. Stigmata 2, minutissima, ovata , obtusa, primum in- viccm agglutinata, demum erecto-patula. Siliquae (plus semima- turae visae) lineares, '^"' vix latiores, longitudine summe variae, longissimae pollicares, maturae certe longiores, pube furcata v. ra- mosa, brevissima, subcanescente v. luteola dense velatae. Disse- pimentum membranaccum. Semina cylindracea, subtrigona, immarginata, perfectiora \\"' longa ac \"' lata visa, fusca. OBSERV. Proxima certe H. bicu spidatae Willd. iiisi hiijus va- rietas: foliis multidentatis ac siliqiiis pubcscentibus. Cliaracteribus allatis nee non pube oninium partium ramosa, minime vero stellata, facile tarnen distinguenda. 44. i^lyssuiti pleiospermuiti : annimm, simplex V. multicaule, pube stellata viridi v. incana lepidotum; foliis cuneato-linearibus, obtusiusculis ; floribus aureis, petalis ob- ovatis retusis, calyce flavo duplo longioribtis ; pedicellis fructi- feris horizontalibus, siliculis aequilongis v. longioribus; ova- rio sexorulato ; siliculis late ovalibus, enerviis, subreticulatis, laevissimis, slylum persistentem 2 — 3plo superantibus, loculis 8—4-, abortu quandoque 2spermis, — Subgenus Meniocvs. 941 Meniocus aureus Fenzl Pugill. pl. n. 44. f»*r^- *^ ■ •' Hub. in Syria circa Aleppo. — Kotschy pl. alepp. n. 97, Radix filiformis, fibrosa, annua. Gaules digitales ac brevio- res, nunc soiitarii simplicissimi, nunc 3 — 5 plcninique patenti- ramosi, erecto-patuli, pube stellata mulliradiata lepidoti, canescentes (limo adhaercnte conspurcali latcricii). Folia cuneato -linearia obtusiuscula , patentia, pube supradicta rariore adspersa, ejusdem stirpis magnitudine summe varia: inferiora plerumque minora, 3 — 6'" longa ac ^ — 1'" lata, facile labentia, superiora majora 6 — 12'" longa ac 1 — 2'" lata. Racemi terminales aphylli, primum co- rynibiformes, demum elongati cylindracei 1 — 2pollicare8, mulliflori, p e d i c e 1 1 i s fructiferis horizontalibus , siliculam nunc aequanti- bus nunc parum superantibus , dense lepidotis. C a 1 y c e s flavi, pariter lepidoti foliola oblonga, obtusa , apice membranaceo -mar- ginata , 1 — 1^'" longa, cum petalis et staminibus decidua. Co- ro IIa e aureae calyce duplo longioris petala obovata, retusa, ^ — 1'" lata, in unguem basi, lamina triplo angustiorem attenuata. Glandu- lae valvares utrinque duae, obsoletae, orbiculares. Staminum longiorum filamenta a basi ultra medium hinc alata, ala in dentem sublateralem, fere oppositum desinente, breviorum laci- nula laterali lineari semilibera infra medium adnato-decurrente, par- tem antheriferam fere aequante aucta. Ovarium 4 — 6— Sovula- latum, ovulis placentaruni contiguarum alternis, ejusdem loculi oppositis. Siliculae glaberrimae, juniores parumper inflatae, ma turae fere planae, ovales, subrotundae v. subovato-ovales, apice haud V. vix manifeste retusae, 2i — 3'" demum longae ac 11 — 2|'" latae, marginibus vix incrassatae, stylo duplo v. triplo breviore (| — i'" lg.) persistente coronatae. Valvae omnino enerves, tenuissime reticula- tae. Loculi plerumque 3spermi, altero saepe 2spermo, rarius utri- que dispermi, rarissime ambo v. unus 4spermus. Semina com- pressa, suborbicularia, | — 1'" longa, immarginata, fusca. OßSERV. Proximum A. meiiiocoidi Boiss., quod foliis subula- tis angustissiniis, calyce hirto, nee ut nostri lepidoto, siliculis ac styiis brevioribiis, locuHsque constantius 4spcrmis diffeit. Meoioci genus, utut Odontarrhenae raouente jani cl. Boissier in Annal. des sc. nat. XVII. p. 158, characteribus iiiiuis insufficientibus ab Alysso fuisse se- jiinctum nostra sfirpe satis comprobatur. Alyssi genus naturalissiimiin idco secundum ovulorum ac seminum in loculis praedominantem nunierum in subgcnera tria: Meniocnra (speciebus loculis 2 — Sovulatis), Adyse- ton (sp. loculis 2ovulatis) et Odon tarrhenam (sp. loculis lovulatis) dividenduni. 45. Draba heteroconia ; caespitans, scapis gla- berrimis, aphyllis; foliis radicallbus confertissime rosulatis, demum reßexis, camosulis, cuneato -linear ibus, ohtusiusailis, turiomim stricte erectis in comam simiil coyiniventibus anguste linearibus elongatis , utrisque rigide ciliatis, muticis v. ari- statis, glabris; racemo multifloro, pedicellis glaberrimis) 942 corolla aurea, calyce pilosulo duplo longiore, sepalis petalis- que obovatis, integerrimis ; staminibiis calycem aeqiiantibiis; silicula elliptica, ptibe simplici hirsuHssima, siylo brevi 5 — €plo longiore. — Sectio: Aizopsis DC. (tab. xvi. a.) Draba heterocoma Fenzl Pugill. pl. n. 45. Hab. in alpe Maaden-Tepessi, Tauri occidentalis supra fodinas alt, 6000-7000' — Kotschy coli. n. 37. Habitu Dr. a%oidis , prima fronte simillimae, caudiculis hy- pogaeis radicantibus , filiformibus, apice rosulas 3 — 5 utplurimum alentibus, ramosis, ab aliquibus lineis ad pollices 1 — 2 longis, sar- menta nulla emittens. Rosulae diametri plerumque semipolli- caris v. brevioris laete \irides v. glaucescentes polyphyllae, pri- mum globulosae, serius patentissimae , steriles in comam subcy- lindricam solitariam, florige ri scapo centrali terminati in duas tres\e axillares i- — Ipollicares (cauliculos hornotinos subsequo anno florigeros) demum elongatae. Folia infima cuneato-linearia v. lancpolata, basim versus magis attenuata, obtusiuscula, 2 — 4.'" longa ac h — 1'" lata, carnosula enervia, utrinque glaberrima nitidula, margine apiceque patentim rigide-ciliata, ciliis longitudine diametri dimidii foliorum v. parum majoribus simplicissimis viridulis, vetu- stiora primum serius omnia Saxifragarnm more reflexa, coma- rum semper erecta, perfecte linearia, demum 4 — 6'" longa ac \ — ^"' lata, carinata, cum praecedentibus glabra, margine apice- que ciliis diametrum folioli haud raro superantibus pectinata. Scapi omnino aphylli, poUicares v. digitales, erecti, cum pedicellis glaber- rimi, in racemum 3 — ISflorum, fructiferum plerumque 1 — 1-^polli- carem soluti. Pedicelli erecto-patuli, demum subaequilongi, ple- rumque 2^ — 4'" longi. Calycis foliola ovalia v. obovato-ovalia, 1^ — 1|"' longa ac | — 1'" lata, rotundata glabra v. pilis simplici- bus paucis adspersa membranaceo-marginata, flava, decidua. Corol- lae duplo longioris aureae petala 1^ — 1^'" lata, obovata, retusa. Glandulae valvariae utrinque duae, globosae. Stamina calycem aequantia. Ovarium pilis simplicibus, rigidis, albis, copiosissimis setosum, 6 — Sovulatum. Siliculae, nondum perfecte maturae, ellipticae, maximae 3'" longae ac i^'" latae visae, stylo ^"' longo V. breviore superatae , hirsutissimae , loculis ovulorum abortu fre- quenti 1 — 4spermis. Funiculi umbilicales liberi, setacei, breves. Dissepimentum hyalinum, completum, avenium, areolis obsoletis, nervo longitudinali crasso v. binis approximatis notatum. OBSERV. E descriptione Candolleaiia Dr, olympicae proxima. cui vero scapi et pedicelli velutini ac siliculae cano-villosae tribuuntur. EXPLICATIO TAB. XIII. a. Fig. 1. Flos. Fig. 2. Wem remotis petalis cum calycis follolo. Fig. 3. Petalum. Fig. 4. Silicula. Fig. 5. Dissepimentum cum ovulis. Fig. 6. Pilus si- liculam obsidens auctus. 943 40. Hutcliinsia aurea; annna, ^Inbrinscula v. pnbescens; foliis sessilibus, radicalibiis ac canlinis inferio- ribus oblongis Ihiearibnsre pinnatisectis , lobis oblongis ob- tusus, V. linearibiis acntis inteo^enimis, canlinis supremis lineari-sagUtatis, denflciilatis r. integerrimis; racemo flexnoso, elongato, multifloro, nudo; petalis obovatis, calyce dnplo longioribns; siÜcnla ovali, stig;mate snbsessili. — Subgenus: Chrysochamela FenzI (Pugill. pl. n. 47^. Hutchinsia aurea Fenzl l. c. n. 47. Hab. in Syria circa Aleppo. — Kotschy pl. alepp. n. 28. Herba tenella, digitalis ac humilior, plerumque multicaulis, subnuda v. pube furcata cum simplici rariore mixta praesertim in- ferne densius rariusve adspersa. Gaules erecti v. adscendenles, sinipüces v. patule ramosi, filiformes, in racemos soluti. Folia r a d i c a 1 i a rosulata , sessilia , circumscriptione oblonga , lanceolata V. linearia, i — H" longa ac li — 6'" lata, profunde imo ad ner- vum medium fere pinnatifida, lobis utrinque 3 — 7, subaequalibus, sinubus latis rotundatis sejunctis , subaequaliter rcmotis , patentibus, horizontalibus v. subreversis, foliorum majorum ovato-oblongis sive ovato - lanceolatis v. linearibus, apice band raro dilatatis, obtusis V. acutis, integerrimis, minorum dentiformibus , terminali pro- ductiore lineari v. cuneato - lineari ; caulina sessilia, subminora, ast multo angustiora, ultima 3 — 5'" longa ac ^"' vix latiora, iinearia, sagittata, subintegra v. remote denticulata, marginibus re- voluta, lobis basilaribus rectis , linearibus, acutis v. obtusiusculis, i — 1'" longis. Racemi primum corymbiformes , demum ovato- oblongi V. subcylindrici, plerumque multiflori , 1 — Spollicares, aphylli, glabri v. subnudi, rachide a flore ad florem Serpentine flexa ; pediceili glabri v. supra linea decurrente ad lentem puberuli, fructi- feri patentes, subaequales-, summis scnsim abbreviatis, 3 — 6'" plerumque longis. Calycis foliola ovali-subrotunda v. late ovalia rotundata, | — 1'" longa, flavescentia, glaberrima. Corollae calyce duplo majoris petala obovata, 1'" lata, integerrima, inferiore tricnte in unguiculum subrepentine constricta, aurea, Stamina calycem aequantia , tetradynama , edentula. Glandulae valvariae nullae, placentariae duae , conicae , viridiflavae. 0 v a r i u m glabrum, 6 — Sovulatum, stylo dimidio breviore coronatum. Stigma capi- tatum. S i 1 i c u 1 a e glaberrimae, nitidulae, olivaceae, ovales v. ellip- ticeae, latere compressae, 2 — 3'" longae unamque latae, apice integerrimae, obtusae, minime vero retusae, valvis naviculari-com- pressis, carinatis, apteris, venuloso-reticulatis , areolis longitudina- libus oblongis. Dissepimentum completum , byalinum, avenium, apice nervi rudimento instructum , areolis minutissimis , suborbicu- laribus ellipticisve subirregularibus exaratum. Funiculi umbilicales setacei, basilibera baud dilatati. Semina biserialia, in loculis plerum- que 3 V. 4, raro abortu pauciora, oblonga, latere compressiuscula, 944 iitrlnque rotundata, semilineam longa, ferruginea, laevla, epidermide madefacta mucilaginose tumente. Cotyledones crassiusculae li- neares, integerrimae , incunibentes, unius alteriusve seminis rarius oblique accumbentes. Radicula dorsalis adscendens. OBSERV. Hutchinsiae gcnus, cohibitis Iberidellae ac Smc- lowskiae spcciebus rejectisque felicitcr a cl. Kochio ad Thiaspidcs aliis , e supersfitibiis reliquisliabitu, foliis, silicii lamm forma et fabrica simlllimis, in semiiium nonni.si niimero ac cotyledonum situ — in variis tarn Noto - quam Pleurorhizearum generibus et speciebus fallaci experto, a botaiiicorum plurimis in construendis Cruciferarum generibus justo nimis aestimato — discrepantibus combinatum naturalissimum, commode seeun- dum cbaracteres a cotyledonum situ depromptos in subgenera tria, niinime vero in genera per varios tribus ideo disjicienda , dividendum. Hisce (adjecta spccierum enumeratione, Petrochamela, Oreochamela ac Psanimochamela in Pugill. 1. c. pridem nominatis) in nostra stirpe quartum, a typo generis floiibus aureis, glandulis placentariis diabus, 'valvarias deficientes 4 suppicntibus, ac pubescentia furcata aberrans conso- ciarc tanto minus haesitavinius, quanto major in reliquis charactcribus con- spiisus ac similis coloris petalorum, glandularum et pubescentiae ratio jntcr Arabidis, Drabae aliorumque generum naturalium species in promlu erat. Ab Hutchinsiae genere differrunt: Capsella: silicula obverse triangulari, truncato-emar^inata, plano-compressa, valvis venuiis, e mar- ginibus placentariis incrassata basi cgredientibus , parallelis multi-cosfalis, ncc longitudinaliter reticulatis subturgidis: Thlaspi: silicula obdordata V. cmarginata, plerumque alata, plano-compressa, facicbus dissepimento frrquentissime inaequilatero hinc convexa, illinc concava, ac seminum omnium cotyledonibus accumbentibus ; Smclowskia: siliculis elongatis subtetragonis, valvis vix naviculaiibus ac seniium unisciialium situ con- trario, cotyledonum scilicet incumbentium marginibus, necfaciebus, septo parallelis; Iberidella: habitu longe alieno, siiffruticuloso, foliis inte- gerriniis et siliculis apice truncatis, stylo elongafo apiculatis; Lepidium demum ac Eunomia: praesertim ovulis ex apice loculorum pendulis, sulitariis v. geminis, nunquam marginalibus biseriatis. Thlaspi d r a b a e f 1 0 r u m Fenzl (Pugifl. pt. n. 46. — 1842. Febr.) cum synonymo Th. natoiico Boiss. (Ann. des sc, nat. XVII. 180. — lS4S.'Mnrt.) SiTh. annuo ß. viridi Koch {Linnaea XV. 358. —1841) minima differre vix dubitarem, nee descriptioni optimae, a cl. Boissiero datac, novi quidquara addere scirem. 4T. Iberis bracliystyla : suffruticulosa , procum- bens; cauliculis adscendentibus, puberulis v. nudis; foliis ramorum sterilium Ihieari - lanceolatis , acutis, confertis, axillis plurimis fasciculigeiis, cauliculoruin oblongis, iitrorum- que iiitegeniinis , glabiis, margine quandoque subciliatis; racemo demum cylindrico , multifloro, prulnoso-pubescente; petalis Omnibus aequalibus, spathulato-oblongis, caiyce glabro plus duplo longioiibus; silicula hite obovata , sinu acuto emarginata, stylo subnullo , lob^llis dimidio ac ultra breviore. — Sectio Iberidium DC. Iberis brachystyla Fenzl Pugill. pl. n. 48. Hab. in declivthiis siccioribus nlpis Mandcn-Tepessi Tattri occideti- taliSi circa fodinas alt. 3000—6000'. — Kotschy coli. n. 48. 945 Suffruticulosa, caespites laxos, intricato - ramosos, pal- mares et latiores effoimans, caudicibus lignosis , torulosis, radicantibus , crassitie fili eniporetici crassioris v. tenuiores, undi- que genimas, luriones valde foliosos scmipollicares, digitales ac nonnihil longiores caulesque floiigeros bis paium majores, adscen- dentes v. erectos agentibus. T u r i o n e s simplices v. ramulosi, foliorum fasciculis axillaribus plerumque onusti, sicuti caules simplicissimi, inferne quandoque fasciculiferi , papillis minulissimis dense pruinosi facie pubescentes. F o 1 i a ramoruni sterilium ac cauliculoruni basilaria lanceolata v. lineari-lanceolata, acuta, plus minusve conferta, quandoque basi apiceque congesta , pro varia stirpis longitudine varia , 2 — 10'" longa, ac | — 2'" lata, superiora semper longissima, fasciculorum saepe lineari-subulata, caulicu- lorum media ac superiora latiora, longitudine parum diversa, frc- quentius subbreviora, plerumque oblonga v. elliptica, rarius elongato- lanceolata, cum praecedentibus utrinque glabra, penninerAia, margine quandoque scabriuscula. Racemi primum corymbiformes, demuni cylindrici , stricti , multiflori , cum pedicellis fructiferis patentissimis 3 — 4'" longis pruinoso-puberuli, 1 — 2unciales visi. Calycis foliola oblonga, obtusa, membranaceo - marginata , 1 " parum lon- giora, glabra, saepe purpurascentia , decidua. Petala omnia ae- qualia, calyce subtriplo nonnunquam longiora , spathulato- oblonga, in unguem longum attenuata, obtusa, 1 — l^"Mata, lactea. Sta- min a edentula, calyce vix longiora. Glandulae valvariae utrin- que duae annulares. Stigma capitatum, subsessile. Silicula primum obcordata , demum fere ovata , apice sinu angustissimo Ecuto emarginata , faciebus septo inaequilatere hinc convexa, illinc concava, 3 — 4'" longa ac 2 — 2^'" lata, pruinosa, carinis alata, alis vahularum latitudine, stylo lobis rotundatis dimidio ac ultra breviore coronata. Semina ex apice loculorum pendula, solitaria, immatura oblonga, rufa. OBSERV. Specics Aetliionematiim fruticulosariim facie, a ge- neris typo petalis oninibiis aeqiialibus aberrans, Thlaspidis spcciebiis e Pterotropiduni tribulo pcreunantibus acccdeiis, ovulis in loculis solita- riis fotoque liabitu famen recedens: proxinia J. saxatili, a qua praeter petala stylo brevissiuio, lobulis niiniuie exserto, difFert. 48. Heldreicliia H.otscIiyi : glaberriina, glauca; ihizomate elonwato, raraoso , repente, turionibiis elongatis, apice polyphyliis , reliqua parte subaphyllis ; cauiibus dicho- tome ratnosis , foliis caulinis basilaribus confertis, longe petiolatis , subrotmido-ovafis , inaequaliter rotundato-3 — 5- lobis , rameis cuneato-lanceolatis sive linearibiis , pauce in- ciso-dentalis v. snbintegris ; petalis snborbicularibus , calyce duplo longioribns; filamentis exalatis , loiigioribus basi maV' gine interno dente horizontali, glandulae valvariae inatm- benfe, brevioribus intus erecfo auctis ; siliculis transverse oralibns, basi apiceque snbretnsis. (tab. xv.) ,j 946 HeldreichiaKotschyi Boiss. in Ann. sc. nat. XVII. p. 186. Zygopeltis cardaminea Fenzl msc. in Kotschy coli, pl. Syrine. Zvffopeltidis nomen, cum charactere g:cncrico ultimis mcnsibus anni piaeforlapsi Endlicherio amicissinio communiratuni, vere autcm amii currentis (1842) in Mantissae suae ad genera plantarum, tunc temporis evulgafap, supplemenlo siib n. ■ — j — publicatum, Boissicrano antiquiori — in annalium historiae naturalis vol. XVI fasciculo ultimo (mense De- cenibii 1841), nobis nimis sero allato, cum charactere generis dato — cedcndinji. Hab. injugis australioribus alpis Maaden-Tepessi Tauri occidentalis alt. 7000 — 8000'. — Kotschy coli. n. 45 (collect, quarundam No. 115 fide Uoüfsier I. c). Rhizoma filiforme, inter muscos longe proserpens, sub- lignescens, epidemiidis in lacinias secedentis ramentis conspurcatum, ramosum , turiones plus minusve elongatos, flaccidos, omnino aphyl- los V. oligophyllos apice plerumque parum incrassato foliorum plurium coma terminatos, eodem v. subsequo anno in caules flori- gcros ulterius increscentes plerumque lilacinos, emittens. Caules nunc sensim elongati, saepissime flexuosi, remotius foliosi, turio- rum more inferne aphylli longiores, nunc e rosula foliorum subito erumpentes brevioros, rigidiores ac mox supra basim in ramos dichotome divisi, nunc erecti, nunc adscendentes, palmares ac bipeJalcs, ramis oligcphyllis semel-v. iterato-dichotomis in racemos prlmum corymbiformes, demum cylindricos, pollicares ac digitales solutis. Folia sicuti omnes partes glaberrima , glauca, carnosula, petiolis filiformibus 1 — 2pollicaribus , plerumque lilacinis porrecta, lamina suborbiculari, late ovata v. ovali, basi saepe subcordata, plerumque semipollicari rarius submajore, frequenlius minore, 3 — 71oba Y. grosse crenata , raro subintegra , incisuris nunc ultra me- dium imoque ad nervum medium productis nunc, quod frequenlius, solum medium v. trientem laminae superiorem occupanlibus , s i- n u u m angulo ut plurimum obtuso , 1 o b i s late ovatis , ovalibus V. obovato-oblongis, rotundatis, plus minusve inter se aequalibus, margine integerrimis ; folia ramea sparsa, lanceolata v. cuneato- lanceolata- sive lincaria, basi attenuata, patentissima , infima 6 — 8'", summa 3 — 4'" longa, plerumque dentibus 1 — 2 ultra medium utrin- que aucta v. integra. Flores in racemis strictis primum confer- lissimi, bis elongatis demum inaequaliter remoti, parvuli, rosei, pedicellis sub anthcsi corollam aequantibus, erectis, setaceis suf- fulti. Calycis foliola ovali- subrotunda, herbacea , enervia, ob- tusissima , margine albo - membranacea , vix lineam longa , mox decidua. P e t a 1 a duplo longiora , fere orbicularia , in unguiculum brevissimum linearem basi repente constricta , ibique glandula val- varia annulari cincta. Stamina calycem et ovarlum vix superantia ; filamenta omnia exalata, subulato-setacea, incurvo-patula, lon- giora irria basi extus dente horizontal! glandulae ineumbente, breviora minore intus prominente obtuso aucta. Antherao 947 flavae, ovales, effoetae basi subsagittato-emarginatae. Ovarium lalere coinprcs.'^um, ovatum, stylo brcvissimo coronatum. Stigma capitatum. Siliculae pedicellis 14- — 2'" longis, erecto-patulis, facile deciduis infixae , transvcrsc ovales , a laterc plano-compressae , basi apiceque rclusae, stylo brevissimo coronatae, faciebus septi margi- nibus incrassatis piominentibus medio ulrinque obtuse carlnatae, demum purpurascentes , 3 — 4'" latae ac Ij — 2^"' longae. Val- vulac coriaceae , reticulatae , subgaleato-semiorbiculares , comniis- sura marginibus incrassatis clausa, apice pro intrante funiculo unibi- licali foraminulo instructa, dorso obtusissime carinatae, monospcrmae. Septum lineare v. euneato- lineare, angustissimum cum placentis crassis membranae aequilatis vix i'" latum, enerve, haud biparti- bile. Semen apice loculi funiculo umbilicali brevissimo , filiformi, basi haud dilatato suspensum, ovale, compressum, li — If'" lon- gum ac 1^ — li'" latum, immarginatum, testa laete cinnammomea, laevissima. Cotyledones virides, accumbentes. Radicula flavescens, teres, filiformis, cotyledonibus aequilonga, adscendens, valvulae dorsum respiciens. OBSERV. A reliquis tribus speeiebus, a cl. Boissier I. c, de- scriptis, praeter alios characteres staminibus Omnibus, dentatu-appcn- diculatis dentiumque indole et situ diverso difFert. EXPLICATIO TAB. XV. Fig. 1. Flos sub anthesi. Fig. 2. Idem nudatis glandulis ac filamentis. Fig. 3. Filamentum longius dente glandulae incumbente. Fig. 4. Filamenta breviora, a latere et facie intern» Visa. Fig. 5. Silicula. Fig. 6. Eadem, loculo aperto cum semine pendulo, nondum perfecte maturo. Fig. 7. Septa. Fig. 8. Seminis sectio transversalis. Fig. 9. Diagramma floris. RANÜNCULACEAE. 49. Raiiunculus lasiosteiiion : laxe albo-rillo- snliis; caudice hypogaeo, subhorizontali, polyihizo; caule elongato, eiecto, simplici, 1 — 3floro ; foliis radicalibiis petio- latis, circumscriptione orbicularibus, palmati-5-v. Spartitis, partitione intermedia petiolata tri-, lateralibus bipartitis, seg- nientis inaequi-2-3sectis- v. subpartitis, laciniis cuneatis v. late linearibus apice inciso 2 — Sdentatis v. integerrimis, cau- linis paucis, lemotissimis, minoribus, rameo supremo di^i- tato-tripartito ; pedtinctdis longissbnis, bibracteatis ; corolla aurea , calyce villoso duplo majore, anipla: staminibus cum receptaculo pilosis; carpellis glabris , rostro uncinato -re- curvo multo breviore. — Sectio Necatonia DC. Ranunculus lasiostemon Fenzl Pugill. pl. n. 49. Hab. in declivibus australibus alpis lHaaden - Tepessi , Tauri oeci- dentalis, alt. 7000 — 8000 . — Kotscby coli n. 10. Habitus R. Villarsii v. nemorosi. Rhizoma crassitie calami scriptorii, poUicarc , subhorizontale v. oblique descendens, fuscum. 94g polyrhizum, apice laxe squamatum , caules 1 — 3 emlttens. Gaules' 1 — lipedales, erecti, i'" circiter crassi, teretes, oligophylli, ultra medium plerumque simplici bifurcatione in pedunculos gemminos unifloros divisi, sicuti reliquae partes villo albido subsericeo , laxe patulo , dcnso, mollissimo tunicati. Folia radicalia ac sub- r a d i c a 1 i a subsequis duplo triplove minora , peliolis in vaginas oblongas i — Ipollicares dilatatis munita cumque bis 1^ — 2i" ple- rumque longa, subsequa demum 4 — öpollicaria, omnium pe- t i 0 li crassiuscule filiformes , teretes , sulcati , basi canaliculati ; laminae circumscriptione orbiculares, diametro 1 — ipollicares, palmati-5-, subradicalium 3partitae, partitione intermedia petiolo 1^ — 6'" longo porrecta denuo palmati-tripartita, lateralibus 4 v. 2 sessilibus tantum 2-, rarissime (una alterave solum) 3-partitis, s e g- mentis circumscriptione late obovatis, basi producte cuneatis, in- acqualiter ultra medium v. usque ad basim fere bi-trisectis , sinuum angulis scmper parum rotundatis , nunquam acutissimis , 1 o b i s distantibus, laciniis denique late linearibus v. subcuneatis, 1 — 4'" latis, apice in dentes 2 — 3 valde inaequales porrectos dissectis v. integerrimis ; caulina 1 — 3, breve petiolata, demum sessilia, radicalibus similia , simplicius dissecta ac minora , ramea digitato- tripartita, segmentis linearibus integerrimis. Pedunculi plerum- que palmares ac sublongiores , virgati , patuli , medio foliolo soli- tario V. bipartito semipollicari v. breviore muniti v. omnio ebracteati, teretes, haud sulcati, subadpresse villosi, incani. Flos magnus, diametri fere pollicaris, quandoque poUice submajorte, aureus. Calycis foliola late ovalia, 3i — 5i'" longa ac 2 — 4'" lata, ob- tusissima , subherbacea , flavescentia , extus dense lanata. C o r o 1 1 a e calyce duplo majoris petala latissime obovata, integerrima, lucida, infra medium aquose-maculata, basi squama nectarifera, ^"' longa, ac^"'lata, lineari, apice viridi truncato-retusa aucta. Staminum filamenta calycem aequantia undique pilosa. Receptaculum cy- lindrico-conicum , 2^ — 3'" longum, inter carpella sparse püosum. Carpella (immatura visa) in capitulum globosum congesta, laevia, ovalia, in rostrum uncinato -recurvum duplo, demum certe multo brevius elongata. OBSERV. SpeciPs ab affin! R. Villarsii foliis albo-lanuginosis, longe profundius dissectis, laciniis niagis protractis ac staminibus pilosis diversa. Num eadem cum R. grandifloro, ex incone Desfontaiiiii iChoix des pl. t. 44.) siniilimo, aiictore tarnen circa pubescentiam fila- nientoruni ac fructus indolem «ileute? CRASSULACEAE. 50. TELMISSA. — Eucrassulacearum genus novum. Flores tetrameri, pauciores qiiancloque Jl- v. Smeri, Calyx trj-quinqueparlitus, laciniis obsoletis, dentiforinlbus. CoroUae petala 3 — 5, perlgyna, obioiiga, obtusa, concava. 949 Sfamina 3—5, perigyna, calycis laciniis opposita. Squamtilae hypogynae clavato- filiformes , ovariis breviores. Ovaria 3 — 5, libera, unilocularia, ovulo solitario ex apice loculi pen- dulo. Capsulae folliculares 3 — 5, liberae, moiiospennae. Telmissa Fenzl Pugill. pl. n. 50. Genus Tillaeae proximum, ovariis uniovulatis, foliis alternis ac floribus extraaxiilaribus abunde divcrsum, — Nomen a stationis indole petitum. Telmissa sedoides: annua, glaberrima, humilis; caiile a basi pleiumqiie ramoso, cum ramis in cymam semel bifurcam spiciformem foliosam soluto; foliis sessilibus alternis, teretibus, carnosis, obtiisissimis, basi soliitis; floribus lonoi- tudine ramorum sessilibus, subimmersis, extraaxillari-oppo- sitifoliis, ebraeteolatis, parvis, albis. (tab. xvi. b.) Telmissa sedoides Fenzl /. c. Hab. t« Syriae stagnis circa Aleppo. — Kotschy pl. alepp. n. 63. Herba subaquatica, 1 — 2poIlicaris, glabra, succulenta , facie Sedi glatici v. hispanici. Radix fascicularis, fibris 3 — 5 filifor- mibus ramulosis constans. Cauliculus erectus simplicissimus, plerumque 3 — 10'" longus , filiformis, teres, linea utrinque decur- rente marginatus , in ramos duos v. tres simplices v. subramosos, patulos V. horizontales divisus, rarius simplicissimus, in cymam abiens. Folia alterna, 1 — 2'" remota, sessilia, basi soluta, carnosa, cylin- drica, obtusissima, 2 — 4'"longa, i — ll'"lata, erecto-patula. Cymae terminales semel bifurcatae , spiciformes, foliosae, ^ — Ipollicares, erectae. Flores minuti, ad summum 1'" longi, longitudine rachidis triangularis plus minusve conferte-spicati , alterni, extraaxillari-oppo- sitifolii, ebracteolati , rachidis foveolis basi immersi, unico solum pedicello V" longo, clavato-filiformi, erecto, suffulto viso. Calyx plerumque quadripartitus , florum quorundam , ast rarlssime tri - v. quinquepartitus, laciniis obsoletis ^'"longis ovatis, obtusiusculis, erectis, persistentibus, quarum una rachidi semper dorso adversa. Corollae albae v. roseae (?) calyce triplo longioris petala cum calycis den- tlbus numero aequalia , oblonga , ante et post anthesim erecta (an semper?), demum marcescentia. Stamina isomeria, calycis laci- niis opposita, corolla dimidio breviora, setacea. Antherae subglo- bosae, purpureae mihi visae. Squamulae hypogynae ad ovariorum basim obsoletae, clavato -filiformes, staminibus subbreviores. Ovaria U, rarissime 3 v. 5, petalis opposita, libera, erecta, ovato-lanceolata, unilocularia, uniovulata, ovulo ex loculi apice pendulo. Stigma obliquum capitatum , subsessile. Capsulae folliculares , cvatae, apiculatae , intus subcarinatae , nee basi nee medio incrassatae v. constrictae, immaturae l"'vlongae. Semen haud visum. EXPLICATIO TAB. XVII. b. Fig. 1. Purs cymae ramuli 950 aucta. Fig. 2. FIos. Fig. 3. Calyx floris unici pedicellati vis!. Fig. 4. Squamula hypogyna. Fig. 5. Capsula semimatura cum ovulo. 51. ITinbilicus Aizoon: glanduloso - pubescens ; radice fibrosa; cuulibus simplicissimis , foliosis ; rosularuin füliis aj>:gregatis, lingulatis, carnosis, ciliatis, caulinis 1 — .iplo brevioribus, alternis, oblongis, obtusis, deciduis; floribus 3 — 10, corymboso-subpaniculaiis , confertis; calycis laciniis lanceolatis acutis; corollae aureae tubo calyce subbreviore, subang^ulato , laciniis duplo longioiibus , elUptico-oblongis, acuminatisy glabris, carina glanduloso-pubescentibus, erectls ; squamnlis hypogynis obsoletis ; staminibus medio corollae tubo insertis; caipellis interiore margine pubescentibus. — Sectio KosuLARiA DC. ümbilicus Aizoon FenzI Pugill. pl. n. 51. Hab. in praeruptis alpis Maaden-Tepessi , Tauri occidentalis alt. 8000'. — Kotschy coli. n. 204. Radices rosularum caespites parvos pulvinares efformantium flagelliformes, fibrosae. Rosulac, Saxifragae Aizoonis v. si niavis, Sempervivi hirti facie ac magnitudine, cum reliquis partibus dense glanduloso-pubescentes, steriles globosae, florigerae caulem solitarium V. 2 — 4 axillares emittentes, erecto-patulae , diametri saepe polli- caris ac majoris, basi stoloniferae ; stolones semipollicares v. pollicares, filiformes, basi radicantes , adscendentes , pauci, conferti- folii. C au las e basi plerumque declinata erecti, digitales, foliosi, apice nunc mere subcymosi 3 — Sflori, nunc corymboso-ramosi, ra- mulis 3 — 5 vix poUicaribus , saepissime longe brevioribus erecto- patulis multifloris. Folia rosulata , copiosissima , imbricato- aggregata, carnosa, lingulata , adulta 4 — 8'" longa ac 1^- — 3'" lata, obtusissima, rarius semicirculari-rotundata, basi plerumque pa- rum angustata, utrinque marginibusque ciliato-pubescentia, enervia; turionum ac caulina alterna, 2 — 6'" dissita , erecta , 3 — 5'" longa, obtusa, oblonga, decidua. Flores, Sempervivi Äir/i similes, in corymbum subcymosum convexum diametri -^ — IpoUicaris conferti, pedicellis 1 — 3'" longis, basi bracteola breviore lanceolata munitis sufTulti. Calycis subquinquepartiti demum 2 — 3'" longi laciniae lanceolatae, acutae , dense glanduloso-pubescentes, primum viridi- flavae, demum subferrugineae. CoroUa aurea, calyce duplo lon- gior, basi adnata , campanulata , ultra medium quinquefida , tubo calyce subbreviore, angulato, laciniis ellipticis v. oblongis, 1 — 2'" latis, acuminatis, pubescentibus, post anthesin subcomplicatis, ideoque facie lanceolatis, erectls, nee conni\entibus, marcescentibus. Squamulae hypogynae microscopicae 5, obovato-truncatae, planae, apice undu- latae, glabrae, filamentis aequilatae. Staminum 10 longiora 5 corollae laciniis alterna summo , breviora medio tubo inserta, calyce parum longiora; filamenta setacea, glabra. Antherae 951 •virginantes oblongae flavae, effoetae reniformes, eonnectivo tubuloso filamenti apiccm excipientes. Ovaria 5 subulata, compressa, raul- tiovulata , in styl um sub anthesi subdiinidio breviorem , rectum, apice subcapitato-stigmatosum attenuata, glanduloso-puberula. Cap- sulae, nondum perfecte maturae visac , apice patulae , calycem parum superantes, stylis 1'" fere longis coronatae, pubeiulae, flavae. 53. IJinbilicus g-Iobulariaefolius : glanduloso- pnhescens ; caudicibvs incrassatis, dernuin elongatis ; caulibus foliosis, adscendentibus; rosularuin foliis ao;gregatis , pateii- tissiniis, spathulaüs, rotundatis, iii petiolum sensim ang^ustatis, carnosis ; racemis 2 — Tfioris, corymbiformibus, per thyrsum cylindracemn elongatmn dispositis, confertis,plurimis ; calycis laciniis late ovatis , acutis; corollae (purpurascentis) calyce duplo longioris tubo acute pentag^ono, laciniis sublongioribus, ovato-lanceolatis, acuminatis, post anthesim coinplicato-suhu- latis , carina pubescentibus, staminibus corollae tubo basi insertis ; squamulis hypogynis distinctis ^ carpellis glabris, — Sectio: Rosülaria D€. Umbiiicus globulariaefolius Fenzl Pugill. pl. n. 52. Hab. in scopulis declivium rupestrium prope Svedie, Syriae. — Ketsch y coli. n. 203, Stirps perennis, primum polycephalus , caudicibus sensim elongatis, ad diametrum calami scriptorii denique incrassatis, post annos suffrutescens , prostratus. Caudex visus digitaiis, teres, carnosus, subtortuosus, foliorum delapsorum cicatricibus copiosissi- mis superne exasperatus, inferne rugosus, cortice sordide cineras- centi-testaceo vestitus , apice foliorum rosulas complures sessiles, polyphyllas, planas, majores ac minores steriles cum caulibus flori- geris paucioribus emittens. Gaules axillares, erecti v. adscendentes, simplicissimi , basi v. triente inferiore solum foliosi , abhinc in in- florescentiam thyrsoideam elongati , digitales v. palmares , crassitie pennae columbinae , cum reliquis partibus pube mollissima glandu- losa velutini. Folia rosularum ac caulina spathulata, rotundata, Sempervivorum frutescenfhim sim'ülima, 5 — 12'" plerumque longa ac 2 — 4"' apice lata, basim versus sensim angustata, carnosa, enervia, utrinque marginibusque velutina. Racemuli 2 — Tflori, copiosissimi, aliquas lineas solum in racbide angulata dissiti, alterni, patuli, thyrsum cylindrico-conicum , 1^ — 4pollicarem efFormantes, bracteolati, infimi longiores ad .summum pollicares ac breviores; p e di c e 11 i calycem aequantes v. subbreviores, quandoque subnutantes. Bracteae herbaceae, carnosulae, lineares, obtusae, pedicellorum circiter longitudine, | — li'" latae, demum fugaces. Calycis ad basim fere quinquepartiti, subglobosi, 2 — 2i"' longi laciniae ovatae, acutae, 1 — 1^'" latae, herbaceae, margine haud membranaceae, ecarinatae, flavescentes, glanduloso-velutinae. CoroUa, sordide purpurea (?), calycis subduplo brcvioris tubo adnata, 3 — 4"' longa, Ruvseggcr, lleUeii. l.Ud.2.Tlil. 61 952 Hirceoiato-campanulata, acute pentagona, parum ultra medium quin- quefida, tubo late ovato , li — 21'" lato, laciniis ovato-lanceolatis canaliculatis, acute carinatis, acuminatissimis, basi ^ — ^"' lata con- hiventibus, apice erecto-patulis , post anthesim complicatls, facie subulatis , persistentibus , dorso pubescentibus , margine glabris. Stamina 10, alterna summo ac medio corollae tubo inserta, ca- lycem aequantia; filamenta setacea, glabra. Antherae ovales, effoetae reniformes, connectivo tubuloso. Glandulae hypogynae 5, distinctae, lineares, obtusissimae, ^ — ^'" longae, glabrae, filamen- tis aequilatae. Ovaria 5, calycis laciniis alterna, subulata, com- pressa , conniventia , sub anthesi calyce breviora , interiori angulo puberula ; styli subiyilli, stigmatibus obliquis papillosis recur- viusculis. Capsulae folliculares, calyce vix exsertae, conniventes, purpureae , ad lentem vesiculoso-punctatae , nitidae , dorso laeves, intus glanduloso-puberulae, apice stylo persistente uncinulatae. Se- inina plurima, minutissima, fusca», cylindracea , utrinque obtusa, ^'" ad summum longa, longitudinaliter elevato-striata , striis trans- versim subtilissime rugosis. OBSERV. Cum praecedente nulli cognitanim specieruni propius affinis, floribus ad Echeverias accedentibus insignis. UMBELLIFEUAE. 63. ACTINOLEMA. — Saniculearum genus novum. ümbellulae 2 — Sflorae, flore central! hermaphrodito subsessili, lateralibus 1 — 4 masculis pedicellatis. Masc. : Ca- iyx pentaphyllus, foliolis rigid iscuneatis, cuspidato-mucronatis, tarinatis. Petala conniventia, oblongo-lanceolata, margini- bus reflexa, carnoso-carinata, in laciniam aequilongam eca- rinatam inflexa. Stamina 5, petalis alterna et longiora. Hermaphr. : Calyx tubo longo tuberculato, limbo ut fl. Jnasculorum submajore, persistente. Petala et stamina fl. masc, caduca. Styli filiformes. Fructus a dorso sub- compressus, oblongus; mericarpia semiteretia, quinque- vittata, quinquejuga, jugis elevatis, obtusis, uniseriatim den- tatis, utrinque dense minute-tuberculatis, haud fistulosis, vittas maximas obtegentibus, valleculis angustis, evittatis. Actinolenia Fenzl Pugill. pl. n. 53. Genus Astrantiae proximum, flore hermaphrodito solitario ac mericarpii jugis haud inflatis — minime vero vittis, in Astrantia pariter maximis, perperam ab auctoribus juga inclusa minora fistulosa diclis — diversum. — Nomen ab involucro stellatim expanso. 053 Actiiiolema eryng^ioides : annna; caule a basi di- V. trlchotome squarroso-ramoso; foliis alteniis, simplicibus, oblongis, serratis, bractealibus teniis verticillatis, spiuuloso- serratis, supremis lanceolatis trieuspidatis ; iimbellis alaribus et axillaribiis sessilibus. solitariis, involucelli 5 — ßphylli fo- liolis oblong;is, basi attenuatis, spinuloso-denticulatis , flores viridulos exsuperantibus. (tab. xii.) Actinolema eryngioides Fenzl l. c. Hab. in Syria yrope Aleppo. — Kotschy pl. alepp. n. 210, Radix annua, tenue flagelliformis , perpendicularis , ramulosa, fusca, inodora. Caulis solitarius, ab ima basi di-, circa medium frequentissime tricholome diffuse squarroso-ramosus, erectus, strictus, digitalis ac sesquipedalis, crassitie varius, illam pennae corvinae vix exsuperans, ramificatione sua in morem Eryngiorum barbae toti ha- bitum globosum concilians, teres, multistriatus, glaberrimus, nitens, vi- ridis, demum dilute stramineus, medulla farctus. Folia radicalia mox fugacia, ab aliquibus lineis ad semiunciam longa, oblonga, obtusa, in petiolum sensim attenuata, subintegra v. remote serrata, penninervia, cum reliquis partibus glaberrima ; caulina alterna, radicaübus similia, stii'pium maximorum 2 pollices ac parum ultra ad summum longa ac 6 — 8'" lata, patentissima , simpliciter ac duplicato-serrata , ser- raturis inaequalibus, acutis v. obtusis, superiorum v. angustiorum quandoque mucronulatis, inferiora petiolis lamina duplo brevioribus, subsequa longitudine sensim imminutis, semiamplexicaulibus, baud decurrentibus, canaliculato-convexis, striatis, | — 1^'" latis munita ; reliquacuncta, ad bifurcationes ramorum umbellis alaribus subtensa, bractealia, terna, verticillata, sessilia, infimarum umbellarum subaequa- lia , a praecedentium forma praeter imminutam magnitudinem ac ser- raturas parum profundiores magisque inaequales minime abludentia, subsequarum sensim breviora inaequalia, foliolo uno alterove ma- jore inciso-serrato , altero reliquisve duobus inaequi-bi-trifidis v. partitis , lobo medio productiore , omnibus argute aristato-serratis fiubspinescentibus ; suprema umbellis axillaribus v. terminalibus sub- tensa, 3 — 4'" tantum longa, lanceolata, tricuspidata, laciniis latera- libus brevioribus patentissimis, subulatis, lineam circiter longis, ter- minali productiore, saepe spinuloso-pauci-serrata, omnibus in laminam cuneatam v. linearem, margine plerumque submembranaceam, i — 1'" latam confluentibus. Umbellae copiosissimae , solitariae, in alis omnium di- v. trichotomiarum caulis ac ramorum (infimis 2 — 4 exceptis) sessiles V. subsessiles, 2 — Sflorae, polygamae, involucro subdimidio duplove longiore foliaceo , bexa-, rarissime pentaphyllo, infundibulari-campanulato cinctae. Involu cri foliola oblonga, ver- sus basim magis attenuata , obtusa , longitudine parum inaequalia, plana, umbellarum infimarum 6 — 8"' longa ac 2 — 3'" lata, sup- rcmarum 3 — 4'" longa ac 1 — 2'" lata, conferte spinuloso-denticu- lata, uninervia, grosse reticulata, primum laete viridia , sensim basi 61 * 954 marginibusque, demum omnino expallescentia ac diaphana, venulis vlri- dulis elegantissime picta, rigidula, glabenima. Fl o res 1—4, centra- lem subsessilem hermaphroditum circumstantes, masculi, pedicellis capillaribus, sub anthesi ovarium floris centralis aequantibus, 1^—3'" longis impositi. Masculorum calyx pentaphyllus, campanulatus, ^_|'// longus, foliolis aequalibus, herbaceis, rigidis, cuneato-rotun- datis V. subtrancatis, i—^'" latis, utraqus facie obtuse carinatis, subavenüs; carina in mucronem spinescent^m rectum patulum ex- currente cuspidatis, glaberrimis , viridibus. Petala calycis foliola aequanlia v. subaequantia, subdimidio angustiora, conniventia, ob- longo- V. lineari-lanceolata , marginibus replicata, dorso carnoso- carinata, in laciniam aequilongam facie ecarinatam, liberam, acutius- culam inflexa, alba. Stamina 5, sub anthesi calyce ac corolla parum exserta , fugacia. Antherae oblongae , flavae. Herma- phroditorum calyx tubo oblonge, apice constricto, decemcostato, costis tota longitudine medis denticulis minimis albidis fungosis, sur- sum spectantibus, aliis rectis, aliis subuncinulato-incurvis, plurimis, Ullisei ialibus cristatis, lateribus minute tuberculatis , limbo ut floribus masculis submajore, persistente. Petala et stamina florum mas- culorum. Styli fdiformes, patulo-recurvi, calyce haud exserti, sty- lop odii depressi margine urceolari-elevato, ore constricto integerrimo, basi cincti. Fructus a dorso subcompressus, oblongus, calycis limbo coronatus, 3'" plerumque longus, ac 1 — U'" latus, raphe margi- pali;mericarpia semiteretia, quinquevittata, quinqucjuga, j u g i s p r i- mariis elevatis, obtusis, spongiosis, minime vero fistulosis, undique papillis albis densc tuberculatis, dorso supra descriptis tuberculis majo- ri!; us dentiformibus, obtusis, uniserialibus, alternis unum alterumque latus subspectantibus, elegantissime cristatis, vi ttas sat magnas cylin- drico-tubulosas, oleo fragrante repletas obtegentibus ;jugasecunda- r i a nulla ; y a 1 1 e c u 1 a e angustissimae cum c o m m i s s u r a evittalae. Carpophorum adnatum. Semen semiteres, antice planum. EXPLICATIO TAB. XII. Fig. 1. Flos masculus. Fig. 2. Flos hermaphroditus. Fig. 3. Idem calyce expanso, ovario resecto. Fig. 4. Calycis foliola. Fig. 5. Petala a tergo et facie visa. Fig. 6. Sectio seminis transversalis. Fig. 7. Involucri foliolum. 54. Capum elegans : radice . . . . ; caule tereti, a basi dichotome ramoso , glabeiiiino; foliis majoribus tri-, minoribus bipinnatisectis , segmentis 2— Sfidis sive partitis, lacinns linearibus elongafis , acutis , integerrimis , glabris, vaoinis adpressis, semiamplexicaulibus; involucri ac involu- ceilorum foliolis 5—8, lineari-subulatis , pedicellis demum plus duplo brevioribus; calycis limbo obsoletissimo ; />e/«/es erectis, ovato-oblongh , semibißdis , lacinula acuta, inflexa j stylis capitatis, elongaüs, deßexis. Carum elegans Fenzl Pugill. pl. n. 54, Hab. in Syria circa Afeppo. — Kotsthy pl. alepp. «. »65. 955 Herba, radice non visa, duralionis dubiae, secundum speci- mina, quae prostant, bipedalis ac longe altior, Precta, glabenima. Ca Ulis crassitie pennae cygneae, meduUa farclus, teres, multislriatus, fitriis vix elevatis, infra medium praesertim cxpallescentibus, micanti- bus, a basi iterato-dichotome ramosus, ramis erecto-patentibus, rigidis, subfastigiatis, bi- v. trlfurcatione simplici in umbellam terminantibus, paniculam corymbiformem convexam , diametro facile pedalem et ampliorem effoimantibus. Folia media, radicalibus ac caulinis inferioribus non visis, sessilia , vaginis herbaceis sublinearibus, apice exauriculatis, adpressis, ramis haud latioribus, margine angusla membranaceis, pollicaribus sensimque brevioribus munita, tri-, su- pcriora bipinnatisecta, segmcntorum jugis primariis 3 — 5, secun- dariis paucioribus v. obsoletis, demum in lacinias carnosulas, acutas, integerrimas, valde inaequilongas, term;nalibus semper productioribus, foliorum majorum i — lipollicares, minorum 2 — 4'" longas ac i — I'" latas dissectis ; omnia erccta, circumferentia ovata, maxima 4", minima i" longa visa, laete viridia, glaberrima. Umbellae, ramos terminantes, involucratae, hemisphaericae, defloratae diametro 2 — 4poliicares, ut plurimum 7 — 12radiatae, radiis filiformibus, sub anthesi i — i", in fruclu i^ — 2" ac fors ultra longis, glaberrimis. Involucri universalis ac partialium foliola 3 — 7, subulato- setacea , membranacea , marcescentia , universalis — praesertim tunc quam pauciora — • unum alterumve 3 — 4'" longum , utro- rumque tarnen pluiima 1 — 2'" longa. Pedicelli sub anthesi et fructu ovario v. mericarpiis sesqui - v, subduplo longiores. C a 1 y c i s limbus subnuUus , mericarpiorum jugis apice protu- berantibus solum indigitatus. Corollae niveae petaJa aequalia, erecta , ovato-oblonga sive ovalia , l'" circiter longa ac ^ — |"' lata, semibifida, lobis obtusiusculis , dorso haud incrassata, lacinula inflexa lineari acuta v. obtusiuscula. Stamina demum exserta, petalis duplo longiora. Stylopodium sub anthesi convexum, margine repandum. Styli prinium erecto-paluli, corollam aequantes V. subsuperantes, capiliacei, albi, stigmate viridi capitati, demum patentissimi, stylopodiis incumbentes, deflexi, haud raro i^'" longi. Ovarium post anthesim subcylindrico-turbinatum, corolla aequilon- gum, glaberrimum. Fructus, semimaturus visus, l^^'^^Iongus, unamque latus, cylindrico-oblongus, lateribus compressus, glaber; mericarpia semiteretia, quinquejuga, jugis 3 dorsalibus approximatis, subincras- satis , lateralibus subminoribus marginantibus , secundariis nuüis ; valleculae univittatae, laterales dorsalibus parum latiores. Raphe fructuum juniorum, more reliquarum Carvi specierum submarginalis maturescentium subcentralis. Commissura bivittata. C a r p o- p h 0 r u m bifidum, liberum. Semen antice planum. OBSERV. Species Caro divaricato multuni accedens, licet petalis ovato-oblongis v. ovalibus, nee obovatis, crectis , nee patentissi- mis , stylis capitatis elongatis et mericarpiorum jug^is dorsalibus ma]j;is incrassatis a gencris typo abcrraiis, excludenda et ad S esciinuas rci'e- leuda videtur. 056 55. Bupleupuiti croceuiti ; anmmm, glaberrimiiin; caiile simplicissimo v. superne patenti-ramoso ; foliis cmdbiis inferioribus ainplexicaulibus , ovato-ohlongis , snperioribus perfoliatis lafe orcUis, sninmis orbicularibus , mucronulatis ; umbellis 9 — ISradiatis, involucro nullo, involucelli 3 — Spliylli foliolis ellipticis, acumiiiatis, nni- v. trinerviis, anreis ; ftori- bus cum radüs croceis ; fructus valieculis laevibus, evittatis. Bupleurum croceum Fenzl Pugill. pL n. 55. Hab. in Syria prope Aleppo. — Kotschy pl. alepp. n. 235. Slmillimum J9. rotundifolio, praeter characteres ex indole invo- lucellorum petitos, e longinquo umbellis suturate croceis ac foliis summis orbicularibus recedens. Caulis soUtarius erectus, in spe- ciminibus spithamaeis simpliciSsimus, v. pedalis et tunc superne ramis simplicissimis 2 — 3, patentibus auctus, nitidus, albidus v. purpurascens. Folia inferiora ac media amplexicaulia, ovata ac ovato-oblonga, pro varia stirpe \ — 2" longa ac 3 — 10'" lata, reliqua magis magisque latius perfoliato-ovata, cumque illis viridi-glauca , summa demum pel- tatim perfobata, orbicularia, diametri \ — l^poUicaris, flava, cuncta integerrima, margine extenuato albido nitido angustissimo elegan- tissime circumsaripta, mucronulata. Umbellae terminales, pedun- culo polUce nunc longiore v. bre\iore suffultae, exinvolucratae, plerumque 7 — 12radiatae, confertiflorae , planae v. convexiusculac, fructiferae diametro vix poUicares, nee raro dimidio minores; radii stricti, abquas lineas longi, semper erecto-patuU. Involucello- rum foliola 3 — 5, plerumque dimidiata, sub anthesi stellatim pa- tentia, in fructu erecto-patula , subaequaUa dum terna , valde inae- quaUadumquaterna V. quina, peripberica semper maxima, 2 — 4'" longa, flores fructus que una alterave linea longitudine superantia, elliptica v. oblonga, minora lanceolata , acuminata , aristato-mucronata , semper 1 — 3-, nunquam, utinB. rotundifolio, 5 — Tnerviavisa, primum aurea, demum viridia. Flores copiosissimi, pedicelbs brevissimis fructum dimidio ad summum aequantibus suflulti, crocei, stylopodio satura- tiore. Calyx, petala, stamina et fructus B. rotundifolü, triente tarnen v. dimidio minores. 56. Bupleuruiii Koechelii : anmmm, glaberriinum ; caule gracili erecto, superne tichotome patenti-ramoso, ra- mulis umbelliferis tenuissime ßliformibus , eximie fle.xiiosis ; foliis angustissime linearibus, acuminatis, obsolete trinerviis, saepe convoluto - filiformibus 5 ramulorura umbella termi- nali 3 — Tradiata, lateralibus omnibus abortivis, ad pedunciilos axillares apice 2 — 3foliolatos reslrictis, involucri ac involu- cellorum foliolis subulato-lanceolatis aristatis, fructibus bre- \ioribus, erectis, umbellulis 5 — lOfloris; fructus valieculis «vittatis. (TAB. XVIII.) »57 • Bupleurum Koechelii Fenzl Pugill. pl. n. 56. Hab. m regione inferiori Tauri occidentalis circa Gülek, — Kofscliy coli. n. '410. Herba annua, simpIex, erecta, spithamaea ac pedalis, glauces- cens, glaberrima. Caulis foliosus, gracilis, tenue filiformis, ultra medium dicholome ramosus, raniis patulis, ramulis eximie flexuosis, geniculis internodiis strictissimis , poUicaribus, semipollicaribus ac brevioribus sejunctis. Folia erecta, amplexicaulia, linearia, attenuata, aristata, 1 — 2pollicaria, ^ — \"' lata, angustiora plerumque convo- luta, filiformia, latiora plana, haec distincte 3- v. sub 5-, illa obsolete Snervia , ramea sensim breviara , ramulorum ad flexurae genicula disposita, stricta, setacea, a 3'" ad 1'" longitudine diminuta. Um- bellae in ramulis axillares ac terminales, ultimis solum perfectis, reliquis omnibus constanter abortivis , ad pedunculos superstites semipollicares et breviores, apice involucri foliolis 2 — 3 setaceis minutis stipatos restrictis, plerumque 4 — 5-, rarius 3- v. 9radiatae, convexae, diamctri poUicaris ac dimidio minoris , involucratae. Involucri ac involucellorum foliola 3 — 5-subulata v. lanceo- lato-subulata, aristata, inaequalia, 1 — 2'" longa, sub anthesi inque fructu floribus subbreviora, adpressa. Flores in umbellulis 5 — 10, intense aurei, pedicellis sub anthesi ovario aequilongis suffulti. Calycis limbus nullus. Petala, semilineam longa, aurea, quadrata, ad basim fere involuta, lacinula lata, acute emarginata, lobis oblique Iruncatis. Ovarium glaberrimum, jugis prominentibus, filiformibus, ad lentem fortiorem superne subtilissime crispatis, valleculis angu- stissimis, impunctatis, evittatis. OBSERV. Species, ramulis suis flexuosis delicatulis oniatissinia, ab affinibus B. tenuissimo et gracili fructibus giabris, a proxiino B. teuui foliis paucinerviis-^t involuceili foliolis subulatis, nee ellipticis, ab Omnibus abortu umbellarum lateralium diversa. EXPLICATIO TAB. XVIII. Fig. 1. Flos singulus. Fig. 2. Petalum a dorso. Fig. 3. Idem a facie. Fig. 4. Stamen cum anthera virginante. Fig. 5. Idem cum effoeta. Fig. 6. Fructus semimaturus. Fig. 7. Sectio fructus transversalis. 57. ELAEOCHYTRIS. — Seselinearum genus novum. Flores polygami, umbellarum nunc omnes hermaphro- diti V. masculi, nunc umbellularum centrales solum steriles, marginalibus fertiiibus. Calycis tubus in floribus masculis nullus V. obsoletus , in hermaphroditis clavatus, 5dentatus, dentibus aequalibus, persistentibns. Petala ovata, eurvata, apice subemarginato in lacinulam angustam subaequilongani inflexa. S t a m i n a 5, petalis alterna et longiora. S t y 1 o- podium primum disciforme, deiuuin luargine elevato crenato 958 circa stylos coarctato urceolare, plicatuin. Styli filiformes, elongati, recurvi. Stigma capitatum. Fructus (semima- turus) oblongus, sectione transversali teretiuscuius, margine obsoleto cinctiis ; m e ricarpia semiteretia , Sjuga , jugis doi'salibus aequidistantibus , filiformibus , vix prominentlbiis, rotundatis, lateralibus obsoletioribus submarginantibus, valle- ciilis uni-vittatis , commissura 4 — 6vittata , vittis dorsalibus maximis. Carpophorum . . . . Semen subsemiteies, antice convexiusculum, carinatum. Genus Seseli proximum, slylopodio maximo, urceolari ab Omnibus Seselinearum generibus satis distinctum, a Doremate — cui pridem (1. infra cit.) ob singularem hujus organi conforma- tionem utrisque parem, quadrantibus simul characteribus reliquis a cl. Don ab umbellarum prolificatione, calycis, petalorum, stylorum et jugorum indole ac vittarum numero petitis, consociavi — meri- carpiis minime a dorso compressis , nee in marginem dilatatum abeuntlbus, semine denique subsemitereti , facie obtuse carinato, nee compresso ae facie piano, e novissima fructuum melius evolu- torum rocognitione nune intellectis, longe recedit. — Nomena fructu ollari, oleo aetherico scatente turgido. . Elaeocliyfris meifolia : caule . . . . ; foliis 5 — 8- juge quadripinnatisectis, segraentorura supradecompositorum lacinüs angustissime lineari-siibulatis, abbreviatis, cum petio- lis secundarüs dense muricatis, superiorum caulinorum vaginis amplissimis coiiaceis ; umbellis cum fructibus glabei rimis, longe pedunculatis, ternis quaternisve verticillatis, prolifican- tibus, centraübus sessilibus fructiferis, radiantibus 3 — 4 elon- gatis , steiilibus v. polygamis ; involucri universalis oligo- phylli foliolis linearibus , flaccidis , umbellarum sterilium ac invocellorum setaceis 5 — 10, brevissimis; petalis flavis, la- cinula inflexa acuminata, apice uncinato-involuta. (tab. xix.) Dorema meifolium Fenzl Pugill. pl. n. 59. Hab. in Syria prope Svedie. — Kotschy. Herbae, ut videtur, altissimae nonnisi summitatem inflores- centiae sesquipedalem, hujus ramos sejunctos duos subpedales praeter tertium minorem vagina apice foliifera maxima inclusum, ac foliorum caulinorum pari prae oculis habeo , unde nee de statura nee de facie plantae quidquam tradere licet. Folium integrum, quod video (altero solum pinnam majoris suppetente), verosimillime caulinorum superiorum unum, vaginae tripollicari ac li pollicem basi latae, coriaceae, marginibus involutae , dorso striatae, glaberrimae , flaves- centi insidens, pede sublongius ac basi diametro transversali non- nihil angustius, circumscriptione ovato-subrotundum , obtusissimum, 959 in juga primaria ac secundaria 8, ternaria 5 et pauciora, stricte opposita, patentia quadripinnatisectum, rachide cardinali ac jugorum infimorum glabrum , segmentis partitionis tertiae poUica- ribus scnsimque brevioribus (pinnae folii majoris sesquipoUicaribus) ovalis V. oblongis, rotundatis, qua rtae bis dimidiotriplove brevioribus, late ovatis v. ovalibus , supradecompositis, lacinulis singulis lineari- subulatis , planis , i — 2i'" longis ac ^"' ad summum latis , cum rachidibus partialibus dense muricatis ;rameorum, ut videtur, ad va- ginas amplissimas (demum facile oninino aphyllas) reductorum lamina ex apice vaginae semiovatae ventricosae, ramo adstrictae, 4" longae ac 2^" latae, ultra lineam basi crassae, venuloso-striatae, purpuras- centis, rore glauco sufTusae emergens, horizontaliter patens, sesqui- pollicaris, caulinorum ad instar subquadripinnatisecta visa. Axis sum- mitatis umbelliferae glaberrimae basi crassitie pennae olorinae, medulla farcta , pedunculorum umbelliferorum dimidio tenuioruni 3 — Suncialium erecto-patentium verticillos ostendit duos, inferiorem tri-, terminalem alterum quadriradiatum , interstitio quadriunciali sejunctos quorum singuli radii florum hermaphroditorum umbella composita inter duas tresve alias, pedunculis 1;^ — 2-, demum 2 — 4- poUicaribus porrectas, involucro universali cinctas, plerumque mas- culas V. polygamas, verticillatas sessili centrali, v. inter subverticil- latas subsessili sublaterali coronantur. Involucrum umbcllae, tali modo proliferae, centralis mono- v. diphyllum, foliolis linearibus, spathaceo-convolutis , laxe patentibus v. reflexis, 4 — 8'" longis, emarcidis demum delabentibus ; umbellarum secundariarum sicuti umbellularum foliola involucralia 5 — 10, subulata , inae- qualia, laxa, harum saepe exigua squamulaeformia , illarum 1 — 2'" longa. Umbellae omnes multiradiatae , radiis subaequilongis, hemisphaericae , diametro primum 1 — l^f-? demum 2 — Spollicares, glaberrimae. Calyx florum masculorum tubo nullo v. obsoletissimo, florum hermaphroditorum clavato, laevissimo, limbo ödentato, den- libus ovatis, acutiusculis, aequalibus, persistentibus , demum marces- centibus, ^"' longis. Petala aurea, late ovata v. subrotundo- ovata, exunguiculata , apice subemarginato in lacinulam fere aequi- longam, complicatam linearem, explanatam lanceolatam, in apicem uncinato-involutum attenuatam inflexa , dorso canaliculato-depresso angustissime carinata , marginibus subrecurvat , glabra , ad lentem fortiorem pruinosa, | — i'" longa, sub anthesi patentissima. S ta- rn in a petaiis duplo longiora, antheris didymis subglobosis. Sty- lopodium florum masculorum complanatum discoideum, margine vix ultra calycis lacinias prominente crennatum, stylis nullis V. rudimentariis medio apiculatum, aurantiacum, florum herma- phroditorum auctum, carnosum, post anthesim cyathiforme am- pliatum, longitudinaliter plicatum, demum ore tumente grosse 10- crenato sive sublobato circa stylos coarctatum urceolare , |- — ^"' longura. S ty 1 i filiformes, lineam demum longi, sub anthesi patule 960 recurviusculi, in fructu a basi deflexi, stigmate capitato. Fruc- tus (semimaturus visus) glaberrimus, atroviridis, 2'" longus , ac i^'" latus, oblongus, sectione transversali teretiusculus , margine obsoletissimo cinctus ; mericarpia semiteretia , 5juga, jugis aequidistantibus, obsoletis, latiuscule filiformibiis, lateralibus submar- ginantibus, v al I e c u I i s jugis fere aequilatis, univittatis, v i 1 1 i s maximis, oleo translucente spisso, dulci, sapore gratissimo, seminum Foeniculi aequiparando , turgidissimis ; commissura crassa , suico seminis angulum excipiente intus medio exarata, vittis, reliquis subminoribus, 4, V. accedentibus quandoque duobus subtilioribus marginalibus , 6 pevcursa. Carpophorum .... Semen subsemiteres , facie commissurali subplana medio in angulum obtusum prominens. EXPLICATIO TAB. XIX. Fig. 1. et 2. Folium caulinum et inflorescentiae ramus magnitudine naturali. Fig. 3. Flos herma- phroditus. Fig. 4. et 5, Petala a dorso et facie conspecta. Fig. 6. Fructus. Fig. 7. Stylopodium ovarii foecundati. Fig. 8. Stylopodium fl. masculi. Fig. 9. Sectio seminis transversalis. Fig. 10. Summitas florigera herbae magnitudine imminuta. 58. JOHRENIA DC. — Pettcedaiieamm genus, charactere locupletato. Flor es oranes liermapliroditi. Calycis limbus obsolete qninquedentatus, dentibus earnosis, obtnsis. Petala aequa- lia, suboibicularia , basi in unguiculum obsoletum repente constricta, integerrima, arcte involuta, carina, extus in g;ra- nulum lineare clavatum incrassata, laminae partem inflexain tota longitudine usque ad lacinulae basim cum adscendente dissepimenti adinstar sndante bilocellata, lacinula minima obovata v. subquadrata. Stylopodium convexum, margine angusto, patente, nndulato. Styli breves, recurvo-patuli, obsoletissime stigmatoso-capitati. Fructus ovalis v. oblongus, glaberrimus, a dorso obtusissime lenticulari-corapressus, mar- gine tumido suberoso, laevi, area dorsali, plana, subcolorata, raphe marginali ; mericarpia quinquejuga, jugis tribns dorsalibus filiformibus approximatis quandoque depressius- culis, duobus lateralibus reniotiusculis , margini incrassato primum contignis, demum inclusis, indistinctis vittaeformibus ; valleculis planis cum commissura subspongiosa, medio canaliculato-carinata, inter margines et carinam concava, glabra evittatis. Carpophorum liberum bipartitum. Semen facie concaviusculum v. planum. — Herbae in Libano et t)61 Taiiro obviae glaberrimaev. scahrae, caule tereli, simplici v. dichotome ramoso , foliis simplicifer v. bipinnatisectis , seg- mentis bi-plurijugis cum impari, infegris v. innequi-2 — 3fidis sive partitis, lob'is aaifis, oblongis, lanceolatis v. linearibus, mnbellls 3 — Sradiatis, involucro niillo v. motiop/iyllo, iiivolu- celli 4 — öpliylli foliolis sitbnlatis v. setaceis. Johrenia DC. Mem. V. 54. t. 1. f. C. — Endl. gen. n. 4480. D i eil oro pet al um Fenzl Pugill. pl. n. 57. Genus hucusque non satis notum , in Pugillo meo {sub. n. 60) infclici commutatione cum Keramocarpo genere novo incongrue expositum, in Dichoropefalo serius — examinatis speciminibus fructiferis, benevolentia amicissimi Dr. Köchel largiüs — recog- nitum, Eriosynaphi et Polytaeniae proximum, vittarum defectu ab Omnibus Peucedanearum generibus recedens. Johrenia alpiiia: perennis , viridi-glauca ; cau- libus siniplicibiis v. subramosis , adscendentibus , glabiis ; foliis radicalibus cong^estis, pinnatlsectis, segmentis ovatis, oblongis , V. lanceolatis , nunc omnibus v. plui'imis inte- genimis terminali 2 — Sfido, nunc inaequi-2 — 3fidis sive partitis, laciniis integris v. inciso-2 — Sdentatis carnosulis, rigidulis , marginibus incrassatis venisque scahris , caulinis paucis ad vaginas cuspidatas squamaeforraes restrictis, infinio quandoque radicalibus subconformi ; urabellis inaequi-Ü — 8- radiatiS , involucro nullo v. monophyllo , involucelli foliolis 5 cumqiie illo subulatis ; floribus primuin purpurascentibus, demum dilute flavis, stylopodio convexo, croceo. (tab. xvii.) Dichoropetalum alpinum Fenzl /. c. Hab. in alpe Maaden-Tepessi Tauri occidentalis. — Kotschy coli, n. 213. Radix cylindrica, pennam cygneam crassa v. tenuior, spongiosa, alte descendens , exlus rugosa , sordide flavescens , sicca masticata saporis subacris vix aromatici, in caudicem obsoletum polycephas lum, Gaules plerumque 2 — 5 florigeros totidemque steriles juniores fasciculatos alentem , nervis foliorum consumtorum remanenlibu- erectis comatum abiens. Gaules digitales ac subpedales adscen- dentes v. e basi declinata erecti, saepe subflexuosi, plerumque ab- breviato-subramosi, oligophylli, crassitie fili emporetici mediocris v. tenuis, striati, glabri, glauci. Folia basilaria turionumque acaulium fasciculiformium erectorum v. subdecumbentium conferta, pro varia stirpe nunc li — 2", nunc 3 — 4" longa, carnosula, firmia, adscen- dentia, patula, scabrida, glauca cum laete viridibus saepe mixta, lamina petiolum caule aequicrassum canaliculato-semiteretem , Stria tum 5 rigidum , versus basim in vaginam angustam sensim dilatatum aequante v. ipso dimidio ac ultra breviore , circumscriptione ovato- 902 oblonga, oblongav. lanceolata, pinnatisecta, segmentis infimis 2 — 3, interstitiis 3 — 10 linearum sejunctis, reliquis confertioiibus, in ra- chide cuneato-alata basi confluentibus, ovatis, oblongis v. lanceolatis, a longitudine ^ — IpoUicari ad illam aliquarum linearum decrescen- tibus, latitudinem li— 3i'" rarissime superantibus, modo omnibus, modo plurimis integerrimis , terminali supremis semper productiore 2 — 3fido, modo bene-multis semi-inaequi 2 — 3ßdis v. partitis, laci- ßiis integerrimis v. inciso-2 — Sdentatis, omnibus calloso-mucronatis, incrassato-marginatis , subtus grosse venulosis papiliisque ad lentem «ubcaliosis dense consitis, scabris. Folia caulina pauca, nunc omnia ad vaginas angustas, ramos ambientes v. involventes, mar- gine anguste membranaceas , petiolares , folioso-cuspidatas restricta V. inferiorum unum alterumve in laminam trisectam, segmentis inaequalibus linearibus complicatis, v. in obsolete pinnatisectam, radicalium aemulam explicatum. Umbellae longius breviusve pedunculatae, solitariae, inaequi-3 — Sradiatae, concavae v. subplanae, sab anthesi diametri i — 1-, serius 1 — 2pollicaris , fructiferae con- tractae , radiis exterioribus longioribus, involucro nullo v. mo- nophyllo setaceo, 1^ — 3'" longo, marcescente munitae, glaberri- mae ; umbellulae multiflorae , subplanae, involucro sub an- thesi fere aequilongo cinctae, foliolis involucellaribus subherbaceis, subulatis v. setaceis, patulis, 1^ — Z'" plerumque longis, persisten- tibus, in fructu pedicellos aequantibus v. subsuperantibus. Calycis limbus obsoletus in dentes obtusissimos carnosos 5, saepe pau- ciores , quandoque subnullos incrassatus. P e t a 1 a in alabastro dorso purpurea, marginibus flavescentia v. alba, sub anthesi ochro- leuca V. sulphurea, minuta, i'" vix majora, omnia aequalia, pa- tentissima, suborbicularia , basi in unguiculum minutissimum re- pente conslricta, apice haud emarginato arcte involuta, ibique in lacinulam late obovatam v. subquadratam, integerrimam, exiguam, basim fere attingentem coarctata, tota longitudine carina , extus in granulum clavalum incrassata, intus in dissepimentum, medio ad apicem semper pronius , membranaceum laminae partem inflexam cum ad- scendente sudantem producta bilocellata. Stamina petalis parum longiora, antheris subglobosis, flavis. Stylo podium sub anthesi croceum, convexum, margine horizontali brevi undulato. Styll demum patentes, breves, stylopodii diametrum haud superantes, Fructus semimaturi ovales, a dorso lenticulari-compressi, subincras- sato-marginati, glaberrimi, mericarpiis Sjugis, jugis parum incras- satis, filiformibus, subaequidistantibus, sie dicta minora 5 (vittas textu cellulari incrassato farctas, mininie cavas oleiferas) introrsum collo- cata tegentibus, duobus lateralibus margini tumenti contiguis, nee omnino marginantibus , a dorsalibus parum remotis ; fr. maturi oblongi, 2 — 2^'" longi, 1 — i^'" lau ac i'" fere crassi , sectione transversali a dorso lenticulari compressi, marginibus rotundatis, 6uberoso-incrassatis, laevissimis, albis, supra aream dorsalem planam 9G3 V. convexiusculam , translucente albumine viridulam , nee elevatis, nee sulco manifesto ab ea discretis, cumque illa saepissime passim V. una facie purpurascentibus aut \iolaceis , apice Iruncato stylo- podio emarcido piano, ruguloso, mericarpiorum directione con- traria (a latere) comprcssiusculo , ovali, dilute umbrino , slylisque ipso brevioribus , horizontaliter adpressis persistentibus coronati. Mericarpiorum juga tria dorsalia approximata, subtilissime filiformia, vittis simillima plus minusve depressa, duo lateralia remotiora indi- stincta, margine tumido inclusa, in piano sectionis horizontalis facie punctuli virescentis utrinque conspicua — inclusorum 5 minorum in fructibus immaturis observatorum vestigium nullum. V a 1 1 e c u 1 a e angustae eviltatae. Pericarpium in area dorsali tenuissimum, chartaceum, nee membranaceum. Commissura evittata, subspon- giosa , medio carina canaliculata , carpophorum liberum, bipar- litum excipiente percursa, inter hanc et margines concava , glaber- rima, viridula. Carpophorum certe liberum. Seminis albumen antice planum v. obsoletissime concavum. OBSERV. A Johrenia dichotonia foliis soabris, simpliciter pin- natisectis 5 plerumque 3 — 4jiigi.s, segineiilis saepissime integerriiuis cum lobis incisoriim obloiigis v. I.'tneeolatis, fiurfibus apice stylopodio piano tnincato stylisqiie persistentibus horizontalibus coronato, nee conico stylis denium delabentibus recurvis niunito differt. EXPLICATIO TAB. XVI. Fig. 1. Flos. Fig. 2. 3. 4. Fe tala a dorso, facie et latere adspecta. Fig. 5. Fructus immaturus a latere. Fig. 6. Idem a dorso. Fig. 7. Fructus ejusdem sectio transversalis. Fig. 8. Fructus maturus a dorso. Fig. 9. Meri- carpii facies commissuralis cum carpophoro. Fig. 10. Sectio fruc- tus horizontalis. 5». Ferula pachyloba: caule....; foliis glaucis, ghtberrimis, rigidulis, 4 — 5jiige- decomposite- v. quadripin- natisectis, segmenti.s priinariis et secnndariis lemotis, petio- lis cxcm petiolulis teretiusculis, laciniis carnosis, abbreviatis, crasse filiformibus, apice 2 — 3lobis, lobis dentifomiibua , cla- ralis, oblusissimis ; umbellis plurimis, confertis, oppositis v. 3—4 verlicillatis, involucri ac involucelloruin foliolis 5 — 10, lanceolatis, flaccidis, membianaceis; petalorum lacinuLa in- flexa, obtusissima; mericarpiorum vittis dorsalibus sparsis, 7 — 9, snperficialihus plurimis, comraissuralibus 4 — ti. — Sec- tio: Ferülago DC. Ferula pachyloba Fenzl Pugill. pl. n. 58. Hab. in faucibus alpig Maaden-Tepessi Tauri occidentalis. — Kot- 8chy coli. n. S2T. Herba, ut videtur pijocerrimae, nonnisi summitates palmares inflorescentiae compositae ac folia duo caulina sejuneta prae oculis habeo , unde nee de facie plantae , nee de foliis inferioribus quid- quam tradere licet. Foliorum majoris lamina spithamaea de- composite-, alterius cum petiolo palmaris quadripinnatisecta, utra- rumque glauca, glaberrima, rigida, cum singulis suis segmcntis, tarn 964 cardinalibus quam extimis partialibus, circumferentia late triangulari- ovata, obtusa; majus basi diametro fere pedale; segmentorum eardinalium 4 — öjugorum, sicut reliquarum divisionum juga superiora approximata, interstitiis pollicaribus , supremis solum aliquas lineas longis remota, basi haud decurrentia, infima romotis- sima, in foiio majore internodio fere tripoUicari sejuncta visa ; ter- tiae V. quartae divisionis segmenta majora 6'", minima 2 — 3"' longa, partitionibus incrassato - filiformibus , teretiusculis v. subangulatis, apice subaequi - 2 — Slobis, lobulis dentiformibus, ^ — 4'" longis, clavatis v. ovatis, obtusissimis. Petioli (folii minoris laminam adaequans, tripollicaris) cum segmentorum petiolulis tere- tiusculi, striati, filo emporetico forti haud tenuiores, in vaginam, ut videtur haud ampliatam, sensim dilatati. Umbellae, quales sup- petunt summitates palmares aphyllae (unius speciminis digitum, alteiius pennam cygneam crassae) profunde sulcatae, copiosissimae, pedunculis inaequalibus 1 — 2pollicaribus suffultae, juxta totam ra- chidis longitudinem nunc brachiatim, nunc 3 — 5 verticillatim dispo- sitae, confertae, internodiis solum semiuncialibus v. uncialibus se- junctae, basi squamis latis (omnibus mutilatis visis) amplexae, multi- ac subinaequali-radiatae, planiusculae, sub anthesi 2 — 3 pollices diametro latae. Involucri universalis polyphylli foliola reflcxa, semimembranacea, inaequalia, 2 — 4'" longa, e basi latiore lanceo- lata V. lineari-subulata, plerumque laxe convoluta, involucellorum 5 — 10, praecedentibus subminora, caeterum homomorpha, flaccide patentia demumque reflexa, glaberrima. Umbellulae multiflorae concavae, polygamae, floribus marginalibus longius pedicellalis herma- phroditis, centralibus masculis. Florum masculorum calyx quin- quepartitus, laciniis aequalibus, triangularibus, acuminatis, ^tellatim patentibus, ^"' longis. Petala orbicularia, i'" longa, flava, basi in unguiculum repente constricta , apice haud emarginato invo- luto in lacinulam obsoletam latam obtusissimam v. retusam pro- ducta, carina dorsali obtusissima in granulum carnosum clavatum in- crassata. Stylopodium subcomplanatum, rima transversali bilobum, orbiculare, margine calycis lacinias superante obtuse crenatum, cro- ceum. Stylorum vestigia nulla. Florum hermaphr odito- rum calyx limbo Sdentato, dentibus ut fl. masculis persistentibus. Petala, stamina et stylopodium fl. masculorum, Styli brevissimi, erecti, demum patuli, ^"' vix longiores. Ovarium grossißcatum ovale, a dorso modice compressum, margine dilatato in- crassato cinctum, glaberrimum. Mericarpia 5juga, jugis 3 dorsali- tus approximatis, crassis, valde prominentibus, lateralibus obsoletioribuS margini tumenti contiguis, vitticulis superficialibus copiosis tenuissimis percursis, valleculis profundis, late 1 — 2vittatis, jvitticulis 1 — 3 lateralibus, subtilioribus sub jugis plus minusve reconditis, utrinque auctis. Commissura 4 — 6vittata. Loculi antice plani. Fruc- tus desiderantur. — Herba quoquo loco, imo apice foliorum 065 sauciata, gummiresinam cvoceam, siccam fragilem, fereinodoram, i;^ (|> (^ Ha<^ ENTOMOLOGIE von LUDlVia REDTENBACHER, Med. Dl-., Pracliianleii ixni k. k. Hof - Naturalicukabiiiete in Wicii. BEMERKUNGEN ÜBER DIB IN SYRIEN VON THEODOR KOTSCHY GES^AÜIiriEIiTEIV KÄFER. Ein so grosser Theil der ausgedehnten Küsten des mittelländischen 3Ieeres auch schon in naturhistorischer Hinsicht, vorzüglich in neuerer Zeit, untersucht worden ist^ so allgemein auch die Erfahrung seyn mag, dass eine grosse Uebereinstinimung der Insektenfaunen zwischen Europa's und Afrika's Küsten an diesem 31eere herrsche, so mag es doch zur Zeit nicht ohne Interesse seyn, Untersuchungen anzuführen, die, wenn sie auch nicht viel des Neuen bie- ten, doch die Richtigkeit der schon gemachten Erfahrungen von Neuem bestätigen und wenigstens einen kleinen Bei- trag zur einstigen Bearbeitung des noch im argen Dun- kel liegenden Faches, der e ntom o logisch - geogra- phischen Untersuchungen liefern können. — Die von Th. Kotschy eingesendeten Käfer sind von ihm theils auf der Insel Cypern, in der Umgebung von Paphos nnd dem Berge Olympus, theils an der syrischen Küste von Beyrut nordwärts und in den Thälern des west- lichen Taurus, ira heutigen Caramanien eingesammelt worden. — ich hatte Anfangs die Absicht, die auf Cypern gesammelten Käfer getrennt anzuführen , allein der geringe Unterschied in ihren Formen von denen der syrischen Küste und vorzüglich die nicht immer genau befolgte Angabe des Fundortes bewogen mich, diese Trennung zu unterlassen. 974 Der Typus der herrschenden Formen ist ganz der der beiden grossen östlichen Halbinseln von Europa, — For- men, die durch Sendungen aus der südlichen Türkei und vorzüglich aus der Umgebung von Constan tin opel , fer- ner durch vviederholte Durchforschungen von Sicilien, den europäischen Sammhingen wenig Neues mehr bieten. We- nige, mit Ausnahme einiger allgemeiner verbreiteter Mala- somen, erinnern an afrikanischen Boden. Von der Gattung Cicindela fand sich blos eine Art, nämlich die in Sicilien häufiger vorkommende C. sicula Gene, der C. niaura sehr ähnlich, von der sie sich aber constant durch die Stellung der Punkte auf den Flügeldecken zu unterscheiden scheint, indem bei C. maura die mittleren Punkte eine nach vorne offene ßogenlinie bilden , während sie bei C. sicula in einer geraden Querlinie stehen. — Unter den Laufkäfern mit abgestuzten Flügeldecken fanden sich Brachinus crepitans und sclopeta aus Syrien; von der Gattung Cymindis; C. suturalis von der syri- schen Küste und zwei neue Arten seriepunctata (No.l)* und adusta (No. 2) von der Insel Cypern. — Unter den Scariten waren von der Gattung Scarites: Sc. planus und arenarius Bonetü, beide von Syrien, und eine neue Art: 8c. punctato striatus (No. 3) von Cy pern, dem Sc. are- narius nahe verwandt, aber durch die ganz seichten , stark punktirten Streifen deutlich unterschieden ; von der Gattung D i t o m u s : D. d i s t i n c t u s jf)ej. und tricuspidatusF. von Cypern; Cephalotes nobilis 7)ej. wurde in grosser An- zahl um Paphos gesammelt. — Auffallend war unter der Ausbeute vom Berge Olympus eine neue Art aus der Gat- tung Morio, die, meines Wissens, in der alten Welt sich inner- halb der Wendekreise bis jetzt beschränkte, in dem, dem M. monilicornis sehr ähnlichen M. o lympicus (No. 4), zu finden. — Von eigentlichen Caraben waren nur drei * Die beigeschlossenen Nummern beziehen sich auf die der nach- folgenden Beseht eibungeu und Abbildungen der Tafeln A. und B. 975 Alten: eine neue schöne Art der Gattung Procerus aus Syrien, P. syriacus (]No. 5), durch die kurze, gedrungene Form von den übrigen Arten abweichend; dann eine Art von Procrustes, die aber kaum von dem P. Cerisyi Dej. verschieden zu seyn scheint, vom Berge Olympus; endlich eine neue, ausgezeichnete Art von Carabus: C. paphius (No. 6) aus Syrien. — Von C h I a e n i u s fanden sich zwei Arten: Chi. velutinus und chrysocephalus, von der Gattung Licinus nur eine Art L. siculus Dej. vor. — Reichlicher waren die Arten aus der grossen Ab- theilung der Feronien vorhanden. Von der Gattung Pri- stonychus fanden sich fünf Arten aus Cypern und unter diesen zwei neue: P. crenatus (No. 7), P. quadricoli- lis (No. S) , dann t e r r i c o 1 a Oliv, venustus Clairville, und complanatus Dej. — Von der Gattung Calathus waren: C. latus und graecus Dej. und C. ciste- 1 0 i d e s Illig. , sämmtlich in grosser Anzahl auf dem Berge Olympus eingesammelt, und die nähere Betrachtung der vielen Exemplare erwies vollkommen die Richtigkeit der Bemerkung Dejean's, dass diese drei Formen wohl nur Ab- stufungen einer und derselben Art seyen. — Von der Gat- tung Feronia war nur eine Art vorhanden, und diese neu: Feronia punctata (No. 9). Da dem einzigen Exemplare sowohl Kiefer- als Lippentaster fehlen, so kann ich nichts Bestimmtes über die Gattung dieser neuen Art sagen, und obwohl die äussere Form ganz die des Argutor vernalis ist, so deuten doch der vollkommen abgerundete Kinnzahn und die tiefgestreiften , mit stark verworren punk- tirten Zwischenräumen versehenen Flügeldecken auf eine neue Gattung. — Aus der Familie der Dityscen fanden sich: Colymbetes nigricollis Dahl und bipunctatus F., so wie Hydroporusplanus in zahlreichen Varietäten. — Von Brach elytren fanden sich nur: O cypus olens in riesigen Exemplaren von der Insel Cypern, Philonthus sanguinolentus und politus von der syrischen Küste. 976 Reichlicher waren die Repräsentanten der Familie der B u- prestiden, und zwar aus der Gattung Julodis: J. Eh- renbergii De Laporte, J. syriaca Oliv., dann zwei neue Arten: J. intricata (No. 10) und J. sulcata (No. 11), der J. Andreae Fahr, am nächsten verwandt, alle vier Arten aus Syrien, dann von der Gattung Chalcophora eine neue Art: Ch. quadrioculata (No. 12) aus Syrien, endlieh von der Gattung' Anthaxia: A. nitid ula, A. cichori und A. umbellatarum vorhanden — VonMelyriden fanden sich: Malach ins aeneus, M. coccineus Erichson, M. bipustu latus, M. viridis, ferner eine neue Art: M. ephippiger (No. 13), alle fünf aus der Umgegend von Aleppo; von der Gattung Anthocomus: A. san- guinolentus aus Cypern , A. equestris aus Syrien; von der Gattung Dasytes: D. bipustn latus von Cypern und eine neue Art: D. vulpinus (No. 14) aus der Umge- gend von Aleppo. — VonTeredilen fanden sich T rieh od es Zebra Falderm. von der syrischen Küste, eine persische Art, die aber auch von Herrn Kotschy in der Umgebung von Kairo gesammelt wurde; ferner Tr. crabroniformis F. und Tr. quad ripustulatus Dejean. — Aus der grossen Familie der Clavicornen fand sich, mit Ausnahme des über ganz Europa verbreiteten Dermestes murinus, nur eine einzige Art aus Syrien , die trotz ihrer Aehnlich- keit mit der Gattung Attagenus doch mit Recht eine neue Gattung bildet, wofür die kurze Körperform, der Bau der rüsselförmig verlängerten Unterkiefer und der Mangel der Nebenzungen an der Lippe zu Genüge sprechen, nämlich: Telopes dispar (No. 15). — Von Lamellicornen fanden sich in reichlicher Menge : Gymnopleurus pillu- larius und flagellatus aus Syrien, Cop ris p aniscus und Onitis clinias aus Cypern. — Von der Gattung Onthophagus waren ausser O. nutans und O. nuchi- cornis zwei neue Arten: 0. centromaculatus (No, 10) und 0. uleppensis (No. 17), beide aus Syrien; von der 977 Gattung Apitodius: A. granarius, foetidus, sordidus und luridiis von der Insel Cypeni, und eine neue Art: A. suturalis (Nu. 1 8) aus Syrien vorhanden. — Von den M e I o- lonthen war nur die Gattung Aanphicoma zahlreich re- präsentirt durch Arten , die sowohl dem südlichen Europa als dem südlichen Rnssiand und Persien eigenthümlich sind, und zwar durch; Amphicoma line ata Oliv., A. psilotri- c h i us Kollar , A. syriaca (No. 19) , und A. c %ip rip ennis CNo. 20) (letztere beide neue). Von der grossen Familie der Melasoraen fand sich nur eine geringe Anzalil von Arten, die sich grösstentheils au den europäischen Ki'tsten wieder finden. — Erodius g i b b u s, P i m e l i a s i c u 1 a, T a g e n i a f i 1 i f o r m i s , T e n- t y r i a s i c u 1 a und A d e I o s t o ra a c a r i n a t u m in grosser Anzahl , waren von der Insel Cypern, Zophosispunctata Dej., Trachyderma hispida, Akis spinosa und Tentyria grossa Bej. von der syrischen Küste. — Aus den übrigen Familien der He teromeren fanden sich keine Repräsentanten, mit Ausnahme der Gattungen Helops, die durch H. caeruleus F. vertreten ist, und Mylabris, von der sich, nebst den weit verbreiteten Arten: 31. cincta Oliv., (ju adripunetata Bilb. und Dahliiöej., noch zwei neue Arten sich vorfanden , nämlich M. caeruleo- m aculat a (No. 21) und M. sexnotata (Ho. 22). — Von der Familie der C u r c u 1 i o n e n war nur Weniges gesammelt. Von der Gat- tung ß r u c h u s fanden sich bloss drei Arten : B. im b r i c o r- 11 is Pz. und B. granarius, die dritte Art, B. signatus (No. 23) ist neu. Die Gattung Phytonomus lieferte nur eine, aber neue Art: Ph. picttis (No. 24). Aus der Gat- tung Larinus waren zwei sehr verbreitete Arten: L, Cy- narae Fabr. und L. laceae in zahlreichen Exemplaren auf Cypern gesammelt; endlich fanden sich noch von Ty- chius eine neue Art: T.alb ogiittatus (No^ '15^, wie auch eine gleichfalls von Mononychus: M.syriacus C^o. 26). — Von Ce r am by einen fanden sich nur drei Arten: 978 Cartallum ruficolle Fabr., Agapanthia Asphodeli Latr, und Sap er da humer alis Menetries (No. 27), alle drei an der syrischen Küste. — Von Chrysomeli- uen fanden sich von der Gattung- Galle ruca eine neue Art: G. thoracica (No. 28), von Chrysomela: Ch, Banks ii Fabr., Ch. regalis Oliv, und Ch. adonidis Fabr., alle drei auf Cypern. — Von der Gattung Clythra sind drei Arten: C. quadripunctata Fabr., Cl. alep- pensis (No. 29) eine neue Art, und C. unifasciata Menetries (No. 30) vorhanden. Ich hielt diese letztere für neu; erst, nachdem die Abbildung vollendet war, fand ich, dass selbe schon in den Memoires de l'Acade- mie des sciences de St. Petersbourg von Mene- tries beschrieben und abgebildet sey. — Von Labidos- tomis fand sich ausser L. taxicornis Fabr. noch eine neue Art, L. lineola (No. 31), an der syrischen Küste. Wien, den 1. October 1842. M^er Verfasser. Coleopterorniu Syriae geiiera et species novae. 1. Cymindis scrie- punctata: Ni.gra, punctata; thorace riifo-brunneo; ore, anteiinis , elytiis marpiie exte- liore lineolaqiie hiimerali cum iTiar2:ine conjuncta pedibusque feiiugineo-pallidls ; elytiis profunde punctato-striatis , inter- stitiis seriato-punctatis. — Long'. 4'". Cymindi homagricae proxime accedens, striis profunde punc- tatis , interstitiis punctis in series digestis lineolaque humerali cum margine cohaerente piaecipue distincta. — Caput nigrum aut nigro-piceum , nitidum , sparse atque subtiliter punctatum , ad mar- gineni interiorem oculorum fortius rugoso-punctatum. — Tho- rax margine omni fortiter punctato, disco, subtiliter transversim rugoso. — Elytra profunde striata, striis subtiUter punctatis, in- terstitiis planis punctisque minutis in seriem unam plus rainusve regulärem digestis, nigra, nitida, margine laterali late, apicali an guste maculaque humerali lata, interstitium quartum attingente, acuminata flavo-ferrugineis. Habitat in insula Ci/pro. Ä. Cymiiidis adusta : Rufo - testacea , punctata ; capite, thorace elytrisque postice nigris , bis profunde striatis, striis laevibus, interstitiis ruditer rugoso-punctatis. — Long;. 3|'". Caput nigrum, nitidum, fortiter punctatum punctis in fronte confluentibus. — Thorax niger aut nigro-piceus, margine plerum- que omni rufescente , fortiter rugoso-punctatus , disco leviter cana- liculato, transversim rugoso. — Elytra plana, profunde striata, ßtriis omnino laevibus, interstitiis convexis fortiter sparse punctatis, rufo -testacea, apice macula magna communi arcuata, nee apicem nee marginem lateralem attingente, antice attenuata, in medio disci evanescente, nigra. — Corpus subtus nitidum, capitis lateribus, thorace scapulisque fortiter punctatis, abdomine laevi, impunctato. Habitaf in locis biimidis arenosis sub lapidibns in insula Cijpro. 3. fScarites punctato - striatns : Alatus; ater, nitidus 5 tibiis anticis externe tridenticulatis ; elytris oblongis, 980 parallelis fortiter punctato-striatis , interstitiis planis , tertio- que punctis tribus majoribus impressis. — Long. 6'". Scar. arenario similis, sed striis fortiter punctatis , interstitiis planis reliquisque notis distinctus. — Caput transversum, basi parce ruditer punctatum, antice bis impressum, longitudinaliter rugosum, rugis densis, profundis, frontem laevem elevatam includentibus. — Antennae rufo-brunneae, thoracis basin attingentes , articulo ultimo ovato. — Thorax transversus, capite elytrisque latior, leviter transversim rugosus , linea transversa antica lineaque longi- tudinali media sat profunde impressis. — Elytra thorace multo angustiora et illo vix triplo longiora, parallela, leviter striata, striis regulariter et sat evidenter punctatis; interstitiis planis, tertio punctis tribus majoribus impressis , ultimo dense granulato-punctato. • — Corpus subtus nigrura, ad latera dense punctatum. — Pedes nigro-picei, tarsis rufescentibus ; tibiis anticis raargine externe tri- denticulato , dentibus parvis, superiore obsoleto. Habitat ad littoia maris in insula Cypro. 4. Morio olympicus: Niger, nitidus, antennaruin avticnlo primo, palpis femoribusqne rnfescentibns ; elytris elongatis, parallelis, depressis, profunde striatis, striis evi- denter punctatis. — Long-. 5|'". Statura M. monilicomi proxime affinis , sed minor , elytris depressis, striis evidenter punctatis. — Caput magnum, nitidum, laeve, fronte sulcis duobus longitudinalibus arcuatis, antice conver- gentibus, linea transversa antica profunda, postica obsoleta limita- tis; antennis articulis quatuor : primis nudis, sequentibus pube densa, rufescente obtectis. — Thorax subquadratus , latitudine paulo brevior, capite paulo latior, antice truncatus, in medio leviter emarginatus, postice sensim angustatus , angulis posticis fere rectis, supra parum convexus, canalicula longitudinali , nee basin nee apicem attingente , profunda , lineaque ad basin in medio inter marginem externum et lineam longitudinalem utrinque fortiter im- pressis. — Elytra thorace vix lateriora, parum convexa, dorso plana, sat profunde aequaliter punctato-striata, interstitiis laevibus, tertio puncto postice impresso, margine laterali punctis pluribus irregularibus sat magnis, profunde impressis. — Corpus subtus nigrum , nitidum, laeve; quodlibet segmentum abdominis foveola plana utrinque impressa. — Pedes piceo-rufescentes, femoribus rufo - piceis. Habitat siib lapidibus in monte Olympo insulae Cypri, 5. Procerus isyriacus: Niger; thorace convexo, marginibus lateralibus rotnndato, rugoso; elytris tuberculatis, tuberculis inaequalibus, irregularibus. — Long. 15'". Inter species hujus generis vix non minimus, niger, nitidus. Caput rugosujn, ad, latera longitudinaliter impressum ; labro trans- 981 verso rugoso ; mandibulis brevibus, validis, unidentalis, apice arcua tis; oculis promincntibus, globosis ; antennis caput cum thorace longiludine non superantibus, nigris apice fcrrugineis. — Thorax convexus marginibus lateralibus rotundaüs, antice posticcque sub- sinuatus, angulis posticis obtusis, rotundaüs, supra profunde atque irregulariter rugosus. — Scutellum parvum, subtrigonum, glabrum. — Elytra convexa, tuberculis majoribus minoribusque glabris, inordinatim dispositis rugosa. — Thorax subtus, abdomenque ad latera eroso-fovcolatum. — Kollar. Habitat in Sijria in monte Cassio (Gebel-Okra) in elevatione 6000 pcdiunn supra niare. 6. Carabus papliiuis: Elongato-ovatns , ater; tho- race transverso, ru2;<)so punctato; elytiis intricato-foveolatis, elevato-iiiterrupte-striatis. — Lon». 10'". Caput subtiliter punctatum, punctis in rugas subtilissimas in vertice confluentibus. — Thorax transversus, longitudine multo latior, antice parum emarginatus, ante medium dilatatus, postice angustatus, margine postico leviter bisinuato angulisque parum productis, rcflexis, rotundatis, supra modice convexus, in disco subtiliter, ad latera posticeque ruditer rugoso-punctatus lineaque media longitudinali nee apicem nee basin attingente tenui. — Elytra oblongo-ovata, convexa, post medium perparum ampliata, apice non sinuata, irregulariter rugoso-fovcolata, foveolis lineas longitudinales elevatas plus minusve obsoletas et interruptas for- mantibus, margine laterali granulato- punctato. Habitat in insula Cypro , prope Paphos. f. Pristonycliiis crenatus: Alatus ; ater; tho- race coerulescente, subcordato, postice utrinque impresso punctatoque ; elytris cyaiieis , crenato - striatis, interstitiis elevatis; tibiis intermediis rectis. — Long. 7 — 1\"'. Prlstonycho vemisfo similis, sed major, alatus, interstitiis carinatis et cet. distinctus. — Caput nigrum, latitudine longius, punctatum, ad latera leviter rugosum, oculis parum prominentibus. — Thorax subcordatus, antice longitudine latior, postice sensim angustatus, angulis posticis subrectis^ non reflexis , supra undulatim rugosus , postice utrinque leviter impressus sparseque profunde punctatiis. — Ely tr a cyanea, basi thorace sesquilatiora, oblongo- ovata, postice ampliata, profunde striata, striis crenato-punctatis, interstitiis elevatis, subcarinatis. — C orpus subtus atrum, nitidum, pleuris punctatis. — P e d e s nigri, tarsis piceis tibiisque intermediis rectis. Habitat in insula Cypro, in Ugno putrido. S- Ppisfonyclius quadricollis : Aptenis; ater, nitidus; thorace quadiato . postice utrinque impresso; elytris subcyanels, laeve striatis, interstitiis planis, subtilissime 982 coriaceis; tibiis intermedüs vectis; antennis, palpis, coxis, geniculis tarsisque rufo- brunneis. — Long. 5|"'. Stalura Pristony cho amethystino siniilis. — Caput latitu- dine vix longius, nitidum, laeve, fronte bi-impressa, subtilissime rugosa. — Antennae thorace multo longiores, rufo-brunneae, articulis tribus primis obscurioribus. — Thorax quadratus, antice vix, postice perparum sensim angustatus, angulis posticis sub- rectis, supra parum convexus, subtilissime transverse rugosus, linea media longitudinaU sat profunda impressa, margine antico dense, laterali posticoque parce fortiter punctato, postice utrinque leviter impressus. — Elytra subcyanea, basi thorace sesquilatiora, oblonga, in medio vix ampliata, parum convexa, simpliciter et sat profunde striata, interstitiis planis, subtilissime coriaceis, stria- que octava serie punctorum majorum impressa. — Corpus subtus cum pedibus atrum, coxis, geniculis tarsisque rufo -brunn eis ; tibiis intermedüs omnino rectis. Habitat in insula Cypro, 9. Feronia punctata: Brunnea; thorace qua- drato, subcordato, punctato, postice utrinque impresso; elytris punctato-striatis; interstitiis convexis fortiterque punc- tatis. — Long. 4'". Facies fere Arguforis vernalis , sed novum constituere vide- tur genus ob mentum in medio dente integro instructum, Fero- niis alienum ; deficientibus autem in nostro exemplari tpalpis , tarn maxillaribus externis tam labialibus , Feroniis adhuc adjunxi sec- tum, habitu externo illis tam propinquum. — Caput triangu- läre, subtiliter punctatum. — Thorax subquadratus, ante medium dilatatus , postice sensim angustatus , supra in disco obsolete , ad latera densius fortiusque punctatus , postice utrinque impressus, lineaque media longitudinali sat profunda. — Elytra thorace paulo latiora, oblonge -ovata, profunde striata, striis parce punctatis, in- terstitiis convexis, irregulariter punctatis ultimoque punctis majori- bus impressis. — Corpus subtus obsolete , pleurae epipleuraeque fortius punctatae. Habitat in insula Cypro. 10. JTulodis intricata : Cnpreo - aenea ; supra rngoso-punctata, tnbercnlis intricatis laevibus, subtus punctata, albido-pilosa, — Long. Si'". Caput dense rugoso-granulato-punctatum , longe albido-pilo- sum, lineaque longitudinali media subtilissima impressa. — Thorax transversus, ante medium dilatatus, apice subito angustatus, trun- catus, postice sensim angustatus, basi iterum dilatatus, angulis productis, subacutis, margine postico profunde bisinuato, lobo medio rotundato, supra dense profundeque punctatus tuberculis numerosis, inordinatis, confluentibus, politis, pube rufa accumbente 983 pilisque longis sparsisque albidis vestitus. — Elytra thoracls basi vix latiora, sed illo plus triplo longioia, rugoso thoracc sub- tilius granulatoque punctata , parcc rufo - pubcscentia , tuberculata, tuberculis numerosis conflucntibus irregulariterque dispositis, glabris laevibusque nitidis. — Corpus granulato - punctatum , margine segmentorum apicali polito , cupreo-aeneum, antennis tibiis tarsis- que purpuiascentibus. Habitat in Syria, Aleppo. 11. Julodis siilcata: Viridis vel viridi-aenea; ca- pite thoraceqiie foveolato-nigosis, flavo - villosis ; elytiis elevato-rugoso-striatis lineisque longitudinalibus albido-villo- sis. — Long. 9—12'". Caput et thorax fortiter rugoso-foveolati, dcnse flavo villosi, hicque linea longitudinali media obsolcta, brevi instructus. — Elytra thoraci basi vix latiora sed illo plus triplo longiora, foveolato-rugosa, rugis strias longitudinales elevatas plus minusve reguläres formantibus , quarum singulae tres , parce villosae , linea longitudinali, tomento denso albido obducta separantur. — Cor- pus subtus viride , aut viridi-aeneum , margine apicali segmentorum abdominalium pedibusque purpurascentibus , in medio parce, pleurae maculaque lateralis in quolibet segmento densius villosae. Habiat iu Syria. 13. Clialcophora qnadrioculata : Nigra, aeneo micans, tliorace ad latera elytvisque basi erosis, albo ad- spersis; Ins basi utrinque nigio-biocellatis. — Long. 13'". Tota nigra , aeneo micans. — Caput longitudinaliter impres- sum, punctatum, antennis leviter serratis, oculis luride-flavis. — Thorax transversus, medio glaber, punctatus, ad margines late- rales plagis majoribus erosis, subrugosis, plus minusve albido ad- spersis. — S c u t eil um minimum vix conspicuum. — Elytra ob- longa , apice acuminata , subaequalia , obsolete irregulariterque punctata, basi erosa, albo adspersa, maculis utrinque duabus nigris, glaberrimis, in reliqua superficie punctis albidis irrorata lituraque utrinque pone medium V-formi. — Pectus et abdomen punctata, albo - adspersa. — Kollar. Habitat in Syria. 13. Iflalacliius epliippig-er : Caeruleo-virescens; ore, thoracis angulis anticis elytrisque coccineis, liis ma- cula conamuni dorsali, postIce dilatata. — Long. 3'". Caput rugoso-punctatum, genis , clypeo, labro mandibulisque pallide rubris. — Antennae leviter obtuse serratae , articulis tribu» primis subtus pallidis. — Thorax transversus, aequalis, angulis rotundatis, posticis reflexis, anticis coccineis. — Scutellum trans- versum, apice rotundatum, virescens. — Elytra coccinea, macula magna, communi, basali, ante medium angustata, pone medium Riissepscr, l'.ciscii. i. Bii. 2. Thl. 63 084 dilatata, longe ante apicem rolundata, ooeruleo - virescente ornata, pilisque nigris rigidis uti caput et Ihorax obsita. — Corpus subtus cum pedibus coeruleo-virescens, cinereo-pilosum. Habitat in St/ria, Aleppo. 14. Dasytes vulpiiius: Subtus nig-er, g^riseo- pubescens, supra aeneo-virescens, flavo-cinereo-tomentosus, pilisque nigris , ligidis obsitus. — Long. 2^'". Das. r'igido similis, sed duplo major, colore thoracisque structura distinctus. — Caput trianguläre , punctatum , fronte im- pressa, oculis parum prominulis, antennis obtuse serratis. — Tho- rax transversus, antice angustatus, pone medium dilatatus, postice rotundatus, supra subtiliter punctatus, tomentosus, pilisque sparsis rigidisque tectus. — Ely tr a thorace paulo laliora, postice dilatata, flavo-cinereo-tomentosa, irregulariter punctata punctisque elevatis, singulis pilum nigrum rigidum emittentibus , in series plus minusve reguläres dispositis ornata. — Corpus subtus nigrum, nitidum, subiilissime punctatum, cinereo -pubescens. Habitat in St/ria, Aleppo. TELOPES genus novum. Antennae: 11-aiticulatae; in marearticulo ultimo maximo, antecedentes longitudine valde superante , in femina clava tri-articulata, perfoliata, articulo ultimo duobus antecedenti- bus longitudine aequali. L a b r u m : semirotundatum , integrum. Mandibiilae: breves, validae, arcuatae, apice bidentatae. 3Iaxillae: basi corneae, malis raembranaceis, apice fas- ciculato-barbatis, mala externa apicem articnli secundi pal- porum vix attingente : palpis quadriarticulatis , filiformibus; articulo primo minimo, secundo conico incurvo, tertio brevi conico, ultimo, secundo tertioque longitudine aequali, in medio constricto , apice obtuse acuminato. M e n t u m : quadratum. Labium: membranaceum , apice emarginatum , paraglos- sis vix ullis ; palpis tri - articulatis : articulo primo minimo, secundo brevi conico, tertio elongato ovato, apice obtuse acuminato, praecedentes longitudine superante. Pedes: validi, tibiis spinosis, tarsis quinque- articulatis. Genus Aftageno affine, sed corporis structura brevi, tnaxillis, labioque paraglossis vix instructo sat distinctum. 15. Telopes dispar : Ovatns, niger, griseo-tomen- tosus ; elytris brunneis , basi nigris ; tarsis rufescentibus. — Lona:. 2'". 985 Var. a. Pallide-fuscns, abdoinine, capite, tlioraceque piceis. Var. ß, Totus pallide ferrugineus. Caput panuni, rotundatum, fronte plana, ore producto, maxillis palpisque niaxillaribus valde prominentibus. — Antennae basi liberae, in femina vix, in mare paulo capite longiores, nigrae. — Thorax transversus, antice angustatus et emarginatus, postice in niedio productus, angulis posticis acutis , supra convexus, aequalis, subtilitei' dense punctatis, griseo-tomentosus. — Scutellum minu- tum, depressum , tomentosum. — Elytra thorace paulo latiora, basi, angulo humerali et scutellari rotundatis, supra convexa, dense subtiliter punctata, tomentosa brunnea, basi late nigra, aut tota pallidcfusca. — Corpus subtus nigrum, cinereo-tomentosum, non- nunquam pallide - fuscum. — P e d e s nigri , tibiis spinosis , tarsis rufescentibus. Habitat in Syria. 10. Oiit]iopliag:uis centromaculatus : niger; elytris luride testaceis, sutura maculaque cominuni poue medium nigris ; tibiis antids tridentatis. — Long. If ". Colore elytrisque brevissimis a caeteris distinctus. — Caput nigrum , antice rotundatum , vix emarginatum , supra ruditer granu- lato-punctatum , linea obsoleta elevata semicirculari aliaque elevata transversa (forte femina?) in vertice armatum. — Thorax trans- versus, in medio posticeque rotundatus, supra aequalis, ruditer punctatus pilisque raris cinereo - flavescentibus obsitus. — Elytra thorace vix longiora , parum convexa , striato- punctata , interstitiis seriato-punctatis , limbo externo tenuissime , sutura maculaque ro- tunda pone medium , sutura contigua nigris. — Corpus cum pe- dibus nigrum. - — Pectus parce punctatum , postice in medio ante coxas posticas profunde foveolatum. — T i b i a e anticae tri- dentatae. Habitat in Syria. 17. Ontliopliag^us aleppensis : Aeneo-niger; ca- pite tuberculato; elytris testaceis, sutura runcinato-dentata niaculisque sparsis nigris; tibiis anticis quadridentatis. — Long. 2—^"'. Mas. Capite cornuto, cornu conico lineaque obseleta semicirculari, antica. Clypeus vix emarginatus. Femina. Linea semicirculari distinctiore in medio clypei lineaque valde elevata transversa in vertice. Clypeus valde emarginatus. Onthophago nuchicorni affinis et minoribus ejus individuis magnitudine aequalis. — Caput semirotundatum, obsolete angula- tum, in mare vix, in femina profunde apice emarginatum, supra punctatum , margine antico in utroque sexu reflexo , vertice in mare cornu brevi , crasso , conico , in femina linea valde elevata , trans- versa, utrinque rotundata armato. — Thorax niger, parum aeneo-nitens, convexus, aequalis, sparse punctatus, antice angustatus G3* 98G angulis acutis, in mcdio dilataUis, posticc rotundatus. — Elylra brevia, depressa, punctato - striata, intcrstiliis scriatim punotatis, testacea , sutura plus minusve runcinato -dcntata niaculisque sparsis irregularibus nigris. — Corpus subtus cum pcdibus nigrum parum aeneo micans ; pectus rüde ad latera punctatum. — T i b i a e an- ticae quadridcntatae, dentc quarto minimo , obtuso. Habitat in Syria. IS. Apilodiuä suturalis: Niger; tarsis rufescen- tibus; elytris luride albis , limbo tenuissiine, sutura late nigris. — Long. 1|'". Aphod. merdario magnitudine aequalis coloreque affinis, sed intcrstitiis elytrorum planis, impunctatis, albicantibus sat dis- tinctus. ■ — Caput nigrum, punctatum, obsolete unituberculatum, antice Iruncatum , vix emarginatum. — Thorax longitudine paulo latior, lateribus posticeque tenue marginatus, subtiliter pünctatus, totus niger. — S cutcllum breve, trianguläre, nigrum. — Elytra latitudine vix sesquilongiora , apice leviter sinuata , angulo suturali acuto , striato-punctata, interstitiis planis, impunctatis, albido-pal- lescentibus, margine exteriore tenuissime, sutura ad striam primam usque nigris. — Corpus subtus nigrum. — Pedes nigri , tarsis rufescentibus. Habitat in St/rta. 19. Amphiconaa syriaca: Chalybeo-caerulescens^ elytris flavo-lineatis 5 basi cupreis; abdomine rufo, piloso. — Long. a—7'". Amphicomae lineatae Oliv, affinis. — Caput chalybeo- caeruleum , punctatum, nigro-pilosum, palpis antennisque nigris. — Thorax capiti concolor, sat profunde crebreque pünctatus , nigro- V. flavescenti- griseo-pilosus. — S cutcllum sat magnum, obtuse trianguläre, caeruleum, punctatum, pilosum. — Elytra abdomine breviora, obtusa , punctata, basi cupreo - aenea, apice chalybeo- coerulea , sutura , margine externo lineisque tribus e pilis breviori- bus rufo - flavidis ; linea suturae proxima in dccursu cum hac coa- lescit, linea secunda apicem non attingit, tertia multo brevior tenuiorque praecedente, nonnumquam plane evanescit; color mar- ginis externi in apice cum illo suturae confluit et itaque elytrum cingit. — Pectus et pedes chalybeo - caerulei , nigro - pilosi, pilis griseo-flavidis intermixtis. — Abdomen nigro - piceum , pilis aureo-rufis, praecipue in marginibus apiceque tectum. — Kollnr. Habitat in Syria. 580. Amphicoma cupripeiiiiis : Aerugineo- viri- dis; elytris cupreo-aeiieis; anteniiarum clava rufescente. — Long. 6'". 987 Totiim corpus aerugin^o-viride. — Caput et thorax punc- tati, griseo-pllosi , intcrniixlis pilis longioribus nigris ; palpis anten nisquc nigiis, clava rufesccnle. Scutellum obtuse - trianguläre, aeruginco - viride. — Elytra laete cupreo-aenea , punctata, pilis rarioribus rigidis, nigris, praecipue basi marginibusquc instructa. — Pect US griseo-pilosum. — Abdomen reliquis partibus obscurius, fere nigro-aencuni, ano in maribus rufescente. — Pedes longiores, nigro-pilosi, aeneo-virides tarsis nigricantibus. — Kollar. Habitat in Hyria. 21. Mylabpis caeruleoiiiaciilata : Atro-caeru- lea; elytris aurantiis, fasciis tribus caeiuleis, antica postica- que maculaiibus, media undata Integra. — Long. 4i'". Caput caerulcum, punctalum. — Antennae nigiae, articulo ultimo ovato, apice obtuso, quatuor antecedentibus longitudine aequali. — Thorax transversus, antice posticeque angustatus, in medio dilatalus , supra subaequalis , ad latera sparsim , in medio den - sius punctatus. — Elytra latitudine plus duplo longiora, auran- tiaca, fasciis tribus coeruleis: fascia antica triniaculata, macula me dia communi, utrinque hamata, laterali ovata; fascia media undata, integra, in maculam lateralem rotundato-quadratam dilatata; fascia postica quadrimaculata, maculis rotundatis. — Corpus punctatum, atro-coeruleum aut coeruleo-virescens. Habitat in Sfjria, Aleppo. 23. ]?Iylabi*is üexiiotata: Nigra, liirta; elytris testaceis, sexmaculatis, macula liumerali oblonga, apicali externa majore, interna minima, nigris. — Long. 4'". Caput trianguläre, dense punctatum, fronte obsolete biimpressa ac carinata. — Antennae nigrae. — Thorax rotundatus, con- vexus, margine postico reflexo, supra punctatus, niger, hirtus. — Scutellum semi-rotundatum, nigrum. — Elytra capite paulo latiora, latitudine sua triplo longiora, apice rotundata, supra rugoso- punctata, flavo-testacea, nigro maculata; macula prima, in angulo humerali sita est oblonga, secunda, semirotunda ante apicem elytri ad marginem cxteriorem locata cum tertia, minima, fasciam inter- ruptam simulat. — Corpus subtus nigrum, nitidum, hirtum. — Habitat in Syria, Aleppo. 23. Bruclius sig°iiatus : Piceus, tomentosus ; thorace femoribusque postieis muticis ; elytris albo-maculatis ; anten- iiis pedibijsque ferrugineis. — Long. 1:|'". Caput angustum, deflexum, nigrum, creberrime punctatum. — Antennae corporis dimidio longiores, leviter serratae, pubescentes, ferrugineae. — Thorax transversus, antice angustatus, rotundatus, postice bisinuatus, lateribus inerniibus, supra convexus, granulato punctatus, pubescens, macula antiscuttellari, triangulari, albo-tomen tosa. — Scutellum bilobum, albo-tomentosum. — Elytra 988 thorace latiora, apice singulatim rotundata, punctato-striata , inter- stitüs subtiliter denseque punctatis, nigro-picca, limbo externo late biunneo, griseo-pubescentia, pilis in sutura condensatis, niaculisque diiabus albo-tomentosis ornata ; una macula lunata, excisura retro- versa, , in medio elytri ad marginem exteriorem, altera oblonga ante apicem ad suturam sita est. — Corpus nigro-piceum, dense albido- pubescens, pygidio maculis tiibus albo-tomentosis ornato , macula media obsoleta. — Pedes ferruginei, femoribus posticis externe inermibus, interne dentc parvo armatis. — Habitat in Syria. 341. Pliytoiioiiius pictus: Niger, dense cinereo- squamosus, albeque setosus, elytds tessullatis, antennarum basi ferruginea. — Long. 2^'". Apterus. Caput parvum, rostro longo, thoracis marginem posticum fere superante, nigro, pilis paucis cinereis tecto. — A n- tennae ferrugineae, funiculus articulis duobus primis elongatis, conicis. — Thorax transversus, lateribus valde rotundatis dense squamosus, squamis in medio orichalceo-micantibus. — Scutel- lum minutissimum , vix conspicuum. — Elytra oblonga ovata, striata, dense cinereo-squamosa, orichalceo-nitentia, setis reclinatis, albis, seriatis ornata, interstitiisque tribus suturaque elevatioribus nigro-tessulatis. — Corpus subtus griseo-squamosum, orichalceo- nitens cinereoque pilosum. — Pedes squamosi, pilosi, tibiis tarsis- que fusco-ferrugineis. Habitat in insula Cypro. 25. Tycliius albos:uttatu$«: Nigro-piceus, capite thorace pedibusque fusco-ferrugineis; elytris albo-guttatis. — Long. 1— li"'. Caput parvum, globosum, punctatum, rostro tereti, capitis thoracisque longitudine, punctato. — Thorax transversus, lateri- bus et postice rotundatus, antice vix emarginatus, supra convexus, ruditer punctatus. Scutellum minimum , albo - squamosum. — Elytra ovata, antice truncata, apice sensim attenuata conjunctim- que rotundata, supra convexa, profunde striato-punctata, interstitiis subtilissime rugosis, squamulis albis parce irrorata, basi ad maculas nonnullas niveas, oblongas condensatis. Corpus subtus ruditer punctatum, griseo-pubescens, parceque squamulosum. Pedes rufo- ferruginei, geniculis nigris femoribusque muticis. Habitat in Syria, 36. Moiionyclius syriaeus : Breviter ovatus, sub depressus, niger, supra squamulis piliformis aequaliter, sub- tus squamulis rotundatis ochracels tectus; thorace canalicu- lato; elytris profunde punctato-striatis, interstitiis planis. — Long. 2^'". 989 MoH. pseudacori simillinuis, scd diflcrt mogiiitudinc paiilo majore, squamositate deiisiore, niacula suturali deliciente reliquis que notis. — Caput et thoraxut in illo sed squaumlis crassioiibus, laet« ochraceifl obtecti. — Elytra inagis depressa, interstiliis lalioribus, squamulisque laete ochraceis undique concolorihus tccta. — Corpus subtus squamulis rotundatis ornatum. — Pygidium bi impiessum, carinatum. — Caetera ut in 3/. pseudacori. Habitat in Syria. AT. ISaperda liuiiieralis Menefries: Nigra, eine reo-pubescens , macula dorsali thoracis, elytrorum liuuieiis, pedibus anticis anoque flavo ferugineis 5 capite fulvo toinen- toso, fronte bimaculata. Waltl. Isis i838. VI. S. 471. Nr. 134. tt9, Cralleruca thoracica : Nigra thorace, anoque fulvis. — Long. 3'". Caput nigrum, subtilissime punctatum, antennis nigris, articu lorum basi ferrugineis. — Thorax transversus, antice poslicequ« truncatus, ante medium dilatatus, postice sensim angustatus, undi- que marginatus, supra aequalis, subtilissime punctatus, fulvus. — S oute II um trianguläre, apice rotundatum, nigrum, nitidum. — Elytra thorace pauIo latiora et illo plus triplo longiora, convexa, dense et sat forte punctata, punctis hinc inde confluentibus, nigra. — Corpus subtus nigrum thorace abdomincque fulvis. — Pe des nigri. Habitat in Syria. *Z9, Clythra aleppeusis: Atra, thorace elytrisque coccineis, iiigro-maculatis. — Long. 4'". Caput nigrum, punctatum, parce villosum. Antennae nigrae, articulis primis rufis. Thorax transversus tenue marginatus, laevis- simus, foveolis nonnullis lateralibus impressis , coccineus, nigro-tri- maculatus: maculis duabus in disco, tertia ad marginem scutellarem. — Scutellum nigrum, laeve, vix punctatum. — Elytra thorace vix latiora et illo quadruplo longiora, cylindrica, parce et obsolete punctata, punctis in series nonnuUas plus minusve reguläres di- gestis, coccinea, nigro-bimaculata : macula prima rotunda, axillaris; altera magna transversa, in medio angustata, externe rotundata, su- tura anguste coccinea ab opposita separata, pone medium. — Cor- pus cum pedibus nigrum, cinereo-pilosum. Habitat in Syria, Aleppo. 30. Clythra uiiifasciata Menetries : Atra, nitida ; coleoßteris rubro-flavis , maculis humeralibus fasciaque lata, Integra nigris. — Long. 4^'". Menetries. Memoircs de Pacademic des scicnces de St. Petcisbouig; VI. S. Tome V. P. II. v"9- '^6- 990 Cl. quctdrimaculatae affinis , colore elytrorum fasciaque lata, integra praecipue distincta. — Caput nigrum, punctatum, inter oculos Impressum. — Antcnnae nigrae, basi fuscae. — Thorax transversus, antice angustatus, postice sensim dilatatus, basi bisinuatus, angulis rotundatis, supra laevissimus, nitidissimus, ad margines parce, in disco nuUo modo punctatus. Scutellum trianguläre, apice rotundatum, nigrum, nitidum, laeve. — Elytra thorace paulo latiora , subtilissime punctata , rubro-flava , tuberculo humerali fasciaque media , lata , dimidiam longitudinis elytri partem occupante, nee sutura nee margine exteriore interrupta, nigris. — Corpus cum pedibus nigrum, parce griseo-pubescens. Habitat in Syria. 31. liabidostoitiis lineola: Viridis ; antennis cya- neis; elytiis pallido-testaceis, macula humerali lotunda, dis- coidali oblonga, nigris. — Long. 3 — ?,^'". Vai'. elytris inacula discoidali obsoleta. Labid. humerali affinis, sed thoracis structura, maculaque discoidali elytrorum distincta. — Caput dense punctatum, in- ter oculos obsolete Impressum, yiride, nitidum. — Antennae cya- neae, articulo secundo tertioque ferrugineis. — Tborax transver- sus, antice angustatus, truncatus, postice sensim ampliatus , basi bi- sinuatus, angulis acutis , reflexis , supra in medio utrinque obsolete tuberculatus, punctatus, tenue pubescens, viridis, nitidus. — Scutel- lum trianguläre, punctatum, viride, nitidum. — Elytra thoracis basi paulo latiora et illo plus triplo longiora, profunde punctata, pallido-testacea, tuberculo humerali maculaque discoidali oblonga, nonnunquam obsoleta nigro -piceis. Corpus subtus punctatum, griseo-pubescens, viridi-caeruleo-micans. — Pedes virides. Habitat in Syria. a(®iaisiiiiii&(i>(imia JOH. JAKOB HECKEXi, Iiispi'kfor am k. k. Uof-Naturalinikabiiicfe in Wien, ineliieier gelelirteii GesellscIiHflcii Mitiiliccle. liiiilcftiiiig\ Unter den reichen naturhistorischen Sammlung^en , die Hr. Theodor Kotschy dem Wiener Museum aus Syrien eing^esendet, blieb die Partie der Süsswasser - Fische keine der schwächsten ; ja sie überbietet vielleicht an wissenschaft- lichem Interesse die der übrigen Gegenstände am bedeutend- sten, in so ferne sie uns ein neues fast noch ganz unbe- kanntes Feld aufschliesst. — Alexander Russell* war eigentlich der erste Gelehrte, der etwas über syrische Fische schrieb. Er machte uns im Jahre 1756 durch gute Abbil- dungen mit vier neuen Arten aus dem Flüsschen Coic bei Aleppo und dem Orontes bekannt, und führte noch mehrere andere, in welchen er europäische Arten zu erken- nen glaubte, blos namentlich an. Valenciennes hat diese vier neuen Arten, nach Russells Abbildungen, in der gros- sen Histoire naturelle des poissons aufgenommen, und mit seinem bewährten Scharfblick, auch ohne Autopsie den ent- sprechenden Gattungen zugewiesen, bis auf eine, deren Zahn- system entscheidend, aber aus der Abbildung nicht zu er- mitteln war**. Noch fünf andere Species, einen Siluroiden * Natural history of Aleppo and parts adjacent. London 1756. ** Silurus Cotis Lin. gehört in die Gattung Ari^ts Valenc. und nicht zu Pimelodua Cuv. 994 und vier Cyprinoiden. tlie ßove nach Paris gebracht, be schreibt Valenciennes im XV. und XVI. Bande gedach- ten Werkes. Weiter reichte die Kenntniss der syrischen Süssvvasser-Fisclie bis jezt nicht. Aus den angränzenden Län- dern Syriens ist gleichfalls sehr Weniges von Süsswasser- Fischen bekannt. 31an darf den Maler Corneille Le- ßrun* wohl als den ältesten nennen, der auf seiner Reise durch Russland und Persien (1718) mehrere Fische, doch mei- stens nur aus dem persischen Meerbusen erhaltene, ab- gebildet, unter ihnen aber auch noch einen, Sjir-majie ge- nannt, aus Ispahan, der mit einem unserer syrischen Arten übereinzustimmen scheint. Ungefähr 32 Jahre später be- reiste Hasselquist Palästina und Egypten**. Seine Flussfische gehören aber sämmtlich dem Nil an, mit Aus- nahme etwa von zwei undeutlich beschriebenen: Cyprimis orientalis und iiifescens , deren Fundort nicht angegeben ist. Weiter entfernt von Syrien hat Guide nstädt die Gewässer untersucht, welche vom Kaukasus in das Kaspische Meer fallen. Unter den von dorther stam- menden und abgebildeten Fischen *** erkenne ich zwei Arten, den Cyprimis Capoela und Mursa, als solche, die sich auch unter unsern syrischen vorfinden. Hrn. Theo- dor Kotschy verdanken wir hingegen mit einem Male 57 Species von Süsswasser - Fischen aus den beiden Hauptfluss-Gebieten Syriens, dem Orontes und dem E u- phrat, in vielfachen Exemplaren und Alters- Verschieden- heiten, von welchen, nach Abzug der wenigen bekannten, 50 Species als neu verbleiben. Aus diesem reichhaltigen Zuwachse, der uns eigentlich erst jetzt einen Blick in die ichthyologische Fauna Syriens zu werfen erlaubt, ersehen wir, dass es hauptsächlich Cyprinen sind, die sowohl hier, * Corneille Le-Brun: Voyaentes clavati QKeulenzähne^. 4—5 25. Tinea Rondel. X. Dentes contusorii CDrückzähne). 6-5 48. Leuciscus Rondel. 5-4 49. Phoxinellus Heck. 5 — 5 gekerbte 46. Leucos Heck. 5 -5 glatte 31. Abramis Ciw. 37. Ballerus Heck. 34. Acanthobrama Heck. 36. ? Glossodon Heck. 6. ? Devario Heck. XI. Dentes prelieiisiles CGreifzähne^. 3 I 5-5 I 3 33. Bliccopsis Heck. 2 1 5—5 I 2 32. Blicca Heck. 2 I 4—4 I 2 51. Argyreus Heck. XII. Dentes raptatoril CFangzähne^. 2 I 5—5 I 2 52. Squalius Bonap. 50. P h 0 X i n u s Rondel. 47. ? Pachystomus Heck. 40. P e 1 e c u s Agass. 42. Alburnus Rondel. 3 I 5—5 I 3 gesägte 44, Scardinius Bonap. 3 I 5 — 5 I 3 conipriniirte 45. I du s Heck. 3 1 5 — 5 I 3 cylindrische 43. Aspius Agass. 3 I 5-5 I 2 24. Gobio Ciw. 2 I 5—4 I 3 53. Leucosomus Heck. XI If. Dentes voratoril 0VilrgezähneJ. 2 I 3 I 5 — 5 I 3 I 2 54. Opsarius M'Clell. 2 I 4 I 5—5 I 4 I 2 38. Chela Buchan. 39. ? Esomus Swaison. 41. ? Perilampus M'Clell. 1012 Crattungfen der Cfyprinen In natürlicher Reiliefolge« 1. Cyprinus Cuv. 28. 2. Carpio Heck. 29. 3. Carassius Nils. 30. 4. Gibelion Heck. 31. 5. Cyprinion Heck. 32. 6. Devario Heck. 33. 7. Rhodeus ^^rrts«. ?4. 8. Systomus M'Clell. 35. 9. Barbus Cuv. 36. 10. Labeobarbus Rüpp. 37. 11. Luciobarbus Heck. 38. 12. Schizothorax HecÄ. 39. 13. Scaphiodon Heck. 40. 14. Aulopyge Heck. 41. 15. Abrostomus Smith. 42. 16. Catostomus Lesiieur. 43. 17. Rhytidostomus Heck. 44. 18. Exoglossum Rafin, 45. 19. Labeo C«tJ. 46. 20. Cyrene Heck. 47. 21. Rohita FaZenc. 48. 22. Tylo^nathus Heck. 49. 23. Discognathus Heck. 50. 24. Gobio Cuv. 51. 25. Tinea Rondel. 52. 26. Isoeephalus JffecÄ. 53. 27. Gymnostomus Heck. 54. Chondrostomus Agas», Chondro chylus Heck. Chondrorhynchus Heck. Abramis Cuv. B I i c c a Heck. B 1 i c e o p s i s Heck. Acanthobrama Heck. Osteobrama Heck. Glossodon Heck. B a 1 1 e r u s Heck. Chela Buchan. Esomus Swaison. P e I e c u s Agass. Perilampus M'Clell. Alburnus Rondel. A s p i u s Agass. Scardinius Bonap. Idus Heck. L e u c 0 s Heck. Pachystomus Heck. L eu c i 5 c u s Rondel. Rhoxinellus Heck. R h 0 X i n u s Rondel. Argyreus Heck. S q u a 1 i u s Bonap. Leucosomus Heck. Opsarius M'Clell. ]>ispositio systematica familiae Cyprinorum. TRIBUS I. Os aniiciim vel inferum; labia carnea vel tenuia et terefia vel in aciem attenuata; cirrhi qnatuor, duo mit nullt. Praeoperculuin pone occiput, vel suh occipite. Pinna dorsalis elongata, analis brevis ; radius osseus mit tantum in illa, aut in utraque, rarissime ßn unico gener e Gibelion) in neutra. D : 3—4 A: 3 Habitus Cyprini Carpionis hin. 1. Cyprinus Ciiv. 2. Carpio Heck. 3. Carassius Nilson. 4. Gibelion Heck. 5. Cyprinion Heck, Fossil. Cychirus A g a s s. Cyprinus CUV. Dentes molares 1 | 1, 3 — 3 | 1 ] 1. Os anticum, labia carnea moilia; cirrhi quatuor: duobus in ang^ulis Dris, duobus in maxilla superiore. Pinna dorsalis basi elongata, vel ante vel super pinnas ventrales incipiens; ana- lis brevis; utraque radio osseo serrato. — Tractus intesti- nalis aequal. 2 long. corp. * Cyprinus Carpio Lin. * „ hungaricus Heck. Annal. d. Wien. Mus. IL p. 222 ' tab. i9. Fig. 1. I w ff Nordmannii Valenc. hist. nat. XVI. p. 66. \ 5 „ elatus B 0 n a p. Icon. della fauna ital. ' ® « fi«a^T"^j Valenc. hist. XVI. p. 71—72. (Java). An merk. Ein * bezeichnet die selbst untersuchten Arten. 1014 Carpio HECK. Dentes calyciformes 1 1 4—4 | 1. In reliquis cha- racteribus cum Cyprino plane congruit et non nisi labiis minus carneis cirrhisque brevioribus diffeit. — Tractus in- testinalis aequal. li — If long. corp. * Cyprinus Kollarii Heck. Annal. d. Wien. Mus. I. p. 223. \ tah. i9. Fig. 2. I " ? jj regina Bonap, Icon. della fauna ital. ) S * „ striatus Holandre in S dys Faune beige 1842. {"^ p. i98. ' I • Carassius NILSON. Dentes scalpriformes 4 — 4. Os anticum ; labia te- nuia, mollia; cirrhi nulli. Pinna dorsal is basi elongata, super pinnas ventrales incipiens; analis brevis; utraque radio osseo serrato. — Tractus intestinalis aequal. 1^ — 1| long. corp. * Cyprinus Carassius Lin. Bloch, tah. 11; Scandinav. Fish VI. tah. 31. * ,, Gibelio Gmel. Bloch, tab. 12; Skandin. Fish VI. tab. 32. [ W * „ Moles Agass. Valenc. hist. XVL. p. 89. l S ? „ Incobia Bonap. Icon. della fauna ital. IntrO'l^ duzione. * Carassius humilis Heck. Annal. d. Wien. Mus. Bd. IL p. 156. tab. 9. Fig. 4. * „ Bncephalus Heck. ibid. p. 157. Cyprinus lineatus Valenc. hist. XVI. p. 96. Macao. „ thoracatus Valenc. ibid. p. 97. Isle de France. „ Langsdorfii Valenc. ibid. p. 99. Japan. fj auratus Lin. Bloch tab. 93. China. Oibelion HECK. Dentes? — Os anticum; labia carnea, teretia; cirrhi nulli vel quatuor. Pinna dorsalis basi subelongata, ante pinnas ventrales incipiens; analis brevis; utraque absque radio osseo. — Tractus intestinalis ? Cirrhi nulli. Cyprinus Calta Buch an. gang, p. 287. pl. 13. Fig. 81. „ abramoides Sykes Transact. of the zool. soc of Lond. Vol. IL Part 5. p. 353. \ ^ pl. 63. Fig. 2. „ Potail Sykes ibid. p. 354. Varicorhinus Bobree Sykes. ibid. p. 355. pl. 61, Flg. 3 1015 CiRRHI qUATUOR. Cyprinus Nancar Buch an. Gang. p. 299; Valenc. | . ,. hist. XM. p. 70. I '" Cypriuion HECK. D eilt es cochleariformes 2 | 3 j 4 — 4 | 3 | 2. Os inferum in aciem cartilagineam attenuatum ; labia nulla; cirrlii duo in angulis oris, aut nulli. Pinna dorsalis basi elong-ata, vel ante vel super pinnas ventrales incipiens, radio osseo munito ; analis brevis. Squamae pronotae in vertice divisis, — Tractus intestinalis 3 — 5 long. corp. CiRRHI DUO. *Cyprinion Kais Heck. ) macrosfomus Heck. [ Syria. „ Cypris Heck. ] CiRRHI NULLI, Cyprinus semiplotus M'Clell, Ind. Cyprin. p. 346. i _ ,. pl. 37. Fig. 2. \ TRIBUS IL Os suhinferum vel superiim; labia terefia; c irr hl nulli; praeoperculum pone occipiit, vel sub occipite. Pinna dorsalis et analis elongata; radius osseus aut tantum in illa, aut in neutra. D : 2 A : 2 — 3 9 — 16 9-10 Habitus Cyprini amari Lin. 6. Devario Heck. 7. Rhodeus Agass. Devario HECK. Dentes? — Os superum; labia teretia; cirrhi nulli. Pinna dorsalis et analis basi elongata, illa pone pin- nas ventrales, ante medium corporis sitas, incipiens 5 radius osseus nullus. — Tractus intestinalis toto corpore hrevior. Cyprinus Der«rio Buchan. Gang. pl. 6. Fig. 94; M'Clell. i ^ Ind. Cyp. p. 39 i. pl. 45. Fig. 2. ( » Perilampus osteographus M'Clell. Ind. Cyprin. p. 392. i -• pl. 45. Fig. 3. \ Russegger, R«isen. 1. Bd. 2. Thl. 65 1010 Rhodeus AGASS. Dentes cultriformes 5—5. Os sublnfenim ; labia sub- teretia; cinlii milli. Pinna dorsalis et analis basi lon- giores, illa radio osseo super pinnas ventrales incipiens. — Tractus intestinalis %^ long. corp. * Cyprimts amarus Bloch, tab. 8. Fig. 3. Europa. TRIBÜS III. Os anticum vel infenim; labia rel carnea, v. fenuia et terelia, v. in aciem attenuata; cirrhi quatuor aut duo; praeopereulum ante occiput, rarius siib occipite. Pinna dorsalis hretis, analis brevior ; radius osseus inillaf rarisäime etiam in altera, nonnumguam in neutra. D : 3—4 8 — 10 5—6 Habitus Cj^prtni 6ar6i Lin., \e\ Cyprini Bynni Forsk. 8. Systomus M'Clell. 9. Barbus Cuv. 10. Labeobarbus Ri'ipp. 11. Luciobarbus Heck. 12. Schizotborax Heck. HS. Scaphiodon Heck. 14. Aulopyge Heck. 15. ?Abrostomus Smith. ISystoiiius M'CLELL. Dentes cochleariformes 2 | 3 ] 5 — 5 | 3 | 2, Os anticum; labia mollia subteretia; cirrhi duo in angulis oris, aut nulli. Pinna dorsalis basi brevis; analis brevior illa radio osseo super pinnas ventrales incipiens. — Tractus intestinalis 2 — 2^ long. corp. RADIO OSSEO SERRATO. ClKRHI DUO. Systomus Chola M' Clell., Ind. Cypr. p. 384, pl. 58, fig. 3. „ chrysosomus M'CIell., l. c. p. 284. Cirrhi nulli. ;, leptosomus M'Clell. /. c. p. 387. pl. 44. fig. 2.) ^. „ pyrropterus l. c. p. 383. pl. 44. fig. i. „ caninus l. c. p. 387. pl. 44. fig. 6. „ gelius l. c. p. 286. p. 44. fig. 4. 1017 Systomus conchonius M' Gl eil. l. c. p. 384. pl. 44. fig. 8.j 3 Cyprinus Ticto Buch an. Gang. pl. 8. fig. 87. | o. Rohtee Pangut Sykes: fishes of Dttkhun p. 365. ) » Barbus apogon Kühl in Valenc. hist. nat. XVl. p. 392, Java. RADIO OSSEO LAEVI. ClRBHT DUO. * Systomus albus Heck. ) S ria * „ luteus Heck.) ^ ' * Barbus Kolus Sykes: fishes of Duk. pl. 62. fig. i. Bombay. Varicorhinus Beso R ü p p. Nil fische Taf. 3. Fig. 2. Aegyplus. Cmr.Hi NüLU. Systomus tetrarupagus M'Clell. Ind. Cypr. p. 381 pl. 44. fig. 3. „ gibbosiis l. c. p. 385. pl. 44. fig. 7. „ malacopterus l. c. p. 386. pl. 44. fig. 9. jy chrysopterus l. c. p. 381. Cyprinus Sophore B u c h a n. Gang. pl. 19. fig. 86. Barbus CUV. Dentes cochleariformes 2 | 3 | 5 — 5 | 3 | 2. Os anticum; labia teretia, interdum carnea; cirrlii qiiatuor, duo in ang;ulis oris, duo ad latera maxiilae supevioris. Pinna dorsalis mox ante, mox super pinnas ventniles incipiens, basi brevis; analis brevior; radius osseus validus in pinna dorsali, rarius etiam in pinna anali, nonunquam in neutra. — Tractus intestinalis \^ — 2 long. corp. RADIO OSSEO SOLUMMODO IN PINNA DORSALI, Margine postico serrato. * Barbus fluviatilis Agass. Cypr. Barbus; Lin. Bloch. Taf. 18. JM „ May ort Valenc. hist. nat. XVI. p. 138. „ plebeius Valenc. /. c.p. 139; Bon»p. Iconog. o „ eqnes Valenc. /. c. p. 141; Bonop. Iconog. „ leptopogon Bonap. Iconog. della fauna ital. „ delicioms M'Clell. Ind. Cypr. p. 342. pl. 39. fig. 3. „ spilopholus l. c. p. 341. pl. 39. fig. 4. „ sarana l. c. p. 340. „ rododactylus l. c. p. 273. \ » Systomus immaculatus l. c. p. 380. pl. 44. fig. 5. Cyprinus kunnamvo Rüssel: fishes of Vizag. et Corom.\ pl. 204. Barbus Kakus Valenc. hist. nat. XVI. p. 153. „ subnasutus l. c. p. 154. 65* 10J6 Barbus gibbosus Valenc. hist. nat. XVI, p. 165. \ ,j gardonides l. c. p. 156. * - [„ balleroides l. c. p. 158. ,.::„ chrysopoma l. c. p. 165. „ Duraucelü l. c. p. 167. „ roseipinnis l. c. p. 169. , ^ „ Polydori l. c. p. 170. ) o- ;, bramoides l. c. p. 160. „ lateristriga l. c. p. 161. ^ urmahiH l. c. p. 163. „ marginahis l. c, p. 164. „ hypsylonotus l. c. p. 168. „ binotatus l. c. p. 168. Cyprimis chlybatus Pallas: Zoogr. p. 292. ) Mare „ capito l. c. p. 294. ) Caspicum. * Barbiis Lacerfa Heck. S y ri a. * }) Schleus Heck. * }) Kersin Heck. * n Rajanorum Heck. « n perniciosus Heck * ;; pectoratis Heck. A-^ n longus Heck. t^'.l n caliensis Valenc. » setivimensis l. c. \ Marginb postico laevi. * Barbus Bynni Cuv. Cypr. lepidotus; Geoffr. Egypte ' ^ pl. 10. fig. 2. I » „ Siirkis Rüpp. Nilfische fab. 1. fig. 1. \^ * „ intermedius l. c. tab. 1. fig. 2. i'^ „ affinis l. c. tab. 1. fig. 2. l i= * „ Perince l. c. tab. 2. fig. 2. ] ^ „ labecula Valenc. hist. XSl. p. 185. Palaestina. „ capensis Smith: Afric. Illust. pl. 10. fig. l.j . » . c a jj VU//KIISIS oiiiiiii; ji/ riv. iiiusi. pi. XU. jig. A. I * p • * „ Burchellii l. c. pl. 11. fig. 1. \ V ' „ pallidus l. c. pl. 11. fig. 2. ] „ hexastichus M ' C 1 e 1 1. Ind. Cypr. p. 333. pl. 39. fig. 2. „ hexagonolepis l. c. p. 336. pl. 41. fig. 3. ,^ macrocephalus l. c. p. 335. pl. 55. fig. 2. ,j cheilinoides l. c. p. 340. pl. 57. fig. 5. f^ megalepis l. c.p. 337. Cypr. Mosal. Gray. Illust.) ^ pl. . . . fig. 1. Cyprinus Kadoon Rüssel: fishes of Vizagap. pl. 206. Barbus Mussullah Sikes: fishes of Dukhun p. 356. pl. 61. fig. 4. „ mirropogon Valenc. hist. nat. XVI. p. 185. / 1019 Barbus deaurahis Valenc. hisf. nai. XVI. p. i88. dauronensis l. c. p. 187. Soro l. €. p. 19 i. laevis l. c. p. i92. \ Java orphoideS L c. p. i93. rubriphmis l. c. p. 194. maailahis l. c. p. 195. setigents l. c. p. 203. RADIO OSSEO IN PINNA DORSALI ET ANNALI, Margine POSTICO SERRATO. ^ Bärbels carassioides Heck. (nov. spec.) Borneo. Margine postico laevi. * ^ Tambra Valenc. hist. nat. XVI. p. 190. Java. Radio o.s.seo nullo. j, canimis Bonelli, Bonap.: Iconog. i „ Canali Valenc. hist. nat. XVIi p. 143.> Europa. ^ peloponensis l. c. p. 144. ' \ „ gobioides l. c. p. 189. Africa merid. liabeobarbus RÜPP. Character generis Barbi, a quo difTert processu carneo ad symphysin maxillae inferioiis, radio osseo tan- tuni in pinna dorsali. — Tractus intestinalis li — 2 long. corp. Labeobarbus Nedgia Rüpp. Nil fische , im 3Iusenm Senkenb. Bd. IL p. 14. Taf. IL fig. 3. * „ macrolepis Heck. Fische aus Caschmir p. 63. tab. 10. fig. 2. * „ Kotschyi Heck. Syria. Barbus progenius M'Clell. Ind. Cypr. p. 334. pl. 56. fig. 3. L/Uciobarbus HECK. Den t es cochleariformes 2 | 3 | 4 — 4 | 3 | 2. In re- liquis cum genere Barbo congruit, capite porrecto Esocis ad instar plerumque diversus. — Tractus intestinalis li — 3 long. corp. * Luciobarbus xanfhopteriis Heck.i ^ „ Schech Heck. \ Syria. * ,j esocinus Heck. 3 ^ Cyprinus Mursa Güldenst. Nov. Comm. Petrop.) Mare XVIL p. 513. tab. 8. fig. 3—5. ^ Caspic. Barbus Gorguari Rüpp. Nilf. im Mus. Senkenb.) Bd. IL p. 9. Taf. 1. fig. 4 JAegyptus. ,^ affinit l. c. p. 8. Taf. 1 fig. 3. \ 1020 Barbus elongnhis Rupp. Nilf. im Mu8. Senkenb.) . Bd. IL p. ii. Taf. 2. fig. ;,. j Aegyptus. longiceps Valenc. fast. nat. XVI. p. 179.] ^ i " . / .o^ Palaestina. ^ cams l. c. p. 186. \ f§cliizothorax HECK. Dentes cochleariformes 2 | 3 [ 5 — 5 | 3 | 2. Os inferum, in aciem cartilagineam attenuatum, aut labiis tere- tibus muniium; cirrlii quiituor: duo in augulis oris, dno in latere inaxillae superioiis. Pinna dorsalis basi brevis; analis brevior; illa radio osseo serrato super pinnas ven- trales incjpiens, hac cum plica longitudinali, anum te- geilte, sr;i»ami.s inagnis instructa; squamae minimae. — Traclus intestinalis 4|— 6 long. corp. •^- Schizothorax plagiostomus Heck. Fische aus Kasch-\ mir p. 16. tab. 1. •-' ^ sinuatus l. c. p. 21. tab. 2. * „ curiffrons l. c. p. 25. tab. 3. --" fj longipinnis l. c. p. 27. tab. 4. - jj niger l. c. p. 29. tab. 5. > ar •-- „ nusus l. c. p. 32. tab. 6. ( 3 -:? „ Hügelii l. c. p. 36. tab. 7. « „ micropogon l. c. 41. tab. 8. fig. 1. -''■- „ planifrons l. c. p. 44. tab. 8. fig. 2. * „ esocinus l. c. p. 48. tab. 9. l§»capliiodoii HECK. Dentes palaeformes 2 | 3 ] 4—4 | 3 j 2. Os infe- rum in aciem caitllaglneam attenuatum; labia nulla; cirrhi pierumque duo minuti in angulis oris (accedentibus nonnum- quam duobus in latere maxiilae superioris). Pinna dor- salis brevis, analis brevior; illa radio osseo vel ante vel super pinnas ventrales incipiens. — Tractus intestinalis 3^—10 long. corp. RADIO OSSEO SERRATO. Cirrhi duo. * Scapiodon peregrinorum Heck. «» ^ fratercula Heck. « „ soclalis Heck. ) Syria. * „ Trutta Heck. \ ^.f „ Umbla Heck. / >> Cyprimu Capoeta Güldenst. Nov. Comm. Petrop. i Marc XVII. p. 607. tab. 8. fig. l—2.\ Caspic. 1021 Oreinu$ giiftafus MClell. Ind. Cypr. p. 344 pl. 39. ßg. i.j ^ ^, progasfus l. c. p. 343. pl 40. fig. 4. t o. Cyprinus Richardsonii Gray: Ind. Illust. pl. . . . fig. 2. ' ?» CiRRHI QUaTUOR. ♦ Scaphiodon THnca Heck, f Natolia. Oreinus maculatus M ' C I e 1 1. Ind. Cypr. p. 346. \ . „ ,. ; » pl. 57. fig. 6. \ *"'*'^- RADIO OSSEO LAEVI. CiRBHI DUO. Capoeta macrolepidota Valenc. hist. XVI. p. 280. Java. „ amphibia l. c. p. 282. India. Aulopygre HECK. Dentes scalpriformes 4—4. Os inferum; labia mol- lia, teretia ; iiares siinplices ; cirrhi quatuor : diio in angulis oris, duo in latere maxillae supeiioris. Pinna dorsalis basi brevis, analis brevior, illa radio osseo seiiato super pinnas ventrales incipiens. Femina processu carneo, radiis primis pinnae annalis adnato , canali tum urogenitali tum anali perforato. S q u a m a e nullae. — Trachis intesti- nalis If long. corp. « Atilopyge Hügelii Heck, ff Europa. t Scaphiodon Tinea. Körper gestreckt, etwa.s comprimirt, Kopf kurz, f der Gesanimtlänge des Fisches, oder der giössten Körperhöhe am Anfange der Rückenflosse gleich. Mund breit halbkreisförmig ; Unfer- kieferrand mit gelber knorpliger Schneide. Nase stumpf dick. Augen klein, i der Kopflänge. Bartfäden sehr kurz, zwei in den Mundwin- keln, zwei an den Seiten des Oberkiefers. Stirne und Rücken stei- gen in sanfter Erhöhung bis zur Flosse auf. Schuppen sehr klein, 17 Reihen über und 9 Reihen unter der Seitenlinie, welche selbst aus 76 —80 Schuppen besteht. Rücken- und Analflosse gleich hoch, | der Kopflänge; Knochenstrahl in ersterer schwach , aber niit langen spitzen Zähnen, leztere sehr schief abgestuzt. Aus Brussa in Natolien. D : 3 1 8. A : 2 1 5. - tt Aulopyge Hügelii. Ein Mittelding z^vischen Cobitis barbatula und unserm Barbus, beinahe walzenförmig mit zugespiztem Kopf, der \ der Gesammtlänge ausmacht, aber die grösste Körperhöhe unter der Rückenflosse am Männchen um ^, am Weibchen um ^ übertrifft. Nase weich, vorgestreckt. Mund klein; Bartfäden massig lang. Am Weibchen fangt der Rücken nach dem Hinterhaupt mit einer Er- höhung an. Rückenflosse schief abgestuzt, mit massigem Knochen- strahl, ^ der Körperhöhe. Analflossen-Strahlen kurz mit dem Kör- per parallel abgestuzt. Am Weibchen münden Urogenital- und Anal- Oeffnungen durch ein mit den 1—2 Analfiossen-Strahlen verwachse- nes Rohr an der Spitze dieser Flossenstrahlen. Farbe gelblich silbern, Rücken blass-grün, mit wolkigten schwarzbraunen Flecken. Dalmatiea und Bosnien. D : S 1 8. A : 2 I 5. 1022 Abrostomus SMITH. Dentes? — Os inferum transversum ; labia carnea teretia ad siictum apta; cirrhi quatuor : duo in angulis oris, duo in latere maxillae supeiioris. Pinna dorsalis basi brevis, analis brevior- illa ante pinnas ventrales incipiens; radius osseus nullns. — Tractus intestinalis 8 — 9 long. corp. Abrostoimis umbratus S mii, h : Afric. lllustr. Xo. XIV. J * r • pl. 12. fig. 1. Alrica • I 7 V^o a X l mer id. „ capensis l. c. pl. 12. fig. 2. ) TRIBUS IV. Os inferum} labia carnea, lata, rugosa, sucftii apta; r i r r li i milli ; p r a e o p e r c u 1 u in ante occiput. Pinna dor- salis brevis, rarius elongata; analis brevior, utraqne r a- il io o s s e o nullo. Dentes p haryng ei pectiniformes. 8 — 13—29 D 5—7 Habitus Cyprini teretis Mitchill v. Cyp. Ca- tostomi Forst, 16. Catostomüs Lesueur. 17. Rhytidostomus Heck. 18. ? Exoglossum Rafin. Catostomüs LESUEUR. Dentes pectiniformes 40 — 40. Os inferum; labia car- nea, lata, rugosa, ad suctum apta; cirrhi nulli. Pinna dor- salis et analis brevis, illa ante pinnas ventrales incipiens; radius osseus nullus. — Tractus intestinalis 2^-3 long, corp. Catostomüs gibbosus Le Sueur: Journ. of the Acad. of nat. scienc. ofPhilad. Vol. I. p. 92. cum tab. fj hiberculatns l. c. p. 93. cum tab. „ macrolepidotus l. c. p. 94. cum tab. „ aureolus l. c. p. 95. cum tab. „ communis l. c. p. 95. cnm tab. „ longirostrnm l. c. p. 102. „ nigricans l. c. „ macAilosus l. c. p. 103. „ vit latus l. c. p. 104. „ Duquesnii l. c. p. 105. cum tab. „ Bostoniensis l. c. p. 106. cum lab. 1023 Catostomus Hudsonius Le S ü eur: Journ. ofllie Acad. ofnai. scienc. of Plülad. Vol. 1. p. 107. * „ teres l. c. p. 108. „ oblongus l. c. „ sucetta l. c. p. 109. „ Foi'sf er lanus Richards. Fauna bor. americ.^ p. 116. „ Sueuri l. c. p. 118. Rliytidostoinusi HECK. Deutes pectiniforraes 60 — 60. Pinna dorsalis basi elongata, radio tertio vel quarto longissimo. In reliquis cum genere Catostomo congruit. * Cyprinus Catostomus F o r s t e r : Phil. Tra7isact.^ Vol. 63. f America Catostomus elongatus Le Sueur: Journ. of the} sept. Acad. of Phil. Vol. I. p. 103. cum tab.) dxog^lossuiii RAFIN. Dentes? — Character geneiis Catostomi, a quo dif- fert processu carneo ad syraphysin maxillae inferioris, iiti in genere Labeobarbo. Exoglossum Lesueriamim Rafin. Journ. of the \ Acad. of Phil. Vol. I. p. 420.1 J^^^^Q^■^^.^ „ macropterum l. c. p. 420. pl. 17. /ig. 3.^ „ annulatmn l. c. p. 421. pl. 17. fig. 4.\ ^ ' „ nigrescens l. c. p. 422. I TRIBUS V. Os inferum, molle, in aciem attenuatum, vel labiis suc- tui aptis tectium, vel tantum mento in plicam ad sugendum extenso ; c i r r h i quatitor, duo aut nulli ; p r a e o p e r c u 1 u m ante occiput, rarius sub occipite; apertura braue hialis breris. Pinna dorsalis breris, rarius elongata; an aus brevior, utraijue radio osseo nullo. Ossa pliaryngea brevia, dentib^ls masticatoriis aggregatis munita. D 10 — 27 5-7 Habitus Cyprini nilotici Geoffr. 19. Lab CO Cur. 20. Cyrenc Heck. 21. Rohita Valenc 1024 22. Tylognathus Heck. 23. Discognathus Heck. lidbeo CUV. Derites aggregati 3 | 3 | 5—5 | 3 | 3. Os inferam, in aciem möllern attenuatum, labiis duobus carneis, rugosis vel veri'ucosis obtectum; labium superius sub margiiie cuta- neo rostri incrassati occultum; cirrhi duo breves in angulis oris, vel nulli. Pinna dorsalis basi plus minusve elon- gata, ante pinnas ventrales incipiens ; analis brevis; radius osseus nuUus. — Tr actus intestittalis 8—9 long. corp. Cirrhi duo. * Laheo niloticus Cuv. Cypr. niloticus', Geoff., Descript. de VEgypte, poiss. pl. IX. fig. 2. '-'^ „ Cubie Rüpp. Neue Nilfische, Fortsetzung 1842. p. il. Taf. 3. flg. i. (-^ * ,j Forskalii Rüpp. Nilfische Mus. Senkenb. Bd. IL p. 18. Taf. 13. fig. 1. „ Sellii Valenc. hisf. nat. des poiss. T. XVI. p. 345. jy senegalensis l. c. p. 346. fj cephalus l. c. p. 347. I g „ Dussumieri l. c. p. 360. „ Raynoldi l. c. p. 361. ,y microlepidotus l. c. p. 362. fy fimbriatus l. c. p. 363. fj eryfhropferus l. c. p. 364. jy hispidus l. c. p. 356. fy oblongus l. c. p. 357. jy falcifer l. c. p. 358. Cirrhi nulu. Labeo Curchius M'Clell. Ind. Cypr. p. 327. pl. 38. fig. 2 et pl. 40. fig. 3. Cyprinus rosfratus Tilesius: Mem. de l'Acad. Imp. se- conde Ser. T. IV. pl. 15. p. 464. Gobio ricnorhynchus M'Clell. Ind. Cypr. p. 363. pl. 65. fig- i. f Cyprinus rufescens Hasselq. Iter. p. 393. Palaestina. Cyrene HECK. {DANGILA VALENC.) Dentes aggregati 3 | 3 | 5 — 5 ) 3 | 3, latere canalicu- lati. O s inferum, maxilla superior marglne plerumque serie papillarum dentiforniiuin instructa, sub processu cutaneo ro- stri occulta; inferior in aciem atteuuata, ad symphysin elevata; a. 1025 plica menti versus mar^inetn oris directa ; cirrhi quatuor. Pinna dorsalis basi elongata, ante pinnas ventrales in- cipiens ; a n a I i s brevis, utraeque radio osseo nullo. — Trac- tus intestinalis 4^—6 long. corp. ^ Cyrene festiva Heck. ) f„<.i»^,„«„ '„.-,,} Ins. Borneo. * „ ocellata Heck. ) * „ cyanoparejaüeck j ,^^ Philippinicae. « ^ philippima Heck, t J Dangila Cuvieri Valenc. hist. nat. des poiss. p. 230. „ Kuhlii l. c. p. 231. „ lipocheila l. c. p. 232. „ leptocheila l. c. p. 234. „ Leschenaultii l. c. p. 235. India, Pondichery. Rohita VALENC. Dentes aggregati 3 | :J | 6—6 1 3 | 3. Os inferum; tnaxilla superior carnea, margine fimbriata, sub rostro crasso poroso occulta; inferior in aciem eartilagineam , möllern t Cyrene pltilippinia. Gestalt gestreckt, besonders gegen den Riickcnfirst stark comprimirt ; Kopf klein, stumpf, flj der Gesanimt- iänge, oder ^ der grössten Körperhöhe gleich. Augen g; des Kopfes. Riickenflossenbasis sehr lang, 1^ Diametern der grössten Körper- höhe gleich. Die Mitte der Anal flossenbasis steht unter dem Ende der Riickenflossenbasis. Schuppen gross, beinahe durchaus gleich, in der Lin. lat. 37 Schuppen, 6 Schuppenreihen über und 5 unter derselben. D : 3 I 23. A : 3 i 5. — Länge des Exemplars 6 Zoll. Cyrene ocellata. Gestalt des vorigen, nur ist der Kopf etwas grösser, | der Gesamnitlänge gleich. Die Schuppen sind um die Hälfte kleiner, besonders gegen die Rückenfirste hin; die Lin. lat. besteht aus 6S Schuppen, 14 Schuppenreihen liegen über und 10 unter ihr. In einer halben Kopfliinge nach dem Schultergürtel liegt ein schwarzer Fleck un- ter den Lin. lat., ein zweiter etwas grösserer befindet sich an der Wur- zel der Schwanzflosse. D : 3 | 27. A : 3 ] 5. — Länge des Exemplars 6 Zoll. Cyrene festiva. Gestalt der beiden vorigen. Kopf spitzer fy der Gesamnitlänge. Schuppen gross, gegen die Rückenfirste kleiner. Die Lin. lat. enthält 33 Schuppen, 8 Schuppenreihen liegen über und 4 unter derselben. Die Rückenflosse hat einen breiten sch%varzen Saum. Die Schwanzflosse ist sehr tief ausgeschnitten. Ein schwarzer Streif bedeckt, sowohl im oberen als unteren Lappen^ den 3., 4. und 5. Strahl von der Easis an bis zum Ende. D : 3 | 26. A : 3 | 5. — Länge des Exemplars 5 Zoll. Cyrene cyanopareja. Gestalt der Cypr. Idush. Kopf etwas weniger als ^ der Gesammilänge, oder f der grössten Körperhöhe gleich. Augen klein, { der Kopflänge. Die Rücken flossenbasis ist der grössten Körperhöhe, ihre ersten Strahlen einer Kopflänge gleich. Die Anal flösse entspringt nach dem Ende der Rückenflossenbasis. Schup- pen gross, besonders im Anfang der Lin. lat.: diese besteht aus 35 Schuppen, hat 5 Reihen über und 4 unter sich. Ein blauer Fleck auf dem Deckel, gegen den obern Winkel der Kiemenspalte. D : 3 { 17. A : 3 | fi. — Länge des Exemplar« J Zoll. 1026 atteiiuata, labio reflexo fiiiibriato iiistructa; ciri'hi qua- tuor : duo in ang;ulis oris , duo in maxilla superiore ; non- numquam illi desunt, rarius omues. Pinna dorsalis basi mediocris, ante pinnas ventrales incipiens; analis brevis; radius osseus nullus. — Tractus intestinalis — ? ClKRHI QUATUOR. Cyprinns fimbriatus Bloch: tah. 409. ^ „ Mandina Buch an. Gang. pl. 8. fig. 84; M'Clell. Ind. Cypr. p. 318. pl. 41. fig. 1. _,, Rohita Buch an. pl. 36. fig. 85; M'Clell. p. 321. pl. 41. fig. 2. ^j Calbasu Buchan. pl. 2. fig. 33. „ Changunio Buchan. p. 295; Valenc. hist. nat. XV L p. 257. ,^ Gonius Buchan. pl. 4. fig. 82. „ Morula Buchan. pl. 18. fig. 91; Gray: Ind.\ ^ Illustr. \ 3 ^ Joalius Buchan. Cirrhinus Joalius ; M'Clell.)^ p. 327. pl. 42. fig. 6. jj Kiirsis Buchan. Labia Cursis ; M ' C I e 1 1. p. 329. pl. 38. fig. 3. Rohita Reynoldi Valenc. hist. nat. XVI. p. 247. ^, Belangeri l. c. p. 255. ^, rostellatus l. c. p. 256. ^ Lechenaultii l. c. p. 261. ^j Duvaucelii l. c. p. 262. ^j tincoides l. c. p. 269. „ Rouxii l. c. p. 270. ^ chlypeata l. c. p. 271. ^ Vit lata l. c. p. 267. ^j erythrura l. c. 268. ^ Hasseltii l. c. p. 274. jj microcephalus l. c. p. 275. Gonorhynchus fimbriatus M'Clell. Ind. Cypr. p. 375. pl. 43. fig. 3. CiRRHI OVO. „ brevis M'Clell. Ind. Cypr. p. 373. pl. 43. fig. 6; Cypr. Gohama Buchan. 3 macrosomns M'Clell. p. 372. pl. 43. fig. 7 ;j ^ Cypr. lafins Buchan. CiRRHI NULLI. gobioides M' Clell. p. 369. pl. 43. fig. 1. Cyprinns Muscha Buchan. Ga7ig. p. 392. ;; 1027 Tylog^iiatliiis HFXK. Dentes ago;regati 3 | 3 | 5—5 ( 3 | 3. Os inferum in aciein möllern attenuatum, supia margine cutaneo rostri in- ciassati tectuin ; plica inenti versus marginem oris infeiiorem directa; labia nulla; ciirhi modo quatuor, modo duo vel nuUi. Pinna dorsalis basi subelongata, ante pinnas ventrales incipiens; analis brevis; radius osseus nullus. — Tractus intestinalis 4 — 4^ long. corp. CiRRHr qUATUOR. Gobio hirticeps Rüpp. Nilfische, neu. Nachfrag in Mus. \ Senkenh. Bd. JI. pg. 23. Taf. 3. fig. 4.( ^ ,, quadrimaculatus l. c. p. 22. Taf. 3. fig. 3. ) <> Barbus diplochilus Heck. Fische aus Kaschmir | ^ , _ . p. 53. Taf. 10. fig. i. iCaschmu. ^ Tylognathus nanus Heck. Syria. * „ porcellus Heck, in Hügels Reise, j Bd. IV. [ India. Cyprinus Lamta Buchan. Gang. fish. p. 343. ) CiRRHI DUO. ^ Varicorhinüs diplosfomus Heck. Fische rtMsj^„„^,_.„ ' _, - . ßf9 m fi ^j Oasen mir. Caschmir p. 67. Taf. H. ) CiRRHI NULil. Labeo diocheilus M' Cle 11. Inrf. Cypr. pl. 37. fig. 1. j ^ Labeo diocheilus M' Cle 11. Inrf. Cypr. pl. 37. fig. 1. j ?? Leuciscus Sandkhol Sykes: Fishes of Dukun p. 363.\ ?? „ Chitul l. c. 1 . »isco&rnatlius HECK. Characteres offert generis Tylognathi, habitum vero Gobionis ; disting;uitur ab illo plica menti disciformi, medio callosa, pinnis pectoralibus horizon talib us, rotunda- tis. — Tractus intestinalis 8 — 9 long. corp. CiRRHI QIATUOR. Cyprinus Cotyla Gray: Ind. Illustr. pl. 5. fig. 3. -s^ Gonorhynchus bimaculatus M'Clell. Ind. Cypr. p. 374.1^ pl. 43. fig. 2. }-■ * Discognathus fusiformis Heck, in Hügels Reise, Bd.IV.y ^^ Discognathus rufus Heck. ) Svria * ^, obtusus Heck.) CiRRHI DUO. Gonorhynchus brachypterus M'Clell. hid. Cyp. ) l n d i a p. 374. S * Discognathus variabilis Heck. Syria. 1028 CiRRHI NVLLI. Gonorhynchus nipeculus M'Clell. Ind. Cypr. p. 373. pl. 4 et 5. . j, fj petrophylus l. c. p. 37i. J o. ,y caudatus l. c. p. 375. Platycara namta l. c. p. 428. pl. 57. fig. 2. TRIBÜS VI. Os anticum vel inferum; labia teretia mollia; cirrhi duo , vel nulli; praeoperculam ante occiput. Pinna dorsalis basi brevis rarius subelongata ', an aus brevis , radius osseus nullus. D : 3—4 A : 3—4 7—16 5—7 Habitus Cyprini Gobionis Lin. vel Cyprini Tincae Lin. 24. Gobio Cuv. 25. Tinea Cuv. 26. Isocephalus Heck. eobio CUV. Dentes raptatorii 3 | 5— 5 | 2. Os anticum; labia teretia; cirrhi duo in ang^ulis oris. Pinna dorsalis et analis basi brevis; illa plerumque super, rarius ante pin- nas ventrales incipiens; radius osseus nullus. — Tractus intestinalis 1 long. corp. * Gobio ftuviatilis Cuv. Valenc. hist. XVI. p. 300; ^ Bloch, tab. 8. fig. 2. j W * ^ uranoscopus Agass. Isis 1828. p. 1047. tab. 12. \ «^ fig. 1. a.' / ° „ venatus B o n a p. Iconog. della fauna ital. ^ obtusirostris Valenc. hist. XVI. p. 311. „ damascinus l. c. p. 314. Syria. ^ cataractae l. c. p. 315. America sept. Tinea CUV. Dentes clavati 4 — 5. O s anticum ; labia moIIia te- retia; cirrhi duo in angulis oris. Pinna dorsalis et analis crassiuscula , basi brevis, margine rotundata; illa pone pinnas ventrales incipiens; radius osseus nullus. Squamae minutae, mucosae. — Tractus intestinalis 1 long, corp. 1029 * Tinea vutgetris Cu v. Valenc. l. c. p. 322; T. chry- ) p sitis Agass. Bloch: tab. 14. j ^ ' ? Cyprinus Peremtnis Fall. Zoogr. p. 290. Sibiria. Isocephalus HECK. Dentes? — Rost r um crassum porrectum, os infe- nim; labia niollia tereiia; cirrhi diio vel nulli. Pinna d o r s a I i s basi brevis, rarius subelongata ; a n a 1 i s brevior, illa ante pinnas ventrales incipiens; radius osseus nullus. — Tractns intestinalis S long. corp. CIRRHI DUO, m angot.is oris. Bangana Hamiltonii Gray: Ind. lllust. pl. 3i — Qobio Angra M'Clell. p. 354. Cyprinus Curmuca B u c h a n. Mysore t. lll. pl. 30 — Go- bio Curmunna M'Cell. p. 353. CIRRHI DUO, IN APicE ROSTRi. (CIRRHINUS CUV.) „ Mrigala B u c h a n. Gang. pl. 6. fig. 79 — Gobio Mrigala M'CIell. p. 350. pl. 38. fig. i. et pl. 58. fig. 1. \ S- „ Reba Buchan. p. 280. ff Dero l. c. pl. 22. fig. 78. — Cirrhimts Dero\ M'Clell. p. 326. ff cirrhoms Bloch: tab. 411. — Cirrhina Blo-^ chii Val. hist. XYI. p. 290. Cirrhina mbripitinis Valenc. hist. nat. Tom. XVI. p. 288. f, plumbea l. c. p. 289. fy Dussumieri l. c. p. 291. ' ff breviceps l. c. p. 293. Java. CiRRHI NULU. Bangana falcata Gray: Ind. Illustr. pl. . . . — Gobio inalacostomus M'Clell. p. 280. . ^ Cyprinus Boga Buchan. Gang. pl. 28. fig. 80. — Gobiof £- Boga M'Clell. p. 261. Cirrhinus Pausio M'Clell. Ind. Cypr.p.267. pl. 42. fig. 4. TRIBUS VII. Os inferum in aciem cartilagineaih attenuaium, labiis et plica menti deficientibus ; rostrum incrassntum; prae- operculum ante occiput. Pinna dorsalis subelongata^ analis breris , utraque radio osseo nullo. — Tractus intestinalis longissimus , tenuissimus. 1030 Atlnot. In speciebus Europae indigcnis pinna dursaliti et analis longitudinc aeqiiales, tractus intestinalis brevior et aniplior. D 2 8—10 5—11 Habitus Cyprini Nasiis Lin. 27. Gymnostomus Heck. 28. Chondro stomus Agass. 29. Chondrochylus Heck. 30. Ch 0 ndrorhyn chus Heck. Gryiiinostoitius HECK. Dentes? — Rost mm hemisphaericiim ; o s inferum in aciein cartilaj>ineain attenuatum; cinln nulli. Pinna dorsalis basi iongior, analis brevis, illa ante vel super pinnas ventrales incipiens; radius osseus nullus. — Tractus intestinalis 8 — 11 long. corp. Cyprinus Ariza Buch an., Mysore T. HI. pl. 3i. Gobio lissorhynchus M'Clell. Ind. Cypr. p. 355. pl. 55. fig. 5. „ bicolor l. c. p. 360. pl. 40. fig. 1. ,y atiisurus l. c. p. 360. pl. 40. fig. 2. jj limnophihis l. c. p. 358. pl. 55. fig. 3. et pl. 58.\ ^ fig. 2. Chrondi'o Stoma Fhilungee Sykes: fishes of Dukhun p. 358. y yy Boggut l. c. p. 359. yy Kaivrus l. c. pl. 62. fig. 2. ,y Wattanah l. c. pl. 62. fig. 4. „ Mullya l. c. pl. 62. fig. 3. yy (lembensis Rüpp. Nilfische, Mus. ) . Senkb. Bd. IL p. 16. taf. S. /i^. 4. i ^ ^^ P ' " ^• Clioiidröistoitius AGASS. Dentes cultriformes 6—6. Os inferum, transversum, In acieni attenuatum ; labia nuUa ; cirrhi nulli. Pinna dorsalis et analis basi brevis, illa super pinnas ventra- les incipiens; radius osseus nullus. — Tractus intestinalis 'i§ long. corp. * Chondro Stoma Nasus Agass. — Cypr. Nasiisl Lin. Bloch, tab. 3. l Europa. * Chondrostomus Knerii Heck, f 5 t Chondrostomus Knerii unterscheidet sich von Chond. Nasus durch einen kürzeren, höheren, an die Gestalt der Cypr. rutilus Lin. glänzenden Körper, durch einen kürzeren Kopf, weniger Schuppen in der Lin. lat. und weniger Strahlen in Rücken und Analflosse. D : 3 | 8. A : 2 j 9. Lin. lat. squam. 52 — 54. — Narenta in Dalmatien. 1031 * Chondrostonms Phoxhms Heck. | Europa. Cyprinus Labeo Pallas: iVor. acf. Pefrop. I. p. 335. ) . . tab. ii. fig. 8—9. \ ^"^• Clioiidrocliylus HECK. Dentes cultriformes 7 — 6. In reliquis cum genere Chondrostomo congi'uens. — Tractns intestinalis 2 long, corp. * Chondrochylus regius Heck. Syria. * „ nasictis Heck, ft Europa. Clioiidror]iyiicliii$$ HECK. Dentes cultriformes 5—5. In reliquis cum genere Chondrostomo congruens. — Tractns intestinalis 2 long. corp. * Chondrostoma Soetta B o n a p. Icon. della fauna \ ^ TRIBUS VIII. Os anticum, snpernm vel inferum) labia ieretia mol- lia; cirrhi nulli-, praeoperculum suh occipite vel pan- lutum ante illud. Pinna d o r s a 1 i s hasi brevis , a n a 1 i s elongata ; radius oss ens tantum in illa, plerumque nullux. Corpus elatum compressnm. D : :? I S— 11 A : 3 I 14—41 Habitus Cyprini Bramae Lin. 31. Abramis Ciiv. 32. Blicca Heck. 33. Bliccopsis Heck. t Chondrostomus Pkoxinus. Gestalt und Schuppen des Cypr. Phoxinus Lin. Eine ausji^ezeichnete Species. 17 Schuppen- reihen liegen über, 9 unter der Lin. lat., welche selbst aus 88 bis 90 Schuppen besteht. Wird höchstens 5 Zoll laug; aus den Bächen um Li vno in Bosnien. D : 3 | 8. A : 2 | 8. tt Chondrochilus nasicu.9 ist äusserlich von Chondrost. Nasu.t wenig verschieden: die Analflosse enthält um 1 — 2 Strahlen mehr. D : 3 I 9. A : 2 I 12 l^in lat. squam. 60. Lago di Garda. tft Mein Exemplar, das aus Turin stammt und nur 5 Zoll lang ist, hat D : 3 I 8. A : 2 | 8, dann 9 Schuppenreihen über, 5 unter der Lin. lat.j die selbst aus 53 Schuppen besteht. Ungeachtet dieser kleinen Abweichung in Strahlen und Schuppenanzahl, welche in der Iconografia nicht sehr genau angegeben sind, halte ich diesen Cypr. des Pö für die waiiren Chondrost. Soelta-. übrigens mögen die Schlundzähne entscheiden. Kussegger. Reisen. I. Bd. 'i. 'I'lil. 60 1032 34. Acauthobrama Heck. 35. Osteobrama Heck. 36. Glossodon Heck. 37. Ball er US Heck. Abramis CUV. Deutes contusorü 5—5 laeves. Os anticuin vei sub- inferum, obliquum; labia teretia 5 cirrhi niilll. Pinna dor- salis bievis, pone pinnas ventrales incipiens ; analiselon- gata ; radius osseus nullus. Dorsum altuin, sqiiamis an- terioribus in vertice divisis tectum. — Tractus intestinalis ^ — ^ long. corp. * Cyprinus brama L i n. Scand. Fiskat' Häf. VII. Taf. 42. * „ rimba Lin. — Bloch. Taf. 4. l^ * Abramis Vetula Heck. Amial. des Wien. Mtis. Bd. i. 1 c p. 230. tab. 20. fig. 6. * „ Leuckartii l. c. p. 229. tab. 20. fig. 5. * „ Schreibersii l. c. p. 227. tab. 20. fig. 4. * „ melanops l. c. Bd. II. p. 154. tab. 8. fig. 3. * „ Fi-ivaldszkyi Heck, f Cyprinus Persa in Gmel. Pallas: Zoogr. Tom. III. p. 310.^ chrysoprasiiis l. c. p. 318. „ gibbosus l. c. p. 324. Blicca HECK. Dentes prehensiles 2 | 5—5 | 2. Os anticum; labla teretia; cirrhi niilli. Pinna dorsalis brevis, pone pinnas ventrales incipiens; analis elongata. Dorsum altum. — Tractus intestinalis ^ long. corp. * Cyprinus Blicca Gmel. — Bloch. Taf. 10;) p„_„„a Scand. Fiskar, Hüft II. Taf. 12. S ^ " Bliccopsis HECK. Dentes prehensiles 3 | 5—5 ] 3. In reliquis cum ge- nere Blicca congrnit. * Cyprinus Buggenhagii Bloch. Taf. 95. t Abramis F rivaldszkyi gehört zu jenen Arten mit dicker vorspringender Nase, an denen der Mund unten liegt, wie: Abr. Vimba, Schreibersii, melanops; mit dieser lezteren kommt er der Gestalt nach am meisten iiberein, unterscheidet sich aber wesentlich von ihr durch Schuppen- und Strahlenanzahl. Ueber der Lin. lat. liegen 9, unter ihr 5 Schuppenreihen, sie selbst enthält 52—53 Schuppen. D : 2 | 8. A : 2 I 17—19. Aus Brussa in Not dien; woher sie das Wien. Mus. durch Hrn. Prof. Dr. Frivaldszky von Frivald erhielt. Länge der Exemplare 5—ß Zoll. 1033 ^cantliobrania HECK. Deutes contusoiii 5— 5 laeves, Osanticum obliquum; labia teretia; cinhi nulli. Pinna dorsalis bievis, radio osseo, pone pinnas ventrales incipiens; analis elongata. Corpus compressum, squamis nünutis tectum. — Tractus intestinalis ^ long. corp. * Trachibraina Marmid Heck. \ * „ cnpida Heck. I S ' * „ centisijuama Heck.? ' ' * „ Arrhada Heck. J Osteobrama HECK. Dentes cochleariformes 2 | 3 | 5 — 5 | 3 | 2. Os sub- inferum, obliquum; labia teretia; cirrhi nulli. Pinna dor- salis brevis, radio osseo serrato, vel ante vel super pin- nas ventrales incipiens; analis basi elongata. Corpus compressum. — Tractus intestinalis 2 long. corp. * Cyprimis Cotis Buch an. Gang. p. 339. pl. 39. fig. 93. j ^ Rohtee Ogilbii Sykes: Fishes of Diikhnn pl. 63. fig. 2. '^^. * " Vigorsii l. c. pl. 63. fig. 3. \^ eiossodoii HECK. Dentes? — Os superum ; maxilla inferior apice ele- vata, superior e contrario emarginata; labia tenuia, teretia; ling'ua dentibus munita; cirrhi nulli; nares snbapicales. Pinna dorsalis basi brevis, pone pinnas ventrales inci- piens; analis elongata, utraque radio osseo. Corpus coni- pressnm. — Tractns intestinalis ? — Cyprinus (Abramis 1) Smithü Richards. | Massachusets. fanna bor. Amer. p. HO cum fig. ) Ballerus HECK. Dentes contusorii 5 — 5 laeves, Os superum; maxilla inferior apice elevata, superior e contrario emarginata; labia teretia, cirrhi nulli. Pinna dorsalis basi brevis, pone piu- nas ventrales incipiens; analis elongata; radius osseus nuilus. Dorsum squamis anterioribus , in vertice divisis tectum. — Tractus intestinalis | long. corp. ^ Cyprinm Ballerus Lin. — Bloch, tab. 9. — \ „ Scandinav. Fiskar Haft V. tab. 26. \ " » P • 66* 1034 TRIBUS IX. Os supertim; maxilla inferior apice elevafa, snperior e contrario emarginata; labia teretia teniiia; cirrhi nullt vel gnatnor, rarissirne duo; praeoperculuin stib occipite, vel ante vel pone illud. Pinna dorsalis basi brevis, a n a 1 i s subelongata ; radius osseiis niillus. Corpus ralde compressum elongahim, subfus carinatum. D : 2—3 I 5?— 10 A : 2—3 I 5?— 27 Habitus Cyprini alburni et cultrati Lin. 38. Chel a Buchan. 39. Esomus Swains. 40. Pelecus Agass. ' 41. Perilampus M'Clell. 42. Alburnus Rondel. ; 4-3. Aspius Agass. Cliela BUCHAN. Dentes voratorii 2 | 4 | 5 — 5 | 4 | 2. Os superum; maxilla inferior aplce elevata, superior e contrario emargi- nata; labia tenuia teretia; cirrhi nulli. Pinna dorsalis basi brevis, super analem elongatam incipiens; radius os- seus nullus. Corpus compressum, elongatum. — Tractus intestinalis f — f long. corp. Perilampus guttatus M'Clell. Ind. Cypr. p. 394. pl. 45, fig. 4. „ perseus l. c. pl. 46. fig. 5. „ aequipinnatus l. c. pl. 60. fig. i. Chela Balookee Sykes: Fishes of Duklmn p. 360. ' ^ Oweni l. c. p. 360. pl. 63. fig. 1. Jorah l. c. p. 361. Teekonee l. c. p. 362. Alkootee l. c. 363. alburna Heck, in Hügels Reise. Esoinus SWAISON {NURIA VALENC). Dentes? — Character generis Chelae, a quo diflFert cirrhis longis, aut quatuor, binis in angulo oris, aut duo- bus, utrinqne unico. — Tractus intestinalis? 3 1035 ClRRHI (.lUATUOR. Cyprinus Danrica vel Dannia Buch an. Gang. p. 3'45. pl. 16. fig. 88. Perilampus reticulatus M'ClclI. Ind. Cypr. p. 397. pl. 45. fig. /. striatus L c. p. 398. pl. 46. fig. 2. macrouru l. c. p. 398. pl. 46. fig. 3. thermophilus l. c. p. 399. pl. 54. fig. 19. Nuria thermoicos Valenc. hist. nat. XVI. p. 238. CiRRHI DUO. Cyprinus chapalio Buch. Gang. p. 324. — Valenc. hist. Xri. p. 416. Pelecus AGASS. Dentes raptatorii 2 | 5 — 5 | 2. Os siiperum; maxilla inferioi" apice elevata, superior e contrario emai'i»inata; la- bia tenuia teretia; cirrhi nnlli; ossa frontalia brevis- sima; praeoperculum remotissime pone occiput. Pinna dorsalis bievis, super pinnani analem elongatam incipiens; radius osseus nullus. Linea lateralis undulata valde de- flexa. Squamae deciduae. Corpus cultiiforrae. — Trac- tus intestinalis | long. corp. * Cyprinus cultratus L i n. — T 11 e s i u s in Mein, de \ E u- VAcad. de Petersb. 1813. T. IV. pl. 15. ßg.6.S r o p a. clupeoides Bloch, tab. 408. „ Bacaila Buch an. pl, 8. fig. 76. — Salmopha- sia oblonga Swains. Fishes and Amph. p. 284. „ novacula Jacquemont: Voy. pl. 15. ßg. 2. Opsarius pholicephalus M'Clell. Ind. Cypr. p. 415. pl. 47. fig. 2. „ leucerus l. c. pl. 47. fig. 3. albulus l. c. p. 416. pl. 48. fig. 10. Leuciscus niloticus De Joannis in Guerin. Mag.) ^ de Zool. Poiss. pl. 3. ) ^f ^^P" „ Bibie l. c. pl. 4. 1 Perilampus M'CLELLaND. Dentes? — Character generis Chelae , a quo difFert pinnis ventralibus thoracicis? angustioribus, longins ra- dialis. — Tractus intestinalis ? — brevis. Perilampus psilopteromus M'Clell. Ind. Cypr. p. 396.1"^ pl. 46. fig. 4. \ ~ „ inacroplerus l. c. p. 396. pl. 46. fig. 6. \ p 1030 Alburiius ROND. Dentes raptatorii 2 | 5 — 5 | 2. Os superum; maxilla inferior apice subelevata, superior e contrario emarginata; labia teretiu; cirrhi niilli. Pinna dorsalis brevis; ana- lis subelongata, illa pone pinnas ventrales incipiens; radius osseus nuUus. Corpus compressum. Squamae deciduae. — Tractus intestinalis f — | long. corp. * Cyprinus alburnus L i n. — Bloch. Taf. 8. fig. 4; Alburmis i lucidus Heck. * „ bipunctatus Lin. — Bloch. Taf. 8. fig, 1. * Aspius Mento Agass. — Heck. Annal. des Wien. Mus. T. 1.1 ^ p. 225. taf. i9. fig. 3. ' ^ * „ Alborella Bonap. Icon. della faiina ital. [^ "Alburnus obtusus Heck, f) „ 'M , u 1 } P a n 0 ni a. ■* „ acutus Heck. ) * „ Scoranza Heck. Monte-Negro. * „ alburnoides Selys: faune Beige p. 2i4. * „ " Sellal He ck. * „ caeruleus Heck. * „ capito Heck. * „ mossulensis H e c k. ^ Sy ria. * „ hebes Heck. * „ microlepis Heck. * „ pallidus Heck. y^spius AGASS. Dentes raptatorii 3 | 5 — 5 | 3 laeves, cylindrici. Os snperura; maxilla inferior apice elevata, superior e contrario emarginata; labia teretia; cirrhi nulli. Pinna dorsalis et analis longior, illa pone pinnas ventrales incipiensj ra- dius osseus nuUus. Corpus subteres. — Tractus intestina- lis I long. corp. * Aspius rapax Agass. — Cypr. Aspius Bloch.) ^^ Taf. 7 \ ^"""OP^- * „ vorax Heck. Syria. Cyprinus leptocephalus Fall. Nov. Act. Petrop. I. p. 337. tab. 11. fig. 10. „ chalcoides Güldenst. Nov. Commenf. Petrop. XVI. p. 540. Tarichi Güldenst. — Fall. Zoogr. III. p. 335. f Ucbcr die nodi uiibescliriebenen inländischen Arten verweise ich auf meine Sü.v.swassp) fische des Oesterreichischcn Kaiserstaats, die che- sleu^ ersclicincit werden. 1037 TRIBUS X. Os antictim vel superwn, lahia teietia, inollia; cirrhi milli, rar ins duo vel quatuor; p r a e o p e r c u 1 u m sub occi- pife vel pone illud. Pinna dorsalis et analis basi brevis ; radius osseus millus. Abdomen pone pinnas ventrales pltis minusve carinatum. D 2—3 I 7—11 A 2—3 I 6—13 Habitus Cyprini rutili et Dobulae Lin. 44. Scardinius Bonap. 45. I dus Heck. 46. Leuc OS Heck. 47. Pachystomus Heck. 48. Leuciscus Rond. 49. Phoxinellus Heck. 50. Phoxinus Rond. 51. Avgyreus Heck. 52. Squalius Bonap. 53. Leucosomus Heck, 54. Op sali US M'Clell. Scardinius BONAP. Dentes raptatoiü 3 | 5 — 5 | 3 serrati. Os superum ; labia teretia; cirrhi nulli, rarius dno in angulis oris. Pinna dorsalis et analis brevis, illa pone pinnas ven- trales incipiens ; radius osseus nuUus. — Tractus intestina- lis 1 long, corp. Cirrhi nulli. * Cyprinus erythrophthalmus Lin. — Scandinav. Fiskar Haft III. Taf. 15. * Scardinius Scardafa Bonap. Icon. della fauna ital. f c Hegeri l. c. Plotizza Heck.) _. , „ , Tj , \ Dalmatia. Dergle Heck. ) hesperidus Heck. Lago di Garda. Cirrhi duo. Leuciscus disfomus M'Clell. Ind. Cvpr.p. 106. i . ,. I if/? /; A \ India. pl. 56. fig. 4. ) lauH HECK. Dentes raptatorii 3 | 5 — .5 ] 3 laeves, compressi. Os auticum, subobliquum : labia teretia: cirrhi nulli. Pinna c 1038 doi'salis et analis brevis, illa aliquantiilum poiie pinnas ventrales incipiens ; radius osseus iiiiUus. — Tractus inte- stinalis 1^ long. corp. * Cyprinus Idus L i n. — Scandin. Fiskar Haft 11. Taf. 11.^ ^ * „ Orfns Lin. — Bloch, tab. 96. ■ * Idiis miniatus Heck. * Leuciscus neglectus Selys: faune beige p. 208. L.eucos HECK. Dentes contusoiii 5 — 5 emarginati. Os anticum ; la- bia teretia; cirrlii nuUi. Pinna dorsalis et analis brevis, illa super pinnas ventrales incipiens^ radius osseus nuUus. — Tractus intestinalis 1^ long. corp. * Leucos cisalpinus Heck. — Lago di Gar da. * „ ruhella H e c k. f J ■ p^ * „ fiasak Heck. [ D a 1 m a t i a. | c * „ adspersus Heck, j * Leuciscus Selysii Heck. — Selys: faune beige, p. 210 ^ "^ pl. 6. ? „ rutiloides l. c. p. 212. pl. 7. Pacliystoiims HECK. Dentes? — Os anticum; maxillae tumidae , porosae, superior immobilis; cirrlii quatuor vel nulli; hunierus in an- gulum acutum productus. — Pinna dorsalis et analis brevis, illa pone pinnas ventrales incipiens; radius osseus nullus. — Tractus intestinalis ? — CiRRHI QUATUOR. Cyprinus Schagra Buch an. Gang. p. 271. — Bahtis Scha- gra Valenc. hist. XVI. p. 196. „ Cocsa Buchan. pl. 3. fig. 77. — Leuciscus Cocsa M'Clell. p. 411. Leuciscus brachiatus M' Clell. Lid. Cypr. p. 409.pl. 42. fig. 5. CiRRHI ISULLI. Cyprinus Chedra Buchan. — Gray: hid. Illustr. pl. 4. fig. 3. „ Morar Buchan. Gang. pl. 31. fig. 3. i" Alle Leucos haben das Aussehen des Cypr. rutilus Lin. mit Aus- nahme des adspersus, welcher dem Cypr. Aphya näher steht. Diese sehr ausgezeichnete Art ist mit sclivvarzen Flecken dicht besäet, hat 16 Schuppen- reihen über und 6 unter der Lin. lat. , die selbst aus 60 Scliuppen be- steht. Er wird kaum 4 Zoll lang. Kommt bei Imosky vor. D 3 j 7 A 2 I 7. 1039 Cyprimis apiatus Jaqueinonl: Voyage pl. i5. flg. 3. „ Tila Buchan. p.274; Valenc. h'isl. XVL p. 422. Letteisens margarodes? M'Clell. Ind. Cypr. p. 4il. pl. 56. fig. 2. Licuciscus ROND. Dentes contusorii (J — 5. Os anticum; labia teretia; cinlii nulli. Pinna dorsalis et analis brevis, illa su- per pinnas ventrales incipiens ; radius osseus nullus. — Traetus infest'tnalis ^ long. corp. CORPUS TERETIUSCULUM. * heueiseus Frisii Nordm. Fanna ponf. f — Cypr. grts-\ lagine M e i d i n g e r : Ico7i. pise. Anstr. * Cyprinus cephalus Lin. — Scand. Fiskar Haft. Hl. taf. 13. — Cypr. Jeses Jurine. Corpus corifressum. I u * Cyprimis ruHliis Lin. — Scand. Fiskar Haft III. taf. 15.\ c * Leueiseus lividiis Heck. — (Plattensee, Marizza.) *■ „ Pausingeri Heck, ff — (Egelsee in Austr. s u p r.) * „ prasinns Agass. Mem. de Xeuchaf. Tom. I. p. 46. pl. 2. * „ roseus B o n a p. Icon. della fauna ital. * „ Genei l. e. * „ pulchellus Stör er: in Reports of fhe \ , fishes, Reptiles and Birds of\ Massachns. Boston, 1839. ) Plioxiuellus HECK. Dentes contusorii 5 — 4. Os anticum; labia teretia; cirrhi nulli. Pinna dorsalis et analis brevior , illa radio osseo apice flexili pone pinnas ventrales incipiens. Squa- mae minutae aut nullae. — Traetus intestinalis 1 long, corp. f Wir bedauern, bis jezt dieses kostbare Werk nicht gesehen zu haben. tt Beide Arten sind dem Letic. rulilus ähnlich. Die er st er e (L. tifidtts) unterscheidet sich leicht durch einen höheren, am Rücken mehr comprimirten, fast Abrainis-artigen Körper. Die zweite, welche wir einem besonderen Verehrer und Gönner der Wissenschaft, Hrn. Pau- sinj^er, Gutsbesitzer in Oberöslerreich , verdanken, zeichnet sich durch einen breiten fleischigen Rücken, etwas grössere Schuppen und ein bedeutend grösseres, feurig rotlies Auge aus, das den vierten Theil der Kopflänge einnimmt. 8 Schu|>penrcilien über, 4 unter der Lin. lat., Avelchc selbst 42 Schuppen enthält. D : 3 | 9 — 10. A : 3 ! 10. 1010 * Phoxinellus Zeregi Heck. Syria. * „ alepidohis H e c k. f Europa. Pliounus RONDEL., AGASS. Dentes raptatorii 2 | 5 — 5 | 2. Os anticum ; labta teretia; cinhi nulli. Pinna dorsalis et analis bre- vior, illa pone pinnas ventrales incipiens. Squamae raini- mae, membranaceae , adherentes, vix se invicem tegentes. — Tractus intestinalis ^ long. corp. * P/wxinus laevis Agass. — Heck, in Anal, des) Wien. Mus. Bd. I. p. 232. \ „ * „ Marsilii Heck. l. c. p. 232. l '^"'^^pa. Cyprinus Lwnaireiil B o n e 1 1 i. ) Argryreus HECK. Dentes preliensiles 2 | 4 — 4 j 2. Os anticum; labia teretia; cirrhi nulli. Pinna dorsalis et analis bre- vis, illa super pinnas ventrales incipiens; radius osseus nullus. Squamae molles, membranaceae. — Tractus in- testinalis ^ long. corp. * Cyprinus atronasus Mitchill. Tr ansäet, of thej New York Soc. Vol. I. p. 460 1 America * . „ rubripinnis Mus. Paris, [par Msr.l bor. Mi 1 b e r t de New-York.) \ Squalius BONAP. Dentes raptatorii 2 | 5—5 j 2 ft- O s anticum ; la- bia teretia; cirrhi nulli. Pinna dorsalis et analis breviSj illa vel super vel plerumque aliquantulum pone pinnas ventrales incipiens; radius osseus nullus. Corpus tere- tiusculum. — Tractus intestinalis 1 — Ih long. corp. SQUAMAE MAJORES. ''^Cyprinus Dobula Lin. Bloch, taf. 5. i f • * „ Leuciscus vel grislagine Lin. — i " * i" Phoxinellus alepidotus, eine höchst merkwürdige Art, die in Grösse und Gestalt dem gemeinen Phoxinus unserer Bäclie gleichet, eich aber vorzüglich durch den Mangel aller Schuppen auszeichnet. Der Rücken ist schwärzlich -braun, der Bauch silbern, die Flossen gelb- lich. D : 3 I 7. A : 2 I 7. Aus den Getoässern um Livno in Bos- II i e n. tt Bonaparte gibt seiner Gattung Squalius , in der Iconografia della fauna ital. , drei Reihen Zähne auf jedem Schlundknochen. Es scheint aber diese Angabe auf einem Irrthume zu beruhen , denn mir sind, ausser den Gattungen Barbus und rypnnii* keine europäischen Cyprinen mit drei Zahnreihen bekannt. 1041 Scamümtv. Fiskar Häfi III. Taf. 14. —\ Leite, argenteus A g a s s. * Letieiscits rodens Agass. Mem. de Neuchat. Tom. I. p. 39. pl. i. fig. 1—2. majalis l. c. p. 43. pl. 1. fig. 3. * „ rosfralus l. c. p. 41. „ dolcibratus Holle ndre in Selys: faune beige p. 207. pl. 5. t , „ Squaliiis tiberinus Bonap. Icon. della fauna ital. \ c „ cavedanus l. c. n irasimenicus l. c. „ rubilto l. c. ^ albus l. c. „ rubella l. c. „ Fhicini l. c. „ aula l. c. „ elatus l. c. „ pared l. c. * „ delhieatus Heck, ff * „ Berag Heck. \ * „ spinius Heck. f o • * » • , ir I > Syria. * „ lepidus Heck. < ■^ * „ cephalopsis Heck. ) Leuciscus elingulatus M ' C I e 1 1. Ind. Cypr. p. 412. ) , , . pl. 67. fig. 4. ) * Cyprinus balteafus Mus. Paris. Qde New-York par \ Msr. M i 1 b e r t.9 | A m e r. * „ compressus Mus. Par. (de Carol. par Msr. { bor. L 0 s c.9 j SQUAMAE MINUTAE {Telestes Bonap.). Telesfes muticellus Bonap. Iconog. della fauna ital. i ^ Savygnii l. c. ( ^ * Cyprinus Aphya L i n. , Bloch. Taf. 97. fig. 2. L la * Squalius Turskyi Heck, f ff i ^ t Vielleiclit zu Scardinius gehörig, ti" Squalius delineatus. Ein ebenso niedliches als ausgezeich- netes Fischchen 5 das nicht über 3 Zoll lang wird und in der Ebene des Marchfelds bei Wien, so wie auch in Mähren die einzelnen Feld- lachen häufig bewohnt. Es sieht einem jungen Squal. Dobula älinlich, jedoch mit weit kürzerem Kopf und nach aufwärts gerichtetem Mund. Was es aber sogleich kenntlich macht, ist der Mangel der Lin. lat., die nur an den ersten 3, höchstens 7 Schuppen sichtbar ist. 12 Schuppen- reilicn liegen zwischen Rücken und Bauchflossen, deren mittleren 44 Schup- pen enthalten. Die Farbe gleicht hell geschliffenem Stahl. D : 3 ] 8. A : 3 i 10. "ttt Squalius Turskyi. Eine der schönsten Arten unter den klein- schuppigen ä^'M«/««, mit bjaugrüncm Rücken, goldgelben Seiten, die von einem schwärzliclicn Längsstreif durchzogen sind, und silberglän- zendem Bauche; alle Flossen, nur die Rückcnliosse ausgenommen, an 1042 * Sijiialivs microlepis H e c k. f | * „ tenellus Heck, ft } * „ tenellus H e c k. ft [ Europa. * „ Ukliva Heck, fff ' lieucosomus HECK. Deiites raptatoni 2 ] 5—4 ] 2. Os antlcum; labia teretia, creiiata, superiore inferius subtegente; cirihi duo minimi In angulis oris. Pinna dorsalis et analis brevis, illa super pinnas ventrales incipiens ; radius osseus nullus. — Tr actus intestinalis f long. corp. * Cyprinus chrysoleucns Mitchili: Fishes of New-York\>f^ in Transact. of New-York T. I. p. 459. 1 3 * „ laerigatus Mus. Paris, {de New-York par Msr. I ^ Milbe rt) / '^ Leuciscus gracilis Richards, fauna bor. amer. Part 1IL\ o p. 120. pl. 78. ] ^ der Basis hoch orange. Körper beinahe walzenföimig , Kopf dick, stumpf, f der Gesanimtlänge , oder 1} der o^rössten Körperhöhe gleicli. Nase etwas vorstehend: Mund klein. 15 Schuppenreihen über, 5 unter der Lin. lat. , welche selbst aus 72 Schuppen besteht. Die Rücken- flosse beginnt etwas nach den Bauchflossen D : 3 | 7. A. 3 | 8. Die- fiis , in aller Farbenpracht glänzende , bis 6 Zoll lang werdende , Fisch- chen, das ganz allein die Dümpel des im Sommer vertrockneten Felsen- buches Cicola bei Dernis bewohnt, widme ich ehrfurchtsvoll dem Hrn. General, Ritter v. Tursky, Gouverneur von Dalmatien, oiine dessen kräftigem Beistand und väterlicher Fürsorge es mir unmöglich gewesen wäre, die Fauna Oesterreichs durch die Kenntniss der bisher unerforschten Süsswasserfi.sche Dalmatiens zu vermehren. ■\ Sqtialius microlepis. Gestalt des Cypr. Lenciscus Li n. Ko pf schmal, lang und spitz, j der Gesanimtlänge, oder \\ der grössten Körper- liölie gleicl). Mund vorn etwas aufwärts, gross. 15 Schuppenreihen über, 7 unter der Lin. lat., die selbst aus 74 Sciuippen besteht. Rücken- flosse nach den Bauchflossen entspringend. D : 3 | 8. A : 3 | 8. Silber- glänzend-, Rücken braun - grün ; Flossen gelblich •, kein Längsstreif. 7 — 8 Zoll lang. Gewässer von Imosky. tt Squalius tenellus. Gestalt des Cypr. Dobula Lin. Kopf breit, stumpf, 5 der Gesanimtlänge, oder 1^ der Körperhöhe gleich. Mund etwas aufwärts, gross. 18 Schuppenreihen über, 8 unter der Lin. lat., die selbst aus 80 Schuppen besteht. Rückenflosse nach den Bauch- fldssen beginnend. D : 3 j 8. A : 3 | 8. Silberweiss; Rücken und Seiten eisengrau; alle Flossen, bis auf die Rückenflosse gelb. 6 Zoll lang. Gewässer um Livno in Bosnien. ttt Squalius Ukliva. Körper etwas comprimirt: Kopf kurz, dick, stumpf, Y^f der Gesanimtlänge oder § der grössten Körperhöhe gleich. ]\ase dick, vorragend; Mund klein. 11 Schuppenreilien über, 6 unter der, aus 64 Schuppen bestehenden Lin. lat.; Rückenflosse perpendi- kulär über den Bauchflossen entspringend; D : 3 | 7. A | 3 | 8. Gelblich- silbern mit schwärzlich grünem Rücken und einem schwärzlichen breiten, oft aber kaum siciitbaren Längsstreif an jeder Seite; Basis der Flos- sen orange, \\ie an der vorbeschricbcncn Art, von welcher er sich vor- züglich durch höheren Körper, kürzeren Kopf und grössere Schuppen unterscheidet, Länge 6 Zoll. Im Flusse Ccttina. 104.3 I.euciscHS argenfins Storer: in Reports of the \ Fishes, Hept. and Berds ofi America Massachnsets. Boston, 1819. ' bor. Opsarius M'CLELL. Dentes voratorii 2 | 3 ] 5—5 | 3 [ 2. Os anticum, commissura sub oculos usque piotracta; maxilla inferior apice subelevata, superior e contrario subemarginata; labia tere- tia; cirrhi nulli, rarius quatuor vel duo. Pinna dorsa- 11 s et analis brevis, illa plerumque pone pinnas ventrales incipiens; radius osseus uuilus. — Tractus intestinalis | — ^ long. corp. Cirrhi nulli. * Leuciscus thebensis D e ioannis: poiss. du Nil. \ Apffvnins — Guerin 3Iag. de Zool. pl. 11. l^^^^V^^^- Opsarius maculalus M'CIell. Ind. Cypr. p. 417. pl. 47. \ fig. 4. — Cypr. Tileo B u c h a n. brachialis l. c. p. 418. pl. 48. fig. 6. anisocheilns l. c. p. 422. pl. 48. fig, 8. — Cypr. harilci B u c h a n. fasciatiis l. c. p. 417. pl. 48. fig. 9. ? „ ucanthopterus l. c. p. 422. pl. 48. fig. 7. „ megastomus l. c. p. 420. pl. 48. fig. 5. „ isocheilus l. c. p. 421. pl. 56. fig. i. Leuciscus Goha Hamilt. in Gray: lllustr. pl. 3. fig. 2. Cyprinns Mola Buch an. Gang. pl. 38. fig. 92. — Leu-i ciscus M'CIell. „ Rasbora l. c. pl. 2. fig. 90. „ Daniconicus l. c. pl. 15. fig. 89. Anjana l. c, p. 328. — M'CIell. p. 405. Cirrhi duo. Cyprinus Bendilisis Buchan. Mysore III. pl. 32. Cirrhi quatuor. ,' Opsarius cirrhatus M'CIell. Ind. Cypr. 416. pl. 56. fig. 5.' Siisswasser - Fische Syriens *. Barbus liacerta. (Taf. II. Fig. 1.) Habitus Barhi fluviatilis ; rostro infra, oculo cum oper- culi apice super axin corporis; capite subacuto, f corporis; praeoperculo sub occipite; radio osseo iii pinna dorsali gra- cili, semiflexili , acute serrato, pinnis ventralibus superpo- sito ; dorso nigi"o-maculato ; pinua dorsali et anali nigro- punctatis. 7 XII 0— ( VII P.1.16. V,i.8. D.3.8. A.3.5. C.-|^. Lin.lat.60— 62** 8 6 Seine Gestalt gleicht unserem Barhus fluviatilis; der Kopf, dessen Länge die grösste Körperhöhe um \ übertrifft, ist 4imal in der Gesammtiänge des Thieres enthalten. Der Mund liegt unter der vorragenden zugespizten Nase, hat wulstige fleischige Lippen und ziemlich dicke Bartfäden; die längeren über den Mund- winkeln sitzenden erreichen zurückgelegt den Vordeckel -Winkel; die kürzeren sitzen sehr weit vorn, über dem Maxillarrand. Die Nasenlöcher befinden sich senkrecht über den hinteren Bart- fäden Das etwas längHche Auge, welches -i der Kopflänge ent- hält, liegt in der Mitte derselben, über der Achse des Körpers. * Von den 57 durch Hrn. Theod. Kot seh y erhaltenen Arten folgen hier vorläufig nur 39 mit vollständigen Beschreibungen und Abbil- dungen; die Charaktere der übrigen 16 gebe ich einstweilen, und werde ihnen später vollständige Beschreibungen folgen lassen. ** D. h. die Pinna pect, hat einen Stützenstrahl und 16 getheilte u. s. w.; die Pinna caudalis hat 9 getheilte und 7 Stützenstrahlen in» oberen, 8 getheilte und 6 Stutzenstrahlen im unteren Lappen; die Seitenlinie besteht aus 60 — 62 Schuppen : über ihr liegen bis zum An- fange der Rückenflosse 12 horizontale Schuppenreihen; unter ilir, bis zur Einlenkung der Baudiflossen, 7 Reihen auf jeder Seite des Fisches. Die oberste Reihe auf dem Rückenfirste, vor der Rückenflosse, ist als eine neutrale Rcilie nicht mitgezälilt, ebenso die Reilicn unter den Bauchflossen; die Anzalil der S ch u |)pcn reihen zwisclien der Lin. lat. und diesen lezteren bleibt bis zum Anfange der Analflosse unverändert. 1043 Die Breite der Slirne zwisclien beiden Augen gleicht zwei dieser Augendiameter. Der hintere Rand des Vordeckels liegt senk- recht unter dem Ende des Hinterhauptes, -^ der Kopflänge \on der Nasenspitze entfernt. Der Deckel endigt in einem rechten Win- kel über der Achse, ziemlich weit hinter dem oberen Anfang der Kiemenspalte. Die Rückenflosse entspringt vertikal über dem Anfang der Bauchflossen, in der Mitte des Körpers (ohne der Schwanzflosse); sie ist nicht sehr schief abgeschnitten, und ihre Basis, die einer halben Kopflänge gleicht, wenig kürzer als ihre vordere Höhe; der fein, aber scharf gesägte Knochenstrahl ist schwach und endet schon im obern Dritttheil in eine weiche zahnlose Spitze. Die Anal- flosse beginnt mit dem lezten Viertheil der Körperlänge; ihre Basis, ^ der Kopflänge gleich, ist etwas über zweimal in der Länge ihrer vorderen Strahlen enthalten. Die Schwanzflosse ist sehr wenig ausgebuchtet. Die grössten Schuppen liegen in der Mitte des Rumpfes unter der Lin. lat., enthalten über i Augendiameter-Länge und sind vorwärts wenig ausgebuchtet, rückwärts etwas spitz zugerundet. Auf der Brust sind die Schuppen am kleinsten, etwas grössere bedecken den Vorderrücken, so dass 13 — 14 die erste Bogenreihe nach dem Hinterhaupte zwischen den Kiemenspalten oder dem Anfange der Seitenlinien bilden. Die lezteren sind sehr wenig abwärts gebogen und laufen mit der Achse des Körpers, auf welche sie erst unter dem Ende der Rückenflosse, oder mit ihrer 25 — 35. Schuppe herab- kommen, beinahe in gleicher Höhe. Die Textur der Schuppen be- steht aus einem kleinen chaotischen Mittelpunkt, der von sehr feinen concentrischen Ringen umgeben ist. Die Ringe sind von zahlrei- chen Fächerstrahlen oder Radien durchzogen, wovon circa 30 an den Seiten und rückwärts auslaufen und 20 sich nach vorn zu wenden. Die Hauptfarbe scheint im Leben, über den Rücken hin hell oder röthlich-braun, unter der Lin. lat. gelblich-silbern gewe- sen zu seyn. Zahlreiche Gruppen dunkelbrauner Flecken bedecken die obere Hälfte des Rumpfes, wodurch er oft ganz marmorirt er- scheint; Rücken- und Schwanzflosse sind punktirt. Er kommt im Flüsschen Kueik bei Aleppo vor, woselbst er Kar- rid oder Karad Achmar, der rothe Krause, oder Zottige, wahr- scheinlich der Farbe und der langen Bartfäden wegen, genannt wird. Das Wiener Museum besizt viele Exemplare von 4 — 9 Zoll Länge. Barbus pectoralis. (Taf II. Fig. 2.) Corpore compresso; rostro et oculo supi-a, opercnli apice infra axin corporis; capite obtuso, ^ totius corporis; praeoperculo ante occiput; radio osseo in pinna dorsali 1046 serrato, pinnis ventralibus superposito ; squamis pectoralibiis niinimis. 6 X 44 VII P.1.14. V.1.8. D.3.7. A.3.5. C.-|-. Liii. lat. 44 o 8 Er gehört zu den Barben mit kürzerem, mehr comprimir- tem Körper, die einen kleinen Mund mit runden, nicht fleischigen Lippen und kurzen dünnen Bartfäden haben. Der etwas stumpfe Kopf, dessen Länge der grössten Körperhöhe gleich ist, macht 1 der Gesammtlänge des ganzen Thieres aus. Die Mund spalte öffnet sich ziemlich weit vorn, unter der abgerundeten Nase und reicht nur bis in die Mitte zwischen dieser und den Nasenlöchern zurück. Die vorderen Bartfäden sitzen am oberen Maxillar- rand zwischen den Mundwinkeln und der Symphyse in der Mitte ; die hinteren reichen zurückgelegt nur bis unter die Pupille. Das Auge berührt mit seinem unteren Rande die Achse des Kör- pers, welche zugleich den Anfang der Mundspalte trifft, und liegt um li seiner Diameter, deren einer ^ der Kopflänge ausmacht, von der Nasenspitze entfernt; eben so viel beträgt die Entfernung beider Augen oder die Breite der Stirne zwischen ihnen. Der Vor decke 1, dessen hinterer Rand sich gegen den stark abgerundeten Winkel vorwärts wendet, beginnt ein wenig vor dem Ende des Hinterhaupts; der hintere Winkel des eigentlichen Deckels liegt etwas un- ter der Achse. Die schief abgestuzte Rückenflosse entspringt vertikal über den ersten Bauchflossenstrahlen , in der Mitte des Körpers (die Schwanzflosse nicht gerechnet) ; die Basis derselben übertrifft eine halbe Kopflänge und ist limal in der vorderen Strahlenhöhe ent- halten. Der Knochen strahl ist ziemlich stark, fein und scharf gesägt. Die schief zugespizte Analflosse beginnt mit dem lez- len Viertheile der Körperlänge ; ihre Basis , die ^ der Kopflänge ausmacht, ist über 2mal in den ersten Strahlen enthalten. Die S c hw a n z f 1 0 s s e ist massig ausgebuchtet. Die grössten Schuppen liegen in der Mitte des Rumpfes un- ter der Lin. lat., enthalten ^ eines Augendiameters, sind vorwärts nur wenig ausgebuchtet und rückwärts abgerundet. Die Schuppen auf der Brust sind auffallend klein, kaum ^ so gross als die des Vorder- rückens, welche wiederum nur einem Drittheile der grössten des Rum- pfes gleichen. Dieerste Schuppenreihe nach dem Hinterhaupt besteht aus 18 — 19 Schuppen, die sich in einem Bogen von ei- ner Kiemenspalte zur andern ziehen. Die Seitenlinie zieht sich anfangs jäh herab, indem sie über der Mitte der Brustflossen, schon mit ihrer 4 — 5. Schuppe die Achse des Körpers durchschnei- det und unter derselben bis zum Anfange der Analflosse fortläuft. Die Textur der Schuppen ist jener der vorhergehenden Art ziemlich 1047 gleich, nur sind etwas weniger Radien, im Ganzen 35 — 40, vor- handen. Die Hauptfarbe mag ganz einfach gelbliches Silberweiss ge- wesen seyn, das auf dem Rücken in das Braune übergeht. Er bewohnt den Orontes und scheint nicht sehr gross zu werden ; unser Exemplar niisst 6 Zoll in der Längte. Barbns perniciosus. (Taf. II. Fig. 3.) Corpore elong^ato; oculo magno et cum rostro super, operculi apice infra axin corporis; capite obtuso ^ totius corporis ; praeoperculo ante occiput ; radio osseo in pinna dorsali valido, serrato, pinnis ventralibus praeposito, corpo- ris altitudinem superante. \e VIII P.1.15. V.i.8. D.5.8. A.4.5. C.—. Lin.lat. 42 8 VI 9 Der Körper ist mehr gestreckt als in der vorher beschriebe- nen Art, welcher er dem Munde und den Lippen nach gleicht. Der mehr walzenförmige stumpfe Kopf, dessen Länge die grösste Körperhöhe um ^ übertrifft, ist 5mal in der Gesammtlängc enthal- ten. Die Nase ist etwas vorragend, die dünnen Bartfäden, Mund und Augen sind wie an Barb. pectoralis gestellt, nur ist der Diameter dieser lezteren, die etwas länglich sind, grösser, denn es macht derselbe ^ von der Kopflänge aus. Der Vor- deckel beginnt ziemlich weit vor dem Ende des Hinterhauptes und der Endwinkel des beinahe abgerundeten Deckels liegt unter der Achse. Die schief abgestuzte Rückenflosse entspringt in der Mitte des Körpers etwas vor den Bauchflossen ; die Länge ihrer Basis ist nicht ganz 2mal, sowohl in der Kopflänge, als in der Länge des starken und tief gesägten Knochenstrahls enthalten. Die schmale, zugespizte Analflosse, deren Basis nur ^ der Kopflänge enthält, beginnt etwas nach dem lezten Viertheile der Körperlänge. Die Schwanzflosse ist tief eingebuchtet. Die Schuppen sind, wie an der vorigen Art, nur minder klein auf der Brust und haben gedrängtere Radien, wovon circa 30 nach rückwärts und seitwärts gewendet sind, während circa 20 vor- wärts auslaufen. Die erste Schuppenreihe nach dem Hinter- haupt enthält 15 Schuppen, die eine Bogenlinie zwischen den Kie- menspalten bilden. Die Seitenlinie fällt zwar wie an Barb. "pectoralis herab, so dass ihre 4 — 5. Schuppe schon die Achse erreicht, allein sie senkt sich viel tiefer unter dieselbe. Kussegger, Reisen. 1. Bd. 'i. ThI. 67 1048 Diese Art findet sich gemeinschaftlich mit der vorbeschriebenen, von welcher sie der Farbe nach wenig verschieden seyn mag, in den Gewäs- sern bei Damascus. Barbus Orypus. (Taf. III. Fig. 1.) Corpore tereti; cauda elongata; rostro et operculi apice cum axi corporis coincidente, oculo supra haue posito; ca- pite lato, obtuso, brevi, ^ totiiis corporis; labio infero ad symphysin integre ; praeoperculo ante occiput ; radio osseo pinnae dorsalis laevi, pinnis ventralibus praeposito. 6 V P.1.16. V.1.8. D.3.8. A.3.5. C.-|-. Lin.Iat.40 ^ III 7 Der Körper ist walzen- oder vielmehr spindelförmig gedehnt; der Kopf kurz, mit breiter Stirne und sehr stumpf abgerundet; seine Länge, welche der grössten Körperhöhe gleich kömmt, ist 6^- mal in der Gesammtlänge des Thieres enthalten. Die Profil- linie der Stirne fällt in einem parabolischen Bogen über die Nase herab. Der Mund liegt etwas unten, er ist massig gross, seine Spalte reicht bis vertikal unter die Nasenlöcher. Die Lippen sind rund, ziemlich fleischig; die untere ist an der Symphyse des Unterkiefers nicht wie gewöhnlich getrennt, sondern mit einem breiten ununterbrochenen Umschlag versehen. Die über den Mund- winkeln sitzenden Bartfäden reichen zurückgelegt bis hinter die Augen; die vorderen sitzen am Winkel des ziemlich weit vor- geschobenen, grossen Suborbitalknochens. Das kleine Auge, des- sen Durchmesser weniger als i der Kopflänge ausmacht, liegt in der vorderen Hälfte des Kopfes über der Achse des Körpers, welche zugleich die Nasenspitze durchzieht. Zwischen den Augen ist die Stirne 3 Augendiameter und darüber breit. Der hintere Rand des Vordeckels liegt vor dem Hinterhaupte, welches leztere mit dem dritten Viertheile der ganzen Kopflänge, von der Nasenspitze bis zum hinteren sehr abgerundeten Deckelrande, endigt. Die Rückenflosse entspringt um einen Augendiameter vor den Bauchflossen und zwar so, dass nicht der Anfang, sondern die Mitte ihrer Basis , über dem Mittelpunkte der Körperlänge (ohne die Schwanzflosse) steht; ihr Rand ist nicht sehr schief abgestuzt und ihre Basis, welche nicht viel weniger beträgt als die Höhe der längsten Strahlen, kommt § einer Kopflänge gleich. DerRnochen- strahl dieser Flosse ist robust, rückwärts stark ausgehöhlt und hat scharfe, aber ungezähnte Kanten. Die Anal flösse beginnt um einen Augendiameter vor dem lezten Viertheile der Körperlänge; ihre Basis, f der Kopflänge gleich, ist zweimal in der Länge der ersteren Strahlen enthalten. Die Schwanzflosse ist sehr tief ausgebuchtet. 1049 Die gtossten Schuppen liegen in der Mitte des Rumpfes über der Lin. lat. und übertreffen den Diameter eines Auges, die übrigen sind, mit Ausnahme jener, welche die Brnit decken, oder die erste Bogenreihe nach dem Hinterhaupt bilden, nicht viel kleiner. Diese Bogenreihe besteht aus 9 Schuppen , auf welche sogleich 5 viel grössere folgen. Die Seitenlinie senkt sich ziemlich schnell abwärts, denn ihre 2 — 3. Schuppe erreicht schon die Achse, unter welcher sie bis gegen ihr Ende fortläuft. Der vordere Rand der Schuppen ist beiderseits stark einge- buchtet; die feinen concentrischen Ringe sind auf der unbedeckten Fläche zerrissen und von zahlreichen, 40 — 50 Radien durchzogen, welche ihren Strahlenpunkt nicht erreichen. Die Hauptfarbe dieses Fisches ist, nach ganz frisch erhal- tenen Individuen in Weingeist, gelblich -weiss und Silber -glänzend, Oberkopf und Rücken grünlich-grau, Unterkopf und Brust milchweiss ; die Lippen blassroth. Brust-, Bauch-, Anal- und Schwanzflossen waren an der Basis schön orange, übrigens schwärzlich ; die Rücken- flosse hatte mit dem Rücken gleiche Färbung. Er wird im Tigris bei MosshI gefangen. Die Exemplare des Wiener Museums ^nd 4—24 Zoll lang*. liabeobarbus Rotscliyi. (Taf, III. Fig. 2.) Corpore subelongato 5 rostro infra uxin corporis; apice operculi et oculi segniento inferiore cum axi coincidente; * Ferner erhielten wir noch aus der Gattung Barbus, ausAleppo: 1. Barlius Scincus: dem Barbus Lacerta der Farbe nach nahe verwandt, allein beinahe walzenförmig, mit kurzem Kopf, stark herab- gebogener Stirne, kleinem Mund und kleinen Augen. In der Rücken- flosse, deren Basislän<;e die Höhe beinahe übertrifft, ist der Knochen- strahl kurz und gesägt. X D.3.8. A.3.5. Lin. lat. 55—56. VII 2. Barbus Rajanoritm : im Ganzen unserem Barbtis flu- viatilis ähnlich, von dem er sich vorzüglich durch den stumpfen Kopf mit dicker abgerundeter Nase unterscheidet. Der Mund liegt ganz unten und ist, so wie die Bartfäden, klein. Rückenflosse und ihr Knochen strahl wie an unserer Barbe, nur weiter vorn entspringend. XIII D.3.8. A.3.5. Lin. lat. 65. vn Vielleicht ist diese Art der Mursa der Georgier, welchen Pallas, Zoogr, ross. as. Tom. III. p. 891. mit unserem Barbus fluviatilis für identisch hält. 3. Barltus Kersin: mit dem stumpfen Kopf und der dicken vorstehenden Nase der obigen Art verbindet er einen comprimirten hohen dem Cyyr. rutilus ähnlichen Körper. Die sehr schief abgestuzte Rü cken- flosse mit ihrem starken grobgesägten Knochenstrahl steht perpendicu- lär über den Bauchflossen. X D.3.8. A.3.5. Lin. lat. 55—56. Vit 67* 1050 capito aciito i totius corporis; appendice maxillae inferioris siibeloiigato, compresso, olDovato; labio superiore lato reflexo; praeoperculo ante occiput; radio osseo pinnae dorsalis laevi, piiinis ventralibus praeposito. * IV P.1.16. V.i.8. D.3.8. A.3.5. C.~ Lin.lat.37. ^ III 7 Die lang gedehnte Gestalt, so wie die grossen Schuppen dieser ausgezeichneten Art haben viel Aehnliches mit Barbus Gry- pus , mit welchem er auch in Mossul verwechselt zu werden scheint; allein der ganze Körper ist bei weitem mehr comprimirt und sein Aussehen so, dass man eher einen langgedehnten Mulhis als einen Labeobarbus vor sich zu haben wähnt. Der gegen die Nase stark abwärts gebogene, etwas zugespizte Kopf ist fünfmal in der Gcsammtlänge des Thieres enthalten und übertrifft die grösste Körperhöhe um ^ oder ^. Der Mund liegt etwas unten, d. h. der Oberkiefer steht bedeutend vor ; die Mundspalte reicht bis un- ter die Nasenlöcher. Beim Oeffnen des Mundes tritt der Zwischen- kiefer stark hervor und eine ungewöhnlich breite, dicke Oberlippe, deren umgeschlagener Rand unter dem Kiefer und Nasenbein ver- borgen lag, richtet sich allmälig auf. Der fleischige Lappen unter der Symphyse des Unterkiefers ist flach, abgerundet und reicht zu- rückgelegt kaum über die Mundwinkeln hinaus. Die hinteren Bartfäden erreichen den hinteren Augenrand , die v o r d e r e n, kürzeren und dünneren sitzen am Winkel des grossen Suborbital- knochens. Die Augen liegen in der vorderen Kopfhälfte und zwar -^ unter der Achse des Körpers, welche zugleich die Nasenlöcher und den äussersten Winkel des Deckels durchschneidet. Der Dia- meter eines Auges ist 5imal in der Kopflänge und 2mal in der Sürnbreite über denselben enthalten. Der hintere vertikale Rand des Vordeckels liegt etwas vor dem Hinterhaupte , welches leztere mit dem dritten Viertheile der ganzen Kopflänge endigt. Die Rückenflosse entspringt um einen ganzen Augendia- meter vor der Mitte der Körperlänge und ungefähr um einen hal- ben vor den Bauchflossen ; ihre Basis ist l^mal in den längsten Strahlen und etwas über imal in der Kopflänge enthalten. Der Knochenstrahl ist stark, mit ungezähnten scharfschneidigen Kanten. Die Anal flösse entspringt etwas vor dem lezten Vier- theile der Körperlänge, ihre Basis kommt der halben Länge ihrer ersteren Strahlen oder ^ der Kopflänge gleich. Die Schwanz- flosse ist tief eingebuchtet. Die grössten Schuppen liegen gleich nach dem Schulter- gürtel, sowohl über als unter der Lin. lat. und übertreffen den Durchmesser eines Auges; nach hinten zu^ wie auch gegen die Rückenfirste und den Bauch werden sie allniählig um die Hälfte 1051 kleiner; auf der Brust sind, wie gewöhnlich, die kleinsten. 9 Schuppen bilden die erste Bogenreihe nach dem Hinterhaupt, worauf sogleich 5 grössere folgen. Die Seitenlinie berührt schon mit ihrer 3. Schuppe die Achse, mit welcher sie sodann in beinahe gleicher Höhe fortläuft. Der Umriss der Schuppen ist nach vorwärts we- nig ausgebuchtet, übrigens gleichen sie in der Textur jenen von Barbus Grypus. Die Farbe, so weit sie sich an frischen Exemplaren in Wein- geist erhalten hat, ist über der Lin. lat. schwärzlich- grün , unter derselben gelblich-silberweiss ; alle Flossen sind an der Basis weiss- lich, gegen ihr Ende schwärzlich. Er kommt mit der vorbeschriebenen Art im Tigris bei Mossul vor; das Wiener Museum erhielt Exemplare von 7 — 19 Zoll Länge. liuciobarbus mystaceus. (Taf. III. Fig. 3.), Habitus Barbi fluviatilis ; rostro molli, carneo, infra axiii corporis, oculo supra lllam; operculi apice cum axi coinci- dente: capite, trunci altitudini aeqnante, ^ corporis; ore in- fero; labiis carneis, integris, inferiorl ad sjmphysin lobulo brevissimo instructo; cirrhis majoribns; radio osseo in piiina dorsal! validissimo, serrato, corporis altitudinem fere aequante, pinnis ventralibus superposito. ö X VI P.1.19. V.1.8. D.4.8. A.3.5. C— . Lin. lat. 53-57 *. 8 Cyprinus Mursa Güldenst. Nov. Com. Petrop. XVII. p. S13 tat. 5. fig. 3-5. „ mystaceus Pallas, Zoogr. ross. as. Tom. III. p. 293. B a r b u s mystaceus Cu v. Val. hist. nat. Tom. X VI. p. 146, Der erste Anblick dieses Fisches zeigt nur die Gestalt eines gewöhnlichen Fhiss-Barhen , mit etwas mehr comprirairtem Kör- per, grösseren Schuppen und einem mächtigen Knochenstrahle in der Rückenflosse. Der mit der Nasenspitze etwas abwärts unter die Achse des Körpers gewendete Kopf ist 5mal in der Gesammt- länge und einmal in der grössten Körperhöhe des Thieres enthal- ten. Die ausgezeichnet weiche, fleischige N a s e bedeckt und über- ragt den Oberkiefer, der viel länger ist als der untere. Dicke wulstige Lippen umgeben die, bis unter die Nasenlöcher reichende Mundspalte; die Unterlippe ist in der Mitte nicht getrennt, allein '' In der Abbildung des Cyprinu.i Mursa Güldenst, l. c. .«;ind die Srliiippen etwas kleiner, nänilicli 14 Reihen über und 13 ujifer der Lin. lat.: da aber Güldenstädt auf Schuppenanzahl keine Rücksicht nahm, so mag diess ein blosser Fehler des Zeichners seyu. 103'i durch zwei kleine Einschnitte wird daselbst ein ganz kurzer Fleisch- lappen abgelöst, der gleichsam einen Uebergang zu jenem, die Gattung Labeobarbus charakterisirenden darstellt. Von den fleischigen, in ein sehr verdünntes Ende auslaufenden Bartfäden reichen die hinteren, zurückgelegt bis zum Winkel des Vordeckels, die vor- deren bis unter den Vorderrand des Auges. Die Augen liegen beinahe ganz in der vorderen Kopfhälfte, und berühren unten die Achse des Körpers; ihr Durchmesser ist 6^mal in der Kopflänge und 2^mal in der Stirnbreite zwischen ihnen enthalten. Der hin- tere vertikale Rand des Vordeckels liegt um i Augendiameter vor dem Hinterhaupte, welches erst mit dem vierten Fünftheile der Kopflänge endigt. Der Deckel bildet rückwärts einen rechten Winkel, von der Achse des Körpers durchzogen. Der Schulter- knochenwinkel über den Brustflossen ist stark abgerundet. Die sehr schief abgestuzte Rückenflosse entspringt genau in der Mitte des Körpers, perpendikulär über dem Anfang der Bauchflossen, ihre Basis ist 2mal in den längsten Strahlen und um ■^ weniger in der Kopflänge enthalten, so dass der ungemein starke tief gezähnte Knochenstrahl sowohl diese leztere, als auch die grösste Körperhöhe unter ihm, an Länge übertriff't. Die Analflosse be ginnt mit dem lezten Viertheile der Körperlänge auf einer Basis, die über 2mal in der Länge ihrer ersten Strahlen oder beinahe 3mal in der Kopflänge enthalten ist. Die Schwanzflosse ist ziemlich lang und massig ausgebuchtet. Die Schuppen sind an den Seiten beinahe gleichgross, die nach dem Schultergürtel sind kaum grösser, einem Augendiameter gleich ; am Vorderrücken werden sie um die Hälfte kleiner. Die erste Bogenreihe zwischen den Kiemenspalten besteht aus 9 läng- lichen, dickhäutigen Schuppen, worauf 10 kleinere folgen; auf der Brust werden sie sehr klein. Die Seitenlinie kommt schon mit ihrer 5 — 0. Schuppe auf die Achse herab, mit welcher sie in beinahe gleicher Höhe fortläuft. Am vordem Rande sind die Schuppen sehr wenig eingebuchtet, rückwärts äusserst fein gezähnelt, concentrische Ringe und Strahlen sind sehr zart, enge und zahlreich, von lezteren lau- fen circa 50 gegen die Seiten und nach rückwärts, dann 30 nach vorwärts aus. Nach ganz frisch erhaltenen Exemplaren in Weingeist war die Hauptfarbe ein glänzendes Silberweiss mit goldenem Schimmer überflogen, Rücken und Oberkopf grünlichbraun, Bauch - und Anal- flosse blassroth, die Schwanzflosse gelb, die schwärzliche Rückenflosse nur an der Basis gelb. Das Wiener Museum erhielt viele Individuen dieser Art von 3 bis 20 Zoll Länge, welche alle im Tigris bei Mossul gefangen wur- den, wo man sie mit dem Namen Schejch-San belegt. 1033 liuciobarbns xaiitliopterus. (Taf. IV. Fig. 1.) Corpore compresso; dorso attenuato subelevato; rostro et opercnli apice cum axi corporis coincidente, oculo super hanc posito; capite conico, acnto, plus quam ^ corporis; ore subinfero; labio inferiori interrupto; cirrhis teimibus; radio osseo in pinna dorsali serrato , valido , | corporis altitudini aequante: pinnis omnibus citrinis. ^ X 9 P.1.17. V.1.8. D.4.8. A.3.5. C.—. Liii.lat.üO. » VII 0 Das ganze Thier erinnert einigermassen durch seinen höheren mehr comprimivten Körper, den spitzen Kopf und die Gleichförmig- keit seiner Schuppen an unsern Coregonns Warfmannii. Der gerade ausgestreckte, einen spitzen seitwärts comprimirten Kegel darstellende Kopf ist 5^mal in der Gesammtlänge und limal in der grössten Körperhöhe enthalten. Die Nase ist nicht sehr fleischig und wenig vorstehend; der Oberkiefer kaum länger als der untere ; die Mundspalte reicht nicht ganz bis unter die Nasen- löcher; die Lippen sind mager; der Umschlag der Unterlippe ist nur an den Seiten, in der Mitte gar nicht rorhanden. Von den dünnen Bartfäden reichen die über den Mundwinkeln sitzenden zu- rückgelegt bis zum hinteren Augenrand, die vorderen sitzen weit vorn, noch vor der Spitze des langen schmalen Suborbital- knochens. Die ovalen Augen liegen in der vorderen Kopfhälfte mit ihrem unteren Rande auf der Achse des Körpers, welche zu- gleich die Nasenspitze und das Ende des Deckels durchzieht. Der Längedurchmesser eines Auges ist ßimal in der Kopflänge und zweimal in der, zwischen den Augen etwas flachen, Stirne enthalten. Der hintere, etwas nach vorwärts gezogenen Rand des Vordeckels liegt um i Augendiameter vor dem Hinterhaupte, welches erst mit dem siebenten Neuntel der Kopflänge endet. Der Körper ist gegen den hohen Rücken schmal zusammengedrückt. Die schief abgestuzte Rückenflosse entspringt in der Mitte des Körpers, etwas nach dem Anfang der Bauchflossen, ihre Basis ist Ifmal in den längsten Strahlen und Ifmal in der Kopflänge enthalten; der sehr robuste gesägte Knochenstrahl ist daher um i kürzer als der grösste Körperdiameter unter ihm. Die A nalfl os s e beginnt etwas vor dem lezten Viertheile der Körperlänge auf einer Basis, welche über 2mal in den längsten Strahlen daselbst und S^mal in der Kopflänge enthalten ist. Die Schwanzflosse ist sehr tief ausgebuchtet. Grösse, Gestalt und Verlheilung der Schuppen ist wie an der vorhergehenden Art, nur ihre Textur ist verschieden, denn sie 1054 haben seitwärts keine Radien, von diesen durchziehen nur 15 — 17 die unbedeckte Fläche, und eben so \iele sind vorwärts gewendet. Die concentrischen Ringe sind fein, gegen den Strahlenpunkt ver- worren, am unbedeckten Rande fein gekerbt. An frisch erhaltenen Exemplaren waren die Seiten gelblich silberglänzend, der Oberkopf mit dem Rücken bläulichgrau, Brust u^nd Bauch weiss. Am schönsten zeigten sich die Flossen, sämmt- lich vom reinsten Citronengelb, nur die ungetheilten Strahlen (nebst * dem Knochenstrahle) in der Rückenflosse und die Stützen zu bei- den Seiten der Schwanzflosse waren auf ihrem Rücken schwarz. Das Wiener Museum besizt mehrere Individuen dieses schönen Fisches von 2 Zoll bis 3 Schuh 3 Zoll Länge, er erreicht daher im Ti- gris bei Mossul eine bedeutende Grösse. liuciobarbus esocinus. (Taf. IV. Fig. 2.) Corpore compresso; dorso tereti ;. rostro et oculo super axin, operculi lati apice cum illa coincidente; capite conico elongato i corporis; ore antico, labio inferiore interrupto; radio osseo in pin na* dorsal! serrato, mediocri. Pinnis sul- fureis; dorso cum basi pinnae dorsalis nigro punctatis. 9 xn P.1.17. V.i8. D.4 8. A.3.5. C.-^. Lin. lat. 76— 78. 8 V" ' Der ausgezeichnet vorgeschobene Kopf mit seiner flachen Stirne verleiht dieser Art vorzüglich ein hechtartiges Aussehen ; dabei ist der Körper comprimirt, massig hoch, mit rundem fleischigem Rücken. Die Gestalt des Kopfes ist ein langer, etwas abgestumpfter, über den Augen sanft eingebogener, an den Deckeln comprimirter Kegel, dessen Länge nur 4^mal in der Gesammtlänge des Thie- res enthalten ist und die grösste Körperhöhe desselben um [^ übertrifft. Der Mund liegt vorn ; Ober - und Unterkiefer sind bei- nahe gleich lang; die Mundspalte ist durch den langgestreckten Vorderkopf ziemlich gross , obschon sie nicht weiter als unter die Nasenlöcher reicht. Die Lippen sind rund, wenig fleischig, die untere verschwindet in der Mitte gänzlich. Von den vier Bartfäden reichen die beiden über den Mundwinkeln sitzenden bis zum hinteren Augenrand, die vorderen entstehen beinahe ganz vorn an der Nase, vor dem sehr lang gestreckten schma- len Suborbitalknochen. Die kleinen ovalen Augen liegen im zweiten Fünftheile der Kopflänge, mit ihrem oberen Rande bei- nahe der Stirne eben, mit ihrem unteren hoch über der Achse des Körpers, welche den Anfang der Mundspalte und die Endspitze des Deckels durchzieht. Der Längendurchmesser eines Auges ist 9mal in der Kopfläng«^ und nicht ganz 2mal in der Stirnbreite zwischen 1055 beiden Augen enthalten. Der hintere Rand des an seinem Winkel stark abgerundeten Vordeckels liegt um einen halben Augen- diameter vor dem Hinterhaupte, welches mit dem dritten Viertheile der Kopflänge endet. Der Deckel zieht sich stark rückwärts und bildet einen etwas spitzen Winkel, der vom Vordeckel beinahe um 3 Augendiameter entfernt ist. Die nicht sehr schief abgestuzte Rückenflosse entspringt etwas nach der Mitte des Körpers, senkrecht über dem Anfang der Bauchflossen, ihre Basis ist nur limal in den längsten Strahlen, aber 2-Jmal in der Kopflänge enthalten; der massig starke, sehr tief gesägte Knochenstrahl erreicht |^ der grössten Körperhöhe un- ter ihm. Die gleichfalls minder schief gestuzte Anal flösse ent- springt mit dem lezten Viertheile der Körperlänge auf einer Basis, die 2mal in der Länge ihrer vorderen Strahlen und 4mal in der Kopflänge enthalten ist. Die Schwanzflosse ist sehr tief aus- gebuchtet. Die Schuppen sind beinahe gleich gross, jedoch sind die in der Mitte über und unter der Lin. lat. liegenden am grössten und bedecken | des Auges ; gegen die Rückenfirste werden sie etwas, auf der Brust wie gewöhnlich um vieles kleiner. 13 etwas häutige Schuppen bilden die erste Bogenreihe nach dem Occiput, worauf 14 kleinere folgen. Die Seitenlinie, welche schon mit ihrer vierten Schuppe die Achse berührt, erhält die grösste Tiefe ihrer Biegung erst über dem Ende der Brustflossen, von wo an sie um einen Augendiameter unter der Achse bis gegen ihr Ende fort- zieht. Die Gestalt der Schuppen ist länglich, die Basis hat bei geringer Ausbuchtung eine stumpfe Spitze; sehr feine concen- trische Ringe umgeben ein kleines Chaos und gestalten sich als Spitzbögen auf der unbedeckten Fläche ; ein Fächer von circa 20 Strahlen ist rückwärts und ein gleicher gegen die Basis oder vor- wärts gewendet. In der Farbe kommt diese Art mit der vorhergehenden ziemlich überein , nur waren Brust und Bauchflossen blassgelb und der Rücken der Stützenstrahlen in der schwefelgelben Rücken- und Schwanzflosse minder schwarz; dagegen zeigen sich viele zer- streute schwarze Punkte über den ganzen Rücken und an der Ba- sis der Rückenflosse. Die Exemplare unseres Museums sind 2 Zoll bis 2 Schuh 3 Zoll lang, sie wurden bei Mossul im Tigris gefangen, wo diese Art von den arabischen Fischern Phargh - ul - Bais, der Muntere, oder einer, der nach dem Trübsal sich erfreut, genanut wird *. * liuciobarlius Scliejcli, ist eine vierte Art dieser Gattung, die uns ebenfalls von Mossui und zwar unter dem Namen Schejch San, welchen dort der Luciobarbus mystaceus führt, zukam. In der That ist sie auch diesem durch den abwärts gebogenen Kopf sehr ähnlich, unterscheidet sich aber ausser anderen kleineren Merkmalen durch die Unterlippe leicht vou ihm. Dieser fehlt in der Mitte nicht nur der kleine 1056 Scaphiodon Tratta« (Taf. IV. Fig. 3.) Corpore compresso; dorso attenuato; rostro, oculi seg;- mento inferiore et operculi apice infra axin corporis ; capite brevi, ^ corporis; pinna dorsali praealta; radio osseo vali- dissimo, serrato, pinnis ventralibus superposito; dorso ma- culis c- et x-formibus adsperso. ^ XV P.1.15. V.1.7. D.4.8. A.3.5. C.-|^. Lin. lat. 77— 82. ® XII 7 Sjir — majie O'rf. e«f ; Milch fisch) Le Brun, voyage par la Moacovie en Perse. Tom. I. p. 185. pl. 69. Die Gestalt dieses Cyprinen, der durcli seine kleinen Schuppen und den x-förmigen Flecken darauf unsern Salmo Trutta darzustellen scheint, gleicht ausserordentlich jener des vorbeschrie- benen lAiciobarbus xanthopterus mit Ausnahme der höheren Rückenflosse und des breiteren kurzen stumpfen Kopfes, dessen Stirnprofil in einem Bogen herabfällt. Die Länge des Kopfes ist etwas über 6mal in der Gesammtlänge des Thieres und l^mal in der grössten Körperhöhe enthalten. Die Nase ist vorstehend dick und abgerundet, wie an Chondrostoma nasus, unter ihr liegt, so wie an jener, ein queergespaltener Mund mit knorpligweichen Rändern ohne Lippen, dessen Bogensegment i\ Augendiameter ent- hält. Bei geschlossenem Munde liegt der Zwischenkiefer unter dem Oberkiefer und dieser unter dem vordem Suborbitalknochen und einer dicken Hautfalte der Nase verborgen; beim Oeffnen des Mundes tritt zuerst der Oberkiefer, weit mehr noch der Zwischen- kiefer nach abwärts hervor und bilden so, mit dem kurzen stumpf zugeschärften Unterkiefer, eine weite krumme Röhre. Ueber jedem Mundwinkel sizt ein kleiner zarter Bartfaden. Das Auge liegt in der vorderen Kopfhälfte mit seinem untern Rande etwas unter der Achse des Körpers, welche leztere in der Mitte der Nase, dann aber über dem Deckelende, durchgeht. Der Durchmesser eines Auges ist 6mal in der Kopflänge und 2imal in der Stirnbreite über den Augen enthalten. Der hintere Rand des Vordeckels liegt um einen Augendiameter vor dem Hinterhaupt, welches mit dem ^ der Kopflänge endigt. Die Kiemenspalte ist kurz, reicht nicht ganz bis zur Verbindung des Unterdeckels mit dem Zwischen- deckel hervor. Der Rumpf ist gegen den Vorderrücken stark comprimirt, besonders vor der Rückenflosse, wo er beinahe schnei- dig wird. Die sehr schief abgestuzte, hohe Rückenflosse entspringt fleiscliige Lappen, sondern sie verschwindet selbst an dieiser Stelle ganz ■ und gar, wie an den beiden lezten Arten mit gerade vorgestrecktem Kopfe dem Luciobarbus xanthopterus und esocintis. 1057 etwas vor der Körpermitte, vertikal über dem Anfang der Bauch- flossen; ihre Basis ist beinahe 2mal in den längsten Strahlen oder l^mal in der Kopflänge enthalten. Der Knochenstrahl ist sehr stark und bis zur Spitze, die zuweilen etwas vorgebogen ist, tief gesägt ; seine Länge erreicht beinahe die Körperhöhe unter ihm. Die gleichfalls sehr schief abgestuzte Analflosse entspringt kaum vor dem lez- len Viertheile der Körperlänge auf einer Basis , die in den längsten Strahlen zweimal, in der Kopflänge 2imal enthalten ist. Die Schwanzflosse ist massig ausgebuchtet. Die Schuppen sind gleich nach dem Schultergürtel, wo sie einen halben Augendiameter erreichen, am grössten und werden nach hinten zu allmälig, aber unbedeutend kleiner; gegen den Vor- derrücken hinauf nimmt ihre Grösse viel mehr ab. Die erste Bogen- reihe nach dem Hinterhaupte enthält zwischen den Kiemenspalten 19 — 20 Schuppen; gegen die Rückenflosse hin wird eine Mittel- linie der Rückenfirste immer mehr und mehr von Schuppen ent- blösst, so dass sie daselbst, wie an unseren Abramis-Arten, eine Scheitellinie bilden. Auf der Brust und dem Bauche liegen sehr kleine Schuppen, die sich auch an den Seiten hinter den Brustflos- sen und über die Bauchflossen bis gegen die Lin. lat. hinaufziehen. Die Seitenlinie läuft beinahe in gerader Richtung durch die Mitte des Rumpfes und berührt mit ihrer 12 — 14. Schuppe die Achse. Die Gestalt der Schuppen ist beinahe rund, an der Basis von beiden Seiten etwas eingebuchtet. Die Textur ist äusserst zart, feine concentrische Ringe umgeben den reinen Mittelpunkt, von dem aus 10 — 15 Radien die unbedeckte Fläche durchziehen, 6 — 7 Radien verlieren sich von der Basis an nach innen zu, seitwärts sind gar keine Radien sichtbar. An Exemplaren in Weingeist ist der Körper silberweiss, der Rücken hellbraun; kleine schwarze Flecken, die sich bald wie ein c, bald wie einx gestalten, liegen mehr oder weniger zerstreut an den Seiten und auf dem Rücken; bisweilen ziehen sie sich auch in die Rückenflosse und Schwanzflosse hinein. Die Flossen sind an der Basis röthlichgelb, gegen ihr Ende schwärzlich. Das Wiener IMuseum erhielt von dieser Art sehr viele Individuen, von 2 Zoll bis 1 Schuh 8 Zoll Länge, sie scheint sowohl in den Ge- wässern bei Aleppo, als im Tigris bei Mossul gemein zu fftyn. Am ersteren Orte führt sie den Namen 'fäkal handscher li: von Takal der Weiche, der Biegsame (vermuthlich der kleinen Schuppen wegen) und handscherli mit einem Dolche oder Messer bewaffnet, was sich auf den Knochenstrahl in der Rückenflosse bezieht. In Mossul beisst sie Ethra. Scaphiodon Capo^ta. (Taf. V. Fig. 1.) Corpore subcompresso, dorso tereti; ocnlo super axin corporis; rostro lieinisphaerico et operculi apice cum axi coincideiite; capite crasso obtuso ^-^ corporis; pinna dorsali 1058 humili; radio osseo serrato, tenui, piiinis ventralibus ante- posito. 9 VIII P.1.15. V.1.9. D.5.9. A.3.5 C.-—. Lin. lat. 70—77. 8 ^ Cyprinus Capoeta Güldenst. Noi\ Comment, Peirop. XV IL p. 507, tab. 8. fig. 1—2. „ Fuudulus Pallas, Zoogr. ross. asiat. III. p. 294. Capoeta Fundulus Cuv. Val. hisL nat. des poiss. Tonu XVI. p. 2T9. Die Gestalt des dicken Rumpfes mit seinem fleischigen Rücken gleicht jener unseres Sqiialius Dobula. Der Kopf ist kurz und dick, seine Höhe beinahe der Länge gleich, welche leztere 6i^mal in der Gesammtlänge des Thieres und l^mal in dessen giösster Körper- höhe enthalten ist. Die Nase ist sehr dick, stumpf abgerundet, oder halbsphärisch, mit kleinen warzigen Erhöhungen besezt, die sich auch an den Schuppen zeigen, vermuthlich aber, wie an meh- reren unserer Cyprinen, nur zur Laichzeit sich bilden. Der grosse quergespaltene Mund mit seinen knorpligen stumpf geschärften Rändern liegt unten ; die Sehne des Mundbogens, von einem Mund- winkel zum andern, enthält zwei Augendiameter ; der Zwischenkie- fer schiebt sich beim Oeffnen wenig vor. Die Bartfäden sind dick und kurz. Das Auge liegt in der vorderen Kopfhälfte um ^ Augendiameter über der Achse des Körpers, welche die dicke Nase nach unten und den Deckel an seinem Endwinkel durchzieht. Der Durchmesser eines Auges ist 6mal in der Kopflänge und 21- mal in der Entfernung beider Augen über die Stirne enthalten. Der vertikale Rand des Vordeckels liegt um einen ganzen Augen- diameter vor dem Hinterhaupte, welches mit dem ^ der Kopflänge endigt. Die Kiemenspalte ist kurz wie an Scaph. Trutta. Nach dem Hinterhaupte fangt der sehr fleischige Rücken mit einer klei- nen Erhöhung an. Die niedere, weniger schiefe Rückenflosse entspringt um einen Augendiameter vor der Mitte des Rumpfes oder der Einlenkung der Bauchflossen ; ihre Basis entspricht beinahe der Länge ihrer vorderen Strahlen und ist l|mal in der Kopflänge enthalten. Der Knoch.enstrahl ist zwar gesägt, aber schwach und läuft in eine weiche, dünne Spitze aus; seine Länge übertrifft die halbe Körper- höhe unter ihm nur wenig. Die Analflosse beginnt mit dem lezten Viertheile der Körperlänge auf einer Basis, die l|mal in der Länge ihrer vorderen Strahlen und 2^mal in der Kopflänge enthal- ten ist. Die Schwanzflosse ist massig ausgebuchtet. Die Schuppen an den Seiten werden nach rückwärts un- merklich grösser, so dass die vor dem Schwanzende sitzenden die grössten oder vielmehr die längsten sind, und ^ eines Augendiame- ters enthalten ; gegen den Vorderrücken und den Bauch zu verjün- gen sie sich um die Hälfte, auf der Brust aber sind sie sehr klein. 1059 16 — 17 Schuppen machen die erste Bogenreihe nach dem Hinter- haupte aus, die folgenden etwas kleineren decken den Rücken wie gewöhnlich. Die Seitenlinie kommt gegen das Ende der Brust- flossen mit ihrer 16 — 17. Schuppe auf die Achse herab, mit wel- cher sie sodann in beinahe gleicher Höhe ausläuft. Die Gestalt der Schuppen (wie gewöhnlich einer Stelle in der Mitte zwischen der Rückenflosse und der Lin. lat. entnommen) ist eine beinahe kreisrunde; feine concentrische Ringe umgeben ein kleines chaoti- sches Centrum, aus welchem sich 24 Radien sowohl seitwärts als rückwärts und 16 nach vorwärts wenden. Die Farbe der in Weingeist aufbewahrten Exemplare ist gelb- lich silberweiss mit hellbraunem Rücken und Oberkopf, alle Flos- sen sind an der Basis röthlich, gegen ihr Ende mehr oder weniger schwarz. Wir erhielten nur zwei Exemplare dieser Species, von 11 und 12 Zoll Länge aus Aleppo, unter dem Namen Kersin handscherli. S^caphiodon fratercula. (Taf. V. Fig. 2.) Corpore compresso ; dorso subattenuato; rostro cum axi coincidente; ociili majoris segmento inferiore et operculi apice infra axln; capite obtuso ^ corporis; radio osseo in pinna dorsal! serrato, tenui subflexili, pinnis ventralibus ante- posito. 10 „ P.1.15. V.1.9. D.4.8. A.3.5. C.-^. Lin. lat. 61— «2. ® IX 10 Die Gestalt ist jener des Scaph. Capoefa etwas ähnlich, jedoch mehr comprimirt. Der Kopf, ein abgesptumpfter seitwärts zusammengedrückter Regel, ist 5|mal in der Gesammtlänge des Thie- res und limal in dessen grösster Körperhöhe enthalten. Der kleine Mund, dessen Sehne einem Augendiameter gleich ist, liegt wie gewöhnlich unten und öffnet sich ohne starkes Hervortreten des Zwischenkiefers. Das Auge ist ziemlich gross und liegt zwar in der vorderen Hälfte des Kopfes, jedoch so, dass sein hinterer Rand schon etwas nach der Mitte, sein unterer etwas unter der Achse des Körpers steht, welche leztere die Nase gleich über dem Munde und den Deckel über seinem Endwinkel durchzieht. Der Diame- ter eines Auges ist nicht ganz 5mal in der Kopflänge und 2mal in der Stirnbreite zwischen den Augen enthalten. Der vertikale Rand des Vordeckels liegt um ^ Augendiameter vor dem Hinterhaupt, welches mit dem ^ der Kopflänge endigt. Die Rückenflosse entspringt genau in der Mitte des Rum- pfes um i Augendiameter vor den Bauchflossen ; ihre Basis ist l^mal in der Länge ihrer vorderen Strahlen, und nicht ganz 2mal lOGO kl der Kopflänge enthalten. Der Knochen strahl ist gesägt, abe^ achwach wie an Scaph. Capoefa, Die Anal flösse beginnt mit dem lezten Viertheile der Körperlänge, ihre Basis ist 2imal in den längsten Strahlen derselben und 3^mal in der Kopflänge enthalten. Die Schuppen sind wie an der vorbeschriebenen Art ver- theilt und gestaltet, nur ist ihre Peripherie etwas oval und an der Basis mehr eingebuchtet; sie decken von dem grösseren Auge nicht die Hälfte zu. Die Seitenlinie erreicht die Achse mit ihrer 10 — 11. Schuppe und läuft in gleicher Höhe mit ihr bis an das Ende. Das Exemplar des Museums ist nur 5^ Zoll lang und kam aus den Gewässern von Daniascus. Vermuthlich wird auch diese Art eine bedeutendere Grösse erreichen. Scaphioidon Ilmbla. (Taf. V. Fig. 3.) Corpore subeompresso; dorso tereti; rostro obtuso et oculo majori super axin corporis, operculi apice cum illa coincidente ; capite ^ corporis ; radio osseo in pinna dorsali basi serrato, tenui, semiflexili, pinnis ventralibus anteposito; squamis minimis. ^g XVIII P.1.18. V.1.9— 10. D.5.9. A.3.5. C.-— . Lin. lat. 90—96 ^ XV Der ganze Habitus mit den kleinen zarten Schuppen dieser Schönen Art erinnert unwiderstehlich an den Ombre Chevalier der Schweizer, Salmo Umbla Lin., von dem wir Hrn. Professor Agassiz in seinen Poissons d'eau douce de l'Eur. cent. eine unübertreffliche Abbildung verdanken. Der Körper ist etwas com- primirt, der Rücken breit und fleischig. Der Kopf stellt einen abgestumpften Kegel dar, dessen Längedurchmesser 6mal in der Gesammtlänge des Thieres und etwas mehr als einmal in der gröss- ten Körperhöhe enthalten ist. Die Nase ist dick, abgerundet; das Bogensegment des quergespaltenen Mundes enthält 1^^ Augen- diameter. Die Augen liegen in der vorderen Kopfhälfte, so dass ihr hinterer Rand etwas nach der Mitte steht, ihr unterer befindet sich über der Achse des Körpers, welche die Nase an ihrer Basis und den Deckel etwas über seinem Endwinkel durchschneidet. Der Diameter eines Auges ist -i^mal in der Kopflänge und 2^mal in der Stirnbreite zwischen den Augen enthalten. Der Vordeckel liegt um ^ Augendiameter vor dem, mit dem ^ der Kopflänge endenden Hinterhaupte. Die massig hohe Rückenflosse entspringt um einen ganzen Augendiameter vor der Körpermitte oder der Anheftung der Bauch- flossen; ihre Basis ist l^mal in der vorderen Strahlenhöhe und 1061 l^mal in der Kopflänge enthalten. Der Knochenstrahl ist sehr schwach, nur an der unteren Hälfte fein gezähnt, an der oberen sehr weich nnd biegsam. Die stark gespizte Anal flösse beginnt etwas vor dem lezten Körperviertheil, auf einer Basis, die 2iinal in den läng- sten Strahlen derselben und 3mal in der Kopflänge enthalten ist. Die Schwanzflosse ist wenig ausgebuchtet. Die Schuppen sind nach dem Schultergürtel und am Ende des Schwanzes, wo sie kaum i Augendianieter erreichen, um die Hälfte grösser als in der Mitte des Rumpfes, die ihrerseits kaum grösser sind als jene des Vorderrückens oder des Bauches ; an der Brust sind die Schuppen kaum bemerkbar klein. Die erste Bogenreihe nach dem Hinterhaupt besteht aus 23 Schuppen, auf welche klei- nere folgen. Die Seitenlinie wendet sich rasch abwärts, so dass sie schon mit ihrer 7. Schuppe die Achse durchschneidet, von wel- cher sie sich am Ende der Brustflossen am meisten, nämlich um ^ Augendiameter, entfernt. Gestalt und Textur der Schuppen haben viel Aehnliches mit jenen an Scaph. Capoeta. An gut erhaltenen Weingeist - Exemplaren waren die Seiten gelblich silberglänzend, Oberkopf und Rücken graubraun , der knorp- lige Rand des Unterkiefers schön gelb, die Bauch-, Anal- und Schwanzflossen röthlich. Wir besitzen mehrere Individuen von 2 bis 14 Zoll Länge, die sämmt- Hch im Tigris bei Mossul gefangen, aber ohne Namen eingeschickt wurden *. Systomus luteus. (Taf. VI. Fig. 1.) Corpore compresso , elevato ; dorso subtereti ; rostro acute cum axi coineidente; oculi majoris seg;mento inferiore et operculi apice infra axin; capite ^j corporis; ore semi- circulare; margine maxillae inferioris cartilagineo; cirrhis duobus in angulis oris; praeoperculo sub occipite; radio osseo in pinna dorsali valido^ laevi ; squamis magnis. Cor- pore et pinnis flavescentibus. * Das Wiener Museum erhielt noch zwei andere Arten von Scaphiodon mit kleinen Augen, wie Scaph. Capoeta, die eine: Scaphiodon socialis unterscheidet sich durch einen sehr ge- streckten Körper und grössere Schuppen. — Um Damascus. XII V.1.9. D.5.9. A.3.5. Lin. lat. 67. X Die andere: Scapliiodon pereg-rinorum, welche die gemeinste zu seyn scheint, durch einen kurzen dicken Körper und mehr Schuppen- reihen über und unter der Achse. — Um Aleppo, wo sie Kollttr beisst. XVI V.1.9. D.5.9. A.3.5. Lin. lat. 76—78. »1/ 1062 ^ IV P.1.16. V.1.8. D.4.10. A.3.6. C.~. Lin.lat. 28—30. 8 "I Die Gestalt des etwas hohen fleischigen, gegen die Rücken- flosse sanft comprimirten Rumpfes , mit seinen grossen , beinahe rauhen Schuppen gibt dieser Art ein Karpfen - ähnliches Aussehen. Der dicke, stumpf zugespizte Kopf ist S^mal in der Gesammtlänge des Thieres und l^mal in dessen grösster Körperhöhe enthalten. Das Stirnprofil senkt sich in gleichmässigem Bogen über die Nase bis zum Oberkiefer herab, welcher kaum über den Unter- kiefer hervorragt. Die halbkreisförmige, durch den fest anschlies- senden, etwas scharfen Rand des Unterkiefers kaum merkbare Mund- spalte reicht bis unter die Nasenlöcher; beim Oeffnen des Mundes tritt Kiefer und Zwischenkiefer, wie in der Gattung Scaphiodon, ziemlich weit nach abwärts hervor. Ueber jedem Mundwinkel sizt ein dünner kurzer Bartfaden. Das Auge liegt in der vorderen Kopfhälfte, ein Drittheil unter der Achse des Körpers, welche zu- gleich den Zwischenkiefer unter der Nasenspitze und den Deckel über seinem Endwinkel durchschneidet. Der Diameter eines Auges ist 5imal in der Kopflänge und 2imal in der Stirnbreite zwischen den Augen enthalten. Der hintere Rand des Vbrdeckels liegt senkrecht unter dem Ende des Hinterhauptes, oder zwischen dem zweiten und dritten Drittel der Kopflänge. Die Kiemenspalte ist massig weit, sie zieht sich bis vor den Winkel des Vordeckels. Die schief abgestuzte Rückenflosse entspringt etwas nach der Körpermitte, gerade über den Bauchflossen ; ihre Basis und ihre ■vordere Höhe sind einander gleich und wenig kürzer als eine Kopf- länge. Der Knochenstrahl ist stark , nur an der äussersten Spitze weich, rückwärts wie gewöhnlich ausgehöhlt, an den Seitenwänden aber, anstatt gesägt zu seyn, glatt und scharfschneidig. Die sehr schief abgestuzte Analflosse beginnt um 1^ Augendiamcter nach dem Ende der Rückenflossen-Basis, etwas vor dem lezten Viertheile der Körperlänge; ihre Basis ist 2mal in der Länge ihrer vorderen Strahlen und 2^mal in der Kopflänge enthalten. Die Schwanz- flosse ist ziemlich tief eingebuchtet. Die Schuppen sind in der Mitte des Rumpfes über der Lin. lat., wo sie zwei Augendiameter einnehmen, am grössten, und neh- men am meisten gegen die Schwanzflosse und den Bauch zu ab ; die kleinsten decken, wie gewöhnlich, die Brust. Fünf Schuppen stellen die erste Bogenreihe nach dem Hinterhaupte dar; die nach- folgenden sind bedeutend grösser und decken die Firste des Vor- derrückens durch ihre W^ölbung. Die Seitenlinie kommt schon mit ihrer ersten oder zweiten Schuppe auf die Achse herab und erreicht über den Bauchflossen die grösste Tiefe. Die Gestalt der Schuppen ist halbkreisförmig, an der Basis gerade abgeschnitten, loca rückwärts an jenen, die in der Lin. lat. liegen, eingebuchtet. Die Textur ist sehr ausgezeichnet: den Mittelpunkt bildet gewöhnlich ein grosses Chaos, das sehr feine concentrische Ringe umgeben, die auf der unbedeckten Fläche ganz zerrissen sind ; diese Fläche wird von circa 30 wellenförmig gedrängten Radien durchzogen, seitwärts liegen beinahe gar keine, vorwärts nur 7 — 8 Radien. Die Hauptfarbe besteht in einem sanften Gelb mit einem Schimmer von Silberglanz ; Oberkopf und Rücken sind grünhch- schwarz ; der weichknorplige Rand des Unterkiefers ist schön citronen- gelb ; von der Basis an sind alle Flossen röthlichgelb , gegen ihr Ende zu aber schwärzlich. Das Wiener Museum besizt viele Exemplare dieser Art von 2 Zoll bis 1 Schuh 3 Zoll Länge; sie wird sowohl im Orontes aKs im Tig-ris gefangen. In Aleppo und Mossul nennt man sie arabisch Beni aapluir und türkisch Beni a.spher , den gelben Sohn. Systoinus albus. (Taf. VI. Fig. 2.) Priori simillimiis, a quo differt: dorso crassiore; capite cum rostro obtusiore et oculo minore. Der Unterschied dieser Art, welche der vorhergehenden täu- schend ähnlich sieht, liegt vorzüghch im Kopfe, der einen sehr stumpfen Kegel bildet ; die N a s e ist viel dicker, etwas vorragend ; das Auge kleiner, 6mal in der Kopflänge und 2^mal Inder Stirn- breite zwischen beiden Augen enthalten ; der Mund weniger schief gespalten. Der Rumpf ist etwas dicker, die Rückenflosse minder hoch und dabei etwas länger an der Basis. Der Schulter- gürtel-Winkel über den Brustflossen ist viel kleiner. Erscheint blassgelb oder weisslich gewesen zu seyn, mit weissem Bauch und hellbräunlichem Rücken. Die Araber nennen ihn Beni abj'ad, die Türken Beni ebjaa, den weis- sen Sohn. Das Wiener Museum besizt mehrere Exemplare von 2 bis 17 Zoll Länge, .sowohl aus dem Tigris als aus dem Orontes. Plioxinellus Zereg^i. (Taf. VL Fig. 3.) Corpore compresso ; dorso tereti ; rostro super axin cor- poris; oculi segmento inferiori infra axin; opereuli apice cum illa coincidente; capite acuto, ^ corporis, trunci altitudinem aequante; praeoperculo pone occiput; radio osseo in pinna dorsali tenui, laevi. Vitta obscura, longitudinali. l XIV— XV P.1.12. V.i.f). D.3.7. A.a.O. C— -. Lin. lat. 57— 66. 8 VI 7 Russegger, Reisen. I. Bd. 7. ThI. 68 1004 Es hat dieses kleine Fischchen, das sich auf den ersten An- blick durch seine kleinen Schuppen und einen breiten Längsstreifen auszeichnet, viele Aehnlichkeit mit unserem S(/iialius Aphya. Es ist Ziemlich comprimirt und dabei etwas hoch, so dass die Länge sei- nes spitzen Kopfes, welche 5mal in der Gesammtlänge des Thie- res enthalten ist, der grössten noch vor der Rückenflosse befind- lichen Körperhöhe gleich ist. Der Mund ist massig gross, beide Kiefer gleich lang, der untere unter der Symphyse etwas verdickt. Das Auge Hegt in der vorderen Kopfhälfte mit seinem unteren Drittheile unter der Achse des Körpers , welche zugleich die Mund- und den Endwinkel des Deckels durchschneidet. Der Diameter ei- nes Auges ist 4mal in der Kopflänge und l^mal in der Stirnbreite zwischen beiden Augen enthalten. Der hintere Rand des Vor- deckels liegt etwas nach dem, mit dem zweiten Drittheile der Kopflänge endenden Hinterhaupte. Die Rückenflosse entspringt genau in der Körpermitte um einen Augendiameter nach den Bauchflossen ; sie stellt ein Viereck auf schiefer Basis dar, welche etwas über Imal in dessen vorderer Höhe und 2mal in der Kopflänge enthalten ist. Der dünne, glatte Knochenstrahl hat ein kurzes weiches Ende , das leicht abbricht und ihn dann zum empfindlich verletzenden Stachel macht. Die Anal flösse beginnt etwas nach dem ^ der Körperlänge, sie ist nach hintenzu etwas abgerundet; ihre Basis ist ^mal in der Länge ihrer vorderen Strahlen und 2^mal in der Kopflänge enthalten. Die Schwanzflosse ist sehr wenig ausgebuchtet. Die Schuppen sind sehr zart und fein, die grössten, welche jedoch kaum \ eines Augendiameters erreichen , liegen bald nach dem Schultergürtel unter der Lin. lat. , gegen den Vorderrücken zu 'werden sie am kleinsten, kleiner noch als jene auf der Brust. Die Seitenlinie, welche mit ihrer 11 — 12. Schuppe die Achse durch- schneidet, senkt sich in einem etwas convexen Bogen bis über die 'Bauchflossen herab, von wo an sie, etwa einen Augendiameter unter der Achse, eine Wellenlinie darstellt und sich gegen das Schwanz- ende wieder bis zur Achse erhebt. Der Umkreis der Schuppen ist rund, ihr Mittelpunkt verwischt oder leer, von wenigen locker gestellten, concentrischen Ringen umgeben; 10 — 11 Radien ziehen nur allein nach rückwärts über die unbedeckte Fläche. Im Weingeist ist die Farbe dieses Fischchens glänzend silber- weiss, Oberkopf und Rücken hellbraun ; ein breiter , bald schwarzer, bald schwärzlicher Streif durchzieht die silberhellen Seiten von der Nasenspitze an, bis in die Schwanzflossen-Basis hinein und das Auge liegt mitten in diesem Streif. Die Flossen scheinen schwärzlich, an der Basis gelblich zu seyn. Das Wiener Museum erhielt diese Species , vrelche kaum ober 2\ Zoll lang wird, in Menge aus Aleppo, wo sie im Flüssclien Kuiek vorkommt und mit dem Nanicji Zeregi belegt wird. 1065 CypWuio'ii inacrositomus. (Taf. VII. Fig. 1.) Corpore subelongato , subcompresso ; dorso attenuato; rostro prominente, hemlspliaerico , crasso; ore transverso, iiiag^no, latitudinem froutis inier oculos aequante; tegumento cartilagineo maxillae inferioris lato. 9 ^''" P.1.16. Va.8. D.4 14— 15. A.3.7. C.-— . Lin. lat. 42. » III 7 Mit der Gestalt eines jungen Karpfen verbindet diese Art den quergespaltenen Mund unseres Chondrostomus nasus. Der Rumpf ist ziemlich stark comprimirt und über den Vorderrücken hin, vom Hinterhaupt bis zur Flosse, schneidig gekielt. Der dicke, stumpfe Kopf, welcher nicht viel länger ist als hoch, ist 6mal in der Ge- sammtlänge des Thieres und l|^mal in dessen grösster Höhe am Anfange der Rückenflosse enthalten. Die Nase ist dick, vorstehend halbsphärisch, abgerundet; der Mund liegt unter derselben als ein weiter, die ganze Unterfläche einnehmender Querbogen, dessen Sehne zwei Augendiameter enthält. Der kurze und dabei sehr dicke, bei- nahe die ganze Mundhöhle ausfüllende Unterkiefer ist am Rande mit einer schneidig — vorstehenden festen Knorpelmasse umgeben, welche die Mundspalte dicht verschliesst und rückwärts als ein glänzend glatter, pergamentartiger Umschlag mit einem quer abge- schnittenen Rande endet. Beim Oeffnen des Mundes tritt der Zwischenkiefer wenig, aber senkrecht hervor. Ueber jedem Mund- winkel sizt ein kleiner Bartfaden. Die Nasenlöcher liegen nicht so nahe, wie gewöhnlich, an den Augen; diese lezteren be- finden sich in der vorderen Ropfhiilfte, allein mit ihrem unteren Rande etwas unter der Achse des Körpers, welche über der Mitte der Nase und über dem Endwinkel des Deckels durchgeht. Der Diameter eines Auges ist 5imal in der Kopflänge und 2mal in der, zwischen beiden Augen gewölbten Stirne enthalten. Der hintere Rand des Vordeckels liegt etwas nach dem, mit dem zweiten Drittheile der Kopflänge endenden Hinterhaupte. Die Kiemen- spalte ist kurz. Die Bauch flössen beginnen um einen, die Rückenflosse um zwei Augendiameter vor der Körpermitte ; die Basis dieser lez- teren, welche beinahe der grössten Körperhöhe oder 1|- der Kopf- länge gleichkommt, übertrifft die Länge ihrer vorderen Strahlen um deren Hälfte. Der Knochenstrahl ist massig stark und rückwärts gesägt. Die Anal flösse entspringt senkrecht unter dem Ende der Rückenflossen -Basis, ein wenig nach dem ^ der Körperlänge; sie ist etwas abgerundet und ihre Basis zweimal in der Kopflänge 68* 1066 oder etwas über l^mal in der Länge ihrer vorderen Strahlen ent- halten. Die Schwanzflosse ist massig eingebuchtet. Die grössten Schuppen liegen nach dem Schultergürtel, sie erreichen einen Augendiameter und werden gegen Bauch und Schwanz zu wenig kleiner, am Vorderrücken sind sie um die Hälfte, auf der Brust aber um sehr Vieles kleiner. Vom Hinterhaupt bis zur Flosse ist die schneidige Rückenfirste Ton keinen Schuppen überdeckt, denn die Schuppen liegen daselbst gescheitelt, wie an unsern Abramis-Avten. Die Seitenlinie durchschneidet mit ihrer 4 — 5. Schuppe die Achse, unter welcher sie sich wenig herabsenkt. Die Gestalt der Schup- pen ist eine kreisrunde , zu beiden Seiten von der Basis her ein wenig eingedrückt. Sehr feine concentrische Ringe oder Schichten lagern mit dem Umkreis parallel, um einen wenig verworrenen Mittelpunkt, jedoch so, dass sie auf der unbedeckten Fläche , welche nur ganz allein von 20 — 25 tiefen Strahlen oder Furchen durch- zogen wird, kaum noch rudimentär bemerkbar sind. Die Seiten sind, an Individuen im Spiritus, gelblich silberglän- zend, mit einem röthlichgelben Fleck an der Einlenkung von Brust- und Bauchflossen. Der Rücken ist blaulichgrau, der Oberkopf hell- braun und der Knorpelrand des Unterkiefers sammt seiner polirten Unterfläche röthlichgelb oder orange. Brust- und Bauchflossen, Anal- und Schwanzflosse sind an der Basis gelblich, gegen ihr Ende mehr oder weniger schwärzlich. Die Rückenflosse ist, bis auf einen schma- len gelblichen Streif an der Basis, ganz schwarz. Der Darmkanal ist fünfmal länger als der Körper sammt der Schwanzflosse ; die Bauchhaut ist schwarz. Das Wiener Museum erhielt diesen Fisch, von 2 bis 8 Zoll Länge, unter dem Namen Kais von Aleppo. In Mossul aber, woher wir ebenfalls mehrere Exemplare bekamen , wird er nebst den beiden nach- folj^enden Arten Dombok genannt; ein Wort, welches so wie Kais, kei- nen Sinn hat. Dombok dürfte aber mit dem arabischen Dumbek oder dem türkischen Zumbek identisch seyn, welches ein festes, compac- tes Fleisch bedeutet, daher er auch vermuthlich eine gute Speise abgeben mag. Im Persischen heisst Tumbük ein Jagdhorn. Cyprinion Kais. (Taf. VIL Fig. 2.) Corpore corapresso; dorso attenuato; rostro prominente, crasso ; oris semicircularis diametro frontis latitudine plus quam duplo minor! ; tegumento cartilagineo maxillae inferio- ris gibbo. I VII P.1.14. V.1.8. D.4.13-14. A.3.7. C.^. Liii. lat. 42. ; III 7 1067 Diese Art unterscheidet sich von der vorhergehenden durch einen höheren, mehr gebogenen Rücken, ein grösseres Auge, vor- züglich aber durch den Mund. Der stumpfe, über den Augen sanft niedergedrückte Kopf ist 6mal in der Gesammtlänge und l.^mal in der grössten Körperhöhe enthalten. Der Mund ist klein, liegt unter einer dicken Nase und beschreibt einen Halbzirkel , dessen Sehne nur einen Augendiameter erreicht; die glänzende (im Wein- geist leicht abfallende) Knorpelsubstanz, welche den Unterkiefer um- gibt und seinen schneidigen Rand bildet, ist zwischen den Älund- winkeln zu einer Erhöhung verdickt und hat einen rückwärts abge- rundeten Rand. Der Zwischenkiefer tritt bei OetTnung des Mundes etwas weiter nach abwärts hervor und ist von einer runden flei- schigen Lippe umgeben, die sich um die Mundwinkeln herum legt. Das Auge liegt nicht ganz in der vorderen Kopfhälfte, mit seinem unteren Rande unter der Achse des Körpers, welche über der Mitte der Nase und durch den Endwinkel des Deckels durchgeht. Der Durchmesser eines Auges ist 4^mal in der Kopflänge und 2^mal in der Stirnbreite zwischen beiden Augen enthalten. Der hintere Rand des Vordeckels liegt nach dem, mit dem ^ der Kopflänge endenden Hinterhaupt. Die Rückenflosse entspringt senkrecht über dem Anfang der Bauchflossen, um einen Augendiameter vor der Körpermitte und gleichet nebst der Anal flösse jener der vorhergehenden Art; nur steht diese leztere weiter hinten, denn sie beginnt nach dem Ende der Rückenflosse und zwar um einen ganzen Augendiameter nach dem ^ der Körperlänge. In Vertheilung, Grösse und Gestalt weichen die Schup- pen unbedeutend von jener des Cyprinion macrostomus ab, nur schüessen sie sich gegenseitig längs der ScheiteUinie des Vorder- rückens gedrängter an einander an, ohne diese jedoch hohlziegel- artig zu überdecken. Die Seitenlinie zieht sich schiefer und sehr wenig unter die Achse hinab, welche sie erst mit ihrer 8 — 9. Schuppe erreicht. Die Fächerstrahlen des unbedeckten Schuppen- theiles laufen mehr concentrisch gegen den Mittelpunkt zu. Die Far b e ist ganz wie an der vorbeschriebenen Art, nur scheint die ganze Unterseite des Kopfes und selbst noch die Brust citronen- gelb gewesen zu seyn. Der Darmkanal ist nur dreimal länger als der Körper mit der Schwanzflosse ; die Bauchhaut ist schwarz. Wir besitzeu mehrere Exemplare von Aleppo und Mossul. Länge 2-8 Zoll. Cyprinion Cypris. (Taf. VIL Fig. 3.) Corpore elliptico, compresso; dorso attennato; rostro crassiusculo ; ore antico, semicirculari; diame(ro oris duplo 1068 'minore spatio interoculari ; te^umento cartilagineo maxillae inferioris apicem tantum tegente. d VIII 42. HI P.1.14. V.1.8. D.4.14— 15. A.3.7. C.^. Lin. lat. 42. 8 Er zeichnet sicli von den beiden vorliergelienden Arten , mit welchen er übrigens in Strahlen und Schuppen-Anzahl beinahe ganz übereinstimmt, vorzüglich durch ein mehr ovales Körperprofil, klei- neren Kopf, grössere Augen und einen sehr kleinen vornstehenden Mund aus. Der Kopf, dessen Stirnprofil in einem parabolischen Bogen über die abgerundete, aber nicht vorstehende Nase herab- fällt, ist 5|mal in der Gcsammtlänge des Thieres und l^^mal in dessen grösster Körperhöhe, unter dem Anfange der Rückenflosse, enthalten. Die Sehne der kleinen, halbkreisförmigen Mundspalte erreicht kaum ^ eines Augendiameters und die knorplige polirte Hülle des Unterkiefers umfasst nur das vordere Segment desselben. Die Oberlippe ist wie an Cyprinion Kais gestaltet. Die Bart- fäden sind sehr kurz. Das Auge steht beinahe mit der Stirne in gleicher Höhe, sein hinterer Rand tritt in die hintere Kopfhälfte ein , während sein unterer die Achse des Körpers berührt , welche die Nase an ihrer Basis und den Deckel über seinem Endwinkel durchzieht. Der Diameter eines Auges ist 4mal in der Kopflänge und limal in der Stirnbreite zwischen beiden Augen enthalten. Der hintere Rand des Vordeckels liegt vertikal unter dem, im ^ der Kopflänge endenden Hinterhaupt. Rückenflosse und Bauchflossen entspringen nur wenig vor der Körpermitte, allein die Anal flösse beginnt beinahe erst mit dem lezten Viertheile der Körperlänge, welches der kürzere Schwanz verursacht. Die Schuppen sind wie an den beiden vorbeschriebenen Arten ihrer Grösse nach vertheilt und nach dem Hinterhaupte eben- so gescheitelt. Die Seitenlinie zieht sich über den Bauchflossen etwas mehr unter die Achse herab , welche sie mit ihrer 4 — 5. Schuppe durchschneidet. Die Textur bietet wenig Unterschied dar, nur dass der Mittelpunkt an den grösseren Schuppen ausser der Lin. lat. entweder ein grosses verworrenes Chaos oder eine ganz leere Stelle zeigt. Der Darmkanal macht 4| Körperlängen (die Schwanzflosse mitgerechnet) aus; die Bauchhaut ist schwarz. Frische Exemplare in Weingeist waren an den Seiten gelblich- weiss, an Oberkopf Und Rücken blass graubraun, der polirte Rand des Unterkiefers ockergelb. Die Bauchflossen hatten eine hoch orangerothe, die Brustflossen eine blassere Färbung. Die Analflosse war gelb, nach vornzu orange, am Ende der Strahlen aber schwarz ; die Rückenflosse schwarz mit gelblicher, vorn röthlich überflogener Basis. 1069 Im Wiener Museum befinden sich mehrere Individuen von 3 bis 7 Zoll Länge, sämmtlich aus dem Tigris bei Mossul. Discogfiiathus variabilis. (Taf. VIII. Fig. 1.) Corpore tereti, crasso; capite brevi, obtuso-cotiico, t\ cor- poris; oris diametro spatio intei-oculari duplo breviori; cirrhis duobiis bi'evissiinis ad angnlos oris. 7 V 9 P I 13 V.i.S. D.3.7. A.2.5. C— . Lin. lat. 38—40. ■••*•*•'• ö jY 6 Ein beinahe walzenförmiges, nur gegen den Schwanz zu com- primirtes Fischchen. Der Kopf gleicht einem kurzen, abgestumpf- ten Kegel, unter dessen dicker Haut die Deckelstücke, Kiemenstrah- len und Ünteraugenknochen ohne Vertrocknung gar nicht bemerkbar sind; seine Länge ist ßimal in der Gesammtlänge und limal m der grössten Körperhöhe unter der Rückenflosse enthalten. Die Nase ist abgerundet, wenig vorstehend; der darunter liegende Mund klein, halbkreisförmig; sein Querdurchmesscr, oder vielmehr die Sehne des Mundbogens, ist zweimal in der Stirnbreite zwischen den Augen enthalten. Ein kleiner Bartfaden sizt über jedem Mundwmkel. Wenn der Mund ganz geschlossen ist, stosst der zarte weiche, aber zugeschärfte Rand des Zwischen- und Unterkiefers aneinander und bildet die eigentliche Mundspalte, welche wiederum durch eme flei- schige Klappe, die sich unter der Nase fortsezt und seitwärts den eigentlichen Kiefer einnimmt, überdeckt wird; diese Klappe schliesst sich Lippen -ähnlich an den vorgeschobenen Rand der Saug Scheibe an, so dass die wahre Mundöffnung dann gar nicht sichtbar ist. Der ganz geöffnete Mund stellt ein schmales quer- liegendes Viereck dar, indem der zarte Zwischenkiefer nur wemg nach abwärts hervortritt. Die Saug sehe ibe ist ein kleines von der verdickten Kinnhaut gebildetes Kugelsegment, das von zwei flachen Lippen - ähnlichen Hautfalten umgeben wird, deren grossere nach hintenzu liegt und sich an den Mundwinkeln mit der Klappe ver- einigt; die kleinere Hautfalte ist vorwärts gewendet und läuft mit der Mundspalte parallel; sie ist es, an welche sich der ganze Rand der fleischigen Klappe, bei geschlossenem Munde anlegt. Das Auge liegt in der Mitte des Kopfes, etwas über der Achse des Korpers welche die Nase an ihrer Basis und den sehr abgerundeten Deckel an seinem Endwinkel durchzieht. Der Diameter eines Auges ist 4J-mal in der Kopflänge und 2imal in der Stirnbreite zwischen bdden Augen enthalten. Der hintere Vordeckelrand steht vor dem Ende des Hinterhauptes, welches sich beinahe über dem oberen Anfang der kurzen Kiemenspalte im ^ der Kopflänge befindet. Die Brustflossen haben einen eigenen Bau, ihre Strahlen 1070 nehmen ausgebreitet eine beinahe wagrechte, mit der Brust ebene Stellung an; der erste ungetheilte Strahl ist stark und hart, viel kürzer als die nachfolgenden rückwärts gekrümmten, getheilten Strahlen, deren vierter am längsten ist. Die Bauchflossen, wel- che in der Mitte des Körpers entspringen, sind den Brustflossen ähnlich gestaltet. Etwas Weniges vor den Bauchflossen beginnt die Rückenflosse, deren Basis l^mal in der Länge ihrer vorderen Strahlen und ebenso in der Kopflänge enthalten ist. Die ebenfalls schief abgestuzte Analflosse beginnt etwas vor dem lezten Kör- perviertheile auf einer Basis, die l^mal in ihrer Strahlen- und 2mal in der Kopflänge enthalten ist. Die Schwanzflosse ist sehr wenig ausgebuchtet. Die grössten Schuppen, welche 1^^ Augendiameter enthalten, liegen bald nach dem Schultergürtel und werden weiter rückwärts etwas kleiner; den breiten Rücken und den Bauch decken noch kleinere Schuppen, an der Kehle aber sitzen die kleinsten. Die Seitenlinie macht eine sanfte Biegung abwärts und kommt mit der fünften Schuppe auf die Achse, mit welcher sie bis an das Ende gleich hoch bleibt. Die Textur der Schuppen besteht in der Mitte aus einem grossen Chaos, dieses wird von feinen concentrischen Ringen umgeben, die aber auf der unbedeckten Fläche nur als zerrissene Rudimente erscheinen ; eine grosse Menge von Radien wenden sich, dicht an einander gedrängt, nach rückwärts und nur 10 — 12 viel kürzere sind gegen die zu beiden Seiten einfach ein- gebuchtete Schuppenbasis gerichtet. Die dünnen Eingeweide enthalten in vielen "Windungen 9mal die Länge des ganzen Fisches. Die Schwimmblase gleicht einem sehr engen Cylinder, mit einer Einschnürung im vorderen Viertheile. Die Eiersäcke sind sehr gross, die Bauchhaut schwärzlich. Die Farbe ist an mehreren Exemplaren in Weingeist auf dem Rü- cken und an den Seiten braun, an einigen ins Bleifarbe ; der Bauch ist röthlichgelb , der ganze Rumpf hat mehr oder weniger, bald dunklere bald hellere unregelmässige Flecken , von welchen einer meistens an der Schwanzflossenbasis stärker hervortritt. Meistens haben die mittleren 3 — 4 Strahlen in der Rückenflosse, an der Basis jede ein schwarzes Fleckchen; zuweilen ist auch die Lin. lat. mit einer Doppelreihe schwarzer Punkte, wie an unserm Albiirnus bi- punctatus besezt; einige haben auch ein schwarzes Fleckchen am obern Winkel der Kiemenspalte ; kurz die Zeichnung variirt so sehr, dass es schwer ist, zwei ganz gleich gefärbte Individuen zu finden. Diese Art wird nicht viel über 5 Zoll lang, das Wie ner Mu seu m er- hielt eine Menge Individuen sowohl aus Mossul als aus Aleppo, an lez- terem Orte führt sie den Namen Gassur discileki, welches der erdbecren- farbe Gassur bedeutet, woraus sich schliessen lässt, dass es ein sehr schönes Fischchen seyn mag. Wahrscheinlich sind es die schwärzer ge- fleckten, ja beinahe ganz schwarzen [jidividnen, welche ebendaselbst Gassur iswidf der schwarze Gassur genannt werden. 1071 Dlscog^natlius rufüs. (Taf. VIII. Fig. 2). Corpore elong-ato siibcompresso ; capite rufo, A corporis, obtiiso, depresso, subtus piano; rostro crasso verrucoso; oris diametro spatium interoculare subaequante; cirriiis qiiatiior. 9 IV P.1.I3. V.1.8. D.3.8. A.2.5. C— -. Lin. lat. 35. ^ III 7 Gestall des vorhergehenden, jedoch mehr comprimirt mit fla- cher Stirne und niedergedrücktem Kopfe, dessen untere Fläche mit dem Bauche in gleicher Ebene liegt. Die Länge des Kopfes ist 6mal in der Gesammtlänge des Thieres und limal in der grössten Körperhöhe desselben enthalten. Die breite Stirne dacht sich bis zur gleichfalls breiten, hart knorpeligen, weit vorstehenden Nase ab ; diese, so wie die Gegend um die Nasenlöcher, ist mit warzigen Er- höhungen dicht besezt und hat oben eine wagrechte Bewegungs- falte, um sich beim Oefihen des Mundes etwas hinauf ziehen zu können. Der Mund liegt ganz unten und ist wie an der vorbe- schriebenen Art gestaltet, nur ist seine Saugscheibe grösser, mit breiterem Hii.terrand und fleischigerem Vorderrand, an welchem lezteren die dicke Klappe, mit ihrem gleichfalls fleischigen und da- bei gezähnelten Rande, sich anschliesst. Die Sehne des Mundbogens ist nur limal in der Stirnbreite enthalten. Ausser den beiden kurzen Bartfäden über den Mundwinkeln, sizt an jeder Seite unter der Nase noch einer, zusammen also sind vier Bartfäden vor- handen. Das Auge liegt mehr in der hinteren als vorderen Hälfte des Kopfes, mit seinem unteren Rande auf der Achse des Körpers, welche die Nasenlöcher und den Deckel sehr weit über seinem Endwinkel durchschneidet. Der Diameter eines Auges ist 5i-mal in der Kopflänge oder 2^mal in der Stirnbreite zwischen beiden Augen enthalten. Der nur beim Eintrocknen der dicken Kopfhaut sichtbare Rand des Vor deckeis liegt etwas vor dem, mit dem f der Kopflänge endenden Hinterhaupt. Die Flossen haben zwar dieselbe Bildung wie an der ersteren Art, jedoch sind sie sämmtlich grösser. Die Brustflossen rei- chen zurückgelegt bis unter den Anfang der Rückenflosse, und diese entspringt beinahe um eine halbe Kopflänge vor den, nur we- nig vor der Körpermitte sitzenden Bauchflossen; die Rückenflossen- basis ist etwas kürzer als die vorderen Strahlen derselben, welche einer Kopflänge gleichen. Die Anal flösse beginnt mit dem lez- ten Körperviertheile, auf einer Basis, welche 2mal in ihren längsten Strahlen und eben so viel oder etwas darüber in der Kopflänge ent- halten ist. Die Schwanzflosse ist nicht stark eingebuchtet. Die Schuppen, deren grössten über zwei Augendiameter enthalten, sind ebenso gestaltet und vertheilt, wie an Discognathus 1072 variahilis ) nur zieht sich die Seitenlinie allmäliger in die Achse herab, welche sie erst unter dem Anfang der Rückenflosse mit ihrer 6 — 7. Schuppe erreicht. Der fadenförmige Darmkanal enthält in vielen Windungen 8mal die Länge des Fisches. Die Farbe des Rumpfes ist an frischen Exemplaren im Spiri- tus schmutzig oder bräunlichgelb, von einer braunen Schattirung unregelmässiger, verwischter Marmorflecken überdeckt. Der ganze Kopf ist ausgezeichnet rostroth, nur seine Unterseite nebst der Brust ist röthlichgelb , die Saugwarze fleischfarb. Ein kleiner schwarzer Fleck zeichnet sich am oberen "Winkel der KiemenöfTnung aus, ein grösserer liegt etwas vor der Schwanzflossenbasis ; die mitt- leren 4 — 5 Strahlen in der Rückenflosse sind jede mit einem klei- nen schwarzen Fleck an ihrer Basis geziert. Brust - und Bauch- flossen sind nebst der Analflosse an der Basis roth, übrigens schwärz- lich. Die Iris ist hellgelb. Wir erhielten diese schöne Art, die nicht viel über 5 Zoll lang wird, in vielen Exemplaren jedes Alters aus Aleppo, unter dem Namen Gas- sur achmar, rother öassur. Discog^natlius obtusus. (Taf. Vin. Fig. 3.) Priori similis, a quo differt: capite crasslore et obtusiore, ^ corporis, cum dorso nigro-virescente coucolore 5 ore latiore. Pa.lS. V.1.8. D.3.S. A.2.5. C.-|-. Lin. lat. 35-37. ® m 7 Er unterscheidet sich von Discog. rufus, dem er sehr ähnlich sieht, ausser der Färbung durch einen viel stumpferen höheren und dickeren Kopf. Die Länge desselben ist beinahe seinem vertikalen Durchschnitt am Hinterhaupte gleich, dabei fast 7mal in der Ge- sammtlänge des Thieres und l^mal in der grössten Körperhöhe am Anfange der Rückenflosse enthalten. Die Stirne ist mehr gewölbt, der Mund nebst der Saugscheibe mehr in die Breite gezogen, ob- schon die Sehne des Mundbogens mit der gleichfalls breiteren Stirne im selben Verhältnisse steht. Verhältnisse und Gestalt der Flossen sind beinahe diesel- ben, nur ist die Basis in der Rückenflosse gerade einer Kopflänge gleich und jene in der Anal flösse 2^mal in derselben enthalten. Nach sehr frischen Exemplaren in Weingeist ist die Grund- farbe grünlichgelb, Oberkopf; Rücken und die verwischte marmor- artige Schattirung schwarzgrün ; Unterkopf und Brust weiss. Brust- und Bauchflossen sind an der Basis orange- übrigens grünlich-gelb, mit schwarzem Rand längs ihres ungetheilten sichelförmigen Strahls. Ebenso ist auch die Anal - und Schwanzflosse gefärbt, nur dass 90 1073 erslerer das Orange im Anfong ihrer Basis und an lezterer auf der Mitte des unteren Lappens liegt Der schwarze Fleck hinter der Kiemenspalte und an der Schwanzflossenbasis ist bald mehr, bald weniger deutlich wie auch jene kleinere Flecken an der schwärzlich grünen, mitten röthlichen Rückenflosse. Unsere grösstea Exemplare sind 6^ Zoll lang; wir erhielten sie in Mehr- zahl sowohl aus Aleppu, als aus Mossul. Die Fischer erstereii Ortes nennen sie Gassur Hadjari, den Gassur der Pilger. Tylog^natlius» nanas. (Taf. VIII. Fig. 4.) Corpore teretiusculo; capite subdepresso, ^ coi*poris; rostro crassiusculo, verrucoso ; ore transverso , parvo, f la- titudinis frontis inter oculos; cirrhis quatuor minutis. VI P.1.16. V.1.8. D.3.8. A.2.5. C.-|-- Lin. lat.31. 8 IV 5 Ein kleines, walzenförmiges Fischchen, dessen etwas stumpfer Kopf 5mal in der Gesammtlänge und einmal in der grössten Körper- höhe enthalten ist. Die Stirne ist ein wenig platt gedrückt; die mit kleinen Warzen besezte Nase kaum vorstehend. Der Mund ist klein, in die Quere gespalten, die Sehne seines wenig gekrümm- ten Bogens ist l^mal in der Stirnbreite enthalten. Unter- und Oberkieferrand sind knorplig zugeschärft ; eine Hautfalte des flachen •Kinnes ist nach vorwärts getrieben und liegt dicht hinter der Mund- spalte, mit welcher sie parallel läuft. Von der Nase und dem ;Maxillar-Rand hängt eine fleischige Klappe herab, welche die Mund- spalte überdeckt und sich hinter derselben lippenähnHch an die Kinnfalte anschliesst. Der Rand dieser Klappe erscheint etwas ge- kerbt; bei näherer Untersuchung zeigen sich aber kleine Falten, welche diese Täuschung verursachen. Vier kurze Bartfäden sitzen über den Mundwinkeln und an den Seiten des Oberkiefers. Das Auge liegt in der vorderen Kopfhälfte, mit seinem unteren Rande ein wenig unter der Achse des Körpers ; der Diameter eines Auges ist 5mal in der Kopflänge und zweimal in der Stirnbreite zwischen beiden Augen enthalten. Der hintere Rand des Vordeckels liegt nach dem ^ der Kopflänge , um einen Augendiameter vor dem mit dem 1^ der Kopflänge endenden Hinterhaupt. Die kurze Kiemen- spalte reicht nur bis zum Hinterrand des Vordeckels hinvor. Die Rückenflosse entspringt in der Mitte des Körpers, bei- nahe vertikal über den Bauchflossen; ihr Rand ist etwas abgerundet, ■ihre Basis, welche l^mal in der Kopflänge enthalten ist, kommt beinahe den vorderen längsten Strahlen gleich. Etwas vor dem lezten Körper- Viertheile beginnt die schief abgestuzte Analflosse, deren Basis l^mal in der vorderen Strahlenlänge oder 3mal in der 1074 Kopflänge enthalten ist. Die Schwanzflosse ist wenig ausge- buchtet. Die grgssten Schuppen, welche einen Augendiameter ent- halten, liegen nach dem Schultergürtel, und auf der Brust wie ge- wöhnlich die kleinsten. Die Seitenlinie macht nur eine schwache Beugung nach abwärts und läuft dann beinahe in der Achse fort. Die Gestalt der Schuppen ist beinahe kreisförmig; die Mitte bil- det ein Chaos, um das sich sehr feine concentrische Ringe lagern, die aber an der unbedeckten Fläche beinahe ganz verschwinden, ihre Stelle nehmen daselbst viele aneinander gedrängte und ineinan- der sich verzweigende Radien ein. Die Färbung dieses kaum 3 Zoll lang werdenden Fischchens hat an unsern Exemplaren in Weingeist zu sehr gelitten, um etwas darüber an- geben zu können. Wir erhielten nur 3 Individuen aus den Gewässern bei Damascus*. Acaiitliobraina centiisquama. (Taf. IX. Fig. 1.) Corpore elong-ato, compresso; dorso attenuato; capite acuto, ^y corporis; ore obliquo ; pinna dorsal! praealta; ra- dio osseo valido; squamis minimis. 10 XX P.1.17. V.i.S, D.3.8. A.3.20. C.-|-. Lin.lat.lOO. 9 ^ An dem starken Knochenstrahle und den sehr kleinen Schup- pen ist diese Art leicht zu erkennen; dabei ist der Körper stark comprimirt und längs der Rückenfirste beinahe schneidig verdünnt ; diese leztere schliesst sich ohne besondere Erhöhung an das Hinter- haupt an. Der Kopf ist etwas spitz mit geradem Stirnprofil; seine Länge ist 5|mal in der Gesammtlänge des Thieres oder l^mal in der grössten Körperhöhe am Anfange der Rückenflosse enthalten. Die Nase steht ein wenig vor der Spitze des schief aufsteigenden Unterkiefers. Der halb aufwärts gerichtete Mund ist bis unter die Nasenlöcher gespalten. Das Auge liegt in der vorderen Kopfhälfte, halb über, halb unter der Achse des Körpers, welche zugleich die Nasenspitze und den Endwinkel des Deckels durchzieht. Der Dia- meter eines Auges ist 4mal in der Kopflänge und l^mal in der * Nach wiederholter genauer Vergleichung mit der Beschreibung des Oobio hirtieeps und quadrimactilalus Riippell (Xeuer Nachtrag von Beschreib, und Abbild, neuer Fische, im Nil entdeckt, enthalten im Iflu- seum Senkenberg. Bd. II, p. 23 et 23.) scheint mir keiner von beiden mit der gegenwärtigen Art identisch zu seyn ; ich vermuthe vielmehr nach der Stellung der Brustflossen, dass ihr Kinn eine Saugscheibe haben mag und sie demnach meiner Gattung Discognathus angehören ; ja es scheint mir sogar ausser Zweifel, dass sie dem vorbeschriebenen Dis- cognathus obtusus sehr nahe stehen müssen. 1075 Stirnbreite zwischen beiden Augen enthalten. Der hintere Rand des Vor deckeis liegt gerade im J der Kopflänge, etwas nach dem Ende des Hinterhauptes. Die Kiemenspalte öffnet sich unter dem hinteren Augenrande. Die Brustflossen reichen, zurückgelegt, bis über die im ^ der Körperlänge (ohne Schwanzflosse) sitzenden Bauch flössen. Um einen Augendiameter nach diesen beginnt, noch vor der Körper- mitte die hohe, sehr schief abgestuzte Rückenflosse, deren Basis zweimal in ihrer vorderen Höhe oder l|^mal in der Kopflänge ent- halten ist. Der Knochenstrahl ist stark, glatt und spitz, seine Länge kommt der grössten Körperhöhe gleich. Die ganz Abi'amis - arüg ausgeschnittene Analflosse entspringt unter dem Ende der Rücken- flossenbasis oder des dritten Fünfthciles der Körperlänge, auf einer Basis, welche der Kopflänge gleicht und die Länge der vorderen Strahlen nicht viel übertrifft. Die Schwanzflosse ist tief aus- geschnitten. Die Schuppen sind durchgehends klein, jedoch sind jene nach dem Schultergürtel, deren Länge ^ und deren Breite ^ Augen- diameter ausmacht, die grösseren; auf der Brust und nach dem Hinterhaupt sitzen die kleinsten. Die Rückenfirste wird regelmässig von zwar sehr kleinen , aber gewölbten Schuppen bedeckt. Die Seitenlinie fällt ziemlich schnell herab, durchschneidet die Achse schon mit der 7 — 8. Schuppe und erreicht über den Bauchflossen die grösste Tiefe mit 1^ Augendiameter unter der Achse. Die Gestalt der Schuppen gleicht einer stehenden Ellipse, deren hinterer oder freier Rand wellenförmig ausgebuchtet ist; feine concenlrische Ringe laufen mit dem Umriss parallel um einen rei- nen Mittelpunkt; allein eine unter Cyprinen seltene Erscheinung ist es, dass hier, wie an Forellen-Arten, keine Radien vorhanden sind. Die Farbe scheint silberweiss, mit blaulichgrauem Rücken und schwärzlichen Flossen, gewesen zu seyn. Wir erhielten nur eio Exemplar, von 7 Zoll Lauge, aus den Gewäs- sern bei Damascus. ÜLcantliobrama Marmid. (Taf. IX. Fig. 2.) Corpore obovato, coinpresso; dorso pone occiput inflato, crasso; capite obtuso, ^ corporis. ^ xin P.1.17. V.1.8. D.3.8. A.3.17. C.4- Lin. lat. 65—70. ö VI 9 Er zeichnet sich durch einen fleischigen, nach dem Hinter- haupte mit einer starken Erhöhung oder einem Höcker beginnenden Rücken aus. Dieser Höcker ist besonders an alten Individuen sehr 1076 auffallend. Der Kopf ist ein gerade ausgestreckter stumpfer, seit- wärts mehr als der Rumpf comprimirter Kegel, dessen Länge 5^- mal in der Gesammtlänge und l^mal in der grössten Körperhöhe enthalten ist. Die Nase ist dick und abgerundet, etwas vorstehend; der Mund ist nur wenig schief bis unter die Nasenlöcher gespal- ten. Das grosse Auge liegt in der vorderen Kopfhälfte um ^ unter der Achse des Körpers, welche die Nase an ihrer Basis und den Deckel an seinem Endwinkel durchzieht. Der üiameter eines Au- ges ist 5mal in der Kopflänge und l^mal in der Stirnbreite zwi- schen beiden Augen enthalten. Der hintere, stark nach vorwärts gezogene Rand des Vordeckels beginnt senkrecht unter dem Ende des Hinterhauptes, mit dem 6. Siebentheile der Kopflänge ; eben so weit zieht sich die massig geöffnete Kiemenspalte hervor. Brust und Bauch flössen sind kurz, leztere entspringen bei- nahe um einen Augendiameter vor der Rückenflosse oder der Körper- mitte. Die Basis der schief abgestuzten, nur massig hohen Rücken- flosse ist l^mal in der Länge ihrer vorderen Strahlen oder 1§- mal in der Kopflänge enthalten. Der Knochenstrahl ist massig stark, gegen die Spitze dünn und weich. Die Analflosse beginnt senk- recht unter dem Ende der Rückenflossenbasis, um einen Augendia- meter vor dem lezten Drittheile des Körpers ; ihre Basis ist bei- nahe doppelt so lang, als die vorderen Strahlen derselben oder -^ der Kopflänge gleich. Die Schwanzflosse ist massig ausgeschnitten. Die Schuppen sind etwas grösser als an der vorhergehen- den Art, übrigens verhältnissmässig ebenso vertheilt. Ihre Gestalt ist beinahe scheibenförmig, am freien Rande gekerbt, an der Basis beiderseits sanft eingebuchtet ; die feinen concentrischen Ringe wer- den an der unbedeckten Fläche von einem 12 — ISstrahligen Fä- cher durchzogen. Der Darmkanal ist nicht ganz so lang als der Körper mit der Schwanzflosse ; die Bauchhaut ist schwarz. An frischen Exemplaren im Weingeist ist die Grundfarbe glän- zend silberweiss mit röthlichbraunem Rücken und Oberkopf. Die Seiten sind gleichsam mit einem schwärzlichen Schatten, der aus vielen feinen schwarzen Punkten besteht, bedeckt. Die Bauchflossen sind hochroth, Brust und Analflossen schwächer roth ; Rücken- und Schwanzflosse sind nur an der Basis röthlich, gegen ihr Ende schwarz. Das Wiener Museum erhielt eine Anzahl dieser Fische, von 3 — 7 Zoll Länge, unter verschiedenen Namen aus den Gewässern bei Aleppo; sie Averden nämlich von den anwohnenden Fischern bald Marmid, bald Marmid handscherli mit einem Dolclie bewaffneter Marmid, bald lHartnid abbiad weisser Marmid, oder Marmid asphar gelber Marmid, genannt-*. * Ausser diesen beiden Arten d^ Gattung Acanthotrama erhielten wir noch zwei andere Arten, nämlich: 1. Acanthobraina Arrliada, den Arrhada oder Löwen der Araber in Mossul, der aber seinem Aussehen nach gar nichts Löwenartigfl* 1077 Choiidrochilns rog^ius. (Taf. IX, Fig. 3.) Habitus Chondrosfomi Nasna, sed gracilior; capite brevi, ^ corporis; pinnis anrantlis, dorsali et caudali iiigro — ven- trali et anali alboinarginatis. 9 X' P.M5. V.1.8. D.3.9. A.3.10— 11. C. — . Lin. Jat. 64— 65 8 yi 7 Die Gestalt ist im Allgemeinen unserem Cotidrosfoma Na- sits Agass. sehr nahe verwandt, nur sind Kopf und Schuppen klei- ner und der Rumpf, gegen den Schwanz zu schlanker, oder min- der hoch. Die Länge des Kopfes ist 7mal in der Gesammt- länge des Fisches, oder l^mal in dessen grösster Körperhöhe unter der Rückenflosse enthalten. Die Nase ist stumpf abgerundet. Die Sehne des quergespaltenen M u n d e s gleicht einem Augendiameter, und ist l^mal in der Stirnbreite zwischen beiden Augen enthalten; der Unterkiefer hat einen weichen stumpf zugeschärften Rand mit einer starken Erhöhung über seiner Symphyse; der Oberkiefer ist sehr dünn und schiebt sich beim Oeffnen des Mundes weit nach abwärts hervor. Das Auge, dessen Diameter 4^mal in der Kopf- länge enthalten ist, liegt in der vorderen Kopfhhlfte, halb über, halb unter der Achse der Körper, welche die Nase in der Mitte und den Deckel über seinem Endwinkel durchschneidet. Der ver- tikale Rand des Vor deck eis befindet sich vor dem, mit dem |^ der Kopflänge endenden und beiderseits etwas ausgebuchteten Hin- lerhaupt. Die Rückenflosse entspringt vertikal über den Rauch- flossen um 1^ Augendiameter vor der Körpermitte , sie ist schief abgestuzt und ihre Basis ist limal in den längsten Strahlen der- selben oder in -der Kopflänge enthalten. Die ebenso gestaltete Analflosse beginnt mit dem lezten Drittheile der Körperlänge auf einer Basis, welche der grössten Strahlenlänge gleich kommt und I der Kopflänge ausmacht. Die Schwanzflosse ist wenig ausgebuchtet. Die grössten Schuppen, von halbkreisförmiger, an der Basis hat, ausser dass seine Augen und sein Mund grösser und lezterer mehr vor.schiebbar ist, als am Marmid, welchem er in Schuppen und Strahlenanzahl gleicht. Der Rücken erhebt sich ohne Höcker. Die Hauptfarbe ist milchweiss mit Silberglanz, der Rücken schwärzlich, alle Flossen schwach-orange, die vertikalen am Ende schwarz. S. Acantliobrama cupida, in Schuppen und Strahlenanzahl dem Acanthob. Marmid und Arrhada gleich, allein Gestalt gestreckt, Rücken allmälig erhöht, Kopf länger, spitz und die Augen klein. Er hei.sst in Aleppo: Mannid mahhie. der verschlingende Marmid, es müs- sen daher diese beiden Arten zu den gefrässigsten Cyprinen gehören. 1078 abgestuzter Gestalt, liegen in des Rumpfes Mitte und nehmen über ^ Augendiameter ein; gegen das Schwanzende zu werden sie aber länger und ihr Umriss gestaltet sich allmälig zu einem Sechseck. Die Seitenlinie durchschneidet mit ihrer 5 — 6. Schuppe die Achse, erreicht am Ende der Brustflossen die grösste Tiefe unter derselben und steigt erst nach der Analflosse wieder empor. Die Textur besteht aus einem reinen Strahlenpunkte, von zarten con- centrischen Ringen umgeben, welche nur auf der unbedeckten Fläche von 10 — 12 Radien durchzogen sind, die am Rande eben so viele Einkerbungen hinterlassen. Das ganze Thier ist hell silberglänzend, Oberkopf und Rücken schwärzlich überflogen ; alle Flossen sind hoch orange gefärbt, nur die Brustflossen blässer ; Bauch- und Analflosse haben einen weissen Saum ; die Spitze der Rückenflosse ist schwärzlich , und der Rand der Schwanzflosse ist von einem breiten tief-schwarzen Saum um- geben. Eine auß'allend schöne Färbung, die den Flossen ein flag- genähnliches Aussehen gibt. Diese Art, welche im Orontes und im Tigris ebenso gemein zu seyn scheint, als in der Donau unser Chondrostomus Kasus, erhielt das Wiener Museum in einer Mehrzahl von Individuen, welche 2 — 10 Zoll lang sind. In Aleppo wird sie Terris oder Terris achmar meleki, Terris oder der rot he königliche Terris genannt: in Mossul aber zeigt ihr Name, Zurri, der Schädlich ej keine empfehlungswerthe Eigenschaft an. Squalius Berak. (Taf. X. Fig. 1.) Corpore subcompresso; dorso subelevato; capite obtuso, ^ corporis; fronte lata, plana; ore obliquo, snper axin cor- poris sito; diametro oris spatium Interoculare subaeqnante; maxillis aequalibus: pinna dorsal! et anali subrotundatis, pectoralibus et ventralibus brevibus. ^ VII P.i.14. V.1.8. D.3.7. A.3.8. C.-|-. Lin. lat. 42— 43. ® III 7 Die Profil-Ansicht dieser Species hat viele Aehnlichkeit mit Scardinius Scardafa Bonap., jedoch ist der Rücken und besonders der Kopf viel dicker und breiter ; der Querdurchmesser des lezteren ist beinahe seiner Höhe gleich. Die Länge des Kopfes ist 4|mal in der Gesammtlänge des Thieres und etwas über ein- mal in dessen grösster Körperhöhe, über dem Ende der zurück- gelegten Brustflossen enthalten. Die Stirne ist sehr breit, beinahe flach und wenig abgedacht; der Mund breit, bis hinter die Nasen- löcher nach abwärts gespalten; die Sehne seines Bogens enthält ^ der Stirnbreite zwischen den Augen oder 3 Diameter eines Au- ges. Ober - und Unterkiefer sind gleich lang ; lezterer ist senkrecht 1079 unter dem vorderen Augenrande eingelenkt. Die Zunge ist sehr dick und fleischig. Das Auge, dessen Durchmesser 7imal in der Kopflänge enthalten ist, liegt weit in der vorderen Kopfhälfte, hoch über der Achse des Körpers, welche den Kopf unter der Symphyse des Unterkiefers und den Endwinkel des Deckels durchschneidet. Der vertikale, unten stark vorwärts gezogene Rand des Vordeckels beginnt mit dem lezten Drittheile des Kopfes etwas nach dem Ende des Hinterhaupts. Die kurzen kaum ^ Hopflänge erreichenden Bauchflossen ent- springen um einen Augendiameter vor, und die Rückenflosse um eben so viel nach der Körpermitte ; die Basis dieser lezteren ist l^mal in der Strahlenhöhe oder 2^mal in der Kopflänge enthalten. Die Analflosse beginnt etwas nach dem ^ der Körperlänge, ist wie die Rückenflosse abgerundet und steht auf einer Basis, die ih- ren längsten Strahlen oder i der Kopflänge gleich kommt. Die Schwanzflosse ist wenig ausgebuchtet. Die grössten Schuppen, welche einen Augendiameter über- treffen, liegen zu beiden Seiten in der Mitte des Rumpfes und wer- den in jeder Richtung nur wenig kleiner. Die erste Bogenreihe nach dem Hinterhaupt, zwischen den Kiemenspalten, besteht aus 9 Schuppen, und 19 decken in einer Längsreihe die Rückenfirste bis zu ihrer Flosse. Die Seitenlinie durchzieht schon mit ihrer vierten Schuppe die Achse und erreicht über dem Anfang der Anal- flosse ihre grösste Tiefe mit li Augendiameter unter der Achse. Die Textur stellt in der Mitte ein grosses Chaos dar, von feinen concentrischen Ringen umgeben, die rückwärts, wo sie von vielen wellenförmig sich verzweigenden Strahlen durchzogen sind, nur als zerrissene Rudimente erscheinen; eben so viele dicht stehende Strahlen sind auch vorwärts gegen die Schuppenbasis gewendet. Nach frischen Individuen im Weingeist war die Hauptfarbe silberweiss, Oberkopf und Rücken hellbraun , jede Schuppe an der Basis mit einem schwärzlichen Fleck. Alle Flossen erscheinen röth- lichgelb, Rücken- und Schwanzflosse am Ende schwärzlich. Die Exemplare, welche wir aus Aleppo erhielten, sind 3 — 13 Zoll lang; man nennt ihn dort Berak, welches Brust bedeutet, und vielleicht eine Beziehung hat auf sein fleischiges breites Kinn. Squalius lepidus. (Taf. X. Fig. 2.) Corpore gi'acili, parte anteriore cylindrica; maxilla in- feriore prominente; diainetro oris | spatii interocularis ; pinna dorsaii et annali truncata, pectoralibus et ventralibus longiuribus. P.1.17. V.i.S. D.3.8. A.3.9— 10. Russegger, Reisen. 1. Bd. 2. ThI. 69 8 VH Lin. lat. 48—49 S ni 1080 Der Körper ist gestreckt, vorn walzenförmig, rückwärts meht comprimirt; der Kopf vorgestreckt, dick mit beinahe ganz flacher ßtirne; sein Längendurchmesser ist 4|mal in der Gesammüänge enthalten und übertrifft etwas die grösste Körperhöhe unter der Rückenflosse, Der Mund ist, wie an der vorhergehenden Art, schief gespalten, allein der Unterkiefer ist vorragend, an der Symphyse etwas erhöht, der Oberkiefer an derselben Stelle concav; die Mundspalte selbst ist weniger breit, denn die Sehne ihres Bogens macht nur ^ der Stirn* breite zwischen den Augen aus. Das etwas grössere Auge liegt ebenfalls weit in der vorderen Kopfhälfte, allein nur wenig über der Achse des Körpers, welche den Kopf unter der Symphyse des Unterkiefers und unter dem Endwinkel des Deckels durchschneidet. Der Diameter eines Auges ist 6mal in der Kopflänge und 2imal in der Stirnbreite zwischen beiden Augen enthalten. Das Hinter- haupt endet ein wenig nach dem f der Kopflänge und der ver- tikale Rand des Vordeckels liegt noch etwas weiter rückwärts. Brust- und Bauch flössen sind länger als an Squal. Be- rak. Die Rückenflosse entspringt in der Mitte des Körpers um I Augendiameter nach den Bauchflossen. Sie ist, so wie die Analflosse, geradlinigt abgestuzt oder verschoben viereckig und ihre Basis l^mal in der grössteh Strahlenhöhe oder 2mal in der Kopf- länge enthalten. Diese Anal flösse beginnt mit dem lezten Dritt- theile der Körperlänge auf einer Basis, die ihren längsten Strahlen gleicht und ^ Kopflänge etwas übertrifft. Die grössten Schuppen, welche den Diameter eines Auges etreichen, liegen nach dem Schultergürtel, von wo aus sie nach allen Richtungen etwas abnehmen. Die erste Bogenreihe nach dem Hinterhaupt besteht ebenfalls aus 9 Schuppen, allein 20 decken die vor- dere Rückenfirste bis an ihre Flosse. Die Seitenlinie, welche die Achse auch mit ihrer 4 — 5. Schuppe durchschneidet, erreicht aber ihre grösste Tiefe schon über dem Ende der zurückgelegten Brust- flossen. Die Gestalt der Schuppen ist etwas länger als an be- sagter vorhergehender Art, die Textur übrigens dieselbe, nur dass der Strahlenpunkt rein, ohne Chaos, vorhanden ist. Die Hauptfarbe war silberglänzend weiss mit schwäfziichem Rücken und Oberkopf; alle Flossen waren röthlich, Bauch- und Analflosse stärker gefärbt, Rücken- und Schwanzflosse am Rande schwärzlich. Das Wiener Muiseutn erhielt mehrere Exemplare dieser AM von a— 10 Zoll Länge, welche im Tigris bei Mos«ul gefangen wurdeil; jnin nennt sie dort Baraan*. * Ausser diesen beiden Squalius - Arten erhielten wir noch zwei andere aus Aleppo, welche den Charakter unseres gemeinen Squal. Do- %ula an sich tragen. Die ersterp^ Sqnalius ceplialopsis sieht ihm täuschend ähnlich, jedoch ist der Kopf grösser, nur £mal in der Gesammtlänge enthalten; das Auge 1081 Ai^pius vorax. (Taf. X. Fig. 3.) Corpore elongato compresso; capite porrecto, \ corpo- ris; ore aperto magno, infundibuliformis; sqiiamis minimis. ^ XVI P.1.17. V.1.8. D.3.9. A.2.10. C.4-- Lin. lat. 94— 96 8 VI Der Typus dieser Gattung, die Gestalt unseres gemeinen As- pitis rapax Agass. ist dieser Art unverkennbar aufgeprägt. Der Körper ist gestreckt, und massig comprimirt; der Rücken, welcher ohne merkliche Erhebung nach dem Hinterhaupt sich wagrecht bis zu seiner Flosse zieht, ist so, wie der Bauch, abgerundet. Der vor- gestreckte Kopf mit seiner beinahe wagrechten, abgerundeten Stirne ist 4^mal in der Gcsammtlängc enthalten, während die grösste Kör- perhöhe nur 4 der Kopflänge ausmacht. Der Mund ist bis unter die Nasenlöcher schief abwärts gespalten ; die Sehne und Länge der Mundspalle sind sich gleich und übertreffen etwas die Stirnbieite über den Augen. Der vorstehende Unterkiefer ist noch einmal so stark, als der obere, welcher sich beim Oeffnen des Mundes zwar wenig vorschiebt, aber nach oben erhebt und so dem weiten Rachen ein trichterförmiges Aussehen gibt. Die Augen sind klein und liegen weit in der vorderen Kopfhälfte, hoch über der Achse des Körpers, welche den Unterkiefer unter der Symphyse und deo Endwinkel des Deckels durchschneidet. Der Diameter eines Auges ist über 9mal in der Kopflänge und 2mal in der Stirabreite zwi- schen beiden Augen enthalten. Der hintere, ziemlich abgerundete Rand des Vordeckeis liegt beinahe um einen Augendiameter nach dem mit dem | der Kopflänge endenden Hinterhaupt. Die Bauch flössen entspringen in der Mitte des Körpers (ohne der Schwanzflosse), um 1^ Augendiameter nach ihnen beginnt die etwas schief abgestuzte Rückenflosse auf einer Basis, die l|mal in der Höhe ihrer vorderen Strahlen und 2imal in der Kopf- länge enthalten ist. Kurz nach dem Ende der Rückenflosse fängt mit dem lezten Körperdrittheile die Analflosse an, deren Basis um wenig länger ist und deren Strahlen etwas kürzer sind als in kleiner; die Mundspalte gegen die Winkeln rasch abwärts gewendet und endlich sind weniger Schuppen in der Seitenlinie enthalten. VII D.3.8. A.3.7. Lin. lat. 40—41. III Die zweite: Squalins spnriits, unterscheidet sich von der erste- ren durch einen schlankeren Körper, spitzeren Kopf, eine längere Analflossenbasis und bedeutend kleinere Schuppen. X D.,J.7. A.3.10. Lin. lat. 50. IV 69* 1082 ersterer. Die Schwanzflosse ist sehr schwach eingebuchtet, von ihren breiten Lappen ist der obere etwas kürzer. Die Schuppen variiren der Grösse nach nicht viel, die gröss- ten, welche ^ Augendiameter übertreffen, liegen jedoch über den Brustflossen unter der Lin. lat. ; gegen den Vorderrücken und mehr noch gegen die Brust verjüngen sie sich am meisten. Die Seiten- linie fällt rasch abwärts und erreicht, nachdem sie mit ihrer 4 — 5. Schuppe die Achse durchschnitten, über dem Ende der Brustflossen die grösste Tiefe, nämlich im untern Drittheile der Körperhöhe, aus welchem sie sich erst über dem Anfange der Analflosse wieder erhebt. Gestalt und Textur der Schuppen sind wie an unserm Asp. rapax, jedoch sind mehrere und feinere Radien sichtbar, die nur allein den hinteren unbedeckten Theil durchziehen. Die Hauptfarbe ist hell silberglänzend weiss, Oberkopf und Rücken schwärzlich, alle Flossen blassgelb. Das Wiener Museum erhielt mehrere Exemplare dieser Species von 3—22 Zoll Länge, aus dem Tigris bei IMossuI; die Araber nen- nen ihn dort Kaschschasch, welches Einen bedeutet, der alles aufzehrt, was er findet; Vielfrass. Er scheint aber auch seiner Zeit für sie ein leckerer Bissen zu seyn. Albumus Sellal. (Taf. XL Fig. 1.) Corpore gracili elongato ; dorso subelevato ; capite sub- acuto, ^ corporis; praeoperculo sub occipite; oculo magno; pinna dorsali et anali basi inaequalibus , hae longiore pone dorsalem incipiente. 6 XIV P.1.16. V.1.8. D.2.S. A.3.11-12. C.^. Lin. lat. 73—80 b V 7 Der Körper ist gestreckt, comprimirt mit einem runden, nach dem Hinterhaupt erhöhten Rücken. Der kleine, etwas spitze Kopf hat eine sehr wenig abgedachte runde Stirne, ist 6mal in der Ge- sammtlänge und einmal in der grössten Körperhöhe enthalten, welche leztere von den Brustflossen an bis zur Rückenflosse sich gleich bleibt. Die schiefe Mundspalte reicht nicht ganz bis unter die Nasenlöcher; der Unterkiefer ist vorragend. Das Auge liegt in der vorderen Kopfhälfte mit seinem unteren Rande auf der Achse des Körpers, welche den Mundwinkel und den Deckel über seinem stumpfen Endwinkel durchschneidet. Der Diameter eines Auges ist 4mal in der Kopflänge und l^mal in der Stirnbreite zwischen bei- den Augen enthalten. Der hintere vertikale Rand des Vordeckels liegt sehr wenig vor dem, mit | der Kopflänge endenden Hinter- haupt. Die Bauch flössen beginnen um einen ganzen Augendiameter 1083 vor, die Rückenflosse um i nach der Körpermitte ; erstere sind um |- kürzer als die |^ der Kopflänge erreichenden Brustflossen; leztere ist schief abgeschnitten und nimmt eine Basis ein, die 1^ mal in ihrer vorderen Höhe oder 2mal in der Kopflänge enthal- ten ist. Die Analflosse ist gleichfalls schief abgestuzt mit einem etwas concaven Rande und beginnt, obschon nach dem Ende der Rückenflosse, ein wenig vor dem lezten Körperdrittheile auf einer Basis, welche ^ der Kopflänge einnimmt und ihre eigene Strahlenhöhe um ^ übertrifft. Die Schwanzflosse ist ziemlich stark ausgebuchtet. Die Schuppen sind an den Seiten beinahe durchaus gleich, kaum ^ Augendiameter gross, und werden nur nach oben und unten zu kleiner. Die Seitenlinie macht einen starken Bogen ab\;ärts, durchschneidet die Achse schon mit ihrer 3 — 4. Schuppe und senkt sich beinahe bis zur Mitte zwischen den Bauchflossen und der Achse herab. Die gewöhnlichen Schuppen gleichen einem stehenden Oval, die aus der Lin. lat. sind mehr rund; ihre Textur besteht aus feinen ganzen concentrischen Ringen, die sowohl vor als rückwärts von nur 6 — 7 Radien durchzogen sind. In Weingeist erscheint die Farbe glänzend silberweiss, doch lange nicht so hell und spiegelnd, wie an unserm gemeinen Alburnus lud' dus (Aspius Alburnus A g a s s.) mit einem hell-bräunlichen Rücken. Am Vorderrumpfe sind die Schuppen in und über der Lin. lat. an der Basis schwarz punktirt. Die Flossen sind gelblich -weiss und die Schwanzflosse ist am Ende schwärzlich. Das Wiener IVluseum erhielt diese Art in vielen Exemplaren von 3— 6jZolI Länge aus dem Fliisschen Kueik. Sie scheint in Aleppo ge- mein zu seyn, wo man sie Sellal oder Sellal abbiad, Korbmacher oder der weisse Korbmacher nennt. Alburnus microlepts. (Taf. IX. Fig. 2.) Priori similis sed gracilior, capite breviore, tenuiore, cum dorso rectilineo ; praeoperculo ante occiput ; pinna dor- sal! et ventrali basi aequalibus ; squamis dorsalibus niinimis. 8 XVI P.1.15. V.1.8. D.2.8. A.3.12. C.-|^. Lin. lat. 73 8 V 8 Er sieht dem Vorhergehenden sehr ähnlich, nur ist sein min- der hoher Kopf gerade ausgestreckt, so dass Stirne und Rücken in einer Linie liegen; daher befindet sich auch der Mund nebst dem etwas kleineren Auge höher über der Achse des Körpers. Der hintere, unten stark vorwärts gewendete Rand des Vordeckels beginnt viel weiter vor dem Ende des Hinterhauptes, welches nach dem f der Kopflänge liegt. 1084 Brust- und Bauch flössen sind etwas kürzer; lertere ent- springen um 1^ Augendiameter vor, und die Rücke nfloss en um ^ Augendiameter nach der Körpermitte. Die Analflosse beginnt vertikal unter dem Ende der Rückenflosse mit dem lezten Körper- drittheile. Der Gestalt nach sind diese beiden, nicht sehr schief ab- gestuzten, vertikalen Flossen einander gleich, nur ist die Rücken- flosse ein vi^enig höher ; die Basis einer jeden macht | der Kopflänge aus und kommt den längsten Strahlen der Analflosse gleich. Die Schwanzflosse ist minder tief ausgebuchtet. Der Hauptunterschied von dem vorhergehenden Alburtms Sel- lal liegt in der Grösse und Vertheilung der Schuppen. Vom Schultergürtel bis zur Analflosse liegen unter der Lin. lat. die grössten, ^ Augendiameter gleichenden; über der Lin. lat. nehmen sie, gegen den Rücken zu, so bedeutend an Grösse ab, dass die obersten kaum noch \ der unteren ausmachen; ebenso klein sind auch die vor den Brustflossen sitzenden. Die Seitenlinie senkt sich noch tiefer herab , durchschneidet die Achse mit ihrer 2 — 3. Schuppe und erreicht das untere Drittheil zwischen den Bauchflossen und der Achse des Körpers. Die Farbe ist, wie an der vorhergehenden Art, nur sind die Seltenschuppen an der Basis nicht punktirt. Wir erhielten nur ein Exemplar dieser Art von 5^ Zoll Länge und zwar ebenfalls unter dem Namen Sellat von Aleppo. Alburnus caeruleus. (Taf. XL Fig. 3.) Corpore elliptico, compresso; capite triangulari, ^j cor- poris; pinna anali basi dorsalem dimidio superante et sub illa medio incipiente; vitta longitudinali caerulescente ; pin- nis verticalibus apice nigro-caerulesceutibus. 7 XI P.1.13. V.1.8. D.3.8. A3.15— 16. C.-|-- Liu. lat. 48—50 8 IV 8 Die systematische Stellung dieser ausgezeichneten Art erregte wegen ihrer auffallenden Aehnlichkeit mit unseren Abramis-Arten anfangs einige Zweifel; allein ihre weichen, leicht abfallenden Schup- pen mit der ovalen Gestalt und zarten Textur, die Form des Mun- des und der Schlundzähne entschieden gar bald. Zwar sind leztere in der Stellung und Anzahl mit jenen meiner Gattung Blicca gleich, aber ihrer Gestalt nach weit verschieden, sie nähern sich vielmehr durch ihre tief gekerbten Kronen, die gar keine Kaufläche bieten, jenen in der Gattung Scardinius Bo na p. Der Körper ist an älteren Individuen hoch, stark comprimirt, und hat einen schmalen, aber abgerundeten Rücken, der sich ohne besondere Erhöhung in sanft ansteigendem Bogen an das Hinterhaupt 1085 anschliesst. Jüngere sind minder hoch, daher mehr gestreckt. Der Kopf ist beinahe dreieckig, sein Längedurchmesser 5|^mal in der Gesammtlänge und limal in der grössten Körperhöhe enthalten. Die Mund spalte ist klein, schief aufwärts gerichtet. Das Auge liegt nicht ganz in der vorderen Kopfhälfte, mit seinem unteren Rande auf der Achse des Körpers, welche zugleich die Mundwinkel und den Endwinkel des Deckels berührt. Der Diameter eines Au- ges ist 3^mal in der Kopflänge und nur einmal in dem Zwischenräume beider Augen enthalten. Der hintere Rand des Vorderdeckelj ist gegen seinen Winkel vorwärts gewendet und liegt vertikal unter dem, mit dem ^ der Kopflänge endenden Hinterhaupt. Die zurückgelegten Brustflossen reichen bis zu den, um 1^ Augendiameter vor der Körpermitte eingelenkten Bauchflos- sen. Die schief abgestuzte Rückenflosse beginnt um ^Augen- diameter nach der Körpermitte auf einer Basis, die ^ ihrer vorderen Strahlen oder f der Kopflänge erreicht. Die lange, schief abgeschnür tene Analflosse entspringt beinahe unter der Mitte der Rückenflosse mit dem dritten Fünftheile der Körperlänge ; ihre Basis, welche um die Hälfte länger ist, als die ersten Strahlen derselben, übertrifft noch die Kopflänge ein wenig. Die Schwanzflosse ist tief ausgebuchtet. Die grössten Schuppen liegen in der Mitte des Rumpfes an beiden Seiten, ihre Höhe erreicht i Augendurchmesser, gegen den Vorderrücken, den Schwanz und die Brust zu werden sie aber um sehr Vieles kleiner. Die Seitenlinie, welche bereits mit ihrer ,3 — 4. Schuppe die Achse durchzieht, macht eine sehr starke Biegung nach abwärts, go dass sie in der Nähe der Bauchflossen |- der Körper- höhe über sich lässt. Die Gestalt der gewöhnlichen Schuppen ist ein schmales stehendes Oval, die aus der Seitenlinie aber bilden eine nach hinten zu gedehnte Scheibe mit einem langen Röhrchen. Die Textur ist äusserst zart und einfach, 6 — 7 Radien durchzie- hen die, einen reinen Mittelpunkt umgebenden feinen Ringe, in der einzigen Richtung nach rückwärts und verursachen ani freien Rande, wie am vorhergehenden Alb. microlepis, eben so viele kleine B,a- genschnitte. Die frisch angekommenen ^Exemplare in Weingeist waren hell silberglänzend mit schwärzlichem Rücken, ein breiter blaugrauer Streif zog sich vom oberen Winkel der Kiemenspalte längs der Achse des Körpers bis zur Schwanzflosse hin. Alle Flossen er- schienen gelblich, nur die drei vertikalen waren über die Hälfte, besonders aber gegen ihr Ende intensiv blauschwarz. Das Wiener Museum erhielt viele Individuen dieser schönen Art, die nicht ganz 4 Zoll Ifing zu werden scheijit. Ihr Naflie T&ffaf, mit dem wir sie erhielten, vcrmuthlich das arabische Taffaf, bedeutet ein Würmchen, oder die Larve eines Käfers, welche da^i Leder zernag't ; auch nennt man sie Teffctf asrak in Aleppo, das blaue Würmchen *. * Wir erhielten noch vier andere Arten aus der Gattung Albiirnua von daher, als: 1086 COBITIS AGASSIZ.* A. Corpus squamis minimis mucosis tecfum. Cobitis frenata. (Taf. XII. Fig. 1.) Rostro fascia nigra; capite et parte trunci anteriore punctulatis, concoloribus; posteriore cum pinna caudali sub- emarginatamaculatis; pinna dorsali recto truncata, punctiilata. 8 P.1.13. V.1.6. D.3.8. A.2.5. C.-|- o 7 Der Körper ist gleich hoch, vorn walzenförmig , rückwärts stark comprimirt; der Kopf dick, sehr stumpf, 6raal in der Ge- sammtlänge enthalten. Vier kurze Bartfäden sitzen wie gewöhn- lich unter der dicken, stumpfen Nase und einer an jedem Mund- winkel. Die Rückenflosse ist viereckig, so dass ihre Basis und Höhe, die einander gleichen , jede ^ der Kopflänge ausmachen ; die Anal flösse ist um die Hälfte schmäler und abgerundet; die Schwanzflosse sehr wenig eingebuchtet. Kopf und Vorderrumpf sind fein punktirt ohne Flecken, welche erst unter der Rückenflosse an der Seitenlinie beginnen, und sich gegen die Schwanzflossenbasis ausbreiten. Ein schwarzer Streif oder Zügel geht von beiden Augen um die Nasenspitze herum. Albnrnus hebes, ähnlich äem Alb. Sellal, von dem ersieh durch einen stumpferen Kopf mit konvexer Stirne und grösseren Rücken- schuppen unterscheidet. — Aleppo. D.2.8. A.3.11— 12. Lin. lat. 77. V Alburnus mossulensis, niederer und schlanker, wie Alb. Sellal, mit einem breiten blaugrauen Längsstreif, von der oberen Kiemenspalte bis zur Schwanzflosse. — Tigris bei Mossul. XIII D.3.7— 8. A.3.11— 12. Lin. lat. 75—78. V Alburnns capito, sehr schlank mit einem dicken Kopf, der 5mal in der Gasammtlänge enthalten und dessen Länge die Körperhöhe übertrifft. Weniger Schuppen in der beinahe bis zu den Bauchflossen herabgebo- genen Seitenlinie. — Aus den Gebirgsflüssen Kurdistans. XV D.3.8. A.3.11. Lin. lat. 67. V Albitnius pallidus, dem Alb. coeruleus ähnlich, aber etwas nie- derer mit kleineren Schuppen; ganz silberweiss, ohne Schwarz auf den Flossen. — Aleppo. xui D.3.8. A.3.14. Lin. lat. 64. IV * Heckel: Fische aus Caschmir. Wien. 1838. p. 76. 1087 Die Schwanzflosse ist mit undeutlichen Querbinden aus schwarzen Flecken besezt. Die Rückenflosse ist schwärzlich punktirt; Anal- und Bauchflossen sind es gleichfalls, aber schwächer und an den Brustflossen sind nur wenige Punkte merklich. Die Schuppen sind dem freien Auge nicht sichtbar, unter einer 1024maligen Vergrösserung erscheinen sie als eine ziemlich breite stehende Ellypse, mit einem sehr lockeren Gewebe und ex- centrischen Strahlenpunkt, gegen welchen vom ganzen Umkreise aus ganze und halbe Radien in gleichmässiger Vertheilung laufen, ohne sich in demselben zu berühren. Wir erhielten diese Cobitis von 2— 3^ Zoll Länge aus dem Tigris, sie führt in Mossul den Namen Tetay, welches im Arabischen einen nie- dergebeugten Kopf bedeutet. Cobitis Panthera. (Taf. XII. Fig. 2.) Corpore maculis confertis, irregularibus , nigris; pinna caudali truncata, punctulata, basi nigra; dorsali rotundata punctata. 9 P.i.8. V.1.6. D.3.7. A.2.5. C.^ o 8 Der Körper ist walzenförmig, gegen den Schwanz zu niede- rer und sehr comprimirt; der Kopf etwas zugespizt, S^mal in der Gesammtlänge enthalten. Sechs Bartfäden, davon vier unter der Nase und zwei in den Mundwinkeln sitzen. Die Rücken- flosse ist abgerundet, ihre Basis gleicht den mittleren Strahlen oder ^ der Kopflänge ; die Schwanzflosse gerade abgestuzt. Der Kopf ist mit feinen Punkten besäet, die auf der Stirne etwas grösser werden. Rücken und Seiten haben ziemlich gedrängt stehende unregelmässige schwarze Flecken, wovon sich kleinere über die vertikalen Flossen verbreiten; um die Basis der Schwanzflosse zieht sich eine tief schwarze Binde. Unterkopf, Brust und Bauch sind weiss und fleckenlos. Die Schuppen sind unter derselben Vergrösserung um die Hälfte kleiner als an der vorhergehenden Art, mehr rund und von etwas dichterer Textur. Drei Zoll lang. Aus Damascus. Cobitis insigfnis. (Taf. XII. Fig. 3.) Corpore maculis nigricantibus inarmorato ; pinna caudali emarginata, basi nigra, bifasciata; dorsali oblique truncata dilute bifasciata. losa 9 P.1.10. V.1.6. D.3.7. A.2.5. C.-|^ 7 Der Körper ist sehr schlank, dabei walzenförmig und rückwärts comprimirt. Der kleine spitze Kopf ist beinahe 6nial in der Ge- sammtlänge enthalten. Die sechs Bartfäden sind sehr fein und sitzen an den gewöhnlichen Stellen. Die Rückenflos se ist nach hintenzu schief abgestuzt; ihre Basis, welche ^ Kopflänge ausmacht, ist l^mal in den vorderen längsten Strahlen enthalten. Die Schwanzflosse ist massig eingebuchtet. Die Zeichnung dieser Art variirt sehr und es bleibt nichts be- ständig, als drei breite tiefschwarze Binden , die sich auf dem röth- lichgelben Grunde der Schwanzflosse auszeichnen. Die erste um- gibt die Basis und dl« beiden andern ziehen sich parallel mit ihr durch die Mitte, meistens sind auch die Lappenspitzen und der Rand schwarz gefärbt. Oberkopf und Rumpf ist mit kleinen Punk- ten dicht bestreut, die sich meistens zu unregelmässigen wolkigten Flecken versammeln , oft aber auch, wenigstens am Vorderrumpfe, Längsreihen grösserer Punkte darstellen , indem sie sich über den Rücken hin zu breiten Querflecken gruppiren. Zwei mehr oder weniger ausgesprochene Binden durchziehen die RüeketjAosse. Die Schuppen erscheinen unter der angenommenen 1024- maligen Vergrösserung, etwas grösser und runder als an Cobitis fr^nnta; haben einen mehr verworrenen Strahlenpunkt und gleich je n der Cobitis Panther a eine dichtere Textur. Länge: 3—3^ Zoll. Aus Damaskus. Cobitis Tig^ris. (Taf. Xn. Fig. 4.) Corpore fasciis verticalibus 14 — 16; piuna caudali et dorsali truiicatis, seriatim punctatis, illa basi nigra. 20 P.i.9. V.1.6. D.3.8. A.2.5. C~ 12 Der Körper hat ganz die Gestalt, wie an Cobitis freiiata, nur ist der Kopf ein wenig spitzer; die gleichfalls viereckige Rü- ckenflosse sizt auf einer längeren Basis, welche | der Kopflänge ausmacht und die Schwanzflosse ist gerade abgestuzt, wie an der oben beschriebenen Cobitis Panthern. Die fette Membran der zahlreichen kleinen Stützenstrahlen über und unter dem Schwankende ist ziemlich breit. An frischen Exemplaren im Weingeist ist die Grundfarbe gelb- lichweiss; 14 — 16 vertikale braune Binden umgeben den Rumpf, 1089 mit Ausnahme des Bauches, in gleichen Zwischenräumen und flies- sen am Vorderrücken in eine braune Schattirung zusammen, die sich auch über den Oberkopf erstreckt. Oft sind diese Binden an der Lin. lat. unterbrochen, verzweigen sich unter derselben oder setzen sich unter den Zwischenräumen der darüberstehenden Binden fort. An der Schwanzflossenbasis zeichnet sich eine breite tief- schwarze Binde aus ; zuweilen zeigt sich auch die Spur einer zwei- ten dem Ende der Flosse, welche übrigens, so wie die Rücken- flossen, mit 3 — 4 Querreihen brauner Punkte durchzogen ist. Gestalt und Textur der Schuppen ist ganz mit jener an Cobitis insignis gleich. Das Wiener Museum erhielt diese Art in ziemlicher .Anzahl aus dem Fliisschen K u e i k bei A 1 e p p o, woselbst sie Kebudi, der 6 I ä u 1 i n g, genannt wird; es scheint daher, dass die Hauptfarbe im Leben blaugrau war. Zur Fastenzeit ist sie sehr geschäzt und wird nocli theurer ver- kauft als der Babutseh, unser Ariu,t Cous. 3—4 Zoll lang*. Ijebias mento. (Taf. VI. Fig. 4.) Corpore subelongato ; capite \ corporis seu corporis al- titudinem aequantej ore obliquo ; niento subprominente. Pinna dorsalis maris nigra. ^ III B.3. P.1.16. V.1.5. D.2.10. A.2.9. Q.~. Lin. lat. 27. 8 jV 6 Der Körper ist gegen den Kopf walzenförmig, gegen den Schwanz zu aber stark comprimirt. Der Kopf selbst ist nieder- gedrückt und breit; seine Länge, welche der grössten Körperhöhe vor der Rückenflosse gleichet, ist 4mal in der Gesammtlänge des Thieres enthalten. Der kleine geschlossene Mund ist nach auf- wärts gerichtet und das Kinn vorstehend; beim Oeffnen des Mundes tritt der Zwischenkiefer sehr weit hervor, sein Rand ist in kleinen Zwischenräumen mit 12 spitzen Zähnchen besezt, deren jedes «n beiden Seiten seiner Basis noch ein kleines Seitenspitzchen trägt. Der Unterkiefer hat eine dicht geschlossene Reihe von 18 längeren tneisselförmigen Zähnen, deren Schneide in drei Zacken oder Spi- tzen getheilt ist. Die Augen sind gross, liegen in der vorderen Kopfhälfte mit ihrem oberen Rande in der Stirnebene, welche zwei Augendiameter, deren einer \ der Kopflänge ausmacht, breit ist. Die Bauchfloss en stehen kaum vor der Mitte des Körpers; i!ie Rückenflosse entspringt aber um einen ganzen Augendiameter * Eine fünfte Art von Cobitis, die wir aus Damascus erhielten: Cobitis lieopardus zeichnet sich dqrch ringförmige kleine Flecken aus, womit der ganze Rumpf dicht bedeckt ist. Die vertikalen Flossen sind fein punktirt und xiie Schwanzflosse hat oben und unten einen schmalen schwarzen Saum. 1090 nach derselben ; sie ist schief abgeschnitten, die Basis gleicht ihrer vorderen Höhe oder ^ der Kopflänge. Die Anal flösse beginnt unter der Mitte der Rückenflosse mit dem lezten Drittheile der Körperlänge, sie ist abgerundet, wie die Schwanzflosse, und ihre Basis enthält nur ^ der Kopflänge. Die Schuppen sind stark und hart, die grössten, deren Diamete r dem eines Auges gleichen, liegen auf dem Vorderrücken und über der Achse des Körpers; gegen Schwanz und Bauch zu werden sie etwas kleiner; die kleinsten bedecken den Oberkopf, die Deckeln und Wangen, fallen aber daselbst leicht ab. Eine Seitenlinie mit Röhrchenschuppen ist gar nicht vorhanden. Die Gestalt der Schup- pen ist eine halb scheibenförmige, ihr halbrunder rückwärts gewen- deter Rand ist von ziemlich locker stehenden Halbkreisen, ohne Ra- dien durchzogen, deren sich 15 — 17 allein nur gegen die, durch eben so viele Kerben geränderte Schuppenbasis hinziehen. Der Bauch ist gelblichweiss, der Rücken braun. Die Männchen sind dunkler und haben schwarze Flossen mit weissen Punkten ; die Weibchen heller mit einfarbig weissen oder gelblichweissen Flossen. Beide werden nur bis li Zoll lang. Um Mossul, woher sie das Wiener Museum ohne Namen er- hielt, mögen sie nicht sehr häufig seyn*. Silurus triosteg^us. (Taf. XIII. Fig. 1.) Capite subelongato ; cinhis quatuor; oculis et dentibus majoribus; radio osseo pinnae pectoralis valido, serratoj pinna dorsal! radiis tribus. 1 B.14. P.i.ll. V.l. 10. D.1.2. A.3.86. C.U. 2 Er sieht unserem Silurus Glanis oder vielmehr dem Situ- 7^8 dauricus Pallas sehr ähnlich, von welchem lezteren er sich durch einen längeren Kopf, stark gezähnten Knochenstrahlen in den Brustflossen, eine abgerundete Schwanzflosse, vorzüglich aber durch nur drei Strahlen in der Rückenflosse unterscheidet. Der Kopf, dessen Länge nur 5^mal in der Gesammtlänge ent- halten ist, hat eine beinahe gleiche Breite, welche zwischen den Mundwinkeln seiner grössten Höhe am Hinterhaupt oder ^ Kopf- länge gleich kommt; nach vorn zu ist er sehr platt gedrückt, mit *■•' Eine zweite Art: liebias Cypris, von eben daher, unterschei- det sich durch einen in der Mitte hohen Rücken und viel spitzeren Kopf; die Rückenflosse steht weiter vorn*, Strahlen- und Schuppenanzahl sind verschieden. 5 7 III P.1,13. V.1.4. D.2.9— 10. A.2.8. C— -. Lin. lat. 28. 8 V. 6 1091 einem halbkreisförmig abgerundeten, weit vorstehenden Unterkiefer, der gleich dem Oberkiefer eine sehr breite Binde starker rückwärts starrender Zahne trägt. Diese Binde ist breiter und die Zähne sind robuster und länger als in unserem Sil. Glanis. Bartfäden sind nur vier vorhanden, zwei als Fortsetzung der Maxillarknochen rei- chen nur bis an das Kopfende und die beiden unteren, welche ge- rade um die halbe zwischen den Augen liegende Stirnbreite aus- einander sitzen, bis zur Einlenkung des Unterkiefers, in der halben Kopflänge. Das Auge ist viel grösser als an unserem Sil. Glanis, denn sein Diameter, obschon lOmal in der grösseren Kopflänge enthalten, macht nur \ der Entfernung beider Augen aus, welche selbst 3^ der Kopflänge erreicht. Die Entfernung der beiden vor- deren Nasenlöcher, deren Röhrchen in Spitzen gleich kurzen Bartfäden auslaufen, ist l^mal in dem Zwischenräume der Augen enthalten. Das Hinterhaupt endet mit dem ^, der Vor deckel mit ^ der Kopflänge. Die Bauchflossen erreichen i Kopflänge, ihr dicker stum- pfer, rückwärts grob gesägter Knochenstrahl ist um ^ kürzer. Die breiten abgerundeten Bauch flössen sitzen im Anfang des zwei- ten Körperdrittheils. Ueber den Brust - und Bauchflossen in der Mitte steht die schmale dreistrahlige Rückenflosse, deren Höhe ^ der Kopflänge ausmacht, während ihre Basis 12mal kürzer ist, als der vordere längste Strahl. Um zwei Augendiameter nach den Bauchflossen fängt die 3 Kopflängen enthaltende Analflosse an, ihr lezter Strahl ist an der Basis durch eine Membrane mit der am Ende abgerundeten Schwanzflosse verbunden. Nach Exemplaren in Weingeist lässt sich über die zarte Farbe eines Silnrus nicht urtheilen, da sie zu schnell verändert wird, allein bei einem Vergleiche mit einem ebenso conservirten Sil. Gla- nis erscheint die Färbung dieser syrischen Art viel heller: Unter- kopf und Bauch ganz weiss, Rücken und Oberkopf hellbraun, die Seiten auf weisslichem Grund kaum merklich gefleckt, der Rand des Unterkiefers und die Maxillar-Bartfäden schwarzbraun. Das Wiener Museum erhielt 4 Exemplare von 1 Schuh 8 Zoll bis 3 Schub Länge, aus dem Tigris bei Mossul, mit dem arabischen Namen DschirriJ, welches Aal bedeutet. Bag:riis halepensis VALENC. (Taf. XIII. Fig. 2.) ]Hif8tus Alex. Rüssel, Hist. of Aleppo, p. 76. tab. 13. fig. i. „ cirris octo etc. Gronov. Zoophyl. p. 126. n. S88. tab. Vlll. fig. 6. Bagrua halepensis Cuv. Val. hist. nat. des poiss. T. XIV, p. 413. Corpore elongato, compresso, antice subtriangulari; ca- pite -i corporis, subacuto 5 cirrhis octo longioribus ; occipite sinuato ; ossibus interparietariis acuminatis , usqiie ad es 109 M r i M s Heck. ^ cephalop sis Heck. ,, tepidns Heck. Coftift« frenata Heck, ;j Panther a Heck. 1099 Cobitis Leopardus Heck. ,y Tigris Heck. „ insignis Heck. POECILIDAE. Lebias Mento Heck. „ Cypris Heck. SILURIDAE. Silur US triostegus Heck. Bagrus halep ensis Cuv. Valenc. Arius Cous (Silurus Cous Lin.) Ciarias Marptis Cuv. Valenc. „ syriacus Cuv. Valenc. In Allem 63 Arten, welche wahrscheinlich durch den XVII. Bd. der Histoire nat. des poissons bald vermehrt werden dürften. Inhalt. Seite Sechster Abschnitt. Reisen und Aufenthalt am Taurus, in den Paschaliken Adana und Marasch. 1) Ankunft zu Gülck und erster Aufenthalt daselbst. Überblick der bergmännischen Unternehmungen in diesem Theile von Ka- ramanien 471 2) Bereisung jenes Theils des Taurus in Karanianien, der zunächst westlich von Giilek liegt 512 3) Bereisung des östlich von Giilek liegenden Theils des cilicischen Taurus im Paschalike Adana und Marasch 623 4) Szi-abey's Reise von Hudh zu den Eisenminen der Turkomanen in den Thälern des Karmes und Bagliir Dagh in dem Distrikte Kassan Oglu 544 5) Zweiter Aufenthalt zu Gülck, Trennung der Expedition, Rück- reise nach Beirut 558 Siebenter Abschnitt. Wissenschaftliche Resultate der Bereisung des Taurus in Karanianien. 1) Über klimatische und meteorologische Verhältnisse des Landes 573 2) Geologische Physiognouiie des Landes und geognostische Ver- hältnisse der Lagerung seiner Felsformationen 585 3) Über Beiträge zur Flora und Fauna des cilicischen Taurus . 639 4) Der Mensch am Taurus und seine bürgerlichen Verhältnisse . 652 Achter Abschnitt. Reisen in Mittel-Syrien und Rückreise nach Egypten. 1) Reise von Beirut zu den Steinkohlen-Minen auf dem Libanon und von dort nach Baalbeck 682 2) Aufenthalt zu Baalbeck. Reise zu den Cedern und Besteigung des Makmel. Reise nach Damaskus und Aufenthalt daselbst 700 3) Rückreise von Damaskus über den Autilibauou und Libanon nacli Beirut und von da nach Alexandria 738 1102 Seite Neunter Abschnitt. Wissenschaftliche Bemerkungen über Mittel-Syrien oder das Terrain des Libanon und Antilibanon. 1) Notizen über Meteorologie und Kllmatologie des Landes . . 746 2) Physiognomie und geologische Verhältnisse von Mittel-Syrien 752 3) Über die Fauna und Flora von Mittel-Syrien und Nord-Syrien 800 4) Bürgerliche und politische Verhältnisse des Landes; Völker in Nord- und Mittel-Syrien 802 Nachtrag zu Seite 821. Verzeichniss der Abgaben in Syrien und dem Paschalike von Adana im Jahr 1835 und 1836 .... 875 UTaturliisiorisclier Anhang'* Botanik von E. Fenzl 881 Entomologie von L. Redtenbacher 971 Ichthyologie von J. J. Heckel 991 Die zu dem L Bande gehörenden artistischen Beilagen sind: 1 Übersichtskarte zu den Reisen. 1 geographische Karte vom Taurus. 1 geognostische „ „ „ 2 Blatt mit 26 Gebirgsdurchschnitten. 12 Landschaften. 20 Tafeln mit Abbildungen von Pflanzen, 13 „ „ „ „ Fischen. 2 „ ,. „ ,, Insekten. w M KB > i M • miA m: ■o^OY -^.*¥ ^"^P